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Nosographie.
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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
2671 630 2
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Handbuch
aller Inneren und ausseien
Krankheiten
unserer nutzbaren Haustiiicre,
deren Heilung
und polizeiliche wie gerichtliche Handhabung.
Für
angehende und practische Thierärzte wie Menschenärzte und für gebildete Landwirthe.
Von
Dr. J. E. L. Falkfr,
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Professor der Thierarzneiwjésenschaft an der Umvorsitäf''.find an dem damit, verbunde­nen landwirthachaftliclW tnstitute und ürosshcrzogl. Vfeterinür-Physikiw zu Jena.
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Erlangen. Verlag von Ferdinand Enke.
1858.
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Zur
Dritten Secular-Peier
der
Universität Jena
bringt
die junge Veterinar-Medicin
ihre erste Festgabe dar
durch ihren Vertreter daselbst. Dr. Falke.
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Vorwort.
Wer dreissig Jahre practischen Wirkens hinter sich hat, der darf wohl, besonders wenn er zugleich der Wissenschaft sich hingab, mit einem Summarium der Erlebnisse seiner Praxis hervortreten und da­von für die Wissenschaft und ihre Jünger wieder Nutzen erwarten.
Wenn aber auch mit diesen dreissigjährigen Erfahrungen aus­gerüstet, habe ich doch bei Herausgabe dieser Schrift das offene Ge-ständniss abzulegen, dass ich noch lange nicht Alles erfahren habe, was das vorliegende Werk einschliesst, dass ich somit die Erfahrungen und wissenschaftlichen Ansichten und Erkenntnisse Anderer habe hören und dafür benutzen müssen, um das zu geben, was man von einem Handbuche der speciellen Pathologie und Therapie, das (ausgenom­men die Vergiftungen, deren Betrachtung allein ein umfangreiches Opus erfordert) alle sogenannten inneren und äusseren Krankheiten in sein Bereich aufnimmt, mit Recht fordern kann.
Da dieses Gebiet aber wahrhaft colossal ist. so habe ich mich aus naheliegenden Gründen ernstlich bemüht, nur das, was die Praxis als brauchbar anerkannt hat, was also für sie auch wieder nutz­bringend ist, zu geben.
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VInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorwort.
Ich habe für mein Zie) einen Weg gesucht, der Allen, die auf dem Titelblatte als Interessenten hervortreten, der bequemste seyn wird: Ich habe nämlich
1)nbsp; die einzelnen Krankheilstbrmcn der veterinär-ärztlichen Objecte sowol, als die Leiden, welche sich bei Menschen aus vielen Thier-krankheiten entwickeln, ohne systematische Folge, vielmehr nur in alphabetischer Ordnung beschrieben, um eines Theiles viele Zerstücke­lungen der Krankheitsbilder, die nicht selten aus einer Ordnung und Familie in die andere übergreifen, zu vermeiden, weil aber auch Man­cher, der die Thierarzneikunde für üconomische oder VerwaJtungs-, oder für andere Zwecke ausnützen will, sich wenig darum bekümmert, ob die oder jene Krankheit zu den Typhen oder zu den Typhoiden oder Rothlaufen oder zu irgend welcher Familie gehört, weil er viel­mehr nur eine allgemeine Belehrung in Bezug auf Sjnnptome, Dauer, Ursachen, Gefahr, gerichtliche und allgemeine Normen der polizei­lichen Handhabung etc. etc. in möglichst populär gehaltener Weise sucht. Deshalb habe ich auch die alle Nomenclatur nicht von der Hand gewiesen. Ich bin
2)nbsp; aber auch mit einer wissenschaftlichen Systematik nicht zurttck-gebheben, ich habe diese vielmehr streng durchgeführt. Das auf­gestellte System aber findet seine bestimmteste Basis in dem von mir herausgegebenen Lehrbuche der speciellen Nosologie und Therapie, Leipzig 1853, dessen ausserordenllichen Nutzen, zumal für Studirende. ich mit voller Befriedigung erkannt habe, da es einen schnellen wis­senschaftlichen Ueberblick über das grosse Heer der Krankheiten bietet und so das Studium ungemein erleichtet. Dasselbe üess mich aber auch manche Veriming in Bezug auf Wesensbestimmung der einzelnen Krankheitsformen nachweisen.
Da diese aber das höchste Ziel für den Gelehrten, wie für den selbst schlichtesten Practiker seyn muss, so fühlte ich mich um so mehr zur Herausgabe vorliegenden Werkes jetzt schon veranlasst, um
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Vorwort,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;VII
wo möglich noch in der Zeit der ganzen ßerufsümügkeit Lücken aus­zufüllen und Verirrungen gut zu niaelien, die mir meine eigene Praxis und fortgesetzte Forschungen, und die die Erfahrungen und Erkennt-uisse Mehrbegabterer nachweisen werden.
Es ist übrigens unbegreiflich, wie sehr diese Weeensbegründung der Krankheiten bisher vernachlässigt worden ist, obgleich wir von frühester Jugend an dafür erzogen werden, dem Wesen jedes Dinges nachzuspüren, um es wo möglich durch und durch kennen zu lernen. Thun wir es aber insbesondere in der Pathologie nicht, oder schlagen wir dabei einen falschen Weg ein, so werden wir mit mancher Krank-heitserkenntniss und Heilung nicht weiter kommen. Haben dagegen die uns jetzt noch unklaren Krankheiten die gewisseste Stelle im Sy­steme angewiesen erhalten, so werden sie bald, wofern der angewie­sene Ort ungeeignet ist, in ihr wahres Licht gezogen; es ist also durch diese Plaeimng der segensreichste Impuls gegeben worden, dem We­sen mehr und mehr auf die Spur zu kommen. Es bilden sich ferner bei dieser Behandlung des Stoffes manche Krankheitsformen aus dem empirischen Conglomerate heraus, 'die bis jetzt sich noch gar nicht als solche geltend gemacht, die also auch noch keine Stelle im Sy­steme gefunden haben, wovon gewiss vorliegendes Werk den sprechend­sten Beweis giebt.
Ausscrordentlicher Vortheil wird ferner bei diesem Streben für die comparative Heilkunde um so mehr erwachsen, da besagtes Lehrbuch der Nosologie anthropiatrischer Abkunft ist.
Trägt nun diese mit der vorliegenden Schrift dazu bei, dass die Heilkünstler der kranken Menschen und Thiere und im Allgemeinen die Naturwissenschafter erkennen, dass es nur Eine Heilkunde giebt, und dass ein Theil den andern zu unterstützen und zu fördern viel-vermögend ist, so wird dadurch ein tiefempfundenes Streben meines wissenschaftlichen Lebens jetzt schon belohnt, denn ich darf mich einer reichen Emdte für sie versichert halten.
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Vorwort.
Hemmschuhe dürfen diesem, wie jedem andern lautern Streben freilich nicht angelegt werden, am allerwenigsten auf Universitäten, die mm und nimmermehr Convolute von Fachschulen seyn können. Diesen tristen Standpunct wolle auch von der Universität Jena abwen­den der Geist unseres
Johann Friedrich, der heute vor dreihundert Jahren die Pforten der Wissenschaft an unserer Hochschule eröffnete, um grösstmöglichste Wahrheit in allen Wissensgebieten erkennen und walten zu lassen!
Jena, deu 2. Februar 18Ö8.
ßalkt.
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Nr. 1.
Abgetrennte Wand,
Syu. Getrennte oder liohlo Wand, wird eine Trennung der Hornwand von der Sohle und Fleiscbwand genannt, wodurch gewöhnlich Lahmgehcn hemerlihar wird, besonders zu Anfange der Bewegung und biü die Zerrung in den zunächst gelegenen noch verbundenen Theilen weniger fühlbar geworden ist. Ungleiche Tritte rufen die Lähme von Neuem aber wieder mehr hervor. Gewöhnlich ist der Huf au diesen Theilen wärmer und beim Visitiren mit einem spitzen Körper an der getrennten Stelle sehr emplindlich. Manchmal wird auch eine schwärzliche eiterige Flüssigkeit in derselben vorgefunden. In anderen Fällen ist dieser Zustand sehr schwierig zu erkennen, und zwar desshalb, weil die Trennung nicht zu unterst ist, oder wenigstens die weisse Linie von übergewaebsenem Hörne bedeckt wird; doch wird man beim Anschlagen mit dem Ilufliammer an dem abgetrennten Horn-wandtheile gewöhnlich einen helleren, mehr sonoren Ton vernehmen.
Ursachen. Vertrocknen der Hufe, wenn namentlich Pferde von der feuchten Weide aufgestallt und beschlagen, aber die Hufe dabei ungenügend feucht erhalten werden. Sodann sind zu starke Hufnägel, das zu starke Nie-ler- und Ausschneiden der Hufe, sey es allgemeiner, um einen netten Huf zu 1 -. oder um vermeintlichen Vernagelungen und um Stein:';allen zu begegnen; m 'die schräge Kichtung der Trage- oder obem Fläche des Eisens vom dem iuneru Rande hin, es sind ferner ungleich und hohl gerich­tetenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; weile, auch das Lebrous'sche Eisen, endlich das Aufbrennen der Eisen, S ingallen und überhaupt Eiterung des Hufes, einseitige Bewegungen, namentlich das Longiren zu beschuldigen.
Behandlung. Der getrennte Theil wird von angesammelten Unreinigkeiten gereinigt; Entzündungszufällc beseitigt man durch kühlende Umschläge, und die eiternde Fläche wird durch Myrrhen- oder Aloötinctur ausgetrocknet und die Lücke mit Klebwachs ausgefüllt, und der Beschlag durch ein an der betref­fenden Stelle freiliegendes, wol auch zugleich durch ein geschlossenes Eisen vollführt. Dabei erhält man übrigens den Huf geschmeidig.
Abmagerung vide Abzehrung.
Falke, Krankli, d, Hausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Abtrennung — Adorflstol,
Nr. 2. Die Abtrennung der hornigen Ueberzüge der Stirnzapfou
erfolgt entweder durch heftige mechanische Einwirkungen auf diese Theile, oder wenn die Hohlräume der Stirnzapfon (Hörner) durcli heftigen Catarrh er­griffen sind, wodurch auch die damit verbundenen Theile in Mitleidenschaft gerathen.
Behandlung. Da ein Wiederanhoilen nicht zu erwarten ist, so entfernt man sie, und umwickelt in den ersten Tagen die entblössteu Fortsätze mit Leinwand und befeuchtet sie allenfalls mit verdünntem Theden'schem Wund­wasser. Später gebraucht man einen Wergtiberzug, der mit Terpentin oder Leim getränkt worden ist.
Nr. 3. Die Abzehrung
oder die krankhafte Verminderung des Umfangs der festweichen Theile, so dass nicht nur die Lehensfülle mehr oder weniger geschwunden ist, sondern dass auch die Augen hohl liegen, die Angengrubcn tief sind, die Haut fest aufliegt, die Knochen mehr oder weniger hervortreten, ist entweder die Folge einer mangelhaften Ernährung oder verstärkten Aufsaugung und wird dann Schwinden oder Schwund genannt; oder sie ist die Folge einer bedeuten­dem Entartung edler Organe und heisst dann auch Auszehrung, Schwind­sucht, Phthisis, und das hinzutretende Fieber: hectisches Fieber.
Nach diesen Verschiedenheiten muss auch, wie an den betr. Orten gezeigt werden wird, das ärztliche Verfahren wesentlich verschieden seyn.
Gerichtliche Thierarzncikundc. Im Herzogthum Meiningen ist die Ab­zehrung Cardinalfehlcr und besteht dafür 4 Wochen Gewähr.
Achillessehnen-Zcrreissung vide Sehnenzerr eis sung.
Acute Maul- und Klauenseuche = Blasenfieber.
Acuter Pferderotz vide Pferderotz.
Acules Oedem vide Hau tvv ass er-Er guss.
Adererweiterung vide Üefäss-Erweitorung.
Nr. 4. Aderflstel, oder weil sie gewöhnlich in Folge desAderlassens entstellt: Adcrlassfistel, befasst denjenigen krankhaften Zustand einer Ader, wenn aus dieser an einer Stelle, die mehr oder weniger geschwollen ist und aufgeworfene Ränder hat, von selbst oder nach angebrachtem Drucke eine eilerartige Materie fliesst.
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Adcrfistel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Ursachen. Bedingniss zu ihrer Entstehung ist Entzündung. Diese wird aber vorzugsweise nacli dem Aderlässe sich entwickeln, wenn entweder eine Veneuklappe verletzt, oder die Vene durchschkigen, oder ein schartiges oder rostiges Instrument zum Aderlässen benutzt wird, oder auch, wenn Arzneistoffe oft wiederholt in die Ader eingespritzt werden; ferner, wenn Thiere an der Aderlasswunde sich reiben, oder bald nach dem Aderlässen das Thier im Kämmt ziehen muss, oder sonst eine Reibung oder Pressung stattfindet, wenn ferner das Aderlassen während heftigen Frostschauders vorgenommen wird. Oft werden aber alle Regeln bei und nach dem Aderlassen erfüllt und doch sehen wir Aderlassfisteln entstehen, andrerseits sehen wir mit schartigen In­strumenten den Aderlass ausüben, wir sehen, wie sehr sich Pferde nach dem Aderlasse reiben, quetschen etc. etc., und doch entstehen keine Aderlassfisteln, woraus hervorgeht, dass ein eigenthamlicher krankhafter Zustand des Körpers oder eine besondere Witterungsconstitution, namentlich die rheumatische, dazu in vielen Fällen Veranlassung ist, wie z. B. die Krankheitsgeschichte in Mag.-Suppl. XXII, S. 66 darthut.
Verlauf, Dauer, Atisgänge. Verklebt oder schliesst sich die Fistelöffnung, ist aber noch Eiter in der geschwollenen Vene zurückgehalten, oder wird sol­cher nacherzeugt, so entstehen auch Abscesse längs der Geschwulst und da­durch, wie durch manche andere Ursachen wiederholte Blutungen. Bei grosser Hitze erfolgt auch der Ausgang in Brand. Die Verschliessung der Vene an sich, welche bei chronischem Verlaufe gern zurückbleibt, oder die durch den festgelagerten Faserstoff daselbst bewirkt wird, hat am Halstheile keine üblen Folgen, wohl aber, wenn sie bis über die ïheilung in den Kopf hinein sich erstreckt, wonach Zufälle des Dummkollers, des Schlagflusses, der Lähmung mitunter eintreten. Eiteraufnabme in die Gesammtblutmasse hat endlich auch Eitervergiftung zur Folge. Im Ganzen finden wir aber, dass, wenn ihre Aus­bildung in den ersten Tapen nicht verhindert werden kann, der Verlauf ge­wöhnlich sehr langwierig ist. Doch wird im Ganzen
die Prognose bei entsprechender Behandlung nicht gar übel zu stellen
seyn.
Behandlung. Wenige Tage nach dem Aderlasse wird man, wenn die Entstehung der Fistel nicht mit Bähungen kalten Wassers, Bleiwassers etc. be­seitigt werden konnte, oft noch mit einer Abkochung zertheilender Kräuter, grauer Quecksilbersalbe etc. auskommen. 1st aber schon eine verdickte, callöse Beschaffenheit der Wundränder vorhanden, so empfiehlt Hertwig mit Recht, dieselben einen Tag um den andern mit Silbersalpeter einige Male zu betupfen und dann etwa acht Tage die Vernarbung abzuwarten; wenn sie aber nicht er­folge, die verdickten Ränder auf einer vorher eingebrachten Hohlsonde von innen nach aussen zu spalten.
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.VdoiCisiol — Aetzungen.
Spiitcr, bei weiteren Entartungen, machen sich die Cantharidensalbe, oder das Strich- oder l'unctfcuer nothwendig.
Die Cantlia ridensalbc wird dick auf die abgeschorene Geschwulst aufgetragen und diess den folgenden Tag wiederholt, ohne die erste Schicht wegzunehinen. Nach 8 Tagen kann diess nach Umständen wiederholt werden. Das Thier muss mau dabei sorg­fältig befestigen und bewachen, dass es sich nicht reihen kann.
Das Glühelsen wird auf der Haut entweder In 2 — 3 langen Strichen oder in nahe zusammenstehenden Punctcn appllclrt.
Bei wiederkehrenden,Blutungen muss die Ocffnung mit einer oder zwei Stecknadnln geschlossen, oder mit Eabel's Wasser betupft und dann im Um­kreise die Cantharidensalbe anfgestrichen werden.
Die älteren Methoden, als das Aufschlitzen der entarteten Vene, oder das Ausbrennen, sowie die Unterbindung derselben, sind nur in desperaten Fällen in Gebrauch zu ziehen.
Und zwar Ist die Unterbindung vorzunehmen, wenn wiederholt Blutungen trotz oben genannten Verfahrens eintreten. Man wählt hierzu, wenn sich eine noch nicht entartete Partie der Vene unterhalb der Tkeilung derselben vorfindet, diese Stelle, Im Nothfallc aber legt man die Ligatur auch auf die entartete Vene selbst. Zur Unterbindung braucht man immer ein lialbflngerbroites Band und schneidet unter der unterbundenen Stelle die Vene vollständig durch, um jede Spannung und Zerrung an der Unterbindungsslelle zu vermei­den. Die Thicre müssen nach der Operation während der ersten 0 — 8 Tage andauernd stehen, dürfen in den ersten Tagen nur Getränk und später nur Kleienfutter erhalten, um durch das Käuen nicht wiederholte Blutung zu bewirken. Die Untcrhindungsstclle selbst wird bis zum Abgange der Ligatur unberührt gelassen, nur von Zeit zu Zeit einmal ober-flächlich gereinigt und etwaiges Reiben u. dgl. streng verhindert.
Nr. 5. Aotzungon, d. h. Entzündung und Zerstörung oder Brand organischer Theile durch reine Alkalien und einige alkalische Erden, ferner durch concentrirte Säuren, mehre Metalloxydc und Salze, durch die Canthariden und Maiwünncr, durch Ameisen und giftige Raupen, sowie durch mehre vegetabilische Stoffe, wovon ganz be­sonders das Euphorbiura, der Crotonsamen und das Crotonol nennenswerth etc., kommt in mehrfachem Grade zu Stande, ja es werden auch bei intensiverer Einwirkung und grösserer Ausbreitung Entzündungsfieber, Golik, Erbrechen, Harnbeschwerden u. dergl. hervorgerufen.
Zur Heilung des herbeigeführten üebels ist die Entfernung oder che­mische Zersetzung der ätzenden Substanz nothwendig; es sind aber auch die Entzündung, das Entzündungsfieber, die Schorf-, Eitererzeugung etc. zu besei­tigen. Erstcrer Aufgabe entsprechen Waschungen von schleimigen Mitteln; bei Säureätzungen — Alkalien, bei Alkalien und frisch gelöschtem Kalk — ver­dünnte Säuren, bei Sublimat — das Kalkwasser, bei Arsenik — Eisenoxyd­hydrat, bei BrechWeinstein — gerbestoffige Mittel.
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Aflerdrösen-Fluss — Afterlahinun^.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Nr. 6. Der Afterdrüson-Fluss giebt sich als eine entzündliche Geschwulst dos Afters einer - oder beiderseits und damit durch Traurigkeit, gespannten Gang, öfteres Stellen zur Entleerung vom Kothe, statt dessen aber öfters auch nur etwas schmutziger Schleim aus­geleert wird, im Allgcmeiuen zu erkennen. Weiin man nun die Ausmündung des Mastdarms mit zwei Fingern gegen die Drttsenötl'nungcn lundrückt, so wird aus einer oder aus beiden Ocffnungen der Drüsensäcke eine blutige oder eitcr-artigo Flüssigkeit austreten, oder sie spritzt auch weit fort, wonach, wenn es gründlich geschehen ist, das Thier Linderung erhält.
Ursachen. Bald mögen Erkältung, bald Druck von harten; Kothe, das Rutschen auf dem Boden, bald allgemeine Kranklieitszuständo diess Leiden hervorrufen. Nur in seltenen Fällen werden nacherwähnte Afterdrüsen - Ge­schwülste hervorgerufen.
Die Cur verlangt nicht nur die Entfernung der Ursachen, sondern auch die Anwendung schleimiger Clystiere und das oben beschriebene Ausdrücken; auch ist zweckmässig etwas Bleisalbe zu verwenden.
Nr. 7. Die Afterdrü son - Geschwülste, welche desgleichen bei Carnivoren nur vorkommen, bewirken zunächst er­schwerte Kothentleerung, und weiter, da sie gewöliulich scirrhöscr Natur sind, die endlichen Zufälle der Krobsdyskrasie.
Behandlung. Jedenfalls ist die Ausschälung mit dem Messer vorzuneh­men, und nach der Beschaffenheit des örtlichen und allgemeinen Leidens das weitere medicinische Verfahren einzurichten. Afterentzündung vide Mastdarm-Entzündung.
Nr. 8. Die After - Erschlaffung und Lähmung,
so dass der Alter weit offen steht und die atmosphärische Luft schlurfend ein­gezogen wird und Darmgase unkräftig entleert werden, indess der Kothabsatz verzögert ist und Kothballen vor der Afteröffnung einige Zeit liegen bleiben, ehe sie heraus zu treten vermögen, kommt zuweilen von anlialtenden und hef-tigan Durchfällen und Rühren her, zuweilen von daselbst anhängenden zahl­reichen Bremsenlarven, vom Bruche des obern Endes der Schweifrübe, oder von anderen mechanischen Schädlichkeiten; in den seltensten Fallen ist Ner­ven- und Muskellähmung zu bescliuldigen.
Behandlung. Die Entfernung der Veranlassung und allenfalls quot;Waschun­gen von Spirituosen Mitteln werden in den gewöhnlichen Fällen ausreichen. Bei
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6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Afterenthlaffung — Afterfistd.
grosser Hartnäckigkeit ist selbst das (ilühcisen in der Peripherie des Afters anzuwenden. Nach Binz's Berichte konnte dann eist ein damit behaftetes Pferd walzenförmigen Koth absetzen, wenn ein crsclitlttcrudcr Husten, der auch durch Druck auf den Kehlkopf hervorgerufen wurde, vorangegangen war. Binz be­wirkte dadurch vollkommene Heilung, dass er Knilicnaugcntinctur und Terpen­tinöl äusserlich, und iunerlich Baldrian, Kriilicnaugen und Spicssglanzwcinstein, und statt dessen später einen Zusatz von Calmuspulvcr und Arsenik in Ge­brauch zog.
Nr. 9. Die Afterflstel. Syn. Mastdarmfistel, Beckenfistel, Kothfistel,
Sie ist von zweierlei Art. Die erste findet sich zwar auch wie die zweite in der Gegend des Afters vor, sie mündet aber nicht in den Mastdarm ein, sondern gehört blos seinem ilusseren Verbindungszellgewcbe, oder bei Hun­den auch wol den Afterbeuteln und der Hautdecke, an. In diesem Falle wird man mit der Sonde bis l'/j Zoll tief in dieselben einzudringen vermögen und die Afterdrüsen geschwollen finden. Die zweite Art aber findet sich im Mast­darm selbst, und bietet wieder die zwei Verschiedenheiten, dass sie entweder, als unvollständige Fistel, die äussere Hautdecke nicht in Mitleidenschaft ge­zogen hat, oder dass sie, als vollkommene Fistel, durchgehend ist.
Symptome. Die Entleerung eiteriger Flüssigkeit ist allen gemeinschaft­lich. Bei denen, wo die Hautdecke mit ergriffen ist, sieht man auch die äus­sere Fistelmündung, und mnn kann von dieser aus in einen längern oder kurzem Fistelcanal eindringen. Derselbe endigt nun aber blind gegen den Mastdarm, oder er geht bis zu den Beckenmuskeln oder sogar bis zu den Beckenknochen hin, oder man gelangt mit der untersuchenden (bleiernen) Sonde bis in den Mastdarm selbst; man sieht wol auch bei der Kotlientleeruug die alficirlc resp. perforirte Schleimhaut, und der Koth selbst ist mit eiteriger Flüssigkeit um­geben.
Aetiologie. Besonders werden Aftcrfisteln bei Pferden und Hunden ge­funden. Unächte Afterfisteln werden namentlich durch das Englisiren zunahe dem After, nach anderen Beobachtungen auch durch Metastasen z. B. in Folge von Druse, hervorgerufen. Mastdarmfisteln entstehen durch fremde Kör­per, z, B. durch verschluckte Nadeln und andere Gegenstände, welche unver­daut den Darmcanal durchwandern und dann bei dem Drängen des Thiercs zur Kothentleerung in die Darmschlcimhaut eindringen; sowie durch Knochen-und Holzstückchen, ungeschicktes Darreichen von Chlystieren, rohe Manipula­tionen im Mastdarme, öftere Vorfälle desselben etc.
Prognose. Im Allgemeinen von UDgünstigem Verlaufe, wird die Heilung
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Aftcrfisld — Aftervcilfizuiiffcii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
um so schwieriger seyn, je länger der Fistclcaiml ist, und wenn nur eine innere Fistelöffnung bestellt., oder die Aftorflstel uilftobt ißt.
Behandlung, Bei Aftertistoln mit ilussevcr Mündung erweitert man diese und wendet erst ein Aetzmlttel oder das Brenneisen und Tags darauf die eitcr-bereitenden Mittel an. Kömmt man hiermit uiolit zum Zwoelte, so spaltet man entweder die Fistel, ohne den Schliessmaskcl des Afters zu verletzen, und ge­braucht darnach die Granulation befördernden Mitteln; oder man führt einen gut ausgeglühten Messingdraht durch die üutscro Mündung ein und durch die Darmmündung wieder nach ausson und dreht die Drahtenden so stark und täglich mehr zusammen, dass dadurch die allniilhlige Durclischneidung resp. successive Vciiieilung herbeigeführt wird.
Fehlt die äusserc Fistelöffnung, so ist sie d. A. zu bewirken, dass mau durch die innere Oeffnung eine Sonde mit Oelir gegen die Haut hiiizufllhren sucht und die dadurch hervorgedrängte Hautpartie einschneidet und darnach ein Band in die Fistel zieht, um gehörigen Eiterausfluss zu bewirken und dabei die nöthigen Arzneien anzuwenden.
Afterlähmuiig vide Afterersohlaffung.
Nr. 10. Afterverletzungen,
so dass nur die Schleimhaut, oder zugleich die Museulatur, oder dass die ganze Darmwand an einer oder der andern Stelle verwundet ist, kommen theil-weisc durch ungeschicktes Manipuliren im Mastdarm bei Verstopfung, Stockblut, bei Vorfällen desselben, bei zu heiss, ungeschickt und unvorsichtig dargereichten Clystieren zu Stande, thcils sind es Dannstoffc, die an sich verletzende Kraft haben, wie unverdnueto Knochensplitter bei Hunden; oder bei einer stürmi­schen Geburt, oder bei ungebührlicher Geburtshilfe wird durch harte Theile des Jungen oder durch Instrumente des Geburtshelfers der After verletzt, oder sie werden durch das übereilte Eindrängen dos Penis des Hengstes in den After statt in die Scheide herbeigeführt.
Die Symptome derselben sind, wenn die Verwundungen nicht bis nach aussen dringen, oftmals sehr unzuverlässige, als ein öfterer Drang, wie zur Kothentlecrung hin, und Entleerung von Blut, oder die untersuchende Hand wird davon besudelt, die Thicrc haben einen trippelnden Gang, und die Zufälle der Entzündung und wol gar des Brandes treten hervor. Wenn die Sciten-wändo des Darms oder dessen untere Wand ganz durchdrungen sind und von hieraus Entleerungen in die Bauchhöhle stattgefunden haben, so werden Colik und Bauclifcllcntzündung den Tod horheifuhren,
Behandlung, Die verletzende und noch fortwirkende Ursache muss so schonend und vorsichtig als möglich entfernt werden.
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Aflcrverletzung — Albuminurie.
Damit in Verbindung oder auch allein ist ein örtliches reizmilderndes oder kühlendes Verfahren (als Einspritzungen kleiner Portionen von Leinsamcn-Abkocbung oder von Essig und Wasser, von verdünntem Thedon'schein Wund-wasser, oder von Bleiwasser); es ist öfters auch eine allgemein ontzümlungs-widrige Behandlung und das temjxuilre Entziehen harter Nahrung nothwendig.
Nr. 11.
Der Aftorvorsehluss, Atresia Ani,
wird hin und wieder bei neugeborenen Tlueren und zwar gewöhnlich dann erst vorgefunden, wenn kein Kothabsatz erfolgt, und Unruhe, Krämpfe etc. eintre­ten. Bald ist nur das Ende des Afters durch eine Haut verschlossen, bald ist ein ganzes Stück des Mastdarms organisch verbunden, oder wir finden auch Cloakenbildung. Am häutigsten wird diese pathologische Erscheinung bei Schweinen bemerkt.
So fand Kreisthiorarzl Waltrup u, A. bei t'lneiii 14—l(i Wochen .dien Bluttorferkel, dass die ginvölinliclic Oefliumg des Afters ganz fehlte; an der obern Wand der Scheide fand sich ein Eingang zum Mastdarm, nämlicli eine kreisförmige Oefftmng mit einer Wulst umgeben, welche sich beim Diirehl'iihreii des Fingers deiillich zusainmenzog (Kreismuskel).
Nur der erstere leichtere Fall ist einer Behandlung zugänglich, indem man mit dem einbohrenden Finger oder mit dem Messer die Trennung be-möglicbt.
Aftervorfall unrichtig für Mastdarmvorfall.
Nr. 12.
Afterzwang
wird ein in Paroxysmen auftretender Schmerz im Mastdarm mit krampfhafter Zusammenzichimg des Afters genannt, der muthmasslich bei Pferden, Bindern und Hunden hin und wieder idiopathisch vorkommt, gewöhnlich aber nur eine symptomatische Erscheinung hei Ruhr, Rinderpest und 'Würmern im Darm-canal ist.
Deshalb ist auch immer die Causalindication oben anzustellen, für offenen Leib aber gehörig Sorge zu tragen, und nöthigenfalls Belladonna in Clystier-und Salbenform zu verwenden.
Albuminöse Nierenentzündung nennt R.i.vcr die hie und da bei Pierden beobachtete
Albuminurie oder Bright'sche Krankheit oder (vide) den eissweiss-haltigen Hamfluss, und zwar sollen die Ablphighischen Körper der Nieren vorzugs­weise ergriffen se.vn. Wenigstens haben sich in der aculcn Form daselbst Eiilziimlungs-spuren nachweisen lassen und uiiliidilogislisdie Mittel sind dabei von Nutzen gewesen.
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Allgemeinlaquo; Lälimiiii(t Anbrüchigkeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9
Nr. 13. Allgemeine Lähmung,
wie in Nachstehendem zwei Fillle beschrieben sind, worden weit seltner, als Lähmungen einzelner Theile beobachtet.
Sauberg berichtet im Magazin-Supplcnicnte, XXI. 84; Bei zwei Milch­kühen wurde zu gleicher Zeit bei gutem Ernährungszustände derselben und im Alter von (!—8 Jahren rasche Abnahme der Kraft in der Bewegung und in der Fähigkeit zur Aufnahme des Futters beobachtet. Aus dem Maule fiel häufig das aufgenommene Futter; harte Nahrung, als Heu, Wurzeln, Rüben etc. vermochten die ïhiere nicht zu käuen; auf den Beinen konnten sie sich nur mühsam und kurze Zeit erhalten ; Koth wurde wenig und langsam entleert, wobei sie den Schweif nicht in die Höhe hoben; der Urin lief fast ununterbro­chen, anscheinend unwillkührlicli ab. Zuletzt lagen die Thicro zur Seite auf der Streu, wobei der Kücken im Bogen nach oben gezogen und die Vorder-und Ilintcrfüsse nach dem Bauche krumm gelullten wurden. Kopf und Hals lagen ebenfalls flach auf der Streu ausgestreckt und die Aufnahme von Nah­rung war den Thieren bei sonst gutem Appetite unmöglich. Nur die weichen Futterstoffe, welche man denselben ins Maul und zwischen die Backenzähne brachte, konnten sie zu sich nehmen. Die allgemeine Paralyse erhielt zuletzt eine solche Hohe, dass man versucht wurde, die Thicrc für todt zu halten, denn nur Puls und Herzschlag deuteten noch das Loben an. In diesem letz­tern Zustande verblieb der eine Patient durch drei Tage, bis endlich kein Lebenszeichen mehr zu entdecken war.
Bei einem Patienten entstand die Krankheit durch zu grosse Anstren­gung; die andere Kuh hatte sich in einem Stalle gewaltsam durch 2 engstc-bende Balken gepresst.
Nr. 14.
Die Anbrüchigkeit,
Syn. Bioichsucht, Egclkrankhcit, Fäullschwcrdcii, Fäule, Lobcr-l'äule, Leucosis.
Symptome. Die Krankheit beginnt oft , sehr unmerklich und ist oft schon in vollem Anzüge, wenn die ïhiere sich noch wohlleibig und zum Fett­ansätze geschickt zeigen. Beobachten wir aber bei vielen Thieren einer lieerde zugleich, dass die Bindehaut der Augen, die innere Fläche der Lippen, das Zahnfleisch und die Hautdecke nur schwach blassrotb und vielleicht sogar leicht gelblich sind, und dass die ïhiere ein häufiges Verlangen zu trinken haben, so dürfen wir das Vorschreiten der Krankheil sicher erwarten, wenn nicht die entsprechenden Heilmittel in Anwendung gobrachl werden. Sie zei­gen nun weiter mehr und mehr einen matten Blick, halbgeschiossene Augen­lieder, die Adern der Bindehaut und umlurchsiclUigen Hornhaut raquo;ind, bis
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aiibri'ichigkrit.
auf oinigc venöse Gapillarget'ässe, fahl und diese blassbläulich oder wie schmutzig, ebenso die allgemeine Hautdecke und die Schleimhäute, die Spitze und Rän­der der Zunge sind etwas mehr geröthet, das Zahnfleisch ist schwammig auf­gelockert, die Zähne wackeln, die Wolle ist bleich, leicht zerreissbar, geht später bedeutend aus, die Körpeiwärme ist gering, der Puls ist langsam, weich und schwach; das aus der Ader gelassene Blut ist so wässrig, resp. der Ge­halt desselben an festen Bestandtheilen und Farbstoff so verringert, dass von solchem Blute die Hände, Leinwand, l'apier u. dergl. kaum gefärbt werden; auch die Milch ist wässrig und schwächt und purgirt die saugenden Lämmer. Die Fresslust ist vermindert und verändert, der Durst bleibt verstärkt, der Koth wird selten und in grossen Klumpen abgesetzt, das Athmen ist langsam, jedoch angestrengt, die ganze Muskclthiltigkeit erlahmt, daher der Gang matt und das Erwehren gegen das Anfassen des Menschen nur kraftlos ist; sie lie­gen viel und mehr auf den Vorderfüssen, auch ist ein starkes Wackeln mit dem Kopfe sehr auffällig. Selten lassen sie ihre Stimme hören. Manche äus-sern Schmerzen beim Drucke auf die Leber und Lendengegend, der Hinterleib ist aufgetrieben und lässt beim Befühlen Schwappen in der Bauchhöhle wahr­nehmen; endlich biden sich auch äusserlich Wassergeschwiilste am Kopfe und Halse, sie keuchen bei der geringsten Bewegung, die stürmischen Herzschläge sind mit Reibungsgeräusch verbunden, und unter Durchfällen und einem sehr beschwerten Athmen tritt der Tod ein. Gewöhnlich schleicht aber die Krank­heit monatelang hin.
Sectionsdala. Im Ganzen findet man nicht nur eine grosso Blutarmuth (cf. Krcutzers Centralzeitung V, 90), sondern auch einen auffallenden Verlust an Blut-Farbe- wie Faserstoff auch in der Leiche vor, ja selbst das Fleisch, die Schleimhäute und die drüsigen Organe sind blass; anfangs findet sich öf­ters vieles, aber mehr wässriges Fettgewebe, später zuweilen beträchtliche wiissrige Ergiessung im Hautzellgowebc und in den Höhlen. Die Leber ist gross, oft uneben, knotig, mit Wasserblasen von Hülsenwürmern (von der Grosse eines Stocknadelkopfes bis zu der eines grossen Gänseeies) durchdrun­gen, die Gallenblase enthält viele, aber wässrige Galle. In den Gallengängcn sind mehr oder weniger Egelwürmer (oft 300 — 400 ja bis 1000), ausserdem sind auch andere Eingeweidewürmer und in den Lungen Entartungen zu finden.
Aetiologie, Vorzugsweise und massenhaft werden Schafe davon befallen, nur einzeln und selten Rinder und Schweine, in sehr nassen Jahren auch das Wild.
Als äussere veranlassende Ursache kann sich Alles geltend machen, was
schwächend auf die Productivisät einwirkt, als schlecht beschaffenes Futter,
• nasse Jahrgänge, insbesondere aber anhaltende Herbstregen, wie nicht minder
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Anbi üchigkcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
Frühjahre, die kalt, feucht und sehr regnerisch sind, und wenn dem Thiorc neben der Weide kein kräftiges Futter geboten werden kann; fürncrNiodcrun-gen, sumpfiger Boden und darauf wachsende Gräser, wie Binsen, das Pfennig' kraut (Lysimachia NumiDuJaria), das Pferchen auf feuchtem, kaltem Buden, Nebel, Schafställe, die mehr des Lichtes entbehren und deren Boden unter­halb des Niveaus des Erdbodens liegt, der unsinnige Gebrauch von Glauber­und anderen schwächenden Salzen, wenn auch nicht sofort die Wirkung ein­tritt, vielmehr ist die Krankheit das Resultat einer langsamen, aber tiefen Veränderung des Blutes.
Wegen der oft grossen Menge der Helminthen. welche in solchen Thieren gefunden werden, hat man diese Krankheit öfters i'iir eine W'irmkrankheit angesehen. Aber es tinden sich öfters bei Schafen, welche alle Erscheinungen der Gesundheit darbieten, nach ihrem Tode Oestruslarvcn, in den Lungen und in der Leber Ecliinoccus, in den Gedärmen Strongylus contortus und Taenia expansa, in den Bronchien Strongylus filaria, in den Gallengängen üistoma.
Die Prognose ist verschieden nach dem Grade der Krankheit und ob die Ursachen genau gekannt und entfernbar sind, oder nicht, im Allgemeinen jedoch ist sie übel, besonders im Winter und angehenden Frühjahre bei un­genügender Nahrung; an sich schon durch frühere oder noch vorhandene Krankheiten und Entbehrungen geschwächte Thiero werden noch weniger wi­derstehen.
Bio eintretende Genesung wird aber immer nur langsame Fortschritte machen. Bei denen, welche schon sehr ergriffen sind, ist das Ausmerzen zu bevorzugen.
Behandlung. Man wird zunächst die Verbesserung eines niedern, feuch­ten, kalten Bodens durch Gräben, Hinnen, insbesondere des Untcrgnintles durch die Drainage, durch Mergeln, Anwendung aller hitzigen und absorbiren-den Düngemittel, bewirken und durch Einführung künstlicher Futtermittel etc. der Krankheit entgegenwirken, man wird aber auch bei den Bedrohetcn und schon Kranken die Verdauung und den Tonus zu heben und damit die ßlutmischung zu verbessern haben, demnach sind bittere, gewürzhafte, zusammenziehende Arzneimittel, als Wermuth, Rainfarn, Enzian, Fchlkümmel, Wachliolder-beeren, Calmus, Senf u. dergl. mit dem ausserordentlich erspriesslichcn Koch­oder Steinsalz am Platze. Wo die Zufälle der nächsten Ursache, namentlich Gelbsucht sich ankündigen, verabreicht man Brechweinstein mit Enzian, glän­zenden Ofenruss, thierische Kohle, Tabaksasche. Das Futter muss jedenfalls nahrhaft seyn, deshalb sind besonders zermalmte. Castanien und Eicheln, ge-würzhafles Heu, selbst Cerealien, Erbsen, Wicken, Bouillon von gefallenen Thieren, später sind auch die Eisenmitte], das Terpentinöl, das Stein- und Hirschhoniöl am Platze.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anbrüchigkcil — Aortenzcrrcissund;.
Thicrarzt Key empfiehlt nachstehende Brotbereitung zur sichern Heilung der Krankheit: Nimm Lupincnkörner und Roggenkörner ää Decaliter, mache diese Körner zu Mehl, bereite daraus einen Teig und setze demselben, wenn er aufgegangen ist, bei: Enzianpulver 500 Grammen, pulv. schwefelsaures Ei-senoxydul 1 Kilogramm, Kochsalz 2 Kilogrammen, mische das Ganze mit dem Teiche, nachdem er an einem warmen Orte zwei Stunden hindurch gegohren hat und bringe es hierauf in gewöhnlicher Weise in den Backofen. Das gut ge-backene Brot schneide man zu Scheiben, und bringe es wieder in den Ofen, damit es ganz trocken wird, und gebe davon jedem Stücke des Morgens nüch­tern 30 — 40 Grammen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Nach achttägigem Gebrauche dieses Brotes nehmen, wie Rey versichert, die Conjunctiva und Haut wieder ihre gesunde Farbe an und die übrigen Symptome der Fäule schwinden von Tag zu Tage mehr.
Delaf'ond empfiehlt folgende Brotbereitung: Nicht gebeuteltes Koggenmehl 5 Kilogrammen, dergl. Hafermehl 10 Kilogrammen, dcrgl. Gerstenmehl 5 Kilogrammen, gepulv. schwefelsaures Eisenoxydul, kohlensaures Natron ää 150 Grammen, Kochsalz 1 Kilogramm, mache daraus mit einer zureichenden Menge Wasser einen Teig, lasse ihn gähren und backe ihn gut im Backofen. Wenn man 250 Grammen dieses Brotes morgens und abends den Schafen ver­abreicht, so wird dadurch in 10—15 Tagen eine auffallende Besserung in deren Gesundheitszustände herbeigeführt; man wendet es ununterbrochen an, bis die Tlüere vollkommen hergestellt sind.
Magazin XX. empfiehlt bei ungünstigen Witterungs - und örtlichen, die Fäule weckenden Verhältnissen vor der Wollschur und um Martini in vierzehn Tagen wöchentlich zweimal ein Gemenge von 2 Theilcn Kochsalz und 1 Theil Gyps als Lecke, resp. einer davon heimgesuchten lieerde von 300 Häuptern in den ersten beiden Wochen jeden 2. Tag 1 Beil. Hetze gepulv. Gyps und 2 Motzen Salz, später dasselbe wöchentlich zweimal, und dann alle 8—14 Tage einmal den ganzen Sommer hindurch, und selbst auch noch dann und wann im Winter.
Gcriddlkhe Thierarzneikunde. Im Handel besteht dafür eire Gewähr in Baden von 11, in Lübeck von 28 Tagen.
Anlaufen der Schenkel vide Oedcmatösc Anschwellung der
F ü s s e. Anthrax = Milzbrand.
Nr. 15. Aortenzerreissung
ist mehrmals zur Beobachtung gekommen. So fand sich bei einem Pferde, das am thierärztlicheu Collegium zu Edinburg wegen Hinkens behandelt wurde und
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Aortcnzerreissunp; — Appetitlosigkeitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; {[)
das sehr schnell starb, bei der Section cine Huptur derselben: die droizipfli-chen Klappen waren verhärtet, die halbnioiidi'önnigcn Klappen an ihren freien Rändern verdickt, Der Theil der Aorta, an welcliem der Herzbeutel sich in-serirt, hatte einen ^ Zoll langen Riss. —• Hering beobachtete bei einem Pferde, dem eine Infusion von 2 Drachmen der Nicsswurzeltinclur in die linke Jujularvene beigebracht worden war, zwei Minuten nachher stÄrkeres Athmeu, beschleunigten, sehr vollen Puls, mehrmalige Kothentleerung, Zuckungen der Muskeln am Halse, Aufstossen und leeres Schlucken, pochenden Herzschlag, und später Schveissausbruch, so dass von den verschiedensten Stellen des Körpers kleine Schwcisstropfen herabfielen; damit Anstrengungen zum Erbre­chen, Speicbeln und Schäumen des Maulcs. Der Puls war auf 84, das Ath-men auf 40 gestiegen. Diess dauerte etwa 10 Minuten, worauf dor Puls auf 72 hcrabging, bald aber wieder auf 80 stieg. Das Thier fing an zu schwan­ken , brach mit dem Ilintertlicile zusammen, stürzte endlich zu Boden und ver­endete schon nach wenigen Minuten.
Nachdem die Arterien uud Venen des Halses geöifuet worden waren, ging man sofort zur nähern Untersuchung des Uebels über. Die Aorta fand sich, einen Zoll von ihrem Ursprünge entfernt, quer und unregelmässig einge­rissen und etwas Blut in das benachbarte Zellgewebe ergossen. Das Herz selbst war klein und sehr derb und die Höhlen desselben so verengt, dass die linke Kammer nur drei, die rechte kaum 4 Unzen Wasser fasstc. Jedenfalls war die Zerreissung Folge einer heftigen Contraction des Herzens.
Nr. 16.
Appetitlosigkeit,
oder die Abneigung und der Widerwille gegen Nahrungsmittel im Allgemeinen, oder, dass Thiere nur zu einzelnen Futtergattungen oder zu ungewöhnlichen Stoffen Verlangen haben, ist in den meliresten Fällen das Symptom anderer Krankheiten, wie von Fiebern, grossen Schmerzen in einem oder dem andern Organe, von Eingenommenheit des Kopfes etc.; auch bei der Brunst und nach übermässigen Anstrengungen tritt sie wol ein; ferner bei zu starker Ernäh­rung, daher namentlich endlich bei Mastvieh. Ferner wird sie hervorgerufen durch eine sehr erschlaffende, kraftlose, fade, kleisterige, dumpfige, uud sonst verdorbene, bereifte, gefrorene etc. Nahrung, durch ungehörige Futterzeiten, uud durch ungenügende Zeit zur Verdauung und zum Wiederkäuen, durch forcirte Bewegungen nach reichlicher Nahrungsaufnahme, durch schwüle, nass­kalte Witterung und Aufenthaltsorte etc. Auch gewisse Arzneimittel, die ge­reicht werden, haben diese Wirkung, wie grosse Gaben Aloë, narcotische Mit­tel. Oft sieht man sie auch beim Gebrauche sehr widrig schmeckender Arzneien, die theilweis in der Maulhöhle kleben bleiben, ferner bei unreinlich
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#9632;
I)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Appeiillosigkeit. — Avmbein - Brüche.
gehaltenen Geschirren, beim Uebcrgange von einem zum andern, ganz ver­schiedenartigen . (bcsondei s von gutem zu schlechtem) Futter. Thiere versa­gen \\o\ auch das Futter, wenn sie in fremde Ställe, vollends allein oder zu anderen ungewohnten Thiergattungen zu stehen kommen. Neue Wärter wis­sen oft nicht, dass z. B, ihre Pferde früher nur angenetzten Hafer, Hafer ohne Heckerling etc. erhalten haben, daher solche Pferde trockenen oder mit Heckerling gemischten liegen lassen, oder wenigstens nicht auffressen.
Manchmal sind erschwertes Zahnen, Zahnschmerzen u. a. Krankheiten des Mundes, Schlundes etc. Ursachen des scheinbaren Appetitmangels. Nach erstgenannten Ursachen aber werden noch besondere Krankhcitserscheinungen zur Appetitlosigkeit treten, als abgeänderter Durst, trockener, dunkelgefärbter, kleingeballter, mit einer schleimigen Haut überzogener, oder grossgeballter, weicher, breiiger, wiissriger, hellgefärbter, besonders übelriechender etc. Kotb, das Maul wird trocken, wärmer, oder schleimig, klebrig, kühl, der Hinterleib wird aufgetrieben oder eingefallen seyn.
Behandlung. Abwendung der Ursachen. Liegt daher der Grund an anderen vorhandenen Krankheiten, so müssen nach der Art derselben die Mit­tel ausgewählt werden; bei örtlichen Leiden des Darrncauals sind bald einhül­lende, bald salzige, bald drastische, bittere, aromatische, selbst scharfe Stoffe angezeigt, wie Haselwurz, Senfsamen, Mcerrettig. v, #9632; lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bei zuviel aufgenommener Nahrung reicht man nöthigenfalls salzige mit
bitteren Mitteln, oder bei Schweinen und Hunden llrcclimittel, wenn diese nicht selbst durch Grasfressen dos Mageninhaltes sich entledigen können. Sind die Nahrungsmittel schlecht und verdorben, aber keine besseren zu haben, so suche man dieselben wenigstens soviel als möglich zu reinigen, und gebe Koch­salz aufs Futter oder Steinsalz zum Lecken, oder wieder salzige mit bitteren und gewürzhaften Mitteln; bei Säure der ersten quot;Wege säurebrechende mit bitteren Mitteln.
Nr. 17. Armbein -Brüche
geben sich, wenn die bald hinzutretende Geschwulst die genauere Erkennung nicht hindert, durch ein Keibungsgeräusch, grosse Beweglichkeit, wol auch durch Verschiebung kund. Der Fuss hängt dabei schlaff herab, oder wird bei der Bewegung nachgeschleppt, und das Thier kann gewöhnlich nur mit der Zehe den Boden berühren.
Die Prognose ist bei kleinen Thicren günstig und in circa 14 Tagen die Heilung zu erwarten; bei grossen Thieren weit ungünstiger, doch sah u. a. Hausmann bei mehren Cavallcriepferden Heilung erfolgen.
llehandhmg. Nach geschehener Wiedereinrichtung durch Ausdehnung
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.Vriiiboiii-Verrenkung. — Arlcricn-EnUiimlung;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
und Gegenausdehming ist ein eutsprecliender Verband rcsp. der Kleisterver­band anzulegen.
Armbein-Verrenkung vide Armbein-Yorarmgelenk' Verren­kung und Schulter-Armbeingelenk-Yerrenkuag,
Nr. 18. Die Armbein - Vorarmgelonk - Verrenkung
ist bei grossen Thieren nur bei anderweitigen Leiden dieses Theiles müglich, wol aber ist bei Carnivoren die Verrenkung dos Radius möglich, 'und sowol nach der äussern, wie innern Seite hin beobachtet worden. Die Thiere hinken in diesem Falle bctrilchtlicli, der Vorarm ist vorwärts gebogen, wodurch der Fuss verkürzt und mit der Zehe nach aussen oder innen gedreht erscheint; der aus der Lage getretene Kopf des Radius ist fühlbar und die Berührung daselbst sehr schmerzhaft.
Die Prognose ist bei einfachem und noch nicht veraltetem Zustande günstig, wenn die Thiere sich ruhig verhalten.
Behandlung. Die Wiedereinrichtung geschieht nach vorausgegangener Ausdehnung und Gegenausdclinnng durch einen kräftigen Druck mit der Hand gegen den ausgetretenen Gelenkkopf, worauf eine entsprechende Bandage, resp. der Kleisterverband angebracht wird.
Nr. 19.
Die Arterien - Entzündung.
Eine Partie eines Gefässcs, oder ein ganzes Gcfiiss, oder mehre unter sich zusammenhängende Pulsadern werden ergriffen.
Symptome. Bei kleineren Arterien werden sich die Zufälle weniger aus­sprechen, als bei grossen. Eine acute Form wird sich bei oberflächlich ge­legenen entzündeten Arterien durch eine strangförmige Härte, grosse Schmerz-haftigkeit dieses Theiles, besonders beim Befühlen, vermehrte Wärme, inner­halb des entzündeten Theiles durch einen grosserraquo; und gespanntem Puls, aus-serdem durch mehr oder minder heftiges Entzündungsfiebcr bemerkbar ma­machen. Währt die Affection aber länger, so verliert sich der Puls nicht sel­ten gänzlich am eulziiudeten Gelasse, die Theile, nach welchen dasselbe Blut führen soll, werden taub, kühl, es treten, je nach dem Sitze, verschiedene Functjonsstörungen ein, und dann wird auch das Fieber mehr torpid etc.
Die chronische Form wird, wegen minder vortretender Symptome, meist nur vermuthet, wenn die Entzündung nicht oberflächlich ist.
Der Verlauf der aeuten ist minder rasch, als die acute Herzentzündung; die chronische zieht sich oft sehr in die Länge. — Beide gehen allerdings
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1()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Artciioiicnt/.iiiidiiiig — Artcrieiivcrenpcning.
öfters in Genesung über, oder es entsteht Lymphexsudat und Obliteration, (cf, Arterien-Verengerung und Vcrschliossung). Das Schwinden des Pulses ausserhalb der entzündeten Stelle und das Taub - und Kaltwerden der Theile, welche im Stromgebiete der Arterie liegen, sind die Zeichen die­ses Ausgangs, und ist die Obliteration vollständig und kein Ersatz durch Collateralgclassc itiög'.ich, so folgt Gangrän.
Eiterung macht sich durch Veränderung des Fiebers bemerkbar, da der Eiter in den Blutstrom aulgenommen wird; örtlich kaun es zu Zerstörung der Innern Haut kommen.
Ferner kann sich auch die Eiitzündung von der ergriffenen Arteric aus weiter verbreiten, und aus allem diesem der Tod hervorgehen.
Aetiologie, Verwundungen, die Ligatur, Stössc, Schläge, Entzündungen benachbarten Theile, veränderte Mischungsverhältnisse im Blute, Metastasen auf die Gefässhäute.
Die Prognose ist nach dem Sitze und nacii den Ursachen allerdings ver­schieden, im Ganzen jedoch bedenklich.
Behandlung. Wie bei anderen, ist auch hier entzündungswidrig zu ver­fahren , und bei der acuten Form in grosseren Gcfässen oder bei weiterer Aus­dehnung selbst reichlich Blut zu lassen. Leiden äussere Arterien besonders durch mechanischen Einfiuss, so sind auch örtliche Blutentziehungen, Um­schläge von Eis oder Uleiwasser von Vorthcil, namentlich aber ist die An­wendung der Kälte unentbehrlich, wo, wie bei Entzündung der Drosselarterie, zu befürchten steht, dass sich die Entzündung benachbarten, wichtigen Orga­nen mittheile. Innerlich giebt man antipblogistische abführende Salze, als Brechweinstein, Calomel in grossen Dosen. Bei chronischer Entzündung sind graue Quecksilbersalbe, erweichende Umschläge, auch wol scharfe Einreibun­gen am Platze. 1st Lymphexsudat eingetreten, so ist nur von der Natur zu erwarten, dass sie durch Collateralgefässe die Störung ausgleiche, doch wird diess jedenfalls durch warme Bäder und milde Einreibungen befördert. Brand erheischt chirurgische Hilfe, die freilich aber nicht immer retten kann.
Arterien - Erweiterung vide Gefäss-Erw citerung.
Nr. 20.
Arterien-Verengerung und Versehliessung
ist mannigfach beobachtet worden, und ist entweder von Faserstoffausschwitzun-gen abhängig, wovon u. a. nachstehende Krankheitsgeschichten Belege geben; oder sie geschieht auf mechanische Weise, namentlich durch Druck benachbar­ter Organe oder durch Unterbindung, oder sie ist endlich in einer Hypertrophie der Gefässhaut, oder in einer eigentlichen Arterienverkuöcherung begründet.
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Artei'lenverengerungf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IT
Köhliug's Mittheilungen in Magaz. XV. S. 441. u. sqq. benutze ich für Darle­gung erstgenannten Momentes an der Baucliaorta.
Erster Fall. Eine aclitjiihrigc Stute, Reitpferd, zeigt blasse Schleim­häute, etwas sclimicrige Zunge, wenig Fresslust, 45 weiche Pulse, fühlbaren Herzschlag, Darmexcreraente trocken, klein geballt, die meist nur nach voraus­gehendem Hin- und Hertrippeln abgesetzt werden; Gang matt mit schleppen­dem Hintertheilc.
Nach dem Darreichen salziger mit bitteren Mitteln zeigt die Stute einige Tage später Unruhe, Neigung zum sich Legen; legte sie sich aber, so geschah es so vorsichtig, als ob sie dadurch einem Schmerze ausweichen wolle, lehnte den Wiodcnist und den Rüchen gegen die Scheidewand des Standes, zog die Beine unter und lag mehr auf dem Brustbein und der untern Bauohwaudung, als zur Seite, sah sich nach der Eückenseite um und stöhnte manchmal. Nach einiger Zeit stand sie wieder auf, nachdem sie erst einige vergebliche Versuche dazu gemacht hatte.
Die Untersuchung des Pulses ergab dabei 2G Schlüge, aber 16 Athem-zügo, wobei die Planken etwas dampfrinnenartig ein- und der Bauch mehr aufgezogen wurde, der Herzschlag war stark .fühlbar, die Darmexcremtnte trocken, klein geballt und mit Schleim umzogen.
Indem die Hand auf den Rücken des Pferdes gelegt wurde, um zu be­obachten, in wie weit der Rücken Theil am Athmen nehme, wurden unter der Rückenwirbelsäule grosse Pulsschläge gefühlt, die gegen die Rückenwand, wie das Herz gegen die Brustwandungen, anschlugen, wovon nur einzelne Schläge mit den Pulsen anderer fühlbarer Arterien zusammenfielen. Am deut­lichsten fühlte man das Anschlagen der Rückenpulse in der Gegend der letzten falschen Rippen linkerseits nahe der Rückenwirbelsäule, doch so, als wenn die oscillirende Bewegung des Gefässes von hier nach vorn zu verlief. Diese Er­scheinungen konnten nur von einem grossen Gcfässe unter der Rückeuwirbel-säulc, am wenigsten von einer äussern Entzündung etc. abhängig seyn.
Nach wieder dargereichten salzigen mit belebenden Mitteln hatte sich Tags darauf der Schmerz im Rücken vermehrt, der Puls war gleichlautend mit dem Pulse der Wirbelsäule, auf 18 gesunken und das Athmen bis auf 18 ge­steigert, der Herzschlag war pochend; die Fresslust verschwunden.
Tags darauf starb die Stute unter vielem Stöhnen und öfterem umsehen mit stierem und ängstlichem Blicke nach der Rückenseite bei sonst ruhi­ger Lage.
Die Section wurde nach 6 Stunden vorgenommen und fast einzig fol­gendes Krankhafte wahrgenommen: die vordere Gekrüsarterie war wie eine Mannsfaust stark aufgetrieben, von sehr dunkler Farbe und gleich der Bauch­aorta au der Stelle, wo jenes Gefäss ausmündet, hart, beide Gefässe mit einer
Falke , Krankh. d. llaiulh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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ISnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; A.rtciienvciengei'ung.
festen Masse von verschiedenen dunkelen Farben (als festen Stoffen aus dem Blute) so angefüllt, Jass kaum etwas Blut zu den hinteren Stämmen der Bauch-aorta treten lionnte. Der Thcil der hinteren Aorta vor dem Verstopfungspuncte bis zum Herzen war mit einem dünnflüssig dunkclzersetzten Blute angefüllt.
Zweiter Fall. Ein Beschäler, elf Jahr alt, zeigt Colikzufälle mit grosser Mattigkeit und ein Nachschleppen des Hintcrtheils. Nach 12 Stunden des Krankseyns war der Puls voll und hart geworden und bis auf 60 gestiegen, welches einen starken Adorlass nothwendig machte.
Sechs Stunden später fand mau jene oben geschilderte Lage, Stöhnen, 95 volle weiche Pulse, fühlbaren Herzschlag, 35 Atheimüge, und einzelne sehr starke Pulsschläge gegen die Rückenwandung.
Am folgenden Morgen war der Hengst umgestanden, und die Section zeigte dieselben pathologischen Erscheinungen, wie im ersten Falle, nur war die vordere Gekrösarterie noch stärker aufgetrieben, die Entzündung und der Brand hatten einen stärkern Umfang und das Blut in den übrigen Gefässen war von dunklerer Farbe und es schwammen Fettaugen darauf.
Dritter Fall. Eine dämpfige neunjährige Stute zeigt nach einer zwei­stündigen Bewegung schwankenden Gang und entleert beim Husten einige Tropfen Blut durch die Nase, zeigt am kommenden Tage blasse Nasenschleim­haut, 30 weiche, manchmal aussetzende Pulse, und in der Nacht Erstickungs­zufälle, und bei näherer Untersuchung am Morgen 27 Pulse, 17 Athemzüge, Hu­sten, unterdrückten Appetit und bei der Untersuchung des Rückens während einer Minute etwa 10 Pulse gegen die Rückenwandung.
Die Erstickungszufälle wiederholten sich öfter, der Arterienpuls sank bis auf 22, die Rückenpulse steigerten sich bis auf 14 in der Minute, der Herz­schlag pochend. Am 3. Tage starb das Pferd, indem es mit den Erscheinun­gen der Erstickung überstürzte.
Section. Die Umgebung der vordem Gekrösarterie entzündet, diese selbst mannsfaustgross aufgetrieben und von dunkler Farbe (brandig) und da, wo sie an der Bauchaorta entspringt, mit dieser hart, und ihre inneren Räume mit einer festen Masse von verschiedenen Farben (feste Stoffe aus dem Blute) so angefüllt, dass die Blutcirkulation zu den hinteren Stämmen der Bauchaorta und zu den Aesten der vordem Gekrösarterie so ziemlich aufgehoben gewesen zu seyn schien. Die Bauchaorta vor diesem Verstopfungspuncte bis zur Brust ziemlich bedeutend ausgedehnt und mit einem dünnflüssigen, dunkclzersetzten Blute angefüllt, nach dessen Entleerung sie wie eine Vene zusammen fiel. Mit dieser Obliteration war ein (jedenfalls chronisches, den Dampf bedingendes) Aneurysma der rechten Herzhälfte verbunden.
In einem vierten Falle, der mit heftigen Kopfcongestionen begann, aber mit antiphlogistischen Mitteln glücklieb zur Heilung geführt wurde, so
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Arlcricnvcrciigcrung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
dass die Stute noch acht Jahr Dienste that, wurden die geschehenen Verän­derungen in den Arterien nachgewiesen.
Im Recueil de medecine vét. findot sich die Krankheitsgeschichto eines Pferdes, das öftere leichte Colikzufälle hatte. Hinken und Anschwellungen der hinteren Gliedmassen zeigte und unerwartet starb. Die hintere Aorta und vor­dere Gekrösarterie zeigten bei der Section ein Aneurysma, das mit seinem fa-serstoflfigen Inhalte 5 Pfund wog. — Chouard erzählt von einem siebenjähri­gen Pferde, dass es das Hintertheil geschleppt und einen harten und beschleu­nigten Puls und stark fühlbaren Herzschlag gezeigt habe; bei der Berührung sey es sehr empfindlich gewesen und nach sechs Tagen gestorben. Ausser den Spuren der Entzündung an Nieren und Harnblase zeigte sich noch an der Bauchaorta, in der Gegend der Nierenarterien, ein Aneurysma vonder Grosse eines Hühnereies, in welchem sich unten eine kleine Oeffnung fand, die sich stielformig verlängert hatte und mit einer Geschwulst von des Grosse eines Kindskopfs, die mit Faserstoff angefüllt war, in Verbindung stand. Auch in der Aorta selbst war ein Blutpfropf, welcher sie selbst und ihre hinteren Aeste ausfüllte.
Gewöhnlich finden sich diese Obliterationen weiter hinten bis zur Thei-ping in die Schenkel- und Becken arterie n, und bewirken, nachdem das Thier einige Zeit bewegt worden ist, ein Schwanken im Hintcrtheile, Streiten, die Patienten treten mit dem einen Hinterfusse auf den andern, köthen über, sie schwitzen und zittern, und befühlt man das Hintertheil, so wird eine auf­fallende Kälte wahrgenommen. Endlich werden sie ganz kreuzlahm, vermogen nicht mehr aufzustehen und vorenden. Ehe es aber zur Lähmung gekommen ist, verrathen die Thicre im Stande der Ruhe nichts Krankhaftes; auch sind in dem Falle die Hinterschenkel warm.
Bei der Section solcher endlich uragestandenen Thiere, was erst nach Monaten vom ersten Anfalle an gewöhnlich vorkommt, bemerkt man auch keine frischen Entzündungserscheinungen, sondern gewöhnlich nur feste Pfropfe Faserstoffs in genannten Arterien, deren Wände zugleich verdickt sind.
Weil aber diese organischen Veränderungen bereits im hohen Grade vor­handen sind, wird eine Behandlung nicht lohnend seyn.
Mehre derartige Krankheitsgeschichten sind mitgetheilt in der Giessen-schen Zeitschrift VI. II. 4., Magazin IV., 4, IX., H. 2. u. 4., Herings Reperto­rium I. H. 2., Canstatt's Jahresbericht 1854. S. 21. Zwei Mittheilungen in Magazin-Suppl. XXII. S. 94 und Herings Report. XVII. 289, sind deshalb be­sonders interessant, weil wir die muthmassliche Veranlassung dazu, nämlich Erkältung und Erschütterung der Nachhand kennen lernen.
Geflissentlichen Verschluss der Carotiden und der rechten Drossel­vene durch Unterbindung bewirkten Rossi undLessona, wonach man 4 Stunden später beschleunigten, unregclmässigen Herzschlag, tiefes Gurgeln in der Brust,
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Arlciieiivci'cngeniiig'.
Stumpfheit gegen ftussere Eindrücke, langsames und beschwerliches Käuen und Schlucken bemerkte. Biese Symptome verloren sich vom dritten Tage an. Von jetzt an wechselte auch wieder die Fütterung, die erst in blossem Mehl­saufen bestand. Bei anderen, auch hier gemachten quot;Versuchen an den Caroti-den. fand man später bei der Section die Halswirbelarterien erweitert.
VerSchliessungen der Lungen arterie durch ausgeschwitzte pla­stische Masse bis in die Verzweigungen hinein und von dem Umfange eines Mannsarmes und von 20 Loth Schwere hatte nach dem Berichterstatter Lin­denberg (Magazin XIII, 187) beim Leben des Thiers folgende Zufälle hervor­gerufen: Ein kurzes Athmen und trockenen Husten, Erstiekungszufälle, und zu­letzt, nachdem die Kuh in der Bewegung geschwankt, habe sie mit aufgerisse­nem Maule geathmet, sey zusammengestürzt und bald darauf gestorben.
Desgleichen hat Jürgens in Magazin XIV, S. 499 folgenden Fall mitge-theilt; Eine eben gekaufte Kuh fing unterwegs einige Male kurz zu husten an, auch athmete sie beschleunigt und stossweissc und der Gung wurde träger, sie streckte die Zunge aus dem Maule möglichst weit hervor, hielt den Kopf zur Erde und schob damit immer vorwärts, so dass sie festgehalten werden musste. Die Pupille zog sich zusammen, die Augen waren wie verdreht im Kopfe und es machte sich die grOsste Angst bemerkbar; man zählte 110 weiche Pulse, 40—50 Athemzügo, das Einathmen geschah lang, das Ausathmen ganz kurz und stossend, so dass der ganze Körper schütterte. Dieser Zustand währte 20—25 Minuten, bis ein mehrmaliges Husten eintrat, wonach die Zufälle all­mählich abnahmen und nach einer Stunde scheinbar normaler Zustand.
Bei wiederkehrender Bewegung und zur Zeit der eintretenden Rumination wiederholten sich aber jedesmal die Zufälle.
Nachdem die Kuh getodtet werden war, fand sich die Lungenarterie von der rechten Herzkammer bis zu ihrer Theilung drei Zoll lang verdickt und der Durchgang so eng, dass kaum eine dünne Ilühncrfeder hindurch ge­bracht werden konnte.
Den Verschluss derselben durch ein Sarcom theilt Repertorium, XVI mit.
Versch liessungen der Lungen venen durch Faserstoffmassen sind hin und wieder beobachtet werden. So erzählt Hauer in Durlach in der thierärztlichen Zeitung II., 80 nachstehenden Fall: „Bei einer jungen, robusten, frisch milchenden Kuh entwickelte sich ein kurzer trockner Husten und etwas Athembeschwcrde, verbunden mit einer Unregelmässigkeit im Rhythmus des deutlich hervortretenden Herz- und massig vollen und harten Arterienschlags. Allmählich stiegen jene Symptome und es kam noch eine Verminderung der Fresslust, der Miichsecretion und ein gespannter Gang hinzu, welcher letztere vorzugsweise durch ein Oedem bedingt zu seyn schien, das sich nach und nach von der Kehle bis zum Euter gebildet hatte. We­gen fruchtlosen dreiwöchentlichen Heilverfahrens wurde das Thier geschlach-
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Ai'tericnverengerurijr — Asiat, Brechruhr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
tet, und es fanden sich ausscr klarem Serum die Lungen etwas aufgetrieben, fester. Auf den Flüchen der ins Gewebe gcfiilirtcn Schnitte fanden sich viele wallnuss- und eigrosse, gelbröthliohe und graue begrenzte indnrirte Stellen, die aus Faserstof/' bestanden, der sich bereits mehr oder weniger mit dem Lun­gengewebe organisch verbunden liattc. Von diesen Stellen aus konnte mau eben so geartete Fäden verfolgen, die sich vereinigten, Zweige und Acstc bil­deten und eiuilicb in die Lungenvenen Obergingen, welche äusserlich als ein festes armdiclies Convolut erschienen. Nur drei derselben boten dem Blute noch einigen Durchgang.
Nr. 21. Die Asiatische Brechruhr, Cholera morbus,
spricht sich in einem schnell aufeinander folgenden heftigen Erbrechen und (beim Menschen namentlich dem Reiswasser ähnlichen) Durchfalle mit Magen-und Darmschmerzen und weiteren consecutiven, sehr häufig gefahrdrohenden Erscheinungen aus.
Im Eakonitzer Kreise beobachtete der Wundarzt Max u. a. einen Kund, bei welchem die Kranldicitserscheimiugen jenen der Cholera des Menschen voll­kommen ähnlich waren, als nnmiissiges Erbrechen mit Durchfall verbunden, unlöschbarer Durst, wobei jedoch alles Genossene, kalt oder warm, sogleich in zehnfachem Verhältnisse wieder ausgebrochen wurde, Frost und Krampf der Extremitäten, bleiche, trockene Nase, kalte Zunge; instinetmässig suchte der Hund unter Winseln eine warme Stelle. — Prof. Otto in Breslau beob­achtete, dass ein Hund, der seinem Herrn in den Spital gefolgt war und von dem Ausgebrochenen genossen hatte, die Cholera bekam und davon umstand. Nach Dechainbre (Gaz. hebd. 1855 Nr. 2), starben zwei Hunde schnell, nach­dem sie das aus der Ader gelassene Blut aufgeleckt hatten, unter heftigen Couvulsionen.
Ein Hund starb unter Cholerasymptomen, nachdem er die Injection von 8 Unzen Cholerablut erlitten hatte.
Doch auch die kleinsten Mengen von Choleniausleerungen haben die Cholera wieder hervorgerufen (cf. C. Thiersch, Infectionsvcrsuche au Thie-ren etc.).
Ausser mehren anderen Berichten über die Cholera der Katzen sey hier der des Dr. Löwy im Königgrätzer Kreise angeführt, dass zur Cholera­zeit die auch davon heimgesuchten Katzen folgende Erscheinungen zu erken­nen gaben: Traurigkeit, erloschene Fresslust, Durst, Erbrechen, wässrig-schleimigen Durchfall und Krämpfe, Die Section zeigte die Gcfässe der Hirn­haut stark mit Blut injicirt. der Mund war geschlossen. mit einer schaumig-schleimigen Flüssigkeit gefüllt, das Rippenfell beinahe trocken, mit rotheu
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'l'lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Asiat. Brcchriilir.
Flecken gezeichnet, die Lober vom Blute strotzend, fest, die Gallenblase mit braungrüner Galle stark angefüllt, die Wunde des ganzen Darmcanals sehr geröthet, stellcnweiso rothfleckig, die Schleimhaut an mehren Orten ganz er­weicht und abgclosst; als Inhalt dor Gedärme eine weisso, schleimige, dünne Flüssigkeit in bedeutender Menge, die Harnblase ganz zusammen gezogen und leer, der After offen stehend.
In der Hlinsko im Grudimer Kreise gingen 14 Tage vor dem Ausbruche der Cholera des Menschen kurz nacheinander 50 Katzen unter heftigem Durch­fall zu Grunde.
Nach Dechambre starben zwei Katzen mit allen Erscheinungen der Cho-jera, welche mit dem Danninbalte von Gholerakranken macerirtes Fleisch ge­nossen hatten.
Departementsthierarzt Mewes berichtet (Mag. XX, Suppl. 53): Während des Herrschens der Cholera in Bromberg war es eine cigenthümliche Erschei­nung, dass gerade zu dieser Zeit sehr viele Colikpaticnten, sowol bei den Pferden der Privaten, als bei der hier garnisonirenden Dragonerescadron zum Vorschein kamen, und dass auch diese Krankheit unter den Pferden in den Garnisonstädten Nackel, Inowwratzlaff und Gncsen herrschte. Die Krankheit trat sehr heftig und gleich mit fieberhaften Erscheinungen auf und hatte das Eigenthümlichc, dass meistens Diarrhöen in Begleitung vorgefunden wurden. Die Thierc lagen, und zogen die Beine krampfhaft an sich, der Blick war ängstlich; unter grossen Schmerzcnsäusserungen und lautem Stöhnen sprangen sie öfters auf, legten sich jedoch gleich wieder nieder. Die Temperatur des Körpers war im Anfange wechselnd, meistens aber der Körper mit kaltem Schweisse bedeckt. Die sichtbaren Schleimhäute waren trocken und bleifarbig, das Athmen abnorm vermehrt mit Aufrcissen der Nasenlöcher und heftigem Flankenschlagen. Diese leidenden Thiere konnten, wenn sie aufgejagt worden waren, sich kaum auf den Beinen erhalten. — Meist nahm bis zu höchstens 12 Stunden die Krankheit ein tödtliches Ende, Das Sectionsergebniss war meist Darmentzündung.
Kiefer findet es bemerkenswerth, dass die zur Zeit des Herrschens der Cholera von ihm unternommenen Aderlässe, selbst bei kräftigen und vollen Pulsen, wie auch da, wo heftige Entzündungen zu erkennen waren, eine Ve-nosität des Blutes mit Ausscheidung von 8/8 Serum erkennen Hessen; dass er auch eine gleiche Beobachtung in den Jahren 1845 und 49, wo die Cholera geherrscht, gemacht habe. Die Entzündungscruste habe er aber in jener Zeit nie bemerkt.
Bei Pferden hat Hering nachbcschriebcne choleraartige Krankheit, die er Abdominaltyphus nennt, im September 1830 beobachtet.
Ob zu der Zeit in der Gegend von Stuttgart, wo dieselbe sich gellend machte, die Cholera bei Menschen geherrscht hat, wird leider nicht bemerkt.
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Asiat. Breehruhr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
Symptome. Pferde, die, gut gehalten, kurze Zeit vorher noch völlig gesund sich gezeigt hatten, verengten plötzlich das Futter, waren niederge­schlagen und offenbarton ein ängstliches Wesen. Maid trat heftiger Durchfall von einer röthlichen oder Ichmfarbigen oder 'Wcuiliefeii ähnlichen Flüssigkeit mit wenig eigentlichen Futterüberresten ein; nur in seltenen Füllen Itani Durch­fall gar nicht zu Stande (Cholera sicca); die Absonderung des Urins war ge­ring, und derselbe hell , durchsichtig, die Ilautausdunstung einige Male bis zum profusen Schwcissc gesteigert, der jedoch nicht critisch, sondern vielmehr ein Vorbote des Todes war. Als eins der frtthosten Zeichen des Erkrankens wurde ein eigenthümlich stisslich-fauliger Geruch der ausgcathineten Luft bemerkt. Der Puls war anfangs voll und beschleunigt, 60—70 in der Minute und bis 128 steigend; einige Male zuerst klein und hart, immer bald sehr klein, schwach und unfühlbar werdend, der Herzschlag anfangs in der Tiefe fühlbar, bald pochend. Das ausgelassene Blut war dick, ganz dunkel, theerartig, es gerann gleichförmig zu einer Sülze, ohne Serum zu bilden, in anderen Fällen blieb es dickflüssig, schmierig. Das Athmen anfangs etwas mühsam, hörbar, später beschleunigt; die Schleimhäute des Maules und der Nase etwas gelblich ge­färbt; das Schlucken beschwerlich. Das Bewusstseyn blieb bis zum Tode un­getrübt, während grosse Niedergeschlagenheit, Uucmpfindlichkeit der Haut gegen äussere Reize, Zittern, Zuckungen am Halse und Kopfe und Lähmung das tiefe Ergriffcnseyn des Nervensystems deutlich anzeigten. Ausnahrasweislaquo; wurden ein ruhiger Puls, Convulsiouen, Tobsucht oder Lust zu beissen bemerkt.
Die ersten Fälle endeten schon nach wenigen Stunden tödtlich, die spä­teren dauerten 24 Stunden bis '3 Tage. Genesung folgte eben so schnell. Von 33 im Laufe von 8 Tagen befallenen Thieren stürben 20 unmittelbar an der Krankheit und 2 an den Folgen derselben.
Section. Nirgends sulzigc Ergiessungen, wie beim Milzbrande, Strotzen der Venen von schwarzem, flüssigem Blute. Am Darmcanale sah man dunkel geröthete Stellen der Schleimhaut, die eher verdünnt, als aufgelockert er­schien; die Mündungen der Schlelmbälge sehr in die Augen fallend; punetför-migo Ecchymosen unter der serösen Haut; nirgends Brand an dem Darme. Der Mageninhalt ziemlich trocken; im Düundarrn fängt die hefenähnliche Flüs­sigkeit an, welche theils alcallsch reagirt, thcils neutral.ist; im Dickdarme schlecht verdauetes Futter. Die Leber bald grosser, bald kleiner als gewöhn­lich, meist heller von Farbe, viel Galle in den Gallengängcn. Die Milz häufig kleiner, derb, manchmal wulstig aufgetrieben. Die Nieren weich und dunkel; die Lungensubstanz fester, sehr blutreich; das Rippenfell mit Ecchymosen be­setzt, ebenso das Herz und die grossen Gefässstämme; Rachen- und Nasenhöhle stark injicirt, das Hirn wenig.
Aetiologie. Auf Alter und Geschlecht hatte die Krankheit keinen speci-fischen Einfluss. Acussere Schädlichkeiten konnten nicht aufgefunden worden,
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Asiat. Biechnilir.
wenigstens waren die Tliicro weder in Futter, noch Pflege, Stallung und Ge­brauch fehlerhafl behandell worden. Docli schien die Ursache eine mehr lo­cale zu seyn, da die Krankheit blos Herrsch afts-Pfer de von Stuttgart traf. Eine Ansteckung war nicht zu erweisen, seihst Hunde und Katzen, die man absichtlich mit dem Fleische der Cadaver fütterte, erkrankten nicht davon.
Dr. Krauss verlor während der Reise im Kafferlamle 18;i() sein Reitpferd in der Nähe des Zirzikamer River an einer daselbst herrschenden Choleralaquo; Seuche, welche in dasiger Gegend Tausende liinwegrail'tc.
Zu Wodierad im Kaurzimer Kreise, wo in den dreissiger Jahren die Cho­lera in der grössten Ausdehnung herrschte, bemerkte man beim Hornvieh eine ungewöhnliche Traurigkeit, trübe Augen, verminderte Fresslust, Schauer mit abwechselnder Hitze, welche Erscheinungen mit der Abnahme der Cholera auch allmiihlich verschwanden.
Von dem Wilde erlagen Hasen am häufigsten, doch sollen auch, nament­lich in Wien viele Hirsche zu Grunde gegangen seyn.
Vom Geflügel werden sehr viele Mittheilungen über Choleraleiden, zur Zeit des Herrschens der Krankheit bei Menschen, gemacht. Hildeubrandt er­zählt unter Anderen, dass es krampfhaftes Zusammenziehen der Füsse, schwarz­blaue Färbung des Fleisches, Abgehen einer weissen, schleimigen und molken­artigen Flüssigkeit durch .Schnabel und After gezeigt habe, dem der Tod bald gefolgt sey.
Enten, welche im Hofe des grossen Ilospitales z;u Mailand zunächst einer Kammer ihren Aufenthalt gehabt hatten, wo 25 Choleraleichen lagen, starben in ansehnlicher Zahl ziemlich schnell.
In einigen Fasanerien Ungarns gingen zur Zeit der Cholera viele Fasa­nen zu Grunde.
Remoneau und Homo erzählen in Gaz. hebd, 1856, 14, dass sie der Nahrung des in dem Hofe eines Choleraspitals zu Tours befindlichen Hahns mit 2 Hühnern und 7 Tauben etwas von den Ausleerungen und dem Darmiu-halte von Oholerakranken beigemischt haben, und dass darnach eine Henne, der Hahn und 2—3 Tauben Choleraerscheinungen gezeigt haben und dass die zweite Henne auch darnach unter Convulsioncii, schlaffem, bläulichem, kühlem Kamme gestorben sey.
In Asien sah man zur Zeit der Cholera bei Menschen besonders Rind­vieh, Kameele, Schafe, Ziegen, Hunde und Vogel leiden und viele daran ster­ben. Auch in Frankreich zeigte sich die Cholera bei Rindvieh, Hühnern und Truthühnern als Seuche, und die Section wies nach Magendie die Zeichen die­ser Krankheit dergl, nach.
Ferner bemerkte mau hier und da ein Ausbleiben der Singvögel.
Selbst Fische, Krebse und Rlntcgel sollen zur Zeit der Cholera in Menge gestorben seyn.
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Asiat. BicdinilirAiil'lilälii'ii,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
Auch bei der Oholeraseuche iu Bayern im Jahre 1851 siml manche Cho-leratälle bei PferdOD und Hunden beobaclitel wurden.
Uebcr die Oontaglosität und iniasmatiscbe Natur der Cholera verbreitet sich C. Thlersch: Infectionsversuclie an Thicren mit dem Inhalte des Cholera-Darmes. München 1856.
Behandlung. Im Ganzen wird sich ein krarapfwldrigos und ableitendes Verfahren, auch die Salzsäure in schleimigen Decocten nothwendig machen, oder nach Fuller, namentlich bei Menschen, eine Mischung von Acid, sulphur. dilut. 3J) Mu. 3xJi P- -D- 8 Löffel und davon 3—4 Dosen halbstündlich, bei ausgebildeter Cholera mit Collapsus alle 20 Minuten eine Dose, bis Wärme iu die Extremitäten und in die Lippen zurückkehrt. Dabei Senfteig auf den Un­terleib und Frictionen der Extremitäten. Sowie die Symptome nachlassen, giebt man die Medicin in immer lungeren Zwisclienrftumon. üeberhaupt sind nie mehr als ü, höchstens 8 Dosen nothwondlg. „Das Mittel wirkt bei wah­rer Cholera, wie ein Zauber.quot; Oder laut Erfahrung die Brechwurzel bei eben genannten kranken Fasanen etc. Ein Elephant wurde mit quot;Weingeist und Opiuin hergestellt.
Polizetonassregeln, l) Die Kranken :-ind von den Gesunden zu nennen.
2)nbsp; Cadaver und alle Abfälle sind sorgfältig zu vergraben.
3)nbsp; Das Tödten daran Leidender behufs des Fleischgenusses ist verboten.
4)nbsp; üeberhaupt hat sieh der Mensch selbst vor den Emanationen Kranker zu wahren, da erfolgreiche Üebertragungen auf ihn beobachtet worden seyn sollen.
Nr. 22. Das Aufblähen, Tympanites, besteht in einem oft plötzlichen, oft langsamer sieh entwickelnden Auftreiben des Hinterleibes, vorzüglich des Pansens bei Wiederkäuern, und beruht in ei­ner bedeutenden Entwicklung von (iasen.
Oft findet, man zugleieli auch troplbar llü.-hbe und seilst feste Stolle in übennässiger Menge vor.
Die Golegenhoitsursachen des Aufblälieus sind sehr mannigfach, besonders sind aber die Klccarten, namentlich der rothe Kopfklec vor der Bliithe, wie überhaupt ein blähendes, von Reif, Thau und liegen benässtes, welk gewordenes und erhitztes Futter, auch der schnelle Wechsel des Grün­futters mit dem Kauhfuttcr und schlechte verdorbene Nahrung zu beschuldigen.
Das Aufblähen wird begünstigt : 1) wenn man die Thieie sogleich nach dem Gemisse des Kopfldces saufen lässt; 2) wenn dasThier. ohne etwas trock-nes Futter erhalten zu haben, von jenem bethaueten, bereiften Futter grösscre Mengen frisst; 3) wenn seine Verdauung ohnehin schwach ist, insbesondere wenn es schon mehrmals an Aufblähung gelitten hat.
Als innere Ursachen des Aufblälieus sind alle Hindernisse zu
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26nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aufblähen.
nennen, welche den Austritt von Blähungen aus Mägen und Darm stören, wie Verstopfungen des Schlundes, Wunden, Vereiterungen und andere krankhafte Veriiiulerungen in den Verdauungseingeweiden, Einklemmungcn, Verschliessun-gen und Lagcvcnuiderungen der Gedärme.
Ferner haben dazu sehr gefrüssige und hungerige Thicre eine besondere Neigung, weshalb auch eine unordentliche Fütterung zu beschuldigen ist.
Die Symptome dabei sind folgende: Während oft das Thier noch frisst, gewöhnlicher aber, indem es keine Neigung zum Futter oder Getränke hat, gähnt, nicht wiederkäuet, zuweilen aber zum Rülpsen und Wiederkäuen sich anschickt, den Kopf traurig senkt, ihn auch wol nach dem Leibe ängstlich wendet und mit den Füsscn dahin schlägt, wird der Hinterleib gespannt und ausgedehnt; namentlich füllt sich besonders die linke Flankengegend d. i. bei Wiederkäuern die linke Hungergrube. Man hört erst einen dumpfen, bei der Zunahme hcllcrn Ton, wenn man auf jene Gegend mit den Fingern klopft; die Spannung wird immer merklicher, sodass sie selbst über den Rücken sich er­hebt, und damit steigert sich die Aengstlichkcit des Thieres; dasselbe streckt den Hals weit vor, krümmt den Rücken, hebt den Schweif, die oberflächlichen Blutadern schwellen bedeutend an, das Athmcn wird sehr beschleunigt und er­schwert. Der Athcm ist heiss, die Zunge wird aus dem Maule herausge­streckt; auch die Augen treten wie aus ihren Holden hervor und sehen gerö-thet aus; oft wird auch der Mastdarm hervorgedrängt, ja wol auch mit grosser Unruhe etwas Roth entleert.
Wird in diesem Zeitpunkte noch nicht schnell Hilfe geleistet, so fangen solche Thicre an, zu wüthen und zu brüllen, heftig zu ächzen, und unter die­sen Erscheinungen stürzen sie mit Heftigkeit nieder, und sterben meist plötzlich.
Ist die Aufblähung durch eine allzugrosse Aufnahme von Nahrungsstoffen bedingt, so wird diess durch die grössere Härte und durch den dumpfern Ton beim Anschlagen an die linke Flanke augezeigt, sie verhalten sich übrigens ruhi­ger, zeigen grosse Unempfindlichkeit gegen äussere Reize, stellen die kalt wer­denden Püsse unter dem Leibe zusammen, und die vorher allgemein warmen Schwcissc werden ebenfalls kalt, die Aderschläge sind häufig, klein, fast un-fiihlbar; endlich stürzen auch sie zusammen und verenden. Mit dem Tode wird gewöhnlich die Verstopfung durch eine Kothentleerung gebrochen.
In Folge organischer Krankheiten, oder wenn spitze Körper von der Haube aus nach dem Herzen hin getrieben werden, machen sich auch länger dauernde und leicht wiederkehrende, mit abwechselnder Fresslust und Appetit­losigkeit verbundene Aufblähungen bemerkbar.
Die Gefahr bei der hitzigen Aufblähung ist sehr gross, denn oft neigt sie sich schon binnen '/raquo; Stunde zum tödtlichcn Ausgange hin, wenn nicht so­fort Hilfe geleistet wird. Die Blähsucht, welcher andere Krankheiten zu Grunde liegen, hat zwar, als Aufblähung rein für sich genommen, weniger augenblick-
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Aufblähen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
liehe Gefahr, doch ist immer auch schleunige Hilfe uöthig, und sie wird um so weiter auszudehnen seyn, da mit Beseitigung des vorhandenen Aufblühens nicht auch die ganze Krankheit beseitigt ist.
Scdionserscheinungen,. Zerrcissnngen des Pansens, oder auch Ausdeh­nungen desselben, oder des Magens der Pferde; auch des Darmcanals von Luft, oft zugleich auch von vielen Futtermassen. Die durch einen Einstich in jene Thcilc entleerte Luft bewirkt ein heftiges Zischen und riecht sehr übel; Verdauuugscanal und Gehirn sind stellenweise vom Blute getränkt,
Die Thierc, welche an einem langwierigen Aufblähen litten, zeigen uach dem Tode Abmagerung, Vereiterungen oder das, was die Aufblähung herbeiführte.
Behandlung. 1) Die äusseren Ursachen, welche die Aufblähung unter­halten oder leicht möglich erneuern, sind hinwegzuräumen.
2) Die Gasanhilufungen sind zu entfernen, wozu wir bald mechanische Hilfe noting haben, wie ein anhaltendes Reiben und sanftes Kneten der Bauch­gegend, langsame Bewegungen des Thicrs; wenn fremde Körper, wie z. B. Kartoffeln, im Schlünde stecken geblieben sind, die den Austritt der Magenluft verhindern, die Entfernung derselben mittelst Streichens nach oben, oder durch Zermalmen derselben, wenn sie zerdrückbar sind; oder durch den Schlundquot; schnitt; oder endlich durch vorsichtiges Fortlciten derselben in den Magen, wenn ihnen nicht anders beizukommen ist.
Ferner hat man das Aufblähen dadurch öfters gehoben, dass man starke Begiessungen der Flankcngegcndcn mit kaltem Wasser vorgenommen, oder dass man, wenn mehre Schafe zugleich aufgebläht waren, dieselben in ein entsprechend tiefes Wasser geworfen hat. Sicherer ist jedenfalls bei schnell fortschreitendem Aufblähen der Gebrauch der Magenröhre oder des Troikars, welcher letztere mitten in der stark hervorgetriebenen Hungergrubc applicirt wird. Ausleerende Clystiere sind stets unterstützend für die Cur.
Von vorzüglichem Werthc sind ferner beim Aufblähen innere Mittel, als
1)nbsp; Salmiakgeist zu '/j Dr. — |j mit Wasser verdünnt.
2)nbsp; Das Kalkwasser, das man, wenn es nicht frisch sofort aus der Apo­theke bezogen werden kann, d. A. bereitet, dass man für Schafe und Ziegen 1 Drachme, für Hinder 1—2 Loth eben gebrannten, oder nach dem Brennen etwas benetzten, zerschlagenen und in wohlverschlossenen Gcfässeu an einem trockenen Orte aufbewahrten Kalkstein in der nöthigen Menge Wasser auf-lösst. Nöthigenfalls muss innerhalb einer Stunde diese Gabe wiederholt werden.
3)nbsp; Holzasche, oder Seifcnsiederlauge, oder Seife mit der nöthigen Menge Wassers vermischt.
4)nbsp; Pottasche oder Schwefelleber zu '/i—6 Drachmen mit Wasser.
5)nbsp; nbsp;Das Steinöl zu 1 Drachme bis 3 Loth mit Branntwein.
Auch diese Mittel sind zu wiederholen, wenn auf die erste Gabe nicht völlige Heilung cinlrilt, oder die Blähsucht wiederkehrt.
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28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aufhlälien — Augapfel-Verletasung.
(i) Hei miissigom Aufblälicn oder wenn eines der vorherpenannten Mittel niciit, vollkommen ausreicht, wo namentlich noch eingelagerte und unverdau­liche Stoffe entfernt werden müssen, ist folgende Formel beim Rindvieh an­wendbar: Brechweinstein 5jj—J.Ü , Glaubersalz Lb. j—j/S, Rhapontica Ijjj S. Während 24 Stunden mit quot;Wasser oder Chamillenthee zu geben.
7)nbsp; Bei der langwierigen , von eingelagerten Nahrungsstoffen abhängigen Trommelsucht empfiehlt sich (Chambran) beim Rindvieh eine Verbindung resp. Auflösung von 1 Pfund Glaubersalz, |j Aloe, Salmiakgeist, welche Mittel in 2 bis ii Tränken verabreicht werden.
8)nbsp; Wenn genannte Mittel nicht aussreichen, wird auch der Pansenschuitt und die Entfernung des grössern Theiles von dessen Inhalte mit der Hand vor­genommen.
9)nbsp; Wo man Ursache hat, nach beseitigtem Aufblähen die Eingeweide zu stärken, verabreicht man noch bittere und flüchtiges Oel enthaltende Mittel mit Kochsalz.
Aufliegen vide Durchliegen.
Aufwallen des Blutes =s Nesselausschlag.
Nr. 23. Der Augapfel-Krebs
ist ein im Ganzen seltenes Ucbcl. Der Patient hat grosso Neigung, den Aug­apfel zu reiben, zei^t vielen Schmerz, und zuweilen ist. selbst eine allgemeine Reaction vorbanden. Der Augapfel hat übrigens seine normale Gestalt verlo­ren, ist hervorgedrängt, hart und höckerig, die Pupille erweitert, fleischige und pilzartige Excroscenzen zeigen sich auf der getrübten Hornhaut, aus wel­cher endlich scharfe Jauche fliesst. Gewöhnlich worden nun die Augenlieder mitergriffen.
Das Thier vom allgonicinen Tode zu retten, ist die Exstirpation das einzige Rettungsmittcl.
Nr. 24. Die Augapfel-Verkleinerung
ist entweder bei dem einen oder andern Auge ein augeborner Fehler, oder sie entsteht durch Krankheiten des Auges z. B. Blindheit, Auslaufen und ungenü­genden Ersatz der Augenfeuchtigkeiten etc.
Nr. 25.
Augapfel-Verletzungen
geschehen zunächst und zumeist in der durchsichtigen Hornhaut, deren Lamel­len theilweise oder durchgehends getrennt, zuweilen auch zugleich gequetscht
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Augapfel-Verletzung — Augapfel-Yoi'fall,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29
sind. Zuweilen hat die Schädliclikoit bis in die Tiefe des Auges gewirkt, we­nigstens oftmals die hier bcfindliclien zarten Theile erschüttert.
Seltener findet man, den veranlassenden Ursachen nach, Schnitte, öfterer Hieb- und Stichwunden, ralt denen sieh die an s. Orte geschilderten Zufälle der Entzündung paaren.
Die Vorhersage ist nicht nur auf die Verheilung, sondern auch, we­gen der nacbtheiligen GesiehtssUhungen, auf den Ort und die Art der Ver­wundung und auf die daraus entstehende Narbenbildung und Verdunklung der Hornhaut, endlich auf die Veränderung, die die tiefen Theile ues Auges erlit­ten haben, gerichtet.
Behandlung, Nächstdem, dass man den Aufenthaltsort verdunkelt und das Reiben des Auges verhindert, sind öftere oder seltenere Waschungen des Auges mit kaltem Wasser, überhaupt die Mittel von Nöthen, welche bei der Behandlung der traumatischen Augenentzündung genannt sind.
Straub gebraucht mit Erfolg das Verkleben der Augenlieder mit einigen Leinwandstreifen und Leim, doch wird der innere Augenwinkel für den Ab-fluss der Thrünen frei gelassen. Dass man so das Licht abhält und die blin­zende Bewegung der Augcnlicder verhindert, scheint die Entzündung der ver­letzten Partie baldiger zu bewältigen, als jene kalten Umschläge und ähnliche Mittel, wogegen sich die Thiere fortwährend sträuben.
Bei Trockenheit sind schleimige, bei grosser Schmerzhaftigkeit auch nar­cotische Waschungen, und übrigens wenig uud Weichfutter, ja selbst der Ader-lass nothwendig.
Macht sich Eiterung und vielleicht gar Schwammbildung in stärkerem Grade bemerkbar, so sind Cbamilleninfusum oder Auflösung von Zinkvitriol, Augenstein, Opium, ja gerbestoffigo Mittel am Platze.
Nr. 20.
Der Augapfel-Vorfall, Prolapsus oculi s. Exophthalmus,
beruht in dem Hervorgetretenseyn des Augapfels aus der Augenhöhle, entwe­der durch bereits vorhandene krankhafte Zustände veranlasst, wie durch Ge­schwülste innerhalb der Augenhöhle, durch Augapfelwassersucht u. dgl., oder es haben Gewältthätigkeiten, wie Schläge, Bisse denselben hervorgetrieben. Es wird nun bald, besonders bei Hunden, durch die Augenliedräuder eine Ein­schnürung und dadurch weitere Entartung, Blindheit etc. eintreten.
Prognose. Schnell entstandene Vorfälle durch mechanische Gewältthä­tigkeiten sind oftmals beilbar, wenn der Sehapparat nicht anderweitig gelit­ten hat.
Uebrigens richtet sich die Behandlung nach der veranlassenden Ursache und der Ausbildung des Leidens. 1st noch keine Entartung des Auges selbst zu
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Augapfel-Vorfall — Augenentzündiing-.
Stande gekommen, so versuche man, nachdem die etwa schon eingetretenen Ent-züudungszufälle heseitigt worden sind, den Augapfel durch einen angebrachten Druck auf ihn selbst in seine llölile zurückzubringen. Es wird diess dadurch erleichtert, dass man die Augenlieder ab- und von einander zieht und sie und den Augapfel mit Oele schlüpfrig gemacht hat, oder dass man im Nothfalle sie selbst an einer Stelle einschneidet. Kalte Waschungen, nöthigenfalls mit Compression, werden sowol das Wiederhervortreten verhindern, wie sie auch der Augencntzündung entgegou wirken. Nothwendig ist es aber jedenfalls, den Thieren in den ersten 24Stunden das Futter zu entziehen, weil ausserdem das Wiederhervortreten bemögliclit werden könnte. — Ist hingegen Entartung in dem vorgefallenen Augapfel eingetreten, so wird sich gewöhnlich die Ex-stirpation desselben, und bei Geschwülsten innerhalb die Exstirpation zunächst dieser nothwendig machen. Bei Augapfelwassersucht muss aber die Abzapfung bewirkt und weiter resorbirend und ableitend verfahren werden.
Nr. 27.
Die Augapfel-Wassersucht, Ilydrops oculi s. Hydrophthalmus.
Sym-ptonic, Durch die mehr oder minder beträchtliche Vermehrung der wässrigen Feuchtigkeit, die Im Innern die Pupille erweitert, wird auch der Augapfel aus seiner Höhle mehr hervorgedrängt, so dass endlich die Augen­lieder ihn ganz ungenügend bedecken, wodurch die durchsichtige Hornhaut vertrocknet und undurchsichtig wird. Dadurch schon, wie durch den Druck des Wassers wird das Sehvermögen geschwächt oder vernichtet. Endlich findet wol auch hierdurch Augcnberstung Statt, in Folge dessen die Feuchtig­keiten des Auges ausflicssen und die Augenhäutc geschwürig zerstört werden.
Als Ursachen werden Rheumatismen genannt.
Prognose. Dieselbe ist bei Fortgeschrittenscyn des Uebels sehr ungünstig.
Behandlung. Es sind ableitende Mittel auf den Darm und die Urin­werkzeuge zu versuchen, die Function der durchsichtigen Hornhaut aber, und zwar an ihrer untersten Stelle heim Vorgeschrittcnseyu des Uebels nicht zu vernachlässigen, welcher aufsaugende örtliche Mittel folgen. Ist Berstung schon eingetreten, so sind zwar Mittel, welche die Granulation befördern, zu versuchen, schlimmsten Falls aber die Exstirpation vorzunehmen.
Augencatarrh vide Augenentzündung.
Nr. 28.
Die Augenentzündung
betrifft bald das ganze, bald nur den einen oder andern Thcil eines oder beider Augen, characterisirt sich zwar Im Allgemeinen durch die Zufälle der Entzündung überhaupt, zeigt jedoch allerdings manche, zum Thcil wesentliche Verschiedenheiten nach der Individualität
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Augeiicntzündiing:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
des Thieves und nach den Ursachen, yvouaoh man sic auch in die cat a rrhalisc lie, in­te r m i 11 i r e n d c oder ]gt; 0 r iu d i.s c h wI elt;l er k S ll re n d0, rä u di g e, rh 0Um a l i s 0 h e, s c r 0 j) h u 1 ö s c, t r a 11111 a I i s c h e, typhöse, v a r i u 1 ii s e und v e r 111 i n ü .s e Species unterschieden hal. Thierc mil dicken und letten Augenliedern, mit mehr ausgeflillten A11-gfiigrubeii, schwerem, dickem Kopfe zeigen eine besondere Anlage.
Die catarrhalische Augenentzündung
betrifft vorzüglich die Bindehaut und ist als Steigerung des Au gen catarrhs anzusehen.
Die Symptome desselben sind: die Bindehaut des Augapfels und der Au­genlieder , mittelbar auch die Meibom'sclien Drüsen und die Thränencarunlvel, selbst die Thrflnendrüscn, sind d. A. affinirt, dass die Thiere das Auge zwar mehr oder weniger scbliessen, aber doch nicht übernnissig empfindlich gegen das Licht sind; vielmehr scheint das Schliessen durch die Geschwulst bedingt zu seyn, die mehr ödematoser, als entzündlicher Art ist. Die Bindehaut ist ungleich aufgelockert, wie körnig und mehr gerüthet. Es findet Thränenab-sonderung Statt, auf die gewöhnlich schon nach den ersten 24 Stunden Schleim­absonderung folgt, wodurch die Augenlieder verklebt werden. Wird das Tiler
davon befreit, so öffnet es die Augenlieder wieder ziemlich weit. Nun erkennt man auch eine gewisse Trübung der Hornhaut.
Steigert sich der Catarrh zur Entzündung, so erscheinen die Gcfässe der im Ganzen mehr aufgewulsteten Bindehaut da, wo sie die undurchsichtige Hornhaut überzieht, zweig- und büschelartig aufgetrieben; die Absonderungen der äusseren Theile des Auges sind anfangs mehr verhalten; Fieber tritt hin und wieder hervor.
Gewöhnlich gehen aber schon nach einigen Tagen die Zufälle wieder zurück und gegen den 8.—10. Tag hin ist in der Regel vollkommene Heilung geschehen. Allerdings wird aber auch zuweilen diese Entzündung chro­nisch und es besteht dann ein hartnäckiger Schlcimfluss. Mitunter beruht derselbe vielleicht aber auch in verminderter Lcbeusenergie, besonders bei äl­teren, üppig genährten und verhätschelten Hunden, weshalb er auch in dem Falle schwer zu beseitigen ist, oder leicht reeidiv wird.
Die intermittirende oder periodische Augenentzündung oder Mondblindheit
betrifft die inneren Theile des einen oder andern Augapfels, und stellt sich in einzelnen, aber unregelmässigen Anfällen ein.
Symptome. Die Thiere zeigen Lichtscheue, daher sich die empfindliche­ren Augenlieder einander nähern, die Bindehaut ist geröthet, es zeigt sich ver­mehrte Thräuenabsonderung, die durchsichtige Hornhaut ist etwas umflort, die Regenbogenhaut sehr zusammengezogen, sodass die Pupille verengt erscheint, der Augapfel ist zurückgezogen. Nach einigen Tagen bemerkt man nicht gar
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\\2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.Viigenoiitziiriduiijf.
selten fieberhafte Aufregung, Appetitlosigkeit, Traurigkeit und noch grössere Lichtscheue und stärkeres Fliesscn der Thränen, die bei ihrem Ablaufen die Haare wegfressen, also die s. g, Thrfinenrinne bilden; die nässrigeFeuchtigkeit scheint eine blassgrüne Farbe angenoramen zu haben, und in vermehrter Menge vorbanden zu seyn; in derselben finden sich, als Folge von Ausscbwitzung, nach und nach flockige Körperchen, die bei ruhiger Kopfhaltung an der tief­sten Stelle in der vordem Augenkammer einen halbmondförmigen oder auch massenhaftem Niederschlag bilden, bei stärkeren Bewegungen ties Kopfes aber in die Höhe geben und in der wiissrigeti Feuchtigkeit momentan sich verthei-leu. Die Regenbogenhaut, welche rail der Aderbaut als der Herd des ganzen Krankheitsprozesses anzusehen ist, verändert ihre Farbe zuweilen bei Isabcllen bis zur Blutröthe, bei anderen Leidenden hat sie eine mehr grilnlicbe Farbe und ist wie bestäubt oder sanimetartig; die verengte Pupille wird durch die Russkörner und vielleicht durch einzelne jeuer Flocken bedeckt. Nach 5—8 Tagen schwinden die Flocken wieder und allmählich die anderweitigen Entzün­dungserscheinungen; öfters bleibt jedoch die Pupille verengt, winklieb verzo­gen, und jener grünliche Schimmer im Innern des Auges; die durchsichtige Hornhaut erhält nur einen matten Glanz wieder, der sich besonders zeigt, wenn man das Auge von der Seite betrachtet; auch das obere Augenlied ist faltig und verzogen.
Die Wiederkehr der Entzündung findet nach Wochen, oder auch erst nach Monaten Statt.
Auch das andere Auge wird ergriffen, nachdem das eine durch die Ent­zündung krankhaft umgebildet worden ist, wie diess im Vorlaufe mehrmalig zurückkehrender Entzündung gewöhnlich einzutreten pflegt; oft wird schon der erste heftige Anfall dafür genügend seyn.
Diese krankhaften Umbildungen sind Verdunklung der Crystalllinse und Capscl, ferner können die Pigmentkörperclion unter sich oder mit anderen Theilen verwachsen. Auch die EntWickelung des grünen Staars ist nicht ganz ungewöhnlich, sowie Lähmung des Sehnerven und Atrophie des ganzen Aug­apfels. Sind solcherlei Veränderungen eingetreten, so bleiben in diesem Organe weitere Entzttudungsanfällc gewöhnlich aus.
C'rsaclieiL Die periodische Augenentzündung ist nur dem Pferdeger schlechte (nachYouatt auch dom Rindvieh) eigen, und besonders wieder Schim­meln und Pappen, und manchen Stämmen.
Diess wahmheinltcli wegen ihrer Vererbbarkeit und andern Tlieils, weil manche Localverliältnissc die Anlage vcrbcicilen.
Als Gelegenheitsursachen sind insbesondere zu beschuldigen: Niederungen, nasse Jahrgänge, dunstige, mit ammoniacalischer Luft geschwängerte Stalluft, Zugluft, schneller Uebergang von einem leichten zu schwerem Futter, reichliche Nahrung bei vieler Ruhe und stark nährende Stoffe überhaupt, wie Roggen,
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Augenentzflndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
Klee, insbesondere von gepypsetem Boden, sodann im Ganzen Alles, was Con-gestioncn nach dem Kopfe bewirkt, daber sind auch der Wechsel der Zäbne, namentlich der BackenzRhne, nnd Krankheltsraetastasen ein vorzüglielies Wcekungsmittel.
Varietäten. Hering berichtet, dass in neuerer Zeit das Erscheinen einer innern Augenentzündung bei Pferden, die an der Influenza gelitten ha­ben, besondere Aufmerksamkeit errege. In den meisten Fällen gebe der An­fall vorüber, ohne sieh zu wiederholen; in anderen Fällen werde er wirklich periodisch und führe Blindheit ganz in der Art, wie die periodische Augeu-entzündung herbei.
Auch eine lctero-0 pht hal ini c, welche in 2 Tagen 32 Pferde befiel, sey später in Mondblindheit übergegangen.
Prognose. Oben Geschildertem zu Folge ist die intermittirendo Augen­entzündung nur als ein sehr übles Leiden zu betrachten, das selten gründlich gehoben werden kann, namentlich wenn es nicht möglich ist, die Gelegenheits­ursachen gänzlich hinwegzuräumen. Da wo die Anlage prävalirt, ist die Prog­nose noch übler. Wird die Krankheit alsbald richtig behandelt, so kann we­nigstens die Destruction oft lange noch abgewendet werden.
Die räudige,
oder die im Verlaufe der Räude bei Hunden und Katzen entstehende Augonent-züudung giebt sicli durch dicke, sehr heisse, glänzende, oft kaum zu eröffnen mögliche Augenlieder, durch zurückgezogene Augen, über und über oder par­tiell gerothete Bindehaut, Geschwürchen daselbst mit Auflockerung und Ver­dickung derselben und selbst durch Verdunklung der Hornhaut zu erkennen. Im Ganzen ist der Verlauf langwierig.
Die rheumatische Augenentzündung
macht sich gewöhnlich durch Fiebersymptome bemerkbar, die Fresslust ist geringer, das Wiederkäuen träger und mangelhafter, der Durst ist vermehrt, die Ausleerungen sind anfangs beschränkt. Fs findet grosso Lichtscheue der in die Höhlen zurückgezogenen Augen, daher zugleich Verschluss der Augen­lieder und grosso Widersetzlichkeit bei Manipulationen an den kranken Augen Statt; die Thränen, welche heiss und scharf sind, rinnen reichlich über die Backe. Die Bindehaut und mehr noch die undurchsichtige Hornhaut sind zie­gelfarbig gerüthet und mit reichlichen feinen Blutgcfiisscn durchzogen. Zuwei­len dehnt sich die entzündliche Affection bis über die durchsichtige, schon mattfarbig anzusehende Hornhaut, ja bis auf die Regenbogenhaut aus, wes­halb bei diesem Zustande die Pupille verengt und die wässrige Feuchtigkeit getrübt ist.
Falke, Kiankh. d. Ilaustli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'J
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Augcncalzilndung.
AcHnlogie. Zarte Haut, dünnes Haar und der Haarwechsel geben be­sonders günstigen Zunder für die Gclegenlieitsursaclicn, -wohin hauiitsächlich sehr warme Stallungen und darauf folgende Erkältung, nasskalte Witterung, die Wollschur bei rauher Witterung etc. zu rechnen sind.
In cinigeu Qegondelaquo; Frankroichs und namentlich auf den Moorgegenden von Ro-chefort, in den wassemiclien Gegendon Flanderns, sowie aucli in Holland zeigt sich beim Rindvieh die cataiTlialisch-ilieiiniatisclit! Form 1'asl jedes Jalir.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bei der rheumatischen, wie bei der psori-schen Complication findet sich im Ganzen eine grosse Neigung zum chroni­schen Verlaufe, sodass sie selbst Monate lang besteht und Schwund des Aug­apfels bewirkt, oder durch die mitaft'icirte Regenbogenhaut Verwachsung der Iris mit ihrer Umgebung und schwarzer oder grauer Staar herbeigeführt wird-
Im Allgemeinen ist aber doch
die Prognose günstig.
Die scrophulöse Augenentzündung ist unter Scrophelu beschrieben.
Die traumatische Augenentzündang betrifft entweder einzelne iiussore Theile des Auges allein, oder auch das Sehorgan.
Die Symptome werden je nach der Art und dem Orte der Einwirkung variiren, gewöhnlich sind aber doch Schmcrzcnsäusscrungen, Schüessen, Ge­schwulst, Glanz der Augenlicder, Hitze beim Auflegen der Hand und Dampfen beim Befeuchten bemerkbar, sowie Röthe oder Sugillationen der Bindehaut, unter Umständen Reibung oder Verwundung des Augapfels, Trübung und Auf-wulstung der durchsichtigen Hornhaut. Bei Mitaffoction der inneren Theile Verengerung der Pupille, Trübung der wässrigen Feuchtigkeit, blutiger Erguss, selbst allgemeine Irritation. Die Absonderungen sind anfangs vermindert, wenn nicht fremde Körper sie besonders hervorlocken, oder wegen Verletzung der durchsichtigen Hornhaut wüssrige Feuchtigkeit ausfliesst. Spater die Ab­sonderung von eiterigem Schleime.
Als Gelegcnheitsitrsachen wirken mancherlei mechanische, auch chemi­sche Schädlichkeiten, die nicht nur Entzündung, sondern auch Quetschungen und Verwundungen mit deren Folgeübcln hervorrufen.
Bei oberflächlichen und leichteren Einwirkungen ist die Genesung im­mer in Zeit von 3—0 Tagen zu erwarten. Wenn aber die Gelegenheitsursache sehr schwächend einwirkte, oder wenn die Constitution schlaff ist, so bleiben die vermehrte Absonderung eines graulich weissen und nicht gleichmäs-sig consisteuten Schleimes, sowie andere Zufälle der Entzündung noch lan­gere oder kürzere Zeit zurück. War die durchsichtige Hornhaut besonders betroffen, so entstehen gern Trübungen, oder Flecken, oder allgemeine Ver-
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Augcnenlzündmiif.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35
(lunklung derselben. Sind im Innern Verletzungen vorhanden, ist ein fremder Körper daselbst noch zugegen, so sind plasüsclie Ausscliwitzuugcn und damit Verdunklung der Crystalllinsc, Verwachsungen etc. die nicht seltenen Folgen. Brand bei heftigen Einwirkungen. Oder es wird Eiterung her­vorgerufen, die in ilussercn Thcilen üble Narbenbildung, im Iimern das s. g. Eiterauge constituirt. Erschüttcrmigon und entzündliche Mitafl'ecticm des Seh­nerven, sowie Erguss und Druck auf denselben können schwarzen Staar herbeiführen.
Die Prognose ist nach den Ursachen und nach dem Orte ihrer Einwir­kung und ihrer Entfornbarkcit, sowie nach der Constitution demnach sehr ver­schieden. Ist die Entzündung einfach, oberflächlich, dann ist sie im Ganzen gutartig, in den entgegengesetzten Verhältnissen aber zuweilen hartnäckig und oft für das Sehorgan seihst bedrohlich.
Die typhöse oder ägyptische Augenentzündung, Ophthalmotyphus,
kommt bei Menschen und Thicren zugleich vor, und lässt sich von ersteren auf letztere übertragen. Savaresy berichtet, dass in Aegypten viele Hunde auf einem oder auf beiden Augen blind seyen, und dass Pferde, Esel, Cameele und Rindvieh mehr oder weniger durch diese Ophthalmie leiden; und Kust sagt, dass der Kcgimcntsarzt Spatliolz ihm sowol mündlich versichert, als auch in seinen amtlichen Berichten nachgewiesen habe, dass zu jener Zeit, als die Truppen am meisten an diesem Augenübel litten, auch die Pferde der Caval-lerie hiervon nicht verschont geblieben, sondern sehr zahlreich und ganz un­ter derselben Form augenkrank geworden sind.
Die von Regnal im Recuiel de Med. vét. pratique (Oct.—Dec. 1844) be­schriebene „eiterige AugenentzUnduiig'quot; welche im Jahre 1841 unter den Pfer­den der Garnison von St. Avoid herrschte, -ist jedenfalls dieselbe Form: Die Krank lieit begann mit Thränen, Ausfallen der Haare an den davon benetzten Stellen, Röthe und Empfindlichkeit der Bindehaut. Nach 5—G Tagen wurden die Thränen dick, eiterig, die Augenlieder schwollen und klebten fest zusam­men, die Cornea zeigte entweder viele kleine Geschwüre auf ihrer Oberfläche, oder eine Erweichung ihres Gewebes mit Auftreibung desselben. Dieser Zu­stand blieb sich 14 Tage gleich, bei einigen dauerte derselbe sogar bis (1 quot;Wo­chen. Es wurden 28 Pferde davon befallen. Als Ursachen wurden die in dem heissen und regnerischen Jahrgang starken Ausdünstungen eines an dem Stalle vorüberfliessenden Baches, der sein Wasser aus mehren Teichen erhält, angesehen. Die Leute, welche bei diesen Ställen wohnten, litten zu gleicher Zeit an Blutfluss, der sich bald mit typhösem Fieber complicirtc.
Dieser Augenentzündung schliesst sich die im Supplementhcfte des XX. B. des Magazins S. Gl—33 erwähnte an. Sie wurde im Darkchmer und in den südlicheren masurischen Kreisen unter dem Rindvieh ziemlich verbreitet
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36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aujfoneaizündnitgf.
wahrgenommen, und vom Departements-Thlerarzte folgendörmaseen in einem
GenoraUjerichtc geschildert: Sie beginnt mit leichten Fiebcrbewogungcn, die öfter übersehen werden, dann zeigen sich plötzlich auf einem oder beiden Au­gen Plilyctiinen, dus kranke Auge ist gereizt und thront, die Bindehaut rö-thet sich und schwillt mit den Augenliedern oft bedeutend an, die durchsich­tige Ilornliaut entzündet sich von den Plilyctiinen aus, wird bliuilich und nach und nach weissgelblich, schrumpft sogar in üblen Fällen zusammen, wird trocken und stellt eine kegelförmige Geschwulst dar, die Phlyctänen gehen aber in Eiterung über, perforiren die Cornea und das Auge geht verloren, wenig­stens bleiben in den meisten Füllen mehr oder weniger Verdunkelungen der Hornhaut zurück.
Ueber die ursächlichen Verhältnisse sind die Berichterstatter nicht einig: Kersten glaubt, dass die Seuche ihre Entstehung in Hitze, Reizungen des Auges durch Ungeziefer und Blttthenstaub, Mangel an Wasser finde, doch räumt er in einem spätem Berichte, nach längerer Beobachtung der Krank­heit ein, dass diese Ursachen nicht ausreichen. Trudniug erklärt sie als durch Staub und Hitze cutstanden, und findet besonders in der Dürre ein ursächliches Moment, da die Krankheit nach dem Aufhören derselben er­loschen sey. Sturm weiset dahin, dass Insecteustiche die Ursache seyen, da sie besonders bei Waldbutungen auftrete. Pauli ist der Ansicht, dass sie eine mit inneren Ursachen zusammenhängende Witterungskrankheit sey, und Richter hält insbesondere dafür, dass die inneren Ursachen gastrische seyen, weil die Krankheit bei den Thiereu, deren Verdauung am meisten und läng­sten gelitten habe, zuerst entstanden ist.
Die variolose Augenentzündung
entsteht, wenn bei der Schafpockenkrankheit die Bindehaut vom Exantheme mitergriffen wird.
Sym-ptome. Es machen sieh anfangs kleine rothe Knötchcn bemerkbar, die dunkler werden, auch bis zur Erbsengrössc wachsen, wodurch natürlich die umgebende Bindehaut reichlicher mit Blut getränkt, aufgelockert, das Auge empfindlicher und zu stärkeren Secretionen befähigt wird. Gegen den 10. Tag hin bildet sich an dem conisch zugespitzten Ende eine durchscheinend weisse Stelle, die berstet, wonach ein Geschwürchen und Sehorfbildung sich zeigt. Die durchsichtige Hornhaut wird getrübt, wenn ihr Bindehauttheil d. A. ergriffen ist. Dauernde undurchsichtige Plecken bleiben in diesem Falle ge­wöhnlich zurück.
Verminöse Augenentzündung
wird diejenige Species genannt, welche bei Pferden, Bindern und Hun­den durch die Filaria papillosa entsteht, wenn dieselbe in der wässrigen
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Aiigenontzütulmig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3Y
Feuchtigkeit des Auges sich findet und die inneren Augcntlicilc mechanisch reizt. Die dadurch hervorgehende Augenentattndung nähert sicli somit, dem ürsiiclilichen nach, der traumatischen Entzündung, und ihre Zufälle sind, aus­sei' dem zeitweiligen Erscheinen des Wurms in der vordem Angenkammer, schwache Trübung der durolisiclitigen Hornhaut xuul wästrigen Feuchtigkeit, Wärme dos Augapfels, gestörtes Sehen.
Sio kiiiin ru- Inlonnittirondcn Spociea insofern gercchnel werden, weil die Eiilzün-dungs/.ufällo nach] zoltwolligeni Bestehen zurücktreten und verschwinden, früher oder spä­ter aber wieder anftauclion und endlich wol ^;ir zu organischen Veränderungen einzelner innerer Augentbeiio fOhren.
Behandlung der Augenentzündungen, 1) Entfernung und Ahhaltung von Schädlichkeiten, die unmittelbar oder durch Erzeugung von Congestionen die Krankheit unterhalten und verschlimraern, datier macht es sich auch öfters nothwendig, den Darm durch weiche Fütterung offen zu erhalten; bei grössercr Heftigkeit ist eine allgemeine entzttndungswidrige Behandlung angezeigt.
Beider catarrhalischen und rheumatischen Form sind, wie bei der periodischen Augcnentzündung 1) ein warmer, mit reiner Luft, aber mit nur wenig Licht versehener Stall, warme Bedeckungen, leicht verdauliche ISahrung nothwendig. 2) Reinigung der Allgenlieder mit warmem Wasser, Milch, Fliederblmneu-lnfusum und Bähungen damit oder mit Abkochungen schleimiger und narcotischer Mittel. Bei der rheumatischen Form zeigt sich auch ein Liniment von einem reinen Fettöle mit Gatomel, selbst mit Bilsen­kraut- oder Belladonnaextract wohlthätig; bei Geschwürchenbildung Auflösun­gen von Zink, Sublimat, Silbersalpeter, und Einreibungen der Brechweinstein­salbe im Nacken bei Hunden, oder der Oantbaridensalbe bei Pferden. Auf den Körper im Ganzen wirkt man bei vorstechend entzündlichem Zustande durch niässigc Blutentziehungen und dabei noch durch hautbethätigende, oder auch bei der rheumatischen Form durch urintreibende Mittel.
Bei chronisch gewordenem Auge nschleimflusse sind bei starker Auflockerung und geringer Empfindlichkeit nächst Schwefel mit aromatischen Mitteln oder Purganzen, örtlich Auflösungen von Zink- oder Kupfervitriol, Au-genstein, Höllenstein, Sublimat oder die Prftcipitatsalbe mit Opium bei grosser lleizbarkeit, oder mit Campher bei träger Reaction zu gebrauchen. Bei dem habituellen Schlciinflusse empfiehlt sicli besonders ein Gemisch von Quitten-schleim 5jj mit Cliaiuillcninfusum oder Rosenwasser Jiv, worin schwefelsaures Zink Gr. VJ1I—XV aufgelösst und dem Allem safranlialligc Opiumtinctur Gtt. X-—XX zugesetzt worden sind, womit die kranken Augen täglich mehre Male gewaschen, dabei aber ..zeitweise Purglrmittel nicht versäumt werden.
Bei der in termi ttirend cn Augen ent Zündung ist bei vollsaftigen Pferden der Aderlass unbedingt geboten; sodann Ableitungen auf den Darm-canal bei strengster Diät, selbst in den Zeiten der Intermission; nach Um-
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aiig^iieiilzümlnng.
Ständen Orotonöl oder Aloe mit versüsstom Quecksilber, ode:- Brechweinstein mit abführenden Salzen. Oertlioh Eiterbäuder oder in der Nähe der Augen die Cuiitharidensalbc. Auf das kranke Auge selbst empfiehlt Hertwig in der ersten Zeit kalte Infusa von Belladonna oder Bilsenkraut mil dem kohlensau­ren Kali (Lbj — Jß); und wenn das zweite Stadium eingetreten ist, wendet man das Calomel mit narcotlschen Extracten in Form eines Linimentes an. Später zur weitern Aufsaugung Chamillen-, zcrthcilendc Kräuter-, Arnica-infusionen.
Bei der räudigen A ugen entzündung ist Sublimatauflösung oder der rothe Augenbalsnm, nöthigenfalls mit dem Zusätze von etwas Opium am Orte. Bei grosser Gefahr oder Hartnäckigkeit ist auch ein Eiterband im Nacken und die Einreibung der grauen Quecksilbersalbe in der Umgebung des Auges in Anwendung zu bringen.
Bei der traumatischen Species ist zunächst die Art der mechani­schen Einwirkung und die Entfcrnbarkeit derselben zu beachten, und gegen die dadurch hervorgerufene Entzündung das kalte Wasser oder das damit mehr verdünnte Thedcn'sche quot;VVundwasser bei Schutz vor starkem Lichtreize und Er-,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kältuug des benetzten Auges und dass die Leidenden die Neigung zum Reiben
des Auges nicht befriedigen können, oftmals genügend. 1st das Auge trocken oder hat eine ätzende Einwirkung statt gefunden, dann sind schleimige Mittel, bei grosser Schmcrzhaftigkdt diese mit narcotischen verbunden, am Platze, ja man wendet die Entziehungscur und den Aderlass an, wenn heftigere örtliche und fieberhafte Zufälle hinzutreten.
Treten aber Schmerz und Hitze wenig hervor, so sind die verdünnte Arnicatinctur, ein Aufguss von Chamillen, von den Arnicablumen u. dergl. milderregenden Mitteln, unter Umständen selbst lauwarm angewendet, zweck­dienlich. Zeigt sich die Bindebaut sehr aufgelockert und infiltrirt, so kann man auch Scarificationcn derselben vornehmen. quot;Wird die Augenentzündung chronisch, so kann man von den mehr aromatischen und zusammenziehenden Stoffen, insbesondere vom Alaun, Kupferalaun, Augensteine, von den Vitriolen, endlich selbst vom rothen Präcipilat mit Opium Gebrauch machen. Tritt aber Eiterung in der Wunde ein, so sind wie bei hervortretenden Ilornhautvcrdun-kelungen, Hornhautfellen, Ilornhautgesebwüren etc., die In den besonderen Ar­tikeln angegebenen Heilmittel in Anwendung zu bringen.
Die Behandlung der ägyptischen Augeuentzündu ng bestand frü­her in Scarificationcn der Bindehaut, Aderlass, Zinkviüiokullösung bei knapper Fütterung. Später wurden schmerzstillende Waschungen, Eiterbänder im Nacken, Purgirmittel, und in dem Stadium der Abnahme Augenwässer mit Zinkvitriol und Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Erfolg angewendet. Auflösungen von salpetersaurem Silber verschlimmerten des Uebel. Von den anscheinend her­gestellten Pferden erblindeten zwei nach drei Monaten, und noch sechs andere
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Augenciitzündung — Aiigciilieder-Eimvarlskclming.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
im Laufe des Jahres, v. Grilf heilte die hei der Prcuss. Cavalleric davon ergrif­fenen Pferde vollkommen durch das Einstreichen der wnissen Präcipitatsalbe.
I5ei der variolösen AugencntzUndung soll man, um die Entwicke-lung der Pookon im Auge niögliclist zu beschränken, in das Pockcnknötchen mit einer Lanzette einen kleinen Einschnitt machen und denselben mit einem zugespitzten Stückchen liöllciistein bestreichen, hiernach aber schleimige Au-gonwässer, insbesondere Quittenschleim fieissig anwenden. Auch ein Augen­wasser von Bleizuckerauflösung (?) mit Zusatz von Opium soll gute Dienste geleistet haben. Die schon reife Pocke schneidet man ein uiid behandelt sie dann auf gleiche Weise. Hat sich bereits ein Geschwür gebildet, so benutzt man Auflösungen des Augenstcins mit Opiumtinctur.
Zur Tödtung der Augen würm er und somit zur Hebung der Krank­heit ist das täglich mehrmalige Einpinseln von verdünnter Aloctinctur zwischen die Augenlieder anempfohlen worden; ich würde dagegen vorerst die graue Quecksilbersalbe oder das Calomelliniment, die auch der Augcneutzündung be­gegnen, in Gebrauch zielten. Sicherer ist freilich die Extraction des Wurmes mittelst der Pincette nach gemachtem Hornhautschnittc in einer Zeit, wo der­selbe in der vordem Augcnkammor sich befindet. Augenfell = Hornhaut-Fell.
Nr. 29. Der Augenkrampf, Nystagmus, oder die heftige unwillkührliche Zusammcnzichung der Muskeln des Augapfels, meist der geraden, bisweilen aber auch der schiefen, oder auch der der Au­genlieder, ist gewöhnlich nur das Symptom anderer nervöser Leiden.
Nr. 30. Die Augenlieder - Auswärtskehrung, Eetropium, oder die Urastülpung der Augenlieder, besonders des untern nach Aussen, wodurch der Augapfel den widrigen Einflüssen der Atmosphäre blos ge­stellt ist, rührt entweder von Verletzung oder Geschwüren, oder von einer chronischen Entzündung der Bindehaut her, wornach auch die Arzneimittel ausgewählt werden müssen. Zur partiellen Entfernung der Rindehaut muss mau dann schreiten, wenn die Krankheit sehr veraltet ist, so dass sie den an sich angezeigten Mitteln widersteht.
Nr. 31. Die Augenlieder - Einwärtskehrung, Entropium, kann von der Vernarbung eines auf der Innern Fläche eines Augenlicdes befindlichen Geschwürs, wie es namentlich bei Augenentzündung, die in Folge der Hundeseuche etc. zuweilen eintritt, sich auszubilden pflegt; ferner von Verwundung und Substanzvcrlust und daraus hervorgehender Verkürzung der
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/[{)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; AugenliedeivElnwärtskehrung — AugenUeder-Vsrwaohgung.
Bindehaut; oder von Verlust eines Theilcs des s. g. Tarsusknorpels, dessen zu-sammengeheilte Koste so ganz zur Zusaiumenzieliuug und Einwävtskchrung des obern Augmliedos liinwirken, herrühren.
Durcli die beständige Reizung, die nun der Augenlicdrand und die Au­genwimpern auf die durchsichtige Hornhaut machen, kann dieser Zustand für das Selivcrraögcn gefährlich werden.
Man wollte Jas Uebel dadurch beseitigen. dass man ein Stück der iius-sern Haut des Augenlicdes ausschnitt und die Wundränder zusammen uähete. Da jedoch, dem Obigen zu Folge, das Äugenlied oftmals schon zu kurz ist und durch diese Operation um so bestimmter und leichter ein Hasenauge her­vorgerufen wird, so ist davon wol in den wenigsten Fällen Gebrauch zu ma­chen, vielmehr hat man ein verschieden abartiges Heilverfahren in Stand zu setzen:
1)nbsp; Da wo, wie oben geschildert, der Tarsusknorpel leidet und wol zu­gleich die Bindehaut verkürzt ist, hat man in diese Thcilc erfahrungsgemäss einen Längenschnitt zu machen, ein Stück von letzterer wol auch herauszuschneiden, damit dadurch eine Kluft eintritt, die durch neue Substanz ersetzt und so eine Erweiterung bewirkt werde.
2)nbsp; Wenn durch Geschwürvernarbung der Zustand entstanden ist, so ist durch einen mit dem Augenliedrandc durchlaufenden Schnitt in die Bindehaut ein Senken und Erschlaffen des Augenliedes zu bewirken. Und sind
3)nbsp; einzelne Augenwimpern zu jener Einwärtskehrung besonders geneigt, so müssen sie ausgerissen, ihre vorherige Basis muss eingeschnitten und so die Zerstörung des Herdes bewirkt werden. Folgen aber alle Wimpern jener fal­schen Richtung, so wäre am ehesten noch
4)nbsp; jenes Ausschneiden einer Hautfaltc und das Heften der verkürzten Wundränder gerechtfertigt.
Nr. 32. Die Augeniieder - Lähmung, Blepharoplegia, giebt sich dadurch zu erkennen, dass die Augeniieder keiner selbstständigen Bewegung fähig sind (vide Augenlieder - Vorfall).
Nr. 33. Das Augenlieder - Oedem, Blepharoedema,
kommt zuweilen bei Pferden vor, die eine nasse Weide haben; oder es ent­stellt nach unzweckmässig behandelten Augenentzündungen.
Es sind hiergegen, nach Abstellung der Ursachen, erregend-zertheileude Mittel angezeigt.
Nr. 34.
Die Augeniieder - Verwachsung besteht entweder in einer Verwachsung der Augenliedrändcr unter sich; An-
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Augenlieder-Yerwaohsung — AugenUeder-Yorfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '11
obyloblepharoni oder zuglcicli mit dem Augapfel: SymblepUaron, und ist ent­weder eine angeborene Missbildung, oder sie ist spiiteihin durch Entzündmig entstanden.
Behandlung, Am besten operirt man mit der Lanzette oder mit einem feineu Knopl'bistouri, indem man dasselbe an einer Stelle, die leichter zu per-foriren ist, oder wenn diess unmöglicli, nachdem man die Augenlieder auf­gezogen und einen kleinen Einschnitt mil Beachtung des Tarsusknorpels gemacht hat, behutsam einsetzt und die verwachsenen Theile möglichst genau in der Augenliedspalte, und ist Verwachsung mil dem Augapfel zugegen, an den ver­wachsenen Puncteu trennt, nötbigenfalls mit Schonung des Thoiles der Con­junctiva, der zunäclist mit dem Augapfel verbunden ist, welchen man an ihm sitzen lässt, aber nach der Operation und nach der daraus entstandenen Ent­zündung mit einem ätzenden Mittel beseitigt. Doch ist das ganze Verfahren sehr schwierig und oft fruchtlos.
Nach verrichteter Trennung muss man eine neue Verklebung oder Verwach­sung durch ein sanftes oftmaliges Auseiuanderziehen der Augeulieder und durch Auswaschen, oder dass man eine milde Salbe einstreicht, zu verhiiulern buchen.
Nr. 35. Augenlieder - Verwundungen.
Die Symptome derselben sind augenfällig, übrigens die Richtung und Beschaffenheit der Wundränder mannigfach verschieden. Insbesondere liäufig ist das obere Augenlied verletzt, weil diess grosser ist und mehr hervorsteht als das untere.
Ursachen sind mannichfache mechanische scharfe, spitze und auch stumpfe Körper.
Vorhersage. Einfache frische quot;Wunden sind niehrstentheils leicht heilbar; gerissene, unebene, schon veraltete bieten grössere Schwierigkeiten, und bei Quetschwunden leidet oft zugleich der Augapfel.
Behandlung. Klaffen an sich einfache quot;Wunden, so legt man die blutige Naht an, nachdem, wenn die quot;Wundränder schon vertrocknet sich zeigen, diese wieder frisch gemacht worden sind. Unebene Wunden müssen vor dem Heften möglich geebnet werden.
Sind Wundlappen schon ganz ]lt;alt und abgestorben, so sind sie sofort oder nachdem die Wundnaht nutzlos angewendet worden ist, wegzuschneiden.
Die Zufälle dor Entzündung müssen ihrer Art nach behandelt werden, wie unter „traumatischer Augenentzündungquot; angegeben worden ist.
Nr. 3G.
Augenlieder - Vorfall, Blepharoptosis,
wird das schlaffe Herabhängen und behinderte Aufrichten eines oder beider Augcnlicder genannt.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; AugetlHöder-Vorfall — Ausfallen deï Haare.
Als Ursachen gelten sowol mechanische Gewaltthätigkcitcn, wie iiueh wirkliche Lilliinung der Augenlicdennuskeln.
Man behandelt das Uebol mit erregenden Mitteln; selbst die Application des Glüheisens ist erförderlioli. Einen andern Schönheitsfehler bewirkt die Operation, d. h, die Anssohneidung eines Stückes vom schlaffen Augcnlicde und das darauf tuigende Heften der Wunde.
Augenlicdränd er-V er wachs u ng vide Augenlicder-Verwach-b u n g.
Nr. 37. Die Augenschiefheit, so dass der Augapfel aus seiner Axe gerückt ist, kann durch Geschwülste in der Augenhöhle, Verwundungen etc. veranlasst worden seyn. Auacnschlei influslaquo; vide Auffencatarrh. Au g en thr il n e n vide T h r il n en f 1 u s s.
Augen Verletzungen vide Au gapfciverle tzungen, Augen-lieder-Verwundungen und Augenentzflndung.
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Nr. 38. Die Auseinanderweichung der Knochen, Diastasis,
die durch Nähte und Knorpelplatten zusammengefügt sind, können durch Ge­walt von Innen oder Aussen getrennt, oder es kann im Fötus eine Verbindung verhindert werden. Diess Letztere sieht man besonders beim Wasserkopfe. Die Griffelbeine werden ofteis durch schiefe Tritte von den Schienbeinen ab-gezerrt.
Wenn bei erstgenanntem Zustande eine Behandlung ohne Erfolg ist, so wird man letzterem durch kühlende, und der nachfolgenden Bildung von Ueber-beinen durch auflösende Mittel, namentlich durch graue Quecksillersalbc mit flüchtigem Linimcntc. Jod etc. ku begegnen haben.
Nr. 3'J. Das Ausfallen der Haare ausser der Härzeit und das der Wolle,
Depilatio,
bemerkt man, wenn die Haarzwiebeln zu wenig Nahrungssaft erhalten, wie in Folge kümmerlicher, schlechter Nahrung, bei alten Schafen zur Säugezeit, bei der Fäule der Schafe, bei der Borstenfäulc der Schweine, bei Höhlenwasser-sucht; oder wenn sie durch exanthematische Krankheiten, oder bei Eiterung, quot;tlic auch die Lederhaut trifft, zerstört, oder wenn sie bei juckender Empfin­dung in der Haut abgerieben werden. Sobald und Pilger wollen nach dem starken Genüsse des Sadcbaums Haarlosigkeit bemerkt haben. Auch eine all-zugrosse Menge von Fett ertödtet die Vegetationskraft der Haut,
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AusfaHcn der Hnarc — Aussohuhen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
Haarlosijtkeit finden wir feiner in soltenen Fällen bei Missgeburlcn ; ferner normal beim afrikanischen Hunde.
Koller (Hering's Reperlor. Ill, 30C) konnte keine begründete Ursache der llaar-losigkcit bei einer Stute und einem von ihr geborenen Külien nachweisen, Auch die Wie­ner Yierleljahrssclir. V11I, 37 gedenkt eines haarlosen Pferdes, dessen Hau! .sehr fein, sammlarlig, fast schwarz, glänzend war, leicht wund wurde und sich stark abschuppte. Einzig und allein an der Spitze des Schwanzes fanden sich 10—12 harte, einen Zoll lange Haare und einige Fühlhaare am Kopfe. Herr Fitzinger, der davon dec natiirforschcnden Gesellschaft diese Mittheilung machte, rief folgende Bemerkung von Seiten der Redaction des Instituts Mr. 1210 hervor : Pferde, welche lange zu unterirdischen Arbeiten verwendet, worden und des Lichtes beraubt sind, verlieren endlich alle Haare.
Mir ist ein Fall bekannt, dass ein solches Pferd ein completes Pudethaar erhielt.
Zuweilen wird bei einzelnen Schafen, in anderen Fällen sogar in grosser Verbreitung in Schafheerden das Wol lef rossen beobachtet.
Giebt dazu wol manchmal Hautjucken oder ein Hautausschlag Anlass, so ist es andern Theils doch auch in Magensiiurc begründet, wenn die Tlnerc na­mentlich torfige, sauere, nasse quot;Weiden hüten, oder in heissen, dunstigen Stal­lungen sich befinden,
Behandlung. Nur durch Abstellen der Ursache kann Hilfe geschafft werden, Oefters hat man überdieES bei ersteren Zuständen eine Abkochung der Klettenwurzel erspriesslich gefunden. Beim Wollefressen sollen sich zu­weilen Schäfereibesitzer zur Abschaffung des ganzen Stammes genothigt gesehen haben.
Auch fressen Schafe gegenseitig sich die Wolle ab, und besonders wird man diese Gier wahrnehmen, wenn erst einzelne kahle Stellen vorhanden sind. Gewöhlich hat diess aber sein Ende, wenn die Schafe im Frühjahre auf die Weide kommen.
Ausfallende Mauke vide Pocken,
Nr, 40. Das Ausscliuhen oder die völlige Trennung des einen oder des andern Hornschuhes von den Weichgebiklen des Fusses, wie wir dicss hei allen Haussftugethieren, also die Fleischfresser mit eingerechnet, wahrnehmen, hat in den liiiiitigstcn Fällen darin seinen Grund, class ein heftiger Entzündungszustand der Welchtheile des Hufes, Ergiessung, reichliche Eiterung oder Brandbildung zugegen ist; seltener finden wir einen fortwährend jauchigen Standort, oder das Erfrieren der Füsse, oder dass sie in tiefen Gleisen stecken bleiben, als Ursache. Beim Pferde endigt sich mit Ausschulien eine seuchenartige, unter „Huftyphoidquot; betrachtete Krank­heit, Auch in Folge der Klauenseuche bemerkt man zuweilen beim Rindvieh den Abfall.
Am wenigsten bedrohliche Zufälle finden wir beim Rindvieh vor dem Ab-
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falle der Klauen: Oft nur das Aussickern einer röthlichen, dünnen, übelriechen­den Feuchtigkeit an einer Stelle des Beines, keineswegs aber bedeutende Sohmorzensäusserungen. Untersucht man eine solche Klaue niiher, so löst sich nicht selten der Hornschuh völlig ab, oder sie verlieren ihn unterwegs beim Marsche; oder man findet ihn morgens in der Streue etc.
béhandlutiff. Nächst trocknem weichem Standorte ist eine sorgfältige Reinigung von etwa anhängendem Schmutze, Blute etc. nothwendig, worauf die eutblösston Wciclitheile mit weichem Werge und noch mit einer Binde, die nicht zu festliegen darf, umgeben werden. Treten keine besonderen Zufälle ein, so kann man den Verband mehre Tage liegen lassen, ehe man ihn der Art wieder erneuert, oder sodann wol auch das Thedens'sche Wundwasser nütgebruueht. Nach und nach wächst an allen Puncten wieder Horn hervor; die gänzliche Wiedererzeugung des Horuscbulics bei Pferden findet aber erst nach 6 — 8 Monaten, beim Kindvieh schon nach ebensoviel Wochen statt.
Während dieses Wachsthums macht sich öfters eine bethätigendc Huf­salbe an der Krone nothwendig.
Nr. 41.
Die Austerschalenartige Verdiekung der Haut, Induratio ostracea
Epidermitis incrassatae,
bildet sich dadurch hei grossen Narben, dass die bei der Vernarbung sich neu erzeugende Oberhaut durch fortwährende Reizung in ihrer Continuität untcr-brochen, aber doch zu einer erneuerten Wiederersetzung gezwungen wird.
Sie besteht durchgängig aus einer oder mehren dicken und schweren blätterigen Lagen, die an Hätte wol selbst die hornigen Gebilde noch übertref­fen und bröcklich sind.
Auch der glänzende Ueberzug des Hufes erleidet zuweilen eine ähnliche Veränderung.
Zur Heilung dieses Uebclstandcs muss ganz besonders der veranlassende Reiz entfernt und eine grössere Geschmeidigung in der betreffenden Partie be­wirkt werden, daher Üeleinreibungen, erweichende Bäder, und dazwischen alka­lische Waschungen am Platze sind.
Nr. 42. Backenbein - Brüche.
Die Si/inplomc sind nach der Art des Bruches verschieden: Hietcrichs erzählt (Magazin XX11, 402) von einem Pferde, bei dem an jedem Backenbeine der runde Gel enk kop f halb durchbrochen und das halbrunde Stück des Kopfes wiederum in zwei Theile getheilt war, aber auch durch das unverletzt gebliebene Ligamcnlum tcres in der Pfanne festgehalten wurde, dass es mit einem schwerbeladenen zweirädrigem Wagen bergab denselben, ohne Stollen
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Backciiheiii-ürüche.
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beschlagen, nicht habe aufhalten können, class dadurch die Hintersclienkcl stark unter den Leib geschuben und nun das Pferd zusainmcngeilrückt worden sey. Man räumte den Wagen fort, aber das Pferd konnte aller Hilfe ungeachtet nicht zum Aufstehen gebracht werden. Aeusseriich war weiter nichts sichtbar, als dass es, wenn es auf eine oder die andere Seite gelegt wurde, den entgegen­gesetzten Schenkel schlaff zur Erde fallen Hess. Ein deutliches Knarren wurde nicht gehört, aber mit Recht demungeachtet auf Bruch der Backenbeinköpfe geschlossen, weshalb das Pferd getödlet und dadurch die Diagnose bestätigt wurde.
VonlJcrtwig werden dielJrttcbe der übrigen Partieen des Beins lolgendcr-massen beschrieben; Beim Bruche am Halse des Knochens sind die Muskeln, welche sich au dein grossen Umdreher ansetzen, über dem Gelenke stark zusammengezogen, daher der Fuss so sehr in die Höhe gezogen ist, dass er noch kaum mit der Zehe die Erde berührt; dabei kann er nach al!en Seiten ziemlich frei bewegt werden, wobei Schmerzcnsäusscrungen und ein reibendes Geräusch der BrucMächcn bemerkbar sind.
Ist der grosse Umdreher abgebrochen, so findet man denselben mehr in die Hoho gezogen; doch wenn die Leidenden auch noch auf dem Fusse stehen, so vermögen sie jedoch nicht die drehenden Bewegungen nach ausL'Cir zu machen, schleppen vielmehr beim Gehen den Fuss.
Beim Bruche des Körpers vom Knochen ist der untere ßruchtheil sammt der Kuicscheibe in die Hübe gezogen und dadurch der Fuss verkürzt resp. mehr nach vorn gezogen. Beim Geben ist beträchtliche Lähme wahr­zunehmen. Bewegt mau den Schenkel nach aussen oder innen hin, so ge­schieht diess leicht, doch unter Schmcrzensäusserungen und mit einem reiben­den Geräusche der Bruchflächen. Zuweilen ist auch, namentlich an der innern Seite, die abnorme Beweglichkeit oder die Verschiebung der Bruchenden zu fühlen.
Brüche am untern Ende und in schräger Richtung sind am schwersten zu erkennen. Im Ganzen schonen die Thiere sehr, selbst im Stande der Ruhe, wobei sie ihn auch öfters in die Höhle halten. Bald tritt daselbst beträchtliche Anschwellung ein, die sich gewöhnlich über den Unterschenkel verbreitet.
Die Veranlassungen sind starke Schläge, das Niederstürzen etc.
Prognose. Die Heilung geschieht nur in seltenen Fällen.
Behandlung Man versucht die Wiedereinrichtun{f dadurch zu bewirken, dass man die Patienten recht straft' in den lläugegurt bringt, wornach der lei­dende Theil in die Höbe gehalten und durch einen Gehilfen der Unterschenkel in der Nähe der Kniescheibe umfasst und nach unten und vorn gezogen wird. Der Operateur drückt aber mit beiden Händen die Bruchenden in ihre normale
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.]Qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Backcnbciii-Biüclie — Backcnbeiii-Vcircnkiing.
Lage und legt darauf eine gut gepolsterte Schiene an, die man durch weitere Vorrichtungen in ihrer Luge zu erhalten sucht; das Niederlegen kann während der dir bei Pferden nicht statt haben; dem Entüündungszustande muss durch kühlende Mittel begegnet werden.
Nr. 43. Die Backenbein-Verrenkung aus dem Pfannengelenke
ist öfters mit Dieterichs deshalb bei Pferden bezweifelt worden, weil das starke runde Band dicss absolut verhindere. Es liegen jedoch Fülle genug vor (cf. Magazin XXIII, 64.), wo es zerrissen, und andere, wo es ausgedehnt oder re-sorbirt gefunden worden ist.
Ziemlich häufig findet mau das Uebel beim Rindvieh.
Symptome. Je nach der Ausweichung des Kopfes aus der Pfanne werden sich verschiedenartige Zufälle offenbaren, die leider bis jetzt noch nicht fest­gestellt worden, die aber nach Anleitung der Abhandlung in Magazin XXIII hoffentlich nunmehr festgestellt werden, der Fuss wird namentlich verlängert oder verkürzt erscheinen. Uebrigens wird mit der Zeit Schwinden der Partie hervortreten.
Ursachen sind immer heftige Gewaltthätigkeiten, als das Ausgleiten und Niederstürzen mit unter den Leib fallenden Hinterbeinen, das Standbaum­reiten etc.
Die Vorhersage ist eine sehr bedenkliche für eine Radicalheilung, denn das Ligamentum teres und das jedenfalls mitleidende Capselband können nicht wieder zusammenwachsen, oder sich ergänzen. Aber die Erfahrung hat es herausgestellt, dass wenn nur die quot;Wiedereinrichtung geschehen, der Gebrauch des Gliedes auch ohne Mithilfe dieser Bänder möglich ist. Bei frischen derartigen Verrenkungen soll die Einrichtung durch den Gebrauch des Schwefeläthers oder Chloroforms, der die Erschlaffung auch der betreffenden Muskeln sehr begün­stige, wesentlich erleichtert werden.
Behandlung. Ausdehnung und Gegenausdehnung und weitere Manipula­tionen, die freilich nach der Art der Ausrenkung verschieden, aber doch im Hinblick darauf ausgeführt werden müssen, dass durch die Richtung des Zuges die Muskeln, die vom Becken an den Ober- und Unterschenkel gehen, soviel als möglich zu erschlaffen sind, dass dieser Operation wol auch ein Aderlass etc. vorausgeschickt werden muss, sind auch bei dieser Verrenkung nothwendige Erfordernisse. Ein hluter Ruck und sofort die entsprechende Beweglichkeit sprechen für die Einrenkung.
Um den Kopf in seiner Lage gewisser zu erhalten, ist eine 'längere Ruhe resp. das Stehen, übrigens ist bald noch, um dorten Geschwulst zu erregen, und das Thier mehr noch zur Schonung anzuhalten, ein Eiterbaad, oder bei
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Backonbein-Venenkung — Backeiaähne-Auseimmdonveichimg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
vorbandenon stärkeren Entzündungszufiilleii der nachhaltige Gebrauch klilileiider Mittel nothwendig.
Die Verrenkung eines Obers clicnkels im Kniegelenke be­schreibt Stolz im XIV. Bd. des Magazins S. 121 wie folgt:
„Man fand bei einer frisch milchenden Kuh diese Verrenkung, ohne dass die Ursache nachgewiesen werden konnte. Das Tliior lag und war mit dem Kopfe und den Hörnern so eingezwängt, dass es nur mit grosser Mühe gelang, dasselbe loszumachen.
Bei der von mir vorgenommenen Untersuchung fand ich das untere Ende des Oberschenkels aus seiner Lage nach hinten ausgewichen, wodurch die Glied­masse steif und auch im Sprunggelenke unbiegsam war. Bei vorgenommener Messung zeigte sie sich bedeutend kürzer, als die gesunde. Die Kuh trat beim Stehen mit dem Fusse fest auf, zeigte bei Berührung der kranken Stelle wenig Schmerz, vermochte aber die Gliedmasse nicht im Geringsten aufzubeben oder den Körper fortzubewegen, und an dem betreffenden Gelenke konnte man die abnorme Richtung der Knochencndeu deutlich fühlen; Geschwulst und gestei­gerte Wärme waren unbedeutend. Das Thier war übrigens munter, bei guter Fress- und Sauflust, nmsste aber mittelst Gurte aufgehoben und niedergelegt werden.
Zwei Tage nach einander versuchte ich unter Beihilfe und unter den grössten Anstrengungen die quot;Wiederciurichtung vergebens. Es wurden deshalb nur kalte Umschläge angewendet. Am dritten Tage, nach mehrmals wieder­holten vergeblichen Bemühungen, gelang sie aber doch, wonach der Schenkel sogleich gebeugt und gestreckt werden konnte. Ich liess die Kuh am Boden liegen und die kalten Umschläge fortwährend anwenden. Am folgenden Mor­gen aber fand ich bei meinem Besuche die frühere Luxation wieder. Die so­gleich vorgenommene Eeposition gelang heute aber leichter. Die Kuh musste nun im Hängegurtc stehen; mit den kalten Bähungen wurde fortgefahren.
In den folgenden zwei Tagen erneuerte sich die Verrenkung noch drei Male, die Reposition geschah aber immer leichter. Endlieh bestrich ich das ganze Gelenk mit Scharfsalbe, um Entzündung und Geschwulst zu erregen.
So wurde endlich das Thier so weit befähigt, dass es nach einem Vier­teljahre zwar nicht auf eine entfernte Weide zu gehen, aber doch ziemlieh gut sieh fortzubewegen, sich niederzulegen und aufzustehen vermochte.
Im geeigneten Falle wird aber das Schlachten beim zweifelhaften Cur-verfahren vorzuziehen seyn.quot;
Nr. 44. Die Backenzähne - Ausoinandorweiehung.
Obwol nachbeschriebene Symptome practischen Tliierärzten oft genug begegnen, so wurden sie doch gcwölmlich cariüsen und s. g. Schieferzahneii zur Last gelegt. Thiurarzt
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Backenzälino-Aiiseiiiaiulerweicliiingr.
C Müller in Dissen, ein Schüler GUntbers in Hannover, der bekanntlich mil den Krank­heiten der Kähno sich mil besonderem Fleisse beschAfUgt und iiatQHich auch seine Schüler dahin geführt lial, giehl in Magazin XM1I, 119 u. a. folgende .Milllieilungen:
Uiitcr dieser Krankheit vorstoho ich dasjenige Uebol, bei dem sich die Baokenzahnhöhlen dos Hinterkiefers der Art krankhaft verändern, dass die sie ausfüllenden Ziilme lose und wackelig werden, beim Kauen sich Futterstoffe zwischen dieselben drücken, die oft durch immenvälirenden Nachdruck frischen Futters bis auf den Grund der Zahnhöhlen gopresst werden. Hierdurch wer­den den Thieren nothwendig sehr grosse Schmerzen verursacht, woraus man­gelhaftes Fressen und Abmagerung erfolgen.
Si/)iipl.oraquo;ic. Der erste Eintritt der Krankheit wird in der Kegel nicht beachtet, vielmehr wird der Eigenthümer erst dann aufmerksam, wenn die Thiere das Fulter, wofür sie guten Appetit zeigen, nicht genügend verschlucken können; vielmehr geschieht das Kauen mit einem eigenthümlich hoblklingenden Geräusche und halb zerkauetes Futter füllt in kleinen Ballen wieder aus dem Maule, so dass man dergleichen in der Krippe und auf der Erde vor ihren Vorderfüsson zuweilen haufenweise antrifft.
Untersucht man solchen Thieren die Maulhöhle, so entdeckt man schon durchs Gesicht, dass dieselbe besonders zwischen der Wange und Backenzalm-reiho mit Fulter mehr oder weniger ausgefüllt ist. Letzteres mit der einge-geschübenen Hand entfernt, verbreitet einen sehr widrigen Geruch. Bei ge­nauer Untersuchung des Gebisses findet man nun, dass sich zwischen den Zähnen, in deren Nähe das meiste Futter angesammelt war, eine Lücke be­findet, die ebenfalls mit Futter angefüllt ist; besonders häufig ist es der vierte Backenzahn, der mit seiuen Nachbarn, also mit dein dritten und fünften, die gedachte Lücke bildet. Drückt man solchen Thieren in der Gegend, wo mau diess wahrnimmt, von aussen die Wange, so äussern sie grosse Schmerzen, in­dem sie, den Kopf in die Hohe schnellend, dem Drucke ausweichen.
Die Krankheit kommt häufiger vor, als es scheinen mag, und es sollte jedes wegen Abmagerung der Behandlung zugefühitc Pferd auf dieses Leiden untersucht werden. Erfahruugsgemäss betrifft das Uebel beide Zahnreihen.
Untersucht man den Cadaver auf dieses Uebel, so zeigen sich die Zähne selbst ganz normal.
Ursachen. Wie beim Menschen das Gebiss bald fester und dichter, bald lockerer zusammensteht, so mag auch bei Thieren etwas Aehnliches statt ha­ben. Zwischen ein solch lockeres Gebiss werden sich aber beim Kauen gern Futterstoffe pressen, und durch den immerwährenden Nachdruck frischen Fut­ters werden die eingeklemmten Theilc immer mehr nach dem Grunde der Zahn­höhle hingedrängt. Da diess aber nicht abgewendet worden kann, so ist
die Prognose in den meisten Fällen wol nur eine ungünstige.
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Baokenzähne-Augeinanderwelohung — Balggeschwulst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IJ)
Nur wenn blos eine Zahnhöhle ergriffen wäre, würde der Zahn, der mit seinen Nachbaren die erwähnte Lücke bildet, zu entfernen seyn, so wie end­lich der gegenüberstehende des Vorderkict'ers ebenso nüthig entfernt oder ge­kürzt werden müsste, wenn er in der Folge bis in die Zahnlücke herunter­gewachsen ist und nun das Zahnfleisch reizt. Jedenfalls ist aber es sehr zweckmässig, das Maul alltäglicli nach geschehener Fütterung auszuspritzen und überdiess dein Thiere auch durch Anbinden des Tränkeimers Gelegenheit zu geben, das Maul fort und fort auszuspülen.
Nr. 45. Bärentritt wird der höchste Grad des Durchtrctens genannt.
Nr. 46. Balggescliwulst nennt man jedweden normwidrig gebildeten Beutel oder Sack, der wenigstens von der Cutis bedeckt im Zellgewebe, oder der an den serösen Häuten vor­kommt, und mit diesen selbst durch Bindegewebe vereinigt ist, seinem Baue nach aber schwächer oder stärker und ohne Oeffnung ist, aber Nerven und Gefässe enthält, vermöge welcher seine innere glatte Fläche auch absondert. Diese Absonderungsmasse liegt in ihm, ohne mit ihm organisch verbunden zu seyn. Nach diesem Inhalte unterscheidet mau sie in Wasser-, Honig-, Brei-, Grütz -, Haar - etc. Geschwülste.
Symptome. Wenn diese Geschwülste an inneren Tlieilen nicht eine be­trächtliche Grosse erreicht haben oder sehr vervielfältigt vorkommen, werden sie sich durch keine krankhaften Erscheinungen zu erkennen geben. Unter der Haut aber machen sie sich als elastische, wenig empfindliche Geschwülste koun-bar, und machen sich entweder nur als Schönheitsfehler geltend, oder sie stören auch durch den Druck, den sie auf die Umgebung ausüben, oftmals dessen Verrichtung und Ernährung, und wie Druck gewöhnlich die
Ursache derselben ist, so wird ein solcher auch auf sie und die Um­gebung weiter umändernd einwirken.
Uchandkmg. Den Balg von seinem Inhalte zu entleeren, aber ihn selbst sitzen zu lassen, würde eine neue Füllung desselben bald zur Folge haben. Es muss deshalb derselbe gänzlich ausgerottet werden, wenn man ohne Gefahr zu ihm gelangen kann. Man macht zu dem Zwecke einen Längen-, oder bei grössercr Ausbreitung desselben auch einen Kreuzschnitt durch die Hautdecke bis gegen den Balg hin, trennt denselben von seinem umkleidenden Gewebe und heftet darnach die Hautwunde. Sollte man wider Willen bis in den Balg mit dem Messer gekommen seyn, so wird sich der Inhalt entleeren, und die nothwendige radicale Entfernung des Balges wird nun am sichersten dadurch be-
Falke, Kraukh. d. llaustli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;]
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50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Balggosoliwulst — Band- und ßlasemvürmer.
möglicht, (lass man einen dünnen Brei von Kalk oder Kreide in den geöffneten Balg spritzt und ihn somit wieder füllt. Oder man gebraucht hierbei, oder wenn man wegen tiefer Lage nicht sicher mit dem Messer zu ihm kommen kann, das ülüheisen oder ein anderes Aetzmittel der Art, dass man zunächst die innere absondernde Flache gänzlich zerstört. Durch die eintretende Eite­rung wird er nun vollends gelockert und ausgestossen, wonach der Verschluss der Höhlung in der Ecgcl rasch vor sich schreitet.
Nr. 47. Die Band- und Blasenwürmer,
als Schmarotzer in unseren Hausthieren.
Dieselben wurden schon bereits von älteren Naturforschern als verwandte Thierc betrachtet, von Rudolph] aber systematisch streng geschieden, und bei letzteren, weil sie ohne Fortpflanzungswerkzeuge sind, angenommen, dass sie immer durch Urzeugung aus plastischem Exsudate in Folge von Entzündung entstehen. Erst von Siebold erkannte die Familienverwandtschaft wieder, und durch die Bemühungen eines Dr. Küchenmeister, Haubner, May, Will etc, etc. haben wir Fortpflanzung und ihr Leben und die Krankheiten, die sie bei den belästigten Hausthieren hervorbringen, sattsam kennen gelernt. Was erstere Yerhältuisse betrifft, so sind sie als verschiedene Entwicklungsstufen einer und derselben Species zu betrachten, wie diess mit Bezug auf die schädliche Ein­wirkung auf die Säugethiere namentlich unter „Drehkrankheitquot; und „Finnenquot; weiter zu ersehen ist. Und Prof. Eschricht giebt in Tidskrift for Veterinaircr of Bendz und Byggo III. B. über Finnen, Hirnblasenwurm und Echinococcus in Bezug ihrer Entwicklung etc. desgleichen erhellende Aufschlüsse.
Als Bandwürmer selbst aber wirken sie, wenn sie nur einzeln im Säuge­thiere vorkommen, in der Eegcl geringfügig auf dasselbe ein; sind sie in grös-serer Zahl aber vorhanden, so beeinträchtigen sie nicht nur die Ernährung desselben, sondern reizen auch durch ihre Hacken die Darmschleimhaut, so dass heftige Schmerzen, bei Hunden sogar die täuschend ähnlichen Zufälle der Wuth daraus hervorgegangen sind.
Man giebt, deshalb diesen Leidenden, um die Bandwürmer abzutreiben, % Drachme — ^ Unze frisch gepulverte Farnkrautwurzel mit warmem Wasser früh nüchtern, und darnach öfters wiederholte Clystiere von warmer Milch; oder man giebt erst eine starke Gabe Opium (Gr. jj —x) und darauf nach 2 Stunden stündlich csslöffelwcise Riciuusöl, bis Durchfall eintritt und die Schmarotzer abgehen.
Kreisthierarzt Melzhach fand bei vier Lämmern, die apoplectisch gestor­ben waren und deshalb Verdacht auf Milzbrand erregt hatten, bei jedem Stück 6 — 9 Bandwürmer bis zu 20 Fuss lang. Er gab deshalb den übrigen Thieren der Hecrdc drei Tage hintereinander eine dünne Latwerge aus folgenden Mit-
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Uaiul- und lünsonwümipi' — Bäucllfell-Brucll.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
teln: Globul. Tartar, mart., Had. FillO. et Valer., Herb Absinth., Bacc. Juni­per., Olei Terebinth., 01. arum, foetid. Am dritten Tags scbou gingen Band­würmer ab, so dass im Stalle viele Haufen vorgefunden wurden, und vielen Lämmern der Wurm ellenlang aus dem After hing. Die Bandwurmseuobe aber, welche schon seit Jahren in dieser lieerde geherrscht hatte, war dadureb getilgt worden.
Nr. 48. Bauohblas ist der in der Wissenschaft langst veraltete, aber in alten Wilhrf-chaftsgcsctzen noch bestehende Ausdruck für Dampf,
Nr. 49. Bauohbruch, Hernia abdominalis s. ventralis s. Coeliocelo, wird derjenige Eingeweidobruch (vide diesen Artikel) genannt, #9632;welcher in Folge von dem stattgefundenen Hervordringen eines oder mehrer Baucheingeweide durch eine mittelst mechanischer Gewalttbätigkcit entstandene Oeffnung einer Bauchhöhlenwand bewirkt worden ist.
Nr, 50, Der Bauohdecken - Rheumatismus, Coeliorrhouma. Da die Bauchwände mehr als andere Körpertlieile ausseien atmosphäri­schen Einwirkungen blosgesteltt sind, und dieselben hei den Bewegungen der Pferde besonders leicht in SchweiSs kommen, so werden sie auch nicht selten rheumatisch ergriffen, was sich durch SchmerzensäUsserangen bei der Bewegung und auf Betasten und angebrachten Druck, sowie wenn sie sich zur Kotb- und Harnentleerung anschicken, bekundet. Leicht verbindet sich damit Bauchfell­entzündung und Blaseurheumatismus.
Die Behandlung ist im Allgemeinen auf Bethäligung der Hautausdünstung gerichtet: Warmer Stall, warme Bedeckungen, Froltiren, spirituösc Eiureibun-gen bei dem Gebrauche entsprechender innerer Mittel; nöthigcufalls noch ein Fontancll unter den Bauch.
Nr. 51. Der Bauchfell-Bruch, Syn. Innerer Bauchfellbruch, kommt bei Ochsen vor, die bei der Castration starke Zerrung erleiden muss-ten, wodurch Zerreissung des Bauchfells in der Gegend des, gewöhnlich rech­ten, hin und wieder auch beider Kreuz-, oder auch des einen oder andern Schambeins, und Durchtritt eines Stückes vom Dünndärme, auch wol Um­schlingung und Einklemmung desselben zwischen den Ueberbleihscln der Sa­menstränge vermittelt worden ist.
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52nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bauohfell-Bruoh — Baucllfellcllt7,ül)dlmg#9632;.
Symptome. Der Abgang des Kothes erfolgt anfangs, namentlich bei Grünt'üttciung, öfters, aber nur in geringen Mengen, oder er ist wol auch ganz unterdrückt, dagegen werden feste Klumpen Darmsclileims von der Grosse einer Wallnuss bis eines Hühnereies abgesetzt, die zuweilen mit etwas Blut vermischt sind. Heftige Colilvzufälle sind dabei gewöhnliche Erscheinungen, insbeson­dere schlagen sie aucli mit den Hintcrfüsscn heftig nach dem Leibe, resp. ganz besonders mit dorn Hinterfusse, wo oben jene Zerreissung und Verschlingung stattgefunden hat. Logen sich die Thicre, so geschieht diess gewöhnlich auf die leidende Seite, wobei sie die Hinterfusse von sich strecken.
Zeigen sie ferner schon zu Anfange des Leidens bei der Bewegung auf­fallend kurze Schritte oder Hinken, so lassen sie auch gegen den 2. oder 3. Tag hin ein Aechzcn hören, was man nachher auch im Liegen hört.
Findet man nun ausserdem, indem man den Mastdarm untersucht, an der einen oder anderen Wandung desselben einen rundlichen, grössern oder kleinern Klumpen, welcher sich erst teigartig, später derber anfühlt, findet man wol gar den gespannten Samenstrang, über dein jener Klumpen liegt, so ist die Existenz beredter Krankheit aussei- allen Zweifel, und es ist nun, um Darmentzündung, Brand und damit den Tod, der übrigens binnen 4 — 8 Ta­gen eintritt, abzuwenden, nothwendig, durch den Mastdarm den Bruch nach vorwärts und oben über den Samenstrang zurück zu drücken, oder wenn diess nicht gelingt, die Bauchhöhle in der Flankengegend zu öffnen, vorsichtig den Bruch aufzusuchen, und mit dem Fingermesser den Samenstrang wo möglich unterhalb der Umschlingung durchzuschneiden, und sodauu das eingeschnürte Darmstück aus seiner abnormen Lage zu bringen.
Oefters hat man zu Anfange des Leidens auch dadurch Hilfe geschafft, dass man den Patienten schnell bergab treiben, oder dass man ihn mit dem Vorderthcil recht niedrig stellen Hess und sodann erst die Manipulation durch den Mastdarm zu bemöglichen suchte.
Wenn nach der Operation ein lebhaftes Poltern im Darmcanala und nach mehren Stunden weiche Kothentleeruugcn entstehen, so darf man des Erfolges gewiss seyn.
Nr. 52.
Die Bauchfell - Entzündung, Peritonitis.
Symptome. Schmcrzhaftigkeit einer oder der andern Partie der Bauchwan­dungen, Frostschauder, sodann verbreitete, besonders an der leidenden Partie hervortretende Wärme, aber Kaltbleiben der Extremitäten; Spannung und Schmerz des Hinterleibes, das Thicr legt sich nicht gern, die Glieder sind wie steif, die Wirbelsäule ist gewölbt, die Bewegung ist für das Thier schmerz­haft; das Atbmcn ist beschleunigt, aber kurz, schmerzhaft, wird ganz beson­ders mit Bethätigung des Brustkorbes vollzogen. Der Puls ist beschleunigt und
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Bauchfellentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
wird bald klein, zusammengezogen. Die Frcsslust fehlt, der Durst ist vermehrt. Es tauchen hin und wieder Colikschmcrzcn auf, es finde1; Auftreibung des Hin­terleibes und entweder Verstopfung oder wol auch Durchfall, bei den betref­fenden Thicren wol auch Erbrechen, bei Pferden Brechneigung statt. Der Urin ist spärlich, roth, feurig. Zuweilen treten starke Schweisse in Folge des heftigen Schmerzes ein. Das Fieber paart sich endlich mit grosser Schwäche.
Mitunter erscheint die Krankheit in chronischer Form. Da dieselbe sich aber nur sehr allmählig ausbildet und oft lange Zeit auf geringe Strecken des Bauchfells beschränkt bleibt, so wird sie nicht selten verkannt, oder erst berücksichtigt, nachdem sie bereits ihre Ausgänge in wässriges oder plastisches Exsudat oder in Eiterung gemacht hat,
Aeliologie. Einder und Schweine zeigen eine besondere Anlage. Als Gelegenheitsursachen machen sich Unterdrückung der Hautaasdünstung und Eiterung beim Stellen des Thiercs in kaltes Wasser nach der Castration, durch Luftzug bei gebärenden Thieren, durch das Apportiren des Jagdhundes im Wasser, ferner Versetzungen von Hautausschlägen, Berstungen und Ver­wundungen von Hinterleibseingeweiden, starkes Zerren am Samenstrange bei und nach der Castration, die ungeschickte Exstirpation der Eierstöcke, Stösso auf den Hinterleib, äusserc oder innere Einklemmungen, Ergiessung des In­haltes eines oder des andern Eingeweides oder Eiters etc. in die Bauchhöhle geltend. Häufiger aber gehen Entzündungen der vom Bauchfelle umkleideten Organe auf dieses über.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die acute Form beendigt sich zuweilen schon am ersten Tage, und meist innerhalb der ersten Woche, die chronische kann Monatelang währen. Es kann übrigens die erste Species in die zweite übergehen, und diese bei neuen Heizen zur acuten sich steigern.
Genesung tritt bei der ersten Art immer unter vermehrten Absonderun­gen der Haut und der Nieren, bei der zweiten hingegen allmählich ein; bei beiden bleibt oft eine grosse Empfindlichkeit des Hinterleibes und grosse Ten­denz zu Recidiven.
Wasser- und Lymphexsudation erfolgen gewöhnlich zwischen dem 4.—8. Tage bei der acuten Form, in Folge dessen der Puls klein wird, die Extre­mitäten mehr erkalten. — Bei Wassererguss insbesondere, die übrigens auch bei der chronischen Bauchfellentzündung sich gern einstellt, werden sich noch beben­des Athmen, Abmagerung, Hautwassergcschwülste einstellen. — Bei Lymph­exsudat, das nicht so beträchtlich ist, dass es den Tod herbeiführt, werden sich die Schmcrzensäusserungen und dfts Fieber mindern, aber wegen eintre­tender Verwachsung wird manche gastrische Beschwerde hervortreten. Erfolgt Eiterung, so werden ähnliche Erscheinungen, wie bei dem Uebergange der Brustfellentzündung in Empyem eintreten. Bei Brand bil dung wird sich
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r.i
BaiicliMl-Eiitzümliing- — Bauchmuskcln-'/errcissung.
bedeutende äussere Kälte, Scliwiudcn des Pulses, beengte Respiration wegen des blutigen Ergusses offenbaren. Es wird dieser tödtliclic Ausgang besonders nacb Einldeinnumgen und betriiclitliclicn Verletzungen wahrgenommen werden.
Die Prognose ist bei der aciitcn Form sehr gefäbrlieb. Minder bösartig, wenigstens für die Gegenwart, ist die ohronische Species.
Sectionsdata ähnlich, wie nach Brustfellentzündung.
Behandlung, l) Entfernung der Ursachen, (labor bei Einklemmung
chirurgische Hilfe; 2) der Entzündung und dem Fieber ist entgegen zu treten durch allgemeine und örtliche Aderlässe, versüsslcs Quecksilber, Breclnvcin-stein, Salpeter, Salpeter mit Digitalis, abführende Mittel, hei grossen Schmer­zen mit Opium. Aeussorlich und bei Entzündung von unterdrückter Ilaut-ausdiinstung: vesicatorische Einreibungen, warmes Verhalten, Dampfbäder. Bei der chronischen Form und bei Lyniphexsudatiouen Mereurialoinreibungen. Lässt die Krankheit hingegen flüssige Ergüsse zurück, so sind analoge Mittel, wie bei denen von Brustfellentzündung, und wo sie nichts fruchten und keine Entzündungsspuren mehr vorhanden sind, der Bauchstich augezeigt.
Nr. 53. Bauchfell -Verletzungen
heilen nicht immer durch schnelle Vereinigung, sondern es entsteht bei ein­dringender äusserer Luft ziemlich verbreitete Entzündung, wonach bald pla­stische Lymphe nahe gelegene Organe mit dem verwundeten Theile verkettet; oder es ensteht Wassererguss, oder durch heftige Steigerung der Eutzüudung der Tod.
Bauchgrimmen, Bauchschmerzen, Bauchweh = Colik.
]Sfr. 54.
Die Bauchhöhlen-Schwangerschaft, Graviditas abdominalis, die darin beruht, dass das Ei aus dem Eierstocke nicht in die Fallopischen Eöhren und in die Gebärmutter, sondern sofort in die Baucbhöhle gelangt, oder zwar in die Fallopischen Röhren geleitet, dort zurückgehalten wird, diese aber hei weiterer Ausbildung zum Bersten bringt und nun in die Bauchhöhle fällt, und sich an einer Stolle der Bauchhaut anheftet und weiter ausbildet, hat Hering, Repertorium IX, 1 u. 177 durch Beispiele erhärtet.
Das zootomischc Cabinet in Jena hat selbst davon einige Fälle aufzu­weisen.
Nr. 55.
Bauchmuskeln - Zerroissung
beobachtete, nach Magazin XI, 477, Liiulenberg bei einer Kuh, die etwa 28
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Bauchimiskeln-Zerreissung — Baiicliscrü])licln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 55
Wochen tragend war, bei welchem Zustande walirsclicinlicb eine übcrraässige Absonderung von Fruchtwasser stattgefunden hatte.
Hannen theilt über einen solchen Fall Folgendes mit: Die Kuh, welche noch drei Wochen zu tragen, und bei der mau zwei Tage vorher heftige Be­wegungen des Kalbes wahrgenommen hatte, zeigte in der linken Flanke eine harte und gespannte 'Geschwulst von dem Umfange eines grossen Slalleimcrs. Der übrige Zustand der Kuh zeigte, bis auf das, dass sie nicht gut aufstehen konnte, nichts Abnormes, sie gab sogar noch etwas Milch. Am andern Tage geschah das Aufstehen mit noch grösscrer Anstrengung, der Bauch hatte sich nun aucli nach der rechten Flanke mehr ausgedehnt. Am 4. Tage hing der Bauch so sehr hinab, dass er beinahe die Erde berührte. Die Hälfte des Eu­ters, namentlich der linken Seite, war mitten unter den Bauch getchohen und gab jetzt keine Milch mehr. Am Leibe zeigte sich eine bedeutende Spannung, die Hinterschenkcl waren bis unter das Sprunggelenk angeschwollen; nach nuten an der rechten Seite konnte man das Kalb, namentlich die Spitze des Kopfes deutlich fühlen.
Die Kuh wurde getödtet. Nach Oefl'nung der Haut fiel die Gebärmutter mit den darin liegenden 2 Kälbern sofort vor, und es ergab sich nun eine Bauchmuskeln - Zcrreissung von 1 '/^ — 2 Fuss Umfang. Das Gewicht der Ge­bärmutter nebst Inhalt wog gegen 250 Pfd.
Deplanque beobachtete sie bei einer Kuh, die hochtriiehtig und mehrmals aufgebläht war. Das Thier kalbte zwar, musstc aber am dritten Tage ge­schlachtet werden. Der beinahe den Boden berührende Bauch zeigte die Apo-neurose am Schambeine abgerissen, die Bauchwand auf 7 Zoll Länge nur •/* Millim. dick, dabei schwarz, die hintere Partie der Bauchmuskeln zerrissen, die sehnigen Fasern ausgedehnt, Blut und Serum daselbst ergossen, das Bauch­fell stark entzündet. (Recueil de Médcc. vét. Tom. XXXII.)
Ich selbst habe diesen Zustand mehrmals bei trächtigen Kühen beobach­tet. Die Geburt bot immer Beschwerlichkeiten.
Nr. 5G. Die Bauchscropheln. Syn, Mesaraische Scropheln, Sorophulae abdominales s. mesaraicae. Symptome. Die in der Krankheitsentwickiung mehr vorgerückten Pa­tienten zeigen bei vielem Appetite doch wenig Regsamkeit, haben einen schlaff herabhängenden oder auch aufgcschürzlcn Bauch, glanzloses struppiges Haar (Darrsucht), trockenen oder dünnen Koth, trockene, belegte Zunge, gorothete Schleimhäute, aufgeregten Puls, stärker fühlbaren Herzschlag, schnelles und kurzes Baucbathroen, trägen, schleppenden Gang, sie liegen aber gern.
Wenn sich aber auch nach kurzer Zeit das fieberhafte Leiden mindert, so bleibt doch die Trägheit und Glcichgiltigkeit gegen die Umgebung, und die
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Bauchscroplicln.
Abmagerung nimmt immermohr zu. Eine stinkende Diarrhöe, die oft von Co-likzufallen begleitet ist, reibt die Tliicrc in Kurzem auf. Bei langsamem Ver­laufe aber zeigt sich, nach Hering, manchmal wenige Tage vor dem Tode Thrä-nen, Lichtscheue und Entzündung im Innern des Auges mit Erguss. Nach Secr zeigt sie sich bei ?#9632;—8 Monate alten Liimmcrn, nachdem grosse Mattig­keit und geringer Nährzustand bei regem Appetite vorausgegangen sind: Die Ränder der Augenlieder sind tief gcrötiiet, die Meibom'schon Drüsen sondern so stark ab, dass die Augen zugeklebt werden und sich diese Absonderung als Schorfe an den Augcnliedrändern, namentlich im innern Augenwinkel aubäuft. Dabei bleibt der Appetit unverändert, und selbst dann, wenn die Krankheit einen solchen Grad erreicht hat, dass die Thicro nicht mehr aufstehen können; ja sie verenden oft, während sie noch das Maul voll Futter haben. Diess ge­schieht aber erst nach 3 — 4 wöchentlicher Dauer der Krankheit.
Im Verlaufe der Scrophulose, namentlich aber bei den Bauchscroplicln, werden auch die Knochen, insbesondere die der Extremitäten, mit ergriffen, indem dieselben von der Knochenhaut und den Gelenken aus anschwellen und zur Vcrschwänmg selbst hinneigen.
Als Erscheinungen der Section führt Hering an: Speckige Vergrösserung der Gekrosdrüsen hauptsächlich des Dickdarms.
Bei halbjährigen Lämmern findet man die kleineren {lerselben längs des Leer- und Hüftdarms mindestens hasdnussgross; die Im Gckrüso des Grinimdanus erreichen aber oftmals den Umfang eines Mannsdaumens.
Manchmal findet sich Eiter, Jauche oder blutige Flüssigkeit in denselben; zuweilen sind auch die Bronchialdrüsen der Art verändert. Die Schleimhaut des Dickdarms ist aufgelockert, grünlich-grau, braun, der Dünndarm normal oder streifig geröthet. Uebrigens ist das Elut sehr wässrig und disMusculatur sehr schlaff; oft findet sich jedoch noch reichlicher Talg bei Schafen.
Aetiologie. Besonders junge veredelte Schafe, aber auch Füllen, Rinder und Schweine werden davon heimgesucht, und zwar letztere auch schon im ersten, oder auch noch im 2. — 3. Lebensjahle. Die Schädlichkeiten wirken oft schon durch das Muttcrthier sowohl auf den Fötus, wie auf den Säugling. Insbesondere sind verdorbenes schlechtes Futter, schlechte, kalte, dunstige Stallungen, verdorbene Stallluft und Erkältungen zu beschuldigen.
Die Prognose ist meist zu günstig, denn die scheinbar Genesenen gehen doch öfters noch später zu Grunde. Von den Lämmern, die von der scro-phulösen Augenentzündung ergriffen werden, genesen, nach Seer, die Hälfte oder kaum zwei Drittel; insbesondere neigt sich aber bei denselben die Krank­heit zum Guten, wenn das Frühjahr den Austrieb gestattet.
Behandlung. Als diätetisches Mittel bei scrophulösen Kümmerlingen des Pferde-, Rinder- und Schwcinegcschlechts empfiehlt Gerlach ganz besonders
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Bauchscropticln — Bauchwasscr-Ergiiss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5T
die saure Milch, weniger die Molken, die zwar jene günstig rcsolvircndc, nicht aber die ernährende Wirkung besitzen. Bei entzündlicher Reizung des Darm-canals und entkräftendem Durch falle: warme Bedeckungen, Einreibungen des Bauches mit Campliergcist, Terpentinöl, selbst mit Cantharideusalbe, oder ein Fontanell bei älteren Füllen; schleimige und ölige Clystiere. Innerlich Althücn-decoct mit FJicdermuss, oder bei säuerlichen aschgrauen Darinontleerimgcn mit Magnesia oder Kreide; oder gerösteter Kaffee, bei stark fühlbarem Herzschlage ein massiger Zusatz von Oampher. Unter Umständen soll sich dagegen auch selbst bei ganz jungen Füllen der Aderlass und Salpeter, Salmiak, Calomel nothwendig macheu, die aber jedenfalls, so viel ich aus Erfahrung sprechen kann, durch den Spiessglanzweinstein unnöthig werden. Diesen empfiehlt auch Seer mit bitteren und aromatischen Mitteln bei der scrophulösen Augcncntzün-dung der Lämmer der Art, dass wo die Krankheit heimisch, sowol den tra­genden, wie den säugenden Müttern, als auch den Lämmern davon zeitweise gereicht werde. Im weitern Verlaufe reicht man auch andere Antimonialien, Schwefel, Digitalis, Liebstöckel, Wachholderbeeren etc. Oft aber bringen alle diese Mittel keinen wesentlichen Vortheil, und man muss bei werthvollcren Thieren die Specifica Jod, salzsauren Baryt und Kalk, thicrischc Kohle, Cicute, Arsenik bei dem Mitgebrauche tonisireuder Mittel versuchen. Bei den mit vor­handenen Knochenscropheln sind innerlich noch der Gebrauch des AsantV äusserlich Schwefellebersolution etc., ja das Glüheisen am Platze,
Nr. 57.
Die Bauchspeicheldrüsen-Entzündung, Pancreatitis s. iuflammatio
Pancreatis,
ist um so schwerer von don Affectionen benachbarter Gebilde und besonders des Magens zu unterscheiden, als ihre meisten Symptome sympathische, vom Magen ausgehende Zufälle sind, und als nicht selten neben der Bauchspeichel­drüse auch der Magen, Dann, die Leber etc. mitleiden.
Ist die Krankheit acut verlaufen und der Tod erfolgt, so wird mau aber das Pancreas angeschwollen, sehr blutreich, infiltrirt, zuweilen wie brüchig finden. Trat der Ictiialc Ausgang aber erst später ein, so findet sich die Drüse oft mit ihrer Umgebung verwachsen, ihre Hülle verdickt, ihr Volumen ver-grössert, das Parenchym durch plastischen Erguss verhärtet, fleischig oder speckig; auch wol eiterige Infiltration, kleine Abscesse.
Uebrigcus wird die Krankheit selten beobachtet.
Nr. 58.
Der Bauchwasser-Erguss, Coeliochysis.
Syn. Acute, ontzOndliche Bauchwassersucht, Hydrops ascites acu-tus s. inflammatori us.
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58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bauchwasscr-Erguss — Bauchwassersuclil.
Symptome. Es sind immer erst Erscheinungen von Hyperämie und Kci-zung des Hinterleibes, iiucli Colilszufttlle, grossere Wärme, Empfindlichkeit der Bauohwftnde etc. vorhanden, sowie Fieberbewegangen, die häufig den crethi-scheu, häufig den syuochalen Charakter haben, wie trockne Zunge, grosser Durst, zurückgehaltene Excretionon. Damit bemerkt man schneller oder lang­samer fortschreitende Auftreibung des Bauches und damit Fluctuation, sowie Oedeme an den Extremitäten. Ist der Erguss sehr rasch und reichlich erfolgt, so treten wol auch allgemeiner Collapsus, kalte Extremitäten und kleiner aus­setzender Puls und torpides Fieber ein.
Gewöhnlich verläuft die Krankheit weniger rasch, als die Brusthydrochyse. Manchmal geht sie auch in Genesung unter critischen Bewegungen über; oder der Process erlischt, aber das Product bleibt zurück.
SecÜonshefund. Die Bauchhöhle enthält mehr oder minder beträchtliche Mengen Wassers, das reich an Eiweiss, oft getrübt, blutgefärbt, oder mit Fi-brinfilamenten gemischt ist. Die Bauchhaut ist ol't injicirt, da und dort viel­leicht verdickt, die drüsigen Abdominaleingeweide, namentlich die Leber nicht selten sehr blutreich.
Die Behandimg ist im Wesentlichen dieselbe wie bei Ilautwassor-erguss. Dabei ist aber hier noch weiter zu berücksichtigen, dass man
1)nbsp; dem lähmenden, hin und wieder zerstörenden Einflüsse des Ergusses auf die in ihm befindlichen Organe entgegenwirke, wozu besonders Keizmittel auf die Haut, somit Sinapismen, blasenziehende Einreibungen oder Fontanelle nothwendig sind.
2)nbsp; Das Fieber und die sonstigen, dem Gesammtorganismus angehorigen Erscheinungen sind passend zu behandeln, resp. das synochale und torpide Fieber ins erethische überzuführen.
3)nbsp; Dem raschen allgemeinen Collapsus ist durch flüchtige Mittel zu steuern, und die Ernährung und Blutmischung aufrecht zu erhalten.
4)nbsp; Die Rcconvalesccnz verlangt strenge Ueberwachung der Lebensweise, und Schwäche die vorsichtige gradweise Anwendung der Reize und eigentliche Stärkungsmittel.
Nr. 59. Die Bauchwassersucht, ascites s. Hydrops abdominalis,
besteht in einer beim Beginnen unmerklichen, aber mehr oder minder wach­senden Ansammlung hellen, blassgelben Wassers in der Bauchhöhle, wodurch der Bauch ausgedehnt, Druck auf die Eingeweide und dadurch, sowie durch die Production dieses patbischen Productes selbst, nachgenannte
Symptome erzeugt werden: Man sieht verminderte, schlechte Fresslust, unordentliches Wiederkäuen, blassen Koth, malten Blick, verminderte Wärme
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Baucliwasscrsiichl.
59
in den Extremitäten, und weiterhin fühlt nuui Fluctuation, wenn man die flache Hand auf die eine Seite des Bauches anlegt und gegen die andere schlügt oder massig anschlagen lässt, und plätsclicnidos Oeräusch beim Anlegen dos Ohres (Magazin XV, 178.), In donisclhcn Masse, als die Anschwellung wuchst, be­schränken sieh andere Secretionen, und Athmungsbesohwerdon treten durch Pressung der Respirationsorgaiie mehr und mehr hervor. Eberhard macht auch auf eine dem Erbrechen ähnliche Bewegung aufmerksam, indem sich die Sohlundpartie des Halses so zusammenzieht, dass man Eaitcn daselbst in der Haut bemerkt; äabei wird der ganze Hals verkürzt, und das Maul dann vor­geschnellt, wobei mau einen eigondiümlichcn kokenden Ton hört. Mitunter führen diese Symptome zum Geifern, ja zu wirklichem Auswurfe von Futter-Stoffen. , Treten diese Zufalle im Liegen ein, so bewegt sich der ganze Körper ruckweise nach vorn und zurück. Der Herzschlag ist in der Begel stark fühl­bar, Abmagerung, struppiges Haar, grosse Schwäche, erschwertes oder un­mögliches Aufstehen, aber auch erschwertes Liegen, sowie Blässe der sichtbaren Schleimhäute, und wässrige Infiltration der Conjunctiva, wässrige Anschwellungen der Haut, Zurückziehen der Augäpfel in ihre Höhlen; der Puls ist klein, schwach, langsam, bis sich torpides Fieber erhebt, womit sich coilabirender Durcbfali verbindet.
Aetiologie. Wiederkäuer, dann Hunde werden besonders davon ergriffen, und zwar solche mit 'Wässrigkeit des Blutes, in schlechten, nassen Jahrgängen, bei schlechtem Futter, kalten Ställen etc., wie auch Degenerationen der Le­ber, der Milz, des Pancreas, des Magens, der Nieren, der Lymphdrüsen solche herbeiführen; zuweilen entsteht sie auch durch Metastase chronischer Aus­schläge und durch Fettsucht.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist gewöhnlich langsam, wenn nicht das ursächliche organische Uebel diese Richtung abändert. Feuchtes kal­tes Wetter bringt gewöhnlich Verschlimmerung, trockne, reine, milde Luft Besserung der Zufälle.
Genesung erfolgt stets unter Bethätigung der Excretionen, vorzüglich unter reichlicher Harnabsonderung; doch sind Recidiven nicht selten.
Es kann das Uebel auch, wo es durch Metastase entstand, durch die Wiederkehr des primären Leidens enden, häufiger aber wird aus Ascites all­gemeine Wassersucht, und der Tod erfolgt durch Erschöpfung oder Er­stickung.
Die Prognose wird demnach im Allgemeinen nur ungünstig seyn.
Belumdlung. Die Causalanzeige wird durch positive Mittel vorzüglich in jenen Fällen erfüllt, welche durch Metastase entstanden sind: Bei zurückgetrie­benen Hautausschlägen insbesondere gebraucht mau einen gleichartigen An-steckungsstofi', oder scharfe Einreihungen. In anderen Fällen ist die Blut-
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Bauchwassersucht — Beckenbrüche.
mischung zu verbessern, wonach zuweilen die 'Wasseransammlung selbst schwin­det. Die Antreibung der Secretioncn dient aber insbesondere letzterem Zwecke' So wandte ich bei einem Jagdhunde mit höchst ausgebildeter Bauchwasser­sucht mit günstigstem Erfolge Sulph. aur. Ant. Gr. xv, Cremor. Tartar., Bacc. Juniper, ana 5JJJi Rad, Alth. 5jraquo; Mell. crud. s. q. ut f. mass. pill. Form. pill, nr. xjj S. tiiglich 2 Stück zu geben; später Decoct. Ead. Calam. arom. (5jj) fervid, add. Ead. Angel. 5j- 1quot; Colatur. Jjv solv. Gumm. Mimos. 5j Tartar, dopur. 5jj Olei Petr. 9j Succ. Junip. insp. Jjj tiiglich 2 Löffel voll — an.
Bei organischen Veränderungen ist in der Kegel Kunsthilfe fruchtlos für eine radicale Heilung; nur palliativ wirkt der Bauchstich, wenn damit nicht der Neubildung begegnet wird. Uebler noch wird der Erfolg der Behandlung bei Sackwassersuchten seyn.
Nr. 60. Bauchwunden
heissen sowol die oberflächlichen Verletzungen des Hinterleibes, als auch die­jenigen, welche das Bauchfell nächst den äusseren Theilen mitbetroffen: also die quot;eindringenden Bauchwunden.
Symptome. Sind sie eng, so ist zur Berichtigung der Diagnose gewöhn­lich das Sondiren, wol gar mit den Fingern, nothwendig. Vorliegende Einge­weide oder Ausflüsse von denselben setzen die Existenz der letzteren ausser Zweifel. Findet die Luft freien Eingang in die Bauchhöhle, so wird sie wie­der mit einem pfeifenden Geräusche ausgestossen, äussert aber auf die innen liegenden Theilc die reizendsten Wirkungen.
Behandlung. Allgewöhnlich macht sich die Anwendung der Bauchnaht, und oft aucli einer Leibbinde, bei Quetschwunden aber ganz besonders des­halb nothwendig, da hier die Bauchmuskeln oft in weit grösserer Ausdehnung getrennt sind, als die Hautwunde es andeutet.
Oft ist auch die Unterbindung grösserer Gcfüsse, die Zurückführung vor­gefallener Darmparticcn etc. und gewöhnlich der entzündungswidrige Apparat nothwendig, wie ihn jedenfalls auch die Kcizungcn innerer Organe dringend fordern. Kühlende Glystiere sind dabei nicht ausser Acht zu lassen.
Nr. 61. Die Beckenbrüche werden nach dem Sitze, der Complication etc. verschiedenartige
Symptome zeigen: Am deutlichsten giebt sich der Bruch des äus-sern Darmbeinwinkels durch die veränderte Gestaltung und anfangs durch die Beweglichkeit des abgewichenen Theilcs kund.
Die tiefer liegenden B cckcnpartiecn sind auf Bruch wegen der aufliegenden Muskelpartieen weit schwieriger zu untersuchen. Doch werden die
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Beckenbrüche — Beinhaut-Eiitzündimg:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,1
Brüche gegen die Pfanne bin gewöhnlich (doch nicht Immer, cf. Report. XV111, 184) die grössten Störungen bewirken. Kennzeichen von der Art Brüchen sind 1) eine vermehrte Beweglichkeit in dem betheiligten Schenkel, sowie der Aus­druck des Schmerzes; 2) das Unvermögen, sich damit gegen die Untersuchung zu sträuben; 3) das ziemlich regelmiissige Aufheben des Schenkels, indess ihn das Thicr ohne Kraft wieder sinken liisst; 4) die Stellung des Fusses geschieht gewöhnlich nach vorn und auswärts; 5) Patient stützt sich nicht, auf den kran­ken Schenkel, und wird er dazu genöthigt, so hört man gewöhnlich ein knar­rendes Geräusch, was auch durch die gefiisseutiiehe Untersuchung überhaupt hervorgerufen werden kann, ö) Bei Brüchen der Schambeine machen sicli ge­wöhnlich eine odematöse Geschwulst des Euters oder Schlauches und des Ho­densackes, nicht selten auch Harnbeschwerdcn bemerkbar; 7) bei bitzbeinbrü-chen finden sich auch schleppende oder wie mähende Bewegungen in den Hinter-füssen und schwieriges, der Unterstützung des Menschen bedürftiges Aufstehen. 8) Manche Beckenbrüche sind durch die untersuchende Hand im Mastdarme, andere 9) durch vortretende Splitter etc. zu erkennen. 10) Geschwulst, aber wird bei Brüchen äusserer Partieen gewöhnlich mehr hervortreten.
Ursachen sind immer heftige Gewaltthätigkeiten; namentlich das Fallen auf Steinpflaster oder gefrorenen Boden,
Prognose. Brüche des aussein Darmbeinwinkcls und des hintern Endes des Sitzbeins sind die gefahrlosesten. Bei den anderen ist gewöhnlich eine nor­male Vereinigung durch Callusbildung nicht vorhanden, weil die Bruchenden sich immer von einander entfernen. Zuweilen verletzen auch Knochensplitter innere Beckehtheile und führen so den Tod herbei.
Behandlung. 1) Entfernung vorliegender Knochensplitter; 2) mehr-wöchentliche vollkommene Ruhe, bei grossen Thieren der Gebrauch des Hänge-gurtes. 3) Dabei die Berücksichtigung der Entzündung, der verhinderten Koth-entleerung etc.
Mehre bezügliche Fälle werden im Repertorium XI, 297 et sqq. und im Magazin XVIII, 495 mitgclheilt.
Nr. 62. Beckenflstel wird sowol eine Art der Afterfistel, wie die Fistel genannt, welche sich zu­weilen in Folge des „Einschussesquot; bildet.
Beckenknochen-Verrenkung vide Kreuzbein-Verrenkung.
Begattungsseuehe vide Bösartige und gutartige Begattungs-seuche.
Begattungsunvermögen vide Mangelnder Geschlechtstrieb.
Beinhaut-Entzündung vide KnocheneuUüudung.
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(52nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;licscliiilluiinklieil — Blä9cll6iuni880hlag der Gciiilalicn.
Beschäl krankheil = Begattungsseuohe.
B e u g e s o h n e n - Z e r r e i s s u n g vide 8 e h n c n z e r r e i s s u n g.
Bindehaat-Eatzündung vide Au gen cntzünd ung.
Nr. G3.
Bläsehon- odor Phlyetänenaussohlag der Genitalien.
Diese Ausdrucke bevorzugt Hering vor der noch üblichen Bezciclimmg „giitarlige Begatlungsseu ehe,quot; da mehre Thierärzte dieKi'ankheit sowol bei Hengsten, die uoch nichl beschält, als auch bei noch ganz jungfräulichen Slulen beobachlel haben.
Symptome. Nachdem vicllciclit fieberhafte Zufälle, als Sträuben der Haare, Mattigkeit, Abnahme des Appetits, vermehrter Puls etc. vorausgegan­gen, diese auch in der ersten Zeit des Auftretens des Exanthema noch vor­handen sind, findet sich gekrümmter Kücken, gehobener Schwanz, häufiges Uriniren, eine leichte ödematöse Anschwellung der Scham und gelbstreifigc oder fleckige llöthc ihrer Schleimhaut, die einen klebrigen Schleim in vermehrtem Masse absondert, wodurch Schwanz und Hinterschenkel besudelt werden. In der Scheidenschleimhaut finden sich kleine Bläschen, die zuweilen wieder ver­schwinden, oder und gewöhnlicher, welche bald bersten, wonach Erosionen oder seichte, mit Schürfen bedeckte erbseugrossc Geschwüre sich zeigen, die aber gewöhnlich bald abheilen.
Auch bei männlichen Thiercn werden schmerzhafte Anschwellung der Vor­haut, oder mir intensive Röthe und Geschwulst des Penis, gewöhnlicher aber doch jene Bläschen und Erosionen, und nachdem die gebildeten Schorfe sich abgestossen haben.: weisslich gefärbte, erbsen- und darüber grosse Stellen, die längere Zeit noch das vorhanden gewesene Leiden andeuten, wahrgenommen.
Abbildungen und Kranklieitsgeschickten in Magazin X1I1, 375.
Damit ist öfters zugleich ein Knötchcnausschlag in der Haut verbunden.
Aetiologie, Sie soll bei castrirten Thieren nie beobachtet worden seyn, wol aber bei Hengsten, Stuten, Bullen, Kühen und Schweinen (Mag.-Suppl. XX, 39) zur Zeit der Brunst, oder kürzere oder längere Zeit nach der Be­gattung.
Die Prognose ist wol nur günstig zu stellen, da sie die Vitalität nicht beeinträchtigt, und spätestens mit 3 — 4 Wochen gänzlich abläuft, wofern der Begattungaact suspendirt wird.
Therapie. Nach Prof. Pillwax erfolgt die Heilung bei Pferden stets ohne alle Kunslhilfc, höchstens brauche man Brunnenwasser zur Reinigung. Andere empfehlen örtlich anfangs schleimige, später mild zusammenziehende Waschun­gen und Injectionen; innerlich nach Umständen Schwefel, Salmiak, Glaubersalz mit einem Theo von Lindenblüthen, Haidekraut etc.
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Bläschenaussclil.ig due Gcnilalicn.
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Polizeimassregeln, Das Begattungsgeschäft ist zu suspondiren, und das Schlachten solcher Thicrc zum Verspeisen nicht zulässig.
Dieser Kranklieitsfonn reihet sich sclicinbar der intoressanto Bericht des Thierarztes Glocke von einem Wallachen in.laquo; 17. Bd. des Magazins an. Wir dQrfon aber den geschil­derten Zustand nicht als Entzttndung, sondern als ery si pelat öses üedem ansehen:
„Am etc. warde mir gegen Mittag das Pferd Erwin, Wallach, G Jahre all, mil dem Bemerken gemeldet, dass dasselbe plötzlich einen sehr dicken Penis bekommen habe. Drin­gende Geschäfte auf einem Dorfe, wo ein Theil der mir zur Behandlung anvertrauten Pferde stand, verzögerten die Besichtigung des Patienten bis gegen G Uhr Abends. Ins Freie herausgenommen, zeigte das Thler naclistehendo
Symptome. Der bis zu einem Durchmesser von 5 — 6 Zoll angeschwollene Penis hing gegen einen Fuss lang schlaff aus dem Schlauche hervor. Die Geschwulst characte-risirtc sich als ein weiches Oedem von dunkelrolblicher, ins Bläuliche spielender Farbe, glänzender Oberfläche und wenig über die normale Temperatur urliöhlen Wärme. Bei der Beriilirung, selbst beim starkem Drücken der Geschwulst äusseite das Tliiei' keinen Schmerz. An dem vorderen, weniger geschwollenen Ende des Penis, ungefähr 21/i Zoll lang und an der Eichel hatten sich Bläschen von verschiedener Grosse bis zu der eines Sechsers gebildet, welche eine hellgelbe lymphatische Flüssigkeit entleerten, '/eichen einer stattgehabten äusseren Verletzung waren nichl zu bemerken. Das Allgemeinbefinden des Thiers war nicht getrübt, dasselbe gab durch Springen und Wiehern seine Munterkeit zu erkennen, der Puls, die Färbung der sichtbaren Mucosen, das Athmeu waren normal, und seiu Mittagsfutter hatte das Thier mit dein gewöhnlichen Appetit verzehrt.
lieber die Entstehungsart dieses Zustandes war ich sehr In Zweifel. Hätte ich es mil einem Hengste zu thun gehabt, und wäre das neben dem genannten Pferde stehende eine Stute gewesen, so würde icli meine Zuflucht zu der gutartigen IJeschälkrankiieil ge­nommen haben. Der die Pflege desselben besorgende Trainsoldat tlieilte mir mit, dass er das Pferd schon einige Jahre kenne, und dass der frühere Besitzer desselben das Thier erst im fünften Jahre habe castriren lassen, wofür auch das hengstartige Aussehen des Thieres sprach. Ferner habe ich noch zu bemerken, dass am Tage vor dem Entstehen dieses Uebcls ein Unteroftizier mit dem Pferde vom Ausreiten zu meiner Wohnung kam, um mir eine Meldung zu machen, als das so muntere Thier plötzlich zu zittern anfängt, mit dem Reiter umfällt, unter heftigen Convulsipncn und starkem Schweissausbrucbe einige Minuten liegen bleibt, wieder aufspringt, noch etwas taumelt, doch sich nach kurzer Zeil wieder erholt, so dass bei meiner Besichtigung des Thiers nach kurzer Zeit im Stalle aus­sei- den Spuren des stattgehabten Schweissausbruchcs nichts Krankhaftes zu bemer­ken war.
Ich gab dem wohlgenährten Thiere, um eine Ableitung durch den Verdauungstract zu bewirken, eine a\is Glaubersalz, Aloé und Bockshornsamen bereitete Latwerge, und verordnete noch tüchtiges Froltiren.
Da ich örtlich durch eine wahrscheinlich noch stärker werdende Geschwulst eine Einschnürung und somit üblere Zufälle befürchtete, so machte loh an der obern und au den Sciloutheileu der Geschwulsl Scarificalionen, aus denen sich eine blutig-seröse Flüs­sigkeit entleerte. So liess ich den Patienten die Naclil hindurch stehen.
Der Nutzen der Scarificationen zeigte sich am andern Morgen, denn die Geschwulst hatte sich schon bedeutend gemindert, dagegen war eine stärkere Aussclmitzuug am vor-
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I
61nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Blascliciiaussclilag der Genilalicn — Bläsclicnflcchte.
dein Ihelle des Penis eingetreten Die ausgescliwitïte Lymphe war stellenweise zu bern-stetnai'tlgon Grasten vertrocknet.
Dem l'liiere wurde nun ein Suspensorium ganz einfach aus einem Quadratt'uss gros­sen Stück Leinwand gemacht, und der Penis zur leichtern Anwendung der Arznei mit ein­facher feiner Leinwand umhüllt, welche mit einem schwachen Infusum von Quendel mit Zusatz von Zincum sulpliuricum lauwarm täglich befeuchtet wurde. Die fast weich gewor­dene Geschwulst halle sich am andern Tage bedeutend gemindert, der Penis konnte bis zur Hälfte zurückgezogen werden, üebler gestaltete sich das Aussehen am vordem Thcile des Penis und an der Eichel. Die zu Anfange vorbandeiien Bläschen waren zum Thcil zu­sammen geflossen und stellten eine über den ganzen leidenden Theil sich erstreckende Ab-sonderungsflächc von unangenehm schmutzigem Aussehen dar. An einzelnen Stellen hatte das wahrscheinlich etwas scharfe Secret tiefere Excoriatioiien veranlasst.
Da die aromatischen Fomentationen hauptsächlich zur Verminderung der bestehen­den Geschwulst applicirt waren, der Zweck derselben somit beinahe erreicht war, dieselben aber jetzt bei der fortbestehenden starken, eine ulcerirendc Beschaffenheit annehmenden Absonderung conlraindicirt schienen, so wurde die Fortsetzung derselben eingestellt und anstatt dessen ein von Jessen bei Paraphimose cmpfolilenes feines Pulver aus Kreide, Holzkohle, Campher ana täglich dreimal an den kranken Penis gestreut. Bei meinem Be­suche am nächsten Tage hatte sich durch die Verbindung des Secrets mit dem Pulver eine schwarze Crusle gebildet, welche mit lauwarmem Seifenwasser entfernt wurde. Die starke Absonderung schien etwas vermindert, die ulcerirenden Stellen hatten ein besseres, rotbes Aussehen, die Bänder derselben waren mehr eben. Der fortgesetzten Anwendung des Pul­vers stand nichts entgegen. Jeden Morgen wurde der Penis durch ein lauwarmes Seifen­bad von dein anklebenden Pulver gereinigt.
Nach einigen Tagen hatte die Absonderung fast ganz nachgelassen, in den ulcerir-ten Stellen war eine normale Bildungsthätigkeit nicht zu verkennen, der Penis war bis zu dem kranken Thcile am vorderen Ende zurückgezogen. Die Anwendung des Pulvers wurde jetzt ausgesetzt, und die einzelnen, am meisten afiicirten Stellen mit einer Solution von Silbersalpctcr Gr. xv und destillirtem Wasser Jj täglich 2 Mal bepinselt. Die sich hiernach bildenden dünnen braunen Schorfe wurden einige Blale durch ein Seifenbad entfernt. In etwa 3 Wochen waren die Geschwüre mit Zurücklassung von weissen Flecken geheilt. Län­gere Zeit jedoch hing der Penis noch etwas aus dem Schlauche hervor, was sich jedoch ohne Kunsthilfe verlor.quot;
Diesem reiht sich wieder die Erfahrung an, dass zuweilen, nachdem bei Kühen Ge­burtshilfe geleistet worden ist, der Operateur von Erjtheni, oder von rheumatischen Schmerzen und Furunkelgeschwüren befallen wird (of. u. a. Magazin XVI, 80). Ob ein latent bleibender krankhafter Zustand der Gebärmutlerschleimhaut oder des ïhierkorpers über­haupt die Ursache dafür abgeben kann?
Nr. 6i.
Die Bläschenflechte, Eczema pustulosum.
Zahlreiche zugespitzte, bei Ilundcu bis erbsengrosse Blasclicu, die ein helles oder lymphatisches Fluidum enthalten, bewirken in den betreffenden Hautstellcn eine grosse Empfindlichkeit. Nach einigen Tagen, nachdem an jenen Stellen schon die Haare ausgefallen sind, platzen spätestens dieselben
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Bläschenflechte — Blasenfiebcr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65
und vertrocknen in dicke lamellöse Grinde, die dunkel gefärbt sind, und wenn sie abfallen, die Haut noch lange Zeit empfindlich lassen. Nachschübe bald an anderen Stellen der Haut, bald neben oder an der afficirten Stelle sind häufig und verzögern weithin den Verlauf des Ucbels. Ilcrtwig beschuldigt starke Erhitzung durch vieles Laufen, oder dass Hunde, nachdem sie viel in der Sonne gelegen, an einen kühlen Ort gebracht, oder ins kalte Wasser ge­schickt werden.
Behandlung, Ein salziges Abführmittel, magere Diät und Bestreichen der Schorfe mit siuer Fettigkeit.
Blasenberstung, Blasenbruoh = Harnbiasen-Berstung etc.
Nr. 65. Das Blaaonüobor. Syn. Acute Maul- und Klauenseuche, Bullae epiz oo ticae.
Symptome, Diese Krankheit tritt gewühnlich unter massig fieberhaften Erscheinungen, bei geschehener Ansteckung: 2 — 3 Tage darnach, auf: Die Entleerungen des Kothes zögern, derselbe ist trocken; bei Wiederkäuern fin­det massige Flatulcnz statt; die Ergriffenen sind matt, traurig, der Gang ist steif, blöde; die Haut ist anfangs trocken, bei Ziegen ist auch gewöhnlich der Kopf geschwollen; die Körperwärme ist erhöht, die Augen sind geröthet, die Mundhöhle mit Schleim und Speichel angefüllt, welcher auch aus dem heissen, übelriechenden Maule gesabbert wird.
Langen sie noch nach Rauchfutter, so behalten sie es wegen der Schmerzen, die das Käuen verursacht, längere Zeit ohne lebhafte Kieferbewe-gungeu im Maule; das Wiederkäuen ist zögernd oder unterbrochen, die Milch wässrig und gering.
Am andern Morgen oder später macht sich ein Ausschlag von weiss-lichen, erbsen - bis nussgrossen Blasen mit seröser Flüssigkeit entweder nur im Maule, oder an den wärmeren, schmerzhaften und geschwollenen Klauenspalteu und an der Krone bemerkbar, oder an beiden und wol auch noch an anderen Hautstcllen, wie am Flözmaulc, im Umfange der Nasen­öffnungen, selbst bis zur Nasenscheidewand hinein, sowie am Euter etc.
Nach 10—12 Stunden öffnen sich die Blasen iu der Regel von selbst, oder sie werden bei der Fultcraufnahme resp. an den Füsscn durch die Be­wegung etc. aufgerieben, woniach sich wunde braunrolhc, geschwollene, schmerz­hafte, nässende Flächen, und da, wo die Oberhaut nicht abgestossen wird, breiige Auflösung und faulige Zersetzung derselben zeigen.
In dieser Zeit verrathen die Thierc oft ein lebhaftes Verlangen nach kaltem Wasser, worin sie sich gern das Maul ausspülen. Die Futtcraufnahme ist mehr gestört. Das Melken beim Mitleiden des Euters ist sehr behindert.
Falke, Krankli. d. Hauath.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; n
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66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Blasenfieber.
An diesem, wie an den ergriflenen unbehaarten Theilen des Maules und der Nase bilden sich Schorfe, die bis zur Vernarbung bleiben.
An den Klauen hat sich das Horn am Saume und an den Ballen ge­trennt und durch die dadurch entblösstcn 'Weichtheile tritt starkes Lahmgehen, oder beim Leiden aller Füsse die Unmöglichkeit sich zu bewegen ein.
Aeüologie. Bald tritt die Krankheit als weithin sich verbreitende Seuche, bald nur in beschriinkteren Gegenden, selbst nur in einzelnen Ställen auf.
In erst.erem Falle offenbaren sich, ausser der Ansteckung, so ganz die ätiologischen Momente, welche den Erysipclaceen cigenthümlich sind.
Tritt sie aber als Contagion auf d. h. wird sie nur durch Ansteckung eingebracht und verbreitet, so zeigt sie in der Regel nur eine allmähliche Aus­breitung, und zunächst da, wo der meiste Viehhandelsverkehr besteht. Beson­ders finden wir aber, dass sie durch das Eintreiben der s. g. polnischen Schweine zu uns gebracht, und dass sie von diesen auf andere Schweine und andere Thiergatlungen übertragen, und von diesen durch unmittelbare Berüh­rung, sowie durch das Anhauchen und Begeifern von Nahrungsmitteln, oder mittelst der Wege und Weiden etc. weiter fortgepflanzt wird.
Man hat sie desshalb zwar bei Schweinen und unseren domesticirten Wie­derkäuern am häufigsten, zuweilen aber auch bei genannter Luftconstitu-tion, selbst bei Beben, Hirschen, Gemsen beobachtet; ferner bei Pferden, jedoch bei diesen im Ganzen mit geringerer In- und Extensität; sogar endlich beim zahmen Geflügel.
Kälber werden durch die Milch d. A. kranker Kühe sehr angegriffen, und Schweine erkrankten mehrmals nach dem Genüsse derselben heftig darnach, ja sie starben schnell dadurch.
Ferner hat man bei Menschen sehr häufig Ansteckung, besonders in Folge des Genusses der ungesottenen Wilcli von derartig kranken Tlüeren bemerkt (u. a. cf. Caspers Wochenschrift 1840. Nr. 26 und 27). Diese hat nach Sagars und Hert-wigs Beobachtungen ganz den Verlauf anderer acuter Exanlheme: Sie beginnt mit be­merkbaren Fieberbewegungen, einem Gefühl von Ziehen in den Glieder!, Kopfweh, trockenem und heissem Wunde, Schlingbeschwerden und oft einem juckendon Gefühle in Händen und Füssen. Nachdem jene Erscheinungen 4 — 7 Tage angedauert haben, macht sich ein aphthöser Ausschlag an der Innern Fläche der Wangen, an den Seitenrändern der Zunge und an den Lippen unler^brennendcn Schmerzen im .Mumie und vermehrtem Durste, bisweilen selbst Bläschenbildung an den Händen bemerkbar. Beim Eintritte der örtlichen Eruptionen horen die fiebcrhaflen Erscheinungen auf. Die Bläschen füllen sicli mit weisslich trüber Lymphe, worauf sich eine dünne bräunliche Schorfbildnng zeigt, die gegen den 10. Tag hin sich ablöst. — Findet örtliche Besudelung nrt der Lymphe and dem Geifer der Thiere statt, so entsteht oft eine enorme phlegmonöse oder torpidc Anschwellung des Theils, ja eine beträchtliche Eitcrerzeugung bei dem Yorhandcnscyn sy-nochalen Fiebers; bei putrid er Infection selbst Brand (Centralztg. IV, 171; Mag XVIII, 491).
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Blasenfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 67
Verlauf, Dauer gt; Ausgänge hei den ergriffenen Thieren. Gewöhnlich ist der Krankheitsverlauf gutartig, mit 8 Tagen beendigt, besonders wenn die Behandlung nicht sachwidrig und die quot;Witterung warm und trocken ist. Sind die Thiere während der Krankheit scheinbar auch sehr angegriffen und ver­fallen, so erholen sie sich in der Hegel doch bald wieder.
Zuweilen tritt sie mit stärkeren entzündlichen Erscheinungen auf: selbst die Zunge oder Oberhaupt die Schlingwerkzeuge sind von einer phlegmonösen Entzündung ergriffen, die, wenn auch sehr selten zur Erstickung oder zum Verhungern und Verdursten, doch zu beträchtlicher Abmagerung und zum Ver­siechen der Milch führen. — In den Klauen ist oft Eiterbildung vorhanden, wodurch Ausschuhen, Verbreitung der Entzündung bis zum Ellenbogen, ja bis zur Schulter hinauf, Eiterung der Sehnenscheiden, Zerstörung der Gelcnkenden und damit übeiartige, allgemeine Erscheinungen ins Leben treten.
Wallraff in Chur theilt im Repertorium XVII, 194 noch Folgendes mit: Sehr vieles Eindvich ohne Ausnahme des Alters und Geschlechts wurde, nach­dem es die Maul - und Klauenseuche überstanden hatte, von Rothlaufgeschwül­sten von verschiedenem Grade und Ausdehnung befallen, hauptsächlich waren die Gliedmassen dazu ausersehen, dann das Mittelfleisch und das Euter, das Kreuz und die Lenden.
Die Geschwülste waren anfangs warm und schmerzhaft, die an den Füs-sen entstandenen verursachten Lahmgehen; an den Unterfüssen, wo die Haut über Knochen und Sehnen gespannt ist, waren die Geschwülste gleichmässig vertheilt, auf Muskeln bildeten sie Absätze, begrenzten sich genau und gaben beim Darüberdrückeu ein knisterndes Geräusch, Fingereindrückc blieben nicht zurück. Jetzt noch war das Allgemeinbefinden nicht gestört: alle Functioncn gingen regelmässig vor sich.
Manchmal erscheint die Krankheit mit den Zufällen des Faulfiebers, wo­mit sich gern eiterige Lungenentzündung vergesellschaftet.
Bei dieser, wie bei jener heftigem Varietät aber können die Thiere, welche in der ersten Hälfte tragend sind, verwerfen, und bei den am Ende der Tragezeit befindlichen Kranken wird gewöhnlich nach der Gehurt die Nach­geburt lange zurückbleiben. Vielleicht aber rühren mehrentheils diese bösarti­geren Erscheinungen von einer unzweckmässigen Behandlung und Pflege her, z. B. in Folge der örtlichen Anwendung von Blei- und Kupferpräparaten und des Badens in kaltem Wasser.
Bei Schafen soll durch die acute Form die chronische bösartige Klauen­seuche erwachsen seyn. Von Erdt wird aber auch behauptet, dass durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer Schafheerdc, die schon lange an der chronischen Form gelitten halte, diese letztere zugleich mit dem Ab­laufen der acuten Form verschwunden sey.
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6Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Blascnficber.
Diagnose, l) Die Schwämmcheu;
2)nbsp; die Rinderpest;
3)nbsp; der Pferderotz;
i) den Euteraussehiag hat man öfters mii den Kuhpocken verwechselt.
Im Allgemeinen ist
die Prognose bei übrigeus gesunden Tliieren günstig. Sehr häufig ist die Krankheit eine so leicht vorübergehende, dass ein eigentliches ärztliches Ein­greifen nicht nöthlg ist; im Gegentheil aber kann durch eine verkehrte Be­handlung viel Schaden gestiftet und die Krankheit sehr in die Länge gezogen werden.
Behandlung. Bei lebhafteren Zufällen eines entzündlichen Fiebers wird man innerlich in massigen Gaben den Salpeter und das Glaubersalz mit einem schleimigen Mittel, mit Mchllrank oder mit Lindenblüthentheo, bei torpiderem Charakter Salmiak, Glaubersalz, Schwefel mit Heidekraut- oder Wermuththee oder mit Wacblioldcrbeeren, örtlich das Reinigen des Maules mit gesäuertem Mehlwasser, und wenn die Blasen sich geöiïnet haben, und namentlich wenn ein fauliger Geruch aus dem Maule kommt, mit einem Salbeiinfusum mit Zu­satz von Essig, oder von wenig Schwefel- oder Salzsäure mit Honig, dabei Clystiere, um den Leib offen zu erhalten, anwenden müssen.
Auf die entzündlieh mehr ergriffenen Klauen sind massige Anfeuchtungen von Flusswasser, ausserdem Abkochungen zertheilender Kräuter mit Essig, und um späterhin mehr auszutrocknen: Alaunauflösungcn oder Kalkwasscr, alle diese aber nur bei dem massigen Gebrauche der empfohlenen inneren Mittel, an­wendbar.
Bei Lostrennungen einzelner Partleen des Hornschuhes sind dieselben wegzunehmen. Den in den Klauenschuhen, in den Flcchsenscheiden oder in den Gelenken angehäuften Eiter entleert man aber baldmöglichst. Die go-schwürigen Stellen in den Klauen, in denen sich bei grosser Hitze Maden er­zeugen, verbindet man mit Terpentin- oder Hirschhornöl.
Den Ausschlag am Euler behandelt man durch schleimige lauwarme Bähungen z. B. von Hafergrütze, Bestreichen der Scliorfchen mit ungesalzener Butler, Betupfen eiternder Stellen mit einem Linimente von Leinöl und Kalk­wasser.
Bei den auftauchenden llothlaufgeschwülsten wandle Wallraff Branntwein und Essig ana (?!), oder Salmiakgeist und quot;Weingeist ana täglich einige Male als Waschung an, zuletzt liess er bisweilen noeh Ungt. Gantharid. einreiben, wonach die Zertheilung nur allmählig erfolgte. Mehreutlieils füllteu sich diese Geschwülste mit einer furchtbar stinkenden Jauche, die die nächst gelegenen Muskeln und das Zellgewebe, sowie im Euter die Milchdrüsen zerstörten.
Wo noch keine derartige Zerstörung eingetretcu und nur noch wenig Jauche in den Geschwülsten enthalten war, reichte man mit tiefen Scarificatio-
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Blaseiificbcr — Blatlerrose.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 69
nen und obigen Waschmigon aus. (Warum nicht anfangs gleich Bedecliungen der ganzen Geschwülste mit Hanfwerg und Campher, oder Kräufcrkissen, das Einziehen eines Eiterbandes etc.'.'') Andernlhcils war es dringend geboten, die Abscesse genügend zu ofl'ucn, Jauche. Eiter, aufgelöste Muskel- und Schnen-stüclic gründlich zu entfernen; in den ersten Tagen wurden Einspritzungen von Chlorkalkwasscr, nachher von aromatischen und adstringirenden Infusen und Decoctcn und von Oleum Terbintli. und Spirit, camphor, ana gemacht. Doch ging die Heilung langsam vor sich.
Diätetisch entsprechend verfährt man, dass man den Thiercn eine gute, reichliche Streu, reine Luft, flüssiges und leicht verdauliches Futter, wie gekochte Kartoffeln und Eübci:, eingeweichtes Brod, Meld-, Kleien- oder Schrottriinkc öfters, aber in kleinen Quantitäten giebt, sie frottirt und warm halt, und sie nur bei ganz günstiger Witterung auf einen freien Platz mit #9632;wei­chem Boden in der Nähe des Stalles bringt.
Poüzcimasiregdn. 1) Bei herrschender Krankheit dürfen verdächtige, inficirtc und schon kranke Thierc nicht in gesunde Orte und Gegenden getrie­ben werden.
2)nbsp; Durch die Impfung soll die Krankheit ungleich gelinder noch ver­laufen ; sie ist daher wenigstens cmpfehlenswerth, um das Vieh eines Stalles ntc-schneller durchscuclien zu lassen.
3)nbsp; Ist sie aber ausgebrochen, so müssen genügende Treib we go und Triften für Gesunde und Kranke ausgewählt werden.
4)nbsp; nbsp;Milch, Butter und Fleisch von den fieberhaft Kranken sind nicht zum Genüsse zu gestatten.
5)nbsp; Die Felle von solchen Kranken sind an einem luftigen Orte zu trocknen, ehe sie translocirt werden dürfen.
6)nbsp; Die betreffenden Stallungen und Stallutonsilien sind nach der Trennung der Gesunden von den Kranken und nach beendigter Seuche gut zu reinigen.
Blasenwürmer vide Bandwürmer.
Nr. CG. Die Blattorroso giebt sich durch eine heisse Geschwulst des Kopfes zu erkennen, welche sich bei hochfeinen Schafen durch die starke Einwirkung der Sonnenstrahlen und vielleicht auch durch grosse Sonnenhitze überhaupt bildet. Dieselbe schlicsst wässrige Feuchtigkeit ein, die nach einigen Tagen au einzelnen Stellen auch durchsickert. Das Thicr hat dabei Fieber, ist deswegen traurig, säuft viel, und indem es sich an den leidenden Stellen reibt, zieht sich das Ucbcl auch in die Länge. Zur Heilung dieses Leidens ist die Scarification, nach Umständen das Einziehen einiger wollener Fäden in die Geschwulst für den genügenden Ab-fluss der producirten Feuchtigkeit nothwendig.
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70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Blaue Milch.
Nr. 67. Die blaue Milch
begreift nicht die zu wässrige, an Fett und Käse zu arme und deshalb bläu­lich erscheinende Milch, sondern die s. g. blaue Milch wird von scheinbar ganz tadelloser Beschaffenheit gemolken, bei der beginnenden Gerinnung machen sich aber Puncte und Flecken auf der Oberfläche des Rahms bemerkbar, die auch wol auf die Fläche wie Tiefe hin fortschreiten; niemals aber wird die ganze Milch blau.
Ursachen. Jedenfalls ist ein inneres Leiden wesentliche Bedingung dabei, als schlechte Verdauung durch die Fütterung gefrorucr Rüben, verdorbenen, verschimmelten Klees, in Gährung befindlicher Schlempe etc.
Leichter noch hervorgerufen wird sie aber jedenfalls durch schlechte Milch­stuben, versauerte Milchgcschirre und Seihetücher besonders bei dem Einflüsse von Wärme und Feuchtigkeit, wodurch sich (wie man bisher geglaubt hat) Infuso­rien: Vibrio cyanogenus, erzeugen.
Um diess Blamverdcn zu beseitigen, soll man der frisch gemolkenen Milch alsbald ein wenig saure oder Schlickermilch oder auch Buttermilch (1—2 Esslöffel zu 1 Pfd. jener Milch cf. Mag. XXII. 203 und 408) zusetzen. Um hingegen der organischen Geneigtheit dazu entgegen zu wirken, sollen sich ganz besonders die Krähenaugen erfolgreich erwiesen haben, nach Kreisthier-arzt Stolz in Verbindung mit Baldrian und Glaubersalz. Der Thierarzt Wagen­feld berichtet, dass nachdem die Milch auf einem Gute schon seit 2 Monaten blau befunden worden war, das tägliche Darreichen von einer Handvoll Koch­salz und ebensoviel Kümmelsamen diese nach einigen Tagen zum Weichen ge­bracht habe. Ucberhaupt fand Dep.-Thierarzt Slicker, dass nach erregenden, die Haut und Verdauung stimulirenden Mitteln neben gehöriger Reinlichkeit dieser Milchfehlcr bald sein Ende nahm.
lieber blaue Milch machen Pélel und Labiche (Journ. de Chim. méd. Avr. 1857) folgende Milthcilung: Von 2 ganz gesunden, in demselben Stalle, von demselben Futter lebenden und eine sehr gute, wohlschmeckende Milch liefernden Kühen, gab die eine einen blauen Rahm, dessen Farbe sich bald den tieferen Schichten der Flüssigkeit millheiUc. Die blaue Farbe zeigte sich nicht sogleich nachdem Melken, sondern man bcobachlete zuerst nach einigen Stunden anfangs kleine glänzende, sternartig gruppirlc Streifen, die sich all-mäblig über die ganze Oberfläche ausbreiteten. Nach etwa 40 Stunden erschienen einige blaue Puncte, die sich vermehrten, ausbreiteten, sich mil einander vereinigten und endlich eine azurblaue Decke bildeten, deren Farbe sich allmählig allen Theilen der Milch mit-theilte. Zu Anfange dieses Phänomens sah nron laquo;unter einer starken Loupe oder dem Microscope kleine transparente Fäden, die sich verlängerten, aber später, wenn die blaue Färbung sich ausgebreitet halte, vollständig verschwanden. Die Oberfläche des Rahms wurde dann spiegelglatt, und bedeckte sich später mit den gewöhnlichen Formationen, die man auf altem Rahme findet. Aclzkali undAclznatron färbten die blaue Milch an der Be-rührungsstelle roth, welche Farbe nach 24 Stunden ins Schmutziggelbc überging. Actz-
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Blaue Milch — Blutauge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 71
ammoniak, Kalkwasscr, Schwefel- und Salpetersäure blichen olme Einwirkung. Der blaue Farbstoff dos Rahmes loste sich in Wasser auf, dilaquo; fillrirte Lösung war schön blau, rea-girte sauer, rölhete sich mit Act/.kali und Nalron, wurde gleichfalls durch AeUammoniak, Kalkwasser, Schwefel- und Salpelcrsiinre nicht verändert, bei einer Temperatur von 50deg; augenblicklich entfärbt, und die Farbe beim Erkalten nicht wieder hergestellt. Der Luft ausgesetzt, entfärbte sich die Milch mit der Zeit, wobei die Einwirkung des Aetzkali und Natron schwächer wurde. Unter dem Microscope erkannte man die vollständig normalen Milchkugcln, aber keine Spur von Infusorien. Ein geringer Zusatz von Aetzkali oder Natron zu der Oberfläche der Milch schien das Blauwerden derselben zu verhindern. Auch bei der zweiten Kuh sollen sich später Spuren von blauer Milch gezeigt ha­ben, aber als die Lufttemperatur sehr niedrig wurde, bald wieder verschwunden seyn. Bleichsucht ss Anbrüchigkeit.
Nr. 68. Blind ist ein Individuum, das des Sehvormögens beraubt ist. Die Blindheit ist in einzelnen Fällen angeboren, in den meisten Fällen ist sie durch primäre oder seeundäre Krankheit oder Verwundung dieses oder jenes wesentlichen Theiles der Sehwerkzeuge entstanden, und verräth sich schon durch ein ängstliches Ohrenspiel, durch einen unsichern Gang und starkes Aufheben der Füsse; bei näherer Besichtigung der Augen durch Erweiterung oder Verengerung der Pu­pille, durch minder grosse oder ganz aufgehobene Empfänglichkeit gegen ein­wirkendes Licht, durch Zerreissung der Regenbogenhaut, durch Flecke, starke Entzündung, Verwundung und Schwund des Augapfels, durch eigenthümliche Färbung der Crystalllinsc und des Glaskörpers, Vorfall derselben in die vor­dere Augenkammer, blutige, eiterige, wässrige Ergiessungen in dieselbe u. dgl. Gerichtliche Thierarzneikunde. Im Oldenburger Stadtgebiete ist die Blindheit Gewährsmangcl, und die Gewährszeit 3 Tage.
Blutader - Bruch, Blutader - Erweiterung, Blutader-Ge­schwulst vide Gefässerweiterung.
Blutandrang nach demHinterleibe=HinterIeibscongestion.
Blutandrang nach dem Kopfe = Kopfcongestion.
Blutandrang nach den Lungen = Brustcongestion.
Blutandrang nach dem Mastdarme = Lendenblut.
Blutandrang nach den Nieren vide Blutharnen.
Nr. 69. Bas Blutauge, Haemophthalmus s. Haemalops, entsteht nach äusserlichen Gewaltthätigkeiten, besonders durch Bisse und Schläge, in Folge deren Blutgefässc im Auge zerrissen werden, wodurch dasselbe ge-röthet, oft bläulich, schwarz, undurchsichtig wird, stark anschwillt und nicht selten verloren geht.
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Blutauge — Bluterbrechen.
Wenn nicht entzündliche Zufälle melir hervortreten, die die wirklichen entzündungffwidrigen Mittel verlangen, so wendet man aufsaugende Mittel an. Es verdienen liier die zcrtheilendon Kräuter mit Wein gekocht, besonders aber die Arnica, später Opium, auch die graue Quecksilbersalbe mit dem flüchtigen Linimento etc., ferner unter Umständen iiusserlich, sowie selbst auf den Darm die ableitenden Mittel entsprechende Anwendung.
Nr. 70.
Blutbrucb.
nennt man fälschlich die Anhäufung von Blut im Hodensacke oder zwischen
Hoden und Scheidenhaut, in Folge der Verletzung eines Blutgefässes daselbst.
Symptome. Die mehr oder weniger warme, schmerzhafte, doch mehr teigige, wol auch im Innern etwas schwappende, selbst pulsirendc Geschwulst, welche in der Regel schnell entsteht, bewirkt einen gespannten Gang, und selbst Fieberbewegungen stellen sich ein.
Behandlung. Kühlende Bähungen, Salmiakauflösungen, zertheilende Kräu­terabkochungen. Im hartnäckigem Zustande die Eröffnung des Hodensackes und Einspritzungen gelind zusammenziehender Flüssigkeiten; wenn aber die Blutung fortdauert: die Castration.
Nr. 71. Blutorbrochen, Haematemêsis, wobei ein aus den Gefässen des Magens und unter Umständen auch der be­nachbarten Theile, Gastrorrhagia, oder nur aus dem Maule oder Rachen, Stomatorrhagia, ergossenes, meist schwärzliches und geronnenes, manchmal auch hellrothes und flüssiges Blut ausgeleert wird, kommt bei Thieren ungleich seltener, als beim Menschen vor, und wird nach der Ursache eine entsprechende Behandlung erfordern, denn bald wird es durch Verwundungen, Anätzungen, oder durch Congestioncn, Milzbrandleiden veranlasst.
Funke theilt u. a. Folgendes mit:
1) Ein dreizehnjähriges, fettes, braunes Reitpferd, Meklenb. Race, seit längerer Zeit Köker, war nach einem starken Ritte und dabei stattgefundener Erkältung von einer heftigen Rehe befallen worden, wogegen eine allgemein und örtlich entzündungswidrige Behandlung mit gutem Erfolge angewendet wurde, als plötzlich am 6. Tage der Krankheit folgender bedenklicher Krank­heitszustand eintrat: Grosse ängstliche Unruhe, stierer Blick, ungleicher, unter­drückter, jedoch wenig beschleunigter Puls, kaum fühlbarer Herzschlag, ange­strengtes, ziehendes Atlimen, ganz geschwundene Fresslust, vermehrter Durst, trockene, braune, belegte und rissige Zunge, kein Kothabsatz. Mit einem Male ganz ängstliches Athmen, Auseinanderspreizen der Füsse und Festklammern auf dem Boden, gewaltsames Recken und zu wiederholten Malen stattfindendes Auswerfen eines halb geronnenen, sehr dunkeln, schwarzen Blutes, dessen Gesammt-menge gegen 6 Pfund betrug, ohne dass im Mindesten etwas Husten bemerkt wurde.
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Bluterbrechen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;73
Jiehandlunr/. Derivatorischer Aderlass an der Scbrankader, innerlich Acidum sulphuric, dilut. mit Leiusamenabkocliung, wonach auch Alles gut ging. Als aber bald darauf wieder ein Recidiv eingetreten war, wurde Patient gc-tödtet, und bei der Section allgemeine Venositat, insbesondere aber enorm aus­gedehnte und von einem sehr venösen Blute angefüllte Magonvcnen und dunkel injicirtc, aufgelockerte, etwas mürbe Magenschleimhaut gefunden.
2)nbsp; nbsp;Ein I2jähriges, braunes, gemeines Zugpferd litt häufig an Colik-schmerzen, ohne dass es sich dabei .niederwarf, dagegen oft in die Krippe stieg. Häufig Hess das Thicr dabei einen eigenen, schreienden, oft löwenartig brüllenden Ton hören. Während dreier solcher Anfälle, die ich für eine Ma-gencolik hielt, entleerte das Thier ebenfalls unter fürchterlichem Recken schwar­zes, halbgeronnenes, schaumloses Blut in beträchtlicher Menge, blieb dann einige Stunden matt und war dann wieder munter, nur dass es mehre Tage nicht gut ziehen wollte.
Es wurden verschiedene Mittel versucht, allein die Magencolik. der je­denfalls ein venös-congestiver Zustand zu Grunde lag, wollte nicht weichen, ob-schon die Magenblutung ausblieb, weshalb das Thier verkauft wurde.
3)nbsp; nbsp;Soeben habe ich bei einem dritten Pferde einen ganz gelinden der­artigen Fall beobachtet, und ist das Thier, welches an einem gallig-gastrischen Fieber litt, das langsam verschwand und bedeutende Verdauungsstörungen za-rückliess, während welcher die Magenblutung eintrat, noch in Behandlung, zeigt aber die deutlich sichtbare Besserung.
Prof. May hat „bei sehr feinen und gut gehaltenen Königbhuadenquot; mehrmals Fälle von Blutbrechen beobachtet, und macht darüber in Magazin XX, S. 489 folgende Mittheilungen:
Symptome. Ohne besondere Anstrengungen wurde ziemlich viel Blut ausgebrochen, wobei auch gleichzeitig Blutabgang durch den After vorhanden war. Es zeigte sich grosse Traurigkeit der Thiere, ängstliches Verkriechen und Zittern bei grosser Schwäche, der Blick war matt und gebrochen, die Schleimhäute etwas blass, stark schleimig und die Conjunctiva venös geröthet; der Magen, Darmcanal und die Lober verriethen auf angebrachten Druck keine oder nur wenig Schmerzen und der Hinterleib war leer. Die Pulse sehr be­schleunigt oder äusserst schwach, und die Temperatur über den ganzen Körper vermindert.
Der Krankheitsverlauf war in zwei Fällen, bei welchen die Genesung er­folgte, ein neun- bis zwölftägiger, doch trat die Besserung nur langsam ein, indem nach halbtägiger Besserung immer wieder ebenso langwährcnde Ver­schlimmerungen zu bemerken waren. Bei den tödtlichen Ausgängen erfolgte der Tod schon nach achtzehn Stunden, nachdem der Abgang von Blut durch Maul und After, im Verhältniss zu der Grosse der kranken Hunde, immer ein sehr bedeutender war.
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74nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Blulcrbrechcn — Blutflecken-Krankheil.
Die Sectionscrscheinmgen waren: der Magen mit Luft aufgetrieben oder olmc Nalirungsbcstaiultlieilc; die Schleimhaut zeigte an der grossen Curvatur liämonliagischc Stellen und an den übrigen Partieen eine hyperämische und aufgelockerte Beschaffenheit) ohne dass Corrosionen u. dgl. aufzufinden gewe­sen wiircn. Der Pylorus, so wie der ganze Darmcanal, besonders der Dick-und Mastdarm , aufgelockert, hyperümisch und theilweise mit hämorrhagischen Infarcten gefüllt; die Leber dunkel gefärbt, jedoch ohne grossen Blutrcichthum, die Milz normal; die Nieren dunkel tingirt. Das Herz, wie auch der Herz­beutel zeigten tiefe venöse Röthung, und die Kammern, Vorkammern und Ge-fässstitmme enthielten noch einiges schwarz gefärbtes und klumprig geronne­nes Blut.
Im Allgemeinen ist die
Prognose nicht besonders günstig.
Die Behandlung aber wird zunächst die Ursachen zu berücksichtigen haben; ausserdem sind ableitende Mittel und reizende Clystiere von Nöthen. Der Aderlass ist in übleren Füllen nur bei activer Blutung zulässig, wol aber sind die Säuren, und um die Reizbarkeit des Magens abzustumpfen, ein In-fusmn der Belladonna und die Tamarinden erspriesslich. Bei rein passiven Zu­ständen sind das schwefelsaure Eisen, Alaun, tanninhaltige Mittel in Gebrauch zu ziehen. Nach May bestand die Behandlung der von ihm beschriebenen Fälle in der innerlichen Anwendung von Emuls. Gumm. arab. c. decocto Fruct. Tamarind, ana Jjj S. Zweistündlich % Esslöffel voll zu geben. Inzwischen Kali carbonic. 5j Succ. Citr. rec. express, q. s. ad. saturat. Aq. destill. Jj/J Syrup. ruh. Id. S. Zweistündlich '/laquo; Esslöffel voll. Aeusserlich Acet. Vini Aether, acetic, ana |j/J. S. Zum Ueberschlagen auf die Magengegend. Nach einigen Tagen bei schon eingetretener Besserung Cortic. Chinae, Rad. Angelic, ana 50 infunde Aqu. fervid, ad Col. Ijj, Extr. cort. Aurant. Gr. vj. S. Zwei­stündlich 1 Kaffeelöffel voll zu geben; worauf wieder einige Tage später noch Rad. Rhei, Cort. Chinae ana 5/Ï ad Colat. Jjjj c. Extr. cort. Aurant. Gr. vj et Syrup. Rhei Gr. x, dreistündlich 1 Löffel voll, verordnet wurde.
Aufmerksame Besorgung der Thiero, sehr ruhiges Verhalten und zweck-mässige Diät überhaupt sind zum Gelingen der Cur sehr nothwendig, die noch lange Zeit hindurch eine so grosse Schwäche und Kränklichkeit zurücklässt, dass sogar hie und da eine Nachbehandlung nothwendig wird.
Nr. 72. Die Blutflecken-Krankheit
giebt sich durch grössere und kleinere, hell - bis ganz dunkclrothe, ja schwarze, schmerzlose, unter dem Fingereindruckc nicht verschwindende und nicht er­habene Flecken in den Schleimhäuten, zunächst in der Nascnschleimhaut, sowie auch in der ungefärbten Cutis kund, nachdem vielleicht kürzere oder längere
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BIutfleckcn-Kranklicit — Blutgcschwiilstc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;75
Zeit vorher Verdauungsstörungen, Mattigkeit u. dgl. sich bereits zu erkennen gegeben haben, und diese fortdauern. Diese Flecken flicssen oft, auch zusam­men, und bewirken selbst, indem Blut durchschwitzt, dass der Nasenausfluss rötlilich gefärbt erscheint, und manches Blutsohwltzen ist vielleicht nur Zufall dieser Krankheitsform gewesen. In einem Falle, den Eberhardt in Magazin XX111, S. 217 — 225, in lobenswcrtlicr Würdigung des Wesens der Krankheit, beschreibt, bildeten und hielten sich mit diesen Blutflecken Knötchei: in der Haut und Geschwulst am Schlauche. (Prinz beschreibt ferner einen interessan­ten Fall der Art bei einem Hunde im Uni-vcrsalblattc für die gssammte Land-und Hauswirthschaft von Schweizer und Schubart, VI, 143.)
Ursachen, Schwächliche Individuen sind besonders dazu geneigt, und schlechte Nahrung, feuchte, dumpfige Stallung, nasskaltc Witterung u. dgl. Schwächungsraittel führen sie besonders herbei.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Wenn die Blutflecken nicht von Fieber be­gleitet sind, zieht sich die Krankheit oft lange hin, denn wenn die einen sich verwischen, tauchen immer wieder neue auf. Doch tritt bei richtiger Behand­lung und Entfernbarkelt der Ursachen oftmals Heilung ein.
Zuweilen entsteht Wassersucht, oder innerer Bluterguss. oder der Tod unter den Zufällen des Faulfiebers.
Section. Schlaffheit und Missfarbe der Muskeln, Blässe der Schleimhäute, dunkles und wenig geronnenes Blut. In den Schleim-, ja in serösen Häuten und in einzelnen Organen jene Ecchymosen und Ablagerungen dissoluten Blu­tes; oder Wassergeschwülste etc.
Behandlung. 1) Abwendung der Ursachen und Verleihung eines trock­nen Aufenthaltsortes, leicht verdauliche, aber erkräftigendo Nahrung. 2) Zur Verbesserung des Blutes sind die vegetabilischen und bei stärkerem Grade des Uebels die Mincralsäuren, insbesondere die eisenhaltige Salzsäure, auch andere Eisenpräparate und die China, sowie aromatische Mittel, Alaun, Ratanhla, Tanniu nothwendig. Tritt aber Darmverstopfung ein, so muss dieser baldigst begegnet werden, da hiernach die Zufälle sich stets vermehren.
Wenn aber, wie wol zuweilen, die Zufälle eines synochalcn Fiebers her­vortreten, da sind auch Calomel, abführende Salze, Digitalis, selbst örtliche und massige allgemeine Blutentleerungen am Platze.
Während der Krankheit und noch in der Reconvalcsccnz sind aber an­strengende Bewegungen zu vermeiden und in letzterer die eigentlich restauriren-den Mittel am Platze.
Nr. 73.
Blutgeschwülste oder Blutödeme
erscheinen nicht gar selten, wie es scheint, spontan und selbstständig, oder,
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TC.
Blutgeschwülste.
besonders an der Brust, durch die statthabenden mechanischen Einwirkungen beim Liegen und Aufstellen. Das flüssige, aus kleinen zersprengten Gefässen getretene Blut füllt das Unterhautzellgewebe an, und da es ohne Luftzutritt flüssig bleibt, so hat die Geschwulst ganz den Charakter des Oedcms, und sie wächst manchmal ins Ungeheure fort. So bildete sich in drei Fällen bei Kühen, nach Gcrlach (Magazin XX, 276) binnen 12 — 24 Stunden eine grosse Geschwulst vor der Brust aus, die iu zwei Füllen einen enormen Umfang er­reichte, bis an den Kopf und rückwärts bis unter den Bauch sich erstreckte, nach der Grosse eine verschiedene Spannung zeigte, immer aber den Finger-eindruck annahm und ihn einige Zeit beibehielt. Nach gemachten Einschnitten floss eine beträchtliche Quantität eines hellrothen, dünnflüssigen, an der Luft gerinnenden Blutes ab. Das erkennbare Abnorme im Blute findet sich darin dass es reicher an Serum, aber ärmer an Faserstoff ist. Denn es erschien das aus der Jugularis entleerte Blut dünnflüssig, bellroth, gerann schnell, schied unmittelbar nach dem Gerinnen rothes Serum aus und es schwomm nacli 24 Stunden ein kleiner, kaum '/g der Gesamiiitmasse betragender Biutkuchen in dem Serum, während das Coagulum des normalen Rinderbluts erst nach Tagen und meist nur sehr wenig fast farbloses Serum ausscheidet. Ferner gerann das länger als acht Tage in dem Zellgewebe eingeschlossene flüssige Blut sehr schnell nach dem Abflüsse aus der Geschwulst, verhielt sich übrigens aber auch wie das aus der Vene abgelassene Blut. Uebrigens bildete sich (nach Mag.-Suppl. XXI, 93), als wegen eines solchen Blutödems ein Probeaderlass gemacht worden war, an der Ailcrlassstclle eine zweite derartige Geschwulst. Uebrigens war in den beobachteten Fällen das Haar glanzlos, struppig, die Temperatur wechselnd zwischen Frost und Hitze, im Froststadium übrigens eine ungleiche Vertheilmig der thierischen Wärme: eine Seite kalt, die andere warm, beson­ders auffällig an den Ohren und Hörnern, der Puls sehr schwach, bis 100 und mehr beschleunigt, Herzschlag nur in der Tiefe schwach zu fühlen; die Milchsecretion vermindert, der Appetit gering. Dagegen waren bei 2 Patienten die allgemeinen Fiebersymptome sehr geringfügig, so dass man ausser dem beschleunigten Pulse der kleinen Arterie fast nichts Abnormes fand; bei zwei anderen Patienten dagegen traten Morgens um 9 Uhr die fieberhaften Erschei­nungen sehr auffällig hervor; des Abends 7 Uhr verschwanden sie: die Thierc brüllten nach Futter und zeigten sich übrigens ganz lebhaft. Der Puls blieb jedoch immer in diesen Remissionen sehr klein und etwas beschleunigt.
Nach Melzbach (cf. Mag.-Suppl. XXII, 92) hatte sich bei einer Kuh über Nacht ein solches Occlcin über die ganze rechte Seite und untere Bauchfiächc ausgebildet. Fieber war nicht zugegen. Das Oedem wich keinem Mittel. Die Haut war an der gespanntesten Stelle 3 Fuss weit abgestorben und selbst die Bauchmuskeln daselbst waren vom Brande ergriffen. Nach 4 'Wochen wurde die Kuh getödtet. Auch in einem andern Falle trat an den Hüften und unter
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Blutgcsclmülste — Blutlianicn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
der Brust, also an den Stellen, die beim Liegen einen stärkereu Druck erlei­den, eine begrenzte Hautnccrose ein.
Ueber die entfernten Ursachen konnte weiter nichts ermiltclt werden, als dass die Erkrankung bei der Fütterung mit Heu vorkam, welches fast nur aus sauern Gräsern bestand und auf Torfboden gewachsen war.
Behandlung. Bei Entfernung der gedachten Ursachen führten nahrhaf­teres Futter (Schrottränkcopy;) und bitter-aromatische Mittel und Eisen die Hei­lung in 8 —14 Tagen herbei. Die Scarification ist zu fürchten, da die Blutung gewöhnlich sehr schwer zu stillen ist, indem das dünne Blut wie Wasser abströmt.
lieber das Blutohr, dem gewöhnlich eine mechimlscht Gewalllhaligkeil zu Grunde liegt, an seinem Orte.
Nr. 74. Das Blutharnen,
Syn. Rothharnen, Blutpissen, rothes Wasser, Weidebruch, hat nicht immer einen und denselben Charakter, vielmehr ist es bald activer resp. congestiver Art, bald in einem Schwächczustaudo des ganzen Gcfüss-systems und in einer Ilämochrosc begründet.
Symptome. Erstere Art wird nach den Erscheinungen der Blutüberfül­lung in den Nieren, die sich durch Steifigkeit im Rücken, sparsamen und hoch-gefärbten Harn, oder durch Koth - und Harnverhaltung, manchmal selbst durch lebhafte Fiebersymptome äussert, weiterhin dadurch sich zu erkennen geben, dass unter grossem Drange zur Harnentleerung, ja mit Schmerzensäusserungen dabei ein mit Blut oder Blutgerinnseln gemischter Harn entleert wird; oder es schlägt sich ein dunkelrothes Sediment im Harne nieder, wenn die active Blut­überfüllung in die passive übergeht. Uebrigens zeigen sich anfangs die Kran­ken gewöhnlich noch munter, fressen mit Appetit und wiederkäuen.
Der bei der zweiten Art, insbesondere beim enzootischen Bluthar­nen entleerte Urin enthält nicht wirkliches Blut, sondern nur mit gclösetem Blutfarbestoffe versehenes Blutserum, und das aus der Ader entleerte Blut scheidet nach dem Gerinnen sehr bald blutrothes Serum aus. Uebrigens ist die Körpertemperatur hierbei mehr erniedrigt und es machen sieh überhaupt die Zufälle der Schwäche bemerkbar. Bei längerer Dauer des Uebcls bildet sich auch allgemeine Gelbsucht aus.
Damit erhält der rothe Urin einen grünlichen Schein, und macht auch beim Stehen einen grünen Bodensatz, und die Milch wird wol auch gelblich oder rosaroth gefärbt.
Complkationen. Erstgenannte Art findet man häufig mit entzündlicher Reizung der Schleimhaut des Verdauungscanais, bei Pferden mit Gehirn- und Rückenmarkscongestion, beide Arten mit blutiger Milch in Verbindung.
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;snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Blutharnen.
Aetiologic Der Genuss der Sprossen und Blätter vou Eichen, Weiss-bucbcn, ferner ties Wachholdcrs, Ginsters, wilden llosmarius, Bingelkrautes, des Wasserpfciïers, des Aconits u. dgl, und es ist einleuchtend, dass die Kranldieit hierdurch in grösserorAusbreitung auftreten kann (wie z.B. aus Mag. XX, Suppl, S. 48 zu ersehen ist). Es erklärt sich auch das pe­riodische Auftreten desselben, denn wenn die Kuospen und jungen Triebe abgefressen sind, seezt es einige Wochen wol aus, bis die Vegetation wieder das Ihrige getban hat. Ebenso leicht erklärlich ist ferner das besonders leichte Erkranken der bisher an Stallfütlerung gewöhnten und nun weidenden Thiere, und selbst solcher, die beim Ausbruche von dem Uebel nicht ergriffen sich zeigten, und von der Weide ferner zurückgehalten, oft erst nach 8 —10 Tagen bei untadelhaftem Futter erkranken: die Aufspeicherung jener schädlichen Stoffe ist als Grund davon anzusehen.
Gerlach und Leiscring sehen die vorwaltend saueren Gräser, wenn sie auf einem feuchten und Torfboden gewachsen sind und namentlich im Schatten gestanden haben, als alleinige Ursache des enzootischen Blutharncns an, denn man sehe, dass bei dem Betriebe der Weiden zwischen Erlen und anderem Ge­büsche etc. vorzugsweise das Blutharnen entstehe, selbst wenn das Gras von solchen Stellen im Stalle gefüttert werde. Auch das stehende Wasser in Pfützen auf dergleichen Bodenarten habe erwiesener Massen dieselbe Wirkung (Mag.-Suppl. XXÜ, S. 72).
Durch atmosphärische Einflüsse sah Eonauld die Krankheit unter der französischen Cavallcrie in Acgyptcn epidemisch.
Zuweilen sind Steine und Würmer in den Harnwegen die Ursache.
Nach heftiger Aufregung der Genitalien kann auch aus der Harnröhre Blutung eintreten,
Wannovius identificirt, wenigstens zu Folge seiner Erfahrungen in seiner Gegend, Blutharnen und Milzbrand, da die Ursachen gleichartig seyen.
Diagnose. 1) Färbungen des Urins durch den Genuss der Färber-röthe, der Rhabarber, der rothen Eübe: die microscopische Unter­suchung wird hier Licht geben. 2) Das enzootisclie Blutharnen hat nach einigen Beobachtern nie das Wesentliche des Milzbrandes (Magazin XXI, 89, XX111, 45!)). 3) Bei männlichen wie .weiblichen Hunden bemerkt man zu­weilen bei und nach der Harnentleerung und wol auch zu anderer Zeit Blut­austritt, aussen an der Eichel oder Ruthc, oder an der inneren Fläche der Vorhaut, oder der Schleimhaut, der Scham oder Scheide, oder selbst der Gebärmutter. Die Ursachen sind gewöhnlich mechanische.
Ausgänge. 1) In vollkommene Genesung, zuweilen unter britischen Er­scheinungen mit schleimigen oder erdigen Sedimenten.. 2) Zuweilen bleibt Blennorrhüe zurück. 3) In andere Krankheit, als Niereuontzüiuiung, Wasser-
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Blutharnon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;79
sucht, Nieren- oder Blasensteine. 4) Ist der Blutverlust beträchtlich, so wer­den sich ebenso gewiss die Symptome der Blutleere einstellen, als beim enzoo-tischen Blutharnen mehr und mehr die Folgen der Hilmochroso hervortreten: die Körperwärme nämlich wird noch mehr abnehmen, insbesondere werden Ohren, Hörner und Füssc kühl, die Schleimhäute werden orblassen, das Maul füllt sich mit einem fadenspinuenden Schleime, auch aus der Nase stellt sich ein schleimiger Ausfluss ein, die Thränen werden klebrig, die Verdauung er­scheint gestört, der Koth ist dünn, breiig, schleimig, sehr übelriechend, der Puls ist rasch, klein, leer, der Herzschlag wird pochend, die Abmagerung nimmt rasch zu, der Urin hat eine dunkelschmutzige Köthung, endlich schwan­ken die Thiere beim Gehen, ja sie vermögen gar nicht zu stehen. Durch diese geschilderten Folgen des torpiden Fiebers und der Erschöpfung wird endlich 5) der Tod herbeigeführt.
Section. Bei der erst geschilderten Art sollen öfters wirkliche Entzün-dungszufälle, wenigstens beträchtliche Blutüberfüllung der Nieren, auch auf­fallende Reizung der Harnblase wahrgenommen worden seyn. Nach hingerem Bestehen des Uebels findet man die Nierensubstanz sehr mürbe, breiig, mit schwarzen Blutklumpen gefüllt, unter Umständen: Eiter, Steine etc. in den Nieren. —
Bei dem enzooüschen Blutharnen zeigt nach Gerlach die Obduction Fol­gendes: Blutmangel in den grossen Gefässstämmen, in der rechten Vor- und Herzkammer findet sich schwarzrothes, meist flüssiges Blut; im Löser oft eine ganz trockene Futtermasse. Oft allgemeine Gelbfärbung, die Galleublase mit gelbröthlicher Galle gefüllt, die Leber stets gesund.
Dagegen gedenken englische Schriftsteller und in neuester Zeit bayerische Thierärzte eines chronischen Blutharnens mit hämochrotischem Charakter, wo der Harn braunroth oder gelblichbraun, in der letzten Zeit beinahe schwarz, und die Patienten trüge, unaufmerksam sich zeigten, schwer zu bewegen waren, abmagerten, womit sich desgleichen die Symptome einer heftigen Gelbsucht im Leben sowol als nach dem Tode offenbarten und bei der Section Ueber-füllung der mürben Leber mit schwarzem Blute vorgefunden wurde.'
Adam in Augsburg beschreibt diese Varietät als „schwarze Ilarn-windc,quot; also als besondere Krankheitsform, in Centralzeitung IV, VII, wie folgt:
Zum Glück scheint diese höchst gefährliche, sehr acute (?!) Krankheit nur in einzelnen bestimmten Bezirken vorzukommen und zwar in der Kichtung von hier nach München; ich erhielt im Verlaufe von 2 Monaten im hiesigen Stadtbezirke von vier solchen Erkrankungen Kcnntniss, und im benachbarten quot;Gerichtsbezirke Aichach sollen derartige Krankheitsfälle in bedeutender Zahl aufgetreten seyn.
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Blutharnen.
Die Krankheit befällt Pferde jeden Geschlechts und besonders im mitt-lern Lebensalter. Die hier vorgekommenen Erkrankungen erfolgten sehr plötz­lich, so zwar, dass zwei Pferde am Wagen umfielen, um nicht wieder aufzu­stehen ; bei den beiden anderen kam dieses im Stalle in gleicher Weise vor.
Nach Aussage der Besitzer waren aussei- einer Steifigkeit der Bewegungen im Ilintertheile 12—24 Stunden vor dem Niederfallen keine Krankheitserschei­nungen zu bemerken, in einem Falle war die Entleerung eines schwärzlichen Urins 18 Stunden vorher gesehen worden. Diese Pferde sollen ihr Futter noch mit Appetit verzehrt haben, und ich selbst bemerkte, dass selbige auch im Liegen noch IIcu frassen. Ich selbst habe solche Patienten im Stehen und in der Bewegung noch nie gescheu. Im Liegen verhielten sie sich insoferne ruhig, dass sie keine Schmerzen im Hinterleibe verrietheu, denn die zeitweisen An­strengungen oder Versuche aufzustehen, können als solche nicht angesehen werden. Die Versuche, sie aufzuheben, blieben ebenso erfolglos, wenigstens stürzten sie nach wenigen Minuten wieder zusammen.
Die Temperatur des Körpers erschien ungleichmässig, stellenweise trat Schweiss hervor. Der Hinterleib war in den Weichen eingefallen: die sicht­baren Schleimhäute der Nase, des Maules, sowie die Bindehaut der Augen et­was höher geröthet, jedoch mit einem Stiche ins Orange, oder auch ziegel-roth. Auf der Kruppe sind diese Patienten mehr oder weniger geschwollen und die Musculatur fühlt sich hart an.
Der Puls voll, aber weich, 60 — 70 p. M., der Herzschlag stets fühlbar, sogar pochend. Die anfänglich wenig alterirte Respiration wird mit dem Zu­nehmen der Krankheit beschleunigter. Die Darmexcretion ging im Liegen, wenn auch verzögert, vor sich, die Excremente waren mehr locker geballt, in einem Falle sogar weich, etwas gelblich, mit wenigem Schleim überzogen, später schoppen sich solche vor dem After im Mastdarme au. Der Urin geht anfänglich selten, im weiteren Verlaufe häufiger ab. Bei einer Stute wurde sol­cher fast alle Viertelstunden stossweise entleert, er war stets dunkel, roth-schwarz, trübe wie Mistjauchc und schied nach längerem Stehen einen weiss-graulichcn, fasereiweissstoffigen Bodensatz ab, während die obere klare Flüs­sigkeit dunkel, blutig ist.
Von der Zeit des Niederfallens an endete diese Krankheit stets nach 24, längstens 36 Stunden mit dem Tode, und ist mit Sicherheit anzunehmen, dass wenn einmal dieser Zustand eingetreten, der Ausgang stets ein lethaler ist.
Ueber die Ursachen der Krankheit vermag ich nur soviel anzugeben, dass diese 4 Pferde geraume Zeit mit gehaltlosem, zum Theil verschlammtem Futter genährt worden sind, und bei dreien fragliche Krankheit 24 — 48 Stun­den nach einer mehr oder minder starken Benutzung zum Laufen ausbrach, während sie sonst gewöhnlich zum langsamen Zuge verwendet wurden. Es
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Blutharnen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gf
scheinen überhaupt Localverhältnissc, Nahrungsmittel und Jahreszeit wesent­lichen Einfluss zu üben.
Die Erscheinungen an der Leiche sind folgende: die Musculatur blass, welk, mürbe, das Fett gelb, aufgelöst. In der Bauchhöhle circa 2 Mass blutiger, trüber Erguss. Der Darmcanal welk, rnüssig mit Cliymus gefüllt. Bei einem siebenjährigen Wallachen, von welclicm Cadaver Adam ïlieilc an Prof. Kreutzer schicLte (vide unten die weitere Angabe davon), war die Blinddarm­spitze von aussen schieferblau, die Schleimhaut gelockert, hochblauroth und schwarzroth gefärbt und diese ziemlich extensive Stelle ging scharf abgegrenzt in die normal aussehende Schleimhaut über. Der Inhalt bestand aus wenig Futtertheilen in Verbindung mit. einer bedeutenden Menge ergossenen schwar­zen Blutes. Die Leber lehmfarbig, mit dunkelrothcn Flecken und erweicht, die Milz aufgetrieben, die Bauchspeicheldrüse durch sugillirtes Blut gerüthet. Die Nierencapseln zeigten braunrothe Stellen, ebenso die Nieren selbst, die Sub­stanz weicher, die Nierenbecken leer, ohne Exsudat, die Urinblase in drei Fällen leer, und nur in einem Falle massig mit dem erwähnten blutig-trüben Urin gefüllt, ohne organische Abnormität.
Die Lungen normal, im Pericardium viel blutig-seröses Exsudat, das Herz welk, mit schwarzbraunrothen Flecken auf der äussern Fläche, sowie in den Kammern, besonders an den Klappen, welche Färbung sich bis in die grossen Gefässstämrae erstreckte.
Das Gehirn zeigte nichts Besonderes.
Das Blut ist dunkler, schmierig, syrupähnlich, ohne faserstoffige Aus­scheidungen.
Kreutzer bemerkt noch über den Befund der überschickten Partieen, dass im untern ïheile dos Blinddarms das Peritonäum weisslich getrübt und ver­dickt, die anliegenden Drüsen leicht vergrössert, dunkclrothbraun, leicht zer-reisslich, sämmtlichc Häute des Darms, besonders die Schleimhaut und das submueöse Bindegewebe sulzig infiltrirt, von schmutzig- und röthlichbrauner Farbe waren, beim Drucke ein trübes, zum Theil blutiges Serum ergiessend; die Schleimhaut selbst war aufgelockert, leicht zerreisslich, der Drüsenapparat geschwellt, und zahlreiche Follikel mit feinen Oefüumgen in die Höhe ragend.
Von einer eigentlichen Entzündung war nirgends eine Spur zu finden; alle jene dunkel gerötheten Stellen rührten vielmehr von Austretungen oder Imbibitionen des dissoluten Blutes her.
Prognose. Wird die Krankheit zeitig und entsprechend behandelt, so werden noch viele Patienten gerettet. Sobald aber passiver Zustand und Faul-fieber eingetreten sind, wird sie schwer zu heilen oder unheilbar soyn.
Behandlung. Zur Vorbauung des Uebels bei ungeeigneter Weide muss man da, wo die Nothwendigkeit des Austreibens unabweissbar ist, vor
Falke, Krankh. d. Haustli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Q
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82nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Blutharnen.
dem Austreiben erst etwas gutes Futter verabreichen, dem Rindvieh vielleicht auch etwas schleimiges warmes Gesöff; mau muss ferner, wo Anschoppungen im dritten Magen bemerkbar sind oder durch Sectionen dargethan werden, der Art abführend einwirken, wie es beim „Feuer der Schafequot; aueinpfohlen wor­den ist; man muss Überhaupt die Hcilursachc streng im Auge behalten.
Die Krankheitsanzeige erfordert aber a) die Blutüberfüllung zu til­gen: Man wird daher, wenn das leidende Individuum jung und kräftig und ein mehr entzündliches Fieber vorhanden ist, Blutentziehungen vornehmen und kühle Clystiere, innerlich beruhigende, schleimig-ölige Mittel mit kühlenden Salzen in kleinen Mengen bei einer kargen Diät und vollen Ruhe anwenden, b) Die Blutströmung zum leidenden Organe jedenfalls aber abzuleiten und abzuhalten, was am besten wieder durch kalte Clystiere und Umschläge, sowie durch küh­lende Abführmittel möglich wird, c) Wenn dagegen die Blutung irgend ge­fahrdrohend ist, so muss ihr direct durch zusammenziehende Mittel, als durch Säuren, Alaun, Bleizucker (Mag.-Suppl. XXII, 73.), Eiseusalze etc. begegnet werden.
Bei chronischem Verlaufe, sowie überhaupt bei dem enzootischen Blut­harnen, auch bei Schwächlingen sind Abkochungen von Enzian, Eichen­rinde, Tormentillwurzel, sowie Katechu, Blutstein, auch mehr erregende Mittel, als Kalmus, Angelica, Campher, Steinöl mit Branntwein, nach Nüs-ken eine Mischung von Birken - und Spicköl ana 5jjj ^ei grossen Thieren täglich 2—3 Mal mit Hafer- oder Leinsamcnsclileim, nächst den kühlenden Umschlägen und Clystieren, bei nahrhafter Fütterung noting. Gerlach und Leisering wenden ihrer Theorie zu Folge alkalische Mittel und bei den tief darniederliegendcn Stücken flüchtig und belebend wirkende Ammoniacalien, Sal­miakgeist, kohlensaures Ammoniak, Hirschhornsalz mit bitteren und restauri-renden Mitteln an, und es sollen dadurch die günstigsten Resultate erreicht worden seyn.
d)nbsp; Bei der schwarzen Harnwinde hält Adam die bis zum paralytischen Zustande vorgeschrittene Krankheit für absolut unheilbar: die Anwendung von Säuren, Alaun, Campher etc. blieb ganz erfolglos. Schneider hat durch An­wendung von Katechu, essigsaurem Blei, Bilsenkraut, Angelica ana — 5j mit Leinmehl 5jjj zu einer Pille, anfänglich allstündlich, später alle 2 Stunden eine Gabe, bis helles Uriniren eintrat, alsdann mit Eoborantien als Nach­behandlung mehre solcher Kranken hergestellt, wenn sie gleich im Beginne der Krankheit der Behandlung unterworfen worden waren. Nach dem thierärztl. #9632;Wochenhl. J. 1856 Nr. 22 brachten mehre Thicrärzte in Folge der Frick'schen Behandlung (Eisen- oder Kupfervitriol) von 17 Patienten nur 2 durch, da­gegen hatte essigsaures Blei mit der safranhaltigcn Opiumtinctur die besten Erfolge.
e)nbsp; Bei der und jener Varietät des Blutharncns hat man wol auch sympto-
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Blulliarncu — Blutnabclbnicli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;83
matische Anzeigen zu erfüllen, als der Harnverhaltung zu begegnen, der ent­stehenden Nierenvcreiterung durch balsaniisdic Mittel entgegen zu treten.
Gerichtliche Thicrarzncikimde. In der Grafschaft Erbach besteht für das Blutharuen beim Rinde eine Gewährsfrist von 4 Wochen und 1 Tage.
Nr. 75. Der Bluthusten ist ein Symptom anderer Kranldieitszustiinde, als von einem heftigen Blut­andrange nach den Lungen, von Lungcnschwilrsucht etc., es muss aber zu­weilen gegen dieses Symptom, wenn der Blutverlust beträchtlich oder hart­näckig andauernd ist, öfters die symptomatische Heilanzeige in den Vordergrund gestellt werden, daher jene Varietät durch Aderlässe und andere kaiische ab­leitende Mittel, diese durch gerbestoffige Mittel etc. bekämpft weiden muss,
Nr. 76. Die Blutleere oder der Blutmangel ist weniger in einer zu dürftigen Menge des Blutes im Körper begründet, als dass in ihm die Fibrine und der Farbstoff in zu dürftiger Menge vorhanden ist. Da diese aber gerade dem Blute seinen speeifischen Charakter geben, so müssen also auch, wenn sie fehlen, manche
Symptome daraus erwachsen, als kleiner, schwacher Puls, fühlbarer Herz­schlag, Blässe der Hautdecke und der Schleimhäute, Verminderung der Kör­pertemperatur, matter Blick, leichte Ermüdung, Abmagerung.
Ursachen. Dieser Zustand entsteht entweder durch starken Blut- und Säfteverlust, oder durch Entbehrung notwendiger Lebensreize, seeundär in Folge mancher acuter wie chronischer Krankheiten, wodurch die Blutbildung beschränkt, oder die bildsamen Bestandtheile verringert wurden.
Verlauf, Dauer, Ausgünye. Wenn sie auch bald rasch, bald nur all-mählig entsteht, so wird ihr Verlauf in der Kegel langwierig seyu, doch ist die Heilung möglich. Weil aber das Blut eine mehr wässrige Beschaffenheit hat, so geht daraus gern Wassersucht hervor.
Sectiomhefund. Auch der Cadaver zeigt Blässe, Blutleere und Schlaff­heit in den Organen, und oftmals wässrige Durchschwitzungen ins Unterhaut-zellgewebe und in die eine oder andere Körperhöhle.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen. 2) Zuweilen ist die Lebens­anzeige zu erfüllen, dass man nämlich die zu schnell und gewaltsam eingetre­tene Schwäche durch Infusion vom Blute anderer Thiere bekämpft. Ausser-dem sind nahrhafte und leicht verdauliche Futterstoffe, reine Luft und unter Umständen auch bittere und eisenhaltige Medicamente am Platze. Blutüdem vide Blutgesohwttlste. Blutnabelbruch = Nabeleu tzündung.
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84nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Blulmelken — Blutohr.
Nr. 77.
Das Blutmelkeu.
Syii. Blutige Milch, Euterblutfluss.
Symptome. Das Blut tröpfelt aus den Zitzen von selbst aus; oder sofort beim Melken zeigt sich die Milch mehr oder weniger blutig gerüthet, oder statt Milch wird fast nur Blut entleert; oder erst, wenn die Milchgefässe nach län­gerem Stehen der Milch ausgeleert werden, macht sich die blutige Ausschei­dung als Bodensatz bemerkbar. Ausserdem zeigt sich wol mit diesem Zustande auch Blutharnen, Fieber etc.
Aetiologie. Kühe und Ziegen zeigen eine besondere Disposition da­für. Gelegenheit geben die Zweige von Juniperus Sabina, einige Cratügus-arten, der Genuss von Anemone nemorosa, Ranunkeln, Wasserpfeffer und an­dere s. g. harntreibende Substanzen. Hering hat öfters Blutmelken mit allge­meiner Aufregung des Gcfüsssystems dann wahrgenommen, wenn die Kühe nach dem Kalben wieder brünstig geworden sind. Zuweilen soll es auch als ein Symptom des Milzbrandes beobachtet worden seyn. Dem Allen entgegengesetzt findet man öfters auch in grosser Schlaffheit die Schuld begründet.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bei Abstellung der Ursache geht in der Regel eine solche Blutung bald und glücklich vorüber.
Diagnose. Die röthlich gefärbte Milch in Folge des Genusses der Fär-berröthe und mehrer Galiumarten.
Behandlung. Activen Zuständen begegnet man durch Entfernung und Abhaltung aller Reize auf den Organismus und das Euter, daher man selbst sehr vorsichtig ausmclken lassen muss. Ausserdem wird man eine leicht ver­dauliche Nahrung und schleimig-ölige Getränke mit entzündungswidrigen Salzen reichen. Bei grosser Schlaffheit sind dagegen erregende und zusammenziehende Mittel, namentlich die Tormentillwurzel, der Bleizucker und der rohe Alaun anzuwenden.
Polizeiliche Massrcgcln. Es ist nicht zu billigen, dass derartige Milch zur menschlichen Nahrung, insbesondere für kleine Kinder, benutzt wird.
Nr. 78.
Das Blutohr, Ilaomatus,
ist eine nicht seltene Krankheit mancher Ilunderacen mit langem Behänge. Auch bei Schweinen wird es hin und wieder beobachtet.
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Bliitohr — Bltitschwitzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g5
Symptome. Die gewöhnlich sehr starke Geschwulst ist elastisch weich, vermehrt warm und schmerzhaft, weshalb sie öfters mit dem Kopfe schütteln und sich mit den Pfoten daselbst kratnen.
Ursachen. Gewöhnlich ist eine mechanische Gewaltthätigkeit die Ursache, dass ein Austreten von Blut zwischen Haut und Ohrknorpel geschieht.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Im Ganzen nimmt das Uebel einen sehr schleichenden Verlauf, und geht gern in Verdicknng über,
Behandlung. Anfeuchtungen von Goulard'schem Wasser oder von Essig und quot;Wasser werden hei nur dürftiger Ausbildung von Nutzen t'eyn.
Besser ist es, einen Faden in die Seite des Ohrs, wo der Bluterguss ge­schehen ist, zu ziehen, um so das Ausfliessen zu bewirken, und das Ohr in die Höhe zu binden, um neue Reizungen durch Schütteln und Kratzen zu verhüten.
Sicherer noch ist eine über die ganze Geschwulst hinreichende Eröffnung durch das Messer, so dass eine Reinigung der kranken Fläche durch Anwen­dungen von kaltem Wasser stattfinden kann, worauf das Blauwasser oder nach Hertwig eine Auflösung von Gr. x Silbersalpetcr in 5jj destillirten Wassers nothwendig wird, oder die Jodtinctur, oder nach Dünnewold die Aloëtinctur, die man auf Wieken giesst, um die Wunde einige Zeit offen zu erhalten.
Nachfolgende Verdickungen behandelt man mit Seifenbädern und grauer Quecksilbersalbe, oder mit Seifenspiritus, oder mit der Jodkalisalbe.
Nr. 79.
Der Blutschwamm
ist diejenige Varietät der Garcinose resp. des Markschwammes, welche sich durch ungewöhnlichen Gefässreiclithum auszeichnet, daher auch häufig beim Aufbrechen desselben beträchtliche Blutung erfolgt. Dieserhalb schon ist die Exstirpation oftmals mit grossen Schwierigkeiten verknüpft.
Nr. 80. Das Blutsohwitzen, Haemathidrosis,
d. h. die Absonderung von Blut aus den Schweissdrtisen an die Körperober­fläche, möchte wol seltener vorkommen, als vermeintliche Fälle davon mitgetheilt worden sind, die zum Theil wol auch der Zcrreissung von Hautblutgefässen, der Blutdissolution etc. zugeschrieben werden müssen.
Hess bemerkte bei einem halbjährigen Kalbe an verschiedenen Haut­stellen, insbesondere an der ganzen untern Körperfläche, starke Schwcisstropfen an den Haaren, die abfielen und sich beständig erneuerten, so dass das Thier
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BItttsobnitzen — Blutspat.
ungefähr I '/a Mass Flüssigkeit verlor. Es dauerte die Absonderung ungefähr 4 Stunden lang. Aussei' dieser Erscheinung wurden alle Symptome eiues Ent-zümliingsficbcrs bemerkt, gegen das eine antiphlogistische Behandlung ange­wandt wurde.
Gaspard beobachtete bei einer zweijährigen Kalbin, die seit 5 Monaten trächtig war, mehrmals in Zwischenzeiten von etlicben quot;Wochen ein etwa zwei Tage andauerndes BlntscliwiUen.
Gollnow beobachtete bei zwei dreijährigen gutgenährten Ochsen das Aus­schwitzen eines hcllrothen wässrigen Blutes und dabei eine grosse Neigung, sich zu reiben und zu lecken, wonach der Blutfluss zunahm. Er beseitigte die Krankheit in 10—12 Tagen durch einen Aderlass, Salzgaben, kalte Waschungen, kühlen Aufenthalt.
Brunswig behandelte der Art ein Pferd. Der Puls war jedoch sehr matt, die Schleimhäute sahen blass aus. Innerlich wurde dem Patienten nichts ge­geben, indess Begiessungcn mit kaltem quot;Wasser stattfanden, die aber keinen Er­folg hatten, so dass Patient am andern Tage nach grossem Blutverluste starb.
Apitz erzählt in Magazin XXI, 380, dass ein Militärpferd von der Muni-tions-Colonne, nach einem Marsche von 5 Meilen Tags vorher, auf dem Rücken, und zwar an der Stelle, wo der Sattel zu liegen pflegt, mit Schweisse bedeckt war, dessen Beschaffenheit von der des gewöhnlichen Schweisses dadurch ab­wich, dass er zähe und klebrig, wie blutiges Secret aus frischen Wunden war. Von der Stelle der Sattcllage zog sich ein bandbreiter Streifen von derselben Beschaffenheit zu beiden Seiten der Wirbelsäule nach hinten bis zum Schwanz, und ebenso nach vorn über die Schultern bis zur Mitte der Brust, so jedoch, dass dazwischen auch trockene Stellen gefunden wurden. Er ersetzte sich so­gleich wieder, wenn er abgewischt wurde. Es fand sich keine Spur von Druck, als Veranlassung davon, vor, wol aber starkes Fieber. An selbigem Abende hatte dasselbe aber wieder nachgelassen und das Seeret war zu einer dicken Cruste vertrocknet.
Bei einem Schimmel von orientalischer Abkunft mit sehr feiner Haut fand öfters Blutschwitzen statt etc.
Eeflexionen. Die Disposition zu diesem Uebel dürfen wir sicher in dün­ner Haut, in jugendlichem Alter, in der Neigung zu Hämorrhagieen überhaupt suchen; zuweilen beruht sie jedenfalls auf Hämochrose; Gelegenheitsursachen sind starke Hitze, heftige Bewegung, heftige Schmerzen etc.
Die Behandlung hat die etwa zu Grunde liegende Blutüberfüllung und den örtlichen Congestionsznstand zu berücksichtigen; grossere Blutverluste ma­chen aber selbst den Gebrauch der Kälte und andere Adstriugentien noth-wendig.
B1 u t s p a t vide Spat.
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Bockbeinige Pferde — Bodenwelle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8T
Nr. 8i. Bockbeinig nennt man Pferde, wenn deren Knie und damit das untere Ende des Vorarms und das obere Ende des Scliicnbcius so weit vorstellen, dass die Schwere des Körpers mehr auf die Zehe, als auf die Forse fällt, wodurch körperliche An­strengungen weniger vertragen werden.
Diese letzteren sind, besonders bei zu frühzeitigem Gebrauche des Thicrs, die gewöhnlichen Ursachen, indem sie auf Verkürzung der Beugcsclmcn des Krön- und Hufbeins, die das Wesen des Uebels ausmachen, hinwirken. We­niger übelartig ist der zuweilen angeborno Fehler.
Nr. 82. Der Bockhuf hat zu steile Zehenwand und hohe Trachten, und kömmt besonders bei Füllen vor, die zu viel im Stalle stehen; manchmal ist er aber auch L'aeeeigeuthüm-lichkeit, oder er wird durch anfängliche krankhafte Verkürzung der Beugesehnen, Stelzfuss und durch fehlerhaften Beschlag hervorgerufen.
Auch das Rindvieh zeigt hin und wieder Bock sklauen, so dass der Fuss auf ihnen fast senkrecht steht. Da das Horn dabei zugleich hart und trocken, das Wachsthum kümmerlich ist und die eingeschlossenen Wcichtheilc beim Gehen auf rauhem, steinigem Boden gedrückt werden, so wird dadurch der Gang schmerzhaft und unsicher seyn.
Behandlung. Reichliche Bewegung auf weichem Boden wird besonders bei den s. g. Stallfüllen dem Uebel oft allein entgegen wirken. Ausserdem macht sich beim Beschläge völlige Schonung der Zehenwand und Unterstützung dieser durch ein dickeres und etwas hervortretendes Eisen, dafür aber das Niederschneiden der hohen Trachten und wo möglich eine allmählige Vermin­derung der Stollenhöhe bis hinab zum halbmondförmigen Eisen nothwendig, wenn nicht Knochenstelzfuss zugegen ist, wo man dicss Verfahren nicht in Gebrauch ziehen darf.
Nr. 83. Bodenenge d. h. an den oberen Befestigungspunktcn weit, und nach unten zu eng an ein­ander gestellte Schenkel, und
Nr. 84. Bodenweite
d. h. oben eng und unten zu weit gestellte Schenkel, wodurch die äusscren oder inneren Arme der Hufeisen stärker abgenützt werden, fordern, damit diese abnormen Verhältnisse sich nicht noch steigern, damit auch in ersterem Falle
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HS
Bodenweite — Bösartige Beschälkrankheit.
niclit noch mehr zum Streichen Anlass gegeben wird, eine Verstärkung dieses Annes, oder eine Erhöhung oder mindestens eine Verstählung von dessen Stollen.
Nr. 85.
Die bösartige Beschalkrankheit.
Syn. Bdsartige Begattungsseuche, venerische Krankheit, vene­rische Nervenkrankheit, Chankerseuche des Pferdes, Hannoversche
Krankheit, Syphilis.
Symptome. Die Thierc kränkeln, drusen oft lange, ohne dass weitere oder bestimmtere Erscheinungen sich damit paaren. Hat aber Begattung statt­gefunden, so macht sich mehre Tage, ja erst Wochen darnach ein heftiges Jucken in den Gcschlechtstheilen bemerkbar, so dass die Thiere grosse Nei­gung zum Reiben haben; auch zeigen sie grosso Begattungslust und häufiges und schmerzhaftes Uriniren. Bald macht sich nun auch Geschwulst der äus-seren Schamtlicile bomerklich, die zuweilen selbst Scham und Scheide verengt, die sich selbst bis zum After und Euter hin erstreckt, so dass sie sogar einen breitern Stand der hinteren Extremitäten bewirkt.
Bei näherer Untersuchung findet man nun bei Stuten entweder die Schleimhaut blass oder gelblich und nur mit röthlichen Streifen oder Puncten besetzt, oder bei kürzlich vorher geschehener Infection sichtlich geröthet, ja stellenweise selbst schwaizroth, und selbst die Clitoris geschwollen. Man findet weiter Bläschen von der Grosse eines Hanfkorns bis einer Erbse, die weisslich werden, aufbrechen, und nun runde, oberflächliche Geschwüre bilden, aus wel­chen eine schleimige, scharfe Flüssigkeit aussickert, die alle anderen organi­schen Theile, auf die sie einwirkt, corrodirt.
Heilen auch einzelne dieser Geschwürchen, so dauert doch der Geschwür-process im Ganzen fort, die Geschwüre fliessen zusammen, erhalten einen speckigen Grund und aufgeworfene Ränder. Aus dem Secrete bilden sich gelb­braune Borken.
Allmählig tritt ein allgemeines Leiden mit Abmagerung, Stumpfsinn, Läh­mung, so wie es unten beim Hengste beschrieben wird, hinzu. Doch wird oft schon bald nach dem Beginnen ein glanzloses, rauhes Haar, trauriger, matter Blick, Anschwellung der Kehlgangdrüsen und grünlicher, eiterartiger Nasen-ausfluss wahrgenommen.
Beim Hengste entstehen, nachdem vielleicht Gleichgültigkeit und andere allgemeine Krankheitserscheinungen vorausgegangen sind, Anschwellung des Schlauches, der Hoden, der Leistendrüsen; es machen sich hirsekorngrosse Bläschen und Erosionen in der Nähe der Harnröhrenmündung und weiter am Penis, seltener tief gehende Geschwüre oder schwammige Auswüchse bemerk­bar, es macht sich aber auch mehr ein allgemeines Leiden des Lymphsystems ;#9632;
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Bösartige Bcschälkranklteit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; R9
Knoten- und Geschwürbildung in der Haut geltend, so dass nach einer Wo­chen- oder Monate langen Dauer endlich alle Zufälle des Rotzes und Wurmes mit denen der Lähmung des Kreuzes, der Ohren und Lippen eintreten. Doch können wieder Monate vergehen, ehe Patient an Zehrfiehor, das mit colliqua-tiven Entleerungen gepaart ist, zu Grunde geht.
Die Section zeigt ausser den Symptomen allgemeiner Abmagerung die Schleimhäute der Genitalien, der Harn- und Respirationsorgane aufgelockert, mit krankhaftem Schleime, auch wol mit Geschwüren bedeckt; die Lymph­drüsen in und ausser der Bauchhöhle mehr oder weniger angeschwollen, die Hoden braun, weich, das Blut schwarz, schmierig; das Fett in eine sulzige Masse verwandelt. Wasserergiessungen in der Brust- und Bauchhöhle; in sel­tenen Fällen Röthung der Rückenmarkshäute, häufiger wässriger oder sulziger Erguss im Wirbelcanale; die Nervenmasse, besonders in der Lendengcgend, erweicht.
Ursachen. Bei der in Böhmen 1826 —1830 beobachteten Seuche wollte man als veranlassende Schädlichkeiten schlechte Wartung, Fütterung u. dg!, beschuldigen, allein eine genauere Untersuchung wies nach, dass auch bei den bestgepflegten und gesunden, feinracigen Thieren das Uebel bestanden hat, da­her dürfen wol die vorbereitenden Ursachen in Eigenthümlichkeiten der Witte­rung um so mehr gesucht werden, da sie oft in sehr entfernten Gegenden zu­gleich beobachtet worden ist. Dass sie aber vom Geschlechtsleben zunächst ausgeht, ergibt sich daraus, dass Wallachen und Fohlen nicht von ihr befallen werden. Die Begattung selbst ist das gewöhnliche Weckungsmittel; einmal ins Leben gerufen, wird sie aber durch die Begattung mit solchen weiter verbreitet. Doch werden allerdings von einem daran leidenden Hengste ebenso wenig alle belegten Stuten angesteckt (Magazin XXI, 225), wie auch Hengste, die mit solchen kranken Stuten den Coitus begangen haben, den Ansteckungsstoff auf andere übertrugen, ohne immer selbst afficirt zu werden. Immer wird ferner durch die Begattung ungleich häufiger, als durch geflissentliche Infection die Krankheit mitgethcilt.
Neuerdings hat man auch die Beobachtung gemacht (cf. Magazin XXI, 223), dass sie auch von solchen Pferden, die an der Rotzkrankheit leiden, mittelst der Begattung hervorgerufen wird, weshalb jedenfalls eine grosse Ver­wandtschaft zwischen beiden Krankheiten anzuerkennen ist.
Prognose. Wird das Leiden frühzeitig erkannt, so ist Heilung möglich. Neigt sich die Krankheit zum Bessern, so zeigen die Geschwüre Neigung zur Fleischkeimchenbildung, es wird ein gutartiger Eiter entleert, es macht sich Narbenbildung bemerkbar, und die Bildung neuer Bläschen und Geschwüre un­terbleibt, die Anschwellungen verschwinden und der Habitus gewinnt wieder seinen Turgor. Sobald sich aber ein allgemeineres Leiden des Lymphsystcms
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Biisniiigc Boschälkrankheit.
bemerkbar maclit, wird ibre Heilung schwierig und ungewiss, und noch trister, wenn einmal Lähmung sich eingestellt hat.
Nach Vi'illi starben von 130 kranken Stuten 50, und 47 mnsslcii als unheilbar im abgezehrten und gänzlich gelätfmten Zustande vertilgt laquo;erden, während die übrig geblie­benen noch keineswegs als rollhommen geheilt betrachtet werden konnten.
Behandlung, Nach Hering sind im Beginne der Krankheit Frottiren der Haut, grösstmögliebste Reinlichkeit, Vermeiden des Reibens der Genitalien, und innerlich diaphoretische Mittel, es ist inanchnial selbst Salpeter oder Ca­lomel nöthig, bei dem örtlichen Mitgebrauche von lauwarmen, schleimigen, bald aber von aromatischen Decoctcn unter Zusatz von Eichenrinde, oder statt der­selben Bloiessig. Im zweiten Stadium Schwefelpräparate mit bitteren und ge­würzhaften Pflanzonstoffen (Magazin XV, 467 — 470) bei dem Fortgebrauchc der örtliclien Mittel; auch Auflösungen von schwefelsaurem Zink oder Kupfer sind auf die geschwürigen Hautstellen zu appliciren. In der dritten Periode das Brennen der gelähmten Thcilc, Canthariden, die Brechwcinsteinsalbe; in­nerlich Schlangenwurzel, Arnica, Eisen, Mincralsiiuren.
Poliz-einiassrcgeln. 1) Verbot der Begattung bei Verdächtigen und wirk­lich Kranken, unter Umständen selbst das Suspendiren des Beschälgeschäftes in heimgesuchten Gegenden.
2)nbsp; nbsp;Isolirung der Gesunden und Kranken, und jede Vorkehrung, wie bei Rotz.
3)nbsp; Jede Präcaution des Menschen vor Ansteckung, obschon die Besude­lung mit der krankhaften Secretion niemals üble Folgen bei demselben gehabt haben soll.
4)nbsp; Entsprechende ärztliche Behandlung.
In Preiisscn bestellt folgende K. Verordnung vom 22. September 18=10:
1)nbsp; Ein Pferd, welches an dei Bescliälkrankheit leidet, derselben verdächtig ist, oder innerhalb der letzten drei Jahre daran gelitten hat, darf nicht zum Begaünngsacte zuge­lassen weiden.
2)nbsp; Jedes von der Bescliälkrankheit befallene oder derselben verdächtige Pferd ist sofort nach der Entdeckung desüebels, jedes von derselben geheilte Pferd aber, wenn seil der Genesung noch nicht drei Jahre verflossen sind, sogleich nach der Publication dieser Ol'dre, von seinem Besitzer der Orts-I'olizeibehöide und von dieser dem Landrathe anzu­zeigen, welcher dafür ZU sorgen hat, dass solches an einer Seite des Halses, welche der Besitzer zu bestimmen hat, mit einem Brandzeichen versehen werde, welches durch die Buchstaben B. K. die Krankhoü und durch die letzten Ziffern der .Jahreszahl die Zeil bc-zeichnel, in welcher das Pferd an der Krankheit gelitten hat.
31 Daran leidende oder derselben verdächtige Pferde aber dürfen gar nicht, von derselben geheilte Pferde aber, mil Ausnahme solcher Hengste, welche nach ihrer Heilung castrirt worden sind, während der drei ersten Jahre nach der Heilung nicht über die Grenzen des laiulrälhliehen Kreises hinaus iveggefülni werden, in welchem sie erkrankt sind. Innerhalb des Kreises ist der Wechsel in dem Aufenthaltsorte auch während der
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Bösartige Bescliälkrankheit — Bösartiges Klaucngcscliwiir.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 91
drei ersten Jahre nach der Heilung zuliissig, muss aber von dem bislictigcn Besitzer je­desmal der Orls-Pülizeibehórdc des bisherigen Aufenthaltsortes, und durch diese dem Land-rathe angezeigt werden.
4) Sobald ein landrätlillther Kreis von der Regierung als inficiil oder als bedroht von der Beschälkrankheit betrachtet wird, ist diess durch das An.lsblatt bekannt zu ma­chen. Von dem Tage an, wo diese Bekanntmachung erscheint, dürfen in einem solchen Kreise auch anscheinend gesunde Pferde zum Begaltiingsacte nicht zugelassen weiden, wenn die Besitzer nicht bei Hengsten ein nicht über U Tage, und bei Stuten ein nicht über 4 Tage altes Gesundheitsattest eines approbiiien Thierarztes aufzuweisen haben.
6) Jede Uebertrctnng der zu 2—4 erthelllen Vorschrift wird mit einer Polizeistrafe von 1 —10 Thlr. und im Unvcrmogcnsfalle mit verhältnissmässigcr Gcfäiignissslrafe, jede Uebertrctnng der Vorschrift zu 1 dagegen mit einer Polizeistrafe geahndet, welche dem vierfachen Betrage des etwa erhaltenen Sprunggeldes gleich kommt, aber niemals weniger als 10 und höchstens 100 Thlr. betragen darf. Polizeibehörden und Tliieiärzte, welche den ihnen vorstehend auferlegten Pflichten nicht nachkommen, haben angemessene Ord-nnngsslrafen, welche in AViedeiiiolungsfällen bis zur unfreiwilligen Entlassung vom Amte gesteigert werden können, zu gewärtigen.
Nr. 86.
Das bösartige Elaueugeschwür, resp. die bösartige Klauenseuche
der Schafe.
Syn. Langwierige oder spanische Hinke,
Symptome. Wenn man die abgesonderte Jauche von Schafen, die mit dieser Krankheit behaftet sind, auf Gesunde einimpft, so bemerkt man in Folge dieses Ansteckungsstoffes nach 3 — 4: Tagen Hinken, Röthe, vermehrte Wärme und Geschwulst im Klauenspaltc und über dem Hornsaume daselbst, der sich abzulösen anfängt und eine klebrige, übelriechende Feuchtigkeit aus­scheidet, die nun allmilhlig auch die Fleischwand zerstört und zur Verkrüppc-lung der Hornwand Veranlassung gibt: die kranken Klauen, deren innere Wände insbesondere blätterig und rissig werden, stehen aus einander und das Thier tritt mit diesen nicht mehr genügend auf; sind beide Vorderfilssc krank, so rutschen die Schafe auf den Knicen fort; leiden die Hinterfiissc, so pflegen sie mehr zu liegen. Schuht das Thier in Folge jener jauchigen Absonderung aus, so erzeugt sich zwar wieder neue Hornmassc, sie wird aber bei weitem nicht so regelmässig gebildet, und wirkt die Kunst der Krankheit ungenügend entgegen, so wird auch diese wieder durch die immer fressenderc Jauche zer­stört, womit endlich Knochenfrass, Zerstörung der dort gelegenen Bänder, kärg­liche und schlechte Wollproduction, allgemeine Abmagerung sich paaren, und bei schlechter Pflege und Fütterung sogar Uebelsilftigkeit und Entkräftung das Leben vernichten.
Ursachen. Die Krankheit fand sich anfänglich bei feinen Schafen, weshalb man irriger Weise angenommen hat, dass sie durch spanisches Vieh eingebracht und sich erst
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bösartlgra Klauenseuche — Bösartiges Catarrhalfieber.
auf unsere Landschafe verbreitet hat. Doch mag die nasse Witterung in den Jahren 1816 —1817, seit welcher /.eil sie bei uns beobachtet wird, die Ursache tu ihr unmittelbar, oder dadurch es geworden seyn, dass die ZU der Zeit herrschende acute Form als Nacli-lirankheil in sie ausartete.
Durch Ansteckung kann sie insbesondere in Ställen leicht sich verbreiten.
Diagnose. 1) Acute Klauenseuche, 2) die Misthinke, 3) der Schlämpc-ausschlag.
Pror/nosc. Wird ihr nicht alle Aufmerksamkeit geschenkt, so wird sie fort und fort in der lieerde sich erhalten: Hat man den Sommer vor sich, so kann man ungleich leichter sie besiegen, da Gesunde, Kranke und Reconvales­centen leicht von einander entfernt gehalten und die ärztlichen Bemühungen überhaupt förderlicher worden.
Behandlung, Hauptaufgabe bei den Kranken ist es, alle Trennungen des Hornes mit dem Messer sorgfältigst #9632;wegzunehmen und die krankhaft ab­sondernde Fliiclie umzustimmen, was durch Chlorkalkauflösungen, blauen oder weissen Vitriol, Spiessglanzbuttcr, ein Liuinicnt aus 1 Grünspan und 4 Leinöl, oder bei stärkerer Entartung durch Salpetersäure und darauf folgenden Gebrauch des stinkenden Thierölcs etc., oder durch eines der S. 14 der Falke'schen Phar-macodynamik genannten Mittel geschehen kann. Wenn die Fleischtheile stark blosgclcgt worden sind, so ist ein Verband von Werg oder Leinwand dabei nothwendig. Eine Revision der Operirtcn resp. die betreffende Nachoperation ist aber anfangs alle 3 Tage nothwendig. Cariöse Entartungen etc. fordern desgleichen möglichste Ereilegung, sorgfältige Reinigung durch Chlorkalkbrci und darauf die concentrirten Lösungen von Silbersalpeter etc., balsamische Mittel.
Polizeimassregeln. 1) Gesunde Schafe dürfen nicht mit unbekannten und mit solchen zusammen kommen, unter denen die bösartige Klauenseuche herrscht; deshalb bind auch
2)nbsp; für Gesunde und Kranke die Triften zu theilen und jeder Heerde be­sondere Treibwege anzuweisen. Der Vertrieb von Schafen aus der Art inficir-ten lieerden in andere Orte ist ganz zu verhindern.
3)nbsp; Eine entsprechende Behandlung der Kranken ist strengstens zu for­dern und bei Weigcnmg völlige Stallsperre anzuordnen.
4)nbsp; Scheinbar Geheilte sind noch mehre Wochen von Gesunden entfernt zu halten, und ehe sie dann zu denselben gelassen werden, ist die völlige Des-infection der Hornsclmbe durch Chlorkalkauflösung nothwendig.
5)nbsp; Damit muss auch eine wiederholte sorgfältige Reinigung der Ställe und betretenen und besudelten Orte hemöglicht werden.
Bösartiges Catarrhalfieber der Rinder vide Catarrhal-f i e b e r.
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Böses Spiel — Brandige Druse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;)3
Nr. 87. Böses Spiel wird in dem Fulda'schcn Wührschaftsgesetze für Fallsucht der Rinder ge­braucht, und eine Währscliaftszeit von 31 Tagen geliandhabt.
Nr. 88. Die Borstenfäule ist die fieberloKC Krankheit der Schweine, welche sich dadurch kennbar macht, dass die Borstea sicli sehr leicht ausziehen lassen, und dass dann ihre llaar-säckchen schwärzlich und mit Blut angefüllt erscheinen, indess sie im gesunden Zustande rothgeib aussehen. Ucbrigens zeigen sich die Leidenden träge und ohne Fresslust; das Zahnfleisch ist locker und aufgetreten, der Speck unter der Haut ist weich und weicht sehr leicht dem Fingereindrucke; die Auslee­rungen zeigen überhaupt den Schwächezustand au, der endlich auch dem Leben des Thiers ein Ende macht.
Ursachen. Es werden besonders in der Mästung befindliche Schweine, die sehr erschlaffende, die besonders faule thierische Nahrung erhalten, ohne dabei freie Bewegung und reine Luft zu genicssen, die vielmehr noch in dumpfen und jauchigen Ställen und Localitäten gehalten werden, davon befallen.
Die Section weiset ein dunkles, nicht geronnenes Blut und Extravasate unter der Haut und in den Schleimhäuten nach.
Behandlung. 1) Abwendung der Ursachen, das Schwemmen oder öftere Waschungen mit Essig und 'Wasser, und der Mitgebrauch des Grünfutters oder Obstes beim Körnerfutter und dem Gebrauche von Kastanien. 2) Aetherische und tonische Arzneien, geröstete Eicheln, das Kalkwasser. Bräune vide Rachenen tzündun g. Brandflock vido Druckschaden.
Nr. 89.
Die brandige Druse oder dor brandige Strengel, Coryza gangraenosa,
gehört jedenfalls nicht zu den Catarrhen oder Entzündungen, ist vielmehr dem acuten Eotze höchst verwandt, oder vielmehr nur eine Varietät desselben, wie nachfolgende Beschreibung Bering's ergiebt:
Symptome. Die Krankheit beginnt meist plötzlich mit Traurigkeit, schwankendem Gange und grosser Schwäche. Die Riechhaut und die Binde­haut des Auges zeigen mehr oder weniger Rüthe, unregelmässige Puncte oder Flecken. Füssc, Schlauch, besonders aber der untere Thcil des Kopfes sind angeschwollen. Der Puls ist weich oder gespannt, sehr beschleunigt, der Herz­schlag stark fühlbar. Das Athmcn ist ruhig, der Koth trocken, schwarz, manchmal mit Schleim überzogen.
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brandige Druse.
Nach 2 — 3 Tagen findet man die Flecken in der Nasenschleimhaut gros­ser und dunkler, die Bindehaut, mit gelblichem Serum infiltrirt, ein wässriger gelber Ausfluss findet in müssiger Menge aus den Nasenlöchern statt; wach­sende odeinatOsc Geschwulst der Nase und Schenkel. 4 — 5 Tage später wird die Nasenschleimhaut erweicht, brandig, mit blaurothen Geschwüren bedeckt, weshalb aus der Nase eine stinkende Geschwürmasse flicsst. Nun schwellen auch die Kchlgangdrüsen an, und die Geschwulst der Nasenflügel und Lippen hindert Athmen und Fressen.
Der Tod tritt meistens am 10.—12., aber auch manchmal schon am 2. — 8. Tage der Krankheit durch Erstickung ein.
Seclionserscheinungen, aussei' denen der Körpcroberfläche und Nase, sind schwarze, grosse, schwere, mit bleifarbenen oder rothen Dupfen bedeckte Lun­gen. Hie und da ist die Lungensubstanz breiartig aufgelöst; auch die Milz ist gross und weich; das Blut überhaupt schwarz und nicht geronnen. Ecchymosen zwischen den Muskeln, am Herzen, Darmcanal, Nieren etc.
Als Ursachen beschuldigt man schlechte, verdorbene Nahrung, überfüllte, nicht gelüftete ungereinigte Ställe; die Ansteckung.
Prognose, Die meisten Kranken sterben.
Behandlung. 1) Berücksichtigung und Entfernung der Ursachen. 2) Gegen die Krankheit empfiehlt Bouley den Adcrlass, wenn er zu Anfange ge­macht wird; ausserdem Einschnitte in die Anschwellungen, Ausdrücken des Serum, Brennen der Wunden, innerlich Wein mit aromatischen Pflanzen-decocten, China etc.
Bezirksthierarzt Dintcr erzählt folgenden, obige Mittheilungen completi-renden Fall in Haubner's erstem Schulprogramme 185fi/57: Ein zehnjähriger quot;Wallach beginnt zu kränkeln, hustet oft, hat wenig Appetit und zeigt sich träge in der Bewegung. Nach circa 8 Tagen fahren plötzlich an der Innern Flüche der Schenkel Beulen und flache, begrenzte Anschwellungei.'. (Quaddeln) auf, am nächsten Tage sind die Schenkel gleichmässig ödematös angeschwol­len, aber auch zugleich dor Vorkopf und namentlich die Nasenlöcher der Art, dass solche Athmungsnoth entsteht, dass das Thier durch das Maul athmen rauss. Die Schleimhaut zeigt die Erscheinungen des s. g. brandigen Nasen-catarrhs. Appetit war zugegen, Futter- und Getränkaufnahme aber unmöglich, die Darmentleerungen regclmässig, dickbreiig, Harn selten und bierbraun. Die Anschwellung am Kopfe nahm zu und verbreitete sich über den Hals und die untere Hälfte des Rumpfes. Am 4. Tage stellten sich Colikschmerzen ein, der sehr beschleunigte Puls war kaum fühlbar, der Herzschlag pochend, am 5. Tage erfolgte der Tod.
Die Sectionsergobnisse waren : Wässriger Erguss im Zellgewebe und theilweise brandige Zerstörung der Nasenschleimhaut, die Schleimhaut des
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Brandige Druse — Brcchrulii'.
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Rachens, Sclilundcs und der Luftröhre dunkel geröthot und aufgelockert, In der Brusthöhle und im Herzbeutel eine reichliche Mongo eines gelblich-(rtiben quot;Wassers, die Pleura etwas gerülbet, die Lunge strotzend mit schwarzem lilute erfüllt. In der Bauchhöhle ebenfalls quot;Wasscrerguss, der Zwölfflugerdarm ganz schwarz gefleckt, wie mit Blut durchtränkt, seine liiuitc verdickt und mürbe, die Schleimhaut des Magens und des übrigen Darms dunkel geröthet und auf­gelockert, die Milz vergrüssert und strotzend von schwarzem Blute, die Leber und Nieren blass und mürbe.
Brandiger Nasencatarrh 1) = Brandige Druse, 2) =r Bös­artiges Catarrhalfieber der Rinder.
Brandmauke = Ausfallende Mauke.
Nr. 90. Die Brechruhr, Cholerine.
Bei Thiercn , die sich erbrechen können, wird, nachdem die Schleimhaut des Magens und Dünndarms blennorrlioisch afficirt worden ist, bald nach dyspeptisehen Vorläufern, bald auch plötzlich ein profuses Secret nach oben und unten entleert. In der Regel ist gleichzeitig die Secretion der Leber ver­mehrt, das Ausgeworfene daher gallig gemischt. Dabei zeigen sich gewöhnlich gleichzeitig noch mannigfache krampfhafte Erscheinungen.
Als äussere Causulmomcnlf. dafür sieht man eine eigenthümliche Qualität der Atmosphäre, hoho Temperatur bei Tage mit feuchten kühlen Nächten an. In einer Ueberladung des Magens, einer Erkältung wird der letzte Anstoss zum Ausbruch der Krankheit gegeben.
Verlauf, Dauer, Ausyüngc. Die Krankheit ist acut. Wenn Genesung eintritt, so hört zuerst das Erbrechen auf und reichliche Ausdünstung tritt ein. Recidiven erfolgen gern. Zuweilen geht das Leiden auch in andere Krank­heit über, wird durch Weiterverbreitung zur Diarrhöe oder Ruhr, oder es entsteht Unvcrdaulichkcit, hectisehes Fieber, Wassersucht etc. Doch wird ge­wiss der tödtlichc Ausgang bei Thiercn selten seyn.
Die Prognose richtet sich nach der Constitution der Kranken, nach dem Sturme der Zufälle, nach jenen Uebcrgängen.
Leichenbefund im Ganzen wie beim gastrischen Fieber.
Behandhing. Anfangs reicht man eine Auflösung von kohlensaurem Kali oder Natron; sonst schleimige Mittel mit Kirschlorbeer- oder Bittcrman-delwasser, unter Umstünden Opiate, ableitende Einreibungen, Reibungen des Hinterleibes. Später vielleicht geliud abführende, entzündungswidrige, tonisi-rende etc. Mittel.
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Breigeschwulst — Brcmsenlarven. Nr. 91.
Breigeschwulst, Athoroma,
wird diejenige Art der Balggeschwülste genannt, welche eine gelbliche, breiige, zuweilen auch eine in grtttzartige oder grössere Klümpchen verbundene Masse einschliesst. Die Exstirpation ist zu ihrer Ausrottung das Sicherste.
Nr. 92.
Die Bremsonlarven im tMerischen Körper.
Sie finden sich in geringerer oder grösserer Menge beim Rindvieh und Rothwild, selten bei Einhufern in der Haut, bei Schafen in den Stirn- und ihren Nebenhöhlen, bei Einhufern im Rachen, sowie im Magen und Darmcanale, und bewirken bald keine wahrnehmbaren krankhaften Zufälle, oder nach­genannte
Symptome. Die in die Haut gelegten Eier der Rindviehbremse be­wirken in derselben Geschwülste von der Grosse einer Bohne bis eines Tau-beueics (Dasselbeultn). In der Mitte derselben findet sich eine rundliche Oeff-nung, durch die man in die eiternde Höhlung und die Larve sehen kann. Die Nasen- oder Rachen bremse des Pferdes gibt zu einem nachhaltigen Husten, der erst zur Zeit der Reife dieser Thiere durch ihr Auswerfen zum Weichen kommt, Anlass.
Durch die Magen- und Mastdarmbremse entstehen daselbst Schmer-zensäusseruugen und gestörte Verrichtungen. In einzelnen Fällen hat man selbst bei ihrem häufigen Vorkommen in dem betreffenden Körpertheile den Tod in Folge von Abmagerung und durch Zerstörung des in Besitz genomme­nen Organcs entstehen sehen.
Die Schaf bremsenlarve in den Stirn- und Nebenhöhlen erzeugt Schleudern mit dem Kopfe, Niesen, Nasenausfluss, Ablassen von Futter, Ab-magerung, Drehen nach einer Seite, Schwindelzufälle (Bremsenschwindel), Niederstürzen, Knirschen mit den Zähnen, Tod durch Erschöpfung. Auch beim Pferde wurden in einem Falle nach Prof. Bruckmüller's Berichte der­artige Zutälle beobachtet und bei der Section 2 Brcmsenlarven mit örtlichen Veränderungen der Gehirnmassc vorgefunden, was Ref. dadurch erklärt, dass sie vom Rachen aus längs der Halsgefässe in die Schädelhöhle und in das Hirn gedrungen sind (Wiener Vierteljahrsschrift VI.)
Prognose. In den meinesten Fällen werden die Brerasenlarven wegen ihres nur temporären Aufenthaltes keine ungünstige Vorhersage zulassen.
Sectionsdida. Oft findet man die Bremsen in grosser Menge (zu Hun­derten) vor, und damit Zerstörung der Schleimhaut, ja Durchbohrung der Wände, Magen-, Darmentzündung etc.
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Bremsenlarvcn — Brustcongestion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Behandlung. 1) Gute und nahrhafte Fütterung; 2) die Anwendung aller Arzneimittel ist bei den Magen und Darm bewohnenden Bremsen bis­her fruchtlos gewesen. Bei den Schafbremsen benutzt man trockene Räu­cherungen von angebrannten Federn, Hornsptlnen etc., oder man gebraucht Niesemiltel von Tabak, Rainfarn etc., um dadurch die Larven zum Ausstossen zu vermögen; oder man sägt dicht an der Wurzel die Höraer ab; oder man trepanirt die Stirnbeine. Den Bremsenlarven in der Haut des Kind­viehs wirkt man dadurch entgegen, dass man die Beulen aufschneidet, die Larven herauszieht oder herausdrückt und die Wunde reinigt, wonach bald Vernarbung eintritt.
Sind sie aber nicht in grosser Menge vorhanden, so kann man ruhig ihren naturgemässen Abgang erwarten, der im Mai bis Juli statt hat.
Die Bright'sohe Krankheit,
(nach dem englischen Arzte Bright genannt, welcher sich um Entdeckung und Aufhellung derselben einen Namen erworben hat), zeichnet sich besonders durch Ausscheidung eines eiweisshaltigen Urins aus. Da Ihr Wesen übrigens noch nicht sattsam erforscht ist, so findet sie aucii nur unter der symptomatischen Bezeielmung „Albuminuriequot; die entspre­chende Erwähnung.
Nr. 93. Bronchialdrüsen - Krebs
soll in der Form des Markschwammcs sowol bei Pferden, wie bei Rindern, bei diesen namentlich öfters in fettiger Umwandlung begriffen (als netzartiger Krebs) oder tnberculisirend gesehen worden seyn.
Bron chienerweiterung = Luftröhrenäste-Erweiterung.
Brustcatarrh =: Lungencatarrh.
Nr. 94. Die Brustcongestion ist zwiefacher Art:
Die active Varietät spricht sich durch massige Boschleunigung dos Pul­ses, beschleunigte und erschwerte, mit Beängstigung verbundene Respiration, kurzen, oft kaum möglichen Husten aus. Die Fortbewegung des Körpers ist beschwerlich, kleine Thiere legen sich gern auf den Bauch. Die ausgeathmetc Luft ist vermehrt warm, die Nasenschlcinihaut ist höher gerötbet. Die Aus­leerungen sowie die Fresslust sind gewöhnlich vermindert, doch ist das Ver­langen nach kaltem Getränke vermehrt. In leichteren Fällen beobachtet man Steigerung und Nachlass der Zufälle.
Die passive Art zeigt Respirationsbeschwerden, Husten, träge Aus­leerungen, Gähnen, Eingenommenheit des Kopfes.
ralke, Krunkh. d. Ilautlh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
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93nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brustcongestion — Brusldiüsen-Vergrösserung.
Der Percussionsschall bleibt, so lange die Luftzellen lufthaltig sind, selbst bei dem höchsten Grade der Hyperämie unverändert.
Ursachen. Die erste Art in kräftigen, die zweite Art in blutreichen, torpiden Subjecten. Oft liegen Herzfehler, Functionsstörungen im Pfortader­systeme zu Grunde. — Als Veranlassungen sind zu betrachten: ungewohnte Bewegungen, wie bei Stallkühen, schnelles Laufen, sehr heisse, schwüle Luft, dunstige Stall- und tibcrhaupt sauerstoffarme Luft. Futterstoffe von starkem Nährgehalte, wie Ueberiüllung des Hinterleibes mit Futterstoffen. Plötzliche Abkühlung sehr erhitzter Tliicre. Mechanische Yerhinderungsmittel des Blut­laufes z. B. durch enge Geschirre.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Sie entsteht bald schnell, bald allmählig, und verläuft gewöhnlich schnell, oft so schnell, dass gar kein Heilmittel ver­abreicht werden kann. Uebrigens kann sie enden: 1) In Genesung; doch sind Eecidivcn häufig. 2) In Hämorrhagie, Wassererguss, Entzündung. 3) In den Tod.
Die Prognose ist, wenn die Ursache nicht erkannt wird oder nicht ent­fernbar ist, im Ganzen ungünstig.
Seclionsbcfund. Lebhafte oder dunkle Röthe und Infiltrationen grösserer oder kleinerer Lungenpartiecn, welche weicher sind und beim Einschneiden wenig knistern und eine reichliche Menge Blutes entleeren. Die rechten Herz­höhleu und grossen Gefässstämme sind desgleichen in der Hegel voll dunklen Blutes. In den Bronchien findet sich öfters ein mit blutigen Striemen ge­mischter Schaum. Auch finden sich wol Froducte schon eingetretener anderer Krankheiten.
Behandlung. 1) Beseitigung und Abhaltung von Schädlichkeiten. 2) Wie­derherstellung einer gleichnuissigen Blutverthcilung. 3) Bctliätigung der Ab-sonderungsorganc und Leitung der Crisen. 4) Auch nach der Heilung ist der Hinterleib frei zu erhalten: Somit findet ein ganz ähnliches Verfahren, wie bei Kopfcongestionen statt.
Nr. 95. Brustdrüsen - Vergrösserung wurde von Sewel gefunden.
Symptome. Ein Pferd hatte längere Zeit an beträchtlichen wässrigen Anschwellungen um die Brust, Schultern, an den Beinen und am Bauche ge­litten, die zwar einigermassen beseitigt wurden, wobei jedoch ein Unwohlseyn ohne hervorstechende Symptome zuiück blieb. Plötzlich starb das Pferd.
Bei der Section fanden sich die Baucheingeweide gesund, nur die lymphatischen Drüsen waren sehr vergrüssert. Die Lungen zeigten wenig Ver­änderung, der Herzbeutel enthielt etwas Flüssigkeit; aber den bemerkenswerthe-
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Brustdrüscn-Vergrösserunj — Brustfell-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99
sten Anblick bot die Thymusdrüse dar, welche den ganzen vordem Eaum der Brusthöhle ausfüllte, am Herzbeutel und an der Rippeuhout fest hing, und 20 Pfund wog.
Nr. 96. Die Brustfell-Entzündung, Pleuritis s. Plouresia,
betrifft eine kleinere oder grösscre Partie der rechten oder linken Rippenpleura, oder beider, oder auch den serösen üeberzug der Lungen.
Symptome. Oft tritt sie ohne bedeutende Vorboten, gewöhnlich sofort mit Fieber auf, wobei starker Frost und Hitze wahrnehmbar ist. Unbehilflich-keit des Körpers und Ausdruck des Schmerzes bei der Bewegung, Umsehen nach den Seiten, weite Stellung der Vorderfüsse, Schmerz bei Berührung der Zwischenräume in den Rippeuwandungen. Die Patienten vermögen, wenn sie sich ja zum Liegen bequemen, nicht lange liegen zu bleiben. Das Athmen beschleunigt, aber mehr oberflächlich, das Einathmen namentlich kurz und ohne sichtbare Bewegung der Bipponmuskcln, aber bedeuteiule Bewegung der Nasen­flügel und Bauchmuskeln; Ausathinen langsam; die ausgeathmete Luft nicht so heiss, als bei Lungenentzündung, der Hustendrang wird wegen des heftigen Schmerzes unterdrückt, erfolgt er aber, so ist er trocken und kurz. Puls an­fangs gewöhnlich voll und hart, beschleunigt. Durst oft bedeutend. Durch die Percussion zeigt sich jetzt noch nichts Abartiges, wol aber wird durch die Auscultation ein schwaches auf- und absteigendes Reibungsgeräusch wahr­genommen.
Aetiologie. Das Meiste, was bei Lungenentzündung als Ursächliches an­gegeben wird, gilt auch von der Entzündung der Pleura; auch kömmt sie in den verschiedensten Individualitäten vor, und entsteht besonders durch mecha­nische oder atmosphärische Schädlichkeiten, in Folge der Influenza, durch Me­tastase und Metaschematismus.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist gewöhnlich sehr rasch, und zwar erfolgt entweder
Z ertheilung, wo die Zufälle schon am 3. — 4. Tage abnehmen, sich aber doch bis zum 5. — 9. Tage nicht ganz verlieren. Der Puls wird weicher, die Hautausdünstung tritt gleichmässig ein, ein trüber Harn, welcher einen reichlichen Bodensatz bildet, erfolgt reichlich und oft;
oder es erfolgen wässr ige Ergiessur.gen oder Ablagerungen ge­ronnener Lymphe. Das Thier athmet dann zwar schmerzloser, Nasen­flügel und Flanken werden jedoch stark bewegt, sie lassen dumpfen Husten hören und zeigen grossen Durst, die Percussion ist nun an der Basis des Brustkorbes matt, und es wird dieser gedämpfte Schall zunehmen, je höher das Exsudat steigt, das Respirationsgeräusch ist schwach oder wird gar nicht
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lOOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brustfellentzündung.
mdir bemerkt. Die Patienten setzen die Vordcri'üsse weit auseinander, es bilden sich Ocdonie, der Puls 1st sehr beschleunigt, der Herzschlag fühlbar und dehnt sich weithin aus. So wird gewöhnlieh bis zum 14. Tage hin der Tod unter Erschöpfung oder Erstickung eintreten, indem sie sich bis dahin gern stehend erhalten. Selten bilden sich in dieser späten Zeit erst critische Entleerungen, besonders des Harnes, und dadurch Genesung. Zuweilen scheint auch die Kcconvalescenz eingetreten zu seyn, aber ein neuer Fieberanfall macht sich bemerkbar, und ein jiihlingcr Erguss führt baldigen Tod herbei. L y m p h e x s u d a t wird sich besonders durch Kurzathmigkeit bald heraus­stellen.
Die Eiterung findet selten statt, wenn sie nicht durch Verletzung ent­standen ist. Dio Eiterbrust (Empyema, Pyothorax) wird durch starke Atlnmingsbeschwcrden, feuchten Husten, kleinen weichen Puls, Remissionen und Exacerbationen der Fieberzufälle, Diarrhöen, trüben Harn mit eiterigem Sediment, Abmagerung, Oedeme und im Ganzen durch den hectischen Zustand sich bemerkbar machen.
Brand wird noch seltener und nur nach bedeutenden Verwundungen oder brandigen Lungenentzündungen vorkommen.
Die Prognose ist im Ganzen nicht sonderlich günstig, jedoch nach Ur­sachen, Grad, Zusammensetzung, Art des Fiebers wesentlich verschieden. Bei Vernachlässigung und Complicationen ist grösste Gefahr vorhanden: oft bleiben mindestens Atlinuingsbcschwcrdcn zurück.
Sectionsdata. In der Brusthöhle viele trübe, oder seltener blutige, mol­kige, eiterige Flüssigkeit, die erst zu unterst des Brustraumes sich ansam­melnd, bei fortgesetzter Exsudation höher und höher steigt. Damit ist öfters plastisches Exsudat in Verbindung, oder diess allein vorzufinden, das sich in Schichten von verschiedener Dicke sowol auf die Kippen- als Lurgenpleura ab­gelagert hat und dieselben mit einander verklebt; zuweilen umscMiessen sie Räume, die mit Serum oder Eiter gefüllt sind. Frisch sind diese Ergüsse gelb­lich, weich und gallertartig, bald aber organisiren sie sich, werden fester, durch neugebildete Gelasse geröthet und geben zu Pseudoplasmen und dadurch zu Dämpfigkeit u. dgl. Anlass. Die Brusthaut selbst ist geröthet, die Blutgefässe netzförmig sichtbar, in höherem Grade die Pleura hie und da brandig, jeden­falls aber minder glatt, aufgelockert, verdickt, mürbe, von den unterliegenden Thcilen abtrennbar. Die Lungen zusammengefallen, blass, zurückgedrängt, oder wenn die Exsudate beträchtlich sind, oder sie länger bestanden haben, blut­reich. Im Herzbeutel ähnliche Contenta, und das Herz schlaff, weik, mürbe, die erweiterte rechte Herzkammer ist auch sehr blutreich, die Auskleidung der Herzkammern ist öfters auch schwarz gefärbt, besüuders bei Pferden in der höchst hitzigen Form.
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Brustfell-Enlzündunp — Bruslgeschwilst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;101
Behandlung. 1) Bcrünksichfignrig (Irr Ursachen, 2) Gegen flic Krank­heit anfangs die Venäscction, selVst. reiclilicli und wiederholt. Innerlich Sal­peter mit schleimigen und abführenden Salzen. Calomel, Aensscrlicli Ableitung mittelst Fontanellen oder Eiterbändern mit f-iuinisc-lien Fliegen, graue Queck­silbersalbe mit Canthariden, Senfteige. Spater entzündungswidrige mit stär­kenden Mitteln.
Bei quot;Wasserergiessungen Salpeter oder versässtes Quecksilber mit Fin-gerhutkraut. Erneuerung der Fontanelle und Eiterliäiulor, Zugsalben.
Bei geschehener Eiterbildung desgleichen Ableitungen and die Jodprüpa-rate, selbst äusserlich.
Durch den Bruststich wässrige und eiterige .Exsudate heilen zu wollen, ist für den, der mit der physiealischen üntersucliurg der Brust nicht genau bekannt, ist, gewöhnlich nicht lohnend, da schneller Tod durch Verletzung eines Lungenflügels oft die Folge ist.
Bei mehr lan gwi e rigem Verlauf e sind Eiterbiinder und Einreibungen zu unterhalten und bethätigende Mittel, wie Calmus, Angelica, Wachholdcr-beeren, Terpentin etc. zu reichen.
In der Reconvalescenz muss man dem Thiere noch längere Zeit Schonung angedeihen lassen.
Nr. 97.
Bie Brustgeachwulst,
Syn. Anticardia s. Anlicnrdiiim, oder das bekanntere Anticoeur oder ATantcoeur der Franzosen,
ist eine mehr oder minder beträchtliche Anschwellung, die an der Vorbrust der Pferde in Folge von äusscren Gewaltthfttigkeiten entsteht, am leichte­sten bei solchen Pferden, die eine stark hervorstehend o Brustspitze haben, weil hei diesen, wenn sie mit der Brust an einen harten Gegenstand anrennen, oder von einem solchen getroffen werden, dieser Theil sehr leicht gequetscht wird. Oft entwickelt sie sich unter Mitwirkung eines Innern Leidens. Entsteht sie durch jene allein, so ist sie in der Ecgel entzündlicher Natur: das Tliicr zeigt Schmerz, es weicht der Berührung aus; zuweilen schon anfangs, zu­weilen später findet sich von ergossenem Blute oder Blutwasser abhängige Fluctuation.
Demungeachtet aber ist sie, hei entspreclicndcr Schonung und Behand­lung, in der Kegel leicht zu heilen, widrigenfalls Ilahiclitsknorpel und Rippen von der vorhandenen Flüssigkeit angegriffen, und Caries, Zehrfieber, Rotz und Wurm schon erfolgt sind; oder es entstehen Versenkungen und üble Fisteln.
Wenn sie aber scirrhöser Natur 1st und sich, wie Ilcrtwig angibt, über oder neben dem Buggclcnkc in und unter dem gemeinschaftlichen Kopf-, Hals-
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Bruslgeschwulst — Brustkrampf.
und Aniibcinniusliel befindet, so ist die Entwicklung sehr langsam und nie so beträchtlich, dabei mehr begrenzt, hart, knotig, doch wol wärmer anzufühlen, und wie in jenem Falle mit Lahmgehen verbunden. Doch wird gewöhnlich auch Druck, insbesondere von zu hoch liegenden Brustblitttern oder von zu engem Kummete die nächste Ursache dazu abgeben.
Sie lässt sich in Eiterung überführen, geht aber bei Vernachlässigung auch in üblere Ausgänge über, oder es geht speckartige Entartung des Mus­kels daraus hervor.
Behandlung. Bei Berücksichtigung einer Innern mitwirkenden Krank­heit wird man bei geringerer, mehr oberflächlicher Quetschung die gewöhn­lichen kühlenden und zertheilenden Mittel anzuwenden haben; bei trägerer Natur Einreibungen von Campher-, Seifenspiritus. Ergossene Flüssigkeiten entleert man, und gebraucht dabei wol noch erweichend zertheilende, schmel­zende Mittel incl. das Eiterband. Bildet sich Eiterung aus, so unterstütze man diese Richtung durch milde Salben oder warme schleimige Bähungen, und entleere den Eiter und schmelze vollends durch entsprechende Mittel die Geschwulst.
Die Brustbeule von scirrhöser Natur soll man anfangs durch Bähungen mit Salmiak-, Kochsalz- oder Pottaschenauflüsung, oder mit grauer Queck­silbersalbe, oder Cantharidensalbe, oder durch ein Pflaster von 1 Sublimat und 12 Terpentin behandeln. Die Neigung zur Eiterung muss aber auch un­terstützt werden, und obgleich des Eiters Sitz sehr tief, so muss doch die Ent­leerung bewirkt und die schmelzende Eiterung genügend unterhalten werden. Ist aber erst scirrhösc Härte eingetreten, so ist die Geschwulst zu exstirpiren, die zurückbleibenden Reste sind zu cauterisiren und übrigens die Wunde durch Eiterung zu heilen.
Auch beim Rindvieh kommen ohne weitere Veranlassung, als dass etwa mechanische Einwirkungen beim Liegen und Aufstehen geschehen sind, Brustgeschwülste vor, die unter „Blutödemquot; beschrieben worden sind.
Nr. 98. Brustkrampf.
Unter dieser Bezeichnung führt Hering in seiner Pathologie folgende Krankheitsform an: Bei einem stark gebrauchten Pierde beobachtete ich zwei­mal einen sehr schnell entstandenen Anfall von heftig beschleunigtem und be­schwerlichem Athmen; dabei war das Thier sehr traurig, ohne Appetit, aber der Puls war auf der normalen Zahl.
Eine Ueberfüllung des Darmcanals vermuthend, wurden ausleerende Mittel gegeben, aber ohne Erfolg. Dagegen verschwand das Leiden auf einige Gaben Bilsenkrautextract schnell.
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Brustkrampf — Brust-Wasscrcrguss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;103
Einige später vorgekommene ganz ähnliche Fälle wurden durch solche krampfstillende Mittel sehr schnell heseitigt. Brustlahmheit SS Buglähme.
Nr. 99, Die Brustrehe, Stethorrheuma.
Symptome, Für sich allein oder in Verbindung mit Muskelrheumatismus überhaupt werden die Urustmuskcln rlicumatisch afficirt, wodurch ausser ge­wöhnlich wahrnehmbaren Fiebersyinptonien die Bewegung des Vordertheils steif und schmerzhaft erscheint, ja selbst die betreffenden Muskeln sich etwas an­geschwollen zeigen, so dass nun auch das Athmcn erschwert und mit Schmer­zensausdrücken ausgeführt wird. Gern geht sie eine Complication mit einer gleichartigen Aifection der Brustliaut, die leicht in Entzündung übergeht, ein.
Ursache ist überhaupt Erkältung.
Zur Heilung sind mit Berücksichtigung des vorhandenen Fiebers die hautbethätigenden Mittel, äusserlich die trockene Wärme und bald äussere Reize, blasenziehende Einreibungen, bei chronischem Zustande ein Eiterband und innerlich harntreibeude Mittel, nach Umständen hin und wieder eine Pur­ganz nothwendig.
Nr. 100.
Der Brust-Wassererguss, Stethochysis.
Syn. Hitzige Brustwassersucht, Hydrothorax acutus.
Symptome. Unter den Erscheinungen eines starken Congestivzustandes nach der Brust tritt Angst und Unruhe, Athcmnotli, Schmerz ein und es wird ein matter Ton bei der vorgenommenen Percussion erst an den tieferen Thei-len des Thorax, bald aber auch höher und höher wahrnehmbar, dann auch wol Schwappen, beschränkte ExiTCtioncn, Erkalten der Extremitäten, Schwin­den des Pulses. So eilt die Krankheit binnen kurzer Zeit ihrem tödtlichen Ende zu. Selten geht sie in Genesung oder in eigentliche Brustwasser­sucht über.
Sedionsbefund. Zuweilen ist nur der eine, zuweilen sind beide Plcura-säcke mit quot;Wasser gefüllt (in einem Falle, der in Folge der Influenza statt­gefunden hatte, entnahm Hering bei der Section 116 Pfd. von 1028 specif. Gewicht), das zuweilen hell, oft aber auch klebrig und gefärbt und hie und da bei sehr raschem Ergüsse mehr oder minder blutgefärbt ist. Die Serosa ist gewöhnlich etwas dirker als normal, oft injicirt.
Aeiiologie, Sie kommt besonders bei nasskaltem 'Wetter und überhaupt mehr durch solche Ursachen zum Vorschein, welche auf die Haut wirken, da-
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104nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Briist-Wassererguss — Brustwunden.
her Bclbst in Folge von Versetzung aeutcr und chronischer Exanthcme, Eheu-mcn. Doch kann auch anhaltendes Laufen u, dergl. Ursache werden. Die Behandlung ist im Ganzen wie hei Bauchwassererguss.
Nr. 101. Die Brust-Wassersucht, Hydrops Pectoris s. Hydrothorax,
gibt sich durch trockene Haut, seltene Urinentleerung, grosses Verlangen nach Getriinke, Husten, Athmungsbeschwerden, endlich durch Schwappen in der Brust, Oedcme der Untcrhnist und der Schenliol, Weinen, schwachen, zuweilen ungleichen Puls zu erkennen. Die Zufälle steigern sich in der Regel sehr all-mählig, endlich macht sich aber doch allgemeine Abmagerung bemerkbar und Erstickungstod tritt ein.
Adiologie. Sie ist Folgekranklieit und zwar bei Individuen, die häufig an Catarrh, Brustentzündung etc. gelitten haben, und wobei Verwachsungen, Indurationen etc. zurückgeblieben sind; oder sie entsteht in Folge von Meta­stasen; auch gesellt sie sich zu Tuberkeln, Aneurysmen, Lungenemphysemen, Herzkrankheiten, Phthisis etc. Auch übcvmässigc Blutentleerungen haben sie hervorgerufen, wie auch K.reutzer besonders bei Pferden resp. Füllen, die ge­gemeinen Schlages und schlaffen Körperbaues waren und Tag und Nacht auf feuchten Weiden bleiben mussten, die idiopalhische Entstehung mehrfach be­obachtet haben will.
Die Prognose ist meist ungünstig. Nur wenn sie durch Metastase ent­standen ist, kann man bei Wiederherstellung des ursprünglichen Leidens an eine Heilung denken. Immer aber ei folgen gern Recidiven.
Bei der Section findet sich ein mehr oder minder reichlicher Erguss gelb­lichen Serums.
Behandlung. Es müssen stärkende und die Absonderungen befördernde Mittel verabreicht werden: Eisenmittcl, Terpentinöl, Terpentin, Herbstzeitlose, Schwalbenwurzel, Meerzwiebel u. dgl. Das Abzapfen hat äusserst sdten guten Erfolg gehabt.
Nr. 102.
Brustwunden,
' sind entweder oberflächliche, die noch nicht das Rippenfell verletzt haben, oder gegentheils eindringende, die ein zischendes Ein- und Ausstiömcn von Luft bei jedem Athemzuge, auch ohne Verletzung der Lungen, sowie Windgeschwulst bewirken. Werden solche eindringende Wunden aber nicht geschlossen, so werden sie schon in wenigen Stunden Brustentzündung, also namentlich be­schleunigtes Athmen, Erstickungszufülle etc. hervorrufen.
Diese Symptome werden noch verschiedenartig modificirt, wenn die Lun-
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Brustwunden — Buchweizenkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
gen, oder das Herz, oder grosse Gefässe, der Schlund oder das Zwerchfell mit verletzt sind.
Prognose. Dieselbe ist einigermassen günstig, wenn die Verletzung ein­fach und frisch ist. Wunden jedoch mit starker Quetschung sind wegen der eintretenden Eiterung in sofern gefährlich, dass der Luftzutritt nicht immer abgehalten werden kann.
Mitverletzung innerer Organe (vide diese Rubriken) erhöhen die Gefahr.
Behandlung. Die oboröächlichen einfachen Brustwunden sind nach all­gemeinen Grundsätzen, zunächst durch die blutige Naht und duroh einen Druck-verband über dieselbe zu behandeln. Wenn aber damit Blutung aus einer Zwischenrippenarterie gepaart ist, in welchem Falle das Blut in einem dop­pelten Strahle: von oben und unten, aus der Tiefe der Wunde abflicsst, so ist die Unterbindung eines jeden Gefässendes vorzunehmen.
Die Behandlung der penetrirenden Wunden verlangt die schleunigste Schliessung der iiussern Wunde, um jene Brustfellentzündung nicht aufkommen zu lassen, und die strengste entzündungswidrige Behandlung.
Mehr ist auch bei Verwundung einzelner Brustorgane nicht zu thin; mög­lich, ja es ist nicht einmal räthlicli, wie die im 1. B. des Magazins von Leblanc und Trosseau mitgetheilten Erfahrungen darthun, das ergossene Blut zu ent­leeren , da diess ohnehin resorbirt wird, wenn die Luft nicht zu lange einge­wirkt bat.
Nr. 103. Die Buclrweizenkrankheit.
Symptome nach Haubner: Bei den mehresten Schweinen und Scha­fen entsteht nach etwa 14tägiger Fütterung des grünen Buchweizens, wie der Körner, der Spreue und des Strohs eine im Freien plötzlich hervortretende entzündliche Anschwellung des Kopfes, die mit. einem juckenden Gefühle be­gleitet ist, dem sich alsbald Unruhe, Schütteln und Drehen mit dem Kopfe, Tobsucht und wildes Umherspringen, oder Stumpfsinn, Beliiubung, unsicherer, schwankender Gang zugesellen, wie nicht minder ein kurzes, beschleunigtes Athmen etc.
Werden die Thiere bald nach dem Stalle zurückgebreht, so tritt schon nach wenigen Stunden eine sichtliche Minderung aller Zufälle ein und am näch­sten Tage sind sie gewöhnlich gänzlich verochwunden. Sobald die Thiere aber wieder ins Freie kommen und namentlich von der Sonne beschienen werden, erneuern sich jene Erscheinungen, und es kann dicss noch 3--4 Wochen nach der Einstellung des Buchweizenfutters andauern.
Im Winter kommen bei Schafen diese Zufälle nicht zum Vorschein, wol aber nach anhaltender Fütterung ein Jucken der Haut, was die Thiere durch
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106nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Buclnvcizcnkranklicit — Buglälime.
Reiben und Wälzen zu erkennen geben. Sie fressen dabei nicht, die Mütter geben sdilcclitc Milch etc.
Beim Rinde #9632;wurde blos ein schorfiger Ausschlag auf den weissen Kör­perstellen darnach beobachtet.
Pferde sollen danach bei heiterem Wetter leicht und stark schwitzen, oder von Hitzbeulen befallen werden, und nach dem Einstreuen von Buch­weizenstroh angelaufene Beine bekommen.
Enten und Gänse wurden betäubt und erlahmten längere Zeit.
Vorbauung. Man darf es immer nur kurze Zeit verabreichen.
linking. Es empfiehlt sich ein kühlendes, den Hinterleib eröffnendes Heilverfahren.
Nr. 104. Die Buggalle ist eine gewöhnlich elastische, mehr weiche, von Erweiterung des Capselbandes durch vermehrte Gelenkfeuchtigkeit abhängige Geschwulst an der vordem Fläche des Sprunggelenkes, die in Rücksicht der Heilbarkeit eine der trotzigsten For­men der Gelenkwassersucht ist.
Nr. 105.
Buglähme
wird für Schulterlähme überhaupt, insbesondere aber für die Lähme genommen,
welche aus einer Erkrankung des Schulter - Armbeingelenks (des Bugs oder
seiner nächsten Umgebung) hervorgeht.
Symptome.. Im Stande der Ruhe wird Patient die leidende Gliedmasse mehr vor- und seitwärts setzen, aber er wird mit der ganzen Sohle den Huf aufsetzen: er kann ferner den Schenkel nicht entsprechend heben, er wird des­halb auch nicht gehörig vorschreiten, sondern mähende oder kreisende Be­wegungen machen, und nicht über erhabene Gegenstände, wie Streustroh, un­ebene Aecker etc. treten, ohne anzustossen und den Schenkel s.;hleppend zu bewegen, und ebenso mühsam wird er zurücktreten und nach c'.er leidenden Seite sich hinsenken, und mit dem Fussc starke Striche in den sandigen Bo­den machen; oder es wird mehr die eine oder die andere krankhafte Erschei­nung allein bemerkbar seyn, also die mähende Bewegung nicht stattfinden, wenn der lange Auswärtszicher des Armbeins und der hintere Grätenmuskel krank­haft afficirt sind (wenn also nicht eigentliche Bug-, sondern mehr die Schulter­lähme vorhanden ist).
Ist eine Contractur des langen Vorarmbeugers zugegen, oder ist sein sehnig-knorpeliger Thcil aus seiner normalen Lage gewichen, so findet man das Armbein - Ellenbogengelenk nach hinterwärts gezogen und das Vorderknie stark nach vorn und oben gehoben, der Fuss unter'm Knie aber hängt herab, oder steht nach aussen, und das Pferd kann nicht auftreten. In einigen Fällen
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Buglähme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 107
fand ich die Bugpartie des langen Vorarmbeugers verhärtet resp. in drei Fillien bei der Section stark un'1 weithin verknöchert (v. Präparate des zootom. Cabi­net's in Jena).
Hat die Veranlassung zur Lähme erst vor Kurzem eingewirkt, so findet man die eine oder die andere Partie der Schulter- oder Buggegend geschwol­len, schmerzhaft, wärmer; bei langem Bestehen derselben macht sich dagegen öfters auch Schwund bemerkbar.
Bei rheumatischer Buglähme findet man zeitweisen Nacblass und Ver­schlimmerung der eigentlichen Symptome. Manchmal stellt sich dieselbe ganz plötzlich und scheinbar ohne besondere Veranlassung ein, und .;st zuweilen so heftig, dass Patient die Gliedmasse kaum bewegen kann und an den Brust­korb wie angebunden erscheint (gebundene oder steife Schultern), ohne dass Geschwulst oder Wärme wahrnehmbar sind. So wie das Thicr aber warm wird und in Bewegung kömmt, so lässt der Schmerz auch mehr und mehr nach und die Bewegung wird entsprechender.
Ursachen. Verstauchungen und Erschütterungen des Schulter-Armbein­gelenkes, Quetschungen und Ausdehnungen verschiedener an der Schulter gelaquo; Icgener Muskeln (vide Schulterlähme) und, wie schon erwähnt, Verschiebung der Sehne des langen Beugers des Vorarms, Contractur der Muskeln und Seh­nen an der Schulter und am Armbein, Rheumatismus für sich, oder dass er zu andersartigen Buglähmen als Complication tritt.
Vorhersage. Im Allgemeinen sind neu entstandene Buglähmen ungleich leichter heilbar, als alte; diese ziehen sich wenigstens oftmals sehr in die Länge, und gern gesellt sich, wie gesagt, Rheumatismus zu denselben.
Behandlung. 1st der knorpelige Theil der Sehne des langen Vorarm­beugers aus seiner Lage gewichen, so muss man durch Vorziehen und Heben des Fusses diese erschlaffen und mittelst der Hände vollends die Einrichtung bewirken. Uebrigens behandelt man Entzündungszufälle mit entzündungswidri­gen Mitteln bis hin zu Auflösungen der Pottasche, schwarzen Seife und Ein­reibungen der grauen Quecksilbersalbe. Sind diese aber wirklich gewichen, oder spricht sich die rheumatische Natur aus, so kann man auch recht warme Bähungen von gebrühtem Heusamen machen und nach dem Abtrocknen be­lebende Mittel einreiben, als eine Mischung von Jod 5/S Jodkali 5vj Schweine­fett Jjv, oder Seifen-, Campbergeist, Auflösungen des äusserlichen Lebens-balsams in Branntwein, eine Mischung von 1 Salmiakgeist 3 Terpentinöl und 8 Campherspiritus; oftmals hat man auch mit günstigstem Erfolge bei selbst sehr veralteten TJebeln von der Mischung Liquor. Ammon. canst. Olci Tere­binth, ana Jj Spirit, camph. Spir. saponut. ana Jj/J Gebrauch gemacht, indem man sie auf einmal anwendete, und das Thier dann im Schritte oder Trabe so lange bewegte, bis es ruhig geworden war, wonach eine 24stttndigo Anwen­dung resp. dreistündige Erneuerung während des Tages von kalten Umschlä-
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Biiglälimc — Catarrhalfieber.
gen mittelst wohlanschlicssender Bandagen erfolgte. Bei alten, namentlich auch rheumatischen Huglähmen nützt auch ein Eiterband, übers Bnggelenk gezogen, Erspricsslichcs. Bei jeder nicht veralteten Buglährae ist aber der Nichtgebrauch des Thicrs ebenso nothwendige Bedingung, als dass man die Futtcrrationcn vermindert und Weichfutter, und dabei hin und wieder ein Laxanz oder Pur­ganz verabreicht.
Nr. 106. Catarrhalfieber werden die fioberhaften Bewegungen in Folge der Affection einer Schleimhaut­partie genannt, daher auch der Grad und Character desselben von dem Grade, Character und der Ausdehnung dieses Localleidens, wie auch von der Körperconstitution abhängig ist; öfters erlöscht es früher, als das Localleiden.
Es beginnt mit den allgemeinen Fiebersymptomen, dem Eöthe und Trockenheit der sichtbaren Schleimhäute nachfolgen; Fresslust und Wieder­käuen sind mehr oder weniger gestört, dafür macht sich aber vermehrtes Ver­langen nach Getränke geltend; der Puls ist beschleunigt, aber gewöhnlich nicht voll und hart, das Athnicn ist kürzer und beschleunigter.
Treten die Zufälle der Entzündung zum eigentlichen Catarrh, so wird auch das Fieber den synochalen Character haben, und bei schwächenden läh­menden Einwirkungen dagegen dem Schwäche- und Faulfieber sich nähern. Auch kann es einen gastrischen, rheumatischen oder nervösen Anstrich haben.
Von schlimmerer Bedeutung noch ist aber
Nr. 107. Das s. g. bösartige Catarrhalfieber der Rinder.
Symptome. Gewöhnlich fangen erst die Augen an zuthränen, sie trüben sich auch, die Augenlieder schwellen, und es zeigt sich Wärme und Eingenom­menheit des Kopfes. Ilabei bemerkt man schon die allgemeinen Fiebersymp­tome, sowie bald darauf dunkln oder Blau-Röthe der Nasen- und Maulschleim­haut, trocknes Flözmaul, schnellen, entweder mehr liarten und vollen, oder mehr unterdrückten Puls , beschleunigtes , hörbares Athmcn; der Appetit tritt gewöhnlich mehr zurück, der Trieb nach Getränk ist vermehrt, der Koth wird oft schon anfangs durchfällig entleert, oder er ist trocken und dunkel gefärbt. Frost und Hitze wechseln öfters.
Ursachen. Kühe sollen mehr, als männliche Thiere dazu geneigt seyn. Als Gelegenheitsursachen machen sich besonders Erkältungen der Haut, und zwar sowol in heissen Ställen bei Zugluft, als im Frühlinge und Herbst gel­tend, wenn das Vieh beim Weidcgango an kalten Morgen auf die bereiften Weiden ohne Vorsorge getrieben wird. Miasmatische Schädlichkeiten sind dabei vielleicht mitwirkend.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Schon nach 24 Stunden ist wesentliche Verschlimmerung wahrzunehmen, Die Angcnlieder sind ganz geschlossen, es
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Catarrhalficbcr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 109
werden viel Thrilnen entleert, die durclisichtige Hornhaut ist völlig getrübt, der erst wässrige Naseuausfluss tritt stürker und schlolmig, bräunlich oder blutig gefärbt hervor, auf der Nasen- und Maulscliiciniliaut bilden sieh rothe Flecke, wobei sich die. Oberhaut ablösst, der Nahrungstrleb ist ganz versclnvun-den; die Abnormitäten in der Kothentleerung treten noch mehr bervor, und das Urinlassen geschieht mit Beschwerden. Trächtige Kühe verwerfen gewöhn­lich. Das Atlnicn geschieht schnaufend und rasselnd, denn es bilden sich croupöse Exsudationen und Infiltrationen an den Lippen und Nasenrändern, sowie in der Nasenschleimhaut und am Zahnfleische der Schneidezähne, ja es kommt zur Bildung von vollständigen Typhusgeschwüren bis in die Luftröhre hinein und auch der Hornhaut. Die hornigen Uebcrzüge der Hörner (vulgo Hörnercatarrh), selbst die Klauen lösen sich von den darunter befindlichen Woichtbeilcn ab, endlich treten Zuckungen, Lähmung und Bewusstlosigkeit ein.
Section. Ausser den an äusseren Ï heilen schon erwähnten Erscheinungen findet man auch die eines acuten Därmccatarrbs, Anschoppungen im Psalter, Entzündung und Wassercrguss im Gehirn und Rückenmark, Reizungen der Lungen, oder in ihnen und in der Brusthaut, selbst in der Gebärmutter dunkle und Brandflecken.
Prognose. Durchschnittlich soll die Hälfte der am bösartigen Catarrhal-fieber Erkrankten dem Tode unterliegen. Wenn am 9. — 11. Tage die Krank­heit nicht wesentliche Rückschritte gemacht bat, so ist wenig Hoffnung. Junge Thiere unterliegen am leichtesten. Trübheit der Augen oder Blindheit bleibt gern zurück, sowie eine grosse Geneigtheit zu Recidivcn.
Behandlung. Wenn bei den gewöhnlich vorkommenden Fällen des Ca-tarrhalfiebers die Ursachen hinweggeräumt worden sind und das örtliche Leiden nach seinem Grade und Character entsprechend gewürdigt worden ist, so be­darf es blos der genügenden Beachtung der Criscn.
Ungleich mehr Rücksichten fordert das mehr besprochene Typhoid: Vorerst muss man den Kranken einen trockenen, warmen, aber nicht dunsti­gen Stall geben und Zugluft verhüten. Den Adcrlass werden wir nur bei mehr reinentzündlichen Symptomen und zu Anfange nöthig haben; öfterer schon machen sich zu Anfange Salpeter, Salmiak. Breclnveinstein, Glauber-, Doppel- oder Bittersalz mit schleimigen Mitteln, unter Umständen auch Calo­mel, und örtliche Blutentziehungen an den Hörnern durch Anbohren oder Einsägen, durch Scbröpfköpfe unter den Augen und zur Seite der Nase noth-wendig, sowie Reibungen des Körpers. Eiterbänder am Nacken und Trieb Bei Verstopfung Clystierc. Wenn sieb in den Hornzapfen durch fortdauernde Hitze der Hörner und durch Schmerzensäusserungen beim Schütteln des Kopfes und beim Erschüttern derselben durch Anschlagen mit cin';m Hammer u. dgl. Eiteransanunlung bemerkbar macht, so sollen sie auch 2 — 3 Zoll von der Spitze abgesägt werden.
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Catarrhalfleber — Chronische Unverdaulichkcit.
Ist Schwäche oder Torpor eingetreten, so sind bittere und ätherische, auch gewürzige Mittel, und im höheren Grade selbst Schwefelätherweingeist, Schlangenwurzel, Arnicablumen, bei Durchfall Columbowurzel und Opiumtinctur (von derselben 5j allstündlich) angezeigt.
Chankerseuche = Bösartige Beschälkrankheit.
Cholera vide Asiatische Cholera und Brechruhr.
Nr. 108.
Chondroide
nennt man
1)nbsp; die Ueberreste des nicht resorbirbaren Schleimes oder Eiters, wel­cher durch Luftsack-Catarrh oder Entzündung in den Luftsäcken bei Pferden producirt wurde. I'icse Erzeugnisse bilden entweder nur eine breiartige Masse, oder coaguliren selbst zu festen, im Innern knorpelähnlichen Körperu, und sind von der Grosse einer Erbse bis zu der einer Castanie in verschiedener Anzahl gefunden worden. quot;Wenn sie auch bei grösserem Umfange Athmungs- und Kreislaufsstürungcn, wie dauernden Nasenausfluss hervorrufen, so bleibt ihre Erkennung als solche während des Lebens und ohne Eröffnung der Luflsäcke doch immer sehr schwer, wenn sie nicht so gross sind, dass man sie beim Zu­sammendrücken der Luftsäcke von beiden Ohrdrüsen her fühlen kann.
2)nbsp; Aehnliche Körper fand Mayer im Schlünde (vidcSchlundvcrengerung.)
3)nbsp; Die knorpelähnlichen Bildungen, welche entweder aus verdichteter und weiter veränderter Gelenkschmiero oder durch krankhafte Zufuhr eartila-ginösen Stoffes innerhalb der Geleukhöhlen sich bilden. Man fand sie bei Pferden tbcils freiliegend, theils an Fäden, an der inuern Fläche eines Capsel-bandes hängend und mit Fett umgeben. Sie heissen auch Ge-enkmäuse, und stören mehr oder minder die Bewegung.
Die Behandlung wird bei diesen Erzeugnissen nur ungünstig ausfallen, indess jene weit eher durch Eröffnung des Luftsackes und durch eine geeignete Kornzange entfernt werden können.
Chronische Hufgelenklähme vide Hufglenklähme. Chronische Klauenseuche vide Bösartige Klauenseuche.
Nr. 109. Chronisches Laxiren
ist beim Eind in der Isenburg'schen Herrschaft im Grossherzogthum Hessen Gewährsmangel, und besteht dafür eine Gewährszeit von 4 Wochen. Chronische Unverdaulichkeit vide Unverdaulichkeit.
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Colik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11 j
Nr. 111.
Die Colik, Entoralgia
ist der Ausdruck von Schmerzen, die von den Nerven des Verdauungscanales ausgehen. Im Allgemeinen sind folgende
Symptome wahrnehmbar: Die Thiere zeigen ein ängstliches unruhiges Benehmen, krümmen sich, legen sich mit Schmerzensausdruckc nieder, sprin­gen gewöhnlich bald wieder auf, sehen sich ängstlich nach dem Lobe um, schlagen mit den Fassen dahin etc.
Nach der Ursachen erscheint sie in mehren Varietäten:
1)nbsp; Der eigentlichen Krampfcolik, Colica nervosa et spastica, liegt jedenfalls eine besondere nervöse Anlage zu Grunde, daher auch schon an sich unbedeutende Schädlichkeiten sie hervorzurufen vermögen und die Schmerlaquo; zensäussseruugen in den Vordergrund des Krankhcitsbildes treten. Oft zeigt sich schnell momentaner Nachlass, bald aber in einzelneu Paroxysmen wieder stürmisches Hervortreten.
2)nbsp; Die rheumatische Colik, Colica rheumatica, wird sich gewöhn­lich in Folge kalten Tränkens, insbesondere von hartem Wasser bei erhitztem Körper, durch mehr oder minder starke Schmerzinsäusserungen offenbaren, und wird auch gern mit Harnverhaltung, sowie mit Durchfall gepaart seyn. Bei einer stärkeren Hauterkältung werden sich allgemeine Symptome oifenbaren, die erst bei einer reichlichen Hantausdünstung allmählich sieh verlieren. Auch rheumatisches Fieber ist oft die Folge.
3)nbsp; Die Windeolik, Colica flatulenta, kommt am häufigsten bei Kö-kern, wie auch bei schlechter Verdauung, chronischer Reizung der Darm-schleimhaut, und bei der Fütterung grünen Klees, frischen Hafers, neuen Heues und anderer schwer verdaulicher Futterstoffe vor, und giebt sich durch mehr oder minder starke Aufgctriebcnheit des Hinterleibes, besonders der rechten Flankengegend, durch grosso Angst, Schwitzen, Drängen wie zum Koth- und Harnabsatzc, durch verhinderten, und bei eintretender Besserung durch reich­lichen Abgang von Blähungen als solche kund.
4)nbsp; Die Ueberfüttcrungscolik, Colica ex nimiis nutrimentis vel voracitate, macht sich durch heftigen und tiefen Schmerz, den sie durch Um­sehen nach der Magengegend, durch gewöhnlich behutsames Niederlegen und Aufstehen besonders verrathen, durch Unlhätigkcit des Darmcanals, manchmal durch Rülpsen, oder durch zunehmendes Auftreiben des Hinterleibes, und beim Eingehen mit der Hand in den Mastdarm durch Zurückgedrängtsein der Därme und Volle des Dickdarms dann kund, wenn hier Anschoppungen Statt finden.
5)nbsp; Die VerstopfungSCOÜk, Colica obturatoria, dauert gewöhnlich am längsten, ist anfangs nicht mit heftigen Aeusserungen gepaart, obwol sich ein mehr tiefer Schmerz ausdrückt. Noch trügerischer wird sie dadurch, dass
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112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Colik.
anfangs wol öfters weicher oder flüssiger Koth, wenn auch in geringer Menge, entleert wird. Bald lässt dicss aber nach, und der nur selten und in einzel­nen Ballen abgehende Koth ist mit Schleim umkleidet, oder er geht gar nicht mehr ab, obschon die Patienten stark auf Kothabsatz drängen, wodurch selbst Vorfall des Mastdarmes entsteht.
Bei Hunden machen sich, wenn voluminöse Knochenconcremente im Mastdärme lagern, heftige Schmerzen kund.
C) Die Bleieolik, Colica saturnina, tritt unter sehr schmerzhaften Erscheinungen auf und ist sehr acut.
Sie entsteht nach dem reichlichen Gebrauche von Bleimittcln, sowie bei Hunden der Maler, und bei den Pferden, die in den Fayencefabriken zum Mahlen des in die Glasur kommenden Bleies genommen werden; ferner auch, wenn Thiere in der Nachbarschaft von Bleigruben Wasser zu sich nehmen, welches kohlensaures Blei aufgelöst enthält, oder Gras fressen, auf welchem Bleidämpfe sich niedergeschlagen haben, oder Wasser trinken, wodurch die mit Hüttenrauch bclcgleii Pflanzen abgewaschen worden sind, was nach Regen­wetter ganz besonders vorkommen wird.
7J Die Stein colik, Colica calculosa, ist anfangs selten heftig, dauert aber nach und nach länger. Die Thiere zeigen bei Verstopfung eine gestreckte Stellung, liegen viel auf dem Bauche mit unterschlagenen Füssen, sitzen manch­mal auch auf dem Hintern. Der nach Hebung der Verstopfung abgesetzte Koth ist dem der Schweine sehr ähnlich.
8)nbsp; Die Bruch- oder Einkle mmungscolik, Colica herniosa, na­mentlich auch bei Hengsten in Folge von Leisten- und Hodensackbrüchen, hat, nächst dem unbeweglichen, gespannten, schmerzhaften Biuchinhalte, verhinder­ten Abgang von Koth und Blähungen, bedeutendes Wälzen, Kauern in ihrem Gefolge, und bald treten die Symptome brandiger Entzündung hervor.
9)nbsp; Dieses schliesst sich an die Colik von Z werchf ellbrüch en, wo nämlich nach Zerreissung des Zwerchfells bald in chronischem Verlaufe, bald in stürmischer Folge Colikzufällc hervortreten. In ersterem Falle macht sich gewöbnlich Darmglucken beim Ein- und Ausathmen in der Brusthöhle, in letzterem ungeheuere Athcmnoth besonders noch bemerkbar. (Mag. - Suppl. XXI. 135.)
10)nbsp; Die Wurmcolik, Colica verminosa, findet sich besonders häufig bei jungen und schlaffen Pferden, und bei Hunden, namentlich wenn dieselben mit Bandwürmern beladen sind.
Diese Form ist anfangs gelind und vorübergehend, kehrt aber häufiger und nachdrücklicher wieder. Der abgesetzte Koth ist gewöhnlich schlecht ver­daut; hin und wieder fiudeu sich darin einzelne oder auch gressere Mengen von Würmern.
11)nbsp; Die Hämorrhoidalcolik vide Hämorrhoiden.
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Cohk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; U3
AetioJogie. Das Pferd hat eine besondere Anlage zu Colikeu.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bald dauert sie nur stunden-, bald tage­lang , und nach der Entfernbarkcit der Ursaclien gebt sie entweder in Gene­sung, oder in Entzündung, Brand, Berstung des Magens oder Darmeanals, oder in Verwickelung und Ineinanderscbiebung einzelner Darmpartien über, wobei die erst fieberlose Krankheit nun von Fieber begleitet wird.
Prognose. Tritt bald eine rationelle Behandlung ein, so ist sie keines­wegs im Ganzen so gefährlich, als gewöhnlich angegeben wird.
Behandlung. Da in den wenigsten Fällen die veranlassende Ursache sofort bekannt ist, und aus den Symptomen nicht immer sogleich die Art der Colik bestimmt werden kann, so muss man der grossen Scbmerzhaftigkeit im Allgemeinen entgegen wirken, was etwa durch die Pulvermischung von Asant und Brechweinstein ana 5jj Chamillen und Althäenwurzel aua Jjj Glaubersalz |vj sehr zweckmässig effectuirt wird, indem man von dieser Arznei eine oder einige Dosen, und zwar bei Pferden jedesmal 4 Loth mit lauem quot;Wasser als Einguss in Zwischenzeiten von gt;/laquo; — 1 Stunde, bei heftigen Sehmerzensäusse-rungen mit 1 Scrupel Bilsenkrautcxtract, reicht, auch je nach den Ursachen und Zufällen Clystiere aus Chamillen und Leinsamen, oder aus Kochsalz und geschabter oder schwarzer Seife mit der nöthigen Menge warmen Wassers, oder dann das reine frische Wasser applicirt, wenn grosse Unthätigkeit des Darmeanals bei Anschoppungen in selbigem, oder wenn gegeutheils schon ent­zündlicher Reizzustand sich vorfindet.
Uebrigens muss man die Leidenden bei grosser Unruhe herumführen, oder sie im entgegengesetzten Falle auf eine gute weiche Streu legen lassen. Bei diesem Verfahren wird überhaupt in den meisten Fällen die Krampf-und Wurm colik beseitigt werden können. Nur in einzelnen hartnäckigeren Fällen macht sich bei ersterer noch sälpetersaures Wismuth, Opium u. dgl. nothwendig; und bei letzterer wird freilich der Wurmzustand nachher noch besonders in Angriff genommen werden müssen. Bei Hunden empfiehlt sich hierbei das Opium und einige Stunden darnach das Eicinusöl. Bei der rheu­matischen und Wind colik sind ferner p]iiigüsse von schwarzem Kaffee, Chamillenthee etc. am Platze, sowie starke Reibungen, und auch Einreibungen von Terpentinöl. Auch der Campher ist bei der rheumatischen Colik empfeh-lenswerth; und wenn bei Windcolik der Bauch sehr stark gespannt ist, so kann auch der Troikarsticb in Anwendung kommen. Bei Ueberfütterungs-und Verstopfungscolik ist der Gebrauch einer Aloepille mit kohlensau­rem Natron, oder mit Calomel, oder ein Gemisch von Brechweinstein |/J Rha-pontica, Enzian und Althäe ana Jjj mit Glaubersalz Lbj am Platz; bei Schweinen und Hunden ein Infusum von Seuncsblättern mit einem abführenden Salze in Form einer Emulsion. Die Schwcfelleber ist dann angezeigt, wenn
Falke, Kraiikh. d. Hausih.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g
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Colik — Crystalllinsen-Dislocation.
schlcclitc Verdauung und starke Luftentwicklung sich vorfindet und zugleich die Zunge dick und gelb schmutzig belegt ist und ein süsslich-fauliger Geruch aus dem Maule kommt. Dabei sind abführende Clystiere, sogar Tabaksrauch-und Tabaksclystioro von Nöthen, sowie selbst die Entfernung erreichbarer Kothballen durch die in den Mastdarm eingeführte Hand. Bei Steincolik sind abwechselnd letzterwähnte Brechweinsteinmischung und Fettöle, diese auch innerlich und in Clystier bei Hunden, die durch Knochenconcretionen im Darme leiden, zu gebrauchen, und bei Brucheinklemmung dieser selbst auf chirurgischem Wege entgegen zu wirken. Gegen die Bleicolik gebraucht man bei Fleischfressern Brechmittel, besonders aher den schwefelsauren Zink; im Allgemeinen schleimige und fettige Mittel, Schwefelsäure, Glaubersalz, Bit­tersalz, gereinigten Schwefel, nach Umständen das Crotonöl; bei heftigen Schmerzen Opium; auch wol den Aderlass und Clystiere.
Jede Art Colik aber, die Darmentzündung in ihr Geleite zu ziehen droht, fordert ausserdem noch den Aderlass, ein Fontanell und die anderweitig ent­sprechenden, am wenigsten aber die salzigen Mittel. Bei scheinbarer Genesung ist nicht sofort das eintretende Gefühl des Hungers zu befriedigen; wohl aber ist die massige Aufnahme etwas überschlagenen Wassers während und nach einem Anfalle heilsam.
Croup = Häutige Bräune.
Nr. 111. Die Crystalllinsen-Dislocation
findet entweder 1) nach voru statt d. h. in und vor die Pupille, welche Orts-veränderung entweder in Folge mechanischer Einwirkung auf das Auge, oder ohne äussere Veranlassung nicht selten beobachtet wird; oder die Crystalllinso hat 2) ihre Lage im Glaskörper genommen. So erzählt Hering in Repert. XVII. S. 14, dass ein kürzlich eingetauschtes Pferd beim Gebrauche ein un­gewöhnliches Benehmen gezeigt habe, das für Schwindel oder Epilepsie gehal­ten wurde: Beim Laufen im Frcyen lief es bis nahe an Zäune oder Bäume, hielt dann aber schnell an, sah somit erst ganz nahe liegende Hindernisse; bei nicht starkem Sonnenlichte stolperte es sogar über Stangen, die ihm in den Weg gelegt wurden. Die genauere Untersuchung der Augen zeigte jederseits hinter der Pupille ein fluetuirondes, schleierähnliches Iläutchcn, welches aller­dings das deutliche Sehen beeinträchtigen musste; ausserdem erkannte man aber, dass beide Crystalllinsen hinten im Grunde der Glaskörper lagen, wovon die Kurzsichtigkeit nolhwendig herrührte. Bei der Section bestätigte sich das Vorgefundene; das schlcierartige Häutchen wies sich als Exsudat einer frühe­ren Augenentzündung aus.
Behandlung. Soll der Crystalllinsen-Vorfall als Schönheitsfehler beseitigt
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Cryslalllinsen - Dislocation — Dämpfigkeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 115
werden, so ist die Extraction wie bei der Staaroperation nothwendig; gegen die zweite falsche Lage ist dagegen nichts zu thun.
Nr. 112. Die Dämpfigkeit oder der Dampf, Asthma, ist ein fieberloser und chronischer , im Stande der Ruhe weniger merklicher, durch Bewegung aber mehr und mehr hervortretender Leidcnszuamp;tand, der ins­besondere durch ein beschworliclies Athmen sich kund giebt, so dass nament­lich bei Pferden das Ausathmen unvollkommen d. h. in zwei Zeiträumen er­folgt, wobei eine Rinne längs des Verlaufes der falschen Eippenknorpel sich bildet und die Flankenbewegung selbst so sehr betliütigt ist, dass dadurch der ganze Körper erschüttert, ja dass selbst der After stark bewegt wird, (vulgo Bauchbläsigkeit, Schlägebäuchen). Das Thier stürzt wol endlich gar bei fort­gesetzter Bewegung vollends nieder. Gewöhnlich husten die Leidenden auch öfters dumpf und kurz, besonders Morgens und beim Tränken. Daran leiden­des Geflügel lässt ein piependes oder giemendes schnelles Athmen hören. Nicht selten führt Brust- oder Bauchwassersucht das tödtlicho Ende herbei.
Aetiologie. Bei Pferden findet man ihn am häufigsten, ungleich seltener beim Rindvieh und bei Hunden, auch wie schon erwähnt beim Geflügel.
Bei der Section finden sich die und jene Veränderungen bei dämpfigen Thieren vor: Die Bläschen der Lungen sind in der und jeuer Partie beträcht­lich erweitert (vide Lungenhläschcnenvciterung), und dadurch diese Partie schwammartig aufgetrieben, oder der Brustkorb ist sehr beengt (vulgo Eng­brüstigkeit), oder es ist Herzerweiterung oder ein Aneurysma oder eine vari­köse Anschwellung eines Lungeugefässes vorhanden, oder die Schleimhaut der Luftröhrenäste ist chronisch-entzündlich gereizt und weiter umgeändert, oder es ist, in Folge von Lungenentzündung, Verdichtung des Lungengewebes ein­getreten; oder es findet überreichliche Fettabiagerung im Herzbeutel etc, na­mentlich bei Hunden, statt; auch eine nervöse Verstimmung im Vagus oder Recurrens oder allgemeiner (nach May's Mittheilungcu in Magazin XX, 477), auch wol Anschoppung im Hinterleióc, Vcrgrüsscrung oder Verhärtung der Milz und Leber, FunctionsstOrungcn des Zwerchfells und der Bauchmuskeln, Verwachsung des Magens mit dem Zwerchfelle etc. liegen zu Grunde. Kersten berichtet (Mag. Suppl. XXII, G4), dass ein 12jähriger Wallach vor einem Jahre an einer sehr heftigen Colik gelitten und bald darauf, jedoch nur perio­disch, beschwerliches Athmen gezeigt habe, welches nach einiger Bewegung wieder verschwand; zuweilen steigerte es sich aber auch zum Aussehen der stärksten Dämpfigkeit. Die Colikanfälle kehrten auch seit jener Zeit häufig wieder, und bei einem solchen Anfalle in Folge übermässigen Klcegenusses vei endete er. Die Section erwies einen sechs Zoll langen lliss im Zwerchfell, durch welchen die Spitze des Blinddarms gedrungen und dort eingeklemmt
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J16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dämpfigkeit — Darm-Blutfluss.
war. Die Wundränder des Zwerchfells waren wieder vernarbt, das Uebel also wahrscheinlich durch jene erst erwähnte Colilc ins Leben gerufen worden.
Ercolani läugnet beim Rindvieh die Existenz der Dämpfigkeit, was Hering in Re-perlor. XVIII, 103 mit Recht widerstreitet: Bei einer dieser Kühe fand sich Wasser im Herzbeutel und Thorax, bei einer andern Knoten und Eitersäcke, bei einer dritten Lungen-emphysem. Auch ich fand dieses letztere bei einer Kuh vor, die an einem sehr liehen Grade des Dampfes gelitten hatte.
Diagnose. 1) Pfeiferdampf. 2) Rippenbrüche. 3) Leberleiden. 4) Fieber­hafte Krankheiten.
Behandlung. 1) Diätetisch verfährt man entsprechend, dass man ver­dorbenes, staubiges, auch sehr gewürziges und sehr vieles, blähendes, schwer­verdauliches Futter und starke Bewegungen vermeidet, oder dass man bei Fettsucht eine magere Diät einhält, auch wol Seife oder Jodkali arzneilich gebraucht.
2)nbsp; Um temporär die Hauptzufälle zu beschwichtigen, werden zeitweise ein Abführmittel oder ölige Mittel gereicht, nach Umständen auch massige Aderlässe gemacht.
3)nbsp; Eine wesentliche Besserung, ja Heilung führen öfters das Kali sub-carbonicum und die Krähenaugen herbei. Folgende Formel ist dazu sehr empfehlenswerth: Sulph. aur. Ant. 5jj. Kali subcarbonic |vj. Nuc. vomic. Jj (oder Hb. Hyoscyara.) Rad. Liquirit. Cort. Aurant. ana üjj.
Bei Nervenaffectionen der Hunde werden flüchtig - erregende Einreibun­gen am Halse und Kehlkopfe angewandt.
Beim Geflügel soll durch Anwendung von Aqu. Valer, dest, bei Hühnern 8 — 16 Tropfen, bei Kanarienvögeln 1 Tropfen, oder durch Campher Gr. j resp. '/ie Gr. als Emulsion, und durch Dämpfe von Chamillen Besserung ein­getreten seyn.
Gerichtliche Thierarzneikunde. Der Dampf istGewährsmangtl, und es be­steht dafür eine Gewähr in Baden von 14, in Oesterreich von Hi, im Gross-herzogthum Hessen, in Preussen, in Meiningen, in Waldeck von 28, in Nassau von 29, im Kurfürstenthum Hessen von 31 Tagen.
Darmbein-Brüche vide Beckenbrüche.
Darmberstung = Darmz erreissung.
Nr. 113. Der Darmblutüuss, Bnterorrhagia. Symptome. Colikschmorzen, Auftreibung des Bauches, Gurren in dem­selben, Darmverstopfung. Plötzlich einmal schmerzhaftes Drängen, wonach Kothmassen, die reichlich mit Blut gemengt sind, oder reines Blut entleert werden. Manchmal danach die Zufälle der Blutleere.
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Darm-BlutDuss — Darmenfzündunf?.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; UT
Auch wenn der Blutfluss zwischen die musculöse und seröse Haut, oder zwischen die Platten des Gekröses erfolgt, ist Blasse der sichtbaren Schleim­häute, Kälte der Körperoherfläche, Schwinden des Puises die Folge.
Aetiologie. Darmreize.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Ersterer ist fast immer acut; Recidiven kommen gern vor.
Die Prognose richtet sich nach der Individualität und nach der Menge des Entleerten. Letztbeschriebencr ist höchst gefährlich.
Leichenbefund. Die Gefässe des Magens und Darms überfüllt, die In-testinalschleimhaut dunkel bis braunschwarz geröthet; blutigei Inhalt,
Behandlung. Ableitende Mittel incl. der Adsrlass, anhaltende Reibun­gen, die Säuren. Zur Nachcur Chloreiscn, oder bei minder wichtigen Erschei­nungen auch der Bolus.
Nr. 114.
Der Dannbruch, Enterooele s. Hernia intestinalis,
oder die Lageveränderung in der oder jener Darmpartie mittelst Austretens durch den Leistenring oder durch beide, oder durch den Nabelring, oder durch regelwidrige Oeffnungen, macht sich oberflächlich durch eine Geschwulst kenn­bar, die, wenn kein Inhalt im Darm ist, elastisch und nicht schwappend ist, die ferner zuweilen wurmförmige Bewegung, ja Darmgeräusch wahrnehmen lässt. Ist das eingetretene Darmstück nicht eingeklemmt, so kann es, wem? auch manchmal schwer, durch den Bruchring zurückgeführt werden, wobei ein Kollern sich bemerkbar macht. Hat sich aber der Bruch schnell entwickelt, oder kann er nicht zurückgebracht werden, so zeigen sich Schmerz, Ver­stopfung , Harnbeschwerden (Bruchcolik).
Der zurückgeführte Bruch muss durcli blutige Operation und nüthigen Verband zurückgehalten werden, was nach dem Sitze der verschiedenen Arten verschieden auszuführen ist. Nur bei jungen Thiercn ist zuweilen Selbstheiluug beobachtet worden.
Darmcroup vide Darmfäule.
Darmeinschiebung vide Darm-Ineinanderschiebung.
Nr. 115.
Die Darmentzündung, Enteritis, vulgo Darmgieht, Entzündungscolik,
betrifft nur einzelne oder mehr oder weniger stark alle Partleen des Daimcanals, und
entweder mit eine oder die andere oder alle Iliuilc desselben.
Symptome. Die Krankheit beginnt gewülmlich unter Colikerschcinungen.
Die Leidenden stellen die Füsse unter den Bauch, machen im Gehen enge,
trippelnde, übereilte Schritte, kauern sich zuweilen zusammen, oder stürzen
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lij-;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Darmcntzündungr.
sich wol auch mit grösserer Heftigkeit zu Boden, oder sie scharren und schla­gen nach dem Leibe, sehen sicli dahin um; der Leib ist etwas aufgetrieben, bei der Berührung schmerzhaft; bei kleinen Thieren fühlt man wol auch ver­mehrte Wilnnc daselbst. Die Fmslust ist aufgehoben, die Schleimhäute sind geröthet, insbesondere die zugleich trockene Maulschlcimhaut, der Mastdarm ist sehr warm, die Extremitäten kalt. Gewöhnlich ist Verstopfung vorhanden, und die etwa abgehenden einzelnen Kothballen sind mit einem zähen, selbst blutigen Schleime überzogen. Die Harnblase ist gewöhnlich leer. Der viel­leicht anfangs starke und volle, immer aber schnellere Puls erscheint mit der Zunahme zusammenge/ogen, klein, das Athmen ängstlich, die Erscheinungen kräftiger Darmbewegungen fehlen gtozHoh, Schweine lassen ein klägliches Grunzen hören.
Actiologie. Die Anlage findet sich dazu besonders im jugendlichen Alter, bei Thieren, die schon ein Vcrdauungsleidcn haben. Als Gelegenheits­ursachen machen sich die mannigfaltigsten Reize, die unmittelbar wie mittel­bar auf die Gedärme einwirken können, wie zu grosse Anhäufung von Futter­stoffen, erhitzende Nahrungsmittel, neues Heu, Roggen, Hafer, quot;Wicken, kaltes Saufen, namentlich harten Wassers auf vorher geschehene Erhitzung, reizende Arzneien und Gifte, die Stoppelweido mit rostigen und brandigen Gräsern, bei Schafen insbesondere, wenn dieselben mit leerem Magen auf nasse, bereifte Weiden getrieben werden; sodann machen sich auch Kraukheitsmetastasen hierdurch besonders geltend (u. a. Mag. XV. 65). Endlich nehmen die mehr-sten Arten der Colik, wie andere Hinterleibskrankheiten ihren Ausgang in die­selbe, wenn sie nicht geheilt werden.
Verlauf, Dauer, Aufgänge. Der Verlauf ist bei Pferden insbesondere oft sehr kurz, schon innerhalb weniger Stunden; in anderen Fällen bis zu 5—7 Tagen.
Die Zertheilung wird sich durch zunehmende Milderung der Zufälle und durch critische Ausleeningen zu erkennen geben.
Unvollkommene Zertheilung hat oft Verengerung oder Verdich­tung der Häute in einzelnen Darmpartieen zu Folge.
Eiterung wird besonders nach der Einwirkung von mechnischen Ur­sachen entstehen.
VerseInvärung der Darraschleimhaut, besonders bei epizootischer Darmentzündung im Verlaufe typhöser Fieber.
Bei Brand werden sich vorerst die heftigsten Symptome, selbst die Zu­fälle der Wuth offenbaren, dann aber werden die Thiero ruhig, die Schleim­häute sind blauroth oder bleifarben, es bricht kalter Schweiss aus, auch die ausgeathraete Luft wird kalt, der Puls verschwindet, es tritt Erschöpfung und der Tod ein. War der Brand ganz partiell und dem Thiorc eine entsprechende Behandlung zu Theil geworden, so erfolgt aber auch manchmal noch Heilung.
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Darmentzündung — Darmfäule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 119
Sehr unbestimmte Zufälle zeigt die chronische Magen- und Darm­entzündung während ihres Verlaufes, denn schlechter Appetit, Verdauungs­beschwerden, Verstopfung oder chronisches Laxircu geben zu wenig Anhalte-punete. Mit einem sehr schmerzhaften Colikanfalle geht bei Pferden endlich gewöhnlich die Krankheit in den Tod üher.
Sectionsdata. Der Darmcanal gerölhet. purpurfarben, brandig, aufgelockert oder verdickt. Bei Darmentzündung durch Erkältung ist mehr die seröse und Muskelhaut ergriffen. Ausserdem findet man wol auch Steine, Versclilingungen, In­einanderschiebungen , Hernien. Im Netz und Gekröse Hlutergiessungen u. dgl., Ergiessungen eines gelben blutigen Wassers und plastischer Stoffe.
Prognose ungünstig, jedoch immer nach den Ursachen, Zufällen und der Dauer der Krankheit verschieden.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen; 2) der Heftigkeit der Ent­zündung hat man durch Aderlässe, ableitende Einreibungen und Sinapismen, oder bei schleichender Entzündung durch Fontanelle, mildernde Clystiere, innerlich durch Calomel, durch schleimige Mittel, aber nur unter ganz besonderen Umstän­den durch Zusätze laxirender Salze entgegen zu treten, Bei Brand Calomel mit Campher. Symptomatisch ist beruhigend zu verfahren durch Bilsenkrautextract; bei der chronischen Form, wenn sie mit Laxiren verbunden ist, durch den Blei­zucker mit Opium. In der Reconvalescenz sind alle Widrigkeiten streng ab­zuhalten.
Nr. 116. Die Darmerweiterungen sind mebr örtlich, auf die oder jene Stelle, ganz besonders im Hüft- und Griramdarme beschränkt, wobei entweder sämmtliche Häute ergriffen sind, oder die Schleimhaut zwischen Bündeln der Muskelhaut sich hindurchgedrängt hat, und nun auch durch Mitausdehnung der serösen Haut eine kropfartige Erwei­terung entstanden ist.
Man findet sie bei sehr gefrässigen Thiercn, bei Anwesenheit von Darmsteinen, bei Pferden, die öfters an Wiudeolik, oder bei diesen und bei Hunden, die an Verstopfung gelitten haben. Erstere Art (das wahre Diverti-kel) ist ein Ueberbleibsel des Fötalzustandcs und findet sich nur am Krumm­darm, und es ist dabei die Spitze an die ßauchwandung oder ans Gekröse an­geheftet.
Behandlung. Da eine solche Erweiterung beim Leben des Thiers ge­wöhnlich nicht erkannt wird, so kann hier auch kein Heilplan vorgezeichnet werden.
Nr. 117. Die Darmfäulo.
Es lassen sich zwei Varietäten unterschckleii; die eine, wie sie die empirische Sprache
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Darmfäule.
bezeichnet, wie ich auch sclion in meinem Univcrsallexicon dieselbe oberflächlich beschrie­ben habe, und von der Körber in seiner spccicllen Palhologic 2. Bd. unter chron. Magcn-timl Darmentzamp;ndunfi; nachstehende Characteristik giebt; und die zweite mit auffallend starkor Exsudalbildung verbunden, oder der Darmcroup.
a) Die eigentliche Darmfäule.
Beim Rinde hat dieselbe gewöhnlich mir eine sehr begrenzte Ausdehnung und bietet nach ihrem verschiedenen Sitze mannigfache Verschiedenheiten in ihren Symptomen dar. Leider hat jedoch die Erfahrung noch zu wenig Material für die Beschreibung der­selben geliefert.
Diejenigen Symptome, welche beim Rindvieh am gewöhnlichsten und constantesten sind, sind mangelhafte und wechselnde Fresslust bei unregelmässigem Wiederkäuen, gewöhnlich Frösteln nach dem Genuss kalten Getränkes, perio­disches Aufblähen, mitunter leichte und vorübergehende Colikzufälle, am An­fang der Krankheit meist Verstopfung, später gewöhnlich ein dünnes, unregel-mässiges Misten, fortwährend zunehmende Abmagerung, struppige Stellung des Haares, anfangs morgens und abends leichte Fieberanfälle mit beschleunigtem, gespanntem Pulse, später fortwährende Andauer des Fiebers, in der Regel Kälte der Extremitäten, meist reichliche Schleimanhäufung in dem massig warmen Maule, gewöhnlich schmutziger Beleg der Zunge, eigenthümlich trüber, etwas melancholischer Blick, Empfindlichkeit und Stöhnen beim Druck am Bauche, massige Röthung der Schleimhäute etc.
Der Verlauf dieser Krankheit ist sehr langsam; die vorgenannten Sym­ptome bestehen oft 1 — 3 Wochen ohne weitere wesentliche Veränderung, als dass die Abmagerung immer zunimmt. Geht die Krankheit in Genesung über, so verlieren sich meist nach und nach die Symptome. Der tödtliche Ausgang dagegen erfolgt oft erst nach Monate langer Dauer. In diesem Falle nimmt das Fieber nach und nach einen entschieden fauligen Character an und unter Vorangehn von colliquativen Darmentleerungen erfolgt der Tod.
Die Seetionsdotn unterscheidet Körber nicht von der acuten Magen- und Darmentzündung, was nur auf Irrthum beruhen kann, denn wir finden viel­mehr nur dunkle lividc Röthung des Darmes oder der ergriffenen Darmtheile, übelriechenden Inhalt, die Schleimhaut breiig erweicht, wol auch gangränes-cirende Geschwüre, die wol auch mit dunkeln Schorfen und Pseudomem-branen bedeckt sind, und niiehstdem, dass auch andere Eingeweide mit ins Bereich gezogen worden sind, wird auch die Dissolution des Blutes mit den damit zusammenhängenden Veränderungen , und der schnelle Uebergang der Leiche in Fäulniss bemerkbar seyn.
Diese Art ist beim Rindvieh Gcwährsfehler, und es besteht dafür in Nassau 29, im Kurfürstenthura Hessen (Fulda) 31, im Grossherzogthum Hes­sen 28 Tage, insbesondere aber bei Mastvieh für Inländer 3 Monate.
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Darmfäule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 121
Bei Pferden fand ich mehre Male einen ähnlichen Zustand: Nachdem dieselben längere Zeif, sich unpässlich und verdriesslich gezeigt hatten, stellten sich Kollerzufälle mit Hartleibigkeit, oder es stellte sich auch Verstopfungscolik ein, die anfangs wenig stürmisches, aber doch grosses Ergriffenseyn des Thie-res zeigte; in zwei Fällen war damit öfteres Aushängen der Rathe und An­schlagen mit derselben an die Bauchwandungen, trüber, dunkelbrauner Urin, oft nur in dünnem Strahle verbunden. Grosse Hinfälligkeit, kalte Extremitäten, kalte Schweisse, ohne dass übrigens aber wesentliche Zeichen von Darmentzün­dung vorhanden gewesen wären, in einem Falle endlich heftig eintretende, höchst widrig riechende Diarrhöe deuteten den herannahenden Tod an, der unter heftigen Krampfzufällen erfolgte.
Bei der Section zeigte sich die Schleimhaut einer Darmpartie, oberfläch­lich betrachtet, grauschwarz, erweicht, der Darminhalt blutig-sphacelös; vor dieser Dickdarmstelle noch Futteranhäufungen. Bei ungestümem Niederwerfen in einem Falle Berstung des kranken Theiles.
Die Aetiologie ist noch in ein dichtes Dunkel gehüllt; wenigstens wurde in den einzelnen Fällen immer eine Beschuldigung durch die andere verdrängt. Es ist aber wenigstens zu beachten, dass die Section gewöhnlich einen Zu­stand der Leber wahrnehmen liess, der die passive Form der Hinterldbscon-gestion oder ein früheres Entzündungslcidcn derselben auswiess.
Prognose. Da jedenfalls die Krankheit erst in Erscheinung tritt, wenn die Ursachen grosse Veränderungen in der leidenden Partie hervorgebracht ha­ben, so ist die Prognose nur gefahrvoll hinzustellen.
b) Der Darmer o up.
Als ich im J. 1845 an Herrn Prof. Gurlt in Berlin Darmschleimhaut-Exsudate von einer Kuh, so wie sie weiter unten näher betrachtet werden, ein­geschickt und sie als croupartige Erzeugnisse erklärt hatte, antwortete mir derselbe, dass ich wol im Irrthum scy, dass die angeblichen Exsudate vielmehr als Gänse- oder Entendarm, die die Kuh mitgefressen, aber nicht zerkaut habe, betrachtet werden müssen. Dass aber die Literatur vor und nach dieser Zeit mit Mittheilungen über solche Exsudate beschenkt worden ist, theilt uns Gurlt später, 1847 im 13. B. d. Magaz., selbst mit. Da die bezügliche Symptoma­tologie noch nicht fertig ist, und in Bezug auf die einzelnen Momente und Symptome noch manches Dunkel herrscht, so gebe ich die mitgetheilten Krank­heitsgeschichten hier wieder:
Prof. Delafond in Alfort beobachtete öfters nachstehende Symptome bei Kühen, die nach seiner Meinung an einer besondern Art der Darmentzündung, Enterite couenneusc, litten, die besonders im Frühjahr bei jungen, im Winter gutgenährten Thieren, die nun auf ergiebige Weiden geschickt wurden, sich
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122nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Darmtäule.
der Art entwickelte, dass zuerst ein deutlich wahrnehmbarer Fieberanfall und 12—15 Stunden dauernde Colikschmerzen eintraten; das Maul war heiss, das Plüzmaul trocken, die Bindehaut wie injicirt, die Kranken in der Lenden­gegend sehr empfindlich, der Bauch gespannt, aufgetrieben, beim Berühren schmerzhaft, das Athmen kurz und stossend, der Puls klein, weich und schnell, der anfangs trockene Mist wird bald flüssig und schleimig. Diese Erschei­nungen nehmen bis zum 5. Tage zu und führen, wenn bis dahin nicht eine günstige #9632;Wendung eingetreten ist, am 6. — 7. Tage zum Tode. Jene günstige #9632;Wendung besteht darin, dass sich Zwang heim Misten einstellt, und die Ex-cremente anfangs mit Schleim, sodann mit hautähnlichem Gerinnsel gemischt abgehen, das von verschiedener Dicke, graulich und leicht zerreissbar, auch •von sehr üblem Gerüche ist. Etliche Stunden später folgt auf diese Fetzen eine zusammenhiingende, weisslichc Pseudomemhran von schlauchähnlicher Gestalt und mehren, ja bis 28 Fuss Länge, einem Stücke Dünndarms zu vergleichen; es geschieht diess stets unter heftigen Aeusserungen von Schmerz und Zwang und unter Begleitung einer sehr stinkenden, blutigen Flüssigkeit.quot; In den mit dem Tode endigenden Fällen aber findet man die innere Fläche des Darm-canales bald stellenweise, bald ohne Unterbrechung mit falschen Membranen bedeckt, die Schleimhaut stark geröthet, selten verdickt, manchmal erweicht, doch ohne Geschwüre. Die Zotten der Schleimhaut sind braun, dick, und passen in Vertiefungen der Pseudomcmbran, die dadurch mit der Schleimhaut zusammenhängt; die Schlcimbälge sind sehr entwickelt, von einem rothbraunen Hofe umgeben und die Pseudomembran senkt sich auch in ihre Höhle.
Die Ausschwitzung scheint nach ihm anfangs in einem Erguss gerinnbarer Lymphe auf der ganzen Oberfläche der entzündeten Darmschleimhaut zu be­stehen, der eine Linie Dicke erhält, gelblich ist und, wenn man ihn von der Schleimhaut abhebt, rothe Puncte, Kreise und Verästelungen zeigt, der ähn­lichen Figuren auf der Schleimhaut entsprechen; die innere freie Oberfläche der Ausschwitzung ist glatt. Die während des Lebens ausgeleerten Membranen sind im Allgemeinen dicker, als diese und deutlich schichtenweise gebildet. Die chcmisclie Untersuchung ergab viel Faser-Eiweissstoff (unvollkommen organi-sirten Faserstoff?), wenig Schleim und einige Salze.
Drouard theilt mit, dass von einer achtjährigen, hochträchtigen Kuh eine darmähnliche Gerinnselschicht, an der dicksten Stelle fingerdick und im Gan­zen über 28 Fuss lang, abgegangen war, die einen förmlichen Schlauch mit Querrunzeln bildete, dessen äusscre Fläche weicher, als die innere war, welche hie und da Spuren von Futtcrstoifen enthielt. Die Kuh hatte einige Tage vor dem Abgang derselben wenig gefressen, wenig Milch gegeben, zeigte grosse Schwäche und Niedergeschlagenheit, injicirte Bindehaut, beschleunigten, kleinen, zusammengezogenen Puls, abwechselnd kalte und warme Hörner und Ohren, troclmes, heisses Flözmaul, trockne und wärmere Haut, und äuamp;serte Schmerzen
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Darmfäule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 123
im aufgetriebenen Bauche und machte heftige Anstrengung für die Ent­leerung.
Moreau theilt von einem jungen, sehr gut genährten Ochsen mit, der schon zwei Tage sich traurig gezeigt, wenig gefresser; und nicht #9632;wiedergekäut hatte, dass derselbe Betäubung und Schmerz ausgedrückt habe, die Haut war trocken, festanliegend und knisternd, die tiefliegenden Augen thrftnten, das Maul war heiss und schleimig, die Schleimhäute gerottet, der Puls klein, hart, schnell, der Herzschlag stark fühlbar, das Athmen war beschleunigt bei star­kem Aufziehen der Nasenflügel, das Respirationsgeräusch an der ganzen Brust-#9632;wand hörbar, die quot;Wirbelsäule sehr empfindlich, der Kothabsatz unterdrückt.
Es wurden dagegen strenge Diät, Gerstendecoct, fleissiges Frottiren, er­wärmende Umschläge auf die Lenden, ein Aderlass von 12 Pfänden und erwei­chende Clystiere angeordnet. Abends Wiederholung des Aderlasses.
Den folgenden Tag hat das Uebel zugenommen, das Tnier liegt noch, der abgehende Mist besteht blos aus nussgrossen Ballen, die mit blutigem Schleim überzogen sind.
Am dritten Tage hat sich noch rasselndes Athmen, Abtröpfeln einer kla­ren Flüssigkeit aus den Nasenlöchern, Speichelfhiss und Zälhncknirschcn binzu-gcsellt, wogegen erweichende Clystiere und Tränke von Cremor tartari mit Nitrum gebraucht werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Am vierten Tage hat das Schleimrasseln nachgelassen, und auf dem festen Kothe, der noch mit blutigem Schleime überzogen ist, sieht man rundliche Fetzen festen Schleimes in der Grosse bis zu einem Flinffrankenthaler; an den folgenden Tagen gehen noch weit mehre derselben ab, womit die Besserung des Tüieres fortschreitet.
Eine Kuh, die ausser Husten und magerer Haltung, niemals Krankheits-erscheinungen hatte wahrnehmen lassen, wurde wegen Darmbcinbruchcs und weil sich in Folge desselben sehr bedrohliche Lebensersclieinungen bemerkbar machten, schnell getodtet, und Thicrarzt Jahr in Esslingcn fand bei der Section unmittelbar nach der Tödlung: die ganze Partie der dünnen Gedärme ent­zündet, beim Durchschneiden die Wände verdickt, die Schleimhaut ganz be­sonders aufgelockert, und als Inhalt ein Exsudat vom Pförtner bis zum Blind­darm, das das Lumen fast ganz ausfüllte, in seiner Mitte war noch ein kleiner Canal zum Durchgang des Futterbreies. Die übrigen in der Bauchhöhle be­findlichen Organe waren normal, und nur noch in der Brusthöhle ein alter verhärteter Balg.
Kuers erhielt solche Exsudate von einem zweijährigen, bei Schlempe auf­gezogenen, kräftigen Bullen. Er zeigte sich vor dem Abgänge derselben be­trübt, sah sich oft nach dem Leibe um, seine Haare waren gesträubt, er zit­terte, frass mehre Tage wenig, hatte keine Begattungslust. Diese Zufälle waren zuerst im Februar bemerkt worden; am 18. April entwickelte sich eine leichte
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124nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Darmfäule — Darmfistel,
Colik mit Zittern und rascherem Pulse. Nach Anwendung eines Eingusses aus Leinsamen- und Chamillcnthce entleerte das Thier die darmähnlichen Exsudate, nachdem die Entleerung einer stinkenden braunen Flüssigkeit durch den After stattgefunden hatte. Seitdem erholte sich das Thier.
Achnliche Ereheinungen, wie die in den letzten Krankheitsgeschichten tnit-getheilten, boten sich mir wieder in den letzten Jahren meiner Praxis hier-selbst dar, und ich habe solche abgegangene Pseudomembranen unserer zooto-mischen Präparatensamralung einverleibt.
Ganz gewichtig ist aber auch die Erfahrung, dass öfters solch croupöses Exsudat in Luftröhre und Darm bei an Lungenseuche und Rinderpest Leiden­den vorgefunden worden ist, und noch mehr die Mittheilung Roll's, dass wie­derholt die Beobachtung gemacht worden sey, dass während des Herrschens der Rinderpest (in welchen Gegenden??) ähnliche Erkrankungen bei anderen Hausthieren, ja sogar beim quot;Wilde vorkommen, welche in der Schnelligkeit des Verlaufes, in der Gegenwart der Exsudationen auf der Schleimhaut des Dünn­darms, der Blutvölle der grossen Baucheingeweide und der Tödtlichkeit des Verlaufs übereinstimmen. So sollen ganz gesund scheinende Pferde, Hunde, Ziegen, Schafe, am häufigsten aber das Haus- und wilde Geflügel nach einer höchstens 1ji — 1 stündiger Kraukheitsdauer umgestanden seyn, und bei der Section constant jene crouposen oder jauchigen Exsudate auf der Dünndarm­schleimhaut sich gezeigt habeu, wie auch solche Erscheinungen vorkamen, wenn die asiatische Cholera bei Menschen herrschend war.
Es ist diese letzte Miltheilung um so interessanter, da sie die Verwandtschaft beider geschilderter Varietäten mehr herausstellt, denn naeli Prof. Willigk's Milthoilungen in der Viertcljalusscliiift für pract. Heilkunde XIII, 2. B. 1856 wird von den ersten Cholera­leichen ein Befund niitgethcilt, der dem geschilderten bei Pferden mit Darmfäule gam identisch ist.
Roll will ferner solche Exsudate bei Hunden gesehen haben, die durch sehr zahlreiche Bandwürmer eine heftige Reizung der Darmschleimaaut erleiden mussten.
Nr. 118. Barm- oder Kothflstel, Pistula stercoralis, wird jenes Folgeleidcn einer äussern Darmverletzung genannt, wenn das ver­wundete Darmstück so genau an die verwundete Bauchwand sich anlegt, dass nun eine gemeinschaftliche Oeffnung für sie ent- und besteht, dass also auch Darminhalt durch sie spärlich austritt. (Ist die Oeffnung gross, so dass grös-sere Massen hindurch zu dringen vermögen, so wird das Leiden künstlicher After genannt.) Es sind solche Fälle namentlich von Urban, Curdt, Kör­ber, Lindenberg beobachtet, und von Körber und Werner wenigstens mit Glück behandelt werden. Gelingt aber die Heilung nicht, so muss daraus noth-wendig Abmagerung und der Tod hervorgehen.
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Darmfistel — Dai'mgeschwurc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -f 25
Behandlung. Man muss dahin arbeiten, die Oeffnung durch Fleischkeim-chenbilduug zum Verschluss zu bringen, was durch Silbcrsalpetcr, harzige Sal­ben, schlimmsten Falls durch das Glühciscn zu bemoglichen gesucht wird, denn das Abtrennen des Darms von der Bauchwand, das Auffrischen der Darmwunde und das nachherige Heften hat seine grossen Schwierigkeiten.
Nr. 119. Der Darmfluss, Entororrheuma. Sijn. Rheumatismus Intcstinoruin.
Die rheumatische Afifection der Muskelhaut des Darais kann für sich allein vorkommen, oder mit Blennorrhöe der Darmschleimhaui verbunden seyn. In letzterer Form gestaltet sie sich insbesondere als Diarrhöe., in beiden For­men werden Colilmifälle nicht fehlen, daher diese Krankheit unter „Colikquot; noch eine besondere Würdigung findet.
Nr. 120.
Darmgeschwüre
sind {ils symptomatische Erscheinungen bei typhösen Krankheiten und bei der Ruhr bekannt; es liegen aber auch mehre Krankheitsgeschichten von selbststän­digen Darmgeschwüren, abgerechnet die Kothfistel, vor. Gurlt's pathologische Anatomie führt folgende von Jacob mitgetheilte Fälle an:
Ein achtjähriges Pferd hatte heftiges Fieber und zeigte grosse Schmerzen in der Lendengegend, so dass es sich kaum auf den Füssen erhalten konnte. Wenn es sich niedergelegt hatte, so vermochte es nicht allein aufzustehen. Nach einer antiphlogistischen Behandlung verminderten sich Fieber und Schmerz so, dass das Pferd nach einigen Tagen wieder gebraucht werden konnte. Zehn Tage darnach äusserte das Thier herumziehende Schmerzen an den Gliedmas­sen, es liess den Kopf hängen, die Schleimhäute waren sehr roth, die Zunge an den Eändern sogar hochroth, in der Mitte weiss belegt, der Bauch beim Drucke schmerzhaft, die Haut brennend heiss und trocken, der Puls sehr be­schleunigt, der Durst heftig, die Kothentleerung unterdrückt. Diese Symptome nahmen bei einer antiphlogistischen Behandlung in einer Zeit von 12 Tagen ab und zu, am 13. Tage aber und am 26. der Krankheit zeigte sich eine com­plete Bauchfellentzündung, und das Thier starb noch am Abende letztgenann­ten Tages. Bei der Section fand sich Ausschwitzung von plastischer Lymphe, welche die Därme etwas zusammen klebte, und stinkendes Serum in der Bauch­höhle. Der Hüftdarm aber hatte nahe an seiner Mündung eine Oeffnung von einem Zoll Durchmesser. Am Ende des Leerdarms fandcu sich mehre Ge­schwüre , von welchen einige nur die Schleimhaut einnahmen, indessen eins alle Häute zerstört hatte und eine Oeffnung von l/9 Zoll Durchmesser bildete.
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126nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Darmgeschwüre.
Eine 9jährigc Stute zeigte heftige Frostschauder, Iccinen Appetit, am Bauche beim Drucke Schmerzen, Kopf und Körper waren heiss, die Augen gerötiiet, der Puls war auf 80 Schläge in der Minute gesteigert, das Athmen schnell und mit einem troclcencu, aber lauten Röcheln begleitet, der Husten selten, der Unterkiefer wurde beständig, wie beim Käuen bewegt. Am 4* Tage, nachdem ein Aderlass und kalte Waschungen des Kopfes gemacht worden waren, blieb die krampfhafte Bewegung des Unterkiefers noch wie vorher, das Maul war voll Schleim und in der Nacht zeigte das Thier heftige Colikschmer-zcn. Am 5. Tage waren die Augen trübe, die Schleimhäute blass, die Zunge trocken, der Bauch aufgetrieben und schmerzhaft, der Puls klein, schnell und schwach, das Athmen häufiger. Den 6. Tag gingen dünne Excremente ab, der Bauch war sehr schmerzhaft und gespannt, die Arterie fühlte sich wie ein Faden an. Unter Zunahme der Symptome starb das Thier am 7. Tage. In der Rauchhöhle des Cadaver's war trübe, eiterähnlicho Flüssigkeit, die Därme hingen durch Pseudomembrancn unter sich etwas zusammen; im Hüftdarme, drei Zoll vom Blinddarm entfernt, fand sich ein Loch von 7—8 Linien Durch­messer, und 3 Zoll davon, nach dem Leerdarme hin, waren, noch zwei kleinere Löcher. Die Schleimhaut enthielt in der Nähe des Blinddarms noch 6 Ge­schwüre, deren Ränder ein wenig erhaben und verdickt waren.
Ein 12jähriges Pferd hatte in 14 Tagen dreimal leichten Durchfall und geringe Fieberbewegungen gehabt. Als Jacob das Thier sah, bestand der Durchfall schon seit 6 Tagen anhaltend. Es zeigte keinen Appetit; nach ei­nem Frostschauder trat Schweiss ein, doch wiederholten sich die Frostschauder öfter. Am folgenden Tage hatte die Zunge rothe Ränder, war aber in der Mitte weiss, das Thier hatte viel Durst, verschmähete aber das Futter, häu­figer Schweiss bedeckte den Körper, der Puls war voll, unregelmässig und 80 Mal in der Minute fühlbar. Es wurden ein massiger Aderlass gemacht, ein säuerlicher Trank gegeben, und erweichende Clystiere angewandt. Am 3. Tage der Behandlung war der Bauch etwas aufgetrieben, das Fieber geringer. Am 4. Tage war die Zunge grün belegt, aus den Nasenlöchern Üoss etwas Blut, der Bauch war aufgetrieben, nicht schmerzhaft, die Diarrhöe war beschwichtigt, aber die Hitze des Körpers gesteigert, der Puls wechselnd und mehr be­schleunigt, das Athmen röchelnd. Den 5. Tag war das Thier schwach und abgeschlagen; der Bauch war stärker aufgetrieben und beim Drucke schmerz­haft. Am 6. Tage zeigten sich häufige Frostschauder, und die übrigen Symptome steigerten sich bis zur Nacht, wo das Thier starb. — Bei der Section fanden sich in der Bauchhöhle Ausschwitzungen, und im Hüftdarme, einen Fuss vor dem Blinddärme, war ein durchgehendes Geschwür mit einer Oeffnung von 15 Linien Durchmesser, an der Schleimhaut waren noch drei, aber nicht durchgehende Geschwüre, einige Zoll von jenem entfernt; auch am Ende dieses Darms fand mau noch Geschwüre.
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Darmgeschwüre — Dartn-Ineinauderscliiebung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
A, Späthe erzählt in Magazin XIII. einen Fall von einer 6jährigcn Stute, zu der Ref. zwei Tage nach ihrem Erkranken gerufen wurde. Er fand die­selbe, ähnlich einem Hunde, auf dem Hintern sitzend; der Puls war dünn, draht-förmig, sehr frequent, der Herzschlag pochend, das Athmen beschleunigt und angestrengt, mit weit aufgerissenen Nasenlöchern und laut hörbarem Eöchcln; die Schleimhäute des Maules, der Nase und die Bindehaut des Auges blass gefärbt, die Endthcile kalt. Beim Drucke an die Bauchwanduugen, nach denen sich das Pfevd häufig umsah, äusserte es bedeutende Schmerzen. Ein auffallen­des Symptom war ein ruckweises krampfhaftes in die Höhefahren des ganzen Vordertheils beim Herumführen. Nach dem bald erfolgten Tode fand sich ein Geschwür im Grimmdarme, das die Häute durchbohrt hatte; drei bis vier Zoll in der nächsten Umgebung zeigten sich die Darmhäute verdickt und eine sulzige geschwürige Masse bildend.
Scheinbare Geschwüre fand Wettich, nach Magaz. IV. S. 51, im Blind-und Grimmdarme eines 3 Monate alten Füllens, welches an tuberculöser Schwind­sucht starb: es waren diese Scheingeschwüre nach innen aufgebrochene Tu­berkeln.
Belinke fand, nach Mag.-Suppl. XXI., 138, bei einer circa 8jährigen Kuh, welche schon 2 Monate hindurch krank gewesen und in dieser Zeit be­reits an den siebenten Besitzer gelangt war, bei der Section durch Exsudation entstandene Verwachsung der mittlern Lage des Grimmdarms: die beiden mitt­leren Lagen waren sehr verdickt, auch in einer der mittleren quot;Windungen auf der untersten Stelle fand sich ein Geschwür, das die Grosse eines Silber­groschens im Innern hatte und sich nach aussen verengte, so dass die Oeff-nung in die Bauchhöhle noch circa 1 Linie betrug. An der Stelle, wo sich das Darmgeschwür befand, waren die Darmhäute bis zu '/, Zoll verdickt, so dass zwei ganze Pflaumenkerne sich in dem Geschwüre (mit der Spitze nach aussen zu) wie eingekeilt festgesetzt hatten und die Höhle ausfüllten j auch lagen noch zwei andere in einer Entfernung von l'/a—21/i Zoll neben diesem Geschwüre auf der Darmschlcimhaut fest klebend, und es waren auch hier die Darmwände 4 — 5 Linien dick und die betreffenden Stollen geschwürig. Sonst fand sich nichts Abnormes vor.
Darmgicht wird sowol für Colik wie für Darmentzündung ge­nommen.
Nr. 122. Darm-Inoinandorsehiobung, Intussusceptio s. Invaginatio ,
kommt zu Stande, wenn durch krampfhafte Bewegung oder durch abnorme partielle Ausdehnung im Darmcanal ein Stück desselben sich umstülpt und in die Höhlung des darauf folgenden Darmstückes dringt, wodurch der Canal ver­schlossen und die Fortgleitung des Darminhaltes verhindert wird, was bald
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128nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Darm-Ineiuanderschiebung — Darmsteine.
heftige Colik, Erbrechen, Sitzen auf dem Hintertheile, Liegen auf dem Rücken mit Anziehen der Füsse, in die Höhe Klettern an der Wand mit den Vorderfüssen, Darmentzündung und Brand herbeiführen muss. Noch abgehen­der Koth ist zuweilen mit Blut überzogen.
Besonders werden derartige luvaginationen im Leerdarm beobachtet; (Mag.XVI, 218), nach Magazin-Supiil. XXII, 108, wurde der ganze Blinddarm vermisst, und fand sieh der­selbe vollständig in den Grimmdarm umgestülpt; dasselbe fand Lehnhard (nach der­selben Quelle) in einem Sclnveinecadaver. Doch auch an anderen Stellen kommen sie vor: (Mag. XVI, 219 — 221).
Heyne erkennt das laufende Quecksilber als bestes Heilmittel; doch wird es wol kaum der Kunst gelingen, hierbei etwas zu bemöglichen.
Nr. 122.
Darmläbmung
wird wol ebenso, wie die Magenlähmung, wenn sie complet ist, baldigen Tod zur Folge haben. In minderem Grade aber sind wol hartnäckige Verstopfungraquo; beträchtliche Gasentwicklung etc. ihre wesentlichen Begleiter.
Wenn auch die ätherischen Mittel hierbei vorzugsweise für die Heilung nothwendig sind, so müssen sie doch öfters wegen der veranlassenden Schäd­lichkeiten mit Abführmitteln verbunden, auch noch reizende Clystiere nothwen­dig mitgereicht werden.
Darm-Leistenbruch vide Leistenbruch.
Nr. 123. Darmsteine
finden sich hin und wieder im Dickdarme bei Pferden, und sind von verschie­dener Grosse, Form, Farbe, Cohärcnz, Glätte und Mischung. Gewöhnlich sind es aber Verbindungen von phosphorsaurer Ammonium-Magnesia, zuweilen mit phosphorsaurem oder auch saurem phosphorsaurem Kalk, und mit eiuer grössereu oder geringem Menge von animalischen oder vegetabilischen Stoffen.
Die Disposition mag eine Schwäche und Trägheit der wurmförmigen Bewegung, die Gelegenheitsursachen vor Allem ein fremder Körper (Stein, Knopf, Geldstück) seyn; oder Residuen der vegetabilischen Nahrung geben den Kern ab.
Sie kommen besonders bei Pferden vor, die Kleienfütterung erhalten, denn es findet sich in derselben, wie auch im Hafer und in der Gerste reich­liche phosphorsaure Magnesia.
Das Stein me hl, das Pferde in Mühlen mit dem Nachmehl gemessen, trägt kei­neswegs , wie man allgemein es annimmt, dazu bei, was die Darmsteine in Irland bei Menschen besonders beweisen. Nach Wollaston nämlich waren jene Darmsteine bei den
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Darmsteine — Darmverschlingung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 129
Irlandern bis dahin sehr häufig, als man den Hafer als tägliches Nahrungsmittel geschro­ten und zu Brod gebacken benutzte. Seitdem man die Hülsen mehr abhält, ist auch die Krankheit seltener geworden.
Bald werden sic in grosser Anzahl zusammen, bald einzeln gefunden, gehen wol auch, wenn sie noch klein sind, durch den After ab. Haben sie sich aber mehr entwickelt, so geben sie hin und wieder zu Verstopfungen und Coliken (vide Steincolik) Anlass. Doch sind auch viele Fälle bekannt, dass bei Sectionen der Thiere, die an ganz anderen Leiden gestorben sind, oft grosse und schwere Steine gefunden wurden.
Nr. 124. Darmverengerung, Strictura intestinalis., findet sich, gewöhnlich partiell, bin und wieder besonders an den dünnen Där­men, und hat einen mehr oder weniger nachtheiligen Einfluss auf die Fort­leitung des Darminhaltcs, daher auch leicht Verstopfung, Kollerzufälle etc. entstehen. In einem Falle beobachtete ich bei einem Pferde alle Zufälle, wie sie Darmsteins erzeugen. Mayer beobachtete eine solche Strictur (nach Ma­gazin XVII, 88) im Mastdarme.
Nr. 125. DarmverscMebvmg.
Von besonderer Wichtigkeit und Gefahr ist besonders, aussei- der Dorm-ineinanderschiebung, der Eintritt eines Theiles vom Blinddarm (Centralzeitung Jahrg. 1854. S. 92) oder Grimmdarm in die Beckenliöble in Folge von Coliken aus materiellen Hindernissen, wodurch nicht nur die Fortleitung der Futter­stoffe aus den fehlerhaft liegenden Theilen, sondern aueli durch die Zusammen­pressung des Mastdarms und der Harnblase die Ausscheidung dieser Tlieile ver­hindert und die Application von Glysticrcn umnüglich gemacht wird.
Durch menschliche Handleistung wird kaum je Hilfe möglich werden.
Nr. 126. Die Darmverschlingung, Convolutio partis Intestinorum,
ist gewöhnlich darin begründet, dass sich ein Dannstück, wahrscheinlich in Folge einer verstärkten wurmförmigen Bewegung, um seine eigene Achse dreht, oder sich um ein anderes Darmstück, oder um das lange Gekröse, oder um eine gestielte Fettgeschwulst, die wir namentlich bei Pferden nicht ganz selten am Netze oder Gekröse finden, herumwindet, oder in einen Riss von letzterem oder in das Winslow'sche Loch (Canstatt 1855. S. 5) eindringt.
Symptome, Mehr und mehr retardirter Absatz von Koth und selbst von Blähungen, selbst nach dem öfteren Darreichen von eröffnenden Clystieren; öfteres Hin- und Hertrippeln, stärkere Colikschmerzen, Wälzen, späterhin ab-
Falke, Kraukh. d. Hausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(j
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130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Darmversclüingung — Darmverstopfung;.
wechselnd mit Liegen auf dem Rücken mit angezogenen Füssen, oder Sitzen auf dem Hintern, oder mit der eigenthtimlichen Stellung, dass sie die Vorder-schenkel weit nach vorwärts, die Hinterschenkel weit zurück stellen; ferner starkes Schwitzen, Auftreibung des Hinterleibes, zuweilen selbst Wuthausbrüche, endlich die Zufiille dos Darmbrandes deuten auf diesen Zustand hin, und finden dann um so mehr Begründung, wenn selbst das Eingehen in den Mastdarm wegen der nach hinten gedrängten augefüllten Darmmassen erschwert ist.
Secüomdata. Die eingeschnürten Darmtheile zeigen die Erscheinungen der Entzündung und des Brandes: starke Röthung, ja Schwärze und blutige Infiltrationen, selbst wol plastische Ergiessungen. (üeber den „inneren Bauch­fellbruchquot; an seinem Orte.)
Behandlung. Da solche Verschlingungen und Knotenbildungen selbst bei den durch die Section biosgelegten Theilen oftmals kaum gelöset werden kön­nen, so ist ein ärztliches Eingreifen bei den Lebenden um so weniger im Stande, hier etwas Erspriessliches zu thun, da eine volle Gewissheit des Be­stehens solcher Umwicklungen und an welchem Darmtheile sie statthaben, nicht dargelegt werden kann.
Nr. 127. Darmverstopfimg, Obstruetio Alvi, kömmt durch sehr verschiedenartige Ursachen zu Stande: bald ist sie nämlich die Folge von Entzündungs- und Nervenkrankheiten, bald von einer Ver­schlingung, Incinanderschiobung, oder Strictur, oder entgegengesetzt von einer Erweiterung einer Darmpartie; oder es ist Schwäche und Trägheit im Ver­dauungscanale, mangelhafte Absonderung der Verdauungsflüssigkeiten etc. die Schuld; oder gröbere Massen von Nahrungsmitteln, Darmsteine, Convolute von Würmern etc, bei Hunden Knochenstücke, lagern in einem oder dem andern Theile des Darms und verhindern den Fortgang des Darnünhaltes. Nothwendig müssen endlich daraus empfindliche Beschwerden, die unter Verstopfungscolik und Darmentzündung erörtert sind, erwachsen.
Nach Hertwig leiden auch zuweilen die im Käfig gehaltenen Vögel und die eingesperrten Hühner, wenn sie zu reichlich stark nährende Körner, und dabei nichts Grünes und wenig Getränk erhalten, an diesem Ucbcl: Sie beu­gen und strecken sehr oft den Hinterleib, um Excremente von sich zu geben, und wenn man eine Sonde oder einen Nadelknopf in den Mastdarm führt, so findet man feste Excremente, oder den Darm eng und trocken, der Appetit schwindet, sie werden traurig und nacli 6—8 Tagen gehen sie öfters mit Tode ab. Bei der Section findet man dann gewöhnlich nur die Erscheinungen einer zu mangelhaften Secretion des Dickdarms.
Behandlung. Nach den verschiedeneu Ursachen ist auch die oder jene Art der Darmausleereuden Methode, es sind aber insbesondere die schleimig-
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Darmverstopfung — Darmzemissung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;131
öligen mit salzigen Abführmitteln in Anwendung zu bringen. — Auf mechani­schem Wege ist die Entfernung öfters nur bei denen möglich, welche im Mast­darme sich befinden. Manchmal gehen sie aber auch mit mehr oder weniger Beschwerden durch den After, oder auch durch Abscessöffnungen ab (cf.Mag.-Suppl. XXII, 75).
Beim Geflügel ändert man die Diät, giebt innerlich etwas Salzwasser mit Oel oder Butter, oder, einem Huhn 2 Theelöffel voll, Ricinusöl, oder legt etwas Safran oder Aloë ins Getränk, oder giebt letzteres Mittel mit Honig, einem Huhn 1—2 Gr. Dabei sind zweckmässig noch Oel, Milch, Seifen - oder Zuckerwasser in den Mastdarm einzuspritzen.
Nr. 128. Der Darmvorftill, Prolapsus partis Intestinorum,
kömmt entweder durch eindringende Bauchwunden zu Stande, indem nun durch diese Darmstücke treten; oder nach Zerreissung des Mastdarms zeigt sich hier auch ein Vorfall von Dünndärmen; oder er gestaltet sich als „Mastdarm­vorfall.quot;
Nr. 129. Darmwunden sind, wenn das verletzte Darmstück nicht ausserhalb der Bauchhöhle getreten ist, oder nicht Darrainhalt ausüiesst, schwer zu erkennen. Zuweilen geht Blut .durch den After mit den Excrementen ab, und bei Verwundung der dünntn Därme erbricht das Thier wol auch Blut, der Leib ist schmerzhaft und wird aufgetrieben, die Endtheile erkalten, der Puls wird kleiner und kleiner.
Prognose. Im Ganzen gefährlich, macht doch die Art, Grosse der Ver­wundung etc. grosse Unterschiede.
Behandlung. Das Heften der Darmwunde ist dringend nothwendig, denn nur in ganz einzelnen Fällen hat man Heilung dadurch entstehen sehen, dass sich die Wunde an die Wunde der Bauchwand anschloss, wodurch der Erguss des Darminhaltes nach aussei! geschah: Darmfistel. Uebrigens ist noth­wendig eine entzündungswidrige Behandlung am Platze, sowie die Entziehung allen Hartfutters, vielmehr nur eine zeitweilige Huugercur gerechtfertigt.
Nr. 130. Darmzorr eissung, vorzüglich die des Blind- und Grimmdarras, findet sich zuweilen bei Wind-und Verstopl'ungscolikeii, wenn bei starker Anfüllung derselben die Thierc sich heftig niederwerfen; und Verletzungen und die Zerreissung des Mast­darms geschehen, wenn auf rohe Weise derselbe mit der Hand bei Coliken untersucht, oder wenn festsitzende Kothballen entfernt, oder Clystiere zu un-
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132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Darmzerreissung — Dippel.
geschickt oder zu heiss verabreicht •werden; endlich auch, wenn hitzige Hengste den Begattungsact zu ungestüm ausüben (cf. Magazin XVII, 89 und Canstatts Jahresbericht v. J. 1854 S. 59), oder wenn bei ungestümer Geburt oder roher Hilfe dabei das Junge den Mastdarm durchbohrt.
Die Zufälle von crsteren äLneln denen bei Magenberstung, erhalten jedoch nicht die Hohe und Stärke, daher auch nicht die Bestimmtheit im Aus­drucke. Wir können sie vielmehr nur vermuthen, wenn eine heftige Colik vorausging und die Spannung der Bauchmuskeln den höchsten Grad erreicht, der Puls erloschen und kalter Schweiss vorhanden ist. Die Mastdarmzerreis-sung wird bei der leichtern Bekanntschaft der Veranlassung bestimmter ver-muthet und durch die Zufälle von Colik und Peritonitis, ja wol selbst durch äussere Verwundung oder durch den Vorfall vou Därmen und der Mastdarm­wunde erkannt.
Aerztlich kann gegen Berstungen nichts gethan werden und der Tod folgt unausbleiblich bald nach; dagegen ist bei Verletzungen des Mastdarms in Folge mechanischer Gewaltthätigkeiten oftmals durch Zurückbriugung etwa vorgefal­lener Dünndarmpartieen, durch streng cutzüudungswidrige Mittel, durch die im vorigen Artikel schon geforderte temporäre Entziehung der Nahrung und, scho-nungsvoll dargereicht, erst kühlende, später besänftigende und einhüllende Cly-stiere Heilung noch zu hoffen.
Nach der Tidskrift for Vctorinairer IV, hatte ein sehr abgemagertes Pferd einen grossen Vorfall des. Mastdarms. Wie lauge derselbe bestand, war nicht zu ermitteln, da das Thier mehre Tage nicht aus dem Stalle gekommen und von der Scheucrtenne aus gefüttert worden war. Der vorgefallene Darm war am After abgelöst und hing l1/raquo; Ellen herunter; es hatte höchst wahr­scheinlich der Haushund daran genagt, denn man sah ihn manchmal mit blu­tigem Maule aus dem Stalle kommen. Bruhn schnitt den vorgefallenen Theil dicht am After ab, behandelte die Wunde mit aromatischem Kräuteraufguss, setzte Clystiere und gab nur nothdürftige und leicht verdauliche Nahrung. Der einzige Umstand, welcher hierbei eintrat, war, dass man 10 Tage lang den Koth aus dem Mastdärme herausnehmen musste, weil er sich fest anhäufte. Nach und nach kam das Thier wieder zu Kräften und in 3 Wochen konnte es auf die Weide geschickt werden, wo es sich ganz erholte.
Darrsucht vide Gekrösdrü sen-Entzündu ng.
Dasselbeulen vide Bremsenlarven.
Dickbeingeschwulst = Einschuss.
Dicke Beine = Oedematöse Anschwellung der Füsse.
Dippel vide Drehkrankheit.
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Dörmlichkeit Drehkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 133
Nr. 131. Dörmlichkeit oder dörmlioh sind längst veraltete thicrilrztliche Ausdrücke, die aber beim Rindvieh in der Gerichtssprache für Schwindel gebraucht werden. Es besteht dafür im Iler-zogthum Meiningen 4 Wochen, im Churfürstenthum Hessen (Fulda) eine Ge­währszeit von 31 Tagen.
Nr. 132. Der drehenden Fussbeweguug bei Pferden, wobei sie sich das Zehenstück des Eisens stark abnützen und dasselbe überhaupt bald lockern, wirkt man zunächst dadurch entgegen, dass man an selbigem zwar den Griff weglässt, aber den aufgerichteten Zehentheil doch durch eine Stahlplatte verstärkt, dass man auch die Stollen möglichst niedrig hält, und übrigens Seitenkappen aufzieht.
Nr. 133. Die Drehkrankheit. Das Vorhandenseyn des Gehirnhlasenwurms, Cocnurus cerebralis, in einem oder zwei oder mehren Exemplaren im Gehirn ist die nächste Ur­sache eines chronischen Leidens, das sich insbesondere bei Schafen durch folgende
Symptome äussert: Dummer Blick, Unaufmerksamkeit, unregelmässiges Fressen, oder Saugen bei Lämmern, Schiefhalten des Kopfes und Kreisdrehen, oder Hochtragen der Nase und Geradcauslaufen.
Wenn auch nach der ersten Entwicklung wieder eine Verminderung der krankhaften Zufälle temporär eintritt, so schreitet doch bald das Uebel weiter vor, denn die krankhaften Bewegungen steigern sich, die Leidenden stürzen selbst beim Laufe nieder und überschlagen sich wol noch im Liegen; endlich bleiben sie ganz liegen, fressen nicht mein-, es gesellen sich Krämpfe hinzu, die bei Sauglämmern binnen wenigen Tagen dem Leben ein Ende machen, in-dess bei älteren Schafen ein weit trägerer Vorlauf statt hat.
Aehnlichc Zufälle werden beim Rinde beobachtet. So giebt Sigg über einen der Art leidenden Ochsen folgende Krankhcitsgeschichtc : Im August 1845 wurde ein Ochse angekauft, welcher thränende Augen, einen stieren Blick, plumpe Bewegungen hatte, und der, wenn er längere Zeit bewegt wurde, zu Boden stürzte. Fieber war nicht zugegen. Anfangs jedesmal erst Morgens 8 Uhr erhob er sich von seinem Lager und nahm mit ziemlich regem Appetite Futter zu sich. Nach diesem Acte stund er wie betäubt, drängte meist auf die rechte Seite mit ausgestrecktem Kopfe und Halse, oder stemmte sich mit dem Kopfe an Krippe oder Barren an. Dieser Zustand dauerte 1—-2 Stunden, sodann wurde der Ochse wieder munterer und nahm etwas Futter zu sich.
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131nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Drehkrankheil,
So wechselten diese Zufälle bis Abends mit immer steigender Heftigkeit, so dass sich oft bei einbrocheuder Naclit Tobsucht einstellte. Der Patient tau­melte, bis er endlich zu Boden stürzte und lag dann einige Zeit bewusstlos. Bis zum 14. Tage steigerte sich die Krankheit in dem Masse, dass er einem Gerippe gleich sah, und Hals und Gliedmassen steif gehalten wurden, so dass sie nur mühsam bewegt werden konnten. Im Stehen war der gestreckte Hals und Kopf bewegungslos, der Patient Hess übrigens aber die Umgebung un­beachtet, selbst wenn Geräusch statt fand. — Bei der Section zeigte sich die linke Seitenkammer des Gehirns ungemein aufgetrieben; in derselben fand sich eine häutige durchsichtige Blase, welche sich zum Theil durch das Monro'sche Loch in die rechte Scitenllt;ammer ausdehnte und ungefähr einen Schoppen einer wasserhellen Flüssigkeit enthielt. Im Grunde derselben befanden sich eine unzählige Menge jener kleinen weissen Körperchen an der Haut (die Köpfe der Blase).
In einigen Fällen wurde der Coenunis cercbralis auch im Hirne erwachsener Men­schen gefunden, die an einseitigem Kopfweh und Betäubung gelitten halten.
Um sich von dem Vorhandenseyn des Blasenwurms bei Schafen mehr zu überzeugen, bringt man auf die Schädeldecke einen schwächern oder stär­kern Druck an, wodurch Sclimerzensäusserungen, Verdrehen der Augen, ja Convulsionen laut werden, und wenn die Blase mehr oberflächlich liegt, so biegt sich das Schädelgewölbe an dieser Stelle leicht ein. (Canstatts Jahresbericht 1854. S.52). Bei Rindern soll man die Percussion auf die von Haaren be-freiete Stirn mittelst eines sogenannten Dengelhammers, der in gelinden Schlägen zu appliciren ist, vornehmen: Es wird sich dadurch an irgend einer Stelle der Hirnschale ein auffallend dumpfer Ton vernehmen lassen, der um so klang­loser seyn wird, als die Wurmblase sehr gross und die Schädelplatte mehr oder weniger hier absorbirt, also verdünnt ist; weniger dumpf wird aber der Ton sich dann ausnehmen, wenn die Hydatide in einer der Gehirnkammern ihre Lage hat.
Ursachen, Schafe, namentlich weibliche, veredelte Lämmer werden ganz besonders davon befallen, ungleich weniger die Ziegen und Rinder. Zu den Gelegeuheitsursachen wurden früher insbesondere solche Schädlichkeiten gerechnet, welche Congestionen nach dem Kopfe bewirken, als erschwertes Zahnen, heisser, schwüler Stall, der Sonnenstich, das Treiben in der Hitze und nachherige Erkältung, üppige Fütterung der Scbafmütter und Jungen. Durch neuere angestellte Beobachtungen (cf. u. a. Magazin XX. S. 255) ist man aber zu folgenden Erfahrungen gelangt:
1) Es entwickeln sich, wenn Coenurus cerebralis, oder Finnen und an­dere Blasenwürmer in den Darm der Hunde gelangen, in circa 2 Monaten ge-schlechtsreife Bandwürmer, welcher Vorgang des Aus- und Einwanderns viel­leicht am häufigsten dadurch statt hat, dass die Köpfe drehkranker Schafe
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Drehkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;135
und sehr finnige Theile etc. Hunden, insbesondere Fleischer - und Schäferhunden, vorgeworfen und von diesen gefressen werden. Alles davon wird verdaut, auch die Coenurus- und Cysticei-cus- Blase, mir nicht deron Köpfe, dieselben entwickeln sich vielmehr zu Bandwürmern.
2)nbsp; Die reifen Endglieder derselben (Proglottidcn) (rennen sich ab und werden mit den Excrementen nach aussei) entleert. Von dem Hundekothe kriechen sie fort und gelangen so besonders leicht auf der Weide an die Fut­termaterialien. So mögen sie von den betreffenden Thicren gefressen werden, oder auch nur die in ihnen enthaltenen Eier. Im Magen angelangt, werden aber die Eier durch den Verdauungsact jedenfalls ihrer Hüllen beraubt, und dadurch der sechshakige Embryon frei, der nun mit seiner Bohrwaffe den gan­zen Körper zu begehen vermag. Wandert nun diese Brut its Gehirn ein, so giebt sie zur Entwicklung der Coenurusblasen Anlass, somit also auch zur Drehkrankheit, welche in ihren ersten Erscheinungen etwa tach 14 Tagen anhebt.
3)nbsp; Bei den zarten Lämmern und Jährlingen wird dicss leicht geschehen, indess es bei älteren als Rarität vorkommt. Auch bei den Rindern mag Ju­gend und Raceeigenthümlichkeit zur Empfänglichkeit viel beitragen (Magazin XXII, 211 —214).
Sedionsdata. Im Körper überhaupt gewöhnlich die Erscheinungen der Abmagerung; im Schädel anfangs des Uebels wol noch die Zeichen vorhanden gewesener Congestion, später die Wurmblasen, der Schwund der Schädeldccke und das Zurtickgetretenseyn der Gehirnsubstanz.
Prognose. Die Drehkrankheit ist ein Uebel, das früher oder später zum Tode führt, denn auch die Operation ist oftmals kein zuverlässiges Heilmittel.
Das Vorbeugungsverfahren ist vorzüglich beachtenswerth.
Die vorhandenen Blascuwünner im Gehirne der Schafe aber beseitigt man durch den Troikar, oder legt sie durch das Messer, oder durch die Tre­panation blos und entfernt sie durch vorsichtiges Ausziehen.
Nach dem macht sich das Heften der Hautwunde nothwendig.
Und wie beim Rindvieh schon früher Empiriker mit einem Taschenmesser oder einer Ahle und einein Federkiele „den Dippcl bohrten,quot; so kann man auch zweckmässig bei oberflächlicher Lage der Wurmblasen mittelst einer Haar-scheerc, eines Bistouri, Trepans, Sonde, Pincette bei dem auf die kranke Seite niedergelegten Thiere die Operation ausführen, worauf Patient in einem dunkeln Stalle eine Zeitlang bei einem massig cutzünduugswidrigen Regime zurückbehalten wird. Nach dem bayer. Thierarzte Seitz, welcher die Operation jährlich an 30 — 40 Rindvichstttcken vorzunehmen hat, werden durch dieselbe */lt;, — :i/3 der Thiere hergestellt, obgleich nicht selten 1—2 und mehr Kaffee­löffel voll Hirnsubstanz weggenommen werden muss, um auf die Wurmblase zu kommen.
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#9632;(30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Orosselartcricn-Verletzung — Druck.schäden.
Nr. 134. Die Drosselarterien - Verletzung,
welche gewöhnlich durch eine ungeschiclitc Ausführung des Aderlasses am Halse bewirkt wird, macht sich durch liügcnförmig hervorströmendes hellrothes Blut neben dunklem, und Nachlassen des erstem bei einem Drucke zwischen 'Wunde und Herz kennbar.
Behandlung. Bei kleineren derartigen Verletzungen genügt es vielleicht schon, dass man den Kopf für eine Dauer von 24 — 48 Stunden hochbindet, in der Zeit das Futter entzieht und kühlende Waschungen anwendet. In schlimmeren Fällen ist ein Druckverband, und noch sicherer die Unterbindung der beiden durchschnittenen Gefiissenden am Platze.
Nr. 135.
Die Druckschäden,
oder die Sattcl-Kummt und Geschirrdrücke am Halse, Wiederrüst und Rücken.
Zufälle. Oft linden sich nur geringe geriebene wunde Stellen, leichte oder mehr verbreitete Anschwellung, erhöhte Empfindlichkeit und Wärme (Bren­nen oder Schwellen des Sattels), oder die Haut ist brandig geworden (Brandfleck), in welchem Falle die Haare struppig stehen oder fehlen, die Haut ist zusammengeschrumpft oder lederartig hart. Oder es ist starke Ge­schwulst mit Ergiessung ins Zellgewebe vorhanden, so dass die Umgebung selbst den Fingereindruck annimmt. Oder endlich, es fanden wol auch tiefe Quetschungen, besonders der Muskeln, Seimen und Knochen statt, in welchem Falle an einem der nächsten Tage schnurfürmige Geschwülste (Lymphgefässe) von der gedrückten Stelle aus weithin sich verbreiten.
Die Ursachen liegen in dem fehlerhaften Baue jener Körperthcile, z. B. in einem hohen oder sehr eingesenkten Rücken, fetten, fleischigen oder sehr mageren quot;Wiederrüst, in bereits vorausgegangenen Druckschäden mit wesentlicher organischer Veränderung der Theile, andern Theils darin, dass Druck stark, nachhaltig oder wiederholt einwirkt, dass z. B. der Reiter fehlerhaft auf- und absteigt, oder der Art sitzt, oder dass der Sattel oder Gepäckgegenstände schecht aufgelegt werden, oder der Sattel oder das Geschirr ist unzweckmässig construirt, als mit Unebenheiten versehen, zu klein, zu weit. Auch ist darin die Schuld zu suchen, wenn die unter dem Sattel liegende Decke sich zu­sammengefaltet hat, wenn der Sattel zu lange liegt, oder der Reiter zu lange reitet.
Verlauf. Bei einfachen geriebenen Wunden und einfachen Anschwellun­gen ist ein baldiger und guter Verlauf zu erwarten; es entstehen jedoch öfters weisse Haare; auch bleibt die Haut sehr empfindlich. — Stärkere und oft wiederholte Quetschungen und damit verbundene Ergiessungen haben gern
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Drutkschaden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 137
schwammige Geschwülste zur Folge; tiefe Quetschungen hingegen bilden un­reine Eiterung und Fisteln in der Tiefe, welche sehr hartnäckig werden, ja unter Umständen Wurm und Rotz erzeugen. — Eiterung ist aber in der Tiefe zu vermilhen, wenn trotz entzündungswidriger Behandlung die Entzündungs-zufälle zunehmen und hin und wieder Frostschauder eintreten. — Wenn sich Fisteln bilden, so kann durch Versenkung der jauchigen Flüssigkeit zwischen das Schulterblatt, die Rippen, die Wirbel etc. auch Lähmung etc. entstehen, oder Knochenfrass durch unmittelbaren Druck auf die Stacholfortsätzte oder auf die Wirbel, oder durch die geschwürige Eiterung, oder durch die Brand­bildung; derselbe giebt sich durch die rauhe Oberfläche der betreffenden Knochentheile, durch übelriechende Jauche, worin sich Knochentheilchen befinden, u. dgl. zu erkennen, und es wird dadurch das Uebel einen sehr zö­gernden Verlauf nehmen.
Die Prognose ist nach diesen Momenten sehr verschieden.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen, oder wo diess nicht möglich doch Unschädlichmachen derselben. 2) Es werden einfache Quetschungen und Reibungen zuweilen schon durch mechanische Mittel, z. B. Schwellungen durch den Sattelgurt durch Aufbinden der Kartätsche, andere durch kaltes Wasser, durch Auflegen frischen Rasens, oder Essig und Branntwein, Oxycrat etc. be­handelt. Ist Hautbrand vorhanden, dann gebraucht man anfangs wol auch jene Mittel, aber doch bald darauf die Althilensalbe, um den Brandschorf durch Eiterung zu entfernen, was weiterhin durch mechanisches Abtrennen von dem sich bildenden eiternden Spalte, und auf einmal oder nach und nach möglich wird.
Bei starken Anschwellungen wendet man, wenn jene kühlenden auflösen­den Mittel nicht ausreichen, Abkochungen zertheilender Kräuter mit Essig, Bleiextract, Branntwein, grüner Seife etc. an. Haben sich wässrige und blutige Flüssigkeiten ergossen und verschwinden sie nicht durch diese Mittel, dann muss man sie mit dem Messer entleeren und das Ausbluten unterstützen. Ist das Ausfliessende Jauche, so bähe man mit Abkochungen von gerbstoffigen Mitteln, oder man gebrauche die Pulver von denselben in Verbindung mit Holzkohle, Chlorkalk etc. Da wo der Wiederrüst von einer sehr schmerzhaf­ten Geschwulst eingenommen ist, die in der Tiefe starke Fluctuation zeigt, gebrauche man nicht das Messer, sondern reibe 2—3 Tage lang die Cantha-ridensalbe auf die ganze Geschwulst ein, und auf die sich bildende Borke Ba­silikumsalbe oder Schweineschmalz, bis sich nach etlichen Tagen diese löset, worauf man von Frischem Cantharidensalbe gebraucht und so fortfährt, bis der Grund trocken sich zeigt. In der Zeit von 2 — 3 Wochen hat man seinen Zweck jedenfalls erreicht. Wo man aber wegen beträchtlicher An­sammlung die Eröffnung für nothwendig hält, bewirke man sie an der niedrig-
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13Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Druckschäden.
sten Stelle. Hat sich aber die Geschwulst höher oben von selbst geöffnet, so ziehe man von hieraus ein Eiterband durch dieselbe.
Eigentliche Schwammgewachse können desgleichen am sichersten durch wiederholte Einreibungen mit Cantharidensalbe geheilt werden, wenigstens wird die Heilung nicht langsamer zu Stande kommen, als wenn man, wie es bei kleineren auch thunlich seyn dürfte, durch sie ein Eiterband zieht, aber völlige Ruhe bis zur Heilung anordnen muss, ünpractisch erweiset sich die Exstir-pation.
Bei losen oder abgetrennten Knochenstücken endlich ist deren Entfer­nung nothwendig. Durch Brand etc. zerstörte Partieen betupfe man mit dem Glüheisen.
Veraltete geriebene Wunden behandelt man, wenn sie offen und krustig sind, mit Bleiweisssalbe etc. ausserdem mit Waschungen von Branntwein, Auf­lösungen des Heilsteins (Empiriker fordern hier auch ein Purganz und ein Ilaarseil). Sind grösserc Partieen von Haut entblösst, so werden sie auch mit Vortlieil mit Leinwand, die mit Terpentin bis zu den äussersten Puncten der Wunde hin bestrichen ist, bedeckt.
Ocfters während der Cur zeigen Pferde eine starke Neigung zum Reiben an der kranken Partie, was man zu verhindern suchen muss.
Druckschäden sind auch die Krankheitserscheinungen, welche man
Durchliegen, Auf- oder Wundliegen, Decubitus, nennt.
Symptome. Bald sind nur die Haare an einer oder der andern Körperstellc, namentlich wo Knochen stark hervorragen, struppig, oder mit der Oberhaut mehr oder weniger abgerieben, gewöhnlich aber zugleich die Haut blutrünstig, oder es finden sich selbst blutigwässrige Ausschwitzung, Brand- und Eiterbildung vor; ja sogar Knochenfrass ist in Folge dessen eingetreten.
Ursachen. Plumpes Niederlegen, unruhiges, sowie anhaltendes Liegen namentlich grosser Thiere, insbesondere auf unebenem und hartem Boden.
Jedenfalls befördert wird das Ucbcl durch vieles Schwitzen der Thiere und bei Ucbelsäftigkeit.
Prognose. Diese Leiden sind um so übler, da die Ursache dazu eines Theils nicht immer beseitigt werden kann, weil selbst das ursprüngliche Leiden durch die dazukommenden Schmelzen mehr und mehr noch gesteigert und leicht durch die Absorption von Eiter- oder Brandjauche die Säftaentmischung möglich rasch noch gesteigert wird.
Behandlung. 1) Abwendung der Ursachen; 2) die geriebenen Wunden sind durch kaltes Wasser allein, oder durch Bleiwasser, oder durch Auflösungen des Kupferalauns oder Heilsteins zu kühlen; 3) Extravasatc und Abscesse mit dem Messer zu entleeren; 4) die brandigen Stellen, nach gesc'aehener Scarifi-
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Druckschäden — Drüsenkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;)39
cation und Entfernung abgestorbener Massen, mit aromatiseben Kräuterbrülieu, nöthigenfalls mit Zusatz von Chlorkalk, zu bäben; 5) endlicb die Patienten bei gutem Appetite üu erhalten.
Nr. 136, Die Drüsenkrankheit der Binder und Schweine.
Rolhenbusch giebt von den Diiisengcscliwülslen beim Rindvieh eine recht gute Be­schreibung im Mag.-Suppl. XXI., S. 127 und flg., die hier zu Grunde gelegt wird, obschon er das Wesen der Krankheit der Druse des Pferdes identificlrt.
Symptome. Meistens bei Tbiercn im Jüngern Alter bemerkt man bald in dem Kehlgange, am Rande des Unterkiefers, auf den Backen, in der Obr-drüsengegend, bald an den unteren oder seitlichen Theilen der obern Hals­partie in der Nähe des Kehlkopfes, also besonders au Stellen, wo zahlreiche Lymphdrüsen sich befinden, anfangs kleine, nach und nach, jedoch sehr lang­sam bis zu Ï — 2 Faust Dicke sich vergrössernde, harte, wenig empfindliche Geschwülste, die bald verschiebbar in dem Zellgewebe unter der Haut liegen, bald, besonders bei ihrem Grösserwerden, sich fest an die benachbarten Theile oder auch an die Haut selbst anlegen. In manchen Fällen üben dieselben auf die benachbarten Theile einen nachtheiligen 'Einfluss aus, namemlich er­schweren sie, wenn sie in der Nähe des Schlund- oder Kehlkopfes sitzen, das Schlucken und Athmen. In ihrer weitern Entwicklung erweichen sich diesel­ben anfangs stellenweise, bilden aber zuletzt einen Abscess, dessen Inhalt sich beim Aufbrechen als ein gelblichweiser, consistenter, gutartiger Eiter zu er­kennen giebt. Eine auffallende Erscheinung ist es, dass nach Entleerung und Schliessung des Abscesses häufig an derselben Stelle oder in deren Nähe eine neue Geschwulst zum Vorschein kommt, die dann denselben langsamen Verlauf hat, so dass durch die zuweilen mehrmalige Wiederkehr die Krankheit ausser-ordentlich in die Länge gezogen wird. Sieli selbst überlassen, bleiben nach theilweiser Erweichung und Entleerung zuweilen Rückstände der Geschwülste zurück, die ganz verhärten. Zuweilen wachsen die Geschwülste über die Oberfläche der Haut hervor, durchdringen letztere gleichsam und stellen dann dicke, warzenähnliche, haarlose, bald glatte, bald unebene und sicli derb an­fühlende Aftergebilde dar, die bald mit breiter, etwas eingeschnürter Basis, bald gleichsam gestielt über die umgebende Haut hervorragen. Dicss kommt besonders dann vor, wenn sich die Geschwulst nur theilweise erweicht und dann zu früh sich öffnet oder geöffnet wird. Nach einer vollständigen Entleerung und Heilung des Abscesses aber bleibt gewöhnlich die Haut in der Umgegend etwas faltig verdickt, und ist mit den unterliegendem Theilen ver­bunden.
Die anatomische Beschaffenheit der Geschwülste stellt sich auf ihrer Durcbschnittsfläche folgendermassen dar: In ihrer ersten Entwicklung zeigen
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140nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Driisenkrankheit.
sie eine ziemlich gleichmässige, gelblich röthliche, mehr oder weniger derbe, speckige Masse, die arm an Blutgefässen und Nerven ist, da sie bei Einschnit­ten nur wenig blutet und die Thiere hierbei nur geringe Schmerzen haben. In ihrer weitem Metamorphose bemerkt man zwischen dem Gewebe kleine hanfkorn- bis erbsengrossc Eiterdepots, die sich nach und nach vergrössern, in einander übergehen, und bei ihrer völligen Ausbildung und Keife eine mit gutartigem Eiter gefüllte Abscesshöhle mit bald glatten, bald mit Vorsprün­gen versehenen Wänden darstellen. Die Umgebung der Geschwülste besteht aus verdichtetem Zellgewebe.
Ursachen. Die Krankheit kommt, wie gesagt, bei jungen Rindern und Schweinen, bei letzteren gewöhnlich mit schnellerem und gutartigerem Verlaufe, vor. Die Anlage ist oft vererbt. Als Veranlassungen wirken vorzüglich feuchte, un­reine Luft, unreine Fütterung und Haltung der Thiere, vieles Beisammenseyn.
Als trotzigere und übelartigere
Varietät gehört jedenfalls hieher der Band VII. der Giessen'schen Zeit­schrift für Thierheilkunde von Anonymus beschriebene, durch die sumpfigen Flussufer der Niederelbe bedingte s. g. Drüsenkrebs des Rindviehs', der mit einem kaum bemerkbaren Unwohlseyn beginnt, dem oft erst nach mehren Wochen eine steinharte, runde oder traubenähnliche, wenig schmerzhafte Ge­schwulst von Haselnuss- bis Ey- und selbst Kopfgrösse folgt, die ihren Sitz meist am Kehlkopfe und der Parotis, selten an anderen Theilen des Körpers hat. Sie enthält anfangs eine weissgelbliche. zähe Flüssigkeit, später dicken, käseartigen Eiter, von einem starken Balge umschlossen. Die Geschwulst bricht, nachdem sie längere Zeit gewachsen, auf und sickert Jauche aus; die Oeffnung heilt wieder, und dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals. Zuletzt findet eine Degeneration der ganzen Umgebung der Geschwulst „in wahren Krebsquot; statt, es stellt sich Zehrfieber ein, das den Tod beschleunigt, der übri­gens auch schnell durch Erstickung eintreten kann.
Behandlung. Grosse Reinlichkeit im Allgemeinen, frische Luft und Be­wegung, das Füttefn von Möhren, Pastinakwurzcln, Disteln, Eicheln, Ross­kastanien, Kastanienlaub, Eber-Pimpinellwurzel, Seifenkraut etc. Oertlich benutzt man kräftige Maturationsmittel, wie Pappel- mit grauer Quecksilber­salbe, flüchtiges Liniraent, Wagentheer. Das zu frühe Oeffnen des Abscesses bei nur theilweiser Fluctuation empfiehlt Rothenbusch nur dann, wenn Nach­theile auf die nebenliegenden Gebilde zu befürchten stehen; Verfasser dieses hat sie durch das Glüheisen nicht nur bewirkt, sondern hat damit auch auf die benachbarten noch harten Theilc zerstörend eingewirkt. Damit wurden mit Erfolg Thierkohle und Arsenik verabreicht, um nicht neue Geschwülste auf­wuchern zu lassen, wie diese Erfahrung diejenigen machten , welche die Ge­schwülste nur ausschälten. Ayrault cauterisirte, nach dem Recneil de Médecinc
#9632; #9632;
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Drüsenkrankheit — Drusenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 141
vétér. Juill. — Sept. 1855, den Rest solcher Geschwülste mit, Schwefelsäure oder mit Rabeis Wasser.
Gerichtliche Thierarzneikunde. Drüsenkrankheit wird im Oesterr. allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuche identisch mit Franzosenkrankheit genom­men, und eine Gewähr von 30 Tagen bestimmt.
Nr. 137. Die Druse der Pferde.
Symptome. Die Ergriffenen, insbesondere Füllen, verlieren den Appetit, sind traurig, fiebern, sind etwas lichtscheu, die Hornhaut trübt sich, sie husten dann und wann, es lockern sich die Kehlgangdrüsen auf, es zeigt sich etwas Nasenausfiuss, geröthete, aufgelockerte Nasenschleiuihaut, massig beschleunigtes Athmen, trockenes Maul. Die Keblgangdrüsen und das umgebende Zellgewebe schwellen mehr und mehr, so dass sie endlich den ganzen Kehlgang ausfüllen und stärkere Athmungsbeschwerden bewirken. Weiter zeigt sich in denselben Abscessbildung, indem eine eigenthümliche, nämlich eiterartige Flüssigkeit, in welcher käseäiinliche, klümprigo Stückchen sich befinden, ausgeschieden wird. Damit vereinbaren sich eine dickliche, reichliche Schleimabsonderung aus der Nase und critische Entleerungen anderer Absonderungsorgane.
Gewöhnlich gehen alle diese Zufälle ohne sonderliches übles Allgemein­befinden zu Ende.
Oder es wachsen die örtlichen Congestiv- und entzündlichen Zufälle: die Lymphgefässe und Lymphdrüsen benachbarter, ja selbst entfernter Organe, die Luftsäcke, die Lungen werden sichtlich mitergriffen.
Oder es zeigt sich eigentliche Krankheitsversetzung.' Leber, Ge­hirn und andere Organe werden wesentlich afficirt, und oft wird sie von An­schwellungen des Bauches, der Hinterschenkel etc. begleitet: verschlagene, wandernde, herumschweifende etc. Druse.
Oder der Drusenzustand geht langwierige, torpide, scrophulöse Compli-cationen ein.
Oder es bildet sich ein übler Schwächezustand aus, so dass die Thiere in der Ernährung sehr zurückkommen. Auch mit eigentlichen gastrischen Zu­fällen im Hinterleibc verbindet sich diese Krankheitsform, so dass gänzliche Appetitlosigkeit, Colik, Durchfall etc. bemerkt werden.
Dadurch oder durch gestörte normale oder critische Ab- und Aussonde­rungen, wohin auch der Eiter zu rechnen ist, der nicht zum Durchbruch kommt und nun resorbirt wird, oder durch das Hinzutreten anderer dyscrasi-scher Krankheitsprosesse bilden sich öfters auch die Zufälle der verdächti­gen Druse aus. Die Drusengeschwülste gehen bei diesem Zustande in Ver­härtung über, setzen sich gern au der einen oder der andern Seite des Hin­terkiefers an, es zeigt sich unregelmässiger Appetit, das Haar ist glanzlos,
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142nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Druse.
struppig, es ist ein, nicht jederzeit starker, oft nur einseitiger Nasenausfluss zugegen. Dieser ausgesonderte Schleim hängt sich gern an den Nasenflügeln an, und man findet ihn zähe, doch bald dünn- hald dickflüssiger, oft klumpe-rig. Die Farbe der Naseuschleimhaut ist ungleich, gestreift, stellenweise wie aufgelockert. Endlich erscheinen Bläschen in der Nasenschleimhaut, die bald bersten und unebene, länglich viereckige, wie ausgezackte Geschwüre von speckigem Ansehen mit gerothetem, etwas aufgeworfenem Kande zurücklassen. Diese heilen vielleicht bald, und bilden so sternförmige Narben, dafür ent­stehen aber wieder neue Geschwüre, und es ist nun der Krankheitszustand, welcher Pferderotz genannt wird, vorhanden.
Ursachen. Die Druse ist eine Jugendkrankheit der Pferde und mag von dem ganzen Entwicklungsleben bei Hinzutretung einer Erkältung der Haut oder des Darmcanalcs, bei Veränderung' des Climas und der Lebensweise u. dgl. abhängig seyn.
Vorhersage. Die Praxis hat sattsam herausgestellt, dass die Füllen, welche eine tüchtige Druse durchgemacht haben, einen bösen Feind ihrer Jugend, ja ihres ganzen übrigen Lebens losgeworden sind. Und es gelingt diess bei entsprechender Pflege in den meisten Fällen. Die abartigen Erschei­nungen der Druse sind immer unwillkommener.
Behandlung, Man halte alle weiteren Schädlichkeiten ab, ohne aber solchen Kranken insbesondere, die auf Märschen durch schlechte Stallungen u. dgl. übel mitgenommen worden sind, sofort einen sehr warmen dunstigen Stall angedeihen zu lassen, und gebe leicht verdauliches Futter, überschlage-nes Getränke, Mehl- oder Leinkuchengesöff. Den zögernden Nasenausfluss befördert man durch reizmildernde Dampfbäder. Die Drüsenanschwellungen darf man keineswegs unterdrücken, daher Kälte n. dgl. wohl zu vermeiden ist, vielmehr sind warme Bedeckung der Anschwellung, trockene, warme Holzasche, und wenn sie sich zur Abscessbildung hinneigen, erweichende Salbe oder Brei­umschläge anzuwenden. Innerlich gebraucht man bei einfacher Druse die die Haut-absonderung und Ilespirationsorgane mild bethätigenden Mittel. Eigentliche Entzündungszufälle fordern Salpeter, Salmiak und sogar mehr abführende Salze. Den Abscess lässt man gern der Eröffnung der Natur über. Bei Druse mit Schwäche oder wenig Reaction gebraucht man Spiessglanz- und Schwefel- mit bitteren, brenzlich-öligen, flüchtigen etc. Mitteln. Bei nervösem Zustande: Baldrian, Angelica, Campher.
Die Drusengeschwülste, welche in Verhärtung überzugehen drohen, ver­langen reizend - zertheilende Mittel, als Pappel-, graue Quecksilbersalbe mit flüchtigem Linimcnte, Canthariden. Die herumschweifende Druse fordert die den besonderen Erscheinungen entsprechenden inneren, insbesondere aber die bethätigenden harntreibenden Mittel, den Gebrauch künstlicher Geschwüre.
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Druse — Dummkolio'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 143
Bei der verdächtigen Druse sind oft noch Waliuussblätter, thierische Kohle, Chlorkalk u. dgl. von Erfolg gewesen.
Nr. 138.
Dünnmeister
wird gewöhnlich für (chronischen) Durchfall des Rindviehs genommen, und
ist namentlich dafür im Herzogthum Nassau eine Gewührszeil von 29 Tagen
bestimmt.
Nr. 139. Dummkoller.
Syn. Dummheit, Amentia s. Dementia.
Symptome. Daran leidende Pferde zeigen im Ganzen eine geringere Empfänglichkeit für äussere einwirkende Reize, ja sie stehlaquo;; wol sogar wie in sich selbst vergessen oder schlafsüchtig (daher Schlafkoller) in unge­schickter Stellung mit herabgesenktem oder irgendwo aufgestütztem oder an­gelehntem Kopfe und dummen Blicke da. Man kann wol auch einem solchen Pferde oft die ungeschickteste Stellung geben, ohne dass es diese verändert. Beim Fortbewegen (Schieben, daher Schiebkoller) macht es kreisende, unge­schickte, tölpelhafte Bewegungen gewöhnlich mit hoch aufgehobenen Beinen. Die von Seiten des Menschen bei ihm versuchte Ilückwiirtsbewegung ist schwer oder gar nicht zu bewirken. Für Nahrungsaufnalimc zeigt es in einem höhern Grade der Ausbildung kein sonderliches Verlangen und vermag kaum aus der Raufe zu fressen. Das Langen nach Futter, das sich in der Raufe befindet, geschieht mit Aengstlichkeit und Zittern. Das was es ins Maul nimmt, schluckt es vielleicht erst nach längerer Zeit oder gar nicht hinunter, es lässt daher Lang­futter aus dem Maule längere Zeit heraushängen, ohne es zu zerkauen, ja es lässt dasselbe wol gar bewusstlos wieder herausfallen, kauet darnach aber, als wenn es das Maul noch voll habe. Beim Tränken steckt es das Maul tief in den Eimer. Der Puls ist sehr langsam, das Athmen ebenso und tief. Oft setzt dasselbe momentan ganz aus, wie erschreckt fährt dann aber Patient auf und beginnt dasselbe wieder mit einem tiefen und schnarchenden Tone. Der Ab­gang der Excremente, welche gewöhnlich auch verändert sind, erfolgt nur in grossen Zeiträumen.
Auch bei anderen Hausthiergattungen, insbesondere beim Rinde und Schweine wird ein diesem Leiden gleicher Zustand beobachtet,
Ursachen. Oft ist die Anlage ererbt; schmale und Rammsköpfe sind ihm mehr unterworfen, so wie gemeine und schlaffe Pferde aus Niederungen.
Gelegenheitsursachen sind übermässige und schwer verdauliche Nahrung, dunstige Ställe, manche vorausgegangene Krankheiten, wie Gehirn-, Lebcr-entzündung, Verdauungsbeschwerden, Lungenleiden. Es können aber auch
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\\\nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Duinmkoller.
enges Geschirr, der Kökriemen, forcirte Dressur des Reitpferdes, grosse An­strengungen, somit immer Momente, die unmittelbar oder mittelbar Gehirn­druck bewirken, ihn hervorrufen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Im Ganzen hat der Dummkoller einen sehr langsamen Verlaut; zu Zeiten bemerkt man Besserung oder Verschlim­merung; diese namentlich im Frühjahr und Sommer, bei grossen Anstreng­ungen, bei vielem und schwer verdaulichem Futter. Selten endet er für sich tödtlich, manchmal dadurch, dass rasender Koller aus ihm sich entwickelt, oder durch Schlagfluss. Manche Pferde müssen als völlig unbrauchbar getödtet werden.
Diagnose. 1) Eingenommenheit des Kopfes bei Fiebern; 2) Betäubung und Schlafsucht bei Gehirnentzündung und Typhus; 3) vermindertes Gemein gefühl an einzelnen Tbeilen, wie verminderte Empfindung für den kitzelnden Tinger im Ohre, für den Druck an der Krone bei sonst gesunden Pferden.
Keiner Krankhcitsform ist wol in der Praxis soviel Terrain gewährt worden, als dem Duinmkoller, denn wie leicht und wie bald kann schon u. a. Gehirndruck statt ha­ben! Neueren Experimenten zu Folge (v. Lengerke's Mittheilungen in Wunderlichs Archiv f. phys. Heilk. Jahrg. 1857, 1. S. 261) ist es der gedrückte Vagus, welcher sofort jenes höchst beachtete Symptom des Dumrakollcrs — Verlangsamung des Pulses bewirkt. Wie viele erkrankte Theile des Körpers sind es aber nicht, die diesen Druck auszuüben vermögen!
Prognose. Da die Ursachen in den wenigsten Fällen leicht zu entfernen sind, und die Krankheit beim Beginnen oftmals nicht richtig erkannt wird, so ist die Vorhersage im Allgemeinen nicht günstig.
Seclionserscheinungen. Bald findet man Blutanhäufungen in den Ader­geflechten des Gehirnes, bald Wasserergiessungen, Veränderungen in der Con-sistenz der Gehirnmasse, Afterbilduugen, Schädelbrüche etc. Oft findet sich im Gehirne keine wesentliche Veränderung, wol aber krankhafte Erscheinungen in der Leber, im Darmcanale, in den Lungen etc.
Behandlung. Der nächsten Ursache wird man bald durch Aderlässe, kalte Waschungen des Kopfes, Abführmittel, kühlen Aufenthaltsort, knappe, leicht verdauliche, grüne Fütterung etc. begegnen müssen, womit zugleich theil-weise oftmals dem Wesen der Krankheit begegnet wird. Dieses verlangt noch nachdrücklicher den ableitenden Apparat durch Eiterbänder oder Fontanelle nahe dem Gehirne, Sturzbäder, reizende Clystiere, Purganzen, harntreibende, und bei wahrer Torpidität die eigentlichen erregenden Mittel, wie Terpentinöl, Arnicablumen, Hirschhornöl, Haselwurzel, Nicsswurzel, Senfsamen. Letztere Mittel namentlich, wenn er aus Hinterleibsleiden hervorgegangen zu seyn scheint.
Gerichtliche Thierarzneikunde. Der Dummkoller gilt als Cardinalfehler, mit einer Gewährsfrist in Sachsen - Coburg - Gotha mit 14, in Preussen und
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DummkoUev — Durchfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 145
Waldeck mit 28., in Oesterreich mit 30, im Kurfürstenthum Hessen mit 31 Tagen.
Dunstkälber vide Gebärmutter-'Wassersucht.
Nr. 140. Der Durchfall oder die Diarrhöe
ist seiner Art nach mehrfach verschieden:
Der einfache Durclifa 11 oder Abdominalcatarrh zoigt sich durch häufige, flüssige oder breiige Kolhcnflecrungcn an, die oft sehr schleimig sind, welche verminderte Fresslust und baldige Ermattung herbeiführen; der Durst ist gewöhnlich vermehrt; jedoch ist die Krankheit meist fieberlos.
Oft verbindet sich damit eine rheumatische Affection des Darms: rheu-m a tisch er Durchfall, wobei die Ausleerungen mit Colikzafällen verknüpft sind; die Ausleerungen sind auch häufig, flüssig, aber geringer in Menge. Oft verbinden sich damit Fieber und rheumatische Affectionen anderer Theile.
Der Durchfall mit, Magensäure erscheint besonders iici ganz jun­gen Thieren, und giebt sich durch Unruhe, Leibschmerzen und durch wässrige Kothentleerungen mit eigenthümlich sauerem Gerüche und scharfer ßeschaifen-heit zu erkennen, so dass die davon berührten Theile, insbesondere der After, wund werden. Oft ist den Ausleerungen auch etwas Blut beigemischt. Der Durst ist vermehrt. Oft verläuft das Leiden acut und selbst mit Fieber, oft tritt es aber auch chronisch, mit Kaclilüssen und Verschlimmerungen, auf.
Beim galligen Durchfalle (vulgo Gallenruhr) findet sich geringe Fresslust, aber vermehrter Durst. Unter Colikschmerzen und starkem Drängen werden häufig flüssige, stark mit Galle gefärbte Massen entleert, welche des­gleichen den After wund machen.
Aetiologie. Kein Lebensalter und keine Individualität ist im Allgemei­nen vor ihnen gesichert. Oft kommen sie bei vielen Thieren zugleich vor. Veranlassend sind bald eigentliche Laxier- und Purgirmittel, bald Schädlich­keiten in der Fütterung, wie schlechte Muttermilch, saures, zur Gährung ge­neigtes Futter, auch der Uebergang vom Trocken- zum Grüufutter, gefrorene Futterstoffe, sowie anderweitige Verkiiltung. Oft sind es Folgen anderer Uebel, und in dem Falle bald als critischc Erscheinungen, bald, namentlich bei Ab-zehrungskrankheilen, als colliquative und verderbliche Entleerungen zu betrach­ten. Zuweilen beginnt endlich die Vcistopfungscolik bei Pferden mit dünner Kothentleerung in geringen Mengen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Der Durchfall verläuft bald acut, bald chronisch. Die möglichen Ausgänge sind:
1) In Genesung. Sie tritt bei acuten, fieberhaften Diarrhöen unter deut­licher Hautcrise, ausserdem mehr allmäblig ein.
Falke, Krankh, d. llaimli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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146nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Durclifall.
Alle Formen machen übrigens gern Reeidiven.
2)nbsp; nbsp;In andere Krankheit, als DarniBchleimbftutentzttnduiig, Ruhr, Ver-dauungsbeBchwerden, Atrophie, „FeUschim-lzen,quot; #9632;Wassersucht, wenn sie lange andauert.
3)nbsp; In den Tod durch einen jener Ucbergänge.
Die Vorhersage ist im Aligemeinen günstig, ja manchmal hat der Durch­fall sehr heilsame Wirkungen. Entsteht er aber bei ganz jungen Thieren, ins­besondere Füllen, so kommen dieselben, da sie alsbald die Lust zum Saugen verlieren, oftmals sehr von Kräften, was nicht selten vom nachtheiligsten Ein­flüsse für ihre ganze EntwicWung ist.
Leichenbefund. Die Schleimhaut ist injicirt, aufgelockert, weich, mit dem oder jenem Secrete überzogen, oder wir sehen auch, namentlich bei chroni­schen Durchfällen, dieselbe vom Schleime ganz entblöst, und sie selbst blass oder livid. Bei Saug-Lämmern und Kälbern finden sich öfters feste Klumpen geronnenen Käsestoft's, oder es finden sich Eutteranhäufungen an einer Stelle des Darmcanales. Bei der galligen Diarrhöe ist die Leber blutreich, die üal-lenwege enthalten grosse Mengen Secrets; oder die Leber und andere Organe sind entartet. Ausserdem werden sich auch die Merkmale der verschiedenen üebergänge bemerkbar machen.
Behandlung. Nicht bei jeder Diarrhöe hat man sogleich die Aufgabe, die Ausscheidungen zu beschränken; denn wo z. B. Unrcinigkeitcn der ersten Wege vorhanden sind, oder schlechte Nahrungsmittel Verdauungsbeschwerden hervorgerufen haben, beruht sie oft auf einem heilsamen Bestreben der Natur, nachtheilige Stoffe aus dem Körper wieder zu entfernen. Deshalb ist selbst unter Umständen noch ein laxirendes Mittel zu reichen.
Der erst entstandene einfache Durchfall erfordert in der Regel auch kei­nen grossen Aufwand von Arzneien: gewöhnlich reichen schon schleimige Mittel, oder bei Hunden eine schleimig-ölige Mixtur bei knapper Diiit und warmem Verhalten gewöhnlich zur Heilung aus. Nur wo er chronisch wird, und die Reizbarkeit gering ist, giebt man bittere und zusammenziehende Mittel, bei werthvollen Thieren Eatanhawurzel als Abkochung, Kinogummi als Latwerge, essigsaures Blei oder essigsauren Zink mit kleinen Gaben Krähenaugenextract und aromatischen Mitteln z. B. Calmus, Pomeranzenschalen. Koch empfiehlt hierbei ganz vorzüglich 3 Gyps 1 Kochsalz und 2 bittere und zusammenziehende Mittel. Bei Carnivoren Schöpsbouillon.
Bei rheumatischer Diarrhöe muss durch Chamillen - oder Hollunder-blüthenthee u. dgl. und durch Erottiren auf die Haut gewirkt werden, ja es sind selbst in trotzigeren Fällen Einreibungen von flüchtigem Campherlinimente mit Terpentinöl, Terpentinöl mit Canthariden, Sinapismen empfehlenswerth, nächst dem innerlichen Gebrauche von Opium, Campher etc.
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Durchfall — Durchtreten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 147
Diarrhöe von zu starken Gaben Crotonül oder von Aloë, Calomel, for­dert schleimige und narcotische und dazwischen gerbestoffige Mittel.
Bei Diarrhöe mit Magensäure sind schleimige mit säurebrechenden Mit­teln erforderlich.
Ist Luftentwicklung damit verbunden, so reicht man die Schwefelleber mit bitteren und aromatischen Mitteln, und wenn die Excretionen mehr aas­haft riechen, die Pflanzen- und Thierkohle, Bei Diar.iiöe der Säuglinge giebt, man auch Mutterthieren, nach dem Gebrauche der Asche oder Pottasche, Eicheln oder geröstete Körner und behält dieselben während der Krankheit des Jungen zu Hause.
Bei jungen, schlaffen Pferden soll man, nach Hering, grössere Rationen Hafer verabreichen, den man wol auch etwas rösten kann. Und Pferde, die fast immer laxiren, leicht mtldc werden, bald schwitzen und dabei aufgeschürzt sind, erfordern einen Zusatz von Bohnen oder Erbsen zu ihrem Futter, das mit Rothwein angeuetzt ist, ausserdem Ruhe und Schonung, denn es kommt diess gewchnlich bei stark strapazirten Pferden vor. Bei Pferden, die vor oder nach der gewöhnlichen Kothentleerung etwas flüssigen Koth entleeren, hat man ein örtliches Uebel des Mastdarms anzunehmen, und es werden dagegen ausser den genannten Mitteln insbesondere Clystiere von Salbeiabkochung u. dgl. Erspriessliches leisten, wenn sie einige Zeit fortgesetzt werden.
Bei galliger Diarrhöe ist zu beachten, ob sie vielleicht eine critiscbc Be­deutung für den galligen Zustand hat, in welchem Falle nur Alles abzuhalten ist, was ihn verschlimmern könnte. Bei mehr chronischem Zustande Rhabar­ber; selten sind zusammenziehende Stoffe angezeigt.
In der Reconvalescenz vorsichtiges Verhalten.
Durchliegen vide Druckschäden.
Nr. 141.
Das Durchtreten,
oder die übermässig starke Neigung des Fesseis beim Stehen und Gehen zur Bodenfläche hin, findet man bei Pferden entweder als die Folge von Schlaff­heit und Ausdehnung der Bänder und Sehnen, besonders häufig bei Füllen. Oder es liegt demselben eine Verletzung resp. das Durchschneiden und die Zer-reissung einer oder der andern Beugeschne des Fusses zu Grunde. Oder die Leidenden sind durch Krankheitszustände anderer Art, namentlich in Folge der fieberhaften Hufentzündung, oder durch zu langes Anwachsen der Zehe und durch zu starkes Niederschneiden der Trachten dazu gebracht werden. Nach dem Journal de médecine vét. Avril 1850 ist ferner auch diese fehlerhafte Stellung die Folge einer zu starken Zusammcnziehung der Streckselinen, so dass diese in ihrem Verlaufe deutlich hervortreten.
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148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Durchtreten — Eclampsie.
Vorhersaffe. Bei jungen Thiercn lässt sich weit eher Hoffnung zur Hei­lung hegen, als bei illtercn Thiercn.
Behandlung. Wo Schwäche, Ausdehnung und Schlaffheit zu Grunde liegt, wendet man spirltuöse und aromatische Mittel, insbesondere auch die sonst mehr beliebte Nervensalbe an, abwechselnd mit der Eabelschen oder Hallerschen sauren Mixtur, oder mit adstringenden Mitteln. Bei gemeinen Pferden statt derselben auch das Glüheisen und der Gebrauch langer Eisen mit erhöhten Stollen. — Bei starker Verlängerung der Zehenwand hürzt man diese und lässt die Trachten amvaclisen. 13ei der krankhaften Zusammenziehung der Streckschnen durchschnitt Gaven am rechten Fusse, an welchem das Durch­treten weniger stark war, die Sehnen des Schienbein- und des gemeinschaft­lichen Streckers subeutan unter dem Knie, am linken Fusse ausser dieser auch noch die Sehne des Streckers vom Vorderknie mit günstigem Erfolge, und ge­brauchte darnach noch einen gut ausgepolsterten Lederverband. Die Beuge­sehnen-Verletzungen, welche, wie gesagt, auch das Durchtreten bewirken, be­spricht ein anderer Artikel.
Nr. 142.
Die Eclampsie
findet sich, nach Hertwigs „Krankheiten der Hunde,quot; bei säugenden Hündinnen, besonders bei solchen, welche in der Stube gehalten und reichlich genährt werden.
Symptome. Die Thiere fangen plötzlich an, sich unruhig und ängstlich zu zeigen, haben einen stieren Blick, eine wenig mehr als normal geröthete Bindehaut, ebenso etwas mehr geröthete Schleimhaut im Maule, zuweilen eine heisse Nase, das Athmen ist sehr kurz und schnell, sie zeigen jedoch beim Druck auf die Brust oder den Leib keinen Schmerz. Nach kurzer Zeit, zu­weilen schon nach einer Viertelstunde nach dem Eintritte des schweren Ath-mens sind sie nicht mehr vermögend, sich auf den Beinen zu erhalten, son­dern sie fallen auf eine Seite und bleiben mit von sich gestreckten Füssen andauernd liegen; selbst wenn man sie auf die Beine stellt, fallen sie gleich wieder um. Dabei wird das Athmen noch mehr beschleunigt, der Puls ist klein und hart, unregelmässig und bis 100. Das Bewusstseyn scheint zu bestehen, aber die Thiere verschmähen Nahrung und Getränk, und die Koth- und Uriu-entleerung bleiben aus. Die Milchdrüsen sind stark angeschwollen, vermehrt warm und reichlich mit Milch versehen, deren Beschaffenheit nicht verändert zu seyn scheint und auch den Jungen, die während der Krankheit an der Mutter saugen, unschädlich ist.
Dieser Zustand dauert, sich selbst überlassen, bis gegen 48 Stunden lang fort, und führt um diese Zeit gewöhnlich den Tod durch Schlagüuss und
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Eclampsie Egelkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;149
Lähmung herbei; bei zweckmälssiger Hilfe ist er aber stets sehr schnell /u beseitigen.
Ursachen. Erkältung, der Verlust meliror Jungen uml dadurch Znrück-bleibcr der Milch, Gemtlthsaffectc, besonders Gran.
Die Cur verlangt einen recht baldigen Aderlaes, am besten an der Dros-selvene, der oft von so grossem Erfolge ist, dass alle Zufälle sich bedeutend vermindern oder selbst verschwinden, wahrend das Hlut noch fliesst. Nach dem Aderlasse eine Salpetersolution, sowie auch ClyKticre von Seifenwasser, wenn nicht von selbst Leibesöffnung eintritt.
Nr. 143.
Die Egelkrankheit
Syn. Egelsuclil, Egelseuche, Caohexla icterico-v.irmin osa,
ist die chronische Krankheit der Kinder, Schweine und ganz besonders der Schafe, welche mit Erzeugung der Egelschnecke, Distoma hepaticum s, Fasciola hepatica, oft auch zugleich anderer Wurmarten verbunden ist.
Die Symptome sind zu Anfange eine Röthung des Grundes und der Rän­der der Zunge, später der allgemeine Ausdruck der Schwäche: Wenn ein Stück mehr als gewöhnlich sich hinlegt, lange in dieser Ruhe verweilt, hin und wieder Durchfall bekommt, wenn ein solches Thier gern an Wänden und Krippen leckt und sich das Maul reibt, so kann man, sagt Pauli, mit ziem­licher Gewisshcit auf Leberegeln schlicssen. Dazu kömmt nun, dass sie auch langsamer fressen, den Hund weniger fürchten, beim Ergreifen sich wenig sträuben; der Puls ist schwach. klein, beschleunigt, die Hautfarbe und die Bindehaut findet man gelblich-bleich, die Zunge ist mit gelblichem schmierigem Schleime belegt. Endlich bildet sich Wassersucht und völlige Entkräftung aus, und der Tod ist in 2 — 6 Monaten die Folge.
Sedion. Es finden sich oft unglaublich zahlreiche Egeln und Egel­eier in den Gallengängen, in der Gallenblase und im Darm, ausserdem der schon erwähnte wassersüchtige Zustand.
Ursachen. Anhaltend feucht kalte Witterung, die nicht, nur auf den Thierkörper unmittelbar ungünstig wirkt, sondern auch auf die Futterkräuter schädliche Wirkungen äussert, daher auch schlecht eingebrachtes und verdor­benes Futter, sumpfige und moorige Weide, das Tränken aus stehenden Wäs­sern. Wenn der Wurm sich aber einmal entwickelt und Eier gelegt hat, so findet er auch leicht den Weg von einem Individuum auf andere (Magazin-Suppl. XXI. S. 104— 110). Nach den Ursachen hat die Krankheit bald den Character einer Enzootie, bald einer Epizootie (Magazin. XX S. 290. — Spi-nola's Mittheilungen über die Rinderpest, Berlin 1846, S. 47—-52).
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150nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Egelkrankheit — Eierstock-Entzündung.
Prognose. Durch ein passendes Verfahren kann der tödtliche Ausgang oftmals abgewendet werden, obgleich die Leidenden siech bleiben und weit weniger anderen Schädlichkeiten trotzen können. Oeconomisch schädlich ist die Krankheit auch dadurch, dass durch sie die Wollproduction nicht nur vermindert, sondern dass die Wolle auch trockener und weniger elastisch ist.
Behandlung. Die Anzeige der Ursachen ist vorerst berücksichtigens-werth; demnach muss man schon bei nassen Sommern aufmerksam seyn und bei sämmtlichem Vieh schon im Herbst ein allgemeines Präservativver­fahren einleiten: dazu 1) eine entsprechende Futterveränderung bewirken, a) dass man denselben schon vor dem Austreiben erst etwas gutes trockenes Futter verabreicht; b) dass man schlecht eingebrachtes Futter beim Aufschich­ten mit Kochsalz versetzt; oder c) dass man bei eintretendem Futtermangel die Heerde freiwillig deeimirt; oder dass man, wo es zu haben ist, nach Moll, d) den Thieren, die schon Spuren der Krankheit verrathen, ganz besonders eine Zulage von Rapskuchen, wöchentlich 1—2 Male oder selbst täglich 200 — 300 Grammen, macht, e) Das Kehlmann'sche Mittel: Gyps mit Kochsalz, das schon bei der „Anbrüchigkeitquot; erwähnt wurde, soll beim Beginnen der Krankheit Ausgezeichnetes, bei vollständiger Ausbildung nicht die geringsten Dienste leisten. Hier aber nützt oft noch f) die Branntweinschlämpe, um we­nigstens die Thiere fett zu machen. Mag.-Suppl. XXII, 80 theilt ferner die von Kiefer seit Jahren gemachte Erfahrung mit, dass g) die frische Weide im Frühjahre hei der Fäule das allgemeine Eettungsmittel sey. Solche im Früh­jahre von der Fäule scheinbar genesene Schafe dürfen jedoch nicht in den nächsten Winter mit hinüber genommen werden, h) Andere empfehlen Stahl­schwefel, Eisenvitriol und die ätherisch - öligen Mittel, die (von gestorbenen Thieren gewonnene) Fleischbrühe; Seer will, dass jedem Stücke Morgens und Abends '/raquo; Drachme Aloë mit Wasser verabreicht werde. •
Gerichtliche Thierarzneihunde. In Oesterreich besteht dafür eine Gewähr beim Kaufe resp. eine Gewährszeit von 2 Monaten. Im Baden'schen Währschaftspatente ist sie und die Anbrüchigkeit identisch. Eicheltrippejr vide Tripper.
Nr. 144. Eierstock - Berstung erfolgt nicht nur hin und wieder durch Wassersucht und Aftergebilde in ihm, wodurch die Masse ausgedehnt wird, sondern sie ist auch bei gesunder Be­schaffenheit der Substanz beobachtet worden, in Folge plötzlich entstandener Congestion nach den Eierstöcken im brünstigen Zustande.
Nr. 145. Eierstock-Entzündung, Oophoritis. Symptome. Es beginnt diese Form wol gewöhnlich mit febrilischen und
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Eicrstock-Entziindiinp; — Eierstock-Sclnvärsuclil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;151
mannigfachen nervösen Zufällen, mit wolohnn s'di höftlgö und lang anhaltende Brunst, fortdauernde Empfindliclikcit der Lendeiigegond und des Rauches, Lust zum Schlagen und Beissen, nebst starkcui Drang auf den Mastdarm und die Genitalien, Coliksymptome, ja periodische Tobsucht und Harnverhaltung, ödem­artige Anschwellung der Hinterfüssc und der Scheidcnschleimhaut etc. paaren.
Aüiologie, In acuter Form wird sie mehr i)ci jungen, in der chroni­schen, weniger deutlich in den Symptomen hervortrotonden Form bei älteren Thieren vorkommen.
Als Gclegenheitsursachen mögen die und jene gelten, die auch andere Entzündungen des Hinterleibes herbeiführen, eingerechnet die Verbreitung an­derer Entzündungen und rheumatische und erysipelatöse Metastase.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Es mag wenig Fälle gegeben haben, wo sie einen aeuten Verlauf genommen hat, wofern sie nicht in Genesung über­ging. Die Folgeübel sind in den nächsten Nummern besprochen.
Prognose. Wird die Kranhheit frühzeitig richtig erkannt und behandelt, so möchte wol in der Mehrzahl der Fälle die Heilung gelingen, sind aber be­reits Entartungen eingetreten, so sind sie der Hilfe des Thierarztes wenig zu­gänglich.
Behandlung. Blutentziehungen, Einreibungen von Mercurialsalbc, inner­lich Calomel und andere Salze; ganz besonders sollen grosso Gaben Salmiaks bei der chronischen Entzündung sich bewährt haben. Unter umstanden Digi­talis, Opium, Zinkblumen, Campher, blasenziehende Einreibungen und Fon­tanelle.
Nr. 146.
Eierstock - Haarbildung,
dass niimlich hin und wieder in einem Eierstocke ein Balg eingeschlossen wird,
in welchem Haare sich finden, gieht sich nicht hinreichend durch entsprechende
Symptome zu erkennen, und ist daher kein Hcilungsobject.
Nr. 117. Eierstock - Schwärsucht.
Prinz erzählt von einer vierzehnjährigen Stute, welche das gerade herr­schende gallig - catarrhalische Fieber überstanden hatte, dass sie ungewöhnlich stark abmagerte und von Zeit zu Zeit eiterigen Schleim durch die äusseren Geschlechtstheile entleei te.
Bei der Section zeigte sich eine Ansammlung einer dünnen eiterigen Flüs­sigkeit in der Bauchhöhle mit Verdickung der Bauchhaut und ihrer Fortsätze, und in dem ausserordentlich vorgrösserten rechten Eierstocke eine mit dickem Eiter angefüllte Höhle, welche durch einen Gang mit der Höhle der Gebär­mutter in Verbindung stand.
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152nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Eierstock-Schwärsucht — Eierstock-Wassersucht.
Andere Practiker haben noch beim Leben des Thieres Fluctuation in der Geschwulst, und darnach die Zufälle des Eiterungsfiebers, oder der Perfora­tion und des Ergusses gefunden.
Nr. 148. Eierstock - Schwangerschaft, Graviditas Ovarll,
ist mehrmals bei Thieren beobachtet worden; die Frucht erhält aber nicht den gehörigen Grad der Ausbildung, sondern es tritt Zerreissung des aufnehmen­den Theiles und innere Verblutung ein.
Nr. 149, Eierstock - Vergrösserung
kann durch Afterorganisationen im Eierstocke, durch Eierstock-Schwangerschaft und Vereiterung entstehen. Zuweilen mag sie aber auch in der ersten Bildung oder durch spätere Ueberernährung, sowie durch krankhafte Umbildung der Masse bewirkt werden. So hat Dieterichs einige Male faustgrosse entartete Ovarien gefunden, ja in einem Falle wog der so veränderte Eierstock von einer Kuh 27 Pfd.
In solchen Fällen werden die Thiere für trächtig gehalten, weil notb-wendig der Leib an Umfang zunimmt. Endlich treten heftige Colikzufälle ein, die wol gar für Wehen genommen werden, die den Tod herbeiführen.
Man fühlt solche Entartungen gegen die Gebärmutter hin als harte, grosse, rundliche, aber unebene Massen mittelst Eingehens in die Geburts­wege oder in den Mastdarm.
Ausführlich berichtet über ein Sarcoma Ovarii Meyer im Magazin XVII, 90, das gegen 250 Pfd. Gewicht hatte.
Nr. 150. Eierstock - Verkleinerung
mag oft in uranfänglicher falscher Bildung beruhen; öfterer ist, es jedenfalls ein Zeichen des Alters resp. des erloschenen Begattungslebens.
Nr. 151. Die Eierstock - Wassersucht, Hydrops Ovarii. Symptome. Langsam und ohne sichtlichen Schmerz schwillt einer der Eierstöcke, selten schwellen beide an; es sammelt sich mehr und mehr Flüs­sigkeit an, so dass ein solcher Graafscher Follikel bis zur Grosse eines Hüh­nereies, oder, indem die Wandungen sich verdicken und der Inhalt gallert­artig und blutig wird, bis zur Kopfgrösse anwächst, auf benachbarte Theile durch Druck einwirkt, die Harn- und Kothentleerung erschwert, und selbst den Schenkel der leidenden Seite erlahmt. Bei Pferden soll grosse Geilheit bei diesem Leiden wahrgenommen worden seyn, wie auch dadurch Stier-
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Eierstock-Wassersucht — Eingeweidebruch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;153
sucht beobachtet worden ist. In eiuem Falle wurde auch durch einen der Art entarteten Eierstock Einschnürung des Mastdarms gefunden,
Aetiologie, Uebermässige Reizung des Genitalsystcms ohne Conception, oder ohne dass die Begattung zugelassen worden ist. Zuweilen mag sie sich anderen Krankheiten der Eierstöcke, als steatomatösen oder scirrhösen Dege­nerationen derselben oder der Haarbildung in selbigen etc. zugesellen; gewöhn­lich ist aber kein Causalmoment aufzufinden,
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist in der Regel sehr lang­sam, auf Monate und Jahre ausgedehnt. Genesung durch Aufsaugung des Fluidums wird kaum vorkommen, indess mag dasselbe vielleicht manchmal durch die Scheide entleert werden. Der Tod tritt aber häufiger durch Ber­stung der Geschwulst und durch Erguss in die Bauchhöhle, oder durch allge­meine Wassersucht ein; daher im Allgemeinen
die Prognose nicht günstig ist.
Leichenbefund. Selten wird die Krankheit von dem serösen Ueberzuge, sondern gewöhnlich von den Graafschen Bläschen ausgehen.
Behandhing. Anfangs könnte, wenn sie als solche erkannt wird, viel­leicht mit Glück die Exstirpation gemacht werden.
Eihäute-Wassersucht vide Gebärmutter-Wassersucht.
Nr. 152.
Eingeweidebruch, Hernia,
wird derjenige krankhafte Zustand genannt, wenn aus einer Höhle des thieri-schen Körpers weiche Theile durch natürliche oder krankhaft entstandene Oeff-nungen der Höhlenwandungen getreten, aber noch mit dem betreffenden Haut-theile derselben (Bruchsack) bedeckt sind.
Die mehrsten Brüche sind von aussen sieht- und durch eine gewöhnlich sehr begrenzte und elastische Geschwulst kennbar, welche in der Regel zurück­tritt, wenn man das Thier, oder wenn dieses sich selbst auf die entgegen­gesetzte Seite legt, und wenn man die vorgetretenen Partieen durch gleichmäs-sig sanftes Streichen und Drücken nach der Höhle zu verschwinden machen kann, oder sie auch allein zurückschlüpfen. Man fühlt nun deutlich an jener Stelle eine Oeffnung (Bruchöffnung, Bruchring), durch welche die betreffenden Eingeweide auch wieder vortreten, wenn die Zurückhaltung aufhört.
Wenn die Ursache erst eingewirkt hat, so lassen sich auch Entzündungs-zufftlle daselbst wahrnehmen, die wol auch ein starkes Hervordrängen von Eingeweiden für die nächste Zeit verhindern.
Früher oder später wächst aber doch, wenn ihr nicht gesteuert wird, die Bruchgeschwulst mehr und mehr, und manchmal treten andere gefahrdrohende
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151nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eingeweidebruch.
Erscheinungen liinzu, namenUich Bruclieinkleramung und in Folge dessen wie­der Entzündung mit ihren Folgen,
Nach dem Orte, wo sie vorkommen und nach dem Bruchinhalte haben sie verschiedene Bezeichnungen erhalten, als Nabelbrüche, Leisten- und Schen­kelbrüche, Hirnbrüchc, Darmbrüchc, Netzbrüche, Netz - Darmbrüche, Magen-, Leber-, Blasenbrüche, Lungenbrüche.
Diagnose, 1) Entzündungs-, Balggcsclnvülste, Oedemo etc. 2) Die soge-naunten falschen Brüche, als der Fleisch-, Wasser-, Blutbruch.
Aetiologie. Wenn auch bei allen Ilaussiiugcthiercn Brüche vorkommen, so werden sie doch am seltensten bei Schafen und Ziegen gefunden; Nabel­brüche besonders bei jungen Thieren, Leisten- und Schenkelbrüche bei Pfer­den; dem Inhalte nach Netzbrüche bei diesen seltener.
In einzelnen Fällen zeigen sie sich schon angeboren.
Heftige ilussere Qewaltthätigkeiten, wohin wir auch heftige Anstrengungen, Sprünge über Grüben und Zäune, den Gcbäract, Coliken, starkes Aufblähen etc. zu rechnen haben, rufen gewöhnlich Erschlaffung oder Xerreissung in den Bauchliöhlenwänden oder Vergrösserung in natürlichen Oeffuungen hervor, und zwar allmählig oder auch schnell nach der Einwirkung.
Zur Brucheinklemmung aber tragen verschiedene Umstände bei, wornach man sie auch cinfheilt: 1) in eine acute oder entzündliche, 2) krampf­hafte, 3) durch Koth, 4) durch Luft, 5) durch organische Veränderungen be­gründete.
Prognose. Es muss im Allgemeinen jeder Bruch als ein bedeutsamer und gefahrdrohender Krankheitszustaud betrachtet werden.
Doch sind allerdings die besonderen Verhältnisse eines jeden einzelnen Falles wohl zu erwägen. Bei kleinen Thieren sind Brüche im Ganzen laquo;eniger gefährlich.
Manche 8t8re% vielleicht nur den freien Dienstgehrauch des 'fhiers, manche sind geradezu lebensgefährlich.
Ist aber gar Einklemmung schon eingetreten, so genügen ö--9—12 Stunden, dass die Organe und somit die Patienten unrettbar verloren sind.
In einzelnen Fällen, namentlich wenn zugleich der Bruchsack brandig wird, bildet sich auch ein Abscess, resp, im eingeklemmten Darmstück ein künstlicher After.
Die Behandlung ist entweder nur auf Abhaltung übler Zufälle, oder auf eine radicale Beseitigung gerichtet. Wenn auch schädliche Einwirkungen, als schwere, blähende, voluminöse Nahrung, übel construirtc Stände und Lagcr-stellon, starke Anstrengungen von Patienten abgehalten werden, so wird es in den mehresten Fällen für die Dauer doch unbefriedigend seyn, durch eine ßruchbandagc oder durch ein Klebpflastcr das Wiedervordringen der zurück­gebrachten Eingeweide zu verhindern.
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Eingeweidebruch — Einhauen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 155
Oftmals hat schon die Anwendung spirituöser und reizender Substanzen, als des Terpentinöls, der Schwefel- oder Salpetersäure, der Cantharidentinctur oder Cantharidensalbe bessern Erfolg.
Diesen reiht sich das Abbinden, Abldammern und Abniihcn des Bruch­sackes nach der Reposition des Bruchinhaltcs an, weil durch Exsudation von Faserstoff Verklebung der Ränder der Bruchöfinung und Verwachsung der Haut mit der Bruchöffnung gewöhnlich herbeigeführt wird.
Ist Brucheinklemmung zugegen, so kann man, wo nicht Lebensgefahr vorhanden ist, vorerst nach den Umständen entweder die antiphlogistischen, oder narcotischen, absorbirenden, abführenden etc. Mittel versuchen, nothigen-falls muss aber der radicale chirurgische Eingriif der Art geschehen, dass man durch eine Querfalte der Haut einen Längeneinschnitt macht, auch den innern Bruchsack öffnet, wo ein solcher besteht, den Bruchring vorsichtig erweitert, darnach inne liegende Eingeweide zurückfuhrt, sodann die alten Brnchränder seicht einschneidet, um sie frisch zu macheu, und nun die blutige Naht an­wendet. Darauf wird auch der ausgedehnte Bruchsack genügend mit der Scheere entfernt, und die neuen Ränder werden nun desgleichen geheftet, nach­dem man die Hefte des Bruchringes in dieselben und nach aussen gelegt hat. Gewöhnlich zeigen sich nach 6 — 8 Tagen die Bruchränder verwachsen, und es müssen nun die Hefte entfernt, wo aber die Verheilung nicht gelungen ist, müssen sie auch herausgenommen, die Ränder abermals aufgefrischt und die Heftung wieder vorgenommen werden.
Eingeweidewürmer vide Wurmkrankheif.
Nr. 153. Das Einhauen, vnlgo Schmieden.
Es ist diess diejenige fehlerhafte Gangart, wodurch ^ie Pferde, nament­lich in der Trabbewegung, mit den Hintereisen an die Stollen oder überhaupt in die Enden der Vordereisen schlagen, was sich durch einen besondern Ton verräth und die Vordereiseu lockert, auch zu Verbälluugen Anlass giebt. Ja sie treten wol auf die Vordereisen so stark, dass sie sich selbst im Laufe hemmen und zu Boden stürzen.
Ursachen desselben sind: ein zu kurzer Leib, wodurch Vorder- und Hinterschenkel zu nahe zusammen kommen, dagegen aber auch ein zu langes Rückgrat, indem dasselbe dadurch zu biegsam wird, so dass wieder die Vor­der- und Hinterschenkel sich allzu sehr nähern; sodann sind unterstämlige und ttberbauete Stellung, gebundene Schultern, ungleichmässiges Ausschreiten, be­sonders bei Ermüdung, lang angewachsene Zehe an den Hinterhufen oder zu weit vorstehende Hinter-, wie zu lang auslaufende Vordereisen zu be­schuldigen.
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156nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einliauen — Einschuss,
Behandhtng. Mögliche Abhaltung der Veranlassung. Vordereisen mit Klinkhaken, oder gar Pantoffeleiscn, kurze oder halbmondförmige Eisen ; Feh­lenlassen des Griffes und der Zehenkappe und dafür der Gebrauch von Seiten­kappen an den Ilintereisen, vorzüglich vermeide man geschärfte Griffe an den­selben. Auch kann man die Hornwaml an der Zehe des Hinterhufes über das Eisen vorragen lassen, um wenigstens den üblen Ton abzuwenden. Beim Reit­pferde kann der Reiter durch das Zusaniinennehmen des Thiers momentan viel bessern; mehr noch wird es oft die fortschreitende Dressur, überhaupt aber gar manchmal die zunehmende Kräftigkeit es thun.
Nr. 154.
Die Eiuhüftigkeit,
wie sie besonders bei Pferden nicht gar selten beobachtet wird, beruht wol in den seltensten Fällen in einer Verschiebung der Beckenknochen in ihrer Ver­bindung mit dem Kreuzbein; gewöhnlich ist es in einem Abbrechen desäussern Darmbeinwinkels (vide Beckenbrüche) begründet.
Nr. 155. Der Einschuss.
Bei Pferden entsteht an der inneren Fläche eines Dickbeins (gewöhn­lich plötzlich und schon während der Nachtruhe), eine heisse, sehr schmerz­hafte, zu Lähme Anlass gebende, oder mehr teigige, zuweilen sich weithin aus­breitende Geschwulst ohne nachweisbare mechanische Veranlassung, womit sich in ersterem Falle lebhafte Fiebersymptome, Appetitlosigkeit, retardirte Darm­entleerungen, gelblicher Zungenbelcg etc. paaren. Sich selbst überlassen oder unzweckmässig behandelt, hat diese Geschwulst eine grosse Neigung zur Ab-scessbildung in der Tiefe des ergriffenen Theiles, oder zu Jauchebereitung, in Folge welcher gewöhnlich mehr kleine Abscesse in der Haut sich bilden, und Zerstörungen des Unterhautzellgewebes, der Aponeurosen, Muskeln, Gefässe der Beinhaut durch übelriechende, röthlichc Jauche und damit Zehrfieber und der Tod eintreten, oder die Abscesse nehmen den Character und Verlauf der Wurmbeulen an. Wird aber die begonnene Abscessbildung gestört, so entsteht hartnäckige, speckartig derbe Geschwulst der unteren Partieen, Entzündung und Eiterknoten in den Lungen, in der Leber etc. und dadurch ein tödtlicher Ausgang.
Verwandte Zustände. Bei Pferden sind zwei mechanische Einwir­kungen, die rothlauiartige Symptome an den Schenkeln noch hervorrufen.
1) Wem Pferde bei scharfer kalter Luft auf sehr kothigen Wegen lau­fen müssen, so schwillt, besonders wenn die Brust sehr schnia. ist, ihre untere Fläche und die inwendige Seite der Arme an. wird heiss, sehr schmerzhaft, es entsteht starkes Fieber uad die Pferde sehen wie verschlagen aus.
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Einschuss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;157
2) In Folge des Streichens schwillt nicht immer bios die verletzte Stelle mehr oder weniger an, sontlom von da aus verbreitet sich manchmal auch eine gewöhnlich ödematösc Anschwellung über einen geringem oder grössern Theil der innern Seite des Schenkels, ja auch die Leistendrüsen, der Hoden­sack oder das Euter werden davon in Mitleidenschaft gezogen, und die Lymph-gefässe treten in dicken Strängen über die Fläche hervor, wodurch das Thier nicht nur einen sehr gespannten Gang erhält, sondern auch erhebliche Fieber­zufälle wahrnehmen lässt.
Ursachen. Gewöhnlich entsteht das Uebel in Folge von Erkältung bei oftmaligem Tempcraturwechsel der Atmosphäre, so dass auch meine zugleich gewöhnlich davon ergriffen werden; deshalb sieht man sie in gewilterreichen, feuchten, unbeständigen Witterungsconstitutionen am hiiufigsten. — Durch schlechtes Futter, namentlich durch verdorbenes Heu und multrigen Hafer soll die Krankheit vorbereitet werden.
Behandlung. Ein mehr entzündungswidiiges Verfahren bey synochalem Fiebcrcharacter, daher Kleienfutter oder Gras zur Nahrung; ein massiger Aderlass bei wohlgenährten, vollblütigen Thieren. Campher mit Nitrum, Wein­stein, die Säuren bei massigem Entzündungsfieber. In der torpiden Form eine Purganz und ein Foutanell am Bauche. Aeusscrlich macht, man bei grossen Schmerzen oder bei grosser Neigung zur Abscessbildung Waschungin von schleimigen und narcotischen Mitteln, aussordem laue Bähungen von Auflösungen des kohlensauren Kali oder von Seife in Wasser oder llcusamenabkochung; unter Umständen auch trockene Wärme, insbesondere bei trägerer Natur des Uebels Kräuterkissen von balsamischen Mitteln.
Hat sich ein Abscess gebildet, sitzt er aber noch tief, so muss er mit dem Messer entleert werden. Darnach Einspritzungen von einem Infusum des Schierlings, oder bei Jauchebildung von balsamischen Kräutern, des balsamischen Wund- oder des Creosotwassers und dem Mitgebrauche innerlich stärkender Mittel, als der Wcidenrinde, China, Stahlsehwefel; Kornerfutter, Malz. Bei Neigung zur Verhärtung die graue Quecksilbersalbe, oder die Gantharidcnsalbe, bei statiger Körperbewegung und periodischen Darreichen von Abfuhr- und harntreibenden Mitteln.
Beim Rindvieh wird eine ähnliche Krankheit wol nur in gewissen Gegenden, und nach der Maul- und Klauenseuche häufig auftretend, ohne dass aber die näheren Ursachen dazu bekannt sind, beobachtet. Sie befällt bald die eine Hintergliedmasse, bald das Euter oder einen Theil der Bauchwand. Die Gliedmasse schwillt von der Kniescheibe oder dem Sprunggelenke, oftmals herab bis zur Krone, beträchtlich an, die Geschwulst ist gleichförmig flach, nimmt Fingereindrücke an, ist also nicht hart, aber sehr schmerzhaft, daher damit Hinken und behindertes Liegen, sowie verminderte Fresslust, warmes schlei­miges Maul und ein Reizfieber vergesellschaftet sind.
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158nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einsdmss — Eiterauge.
Ohne ärztliche Hilfe geht das Uebel in Wassererguss und starke Ver­dickung der Haut über. Bei zweckmässiger Behandlung senkt sich die Ge­schwulst, Hitze, Spannung, Hinken lassen nach, die Haut wird warm und thätig und die ganze Dauer beschränkt sich auf 14 — 20 Tage.
Als Heilmittel werden Brechweinstein und Salmiak in einem Linden-blüthciünfusura, äusserlich Bähungen von Hollunderblüthen und Malven , da­zwischen Abtrocknen und Einhüllen des befallenen Theiles; in der Reconvales-cenz aromatische Bähungen empfohlen, spirituöse Einreibungen als nachtheilige genannt.
Nr. 156.
Der Einwärtsgokohrte Huf,
woran bald eine fehlerhafte Richtung der Hornröhrchen, bald auch eine falsche Stellung des ganzen Schenkels Schuld ist, ist für die Bewegung noch von Ubele-rer Bedeutung, als der auswärts gekehrte Huf, und therapeutisch wie der schiefe Huf zu würdigen.
Nr. 157. Eisonbahn-KraiLkhoit. Sind die Uebel, die durch den Transport auf der Eisenbahn entstehen, ihrem Wesen nach zwar nicht so gut, wie die Seekrankheit es ist, bekannt, so ist doch die Erzählung in dem Journal de Médecino vét. par. Eey. Tom. XI, von einem Pferde, das von Lyon nach Paris transportirt worden und zu­erst an Lungenentzündung, dann an Gehirnentzündung, die in Koller überging, erkrankt sey, noch nicht entscheidend, ob nicht andere Gründe dazu vorgele­gen haben. Allgemeiner schätzenswerth ist die weitere Mittheilung, dass nach der Beobachtung der Händler die auf der Eisenbahn transportirten Pferde nicht fressen und dass bei längerer Dauer des Transportes sie traurig und abgestumpft ankommen, weshalb man zur Ader lässt und ihnen 2 Stunden Bewegung giebt.
Nr. 158. Das Eiterauge, Hypopion, wird nach irgend heftigen Augenentzündungen, namentlich wenn mechanische Eindrücke bis in die Augenkamraern gelangen, nicht selten sich entwickeln.
Symptome. Obgleich ein entzündungswidriges Verfahren gehandhabt worden ist, steigern sich doch mehr und mehr die Entzündungssymptome, es macht sich eine gelblichweisse Flüssigkeit hinter der durchsichtigen Horn­haut bemerkbar, die vermöge grösserer speeifischer Schwere erst den untern Kaum des Auges einnimmt, und bei Bewegung des Kopfes diesen auch behält,
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Eiterauge — Eilcrversolzung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 159
aber nach und nach sich vermehrt und so höher und liiiher steigt, wodurch die Thiere im Allgemeinen sehr vcrsiiinmt und lieheiliaft affidrt werden.
Prognose. Oefters, namentlich wenn die Kitcrinoduction nicht heträcht-lioh und wenn Hüte zur Hand ist, gelingt es noch, die Resorption nu bemög­lichen, widrigenfalls Berstung der durchsichtigen Hornhaut und weitere Zer­störungen des Auges und Verlust des Sehvermögens eintreten,
Behandlung. Wegen der heftigen Entzüiulungszufalle sind der Aderlass, Abführmittel, laiappe Diät, Eiterbiinder um Halse, und kalte Ballungen von Malvenabsud aufs Auge anzuwenden, und erst, wenn jeae beseitigt sind, sind die aufsaugenden Mittel auf das Auge und seine Umgebung in Anwendung zu bringen. Die unmittelbare Entleerung des Eiters auf chirurgischem Wege ist aber auszuführen nothwendig, wenn wegen der Menge des Eiters die Berstung des Auges droht, oder die entzüudungswidrige und auflösende Methode längere Zeit fruchtlos geblieben ist. Nach der Operation wird wieder ein entzündungs­widriges Verfahren eingehalten.
Eiterbrust vide Brustfellentzündung.
Eiterige Lungenschwindsucht vide Lungenentzündung.
Nr. 159.
Eiterversetzung,
und üble Zufälle dadurch, solllen deswegen nicht ZU fürchten seyii, da der Eiter, wie das Serum ganz aus denselben niichslen Beslandllieilen nie das Blut zusammengesetzt sind und nur die Proportionen differiren. Eiler bildet sich ferner in Folge vieler Krankheiten an der Oberfläche des Körpers, wie in der Tiefe aus, und ist den aufsaugenden Gefässen völlig zugänglich, und doch findet man selten die Zufälle der
Eiterinfection oder Eitergahrung des Blutes oder Eitervergiftung.
Wir sehen aber diese oft eintreten, wenn die Luft verändernd auf den Eiter einwirkt, da ganz besonders bei äusseren eiternden Schäden nachge­nannte üble Zufälle eintreten, oder wenn die Eiterung durch Kälte, kaltes Wasser etc. gestört wird, oder wenn critische oder eingewurzelte Strahlfäule oder andere habituelle Geschwüre unvorsichtig mit austrocknenden Mitteln be­handelt werden, wie solche Zufälle auch oftmals hervortreten, wenn Eiter un­mittelbar in die Blutgefässe eingespritzt worden ist.
Das Blut scheint dadurch seine Neigung zur Gerinnung zu verlieren , denn seine Farbe gehl allenthalben in das scbmulzig Dunkolruthe über, wird durch die atmosphäri­sche Luft nicht mehr gerüthet, ist dünnflüssig, weiset selbst Ammonium hjdrosulphura-turn nach.
Die dadurch erwachsenden
Symptome gleichen öfters denen mancher Gifte, indem erschöpfende Durch­fälle auf rapide Weise den Tod herbeiführen. Pyaemia acuta; oder es bilden
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160nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eiterversetzung — Eiweisshaltiger Harnfluss.
sich Entzündung und Abscesse in einzelnen gefässreichen Organen, ganz be­sonders in den Lungen und in der Leber (cf. Lebervereiterung), oder Eiterung im Herzbeutel, in der Herzsubstanz , in den Gelenken oft schon im Laufe einiger Tage, die sich bald mit hectischem Fieber vergesellschaften; oder es bildet sich Rotz aus, oder es entstehen Dummkoller, Dampf, Starr­krampf u. dgl.
Prognose. Die Eiterversetzung ist immer ein höchst gefahrdrohender Umstand.
Behandlung. Die Secretionsorgane müssen zur Ausscheidung des verderb­lichen Eiters aus dem Blute angespornt und dabei zugleich der Zersetzung der Säftemasse entgegen gearbeitet werden. Letzteres erfüllen besonders Creo-sot, Sublimatsolutionen, die Säuren, die China und andere tonische und bit­tere Mittel.
Nr. 160.
Der eiweisshaltige Harufluss, Urozemia albuminosa s. Albuminuria
s. Morbua Brightii,
Wir besitzen über diese Krankheitsform bei Thieren noch zu wenig verlässliche Mittheilungen, als dass sie zu einem wohlgeordneten Ganzen gebracht werden konnten.
Percivall (cf. the Veterinariau, Jan. 1841) musste das 6 Jahre alte Dienstpferd eines Offiziers untersuchen, das stark gebraucht worden war, na­mentlich in der Reitschule unter einem zu schweren Gewichte eine Ueberdeh-nung in der Nierengegend erlitten hatte. Er Hess Urin auffangen, wodurch sogleich die Natur des Uebels entdeckt wurde, denn dieser war hell gefärbt, aber dickflüssig und hatte, in ein Glas gegossen, die grösste Aehnlichkeit mit ge­schmolzener Gallerte von Kalbsfüssen. Seit dieser Zeit beobachtete er noch zwei ähnliche Fälle.
Die Symptome bei einem leichten Grade bestanden in einem fortwäh­rend ausgestreckten Stehen mit den Vorderfüssen unter der Krippe, die Hin­terschenkel waren nach rückwärts gestellt. Wurde Patient nicht beunruhigt, so behielt er diese Stellung den ganzen Tag hindurch, ohne dass gerade der Drang zu uriniren wesentlich damit verbunden gewesen war, — In einem andern Falle stand das Pferd mit unter sich zusammengezogenen Füssen, zeigte beim Herausführen Steifigkeit im Hintertheile, welche besonders beim Umdrehen bemerklich war. Beim leichtern Falle war Fieber kaum zu be­merken und Munterkeit und Appetit vorhanden.
Ist die Krankheit heftiger, so zeigen sich Schauder, bedeutende Schmer­zen, die sich durch beschleunigtes Athmen, lautes Schnauben, ängstliche Miene und kleinen schnellen Puls äussern; dabei ist Patient nur mit grosser Mühe zum Gehen oder Umdrehen des Hintertheils zu bewegen. Dar Mistabgcing ist gewöhnlich sparsam. Die Diagnose kann aber nur durch die nähere Unter-
-^__________#9632; ______gt;________......
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Eiwcisslialtigcr Uarnfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 161
Buchung des Urins festgestellt werden: Ist dieser eiwcisslialtig, so wird er eine dunkle Strohfarbe und die Consisteiw einer #9632; Guramiauflösung annehmen. In einzelnen Fällen wird er gerinnen, wenn man ihn der Hitze des Feuers aus­setzt, in anderen aber nicht, woran aber nur die grosso Menge Wassers, wo­mit der Eiweisstoff verbunden, Schuld ist. Die Krankheit tritt nur bei kaltem Wetter auf. Recidiven sind häufig.
Percivall's Behandlung im Beginne der Krankheit bestand in Aderlass abführenden Mitteln, Senfpflastern, welche aber nur so lang angewendet wur­den, dass sie nicht das Ausfallen der Haare bewirkten. Uebrigcns magere Diät und lluhe. Hatte die fieberhafte Bewegung aufgehört, so erschien Opium als das beste Mittel zur Mässigung und Rcgulirung der krankhaften Abson­derung zu seyn. Stimulirende urintreibende Mittel z. B. Canthariden wurden schädlich befunden.
Aussei' anderen dürftigen Mittheilungen hat besonders Verheyen, im Joui'nal vétérinaire et agricolc de Belgique 1843, Juiu., eiue Abhandlung über Albuminurie beim Pferde gegeben, die von Ilertwig übersetzt und dem 1. Heft des 10. Jahrg. vom Magazin einverleibt worden ist. Hertwigs Nachtrag reihe ich hier an: „Ich habe bei Pferden einen in verschiedenem Grade oinweisshal-tigen Harn bei verschiedenen sowol acuten als chronischen Krankheiten ge­funden, namentlich bei und nach gastrischen und catarrhalischen Krankheiten und besonders, wenn dieselben nach kurzen Zwischenzeiten wiederkehrten; ferner bei verwahrlosten, in Hepatisation und Ulccration übergegangenen Lungen­entzündungen, hei Leberentzündungen, bei manchen Entzündungen der Nieren, bei Faulfieber, bösartiger Druse, bei Rotz, Wurm und Abzehrung. Erkältungen. Zu reichliches, und ebenso verdorbenes Futter, besonders dumpfiger und schim­meliger Hafer scheinen die gewöhnlichsten Gelegenhcitsursachen gewesen zu seyn. Die Farbe des Urins war mchrentheils dunkel oder rothgelb, in einzel­nen Fällen auch weisslicb. Das Vorhandensein des Eiweisses in ihm war oft schon aus der dickflüssigen, zähen Consistenz desselben, vermöge welcher sich beim ruckweise erfolgten Ausgiessen kleiner Quantitäten des aufgefangenen Harnes aus einem Gefässe lauge Fäden zogen, — ferner aus dem starken Schäumen beim Auffallen auf den Erdboden, und in anderen Fällen aus gelb­lich weissen oder röthlichen Flocken in der Flüssigkeit mit grosser Wahr­scheinlichkeit zu vermuthon; immer jedoch war die Behandlung des Harns mit Salpetersäure, oder einfacher, aber nicht so entscheidend, das Kochen dessel­ben erforderlich, um das Yorhandenscyn des Eiweisses zu constatiren; — wo­rauf ich ausdrücklich aufmerksam machen nmss, da die dickflüssige Consistenz, sowie das Fadenziehen beim Ausgiessen und das Schäumen des Urins auch von einer grossen Menge Schleiras in ihm bedingt seyn kann.
Die Krankheilssymptome waren in den einzelnen Fällen verschieden, je nach Art des ursprünglichen Leidens, und nur bei einzelnen wenigen Pferden
Talke, Krankh, d, llaustli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|j
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Eiweisshaltiger Hamfluss.
(ausser bei denen, welche an Nierenentzündung litten) fanden sich, ausser jener Beschaffenheit des Urins, nebenbei auch solche Zufälle, die auf Krankseyn der Nieren eine Andeutung gestatteten, wie z. B. etwas vermehrte Empfindlich­keit in der Nierengegend bei angebrachtem Drucke, steife oder etwas gewölbte Haltung des Rückens und unregelmässigc Stellung des einen oder des andern Hinterfusses in der Art, dass derselbe beim ruhigen Stehen meist zu stark im Fessel überkuickte und auf der Zehenwand ruhte, ähnlich wie bei den höheren Graden der Verstauchung des Fesseis. In einigen Fällen waren diese Sym­ptome nur allein und ohne ein vorhergegangenes anderes Leiden zugegen, aber in mehren anderen Fällen fehlteuquot; sie gänzlich, und ich muss Verheyen ganz beistimmen, wenn er von der chronischen Form des Uebels sagt: dass dieselbe keine besonderen Symptome habe und dass nur der Urin selbst die Krankheit characterisire. Wassersucht sah ich niemals bei der Albuminurie.
Nach der Verschiedenartigkeit, welche der Eintritt, der Verlauf und die Symptome der Krankheiten, bei welchen der eiweisshaltige Harn bei Pferden vorkommt, und ebenso die pathologischen Veränderungen der Nieren hiernach zeigen, halte ich 1) die Albuminurie mehr für eine, in Folge verschiede­ner Krankheiten symptomatische Erscheinung, als für ein selbstständiges Lei­den, und 2) halte ich sie nicht allein abhängig von der von Bright beschrie­benen sogenannten Granular - Desorganisation der Nieren. Ob und wie häufig die leztere, vollständig entwickelt, beim Pferde vorkommt, vermag ich nicht anzugeben; ich habe sie bis jetzt noch nicht gesehen. Es dürfte aber auch nachdem, was Ginge, Rayer, u. A. über die Verschiedenheiten dieser Desor­ganisationen gesagt haben, nicht immer leicht zu entscheiden seyn, ob dieselbe in einem gegebenen Falle wirklich vorhanden ist oder nicht.
Nacli Gigon (cf. Archives gen. de Jlédecine par Follin amp; Laségue. Novbr. 1857) zeigen der Mensch und alle Carnivoren constant eine gewisse Quantität Eiweisscs im Urin, sowie Pflanzenfresser, welche mehr als GO Pulse haben. Das Rind, das Pferd, der Esel aber lassen ihn im ürinc finden, wenn ihr Blutlauf durch irgend eine Ursache beschleunigt worden ist; nach einigen Tagen der Kulic aber ist derselbe wieder ver­schwunden.
Die Mehrzahl der betreffenden Pferde wurde geheilt. Bei den Gestor­benen fand ich oft mehre pathologische Veränderungen anderer Organe, als der Nieren, und in denselben waren sie nicht characteristisch, sondern sehr verschieden, denn es fanden sich meist eine dunklere Rüthung der Marksub­stanz; zuweilen weisse, fettähnliche Flecke unter der Nierencapsel: die ganze Substanz mehr derb, oft aber auch erweicht, oft, aber auch bei weitem nicht immer, eine Vermehrung des Volumens, was jedoch hei der sehr ungleichen Entwickelung dieser Organe sehr trügerisch ist; das Nierenbecken mit eiweiss-artiger oder gallcrtähnlicher Materie erfüllt, seine Schleimhaut verdickt etc.
Nach Roll's Beobachtungen stellt sich als Sectionsbefund bei Pferden Folgendes her-
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Eiweisshaltiger Harnfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 163
aus; Die Nieren sind gewöhnlich zusammen im Beginne der Krankheit hyperämisch, daher dunkel gefärbt, oder mit zahlreichen dunkeln Piinctcn und Streifen versehen , geschwellt, von normaler oder etwas verminderter Consislenz; aus dem Durchschnitte tritt eine trübe blutige Flüssigkeit, die Nierencapsel ist leicht von der glatten und feuchten Niercnober-nüche ioszuschälen. Die Nierenbecken sind mit zähem, blitigem Schleime angefüllt, der in der Harnblase befindliche Harn ist stark eiweisshaltig.
Iß einem weiter vorgeschrittenen Zeiträume sind die Nieren voluminöser, erbleicht, von graulicbgclber Farbe, auf einem Durchschnitte von gelben Punctcn oder Streifen, den fettig entarteten Epithelien der erweiterten Harncanälchen und der Capseln der Malpighi-schen Körper, hie und da auch von Ecchymosen durchzogen, erweicht und eine trübe, rüthliche Flüssigkeit ergicssend, die Capsel ist gewöhnlich stellenweise innig mit der durch Erweiterung und Anfüllung der Harncanälchen mit Exsudat körnig unebenen Nierenober-flächc verwachsen.
Bei Rindern und Hunden finden wir in weiterer Entwicklung die Nieren unter der normalen Grosse, blassroth, bisweilen von weissen, bindegewebigen Streifen durch­zogen, sehr derb und fest, auf dein Durchschnitte, an dem gewöhnlich die Rindensubstanz sehr verkleinert und gelblich erscheint, lässt sich nur wenig graue, trübe Flüssigkeit aus­drücken, die Capsel hängt mit der Nierenoberfläche, die grobkörnig uneben ist, innig zu­sammen. Diese höckrigen Knötchcn entsprechen jedoch nicht mehr den angefüllten Harn­canälchen, sondern dem normal gebliebenen Nierenparenchym, da die erstereu, nachdem sie fettig entartet sind, durch Resorption entfernt werden und an ihrer Stelle sich narbige Einziehungen bilden.
Die Therapie habe ich immer in der Hauptsache nach der Art und dem Sitze des eigentlichen Leidens eingerichtet und nebenbei auf den Urin Rücksicht genommen. Demnach wurden in den acuten Fällen zuerst stets schleimige, reizmildernde Mittel (Leinsamen, ßoekshornsamen, Opium, Bella­donna, Bilsenkraut, Bleizucker), selbst Blutentziehungen, Salpeter und oft auch derivirende Mittel, welche letztere aber nicht immer in der Nierengegend, son­dern, nach dem örtlich afficirten Organe, auch wol an der Brust applicirt wur­den, angewendet. Nach Minderung der Entzündungszufälle ging ich zu dem Calomel oder dem Brechweinstein und zu dem Salmiak über, welche ich in Verbindung mit schleimigen und diaphoretischen Mitteln gab. In den chroni­schen Fällen leisteten bittere und umstimmende Mittel, wie Schwefelspiessglanz, Chlorkalk, Salz- und Salpetersäure, auch Campher oft gute Dienste. In zwei Fällen bewirkte der Silbersalpeter (Gr. v — x pr. D. in ebenso viel Unzen de-stillirten Wassers gelost, täglich 2inal) schon nach 24 Stunden fast ein gänz­liches Verschwinden des Eiweisscs aus dem Harne. Von der Digitalis und ebenso vom Creosot sah ich dagegen keinen Erfolg.
Zur Nahrung Hess ich in acuten Fällen hauptsächlich Kleie und etwas Gras oder Heu, oder auch rohe Kartoffeln, in den chronischen Fällen aber Hafer geben. Zum Getränk Kleienwasser, so viel die Thicrc verlangten. Aus-
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\Q\nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Elfcnbeinaitiges Osleopliyl — Ellenbogen-Brucli.
serdem wurden Frottirungen dei' Haut, Behängen des Körpers mit wollenen Decken, warmer Stall und Ruhe verordnet.
Elephanteafuss vide Zellgewebs-Entzündung.
Nr. 161. Elfenbeinartiges Osteophyt in der Highmorshohle.
Auf dem Viehmarkte zu Nürnberg wurde nach Polizeithierarzt Schwarz daselbst ein Mastochse verkauft, der vollkommen gesund schien, obgleich er ziemlich hörbar respirirte. Auf der rechten Seite des Angesichts war eine Er­höhung von der Grosse einer kleinen Faust ersichtlich. Nächsten Tags wurde der Ochse im Schlachthause geschlachtet und vollkommen gesund und sehr gut genährt gefunden.
Beim Zerhacken des Kopfes fand sich unterhalb des Jochbeins ein so ungeheuerer Widerstand, dass gegen 30 Hiebe mit dem gewichtigen Schlacht-beile geführt werden mussteu, ehe die Trennung geschehen konnte, wonach eine herzförmige Knochenmasse herausrollte, die in einem Sacke eingeschlos­sen war, welcher sich als die Schleimhaut der Highmorshöhle auswiess. Das Osteophyt hat so ziemlich die Form eines grossen Kindsherzes und hat ein Gewicht von 8 Pfd. Durch microscopische Untersuchung wiess es sich als die reinste Knochenmasse aus. Durch dasselbe war das Pflugscharbein schief nach der linken Seite hingedrängt worden, desgleichen auch die Dütcnbeiue, wodurch die Eespiration erschwert resp. das Athemholen hörbar wurde. Die Wurzeln der Backenzähne, die auf dem Osteophyt aufstunden, waren kurz und verküm­mert; das grosse Kieferbein, vorzüglich die Gesichtsfläche desselben war sehr dünn und lioss eine grosse Resorption der Knochenmaterie wahrnehmen.
Trotz aller Nachfragen konnte die allenfallsige Ursache zu diesem sel­tenen Producte nicht ermittelt werden.
Nr. 162. Der Ellenbogen-Bruch
findet entweder für sich statt, oder ist mit einer Fractur des Vorarms ver­bunden ; doch ist diess letztere seltener bei Pferden, als bei den anderen Haus-thieren.
Symptome insbesondere bei Pferden sind: Starke Lähme und Schmerz an der Bruchstelle; statt des Höckers, der nach oben von den Streckmuskeln gezogen wird, eine Lücke, die Streckmuskeln selbst stark zusammengezogen und der Vorarm im Ellenbogengclenke fast unbeweglich nach vorn gehalten, weshalb die Thiere fast gar nicht auftreten können.
Ursachen sind in der Regel Schläge von anderen Thieren. Die Prognose ist ganz ungünstig.
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Ellenbogen-Bruch — Englische Kranklieit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 165
Behandhing wird man daher gewöhnlich uur bei den anderen Hausthieren und ganz besonders dann eintreten lassen, wenn der Vorarm nicht mitgebro-chen ist.
Ellenbogengelenk-Verronkung und Verstauchung vide Vor-ar m g cl e n k - V c r r en k u n g.
Nr. 163. Engbrüstigkeit
wird der in der Kegel angestammte fehlerhafte Bau des Rrustlcorbes genannt, wenn die Rippen so wenig gewölbt, und wol auch die Rückenwirbel so einge­bogen sind, dass dadurch dieAthmungs- und Kreislaufsthätigkeiten mehr oder weniger unvollkommen von Statten gehen, daher solchen Thieren um so weni­ger schnelle und anstrengende Bewegungen zugetheilt werden können.
Von einer ärztlichen Behandlung gegen diesen Zustand selbst kann nicht die Rede seyn,
Engerlinge = Dasselbeulen.
Nr. 164. Englische Krankheit wird in der populären mcdicinischcn Sprache, um mit C. II. Fuchs zu reden, eine Blut-scharfe genannt, welche Kinder befällt, mil dem Scrophclleideu ähnlichen Störungen der Cliylus bereitenden Organe beginnt, den Ergriffenen auch einen ähnlichen Habitus aufdrücM, aber fast einseitig nur in den Knochen sich gellend macht der All, dass die phosphorsaure Kalkcrdc schwindet und dafüi' in der weichen, knorpelartigen, blutreichen, zu den mannig­fachsten Verkrümmungen geneigten Knochensubstanz freie Same auftreten lässt, nie auch in anderen Gebilden und Secreten, namentlich im Harne Säure vorwaltet.
Wir finden diese Kiankheilsform der Kinder auch bei Thieren wieder, nenn auch die Verkrümmungen der Röhrenknochen, wie sie bei Hunden und Schafen beobachtet wor­den sind, In Bezug auf den Gesammtorganismus zu wenig Berücksichtigung gefunden ha­ben, und selbst die von Hering beobachteten Fälle bei 8 — 4jährigen Pferden, dass sie während des Zahnens eine Veränderung in den Gelenken der ïïissc erlitten, dass sie näm­lich ihre Richtung änderten, so dass sie In den Fesseln ganz gerade standen oder sogar iiberkiithclen, viel zu oberflächlich genommen worden sind. Auch die kranken Pferde, welche uns Haubner Magazin XX unter„Knochenauflockerungquot; vorführt, gehören nicht minder bichcr, wie auch die Knochenbrüchigkeit der Rinder diesem Leiden sehr verwandt erscheint.
Am Entschiedensten zieht diese Krankheit bei Schweinen in den wissenschaftlichen Bereich Beim im 13. Bande des Magazins, S. 305 — 318, weshalb ich diese gediegene Arbeit hier auch im Wesentlichen berücksichtige.
Symptome. Nachdem Traurigkeit, ünlustigkcit und schwache Fresslust, catarrhalisclie Zufälle etc. vorausgegangen, sträuben sich die Borsten und legen sich kreuz und quer durch einander, in der Gegend der Flanken bilden sich oft Wirbel daraus, die Thierc wühlen gern und zeigen ein aussergewöhnliches
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I
166nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Englische Krankheit.
Verlangen naoli kalkigen und salzigen Stoffen z. B. Hühnermist, Mistjauclic etc., sie liegen viel und stehen ungern auf; ungeachtet des schlechten Fressens ha­ben sie meistens einen grossen Leib bei nicht entsprechender Zunahme an Fleisch. Zugleich nehmen die Kranken eine zaghafte, klammerige Bewegung an, ja die meisten fangen auch an, mit dem einen oder andern Fusse lahm zu gehen; im Stande der Ruhe z. B. beim Fressen ziehen sie abwechselnd den einen um den andern Hinterfuss gleichsam zuckend in die Höhe. Die Gelenke treiben auf, namentlich das Sprunggelenk, das Vorderknie und das Fesselgclenk, entweder schwillt das Gelenkende des Knochens in seinem ganzen Umfange auf, oder es bilden sich verschieden geformte mehr oder weniger dicke Exostosen an diesen Gelenken, in selteneren Fällen auch hie und da am Körper der Röhrenknochen. Bei vielen Kranken erweichen zugleich auch die Knochen und werden gebogen, daher Verkrümmung der Schenkel eine häufige Erscheinung ist. Selbst die Nasen- und Kieferbeine, der Rüssel und Unterkiefer zeigen mitunter Auftreibungen, wodurch Käuen und Athmen mehr gestört sind. In Folge des continuirlichen Schmerzes in den Schenkeln etc. tritt Abmagerung derselben und wol des ganzen Körpers ein.
Bei diesem Zustande der Krüppelhaftigkeit sind viele Schweine noch fähig, sich selbstständig von ihrem Lager zu erheben und den Futtertrögen sich zu nähern, auch wol etwas weitere Bewegungen zu machen, andere hingegen kön­nen entweder gar nicht stehen, oder stehen höchstens eine kurze Zeit zitternd, wenn sie von Menschen aufgehoben worden sind. Die nicht selten vorkom­menden Curvaturcn der Schenkel geben dem Thicrc ein jämmerliches Exterieur. Man sieht sie in verschiedenem Grade und sehr mannigfaltiger Art: die ge­wöhnlichen bestehen in dem Dachsähnlichen, oder die Biegung ist knieein-wärts; oder an den Hintcrschenkeln findet sich die Form einer starken Hasen-hacko, oder die Biegung ist so stark, dass das Thier mit dem Sprungbein fast die Erde berührt. Auch die Knochen der Wirbelsäule werden in einzelnen Fällen verkrümmt und dadurch Buckel erzeugt.
Doch kommen solche aucli in Folge mechanischer Verletzungen z. B. durch Treten der Salaquo; in früher Jugend veranlasst vor.
Die Knochenauftrcibungen entwickeln sich gewöhnlich sehr allmählig, zu­weilen aber auch rasch und dann gewöhnlich mit vermehrter Wärme und mit Schmerz beim Drucke. Eiterung oder Caries fand ich nie an den afficirten Knochen oder in deren Umgebung.
Zuweilen begleitet die Krankheit ein eigenthümlicher Hautausschlag über den ganzen Körper, vorzüglich längs des Rückens, welcher in der Bildung mehr oder weniger dicker, bräunlicher, fest mit der Haut verbundener Crusten be­steht, unter welchen, wenn man sie abkratzt, eine gelbbräunliche, eigenthüm-lich riechende Feuchtigkeit aussickert.
Zuweilen findet sich ein Stillstand des Leidens, dann aber auch wieder
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Englische Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 167
ein rascheres Vorwärtsschreiten, seihst sehr verkrüppelte Schweine wurden bei eintretendem Frühjahre, wenn die Thiere freie Luft genossen, sogar wieder recht munter und mobil, wie sie sich überhaupt hei anhaltend warmem Wetter besser befinden; allein bei kaltem Herbstwetter wird es wieder schlimmer mit ihnen.
Diagnose, Gelenkrheumatismus.
Aetiologie. Eine ererbte Anlage ist nicht wegzulilugnen, ja sie ist der Hauptgrund des hie und da stattfindenden enzootischen Vorkommens. Am meisten zeigt sie sich unter den grobknochigen, hochhtinigen Schweinen. Ihr Eintreten findet gewöhnlich um die Zeit des viermonatlichen bis halbjährigen Alters statt. Doch findet man die ersten Spuren wol auch schon bei Säug­lingen, wenn die Gelegenheitsursachen darnach sind. Dazu gehören: das den jungen Thieren dargereichte proteinarme oder sehr schwer 'erdauliche Futter, als: Kleie, kranke Kartoffeln, ausgejätetes Unkraut, Gartenabfällc, oder Gerste, Erbsen, Bohnen, Wicken etc., ferner der Aufenthalt in kalten, feuchten, durch faulende Excretionen verpesteten Ställen.
Prognose. Tödtlich wird die Krankheit wol nie, sondern Verkrüppeln und Verkümmern ist ihr schlimmster, leider aber gewöhnlichster Ausgang; zu­weilen ist ciber auch das Thier noch einer Mästung fähig, obgleich das genos­sene Futter zu derselben nicht in gleichem Verhältnisse steht.
Therapie. 1) Entfernung der Ursachen und Abhaltung aller neuen Schäd­lichkeiten. Gute, leicht verdauliche Nahrung, Milch mit Mehl, Pferdefleisch etc. 2) Brechmittel werden anderen Mitteln vorausgeschickt und auch wieder dazwischen gereicht.
Der Leberthran wird täglich 3 Mal, jedesmal 1 — 3 Löffel voll, mit rohem Spiessglanze, Terpentinöl, Enzian, Calmus etc. gegeben.
Auch der Asant wird mit Antimonium, Calmus etc. mit Vcrtheil ge­geben.
Ohschon die Färb err ö the gegen das Knochenlcidcn wohlthätig ist, verbessert sie doch nicht den verminderten Appetit und die schlechte Ver­dauung, sie muss daher mit Brechweinstein. Salmiak, Kochsalz etc. verbunden werden.
Gleich nützlich sind äusserliche Einreibungen auf die aufgetrie­benen, verkrümmten Knochen. Zu dem Zwecke setzt man zu Terpentinöl et­was Theer, lässt beides in einem Topfe einige Tage stehen, rührt es oft um, giesst es dann ab und reibt die Kranken täglich zwei Mal damit ein. Findet aber rasche Entwicklung der Knochenauftrcibung unter Erscheinungen der Ent­zündung statt, so ist erwärmter Thran einzureiben.
Gegen den Hautausschlag benützt man das öftere Abwaschen oder Baden in warmem Seifenwasser, was den Thieren sehr gut bekommt.
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168
EnRllsclic Krankheit — Erbrechen.
ill!'
Prophylaxis, Um die erbliche Disposition zu tilgen, nmss man die Aus­schliessung solcher Säue und Eber, die selbst und deren Eltern und Voreltern diivon befallen waren, geltend machen.
Am schwierigsten ist die Beurthellung 6^—8 Wochen alter Ferkel, indem diese Thierchen kräftig und gesund erscheinen und dennoch den Keim der Krankheit in sich tragen können. Man wolle heim Ankaufe derselben wenigstens das /.eichen beachten, dass dieselben schon jetzt beim Stehen, abwechselnd und gleichsam zuckend die Hinterschenkel aufheben.
Nr. 165. Entzündlicher Zustand wird die Eigenheit des Körpers genannt, wenn bei hoher und zwar reeller Wirksamkeit der Lebenskraft besonders eine erhöhte Thiitigkeit des Kreislaufs, namentlich in den Arterien und grosse Plasticität des Blutes sich zu erkennen giebt. Wir können diesen Zustand aber immer noch nicht Krankheit nennen, nein, wir erkennen hierin vielmehr die höchst mögliche Ausbildung des Kör­pers: Sthenie; ein sonst unbedeutender Hauch vermag aber unter günstigen Verhältnissen und Zusammenwirkungen diese reine Lcbeusflamme zum verhee­renden Feuer anzufachen, und die besondere, allerdings aber auch oft schon vor­herrschende entzündliche Anlage, Diathesis inflammatoria, wird zu einem all­gemeinen Krankheitszustande, Status inflammatorius.
Wir finden von ihm im Allgemeinen folgendes Bild : Der volle kräftige Puls wird nun hart, leistet dem andringenden Finger merklichen Widerstand, womit eine Beschleunigung des Pulses sich verbindet. Ungefärbte Hautstellen und besonders die Schleimhäute, zeigen höhere Röthe und T.vocketfheit, daher auch die Excrete verzögert sind; das Darmexcrct insbesondore ist trockener, klein geballt, oder bei Rindern stark gefurcht ist; es wird ferner eine hohe Hautwärme vorhanden seyn.
Behandlung. Im Allgemeinen finden die entsprechenden diätetischen, wie entzündungswidrigen schwächenden Mittel Anwendung.
Enzootisches Blutharnen vide Blutharnen.
Nr. 166. Das Erbrechen, Vomitus, ist in einer krankhaften Thiitigkeit der Bewegungsnerven des Magens begrün­det, wodurch eine antiperistaltische Bewegung desselben und des Schlundes her­vorgerufen und der Mageninhalt mehr oder weniger nach Maul und Nase zurückgeführt wird. Wir sehen aber auch Zwerchfell und Bauchmuskeln ge­wöhnlich mitwirken, und daher ist es erklärlich, wenn unter Umständen auch selbst Entleerung von Darmstoifen (Kotherbrechen cf. Supplement zum Magaz. XX, S. 51) statt hat. Bei Rindern dürfte das Wiederkäuen mit dem Erbre-
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Erbrechen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 169
chen verglichen und als natürlicher Act betrachtet werden, doch ist dem nicht so, denn es geht nicht mit Wohlbehagen, wie das Wiederkäuen, von Statten, sondern immer mit heftigen Anstrengungen, und gewöhnlich werden grosso Massen durchs Maul ausgeworfen. Nach dem Erbrechen zeigen sich ferner auch Rinder gleich anderen der Art Leidendon angegriffen.
Aetiotogie. Bei Carnivoren und Sclnveinrn kömmt das Erbrechen gar nicht selten und durch sehr verschiedene Umstände zu Stande, als durch rein nervöse Verstimmungen, wie beim Krampfluiston der Hunde; feiner durch eigenthehe Brechmittel; Uebcrladung des Magens mit Nahrungsmitteln oder an­dern Stoffen z. B. beim Hunde vom Grasfressen; durch Krankheiten des Ma­gens selbst. Bei Pferden ist Berstung desselben die vorherrschend häufige Ursache, dass Futterstoffe wieder entleert werden, und selbst bei Magenkrebs habe ich bei dieser Thiergattung Brechneigung (Vomitumio) bemerkt, wenn Medicamente gereicht wurden. Doch soll nach Magazin III. 368 auch Erbre­chen in Folge einer Berstung der Krummbliiiddarniarterie, bei einer verbreite­ten heftigen Dünndarmentzündung, bei Abscessen und Verschlinguagen daselbst, endlich bei Entzündung und späterer Zerreissung der Milz, nach Schwarz bei Zwerchfellzerreissung, Schlundverletzung und bei Magengeschwüren bemerkt worden soyn. Doch liegen auch viele Beobachtungen vor, dass Pferde, die Erbrechen haben wahrnehmen lassen, wieder geheilt worden sind, cf. Magazin XVI, 103, Auch die Centralzeitung vom Jahr 1854 theilt uns von Schwarz in Nürnberg der Art zwei Fälle mit, von denen der eine nachstehend wieder­gegeben wird:
Das Pferd halte sicli niimlicli des Nachts losgemacht und einen Sack mit Hafer grüsstenlheils ausgefressen. Der Schweiss des Ihiers war ausserordentlicli stark, Athcm-ziigo und Pulse sehr beschleunigt, die fürchlerliclislcn Qualen nahmen von .Mimik' zu Mi­nute zu. Nachdem es sicli wie ein Hund auf den Hinlern gesetzt und die Vorderschcnkel weit vorgestreckt, auch mit weit vorgestrecktem Kopfe die fürchterlichsten Anstrengungen zum Erbrechen gemacht hatte, entleerte es endlich aus Maul und Nase zugleich eine mit Magenschlelm vermischte Masse unverdauten Hafers, sprang dann, am ganzen Körper zit­ternd , auf, streckte wieder Hals und Kopf weit von sich, und crbracli mit einem an ein Schreien grenzendes Stöhnen eine gleiche, und bald darauf eine dritte Menge (zusammen circa 8 — 9 Bayer. Mass) binnen '/#9830; Stunde, und erholte sich vollkommen nach einigen Tagen.
Und Andere haben es bei oft sich wiederholender üeberfüllung des Ma­gens mit Grünfutter und anderen, leicht in Qährung übergehenden oder er­schlaffenden Futterstoffen (wie Kleie), sowie bei alten Kökcrn wahrgenommen.
Kalcher sah unter andern bei vielen Kttlien Erbrechen eintreten in Folge des Genusses vom Bicrc, das im Brauhause verdorben worden war.
Prognose. Nach den verschiedenen Ursachen wird das Erbrechen auch bald und gefahrlos vorübergehen, bald, besonders bei Pferden, als eine höchst bedrohliche Erscheinung zu betrachten seyn.
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170nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Erbrechen — Erfrierungen.
Behandlung. Nächst Erfüllung der Causalanzeige, die oft wol selbst bei Carnivoren und Scliwcinen ein Brechmittel fordert, wird man bald kohlon-säurehaltige Mittel, bald oigcntliclio Abführmittel, Sedativa, die Tinctura aro-rautica aeida, eine schwache Solution des Silbersalpeters etc. zu verabreichen haben. Baumeister wandte in allen Fällen beim Eindvieh mit günstigem Er­folge die weisse Nicsswurz der Art an, dass er das Pulver in einem schleimi­gen Vehikel zu '/^ Drachme p, D. täglich 3 Mal gab. In der Regel war dann nach 3 Tagen, in einem Falle erst in 8 Tagen, das Uebel beseitigt!
Nr. 167. Erfrierungen
einzelner, vom Herzen entfernter und mehr isolirtcr Körperthcile als, nach Swanström's Erfahrungen in Schweden, der Ohren und Füsse bei Füllen und der kleinen Pferde auf Oehland bei 40 Grad Kälte, ferner der Schwanzspitze, des Hodensackes etc. haben, nach Hertwig, im Allgemeinen folgende
Symptome. Man bemerkt zuerst in dem afficirten Thcile eine Vermin­derung der Empfindlichkeit und des Bewegungsvermögens. Findet bei diesem Grade der Frosteinwirkung eine baldige Wiedererwärmung statt, so entsteht allenfalls eine asthenische Entzündung, zuweilen mit Bläsehen auf der Haut.
Dauert aber die Einwirkung der Kälte länger fort, so werden alle Le-bensäusserungen ganz unterdrückt, die Arterien pulsiren nicht mehr, die Haut schrumpft zusammen, und die Theile frieren zuletzt so hart, dass man sie leicht zerbrechen kann.
Nach dem vorsichtigen Wiederaufthauen derselben tritt im günstigen Falle völlige Wiederbelebung ein, aber es entsteht dann gewöhnlich auch eine asthe­nische Entzündung und in Folge derselben Eiterung. Jene Fohlen bekommen nach Swanström Ringhttfe oder sie schuhen aus. Wo Wiederbelebung der er-frornen Thcile nicht wieder statt hat, werden sie breiartig weich, sterben durch kallen Brand ab und lösen sich nun von den lebenden Gebilden.
Zuweilen findet sich ein Reizfieber ein.
Die Beurtheilung ist im ersten, gelindern Grade günstig, beim zweiten Grade aber sehr unsicher.
Bei der Behandlung muss man vorerst das allmählige Wiederaufthauen der erfrorenen Theile bewirken, und zwar durch Tauchen in ganz kaltes, öfter erneuertes Wasser; Reiben mit Schnee, bis Empfindung und Bewegung wieder­kehrt; dann aber muss man den Tonus durch Waschungen mit Alaunauflösung (|j—Lbj), oder durch Abkochungen gerbestoffiger Mittel wieder anfachen; bei übermässig gesteigerter Empfindlichkeit aber Waschungen von narcotischen Decocten, oder das dicke Bestreichen mit geschmolzenem Talg oder Fett oder das Bleicerat gebrauchen.
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Erscliwortcs Zahnen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17 t
Gegen die bereits cingetreteno Entzündung gebraucht man das Bleiwasser allein oder mit Opium oder Bilsenkraut, oder )raquo;ci geringer Empfindliobkoit mit Branntwein, oder Camphergeist, oder gar mit Terpentin- oder Steinöl,
Blasen öffnet man; gegen die Jauchende Eiterung wendet man Digcstiv-und tonische, gegen den Brand die entsprechenden Mittel an.
Nr. 168. Das erschwerte Zahnen ist mit örtlichen und allgemeinen Erankheitszufällen verbunden. Namentlich zeigen die Thiero langsameres Fressen, sie ballen das Futter öfters im Maule zusammen, oder lassen es auch wol wieder herausfallen, saufen zu der Zeit viel, setzen aber öfters dabei ab, oder sie lassen auch das Maul lungere Zeit, ohne Getränke aufzunehmen, im Wasserbehälter. Es macht sich ferner vermehrte Wärme in der Maulhöhle, Ilothe und Geschwulst der Schleimhaut daselbst, trockene Zunge oder Geifern, ja wirklicher Zahnschmerz bemerkbar, so dass sie sich reiben, die Kiefer gegeneinander schlagen, Hunde winseln und schreien. Es machen sich ferner Mattigkeit, trübe, wiissrige Augen, Augenentzündung, Anschwellung der lymphatischen Drüsen im Kehlgange, fieberhafte Bewegungen, Durchfall und andere gastrische, ja die Zufalle der englischen Krankheit, oder auch Eingenommenheit des Kopfs bemerkbar; und wenn auch freie Momente eintreten, so kehren jene Zufälle doch oft wieder, und oft sehen wir dadurch bei Pferden Dummkoller entstehen und beharrlich zurückbleiben.
Ursachen. Zuweilen liegt eine überstarke oder übereilte Zahnproduction zu Grunde.
Ich sah beim Hoflhicrar/.l Poppe in Gera ein dunimkollorigeü fünfjähriges Pferd, das nicht nur 7 Hakenzälinc, sondern auch ein vollständiges Doppelgchiss der .Schneide­zähne halle, dessen FQllenzähne auch schon enorm entwickell waren, wovon ein diesem Thicrc cxlraliirler Zahn, dun ich im hiesigen zoolomisclien Cabinele deponiil habe, einen genügenden Beweis abgiebl.
Die übereilte Zahnproduction stellt sich aber der Art heraus, dass, nachdem die Eckzähne herausgetreten sind, schon hinter jedem hintersten Milchbackenzahne der heiden Kiefer der 4. Backenzahn herauskommt; dass ferner zwischen 2 — 3 Jahren die Milch-backenzähne schon durch andere ersetzt und durch einen 5. Fferdebackenzahn vermehrt, dass endlich zwischen 3 — 4 Jahren die Ersatzsclmeidezähne und der (5. Backenzahn iior-vorgetrieben werden.
Oder es nehmen die Wechselziihne nicht ihre entsprechende Richtung, wodurch die Resorption der Milchzähne-Wurzeln verhindert wird.
Prognose. Die örtlichen Zufälle haben an sich weniger zu bedeuten, als die allgemeinen oder die herbeigeführten sympathischen Erscheinungen.
Behandlung. Alle äusseren widrigen Einflüsse müssen beim Zahngeschäfte abgehalten, und dabei mehr weiche, leicht verdauliche, aber nährende Futter­stoffe verabreicht werden, weil die Thicrc ohnehin wenig fressen.
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lm
172nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Erschwertes Zalmen — Erysipclatöscr Hautbrand.
Wenn Zalinsclimcrz und andere davon abhängige Beschwerden sich kund geben, sn hat man zu untersuchen, ob durch einen Milchzahn der Ersatzzahn am Durohbruch verhindert werde, und bat in diesem Falle den Füllenzahn zu beseitigen.
Sind starke Congestionen, Spannung und Schmerz in der Maulschleim-baut, Fieberzufälle, mehrverhaltene Kotbentleerung etc. etc. zu bemerken, so greife man zu don kühlend - abführenden Mitteln, man mache auch Scarifica-tionen in das Zahnfleisch, oder den Gaumenaderlass, und gebrauche Maulwässer von schleimigen Mitteln mit Essig etc.
Die sympathisch hervorgerufenen Uebel werden ihrer Natur nach, doch immer im Hinblicke auf die veranlassende Ursache, behandelt.
Ery sip elatö s e Augenentzündung vide A u g en e n t z ün d u ng.
Nr. 169. Erysipelatoser Hautbrand in Folge des Genusses von trocknem Futter, das stark mit Blattläusen ver­unreinigt war, wurde vom Departementsthierarzte Steiner in einem Theile des Reglerungsbezirkes Gumbinnen, im ganzen Gumbinner, sowie in einem Theile dos insterburger und Stallupöhner Kreises im 2. und 3. Quartal 1841 fast all­gemein verbreitet und zwar der Art beobachtet: Ohne bemerkbares Unwohl-seyn, ohne wahrgenommene Fieberbewegungen scbwollcu die weissen Haut-stcllcn der Pferde an, zeigten erhöhte Wärme und Empfindlichkeit und schrumpften dann nach 2 — 3 Tagen zusammen, wobei sie eine trockene, leder­artige Borke bildeten, welche später durch Eiterung abgestossen wurde. Die Grenzen dieses Hautbrandes waren stets genau mit denen der weissen Flecke übereinstimmend. Mähnen - und Schweifhaarc gingen niemals, wie die kurzen Deckhaare mit der brandigen Haut verloren. Wenn bei Schäcken Flächen von mehren Quadratfuss weisser Haut auf diese Art abgestossen wurden, und an diesen Stellen die Eiterung begann, dann licss sieb bei solcher. Thieren auch ein gelindes Fieber wahrnehmen, aber dasselbe dauerte nie länger, als 2 — 3 Tage, und die Fresslust erschien nur dann vermindert, wenn auch an den Lippen der gedachte Krankhcitsprocess statt fand und daher das Aufnehmen des Futters Schmerz verursachte.
Die Krankheit verlief stets gutartig, und endete bald schneller, bald langsamer, je nachdem die abgestorbenen Hautstücke kleiner oder grosser wa­ren, immer mit vollkommener Genesung.
Das ärztliche Wirkon durfte sich stets auf Anordnung guter Diät und solcher äusserlicher Mittel beschränken, die, gelind austrocknend, gleichzeitig die Fliegen von den eiternden Stellen abhielten.
Steiner bemerkt bei dieser Mittheilung noch, dass in Folge des Faulfiebers bei Pferden wol auch uocli, aber sporadisch diess Absterben weisser Haut-
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Erysipelatosci- Haulbrand — Fallsucht,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17;]
stellen bemerkt worden sey, wie auch Fuchs heim Rindvieh ein almliches Ab­sterben weissor Ilautstüeke nach gaslrisch-ficbcrhaiten (erysipelatösea!!) Krank­heiten kennen will.
Euter-Blutfluss vide Blutmclken.
Eutercatarrh, Enteren tzün dung, Euter fluss, Euterr o 1 hl au i' etc. vide M i 1 c h d r ii s e n e n t z ü n d u n g.
Nr. 170. Paulo
ist ein Collecti-vwort für viele und vielerlei Krankheiten. Wenn die neuere Zeit damit eine Familie der Hämatophthorcn bezeichnet, so wurden früher unter Fäule sowol die Schwindsucht, wie die Erweichungen und Verhärtungen von Organen (weiche und harte Fäule), die Anbrüchigkeit der Schafe und die #9632;Wassersucht etc. verstanden, und nach den ergriffenen Organen und veranlas­senden Ursachen specicll eine Darm-, Herz-, Leber-, Lungen-, Regen-, Wasser­fäule etc. etc. unterschieden.
Gerichtliche Thierarzncilcunde. Im Grossherzogthnm Ilesücn resp. in der Grafschaft Erbach ist die Faule heim Eindvieh in der zweiten Bedeutung Gewährsniangel und besteht dafür eine Zeit von 4 Wochen und 1 Tage.
Nr. 171.
Fallsucht, Epllepsia,
Syn. Fallende Krankkeit, fallende Sucht,
spricht sich durch ein temporär aufgehobenes Empfindungs- und willenloses abartiges Bewegungsvermögen, insbesondere durch folgende
Symptome aus: Die davon Heimgesuchten fangen plötzlich an zu wanken, spreizen, um sich aufrecht zu erhalten, die Füsse auseinander, hängen sich in die Ilalfterkettcn, im Laufen bleiben sie plötzlich unter jenen Erscheinungen stehen, machen käuende Bewegungen mit dem Maule, stürzen in der Kegel bald zusammen, zeigen Verzückungen und Verdrehungen mancher Körperthelle, schlagen liegend heftig um sich; das Athmen ist beschleunigt und röchelnd; sie schwitzen stark, knirschen mit den Zähnen, schäumen aus dem Maule, ha­ben starre Augen, unwillkührliche Entleerungen, aufgetriebene Venen und bläu­lich gefärbte Schleimhäute.
Nach mehren Minuten nehmen die Zufälle nach und nach wieder ab, und endlich erwacht das Thier aus seinem bcwusstlosen Zustande, indess es wäh­rend der Paroxysmcn selbst durch die stärksten Beize nicht geweckt werden kann, wornach es gewöhnlich nur einige Zeit sich noch matt zeigt.
Manche Patienten, namentlich Huudc, werden oft des Tags mehre Male,
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Pr
II
174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fallsucht.
manche nur nach Wocheu und Monaten von einem solchen Anfalle heim­gesucht.
Ursachen: Pferde, Rinder, Ziegen, Schweine, Hondo werden davon er­griffen, und zwar isl entweder die Krankheit ererbt, oder gastrische Reizungen, namentlich das Vorhandensoyn von Eingeweidewürmern, Epilepsia verminosa, besonders wieder hei Hunden, geben die Veranlassung; nach anderen sicheren Beobachtungen sind Vollblütiglieit, ferner die von Mutigem Bedecken ent­stehende allgemeine Abspannung und Ueberrcizung des Nervensystems, beson­ders bei sehr feurigen Springern die Schuld; sowie die Füllenlähme, Wasser in den Gehirnhöhlen, (Mag. XXil, S. 1C9), Verhärtung und andere Entartungen des Gehirns und seiner Häute, hei Schweinen Finnen daselbst, auch wenn Tliiere in Angst und Schrecken gesetzt werden.
Oft findet man bei Sectionen aber auch gar keine Abnormität in der Organisaüon.
Diagnose. Bei gelinderen Anfällen ist es zuweilen schwer, Schwindel und Iliriicongcstionen zu unterscheiden.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Oft zieht sich die Krankheit mehre Jahre hin , und tödtet durch alhnilhligo Abzehrung, oder zufällig, indem sich das Thier gefährliche Verletzungen zuzieht; doch sind auch Fälle bekannt, dass, besonders wenn die Krankheit öfters repetirt, in wenigen Tagen durch die heftige Nervenerschütterung der Tod eintritt.
Die Prognose ist sehr ungewiss, und es fällt nur zu oft das Heilresultat ungünstig aus.
Behandlung, Nach den Ursachen wird man bald krampfstillender oder wurmwidrigor Mittel, namentlich der Belladonna, des Baldrians, des Asants, des Camphers, des Hirsclihornöles, des Beifusses, der Rad. Artemisiae, des Salpetersäuren Silbers, Zinkoxyds , des Chlorzinks und des Kupferammoniaks, gegen das bandwurmälmlicho Füufloch, das sich in der freien Zeit durch Zu­fälle des Catarrhs und Wischen mit den Pfoten über die Nase zu erkennen giebt, der Riiucherungen von Thecr oder Bernstein, oder, nach der Trepa­nation der Stirnhöhle, der Einspritzung von Theerwasser oder einer wässrigen Aloelösung sich bedienen müssen; bald nächst dem Aderlässe, örtlich einen küh­lenden, im Allgemeinen aber ableitenden Heilverfahren, auch der Digitalis Raum geben. Zuweilen hat der Arsenik die Heilung zu Stande gebracht.
Kreisthierarzt Wannovius hat seit 7 Jahren nach Rademachcr das Natron sulphuricum bei der Epilepsie der Schweine und Rinder und neuerdings auch bei einem Kalbe, welches von einem Falle in eine Grube mehre Wochen hin­durch täglich einen oder mehre Anfülle von Epilepsie gehabt hatte, mit gün­stigem Erfolge angewendet und das Leiden in wenigen Tagen geheilt. Bei einem Hengste leistete die Castration die besten Dienste.
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Fallsucht — Faserkrebs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 175
Gerichtlkhe Thierarznei'mmde. Diese Krankheit ist in vielen Staaten ein Wandlungsfeliler, und bestellt namentlicli dafür in Sachsen-Coburg-Gotha im Pferdebandel 14, in Baden bei Pferden und Rindern und in Sachsen Mei-ningen beim Rindvieh 28, in Nassau und in der Grafschaft Erbach im Grosslaquo; herzogthum Hessen bei Pferden und Rindern 29, im Curfürstenthum Hessen (Fulda) beim Hornvieh 31 Tage Gewiilirszeit. Im Grossherzoglhum Hessen besteht beim Rindvieh 4 Wochen, beim Mastvieh aber, insbesondere für Inländer, 3 Monate. Bei Schweinen muss der Beweis geführt werden, dass sie damit tempore contractus behaftet gewesen sind. Faserballen vide Haar bä lie.
Nr. 172. Die rasergeschwulst giebt sich durch ein compactes Anfühlen, sowie durch grosse Neigung zum Wachsen kund, ist freilich aber, ausser den Fasergeschwülsten im Bindegewebe unter den Schleimhäuten oder den sogenannten Polypen, gewohnlich erst nach dem nothweadigen Exstirpiren aus seiner zelligcn Umgebung seiner wahren Natur nach erkennbar. Als Ursachen sind öfters mechanische Gewahthätig-keiten .anzusehen. Bei längcrem Verbleiben im Thierkörper sind sie keinen übleren Entartungen ausgesetzt, sie können jedoch in den betreffenden Organen und auf die Nachbarschaft durch Druck, Vcrschluss von Canälen etc. iiachthci-lig einwirken.
Nr. 173.
Faserknorpel- Zerreissung
ist sowol bei Pferden an der Wirbelsäule und dadurch, wegen nunmehriger Quetschung des Rückenmarkes, ein tödtlicher Ausgang bemerkt worden, als in der Verbindung des Kreuzbeins mit den Darmbeinen, und zwar bei Kühen in Folge schwerer Geburten, wodurch die Thicro wenigstens für den Zagdienst unbrauchbar werden; denn in jedem Falle wird eine Heilung misslich seyn.
Auch bei einem Pferde sah (nach Mag.-Suppl. XXI, 125) Departements-Thierarzt Fürstenberg einen Full von einseitiger Lostrennung des Darmbeins vom Kreuzbein: Das anfangs sehr hinkende Pferd ging nach 3 Wochen wieder wie zuvor, und es war überhaupt ausser dem Schwund der Gesässmuskeln an der betreffenden Seite nichts Abnormes weiter wahrzunehmen.
Lowak thcilt (daselbst) mit: In tiefem Schnee war ein Frachtpferd un­ter den Wagen geratben, wodurch das Kreuzbein von beiden Beckenknochen abgetrennt wurde. Das Kreuzbein hatte dadurch sich gesenkt. Der Gang war unrcgelmässig und schleppend geworden. Durch reizende Einreibungen wurde keine auffallende Besserung herbeigeführt.
Faserkrebs s= Knotenkrebs.
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!
HGnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Faul mm Fehlgeburt.
Nr. 174.
Faul
so viel uls mit Fäule behaftet. Im Fuldaer Wälirscliaftsgesctze wird unter die­ser Bczeiehnung für Hornvieh eine Wührschaftszeit von 31 Tagen festgestellt.
Nr. 175.
Fehlerhafte Augen
sind in Katzenclnbogcn quot;Währsmangel mit einer Gewähr von 4 Wochen.
Die fehlerhaften Lagen des Fötus vide Geburtaverhinderung.
Nr. 176. Die Fehlgeburt, Syn. Das Verwerfen, Abortus, Partus imm at urus, oder die Ausscheidung der Leibesfrucht aus dem Fruchthälter zu einer Zeit, wo sie noch lebensunfähig, ist von folgenden
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Symptomen begleitet: Appetit und Milchabsonderung sind unterdrückt,
der Bauch fällt ein, öfters werden die Bewegungen der Jungen nicht mehr ge­fühlt, aus der Mutterscheide findet der Ausfluss einer röthlich-schleimigen Flüssigkeit, Statt, und nun treten die Wehen und der Abgang des Jungen ein. Geht die Nachgeburt nicht bald darnach ab, so geht sie in Fäulniss über, und überhaupt zeigt sich hierbei gewöhnlich ein langdauernder Abfluss einer übel­riechenden Flüssigkeit aus den Gcburtstheilen. Findet dagegen das Verwerfen in den ersten Monaten der Trächtigkeit Statt, so werden dadurch auch wol gar keine Störungen im mütterlichen Organismus hervorgerufen.
Ursachen. Das Verwerfen kommt öfters bei Mutterthieren, die an hefti­gen Krankheiten leiden, am häufigsten allerdings bei Arbeitsthieren vor, jedoch können überhaupt bei jedem trächtigen Thiere das üebertre;:ben oder Jagen und andere heftige mechanische Reize, allzu abschüssiges Lager, sowie örtliche und allgemeine Schwäche, ein Vorfall der Gebärmutter, des Mastdarms, hefti­ges Drängen auf den letzteren durch vieles und Blähungen bewirkendes, be­reiftes, erfrorenes, (Mays Jahresbericht S. 42 und 97), und anderes verdorbe­nes, versauertes, mit Pilzen und Schimmel belegtes Futter, ranzige Oelkuchen, die Carex-, Scirpus- und Equisetumarteu, Fütterung mit Häcksel, der mit Mutterkorn verunreinigt ist, zu spät gegypsetcr Klee, stark eisenhaltiges und Seifenwasser, heroische Arzneien, wie Sadc- und Lebensbaum, Fichtcnsprossen, Aloë etc. die Ursache dazu abgeben. Und haben Thiere einmal verworfen, so bleibt eine vorherrschende Anlage dafür znrück.
Behandlv/ng. Die einwirkenden Ursachen sind möglichst unschädlich zu macheu, demgemüss unter Umständen ein Aderlass, schmerz- und krampfstil-
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Fehlgeburt — Fesselbein-Brücho.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
lende Mittel etc. anzuwenden sind. Abortirt aber das Thier, so ist man ge-nöthigt, ebenso m verfabren, wie bei einer regelmilssigen Geburt. Nachfolgende Krankheiten sind nach ihrer Eigenthümlichkeit zu behandeln.
Feifelgeschwulst = Ohrspeicheldrüsen-Entzündung und ihre Folgen.
Nr. 177. Peigwarzen nennt man Warzenexcrescenzen, die eine seröse und blutige Feuchtigkeit ent­leeren, und bei Pferden, Rindern und Hunden beobachtet worden sind. So erzählt unter Andern Dupont, dass an verschiedenen Stellen der Hautoberfläche bei einer Kuh viele den Cotyledonen ähnliche Geschwülste sich gebildet hatten, die am Grunde eingeschnürt oder gestielt erschienen, mit dem Finger leicht in Bündel zertheilt werden konnten und dabei etwas bluteten. Sie waren in wenigen Wochen aus den Stellen der Haut hervorgewachsen, welche zuerst schwarz wurden, die Haare verloren, Schrunden bildeten , aus denen hierauf die weiche Masse hervorwuchs. Dieselbe war weder schmerzhaft, noch juckend und das Thier schien im Uebrigen nicht zu leiden. Die meisten dieser War­zen waren am Rücken, der linken Seite, dem Gesichte, dem Mittelfleische, theils einzeln, theils verschmolzen mit einander. Dupont tränkte die Ge­schwülste durch und durch mit Rabel's Wasser mittelst eines Pinsels von Werg, die jüngeren nur 1 — 2 Male, die älteren aber 10 Tage lang, und gab daneben von Zeit zu Zeit ein abführendes Mittel, und die Kuh wurde ganz hergestellt.
Wie Rabel's Wasser, so sind auch andere austrocknende und selbst Aetzmittel, wie das Brenneisen dabei am Platze.
Nr. 178. Pesselbein-Brüche kommen an den vorderen wie hinteren Gliedraasseu bei Pferden nicht ganz selten vor.
Symptome, Wenn noch keine Geschwulst dazu getreten ist, sind sie als solche leicht zu erkennen, denn ausserdem, dass die Patienten nur mit der Zehe auftreten, oder gegcntheils auch viel stärker durchtreten, fühlt man ge­wöhnlich die Bruchränder und die Beweglichkeit der Bruchstücke, und bewegt man den aufgehobenen Fuss, so vernimmt man auch die Crepitation. Die Lähme ist nach der Richtung des Bruches stärker oder schwächer.
Prognose. Einfache Längenbrüchc sind der Heilung am zugänglichsten. Immer wird jedoch wegen leicht entstehender Exostosen und Gelcnkver-wachsungen ungenügender Gebrauch hervorgehen.
Behandlung. Nach geschehener Wiedereinrichtung ist entweder der
Falke, Krankh. d. Hausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;12
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Fcsselbein-Brüche —|Fesselgelenk-Verrenkung.
Schienen- oder Kleisterverband oder das Eingypsen anzuwenden. Um solche Patienten bis zur Heilung des Bruches stehend zu erhalten, gebraucht man den Hängegurt.
Nr. 179. Die Pesselgelenk-Verrenkung und Verstauchung vulgo das XJeberkothen.
Das untero Ende des Schienbeins kann vom obern des Fesselbeins nach allen Richtungen hin austreten; am häufigsten wird es nach vorwärts Statt finden, und zwar in Folge einer zu starken Ausdehnung oder gar Zerreissung des Capselbandes und der Seitenbänder des Fessels, wol auch der Strecksehne des Fusses.
Symptome. Das Fesselgelenk ist verunstaltet, indem das Thier nur auf der Zehe steht und das Fessclgelenk nach vorn gebogen wird. Bei completen Verrenkungen bemerkt man, jedoch nicht gleichmässig fortdauernd, am untern Sehienbeinende eine Erhabenheit; und da überhaupt oft zugleich die Gelenk­flächen erschüttert worden sind und sich nun entzünden, so setzt das Thier öfters den Fuss gar nicht auf, sondern hält ihn vorwärts und in die Höhe. Bei der Bewegung knickt es im Fessel fort und fort und zwar der Art über, dass bei der Schrittbewegung eine gleichsam doppelte, knickelnde Bewegung im Fessel bemerkbar ist. Im Trabe zeigt der Fuss eine mehr steife Haltung, die ganze Gelenkverbindung schwillt nach und nach mehr an und verdickt, und endlich verkürzen sich auch die Beugesehnen.
Bei kleinen Thieren kommen auch Verrenkungen einzelner Schienbein­oder Mittelfussknochen vor, was sich ebenfalls durch veränderte Stellung der­selben, sowie durch Lahmgehen, Schmerz, vermehrte Wärme offenbart.
Ursachen. Steckenbleiben, Ausgleiten auf schlüpfrigem Boden, zu kurze Wendungen etc. etc.
Doch liegt auch oft dir Grund weit tiefer, wie unter andern bei „englischer Krankheitquot; diess angedeutet ist.
Prognose. Die Folgen bei completen und veralteten Verrenkungen sind gewöhnlich übel, indem doch mindestens Lahmgehen und Stelzfuss zurück bleiben.
Behandlung. 1) Beseitigung und Abhaltung von schädlichen Ursachen.
2)nbsp; Ist die Verrenkung vollkommen, so muss die Einrichtung ge­schehen, indem man Gurte am Fessel anbringt und durch Zug und Gegenzug und durch weitere Manipulationen die Einrichtung bemöglicht, worauf man eine Comprcssc und Binden da anbringt, wohin der Knochen ausgewichen war, um das Wiederaustreten zu verhüten; Umwicklungen mit einer Cirkelbinde, ja die Application des Kleister- oder des nacherwähnten Verbandes folgen diesen.
3)nbsp; Durch külilende und zusammenziehende Mittel ist übrigens der Tonus wieder hervorzurufen und dabei eine lebhafte Entzündung abzuhalten.
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Fessclbcin-Yerrcnkuiig — Fettflechtc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 179
4) Bei unvollkommenen Verrenkungen kann man sofort, wenn Entzündung noch nicht eingetreten ist, oft auch spirituöse Mittel, als flüchtiges Liniment und dcrgl. in Gebrauch ziehen, und diesen nach Umständen erst die zusammenziehenden Mittel folgen lassen, indess jene Spirituosen Mittel aufwärts von der verdünnten Arnicatinctur bis zum flüchtigen Liniraentc, der Cantha-ridensalbe, ja dem Glüheisen erst angewendet werden, wenn alle Entzündungs­zufälle gewichen, und Lähme, veränderte Stellung etc. zurückgeblieben sind. Um überhaupt die veränderte Stellung zu verhüten, und zu heilen, wendet Delarme sowol bei veralteten als frisch entstandenen Verstauchungen des Fes-selgeleaks folgenden Verband an: Er nimmt eine 4 Fuss lange und 2 Zoll breite Binde und drei ungefähr handbreite Werghauschen, schlägt das Weisse von 6 Eiern 6 — 7 Minuten lang mit l1/, Drachme gebrannten Alauns in einem tiefen irdenen Gefässe, tränkt mit einem Theile dieser Mischung die Binde, bestreicht mit dem andern Theile die Wergbauschen, legt letztere vorn, aussen und innen am Fessclgelenke an, wickelt die Binde fest in Zirkeltouren darüber und näht das Ende fest. Der schon nach einigen Stunden trocken und holzhart gewordene Verband macht jede Bewegung des Gelenkes unmög­lich. Doch ist für den Patienten achttägige Kühe nothwendig.
Von Gaven werden im Journal de Méd. vet. de Lyon, Tom IV zwei Fälle von angeborenem Ueberköthen mitgetheilt: Man beobachtet dasselbe nur an den vorderen Gliedmassen der Füllen, bald nur an einer, bald an beiden Gliedmassen, Im letzteren Falle macht das junge Thier vergebliche An­strengungen, um sich aufzurichten und sich auf seinen Vorderfüssen zu halten, es fällt vielmehr augenblicklich auf die vordere Fläche der Fessel. Nach einigen Tagen treten deshalb Enthäutungcn und grosse Wunden ein. Die Heilung gelingt jedoch in den ersten 5—6 Tagen leicht, wenn ein Verband wie der vorbeschriebene in Anwendung kommt. Später kann nur die Sehneudurch-schneidung Nutzen bringen.
Verrenkungen und Verstauchungen des untern Fessel­bein-Endes , sowie
Verrenkungen des Kronbeins mit dem Hufbeine kommen ungleich seltener vor, geben sich durch Lahmgehen und Knickein der untern Partie, sowie durch die Entzündungszufälle kund und fordern eine der obigen ähnliche Behandlung.
Nr. 180. Die Fettflechte, Syn. S p c c k r ä u d e, ist eine nach Hertwig in jeder Jahreszeit und bei Hunden jeder Kace vorkom­mende Krankheit, welche besonders durch sehr reichliche und fette Nahrung bei denselben hervorgerufen wird und in nachbeschriebener Weise sich äussert:
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ISOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fetttlechte — Fettige Entartung.
Es entsteht bei gelindem und gewöhnlich nur einige Stunden lang dauerndem Reizfieber an einer oder der andern Körperstelle, meistens jedoch am Halse, auf dem Rücken und Kreuz eine entzündliche Reizung der Haut in dem Um­fange eines Zolls bis einer Handfläche, die Haare sträuben sich und es bil­den sich eine Menge kleiner Bläschen, welche schnell bersten und eine blass-gelblichc, klebrige und fettig aussehende Flüssigkeit aussickern. Nach kaum 24 Stunden fallen die meisten Haare aus, und statt der Oberhaut sieht man eine kahle, dunkelrothe, mit jener fettigglänzeuden Feuchtigkeit bedeckte Haut­fläche, welche sehr heiss und empfindlich ist. Wegen dieser grossen Empfind­lichkeit und Spannung der Haut haben viele Hunde, je nach dem afficirten Theile, eine steife Haltung, mangelhafte Bewegung. Bald stellt sich nun ein Jucken an der leidenden Stelle ein, weshalb sich die Thiere daselbst belecken, benagen oder reiben, so dass dadurch die Stelle wol selbst blutrünstig und das Uebel auch in die Länge gezogen wird. Bei zweckmässiger Behandlung dauert das Leiden oft kaum 8 Tage, und es wachsen in diesem Falle auch bald die Haare wieder, ausserdcm oft eine kahle Stelle zurückbleibt.
Die Behandlung besteht darin, dass mau den Hund auf magere Diät setzt, namentlich ihm für die Dauer der Krankheit das Fleisch entzieht und ihm ein paar Tage hindurch ein Abführmittel aus Calomel und Gummigutt giebt, und äusserlich die graue Quecksilber- oder weisse Präcipitatsalbe (5/S zu Jß) täglich 2mal gelind aufstreicht, und von Zeit zu Zeit die Stelle mit Seifenwasser reinigt.
Nr. 181. Die fettige Entartung besteht, nach Roll, in einer Umwandlung der Gewebselemente zu einer allmählig zerfallenden emulsionähnlichen Substanz, und findet in Zellen und den daraus abgeleiteten Gebilden, in Intercellularsubstanzen Statt, welche hierdurch absor­ptionsfähig werden und Schwund des Organs zur Folge haben. Hierher gehö­ren die Verfettung der Lungenbläschen-Epithdien bei Lungenentzündung und Tuberculose, der Epithelien der Schleimhäute, der Knochen- und Knorpelkör-perchen bei Entzündung dieser Theile, die fettige Umwandlung von Muskeln, der Crystalllinso (grauer Staar), des Inhalts der Eiterzellen, die Bildung des sogenannten Netzes bei Krebsen. In anderen Fällen ist das Auftreten von Fett innerhalb einer Zelle nicht auf fettige Entartung des Zelleninlialtes zu beziehen, sondern dasselbe ist von aussen in die Zelle eingetreten (fettige In­filtration, — Fettlcber.)
Die Fettleber.
Kölliker fand sie (nach den Verhandlungen der phys.-med. Gesellschaft za Würzburg, Bd. VII.) constant bei saugenden Thieren in den ersten Tagen
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Fettige Entartung — Fettgeschwfllste.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
nach der Geburt. Das Fett findet sich ohne Ausnahme im Innern der Leber­zellen in der Form feiner Körnchen bis zu 0,001'quot;, mit grosseren Tröpfchen untermischt. Die Leberzellen enthielten viel häufiger, als bei erwachsenen Thieren mehrfache Kerne, die Lebern aber sind im Ganzen sehr gross, meist blutreich, enthalten sehr viel Zucker, Leucin und Tyrosin. Die Leber scheint als eine Art Reservoir für die übergrosse, durch die Milch zugeführte Fett­menge zu dienen, aus welchem dann je nach Bedarf Fett, sey es zur Wärme­erzeugung, sey es zur Bildung fetthaltiger Gewebselemente, verwendet wird; möglicher Weise dient es auch den chemischen Processen der Leber selbst, als welche Gallenberoitung und Zuckerbildung zu nennen sind.
Im erwachsenen Thiere findet man die fettige Entartung der Leberzellen, also das Schwinden des Zellcninhaltcs und Kernes bei allgemoiner Fettsucht und in Folge verschiedener chronischer Krankheiten. Nach Roll ist die Fett­leber besonders in ihrem Breitendurchmesser verdickt, stumpfrandig, glänzend, von Farbe hellbraun bis wachsgelb, trocken, blutarm, weniger elastisch und gekörnt; bei raschem Durchschneiden wird die reine, trockene Messerklinge mit Fett überzogen.
Während des Lebens entgeht zwar der Zustand der Diagnose; aber die Gallenarmuth lässt bei vorhin genannten Umständen wenigstens an das Be­stehen derselben denken.
Im Allgemeinen aber sind fettig entartete Organe und Gewehe bleicher, gelblich gefärbt, bisweilen fettig anzufühlen, brüchiger und weicher, meist auch blutarm, und schwinden oft in Folge der Resorption des neugebildeten Fettes.
Die Ursachen dieser Degeneration liegen entweder in einer Tränkung der Gewebselemente mit Exsudat, daher sie so häufig bei Entzündungen vor­kommt, oder in mangelhafter Ernährung oder unvollständiger Functionirung eines Theiles. So wird sie allgewöhnlich bei Hühnern und noch häufiger bei Gänsen gefunden, wenn sie beim Mästen in engen Behältern gehalten werden.
Hieher gehört auch der, sogenannte atheromatösc Prozess: eine fettige Entartung, wobei es auch zur Ausscheidung von Cholestearincrystallen kommt.
Bei manchen Neubildungen stellt die fettige Entartung einen erwünschten Rückbildungs- und Heilungsvorgang dar, z. B. beim Krebse.
Eine directe therapeutische Verhinderung dieses Prozesses ist nicht durch­zuführen.
Nr. 182.
Fettgesehwülste finden sich besonders im Hautzcllgewcbe und zwischen den Muskeln, geben sich durch geringe Empfindlichkeit, aber im Allgemeinen durch ihre grosse Geneigtheit, mehr und mehr anzuwachsen, und durch ihr weiches Gefühl, oder
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182nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fettgeschwülste — Feuer der Schafe.
wenn noch faserige Masse eingeschlossen ist (Speckgeschvrtllste), durch etwas mehr Derbheit und grössere Rundung zu erkennen.
Mechanische Ursachen sind gewöhnlich wol miterregend.
Die Behandlung erfordert ihre Ausschälung, nachdem der betreffende Hautthcil gespalten und von der Geschwulst selbst abpräparirt worden ist. Die gereinigte Wunde wird darnach geheftet und wo möglich durch einen Druchverband mit der Masse verbunden und diese tendirte Vereinigung durch Ruhe noch mehr gesichert.
Nr. 183. Die Fettsucht, Adiposis, oder der Zustand , wenn sich Fett im ganzen Körperumfange und selbst in und um die inneren edleren Thcile anhäuft, wird immer zu gewissen Be­schränkungen in den Verrichtungen mancher Functionen und zu allgemeiner Krankheit, zu Schwächung, Wassersucht und zum Tode führen.
Ursachen, üeberschuss kohlenstoffreicher Nährbestandtheile, oder Mangel an Sauerstoff.
Behandlung. 1) Verminderung nährgehaltreicher, insbesondere kohlen­stoffiger Nutrimente, 2) Bethätigung des Stoffverbrauches durch Bewegungen und Anstrengungen sowol, wie durch Vermehrung der Ausleerungen, z. B. durch Purganzen, Trainiren, bei Hunden auch durch ein hartes statt eines weichen Lagers, durch den Gebrauch der Seife, das Jod. Keineswegs sind aber Aderlässe am Platze, da fette Thiere ohnehin weniger Blut, als magere haben , und kleine Aderlässe die Fettsucht nur begünstigen.
Nr. 184. Das Feuer der Schafe.
Syn. Antonius-, oder heil. F-cu er, fä Ischlich branc'.i ger Rot hl auf.
Ich habe die Anlage zu dieser Arbeit nur nach Haubners Abhandlung im XV. Bd. des Magazins gemacht, da er sie zuerst nacli Symptomen, Ursachen et;, wahrer beschrie­ben hat. In Bezug letzterer würde noch mehr zur Aufhellung der Sache thierärztlicher Scits gethan werden können, wenn Landwirthc die Sache mehr unterstützen würden. Aber selbst die landwirlhschaftlichen Vereine sind noch zu hülzern, denn trotz vielen Bittens und Drängens habe ich nicht einmal den anderen Cadaver erhalten können.
Vorboten. Sieht man eine Heerde, in der die Krankheit herrscht, ge­nau durch, so z;cigt sich Trägheit, Lässigkeit, die Excremente sind, im Ver­bal tniss zur Fütterung, klein geballt, trocken und werden öfters unter lebhaf­tem Purzeln entleert; bei vielen Thieren hat die Haut auch keine reine Röthe, sondern eine Hinneigung ins Bläuliche oder Violette. Die Fresslust erscheint ungetrübt, aber der Durst weniger rege.
Die Krankheit selbst bricht plötzlich hervor, gewöhnlich des Nachts,
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Feuer der Schafe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 183
demnächst in den Vormittagsstunden, selten am Nachmittage, ohne alle weitere Veranlassung, oder durch einen Aderlass, die Application eines Haarseils, durch den Biss von einem Hunde, eine Verletzung bei der Wollsclmr etc. Die Thiere halten sich nun abgesondert, folgen nicht, der Heerde beim Herauslas­sen aus dem Stalle, oder sind Nachzügler und stehen bald still, sind in sich gekehrt, kauern sich zusammen, lassen den Kopf wie betäubt hängen, haben #9632;weder Fress- noch Sauflust, und im Blick und in allen Aeusserungen bekundet sich ein tiefes, schweres Leiden; dabei ist die Körpertemperatur vermindert und es stockt die Koth- und Urinentleerung. Das Athmen ist nicht beschleu­nigt oder angestrengt, wenigstens nicht im Anfange und wenn die gleich nach­stehend erwähnte örtliche Affection nicht die Kehlgegend ergriffen hat.
In der Regel bildet sich nämlich eine eigenthümliche Haut- und Unter-baut-Zellgewehsaffection aus, die, oberflächlich betrachtet, an Rothlauf erinnert. Ihr häufigster Sitz ist an der Innern Fläche eines Hinterschenkels, weniger häufig an einem Vorderschenkel, oderJan beiden Schenkeln einer Seite, höchst selten in der Kehlgegend. Die augenfälligste Erscheinung am ergriffenen Schenkel ist Hinken, Geschwulst, Schmerz und eine bläuliche Böthe, wie bei Suggillationen. Die Geschwulst hat nicht das Gepräge einer Entzündung, ist nicht elastisch gespannt, sondern nach Verschiedenheit der ergossenen Flüssig­keit und je nachdem die betreffende Hautpartie gespannter (wie um Schien­beine) , oder nachgiebiger (wie am obern Theile des Schenkels oder am Halse) ist, derb, oder nachgiebig. Wird die Kehlgegend ergriffen, dann stellen sich auch bräuneartige Zufälle ein: die Thiere speicheln aus dem Maule, haben Nasenausfiuss, der bald blutig wird und zeigen das schon erwähnte beschwer­liche und angestrengte Athmen.
Ursachen. Die Krankheit zeigt sich niemals im Sommer und so lange die Thiere auf der Weide ausschliesslich sich nähren. Ihr Hervorbrechen findet immer im Herbste statt, wenn neben dem Weidegange die trockene Stallfütte­rung beginnt, also Mitte oder Ende October.
Je länger die Thiere bei günstiger Witterung und guter Weide die trockene Stallfütterung entbehren können, des^) später erscheint auch die Krankheit.
Die meisten Erkrankungen ereignen sich meist immer im November und nach Umständen bis Anfang December, lassen also nach, nachdem der Weide­gang durch einige Zeit eingestellt und trockenes Winterfutter die alleinige Nahrung geworden ist.
Nur bisweilen und da, wo die Krankheit recht einwurzelte, besteht sie durch den ganzen Winter fort, aber immer nur in einzelnen Fällen hervor­tretend.
Das Frühjahr kann ohne alle Erkrankungen vorüber gehen, gemeinhin
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Feuer der Schafe,
#9632;
zeigt sich aber die Krankheit jetzt wieder, doch keineswegs von der Dauer und Energie wie im Ilerhste.
Die Güter, auf denen die Krankheit angetroffen wird, haben ein soge­nanntes reines, zum Theil leichtes sandiges Feld mit einem flachen Untergrunde von Mergel und Lehm. Je mehr der Mergel zu Tage ausgeht, je kalkreicher der Boden, desto umfassender und hartnäckiger ist die Krankheit.
Die Füttcrungsmittel sind im Ganzen dieselben, hier und wo sie nicht vorkommt.
Durcli den Weidegang wird also der Grund zu der eigenthümlichen Bluttnischung gelegt. Die Krankheit kommt aber währenddem deshalb nicht zum Ausbruch, weil durch das Giünfutter die Aussonderungen und die Verdauungsthätigkeit immer rege erhalten werden. Sobald aber nun die Trockcnfiitlerung beginnt, gcrathen diese ins Stocken und die Krankheit bricht hervor. Sie erhält sich so lange in gleicher Höhe, so lange Grün-und Trockenfutter neben einander gegeben wird, Indem durcli erstere die Absonderungen und die Verdauungsthätigkeit erleichtert, durch das Trockenfültcrn aber immer gehemmt werden. Allmählich erlischt die Krankheit bei andauernder und alleiniger Verabreichung von Trockenflitter, denn die Verdauungsorgane aecomodiren sich und bleiben in gleicher Thätigkcil. Im Frühjahr dagegen bricht die Krankheit bisweilen wieder hervor, bleibt aber ohnmächtig und schwindet bei voller Grüufütterung.
Die Krankheit ist rein enzootisch, d. h. an einzelne Localitäten gebannt. In einzelnen Schäfereien kehrt sie jährlich ein und bleibt mehr sporadisch; oder es giebt auch Jahrgänge ,#9632; wo sie daselbst als Seuche auftritt, und dann erscheint sie auch wol in Schäfereien, die von den jährlichen Erkrankungen verschont geblieben sind. Beim seucheartigen Auftreten der Krankheit kom­men aber in den Monaten November und December tägliche Erkrankungen vor, selbst in Schäfereien, die nur 600 — 800 Häupter zählen, so dass der Gesammtverlust 10 — 15 pc. betragen kann.
Wo sie im quot;Winter gänzlich aufhörte, erscheint sie im Frühjahre in we­nigen vereizelten Fällen; da aber, wo sie im Winter sporadisch fortbestand, zeigt sie sich manchmal in grösserer Ausdehnung.
Eine besondere, in der Körperconstitution begründete Anlage waltet nicht vor. Thiere jeglichen Alters und Geschlechts werden von der Krankheit ergriffen.
Auch der Ernährungszustand scheint ohne Einfluss, denn die Krankheit befällt kümmerlich und gut genährte Thiere.
Haubner nennt sie zwar ansteckend, doch verlangt der fixe Ansteckungs­stoff eine eigentliche Impfung, wenn er hin und wieder zur Wirkung kommen soll. Menschen, die sich mit derartigen Cadavern befassten, Hunde, die davon genossen, sind weder an Anthrax, noch an verwandten oder ähnlichen Krankheiten erkrankt, und unter anderen Hausthieren ist zur Zeit der herrschen­den Krankheit der Gesundheitszustand ganz unverändert.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die örtlichen Zufälle verbreiten sich sehr
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Feuer der Schafe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
schnell am Schenkel nach ohen, nach Brust und Bauch, von der Kchlgcgend aus nach Ganaschen und Vorkopf, die Rötht wird bald -violett, bleifarben, schmutzig bläulich, die Geschwulst teigig, kalt, oft durch Luft aufgetrieben, rauschend, knisternd. Dazu kommt Gefühllosigkeit oder geringe Gei'ühls-empfiedung, selbst bei tiefen Einschnitten in Haut und Zellgewebe. Die Wolle steht sehr lose, und reisst man sie aus, dann sickert gemeinhin eine blutig-wiissrige, hellröthliche Flüssigkeit (dünnflüssiges Blut) aus, die auch von selbst oder beim starken Drucke auf die Geschwulst aus der Haut hervorschwitzt. Einschnitte in die Geschwulst geben ein entmischtes, flüssiges, schmutzig bläu­liches oder bräunliches Blut. Ueberbaupt aber ist das von den Kranken ab­gelassene Blut von dieser Färbung, bleibt dünnflüssig, bildet keine oder nur geringe weiche Gerinnsel, besitzt eine grosse Permeabilität, geht sehr schnell in faulige Zersetzung über unter Entwickelung der übelriechendsten Gasarten.
Das Hinken, wenn ein Schenkel leidet, nimmt zu und steigert sich zur gänzlichen Unbeweglichkeit desselben, und in gleicher Weise steigert sich das Allgemeinleiden: die Abstumpfung und Betäubung nehmen zu, die Thiere stehen ruhig, zusammengekrümmt da, legen sich gern oder fallen um und bleiben regungslos auf der Seite liegen, der Blick ist starr, das Auge gläsern, trübe, die Schleimhäute sind blass, livid, die Hartloibigkeit oder Verstopfung besteht fort, oder sie schlägt auch gegen das Ende der Krankheit in Durchfall um. Das Athmen geschieht mit Anstrengung der Bauchmuskeln und Erweiterung und Verengerung der Nasenlöcher, oder bei einem Kchlleiden mit wirklicher Athemnoth neben Beschleunigung des Athmens.
Meistens erlischt das Leben allmiihlig, mit geringem Todeskampfe, nach­dem die Kräfte schnell dahin gesunken und das Thier schon längst regungslos zur Seite dalag; nur höchst selten, besonders hei dem örtlichen Kehlleiden, stürzen sie plötzlich nieder und verenden schnell und unter stärkerem Todes­kampfe. Während des Todeskampfes entleert sich öfters ein hellrothes flüs­siges Blut aus der Nase, auch blutiger Urin wird wol entleert.
Bisweilen kommt geschilderte Haut- und Zellgewebsafl'ection nicht zur Ausbildung, die Thiere hinken dann auch nicht, aber gehen steif und schwan­kend im Kreuze, das Allgemeinleiden ist heftiger und es erfolgt frühzeitig der Tod, aber vor dem Herannahen desselben stellt sich an einem oder dem an­dern Schenkel die gewöhnliche Blaufärbung der Haut ein.
Section. Die Cadaver bleiben weich und biegsam und die Bauchhöhle treibt bald von Luft auf. Nach Abnahme der Haut bietet sich an deren in­nerer und an der Oberfläche des Cadavers nichts Bemcrkenswerthcs dar, aus-ser an den Stellen, die der Sitz der örtlichen Affection waren, wo die innere Hautflächc mit Blut unterlaufen, auch das Unterhaut-Zcllgewcbc immer bedeu­tend mit Blut infiltrirt, auch wol von Luft knisternd ist. Schneidet man an einer solchen Stelle eine Partie Zellgewebe heraus uud lässt sie einige Zeit
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Feuer der Schafe.
liegen, so läuft alles Blut von selbst aus und es hinterbleibt ein ganz weisses gesundes Stück Zellgewebe.
Die Muskeln sind, je nach der Dauer der Krankheit und der Zeit, inner­halb welcher die Section nach dem Tode vorgenommen wird, verschieden: Man kann sie noch ganz normal treffen, selbst an den ergriffenen Stellen, beim län­gern Liegen des Cadavers werden sie aber braunroth und weich, und bei die­ser eingetretenen Veränderung schreitet nun die Fäulniss rasch vor.
Das Blut ist schmutzig-bräunlich oder dunkelviolett, schillernd und ganz flüssig. Aus der Nase tritt öfters ein hellrothes (durch die atmosphärische Luft der Art verändertes) Blut hervor, doch in nur geringer Menge und nur auf der Seite, auf der das Thier gelegen.
In der Bauchhöhle wird gemeinhin ein röthliches Serum angetroffen, das bisweilen in der Brusthöhle in bedeutender Menge vorhanden ist; im Herz­beutel wenig blutiges oder normales Serum.
Die Mägen sind dem Aeussern nach ganz gesund, aber der erste Magen, stellenweise auch die Därme zeigen durch ihre Luftentwicklung, dass die Auf­blähung des Cadavers davon hauptsächlich abhängig ist.
Der dritte Magen ist von aussen derb, fest anzufühlen und das Futter in ihm wird mehr oder weniger trocken, fest, selbst hart, ja so hart gefun­den, dass die durchschnittenen Blätter beim Schütteln des Magens an einander klappern. Bei alledcm ist der Magen nicht vergrössert d. h. von Futter nicht übermässig ausgedehnt.
Der Darm canal erscheint bald ganz gesund, bald wird er aber auch in mehr oder weniger Ausbreitung und Intensität eine schmutzige, bräunlich - oder bläulichrothe, verwischte Färbung zeigen, die dann auch auf der Schleimhaut angetroffen wird und von dieser eigentlich ausgeht; der Inhalt zeigt keine Ver­änderung, und nur im Mastdarme, wo auch die profuse Röthe am sichersten vorkommt, sind die Excremente trocken, klein geballt, auch wol mit Schleim-klümpchen besetzt; nie werden sie aber blutig gefunden. Die Leber kann ebenfalls ganz gesund erscheinen, meistens ist sie jedoch schmutzig - bräunlich (d. h. nicht von der frischen, reinen Leberfarbe). Vergrössert und mit Blut überfüllt wird sie eigentlich nie gefunden, aber das Blut in ihr ist flüssig, quillt auf der Schnittfläche leicht hervor, ist entmischt, aber nicht dunkel, schwarz, venös, sondern mehr bräunlich; übrigens wird das Lebergewebe leicht weich und die Körnchen erscheinen mehr aufgelockert. Die Gallenblase ist bald reichlich angefüllt, bald fast leer und zusammengeschrumpft; ebenso ist die Galle sehr verschieden: flüssig, grasgi^n, dickflüssig, gelbgrünlich oder dunkler, gelbbräunlich, schmutzig. Die Milz ist wenig oder gar nicht angeschwollen, doch enthält sie mehr, wenn auch nicht überreichliches Blut. Das Gewebe ist weich, aufgelockert. Netz und Gekröse sind normal. Die Nieren sind meist krankhaft afficirt. Sie sind dunkel gefärbt, angeschwollen, mit Blut über-
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Feuer der Schafe — Finnenkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;187
füllt, weich, höhern Grades ganz dunkelschwarz und fast breiig; in dem Falle dabei auch ein blutiges Extravasat in der Niercncapsel, sowie solches und blu­tiger Harn in den Kierenbecken und in der Harnblase; letzterer dann gleich­falls profus dunkel geröthet, selbst ganz schwarzroth. Leiden die Nieren nicht, leidet auch nicht die Harnblase. Die Lunge erscheint geröthet, aber sie ist nicht mit Blut überfüllt. Das Herz ist schlaff und enthalt eine geringe Menge geronnenen, ins Bräunliche spicknden Blutes. Sugillationen von Blut an den innere.o oder äusseren Wandungen des Herzens, oder Rothfärbung der innern Gefässwand wurden niemals angetroffen.
Prognose. Alle am Kopfe und Halse ergriffene Thiere sind unrettbar verloren; Alles ist versucht worden, was Wisscnschafi und Empirie an die Hand gegeben hat: Aderlass, Haarseil, Salpeter, die Mittolsalzc, Säuren, Chlor, die Eisenpräparate, erregend belebende Mittelj äusserlicl. Scarificationen mit Einreibungen von Terpentinöl, Säuren, Chlor, Abkochungen adstringirender Mittel, und alle diese Mittel waren bei der ausgebrochenen Krankheit vergeb­lich; deshalb bevorzugt man das
Vorbauungsverfahren:
1)nbsp; Man kürze thunlichst den Zeitraum ab, wo Weidcgang und Trocken­futter neben einander stattfinden.
2)nbsp; Man sorge in solcher Zeit für eine gehörige freie Eröffnung des Hin­terleibes, als durch eine Lecke von Glaubersalz, und zwar für 100 Schafe 3— 4 Pfd., versuchsweise bei einer oder der andern Abtheilung mit ßhapontica 1 Pfd. Zuerst wird sie am 2. oder 3. Tage, dann am 6.—8. Tage wieder­holt, und so fort, bis die Krankheit erlischt.
quot;Was die anderweitigen Nahrungsmittel betrifft, so werden Rüben, 1 — l1/raquo; Berl. Scheffel auf 100 Schafe, verfüttert, und besonders erfolgreich die Kartoffeln, denn so lange die Wirkung derselben in den Excrementen sich ausspricht, so lange schweigt auch die Krankheit, oder bleibt wenigstens sehr gemässigt.
Die verhältnissmässig in sehr geringer Zahl nach dem Ausbruche der Krankheit Geheilten verdankten ihre Bettung den Scarificationen in die ergrif­fenen Theile, welche darauf mit concentrirtem Salzwasser oder mit Salzsäure bepinselt wurden; machte die Krankheit Fortschritte, so wurden auch neue Scarificationen und Aetzungen vorgenommen: Eintretende Eiterung spricht für die beginnende Genesung.
Nr. 185. Die Finnonkrankhoit, Cachoxia Telae cellulosae hydaf igena nach Yeitb,
beruht in dem Innewohnen von Blasenwürmern in den zclligen Zwischenschich­ten der Muskeln, selbst im Herzfleische, im Schlünde, in der Zunge, ja sogar
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Finnenkranklieit.
i III
in der Gehirnmasse. Dieser Blasenwurm, Cysticercus Cellulosae s. Hydatis Finna, ist eine Linie dick und 2 — 5 Linien lang und hat eine bis erbsen-grossc Schwanzblase.
Symptome. Mattigkeit des Thieres, Mangel an Fresslust, heisseres Grunzen, teigige Geschwulst unter dem Hinterkiefer und des mehr empfindlichen Rüssels; an den seitlichen und unteren Theilen der Zunge fühlt man oftmals Finner.knötchen. Sind eine grössere Zahl im Gehirne vorhanden, so bemerkt man Zufälle der Drehkrankheit, ja epileptische Zufälle, Raserei, erst seltener, später öfterer.
Mit der Zeit gehen an der Finnenkrankheit Leidende gewöhnlich an Borstenfäule, Abzehrung und Wassersucht zu Grande.
Section. Ausser diesen allgemeinen Zufällen in späterer Zeit wird man im todten Körper die Finnen als kleine gelbliche weisse Knötchen finden, welche beim Durchschneiden schon durch ein eigenes Geräusch sich verrathen, im gekochten oder gebratenen Zustande des Fleisches aber dem Messer ent­schlüpfen und eine kleine Höhle zurücklassen.
Ursachen. Schweine sind ganz vorzüglich dazu disponirt, doch hat man die Krankheit auch bei Hunden, Hasen und Menschen gefunden. — Als Ge­legenheitsursachen beschuldigt man grosse Unreinlichkeit der Ställe, schlechte, verdorbene und allzu reichliche Fütterung. Neuester Zeit ist man aber, wie bei der Drehkrankheit der Schafe, zu der Erfahrung gekommen, dass Glieder oder Eier des Bandwurms, die auf das Futter der Schweine gelangen, die Ent­wicklung der Krankheit bedingen.
Nach Küchenmeister 1st der Cysticercus Cellulosae der normale Scolcx oder die Puppe von Taenia sollum, es wird daher ganz besonders bei Fleischern, Köchen, sowie bei solchen, die rohes Fleisch geniessen, stcls Gelegenheit zur Ansteckung gegeben wer­den. K. beweiset diess unter andern durch folgenden Fall: Ein Delinquent erhielt 130 Stunden vor der Hinrichtung, sodann dreimal innerhalb 24—72 Stunden vor der Hinrich­tung 75 Finnen (C. Cellulosae). Bei der 48 Stunden nach dem Tode vorgenommenen Section des Verbrechers fanden sich 4 Tänicn mit Haken, ähnlich der T. solium, und 6 Tänien ohne Haken.
Behandlung. Es sollen Antimonial- und verdauungsbefördernde Mittel, incl. auch die Fütterung von Eicheln und Aufwaschwasser, welches in einem kupfernen Gefässe eine Zeitlang aufbewahrt worden ist, Kupferfeilspäne mit Salz, oder jeden dritten Tag 5'/raquo;—J Grünspan oder Bleizucker mit Erfolg dagegen (??) verabreicht werden.
Gerichtliche Thierarzneikunde, Die Finnen bei Schweinen sind in nach­genannten Staaten Gewährsmangel, und es besteht namentlich dafür im Fuldaer Gesetz, sowie in Oesterreich und Preussen, auch im Fürstenthume Waldeck eine Zeit von 8, in Baden und Bayern 28 Tage, in den Reussischen Landen
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Finnenkrankheit — Flachlmf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 189
2 Monate. Im Grossherzogthum Hessen soll der Verkäufer gehalten seyn, ein Dritttheil von dem Kaufgelde nachzulassen oder zurückzuvergüten, wenn sie beim Schlachten gefunden werden.
Nr. 186. Pistlich
wird im Württembergischen Währschaftsgesetze überhaupt für alle bösartigen oder unheilbaren (Fistel ?) Uebel gebraucht, und es besteht dafür eine Gewährs­zeit von 4 Wochen 3 Tagen.
Nr. 187. Die Pisehschuppen-Krankheit, Ichthyosis cornea, bespricht Gurlt in Magazin XVI, S. 249.
Der krankhafte Zustand wird, wiewol äusserst selten, bei neugeborenen Kälbern beobachtet, und beruht namentlich in einer zu reichlichen, schichten­artig gelagerten Oberhautbildung; dagegen ist wieder die Lederhaut in ihrer Textur nicht krankhaft verändert; die in ihr enthaltenen Haarsäckchen und Haarzwiebeln sind ganz regelmässig, aber die Schäfte der meisten Haare sind zu kurz, so dass die Spitzen nur wenig über die freie Oberfläche hinausgehen.
Numan hat eine Analyse dieser verdickten Oberhaut vorgenommen und darin vielmehr unorganischen Stoff, insbesondere einen grossen Ueberschuss phosphorsauren Kalks vorgefunden; wovon wahrscheinlich auch die sichtbare grosse Brüchigkeit und Sprodigkeit abhängen mag.
Die Ursachen dieser Abnormität sind unbekannt.
Behandlung. Obschon solche Kranke nur in seltenen Fällen Heilobject seyn werden, müssen für sie doch im Allgemeinen solche Mittel, wie sie der mehr örtliche Zustand „die austerschaleuartige Verdickung der Hautquot; vor­schreibt, in Bereitschaft gehalten werden.
Nr. 188.
Der Plaehhuf, Syn. Plallhuf,
welcher mehr bei Vorderhüfen und zwar sowol bei Pferden, die feuchte Weide gehabt haben, wie auch in Folge schlechten Beschlages, aber auch durch Krankheiten hervorgerufen wird, zeigt nicht nur eine flache, sondern gewöhn­lich auch eine dünne Sohle und einen grossen Strahl; die Peripherie des Trage­randes ist sehr bedeutend und die Trachten sind niedrig und schwach. Bei manchen Pferden ist damit noch eine annähernd horizontale Richtung der Wand verbunden. Auch beim Rindvieh, das immer auf feuchtem Boden im Stalle steht oder in Niederungen auf sumpfiger Weide sich bewegt, findet sich nicht nur ein weiches Klauenhorn, sondern die Wände sind auch sehr ausgebreitet, flach und niedrig, wodurch der Gang schwerfällig und der harte ungleiche Boden für das Thier empfindlich wird.
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Flachhuf — Flechten.
Beim Beschlagen wird das Niederschneiden nur zur Ebenung der Trage­fläche vorgenommen werden dürfen, dagegen ist manchmal die Zehe zu kürzen, weil sie fast immer dick angetroffen wird, weshalb auch das Pferd zu sehr durchtritt, Uebrigens bedürfen solche Hufe mehr schützende breite Eisen, die nach dem innern Bande zu schwächer zulaufen. Bei sehr empfindlicher Sohle machen sich zuweilen Deckeleisen oder der Gebrauch des Terpentins mit Stopf­werg auf die Sohle nothwendig. Flankenbruch vide Eingeweide-Brüche.
Nr. 189. Die Flechten, Herpes,
sind mehr oder weniger begrenzte Hautausschläge, Polycarpen, bei denen die abnormen Producte, d. h. die Exsudate der Lederhaut zwischen ihr und der Oberhaut in Gestalt von Knötchen und Bläschen oder Pusteln zurücKgehalten werden, die aber früher oder später zu feineren oder gröberen Schuppen­grinden oder Crusten vertrocknen. In ihrem ganzen Verlaufe macht sich ge­wöhnlich lebhaftes Jucken bemerkbar.
Sie geben sich scheinbar als verschiedene Arten zu erkennen. Dieselben sind aber in der Thicrheilkunde keineswegs noch streng festgestellt, da das meist dunkle Hautpigment, sowie die allgemeine und dichte Behaarung des Thierkörpers die Anschauung der pathischen Vorgänge am Corium sehr hin­dern; insbesondere entgehen uns die Entwicklungserscheinungen.
Neuerdings haben von Bärensprung und Gerlach (Magazin XXIII) darauf hingewiesen, dass diese verschiedenen Arten nur scheinbare Verschiedenheiten haben, dass vielmehr diese verschiedenen Formen wesentlich dieselbe Flechte sind, dass überhaupt Herpes sich in allen Formen als eine selbstständige und örtliche, von inneren Störungen des Körpers durchaus unabhängige Krankheit der Haut herausstellt, dass er vielmehr als die Folge einer parasitischen Pilz­bildung anzusehen und wie alle parasitischen Hautkrankheiten contagiös ist.
Dass die Flechten aber nach den verschiedenen Thiergatt'mgen einen ver­schiedenen Ausdruck gewinnen, ist leicht erklärbar.
Da Flechten und Räude öfters mit einander verwechselt worden sind, so müssen wir auf letztgenannte Krankheit liier besonders verweisenlaquo;
Empfänglichkeit für sie haben alle Thiere, ganz besonders sind aber Hunde, sehr junge und sehr alte, abgemagerte wie fette Thiere dazu disponirt. In manchen Gegenden scheinen die Flechten häufiger, in anderen seltener vor­zukommen. Der Weidegang begünstigt jedenfalls das Stationärwerden dersel­ben, weil die Thiere dabei der Hautpflege entzogen werden und die Berüh­rungen mannigfach sind.
Zuweilen brechen sie plötzlich hervor, in anderen Fällen treten sie sehr allmühlig auf, und sind dann gewöhnlich auf einen sehr kleinen Kaum be-
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Flechten — Fleischgeschwulst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;191
schränkt, greifen auch nur langsam weiter um sich, oder vereinzelt stehende Flechten stossen mit einander zusammen.
Oft sind sie sehr hartnäckig, inveteriren daher gern und verändern dabei die Haut mehr und mehr, und können in einzelnen Fällen selbst ein allgemei­nes Siechthum hervorrufen. Ändernthcils sieht man auch, dass sie nach eini­ger Dauer ohne alles Zuthun von selbst wieder verschwinden.
Menschen sind durch Ucbertiagung derselben von Thicren häufig heimgesucht worden (cf. u. a. Schmidl'schc Jahrbücher, J. 1858, 2. H.).
Da sie bisher nicht als rein locale Krankheiten angesehen worden sind, so sind sie auch nicht rein local behandelt worden. Doch werden allerdings im Allgemeinen die hautreinigenden Mittel ausreichend befunden werden.
Wir geben in Nachstehendem die Beschreibung der auch von Gerlach als Prototyp anerkannten Ringflechte, H. circinatus s. tonsurans, Schuppen­flechte, H. squaraosus s. Psoriasis. Sie bildet sich an vertchiedenen Körper-theilen, ganz besonders In der Augengegend, an den Lenden, am Hintern und an der Scham; Heckmeyer sah sie, nach Magazin VII, bei einem Pferde auf dem ganzen Körper mit mehr als zweihundert, hie und da zusammenfliessenden Flecken. Beim Einde erscheint sie meist am Kopfe und Halse. Die Flecken nähern sich mehr oder minder der Kreisform, und sind mit einer Lage dün­ner, weissgrauer, asbestähnlicher Schuppengrinde bedeckt. Werden diese ent­fernt, so findet man die Haut darunter lebhaft gerothet, papulös und schrundig; die Haare sind entweder ganz und gar ausgefallen, oder sie finden sien doch nur vereinzelt. Findet dabei vernachlässigte Hautreinigung statt, wirken feuchte, nasskalte Witterung, mechanische Reizungen etc. ein, so wird die ergriffene Hantstelle höchst empfindlich, und es bilden sich auf derselben mehr oder weniger tief eindringende, sehr schmerzhafte Schrunden, welche eine gelbbräun­liche Feuchtigkeit ausschwitzen, die bald zu Schorfen vertrocknet.
Behandlung. Wenn bisher gegen dieselbe ein sehr eingreifendes Heil­verfahren statt fand, so zeigt sich dieses doch, neueren Erfahrungen und For­schungen zu Folge, unnöthig, indem die weisse Präcipitatsalbe und Auflösungen von Schwefelleber (bei Hunden 5j! Ivj), oder Jodschwefel 1 und Schweine­schmalz 12, täglich einmal eingerieben, genügen.
Fleckausschläge, Acarpae, vide Lohe. Fleischbruch vide Hodenfleischbruch.
Nr. 190. Die Pleiscligesoliwulst
giebt ungefähr das derbe Gefühl der Fasergeschwulst, aber sie hat zugleich eine unebene Oberfläche, und bei ihrem Durchschneiden zeigt sie eine fleisch-rothe Farbe mit körnigen oder knöchernen Einlagerungen, weshalb sie auch oftmals beim Durchschneiden ein Knirschen hören lässt. Es finden sich der-
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Fleischgcschwulst — Fötus-Versteinerung.
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artige Geschwülste im Zellgewebe, wie in zusammengesetzteren Theilen zuwei­len vor, und haben, wenn auch eine mechanische Gewaltthätigkeit sie hervor­gerufen zu haben scheint, doch wol einen tieferen Grund, zumal sie bei neuen Reizungen gern in Vcrschwärung und tippige Wucherung- übergehen.
Die Behandlung erfordert ihre Ausrottung durch das Messer, die Ho-denfleischgeschwulst oder der sogenannte Hodenfleischbruch wol auch zugleich die Entfernung der Scheidenhaut.
Fleischpolyp vide Polypen.
Fleischwunden = Muskelwunden.
Nr. 191, Flöhe,
die sich besonders im Pelze des Hundes und der Katze aufhalten und die Thiere incommodiren, werden besonders durch Reinlichkeit und Trockenhalten der Zimmer vertilgt; man vertreibt sie aber auch durch Abkochung der Coloquin-ten und anderer bitterer Mittel, wie des Pfefferkrautes und der stinkenden Chamille.
Nach The Yeterinarian, Apr. — Oct. 1855 hatte ein Hund '/a Ja'ir 1amp;Ï1S an Hautjucken gelitten, ohne dass ein Ausschlag zu bemerken war. Bei ge­nauerer Untersuchung aber entdeckte man am ganzen Leibe viele kleine Thier-chen, die sich als Larven vom Hundefloh auswiesen: Nachdem abgeschuppte Epidermis in verdünnten quot;Weingeist gebracht worden war, fand man nämlich auch ihr Eier, in denen sich Larven befanden, sowie leere Eihüllen, Larven in verschiedenen Altersperioden, Larvenhüllen, Puppen in verschiedenen Sta­dien ihrer Verwandlung in das vollkommene Insect, und Insecten selbst. Flussgallen vide Gallen.
Nr. 192. Foetus in foetu
heisst die Erscheinung jener Verirrung des ursprünglichen Bildungstriebes, oder der übermässigen Wirksamkeit der Bildungskraft, wenn ein Fötus oder nur Theile von ihm in einer Kürperhöhle oder unter der Hautdecke eines andern wahrgenommen werden.
Die Praxis wird nur in üusserst seltenen Fällen hierbei chirurgische Hilfe fordern.
Die Fötuslagen im mütterlichen Organismus sind öfters normwidrige, wie unter „Gcburtsverhinderungquot; weiter ausgeführt ist.
Nr, 193.
Fötus - Versteinerung
d, h. Vertrocknuug, nachdem derselbe im mütterlichen Organismus abgestorben
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Fötus-Versteinerung — FrucMliälter-EntzüiicIung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;193
und durch die Geburt nicht entfernt worden ist, so dass er nun als schädlicher Körper liegen bleibt und die neue Entwicklung von Embryonen gewöhnlich Lindert, ist öfters schon bei Schafen, Ziegen und Kühen beobachtet worden. In einem Falle waren noch Spuren der Eihäute zu bemerken (Wiener Viertel-Jahrsschrift, V, S. 159).
Fötus-Wassersucht vide Gebärmutter-Wassersucht.
Nr. 194. Französischcopy; oder rramsosenkrankheit
wird beim Rindvieh für Perlsucht gebraucht.
Unter ersteren Bezeichnungen wird sin in mehren Staaten als Gewährs-mangel geltend gemacht, und es besteht dafür in Prcussen 8 Tage, in Bayern 4 Wochen, in den Reussischen Landen 2, in Sachsen-Meiningen 3 Monate, in der Grafschaft Erbach 90 Tage Gewährszeit; von da bis zum 180. Tage findet halber Werthersatz statt; im Grosslierzogthum Hessen gilt in; Allgemeinen 4 Wochen, aber bei Mastvieh für Inländer 3 Monate; ebenso viel Gewährszeit überhaupt gilt in der Isenburg'schen Herrschaft. Fratt vide Lohe.
Nr. 195.
Die fressende Flechte,
erscheint in Form von Bläschen, welche schnell bersten und eine röthliche Flüssigkeit entleeren, womit zugleich die Haare am betreffenden Orte vollstän­dig ausfallen, so class bald eine geröthete, nässende Oberfläche erzeugt wird, die sich weiter und weiter ausbreitet, was zu heftigem Jucken wieder An-lass giebt.
Das üebel dauert oft lange Zeit fort und taucht gern nach der Heilung an anderen Stellen auf, oder wird durch Ansteckung (?) auf andere Thcile übertragen.
Als Ursache beschuldigt man sowol Erkältung, wie reichliches Futter bei Mangel an Bewegung.
Behandlung: 1) Massiges Futter von milder Beschaffenheit; 2) äusscr-lich Waschungen mit einer Auflösung von Schwefelleber, oder von Silbersal­peter, später Creosotwasscr, oder von weissem Vitriol, oder die weisse oder rotho Präcipitatsalbc.
Fro seh go seh wulst wird gewöhnlich gleich Gaumengeschwulst ge­braucht.
Fruchthälter-Blu tfluss,Catarrh,Entzündung etc. rz Gebärmutter-Blut fluss etc.
F.ilkc, Krankh. d. Ilauslb.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^3
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194nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Frühlin^saussclilug — Gallen.
Frühlingsausschlag = Nesselausschlag.
Fuchteln vide Hahnentritt.
Füllenkrankheit, Fülleulähme vide Gelenkfluss der Säug­linge.
Nr. 196. Der Pünfloch-Wurm, Pentastoma taenioides,
findet sich hin und wieder in den Stirnhöhlen verschiedener Hunderacen, bald in einem, bald auch in mehren Exemplaren vor. Man findet ihn nach Hcrt-wig gewöhnlich mit seinem Kopfende festgesogen, er verlässt aber auch von Zeit zu Zeit seinen Ort, und soll hierbei den Hund unangenehm reizen, so dass er viel mit dem Kopfe schüttelt, denselben gegen den Boden und gegen andere Gegenstände drückt und reibt. Bei mehren solchen Hunden hat man auch eine auffallende Neigung zu beissen gefunden, so dass man sie für wuth-krank hielt.
Behandlung. Die Trepanation des Stirnbeins und wiederholte Ein­spritzungen von bitteren Mitteln oder von einer Mischung von Creosot 5/S in schwachem Branntwein Jjv werden ihn am sichersten beseitigen.
Nr. 197. Die Fussentzündung.
Hin und wieder werden mechanische Erschütterungen auf die unteren Schenkclpartiecn und Gelenke nicht Entzündung eines Theiles, als des Krön-, Fesselgelenks etc. mit seinen Folgettbeln herbeiführen, sondern man findet öfters Krankheitsfälle, wo diese unteren Partieen sammt und sonders wesentlich lei­dend sind, so dass die Thiere sehr lahmen, nicht durchzutreten vermögen, knickelnde Bewegungen im Fessel- und Krongelenkc zeigen, und dass Folge­übel, als Schale, Ueberbein etc. sieh entwickeln.
Behandlung. In solchen Fällen ist völlige Schonung und der antiphlo-gistische Apparat incl. das Schmälern des Futterquantunis so ganz am Platze, und stärkende, die Gelenkbänder erkräftigende Mittel etc. sind nur nöthigen-falls und dann erst anzuwenden, wenn alle und jede Symptome des entzünd­lichen Leidens rein beseitigt sind.
Fussräude = Schliimpeausschlag.
Futterrehe heisst die durch übennässige Nahrung, insbesondere durch Roggen u. dgl., sowie durch grosse Ruhe entstandene fieberhafte Hufentzün­dung.
Gallen ss Gelenkwassersucht.
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Gallenblase-Ausdehnung — Gallcnfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
Nr. 198. Gallonblase - Ausdehnung findet sich nicht gar selten, da manche Hindernisse der Gallenexcretion vor­kommen, als entzündliche Ansclnvellung der Schleimhaut, Druck von der Nach­barschaft, nach Gurlt auch Massen plastischer Lymphe, nach Otto fleischige (polypöse?) Auswüchse, sowie endlich Gallensteine.
Es wird dadurch die sogenannte Gallenblasen-quot;Wassersucht herbeigeführt.
Nr. 199. Gallenblase - Entzündung wird sowol durch weiter verbreitete Intestinal - Catarrhe and Entzündung, wie durch Gallensteine hervorgerufen. Die Galle gewinnt dadurch eine sehr schlei­mige Beschaffenheit.
Nr. 20O. Gallenblase - Verletzung,, die in Folge eindringender Bauchwunden entsteht, giebt sich wol durch Aus-fluss von Galle kund. Da dieselbe der Verdauung entzogen wird, da sie auch, sowie Blut, in die Bauchhöhle abtröpfelt, so ist diese Verletzung jedenfalls höchst bedrohlich und fordert, wenn ein Ilcilversuch gemacht werden soll, ein strenges Entziehungsverfahren, volle Ruhe, kalte Begiessungen des Bauches.
Nr. 201. Die Gallenblase-Wassersucht. Von einem Rinde ist mir erinnerlich, dass dio Gallenblase und die Gallen­gänge bis tief in die Leber hinein durch eine beträchtliche Quantität Flüssig­keit ausgedehnt waren. Die Krankheitsgeschichte habe ich leider nicht auf­gezeichnet und ist mir zu wenig erinnerlich, als dass ich sie hier mittheilen könnte. Doch kann angedeuteter Krankheitszustand begreiflicher Weise nicht Wassersucht genannt werden.
Nr. 202. Der Gallenfluss, Cholozemia.
Die Gallenabsonderung ist krankhaft vermehrt und verändert, wodurch auch die Resorptionsthätigkeit mehr Gelegenheit hat, einen Theil der in den Darm ergossenen Galle wieder ins Blut aufzunehmen. Dadurch werden sich im Allgemeinen der gallige Zustand, Status biliosus s. Polycholia, ins­besondere aber schlechte Fresslust und Verdauung, vermehrter Durst, Colik, seltener, trockener, grünlicher oder schwärzlicher Roth, sparsamer und bräun­licher Harn, schmutzig belegte, oftmals wie rissige Zunge, gelbe Färbung der Schleimhäute, Eingenommenheit des Kopfes, ja wirkliche Koilerzufälle, matte taumelnde Bewegungen offenbaren. Zuweilen paart sich damit eiu deutliches
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Gallenfluss.
Fieberleiden, Febris biliosa, das mit grossem Froste und darauf eintretender intensiver Fieberhitze beginnt, nachdem zuweilen schon seit einigen Tagen, ja seit längerer Zeit die vorher beschriebenen Zufälle vorausgegangen waren.
AetioJogie. Gut genährte Thiere, die besonders in Ruhe gehalten wer­den, disponiren sehr dazu, insbesondere aber solche mit Blutanhäufungen im Hinterleibe. Veranlassend wirken: reichliches und gutes Futter, grosse Hitze, feuchte, schwüle Luft, dunstige Ställe, Miasmen, schneller Wechsel der Tem­peratur, Erschütterungen des ganzen Körpers.
Verlauf, Dauer, Amgünge. Ist die Krankheit fieberhaft, dann verläuft sie gewöhnlich acut. Die Ausgänge sind: a) Vollkommene Gesundheit, ge­wöhnlich unter Criscn. b) Theilwcise Genesung, indem Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, wässrige Anschwellungen oder Mauke als unvollkommene Crisen zurückbleiben, c) Andere Krankheit, als Ruhr, Darm- oder Leber-enlzündung, Leberentartungen, Stillkoller, Wassersucht, d) Der Tod in Folge genannter Leiden, oder durch die torpide oder putride Erschöpfung der Le-bensthätigkeit, oder unmittelbar durch die heftigen Congestionen.
Leichenbefund. Die Leber ist blutreich, die Gallengänge und Gallenblase enthalten grosse Mengen dunkclgefärbten und ziemlich consistenten Secrets, desgleichen der Darmcanal, wo es, mit Darraschleim gemischt, die Schleimhaut überzieht. Diese letztere ist selbst schmutzig geröthet, aufgelockert, weich, zuweilen selbst crodirt und exuleerirt. Das Serum in der Bauchhöhle ist gelb oder grünlich gefärbt, bitter schmeckend. Nach dem Fiebercharacter bald die Spuren der Congestion und Entzündung, oder der Dissolution; Imbibition der Innern Gefässhaut; venöse Stasen und Ecchymosen,
Behandlung. 1) Die Erfüllung der Causulanzeige und leichte Diät, bei günstiger Jahreszeit Grünfutter, selbst junges Getreide, säuerliche Getränke, massige, aber keineswegs suspendirte Bewegungen, Flussbäder. 2) Die eigent­liche Krankheitsbehandlung variirt nach den Formen; doch hat sie immer die Aufgabe, a) die im Uebermasso abgesonderte Galle aus dem Verdauungscanal zu entfernen: dazu ein Brechmittel, der Brechweinstein mit dem Weinstein­rahme, die Tamarinden, Glaubersalz, so dass täglich einige breiige Entleerungen erfolgen. Sodann gelinde Aromatica und Amara mit einer Säure, b) Beim ent­zündlichen Gallcnfieber ist vor Allem der Aderlass nothwendig, dem nach Umständen kalte Umschlage auf den Kopf, Ableitungsmittel, Mercurialeinrei-bungen auf die Lebergegend etc. folgen, c) Passive Congestionen erfordern Derivantien nach der Haut, d) Es müssen aber auch, um die Aufnahme schädlicher Stoffe ins Blut zu vermeiden, sobald nicht von selbst reichliche Darmausscheiduugeu eintreten, massige Ausleerungsmittel gereicht, dagegen aber profuse Entleerungen bekämpft und der allgemeinen Dissolution durch die Mineralsäuren und Adstringentien bald mit schleimigen, bald mit aromati-
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GallenCiiss — Gallensteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 197
sehen Mitteln begegnet werder. 3) Was die Indicationen der Ausgänge be­trifft, so müssen bei beiden Arten jedenfalls die Criscn geleitet werden. 4) In der Keconvalescenz nach Umständen bald ein karges, mehr antiphlogistisches, bald mehr ein mtauriremlcs Verfahren. 5) Weiteren Symptomen und Nach-krankiieiten ist ein Ziel zu setzen.
Nr. 203. Die Gallengänge-Entzündung ist entweder die Folge der Gallenblasen-Entzündung, oder einer Entzündung des Zwölffingerdarms, Der Abfluss der Galle wird dadurch behindert.
Nr. 204. Die Gallengänge-Erweiterung wird durch Gallenconcretionen oder durch Leberegeln etc. herbeigeführt.
Nr. 205.
Die Gallengänge - Verengerung und Verschliosaung
wird durch Entzündung, Gallenconcretionen, Lebcrcgeln, Krebs der Leber,
faserknorpelartige Verdichtung der Wände beim Rinde etc. herbeigeführt, aber
erst bei der Section erkannt.
Gallenruhr vide Durchfall.
Nr. 206. Die Gallensteine, Calculi biliarii s. Cholelithi, sind im Allgemeinen aus Galle, Gallenfarbstoff, Gallenharz, Cholestearine, Fetten und deren Säuren, stearinsaurem Kalke, Alkalien in Verbindung mit Säuren, phosphorsaurem Kalke, kohlensaurem Kalke und Magnesia, Albumin und bei Rindern aus einem nach Moschus riechendem Bestandtheilc gebildet, resp. sie werden durch eine überwiegend starke Menge Gallonschleim verbunden, denn man findet in selbigen wol 6—12 0/0, in der Galle etwa'/a quot;/o. Sie sind dunkel­grün-, oder dunkclgelbbraun, selten hell von Farbe, von bitterem Geschmacke, und beim Rinde von moschusartigem Geruclie. Ihre Oberfläche ist glatt, oder uneben und rauh, ihr Gefüge unrcgclmässig concentrisch, der Kern von der­selben Masse; die Consistcnz sehr verschieden, sowie die Grosse. Im Berliner Thierarzneischul-Cabinet z. B. findet sich ein Gallenstein des Pferdes, der O'/laquo; Zoll lang, 4 Zoll dick und S3^ Zoll breit ist; mit diesem zusammen fanden sich noch 4 andere, die zusammen 6 Pfd. wiegen.
Die weiteren physischen Eigenschaften der Gallensteine beschreibt Fürslcnbcrg in Magazin XIII, 261 et sqq.
Am häufigsten werden sie beim Rinde, weniger häufig bei Pferden, Schweinen, Hunden, Katzen und Vögeln (Magazin XV, 79) gefunden; bei Schafen aber hat man noch gar keine wahrgenommen.
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Gallensteine — GallenverscUung.
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Das Vorhandenseyn von Gallensteinen ist nicht bestimmt im leben­den Körper nachzuweisen, obschon ein gelbsüchtiger Zustand, öftere Colik-zufälle, geringe Gallensecretiou und chronische Unverdaulichkeit sie vermuthen lassen.
Behandlung. Die Gallensteine können weder durch eine Operation, noch durch Abführmittel entfernt, oder durch andere Medicamente aufgelöst werden. Allenfalls ist die gestörte Gallenexcretion durch Fei tauri und andere bittere mit salzigen Mitteln nothdürftig zu ersetzen.
Nr. 207. Die Gallenversetzung. Syn. Der gallige Zustand oder die Gelbsucht, Choloplania, Icterus. Symptome. Die in ihrer Ab- und Aussonderung beschränkte oder be­hinderte Galle verunreinigt mit Auswurfsstoffen das Blut und wird nun in mannigfachen Gebilden vicarirend ausgeschieden und abgelagert. Daher färben sich die helle Hautdecke, die weisse Haut des Auges und die Schleim­häute gelb, die Zunge ist mit schmutzigem Schleime belegt, der Harn wird durch Gallenpigment dunkel gefärbt etc., dagegen ist der Koth blass, mit Schleim überzogen, säuerlich riechend, und mancherlei Verdauungsstörungen treten mit ihren üblen Folgen hervor, sowie selbst Eingenommenheit des Kopfes und wirkliche Kollorzufälle.
Aetiologie. Die Krankheit kommt bei allen Haussäugethieren vor; ge­wöhnlich trifft sie ausgewachsene und gutgenährte, in Ruhe gehaltene, ferner ältere Thiere, und hängt hier meist von organischen Veränderungen der Leber ab; anderntheils findet man als veranlassende Ursache zuweilen Gallensteine; beim Schafe wird sie gewöhnlich durch die Egelkrankheit, in andern Fällen und bei anderen Thiergattimgen durch Lebercutzündung, durch die Rinderpest, Influenza, Krankheiten des Zwölffingerdarms, der Bauchspeicheldrüse etc. her­vorgerufen. Als äussere Schädlichkeiten machen sich dafür, wie für übergrosse Bereitung der Galle, bei welchem Vcrhäitniss sie in den Darm ausgeschieden, mit den Darmstoffen vermengt und diese intensiv färbend, aber doch reichlich wieder aufgesogen wird, der Hochsommer und Herbst geltend. Auch dunstige Ställe, feuchte, schwüle Luft, schneller quot;Wechsel der Temperatur, Diätfehler, in einzelnen Fällen bei Hunden wol auch heftige Gemüthsaufregung und Gram, heftige Schmerzen, Einwirkungen thierischer Gifte, vorzüglich der Vipernbiss, vermögen Gelbsucht hervorzurufen.
Terlavf, Dauer, Ausgänge. Die Krankheit bewirkt zuweilen Fieber, in der Regel verläuft sie aber chronisch, ist wenigstens an keine bestimmte Zeit gebunden, und nicht selten führt sie auch zu anderen Krankheiten, denn selbst Dummkoller und Wassersucht erwachsen daraus. Im günstigen Falle treten
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Gallenvcrsctzgt;in(? — Gastrisches Fieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 199
nach einiger Dauer reichliche und dünne Darmontlcerungen ein, sowie ein lehmiger gefärbter Harn, Schweiss in der Flankengegcnd.
Die Prognose richtet sich nach dem Cuusalmomente, und ob früh oder später Behandlung eintritt, ob die oder jene Organe mit ergriffen sind.
LcicJicnhr.fnnd. Das Blutserum hat eine gclbgrünliche Farbe und bittern Geschmack. Icterus in mannigfachen Organen und Geweben, organische Ver­änderungen der Leber und anderer Organe; bei einem icterischen Hunde, der der Art durch ücberfahren afficirt worden war, fanden sich Zerreissung und Obliteration des Ductus cboledochus und Ergiessungen. Oft ist die Galle selbst verändert, dick, pechartig, das Blut gewöhnlich dunkel.
Behandlung, Stets ist die Wiederherstellung der beschränkten oder un­terdrückten Gallenausscheidung die Hauptaufgabe, dem man, bei Berücksich­tigung der Causalanzeige, bald durch ein Emeticura, Weinstoinrahm und andere salzige Abführmittel, als Spiessglanzweinstein, Calomel, sowie ferner auch durch Quecksilbereinreibungen in die Lebergegend, Clystiere, leicht verdauliche, küh­lende Nahrung bei mehr acutem Stande, ganz besonders bei günstiger Jahres­zeit Grün fütterung, selbst junges Getreide; oder bei chronischer Gelbsucht durch, übrigens vorsichtigen, Gebrauch der Purganzen oder hautbethätigenden Mittel, mehr durch harntreibende Substanzen, Terpentinöl, Asant, Schöllkraut, Seife, bittere, gewürzhafte Mittel, Senf etc., zuweilen auch durch Fontanelle begegnet. Krankheiten aber, die sich episodisch in der Gelbsucht bilden, oder aus ihr entstehen, sind ihrer Natur nach zu behandeln.
Nr. 208.
Gallertkrebs
ist die Varietät der Carcinose, welche zahlreiche, sich durchkreuzende Fasern
und dazwischen Bläschen wahrnehmen lässt, die eine durchsichtige Flüssigkeit
und Krebszellen enthalten.
Ganglientyphus = Rinderpest.
Nr. 209. Das gastrische Fieber, Febris gastrica s. saburralis.
Es hat dieser Krankheitszustand oft lange Vorboten: als schlechte Fress­lust und Verdauung, übelbcschaffeneu Koth u. dgl.
Bei seinem Eintritte zeigt sich gewöhnlich nur geringe Kälte und Frost, aber auch die nachfolgende Wärme ist nur massig, der Puls voll, weich und nicht sehr beschleunigt, zuweilen jedoch unrhythmisch. Das Athmen geschieht mit Anstrengung der Bauchmuskeln. Die Futtcraufnahmc ist sehr gering, oder es zeigt sich ein veränderter Appetit, die Zunge ist schmutzig belegt, aber gewöhnlich feucht, aus dem Maule kommt häufig ein sehr abweichender Ge­ruch, der Hinterleib ist dick oder aufgeschürzt; zuweilen hört, man Poltern.
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Gastiisclics Fieber — Gaumenverlclzungen.
Der Kothabsatz ist unterdrückt, und wenn er stattfindet, so verbreitet sich ein saurer oder fnuügcr Gerndi. Der Harn ist braun, trübe, zähe. Bei Hunden und Katzen findet erleichterndes Erbrechen statt.
Varietäten, Das mehr entzündliche und ein torpides gastrisches Fieber.
Die Dauer kann recht Kurz soyn, sich entscheidend durch Durchfall oder Erbrechen. Doshalb hinnen 5 — 7 —14 Tagen. Oft wiederholen sich die cri-tischen Bemühungen.
Manchmal geht es in andere Krankheit über: Wie es namentlich sich aus Dyspepsie entwickelt, so kann es sich auch dabin zurückbiklen. Ausser-dem Magen-, Darmentzündung, Faulfieber ete.
Leichenbefund. Auftreibung des Magens, des Darmcanales von Gasen, starker Schleimüberzug auf der fleckig, dunkel und schmutzig gerotheten Schleimhaut, Erosionen und Ulcerationen in derselben; dunkles dünnflüssiges Blut, Imbibition dei' grossen Gefiissc, blutreiche Leber und Milz u. dgl.
Ursachen. Verdauungsschwäche, eine eigenthümlicho Luftconstitution, feuchtes Sommerwetter, Erkältung.
Behandlung. Ein zu reizendes Verfahren, namentlich der Gebrauch bit­terer Mittel können die entzündlich gastrische Art, zu stark gebrauchte ent-zündungswidrige Mittel, und die Vernachlässigung der nötbigen Ausleerungs­mittel die torpido Art hervorrufen,
Nr. 210. Die Gaumengeschwulst,
bekundet sich dadurch, dass die Schleimhaut des gefurchten Gaumens bei Pferden über die Schneidezähne hervorragt, und dass die daran Leidenden mehr oder weniger am Fressen gehindert werden.
Sie ist zweifacher Art. Entweder nämlich liegt ihr Erschlaffung, beson­ders in Folge von langwierigen Verdauungsstörungen, zu Grunde, und die Gau-mcnschleimhaut ist blass und ohne alle congestive Spannung; oder sie beruht in vermehrtem Blutandrange z. B. beim Zahnen, bei Entzündung benachbarter Theile.
Behandlung. Wenn in ersterem Falle, ausser den im Allgemeinen an­gezeigten Mitteln, Käuknebel von zusammenziehenden und balsamischen Stoffen, z. B. Calmus, Ingber, Galgantwurzel, Biberneil- und Bertramwurzel, oder con-centrirte Salz- oder Alaunauflösungen mit Zusätzen von Branntwein und Essig gebraucht werden müssen, so dienen bei vermehrtem Blutandrange Aderlässe am Gaumen und kühlende abführende Arzneien, dabei Weich- und Grünfutter.
Nr. 211.
Gaumenverletzungen
geben sich namentlich im frischen Zustande durch käuende Bewegungen, ge-
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Gaumcnvnilclzung-cn — Cïehanimller-Blutfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;201
ringcrc oder stärkere, oft sehr beträchtlicho und lang anhaltende Blutung, manchmal durch beschränkte Futtoraufnahme, ja, wenn (his Gaumengewölbe
mit verletzt ist, durch Auswerfen von Futter durch die ïs'ase zu erkennen. Bei älteren Wunden sind dieselben oftmals durch Futtennassen verunreinigt und beladen.
Gelcgouheitsursachen sind stechende odquot;r schneidende Körper, die gewöhnlich mit den Nahrungsmitteln in die Maulhöhle gelangen, oder sie ge­schehen bei ungeschicktem Eingeben von Arzneien, oder sie werden auch ge­flissentlich für Heilzwecke gemacht (Eernstechen). Das Gaumengewölbe fand sich in einem Falle caries zerstört hei Rotzkrankheit.
Das Präparal findet sich in der iiiesiscn zootomischen Saianilung-.
Behandlung, Fremde Körper entfernt man, verabreicht keine festen Nahrungsmittel, oder entzieht sie bei stärkerer Blutung einstweilen gänzlich und stillt die Blutung durch zusammenziehende Mauhvässer, oder durch Druck­verband, durch das Brenneisen, am sichersten bei starken Blutungen durch Unterbindung mit Substanz, hält übrigens die Wunden rein und befördert die Heilung durch Einstreichen von Aloötinctur oder durch das balsamische Wundwasscr.
Gebärmutter-Berslung vide Gebärmutter-Zerreissung.
Nr. 212. Der Gebärmutter - Blutfluss, Metrorrhagia.
Symptome. Unter den mehr oder minder deutlichen Symptomen der Blutüberfüllung in den Beckenorganen wird reines oder mit Schleim gemischtes Blut entleert.
Actiologie. Kühe, Hündinnen und Affen zeigen denselben, doch in ver-hältnissmässig geringem Grade, zuweilen zur Zeit der Grünst (somit als Men­struation) , oder es liegt solchen wol auch bei Hündinnen zu starke Begattung zu Grunde, sowie im Allgemeinen dor Gebrauch stark harntreibender Mittel und der Canthariden. Hin und wieder wird dieser Blutfluss auch in Folge schwerer Geburten oder anderer mechanischer Einwirkungen beobachtet. Numan berichtet über eine Krankheit der Kühe, die in Holland epizootisch vorkommt: Aus der Scheide und Scham erfolgen Blut- und Scbleimflüsse, — Stoltz sah bei einer Kuh, die an rheumatischem Fieber litt, '/j Quart dickflüssiges, schwarzes Blut ohne alle Zeichen zum Uriniren aus der Scham ausflicssen, wel­ches sich drei Mal in 2 Tagen wiederholte. Vielleicht wirkte die Application schwarzer Nicsswurzel in ein Fontanell darauf hin. — Jacob beobachtete drei Fälle von Blutfluss bei Stuten; sie dauerten 'i — 5 Tage und wiederholten sich nach 9 — 26 Tagen, worauf sie genasen. In anderen Fällen bleibt örtliche Schwäche und Schleirnfiuss zurück; oder es entsteht, Entzündung, Wassersucht, oder der Tod durch Verblutung und andere Krankheit.
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(Jdiiirmullcr-Blutfluss — Gebärmutter- und Scheidencnlarrh,
Jm Ganzen ist aber die Prognose nicht ungünstig.
Leichenbefund, Die Gcbärmutlcr, wie die Fallopischen Rohren und Eier­stöcke hyperämisch, Uterus und Sclicide enthalten noch Blut, die Schleimhaut ist dunkclroth, aufgelockert, suggillirt. Oder die Folgen dos Blutflusses.
Behandlung. Vollblütigen Subjecten ein Aderlass, Ruhe, kühler Aufent­haltsort, berabstimm ende säuerliche Heilmittel, Mittelsalze, essigsaures lälci, kalte Umschläge. Bei Schwäche Adstringentien, schwefelsaures oder Chlor­eisen. Bei Schlaffheit Mutterkorn. Im Notbfalle kalte Bcpiessuiigen des Hin-terthciles, kalte lujectionen, die Tamponade mit Essig und anderen styptischen Mitteln.
Nr. 213. Der Gebärmutter-Bruch, Hernia Uteri,
durch den Bauehr ing kommt nach der gewöhnlichen Annahme nur im nicht­trächtigen Zustande bei Hündinnen vor. Er bildet an dem einen oder andern Weichentbeilo des Euters eine Geschwulst, die sich mehr oder weniger leicht zurückdrücken lässt. Eine Einklemmung dieses Bruches erfolgt so leicht nicht, da die Gebärmutter nicht, wie der Darm, abwechselnd voll und leer ist, ist daher nur möglich, wenn zugleich ein Darmbruch vorhanden ist. Roll hat einen solchen der geschwängerten Gebärmutter beim Hunde nachgewiesen, und zugleich dargethan, dass das runde Band des Uterus sich nicht allein gegen den inneru Lcistcnring hinwende, sondern durch die Bauchmuskeln hindurch gehe und im Zellgewebe unter der Haut sich verliere, so das Bauchfell mit nach aussen ziehe und dadurch eine Ausstülpung bewirken könne, in welches sich das Ende eines Uterushornes einlagere. Wenn nun die befruchteten Eier daselbst sich mehr entwickeln, so gelange das Horn immer mehr nach aussen und unter die Haut.
Bei den übrigen weiblichen Thieren finden sich Bauch-, Flanken- und Sehenkel-Gebärmuttcrbrüche, und zwar gewöhnlieh nach Stössen und bedeuten­den Anstrengungen.
Am lebenden Thiere und wenn dasselbe nicht trächtig ist, werden die­selben als solche selten erkannt; auch sind die Folgen meisi; nicht erheblich; nur sterben hei Leistenbrüchen gewöhnlich die Jungen ab.
Nur nach der Geburt ist nüthigonfalls die Zunickführung und Zurück­haltung des Uterus uothwendig.
Nr. 214. Der Gebärmutter- und Scheidencatarrh tritt als acute und chronische Varietät auf. Erstere hat folgende
Symptome, Der Anfang beginnt mit fieberhaften Zufällen; dabei Un­ruhe, Hin- und Hertreten, selbst Schmcrzhaftigkeit bei der Berührung der
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Gebärmullef- und Scliciiloncatarrh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 203
Bauchdecken, öftere fruchtlose Bcmühungcii zur Harn- und Mistentleerung, trockener Koth. Wärme des Mastdarms, Sclmicr/ daselbst, .Vaclilassen der Milchabsonderung, die Schleimhaut sehr geröthot, empfindlich und warm, aus ihr fliesst ein heller und eiweissartiger Schleim. Oft kommen Nerveazufftllo hinzu, wie Schreien bei Hunden, Zuckungen, Krcu/lähmc etc.
Symptome der zweiten Art. Ein schmutzig weisser, dicklicher Aus-fluss, der, wenn die Kühe liegen, sich hinter ihnen auf dem Lager anhäuft, wovon aber immer Scham und Schweif besudelt werden, macht sich bald stär­ker, bald schwächer bemerkbar. Dabei sehen Scham und Scheide blass aus. Bei fortdauernder Fresslust und selbst bei gutem Futter nehmen solche Kühe aber sehr am Fleische ab, auch die Milch wird in geringerer Menge und von schlechter Beschaffenheit abgesondert. Solche Kühe rindern zu ihrer Zeit wol noch, ja sie empfangen, aber es koiiimt selten eine Frucht zur Reife.
In einzelnen Fällen tritt erst bei trächtigen Kühen ein solcher schleimi­ger, oft übelgefärbter und riechender Ausfluss ins Leben. Fühlt man dabei die Bewegungen des Jungen nicht, gehen wol auch zugleich einzelne Knochen-und Weichtheile mit ab, so ist diess selbstverständlich ein Zeichen des abge­storbenen und in Fäulniss übergegangenen Fötus.
Bei Stuten sammelt sich oftmals auch der Schleim an. dehnt den Frucht-hälter aus und giebt dem Thiero das Ansehen, als ob es trächtig oder was­sersüchtig sey (vide Gebärmutter-Wassersucht). Zu Zeiten, etwa alle 6 — 8 Wochen, geschiebt ein Erguss einer grossen Menge desselben.
Aetiologie. Kühe zeigen am öftesten dieses Leiden; übrigens kommt die erstgenannte Art mehr in jugendlichen Individuen vor, und entsteht dann gewöhulicli bei wiederholter Brunst, oder nach vorausgegangenen Geburtsan­strengungen oder durch Erkältung, Die chronische Art hängt häufig mit der ganzen Constitution des Kranken, die sich als Schwäche und Schlaffheit aus­drückt, zusammen. Oft sind auch Frühgeburten und Abortus, oder bei er­wähnten speeifischen Symptomen die Fäulniss des Fötus zu beschuldigen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die erste Varietät beendet sich in der Regel schon in den ersten 7 — 14 Tagen, oder sie geht auch in die zweite über. Genesung tritt bei jener unter Criseu ein, der ausllicssende Schleim wird gelb und dickflüssiger und lässt mehr und mehr nach. Die zweite Form hingegen schwindet im günstigen Falle nur allmählig, stets ohne Crisen, und macht häufig Recidivcn, und oftmals verfallen die Thiero in Abzehrung und colliquative Durchfälle.
Leichenbefund, An chronischer Leucorrliöo Verstorbenen findet man die Höhle des Uterus erweitert und in ihm gewöhnlich noch Massen verschieden gefärbten Schleimes. Die Schleimhaut ist zuweilen steüenweise sclmiulzig-rolh, gewöhnlich aber blass, erweicht, oder verdickt, die Falten wulstig hervorge-
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Oebärmatter- und Soheldenoatarrlt — Oebärmntter-Entaündung.
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trieben. Iliczu kommen wol noch anderweitige Producte, wie polypöse Aus­wüchse.
Behandlung, Bei der aouten Form giebt man mild abführende und hautbethätigende Mittel, wie Salmiak mit Fliederblumen. Dabei warmes Be­decken, Frottircn der Haut, Dampfbäder, Clystiere. Später Schwefel in Ver­bindung mit bitteren, gewürzhaften Mitteln und Kochsalz.
Schwieriger ist die chronische Art zu besiegen. Pie Causalanzeige ist oft von Wichtigkeit. Der eigentlichen Krankheitsbehandlung dienen aber ört­liche und innerliche Mittel. Die erstcren bestehen anfangs in reinigenden In-jeetionen, später Adstringentien, wozu vielleicht erst der Muttermund mit den Fingern eröffnet werden muss. Damit die eingespritzte Flüssigkeit länger in der Gebärmutter verweile, stellt man die Leidenden hinten höher. Oft müssen erst Schleimanhäufungen entleert werden, wozu wir auch innerlich die Haselwurzel, die Sabina, das Terpentinöl etc. verwenden. Uebrigens machen sich das kohlensaure Kali, in der Mehrzahl der Fälle .aber, namentlich in schwächlichen, blutleeren Individuen das Schwefeleisen, der Eisenvitriol mit aromatischen Mitteln, die Ratanhia und selbst die China nothwendig. Bei einem abgestorbenen Fötus sind die Sabina, das Mutterkorn, die Haselwurzel, sowie wol auch ein chirurgisches Eingreifen am Platze.
Die Diät muss die Cur freilich wesentlich unterstützen, deshalb nament­lich bei der chronischen Form kräftiges Trockenfutter, strenge Futterordnung, trockener, massig warmer Stall, Reinlichkeit.
Nr. 215. Die Gebärmutter-Entzündung, Metritis.
Symptome. Traurigkeit, Unruhe, Umsehen nach den Flanken, Wölbung und Steifheit des Rückens, grosse Empfindlichkeit des Kreuzes, schwankender Gang, Kälte der Extremitäten. Das Athmen ist stöhnend, der Puls schnell, Nahrungsaufnahme gering, Maul heiss, Hintorleib aufgetrieben, hartnäckige Verstopfung des Darms, oder nur dürftiger Abgang eines schwarzen, trocknen Kotlics, Drängen auf die äusscron Geburtsthoilc wie bei Urincntlcerung, Röthe des in geringer Menge abgehenden Urins, die Milchabsonderung hört auf, das Euter wird welk, die Scham ist angeschwollen, die Scheidenschleimhaut mehr oder weniger geröthet, sehr warm, trocken. Durch den Mastdarm fühlt man die Vergrösserung der consistenteren Gebärmutter.
Eine chronische Fr uchthillte r-Entzün dung entwickelt sich all-mählig und beschränkt sich meistens auf einzelne Partieeu des Uterus , oder nur auf die Schleimhaut, und es sind in diesem Falle die Fieberbewegungen und Schmerzensäusserungen geringer, die Gebärmutter ist weder sonderlich hart anzufühlen, noch auffallend vergrössert.
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Gebarmutter-Entzümlung — Geb.ïrmutloi-lljdatiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;205
Ursachen. Sie findet sich besonders bei jungen Thieren, namentlich bei guten Milchkühen.
Gelegenheitsursachen sind Erkflltungen und starke Quetschungen bei der Geburt und bei roher Entfernung der Nachgeburt; zuweilen 1st der Vorfall des Fruchthälters die Schuld. Die chronische Species entsteht auch durch längeres Verweilen der Nachgeburt in der Gebärmutter.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Genesung erfolgt oft schon am 3. — 4. Tage, thronische Entzündung hingegen zerthellt sich nur sehr alhnilhlig.
Ausflüsse übelriechender Jauche mit den Zeichen des Hrandes führen oft schon nach den ersten Tagen zum Tode. Bei Mutterschafen beobachtete Ger­lach deo Gebarmuttcrbrand, nach Magaz. Xil, 3, enzootisch („in Folge typhöser Blutdyskrasiequot;): 12 — 36 Stunden nach dem Lammen, wenn diess auch ganz leicht von Statten gegangen war, gingen sie plötzlich vom Futter ab, kauerten sich in eine Ecke des Stalles, athmeten sehr schwer, hatten be­schleunigten Herzschlag, waren ganz matt und hinfällig, üie Bindehaut war venös geröthet, die Thiere lagen meist mit ausgestrecktem Kopf, und 2 — 6 Stunden später fingen sie au, periodenweise mit den Lippen zu bebbern, die Überlippe aufzuziehen, mit den Zähnen zu knirschen und dann alsbald auf die Tracht zu pressen, wobei oft klägliche Töne hörbar wurden. Ans der Ader gelassenes Elut war schwarzroth und gerann zu einem gleichmttssigen, lockern, schwarzen Kuchen. Nun schwollen auch die Schamlefzen an und die Schleim­haut der Scheide trat dunkelgciöthct hervor. 6 — 12 Stunden nach dem Ent­stehen stellte sich Brand ein, das wellenartige Drängen nahm überhami und nach 12 — 24 stündigem qualvollem Leiden trat der Tod ein. Hydrops bei Weiterverbreitung der Entzündung auf die Bauchhaut.
Die Prognose ist übel, um so mein- aber bei der aeuten Form der Kühe, da das Beginnen der Entzündung durch nur undeutliches Hervortreten der Zufälle übel für die Diagnose ist.
Behandlung. Bei der aeuten Form ist nach Entfernung der Ursachen möglichst zeitig der entzündungswidrige Apparat, namentlich ein ergiebiger Aderlass, insbesondere am Schweife und au den Schrankadern, am Platze, sowie schleimige und beruhigende Einspritzungen in massigen Mengen, oder nach starken Quetschungen Einspritzungen von warmem Wein in Mastdarm und Scheide; innerlich Salpeter und Glaubersalz mit schleimigen Mitteln, Calomel bei Complicatlonen mit Peritonitis; Salpeter mit Campber und Chamillen bei torpidem Fieber- und Milzbraudcharacler; kühlende mit stärkenden Mitteln bei der chronischen Form; das Creosot innerlich und äusserlich als ganz vor­treffliches Mittel bei jenen flelschbruchartigen, höchst widrigriechenden Excre-tionen der Hunde ; ausserdem Senfteige, scharfe Einreibungen. Fontanelle bei Zufällen der Lähmung.
Gebärmutter-Hydatiden vide Gebärmutter-Wassersucht.
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Gebärmutter- und Schcidenkrebs — Gebärmutter-Lähmung.
quot;
Nr. 216.
Der G-obärmutter- und Scheidenkrebs, Scirrhus et Carcinoma Uteri
et Vaginae,
wird gewöhnlich erst dann vom Besitzer gewürdigt, wenn er bis zur Ge-sohwllrbildung vorgeschritten ist (Magazin XX, 492).
In diesem Stadium wird eine bräunliche, sehr übelriechende Jauche aus der Scham fliessen, und bei näherer Untersuchung findet man nun sowol ört­lich Geschwüre und harte, höckerige oder wulstige Partieen und Schmeizens-äusscrungen, sowie im Allgemeinen Abmagerung, besonders am Hintertheil, Anschwellung der Leistendrüsen, mangelnden oder wechselnden Appetit, zuletzt Zehrfieber und tödtliche Entkräftung.
Ursachen. Diese Krankheit wird besonders bei älteren Hündinnen beobachtet, kommt aber auch nach Gcrlach (Magazin VIII, 42) und nach La­denberg (Magazin XU, 84) bei Stuten und Kühen vor.
Als Gelcgonhcitsursachen wird der unbefriedigte Geschlechtstrieb und träge Kühe bei iibernmsiger Ernährung genannt.
Die Prognose ist ungünstig.
Behandlung. Der Arsenik resp. die Fowler'sche Arseniksolution ist das empfehlenswortheste Mittel innerlich wie örtlich, dazwischen hin und wieder der Eisenvitriol, und bei heftigen Schmerzen die Belladonuawurzcl oder das Extract des gefieckten Schierlings.
Zur Minderung der nachtheiligen Einwirkung der Jauche in der Scheide, sowie zur Minderung des Gestanks empfiehlt llertwig, die Scheide täglich mit Kohlenpulvcr massig dick auszupuderu.
Nr. 217. Die Gebärmutter-Lähmung
spricht sich durch gänzlichen Wehenmangel aus. Entkräftende Einflüsse sind gewöhnlich daran Schuld und das Absterben der Frucht und der Eihäutc die Folgen davon, was sich bald durch Schmerz und Spannung des Leibes und durch den Abfluss einer jauchigen Flüssigkeit aus der Scheide zu erkennen geben wird.
Oefter wird aber auch die Geburt durch allgemeine Schwäche des Mut-terthiercs behindert, die bald nach vorangehenden schwächenden Einflüssen überhaupt, bald nach starken Geburtsanstrengungen eintritt. Die Mutterthiere erschöpfen sich nämlich dabei, und so' wird das Drängen immer schwächer und matter, indem das Thier stark schwitzt, anstrengend athmet, zittert und sich nicht mehr auf den Füssen erhalten kann.
Man sucht dem durch Reizmittel, als Warmbier oder Wein mit Zimmt, Nelken, oder Branntwein mit Brod etc., oder durch das Mutterkorn zu begeg­nen, oder, wenn das Absterben der Frucht bereits eingetreten, durch Sade-
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GebarmuUci'-Laliinimg — (iebärmutlci-Scliwärsucht,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'gt;()1
bäum, China, Calmus etc. und durch Einspritzungen reinigender und belebender Arzneien die Erkrftftigung und Ausstossung zu befördern.
Nr. 218.
Die Gebärmuttennund-Vorengerung oder Versehliossung
giebt insbesondere ein Ilinderniss für die Empfängniss oder für die Geburt ab.
Sie ist krampfhafter Art; oder sie beruht in einer knoi'idichen Verhärtung bezeichneter Theile, oder auf einem Polypen daselbst; oder es hat sich sowol bei gälten wie bei trächtigen Kühen eine dem Baumwachs ähnliche, klebrige, gelbweisso Materie in dem Gebärmuttermunde eingelagert und eine der Ver­wachsung ähnliche Versehliossung bewirkt; oder der Vcrschluss ist durch Ent­zündung des Gcbärniuttcrmundes und ihrer Folgen entstanden; nicht selten sind aber die durch Entzündung an jener Stelle verdickten Eibäute die Schuld; oder sie wird endlich auch durch Gebärmutter-Umdrehung bewirkt.
Behandlung, Wenn erweichende und krampfsÜllende Mittel z. B. Bella­donna nicht ausreichen, so führt man die mit Biisenkrautöl eingeölte Hand in die Mutterscheidc ein, und sucht einen Finger nach dem andern bohrend in den Muttermund einzuführen. Im schlimmsten Ealle die blutige Operation, oder wenn Gebärmutter-Umdrehung sich finden sollte, das an seinem Orte an­gezeigte Verfahren. Verdickte Eihäutc oder Pscudomembrancn sind mir mit dem Fingermesser zu perforiren.
Gebärmu tter-Ocdem vide Gebärmutter-Wassersucht.
Nr. 21!). Gebärmutter- und Muttersclieiden-Polypen zeigen sich als locker-faserige, oder derbe, runde oder längliche Körper, welche Schleim- und Blutabsonderung, Drängen, Vorfall, Harnverhaltung und Neigung zum Reiben veranlassen, die ferner die Begattung wie die Geburt leicht mög­lich verhindern, ja die bei grosser EntWickelung dem gälten Thiere wol das Ansehen geben, als ob es trächtig sey, zu welcher Meinung man deswegeu noch mehr veranlasst wird, da wol selbst das Euter anschwillt.— Ein grosser Polyp hat ferner einige Aehnlichkeit mit einer theilwcisen Urastülpung der Gebärmutter.
Behandlung. Gestielte Polypen sind leichter durch Abdrehen oder Ab­binden zu entfernen, als solche mit breiter Basis, die die gänzliche Exstirpation unmöglich machen. Zurückgebliebene Beste soll man deshalb durch schwefel­saures Kupfer in Salbenform oder durch das Glüiieisen tilgen (?). Gebärmut ter-Schl eimfluss r= Ge bärmu ttcr-Catarrh.
Nr. 220.
Gebärmutter-Schwärsueht vulgo Gebärmutter-Schwindsucht
stellt sich besonders dann ein, wenn die Nachgeburt, öfters auch, wenn zu-
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Gehärmulter-Schwärsucht — Gebärmultcr-Uindrchuiig.
gleich die gauze Frucht zurückbleibt und sicli faulig auflöst, wodurch ausser den ürtliclieu Störungen uikI dem Ausilusse einer mehr oder weniger bedeu­tenden , in dor Kogel übelncchonJcu Flüssigkeit oftmals noch Uehelsiiltigkeit, Schwäche und Lähmung, Zehrfleber entstehen.
Bei Sect Ionen übel abgelaufener Fülle, wie im Repertorium XI, 180 eiu solcher Fall vorgeführt wird, ist die Schleimhaut mehr oder weniger geschwun­den. Dammtrj erzählt im Supplomcnllicft zum XXI. Bd. des Magazins S. 141, dass eine Kuh, die vier Wochen nach dem Kalben anscheinend gesund ver­kauft wurde, am neunten Tage darnach starb. Sie hatte bis dahin gut gefres­sen und auch Milch gegeben. Bei der Section fand Damnitz an den serösen Häuten der Bauch- und Brusthöhle die der Franzosenkrankheit eigenthümlichen Aftergebilde, der Uterus aber war ungewöhnlich stark entzündet, enthielt an zehn Quart einer consisteuten, höchst übelriechenden Jauche, und auf der stark aufgelockerten Schleimhaut wurden eine Menge Geschwüre von Erbsen- bis Bohneugrösse gefunden, die den chronischen Geschwüren rotzkranker Pferde glichen. Die Kuh hatte dreimal gekalbt.
Behandlung. Ausser sorgsamer Pflege, nahrhafter Fütterung, auch wol stärkenden Medicamenten überhaupt sind insbesondere noch örtlich reizende Mittel, als ein Eichenrindendccoct, ein Infusum von Hcusamen, selbst in Ver­bindung mit Chlorkalk, und den Fruchthältcr antreibende Mittel, wie Ab­kochungen des Sadebaumes, angezeigt.
Nr. 221.
Die Gebärmutter-Umdrehung,
t findet sieh verhältnissraässig selten und zwar nur bei trächtigen Kühen.
Man wird darauf durch vergebliche Wehen aufmerksam gemacht. In manchen Fällen zeigt sich die Scham in die Scheide zurückgezogen, also statt Turgescenz in derselben wol sogar starke Faltenbildung. Trotz der Wehen findet ferner kein Abgang von Fruchtwasser statt. Geht man in die Scheide eiu, so findet, man dieselbe cfder doch das hintere Ende der Gebärmutter schraubenmuttcrartig gewunden oder straffe Faltenbildung; den Gebärmutter-mund, wenn man bis bisher noch gelangen kann, verschlossen.
Es kann dcsshalb die Geburt nicht eher geschehen, bis das liegende Thier hinten höher und an allen vier Füssen gefesselt worden ist. Dieselben werden nun so nahe als möglich an den Leib gezogen und die Kuh nach rechts übergewälzt, wenn die Umdrehung nach links ist, und umgekehrt. Ist die Umdrehung vollkommen, so geschieht auch die Umdrehung in dem Masse, ist sie unvollkommen, so wird auch nur die halbe Wendung gemacht. Diess nimmt die während des Ueberwälzens in die Scheide so tief als möglich einge­brachte Hand des Arztes wahr. Ist nun die Gebärmutter wicc.er in ihre Lage zu-
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OebärmuHer-Umdreliung — Qebttrmutter-Umstülpung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;209
rückgebraeht, so wird das Geburlsgescliäft der Natur überlassen, oder man muss auch noch anderweitigen Regelwidrigkeiten entgegen arbeiten.
Hin und wieder aber machen sich an dem Orte der Umdrehung heftige Entzündung und Brandbildung geltend, die sich bald weiter verbreiten und selbst der Art den nun absterbenden oder schon abgestorbenen Fötus ergreifen, sodass dieser emphysematüs und damit um das Doppelte und Dreifache aufge­trieben wird. Dadurch wird aber der Uterus mit seinem sehr erschwerten In­halte so in seinem Räume eingekeilt gehalten, dass eine Rückwärtsdrehung unmöglich ist, und wenn sie gelänge, würde doch gewöhnlich das Leben des Mutterthieres nicht gerettet werden.
In einem Falle (cf. Giornale di Medicina vet. Red. j Prof. Ercolani, 185(), Giugno — Aug.) wird eine Drehung des linken Hornes von einer Kuh erwähnt, die 16 Monate trächtig gewesen. Der in jenem Ilorue gefundene Erabryou zeigte das Alter von ö Monaten.
Nr. 222. Die Gebärmutter-Umstülpung, Inversio Uten, ist der kranke Zustand, wo die Gebärmutter durch die Scheide heraustritt und ihre innere Fläche zur äussern wird; der geringere Grad derselben ist der Gebilrmutter-Vorfall, Prolapsus Uteri, wo der Muttermund in die Scheide hineingetreten, oder durch denselben ein grösserer oder kleinerer Theil der Gebärmutter dahin gelangt ist.
Symptome. Ihre Erkennung ist leicht; gewöhnlich ist, im frischen Zu­stande wenigstens und wenn man die Zurückbringung versucht, ein Drängen des Thiers auf diese Theile verbunden; und leicht paart sich damit Entzün­dung, Brand, Berstuug, Verletzung, Verdickung.
Aetiologie, Am häufigsten erscheinen sie bei Kühen und Schweinen, und zwar in Folge starken Drängens auf die äusseren Geburtsiheilc, namentlich bei dem Gebäracte, auch durch eine sehr roh geleistete Geburtshilfe, oder wenn die Thiere ein sehr weites Becken haben und die Mutterbänder erschlafft sind, wozu noch sehr abschüssige Lage des Standes kommt.
Prognose. Frisch entstandene Umstülpungen sind in der Regel gutartig, doch erfolgen gern Recidivcn.
Behandlung. Nachdem das Organ von etwa anhängondem Schmutze, Blute, Nacligebtirlfresten, wohl gereinigt und das Thicr hinten möglichst hoch gestellt worden, auch eine etwa eingetretene Entzündung, Verwundung etc. ge­würdigt worden ist, soll man einige Minuten hindurch den vorgefallenen Theil mit kaltem Essig oder mit Alaunauflösung sorgfältig waschen, wodurch er sich beträchtlich zusammenzieht und die nöthige Reposition sehr erleichtert. (Mag.-Suppl. XXI, 147).
Dieselbe wird übrigens der Art effectuirt, dass der umgestülpte Theil
Falke, Krankh. d. Hamlh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
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210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GebärmuUcr-Lmslülpiiiif.
auf eine flache mit einem Tuche überdeckte Wanne gelegt und mit Weizen­kleie bestäubt wird. Durch jene Wanne wird nun, namentlich beim stehenden Thicro, die Gebärmutter der Art dem Becken zugeführt, dass der Operateur sie diesem nahe bringen liisst, seine Faust an dem untersten Theile des um­gestülpten Theües ansetzt und sie vorsichtig einwärts zu führen sucht, indess die zwei Gehilfen, welche die Wanne halten, das kranke Thier möglichst an einer Ortsvcränderung hindern, und der Eine zugleich kräftig auf den Rücken des Thieres drückt, wenn man denselben nicht mit einem starken Gewichte beschwert hat, indess der Andere hie und da den Operateur beim Hineinführen des vorgetretenen Organs unterstützt.
Bei kleinen Thiereu macht man auch statt dieser weitläufigen Procedur, die wol auch mechanisch übel ausgeführt wird, von dem weit einfachem Ver­fahren Gebrauch, dass man die Hinterbeine des Leidenden in die Höhe hebt, wodurch die vorgefallenen Geburtstheile leicht hineingeführt werden können, ja Fessler lässt sogar die Hinterfüsse der leidenden Kuh mit Stricken an den Fesseln festinachcn und so die Kuh mittelst einer Winde, wie die Fleischer ihr geschlachtetes Vieh, in die Hohe ziehen. Gehilfen heben dabei den gerei­nigten Uterus mittelst eines Tuches oder jener Wanne in die Höhe und der Operateur, welcher sich auf einen Stuhl gestellt hat, bewirkt nun das Hinein­gleiten der Gebärmutter. Ist aber der Uterus wieder in seiner Lage, so soll man das Thier doch noch einige Augenblicke hängen lassen, weil der Reiz zum Zurückpressen sich noch lange nicht verloren hat.
Dieses Fressens wegen hat man auch noch andere Versuche gemacht, dem zu begegnen:
Ich lasse gewöhnlich die Lendengegend mit einer Last beschweren und die Thicro hinten möglichst einengen und hochstellen, und nachdem die Zu-rückführuug geschehen und alles Unregelmässige in der Lage ausgeglichen ist, lasse ich die Hand wol noch '/a Stunde innerhalb der Geburtswege, wodurch das Drängen keineswegs unterhalten wird.
Andere Thierärztc wenden das Chloroform an (Canstatts J. 1854 S. 25), oder sie giessen 1—8 Bouteillcn Branntwein ein, um Betäubung hervorzurufen, oder ziehen das Opium in Gebrauch (Magazin XXI, 252).
Wenn aber die Gebärmutter in hohem Grude verletzt, brandig oder ent­artet ist, so muss die geflissentliche Trennung derselben von der Scheide vor­genommen werden, welcher chirurgische Eingriff bei kleinen Thicren oftmals, bei Stuten und Kühen manchmal glücklich überstanden wird.
Zu dem Behufc überzeugt man sich, ob die Höhlung etwa Eingeweide enthält, lässt diese durch Aufheben des Organs und entsprechendes Manipuli-ren zurückgleiten, und legt nun bei kleinen Thicren eine Ligatur in der Nähe des Gebärmutterhalses an, also mehr entfernt vom Becken, um nicht die Harn­blase mit einzuklemmen, aber auch nicht in die dicke Masse der Gebärmutter,
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Gebärmuttcr-Umstülpung — Gebärmutter-Wasscrsuclil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
um das Abschnüren nicht zu erschweren. Man macht aber einen aufziehba­ren Knoten, um am künftigen Tage die Ligatur noch fester schnüren zu kön­nen. Der abgeschnürte Uterus aber wird alsbald 1 Zoll hinter der Ligatur entfernt. Mit dem brandigen Ende geht in 10— 14 Tagen die Ligatur ab.
Bei Stuten und Kühen verfährt man aber sicherer, wenn man mittelst Heftnadeln mehre einzelne Ligaturen anlegt, aber auch hiernach den litenis quer durchschneidet und den Rest desselben wieder in die Beckenhöhle zu­rückbringt.
Do.rnach werden bei allen Thiergattungen die etwa eintretenden Harnbe­gehwerden beachtet, resp. der Katheter in Gebrauch gezogen, und erst schlei­mige, spater aromatische und zusammenziehende Einspritzungen in die Scheide gemacht, unter Umstanden wol auch Clystierc, kühlende, eröffnende Salze etc. verabreicht.
Nr. 223.
Gebärmutter - Verwundungen,
können sowol bei eindringenden Bauchwunden mit hervorgerufen werden, sie können aber auch bei ungeschickter Geburtshilfe und wenn angelegte scharte Haken ausreissen oder abgleiten, oder wenn ungebildete Geburtshelfer die Co-tyledonen abkneipen, oder wenn die vorgefallene Gebärmutter auf verletzende Gegenstände trifft, geschehen.
Sie geben sich durch Drängen auf die Gebärmutter, als wenn das Thier gebären wolle, sowie gewöhnlich durch Blutung, nach Umständen auch durch Symptome wie bei Gebärmuttcrberstung kund.
Ucbrigens überwindet die Naturheilk'raft öfters selbst grösserc Verletzun­gen dieses Organs, wenn dieselben nur nicht gegen die untere Wand hin sich befinden, in welchem Falle die geschehenden Ergüsse in die Bauchhöhle fliessen.
Die Behandlung ist örtlich eine kühlend zusammenziehende, im Allge­meinen anfangs eine entzündungswidrige.
G e b ä r m u 11 e r - V o r f a 11 vide G c b ä r m u 11 c r - U m s t ü 1 p u n g.
Nr. 224, Die Gebärmutter-Wassersucht, Hydrops Uteri s. Hydrometra,
wird im Ganzen selten beobachtet, und Ist eigonliicli, da ilie innen' Haul der Gebärmut­ter eine Schleimhaut ist, ein ^Gcbännuttcrcatarrh. Diese Schleimhaut sull aber doch öfters das Anseilen der glatten serösen Hau! annehmen.
Sie zeigt sich unter mehrerlei Formen: a) Als freie Gebärmutterwasser sue ht, Hydrops Uteri vulgaris, Symptome, Es tritt sowol bei nichtträchtigen wie bei trächtigen Thieren eine verhältnissmössig beträchtliche Anschwellung des Bauches und Schwcrbc-weglichkeit der hinteren Extremitäten, ja Kreuzscliwächc ein, sowie Geschwulst
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212nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' GeluirmuUer-Wassersucht.
und Fluctuation bei Untersuchung des Uterus gefühlt wird. Manche zeigen auch ein öfteres Drängen auf Koth- und Harnentleerung. Die Scheide ist kühl, schlaff und trocken, oder es findet wol auch weisser Fluss statt; nicht selten gehen aber von Zeit zu Zeit Massen wässrigen Fluidums ab, wornach sich die Anschwellung immer etwas vermindert; jenes Fluidum ist, wenn es auch mehr seröser, zuweilen blutgefärbter Art erscheint, in Wahrheit doch schleimhaltig (wie unter anderen eine Analyse in Magazin XV, 521 darthutj.
Bei einem Hunde, der vor zwei Jahren eine Verwundung der Scheide erlitten hatte, zeigte sich bei der Section eine beträchtliche Auftreibung des Fruchthälters und selbst der Fallopischen Röhren, und als Inhalt eine tinten­ähnliche, gleich der in Melanosen sich findenden Flüssigkeit.
Früher oder später wird im Allgemeinen immer das Befinden ein übles
werden, und die Gebärmutter wird bei der Section einen ungeheuren Umfang
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und die Schleimhaut gewöhnlich jenen Charakter der Serosa mit der immer beträchtlichen flüssigen Ansammlung zeigen.
Gurll fand bei einer ä'/i jährigen Kuh, die soweit wohl war, dass sie gemästet inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;werden konnte, in der Gebärmutter 200 Quart vor.
Zwei Krankheitsgeschichlen von Gebärmutter-Wassersucht mit Träcbtigkeit verbun­den geben Eiselen in Herings Bepertor. 11., 103, und Schutt im Magazin IX, 199.
b)Als Gebärmutterödem, Hydrometra oedematosa. Bei Thieren ist diese Form noch nicht bekannt und beschrieben worden.
c)nbsp; Als Sack wasser sucht, Hydrops Uteri saccatus. Gurlt fand die­selbe einmal bei einer Hündin, Hering bei Kühen als Hydatiden, die im Zell­gewebe zwischen der Muskel- und Schleimhaut entstehen. Sie wirkten der Art auf die Schleimhaut, dass dieselbe zum Schwinden kam und nun die stark vergrösserten Hydatiden frei in die Höhle der Gebärmutter hineinragten. (Ueber die Scheideu-Sackwassersucht an s. Orte.)
Die Behandlung dürfte im Allgemeinen die stärkeren Diuretica, die er-stere Art aber noch ganz besonders Mittel erfordern, welche kräftige Zusam­menziehungen im Uterus hervorrufen, wodurch Entleerungen eintreten, als von Safran, Sadebaum, Zimmt, Mutterkorn. Der Muttermund kann auch mittelst der Finger eingebohrt und durch eine elastische Röhre die Entleerung vorge­nommen werden. Oartwrlght soll bei einer Kuh durch den Trokar, den er in der rechten Weiche eingestossen, erfolgreich diese Krankheit behandelt haben.
d)nbsp; Wassersucht der Eihäutc. Die Thiere werden die allgemeinen Erscheinungen der Wassersucht zeigen: der Bauch schwillt auffallend stark an und fluetuirt, die Thiere werden sehr träge und schwerbeweglich und verwer­fen nicht selten. In anderen Fällen soll dadurch Zerreissung der Bauchmus-
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Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kein eingetreten seyn. Sie magern aber auch wol mehr und mehr ab und
gehen endlich zu Grunde.
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Gebärmutter-Wassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;213
Wird der Uterus von seiner Last durch die Geburt entleert, wobei das abströmende Wasser manchmal sich gerüthet und der Fötus dürftigst sich ent­wickelt zeigt, so darf man die Kräfte des Muücrthicres nicht sinlcen lassen.
e)nbsp; Zwischen der Leder- und Schafhaut eines Rindsfötus fand Lindenberg (Magazin IV, 463) eine gallertartige, dem halbgeronnenen Eiwoiss ähnliche Masse, die 1 Ctr. wog. Die Kuh starb unter den Erscheinungen einer allge­meinen Erschöpfung.
f)nbsp; Die Wassersucht des Fötus zeigt sich entweder als mehr oder minder beträchtlich entwickelte Hau twasscr sucht (Magazin IX, 478), wo­durch selbst die Geburt verhindert wird.
Es muss in solchen Fällen durch Einschnitte die wässrige Ansammlung möglichst entleert, und wenn dicss nicht genügend möglich, die Zerstückelung des Jungen zur Herausbeförderung desselben vorgenommen werden.
Oder eine oder die andere oder sämmtliche mit seröser Haut ausge­kleidete Höhlen resp. auch die Gehirn höhle sind mit wässriger Flüssig­keit gefüllt und daher stark aufgetrieben, so dass beim Wasserköpfe sogar die Schädelknochen theilweise von einander getrennt und nach Aussen tretende fluetuirende Geschwülste (Gehirn-Wasserhruch) bemerkbar sind. Dabei sind die Gesichtsknochen zurückgedrängt.
Gurlt besclireibf einen solchen von einem Kalbe, der 8 Pfd. Flüssigkei! enthielt.
Hier ist die Perforation und am Schädel womöglich die Zusammen­drückung, wo diese aber nicht gelingt, vorerst die Ablösung der Yordcrschen-kel nothwendig, um nun leichter den übrigen Körper resp. die aufgetriebenen Partieen durch die Geburtswege führen zu können.
Oder es bildet sich zwischen den Bauchmuskeln und dem Peritonäura oder in der Bauchhöhle selbst von einem der Hinterleibsorgane aus eine mehr oder minder umschriebene Geschwulst, die aus einem mit Wasser gefüllten Sacke besteht. Binz sah eine behinderte Geburt dadurch begründet, dass an der Leber des Jungen eine so grosse Wasserblase sich gebildet hatte, dass die ganze Bauchhöhle dadurch aufgetrieben wurde.
g)nbsp; Scheinbar der Hautwassersucht des Fötus verwandt ist der Zustand der Dunstkälber. So benennt man im mütterlichen Organismus befindliche Jungen, deren Unterhautzellgowebe von Gasarten überreichlich getränkt ist. Dieselben werden erzeugt, nachdem die Eihäutc bereits geborsten und die Wässer entleert, die Jungen aber im Uterus zurückgeblieben und abgestorben sind, wodurch diese todten Körper durch die Wärme des Uterus nothwendig in Fäulniss übergehen, resp. jene Gasarten sich entwickeln müssen, die endlich selbst die Brust- und Bauchhöhle auftreiben.
Befühlt man solche todtc Früchte, so fühlt man ein Knistern, die Ober­fläche des Körpers ist gewöhnlich aber schon trocken.
Die Herausbeförderuug solcher Körper aus dem mütterlichen Organismus
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Ocbanmi I ter-Wassersucht — Gebärmuttcr-Xcrrcissiinff.
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hat oft grosse Scliwierigkeiteu, indem die Häute und Gasarten zusammenge-sohoben werden, wodurch sich Erhöhungen und Vertiefungen bilden, die eben das llindcrniss abgeben.
Man muss deshalb, um den Durchgang zu erleichtern, Einspritzungen von schleimigen oder fettigen Stoffen, in solche Früchte aber Einschnitte ma­chen und bei übrigens richtiger Lage darnach einen kräftigen Zug anbringen, im Nothfalle aber auch zum Zerstückeln, insbesondere zur Auslösung der vor­liegenden Schenkel schreiten.
Nr, 225.
Die Gebärmutter-Zerreissung, Ruptura Uteri,
kann während der Triichtigkeit des Thiers durch Fall, Stoss etc., geschehen, (Mag.-Suppl. XXII, 92), sowie während der Geburt, wenn die Wehen stark, aber ohne Erfolg wirken, indem ein Hinderniss dem entgegen steht, ferner bei ungeschickter Geburtshilfe, sowie wenn nach der Umstülpung der Gebär­mutter die Zurückfuhrung versucht, von Seiten des Mutterthieres aber stark gegen gedrängt wird und so der Operateur die Gebärmutterwand durchbohrt, oder sie geschieht, wenn nach der Umstülpung ein bedeutender Blutandrang erfolgt.
Symptome. Man sieht oder fühlt entweder den Riss, der oft spannen­lang und so gross ist, dass dadurch, wenn die Gebärmutter noch in ihrer Lage ist, das Junge in die Bauchhöhlo tritt; oder sie giebt sich durch allgemeine Symptome der Verblutung, als durch schwachen, verlöschenden Puls, blasse Schleimhäute, Kälte der Extremitäten, oder durch die eintretenden Zufälle der Entzündung zu erkennen.
Prognose. Man sieht oft starke Einrisse durch kräftige Contractionen des Uterus wieder zusammengehen und heilen. (Magazin XIV, 470. 6. 7. u. 8. Fall). Oder es treten vorangedeutete üble Folgen ein. Und wenn der Fö­tus mit seinen Hüllen nicht zu Tage gefördert worden ist, fällt er wol auch durch jenen Kiss in die Bauchhöhle und bewirkt hier Bauchfellentzündung, Vereiterung (Magazin XIV, 469. 4. und 5. Fall), und kann doch noch, wenn er sich wirklich einen Weg durch die Bauchdecken oder den Mastdarm bah­nen sollte, den Tod herbeiführen (Magazin XIV, 467).
Behandlung, Bei der Neigung des Muttcrthiers, die Gebärmutter von sich zu drücken, machen sich Vorkehrungen dagegen nothwendig, übrigens ört­lich kühlend zusammenziehende, bei grosser Reizung laue schleimige Ein­spritzungen, mit der Vorsicht jedoch, dass sie nicht durch don Riss in die Bauchhöhle gelangen, ausserdem nur innerlich die entzüngswidrgen Mittel (Ma­gazin XIV, 471, 9. Fall), und wieder mit Rücksicht auf die eingetretene Blu­tung anzuwenden sind.
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Gebärmutter-Zcrrcissung — Qobartsverhinderung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 215
Ist die Frucht in die Bauclihölilc gefallen, so muss, wenn der normale Weg nicht benutzt werden kann, der Bauchsclinitt, freilich gewöhnlich zum Verderben des Mutterthicrs, gemacht werden.
Sonst gelicn Muller und Junges verloren (Magazin, XIV, 464, 465, 474.)
Nur in einzelnen Fällen bahnte sich der Fötus selbst einen Weg durch die Bauchdecken, und die Mutterthicre (besonders Schafe) genasen wol auch in Folge der Anwendung entsprechender Mittel (Mag. XIV, 471, 10. Fall), oder ohne diese (Magazin XIV, 473).
Eine völlige Abtrennung des schwängern Uterus, ungefaiir 2'/.oll vom Muttermunde entfernt, theilt Repcrlor. XVIII, 18Ü mil.
Nr. 226. Die ÖGburtsverhinderung, wodurch also das reife oder die reifen Jungen nicht geboren werden kön­nen , beruht in mancherlei Momenten: Bald nämlich finde', eine veränderte Lage der Gebärmutter und Scheide statt (cf. Gebärmutterbruch, Ge­bär mutterumstül p ung und Vorfall); bald sind diese Thoile verschlossen oder bedeutend verengt, (cf. den botreffenden Artikel), bald ist iu Folge einer Gebärmutter-Verwundung und Zerrcissung die Frucht in die Bauchhöhle gefal­len. Oder es ist das Becken im Allgemeinen oder an gewissen Theilen zu eng bald fehlen die Wehen oder sind nicht energisch genug; (cf. Gcbär-mu tterlähmung); bald hat das Junge eine widernatürliche Grosse, oder eine monströse Bildung; bald ist die Lage desselben fehlerhaft.
Ersterc Momente sind in besonderen Artikeln beschrieben worden, wie die monströsen Bildungen in m. Lelivbuclie der Nosologie. Der fehlerhaften La­gen finden wir namentlich folgende: 1) Der Kopf ist rückwärts gebogen und ist mit dem Kinn gegen das Kreuzbein hingerichtet; 2) derselbe hat sich zwischen den Vorderschenkeln hindurch und nach unten gedrängt und richtet das Genick gegen das Schambein, oder 3) er hat sich nach einer oder der andern Seite umgebogen. 4) Ein Vorderfuss ist zurücligeblieben und hat sich übe)- den Kopf oder unter die Brust des jungen Thiercs begeben, oder 5) es blieben beide Vorderfüssc zurück und der Kopf allein trat in den Geburtsweg ein. 6) Das Junge tritt in denselben mit dem Iliutertheile (Stcissgcburt), und zwar voran die Sprunggelenke, oder die Fussenden. 7) Das Junge hat eine Seitenlage; oder 8) es liegt auf dem Rücken.
Behandlung bei schweren Geburten im Allgemeinen. 1) Man entferne von dem gebärenden Thicre die nebenstehenden und alle Stallgeräthschaften, die die Räumlichkeit beengen.
2)nbsp; Der Stall sey wenigstens da, wo das zu entbindende Tliier sich be­findet, von jedem Unrathe möglichst gereinigt.
3)nbsp; Mau halte Gel, feste Gurte und Stricke mit Ocscn, die eigentlichen
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Geburtsverhindernngi
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geburtshilflichen Instrumente, mclire Bunde Stroh, Wasclnvasser und Trockcn-tüclier, sowie mehre handfeste Leute in Bereitschaft.
4)nbsp; Man mache sich während der Vorbereitungen zur Geburtshilfe mit dem frühem Zustande des Thicrs, wie lange die Geburtsarbeit schon gedauert und ob schon bereits Hilfsleistungen geschehen sind, bekannt.
5)nbsp; Mau entleere den Mastdarm des Mutterthieres durch Clystiere, oder durch die vorher eingeölte Hand, und die etwa angefüllte Harnblase.
6)nbsp; Ehe man in die; inneren Geburtstlieilc eindringt, entferne man zuvor die Fingerringe an seinen Händen, kürze allzulange Fingernägel, erwärme Hand und Arm, und gebrauche, wo man zur Beförderung einer Geburt mit den Händen ausreichen kann, nur diese, und sie abwechselnd, da die Kraft der einen erlahmt.
7)nbsp; Die in die Scheide eingeführte Hand wird nun die Ursache zur Ge-burtsverhinderung aufzufinden bemüht seyn.
8)nbsp; Den erst genanntun Hindernissen ist nun ihrer Art nach zu begegnen.
9)nbsp; 1st der Gebärmuttermund offen, hat aber die Geburtsarbeit schon länger gedauert, ohne dass der Blasensprung erfolgt ist, so dürfen die Eihäute, besonders wenn wenig Fruchtwasser sich darin findet, mit den Fingern oder durch das Messer getrennt werden, da sie vielleicht eine übergrosse Festigkeit besitzen.
10)nbsp; Findet sich aber eine fehlerhafte Lage eines oder des andern Thei-les, oder des jungen Thieres im Ganzen, so ordne man die Lage, nachdem nöthigcnl'alls das Mutterthier auf die der fehlerhaften Lage entgegengesetzte Seite gelegt worden ist, indem man die normwidrig vorliegenden Thcilo ein­schleift und sie mit dem Arme oder mit der Geburlskrücke zurückdrückt, und dagegen die zurückliegenden Theilc mit der Hand allein, oder mit Gurten, Stricken, Haken hervorholt.
11)nbsp; Man ordne aber die Lage womöglich in Momenten, wo die Wehen einmal aussetzen, doch ohne wesentliche Verzögerung nach dem Blascnsprunge, damit sich die Gebärmutter nicht wieder zusammenzieht, trocken wird und durch die Reizung anschwillt. Findet man Letzteres bereits, so spritze man ölige oder schleimige Flüssigkeiten ein.
12)nbsp; Hindern beim Eingehen mit der Hand in die Gebärmutter vorlie­gende Theile des Jungen das Weitervordringen, so verschaffe man sich dadurch mehr Raum, dass man das Hintertheil des Mutterthieres durch reichliche Streu erhöht.
13)nbsp; Für Herausbeförderung der Frucht vollführe man die Herausbeför-derung des Kopfes nicht ohne gleichzeitiges und gleichmässiges Herausziehen beider Vorderschenkel, voran die Hufe.
14)nbsp; Man berücksichtige, dass die trächtige Gebärmutter tiefer, als der vordere Schambeinrand liegt, dass daher das Junge erst, beim Stehen des
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Oeburtsverhlnderung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;217
Mutterthiers, auf diesen hcraufgchoben werden muss. Bei MiUtcrtliieren mit Hängebäuchen ist insbesondere noch dafür zu sorgen, dass diese während der Wehen in die Hohe gehoben, oder dass die Thiero geradezu in Tücher, die an der Decke befestigt sind, gehängt werden.
15)nbsp; Beim Ziehen beachte man die Fühningsliiiio oder Axe d. h. die Mittellinie des Geburtsweges Innerhalb des Beckens, weil sonst eine weit grös-sere Kraftanstrengung dazu gehört, das Junge herauszuschaffen, auch leichter Dehnungen und Zerreissungen einzelner Tlieile des Jungen vorkommen, und Quetschungen und andere Verletzungen das Mutlertluov treffen können.
16)nbsp; Wird man während der Geburtshilfe inne, dass sich der Nabelstrang um einen Theil des Körpers geschlungen hat, wodurch der Austritt des Jungen unmöglich ist, so muss man denselben alsbald zu durchschneiden und die Ge­burt schleunig zu beschaffen suchen.
17)nbsp; Bei einer Steissgcburt ist weniger am Schwänze, als an den Iliiitcr-schenkeln, deren Fassenden im günstigen Falle nach der Scham hingekehrt sind, der Zug anzubringen. Sind sie im Sprunggelenke gebogen, so müssen die Küss­enden erst herbeigebracht werden; oder wenn diess nicht möglich ist, so sind die Achillessehnen zu durchschneiden und oberhalb der Sprunggelenke Schlin­gen anzulegen. Liegt das Hintertheil des, namentlich unversehrten, Jungen bereits zu Tage, so säume man ja nicht, die Geburt baldigst zu beenden.
18)nbsp; Die Rückenlage, wo das Junge mit seinem Bauche nach dlaquo;r Wirbel­säule der Mutter hingelagert ist, bewirkt oft grosse Hindernisse bei der Geburt, ja es bleibt, wenn diese nicht in eine normale, wenigstens in eine mehr seit­liche, umgewandelt werden kann, nichts weiter, als die Zerstückelung des Jun­gen übrig.
19)nbsp; Die Querlage, wo das Junge mit dem Bauche oder Rücken, oder mit einer Seite vor dem Muttermunde liegt und das Vorder - und der hintere Theil des Jungen an den Seiten des Mutterthiers gefunden werden, ist im zweiten Falle am übelsten, da selbst die Zerstückelung gar manchmal grosse Schwie­rigkeiten haben wird.
20)nbsp; Die Zerstückelung des Jungen bezweckt also Ermöglichung des Durch­ganges desselben durch das Becken bei verhinderter Geburt durch MissverhüJt-nisse in der Räumlichkeit zwischen diesem und dem Jungen. In den mehresten Fällen wird, wenn das Junge nicht monströs ist, es genügen, wenn der eine oder andere Schenkel oder der Kopf entfernt wird. Zuweilen ist auch eine die Geburt hindernde Wassersucht dos Fötus oder ein Wasserkopf desselben das Hinderniss, weshalb in dem betreffenden Theile die Entleerung erst ge­macht werden muss, ehe die Geburt möglich ist. In manchen Fallen macht sich die Zerstückelung und Heransbeförderung der abgestorbenen, ja der faulig aufgelösten Frucht nothwendig.
21)nbsp; Wo man, weil das Becken der Mutler absolut zu enge, oder das
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218nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gcbui'lsvcrliiiidcrung — Gcfässberstung;.
Junge ausscrordentlich entwickelt, oder in nicht zu verbessernder Lage ist, nicht zur Zerstückelung des Jungen schreiten kann, oder wo das Mutterthier tödtlich verletzt worden oder gefährlich erkrankt, und wo Alles an der Er­haltung des Jungen gelegen ist, da ist noch die Geburt durch den Bauch-Fruchthälterschnitt zu bewirken möglich, welcher auch beim Liegen des Jungen unmittelbar in der Bauchhöhle, also ausserhalb der Gebärmutter, vorgeuom-raen wird.
22)nbsp; Der Bauch-Fruchthälterschnitt geschieht am leichtesten in der Flan-kengegend und zwar auf der Seite, wo das Junge am deutlichsten gefühlt wird, bei Wiederkäuern namentlich auf der rechten Seite. Der Schnitt wird 4 —10 Zoll lang, gegen einen Zoll bei kleinen, gegen drei Zoll bei grossen Thieren unter dem Darmbeinwinkel, und zwar in schräger Richtung nach vorn und unten ausgeführt. Das Bauchfell ist besonders und mit grosser Vorsicht, dass Verletzungen der Baucheingeweide vermieden werden, zu trennen. Der Frucht-hälter wird, nachdem er frei gelegt worden ist, desgleichen 4 —10 Zoll lang eingeschnitten, sowie die Fruchthäute, das Junge wird herausgenommen, die Nabelschnur unterbunden und durchgeschnitten, die Nachgeburt entfernt, die Gebärmutter mit dem Schwämme gereinigt und die Knopfnaht angelegt, auch die Bauchwunde geheftet. Die Nachbehandlung ist entzündungswidrig.
23)nbsp; Bei sehr heftigen Geburtswehen, oder zu roher und übereilter Ge­burtshilfe kommt es auch vor, dass der Kopf des Jungen durch den After des Muttcrthiers zum Vorschein kommt, indem Scheide und Mastdarm durchbohrt worden sind. In diesem Falle muss mit möglichster Schonung das Junge aus der neugebildetcn Oeffnung zurückgebracht, die Geburt auf regelmässigem Wege vollführt und durch kühlende und schleimige Mittel die Heilung bewirkt wer­den. Ist aber der Kopf bereits ganz ausserhalb des Afters getreten, so schnei­det man ihn entweder ab, und bringt das Uebrigc zurück, oder man durch­schneidet das Mittelfleisch der Mutter und holt nun das Junge.
Gedärmecatarrh vide Magencatarrh.
Gedärmseuche = Ruhr.
Nr. 227. Gefässberstung, Angeorrhagia,
die in Folge von Gefässerwciterung, Blutandrang und Erschütterung zuweilen hervorgerufen wird, zieht im Ganzen dieselben Symptome und Folgen wie die Gefässeverletzungen nach sich, sowie sie auch im Allgemeinen dieselbe Be­handlung erleidet, nachdem die Ursachen, insbesondere Congestionen, berück­sichtigt worden sind. Bei Berstungen grosser Gefässe z. B. der Aorta wer­den freilich sehr bald tödtliche Folgen eintreten, wie folgender, im Tidskrift for Veterinaircr og H. Bygge, Bd. III. erzählter Fall darthut: Ein Pferd wurde zur Operation einer Huffistcl geworfen, zeigte während derselben grossen
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Oefässberstung — Gefässcrweitcning.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 219
Schmerz, es traten plötzlich Convulsionen, Erstickungszufülle und bald der Tod ein. Die alsbald vorgenommene Section ergab : üeberfüllung der grossen Venen mit Blut, der Herzbeutel mit 8—12 Pfd. Blut angefüllt, das Herz zusammen­gefallen, beinahe leer, die Aorta dagegen damit angefüllt. In derselben ein Qucrriss von 1 Zoll Durchmesser an seinem Ursprünge.
Einen andern Fall von Zerrcissung der Aorta und Lungenarterie erzählt Hering im Repertorium IX, 8, und desgleichen von Zerrcissung des Stammes der Lungenarterie, S. 9.
Bernaud erzählt im Journal de Mudecine vet, publ. ä 1'Ecole de Lyon, Tom. XL folgenden Fall von der Gekrosa.-terie: Das Pferd zeigte während des Gebrauches plötzlich die Symptome einer Innern Verblutung, wie Schwan­ken, Schwitzen, Blässe der Schleimhäute, Kälte der Extremitäten, erwei­terte Pupillen etc., es stürzte bald zu Boden und starb auf der Stelle. Bei der Section fand man 30--40 Litres Blut in der Bauchhöhle, das durch einen Zoll langen Riss eines Aneurysma der Gekrösarterie ausgetreten war. Letzteres hatte die Grosse einer Faust und, ausnahmsweise, verdünnte Wände.
In demselben Journal, 8.337 theilt Gamgen mit, dass er in den Schlacht­häusern zu Ferrara die Zerrcissung der ungepaarten Vene bei Rind­vieh, das durch den Genickstich getüdtet zu weiden pflegt, gleichwie Maffei und Balboni, beobachtet habe. Das Blut ergiesst sich in das Mittelfell oder hinter die Pleura, selten in die Brusthöhle. Die Veranlassung dazu liegt offen­bar zunächst in dem Niederstürzen des blitzähnlich getödteten Thiercs; vielleicht auch, dass sich das Blut in dem plötzlich gelähmten Herzen anhäuft.
Nr. 228. Die Gefässerweiterung, Angoetasia.
Sie sind in der Regel mehr örtlich (Aderkröpfe), und kommen sowol an Arterien, wie an Venen, an den Haargefässen und am Herzen vor.
Man unterscheidet ächte und falsche Adererweiterungen. A echt werden sie genannt, wenn die Erweiterung in allen Häuten des Gefässes statt hat. Die dadurch entstandenen
P u Is ader gesch Wülste, Aneurysmata, zeigen sich natürlich im Ver­laufe der leidenden Arterien; sie sind nicht vermehrt warm, auch nicht schmerzhaft; beim Befühlen wird Pulsiren in denselben wahrgenommen, das mit dem Herzpulse der Zeit nach gleichartig ist. Wird der Blutzutritt zur Geschwulst verhindert, so verliert sie so lange auch an Umfang und Pulsation, wächst dagegen mehr an Umfang und Spannung, wenn der Blutabfluss verhin­dert wird (cf. Artericnveiengomug).
Die Blutadcrgcschw ülstc, Varices, zeigen sich desgleichen im Ver­laufe der leidenden Venen, sind aber weicher als jene und weniger elastisch. Auch sie werden nach entsprechenden geflissentlichen oder zufälligen mechani-
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Getasscrweiterung;.
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sehen Einwirkungen sich verkleinern oder verschwinden, oder gcgentheils sich vergrüssorn.
Auch ist mehrmals die Beobachtung gemacht worden, dass aus einer verletzten Arterie das Blut in die gleichzeitig verletzte Vene sich ergossen hat, wodurch aucli eine Ausdehnung derselben bewirkt wird. So theilt Meyer in Magazin XV, S. 428 mit, wie er mehrmals beobachtet habe, dass nach der Castration von Stierliiübcrn eine Geschwulst des Ilodensaclics sich finde (Blut-aderbruch), welche oft von derselben Grosse und Form sey, als wenn noch der Hodc darin liege. Die Geschwulst pulsirc stark und nach jedem Pulse fühle man ein wogendes Pulsiren, besonders an dem untern Thcile, indess in der Nähe des Bauchringes die Arterie in der Stärke eines kleinen Fingers zu fühlen sey. Die Geschwulst liess sich zusammendrücken, nahm aber nach dem Aufhören des Druckes augenblicklich ihren vorigen Umfang wieder ein. Uebri-gens war die Haut des Hodensackes ganz normal.
Ucbcr die „Samengefässo-Erweiterungquot; handelt ein besonderer Artikel.
Die Ha arge f iisse-Erweiterung, Telangiectasis, wird besonders bei mechanischer Reizung als eine hervortretende, strotzende, feste Geschwulst sich zu erkennen geben.
Die Herzerweiterung, Cardiectasis, ist am betreffenden Orte be­sprochen.
Die falschen Adererweiterungen bestehen darin, dass nur die iiusserc oder innere Haut der Art verändert und übrigens die eine oder an­dere ihrer Häute verletzt ist.
Im Ganzen zeigen sich die falschen Angcctasieen gewöhnlich mehr seit­lich des Verlaufes der Gefässe; auch haben sie anfangs oftmals einen mehr üdematosen Habitus. Der angebrachte Druck hat weniger erhebliche Folgen, als bei den wahren Erweiterungen.
Uebrigens können nur Gefässaasdchnungen in äusseren Theilen beim Le­ben des Thiers als solche erkannt werden, denn die inneren Theile haben all-zuwenig pathognomische Kennzeichen. So können Erweiterungen der Lungen-arterien asthmatische Beschwerden erzeugen, doch wie viele andere Ursachen bewirken diese nicht!
Ursachen. Sie können nach starken Anstrengungen, starker Sommerhitze, nach Quetschungen und anderen Ursachen, welche einen schnellorn und ge­waltsamen Blutlauf bewirken, entstehen. Kommt hiezu noch Schlaffheit der Gefässe, so wird dieser Zustand um so leichter eintreten. Für die falschen Adergeschwülste giebt oft der Aderlass die Ursache ab.
Prognose. Besonders bedrohlich sind sie an Theilen, welche starken Be­wegungen ausgesetzt sind, doch bersten sie seltener als beim Menschen, viel öfter tritt Verdickung oder Verknöcherung der Wände eir.. Bei dem durch
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Gcfasscnveitening —'Gcfässvcmigming.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;221
Castration und andere Operationen bewirkten Anouiysma varicosuni ist ausser dem Schonlieitsfohler desgleichen kein übler Ausgang beobachtet worden.
Behandlung. Geringe und frische (Jei'üssonveilcruiigen lassen sicli oft schon durch zusaranienziehende Waschungen von Eichen - oder #9632;Weidenrinden-abkoclmngcu, Alaun- oder Vitriolauflösungen beseitigen, welche durch Com-pressen etc. unterstützt werden. Haben sie eine tiefere Lage, so sind die con-centrirten Säuren und Entzündungsreize in der Nachbarschaft nothwendig, um dadurch Geschwulst und künstliche Compression zu bewirken.
Sind sie hingegen sehr entwickelt, veraltet, degenerirt, so hat man, wenn Uerstung befürchtet wird, die Geschwulst bios zu legen, an beiden Enden zu quot;unterbinden und zu exstirpiren. Darnach wird die Wunde mit Werg ausgefüllt und die Heilung durch Eiterung herbeigeführt.
Die empfohlene Acupunctur mit oder ohne galvanische Einwirkung wird wol unsere Hoffnungen nicht erfüllen.
Die falschen Adergeschwülste fordern anfangs entzündungswidrige, später desgleichen zusammenziehende Mittel.
Uebrigens ist während der Cur jede Reizung dieser Stelle und Congestion wohl zu vermeiden.
Bei dem Aneurysma varicosum castrirter Stierkälber warnt Meyer vor Bloslegung der veränderten Gefässe und Anlegung einer Castrirlduppe oder Schnur möglichst nahe am Bauchringe, weil die Thrombusbildimg und Ver-schliessuug nicht mit Sicherheit zu erwarten, demnach bei der Abstossang des abgeschnürten Theils eine höchst gefährliche Blutung zu fürchten sey. Er empfiehlt daher eine Ligatur an den Grund des Hodensackes, wonach eine Ab-stossung des unter dem Faden Befindlichen und Heilung der Wunde ohne Wie­dereintritt der Blutung geschehen soll.
Nr. 229. Gefässvereiterung
findet sich äusserst selten, besonders was grössere Aeste betrifft. Die innere Haut leidet zumeist und vorerst bei der sogenannten Aderfistel, und beim Wurme des Pferdes sind die Lymphgefässe besonders der Art leidend.
Nr. 230. Die Gefässverengerung, Angiostenosis.
Die Stenosen kommen sowol in Arterien wie in Venen vor, in ersteren besonders durch Verdickung oder Verkalkung ihrer Wände, durch Steinbildung innerhalb derselben, ferner durch Faserstoffexsudate in Folge von Entzündung in ihrem Lumen, durch fremde Körper, Geschwülste etc. in der Nachbarschaft.
Symptome. Nächst den mehr oder weniger veränderten und durch strangartige Geschwülste fühl- und sichtbaren Adern selbst werden Störungen
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Grcfässvcrengerung — Gcfässvenvimdungen.
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im Pulse und Blutlaufe und in wichtigen Lebensfunctioncn die Folge seyn, wie derartige Erscheinungen aucli bei Betrachtung der „Arterienverengerung und Verachlicssungquot; noch nülier angegeben worden sind.
Prognose. Wiederherstellung des verminderten oder aufgehobenen Lu­mens ist nur dann zu hoffen, wenn äusserc Umstände, wie Geschwülste etc. diess verschuldeten; ausserdem die Heilung nur dann möglich ist, wenn der Collateralkreislauf bethiitigt werden kann, was durch spirituöse Waschungen, wanne aroniatischc Bähungen etc. hin und wieder wol möglich wird.
Nr. 231. G-efässverknoeherung, Angiosteosis,
kommt hier beschränkt, dort auf einen grossen Gefässtheil verbreitet vor. So fand man bei einer Kuli, die an der Franzosenkrankheit litt, die ganze Brust­aorta und den vordem Theil der Bauchaorta der Art verändert.
Sehr interessant aber ist ein Präparat des zootomischen Cabinets hier-selbst (348,1241): der linke Vorderlauf einer Hirschkuh, deren Unterfuss durch eine Kugel zerschmettert war und sich abgetrennt hatte. Das untere Ende des Röhrenbeins zeigt sich sehr aufgetrieben und in einen natürlichen Amputationsstunipf verwandelt, über welchen hin sich die Haut nicht allein durch Vernarbung geschlossen, sondern da das Thier wieder aufzutreten an­fing, mit ziemlich dickem Horn bedeckt hatte. Das bezüglich Merkwürdigste ist aber daran, dass oberhalb des Stumpfes die hintere Böhrenbeinvcne gröss-tentheils bei diesem Processe verknöchert ist, unten nämlich und oben bildet die Verknöcherung ein vollkommenes Rohr, in der Mitte sind Unterbrechungen.
Nr. 232. GefSssverschliessung, Obliteratio Vasoruioa,
als der höhere Grad der „Gefässvercngerung,quot; wird desgleichen unter „Arterien­verengerung etc.quot; besprochen.
Nr. 233. Gefässverwundungen können durch die verschiedenartigsten scharfen und stumpfen Körper bewirkt, nach der Eigenthümliclikcit derselben aber werden sehr verschiedenartige Zu­fälle hervorgerufen werden.
Es werden, wenn die Hautdecke dabei entsprechend mit verletzt ist, in der Regel sichtbare Blutungen erfolgen, die bei bedeutenderen blutführenden Gefässen auch bald ihrer Art nacli sich herausstellen:
Die arterielle Blutung giebt sich durch die scharlachrothe Farbe des Blutes zu erkennen und class dasselbe stossweise und wie aus einer Fon­taine herausgetrieben wird. Dieses Ausströmen wird aufhören, wenn man
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Oefttffeverwundiuifen.
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zwischen der Wunde und dem Herzen einen Druck anbringt, ja manche Arte­rien, z. B. die Carotis, die durch ihre Anastomoseu noch Blut erhalten, müssen auch noch zu dem Zwecke am entgegengesetzten Theile der Wunde comprirairt werden.
Die venöse Blutung giebt sich durch dunklere Färbung des Blutes, das gleichmässiger und nicht mit jener Wucht ausfl^esst, endlich dadurch kund, dass sie zum Schweigen gebracht wird, wenn man einen Druck vor dem dem Herzen entgegengesetzten Ende der Wunde anbringt.
Wenn beiderlei Gefässe verletzt sind, so werden auch darnach die Er­scheinungen seyn; es ist diess namentlich auch der Fall, wenn Organe aus ihrer Masse bluten — parenehymatüse Blutungen.
Wo äusscrer Blutfluss nicht statt hat, oder mit diesem zugleich ergiesst sich Blut oft auch in das Zellgewebe, in die Sehnenscheiden etc., was sich durch eine weiche oder gar schwappende Geschwulst zu erkennen giebt. Bildet sich nicht bald ein Blutpfropf, Thrombus, in oder an der Gefässwunde, womit das Ausflicsscn des Blutes verhindert wird, so wird besonders bei der ver­deckten Blutung mehr und mehr die Geschwulst wachsen, wärmer werden, sich tiefer senken, an seiner untern Grenze aber bald einen ödematösen Character annehmen. Nach und nach werden gewöhnlich aber die flüssigen Theile der Geschwulst aufgesogen, wodurch sie kleiner aber fester wird; oder es entsteht Eiterung.
Bei der Verletzung grosser Gefässe aber kann der Blutverlust auch so stark werden, dass die Zufälle der Verblutung, als Blässe der Schleimhäute, kleiner, weicher Puls, Erweiterung der Pupille, partieller Schweiss, Angst etc. und das Verlöschen der Lebenskraft daraus hervorgehen.
Die Vorhersage ist somit verschieden, je nachdem ein grössercs oder kleineres Gefäss, eine Arterie oder Vene in oberflächlicher oder tiefer Lage verletzt worden ist, und in welcher Menge und bei welcher Constitution der Blutverlust stattgefunden hat.
Behandlung. Es liegen die Anzeigen vor, die Blutung durch künstliche Erzeugung eines Thrombus zu stillen, und die daraus hervorgehenden Zufälle zu beseitigen.
Um erstcre Anzeige zu erfüllen, machen sich verschiedene, den Verhält­nissen anpassende Methoden geltend:
Die eine versucht die Gefässwandungen zu contraliiren, als durch Creosot, Kupfer -, Eisen -, Zinkvitriol, durch das weissc Zinkoxyd, das Haller'schc Sauer und Rabel's Wasser, Essig, Katcchu, Gerbsäure, Blciwciss, Bleizucker, die auflös­baren mit mehr oder woniger kaltem Wasser verdünnt, oder wo möglich durch dieses allein, oder mit Eis und Schnee in Form der Umschläge, und dass man damit wo möglich zugleich einen massigen Druck auf die blutende Stelle anbringt.
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Gefässvenvundungcii.
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Oder man bringt örtlich das Blut zum Gerinnen und verklebt dadurch die blutende OeffnUDg. Es vermag dies bei geringeren Blutungen die Kreide, die 1'ulvcrmiscliung von 1 Colophonium, 2 Mimosengummi und 1 Kohle, sowie Charpie, Zunder, Feuerschwamm.
Oder man geht mehr oder weniger auf mechanischem Weg dagegen vor:
a)nbsp; Durch Tamponniren.
Man bedeeld und drückt das verletzte Gefäss mit Tampons von Werg, Charpie, Baumwolle, Lerchensclnramm, Bovist etc. zusammen, die man durch eine Zirkelbinde, oder dmcli Hefte in fester Lage erliäll (z.B. die Drosselarterie, Canstatl's J. 1855 S.49). Man bcslieuet auch wol vorher die Tampons mit einem der vorgenannten styptischen Mittel.
b)nbsp; nbsp;Durch Zudrehen der Gcfüsse, von ihren blutenden Wundcnden aus, Torsio.
Zu dem Zwecke drückt man die Wände eines Gefässendcs, das aus der Umgebung: einige Linien weit hervorgezogen worden ist, zusammen und dreht es um seine Langenaxe, ergreift, wenn das Handgelenk die Drohung nicht weiter vollführen kann, die Pincette mit der linkeraquo; Hand, giebt sie dann abei' wieder an die rechte Hand zurück und fährt ab­wechselnd so fort, bis die Inneren Häute des Gefässes durchgedreht sind.
Odor man lassl mehre Linien vom Gefässende entfernt quer mit den Armen einer Untcibinduiigspincette das freigelegte Gefäss, fixirt es dadurch, und dreht nun bis hieher das Gefässende um seine Langenaxe.
Diese Operationen sind vor der Unterbindung in so fern zu bevorzugen, dass kein Unterbindungsfaden als Reiz wirkt, und die Wunde sofort vollständig verschlossen raquo;er­den kann.
c)nbsp; Durch die Unterbindung der Gefässe, Ligatura.
Zuweilen macht sich für dieselbe eine Veigrösscruiig der Haut- resp. Muskelwunde nothwendig. Die Unterbindung geschieht entweder unmittelbar, und zwar, wenn das zu unterbindende Gefäss bereits blos liegt, oder doch leicht blos gelegt werden kann, oder mittelbar d. h. mil Siibslanz, wenn jene Vortheile dem Operateur nicht geboten sind; jene ist immer zu bevorzugen.
Operationsmittol für die unmittelbare Unterbindung sind, aussei-.Schwamm und Wasser, cine Pincette, oder ein Aiieiienhaken und die Ligatur.
Für die mittelbare Unterbindung bedürfen wir noch Unterbindungsnadeln, #9632;zwei stumpfe Haken, Bistouris, Scheere, eine Hohlsondc.
Für die un mi l lelbare Unterbindung ganz getrennter Gefässe wird die Wunde gereinigt und das Gefäss erfasst und hervorgezogen , um die Unterbindungs­schlinge anlegen zu können.
Ist das blutende Gefäss mit anderen Theilen verbunden, kann aber eine Trennung vorgenommen werden, so dass das Gefäss frei gelegt werden kann, so ist immer die un­mittelbare Unterbindung zu bevorzugen.
Sind mehre Gefässe zu untHrbinden, so legt man die Enden zusammen in den näch­sten Wundwinkel.
Die Uni er bin dun g der Gefässe mit Substanz bewirkt man durch Um-stcclien der blutenden Partie mit einer Unterbindungsnadel resp. Faden.
Erhält das verwundete Gefäss nicht nur voniseinem Stamme, sondern auch von
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Gclässzerreissuiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;225
Vcrbindungszwcigen der andern Hälfte Blul, so muss das Gefäss an beiden Wundcndcn unterbunden, und nenn die Trennung des Gefässes uiciit vollkommen gesclielun war, dar­nach dasselbe durclisclmittcn werden.
Wenn Eiterang an den Unterbiiidungsstcllen olngotreten Ist, kann man an den Enden der Unterbindungsfäden das Ablüscn versuchen, odor raquo;ach höclistcns 11 Tagen die Schlinge abschneiden.
Ucble Folgen der Unterbindung sind in einzelnen Fällen, dass das Unter-bindungsmittel als fremder Körper wirkt, somit eine verbreitilere Eiterung und Entartung des Gcfasses, und dadurch laquo;ieder Eiterung und Auflösung des erzeugten Blutpfiopfes ent­steht, vodurch ebenso leicht Nachblutungen erzeugt werden, als wenn das Untcr-bindungsmittel durch das leidende Thier selbst, oder durch ftussere zufällige Umstände ge­lockert und gclöset wird. Ferner entstehen wol auch
Nervenzufälle, wenn Nerven in die Unterbindung mit eingeschlossen werden.
d)nbsp; Um temporär die Blutung zu stillen, zu dem Zwecke besonders, um einen zu grossen Blutverlust zu vermeiden, ehe eine radicale Beseitigung der Blutung bewirkt werden kann, bewirkt man auch dadurch einen Druck auf das verletzte Gefäss und die darüber liegenden Theilo, dass man um das ganze Glied ein Band legt, nachdem man in der Gegend des verletzten Gefässes ins­besondere noch einen wulstigen Körper, wie zusammengewickeltes Werg etc., untergelegt hat.
Weniger üblich in der Thicrheilkunst ist die sogenannte Adsrpresse, Tourniquet.
Statt beider bewirkt man diesen Druck auch durch die Finger allein.
e)nbsp; Das weissglühende Eisen erzeugt schnell einen Brandschorf durch Zer­störung der organischen Masse, daher es auch und besonders da als Blutstil­lungsmittel benutzt wird, wo die Blutung aus mehren kleinen Gefässeu statt­findet und wo die Gefässenden nicht gefunden werden können, wo auch bei der mittelbaren Unterbindung Nervenzufälle befürchtet weiden müssen.
Wenn die Schorferzeugung nicht gelingt, bewirkt man diess oft noch da­durch, dass man geschnittene Haare, Colophonium, Pech etc. auf die blutende Stelle legt und hierauf nun das Eisen anwendet.
Wo ßlutgeschwuist eingetreten ist, gebraucht man dagegen auch die Kälte in oben beschriebener Weise, oder kühlend - zusammenziehende Flüssig­keiten; wenn aber bei zunehmender Blutgeschwulst die Zeichen allgemeiner Blut­leere eintreten, so muss man durch einen Einschnitt auf die Blutgeschwulst das verletzte Gefäss frei zu legen suchen, nachdem das ergossene Blut heraus befördert worden ist, und eins oder das andere der vorgenannten blutstillen­den Mittel anwenden.
Sind aber die Zufälle der Innern Verblutung nicht aufgetaucht, konnte man vielmehr einige Tage lang mit den kühlend-zusammenziehendcn Mitteln fort­fahren, so wird man sie nun mit den aufsaugenden Mitteln vertauschen können, als mit schwarzer Seife, mit Auflösungen der Pottasche in Heusamenbrühe,
Falke, Kronkh. d. Ilausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;[tj
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226nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gcfässzemissung — Gchirnabscesse.
mit Seifenspiritus u. dgl., ja man wird zur grauen Quecksilbersalbe mit Reiz­mitteln, selbst zur Cantharidensalbe übergehen müssen, wenn Verhärtung zu­rückbleibt, oder zur Lancctte greifen müssen, wenn die ergossenen Flüssig­keiten lange fluctuiren oder ein Abscess sich gebildet hat.
Nr. 234. Gefrässigkeit, Voracitas, wird die Aufnahme übcrgrosser Mengen von Nahrungsmitteln und selbst ausser-gewöbnlicher Stoffe genannt.
Sie ist gewöhnlich in einer eigenthümlichen Reizung der Magennerven durch Eingeweidewürmer im Darmcanal, durch zu scharfe Verdauuugssäfte etc. begründet, und wird noch mehr durch das Naturell unterstützt.
Nach der mutlunasslichen oder vorliegenden Ursache muss die Be­handlung eingeschlagen werden.
Nr. 235. Gohirnabseosse, deren Inhalt ein mehr oder weniger dickflüssiger Eiter von weissgelber, rahm­artiger, oder mehr grünlicher oder bräunlicher Farbe, selten mit Beimischung von Blut und fibrinösem Gerinnsel, sehr selten mit stinkendem Gerüche ist, haben auf die zunächst liegende Umgrenzung scheinbar keine Folgen, oder es findet sich eine röthliehe Färbung und vermehrte Gcfässinjection. Ist ein la­tenter Verlauf vorausgegangen, so hat sich wol auch um den Eiter eine eigene Capsel gebildet. Nimmermehr wird diess aber bei sehr acutem Verlaufe, oder wenn der Abscess durch Pyämie entstand, der Fall seyn.
Die mir bekannt gewordenen Fälle von Gehirnabscedirung lasse ich zu­nächst folgen, und darauf die höchst schätzenswerthen, auf statistische Nach­weise von 80 Fällen bei Menschen begründeten Mittheilungen von Prof. Lebert im 10. Bande des Virchow'schen Archivs für path. Anatomie und Physiologie.
Ich wurde bei einem zweijährigen Füllen, das vor Wochen heftig an Druse gelitten haben soll, und auf dem Buttstädter Markte scheinbar gesund verkauft worden ist, das aber beim Nachhauseführen matt und träge gegangen war, 4 Tage darauf zu Rathe gezogen, weil es dürftig tobsüchtige Zufälle äus-serte. Beim Aufheben des Kopfes zur Untersuchung der nicht gerötbeten Na-lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;senschleimhaut stürzte das Thier rücklings über, was sich nach Stunden bei
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;einer zweiten solchen Untersuchung wiederholte. Drei Tage darauf starb das
Thier, und beim Ocffnen des Schädels fand sich in der rechten Hälfte des kleinen Gehirns unmittelbar unter den Hirnhäuten Fluctuation, und es entleerte sich nach dem Einschneiden mehr als ein Esslöffel voll milchrahmartige Flüs­
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sigkeit. Uebrigens fanden sich noch Wasserergiessungen zwischen den Hirn-
und Rückenmarksluluten und andere Reste des vorausgegangenen, allerdings heftigen Drusenleidens.
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Gehirnabsccsse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22T
Schwab fand bei einem Pferde an der linken Seite des Hirnknotens einen Abscess, welcher einen Esslöffcl voll Eiter enthielt. Das Thicr hatte mehre Wochen nur gekränkelt, sodann vairdcn das linke Ohr und die linke Hälfte beider Lippen gelähmt; übrigens war es am Körper auf dieser Seite sehr em­pfindlich, so dass z. B. ein leichter Schlag mit der Hand auf die linke Hinter­backe heftiges Zusammenfahren des Pferdes, ein starker Schlag hingegen au­genblickliches Zusammenstürzen bewirlite.
Bei einem dreijährigen Pferde war die Druse 14 Tage lang im Gange gewesen, namentlich hatten sich Ahsccssc im Kehlgang und in den Speichel­drüsen gebildet, als plötzlich der Patient nicht mehr aufstehen konnte, die Beine gestreckt hielt, zitterte, der Hinterkiefer hcrabhing, die Augen schwar­zen Staar zeigten. Als man den Kopf des Thiers in die Höhe richtete, ent­leerte sich ein Abscess durch das linke Nasenloch, ohne jedoch Erleichterung zu bringen, der Tod trat vielmehr bald nachher ein. Lewis fand bei der Section zwar nur noch die Hälfte des Hirns vor, allein an der Basis desselben Reste von Abscessen zwischen den Hirnhäuten. Beim Zerschneiden der Seh­nerven, sowie der Hirnsubstanz floss Eiter hervor. Die Häute waren krank­haft verändert, die Gefässe injicirt, die Marksubstauz erweicht.
Nach dem Hering'schen Repertorium IX, 329 erhielt ein Vollblutpferd, das, im Training gestanden, herunter gekommen war, bei nun guter Pflege und obgleich es gut frass, kein besseres Aussehen, es wurde vielmehr kraftlos und matt. Bei Untersuchung der Augen bemerkte man am linken eine schwache Sehkraft, die Pupille verengte sich durch das Licht unvollständig.
Laxanzen bewirkten keine Besserung, vielmehr Hess das Thier einige Tage nachher den Kopf hängen, schloss die Augen, lief in der Box hemm, stiess an den Futtertrog; beide Augen zeigten sich bei näherer Untersuchung für das Licht unempfindlich, die Pupillen hatten aber im Stalle ihre gewöhnliche Grosse. Endlich konnte es nicht mehr aufstehen, ja kaum den Kopf aufrichten. Bei der Section, die übrigens alle Gebilde von normaler Beschaffenheit zeigte, fand sich nur im obern Theilc des rechten Lappens des Gehirns ein Abscess unter den Hirnhäuten, der die Grosse eines Htthnereyes hatte.
Kreisthierarzt Eberliardt erzählt in Magazin für Thicrheilkunde B. 21, S. 70: Am 12. Juni 1851 wurde beim Reiten eines Pferdes bemerkt, dass es plötzlich mit dem Hintertheilo bedeutend schwankte und umzufallen drohete. Auch beim Heimführen hat es noch einige Male ein Schwanken oder Zusam­menknicken des Hintcrtheils gezeigt, zu Hause aber sich ganz ruhig verhalten. Den 13. Juni wurde das Pferd in die Chaise gespannt, nachdem es aber un­gefähr 1li Stunde gelaufen, blieb es plötzlich stehen und stürzte nach einigem Schwanken rückwärts zusammen. Obgleich es sich wieder aufgerafft und ruhig gestanden hatte, wurde es nach Hause gebracht, worauf in der Nacht ähnliche
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228nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gehirnabscessc.
ZuföUe einige Male wiedergekelirt sind. Bei ärztlicher Untersuchung am 14. Juni fand sich bios cine Gelbfärbung der Schleimhäute und ein etwas expan-dirter, aber nicht sclincller Puls. Am 15. Juni hatten sich erstgenannte Symptome verstärkt und es stand ganz steif, mit gespreizten Beinen da, wes­halb ein starker Adcrlass gemacht wurde. Am 16. Juni zeigte sich das Thier sehr ängstlich, erschrak öfters, bewegte den Kopf fast unausgesetzt hin und her. Deshalb konnte der Puls nicht gefühlt werden; auch der Herzschlag war unfüblbar. Bei den Wankungen und Rückwärtsstürzen schlotterte der ganze Körper, als befänden sich alle Muskeln in den heftigsten Krampfzuckungen. Die Kothentleerung geschah ziemlich regelmässig, doch war der Koth kleiner und trockener. Wenn es auch oft ausschachtete, wurde doch seltener Urin abgesetzt, weil ihm die nölhige Stellung dazu zu schwer wurde. Fresslust zu Klee war noch vorhanden, aber es nahm denselben stossweise, wie ein dumm-kolleriges Pferd.
So hatte sich das Uebel bis zum 22. Juni hingezogen, wo es hingefallen und bewusstlos liegen geblieben war. Es scharrte fast ununterbrochen, schwitzte am ganzen Körper, stöhnte fortwährend, hatte verglasete Augen, trockenes, gerüthetes Maul, weshalb es getödtet wurde. Durch die Section fand man in dem rechten Seitenlappen des kleinen Gehirns und im Wurme, sowie in dem hintern Lappen der rechten Halbkugel des grossen Gehirns bedeutende Eiteransammlungen, jedoch ohne eine Spur von Entzündung.
Straub theilt in liepertor. XVIII, 196 folgenden Fall mit: Eine fünf­jährige Stute erkrankte am Strengel, der Verlauf der Krankheit war aber ein sehr gutartiger, und in einigen Tagen sollte dieselbe wieder zu ihren gewöhn­
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lichen Dienstleistungen verwendet werden, als ich eines Vormittags schleunigst
gerufen wurde, weil das Pferd plötzlich, wie vom Schlage gerührt, umge­fallen sey.
Das Pferd fand ich auf der rechten Seite liegend, es hatte die Augen halb geschlossen, der Puls war voll, wenig vermehrt und jeden 10. Schlag aussetzend, der Herzschlag deutlich fühlbar, das Atbmen geschah mit starker Erhebung der Rippen und mit aufgesperrtem Maule, tief und hörbar, bisweilen schnarchend, oft '/4—'/raquo; Minute aussetzend, worauf wieder einige tiefe Athem-züge erfolgten. Nur bei Berührung des Augapfels wurden die Augenlieder ge­schlossen, ausserdem nirgends Empfindlichkeit gegen Nadelstiche wahrgenom­men wurde.
Nachdem ein Adeiiass gemacht, der Kopf mit kaltem Wasser begossen, die Extremitäten mit Terpentinöl bespritzt und frottirt, sowie Clystiere von kaltem Wasser gesetzt worden waren, stellten sich Zuckungen an den Schulter-muskcln und Bewegungen mit dem Schweife ein, auch setzte das Pferd Ex-cremente ab; aber es kam nicht zum Bewusstseyn, weshalb auch innerlich
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Geliirnabscesse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 229
nichts verabreicht werden konnte. In 8 Stunden trat der Tod ein, nachdem das Athmen röchelnder, der Puls sehr frequent, aussetzend und endlich un­fühlbar geworden war.
Section. Nirgends im ganzen Umfange des Kopfes oder Halses etc. war eine Spur einer äussern Verletzung. Bei der Abnahme des Kopfes floss eine geringe Menge blutiges Serum aus der Schüdelhöiile, Nach Eröffnung der letz­tem zeigten sich die Blutgefüssc der Hirnhäute und die Blutlciter mit Blut überfüllt, der untere Lappen der rechten Hirnhcmispliäre hatte ein dunkelrothes Aussehen, und es erstreckte sieh diese dunkle Eöthung durch die ganze Ein-densubstanz, und war auch in geringerem Grade in der Corticalsubstanz der linken Hemisphäre, in den übrigen Partieen des grossen Gehirns und am klei­nen Gehirne bemerldicli. Auf der Giundfläche der Schädelhöhle zwischen der harten Hirnhaut und Spinneweboiihaut fand sich linkerseits ein rother blutig­seröser Erguss, und rechterseits eine Ansammlung von gelbem gutem Eiter, beide in ziemlicher Quantität und mit den vorderen Gchirnlappen correspon-dirend, In der rechten Abtheilung der Schädelhöhle licss sich die harte Hirn­haut leicht von dem Scheitelbeine abziehen, und nachdem dicss geschehen, ent­deckte man am untern Rande dieses Knochens eine Fissur, die unregelmässig in einem Halbkreise gegen die Verbindung dieses Knochens mit dem Schläfen­beine sich hinzog, innen einen grössern Umfang als aussen hatte und mit scliie-ferigen Rändern versehen war. Nach Entfernung des Schläfemusi:els auf der äussern Seite Hess sich die Beinhaut des Knochens ebenfalls mit Leichtigkeit abziehen. In der Mitte der Wölbung des Knochens wurden nun zwei bläuliche Mähler von unregclmässiger Form, die unzweifelhaften Spuren der viel frühern Einwirkung einer mechanischen Gewalt, sichtbar. Sämmtliche Organe in den übrigen Körperhöhlen waren gesund, nur die Lungen mit schaumigem Blute erfüllt.
#9632;Wahrscheinlich war diese Fissur dadurch entstanden, dass das Pferd den Kopf an den ziemlich weit vorstehenden steinernen Trog, vielleicht beim schnel­len Aufrichten, wenn es von der Streu frass, oder beim Aufspringen oder bei einer ähnlichen Gelegenheit heftig angeschlagen hat.
Allgemeines Krankheitshild. Bei dem gewöhnlichen d. h. mehr subacuten oder langsamem Verlaufe ist als Regel anzunehmen, dass die geistige Thätig-keit noch während einiger Zeit vollkommen unberührt bleibt, oder dass, wenn sie auch zeitweise getrübt wird, doch gern wieder zur Norm zurückkehrt; in vielen Fällen mit chronischem Verlaufe bleibt auch das Bcwusstseyn bis zu Ende ungestört, oder es wird, wenn auch zeitweise getrübt, docli in den letzten Tagen vor dem Tode wieder vollkommen klar. Oder endlich, man beobachtet gegen das Ende hin Delirien, wenn nach latentem Verlaufe sehr acute Erschei­nungen zum Tode fülircn , selten sind sie aber furibunder Natur,
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230nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gehirnabscesse.
Störungen der Bcwegungsthätigkcit sind nach jenem statistischen Nach­weise in 80 Fällen 37 Male bemerkt worden.
Solange der Krankheitsverlauf ein latenter ist, werden keine Fieberbewe-gungen beobachtet; sobald die Krankheit jedoch einen acuten Verlauf zeigt, treten Fiebererscheinungen auf, sie sind jedoch nicht ununterbrochen vorhan­den ; oft ist sogar der Puls verlangsamt; überhaupt ist ein auffallendes Schwan­ken bemerkbar. Die .Alhimiugsorgane zeigen allenfalls nur solche Erscheinun­gen, welche die Depression bekunden. Bei Fieber macheu sich wol auch Verdauungsstörungen, Verstopfung, ja selbst unwillkürliche Harnentleerung be­merkbar; gegen das Ende hin öfters Harnverhaltung. Das Auge ist matt.
Bei langsamem Verlaufe tritt neben den mehr örtlichen paralytischen Erscheinungen eine allgemeine Schwäche ein, welche nicht selten von Abma­gerung begleitet ist.
Die Zusammenstellung des Verlaufes ist höchst schwierig, weil so ausser-ordentlich mannigfaltig. Deutlich geht aber aus vielen gemachten Erfahrungen 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;das Factum hervor, dass ein Abscess selbst mehre Monate im Gehirn bestehen
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kann, dass also die Hirnpulpa sich entzünden, erweichen, eitern kann, ohne dass irgend etwas eine Erkrankung des Gehirns vermuthen Hesse; allenfalls werden nur allgemeine Krankheitserscheinungen bemerkt, wie grosse Lassheit, Mattigkeit, bis endlich Hirndruck hinzukommt. Bei nicht vollkommener La-tenz ist der Verlauf zuweilen schneller. Bei typhoidem und pyämischem Cha­racter trat in 4 Fällen der Tod zwischen 10—27 Tagen ein, bei rein cere-bralen acuten Erscheinungen in sieben Fällen in 7 — 21 Tagen. Und noch in 13 anderen Fällen waren die Cercbralerscheinungen in den Vordergrund ge­treten, es war aber auch wieder temporäre Besserung eingetreten, bis endlich der Tod unter acutem Verlaufe erfolgte.
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Aeiiologie. Das nuinnliche Geschlecht soll viel mehr Neigung zu der Krankheit haben, als das weibliche. Was das Alter betritt, so kommen in 67 Fällen 4 auf das erste Kindesalter. Bei Menschen ist die innere Ohrentzün­dung ein sehr häufig wiederkehrendes Moment; ausserdem machen sich Ver­wundungen und Brüche der Schädelknochen geltend; ferncv sind die Hirn-abscesse Theilerscheinung einer allgemeinen Pyämic; oder der Prozess ist eine seeundüre Entzündungslocalisation, sowie es überhaupt nicht sehr selten ist, dass im Verlaufe schwerer, sowie auch lange dauernder entzündlicher Krankheiten Entzündungen auftreten, welche mit der primitiven in durchaus keinem Ver­hältnisse stehen — eine Erscheinung, auf deren Häufigkeit bereits Rillict und Barthez für das Kindesalter aufmerksam gemacht haben.
Diagnose. Hirnenveichung und solide Geschwülste im Gehirn sind dem Gehirnabscesse symptomatisch ähnlich, dieser zeigt aber einen schnellern, con­stant tödtlichen Verlauf. Demnach ist
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Gehirnabscesse — Gehirnblutfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 231
die Prognose nur ungünstig, denn
die Therapie weiset keinen Fall von Heilung nach.
Nr. 236. Der Gehirn-Blutfluss, Encophalorrhagia.
Syn. Gchirnblu tschlag, Blulsclilagfluss des Gehirns, Apuplexia Cerebri sanguinea.
Symptome. Bald beginnt das Leiden mit Gehirncongestion, bald auch ohne vorausgegangene Störung des Wohlbefindens, indem das Bewusstscyn er­lischt, und derartige Patienten sich betäubt an einem Gegenstände anstemmen, oder zusammenbrechen. Die dem Ergüsse entgegengesetzte Körperseite ist mehr oder weniger gelähmt, die Entleerungen geschehen unwillkührlich, oder sie sind retardirt. Ja, wenn beide Hirnhälften vom Extravasate oder doch von der Hyperämie berührt worden sind, so stürzen wol auch die Thierc, wie vom Blitze gerührt zu Boden, und jene Erscheinungen, wie eine schnarchende Re­spiration, langsamer Puls zeigen den höchsten Grad der Ausbildung; dagegen werden sich nur einzelne und minder hohe Erscheinungen offenbaren, wenn nur beschränkte und massige Ergüsse stattgefunden haben.
Diagnose. Blutübcrfüllung, die in der Regel jedoch nicht so rasch ein­tritt und leichter bekämpft wird.
Die Ursachen sind im Ganzen dieselben, wie bei Gehirncongestion; ins­besondere ist aber noch zu erwähnen, dass eine Form des Anthrax oder Milz­brandes der Art in Erscheinung tritt. Auch rascher Uebergang von einem magern zu üppigem Grünfutter; ferner kann auch eine früher entstandene Blut­überfüllung noch dazu führen; ausserdem geben rascher Wechsel des Luft­druckes, vorzüglich plötzlich eintretender hoher Barometerstand, heftige Ge­hirnreize, anhaltend schnelles Laufen Ursachen dazu ab.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Bluterguss ist das Werk weniger Secunden oder Minuten. Und darauf erfolgt fast augenblicklich der Tod, oder er tritt in anderen Fällen erst nach Tagen und Wochen ein. Im Allgemeinen aber finden wir als Ausgänge:
a)nbsp; nbsp;Vollkommene Genesung. Sie geschieht nur allmählig, und in der Regel um so langsamer, je reichlicher der Erguss ist.
b)nbsp; Theilweise Genesung, indem die Integrität nicht völlig hergestellt wird, ja auch Lähmung oder Parese der Extremitäten, Zungenlähmung, Amaurose, Dummkoller etc. zurückbleiben.
c)nbsp; nbsp;Andere Krankheiten, namentlich Entzündung, Wasserbildung, Er­weichung.
d)nbsp; In den Tod, voruämlich durch Ilirnlähmung, oder durch die mangel­haft gewordene Thätigkcit der Athmungswerkzeugc, oder endlich durch das Hinzutreten von Entzündung, Wasserbildung oder Erweichung.
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Gcliirnblutfluss — Gehirnentzündung.
Prognose. Sie ist eine sehr gefährliche Krankheit, doch wird die Reich-lichlicit. des Blutergusses, die Fortdauer der Congestion, der Umstand, ob viel­leicht schon frühere Hirnleidcn vorausgingen, ferner Alter etc. hierbei influiren. Wasserblldung und Erweichung sind tödtliche Complicationen.
Leichenbcfvnd. An einer oder mehren Stellen des Gehirns ist Blutex-travasat. Nach Umständen Narben, Entzündung, quot;Wasserergicssung, Erweichung, Fehler in den Atlinuingswcrkzeugcn und im Herzen.
Behandlung. Der Causalindicatiou wird wie bei der Blutüberfüllung des Gehirns entsprochen, ausserdem starke und wiederholte Aderlässe, die Sca-ritication des Gaumens, kalte Waschungen oder Bcgiessungen des Kopfes, Ableitungen von demselben durch Fontanelle und scharfe Einreibungen an entfernten Stellen des Kopfes, reizende Clystiere und kühlende Abführungs-mittcl, Auflösungen von quot;Weinsteinrahm. Hohe Lage des Kopfes, kühler Stall. Ist die Hyperämie beseitigt, dann bethätigt man wol auch noch andere Secre-tiouen, wie die des Harnes, Dabei sind immer noch die Hautreize nothwendig. Die zu baldige Anwendung der Arnica und ähnlicher Mittel hat aber oftmals Schaden gebracht. Reconvalescenten sind sehr zu schonen und die Ausschei­dungen rege zu erhalten.
Gehirnconges tion r= Kopfco ngestion.
Nr. 237. Die Gehirnentzündung, Encephalitis.
Symptome. Es fehlen uns wieder sichere Anhaltepunctc, um die Ent­zündung des grosse n und kleinen Gehirns, oder dieses oder je­nes Hirntheils unterscheiden zu können; so viel ist aber gewiss, dass die Symptome nach dem vorherrschenden Sitze des Leidens variiren, und dass sie hier einen höchst acuten, dort einen schleichenden Vorlauf zeigt.
Vorboten sind: Befangenheit, Insichgekehrtseyn, Trägheit, Gähnen, oder Schreckhaftigkeit, leichtes Zucken der Gesichtsmuskcln; die Leidenden zeigen Lichtscheue, namentlich Hunde und Katzen, weshalb sie sich verkriechen; die 'Wiederkäuer brüllen und blöken ungewöhnlich; man findet einen zusam­mengezogenen, unordentlichen Puls, veränderte Fresslust.
Oft bemerkt man diese Zufälle auch nicht, sondern die Krankheit be­ginnt sofort mit Frostschauder, wobei Ohren, Hörner und Füsse kalt sind. Pferde stemmen sich an, schieben mit der Brust vorwärts, sind daher schwer beweglich, stehen wie im Schlafe, ja sie schnarchen. Durch Zuruf, Aufrütteln werden manche wieder siimesihiitiger, sie langen nach dem Futter, oft selbst mit einer hastigen Uebereilung, saufen mit tief in den Eimer gesenktem Maule, vermögen dagegen aber nicht, den Kopf nach der Raufe zu heben, und zeigen überhaupt bald wieder ein Vergessen bei der Futteraufnahme, stemmen wieder-
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Gehirnentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;233
holt den Kopf in oder auf die Krippe, und bleiben so vielleicht stundenlang in derselben Position, oder sie hängen zurück, bis die Halfter zerreisst. Legt sich der Patient nieder, so verändert er (besonders thun diess die Schafe) die Lage des Kopfes ungewöhnlich häufig, und drückt ihn fest auf den Boden, wenn dieser kühl ist. Im Freien halten sie den Kopf sehr niedrig und machen träge, kreisförmige Bewegungen, oder zeigen einen sehr übereilten , drängen­den Gang. Dabei, oder unerwartet während des Gebrauches, oder angebunden im Sralle machen sich auch tobsüchtige Zufälle bemerkbar. Sie zerreissen dann alle Fesseln, steigen in die Höhe, schlagen; sie beissen in benachbarte Gegenstände und sich selbst. Bei jedem solcher Anfälle zeigt sich ein gewalt­sames Athmen, und starker Schweiss verbreitet sich über den ganzen Körper. Wenn sie darnach auch erschöpft sind, so verrathen sie dabei doch noch oft eine grosse Reizbarkeit, und früher oder später, ganz besonders bei neu ein­wirkenden Reizen, wozu oftmals schon die Berührung, die Anwendung von Heilmitteln etc. hinreicht, bricht ein neuer Sturm hervor.
Bei näherer Untersuchung solcher Patienten findet man die sichtbaren Schleimhäute bedeutend geröthet, die Schleimhaut des Maules trocken, obgleich vielleicht Speichel angehäuft ist. Der Schädel ist heiss, die Blutadern strotzen, das Auge ist hervergedrängt, stier, die Pupille gewöhnlich erweitert. Wo keine tobsüchtigen Zufälle sich finden und die Krankheit im Ganzen träger sich zeigt, ist der Puls sehr oft nicht oder wenig vermehrt, weich und voll, der Herzschlag wenig fühlbar; bei anderen stürmischen Erscheinungen aber gewöhnlich auch ein sehr beschleunigter, harter, kleiner oder volleier luls wahrzunehmen, Der Hinterleib ist aufgeschürzt, oder auch aufgetrieben, dei' Koth trocken, dunkelbraun, klein geballt, oder blass, schlecht verdaut, gewöhn­lich aber sind die Ausleerungen verzögert.
Aetiologie. Die Anlage zur Gehirnentzündung finden wir besonders beim Pferde und Hunde; ganz besonders zur Zeit des Wechsels der Backzähne. Pferde mit feurigem Temperamente und von grosser Erregbarkeit, solche, die einen grossen, unförmlichen, schweren oder schmalen Schädelbau, und Thiere, die schon an Hirnentzündung, Schwindel, au einer Aderlassfistel etc. gelitten haben, oder mit einer Desorganisation dss Herzens, der Lungen oder Leber behaftet sind, sind ihr besonders ausgesetzt.
Gelegenheitsursache geben starke Sommerhitze, der Sonnenstich, rasche Abkühlung nach vorausgegangener starker Erhitzung, niedrige, heisse, dumpfige Ställe, Versetzungen aus Höhengegcnden in niedrige; reichliche und schwerver­dauliche Nahrung, besonders Roggen- und Klecfüttcrung, (woraus bald Voll-und Dickblütigkeit sich entwickeln); wenn ferner der Uebergang von dürftiger Fütterung zum Ucbcrfluss schnell geschieht. Auch wenn gewohnte Aderlässe unterlassen werden, wenn heftige Erregung des Geschlechtstriebes ohne Be­friedigung statt hat, wenn enge Kummte, festgeschnallte Kehlriemen den Blut-
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234nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gehirnentzündung.
umlauf hemmen, wenn starke mechanische Einwirkungen auf die Hirnmasse und Hirndecke geschehen und consensuelle Reizung von anderen Krankheiten, (wie der Hundeseuche, des Typhus bei Pferden, Rothlaufmetastasen) einwirkt, kann die Gehirnentzündung hervorgerufen werden.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die acute Form gehört zu den hitzigsten Entzündungen, die gewöhnlich schon innerhalb des ersten und zweiten Tages ihrem Ende zugeht.
Neigt sich die Krankheit zum Bessern, so steigern oder wieder­holen sich die geschilderten üblen Zufälle weniger, lichte Momente dagegen tre­ten deutlicher und immer länger hervor, und critische Entleerungen, namentlich ein stark getrübter, reichlicher Urin treten ein. Doch verhältnissmässig nur wenige werden vollständig geheilt, viele zeigen wenigstens ein gewisses unbe­holfenes trotziges quot;Wesen , Zufälle oder alle Erscheinungen des Stillkollers und bei neuen Veranlassungen folgt leicht ein neuer Ausbruch.
Manchmal macht sich, und schon sehr frühzeitig, halbseitige Läh­mung bemerbar. Dem zu Folge bemerkt man Herabhangen des einen Ohres, des einen Augenlicdes, Verziehen der Lippe auf die entgegengesetzte Seite, be­schwerliches Schlingen, Unempfindlichkeit für Stiche, schwarzen Staar.
Der Ausgang in Brand kommt wol am seltensten vor. Bei Rindern soll er beobachtet worden seyn, doch dann wahrscheinlich nur in Folge allgemei­ner Krankheiten, namentlich des Milzbrandfiebers. Die Thiere werden nach stürmischen Zufällen ruhig, matt, es tritt ein übler Nasenausfluss und bald der Tod ein.
Die Eiterung zeigt sich vorzüglich bei Gehirnentzündungen, die von Metastasen und Gewaltthätigkeiten entstanden sind (vide Gehirn ab so esse). Stellenweise oder mehrgleichmässige Erweichung des Gehirns wird nach Gehirnentzündungen mit fauligem Fieber gefunden.
Der Tod tritt also entweder sehr frühzeitig und plötzlich unter heftigen Convulsionen ein; oder bei dem mehr subacuten Verlaufe sterben die Patien­ten unter den angeführten Symptomen des Sopors und der Lähmung, in Folge des Druckes, den die Entzündungsexsudato auf das Gehirn ausüben.
Die Prognose. Die acuten Formen bedrohen wenigstens immer das Le­ben mehr, als die chronischen, sind jedoch, wenn früh eine energische Be­handlung eintritt, weit eher einer Heilung fähig, als die mit mehr schleichen­dem Verlaufe, da solche mindestens leicht Rückfälle machen, oder als Koller zurückbleiben.
Scctionsrlata. Im Schädel findet man Röthung der Knochendiploë, Röthung und Verdickung der Ader-, Spinneweben- und harten Hirnhaut, Ansammlungen gerötheten oder molkigen Serums und plastischer oder eiteriger Exsudate, Uebcrfüllung der Blutleitcr mit geronnenem Blute, viele Blutpuncte beim
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Gehirnentzündung.
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Durchschneiden der Gehirnmasse; breiige Beschaffenheit derselben, oder Eiter, seltener Verhärtung, oder Entartungen, wie Tuberkel, Sldrrhen, Verletzungen als Ursachen und Symptome der Krankheit; ausserdem nach Umständen Affectionen des Magens, Darms, der Leber, der Lungen.
Behandlung. 1) Beseitigung der Ursachen und Abhaltung neuer. Man bringt mit der nöthigen Vorsicht beim Transport solche Patienten an einen kühlen, dunkeln, geräumigen Ort, denn grosse Hitze verschlimmert jederzeit den Zustand, daher ausserdem kühle Nächte, Kegenwctter, Gewittcrcntladungcn nur vortheilhaft einwirken; das Fesseln, nach Waldinger, ist höchst unzweck-mässig. wie das Anlegen einer Kollerhalfter. Findet man den Entzündungs­zustand vorwaltend, so macht man einen kräftigen Aderlass und wiederholt ihn selbst nach Umständen. Wo hingegen jene stark entzündlichen und tob­süchtigen Zufälle fehlen, wird durch den Aderlass gewöhnlich Verschlechterung des Zustandes, Wassererguss etc. herbeigeführt. Innerlich dagegen Salpeter, Brechweinstein und andere abführende Salze in starken Gaben. Das versüsste Quecksilber mit Aloë besonders bei blassem, schlecht verdautem Kothe, oder nach starker Fütterung. — Nachdrückliche, aber nicht jilhling und stürmisch angewandte kalte Waschungen, oder Begiessungen mit kaltem Wasser; Eiterbän­der an entfernten Theilen; oder spanische Fliegen hinter die Ohren, wenn die Gehirnentzündung durch Erkältung oder Versetzung entstanden ist; reizende Clystiere. Bei Exsudatbildung Calomel mit Digitalis, Weinsteinrahm. Bei der schleichenden Hirncntzündung reizende Einreibungen am Kopfe und Nacken, selbst das Glüheisen, Eiterbänder, Sturzbäder, fortgesetzte Ableitungen auf den Darm, das Chloroform (Repert. XI, 329).
Die flachbehancllwiff ist, vorzüglich beaebtenswerth, denn der zu früh­zeitige Gebrauch einer kräftigen Fütterung, oder die zu baldige Verwendung des Thicrs macht die Krankheit, besonders gern reeidiv.
Als besondere Krankheitsform gilt
Die consensuelle Hirnentzündung oder der Magenkoller, Es ist eine Krankheit des Pferdes, welche durch zu vieles Futter entsteht, besonders räch längerem Hungern und ohne zureichendes Getränk. Ebenso wird schlechtes Futter und das Weiden auf bereiften Wiesen als Ursache ge­nannt. Kreisthierarzt Schirlitz und D.-Thierarzt Körber führen (cf. Maga­zin-Suppl. XXII, 57) die fast alleinige Fütterung mit Klee, der bei anhalten­dem Regenwetter sehr üppig gewachsen war, als solche an. Von solchen ätio­logischen Momenten muss namentlich das manchmal beobachtete enzootische Vorkommen abgeleitet werden.
Auch beim Rindvieh sind nach genannten Schädliclilicilin, inslu'sondoiv nach rcicli-lichcm Grummclg-rnuss Psallervcrstopfung; und dem .Magenkollcr ähnliche /.ufälie beobach­tet worden.
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236nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geliiriicntziindmij? — Geliirnerschüttenmi;.
Symptome. Man beobachtet bald eine Aufregung des Nervensystems, insbesondere Raserei, bald und weit Mufiger eine Abstumpfung, die jedoch sel­ten den hohen Grad erreicht, wie er oben bei der Gehirnentzündung beschrie­ben wurde. Dagegen ist der Puls vermehrt, es ist Verstopfung zugegen; die Schleimhaut des Maules ist gelblich gefärbt, die Zunge schmutzig belegt, das Auge von Schleim und Thränen befeuchtet. Diesem nach dürfte sie öfterer nur als Kopfcongestion anzusehen seyn. Uebrigens endet sie gar manchmal bei höherer Steigerung schnell und tödtlich.
Die Section zeigt ähnliche Ueberfüllung der Hirnblutgefässe, wie bei idio-pathischen Hirnentzündungeu; dazu Ueberfüllung des Magens mit unverdautem Futter, Injection der Venen des Darmcanals mit schwarzem Blute, Anhäufung desselben in der Leber und im Herzen.
Behandlung. Nächst dem Aderlasse bei tobsüchtigen Erscheinungen, ist von den abführenden Mitteln das meiste zu erwarten, und dazu bald die Cro-tonkörner oder Crotonöl oder die Aloë in Verbindung mit dem Glauber- oder Doppelsalze, bis genügende Andeutungen von Laxiren erfolgen, das durch Sei-fenclystiere, in hartnäckigen Fällen durch Tabaks- und Tabaksrauch-Clystiere beschleunigt wird. Das Laxireu wird ferner durch salzige Mittel massig unter­halten, und bei wiederkehrendem Appetite der Darm durch bittere und gelind erregende Mittel zu stärken gesucht. Ein Fontanell an der untern Bauchfläche unterstützt jedenfalls die Cur, ja bei anhaltender Eingenommenheit des Kopfes sind selbst Haarseile im Nacken anzubringen.
Nr. 238. Gehirnerschütterung, Commotio Cerebri s. Eneophaloseismus, wird die durch .äusserc Gcwaltthätigkeiten bewirkte gewaltsame und schnelle Bewegung des Gehirns in sich selbst und seiner einzelnen Thcilc unter einan­der benannt. Dadurch wird der physische Zusammenhang derselben und so­mit seine Verrichtung geschwächt.
Bei gelinderen Erschütterungen werden sich nur vorübergehender Schwin­del, Kreisbewegung (besonders bei Katzen), Betäubung ; dagegen bei starken Erschütterungen: Bewusstlosigkcit, langsamer voller Puls, blutiger Nasenaus-fluss, unwillkührlicher Abgang oder Verhaltung der Excremente, Erbrechen, Lähmung etc. bemerkbar machen.
Auch diese Zufälle gehen theilweise vorüber, oder werden bleibend, oder es tritt passive Blutüberfüllung oder Extravasat und dadurch Druck aufs Ge­hirn, oder Gehirnentzündung ein.
Behandlung. Ein kühler Ort, Ilochlcgen des Kopfelaquo;, kalte Waschungen und gewöhnlich der Aderlass und ein entzündungswidriges Verfahren sind in Anwendung zu bringen. Bei trägen Heilbemühungcn die Arnica und andere die Aufsaugung bethätigenden Mittel.
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Geliirnerschültei'ung — Gehimhäute-Eiitzuiidung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 237
Straub's Mittheiluiig: in Repcrtoriuin XVIII, 196, guhüil nicht liieiier, sondern zu „tJchirnabsccss.quot;
Nr. 239. Gehirnerweichung, (sowie der entgegengesetzte Zustand: das Festerwerden der Gehirn­substanz) bietet keine cliaracteristisclien Symptome für die Erkennung. Als sehr wahrscheinlich ist übrigens anzunehmen, dass mancher Fall, den man zu Gehirnvereiterung rechnete, zu Gehirnerweichimg gehört.
Ursachen, Entweder ist sie Folge chronischer Congestion und Entzün­dung und ihrer Folgen, namentlich von W assererguss, oder von Verknöche­rungen in der Schädelhöhle, also von Ursachen, die durch Druck wirken; oder sie entsteht durch vorausgegangene schwächende Krankheiten.
Symptome. Es werden sich bald schwächere oder stärkere Seelenstö­rungen, Kollerzufälle und endlich Lähmung einstellen, und diess um so ge­wisser und baldiger, wenn seeundärer Wassererguss statt haf.; doch kann auch der Tod unter den Zufällen des torpiden Fiebers eintreten.
Section. Es zeigt sich eine grössere oder geringere Partie der Gehirn­substanz in einen formlosen Brei oder in eine dickliche; geruchlose Flüssigkeit verwandelt, so dass, wenn sie an oberflächlichen Gehirapartieen erscheint, schon durch die Hirnhäute die Consistenzveränderung gefühlt werden kann.
Prognose. Da bei Thieren die Vorläufer zu wenig characteristisch her­vortreten , vielmehr erst die mehr ausgebildete Krankheit ärztlich in Betracht gezogen wii;d, und nach den Erscheinungen allenfalls zu vermuthen i?t, so wird sie allgewöhnlich zwar einen chronischen, aber tödtlichen Verlauf nehmen.
Nr. 240.
Die Gehirnhäute-Entzündung, Meningitis,
ist diagnostisch noch nicht genügend von der Hirnentzündung unterschieden worden.
Schmidt, der im Supplcmcntlieftc des XX. B. des Magazins „ein entzündliches Lei­den der Spinncwebeiihaut des Gehirns und Rückeiimaiksquot; bei Kühen folgendermassen be­schreibt, klagt auch darüber, dass aussei' Friedenreichs Jlitlheilungcn in Magazin XVI, Heft 3, die der Beziehungen halber hier zuerst niedergegeben werden sollen, nichts da­rüber bekannt sey. Ich kann diesem hinzufügen, dass ich in den frühern Jahren meiner Praxis mehrmals die nachbeschriebene Krankheit bei Schweinen beobachtet, aber mir da­rüber keine Notizen gemacht habe.
Hoffentlich wird übrigens bald in Folge anderweitiger Mittheilungen eine practische Beschreibung dieser Krankhcitsforra gegeben werden können.
Friedenreich theilt folgende Fälle mit:
1) Am 15. August 18 . . erkrankten zwei Schweine, die man wenige Tage vorher nebst einem dritten von einem Händler erkauft hatte. Die
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238nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gehhnhäutc-Eeitzündung.
Krankheit trat plötzlich ein, denn während die ergriffenen Thiere noch das ihnen zuletzt gereichte Futter mit gewohntem Appetite verzehrten, zeigten sie sich hei der darauf folgenden Fütterung schon hedeutend erkrankt. In Inter­vallen nämlich von 5 —10 Minuten traten bei dem geringer leidenden Thiere Krämpfe cigeuthümlicher Art ein: Patient legte, nachdem er während einer Remissionsperiode stumpf dagestanden hatte oder mit hängendem Kopfe im Stalle umhergegangen war, plötzlich die Ohren zurück und streckte den Kopf nach vorn; dabei begann er krankhafte Käubewegungen zu machen, die an Heftigkeit sich immermehr steigerten, wobei der in Menge sich bildende schau­mige Speichel flockenweise zur Erde fiel, Die Exacerbation dauerte 1—3 Mi­nuten und wich dann der durch völlige Erschöpfung des Körpers gebotenen Remission. Der während derselben untersuchte Herzschlag zeigte sich kräftig, bedeutend beschleunigt, desgleichen das Athmen beschleunigt und ängstlich, die ausgeathmetc Luft von normaler Temperatur, der Rüssel warm und trocken, das Genick, die Ohren und der Schädel noch wärmer. Koth- und ürinent-leerungen wurden nicht bemerkt.
Der stärker ergriffene Patient zeigte dieselben Erscheinungen in noch höherem Grade; die Krämpfe dauerten ununterbrochen fort, waren jedoch von geringerer Intensität. Das Thier war unfähig zu stehen und athmete mit ge­öffnetem Maule schwer röchelnd und schnell. Das Leiden endete nach Ver­lauf von 8—12 Stunden mit dem Tode.
Sectionserscheimtngen. Alle Organe erschienen gesund mit Ausnahme des Gehirns, denn die Spinnewebenhaut war dunkelbraun gevöthet und zwischen ihr und dem Gehirne blutiges Serum in reichlicher Menge ergossen. Das Ge­hirn selbst schien nicht wesentlich verändert,
2)nbsp; Ein dritter Fall. Wenige Wochen nach diesen Fällen bot sich eine ähnliche Beobachtung bei einem ebenfalls plötzlich erkrankten Schweine dar. Krampfhafte Käubewegungen mit Vorstrecken des Kopfes, Zurücklegen der Ohren, ruckweises Auf- und Niederbewegen des Körpers, Niederstürzen, Zappeln mit den Füssen. Während der Remission taumelnder Gang, Zufälle des schwarzen Staars, so dass es mehrmals mit dem Kopfe gegen verschiedene Gegenstände anrennt. Ucbrigens starkes Fieber, Hitze am Schädel, dem Ge­nick und den Ohren, warmer und trockener Rüssel, die Augenbiudehaut stark geröthet. Die Krankheit endete mit Genesung.
Behandlung. Anwendung der kräftigsten entzündungswidrigen Mittel mit Begiessungen des Genicks mit kochendem Wasser.
3)nbsp; Enzootischcs Auftreten der Krankheit unter Kühen: Gegen Ende Octobers desselben Jahrs wurde ich eiligst nach einem Gute
beschieden, weil einige Kühe plötzlich erkrankt wären. Als ich anlangte, war eine der Patientinnen bereits umgestanden, mehre andere aber waren theils erst von der Krankheit ergriffen, theils in einem vorgerücktem Stadium der-
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Gehirnhäute-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;239
selben: Puls stark fieberhaft, gespannt und unregclmilssig, Athmen bald mehr beschleunigt, bald langsamer, die ausgealhmete Luft normal, Schädel, Ohren und Horner, letztere besonders am Grunde, heiss, die Excrcmente sehr trocken, im Verlaufe des Leidens ganz schwarz gefärbt. Die folgenden eigentlich cha-racteristischen Symptome waren übrigens, je nach dem Grade der Krankheit, verschieden. Den Umfang des Leidens bekundeten, abgerechnet die Fieber-erscheinungen, die sich einstellenden Käubewegungen; dazwischen hörte man dann und wann ein höchst unangenehmes Zähneknirschen. Bei den anhalten­den Käubewegungen bildete sich, wie bei den Schweinen, schaumiger Speichel, welcher flockenweis nun zur Erde fiel. Auch die Kühe streckten den Kopf nach vorn, jedoch häufig mehr nach der einen oder andern Seite; in einzelnen Fällen war er sogar verdreht; diess Symptom schien sich nach dem stärkern Ergriffenseyn der einen oder andern Seite des Gehirns und verlängerten und Rückenmarks zu richten. Die Exacerbationen und Remissionen waren zwar deutlich bemerkbar, aber weniger regelmässig, als bei den Schweinen. War die Entzündung auf das Gehiru und die Halspartieen des Eückenmarks be­schränkt, so zeigten sich nur die angeführten Aflectionen der Kopf-, Hais­und Augenmuskeln, wodurch das Auge oft tief in die Orbita zurückgezogen wurde und dem Patienten den Ausdruck eines tiefen schmerzigt;aftei; Leidens verlieh; partieipirte dagegen das Rückenmark in grösserc'r Ausdehnung an der Entzündung, so wurden beim Beginne derselben ausser den angeführten Sym­ptomen noch folgende wahrgenommen: Intermittirendes ruckweises Senken und Heben des liückens, Verkrümmungen des Rückgrates, in höherem Grade der Krankheit Trismus und Erscheinungen des Starrkrampfes.
Was die Ausgänge des Leidens betrifft, so waren dieselben sehr ver­schieden. Sehr heftige Anfälle endeten in der Regel mit Apoplexie; beschränkte sich die Entzündung mehr auf das Gehirn und war sie nur massig, so wurde bei passender Hilfe Heilung bewirkt; dagegen gingen solche Patienten zu Grunde, welche heftiger erkrankt waren, und namentlich diejenigen, deren Rückenmark in grösserer Ausdehnung entzündet war. Unrettbar waren solche, welche von Trismus und Tetanus ergriffen waren.
Die Dauer der Krankheit war je nach ihrer Heftigkeit und Ausdehnung verschieden. Apoplexie trat einige Male schon in den ersten Stunden der Er­krankung ein und machte dem Leben ein Ende, während andere Todescandi-daten 1—4 Tage lebten. Bis zur vollständigen Genesung verstrich ein Zeit­raum von 8—14 Tagen und wol noch darüber.
Sections er scheinungen. Die Spinncwebenhaut des Gehirns und bei meh­reren Kühen auch die des Rückenmarkes war in mehr oder minder grosser Ausdehnung bis in die Ncurileme hinein entzündet, von kirschbraunem Ansehen, zwischen ihr und dem Gehirne und Rückenmarke blutiges Serum in reichlicher
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210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geh i rnhäu t e-Kut/, iindune.
Menge ergossen. Das Blut war sehr plastisch, in den Gefässen und im Herzen zu schwarzen Coagulis erstarrt. Die Lungen in manchen Fällen übormässig blutreich (Apoplexie), sonst, wie alle anderen Organe, gesund.
Ursachen. Ich forschte schon darnach, als die beiden ersten Schweine erkrankten. Das den Schweinen gereichte Futter konnte als tadellos gelten; dagegen lagen die Thiere in sehr luftigen Ställen, zu welchen die kalte Nacht­temperatur jener Zeit ungehindert Einlass fand, weshalb ich eine Erkältung als Ursache anklagte, und diess mit um so grösserem Rechte, als die hoisse Ta­geszeit die Haut dafür empfindlich gemacht hatte. Es darf überhaupt als Er­fahrung gelten, dass Entzündungen seröser Häute in den meisten Fällen aus Erkältungen hervorgegangen sind. Eclatanter als bei den Schweinen stellte sich dieses bei den Kühen heraus: In einem Stalle waren nach und nach fast sämmtliche Fensterscheiben zerschlagen worden, und da die Fenster immer einander gegenüber und in gleicher Höhe mit dem Rücken der Thiere ange­bracht sind, so musste ein fortwährender Luftstrom über den Rücken der Thiere streichen, der des Nachts, wegen der niedern Aussentemperatur, hef­tiger und gefährlicher werden musste.
Behandlung. Dieselbe war eine stark entzündungswidrige verbunden mit der ableitenden; Nitrum, schwefelsaures Natron, Spiessglanzweinstein wurden innerlich, sowie derAdcrlass angewendet, und äusserlich die kräftigsten Scharf­salben und Cautericn applicirt. War Trismus eingetreten, so wandte ich das Kali hydrocyanicum, obwol vergebens, an.
Schmidt berichtet über die von ihm beobachteten zwei Kühe Folgendes: Verlorene Fresslust, Schäumen des Maules, durch selten unterbrochene Käubewegungen des Unterkiefers bewirkt, Reiben des Kopfes an Raufen etc., Senken desselben, Krümmung des Rückens nach oben, Zucken der Flanken und Halsmuskeln, Erweiterung der Pupille, glanzloses Auge, schwarzer Staar, taumelnder Gang, Puls 50 — 60, aber gespannt; die Gefässe der undurchsich­tigen Hornhaut büschelförmig aufgelockert, Athmen beschleunigt, Ausathmen stossweise mit Vorwärtsschieben des Körpers verbunden, Körperwärme verän­dert, Milchsecretion wenig beeinträchtigt; in Koth- und Urnabsatz keine Ver­änderung. Nach drei Tagen verloren sich die Käubewegungen, jedoch hört man Zähneknirschen; Hals und Rücken haben eine S förmige Biegung, die so­gleich wieder eingenommen wird, wenn man den Hals nach der entgegenge­setzten Seite gewendet hatte. Die Patienten legen sich nicht, erst nach fünf Tagen sinken sie nieder, und liegen nun mit seitwärts gekrümmtem Halse auf einem Flecke. Jetzt wird nun der Puls unfühlbar und das Athmen kaum zu bemerken; nach 6 — 7 tägiger Krankheitsdauer starben die Thiere.
Section. Röthung und Auflockerung der Spinnewebenhaut bis zu den Halswirbeln; Erguss von braunrothem, etwas trübem, jedoch nicht mit Flocken
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Gehirnliäute-Entziiudung — Gcliirnschwimd.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 241
vermischten Serum zwischen ihr und dem Gehirn; die Gehirnmasse selbst et­was weich.
Nr. 241. Gehirnhäute - Geschwülste,
d. h. 1) Geschwülste der harten Hirnhaut, welche übrigens selten vorkommen, sind gewöhnlich geronnenem Eiweiss ähnlich und schliesscn feine Gefässe ein.
2) Zwischen der harten und weichen Hirnhaut und den Ader­geflechten finden sich Balggoschwülstc von der Glosse einer Erbse bis zu der eines Hühnereies, welche locker mit den benachbarten Theilcu verbunden sind, selbst aber eine sehnige Haut besitzen, die einen besondern Inhalt ein-schliesst. Auch blosse
Gehirn häute-Ver die ieungon werden hin und wieder gefunden.
Bei weitem nicht immer geben diese krankhaften Bildungen zu eigent­lichen Gehirnstörungen Anlass.
Sowol für die sichere Erkennung wie für die Behandlung sind sie bei weitem nicht zugänglich genug.
Nr. 242. Gehirn- und .Rückenmarkshäute-Eheumatismen
in epidemischer und trotziger Verbreitung schildert Beyer im XVIII. Bande des Magazins, S. 257 — 304. Da die Krankheitserschoinungen aber soviel Ei-genthümliches, von localen und climatisebeu Verhältnissen Abhängiges besitzen, so kann die Beschreibung hier nicht aufgenommen, vielmehr nur auf die spe-cielle Darstellung empfehlend hingewiesen werden.
Gehirnschädel-Brüche = Schädelknochen-Brüche.
Nr. 243. Gehirnschlagfluss nennt man die Folgezufälle einer Gehirnblutung, oder eines Wasserergusses, oder eines organischen Gehirnleidens.
Nr. 244. Gehirnschwund, Phrenatrophia,
finden wir bei Geschwülsten in der Sduidelhöhlc, Hydatidcn daselbst, Gehirn­wassersucht. Ob er auch in Folge endemischer Einflüsse, wie der Cretinismus beim Menschen, statt hat, ist zu wenig bekannt, es dürfte aber die Aufmerk­samkeit auf diesen Gegenstand für vergleichende Pathologie höchst erspriess-lich seyn.
Falke, Krankh. d. Haustli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lg
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242nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Geliinisteiue — Gehiinübercrnälirung.
Nr. 245.
Gohirnstoine,
i. q. Gehirntuberkeln, Tubereuli Cerebri,
heisaen Tuberkelkörpcr, die zwar nicht in der Gehirnsubstanz selbst liegen, son-deru vielmehr am Grunde des Gehirns oder auch an der Gehirnoberfläche in der Gcfässhaut vorgefunden werden, gewöhnlich aber die Functionen des Ge­hirns mehr oder weniger beeinträchtigen. Anker fand nach Rychners Hippia-trik einen solchen von der Grosse einer starken quot;Wallnuss.
Symptome. Hin und wieder findet man solche bei der Section, ohne dass im Leben wesentliche Krankheitserscheinungen wahrgenommen worden wären. In anderen Fällen werden zuerst congestionelle oder Schwindclzufälle wahrgenommen, woraus, wenn die Tuberkeln stark wachsen und sich mehr erhärten, wirkliche Convulsionen oder epileptische Anfälle entstehen. Zwischen denselben zeigten sich bei daran leidenden Pferden Niedergeschlagenheit oder Stumpfheit. Endlich konnteu solche Pferde gar nicht mehr stehen, vielmehr brachen sie, wenn man sie einmal auf die Füsae gebracht hatte, wieder zu­sammen , es zeigte sich weifer wirkliche Lähmung (Hemiplegie), und bald dar­nach trat das tödtliche Ende ein.
Eine Kuh, die mit Gehirntubcrkeln behaftet war, lehnte sich mit der ganzen rechten Seite an die Scheidewand des Standes und mit der Brust an die Krippe fest an, der Kopf war schief gegen die linke Seite gerichtet und in die Krippe hängend, aus dem Maule floss ziemlich viel klarer Schleim, das Flözmaul war nass und kalt, die Augen thränend, die Wärme am Grunde der Hörner und in der Genickgmbe gesteigert, das Bewusstseyn war getrübt, und endlich ganz aufgehoben, die Augen verdreht (Thierärztliche Zeitung II, Nr. 19).
Ein l'/ujähriges Eind drängte vorwärts und bewegte Kopf und Ohren hin und her, die Augen glänzten, der Augapfel war stark bewegt, das Seh­vermögen fehlte. Bei der Section fand sich die Spinncwsbenhaut mit kleinen, noch nicht Steckuadelkopf grossen Knötchen besäet; gleiche Knoten auf den Vierhügeln. Uebrigens fanden sich noch in der Brusthöhle Knoten, wie sie bei Perlsucht vorkommen.
Behandlung. Würde die Krankheit in ihrem ersten Stadium erkannt, so dürften starke Ableitungen am Kopfe und Halse allerdings Erspriessliches leisten. Bei weiterer Ausbildung sind freilich Heilmittel wenig zugänglich.
Nr. 246. O-ehirnüberemährung
wird, da sie sich bald schneller, bald langsamer bildet. durch keine characte-rlstischeren Symptome, als durch die des Gehirndruckes sich zu erkennen geben,
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Gehirniibcrernälu'ung — Gehirnvenvimdungeii.
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kann daher auch als besonderes Uebel für Prognose und Therapie nicht be­sonders gewürdigt werden.
Nr. 247. Gehirnverkaöoherung oder Gehirnversteinerung, Eneephalolithiasis,
nennt man fälschlich einen Knochenauswucirs, der vom Keilbeine ausgeht und durch seine zunehmende Grosse die Gehirnmasse mehr und mehr verdrängt, ohne dass dadurch beträchtliche Gehirnstörungen immer erwachsen wären (Herings Kepertoriura III, 68).
Äetiologie. Es sind dergleichen Exostosen bei Rindern und bei Ziegen gefunden worden; vielleicht dass Erschütterungen des Kopfes bei der Bejochung an den Hörnern und dass das gegenseitige Kämpfen mit den Hörnern den Grund dazu legen mag.
Die Behandlung würde, wenn diese Uebel auch erkannt würden, ver­geblich seyn.
Gehirn Vereiterung sc Gehirnabscess.
Nr. 248. Qehimvenvundungen, Enoephalotraumata,
haben am grossen Gehirn, wenn sie nicht tief eindringen oder mit starker Gehirnerschütterung verbunden sind, gewöhnlich keine besonderen nachtheiligen Eolgen, -wenn der Gehirnentzündung kräftig entgegen gearbeitet wird. Das Verlorene wird beim Lebenbleiben des Thiers durch eine Substanz ersetzt, die bald weicher, bald fester, als die normale ist. Bei jeder tiefen Verletzung war Blindheit des Auges der entgegengesetzten Seite und Stumpfsinn die Folge.
quot;Wird das kleine Gehirn auf einer Seite ganz durchschnitten, so macht das Thier mit den Gliedmassen der entgegengesetzten Seite Bewegungen, und wälzt sich immer nach der verletzten Seite; der Augapfel der verletzten Seite wird abwärts, der der andern Seite aufwärts gedreht. Bei der senkrechten Durchschneidung in der Mittellinie taumelt das Thier von der einen Seite zur andern; und wenn es auf eine Seite fast niederfällt, so springt es schnell auf die andere.
Bei einem Querdurch schnitte des H i r n 1lt; n o t o n s stürzt das verletzte Thier vorn nieder, wenn es einen Schritt vorwärts thut; bleibt es aber stehen, so erhält es sich aufrecht. Wird der Hirnknoten an der rechten Seite durch einen Lftngenschnitt verletzt, so wälzt sich das Thier nach der rechten Seite, und ein Auge wird nach oben, das andere nach unten gedieht; wird aber auch zugleich an der linken Seite ein Längenschnitt gemacht, so hört das Wälzen auf und die Bewegungen nach vorn gehen entsprechend von Statten. Bei einem Versuchshunde, welchem ein Längenschnitt in der Mitte des Hirnknotens ge-
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2l'inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(xeliirnvernundungen — Gchiru-M'asserergnss.
macht worden war, sah man ihn den Kopf unter die Brust halten, wenn er ging; bisweilen trat er einen Schritt zurück.
Bei einem Schnitte von oben rechterseits in das verlängerte Mark traten sogleich die heftigsten Convulsioncn ein, der ganze Leib und die Glieder wurden gerade gestreckt, das Athmen und der Puls beschleunigt; die Bewe­gungen der Gliedmassen beim Gehen waren regelmässig, nur langsamer und schwächer. Als das verlängerte Mark an der rechten Seite bei einem andern Hunde ganz durchschnitten wurde, traten auf dieser Seite die heftigsten Be­wegungen aller Muskeln sogleich hervor, der Körper wurde nach der linken Seite gekrümmt, die rechte Seite war gelähmt, aber die Empfindung bestand noch; mit den linken Gliedmassen machte der Hund verschiedene, aber sehr schwache Bewegungen; das Athmen und die Bewegungen des Herzens waren beschleunigt. Ein nicht tiefer Querschnitt an der untern Fläche verursachte dem Thiere Schmerz, die Convulsioncn waren schwach, die Muskelthätigkeit erschien wenig gestört, das Athmen aber erschwert. Bei einer völligen Durch-schneidung des verlängerten Markes treten aber die heftigsten Convulsionen und der Verlust des Athmens, daher auch aisbaldiger Tod, ein.
Gehirn - Wasserbruch, Hydrencephalo cele vide Gehirn-Wassersucht.
Nr. 249.
Der Gehirn - Wassererguss, Encephalochysis.
Syn. Hydiocephalus acu tus, A pop lexia s crosa , Arachnoiditis ex-sudativa, acuto Geliirnliühlcu-Wasscrsucht.
Er findet bei den verschiedenen Hausthiergattungen statt, wurde aber gcwöbnlich von den betreffenden Veteriiuirscbiiltstellein bald unter Gehirncongesliüiien und Gehirn­entzündung, bald unter Hiinsoblagfluss, Wassersucht, Dummkoller, Nervenfteber etc. ge­schildert. So tappen auch die Bearbeiter des Inhaltes im Supplemente des XX. Bandes des Magazins, S. 56 — 57 noch Im Dunkeln.
Symptome. Obgleich bald mehr das Gepräge eines entzündlichen, bald des torpiden Zustandes vortritt, so bemerkt man übrigens doch anfangs Zufälle der Kopfcongestion und der Hyperämie, als höhere Wärme des Schädels, er­höhte Empfindlichkeit des Gehörs, Lichtscheue, wechselnde Röthe der sicht­baren Nasen- und Maulschleimhaut, und selbst auch Delirien. Der Reizung folgen aber bald die Zufälle der Compression, wobei allenfalls noch Schmer-zensftusscrungen, namentlich bei Hunden bemerkbar sind; oder man findet völ­lige Betäubung: Hängen oder Aufstützen des Kopfes, Zähneknirschen, Convul­sionen. Die Excretioncn sind dabei angehalten. Der Verlauf ist acut und gar manchmal lethal; oder Dummkoller, Parcso und Lähmung etc. sind die Folgen.
Die Behandlung ist im Ganzen wie bei Bauchwassererguss.
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Gehirn-Wassere rguss — Geliirn-Wassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 245
Aclil Krankheitsgescliichlen folgen Mag. XXM, 175, nachdem bereits von mir in Mag. XXI, 836 das Bcslelicn solcher aculer Wagserergttsse und das Heillose der Gc-währsmängel resp. des Uummliollers als .solchen besprochen raquo;enden Ist.
Nr. 250.
Die Gehirn - Wassersucht,
Syn. Wasserkopf, Hydrops Cerebri, Hydrocephalus chronicus,
ist eins Anhäufung seröser Flüssigkeiten über und unter der Spinnewebenhaiit, selbst in den Hohlen des Gehirns (Wassersucht der llirnhöhlen), ohne dass Zeichen der Congestion und Entzündung vorausgegangen sind. Er berühr ent­weder in einer unvollkonimer.en oder gestörten Entwicklung des Kopfes vor der Gehurt (angeborner Wasserkopf vide Gebärmuttenvassorsucht), in welchem Falle man denselben zuweilen unförmlich dick, die Schädelknochen sehr ge­wölbt,, die Gesichtsknochcn sehr zurückgedrängt, die Nähte hie und da nicht verbunden, auch wol nach aussei! tretende flucluirciule Geschwülste („Gehirn-wasserbruchquot;) findet. Oder er hat sich erst lange nach der Geburt durch schwächende Einflüsse entwickelt (erworbener Wasserkopf). Dor Druck des Wassers aber aufs Gehirn wird die geistigen Thätigkciten und die Bewegung, kurz alle Functionen des animalen Lebens beeinträchtigen, während die vege­tativen Thätigkciten in der Regel geraume Zeit ziemlich ungestört bleiben.
Dabei reibt sich das Thicr das Maul, die Nase, knirscht mit den Zähnen, hängt den Kopf oder stützt ihn auf, verdreht denselben und den Hals und zeigt überhaupt schlafsüchtigen Zustand (Dummkoller). Der Puls ist unregei-massig, die Pupille erweitert, fürs Licht unempfindlich, der Gang ist taumelnd; endlich treten Convulsionen und der Tod ein.
Aeiiologie. Die Anlage für die erstere findet sich besonders bei Kälbern und Lämmern, für die letztere bei Pferden, namentlich solchen von schlaffem Faserbaue und gemeiner Race.
Feuchter, dumpfer Aufenthaltsort, nasse Jahrgänge, Tuberkeln, Erwei­chungen, Erschütterungen des Gehirns etc., geben Gelegenheit dazu.
Die Prognose ist nur sehr übel.
Behandlung. Wenn erstere Art oftmals nur insofern Object für den Thierarzt ist, dass er durch ihn veranlasste Geburtshindernisse beseitigt, so kann bei dem erworbenen Wasserkopfe reell ein therapeutisches Eingreifen statt haben. Im Ganzen muss auf Bethätigung der Aufsaugung hingewirkt wer­den, daher harzige, harntreibende und drastische Mittel innerlich, und aussen das Brennen, blasenziehende Mittel, insbesondere die Brccliwcinsteiiisalbe, Haar-scile anzuwenden nothwendig sind. Das Abzapfen hat nachhaltig kein glück­liches Resultat gegeben.
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OAßnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gehirn-Zusammendrückung — Geilheit.
Nr. 251. Die Gehirn-Zusammendrückung, Compressio Cerebri,
oder die Beschränkung des Raumes, so dass die Geliirnmasse gequetscht und ihre Verrichtung geschmälert oder unterdrückt wird, erfolgt entweder schnell: durch Gcwaltthätigkeiten, welche oft zugleich Blutergiessung, Fracturen der Schftdelknochen, Eiterung etc. zur Folge haben; oder langsamer, wie bei Was­sersucht, durch Geschwülste.
Erstere mehr, als letztere machen sich gewöhnlich durch auffallende
Symptome bemerkbar: Betäubung, Patient trägt den Kopf niedrig, hält ihn wol auch schief, bewegt sich langsam im Kreise, die Pupillen sind erwei­tert, der Puls flngsam und aussetzend, das Athmen ist tief, erschwert, Ent­leerungen geschehen unwillkührlich, oder sind unterbrochen etc.
Durch ärztliche Bemühungen gelingt es entweder, das Thicr, besonders bei schnell entstandenen Compresskmen wiederherzustellen, oder es stirbt apo-plectisch, oder es bleiben Folgekrankheiten, wie Schwäche der Gehirnverrich-tung, oder Lähme der Bewegungsorgane etc. etc. zurück.
Durch möglichste Wegräumung des Druckes und durch Anwendung des entztindungswidrigen Verfahrens sucht man diess zu verhindern.
Nr. 252.
Die Gehörgang-Verengerung und Versohliessung
findet sich selten angeboren, häufiger tritt dieser Zustand später ein und zwar
gewöhnlich durch Ansammlung und Vertrocknung des Ohrenschmalzes, oder bei
Hunden, denen die Ohren ganz abgestutzt oder gar ausgedreht worden sind.
Oft ist chirurgische Hilfe möglich, nachdem vielleicht erweichende Mittel vorausgeschickt worden sind. Eine neue Vereinigung verhütet man.
Gehörnerven - Ueberempfindlichkeit vide Ueberempfind-lichkeit.
Nr. 253. Geilheit,
bei männlichen Thieren Satyriasis, bei weiblichen Thieren Oestromania, wird der anhaltende und ungewöhnlich starke Trieb zur Begattung genannt, der bei
Mutterthieren, wenn die Begattung zugelassen wird, selbst die Befruchtung gewöhnlich unmöglich macht, denn ihr Kitzel nimmt eine solche Heftigkeit an, dass man Stuten an keiner Stelle berühren darf, ohne dass sie in ein lautes Gequicke, mit Schlagen und Beissen verbunden, ausbrechen; aus der wie ent­zündeten Scham und Mutterscheide wird öfters, besonders bei jenen Manoeuvrcn, eine gelbschleimige Flüssigkeit ausgespritzt, die Clitoris zeigt sich in starker
Jamp;
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Geilheit — Gekrösdrüsen-Scliwarsuchl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;241
Bewegung; auch findet wol ein starkes Drängen auf die Geburtstheiie statt und dass sich die Ergriffenen das-clbst stark reiben. Bei Annälierung eines Hengstes sind sie ganz ungestüm, seltener ruhiger verlangend und hingebend.
Männliche Thiere zeigen fortwährend Erectionen und durch ihr ganzes Benehmen ihr Verlangen an, und besonders, wenn sie in die Nähe des andern Geschlechts kommen.
Ursachen. Oefters mag ein rein nervöser Einfluss statt haben, wie z. B. bei der Hundswuth, man sieht aber auch starke und intensive Fütterung bei vieler Ruhe, besonders Hülsenfrüchte, Roggen, Gerstenmalz, und davon ab­hängige gastrische Zustände (Hinterleibs-Vollblütigkcii), ferner der Gebrauch der Canthariden, sowie krankhafte Zustände der Geschlechtsthcile selbst, als Entzündung und quot;Wassersucht der Eierstocke, Tuberkelablagenuigen in densel­ben, sowie in den Fallopischen Röhren und in der Gebärmutter bei Perl­sucht etc. sie hervorrufen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Nachdem die Geilheit kürzere oder längere Zeit, zuweilen mit Schwankungen in der Heftigkeit, bestanden hat, werden sich mehr und mehr die Zufälle des Kollers offenbaren und dieser endlich Selbst­ständigkeit gewinnen.
Behandlung. Abwendung der Ursachen bei dem Gebrauch e des Ader­lasses, der kühlenden und eröffnenden Salze und der kalten Bäder und Wa­schungen. Bei nervösen Zuständen der Campher in starken Gaben, des Mor­gens nüchtern, bei Pferden namentlich, „2 Drachmen bis 1 Unze und wol acht Tage und länger damit fortzufahren,quot; Das sicherste Mittel bei trotzigerem Wi­derstehen bleibt freilich die Castration.
Nr. 254. Die Gekrösdrüsen • Entzündung
ist das erste Stadium, oder vielmehr nur eine Episode der Bauchscropheln.
Nr. 255. Die Gekrösdrüsen - Schwärsucht
ist hyi und wieder beobachtet worden. So theilt Naundorff einen Krankheitsfall von einem vierjährigen Pferde mit, das seit drei Wochen, nach Aussage des Besitzers, nicht die gehörige Fresslust gezeigt, und Koth oft nur zu 2 — 3 Ballen entleert hatte. Das Thicr fand Naundorff mit gesenktem Kopfe, die Füssc hatte es unter den Leib geschoben, der Bauch war aufgetrieben, die sichtbaren Schleimhäute des Mundes und der Nase, sowie die Bindehaut des Auges waren geröthet, die Augen vorstehend, der Puls war beschleunigt, klein, weich und oft aussetzend, das Athrnen war sehr schnell und so beschwerlich, dass dem Thiere oft Erstickung drohete. Gleichzeitig waren Zufälle des Er-
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Gekrosdriiscn-Schwarsiicht — Gelenkentzündung.
brcchciis und Ausfluss eines zäheu Schleimes, mit den aufgenommeneu Medi­camenten gemischt, aus Maul und Nase eingetreten. Das Pferd hatte anhal­tend kalten Schweiss, es sah sich oft nach den Flanken um, legte sich auch oft nieder und lag mit unterschlagenen Beinen, bis es zum Aufstehen angetrie­ben wurde. Kotli und Urin wurden nicht entleert. In der achten Stunde der Behandlung starb das Pferd unter heftigen Zuckungen, und bei der
Sectioi fand sich an der Verästelung der vordem Gekrösarterie ein Ab­scess im Dünndarmgekrösc, welcher mehr als ein halbes Quart eines consisten-ten, gelblichen, geruchlosen Eiters enthielt.
Gekrösscropheln vide Bauchscropheln. Gekroszerreissung vide Netzzerreissung. Gelbes FieberWestindische Pest. Gelbsucht vide Gallenversetzung. Gelenkconcremente vide Chondroide.
Nr. 256. Die Gelenkentzündung, Arthrophlogosis.
Symptome. Mögen auch die Zufälle nach der Veranlassung in Etwas abweichen, so wird doch immer Schmerz bei der Berührung und Bewegung, daher auch mehr oder minder starke Behinderung derselben, ausserdem eine hartnäckig andauernde Wärme, unter Umständen Fieber; bei einer schleichen­den Gelenkentzündung aber eine gehinderte Bewegung allein und nur geringe Wärme wahrnehmbar seyn.
Ausgänge sind: 1) Zcrtheilung, die aber auch öfters nur unvollkommen ist, weshalb Verdickung, Verhärtung und nicht entsprechende Gebrauchsleistun­gen zurückbleiben. 2) Gelenkgallen. 3) Verknocherung und Verschmelzung der Gelenkhäute und Gelenk enden (Gelenkverwachsung). 4) Eiterung, die oft mit Knorpel- und Knochenfrass verbunden ist, so dass selbst Fisteln und be­trächtliche Zerstörungen entstehen. 5) Brand bei sehr heftig wirkenden und metastatischen Entzündungen, in welchem Falle eine sehr leisse und schmerz­hafte Geschwulst entsteht, die zuweilen sogar 6) den Tod eher herbeiführt, als Brand sich deutlich ausgebildet hat.
Aetiologie. Die Anlage findet man, bei Pferden besonders, in einem schwachen Gliederbaue, in fehlerhafter Stellung, in lymphatischer Constitution und in vorausgegangenen rheumatischen Krankheiten. Die überstandene Ge­lenkentzündung giebt eine oft vorherrschende Anlage zur Wiederkehr. Manche Dienstleistungen afficiren manche Gelenke ganz besonders. Uebrigens sind als Gelegenheitsursachen Stösse, Verstauchungen, Erschütterungen, Entzündung in der Nachbarschaft, Erkältungen, Metastasen etc. zu nennen.
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Gelenkentzündung — Gelenkfluss der Säuglinge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;219
Prognose. Einfache sind günstiger zu bcurtlicilcn, sowie bald zur Be­handlung kommende, als wie mehr complicirte, veraltete, oder wo sich schon üble Ausgänge gebildet haben.
Die Behandlung erfordert, nächst Schonung, massiger Fütterung und einer übrigens zuweilen nöthigen allgemeinen Behandlung, örtlich bald kühlende Mittel, als kalte Bähungen und Anstriche, später zertheileiide Kriiuterabkocliungen mit Essig, Bleiextract, Campherseifc, äusserlichen Lcbcnsbalsam ; bald erschlaffende, schmerzstillende, bald mehr nach Aussen ableitende, reizende örtliche Mittel; Haarseile, selbst die Anwendung des Glüheisens bei tiefer Lage des Gelenkes, insbesondere auch bei der Kniescheiben-Gelenkentzündung des Rind­viehes.
Nr. 257. T)er Gelenkfluss, Arthrorheuma.
Oft wird nur ein einzelnes Glied, ein Gelenk, eine Muskelpartie von Rheumatismus befallen, was sich durch Schmerzhafligkeit derselben, die durch Bewegung gesteigert wird; bei chronischen Rheumatismen aber und wenn sich ein solcher alten Verdehnungcn, Verstauchungen etc. hinzugesellt bat, oftmals durch Milderung der rheumatischen Zufälle, wenn die Bewegung massig fort­gesetzt worden ist, dass auch zu Zeiten an sich Minderung derselben und Neigung der Affection, den Sitz zu wechseln, sich einstellt, zu erkennen giebt.
Die Lrsachcn, der Vcrlmif, die Dauer, Ausgänge und Prognose, so­wie die Behandlung sind die der rheuniatischen Affcctioncn überhaupt, insbe­sondere bilden sich aber an den geeigneten Orten auch Flussgallen, Arthro-phymata, und chronische Sehnenanschwellungen.
Als mehr speeifische Arten (verbunden mit Scrophulose) treten hervor:
a) Der Gelenkfluss der Säuglinge.
Syn. Füllen-, Kälber- und Lämmerlä hinc.
Symptome. Das Uebcl tritt gewöhnlich als fieberhaftes Leiden mit an­fangs mehr gerötheter Binde- und Maulscblcirahaut, Ablassen von Nahrung und Getränke, Traurigkeit und Abgestumpftheit, baldigem Sinken der Körper­wärme trotz des angestrengten, beschleunigten Athmens, beschleunigten Pulses und Herzschlages, bei Füllen auch wol mit Colikschmerzcn und Verstopfung, oder mit grünfarbigem, oder weissem oder grauem Durchfalle auf. Bei der langsamer verlaufenden Form, welche bei Füllen gemeiniglich erst später, gegen das Ende der Säugezeit vorkommt, geht oft ein mehrwöchentliches, doch wenig stürmisches Siechthum voraus. Doch endlich machen sich auch hier wie dort Schmerzen in einzelnen oder mehren Gelenken der Extremitäten etc. bemerk­bar, der Gang ist daher steif, ersehwert, sie bleiben deshalb öfters stehen, und wenn sie sieh gelegt haben, so ist das Aufstehen mühsam, und wenn sie unter
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250nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gclenkfliiss der Säuglinge.
Mithilfe des Menschen auf die Beine gekommen sind, so zeigen sie oftmals nicht soviel Kraft, sich auf denselben zu erhalten. In dem oder jenem Ge­lenke, bei Kälbern fast nur in dem einen oder andern Sprung- oder Knie­gelenke, findet man bald nun auch eine warme, entzündliche, oder wie schwap­pende, selbst nur ödematösc Geschwulst, die bei Füllen oft eine solche Aus­dehnung gewinnt, dass das ganze Bein eine unförmliche Cylindergestalt annimmt. Durch diese Geschwülste wird die Bewegung noch mehr erschwert und schmerz­haft. Oft finden sich bei Füllen zugleich Schmerzen am Bauche in der Nähe des mehrentheils angcscliwollcnen Nabels, sie zeigen Muskelaffectionen, und damit nach Umständen behinderte Athmung, erschwertes Käuen, Schlucken, paralytische und epileptische Erscheinungen,
Actiologie. Heu von moorigen Wiesen, verdorbenes Futter, auch eine zu mastige, proteinarme Nahrung, wie die Kartoffeln, Niederungen, nasse Jahr­gänge, Erkältungen überhaupt iiussern auf tragende und säugende, ganz beson­ders auf noch in der Yeredlung begriffene Mutterthiere eine so nachtheilige Wirkung, dass bei den Jungen, insbesondere bei 'Winterrämmern schon alsbald oder wenige Tage nach der Geburt, aber allerdings oft auch erst, wie bei den anderen genannten Thiergattungen, nach Wochen die Krankheit zum Ausbruch kommt, wenn das Junge nicht schon durch Abortus abging. Doch auch halb-bis ganzjährige Füllen, insbesondere Individuen von scrophulöser Constitution, sollen von ihr noch heimgesucht werden, so dass sie mit vollem Rechte als eine complicirtc Krankheit betrachtet werden muss, Oefters sieht man sie seuchenartig über ganze Gegenden verbreitet, oft 5 —10 pC. der Füllen, bis 50 pC, der Lämmer (seltener Kälber) davon ergriffen, so dass eine eigenartige Witterungsconstitution oder überhaupt weit verbreitete Ursachen nicht wegge-läugnet werden können,
Verlauf, Bauer, Ausgänge. Der Verlauf des fieberhaften Leidens ist gewöhnlich rasch ; die Folgen der ganzen Krankheit aber sind, wenn die Thiere nicht zu Grunde gehen, bei Pferden namentlich, durch das ganzen Leben nicht selten bemerkbar.
Die Ausgänge im Allgemeinen sind:
a)nbsp; In Genesung unter Criscn; die Geschwülste und Schmerzen nehmen nach und nach ab und verschwinden.
b)nbsp; nbsp;In theilweise Genesung, indem Schwäche, bleibende Gelenk-anschwcllungon, verminderte Beweglichkeit, stopfiger Gang, Knacken in den Gelenken zurückbleiben, Oefters scheint aber einer dieser Ausgänge einzutre­ten, ja man wähnt das Leiden gehoben, allein es wird doch diese Hoffnung zu Schanden, indem oft erst nach 1 — 2 Jahren das mühsam bis zu diesem Zeit-punete heraufgebraehte Fohlen einen der nachgonannten Ausgänge noch er­fahren muss.
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Gelenkfluss der Saiigliii(tc.
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c)nbsp; nbsp;In andere Krankheit, indem jene Geschwülste wieder zurück­treten und die Krankheit in Entzündung der berösen Häute des Kopfes, der Brust, des Plerzbeutels, des Bauches, oder in Wasscrergüsse, in Eiterung, Verjauchung und in cariöse Zerstörung der Gelenke, oder auch in plastische Ausschwitzungen übergehen; oder es entsteht auch durcli das anhaltende Lie­gen Decubitus. Auch treten wol Combinationen mit anderen Krankhcitspro-cessen, wie Gekrösdrüsenleiden etc. ein.
d)nbsp; In den Tod durch vorgenannte Krankheitszustände, oder weil es den Thieren unmöglich ist, zu saugen oder überhaupt Nahrung aufzunehmen. Der Puls wird in hohem Grade beschleunigt, der Herzschlag heftig pochend, das Athmen sehr erschwert und angstvoll, die Ermattung und Abstumpfung sehr gross, der Koth dünn, die Thränen eiterartig, die Hornhaut trüb und ge­schwürig, der reichliche Nasenausfluss übelriechend und missfarbig, die Schweissc übelriechend. Endlich treten Zuckungen und röchelndes Athmen ein.
Bei Füllen geschieht das schon oft in 2 — ö, meist in 5 — 8, oder auch erst in 10—14 Tagen, bei Schafen sogar nach mehren Wochen.
Die Prognose richtet sich aber überhaupt nach der Individualität, ins­besondere nach dem Alter, nacli der Ausbreitung der Affection, insbesondere, ob innere Gebilde mit Thcil nehmen etc.; im Allgemeinen ist sie aber ein sehr bösartiges Uebel, daher auch die gediegensten Practiker bei fortdauerndem Sicchthum solcher Thiere die Tödtung am gcrathensten finden, da die weiter aufzuwendenden Mühen und Kosten keinen Ersatz geben, und bei Pferden ins­besondere die ganze Zucht darunter leiden muss.
Leichenbefund. Der Sitz ist jedenfalls die Gelenkhäute, daher Eöthung, Verdickung derselben. Ausschwitzung, Eiterung, Gerinnsel, die wie gekochtes EiAveiss aussehen, in der Gclenkhöhle wahrgenommen werden; die Substanz der Knochenenden ist aufgelockert, das Mark verflüssigt, desgleichen Entartungen des Periosteums und der Sehnenscheiden in der Nähe dieser Geschwülste. Fer­ner als allgemeine Erscheinungen entzündliche Irritation der Gehirnhäute, der Pleura, des Peritonäums, oder gewöhnlicher noch bei Schafen: quot;Wassererguss in der Hirnhöhle und Blutarmuth in sämmtlichen Eingeweiden. Ueberhaupt ist, nach Träger, vom Scheitel bis zum Hufe oft kaum ein Punct zu bezeich­nen, der, bei Füllen wenigstens, unangetastet bleibt,
Behandlung. Da schon während der Trächtigkeit öfters die Prädisposi­tion im jungen Thiere erzeugt wird, so ist auf Mutterthierc prophylactisch durch eine gute, qualificirto, massige Nahrung, angemessene Bewegung in freier Luft, Reinlichkeit, Geräumigkeit der Stallungen etc. wohlthätig zu wirken, und nach den unvermeidlichen Schädlichkeiten selbst Mildcrungs- und Heilmittel in An­wendung zu bringen, daher Lecken von Kochsalz allein, oder mit Glanzruss, Schwefel, Wachholderbeeren, Schafgarbe etc. in Verbindung; nach Umständen
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252nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gt'lenklhiss der Säuglinge.
auch Glaubersalz. (Seer empfiehlt für diese Zwecke bei Mutterschafen lgt;/jPfd. Sclnvefelspicssglanz, 4 Pfd. Angelica, 2 Pfd. Glaubersalz, 2 Pfd. scharf ge­röstetes Mehl von 14 zu 14 Tagen für lOOHiiupter.) Hat mau diese Vorbauung versäumt, und giebt sich die Krankheit kund, so ist den säugenden Mutter­stuten in den ersten 2 — 3 Tagen durchgängig bei karger Diät Glaubersalz, und darnach, bei etwa sich nöthig machendem Futtenvechsel, der Schwefel-gpiessglanz zu verabreichen, und die ergriffenen wie noch gesund scheineuden Füllen sind in gesunden Stallungeu unter wannen Decken zu halten.
Das acute Golenkübel soll man wie einen deuten Rheumatismus behan­deln und selbst, nach Träger, ohne alles Bedenken den Aderlass bei Füllen ge­brauchen. Demselben zunächst steht der Gebrauch des Aconits, 5 —10 Tropfen der Tinctur des frischen Krautes, täglich 3 Mal, oder Bryoniatinctur 8 — 12 Tropfen täglich einmal bei den Füllen, ferner das Calomel bei Gebirnirritation; und überhaupt, ganz besonders aber bei Hinterlcibsaftectionen, der Brechwein­stein; endlich dio Aloë zu 5 — 15 Granen bei cinleptischen und tetanischen Zufällen; dieselbe in Verbindung mit einigen Granen Weinsteinsäure, wenn der Kotli hart und dunkelfarbig ist.
Ist mit dem örtlichen auch das heftigere Allgemeinleiden — zum Erc-thismus — herabgestimmt, und sind die gastrischen Complicationen getilgt, dann möchte die Tinctur der Herbstzeitlose, bei werthvollen Schafen täglich mehre Male 12 — 20 Tropfen, bei Füllen und Kälbern theelöffelweise, und wo dieselbe Durchfall erregt, in Verbindung mit Opiumtinctur, oder wo sich das Leiden mehr zum Schwächezustande und Faulfieber hinneigt, mit Mineral-sauren am Platze seyn.
Das rohe Schwefelantimon soll auch bei Schafen in starken Gaben, mit Butter gemischt, sehr erspriesslich sich erwiesen haben.
Treten Crisen ein, so müssen sie geleitet werden, daher nach Umständen Salmiak oder bei Lämmern Minderer'scher Geist mit Hollunderblüthenthee, um die Haut zu bethätigen, anzuwenden sind. quot;Wo es nöthig, ist auch die Harn-secretion zu befördern: Digitalis Gr. vj — xjj, als Infusum mir, dem essigsaurem Kali, 5iï P. Tag bei Lämmern. Die Darmcntleerungen müssen durch abfüh­rende Salze befördert werden.
Oertlich wendet man Einwickelungen der afficirten Gelenke mit wollenen Lappen oder Werg an und schenkt in jedem Falle den Thiercn Ruhe.
Bei mehr vortretender Entzündung sind von Manchen auch Umschläge von kaltem Wasser vortheilhaft angewendet worden; Andere haben örtliche Blutenticerungen vorgenommen, bei werthvollen Thieren selbst Blutegel mit günstigem Erfolge angelegt.
Nach Darrcau ist, ehe sich Eiterung gebildet hat, mit grösstem Vor-thcile die Pappelsalbe zu gebrauchen. Ilaben sich aber Gclenkabscesse ge­bildet, was sich durch Befühlen leicht erkennen lasse, so soll man dieselben
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Gelenklluss der Säuglinge — Geleiiklliiss der Solnvolne.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;253
unbedonklicli eröffnen, und nach der Entleerung des Filers mit Cliamillcn-uud Eichenriiidenpulvor ana verbinden. Zeigen sie sicli aber als IlülilgesclnvUre, so sollen sie mit Chamillenthec öfters ausgespritzt werden.
Wo die Grelenldeidcn zurück treten, dafür aber innere Tbeilo sich affi-cirt zeigen, ist durch blasenziehende Einreibungen oder durch das Bronnen der Gelenke das Uebel hier möglichst zu tixiren.
So muss auch bei mehr schleichendem Verlaufe zu ausseren Hautreizen gegriffen werden, z. B. zum Camphcrliniment, Camp'ierspiritus, Loröl, Terpen­tinöl, Cantharidensalbe; auch können Wollfäden mit Terpentinöl getränkt bei Lämmern als Haarseilo gebraucht werden. Innerlich ist der Lebcrthran mit Campher zu gebrauchen, oder, nach Baumeister, bei mehr hervortretendem schwindsüchtigem Zustande die Arnicawurzel in Anwendang zu bringen.
Bei unschmerzhaften Knochenauftreibungen an den Gelenken der Ex­tremitäten hat Lowack die Jodtinctur mit günstigem Eifolge bei Füllen in Anwendung gebracht. Er lässt nämlich täglich einmal 5 —10 Tropfen, je nach ürössc und Alter des Thieres, mit Brodkrume verbunden, innerlich rei­chen und die Geschwulst mit derselben Tinctur täglich einreiben und nur hin und wieder einige Tage aussetzen, damit die ausseren Bedeckungen nicht über die Gebühr angegriffen werden.
b) Der G-elenkfluss der Sehweine, vulgo quot;Verfangen, Verscblag, erscheint in acuter und chronischer Form.
Erstcre tritt gewöhnlich plötzlich auf, indem die Thierc nur mit vieler Mühe aufstehen und nur unter Schmerzen stehen können, so dass sie öfters und unter Grunzen hin und her trippeln, die kranken Gliedmassen unter den Leib stellen, und bei der geringsten einwirkenden mechanischen Gewalt auf die Hüften hinfallen. Dabei bemerkt man sogar an den grosseren Ge­lenken, welche vorzugsweise afficirt sind, äusserlich keine besondei'e Anschwel­lung oder vermehrte Wärme, woi aber lebhaften Schmerz , wenn man einen Druck daselbst anbringt.
Bald verschlimmert sich aber der Zustand, die Kranken können kaum mehr aufstehen, beim Geben schleppen sie das Hintertbeil nach, die Gelenke werden heiss und schwellen, die sie bekleidende Haut ist geröthet, der Puls beschleunigt und voll, das Maul heiss und klebrig, der Appetit ist verloren, die Thiere magern schnell ab.
Aetiologie. Eines Tbeils ist die eigcnthümliche Disposition des Thiers, andern Tbeils die sehr gewöhnlich ungesunde Lage und Einrichtung der Stal­lungen, oder es sind öftere Erkältungen bei Treib- und Wcidescbweincn zu be­schuldigen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist unbestimmt, die Dauer
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252nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gt'lenklhiss der Säuglinge.
auch Glaubersalz. (Seer empfiehlt für diese Zwecke bei Mutterschafen lgt;/jPfd. Sclnvefelspicssglanz, 4 Pfd. Angelica, 2 Pfd. Glaubersalz, 2 Pfd. scharf ge­röstetes Mehl von 14 zu 14 Tagen für lOOHiiupter.) Hat mau diese Vorbauung versäumt, und giebt sich die Krankheit kund, so ist den säugenden Mutter­stuten in den ersten 2 — 3 Tagen durchgängig bei karger Diät Glaubersalz, und darnach, bei etwa sich nöthig machendem Futtenvechsel, der Schwefel-gpiessglanz zu verabreichen, und die ergriffenen wie noch gesund scheineuden Füllen sind in gesunden Stallungeu unter wannen Decken zu halten.
Das acute Golenkübel soll man wie einen deuten Rheumatismus behan­deln und selbst, nach Träger, ohne alles Bedenken den Aderlass bei Füllen ge­brauchen. Demselben zunächst steht der Gebrauch des Aconits, 5 —10 Tropfen der Tinctur des frischen Krautes, täglich 3 Mal, oder Bryoniatinctur 8 — 12 Tropfen täglich einmal bei den Füllen, ferner das Calomel bei Gebirnirritation; und überhaupt, ganz besonders aber bei Hinterlcibsaftectionen, der Brechwein­stein; endlich dio Aloë zu 5 — 15 Granen bei cinleptischen und tetanischen Zufällen; dieselbe in Verbindung mit einigen Granen Weinsteinsäure, wenn der Kotli hart und dunkelfarbig ist.
Ist mit dem örtlichen auch das heftigere Allgemeinleiden — zum Erc-thismus — herabgestimmt, und sind die gastrischen Complicationen getilgt, dann möchte die Tinctur der Herbstzeitlose, bei werthvollen Schafen täglich mehre Male 12 — 20 Tropfen, bei Füllen und Kälbern theelöffelweise, und wo dieselbe Durchfall erregt, in Verbindung mit Opiumtinctur, oder wo sich das Leiden mehr zum Schwächezustande und Faulfieber hinneigt, mit Mineral-sauren am Platze seyn.
Das rohe Schwefelantimon soll auch bei Schafen in starken Gaben, mit Butter gemischt, sehr erspriesslich sich erwiesen haben.
Treten Crisen ein, so müssen sie geleitet werden, daher nach Umständen Salmiak oder bei Lämmern Minderer'scher Geist mit Hollunderblüthenthee, um die Haut zu bethätigen, anzuwenden sind. quot;Wo es nöthig, ist auch die Harn-secretion zu befördern: Digitalis Gr. vj — xjj, als Infusum mir, dem essigsaurem Kali, 5iï P. Tag bei Lämmern. Die Darmcntleerungen müssen durch abfüh­rende Salze befördert werden.
Oertlich wendet man Einwickelungen der afficirten Gelenke mit wollenen Lappen oder Werg an und schenkt in jedem Falle den Thiercn Ruhe.
Bei mehr vortretender Entzündung sind von Manchen auch Umschläge von kaltem Wasser vortheilhaft angewendet worden; Andere haben örtliche Blutenticerungen vorgenommen, bei werthvollen Thieren selbst Blutegel mit günstigem Erfolge angelegt.
Nach Darrcau ist, ehe sich Eiterung gebildet hat, mit grösstem Vor-thcile die Pappelsalbe zu gebrauchen. Ilaben sich aber Gclenkabscesse ge­bildet, was sich durch Befühlen leicht erkennen lasse, so soll man dieselben
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Gelenklluss der Säuglinge — Geleiiklliiss der Solnvolne.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;253
unbedonklicli eröffnen, und nach der Entleerung des Filers mit Cliamillcn-uud Eichenriiidenpulvor ana verbinden. Zeigen sie sicli aber als IlülilgesclnvUre, so sollen sie mit Chamillenthec öfters ausgespritzt werden.
Wo die Grelenldeidcn zurück treten, dafür aber innere Tbeilo sich affi-cirt zeigen, ist durch blasenziehende Einreibungen oder durch das Bronnen der Gelenke das Uebel hier möglichst zu tixiren.
So muss auch bei mehr schleichendem Verlaufe zu ausseren Hautreizen gegriffen werden, z. B. zum Camphcrliniment, Camp'ierspiritus, Loröl, Terpen­tinöl, Cantharidensalbe; auch können Wollfäden mit Terpentinöl getränkt bei Lämmern als Haarseilo gebraucht werden. Innerlich ist der Lebcrthran mit Campher zu gebrauchen, oder, nach Baumeister, bei mehr hervortretendem schwindsüchtigem Zustande die Arnicawurzel in Anwendang zu bringen.
Bei unschmerzhaften Knochenauftreibungen an den Gelenken der Ex­tremitäten hat Lowack die Jodtinctur mit günstigem Eifolge bei Füllen in Anwendung gebracht. Er lässt nämlich täglich einmal 5 —10 Tropfen, je nach ürössc und Alter des Thieres, mit Brodkrume verbunden, innerlich rei­chen und die Geschwulst mit derselben Tinctur täglich einreiben und nur hin und wieder einige Tage aussetzen, damit die ausseren Bedeckungen nicht über die Gebühr angegriffen werden.
b) Der G-elenkfluss der Sehweine, vulgo quot;Verfangen, Verscblag, erscheint in acuter und chronischer Form.
Erstcre tritt gewöhnlich plötzlich auf, indem die Thierc nur mit vieler Mühe aufstehen und nur unter Schmerzen stehen können, so dass sie öfters und unter Grunzen hin und her trippeln, die kranken Gliedmassen unter den Leib stellen, und bei der geringsten einwirkenden mechanischen Gewalt auf die Hüften hinfallen. Dabei bemerkt man sogar an den grosseren Ge­lenken, welche vorzugsweise afficirt sind, äusserlich keine besondei'e Anschwel­lung oder vermehrte Wärme, woi aber lebhaften Schmerz , wenn man einen Druck daselbst anbringt.
Bald verschlimmert sich aber der Zustand, die Kranken können kaum mehr aufstehen, beim Geben schleppen sie das Hintertbeil nach, die Gelenke werden heiss und schwellen, die sie bekleidende Haut ist geröthet, der Puls beschleunigt und voll, das Maul heiss und klebrig, der Appetit ist verloren, die Thiere magern schnell ab.
Aetiologie. Eines Tbeils ist die eigcnthümliche Disposition des Thiers, andern Tbeils die sehr gewöhnlich ungesunde Lage und Einrichtung der Stal­lungen, oder es sind öftere Erkältungen bei Treib- und Wcidescbweincn zu be­schuldigen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist unbestimmt, die Dauer
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256nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gelenk- und Sehncnscheidcn-Wassorsuclit — Gclcnkwunden.
und öfters eine Purganz zu geben und den Thicren nur massige Bewegung zu-zumuthen. Treten Entzündungszufälle hervor und sind die Ursachen mecha­nischer Art, so ist der antiphlogistische Apparat, als die Kälte und kühlend zer-thcikmle Mittel in massiger oder grösserer Ausdehnung in Anwendung zu bringen. Bei grossen und schlaffen Gallen sind zusammenziehende und bele­bende Mittel, am Platze, als eine Auflösung des rohen Alauns |jjj in Was­ser Mj/S mit Branntwein |vj, das Groulard'sche Wasser mit Carapherspiritus, eine Auflösung von Zink-, Kupfer- oder Eisenvitriol, ein Decoct von Eichen­rinde oder Tormcntilhvuiücl mit Weingeist, die Jodtinctur. Die Eröffnung bei Pferden aber (gegenüber dem weniger geübten unmittelbar chirurgischen Ein­greifen : cf. Bering's Handbuch der thierärztlichen Operationslebre S. 72 — 7G und Magazin XXIII, S. 54.) nur dann, wenn sie nicht erst jüngst entstanden, aber auch nicht hartnäckigere Desorganisationen eingegangen sind und mit der Vorsicht, dass die atmosphärische Luft keinen Zutritt findet und eine Entzün­dung nicht Platz greift, 1) mittelst einfachen Einstiches einer feinen Lanzette, spitzen Messers oder Troikars; gewissermassen subeutan durch einen Ein­stich in schräger Richtung; 3) und wol am passendsten durch das Brennen mit einem spitzen Glüheisen. Nach (Jer Entleerung, welche durch Streichen noch befördert wird, bringt man auf die Wunde etwas Thecr und legt eine Compresse von Leinwand mittelst einer Binde an, lässt das Pferd ruhig hal­ten, kühlt die Operationsstclle und nimmt den Verband erst nach 4 — 6 Ta­gen ab. Tritt eine heftige, schmerzhafte Entzündung ein, so müssen die um­gebenden Theile, und bei den subeutan geöffneten Gallen die ganze Oberfläche durch Einreiben der Cantharidcnsalbc behandelt werden.
Bei Neigung zu Verhärtungen in den Gallen, oder wenn diese schon ein­getreten, sind erregende mit schmelzenden Mitteln zu verbinden, als Einrei­bungen des Camphcrlinimentcs, des Terpentinöls, der Jod- und grauen Queck­silbersalbe, der Cantharidensalbc, des scharfen Pflasters, das Brennen; denen wenn ihre Wirkung im Wesentlichen erfüllt ist, Flussbäder mit Nutzen folgen.
Nr. 261.
Gelenkwunden
sind diejenigen Verletzungen, welche bis in ein Capselband gedrungen sind, so dass Gelenkschmicre ausfliesst.
Bei frischen und reinen Schnitt- und Hiebwunden ist die Erkennung leicht, aber bei engen Stichwunden, besonders schiefen, wo ferner beträchtliche Geschwulst entsteht oder viel Wcichgobilde herum liegen, dagegen schwierig, und um so mehr, da man das Sondiren nicht gern unternimmt, und wenn auch Gelenkschmiere ausfliesst, diese leicht möglich für gewöhnliche Wundaus-schwitzung genommen werden kann.
Ursachen sind besonders Stiche von Mistgabeln, Verletzungen von der
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Gelenkwuiiden — Genickfistel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 257
Ackerreutel, von Pferden mit Scharfstollen, Stürzen auf bartem unebenem Boden.
Der Verlauf ist sehr verschieden. Wenn solche Wunden klaffen und die atmosphärische Luft eindringt, so wird leicht möglich heilige Entzündung und beträchtliches Eeizfieber, Eiterung, Knochenfrass hervorgerufen. Ucberliaupt aber ziehen sich Gelenkverletzungon mit ihren Folgen gern in die Länge.
Behandlung. Dieselbe besteht wo möglich darin, dass alle Golcnkbewe-gungen thunlichst verhütet werden; ferner in der Vereinigung des getrennten Zusammenhanges durch Binden oder durch die blutige Naht, dem nun unaus­gesetzt Waschungen mit kaltem Wasser (Magazin XYIII, 343) folgen müssen. Statt derselben wird auch Goulard'sches, später Kabels Wasser oder Eicben-rindendecoct, oder besser wol noch das reine Tannin und zwar als Pulver benutzt, da dies Pulver in dem Wassergehalte der Synovia sich lösen muss und so der Eiweissthrombus sehr fest, gleichsam wie gegerbt wird. (Mag.-Suppl. XXII, 113). Auch wird Kreosot mit Branntwein, oder ein Brei von Campherpulver und Weingeist benutzt, oder es wird ein Schorf mit dem Glüheisen oder durch eine scharfe Salbe, insbesondere mit Aetzsublimat (Repertorium XI, 149) oder durch das engliche Scharfpflaster (Magazin XVI, 236) erzeugt, welcher aber das Thier gern zum Benagen und Reiben veranlasst.
Dadurch wird aber eine sehr üppige Granulation herbeigeführt, die übri­gens auch durch das kalte Wasser in Schranken gehalten wird.
Pickering, der bei einer Sprunggelenkverwundung eines Pferdes alle mög­lichen Mittel vergebens versucht hatte, benutzte nach Verlauf eines Monats endlich den ungelöschten Kalk, indem er die Wunde so oft damit bestrich, als Synovia zum Vorschein kam, was täglich 20 und mehre Male der Full war. Schon nach wenigen Tagen war das Resultat befriedigend.
Bei Eiterung soll man die Wunde mit Wergbauschen verbinden, die mit einer Auflösung von Zinkvitriol oder Kreosot mit Branntwein (5/S Iß) oder mit Aloë- oder Myrrhentinctur befeuchtet worden sind. Wenn üppige Gniuu-lation eintritt, so soll man dagegen mit vorzüglichem Erfolge eine Salbe aus Schweinefett und gebranntem Alaun ana benutzen. Drohen irgend allgemeine Zu­fälle, oder sind sie bereits eingetreten, so müssen die allgemein entzttnduugs-widrigen Mittel und karge Diät mit in Anwendung kommen.
Nr. 202. Die Genickfistel tritt anfangs als Geschwulst (vulgo G eni c kb e u 1 e, Maulwurfsgeschvfulst) in der Gegend des Hinterhauptes und am obersten Theilc des Halses bei Pferden, ungleich seltener beim Rindvieh auf, womit nach und nach die anderen Zufälle der Entzündung und Spannung des Theiles, daher Niedrig- und Schiefüalten des Kopfes, ja Eingenommenheit desselben, erschwertes Käuen, selbst gänzliche
Pulke, Kraukli. d. Haattfa.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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258nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gcnickfistel.
Appetitlosigkeit und Fieber sich paaren. Bald früher, bald später, oft erst nach Wochen stellt sich in selbiger Eiterung ein. Untersucht man die leidende Partie genauer, so findet man nun öfters nicht nur Eitercanäle nach verschie­denen Seiten hin, sondern selbst Veränderungen und Zerstörungen der benach­barten Thcile.
Ursachen. Pferde haben eine besondere Anlage zu diesem Uebel in dem Ansätze und der Verbindung des Nackenbandes, die zur vorherrschenden wird, wenn es mehrmals oder stärker rheumatisch afficirt worden ist; doch ist nicht Rheuma allein Gclegenheitsursache dafür, sondern auch andere, insbesondere fieberhafte Krankheiten, sowie Quetschungen beim Weiden, bei forcirter Dressur, wenn Pferde schlafend in der Halfter ruhen oder sie sich abzustreifen suchen, sowie Pcitsehcnschlägc auf diese Theile vermögen sie hervorzurufen.
Vorhersage. Es ist diess Leiden oftmals ein ebenso hartnäckiges, wie langwieriges, ja lebensgefährliches, indem der Eiter Bänder und Halswirbel zer­stört, selbst in den Wirbelcanal sich ergiesst, Zehrfieber und Eitervergiftung hervorruft. Oft lässt es mindestens Schönheitsfehler zurück.
Behandlung. Bei Abwendung der Ursache behandelt man die schnell entstandene, erhabene, elastische Geschwulst der Art, dass man ohne Zeitver­lust einen bis zwei Einschnitte in senkrechter Richtung in die Mitte der Ge­schwulst bis in die Muskelmasse macht, wodurch die hier ergossenen Flüssig­keiten entleert werden, die eigene Berstung wartet man aber keinesfalls ab, weil sonst weit üblere Folgen, als die starke Blutung zu befürchten sind. Darnach werden nach den Zufällen und Ursächlichkeiten bald kühlende, bald auflösende, bald aromatische Mittel sich nothwendig machen.
Diese Mittel werden auch bei weniger deutlichen Entzündungszufällen so­fort, also ohne dass die Operation vorausgegangen ist, angewendet.
Ist dadurch aber die Heilung der Geschwulst nicht möglich, so reibe man nach den ersten acht Tagen Cantharidensalbe wiederholt ein.
Findet man schon hei der ersten Untersuchung Fistelbildung vor, oder kommt diese bei der bisherigen Behandlung dennoch za Stande, so sind die Fistclgängo du ich ergiebige Schnitte frei zu legen und balsamische und die Eiterung verbessernde Mittel in Gebrauch zu ziehen, und zerstörte Partieen mit dem Messer wegzunehmen und mit dem Glüheisen zu brennen, worauf er­weichende oder aromatische Bähungen Anwendung finden.
Die Durchschneidung des zu Tage liegenden Nackenbandes ist aber dann jedenfalls vorzunehmen, wenn die Fistel nicht zum Verschliessen zu bringen ist.
Darnach wird die Partie nur entsprechend durch Verband geschützt und durch die gutartige Eiterung die Vernarbung befördert.
Ililmer fand mitllühling die Kohle von verbrannten Maulwürfen (=thie-rischo Kohle), innerlich gegeben, als vorzügliches Specificum.
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Gerinnen der Milch — Giclit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;259
Das (unzeitige) Gerinnen der Milch vido Saure Milch. Geschirrdruck vide Druoksohftden.
Ges chl e ch tslus (.-Mangel ~- Mangelnder Ges oh leohls trieb. Gesichtskrampf = Mimischer Gesielil skram ]il'. Getrennte Wand = Abgetrennte Wand.
Nr. 263.
Die Gicht, Arthralgia.
Sie ist eine Kakoehymic, die, wie beim Menschen, mil Pfortaderleiden und Dauungp-stürungen beginnen mag, wclciie hei I'liicren aber wol meisl als unbezttglich darauf über­sehen werden. Ihre Krankhcilspioducle, welche hier oder dort, voraüglicli durch die Gelenke, und bald mehr in Paroxysmen und aciit, bald mclir allmählig um\ chronisch, stets aber mit intensiver Reizung und unter lieftlgou Schmerzen ausgeschieden werden, sind überreich an animalischen Säuren, besonders an Harnsäure, die bald frei, bald an Basen gebunden, die entschiedenste Neigung zur Vcrlrdung bedingen.
Simiptome. Es machen sich Scliniorzcnsäusstrungcn in einzelnen Ge­lenken oder anderen Kürpertheilcn, die die Hunde selbst zürn Schreien und Lahmgehen bringen, und Ficbcrzufällc bemerkbar, und nicht selten bildet sich örtlich Geschwulst, selbst Hitze und Rötliung der lichten Haut uns, ja nach mehren Rückfällen entstehen selbst Verbildung der Gelenkendefi, sogar Ver­krümmungen. Das Fieber nach einem Anfalle cntschciilot sich durch Haut und Harn, indem letzterer ein aus reichlicher Harnsäure bestehendes Sediment enthält.
Ursachen. Die Krankheit mag nicht gar selten sowol bei verzärtelten und üppig genährten, wie bei Jagd- und Wasserhunden vorkommen; wie sie auch bei Hühnern, Papageien und Kanarienvögeln öfter beobachtet wird. Alte Vögel leiden häufiger daran, als junge. Selbst bei Pferden mag man­ches vermeintlich rheumatische Leiden eigentlich gichtischor Natur seyn. im Ganzen hält es oft schwer, die üussereu Ursachen genügeiul nachzuweistn und überhaupt die Diagnose scharf zu sichern, bis Folgekrankheiten, als Harnsleine, Anchyloseu beim Geflügel und Auftreibung der Gelenke, welche äusserlich knochenhart, bald glatt, bald höckerig sind, sowie, rauhe Zehen, dicke und krumme Krallen etc. eingetreten sind, oder durch Befallenwerden innerer Ge­bilde, durch Marasmus oder Ilydrops ein tödtlicher Ausgang erfolgt und nun durch die Section Hyperämie im Pfortadersystem, dunkle Farbe des Blutes, geröthete Bänder und Knorpel der leidenden Glieder, Geschwulst und Ver­dickung derselben, Trübung der copiöseren Synovia, plastische Exsudate um die Gelenke, selbst knorpliehe und steinige Concrementc etc., namentlich beim Geflügel in den verdickten Gelenken eine kalkartige Materie, und zuweilen
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260nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gicht — Gleichbeine-Entzündung.
auch an den Rippen und Beckenknochen eine unregelmässige Ablagerung von Kalk nachgewiesen werden.
Behandlung. Sie fordert streng die Beseitigung der Ursachen: daher magere Gemüsekost, viele Bewegung, Vermeidung von Erkältungen. Gegen die Krankheit selbst aber muss man auf die Colatorien wirken, die befallenen Gelenke aucb mit Werg oder Wolle umwickeln, bei intensiven Schmerzen in Gelenken auch noch vinura Sem. Colchici innerlich anwenden. Der Steifigkeit der Gelenke arbeitet man durch spirituöse Einreibungen entgegen. Affectionen innerer Organe fordern noch die Erzeugung künstlicher Geschwüre.
Nr. 264. Qloichboino - Brüche, oder dass bei Pferden, nach Hertwig, die Gleichbeine in Folge heftiger An­strengungen und Prellungen quer durchreissen, und dass nun die obere Hälfte durch den Fesselbeinbeuger nach oben, die untere Hälfte durch das untere Band dieser Knochen nach unten gezogen wird, wodurch nothwendig zwischen beiden eine Lücke entsteht, die Thiere aber im Fesselgelenke stark durch­treten und besonders, wenn Entzündung eingetreten ist, sehr lahm gehen, kom­men nur sehr selten vor und sind einer Behandlung schwer zugängig. Bei werthvollen Thieren empfiehlt Hertwig den Versuch zu machen, dass man den Fesselbeinbeuger subcutan durchschneidet, und die untere Hälfte desselben mit den Knochenfragmenten bei stark gebogenem Knie zum Fesselgelenk hindrängt, über das Knochenstück auf die Sehnen eine Compresse bringt, diese mit einer Cirbelbinde festhält, das Thier in eine Stclzmaschine stellt und mit einem Hängegurt unterstützt, und endlich dabei eine entzündungswidrige Behandlung anwendet.
Nr, 265. Die Oleichbeine-Entzündung
ist eine bisher wenig beachtete Krankheit, die, nach Brauell, sich wie jede andere Entzündung anfangs durch Hitze entweder nur an der hinteren Fläche des Fesselgelenkes, oder ringsum, sowie durch Schmerz äussert, wenn man bei aufgehobenem Fusse mit der einen Hand fest auf die Beugesehnen in der Ge­gend der Gleichbeine drückt, mit der andern Hand aber den Fuss im Fessel­gelenke abwechselnd beugt und streckt.
Es entsteht und verläuft dieselbe ziemlich langsam, hat aber gern Caries der Gleichbeine zur Folge, und zwar indem dieselbe sich da zuerst bemerkbar macht, wo das gabelförmige Band sich ansetzt. Zuweilen geht die Entzündung von dem Schleimbeutel der Fesselgelenkrolle aus. In beiden Fällen werden die Fasern der Beugesehne des Hufbeins, zuweilen auch die der Beugesehne des Kronbeins mitergriffen, und es erfolgt nun später Verwachsung der Beuge-
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Gleichbcine-Entzündunfi; — Gnilz.fleclite.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 261
sehnen, Verdickung und Verhärtung des Schlcimbcutels, der Capsel des Fessel­gelenks, der Bänder u. dgl. m., was sich durch Geschwulst und mehr oder weniger behinderte Bewegung zu erkennen giebt.
Heilmittel sind die graue Quecksilbersalbe mit kohlensaurem Kali oder Natron, oder mit flüchtigem Linimentc, mit Jodmitteln.
Nr. 266. Gliedersohwächo, oder der in Folge geringer Spannkraft in den Sehnen und Bändern und viel­leicht in Folge theilweiser Entartung der Gelenke durch schwachen Gliederhau bei im Stalle aufgezogenen Füllen, ferner durch Füllenlahme, jugendliches Alter bei zu frühem oder übermässigem Dienstgehrauche, durch veralteten Rheuma­tismus etc. entstandene beschränkte Gebrauch der Gliedmassen, giebt sich durch Durchtreten oder gegentheils durch zu gerade oder bockbeinige Stellung, un­sichere, wankende Bewegung, Kurztreten, unregelmässigcn Trab, durch bald in Galop Fallen, durch Anstossen, Streichen, Stolpern etc. zu erkennen. Nach dem Wesen der Krankheit wird sich entweder nach einiger Bewegung der Zu­stand bessern, oder gegentheils mehr und mehr verschlimmern.
Zur Besserung und Heilung des Uebels müssen Thicre der Art von aller unangemessenen Bewegung befreiet werden; ausserdem machen sich öftere Frictionen der Schenkel, kalte oder warme Bäder und Waschungen von Schlacht­haus- oder fettem Küchenspülicht, spirituösc Einreibungen, z. B. Auflösungen des äusserlichen Lebensbalsams in Branntwein, Ameisen - mit Campherspiritus, die sogenannten Nervensalben, bei rheumatischer Ursache auch Fontanelle etc. nothwendig, sowie eine kräftige Nahrung, wo Entziehung derselben sie herbei­geführt oder doch befördert hat.
Nr. 267, Gliedganz muss ein Pferd als Verkaufsobjeet in der Obergrafschaft Katzenellenbogen seyn, und dafür muss der Verkäufer 4 Wochen haften.
Gnubberkrankheit = Trabcrkrankhcif,
Nr. 268. Die Gnitzüechte, Eczema crustosum, findet sich, nach Hauhner, häufig in veredelten Schäfereien, besonders gern im Winter. Es erscheinen kleine, von einander abgesonderte Hautausschlag­flecke, die bald in geringerer, bald grössorer Zahl über den ganzen Körper zerstreut sich vorfinden und hier die Wolle in die Höhe heben, wobei die Aus­schwitzung zunimmt und nach einigen Tagen als eine weissc, gelblich werdende, dem geronnenen Talge ähnliche Masse erscheint, Hiermit ist der Ausschlag
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260nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gicht — Gleichbeine-Entzündung.
auch an den Rippen und Beckenknochen eine unregelmässige Ablagerung von Kalk nachgewiesen werden.
Behandlung. Sie fordert streng die Beseitigung der Ursachen: daher magere Gemüsekost, viele Bewegung, Vermeidung von Erkältungen. Gegen die Krankheit selbst aber muss man auf die Colatorien wirken, die befallenen Gelenke aucb mit Werg oder Wolle umwickeln, bei intensiven Schmerzen in Gelenken auch noch vinura Sem. Colchici innerlich anwenden. Der Steifigkeit der Gelenke arbeitet man durch spirituöse Einreibungen entgegen. Affectionen innerer Organe fordern noch die Erzeugung künstlicher Geschwüre.
Nr. 264. Qloichboino - Brüche, oder dass bei Pferden, nach Hertwig, die Gleichbeine in Folge heftiger An­strengungen und Prellungen quer durchreissen, und dass nun die obere Hälfte durch den Fesselbeinbeuger nach oben, die untere Hälfte durch das untere Band dieser Knochen nach unten gezogen wird, wodurch nothwendig zwischen beiden eine Lücke entsteht, die Thiere aber im Fesselgelenke stark durch­treten und besonders, wenn Entzündung eingetreten ist, sehr lahm gehen, kom­men nur sehr selten vor und sind einer Behandlung schwer zugängig. Bei werthvollen Thieren empfiehlt Hertwig den Versuch zu machen, dass man den Fesselbeinbeuger subcutan durchschneidet, und die untere Hälfte desselben mit den Knochenfragmenten bei stark gebogenem Knie zum Fesselgelenk hindrängt, über das Knochenstück auf die Sehnen eine Compresse bringt, diese mit einer Cirbelbinde festhält, das Thier in eine Stclzmaschine stellt und mit einem Hängegurt unterstützt, und endlich dabei eine entzündungswidrige Behandlung anwendet.
Nr, 265. Die Oleichbeine-Entzündung
ist eine bisher wenig beachtete Krankheit, die, nach Brauell, sich wie jede andere Entzündung anfangs durch Hitze entweder nur an der hinteren Fläche des Fesselgelenkes, oder ringsum, sowie durch Schmerz äussert, wenn man bei aufgehobenem Fusse mit der einen Hand fest auf die Beugesehnen in der Ge­gend der Gleichbeine drückt, mit der andern Hand aber den Fuss im Fessel­gelenke abwechselnd beugt und streckt.
Es entsteht und verläuft dieselbe ziemlich langsam, hat aber gern Caries der Gleichbeine zur Folge, und zwar indem dieselbe sich da zuerst bemerkbar macht, wo das gabelförmige Band sich ansetzt. Zuweilen geht die Entzündung von dem Schleimbeutel der Fesselgelenkrolle aus. In beiden Fällen werden die Fasern der Beugesehne des Hufbeins, zuweilen auch die der Beugesehne des Kronbeins mitergriffen, und es erfolgt nun später Verwachsung der Beuge-
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sehnen, Verdickung und Verhärtung des Schlcimbcutels, der Capsel des Fessel­gelenks, der Bänder u. dgl. m., was sich durch Geschwulst und mehr oder weniger behinderte Bewegung zu erkennen giebt.
Heilmittel sind die graue Quecksilbersalbe mit kohlensaurem Kali oder Natron, oder mit flüchtigem Linimentc, mit Jodmitteln.
Nr. 266. Gliedersohwächo, oder der in Folge geringer Spannkraft in den Sehnen und Bändern und viel­leicht in Folge theilweiser Entartung der Gelenke durch schwachen Gliederhau bei im Stalle aufgezogenen Füllen, ferner durch Füllenlahme, jugendliches Alter bei zu frühem oder übermässigem Dienstgehrauche, durch veralteten Rheuma­tismus etc. entstandene beschränkte Gebrauch der Gliedmassen, giebt sich durch Durchtreten oder gegentheils durch zu gerade oder bockbeinige Stellung, un­sichere, wankende Bewegung, Kurztreten, unregelmässigcn Trab, durch bald in Galop Fallen, durch Anstossen, Streichen, Stolpern etc. zu erkennen. Nach dem Wesen der Krankheit wird sich entweder nach einiger Bewegung der Zu­stand bessern, oder gegentheils mehr und mehr verschlimmern.
Zur Besserung und Heilung des Uebels müssen Thicre der Art von aller unangemessenen Bewegung befreiet werden; ausserdem machen sich öftere Frictionen der Schenkel, kalte oder warme Bäder und Waschungen von Schlacht­haus- oder fettem Küchenspülicht, spirituösc Einreibungen, z. B. Auflösungen des äusserlichen Lebensbalsams in Branntwein, Ameisen - mit Campherspiritus, die sogenannten Nervensalben, bei rheumatischer Ursache auch Fontanelle etc. nothwendig, sowie eine kräftige Nahrung, wo Entziehung derselben sie herbei­geführt oder doch befördert hat.
Nr. 267, Gliedganz muss ein Pferd als Verkaufsobjeet in der Obergrafschaft Katzenellenbogen seyn, und dafür muss der Verkäufer 4 Wochen haften.
Gnubberkrankheit = Trabcrkrankhcif,
Nr. 268. Die Gnitzüechte, Eczema crustosum, findet sich, nach Hauhner, häufig in veredelten Schäfereien, besonders gern im Winter. Es erscheinen kleine, von einander abgesonderte Hautausschlag­flecke, die bald in geringerer, bald grössorer Zahl über den ganzen Körper zerstreut sich vorfinden und hier die Wolle in die Höhe heben, wobei die Aus­schwitzung zunimmt und nach einigen Tagen als eine weissc, gelblich werdende, dem geronnenen Talge ähnliche Masse erscheint, Hiermit ist der Ausschlag
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260nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gicht — Gleichbeine-Entzündung.
auch an den Rippen und Beckenknochen eine unregelmässige Ablagerung von Kalk nachgewiesen werden.
Behandlung. Sie fordert streng die Beseitigung der Ursachen: daher magere Gemüsekost, viele Bewegung, Vermeidung von Erkältungen. Gegen die Krankheit selbst aber muss man auf die Colatorien wirken, die befallenen Gelenke aucb mit Werg oder Wolle umwickeln, bei intensiven Schmerzen in Gelenken auch noch vinura Sem. Colchici innerlich anwenden. Der Steifigkeit der Gelenke arbeitet man durch spirituöse Einreibungen entgegen. Affectionen innerer Organe fordern noch die Erzeugung künstlicher Geschwüre.
Nr. 264. Qloichboino - Brüche, oder dass bei Pferden, nach Hertwig, die Gleichbeine in Folge heftiger An­strengungen und Prellungen quer durchreissen, und dass nun die obere Hälfte durch den Fesselbeinbeuger nach oben, die untere Hälfte durch das untere Band dieser Knochen nach unten gezogen wird, wodurch nothwendig zwischen beiden eine Lücke entsteht, die Thiere aber im Fesselgelenke stark durch­treten und besonders, wenn Entzündung eingetreten ist, sehr lahm gehen, kom­men nur sehr selten vor und sind einer Behandlung schwer zugängig. Bei werthvollen Thieren empfiehlt Hertwig den Versuch zu machen, dass man den Fesselbeinbeuger subcutan durchschneidet, und die untere Hälfte desselben mit den Knochenfragmenten bei stark gebogenem Knie zum Fesselgelenk hindrängt, über das Knochenstück auf die Sehnen eine Compresse bringt, diese mit einer Cirbelbinde festhält, das Thier in eine Stclzmaschine stellt und mit einem Hängegurt unterstützt, und endlich dabei eine entzündungswidrige Behandlung anwendet.
Nr, 265. Die Oleichbeine-Entzündung
ist eine bisher wenig beachtete Krankheit, die, nach Brauell, sich wie jede andere Entzündung anfangs durch Hitze entweder nur an der hinteren Fläche des Fesselgelenkes, oder ringsum, sowie durch Schmerz äussert, wenn man bei aufgehobenem Fusse mit der einen Hand fest auf die Beugesehnen in der Ge­gend der Gleichbeine drückt, mit der andern Hand aber den Fuss im Fessel­gelenke abwechselnd beugt und streckt.
Es entsteht und verläuft dieselbe ziemlich langsam, hat aber gern Caries der Gleichbeine zur Folge, und zwar indem dieselbe sich da zuerst bemerkbar macht, wo das gabelförmige Band sich ansetzt. Zuweilen geht die Entzündung von dem Schleimbeutel der Fesselgelenkrolle aus. In beiden Fällen werden die Fasern der Beugesehne des Hufbeins, zuweilen auch die der Beugesehne des Kronbeins mitergriffen, und es erfolgt nun später Verwachsung der Beuge-
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Gleichbcine-Entzündunfi; — Gnilz.fleclite.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 261
sehnen, Verdickung und Verhärtung des Schlcimbcutels, der Capsel des Fessel­gelenks, der Bänder u. dgl. m., was sich durch Geschwulst und mehr oder weniger behinderte Bewegung zu erkennen giebt.
Heilmittel sind die graue Quecksilbersalbe mit kohlensaurem Kali oder Natron, oder mit flüchtigem Linimentc, mit Jodmitteln.
Nr. 266. Gliedersohwächo, oder der in Folge geringer Spannkraft in den Sehnen und Bändern und viel­leicht in Folge theilweiser Entartung der Gelenke durch schwachen Gliederhau bei im Stalle aufgezogenen Füllen, ferner durch Füllenlahme, jugendliches Alter bei zu frühem oder übermässigem Dienstgehrauche, durch veralteten Rheuma­tismus etc. entstandene beschränkte Gebrauch der Gliedmassen, giebt sich durch Durchtreten oder gegentheils durch zu gerade oder bockbeinige Stellung, un­sichere, wankende Bewegung, Kurztreten, unregelmässigcn Trab, durch bald in Galop Fallen, durch Anstossen, Streichen, Stolpern etc. zu erkennen. Nach dem Wesen der Krankheit wird sich entweder nach einiger Bewegung der Zu­stand bessern, oder gegentheils mehr und mehr verschlimmern.
Zur Besserung und Heilung des Uebels müssen Thicre der Art von aller unangemessenen Bewegung befreiet werden; ausserdem machen sich öftere Frictionen der Schenkel, kalte oder warme Bäder und Waschungen von Schlacht­haus- oder fettem Küchenspülicht, spirituösc Einreibungen, z. B. Auflösungen des äusserlichen Lebensbalsams in Branntwein, Ameisen - mit Campherspiritus, die sogenannten Nervensalben, bei rheumatischer Ursache auch Fontanelle etc. nothwendig, sowie eine kräftige Nahrung, wo Entziehung derselben sie herbei­geführt oder doch befördert hat.
Nr. 267, Gliedganz muss ein Pferd als Verkaufsobjeet in der Obergrafschaft Katzenellenbogen seyn, und dafür muss der Verkäufer 4 Wochen haften.
Gnubberkrankheit = Trabcrkrankhcif,
Nr. 268. Die Gnitzüechte, Eczema crustosum, findet sich, nach Hauhner, häufig in veredelten Schäfereien, besonders gern im Winter. Es erscheinen kleine, von einander abgesonderte Hautausschlag­flecke, die bald in geringerer, bald grössorer Zahl über den ganzen Körper zerstreut sich vorfinden und hier die Wolle in die Höhe heben, wobei die Aus­schwitzung zunimmt und nach einigen Tagen als eine weissc, gelblich werdende, dem geronnenen Talge ähnliche Masse erscheint, Hiermit ist der Ausschlag
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266nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haar-Ucberernährung — Hëmorrhoiden.
plicationen beobachtet worden, wie z. B. nach Winter von Adlersflügel, ein Pferd Wilhelms VI. eine 4'/raquo; Elle lange Mähne und einen 9 Ellen langen Schweif hatte. Dagegen hat man Haare an unge-wöhnlichen Orten auch bei an­deren ïhieren mehrfach gefunden (vide Haargeschwülste).
Nr. 277. Haarwinde: cino leicht zu erkennende Art der sogenannten Harnwinde.
Nr. 278. Die Hämorrhoiden, Haetnorrhois.
Auch bei Thicren mag, wie bei Menschen, ein Stadium der Vorläufer oder des Pfortaderleidens vorkommen, aber weil die Symptome gewöhnlich sehr allgemein sind, wird es fibersehen oder für einen andern Zustand gehalten. Die mehr entwickelte Krankheit erscheint mit folgenden
Symptomen bei Rindern. Es zeigt sich Abgeschlagenheit und Traurig­keit, mangelnde Frcsslust, Patient wiederkäuet nicht, hat eine aufgetriebene Hungergrube, die in der Tiefe vielen Futterbrei verräth, welcher, wenn der Druck mit der Hand auch minutenlang darauf andauert, sehr verminderte pe­ristaltische Bewegung wahrnehmen lässt. Ohren und Füsse sind kalt, während vielleicht der übrige Thcil des Körpers sehr warm ist. Der Puls ist hart Und voll, wird aber mit Zunahme des Leidens klein und schwach; die Milchabson­derung lässt plötzlich nach; man findet Hitze im Maule, trockenes Flözmaul, geröthete Augen, der Blick ist ängstlich oder wild, oder die Augen sind in ihre Höhlen zurückgezogen und thränend. Patient stöhnt und geifert, und trip­pelt im Stande hin und her, dabei zeigt sich aber doch steife Haltung des Kreuzes, etwas abgestreckter Schweif und ein Drang, wodurch mit Blut ver­mengter, doch nicht vertrockneter Koth entleert wird. In dem Mastdarme fühlt man Wülste der Schleimhaut, die venöses Blut enthalten, so dass man die Hand beim Zurückziehen blutig findet, oder wenn die Geschwülste zerreis-sen, dass man einige Blutklumpen herausnehmen kann (vulgo Stock-, Lenden­oder Rückenblut). Hierauf verliert sich oft schon in 12 — 24 Stunden das Leiden. Oder das Thicr ist mehr ergriffen: es beugt sich vor Schmerz tief herunter, wenn man über den Schulterblättern mit der Hand eine Hautfalte bilden will. Im Hautzcllgewebe findet sich Luftansammlung, daher auch der Trivialname „rauschendes Blutquot; kommt. Patient zeigt sich dabei aufgebläht, der Koth wird mit grosser Anstrengung entleert, ist hart und trocken, wird später wol auch durchfällig, mit Blut vermischt, oder es geht auch später kein Koth, sondern nur allein ein schwarzes, theerartiges od^r geronnenes Blut ab. Bei näherer Untersuchung findet man den Mastdarm sdir heiss, verschwollen und mit ausgetretenem Blute stellenweise angefüllt, er tritt auch, wenn sich
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Hamorrhoiden.
267
Durchfall einstellt, nicht selten hervor und erscheint dann braunroth, selbst brandig. Zälmeknirschen und Zuckungen gehen dem bald eintretenden Tode voran.
Ein ähnlicher Zustand wird auch bei Schafen wahrgenommen.
Bei Hunden sieht man auch äusserlich Kilmorrhoidalknoten d. h. jene rundlichen, mit Blut oder blutigem Serum gefüllten Geschwülste der Mastdarm-schleirahaut, die manchmal keine allgemeine Störung der Gesundheit bewirken; man sieht nur den abgehenden, meist sehr harten Koth durch ihr Bersten mit Blut gefärbt. Oefters veranlasst auch der Mastdarmreiz die Thiere, auf dem Hintern zu rutschen. Dass aber auch wol mürrisches Wesen, Beisslust u. dgl. damit verbunden seyn kann, zeigt der von Eiselen im II. Bande des Reper­toriums veröffentlichte Fall.
Auch Pferde leiden hin und wieder daran, wie die Eyeliner-Imlhurn'-schc Encyclopädie, wie Lentin, Renner u. A. darthun. Dass Häraorrhoiden, sagt Letztgenannter in seinen Abhandlungen, bei Pferden wirklich vorkommen, davon überzeugte sich Kcrsting jun. an einigen Pferden der Kais. Russ. Ge­stüte, sowie ich sie gleichfalls sah, und neuerer Zeit habe ich bei einem Pferde von dem Bestehen der Hämorrhoiden und von einer davon abhängigen Ilämor-rhoidalcolik mich fest überzeugt. Auch Holloway beobachtete sie bei einem Pony (the Veterinarian, 1856, XXIX.).
Einen nicht unbedeutenden Vorfall des Mastdarms durch serösen Erguss zwischen die Muskel- und Schleimhaut hat ferner Hering einige Main bei jun­gen Thieren beobachtet. Zwei ähnliche Fälle beschreibt Lacoste (Repertor. II, 330.).
Selbst anomale Hämorrhoidalblutungen z. B. periodisch aus der Nase, nachdem diesen die Zufälle der Stätigkeit, der Eingenommenheit des Kopfes mit anderen Erscheinungen des Wurzelleidens vorausgegangen, sind beobachtet worden.
Aetiologk. Wie gesagt, es werden Rinder, Schafe, Pferde und Hunde von Hämorrhoiden befallen, und als äussere Ursache abschüssiger Boden dos Stalles, erhitzende Fütterung von aromatischem oder neuem Heu, Grummet, nach Sticket ganz besonders das Füttern von Blättern, die im Verwelken be­griffen sind, bei Hunden überhaupt eine üppige Fütterung, bei Mangel an ge­nügender Körperbewegung beschuldigt. Die nächste Ursache ist aber immer das Wurzelleiden im Pfortadersysteme; doch keineswegs ist Milzbrand das Agens.
Prognose und Behandlung. Im Ganzen ist es kein gefährliches Ucbel, wenn den daran Leidenden rechtzeitig ein kräftiger Adcrlass gemacht, strenge Diät eingehallen und ein kühlendes Abführmittel mit bitteren Medicamenten gereicht wird, widrigenfalls tritt oft Blutschlag und schleuniger Tod, oder chro-
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268nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hämorrhoiden — Häutige Bräune.
nischcs Aufblähen mit Abmagerung und Gelbsucht ein, Das Getränk soll an­fangs sehr sparsam und nur in geringen Quantitäten gereicht werden (?). Da­bei soll es auch nach Stickeis Erfahrung als feststehend gelten, dass, wenn Blutaustrctungcn im Mastdarme durch Bewegungen mit der Haud in demselben geschehen und diese nach aussen entleert worden sind, die Patienten sofort der Genesung zueilen. Ryebner verlangt die Entfernung des ergossenen Blutes mit der Hand, das Aufdrücken der Blutgeschwülstc im Mastdarme, schleimige Clystiere mit Zusatz von Theden'schem Wundwasser; innerlich Gerstenabsud mit Glaubersalz und Schwefel; ich gebrauchte bei Rindern mit besonders günstigem Erfolge die Schwefelleber. Bei Hunden kann man, um das After­jucken resp. das Rutschen auf dem Hintern abzuwenden, denselben mit einem Fettöle bestreichen.
Nr. 279.
Die häutige Bräune,
Syn. Rn cli encroup, Cynanchc membranacea s. Laryn gocace,
ist diejenige, bei Älcnschen im jugendlichen Alter ungleich häufiger, als bei Thieren vor­kommende typlioide Form der Halsbräune, welche mit Ausschwitzung plastischer Lymphe und dadurch sich bildender falscher Häute im Kehlkopfe und selbst in der Luftröhre und ihren Verzweigungen verbunden ist.
Symptome. Nachdem vielleicht schon catarrhalische Zufälle vorausgegan­gen sind, beobachtet man einen plötzlich und heftig auftauchenden, häufig wie­derkehrenden, schmerzhaften, klingenden Husten, der in kurzer Zeit ein mehr oder weniger hörbares Rasseln oder Pfeifen zur Folge hat, womit grosse Em­pfindlichkeit des Kehlkopfes verbunden ist, so dass schon der mindeste Druck Husten erregt; ferner zeigt das Thier beträchtliche Respirationsbeschwerden, weit geöffnete Nasenlöcher, es sperrt das Maul weit auf, athmet durch Nase und Maul zugleich, das Rindvieh streckt selbst, um diess zu erleichtern, die Zunge heraus und geifert stark. An der vorderen Seite der Brust hörte man bei zwei Kalbinncn mit dem angelegten Ohre ein Schleimmurmeln, am hinteren Theile der Brustwand dagegen ein Keuchen. Im höheren Grade hatte das Re­spirationsgeräusch viel Aehnlichkeit mit dem Tone einer Rohrpfeife. Der Puls ist klein, sehr beschleunigt, es zeigt sich Anschwellung der oberflächlichen Venen, Geschwulst und Schweiss in der Gegend der Ohrdrttsen, Zittern der Vorder-schenkel.
Dieser Zustand dauert 30 — 40 Stunden, bei Katzen nach Double 3—5, bei Lämmern 4 — 7 Tage, und endigt durch Erstickung mit dem Tode, wenn nicht ein Auswerfen der Pseudomembranen statt hat.
Mousis sah, nach Rapp. d'Agriculture 1827, C Zoll lange und 2 Zoll breite Stücke aushusten; auch Verf. hat ein derartiges Präparat der hiesigen zootomisclicn Sammlung aus seiner Praxis einverleibt.
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Häutige Bräune,
269
Die genaue Krankheitsgeschichte einer Kuh giebt Jankuwitz im Magazin XVI, 326 und seq.
Der Pieps der Hühner ist jedenfalls diesem Leiden identisch, daher auch die Beschreibung, nach Hertwig Magazin XV, 98, hier inserirt wird:
Die Thiere sind traurig, matt, sie sträuben die Federn, erscheinen des­halb wie aufgeblasen, die Temperatur wechselt, der Kamm wird blass, zuwei­len gelblich, sie zittern, halten den Schnabel offen, athmen fast nur durch das Maul, die ausgeathmete Luft ist heiss, die Athemzüge geschehen kurz und etwas angestrengt; von Zeit zu Zeit niesen und krächzen die Thiere, und stossen einen Ton aus, der wie piep oder ziep klingt; die Nasenlöcher sind oft mit zähem Schleim bedeckt und verklebt. Der Appetit ist fast gänzlich geschwunden, die Entleerungen aus dem After erfolgen seltener, die Excremente sind trockener und dunkelgrau. Die wesentlichste Erscheinung findet sich im Maule, indem die Schleimhaut der Zunge, zuweilen auch die des Gaumens mit einer gelblich weissen Schicht bedeckt erscheint, welche gewöhnlich nach 4—6 tägi-gem Bestehen der Krankheit sich an den Rändern der Zunge etwas ablöset, zuweilen auch in der Mitte Risse oder Furchen erhält, dann vertrocknet, fast hornartig hart wird und die Thiere an der Aufnahme der Nahrung hindert. Wenn eine vermehrte Schleimabsonderung im Maule eintritt, so löset sich die­ses Häutchen von selbst ab, wonach gewöhnlich die Thiere bald gesund wer­den. Dauert aber die Hitze und Trockenheit im Maule fort und bleibt jene harte Haut sitzen, so gehen die Thiere meistens zu Grunde. Docb mag auch diess das allgemeine fieberhafte Leiden herbeiführen.
Section der Croupkranken: Die Veränderungen sind verschieden, je nach­dem der Tod früher oder später eintrat. Im erstem Falle findet man die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre dunkel, livid geröthet, aufge­lockert und nur mit einem durchsichtigen Schleime benetzt. Tödtete aber das zweite Stadium, so sind Kehlkopf und Luftröhre, nicht selten auch die Bron­chien mit einer dünnen bis zu einer '/j Zoll dicken Pseudomembran ausge­kleidet, die weich und ohne Spur von Organisation ist, und nur mit der Schleim­haut durch feine Gcfässverlängerungen zusammenhängt, oder auch nur am Kehlkopftheile angeheftet ist, übrigens frei im Lumen des Luftweges flottirt; in solchen Fällen ist zwischen der Mucosa und Pseudomembran, die übrigens gelblich weiss oder auch durch Blutbeimengung röthlich, braun oder selbst schwärzlich gefärbt ist, eine Schicht zähen Schleimes enthalten. Dagegen ist die weiche, aufgewulstete Schleimhaut auch noch jetzt oft dunkel geröthet, zu­weilen selbst mit Ecchymoscn besetzt. Doch kommen auch Fälle vor, in denen sie nur wenig geröthet, ja selbst normal gefärbt ist. Die Lungen sind dabei fast immer hyperämisch und die rechte Herzhälfte voll dunkeln Blutes.
Bei der Section der gestorbenen Hühner findet man den Körper abge­magert , die Muskeln sehr blass, im Herzen und. in den Gcfässen nur eine
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2T0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Häutige Bräune.
massige Menge dunkles Blut; das Gehirn und die Luftröhre etwas injicirt; den Kropf und Magen leer von Futter, den ersten oft mit einer kleinen Menge einer gelblichen, zähen, faulig riechenden Flüssigkeit versehen; die Schleimhaut im Kröpfe und Schlünde, sowie im Darmcanale blass, im Maule aber mit der be­zeichneten zähen Haut bedeckt, und unter derselben etwas dunkler geröthet; diese Haut lässt sich von der Zunge leicht, vom Gaumen schwer und nur zum Theil abziehen.
Sie ist für das, durch plastische Ausschwitzunj an der untern Fläche verdickte und dann ahgestosseno Epithelium der Zunge und des Gaumens zu halten, welches, be­sonders an dem erstcren Organe, bei den Vögeln schon häufig im normalen Zustande etwas hornartig wird.
Ursachen. Die Krankheit findet sich sowol bei Pferden, wie bei Eindern, Lämmern, Schweinen, Hunden und Katzen, sowie bei Hühnern, und oftmals in Zeiten, wenn auch Menschen daran leiden. Gelegenheitsursachen sind: Feuchte mit Miasmen gesättigte Luft, tief gelegene, sumpfige Gegenden, Küsten­striche, feuchte enge Thäler. Ist aber die entsprechende Luftconstitution vor­handen, so vermag Alles, was sonst Catarrh erzeugt, Group hervorzurufen. Um aber die Infection fortzusetzen, fehlt dem Croup ein Stadium der Zer­setzung, in welchem erst Miasmen sich bilden. — Zuweilen wird aber in Folge von mehr ausgeprägten Typhen croupöses Exsudat hervorgerufen, und es wirkt dieses dann, wie jede andere Absonderung, bei solchen Krankheiten.
Als Ursachen des Piepscs beschuldigt man schimmeliges mulsteriges Ge­treide , faulendes Wasser, auch solches, welches in hölzernen Gefässen lange Zeit gestanden hat. Hertwig glaubt auch noch an die Wirkung eines Mias­ma's , weil die Krankheit nicht selten bei vielen Hühnern in versebiedenen Höfen zugleich auftritt und dann wieder lauge Zeit nicht erscheint.
Diagnose. 1) Bei einfachem Catarrh, der keine so speeifische Luft­constitution erfordert, hat der Husten einen andern Klang und ist nicht mit solchen Athmungsbesclnvcrden verbunden.
2)nbsp; Bei Hunden kann das Aufsperren des Maules, sowie das Geifern Ver­anlassung zur Verwechselung mit der stillen Wuth geben.
3)nbsp; Daran leidende Katzen sah Peters wie mit rasender Wuth behaf­tet umher klettern und springen, weshalb sie als wuthverdächtig getüdtet wurden.
Vorhersage. Zu Anfange des Uebels ist die Heilung möglich, ohne dass es zu Ausschwitzungeu gekommen ist; oder es werden die Exsudate ausgewor­fen und der Process getilgt; oder die gebildeten Membranen verharren auch auf ihrem Platze, indess übrigens der gesunde Zustand wiederkehrt, wie diess u. A. Greve bei zwei hartschnaufenden Pferden gefunden haben will. Im Ganzen ist aber da, wo der Croup einmal ausgebildet ist, der Ausgang stets
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Häutige Bräune.
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sehr zweifelhaft, und wird um so ungünstiger, je weiter das Uebel bereits vor­geschritten ist.
Behandlung. Im ersten Stadium hat mai) die Aufgabe, die Hyperämie und Heizung zu tilgen, und so die Bildung der Pseudomembranen zn verhüten. Man kann derselben direct durch die antiphlogistiscbe, und sedative Methode, insbesondere aber durch Calomel und heisse Wassorbäder am Halse und mit­telst Dampf, und indirect durch ableitende Mittel nachkommen. Doch vergesse man nicht, dass oft ein torpides Stadium nachfolgt.
1st die Exsudation bereits erfolgt, so liegt die Anzeige vor, das pathi­sche Product zu entfernen, was bei Omni- und Carnivoren durch den Spicss-glanzweinstein oder Kupfervitriol möglich wird. Bei anderen Thiergattungen soll man diess durch Einblasen feingepulverten Alauns, oder durch Eingiessen von Terpentinöl, oder einer Auflösung vom salpetcrsaurem Silber zu bewirken suchen. Bei wirklicher Erstickungsgefahr aber wird man noch mittelst des Luftröhrenschnittes die Athmung herzustellen suchen. Der fortdauernden Neu­bildung wirkt man durch verstärkte Ableitungen und innerlich durch das Kftili sulphuratum entgegen.
Beim Piepse der Hühner wird in der ersten Zeit, so lange die Maulhöhle noch heiss und trocken erscheint, mit Glauber- oder Bittersalz 'p. D. 10 Gr. in 1 Theelöffel Wasser, täglich 2—3 Male) begonnen. Wenn die Zunge rissig wird, giebt man ein Brechmittel vom Tartar, stibiat. (Gr. j in destillirtcm Wasser 5j), oder von Stibium sulphurat. nigr. (Gr. x— xv) mit Butter gemengt, oder weniger gut mit einem Stückchen in dem Pulver gewälzten Specke; hier­auf das Ammon. muriaticum (p. D. 5—10 Gr.) in einem gelind aromatischen Infusum. Wenn hiernach der Appetit nicht wiederkehrt, das Maul und der Kamm blass bleiben und die Thiere sehr schwach werden, giebt man bitter-aromatische Mittel z. B. ein Infusum E. Calami, oder auch den von den Haus­frauen häufig zu früh angewendeten Pfeffer (2 — 4 Körner, welche in klei­nen Stückchen mit Butter gemengt werden), oder den Knoblauch (1—3 Zehen, ebenfalls klein geschnitten und mit Butter gemengt). Letztere beiden Mittel werden täglich nur einmal und im Ganzen 2—3 Male wiederholt angewendet. Neben dieser allgemeinen findet in der Regel auch noch eine örtliche Behandlung statt, welche darin besteht, dass man zu der Zeit, wo die verdickte Haut an der Zunge sich zu lösen beginnt, dieselbe mit der Pincette oder mit der Spitze eines schmalen Messers an dem hintern Ende erfasst und sie nach der Spitze hin abzieht. Hierauf' giebt man dem Patienten eine Messerspitze voll Butter, bald mit, bald nach Umständen ohne Pfeffer, worauf fast immer der Appetit und eine grössere Munterkeit bald wiederkehren. Im Allgemeinen aber erhalten die Thiere weiches kühlendes Futter, besonders gern Salat, Kohl, ge­schabte Mohrrüben und täglich frisches Wasser.
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272nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hahnentritt — Halsfluss.
Nr. 280. Hahnentritt heisst die jähe, zuckende und zu hohe Bewegung in dem einen oder andern Hinterschenkel, abhängig von Spat und, wie Körber im XVI. Bd. des Magazins ganz richtig bemerkt: zuweilen von Starrkrampf, oder er beruht in einer Ent­zündung und weitern Veränderung oder in einer Neuralgie des Ischiadischen Nerven, — also die Ischias nervosa des Menschen.
Ebenso ist öfters nicht zu verkennen, dass auch an einem oder dem an­deren Vorderschenkel eine ähnliche krankhafte Bewegung statt hat, was im gemeinen Leben mit „Paukenschlagen oder Fuchtelnquot; bezeichnet wird.
Behandlung, Gegen den mit Entzündung gepaarten Hahnentritt möchte demnach eine Blutentleerung vorzunehmen und die Anwendung entzündungs-widriger mit beruhigenden, später überhaupt nervenumstimmende Mittel, längs des Verlaufs der verdächtigen Nervenstämrae von ihrer Wurzel ab zu empfehlen seyn, wie das Paggeoli'sche Mittel, bestehend aus einem Linimente aus 8 Bel-ladonnaextract, 1 salzsaurem Morphium, 32 Pappelsalbe, 53 Fett.
Auch die starke Spannung der Aufhehemuskeln des Schenkels, insbeson­dere des Spanners der Schenkelbinde, ist beschuldigt worden, sowie das Her­vorstehen der vordem Gräte des Unterschenkelbeins. In jenem Falle wird ein l'/i Zoll langer Hautschnitt am äusseren Rande des Spanners, 3 Zoll unter dem äussern Darmbeinwinkel gemacht, eine etwas gebogene Hohlsonde, mit der Rinne nach aussen gerichtet, wird zwischen den Muskel und die sehnige Ausbreitung gegen den Innern Rand des Muskels geführt und dieser mit einem schmalen Messer von innen nach aussen durchschnitten. Um die *kaut nicht zu verletzen, folgt man mit dem Finger dem Messer, dessen Wirkung durch das Zurückziehen der durchschnittenen Muskelränder fühlbar wird. Die Operation wird dadurch erleichtert, dass man den betreffenden Schenkel zum Einführen der Hohlsonde etwas beugt und dadurch den Muskel erschlafft, wäh­rend des Schnittes aber den Schenkel streckt, wodurch eine Spannung der zu durchschneidenden Partie statt hat.
Auch die Sehne des Peronüus longus, welche sich, an der äussern Fläche des Sprunggelenks herablaufend, am obern Dritttheile des Schienbeins mit der Sehne des grossen Streckers des Fusses vereinigt, soll zu diesem Behufe da, wo sie sich etwa besonders gespannt zeigt, und zwar entweder subeutan, durch­schnitten werden, oder es soll auch aus derselben ein Stück heraus geschnitten werden.
Halsentzündung =:Rachenentzün dung.
Nr. 281. Der Halsfluss, Auchennorrheuma. Symptome. Das Drehen und Wenden des Kopfes und Halses ist schmerz-
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Halsfluss — Halswirbel-Verrenkung.
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haft oder ganz unmöglich, der Hals wird unbeweglich steif gerade aus gehal­ten, oder gewöhnlich nach einer Seite oder nach unten gebogen. Manchmal schwellen dabei die Kehlgangdrüsen an, oder die Rachenhöhlc, Schlund und Kehlkopf sind eatarrhalisch niitergrift'en, ja es geht das Leiden selbst auf das Gehirn und Rückenmark über, so dass Betäubung, Hin- und Hertaumelu und auch laquo;in kleiner, unterdrückter Puls bemerkt werden.
Diagnose. Die Krankheit wird besonders mit der Halswirbelverrenkung verwechselt, cf. Giessen'sche Zeitschrift für Thierheilkundc Bd. IV und VIII. Renner spricht in seinen Abhandlungen, Jena 1844, von Entzündung einzelner Halsnerven.
Behandlung. Aussei' den allgemein nothigen Mitteln dienen Einreibungen von flüchtigem Linimente, Terpentinöl, Camphergeist, Senfteige, Blasenpflaster, Einwicklungen mit wollenen Tüchern, Pelz. Halswirbel-Brüche vide Wirbelbrüßhe.
Nr. 282.
Die Halswirbel-Verrenkung, Luxatio Vortebrarum Colli,
kommt nicht häufig vor, ist aber bald mit Zerreissung anliegender Bänder ver­bunden, wodurch der Hals nach einer oder der andern Seite hin gezogen, und wenn er durch menschliche Hilfe auch leicht in seine natürliche Stellung zu­rückgebracht wird, alsbald wieder, nachdem diese ausser quot;Wirksamkeit tritt, in seine erst eingenommene, normwidrige, mit etwas hörbarem reibendem Ge­räusche zurückgleitet.
Diesen Fall lernte ich vor mehren Jahren, bei einem dem Fleischer Do-nat hierselbst angehörigen Pferde kennen, das übrigens aber keineswegs lebens­gefährliche Zufälle zu erkennen gab, am sechsten Tage des Erkrankens bei der unmöglichen Aussicht auf Genesung aber getüdtet, leider aber ohne mein Beiscyn secirt wurde, und wobei sich nur jene Zerreissung vorgefunden haben soll. Gefährlicher noch, wie wol nicht unbedingt von tödtlichem Erfolge, wie die Kraukheitsgeschichte im Magazin XV, S. 14 darthut, aber doch öfters mit Lähmung aller Theile hinter der Verletzung begleitet, ist die Halswirbel-Ver­renkung, welche mit Knochenbruch gepaart ist.
Nach Hertwig ist dieselbe an einer ungewöhnlichen Einbiegung des Halses mit einer Lücke an den Wirbeln auf der einen, und mit einer Erhöhung an denselben auf der andern Seite zu erkennen.
Als Ursachen nennt derselbe das Niederstürzen auf den herunter gebo­genen Kopf während des schnellen Laufens, das Fortschleifen eines hinter einem Wagen hoch angebundenen und niedergestürzten Pferdes (Gohier), hefti­ges Springen und Niederstürzen eines bösen Pferdes, welches zum Beschlagen von dem Schmied mit der Halftcrkette au einen über dem Kopfe des Thicres befindlichen Balken gebunden war.
Falke, Krankh. d. Hauslh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lg
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274nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Halswirbel-Verstauchungen — Harnblasen-Bruch.
Häufiger sind unvollständige Verrenkungen, oder
Nr. 283. Halswirbel - Verstauchungen, und zwar gewolinlich in der Mitte des Halses, wo derselbe und mit ihm der Kopf beharrlich nach einer Seite, öfters auch zugleich nach unten gewendet ist, so dass der Art Leidende nur, wenn diess überhaupt möglich, vom Boden die Nahrung zu nehmen vermögen. Dabei haben sie eine taumelnde oder in der Nachhand mehr oder weniger gelähmte Haltung.
Aeiiologie. Dieselben sind am öftersten bei Pferden, hin und wieder auch beim Rindvieh (z. B. Mugaz.-Suppl. XXI, 303), von Hertwig selbst bei Hunden beobachtet worden. Gerlach sah sie bei einer Kuh dadurch entstehen, dass dieselbe, in einen Strick verwickelt, niedergestürzt war und mit dem Kopfe einige Zeit unter dem Schulterblatte gelegen hatte. Bei Pferden habe ich selbst, wie Gerlach mit Leisering, die Ursache darin gefunden, dass sie mit einem Hinterfusso in die Halfter gelangt, darnach umgefallen und in dieser Lage längere Zeit geblieben waren und vergebens anstrengende Versuche sich zu befreien gemacht hatten. Hertwig führt auch noch als Ursachen an, wenn bei Pferden vom Kutscher oder Reiter der Hals zu schnell und ungeschickt nach der Seite gerissen wird oder die Thiere diess selbst thun.
Prognose. Nach eigenen Erfahrungen (in sechs Fällen) bei Pferden trat nach mehren Tagen Erleichterung in den Zufällen und nach mehrwöchentlichem Verlaufe Heilung ein. Nach Hertwig soll selbst bei hohen Graden des Uebels Besserung und Heilung eingetreten seyn, indess in manchen Fällen, die gar kein gefahrdrohendes Ansehen hatten, die Heilung nicht zu bewirken war. .
Behandlung. Statt alle Manipulationen und Apparate zu beschreiben, die gegen dieses Leiden mit oder ohne practischen Tact anempfohlen worden sind, erwähne ich nur nach meinen eigenen zufriedenstellenden Erfahrungen, dass ein Haarseil auf die convexe Seite des Halses gelegt und öfters mit Ter­pentinöl gereizt und dass das successive Herbeiziehen des Halses durch Stricke auf diese Seite und die allmählich erhöhte Stellung des Fressgeschirres vorgenom­men wurde, wenn der Hals zugleich nach unten gezogen war. Später hatte ich in einigen Fällen noch erweichende Fettigkeiten, graue Quecksilbersalbe mit flüchtigem Liniraente etc. nothwemlig. Harnblasen-Berstung vide Harnblasen-Verwundung.
Nr. 284. Der Harnblasen-Bruch, Hernia vesicalis, kommt bei weiblichen Thieren zu Stande, indem die Blase hinter dem Pou-part'schen Bande aus dem Becken, bei männlichen Thieren durch einen Bauch­ring heraustritt.
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Harnblasen-Bruch — Harnblasen-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 275
Hartnäckige Harnverhaltung oder unwillkührlicher Harnabgang führt zur nähern Untersuchung hin, wodurch bei Harnverlialtung eine weiche, schwap­pende Geschwulst gefunden wird; bei einem Drucke auf dieselbe geht gewöhn­lich Harn ab.
Einen Harnblasenbruch, durch Harnsteine bei einem Hengstfüllen verur­sacht, theilt Leclerq im Journal \6t. et agricole de Bclgiquc, I. 1 mit.
Die Zurückführung der Harnblase ist natürlich allein vermögend, die Hernie zu heben, wofür zuerst die Entleerung des Mastdarms nothwendig ist. Harnblasen-Catarrh vide Harnwege-Catarrh.
Nr. 285. Die Harnblasen - Entzündung, Cystitis.
Symptome. Es treten erst gelindere, dann stärkere Harnbeschwerden ein, die Thiere machen öftere Anstrengungen zum Harnaosetzen, die manch­mal ganz ohne Erfolg bleiben, oder der wenige abgebende Harn ist schleimig, blutig. Untersucht man das Thier durcli den Mastdarm, so findet man be­trächtliche Wärme und es äussert mehr oder weniger Schmerz beim Drucke auf die gewöhnlich volle Blase.
Diesen örtlichen Zufällen gesellen sich meist frühzeitig starkes synocha-es Fieber, Colikzufälle, Ausschlagen mit den Ftissen, Appetitlosigksit, trockene oder ganz mangelhafte Kothentleerung, beschleunigtes, stöhnendes Athmen, selbst Wuthzufälle bei.
Ist die Entzündung schleichend, so entleeren die Thiere häufig, immer aber wenig und einen mehr schleimigen Harn, sie zeigen aber auch Schmerzen bei der Entleerung, sowie bei der Berührung der Blase.
Aetiologie. Bald werden Erkältungen, bald der Missbrauch der Cantha­riden, bald ein lange zurückgehaltener Harn, bald Steine eine mehr acute oder schleichende Entzündung hervorrufen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Zertheilung kommt gewöhnlich in einigen Tagen schon bei der aeuten Species zu Stande, immer aber wird der reichlich und ohne Schmerz abgehende Harn einige Zeit noch copiöses Sediment geben, oder Blennorrhöe sich zeigen.
Plastisches Exsudat bewirkt Verdickung der Blascnwändc.
Uebrigens erfolgt der Tod durch Brandbildung, wo die Schmerzen bei Pferden und Hunden erst sehr lebhaft werden, dann aber plötzlich schwin­den, womit kalter Schweiss und Verschwinden des Pulses sich bemerkbar macht. Der abgehende Urin ist braun oder schwarz und sehr übelriechend.
Bei Eiterung und Verschwärung bleiben Harnbeschwerden mit dem Ab­gange eines eiterigen Urins zurück; dabei zeigen die Patienten wiederholten Frostschauder. Endlich kann der Tod in Folge von Zerreissung der Blase, Peritonitis etc. eintreten.
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276nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harnblasen-Entzündung; — Harnblascn-Fluss.
Diagnose. 1) Entzündung anderer Hinterleibsorgane. 2) Blasencatarrh und Rlieuma. 3) Krampf des Blascnhalses. 4) Coliken überhaupt.
Prognose ziemlich ungünstig, doch verschieden nach Sitz, Heftigkeit, Dauer, Ursachen.
Sedionsdata. Die Blase ist gewöhnlich durch einen blutigen oder an Niederschlägen reichen Urin ausgedehnt; Harnsteine; die Blasenwände zeigen nur an einzelnen Stellen oder in weiter Ausdehnung Auflockerung, Verdickung, Blutinfiltration, dunkle Färbung, Mürbheit, Voreiterung.
Behandlung. Sind Harnsteine die Ursache der Blasenentzündung, so ist es, so lange dieselbe besteht, nicht thunlich, die Causalanzeige in Erfüllung zu bringen; anders, wenn Erkältung die Ursache ist, wo warme Bedeckungen, Reibungen, reizende Einreibungen, feuchte Wärme, Dampfbäder empfehlens-werth sind; nach Verletzungen sind kalte Fomentationen und Clystiere am Platze. Uebrigens ist allgemein entzündungswidrig, wie bei Nierenentzündung zu verfahren, daher Aderlässe, schleimige und narcotische Mittel, Clystiere von erweichenden, öligen Mitteln, von Belladonna oder Cicute, Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe; der Blasenstich bei drohender Berstung der Blase. Bei chronischer Entzündung Fontanelle und andere Ableitungen, massig die Harn- und Schleimsecretion vermehrenden Mittel, der Gebrauch des Catheters. Bei Eiterung die milderen Terpentin- mit schleimigen Mitteln, desgleichen mit Kalkwasser, oder das essigsaure Blei.
Nr. 286.
Harnblasen - Erweiterung
kann sich bilden bei längere Zeit sich hinziehenden Harnverhaltungen, insbe­sondere in Folge von Harnsteinen. Oft ist dieser Fehler aber auch davon abhängig, dass der nach der Geburt an der Blase noch befindliche Tbeil der Harnschnur sich nicht geschlossen hat, vielmehr sich nach und nach erweitert. Doch es ist diess kein Gegcnstaiul der Therapeutik.
Nr. 287.
'Der Harnblasen-Fluss, Cystorrbeuma, Bbeumatismus Vesicae
urinariae.
Symptome, Die Kranken haben fortdauernd ein Drängen zum Harnen. Fliesst auch der Urin im Strahle, so zeigt sich doch dabei Steigerung der Schmerzen, und ist die Schleimhaut mitergriffen, so wird der Urin eine mehr schleimige Beschaffenheit annehmen. Gewöhnlich aber macht sich Harnstrenge oder sogenannte kalte Pisse bemerkbar, d. h. es wird nur wenig auf einmal entleert, es wird aber fast fortwährend ein Drang dazu bemerkt. Gewöhnlich verbinden sich damit andere rheumatische Zufälle. In der Regel geht dies Uebel bei geeigneter Behandlung bald in Genesung über.
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Harnblasen-Fluss — Harnblasen-Lähmung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 277
Behandlung. Gegen die Erkältung wirkt, man durch Frottircn, war­men Stall, und innerlich durch einen erwärmenden Thee mit Brechweinstein, nothigenfalls auch durch Zusatz von Campher.
Nr. 288. Harnblasen - Krampf.
Symptome. Bei grossem Harndrange wird nur selten und mit vielem Schmerze oder es wird gar kein Urin entleert; dabei sind die Thiere sehr verstimmt, ja nach und nach werden sehr erhebliche Colikzulallc hervortreten. Durch die Untersuchung finflen sich keine Harnsteine oder andere Hindernisse, es findet sich aber eine volle Harnblase vor, die, wenn die Entleerung fort­während unterdrückt bleibt, endlich berstet.
Ursachen. Das Uebergehen des gewöhnlichen Dranges zur Harnentlee­rung bei anhaltendem Laufen ist gewöhnlich zu beschuldigen; doch entsteht es auch, wenn Pferde, die durch Laufen erhitzt sind, besonders hartes Wasser kalt trinken- Zuweilen ist es nur Symptom von Colikleiden, und schwindet mit diesen.
Behandlung. Schleimige und narcotische Mittel, als warme Tränke, auch Auflösungen von Brechweinstein mit Opium sind am Platze, wie Clystiere von Chamillcn oder Belladonna, oder Einreibungen derselben mit Fatt ins Mittel-fleisch. Im äussersten Falle muss der Harnblasenstich in Ausführung gebracht werden, da die Einführung eines Catheters bei männlichen Thieren schwer gelingt.
Nr. 289. Harnblasen -Krebs
fand man bei einem früher immer gesund gewesenen Pferde, das jetzt perio­disch Harnbeschwerden und Biutharnen zeigte. Im Grunde der Blase konnte man eine eigrosse Geschwulst fühlen, auf deren Pressung desgleichen ein bluti­ger Harn abging. Nach 7 Monaten war die Geschwulst so gewachsen, dass sie die Blase beinahe völlig ausfüllte und der Harn fast unwillkührlich abging. Nach dem Tödten des Pferdes fand man in der Blase eine höckerige Geschwulst von 23/4 Pfd. Gewicht, die Muskclhaut war theils hypertrophisch, theils in die Geschwulst übergegangen, die Schleimhaut warzig und an einigen Stellen zerstört. Die Geschwulst hatte die Consistenz von weichem Käse und Hess eine rahmähnliche Flüssigkeit ausdrücken, die in Canälcn und Höhlen ent­halten war. Die Krcbsmateric enthielt gediipfcltc Epitheliumzellen, ausserdem auch geschwänzte und unregelmässige Zellen. (The Veterinarian, Vol. XXVIII).
Nr. 290.
Harnblasen - Lähmung, Cystoparalysls,
hat unwillkührlichen Harnabgang, daher fortwährendes Harntröpfeln, oder bei
partieller Lähmung wol auch Harnverhaltung zu Folge, und wird nach allge-
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278nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnblasen-Lähmung — .Harnblasen-Steine.
meinen therapeutischen Grundsätzen, insbesondere aber durch Krähenaugen, bei Pferden täglich zu 5JJ—}jh sowie durch kalte Clystiere bekämpft.
Nr. 291. Harnblasen - Polypen,
kommen sehr selten vor. .Tilling fand einen solchen bei einer Kuh, die den Urin mit grosser Anstrengung und so spärlich entleerte, dass der Strahl nur so dick, wie eine Krühenfcdcr war; der Urin war blutig. Bei der Untersuchung durch die Mutterscheide zeigte sich die Blase mehr zusammengezogen, aber nicht hart. Schon das Jahr zuvor soll sie drei Wochen lang an Harnstrenge gelitten und blutigen Urin entleert haben.
Bei der Section wurde ein Polyp gefunden, der vom Grunde bis zum Halse der Blase reichte.
Nr. 292. Harnblasen-Steine, Cystolithi,
sind entweder Erzengnisse der Nieren oder der Blase selbst. Von Farbe sind sie graugelb, metallglänzend, oder weisslich, höckerig, körnig, aus einzelnen concentrischen Schichten, oder aus einzelnen Zellen gebildet und einen Kern einschliessend. Du Menil fand in einem concentrisch-geschichteten weissgelblichen Blasensteine eines Hundes von 1,955 spec. Gewichte 51,6 organische Substanz und Wasser, 43,9 phosphorsauren Kalk, 4,5 phoamp;phorsaure Ammoniakmag­nesia.
Hin und wieder finden sich solche Concretionen nicht frei in dem Bla-senraume, sondern das Zellgewebe der Harnblase ist von kreideartiger Masse durchdrungen, die obengenannter Chemiker bei einem Pferde aus 25 thierischer Faser, 12,5 gelatinöser Materie, 56,2 phosphorsaurem Kalk und 6,3 kohlensau­rem Kalke bestehend fand.
Auf das Vorhandenseyn der ersteren namentlich schliesst man, wenn Thiere öfters zum üriniren sich anstellen, aber gewöhnlich immer nur und unter Anstrengungen, dass sie nämlich die Hinterschenkel ungewöhnlich weit nach vorn stellen, den Rücken stark krümmen, den Kopf weit vorstrecken, dass sie übrigens aber auch heftige Schmerzen unter starkem Stöhnen und schnellem anstrengendem Athmen verrathen, denselben tropfenweise oder in dünnem unterbrochenem Strahle entleeren. Der Urin zeigt sich gewöhnlich dick, bräunlich, auch blutig. Dabei zeigen die Thiere unkräftige Bewegungen des Kreuzes, legen sich wol auch selten, oder setzen sich auf die Hinterbeine, machen öftere Bewegungen mit dem Schweife, verlieren endlich ihre Munter­keit und werden auch gegen Futter und Getränk gleichgültiger.
Nach Mag.-Suppl. XXH, S. 108 fand Dep.-Thierarzt Fuchs bei einem 5jährigen Wallachen, der bis zum Scclet abgemagert war, dabei aber stets gute Fresslust zeigte, jedoch bei der Arbeit häufig mit vom Hintertheil aus-
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Harnblasen-Steine — Hamblasen-Verwundunfcen.
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gehenden Zuckungen befallen wurde und endlich umstand, in der Harnblase einen länglich grauen Harnstein von 2 Pfd. 10 Lth. Schwere.
Die Untersuchung durch den Mastdarm, oder bei weiblichen Thieren durch die Scheide gieht den weitern Aufschluss, nur muss dieselbe mit aller Vorsicht angestellt werden, da ausserdem kleinere Steine oft dem Gefühle ent­gehen (Mag. XV, 348).
Kleine Steine gehen oft von selbst ab, oder sie sollen auch bei reich­lichem Genüsse des Grünfuttcrs aufgclöset werden. Gewöhnlich bleibt aber nichts übrig, als die Harnblase durch das Mittelfleisch oder durch den Mast­darm zu öffnen und den oder die Steine zu extrahiren. Zu dem Zwecke sucht man, wenn der Stein nicht sehr gross ist, in welchem Falle die Operation durch den Mastdarm gemacht werden müsste, den Canal der Harnröhre durch Einspritzungen mit warmem Wasser oder mittelst einer Sonde, und schneidet dann in der Mittellinie des Mittelfleisches unmittelbar unter dem After ein, trennt auch den Harnschneller und sodann die Harnröhre selbst, so dass man nun weiter auch den Blascnhals einschneiden und die Steinzange einführen und gebrauchen kann, wonach noch streng entzündungswidrig verfahren wird.
Gegen erwähnte Kalkinfiltrationen ist kein Radicalverfahren einzuschlagen.
Nr. 293. Die Harnblasen - Umstülpung
constituirt sich dadurch, dass die innere Fläche zur äusseren wild und dass sich eine Geschwulst von flaschenförmigem Ansehen bemerkbar macht, die wol sogar aus der Scheide heraustritt. An ihr findet man die Ausmündung der Harnleiter. — Es ist zu verwarnen, sie nicht mit einer ümstülpung der Ge­bärmutter zu verwechseln.
Behandlung. Gelingt die Reposition nicht, so ist das Goullet'sche Ver­fahren zu versuchen, der ungefähr einen Zoll von den Mündungen der Harn­leiter den umgestülpten Theil bei einer Stute entfernte, wonach der Harn in der Mutterscheide sich sammelte und scheinbar rcgelmässig ausgeschieden wurde (?).
Nr. 294. Harnblasen - Verwundungen
geschehen zufällig oder bei geflissentlichen Operationen der Harnblase, wonach Blasen- und Bauchfellentzündung etc. zwar gewöhnlich, doch wie Krankheitsge­schichten (z. B. im Magazin XVIII, 212 u. 217) lehren, durchaus nicht immer die Folgen sind.
Ein gleiches Verhältniss findet bei Ilarnblasenzerreissungen in Folge von anhaltender Harnverhaltung oder nach ungeschicktem Werfen oder Niederfallen des Thieres statt: In Folge des Ergusses des Urins in die Bauch­höhle tritt Bauchfellentzündung ein, wodurch der Puls, wenn er überhaupt noch bis jetzt wenig abweichend war, nun fieberhaft, sehr klein, und das Athmen
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280nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnblasen-Verwundungen — Harnfisten.
kurz, der Bauch aber mehr gespannt und empfindlich wird. Der Tod erfolgt bald früher, bald, wie beim Rindvieh und Schweine, vielleicht - erst nach Wocben, wie eine Mittheilung in Magazin XIV, 515 diess bestätigt. Bei einem Schweine, das für wassersüchtig gehalten wurde, fand sich bei Eröffnung der Bauchhöhle Urin in ungeheuerer Menge vor. das Bauchfell aber nur stel­lenweise entzündlich gereizt, in der Harnblase ein Riss mit verdickten und vernarbten Rändern. Das Präparat findet sich im hiesigen zootomischen Ca­binet. Nach Magazin XV, 58G soll sogar keine üble Wirkung nach der Ber­stung eingetreten und Heilung bewirkt worden seyn.
Bei Verwundungen wird man dafür zu sorgen haben, dass anfangs küh­lende, später warme erweichende Clystiere, sowie überhaupt entzündungswidrige Mittel verabreicht, dass aber die Gelüste nach Flüssigkeiten nur nothdürftig befriedigt werden.
Nr. 295.
Der Harnblasen-Vorfall, Prolapsus Vesicae urinariae,
in den vorderen Thcil der Scheide bei weiblichen Thicren wurde von Chariot
und Crueger (Magazin XIV , 78 und 477) nach einem Risse der Scheide in
Folge schwerer Geburt beobachtet.
Har nbl asen-Zerreissu ng vide Harnblasen-Verwundung.
Nr. 296. Harnflstoln, Fistulae urinariae, nennt man regelwidrige Ocffnungcn, woraus Harn fliesst. Im Allgemeinen sind sie bei Thieren selten. am öftersten aber noch finden wir bei jüngst gebore­nen Kälbern und Ziegen 1) eine Geschwulst am Nabel, welche Harn enthält, der daher kommt, dass die Nabelschnur sich nicht geschlossen hat. Zuweilen hat diese Geschwulst sich auch geöffnet und der Urin fliesst frei ab.
Uebrigens 2) die Har nröhreufist el, welche sehr gern nach Ver­wundungen der Harnröhre entsteht, da die Schärfe des Urins auf das umklei­dende Zellgewebe ätzend und die unmittelbare Vereinigung verhindernd wirkt. Hat man den Harnröhrenschnitt behufs Entfernung eines Harnsteins zu machen, so müssen deshalb die äusserc und die Harnröhrenöffnung möglichst genau auf einander passen. Ausscrdem empfiehlt aber Hertwig, um Infiltrationen ab­zuwenden , dass man bei solchen Verletzungen, nachdem die Blutung gestillt und die Wunde geheftet worden ist, eine dünne, glatte, metallene oder noch besser eine elastische Röhre in die Harnröhre bis über die verwundete Stelle so vorsichtig als möglich bringen und auf die schicklichste Weise z. B. durch das Befestigen ihres vordem Endes an einen etwas each hinten angelegten Bauchgurt in ihrer Lage erbalten soll. Stirbt trotzdem aber der unter der Verwundung befindliche Theil brandig ab, so wird nicht immer die Heilung so günstig ausfallen, wie in Magazin XV, 348 ein Fall erzählt ist, vielmehr wird gewöhnlich die Amputation das einzige Rettungsmittel bleiben.
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Harngries — Harnröhren-Blutung.
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Nr. 254. Harngries, Sabulum Urinao, heisscn kleine, aus phosphorsaurer Ammoniak-Tülkerde bestehende Crystalle, die sich bei Pferden und Schweinen in der Harnblase als eine locker zusammen­hängende, gelbliche Masse nicht gar selten finden. Selbst in einer sehr stark gefütterten Hoerde 3—4 Monate alter Lämmer wurde der Art eine auffallende Neigung zur Griesbildung von Bouley bemerkt, dass sich anfangs kalkige oder salzige Ilarnbestandtheile aussen an der Wolle der Schlauchmüiiduiig festsetzten, später auch im Sehlauche selbst sich solche Niederschläge bildeten und end­lich in der Harnröhre sich festsetzten. Nun erst erkrankten die jungen Thiere sichtlich, indem kein Harn mehr abging und Aufblähen und bald darnach der Tod eintrat. Bei dor Section fand man den kalkigen Niederschlag, wovon die Harnröhre oft V^ — 1 Zoll weit gann ausgefüllt war. Die Blase selbst war bald sehr ausgedehnt von Harn, bald gar zerrissen. Die Fütterung der Mutterschafe war aus Kleie, Hafer, Erbsen, Rüben uud Kleeheu zusammen­gesetzt (das viel Bittererde enthielt), das Futter der Lämmer, ausscr der Milch, war diesem ähnlich. Man suchte diese Krankheit durch Verabreichung von gekochten Roggen, Rüben und Zusatz von kohlensaurem Natron in das Trinkwasser abzuwenden.
Im Allgemeinen möchte übrigens den Griesablagerungen durch die Bären­traube, das Harnkraut, d;e Schafgarbe, die Wachbolderbeemi, da*: Colchicum und das mit Essig gesäuerte Wasser besonders zu begegnen seyn.
Nr. 298. Harnleiter-Erweiterung ,
zugleich oftmals mit Erweiterung ihrer Einmündung in die Harnblase, ist die oftmalige Folge von Harnsteinen. Ein sclienswerthes Präparat der Art besitzt das zootomische Cabinet hiersclbst.
Nr. 299. Harnleiter - Steine
sind ebenso wenig bestimmt durch Symptome als solche zu vermuthen, wie vorgenannter Krankheitszustand, obsclion Harnverhaltung mit ihren Folgen bald daraus hervorgehen wird.
Nr. 300.
Harnleiter - Verengerung kann durch Harnleitersteine, und in Folge derselben durch Verdickung der Häute entstehen.
Nr. 301.
Harnröhren - Blutung, Urethrorrhagia,
giebt sich dadurch zu erkennen , dass das Blut meist ohne Harn, ja tinwill-kührlich abgeht.
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282nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnöhrcn-Blutung. — HarttrShren-Steine.
Ursachen sind entweder, doch gewiss selten, heftige Aufregung der Ge-schlcchtstlieile, oder Steine und andere mechanische Einwirkungen, wonach auch bald die beruhigende oder entziehende Methode, bald das Verfahren gegen Harnsteine, Verletzungen u. dgl. eingeschlagen werden muss.
Nr. 302. Die Harnröhren-Entzündung, Urethritis,
ist entweder durch Harnsteine und andere mechanische Ursachen veranlasst worden, oder durch scharfe Stoffe, oder sie ist catarrhalischer Natur, oder von der sogenannten venerischen Krankheit abhängig.
Ausser den allgemeinen Störungen, die durch eine durch Geschwulst ver­engte Harnröhre hervorgehen, bemerken wir Ercetionen und später vielleicht eine consistente übelfarbige Schleimabsonderung (Tripper.)
Behandlung. Entfernung der veranlassenden Ursache und kühlende, bald lauwarme Bähungen aus schmerzstillenden Vegetabiliën, unter Umständen allgemeine entzündungswidrige, oder dem Catarrh entsprechende, bei chroni­schem Zustande selbst balsamische, ja gelind drastische Mittel. (Bezüglicheres unter „Harnwege-Catarrh.quot;)
Harnröhren-Fistel vide Harnfistel.
Harnröhren-Schleimflus s vide Harnröhren-Entzündung und H am wege Catarrh.
Nr. 303. Harnröhren - Steine
erzeugen sich nicht in der Harnröhre, sondern sie sind aus der Blase dahin gelangt. Man findet dergleichen bei männlichen Wiederkäuern, Schweinen, Hunden, auch beim Pferdcgeschlechtc. Bei jenen bleiben sie gern in der Windung, welche die Ruthe macht, bei Hunden in der Rinne des Ruthen-knochens stecken. Gewöhnlich verschliessen sie gänzlich die Harnröhre, rufen Entzündung, Blutcrgicssung und Harnverhaltung hervor, und bedingen bald Lebensgefahr, indem die Blase endlich bersten muss, wenn dieselben nicht bald entfernt werden.
Kann man sie nicht am vordem Ende der Ruthe mit einer Zange fassen, und herausziehen, so muss man zum Harnröhrenschnitt seine Zuflucht nehmen.
Es ist womöglich das Liegen des Thieres abzuwarten, wo es entsprechend zu fesseln ist, da das Niederwerfen leicht Berstung der überfüllten Blase be­wirken könnte. Nachdem der obere Hinterfuss nach vorwärts gezogen worden ist, nimmt man die Ruthe herbei, unterrichtet sich wieder von dem Sitze des Steins und schneidet auf diesen in entsprechender Länge an der untern Seite ein und holt den Stein heraus. Nachdem nun auch der Urin abgeflossen ist, wird die Wunde gereinigt, mit einem seidenen Faden geheftet und fieissig mit kaltem
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Harnröhren-Steine — Harnröhren-Verengerung.
283
Wasser, bei eintrotender Eiterung nach Umständen mit schleimigen Mitteln oder mit warmem Bleiwasser gebäht.
In dem Falle , dass äusserlich der Stein nicht gcftihlt wird, so macht man den Einschnitt da, wo das Thier Schmerz äussert, wenn man längs der Harnröhre mit den Fingern herunter streicht; oder bei Rindern schneidet man gleich über dem Hodensacke ein, da der Stein gewöhnlich in der S förmigen Krümmung der Harnröhre stecht. Nach der Entfernung des Steins untersucht man' mit der Sonde nach oben und unten von der Wunde aus, ob noch andere Steine vorhanden sind, die, wenn durch Drücken die Entfernung nicht möglich ist, vielleicht noch einen zweiten Einschnitt erfordern.
Um Harnröhrenfisteln zu vermeiden, die gern Lach dieser Operation zu­rückbleiben, soll man nach Riibcr bei Rindern eine —| förmige Röhre von Blei gleich nach der Operation in die Harmöhre einschieben, wo sie in der­selben „einwachsenquot; soll. Die Thiere uriniren dann durch die Röhre, gleich den Kühen nach hinten.
(jewöhnlich leistet aber auch diese Operation nur temporäre Hilfe, indem fast immer eine Partie solcher Steine noch in der Harnblase ist. Schneidet man nun den einen heraus, so kommen bald wieder andere durch den Harn in den Canal und rufen das alte Uebel hervor. Und mit der Heilung der öfters gereizten Operationswunde ist es eine sehr missliche Sache,
Nr. 304.
Harnröhren-Verengerung und Ver Schliessung
kommt sowol bei neugeborenen Thieren, als bei erwachsenen vor. Bei erste-
ren beruht sie gewöhnlich in Cloakenbildung, bei letzteren in Entzündung und
Verdickung, Harnsteinen u. dgl.
Um üble Folgen zu verhindern, muss man den natürlichen Weg zu bah­nen, schlimmsten Falls die Wiederverschliessung durch Einbringung eines Catheters zu verhindern suchen.
Im Programm der K. S. ThicrarzneischulelS*^ wird folgender Fall mit-getheilt: Der einem Landwirthe gehörige, fünf Jahre alte Wallach zeigte öfters Colikzufälle: Das sehr wohlgenährte Thier stellte sich dabei öfters zum Har­nen an, trippelte dabei einige Zeit hin und her und entleerte endlich unter heftigen Schmerzensäusserungen eine massige Menge wasscrhellon Urins in sehr schwachem Strahle. Bei der vorgenommenen Untersuchung durch den Mastdarm nahm man an der Stelle, wo sich die Harnröhre um den Sitzbein­höcker biegt, eine mehre Zoll verdickte Stelle derselben wahr. Es wurde demgemäss eine Harnröhren-Verdickung resp. schleichende Entzündung dersel­ben, sowie der Cowper'schen Drüsen diagnosticirt. Der applicirte Catheter ging ohne Mühe glatt durch, schien aber dem Thiere grossen Schmerz zu verursachen.
Ocftere Einspritzungen eines aromatischen Infusums und die graue Qucck-silbergalbe mit Bilsenkrautöl brachten bald Besserung. Patient bekam überdiess
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281nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnruhr.
wegen Anschoppung von Excrementen im Mastdärme schwefelsaures Natron mit dem Futter. Nacli zelmtägigem Aufenthalte in dem Spitale hatten sich die Colikzufälle ganz verloren, die Verdickung verminderte sich von Tag zu Tage, so dass das Thier 14 Tage später vollständig geheilt entlassen wurde. Harnröhren-Verwundung vide Ruthenverletzung.
Nr. 305. Die Harnruhr.
Syn, dor Lauterstall, Diabetes s. Urozemia.
Symptome. Es wird ungewöhnlich viel Harn entleert, der hell und von schwach säuerlichem Geruch, und speeiflsch leichter als sonst ist. Die Frcss-lust ist anfangs in der Regel natürlich oder wenig gestört, dagegen findet sich ein ungewöhnlich starker, kaum zu befriedigender Durst. Andere Secretionen, namentlich die der Haut und des Darmes sind mehr oder weniger beschränkt, das Maul ist warm und trocken; in der Lendengegend, die oft auch eine wechselnde Temperatur und grosse Empfindlichkeit zeigt, sträuben sich die Haare. Zuweilen ist bei dieser vermehrten Harnproduction zugleich die Bildung von Zucker, wie beim Menschen verbunden. So wurde beim Pferde diese Er­scheinung beobachtet (cf. Canstatt's J. 1854 S. 16), das zuerst an Druse, sodann an Brustentzündung gelitten hatte und noch am Magenkoller erkrankt war. Mit der fortschreitenden Besserung nahm die Zuckerbildung ab und hörte end­lich ganz auf. Bei Hunden hat man diese Zuckerbildung nach Magenver­letzungen beobachtet.
Aetiologie. Erstere Art befällt vorzugsweise Schafe und Pferde, und wieder häufiger Wallachen. In manchen Jahrgängen kommt sie besonders häufig vor; besonders sind es nasse Jahre mit heissen schwülen Sommern. Fer­ner geben Gelegenheit Erkältung, multrig gewordener Hafer, und derartiges Heu, der Genuss harntreibender Pflanzen, bei Schafen besonders der Schwal-beuwurzel (Vincetoxicum). Auch manche harte Wässer sind weckend.
Verlauf', Dauer, Ausgange. Wird die Krankheit sich selbst überlas­sen, so besteht sie Wochen- und Monate lang, wie sie überhaupt gern einen chronischen Verlauf nimmt. Dabei verbindet sie sicli wol auch mit Willen-losigkeit bei der Entleerung. Genesung tritt stets allmählich ein. In höherer Ausbildung dagegen bemerkt man gewöhnlich erst Fieberbewegungen, die Patienten entleeren nun den Harn unter grossen Schmerzen, indem sie mit den Vorderfüssen hauen, schmerzhaft stöhnen, ja indem sogar männliche Thie-ren und Wallachen den Harn krampfhaft fortspritzen sollen. Uebrigens zeigt sich derselbe jetzt schleimig, dick , bläulich oder grünlich, schwärzlich, und ist vorwaltend sauer riechend. Die Thierc zeigen sich matt und abgemagert; die Schafe sind selbst betäubt. Zclirficbcr macht nun bald dem Leben ein Ende.
SecHonsdala. Nach der Dauer der Krankheit, nach ihrer Entstehung bemerkt mau bald die Harnröhre entzündet oder doch starke Köthung der
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Harnruhr — Hanisleine.
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Schleimhaut in den ITarnwcgen, das Nierenfett gesclnvumlen; die Nieren selbst vielleicht aber noch blutreich; odei' bläulich, mürbe; das Nierenbecken enthält blutiges Wasser oder Blut, die Harnleiter und Blase sind manchmal verdickt. Ist es erst zu allgemeiner Abmagerung und zu Zelirfieber gekommen, so findet man auch allgemeine Fettleere, wässriges Blut, Nierenentartung.
Die Prognose ist bei Pferden nicht gar übel hinsichtlich der Heilbarkeit, obgleich sie oft hartnäckig ist. Bei Schafen ist sie von schlimmerer Bedeutung.
Behandlung. 1) Erfüllung der ursächlichen Anzeige. 2) Anzeige gegen die Krankheit: Finden sich deutliche Symptome von Hyperämie, so ist unter Umstünden eine massige Blutentleeerung gestattet, übrigens sind schleimige und narcotische Mittel, namentlich Opium oder Bilsenkraut mit Bleizucker, unter Umständen Ideine Gaben Caniphers zu reichen, ausserdem nach den Ursachen Abführmittel von Khabarber oder Rhaponticu, Brechweinstein, Eicinusöl. Rei­bungen der Haut und andere hautbethätigendc Mittel. Bei den Symptomen der herannahenden Schwäche und Blutentmischung: Eisenpräparate, Schwarz-und Tormentillwurzel, Eichen-, Weiden-, Kastanienrinde, China. Als vorzüglich erprobte sich eine Mischung von Baldrianwurzel Jjv, Stiukasant Jjj, Myr­rhengummi 5vj, welche Mischung binnen eines Tages verbraucht wird.
Dem heftigen Gelüste nach Flüssigkeiten müssen strenge Grenzen gesetzt werden. Die Nahrung sei anfangs spärlich und leicht verdaulich, später toni-sirend und selbst animalisch.
Nr. 306.
Harnsteine, Urolithi,
finden sich bei allen Hausthiergattungen und bei beiden Geschlechtern sowol
in den Nieren, als in den Harnleitern, der Harnblase, Harnröhre, und bei
männlichen Thiercn selbst in der Vorhaut,
Damit Belastete geben das Vorhandenscyn derselben früher oder später bald durch unwillkührliche Harnentleerung, bald durch blutigen Urin, durch Unruhe, Colikzufälle, Harnstrengc oder Harnverhaltung, durch beträchtliche Ausdehnung der Harnblase, die endlich berstet, zu erkennen.
Um solchen Steinen aber bei diesen Symptomen sicher auf die Spur zu kommen, muss Mittelfieisch, Ruthe, Blase, sowie die Beckenpartie der Harn­röhre durch den Mastdarm untersucht werden.
Die Farbe der Nierensteine ist in der Regel dunkel braungrau, die der Blasensteine gelbbraun, gelbgrau oder weiss. Erstere sind immer härter und fester und sehr schwer, die von Farbe helleren dagegen immer spccifiscli leichter, zerreiblich, an einem oder an beiden Enden durch kömige oder spitze Hervorragungen scharf und rauh, oder sie haben ein scluines durchscheinend-crystallinisches Gefüge. Es I ommt häufiger vor, dass nur ein Stein, selten dass mehre in einem Organe vorhanden sind, doch will man einmal 469 in der einen und 65 in der zweiten Niere bei einer Kuh gefunden haben.
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286nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnsteine — Harnverhaltung.
Besonders wird kalkhaltiges Trinkwasser als entferntere, das lange Ver­halten des Urins in der Blase, die wieder auf träge Production in den Nieren hinwirkt, als nähere Ursache der Steine beschuldigt.
Die der Pferde enthalten phosphorsaures Ammonium, kohlensauren und phosphorsauren Kalk, kohlensaure Talkerde, phosphorsaures Talkerde - Ammo­nium, Eisenoxyd, Schleim; noch andere sollen auch Harn- oder Hippursäure enthalten. Die weissen zerreiblichcn enthalten phosphorsaure Magnesia.
Die der Kinder: kohlensauren Kalk, andere auch desgleichen Talk und phosphorsauren Kalk, nebst Eisen und Manganoxyd, sowie Schleimtheile.
Die der Schafe: kohlen- und phosphorsauren Kalk mit Schleim.
Die der Schweine: Harnsäure, phosphorsaures Ammonium, kohlensau­ren und phosphorsauren Kalk und desgleichen Talkerde, nach Brande nur koh­lensauren Kalk und Schleim. Der Harnblasenstein eines Schweines, welcher 22 Grammen wog, so gross wie ein Taubenei war und von Lassaigne unter­sucht wurde, enthielt phosphorsauren Kalk, phosphorsaures Ammoniak, kohlen­sauren Kalk, Chlornatrium, Spuren von Eisenoxyd und thierischer Materie.
Die der Hunde: phosphorsaures Ammonium, kohlensauren und phos­phorsauren Kalk, phosphorsaures Talkerde - Ammonium und Schleim.
Gefahr ist mehr oder weniger zugegen, sowie auch zu beachten, dass auch in der Folge wieder Stcinbildung leicht möglich ist.
quot;Wie gegen sie zu verfahren, darüber finden sich bei den einzelnen Arten die uöthigen Angaben. Um aber der krankhaften Stcinbildung auch in der Folge Grenzen zu setzen, verabreicht man hin und wieder Pottasche oder Seife, und setzt, nach Hertwig, daran laborirende Hunde auf vorwiegende Fleisch­nahrung und fordert viel Bewegung.
Nr. 307. Hamstreuge, Stranguria, oder die mehr oder minder grosse Schwierigkeit, den Harn zu entleeren, wo­bei er oft nur tropfenweise erfolgt, ist der geringere Gra.d der Harnverhaltung.
Nr. 308. Die Harnunterdrückung, Suppressio TJrinae,
so dass kein oder verhältnissmässig zu wenig Harn in den Nieren abgesondert wird, beruht auf Entzündung oder Entartung der Nieren. Auch zu Anfange entzündlicher Fieber und bei erhöhter Thätigkeit anderer Absonderungsorgane ist die Harnabsonderung vermindert.
Nr. 109. Harnverhaltung, Isohuria s. Betentio Urinae,
beruht darauf, dass zwar Harn abgesondert, dass er aber nicht entleert wird. Symptome. Das Thier nimmt eine breite Stellung der Hiuterscheukel
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HarnverhaHuug — Harnversclzuiig.
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und stellt sich öfters zum Harnen an, zeigt Unruhe wie bei Colik, hebt den Schweif, und wenn man die Untersuchung der Blase durch den Mastdarm oder die Mutterscheide vornimmt, findet man eine beträchtliche Ausdehnung der­selben,
Ursachen. Sie findet statt bei Entzündung der Harnblase und insbeson­dere des Blasenhaises, bei einem Krampfzustande desselben, bei Harnsteinen und Würmern (Riesenpallisademvürmcr),, die die Ausführungsgilnge verschhes-sen, bei Schwäche und Lähmung des Grundes der B.'ase. Auch Hiebst zuweilen bei ganz jungen Kälbern und Ziegen der Harn nicht durch die Harnröhre ab, sondern häuft sich in der noch offenen Harnsehnur an.
Behandlung. Bei weiblichen Thieren, namentlich bei Stuten, wird es seltener zu Harnverhaltung kommen, und schon ein massiger Druck auf die Harnblase ist oft vermögend, die Harnausscheidung zu bcmöglichen. Bei männ-lichcn Thieren sind hingegen die Application dos Katheters oder die geeigneten krampfwidrigen Mittel, wie namentlich schwarzer Kaffee, Chamillenthee mit Brechweinstein, Schwefeläther oder Hoffmann'scher Liquor, Campher, das Stel­len in den Schafstall; oder entzündungswidrige Mittel, als Auflösungen von Brechweinstein, oder Salmiak in einem schleimigen Vehikel, sowie der Aderlass; endlich bei lähmungsartigem Zustande die erregenden harntreibenden Mittel, insbesondere ein Aufgussabsud der Petersilie, sowie in den betreffenden Fällen der Harnblasenstich und Steinschnitt, wie diese Operationen unter „Harnblasen­steine und Harnröhrensteiiiequot; erörtert sind, in Anwendung zu bringen.
Nr. 310. Dte Harnversetzung, Uroplania.
Symptome. Der Harn wird in zu geringer Menge abgesondert oder aus­geschieden ; seine wesentlichen Bestandtheile häufen sicli im Blute an, und an­dere Organe ühernebnien die vicarirende Thätigkcit für die Ilarnwerkzcuge; sie vermögen aber die Ausscheidung in der Regel nicht ohne Functionsstöruugen, Ablagerungen und sonstige Veränderungen zu vollbringen. Daher bieten neben mehr oder minder beträchtlichen Anomalien in der Function der Urinwerkzeuge und namentlich in der Quantität und Qualität des Secrets bald diese, bald jene Organe, besonders die äussere Haut, deren Ausdünstung oft einen ganz urinö-sen Geruch annimmt, oder die chronische Ausschläge etc. aufwuchern lässt; ferner die Schleim- und serösen Häute, zuweilen aber auch drüsige Gebilde, selbst die Nervencentren Krankheitserscheinungen dar, und bald früher, bald später leidet die Ernährung, die Kräfte schwinden und die Säftemasse tendirt wol gar zu allgemeiner Zersetzung.
Diagnose. Genaue Beachtung der Quantität und Qualität des abgehen­den Harnes und der Zufälle, die seine Emission begleiten, ist nicht allein zur
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288nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnversetzung.
Unterscheidung idiopatliischer und symplomatischer Harnversetzung nothwendig, sondern aucli für die Erkennung dieser so vielgestaltigen Cliyraoplanie über­haupt von der grössten Wichtigkeit. Man darf aber nicht vergessen, dass einer­seits nicht alle Functionsstörungcn, welche neben Harnbeschwerdcu vorkommen, auf Versetzung beruhen, und dass es andrerseits Uroplanien giebt, bei denen der Harn keine sonderlichen Veränderungen zu erleiden scheint, keine Dysurie zugegen ist etc.
Aetioloyie. Sie treten lieber im Winter, oder in kalten Climaten, in feuchter, unreiner Luft, sowie in Folge von Nahrungsmitteln auf, die eine über-milssige Vorbildung von Harnstoff im Blute bedingen, der dann, auf normalem Woge nicht ausscheidbar, abnorme Wege einschlägt. Andcrutheils sind es solche Ursachen, welche die So- und Excretion des Urins beschränken, daher die verschiedensten Leiden der Nieren, der Harnleiter, Harnblase, Harnröhre, Prostata etc.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Wenn sich die Harnversetzung sogleich im Beginne, oder doch frühzeitig nach wichtigen Gebilden wendet, liann sie sehr acut verlaufen, ja in wenigen Tagen tödten, wie sich diess auch durch geflissentliche Versuche herausgestellt hat.
Die von Mayer angeslelltcn Versuclic haben gelehrt, dass sich bald nach Aussclmei-dung der Nieren Zittern, öfteres Geschrei, die Zeichen Innerei' heftiger Sollmerzen und zuletzt Convulsionen einstellen, worauf die Thiere verenden. Hält man hiermit die That-sache zusammen, dass sich zu Folge analytischer Untersuchungen nach Entfernung der Nieren Harnstoff im Blute vorfindet, so wild man sehr natürlich die Gegenwart dieses Stoffes und wahrscheinlich auch andere Bestandtheile des Harnes im Blute als die Ur­sache jener nervösen Erscheinungen, sowie des Todes betrachten müssen. Aus gleicher Ursache muss eine eigcnlhüinlichc Gruppe von Gehirnsymptomen erklärt werden, die sich zu einer Reihe übrigens verschiedener Krankheitszuslände als Complication hinzugesellen kann, als Schläfrigkeit, Stupor, Coma, mussilirende Delirien, also Erscheinungen, die von einem Deprcssionszustande des Gehirnlebens, nicht aber, wie die psychischen Symptome der Gallcndyscrasie, von einer Cerebralirritation Zcugniss geben.
In anderen gewöhnlicheren Fällen dagegen ist der Verlauf aller Species chronisch. Die möglichen Ausgänge sind:
1)nbsp; In vollkommene Genesung. Diese tritt nur selten spontan, ohne Kunst­hilfe ein, und erfolgt nur, indem die Urinsecrction normal wird; bei unbesieg­baren Hindernissen des Harnabganges wird sie daher nicht eintreten.
2)nbsp; In thcilweisc Genesung, indem namentlich die Veränderungen, welche die vicarirendcu Organe erlitten haben, gern zurückbleiben.
3)nbsp; In andere Krankheit dadurch, dass die Ernährung und Blutmischung mehr und mehr leidet, und namentlich Marasmus und Wassersucht daraus erwächst.
4)nbsp; nbsp;In den Tod — durch die primären Störungen in den vicarirenden Organen, sowie durch die weiteren Folgen.
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Harnversetzung — Harnwege-Catarrh.
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Die Prognose ist demnach im Allgemeinen ungünstig, ganz besonders aber, wenn unheilbare organische Fehler zu Clrunde liegen.
Behandlung. Die Causalanzeige ist der wichtigste Thcil der Cur, die Kranljheitsanzeigo aber der Art é'u handhaben, dass das Blut von dem ihm im Uebermaassc beigemengten Ilarnstoft' befreit wird. Man treibt daher die Harnorganc zu grösserer Thätigkeit an, wenn diese überhaupt gereizt werden dürfen.
Alle Berücksichtigung verdienen auch die Störungen in den vicarirenden Organen: Bald muss die Heizung vermindert, bald die Ausschcidungsthätigkeit beschränkt oder vermehrt werden.
Kraftlosigkeit, Abmagerung etc. fordern ein erkräftigendes, Dissolutions-ersebeinungen ein antiseptisches Verfahren.
Nr. 311. Der Harnwege - Catarrh, Urethroblennorrhoea.
Symptome, Die Patienten entleeren, namentlich beim Blasencatarrh, oft ganz ohne Schmerzen, einen dicken, molkenartigen Urin, welcher, nachdem er einige Zeit gestanden, ein mehr oder minder reichliches Schleimsediment zeigt. Dauert aber das Leiden länger und erreicht es einen höhern Grad, oder ist der Sitz in der Harnröhre, dann tritt ein häufiger Drang zum üriniren ein, welcher mehr und mehr schmerzhaft wird. Dieser ausgesonderte Schleim wird dicker, eiterähnlich, auch blutgestreift, grünlich, und erhält einen widrigen Geruch. Beim Harnröhrenschleimflusse tropft er auch ohne den Urin ab, verklebt die Harnröhre, wodurch selbst die Urinentleerung gehin­dert ist.
Aetiologie. Am häufigsten wird die Krankheit bei Hunden, besonders bei jungen Thieren, wenn der Geschlechtstrieb rege wird, sowie bei übermiissig starkem Begattungstriebe, selten bei alten Boschälhengsten, nach Huzard auch bei Stieren beobachtet; forner bei anderweitigen Allgemcinleiden, wie der Hundeseuche, oft als Metastase solcher Uebel. Oder sie wird erzeugt durch Krankheiten in der Nachbarschaft z. B. durch entzündliche Anschwellungen der Vorsteherdrüse. Auch Harnröhrensteine, der Gebrauch dor Canthariden, leuchte, kalte Witterung und Erkältung rufen sie hervor.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Dieser Catarrh ist fast immer chronischer Art. In Genesung endet die Krankheit ohne deutliche Crisen. Doch ist die HeiluEg oft nur scheinbar und Recidive sind häufig.
In andere Krankheit geht sie über, vielleicht durch Metastase; ferner können sich mit der Zeit Verdickung und Verengerung der leidenden Partie und Blasenlähmung bilden, sowie Harnsteine (welchen die Schleimpfröpfc als Kerne dienen), oder auch Geschwüre und schwammige Auswüchse an den Genitalien,
Falke, Kiankli. d, Haustli.
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290nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harnwege-Catavih — Harnwinde.
bei Hunden durch Belecken auch an den Lippen, im Maule und selbst an den Augen, Ohren. Die Kranliheit wird also auch durch einen Ansteckungsstoff übertragen resp. durch die Begattung weiter verbreitet, doch hat sie mit der Syphilis des Menschen nichts gemein. Die Ansteckung äussert sich meist schon nach wenigen Tagen: Gre\e impfte einen Hund an der Vorhaut, und nach 6 Tagen bildete sich ein fressendes Geschwür an der Impfstelle, aus welchem eine grünliche käsige Materie sickerte. Die ganze Vorhaut schwoll übrigens stark an, der Penis war fast beständig erigirt, die Harnexcretion war schwierig.
Zeigt sich aber auch anfangs das Allgemeinbefinden bei selbstständigem Schleimflusse nicht auffallend gestört, so werden doch mit der Zeit andere Secretionen beschränkt, die Fresslust verliert sich, es tritt Abmagerung ein-Ist demnach der Blasenschleimfluss auch keineswegs primär tödtlich, so kann er es doch durch die Folgeübel werden. Der Greve'sche Hund starb am 23. Tage nach der Ansteckung.
Leichenbefund. Die afficirte Schleimhaut ist oft schmutzig oder fleckig geröthet, hie und da aber auch blass; verdickt, wulstig oder auffallend weich, die Schleimdrüsen stark entwickelt. Das Lumen der Blase normal oder ver­engert, meist aber ausgedehnt, mit schleimgemischtem und zersetztem Harne gefüllt, und wenn beträchtlichere Störungen in der Entleerung des Urins zu­gegen waren, erscheinen oft auch die Harnleiter und Nierenbecken ausgedehnt; Harnsteine; Geschwüre. Desgleichen findet man wol auch entzündliche Affection an den Eingeweiden der Becken- und Bauchhöhle, Verhärtung der Vorsteher­drüse, der Hoden- und Leistendrüsen etc.
Behandlung. 1) Causalanzeige. Reinlichkeit. — 2) Gegen die Krankheit selbst anfangs narcotische mit einhüllenden Mitteln und den Salmiak. Später milde Erregungs- und adstringirende Mittel, als Calmus, Pomeranzenschalen mit der Bärentraube. Nebenbei vegetabilische Abführmittel und leichte Diapho-retica. Bei chronischem Schleimflussc insbesondere Calomel mit Jalape, Aloë, oder im Allgemeinen balsamische Mittel, wie Terpentin, Copaivabalsam, nach Umständen mit Rhapontica, Rhabarber und ähnlichen. Bei chronischem Harn-röhrenschleimflusse hat man wol auch Einspritzungen von zusammenziehenden und gelinden Aetzmitteln vorgenommen.
Nr. 312. Die Harnwinde ist eine Art der Harnstrenge, sie beruht aber insbesondere auf einem Leiden der Harnröhre oder in mechanischen Bindernissen benachbarter Theile, wie einer Geschwulst der Vorsteherdrüse, in krankhaften Leiden der Vorhaut, Plu­mose und Paraphimose, oder dass die langen Haare an derselben bei Wieder­käuern von Harn und Schmutz zusammengeklebt sind, oder der Rand des Schlauches sammt den Haaren einwärts gekehrt wird, dass auch wegen behin-
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Harnwindc — Hartschlag.
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derteii Austrittes der Eutlic durch den Erguss des Harns in den innern Baum des Schlauches, Reizung, gescliwiingcr und Zersctznngszustand daselbst ent­standen ist, wodurch die Ilarnslrengc nocli mehr gesteigert und auch zu üde-matöser oder lorpider Geschwulst dieses Theiies Anlass gegeben wird.
lielmndluny. Gegen ersterwähnte Ursachen nmss ihrer Art nach ver­fahren werden; letztgenannte Hindernisse müssen desgleichen so beseitigt wer­den, wie unter „Vorhautentzündungquot; das Nähcrc angegeben ist.
Nr. 313. Harthäutigkeit,
vidgo Kaltes Feuer, wird die Krankheit des Rindviehes genannt, welche sich durch (rocknes, glanz­loses Haar und hartes Aufliegen der trocknen, spröden, schuppigen Haut auf den darunter liegenden Tbeilen, auch dadurch auszeichnet, dass, wenn man sie mit den Fingern aulkiieipt, ein Knacken gehört Wird und die gebildele Falte längere Zeit in dieser Bildung verharrt.
In der Regel ist damit schlechte Milchproduction und dürftige Ernährung verbunden.
Ursachen. Alles, was die Ilautthätigkeit unterbrechen kann, als ITaut-crkältung, haltes Saufen nach Erhitzung, überhaupt schlechte Fütterung und Pflege, chronische Verdauungsstörungen, Gckrösdrüsenlciden etc. können sie herbeiführen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Das Leiden steigert sich allmiihüg mehr und mehr, und da die Ausdünstungsstofi'e zurückgehalten werden, die anderen ausführenden Organe aber nicht völlig die Haut vertreten, so werden die Foige-übel mehr oder weniger dyscrasischer Natur seyn.
Behandlung. 1) Reichliches Frottiren der Haut, Einreibungen von Ter­pentinöl, warmer, vom Zuge freier Stall, gutes Futter etc.
2) Brechweinstein, Salmiak, Schwefel, Enzian, Alant u, dgl. Die bereits eingetretenen Folgeübel sind ihrer Natur nach zu behandeln.
Hartlcibigkeit vide Darmverstopfung, als den höhern Grad der­selben.
Nr. 314. Hartsehläehtig, Hartsohlägigkeit oder Hartschlag = Dampf.
Unter jenen Bezeichnungen wird in nach genannten Staaten die Krankheit
als Glewährsmangel durch das Gesetz geltend gemacht: Im Anbaltschen, in Braunschweig und Bremen, in den Reussischen Landen, in Sachsen-Altenburg und im Königreiche Sachsen 28 Tage, im llildeshcimschen 12 Wochen, im Kalcmbergscheu 3 Monate.
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292nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Uartschnaufen Hasenhacke.
Nr. 315. Uartschnaufen, Dyspnoea sibillans, heisst der Zustand, wenn die Luft durch einen verengten oder fehlerhaft ge­stellten Kehlkopf oder durch der Art verengte Nasengänge tritt, dass die S förmigen Knorpel verdickt und sonst entartet sind (Magazin XIV, 14) oder dass
wie wieder oben citirle Stelle nachweiset, und wie ich jetzt gerade beim Oekonomen Lieb­hold hierselbst einen solchen Fall beobachtet habe,
die knorpelige Nasenscheidewand nach einer Seite eine ganz convexe Richtung hat, indess die andere concav erscheint. Hierdurch wird ein eigener zischen­der oder sonst gepresster Ton beim Athemholen, insbesondere bei Schnell­bewegung und beim Bergaufgehen bewirkt: eine Art des pfeifenden Dampfes.
Nr. 316. Hasenauge, Lagophthalmus, heisst eine Krankheit, wobei das Auge nicht geschlossen werden kann. Durch verschiedene Ursachen kann sie hervorgerufen werden, als durch Anschwel­lung oder Hervordrängung des ganzen Augapfels, durch ein Staphylom, durch krankhafte Zustände der Augenlieder. Darnach ist auch die Behandlung einzuschlagen.
Sind die Ursachen nicht zu beseitigen, so können wegen leichter Ein­dringlichkeit äusserer Reize daraus ein beständiges Augentriefen, Entzündung, ja Blindheit entstehen.
Nr. 317. Hasenhaeko, Lagoptorna, heisst eine, ungefähr Landbreit unterhalb der Spitze des Hacken- oder Sprung­beins bei Pferden mit schwachem Sprunggelenke, auch wol bei Rindern vor­kommende, anfangs schmerzhafte, oft elastische und mehr als natürlich warme Anschwellung, die eine steife Haltung des Sprung- und Fesselgelenkes, sowie Lahmgehen bewirken. Später und wenn das Thier nicht sehr angegriffen wird, zeigt sich dieselbe unschmerzhaft und hart.
Man sieht dieselbe besonders leicht, wenn man sich hinter das Sprunggelenk oder seitwärts desselben stellt, und der Schweif weggezogen worden ist: statt der geraden Linie ist eine Wölbung wahrzunehmen.
Ursachen. Sie wird gewöhnlich bei jungen Pferden beobachtet, beson­ders bei schwachem Baue des Sprunggelenks und säbelbeiniger Stellung. Ge-legenheitsursachcn sind starkes Setzen auf das Hintertheil und dadurch veran-lasste Dehnung und Entzündung der Bänder und der Sehne des Hufbeinbeugers und ihrer Scheide, oft auch der Sehnenrolle des Fersenbeins, woselbst der Hufbeinbeuger gelagert ist. Zuweilen gehen daraus auch Knochenablagerungen in diesen^Theilen, sowie Knochenerhöhungen an der Innern, ja wol auch auf
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Hasenhacke — Uaubendislocation.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;293
der vordem Fläche des untern Endes des grossen Schenkelbeins, desgleichen Leiden der Gelcnkflächen desselben Knochens und des Rollenbeins und Ver­wachsung des Rollen- und Fersenbeins hervor, welches einen wesentlichen Ein-fluss auf die mit derselben verbundene Lähme, namentlich auf die Dauer der­selben hat.
Prognose. Tritt bei rechter Zeit und ehe Verknöcherung sich geltend gemacht hat, eine entsprechende Behandlung ein und kann dabei dem Thiere volle Schonung zu Theil werden, so ist immer noch ein relativer Gesundheits­zustand dieses Theils zu erwarten,
Behandlung. Anfangs müssen kühlend-zertheilende Mittel, wie das Bleiwasser, Oxycrat, die Schmucker'schen Fomentatioucn in Anwendung kom­men. Beim Nachlasse der entzündlichen Zufälle ist die graue Quecksilbersalbe mit dem Ammoniumlinimente, daneben sind auch Bäder von Lauge oder Pott­aschenauflösung zu verwenden. Ist die Geschwulst fluetuirend, aber ohne Wärme, dann ist eine Mischung von Camphergeist, Terpentinöl, Salmiakgeist ana am Platze. Darnach entstehende Schorfe löset man durch Seifenwasser. Auch durch Waschungen mit einer Auflösung des Quecksilborsublimats (5j in Weingeist J/S) soll man die Aufsaugung mächtig anregen.
Dieselbe soll nämlich miltetst eines Korkes auf die kranke Stelle gebracht, eine Minute lang eingerieben uno dicss deraquo; dritten Tag wiederholt werden, wonach intensive Entzündung und Haarausfall entsteht.
Bei grosser Hartnäckigkeit müssen die Canthariden und das Feuer in Anwendung gebracht, werden.
Nr. 318. Ilaubondisl o cation in die Brusthöhle bei Verletzungen des Zwerchfells hat gewöhnlich ein chro­nisches Aufblähen mit anderen Verdauungsstörungen zu Folge, wie unter an­dern eine Krankhcitsgeschichtc Magazin XV, 325 darthut:
Den 16. Januar 1849 wurde Lchnhardt bei einer 12 jährigen, hochtra­genden Kuh um Rath gefragt, weil sie seit 3 Wochen mit wenig Unterbrechung aufgebläht gewesen und natürlich währenddem sehr herunter gekommen war.
Ein Pfuscher hatte die Kuh so lange behandelt und bereits ein über 1 Fuss langes Ilaarseil am Rückgrat entlang rechterseits, und 1 dgl. durch den Triel gezogen, die Haut in der Ilungergrube durclischnitten, und, um die Luft aus dem Pansen zu entfernen, einen Federkiel durch die Hautwunde in das Zellgewebe gesteckt! Die Kuh soll auch schon früher zuweilen aulstützig, doch nicht ernstlich krank gewesen seyn. Man hatte ihr wiederholt schwefel­saures Natron und andere abführende Mittel gegeben.
Lchnhardt fand die Kuh stehend, massig aufgebläht, Ohren, Hörner und Extremitäten kalt, Flözmaul nicht bethauet, ohne aber trocken zu seyn, circa
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29'lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Haubendislocation — Haubcnfistel.
SO Pulse, deutlichen Herzschlag, trüben Blick, fast gnv keinen Appetit, die Ex-crcmoiite grobe Futterpartikel entlialteucl, ziemlich fest, das Wiederkäuen selten und träge.
Wenn sich hin und wieder Patientin legte, so verlor sich durch Rülpsen die Aufgedunsenheit und die Kuh wurde munterer; ebenso führte ein anhal­tender Druck mit der Hand auf den Wanst die Entleerung der Luft durch den Schlund herbei. War aber die Kuh wieder aufgestanden, so traten bald nach dem Fressen die geschilderten Symptome wieder ein.
Es wurden die Haarseile und der Federkiel entfernt und P. R. Calami Jvjjj Calomel. 5,ij in 2 Tagen auf 6 Mal zu geben verordnet, doch trat schon nach 4 Gaben gelindes Laxiren ein, weshalb die Medicin ausgesetzt wurde. Nach einigen Tagen wurden Acid, muriat., später kleine Dosen Aloë gegeben, in Folge dessen bei leicht verdaulichem und vielem dünnem Futter wesentliche Besserung, bei Rauhfutter wieder Verschlimmerung eintrat. Endlich wurde nach mancherlei derartigen Schwankungen Patientin am lö. März todt gefunden.
Die den 17. Nachmittags gemachte Section ergab: in der zuerst geöff­neten Bauchhöhle die sämmtlichon zunächst sichtbaren Eingeweide gesund, nur blässer. Nach Entfernung der linken Rippen zeigte sich die linke Lunge ziem­lich stark geröthet, das Brustfell nach unten hin ebenfalls und zwar durch wunderschöne Gefässnetze géröthet; ebenso verhielt es sich mit dem Herz­beutel und mit der rechten Lunge. Indem der Caviller diese entfernen wollte, floss ihm bei einem Schnitte über die Kippen gegen den Grund des Brust­kastens hin flüssiges Futter entgegen. Nach Entfernung der Lungen fand man 3/4 von der Haube in der Brusthöhle bis zur 4, Rippe nach vorn hin liegen, mit der Pleura innig verwachsen, woher nun die Röthung der sämmtlichen Brustorgane recht wohl erklärlich war. üio Peripherie um den Riss im Zwerch­felle war nur wenig geröthet, eigentliche Entzündung nicht mehr vorhanden, die Haube rund herum mit dem Risse innig verwachsen. Der Schlund und die Schlundrinne waren verhältnissmässig sehr weit.
Merkwürdig ist, dass das Thier nie Atheninoth zeigte. Von der noth-wendig durch den Riss im Zwerchfelle und von der Lage der Haube in der Brusthöhle bedingten, wenn auch nur geringen und langsam verlaufenden Brust­entzündung hatte man keine Ahnung, da gerade in den letzten 3 Monaten das Thier nie gehustet hatte.
Nr. 319. Haubenflstel.
In Magazin XXIV, 126, erzählt Thicrarzt Hesse nachstehenden Fall: In einem Stalle, wo sich die Ratten über die steinernen Krippen herausgewühlt hatten, wurde eine Verbindung des Arseniks mit geriebenem Brod in Form
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Haubenfistel — Haubenhrebs.
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von Kugeln in die Löcher gethan. Die Kühe waren aber gefrässiger, als die Ratten und leckten die Masse aus den Löchern heraus.
Vier der Kühe bekamen heftigen Durchfall und versagten dabei das Futter. Der Besitzer ahnete nichts Böses und Hess die Sache einige Tage un­beachtet, weil gerade zu derselben Zeit gefrorene Runkoln gefüttert worden waren, und er es deren Wirkung zuschrieb. Da aber der Appetit immer mehr schwand, die Milch ganz versiechtc, die Ohren weit herabhingen und die Thiere überhaupt sehr hinfällig wurden, so Hess Besitzer die kranken Kühe vom Eef. untersuchen, worauf die Vergiftung mit Arsenik aussei' allen Zweifel gestellt wurde.
Da nun schon einige Tage vergangen waren, so rausste angenommen werden, dass schon ein Theil des Arseniks aufgelöst seyn müsse und seine Wirkung im ganzen Darmcanale verbreitet habe. Um aber den noch etwa unaufgelösten Arsenik unschädlich zu machen, wurde das Eisenoxydhydrat gegeben.
Eine der vergifteten Kühe starb schon des Nachts. Die Section ergab, dass der Arsenik im ganzen Darmcanale Anätzungen bewirkt hatte. Ein Theil des genossenen Giftes war aber zusammengeblieben und hatte auf der linken Seite des Wanstes ein ziemlich grosses Loch gefressen, wodurch der Inhalt desselben in die Bauchhöhle gelangt war.
Bei der zweiten Kuh ging der Durchfall schadlos vorüber.
Die andern beiden blieben aber sehr krank, bis sie nach 10 resp. 14 Tagen wieder anfingen, etwas Getränk und Futter aufzunehmen; Wiederkäuen und Milchsecretion traten aber erst mehre Tage darnach ein.
Die eine blieb aber doch im Ernährungszustande zurück, und als unge­fähr 10 Wochen nach geschehener Vergiftung der Besitzer eines Morgens in der Nähe derselben ein plätscherndes Geräusch hört, findet er endlich, dass sich das aufgenommene Getränk aus einer Oefifnung unter dem Bauch in der Gegend des Schaufelknorpels entleert. Ein handgrosses Stück Fell war her­ausgefallen und ein Stück der durchfressenen Haube hing heraus. Das Thier war aber dabei noch munter, frass und soff, und als sie zum Abdecker geführt wurde, sprang sie noch nach rechts und links.
Bei der Section fand sich, dass die Ausschwitzungen, die die Fistel um­gaben, die Entleerungen des Futters in die Bauchhöhle verhindert hatten.
Nr. 320. Haubenkrebs
beobachtete, nach Repertorium IV, 190, Buhl bei einer 8 Jahre alten Kuh, an welcher bisher nie Zeichen einer Krankheit der Verdauungswerkzeuge beob­achtet worden waren. Dieselbe versagte auf einmal das Futter, verschmähte alle Flüssigkeiten, hörte auf zu wiederkäuen und entleerte flüssige, ausser-
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296nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haubenkrebs — Haut^chmier-FlUsse.
ordentlich stinkende Excremente, die Milchabsonderung hatte sich vermindert, Lipgon fand selten statt, die Hungergruben waren aufgetrieben, das Maul war schleimig, es wurde zuweilen Aechzcn und Zähneknirschen gehört. Uebrigens war die Kuh gut genährt und hatte noch glänzende und glatte Haare.
Auf den Gebrauch massiger Laxiermittel hatte sich ein heftiger Durch­fall eingestellt, der bei Zeichen grossen Schmerzes die Tödtung rathsam machte.
Bei der Section fand sich nur die Haube krankhaft verändert: sie hatte die Form einer kleinen Kegelkugel, und beim Durchschneiden derselben ver­breitete sich ein stinkender Geruch, ihre Häute waren bis zu einem Zoll ver­dickt, von den Zellen der inneru Haut nichts wahrzunehmen, dagegen hatte die ganze innere Auskleidung ein fleischiges Aussehen mit einer höckerigen Oberfläche, die mit stinkendem Eiter überzogen war.
Nr. 321.
Haubenverletzungen
haben an sich, ähnlich wie die des Pansens, wenig Gefahr. Dringt aber der
verletzende Körper durch die Haube nach dem Herzen zu, so ist, wie unter
(traumatischer) Herzentzündung zu ersehen ist, gewöhnlich der Tod die Folge.
Nr. 322. Hauptmörtig, hauptmürdig, hauptsichtig, hauptsiecb
gelten, gleichnbsp; nbsp;fistlich und rotzig, als Hauptmängel, und es besteht dafür in Braunschweig,nbsp; Bremen und Frankfurt a. M, im Handelsverkehr eine Gewährs­zeit von 28,nbsp; nbsp;im Churfürstenthum Hessen und im W ürttembergschen von 31 Tagen.
Nr, 323. Hauptseuche.
Darunter versteht das Oldenburgsche betreffende Particularrecht den Rotz, und bestimmt dafür eine Gewährszeit von 3 Tagen.
Hautemphysem vide Luftgeschwulst im Zellgewebe.
Hautentzündung s= Lederhaut-Entzündung.
Hauthörner vide Hornbildungen.
Hautjucken vide Jucken.
Haut-Luftgeschwulst vide Luftgeschwulst im Zellgewebe.
Nr. 324.
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Haut - Schmierflüsse, dass nämlich die Hautschmierc zu reichlich oder qualitativ verändert abgeson­dert wird, kommen zwar auch bei Thieren vor; jedoch sind derartige krank-
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Hautschmicr-Flüsae — Hautlalgdrüscn-Verstopfung.
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hafte Zustände noch nicht genügend als besondere Kranldicitsformen beschrie­ben worden.
Nr. 525. Hautsohwiolen,
oder Verdickungen und Wucherungen der Epider.Tiis hat man ganz besonders da entstehen sehen, wo anhaltend starklaquo; mechanisciic Einwirkungen statt haben, wie am Wiedcrrüst, an der Bugspitze vom Drucke des Geschirres etc. Auch soll nach dem Verbrühen der Haut auf dem Kreuze einer Kuh die Oberhaut so reichlich producirt worden seyn, dass sie endlich in Form von drei horni­gen, ziegeldachartig sich deckenden Platten die Lendengegend an beiden Seiten bedeckte.
Nur die mechanische Entfernung ist als Heilmittel dagegen in Anwendung zu bringen.
Nr. 326.
Die Hautscropheln,
Syn. Der Hautwurm des Rindes,
erscheinen fast ausschliesslich nur an den Gliedmassen als nmschriebene Ge­schwülste, oder strangförmig. Sie sind fingersdick, immer unempfindlich, etwas hart und comrauniciren mit den benachbarten Lymphdrüsen. Wenn sie aber auch manchmal in Erweichung übergehen, so wird doch gewöhnlich die Haut nicht durchbrochen; vielmehr bleiben sie oft 1 — l,/a Jahr ohne weitere Ver­änderung, und werden dann erst noch kleiner, oder sie verhärten.
Oefters findet man, dass die Thiere bei diesem Leiden leichter ermüden und sich schlecht füttern.
Diagnose. Die Hautgeschwülste der Ochsenbremsc.
Die Behandlung mit zertheilenden Mitteln, wie Scarificationen, blieben ohne Erfolg. Eher dürfte das Brennen nützlich seyn, wie Yuatt diess mit Erfolg that.
Nr. 327. Die Hauttalgdrüsen-Verstopfung
wird auch bei Thieren hin und wieder gefunden. So theiit Hering von einem kleinen Wachtelhunde mit, dass sich in dessen Hautdecke, am stärksten am Kreuze und an der Schwanzwurzel, zahlreiche weisslichc Knötchen vorgefunden haben, die von der Grosse eines Hanfkorns waren, in der Lederhaut festsassen und weder aufbrachen, noch sich abschuppten.
Beim Aufstechen derselben licss sich eine geronnene käseartige Materie herausdrücken.
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298nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hautluberkel Haut-Ueberernährung.
Nr. 328. Die Hauttuberkel
erscheinen unter der Form • leichter, oft nur linsengrosser, harter Erhebungen einzelner Hautstellen, wodurch diese einem ßeibeisen ähnlich werden. Zuwei­len gehen dieselben auch in ovale Geschwülste über mit einer Vertiefung in der Mitte oder mit wirklicher länglicher Form, ähnlich den Narben tiefer Ver­brennungen. Die Geschwülste sind desgleichen hart, mit harter Epidermis über­zogen, von grauer, dunkler oder brauner Farbe, bisweilen mehre Zoll im Durchmesser haltend. Sie machen langsame Fortschritte, bisweilen werden sie resorbirt und lassen eine hello harte Stelle zurück; in anderen Fällen gehen sie in ausgebreitete Ulceration über.
Choux will einen ansteckenden Tuberkelausschlag bei einem Artillerie­depot beobachtet haben; In 15 Tagen waren 192 Pferde ergriffen, 8 abgeson­derte blieben frei. Der Ausschlag befiel Schultern, Rücken und Croupe, bil­dete bald kegelförmige, linsengrosse Knotchen, bald grosse Beulen. Der Inhalt (Tuberkelmasse) knisterte nach etlichen Tagen unter dem Messer.
Durch Aufstreuen des Hautstaubes auf ein gesundes Pferd wurde das­selbe angesteckt. Milben fand Ch. nicht. Bei grosser Ausbreitung des Exan-thems erkrankten auch mehre Pferde innerlich.
Als Ursache wird schlechtes Stroh beschuldigt.
Zuweilen findet man Knoten in der Umgebung, die nicht zu weiterer Ent­wicklung kommen, und bei passender Behandlung verschwinden.
Die Achnlichkeit mit Krebs ist nur scheinbar, daher sie auch Scirrhoide genannt werden.
Man hat die Krankheit an verschiedenen Körperstellen gesehen, als au der Nase, den Backen, Weichen etc.
Die wirksamste B e h a n d 1 u n g s w e i s e bei jenen besteht in dem iunern und äussern Gebrauche der Jodine. Haubner empfiehlt bei den Tuberkeln an den Seiten des Bauches, da wo die Zlehblfttter des Geschirres liegen, Waschun­gen mit Bleiwasser oder zertheilende Mittel, bei sehr grosser Empfindlichkeit auch warme Brciumschliige.
Choux behandelte den endemischen Hauttuberkel mit Adcrlass, innerlich Glaubersalz und Schwefel, äusserlich mit reizenden Waschungen. Stall und Requisiten unterlagen einer sorgfältigen Reinigung.
Nr. 329. Die Haut - Ueberernährung
ist gewöhnlich nur auf umschriebene Stellen beschränkt; diese haben daher oft­mals den Ausdruck von Neubildungen. Die hauptsächlichsten Formen sind: die Schwiele, die Saumbandvcrdickuug, die austerschalenartige Verdickung der
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Haiit-L'cbi'rerniihriing; — Haiil-Wassercrguss und die unlziinillichi' Wasspijrcscliwulsl. 299
H.iut, die Fisclischuppenkrankhoit, der zu grosse, Knoll-, lange und cine Art des schiefen Hufes, der tippige Wuclis der langen Ilaaro.
Manche dieser Veränderungen, sagt C. II, Fuchs, entstehen durch mecha-nische Einwirkung, besonders durch anhaltenden Druck, andere sieht man hin und wieder als Nachkrankheiten und Residuen anderweitiger Leiden der Haut, für die meisten aber ist in der Regel kein bestimmtes C'ausalnioment nachzu­weisen. Immer verlaufen sie chronisch, und wenn auch manche der leichteren von selbst wieder verschwinden, wenn nur ihre Ursache entfernt wird, so be­steht doch die Mehrzahl der Gattungen und Fülle, einmal ausgebildet, wiewol ohne Lebensgefahr, das ganze Leben hindurch, wenn die Kunst nicht einschreitet.
In den einzelnen Artikeln wird das Verfahren dagegen angegeben.
Nr. 330. Der Haut-Wassererguss und die entzündliche Waösergeschwulst oder
das acute Oedem.
Syn, Hitzige Haut wasser sucht, II y d r o p s a n a s a r c a a cu 1raquo;s.
Symptome, Unter den Erscheinungen erhöhter GefftsstMtigkeit ergiesst sich ein rothliches oder gelbliches, sehr eiwcisshaltiges Wasser ins Unlerhaut-zellgewebe, wodurch kleinere oder grössere Stellen, namentlich die zu unterst gelegenen Theilc des Körpers und die Extremitäten, zuweilen seilst der grösste Theil der Körperoberfläche anschwellen. Die Geschwulst ist gleichmässig, teigig, behält den Fingcreindrnck, die Temperatur ist erhöht; oft ist selbst die Fortbewegung des Körpers durch die Geschwulst und durch die Schmerzen er­schwert. Die Hautsecrction ist unterdrückt, der Harn spärlich, der Durst vermehrt.
Zuweilen zeigt sich der Wassererguss nur sehr örtlich, welcher Zustand entzündliche Wassergeschwulst oder aeutes Oedem genannt wird. Auch diese Geschwulst ist vermehrt warm und empfindlich, desgleichen teigig anzufühlen, versteckt aber durch ihre Ausbreitung nicht selten wesentliche Ent­zündungserscheinungen, denn sie tritt oftmals nicht sclbstständig, sondern in Folge anderer Entzündungsformen, ganz besonders auch als critischc Erschei­nung hervor.
Uebrigcns sind als Ursachen des Hautwassercrgusses weichliche Haut, feuchtwarme, schwüle Witterurig, Unterdrückung gewöhnlicher Secretioncn zu nennen.
Verlauf. Wenn die Krankheit auch gewöhnlich unter Haut- und Harn-crise in Genesung übergeht, so sieht man hin und wieder doch auch ein ganz allmähliges Verschwinden des Ergusses. Manchmal entzünden sich einzelne Ilautstellen (es finden auch plastische Exsudate stall), und es fallen Hautstücke durch Eiterung und lirand aus, Nicht selten aber wird der Ausgang eines allgemeinen Wasserergusses der Art bedingt, dass Wassererguss in die Höhlen
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300 Haut-Wasswcrguss und die cntKi'indlichc Wassergeschwulst — Hautwassersuchl.
hinzutritt, oder dass geradezu der Process auf die serösen Häute sich wirft. Nur auf diese Weise enden manche Fälle tödtlich. Die acuten Oederae wer­den oft ohne Beihilfe resorbirt. Darnach die Prognose.
Behandlung, Die Berücksichtigung der Ursachen kommt ganz besonders in Betracht. Uebrigens ist
1)nbsp; die Blutüberfülhmg zu beseitigen und so die weitere Ausschwitzung zu verhüten; demgeniäss massige Blutentziehungen; übrigens Abführ- und harn­treibende Mittel, insbesondere Digitalis mit kühlenden Salzen, oder, bei bedroh­licher Mitaffection der serösen Häute, mit Calomel.
Bei acuten Oedemen genügen oft schon massige Hautreize, als Bähungen von Chamillen, Quendeln, Arnica, Branntwein, Ameisen- oder Camphergeist, Umwicklungen von Hanfwerg, auf welches Campher gestreut worden ist, gleich-massiger Druckverband etc. Bei angelaufenen Schenkeln stätige Bewegungen.
2)nbsp; Bei grösserem Widerstände entfernt man das ergossene Wasser am passenden Orte durch Scarificationen, wodurch ciu eiweisshaltiges, manchmal ganz und gar wasserhelles ungefärbtes Secret in ungeheurer Menge abfliesst.
Nr. 331. Die Hautwassersucht, Hydrops anasarca.
Syn. Die langwierige Hautwassersucht und das kalte Oedem.
Symptome. Ohne Schmerz und Fieber wird das Zellgewebe unter der Haut in mehr oder minder grosser Ausdehnung allmählig mit wässrigem Er­güsse infiltrirt. Die Geschwulst ist teigig, behält längere Zeit den Fingcr-cindruck, ist schmerzlos und fühlt sich kalt an (kaltes Oedem). Wachsen diese Geschwülste an Umfange, so werden die sichtbaren Schleimhäute mehr und mehr bleich, bleifarben, der Puls ist ruhig, klein und schwach, der Appetit und der Kräftezustand vermindert. Der in geringer Menge abgesetzte Urin ist zu­weilen mehr geröthet, zuweilen trüb, auch die Kothentleerung erfolgt sparsam.
Aetiologie. Gelegenheitsursache giebt der anhaltende Aufenthalt in feuch­ter Luft, Sumpfgegenden, Unreinlichkeit, Unterdrückung normaler oder habi­tuell gewordener krankhafter Secretionen. Oefterer tritt aber Hautwassersucht als seeundäres Uebel auf, wie sie sich auch mit den meisten inneren Wasser­suchten verknüpft. Das local bleibende Oedem ist aber auch oftmals durch locale Einflüsse bedingt, wie durch gehinderten Rückfluss des Blutes mittelst andauernden Druckes, durch Quetschungen, durch Verschlicssung der Venen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Wie jede Wassersucht, verläuft auch die der Haut chronisch und in unbestimmter Frist. Die Genesung erfolgt in der Regel durch Resorption unter deutlicher Bethätigung der normalen Abson­derungen. Zuweilen sterben Theilc der Haut, nameutlicli wenn noch mecha­nische Einwirkungen stattfinden, brandig ab, es entsteht Schwächefieber, und
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Hautwassersucht — Hautwurm.
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der Tod ist dann häufig die Folge. Gewöhnlicher aber wird derselbe durch die inneren Wassersuchten, welche sich der Hautwassersucht früher oder spä­ter beigesellen, herbeigeführt.
Im Allgemeinen aber ist die
Prognose günstiger, als bei den meisten anderen Formen der Wasser­sucht, so lange Anasarca für sich besteht. Local bleibende Oedeme sind in der Eegel ganz gefahrlos.
Behandlung. Die Causalanzeige ist von grosser Wichtigkeit. Demnach sind z. B. anderweitig gestörte Secretionen wieder herzustellen. Der eigent­lichen Krankheitsbehandlung dienen nicht immer die einen und dieselben Mittel. Manches Oedem geht von selbst zurück, wenn die Veranlassung gehoben, und temporär oft schon, wenn die Thiere bewegt worden sind, oder im Liegen. Hängen die Wassergeschwülste von Erkältung ab, so sind hautbethätigendo Mittel mehr, als bei anderen Wassersuchten, übrigens innerlich Purgir - und urintreibende Mittel, Frictionen der Haut und Waschungen mit Spirituosen oder ätherisch öligen Mitteln, z. B, Terpentinöl, Wachholdorholzöl, Campher und Salmiakgeist, das Glüheisen par distance von Nutzen, die auch, wie trockne Fomentationen und die Compression und Scarification bei Localödemen angezeigt sind. Bei Neigung zu Brand macht man Umschläge von Goulard'schem oder Theden'schem Wundwasser, und wenn dieser eintritt, oder wenn grosse Schlaff­heit vorhanden ist, gebraucht man gerbstoffige Mittel, Alaun und die Vitriole. Bei torpidem Fieber stärkende und nervenbelebende Medicamente.
Sind Wassergeschwülste von inneren Wassersüchten oder von onderen Krankheiten abhängig, so hat man auf diese sein Hauptaugenmerk zu richten.
Nr. 332.
Der Hautwurm.
Symptome. Bei der Selbstcntwicklung tauchen mehr allgemeine Krank-hcitszufälle auf: Veränderte P'rcsslust, struppiges Haar, glanzloses Auge, Ver­drossenheit bei der Arbeit, viele Scbleimanhäufung in den inneren Augenwinkeln; oberflächliche Drüsen sind angeschwollen, auch zeigen sich Anschwellungen der unteren Schenkelpartiecn; solche Pferde gehen oft lahm, bald auf dem, bald auf jenem Schenkel, es zeigt sich schmutzig grauer Nasenausfluss. Nach der­artigen Vorläufern bemerkt man, nachdem insbesondere Morgens und Abends Fieberschauder hervorgetreten sind, an verschiedenen Stellen, namentlich längs des Verlaufes starker Venen und Lymphgefässe, fest begrenzte flache Anschwel­lungen, die aneinander gereiht sind, oder als zerstreute Knoten erscheinen von der Grosse einer Bohne bis zu der einer Wallnuss und eines Hühnereies, dieselben sind anfangs empfindlich, werden aber bald schmerzlos und kalt. Die Haare sind daselbst in die Höhe gerichtet, es verwächst gleichsam die Haut mit den Geschwülsten, die nun endlich weich werden und aufbrechen; oft paart sich
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302nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hautwurm.
damit ödcmatöso Geschwulst. Die Erweichung findet oft schon binnen 12—15 Stunden, oft erst nach 8 — 12 Tagen slatt, besonders das Durchbohren der Haut. Der Eiter ist dick, zähe, oft blutig, oder dünn und icliorös bei cachccti-sclien Thiercn. Die Geschwüre gehen oft tief, bis zu den Knochen; sie sind auf dorn Grunde unrein, die Eänder stülpen sich um. Schneidet man diese Wurmgesclnvülste vor der Zeitigung auf, so zeigt sich der Inhalt als eine käse- oder griesartige Materie.
Aetiologie, Diese Krankheit ist dem Pfordegeschlechte eigen, insbesondere wieder Pferden mit lymphatischer Constitution , gemeinen Racen, alten und oft krank gewesenen Pferden, besonders führen Krankheiten wichtiger Einge­weide, wie der Pferderotz, die Entartung der Lungen, der Leber, fistulöse Ge­schwüre, Unterdrückung habitueller Geschwüre und der Hautausdünstung, zur Entwicklung dieser Krankheit. Dumpfige Stilllc, verdorbenes Putter, endlich die Ansteckung durch wurmige und rotzige Pferde mittelst unmittelbarer Ueber-tragung sind nicht minder veranlassend.
Dieser durch Impfung entstandene Wurm wird sich bei fieberhaften Er­scheinungen, die sich schon am 3.—4. Tage mit Geschwulst und Schmerzhaf-tigkeit einstellen, binnen 7 —11 Tagen als Wurmgeschwür zu erkennen geben, zu dem sich nach und nach andere, von der Impfstelle aus, auch wol Eotzge-schwüre gesellen.
Audi auf Menschen ist der Wurm durch Ansteckung Überträgen wdrdeft!
In einem von Vogeli erzählten Falle bildeten sich durch Infection von Wunngifl bei einem Meiisolien uäclisl der aussein Krankheit (Zdlgewebsabsccsso = Wurmge-sclmüre, und Pusteln auf der Haut) ähnliche Erselieinungeu auf der Sclileimiiaul des Mundes und der Nase und auf der Haut der Eichel.
Wolf sah in einem gleichen Krankhoitsfiüle aussei' den uuier der Haul gebildeten Absecssen eine denselben nach Grüsse, Isolintng' und Gcslall, genau entsprechende Eiter­beule an der Lunge.
In einem andeiii Falle der Krankheit sah Wolf an mehren' Stellen der vorderen LUngenfläche dieselben Puslclii, die sich auf der Haut gebildet batten; im Innern der Lungen aber elgeutluimliche, haselnussgrosse entzündete Knolen olinc Eiter.
Eck fand eine den Ilanlpusteln ganz ähnliche Pustel an der Gniudfläche des hin­teren Lappens vom grossen Gehirne.
Van Heycn Ihcill folgenden Fall von Uebcrlragung des Wurms in den Annalcs de Mód. veter., publ. a Bruxelles V. mit: Ein alter Wasenmeisler, der an dem linken Dau­men eine Verletzung halte, enthäutete am 1. .lull ein mit Wurm behaftetes Pferd. Am S. Juli wurde der Daumen schmerzhaft, der ganze Ann schwoll an, wurde roth und brennend beiss; ein heftiges Fieber mit starkem Kopfschmerz stellte sich ein, der Kranke verfiel in einen widrig riechenden Schweiss, die Schmerzen steigerten sich immer mehr, nahmen auch Achsel und Brust, Muskeln und Gelenke ein. längs der Lymphgefässe und Venen entwickelten sich nach und nach sechs laquo;eiche, missfarbige, aber wenig hervor­ragende, indolente Geschwülste, die alle in Eiterung übergingen. Die Verletzung am Dau­men selbst Uatlc sich in ein schmutziges Geschwür mit calliisen Uandern umgewandell.
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HauUvurm.
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Den'; 15. Juli bekam Patient auch Nasencatanli und Sflimerz in der iVascnspitze, welche Zufälle aber nach 2 — 3 Tagen wiedcf vergingen, laquo;omil sich auch die Ent/.iindiing des Anns verringerte. Ueber dem Ellenliogci erwcichlen ;j strangartig mil einander verbun­dene Knoten. Dabei befand sich Patient fortdauernd In einem comatüsen Zustande, die Stimme schien verändert, der Puls war langsam und schwach. Den 25. Juli trat ein neuer Fiebcranfall ein, ivomltheftige Brustschmerzen verbunden waren; ein Abscess üiïnete sich in der Achsclhühle. Den 10. August licss das Fieber nach; von 3 sich neu gebilde­ten Knoten zerlhcilte sich der eine wieder. Am 12. September befand sich endlich Pa­tient in der Rcconvalescenz.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist, besonders beim spontanen Wurm langsam, oft entstellen einzelne Wunnbeulen, vergehen aber auch wie­der. Nach dem Ausbruche werden die Thiere wol auch wieder munterer, bis neue eintreten. Wenn der Wurm in Heilung übergeht, so erhalten die Ge­schwüre ein viel besseres Ansehen, sie liefern guten Eiter und durch Fleischraquo; keirachen vernarben sie; Je mehr sie dagegen sich vervielfältigen, desto be­deutender wird auch das Allgemeinleiden, die Mattigkeit wächst, sie lassen öfters einen dumpfen Husten hören, die Anschwellung der Füsse und des Schlauches werden stärker, bis sich endlich die Zufälle des ausgebildeten Rotzes einstellen und Zehrfieber und den Tod bald herbeiführen.
Seclionsdata. Unter der Haut sulzige Ergiessungen, Zerstörungen der Haut, die ergriffenen Lyniphgefässe sind durch Ausschwitzung in ihren Wän­den verdickt, weshalb sie hart erscheinen und als laiotige Stränge unter der Haut erscheinen. Statt der Lymphe enthalten sie öfters eine gelbe, krümliche Masse. Auch Lymphdrüsen sind vergrössert, missfarbig, Eitcrhöhlen in den­selben und zwischen einzelnen Muskeln; plastische Lymphe im Zellgewebe, das die benachbarten Venen und Lymphgefässe umglebt.
Die acute, aber seltenere Form des Wurmes bei Pferden be­schreibt Hering: Sie unterscheidet sich durch eine leichte Eruption von Strängen in der Haut, die bald verschwinden, bald wiederkehren. Sodaun bilden sich Knoten, die in Menge die Plant bedecken und schon nach 4—5 Tagen erweichen, aufbrechen und um sich greifende oder in die Tiefe fressende Geschwüre bil­den. Ein ähnlicher Ausbruch findet meist auf der Nasenschlcimhaut statt und tödtet das Thier in Kurzem durch Erstickung. Bei der Section will man aussser den gewöhnlichen Erscheinungen an den Lymphdrüsen und in der Lunge auch Geschwüre im Darmcanale beobachtet haben. Die Beulen des acuten Wurmes sollen sich von denen, die den acuten Botz begleiten, dadurch unterscheiden, dass jene tief unter der Haut ihren Sitz haben, diese aber mehr pustulös, bios in dem Corium sich befinden. — Indessen beschreibt Huzard eine, der letztern ähnliche Form des Wurms, die in kleineren, nicht gestielten,, und in der Haut selbst sitzenden Beulen besteht, welche sich bald öffnen, eine nicht eiterige Flüssigkeit aussickern und keine Neigung zur Vernarbung zeigen. Diese Beulen sind röthlich, sehr zahlreich, bald unrcgelmässig über
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304nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hautwurm — Heisshunger.
den ganzen Körper zerstreut, bald in Grappen vereinigt; durch den fortdauern­den Säftevciiust wird endlich Zchrfieber und Erschöpfung herbeigeführt. Bei der Section lindot man theils die Lymphdrüsen geschwollen, gelblich, oder erweicht, oder keine Veränderung. Diese Form des Wurms soll die hart­näckigste seyn.
Diagnose. 1) Die Hitzbeulen; 2) Insectenstiche; 3) wässrige Anschwel­lungen, die mit Lahragehen verbunden sind.
Prognose. Sie ist nicht sonderlich günstig, doch entscheiden die vor­liegenden Zufälle, die Dauer, Ursachen, Complicationen etc. Sind nur einzelne quot;Wurmbeulcn vorhanden, sind dieselben seit Kurzem erst entstanden, befinden sie sich nicht in der Nähe des Kopfes, sind sie in gutartige Eiterung zu versetzen, ohne dass neue Geschwüre aufwuchern, dann ist allerdings eine ziemlich gün­stige Prognose zu stellen. Sicher unheilbar ist die Complication mit Rotz.
Behandlung, Beim Hautwurme sind im Allgemeinen ganz die Anzeigen wie beim Pferderotzc zu erfüllen.
Oertlich verfährt man der Art, dass man die Wurmbeulen durch Ein­reibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Loröl, grüner Seife u. dgl. erweicht. Sind sie begrenzt und in Eiterung übergegangen, dann ist die Eröffnung bald­möglichst mit dem Messer und die Cauterisation mit dem Glüheisen nothwen-dig, wonach man sie mit einer geschärften Digestivsalbe in Eiterung versetzt und mit kurz geschnittenem Werg bedeckt; oder man ätzt sie mit dem phage-dänischen Wasser, mit dem Grünspansauerhonig, mit rothem Präcipitat, Silber­salpeter.
Die Polizeimassregeln sind im Ganzen wie bei Pferderotz.
Nr. 333. Heimliche Fehler
sind bei der Viehgewährsschaft den offenen, sichtbaren entgegengesetzte, für die im gemeinen Rechte kein Schadenanspruch statt hat. Für jene bestimmt das Fulda'sche Privatrecht ausdrücklich 14 Tage als Gewährszeit. Heimweh vide Sehnsucht.
Nr. 334. Heisshunger, Farnes rapida, heisst der ungewöhnlich starke, „heisscquot; Drang nach Nahrungsmitteln, der hin und wieder selbst eintritt, wenn die Magenverdauung noch nicht vorüberge­gangen ist. Er ist Folge einer krankhaften Erregung durch Würmer, scharfen Magensaft etc. Wird derselbe nicht gestillt, so stürzen selbst grössere Thiere zu Boden, schwitzen (werden „heissquot;) namentlich am Kopf; und wenn man sie zum Gehen zwingt, so ist die Bewegung sehr schwankend.
Nach den Ursachen sind bald Abfuhr-, bald säurebrechende, narcotische Mittel, besonders der Tabak am Platze. Oft ist der nachhaltige Gebrauch
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Heisshunger — Herzbeutel-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;305
des Grünfutters, namentlich der Disteln und des Löwenzahns erfolgreich; doch auch diess genügt nicht immer, und nur ein grosses Volumen von Futter ist hinreichend, Anfälle des Heisshungers zu #9632;verlilltcn. Dem Paroxysmus selbst ist durch etwas Futter allein zu hegegnen.
Nr. 335. Die Hemmungsbildungen, Dysmorphosen, sind ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nach im Lehrbuche der speciellen Ve­terinär-Nosologie entsprechend erörtert worden.
Nr. 336. Herzabscess.
Ein Remontepferd zeigte, nach Escadronrossarzt Schmelz in Kreutzers Centralzeitung V, 130, Bewusstlosigkeit, trockenes, glänzendes, stieres Auge, durch Raserei bereits erlittene Beschädigung am Kopfe, in den Intervallen sehr frequente, aber quantitativ und qualitativ unregeimässige Pulsationen, deutlich fühlbaren, unregolmässigen Herzschlag, ungeheuere Acngstlichkeit, heftiges Er­schrecken, starken Schweiss, bedeutende Athmungsbeschwerdei!.
Der Eintritt des Todes erfolgte nach 36 Stunden unter schrecklichen Convulsionen.
Sectionsergebnisse. Stasen in den Gefässen der Hirnhäute und des Ge­hirns, Ausschwitzung eines röthlichen Wassers in die Schädclhühle und in die Ventrikel des Gehirns; der linke Lungenflügel zum grössten Theile im Stadium der rothen Hepatisation, die an einigen Stellen, besonders in der Nähe der Bronchialäste, in Abscessbildung übergegangen war; der rechte Lungenflügel normal. In der Scheidewand des Herzens ein hühnereigrosser Abscess mit dickem übelriechendem Eiter; die Substanz der Scheidewand zwischen dem Abscesse und den beiden Ventrikeln atropbiseh.
Herzbeutel-Berstung vide Herzbeutel-Zerreissung.
Nr. 337. Die Herzbeutel-Entzündung, Pericarditis,
begreift den Herzbeutel und den serösen Ueberzug in sich, kommt bei Thieren aber gewöhnlich in Verbindung mit Brustfell -, Herz - und Lungenentzün­dung vor.
Symptome. Die hitzige Form fängt als entzündlich fieberhafte Krank­heit an und steigert sich bald und heftig; der Puls ist schnell, sehr klein; die Thiere werden sehr matt, die Drosselvcneu sind mehr angeschwollen, die Thiere zeigen grosse Athembeklemmung oder mehr stosendes, doppclschliigigcs, angst­volles Athmen, und lassen einen kurzen und trockenen Husten hören, und zei­gen Schmerz auf Druck in der Herzgegend,
Falke, Kraukh. d, Hautth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 20
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306nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Herzbeutel-EntzQndung — Herzbeutel-Verwundung.
Die chronische Form ist oft schwer als solche zu erkennen, da im Ganzen die Zufälle geringer auftreten, auch wol das Fieber fehlt.
Als wesentlichste Symptome der Herzbeutelentzündung sind aber immer die mit den fühlbaren Heizbewegungen vollkommen gleichzeitigen Reibungs­geräusche mit undeutlich geschiedenen Herztönen anzusehen, wenn namentlich Exsudat zu Stande gekommen ist.
Aetiologie. Anlage haben besonders die Rinder. Gelegenheitsursachcn sind Verwundungen, die von der Haube aus auf Zwerchfell und Herzbeutel wir­ken, starke Stose auf die Brustwandungeu, Entzündung benachbarter Organe, wie man diess namentlich im Verlaufe epizootischer Krankheiten sieht; sodann sind Unterdrückung der Hautausdünstung, Rothlauf- und rheumatische Meta­stase zu nennen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Diese sind entweder Genesung, die bei der acutcn Art stets unter Haut - und Harncrise erfolgt. Recidiven zeigen sich gern. Oder der Puls wird noch schwächer, kleiner, unordentlich, die Extremi­täten erkalten und der tödtliche Ausgang kann schon bis zum 4. Tage erfol­gen. Doch wenn die Krankheit auch nicht immer die Vitalität des Herzens unmittelbar ertödtet oder auf benachbarte Organe weiter schreitet, so bilden sich aus ihr doch gern anderweitige üebelstände hervor, als wässrige, plasti­sche oder citerartige Exsudate, die mindestens Athmungsbeschwerden etc. zu­rücklassen. Der Percussionston des Herzens zeigt sich gedämpft.
Prognose. Sie ist immer ein gefährliches üebel. Der Ausgang in pla­stisches Exsudat, wodurch Verwachsungen mit der Nachbarschaft, Verdickung oder Afterorganisationen auf der Ober-, oder auf der Innern Fläche etc. ent­stehen , ist immer übler, als ein massiges flüssiges Exsudat; ein reichliches flüssiges Exsudat dagegen kann auch schnell tödten.
Behandlung. Von der Causalanzeige kann nur neben der Erfüllung der eigentlichen Krankheitsanzeige die Rede seyn. Im Ailgsmeinen ist entzündungs­widrig zu verfahren, daher besonders anfangs ein reichlicher Aderlass, schwä­chende Salze nöthig sind; nach mechanischen Ursachen kalte Umschlüge. quot;Wo besonders Rheuma oder Metastase die Ursache war, oder wo die Ent­zündung gewichen ist, ihre Producte aber geblieben sind: ableitende Haut­reize, insbesondere vorerst ein Senfteig, später Cantharidensalbe; übrigens bei flüssigem Exsudate innerlich grosse Gaben Calomels mit Digitalis und an­deren harntreibenden Mitteln; bei plastischem Ergüsse die Bethätigung aller Secretionen.
Herzbeutel-Verdickung, Herzbeutel-Verwachsung, Herz­beutel-Verwundung vide Herzbeutel- und Herz-Entzün­dung.
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Herzbeutel-Wassererffuss — Herzbeutel-Wassersucht.
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Nr. 338. Der Herzbeutel-Wasuererguss, gewöhnlich verbunden mit Erguss in den Rückenmarkscanal, zeigte sich ende­misch unweit Jena bei angehendem Sommer 1853 in einer Lämmerheerde.
Symptome. Indem die Thiere noch frassen, zeigte sich unerwartet schnell ein Fortrennen von der Heerde, sodann leichter, bald heftigerer Opisthotonus, Niederstürzen, heftige Convulsionen, Zähneknirschen, starkes Stöhnen, sehr starker Herzschlag, und im Todesacte, dem alle Ergriffenen in höchstens l'/j Stunden verfielen, Durchfall.
Bei der Section fanden sich die Ergüsse eines blutigen durchsichtigen Wassers, ausserdem im Herzbeutel insbesondere noch ein mehr oder weniger solides hautartiges Fibrincoagulum bei den robusteren Kranken.
Aetiologie. Die anfangs sehr magere, dann üppige, saftige Weide der Mutterthiere, die zuletzt halbe Tage lang von den Sauglämmern getrennt blie­ben, musste vorzugsweise beschuldigt werden.
Behandlung. Da die kräftigsten Säuglinge zumeist ergriffen und viele bereits hinweggerafft worden waren, so wurde das Absetzen derselben angeord­net, und den bisher scheinbar verschonten 120 Häuptern dieser Hb. Digital, purp. Calomel, ana |j Rad. Althaeae mit Schrot als Lecke, der andern schwächlichen, nicht abgesetzten Hälfte Glaubersalz mit Wachholdeibeeren durch die Milch ihrer Mütter zu Theil. Nur noch zwei wurden nach der ergiebigen Wirkung des Mittels auf Harn und Darmcanal von der mörderischen Seuche ergriffen und hinweggerafft.
Nr. 339. Die Herzbeutel-Wassersucht, Hydrops Pericardii.
Symptome. Allmählig und ohne Schmerz sammelt sich im Herzen Serum an, dessen Druck störend auf Circulation und Respiration influirt. Daher er­scheint der Herzschlag wellenförmig, der Puls wird klein, schwach, unregel-mässig, alle Sécretioncn sind beschränkt, Ocdcme finden sich in der Haut, gern stellt sich auch eine lähmungsartige Schwäche eines Yorderschenkels ein, und aus der anfänglichen Beängstigung- und einem rascheren Athmen erwächst mehr und mehr Beklommenheit und Athemnoth und führt endlich mit Vernichtung der vegetativen Functionen den Tod herbei.
Aetiologie, Fast immer tritt diese Form als seeundäres Uebcl auf, ge­sellt sich zu organischen Herzfehlern, oder erscheint als Glied der Brust- und allgemeinen Wassersucht.
Die Prognose ist fast immer ungünstig.
Die Behandlung erfordert bald harntreibende, bald drastische und haut­reizende Mittel.
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Herzbeutel-Zerreissung — Herzentzündung.
Nr. 340. Die Herzbeutel-Zerreissimg
beobachtete Cuthbert bei einem dreijährigen Fohlen, und Percivall bei einem erwachsenen Pferde und einem Ochsen.
Das Fohlen zeigte acht Tage nach einem vorübergehenden Unwohlseyn: Senken des Kopfes, ruhiges Athmen, warme Füsse, einen sehr verlangsamten, unregelmässigen und aussetzenden Puls, niimlich auf 3 - - 4 stossende Schläge eine Pause von 7—SSecunden, so dass er nur 16 Schläge in der Minute zählte; diese waren so schwach, dass man sie am Hinterldefer nicht fühlen konnte, sondern die Vorarmarterie dazu benützen musste. Den folgenden Tag war überdiess der Herzschlag so laut, dass mau ihn hörte, wenn man hinter dem Thiere stand, die Füsse waren kalt, das Athmen ganz ruhig, aber seufzend. An demselben Abend starb das Fohlen.
Bei Section der Brusthöhle fand man die Spitze des Herzens durch ein Loch im Herzbeutel hervordringen, das Herz war ungewöhnlich gross, der Riss im Pericardium 8 Zoll lang; an der einen Seite des Risses die sehr dünne, an der andern Seite eine verdickte Wand; innen Erguss von plastischer Lymphe, in der Brusthöhle wenig Serum.
Auch in der von Percivall bei einem an Starrkrampf leidenden Pferde beobachteten Zerreissung des Herzbeutels war der Herzschlag auf ziemliche Entfernung hörbar gewesen.
Ueber die Ursache der Zerreissung findet sich nichts angegeben.
Nr, 341. Die Herzentzündung, Carditis.
Symptome. Heftiges Entzündungsfieber, die sichtbaren Schleimhäute sehr geröthet, anfangs dieselben trocken, die Augäpfel hervorgedrängt. Blick stier und angstvoll, Athmen sehr angestrengt, der sehr bescMeunigte Puls wird bald klein, unregelmässig, oft aussetzend. Besonders heftig ist das Herzklopfen, wenn mehr die auskleidende Haut des Herzens und die Klappen von der Ent­zündung ergriffen sind. Endocarditis, wodurch in einem, von Hughes im The Veterinarian beschriebenen Falle die Herzbewegungen sogar dem Klappern eines Mühlrades ähnlich sich gezeigt haben. Dagegen wird bei mehr nach aussen tretender Entzündung der Herzschlag mehr und mehr unfühlbar. Gewöhnlich wird aber Pulsiren der Drosselvenen zu bemerken seyn. Die Bewegung ist beschwerlich, es zeigt sich starkes Schwitzen, grosse Angst, die sie öfters zu einem, übrigens vorsichtigen, Niederlegen und Wiederaufstehen drängt, ferner Zusammenschrecken, Wasserscheu, mitunter selbst Zufälle von rasendem Koller. Später erkalten anhaltend die Ohren und Extremitäten, die ausgeathmete Luft
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Herzentzündung.
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wird kühler, auch der Schweiss wird kalt, und die Thiere endigen oft schon in Zeit von 6 —12 Stunden.
Doch ist allerdings auch ein weit langsamerer, ja wirklich chronischer Verlauf beobachtet worden. quot;Wenn sie aber auch in Genesung übergeht, so wird doch längere Zeit noch eine gesteigerte Reizbarkeit des Herzens und grosse Neigung zu Rückfällen verbleiben.
Aetiologie. Sie entwickelt sich besonders bei sehr gut genährten und vollblütigen Thieren. Gelegenheitsursachen sind üble Witterungseinflüsse, Un­terdrückung der Hautausdünstung, Metastasen, Weiter verbreitung anderer Brust­entzündungen, mechanische Einwirkungen.
Die Prognose ist sehr übel, da der lethale Ausgang auf der Höhe der Krankheit durch Herzlähmung, oder durch plastisches Exsudat oder Eiter­vergiftung, Wassersucht etc. erfolgen kann.
Sectionsdata. Dunkelrotbes Fleisch im Allgemeinen, und bei acutem Ver­laufe dunkle Röthung des Herzens insbesondere; gewöhnlich sind auch Lungen und Pleura mit entzündet; Austretungen von Blut daselbst. Hat die Entzün­dung einen mehr langsamen Verlauf genommen, so findet man bald eiterige Infiltrationen, gelbliche Färbung, Mürbheit, oder partielle Verhärtung der Herz­substanz. Die Herzhöhlerihaut ist intensiv geröthet, minder glänzend und glatt, dagegen dicker und leicht trennbar, Pseudomembranen und Coagala daselbst, oder Eiterspuren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r
Complicationen. Engesser beobachtete in Folge anhaltender Hitze und Trockenheit und mit Vieh überfüllter Ställe eine enzootische, mehr an-thraxartige Herzentzündung beim Rindvieh: Die Krankheit machte den Anfang bei einer Kuh, die eines Morgens todt im Stalle lag und eine Entzün­dung des Herzens und der Dünndärme wahrnehmen Hess. Auf diese folgte eine zweijährige Kalbe, welche während des Fressens todt niederfiel. Die Section zeigte die Wandungen der Herzkammern von dunklem Blute durchdrungen; auch war ein ïheil des Zwölffingerdarms und die Milz der Art beschaffen; die Harn­blase enthielt gegen zwei Schoppen schwarzrothes, aufgelöstes Blut. Bei einem dritten Opfer war noch ein Theil des Krummdarms mit Blut angefüllt. Bei einigen anderen Sectionen war nur Entzündung des Herzens zu bemerken. Bei den übrigen Stücken, welche die Krankheit nicht in einem so heftigen Grade befiel, beobachtete man folgende
Symptome: Mit Frost abwechselnde Hitze, etwas erschwertes Athmen, einen unregelmässigen, beschleunigten, manchmal zitternden Herzschlag bei fast unfühlbarem Aderschlage, deutliches Pulsiren der Drosselvenen, dunkles, lang­sam gerinnendes Aderlassblut)raquo; heisses Maul, trockenes Flozmaul, massige Volle der linken Hungergrube; nebstdem wenig geschwächte oder unverminderte, wol auch auf eine gewisse Futtcrart gerichtete Fresslust.
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310nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; HenentzQndimg.
Einige Stücke bekamen ein so beschleunigtes Athmen, als wären sie ge­hetzt worden; andere zeigten ein heftiges Zittern in den Schultermuskeln; noch andere zeigten im Athmen nicht die geringste Unregelmässigkeit, dagegen ver­minderten Appetit, volle und feste Hungergruben, gesträubtes Haar, Nieder­geschlagenheit, quot;Wanken der hintern Körperhälfte und gänzliches Stocken der Milchabsonderung. Bei diesen währte die Krankheit 3—6 Tage und entschied sich zur Genesung mit der Wiederkehr einer dicken, fetten Milch, die keinen Kahm ausschied und bei massiger Wärme käsig wurde. Wo die Verdauungs­organe mehr litten, durften die Genesenden nur stufenweise zur alten Futter­ordnung zurückgeführt werden, wollte man nicht einen bedrohlichen Rückfall herbeiführen.
Auch Gillmeister sah die Complication der Herz- mit Darm­entzündung beiKühen, die an der Maulseuche ursprünglich er­krankt waren. Die Krankheit hatte einen typhösen Character, war bei 14 Kühen binnen 2 Tagen eingetreten, und endete bei allen schnell durch den Tod.
Sie traumatische Entzündung des Herzbeutels und Hersens, insbesondere
bei Bindern.
Symptome. Diejenigen Herzverwundungen, welche bei Thieren von rein äusseren Körpern bewirkt werden, erkennt man schon an der betreffenden Brustwand, denen die Zufälle der Herzentzündung, oder wenn sie bis in die Herzhöhlen drangen, die Symptome der Innern Verblutung, als angestrengtes, ängstliches Athmen, ängstliche Haltung, pochender und unordentlicher Herz­schlag und Puls, grosse Schwäche, Taumeln, allgemeine Erkaltung und der Tod unter Convnlsionen folgen.
Die Verwundungen von verschluckten spitzen Körpern aber, als von Na­deln, Nägeln u. dgl., die beim Kindvieh von der Haube aus auf das Herz einwirken, äussern sich, weil die Verletzungen der Haube, des Zwerchfells, des Herzbeutels und Herzens nicht zu gleicher Zeit stattfinden, sondern nach ein­ander und absatzweise, deswegen anfangs milder, später heftiger und stürmi­scher, durch periodische, nach acht bis vierzehn Tagen, ja nach Monaten erst wiederkehrende Blahsuqht, Verstopfung, aussetzende Fresslust und Rumination, Unlust zur Bewegung und schleppenden, matten Gang, traurigen trüben Blick, Empfindlichkeit beim Beigabgehen oder hei einem angebrachten Drucke auf den Wiederrüst, an die BrustwSnde oder vorn an's Brustbein, ferner durch öfteres Aechzen beim Liegen, Zurücklegen des Kopfes dabei; man hört ein gluckendes Geräusch in der Brusthöhle, ähnlich dem, welches entsteht, wenn man aus einer Flasche mit etwas langem Hatäe rasch eine Flüssigkeit aus-giesst: es kommt aus der Gegend, wo das Herz liegt; oder man hört statt dessen einen Ion, als ob ein Stein in einen tiefen Brunnen fiele. Das Athmen
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Herzentzündung.
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ist bald ruhig, bald beschleunigt und hörbar; auch wird mit den anderen krankhaften Erscheinungen ein kurzer, matter, schmerzhafter Husten und ein gereizter Puls wahrgenommen. Die Drosselvenen sind durch Blutstauung stark angeschwollen.
In einem Falle, wo eine Stopfnadel im Herzbeutel gefunden wurde, machte sich der furchtbarste Schmerz mit lautestem Stöhnen, bei gänzlicher Appetit­losigkeit etc., vorher aber durchaus kein Symptom des vorhandenen fremden Körpers bemerkbar.
Bildet sich erst Herzbeutelwassersucht aus, so findet man auch eine weiche, wässrige Geschwulst im Kehlgange und dem Triele entlang.
Es werden sich aber auch nach jenen Zufällen grosse Schmerzen, völlige Appetitlosigkeit, Zehrfieber etc. zeigen, wenn der verletzende Körper nicht in den Herzbeutel und ins Herz gedrungen ist, sondern tr sich in einem Exsu­date auf der Brustseite des Zwerchfells befindet, wo er eine beträchtliche Ei­terung bewirkte; oder er drang in einen Lungenlappen (cf. Magazin IX, 196); in den seltensten Fällen durchbohrt er die Ripponpleura und Zwischenrippen­muskeln und wird durch Eiterung ausgestossen (Magazin XI, 175),
Die Prognose ist gewöhnlich sehr übel zu stellen, daher in der Regel nur eine palliative Behandlung zulässig, resp. das zeitige Schlachten das Em-pfehlenswertheste.
Sectionsdata. Ausser der Verletzung — Ergiessungen gerinnbarer Lymphe, Verwachsung der Haube mit dem Zwerchfell. Auch auf der Brustseite ist das Zwerchfell mit käseflockigem etc. Exsudate bedeckt, diess desgleichen um den verdickten Herzbeutel, in welchem wieder Serum und Gerinnsel sich finden. Oder derselbe ist mit dem Herzen verwachsen. Gewöhnlich findet man aber plastisches Exsudat an der hinteren Herzhälfte und in demselben den fremden Körper. Ob derselbe spitz oder stumpf und er darnach schneller oder lang­samer, in 3—4 quot;Wochen oder 3 — 4 Monaten eingedrungen, das wird nicht nur dasKrankheits-, sondern auch das Bild der Section wesentlich modificiren. Zuweilen sind alle diese Theile durch plastischen Erguss zu einem festen Klum­pen bis zu Kopfgrösse verbunden und die einzelnen Organe kaum mehr zn unterscheiden. Zunächst um den fremden Körper findet sich eiterige oder jauchige Flüssigkeit.
Behandlung. Wenn bei der traumatischen Herzentzündung die Behand­lung lediglich nur auf Verminderung der Herz- und Gefässthätigkeit gerichtet seyn kann, daher grosse Ruhe, mehr abfälliger Stand, zeitiger Aderlass, leicht verdauliche Fütterung, Digitalis, Mittel gegen Aufblähung und Verstopfung etc. angewendet werden müssen, so sind bei den erstgenannten Arten sogar starke und wiederholte Aderlässe, Senfbrei, Einreibung von Terpentinöl mit Spanisch-fliegeupulver in die Schenkel, und innerlich reichliche Gaben von Calomel mit
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312nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;HerzenUflndung — Herzerweiterung.
Digitalis, oder beim Erkalten der Extremitäten: Salpeter mit Campher und ab­leitende Clystiere nothwendig.
Nr. 342.
Die Herzerweiterung, Cardiectasis s. Cardiourysma,
wird bald alle, bald nur einzelne Höhlungen des Herzens betreffen, womit Vergrösserung des Umfangs sich verbindet.
Die Symptome sind ziemlich unzuverlässig. Der Kegimentsthierarzt Straub giebt im Repertorium XI, S. 102'—104 nachstehende Kranklieitsgeschichte einer neunjährigen braunen Stute über die Erweiterung der rechten Herzkam­mer. Ausser class die Abhärung im Frühjahre unvollständig gewesen war, sol­len nach Versicherung des Eigenthümers bisher nie Krankheitserscheinungen wahrgenommen worden seyn.
Dieselbe zeigte am 1. Septemb. 1849 leichte Colikzufälle, die aber bald wichen. Den andern Morgen war die Fresslust vermindert, das Pferd in hohem Grade aufgeregt, der volle, kräftige Puls zählte 65, das Athraen 21 in der Minute, die sichtbaren Schleimhäute waren etwas höher geröthet, die über Nacht abgesetzten Excremente klein geballt.
In Folge einer mild antiphlogistischeu Behandlung war bis zum 7. Septbr. die Fresslust vollkommen zurtlckgckehrl, ebenso zeigte sie sich beim Fahren und Reiten munter, Puls und Athem war normal, nur hörte man von Zeit zu Zeit einen rauhen, aber kräftigen Husten. Nachdem es auch am 8. Septbr. sein Morgenfutter munter verzehrt, stellte es sich auf einmal von der Krippe zurück, sank dann in die Knie, zitterte, athmete röchelnd und fiel endlich um, stand aber bald wieder auf und zeigte nun bald einen etwas beschleunigten Athem, 60 kleine fadenförmige Pulse, kalte Ohren und Füsse, Schweiss in der Flan­kengegend, Alle diese Erscheinungen minderten sich im Laufe des Tages bei dem Gebrauche antiphlogistischer Salze, und nur der vermehrte Puls blieb.
In der folgenden Nacht und am Morgen darauf wurden ähnliche, doch schwächere Anfälle beobachtet, Nachmiltags 4 Uhr stellte sich das Pferd mög­lichst weit von der Krippe zurück, zitterte heftig am ganzen Leibe, an den Halsmuskeln bemerkte man deutliche Zuckungen, dann sank das Tliier lang­sam auf die Knie nieder, hielt sich einige Augenblicke auf denselben, und legte sich nun auf die linke Seite mit ausgestreckten Füssen. Puls und Athmen vermehrten sich bis auf 90 resp. 60, letzteres wurde röchelnd und war auf weite Entfernung zu hören, über den ganzen Körper brach ein kalter Schweiss aus, der Kopf wurde krampfhaft gegen die Brust heroingebogen. Nach einer halben Stunde nahmen diese Erscheinungen ab und gegen 5 Uhr stand das Pferd wieder auf. Beim Anlegen des Ohrs an die linke Brustwand vernahm man ein schwirrendes Geräusch anstatt des licrzschlages. Das in der Raufe befindliche Heu wurde mit scheinbarer Lust verzehrt.
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Herrerweiterung — Herzfluss.
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Am 11. und 12. Septbr. traten die Erscheinungen nicht mehr in dem Grade auf, und jedesmal eine Stunde später ein, das Pferd schien auffallend erschöpft, in den Zwischenzeiten zählte der kaum noch fühlbare, aber regel-massige Puls 70 Schläge.
Den 13. Septbr. hatte sich der Puls auf 80, das Athmen auf 86 gestei­gert, das Pferd hustete viel, aus der Nase floss etwas Blut. Nachts 10 Uhr verendete das Thier ohne Todeskampf.
Bei der Section fanden sich an den Lungen Spuren einer älteren Hcpati-sation; die Substanz des Herzens war gesund bis auf die rechte Herzkammer, die fast um das Doppelte erweitert, resp. deren Wandungen entsprechend dünn waren, auch der Anfang der Lungenarterie schien weiter, und die Häute schwä­cher als gewöhnlich. In der ganzen Brusthöhle und in anderen Organen war keine Spur von Krankheit bemerkt worden.
Kreisthierarzt Schmitz beobachtete dagegen (nach Mag.-Suppl. XXII, 103) bei einer Herzerweiternng eines Pferdes, namentlich der #9632;senösen Hälfte, dass dasselbe nur 28 weiche Pulse in der Minute wahrnehmen lioss und einen etwas trägen, sehwankenden Gang hatte, bei der gelindesten Arbeit, besonders aber bei Bergaufgehen, bedeutende Athmungsbeschwerden zeigte, mitunter auch im Stalle ziemlich stark schwitzte, aber fortwährend regen Appetit hatte. Es starb apoplectisch.
Andere Krankenberichte erwähnen auch einen rauhen, dumpfen Husten und mehr oder weniger gehemmte Blutcirculation, grosse Unregelmässigkeit^im Pulse, Pulsiren der Jugularvenen, mehr oder weniger gestörtes, kurzes, beschleu­nigtes, nicht beschwerliches, oder auch mit grosser Angst verbundenes, auch stossweises Athmen, Zeichen der Stase, Venosität und endlich die der Wasser­sucht und der Abmagerung, daher trocknes, glanzloses, gesträubtes Haar, üedeme an den unteren Theilen der Güedrnassen und an der Brust etc.
Eine Krankheitsgeschichte über die vermeintlich schnelle Entwicklung eines solchen, Leidens in Folge von Vollbltttigkeit und äusserer Anstrengungen giebt das Magazin für Thierheilkunde XVI, S. 319—325.
Durch eine ärztliche Behandlung wird man dem Uebel nur ganz ungenü­gend beikommen.
Herzfäule vide Fä.ule.
Nr. 343. Der Herzfluss, Cardiorrheuma. Syn. H erzrh eu ma tismus, Rheumatismus Cordis. Ich habe, sagt Träger in seinem Werke über Füllenkrankheiten, S. 52—53, Fül­len beobachtet, die plötzlich vom heftigsten Rheumatismus des Herzens dergestalt befallen wurden, dass sie unter heftig pochendem und dann wieder viele Schläge aussetzendem Herzschlage wie in Erstickung begriffen schienen und athemlos
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314nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Herzfluss — Herzmelanose.
schnappend niederstürzten, wenn man sie zum Fortschreiten und namentlich über Schwellen durch eine Stallthür nöthigto , während die Respiration, wenn man die Thiere unangefochten licss, frei, keineswegs bedenklich beschleunigt war. Dergleichen Zufälle gingen oft auch ebenso schnell vorüber.
In Fällen von Herzbeutelentzündung (wahrscheinlich periodischer Blutan-häufung ?) habe ich ein äusserst lebhaftes Flankenschlagen bei übrigens fast ungestörtei' Munterkeit, gemächlichem Liegen, zuweiligem tiefem Einathmen, Saugen etc. neben ebenfalls pochendem, wenig beschleunigtem Herzschlage, war­men Extremitäten und Ohren etc. beobachtet und dann doch den Tod gewisser-massen apoplectisch eintreten sehen.
In einer Anmerkung in jenem Kapitel bemerkt der Verfasser, (lass die Krankheiten des Herzens bei den Wiederkäuern bereits mehr, als bei den Pferden bekannt seyen. Ich frage: Auch der Hcrzrheumatismus?
Mit den äusseren rheumatischen Formen kommen die Affectionen des Herzens häufig vor, werden aber meist zu wenig gewürdigt.
Ausgang des Leidens mag wol öfters Herz- oder Herzbeutelentzündung seyn, wodurch die Krankheit tödtlich werden kann, oder sie wird es durch Herzerweiterung oder alsbald durch Herzlähmung. Doch wird auch Herzfluss ganz glücklich vorüber gehen, [jedenfalls kehrt sie aber hei neuen Veranlas­sungen leicht zurück.
Behandlung. Der Aderlass ist wol in den meisten Fällen räthlich. In­nerlich Digitalis mit Brechweinstein und anderen Salzen, nachdrücklich äussere Ableitungen. Bei mehr chronischen Fällen nachhaltige Eiterbänder oder Fon­tanelle.
Nr. 344. Herzhydatiden mit dem Eehinocoecus voterinorum werden in höchst seltenen Fällen bei Rindercadavern gefunden, die beim Fres­sen plötzlich ohne vorherige Krankheitszeichen umgestanden sind, oder die auch an Athembeengung und Kreislaufsstörungen gelitten haben. Sie finden sich auf der innern Auskleidung der einen oder andern Herzkammer (wie Präparate in der zootomischen Sammlung hierselbst darthun), oder in der gemeinschaftlichen Scheidewand.
Nr. 345, Herzklappen - Verknöeherung fand ich durch die Section bei einem Hunde, der an ungeheuerer Athemnoth gelitten hatte.
Nr. 346. Herzmelanose fand Leblanc bei einer Kuh, die in einiger Zeit merklich abgemagert war, keine Milch mehr gab und bei der die geringste Bewegung Herzklopfen und
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Heramelanos* — Heripolypen.
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bald Ohnmacht hervorrief. Beim Schlachten fand man beinahe die ganze Herz-substarz, vorzüglich aber die Spitze in eine hirnähnliche (encephaloidc) Masse verwandelt. Der grössere Theil derselben war fest, nur einzelne Puncte er­weicht und hie und da von einem melanotischen Gewebe durchzogen. An ein­zelnen wenigen Stellen fand sich eine verdichtete feste Substanz von ockerarti­ger, gelber Farbe, trockenem Käse ilhnlich. Beide krankhafte Gewebe waren nirgends deutlich begrenzt, sondern mit der blassen und ausgewaschenen, übri­gens gesund scheinenden Muskelsubstanz vermischt. An der äussern Ober­fläche , sowie in den Höhlen bildeten die krankhaften Substanzen abgerundete Geschwülste, unter anderen hatte sich eine an der Verbindung der rechten Kammer gebildet und verschloss vollständig (?) die entsprechende Oeffnung. Durch diese Geschwülste wurden die Höhlen des Herzens wesentlich beein­trächtigt, dafür aber eine Erweiterung der Wände hervorgerufen, überhaupt aber war das Herz sehr voluminös. In anderen Organen wurden keine Ent­artungen vorgefunden.
Nr. 347. Herzpolypen nennt man fälschlicher Weise Concretionen von Faserstofl in den Höhlen des Herzens und der grossen Gefässstämme, welche sich wahrscheinlich erst im Todeskampfe und sofort nach dem Tode, insbesondere in Folge entzündlich-fieberhafter Krankheiten der Respirationsorgane bilden, wie dies Hering wieder recht practisch im Repertorium VI, 208—217 dargethan hat.
Fleischgewächse sind aber allerdings auch beobachtet worden. Von In­teresse ist z. B. ein Fall, den Essmann im XIV. Bd. des Magazins mittheilt: Das daran leidende 14 jährige Pferd soll beim Gehrauche baldige Ermattung gezeigt haben, obschon es gut genährt war und starke Rationen verzehrte. Plötzliche Anfälle von beängstigtem Benehmen und darauf folgendem Schwitzen und schwankendem Gange seyen an einem Tage mehrmals eingetreten. Bei der Section fand man das Herz grosser und bei der Eröffnung der linken Herzkammer zeigte sich ein Fleischgewächs von länglich - runder Gestalt, mit glatter Oberfläche, von der Grosse einer kleinen Wallnuss und an Gewicht aji Loth, an einem '/raquo; ^oll langen sehnigen Strickchen vor der Mitte der Scheidewand herabhängend, wodurch wahrscheinlich zeitweise die Oeffnung aus der Vor- in die Herzkammer versperrt wurde.
Der bekannte Anatom Otto fand eine haselnussgrosse Fleischgeschwulst mit flacher Basis bei einem scheinbar gesunden Kalbe, auf der Mitte der mützenförmigen Klappe, und zwar an der', der linken Vorkammer zugewandten Fläche. Sie war mit einer Fortsetzung der inneren Herzhaut überzogen. — Bei einigen Kalbsmissgeburten fand er auch solche Fleischgcwächse vor.
Tabourin fand, nach dem Journ. de médec. vet. Lyon 1848, bei einem
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r
316nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Herzpolypen — Herzschlächtig.
Hunde mit Bauchwassersucht in der rechten Vorkammer drei gestielte After-gobilde, von welchen das grösste einem Hühnerei glich; in der linken Vor­kammer befanden sich zwei kleinere Aftergebilde.
Nr. 348. Das Herzsarcom,
eine Neubildung, die sich nach Hering, der die Beobachtung machte, als Auswuchs von den venösen Klappen der rechten^Herzkammer bei einem Pferde der Art auswies, zeigte ein formloses Gewebe, das dicht, graugelb oder röth-lich und ohne Fasern, Gefftsse oder Nerven war. Auch fänden sich dabei 18 Unzen Serum im Herzbeutel.
Als Symptome zeigten sich im lebenden Thierc mehrmaliges Hinken ohne festen Sitz des Leidens, vermehrter Puls, starker Herzschlag, Pulsiren der Drosselvenen, baldige Erschöpfung, endlich Oedem am Bauche und an den Füssen.
Auch Mai'heinicke beobachtete eine Kuh mit Sarcom von 7/8 Pfd. Schwere in der rechten Vorkammer, das gestielt und mit der Innern Herzhaut über­zogen war, und unter den Präparaten der Thierarzneischule in Berlin aufbe­wahrt wird. Als die eben gekaufte Kuh nach Hause geführt werden sollte, stürzte sie unterwegs mehrmals zusammen und starb 5 — 6 Stunden nach der Ankunft.
Gurlt fand auch ein Sarcom in der Scheidewand der Kammern eines Ochsen; es waren jedoch keine Symptome eines Brust- oder Herzleidens bei Lebzeiten des Thieres wahrgenommen worden.
Nach The Veterinarian, Vol. XXVIH. fand Blakcway in dem Cadaver eines 2jährigen Füllen, das nach kurzer Krankheit gestorben war: Verdichtung der dreizipfiiehen Klappen des rechten Ventrikels. Zwei derselben enthielten eine Geschwulst von der Grosse einer kleinen Nuss an der Stelle des Aranti-schen Knötchens; linkerseits hatte die Klappe eine schwammige Masse gebildet, welche in die Vorkammer hineinragte. Auch die Sehnenfäden und die halb­mondförmigen Klappen waren verändert.
quot;Während der kurzen Krankheit zeigte das Thier stossendes und be­schleunigtes Athmen, schnellen Puls, Schwäche der Gliedmassen, Petechien auf der Schleimhaut, Anschwellung der Füsse. Bei der Auscultation des Herzens hörte man einen eigenthümlichen hohlen Ton, der durch die leichteste Auf­regung auf mehre Fuss Entfernung wahrgenommen werden konnte.
Nr. 349. Horzschlächtigkeit, Horzschlägigkeit, Herzschlag, Herzschlechtig
sind in der Gerichtssprache verwandte Ausdrücke für Dampf, für die eine Gewährsfrist in Bayern von 14 Tagen, in Frankfurt a/M., Preussen, Sachsen-
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Herzschlächtig — Hei-zübercrnährung:.
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Meiningen und Waldeck von 28, in Würtemberg von 31 Tagen, und im Celli'-schen und Lüceburgischen von 3 Monaten festgestellt ist.
Nr. 350. Herzschwund, Atrophia Cordis,
fand Gurlt bei Pferden und Hunden melirmals äo bedeutend, dass nur die äussere und innere Haut an verschiedenen Stellen der Höhlen noch schlössen. In einem Falle war das rechte Herzohr fast ganz, und an der Seitenwand der Kammer dieser Seite eine Stelle von '/raquo; Zoll Durchmesser geschwunden. Auch an der Seitenwand der linken Kammer wurde diess in anderen Fällen gefunden.
So wenig die näheren Ursachen dieses Schwindens der Muskelsubstanz bekannt sind, ebensowenig auch die Symptome dieses Leidens und die Heil­mittel.
Nr. 351. Herzüberernährung, Hypertrophia Cordis, wobei mehr Muskelsubstanz gefunden wird, als in gewöhnlichen Fällen im Ver-hältniss zur Grüsse des Thicrs vorkommt, hat mindestens einen vollen und starken Puls zur Folge, da das Blut mit grösserer Gewalt 1'ortgotrieben wird. Liegard hat aber auch, nach dem Journal de médec. vét. Avril i830 p, 210, in Folge einer Hypertrophie der linken Herzkammer bei einem Pferde Lungen-schlagfluss eintreten sehen.
Eine zum Reiten gebrauchte 11jährige Stute nämlich, die sich immer sehr gut gehalten und gesund befunden hatte, fing an abzumagern, obgleich sie noch gut frass, kam leicht ausser Athem und konnte daher bei der Caval-lerie nicht mehr gebraucht werden. In drei Monaten steigerte sich diess der-massen, dass sie bei Anstrengung von Erstickung bedroht wurde, und auch bei ganz ruhigem Verhalten im Stalle traten plötzlich folgende Symptome ein: Sehr beschwerliches, geräuschvolles Athmen mit gestrecktem Halse und auf die Krippe gestütztem Kopfe, kleiner, fadenförmiger Puls, reichlicher kalter Schweiss über den ganzen Körper, rothschwarze Färbung der Bindehaut. Nachdem etwa 6 Pfd. Blut abgezapft worden waren, stürzte Patient ohnmächtig nieder und erhob sich erst nach einer Viertelstunde wieder. Nach dem Ge­brauche weiterer Heilmittel und nach einem in zwei Stunden wiederholten klei­nen Aderlasse schien Besserung einzutreten; aber bald darauf fiel das Thier nieder, bekam wieder kalten Schweiss, wälzte sich auf der Streu und starb. Bei der Section fanden sich die Hautgcfässe voll schwarzen Blutes, womit auch die Lungen überfüllt, ja in denen viele kleine Blutgefässe zerrissen waren, wodurch die Lungen eine grössere Schwere erhielten. In der Luftröhre fand sich viel Schaum mit einigen Blutstreifen. Die Leber und Milz hatten ein enormes Gewicht, und sie waren, sowie die grossen Venen, mit schwarzem
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318nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Herzübei-ernahrung — Hemerreissung.
Blute überfüllt. Das Herz hatte ein beträchtliches Volumen, die Wände der linken Kammer waren um ein Dritttheil dicker, als gewöhnlich.
Ucbrigens findet man die Hypertrophie selten über das ganze Organ ver­breitet; gewObnUcher wird, wie im vorliegenden Falle, die linke Herzhälfte davon nur heimgesucht seyn.
Nr. 352. Herzvereiterung ist nach Hühners Mittheilungen (Busch's Zeitschrift H. 4. Hft. S. 28 und 29) beobachtet worden, aber es fehlen die näheren diagnostischen Merkmale. Von Herzabscessen handelt ein hesonderer Artikel.
Nr. 353. Die Herzverengerung, Cardiostenosis,
ist gewöhnlich von einer krankhaften Veränderung, Verdickung oder Verkalkung der Herzklappen abhängig, wodurch die Herzbewegung und die gesammte Cir­culation in Bezug auf Rhythmus und Kraft mehr oder weniger gestört sind, die Blutvertheilung wird mit der Zeit immer ungleichmässiger und zuletzt bildet sich in Folge der Stase Wassersucht aus. Die Krankheit ist unheilbar.
Herzvergrösserung vide Herzerweiterung und Herzüber-er nährung.
Herz Verwundung vide Herzentzündung.
Nr. 354. Herzweich, herzweichig
heisst im Würtemberg'schen Währschaftsgesetze das: mit Brustwassersucht be­haftete Rindvieh. Die Gewährsfrist für diesen Leidenszustand ist 4 Wochen und 3 Tage.
Nr. 355. Herzzerreissung, Cardiorrhexis, ist nach heftigen Erschütterungen der Brust, ferner bei einem Schweine, was an der Hundswuth litt, bei einer Kuh mit Lungenseuche, bei einem Pferde mit Starrkrampf beobachtet worden. Hering (cf. Repertorium IX, 112) be­richtet ferner von einem alten, aber feurigen Beschäler, dass er die ihm vor­geführte Bauernstute mit gewohnter Munterkeit besprang, zwar wieder herunter­ging, aber beim sofortigen Wiederhinaufspringen mit dem Hintertheile zusam­men geknickt sey. Darnach Hess er den Kopf sinken und stürzte links rück­wärts über die Stute herab und hörte zu athmen auf, resp. es trat in wenigen Minuten der Tod ein.
Bei der Section fand sich die Milz um das Doppelte vergrössert, viel frisch geronnenes Blut zwischen den Lungen; in der linken Vorkammer des
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Herzzerreissnng — Hinterkiefer-Brüchc,
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9)
Herzens wurde ein Riss von l'/i Zoll Länge bemerkt; übrigens war das Herz fest, nirgends krankhaft verdünnt oder erweitert, vielleicht aber waren die Muskelfasern spröder.
Heckmayors theilt in Wachcnlmsens Zeitschrift v. .1. 1832 S. 369 mit, dass ein Pferd nach heftiger Anstrengung beim Laufen urngestanden, und dass bei der Section ein l1/, Zoll langer Eiss in der sehr dünnen Seitenwand der rechten Herzkammer gefunden worden sey, dass auch viel Blut ergossen war, dass ferner der Herzbeutel zerrissen gewesen und das Blut in die Brusthöhle geflossen sey. —
Manchmal wird auch nur eine der Kranzarterien des Herzens zerrissen gefunden.
Nach dem Newyork Journal of Mediein zeigte Dr. Livingston in New-york in der pathologisch-medicinischen Gesellschaft das Herz eines Neufound-länder Hundes, den man eines Morgens todt auf der Strasse gefunden hatte. Aeussere Verletzungen waren nicht aufzufinden, aus dem Muule floss aber etwas Blut. Im Herzbeutel befand sich geronnenes Blut. Das rechte Herzohr hatte einen etwa 1 Zoll langen Riss, und zwischen den Rändern der Oeifnung ragten 3—4 fadenförmige Würmer hervor, von denen bei genauerer Untersuchung im Ganzen 10 von 1—lO'/.j Zoll Länge und '/;, Linie Breite im rechten Herzohro Ventrikel und 1 Exemplar in der Lungenarterie gefunden wurden. Prof. Dal­ton untersuchte sie näher und hielt sie für eine noch nicht beschriebene Spe­cies von Spiroptera. Die Geschlechter waren getrennt. Dr. Isaacs theilte mit, dass man bei einem Hunde in Baltimore, der kurzathmig gewesen sey, bei der Section dieselbe Species von Würmern gefunden habe.
Nr. 356. Hinterkiefer - Brüche
werden nicht gar selten-, und bei Pferden namentlich fast an jeder Stelle des Knochens beobachtet:
Symptome. Es findet bald gar keine, bald eine grössere oder geringere Verunstaltung und Verschiebung dieser Partie statt.
Die Verrichtung des Kiefers ist mehr oder weniger gestort, und wenn die Patienten ja noch die Futteraufnahme versuchen, so hört man dabei, wie bei näherer Untersuchung, ein Knarren der Bruchenden.
Ursachen. Hufschlägo an diese Thcile, das Fallen darauf, starke Ein­wirkung des Zaumes; bei erstgeborenen Thierea ist manchmal bei geleisteter Geburtshilfe das Anlegen der Instrumente und das Herausziehen an diesem Theile zu beschuldigen.
Prognose, Die Heilung erfolgt bald leicht, ja beim einfachen Bruche einer Lade selbst ohne Kunsthilfe, bald ist sie schwer, ja zuweilen unmöglich, je nachdem er vollkommen oder unvollkommen, ob eine oder beide Aeste, der
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;i20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hinterkiefer-Brüche — Hinterkiefer-Verrenkung.
Walzen- oder Kronfortsatz, oder der Kinntheil gebrochen ist. Letzterer heilt manchmal schon in 2 — 3 quot;Wochen, indess bei Brüchen beider Kieferäste in günstigen Fällen erst Heilung in 4 — 7 Wochen eintritt. Zuweilen bildet die Beinhaut noch ein künstliches Gelenk.
Behandlung. 1) Abhaltung jeder neuen Schädlichkeit, desgleichen nur flüssige oder ganz weiche Nahrungsmittel; bei neugeborenen Thieren das Ein-flöson von Milch statt des Säugens. 2) Ist Lageveranderung eingetreten, so muss die Wiedereinrichtung bewirkt und die fortdauernde Berührung und Ver-heilung der Bruchenden bewirkt werden: Längenbrüche des Kinntheiles kön­nen durch Drahtgeflechte, welches an den Schneide- und Hakenzähnen ange­bracht ist, zusammengehalten werden; bei anderen Brüchen kann man klebende Pflaster, z. B. aus Terpentin und Mehl, Compressen in den Kehlgang etc. an­wenden. Oefters wird, um die Bewegungen des Kiefers im Allgemeinen zu hin­dern, ein Maulkorb Erspriessliches leisten.
Bei Neugeborenen, namentlich Kälbern, die durch den Geburtshaken her­beigeholt wurden, ist öfters die Verbindung der beiden ünterkieferhälften total zerrissen, aber trotzdem tritt Wiedervereinigung in der Regel ein, wenn auch kein Verband angelegt wird.
Nr. 357. Die Hinterkiefer - Verrenkung,
so dass der Walzenfortsatz aus der Gelenkverbindung gewichen ist, kommt na­mentlich bei Hunden, wenn sie ihre Beute kräftig packen qnd das gebissene Thier wol gar mit dem erfassten Schenkel noch kräftig ausschlägt, öfters zu Stande.
Symptome. Das Maul ist weit geöffnet und der abstehende Hinterkiefer steht unbeweglich fest, so dass die Leidenden auch keine Nahrung zu sich neh­men können. Dabei machen sich Ausfliessen von Speichel bemerkbar und Schmerzcnsäusserungen, so dass sie mit den Pfoten oft nach detn Kopfe fahren und ein öfteres Schreien hören lassen. Ist der Kiefer nur auf einer Seite ver­renkt, so steht er schief nach der gesunden Seite hin. Zuweilci^Tsï1 damit zu­gleich ein Bruch des Hinterkiefers, oder es ist eine Gehirnersöhütterung mit derselben verbunden, so dass das leidende Thier sich lange betäubt zeigt, oder der Tod alsbald eintritt.
Diagnose. Die stille Wuth,
Prognose. Einfache Verrenkungen sind, wenn sie bald behandelt wer­den, in der Regel leicht heilbar. Die Complicationcn sind ihrer Art nach zu würdigen.
Behandlung. Nachdem der Hund für den Operateur schad- und wehr­los gemacht worden ist, soll man, nach Hertwig, einen mit Leinwand oder
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Hinterkiefer-Verrenkunjr —• Hinterleibs-Congestion.
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Werg umwickelten 10 — 16 Zoll langen und '/raquo; — i Zo11 dicken runden Stock quer in das Maul und bis an die Maulwinkel hinan bringen und ihn an den Backzähnen des Vorderkiefers fest halten, mit der andern Hand den Hinter-kiefor ergreifen, denselben zuerst massig nach der Seite, wohin er gerichtet ist, und dann gerade nach unten ziehen und ihn endlich mit seinem vordem Ende kräftig nach oben hebelfürmig gegen den Stab bewegen, Es wird damit der ausgerenkte Gelenkfortsatz wieder sofort in seine Gelen^flächo gleiten, worauf man aus Vorsicht dem Thiere noch einen Maulkorb anlegt, nur flüs­sige oder weiche Nahrung in der ersten Zeit reicht, und je nachdem sich noch örtliche Erschlaffung oder Entzündung bemerkbar macht, dem entsprechende Arzneien verwendet.
Hinterkiefer-Winddorn vide KnochenenUüudung.
Nr. 358. Die Hinterleibs-Congestion zeigt zwei Arten:
Die active Art kommt gewöhnlich plötzlich und zeigt sich beim beson­dern Ergriffenseyn des Darm canals durch Angst, heftige Colikschmerzen, trippelnde, übereilte Bewegungen, Kothverhaltung, häufigen, kleinen, unregelmäs-sigen Puls, kalte Extremitäten an. Sind die Nieren besonders ergriffen, so wird ausser ähnlichen Symptomen öfterer Harndrang, bald aber Harnverhaltung eintreten. Beim Ergriffenseyn der Leber aber tritt gewöhnlich die passive Art ein, welche wechselnden Appetit, dunkle Färbung des Kothes, gelbe Fär­bung der undurchsichtigen Hornhaut, Eingenommenheit des Kopfes zu ihren wesentlicheren Symptomen zählt.
Ursachen. Die Krankheit erscheint sowol bei Pferden, wie beim Rind­vieh und Schafe, und es geben reizende und schwerverdauliche Nahrung, aber auch grosse Hitze und der Aufenthalt in überfüllten, dunstigen Ställen die ge­wöhnliche Veranlassung. Ausserdem führt Koll noch von der Lebercongestion an, dass sie in Folge mechanischer Circulationshindcrnisse, bei Herzkrankheiten, Infiltrationen der Lunge, Lungenemphysemeu, starker Compression der Lunge durch Ergüsse in die Brusthöhle, bei Typhus, Anthrax, Pocken, Vergiftungen durch narcotische Substanzen und bei acuten Krankheitsproccssen des Magens und Darmcanales öfters vorkomme.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die erste Art verläuft in der Regel sehr rasch, die andere zeigt Schwankungen in oft grossen Zeiträumen. Die mög­lichen Ausgänge sind: 1) In Genesung unter reichlichen Darmausleerungen, denen wol selbst Blut beigemengt ist. Auch Schweisse und Harncrisen treten auf. Recidiven sind häufig. 2) In theilweise Genesung, indem Verstimmungen der Splanchniennerven, Gefässerweiterungen u. dgl. zurückbleiben. 3) In an-
Fttke, Knakh. d. Hnuith.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
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322nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hinterleibs-Congrstion — Hinterleibs-EntzOndunp-
dere Krankheit, als in Hämorrhagie (bei den Wiederkäuern das sogenannte Lendenblut), Wassererguss und ebronische Wassersucht, oder Entzündung ein­zelner Hinterleibsorgane. 4) In den Tod.
Sectionsdafa. Ucberfüllungen der Abdominalgefässo mit Blut; oft grös-sere Particcn der Darmschleimhaut mit Blut getränkt und diese davon merk­lich angeschwollen. Bei der zweiten Art ähnliche, wenn auch weniger inten­sive Anschwellungen (Darmfäule); oder Leber und Milz hyperämisch, daher voluminöser, gleich- oder ungleichmässig dunkelbraunroth, blutreich und in ihrer Textur gelockert.
Als eine besondere Form der Leberhyperämic führt Roll noch die bei Pferden öfters beobachtete Musscatnusslcber auf, wobei die Leber der Art eine ungleichmässige Färbung zeigt, dass entweder die Mitte der Leber­läppchen punetförmig dunkler und blutreicher erscheint, und von blassrothen oder gelblichen Streifen umgeben wird, oder umgekehrt, wodurch die Leber Aehnlichkeit mit dem Durchschnitte einer Muscatnuss erlangt. Es wird diess um so auffallender, wenn die Leber zugleich fettig entartet ist. Am gewöhn­lichsten wird sie bei mechanischer Behinderung des Kreislaufs durch Herz­oder Lungenkrankheiten angetroffen. Characteristische Symptome zeigt sie aber während des Lebens nicht.
Prognose. Sie ist immer als bedrohliches üebel an sich und nach ihren Polgen zu betrachten.
Behandlung. 1) Die Erfüllung der Causalanzeige. 2) Die Hebung der Blutüberfüllung durch Aderlässe, niedrige Temperatur, bei activen Congcstio-nen ausserdem durch Calomel mit Bilsenkraut u. dgl.; bei passiven: Spicssglanz-weinsteiu mit abführenden Salzen und Ehapontica, oder nach Umständen Wein­steinrahm oder verdünnte Mineralsäuren. 3) Wiederherstellung einer gleich-massigen Blutvertheilung, was auch durch flüchtige oJer beharrliche Reizungen der Haut, durch nachdrückliches Frottiren etc. befördert wird. 4) Die Bethä-tigung der Kothentleerung wird noch durch eröffnende Clystiere unterstützt. 5) Nach der Heilung sind gewohnte Aderlässe nicht aussei' Acht zu lassen, je­denfalls aber der Hinterleib frei zu erhalten.
Nr. 359. Die Hinterleibs - Entzündung. Syn. Enzootisclic Darincntzüiidu ng.
Symptome. Sie beginnt mit Röthe der Augen, Hifze des Maulcs, Durst, Verstopfung; oder der Koth ist schwärzlich, hart, mit Schleim umhüllt, oder mit geronnenem Blute vermengt; es findet gänzliche Harnverhaltung statt, oder der Urin ist blutig und von penetrantem Gerüche; die Milch ist vermindert und hat desgleichen einen scharfen Geruch; das Rindvieh zeigt grosse Empfind-
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Hiuterleibs-Entzündung — Hirscliig;.
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liebkeit des quot;Wiedcrrüstes und Rlaquo;cllt;ens; bei Pferden tritt bald Schwanken im Kreuze ein. Später machen sich heftige Schauer mit Zittern, knirrende An­schwellungen unter der Haut, blutige Durchfälle, sowie Convulsioncn bemerk­bar, und der Tod erfolgt in der Regel zwischen dem 10. — 20. Tage.
Bei der Section findet man die ersten Mägen entzündet, mit vielen gro­ben und trockenen ruttermassen angefüllt, den Loser wie vertrocknet, im Ma­gen der Pferde oft erdige Massen, die Gedärme aufgetrieben, sphacelös, Leber und Milz in einzelnen Fällen geborsten, die Gallenblase oft enorm ausgedehnt, die Kieren jauchig vereitert, das Zwerchfell entzündet, die Brusthöhle mit blu­tigem Wasser erfüllt, die Lungen mit Brandflecken besetzt.
Aeliologie. Die Krankheit wird nach der wesentlichsten Ursache: dem Genüsse der herben Schösslinge der Eichen und Waldsträucher (Magazin XXIII, 458) und dem Saufen aus trüben und schlammigen Pfützen in Waldscbluchten „Waldkrankheitquot; genannt.
Baudius beobachtete (nach Mag.-Suppl. XX, 59) nach dem Genüsse von mit Mehlthau befallenem Klee und dem Gcnnsse der Gräser von saueren Wie­sen: dummkollerilhnliche Zufälle mit schnell eintretender Kraftlosigkeit und gilnzlich fehlender Fresslust; im weitern Verlaufe gelinde Colikerscheinungen. Von diesen Weidepferden starben an einem Orte innerhalb 14 Tagen 4 Stück, bei denen die Krankheit in 16 — 30 Stunden verlief. Auf dem zweiten grös-sern Gute, wo die Krankheit den ganzen Sommer hindurch einzelne Opfer ge­fordert hatte, trat sie im October mit solcher Heftigkeit auf, dass innerhalb 8 Tagen 10 Pferde daran fielen. Section: Entzündliche Beschaffenheit der Magenschleimhaut, der des Duodcnums und der Leber-Gallengänge; UeLer-füllung der Leber mit Galle; in den Gchiruhöhlen grössere Wasseransamm­lungen und grosser Blutreichthum in den Adergeflechten.
Diagnose. Es gehören diese Uebel nicht, wie man früher annahm, zur Gattung Anthrax, denn es findet sich keine theerartige, sulzige Beschaffenheit des Blutes und keine Ansammlung von gelber Sulzc.
Behandlung. Die Thiorc sind von schädlicher Weide abzuhalten und als diätetische Mittel auch rohe Kartoffeln, Hüben, Kleie etc. zu gebrauchen; ausserdem eröffnende Clysticro, erweichende, schleimige, ölige Mittel, nach Um­ständen mit Campher; beschränkter Massen der Adcrlass.
Hirnentzündung etc. vide Gehirnentzündung.
Hirnfäule vide Fäule.
Hirschkrankheit = Starrkrampf.
Nr. 360. Hirsohig
ist im Württemberger Wilhrschaftsgesefz der gleichbezeichnete Name
21*
für
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324nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hirschig — IlodenenUündung.
mit Perlsucht behaftet, und eine Gewfthrszeit von zwei Monaten dafür be­stimmt.
Hitzbeulen = Nesselausschlag.
Nr. 361. Die Hitzflechte, Eczema calens, soll, nach Haubner, ihrem Ausbruche stets eine fieberhafte Aufregung voraus­gehen lassen, und soll diese auch einige Zeit nach dem örtlichen Hervorbre­chen des Uebels fortbestehen. Der Ausschlag entwickelt sich gewöhnlich am Halse oder Kopfe, oft schon in wenigen Stunden, ist gewöhnlich kreisrund, 1 — 2 Zoll im Umfange. Die Haut zeigt sich, nachdem die Haare ausgefallen sind, weiss, ins Blassrothe spielend, mit Oelglanz. Die zuerst erhöhete Ge­fühlsempfindung geht im Fortgange der Krankheit in Jucken über.
Behandlung. Haubner empfiehlt, örtlich anfangs nichts zu thun, viel­mehr nur salzige Abführmittel zu gebrauchen; sey aber der Ausbruch vollkom­men beendet, so soll sich örtlich eine Mischung von Terpentinöl und Birkenöl, später auch die graue Quecksilbersalbe noting macheu.
Nr. 362. Die hitzige Kopfkraukheit macht sich durch anhaltende, brennende Fieberhitze, feurig-geröthete Augen, gelblichrothe Nasen- und Maulschleimhaut, grosse Mattigkeit und Stumpfheit der Sinne, Unterdrückung der Excrctionen vorerst bemerkbar. Am 2.-3. Tage stellt sich eine heisse Geschwulst des Kopfes ein, die besonders Augen­lieder, Nase, Maul und Ganaschendrüsen beschwert, aber weiter und weiter schreitet und endlich immer kühler wird; auch wird dabei wol auch Blasen­bildung bemerkt. Die Nase sondert nun eine missfarbige, röthliche Jauche ab, und da in diesem elenden Zustande die Thiere weder käuen noch schlingen können, vielmehr aus dem Maule geifern, schnaufend und mühsam athmen, so nimmt nunmehr die Erschöpfung schnell zu.
Ein kräftig ableitendes Verfahren, auch durch entsprechende Clystiere, und anfangs der innerliche Gebrauch des Salpeters mit Campher, später haut-und nierenbethätigende Mittel sind in der Regel die zweckdienlichsten. Hitziges Oedem vide Haut-Wassererguss.
Nr. 363.
Die Hodonontzündung, Orchitis.
Symptome. Bald wird nur ein, bald werden beide Hoden ergriffen. Es
findet sich Geschwulst, Härte, Hitze, vermehrte Empfindlichkeit für den Druck.
Wo die Empfindung beträchtlich ist, erscheint das Scrotum zugleich gespannt
und gerötbet oder glänzend, sowie auch der Samenstrang angeschwollen und
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Hodencntzündung — Hoden-Fleischbruch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 325
schmerzhaft, durch Contraction des Cremasters verkürzt ist. Die Hinterschen-
I kel hewegt Patient auswärts, die Lenden sind in die Höhe gebogen. Ursachen. Stösse, Schläge, Stiche und Operationen. Zuweilen Metastase und allgemeine Einflüsse. Chronische Orchitis homnnt gewöhnlich im höhern Alter vor.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist bald schnell, bald langsam.
Hat sie sich nicht heftig entwickelt, so zerthcilt sie sich meist, doch nur
allmählig. Gern folgt Verhärtung, wobei der Kranke durch das Gewicht
des Hoden beschwert wird. W asserergi es sung (Wasserbruch) wird sich
durch scheinbare Hodenvergrösserung zu erkennen geben; legt man das Thier
aber auf den Rücken, so tritt das Wasser in die Bauchhöhle, die Geschwulst
verschwindet somit. Brand und Eiterung sind im Ganzen selten; doch ist
allerdings auch enzootische Hodenvereiterung unter Pferden, Rindern und Zic-
1-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gen von Wallraff (Repertorium VII, p. 219) beobachtet worden. Tubercu-
i-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; löse und krebshafte Bildung folgen aber manchmal der Verhärtung nach
il,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (vide Fleischbruch).
I nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Prognose selten ganz ungünstig.
Behandlung. Bei äusseren Ursachen zertheilende Umschläge in Suspen­sorien. Bei langsamem Verlaufe warme, zertheilende und Seifenmittel. Ist der Schmerz sehr heftig, dann beruhigende, wie Bilsenkraut, Couium, schleimige Mittel. Unter Umständen selbst der Aderlass und salzige Abführungen. Bei Neigung zur Eiterung, dann eiterbefördernde Mittel. Absccsse werden durch Einstiche entleert. Bei Neigung zur Verhärtung Einreibungen der grauen Queck­silbersalbe, die kräftigeren Seifenmittel, Jodine. Bei Verbildungen, Entartungen und Brand die Castration.
Nr. 364. Hoden - Fleischbruch,
Syn. Sarcocele Testiculi, Orchcocelc carnosa, heisst ein durch fleischige, oder knorplichc, tuberculose, carcinomatösc, schwam­mige etc. Entartung vergrösserter und schwerer Hode (bei einem Hengste ein­mal 50 Pfd.), womit sich nicht selten eine Verdickung der Hodensackfleisch­haut, und durch Zerrung des Samenstranges Schmerzen und weitere materielle Entartungen verbinden.
Von einer Hernie unterscheidet er sich zunächst dadurch, dass er nicht in die Bauchhöhle zurückgeführt werden kann.
Ursachen. Zuweilen geben mechanische Verletzungen, in anderen Fällen, wie sich aus Obigem ergiebt, eine Dyscrasie die Veranlassung, insbesondere geht dieser Krankheitszustand oftmals der Entwicklung des Rotzes voraus. Man findet ihn namentlich aber bei alten Beschälern.
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Hoden-Fleischbruch — Hodensack-Bruch.
Darnach ist auch die Beurthcilang zu machen.
Genügt zur Heilung dieses Leidens nach mechanischen Einwirhungen die Anwendung der zertheilenden resp. -warmen, schleimigen und ätherischen Mittel, oder des Seifenwassers, der Kaliauflösung, der Aschenlauge nicht, so ist vielleicht noch die graue Quecksilbersalbe, oder die Jodsalbc bei dem Mit­gebrauche abführender und auf das Lymphsystcra wirkender allgemeiner Mittel (Calomel, Antimonialien, Jod) erspriesslich. Muss aber das letzte Mittel, die Castration (durch Abdrehen nach Anlegung der Zange — Rcpertor. XVIII, 199) gebraucht werden, so ist nothwendig eine eingreifendere Trennung notli-wendig, um den Samenstrang frei zu legen, als in den gewöhnlichen Fällen, ja es ist die in Mitleidenschaft gezogene verdickte Scheidenhaut mit dem Ho­den und Nebenhoden zu entfernen.
Nr. 365. Der Hoden-Eothlauf, Erythrorchidion.
Es mag das Vorkommen dieser Krankheitsform nicht gar selten seyn, gewöhnlich legt man ihm aber einen andern Character bei. Deutlicher tritt er als solcher beim Eber und vielleicht beim Schafbock hervor.
Symptome. Die Krankheit beginnt im Ganzen unter den Zufällen des Rothlauffiebers, worauf der eine oder andere Hode, gewöhnlich aber beide in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Volumen schmerzhaft anschwellen: die Ge­schwulst ist mehr teigig, oder derb, prall, der Hodensack ist bis auf den Schlauch hin geschwollen, bei heller Hautfarbe im Ganzen oder stellenweise erysipelatös geröthet, und bei weitcrem Fortschreiten machen sich an einzelnen Stellen dunklere Tupfen bemerkbar. Am andern Tage ist gewöhnlich schon dunkelbraune Färbung und Brandbildung eingetreten, das Fieber geht ins Tor-pide über, und grosse Hinfälligkeit, Kreuzschwädie, völlige Appetitlosigkeit sind augenfällige Erscheinungen.
Aetiologie. Zuweilen magnbsp; die erysipclatöse Krankheitsconstitution diese
Form ohne weiteres Hinzuthuunbsp; hervorrufen ; in anderen Fällen sind leichte
Quetschungen, Erkältungen etc.nbsp; Weckungsmittel, oder sie entsteht in Folge von Metastase.
Die Prognose wird bei Brandbildung sehr ungünstig seyn.
Behandlung. Massig entzündungswidrige mit hautbethätigenden Mitteln, als ein Aderlass am Schwänze, der Gebrauch des 'Weinsteinrahms mit Schwe­fel, dem noch Campher zugesetzt wird, wenn das Fieber den torpiden Cha­racter angenommen hat und das örtliche Ucbel branddrohend ist. Oertlich benutzt man Umschläge von Weizenldeie, nach Umständen mit Chamillen. Zum diätetischen Genüsse beim Eber saure Milch.
Hodensack-Bruch vide Leistenbruch.
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Hodensack-Entzündung — Hodensack- und Samenstrang-Fistel.
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Hodensack-Entzündung vide Ilodensack- und Schlauch­entzündung.
Hodensack-Netzbruch vide Leibbrüche.
Nr. 366. Die Hodensack- und Samenstrang-Fistel
erkennt man an dem Eiter oder der jauchigen Flüssigkeit, welche ans einer engen callösen Oeffnnng des Hodensackes resp. des untern Endes vom ge­schwollenen harten Samenstrange und der Scheidenhaut hervordringt, wodurch die innere Fläche der Hinterschcnkcl mehr oder weniger besudelt wird. Mit­telst einer Sonde kann man von jener Fistclüffnung aas in eine mit Eiter mehr oder weniger gefüllte Höhle des Hodensackes, oder in einen Fistelcanal des entarteten Samenstranges gelangen. Gewöhnlich zeigen bei diesem Leiden die Thiere einen gespannten Gang mit dem Hinterschenkel, wo die Entartung sich findet.
Richter in Eisleben warnt, auf mehr als 30jährige Erfahrung gestützt, in Magazin XIV, 457, damit nicht Callositäten an der Spitze des Samenstran­ges zu verwechseln, die oft faustgross sind und vom Mittelpuncte her Eiter liefern, und die dadurch entstehen, wenn der Samenstrang mit dem Hodensacke verwachst; sie sollen wol 12 — 20 Wochen und länger dauern und gewöhnlich ohne ärztliche Hilfe heilen.
Ursachen der Ilodensachfstd können überhaupt Verwundungen des Ho­densackes, aber auch die Castration seyn, besonders wenn die Wunde zu klein gemacht wird und vor dem Abstossen des Samenstrangrestes sich schliesst.
Die SamenslratifffUieln entstehen aber namentlich gern etwa 14 Tage nach der Castration, wenn die Thiere bei oder bald nach der Castra­tion eine Erkältung erlitten haben; auch sollen wiederholte mechanische Eei-zDugen z. 13. bei dem Untersuchen oder zu vielem Reinigen der Wunde, oder durch das Abwischen zu vielen Aetzmittels in den Castrirkluppen am Samen­strange Schuld seyn. Zuweilen darf man mit Recht aber auch Krankheits-ablagerungen beschuldigen, da sie hin und wieder bei längst castrirten Thieren sich entwickeln. So hatte ich einen Fall bei einem Wallach im Jahre 1855 zu begutachten und, als Anatomiepferd angekauft, operiren zu lassen, dessen beide durch die Castration verkürzte Samenstränge zu einer unkennbaren, thcils harten, thcils verjauchten Krcbsinasse verschmolzen waren; die Castration hatte aber wenigstens 10 Jahre zuvor statt gefunden.
Prognose. Wenn die durch Verwundungen resp. durch die Castration herbeigeführten Fisteln den Leistenting noch nicht erreicht haben, so dass die
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Hoden-Fleischbruch — Hodensack-Bruch.
Darnach ist auch die Beurthcilang zu machen.
Genügt zur Heilung dieses Leidens nach mechanischen Einwirhungen die Anwendung der zertheilenden resp. -warmen, schleimigen und ätherischen Mittel, oder des Seifenwassers, der Kaliauflösung, der Aschenlauge nicht, so ist vielleicht noch die graue Quecksilbersalbe, oder die Jodsalbc bei dem Mit­gebrauche abführender und auf das Lymphsystcra wirkender allgemeiner Mittel (Calomel, Antimonialien, Jod) erspriesslich. Muss aber das letzte Mittel, die Castration (durch Abdrehen nach Anlegung der Zange — Rcpertor. XVIII, 199) gebraucht werden, so ist nothwendig eine eingreifendere Trennung notli-wendig, um den Samenstrang frei zu legen, als in den gewöhnlichen Fällen, ja es ist die in Mitleidenschaft gezogene verdickte Scheidenhaut mit dem Ho­den und Nebenhoden zu entfernen.
Nr. 365. Der Hoden-Eothlauf, Erythrorchidion.
Es mag das Vorkommen dieser Krankheitsform nicht gar selten seyn, gewöhnlich legt man ihm aber einen andern Character bei. Deutlicher tritt er als solcher beim Eber und vielleicht beim Schafbock hervor.
Symptome. Die Krankheit beginnt im Ganzen unter den Zufällen des Rothlauffiebers, worauf der eine oder andere Hode, gewöhnlich aber beide in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Volumen schmerzhaft anschwellen: die Ge­schwulst ist mehr teigig, oder derb, prall, der Hodensack ist bis auf den Schlauch hin geschwollen, bei heller Hautfarbe im Ganzen oder stellenweise erysipelatös geröthet, und bei weitcrem Fortschreiten machen sich an einzelnen Stellen dunklere Tupfen bemerkbar. Am andern Tage ist gewöhnlich schon dunkelbraune Färbung und Brandbildung eingetreten, das Fieber geht ins Tor-pide über, und grosse Hinfälligkeit, Kreuzschwädie, völlige Appetitlosigkeit sind augenfällige Erscheinungen.
Aetiologie. Zuweilen magnbsp; die erysipclatöse Krankheitsconstitution diese
Form ohne weiteres Hinzuthuunbsp; hervorrufen ; in anderen Fällen sind leichte
Quetschungen, Erkältungen etc.nbsp; Weckungsmittel, oder sie entsteht in Folge von Metastase.
Die Prognose wird bei Brandbildung sehr ungünstig seyn.
Behandlung. Massig entzündungswidrige mit hautbethätigenden Mitteln, als ein Aderlass am Schwänze, der Gebrauch des 'Weinsteinrahms mit Schwe­fel, dem noch Campher zugesetzt wird, wenn das Fieber den torpiden Cha­racter angenommen hat und das örtliche Ucbel branddrohend ist. Oertlich benutzt man Umschläge von Weizenldeie, nach Umständen mit Chamillen. Zum diätetischen Genüsse beim Eber saure Milch.
Hodensack-Bruch vide Leistenbruch.
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Hodensack-Entzündung — Hodensack- und Samenstrang-Fistel.
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Hodensack-Entzündung vide Ilodensack- und Schlauch­entzündung.
Hodensack-Netzbruch vide Leibbrüche.
Nr. 366. Die Hodensack- und Samenstrang-Fistel
erkennt man an dem Eiter oder der jauchigen Flüssigkeit, welche ans einer engen callösen Oeffnnng des Hodensackes resp. des untern Endes vom ge­schwollenen harten Samenstrange und der Scheidenhaut hervordringt, wodurch die innere Fläche der Hinterschcnkcl mehr oder weniger besudelt wird. Mit­telst einer Sonde kann man von jener Fistclüffnung aas in eine mit Eiter mehr oder weniger gefüllte Höhle des Hodensackes, oder in einen Fistelcanal des entarteten Samenstranges gelangen. Gewöhnlich zeigen bei diesem Leiden die Thiere einen gespannten Gang mit dem Hinterschenkel, wo die Entartung sich findet.
Richter in Eisleben warnt, auf mehr als 30jährige Erfahrung gestützt, in Magazin XIV, 457, damit nicht Callositäten an der Spitze des Samenstran­ges zu verwechseln, die oft faustgross sind und vom Mittelpuncte her Eiter liefern, und die dadurch entstehen, wenn der Samenstrang mit dem Hodensacke verwachst; sie sollen wol 12 — 20 Wochen und länger dauern und gewöhnlich ohne ärztliche Hilfe heilen.
Ursachen der Ilodensachfstd können überhaupt Verwundungen des Ho­densackes, aber auch die Castration seyn, besonders wenn die Wunde zu klein gemacht wird und vor dem Abstossen des Samenstrangrestes sich schliesst.
Die SamenslratifffUieln entstehen aber namentlich gern etwa 14 Tage nach der Castration, wenn die Thiere bei oder bald nach der Castra­tion eine Erkältung erlitten haben; auch sollen wiederholte mechanische Eei-zDugen z. 13. bei dem Untersuchen oder zu vielem Reinigen der Wunde, oder durch das Abwischen zu vielen Aetzmittels in den Castrirkluppen am Samen­strange Schuld seyn. Zuweilen darf man mit Recht aber auch Krankheits-ablagerungen beschuldigen, da sie hin und wieder bei längst castrirten Thieren sich entwickeln. So hatte ich einen Fall bei einem Wallach im Jahre 1855 zu begutachten und, als Anatomiepferd angekauft, operiren zu lassen, dessen beide durch die Castration verkürzte Samenstränge zu einer unkennbaren, thcils harten, thcils verjauchten Krcbsinasse verschmolzen waren; die Castration hatte aber wenigstens 10 Jahre zuvor statt gefunden.
Prognose. Wenn die durch Verwundungen resp. durch die Castration herbeigeführten Fisteln den Leistenting noch nicht erreicht haben, so dass die
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Hoden-Fleischbruch — Hodensack-Bruch.
Darnach ist auch die Beurthcilang zu machen.
Genügt zur Heilung dieses Leidens nach mechanischen Einwirhungen die Anwendung der zertheilenden resp. -warmen, schleimigen und ätherischen Mittel, oder des Seifenwassers, der Kaliauflösung, der Aschenlauge nicht, so ist vielleicht noch die graue Quecksilbersalbe, oder die Jodsalbc bei dem Mit­gebrauche abführender und auf das Lymphsystcra wirkender allgemeiner Mittel (Calomel, Antimonialien, Jod) erspriesslich. Muss aber das letzte Mittel, die Castration (durch Abdrehen nach Anlegung der Zange — Rcpertor. XVIII, 199) gebraucht werden, so ist nothwendig eine eingreifendere Trennung notli-wendig, um den Samenstrang frei zu legen, als in den gewöhnlichen Fällen, ja es ist die in Mitleidenschaft gezogene verdickte Scheidenhaut mit dem Ho­den und Nebenhoden zu entfernen.
Nr. 365. Der Hoden-Eothlauf, Erythrorchidion.
Es mag das Vorkommen dieser Krankheitsform nicht gar selten seyn, gewöhnlich legt man ihm aber einen andern Character bei. Deutlicher tritt er als solcher beim Eber und vielleicht beim Schafbock hervor.
Symptome. Die Krankheit beginnt im Ganzen unter den Zufällen des Rothlauffiebers, worauf der eine oder andere Hode, gewöhnlich aber beide in kurzer Zeit zu einem bedeutenden Volumen schmerzhaft anschwellen: die Ge­schwulst ist mehr teigig, oder derb, prall, der Hodensack ist bis auf den Schlauch hin geschwollen, bei heller Hautfarbe im Ganzen oder stellenweise erysipelatös geröthet, und bei weitcrem Fortschreiten machen sich an einzelnen Stellen dunklere Tupfen bemerkbar. Am andern Tage ist gewöhnlich schon dunkelbraune Färbung und Brandbildung eingetreten, das Fieber geht ins Tor-pide über, und grosse Hinfälligkeit, Kreuzschwädie, völlige Appetitlosigkeit sind augenfällige Erscheinungen.
Aetiologie. Zuweilen magnbsp; die erysipclatöse Krankheitsconstitution diese
Form ohne weiteres Hinzuthuunbsp; hervorrufen ; in anderen Fällen sind leichte
Quetschungen, Erkältungen etc.nbsp; Weckungsmittel, oder sie entsteht in Folge von Metastase.
Die Prognose wird bei Brandbildung sehr ungünstig seyn.
Behandlung. Massig entzündungswidrige mit hautbethätigenden Mitteln, als ein Aderlass am Schwänze, der Gebrauch des 'Weinsteinrahms mit Schwe­fel, dem noch Campher zugesetzt wird, wenn das Fieber den torpiden Cha­racter angenommen hat und das örtliche Ucbel branddrohend ist. Oertlich benutzt man Umschläge von Weizenldeie, nach Umständen mit Chamillen. Zum diätetischen Genüsse beim Eber saure Milch.
Hodensack-Bruch vide Leistenbruch.
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Hodensack-Entzündung — Hodensack- und Samenstrang-Fistel.
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Hodensack-Entzündung vide Ilodensack- und Schlauch­entzündung.
Hodensack-Netzbruch vide Leibbrüche.
Nr. 366. Die Hodensack- und Samenstrang-Fistel
erkennt man an dem Eiter oder der jauchigen Flüssigkeit, welche ans einer engen callösen Oeffnnng des Hodensackes resp. des untern Endes vom ge­schwollenen harten Samenstrange und der Scheidenhaut hervordringt, wodurch die innere Fläche der Hinterschcnkcl mehr oder weniger besudelt wird. Mit­telst einer Sonde kann man von jener Fistclüffnung aas in eine mit Eiter mehr oder weniger gefüllte Höhle des Hodensackes, oder in einen Fistelcanal des entarteten Samenstranges gelangen. Gewöhnlich zeigen bei diesem Leiden die Thiere einen gespannten Gang mit dem Hinterschenkel, wo die Entartung sich findet.
Richter in Eisleben warnt, auf mehr als 30jährige Erfahrung gestützt, in Magazin XIV, 457, damit nicht Callositäten an der Spitze des Samenstran­ges zu verwechseln, die oft faustgross sind und vom Mittelpuncte her Eiter liefern, und die dadurch entstehen, wenn der Samenstrang mit dem Hodensacke verwachst; sie sollen wol 12 — 20 Wochen und länger dauern und gewöhnlich ohne ärztliche Hilfe heilen.
Ursachen der Ilodensachfstd können überhaupt Verwundungen des Ho­densackes, aber auch die Castration seyn, besonders wenn die Wunde zu klein gemacht wird und vor dem Abstossen des Samenstrangrestes sich schliesst.
Die SamenslratifffUieln entstehen aber namentlich gern etwa 14 Tage nach der Castration, wenn die Thiere bei oder bald nach der Castra­tion eine Erkältung erlitten haben; auch sollen wiederholte mechanische Eei-zDugen z. 13. bei dem Untersuchen oder zu vielem Reinigen der Wunde, oder durch das Abwischen zu vielen Aetzmittels in den Castrirkluppen am Samen­strange Schuld seyn. Zuweilen darf man mit Recht aber auch Krankheits-ablagerungen beschuldigen, da sie hin und wieder bei längst castrirten Thieren sich entwickeln. So hatte ich einen Fall bei einem Wallach im Jahre 1855 zu begutachten und, als Anatomiepferd angekauft, operiren zu lassen, dessen beide durch die Castration verkürzte Samenstränge zu einer unkennbaren, thcils harten, thcils verjauchten Krcbsinasse verschmolzen waren; die Castration hatte aber wenigstens 10 Jahre zuvor statt gefunden.
Prognose. Wenn die durch Verwundungen resp. durch die Castration herbeigeführten Fisteln den Leistenting noch nicht erreicht haben, so dass die
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332nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hornfortsatz-Bruch — Hornhaut-Fell.
leim Hornvieh vor, wenn es auf hartem Boden niederstürzt, oder es sonst eine starke Gewalt dortselbst erleidet. Gewöhnlich sind es Längenbrüche und diese unvollkommen oder vollkommen. Manchmal brechen sie völlig ab; diese Brüche aber nahe am platten Theilo des Stirnbeins haben oft nicht nur, wie jene, schädliche Folgen für sie als Zugvieh, sondern es können auch Splitter die Schleimhaut reizen, es kann starke Blutung, Entzündung derselben, lang­wierige Eiterung, Verdickung und Polypenbildung eintreten.
Behandlung. Ein zweckmässiger Kleister- oder Leimverband, wenn etwaige Splittcrung beseitigt worden ist, ja vielleicht anfänglich kühlende Waschungen und auch innerlich entzündungswidrige Mittel, und bei Querbrüchen, wodurch der obere Tlicil des Knochenzapfens gänzlich abgebrochen ist, vor­erst Reinigung der Höhle von etwa ergossenem Blute und eingedrungenen und anhängenden Splittern, sodann bestmöglichster Verschluss des Canals mit weichem Werge, das man am andern Hörne befestigt, um die atmosphärische Luft oder andere fremde Körper abzuhalten, um der weitern Blutung zu wehren, der man überdiess noch die eigentlichen blutstillenden Mittel entgegen setzt, sind die anfangs nothwendigen Mittel, denen bis zur Verheilung weitere Verbände, beim Querbruch die Einführung eines Wergpfropfes oder Korkstöpsels nach Bedürfniss nachfolgen. Um im Sommer diese wunden Theile gegen die Plage der Insecten zu schützen, kann man den Verband mit bitteren Pflanzenab­kochungen, mit Theer oder stinkendem Thieröl bestreichen.
Nr. 376. Die Hornhaut-Entzündung kommt sowol nach Verletzungen der Hornhaut vor; sie ist aber auch der Be­gleiter anderer Augenentzündungen; desgleichen hat man sie im Verlaufe der Pocken und der Hundeseuche beobachtet.
Symptome. Sie verräth sich durch grosse Schmerzhaftigkeit, durch er­loschenen Glanz und durch Trübung des zwischen ihren Lamellen befindlichen Fluidums, indem sich ein eiweisshaltiges Blutserum ergossen hat, in Folge des­sen weiter Pustel- und Absccssbildung, oder örtliche und allgemeine Ver­wachsung der Hornhautlamellen und Hornhautflecke oder allgemeine Hornhautverdunklung entstehen.
Nr. 377. Das Hornhaut-Fell, Fannus s. Pterygium, ist eine Verdickung des über die durchsichtige Hornhaut hingehenden feinen Bindehautfortsatzes.
Aetiologie, Dasselbe kommt bei allen Hausthieren vor. Gelegenheitsur-sachen sind äusserc chronische AugenentzUndungen, besonders wenn diese durch fremde Körper angefacht und unterhalten werden.
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Hornhaut-Fell — Uornhaut-Flcek und die Hornliaut-Verdunklung:.
333
Symptome. Es ist entweder von fleischähnlicber Farbe und gcfässrcich, oder es Lat bei längerer Dauer ein weissliches Ansehen, bei Hunden finden sich darin wol auch schwarze Ablagerungen. Mitunter ist die Verdickung in der Mitte am stärksten, übrigens ist es auf dsr Oberfläche glatt, oder mehr uneben, körnig, flockig. Gewöhnlich liegt es auf der Hornhaut straff auf, oder es ist locker, beweglich.
Prognose. Die Beseitigung desselben findet mancherlei Schwierigkeiten, und wenn damit eine krankhafte Veränderung der durchsichtigen Hornhaut verbunden ist, liegt die Gefahr für den dauernden Verlust des Sehvermögens noch näher.
Behandlung, Der fortwirkenden Veranlassung tritt man natürlich zuerst entgegen, beseitigt somit fremde Körper, wirkt auf die Verheilung einer Ver­wundung hin und gebraucht sodann Augenwässer von Arnica mit Auflösungen von weissem Vitriol, Augenstein, ferner den weissen Vitriol mit Fett, die rothe Präcipitatsalbe. Ist dadurch die Beseitigung nicht möglich, so muss der schwierige operative Weg eingeschlagen werden. Man touchirt dasselbe an der Grenze der durchsichtigen Hornhaut mit Höllenstein, oder schneidet hier eine Falte aus, oder nimmt die Unterbindung mittelst eines Seidenfadens vor, und entzieht ihm dadurch die weitere Verbindung und Nahrung. Bei einer losen Verbindung mit der durchsichtigen Hornhaut ist es mittelst Pincette und Messer auch wol gründlich zu entfernen. Gegen die nachfolgende Blutung und Entzündung Bähungen mit kaltem Wasser.
Nr. 378.
Der Ilornliaut-Fleck und die Hornhaut-Verdunkelung, Macula et
Obtusio Corneao.
In und auf der durchsichtigen Hornhaut bilden sich in Folge von Er-giessung bei Entzündung undurchsichtige Stellen und allgemeine Verdunkelung oder Unwegsamkeit für den Lichteintritt und somit fehlerhaftes, zu Scheue etc. Veranlassung gebendes, oder ganz behindertes Sehen.
Symptome. Sind die Entzündungssymptome vorüber gegangen, so wird das Tlüer das Auge offen halten. Die Umänderung der durchsichtigen Horn­haut ist durch die bläuliche oder grauliche oder matt- oder glänzendweisse Farbe besonders erkennbar; in der Mitte ist gewöhnlich die Verdunklung am stärksten ; die Oberfläche ist meist glatt, bei sehr veralteten zuweilen selbst körnig und uneben.
Diagnose. 1) Hornhautnarben, welche perlmutterartig, in der Re­gel schärfer begrenzt, vertieft und uneben sind. 2) Trübung der Horn­haut oder der wässrigen Feuchtigkeit oder beider durch Druse und in Folge des Zahnens.
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334 Hornhaut-Fleck und die Hornhaut-Verdunklung — Hornhaut-Verwundungen.
Dio Prognose wird nach der Dauer und Dichtigkeit der Verdunklung verschieden ühelartig seyn.
Behandlung. Wenn bei mechanischen Ursachen gegen die Hornhaut­entzündung am besten das lialte Wasser, am ungeeignetsten Bleimittel zu ge­brauchen sind, die anderen Arten aber eben ihrer Art nach behandelt wer­den müssen, so gebrauchen wir dagegen bei geschehenen Verdunklungen, wenn sie weniger veraltet und intensiv sind, die Zinksalbe, ein Liniment von Calomel, Belladonnaoxtract ana Baumöl |j; ausserdem die einfache und safranhaltige Opiumtinctur, Auflösungen von kohlensaurem Natron und Kali, die rotho Prä-cipitatsalbe ohne oder mit Caropher, das ranzige Aalfett, den Fischthran, das Nussöl mit Cantharidenpulver (5jj — Gr. j). Purganzen unterstützen die ört­liche Cur.
Nr. 379. Hornhaut - Geschwüre entstehen aus Hornhautabscessen, oder wenn zufällig, oder durch Kunst, oder durch Krankheit Oeffnungen in der Hornhaut hervorgerufen werden, und durch unzweckmässigo Behandlung oder durch üble Körperbeschaffenheit eine scharfe Flüssigkeit daselbst fortwährend abgesondert wird, womit nicht allein eine wei­tere Zerstörung der Hornhaut sich verbindet, sondern wol auch das Aus-fliessen der wässrigen, ja aller Augenfeuchtigkeiten bewirkt, selbst zum Vor­falle der Regenbogenhaut Veranlassung gegeben wird.
Nach Umständen sind dagegen vorerst noch cntzllndungswidrige, später zusammenziehende und eine guto Granulation herbeiführende Mittel z. B. eine Solution von Lapid. divin. — 5j in Aq. destill., oder bei bedeutender Tor-piditüt oder Schlaffheit des Geschwürs in Aq. MentL pip. |jv mit einem Zu­sätze von Landau, liq. Sydenh. 5j, selbst das Aetzcn mit Höllenstein hierbei in Anwendung zu bringen.
Bei einem Pferde, das an chronischem Hörntautgeschwüre und Blind­heit des rechten Auges litt, hatte Dupuy alle Heilmittel nutzlos angewendet. Bei genauerer Untersuchung fand sich eine Geschwulst in der Maxillargegend derselben Seite. Die Abtragung derselben bewirkte die Heilung des Horn­hautgeschwürs, wie durch einen Zauberschlag. Einige Zeit darauf zeigte sich aber das Augenleiden wieder. Man fand, dass der Jocbbogen unter der früheren Geschwulst krank war. Nachdem die Cauterisation die Heilung auch dieses Knochenleidens bewirkt hatte, wurde auch zu gleicher Zeit wieder die Augen­krankheit geheilt.
Hornhaut-Verdunklung vide Hornhaut-Fleck.
Hornhaut-Verwundungen vide Augapfel-Verletzungen und Augeneu tzUudung.
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Hornkluft — Hornspaltc
335
Nr. 380.
Die Hornklutt
ist eine Trennung der Hornwand gegen den Lauf der Fasern, manchmal gar in liorizontaler Richtung, Fissura Ungulao transversa, und nicht selten mit wei­terem Substanzverlust.
Ursachen sind Verwundungen und Geschwüre an der Flcischkrono von Vernagelungcn und Steingallen, die in Eiterung übcgegangen sind und wo der Eiter nach der Krone drängend, den Saum abgelöst; besonders aber sind es tief gehende Kronlritte, namentlich von Längenscharfstollen.
liehandlung. Von der Krone abgetrennte Ilorniheilc sind mit dem Mes­ser wegzunehmen und die frische Verletzung selbst mit kalten Umschlägen, darauf mit Arquebusade, Branntwein, und noch später nöthigenfalls mit der Eitersalbo oder mit der Myrrhen- oder Aloëtinctur zu behandeln. Ist aber die frisch entstandene Verletzung durch starke Entzündung trocken, wodurch das Thier stark lahmt, so müssen nachdrücklich kühlende, oder bei grosser Schmerzhaftigkeit warme erweichende Bäder angewendet werden. Die trockne veraltete Hornkluft wird mit Klebwachs ausgefüllt, damit keine Unreinigkeiten eindringen können, nachdem mau sich jedenfalls überzeugt hat, dass derglei­chen nicht schon vorhanden sind.
Ist sie bereits stark herabgewachsen, so wird der untere Thei! der Horn­wand etwas nicdcrgcschnitten, da der Druck des Eisens übel wirken würde; es dürfen hier ferner keine Nägel geschlagen, wol aber muss ein Eisen mit einer, ja mit zwei Kappen aufgeschlagen werden, um das vorzeitige Ausbrechen zu verhindern. Oder es ist das abgetrennte Stück ganz wegzunehmen, wenn esvschr locker ist, und besonders nahe am Tragerande sich befindet; die ent-blösete Stelle ist sodann so, wie bei den Hornspalten angedeutet, zu verbinden. Um endlich Reizung und Druck auf die inneren Theile abzuwenden und das Wachsthum des Horns zu befördern, beseitigt mau alle etwa drückenden Ur-sächlichkciten, nimmt insbesondere auch etwa eingebogene Hornränder mit dem Messer weg und schlägt den ganzen Huf öfters mit Kuhmist ein und ge­braucht eine gute Hufsalbe.
Nr. 381. Die Hornspalte
ist eine Trennung an irgend einem Theile der Hornwand (Zehen-. Seiten-, Fer­sen- und Eckstrebens palten) lings ihrer Fasern, Fissura Ungulae cor-neae longitudinalis, und entweder von oben nach unten-, oder von unten nach oben-, oder durchgehend; ferner nur oberflächlich (Hornriss), oder die ganze Hornmasse durchdringend; in letzterem Falle die Ränder nahe an einander liegend, oder für den Eintritt der Fleischwand innerhalb geöffnet, oder ganz
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336nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hornspalte.
offen stehend, oder bei den Trachtenspalten gar über einander liegend und selbst von der Fleischwand getrennt. Eckstrebcnspalten wird man ausser der plötzlichen und starken Lähme, die wie bei einem Nageltritte sich zeigt, dadurch erst erkennen, dass die Leidenden eine grosse Empfindlichkeit beim Zusam­mendrücken der Trachten verrathen. Nach dem Abnehmen des Eisens und dem Wegnehmen einiger Späne des Eckstrebenhornes sieht man auch die Tren­nung und öfters auch Blutunterlaufung, sowie ihre Beweglichkeit beim Ge­brauche der Visitirzange.
Je mehr durch Hornspalten die'Fleischwand, namentlich aber die Fleisch­krone gedrückt, gerieben und äusseren Einflüssen blosgestellt wird, um so eher geben sie zu Blutung, Eiterung, Auftreibung der Krone und Lähme Anlass. Diese letztere tritt daher am ehesten bei Bewegungen und Anstrengungen auf hartem Boden ein.
Auch beim Rindvieh findet man oftmals Hornspalten und Hornklüfte, die, wenn dadurch die Fleischtheile gereizt werden, schmerzhaftes Hinken ver­ursachen.
Ursachen sind Krontritte und Geschwüre, wodurch der Zusammenhang der Horn- und Weichtheilc aufgehoben und das Wachsthum des Horns behin­dert wird. Sodann ist das Abraspeln der Wände, die Vertrocknung dünner Wände, Sprödigkeit und Mürbheit, sowie starkes Niederschneiden derselben, ungleiches Aufliegen und Verbiegung der Hufeisen, Zersplitterung des Horns durch starke Hufnägel, Barfussgehen auf rauhen Wegen und gewaltsames Auf­treten beim Springen zu beschuldigen. Letzteres macht sich namentlich bei Eckstrebenspalten geltend, insbesondere bei Reitpferden mit spröden Hufen. Auch wurde die Beobachtung gemacht, dass unter 35 Füllen eines Hengstes 12 davon wieder Hornspalten und zwar an demselben Fusse wie der Hengst hatten; bei einem andern dieser Füllen fand sich solche an einem andern Fuss (Canstatt's J. 1855, S. 12).
Prognose. Ausser dass die Hornspalten sehr langwierige üebcl sind, dass sie den Gebrauch mehr oder weniger stören, geben sie oft auch zu Ent­artungen und zu bleibender Schiefheit der Hufe Anlass
Behandlung. Gelingt es auch nicht, die vorhandene Spalte durch orga­nische Masse zu vereinigen, so ist sie doch insofern einer Behandlung zugängig und einer Heilung fähig, dass das Horn nach und nach herunter wächst, was bei den Fersenspalten in ungefähr 4 — 6, bei den Seitenspalten in 6 — 9, bei den Zehenspalten in 9—12 Monaten möglich ist. Doch darf man dabei nicht müssiger Zuschauer bleiben, man muss vielmehr der Vertrocknung der Hufe durch Einschlagen mit Kuhmist und durch eine gute Hufsalbe und entsprechen­den Beschlag begegnen.
Um die Zufälle der Lähme zu beseitigen, ist bei Entzündung der Fleisch-
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Hornspalten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33T
wand der Gebrauch kalter Fussbäder und strenge Ruhe, bei blutenden Spal­ten die quot;Waschung mit verdünntem Branntwein, und nachdem sie trocken ge­worden, das Ausfüllen mit Klebwachs nothwendig.
Hat sich die Hornwand von der Krone aus getrennt und der Saumrand gelöst, so sind diese Horntheilcheu mit SchoLung der Flcischkrone mittelst des Messers zu entfernen, und die entblüsete Stolle, wenn sie blutet, wie oben bedeutet, ausserdem aber mit Wergbauschen, die mit der Eiter- oder Basili-cunualbe bestrichen worden sind, zu verbinden. Ist aber bei Kronspalten der Saum von der Krone nicht getrennt, so thut man wohl, diess durch Einreiben von Cantharidensalbe zu bewerkstelligen und das Abgetrennte durch das Messer zu entfernen.
Damit eine nicht durchgehende Spalte nicht weiter dringe und durch­gehend werde, ist mit einer feinen Säge oder mit einem messerförmigen roth-glühenden Eisen bei der Trennung von oben nach unten: am Ende dieser, oder am obern Ende, wenn sie von unten nach oben geht, eine Querrinne zu ma­chen. In einzelnen Fällen sorgt die Natur selbst dafür, dass die Hornspalte sich nicht vergrössert, indem sich am untern Ende ein Hornwall bildet, der freilich aber wieder insofern ungünstig wirkt, weil er auf die Fleischwand und auf das Hufbein drückt.
Hervorgetretene Fleichwandtheile, welche die Blutung und die Lähme unterhalten und nach Hube und jenen Waschungen, oder durch 'Wergbauschen, die mit Branntwein oder Aloëtinctur getränkt worden sind, nicht zurücktreten, entfernt man mit dem Messer, nachdem die nach innen umgebogenen Ränder der Hornspalte dünn geschnitten worden sind, damit die hier entzündeten Fleischtheile nicht ferner gequetscht werden, und füllt desgleichen die OelTnung mit Klebwachs aus.
Findet eine beträchtliche quot;Wucherung der Fleischwand nach aussen statt, und kann man deswegen zu den Hornwandrändern nicht gelangen, um sie em­pfohlener Massen zu entfernen, so thut man wohl, das Thicr niederzuwerfen und mit einem Rinnmesser zu jeder Seite des Spaltes eine Rinne bis fast zur Fleisch­wand vom Saume bis zum Tragerande herab zu schneiden; desgleichen schnei­det man eine Rinne in die weisse Linie und vereinigt damit jene beiden Horn-wandrinnen, und hilft mit dem lorbcerblattförmigen Messer nach, wo jene ope-rirten Hornwandtheile nicht vollkommen durchschnitten waren. Darauf wer­den die untern Enden der getrennten Horntheile in die Höhe gehoben und in ihrer ganzen Länge, also bis zum Saume von der Fleischwand abgetrennt, und darnach die nun zugängigere Fleischwuchcrung mit der Scheere entfernt, und ein geschlossenes Eisen, das vorher schon aufgenagelt worden, aber voi­der Operation wieder abgenommen worden war, aufgeheftet, die ganze quot;Wund-fläche mit einem Wergpolster bedeckt und auf diesem eine breite Pnppschiene mittelst einer Zirkelbinde befestigt, worauf gewöhnlich noch entzündungswidrige,
t'ilke, Krankli. d. Hausth,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
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338nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ilornspaltcn.
und bei eintretender ergiebiger Eiterung mild austrocknende Mittel nothwen-dig werden.
Uebrigcns darf das Eisen nur mit möglicbst schwachen Nägeln aufgehef­tet, ja es dürfen in der Nähe der Hornspalte gar keine Nägel geschlagen wer­den; ebensowenig darf daselbst das Eisen zum Aufliegen kommen, weshalb bei den Zehen- und Seitenspalten der Tragrand vor und hinter der Spalte so stark niedergeschnitten werden muss, dass das Eisen hier hohl liegt; doch kann man, damit sich kein ünrath einfüttert, die Höhlung mit Klebwachs aus­füllen. Der Beschlag ist öfters zu erneuern, damit das Aufliegen abgewendet wird. Bei den Ferscnspaltcn gebraucht man ein Eisen, das an dem Arme, der die Hornwand decken soll, keinen Stollen, aber die nöthige, eine Biegung und ungleichen Tritt verhindernde Dicke hat, wobei noch von der Spalte bis zum Ende des Hufes der Tragerand genügend niedergeschnitten wird; oder man gebraucht das vor dem Spaltcntheile knieförmig abgebogene und vor der Abbiegung durch einen Beistollen gesicherte, übrigens geschlossene Eisen.
Klaffen die Ränder der Hornspalte, oder trennt sich gar bei der Fcrsen-spalte die Horn- von der Fleischwand, so sind Kappen aufzuziehen, oder man nimmt das Abgetrennte ganz weg und verbindet die entblösete Fleischwand mit Werg und einer massig fest angelegten Binde, worauf sich neue Hornmassc an dieser Stelle bald wieder erzeugt.
Auch bei der Zehcnspalte sind jene Kappen und dabei statt des einen
__ zwei Seitengriffe unerlässlich, wenn man es nicht vorzieht, das Langcn-
bachersche Scharniereisen in Anwendung zu bringen, womit freilich keine Wcich-theile in die Spalte eingeldemrat werden dürfen.
Der Anwendung dieses Eisens für Zehenspalten reiht sicli die Behand­lung der Hornspalten im Allgemeinen mittelst Hcftens derselben an. Thierarzt Haupt in Moskau beschreibt diess Verfahren in Magauin XXI, S. 217 u. sqq. folgendermassen: Ein Hufnagel von bester Eigenschaft, also von weichem zähem Eisen, wird gehörig verschmächtigt, desgleichen mit Zwicke versehen, und der Kopf verkleinert. Der von Unreinigkcitcn gesäuberte, keineswegs aber an seinen Rändern zu beschneidende Spalt wird nun der Art soviel als möglich zusam­mengezogen , dass man einige Linien von dem einen Spaltrande entfernt, eine kleine Kerbe in die Wand schneidet und in dieser Kerbe vorerst mit einem gewöhnlichen gutgespitzten Hufnagel eine Vorbohrung bewirkt, worauf der vor­gerichtete Nagel mit nach aussen gerichteter Zwicke eingesetzt und durch hin­reichend starke Ilammerschläge auf den Kopf in gehörig flacher Richtung nach innen durch den ersten, und in gleicher Richtung durch den zweiten Rand von innen nach oben und aussen so durchgetrieben wird, dass er wieder einige Linien vom Rande hervorgeht. Auf diesem Wege darf er die Fleischwand durchaus nicht berühren. Der Nagel wird bis dahin, wo der Kopf in der Kerbe steht, eingeschlagen, die Spaltränder werden, wie gesagt, soviel'als raög-
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Hornspalten — Iliiftgelenk-Laliinlieit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 339
lieh genähert, das Nagelende wird sodann abgebrochen und vernietet, womit die Operation beendigt ist. Der Heft aber bleibt so lange unberührt liegen, bis die Hufwand nach unten sammt ihm auswiiehst, wenn nicht besondere Umstände etwa neue Hefte nüthig machen Bei durchgehenden Hornspal­ten machen sich auch wol zwei Hefte notlnvendig. Am leichtesten und am besten bewährt sich die Operation bei frischen Spaltungen, schwieriger, wol gar unmöglich ist sie bei schon ausgeschnittenen, weit von einander klaf­fenden, in mehre Theile gcthcilten und geschwürigen Hornspalten. — Wer­den wegen zu tiefen Eindringens des Heftes Entzündungszufiille wahrgenommen, so müssen allerdings die Hefte wieder entfernt und kühlende Mittel, oder roher oder gebrannter Alaun auf das herausgetretene wilde Fleisch, auf das Ge­schwür etc. angewendet, und darnach erst das Heften,, aber vorsichtiger wieder, vorgenommen werden. Diese leichte, aber sehr empfehlenswerthe Operation hat somit das feste, unverrückbare Zusammenhalten der Wundränder und die Verhinderung jeglichen Reibens zum Zwecke, und es heaarf darnach das Thier nur einige Tage Ruhe und Schonung, und sowie die neue Wand vom Saume aus herabwächst, wächst auch der Spalt mehr nach unten und verliert sich, wofern nur das Eisen an dem Spalte nicht aufliegt.
Nr. 382. Hüftgelenk • Lahmheit.
Syn. Hüftweh,
wird jeder vom Hüftgelenk und dessen Umgebung ausgehende Sci.merz ge­nannt. Nicht immer ist, wie Manche annehmen, dazu die Ursache eine rheu­matische, sondern öfters eine mechanische, namentlich Verstauchung und davon wieder abhängig die Erschütterung der Gelenkpfanne; mit der Zeit aber erhält allerdings das Uebel gern einen rheumatischen Anstrich.
Zufälle sind im Stande der Ruhe, dass die Leidenden den Fuss vor­setzen, aber gewöhnlich mit der ganzen Sohle auftreten; bei der Bewegung im Schritt wird der Fuss mehr vorgeschoben, indem der Kopf des Oberschen­kels in der Pfanne nur schmerzhaft sich bewegen kann, ja die Bewegung wird geradezu schleppend, wenn das Thicr über einen hohen Gegenstand oder steil bergan gehen soll, doch auch das Bcrgabgchen macht ihm Schmerzen, sowie das Zurücktreten; im Trabe scheint sich das Becken gegen die kranke Seite hin zu neigen. Hin und wieder wird man auch beim Befühlen der kranken Partie Schmerz und vermehrte Wärme, sowie wol auch einzelne anamnestische Zufälle: Quetschungen, Spuren von angewendeten Mitteln, später Muskelschwund wahrnehmen.
Die Vorhersage ist sehr unbestimmt.
Bei der Section finden sich u. a. zuweilen die in Magazin XX11I, 80 be­schriebenen Erscheinungen des Malum Coxae senile.
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310nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IIüftgcleiik-LuliinlicH — Hiireiilziiiulimg.
Die Behandlung ist der bei Unelahmlieit ganz ilhulidi.
Nr. 383.
Der Hufbein-Bruch
ereignet sich unter denselben Vcrliiiltnissen, wie der Kronbeinbrucli, besonders gt;yeim die Sohle sehr dünn ausgesclmitten und das Eisen mit hohen Stollen und Griffen versehen ist, wie es besonders bei Fuhrmaiinspferden beliebt wird.
Die Zufälle sind anfangs nicht sehr zuverlässige, denn zeigt sich auch das Thier sehr lahm, so klagt es sich doch bei der Untersuchung des Hufes nicht sehr, zuweilen vernimmt man beim Zusammcndrüchen der Trachten ein schwaches Geräusch; jedenfalls lassen nach Berttchsichtigung der Ursache lang­dauernde Zufälle der Entzündung darauf schliessen.
Behandlung. Mit Recht fordert Schrader die grösstmöglichc Euhe, fort­währendes Kühlen und Geschmeidigerhalten des Hufes, den man übrigens in seiner vollen Stärke erhält. Bildet sich Eiterung, so ist die Enllecrung des Eiters sehr zu beachten.
Nr. 384. Der Huf bein - Schwund
tritt in Folge krankhaften Ilornschuhes mehrseitig ein z. B. bei Hornspalten an der Zehe; bei Kchhüfen, deren Deformitäten einen anhaltenden Druck auf das Hufbein, und so Resorption hervorrufen. Jedoch auch durch Eiterung wird eine Zerstörung eintreten.
Dass derartige Veränderungen nicht nur übel Ruf die Form, sondern auch auf die Bewegung zurückwirken, liegt klar vor. Doch soll nach Schra­der ein Pferd, was durch letzgenanntc Ursache das ganze Hufbein verloren hatte, nicht stärker gelahmt haben, als Pferde, die stark an Schale leiden, sich zu klagen pflegen.
Die Behandlung hat besonders die Anzeige gegen die Ursachen zu erfüllen.
Nr. 385. Die Hufontzündung wird sich im Allgemeinen immer durch die gcwölinliclieii Enlziiiuliiiigssymplüiiie, zu qr-kenucii geben.
Mau hat aber den Ursachen nach im Wesentlichen zwei Hauptformcn der Hufentzündung zu unterscheiden:
I. Die, welche vorzugsweise durch mechanische Ursachen, die auf die gefäss- und nervenreichen Weichtheilo der Hufe und Klauen einwirlien, entsteht, als durch besondere Anstrengung eines oder des andern Hufes (Mag.-Suppl. XXI, 116), durch starke Strapazen auf hartem unebenem Boden, Er-
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Hufnitziindiinp:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 341
Bohttttei'nngen und Quetschungen ilcs Hufes, besonders bei zu kurzen und engen Eisen des Hufes, Homspalten, liolilc Wände, Verbiillung, Einbauen, Steingal-len, Quetschungen des Strahles, Krontritt, Nageltritt, Yernagelung etc., wol auch durch das zu starke Aufbrennen des Eisens. Ilufvertrocknung und an­dere Hufgebrechen geben dafür eine besondere und vorherrschende Anlage ab.
Symptome, Sie giebt sich durch vcrmeh.-te Wünnc an einer Partie oder an allen Theilen des Hufes, durch mehr ode,quot; minder starkes Pulsiren der Schien- und Fesselbeinaitcrien, durch Geschwulst der Krone, der Ballen, oft selbst durch Fessel- und Sehnenanschwellung, durch Schonung des leidenden Fusses und dass das Tliier ihn im Staude der Ruhe öfters von einem Orte zum andern setzt, ohne damit im Ganzen, oder mit den Fersen, der innern oder äussern Seite ete. fest aufzutreten, ferner durch Lähme bei der Bewegung zu erkennen. Dieselbe bekundet sich insbesondere, dass das kranke Tliier den Fuss langsam und vorsichtig, besonders auf hartem Boden und oftmals wieder mehr mit der einen oder der andern Stelle des Hufes aufsetzt, dass es selbst im Fesselgelenke nicht gehörig durchtritt, sondern den Fessel mehr in einer senkrechten Stellung erhält, dass es dagegen mit dem andern Fusse schneller und kräftiger auftritt. Beim Visitiren des kranken Fusses mittelst der Zange werden Schmcrzensäusscrungen hervortreten.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist bald sehr rasch, schon in einigen Tagen mit Zertheilung beendet, oder es gehen wol auch vierzehn und mehr Tage darüber hin, besonders wenn sie allgemeiner verbreitet ist und die tieferen Theile, selbst die Hufknochen Theil genommen haben. Ausschwitzurgen sind dann oftmals auch die Folge; Eiterung bewirkt vermehrten Druck und Schmerz, und wenn er nicht bald entleert wird, Trennungen der Horn- und Fleischthcilc und Fisteln; bildet sich Brand aus, so löst sich der Saum von der Krone ab, indem die Krone einsinkt, und eine blutige stinkende Flüssig­keit hervorsiekert und auch die 1'leichbliiltchen der Wand ablöst. Gewöhn­lich lässt bei diesem Ausgange der Schmerz nach.
Die Behandlung besieht hauptsächlich darin, dass man noch fortwirkende Schädlichkeiten entfernt, somit auch gewöhnlich das Eisen abnimmt und, was oft nothig, für ein entsprechenderes sorgt, dass man dem Thiere eine rcich-liclie, weiche Streu giebt und ein laihlendes Verfahren, und zwar den Umstän­den entsprechend entweder Einschläge von gesäuertem Lehmbrei, Baden in kaltem Wasser, oder im Lehmstande, oder Einschläge von Kuhmist oder den Weidegang und gute geschmeidigende Hufsalben #9632; anwendet. Bei grösserer Aus­breitung der Entzündung macht sich zuweilen selbst ein örtlicher oder allge­meiner Aderlass, karge Diät, ein kühlendes Abführmittel und das Verdünnen der Sohle nothwendig, ohne dass aber der Tragerand niedergeschnitten wird. Ergossenes Blut oder Eiter muss eulfernt werden. Bildet sich Brand aus, so
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312nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hufeiitzimdung;.
macht sich die baldige Entfernung der abgetrennten Horntheilc nothwendig, um um so leichter auf die ergriffenen Wcichtheile durch aromatische Bähungen, Holzessig, Chlorkalkauflösungcn etc. -wirken zu können.
Die Verdünnung der Sohle aber, wie die durch Einschläge geschehene Erweichung und die Entblüsung der quot;Weichtheile durch Operationen fordert auch noch eine zeitweise Schonung, nachdem die Zufälle der Entzündung oder ihrer Ausgänge gewichen sind, und einen genügenden Schutz durch den temporären Gebrauch des Deckelcisens, oder durch einen übrigens passenden Beschlag und durch das Ueberziehen der Sohle mit Terpentin.
II. Die fieberhafte Hufentzündung, die entweder von einer zu gehaltreichen Nahrung, wie Roggen, Gerste, Weizen, frischem Klee bei über-grosser Stallruhe (Stall- oder Futterrehe), oder von sehr starken Stra­pazen , besonders auf hartem Boden, und von Erkältung durch plötzliche Ab­kühlung der Körperoberfläche, oder des Verdauungscanales durch den Genuss eines kalten harten Wassers (Wind- und Wasserrehe, rheumatische Hufentzündung) herrührt. Pferde, die bereits daran gelitten haben, oder die sonst mit kranken, zusammengezogenen und vertrockneten Hufen behaftet sind, haben eine besondere Neigung dazu.
Symptome. Die davon befallenen Pferde setzen die ergriffenen Füsse in gestreckter Stellung vor, treten aber damit durch, und nähern, zur Unter­stützung dieser und des ganzen Körpers, die nicht afficirten Füsse den leiden­den. Dabei zeigen sie sehmerzliafte, zitternde oder zuckende Bewegungen bald in dem, bald in jenem ergriffenen Fusse. In noch höherem Grade und auf­fälliger wird diese und manche andere Schmerzensäusserung bemerkt werden, wo alle Hüfc ergriffen sind, sie können dann kaum oder gar nicht mehr stehen. Aber auch das Liegen, wobei sie die Füsse ausstrecken, aber unter Aechzen öfters an den Leib ziehen, ist ihnen für die längere Dauer unmöglich. Des­gleichen ist auch das Athmen öfters sehr erschwert, indem innere, wie äussero Theilc der Brust öfters mit ergriffen sind (Brustrche.) Besonders tritt ein stärkeres und schnelleres Athmen hervor, wenn sie gelegen haben und einmal aufgestanden sind; sie zittern dann auch mehr oder weniger stark mit den er­griffenen Schenkeln, schieben mit dem Körper nach vorwärts, suchen mit dem Halse oder der Brust an der Krippe einen Stützpunct und stöhnen laut.
Die Ortsveränderung ist mit mehr oder weniger bedeutenden Beschwer­den verbunden; die Bewegung ist äusserst gespannt, die Hebung der Schenkel sehr mühsam und das Auftreten geschieht hauptsächlich nur mit den Trachten. Weil Sehnen und Gelenke rheumatisch mit afficirt sind, so hört man von da aus häufig ein Knacken.
Bei solchen Umständen werden die Thiere auch mehr oder minder be­trächtliche Fiebererscheinungen offenbaren, als allgemein erhöhte Körperwärme, vermehrten Durst, harten, sclinelleu Puls, heissen Athem, hohe Röthe der
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Hiifoiiiziiiuluiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;343
Schlcimbaute, verminderte Absoiidcrinigen, nur Schwitzen aus Angst und Schmerz.
Untersucht mau die Iliifc genauer, so fühlen sie sich vermehrt warm an, sind besonders an der Zehe gegen den Druck der Visitirzangc und überhaupt gegen mechanische Eindrücke ausserordentlich empfindlich, der Puls der Schien­bein- und Fesselartcricn ist gross und stark, ilic Füssc schwellen in der Regel mehr und mehr an, und es entstehen Aussclnvitzungen in den Hilfen, nament­lich in den zumeist ergriffenen Wciciitheilen der Zehe, wodurch wieder theil-weise oder gänzliche Trennung dieser von dem Iloruc oder falsche Productionen in denselben bewirkt werden.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Gehen die Thiero an dem in der Regel rasch verlaufenden Allgemcinleidcn und durch Brandbildung in den #9632;Wcicii­theilen des Hufes, oder durch das Aufliegen nicht ein, so werden sie doch durch die eintretenden Missgestaltungen, die als Voll-, Ring-, Reh- und Knoll-büjfö bekannt sind, oft zeitlebens an einem, ihrem übrigen Körperbaue ent­sprechenden Dienste behindert.
Behandlung. Dem letzteren möglichst entgegen zu treten, müssen dem Blutandrange nach den unteren Fusspartieen Grenzen gesetzt werden, daher dem Thierc vollkommene Ruhe, ein weicher Standort, kühlcrder Hufeinschlag nach Abnahme der Eisen und Verdünnung der Sohle, Entziehung einer reich­lichen und gehaltreichen Kahrung, Einreibung der grauen Quecksilhersalbe auf die Krone nothwendig ist. Rührt die Krankheit von Erkältung her, so ist die Hautausdünstung durch starke Reibungen mit Strohwischen, durch Einreibungen von Campherspiritus mit Terpentinöl, oder mit diesem allein, später, bei gros­sen Schmerzen, durch warme, abspannende, narcotische Umschläge und Bähun­gen, bei Schutz vor neuer Erkältung durch Umwickeln der Schenkel mit Stroh etc., durch warmen Stall, warme Bedeckungen hervorzurufen.
Dem Fieber aber und den raangelliaften'Absonderungen nach aussen und den drohenden Ergüssen, besonders in die Hufe und Brusthöhle, ist durch, selbst wiederholte, allgemeine und örtliche Aderlässe, entzündungswidrige Arz­neien und kühlende Abführmittel, Clystierc; oder wenn der fieberhafte Zustand unbedeutender ist, durch ein Drasticum, Fontanelle, darnach durch Haut- und Harnabsouderung vermehrende Mittel etc. zu begegnen. Zieht sich die Ent­zündung sehr in die Länge, so wird eine Mischung der Canthariden mit der grauen Quecksilbersalbe oberhalb der Krone sehr empfchlenswerth. Sinkt die Krone stark ein, so giebt man dem geschehenen Blutergusse, dem sich gebildet habenden Eiter im Hufe einen Ausweg, oder behandelt die Brandbildung, wie bei der ersten Form schon angedeutet worden ist, begegnet auch den weiteren Vcrbildungen durch die entsprechenden Mittel, entfernt abgetrennte Hornthcilc, schützt endlich aber jedenfalls den in der ersten Zeit sehr empfindlichen Huf
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344nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hufent/.ündiing — Hufgelcnk-Lälimf.
durch ein entsprechendes Beschläge, wenn dem Thiere wieder Bewegung uraquo;d Arbeit zugemuthet werden kann.
Die Klauenentzündung hat folgende
Symptome. Die Thiere geben zeitweise vielen Schmerz durch öfteres Aufheben der Fiisse, zaghaftes Auftreten und vieles Liegeraquo; zu erkennen, ohne dass in jedem Falle älusserlich Geschwulst und andere Entzündungserscheinun-gen zu bemerken wären, so dass anfänglich dieser Zustand vom Tbierbesitzer gewöhnlich übersehen und erst durch die Producte der Entzündung von der Art der Krankheit in nähere Kenntniss versetzt wird. Diese sind aber: Aus­schwitzungen, Trennungen, Fistelgänge und Hornwucherungen.
Aetiologic, Die von diesem Uebel befallenen Thiere sind meist Bullen und starke Kühe grosser schwerer Racen, namentlich Kolländer und Schweizer, die beständig im Stalle gehalten werden, und nun bei üppiger Fütterung bei zunehmender Körperschwere beständig auf hartem, gepflastertem Boden und vielleicht an zugigen Orten stehen müssen. Auch in Folge der Klauenseuche können Eiterung, Fäulniss etc. eintreten.-
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Das Leiden dauert Wochen und Monate, und bewirkt Abmagerung, verminderte Milchabsonderung, oder beim Bullen die Unlust, ja das Unvermögen zu springen, und endlich gänzliche Destruction der Füsse.
Behandlung. Zur Verhütung des Uebels verschneidet man zu einseitig anwachsende Klauen, giebt eine leichte Fütterung und bringt die Thiere ins Freie auf Grasboden. Dem vorhandenen Congestionszustande nach den in den Klauen eingeschlossenen Weichtheilen begegnet man nächst jenem Standorte vielleicht noch durch kühlende Umschläge, hebt Stockungen des Blutes daselbst durch Einschneiden in die Sohle und allgemeine Aderlässe, sowie durch ander­weitige ableitende Mittel, verschafft ergossenen Flüssigkeiten durch Einschnitte einen genügenden Abfluss und beseitigt losgetrenntes Horn, schützt biosgelegte Fleischtheile gegen äussere Schädlichkeiten, als Stallpflaster, Koth ete., betupft wildes Fleisch mit Spiessglanzbutter u. dgl., reinigt und belebt noch insbeson­dere geschwürige Stellen, und legt übrigens einen guten schützenden Yerhand an und reibt zur Beschleunigung des Wachsthums des Klauenhorns eine ent­sprechende Hufsalbe ein.
Nr. 38G. Die Hufgelenk - Lähme findet bald vorzugsweise im Hufbcine, bald im Sfrahlbeinc iliren Sitz, weshalb wir auch mit Renner dieselbe als Hufbein- und als Strablbcin-Lähnie besonders chaiactcrisiren.
Die Hufbein-Lähme spricht sich, wie so manche nicht ganz äussere Knochenentzündung im Ganzen, durch geringe Zufälle der Entzündung, doch gewöhnlich anfangs durch eine massig vermehrte Wärme an der Krone aus.
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Hufgclcnii-Läliinc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 345
Das Pferd tritt nicht ordentlich durch, gebraucht daher mehr die Zehe, ja im veralteten Zustande diese allein nur. Manche dadurch lalimcudc Pferde gehen vom Stalle weg schlechter, als wenn sie in Gang gekommen sind; nach stär­keren Anstrengungen werden sie wieder mehr lahm, und die Lahme wiilirt nun wol hartnäckig fort. Einzelne Pferde lassen den Schenkel beim Vorwärtsgehen wie beim Zurücktreten schleppen, als ob sie huglahm wären; andere treten bedeutend kürzer mit dem kranken Fusse, alle aber gehen im Trabe und auf Steinpflaster lahmer. Durch die Untersuchung mit der Visitirzango auf die stark ausgewirkte Sohle wird Schmerz hervorgerufen. Später bildet sich ge­wöhnlich Zwanghuf, nach Umständen auch Schale aus, wofern die Heilung nicht herbeigeführt wird. Werden solche Pferde getödtev, so findet man Caries, Aus-schwitzungen, Verwachsung (Stelzfuss) oder Abglätiung der Gelenkflächen des Krön- und Hufbeins, Knochenauftreibungen.
Die Strahlbein-Liihme zeigt noch weniger characteristischo Krank­heitserscheinungen ; auch findet man anfangs in der Regel nicht, dass ein Theil besonders geschont würde, es sey denn, dass die Ursache sehr heftig einge­wirkt, wonach die Thiere mehr auf der Zehe stehen, als ob sie sich einen Nagel eingetreten. Gewöhnlich aber gehen sie beim Traben auf hartem Boden nur blöde, im Stalle aber setzen sie den Huf mehr nach vorwärts, vermeiden mindestens ein festes Auftreten. Immer sind die Zufälle, wenn auch mit Schwankungen, von sehr trotziger Dauer. In späterer Zeit zeigen sie beim Gehen anfangs eine scheinbar rheumatische Spannung im ganzen Schenkel, sie treten aber nur unvollständig mit den Ballen durch, stolpern und ermüden leicht, und unterbricht man die Bewegung, so biegen sie das Knie und setzen den steilen Fessel auf die Zehe. Längere lluhe mindert mehrstentheils die Lahmheit,
Zuweilen ist das Uebel auch an beiden Vorderfüssen beobachtet worden, wodurch der Gang des Pferdes noch mehr verändert wird.
Applicirt man die Visitirzango da, wo die Seiten- in die Trachtenwände übergehen, oder indem man den einen Arm der Zange auf eine dieser Stellen, den andern auf der Mitte des Strahls aufsetzt, so ruft man gewöhnlich Schmerz hervor. Desgleichen verschlimmert das geschlossene Eisen entweder alsbald oder doch nach einiger Zeit die Zufälle, wenn der Querarm auf dem Strahle aufliegt, und noch mehr giebt dazu ein Schnabel, der von demselben nach der Spitze des Strahles hingeht, Veranlassung.
Nach längerer Dauer wird sich auch der ganze Umfang des Hufes ge­wöhnlich wesentlich verringern.
Aetiologic. Wenn bei der Hufgelenk-Lähme anhaltender Druck in Folge von Hufvertrocknung, Zwanghuf, wenn ferner starke Erschütlcrungcn der vor­dem Hufpartie, besonders an der wegen steilerer Bichtung der Fessel mehr heimgesuchten Hintcrhüfen, wenn ferner bis zum Hufgelcnke gedrungene fremdo
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346nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IIufgclciik-Lahrac — ilufgcscliwiirc
Körper, endlich VcrdcliDungcn des Geleukes bei Fehltritten zu beschuldigen sind, wo die Zehe weit tiefer als der Trachtentheil zu stehen kommt, und das Pferd sich mm bemüht, eine andere Stellung einzunehmen, dadurch aber wol gar sich eine starke Erschütterung des Ilufgelenks oder Bruch des Hufbeins zuzieht, so werden bei der Strahlbein-Liihme oftmals Ausdehnungen der Beuge-schnc des Hufbeins an ihrem untersten Thcilc und an ihrer Anheftung durch falsche Tritte, bei welchen die Zehe höher zu stehen kommt, als die Trachten, ferner Bruch und Entzündung des Strahlbeins, und wie es fast scheint: auch Metastasen hicher die Ursache abgeben, und am Strahlbeine stellenweise Auf­lösung und Aufsaugung seines sehnenfaserknorpeligen Ueberzuges, Veränderung der Knochensubstanz, Ausschwitzung daselbst, Ausschwitzungen an der Sehne bewirken.
Bei einem zehnjährigen braunen Pferde fand ich Kurztreten, schmerzhaft behindertes Durchtreten, besonders zu Anfange der Bewegung, vorzugsweise im Trabe und auf hartem Boden, eingezogene Trachtenwände, aber Unempfind-lichkeit des Hufes gegen den Druck der Visitirzange. Die Section desselben wies am untern Ende der Hinterflüche des Kronbeins zwischen den Gelenk-erhabenheiten eine Balggeschwulst nach, die beim Einschneiden sowol einen dicken, coagulirten, wie auch einen der Synovia ähnlichen Eiter ergoss. Diese Geschwulst halte auf den betreffenden Theil des Krön- und auf die obere Fläche des Strahlbeins so bedeutend eingewirkt, dass dadurch eine beträcht­liche Resorption in diesen Theilen statt gefunden hatte (vide das betreffende Präparat der hiesigen zootomischen Sammlung).
Behandhin ff der Hufgclenk- und Strahlbein-Lähm e. Wenn man anfangs anhaltende Ruhe, magere Diät, einen Aclerlass, wiederholte Ab-raquo;ührmittol, und örtlich das Auswirken der Sohle und des Strahls und das Auf­schlagen eines nicht drückenden und nicht zu kurzen Eisens mit massig hohen Stollen, und nachdrücklich die örtlichen antiphlogistischcn Mittel anzuwenden und den Huf zu erweichen nicht unterlassen darf, so wird doch später die graue Quecksilbersalbe allein oder mit Jodkali, oder mit Jod, die Cantharidcn-salbe, der Nervenschnitt, oder das Durchziehen eines Eiterbandes durch den Strahl bei müssigem oder temporär ganz aufgehobenem Gebrauche des Thiercs anzuwenden nothwendig seyn.
Sind schon wesentliche Veränderungen im Huf- und Strahlbeine, sowie in der llufbeinbeugeschnc zu fürchten, so thut man besser, eine kostspielige Behandlung bei werthloscn Thiercn zu unterlassen, und ein solches Pferd mittelst eines Schnabeleisens mit hohen Stollen im langsamen Zuge zu ver­wenden.
Hufgcschwilrc vide Huf knorpel-Fistcl, Klaucngc schwur, Kronges clnvür, Strahl faule.
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Hufknorpcl-BrücUc — Hufknorpel-Fislel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3iT
Nr. 387. Hufknorpel - Brüche werden nach irgend starken Gewalttliatigkcitcn entstehen, wenn, wie so häufig bei älteren Tliieren, die Knorpel in quot;Verlinüchening übergegangen sind. Starke und anhaltende Lahme ist die gewöhnliche FoJge und oft bilden sich Absccsse, die, wenn vorher erst die kühlenden Mittel angeAvendet worden waren, die Er­weichung und die Eröffnung nothwendig machen.
Nr. 388. Die Hufknorpel-Fistel.
Symptome. Oberhalb der Hufcapsel und da, wo die obere Hälfte der Hufknorpel liegt, findet man rechter- odor linkerseits Auftreibung, selbst grös-sere Wärme und Schmerzhaftigkcit, indess der Kronenrand der Hufcapsel sich zusammengezegen und härter zeigt. Weiterhin bildet sich eine kleine Oetfnung, aus welcher eine Jauchige, mit Knorpclstückchen untermischte Flüssigkeit sickert. Mitunter sind auch mehre Oeffnungen zugleich wahrzunehmen. Führt man nun hier die Sonde ein, so stöset man entweder alsbald nur auf Banhig-keiten des Knorpels, oder man kann tiefer und bis auf das härtere Hufbein eindringen.
Aetiologie, Mechanische Ursachen, die auf den Knorpel zunächst wirken, wie Krontritte, starke Erschütterungen des Hufes, Verbällungen, Homspalton, Hufbeinbrüche sind ebenso veranlassend, wie Eiterung in der Tiefe des Hufes in Folge von Vcrnagelung, Steingallen, und wenn die ausfallende Mauke bis hieher sich ausdehnt.
Prognose. Im Ganzen ist jede Hufknorpelcntzüudung wegen ihres schlimmen Ausganges in die Hufknorpelfistcl als sehr trotziges üebel sehr zu fürchten, das bei längerem Bestehen selbst zu Rotz und Wurm Anlass ge­geben hat.
Hertwig theilt auf den Grund vielfältiger Erfahrungen mit, class frisch entstandene Knorpelfisteln in der Regel binnen 4 Wochen heilen, was um so mehr zu hoffen, je näher dasUebel dem vordem Ende des Knorpels sey; ent­wickle sich aber das üebel in der hintern Partie, so beendige es sich erst, wenn es das vordere erreicht habe. Knorpdfistcln mit zwei Oefl'nungeu sind der Reinigung wegen leichter heilbar, als die mit nur einer Oeffnung,
Behandlung. Eben geschilderten Verlaufes wegen rathen manche Thier-ärzte an, gar nicht mcdicinisch-cliirurgisch zu verfahren, sondern sich nur auf den Weidegang und eine entsprechende Reinigung zu beschränken. Jedoch ist dieselbe schon da nothwendig, wo eiternde Stcingallcn den Grund dazu ab­geben, indem man nach unten für entsprechenden Abfluss Sorge tragen und weiter austrocknend verfahren muss. Auf die Fistel zieht man eine harzige
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348nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hulknoipel-Fislfl — Hiift.vphoid.
Tiuetur, conccntrirtc Silbersalpcter-, Aetzsublimat- oder Kupfcrvitriolauflösuiig u. tlgl. in Gebrauch, oder man toucliirt mit einem weissglttliemlcu Brenneisen die ganze Greschwürfliiche und bringt einige Tage darauf Fussbiider von aro­matischen oder schleimigen Mitteln in Anwendung', oder nach dem Brennen trocknen Quecksilbersublimat auf die kranke Flüche. Kcissncr behandelt seit mehren Jahren die Ilufknorpelfistelu mittelst lauwarmer Bäder von Lauge aus Weinrebcnasche, täglich 2 Mal gt;/,, Stunde, ohne ein anderes operatives Vor­fahren, als dass die Fistelöffnung etwas erweitert wird. Die Tliicre konnten bei zweckmässigem Beschläge und langsamem Fuhrwerk während der Cur ge­braucht werden. Am meisten soll, nach Hertwig, die von Villat und Marlago empfohlene Mischung von Cupr. sulphuric, ^j Zinc, sulphuric. Jjj Acct. Saturn. jjljv Acet. Vini Lbjj und zwar der Art anwendbar seyn, dass man bei massigem Gebrauche des Thieres täglich 1 — 2 Mal die gut umgcschüttellc Flüssigkeit in die Fistel einspritzt. Wo mehre Oeffnungen vorhanden siiu^, macht man die Einspritzung in jede derselben. In den ersten 8 Tagen wird hiervon die Eiterung sehr reichlich und weisscr, die Geschwulst wird weicher, nimmt ab, sowie das Hinken.
Wenn die Injectionsfliissigkeit schwieriger eindringt oder Blutung darnach erfolgt, so sind diess Zeichen der Heilung, weshalb man mit der Injection naeh-lässt. Die gänzliche Yernarbung erfolgt in 3 — 4 Wochen.
Mit Recht nennt Bouley diese Methode eins der wichtigsten Ereignisse, welches seil vielen Jahren in unserer chirurgischen Therapie eingetreten ist.
Auch ein Zink baisam, Balsamum Zinci, wird (Mag.-Suppl. XXI, 152) empfohlen: 2 Theilc Zinc, sulphuric, nämlich werden in gleichen Tlicilen Wasser aufgelöst, und 8 Theilc Olei Hyoscyami coef. und 1 Thcil Creosot zugesetzt. Auf die vorher gespaltenen und mit dem Glüheisen bis auf den Grund ge­brannten Fistelgängc wird, wenn sich der Brandschorf nach einigen Tagen ge­löst hat, eine mit diesem Balsam getränkte Wieke eingeführt, eine Binde an­gelegt und dieser Verband täglich einmal erneuert, nachdem ein Fussbad von Ileusaincn-Inl'usum vorausgeschickt worden ist.
Von der theilweisen oder gänzlichen Eiitl'ernmig des Knorpels ist man überhaupt zurückgekommen, wenn nicht eine beträchtliche Zerstörung des Knor­pels und Caries des Ilufbeins stattfindet.
Nr. 389, Huftyphoid
dürfte folgende, Kreyssig's freilich sehr mangelhaften Mittheilungen entnom­mene, Krankheit zu nennen seyn:
Im nassen Sommer des Jahres 1820 war ich auf einem, das Jahr vorher in verwüstetem Zustande in Pacht übernommenen grossen Vorwerke noch nicht im Stande, die Arbeitspferde, 40 an der Zahl, im Stalle zu füttern, sondern
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IMlyphoid.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 349
icli mussio sie auf dem Felde, grüsstentheils aber auf ebener Waldfläche wei­den lassen.
Da der Boden auf dem ganzen Vonverlie und so auch in gedachtem Walde von strenger lehmiger Beschaffenheit war, so wurden bald durch das eingetretene Regenwetter nicht nur Wege und Stege, sondern auch Feld und Wiesen, besonders aber erwiihnles Waldrevier durch und durch sumpfig, und meine Pferde bekamen mehre Wochen lang selten trockene Füsse, und muss-lon entweder bei ihren Arbeiten und dem Treiben nach und von der Weide stets in steifigen, morastigen Lehm treten, oder auf der Weide auch grössten-theils im Wasser und Sumpf gehen.
Nachdem diess mehre Wochen gedauert hatte, fingen einige an zu lah­men. Ich untersuchte ihre Füssc und fand bei jedem einen Vorderfuss in der Kölhe angelaufen, auch war der Huf hoiss und entzündet. Ich hielt es für einen leichten Zufall und Hess Spiritus einreiben; allein in wenigen Tagen sah ich mit Schrecken die Gefahr, in der meine Pferde seuwebten, denn nicht nur zwanzig Stück derselben wurden in Zeit von drei Tagen lahm, sondern auch zwei der zuerst lahm gewordenen bekamen heftiges Fieber, Hessen vom Fressen ab, warfen in zwölf Stunden den Huf ab, worauf sie in einigen Stunden crepirten.
Meine Bestürzung war gross und meine Handbücher der Pferdearznei-kunde Hessen mich im Stiche. Bald fasste ich aber die Ausicnt, dass hier ein heftig reizender Krankheitsstoff auf die Innern Theile des Hufes wirken müsse, und dass es daher nur darauf ankommen könne, diesen an eine andere Stelle abzuleiten.
Dieser Ansieht gemäss schnitt ich den lahmen Pferden an dem kranken Fasse die im Haarschopfe über der Köthe liegende Warze der Länge nach auf, und öffnete über und unter derselben den Schnitt auf l1/, Zoll Länge im Ganzen. Kun legte ieii in die Wunde ein weiches, mit Terpentinöl getränktes Bäu?ohohen von Werg, verband es mit einer Binde, und legte alle Tage ein frisches Bäuschclien auf dieselbe Art ein.
So wie diese Ocffnungen den 2., 3. Tag zu eitern anfingen, verschwand die Geschwulst aus dem Fusse. der Schmerz Hess nach und in acht Tagen waren die Pferde gesund. Zwei Stück crepirten aber, bei denen das Gift schon zu sehr in den Huf getreten seyn mochte, den sie ebenfalls verloren hatten. Ich verlor daher von den zwanzig Erkrankten vier Stück.
Gleichzeitig mit obiger Operation legte ich jedem der noch gesunden Pferde ein grosses Fontanell vor die Brust und hielt es zehn Tage in Eiterung, und der Erfolg war, dass sie alle gesund blieben und kein einziges mehr er­lahmte.
Als besonders merkwürdig muss ich noch anführen, dass unter den cre­pirten Pferden eine Stute war, welche ich kurz vorher eingetauscht und in
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Hul't v|iliüul — Hundescuclic.
einem trockenen Garten geweidet habe, die bei ihrem frühern Besitzer aber gar nicht auf die Weide gekommen war. Diese bekam einige Tage darauf, als sie in das Vorwerk gekommen war, dieselbe Krankheit, verlor den Huf und crepirtc. Hieraus muss ich also schliessen, dass die beschriebene Krankheit auch durch Ansteckung mitgetheilt werden kann.
Nr. 390. Die Hundeseuche,
Syn. Laune, Staupe, ist eine der am häufigsten vorkommenden und zugleich eine der gefährlichsten Krankheiten der jungen Hunde während ihres ersten Lebensjahrs. Sie hat oft Vorboten, als Traurigkeit, Mattigkeit, Verkriechen, Suchen warmer Orte, ge­spannten Gang, Neigung zum Erbrechen. Bald beginnt sie aber und zwar als Catarrh, gewöhnlich der ßespirationsorgane: es findet häufiges Niesen statt, die Nasenspitze ist trocken, warm, die Nasenschleimhaut sondert wasser­helle Flüssigkeit ab, und ist, sowie die Bindehaut der Augen, höher geröthet; dieselben sind etwas lichtscheu, das Athmen ist schnaufend, die Abneigung gegen Nahrung ist oftmals, doch nicht immer wahrzunehmen; oft zeigt sich Erbrechen eines gelblichen oder grünlichen, sehr zähen Schleimes, Durst tritt gewöhnlich stärker, als im normalen Zustande, und Fieber besonders gegen Abend deutlich hervor. Nach und nach wird der Nasenausfluss klebrig, gelb-grünlich, verklebt die Nasenlöcher, in den Augen sieht man viele Thräuen, die stark liberfliessen, und Augenbutter. Dabei öfters auch Ausflüsse aus Harnröhre, Mutterscheide, Ohren. Die ïhiere husten öfters matt und ange­griffen, der Puls wird schwach und klein, mit einem Worte: es prägt sich, wenn die Krankheit nicht binnen 8 Tagen abgelaufen ist, mehr und mehr ein nervöser Character aus. Die Leidenden zeigen nun convulsivische Bewegungen, insbesondere Zuckungen im Hinterkiefer, beträchtliches Speichelkauen und epi­leptische Zufälle, oder Kreisdrehen, springende veitsianzähnlicho Bewegungen, wobei in manchen Fällen unwillkührliche Stimmlaute ausgestossen werden, mit­unter selbst fiuabunde Delirien, oder schlafsüchlige Zufälle, sowie Mürrischseyn, wenn sie geweckt werden, so dass sie selbst beissen. Es kömmt ferner nicht selten vor, dass die durchsichtige Hornhaut sich verdunkelt, und selbst ge­schwürig wird, dass die Feuchtigkeiten der Augen sich trüben und dass end­lich Lähmung eintritt, die oft, wenn auch noch das Leben gerettet wird, nicht zu beseitigen ist, Die fieberhafte Krankheit selbst hat oftmals eine Dauer von 3 — 4 Wochen.
Section. Bald sind nur die Luftwege afficirt, insbesondere die Nasen­schleimhaut hoch-, selbst violett geröthet, schwärend und an verschiedenen Puncten wie angenagt und die Windungen in den Nasenhöhlen mit einer eiterartigen Flüssigkeit angefüllt; bald sind auch in der Brusthöhle und im Verdauungs-
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Ilumlcscuchc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 351
canale Efithungen, •\vol auch Entzündmigsspuren. Die Hirnlüiutc, besonders an der Basis, und die Adorgefieclite strotzen maiidimal von Blute; helles oder blutiges Exsudat aus der Serosa; die Hirnsubstanz, wol auch das EücKcnniark flnden sich öfters erweicht. Hunde in ihrem ersten Lebensjahre, zur Zeit des Zahmvocliscls sind besonders dazu disponirt.
Ursachen. Grosso Hitze und der schnelle wiederholte 'Wechsel von heis-som, trockenem, nasskaltem etc. Wetter ruft sie zumeist und oft in seuchen-hafter Verbreitung hervor. Stubenhunde sind ihr mehr unterworfen, als die an Aussenvcrhältnisse mehr Gewohnte. Sie ist aber auch bei ihrer weitern Aus­bildung ansteckend, und, gleich wie beim Typhus der Pferde, findet man die mildere catarrhalische Form mehr auf dem Lande und wo sie nicht zusammen-geschaart liegen, indess da, wo ein enges Zusammenleben statt hat, wie in Hundezwingern, der Character des Leidens insbesondere bei Jagd-, Neufound-lilnder-, Pintscher-, ganz besonders aber bei Wachtelhunden gewöhnlich be­denklich und mörderisch ist. — Bass die Thicre die Krankheit einmal über­standen, giebt keinen Schutz für eine zweite gleichartige Erkrankung.
Progixose. Ucberhaupt von übler Bedeutung, giebt catarrhalische Form noch am ehesten Hoffnung zu einer glücklichen Cur, wenn alle Schädlichkeiten fern gehalten werden und die Behandlung bald eintritt.
Behandlung. Wo der Magen nicht entzündlich gereizt, aber eine An­häufung von IJnreinigkciten in den ersten Wegen zu vermuthen, ist zu An­fange ganz besonders, ein Brechmittel, und zwar, wo keine Neigung zu Durch­fall besteht: aus Brechweinstein und Ipecacuanha mit Wasser, ausserdem von der Ipecacuanha oder von Niesswurzel und Zucker angezeigt. Alte Piactiker empfehlen die Spiessglanzleber, zu 5 —12 Gr. als vorzüglich anwendbar. Bei Diarrhöe, und selbst wo diese nur unbedeutend zu seyn scheint, verlangt Hcrt-wig eine consequente medicinische Behandlung, als Rhabarber mit Mimosen­oder Quittenschleim; bei vorhandenem ïenesmus Opium (Gr./?—j) mit einem schleimigen Mittel, oder das Dowerschc Pulver, bei grosser Erschlaffung China oder Eichenrinde oder Silbersalpeter; äusserlich Einreibungen von flüchtigem Linimento etc. Bei der catarrhalischen Varietät Nitruni, Salmiak, Brechwein­stein und Lacrizensaft; bei Verstopfung und entzündlichen Zufallen das Calomel und selbst der Aderlass. Acussere Hautreize. Wird der Schleim schon dick­flüssig und reichlich abgesondert, so giebt man den Salmiak und Goldschwefcl mit Süssholz, Fenchel etc. Durch Dampfbäder von Hcusamen oder Fenchel­samen sorgt man für entsprechenden Abfluss. Beim weitern Fortgeschrittcn-seyn der Krankheit ist das Chlorwasscr, nach Umständen mit milderen oder intensiveren Nervenmitteln, das schwefelsaure Eisen, der Silbersalpeter, die China mit Salzsäure; gegen Zuckungen Baldrian, Hirschhornsalz, Campher; gegen die zurückbleibende Lähmung aber ein Decoct von der Brechnuss (Gr. x—|jjj),
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Hundeseuche — Hundswuth.
oder das wässrige Breclinussextract zu '/o—•/, Gr. p. D., Angelica, Schlangen­wurzel etc., äusserlicli das Glüheisen, gegen die epileptischen Zufälle endlich Belladonnawurzel (1—3 Gr. täglich 2 — 3 Male), Opium, Dowersches Pulver, Schwefeläther am Platze. Dabei applicirt man nach Umständen Clystiere und macht Einreibungen von Salmiakgeist etc.
Nr. 391. Die Hundswuth.
Obgleich die Wutlikrankheit beim Hunde sich durch einzelne bestimmte und stets vorhandene Symptome als eine cigcnthumliche Krankheit characterisirt, so wird doch Race, Temperament, Alter, Dressur, Geschlecht mannigfache Modificalionen zu­lassen.
Symptome. Alle Modalitäten der ausgebildeten Hundswuth lassen sich ihren Symptomen nach unter zwei Hauptformen bringen.
Vor dem Ausbruche einer oder der andern Form sollen nach der An­gabe mancher Schriftsteller Vorboten vorausgehen, als Veränderungen in der Munterkeit, eine grössereLaunenhaftigkeit, bald grössere Reizbarkeit, Nei­gung zum Zorn, oder auch Trägheit, Wechsel des Appetits etc. Hertwig ist jedoch bei seinen so äusserst häufigen Beobachtungen mit Anderen zur Ueber-zeugung gelangt, dass weder die angegebenen, noch andere Zeichen als Vorboten betrachtet werden können, vielmehr sind gegen Hunde, welche solche und andere verdächtige Symptome gezeigt haben, und bei Menschen, die von selbigen gebissen worden sind, die nöthigen Massregeln in Anwen­dung zu bringen, denn der Ansteckungsstoff ist schon, wie mehrseitige traurige Beobachtungen es herausgestellt haben, in aller Bösartigkeit ent­wickelt.
Das ganze Krankheitsbild stellt sich aber gewöhnlich der Art dar: die Hunde verändern ihr gewöhnliches Benehmen, sie werden reizbarer, scheinbar munterer oder scheuer, unruhiger, in Folge dessen sie auch ihnen bekannte Gegenstände forschend beriechen oder dieselben stier ansehen. Ocfters schnap­pen sie in die Luft, als ob sie Fliegen fangen wollten; Andere belecken gern kalte Gegenstände, wie Eisen, Glas etc., ja sie scheuen sich durchaus nicht, quot;Wasser oder Anderer oder ihren eigenen Urin zu lecken, oder im Wasser zu plätschern, obgleich sie dasselbe wegen Krampfes oder Geschwulst im Schlund­kopfe nicht immer gehörig verschlucken, ja man hat sogar Beispiele, dass wirk­lich tolle Hunde durch breite Flüsse geschwommen sind. Mau hat sie auch mit Wasser bespritzt oder mit Eimern quot;Wassers begossen, ohne dass sie des­halb besonders afficirt worden wären.
Oefters nehmen sie ungeniessbare Dinge ins Maul, ja Dep.-Thierarzt quot;Wa-genfeld sah in einem Falle einen so veränderten Appetit eines Hundes, dass er über den Cadaver eines Hundes herfiel und dass er sich selbst beide Hoden und
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Uundswuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 353
die Vorhaut abfrass), sie zerkauen oder zernagen und verschlucken dieselben, oder lassen sie auch wieder herausfallen; nach der Aufnahme erbrechen sie manchmal auch wieder dergleichen, oder nur eine schaumige, graubraune etc. Flüssigkeit. Selten aber fressen sie mit dem gewöhiiliclien Appetite die ihnen dargebotenen Nahrungsmittel.
Mitunter sieht man von solchen Patienten, die an der Kette liegen, dass sie ihr Lagerstroh mit den Vorderfüssen unter den Leib zusammenkratzen, auch wol in dasselbe beissen und es mit den Zähnen heftig schütteln.
Der Koth wird sparsam abgesetzt, ja sie leiden manchmal an hart­näckiger Verstopfung und strengen sich gewöhnlich in den ersten Tagen bei der Kothentleerung an.
Frei herumgehende Hunde wechseln ihren Ruheplatz, sie laufen ohne Zweck hin und her, oder verlassen dunkle Orte, die sie sich erst gewählt haben und suchen das Weite, und diess besonders dann, wenn sie geschlagen, oder auf eine andere Weise heftig aufgeregt worden sind.
Diese Neigung, fortzulaufen, ist oft so stark, dast; Ketten- oder sonst eingesperrte Hunde sich ihres Zwanges selbst dadurch zu entledigen suchen, dass sie einen Theil der Stallthür zerfressen, Bretter oder Latten von der Um­kleidung des Stalles losreissen, um nur ins Freie zu gelangen.
Mit scheuer Aengstlichkeit, oder freundlich und erfreut beim Anblicke be­kannter Personen kommen sie nach etwa 24 Stunden wieder zurück, oder sie bleiben auch aus, und es haben sich nun nachstehende Erscheinungen stärker und stärker entwickelt:
Grosse Beisslust, namentlich gegen ihnen selbst befreundete Katzen und andere Thiere; andere Hunde beissen sie besonders ins Maul oder in die Ge­nitalien ; auch in andere, leblose Gegenstände, wie in einen vorgehaltenen Stock, beissen sie. Diese Beisssucht ist jedoch nicht immerwährend oder gleich heftig vorhanden. Am wenigsten offenbart sich die Beisslust gegen den Herrn, dem sie sogar in der Hegel noch gehorchen, ja auf sein Geheiss die erlernten Kunst­stücke und Dienste noch ausüben.
In der Mehrzahl der Fälle bemerkt man die Neigung zu beissen bei sonst gutmütliigen und phlegmatischen Hunden nur in einem geringen, zuweilen nur so unbedeutenden Grade, dass sie nach manchen Dingen, z. B. nach den Füssen der vorbeigehenden Personen stillschweigend schnappen, oder die Gegenstände mit den Zähnen anstossen oder gelind kneipen.
Das Beissen unterscheidet sich von dem gesunder Hunde dadurch, dass es in einzelnen schnellen Schnappen ohne vorheriges Knurren geschieht, ja man könnte es für Spielerei halten, da sie dabei oft sogar freundlich thun, mit dem Schwänze wedeln.
Bei Hunden, die an der Kette liegen, oder eingesperrt, oder die an sich
Falke, Krankh. d. Hauttli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
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351nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Huiidswuth.
rauf- und beisssüchtig sind, zeigen sich oft die heftigsten Aeusseruugen der Wuth, so dass sie Andere und selbst ihren eigenen Körper zerfleischen.
Bei mehr gemüthlichcn und sanften Hunden dagegen bemerkt man in der Regel auch weniger den Trieb zum Fortlaufen, und ein liihmungsartiger Zu­stand, namentlich des Hinterkiefers tritt früh ein: „stille Wuth,quot; wobei sie, na­mentlich in der Aufnahme von Flüssigkeiten behindert, deswegen aber doch uicht wasserscheu sind.
Immerhin aber ist dem schlaffen Herunterhängen letztgenannten Theiles nicht völlig zu trauen, vielmehr ist der krankhaft wilde Trieb zum Beissen im­mer zu fürchten, besonders wenn sie stark erzürnt werden.
Ist die Krankheit in Folge eines Bisses von einem tollen Hunde entstan­den, so belecken Ergriffene wol auch jene Stelle, oder sie kratzen dieselbe ganz blutig.
Wurden nach ungefähr zwei Tagen vom Bemerkbarwerden der Krankheit au die Augen etwas geröthet, und von Zeit zu Zeit einige Secunden lang durch die Augenlieder verschlossen, zog sich zu gleicher Zeit die Haut an der Stirn und über den Augen in kleine Falten oder Runzeln zusammen, wodurch die Thiere ein schläfriges oder mürrisches Ansehen erhielten, so werden nun mehr und mehr die Augen trübe, wie bestäubt, und im Ganzen bekommen die Hunde ein rauhes, struppiges Ansehen, und alle werden in kurzer Zeit auffallend mager.
Zuletzt ist noch ein Symptom der Himdswuth zu erwähnen, das in den allermeisten Fällen sehr bestimmt und bezeichnend hervortritt: Es ist diess die ganz veränderte, nicht in einzelnen articulirten Lauten wahrnehmbare oder bellende, sondern mehr heulende, kreischende, immer heiserer werdende, end­lich schweiugrunzende Stimme, und das Hochbeben des Kopfes, wenn sie diese hören lassen.
Bis zum 6.-8., allerspätestens bis zum 9. —10. Tage, rom Beginnen der Krankheit, endet die Wulhkrankheit mit dem Tode, indem sich zuletzt auch das Hintertheil gelähmt zeigt. Manche sterben ganz plötzlich, wie vom Schlag-fluss betroffen, schon nach 2 — 3 Tagen.
Diagnose. 1) Veitstanz, oder die Chorea major des Menschen, wenn derselbe in Gemeinschaft mit der Staupe auftritt.
2)nbsp; Magen- und Darmentzündung.
3)nbsp; Die Bräune.
4)nbsp; Verstopfung des Leibes.
5)nbsp; Stiche von Wespen, Mag.-Suppl. XXII, 41.
6)nbsp; Gewisse Nervenaffectionen, Mag.-Suppl. XXII, 8G.
7)nbsp; Auch die Gegenwart des bandwurmähnlicheu Fünflochs in den Stirn­höhlen und Bandwürmer im Darmcanale rufen manchmal Zufälle scheinbarer Wuth hervor.
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Hundswuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;355
Die Wuthkrankheit bei anderen Thieren.
Füchse und Wölfe dringen beisssüchtig bis in die menschlichen Woh­nungen.
Katzen lecken beim Beginnen gern an den Fensterscheiben oder an andern kalten glatten Gegcnstandei!. Jede Katze ist verdächtig, welche ausser der Begattungszeit den Ton „Ranquot; hören lässt. Sie zeigen ferner einen wilden Blick und überhaupt ein heimtückisches Wesen; oder sie klettern wol auch unter B^reundschaftsbezeugungen an Menschen in die Höhe, um ihm unversehens einen Biss beizubringen; oder sie verkriechen sich auch.
Bei Schweinen beginnt die Krankheit mit Mangel an Fresslust, Schreck­haftigkeit, einem heftigen heisein Grunzen; ferner sollen sie sich an den ge­bissenen Stellen stark reiben. Auch haben sie eine grosse Gier, Menschen an­zufallen und zu beissen. Sie geifern, knirschen mit den Zähnen, schnappen in die Luft und ziehen besonders die Vorderfüsse krampfhaft zusammen. Auch tobsüchtige Zufälle werden bemerkt. Lähmung tritt sehr bald ein, und gegen den 5. — 7. Tag hin verenden sie.
Rinder sind anfangs traurig, nehmen jedoch zuweilen in den ersten Tagen noch etwas Nahrung zu sich, wiederkäuen selbst unvollkommen, d. h. man bemerkt vom 2. oder 3. Tage an bei einzelnen Thiercn von Zeit zu Zeit ein unwillkührliches Aufsteigen und Zurücktreten eines Futterbissens in den Schlund, ohne dass er bis ins Maul gelangt; sie lecken sich an den Bissnarben selbst blutrünstig, sind schreckhaft, scheu, schwanken mit dem Hiutcrtheile, ihr Blick ist wild und glotzend, die Augen sind gerüthet, es zeigen sich Horripila-tionen, Muskelzuckungcn in der Flankengegend. Gähnen und starkes Geifern, und zwar keine Wasser-, wol aber Lichtscheue, denn Leute z. B,, die sich mit Laternen nahten, griffen sie wüthend an. Meist findet sich Poltern im Leibe und Zwängen auf Entleerung des Kothes, derselbe wird manchmal blutig und sehr übelriechend gefunden. Oefters werfen sie sich zur Erde und wälzen sieb, reissen sich los, scharren und stampfen mit den Füssen, bohren und stossen wüthend mit den Hörnern in Gegenstände; in vielen Fällen sind diese tobsüch­tigen Zufälle aber auch gar nicht beobachtet worden. Sie lassen eine eigen-thümliche, heisere, kläglich-brüllende Stimme beim Bellen oder beim Anblicke eines Hundes hören. Die Milchabsonderung vermindert sicli mehr und mehr, überhaupt magern Rinder auffallend in kurzer Zeit ab, und Zuckungen, Läh­mung des Hintertheils und mit dem fi. — 7. Tage der Tod unter Brüllen und Convulsionen sind die endlichen Folgen.
Viele dieser Symptome sind aber nicht exquisit der Wuthkrankheit eigen, und man wird nur bei dem gleiclizeiligen Voiliaiulenseyn vieler dieser Symptome iraquo; den Fällen, in welchen der Biss nicht sicher constalirt ist, bestimmt sie annehmen können. Nach Gerlach nahm eine himdswuthkranke Kuh noch am 3. Tage des Ausbruchs Flitter und Getränk wie eine gesunde zu sich, hatte nicbl den eigenlhürnlich stieren Blick und hob
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356nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;H und swu tli.
normwidrig nul' den Scligt;v;inz etwas vom Aller ab, setzte tiflers Mist und in kleinen Quan-ütäten mit Sclileim umliüilt ab, zitterte bill und wieder etwas und knickte zuweilen in dem einen oder andern Fesselgeloake der llinteilüsse über. Am 1. Tage Verlust des Appetits, am 6. Tage ünveiiniigen aufzustehen, am 8. Tage der Tod.
Schafe und Ziegen zeigen sich unruhig, widersetzlich, stosssücbtig, besonders wenn sie einen Hund bellen hören oder ihn erblicken, sie stürmen selbst tobend, mehr in Sinüngen auf ihn ein; sie beissen in vorgehaltene oder hingeworfene Gegenstände (Mag. XXII, 190) und zeigen Erscheinungen eines überaus hohen Gcschlcchtslriebcs, so dass nicht nur Böcke auf Mutterthiere springen, sondern selbst Hammel und Lämmer diesen in einem hohen Grade zeigen; die Bisswundon belecken und benagen sie gern. Sie fressen aucli Erde, Dünger, und raufen sich ihre Wolle aus und lecken ihren Urin, verschmähen aber andere Nahrung und Getränk ; ihre Stimme ist eigenthümlich, mehr tief, rauh und schnarrend; der Blick der Augen ist stier, der Gang wird sehr bald unsicher, sie brechen bei jäblingen Bewegungen öfters zusammen, es treten Zu­fälle eines nervösen Fiebers immer deutlicher hervor, in Folge dessen sie bald enden.
Bei Pferden findet sich anfangs Traurigkeit, Senken des Kopfes, Appe­titlosigkeit, Sträuben der Haare, Erweiterung der Pupille, stierer Blick, kleiner Puls, Steifigkeit mit Schwäche des Hintertheils, Aengstlichkeit, öfteres Zusam­menschrecken, und sodann Kollerparoxysmcn, besonders wenu sie eine Reizung erleiden, wenn z. B. starkes Licht auf sie wirkt, oder wenn der vorgesetzte Tränkeimer auf ihr Auge das Licht reflectirt: sie schleudern ihn dann weg, beissen wüthend um sich und schonen selbst ihren eigenen Körper nicht (Mag.-Suppl. XXII, 37). Dabei allgemeiner Schweissausbruch, starkes Speicheln, selbst Wegspritzen des Speichels. Bei begattungsfähigen Thieren zeigt sich zu­weilen, doch nicht constant, ein starkes Verlangen darnach; der Koth wird selten und trocken entleert. Im Halse zeigen sich nicht selten krampfhafte Zusammenziehungen mit Aufsperren des Maules und Stöhnen. Mit dem Hin-tertheile schwanken sie; die Stimme artet zuweilen in ein eigenthümliches Schreien aus. Bei den Zufällen eines nervösen Fiebers enden sie am 5. — 7. Tage nach dem merklichen Krankseyn. Bei einem öjährigen Eselsliengste, der, nach Centralzeitung V, 117, früher stets fromm gewesen war, zeigte sich seit 3 Tagen Lässig- und Appetitlosigkeit, er war wie kollerig, ging unregel-mässig, stand plötzlich still, zeigte sich stätig, biss 2 Pferde und eine Ziege und schnappte selbst nach seinem Führer. Die Speichelabsonderung war nicht stärker, als gewöhnlich; er machte unter einem angelegten Maulkorbe fortwährende Käubewegungen, und stampfte mit den Vorderfüssen auf den Boden. Die Mus­keln der Schultern, Croupe und Schenkel zitterten, das Hintertheil schwankte, die Pupille war erweitert, das Sehvermögen geschwächt, Ohren und Füsse wa­ren kalt. Nach und nach trat eine deutlich ausgesprochene Betäubung ein.
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Hundsnulh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;357
Der Puls war weich, schnell, ungleich, die Bindehaut injicirt; jedes Geräusch und Sonnenlicht, besonders ein Druck am Kehlkopfe, die Annilherung eines Hundes und der Anblick einer Flüssigkeit riefen plötzlich Paroxysmen hervor. Das Schlingen war nicht behindert, Excrcmcntc und Urin gingen nicht ab. Nirgends entdeckte man eine Bisswunde, und der Eigenthümer wusste nicht, dass das Thier gebissen worden war.
Den nächsten Tag traten die Erscheinungen der Wasserscheu heftiger auf, denn kaum hatten die Lippen eine Flüssigkeit berührt, so wurden die Füsse starr, das Thier stürzte nieder, zeigte grosse Angst und stand nur müh­sam wieder auf, die Lust zum Beissen wurde stärker, aus dem Maule floss be­ständig Speichel. In der Nacht verschlimmerten sich die Symptome immermehr und das Thier biss sich tiefe Wunden.
Am nächsten Tage trat völlige Lähmung des Hintertheiles ein, es kamen Convulsionen hinzu, wobei sich der Körper, wie um sich selbst krümmte, und das Thier die Schlundgegend heftig am Boden zu reiben suchte. Unter Starr­heit sämmtlicher Muskeln und Schluchzen erfolgte der Tod.
Einen zweiten, ganz ähnlichen Fall berichtet das Journ. de Méd. vét. a l'Ecole de Lyon. Tom. X. S. 15.
Hühner zeigen gewöhnlich [5 — 7 Wochen nach dem Bisse den Wuth­ausbruch unter vielem Schreien mit heiserer Stimme, in die Höhe Springen und gegenseitige Beisssucht, Verschlucken ungenicssbarer Dinge an.
Ein Huhn dieser Art ri.ss einem ihm nahe gekommenen Frauenzimmer ein Stück Zeug aus dem Kleide und .suchte es zu verschlucken.
Nach einer Dauer von 24 Stunden können sie nicht mehr stehen, flattern aber noch in die Höhe. Am 3. — 4. Tage erfolgt der Tod.
Die Sectionserscheinungen sind im Ganzen die des Typhus, überhaupt aber sehr unbeständig, und daher oft unsicher für die irgend darauf zu grün­dende Krankheitsbestimmung, besonders bei geschehener Tödtung solcher Thierc ohne dass sie bei Lebzeiten beobachtet werden konnten.
Doch sind zu nennen: die Anfüllung der Hautvenen von dunklem, theer-artigem Blute und dunkelrothe Flecke an verschiedenen Stellen derselben und am Hautmuskel. Die Centralgebilde des Nervensystems sind auch gewöhnlich sehr blutreich. Weniger constant ist die Röthung eines oder des andern Or-ganes oder Organtheilcs, als der Lungen, des Kehlkopfes, Rachens, Maules. Doch findet sich bei Rindern sehr häufig entzündliche Heizung tier Schleim­haut des Mastdarms, oder der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Die Zunge ist bläulich oder bleifarben, an der Spitze dunkler geröthet, oder zerbissen, die Speicheldrüsen manchmal geschwollen und von gelblicher Farbe. An der Ausseufiäche des Magens Köthnng, und in seiner aufgelocker­ten oder an einzelnen kleinen Stellen wie angenagten Schleimhaut Ecchymosen oder dunkelrothe Particen, oder auch blutige Durchdringung der Substanz. Bei
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356nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;H und swu tli.
normwidrig nul' den Scligt;v;inz etwas vom Aller ab, setzte tiflers Mist und in kleinen Quan-ütäten mit Sclileim umliüilt ab, zitterte bill und wieder etwas und knickte zuweilen in dem einen oder andern Fesselgeloake der llinteilüsse über. Am 1. Tage Verlust des Appetits, am 6. Tage ünveiiniigen aufzustehen, am 8. Tage der Tod.
Schafe und Ziegen zeigen sich unruhig, widersetzlich, stosssücbtig, besonders wenn sie einen Hund bellen hören oder ihn erblicken, sie stürmen selbst tobend, mehr in Sinüngen auf ihn ein; sie beissen in vorgehaltene oder hingeworfene Gegenstände (Mag. XXII, 190) und zeigen Erscheinungen eines überaus hohen Gcschlcchtslriebcs, so dass nicht nur Böcke auf Mutterthiere springen, sondern selbst Hammel und Lämmer diesen in einem hohen Grade zeigen; die Bisswundon belecken und benagen sie gern. Sie fressen aucli Erde, Dünger, und raufen sich ihre Wolle aus und lecken ihren Urin, verschmähen aber andere Nahrung und Getränk ; ihre Stimme ist eigenthümlich, mehr tief, rauh und schnarrend; der Blick der Augen ist stier, der Gang wird sehr bald unsicher, sie brechen bei jäblingen Bewegungen öfters zusammen, es treten Zu­fälle eines nervösen Fiebers immer deutlicher hervor, in Folge dessen sie bald enden.
Bei Pferden findet sich anfangs Traurigkeit, Senken des Kopfes, Appe­titlosigkeit, Sträuben der Haare, Erweiterung der Pupille, stierer Blick, kleiner Puls, Steifigkeit mit Schwäche des Hintertheils, Aengstlichkeit, öfteres Zusam­menschrecken, und sodann Kollerparoxysmcn, besonders wenu sie eine Reizung erleiden, wenn z. B. starkes Licht auf sie wirkt, oder wenn der vorgesetzte Tränkeimer auf ihr Auge das Licht reflectirt: sie schleudern ihn dann weg, beissen wüthend um sich und schonen selbst ihren eigenen Körper nicht (Mag.-Suppl. XXII, 37). Dabei allgemeiner Schweissausbruch, starkes Speicheln, selbst Wegspritzen des Speichels. Bei begattungsfähigen Thieren zeigt sich zu­weilen, doch nicht constant, ein starkes Verlangen darnach; der Koth wird selten und trocken entleert. Im Halse zeigen sich nicht selten krampfhafte Zusammenziehungen mit Aufsperren des Maules und Stöhnen. Mit dem Hin-tertheile schwanken sie; die Stimme artet zuweilen in ein eigenthümliches Schreien aus. Bei den Zufällen eines nervösen Fiebers enden sie am 5. — 7. Tage nach dem merklichen Krankseyn. Bei einem öjährigen Eselsliengste, der, nach Centralzeitung V, 117, früher stets fromm gewesen war, zeigte sich seit 3 Tagen Lässig- und Appetitlosigkeit, er war wie kollerig, ging unregel-mässig, stand plötzlich still, zeigte sich stätig, biss 2 Pferde und eine Ziege und schnappte selbst nach seinem Führer. Die Speichelabsonderung war nicht stärker, als gewöhnlich; er machte unter einem angelegten Maulkorbe fortwährende Käubewegungen, und stampfte mit den Vorderfüssen auf den Boden. Die Mus­keln der Schultern, Croupe und Schenkel zitterten, das Hintertheil schwankte, die Pupille war erweitert, das Sehvermögen geschwächt, Ohren und Füsse wa­ren kalt. Nach und nach trat eine deutlich ausgesprochene Betäubung ein.
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Hundsnulh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;357
Der Puls war weich, schnell, ungleich, die Bindehaut injicirt; jedes Geräusch und Sonnenlicht, besonders ein Druck am Kehlkopfe, die Annilherung eines Hundes und der Anblick einer Flüssigkeit riefen plötzlich Paroxysmen hervor. Das Schlingen war nicht behindert, Excrcmcntc und Urin gingen nicht ab. Nirgends entdeckte man eine Bisswunde, und der Eigenthümer wusste nicht, dass das Thier gebissen worden war.
Den nächsten Tag traten die Erscheinungen der Wasserscheu heftiger auf, denn kaum hatten die Lippen eine Flüssigkeit berührt, so wurden die Füsse starr, das Thier stürzte nieder, zeigte grosse Angst und stand nur müh­sam wieder auf, die Lust zum Beissen wurde stärker, aus dem Maule floss be­ständig Speichel. In der Nacht verschlimmerten sich die Symptome immermehr und das Thier biss sich tiefe Wunden.
Am nächsten Tage trat völlige Lähmung des Hintertheiles ein, es kamen Convulsionen hinzu, wobei sich der Körper, wie um sich selbst krümmte, und das Thier die Schlundgegend heftig am Boden zu reiben suchte. Unter Starr­heit sämmtlicher Muskeln und Schluchzen erfolgte der Tod.
Einen zweiten, ganz ähnlichen Fall berichtet das Journ. de Méd. vét. a l'Ecole de Lyon. Tom. X. S. 15.
Hühner zeigen gewöhnlich [5 — 7 Wochen nach dem Bisse den Wuth­ausbruch unter vielem Schreien mit heiserer Stimme, in die Höhe Springen und gegenseitige Beisssucht, Verschlucken ungenicssbarer Dinge an.
Ein Huhn dieser Art ri.ss einem ihm nahe gekommenen Frauenzimmer ein Stück Zeug aus dem Kleide und .suchte es zu verschlucken.
Nach einer Dauer von 24 Stunden können sie nicht mehr stehen, flattern aber noch in die Höhe. Am 3. — 4. Tage erfolgt der Tod.
Die Sectionserscheinungen sind im Ganzen die des Typhus, überhaupt aber sehr unbeständig, und daher oft unsicher für die irgend darauf zu grün­dende Krankheitsbestimmung, besonders bei geschehener Tödtung solcher Thierc ohne dass sie bei Lebzeiten beobachtet werden konnten.
Doch sind zu nennen: die Anfüllung der Hautvenen von dunklem, theer-artigem Blute und dunkelrothe Flecke an verschiedenen Stellen derselben und am Hautmuskel. Die Centralgebilde des Nervensystems sind auch gewöhnlich sehr blutreich. Weniger constant ist die Röthung eines oder des andern Or-ganes oder Organtheilcs, als der Lungen, des Kehlkopfes, Rachens, Maules. Doch findet sich bei Rindern sehr häufig entzündliche Heizung tier Schleim­haut des Mastdarms, oder der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Die Zunge ist bläulich oder bleifarben, an der Spitze dunkler geröthet, oder zerbissen, die Speicheldrüsen manchmal geschwollen und von gelblicher Farbe. An der Ausseufiäche des Magens Köthnng, und in seiner aufgelocker­ten oder an einzelnen kleinen Stellen wie angenagten Schleimhaut Ecchymosen oder dunkelrothe Particen, oder auch blutige Durchdringung der Substanz. Bei
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360nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hundswuth.
den dazwischen liegenden Wintern nicht bedeutend, die Westwinde waren die vorherr-schemlsten (die Transpiration gestört!!)-
Ist aber die Krankheit ins Leben getreten, so kann sie durch Ansteckung auch auf andere Thiere und auf den Menschen tibertragen werden, obschon nicht jedes Individuum und jede Epidemie den Ansteckungsstoff gleich intensiv effectuiren mag und Übrigens nicht Jede Infection haften kann, denn es mögen laut Erfahrungen, Individuen geben, die in einer oder der andern Zeit keine Empfänglichkeit dafür besitzen. Andern Theiis hängt der Erfolg jedenfalls auch davon ab, ob das Maul des wüthenden Thieres feucht oder trocken war, ob die Bisswunden stark bluteten und so das Gift wieder ausgespült worden, oder ob sofortige Reinigung derselben von Seiten des Menschen erfolgt ist.
Es ist aber erwiesen, dass dieser Ansteckungsstoff nur fixer Natur und an den Speichel und Schleim des Maules, vielleicht auch ans Nervenmark und Blut gebunden ist. In der Regel wird er nur durch den Biss toller Thiere mitgetheilt. Manche nehmen auch selbst die mögliche Infection durch den Fleisch- und Milchgenuss an;
Durch gekochtes Fleisch von einem tollen Ochsen wurde nach Fcrnelius (cf. de abditis morborum causis lib. II, Cap. Id) die Hydrophobie mitgetheilt; desgleichen, nach Fabricii Hildani observat. iliir. p. 253, durch das Fleisch von einem wuthkranken Schweine. — Mangct (cf. Bibliotheca pract. Tom. IV, p. 428) sah eine ganze Bauern­familie von der Wasserscheu ergriffen, die das Fleisch von einer an der Hundswuth ge­storbenen Kuh genossen halte. — Nacli der Gazette de Santé Tom. II, p. 748 wurde in der Gegend von Mailand eine ganze Familie wasserscheu, die von der Milch einer tollen Kuh getrunken hatte. —
Ja man will sogar da, wo die Wuth noch nicht ausgebrochen, aber lieber-tragung thierischer Stoffe geschehen war, Erkrankungen gesehen haben, wenn von solchen Thieren die Milch benutzt oder sie geschlachtet und das Fleisch verspeiset wurde.
So erzählen die Schmidl'schen Jahrbücher vom J. 1842, 2. Hft. S. 202, dass von zwei Schafmüttern, die von einem tollen Hunde gebissen worden waren, das Wutligift durch das Säugen auf die Lämmer übertragen ward; einen vollen Monat vor'm Ausbruch der Krankheit bei den Miitterthieren waren dieselben schon abgesetzt worden. — Nach Nr. 3. Jahrgang 1838 der Gotha'schcn politischen Zeitung biss zu Marburg in Stcyer-mark der tolle Hund eines Schweinstreibers mchres Vieh. Alle Menschen, welche von dem Fleische der gebissenen Thiere genossen hatten, starben unter den wesentlichen Erschei­nungen der Hydrophobie.
Dagegen sprechen aber manche andere Erfahrungen, u. a. Magaz-Suppl. XXII, 41—42.
Durch Beobachtungen resp. geflissentliche Versuche ist es femer er­wiesen , dass selbst bei Pflanzenfressern noch in der zweiten Generation das Wuthcontagium noch nicht erloschen ist. Und bei Hunden geht die Krank­heit durch 3 — 4 Individuen hindurch, ohne ihre Contagiosität einzubüssen. Auch der Speichel von Pferden und Eseln, welche durch de:i Biss toller Hunde
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Hundswuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 361
wtithend geworden waren, wurde mehren Hunden eingeimpft, und es erzeugte sich die Wuth nach 25—40 Tagen. Auch diese Hunde verpflanzten die Krank­heit auf andere weiter. — Kaninchen, Meerschweinclien und verschiedene Vögel starben bald nach Impfung mit dem Speichel wuthkranker Tiiiere, doch ohne die characteristischen Zeichen der Wuth. Dasselbe theilt Kramer (cf. Centralzeitung V. 125) von einem Pferde mit, das 21 Tage nach der Impfung mit Speichel plötzlich starb. Ganz in derselben Zeit starb auch ein Esel plötz­lich und ohne Zufälle der Wuth gezeigt zu haben, in Folge der Impfung mit Speichel.
Die Zeitdauer von der Ansteckung bis zum Ausbruche der Wuthkrankraquo; heit ist sehr abartig. Nach Bissen an sehr nerven- und gefässreichen Thcilen, wie am Kopfe, brach die Wuth manchmal schon nach 8, ja nach Canstatt's Jahresbericht von 1835 S. 45 schon nach '6 Tagen aus, in den meisten Fällen erscheint sie in der 4. — G. Woche, seltener ersi in 6 —12 Wochen, Doch sind auch einzelne Fälle von einem Ausbruche der Wuth bei Hunden in der 14. Woche, ja erst am Schlüsse des 7. Monats, und bei Rindern in 3/4 Jahren, ja nach dem Verlaufe eines vollen Jahres (Mag. XX, Suppl. 31) bekannt geworden.
Bei 21 Rindern, die von einem Hirtenhunde gebissen wurden, sleillf sich die In-eubationsperiode folgcndcrmassen heraus (cf. Slag.-Suppl. XXi, 17): Bei 1 Rind 32 Tagenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8 Kind 58 Tage
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Prognose. Bis jetzt ist die ausgebrochene Hundswuth nur als eine tödl-liche erkannt, aber auch nur von Wenigen Heilversuche, die indess vergebliche waren, gemacht worden. Prophylactisch gegen die Krankheit überhaupt liisst sich nur durch eine naturgemässc Pflege gegen die mitgetheiltc wirken : aber ge­gen die noch nicht zum Ausbruch gekommene Wuth bei Hunden und anderen Tliic-ren besitzen wir dagegen eine grosse Menge Mittel, die aber selten stichhaltig seyn dürften, wenn nicht die sorgfältigste Reinigung des Körpers durch ein allge­meines Bad und der Bisswundeu durch Auswaschen derselben mit Auflösung von Kochsalz, Pottasche, Urin und durch Aetzen mit Spiessglanzbutter, oder einer mineralischen Säure, Silborsalpeter, oder durch das Glübeisen baldmög­lichst nach dem Bisse statt gefunden hat, und die Wunde durch Eiterung längere Zeit offen erhalten wird.
Aussenlem mttchte den Quecksilbermitteln, Insbesondere dem Calomel, und bei der eben ausgcbrochi'ucn Wnlh den Mitteln, welche dem entsprechenden Typhuszuslando über­haupt begegnen, am nieliisten Vertrauen /.u schenken seyn, wenn die Gefahr für die Menschen., die das Eingeben m besorgen haben, davon nicht abschreckte.
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362nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hundsvruth.
Bei der aiisgcbi-oclienen Wutli des Menschen wollen französische Aerite Heilun); bewirkt haben of. Centralzeitung 1855, S. 158.
Polizeirtiassreydn. 1) Durch eine Jahressteuer, die grosser oder ge­ringer, je nachdem die Hunde miinnlichen oder weiblichen Geschlechts sind, und zum Luxus, oder zum Geschäfte, zur Bewachung des Hauses etc. dienen, nmss der übormässigen Zahl dieser Thiergattung entgegen getreten werden.
2)nbsp; Beängstigungen dieser Thiere, Aufregungen zum Zorne und zu ande­ren Affectionen sind polizeilich möglichst zu verhindern.
3)nbsp;Die atmosphärischen und localcn Schädlichkeiten, welche als Weckungs-mittel der Typben bekannt sind, müssen berücksichtigt und thunlichst abge­wendet werden.
4)nbsp; Ist an einem Orte die Wuth an einem Hunde oder an einem andern Thiere nachgewiesen worden, so muss alle Aufmerksamkeit darauf gerichtet seyn, Ansteckung zu verhüten, es soll daher auch jedes verdächtige Benehmen eines Thiers zu solcher Zeit, es soll namentlich auch jedes ungewöhnliche Weg­laufen von Hunden der Ortsbehördc angezeigt werden.
5)nbsp; Herrenlose Hunde sind zu tödten, nach gewissen Merkmalen wuthver-dächtige desgleichen, wenn der Besitzer nicht einen sichern Gewahrsam bie­ten kann.
6)nbsp; Der Gewahrsam ist aber um so Wünschenswerther und nöthiger, wenn von einem wuthverdächtigen oder allen Krankheitszeicheu nach wtithigen Thiere Menschen oder Thiere gebissen worden sind, um den Verlauf bei jenen be­obachten und darnach den Grad und die Intensität der Behandlung bei Men­schen und die anderweitigen Polizeimassregeln bei Thieren eintreten zu lassen. Es wäre demnach eine sehr lobenswerthe Einrichtung jeder Ortspolizei, wenn ein eigener, zur Aufbewahrung solcher Hunde eingerichteter Stall vorhanden wäre.
7)nbsp; Hunde und Katzen, die nachweislich von Wuthverdächtigen gebissen worden, oder doch mit denselben in unmittelbare Berührung gekommen, sind unnachsichtlich alsbald zu tödten.
8)nbsp; Haben sich in kurzer Zeit einige erwiesen tolle Hunde in einem Sprengel gezeigt, wonach anzunehmen ist, dass die Krankheit aus en- oder epidemischen Einflüssen oder durch vorausgegangene Verwundungen von einem wuthkranken Thiere hervorgegangen ist, dass somit dadurch und durch schon geschehene Infectionen auch andere in die Krankheit verfallen, so macht sich mindestens 7 Monate lang das vorzüglich probat gefundene Anlegen eines Maul­korbes bei jedem Hunde, der nicht beständig an der Kette liegt, in einem grössern Dist riete eines Verwaltungsbezirkes nothwendig.
Nach glaubwürdigen JUittheilnngen hal in einem Falle die Hundswiith vom Tage ds Bisses an gerechnet 7 Monatlaquo; Incubationszeit bis zum Hervortreten der Krankheit ••ingchallen (vide oben.)
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Hundswuth — Hundszecke,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;363
9)nbsp; Das Anlegen an die Kette oder der Gebrauch des Maulkorbes macht sich ferner ohne Unterbrechung bei anerkannt beisssüchtigeu Hunden und Hunderacen, namentlich Boxern, auch bei sehr reizbaren, schreckhaften Hunden nothwendig, was zu würdigen, zunächst der Ortspolizei obliegt. Werden solche oder die sub 8 erwähnten Hunde vom betreffenden Aut'siclitspersonalc ohne diese Schutzmassregel gefunden, so sollen sie dcsgleiclicn ohne irgend eine Rücksichtsnahme getödtet werden.
10)nbsp; Von gebissenen Pferden, Eseln, Rindern, Schweinen, Schafen darf der Besitzer, wenn er sie nicht alsbald tOdtcn lassen und mit der nüthigen Vorsicht begraben will, unter 1 Jahr weder die Milch noch, sowie beim ge­bissenen Federvieh, das Fleisch benutzen; er darf sie auch nicht ohne Geneh­migung der Ortsbehörde verkaufen, vertauschen oder sonst in einen andern Besitz geben.
11)nbsp; Scctionen von tollen Thiercn zu machen, sind Tnierärztc erst dann, wenn die Cadaver vollständig erkaltet sind, verpflichtet.
12)nbsp; Getödtete und ganz besonders an der Wuth gestorbene ïhiere sind aber mit Allem, was durch dieselben verunreinigt worden ist, sorgfältig 6 Fuss tief mit einer Kalküberlage zu vergraben, besudeltes Holzwerk zu verbrennen und übrigens die sorgfältigste Säuberung und Desinfection durch Chlorkalk und Lüftung vorzunehmen.
13)nbsp; Die Haut solcher Cadaver muss bei der gewissesten Aufsicht sofort einige Tage in Kalklaugc gebracht und dann an einem luftigen Orte wohl ge­trocknet werden, ehe sie weiter zu bearbeiten ist, ausserdem sie mit dem Ca­daver, vorher vielmals durchschnitten, vergraben werden muss.
14)nbsp; Angehörige eines Hauswesens, also aucli Knechte, Mägde, die von einem wuthverdächtigen oder wirklich tollen Thiere gebissen worden sind, haben das Recht, von dem Haupte der Familie zu verlangen, dass sie ärztlich behandelt und entsprechend gepflegt, werden.
Nr. 892.
Die Hundszecke, Ixodes caninus,
ist ein achtfüssiges, in quot;Wäldern lebendes Insect von Hanfkorngrössc. welches Hunden, auch anderen Thieren und Mensehen ankriecht und sich niittelst eines Saugbohrers an seinem kurzen Kopf, von ihrem Blute nährt. Dadurch er­scheint ihr vorher hcllrother Leib dunkclroth und dick, rund. Schon als fremder Körper, wie durch ihr Saugen incommodiren sie die Heimgesuchten sehr; daher man sie durch Auftropfeln von Baumöl, Terpentinöl, oder durch Bestreichen mit grauer Quecksilbersalbe entfernen muss; denn wenn man sie abreissen will, so bleibt der festgewurzelte Kopf stecken, und. wird erst durch Eiterung ausgestossen.
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364nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Husten — Influenza.
Nr. 393. Der Husten
ist ein Symptom mancherlei fieberhafter und chronischer Krankheiten. Dahin sind zu rechnen; grosse Empfindlichkeit der Athmungsnerven gegen Stalldunst und kaltes Getränke, scharfe Winterluft besonders bei sehr verweichlichten Thieren; sodann Congestionen und Entzündung der Athmungsorgane, Dampf und andere organische Fehler derselben, wie auch Eeizungen der Verdauungs­organe, Würmer, alte Leberleidcn denselben in ihrem Gefolge haben.
Die Kraft, mit welcher er erfolgt, die Heftigkeit, Häufigkeit etc. hängt von der Art und dem Character jener Reize resp. von der Natur der Thiere ab.
Die Behandlung wird immer auf Entfernung der Ursachen Rücksicht zu nehmen haben. Zuweilen ist aber doch ein symptomatisches Verfahren wesent­lich mitzuberücksichtigen, oder allein in Stand zu setzen, als die Anwendung narcotischer Mittel, Dampfbäder, äussere Ableitungen,
Nr. 394.
Hysterie, jene beim weiblichen Geschlechte des Menschen im mannbaren Alter durch krankhafte Reizung der den Geschlechtsorganen angehörigen Nerven hervor­gehende , aber oft für die übrige Lebenszeit andauernde Neuronose, bei der gewohnlich sowol die sensitive und psychische, als die motorische Thätigkeit krankhaft abgeändert ist, wurde von D'Arboval, Renner und Anderen bereits auch weiblichen Thieren zugeeignet, und sie wird jetzt wieder von Dieterichs in Mag. XXIII, 484 bei Stuten hauptsächlich davon abgeleitet, dass man sie zu spät zum Hengste lässt: Steifigkeit, Stätischseyn, Koller, Mangel an Fress­lust u. dgl. mehr, die durch ein früheres Paaren hätten verhütet werden können, sind die Folgen davon.
Igelsfuss = S( raub fuss,
Ineinanderschiebung der Gedärme = Darmineinander­schiebung,
Nr. 395. Die Influenza, Grippe, ist diejenige Modification des Catarrhs bei Einhufern, welche ausser dem Blut-leben wesentlich auch das Nervensystem afficirt und immer in seuchenhafter Verbreitung und ohne nachweisbare Ursachen, oft in einem Orte und Stalle, besonders wenn es zahlreich besetzt ist, mit ülitzcsschnelie eintritt und ohne einen Typus in kurzer Zeit seinen wesentlichen Erscheinungen nach verläuft. In meiner monographischen Skizze über den Typhus, Leipzig 1840. habe ich, in Magazin XXIII, 240—256. hat Hortwig einen solchen Senchengang beschrieben.
Symptome. Die Thiere zeigen den Anfang durch eine schnell ankom-
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Influenza.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 365
mende Abgeschlagenheit und Mattigkeit, durch Zurücktreten von der Krippe, gänzliche Appetitlosigkeit, Eingenommenheit dos Kopfes, Froslschaudcr und nachfolgende hohe Hautwiiime an. Die Kehlgangdrttsen schwellen melir oder weniger stark, aber locker an, und die Nasen- und MiiulschleiniliaiU sind (ge­wöhnlich fleckig oder punetirtj geröthet und angeschwollen, trocken, Koth und Urin sind zurückgehalten; der Puls selten hart und gespannt, grösstentheils weich oder mehr unterdrückt. Am andern Tage ist in der Regel schon das Maul von normaler Temperatur und feucht, ja an diesem, noch mehr am dritten Tage sabern Manche, wie bei der Maulseuche, bedeutende Schleim­und Speichelmassen aus; die Nase fängt auch an, stärker abzusondern. Der Appetit kehrt wieder. Die Geschwulst der Kehlgangdrüsen geht nach und nach zurück. Bei vielen zeigen sich dabei Hitzbeulen. Die Athmungsbeschwer-den, die gleich von Anfange an vorhanden sind, namentüch, wie es scheint, eine krampfhafte Hemmung der Athmungsfunction, dauert in der Kegel noch einen oder einige Tage fort. So ist auch die Neigung zum Husten und Aus­brausen durch diesen Krampf oftmals etwas behindert. Auch andere Krampf­zufälle zeigen sich. Trotzdem aber die Hainabsonderung reichlicher wird, treten doch öfters noch ödematöse Geschwülste an den Füssen, dem Schlauche, dem Kopfe und Halse hervor, die aber, bis auf etwas Mattigkeit, welche noch einige Zeit währt, die Wiederkehr aller Functionen zur Norm nicht hindern.
Varietäten. In jeder Epidemie der Grippe finden sich Abweichungen von oben geschilderter erethischer Form.
Das mag der Grund seyn, dass manche Thicrärzte verschiedene Kriink-heiten für Influenza erklärt, oder beschrieben haben, von deren Wesen sie zu wenig Kcnntniss hatten. Doch das kommt davon, wenn man nicht das Wesen der Krankheiten zu bestimmen sucht!
Und zwar ist der Zustand mehr entzündlicher Art; die Schleimhäute sind intensiv roth, die Eingenommenheit des Kopfes ist bedeutend, der Puls ist hart und voll, der Durst heftig, die Haut trocken. Oder das Fieber hat den torpiden Charakter: Die Zunge ist trocken und schmutzig, die Schleim-hautaffection erscheint nicht sehr intensiv, die Verstimmung des Nervensystems ist aber gleich anfangs sehr beträchtlich, die Crisen treten spät und oft unvoll­kommen ein. Zuweilen sind gastrische Erscheinungen sehr hervorstechend, und wenn auch Zufälle des ßrusteatarrhs, namentlich ein scharfer, rauher Husten wahrzunehmen, so findet zu Zeiten doch keine, dem entsprechende wesentliche Absonderung durch die Nase statt.
Ursachen, Influenza tritt immer seuchenbaft und gewöhnlich über grösserc Länderstrecken auf; wo sie aber einkehrt, befällt sie alle Pacen, Lebensalter etc. ohne auffallenden Unterschied; ansteckend ist sie jedenfalls; Erkältungen resp. feuchte, dunstige Ställe rufen sie um so bestimmter hervor. Allein aus-
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Iiiduenza — Intermittirendes Fieber.
reicheud sind diese aber keines Falls, vielmehr sind miasmatische Schädlich­keiten immer in den Vordergrund zu stellen.
Prognose. Trotz der mancherlei bedenklichen Zufälle ist sie doch im Ganzen zu den ungefährlichen Krankheiten zu rechnen.
Die von Anacker in Magazin XXIII, 140 —148 geschilderte Krankheit beim Riiul-vieli mag ich nicht als Influenza erkennen.
Behandlung. Die catarrhalische Form behandelt man massig antiphlo-gistisch, doch nicht durch Aderlässe, bald durch den Mitgebrauch milder dia­phoretischer Mittel, namentlich kleiner Gaben Campher. Narcotica dienen gegen grössere, mit krankhafter Erregbarkeit verbundene Nervenverstimmungen. Bei der gastrischen Grippe benutzt man Brechweinstein, Salmiak mit geeigneten Vegetabiliën. Tritt der entzündliche Zustand mehr hervor, so macht sich auch die strengere Handhabung des entzündungswidrigen Apparates, bei der torpi-den Form die Anwendung ätherisch-öliger und krampf stil lender mit salinischen Mitteln nothwendig. In der Reconvalescenz sind noch manchmal einzelne Symptome zu tilgen.
Innere Augenentzündung' vide Augenentzündung.
Innerer Bauchi'ellbruch vide Bauchfellbruch.
Nr. 396. Inseotenstiohe
bewirken manchmal, besonders wenn vergiftende Insecten in Masse wirken, örtlich begrenzte, sehr schmerzhafte Anschwellungen, und später starkes Jucken und im Ganzen mehr oder minder starkes Reizfieber, ja Convulsionen, Er-stickungszufülle, und wirkliche Erstickung, wenn sie die Luftwege zugleich er­griffen haben.
Behandlung. Der Gebrauch des Salmiakgeistes wird, da bei Thieren nicht zeitig genug Hilfe nachgesucht wird, bei denselben sehr zurücktreten, vielmehr örtlich kühlende Waschungen und Umschläge, nach Schönbaucr gegen die Folgen der Stiche von der Columbaczcr Mücke Bähungen mit lauer Milch und warme Umschlage von Leinsamen, oder frisches Leinöl oder frische Butter, und im Allgemeinen, wenn es noth thut, der Aderlass, der Salpe­ter mit einem Absude von Gerste, Eibisch, wol auch mit einem Zusätze von Essig und Honig. quot;Wenn sich aber bei reizbaren Individuen Convulsionen hin­zugesellten, so bediente sich Schönbauer nach vorher gegangenem Aderlasse mit gutem Erfolge des Opiums, und bei starker Aufblähung des Leibes wur­den erweichende Clystiere applicirt.
Die Incommoditätcn und Verletzungen, die der Floh, der Haarling, der Hulzbock und die Pferde- und Schaflaus-Fliegc bewirken , sowie das Verfahren gegen sie sind in den betreffenden Artikeln nachzusehen. Intermittir endes Fieber = We chs elfieber.
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Joclibein-Bi'üdie — Iri'eseyn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 367
Nr. 397. Jo ohb ein-Br ücho
werden sich oftmals durch Beweglichkeit des abgetrennten Thciles, gestörtes Käuen, Quetschung des Augapfels und Geschwulst etc. zu erkennen geben, und hahen immer äussere starke Gewalttliätigkcitcn als Veranlassung.
Im Ganzen ist die Heilung schwierig, und weil dadurch Zähne oder das Auge bedroht sind und langwierige Eiterung nicht selten vorhanden ist, gefährlich.
Die Berührung der Bruchenden ist möglichst zu bewirken und die Be­wegung des Hinterkiefers durch Entziehung aller festen Nahrung tlmnlichst zu verhüten, der Entzündung der Nachbarschaft, der Eiterung etc. entgegen zu wirken.
Nr. 398.
Das Irreseyn.
Hertwig spricht sich in seinen Krankheiten der Hunde darüber folgender Massen aus: „Die Aeusserungen des Verstandes und des Bewui-stseyns erschei­nen bei Hunden in mancherlei Art gestort, jedoch sind die Beobachtungen hierüber noch sehr mangelhaft. Ob solche Störungen selbststiindig vorkommen, ist sehr zweifelhaft, ia der Regel sind sie symptomatisch, wie namentlich bei Hirnentzündung, Wuthkrankheit, Nervcnfiebcr, narcotischen Vergiftungen, Ma­gen- und Darmentzündung, langwieriger Verstopfung etc. Einige Tliiero zeigen Stumpfsinn, sind ohne die geringste Theilnahme, sehen die Gegenstände starr an, weichen der drohenden Gefahr nicht aus, achten nicht einmal den Anruf, zeigen selbst bei leichten Schlägen weder Furcht, noch Schmerz, scheinen Nah­rung und Getränk nicht zu kennen, und das Bedürfniss zur Aufnahme nicht zu fühlen. Andere sind dagegen sehr reizbar, laufen ohne Zweck viel herum; noch andere verschlucken ohne Wahl alle Gegenstände, die ihnen vor das Maul kommen, selbst ihren eigenen Koth und Urin.
Bei der Beurtheilung dieser Erscheinungen muss man stets die übrigen Zufälle erwägen, und den Grundzustand des Krankscyns zu erforschen und hiernach die richtige Behandlung einzuleiten suchen.
Ein eigenthümliches Irreseyn findet sich zuweilen bei solchen Hündinnen, welche recht stark hitzig waren, aber nicht zur Begattung gekommen sind. Bei denselben findet sich nämlich genau zu der Zeit nach der Brunst, wo sonst die Geburt einzutreten pflegt, der Wahn, als hätten sie wirklich Junge geboren: sie liegen viel auf dem Lager, und legen sich auf die Weise nieder, wie säugende Hündinnen, die ihre Jungen unter sich haben; sie stossen von Zeit zu Zeit mit der Nase unter den Leib, knurren, bellen und beissen selbst bei Annäherung bekannter Personen, und ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit folgen sie den Lockungen zum Mitgehen gar nicht, und selbst, wenn sie vom
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368nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Irreseyiraquo; — Jucken.
Lager weggenommen werden, kehren sie möglichst bald auf dasselbe wieder zurück. Dabei sind zuweilen die Zitzen angeschwollen und mit Milch ver­sehen. Eigentliche Krankheitszeichen fehlen. Der Zustand dauert 8—14 Tage und verliert sich bei ruhigem Verhalten des Tliiers von selbst; doch kann man ihn durch magere Diät und etwas Salpeter i ins Getränk und durch ein saliuisches Abführmittel sehr verkürzen.
Ebenso entsteht zuweilen bei säugenden Hündinnen, die plötzlich ihre Jungen verlieren, oder erkältet werden, oder au Verstopfung leiden, ein Irre-seyn, weiches sich bald durch grosse Unruhe, wildes, scheues Benehmen, Beiss-sucht, (selbst gegen die eigefnen Jungen), bald entgegengesetzt durch Traurig­keit, andauerndes Liegen, gänzlichen Stumpfsinn äussert. Dabei nehmen die Thiere gewöhnlich noch Nahrung und Getränk an, zeigen aber, je nach den durch die verschiedenen Ursachen bedingten Störungen zuweilen noch andere Krankheitsersclieinungen, namentlich ein gelindes Fieber, heisse Nase, Spannung der Muskeln, Vorstopfung des Leibes. Die meisten Patienten genesen, manche sterben am hinzugetretenen Schlagflusse bald plötzlich, bald erst, nachdem sie einige Tage gelähmt waren.
Die Cur muss auf Ableitung vom Gehirn gerichtet seyn, wesshalb Ab-t'ührungsmittel (Calomel mit Gummigutt, oder Glaubersalz in Auflösung, oder Eicinusöl) gegeben, und nachher Haarseile oder scharfe Einreibungen im Ge­nick applicirt werden.
Wie beim Hunde und sicher auch bei der Katze, so finden wir auch beim Dummkoller und Nervenfieber, bei der Scheue und Stätigkeit etc. der Pferde hervorstechende Zufälle des Irreseyns, und wenn auch das geistige Le­ben des Rindes, Schweines, des Schafes und der Ziege nicht so hervortritt, es ist bei diesen ein solcher Zustand doch nicht zu läugnen.
Nr. 399, Jucken, Prurigo,
heisst die kitzelnde, bald mehr angenehme, bald und gewöhnlich unangenehme Empfindung, welche die Thiere veranlasst, sich zu kratzen und an festen Ge­genständen sich zu reiben. Es zeigt sich bei vielem Hautschmutze und nach Insectenstichen, desgleichen bei Wunden, wenn die Vernarbung eintritt, ferner ist es ein Symptom mancher Ausschlagskrankheiten, scheint aber auch mitunter als besondere Krankbeilsform zu bestehen.
Behandlung. Wenn wir im Allgemeinen nach möglicher Hinwegräumung der Ursachen die erhöhte Empfindlichkeit der Hautnerven s.u bekämpfen haben, was oft durch eine Einreibung von Chloroform 5jj und Bilscnkrautöl Jj mög­lich wird, so sind doch oft auch noch allgemeine Mittel, besonders solche, die einer Dyscrasie entgegen wirken, nothwendig. So konnte bei einem Pferde, das nach Canstatt's Jahresbericht vom J. 1854 sich sehr heftig äusserte, erst Heilung
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Jucken — Käu- und Sdiliiigoia;auc-Lälimuiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 30)9
bewirkt werden, als Defays den Arsenik gebrauchte. Es wurde Vt Gramme in 1 Pfd. Wasser auf 2 Male des Tags gereicht und nach 4 Tagen auf 1 Gramme gestiegen, wobei sich schon eine verminderte Neigung zum Beissen äusse;:te; die Gabe wurde in den niichsten 4 Togen bis auf 2 Grammen er­höht, damit aber auch das völlige Aufhören des Juckens erreicht.
Ich selbst habe mit dieser örlliclien und allgomolnen Heliamllungsweise ein Jucken an den Vorderschenkeln bei einem Pferde tola! beseitigt, das schon Jahre laug daran ge~ litten halle und oft so arg war, dass vom Reiben die Schenkel ganz wund wurden und Patient vielmals Krontritte sich zugefügt halle.
Nr. 400.
Die Käu- und Schlingorgane -Lähnmng,
so dass die Verrichtung dieser Theilc mehr oder total aufgehoben ist, wurde öfters als symptomatisches Leiden z. B. beim Nervenfiebe.quot; der Pferde, oder auch als scheinbar selbststäudiges Ucbel beobaclitet. So erzählt Hering von dem Hengste Scio, dass der Krankheit ein schlagilhnlichcr Anfall vorausging, von dem sich aber das Thicr schnell erholte, bis auf eine Lähmung der Zunge, Backen, Lippen und des Schlundkopfs. Erst genannte Theiie zeigten sich auf Nadelstiche ganz unempfindlich, es konnte Patient höchstens Wasser schlucken, speichelte und schäumte stark, und liess Futter, Arznei etc. wieder aus dem Maule fallen, oder durch die Nase zurückgehen; sodann trat Schwäche im Keuze hinzu, und der Tod erfolgte in wenigen Tagen.
Gillmcister beschreibt eine tödtlichc Lähmung mit Erweiterung des Schlundes bei einem Ochsen.
Burmeister berichtet, nach Magazin Suppl. XXI, 71, dass bei einem 9jährigen, sonst gesunden Wallachen sich plötzlich, bei grosser Fressbegierde, vollständiges Unvermögen des Schluckens sich eingestellt habe. Die Unter­suchung ergab als Ursache Lähmung der Unterlippe, ohne dass jedoch die Empfindung daselbst aufgehoben war.
Das Thier biss mit Begierde in alle Nahrungsmittel hinein, käuete die­selben und liess sie, bei dem Versuche sie hinunter zu schlucken, stark einge­speichelt wieder in die Krippe oder zur Erde fallen, Wasser wurde mit grosser Mühe in sehr geringer Quantität hinunter geschluckt. Jedoch zeigten sich dabei weder die Zunge, noch der Schlundkopf und Schlund irgendwie betheiligt.
Das stets futterbegierige Thier liess Ref. mit aus Mehl und Eiern ange­fertigten Pillen nähren, die, auf den Grund der Zunge gebracht, mit Leichtig­keit verschluckt wurden. Nach 6 Wochen zeigte das Thier, nachdem alle möglichen Reizmittel angewendet worden waren, die ersten Spuren der Besse­rung, die nur sehr langsam fortschritt.
Die wesentliche Mithilfe der Unterlippe besteht nach Ref. darin, dass sie
Falke, Kiaukli. d. Ilaiullinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 24
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;V70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Käu- und Sobltngorgftno-Lttlinumg; — KallnAelier.
durch ihre Zusamnicnprcssung für die übrigen beim Schlingen thätigen Muskeln gewissermasBen einen Stützpunct bildet, ohne welche jene Action erschwert oder ganz unmöglich gemacht wird.
Behandlung der Lähmung, Flüchtige Reizmittel innerlich wie äusser-lich, und hier auch Scharfsalben und das Feuer sind im Allgemeinen zwar empfehlenswerth, bei weitem aber nicht immer erfolgreicli.
Nr. 401. Das Kalbefleber, Febris puerperalis.
Syn. Nervöses Kalbefiober, (iebürfieber. Milcht icber, venöse Oe-bärtnutterentzündung, Metritis renosa.
Wie die Palbologic des Mensclien über die venöse (icbännuttcronlziindung, so hm-sicher und widersprechend sind die Ansichten der Ibierärztlichcn Schriftsteller über das Wesen vorstellender Krankheit'. Manche stellen beide Formen, wenn auch zögernd, neben einander, Manche zögern, sie zusammen zu .stellen. Manche gar sehen in der entzündliclien und paralytischen Form des Kalbeliebers himmelweite Unterschiede Es kommt aber auch, wie Hering sehr richtig bemerkt, das Kalbctieber in so abweichenden Erscheinungen vor, dass fast jede Beschreibung ganz anders lautet.
Die nachstehende Beschreibung wird hoffentlich wenigstens das Wesen der Ent­zündung hierbei annulircu, wenn auch Müller in .Mag. XXIII, 478, wieder dafür kfilripft.
Ich folge in Erniaiigelung vielseitiger Erfahrungen über diesen Gegenstand der Monographie Köliue's im .Magazin XXI, S. IG et ssq., als dem besten auf sehr zahlreiche Beobachtungen gegründeten Opus, das ich darüber gelesen habe, wenn ich auch, nach eini­gen letzthin vorgekommenen Fällen, die nicht zu den bösartigsten gehörten, die empfoh­lene Tberapeutik nicht so stringent gefällig gefunden habe, als Kühne sie hinslelll.
Symptome. Nachdem vielleicht kurze Vorläufer, wie eine geringe Läh­mung eines Hinterfusses oder Kreuzschwäche sich gezeigt haben, werden die Thicre 2—14 Tage nach dem Geburtsacte plötzlich von Schüttelfröste befallen, dem nur geringe Körperhitze nachfolgt, indess Ilörner, Ohren und Füsse nicht selten auch kalt bleiben. Die Haut ist dabei unempfindlich für Schmerzens-eindrücke und trocken, das Auge matt, glanzlos, und wird bei Manchen von den Augenlidern bedeckt, bei Anderen bemerkt man reichliches Thränen-fliessen, die Pupillen sehr erweitert. Das Maul ist mit einem seifenartigen Schleime überzogen, der zuweilen ahfliesst, ohne dass Bemühungen wahrge­nommen werden, ihn zu verschlucken; die Schleimhäute sind blassgrau, die Thiere sehr abgeschlagen, matt, trippeln und schwankeu mit don Ilinterfüssen hin und her, und wenn sie sich niederlegen, was sehr bald nach dem Eintre­ten der Krankheit geschieht, können sie sich gewöhnlich nicht wieder erheben, oder sie kommen zwar auf die Vorderknie, vermögen aber das Hinterthcil nicht zu erheben; und wenn sie ja dies bemöglichen, so siehen sie nur wenige Minuten mit schwankendem Hintcrtheile und legen sich bald wieder ruhig, nicht fallend hin. Die Lage ist eine gestreckte, der Kopf seitwärts gegen den
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KalbcficluT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;311
Leib hin gewendet; giebt mau ihm auch eine entsprechende Stellung, so fällt er bei den mehr Erkrankten alsbald wieder zurück. Nur einzelne Fälle sind vorgekommen, in welchen die Patienten wie angenagelt stehen blieben, weder vorwärts noch zur Seite bewegt werden konnten und erst eine Stunde vor dem Tode hinsanken. Der Puls ist matt, klein, nicht immer sehr beschleunigt, zuweilen aussetzend, der Herzschlag meist fühlbar, sogar doppelschlägig und pochend, das angestrengte Athmcn mitunter sehr stöhnend und wenn zuletzt die Paralyse der Respirationsnerven eintritt, röchelnd, öfters wird Zähneknir-sehen gehört; das Verlangen nach Futteraui'nahme fehlt in der Regel fast gänzlich, während es vielleicht einige Stunden vorher noch sehr rege war; die Rumination hat wenigstens unbedingt ganz aufgehört. Zuweilen besteht noch geringes Verlangen zu Flüssigkeiten. Der abgehende Roth ist trocken, schwärzlich, dazwischen oftmals consistenter Schleim; gewöhnlich ist aber gänz­liche Verstopfung und Auftreibung des Leibes vorhanden. Untersucht man den Mastdarm näher, so findet man die im Becken liegende Erweiterung desselben angefüllt und überhaupt die Contenta des ganzen Dickdarms so fest, dass sie keinen Fingereindruck annehmen, sondern wie harte schwimmende Kugeln oder armsdicke Stränge ausweichen.
Bei allen diesen Untersuchungen werden bei den Patienten Keine schmerz­haften Empfindungen hervorgerufen. Die Milchabsonderung hat gewöhnlich aufgehört, das Euter ist daher schlaff. Den Uterus findet man weder ange­schwollen, noch empfindlich für den Druck.
In anderen Fällen finden sich beschleunigtes Athmen, trocknes Flozmaul, schneller Puls, grosse Aufregung, heftige, aber vergebliche Anstrengungen zum Aufstehen. Wälzen wie bei colikkranken Pferden und Schlagen mit den Beinen und dem Kopfe, und dann erst die Zufälle der Lähmung, die sich auch ganz besonders im Schlünde äussert, so dass beim Eingehen der Medicamente diese in die Luftröhre und Lungen gelangen.
Ursachen. Sie ist eine den Kühen eigenthümliche Krankheit, die selbst manchmal enzootisch auftritt. Sie kommt am häufigsten am 2.-3. Tage nach dem Gebären vor, und fast nur bei Kühen, bei denen das Geburtsgeschäft sehr leicht und schnell von statten gegangen ist. Sie kommt ferner im Allgemeinen öfter bei kräftigen und gut genährten, als bei mageren, am häufigsten aber bei solchen Kühen vor, welche kurz vor dem Gebären von magerer auf kräf­tige Kost, von Weidegang auf Stalifütterung gesetzt und in dieser Zeit sicht­bar fetter geworden sind.
Im Alter der Kühe scheint keine Verschiedenheit der Anlage zu beruhen; öfters sind schon Kühe mehrmals von dieser Krankheit befallen worden.
Die Krankheit kommt zu allen Jahreszeiten, am häufigsten und heftigsten aber in den heissen Sommertagen , ganz besonders bei bevorstehenden Gewit­tern vor, und bei dem Uebergange vou klarem Wetter bei N., N-O. und 0.-
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372nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kalbefleber,
Wind in trübes regnigtes Wetter bei S., S.-W. und W.-Wind mit sinlsendem Barometerstände.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Die Krankheit verläuft als solche, bald innerhalb des ersten Tages, (ja eine Kuh verendete nach einer erst 12stündigen Dauer sehr schnell mit einem Schrei), bald zieht sie sich auch mehre Tage hin und wendet sich zuweilen da noch zum Bessern und es erfolgt Genesung, oder es bleiben Lähmung der Bewegungsorgane und andere Nervcnstürungen zurück.
Bei verendeten Thicrcn findet man bei der Section gewöhnlich den Loser voll trockenen, harten Futters, wie auch der Inhalt der Därme hart, schwarz und stinkend ist; in der Gallenblase viel wässrige Galle, das Herz soll meist ohne Inhalt gefunden werden. Bei dor Species, die mit Entzündungszufällen gepaart ist, finden sich auch wol diese nach dem Tode vor. Nach mehren Mittheilungen finden wir zuweilen auch Milchmetastasen an verschiedenen Stel­len. Nach Kühne giebt es gar keine constanten Abnormitäten, vielmehr er­gäbe sich nur ein negatives Resultat bei der Obduction, insbesondere am oder im Uterus nie etwas Krankes, denn die in seinem Innern sich vorfindende braunröthliche schmierige Flüssigkeit scy nur das Residuum der Nachgeburt.
Die an sich üble Prognose ist näher nach dem ganzen Krankheitsbilde, dem grössern oder geringem Ergriffenscyn des Nervensystems und bei enzoo-tischem Auftreten nach dem Verlaufe ähnlicher Fälle zu bestimmen. Nach Köhne's Verfahren sollen bei rechtzeitiger Hilfe fast 3lt der Patienten zu retten seyn. Vergehen aber erst mehre Stunden nach dein Eintritte der Krankheit, so ist diese kurze Zeit schon ein grosses Versäumniss; bebandelt derThierarzt den Patienten nicht in eigener Person, so wird oftmals die Heilung verfehlt, oder die Tödtung unnothiger Weise vorgenommen. Doch sey allerdings es schwierig, den Eintritt des Todes rechtzeitig zu bemerken, weil das Leben ohne Convulsionen entweiche.
1)nbsp; Die Lähmung des Scblingvermügens ist das allerschlimmste Zeichen, sowie ,
2)nbsp; das Aufblähen, und
3)nbsp; vieles Zähneknirschen, und
4)nbsp; die sehr gesunkene Temperatur im Ganzen und der Extremitäten ins­besondere.
Behalten dagegen
1)nbsp; die Patienten noch einen ziemlich muntern und freien Blick, einige Aufmerksamkeit auf die Umgebung und etwas Appetit, steigt die allgemeine Körperwärme, so sind das sehr willkommene Erscheinungen.
2)nbsp; Patienten, die öfters, wenn auch mit Hilfe und nur kurze Zeit auf­zustehen vermögen, werden fast sicher hergestellt, indess die , welche wie an­genagelt fest auf einem Flecke stehen, gewöhnlich plötzlich sterben.
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Kalbefiober.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 373
8) Wenn sich Pollcni in den Dünnen bemerkbar macht, so nimmt die Abstumpfung mehr und mehr ab, und es is' jedenfalls sehr erfreulich, wenn sich bei den, alle vier Stunden zu wiederholenden Untersuchungen des Mast­darms immer wieder Kolli vorfindet und dieser nicht zu hart ist.
4) Die erfreulichste Erscheinung ist eine freiwillige Kothcntleerung, in­dem ihr die Genesung fast sicher auf dem Fusse folgt, wenn die Thierc nach einer solchen bald aufspringen. Thuu sie diess aber nicht, so ist eine unheil­bare Paraplegic zu fürchten.
Behandlung. Bis jetzt hat man bei der Art, die unter scheinbar ent­zündlichen Zufällen auftrat, anfangs des Leidens den entzündungswidrigen Apparat: starke Aderlässe, Salze in grossen Gaben, um Laxiren hervorzurufen, öfteres Melken, um die Milchabsonderung im Gange zu halten, Clystierc, Rei­bungen, Einreibungen der Spiessglanzwoinstcin- und Euphorbiumsalbe, Senfteige anzuwenden empfohlen; wo sie aber in die paralytische übergeht oder diese gleich anfangs auftritt, bei Anschoppungen des Losers bald die Aloë, bald das C'rotonöl mit Salzen, übrigens Baldrian als Thee oder die eine oder an­dere ihrer Tincturen, den Salpeter- und Sclnvcfeläther, die Tinctura aromatica aeida, nach Krokeler erst ätherisches Wachholdcrbeeröl 5jjj und dann alle 3 Stunden 1 Theelöffc; voll Terpentinöl, ausserdem belebende und die Ex­cretion befördernde Clystierc, warme Bedeckungen und flüchtig-erregende Ein­reibungen und für die Milchproduction und Ernährung Biersuppen mit Kümmel benutzt. Jetzt empfiehlt Kühne auf reichliche Erfahrungen gestützt, ohne Rück­sicht auf eine mehr entzündliche oder versatile oder stupide Form
Pulv. Nuc. vomic. Jj—Jj/S „ Tartar, stibiat.
Natr. sulphuric. Jxvj ,, „ muriatic, ä-jv, welche Arznei mit 1 Quart Wasser '/s Stunde hindurch unter fortwährendem Umrühren gekocht und hiervon alle 1—2 Stunden '/i Weinflasche voll einge­geben wird. Wenn der Koth sich schon hart und trocken zeigt, so fügt er der ersten Portion 01. Croton. Gtt. xx —xxx hinzu. Yorher wird Harnblase und Mastdarm entleert, resp. es werden Clystierc von grüner Seife und Salz appli-cirt, und der Patient sehr warm zugedeckt. Ist nach dem Verbrauche ge­nannter Medicin noch keine Besserung eingetreten, so wird sie ohne Tartarus stib., auch ohne Crotonöl wiederholt. Alle Nebenerscheinungen, z. B. die Auf­blähung, bleiben für die Behandlung unberücksichtigt.
In höchst seltenen Fällen wird die Medicin zweimal wiederholt, und es sind dann die Patienten gewöhnlich Todcscandidatcn.
Das Kreuz wird mit 01. Terebinth. Liquor. Ammon. caust. ana Jjj alle 2 Stunden tüchtig eingerieben und die Untersuchung des Mastdarms alle vier Stunden wiederholt.
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374nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kalbefleber — Kehlkopf-Rheumatismiis.
Eberhardt benutzt, laut Magazin XXIII, 239, die Aloë mit Althäenwurzel ana Ijjj als sicheres und vorzüglich wirkendes Purgirmittel; Dieterichs das Glaubersalz mit grossen Gaben Terpentinöl.
Prophylaxis. Einige Tage vor und nach dem Gebären soll nach Köhnc Futterabzug und zur Zeit Vermeidung jeder unnothigen Geburtshilfe stattfinden. Demnächst das oben empfohlene Pulver als Vorbeugungsmittel circa 8 Tage vor dem Gebären Morgens bei nüchternem Magen täglich 1 Portion.
Kühne hal in l'/j Jahren ungefähr 250 dieser Präservative dispensirt und in kei­nem Falle ist das Kalbefieber eingetrclrn. indess er in 3 Jahren die Krankheit selbst über 80 Mal zu behandeln halte.
Den Adcrlass hat er sowol als propliylaclisehes wie als Heilmittel stets unwirksam, und den Salpeter sogar schädlich gefunden.
Kalte Pisse vide Harnblasen-Fluslaquo;.
Kaltes Feuer = Harthäutigkeif.
Kaltes Oedem vide Haut-Wass ererguss.
Nr. 402. E a t h a r 6öll, ein plattdeutsches Wort seyn und soviel als Wassersucht oder Fäule be­deuten. In dem Währschaftsgesetze der Grafschaft Erbach ist dafür eine Wahrzeit von 4 Wochen 1 Tag festgestellt. Katzenpest vide Nervcnfieber. Kehlkopf-Catarrh vide Luftröhron-Catarrh. Kehlkopf-Entzündung vide Luftröhrenkopf-Entzündung. Kehlkopf-Pfeifen vide Pfeifender Dampf.
Nr. 403. Der Kohlkopf-Rheumatismus
macht sich durch ein sehr behindertes, daher ängstliches, angestrengtes, mit einem pfeifenden Geräusch verbundenes Athmen, ferner durch allgemeine Un­ruhe, Appetitlosigkeit u. dgl. bemerkbar, entsteht oft unerwartet schnell und eteigt alsbald zu der beschriebenen Höhe und bald zur Erstickung, geht aber auch bei einem entsprechenden Heilverfahren sehr bald, oft schon in wenigen Stunden in Genesung über.
Ursachen. Einder haben dazu eine ganz besondere Disposition. Veran­lassung giebt gewöhnlich Zugluft im Stalle.
Behandlung. Man macht, nachdem die Ursache abgewendet worden ist, flüchtige Einreibungen in der obern Halsgegend, und bekleidet darnach den eingeriebenen Theil mit Pelz oder einem wollenen Lappen, und giebt innerlich
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Kehlkopf Hlicumalisimis — Kiefcjhein-Brüchr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;375
hautbethätigeude mit neivenberuhigcndcn Mitteln, als den Camphcr mit Bilscn-krautextract, Salmiak, Süshliolz - und Altliäenwurzel.
Nr. 101. Kehlkopf - Verlotzungon
geben sicli durch das Ein - und Ausströmen von Luft aus einer Wunde in der Kelilkopfgcgcnd, durch die man bis in den Kchlkopfraum mit der Sonde drin­gen kann, bei kleinen quot;Wunden namentlich auch durch hier oder ia grösserer Ausbreitung vorkommende Luftgeschwulst zu erkennen. Oft ist Husten und Auswurf von Blut oder blutigem Rchaume aus der Wunde, oder aus der Nase damit verbunden. Ist auch zugleich der zurücklaufende Nerv mit verletzt wor­den , so wird sich diess durch ein brummendes Athmcn bemerkbar machen.
Prognose. Kehlkopfwundcn haben zuweilen einen dauenideu üblen Ein-fluss auf das Athmcn, indem sich Kehlkopfpfeifen ausbildet. Die Verletzung des zurücklaufenden Nerven soll oft bald ohne jede üble Folge sich gezeigt haben —#9632; dann wahrscheinlich, wenn die Enden sich berührten und Verwach­sung eintrat.
Behandlung. Der Windgeschwulst wirkt man durch Drücken nach der Wunde hin, oder wenn dieselbe sehr klein ist, durch kleine Einschnitte und nachfolgendes Drücken nach dieser entgegen. Stärkeren Entzündungszufällen oder einem erschwerten Athmen begegnet man durch örtliche und allgemeine eutzündungswidrige Mittel.
Nr. .105. Kieferbrüehe
(d. h. die der grossen und kleinen Kieferbeine, vorzüglich aber die der letztern) werden sich durch gestörte Futteraufnahme, Speicheln, grosse Schmerzhaftig-keit, Eeibungsgeräusch und gewöhnlich durch veränderte Stellung und Beweg­lichkeit leicht erkennen lassen.
Hertwig versichert, in Zeit von 1—(i Wochen Heilung gewöhnlich zu bewirken.
Zu dem Zwecke entfernt er zunächst etwa vorhandene Splitter mittelst Messer und Pincette, und dehnt durch gelindes Ziehen an den Schneidezähnen in gerader Richtung nach vorn die Weichgcbildc aus und bringt dadurch die abgewichenen Knoclicnstilcke wieder in ihre Lage, und legt dann entweder einen eisernen gut aiuchliessendcn Maulkorb an und befestigt denselben noch mittelst Bandern an die Halfter; oder man befestigt an eine mit einem Stirn­riemen versehene Halfter einen glatten eiseinen Stab oder eine Schiene von festem Holze mit dem obern Ende an den Stirnriemen und weiter herab an den Nasenriemen, so dass die Schiene in der Länge der Mittellinie des Nasen­rückens liegt und mit ihrem untern Ende bis zur Oberlippe reicht. An diese
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370nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kicferbiüchlaquo; — Klauengesehwur.
Schiene biudet man die beiden Enden eines starken Metalldrahtes, welchen uiau am die sünimtlichcn Sclineidcziilinc der abgebrochenen Knochentheile ge-bundeii, ihn hinter denselben durch Zusammendrehen vereinigt und dann die Enden zu beiden Seiten unter der Oberlippe aus dem Maule herausgeführt hat. Dadurch wird das abgebrochene Knochenstück von der auf dem Nasenrücken liegenden Schiene getragen und in seiner Lage erhalten. Dabei werden nun die Thicrc in ihrem Stande umgedreht, damit die Verbindung nicht gestört werden kann, und in den ersten 14 Tagen nur flüssige Nahrung verabreicht.
Nr. '106. Der Kinnbacken-Krampf
ist entweder tonisch, Trismus touicus, und in dem Falle als örtlicher Starr­krampf zu betrachten ; oder er ist clonisch, Trismus clonicus, und hat folgende
Sympiomc: Die liiefcr bewegen sich entweder ununterbrochen, bald hef­tiger, bald schwächer gegeneinander, so dass dadurch ein starkes Aneinandcr-schlagen derselben und ein oft weithin schallendes Zähneklappern bemerkt wird; damit zeigen sich die zunächst afticirten Muskeln, öfters zugleich auch die Zunge härter und in so grosser Bewegung, sodass sogar letztere aus der Mundhöhle heraus und nach den verschiedensten Seiten hingeschleudert wird (Zungenkrampf, Glossospasmus); oder es finden diese Erscheinungen paroxys-menartig, nach '/ai Vlaquo; ot'cr ganzen Stunden, und minuten- oder viertelstunden­lang andauernd statt.
Ursachen. Bei Hunden wird diese Erscheinung als Symptom der Seuche zuweilen bemerkt; bei Pferden und Rindern als selbstständige Krankheit und, wie es scheint, durch Erkältung bedingt; dabei gehen gewöhnlich alle anderen Verrichtungen ungestört von Statten.
Verlauf, Dauer, Ausgänge der letztern. Oft geht die Krankheit nach Anwendung der betreffenden Mittel schon binnen 24 Stunden zu Ende; oft dauert sie mehre Tage, in einzelnen Fällen zog sie sich, wenn auch nur in matten Anfällen, länger hin, ohne dass aber ein weiterer Schaden erwachsen wäre.
Diagnose. Starker Schüttelfrost mit Zähneklappcrn.
Behandlung. Flüchtig reizende Mittel mit den Canthariden und warme Bedeckungen äusserlich, und Campher mit Schwefel, Lorbeeren etc. innerlich haben sich am Befriedigendsten gezeigt,
Klauenentzündung, Klauenfäule und Klauengeschwür vide Hufentzündung resp. die fieberhafte Klauenentzündnng und die böeartige Klauenseuche.
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Klaucnsack-Geschwulsl der Schafe — Kleiner Huf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;377
Nr. 407. Die Klauensack-Gesch-wulst der Schafe wird durch grössere Ansammlmig und Vcrdickung der im Klaucnsackc der Schafe naturgemäss abgesonderten Fettigkeit herbeigeführt, und bewirkt nun eine entzündliche Reizung daselbst und in der nächsten Umgebung, und damit Lähme.
Es genügt ein sorgsames Ausdrucken der angesammelten Masse, die wie eine Made oder wie ein Wurm erscheint, daher mau für die ganze Krankheit auch die Bezeichnung Klauenwurm gebraucht.
Klauenseuche vide Blasenfieber und Bösartige Klauen­seuche.
Nr. 408. Der Kleienausschlag, Fityriasis.
Auf mehr oder minder ausgedehnten Hautstrecken wird die Absonderung von Hornstoif zur Bildung von Epidermis krankhaft alienirt. Ohne exanthe-matische Fruchtbildung trennt sich die Oberhaut in reichlichen Schuppen, die der vegetabilischen Kleie ähnlich sind, von der unterliegenden Cutis, und immer neue Schuppen greifen Platz. Die Haut ist dabei mehr oder weniger empfind­lich, das Thier verräth starke Neigung zum Keiben, die Haut ist zuweilen leb­haft geröthet.
Haubner unterscheidet insbesondere den der Augengegend, P. ophthalnaica, den der Scham, P. Vulvae, und den Mähnengrind, P. Jubac.
Die wesentlichsten Heilmittel sind nach ihm Reinlichkeit, Seifen- und zusammenziehende Waschwässer.
Nr. 409. Der kleine Huf, dessen Durchmesser nicht zu denen des Körpers im Verhältniss stehen und sie nicht erreichen, ist nach den Veranlassungen verschieden zu behandeln und zu beschlagen. Hat ihn nämlich der Schmied zu klein gemacht, so bedarf er des schützenden Beschlages, keiner Kappe, einer guten Hufsalbe und Schonung. Ist der Huf durch öfteres Verlieren der Eisen zu klein geworden, so ist ge­wöhnlich mürbes Horn die Ursache davon, in welchem Falle Kappen und Auf­züge bei dem Mitgcbranche entsprechender Einschläge und harziger Hufsalben besonders nothwendig sind. Kommt der kleine Huf bei im Stalle aufgezogenen Füllen vor, oder ist er Racecigenthümlichkeit, so macht sich wol ein etwas vortragendes, und dadurch mehr Sicherheit im Tritte gewährendes Eisen noth­wendig. Wo die Gefahr des Streichens und Abtretenlaquo; diess verbietet, und wo vielleicht zugleich die Wände sehr hart, die Sohle ausgehöhlt und der Strahl sehr klein sind, da ist, um die Elasticität des Hufes möglichst zu fördern und
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378nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kleiner Huf Knirsclieihcngclenk-Cïcsclnvulsl.
damit zugleich eine grösscrc Ausbreitung des Hufes zu bewirken, der Gebrauch des halbmondförraigcn Eisens empfehlenswertli.
Kloaken bil dung vide. A ft e r v er s o h 1 u s s,
Klopfhengst oder Klupphengst = Spitzhengst.
K ii i e b e u 1 c vide V o v d e r k n i c - V e r 1 e t a u n g e n,
Nr. 410. Der Kniescheiben-Bruch, Practuva Patellae, der am meisten durch das Schlagen anderer Pferde mit dem Hufeisen bewirkt wird, doch auch beim Stürzen bergein selbst so stark geseheheu kann, dass dadurch die Kniescheibe wahrhaft zermalmt wird, giebt sich, ausser durch die in der Regel bedeutende Quetschwunde, durch einen widernatürlichen Raum zwischen den Bruchstücken, ferner dass die Thiere im Stande der Ruhe nur mit der Zehe den Boden berühren, oder durch verhindertes Auftreten und starke Lähme, sowie durch Hitze, Geschwulst, ja selbst durch heftiges Fieber zu erkennen.
Der quere Bruch kann als unheilbar betrachtet werden, da die geringste Bewegung der leidenden Gliedmasse die vereinigten Bruchtheile ans ihrer Lage bringen würde, auch ein Verband nicht gut angebracht werden kann. Einfache Längenbrüche bat man aber unter dem Einflüsse cntzUudungswidrigcr Mittel bei dem Mitgebrauche des Hängegurtes heilen sehen, obschou Lahmgehen zu­rückgeblieben ist.
Nr. .111. Die Kniescheitaengelenk-Geschwulst beim Rinde beschreibt als eigenartiges Leiden Uyclinor in seiner Zeitschrift für Rindviehkundc I, 3 folgendermassen: Oft entsteht aber Nacht ohne bekannte Ursache an der äussern Seite des Kniescheibengelenks eine heissc, feste, sehr schmerzhafte Anschwellung, welche sich, je nachdem man zweckmässigo oder unzweckmässige Mittel anwendet, vollkommen oder unvollkoninicn zcrtheilt. Der eigentliche Sitz der Entzündung scheint in den sehnigen Partieen zu seyn. Die unvollkommene Zertheilung lässt Verhärtung der Geschwulst zurück. Mit dem üebergange in dieselbe und mit Zunahme derselben nimmt der Schmerz und daher auch das Hinken mehr zu als ab, so dass selbst die Fresslust ge­ringer und die Abmagerung augenscheinlich wird, bis zu welchem Zustande oft zwei Monate vergehen können. Dann ist aber auch der beste Zeitpunct zu einer radicalen Heilung vorübergegangen.
Untersucht man das Kniescheibengelenk in diesem Zustande anatomisch, so findet man dasselbe nach Entfernung der Haut seitlich auswärts von einer Exsudationsmassc bedeckt, in der die apoueurotischen Theile oft kaum mehr zu unterscheiden sind; diese Masse sitzt auf dem untern Theile des Backen-
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Kniesclieibengelenli-Gcscliwulst — Knicsclieibcn-Vermiidingnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;379
beins fest und macht das Weclisclgelenk zu einem straffen Gelenke. Beim Durchschneiden der Exsudationsmasse stösst man, ehe das Messer auf das un­tere Endstück dcsBackhcius oder auf die Kniescheibengeleuk-Bändcr trifft, auf totalen Widerstand, der Verkuöchcrung vermuthen lilsst, die sich auch im ma-cerirten oder gekochten Zustande des Gelenks deutlich zeigt, was auf eine ar-thritische Affection schliessen lässt.
Für die Behandlung ist ein trocknes und weiches Lager uothwendig, so­wie das kalte Wasser zweimal 24 Stunden hindurch, und dann die graue Quecksilbersalbe, bei gi'ossem Schmerze mit Bilscnkrautöl; später die Jodprä­parate, die Scharfsalbon (vorzüglicher jedoch die nachdrückliche Anwendung des Glüheisens).
Nr. -112. Die Kniescheiben - Verrenkung, Luxatio Patellae.
Dass die Kniescheibe nach aussen, oder was höchst selten beobachtet worden ist, nach der Innenfläche tritt, kommt complet nicht .jähling zu Staude, sondern mehr als Verstauchung. Bei forcirten Bewegungen nämlich, als beim Laufen, Springen, raschen Wenden oder Rückwärtstreten tritt die Knie­scheibe aus ihrem Gelenke, d. li. sie weicht in der Regel nach aussen hin so stark ab, dass ihre Gelenkerhabcnheit, die die Grube zwischen den beiden be­treffenden Gelenkerbabenheiten des Backenbeins ausfüllen soll, auf den äussern Oondylus hinaufsteigt, dass sie aber, sobald der Schenkel die Körperlast wie­der übernommen hat, mit einem hör- und sichtbaren Rucke wieder zurtick-gleitet.
Das Bestehen des Zustandcs aber macht sich dadurch kund, dass das Auftreten im Schritte zwar fest ist, dass aber der Fuss nicht soweit vorgesetzt wird, die Fussspitze und das Kniegelenk sind etwas nach aussen gedreht, das Sprunggelenk dagegen nach innen, und es ist eine länglich-runde, weiche, in der Regel weder heisse, noch schmerzhafte, wegdrückbarc Geschwulst von der Grössc eines halben Gänseeies und darüber unter der Kniescheibe bemerkbar. Die Geschwulst besteht in einer Ausbeutelung des Capselbandes, indem Synovia in vermehrter Menge liieher gedrückt wird. Werden die Thiere in dieser Pe­riode des Uebels, wo also nicht schon Wochen hingegangen sind, In Trab ge­setzt, so tritt häufig das Hinken unverhältnissmässig stark hervor, sie hüpfen selbst zu Zeiten auf dem gesunden Schenkel vorwärts, ohne mit dem kranken auch nur den Boden zu berühren. Man sieht deutlich, dass die rasche Be­wegung dem Thicr im Oberschenkel Schmerz verursacht, indem die Streckung des Knie- und Sprunggelenks vermieden wird und der Schenkel nur im Hüft­gelenke sich bewegt. Auch ist die Lahmheit auf hartem, wie auf weichem Bo­den gleich, denn die Bewegung derselben in der abgewichenen Lage ruft Schmerz hervor.
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380nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knicsclicibeii-Verrcnkunif.
Nuu scheint aucli bei der grössern Muskelanspanuung die Kniescheibe nicht so leicht wieder in ihre Normallagc zurück zu gleiten.
Hat aber das Ucbel mehre Monate bestanden, so pflegt die Bewegung im Trabe wieder freier zu werden, indess sie im Schritte sich ziemlich gleich bleibt. Aber es legt sich, wenn man das Thier rück - oder seitwärts treten oder im Trabe geben liiss', die Kniescheibe oft ganz nach aussen neben den äussern Condylus, und damit hat die Auswärtsdrehung des Schenkels, sowie die gallenartige Ausbcuteluug des Capselbandes unter der Kniescheibe bedeu­tend zugenommen, und legt man die Hand dicht hinter der Kniescheibe aussen an den Schenkel, so fühlt man deutlich eine strangartige Spannung unter der Haut quer nach hinten verlaufen, die stärker hervortritt, sobald das Thier den Schenkel bewegt. Bei mageren Thieren wird sie sogar deutlich sichtbar.
Aetiologie. Wenn auch nach Godwin Jugend und kurze Croupe mit ge­rade gestellten Schenkeln eine Prildisposition zu dieser „spontanen Verrenkung1' geben mögen, so müssen wir doch die auf vielseitige Erfahrungen und gute wissenschaftliche Gründe gestützte Annahme Meyers im XVI11. Jahrg. des Ma­gazins, dass das Wesen (oder vielmehr die nächste Ursache) des Uebels in einer Contractur oder doch unverhältnissmässig gesteigerten Wirkung des lan­gen Auswärtszichers des Schenkelbeins und der Sehnenausbreitung, die von den Auswärtsziehern aus diese Schenkelpartio überzieht, zu suchen sey, dass diese aber wahrscheinlich durch rheumatische Affection bedungen werde, als die richtige anerkennen, ja wir müssen, wie wir überhaupt bei dieser Darstel­lung jenem Aufsatze das Wesentliche entlehnten, mit ihm bekennen, dass die vermeintliche
Varietät, welche unter dem trivialen Namen Ramm oder Ramp be­kannt ist, der Art von genannter Verrenkung sich unterscheidet, dass die Knie­scheibe am Rande des Backenbeinendes festhakt, wodurch Kniescheiben- und Sprunggelenk in Streckung festgehalten werden. Gewöhnlich entsteht dieses Uebel plötzlich, wahrscheinlich dadurch, dass Mangel an Befeuchtung mit Sy­novia zu Grunde liegt. Was die Disposition dazu anlangt, so kommt dieser Zustand sowol bei Pferden vor, als bei Rindern, die ein abgeschliffenes Kreuz und einwärts gestellte Sprunggelenke haben.
Wenn wir nach Meyers Vorschlage von einer Lösung des kohlensauren Kali mit Terpentinöl ana, oder von diesem allein, später von der Cantharidcn-salbc im ganzen Verlaufe des langen Auswärtszichers bis zum Sitzbeine hin bei dem Mitgebrauche innerer entsprechender Mittel die hauptsächlichsten Heil-resultatc erwarten dürfen, so wird dagegen beim Ramp die Manipulation, dass man nämlich den Daumen, oder wo dieser nicht genügt, einen abgerundeten Stock hinter den äussern Winkel der Kniescheibe setzt und dieselbe damit zu bewegen sucht, oft schon allein hinreichen, das Hinabgleiten der Kniescheibe und die Heilung des Uebels zu bewirken. Nach Hilmcr und Lichte brachten
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Kniescheiben-Verrenkung — Kiiodicnausraquo; uchs,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 381
es Einreibungen von Terpentinöl zu Stande, wodurch niimlich das Pferd zu starken Bewegungen angetrieben wird; oder ein abwechselndes Rück- und Vor­wärtsschieben des Pferdes.
Gelingt auch diess nicht, so soll man, nach Ricliter, den (leidenden) lin­ken Schenkel mit der rechten, oder den rechten Schenkel mit der linken Hand im Fessel kräftig ergreifen, und indem man sich mit der andern Hand fest gegen das Kuiescheibengelenk stützt, den Schenkel soweit als möglich nach vorn und oben ziehen, hierauf aber das Pferd von einem Gehilfen zum Vor­wärtsgehen antreiben iasseu. Wer diesen Kraftaufwand nicht bemöglichen kann, der lege einen langen Strick, am besten eine Pflugleine in den Fessel, ziehe den Strick über den Hals weg vor der Brust herum und ziehe nun mit Beihilfe der andern Hand, den Fessel oder vielmehr den Schenkel soweit nach vorn und oben, als es nur möglich ist, wickle zur grössern Festhaltung den Strick ein­mal um die ziehende, vorher durch einen ledernen Handschuh geschützte Hand herum, und lasse das Pferd zum Vorwärtsgehen antreiben, worauf in der Regel sofort die Kniescheibe zurückgleitet.
Knieschwamm, Knieverletzungen vide Vorderknie-Ver­letzungen.
Nr. 413. Die Knoohenauflockerung, Osteoporosis,
kommt in Folge mancher Krankheitszustände vor, gehört daher keineswegs einer Krankheitsfamilie an. Unter Knochenentzündung, Winddorn, englischer Krankheit, Kn ochenbrüchigkeit, Knorpelgeschwulst, Knochenschwund. Knochenkrebs etc. werden wir wieder darauf zu­rückkommen.
Nr, 414. Knochcnauswuehs, Exostosis, wird jede von einem Knochen ausgehende, und von derselben Knochenhaut be-deckte umschriebene Knochenanschwellung genannt. Nach Sitz, Umfang haben diese Geschwülste mancherlei Namen erhalten, wie Spat, Spatschale, Ringbein, Ueberbein etc.
Ursachen sind mechanische Gewaltthätigkciten und Rhcumen, welche Ent­zündung und plastische Ergiessungen zu bewirken vermögen, besonders bei an-geborner oder erworbener Porosität der Knochen, bei namentlich gemeinen Pferden. Zuweilen geben auch die Nahrungsmittel, insbesondere das Getränke, die Ursache dazu ab.
Nach Recudl Méd. vcfér. 1855 beobaclilelc Dudficld in einem grossen Stalle von Jagdpferden zu Cliallcnham eine ungewölmliche Häufigkeit von Exoslosen und leitete diese von dem Trinkwasser ab. Die Analyse desselben ergab in einer Gallone mehr als 52 Gr. fester Bustandthcilc und darunter 4C Gr. erdiger Salze, insbesondere 30 Gr. kohlensauren
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382nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knorlienauswiiclis — Knochciibvüche.
und scluvcl'eisaiireii Kalk, welche sicli initoi- Einwirkung der Bipliospliate des Verdaiiungs-eaaals zersetztelaquo; und neutrale Kalkpliospliale oder Kiiocheiicrdc bildeten. Es wurde tin anderes Wasser eingel'üliit und damit die Exostosenbildting beseitigt.
Sie unterscheiden sich von anderen Anschwellungen durch ihre Härte, sowie durch ihre Unbeweglichkeit, indem sie auf den leidendcn^Knochen auf­sitzen resp. unmittelbar mit denselben verbunden sind. Beim Entstehen na­mentlich sind sie von Entzümlungssymptomen, oftmals dauernd von Schmerz und Functionsstörungen, und namentlich wenn sie an Gelenken oder Sehnen der Gliedmassen liegen, von Lahmgehen begleitet.
Die Heilbemühuugen müssen dahin gerichtet seyn, nicht nur die Weiterentwicklung zu hemmen und etwaige Störungen beim Gebrauche des Thieres aufzubeben, sondern auch die Eesorption zu bemöglichen. Daher wen­det man bei grösstmöglichstcr Ruhe des Thieres entzündungswidrige und eigent­lich resorbirende Mittel, namentlich auch die graue Quecksilbersalbe mit koh­lensaurem Kali oder Natron, flüchtiges Liniment, Jod, später die Canthariden und Euphorbium, sowie das Brennen, und an geeigneten Orten auch den Bein­hautschnitt, die Ausrottung mit Meisel und Hammer, sowie das Absägen an.
Nr. 41B.
Knochenbrand, Osteonecrosis,
beruht in dem Absterben eines Knochenstückes oder eines ganzen Knochens in Folge dadurch aufgehobener Ernährung, dass sich die Knochenhaut, welche die Ernährung desselben leitet, von ihm trennt, oder dass Knochenjauchc die Textur desselben so verändert, dass das Ernährungsgeschäft unmöglich wird, Er wandelt sich nun in eine leichte, poröse, sich abblätternde, weiss, oder bei schwammigen Knochen schwärzlich werdende Masse ab, die sich gewöhnlich jauchig auflöst, Fistelgänge bewirkt und so nach aussen tritt. Indem aber die Beinhaut neuen plastischen Stoff ergiesst, bildet sich gewöhnlich nach und nach eine neue Knochenschicht (Capsula), die den abgestorbenen Knochen (Seque­strum) umkleidet, so lange aber Oeffnungen behält, als überhaupt die Aus­scheidung noch nicht vollendet ist.
Für Zwecke der Heilung müssen wir diesen eingetretenen Process da­durch zu befördern suchen, dass wir lose Knochenstücke wegnehmen und übri­gens im Umkreise des abgestorbenen Knochenstückes eine gute Eiterung her­beizuführen suchen, und zwar durch Digcstivsalbe oder durch eindringlichere balsamische Mittel, energischer durch das Glüheisen. Der Brand ganzer Kno­chen lässt aber ein ungünstiges Eesultat erwarten.
Knoohenbl'ttche vide Arm be in-, Backenbein-, Boeken- etc. Brüche.
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Kiioclienbrüchigkcil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3g3
Nr. 41G. Kaochenbrüchigkeit, Osteopsathyrosis,
wird diejenige Kraukhcitsfonn genannt, welche sich nicht nur durch übergrosse Geneigtheit der Knochen, bei schon verhältnissmassig sehr leichten mechani­schen Einwirkungen zu brechen, zu erkennen giebt, sondern auch durch weit allgemeinere Krankheilszufälle diese Disposition verräth. Namentlich sind zu nennen: Magerkeit, Schlaffheit, Kraftlosigkeit, struppiges Haar, unreine Haut. Die Nahrungsaufnahme ist bei den Leidenden rege, und sie lecken an Allem, was sie nur erreichen können, sie zerkauen Lcder, Lumpen, Scherben, den Kalk von den Wänden, und zernagen die Krippen und Tröge. Herzschlag und Puls sind träger, dieser weich und langsam. Die Absonderungen haben meist einen säuerlichen Geruch; dabei blähen die Patienten öfters auf. Selten zeigt sich Diarrhöe, noch seltener Verstopfung. Der Gang ist dem verschlagener Pferde ähnlich, denn sie haben in den ganzen Extremitäten Schmerzen. Zu­weilen sind dieselben auch über den Fesseln schmerzhaft geschwollen. Uebri-gens liegen sie viel und stöhnen heim Aufstehen, was mit grosser Behutsam­keit geschieht, wobei sie wol 5 — 10 Minuten auf den Vorderbeinen ruhen bleiben. Haben sie sich aber erhoben, so zittern sie auf ihrem lockern, un-sichern Fundamente, der Rumpf kommt in eine hin und her schwankende Be­wegung, bis die Schenkel so weit ausgespreizt worden sind, dass sie gleich Pfeilern wirken, die an den Rumpf angelegt worden sind. Häufig zeigen die Thicre Zuckungen in den befallenen Partieen und fühlen sich daselbst unge­wöhnlich kalt an. Die Muskeln sind angeschwollen, steif, wie holzig und beim Befühlen zeigen sie sicli sehr schmerzhaft. Es treten mehr und mehr Ver­dauungsbeschwerden hinzu, die Maulhöhlc ist voll zähen Schleims, die Zähne werden locker. Auch aus der Nase kommt ein dünnfiüssiger Schleim. Die Milch wird in geringerer Menge abgesondert und gerinnt gern. Endlich ster­ben die ïliierc an Erschöpfung, ohne dass immer Knochenbrüche geschehen wären. Bis zu diesem todtlichen Ausgange braucht jedoch in der Regel der Krankheitsprocess mehre Monate.
Eine eigenthümliche Erscheinung ist, dass von so ergriffenen Müttern ge­sunde, kräftige Junge geboren werden.
Sedionserscheinunffen, Man findet welkes, blasses, trockenes Muskel-fleisch, fettleeres, fast ganz trockenes Zellgewebe, die Substanz des Gehirnes und Rückenmarkes ist weich und von graulicher Farbe. Die auffallendsten Er­scheinungen bieten aber die Knochen dar. Denn betrachtet man Knochcn-stückchen von solchen Thieren unter dem Microscope, so findet man, nach Dr. Keuscher in Bingen, der 42 mit aller Sorgfalt angestellte Untersuchungen vorgenommen hat, dass die Rindensubstanz durchweg abgenommen und die Zellensubstanz auf ihre Unkosten sich vermehrt hat. Dem zu Folge sind die
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384nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kiiochenbriichigkeit — KnochenenlziinduiiK.
Knochen viel saftiger, nicht glasig hart, sondern leicht, ohne splitterigen Bruch zertrennbar. Ursache von dieser Erscheinung ist, dass nicht nur ein Theil der Knochenerde, sondern auch ein, obgleich geringerer Theil des organischen Bindemittels, das Gluten, geschwunden ist. Selbst die zurückbleibende orga­nische Substanz soll nach Müller eine ganz andere, als im gesunden Knochen seyn, denn durch Kochen könne man weder Knochenleim, noch Knorpelleim aus ihr erhalten, während sich jenes Bindemittel des gesunden Knochens beim Kochen fast ganz in ersteren verwandelt. Magensaft und Darmscbleim zeigen stets einen bedeutenden Ueberschuss von Salzsäure.
Aetiologie. Fast allgemein spricht man von einer en- und selbst epizoo-tischen und stationären Knochenbrüchigkeit der Kinder.
Als äussere Ursachen werden vorausgegangene Drüsenkrankheiten, ver­dorbene und versauerte Fütterung, namentlich aber der reichliche Genuss von den Carex-, Scirpus- und Equisetumarten, nach Markowitz der Monate lang fortdauernde Genuss mit lauter rohem, unreifem Knollen - und Rübenfuttcr (die 81—80pC. Kali- und Natronsalzc und 12 —18 Kalk- und Magnesiasalzc ent­halten), nicht aber, wie man früher glaubte, die Fütterung von Narthecium ossifragum und Tolfieldia palustris, nach Krause überhaupt kümmerlich ge­wachsene, des Aroms und der nahrhaften Bestandtheile entbehrende Futter­stoffe, der reichliche Genuss der Oelkuchen (behufs höherer Milchproduction) genannt und gefürchtet.
Körber unterscheidet im 2. Bande seiner speciellen Pathologie eine aus der Leck­sucht sicli herausbildende und eine vom Rlieumatismus abhängige Knochenbrüchigkeit.
Behandlung. Da derartige Thiere mit Gier säurebrechende Mittel suchen, so empfehlen die mehresten Thierärzte solche auch als Arzneien, verbunden mit stärkenden und den Darmcanal erregenden Mitteln. Insbesondere empfiehlt Kreisthierarzt Dieterich (nach Supplementhcft zu Mag. XX) mit sehr gutem Erfolge im ersten Stadium gebrannte Knochen Jvjjj Enzian - und Calmuswurzel ana Jj\, täglich 3 Mal einen Esslöffel voll, und er sieht gewöhnlich nach 8—14 Tagen Besserung. Bei höheren Graden muss das Mittel 1 — 2 Mal reiterirt werden.
Bei schon eingetretenen Desorganisationen und Knochenbrüchen ist Mühe und Kostenaufwand vergebens.
Nr. 417. Die Knochenentzündung ist, wie die Knorpelentzündung, an sich sehr problematisch und nur in Ver­bindung mit der Knochenhaut- und Markhaut-Entzündung denkbar.
Symptome. Schmerz wird gewöhnlich zuerst hervortreten, in den Be­wegungsorganen aber gewöhnlich Lahmheit; Eöthung nur dann, wenn die Kno­chenhaut in Folge von Verwundungen und Operationen blos liegt. 'Vermehrte
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Knochetioiitzimdung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 385
Wärme und Geschwulst tritt erst uach mehrtägigem licstehen oder ,tnoch viel später ein.
Ursachen. In den allermeisten Fällen tragen mehr oder minder heftige mechanische Ursachen, als Erschütterungen, Fehltritte. Streichen, Schläge etc. die Schuld; zuweilen ist sie rheumatischer Natur, oder es liegt eine Dyscrasie zu Grunde, die zuweilen schon angehören ist; endlich ist es Jauche, oder wenn sie blos gelegt sind: die atmosphärische Luft, ranzige Ocle etc. Poröse Kno­chen und Knochenpartieen sind ihr mehr unterworfen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Der Verlauf ist im Ganzen sehr langsam und die Dauer völlig unbestimmt. Als Ausgänge findet mau wieder die Zcr-theilung, die eintritt, wenn die Entzündung bald und zweckmässig behandelt wird und keine Complication zugegen ist.
Ausschwitzungen plastischen Stoffes, der zu Knorpel und Knochen er­härtet und zu den En- und Exostoscn Veranlassung wird, sind nicht selten.
Eiterung entsteht besonders, wenn verletzte Knochen frei zu Tage liegen. Sie neigt sich gern zur Jauchigen Zerstörung von Knochenpartieen, oder zum Knochen- oder Beinfrass, Caries, besonders wenn dem Körper eine üble Säftcraischung inne wohnt. Indem geradezu Knochcntlieilchcn abgelöset werden und der Jauche sich zumischen, fühlt man mit der Sonde, die, wenn sie silbern, schwarz gefärbt wird, den ergriffenen Knochenthcil rauh, uneben. Haben die dagegen angewendeten Mittel den entsprechenden Erfolg, so stöset sich das krankhaft Entartete durch Abblätterung, Exfoliation, ab und eine ge­sunde Eiterung bringt die oft üppig damit verbundene Granulation in die ge­hörigen Schranken. In schwammigen Knochen und Knochenenden findet sich aber oft eine allgemeine Erweichung und Auflösung der Knochensubstanz in reichliche Jauche (Osteolysis).
Knochenwurm oder Wind dorn, Spina ventosa, heisst die durch entzündliche Knochenreizung hervorgerufene Aufloclicrung des Knochens, mit Exsudatbildung, die theils zur Bildung von Zellen und Hohlräumen in selbigem, theils zur Bereitung der in denselben vorfindlichen jauchigen Flüssigkeit ver­wendet wird.
Des Knochenbrandes, Ostconeerosis, ist in einem besondern Artikel schon gedacht worden.
Prognose bei Knochencnlzdndung. Wird sie hei Abwendbarkeit aller schädlichen Einwirkungen und zu Anfange ihres Entstehens erkannt und zweck -gemüss behandelt, so wird die Vorhersage gewöhnlich ziemlich günstig zu stel­len seyn, widrigenfalls bald der eine, bald der andere der genannten Ausgänge, verschieden nach dem Ursächlichen und der Individualität, zu fürchten ist, die nun wieder verhinderte Verrichtung des Theiles und dadurch selbst des ganzen
Falke, Krankb. d. Hauath.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;25
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'JSCinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knoohonentallndungi — Knoohenkrebs.
Thicres, sowio insbesondere aucli Cachcxic, Zelirfieber, Wurm und Rotz her­beiführen können.
Behandlung. Her antiphloglstlsohe Apparat ist anfangs sehr energisch und selbst mit Bezugnahme auf den ganzen Organismus zu handhaben, und bei Abnahme der Heftigkeit die graue Quecksilbersalbe, oder dagegen bei hart­näckigerer Fortdauer die Canthaiidcnsalbe. und das Punct- und Strichfeucr in Gebrauch zu ziehen.
Die Eehandlung der Knochenauswüchso bespricht ein besonderer Artikel.
Eiterung verlangt balsamische und mild erregende, durchaus aber keine fettigen Mittel; um sie erst herbeizuführen, sind auch warme Breiumschläge von Nöthen. Für den unbehinderten Abfluss von Knochenjauchc und die Ent­fernung cariöser Knochenpartieen trägt man Sorge, was wieder durch jene har­zigen Mittel, sowie durch Creosot, Höllenstein, durch das Glüheisen und Messer auszuführen ist.
Wenn diese Mittel aber auch bei Winddorn empfohlen werden, so sieht man wenigstens bei Winddorn des Hinterkiefers (vide Knochenscropheln) oft andere Resultate. Knochenerweichung vide Knochenweiche.
Nr. 418.
Knoohengesohwülste
werden nicht die aus Knochencntzündung hervorgebenden Exostosen genannt,
sondern sie sind den Knorpelgeschwülstcn verwandt und im Ganzen wie diese
zu würdigen.
Nr. 419. Der Knoohenkrebs ist als Markschwamm, Faser- und Gallcrtkrebs beobachtet worden, wodurch mehr oder weniger Porosität des Knochens bewirkt wird.
Im ZOOtomischon Cabinete in Jena findet sich eine Osteoporose vor, die nach der im physiologischen Instilulc von Prof. Hafer vorgenommenen mlcroscopischcnVlitersuchiing als Knoohenkrebs sich deolaiirte. Ich entlehne die kurze Ki-ankheits- und Sectionsgc-schichle aus meinem Catalogue raisonné tier vet.-anal. Präparate des Jen. zootomischen Cabinets, Jena 1848, wo es S. 20 heissl:
Oberkiefer einer Ojaluitren Kuh, die, nachdem sie circa 2 Jahre an bedeutenden harten Gcschvviilslen am Kopfe gelitten halle, die endlich selbst das Athmen slörlen und zu Abmagerung Anlass gaben, geschlachtet winde. Die eine Geschwulst .seitlich des gros­sen Vorderkieferbeins fand ich in der .Mille Ihrer OberflAche etwas weich und die dar­über befindliche Haut verdickt und mehr entartet. Die andere grosse Qescliwu'ist in der Mittellinie des Kopfes war laquo;och ganz hart.
Nach Abnalune der Haul konnte man unter dem entarteten 'fhcile derselben einige lislulüse Gänge tief in den Kiioehcn hinein verfolgen, woraus eine milehwasserälinliclie Flüssigkeit floss.
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Knochciikrcbs — Kiiocliciiscrophcln.
3S7
Bei der Zergliederung, die 'eider erst, weil überhäufte Geschäfte mich daran hin­derten, einige Zeit nach dem Tiidlen vorgenommen ward, fand man in der rechten oberen Nascnnuischcl eine anscheinend polypöse Wucherung, die jedoch dem QofQblo nach Knor­pel- oder tuberculösen Stoff in sich enthielt. Die Schleimhaut unter Ihr war wie ausge-fränselt und wie heim Pferderoi/, geschwürig verlieft. Noch stärker der Ail verändert war die Schleimhaut der unteren Muschel. Der Schlciinhaiitühcizug des harten Gaumens war in die Maulhöhle weit mehr hervorgedrängl in Folge seiner Verdlohnng und lliells faserigen, theils breiigen Umbildung. Der knöcherne Gaumen selbst war auf der oberen Fläche stellenweise mehr und weniger, an einer Stelle völlig resorbirt, und auf Ihm lag längs seiner Fläche wieder ein krankhaftes, polypenartiges, mit hallen und iciiorös auf-gclöslen Tubercelpunctcn verbundenes Gewebe. Die Nascnknochcu mul die Nasenthefle der Stirnbeine waren in dem mittleren Iheile des Längendurchschnitts gegen IC Mal, nach oben und unten zu weniger, verstärkt, und diese Knochensubslanz war gleichmässig fesler, jedoch lockerer Textur (Osteoporosis). An einigen Stollen hallen sich bereits Höhlen mit dickerem und fliissigerem Filer, der auch die äussere Knochentafel angegriffen und jene schon erwähnten Geschwürgänge hervorgerufen und die Knochen zu knoiplichter Subsïanz umgewandelt hatte, erzeugt.
Die eine Hälfte des Kopfes ist in Spiritus gesetzt, die andere maceiirt.
Nr, 420. Der Knochenschwund, Tabes s, Atrophia Ossium, beruht in einer Abnahme an Umfang, Masse und Gewicht eines ganzen Kno­chens, oder auch zugleich mchrer Knochen, oder aucli einei' einzelnen Knocheu-partie, und hängt zunächst von mangelhafter Ernährung, namentlich im höhern Alter, oder von grösserer Aufsaugung ah, und kommt in diesem Falle beson­ders an solchen Knochen vor, auf die ein anhaltender Druck einwirkt z, B. bei den Nasenbeinen der Nascnriomen der Halfter, bei den Stirn - und Scheitel­beinen der Druck des Coenurus cerebralis, beim Hufbein der Knollhuf, Zclicn-spalten etc.; oder sie wird durch Eiter und Jauche bewirkt, welche längere Zeit auf Knochen einwirken und sie gewissermassen macerircu und anätzem wie die Zahnhöhlenwanduugen bei der Zahnfistel, Endlich hat man auch bei eierlegendon Hühnern den Knochenschwund dann beobachtet, wenn ihnen der Genuss von Kalk völlig und für längere Zeit entzogen worden ist. In diesem Falle wird der Kalk aus den Knochen zur Bildung der Eisuhaic verwendet. Geschwundene Knochen können durch kein Mittel wieder ersetzt werden.
Nr. 421. Knochenscropheln
sind bis jetzt manche Leiden der Knochen genannt worden, ohne dass aber genügende Beweise für die scrophulöse Natur dargebracht worden wärer;. Tüch­tige Beobachter haben aber doch die Geschwulst an den Kieferknochen bei Rindern, die in Winddorn ausartet, von Scrophulöse abhängig erklärt.
Am öftesten kommt sie an einem oder dem andern Hinterkieferaste, be-
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;{H8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kntu'lii'iiscnipliflii — Knoi'plaquo;lentzttndanglt;
sonders gern in dei' Gegend des zweiten oder dritten Backenzahns, vor, Lebt mit einer kleinen Geschwulst an, die bei der Berührung dem Thiere Schmerz verursacht, der sicli öfters mit dem Wachsen der Geschwulst steigert, so dass die Thiere selbst ihr Futter nicht gehörig aufnehmen.
Die Zertheilung wird wol in den seltensten Fällen gelingen, wenn sich die Mangansalbe unzureichend zeigt, vielmehr bricht sie auf, es wuchern fleischige Zapfen, die eine eiterige oder jauchige Flüssigkeit entleeren, aus den Oeffnun-gen, die endlich durch wiederholtes Brennen in Verheilung übergehen, oder auch durch kein Mittel in Schach gehalten werden können. Nach Anackers Versicherung haben übrigens gleich anfangs angewandte Scharfsalben im ganzen Umfange der aufgetriebenen Stelle und innerlich haut- und harntreibende Mittel, sowie äussorliche Ableitungen durch Haarseile oftmals die besten Dienste geleistet.
Knochen-Speckgeschwulst, Osteos te atoma =s Knorpel-ges ch wulst,
Nr. 422. Knochen-Ueberernährung, Hypertrophia Ossium, mag entweder nur an einzelnen Knochen des Scelots vorkommen, oder alle Knochen desselben sind von Kalksalzen mehr gesättigt, daher oft sehr schwer, was die Bewegungsfunctionen sehr erschweren wird. Volumenvergrösserung wird aber an den Knochen selten als Zeichen der Hypertrophie wieder zu fin­den seyn.
Von einer ärztlichen Behandlung ist liier kaum zu reden, wenn nicht einzelne symptomatische Erscheinungen etwa in Betracht kommen.
Nr. 423. Die Knoohenweiehe, Osteomalacia,
welche eine Biegung, Verkrümmung und Anschwellung der Knochen, insbeson­dere der Eöhrenknochen zur Folge hat, ist ihren Ursachen und ihrer Entwick­lung nach noch zu wenig bekannt. Jedenfalls ist sie kakoehymischer Natur, worauf besonders die „englische Krankheitquot; hindeutet.
Knochenwurm m Winddorn.
Knü t ehe n flocht e vide Flechten.
Knollhuf = Rehhuf.
Nr. 424. Die Knorpelentzündung, Chondritis, findet sich scheinbar nicht ganz selten. Berücksichtigt man aber die zahl­reichen Experimente an lebenden Thieren, deren Knorpel auf die verschiedenste Art gereizt wurden, ohne dass sich irgendwie eine wesentliche entztmdliche
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KnorpelenlMindung- — KnorpelgosclmuM.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3ftC(
Reaction in denselben kund gegeben iiat, so darf man vielmebr annehmen, dass nur die benachbarten Tbelle der Art afficirt werden. Es hat diess selbst auf die Gelenkknorpel Bezug und Geltung, wie Brunn uns nachweist. Sie werden jedoch in Folge dessen von Verhärtung, Verknöchcrung, Vereiterung, Fistelbildung, Caries heimgesucht, ja selbst Brand ist der Art beobachtet worden.
Nach Veranlassung und Folgen ist dabei auch die Therapie zu hand­haben.
Nr. 425. Knorpelfistel wird ganz vorzugsweise r= Hufkuorpelfistcl gebraucht.
Nr. 420. Die Knorpelgeschwulst, Ostooehondrosis,
ist bald eine von der Substanz des Knochens ausgehende und mit der ver­dickten Beinhaut überzogene, bald aber auch im Parenchyme mancher anderer Organe vorfindliche, begrenzte, dem Messer nicht widerstehende Geschwulst, die gewöhnlich arm an Gcfässen ist, aus einer Vereinigung von Knorpel, Gal­lerte und fibröser Substanz besteht, die wieder Knochenstückchen einschliesscn, welche theils unmittelbar von der kranken Partie ausgehen, theils mitten in der kranken Masse sich vorfinden. Alles deutet hier somit auf unvollkommene Knochcnbildung hin.
Die Entwicklung geht ohne Schmerzen vor sich und ihre Erkennung ist, nach Hertwig, wenn sie einige Grosse erreicht hat und nicht zu dick von an­deren Gebilden bedeckt ist, an der flachen härtlichcn Erhöhung möglich, welche zuweilen unbeweglich an oder in einem Theile festsitzt, zuweilen aber etwas verschiebbar ist.
Zuweilen wird sie selbst oder ihre nächste Umgebung durch Druck em­pfindlich und in Folge dessen können wol auch Functionsstörungen eintreten.
Die Ursachen sind noch zu wenig erkannt.
Die Krankheit befällt bei den Ilaussäugethiercn besonders den Ober- und Unterkiefer. Auch an dem Unterschenkel eines Hundes hatte sie sich in Folge eines Bruches in hohem Grade entwickelt.
Als Heilmittel dürften beim Auftreten an dem Knochen selbst kalkhaltige Arzneien, insbesondere gebrannte Knochen oder Eierschalen längere Zeit fort­zugebrauchen seyn. Oftmals ist aber die Ausschälung aus parenehymatösen Theilcn, vorausgesetzt, dass mau ohne grosse Gefahr dazu kommen kann, noth-wendig, wenn dadurch üblen Functionsstörungen begegnet werden muss; doch soll dafür öfters Neubildung an einer benachbarten Stelle beobachtet wor­den seyn.
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390nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knotenkrebs — Küken.
Nr. 427. Knotenkrebs
wird sowol der gewöhnliche Scirrhus, wie die bösartige Melanosc genannt.
Knoten-Lungensucht oder knotige Lungen - Sehw indsucht vide L u n g en tub e rkeln.
Nr. 428. Koken
nannte ich in meinem Handbucho der Physiologie, Nürnberg 1829, ein frei­williges Einziehen und Verschlucken der atmosphärischen Luft von Seiten man­cher Pferde, wobei eine eigenthiimlichc Bewegung am Halse, namentlich iu der Kehlkopfgegend und eine kurze Anstrengung der Bauchmuskeln bemerkt und ein eigener Ton gehört, und bald aus Nothwendigkeit, in Folge krankhafter Verdauungsorgano, bald aus langer Weile und später aus Gewohnhcitsbedttrfniss ausgeübt wird.
Die mchresten Thierärzte sehen das Koken für ein Ausstossen von Luft an, wieder Andere halten Beides für möglich. So sehr ich auch gegen die Ansicht war, das Koken für ein Ausstossen von Luft zu halten, da das beob­achtete Ausrülpsen bei Pferden gewöhnlich mit einem sehr schwachen und langsam fortlaufenden Tone begleitet ist, und so sehr meine Gründe, nämlich dass diejenigen, welche durch Zwangsmittel am Ausstossen von Magengasen gehindert würden, bald die drohendsten Symptome zeigen mttssten (wovon nur Lichte, nach Magazin I, S. 304, einen Fall beobachtet haben will); dass ferner die Pferde, welche man längere Zeit koken lässt, nicht selten im Hintcrleibe stark aufblähen, oder im günstigen Falle reichliche Winde durch den After entleeren; ferner dass man nach dem eigentlichen Köktone nicht selten ein Poltern längs der Speiseröhre hinab, namentlich aber im Hiuterleibe bemerkt, so wurde ich doch durch Eine Erscheinung in meiner Ansicht wankend, dass nämlich ein von mir täglich beobachtetes Pferd (das wenigstens aller 14 Tage einmal an Windcolik litt), um das Koken auszuüben, die Zunge weit her-ausstrecktc, die obere Fläche derselben auf die Krippe der Art auflegte, dass ihre Spitze nach hinten sich umbog, auf diese Umbiegung das Kinn setzte und den eigentlichen Kökton hören liess. Doch gerade dieses Pferd führte mich auf den, wie es mir scheint, wahren Weg wieder zurück, dass nämlich nicht die ganze aufgenommene Luftportion verschluckt, sondern ein Theil da­von durch die Nasenhöhle wieder ausgestossen wird.
Die Pferde setzen entweder beim Koken die Schneidezähne des Vorder­oder Ilinterkiefcrs oder beide auf einem festen Gegenstande, namentlich gern auf der hölzernen Krippe etc. auf und nützen sich dadurch gewöhnlich diesel­ben an ihrem vordem Bande ab (Krippensetzer), oder sie bemöglieben das
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Küken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 391
Kökcn ohne dem (Luflkokcrj, indem sie hierbei eigeiitliuinliche schlürfende Bewegungen mit den Lippen machen, die Halsmuskeln zusammenzielien und hierauf Hals und Kopf nach aufwärts schnellen. Einzelne treiben gar Krippen-setzen und Luftkoken.
Bei Rindern, die es übrigens weit seltener zeigen, bemerkt man Oeff-nen des Maulcs, Hochheben des Kopfes, seitliches Hcrausstrccken der Zunge, oder Bewegungen nach allen llichtungen, als wenn sie irgend einen Gogensland damit erlangen wollen. Die Thierc vernachlässigen dahei oft das Wiederkiiueu fltepert. XYIII, 217).
('machen. Haben Rinder wie Pferde vieles und voluminöses Futter cr-lialtcn, haben sie noch dazu für die Aufnahme viele faule Zeit gehabt, und erhalten sie nun ein concentrirtes Futter, aber in weit geringerem Volumen und nach verhältnissmässig grossen Zwischenräumen, so wird leicht jenes Bedürf-niss rege gemacht, gain: besonders bei temperamentvollen Pferden. Die Ge­legenheit, Lölzernc Krippen, Latierbüumc u. dgl. bei trägem Stallhiitcn zu be­lecken und zu benagen, befördert jedenfalls diese Unart, wie ich dicss auch bei jungen Pferden gesehen habe, denen mau Steinsalz tagelang in der Krippe liegen liess. Schlechte, namentlich schwere Verdauung mag öfters auch veran­lassend seyn, die reizende atmosphärische Luft in grösserer Quantität, als beim Käuen möglich ist, aufzunehmen, wie überhaupt das Koken ein eigener Reiz seyn mag, da viele Pferde in der kürzesten Zeit das Küken nachahmten, wenn sie ganz in der Nähe von Kökern gestanden haben.
Scclionserschcmwitjrn. Man findet bei solchen, die Koker waren, ge­wöhnlich eine beträchtliche Erweiterung des Magenmuudes, ja eine grosse Aus­dehnung des ganzen Magens. Ersteres ist sicher nicht die Ursache, sondern die Folge des Kükens. Letzteres hingegen mag öfters auch von vielem volu-minüsem Futter abhängen.
Vorbeugend wird man vorfahren, wenn man teiiiperanieniYolIcn Pferden wenigstens bei fauler Zeit zum Gemisse etwas Stroh aufsteckt, denn jede
Behandlung bei erlerntem Küken ist unnütz, und nur der Kökricincn, Jas Zurückbinden u. dgl. hindert die Ausübung desselben.
Gcrichtlklic Thierarmeikunde. In manchen Staaten ist das Kökcn Ge-währsmangel, und es besteht in Frankreich, England und Belgien dafür eine 2'tstUndigc bis neuntägige, im Canton Wallis sogar eine seclibwüclientliche Frist. Da aber diese üble Gewohnheit, besonders in Gesellschaft eines andern Kökers in kürzester Zeit erlernt wird, so dürfte er nur als bedungener Hauptfehler gelten, und dicss um so mehr, da bei Manchen dasselbe gar keinen Nachtheil bewirkt, indess freilich bei anderen zuweilen Unverdaulichkcit, mageres Aus­sehen, schlechtes Haar, Kraftlosigkeit; sowie öftere Windcoliken sich einstellen, die einmal doch ein tödtliches Ende nehmen.
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Koldcrer — Kopfcongestion.
Nr. 429. Kolderen
in frülicrtr Sprache ein Pferd mit
Koller behaftet, worunter sowol der Dumm- oder Still-, wie der rasende Koller inbegriffen ist. Er ist in mehren deutschen Staaten zu den Cardinal-und Wandlungsfehlern gehörig, und es besteht dagegen eine Gewährszeit nament­lich in Baden, Bayern und S.-O.-Gotha von 14, im Grosshcrzogthum Hessen, in Lübeck, in den Reussischen Landen, im Königreich Sachsen und in Sachsen-Meiningen von 28, in Nassau und in der Grafschaft Erbach im Hessischen von 29, im Curfttrstentluun Hessen und in Württemberg von 4 Wochen 3 Ta­gen; in Hannover aber findet die Dummheit, wie die Käserei am längsten Rast: im Hildesheimischen bestehen 12 Wochen, im Cellischen, Kalenbergschen und Lüneburgschen 3 Monate für den Koller.
Nr. 430. Die Kopfcongestion
besteht in zweierlei Arten:
Symptome der activen Art. Sie spricht sich besonders durch Wärme des Kopfes, glänzende, geröthetc Augen, grössere Röthe der Nasen - und Maul* Schleimhaut, grosse Empfindlichkeit vor Licht und Schall, Eingenommenheit des Kopfes, jählinges Zusammenschrecken etc. aus. Dabei oft Fieber.
Die passive Art entwickelt sich langsamer, als die vorige. Die Schleim­häute sind nicht, wie bei jener Art, lebhaft-, sondern mehr bläulichroth, auch die weisse Haut der Augen ist mit schmutzigrothen Gefässen durchzogen, zu­weilen pulsiren die Drossclvcncn. Der Puls ist gross und langsam. Eingenom­menheit des Kopfes, daher die Sinneseindrücke schwächer sind, der Gang ist träge, schwerfällig, Schlafsucht. Die Excretionen gehen träge von Statten (Dummkoller).
Af.tioloffie. Pferde sind besonders dazu disponirt, wenn sie namentlich an Respirations- und Herzkrankheiten, wie x. B. Klappenfehlern, gestörter Lebcrthütigkcit, an Geschwulst der Ohrspeicheldrüsen leiden, oder wenn sie dicke, schwere Köpfe haben. Weiter veranlassend wirken Versäumniss ge­wohnter Aderlässe, enges Geschirr, heftige Anstrengungen. Aber auch Uber-mässige Ruhe kann, besonders wenn Thiere an Thätigkeit gewohnt sind, Ur­sache werden, sowie eine sehr nahrhafte, reichliche, hitzige Fütterung, insbe­sondere Wicken und Bohnen und ihr Stroh, Roggen, Weizen, Klee- und Esparsettheu, der Uebergang von einer kärglichen zu dieser besagten Fütterung; auch plötzliche Unterdrückung von Durchfällen und anderen krankhaften Aus­scheidungen, endlich wcchselvollc Witterung.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Ersterc Art verläuft meist acut, die zweite
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Kopfeongeslion — Krampfader-Bruch.
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gewöhnlich chronisch; doch kann auch die active KopfcongCbtion habituell wer­den, und die passive plötzlich eintreten und schnell tödten. Schwankungen in der Heftigkeit sind von Jahreszeit, Fütterung, Gehrauch etc. abhängig. Manch­mal tritt vollkommene Genesung ein, manchmal nur theilweisc, zuweilen geht sie in andere Krankheit über, oder sie ist nur das erste Stadium anderer. Gern endigt sie in Gchirnblutsclilag, Wassererguss, Entzündung. Der Tod ist oft auch unmittelbar wegen ihrer Heftigkeit die Folge, und es wird sich bei der Section BlutüberfülJung in den Gciiirnhiiuteu und in der Gehirnmasse vor­finden ; bei der zweiten Art namentlich strotzen die Hirnleiter. Zuweilen macht sich veränderte Consistenz des Gehirns, oft Krankhaftes in anderen Organen bemerkbar.
Prognose, Sie ist die gefährlichste Congestion, wenn insbesondere orga­nische Fehler zu Grunde liegen,
Behandlung. Mit möglichster Beseitigung der Ursachen und dass man die Thiere in einen geräumigen, kühlen Stall bringt, hat man ganz besonders die Blutüberfüllung des Kopfes durch Aderlässe, ja durch kalte Waschungen zu heben, nach anderen Organen den Blutandrang zu leiten, oder eine gleich-massige Blutvertheilung durch Frottiren, Einreibungen von Terpentinöl etc. wieder herzustellen, die Absonderungsorgane zu bethätigen und gewohnte Ader­lässe nach der Heilung nicht ausser Acht zu lassen.
Nr. 431. Kopfkrankheit
wird das bösartige Catarrhalficher der Rinder und der Schafrotz genannt.
Nr. 432. Koppen = Koken. Im Wfthrgcbaftsgesetze von Meiningen mit 8 Tagen Gewähr.
Nr. 433. Kothfistel wird sowol die After-, wie die Darmfistel genannt, wenn, wie gewöhnlich, Koth aus der Fistelöffnung mit entleert wird.
Nr. 434. Krätig, krättig, krätzig, krettig ~ Räudekrank.
In Württemberg haben diese Ausdrücke die Bedeutung eines Wandlungs-fehlcrs, und es besteht dafür eine Gewährszeit von 4 Wochen 3 Tagen.
Nr. 435.
Krampfader - Bruch
wird die varicose Ausdehnung der Blutgefässc des Samenstranges genannt, die
also, nur ganz oberflächlich betrachtet, den Habitus einer Bruchgeschwulst hat.
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391nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krampfliuslen der Humlc — KTeoibeln-Abtcennung.
Nr. 436. Der Krampfhusten der Hunde, Tussis convulsiva,
besteht iu penodisehen Anfällen eines heftigen, angreifenden Hustens. Diesel­ben dauern '/, — mehre Minuten, und gehen in Würgen, Neigung zum Er­brechen oder in wirkliches Erbrechen grösstentheils schleimiger Massen über, wonach die Patienten zwar etwas n'iatt, übrigens gesund scheinen. Besonders durch Bewegung werden solche Zufalle hervorgerufen.
Er kommt in manchen Jahreszeiten sehr häufig, in anderen fast gar nicht vor, dauert unbestimmte Zeit, oft Monate lang, bald heftiger, bald gelin­der, je nach der Witterung und dem Verhalten des Thiercs.
Prognose. Es ist selten, dass ein Hund dem Krampfhusten unterliegt.
Die Section zeigt selten eine bezügliche organische Veränderung; einmal fand ich bei einem Jagdhunde, der ganz und gar die Zufalle des Kranipf-hustens hatte wahrnehmen lassen, zwei Schroten in die Lungen eingecapselt.
Die BfhandliuKj erfordert Schutz vor Erkältung. Salmiak mit Sulphur-aurat und krampfstillende Mittel, als kleine Gaben Ipecacuanha, Tabak, Bilsen­kraut- und Belladonnaextract. In trotzigem Fällen die Brechweinsteinsalbc bis zur Pustelerzeugung.
Nr. 437. Krebsbacken
wird im Währschaftsgesetze der Grafschaft Erbach für Caries und Winddorn beim Rindvieh gebraucht, und es besteht dafür eine Gewährszeit von 29 Tagen.
Nr. 438. Die Kreuzbein-Abtrennung,
Syn. Kreuzbein-Verrenkung) veranlagst durch Zcrreissung des Capselbandcs und der Faserknorpel, welche dasselbe mit den Darmbeinen verbinden, ist bald nur einseitig, wie z. B. Für­stenberg im Magazin-Supplement XXI mittheilt: Das anfangs sehr hinkende Pferd ging nach 3 Wochen wieder, wie vor der Verletzung fFall), und es war überhaupt nach dieser Zeit, ausser dem Geschwundenseyn der Gesäsmuskeln der betreffenden Seite nichts Abnormes mehr wahrzunehmen. — Bei Kühen hat F. diesen Zustand einige Male gefunden.
Oder durch irgend einen Druck von ausscu, oder bei schweren Geburten auch von innen wird das Kreuzbein von beiden Beckenknochen abgetrennt, was sich durch ein reibendos oder knackendes Geräusch, sowie dadurch kund giebt, dass die Stellung unfest und der Gang schleppend, oder beides gar un­möglich wird.
Die Heilvorsuchc durch reizende Einreibungen sind oft nicht lohnend.
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Krcuzbein-Brüchc — Kreuzlähmung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 395
Nr. 439. Kreuzbein - Brüche haben oft augenblickliche Lähmung zur Folge, oder es entstellt, Entzündung des Rückenmarkes, mit einer ilirer gewöhnlich unheilbaren Folgen. Zumal ver­hindern schon Splitter die Heilung. Saussel will bei einer Kuh ein abgebro­chenes Stück des Kreuzbeins durch einen hölzernen Hebel in seine Lage zu­rückgebracht und in sechs Wochen geheilt (?) haben.
Nr. 440. K r euz dr eh o
nannten diejenigen die Traberkrankheit. welche sie für identisch mit der Dreh­krankheit nahmen.
Nr. 441, Der kreuzende Gang, der darin besteht, dass die Thiere bei der Bewegung die Vorderbeine über­einander setzen, fordert zur Abwendung von Krontritten kurze Eisen mit nie­deren abgerundeten Stollen.
Nr. 442. Kreuzgallo nennt man eine Sprunggelenkgalle, die sich auf beiden Seiten des Sprung­gelenks zeigt, oder die „durchgehendquot; ist.
Nr. 443. Kreuzlähmung, oder die Unmöglichkeit, das Hintertheil fürs Stehen und Gehen zu gebrauchen, hängt nicht immer von wirklicher Ertödtung der Nervenmasse in der Kreuz­gegend und Peripherie ab, sondern es können gar mancherlei
Ursachen dazu Veranlassung werden. Erstem- Zustand findet sich in Folge anderweitiger nervöser Leiden z. B. der Jliindescuchc, der Hundswuth, der Traberkrankheit, zu fleissigen Coitus, des Kalbefiebers, der bösartigen Be­schälkrankheit, oder heftiger Erschütterung dieser Partie, auch in Folge stär­kern Druckes des Jungen bei hochträchtigen Thieren, sowie bei der Geburt etc., aber sie kommt auch in Folge von Erkältung, Indigestion, Vcrschliessung grös-serer Gefasse iu dem Hintcrtheile, Rückenmarks - und Krcuznervcn-Entzündung (Magazin XV. 321), ja. beim Rindvieh besonders, in Folge von Entzündung in Hinterlcibsorganen vor.
Symptome. Die Liihmung ist bald unvollkoninicii. bald vollkommen aus­gebildet : die Stellung der Leidenden ist unfest und beim Gehen macht sich ein Wiegen oder Schwanken der Croupe bemerkbar, oder sie sind dessen gar nicht fähig, können sich nicht vom Boden erheben, ja es ist wol selbst After und
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396nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rrcmlähmunf;
Harnblase gelahmt. Nach den Ursachen wird man ausserdem aber mchr-geröthetc oder blasse Schloiinhäutc, ruhigen, matten oder fieberhaften Puls, dar­nach veränderte Entleerungen etc. finden. Dep, - Thierarzt Sticker theilt in Mag. •Suppl. XXII, 69 et sqq. mit, dass mau mehr und mehr zu der Ueber-zeugung gelange, dass die in der Kheinprovinz so häufig vorkommondo Kreuz-lähmung unter den Pferden meist durch zu hartes Rauhfutter, insbesondere durch Kleeheu entstehe, welches zu spät gehauen würde; dass ferner auch die Krankheit durch das Heu entstehe, was nach dem Reifen des Kleesamens aus-gedroschen worden, sowie durch Heu von Luzerne, das zu alt abgemäht wor­den sey, endlich gähe Erbsen-, Bohnen- und Wickenstroh dazu Veranlassung. Der von den Patienten, selbst noch vor dem Ausbruche der Krankheit, ab­gehende Koth entbehre fast allen Schleimes und gleiche mehr einem zerkäueten und mit Wasser vermengten Futterbrei, daher sey er auch unförmlich geballt und falle gleich auseinander. Die Krankheit trete besonders in Erscheinung, wenn die Tliicre, wie an Sonn- und Festtagen, einen oder mehre Tage im Stalle gestanden und dann noch einige Zeit gearbeitet haben. Zuerst fangen sie an, in der Köthc mit einem oder mit beiden Hintcrfüssen überzuknicken, verfallen dann in einen allgemeinen Schweissausbruch, worauf sie sich legen und nicht mehr aufstehen können. quot;Wenn die Patienten nicht alle 2 — 3 Stun­den auf die andere Seite umgewälzt werden, so fangen sie an, unruhig zu wer­den und um sich zu schlagen; geschieht diess aber öfter, so nimmt die Lähmung zu. Aus diesem Grunde darf man auch keine Versuche machen, die Pferde auf die Beine zu bringen, weil diess die Unruhe vermehrt, womit auch eine Beschleunigung des Blutlaufs und ein so pochender Herzschlag sich einstellt, dass man ihn schon in der Nähe des Thiercs hören kann. Wenn sich dagegen der Patient bessert, so wird auch eine geringere Aufregung im Gefässsystem bemerkbar seyn.
Zuweilen wird die Besserung schon am ersten Tage eintreten; wenn sie sich aber am 4. — 5. Tage noch nicht aufrichten, so ist die Aussicht für die. Heilung sehr schwierig. Zuweilen bleibt Schwäche eines Hlntcrschenkels zurück, es tritt Abmagerung der Strecker des Schenkelbcins ein, und Patient wird beim Auftreten immer sehr stark niedersinken.
Aehulich wie bei diesem specicll geschilderten Zustand, ist es auch bei anderen Arten der Kreuzlähmung; je nach der quot;Wcgräumung der Ursache und nach der vorhandenen Umstimmung der leidenden Rückenmarkstheilc und nach dem übrigen Befinden des Thicrs wird bald vollkommene, bald unvollkommene Genesung, Unhcilbarkeit, Anfliegen oder der Tod vorauszusehen seyn.
Sehandlung. Wenn bei den symptomatischen Lähmen öfters ein Adcr-lass, Laxir- oder Purgirniittcl, Ruhe. Beförderung der Hautausdunstung etc., reizende Einreibungen (Mag.-Suppl. XX11, 114), öfters zufriedenstellende Wir-knngen äussern, so müssen dagegen bei wirklichen Paralysen flüchtige und
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Kreuzlälimun^ — Ki4oiigelcnk-Verdcliiiuii^cii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 397
scharfe Einreibungen und Eiterbilnder, sowie das Brennen der Lenden- und Kreuzgegend, und innerlich die eigentlich nervenbelebenden Mittel, als Arnica, Meisterwurzel, Krähenaugen, Campher etc. versucht werden.
Nr. 444. Kreuzotter - Bisse
machen sich in unseren Gegenden, gegenüber von anderen Schlangenbissen, durch ihre Giftigkeit kenntlich. Die Wunden selbst sind ganz unbedeutend und an der behaarten Haut kaum aufzufinden, vielmehr nur mit Blut unter­laufene Stiche. Aber sehr bald schwillt der verletzte Theil sehr schmerzhaft an, das Bewegungsvermögen verliert sich, der Puls wird sehr klein und be­schleunigt, bei den geeigneten Thieren tritt Erbrechen und kalter Schweiss und bald der Tod ein.
Behandlung. Durch festes Anlegen eines Bandes um den verletzten Theil verhindert man die Weiterführung des Giftes; ausserdem sorgt man aber für sorgfältige Reinigung der Wunde und Zerstörung des Giftes, wozu verdünnter Salmlakgeist, Chlorwasser oder schon Essig sich besonders empfehlen, oder das Glüheisen, und wenn nach mehren Stunden die bedrohlichen allgemeinen Zu­fälle noch fortdauern, die Anwendung der Cantharidensalbe.
Nr. 445. Kronbein - Brüche,
welche nach heftigem Auftreten und Fehltritten, besonders auf hartem, unebe­nem Boden bei Pferden zuweilen vorkommen, werden durch plötzliche Lähme, durch Vermeiden des Auftretens mit der Zehe, sondern mehr mit den Ballen, und wenn man den Fuss vorwärts zieht und die Krone befühlt, durch Nach­giebigkeit, manchmal auch durch ein reibendes Geräusch, sowie durch die Zu­fälle der Entzündung sich verrathen.
Die Behandlung fordert strenge Ruhe und entzündungwidrige Mittel, Eiterung — Einschnitte. Oft werden jedoch Knochenauftrcibungen und Gelcnk-verwachsungen, wodurch Steifigkeit etc. entsteht, zurückbleiben.
Nr. 446. Krongelenk - Vordehnungon
geben sich durch Schonung des leidenden Fusses und beim Gehen durch grösscre Beweglichkeit, ja wenn keine Entzündung vorhanden ist, durch Vorkippen zu erkennen, und wird man dagegen, je nach den Umständen, bald durch küh­lende, bald durch zusammenziehende, bald durch ätherische und scharfe Mittel zu verfahren haben.
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39Rnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krongeschwiii' — Krontritt.
Nr. 447.
Das Krongeschwür, Panaritium,
betrifft 1) entweder bios die Haut der Krone, oder 2) die Fleischkrone und
Fleiscliwaiul, oder 3) die eine oder andere der Sehnen des Hufes, oder 4) die
Beinhaut der Ilufknochen.
Die Synqriotne sind, je nach dem verschiedenen Sitze der Entzündung in den einzelnen Fällen etwas verschieden, im Allgemeinen aber darin charac-teristisch, dass das Uebel stets an der Krone, am Zehentheile insbesondere in dem Falle beginnt, wenn, wie gewöhnlich, die Strecksehne den ursprünglichen Sitz abgiebt. DasThier äussert hier zuerst einen tiefen Schmerz, den es durch starkes Emporheben des Fusses, am Hintorfnsse namentlich durch fast senk­rechtes Heben des Sprunggelenks, ferner durch äusserst geringes Vorschreiten und starke und schnelle Beugung im Fessel zu erkennen giebt, wobei die ganze Sohlenfläche sichtbar wird. Durch Druck dagegen mit den Händen auf die Krone äussert sich keineswegs immer eine auffallende Empfindlichkeit.
Diese Entzündung hat immer eine vorwaltende Neigung zur Eiterung und Geschwürbildung, die in einigen Tagen eintritt, womit aber gewöhnlich eine Abnahme der Schmerzen, ein chronischer Verlauf und gern Complicationen sich verbinden.
Ursachen. Manchmal liegt eine Krankheitsablagerung (galliger oder an-thraxartiger Natur, wie Herlwig meint) sicher und gewiss zu Grunde; öfter sind aber doch wol mechanische Einwirkungen zu beschuldigen (Druck, Quetschung, Mag. XXI, 388), und zuweilen ist es sogar nur ein Congestionsabscess von einer eiternden Stcingalle, einer Vernagelung, der Verbällung. Im letztern Falle gehen die besonderen Symptome dieser Krankheitszustände allerdings voraus, und Schmerz, Spannung und örtliche Geschwulst der Krone treten mehr hervor.
Behandlung, Nach der Natur des Uebels muss man bald mit kalten, bald mit warmen Umschlägen und Fussbädern dem Uebel entgegen treten, ja bei Krankheitsablagerung auch eine Ableitung auf den Darm und die Haut be­wirken. Entstandenen Eiter entleert man, getrennte Hornstückc werden ent­fernt und übrigens gclind zusammenziehende Mittel, wie Chamilleninfusum, Zink­vitriol, Chlorkalk etc. in Gebrauch gezogen. Beim Sehnen- und Knochenhaut-Panaritium muss man wol selbst die Cantharidcnsalbe in Anwendung bringen, und dem Congestionsabscesse baldmöglichst durch Eröffnung der Hornsohle entgegen treten.
Nr. 448.
Der Krontritt
ist eine Quetschung oder völlige Trennung des Zusammenhanges an einer Stelle
der Krone und selbst der darunter liegenden Sehnen, eines Hufknorpels, des
.
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Ki'ontritt.
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Kren- oder Hufgelenks, die entweder das Thier sich selbst mit dem, beson­ders geschärften Stollen, oder mit dem Seitenrande des Eisens, etwa im Stalle (indem es die üble Gewohnheit hat, einen Fuss auf den andern zu setzen, und vielleiolit erschreckt wird), oder die das Thier im Kollerzustande etc. sich zu­gezogen bat, oder ihm von einem andern zugefügt worden ist. Auch beim Ueberküthcn auf einer frisch aufgeschütteten Chaussee wurden üble, tiefe Ver­letzungen der Flcischkrono hervorgerufen. Ferner geschehen sie wol dadurch, dass Pferde auf glattem Eisboden mit den Füsscn zusamnienstossen und mit dem geschürften Griffe eines Ilintcrfusscs an die vorderen gelangen; ferner durch die Eggcnzähne beim Eggen, wobei freilich mehr die Ballen, die Beugesehnen und der Hauptstamm der Ilufbeinarterie verletzt werden.
Zufälle, Gewöhnlich wird etwas Blutung stattiinden, die Ilaare an der Krone sind etwas nach innen gedrückt, der Saum des Hufes ist mehr oder weniger gespalten, eingerissen, abgebogen und die daselbst liegenden Theile sind gequetscht, verwundet und schmerzhaft, wodurch das Thier mehr oder weniger lahm geht. In einzelnen Füllen hatten tief gehende Krontritte Starrkrampf, sehr oft Hornspalten, Hornklüfte und Sprödigkeit des Hufes zur Folge. Wird die Krone zur Seite bedeutend aufgetrieben, so dass der Huf hier weit mehr Umfang erhält und die darunter liegende Partie wie eingezogen erscheint, hinkt das Thier immer stärker und bilden sich neue Eitercanäle, so hat man es mit einer Hufknorpelfistcl zu thun.
Behandlung- Bei frischen Quetschungen und Verwundungen wird man mit dem Waschen von Branntwein oder bei eingetretener Entzündung von kal­tem Wasser, Essig und Wasser, Bleiwasser, Bleisalbe etc. auskommen. Wo Hornfasern, Haare etc. in der Wunde sich befinden, muss dieselbe davon ge­säubert und überhaupt die nächste Umgegend von den Haaren cntblöst und durch vollgnligendos Wegnehmen von Horn in die Breite und nach abwärts der Grund freigelegt werden, wodurch am ehesten, indem der sich bildende Eiter Abfluss hat, den Hornspalten vorgebeugt wird.
Hat sich eine weiche Geschwulst an dem gequetschten Krontritte gebil­det, der die Lähme verstärkt, so öffnet man sie durch einen Lancetteinstieb, und verbindet den eiternden Krontritt mit etwas Eitersalbe, oder, besonders dann, wenn der Ausfluss dünn und übelriechend ist, mit Myrrhen- oderAloö-tinetur. Bei heftigen Schmerzen, starker Spannung und Geschwulst sind auch warme Fussbäder von Leinsamen-, Malvenkraut- oder Schwarzwurzelabkochung uothwendig. Fliesst Gelenkscbmierc aus, so verbindet man zunächst die Wunde sorgfältig mit Wergbäuschchen, die mit Alaun- oder Creosotauflösung etc. ge­tränkt sind. Gegen zurückbleibende Verhärtungen und Trennungen an der Krone wendet man die Althäensalbe, unter Umständen die Basilicum- oder Terpentinsalbe an, um diese Theile wieder geschmeidig zu machen und das Hornwachsthum zu befördern.
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400nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kionlritl — Labmagen-Krebs,
Während der Cur, besonders weuu sie das Stallhüten fordert, thut man aber wohl, die betreffenden Eisen abzunehmen, oder einen Schuh anzuziehen, damit nicht neue Verletzungen entstehen. Wo die üble Gewohnheit daran Schuld ist, dass sie die Ilüfe auf einander stellen, verbricht man wol auch den betreffenden Band des verletzenden Eisens oder rundet an diesem Arme den Stollen ab, oder man benutzt ein Eisen, dessen innerer Arm am Stollenende keinen Stollen, aber eine Verdickung hat.
Nr. 449. Kropf wird bald für Druse, bald für Schilddrüsen-Anschwellung gebraucht, Kropf-Brandbeule vide Milzbrand. Külch = Kathar. Künstlicher After = Widernatürlicher After.
Nr. 450. Künstliches Gelenk wird fälschlich der Zustand genannt, wenn die Enden gebrochener Knochen sich nicht vereinigt, vielmehr dieselben sich abgeglättet und die Knochenhaut und benachbartes Zellgewebe zu Bändern sich umgewandelt haben, somit ein falsches Gelenk bilden, woraus eine abnorme Beweglichkeit an der Bruchstelle hervorgehen muss.
Ursachen sind bald örtliche mechanische Hindernisse zur Wiederverheilung, bald zu dürftige Callusbildung resp. Armuth an Kalksalzen.
Die Heilbemühungen sind in solchen Fällen wenig lohnend; nur in letzterem Falle dürfte, wenn der Zustand nicht veraltet ist, durch einen soliden Verband und durch Darreichen kalkhaltiger Mittel z. B. weissgebrannter Eier­schalen oder Knochen etwas zu erwarten seyn. Kuhpocken vide Pocken.
Nr. 451. Labmagen - Krebs beobachtete Bernard unter nachstehenden
Symptomen: Schnelle Abmagerung, Aufhören des Appetits und Wieder­kauens, oder Fallenlassen des Bissens, der wiedergekäuet werden sollte, manch­mal kam derselbe auch zur Nase heraus, nachdem derselbe mit vieler Luft heraufgestiegen war. Bei einigen Stücken zeigte sich Appetit nach Mist, stark-belegte, gelbe Zunge, schaumiges Maul, Verstopfung, Auftreibuug des Lei­bes etc.
Die versuchten Mittel waren ohne Erfolg; doch machte die Krankheit Remissionen von mehren Tagen und Wochen, wobei die Thierc ganz herge­stellt zu seyn schienen.
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Labinagen-Krobs — Lademvunden.
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Bei der Section faud man die Geltrosdrüsen sehr vergrüssert, speckartig, zum Theil eiterflhnliche Flüssigkeit enthaltend; die Häute, insbesondere die Muskelliaut des Labmagens, waren etliche Zoll dick, gpeoklg, enthielten eben­falls Abseesse mit gelblich dickem Eiter; auf der Schleimliaut des Labmagens fanden sich Geschwüre, die denen beim Pferderotzo ähnlich waren.
Nr. 452. Labmagen - Verletzungen
sind, der G-efahr nach, ganz ähnlich wie Magenverletzungeu zu beurtheilen. Labmagen-Verschwärung vide Labmagen-Krebs.
Nr. 453.
Labmagen - Verstopfung
ist ungleich seltener, als Löserverstopfung, wird sich aber durch grosse Ver­haltung des Kotbabsatzes resp. durch den Abgang kleiner Mengen bald eines sehr harten, bald dünnen übelriechenden Kothes, oder durch ein Gemisch bei­der Arten , nächst den allgemeinen Symptomen der Verdauungsstörung, offen­baren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; N Lindenberg fand, nach Magazin XIII, 179, Verstopfung des Labmagens mit länger bestehender Z e r r e i s s u u g desselben O r g a n c s vor.
Nr. 454.
Die Lademvunden, Laesiones intercapedinis dentium Equi,
kommen häutig als Quetschwunden des Zahnfleisches vor, oder sie sind oomplicirt, mit Bloslegung, ja Zersplitterung des Knochens verbunden.
Symptome. Das Pferd sträubt sich .gegen das Gebiss, ganz besonders gegen das Stangengebiss, es macht häufige Bewegungen mit der Zunge, hebt schleudernd den Kopf, geht mit dem Reiter durch, mitunter flicsst Blut mit Speichel gemischt aus dem Maule. Es frisst langsamer und unter Schmcrzcns-äusserungen, namentlich das Ilartfutter.
Ursachen. Die Gestalt und Function macht diese Theilc sehr zu solchen Leiden geneigt, besonders dann, wenn der zahnlose Hand sehr hoch und scharf ist; wenn ferner die Zunge durch ein weites Maul versteckt, somit mehr ausser Thätigkeit gesetzt wird. Hiezu kommt nun ein .schlechtes Mundstück von Trensen, aber ganz besonders von Caudarcn und eine rohe Behandlung des Reiters.
Prognose. Oft ist eine mehrwöchentliche Schonung nothwendig. Und seibat nach der Heilung bleiben die Thierc bald sehr empfindlich, oder sie wer­den auch bei zurückgebliebenen grossen Narben unempfindlich. Durch diese aber gehen um so leichter wieder neue Verletzungen hervor,
Falke, Krunkli. d. llmsllinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 26
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40^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lademnmdtm — IJiliinc.
Behandlung, l) Reinigung, und Entfernung und Abhaltung aller frem­den Körper, daher man auch nur weiche Fütterung giebt und darnach jedes­mal die Wunde reinigt. Das Thier wird mit der Halfter ausgeführt.
2)nbsp; Kleinere Knochensplitter kann man sogleich zu entfernen, grössere Stücke wol auch festzudrücken versuchen.
3)nbsp; Als Heilmittel dienen Essig mit Branntwein und Honig, sowie andere zertheilende Maulwässcr.
4)nbsp; Bei Knochenblosleguug ist langwierige Eiterung zu befürchten, daher man erst jene Maulwilsser und dann Myrrhen-, Aloütinctur, Eichen-, Weiderin-denabkochungen u. dgl. gebraucht. Eiterung in der Tiefe verlangt Einschnitte.
Nr. 455. Die Lähme.
Stjn. La lim gehe n, Lahmheit, Hinken, Claudicatio.
Symptome. Im Stande der Euhe setzt das lahme Thier denkranken Fuss gewöhnlich vor und, ausgenommen bei der Rehe und Buglähme, tritt es nicht genügend durch, ja es hält ihn wol gar längere oder kürzere Zeit schwe­bend. Leiden zwei Gliedmassen, so wechseln solcherlei Erscheinungen an denselben; beim Leiden aller Hüfc aber werden sie das Liegen dem Stehen vorziehen. Leidet eine hintere Gliedmasse, so wird der Hüft-theil derselben höher, als an dem gesunden Schenkel stehen.
Beim Gehen werden sie den kranken Fuss auch nur schonend ge­brauchen, indess der andere Huf um so nachdrücklicher, mit stärkerem Huf­schlage, auftritt. Man sieht deshalb auch den Patienten bei jedem Auftreten des lahmen Vorderfusses den Kopf in die Höhe schnellen, damit er möglichst wenig die Last des Körpers auf diesen Fuss zu werfen braucht; beim Nieder­treten des gesunden Fusses aber lässt er den Kopf und Hals sinken, um da­durch auf denselben die Körperlast zu werfen. Nickt das Thier daher mit dem Kopfe auf die rechte Vordergliedmasse, so wird die linke, und nickt es auf die linke, so wird die rechte Vodergliedraasse die leidende seyn. Den kranken Fuss bewegen sie ferner langsamer, bleiben aber mit ihm die kürzere Zeit auf dem Boden.
Bei der Bewegung einer lahmen hinteren Glied mass e hebt sich die Hüfte mehr, Kopf und Hals werden aber gesenkt. Bergauf klagt das Thier sich mehr. Mit dem Auftreten des gesunden Hinterfusses senkt sich die Hüfte und Kopf und Hals schnellen in die Höhe: die mehr gesenkte Hüfte deutet demnach den gesunden, die mehr gehobene den kranken Hinterfuss an.
Wenn sie auf mehr als einem Fusse lahmen, so geht daraus eine schwan­kende oder springende Bewegung hervor.
Das Umdrehen des Körpers auf die kranke Gliedmasse hin geschieht
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Lähmlaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 403
besonders unter Schmerzensäusserungen, und zwar wieder aas dem Grunde, weil die Last des Körpers auf sie geworfen wird.
Am stärksten zeigt sich die Lähme gewöhnlich im kurzen Trabo, beson­ders auf hartem Boden; manchmal sind sie gar nicht mehr zu traben fällig.
Führt man die vorn Leidenden mit langen Zügeln, so wird die Lähme stärker hervortreten, dagegen durch Führen mit am Kinn fest zusammengehal­tenen Zügeln diese mehr versteckt wird.
Auf den Sitz nnd die Art der Lähme wird man oft nur durch rein äussere Erscheinungen geleitet werden können. Oefters findet man eine Ge­schwulst, Blut, Eiter, eine Wunde etc. vor. Ein frischer Beschlag ist verdiiehtig, dass die Lähme vom Hufe ausgeht, denn das Pferd kann vernagelt, das Eisen kann auf die Sohle aufgelegt worden, die Sohle kann verbrannt, der Huf kann zu sehr nieder- und ausgeschnitten worden seyn. Boch auch das zu lange Liegen der Eisen kann Verdacht erregen, denn es kann dadurch die Sohle ge­quetscht, quot;der Huf zu sehr zusammengepresst, es kann eine Trennung der Wand etc. vorhanden seyn. Eine weitere Untersuchung muss deshalb nun näher auf den Sitz und die Art der Lähme führen.
Durch einen geflissentlich angebrachten Druck mit der Visitirzange, durch Anklopfen mit dem Hammer auf Nägel und Wände, dem bei einem kranken Huftheile das Thier jähling ausweicht, durch das deutlich wahrnehmbare Pul­siren der Schien- und Fesselbeinarterien, durch vermehrte Wärme des Hufes oder einzelner Huftheile, die man durch wiederholtes Befühlen beider Vorder­oder Hinterhüfe und durch Anfeuchten derselben bald wahrnehmen wird, durch Geschwulst der angrenzenden Weichtheile etc. wird man des Uufleidens mehr und mehr versichert werden. Ueberdiess muss man sich jederzeit an die alte Erfahrung erinnern, dass von neun Lähmen, wenigstens au den Yordeischen-keln, acht ihren Sitz im Hufe haben; „und wenn es dem Pferde im Kopfe zu fehlen scheint, sagt ein altes Sprüchwort, so suche man vorerst den Sitz im Hufe.quot;
Immer aber thut man wohl, den genauem Sitz und die Art der Lähme fnunlichst zu erforschen, ehe man, wenn überhaupt diess nothwendig ist, zum Abnehmen des Eisens schreitet.
Vorhersage, Frisch entstandene Lähmen, deren Ursache noch zu erken­nen und zu beseitigen ist, sind in der Kegel, bei Schonung des Thicrs sicher zu heilen, indess bei veralteten Leiden und wo besonders die inneren Thcile des Hufes ergriflen sind, die Heilung manchmal schwierig, wenigstens lang­wierig ist und eine vorherrschende Anlage für dieses oder für verwandte Leiden zurückbleibt.
Behandlung. Auch die Lähme fordert, nach den verschiedenen Ur­sachen und nach der Art, bald die, bald jene Behandlungswcise,
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401nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lälune — Läuse.
die erst bei den Leiden, die mit Lähme verbunden sind, in Betraclit gezogen werden kann, wesshalb sich auch hier nur wieder die Forderung geltend macht: Entferne die Ursachen zur Lähme, beachte jedenfalls auch die Art des Beschlages, denn wenn die Lälune aucli nicht im Hufe ist, so wird doch dadurch resp, durch die Verbesserung des Beschlages iimner wohlthälig auf den lahmen Theil hingewirkt werden.
Lämnierlähine vide üelenkfluss.
L ä m m e r r u h r vide K u h r.
Nr. 456. Läuse
leben sowol auf Menseben (Phtbirius u. Pediculus), wie auf Säugethieren (Hae-matopinus), nähren sieb vom Blute derselben, welcbes sie dureb den eingebohr­ten Eüssel einsaugen. Ihre birnförmigen Eier (Nisse) werden von den Weib­chen an die Haare geklebt.
Sie veranlassen ein lästiges Jucken, wodurch die Haare abgerieben, und die besebmarotzten Thiere selbst in der Ernährung sehr zurückgehalten werden.
Man sieht sie am ehesten, wenn die daran Leidenden der warmen Sonne ausgesetzt und die Haare gescheitelt werden. Bei Füllen halten sie sich ganz
besonders in den Mähnen und auf dem Rücken des Schweifes auf.
#9632;i
Ursachen. Sie finden sich besonders bei unreinlich gehaltenen und über­haupt schlecht gepflegten Thieren, besonders im Winter.
Behandlung, Haubner empfiehlt besonders folgende Mittel:
1)nbsp; Sabadillsamen, Stephanskörner, weisse Niesswurz ana 1, Anissamen 2 Thcile. Als Pulver einzureiben.
2)nbsp; Waschungen mit Aschenlauge; wenn die Haare davon noch feucht sind, wird fein gesiebte Buchen- oder Torfasche aufgestreut und ebenso mit­telst einer Bürste eingerieben.
3)nbsp; Tabaksabkoehung (besonders von schwarzem Tabak) mit Zusatz von Essig. Gefährlicher ist die Tabakssauce aus Tabaksfabriken.
4)nbsp; Fischthran oder Leinöl mit Spiritus. Vorzüglicher noch soll, nament­lich bei Schweinen, das Hanföl wirken.
5)nbsp; Krälienaugen mit Fischthran Lbj/J. Alle diese Mittel müssen aber gewöhnlich nach 3 — 4 Tagen wiederholt
werden. Nach diesem macht sich noch die Auflösung der schwarzen Seife mit Kochsalz als Waschung geltend.
Wiedemann macht uns (in Magazin XXII, S. 486 et sqq.) auf die gute Wirkung des Arseniks aufmerksam. Für jedes ausgewachsene Rind nimmt er 1 Loth Arsenikpulver (Arsenic, alb.), für Pferde und junge Rinder etwas we­niger, I Quart Wasser und Va Quart Essig, kocht dasselbe gelind l1,^ — I'/j Stunde, bis der Arsenik aufgelöst ist, giesst sodann die Flüssigkeit aus dem
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Läuse — Langer Huckeiimusket-Ënt2uiidui)g:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 405
Kochgeschirr, verdünnt die Flüssigkeit noch mit der halben Quantität lauem Wasser und verwendet sie so zum quot;Waschen, nachdem die weniger behaarten Theile, als Scham, After, untere Flüche der Schweifwurzol und etwaige Wunden mit Oel oder Fett überzogen worden sind. Die Arscniksolulion selbst wird mit einem Lappen auf den Körper aufgetragen und nachher mit Bürsten tüchtig eingerieben.
Es soll sich dadurch nie ein sonderlicher Unfall gezeigt haben. Jedoch muss nach kurzer Zeit eine zweite Wäsche gemacht werden, wenn sich wieder Läuse zeigen, denn die fruchtbaren Nisse sind durch die erste Waschung nicht getödtet worden.
Nr. 457.
Läusesucht, Phthiriasis, oder vielmehr Milbensucht, Acariasis,
nennt man ein seltenes Leiden des Menschen, das in Erzeugung von Beulen besteht, aus welchen unzählige Milben herauskriechen und so den Körper auf­reiben.
Bei Thieren ist sie von Viborg bei Schweinen beobachtet worden. Sje kriechen am ganzen Körper herum und fressen sich wieder in die Haut ein.
Der ganze Zustand giebt wenig Hoffnung zur Heilung; indess dürften hier Quecksilbermittel vorzüglich zu berücksichtigen seyn.
Nr. 458. Der lange Huf
beruht entweder einfach in vernachlässigtem Niederschneiden, oder beim Bären-trittc in zu geringer Abnutzung der Zehenwand, indess die Trachten dadurch mehr oder weniger stark abgenutzt sind; oder es liegt diesem Huffehler auch widernatürliche Hornwucberung nach Verschlügen etc. zu Grunde und giebt da­durch zum Stolpern und Durchtreten Anlass.
Behandlung. Die Zehenwände müssen immer mit Rücksicht auf den Lauf ihrer Fasern entsprechend gekürzt, und dagegen die zu stark abgenutzten Fersenwände beim Niederschneiden geschont und durch ein wo möglich längeres Eisen mit erhöheten Stollen geschützt werden.
Auch die langangcwachsencn Klauen beim Rindvieh, die die Be­wegungen erschweren und zum Durchtreten und zu Ausdehnungen der Beuge­sehnen Anlass geben, und namentlich beim Stallvieh vorkommen, fordern dgl. die Kürzung der Zehentheile.
Nr. 459. Langer Bückenmuskel - Entzündung.
Bei Gelegenheit, als Dep.-Thierarzt Sticker von Eiterung der Aderlassstelle
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Lanper Rückenmuskel-Entïündung — Lcberabscesse.
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bei einem Füllen spricht, bei dem im Laufe der Zeit die Befürchtung rege wurde, dass eine Eiterresorption statt gefunden habe, sagt er: In dieser Zeit wurde das Füllen von einer eigenthümlichen, von keinem Schriftsteller noch beschrie­benen, bei Füllen aber nicht ganz selten vorkommenden Krankheit befallen, nümlich von einseitiger Entzündung und Anschwellung des langen Rückenmus-kcls. Das Leiden kam au der linken Seite vor und erstreckte sich vom Wie­derrüste bis zum Becken; die Geschwulst war etwa 6 Zoll breit, in der Mitte am stärksten und erhob sich eine gute Hand breit über das Niveau der an­dern Seite.
Die bisher von Sticker behandelten Fälle hatten einen verschiedenen Ver­lauf, in einem Falle erfolgte Brand und Tod, in anderen Fällen machten andere, wamp;hreud des Verlaufes auftretende Krankheiten dem Leben ein Ende, in noch anderen Fällen entstand allmähligo Resorption oder Abscessbildung.
Lauschkoller— Dummkoller.
Lauterstall — Harnruhr.
Nr. 460. Leberabscesse
werden bei Sectionen erst deutlich als solche erkannt.
Nachstehender Fall, den das Magazin-Supplement (XXI, 139) mittheilt, ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Eine Kuh war nach überstandener Lungcuseuche kurzathmig, und im Tcrlaufe von '/i Jahre sehr beträchtlich ab­gemagert, weshalb sie getodtet warde. Die Section ergab: die rechte Lunge ungefähr zu 3/4 necrotisch abgestorben, eingecapselt und nach der Eincapselung zur Hälfte resorbirt. Einzelne grössere Blutgefässe und Bronchien, deren Wände nach aussen hin durch Narbengewebe verdickt waren, gingen in die todte Masse hinein, und die grosseren Lungenvenen, welche aus derselben kamen, waren bis zur linken Vorkammerdes Herzens mit geronnenem und etwas aus­getrocknetem Faserstoff ausgefüllt. In der Leber lag ein grosser Abscess von l1/raquo; Fuss im Durchmesser, der die Lebersubstanz auseinandergeschoben hatte, so dass die Abscesshüllc mit '/é—-1 Zoll dicker Schicht Lebersubstanz bedeckt und nur an einzelnen Stellen ganz frei von derselben war; die Leber wog mit dem Abscess 82 Pfd. und 3 Lth., hiervon kamen 61 Pfd. und 23 Lth, auf den zfthen, dickflüssigen, fast geruchlosen^ Eiter, und 20 Pfd. und 12 Lth. auf Leber und Abscesshülle; letztere hatte den grössten Antheil an diesem Ge­wicht.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann dieser Abscess als ein consecutives Leiden der Lungen, und seine Entstehungsweise so erklärt werden, dass von dem Faserstoffgerinnsel in der linken Vorkammer Theilchen abgerissen, in den Strom des Arterienblutes gelangt, so direct durch die Leberarterien nach der
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Leberabsccsse — Lebciblutwng.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 407
Leber transportirt und hier durch Jnfarction und Entzündung die Ursache des Abscesses geworden sind.
Nr. 461. Leberberstung kann sowol durch äussere Gewaltthätigkeiten entstehen, wie durch bedeutende Congcstionen und wirkliche Entzündung, wie ich selbst bei letzgenanntem Zu­stande diesen Ausgang bei einem Pferde wahrgenommen habe, das gegen meinen Rath noch eine Fuhre von Dresden nach ïöplitz machen musste. Kaum zurückgekehrt und wieder zur Behandlung übergeben, machten sich fol­gende Symptome geltend: Bedeutendes Insichgekehrtseyn, dann Unruhe, ange­strengtes Athmen, weit aufgerissene Nüstern, heftiges Stöhnen, Tobsucht, schneller, kaum fühlbai'er Puls, kalter Scbweiss und damit baldiges Ver­enden.
Sodann hat uns auch Busse in Magazin XIV, 443—451 zwei interessante Fälle mitgetheilt, wo in folge von Lebererweichung endlich diese Todesursache eingetreten war. In dem einen Falle brachte das Thier fünf Tage zu, ehe es verendete, wahrscheinlich weil, wie Referent sagt, die Trennung nicht gleich total gewesen war. In einem andern Falle (Lyoner Vcterinärjournal, T. XI.) Hess eine Stute vierzehn Tage lang einen häufigen Husten hören,'sodann trat Traurigkeit, Zittern, Schwanken und 2'/, Stunde darauf schon der Tod ein, In der Bauchhöhle fanden sich 15 Litres Blut ergossen, die aus einem Risse an der vordem Seite des rechten Leberlappens gekommen waren. An ande­ren Stellen der Leber fand man geronnenes Blut zwischen der unveränderten Substanz und der serösen Haut.
Nr. 462. Leberblutung
kommt, nach Roll, verhältnissmässig nur selten vor und zeigt entweder, wie in vorgenannten Fällen, das Bild einer Innern Verblutung oder eines fieber­haften Leberleidens.
Nach Roll war in einigen Fällen die Leberblutung bei Pferden, die an sehr acutem Typhus litten, in anderen während heftiger Colikanfällc, vielleicht in Folge des Niederstürzens und Wälzens, also nach Contusionen der Leber, bei Lämmern nach einer sehr reichlichen Ernährung, bei mehren Stücken zu­gleich, eingetreten.
Section. Bei Pferden findet die Blutung gewöhnlich an der convexen Seite der Leber statt, ergicsst sich unter den Bauchfellüberzug, und bringt diesen endlich zur Berstung, wonach Bauchfellentzündung eintritt, wenn nicht der Tod rasch durch die starke Blutung erfolgt.
Wird die Krankheit erkannt, so sind nach Umständen die Säuren, oder die antiphlogistischen und ableitenden Mittel angezeigt.
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'(08nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lebci'biüclip — l.cbeicnlziindung.
Nr. 463.
Leberbrüche,
dass nämlich die Leber theilweise üder yam ihren Kaum in der Bauchhöhle verlassen hat und durch eine krankhafte Ocffiumg im Zwerchfelle getreten ist, sind mehrfach beobachtet worden, ja Schmiele fand sie, nach Magazin XV, 324, als eine feste, harte, nicht vcrscliiebhare Geschwulst, von der Gvössc einer starken Mannsfaust bei einer Hühnorhüudin in der linken Untcrrippen-gegend vor, und zugleich in der Bauchwand zwischen der vorletzten und letz­ten Rippe über der Knorpelverbindung die Oeffnung, wodurch dieselbe ge­schlüpft war.
Behufs der Heilung band Schmiele den Hund über 2 Stühle fest, der Art, class zwischen beiden ein Kaum von 1 Puss blieb, licss ihn noch durch zwei Mann hallen, entfernte an besagter Stelle die Haare, machte den Hautschnitt, öffnete das Bauchfell (?), und brachte darnach einen Lappen der Leber nach dem andern durch die Bruchöffnung zurück, heftete die Schnittwunde und legte einen leichten Druckverband an, wornoeb das Thier sehr traurig wurde; bald stellte sich auch eine gelbe Färbung der Schleimhäute ein, die am andern Tage förmlich braungelb wurden.
Auf kleine Gaben von Calomel mit Leinsamen und Gel hatte das Thier wahrend der Nacht nur einmal Koth abgesetzt, welcher hart war; die linke Seite fing sehr zusehwellen an. Tags darauf wurde der Koth locker und Appe­tit sitellte sich ein; überhaupt machte die Genesung solche Fortschritte, dass am 6. Tage nach der Operation die blutige Naht entfernt werden und der Hund 5 Tage darauf wieder zur Jagd benutzt werden konnte, ohne dass wieder ein übler Zufall eingetreten wäre.
Leberegel-Krankheil = Egclkrankheil.
Nr. 464.
Die Leberentzündung, Hepatitis.
Symptome. Die acute Leberentzündung kündigt sich gewöhnlich an durch Traurigkeit, halbverschlossene, trübe Augen, Zusammensetzen der Füsse, Krümmen des Körpers nach rechts, Liegen auf der rechten Seite; ein­zelne Patienten hinken mit dem rechten Hinterschenkel, das Haar ist struppig, die Gliedmasscn sind kalt, das Athmcn geschieht mit Hebung der Bauchmus­keln; es wird ein trockener, tiefer Husten vernommen, die ausgeathmetc Luft ist etwas wärmer, der Puls hart, gespannt, keineswegs aber immer beschleu­nigt, ja er wird oft sogar langsamer, als im normalen Zustande gefunden. Es findet Abneigung gegen das Futter, aber vermehrter Durst statt. Das Maul ist warm, die Zunge trocken und hat einen schmutzig braunen Beleg, der Ab-
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Lïljertmt/.imdung'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 409
gang des Kothes erfolgt selteü, er ist klein geballt, der Harn ist dunkel, aber durchsichtig, wird aber nur in kleiner Menge abgesetzt. Die Schleimhäuto sind polbröthlich gefärbt. Die Sinne abgestumpft, gewöhnlich findet man aber erhöhte Empfindliclkcit in der Lebergegend. Bei Hunden öfters:. Beisswuth.
Aetiologie, DJe Anlage findet sich besonders bei Thiercn im mittleren Lcliensalter, bei gutgcnälnten und bei Thieren mit venöser Constitution.
Gelcgenheilsursachcn: Zu viele Ruhe, wie zu grosse Anstrengungen, vieles und nahrhaftes Futter, verdorbenes Futter, ilussere Gewaltthätigkeiten, die cigcnthümlicheu quot;Wittcrungsverhilltnisse des Sommers und Herbstes. Mangel an Trinkwasser zu dieser Zeit, verdorbene Stallluft, Gifte, die einen congestiven Zustand nach der Leber herbeiführen. Vorzüglich bildet sie sich aber aus anderen Krankheiten hervor, als bei Typhen, ans Zwerchfell-, Lungen-, Magen-, Darmentzündung, und tritt auch gern zu Gehirnaffectionen, oder ruft andcrutheils diese hervor,
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die Zufalle steigern oder halten sich bis oft gegen den 10. Tag hin, und nehmen ab, wenn die Zcrtheilung eintritt. Der Puls hebt sich, das Athmen wird leichter, es erfolgt ein schleimig gelb­licher Nasenausfluss, der Koth wird weicher und in grosser Menge abgesetzt, ebenso der Harn, welcher trüb wird.
Beim Uebergang in die chronische Form verlieren die fieberhaften Zufälle an Heftigkeit, eher werden sie remittirend. Die Patienten liegen mit unterschlagenen Füsseu und auf der rechten Seite, die Futteraufnahme geschieht langsam, die Verdauung ist trage, unvollständig, der Koth blass, locker, schlei­mig, sauer riechend. Manchmal geben sich Momente scheinbarer Besserung und 'Wohlbefindens kund; gewöhnlich folgt aber doch noch Wassersucht, oder Zehrfieber, Dumm- oder rasender Koller.
Sectionsdala. Nach der Dauer sehr verschieden. Innere Organe sind bei der acuten Form von Blute strotzend, das Fett gelb gefärbt, in der Bauch­höhle gelbes oder blutiges Wasser, die Leber heller und zwar lehm- oder pomeranzenfarbig, von giossem Umfange, ihr Gewebe mürbe, oder verhärtet, Eiterung, Knotenbildung. Bei heftigem congestivem Zustande kann selbst Lc-berberstung, bei Anthraxcharactcr Brand eintreten,
Prognose. Die Leberentzündung gehört immer zu den gefährlichen Krankheiten. Ist das Uebel milzbrandartig, dann ist die Prognose sehr übel.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen. 2) Bei der acuten Leberent-zündnng ein streng entzündungswidriges Verfahren: Aderlässe, Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe, der Cantharidensalbe, nach mechanischen Ursachen kalte Bähungen, Innerlich BrechWeinstein, Salpeter, Weiusteinrahm mit Glau-
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410nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Leberentzündung — Llaquo;berfäule.
ber- oder Doppelsalz, Calomel mit Weinsteinrahm, Clystiere. Bei chronischem Verlaufe Fontanelle, massig abführende Arzneien, Calomel mit Opium, Rba-pontica oder Rhabarber. Dabei grüne Fütterung oder der Weidegang.
Nr. 465.
Iiebererweiohung
scheint manchmal die Folge von Entzündung zu seyn; öfterer aber kennen wir die Veranlassungen dazu durchaus nicht, und hat überhaupt eine sehr lang­same Entwicklung, und macht sich durch kein bestimmtes Symptom bemerk­bar, bis endlich durch einen Sprung, Niederstürzen u. dgl. Berstung der Leber und der Tod herbeigeführt wird. Busse führt zwei Krankheitsgeschichten im 14. Bd. des Magazins auf, wonach zwei Pferde durch nichts weiter eine Ge­sundheitsstörung ankündigten, als durch einen leicht erregbaren Husten, der keinem Mittel weichen wollte, bis endlich besagte Lelerberstung eintrat.
Nr. 466. Die Leberfäule,
als Typhoid, bat zwar noch keinen Referenten in diesem Sinne gefunden; je­doch würde manche sogenannte Leberentzündung, Lebererweichung u. dgl. als Typhoid zu nehmen gewesen seyn, jedenfalls passt aber wol ganz hieher, was Becker im IV. Bande S. 311 et sqq. des Magazins über die epizootische Le­berentzündung bei Hunden mittheilt und was hier in Folgendem dem wesent­lichen Inhalte nach benutzt wird:
Die epizootische Leberentzündung ist im allgemeinen eine in den süd­lichem wärmern Gegenden, vorzüglich bei grosser, mit feuchter Kälte plötzlich abwechselnder Hitze bei den Hunden ziemlich häufig vorkommende Krankheit, welche als eine schleichende venöse Entzündung auftritt, indem die Leber ein an venösem Blute reiches Organ ist. Sie nimmt daher auch, da die venösen Entzündungen den Uebergang von den reinen zu den milzbrandigen bilden, leicht einen typhösen Character an, und kommt bei vorhandenen prtl-disponirenden oder Gelegenheitsursachen (Witterung, Luft, Clima, Gegend) epi-oder enzootisch zum Vorschein.
Symptome. Die epizootische Leberentzündung bei den Hunden tritt schi' versteckt, dem Kenner jedoch deutlich genug auf, und ergreift jede Race und jedes Alter, vorzüglich gut genährte Hunde. Sie giebt sich nach den Be­obachtungen, wie ich dieselben in der Gegend von Luxemburg, wo im Thale eine drückende, schwüle, feucht-warme Temperatur, auf den Bergen aber ein kühler durchdringender Wind und kalte Zugluft herrscht, vom April 1836 zu machen Gelegenheit hatte, in den ersten Tagen ihres Entstehens, wo sie roch nicht mit andern Krankheiten complicirt ist, und nur als Gelbsucht oder Gal-
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Leberfftule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 411
leofieber besteht, durch Mattigkeit, Schlaffheit, Trockenheit der Nase ohne grosse Hitze, mattes glanzloses Haar, geringen Appetit, mattes Auge, unbedeu­tendes Fieber, — die Normalzahl der Pulse vielleicht um einige vermehrt, — Gelbfärbung der Conjunctiva und Sclerotica, der Schleimhaut des Maules und der Haut, vorzüglich in der Leistengegend des Bauches und an der inneren Fläche der Ohrmuscheln, verminderte Koth- und gelbliche Urinentleerung zu erkennen.
Den 6. oder 8. Tag nehmen aber alle Erscheinungen an Heftigkeit zu, die Gelbfärbung wird intensiver, auffallend in der Bindehaut, der undurchsichti­gen Hornhaut, der Aderhaut und Iris des Auges; im Maule, am Zahnfleisch und den Lippen, und endlich an der ganzen bedeckenden Haut, selbst wenn sie mit dunkeln Haaren besetzt ist. Das Fieber wird bedeutend, es wechselt Frost mit Hitze und beim Eintritt des Fieberparoxysmus sind über 120 —130 Pulse und 80 Athemzüge zu zählen; — die Thiere lassen beim Athmen die trockene Zunge aus dem Maule heraushängen, wie es der Fall ist, wenn sie bei grosser Hitze schnell und anhaltend gelaufen sind, die Körperwärme ist vermehrt, das Haar aber matt, glanzlos, struppig, es fehlt an Appetit, Nase und Maul trocken und heiss, es zeigt sich mehr Durst, vorzüglich auf reines kaltes Wasser, Herz­schlag dumpf fühlbar, die ausgeathmete Luft vermehrt warm, das Athmen selbst angestrengt. Die Hunde werden unruhig, suchen Verstecke auf, und äussern beim Drucke in der Lebergegend durch Stöhnen Schmerz. Nach Verlauf einer halben Stunde lässt das Fieber wieder nach, das Athmen geschieht tiefer, unregelmässig und zuletzt ganz regelmässig, bleibt aber frequenter, als im Normalzustande, — ebenso vermindern sich auch die Pulse. Der Typus des B'iebers ist in der Regel 2 Stunden, in welcher Zeit die Thiere ziem­lich ruhig sind, aus ihren Verstecken vorkommen, sich etwas Bewegung machen und auch bellen, welches jedoch kraftlos und schmerzhaft ge­schieht.
Gegen den 8. —10. Tag hin stellt sich auch ein häufiges Aufstossen und wirkliches Erbrechen ein, welches anfangs schleimig, mehr gallig ist, die Thiere magern sichtbar ab, da sie durchaus keine Nahrungsmittel mehr zu sich neh­men, und nur noch Durst zeigen, fangen an mit dem Hintcrtheile zu schwanken, ziehen sich von den Menschen zurück, suchen ängstlich dunkle Orte und legen sich stets mit dem Bauche auf kühlen Boden, indem sie die Vorderfüsse nach vorn, die Hinterfüsse nach hinten strecken, wobei sie, wenn man sie am Bauche berührt, grosso Schmerzen zeigen. Das Fieber wird anhaltend, die äussere Haut erscheint oft ganz dunkel schwarzgelb, die Schleimhaut des Mau­les und die Bindehaut des Auges schmutzig roth, die ausgeathmete Luft ver­mehrt warm, der Blick ängstlich stier, der Kothabsatz ist entweder unterdrückt, oder auch dünn, gelblicbbraun oder auch kirschbraun, der Urin safrangelb oder auch dunkler, kurz es treten nun die Symptome einer Magenentzündung
li
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It2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lckerfäiili'.
neben ilenon dei- Lcbercntzündung unverkennbar auf. — Im Verlaufe dieser neu hinzugetretenen geftUuilohen Krankheit erscheinen die ausgebrochenen Mas­sen gelblich-grün und zuletzt werden zusammenhängende bräunlich-grüne Klum­pen und auch Blut ausgeworfen; die Thiere magern zum Skelet ab, der Gang erscheint schwankend mit niederhängendem Kopfe, bewusstlos, betäubt, es tre­ten Zuckungen ein, die Pulse werden schwach und aussetzend, die Temperatur sinkt und es erfolgt der Tod. In den Fällen, wo in Folge einer plötzlich eingewirkten Gelegenheitsursache, als; Erkältung, z. B. durch Hinwerfen der Hunde in Wasser entstanden, die Magenentzündung mit der Leberentzündung verbunden vorkommt, finden sich die Symptome beider Krankheiten, als: Gelb­färbung der Häute und der Schleimhäute, Aufstossen oder wirkliches Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber, verminderter Kothabsatz, oder auch Durchfall, Ent­leerung eines dunkeln, gelblichen Urins u. s. w. ganz gleichzeitig und häutig schon 12 bis 24 Stunden nach der Einwirkung der Ursache ein , und die Thiere gehen oft schon am 4. bis 6, Tage zu Grunde.
Das von üclaquctte Angeführte: „dass die Hunde, welche an Magenent­zündung leiden, eine beständige Neigung haben, Menschen oder Thiere zu beissen, weshalb diese Krankheit sehr oft verkannt worden sey,quot; habe ich nicht bemerkt, wenn ich das nicht Beisssucht nennen will, wenn der kranke Hund sich gegen einen andern, der vielleicht Angriffe auf das ihm vorgesetzte Fressen macht, aus der ihm angebornen Gier widersetzt, oder wenn der Arzt als eine ihm unbekannte Person, namentlich wenn dieser ihm bei einer ge­nauen Untersuchung Schmerzen verursacht, zu beissen droht.
Wenn einige Hunde Neigung zeigen, kleine kalkartige und sandige Steine, ebenso Gras und Blumen auf der Wiese zu fressen, so liegt dieser wahrschein­lich das beständige Ucbelbcfinden und der bedeutende Schmerz zum Grunde, und ist nicht mit dem bcwusstlosen Verschlucken von Sachen, welche ihnen grade vorkommen, wie bei der Wuth, zu verwechseln.
Dauer, Verlauf und Ausgänge. Die Dauer und der Verlauf dieser Krankheit sind trügerisch, da dieselbe ganz gelind auftritt und gewöhnlich schon 6 bis 8 Tage bestanden hat, ehe der Besitzer etwas Krankhaftes merkt, und Hülfe sucht. Denn in dieser Zeit tritt ziemlich regelmässig ein acutes Leberleiden ein, es kommt dann das Erbrechen zum Vorschein und kurz darauf die Magenentzündung, in Folge deren circa 3 Tage später der Tod das Lehen endet. Im Allgemeinen belauft sich die Dauer dieser Krankheit auf 14 Tage.
Als Ausgänge habe ich nur die Zerthciluug oder den Ausgang in Ge­sundheit, oder den Tod wahrgenommen.
Die Ursachen sind oft schwer aufzufinden. Dass der Hund bei seiner
..
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Lebeil'äuie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 413
verbältnissmässig grossen Leber und bei seinem cholerisch-inelaneholisclien Tem­peramente in heissen Gegenden Anlage zu dieser Krankheit hat, ist wohl an­zunehmen. — Als äussere bedingende Ursache mögeu wol aber atmosphärisch-tellurische Einflüsse in Verbindung mit krankmachenden LocalvorhlUlnisseu zu beschuldigen seyn, und heisse schwüle Tage mit kalten Nächten und mitunter nasser Witterung, dann aber auch die Gewitteratmosphäre und andere ganz vorzüglich zum Entstühen der genannten Krankheit beitragenquot; Fernere Gelegen-heitsursachen können noch bestehen in Erschütterungen, Quetschungen, Ueber-fütterung, namentlich aber Erkältung. Fette, gut abgewartete Hunde, die sich bei der geringsten Anstrengung leicht erhitzen und sich darauf, der fast überall herrschenden Zugluft ausgesetzt, plötzlich erkälten, wurden vorzugsweise von dieser Krankheit befallen. Endlich ist auch zu erwähnen, dass der Schreck, z. B. bei vielem und starkem Schiessen, oder wenn man die Thiere plöfzlich in's Wasser wirft, wo leicht noch eine Erkältung hinzutritt, diese Krankheit sehr steigert.
Die Prognose richtet sich ganz vorzüglich nach der Dauer, dem Verlaufe und den Complicationen. — Ist die Krankheit in ihrem ersten Entstehen er­kannt, so kann man Hülfe leisten, besteht sie aber schon seit mehreren Tagen, hat das Leiden einen typhösen Character angenommen, ist die Abstumpfung, die Gelbfärbung bedeutend, kein Appetit mehr zugegen, dann ist sie zweifei* haft, und sehr ungünstig, wenn Magenentzündung mit heftigem Fieber, Blut­brechen, bedeutende Abmagerung und Nervenzufälle eingetreten sind. Im Allge­meinen ist bei dieser Krankheit wenig Hoffnung, da die Entzündung nicht rein auftritt und die sich hierzu gesellende Magenentzündung um so schneller zum Tode führt.
Die Section zeigt am äusseren Umfange des Cadavers grosse Abmage­rung, die ganze Haut, vorzüglich an den weissen und haarlosen Stellen, ganz dunkelgelb, die Schleimhäute blass, gelb oder schmutzig. Bei Abnahme der Haut erscheinen die Hautgefässe mit schwarzem, dünnem, theerartigem Blute angefüllt, das Zellgewebe gelblich, und die Muskelfasern mehr blass.
In der Bauchhöhle findet sich eine bedeutende Gelbfärbung des Fettes, Netzes, Gekröses, des ganzen Darmcanals, der Bauchhaut, vorzüglich an den der Leber zunächst liegenden Rippen. An dem äusseren Umfange der Leber und deren Parenchymc zeigen sich in einem oder mehren Lappen einzelne hellgelbe oder dunklere entzündet gewesene Stellen, wo die Entzündung ihren Ausgang in eine nicht rein lymphatische, sondern wässrige, mehr blutige Aus­schwitzung genommen hat und daher auch weicher und nicht so derb anzufüh­len sind, als die übrigen nicht afficirten braunrothen Lappen; ausserdem ist dieselbe fast immer mit vielem schwarzem Blute angefüllt.
Die Gallenblase enthält eine grünlichbraune Galle, deren Consistenz oft so bedeutend ist, dass man mit dem Messer Stücke davon abschneiden kann.
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T
414nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lcberfäule ~ Leberschwund.
Im Magen befinden sich bedeutende Blutunterlaufungen, Überhaupt Entzündung der Häute desselben, vor.
Die übrigen Organe der Bauch- und Brusthöhle sind selten von ihrer normalen Beschaffenheit abweichend, daher auch nicht einzeln zu erwähnen.
Ueber die früher sogenannte Leberfäulc finden sich unter „Fäulequot; An­deutungen.
Diese ist auch Gewährsmaugel und es besteht dafür in den Eeussischen Landen bei Pferden 28, im Fuldaer Gesetz 31 Tage, in Sachsen - Meiningen beim Binde 3 Monate Gewährszeit.
Nr. 467,
Leberhydatiden
findet man bei Rindern, mit beträchtlicher Yergrösserung der Leber, oftmals
mit Einschluss des Echinococcus. In einem Falle (cf. Repert. XVIII, 354)
wog die Leber 146 Pfd.
Nr. 468. Der Leberkrebs kommt, nach Küll, unter der Form des Markschwammes bei Hunden nicht selten vor, und es zeigt sich dabei die Leber von zahlreichen erbsen - bis hasel-nussgrossen, weichen, weissröthlichen, meist über die Oberfläche hervorwuchern­den Krebsknoten durchsetzt. Gewöhnlich ist er mit Krebs der Brust- und Lymphdrüsen combinirt, und führt zur Zeit zn einer tödtlichen Bauchfell-Entzündung.
Bei Pferden ist der Leberkrebs, der desgleichen als Markschwamm ge-wolinlich auftritt, ausserordentlich selten, seine Wucherung aber so bedeutend, dass die Leber bis 50 Pfd. an Gewicht zunimmt. Die mit diesem Zustande behafteten Pferde verfallen zur Zeit einer heftigen Bauchfell - Entzündung mit intensiven Colikzufällen.
Eine erfolgreiche Behandlung wird nicht statt haben.
Nr. 469. Der Leberschwund macht sich entweder nur in tinem oder dem andern Lappen mehr oder minder geltend, oder die ganze Leber ist der Art verändert. Im ersteren Falle sind aber beim Leben oft keine Krankheitserscheinungen bemerkbar. So fand Seer das Parenchym der Leber bei einem Pferde, das stets gesund und ein ausge­zeichneter Läufer war und nur, bei vorzüglichem Appetit, grosse Magerkeit zeigte, als es wegen hohen Alters getödtet wurde, soweit geschwunden, dass der mittlere Leberlappen nur den Umfang einer kleinen Mannshand hatte
Hieher gehört auch die sogenannte gelbe Atrophie der Leber, die Eöll nur einmal bei einem Pferde unter den Erscheinungen eines typhösen Fie­bers mit ausgesprochener Gelbsucht höchst acut verlaufen sah, während sie
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T.eberschwund — Leber-Üeberernährung und Vergrösfiening:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;415
bei Cadavern mehrmals zufällig beobachtet wurde. Die Leber ist in solchen Fällen abgeplattet, verkleinert, ihr Ueberzug geruuselt, auf dem Durchschnitte schlaff, mit Galle gesättigt, gelb, unelastisch, nicht körnig, weich und sehr leicht zer-reisslich. Das Blut ist dabei dünnflüssig, oder bildet schlaffe, sohmutzige Ge­rinnungen. Die Milz blutreich und dadurch geschwollen.
Die Ursachen ihrer Entstehung blieben unbekannt. In erster Instanz aber scheint die Krankheit durch eine höchst acute Entzündung der Leber be­dingt zu seyu, indess die Ursachen zu letztgenanntem Schwunde im Allgemeinen mechanische sind, sowie Resorption des freigewordenen Fettes bei Fettleber.
Eine erfolgreiche Behandlung ist nicht möglich.
Nr. 470. Lebertubsxkelu
lassen keine characteristischen Symptome während des Lebens wahrnehmen. Bei Sectionen findet man sie weit häufiger verkalkt, als die Lungentuberkeln. Bei Pferden finden sich dieselben als sogenannte Miliarluberkeln mehr oder weniger in der ganzen Lebermasse verbreitet.
Bei Rindern erreichen die Tuberkeln zuweilen eine beträchtliche Grosse und Ausbreitung.
Nach Kreisthierarzt Arend (Mag.-Suppl. XXI, 134) fand sich bei einem Ochsen die Leber nur in der Mitte eine Hand breit gesund, im Uebrigen durch Tuberkeln entartet und 38 — 39 Pfd. schwer, licss sich wie eine sandige Masse schneiden, enthielt grosse und kleine Höhlen, die theils mit einer käsigen, theils ganz zerreiblichen Masse gefüllt waren. Auch die Lymphdrüsen der Lunge und diese selbst enthielten taubeneigrosse Knoten von gleicher Tuberkelmasse.
Eine lohnende Behandhmg wird unmöglich seyn.
Nr. 471. Lober-TJoberernfehrung und Vergrösserung
sind wol zu unterscheiden. Denn beruht sie in ungewöhnlicher Zunahme nor­maler Lebersubstanz, Hepar praegrande, so kann sie deswegen doch noch ihre Function erfüllen; sie wird es aber nicht genügend thun, wenn sie durch pla­stische Lymphe, Knoten oder Wasserblasen, also krankhaft vergrössert worden ist, Hepar amplificatum, wie z. B. das Repertorium XI, 231, einen solchen Fall mittheilt.
Ocfter wird übrigens die Hypertrophie sowol, wie die Fettsucht der Le­ber beim Geflügel gefunden. Erstere fand Wilke bei einem Huhne, wo sie 25 Loth schwer gefunden wurde. Dasselbe hatte öfters wie ein Hahn gekräht und in der letzten Zeit keine Eier gelegt.
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416nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lebervereiterung — Lecksuclit.
Nr. 472. Lebervereiterung
wild ungleich seltener, als die engerbegrenzte Abscessbildung in der Leber (v. s. 0.) vorkommen.
Nr. 473.
Leborvorletzungen
werden sich durch die Richtung der äussern Wunde, durch den reichlichen
Ausfluss von dunklem Blute und Galle, durch Entzündungserscheinungen der
Leber und seeundär des Bauchfelles bestimmen lassen.
Im Ganzen sind sie übel xu deuten und die Behandlung eine kühlende und entzündungswidrige; dabei volle Ruhe.
Nr. 474. Leoksucht
wird die krankhafte Gier genannt, alles zu belecken und zu benagen, und vor­züglich säurebrechende Substanzen, Backsteine, Ziegeln, Kalk, ferner auch Lumpen, Holz, Stricke, Excreraente, wie auch das mit Urin und Koth verunreinigte Streustrob. Dagegen ist oftmals der Appetit, für gewühnlichc gute Nahrung ver­mindert und aufgehoben, wie auch gutes Trinkwasser versclnnüht, dagegen oft Mistjauche gesucht wird. Mit dieser Aufnahme ungewöhnlicher Stoffe machen sie mit der Zunge cigenthümliche schnalzende Bewegungen. Die Haut erscheint fest aufliegend und das Haar struppig und glanzlos, die Maulschlcimhaut ist mit ziiliem Schleim überzogen, der Koth ist schlecht verdaut, schleimig und sehr widrig riechend.
Nach und nach macht sich ein Schwächezustand bemerkbar, die Milch nimmt beim Melkvieh ab und wird schlechter, bläulich, arm an Rahm, der nicht buttert, es treten Schmerzen in den Gelenken ein, und endlich erfolgt Lähmung und der Tod. Doch gehen oft Monate hin, ehe dicss eintritt.
Die Section zeigt welkes, blasses Fleisch, sulzige Auflösung des Fetlos, wässriges, cruorarmes Blut, die Schleimhaut der Miigen ist mit vielem Schleim überzogen und in ihm finden sich oft zahlreiche Würmer,' die Lober missfarbig, entartet und Würmer enthaltend, manchmal Wasser in der Brusthöhle, Mürb­heit der Knochen und Markflüssigkeit.
Ursachen. Rindvieh zeigt eine besondere Anlage dafür, doch wird diese Krankheit auch bei anderen Thiergattungcn, selbst schon bei ganz jungen Füllen beobachtet. Bei Schafen verräth es sich aber ganz besonders durch die Gier zum Wolle fressen. Gelegcnhcitsursachen sind verdorbenes, saures, kraft­loses Futter.
Behandlung. Entfernung der Ursachen, Wechsel der Localitätcn und der Gebrauch säurebrechender mit bitteren und ätherisch-oligon Mitteln, nach
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Lecksuchl — Lederhaut-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;417
Pfeifer Ebur ustum mit Enzian. Bei Schafen bevorzugt Seer die Antimonialien, namentlich den Brechweinstein mit Oalmus, Angelica, Rainfarn und zwar der Art, dass man sie tragendelaquo; Müttern als Lecke zum 1, Male im Monate Mai, zum 2. Male den Säugenden im Monate Juli und endlich den Lämmern gleich nach dem Einstallen zu Anfange des quot;Winters reicht.
Gegen die schon iu Folge dieser Krankheit eingetretene Lähmung er­weiset sich jede Behandlung zu kostspielig.
Lederbund SS Harthäutigkeil.
Nr. 475. Die Lederhaut-Entzündung, welche entweder rein örtlich oder verbreiteter vorkommt, giebt sich durch die gewöhulichen Entzüudungszufälle: Geschwulst, Schmerz, vermehrte Wärme, aber freilich nur dann, wenn die Haut ungefärbt ist, durch Eöthc zu erkennen. Bei dunkler Haut dagegen wird man statt derselben eine veränderte Farbe und einen eigenthümlichen Glanz wahrnehmen, dagegen verlieren die sie bedecken­den Haare ihren Glanz und sind in die Höhe gerichtet.
Ursachen. Verzärtelte ïhieie und zarte Haut sind ihr, namentlich beim Haarwechsel, mehr unterworfen; auch 'Vollblütigkeit macht mein- dazu geneigt. — Veranlassend sind Unreinigkeit der Haut (wobei sich die Thiere reiben), Störungen der Hautverrichtung, scharfe Stoffe, mechanische Gewaltthätigkeiten, manche Krankheiten. Zuweilen wird sie auch durch Hllhncrläuse (Dermanys-sus) hervorgerufen, doch bleibt diese Ursache oftmals deswegen unerkannt, da diese nur bei Nacht auf die Pferde gehen, also am Tage bei der Untersuchung nicht vorgefunden werden.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Sie geht oft bald, oft langsam vorüber, und entweder in Zertheilung über, oder es entsteht, oberflächliche oder tiefer greifende Eiterung und Schorfbildung, oder auch Brand; in Folge aller dieser Zustände ist aber Gelegenheit zu örtlicher Verdiclitung und Verhärtung gege­ben. Bei speeifischen inneren Veranlassungen wird auch mitunter und zum Nachtheil des Organismus ein plötzliches Zurttcktreten der Entzündung wahr­genommen.
Prognose. Wenn sie auch hin und wieder sehr hartnäckig, ja gefährlich werden kann, so wird sie doch in der Regel höchstens nur Schönheitsfehler zurücklassen, als Verlust der Haare, weisse Haare, Narben etc.
Behandlung. Bei inneren Veranlassungen ist oftmals nur die abwartende Methode einzuhalten, jedenfalls sind wieder die Ursachen zu beseitigen; bei chemischen Einwirkungen reinigende, reizmildernde Mittel. Uebrigens werden zur Zertheilung traumatischer Entzündungen kalte Waschungen, die Bleimittel, bei trägerem Verlaufe die Abkochungen zertheilender Kräuter mit dem Blei-
Kalke, Krunkli, d. Hauith.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
I
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41gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lcdci-haut-Enlzimdung — ï,ci.sleubriich,
essig, bei grosser Neigung zu Verhärtung mit Pottasche, Waschungen mit Seifeuwasser und verdtlnnter Lauge sich nöthig machen. Oft muss man ge­radezu durch scharfe und reizende Mittel eine iebhafterc Entzündung wieder hervorrufen. Bei Eiterung schleimige und mild gewürzhafte, später balsamische und mehr zusammenziehende Mittel; bei Brand sind belebende Mittel in An­wendung zu bringen, um die Abstossung des Brnndigen zu befördern.
Leibbrüohe = Eingew ei dé-Bttiofie.
Nr. 476. Der Leistenbruch kommt zu Stande durch Austreten von Dünnen oder Netz oder von beiden durch den einen oder andern normwidrig weiten Lcistcnring; der Hodensackbruch insbesondere, wenn Partieen von genannten Eingeweiden längs des Samen­strangs hin bis in den Ilodensack treten.
Die anatomischen Gründe für das Entstehen derselben scliilderl Hering vortrefflich in Repcrt. XV11I, 177.
Zufälle. Dieser Bruch hat öfters gespannten oder lahmen Gang des Hinterfusses der betreifenden Seite, hei Pferden auch öfteres Strecken und Zu­fälle allgemeinen Uebelbefindens, bei Hengsten in die Ilöheziehon und Fallen­lassen des Testikels zur Folge: Symptome, die uns zur nähern örtlichen Unter­suchung vom Samenstrange aus und durch den Mastdarm auffordern, wenn der Bruch nicht bereits den Lcistencanal überschritten bat, in welchem Falle eine wurstförmige, blasige oder teigige Geschwulst zwischen der Wurzel des Ilodcn-sackes und dem Schenkel, oder tiefer herab bis zu der oft sehr verlängerten Spitze des Scrotums, die übrigens bald wächst, bald abnimmt, wahrgenom­men wird.
Findet aber Brucheinklemmung statt, so fühlt sich die Geschwulst sehr gespannt an und ist schmerzhaft, die Beweglichkeit der Hoden hört auf und die Zufälle der Entzündung treten mehr und mehr hervor. Vielfältige Erfah-rnngen mahnen, jeden colikkranken Hengst auf Brucheinklemmung zu unter­suchen.
Repert. XYII, S. 303 erzählt einen Fall eines angeborenen Hodensack-Darmbruchs von einem Füllen, der nach 3/4 Jahren von selbst glücklich ge­heilt war. Im Allgemeinen ist die Gefahr sehr gross.
Behandlung. Nächst dem bei den Eingeweidebrüchen im Allgemeinen Angegebenen, verfährt man hei dem Hodensackbruche am besten der Art, dass man nach geschehener Reposition der inneliegenden Eingeweide und nachdem das Thier, um das höchst üble Pressen zu vermeiden, ätherisirt worden ist, nachdem auch die äussere Haut genügend weit gespalten und die Fleischhaut des Hodensackes und der Hodenmuskel von der Scheidenhaut abgetrennt wor-
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Leistenbruch — Lendeiiimiskel-ZeiTcissung:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4^9
den sind, den Samenstrang bis zum Bauchringe in zwei Touren um seine Axe dreht, auf diese möglichst nahe dem Bauchringe eine Ligatur und unmittelbar auf diese wieder eine festanschliessende Klammer mil oberer convexer Seite bringt, wodurch eines Theils exsudative Entzündung und Verschliessung des Leistenringes, andern Theils Absterben des abgeklammerten Saraenstrangcs und Hodens bewirkt wird. Doch kann auch nach Anlegung der Kluppe die den Hoden bedeckende Scheidenhaut vorsichtig geöffnet und der Hodei; sammt der überflüssigen Scheidenhaut laquo;/, Zoll unter der Kluppe entfernt werden. Am 4. oder 5. Tage wird auch' die Kluppe beseitigt und die Eiterung geleitet. Kömmt aber das Uebel bei Wallachen vor, so muss nach geschehe­ner Reposition und nachdem der Leistenring scarificirt worden ist, das Heften desselben vorgenommen werden. Zugleich ist in jedem Falle ein Höherstellen mit dem Hintertheile nach der Operation nothwendig.
Lendenblut vide Hiimorrhoiden.
Nr. 477. Der Lendenfluss, Osphyrrheuma. Syn. Das Loiiitcnw cli, Lumbago rheumatica, die rheumatische Kreuzlahme.
Symptome. Mehr oder weniger in dem ganzen Hintertheile, oft selbst bis in die Schenkel herab macht sich in den Muskeln grosse Schmerzhaftigkeit bemerkbar, die durch Druck und noch mehr durch Bewegung gesteigert wird. Die Patienten zeigen dabei keine gehörige Folge im Hintertheile, treten sehr behindert zurück, halten (tea Rücken steif, weichen mit dem Kreuze aus oder wiegen mit demselben, legen sich gar nicht, oder plump nieder, und wenn sie sich niedergelegt haben, sind sie beim Aufstehen sehr behindert.
Verlauf, Dauer, Ausgänge sind verschieden: die Krankheit endet in Genesung unter Crisen, oder sie besteht hartnäckig fort, oder geht in andere rheumatische Formen und in andere Krankheiten über.
Die Ursachen sind die der Rheumatismen überhaupt, insbesondere aber Zugluft.
Behandlung. Warmer Stall, warme Bedeckungen, hautbetliiltigende Mittel, Reibungen des Hinterthcils, P^inreibungcn spirituoscr Mittel; bei chro­nischem Zustande ein Eiterband über die Lende, Purganzen und harntreibende Mittel.
Nr. 478. Lendenmuskeln - Zerreissuug. Anaker erzählt uns in Magazin XXH davon folgenden Fall: Der Post­halter in L. führte mir ein schon mehre Wochen mit dem rechten Hinterfusse stark lahmendes Pferd vor; es gebrauchte diesen Fuss nur sehr ungern, schleppte
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420nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lcmlcnmuskel-Zerrcissung — Lemltm-Verslaucliung.
ihn bei der Bewegung förmlich nach; gegen Druck der Muskelpartieen des Oberschenkels war das Thicr ungemein empfindlich; das Niederlegen und quot;Wie­deraufstehen im Stalle geschah mühsam uud vorsichtig und schien Schmerzen zu yerursachen. Obgleich Patient gegen 6 Wochen lang fortgesetzte Ruhe, kühlende und zertheilende Waschungen genossen hatte, wurde der Zustand doch immer übeler und der Tod trat ein.
Die alsbald vorgenommene Section ergab Nachstehendes: Der Leib war aufgetrieben, der rechte Hinterfuss von der Croupe bis zum Fessel unförmlich verschwolleu, unter der Brust und am Bauche ödematöse Anschwellung. Bei Abnahme der Haut zeigte sich in der rechton Lendeugegend ein etwa 3 Zoll langer Querriss in den Lendonmuskcln mit glatten, schön vernarbten Rändern; dieser Riss führte auch mit einer etwa Zoll grossen Oeffnuug durch das Bauch­fell in die Bauchhöhle, aus der eine rothliche, jaucheartige Materie ausfloss; von dem Risse und besagter Oeft'nung aus gingen förmliche Fistelgänge theils durch die Muskeln ins Becken, theils in die Muskeln des Oberschenkels, theils in die Bauchhöhle. Die beiden Lcudenmuskeln mit den angrenzenden Partieen schienen wie gekocht und aus lauter geronnenem Blute zu bestehen, und bei Aufschlitzung der Fistelgänge zeigten sich auch die tiefer liegenden Muskeln weich, mürbe und wie jene verändert, und in der Bauch - und Brusthöhle faser­stoffige Ausschwitzungen, vieler wässriger Erguss, brandige Affectionen, übri­gens aber die Erscheinungen der Kakochymie in Folge der Absorption der Jauche.
Nr. 479. Die Londonverstauchung.
Die Symptome sind die der unvollkommenen Kreuzlähme: Die Thiere zeigen einen beschwerlichen Gang, setzen die hinteren Gliedmassen nicht ent­sprechend vor, Lenden und Croupe bewegen sich gleichsam doppelt oder schwankend. Ausserdem findet man anfangs starkes Einbiegen beim Drucke, grosse Empfindlichkeit, und nach Umstanden Quetschungen und Quetschwunden.
Aetiologie. Das Pferdegeschlecht ist besonders dazu disponirt, da die Lcndenwirbelsäule sehr lang und durch die benachbarten Theile nicht sonder­lich geschützt ist. Gelegenheitsursachen werden, dass die Thiere unter die Deichsel oder unter den Standbaum gerathen, dass Pferde in der Gabel gehen und bergabwärts die Last nicht mehr tragen können, ferner jedes gewaltsame Niederstürzen und heftige Ausschlagen.
Prognose. Bei bedeutenderer Ausbildung ist das Leiden langwierig, und gern bleibt Schwäche zurück.
Behandlung. \) Unterstützung durch Gurte, 2) Anfangs kühlende Um­schläge, ja kalte Clystiere; selbst allgemeine entzündungswidrige Mittel. Ist die EntzUndungsperiode vorüber, dann nimmt mau zu Einreibungen von Seifen ,
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,f
Lenden-Tersiauchimit — Lichtscheue.
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Ameisenspiritns, zu Ammoniumliniment, Loröl, und wenn auch diese nicht Alles leisten, zum Eiterbande und Glüheisen seine Zuflucht.
Nr. 480. Lendenwirbel - Brüche,
und zwar ungleich seltener der Körper, als der einen oder anderen Fortsätze in geringerer oder grüsserer Ausdehnung, geschehen durch mancherlei heftige mechanische Einwirkungen. Da gewöhnlich zugleich eine Erschütterung oder Verletzung des Rückenmarkes damit verbunden seyn wird, so macht sich das Uebel auch durch Schwanken in der Lendenpartic und selbst durch Lähmung und andere davon ausgehende Zufälle (cf. Magazin XVI, 393) konnbar. In an­deren Fällen zeigen sie bei der Berührung grossen Pchmerz, der sich selbst bis zum Starrkrampf steigert; man findet wol auch eine regelwidrige Vertie­fung oder Erhöhung und Beweglichkeit in jener Gegend.
Der Lendenwirbel - Querfortsätzebruch ist bei Kühen in Folge des Bespringens vom Bullen manchmal beobachtet wor­den, hat auch in den ersten Tagen Lähmung, sodann schwankenden Gang mit dem Hintertheile und Nachschleppen des einen Hinterfusses eine Zeitlang zu Folge gehabt.
Behandlung. Zu Tage liegende abgebrochene Fortsätze sind vielleicht sofort oder bald zu entfernen, und entzündungswidrige Mittel, später die Ar­nica, aromatische Mittel und der Wein in Gebrauch zu ziehen. In den wenig­sten Fällen wird jedoch Heilung möglich seyn. Lendenwirbel-Verrenkung vide Rückgratsverstauchung.
Nr. 481. Ii e n z e 1: Provincialausdruck im Grossherzogthum Hessen für Milzbrand, wo er Ge­währsmangel mit einer Gewährszeit von 4 Wochen oder bei Mastvieh für In­länder von 3 Monaten ist!!
Nr. 482. Lichtscheue, Photophobia, oder die allzugrossc Empfindlichkeit gegen helles, selbst gegen das Tageslicht, hängt entweder von zu dunklem Stalle oder von einer wirklichen Krankheit der Augen, insbesondere von der rheumatischen und periodischen Augenentzün­dung, oder von Mangel des schwarzen Pigmentes im Auge ab.
Muss in ersterem Falle durch entsprechende Beleuchtung des Aufenthalts­ortes dem bedrohlichen schwarzen Staate vorgebeugt, im zweiten Falle der Entzündung begegnet werden, so ist in letzterem Falle wenig zu thun und zu fürchten, da sie angeboren und somit eher verträglich ist.
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422nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Linsoncapsel-Slaar — Lockerwerden der Zähne.
Linsonca])se]-S(.aur, Cataracllaquo;, capsularis s. membranacea, und Lin scn-Staai', Cataracfa Lenlis orystallinae, vide Grauer Sfaar.
Nr. 483. Die Lippenentzündung kann die Folge von inneren oder äusseren Umständen, als von Prcmsen, Kalk­fressen etc. seyn. Mehr oder weniger werden dadurch die Thiere an der Nahrungsaufnahme behindert, weshalb nöthigenfalls weiches und feuchtes Futter dargereicht werden muss; übrigens nach allgemeinen Grundsätzen das medici-nische Verfahren.
Nr. 484. Lippenlähmung findet sich bald unvollkommen, bald vollkommen; oft ist sie einseitig, oft rein symptomatisch und als Vorbote nervöser Krankheiten; oder sie tritt in Folge hohen Alters, zu starker und zu dauernder Anlegung der Premse, zu starker Anziehung der Kinnkette, nach Verletzungen des Angesichts- und Vorderkiefer-Nerven, besonders beim Fontanell- und Eiterbandlegen an der Backe, ein.
Die Ergreifung der Nahrungsmittel wird durch diesen Krankheitszustand nicht nur erschwert und unmöglich gemacht, sondern, wie ein Bericht von Bur-raeister (Magazin-Supplement XXI, 74) darzuthun scheint, es kann dieser Zustand selbst ein vollständiges Unvermögen zum Schlucken bewirken: indem nämlich die Lippen nicht zusammengepresst werden können, haben die beim Schlingen eigentlich thätigen Muskeln keine Stützpuncte.
Die Behandlung geht wieder auf die Ursachen hin; oder man bringt bei Pferden am Zaume nur einen Apparat an, die gelähmte Unterlippe an den Kiefer anzudrücken.
Nr. 485. Das Lockerwerden der Zähne, Agomphiasis,
beruht entweder darauf, dass Zähne durch andere nachschiebende aus ihrer Stellung gebracht und endlich ausgestossen werden, oder das heftige Aufbeissen auf harte Gegenstände, sowie eigentliche Zalinleidcn selbst, wie Caries und der Zahnstein führen das Lockerwerden herbei, oder das Zahnfleisch ist bei ge­wissen Hinterleibslciden erschlafft. Das namentlich davon ausgehende
Wackeln der Schneidezähne beim Rinde 'wird ziemlich häufig beobachtet und giebt zu einem mangelhaften Fressen Ver­anlassung ; viel zu häufig wird es von Empirikern beschuldigt. Jedenfalls kommt hierbei immer die Kleinheit der Zahnhöhlen bei dieser Thiergattung mit in Betracht.
Behandlung, Es sind die durch letzten Umstand lockeren Zähne in die
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r,ocllt;mverclen der Kalme — Lohe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 423
Zahuhohlen einzudrücken und das Zahnfleisch mit Spirituosen oder zusammen­ziehenden Mitteln, etwa mit einer Auflösung von rohem Alaun mit Zusatz von Branntwein, oder mit einer Auflösung von Kochsalz in Essig, Absuden von Salbciblättern, Bertrainwurzel etc. einzureiben. Bei vorgeschrittenem Uebel l;ann vorher auch cine Scarification des Zahnfleisches Yorgenommen werden.
Ist aber durch weit vorgeschrittenen Zahnstein oder Beinfrass das Locker­werden herbeigeführt worden, so ist die Entfernung solcher Zähne mit einer Zange oder einem andern geeigneten Instrumente nothwendig, wie nicht anders die losgebissenen Zähne, wenn, wie gewöhnlich, Waschungen mit Essig oder Branntwein ungenügend sind.
L ö s e r d ii r r c gs K i n d e r p e s t.
Nr. 480. Die Löserverstopfung giebt sich insbesondere dadurch kund, dass sich der Art erkrankte Kinder auf die rechte Seite legen und den Kopf schmerzverrathend nach dem Hinterleibe hinkchren, dass sie ächzen und stöhnen, ja magenkollorähnliche Zufälle ver-rathen, und dass statt ergiebiger Kotlientlecrungen nur in Schleiramasscn ein­gehüllte Euttcrtheilchcn, oder ungenügende Abgänge eines klumprigen oder knolligen Kothes nach vorausgegangener vielleicht gänzlicher Verstopfung be­merkt werden. Oefters wird damit auch die Entleerung eines rothen, wie blu­tigen Harnes beobachtet. Der Gang ist schwankend; endlich tritt Läh­mung ein.
Ursachen. Oefters mögen Nahrungsmittel, welche auf die Verdauung störend einwirken, die Schuld abgeben, überhaupt sind aber alle Schädlichkeiten, die Verdauungsleiden hervorrufen, zu beschuldigen. In einem Falle war ein Geschwür im Löser die Ursache dazu; mehrmals fand ich Entzündung des Lab­magens und Darmcanales.
Jhhandlung. Es sind durchgreifend erweichende Mittel, als schleimige und ölige Flüssigkeiten mit Brcchwcinstcin und Glaubersalz, Rhapontica, weisse Niesswurzel u. dgl., bei vorherrschend entzündlichem Leiden das Calomel, bei chronischer Unverdaulichkeit überhaupt die Mittel am Platze, die unter „Un-vcrdaulichkeitquot; genannt worden sind.
Nr. 487. Die Lohe ist ein Flcckausschlag und analog dem Fratt des Menschen, wobei unregel-miissig geformte, nicht deutlich begrenzte, schmutzig braune Flecken oft in be-Irllchtlicher Ausdehnung auf' der Haut schlecht gepflegter junger Schweine vorkommen, die deshalb, weil ein Allgemeinleiden zu Grunde liegt, nicht ge­deihen.
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424nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lohp — Liiftfceschwulst im 7.ell(te\vebe unter der Haut.
Behandlung. Reinlichkeit des Stalles. Seifen-, oder bei warmer Witte­rung Flussbäder, Bewegung im Freyen, und der Gebrauch des Schwefelspiess-glanzes und vordauungsbclcbender Mittel sind hier angezeigt.
Nr. 488, Die Iiuftansammlung in dor Gebärmutter, Physometra,
kommt selten vor und rühr! iheils davon her, dass Luft von aussen in die erschlafften Genitalien eingodningen ist, theils davon, dass sich Luft im Frucht-hälter seihst entwickelt hat.
Die Gebärmutter wird davon aufgetrieben , und die Luft entweicht von Zeit zu Zeit auf dem natürlichen Wege,
Bei Stuten, die beim Fohlen einen Dammriss erlitten haben, wird damit zugleich eine beträchtliche Erweiterung der Scheide herbeigeführt, wodurch er­giebig atmosphärische Luft eindringt, die sowol beim Wichern. wie bei jeder starkem Ortsbewegung, namentlich aber beim Reiten aus den Genita­lien wieder unter lautem Geräusche entleert wird. Nach vorausgegangenen Anstrengungen ist damit ein heftiges Pressen auf die Geburtstheile, Ausspritzen eines gelblichen Schleims, ja es sind stürmische Colikzufälle damit verbunden beobachtet worden.
Erst Jüngsl hatte ich einen solchen Fall einer geriohtsftrztllchen BegUtitohtUQg in unterwerfen.
Eine Stute, die vor einigen Jahren bereits ein Fohlen geboren hatte, stellte sich, besonders beim Bergabreiten, öfters an, wie wenn sie harnen wollte, machte das Kreuz steif, äusseite Schmerz und drückte dann eine be­deutende Menge Luft aus den Genitalien. Diess wiederholte sich manchmal an Einem Tage, setzte aber auch Monate lang aus. Uebrigens war das Thier munter, obwol mager, der After war tief eingezogen, die Scheidenschleimhaut blass und schmutzig, jedoch ohne Ausfluss,
Durch den länger fortgesetzten innerlichen Gebrauch des Sadebaums mit adstringirenden Mitteln lässt sich wol letztgenannte mehr widrige als nachthei­lige Krankheit beseitigen, in erstcrem Falle ist nichts zu hoffen.
Nr. 489. Die Luftgeschwulst im Zellgewebe unter der Haut, Emphysema, giebt sich durch ein knisterndes Geräusch beim Darüberstreichen mit der Hand, durch Weichheit, auch gewöhnlich durch Schmerzlosigkeit und nicht erhöhete Temperatur, ferner durch die grosse Geneigtheit kuud, von selbst oder durch geflissentliches Fortstreichen sich weiter, ja bis zur Mittellinie des Körpers hin zu verbreiten.
Manchmal sind damit auch Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Zähneknirschen, beschleunigtes und angestrengtes Athmcn, beschleunigter, kleiner, harter Puls, ja Erstickungszufälle verbunden.
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LuftgMOhwuhrt im Äellgewcbc unter der Haut - Luftrölirenäste-Catarrli. 425
Ursachen, Sie entsteht eritweder;
1)nbsp; in Folge von Luftröliren- und Lungenverletzung, oder wenn
2)nbsp; die in eine Wunde gedrungene Luft bei Bewegung der verwundeten Theilc von der äussern quot;Wundöffnung weggedrängt wird, weshalb sie in dem lockern Zellgewebe weiter vordringt. Dasselbe sehen wir besonders bei engen Schuss - und Stichwunden, z. B. hinter dem Schulterblatte etc.
3)nbsp; Es bildet sich besonders leicht eine Luftgeschwulst, wenn nach Ver­wundung der Haut unter dieselbe Luft eingeblaseii wird, sey es, um Magerkeit oder zu tiefe Augengruben zu verstecken, oder um vermeintlich dadurch die Mästung zu befördern, oder für Heilzwecke.
Cf. Arislotelis Histor. uat. Lib. VIII, C. X; Plin. Hisloi. nat. Lib. VIII, C. 70; Lister, Humor. C. 1!). Cooper ad Bidlow T. IV. pag. 615: Casaiiliomis, Commentar. in Atlienaei dcipuosopli. Lil). Vj Hallet', Elemcnta Pliy.siul. Vol. I. p. 22: Maucliart in Ephe-merid. Nat. curios, cent. I. ol'serv. 12.
Oder sie ist zuweilen
4)nbsp; die Wirkung von gewaltsamen Anstrengungen zum Erbrechen in Folge fremder Körper, die im Schlünde sitzen, oder von heftigem Husten (Reporter. XVIII, 201). Gar manchmal geht sie übrigens
5)nbsp; vom Körper selbst aus, Pneumatosis, namentlich erzeugt sie sich beim Milzbrande, bei der Rinderpest und überhaupt in Folge fauliger Fieber.
6)nbsp; In einigen Fallen habe ich bei Rindern, wo sie überhaupt am häufig­sten beobachtet wird, weithin verbreitete Luftansammlung unter der Haut ge­funden, ohne dass eine Ursache dazu oder irgend ein Krankheitszustand wahr­genommen worden wäre. Vielleicht war Störung der Hautverrichtung die Schuld, und es würde bei nicht eingetretener Behandlung Hautwassersucht die Folge gewesen seyn.
Vorhersage. Das Hautemphysem an sich ist nicht gefährlich.
Behandlung. 1st eine Verletzung vorhanden, welche eine solche Wind­geschwulst herbeiführte, so muss man da, wo es möglich ist, solche durch Drücken und Streichen nach der Wunde hin, oder auch durch Scarificationen sie zu beseitigen, und je nach den gleichzeitig etwa eintretenden Hustenzufällen, bei Mitvcrletzungcn der Lungen, der Luftröhre, des Kehlkopfes etc., innerlich durch ein entzündungswidriges und beruhigendes Verfahren, insbesondere auch durch den Aderlass, übrigens durch Vermeidung jeder Aufregung und körper­licher Bewegungen, auch durch strenge Diät dem Uebel zu begegnen suchen. Bei Störungen der Hautverrichtung: Frottireu, Einreibungen von Terpentinöl, innerlich hautbethätigendc Mittel. Pneumatosen verlangen die dem inneren Lei­den entsprechenden Mittel, insbesondere auch niedrige Temperatur, übrigens auch bei Milzbrand Scaililcationeu.
Luftröhrenäste-Catarrh ss Lu ngenca tarrh.
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l/iifd'olimiiislc-Erweifcrimg — Vei'sclilicssung. Nr. 490.
Die Luftröhrenäste - Erweiterung
ist entweder die Folge eines chronischen Lungencatarrhs, indem die Anhäufung von Sclilcimmasscn und der Druck der einströmenden Luft nach und nach eine immer grösscre Erweiterung herbeiführt, oder dass sich in einer oder der andern Partie in derselben chronische Infiltration oder Tuberculose ausbilden. Beim Rinde findet man darin oft auch bröckliche oder mürtelartige Concre-tionen.
Dieser Zustand findet sich, nach Roll, am häufigsten in den Lungen­spitzen bei Pferden, wo die feineren Bronchien nicht selten die Weite eines Mannsfingers und darüber mit stellenweise sackigen Aushuchtungen zeigen; dann längs des oberen Randes der Lungen gemäss dem Verlaufe der grosse­ren Bronchien. Bei ihrem Vorkommen in der Nähe der Lungenoberfläche findet sich hei der Section entweder die Lungcnpleura trübe oder mit einer Schichte Bindegewebes überzogen, und bisweilen durch fädige oder strangartige Fortsätze mit der Brustwandung verbunden.
Hin und wieder findet man solche Ausbuchtungen sogar in der Luftröhre selbst. Sie entstehen, nach Roll, dadurcli, dass einzelne Schleimbälge zu dick­wandigen Säckchen, die allmäblig die Grosse einer Erbse bis Hascljmss er­reichen, heranwachsen, sich zwischen die Faserbündel der hinteren Luftröhren­wand hindurchdrängen, und nach und nach als kleine Auswüchse hervorragen, während sie nach innen mit einer kleinen Ocffnung, aus welcher sich , bei einem angebrachten Drucke, eine zähe, weisse Flüssigkeit ergiesst, münden. Die Schleimhautoberfläche ist meist mit einer dicken, zähen, graulich weissen oder gelblichen, schleimigen oder eitcrühnlichen Schicht bedeckt, das unter­liegende Bindegewebe infiltrirt.
Die Erscheinungen während des Lebens sind bald die eines chronischen Lungencatarrhs, bald, bei erstcrer insbesondere, jene einer chroni­schen Infiltration, Tuberculose und Compression der Lungen resp. des Dampfes. Die Percussion liefert dort, wo eine Veränderung des Lungengewebes noch nicht vorhanden ist, keine Schallabweichungen. Die Auscultation aber ergiebt entweder die Zeichen eines Catarrhs, oder bei sackartiger Erweiterung und wenn der einmündende Bronchus fein ist, ein starkes Zischen mit darauf fol­gendem Rasselgeräusche, beim Ausathmen häufig Rasseln oder Schnurren.
Die Behandlung kann nur die üblen Erscheinungen des Bronchialcatarrhs im Auge haben, da die Erweiterung selbst nicht zu heben ist.
Ebensowenig wird dieselbe oftmals bei der
Luftröhrenäate #9632; Verengerung und Verschliessung vermögen, wenn das Leiden, das sich mehr oder weniger durch auffallende
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Lufti'öhmiästc-Vercngei'UDg und Versehlilaquo;ssun|lt; — Lwftröliiciikopf-Enly.laidunp. 42T
Athmuijgsbeschwerden verräth, nicht frisch entstanden ist, also die ableitenden, die Secretion befördernden und auflösenden Mittel nicht zulüsst.
Es wird aber dieser Zustand bald durch Druck von der Umgebung (durch vergrösserte Lymphdrüsen, Tuberkel u. dgl.), bald durch entzündliche Anschwellung ihrer Schleimhaut, durch Verstopfung mit Extravasatcn, durch An­sammlungen nicht entleerten Schleimes oder Eiters, durch Narbenbildung etc. hervorgerufen.
Nr. 491. Luftröhren - Brüche das heisst Fracturen einzelner Knorpelriugc, sind vorgekommen, die Kßnn-z e ich cn sind aber oft nicht recht deutlich, wenn nicht ilusscre Quetschungen und Veränderungen des Umfanges in der Luftröhrengegend sich bemerklich machen, oder die Zufttlle der Entzündung und des behinderten Athmens eiu-tretcu.
In diesem Falle ist eine Lagcveränderuug durch Drücken und Streichen herbeizuführen, ja es ist wol selbst der Luftröhrenschnitt nothwendig, sowie ein cutzündungswidriges Verfahren, ruhiges Verhalten und Schutz der leiden­den Stelle.
L u ftr ö h r e u - E n t z ü n d u n g vide L uf t r ö h r c nk o p f- En t z ii n d u n g.
Nr. 492.
Der Luftröhren- und Luftröhrenkopf-Catarrh, Laryngooatarrhus s. Catarrhus laryngeus et trachealis,
wird sich durch eine mehr gepresste oder rauhe Stimme, kurzen, stossweisen, erst trockenen, dann lockeren Husten, geröthete und aufgelockerte Nasen-schleimhaut, manchmal durch Fieberzufällc äussern, und geht bei Vernachläs­sigung auch in Entzündung und Schlcimhautverdickung über.
Ursachen. Pferde und Hunde sind besonders dazu disponirt. Veran­lassend sind das Einathmen von Staub, Chlordämpfen, Erkältung, vieles Bellen.
Behandlung. Abwendung der Veranlassung, 'Weichfuttcr, Salmiak und Süssholz sind die gewöhnlich ausreichenden Mittel.
L u f tr ö h r c n - E rw e i i e r u n g vide L u ft r ö h r e n ä s (c - E r w e i t e r u n g,
Nr. 493. Die Luftröhrenkopf- Entzündung.
Symptome. Ausscr den fieberhaften Zufällen, wobei der Puls klein, zu­sammengezogen, sehr schnell, die Futteraufnahme beschränkt, das Maul trocken und heiss, und die Thätigkeit des Scnsoriums verändert ist, so dass Katzen durch Klettern und wildes Herumspringen selbst den Verdacht der Wvith er­regen, finden wir ausserdem an der Art Leidenden, dass sie den Kopf strecken,
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#9632;12Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Luftrölirenkopf-Entziindunif.
bei der Bewegung desselben und des Halses sich widersetzen, und besonders beftigen Schmerz beim Befühlen des Kehlkopfs äussern, erschwert, kurz, tönend athrneu, schmerzhaft und oberflächlich husten. Hunde heisser bellen.
Die Luffröhrenentztindung gibt sich desgleichen durch Strecken des Kopfes und Halses und durch die anderen vorgenannten Zufälle, wenn sie auch nicht immer so heftig hervortreten, sowie späterhin wol auch durch ein rasselndes Athmen und Husten zu erkennen.
Aetioloffie der Kehlkopf- und Luftröhrenentzündung. Eine besondere A n-lage findet sich besonders bei jungen Thieren, wo die Luftwege, insbesondere der Kehlgang eng sind, daher findet man ferner die Krankheit auch häufiger bei Schweinen undEseln. AlsGelegenheitsursachen gelten das Eindringen fremder reizender Stoffe, wie Gasarten, der Rauch von Feuersbrünsten (Re-pert. XI., 331, 1. Beob.) Erkältung, Staub, Arzneistoffe beim Eingiessen, Fut-tertheile, die den falschen Weg in die Luftwege einschlugen, äussere Gewalt-thätigkeiten, Quetschungen beim Zureiten junger Pferde, Verwickeln in der Halfter und im Halfterstrange, heftiges Bellen bei Hunden.
Verlauf, Datier, Ausgänge. Die höchst hitzige Entzündung führt oft bald Erstickungszufälle herbei, daher angstvolles Athmen, beträchtliche An­schwellung, Taumeln, Niederfallen und den Tod. Erstreckt sich die Entzün­dung bis zu den Bronchien herab, so hört man ein deutliches Gurgeln am untern Theile des Halses.
Bei einem geringeren Grade wird sich Zertheilung leicht möglich machen, indem vermehrte Schleimabsonderung eintritt, die Harnabsonderung vermehrt wird, und so Gesundheit oft bis zum 7. Tage zurückkehrt.
Die Entzündung kann aber auch langwierig werden, wobei die Thiere forthusten; bei starkem Druck zeigen sie Schmerz.
Bei unvollkommener Zertheilung bleibt besonders ein tönendes oder pfeifendes Athmen zurück.
Die Eiterung wird mehr im Umfange der entzündeten Organe, als in der Schleimhaut sich zeigen. Die Abscesse öffnen sich in die Rachenhöhle. Bei übelerer Disposition auch Geschwürbildung. Solche Thiere gehen oft unter den Zufällen eines heftigeren Fiebers und der consecutiven Lungenentzündung zu Grunde.
Der Brand wird mehr durch die Natur des Fiebers und der Entzün­dung bedungen, daher besonders bei Anthraxkrankheiten, bei Schweinen als Seuche: dunkle Röthe der Schleimhäute, Kehlkopf und Luftröhre fühlt sich aussen teigig oder fest geschwollen an, die Athmungszufälle sind heftig, der Puls sehr klein und beschleunigt, die Thiere sind sehr matt. Im geringern Grade gehen mit dem Nasenausflusse Blutstreifen ab, es treten andere Zufälle der Brandbildung ein, und spätestens in einigen Tagen erfolgt der Tod.
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Luftrülirenkopf-Entzündimg — Luflrölircii-Vei'cngcniiiii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;429
Die Diagnose der acuten Arten ist nicht scliwierig, sie werden allenfalls mit Catarrh verwechselt. Die langwierige Entzündung und die unvollkommene Zertheilung sind schon schwieriger zu beurthoilen. Darnach die Sectionsdata.
2)nbsp; Die häutige Bräune.
3)nbsp; Auf den Verdacht der Hundswuth könnten tobsüchtige Zufälle führen.
4)nbsp; Die Mandeln - Entzündung.
Prognose nach der Art, dem Grade und der Neigung zu besonderen Ausgängen.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen nächst einem zweckmässigen Verhalten. Quetschungen an den betreffenden Theilen sind durch kalte Um­schläge, durch den Aderlass und andere entzündungswidrige Mittel zu behan­deln. Bei der catarrhalischen Entzündung äussere trockene Wärme, Einrei­bungen von erweichenden und zertheilenden Mitteln, flüchtiges Liniment, der Seufbrei.
Bei günstigem Verlaufe sind später die Absonderungen durch Dampf­bäder und passende Arzneien zu befördern.
Hat man Exsudat zu vermuthen, dann Blutentziehung, Brechweinstein-salbe, innerlich Calomel. — Bei der geschwürigen Form auch Einreibung der Brechweinsteinsalbe, Fontanelle, und die Schleimabsonderung befördernden und stärkenden Mittel.
Bei der branddrohenden Varietät zeitige und starke Aderlässe, Einrei­bungen der Cantharidensalbe, bei Rindern mit Euphorbium und Sublimat; in­nerlich Salpeter oder Calomel mit Campher. — Nach Kuers bei der Anthrax-bräune äusserlich die weisse Niesswurzel,
Bei der chronischen Entzündung Eiterbänder und Fontanelle und reizende zcrtheilende Einreibungen, Dampfbäder und Räucherungen.
Oft sind einzelne Zufälle besonders zu beachten, als sorgfältige Reinigung des Maules bei angesammeltem Schleime. Reifenlassen und Eröffnung von Abscessen. Die Erstickung verhütet man durch den Luftröhrenschnitt, wenn nicht Bronchialcroup vorhanden, wo er unnütz ist.
Nr. 494.
Luftröhren - Verengerung, Tracheostegnosis,
wird sich durch ein hörbares keuchendes oder pfeifendes Athmen, selbst durch Erstickungszufälle, oft auch durch die Untersuchung mit den Fingern, selbst durch den Gesichtssinn erkennen lassen, und rührt bald von vorausgegangenen Verletzungen, bald von Schleimhautverdickung, Knorpelverkrümmung etc. her, und wird darnach die Behandlung einzuschlagen resp. nach Umständen der Luftröhrenschnitt unterhalb der verengten Stelle am Platze seyu.
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430nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Liiftröhreu-Wimdlaquo;!raquo; — Lungeii-Blutfliiss.
Nr. 495. Luftröhren - Wunden haben an und für sich, wenn die Luftröhre nicht in ihrem ganzen Umfange getrennt oder nicht beträchtliche Zerstörung mehrer Knorpelringe oder Mit-verletzung des Schlundes, der grossen Gefässe etc. vorbanden ist, wenig zu bedeuten.
Man wird eine Hautwunde bemerken, und ein mit Geräusch verbundenes Luftaustretcn, ausserdem wol auch Luftgescbwulst und zu Zeiten Entzündungs­zufälle.
Behandlung. Eingedrungene fremde Körper sind abzuhalten oder thuu-lichst zu entfernen, die Einwärtsrichtung der Enden der verletzten Kuorpelringe nach Möglichkeit zu hindern , die Wunde zu verbinden, die Entzündung zu bekämpfen, oder bei Substanzverlust regelrecht zu leiten.
Nr. 496. Der Luftsäcke - Catarrh, Catarrhus Aërosacoorum,
ist gewöhnlich mit anderweitigen catarrhaliscben Affectionen, insbesondere der Nasen- und Eachenschleimbaut, verbunden, kündigt sich durch eine An­schwellung der Luftsäcke und dadurch der Ohrspeicheldrüsengegend und durch ein erschwertes Schlucken und Athmen an, was sich namentlich nach Anstrengungen und beim Zusammennehmen vom Reiter oder beim Ge­brauche der Aufsetzzügel durch Röcheln, Strecken dos Kopfes, gewaltsames Oeffnen der Mundes-, durch Husten und Brausen bekundet. Wenn das Pferd nicht bebindert ist, darnach den Kopf zu senken, oder auf und nieder zu schnellen, so läuft eine schleimige Flüssigkeit aus der Nase, womit Geschwulst und Reizung momentan sich vermindern. Und sind die Thiere in der Hals­bewegung überhaupt nicht behindert, so fliessen beim Bücken zeitweise solche Schleimmassen aus, und diess kann Jahrelang dauern und sie selbst des Rovzcs verdächtig machen.
Behandlung. Gewöhnlich sind die anticatarrhalischen Mittel ungenügend,
wenn das Uebel eingewurzelt ist, vielmehr muss man in diesem Falle zu dem
Luftsackschnitte, Aörosaccotomia, seine Zuflucht nehmen. Doch kommt man
allerdings zuweilen noch mit öfters wiederholten scharfen Einreibungen aus.
L u n g e n b 1 ä s c h e n - E r w c i t e r u n g vide L u n g e n - L u ft g e s c h w u 1 s (.
Nr. 497.
Der Lungen-Blutfluss, Pneuraorrhagia,
zeigt sich unter zwei Arten:
A'. Der äussere Lungenblutfluss, Blutsturz, Hacinorrhagia pulmomim aporta.
Symptome. Nachdem vielleicht Brustbeengung oder gewaltsames Athmen,
beschleunigter Herz- und Pulsschlag vorausgegangen sind, tritt plötzlich hef-
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Luiigen-Blutlliiss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;431
tiger krampfhafter Husten und die Blutentleerung ein, und zwar bald in ein­zelnen latervallcu, bald stürzt es auf einmal in grossen Massen und im Strome aus Mund und Nase. Auch dabei ist das Atlimen kurz und rasselnd und das Thier zeigt grosse .Angst, Schwitzen und Zittern. Das Blut ist rein, schäumend, oder es ist mit Schleim innig gemischt.
Jacob erzählt im Journal de módecinc vét., Lyon Tom. IV, 1850: dass er öflor Gelegenheit gehabt habe, in den Thälern bei Basel in der Schweiz bei Rindern und Schweinen derartige Blutflüsse zuweilen unter tumultuarischen Erscheinungen des Herzens etc. zu bemerken, und dass sich damit oder dar­nach auch Geschwulst des Kopfes, geschlossene Augenlider, beschwerliche Ee-spiration wegen starker Anschwellung der Nasenflügel, später die Entwicklung einer Menge nussgrosser Geschwülste am ganzen Körper sich bemerkbar ge­macht haben. Sie -verschwanden wieder nach zwei Tagen, aber es gingen da­selbst nun die Ilaare aus und es schwitzte eine seröse Flüssigkeit durch; eine eben solche Materie floss aus den Nasenlöchern; doch auch dieser hörte nach einigen Tagen auf; die haarlosen Stellen aber eiterten noch einige Zeit.
B. Der innere Lungenblutfluss, Haemorrhagia pulmonum occnlia. Syn. Lungenblutschlag, Apoplexia sanguinea pulmonalis,
Nachdem vielleicht auch bei dieser Form Vorläufer, als Brustcongestio-nen, harter Puls, dunkle Bindehäute, beschleunigtes Athmen, trockener Husten etc. sich bemerkbar gemacht haben, stürzen gewöhnlich die Kranken plötzlich zusammen, oft ihrer Sinne und zuweilen auch der Bewegung nicht mächtig, das Auge ist stier, Yorgetrieben, und blutiger Schaum steht vor dem Munde. Die Respiration ist nun höchst erschwert, rasselnd, stossweisse, der Puls kaum fühlbar, die Extremitäten sind kalt. Durch das Plessimeter finden wir keine Resonanz der Brust. Meistens sterben die Krauken plötzlich, oder es bildet sich in Folge des mehr örtlichen Ergusses Lungenentzündung aus.
Zuweilen kommen auch beide Formen neben einander vor.
Actiologk. Wenn auch nicht so häufig als beim Menschen, kommt na­mentlich die erste Art doch in Subjecten mit engem Thorax vor. Herzfehler erhöhen die Anlage für beide. Veranlassend wirken rascher Wechsel im Luft­druck und der Temperatur, heftige Gefässreize, übermässige Anstrengung der Athmungswerkzeuge, besonders bei grqsser Sommerhitze; Metastasen, chroni­sche Blennorrhöeu, (wie das 2. Heft des 3. Bandes von der quot;Wiener Viertel­jahrsschrift nachweiset). Viborg beobachtete sie öfters bei blutreichen Pferden, besonders Wallachen, welche bei stark nährendem Futter nur geringe Bewe­gung hatten; Wörz beobachtete sie in Folge von Erkältung (Repertorium IX, 106.)
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Beide Formen verlaufen acut. Die mög­lichen Ausgänge sind:
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43'inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lunpeii-Blntnuss.
1)nbsp; nbsp;Ju vollkoinniene Genesung. Bei der ersten Art erscheint dann kein frisches Blut mehr in den Sputis, sondern es ist geronnen und nimmt in Menge ab, der Auswurf wird orangefarbig, gelb. Zuweilen Haut- und Harncrise, — Bei der inneren Lungenblutung erfolgt die Genesung nur sehr allmählig durch Resorption, weshalb auch die Ilespirationsbeschwerden nur allmählig zurück­treten.
2)nbsp; In theilweise Genesung wegen der Blutleere und dass die Brust em­pfindlich gemacht worden ist.
3)nbsp; In andere Krankheit, als Entzündung, Wassersucht.
4)nbsp; In den Tod durch Erstickung, wenn sich zu beträchtliche Mengen Blutes ins Lungcnparenchym oder in die Bronchien ergiessen (Lungenblutschlag), oder durch Verblutung, oder in Folge der anderen sich bildenden Krankheiten.
Prognose. Das Alter, das Kräftcmaass des Patienten, die Intensität der Congestion, die Gegenwart und der Character des Fiebers, der Uebergang in andere Krankheit sind bestimmend. Wenn aber auch im Allgemeinen die Krankheit gefährlich, und die Gefahr der Recidive in beiden Formen gross ist, so sieht man doch zuweilen erstaunliche Mengen Blutes abgehen, ohne dass immer der Tod erfolgt.
Leichenbefund. Bei dem äussern Lungenblutflusse sind die Bronchien mit Blut gefüllt, eine grössere oder geringere Partie der Lungen erscheint hyperamiscli.
Bei dem in der Wiener Vierteljahrsschrift gedachten Falle fand sich bei der Section des Pferdes Anhäufung von Blut und Schleim in den Bronchien, Auflockerung, Wulstung und streifige Röthung der Bronchialschleimhaut, fibroide Neubildung im Gewebe der rechten Lunge und bedeutend gleiehmässige Bron­chialerweiterung.
Den inneren Lungenblutfluss characterisiren: insolförmige, umschriebene Ablagerungen geronnenen Blutes in die Luftzellen, der geronnene Faserstoff ist mit den Wandungen der Zellen fest verbunden. Hie und da, wo die Ex-travasate nahe an der Oberfläche der Lunge liegen, ist die Pleura zerrissen und Bluterguss in die Brusthöhle erfolgt. Ausserdem Ueberfüllung des rechten Herzens, wo Erstickung tödtete, und die Erscheinungen der Blutleere. Manchmal findet man auch ein grösseres Lungengefäss zerrissen. Wenn bei den von Jacob beschriebenen Fällen der Tod erfolgt war, so traten bald nach demselben die Anschwellungen der Haut zurück.
liehandlumj. Beachtung der Causalindication. Die Krankheitsanzeige erfordet •vor Allem den Aderlass (um die Blutstiöraung von den Lungen ab­zuleiten), wenn nicht Zeichen der Blutleere schon vorhanden sind. Hier sind vielmehr reizende ableitende Clystiere am Platze. Um die Aufregung im Gefässsystcm im Uebrigen zu mildern, reicht man ein Infusum der Digitalis mit Nitrum und wendet Derivantien auf Haut und Darm an. Ausserdem Kochraquo;
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Luiixrublullluss — Lungenentzünduhg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 433
salz, Mineralsilureu iu schteiiuigcu Deoocten, essigsaures Blei, ciu Infusum vou Mutterliorn, kalte Umschläge. Viboig fand in einem Falle auch Essigdämpfe heilsam, und Hering grosse Gaben von PJichenriudemle'.'üct. Bei innerer Blutung insbesondere noch Frottiren. Die Resorption und Entleerung des oxtravasirten Blutes wird, wenn die Congestion beseitigt ist, durch Senfteige und Vesicatore auf die Brust, ferner durch Arnica u. dgl, befördert.
Nr. 498. Der Lungenbruch, Pueumonocele,
besteht darin, dass, wenigstens nach Beobachtungen bei Rindern, ein Thoil der Lungen zwischen zwei Rippen durch die vorher mittelst einen stumpfen Körpers verletzten Zwisclienrippenmuskeln oder zwischen einer Fractur der Rippen durchtritt, wodurch eine Geschwulst erzeugt wird, die zwar leicht zurückge­bracht werden kann, aber ebenso leicht auch wieder vortritt.
Die Zurückhaltung muss durch Bandagen und scharfe Einreibungen thun-liehst bewirkt werden.
Nr. 499. Der Iiuugeuoatarrh, oder die catarrhalische Afl'ection der Luftröhrenäste, giebt sich durch ein er­schwertes und angestrengtes Athmeu, durch einen schmerzhaften, tiefen, dumpfen Husten und Geräusch in der Brusthöhle, sowie öfters durch Fieber kund, kommt besonders bei jungen Subjecten und in Folge der Ursachen, wie sie bei Luft* röhrencatarrh genannt sind, vor, kann Lungenemphysem, Erstickung oder Ent­zündung herbeiführen, wenn nicht Zertheilung und catarrhalischer Auswurf, Bronchorrhöea, erfolgt. Oft wird er auch chronisch und hierbei der tiefe Husten lockerer, rasselnd, ja es gestaltet sich das Uebel als schleimige Lungensucht, womit oft grössere Respiratiousbeschwerden und selbst die Zeichen des Zehrfiebers hervortreten.
Die Behandlung erfordert 1) Schulz vor Erkältung und Überhaupt vor allen bezüglichen Scbädlichkeiten, 2) die Anwendung milder entzündungswidii-ger, auflösender und beruhigender Mittel. Um den Auswurf zu erleichtern, ge­braucht man abspannende Dampfbäder und die eigentlichen Expectorantien; später nach Umständen auch ableitende, auflösend-stärkende und balsamische Mittel. Bei Schleimschwindsucht Bleiessig, Creosot mit Opium etc.
Nr. 500. Die Iiuugenontzüadung icsp. die Entzündung des Lungengewebea, Pneumonia, oder der stärkere Grad Peripneumonia, und wenn zu­gleich der seröse Ueberzug mit ergriffen ist: Pleuropneumonia. Symptome. Beim F^intritte starker Frost, dann sehr vermehrte Wärme der Haut, ausgenommen au den Endtheilcn, die bei Ubelartigem Verlaufe der
FaUp, Krankli. d. Hausili,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2S
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Lmig'Ciiciilzündiing.
Krauldicit sogar kälter und lailtcr werden. Die Kespirationsschleinihaut ist stark gerothet, die Augen sind angstvoll, stier, trocken, wie injicirt, Maullioiilc hciss, Zunge trocken, Puls beschleunigt, voll, hart, später klein, unterdrückt. Herzschlag nicht oder nur dunkel fühlbar. Das Athmcn ist beschleunigt und erschwert, ängstlich, der Athcni heiss, die Nasenflügel, sowie Ernst- und Bauchmuskeln in vermehrter Thätigkeit; Wölbung des Rückens besonders bei Rindern; grosse Thierc stehen meist mit gesenktem oder gestrecktem Kopfe und Halse, die Yorderfüssc sind auseinander gestellt, beim Kinde die Ellbogen nach aussen gedreht, die Hinterfüsse in kuhhessiger Haltung. Leidendes Rind­vieh wird, wenn es sich legt, auf die mehr leidende Seite sich legen, Hunde legen meist auf der Brust oder sitzen auf den Iliuterfüsscn. Im Allgemeinen scheuen alle die Bewegung. Beim Drucke auf den Bücken, die Brust und die Schultern weichen sie aus und zeigen dabei, oder ohne diese Reizung, eiuen sehr schmerzhaften, dumpfen, kurzen Husten, oder sie vermögen es gar nicht, denselben zu bewerkstelligen, in der ersten Zeit ergiebt die Percussion eine Verminderung des Percussions tones an der afficirten Stelle und die Auscultation eine Verminderung des Respirationsgeräusches. Stellt sich Hepatisation eines Lungenabschnittes ein, so giebt die BrusUvand einen desto gedämpfteren und leereren Pcrcussionsschall, eine je bedeutendere Dicke die Hepatisation erreicht hat. In der nächsten Umgebung, wo der Entziiu-dungsprozess noch nicht so weit vorgeschritten ist, wird häufig tympanitischcr Schall hörbar. Verläuft innerhalb der hepatisirten Stelle ein grüsserer Eron-chialast, so werden bei der Auscultation entweder bronchiales Athmen oder consonirende Rasselgeräusche, welche, sobald die in den Bronchien angesam­melte Flüssigkeit entfernt ist, dem bronchialen Athmen Platz machen, ver­nommen. Je weiter das in der iufiltrirten Partie verlaufende Bronchialrohr, je ausgedehnter die Hepatisation ist, je heftiger die Athcmbewegungeu, je dünner die Brustwandungen sind, desto stärker ist das Bronchialathmen. Je nach dem Zustande der nicht iniiltrirten Lnugentheile können an den, diesen entsprechenden Stellen der Brust bald verschieden starkes Bläschen-, bald un­bestimmtes Athmungs-, bald mannigfaltiges Rasselgeräusch vernehmlich werden. In der gesunden Lunge ist, falls eine verbreitetere Hepatisation in der andern zugegen ist, häufig ein verschärftes Athmen wahrnehmbar. Fresslust und Durst sind gewöhnlich unterdrückt; später geschieht zwar die Aufnahme von Flüssig­keiten, sie setzen aber dabei oft ab. Der Abgang des Kothes erfolgt selten und er ist trocken, klein. Auch Harn wird selten und in geringer Menge abgesetzt, er ist durchsichtig, aber dunkel gefärbt, die Milch wässiig und ge­ring. Das aus der Ader gelassene Blut gerinnt bald zu einem festen Kuchen. Die erst geringe Nasenabsonderung wird nach und nach gelblich, oder ist mit Blutstriemen oder Eiterpartikelchen gemischt und legt sich an den Nasen­flügeln als braune Grasten an.
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Sind beide Lungen zugleich entzündet, so ist die Athemnoth mit ande­ren gewichtigen Zufällen besonders gross.
Aetiohgle, Als Anlage is! der gutgenilhrlc Zustand und Yollbltttigkölt besonders zu nennen. Pferde und Hunde werden liäufiger ergriffen, als andere Thiere; enger Brustkorb, wie das Uoberbauete bei Pferden, weil sie sich mehr anstrengen müssen, disponirt wieder mehr dazu, und Thiere, die schon brust­krank waren, verfallen ihr leichter; auch Metascliematismen und Metastasen spielen dabei oft eine wesentliche Itolk'.
G c lege nh e its Ursachen sind Ernilssung, kaltes Saufen, angestrengtes Laufen, besonders gegen den Wind oder bei starker reiner Winterkälte, bei Trei-borschweinen nasskalte Witterung; ausserdemErkältung tiherbaupt, scharfe Ein-athmungsstoffe, stark animoniacalische Ptallluft, fremde Körper, besonders in Folge des Einschültens von Arzneien, eindringende Verwundungen. Zuweilen tritt sie auch in Folge dsr Influenza, des Starrkrampfes, der Eilerresorption, des acuteu Rotzes, des Nervenfiebers hei Pferden etc. auf.
VavictälcH. Tritt die Lungenentzündung nun in Folge anderer Krank­heitsprozesse, oder doch unter dem Einflüsse einer besonderen Krankheitscon-stitution hervor, dann erscheint sie auch mit dem Austriebe des Krankheits-prozesses, welcher sie veranlasst oder combinirt hat.
Bei der catarrhalischen Lungenentzündung, die sich von den Bronchien her bildet (cf. Lungencatarrh), sind die Zufälle selten so heftig, der Husten ist besonders hervortretend und wird bald locker; Drüsenanschwel­lungen.
Die rheumatische Lungenentzündung, wo die Pleura wesentlich mitleidend ist, wird sich besonders durch einen gespannten Gang, Anschwel­lung der Sehnenscheiden, geringe Bewegung der Rippen, starke paroxysmen-artige Anstrengungen zum Husten, welcher trocken ist, zu erkennen geben. Nicht selten sind Herzbeutel und die Hufe mitergriffen (cf. Brustrehe.)
Die milzbrandige Lungenentzündung bei Schweinen, welche uns Eberhardt folgendermassen schildert: Die Thiere bekommen plötzlich Ath-mungsbeschwerden, welche schnell zunehmen, so dass sie keuchen und durchs Maul athmen. Sieht man in das aufgesperrte Maul, so bemerkt mau dio Zunge krampfhaft gekrümmt. Mitunter tjuin die Thiere einige langsame Athcm-zllgc, athmen dann aber wieder desto schneller, und mitunter hört man auch einen ächzenden, wie schreienden Ton. Zuweilen raffen sie sich auf, bewegen sich einige Male ängstlich hin und her, werden aber wieder um so hinfälliger, gewöhnlich mit gespreizten Beinen auf dem Hintern sitzend. Legen sie sich aber auf die Reite, so ist der Tod auch nicht fern. Der Puls ist klein und frequent, wird endlich aber ganz unfühlbar. Will man einen Aderlass machen, so fliesst das Blut schlecht oder gar nicht, das abfliessende ist tbeerartig. Die
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l,uuigt;cm'iilzümlunigt;.
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Sohleimhäute sind venös gcröthct und schillern dabei ins Gelbliche, später werden sie ganz, blau, namentlich sieht man diess an der Zunge. Der selten abgesetzte Koth ist sclnvärzlich, gewöhnlich erfolgt aber gar kein Absatz. Die Extremitäten sind kalt, die iiusseren Bedeckungen röthen sich gewöhnlich bald am Vordertheile, wonach das Hintertheil betroffen wird.
Dauer, Verlauf, Ausgänge. Wenn es nicht zur eigentlichen Hepatisa-tion kommt, oder diese nicht sehr ausgebreitet ist und bald dafür Zertheilung eintritt, so kann wol schon in 2—7—9 Tagen die Krankheit beendigt seyn. Bei grösserer Intensität aber gehen wol bis zum günstigen Ausgange mehre Wochen vorüber, und auch nachher bleibt wol noch längere Zeit unvollkommene Ver­richtung zurück. Oft wird scheinbare Besserung und dann wieder Verschlim­merung bemerkt.
Bei der Zertheilung treten lockerer Husten, Schleimabsonderung aus der Nase, reichliche Ilautausdünstung, vieler und sehr trüber Harn, weicher Koth ein. Oefters ödematöse Anschwellung an Brust und Bauch. Durch die Auscul­tation macht sich ein schwaches, von Knisterrasseln begleitetes Respirations­geräusch erkennbar, da nun wieder Luft in die Lungenbläschen treten kann.
Unvollkommene Zertheilung: Gewöhnlich Blennorrhöe der Bron­chien, Athmungsbeschwerden, Schleimrasseln oder Husten mit purulentem Schleime, welche Zufälle, besonders nach Anstrengungen, bis zur Athemnoth und Erstickungszufällen sich steigern. Wenn die Hcpatisation weit über die Lungen sich erstreckt, kann die Krankheit durch Erstickung, Blutüberfüllung oder durch Extravasat im Gehirn, oder durch andere hinzutretende Krankheiten lethal endigen.
Chronische Entzündung. Tritt sie sofort als solche auf, so zeigt das Tbier Abgcschlagcnheit, unrcgclmässigen Appetit, daher auch allmählige Abmagerung. Es wird sich mehr oder minder grosse Athmungsbehinderung kund geben: gegen Abend deutliche Exacerbationen der Symptome, par­tielle Schweisse, Sträuben der Haare. Nach und nach treten die Zufälle der Cachexie ein, weil das Lympbcxsudat und die Verhärtung einzelner Lungenpartieen die Verrichtungen der Lungen wesentlich stören; der bald vereinzelte, bald anhaltende Husten ist von einem schleimigen, manchmal eite-rigeu Nasenausflusse begleitet. Die chronische Phlogosc im Unikreise von Tuberkeln wird das Zerfliessen derselben befördern.
Bei Eiterung verringern sich die Schmerzen, die Respirationsbeschwer­den bleiben aber, es tritt Eiterungsfieber ein, das sich namentlich durch wie­derholte Frostschauder, kalte Extremitäten, durch einen sehr kleinen und schnellen Puls zu erkennen giebt; die Zunge ist trocken, zuweilen partielle klebrige Schweisse, der Harn ist von eiterigem Sediment trübe; Ausfluss eines eiterähnlicheu, später grünlichen, blutigen Scldeimes aus einem oder aus beiden Nasenlöchern.
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Lungenentzündung.
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Bilden sich Eitersacke, so werden sie sich durch erschwertes Athmen, fortdauernden untiefen, schwachen, etwas lockern Husten, leichtes Schwitzen und, wie im erstem Falle, durch Mattigkeit und zunehmende Abmagerung offen­baren. Im glücklichen Falle bersten sie und entleeren sich nach oben, und die Eiterhöhlen verheilen; oder sie nehmen im ungünstigen Falle den Character der Geschwüre an, zerstören die Umgehung und constiiuivcn so d;e eiterige Lungenschwindsucht, Phthisis Pulmonum suppurativa aut ulcerosa, die bald Erschöpfung und den Tod herbeiführt.
Lungenbrand wird sich durch den sehr beschleunigten und kleinen Puls, durch allgemeine Schwäche, trockne und braune Zunge, Erkalten der Extremitäten, weit aufgerissene Nasenlöcher, Taumeln, Niederstürzen und schnell eintretenden Tod, oder bei langsamem Verlaufe, durch üblen Geruch der uüs-geathmeten Luft und der ausfliessenden Brandjauche zu erkennen geben. Manchmal zeigen die Thiere in diesem Falle wieder Fresslust.
Wasserergiessung, besonders wenn das Brustfell mit ergriffen ist, hei der rheumatischen Form. — Die Entzündungszufälle lassen mehr oder we­niger nach, die Athmungsbeschwerden dauern hingegen fort, die Bewegung der Bauchmuskeln ist wellenförmig, die Nasenflügel werden stark bewegt; am Brust­korbe, den Schenkeln wässrige Anschwellungen. Der Tod erfolgt gewöhnlich bis zum 14. Tage hin. Erfolgt noch günstiger Ausgang, so treten starke Harncrisen ein.
Der Tod kann auch auf der Höhe der Entzündung durch Erstickung erfolgen.
Sectiomdata. In der ersten Zeit der Krankheit ist das Lungengewebe mit Blut überfüllt, rothbraun, es knistert noch beim Darüberstreichen und schwimmt auf dem quot;Wasser; die Bronchien enthalten einen blutigen Schleim. Etwas später hat Exsudation in das Gewebe statt gefunden, daher sieht man auch lockere Ausschwitzungen, Gerinnsel, Verwachsungen mit den Nachbar-theilen. Die Lungen .aufgetrieben, fest, schwer, rothbraun gefärbt, besonders wenn die Thiere in der höchsten Entwickelung der Krankheit sterben (ïothe Hepatisation.) Oder es werden Ersclieinungen von Lymphexsudaten (graue Hepatisation) wahrgenommen. Im Wasser sinken solche Lungen unter. Die Lunge erscheint blass, zähe, derb. Oder bei Eiterung werden Ausfluss einer gelbröthlichen, dicklichen Flüssigkeit beim Einschneiden und Ausdrücken des mürben Gewebes, oder Höhlungen, welche Abscesse bildeten, die sich wol auch in die Bronchien entleerten, und in der Brusthöhle ausserdem noch gewöhn­lich wässrige, blutige, jauchige Ergiessungen und unter Umständen im Blute die Zeichen der Dissolution und im Endocardium der Imbibition gefunden.
Nach chronischen und tödtlich gewordenen Lungenentzündungen findet man ähnlich, wie bei der Lungenseuche; das verbindende Zellgewebe mehr oder weniger verdickt und von einem gallertartigen Exsudate durch-
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l.iiiipcncntzüntlung
tränkt („interstiticllc LiingcnentziiiiduDgquot;!, indeslaquo; die Lmigcnblaschcu nur durch den Druck der Umgebung leiden.
Bei Brand ist das Lungengewebe au der Ijctreffenden Partie zu einer weichen, breiigen, höchst Übelriechenden Masse vcruiidert. ja es sollen selbst abgetrennte Stücken von demselben in der Brustheble vorgefunden worden scyu.
Diagnose. 1) Die Catarrbe. 2) Brustfellentzündung. 3) Igt;ic Uehc. 4) Krampfbusten. 5) Dampf. 6) JiUngcnseucbe.
Die Lungt'iis euche, jenes typhöse Leiden des Rindes, hat m;m gcwiüinlicli als exsudative Lung^n-Brustfellenlzilndung, Peripneumonia ioterlpbularis Pecorum oxsudativa. angesehen. Sie ist als solche aber ihrem Wesen nach nicht zu betrachten, denn das sich vorflndliche Lungenexsudal beglnul gewöhnlich an einer beschrAhkten Stelle der f.nngen. ohne Spur von vorausgegangener Entzündung.
Prognose. Nach Dauer, Ursachen, Art, Heftigkeit; im (ianzen be­denklich.
Behandlung. 1) Eutfcrmiug der Ursachen, dabei bequemer, massig war­mer Ort, kärgliches Futter, überschlagenes Trinkwasser nach Belieben. 2) Bei jeder reinen Entzündung, sowie auch bei der von Milzbrand abhängigen, ist vorerst ein reicher Aderlass vorzunehmen, und je nach Umständen auch zu wiederholen. Sodann äussere Ableitungen, als Frottircn der Haut, Senfteige, Fontanelle mit Terpentinöl, bei Rindern mit Nicsswurzel, scharfe Einreibungen mit jenen, oder bei der milzbrandigen Lungenentzüiulung kalte Bcgiessuugen. Ferner sind ableitende Clystiere zweckmtoig. Innerlich gebraucht man Sal­peter, abführeude Salze mit schleimigen Mitteln etc. Wasserdämpfe, um den trocknen, schmerzhaften Husten zu erleichtern. Für diesen Zweck weiter Sal­miak und Bilscnkrautextract.
Bei der entzündiieh catarrhalisohen Form sind Aderlässe in so reichem Masse nicht angezeigt, jedoch vorzüglich die äußeren Ableitungen. Nach Be­schwichtigung des Gefassslurmes Schwefel- und Splessglanzmittol, Campher.
Bei der rheumatischun Form nur anfangs die Blutentlecrungen, da sonst leicht Wassercrgicssungon eintreten. Aciisscrlieh blasenziehende Ein­reibungen und Fontanelle. Innerlich besonders Calomel. Beim Mitergriffen-seyn des Herzbeutels und Herzens die Digitalis, Desgleichen, wie bei der catarrhalischcn. diaphoretische Mittel.
Bei der branddrohenden Form nur anfangs starke Aderlässe, innerlich Calomel, Salpeter mit Caniphcr, Ableitungen.
Bei mehr fauligem Zustande nur sehr massige Aderlässe, scharfe Ein­reibungen, beim Rindvieh das ülüheisen. Innerlich entzündungswidrige mit Goldschwefel und mild bitteren, später mit gewürzhaften und zugleich die Er­nährung bethätigeuden Mitteln, insbesondere Malz.
Ist mit der Lungenentzündung starke Diarrhöe gepaart, oder trifft, sie
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LuDgeitóntsttndung LuÄganbydatiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 431)
Thiorc mit tubcrculösen und schwindsüchtigen Lungen, und ist überhaupt die catarrhalische und rheumatische Form weit vorgeschritten, ist schon Lymph­exsudat erfolgt, dann den Bieizuclker mit Opium.
Bei chronischer Lungenentzündung wird der Aderlass nicht immer räth-lich seyn, doch dafür ableitende Mittel, Mcrcurialeinrcibuugen.
Die Grisen müssen sorgfältig geleitet, Reconvalescenten sehr geschont werden.
Bei unvollliommcner Zertheilung das Calomel in kleinen Gabeu, Spiess-glanzraittel und die Kalien, Eiterbänder und Fontanelle, In spaterer Zeit ab­leitende und Abführmittel, Digitalis mit Goldsobwefel und Süssholz etc., und als Nahrungsmittel Mohr- und rotho Kuben, Malz, Kleie.
Bei eiteriger Absonderung der Respirationsschleimhaut anfangs der Sal­miak mit schleimigen und milden Erregungsmitteln, Bei Eitcrabfluss aus ge­borsteneu Abscessen volle Ruhe.
Bei einem grossen, aber jungen Hausliundo, der in t'olge der Staupe an eiternder Limgenschwindsucht mit anhaltendem Ausduss von Eiter aus der Nase, beschwerlichem Atli-men mit Aufblasen der Barken und täglich zunehmender Abmagerung and Muskelschwäche lilt, gab Hering, wie schon In anderen ballen, die Blausäure zu 1 Drachme in i Unzen Althäendecoct täglieh I Male ',, Unze dieser Mixtur, und schon nach zweimaliger Anwen­dung derselben trat auffallende Besserung ein, und konnte bald ganz hergestellt entlassen werden,
Bei géSChWürlgeï Eiterung nächst solchen, die die Ernährung möglichst aufrecht erhalten, den Thccr und andere balsamische Mittel, thierische Kohle, Bleizucker.
Genannte letztere Mittel sind auch beim Brande zu versuchen.
Bei Wasserergiessungen ein gelind entzündungswidriges Verfahren mit harntreibenden Mitteln, wie Salpeter mit rothem Fingerhutkraute, später Colo-phonium, Terpentin, Terpentinöl, Wacliholderbeeren.
Nr, 801. Lungenfäule, lungenfaiü vide Fäule.
Jene Specialform ist Gcwährsmangel mit einer Gewährszeit von 28 Tagen im Grossherzogthum Hessen (aber bei Mastvieh für Inländer 3 Monate) und in den Reussischen Landen bei Pferden; von 31 Tagen in Würtemberg bei Rindern und Schweinen, desgl. bei Rindern nach Fuldaer Rechte, und von 3 Monaten in Sachsen - Meiningen beim Rindvieh.
Nr. 502. Lungonhart:
eine Varietät der vorgenannten Art, wogegen bei Kindern eine Gewährszeit von 4 Wochen 3 Tagen in Würtemberg bestellt.
Nr. 503.
Lungenhydatiden
findet man besonders bei Rindern nicht gar selten und oft so beträchtlich, dass
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Lungenhydatidcn — Lungenlalunung.
fiadurch nicht nur die Oberfläche von sackartigen Erweiteruugen strotztlaquo; son­dern dass sich auch im Innern dieselbe Alterbildung so geltend macht, dass man sich zuweilen wundern muss, wie die Thicrc lange Zeit noch päßslich be­stehen können, denn sie zeigen in der Regel weiter nichts, als dass sie bald stiirker, bald weniger husten.
Als Ursache beschuldigt man allgemein das Tränken nach t'orcirten Be­wegungen.
In Magazin XIV ist eine Krankheitsgeschichto einer der Art leidenden Kuh von der muthmasslichen Entwicklung des Leidens an bis zum Höhenpunctc desselben mitgetheilt: Sie wurde, 4 Jahr alt, im Frühjahre 1844 mit mehren anderen ganz gesund gekauft, an ihren Bestimmungsort transportirt, nach 4 Wochen belegt, und kalbte Anfangs März 1845. Schon zu Anfange dieses Jahres zeigte die Kuh nicht die gewöhnliche Munterkeit und hustete zu Zeiten, kurz, stossweisc, was nach dem Kalben sieh sogar steigerte und wozu sich Auf­sträuben des Haares und verminderte Fresslust gesellten. Nach den periodi­schen Hustenanstrengungen stellte sich Würgen und Neigung zum Erbrechen ein. Im Mai, heim Weidegange, konnte man das erschwerte Athmen schon von Weitem hören, wie auch beim Liegen diese Athemcrschwerniss durch Stöh­nen sich kund gab. So schleppte sich das Thier bis Anfangs December 1845 hin, wo das Athemholon so beschwerlich war, dass die Kuh, wenn sie lag, das Maul weit aufriss und mit weit vorgestreckter Zunge die Luft einzog.
Die nach der Tödtung vorgenommene Section zeigte im Wesentlichen die oben bemerkten Lungenveränderungen, sowie Verdickuugen der Herzwändc und Wasser im Herzbeutel.
Behandlung, Da die Krankheit in ihrer Entwicklung zu wenig Uharacte-ristisches hat, so wird man gewöhnlich zu spät zu äusseren Ableitungen und zu grösserer Bethätigung der Lungenschleimhaut, welches Verfahren an sich angezeigt ist, sich veranlasst finden.
Nr. 504. Iiungenkrampf
hat man, da auch noch die feineren Bronchialzweige aus Muskelhaut mitgebildet sind, für ebenso denkbar gefunden, als
Nr. 505. Die Lungenlähmung aus gleichen Grüuden.
Ursachen, Wenn die Ursachen zu Krämpfen und Lähmungen überhaupt sich auch hier geltend machen können, so wird für letzteres Uebel doch ganz besonders die Durclischneidung der Lungenmagennerven sich geltend machen.
Symptome, Direct ist bei Lungenlähmung nur das Ausathincn erschwert.
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Lungenlalimunir — Lungen-Luft^eschwulst.
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und der Brustkorb sinkt nicht so stark, wie im gesunden Zustande zusammen; mittelbar wird jedoch auch und zwar dadurch das Einathmen mühsam, weil den Einathmungsmuskcln obliegt, den bereits ausgedehnten Brustkorb noch weiter auszudehnen. Das umgekehrte Verhältniss findet bei Krampf, aber ebenso gut Beschränkung des Athmens statt, denn hier kann sich die Brust nicht lullen, bei Lähmung ist sie immer voll. Bei aufmerksamer Betrachtung wird sich noch darin ein Unterschied finden, dass bei Bronchialkrampf Ein- und Ausathmen mit ziemlich gleiclicv Schnelligkeit vollzogen werden, indess bei Lähmung das Ausathmen sich verlangsamt zeigt, da es mehr passiv ist.
Die Behandlung fordert nach den Ursachen volle Ruhe und übrigens bald Blutcutziehungen, Hautreize, Bicchnuss und andere Nervina, Brechmittel; bei Durchschneidung der Lungenmagennervcn wirkt die Hilfe zu langsam.
Nr. 506. Die Lungen-liuftgesohwulst, Emphysema Pulmonum,
besteht in einer Erweiterung oder Zerreissung einzelner Lungenbläschen, wo­durch das Atlimungsgeschäft beschränkt und der Lungenhabitus verändert ist. Nach Gluges Atlas der pathologischen Anatomie giebt es drei Arten desselben:
1)nbsp; nbsp;Emphysema simplex: die Lungen sind derb, nicht zusammen­gefallen, die Luft lässt sich von dem einen Ende eines Lungenlappens leicht in den andern verschieben, ohne dass die Lungeublüschen erweitert scheinen. Diess kommt aber daher, dass etwelche zerrissen sind, so dass nun die Luft unter die Pleura treten kann, wodurch sie eben leicht verschiebbar ist.
Bei sehr ausgebildetem Zustande dieses Leidens zeigen sich auf der Pleura in regelmässige Reihen gelagerte steckr.adelkopfgrosse Luftbläschen. Eine solche Lunge lässt sich als eine dünne Blase anfühlen und die Luft ent­weicht beim Einschneiden mit zischendem Geräusche. Die Oberfläche der Lunge, wie ihr Inneres, lässt sich somit mit der Lunge der Frösche vergleiclien, deren sehr grosse Zeilen mit einander communicirend ein Netzwerk bilden,
2)nbsp; Emphysema vcsiculosum, das sich vom vorigen dadurch unter­scheidet, dass hier die Lungenbläschen von der Grosse eines Hirsekorns bis zu der eines Taubeneies entwickelt sind, die Überfläche der Lungen zuweilen be­decken und über sie hervorragen, häufiger aber an den scharfen Rändern der Lungen sich befinden. Die betreffenden Lungentheile sind daher lufthaltiger, ausgedehnt, fühlen sich stramm wie ein aufgeblasenes Windkissen an, die Wände sind trocken, zähe, blutarm und fallen beim Aufschneiden nicht zusammen, da­her auch solche Lungentheile speeifisch leichter sind, was man am ehesten er­kennt, wenn sie auf Wasser gebracht werden. Im Innern sieht man ein Fach­werk von Fasern, auf dem Boden sieht man Oeffnungen, die zu anderen Lungenbläschen führen.
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442nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lungcn-Luftfeiohwnllt — Lunp;eimiaiït'.nnerven-Verklzung'en.
Diese Form kommt am hilufigsteu beim Pferde vor.
ii) Emphysema iiitcrlob ularc, das eigentliche Emphysem: Hier sind die Eungeublasclicn zerrissen und Luft ist in das Zellgewebe zwischen die Lungenläppchen getreten und hat sich unter der Pleura verbreitet.
Ürèüchen. Die Emphyseme entstehen meist in Folge von Hindernissen des Ausatlnnens, denn indem die Luft zu lange in denselben aufgehalten wird, erweitern sie sich und zorrcissen: daher -werden Catarrhe. in den kleineren Bronchien mittelst der aufgelockerten Schleimhaut und des Secrets selber, da­her können ferner auch Desorganisationen der Lunge, welche mechanisch die Entleerung der Lungenbläschen hindern, Ursache davon seyn. Das E. inter-lobulare entsteht besonders nach Anstrengungen und Krankheiten, bei denen das Ausathmcn gehemmt ist. Beim Rindvieh mag diese letzte Form nament­lich häufig vorkommen, weil ein reichliches loses Zellgewebe die kleinen Läpp­chen isolirt. Im Ganzen aber ist das Emphysem bei unseren Hausthieren eine häufige Erscheinung und giebt oft den Grund zur Dämpfigkeit. Die Percussion wird einen verstärkten Schall, bis selbst an die letzten Rippen hin, ergeben, das Respiratiousgeräusch wird rauh, schnarchend, pfeifend und das Ausathmcn verlangsamt, erschwert, doppelschlägig seyn. Nach Barthclemy (Gaz. méd. de Paris, 25 Fevr. 184!)) sollen auch plötzliche Todesfälle dadurch hervorgerufen, oder Emphyseme erst im Todesactc entstanden seyn. Auch nach Durchschnci-dung der Lungenraageunerven wird oft Emphysem bewirkt.
Prognose, Geringere Grade des Emphysems gehen vielleicht ohne alle Gefahr vorüber, die Athemnoth wird sich aber nach der Ausbreitung steigern, und den höchsten Grad erreichen, oder Erstickung bewirken, wenn der seröse Lungenüberzug zerreisst.
Die Behancllung wird bei „Lungenlähmung und Dampf'1 in Erwägung gezogen,
Nr. 507. Lungenmagennerven - Verletzungen haben (bei Hunden), wenn nur einer beleidigt worden ist, zeitweilige Vermeh­rung der Athemzfigc, Athembescbwerdcn. grossblasiges Rasselgeräusch, Vermin­derung der Herzschläge, starke Speichelabsonderung, Augenafl'ectionen, constant, aber eine erhebliche Abmagerung selbst bei den 'i'hieren zur Folge, die bei gutem Appetite viel Nahrung zu sich nehmen ferst Dach 1—2 Monaten neh­men sie wieder an Körpergewicht zu); die Verdauung ist schlechter, die Menge des Kotbes beträchtlicher, das Blut wird ärmer an Blutkörperchen, reicher an Albumin und Wasser; der Harnstoff zeigt sich verringert.
Sie starben nie au der Verletzung; wurden sie aber getödtet, so fand man Hyperämie der Lungen.
Dagegen führt die doppelseitige Durchschneidung der Vagi
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Lungenmaiienncrvpn-VerleUunifeii — LunpensoiK he des EUndviehs.
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stets den Tod herbei, und zwar bald schon nacli wenigen Tagen, bald erst nach Wochen. Als nächste Zufälle dieser Durchschneidung findet sich eine auf­fallende Verniindenmg der Athemzüge. welche tief, meist seufzend sind, ja sfäter slossweisc erfolgen. Keuchen tritt namentlich nach dem Fressen ein. Herz- und Arlorienschlägc sind bci-uhleunigl. Das Erbrechen ist kein gewisses Symptom von der Verletzung der Lungenmagen-Nerven.
Die Fresslust ist, wenn durch die Operation nicht sehr schmerzhafte Ein-drüclic geschehen sind, gewöhnlich nicht vermindert, sondern öfters vermehrt. In den ersten Tagen ist auch grosser Durst vorhanden. Die peristaltischo Be­wegung des Magens gehl, nach wie vor fort, die Verdauung geht aber immer langsamer vor sich. Der Wassergehalt des Blutes vermindert sich, dagegen vermehrt sich der Gehalt au Blutkörperchen, Eiweiss und Faserstoff. Die auf­fallendste Erscheinung ist aber wieder die Abmagerung.
Bei der Section findet sich öfters ein Lungenödem, das nach dem Ein­schneiden eine helle, dünne, schäumende Flüssigkeit von der Schnittfläche aus entleert. In anderen Fällen finden sich auch Emphyseme, oder Hepatisation.
Nr. 508. Lungen - Markschwamm
ist bei Hunden, gewöhnlich in Verbindung mit Krebscombinationcn in anderen drüsigen Gebilden, beobachtet worden. Er unterliegt nach Symptomen, Verlauf, Ausgängen den allgemeinen Gesetzen der Krebsleiden.
Lungenödem ~ Lungeh-Wasscrgesohwillst.
Lungen seh lag vide Lu ng e n -B lu tf 1 u s e.
Nr. 509. Lungenschwindsucht, Phthisis Pulmonum,
ist, ihrer nächsten Disacho nach, nichl immer eine und dieselbe, denn bald ist daran Lungcntuberculosc. bald der Uebergang derselben in Verflüssigung, bald der Uebergang der Lungenentzündung in Vereitelung (cf. jenen Artikel) Schuld; endlich kennen wir auch einen Zustand, der von Blenuorrhöe abhängig ist und die schleimige Lungensucht constituirt.
Nr. 510. Die Iiimgenseuche des Bindviehs, Morbus pulmonalis Pecorum
tj'phoides,
hat eine Reihe von
Symptomen, die iu drei Perioden der Krankheit mannigfach verschie­dene sind:
Die Zufälle der ersteu oder Incubatiousperiode sind folgende:
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Lun^enseuche des Rindviehs.
Es macht sich der Anlauf der Krankheit gewöhnlich zuerst, bei Krümmung des Rückens und Streckung des Kopfes und Halses, durch einen trockenen Husten, oder auch nur, namentlich bei Schwächlingen, durch ein Hüsteln oder mattes Keuchen, das namentlich Morgens, beim Aufstehen, beim Tränken, oder wenn solche Thiere eben den Stall verlassen, gehört wird, auch hin und wieder durch massige Beschleunigung des Athmens und leises Stöhnen bemerkbar, wie durch Sträuben der Haare längs des Rückens, durch trägeres und wählerisches Fressen und Wiederkäuen, verminderte und wol auch qualitativ schlechtere Milchsecretion. Mit diesen Symptomen schleicht sich oft die Krankheit wol 4 — 6 Wochen, ja die ganze Incubationsperiode wol oben so viele Monate hin, und nur gegen das Ende derselben treten noch gewisse Brusterscheinungen deutlicher und immer lauter hervor: Legt man nämlich das Ohr an die Brust­wandungen , so nimmt man an derjenigen, wo im Innern die krankhaften Ver­änderungen begonnen haben, ein ungewöhnliches Geräusch wahr, sowie öfters wol auch ein Knistern oder Pfeifen, indess an der andern Brustwandung, wenn der betreffende Lungenflügel nicht ergriffen worden, das reine Athmungsgeräusch im verstärkten Grade hervortritt. Klopft man hier an, so wird sich ein hohler, an der kranken Seite dagegen ein dumpfer, matter Ton wahrnehmen lassen.
In anderen Fällen sind diese Symptome nur kurze Zeit, ja selbst gar nicht {?!) beobachtet worden, vielmehr hat die Krankheit sofort unter deutlichen fieberhaften und entzündungsartigen Zufällen begonnen, das als zweite Krank­heitsperiode bezeichnet wird:
Hierbei macht sich mehr gestörte Fresslust und Rumination, abwechselnde Kälte und Hitze der Haut und Endtheile und trockenes Flozmaul bemerkbar. Der Puls zeigt 60--70 volle harte Schläge, die Schleimhäute sind erst ver­mehrt geröthet, oder gelblich roth, die Milchabsonderung nimmt mehr und mehr ab, der Koth ist dunkel, trocken, der Urin feurig, der Hinterleib ist auf­geschürzt. Es findet sich ferner angestrengtes, kurzes, mit starker Bewegung der Rippen und Flanken, mit Auf- und Abwärtsbewegung der Nasenläppchen verbundenes Athmen, heiserer und schmerzhafter Husten, der mit stark ge­krümmtem Rücken und gerade gestrecktem Halse unter heftiger Erschütterung des ganzen Körpers nothdürftig vollbracht wird, wobei auch in seltenen Fällen häutige Massen ausgestossen werden, wonach die Respiration temporär ge­wöhnlich leichter und freier wird. Oder es wird wol auch ein öfterer, aber vergeblicher Drang zum Husten wahrgenommen, sowie kurz abgebrochenes, lautes Stöhnen, wenn mau hinter dem Wiederrüste einen starken Druck an­bringt; die Ellenbogenspitzen sind von den Brustwänden mehr abstehend. Die Patienten halten siel: mit dem Vorderkörper unbeweglich, treten dagegen mit den Hinterfüssen öfters hin und her, legen sich selten und vermögen nicht lange zu liegen. Ist nur Ein Lungenflügel ergriffen, so werden sie nur auf diese kranke Seite sich legen: der Percussionston wird mehr und mehr hier
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Lungenseuclie des Rindvielis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 445
gedampft hervortreten, indess das Athmungsgeräusch verlischt, dagegen an der andern, gesunden Brustwand sägeartig zischend gehört wird. Die erst mehr steife Haltung und Bewegung wird trügor und matter, und die Bewegung im Hintertheile schwankender.
So naht sich die dritte Periode, die oftmals unter den Zufällen gros­ser Angst und Erstickung schnell, ja apoplectisch den Tod herbeiführt; ja os soil nach manchen (.schlechten!) Beobaclilern liei eiiuelnen Stücken einzig und allein dieses Moment beobachte! worden seyn.
Oder und gewöhnlich: es tritt der Schwächezustand mit zuuehmeuder Abstum­pfung des Gemeiugefühls mehr und mehr hervor, wobei der Puls schneller und kleiner und das Athmen kürzer noch und mühsamer wird, so dass die Leiden­den, um genüglich Luft einzuziehen, das Maul sogar aufsperren müssen. Der Husten erlischt wol ganz, die Kräfte sinken beträchtlich, so dass die Leidenden grüsstentheils und mit ausgestrecktem Halse und Kopfe und vorgestreckter Zunge daliegen. So nimm: auch die Abmagerung stark überhand, die Milch-secretion ist verloschen, die Augen sind auffallend in ihre Höhlungen zurück­getreten, trächtige Kühe werden nun auch, wenn nicht eher, verwerfen, das Haar erscheint ganz glanzlos und die Haut trocken. Dagegen stellt sich ein reichlicher, trüber, selbst blutiger Nasenausfluss, übelriechender Geifer, sehr widrige dünne Kothentleerung, trüber, dicker Harn ein, es bilden sich Wasser-und 'Windgeschwülste, und mit röchelndem Athem sterben sie, wenn nicht eher, doch gewöhnlich in der 2. — 3. Woche vom bemerkbaren fieberhaften Zu­stande an.
Werden Thiere, die an Tuberkeln und an anderen organischen Fehlern der Lungen leiden, oder anderen schwächenden Schädlichkeiten vorher ausge­setzt gewesen sind, von der Krankheit befallen, so spricht sich auch gleich an­fangs der Schwächecharacter aus; der Verlauf wird aber deswegen nicht schnel­ler, sondern manchmal selbst eher verlangsamt seyn.
Sectionscvacheinungen. Dieselben sind, wie leicht einzusehen, darnach sehr verschieden, von welcher Leibesconstitutiou das Thier vor der Krankheit war, und ob dasselbe anfangs, oder bei der hohem und höchsten Ausbildung geschlachtet worden, oder an der Krankheit gestorben ist; immer aber wird man zunächst und zumeist krankhafte Veränderungen in der Brusthöhle, be­sonders in einem oder in beiden Lungenflügeln gewahren.
Die erste Veränderung, welche man in Folge der Lungenseuche-Infection in den Lungen vorfindet, besteht nach Stickers bezüglichen Mittheilungen in Ansammlung von flüssiger gelblicher Ausschwitzung in das Zellgewebe zwischen den Lungenläppchen (Interlobular-Zellgewebe), wodurch die Lungenläppchen etwa strohhalmdick von einander getrennt sind und das Zellgewebe selbst auf­getrieben erscheint, ohne dass es aber sonst verändert ist. Die vorhandene Ausschwitznng ist nicht auf kleine Partieen begrenzt. Das Lungenparenchyin
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WQnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Langonséuohlaquo; des itindviolis.
selbst innerhalb der betroffenen Theilo verhält sich noch ganz gesund, obwol die Ausschwitzung an einzelnen Stellen in dasselbe schon eingedrungen zu seyn scheint. Bald aber worden die Masehen des Zellgewebes bedeutend stärker und wie hypertrophisch, und das Lungengewebe ist deutlich durchdrungen von der Zellgewebsausschwitzung. Der Art llt;ann wol schon der grosste Thcil eines Lungenflügels befangen seyn, so dass aus einem solchen nach dem Einschneiden vielleicht bis ein halber Eimer Flüssigkeit aussickert, die nach dem Erkalten zum Theil gerinnt. Oder man kann das eingeschlossene Wasser wie aus einem Schwämme ausdrücken, wonach das Lungongcwcbc nichts Krankes zeigt.
Nimmt man aber die Untersuchung uur kurze Zeit darnach vor, so wird man aus dem durchschnittenen Lungengewebe nur noch wenige Tropfen von solcher Flüssigkeit ausdrücken, vielmehr hat schon Hepatisation begonnen. Das Lungengewebe erscheint unter einer gelblichen Färbung, und erhält mit jedem Tage eine festere Textur, bis sich darin röthliche Puucte zeigen und oft plötz­lich blutrothe, ziemlich begrenzte Färbungen in einzelnen Partteen entstehen. Hiermit fängt das Gewebe an mürbe zu werden.
Fieber macht sich aber noch nicht bemerkbar, wenn selbst Lungenstcllen von der Grosse eines Apfels oder einer Mannsfaust bis zu '/i—'/a (^er Lunge marmorirt sind.
Ist die lirusthaut mitcrgrift'en, so gewahrt mau daselbst in verschieden dicker Schicht oder in mehren Lagen ein Exsudat als Pseudomembranen, und mehr oder weniger ergiebiges grauröthliches oder gelbes, übelriechendes Serum in der Brusthöhle.
Mit dem Wachsen der fieberhaft gewordenen Krankheit steht aber auch eine bedeutendere Gewichtszunahme der erkrankten Theile im Einklang, so dass ein Lungenflügel wol 20 — 40—60 Pfd. Gewicht hat. Es hat sich nun aber auch mehr Blut ins Luugengewebe selbst ergossen, so dass in demselben weiche, noch elastische, festgewordene und mürbe, todte oder abgesterbene Partieen vorgefunden werden. Beim Einschneiden iu diese ergriffenen Pa-tieen erfährt man einen bedeutenden Widerstand und hört ein knirschendes Geräusch, und die Sclinittfiächen haben, wie schon angedeutet, durch die Exsudate ein marmorartiges Ansehen angenommen.
Alcrs maelit aber ausdrüekllch darauf aufmerksam, dass die im Wasser uateraln-kende Lunge, nachdem sie 24 Stunden darin gelegen, speeifisch leichter werde, während sich am Boden des Ucfässes eine voiMltnissmässIgc Menge plastischer Lymphe aus der kranken Lunge vorfinde. Er .scliliesst hieraus, dass die Verdichtung nichl vuu ausgeschie­denen Pseudomembranen als Folge einer adluisivcn Entzündung hcriiihie, sondern dass blos eine Ansammlmig oder Infiltration von plastischei' Lymphe stattfinde. lU-f. Hering erklärt sich daraus, und wol mit Recht, die In einigen Wochen mögliche Rcscrilinn so grosser Aussclnvilzungen.
In der Bauchhöhle finden sich desgleichen zuweilen die Zufälle der Rei­zung durch den fieberhaften Zustand, ja mitunter, nach den Ursachen, selbst
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Lungenseuche des Uindvivlis.
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Erscheiuungeu der Entzündung und, wie versichert wird, Tuberkeln im Darmlaquo; canale, welches erstere wenigstens die Thiero auch im Lehen durch grosso Scbmerzonsäusserungen offenbarten.
Bei solchen Thieren aber, die von der Lungenseuche ge­nesen scheinen, findet man dagegen, wenn auch bedeutende Aufsaugung des kranken Ergusses stattgefunden hat, doch gewöhnlich noch Unwegsamkeit in einzelnen Lungenpartioen. Wo aber die Krankheit in hohem Grado vor­handen, die Genesung aber doch scheinbar eingetreten war, findet man dagegen gewöhnlich ganz unwegsame feste bröckliche Massen in den kranken Lungen, weshalb erfahrungsgemüss anzunehmen ist, dass in späterer Folge in solch mehr gekränkten Lungcnthoilcn doch noch Lungenschwindsucht Platz greift.
Ursachen. Die Luugenseuche ist eine dem Bindvieh eigenthümliche Krankheit, die das Individuum nur einmal im Leben befällt,
und nach meinen, an verschiedenen Orten gemachten Erfahrungen durch Momente sich bildet, wie sie nur don 'J'yplien und Typlioidcn eigentliümlich sind:
Man darf zur Hervorrufung der Krankheit niedrige, überfüllte, unreine, dumpfige, kloakige Ställe und in denen ganz ungenügende Luftreinigung statt­gefunden hat, andern Iheils Moder- und dumpfiges, verdorbenes Futter, na­mentlich auch der Art veränderte Pressrückstäude der Zuckerrüben, sowie Kar­toffelstärke-Rückstände, schlechte sauere Branntweinschlempe, besonders von angefaulten und gekeimten Kartoffeln, und wenn nicht ergiebiges Rauhfutter nebenbei gegeben wird, sodann sumpfige Weiden und entschieden, doch nicht einzig und allein die Ansteckung mittelst der Aufnahme von Lungenseuchestoff iu die Luugen beschuldigen, sey es durch Anhauchen der Gesunden, oder dass diese die Kranken beriechen, den Geifer belecken, oder dass die Abfälle, Häute u. dgl. von der Art Krankon auf die Gesunden einwirken, oder dass gesunde Thiere in dem Dunstkreise Lungenseuchekranker, und wie die Erfahrung es sattsam hergiebt, selbst vor 8 —10 und mehr Woclien Krankgewesener, sich befinden, oder mit anderweitigen Trägern des Giftes in Berührung kommen. Denn es wird der Ansteckungsstoff nicht allein durch mit Luugenseuche be­haftete Thiere selbst verbreitet, sondern auch durch damit beladenc, aber noch gesunde Thiere, durch Kleidungsstücke, Stroh, Dünger etc. Die Entwicklung wird wieder durch jene unpassende Beschaffenheit der Ställe, sowie dadurch, dass den Thieren in selbigen Spülicht und andere warme Getränke, die die Atmosphäre in den Stallungen verdichten, gereicht werden, nicht minder be­fördert, als durch eine feuchte Luft überbaupt.
Jedoch tritt die Krankheit nicht sofort, sondern, wie schon erwähnt, erst nach einer längern Incubationsperiode in Erscheinung.
So sah Geilacli (cf. Magazin XX. 269) , dass drei aus Hulland gekommene Kiilbcr. die in drei verschiedene, völlig gesunde .Ställe verkauft worden waren, iu der 9., 10. und
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IJSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lungenswiolw lt;llaquo;^ Hindvielis.
28. Woche nacli deni AnkaiilV an derselbon erkrankten, '#9632;raquo; tier sie erwiesen den Reim mltgebrachl hatten,
Ebenso wenig ist aber anzuerkennen, was Uodng bemerkt, dass zu der Selbst-entwicltlung der Lungenseuolie alle die D'mslttnde beitragen, vrelclic [•ungeneutzOndungcn überhaupt herrorbringen.
Rheumatische Affectionen mögen mitunter mitwirkend seyn, ich darf sie aber nicht, wie Wagenfeld U. A. es gethan haben, In den Vordergrund stellen.
Heber die Erblichkeit der Lungenseuclie beslälige ich Gerlachs Mittheilungeii, dass Kühe, die nach dem DurchseucUen befruchtet wurden, gesunde Kalber geboren haben, eben so auch die Kühe, welche im ersten Üritttheile der 'frächligkeit an der Lungen-seuclie gelitten und nicht, wie es hierbei oftmals m'kouimt, abortirt haben; dass aber Kälber, die während des Krankseyns der Mutter geboren wurden, nach 24 — 48 Stunden starben und bei der Section die charaeteristischen Entartungen in den Lungen zeigten. — Nach Dclafond verfielen 10 von 25 Kälbern lungenseiiclickranker Kühe erst zwischen 15—60 Tage in die Krankheit.
Diagnose. Wenn der geübte Practikcr auch die Lungenseuclie von an­deren Krankheiten, insbesondere von Lungenentzündung, Lungensucht und Ma-gencatarrh, namentlich in Folge von gefrorenen oder gewölkten Zuckerrüben­kuppen etc. in den meisten Fällen bald unterscheiden wird, so ist doch die Mahnung ganz am Orte, dass man bei irgend zweifelhaften Fällen die Section eines leidenden, der Lungenseuclie verdächtigen Thiers vornehmen soll, da diese ja das Cbaracteristische der Lungenseuclie unverkennbar nachweiset.
Prognose. Sie ist eine nur gefährlich zu nennende und heimtückische Krankheit, denn der Viehbesitzer, sagt ein gründlich mit der Lungenseuclie be­kannter Thierarzt, kann sehr zufrieden seyn, wenn bei thiei ärztlicher Behand­lung nur '/a des Viehstandes weggerafft wird, geht aber nur '/^ zu Grunde, so ist der Erfolg glücklich gewesen; nicht selten wird über die Hälfte dabei geopfert, wenn die Behandlung erst im fieberhaften Zustande eingetreten und dieser mehr asthenisch oder torpid ist; sogar sind mehre Seuchen bekannt, dass selbst von einem grössern Viehstando bis auf das letzte alle der Seuche unterlagen.
Gerlach führt dagegen Mag. XX, 270 an, dass von 38 ein Stück gestorben und 4 geschlachtet worden Sind.
Hoffnung zur Genesung ist vorhanden, wenn Munterkeit und Fresslust wiederkehren und zunehmen, der Fieberzustand zu gewissen Tageszeiten nicht wahrnehmbar ist und die Ohren wieder grüsstentheils warm werden, auch wenn der schmerzhaft unterdrückte Husten jetzt ohne Anstrengung und lockerer ge­schieht , auch das Stöhnen schwindet.
Oft ist die eingetretene Genesung auch nur scheinbar, indem solche Thiere noch in Brustwassersucht oder in Lungenschwindsucht verfallen.
Doch wird selten der ganze Viehstand davon ergriffen, und bei mauchen
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Lungenseucke des Rindviehs
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Thieren will man einen Fieberanfall zwar bemerkt haben, den sie aber schon nach 1 — 2 Tagen überstanden.
Therapie. Die Prophylaxis fordert bei Rindern, die vorgenannten schädlichen äusseren Einflüssen unabwendbar mein' ausgesetzt sind, eine Ver­besserung des Blutes (nach König; Eisenvitriol Ij —U/S p. Tag, Magazin XVI, S. 296), das zeitweise in Anwendung zu bringen ist.— Depart. - Thieiarzt Hilde-brand empfiehlt (Mag.-Suppl. XXI, 140) den Tabak, täglich 1—2 Mal eine Handvoll, längere Zeit fort zu geben. —
Gieren giebt in seiner Monographie der Lungenseuche, München 1856, folgendes Prophylacticum als vorzüglich erfolgreich an: „Es wird ein genügen­des Quantum Eichen- und Weidenrinden-Decoct, dann das der Sprossen des Wachholderstrauches und dessen Beeren und Buchenaschenlauge, massig satmirt, bereitet, sodann die Colatur vorgekehrt und Morgens und Abends grossen Stücken 1 Pfd., kleinen '/t—,/4 P^- beigebracht und 8 oder noch mehre Tage damit fortgefahren, oder auch ein Tag dazwischen ausgesetzt.
Gegen die Ansteckung dürften sich folgende Forderungen namentlich geltend machen:
1)nbsp; Man vermeide den Kauf aus Gegenden und Ställen, die man nicht als vollkommen seuchenfrei kennt, oder in denen innerhalb eines Jahres die Lungenseuche geherrscht hat.
2)nbsp; Man vermeide aus solchen selbst den Ankauf anderer Thiergattungen, des Heues, Strohes, die Benutzung der Wärter aus solchen Wirthschaflen, so­wie auch die Benutzung fremder Ställe, der Eisenbahn, ohne mindestens jeder Zusammenstellung mit anderem Vieh ausgewichen zu seyn, oder auf letzterer Nasenbeutel gebraucht (D. Z. f. Staatsarzneik. von Schneider etc. IX, 2, 255) und übrigens die möglichst sorgfältige Reinigung in Stand gesetzt zu haben.
3)nbsp; Neu angekaufte Rinder stelle man immer so lange als möglich isolirt von anderen auf, um erst ihren Gesundheitszustand hinreichend prüfen zu können.
4)nbsp; Bricht in der Nachbarschaft die Lungenseiiche aus, so trage man zur Tilgung und Abhaltung derselben durch Förderung der betreffenden Polizei-raassregeln nach Kräften bei.
Zu letzterer gehört auch die Einimpfung des Lungenseuchegiftes auf die hierdurch bedroheten Rinder, wenn diese nicht früher schon stattge­funden hat: Es wird dadurch nämlich die Widerstandsfälligkeit gegen die. An­steckung fast ohne Ausnahme bewirkt. Ja man schreitet selbst dann noch mit grösstem Nutzen zur Impfung, wenn in einem Riridviehslamlc bereits jene cigen-thümlichen Brustaffectionen hervortreten und der Husten immer häufiger und schmerzhafter wird, oder, nach Sticker, wenn der erste Krankheitsfall in dem­selben sich ereignet hat. Impft man aber, nach demselben, wenn das produ-cirte Krankheitsgift wieder andere inficirt hat, so werden immer noch 2 — 3
i'Hlke, Krankli. d. Ilausth.
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450nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lungenseuclie des Rindviehs.
Stücke aus einem Stalle von 20—30 Häuptern erkranken, aber auf die übrigen bereits Afficirten wird das nun einzuimpfende Lungenseuchegift keine beson­deren üblen Folgen äussern.
Jedenfalls kann man 3 — 4 Wocben nach einer gut eingeleiteten Impfung mit ziemlicher Gcwissheit annehmen, dass der Krankheit ihr Ende gesteckt ist.
Im Departement du Nonl in Frankreich, sowie in Holland machte man übelere Er­fahrungen. Canstatt's J. 1854. S. 43 u. 44.
Hiill zweifelt wenigstens, dass sie überall impf bar sey. Canst. 1854. S. 44.
Und Groth sah, nach Mag.-Suppl. 1654, die Impfung sehr gefährlich werden.
Prof. Gaudy in Brüssel ist ihr stärkster Gegner Canst. 1854. S. 45.
Nach den Erfahrungen Einzelner soll die Impfung keinen dauernden Schutz gewähren.
Man entnimmt aber den Impfstoff nicht aus Lungen todtkrank gewesener Thiere, vielmehr lässt man zu diesem Zwecke ein Rind schlachten, wo die Krankheit noch nicht weit vorgeschritten ist, und sammelt gleich nach der Tödtung den Impfstoff aus dem kranken Lungenflügel der Art, dass man ihn vielfach einschneidet und die Theile von der Benutzung ausscheidet, die bereits im Absterben begriffen sind, indess andere, welche bereits beginnende Hepati-sation wahrnehmen lassen, die Flüssigkeit gerade hergeben, welche sehr stark wirkt und wahrscheinlich mit der Flüssigkeit aus krankem Interlobular - Zell­gewebe, welches zwischen Lungenthcilen gelagert ist, die noch elastisch und ge­sund scheinen, den milderen Impfstoff darbietet. Man presst die Flüssigkeit mit der Hand leicht aus und drückt sie durch Leinwand, wo ein festes Ge­rinnsel zurück bleibt. Nachdem man sie 1—2 Tage ruhig hat stehen lassen, haben sich die festereu Theile niedergeschlagen und der eigentliche Impfstoff zeigt sich nun als eine schwefelgelbe klare Flüssigkeit.
Roloff benutzt, nach Magazin XXI, S. 342, das Virus von einem Stücke, das eben den üebergang aus der Incubations- in die fieberhafte Periode ge­macht hat, ohne aber die Lymphe zu sondern.
Das Aufbewahren des Impfstoffes im Winter ist wol, bei den nöthigen Vorsichtsmassregeln, Wochen- und Monatelang möglich, im Sommer aber geht er oft schon in 4 — G Tagen in Fäulniss über.
Dagegen haftet in warmer Jahreszeit eine Impfung leichter, als in kalter.
Man verfährt folgeudermassen bei der Impfung:- Nachdem ein Gehilfe den Schweif zur Feststellung gefasst und der Operateur die Haut der hintern Fläche der gänzlich und genau abgeschorenen Schwanzspitze l,/a — 2 Zoll vom Ende gespannt hat, macht er 2 — 3 Einstiche mit dem vom Impfstoff getränk­ten Instrumente unter die Oberhaut, worauf ein oder einige Bluttröpfchen her­vorquellen. Beim Gebrauche der Sticker'schcn Impfnadel ist nur Ein Einstich nothwendig.
Oder man impft der Art am Triel, dass man das Thier an der Nase ge­hörig festhalten lässt, worauf der Operateur an dem rechten Vorderschenkel
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Lungenseuclie des Rindviehs.
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des Thiers sich herab bückt, mit der linken Hand die untere Falte des Triels an der vordem Spitzo vor dem Schenliel zwischen die Finger nimmt und mit der rechten das Impfinstrument in die Mitte der Falie hineinsticht und zwi­schen beide Platten versenkt. Bei dieser Impfungsweise sah Sticker, wie An­dere, eine stärkere Geschwulst, selbst bei kleinen Kälbern entstellen, aber auch grössere Verluste, und doch macht sich mehr Aufmerksamkeit von Sollen des Thierarztes nothwendig.
Die Wirkung der Impfung wird sich oft schon innerhalb 5 Tagen, zu­weilen aber auch erst nach 6, selbst nach 8 —9 Wochen durch Entzündungs-geschwulst und Hilrte zu erkennen geben. Oft wird diese selbst am Schweife so stark, dass das Tliier von Futter und Milch ablässt und einen Thcil des Schweifes oder ihn ganz und gar verliert, oder par dadurch zu (jinncle geht (bei Schweifimpfung 1 — 2, bei Trielimpfung 6 und mehre Proc).
Kälber werden oftmals davon niclit crgrifl'en Krcutzer 191. Von 60 am Tl'lcl vom Dep.-Tliierai'zte Mildebraiidt geimpften Rindern starben 17, es fanden sich aber, nach Mag.-Suppl. XXI, nicht die pathologischen Verändcrimgeu der Lungen, wol aber eine orangefarbene, mürbe Leber. In manchen Fällen entstellen allgemeine, aber keine ur­sprünglich örtlichen Zufälle.
Treten heftige Anschwellungen und branddrohendc Symptome ein, so muss man bei Weide- und Zugvieh, um den Verlust des Schweifes abzuwenden, sie im Stalle behallen, und übrigens Scarificationen (deren Unterlassung sich uacli Uoloff bitter rächt), oder er­weichende Bähungen anwenden, oder nach Bretsch's Empfehlung die Geschwulst einfetten, wodurch brandig werdende Schwanzthcilc sich selbst abstossen, somit das sonst im äusscr-sten Falle nothwendige Coupiren ganz unnüthig wird. Im Haubner'schen ersten Schul-programm 18t(/tr wird als Nachbebandlung empfohlen, dass man stets für ofTencn Leib Sorge tragen, dann die wachsenden Geschwülste mit gesäuertem Lehmbrei feucht erhallen, wo es aber später nülhig, einen tiefen Längcnsclmilt in der Mitte oder einige Querschnitte und lauwarme Bähungen anwenden soll.
Beschreibung des ganzen Verlaufes einer Impfung bei 111 Kindern Mag. XVII.
Manche empfehlen, wo die Impfung nicht angeschlagen zu haben schein), die Nachimpfung. Kreisthierarzt Dietrich tadelt diess in den Fällen, wo sich wenigstens geringe Ficberzufälle gezeigt haben.
Verschmäht man die Impfung, und ist in einer Hccrdo oder in einem Gehöfte die Krankheit ausgebrochen, so ist der Art zu wirken, dass man
1)nbsp; nbsp;die entsprechendste Stallptlcge in Anwendung bringt, für beständige Luftreinigung sorgt, Essig-, Lohe- oder Chlorräucherungcn oder das Ausstreuen von Chlorkalk anwendet, und ein leicht verdauliches, gesundes Futter verabreicht.
2)nbsp; Dass man Gesunde von den Kranken sofort absondert.
3)nbsp; Dass man den Kranken die bisherigen Utensilien und Wärter giebt und dieselben nur in dem Krankenstalle benutzt.
4)nbsp; Irgend mehr Ergriffene sind von anderen zu separiren, odor zu todten, um das Wachsen des Ansteckungsstoffes möglichst zu hindern.
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Lungenseuclie des Kindriehs.
Gerlach macht grossartige Forderungen zu ihrer radicalen Tilgung, zunächst in Preusscn cf. Mag.-Suppl. 1854. S. 110.
5) Um in der ersten Zeit der Krankheit dem Congestivzustande und der grüssern liildsamlieit des Blutes entgegen zu wirken, sind in der Regel die ent-ZÜndungswldrlgen Mittel am Platze, daher besonders bei krilftigen, wohlgenähr­ten Thieren ein Aderlass von (! —12 Pfd., ferner der Gebrauch des Salpeters, Spicssglanzweinsteins und des Glaubersalzes mit einem schleimigen Vehikel, und in Berücksichtigung des Reizhustens mit diesen das zugleich auflösende Conium maculatum geeignet.
Dupont, mit dem auch Andere sehr günstige Curresultate erlangt haben, fordert Nachstehendes: Das lungenseuchekranke Vieh komme in einen trocke­nen, gegen kalte Zugluft geschützten Stall, erhalte, uamentlich im Winter, eine dichte gute Streu von Stroh, welches schon den Pferden zu demselben Ge­brauche gedient hat, mau frottire es oft mittelst einer Striegel oder eines Stroh­wisches und bedecke es dann sorgfältig. Nach der Constitution wird gewöhn­lich eine stärkere oder schwächere Blutentziehung vorgenomnien, dieselbe aber nicht wiederholt, wenn nicht die Stärke und Spannung des Pulses einen stark entzündlichen Zustand verräth. Die kranken Thiere erbalten durchaus keine festen Nahrungsmittel, dagegen reichliche einhüllende Getränke, wie Abkochun­gen von Leinsamen, Kleie, Queckeuwurzcl, Malvcn, gemischt mit Gerstenmehl oder anderen Ccrealicn, oder auch von gelben und Runkelrüben und anderen nährenden Wurzeln, oder wenn sie alles diess verschmähen, kühles Wasser. In einem jener schleimigen Vehikel werden täglich für ein Stück 10 — 20 Unzen Glaubersalz und 2 — 4 Unzen Salpeter aufgelöst, und alle 2 Stunden davon gegeben, auch, wenn die Krankheit mit einem häufigen und hartnäckigen Husten anhebt, mit jenen Mitteln der Brechweinstein zu 1 — 2 Drachmen p. D., täg­lich 3 Mal verwendet. Sind die Excremcnto hart, oder ist das Thier verstopft, so giebt man auch einmal eine gelind abführende Dosis Glaubersalz in einer Abkochung von Sennesblättern und applicirt Seifenclystiere.
Wenn in Folge dieser Anwendung starke Diarrhöe eintritt, so muss man mit den Mitteln ganz aussetzen, bis dieselbe nachlässt, aber dann gleich wieder anfangen.
Bemerkt man an den Zufällen, dass die Zertheilung einzutreten beginnt, so werden die Mittel in immer geringerer Quantität verabreicht, und endlich nach einigen Tagen wird die Anwendung ganz unterlassen.
Ist dagegen der entzündliche Character weniger ausgeprägt, so verab­reicht man das Kali subcarbonicum täglich 2 — 3 Mal in der Gabe einer hal­ben Unze. Bei schwächlicher Constitution, nach König aber überhaupt, soll man als wahres Spccificum den Eisenvitriol täglich 1 Unze zu 2 Malen, oder bei vorgeschrittener Krankheit selbst zu 3 Malen l1/, Unze, in Wasser auf­gelöst, und so lange fortgebrauchen, bis die letzte Spur von Krankseyu ver-
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Lungenseuchc des Rindviehs.
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schwunden ist, Anderweitigen Erfalirungen nach soll man aber auch vom Eisenvitriol nicht zu viel erwarten.
Viele Practikcr finden es noch für sehr gerathon, zu den auflösenden Mitteln zu greifen, wenn die Heftigkeit der Symptome beseitigt ist, als zum Salmiak, Goldschwefel, xur Spiessglauzleber, zum Fenchel, Wasserfencbcl, Anis, Süssholz, quot;Wachholdcrbeeren, Theeiwasscr, Arnicablumcn.
Die ableitenden Mjltel dagegen, als Einreibungen von BreclnveinsHnsalbe mit Eujihorbiura, oder Canthariden, Haarseile, das Nicsswurzelstecken, das Glüh­eisen, Senfteig etc. werden von Vielen als unnütz, ja als schädlich erklilrt.
Andere Curmethodcn beschränken sidi auf den Gebrauch der Ebercsclienbe-Jicn, der Schwalbenwurzel, der weissen Niessivurzel etc.
Mit Kreutzer stimmen wir aber ganz überein, dass, wenn die Thiere voll­kommen genesen sind, d. li. wenn sie nach ein paar Monaten nicht mehr husten, am Fleische wieder zunehmen, Milchkühe wieder in gehöriger Qualität ihr volles Quantum Milch geben,'die Erscheinungen der Auscultation und Per­cussion normal sind, die Thiere auch ferner zur Zucht und zu jedem ihnen angemessenen Dienste fortzugebraueben; wenn diess aber nicht der Fall ist, wenn Nachkrankheiten zurückbleiben, soll man solche Thiere vielmehr schnell-thunlichst mästen, oder auch, wenn sie sehr kränkeln und keine Mast anzuneh­men versprephen, alsbald schlachten, und nicht Zeit, Geld und Futter umsonst vergeuden.
Polizeimmsrcgeln. 1) Bei herrschender Lungenseuche sind Rindvieh­besitzer in der Art heimgesuchten Orten und in der Nachbarschaft zur Impfung dessen Giftes dringend zu ermahnen.
2)nbsp; Bricht in einem Stalle eine seuchenhafte Krankheit unter den Zufällen, wie sie die Lungenscuche bietet, aus, so ist der Besitzer zur sofortigen An­zeige verpflichtet. Auf Erfordern des Veterinärbeamten ist ein der Art leiden­des Stück baldigst zu tödten, und die Section unter dessen Aufsicht vorzu­nehmen.
3)nbsp; nbsp;Lungenscuchekranke müssen thunlichst von Gesunden getrennt und öftere lievisionen bei letzteren vorgenommen werden,
4)nbsp; Beide Arten werden, wenn sie einem Stalle angehören, an einem der llörncr mit den Buchstaben L. S. gebrannt. Gesunde Rinder in anderen Stäl­len unterliegen diesem nicht, wenn nicht ein wohlbegründeter Verdacht vorliegt.
5)nbsp; Dienstleute und Stallutensilien dürfen nicht bei Gesunden und Kran­ken zugleich verwendet werden.
6)nbsp; Scheinbar Gesunde und im ersten Stadium befindliche Kranke können zum sofortigen Schlachten verkauft werden, wenn ein polizeilich Beauftragter den Transport begleitet, und darüber wacht, dass er, ohne Ställe und Stall­utensilien zu besudeln, sofort vom Fleischer übernommen und getödtet wird.
Das K. Sachsen und Sachsen-Meiningen sind meines Wissens die einzigen Staaten,
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l.uiigcnseuolir — Luiifi;eutuberke1ii.
vvelolio (i'ülinilicli zu cnväliiun) den Kxporl verbieten und nur den des eingepökelten oder geräucherten Fleisches gestatten.
71 Wird die Tödtuiig auf dem Seuchengehöfte vorgenommen, so hat der betreffende Pliysicatstliimrzt von dem Grade der Krankheit und von der Tauglichkeit des Fleisches sowol sich zu überzeugen, als auch die Beseitigung der Bmstorganc, und dass das Fleisch nur eingepökelt oder geräuchert nach aussen verkauft werde, mit der Ortspolizei zu überwachen.
S) Bei mehr Erkrankten ist sowol der Transport, wie die Tödtung be­hufs des Fleischgenusses nicht zulässig.
ü) Die Cadaver und die Abfälle von Geschlachteten, wie namentlich die Brustorgane sind an Orten zu begraben, wohin kein anderes Rindvieh gelangt. Die Häute müssen , ehe sie verkauft werden, einige Tage in Kalkwasscr gele­gen haben.
10)nbsp; nbsp;Ställe und Stallutensilien sind, wie bei Milzbrand angegeben, zu reinigen, und einige Zeit ausserdem unbenutzt zu lassen und dem Luftzuge Breis zu geben. Frischer Dünger der Art wird nicht von Rindern wegge­fahren.
11)nbsp; Mit L. S. gebrannte, nicht verkaufte und sowol scheinbar gesund gebliebene, als durcligcseuchte dürfen nicht unter 6 Monaten, nachdem die Seuche ihre Eiulschaft erreicht hat, ohne Erlaubniss der obern Vcrwaltungsbc-hörde verkauft oder sonst translocirt werden.
Gerichtliche Thierarzneihoule. Im Fürstenthum Waldeck ist die Lungen-seuebe auch Gewährsmangel, und es besteht dafür eine Gewährszeit von 4 Wochen.
Lungens ucht Lungenschwindsucht.
Nr. 511. Iiimgentuberkeln geben sich durch die gewöhnlichen anatomischen Erscheinungen der Tubercu­lose kund, wie diese u. a. auch in meinem Lehrbuchc der Veterinär - Noso­logie besehlieben worden sind.
Die Symptome im Leben sind, ehe sie in Verjauchung übergehen, sehr wenig cliai-acteristisch, denn der anfangs seltene, spätere häufigere und beschwer­lichere linsten, der eintretende schleimige Nasenausfluss sind ebenso allgemeine Erscheinungen, wie andere allgemeinere Athmungsstörungen, das glanzlose Haar, die Ermüdung u. s. f.; auch die Percussion bringt uns der Sache nicht viel näher; durch die Auscultation wird aber allerdings eine rauhe Respiration erkannt und das Exspiratiousgeiäusch ist länger, als das der Inspiration.
Tritt aber die Erweichung ein, so verschlimmern sich alle Symptome, wir bemerken einen üblen Geruch aus der Nase und einen Ausfluss daselbst von einer rothbräunlichen, dünnen, oder auch consistenteren, ja krümlichen
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Lungentuberkeln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;155
Flüssigkeit, man hört einen nur matten Husten, das Athmen wird angestreng­ter und ist deshalb auch fürs Liegen hinderlich. Hectisches Fieber mit klei­nem leerem Pulse und schnelle Consumtion der Kräfte machen bald dem Le­ben des Thieres ein Ende.
Krankheitsgeschichten: Centialzcitung v. J. 1853 S. 168, und Magazin XV, 421.
Eayer hat sich einer genauem Untersuchung und Vergleichung dieses Kranklieitszustandes bei verschiedenen Thiercn unterzogen und das Resultat im Compte rendu de l'Academie des Sciences, Jul. 1842 mitgetheilt. Nach ibni ist 1) die Tuberkelsucht der Lungen von allen chronischen Krankheiten bei Menschen und Tliieren (in Paris wahrscheinlich?) am häufigsten. 2) Bei Menschen und Säugethieren kann Tuberkclstoff leicht von frischem Eiter un­terschieden werden, denn letzterer ist voller Eiterkügelchen. 3) Bei den Säuge­thieren, besonders aber beim Pferde erleidet Eiter, wenn er lange Zeit in den Organen verweilt hat, nach und nach Umgestaltungen, in Folge welcher er bisweilen den Character des Tuberkelstoffs annimmt. Bei Menschen und Thie-reti kann die Centralerweichung der Tuberkeln d. h. die von der Mitte des Tuberkels ausgehende Erweichung nicht der Entzündung zugeschrieben werden, denn Eiterkügelchen sind niemals gegenwärtig; die peripherische Erweichung der Tuberkeln hingegen wird gewöhnlich durch Entzündung der nächst liegen­den Texturen bewirkt, und dann sind immer Eiterkügelchen wahrzunehmen. 4) Die bei Menschen und Tliieren in den Lungen angetroffenen kreidigen oder kalkigen Concretionen, die eben vorzugsweise aus kohlensaurem und phosphor-saurem Kalke bestehen, dürfen nicht, wie es geschehen ist, als die letzten Modificationen des Tuberkels betrachtet werden, sie sind zuweilen bei Menschen und sehr oft bei Pferden die Ueberbleibsel kleiner Eiterablagerungen. 5) Bei vielen Pferden bilden sich in den Lungen Drusen-, Wurm- und Rotzablage­rungen, die von wahren Tuberkelablagerungen unterschieden werden müssen. 6) Bei den aus heissen Climaten zu uns gebrachten Vierhändern und einigen Vögeln ist die Lungenphthisis so überaus häufig, dass diese Thiere fast an keiner andern Krankheit sterben. Aber es scheint nicht ganz dasselbe bei den von nördlichen Gegenden nach Süden übergeführten Thieren z. B. dem Rennthicre statt zu finden. Und sogar Raubthierc im domesticirten Zustande, wie der Löwe, der Tiger, der Jaguar, werden trotz der thierischen Nahrung, als des besten Schutzmittels gegen diese Krankheit, in unserm Clima von d. a. Lungensucht ergriffen.
Nächstdem sind es aber Kühe, die sehr reichlich Milch produciren, welche von der Tuberculose der Lungen oftmals heimgesucht werden.
Behandlung. Werden die Tuberkeln in ihrer ersten Periode als solche erkannt, so dürften sie sich durch längere Zeit, unterhaltene ableitende und resolvirende Mittel: Spiessglanz-, Schwefelmittel, Laugensalze, Chlorkalk, Was-eerfenchcl, Schierling, Rosscastanien, Eicheln, Lcberthran etc. noch beseitigen,
i.
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Lunp'iitiilicrkdii — Lungemviiiiden.
oder wenn diess nicht erstrebt wird, bei Schlachtvieh, namentlich Schweinen, die Mast gentUglioh ausfuhren lassen, ist aber schoa Erweichung und Zehr-fieber eingetreten, so ist die Hoffnung sowol dazu, wie zu einer Heilung gänz­lich abgeschnitten.
Lun ge n v en en - Ver scli 1 u s s vide Art er ie n v e reng er ung.
Nr. 512. Die Lungen-Wassergesehwulst, Oedema Fulmonum, Syn, Die Lu ngen wa ssersucht, Hydrops Piilmonum. Symptome. Es infiltrirt sich nach und nach, ohne Schmerz und Fieber, eine grössere oder geringere Partie des Lungengewebes mit Serum, wodurch das Alhnien wesentlich erschwert, zuweilen rasselnd und Husten erzeugt wird. Der Percussionston ist normal oder vermindert. Dabei kommen wol auch all­gemeinere Zufälle der Hydropsic vor. Doch kann die Krankheit quot;Wochen und Monate lang bestehen, bis endlich Erstickung eintritt.
Durch die Section werden wir oft erst nähern Aufschluss über die Eigen-thünüichkeit der Krankheit erbalten. Das Lungengewebc sinkt nicht zusam­men, behält den Plngeroindruck, und knistert, ist graulich oder gelblich und lässt beim Einschneiden eine gelbliche Flüssigkeit ausfliessen.
Bei einer Kuh, die lange Zeit, wenn sie wiederkäuen wollte, heftig schrie und nur wenig in die Maulhöhle dadurch zurückbringen konnte, fand ich nach der Tödtung in der Tluülung der Luftröhrenäste, schon von aussen durch eine stark hervorspringende Geschwulst erkennbar, einen geschlossenen Sack, der circa 4'/^ Pfund belieb röthliches Wasser einschloss. Das Einschliessende war von faserigem Gewehe, wenigstens zwei Linien stark, innen eine den serö­sen Häuten ähnliche Membran, die sich leicht von dem erstem ablösete.
Aetiologic. Bald ist die Krankheit Folge einer Durchschneidung der Lnngenmagennerven, oder eines chronischen Catarrhs u. dgl., zuweilen ist sie mit luberculöser Phthise, Ilepatisationen der Lunge, Lungenseuche etc. com-plicirt; am häufigsten kommt sie aber wol neben Brustwassorsucht vor, daher auch, wenn die Erkennung bei Lebzeiten des Patienten statt finden würde,
die Behandlung mit diesen Leiden fast gleichen Schritt gehen wird.
Lungen-Wind geschwulst = Lungen-Luftgeschwulst. Lungenwiirmer-Seuche = Wurmige Lungenseuche.
Nr. 513.
liungenwundon,
welche in der Kegel durch eindringende Brustverwundungen veranlasst werden,
geben sich durch den Ausfluss von schaumigem Blute sowol aus Nase oder
Maul, als aus der äussern Wunde, durch damit begleitete Hustenzufälle and
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Liingeimiindim — Lymphdrüsen- und LympliirefSsse-EnUümliing.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i57
Röcheln, oder doch durch ein beschwerliches kurzes Athmcn, gewöhnlich auch durch Windgeschwulst an der ilussern Wunde zu erkennen.
Vorhersage. Man hat oftmals die Beobachtung gemacht, dass Lungcu-verwundungen, welche nicht zugleich grössere GeiUssc und Bronchien getroffen haben , bald durclTsclinelle Vereinigung oder durch Granulation verheilt sind, wenn auch vielleicht durch Verwachsung der nachbarlichen serösen Häute Kurzathmigkeit zurück blieb. In anderen Fällen tödtete aber allerdings auch die hinzutretende Lunger.entzündung.
Die Behandlung ist wie bei eindringenden Brustwunden überhaupt, ins­besondere sind aber volle Hube und der antiphlogistische Apparat notbwendig.
Nr. 514. Die Lymphdrüsen- und Lymphgefässe-Entzündung, Lymphangeitis.
Symptome. Bei den nach aussen gelegenen entzüudeten Lynipbgefässcn wird man längs ihres Verlaufes vermehrte Wärme, härtliche oder knoienartige Geschwulst, Schmerz, namentlich bei Berührung, und gestörte Verrichtung finden.
Dilaquo; Entzündung der Lymphdrüsen im Kclilgange oder die Druse wird unter dieser Kubrlk als speeifische Krankheitsform beschrieben.
Ursachen. Verwundungen, das oft sich wiederholende Streichen mit dem Hufeisen, Cautcrisationcn, fehlerhafter Inhalt und Mischung der Lymphe in Folge verdorbener, multeriger Futterstoffe, häufigen Witterungswechsels, wo­durch eines ïheils die an sich nöthigen Absonderungen betbätigt und darauf wieder gehemmt und zurückgehalten werden, oder in Folge längern Einathmens dunstiger mit thierischen Zersetzuugsstoffcn geschwängerter Stallluft, Eiterre­sorption, durch üebertragung von Druse, Rotz, Wurm otc., auch in Folge der Gelenklähme. Schlaffe, schlecht genährte, an sich übelsaftige Individuen wer­den leichter ergriffen und dahin gerafft, als robuste und gut gepflegte.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Die Entzündung von erst genannten Ursachen wird gewöhnlich einen raschen, Entzündungen aber, die in Folge fehlerhafter Blutmischung zu entstehen pflegen, mehr oder weniger einen chronischen Ver­lauf nehmen, es werden sich auch manchmal Lymphabscesse d. h. fluetui-rende Anschwellungen mit unreinem oder zähem Eiterinhalte erzeugen, ohne dass wesentliche Entzündungssymptome an diesen Stellen vorher bemerkt wor­den wären; es werden endlich zugleich nach Art der Dyscrasie diese oder jene Complicationen eintreten, so namentlich die Druse in den Pferderotz und Haut-wurm, die Scropheln in scirrhöse Entartungen tibergehen.
Behandlung. Bald werden solche Entzündungen nur örtliche, bald aber auch, namentlich wenn sie dyscrasischer Natur sind, allgemeine und der Natur der Dyscrasie entgegenwirkende Mittel erheischen.
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Lymplidrüscn-Tuberkeln — Alagenbrucb.
Nr. 515. Lymphdrüsen - Tuberkeln
bilden sich oft in Folge der GekrösdrUsenentzündiiDg resp. Darrsucht, sowie des Rotzes und Wurmes, und wenn bereits schon andere Theile von Tubercu­lose heimgesucht worden sind.
Verflüssigen sie sich, so wirken sie auch auf die Nachbartheile reizend ein, und es entstehen Abscessc mit tödtlichen Folgeübeln.
Magenbälle vide Haarbälle.
Nr. 516. Magenberstung kommt in Folge starker Gasentwickelung, bei allzubedeutender Futteraufnahme, oder bei im Magen haftenden schweren Enterolithcn dann besonders, wenn das Thier wegen eingetretenen Colikscbmerzen plump niederfällt, vielleicht auch bei heftigen Magenkrämpfen vor, und giebt sich bei Pferden, bei denen wir die Magenberstung zumeist finden, gewöhnlich durch Brechneigung und durch wirkliches Erbrechen einer säuerlich riechenden, mit Futterstoffen gemengten, fadenspinnenden Flüssigkeit, die durch die Nase entleert wird, zu erkennen. Dabei findet sich im Maule und auf der vielleicht noch kurz zuvor trockenen und welken Zunge viel zäher Schleim, den Patient zu käuen und wieder zu ver­schlucken scheint, indess selbiger bei tiefgesenktem Kopfe oft klumpenweise aus dem Munde desgleichen fadendebnig abfällt. Hatte das Thier früher müh­sam und ängstlich geathmet und sonst sich heftig colikkrank gezeigt, so hört diess nun auf, der Blick ist starr und drückt, wie das nutlautwerdende dumpfe Stöhnen, grossen Schmerz aus, man sieht ein eigenthümliches zuckendes Ziehen in den Bauchmuskeln und Rippenhautmuskeln, einen steifen ängstlichen Gang, wobei der gespannte Bauch und überhaupt der ganze Körper sich im Umdrehen durchaus nicht biegt. Der Puls ist klein, es bricht periodisch kalter Schweiss aus, auch wird Zittern und bei der Aufnahme von Flüssigkei­ten ein eigenthümlich tönendes Schlucken wahrgenommen. Die sichtbaren Schleimhäute sind auffallend missfarbig und, die mit oben erwähntem Schleime bedeckten Theile ausgenommen, trocken. Im Verlaufe von 6 —12 Stunden, ja wenn nicht eine Durchreissung aller Häute des Magens sofort geschehen ist, wol auch erst nach Tagen zeigt das Thier seine grosse Hinfälligkeit durch Schwanken und Anlehnen an, bis es endlich niederstürzt, um bald und ohne grossen Tumult zu verenden.
Magen-Blutfluss vide Bluterbrechen.
Magenbremse vide Bremsenlarven,
Nr. 517, Der Magenbruch oder die Dislocation des Magens resp. die der Haube in die Brusthöhle ist öfters nach Zerreissungen des Zwerchfells beobachtet worden.
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Magen- und Gedarmecatarrh Magenentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 459
Nr. 518. Der Magen- und Gedärmecatarrh, Oastrocatarrhus.
Syv, Indigestion, Dyspepsie.
Die Secretion der Schleimliaut ist dabei vermehrt und die Kranken ver-rathen tlbiigens mancherlei Beschwerden.
Der Krankheitszustand hüngt von zu verschiedenen Umstanden ab, als dass er in Einem Bilde gezeigt und mit einer Gattung von Mitteln beseitigt werden liönnte. Es werden vielmehr an ihrem Orte die Unreinigkeiten der ersten Wege, die Versiiuerung des Magens und Darmcanales, die Verschlei-mung des Verdanungscanales, das gastrische Fieber etc. besonders beschrieben und erörtert.
Nr. 519. Magendurchbohrung fand Prof. Zlamal in Pesv.h bei einem sechsjährigen Pferde in Folge von zahl­reichen Pferde-Spulwürmern. Das Pferd litt acht Tage an Colik und zeigte zuletzt Eülpsen und Schluchzen; aber erst bei der Section kamen aus Maul und Nase Futterstoffe zu Tage.
Fellenberg sah zweimal eine derartige Durchlöcherung, durch Gastrus-larvcn veranlasst. Die Pferde beweisen in den Paroxysmen der Colik eine unüberwindliche Neigung, sich überrücks zu stürzen (Magazin XVIII, 500).
Nr. 520. Die Magenentzündung, Gastritis. Zufälle. Der Eintritt wird sich durch Frostschauder bemerkbar machen. Mit der Fieberhitze bleiben aber die Extremitäten kalt. Das Thier verräth Schmerz und Unruhe, sieht sich nach den Rippen mit schmerzvollem Blicke um, stellt die Füsse enge zusammen, schwitzt in der Leistengegend. Maul und Nase sind trocken, die Schleimhaut geröthet, die Fresslust ist geschwunden, der Durst ist bei den Fleischfressern vermehrt, Erbrechen bei den betreffenden Thiercn; der Abgang des Kothes ist gänzlich unterbrochen, oder er geht trocken und in geringer Menge ab, es findet Aufblähung statt. Wenig dunkler, durchsichtiger Harn. Das Athmen ist stöhnend, bei Hunden, seltener bei Pferden Schluchzen. Der Puls hart, beschleunigt. Das Gemeingeftthl mehr abgestumpft, ausser in der Magengegcnd, weshalb die Thiere bei der Berührung daselbst, oder wenn sie etwas Nahrung zu sich genommen haben, grössern Schmerz verrathen.
Adiologie. Die Anlage findet sich bei allen Hausthicrcn, bei Rindern ist es besonders der Labmagen. Junge Thiere sind mehr disponirt.
Als Gelegenheitsursachen gelten: Stösse, Rippenbrüche, fremde Körper, die bis in den Magen kommen, daher auch Nägel, Nadeln in der Haube, Ueber-
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Magenentzündung — Magenkrebs,
füttcrung, scharfe Arzneien und Gifte, der unzeitige und übermässige Gebrauch der Breoh* und Pnrgirmittel, Nitium, Glaubersalz etc. in Substanz, sehr heisses und sein- kaltes Getränk, Erkältung überhaupt.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist gewöhnlich sehr rasch, bis zu l'/.j Tagen; die Schleimhäute sind dunkel geröthet, das Athmen schnell und angstvoll, Hunde zeigen Beisswuth. Die Schweisse werden kalt, die Schleimhäute bläulich, es tritt Iluhe ein, der Puls verschwindet, womit der Tod nicht fern ist.
Bei der Entzündung mit chronischem Verlaufe treten die stürmischeren Zufälle zurück, es bildet sich aber eine Erweichung oder Verdichtung der Magenwändc aus, wodurch Verdauungsbeschwerden zurück­bleiben; oder es bildet sich ein faulig-fieberhafter Zustand aus. Auch Ver-schwärung ist als Folge der Entzündung beobachtet worden. Zerthei-lung wird besonders dann eintreten, wenn die Krankheit bald erkannt und zweckmässig behandelt wird; critische Entleerungen sind dabei deutlich bemerk­bar. Im Ganzen ist die Krankheit aber immer eine sehr bedenkliche.
Behandlung. 1) Berücksichtigung und Entfernung der Ursachen. 2) Bei der acuten Magenentzündung steht der Aderlass oben an, ja er muss selbst unter Umständen wiederholt werden. Ableitungen nach aussen, gclind reizende Glystiere. — Innerlich schleimige mit beruhigenden Mitteln. Sind gastrische Anhäufungen zugegen, dann freilich Salze, insbesondere auch das Calomel mit schleimigen Mitteln. Gegen Vergiftung mit scharfen Stoffen die entsprechen­den Antidote. — Bei branddrohendem Zustande Calomel mit Belladonna.
Magenkoller vide Gehirnentzündung.
Nr. 521. Magenkrampf
wird eben so gewiss bei Thiercn, wie bei Menschen vorkommen, und es wird der aufmerksame Beobachter auch aus manchen Krankheitserscheinungen resp, aus den eigenartigen Colikschmerzen und ihrer öftern und unverhofften Wie­derkehr das Vorhandenseyn desselben annehmen können.
Die Behandlung geht auf Entfernung der Gelegcnheitsursache, oft vor allem symptomatisch auf den Krampfzustand hin, wie diess bei Krampfcolik erörtert ist.
Nr. 522. Magenkrebs ist mehrmals, am Magenmunde sowol wie am Pförtner, bei Sectionen vorge­funden worden.
Beim Leben desjThiers sind die
Symptome zu unbestimmt, um die Diagnose feststellen zu können, denn
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Magenkrebs — Magensteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 461
die dabei beobachtete Brechneigung bei Pferden, wenn er am Magenmunde, oder die Verstopfungszufälle, wenn er am Pförtner vorhanden ist, sind nicht bezeichnend genug für ihn, ebensowenig das Eiterungsfieber, wenn Geschwür­bildung eingetreten und Krebsjauclic ins Blut aufgenommen worden ist.
Nr. 523. Slagenlähmung
kann sehr leicht in Folge starker Ueberladung mit Futterstoffen oder beträcht­licher Gaserzeugung entstehen, und sehr bald den Tod nach sich ziehen, wenn sie vollkommen ist. Dagegen nimmt die oft beobachtete Verdauungsschwüche, die wir als gelindern Grad derselben ansehen müssen, bei entsprechender Be­handlung gewöhnlich einen günstigen Verlauf.
Nr. 524. Mageuseuche
nennt Busch die seuchenhafte Krankheit der Schweine, welche nächst Erkältung in Folge des häufigen Genusses der kleinen grauen Aekerschnecken und an­derer zum Theil giftiger Insecten und Gewürme, die in nassen Jahren unmässig häufig sich entwickeln, zu entstehen pflegt.
Die Symptome sind Unruhe, Wühlen im Miste, ängstliches Athmen, Hitze des Körpers, grosser Durst bei Maugel an Appetit, Würgen oder selbst Er­brechen. Später Sinken der Kräfte, Betäubung und der Tod.
Bei der Section soll die innere Haut immer entzündet und brandig seyn, auch soll daran gewöhnlich Leber und Dünndarm Theil nehmen.
Behandlung. Man soll ein Breclnnittel, und darnach schleimige Getränke reichen, auch einen Aderlass machen. Prophylactisch sollen saure Milch, un­reifes Obst, Abfälle von Gemüsen und ein Gemisch von Kochsalz, Schwefel und rohem Spiessglanz verabreicht werden.
Nr. 525.
#9632; Magonsteino,
d. h, steinige Concretionen, die aus concentrischen Schichten bestehen und einen Kern einschliessen, sind bei Pferden und Hunden beobachtet worden. Bei Pfer­den sind sie entweder röthlich oder blaugrau, glatt und glänzend und haben bis zu 14 Pfd. Schwere in einzelnen Fällen erlangt, wodurch unausbleiblich krankhafte Fresslust, häufige Unverdaulichkeit, Abmagerung, Verstopfungscoli-ken etc. zu erwachsen scheinen. Doch sind auch Beispiele bekannt, dass keine merkbaren Krankheitszeichen davon bemerkt worden sind.
Nach Fürstcnberg bestehen die röthlichgraucn (1) und die blaugrauen (II) Magensteine des Pferdes und die weissen Magensteine des Hundes (III) aus folgenden Bestandtheilen:
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462nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mageiistoine — Magenwürmer-Seuclie.
Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;III
Phosphorsaure Ammoniakniagnesia. . . .nbsp; nbsp; 93,53nbsp; nbsp; 92,68nbsp; nbsp; 94,73
Phosphorsaure Kalkerde .......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,32nbsp; nbsp; nbsp;
Kohlensaure Kalkerde........ —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,96nbsp; nbsp; nbsp; 1,60
Kieselsäure ...........nbsp; nbsp; nbsp; 0,28nbsp; nbsp; nbsp; 1,44nbsp; nbsp; nbsp;
Chloruatrium...........nbsp; nbsp; nbsp; 1,30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Chlorkaliuni........... —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,10nbsp; nbsp; nbsp;
Schleim.............nbsp; nbsp; nbsp; 1,40nbsp; nbsp; nbsp; 1,50nbsp; nbsp; nbsp; 2,60
Wasser, Eisen (bei I und II) und Verlust . 3,49nbsp; nbsp; nbsp; 2,00nbsp; nbsp; nbsp; 1,07,
Therapeutisch verfährt man dagegen ganz wie bei Darmsteinen.
Nr. 526. Hagen- Ueberladung mit Futter, was besonders viel Luft entwickelt oder verdorben ist, bringt nicht blos eine temporäre Störung in der Verdauung hervor, sondern auch Traurig­keit, Abstumpfung des Gemeingefühls, Colik (vide Ucberfüttcrungs - und Wind-colik), Verstopfung, gastrisches Fieber, Entzündung, selbst Berstung des Ma­gens; oder es treten im günstigen Falle reichliche Darmentleerungen, oder Erbrechen, bei trotziger Hartnäckigkeit dagegen auch sehr üble Durclifiillo ein. Die Behandlung gebt auf Entfernung des übermässigen Mageninhaltes, nach Umständen durch Brechmittel, oder durch salzige oder drastische Ab­führmittel, Clystiere etc.
Nr. 527. Magenverwundungen geschehen bald durch von Aussen einwirkende Körper, bald durch solche, die mit den Nahrungsmitteln aufgenommen werden. Die Richtung einer vorhande­nen äusseren Wunde und der Austritt unverdauetcr Futtermassen, auch wol bei den betreffenden Thicren Erbrechen, resp. Auswurf aus der Nase, selbst von Blut geben für das Vorhandenseyn den nötliigcn Anhalt. Ferner werden nach und nach auch eine Auftreibung und grösscro Schmcrzhaftigkeit des Hin­terleibs, Entzündung, schwankender matter Gang, Schweissausbruch und vor dem Tode noch Convulsionen bemerkbar werden. Doch hat man auch beob­achtet, dass kleine Verwundungen an der obern Hälfte, ja daselbst angebrachte geflissentliche Verletzungen durch den Troikar olme wesentliche Störungen vorüber gegangen sind.
Behandlung. Das Heften der Wunde wird in den meisten Fällen wol unthunlich oder doch unnütz seyn; vielmehr hat man nur durch eine tem­poräre gänzliche Entziehung der Nahrung und ein streng cutzündungswidriges Verfahren den übeln Ausgängen entgegen zu treten. Magenwürmer-Seuche vide Wurmige Lungenseuche. ,
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Mandeln-Entzündung — Mangelnder Geschlechtstrieb.
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Nr. 528. Die Mandeln-Entzündung, Tonsillitis. Am Gaumensegel finden sich mehr hervortreteiulc Schleimdrüsen, welche Mandeln genannt werden, die beim Rindvieh, nach Dei),-Thicrarzles Slicker Mittheilung in Mag.-Suppl. XXII, 74, von Entzündung befallen werden.
Sijmptome. Man überzeugt sich bald von diesem Uebel dadurch, dass die Patienten beim Wiederkauen und Fressen hörbar athmen; auch werden sie durch Umbiegen des Kopfes dazu schon veranlasst. Nach mehren Wochen wird das anfänglich leise Geräusch beim Fressen stärker, man fühlt auch wol über dem Kehlkopfe nach aussen eine Anschwellung. Die Thiere sind aber ohne Fieber, und, die kleine Störung im Fressen abgerechnet, ganz gesund. Dauert das Uebel mehre Monate, so wird die Athmungsbeschwerde so gross, dass man die Thiere schon vor dem Stalle schnarchen hören kann; dann fangen sie auch an, abzumagern, weil sie am Schlucken mehr und mehr behindert werden.
Es ist wohl vorgekommen, dass ein entzündungswidriges Verfahren im Anfange und starke äussere Reize am Kehlkopfe das Uebel mässigten; aber volle Heilung war doch nicht zu erwarten. In seltenen Fällen tritt Eiterung und Abscessöffnung ein; indess ist dieser Ausgang so selten, dass die Beför­derung der Maturation nicht zur Indication werden kann. In anderen Fällen befördern diese Geschwülste eher die Resorption und Zerstörung des Keilbeins, wie sich ein solches Präparat in dem Museum der Berliner Thierarzneischule befindet.
Ob vielleicht die Belladonnatinctur, wie sie von Holsbeek bei Menschen zu 10 Tropfen in einer Gummimixtur |v/J, alle 2 Stunden 1 Esslöffel voll, mit so grossem Nutzen gebraucht worden, dass schon am folgenden Tage Besse­rung und 1 — 2 Tage später völlige Heilung eingetreten ist (cf. Presse medic. 26, 1856), auch bei Rindern in entsprechender Gabe ähnliche Wirkungen äussert ?
Auch zeitig genug angewandte Scarificationen, möglichst nahe dem ent­zündeten Theile, müssen von günstigem Erfolge seyn.
Nr. 529. Der mangelnde Geschlechtstrieb, so dass die Thiere im mannbaren Alter gleichgültig gegen das andere begat-tungslustige Geschlecht sich zeigen, oder geschlechtliche Zumuthungen abweh­ren, kann durch zu häufige Begattung bei männlichen Thieren, durch den Ge­brauch gewisser Arzneien, wie Opium, Campher, Bilsen- und Schierliugskraut, durch schlechte, gehaltlose oder durch mastige Nahrung, durch zu lange Un-befriedigung der Begattuugslust, sowie durch erschöpfende Krankheiten und Arbeiten etc. hervorgerufen werden.
Prognose. Die Behandlung wird bei weitem nicht immer befriedigend
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464nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mangelnder Geschlechtstrieb — Masern.
ausfallen. Jedenfalls ist vorerst die Ileilursache in Erwägung zu ziehen. Und wenn man zu Reizmitteln seine Zuflucht nehmen muss, so greife man keines­wegs zu den stärksten und heftigsten: Im Ganzen sind Eisenmittcl, ätherische, gewlirzhafte, balsamische, selbst scharfe Stoffe besonders zu beachten, als Wach­holder- und Terpentinöl, Zimmt, Canthariden etc. ürosse verordnete bei Zuchtsauen, die nicht brünstig werden wollten, eine Mischung von gepulverten Sadebaumblättern und Ingberwurzel ana und Hess jeder Futterportion 2 Thee-löffel voll zusetzen, und jedesmal trat die Brunst in 3 — 5 Tagen ein. Aeus-serlich benutzt man kalte Waschungen, spirituöse Einreibungen und Frottiren der Lenden - und Schamgegend. Oft wirkt schon das Zusammenstellen männ­licher und weiblicher Thiere weckend auf das Leidende. Ein eigentlich er­zwungenes und gewaltsam hervorgerufenes Begatten wird aber selten von gutem Erfolg seyn, oft sehen wir sogar das Gegentheil.
Nr. 530. Markfäule oder Markflüssigkeit heisst ein Leiden des Rindviehes, insbesondere der Kühe, was durch ein un­gewöhnliches Elendwerden, Schwäche der Gliedmassen ohne Hitze und Ge­schwulst, aber mit Schmerz und Knarren bei der geringsten Bewegung sich ausspricht und nach Wochen tödtlich wird. Statt des Knochenmarkes findet man eine dünne, wässrige, abgesonderte Flüssigkeit. Das Blut und die Synovia, die Blässe der Muskeln etc. weisen auf die elende Ernährung hin, dass aber auch das Leiden mehr als ein symptomatisches oder seeundäres betrachtet werden muss. Nichtsdestoweniger stellen aber Rychner u. A. besondere Hei-lungsgrundsätze auf, insbesondere soll man Freiheit in den Saugadern und Drüsen des Gekröses durch spiessglanz- und schwefelhaltige Mittel herbeiführen, mit denselben aber auch zur Erkräftigung der Gesammtmasse des Körpers bit­tere und tonische Mittel, namentlich das Eisen, endlich örtlich Bähungen von warmem Weine verbinden.
Diese Krankheit ist in Meiningen und nach dem Fuldacr Particularreclite Gewährsmangel, und es besteht dafür in ersterem 4 Wochen, nach letzterem 31 Tage Gewährsfrist.
Nr. 531. Der Markschwamm
ist die Varietät der Carcinose, welche überwiegende Zellenbildung nachweiset,
wodurch sie von weicher gehirnartiger Beschaffenheit erscheint.
,
Nr. 532. Die Masern, Morbilli,
entwickeln sich, nachdem Eöthung und Trübung der Augen, Lichtscheue und Thränen, Nasencatarrh, Heiserkeit und Brusthusten, geringere Fresslust, ver-
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Masoi-u — Mastilarm-Bltilfluss,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 465
mehrter Durst, Brechneigung, retardirte Kothentlcerung, warme, trockene Haut und andere catarrhalische Zufälle einige Tage lang vorausgegangen sind, als zahlreiche rotho Puncte oder Platten, vorzüglich am Kopfe, Rüssel, um die Augen herum, in den Schultergruben, auf der inneru Seite der Schenkel und am Bauche mit dem stärksten Hervortreten jener catamialisclien Zufälle und des Fiebers. Diese Flecke wandeln sich mm oft in Knötchen oder Bläschen, später in dünne Schorfe um. Die Abschuppung erfolgt kleienförmig. Seltener nähert sich die Affection der Schleimhäute der Entzündung, somit auch das Fieber dem enlzi'mdlieheu, als der Dissolution und bedrohlichen Nervenzufällen. Diagnose: Die Uothlaufbräune.
AeUologu: Die Krankheit wird hin und wieder bei Schweinen und Läm­mern beobachtet, und zwar durch höhere Entwickclung der catarrhalischea Krankheitsconstitutlon bald sporadisch, bald wahrhaft epidemisch, und nun ver­breitet sie sich durch Ansteckung weiter und weiter. Nach Arnsberg (Supple­ment zum Magazin XXI, S G4) wurden nur drei Lämmer von 110 Häuptern dieser Art ergriffen.
Der Yer/aM/quot; ist immer acut. Sie enden in vollkommene Genesung, oder es bleiben Verstimmungen einzelner Organe zurück, öderes treten Metastasen und Complicationen ein, die das Bild gefährlicher machen, ja zum Tode führen.
Behandlung. In der Regel reicht eine gute diätetische Pflege, nament­lich Schutz vor Erkältung, bei Schweinen der Genuss saurer Milch, überschla-geues Mehlsaufen hin. Bei mehr entzündlichen Maseru machen sich massige salinische Abführmittel, bei den Masern mit Säfteentmischuug die vegetabilischen und Mineralsäuren nothwendig. Tritt der Ausschlag plötzlich zurück, so ver­abreicht man Schweinen ein Brechmittel, oder man gebraucht auch das Ein­graben in Schafniist.
Nr. 533. Der Mastdarm-Blutfluss, Proetorrliagia.
Symptome. In der Regel mit der Entleerung des Kothes, später aber unabhängig von seiner Ausscheidung wird ein helles, flüssiges, aber leicht ge­rinnendes Blut entleert, wodurch sich die Krankheit von dem dunkeln Blute bei Darmblulfluss unterscheidet.
AeUologie. Mastdarmreize.
Diagnose. Oft mögen Hämorrhoiden, oder die Waldkrankheit und An-thraxformen damit unrechter Weise ideutificirt worden seyn.
Verlauft Dauer, Ausgänge. In der Regel ist das Leiden acut. In Ge­nesung endigt dasselbe, indem sich die Blutung allmählig verliert; es kann sich aber auch zur Entzündung steigern, und Versetzung eintreten.
Falke, Kraukh. d. Ilauslli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 30
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KIastdftrmlaquo;BlutfllU8 — MasUlaiin-Polypcn.
Behandlung. Kühle Clystierc mit Salzmehl und kleinen Mengen Alauns. Herabstiminendc Heilmittel innerlich, und nur bei starker Blutung die Säuren, der Alaun, die Eisensalze.
Nr. Ö34. Die Mastdarm-Entzündung, Proctitis. SymiUomc. Die Kranken zeigen im After Schmerzen, sind für Berüh­rung daselbst sehr empfindlich, zeigen dabei, nach den Ursachen, einen öftern, aber gewöhnlich vergeblichen Drang zur Kothentleerung, oder es wird nur wenig Koth, oft mit Blut vermischt, abgesetzt.
Aetiologic. Oft ist die Mastdarm-Entzündung nur eine weit verbreitete Darmentzündung, entzündliche Ruhr, oder es ist das Englisiren Schuld, wenn namentlich der erste Schnitt zu nahe am After gemacht worden ist. Ferner sind zu beschuldigen; Verletzung durch spitze Körper, namentlich durch Kno­chen bei Hunden, durch die Clystierspritze, durch zu heisse oder mit scharfen Stoffen versetzte Clystiere, oder durch das rohe Ausräumen des Mastdarms bei Verstopfung, oder bei Vorfällen und Mastdarmpolypen, oder um vermeint­lich „das Rückenblut zu brechen.quot;
Behandlung. Wenn bei Mastdarmentzündung, die durch mechanische Ursache entstanden ist, diese hinweggeräumt und kühlend und reizmildernd durch schleimige und ölige Mittel verfahren werden muss, so muss, wie an dem betreffenden Orte weiter nachgewiesen ist, beim Rückenblute ausser er­weichenden einhüllenden Clystieren, wodurch harter Koth entfernt und die Dannwände dadurch geschützt oder durch Essigclystiere gekühlt und wieder erkräftigt werden, noch durch allgemein wirkende Mittel dem ganzen Krank-heitsprocesse entgegen gewirkt werden.
Mastdarm-Fistel vide Afterfistel.
Nr. 535. Mastdarm-Harnrohrenflstel bei männlichen, oder Mastdarm-Scheidenflstel
bei weiblichen Thiercn heisst jede widernatürliche Trennung der untern Mastdarmwand und der Harn­blase oder Harnröhre, oder bei weiblichen Thieren der Mutterscheide, und wird, ursprünglich fehlerhafte Bildungen (Cloakenbildung) abgerechnet, durch Gewalt-thätigkeiten und Vereiterung bewirkt, hat ein Austreten von Darminhalt durch jene Theile zur Folge, verläuft aber oft ohne Störungen, wenn nur für weiche Nahrung und sorgfältige Reinigung Sorge getragen wird.
Mastdarm-Lähmung vide Aftererschlaffung und Lähmung.
Nr. 536.
Mastdarm - Polypen
finden sicli besonders bei Pferden und bewirken häufige Pressung auf den
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Masldarm-Pülypen — Mastdarm-Vorfall.
After, oder wol gar hartnäckige Verstopfung, oder sie treten bei der Koth-entleerung vor.
Die mit Geschick und in Rücksicht auf die manchmal weitlnn sich aus­breitenden Wurzeln ausgeführte Unterbindung begegnete solchen in zwei Fällen in meiner Praxis gründlich und für alle Zeit. quot;Wo es thunlich, werden die Leidenden darauf durch eine karge Diät und durch ausleerende Clystiere vor­bereitet.
Mastdarm-Scheidenfistel vide Mastdarm-Harnröhrenfistel. Mastdarm-Verletzung vide Mastdarm-Zerreissung.
Nr. 537. Der Mastdarm-Vorfall
ist entweder unvollkommen, indem sich ein Theil der Innern Haut des Mastdarms nur nach aussen umstülpt; oder vollkommen, wobei ein ganzes Darmstück aus dem After hervortritt. Damit ist in beiden Fällen zu Infiltra­tionen, Verletzungen, Entzündung, Brand, oder zu Verdickung und anderen Ent­artungen Anlass gegeben.
Grosse Erschlaffung des Tbeiles, namentlich bei Ferkeln, sowie bei Mutter­schweinen in Folge der Geburt, sowie auch bei Pferden starke Aufblähungen, Durchfälle, die sehr zahlreichen Larven der sogenannten Mastdarmbremse, Mast­darmpolypen etc. sind die gewöhnhehen Veranlassungen.
Behandlung. Zeigt sich namentlich bei Schweinen keine Infiltration, so ist nur nothwendig, leicht verdauliches Futter in geringer Menge, unter Um­ständen ein salziges Abführmittel zu geben und den unvollkommenen Vor­fall selbst alltäglich mit einem Fettöle einzusalben, wornach er wenigstens nach einigen quot;Wochen sich zurückbegeben wird. Wo diess nicht gelingt, soll man nach Haubner um die Afteröffnung herum 2—4—6 Schleimhautfalten mit einer Scheere abtragen, wol auch die Schnittflächen oberflächlich mit einem rothwarmen Eisen brennen. Gegen die Infiltration wendet man Einschnitte an, damit die ergossene Flüssigkeit sich genügend entleeren kann. Ist die Schleim­haut aber schon vom Brande ergriffen, so beseitigt man sie geradezu, soweit als nothwendig ist, und wendet nun ein aromatisches Infusum, vielleicht mit Essig an.
Vollkommene Vorfälle sucht man zurückzubringen, nachdem der Mastdarm entleert und die Zurückhaltung durch vorerwähnte Abtragung einiger Falten der Schleimhaut oder auch grosserer Entartung derselben (cf. Mag. XV, 320) gesichert worden ist. Oder es ist das Anlegen der Knopfnaht nothwen­dig, wobei nur die Schleimhaut unberührt bleiben und das Thier karg gehalten werden muss. Nach 24 — 36 Stunden ist der Verband zu entfernen, die karge Diät aber noch einige Tage fortzusetzen.
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Mustilarm-Vorfall — Waulgriml.
Vorfälle dagegen, die sich nicht zurückbringen lassen, werden entweder abgenäht, oder abgebunden (Mag. XV, 247), nachdem man den Mastdarm vorher durch Clystiere entleert, und in das Lumen des vorgefallenen Darms eine zugerichtete Hollunderröhre geschoben worden ist, durch welche die Li­gatur Stand erhält. Nach 24 Stunden wird der Vorfall einige Linien ausser-halb der Ligatur mit dem Messer durchschnitten und die zurückgebliebenen doppelten Enden des Mastdarms zusammen genäht, und dabei eine karge und eröffnende Fütterung verabreicht. Nach Maurer wurde endlich auch bei vier jungen Schweinen der vorgefallene Thcil (oft 1 Fuss und mehr) geradezu mit dem Messer weggeschnitten, und der Rest zurückgebracht, ohne zu heften, der After mit schleimigen Mitteln gebiiht — und so Heilung bewirkt. — In mehren Fällen starb auch der vorgefallene Theil ab, und lösete sich ohne Nach­theil für die Thiere.
Bei Pferden wendet Krcisthierarzt Richter bei Mastdarm vorfallen, die in Folge von der Operation der Mastdarmpolypen entstehen, die Anlegung folgen­der Bandage an: Sie besteht 1) aus einem Deckgurt um den Leib; 2) aus einem Schwanzriemen, der mit dem vordem Ende an den Gurt befestigt wird, und am untern Theile des hintern Endes einen Ring hat, welcher um den After passend angelegt wird. Von diesem Ringe gehen 2 Riemen oder schwache Stricke rechts und links zwischen die Schenkel durch und am Bauche nach vora zu dem Gurte, an welchem sie befestigt werden. Auch bei Hunden, die in Folge heftigen Durchfalles einen Vorfall erleiden, machen sich öfters Ban­dagen, ja selbst Scarificationcn und das Brennen nothwendig.
Mastdarm-Zerreissung videMastdarm-Entz;ündung undDarm-z e r r e i s s u n g.
Mauke vide Pocken und Schlämpeausschlag.
Maulentzündung etc. vide Mund entzündung.
Nr. 538, Der Maulgrind, Crusta serpigiuosa,
ist ein Ausschlag, der die Lippen und die Nasengegend einnimmt, ja manch­mal auch über die Backen und Ohren, und, einzelnen Berichterstattern zu Folge, über den ganzen Rücken sich ausbreitet.
Er beginnt mit kleinen durchsichtigen Bläschen, den Feuerbläschen des Menschen, wie es scheint, ganz analog, aus denen eine Ausschwitzung statt­findet, die sich zu schmutzigweissen oder gelbbräunlichen Schorfen von 2 — 3 Linien Dicke erhärten, aber endlich eine schwarzbraune Farbe annehmen. Kratzt man diese ab, so findet man die darunter liegende Haut gefässreich, geröthet und leicht blutend; bald darnach aber überzieht sich wieder die Ober­fläche mit klebriger Feuchtigkeit; öfters bilden sich auch unter den Schorfen
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Maulgrind — Milbensucht.
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Geschwüre. Gewöhnlich aber bleiben die Schorfe, wenn raan sie laquo;icht antastet, mehre quot;Wochen ohne erhebliche Veränderung, und fallen ab, womit die Krankheit beendigt ist. In anderen Fällen magern die Leidenden ab, weil die Futter­aufnahme schmerzhaft behindert ist und gastrische Erscheinungen damit com-plicirt sind, als die Entleerung eines dünnen, gclbgcfärbten Kothes, oder Unter­drückung des Kothabsatees etc.
Ursachen. Es wird dicss Uebcl sowol bei Kälbern, wie bei Ferkeln, Zie­gen und Lämmern, ja bei ausgewachsenen Schafen gefunden. Aeussere Ur­sachen sind wahrscheinlich Verdauungsstörungen in Folge fehlerhaft beschaffe­ner Muttermilch, oder des schnellen Ueberganges von einem leicht verdaulichen, wenig nahrhaften, zu einem schwerverdaulichen und sehr nahrhaften Futttr. Seer will ihn in Folge der Fütterung kranker Kartoffeln bemerkt haben; aucii scheint er durch AnsteckuDg übertragen zu werden, wie selbst Menschen da­durch inficirt worden sind.
Das Mag.-Suppl. XXII, 52 bcrichlet: Dieser Ausschlag zeigte sich für die, mit der Wartung der kranken Kalber beschäftigten Leute ausserordcnllich ansteckend, indem sich bei ihnen sehr schmerzhafte pockenartige Pusteln sowol an den Händen, als auch selbst im Gesichle entwickelten, die der ärztlichen Hilfe erst in einigen Wochen wichen.
Prognose. Gewöhnlich ist dieses Uebel nur insofern von Nachtheil, dass die Futteraufnahme erschwert und so Abmagerung herbeigeführt wird. Bei baldiger entsprechender Hilfe findet alsbald Linderung und in kurzer Zeit Hei­lung statt. Andere Beobachter haben aber auch einen tödtlichen Ausgang gesehen.
Behandlung. Man gebraucht leichte Abführungsmittel und örtlich ein mildes Fett oder Oel, und wo sich Geschwüre gebildet haben, äusserlich Wa­schungen von Kalkwasser mit Branntwein; in sehr hartnäckigen Fällen Pott­asche 3j mit grüner Seife Jvj.
Maulseuchc = Blaseul'icbcv.
Nr. 539. Maulsperre
wird ein örtlicher Starrkrampf genannt, der übrigens bei Thieren selten so ört­lich beobachtet wird.
Nr. 540. Maulwurf- Geschwulst
ist der anfängliche Ausdruck der Genickfistel.
Meerlinsen, Meerlinsi gkeit = Franzosenkr ankheit. Milbensucht vide Läusesucht.
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Milchauslaufen — JMilchilrusen-Entiundung.
Nr. 541. Das Milchauslaufen
kommt bei Verwundungen des Euters resp. der Zitzenöffnungen, wie beim Milch­drüsen-Rothlauf vor; als spontane Erscheinung ist es aber sowol bei örtlicher Erschlaffung alter Kühe, wie bei säugenden Thicren, wenn das Säugungsgeschäft unterbrochen wird (cf. Much fluss), öfters zu bemerken, und muss darnach auch therapeutisch gewürdigt werden.
Milchdrüsen-Catarrh vide Milchdrüsen-Entzündung.
Nr. 542. Die Milchdrüsen-Entzündung, Mastitis. Es finden sich davon verschiedene Arten, die sich also aucli durch eigenlhümlichc Zufälle zu erkennen geben.
Die active Euterentzündung charaetcrisirt sich durch besondere Heftigkeit des Schmerzes, sowie der Hitze und Röthe, gewöhnlich in einem Viertheilc des Euters. Beim Melken kommt nur wenig mit Blutstreifen ge­mischte Milch, oder gar nur Molke zum Vorschein. Die Thiere fiebern und sind ohne Appetit.
Die passive Eutcrentzündung erscheint besonders um die Geburts­zeit, und zeichnet sich durch beträchtliche Geschwulst gewöhnlich des ganzen Euters aus. Diese ist aber mehr teigig, behält den Fingereindruck, die Zitzen sind von ihr mehr oder weniger eingeschlossen. Hitze, Röthe und Schmerz sind nicht bedeutend. Beim Melken fliesst gewöhnlich noch Milch aus.
Die rheumatis ehe Euterentzündung oder derEuterfluss kündigt sich schon durch behinderte oder schmerzhafte Bewegung des ganzen Hinter-theils au, sowie durch Fieber, gestörte Fresslust, insbesondere aber durch Ent-zündungszufällc in einem Viertheile, oder in der linken oder rechten Euter­hälfte, öfters auch mit weit nach vorn drängender Geschwulst, und dass nur eine heisse, gelbrothe Molke ausgemolken wird.
Die catarrhalische Euterentzündung ist oft nur auf die Schleim­haut eines Striches und der Cisterne beschränkt, in anderen Fällen erstreckt sie sich aber auch in die Substanz hinein. Doch schon im ersten Falle wird von den betroffenen Theilen aus die Milch schlickerig erscheinen, ohne dass sie eine sauere, indem sie vielmehr eine neutrale und selbst schwach alkalische Reaction zeigt. Dabei sind die Thiere beim Melken sehr empfindlich.
Die sogenannte epizootische Euterentzündung der säugenden Mutterschafe,
wie sie von Herlwig und anderen Schriflstellern genannt wird, haben wir als Erysipelas anzusehen. Einen ganz verwandten Character hat ferner die in Folge von Schlämpc-fütterung sich hin und wieder entwickelnde Art.
Der Milchdrtisen-Rothlauf nimmt gewöhnlich um eine Zitze seinen
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Milchdrüsen-Entzündung.
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Anfang, und verbreitet sich von hier aus nach allen Richtungen der einen Milchdrüse, und dartther hinaus, ja bis zur Nabel- und der untern Weichen­gegend. Anfangs ist die Haut leicht roth, und unter derselben findet sich eine massig harte, mehr oder weniger heisse und schmerzhafte Geschwulst. Dabei tröpfelt in der ersten Zeit aus der kranken Zitze ein dünnes Milchwasser, und nach angebrachtem Drucke kommt auch der käsige Theil der zersetzten Milch zum Vorschein. Dabei stehen die Thlere traurig mit gesenktem Kopfe, hän­genden Ohren, gekrümmtem Rücken und weit auseinander gespreizten Hinter-füssen; sie sind nur mit Mühe zum Gehen zu bewegen, das sehr gespannt er­scheint. Versuchen die Lämmer an dem entzündeten Euter zu saugen, so sinken die Mütter vor Schmerz zu Boden und können dann ohne Hilfe nicht aufstehen.
Aetiologie. Die Euterentzündung wird besonders bei Kühen, namentlich bei solchen, wo das Euter sehr entwickelt ist, wahrgenommen und zwar zur Zeit des Geschlechtstriebes und alsbald vor und nach der Geburt, in der Pe­riode der ergiebigsten Milchproduction, besonders bei Hündinnen, wenn man ihnen jähling die Jungen nimmt, aber auch später nach dem Absetzen des oder der Jungen. Andere Gelegenheitsursachen sind mechanische Einwirkungen, selbst das Saugen der bezahnten Jungen und das Stosscn derselben dabei, die Verabsäumung des Säugens oder Ausmelkens, allgemeine Witterungseinflüsse, wie auch Erkältung, insbesondere Zugluft und kalter Boden; Metastasen; zu­weilen zeigt sie sich symptomatisch bei dem Blasenfieber, den Kuhpocken etc.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Häufig tritt schon am zweiten, oder doch am vierten, fünften Tage wesentliche Besserung und Genesung ein; zuweilen bleiben örtliche, erst schmerzhafte, später schmerzlosere Geschwülste (Milch­knoten) zurück, die einer rationellen Behandlung auch nicht widerstehen, in­dem, wenn der Sitz im Milchcanal ist, nach und nach feste Gerinnsel beim Melken mit entleert werden, oder bei Leiden der Drüscumasse die Resorption noch bemöglicht wird.
Das Fleischigwerden folgt dem plastischen Ergüsse bei activen Eu­terentzündungen und bei im Ganzen zu wenig entzündungswidriger Behandlung. Die Milchabsonderung findet gewöhnlich in dem betroffenen Organthcile nicht mehr statt.
Bei der schleichenden Euterentzündung bildet sich gern Verhärtung aus. Tritt später noch Zertheilung ein, so ist damit Schwund des betreffen­den Eutertheiles verbunden. Diess besonders in Folge der rheumatischen Spe­cies.. Verlust der Milchproduction in dieser Partie ist eine ebenso gewöhnliche Folge, als bei der catarrhalischen Varietät die Verdickung der Schleimhaut von dem leidenden Milchcanale, der sich nun wie 'ein wulstiger Strang anfühlt, wo­bei das Thier Schmerzen zeigt, in anderen Fällen tritt auch Verwachsung
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Milchdrüsen-Entzündung.
desselben du. Doch wird öfters durch die übrigen Drüscnthcilc die Production des gewöhnlichen Milchquantums übernommen, — Bei bösartigem Character soll sich auch, namentlich bei Hündinnen, Scirrhus und Krebs aus der Ver­härtung hervorbilden.
Eiterung ist desgleichen nicht selten, und zwar besonders bei der acti-ven Form, nach mechanischen Ursachen und wenn, wie hierbei so oft, eine zweckwidrige Behandlung statt fand. Sie tritt aber auch zuweilen erst ein, nachdem längere Zeit Härte oder Milchknoten bestanden haben. Bei Eröff­nung des Abscesses wird in grosser Menge ein schlechter Eiter mit Massen zersetzten Gewebes entleert, der oft eine stftrke Hlutung nachfolgt. Die Eiter-höhlc selbst ist unrein, faserig, knotig, und erst nach längerer Zeit wird ein gutartiger Eiter producirt und die Vcrnarbuiig herbeigeführt.
Bildet sich Brand in Folge der Entzündung aus, so erscheint das ge­schwollene Euter an der oder jener Stelle oder im ganzen Umfange blauroth gefärbt, es tritt bald brandige Verjauchung ein, wobei ganze Stücken des Eu­ters verloren gehen; nicht selten gehen selbst die ïhiere daran zu Grunde, oder es ist doch langwierige Eiterung und Verlust der Euterverrichtung die Folge.
Auch beim Euterrothlauf tritt gern Abscessbildung ein; in den meisten Fällen aber fliesst, als Zeichen des in der Tiefe eingetretenen kalten Brandes nach etwa 16 — 24 Stunden aus der Zitze eine rothlichc oder bräunliche stin­kende Flüssigkeit, das Euter selbst hat eiue violette Farbe angenommen, wird schmerzlos, kalt, knistert bei der Berührung, an der Oberfläche erheben sich Brandblasen mit röthlichem Inhalte; das kranke Thicr verfällt in einen Zu­stand von äusserster Schwäche, der Herzschlag ist pochend, der Puls unfühl­bar, und nach 2 — 5 Tagen erfolgt der Tod.
Bei der Section findet man das Drüsengcwebe erweicht, weinfarbig, mit Eiterdepots von schmutzigem Aussehen durchzogen, die Milchcanälc sind ver­stopft, die Venen xeigen braune, graue und weissc Gerinnsel; wo man auch einschneidet, entweichen übelriechende Gase und Jauche; die ödematösen An­schwellungen sind mit gelblichem Serum infiltrirt und das Zellgewebe von Gasen ausgedehnt; die Muskeln sind weich und wie alle übrigen Organe braun ge­fleckt und mit Serum infiltrirt,
Sonach ist die Prognose im Allgemeinen nicht besonders günstig, und fast mehr bei den Formen, die einen schleichenden Verlauf haben.
Behandlung. Entfernung der Ursachen, Reinlichkeit, gutes Lager, knappe Fütterung, öfteres sanftes Ausmelken. Um die Milch bei Hündinnen nach Ent­fernung der Jungen zum Versicchen zu bringen, wird Extractum Conii mac. oder Chelidon. maj. zu 2 — 4 Gr. p.I). täglich 2 — 3 Mal empfohlen; oder der Sauerhonig und laue Essigwaschungen.
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Milchdrüsen-Entzündung.
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Die Entzündung von rein äussorcn Ursachen fordert übrigens kühlende Mittel: Lehraaustrielie, gegcntheils selbst bei der activen Species erweichende Dämpfe und Bilder, einen ergiebigen Adcriass, und innerlich, bei entsprechender Nahrung, die entzündungswidrigen abführenden Salze.
Bei der passiven Entzündung örtlich zertheilende Kräutenibkochun-gen, oder Chamillen- und Hollunderinfusum mit Essig oder Seife; warme Aschenlaugenbäder, innerlich die Waehholderbcercu mit Glaubersalz.
Bei der rheumatischen Form dienen zunächst ein wanner, am we­nigsten zugiger Stall, warme Bedeckungen, Reibungen des Hintertheils, das Ueberziehen des Euters mit Fett und sorgfältige Umhüllung mit Watte oder Werg, und soviel die Zeit es erlaubt, Bähungen oder Umschläge von wariuem Leinsamendecoct oder von Fliedcrinfusum, und weiter die warmen Ascheu­laugen- oder Seifenbäder, und die vorhin angegebenen innerlichen Mittel mit Campher oder Schwefclblumen. Eyeliner rühmt das Wurzelsteckcn hinter oder vor dem Euter, je nach der ergriffenen Stelle, als weit vorzüglicher, als alle Salben. Nach 8 —12 Stunden soll aber die Wurzel wieder entfernt werden. Andere ziehen als ableitendes Mittel den Senfbrei vor.
Bei der catarrhalischen Species ist der Salmiak mit einem Thee von Linden- oder Hollunderblüthen, und äusserlich die Althäen-, Pappelsalbo u. dgl. am Platze.
Neigt sich die Entzündung zur Eiterung, so sind warme Breiumschläge von Leinmehl, Malven-, Bilsenkraut, Fettigkeiten mit Zwiebeln etc. anzuwenden. Die Abscesse muss man zeitig öffnen. Tritt in Folge der Losstossung zer­setzten Gewebes eine starke Blutung ein, so muss die Höhle mit Wergtampons ausgefüllt werden. Uebrigens wird die Eiterung durch erweichende Mittel erst unterhalten, bei zögernder Heilung aber das balsamische Digestivwasser, und um die reichliche Eiterung zu ermässigen, das Kalkwasser mit der Aloë-tinetur etc. gebraucht.
Beginnt Brandbildung, so müssen zolllange Einschuitte bis in die Sub­stanz des Euters gemacht und aromatische Bähungen angewendet werden. Ins­besondere sind nach Ilertwig auch bei dem Milchdrüsenrothlauf Scariiica-tioneu der ergriffenen Theile das fast alleinige llettungsmittel. Zu diesem Be-hufe schneidet mau am vordem Ende des Euters durch die Haut bis in die Substanz desselben, und führt den Schnitt wenigstens 2 Zoll lang, oder selbst bis ans hintere Ende des Euters. Dergleichen Einschnitte macht man in der Breite des Euters 2 — 3 auf jeder Seite, und zwar einen vom andern gegen l'/j Zoll entfernt; die Zitzen und ebenso alle gesunden Stellen schont man durchaus. Die gewöhnlich nur sparsame Blutung unterhält man durch öfteres Abwischen der Wundfläche mittelst eines durch warmes Wasser getränkten Schwammcs. Dabei melkt man zur weitern Beförderung der Zertheiluug das Euter öfters aus und feuchtet es mit einer Auflösung von Pottasche fleissig an.—
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Mil.-lKlniscn-KntzumliiiiL' — Milchdriiscn-Fistcl.
Seer empfiehlt statt der letztern, unverdünnten Salmiakgeist in die Wunde zu gicsseu und erst nach '/i Stunde das auf dem Rücken gelegene Thier loszu­lassen, und die am andern Tage schwärzliche aber feuchte Wunde mit Basi-licumsalbe oder Lorbeeröl zu bestreichen, worauf am 5. — 6. Tage brandige Massen aus der Wunde abgestossen werden, wornach in der Regel eine gesunde Eiterung folgt. — Lafosse emfielilt nach eingetretenem Brande die Exstirpa-tion, zu welchem Zwecke man einen Kreuz - oder auch einen Kreisschnitt in die Haut macht und dann mit einem Zeigefinger die Drüse ablöst, die Bauch­venen unterbindet, die Wundflächo mit Rabcl's Wasser oder mit salzsaurem Eisenoxyd ätzt und einen Wergbauschen mit derselben Flüssigkeit getränkt auf diese mittelst eines Heftes befestigt. Innerlich giebt man tonische und erregende Mittel, bei grosser Schwäche auch Brod mit Salz und Wein, und wenn die Wunde stark eitert — Hafer.
Bei Verhärtungen und Milchknoten dienen, nächst dem zeitweili­gen Gebrauche von Abführmitteln, besonders Campherseifc, flüchtiges Liniment, äusserlicher Lebensbalsam, Thier-und Dippels-Oel, Breiumschläge mit Cicute und Seife, Waschungen mit Auflösungen der Pottasche, Mercnrialsalbe, und zwar allein oder mit Pottasche, oder bei noch grosser Schmerzhaftigkeit mit Belladonnaextract etc., ja sogar bei grösserem Widerstand die Cantharidensalbe. Erstgenannte Mittel und die Jod- und Jodquecksilber-Salbe auch beim Flei­schigwerden des Euters.
Wer bei Verschliessung der Ausführung sgänge in Folge von Entzündung durch Aufstossen mit dem Troibar, durch Aufsclinciden mit dem Messer, durch Einbringung eines Blcidrahtes, oder einer Sonde, einer Canülc u, dgl. Wegsamkeit wieder herbeizu­führen wähnt, der irrt sich; gewöhnlich ist das Leiden incurabel.
Nr, 543. Die Milchdrüsen-Fistel,
welche in Folge einer Verwundung oder eines Abscesses der Milchdrüse, der nicht in den Milchcanal sich entleert, entsteht, wodurch Milch aus der Fistel­öffnung mit callös werdendem, oder üppig granulirendem, aber nicht verheilen­dem Rande fort und fort, mit Eiter vermengt, ausläuft, verlangt sorgfältige Reinigung durch Ausspritzen, sowie warme Breiumschläge zur Bethätigung der Granulation im Innern, oder bei jauchiger Eiterabsonderung die Anwendung aromatischer und selbst der caustischen Mittel (Lapis infernalis, Brenneisen). Mehre Oeffnungen vereinigt man vorher durch das Messer in wenigere, oder wo möglich in eine einzige. Wo aber Fistelgänge in der Tiefe des Euters grösscre Zerstörungen bewirkt haben, oder die Drüsensubstanz krebsartig ver­ändert ist, muss nach den vorliegenden Umständen ein Thcil oder die ganze Drüse durch die Operation entfernt werden, um einem schlimmem Allgemein-leiden vorzubeugen.
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Milchdrüscn-Fliiss — Milchdrüsen-Krebs.
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Milchdrüscn-Flus s, Maslorrheuma, vide Milchdr üsen-Ent-zün dung.
Nr. 544. Milchdrüsen - Erebs
beginnt an einem oder aueb an mehren Puncten zugleich als kleines hartes Knötchen, das unschmerzbaft ist, nur allmählig wächst, nach und nach aber auch andere neben sich entwickeln lässt, wodurch die Drüsenmasse ein derbe­res Gefühl erhält. Damit ist eine Mebrcntwickelung der von der Geschwulst abhängigen Venen aussen bemerkbar.
Endlich, aber immer nach längerer Zeit, bemerkt man auch ein schnel­leres Wachsen, vermehrte Wärme, gleichmiissigere Geschwulst, grosse Em­pfindlichkeit, Darnach aber unglcichmässige Verhärtung und zunehmendes Wachsthum.
Im günstigen Falle tritt förmliche Verknorpelung oder Kalkhärte in die­ser Geschwulst mit der Zeit ein, oder nur gewöhnliche Erweichung an ein­zelnen Puncten mit wiederkehrender Hitze, dunkler Röthung, Bildung von flachen blaurothen Blasen, Schmcrzensäusserungen. und endlich entleert sich aus der Entartung eine dünne, schmutzige, stinkende Jauche (offener Krebs); an den offenen Stellen stülpen sich die Ränder um und aus der Tiefe wuchern dunkelrothe, leicht blutende Fleichwärzchen, und das dazu getretene Fieber nimmt gern den Character des Zebrfiehers an, und in diesem Falle nimmt der Kräfte- und Masseverfall bald überhand und der Tod tritt ein.
Sedionsdata. Mit Hilfe des Microscops findet man in der Geschwulst das netzartige Gewebe vor, in welchem weiche Substanz eingebettet ist.
Aeliologie. Hündinnen haben eine besondere Anlage zu diesen bös­artigen Geschwülsten, doch sind sie auch bei Stuten bemerkt worden. Eine mechanische Gewalt, wie die Ansteckung sind zuweilen die Weckungsmittel. Die häufige und gewöhnlich fruchtlose Erregung der Gcschlcchtstheile durch die Brunst wird ferner auch beschuldigt, jedoch macht sich bisweilen auch die Krebsdyscrasio allein geltend.
Die Prognose ist wie bei allen Krebsen nicht sonderlich günstig, beson­ders wenn Erweichung schon eingetreten ist.
Behandhinff. Die Ausrottung der Krebsgeschwulst mit dem Messer ist vorzugsweise zu empfehlen., Kann diess nicht geschehen, so sind an die sehr gereizte und schmerzhafte Geschwulst bei Hündinnen 6—10 Blutegel zu setzen und mit Belladonna- oder Schierlingsdecoct zu waschen, und überhaupt inner­lich der Arseniji reap, die Fowlcr'sche Arseniksolution und Thierkohle, neben­bei bittere Mittel, insbesondere China zu verabreichen, bei dem Gebrauche milder und nicht üppiger Nahrung. Beim offenen Krebs iirtlich eine Arsenik­auflösung, das Cosme'sche Pulver.
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1T6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Milchilriisen-Rheumatismus — Milchdrüsen-Steine.
M i 1 c h (1 r ii s e n - R h o u m a t i s m u s 1
\ vide Milchdrüsenentzündung. J\l i l e h d r ü s c n - It o t h 1 a u fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;}
Nr. 646. Milehdrüsen-Steino
sind einige Male beobachtet worden. Nachdem schon Kychncr derselben im Jahre 1829 gedacht bat, so berichtet WM im Archiv der Pharmacie, Septem­ber 1884, dass ein erbsengrosses und mehre hirsekorngrosse Coneremcnte in der Milchcisterno einer Ziege gefunden worden sind. Sie waren weiss, fett-glänzend, wie Stearintropfen, sehr cohiirent, schwer zu schaben, im Innern von porcellanartigcm, nicht crystallinisclicm Gefiigo, mit einem matten Kerne, in dessen Mitte eine kleine Höhle. Andere haben welche von der Grosse einer Bohne gefunden.
Unorganische Ucstandthcilc 400/o, hauptsiiehlich phosphorsaurer Kalk mit wenig phosphorsaurer Talkerde, Spuren von Eisen, Chlor und Schwe­felsäure.
Organise he Ucstaudtheilc 6O0/o, Proteinverbindungen, hauptsiieh­lich Thierfibrin, etwas Albumin und wahrscheinlich auch Casein, ferner in Aether lösliches Fett. Jene Höhlung lasse sclüiessen, dass der Stein sich aus einem Exsudate im Innern der Drüse gebildet habe.
Aus der Kenntnissnahme dieser Bestandthcile ist der Schluss gezogen worden, dass gewisse Nahrungsmittel, insbesondere Klee wie andere Legumino­sen, die besonders viel jener Erden besitzen, dass ferner auch manches Trink­wasser dazu Veranlassung geben.
Auch Bauer in Schmalkaldcn giebt davon einen Bericht von einer Ziege in Repertorium XV, 305.
Und Fürstenberg in Eldena., der sie in wahre, falsche und in Concre-mente unterscheidet, giebt in Magazin XXI, S. 420—473 eine ganz ausführ­liche Abhandlung über selbige, zuerst eine Krankheitsgcschichte über Steige in dem Milchgange dos Euters einer Kuh, von W. Smith zu Norwich, ans dem Veterinarian, XX11 S. 4.SO:
Symptome, Das Tbier war unruhig, wechselte häufig seine Stellung, da der an der linken Seite gelegene Theil des Euters geschwollen und von zu­rückgehaltener Milch gespannt war. Die Zitze angeschwollen und sehr em­pfindlich. Die äussere Mündung des Milchcanals war von normaler Beschaf­fenheit, demungeachtet gelang es nicht, auch nur einen Tropfen Milch aus dem Sinus zu entfernen. Bei genauerer Untersuchung wurde an der Basis des Sinus ein bisher unbemerkt gebliebener harter Körper wahrgenommen, der bis unge­fähr 3/4 Zoll von der iiussern Mündung des Zitzencanals herabgesehoben wer­den konnte, aber trotz allen Drückens weiter nicht.
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Milclidriiscn-Sleiiie — Alilchdniscii-Verlelzungcii.
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Zur chirurgischen Entfernung wurde dieser Körper d, i. Steiu bis zur Mitte der Zitze wieder aufwärts geschoben, fest zwischen Daumen und Zeige­finger der linken Hand gedrückt und sodann ein verticaler Schnitt von solcher Grosse an der äussern Seite der Zitze gemacht, dass das Ilindurcngleilen des Steines Statt haben konnte. Nachdem diess erfolgt war, folgte ein stark an­haltender Strom von Milch nach. Nach vollständiger Entleerung wurden die Wundränder einander genähert und die ganze Zitze mit Streifen von Heft­pflaster umgeben, worauf die Heilung per primam intentionem vor sich ging.
Statt des Heftpflasters empfiehlt Fürstenberg einen Kaulschuck-Finger-ling der Art anzubringen, dass man ihn auf seinen freien Eand aufrollt, wo­durch die innere Fläche nach ausseu kommt, und dieses Aufrollen soweit fort­zusetzen, bis das untere geschlossene Ende frei zu Tage liegt und die Spitze der Zitze eingebracht werden kann. Sobald diess geschehen, wird der aufge­rollte Fiugerliug durch Zurückstreichen auf die Zitze gefördert.
Uebrigens wird zuweilen ein solches Steiuchcn aus der Oeffnung der Zitze beim Melken mit herausgedrückt.
War aber die Operation nothwendig, so ist jedenfalls ein sehr schonen­des Verfahren beim Melken zu beobachten.
Nr. 546. Die Milchdrüsen - Ueberernährung
wird, wenn sie beim Melkvieh als selbstständige Erscheinung hervortritt, wol kaum ein ärztliches Eingreifen erfordern; die von Entzündung abhängige Form dagegen, insbesondere das Fleischeuter, wird unter dieser Rubrik in Be­tracht kommen, und bei den Thieren, wo die Ueberernährung wenigstens einen erheblichen Schönheitsfehler bedingt, werden die allgemeinen Hcilungsgesetze dagegen in Anspruch genommen werden.
Mil chdr üsen-Vcvdieh lung (Fleischigwerden des Euters) und Ver­härtung vide Milchdrüsen-Entzündung.
Nr. 547. Milchdrüsen - Verletzungen
können von mannigfacher Art seyn, als abhängig von Slössen, Tritten, Stichen, und sind besonders letztere zu fürchten, wenn Milchcanäle verletzt werden, indem diese nun gewöhnlich verwachsen, oder bei milchenden Thieren die Milch zum Ausfluss kommt, und nun gern Eiterung und Eistelbildung eintritt. Bei stärker eintretender Entzündung und Schmefzliaftigkeit wird auch das Säugen gewehrt.
Behandlung. Bald werden Waschungen mit kaltem Wasser allein, bald mit etwas Branntwein oder einer kleinen Menge Arnicatinctur, bald auch die unter Milchdrüsenentzündung erwähnten mehr eingreifenden entzündungswidri-
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Milcluirüscn-Vcrlel/.iingcii — Milclifelilcr.
gen Mittel, bei tieferen Wunden aber oftmals zugleich die Anlegung der Naht in der umkleidenden Haut Heiluug herbeiführen.
Wo die Wunde aber zur Vereinigung mittelst der Naht nicht geeignet ist, soll man sie, nach Hertwig, mit lleftpflasterstreifen zu vereinigen suchen, oder wo auch diess nicht angeht, so kann man das Collodium in Anwendung bringen oder nach Fiirstenberg den unter „Milchdrüsensteinenquot; empfohlenen Kautschuck - Fingerling; oder man kann auch bei Substanzverlust die ganze Wunde mit einem Linimente aus gleichen Thcilen Eiweiss und fein pulveri-sirtem Alaun 2 — 3 Linien dick bestreichen, wodurch sehr bald eine gleich-massig feste Decke gebildet und zugleich auf die Wunde zusammenziehend ge­wirkt wird, so dass das Aussickern der Milch verhindert, die Einwirkung der Luft abgehalten und so die eintretende Entzündung gemindert wird. Fällt die vertrocknete Schicht innerhalb eines Tags ab, so wird seine Anwendung wiederholt, bis sich Eiterung zeigt, wobei nun durch die entstehende Granu­lation das Aussickern der Milch behindert und die Heilung herbeigeführt wird. Sollte jedoch an einzelnen Stellen dieses Aussickern noch fortdauern, oder die Behandlung erst in dem Zeitpuncte eingeleitet werden, so kann mau auch hier wieder das Collodium versuchen; wenn aber die Heilung nicht gelingt, so ätzt oder brennt man diese Stellen, um einen festen Schorf zu erzeugen. Ist aber die trübe Aussicht zugegen, dass sich eine Milchfistel ausbilden wird, indem fort und fort Milch abtröpfelt, so soll mau nach Haubuer in den betreffenden Milchcanal den Salmiakgeist einspritzen: Soviel Liqu. Ammon. caust. und Was­ser ana, als eine Wundspritze fasst, genügen, ein Eutcrviertel zu veröden.
Milchdrüsen-Verstopfung vide Zitzenverschliessung.
Nr. 548.
Milchdrüsen - Wassersucht
beobachtete Gurlt bei einer sechsjährigen Hündin, die schon einige Male ge­boren hatte, und als sie wieder brünstig geworden, von der Begattung zurück­gehalten wurde. Es fanden sich endlich gegen 2 Pfd. Wasser in einem Theile der Milchdrüsen in grossen Fächern eingeschlossen, dadurch war aber die Drüsensubstanz ganz geschwunden.
Nr. 549.
Milchfehler
oder abartige physische Eigenschaften derselben finden sich mancherlei vor. In den ersten Tagen nach der Geburt, oder wenn das Mutterthier laxirende Stoffe genossen hat, wirkt sie abführend. Heftige Gemüthsaffecte, Krank­heiten und gewisse Arzneistoffe wirken ebenfalls auf die Milchsccretion und auf das Secret. Nahrungsmittel, die mit vielen Wassertheilen geschwängert
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Milclifeliler.
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sind, liefern viele, aber wässrige d. i. an Rahm und Käse arme Milch; An­strengungen und Krankheiten machen desgleichen die Milch w äs s rig er. Un­terdrückt ist die Milchsecretion bei heftigen Allgemeinleiden, entkräf­tenden Anstrengungen, Futtermangel, wie hei bedeutender Entzündung des Euters, bei eingetretenen Veränderungen in der Organisation desselben, und nach dem Verkablen. Oft findet man selbst gar keine genügende Ursache da­für. Den M ilchfl us s erörtert der nachfolgende Artikel. Einen besondern Geschmack gewinnt sie durch denGenuss des Knoblauchs und der Zwiebeln, überhaupt aller Arten der Gattung Allium, ferner des Terpentinöls, Asants, Rainfarns, des Thlaspi arvense, des Senfs, Amarillenkrautes, Wermuthes, der Aloë, des Tausendgüldenkrautes, der Gänscdisteln, oder in Folge eines Leber­leidens mit verhinderter Ab- und Ausscheidung der Galle; einen ranzigen Ge­schmack erhält sie besonders durch Genuss von Leinkuchen und Oel; von dem Samen der Salsola Soda erhält sie besonders einen salzigen Geschmack; die Liebstöckelpflanze, die von Kühen sehr begierig gefressen wird, ertheilt dem Fleische und der Milch einen bockigen Geschmack. Ein besonderer G e-ruch wird derselben mitgetheilt durch den Genuss des Knoblauchs, des Ter­pentinöls, Camphers, der Chamillen, des Calmus, der Liebstöckel und des Meer­grases ; die Milch von dunkelhaarigen Ziegen besitzt zuweilen einen starken Bocksgeruch. Durch den Genuss der Spitzen der grünen Erbsen und der Menthenarten erhält sie eine grüne Farbe, durch den Genuss der Mohrrüben, des Safrans, der Rhabarber wird sie gelblich, durch Färberröthe und Opuntia und durch die Galiumarten wird sie roth gefärbt, oder sie erscheint selbst blutig bei Congestionen nach dem Euter; sie hat nach dem Genüsse der ge­meinen Esparsette, der Ochenzunge, des Scliachtelhalras, des Sumpfvergissmein-nicht, des Bingelkrautes, der Hyacinthen, des Knöterich eine bläuliche Farbe; oder es erzeugen sich in ihr bläuliche Flecke oder Inseln, oder sie nimmt während des Rahmens eine blaue Farbe an (vide den besonderen Artikel: Blaue Milch.) Sie ist zähe bei catarrhalischen Krankheiten; die sauere Milch (vide diesen Artikel) gerinnt schnell.
Das Nichtbuttern des Rahms, das sich gewöhnlich schon durch eine sehr dürftige Röthung des Lackmuspapiers zu erkennen giebt, wird da­durch ausgeglichen, dass man einen sehr geringen Zusatz von Salzsäure, oder in Ermangelung dieser von Essig macht, und innerlich eine Mischung von Enzian- und Belladonnawurzel, quot;Wermuthkraut und rohen Alaun giebt. Meyer weiset im Magazin XVII, 169 nach, dass das Uebel bald durch Säuren, bald durch Alkalien beseitigt wird. Vorzüglich hat ihm aber der Brechweinstein zu 4 — 6 Drachmen in 2 Tagen, auf 4 Gaben sich nützlich erwiesen, Ist der Kahm zum Buttern schon zu alt geworden, so dass selbst das Erhitzen nichts mehr fruchtet, so soll man, nach Hermbstädt, zu 2 Pfd. Rahm 1 Loth koh­lensaures Natron setzen, um Butter zu gewinnen.
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.Milditicbei' — Milchfluss.
Nr. 550. Milehfieber
fälschlich für Kalbefieber. Wird die Milcbversetzung constatirt, so wird
Fieber ein Symptom derselben seyn.
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Nr. 551. Der Milchfluss, Gtalactozemia,
zeigt sich unter mannigfach verschiedenen Verhältnissen:
I.nbsp; Männliche ïhiere, namentlich Ziegenböcke, zeigen eine bedeutende Turgescenz in den Brustdrüsen und Milchabsonderung. Oder es kann diese doch durch fortdauerndes Melken hervorgerufen und unterhalten werden.
Auch von t'iiicm jungt1raquo; Manne ist es bekannt, dass er tiiglicli einige Unzen Milch verlor. Sie sclnneckle sehr süss, und es konnte aus derselben Butter and Käse darge­stellt werden.
II.nbsp; Weibliche Thiere, die noch nicht trächtig sind, oder es noch nie ge­wesen, sogar Säuglinge zeigen in einzelnen Fällen wol auch Geschwulst des Euters und Milchabsonderung, die durch Melken Constanz erhält (Magazin XV, 322, Magazin-Supplement XXII, 142. Gurlts Nachträge zur pathol. Ana­tomie S. 104. Repertorium XVI S. 137 und XVIII, S. 1CG und 202.)
III.nbsp; Oft schwillt mehre Tage vor der Geburt das Euter im Ganzen be­trächtlich an, die Geschwulst nimmt aber den Fingercindruck an und die Zitzen scheinen wie in dieselben hineingedrückt. Hitze, Rüthe und Schmerz sind nicht vorstechend. Beim Melken fliesst reichliche Milch aus (Magazin XVII, 106.)
IV.nbsp; Bei säugenden Thieren sowol, wie bei solchen, von denen die Jungen abgesetzt worden sind, findet zuweilen eine übermässige Milchproduction statt, sodass sogar ausserhalb der Mclkzcit hin und wieder spontane Entleerung ein­tritt. Das Secret weicht seiner Qualität nach nicht von der Norm ab, oder es ist wässeriger, arm an Käsestoff, oft aber reich an Eiweiss.
Actiologie. Schwächliche, zarte Individuen sind besonders dazu geneigt. Fenchel und 'Wasscrfencliel, Anis, Dill, Kümmelsamen, die Bibernellwurzel, das Schafgarbenkraut, die weissc Diptamwurzel, der Sulphuraurat haben specilisohe Wirkungen auf die Milchdrüsen. Oefterer aber werden schon die Futterstuffe, die ihren chemischen Bestandtheilcn nach denen der Milch zumeist entsprechen und leicht assimilirbar sind, die grössere Production bewirken,
Prognose. Solche Thicrc kommen gewühnlich in der Ernährung sehr zurück, ja es bilden sich Lungentuberkcln und Zehriieber aus. Auch bei einer dreijährigen nicht trächtigen Stute beobachtete Mayer (Magazin VI, 390), dass sie nach überstandener Influenza soviel Milch absonderte, wie eine säugende Stute. Es bildete sich aber Abmagerung und der Rotz aus, und hei] der
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Milclifluss — Blilclrvcrsiechcn.
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Section wurde die grösste Entartung des ganzen Lymphdrüsens/stems wahr­genommen.
Behandlung. Sollte sich diese hin und wieder nöthig machen, so dürften Doppelsalz, Aloë, Sabina und andere harntreibende Mitlei, die Meisterworzel, die Arnicablumen, die Sellerieblättcr, das Kraut der Veilhsbohnen und der Kartoffeln, der Gehrauch des Essigs, örtlich das Campheröi oder Campherlini-ment, der Campherspirirus, Waschungen mit Branntwein oder mit warmem rothem Weine, Einreibungen mit Althüensalhe, ganz besonders aber reichliche Einreibungen erwärmten Irisch ausgepressten Hanföles empfehlcnswerth seyn.
Milchknoten vide Milchdrüsen-Entzündung.
Nr. 552. Milchsta ar
wird der graue Staar in seinem Beginnen benannt, wobei sich nur eine milch-weisse Trübung der betreffenden Theilc bemerkbar macht. Milchsteine = Milchdrüsensteine.
Nr. 553. Milchversetzung,
vulgo Milchfieber, wird die Krankheitsform genannt, welche nach der Angabe einzelner Beobachter entsteht, wenn die Milch-Sc- oder Excretion bei Gebäree­den oder vor Kurzem Geborenhabenden durch gewisse widrige Einflüsse ge­stört und so eine Metastase auf andere Theile bewirkt wird. Es ist meines Wissens nicht genügend dargethau worden, ob die milchige Flüssigkeit, welche man hie und da in Folge jener vermeintlichen Metastasen resp. der dadurch hervorgerufenen entzündlichen oder scheinbar nervösen Krankheiten bemerkt hat, genügend microscopisch und chemisch untersucht, d. h. ob die Auffindung von Milchkügelchen, Käsestoff, Milchzucker und Fcttöl als Resultat solcher Un­tersuchungen herausgestellt worden ist. Nur durch solche Erörterungen können wir erst, wie beider Eiter-, Gallen- und Ilarnversetzung, die Realität der Milch­versetzung anerkennen,
Als Heilmittel würden sich öfteres Melken und Anlegen des jungen Thieres und andere ableitende Mittel vorerst notlr.vcndig machen, denen, wenn die krankhafte Affection gewichen ist, die sogenannten niilclunachcndcn Mittel, als Kümmel, Fenchel, Anis etc. folgen würden, um den richtigen Weg der Milchsecretion wieder einzuleiten.
Nr. 554.
Das Milchversiechen,
oder die wesentliche Verminderung oder das gänzliche Darniederlicgen der
Milchabsonderung, geschieht, wenn die Thätigkeit der Milchdrüsen nicht in
Falke, Krukb. d. Utuath.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
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Milcliversiechcn — Milz-Blutfluss.
Anspruch genommen wird mittelst Sftugens oder Ausmclkcns, oder wenn das Melkvieh dem liülieru und Endpunote der Trächtigkeit sich nähert, oder Fett­sucht mehr Überhand nimmt, oder wenn lieberhafte und entkräftende Krank­heiten und gewisse Krankheiten des Euters insbesondere sicli geltend machen, oder kümmerliche Nahrung oder anstrengende Arbeiten dem Melkvieh fort­gesetzt zu Theil wird. Ausserdem wirken manche Mittel speeifisch auf Unter­drückung der Miichsccrction, wie Waschungen des Euters mit Branntwein oder Campherspiritus, mit Goulard'schem Wasser, angeblich auch Einreibungen von Althacnsalbc. Einen schnellern Erfolg noch soll bei Kühen das Eingeben von Essig oder Syruj) haben. Auch werden die Sellerieblätter, das Stroh von Hül-seufrücbtcn, die Blätter von Veithsbobnen, das Kartoffelkraut, die Arnicahlu-men, die Meisterwurzel und überhaupt die harntreibenden Mittel dessen be­schuldigt.
Die sogenannten milchmachenden Mittel, als die bitteren Arzneien, indem sie die Verdauung beleben, der Leinsamen und die Leinkuchen, aller Schrot von Malz, die Runkelrüben, die Luzerne, Fenchel und Wasserfenchel, Anis-, Dill- und Kümmel samen, die Biberneilwurzel, das Schafgarbenkraut, die weisse Diptamwurzel werden sich, insbesondere mit den Antimonialien, unter Umstän­den eben so geltend machen, als in anderen Fällen die entzündungswidrigen und resorbirenden Mittel.
Nr. 555. Milzberstung macht sich anfangs durch Colikzufälle, bald aber durch die Symptome der Innern Verblutung bemerkbar. Sie trägt somit die höchste Gefahr der Milz­verletzungen in sich.
Nr. 55G. Milz-Blutfluss
in das eigene Gewebe gab sich, nach Magazin XIV, S. 283, durch folgende Erscheinungen bei einer neunjährigen Kuh kund, die von dem lliu-terrade eines Arbeitswagens, der von einer 8 —10 Fuss hohen Lehne herab gerollt war, zu Boden geworfen wurde. Das Thier blieb vielleicht eine Minute liegen und erhob sich dann ohne fremde Beihilfe. Der niederwer­fende Stoss war auf die falschen Rippen der linken Seite getroffen, aber eine genaue Untersuchung ergab, dass keiner dieser Knochen gebrochen war. Vorsorglich wurde aber circa 6 Pfd. Blut entzogen, und da Athmungs-beschwerden eintraten und heftiger, zeilweise von krampfhaften Zusammen­ziehungen der hinteren Brust- und vorderen Bauchpartieen, Schluchzen unter­brochen wurden, ja endlich Erstickungszufälle eintraten, so wurde noch ein ebenso starker Aderlass vorgenommen. Das Blut floss gut, die Athmungsbe-schwerden Hessen zwar während des Aderlasses nach, das Schluchzen aber
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Milz-BlutflHss — Milzbrand.
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blieb gleich häufig, und jene kehrten auch bald wieder. Deshalb erhielt das Thier auch entziindungswidrige Modicin.
Am andern Morgen war das Schluchzen weniger häufig, kehrte aber be­sonders nach dem Pliuunterschlingon fester wie flüssiger Stoße wieder. Puls 70, klein und weich. Koth- und Urinabsatz waren einige Male erfolgt.
Am Abend des zweiten Tages trat, nachdem Patient zwei Stunden vor­her circa 10 Pfd. gestampfter Runkelrüben gefressen und mehre Ruminationen vorüber gegangen waren, wieder vermehrtes Schluchzen und grosse, an Tob­sucht grenzende Unruhe ein. Dabei wurde der Puls voll und hart, der Spie­gel und die Hörner liciss, die Augenhäute injlcirt und das Thier stiess ein von häufigem Schluchzen unterbrochenes Gebrüll aus. Deshalb ein neuer Aderlass von 6 Pfd.
Die Nacht verging ruhig, am Morgen zeigte sich Appetit, der aber nicht befriedigt wurde, darauf trat grosse Unruhe ein, und das Thier verendete, während es mit den Vorderfüssen in der Krippe stand.
Die alsbald vorgenommene Section zeigte an der Verletztungsstelle eine nur sehr geringe Blutinfiltration, in der geöffneten Bauchhöhle keine Spur von einer Entzündung, Magen und Leber unverletzt, ebenso das Zwerchfell. Dagegen war die Milz bei drei Fuss lang, einen Fuss breit und fast ebenso dick, fest und hart. Der seröse Ueberzug wie die eigene fibröse Haut zeigten keine Spur einer Entzündung; dagegen fanden sich beim Einschneiden in die Substanz grosse Fladen reinen coagulirten Blutes, die körnige Beschaffenheit des Parenchyms war gar nicht mehr zu erkennen.
Nr. 667. Milzbr and ist eine symptomatische Bezeichnung für diejenige Krankheitsform resp. mannigfachen Va­rietäten der Typhusfamilie, welche nächst ihrem in der Kegel sehr schnellen Verlaufe durch Bildung eines krankhaften Productes, nämlich einer gelben Sülze in rerschiedenen inneren Körperthoilen, oder auch im Unterhautzellgeirebe sich characlerisirt. Keineswegs ist aber die Milz jedesmal sichtbar verändert, am allerwenigsten brandig, obschon nicht widersprochen werden kann, dass sie als ein Thell des Pfortadersystems, als der Ställe der Krankheitsentwickelung, für die Bildung dieses Leidens mitwirkend sevn mag. Das von milzbramlkrankeii fbieren aber genommene und in den Cadavern gefundene Blut zeigt im Ganzen das eines, so zu sagen, hoclipotenzirten Pfortadorblutes, denn es Ist Iheerartig und schwarz und mit Kohlenstoff überladen, daher auch die Bezeichnung Anthrax, ('h'ihyn'i, ganz am Platze ist.
Weil aber die oder jene Ursachen langsamer oder stürmischer auf die betreffenden Individuen eingewirkt haben und die Individualitäten selbst luichsl verschiedenartige sind, und nach der Eigenarligkeil dieser äusseren und inneren Ursachen und auch nach der Charactereigenlhiimlichkeit der Tjplien Oberhaupt bald die, bald jene Organe vorzugsweise ergriffen werden, so können auch die Symptome des Milzbrandes nicht immer dieselben seyn, vielmehr lauchl er in mancherlei üeslaltcu auf.
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181nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Milzbrand.
Hinsichtlich seines Verlaufes können wir zwei verschiedene Arten des Milzbrandes, resp. bei Schafen der sogenannten Blutseuche, unterscheiden, nämlicli die Milzbrand-Apoplexie und das Mikbramlliubcr.
1) Die Milzbrand-Apoplexie,
Symptome. Plötzlich werden einzelne Thicrc, oft die kräftigsten eines Haufens, mügen sie sich auf der Weide, bei der Arbeit, oder im Stalle befin­den, von Zittern und Schwindel befallen, und indem sie zu Boden stürzen und vielleicht Blut aus Maul und Nase dringt, verenden sie plötzlich unter Zuckungen. Oder die Krankheit verläuft um Weniges langsamer unter den anfänglichen Zufällen von Betäubung oder Tobsucht, stieren, blutgetränkten Augen, Zuckun­gen u. dgl.
2) Das Milzbrand-Fieber.
Die mehresten Fälle zeigen einen fieberhaften Verlauf. Nachdem näm­lich vielleicht schon Eingenommenheit des Kopfes oder Theilnahmlosigkeit für die äussere Umgebung, gelbliche Färbung der Schleimhäute, Zungcnbeleg, Stö­rungen im Verdauungsleben etc. vorangegangen sind, wird Fieberfrost eintre­ten, dem grosse Hitze der Haut folgt, die aber öfters wieder mit Kälte der Endthcilc wechselt; das Athmen ist beschleunigt und mit dem Ausdrucke der Beängstigung verbunden, daher auch die Bauchmuskeln in grössercr Thätigkeit sind. Der Puls ist mehr unterdrückt, unrhythmisch, es findet ferner retardirte Kothcntleerung oder der Absatz eines trockenen, festen, klein geballten, dunkel­gefärbten , selbst mit Blute untermischten Kothcs statt. Versiecht die Milch nicht plötzlich, so zeigt sie gern eine gelbliche Färbung,
Steigert sich während des Verlaufes des Milzbrandfiebers die Blutver­änderung bis zur Zersetzung, oder werden Organe durch die Heftigkeit der Zufälle zerrüttet oder Functioned übermässig gesteigert oder erdrückt, so kann die Krankheit unmittelbar den Ausgang in den Tod nehmen. Besteht aber die ISatur siegreich ihren Kampf, so tritt gewöhnlich ein ergiebiger Durchfall oder die Absonderung eines reiclilicheu, dunkelgefärbten Harnes ein. Oder das Fieber macht sich in mancherlei Varietäten durch gewisse örtliche Er­scheinungen weiter bemerkbar. Diese sind namentlich
a) der Zungenanthrax, vulgo Zungenkrebs. Es ist die besondere Varietät des Milzbrandes beim Rindvieh, welche sich anfangs durch eine oder einige bohnen- bis cigrosse weisslichc Pusteln in der Mundhöhle, gewöhnlich auf der Zunge, zu erkennen giebt. Ehe dieselben als solche hervortreten, soll man, nach Ribbe, öfters eine Verhärtung von ziemlich dichtem Gewebe wahrnehmen. Die Pusteln aber werden bald brandig, daher blau oder schwärz­lich und sind mit Jauche gefüllt, die zerstörend auf die Umgebung wirkt, so dass ganze Stücken ausfallen. Fieber soll gewöhnlich erst mit dem Ausbruche der Blasen bemerkbar werden, es nimmt aber bald den typhösen Character an,
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Milzbrand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;485
und führt gern, oft schon am andern Tage den Tod herbei, wenn der Puls klein und sehr beschleunigt, das Athmen beschwerlich, der Bück stier, der Schweiss kalt wird.
Auch gutartigere Seuchen der Art sollen vorgekommen seyn. So erzählt Hering, dass in dem heissen Sommer 1822 in der Muiulliöhle, besonders auf der Zunge rothe Piauten entstanden, die in kleine Blattern übergingen und bald aufbrachen, wonach sich ein flacher Grund und bleicher Rand zeigte. Nur in einzelnen Füllen waren die Pusteln dunkel, der Inhalt jauchig, der abgesonderte Schleim übelriechend. Doch gab immer das Aufkratzen der Pusteln und das Auswaschen der Mundhöhle mit einer Auflösung von Koch­salz in einer Brühe von aromatischen Pflanzen, oder mit Essig, oder das Be­streichen der geöffneten Pusteln mit Kupferhonig oder einer Kupfervitrioliiuf-lösung ein befriedigendes therapeutisches Resultat.
Audi bei Pferden soll hin und wieder dieser Zungenanthrax, und zwar mit dieser geringern Intensität in den Erscheinungen, beobachtet worden seyn.
b) Das Rankkoi'n der Schweine ist jenem Zungenanthrax ganz identisch, nur dass sich gewöhnlich jene Blasenbildung am gefurchten Gaumen bemerkbar macht.
c)Die Milzbrand-Garbunkeln, Pustulae malignae, sind an verschiedenen Stellen der Körperoberfliiche aufwuchernde heissc schmerzhafte Geschwülste von der Grosse einer Bohne oder Nuss, die gewöhnlich auch noch, selbst beträchtlich, wachsen, und eine besondere Neigung zur Brand- und Jauche-bildung haben, die selbst der Umgebung sich mittheilt, wodurch in höchstens 2—3 Tagen dem Leben ein Ende gemacht wird.
Dilaquo; siberischlaquo;; Beulensouche besteht desgl. in Erzeugung von Carbunkcln, wozu es aber auch oftmals nicht kommt, indem die ergriffenen Pferde und Rinder, selbst Menschen apoplectlsch himveggerafft neiden. Nach Rose's Reise nach dein Ural f837 soll sie bloss in den Steppen, nie aber im Gebirge vorkommen. Abartig soll sie sich aber da­durch vom Milzbrände zeigen, dass sie kein Conlagium bildet, dass die Cadaver nicht schneller als andere in Fäulniss übergehen und dass Heilungen oft bloss durch äusserliche, oder auch durch innerliche gelind anliphlogistischc Mittel bewirkt werden.
Bei Schweinen giebt sich die Carbunkel-Varietät der Art kund, dass am Halse da, wo innen die Mandeln oder Tonsillen liegen, eine oder mehre boh-nengrosse Beulen sich erheben („Kropfbrandbeuicnquot;) und die daselbst befind­lichen Borsten ein bleiches Aussehen erhalten, indess ein heftiges Fieber mit erschwertem, heissem Athem, Zahneknirschen und Zuckungen den baldigen tödtlichen Ausgang erwarten lassen.
Beim Pferde macht sich eine solche Milzbrandgeschwulst zuweilen vom Halse oder der Brust aus „Pestis anticardia,quot; bei den Schafen am Kopfe, bei Dammhirschen am Rosenstocke, übrigens an allen Orten bemerkbar, wo über-haupt Milzbrandgift eingewirkt hat.
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Milzbrand.
cl) Das Milzbrand-Ocdcm und Emphysem. Auch begrenzte, oder mehr oder weniger auf die Fläche hin sich ausdehnende wässrigo An-scliwcilungen, sowie Windgeschwttlste, „Bausch, rauschender Brand,quot; werden als Producte eines torpiden Milzbrandliebcrs gefunden, die in brandigen Zu­stand übergehen.
Wallrafl' in Chur beschreibt diese Form im Repertorium, XVII, 187 folgendermassen: Diese unter dem Namen „Koth oder Brandquot; bekannte, sehr verderbliche Krankheit herrscht in mehren unserer Alpen im Sommer enzoo-tisch, kommt aber auch in den übrigen Jahreszeiten vereinzelt vor. Sie be­fällt hauptsächlich junges '/, — 2 Jahre altes Rindvieh ohne Unterschied des Geschlechts und endet last immer in den Tod.
Der Eintritt der Krankheit ist im Verhältniss ihrer Gefährlichkeit und ihres schnellen Verlaufes mit nicht besonders hervorragenden und heftigen Symptomen begleitet; auch hat sie keine sicheren Vorboten, denn Einige wol­len zwar Mattigkeit und Schläfrigkeit vorangehen gesehen haben, sie ist aber auch schon oft nach lustigen, heiteren Bewegungen und Sprüngen schnell eut-staraden.
Das Purste, was man wahrnimmt, ist, wenn solche Geschwülste an den Extremitäten sich entwickeln, class Patient anfängt leicht zu hinken. Wenn man nachsieht, so findet man von der Krone bis über den Fessel oder vom Fusswurzelgelenk aufwärts eine unbedeutende, etwas wärmere und schmerzhafte Geschwulst, (viele KrongeschwürJ.
Da ein solches Thier im Uebrigen noch munter erscheint und auf der Weide noch fortgehl, so wird es gewöhnlich für eine äussere Verletzung angesehen.
Manchmal erscheinen auch diese Windgeschwülste zuerst an einer Hin­terbacke, am Mittelfleisch, auf dem Rücken, auf den Schultern, oder scitener, auf den Rippen.
Diese Geschwülste vergrössern sich bald schneller, bald langsamer, neh­men oft ungeheuere Dimensionen au, werden kalt, schmerzlos und geben beim Darüberdiücken mit der Hand ein knisterndes Geräusch von sich; der kranke Fuss wird jetzt nur noch nachgezogen. Schneidet man jetzt in die Geschwulst ein, so empiindet das Thier nichts mehr davon; Zellgewebe und Musculatur sind ganz schwarz, und ein stinkendes Gas und Jauche lässt sich ausdrücken.
Das Leiden ist mit einem typhösen Fieber begleitet, denn der Puls ist schnell, klein und schwach, Herzschlag leicht fühlbar, wird bald pochend, Flotz-maul trocken, Ohren und Hörner bald warm, bald kalt. Haben noch keine Krankheitsablagerungen auf innere wichtige Theile statt gefunden, so ist das Athmen noch ziemlich ruhig; Aufmerksamkeit und Bewusstseyn sind fast bis zu Ende vorhanden, der Bauch ist aufgetrieben, Darmausleerungen und Harn­ausscheidung sind unterdrückt; beim Herannahen des Todes gehen erstore dünnflüssig, schwarz und mit Blut vermengt, der Harn röthlich oder ebenfalls
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Milzbrand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 487
blutig ab. Zittern der Glieder uud Zuckungcu der Muskeln stellen sich zu­letzt ein.
Diese Varietät dauert einige bis höchstens 2-1 Stunden. Igt;as Sterben geschieht ohne Kampf, im höchsten Falle lassen die Thicre noch ein paar Schreie hören, zappeln einige Male mit den Füsseu und verenden.
Auch Hunde, Hausgeflügel und Fische werden, namentlich in Folge des Genusses von Abfällen Milzbrandkranker, von Anthrax nicht selten ergriffen.
Bei ersteren stellt sich bald nach dem Genüsse Abspannung undErbicchen und weiterhin trommelsüchtige Auftreibung des Hinterleibes, Starrheit und Angst im Auge und nach 2—3 Tagen Laxiren und Erschöpfung, oder Heilung ein. Ein Fall ist auch bekannt, wo Kopfgeschwulst und Brandblasen im Maule bemerkt worden sind.
Nach Prinz's Wuth der Hunde als Seuche, Leipzig 1832, starben in Leipzig 1829 viele Hunde in Folge atmosphärischer Einflüsse am Milzbrande, der sich anfänglich wie ein catarrhalischea Leiden äusserte.
Stirbt das ergriffene Hausgeflügel nicht plozlich an der Krankheit, so bemerkt man aufgehobene Fresslust, Traurigkeit, Sträuben der Federn, Zittern, Durchfall, Ausfluss einer zähen, schleimigen oder wässrigen Flüssigkeit aus dem Schnabel, zuweilen Hinken mit einem oder dem anderen Fusse, öfters Geschwulst eines oder des andern Auges oder auch, des ganzen Kopfes, braun-rothe Färbung und brandiges Absterben des Kammes und den Tod unter Con-vulsionen.
Bei Fischen treibt der Leib auf, sie vermögen nicht mehr zu schwim-nieu und der Tod tritt bald ein.
Menschen werden nicht selten und selbst tödtlieh vom Mizbramlgifl afficirt, wofür folgende Beispiele als Belege gellen mögen:
ï) In einem italienischen Dorfe wurden nach Costa (Omodél Annali, 1841 Agost c Sott.) etwa (10 Personen nach dem Genüsse des Fleisches einer an Milzbrand gefallenen Kuh mehr oder minder bedenklich krank; eine Frau starb bald unter Erbrechen, Schmer­zen im Leibe und in den unteren Extremitäten, ließigein Durste, [läufigem und sehr übelraquo; riechendem Stuhle. Es fanden sich bedeutende Ecchymosen unter der Magenschleimhaut und kleine isulirle Flecken im DQnndarme.
2)nbsp; Nach Turchetti (Omodei Annali, 1842, Hai.) brachen bei mehren Individuen, welche solches Fleisch gegessen hallen, kleine weissliche Tuberkeln im Gesichte, am Halse und an den Armen hervor, welche sich in Carbunkeln verwandelten, und nach Abslussung des brandigen Tliciles heilten.
Ein .Mann starb am Carbunkcl der Zunge und Lippen. Schwächliche Personen, Greise und Kinder wurden vorzugsweise von diesen Zufällen ergriffen, während mehre jüngere und robuste Leute fast keinen Nachlheil vom Genüsse desselbcii_Flcisches em­pfanden.
3)nbsp; Meyer im Rust'schen Mag., Bd. LX1, 157, und Albert in Uenke's Zeilschr, 1842,
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Milzbrand.
lieft 3, führen mehre Falle auf, wo gerade die Personen, welche mit dem Abledern von milzbrandigen Ulieren beschäftigt waren, nicht, aber diejenigen, welche deren Fleisch ge­gessen hallen, von der KranKlieil ergriffen wurden. Albert beobachtete einige Male, dass 7.war der Gcnuss des Fleisches sich unschädlich erwies, der Genuss der von demselben (und deinquot; Blute!) gewonnenen Würste aber den plölïlichsten Tod unter Erbrechen und Convulsionen, oder langsamer unter Erscheinungen des Faulfiebcrs zur Folge hatte.
#9632;1) Wicrus berichtet in Libr. IV, C. 30 de praestigiis daemoniacis, von den Folgen dieser Krankheit auf den Menschen: Caro pecorum reecns lacsorum et maetatorum coeta comestaqne nihil Inferebat incommodi, at jus carnis lethale potanti deprehensum est.
5)nbsp; Mag.-Siippl. XXI, S. 34 sagt von milzhrandkrankcn Schafen mit sehr acutem Verlaufe: Von dem Fleischgcnussc sind keine Nachtheile bekannt geworden, aber zwei Frauen, die beim Ausschneiden thälig waren, hatten die Pustula maligna am Arme be­kommen.
6)nbsp; In Casper's Vierteljahrsschrift für gerichtl. und öffentl. Mcdicin, Bd. VI, 1854, berichtet Uosenthal, dass eine 63jäliiige Frau an Pustula m. gestorben sey, die Fleisch von einem milzhiandkranken Rinde gekocht und nebst ihrer Tochter gegessen habe. Letztere war aber vor dem Kochen mit demselben in keine Berührung gekommen, fühlte aber gteichwol den Tag nach dein Genüsse liebclkeiten, Brechneigung, Kopfsclimcrz und Ab-goschlagcnheit. Nach erfolgter Wirkung eines Brechmittels stellten sich Eingenommenheit dos Kopfes, Schwindel, Leibschmerzen und grosse Angst, grosse Empfindlichkeit des Leibes gegen Druck und Geschwulst der Achsel- und Leistendrüsen ein. Sie genas aber unter einer entsprechenden Behandlung.
Aetiologie, Am häufigsten zeigt sich der Milzbrand bei Schweinen und Wiederkäuern, Hirsche und ReLo nicht ausgenommen, die Blutseuche mehr bei veredelten Raccn der Schafe, selten ist die Krankheit bei Pferden (Maga­zin XXI, 23G) und beim Hausgeflügel, bei Fischen, ganz besonders aber bei den Carniyoren,
Aeussere Schädlichkeiten sind feuchtwarme, schwüle, electricitäts-schwangere Witterung. Heisse Tage, die mit kühlen Nächten wechseln. Vie­ler Regen, wenn grosse Dürre vorausging. Blutwallungen durch Transporte oder Lagern zur Mittagszeit an unbeschatteten Orten. Eine heisse, dunstige, mit Kohlenwasserstoff und anderen schädlichen (Jasarten geschwängerte Atmos­phäre in überladenen Stallungen sowol, wie auf Weiden und in Horden, wo Sümpfe und Moore austrocknen, ferner ein lockerer, warmer, schwarzer, hu­musreicher, wie leichter und kalkhaltiger Boden, dessen Untergrund leicht durchlassend ist, wo also auch das Wachsthum der Pflanzen bald durch Hitze und Dürre leidet, durch eintretenden Regen aber auch wieder sehr regsam wird. Sodann Gyps und Mergel als Düngungsmittel (Mag. XV, 205—20G.) Das frühzeitige, nüchterne Austreiben und das späte Eintreiben, wo schädliche Dünste aus der Atmosphäre sich niederschlagen. Auch wenn die Schafe bei grosser Sommerhitze recht dicht an einander stehen, wobei sie die Köpfe ab­wärts neigen, wodurch die ausgeathmete Luft nicht entweichen kann, somit wieder eingeathmet wird. Besondere Nahrungsverhältnisse, als eine üppig
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Milzbrand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 489
nährende, erhitzende, schnell ins Blut übergehende, auch Vollblütigkeit und träge Verdauung erzeugende Fütterung, namentlich üppig gewachsenes quot;Wick-, Klee-, Luzerne-, und Esparsette-Futter, besonders nach vorausgegangener küm­merlicher Ernillirung auf trockenen, versengten Weiden. Durlaquo;h zu festes Auf­einanderliegen erhitztes, abgewelktes oder verschimmeltes, multriges und rao-ikriges Futter. Mangel an Getränken oder das aus stehenden Teichen ge­nossene und das mil fauligen Stoffen verunreinigte Wasser, desgl. Regenwasser, das die von befallenen I'flanzen abgewascheuen Pilze enthält etc. Gewöhnlich wirken mehre dieser Ursachen zusammen.
Die Ansteckung aber ist das intensivste Weckungsmittel, macht sich aber dem ungeachtet nicht immer und bei allen Thieren gleich intensiv geltend, obschon der Ansteckungsstoff sowol flüchtiger wie fixer Natur ist.
Es giebl. sehr milde Jlilzbrandfalte und SiMicIicn, Hie sehr intensive und höchst coi;-lagiosc, so dass seihst Menschen durch das Bcisammenschlafen mit solchen, die von Mili-brand ergriffen sind, oder durch Verunreinigung von deren Excielen, wie z. B, von dem Erbrochenen, noch angesteckt norden sind. Je weniger brandige Zerslünmgcnvorkom-men, um so geringer ist die Ansteckungsgefahr. Um so grosser ist dieselbe dagegen bei äusserst schwüler Sommerwitterung in südlichen Gegenden, ganz besonders in Wesl-indien, in niedrigen sumpfigen Gegenden; grosser wird sie ferner durch das enge Bci-sammenstehen kranker und gesunder Thiere im Stalle.
Besonders ist aber der Dunst noch warmer Cadaver als Infectionsmittel zu beschuldigen, obschon auch die modernden Ueberreste von Milzbrandkrauken auf Weiden u. dgl. Ansteckungen noch bewirkt haben. (Mag.-Suppl. XXI, 42 und 43.)
Diagnose. Sehr bald wird man, sollten auch die ersten Kranken in ihren Symptomen uns noch ungewiss lassen, auf das Vorhandenseyn des Milz­brandes schliessen können, wenn man auf die vorhandenen Schädlichkeiten Eücksicht nimmt, und die Gleichartigkeit der Fälle, das schnelle Aufeinander, den rapiden Verlauf, sowie die Sectionsdala berücksichtigt.
Die Prognose ist eine sehr Ungewisse und im Ganzen ungünstige, Sedion. Aus den natürlichen Oeffnungen dringt oft Blut oder blutiger Schaum hervor. Die Todenstarre tritt gar nicht, oder sehr unvollkommen, da­gegen bald Fäulnislaquo; ein. Der Cadaver wird bald deshalb sehr von Luft auf­getrieben. Bei Abnahme der Haut entleeren selbst ganz kleine Gefässc ein dunkles, schmieriges Blut, auch die innere Hautfläche ist vom Blute durch­drungen. Das Fett ist gelbsulzig. Diese gelbrothliche Sulzc findet sich auch im Zellgewebe, in der Gegend grosser Gefässc und der Lymphdrüsen. Das Fleisch ist mürbe, wie halb gekocht, von dunkler Farbe, ja hie und da, wo Carbnnkcln sich gebildet hatten, dunkelschwarz. In der Bauchhöhle findet man öfters mehr oder weniger gefärbte Flüssigkeit, den Vcrdauungscanal, Le­ber, Milz und andere Organe in der Bauch- und Brusthöhle durch dunkelrothe
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Milzbrand.
Flecke, gelbe Sülze etc. verändert, die Hirn - und Kückenmarksgefässe strotzend von Blute u. dgl. Veränderungen in der Masse und Ërgiessungen in ihre Höh­len. Nach den Varietäten aber insbesondere werden noch manche specielle Data sich herausstellen.
Das Blut seihst ist, w.e gesagt, dunkel, schmierig. Pellender und ßrauell haben dasselbe mlcroscopischen und microchemischen Untersuchungen unterworfen, die In Vir-chow's Archiv XI, 137 et sqq. mitgetheilt sind.
Pollender fand in der Art verändertem Uimlsblule 18 — 2:1 Stunden nach dem Tode die Blutflüssigkeit wasserhell, die Blutkörperchen bedeutend dunkler gefärbt, als im ge­sunden Zustande, zum Theil weniger elastisch und glatt, so dass einige Häufchen derselben aneinander klebten, oder eine schmierige Masse darstellten, in welcher die einzelnen I5lul-körpereben in einem halb aufgelösten Zustande sieb befanden, während die meisten Blut­körperchen In der Blutflüssigkeit schwebten, ohne aneinander zu haften. Diese waren übrigens kleiner, als im gesunden Blute, und von unrcgelmässig platter, eckiger, verscllie-dentlicli gebogener und gekrauseter, höckeriger und gezackter Gestalt. Nach Zusatz von Wasser quollen die aneinander haftenden Blutkörperchen auf, wurden kugelig, verloren ihre Klehrigkeit, trennten sich von einander, wurden heller, dann durchsichtig und ver­schwanden endlich für das Auge. Die nichl aneinander klebenden Blutkörperchen wurden nach Zusatz von Wasser krümelig, ebenso wie die am meisten zerflossenen Blutkörperchen, ferner fand P. zahlreiche Chyluskörperchen, Im Verhältniss zu den Blutkörperchen wie 1:8 von verschiedener Grosse und Gestalt. Die kleineren waren frei suspendirt, sphä­risch, von körnigem Anseilen, mit einem oder mehren Kernen, die grosseren von l/ioo — 'oo Linie, mehr oder weniger in der Auflösung begriffen, von tnaulbeerartigem, mehr oder weniger zerflossenem Ansehen, zum Theil zu G—8 aneinander haftend. Dieselben wur­den durch Wasser nicht verändert, und quollen durch dasselbe nichl auf; Essigsäure lösete sie nichl, vermehrte aber ihre Durchsichtigkeit und Hess die Kerne stärker hervortreten. Endlich fanden sich eine unendliche Menge stabförmiger, äussersl feiner, anscheinend solider, nicht ganz durchsichtiger, ihrer ganzen Länge nach gleich dicker, nicht gescblängelter, nicht wellenförmiger, nicht geschnürter, sondern ganz gerader, platter, in ihrem Verlaufe nichl verästeller, bewegungsloser Körper von '^oo — '/wo Linie Länge und ','3000 Linie Breite, welche durch Wasser nichl verändert wurden.
Vorstellende Angaben des Rindsblutes fand Braueil im Blute inilzbrantlkranker Pferde, Schafe und .Menschen wieder, und zwar auch bei diesen letzteren nichl, ausschliess-lich an den Carbunkel gebunden, wie diess Heusinger in seiner .Monographie behauptet, sondern überhaupt im Venenblute. Deshalb licss sich auch das Lllilzhrandcontagiuin gegen­seitig übertragen. Die Zeil zwischen der Inoculation und dein Tode betrug zwischen 81 — 78 Stunden. Brauell fand in solchem Blute auch Vibrionen, erst bewegungslos, am dritten Tage oder später nach dem Tode aber in stäter Bewegung; doch gehören sie dem Milz­brande nicht ausschliessllch an, characterisiren Ihn aber deshalb, dass sie sich nichl erst nach dem Tode bilden.
Jlfihandlun;/. Die Erfüllung der C'ausalanzeigc ist von höchster Wichtig­keit, indem sie oft jede weitere Entwicklung wehrt, daher wir namentlich, bis die veranlassenden Ursachen besonders noch erkannt worden sind, einen Wech­sel des diätetischen Verhaltens in Stallung und Nahrung vorzunehmen noting haben.
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Mihbrand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;191
Schweinen und Hunden, die von Abfällen Mllzbrandkrankor gefressen ha­ben, wird man ein Brechmittel reichen, wie dieses, insbesondere 6 —15 Gr. der weissen Niesswurzel mit Milch, nicht trächtigen Schweinen vom April bis September allwöchentlich vorbeugend gegeben werden soll, womit sie am lau­fenden Tage nur keine festen Nahrungsmittel erhalten dürfen.
Ferner sind in drohender Zeit Essigräuchevungen im Stalle, und bei wohl­genährten, vollblütigen Thiercn ein Adorlass, das Darreichen von Glaubersalz, von unreifem Obste, Ebereschenbeeren, rohen Kartoffeln und Kartoffelkraute, Sauerampfer, saurer Milch, der öftere Genuss eines reinen, erfrischenden, und wie gelähmt wird, auch eines eisenhaltigen, oder beim Rindvieh des durch Sauerteig, Essig, Salzsäure gesäuerten Trinkwassers empfehlenswerth, sowie zeitweise der Gebrauch des Arseniks, insbesondere der Fowler'schcn Arsenik­lösung (für 1 Schaf täglich 6 Tropfen und mehr im verdünnten Zustande); ausserdem das öftere Raden oder reichliche Begiessen mit kaltem Wasser, der Aufenthalt an schattigen und luftigen Orten, bei grosser Sommerhitze selbst zur Nachtzeit, wenn die Stallungen heiss und dunstig sind.
Um bei den Ergriffenen der krankhaften Blutmischung und der Zersetzung desselben zu begegnen, wird man in den meisten Fällen unverzüglich und vor­erst mehr oder minder reichliche Blutentleerungen vorzunehmen haben.
Vorziiglicli gut zu Anfange und wenn der Milzbrand durch Ansteckung ent-sbndcn isi. Haben sich aber bereits Carbuukeln u. dgl, gebildet, so zeigt sicii der Aderlass schädlich, well er oft ein Zuramp;cktreien jener örtlichen Erscheinungen und den iod zur Folge halte.
Ausserdem anderweitige herabstimmende Mittel mit solchen, die die Kräfte regeln, beigegeben werden, daher Glaubersalz, Bittersalz, die Veibindung des Salpeters oder bei Schweinen des Calomels mit Campher etc. Bei deutlich asthenischem Zustande sind die Säuren, vielleicht bei dem Mitgebrauche des Camphers; ferner Chlorwasser oder Chlorkalk, sowie Eisenmitlei und genannte Arseniklösung von Nutzen. — Ferner hat sich das Rupprecht'sohe Milzbrand-speeificum einen Namen erworben, obschon es nach Berichten mancher anderer Thierärzte als nutzlos bezeichnet worden ist (u. a. Mag.-Suppl. XX, S. 92).
Aeusserlich und örtlich haben sich noch jetzt reichliche Begiessungen mit kaltem Wasser heilsam gezeigt, wenn sie, namentlich bei Schweinen, so lange fortgesetzt werden, bis starker Frost eintritt, und Erneuerung stattiindet, wenn die Patienten in der Streu sich erwärmt hüben. Oder man gräbt die Thierc in kühle Erde.
Sticker und Schönger haben auch das siedende Wasser mit grösstem Nutzen der Art gebraucht, dass sie längs des Rückgrates Bindern 3 — 4 Mass siedendes Wasser aufgössen, oder in solches ein grosses Tuch eintauchten, es über den Rücken legten und noch einige Mass kochenden Wassers darauf gös­sen. Werden darauf die Thicre sehr unruhig, so ist viele Hoffnung zur Heilung
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Milzbrand.
da; manchmal tritt schon binnen 2 Stunden Besserung ein. Zeigen sich die Tliicre aber wieder von Neuem ergriffen, so werden auch die Begiessungcn wiederholt. Ist man genöthigt, es öfter zu thun, so wählt man dafür die am wenigsten afficirten Stellen.
Beim üdematösen und empliyseraatischen Milzbrande habe ich mehre Male mit grösstem Nutzen mit heissen Eisenstäben die besonders ergriffenen Theilc frottirt und dadurch zugleich den krankhaften Inhalt nach den vorher scarifi-cirten Stellen hingeführt. Wallraff hat dabei von keinem Mittel Nutzen gesehen. Beulen und Carbunkeln sind durch grössere Längeneinschnitte zu öffnen und zu cauterisiren, oder in sie ein Eiterband zu legen, das noch nachdrücklich geschärft wird, wenn keine befriedigende Keaction eintritt. Am passenden Orte exstirpirt man auch wol ganz und gar solche Carbunkeln.
Beim Zungenanthrax und Rankkorn müssen wir wieder darauf sehen, baldmöglichst die aufgewucherten Pusteln nebst ihrem Inhalte zu vernichten. Sie werden deshalb geflissentlich geöffnet oder aufgorioben, die eingeschlossene Jauche für die Umgebung und für den Operateur durch vorherige Einspritzung von Essig, Chlorwasser etc. ins Maul unschädlich gemacht, und mit dem Glüh­eisen oder Schwefelsäure die blos gelegte Stelle touchirt, darnach aber immer noch mehrmals mit verdünnter Säure betupft, und bei grelleren Entzündungb-fällen äusserlich am Halse die Cantharidensalbe eingerieben oder ein Haarseil applicirt.
Auch einzelne vorstechende Zufälle verdienen oft alle Beachtung: So wird man bei Verstopfung Clystiere von kaltem Wasser mit Seife und Salz, oder bei einer brandigen Affection des Mastdarms mit einem sehleimigen oder öligen Mittel, ausserdem laxirende Stoffe, insbesondere die schwefelsaure Bittererde, die Schwefellebcr etc. geben.
Bei der Milzbrandapoplexie wird dagegen in den meisten Eällen ein ärzt­liches Eingreifen zu spät kommen. Zunächst sind ein entsprechender Aderlass, stark ableitende Clystiere, kalte Begiessungen von Nöthen.
Beim Geflügel machen sich bei Anthraxleiden Abkochungen von Gerste oder Hafer mit dem Zusätze einer Mineralsäure, auch die Vogelbeeren (wegen ihres reichen Gehaltes an Aepfelsäure) sowol als Vorbeugungs- wie als Heil­mittel nützlich.
Polizeimassregdn. 1) An Milzbrand erkrankte oder daran gestorbene Thiere müssen sofort von gesunden entfernt, auch erst - oder letztgenannten be­sondere Stallutensilien und Wärter zugetheilt werden.
2)nbsp; Eine entsprechende ärztliche Behandlung ist in Stand ^u setzen.
3)nbsp; Der Verkauf milzbrandkranker Thiere und des Fleisches und der Milch von selbigen ist streng verboten. Ortsspnrrc bei bevorstehenden Viehraärkten.
4)nbsp; Die Wärter sind mit den grossen Gefahren der Ansteckung bekannt zu machen.
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Milzbrand — Milzentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 493
6) Die Häute müssen sofort entweder mehre Tage lang in Kalkmilch ge­legt, oder besser vielfach zersclmitttnn, zugleich mit den Cadaveru sammt allen Abfällen drei Ellen tief an Orten, wohin keine anderen Thiero kommen, mit ungelöschtem Kalke vergraben und die Gräber mit Dornen und Steinen belegt, alle besudelten Stellen aber sorgfältig gereinigt werden.
Gerichtliche Thierarzneihunde. Auch der Milzbrand sogar ist beim Rind­vieh im Grossherzogtbum Hessen Gewährsmangel und es besteht dafür 4 Wo­chen, ja beim Mastvieh für Inlander 3 Monate Gewährszeit.
Nr. 558. Die Milzontzünduug, Splonitis,
ist ebenso wenig sicher bekannt, als die Verrichtung der Milz. Docb auch die dürftigen Vorlagen geben Gelegenheit, sie schärfer ins Auge zu fassen. Lässt sich aucli aus patbc-logischen Ergebnissen sclilicssen, dass öfterer eine chronische Species vorhanden seyn wird, als die acute Form, so sind ihre Zufälle aber selbst in der Pathologie des Menschen so allgcincine, dass wir hier nur um so mehr auf die acute Form uns beschränken kunnen.
üymptome. Die Fresslust fejjlt, der Durst ist vermehrt, massige Bläh-sucht, unterbrochenes Wiederkäuen, Störungen in der Kothabscheidung, bluti­ger Kothabsatz, beschwerliches Gehen, Vermeidung des Liegeus auf der linken Seite, Fieberbewegungen.
Aetiologie. Besonders ist sie beim Rindvieh beobachtet worden, und zwar, wenn dasselbe bald nach dem Fressen angespannt wird, also ehe das Wieder­käuen geschehen konnte. Uebrigens werden Schnelllaufen, mechanische Ver­letzungen, Erkältungen und die Mittheilung von Entzündungen benachbarter Organe, ganz besonders des Labmagens und Duodenums genannt.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Manchmal soll die Krankheit nur von kur­zer Dauer seyn und die Auftreibung dann ebenso geschwind vorgehen, als sie entstanden war; vorherrschende Disposition soll aber zurückbleiben. Die chro­nische kann Monate und Jahre laug währen, und die acute in diese übergehen und umgekehrt.
Nur bei der acuten Species erfolgt die Genesung unter den gewöhnlichen Fiebcrcrisen, oder durch blutigen Koth. Oder sie geht in Vereiterung, in Aussclnvitzung fester plastischer Stoffe, und daher in Vcrgrösserung und Ver­dichtung über, und dadurch wie durch hectisches Fieber kann der Tod ebenso leicht herbeigeführt werden, als wenn sich Hydrops hinzugesellt, oder Berstung der Milz eintritt, in Folge welcher bei einem Pferde Erbrechen eintrat.
Die Prognose ist sehr ungewiss.
Die Behandlung im Ganzen wie bei Leberentzündung.
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Milzonvciclumg oder Milzl'ault'
Nr. 559. Milzerweichung oder Milzfäule. lieber diese Krankheit berichtet Repertorium IX folgende zwei Fülle: Ein 8jähriges Pferd frass langsam, ging beschwerlich, atlimote etwas schwer und hatte einen schnellen, starken Puls; es zeigte Empfindlichkeit beim Druck auf die linke Uuterrippengegend, und schwitzte daselbst und in den Flanken. Den folgenden Tag war das Thier ängstlich und sein Puls hart und beschleunigt (Sinapism auf die falschen Rippen linkerseits, Mehlwasser); am 3. Tage Besserung, am 1. starkes Schwitzen, am 5. Besserung und beinahe normaler Puls; am (i. Verschlimmerung (Tesicator an die schmerzhafte Stelle), am 7. Tag Besserung (täglich 2 Drachmen schwefelsaures Chinin in einem Auf-guss von Herb, centaur.); in der Nacht grosse Unruhe, Verschlimmerung. Am 8. Tag Aderkss von 2Pfd., worauf gleich der Puls klein und das Thier sehr schwach wurde (Latwerge mit Oampher und Aether), 2 Stunden später schneller, unregclmässigcr, aussetzender Puls, Abends Schweiss. Am 9. Tag grosse Schwäche, kalter Schweiss. sehr blasse Schleimhaut, fortdauernde Empfind­lichkeit der linken Flanke (Lactuca und 2 Dr. Opium ins Getränk). Am 10. Tag 1 Dr. Laudanum ins Clysticr. In dej Nacht verendet das Thier.
Section. Auftreibung des Hauchs, kleiner Magen mit gelber Färbung der Schleimhautfalten, nebst etlichen rothen Platten und Puncten derselben im dün­nen Darm; die Milz, doppelt so gross als gewöhnlich, 1st von ausscrordentlielier Weichheit, so dtiss man sie kaum herausnehmen kann, ohne sie zu zerreissen; sie hat eine braune Farbe und enthält eine schwärzliche Breisubstanz, die beim geringsten Druck hervorquillt. Die Dlutgefässc der Leber sind mit Blut ge­füllt, ihre Färbung ist etwas lichter als sonst.
Ein ähnlicher Fall stellte sich mit andern
Si/mplo7nen dar; Appetitlosigkeit, wenig vermehrter Puls, schmerzloser Bauch, Zuckungen an den Muskeln, später allgemeiner Schweiss, Beschlniuigung des Pulses, Unruhe.
Die Behandlung bestand in wiederholtem Aderhisse, Salpeter, Honig, Haar­seilen, zuletzt Aether, Laudanum. Tod am 17. Tage.
Bei der Section fand sich der Bauch aufgetrieben, blutiges Serum in der Brusthöhle, blasse, blutlose Gedärme, die Schleimhaut des Magens in eine braune Breimassc aufgelöst; die Leber klein und blass; die Milz dreimal grosser, leicht zerrcissend und eine graue schmutzige Schmiere enthaltend; das Herz schlatf, blutleer, leicht zerreissbar.
Gerichtliche Thierarzmikimdc. In Sachsen-Meiningen besteht die Milz­fäule als Gewährsmaugel mit einer Gewährszeit von 8 Monaten.
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Milztuberculose.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 49;quot;,
Nr. 560. Milztuboreuloso
spricht sich nach Magazin XV, 617 — 521 und XIV, 287 — 293 vorzugsweise durch periodische Stoning der Fressliist und des Wiederkauens und davon ab­hängige Ahniagening, ferner durch ein gesteigertes Unv-ohlscyn nach einer et­was grössern Futteraufnahme aus, indess Zeiclien einer Erkrankung irgend eines andern Organs fehlen.
Die abgegehenen Krauldieitsgcschiehten werden das Bild weiter erhellen:
I.nbsp; nbsp;Ein acht Jahre alter Zugochse, MärzUialer llace. wurde längere Zeit wegen allgemeiner Abgeschlagenlieit und Appetitlosigkeit behandelt, in Folge dessen grosse Magerkeit eintrat. Dabei waren übrigens alle Lebenserschei-uuugen bei geringerer Energie vollkommen normal; denn auch Fieber wurde nie bemerkt. Alle angeweudeten roborirenden und reizenden Mittel in Ver-bindung mit Antimonialiea blieben ohne Erfolg. In der 4. Woche zeigte sich an den Hinterschenkeln ein von bedcuteiulem Jucken begleitetes Exanthcm, das nach Anwendung eines Eiterbandes und Schwefelleberwaschungen hier ver­schwand und am Kehlgang bis Brustbein hin, hier jedoch mit dem Unterschiede, wieder auftauchte, dass sich blumenkohlartig gestaltete nässende Warzen bil­deten, die mit dem Messer entfernt, touchirt und übrigens die Partieen mit einer schwachen Auflösung des Silbersalpeters befeuchtet wurden, worauf an anderen Orten wieder trockene gestielte Warzen emporwucherteu. Ohne dass irgend eine Veränderung im Allgemeinbelindcn eingetreten wäre, wurde das Thier nach 5 Monaten geschlachtet, und es fand sicii hei der Section in dem total abgemagerten, cachectisch aussehenden Cadaver die Milz von 33l4 Fuss Länge und beinahe 2 Fuss Breite, knotig von ausseu anzusehen und an­zufühlen; beim Einschneiden entleerten sich eine Menge Höhlungen ihres nülch-chocoladefarbenen, stinkenden Inhalts; ausserdem zeigten die Schnittflächen noch eine Menge Knoten von knorpeliger und kalkerdiger Beschaffenheit, Uebrigens an keinem andern Organe eine weitere Abnormität.
II.nbsp; Eine l'/j Jahr alte Kalbe, Märzthaler Race, ist von Geburt an siech und hinler ihren Altersgenossen bei gleichem Futter zurückgeblieben: Bei Völ­liger Fieberlosigkeit war Appetit und das ganze Verdauungsgeschäft fortwäh­rend in Unordnung, die Haut trocken, aber verschiebbar, und trotz sorgfältiger Pflege stets staubig, mit wirrein, trockenem Haar bedeckt; am Wiederrüst, zwischen den Schultern, längs der ganzen Wirbelsäule trockene Warzen. Die gereichten bitteren, aromatischen Mittel, Spiessglanzweinstcin etc. hatten kein reelles Resultat, bis endlich der Blick ein tiefes, tödtliehcs Leiden ausdrückte, das Thier öfters in die linke Flanke sah uud in keiner Lage oder Stellung Hube finden konnte, denn Beklemmung und Angst war unverkennbar. Die nach dem Absterben vorgenommene Seetio u zeigte als fast einzige Abnor-
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19(gt;
MiUtuberculose — MilzvergrSsserung.
mität die Milz von einer Schwere von Ö1/laquo; Pfd. und mit den Nachbarorganen durch Bänder verwachsen, die theils obliterirtcn Gefässen glichen, theils hohl, aber mit kalkigen Massen angefüllt waren. Die Milz selbst zeigte eine mehr blaurothlichc Farbe, und liess bei der Berührung deutliche fluetuirende Par-ticen wahrnehmen, die eine milchchocoladetarbene. penetrant stinkende, dick­flüssige Materie in solcher Menge nach dem Einschneiden entleerte, dass die festen Thcile nur noch 23/4 Pfd. wogen. Diese letzteren waren derb, knotig; auf der Schnittfläche zeigten sich knorpelige und c'rdige Tuberkeln, letztere von furchtbarem Gestanke uud aus ihren Bälgen krümelnd.
III.nbsp; nbsp; Eine Kuh hat schon seit längerer Zeit in Fresslust und 'Wieder­käuen nachgelassen, weshalb sie abgemagert, übrigens aber noch ganz munter erscheint, Fieber war nicht vorhanden, der Magen liess nur wenig Bewegung verspüren, Koth wurde sparsam 'abgesetzt. Nimmt das Thier einmal mehr Futter auf, so zeigt es sich nachher immer kränker und stöhnt.
Während einer dreiwöchentlichen Behandlung wurde nicht die geringste Besserung bewirkt. Bei der nach dorTödtung vorgenommenen Section zeigte sich die Milz dicker und an ihrer ganzen Oberfläche mit knotigen Auftreibun­gen versehen. Beim Durchschneiden zeigte sie sich fast nur aus Tuberkeln bestehend, die in Capseln eingeschlossen waren. Der Inhalt war theils grün-weisslieh, käseartig, theils mehr aufgelöst, theils kalkartig hart. Das Paren-chym der Milz war fast ganz verschwunden.
IV.nbsp; Eine junge Kuh zeigte anfangs Zeichen einer gewöhnlichen Indigestion. 'Wiewol Besserung eingetreten sey, habe sie doch nicht tüchtig gefressen und aey immer mehr abgemagert. Periodisch und namentlich bei einer Verände­rung des Futters werde auf kurze Zeit der Appetit reger, aber damit auch trete immer einiges Stöhnen und Aufblähen der linken Hungergrube ein. So kam sie endlich bis zum Scelet abgemagert herunter und war so schwach, dass sie sich nur langsam und mit Mühe fortbewegen konnte. Die trockene und glanzlose Haut lag fest auf den Knochen auf. Sie wurde deshalb getödtet. Bei der Section fanden sich alle Organe, mit Ausnahme der Milz, vollkommen gesund, diese aber hatte an ihrer Oberfläche eine mehr dunkle Farbe und hier und da grosse, etwas aufgetriebene, missfarbige Flecken. Beim Einschneiden zeigten sich an diesen Stellen bedeutende Ahscesse, aus denen sich eine höchst übelriechende, chocoladefarbige Flüssigkeit entleerte. Diese Höhlen waren durch eine glatte Haut von dem Milzgewebe geschieden, welches weicherer Consistenz war. Ob hier jauchige Auflösung von Tuberkeln vorhanden war, ist zweifel­haft geblieben.
Nr. 561.
Milzvorgrösserung beobachtete:
1) Crafts bei einem an Colik erkrankten Pferde, das nach 3 Stunden
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Milzrergrösserung — Mistfaule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iQI
starb. Die Section zeigte das Zwerchfell zerrissen, die Leber war so kleiu, dass sie kaum kenntlich war, während die Milz 22'/.j Pfd. wog.
2)nbsp; Cunningham secirte ein Pferd, das wol 30 Jahre alt und ir/imer brauch­bar gewesen, unerwartet aber auf der Weide gestorben war, und fand, trotz­dem durch einen Riss der Milz viel Blut in die Bauchhöhle geflossen war, dieselbe doch noch mit Blut überfüllt und 92 Pfd. schwer (The Veterinarian, Vol. XXVIII).
3)nbsp; Ein 13jähriges, immer gesundes Mutterpferd starb unter Coliksympto-men. Meelis fand bei der Section als nächste Todesursache eine Zerreissung der Leber mit Bluterguss in die Bauchhöhle, ausserdem aber eine 33 Pfd. schwere Milz, die übrigens eine normale Gestalt und Farbe hatte.
4)nbsp; Mir wurde selbst aus einem Schlachthause die Milz eines Ochsen von 71 Pfd. Schwere überschickt, deren fibröses Netz sehr verdichtet war.
5)nbsp; Nach Clayhorn sollen in Minorca die Hypertrophieen der Milz bei Schafen ebenso häufig vorkommen, als bei Menschen, die au 'Wechselfieber gelitten haben.
Nr. 562.
Milzvorkloinorung
wird nicht gar selten vorgefunden. Nach dem Münchener Jahresberichte von
1855 war sie aber bei einem 6jährigen, 2'/raquo; Ctr. schweren Mutterschweine
nur 7 Linien lang und 2 Linien dick, im Innern zähe und dunkelbraunroth.
Nr. 563. Milzvorlotzungon sind im Ganzen wie Leberverletzungen zu würdigen.
Nr. 564. Mimischer Gesichtskrampf, oder Zuckungen in den Gesichtsmuskeln, welche nach experimentellen Ergeb­nissen bei lebenden Thieren sowol durch mechanische, wie durch chemische und galvanische Reizungen des Nervus facialis bewirkt werden können, findet man hin und wieder als Symptom der sogenannten Hundeseuche und anderer nervöser Krankheiten. In anderen Fällen bei Pferden, wo sie zuweilen so hef­tig beobachtet worden sind, dass sehr starkes Zähneklappern laut wurde, mag Rheumatismus den Grund abgeben, da Einreibungen des Terpentinöls mit dem Oleura Hyoscyami coctura, oder das camphorirte Ammoniumliniment jederzeit in Kurzem Heilung bewirkten.
Nr. 565. Mistfäule, jedenfalls identisch mit Darmfäule, ist nach dem Fuldaer Recht Gewährsmangel mit einer Frist von 31 Tagen.
Kulkr, KmuUi. d. Hauslh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
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Mindüt'iscli-/crmssung — Mondkälber.
Nr. 566. Mittelfleisch - Zerreissung kann bei an sich schweren Geburten, wenn die Leibesfrucht zu gross oder monströs gebildet ist, oder fehlerhaft liegt und die Geburtshilfe ungeschickt geschieht, oder die Weheu zu heftig sind, geschehen. Bisweilen erstreckt sich der Kiss von der Scham bis zur Afteröffnung, so dass selbst Beide eine weite Oeffnung bilden.
Man reinigt und heftet die Wunde, hindert soviel als möglich jede un-nöthige Bewegung und entzieht dem Thicre anfangs alle reichliche und kräftige Nahrung. Veraltete Wunden scarificirt mau vor dem Heften. Doch werden letzlere manche schwer zu beseitigende Ucbelstiindc für den Arzt veranlassen.
Nr. 567. Mit unterschlagenen Pässen zu liegen, wie diess Rinder zu thun pflegen, wie diess als üble Gewohnheit oder krank­hafte Erscheinung aber bei Pferden angesehen werden muss, hat gewöhnlich Stollbeulen zu Folge, weshalb, um den Druck abzuwenden, so zu verfahren ist. wie unter „Stollbeulequot; gezeigt wird.
Nr. 568. M ö n i g wird, wenn man es von dem altdeutschen Worte Mon = Mond ableitet, für „mondblindquot; genommen werden müssen; in der particular-rechtlichen Fuldaer Gesetzbestimmung darf man aber durch die Zusammenstellungen dieses Wortes mit „hauptsicch und rotzig*' eher auf die Identität mit „rotzigquot; schliossen.
Nr. 569. Monatsblindheit, Syn. Mondblindheit, Mondfluss. bezeichnen eine und dieselbe Krankheitsform, nämlich die periodische Augen­entzündung. Die gesetzlichen Währecliaftsbestimmungen in nachgenannten Staa­ten führen sie unter ersten Bezeichnungen als Gewährsmangel mit den be­stimmten Gewährsfristen an: S.-C.-Gotha mit 14, Preusscn und Waldeck mit 28, Ocsterreich mit 80, Baden mit 40 Tagen, Würtemberg mit 8 Wochen, Hannover, insbesondere Hildesheim mit 12 Wochen, im Cellischen, Kalenbcrg-schen und Lüneburgschen mit 3 Monaten. Monatsreiterei = Perlsucht.
Nr. 570. Mondkälber
werden eirunde Körper genannt, die sich in der Gebärmutter, wahrscheinlich nach geschehener Begattung entwickeln; sie sind sonach als Missgeburten zu
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Mondkälber — Mundaphtlien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;499
betrachten. Sie sind über 200 Pfund schwer gefunden worden; die Masse ist speckartig oder faserig, oft finden sich selbst erdartige Concrementc, ja Spuren eines Fötus in denselben. Nach 1 — 6 Monaten werden sie von selbst, unter wirklichen Geburtswehen ausgestossen, oder und gcwiihnlieher, besonders wenn sie sehr gross sind, müssen sie mittelst Hilfsleistung und Zerstückelung her­ausgeholt werden.
Nr. 571. Mürbe Hufe
entbehren des verbindenden zähen Hornstoffes, bröckeln daher leicht ab und geben den aufgehefteten Hufeisen keinen langen festen Halt. Gewöhnlich ent­stehen sie in Folge lang eingewirkter Nässe oder mangelhafter Ernährung.
Im Ganzen müssen sie wie weiche Hufe behandelt, und die Eisen noch mehr durch Aufzüge oder Kappen in ihrer Lage gesichert werden.
Nr. 572. Mumienartiges Absterben
der beiden Hinterfüsse (trockenen Brand) beobachtete Müller (cf. Maga­zin VIII) bei einem Schweine, das eist an Bräune litt, dann am Hintertheile braune Flecke bekam, die hin und wieder zu eitern anfingen. Das Schwein, obschon munter, konnte hinten doch nicht aufstehen. Nach 14 Tagen löste sich die Haut bis zum Sprunggelenke hinab los und darunter zeigte sich neu­gebildete Haut mit Borsten. Nach Verlauf von 8 —12 Tagen fand man ein abgefallenes Hinterbein neben dem Schweine liegen, und den folgenden Tag fiel das andere Hinterbein auch vollends ab, ohne dass das Schwein Schmerzen äusserte oder Krankheit zeigte; im Gegcntheil, es nährte sich gut. (Die ab-gestossenen Schenkel finden sich in der Sammlung der Berliner Thierarzneischule.) Lindenberg beobachtete bei einem Schweine, das 14 Tage zuvor an einem gastrischen Leiden gelitten hatte, aber wieder vollkommen genesen war, dass die Ohren von der Spitze aus schwarz und trocken wurden. Dieselben fühl­ten sich wie Pergament, später wie hartes Leder an, und am G. Tage fielen die Ohren ab; die Ohrstumpfc sickerten anfangs etwas Blut und Lymphe ab, trockneten aber bald und in 14 Tagen war vollkommene Vernarbung erfolgt. Das Allgemeinbefinden ist dadurch nicht im mindesten gestört worden. Mumps r= Ohrspeicheldrüsen-Kothlauf.
Nr. 573.
Die Mundaphthen
zeigen sich unter gastrischen Zufällen bei jungen Hunden und, wie unten zu
ersehen, auch wahrscheinlich bei Pferden in Form von hirsekoru- bis A-bsen-
grossen, mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen auf der mehr empfindlichen Mund-
32*
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500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mundaphthen — Mund-Blutfluss.
Schleimhaut, sogar an der äussern Fläche der Lippen, nachdem vielleicht auch schon Traurigkeit, Mangel an Fresslust, Verstopfung, Erbrechen, Auflockerung der Maulschleimhaut vorausgegangen sind. Nach etwa 24 — 48 Stunden öffnen sie sich und bilden nun rundliche Flecke mit einem mehr schmutzig blassem, oder auch dunkelrothem Grunde. Damit paart sich reichliche Schleimabson­derung des Maules, Erbrechen, Abmagerung. Gewöhnlich hat sich im Ver­laufe von 8—10 Tagen die Sclileimhaut wieder ersetzt. Zuweilen werden aber auch durch Nachschübe die Zufälle lange unterhalten, und in dyscrasischen Subjecten oder bei unpassender Behandlung können die Schwämmchen auch in Geschwüre übergehen.
Ursachen. Kühles, feuchtes Sommerwetter, rascher Wechsel der Tem­peratur, Unreinlichkeit scheinen auf säugende Mütter und die Säuglinge bezüg­lichen Einfluss zu äussern. Selbst ein Gontagium scheinen sie zu entwickeln.
Behandlung. Gewöhnlich reicht man mit einem Brechmittel, oder wenn sie sich schon deutlich entwickelt haben, mit leichten Abführmitteln, bei Durch­fall durch Alkalien mit schleimigen Mitteln, und örtlich anfangs mit einem Mundwasser von Borax, Wasser und Honig, später mit einem Salbeiinfusum aus. Bei Geschwürbildung die Anwendung des Alauns.
Prof. Valloida an der Turiner Thierarzneischule beobachtete sie bei einem Pferde, das schon 3 Monate daran ohne Erfolg behandelt worden und deshalb sehr herunter gekommen war, wenig frass, und ein bleiches, kaltes, mit zähem, übelriechendem Schleime bedecktes Maul hatte, Futterreste zwischen den Zäh­nen behielt, das namentlich aber zahlreiche, schwielige, livide Geschwüre auf und neben der Zunge, sowie an der Innern Fläche beider Lippen hatte. Schon nach wenigen Tagen, nachdem die Geschwüre mit Collodium bestrichen wor­den waren, trat eine solche Besserung ein, dass das Thier trockenes Futter gehörig käuen konnte und bald völlig genass.
Nr. 574. Der Mund-Blutfluss, Stomatorrhagia.
Als selbstständige Symptome der byperämischen Maul - und Rachen­schleimhaut macheu sich Empfindlichkeit einzelner Stellen der Mundhöhle, Rö-thung und Aufwulstung der Schleimhaut, Infiltrationen daselbst, Fieberbewe­gungen, und endlich die Blutung selbst, sowie Husten und Erbrechen, wenn das Blut verschluckt wurde, bemerkbar. Untersucht man die gereinigte Schleim­haut näher, so lässt sich die Quelle der Blutung in den dunkelrothan, mit Blut unterlaufenen Flecken, in den ausgedehnten und eingerissenen Gefässen, aus denen Blut hervorquillt, erkennen. Das Blut ist bald hellroth, bald dunkel ge­färbt, in der Regel nicht schäumend, bald rein, bald mit Speichel und Schleim gemischt.
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Mund-Blutfluss — Mundfaule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;501
Aetiologie. So häufig symptomatische Blutungen bei Scorbut, Stomacace, Verletzungen der Gaumenarterien u. dgl. sind, so selten kommt der idiopathische Blutfluss dieser Theile vor.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die idiopathische Affection geht meist rasch vorüber, und es ist kaum ein anderer Ausweg, als der in Genesung bekannt.
Behandlung. Maulwässer mit Essig, in stärkeren Fällen mit Mineral­säuren oder Alaun werden in der Regel hinreichen. Sonst Abführmittel.
Nr. 575. Die Mundentzündung, Stomatitis, kann sich im ganzen Umfauec oder an einzelnen Stellen der Mundhöhle zeigen. Beson­ders bemcrkcnsworlh ist die Entzündung der Gaunienschleimhaut oder die sogenannte Bohne, der Frosch, oder die Froschgeschwulst.
Symptome. Oeffnet man die Mundhöhle, so findet man daselbst ver­mehrte Wärme, Röthe. Trockenheit, unter Umständen beträchtliche Anschwel­lung des Gaumens, Geifern, die Thiere verrathen Schmerzen. Hebt man die Zunge heraus, so sieht man oft noch zugleich die Hungerwarzen angeschwollen und aufgerichtet, hervorstehend. Ausserdcm zeigt sich schlechte Futterauf­nahme; leichter geschieht der Genuss von Weichfutter. Wo sie Gelegenheit haben, spülen sie den Mund im Wasser.
Ursachen. Pferde und Rinder sind besonders dafür disponirt; erstere besonders für die Froschgeschwulst während des Zahnwechsels; übrigens sind gewöhnlich Verletzungen oder Anätzen durch Kalkfressen, nach Magazin XVI• der häufige Genuss der Kohlraupe mit dem Futter Ursache; manchmal zeigt sie sich sympathisch in Folge örtlicher und allgemeiner catarrhalischer und gastrischer Krankheiten,
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Das Leiden geht manchmal schon in 3—i Tagen vorüber, kehrt aber leicht wieder, besonders wenn es vom Zahnwechsel abhängt.
Die Prognose '\s\. meist günstig zu stellen.
Die Behandlung ist der Art zu bethätigen, dass man örtlich kühlt, in schlimmerem Falle auch die Gaumenschleimhaut scarificirt, kühlende Abführ­mittet, bei Aetzungen auch schleimiges Getränk und überhaupt eine weiche kühlende Fütterung reicht.
Nr. 576. Mundfäule, Stomacace, oder jene Krankheit des Menschen, wobei die Schleimhaut des Mundes bald nur an einer Stelle, bald in weiterer Ausdehnung livid gcröthel wird, anschwillt und mehr als normal absondert, sich dann mit anfangs perlfarbenen, später laquo;eissen, gelblichen, oder braun und schwarz gefärbten Pseudomembranen bedeckt, die sich zuletzt in eine übelriechende, pu-
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Mundfäule
Mundscorbut.
trilaginösc Pulpa verwandeln und mehr oder minder tief zerstörend auf die unterliegenden Gewebe einwirken, ist bei unseren Ilauslhieren wol noch nicht beobachtet worden. Im Winter IS61/laquo; brach in einem Districlc von Chrislianslads Län, nach dem Sundhcts-Col-Icgii undeidaniga Beiältelse am Mcdicinalvcrkcl i Rikct 1852, Stockholm 1854, bei den Rcnnthieren die Mundfaule aus.
Mun dschwämmchen = Mundaphthcn.
Nr. 577. Der Mundscorbut.
Erdt beobachtete ihn in einer Lämmerhecrde und beschreibt ihn folgen-dermassen: Ohne Fieber oder sonstiges Allgemcinleiden frassen die Thiere nicht gehörig, soffen dagegen mehr und magerten ab. Die Haut war bleich, die Wolle hart, die Schleimhäute bleich und aufgelockert, mehr Schleim ab­sondernd, der trübe, missfarbig, übelriechend war und an den Nasenlöchern zu Crusten vertrocknete, die das Atliemholen hinderten. Das Zahnfleisch war violettroth, massig aufgetrieben und löste sich von den Zähnen ab. Durch Druck quoll verdickter, graugelber oder bräunlicher Eiter von widerlichstem Gerüche aus ihm hervor. Die Schneidezähne waren ganz lose; dasselbe war bei einem Theile der Kranken mit den Backenzähnen der Fall, so dass sie am Fressen ganz gehindert wurden und mit Schrottränken erhalten werden muss-ten. Im weitern Verlaufe der Krankheit ging die Wolle aus, die Haut wurde gelblich weiss, kalt, lederartig und dick, die Augen trübe und zurückgezogen; der stinkende Nasenausfluss nahm zu, die Nasenschlcimhaut wurde geschwürig, die Kiefer- und Nasenbeine zeigten sich aufgetrieben, die Zähne fielen aus oder konnten ganz leicht ausgezogen werden, ohne dass sie sich angegriffen zeigten, die Thiere magerten mehr und mehr ab und starben 3 — 4 Wochen nach dem Anfange der Krankheit au Entkräftung.
Bei der Section fand man wenig und dünnes Blut, alle Eingeweide schlaff, sehr wenig und dünne Galle, den Magen und die Därme zusammengezogen, auf allen Schleimhäuten viel zähen, klebrigen Schleim von schmutziger Farbe; Ver­härtung der Gekrösdrüsen. Die Schleimhäute des Kachens und der Nase waren mit stinkenden, jauchigen Geschwüren besetzt; die benachbarten Knorpel und Knochen aufgelockert, angefressen, ja selbst gänzlich zerstört; in den .Knochen­höhlen Eiter. Der Gestank war unerträglich, die Zahnhöhlen und die sie tren­nenden Knochenplatten waren je nach den betreffenden Partieen zerstört, daher auch bei den genesenen Thieren an die Stelle der herausgenommenen oder aus­gefallenen keine Ersatzzähne traten.
Scheinbar ganz ähnliche Krankheiten beobachtete Larak und Haubner bei Jährlingen (cf. Magazin IV und XX, 226 et sqq.), wie auch ähnliche Er­scheinungen nach Aygaleng und Hertwig bei Hunden wahrgenommen werden.
Attiologic. Wenn bei jener erst erwähnton Schafheerde als wahrschein-
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,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mundscorbut — Mundwinkel-Verletzungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;503
liehe Ursache der einige Monate vorher schnell geheilte Hautausschlag und erst heisser .Stall und starke Stallfttttenmg und darauf folgendes kühles Ver­halten und die Wcrlc beschuldigt wurden, so sieht llcrtwig den Aufenthalt in mit schlechter Luft versehenen und dunklen Slilllen, (ibermässige Anstrengun­gen, reichlichen Säfteverlust und inangclhafto Ernilhrung, insbesondere bei Hunden die gänzliclio Entziehung des Fleisches als Veranlassungen an.
Prognose, Die nacbempfohlene Behandlung hat zuweilen noch den besten Erfolg.
Beliandiimg, 1) Abwendung der Ursachen. 2) In der ersten Zeit und bei einem geringern Grade dos Uebcls innerlich Calmusinfusum, bei höheren Graden ein Zusatz von Tannin (2 — 4 Gr. auf die Unze Infusum), oder von einem Decocte von Weiuenrimlc. Toinientillwurzcl, oder am besten von China, dem noch Salz- oder Salpetersäure (6 —10 Gtt. auf ^J) zugefügt werden. Auch sind Eisenvitriol, salzsaures Eisen, Creosot, Campher, Terpentinöl etc. gebraucht worden. Acusscrlieh wendet man auf das Zahnfleisch ähnliche Mittel, besonders Waschungen mit einem Salbei - oder Angclicainfusum mit Zusatz von Alaun oder Clilorkalkauflösiing an. Ganz lockere Zähne nimmt, man vollends weg und drückt den Eiter aus.
Nr. 578. Mundverletzungen
durch fremde Körper, als Nadeln, Nägel, Holzsplitter, Knochenfragmente etc. bewirken reichliche Speichel- und Schieimabsondcrung, die Thiere sind unruhig, machen kauende Kicferbcweguiigen, schütteln mit dem Kopfe, strecken ihn, fahren mit den Pfoten nach dem Maule etc.
Behandlung. Nachdem man sich vor dem Bcissen durch das Maulgatter u. dgl. sicher gestellt hat, wird der fremde Körper mit den Fingern allein, oder mittelst einer Korazange, oder beim Sitze desselben in der Rachenhöhle auch mit einer Kugel- oder Steinzange gefasst und entfernt, und die etwa her-beigeführten Verletzungen werden durch kühlendes oder schleimiges Getränke und mittelst Darreichen einer nur weichen Nahrung, nöthigenfalls auch durch entsprechende Mundwässer geheilt.
Nr. 579. Mundwinkel - Verletzungen
sind besonders bei Rentpferden, denen ein zu scharfes Gebiss oder auch die Stricktrense eingelegt und zu rüde gebraucht wird, sehr zu fürchten, weil sie nun dadurch ausserordèntlicli empfindlich, späterhin aber, wenn sich jene Theilo verhärten und schwielig werden, um so unempfindlicher daselbst weiden.
Wenn bei massigen Quetschungen und Verwundungen in der Regel das kalte oder das gesäuerte Wasser oder verdünnte Arquebusade bei vollkommener
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Mundwinkel-Vei'lfil/.unRen — Muskelcntzündung.
Schonung umi Woiclifuttcr ausreicht, so müssen hei grosseren Wunden noth-wendig Hefte eingelegt werden, um die schnelle Vereinigung herbeizuführen, weil sie ausserdem verunreinigt, und zu Missgestaltungen oder weiteren Ent­artungen Veranlassuiigcn gegeben werden.
Muscatnussleber vide Hinterleibscongestion.
Nr. 580. Die Muskel- und Sehnenausdohnung hat Erschlaffung, Schwäche, veränderte Richtung des Theiles resp. mangelhafte, lahme Bewegung etc. und weiter nach Umstünden auch Geschwulst und Ent­zündung, oder Schwund zur Folge, oder es wird zu grösserer Züsammenziehung oder Contractur der Antagonisten Anlass gegeben.
Prognose. Frisch entstandene Ausdehnungen sind gewöhnlich günstig zu beurtheilen.
Behandlung. Anfangs gebraucht man dagegen in der Regel zusammen­ziehende Umschläge, an den Schenkeln vielleicht in Verbindung mit der Cirkel-binde, später wenn keine Entzündungszufälle vorhanden sind, mehr und mehr belebende Mittel, selbst scharfe Einreibungen und das Glüheisen.
Muskelbruch vide Sehnenzerreissung.
Nr. 581. Die Muskelentzündung, Myositis.
Nachstdem dass Entzündungen musculöscr Organe in manchen Beschreibungen an­derer Krankheitsformen erörtert weiden, ist liier noch eine besondere Betrachtung der Entzündung der Muskelgebilde zu geben.
Die Symptome derselben werden sich durch die Zufälle der Entzündung im Allgemeinen aussprechen; die Geschwulst wird gewöhnlich nicht unbeträcht­lich seyn, desgleichen die Hitze und der Schmerz, und die Verrichtung der betreffenden Muskeln ist jedenfalls beschränkt oder ganz aufgehoben; t.uch Fie­ber wird sie zuweilen zur Begleitung haben.
Aetiologie. Die Würdigung der Anlage unterliegt allgemeinen Gesetzen. Als Gelegenheitsursachcn werden sich meist mechanische Gewaltthätigkciten geltend machen, oft entsteht sie auch consensuell in Folge von Zellgewcbs-entzündung, bei Eothlauf, Anthrax etc.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist bald schneller, bald lang­samer, und Zcrtheilung erfolgt oftmals; nicht selten entsteht jedoch auch Verhärtung, insbesondere wird das verbindende Zellgewebe dichter, die Mus­kelfasern verlieren ihre Farbe und Contractilität, weiden auseinander gedrängt und weiter verändert. Eiterung entsteht gern, wenn Muskelfasern in ihrem Zusammenhange verletzt worden sind. In diesem Falle nehmen die Zufälle der
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MuskelentzündiiDf — Muskclrheumatismus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,rt05
Entzündung zu, es entsteht, an einer oder an einzelnen Stellen Erweichung und Eiterbildung, die darüber liegende Hautdecke nässt, die Haare gehen aus und der Abscess öffnet sich oftmals nach aussen; oder der Eiter senkt sich; oder der flüssige Inhalt desselben wird aufgesogen. Oft gehen bedeutendere Zer­störungen des Muskelgewebes vor sich, weshalb anfangs der Eiter ungleich ge­mischt und grünlich gefärbt ist. Der Brand ist nicht gar selten; er führt zum Tode, oder es entsteht nun gutartige Eiterung. Ausstossung des Brandigen und Vernarbung.
Die Prognose ist verschieden nach Heftigkeit, Sitz, Dauer, Ausgängen.
Behandlung. Bei leichter und erst entstandener Muskelentzündung ist Zcrtheilung gewöhnlich zu bewerkstelligen und zwar durch kalte, zertheilende Umschläge, Neigt sich die Entzündung zur Verhärtung, dann erweichende und warme Bähungen, auflösende Einreibungen. Bei Neigung zur Eiterung und bei der Nothwendigkeit dazu besonders die feuchte Wärme und erweichende Salben. Der Abscess muss nicht selten geöffnet oder die entstandene Oeffnung erweitert werden. Bei Brand starke Einschnitte und Zerstörung des Brandigen durch das Glüheisen, Terpentinöl und gewöhnlich erweichende Mittel in der Umge­bung. Die Granulation ist nach Abstossung des Todten zu befördern.
Nr. 582. Der Muskelrhoumatismus, Rheumatismus muscularis et topicus et
universalis. Die acute Art oder der fieberhafte Rheumatismus oder das rheumatische Fieber, Rheum. universalis febrilis s. Febris rheumatica.
Symptome. Die Thiere zeigen eine erschwerte oder gehemmte Beweg­lichkeit in mehren oder allen Muskeln des äussern Bewegungsapparates; die Bewegung geschieht daher mit vielen Schmerzensäusserungen, obgleich die lei­denden Muskeln in der Regel nicht angeschwollen oder straffer erscheinen, häufiger ist noch das Zellgewebe an den unteren Particen der Schenkel wässrig infiltrirt. Es zeigt sich Fieberfrost und nachfolgende beharrlichere Fieberhitze bei gewöhnlich erethischem Character, denn der Puls ist beschleunigt, aber weich, der Harn etwas höher gefärbt. Mitunter ist der Rheumatismus mit Zu­fällen des Catarrhs, als mit Husten, Schlcimauswurf, Nasenaffection etc., oder auch mit gastrischen Erscheinungen gepaart.
Aetiologie. Jugendliche Individuen mit weicher Haut sind mehr disponirt. Die Gelegenheitsursachen sind die aller Rheumcn.
Verlauf und Dauer nach seiner Eintheilung.
Ausgänge, a) In Genesung unter Hautcrise, im Harn Sedimente. Reci-diven sind häufig.
b) Längere Zeit bleiben oft Schwäche und Gebundenseyn der befallen
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Ltinpcnhydatidpn — Lurfgenlähmungf.
gewesenen Muskeln, oft geradezu cbronisclier Rlicumatismus und Flussgallcn zurück.
c)nbsp; Es werden innere Gebilde, wie seröse Häute, mitergriffen, und da­durch ist auch der Ausgang in den
d)nbsp; Tod leicht möglich. Darnach die Vorhersage.
Die chronische Art, Rheumatismus chronicus, entbehrt des Fiebers, die Haut ist spröde, es magern die leidenden Theile gern ah, die Muskeln zei­gen sich contrahirt, die Beweglichkeit ist sehr erschwert.
Verlauf nné Dauer oftMonate undJahre bei Schwankungen in der Heftigkeit.
Ausgänge. Genesung tritt, allmahlig und ohne eigentliche Criso ein. Häufiger bleibt das Gebundcnseyn der Muskeln, oder es entstehen Contracturen, Lähmung, Abzehrung, Wassersucht. Und in Folge dessen kann natürlich auch der Tod folgen.
Prognose. Chronischer Rlieuinatisnius ist schwerer als acuter zu heilen,
Leichenbefund bei Rhcumcn. Oft findet man ganz unbedeutende Muskel-veränderung, zuweilen llypcrämio, Exsudate, Verknöcherungen, Spuren ander­weitiger Krankheiten.
Für die Behandlung sind die Regeln einzuhalten, die das Lehrbuch der spcciellcn Veterinär-Nosologie aufstellt, somit beim acuten Rheumatismus Be­schränkung der Gefäss- und Ncrventhätigkeit, zur Zeit Anregung der Crisen, überhaupt Regulirung der Secretionen, wonach bald die schweiss- und harn­treibenden, bald die Darmsccrction befördernden Mittel, bei vagen Rheumatis­men die Fixirung begünstigenden, bei chronischen Rheumen endlich insbesondere die örtlichen reizenden und ableitenden, unter Umständen selbst chirurgische Mittel, wie das Eiterband, die Tenotomie etc. am Platze sind.
Nr. 583. Der Muskelschwund tritt gewöhnlich sehr langsam, doch allerdings nae'n den Ursachen verschieden, unter deutlichen
Symptomen auf. Diess namentlich bei ächr arbeitskräftigen Thiercu, von denen auch viel, oft ungewöhnlich viel gefordert wird; Zeigen sie in dem Falle anfangs der Arbeit dieselbe Kraft und Geschicklichkeit, so tritt doch weit eher Ermüdung als früher ein, und mit der Zeit verstärkt sich diese Erscheinung, und dazu kommt die allmahlig sichtlichere Abmagerung der leicht ermüdenden Muskeln. Nach und nach werden in einzelnen Fällen hüpfende, rasch vorüber­gehende Bewegungen in einzelnen Muskelbündeln walirgcnomnien, mit diesen Vibrationen aber spricht sich das Fortschreiten des Uebels im Räume und die zunehmende Schwäche und Atrophie aus. die weiterhin auch zu Form Verände­rungen z, B. zu Stelzfuss führen kann.
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Muskelsehwwid — Mnskel- und Sohnenrerkiirzunfr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;SWI
Ursachen sind bald, wie schon gesagt, übergrosso Anstrengung der be­treffenden Muskelpartieen, bald Unthätigkeit derselben lange Zeit hindurch in Folge schmerzhafter Leiden, bald rheumatische Einflüsse.
Prognose. Mit Entfernung der Ursache wird zuweilen das Fortschreiten des Uebels nach Grad und Ausbreitung gehemmt, bei weitem aber nicht immer eine radicale Heilung bewirkt.
Behandhmg. Bei wesentlicher Berücksichtigung der ursächlichen Anzeige ist damit eine entsprechende Uebung und Stärkung der Kräfte zu bewirken, daher auch Frottiren und Einreibungen belebender Liniraente und Salben, das Haarseil und das Brennen als progressive Heilmittel betrachtet werden müssen.
Nr. 584. Die Muskel-Ueberemährung dagegen ist entweder nur an einzelnen Muskeln, die besonders starke Thätig-keiten entfalten müssen, zu beobachten, oder mehr allgemein bei der sogenann­ten Fleischmast, d. h. in Folge reichlichen Genusses proteinhaltigcr Stoffe. Diese Verhältnisse können aber nicht Gegenstand der Heilkunde seyn, wol aber, wenn organische Muskeln, wie das Herz, die Muskelhaut einzelner Darmpar-tieen etc. davon ergriffen sind; doch haben dieselben leider zu wenig characte-ristische Erscheinungen in ihrem Gefolge, und ebensowenig besitzen wir da­gegen sichere Heilmittel.
Nr. 585. Die Muskel- und Sehnenverkürzung ist an einzelnen, mehr afficirten Theilen öfters zu beobachten. Sie kommt da­durch entweder zu Stande, dass Ausscliwitzung von plastischem Stoffe zwischen die einzelnen Bündel stfttt hat und dadurch Geschwulst, Verdichtung tind Ver­härtung, aber auch veränderte Stellung und Verkrümmung hervorgerufen wird; oder dass eine krankhaft vermehrte Zusammenziehung ohne sichtbare Massen­veränderung eintritt.
Ursachen dazu sind: Ucbermässige Anstrengungen, Quetschungen, Ver­wundung und dadurch hervorgerufene EntzündtUig, sowie Rheumatismen; aber auch der Nichtgebrauch solcher Particen bei Leidenszusttaden anderer Tlieile kann sie ins Leben rufen, wenn z. B. ein Pferd ein chronisches Hufübel hat und das Pferd dabei nicht durchtritt; zuweilen mag die vorherrschende Nei­gung dazu schon angeboren seyn, wie bei der Uasenöhrigkeit und dem Schief­tragen des Schweifes.
Prognose. Frisch entstandene Verkürzungen und wo durch die Lage der Theile unsere Heilbemühungen unterstützt werden, lassen Besserung und Hei­lung erwarten; bei fruchtlosen Heilbomühungen oder wenn nichts dagegen ge­schieht, da wird oft der Dienstgebrauch wesentlich vermindert und gar oft ein übler Schönheitsfehler unterhalten werden.
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Muskel und SehnenverküminR — Muskelwunden.
Behandlung. Die Forderung, dass die Ursachen möglichst entfernt wer­den müssen, ist hier streng einzuhalten, man wird deshalb auch eine hier be­stehende Entzündung zu beseitigen, oder die Folgen derselben durch erschlaf­fende und auflösende Mittel, z. B. Einreibungen von Fischthran, Bäder von Aschenlauge oder von Heusarnonbriihe mit schwarzer Seife, Auflösungen von Pottasche, zwischendurch auch wol Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Pottasche, oder mit flüchtigem Garapherlinimente, oder mit Canthariden, anzuwenden nöthig haben, und bei Verkürzung der Beugesehnen an den Glied­massen das Auftreten durch entsprechende Höhe der Stollen etc. zu befördern und zu erleichtern haben. Wo aber diese Mittel selbst bei längerer Anwendung nichts nützen, da ist oft der Schnensclinitt ein vorzügliches Mittel, die Ver­kürzung aufzuheben und den freien Gebrauch des Gliedes wieder zu effectuiren. Doch wolle man in Bezug auf den Stelzfuss wohl beachten, was über die Hei­lung desselben am betreffenden Orte gesagt worden ist.
. ( N
Nr. 586. Muskelwunden
geben sich in der Kegel sofort durch mehr oder weniger gestörte Verrichtung des Theiles, durch Klaffen der Wundrändcr und durch Vortreten der verwun­deten Fleischtheile, durch mehr oder weniger reichliche Blutung und Schmerz-haftigkeit, oft auch erst nach dem Sondiren als solche zu erkennen. Ist starke Quetschung damit verbunden, so sind öfters beträchtliche Ergiessungen und später starke Eiterung und Versenkungen davon die Folge.
Die Vorhersage ist demungeachtet aber im Aligemeinen günstig, wenn die Behandlung entsprechend geleitet wird. Längenwunden heilen gewöhnlich durch schnelle Vereinigung.
liehandlung. Bei einfachen frischen Wunden muss die blutige Naht und nöthigenfalls ein massig eutzündungswidriges Verfahren angewendet worden, nachdem sich vielleicht erst die Stillung der Blutung nothwendig gemacht hat. Bei tief eingedrungenen Längenwunden ist aussei- der Knopfnaht an passenden Orten auch eine zusammenhaltende Binde sehr vortheilhaft. Bei tiefen Quer­wunden ist aber besonders die Zapfennaht mit breiten Heftbändchen am Platze; die Nadeln müssen aber bis gegen den Grund der Wunde hingeführt werden; man sticht aber soweit entfernt vom Wundrande ein, als die Hälfte der Tiefe der Wunde beträgt. Bei tiefen Quer wunden ist auch durch Abtragung des un­tern Bandes dem sich erzeugenden Eiter Abfluss zu gönnen, wenn man es hierzu nicht vorzieht, die Wunde mir thcilweise zu heften. Die nicht verschlossene Wunde aber ist mit feinem Werg zu bedecken, bis dasselbe von eiteriger Aus­schwitzung durchdrungen und davon gelöset wird, worauf ein zweiter und dritter etc. Verband sich nöthig imicht, der nach der Beschaffenheit der Wunde
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Muskellaquo; linden — Mutterscheiden-Catarrli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 509
und des Secrets durch schleimige, narcotische, balsamische, aromatische Stoffe, übrigens durch Ruhe, Reinigung, entsprechende Fütterung etc. unterstützt wird.
Nr. 587. Muakelzerreissung
kommt im lebenden Zustande nur nach ungeheueren Gewaltthätigkeiten vor, weil die Muskeln bei einwirkenden Reizen mit aller Kraft sich zusammenziehen. Saint-Cyr beschreibt, nach Centralzeitung V, 100, folgende Rupturen: Die Zer-reissung des langen Beugers des Kopfes, Zcrreissungen dos Unterschulterblatt­muskels, des grossen Lenden-, des kleinen Psoas-, des innern Versfopfungs-muskels beim Pferde, und des grossen ßackenmuskels beim Hunde. Central­zeitung V beschreibt ferner eine Zerreissung des gemeinschaftlichen Streckers des Hufes, Schrader in Magazin XV, 303, eine Zerreissung der Zwillingsmuskeln an beiden Hinterscher kein einer Kuh.
Bei genauerer Untersuchung zeigen alle zerrissen gefundenen Muskeln eine eigenthümlicbe Structur: ihre Fasern sind verlängert, weich, sind nicht mit Sebnenfasern durchzogen und nur dürftig mit lockerem Zellgewebe versehen. Jn Folge der Zerreissung entsteht nothwendig eine mehr oder minder auffällige Unregelmässigkeit in der Bewegung, Hinken, was freilich nicht immer hin­reichend characteristisch ist. Bei bauchigen Stämmen, sowie bei Muskeln, die mit ausgebildeteren Aponeurosen bekleidet sind, reissen mehr die tieferen, bei lockeren platten Muskeln ohne Aponeurose mehr die oberflächlichen Schichten. — Nach dem Eintritte einer Zerreissung ziehen sich die getrennten Fasern zurück, in die dadurch, entstehende Lücke ergiesst sich Blut, welches gerinnt, worauf eine plastische Exsudation den Raum zwischen den getrennten Enden ausfüllt und sie miteinander einigt; oder es entsteht Eiterung, und grosse, tief­liegende Abscesse werden oft gebildet.
Vor allem ist natürlich Ruhe nothwendig; doch werden allerdings die kühlenden und zertheilenden, aber auch unter Umständen die Abscess-, resp. die Vernarbung befördernden Mittel in Anwendung gebracht werden müssen.
Nr. 588. Mut tor band - Bruch nennt Hertwig eine Ausdehnung der kleinen Fortsetzung des Bauchfells, welche das runde Band vom Bauchringe bis zum Schambeine überzieht und welches bei einzelnen Thieren äusserlich mit Fett so reichlich bewächst, dass dadurch in der Leistengegend eine elastische weiche Geschwulst entsteht.
Es kömmt dieser falsche Bruch nur bei Hündinnen vor, und da er nie­mals schadet, so ist die an sich angezeigte „operative Abtragungquot; rein über­flüssig.
Mutterscheideu-Catarrh vide Oebärmutter-Catarrh.
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510 Mutterscheiden- u. Sch;uu-Knt/.unduDff — Muttersclieiden-Verengerung u. Verwachsung.
Nr. 589. Die Mutterselieiden - und Scham-Entzündung, Colpitis,
wird durch die gewöhnlichen Entzundungssymptome, insbesondere durch ge-scliwollenc Schamlippen, starke Hitze, grosse dunkle Flecke in der Scheide, schmerzhaftes Harnen, vorminderte Milchabsonderung, besondere Ausflüsse etc. sich zu erkennen geben. Der Hals der Urinblase wird oft so entartet, dass der Urin endlich nur tropfenweise und unter grossen Schmerzensäussernngen ent­leert wird. Nicht gar selten erwächst Zehrfieber und der Tod daraus.
Ursachen. Die stürmische und erzwungene Begattung; rohe Geburtshilfe, schwere Geburt, denen bei Kühen gewöhnlich 3—4 Tage später die deutlichen Zufälle der Entzündung folgen. Auch durch Scheidenvorfall, Scheiden-Catarrh und Rothlauf wird sie hervorgerufen.
Die Behandlung wird nach diesen Ursachen bald eine kühlende und schmerzstillende, nur örtliche, oder eine dem Allgemeiuleiden entsprechende seyn.
Mutterscheiden-Krebs vide Gebärmutter-Krebs.
Mutterscheiden-Polypen vide Gebärmutter-Polypen.
Nr. 590. Mutterscheiden - Sackwassersucht
wurde, nach Mag.-Suppl. XXI, 130, bei einer übrigens gesunden Kuh beobach­tet. Binnen einigen Stunden nämlich war bei derselben eine ungefähr 74 Fuss lange, blassrüthlich aussehende, und mit klarer Flüssigkeit gefüllte, schlauch-förmige Blase aus der Mutterscheide getreten, und bei ganz gelindem Ziehen kam noch eine gleich lange Portion hervor. Der Anheftungspunct dieser Blase befand sich ungefähr fünf Zoll vom Scheideneingange, war wie ein Polypenstiel geformt, und es konnte deshalb diese Blase ohne Blutung von der Scheiden-schlcimhaut mit den Fingern abgelöst werden. Das vor der Operation vor­handene Drängen verlor sich darnach gänzlich.
Nr. 591. Mutterscheiden-Verengerimg und Verwachsung wird nicht ganz selten gefunden; letztere jedoch nur vom Muttermunde rück­wärts bis zur Ausmündung der Harnröhre hin. Bisweilen hat der Verschluss auch nur durch ein zu grosses, mehr befestigtes Hymen statt.
Ursachen sind Mutterscheiden-Entzündung, insbesondere in Folge gewalt­samer Begattung und schwerer Geburten, ferner Mutterselieiden-Krebs und Polypen.
Prognose. Bei nicht zur Zucht gebrauchten Thicren haben einfache Ver­engerungen in der Regel keine Bedeutung; nur in einem Falle sah Hertwig bei
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Mutterschcidcii-VcmigRrunp und Vmvaclisung — Muttersclieideii-Vorrall 511
einer Hündin, die cine grosse Verengerung am Eingänge der Scheide Latte, dass bei derselben dor Urin fast bestiindig abtrüpfelte, wodurch die Hiuter-schonkel besudelt und ein urinöscr (iestank unterhalten wurde. In Bezug auf die Heilung besagter Uebel wird die Vorhersage aber öfters misslich ausfallen müssen.
Behandlung. 1) Hinwegräumung etwa noch vorhandener Ursachen 2. B. Polypen, das Krebsleiden, die mehrcntwicliclte Scheidenklappe etc. Ganz par­tielle Verwachsungen können allenfalls durch das Messer getrennt worden, und es ist dann nur die Wiedcrvcrwachsung zu verhindern. Verengerungen sucht man aber durch Einlegen von Pressschwamm u. dgl. nach und nach zu besiegen, wobei freilich grosse Ausdauer in der Kegel Noth thut.
Nr. 592. Mutterscheiden - Verwundungen
sind oftmals schon von aussen erkennbar, indem nämlich, wenn sie noch frisch sind, gewöhnlich Blutung statt hat; sodann treten auch Eutzündungserscheinua-gen deutlich hervor, und auch die Schamlippen sind nicht selten eingerissen, ja wenn die Verletzung eine nach oben durchgehende ist, wird auch Koth aus der Scham entleert. Weil nun aucli Luft in die Bauchhöhle tritt, wird der Leib gespannt, es bildet sich Bauchfellentzündung und damit fieberhafter Zu­stand aus.
Die Gelegenheitsursachen sind in der Regel schwere Geburten und rohe Geburtshilfe, oder das Beringein und der Ungestüm des Hengstes, ferner auch, wenn Muttcrthiere mit den Schamtheilcn an spitzen oder scharfen Kör­pern sich reiben u. dgl.
Prognose. An sich seltener von grosser Bedeutung, werden sie es aber ganz besonders dadurch, wenn Urinblase oder Mastdarm mit verletzt worden sind.
Behandlung. Nachdem die Gefahr einer jeden neuen Reizung abgewen­det worden ist, ist anfangs eine kühlende Behandlung, ja vorerst in geeigneten Fällen das Heften der Wunde nothwendig. Bei eintretender Eiterung fordert Hcrtwig den Gebrauch des warmen Bleiwasscrs oder mehr adstringirender Mittel. BeiMitverletzung des Mastdarms oder der Harnblase ist das bei diesen Krank-heitszuständen besonders angegebene Heilverfahren nicht ausscr Acht zu lassen.
Nr. 593.
Der Mutterseheiden-Vorfall
besteht in einem Hervortreten eines grössern oder kleinern Theiles der Mutter-
scheidc. Zuweilen ist damit ein Drängen, wie auf Entleerung des Harnes oder
der Frucht verbunden.
Selten entsteht dieses Uebel gleich, nachdem ein Mutterthier geboren hat, gewühülich schon bei vorrückender Tragezeit, öfters aber auch bei nicht träch-
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Muttcrscheiden-Vorfall
Nabelbruch.
tigen Thieren. Gewöhnlich zeigt er sich nur im Liegen des Thiers, namentlich der Kuh, besonders bei nach hinten tiefer Stellung und Lage. Ausserdem sind als Gelegenheitsursacben schwere Geburt, eine blähende und erschlaffende Nah­rung, insbesonders der überreiche Gcnuss der Branntweinschlempe, auch das Drängen auf verhaltenen Koth etc., und als gewonnene Disposition Schwäche und Schlaffheit der betreffenden Theile und im Aligemeinen, oder ein weites Becken zu beschuldigen.
Prognose. Das Uebel ist zu fürchten, weil dadurch zuweilen Harnverhal­tung und Berstung der Blase oder bei längerem Bestehen Verdickung der Scheidenschleimhaut bewirkt wird. Auch kann zufällige Verletzung und Rei­zung derselben gefährlich werden.
Behandlung. Jedenfalls giebt man dem Hintertheile des Patienten eine höhere Stellung und Lage, und wenn der Vorfall beim Aufstehen des Thiers nicht von selbst zurückgeht, reponirt man denselben, verhindert ein stattfinden­des Drängen, gebraucht eine verschliessende Bandage, oder das Zunähen der Scham, wobei nur die Stiche nicht zu oberflächlich applicirt werden dürfen. Bei Schwäche sind auch Anspritzungen von kaltem Wasser, zusammenziehende Waschungen und Einspritzungen, ja nach Kychner selbst innere derartige Mittel, insbesondere das Schafgarbenkraut und die Arnicablumen zu gebrauchen. Den beim Geburtsacte hervortretenden Scheidenvorfall hat man wesentlich im Auge, dass durch das Drängen und Pressen derselbe nicht verschlimmert, dass auch die Entleerung des Urins rechtzeitig gemacht wird.
Nr. 594.
Der Nabelbruch
ist eine Geschwulst am Nabelring, durch welchen Netz oder Darmpartieen
(Blind- und Grimmdarm) getreten sind, die von der äussern und zuweilen
auch zugleich von der Bauchhaut den Bruchsack erhält.
Die Geschwulst ist rundlich, von teigigem Gefühle oder mehr elastisch, und .lässt sich leicht in die Bauchliühle zurückschieben, wenn nicht Einklemmung vorhanden ist.
Man findet sie ganz besonders bei jungen Thieren, und zwar in Folge von gewaltsamem Abreissen der Nabelschnur, von hohen Sprüngen über Zäune, Ueberfüllung der Eingeweide, Stüssen und Schlägen auf den Bauch etc.
Prognose. Bei grösserer Erstarkung des Körpers heilen sie oft von selbst; zuweilen wachsen sie schnell — bis zur Grosse eines Menschenkopfs an, wodurch sie leicht einklemmen und brandig werden.
In letztem Falle ist die Bruchoperation schleunig anzuwenden. Dazu spal­tet man die Haut nach Bildung einer Querfalte, und wo er vorkommt, auch den innern Bruchsack d. h. das Peritonäum mit vorhandenem Zellgewebe, erweitert
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Nabelbruch — Nabelcntzundung und Nabelgeschwuis!.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 513
sodann selbst den Bruchring und bewirkt endlich die Zurückbringung. Dar­auf werden die Lippen des Bruchrings behufs leichterer Adhäsion eingeschnit­ten, oder wenn sie ungleich, oder verdickt, oder enorm entwickelt sind, be­schnitten, und mit der Knopf- oder Zapfennaht zusammengelegt. Durch eine Werg- oder weiche Leinwandlage, die weiter durch einen breiten Gurt befestigt wird, giebt man diesem einen noch weitern Schutz.
Ist die Operation nicht dringend, so bereitet man Patienten durch eine karge Diät einige Tage vor. Gewöhnlich ist diese Eadicalcur aber gar nicht nothwendig, vielmehr genügt entweder die Cantharidonsalbe, die nach dem Ab-sebeeren der Haare 2 Tage hinter einander täglich zweimal eingeriebea, und nach 2 Wochen nochmals wiederholt wird, oder man benutzt die Salpetersäure, oder die verdünnte Schwefelsäure, oder man näht oder bindet den Brucbsack ab, ohne jedoch die Bauchhaut, welche den Innern Bruchsack bildet, mitzufassen.
Nr. 595. Die Nataolontzündung und Nabelgeschwulst, Omphalitis, vulgo der dicke Nabel, erscheint beim jungen Thiere, namentlich dem Kalbe, bald nach der Geburt als eine oft faustgrosse, und noch umfangreichere, an­fangs öderaatösc, bald aber gespannte, feste, heisse Geschwulst, wobei zunächst die Haut und die Nabelgefässe ergriffen sind, Schmerz ist gewöhnlich bedeu­tend, ja selbst Fieber entsteht. Als Folgen sind nicht selten Entzündung der Baucheingeweide, Eitererguss in die Bauchhöhle, Fistclbildung und der Tod bemerkt worden, sowie mehre Fälle von schnellem Tode durch Blutergiessungen in die Bauchhöhle aus den abgerissenen Nabelartericn. Mindestens wirkt aber das Uebel in sofern nachtheilig, dass, obgleich in der Regel Fressen und Sau­fen noch fortdauern, die Thiere doch in der Entwicklung zurückbleiben und weit träger sich verhalten.
Diagnose. Nabelbrüche.
Ursachen. In manchen, besonders nassen Jahren soll sie häufiger beobachtet werden. Uebrigens tragen rohe mechanische Ursachen, inbesondere Zerrungen des Nabelstranges bei der Geburt, sowie das viele Belecken des Nabels von Seiten des Mutterthiers die Schuld.
Behandlung. Vermeidung von Quetschungen und Reibungen, daher man der Art Leidende von anderen separirt und ihnen volle Ruhe und eine weiche Streue, auch wenn sie nicht mehr an der Mutter saugen, Kleicntrank und Grünfutter giebt. Ausserdem sind nothwendig: Waschungen mit Blef.wasser, Abends Einreibungen der Bleisalbe; innerlich Glaubersalz, bei Neigung zur Eiterung die erweichenden Mittel. Dieterichs empfiehlt folgendes sehr zweck-mässige Verfahren: Man schneide ein Stück weiches Schafs- oder Wildleder so, dass damit die ganze Geschwulst bedeckt werden kann; die Fleischseite des Leders wird mit einer Salbe aus 1 Cantharidenpulver und 8 Terpentin
Falke, Kmukli. U. Hauatli,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
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NabelentzQndun^ und Nabclgescliwulst — Nageltritt.
so bestrichen, dass nur ein schmaler Streif rund herum von dieser Mischung nicht, sondern einfach nur mit Terpentin bestrichen wird. Man klebe diess Pflaster auf die Geschwulststelle, die erst kurz von Haaren entblösst worden ist.
Löset sich etwa nach mehren Tagen das Pflaster wieder, so schneide man wieder die Haare ab und bringe ein frisches Pflaster an. So pflegt die Heilung in 8 — 14 Tagen zu erfolgen.
Ist aber bereits Fistelbildung eingetreten, so ist die untere Wand bis an den Nabelring aufzuspalten und die biosgelegte Fläche mit Silbersalpeterauf­lösung zu befeuchten und die Wundfläche rein zu erhalten.
Nr. 596. Nabelschnur - Blutungen nach der Geburt sind im Ganzen sehr selten. In einem Falle (of. Reperto­rium IV, 251) lief sie bei einer werthvollen, jungen, vollblütigen Kuh tödtlich ab, indem nach Austreibung des Fötus erst 2—3 Quart Blut abging, was aber mehrmals repetirte. Die nöthige Aufmerksamkeit trat erst ein, als das Leben bereits gefährdet war. Ref. Mayer fordert deshalb die Ligatur für den Uterin-theil der Nabelschnur, wie für den Fötustheil.
Nachgeburt vide Zurückbleiben der Nachgeburt.
Nachlassen der Milch = Milchversiechen.
Nr. 597. Kachtblindheit heisst der Zustand, wenn Thiero nur bei hellem Lichte sehen können, welches auf einer verminderten Empfindlichkeit der Netzhaut beruht, also ein Zeichen des beginnenden schwarzen Staars ist. Nachtsehen = Tagblindheit. Nackenbeule, Nackenfistel vide Genickfistel.
Nr. 598. Der Nageltritt. Man versteht darunter die Verwundung eines Theils der Hornsohle, des Strahls und der darüber liegenden empfindlichen Weichtheile durch einen Na­gel oder eineir Glasscherben, oder Knochen- oder Holzsplitter, Stoppelstroll etc. Das Thier wird jählingen Schmerz verrathen, deshalb den Fuss aufheben, sich lahm zeigen, und bald wird sich Entzündung überhaupt kenntlich machen. Ganz besonders wird ein solcher Körper, welcher an der Spitze des Strahles eingedrungen ist, diese und weitere üble Zufälle bewirken.
Man wird entweder durch den im Hufe vorragenden fremden Körper selbst, oder durch eine, oft nur ganz kleine Oeffnung oder Spalte, durch aus­sickerndes Blut u. dgl. auf die Verletzung durch solch einen Körper aufmerksam gemacht, indem er selbst ganz eingedrungen, oder durch die Bewegung wieder
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NageltriU — Nascnaplitlicn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;515
verloren gegangen, abgebrochen, oder durch menschliche Hilfo bereits wieder herausgehoben worden ist.
Behandlung. Man muss für die Hilfsleistung beachten, in welcher Richtung und wie tief der verletzende Körper eingedrungen ist, damit er bei der Operation nicht abbricht und die Spitze in der Tiefe stecken bleibt. Sollte diess geschehen seyn, so muss das Eisen abgenommen und die schmerz­hafte Stelle ausgewirkt, darnach aber der verletzende Körper mit aller Vor­sicht ausgezogen werden. Der vorgefundene Körper ist zu untersuchen, ob er blutig, mit Eiter überzogen, ob er ganz oder abgebrochen, und ob die Bruchstelle eine frische ist.
Bei oberflächlichen Verletzungen wird man wenig mehr zu tbun nöthig haben; eine Erweiterung der Wunde macht sich aber bei tieferen Verletzungen in den mehresten Fällen nothwendig, theils weil dadurch oft erst dei; fest­sitzende und zu entfernen nothwendige Körper entfernt werden kann, theils aber auch, um dem ergossenen Blute oder dem sich gebildet habenden Eiter einen Ausweg zu verschaffen. Darnach sind noch, wenn erhebliche Entzün­dungszufälle vorhanden sind, kühlende, oder bei sehr heftigen Schmerzen und Eiterung schleimige warme Bäder oder Umschläge, die Eitcrsalbe etc. noth­wendig. Ist aber der fremde Körper in die Beugesehne oder ins Hufgelenk eingedrungen, was sich durch Anschwellung der Köthe und der Beugesehne in ihrem Verlaufe nach oben, durch mangelhaftes oder verhindertes Auftreten, ja durch Ausfliessen von Gelenkschmiere und starkes Fieber etc. zu erkennen giebt, so sind hierbei weitere chirurgische Eingriffe nothwendig.
Treten die Thiere nach der Heilung noch niebt durch, so muss man sich anfangs des Schnabeleisens mit bohen Stollen bedienen.
Beim Rindvieh werden der Art fremde Körper in der Regel weniger übel­artige Zufälle bewirken, ja oft sind stumpfe Körper lange zwischen dem Home und den Weichtheilen vorhanden, ebne dass beträchtliche Lähme daraus er­wachsen ist. Man findet sie manchmal erst, nachdem von der Soble einige Späne weggenommen worden sind, wozu man durch eine anscheinliche Stein­galle aufgemuntert worden ist. Gewöhnlich macht sich darnach ein kühlender Umschlag auf die Klaue, das Eingiessen von Aloetinctur oder der Gebrauch der Terpentinsalbe etc. nothwendig. Nagen der Kühe = Lecksucht.
Nr. 599. Die Nasonaphthon. Nachdem in den zwanziger Jahren die Dresdener Thierarzneischule eine für Rotz genommene Krankheit, welche unter den Werden eines Regiments Verbreitung gefunden, für eine abartige Druse erklärt und baldige Heilung derselben bewirkt, nachdem l'erncr Lappe in Göttingen dieselbe wieder kennen gelernt, auch über sie ein kleines Schriftclien heraus­gegeben hatte, werden in neuester Zeit wieder mehrmals Mittheilungen von derselben ge-
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Nasonaphtlicn.
macht: im Jahr 184laquo; von Dard bei 15 Pferden einer Ballcric, von Bouley, Falle, Ruil (Wiener Vieileljahrssclii-ilt, VI, S. 17). Hering weisel ilir im Repert. XVII, S. 89 wol den richligslen Platz im System an, und ich heiiiitzc Dessen Miltheilungen, weil sie dar­nach aufgefasst und beschdehen worden sind.
Am 14. Juli 1856 beobachtete man an zwei Gestütshengsten leichte Krankheitszufälle, nachdem an dem einen (Gift) einige Tage zuvor etwas ge­schwollene Augen bemerkt worden waren; die Augenlieder zeigten sich bei ge­nauerer Untersuchung am 14. aufgedunsen, halbgeschlossen, und eine dickliche gelbliche Materie von eiweissartiger Beschaffenheit floss in ziemlicher Menge aus, sowie aus den Nasenlöchern eine mehr wüssrige Flüssigkeit. Kreislauf, Athmen, Ausleerungen, Appetit waren ungestört. Um die Nasenlöcher herum, ja bis zu einem Kaumuskel und Auge hin und auf der Nasenschleimhaut zeig­ten sich viele Hirse- bis Hanfkörner grosse, distinete Knötchen, die auf letzterer als klare Bläschen sich darstellten, indess auch etwelche auf der inneren Fläche der Oberlippe und unter der Zunge eine rothe Farbe hatten. Die im Ver­laufe weiter gerückten Knötchen brachen auf und bildeten dann flache, dunkel-rothe, wunde Stellen, ohne tiefer oder breiter zu werden. Die in der Nase befindlichen Bläschen bersteten, confluirton und bedeckten sich mit einem weichen Exsudate, während die Riechhaut eine dunkelrothe Färbung zeigte.
Der zweite Hengst (Gin) zeigte sich erst seit dem 11. krank, er frass nicht gehörig, hatte 44—48 Pulse, aber nur wenige Bläschen an genannten Stellen.
Ordination. Beide erhielten Kleie und Gras, Abends 2 Drachmen Sal­miak und 2 Unzen schwefelsaures Natron.
Den 15. Juli. Bei Gift hatte das Exantbcm eher zugenommen, bei Gin war die Riechhaut stärker geröthet. Ordination: 1 Unze Salmiak mit 4 Unzen Glaubersalz während des Tages, Reinigung des Ausschlages mit einem schwa­chen Eichenrindendococt.
Den 16. Juli zeigten die Patienten Nachmittags einige Stunden dauernde Fieberschauer, 80 Pulse, einen schmerzhaften Husten, schleimigen Nasenaus-fluss. Ordination: 2 Drachmen Brechweinstein im Trinkwasser, Clystiere von Leinsamendecoct.
(Von den übrigen im Stalle stehenden Hengsten erkrankte noch Claris-son mit einigen Dutzend Bläschen innen an der linken und aussen an der rechten Lippe, in der Nase fehlten sie; ferner Carneval mit etlichen Knötchen im Gesichte, wie solche auch ein nahestehendes Regimentspferd zeigte.)
Den 17. Juli. Gift zeigt die Augenlieder stark geschwollen, einige Dutzend sehr kleine Bläschen an denselben sind aufgebrochen, ebenso an den Lippen und Nasenflügeln, die Riechhaut ist dick belegt, aber das Exsudat fängt an, sich aufzulösen. Appetit gut, kein Fieber, 8 Atherr.züge etwas röchelnd von der Anschwellung der Riechhaut. Ordination: Salmiak mit Glau­bersalz , zum Waschen der wunden Stellen eine Zinkvitriolauflösung. — Gin
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Nasenaplithen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 517
hat sein Futter ganz aufgefressen, Puls 48, Koth weich. Nase immer stark geröthet. An der Oberlippe sind etliche Knütchen aufgebrochen, und bilden linsengrosse, blutende Geschwüre, auf dem behaarten Theilc des Körpers finden sich zerstreut einige, zum Theil haarlose Knütchen.
Den 18. Juli. Die Geschwulst der Augenlieder nimmt bei Gift ab, die Riechhaut ist mit trocknendem, gelblichem Exsudat bedeckt, die Knötchcn am Nasenflügel bilden zusammenlaufende wuude Flächen. Innerlich Eisetsalmiak Jj Leinsamen f jj; äusserlich Zinksolution.
Den 19. Juli. Abnahme der localen Symptome. Gin hat 15—18 zum Theil bohnengrossc Knoten in der Hautdecke. Zwei am Vorderkiefer aufge­brochene, oft blutende Geschwüre werden mit Silbersalpcter betupft, ebenso etliche vereinzelte Geschwüre an den Nasenflügeln bei Gift. Ordination repe-tirt. Bewegung im Freyen.
Den 20. Juli. Gin hat wieder mehre Geschwürchen an der Nase, sowie zahlreiche Knötchen im Gesicht, am Mittelfleisch, Schlauch und rechten HiL-terschenkel. Die auf den behaarten Theilen befindlichen Knötchen haben sich geöffnet, ein Büschel Haare fällt aus, und es entstehen oberflächliche Geschwüre, an denen stets das schwarze Pigment zerstört ist, sie sehen daher fleischfar­big aus, sind vertieft, aber nicht zackig. Gin hat jetzt auch eine ziemliche Drüsenanschwellung im Kehlgang. Ordination : Eisensalmiak, Zinkvitriolsolution.
(Ein 5. Hengst hat jetzt auch Knötchen an der Nase und am Schlauche bekommen, die später noch zunahmen.)
Den 21. Juli. Die Geschwulst der'Augen verliert sich bei Gift und die Geschwüre an der Nase werden kleiner und trockener. Keine Arznei mehr.
Gin hat immer noch viele und grosse wunde Stellen an der Nase, Lip­pen und Backen, die Kehlgangdrüsen sind noch stark geschwollen.
Unter dem Fortgebrauche der erwähnten einfachen Mittel verloren sich nach und nach bei beiden Hengsten die sämmtlichen krankhaften Erschei­nungen, so dass sie Anfangs August wieder ihren Dienst aufnehmen konnten. Doch waren die geschwürigen Stellen durch die zurückgebliebenen fleischfarbi­gen Narben noch längere Zeit bezeichnet, bei einem Besuche aber im Decem­ber fand sich keine Spur der überstandenen Krankheit vor.
Dominick erzählt im Mag.-Suppl. XX111, 92, von einen Drusenkranken,quot; aus dessen Nase Eiter und mit Blut gemischter Schleim floss, dass deren Schleimhaut voll flacher und mit einem dünnen braunen Schorfe bedeckter Geschwüre war. Dabei auch am ganzen Körper ein Nesselausschlag. Das Pferd fieberte stark, genas jedoch.
Manchmal scheint das Uebel auch ansteckende Kraft zu äussern. So erzählt Bouley im Recueil de Mód. vét. Paris 1855: Ein junges Handelspferd hatte auf den Lippen und Nasenlöchern eine Menge linsengrosser Knötchen, die sich in Bläschen umwandelten, nach deren Aufplatzen eine runde offene
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Nascnaphthen — Nasen-Blutfluss.
Stelle zurückblieb. Durch das Zusammentliessen mehrer solcher Bläschen er­wuchs eine übelaussehendc Fläche, die Substanz der Lippe war wie ein Schwamm von Eiter durchdrungen, und es bildete sich ein entzündeter Strang von Lymphgefässcn bis zu den Kehlgangdrttsen, die dadurch ziemlich geschwol­len, schmerzhaft und v.arm geworden waren, so dass man die Krankheit für Hautwurm hätte halten können. Zur Heilung war die Cauterisation nothwendig. Zwei andere Pferde, denen die gebrauchte Trense des Kranken eingelegt worden war, bekamen denselben Ausschlag, heilten aber ohne Medicamente.
Nr. COO. Nasenbein - Brüche kommen unter den Brüchen der Gesichtsknochen am häufigsten vor. Ausser den allgemeinen Zufällen, wo die Bruchenden sich aus einander gegeben haben, findet man Reizung und bald Entzündung der Nasenschleimhaut, daher auch beschwerliches Athmcn und öfters Nasenbluten, zuweilen selbst Gehirnerschüt­terung.
Vorerst oder später macht es sich oft nothwendig, die vorhandene Blu­tung durch Einspritzung kalten Wassers, Essigs etc. zu stillen; verschobene Theile sucht man in ihre Lage wieder zurückzubringen, indem man zu diesem Behufe in die Nasenhöhle eingeht, oder ist der Bruch höher, dass man einen Einschnitt macht und von da das abgebrochene Knochenstück heraushebt; lose Knochensplitter sind aber ganz zu entfernen. Uebrigens wird sich ein entzün­dungswidriges Verfahren nöthig machen. Bei Erstickungszufällen der Luft-röhreuschnitt. Uebrigens ist bei Pferden der Gebrauch der Halfter zu ver­meiden.
Nr. 601. Der Nasen-Blutfluss,
Syn, Nasenbluten, RUinorrhagia, wird gewöhnlich wenig erkennbare Vorläufer haben, sondern es wird plötzlich reines und nicht schaumiges Blut, oder ein mit Blut gemischter Schleim aus einem oder aus beiden Nasenlöchern, und zwar tropfenweise oder im Strahle, und indem das Thier brauset und den Kopf hin und her wirft, zum Vorschein kommen, wenn es nicht zurückfliesst und nun durch Husten oder Erbrechen entleert wird.
Ursachen. Im Ganzen findet dieser Blutfluss selten statt, am ehesten noch bei Pferden, die übermässig, namentlich bei heisser WitteruDg, laufen müssen. Ferner wird er auch noch bei faulig-fieberhaften Krankh3iten, bei Nasenpolypen, wenn Blutegel in die Nase gekommen sind, oder der warzige Zwirnwurm daselbst hauset, endlich bei Rotzigen und die es werden, wahrge­nommen.
Verlauf, Daver, Ausgänge, Das Nasenbluten geht in der Regel bald
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Nasen-Biutfluss — Nasencatarrh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;519
vorüber; selten ist der Blutverlust so beträchtlich, dass daraus Blutmangel mit seinen üblen Folgen erwächst.
Die Vorhersage ist daher an sich günstig, wenn die Ursache cntfcrn-bar ist.
Behandlung. Beim activen Nasenbluten genügt ein massig entzündungs-widriges Verfahren, gewöhnlich schon ein ruhiges, kühles Verhalten. Ist die Blutung sehr reichlich, dann sind freilich noch kalte Essigwaschungen, oder Begiessungen des Kopfes mit kaltem Wasser, selbst der Aderlass nothwendig. Bei torpidem Zustande sind Einspritzungen von kaltem Wasser, oder die Ein­führung von Tampons, die vielleicht noch mit Alaunauflösung, oder Theden'schem Wund- oder Creosot - Wasser getränkt sind, von Nöthen. Auch allgemeine Ab­leitungsmittel sind unter Umständen in Gebrauch zu ziehen. Das Einathmen aber von Essigdämpfen erwies sich zu reizend, also schädlich. Sind Blutegel die Schuld, so müssen Kochsalzauflösungen eingespritzt werden.
Kreisthierarzt Müller beobachtete (nach Supplement des Magazins XXI, S. 48) eine Blutkrankheit bei Schafen unter folgenden Erscheinungen:
Es starben im Januar meist plötzlich die besten Stücke nach kurzem Krankseyn unter Zeichen allgemeinen Ergriffenseyns. Häufig kam dabei Blut aus der Nase, die Thiere taumelten und 4 — 8 Stunden nach dem Erkranken erfolgte meist schon der Tod.
Bei allen Cadavern fanden sich dann Zeichen einer Bauchfellentzündung Ausschwitzung von röthlichem Serum in die Bauchhöhle in grosser Quantität und ein Blutcoagulum von der Grosse eines Kindskopfs an der vorderen Fläche der Leber. Im Februar und März blieb das Coagulum weg, die Krank­heit verlief langsamer, und es bildete sich in der ganzen Heerde vollständig die Fäule aus, an der die grösste Hälfte der Thiere auch einging. Es soll raultriges Stroh und saures Heu gefüttert worden seyn.
Daraus muss Practicant den Vers sich bilden, dass wenn anfangs durch Glauber­salz U, dgl. abgeleitet und spater durch mehr nährende Mittel noch geholfen norden wäre, diese Bliilannuth und Wassersucht nicht entstanden seyn würde.
Nr. 602. Der Nasencatarrh. Symptome. Mit der Keizung der Nasenschleimhaut röthet sich dieselbe, lockert sich auf, wodurch die Absonderung anfangs unterdrückt ist, indess nach den Ursachen Fieberzufälle, erhöhte Hauttcmpcratur, verminderter Appetit etc. sich kund geben. Aber bald fliesst eine wasser-helle Feuchtigkeit aus der Nase ab, oder wird durch Niesen und Ausbrausen, nach und nach von dickerer Consistenz, ausgeworfen, wobei sich nicht nur das vorhandene Allgemeinleiden, sondern insbesondere auch die erwähnte örtliche Affection bald hebt, wenn nicht Complicationcn eintreten, oder sie sich fieberlos in die Länge zieht.
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Nnsencatairli — Nasenhöhlen-Polypen.
Dicss wird aucli der Fall seyn, wenn die Nebcnhölilen der Nase mit afl'icirt wurden und der Sclileim zurückgehalten wird.
Manchmal wird aber noch dieser ficberlosc Catarrh einen üblen Verlauf neh­men und, wie beim Schafrotz, zu grosser Schwächung und zum Zchrfieber führen.
Diagnose. Druse.
Aetiologie. Der acute Nasencatarrh entsteht vorzüglich durch Unter­drückung der Ilautausdünstung; der chronische entweder durch Vernachlässi­gung des erst genannten, oder er ist Symptom oder Uebcrbleibsel anderer Krankheiten, als von Nasenpolypen, die gewöhnlich einen schleimigen Ausfluss bedingen; oder von cariösen Zähnen ; oder von der Schafbrerasc, sowie von der Nasenbremse des Pferdes, und von dein bandwurniiihnlichen Fünfloche, Pcntastoma taenioides, in den Stirnhöhlen und den Siebbcinzcllen, oder auch im Kehlhopf des Pferdes, Maulthicrs und Hundes.
Behandlung. Die Beseitigung der Ursachen ist für die Cur des sowol acuten, wie chronischen Nasencatarrhs erstes Erforderniss.
Bei ersterem kommt man gewöhnlich damit allein aus; im höhern Grade der Ausbildung sind überhaupt die Mittel anzuwenden, welche beim Brust-catarrh und Schafrotz empfohlen werden.
Nr. 603. Die Nasenhöhlen-Polypen
werden, je nachdem hie in einer der Nasenhöhlen selbst, oder einer ihrer Ne­benhöhlen ihren Sitz haben, oder nach ihrer räumlichen Ausbreitung überhaupt mannigfache Störungen, jedenfalls aber einen vermehrten Nasenausfluss, auch Nasenbluten, schnaubendes, beschwerliches Athmcn bewirken. (Mag. XVIII, 488.)
Finden sie sich in einer der Nebenhöhlen der Nase und klopft man un der damit ausgefüllten Höhlung an, so hört man keinen hohlen, sondern einen matten Ton; drängt der Polyp vermöge seiner Grosse auf die Wandungen, so begeben sich diese mehr und mehr nach aussen, die Backenzähne werden selbst aus den Zahnhöhlen verdrängt, die Thräncn haben nicht mehr ihren entsprechenden Abfluss, vielmehr laufen sie über die Backe, und die Lymph­drüsen auf der leidenden Seite des Kehlganges schwellen sogar an.
Von den Folgen eines Nasenhöhlenpolypen bei einem Hunde erzälül May im Ma­gazin XX, 482.
Behandlung. Ist der Polyp weder zu sehen, noch mittelst der Sonde zu fühlen, aber den Erscheinungen nach zu vermuthen, so hat mau, wenn man ihm beikommen will, zur Trepanation an der hervorgetriebensten Stelle zu schreiten; oder man hat, wenn das Uebel soweit gediehen ist, dass der Polyp sogar die Knochenmasse zur Aufsaugung gebracht, oder Jauche sie und die Hautdecke erweicht hat, so dass der Polyp frei aus der Hohle hervorsieht, ihn vollends frei zu legen, und um ihn zu entfernen, bald das Abdrehen oder Aus-
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Nasenliöhlen-Pol.vpcn — \erveiicntzUndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 521
reisscn, oder Abbinden, oder das Ab-, oder endlich das Aiisaciinciden in Aus-führnng zu bringen.
Nasse K ä u d e vide R it u d e.
Natternbisse vide Kreuzotterbisse.
Nr. C04. Neid ist eine dem Zorn iilmlicho, aber nicht so extensive Leidenschaft. Sie giebt sich besonders als Fnlterneid, bei Hunden auch als Eifersucht zu erkennen. Departements-Ibierarzt Dressler erkennt auch in dem Inhalte folgender Mit-thcilung (Magazin XXI, 244) einen sehr hervorstechenden Zug der Missgunst oder des Neides. Auf einem Gute im Kreise Fischhausen gebaren der Hof­hund und fast gleichzeitig der Hühnerhund mehre Junge. Die Jungen des Hofhundes wurden in einem nahen Teiche ersäuft, während man die Muiter eingesperrt hielt. Einige Zeit nachher freigelassen, suchte sie ängstlich diese überall. Mehre Stunden später sah man diese Hündin ein junges Hündchen von dem Wurfe der Hühnerhündin im Maule nach jenem Teiche tragen, wohin sie auch, während die Hühnerhündin auf der Jagd war, die anderen schleppte.
Nr. 605. Die Nervenentzündung, Neuritis.
Symptome. Schmerz, der durch Druck und Bewegung vermehrt wird, und sehr heftig ist; ausserdem gestörte Verrichtung, Starrkrampf oder Läh­mung. Fieber begleitet anfangs die Nervenentzündung nur selten und hat dann gewöhnlich den einfachen Reizungscharactcr.
Acliologie. Besonders sind es mechanische Ursachen, als Quetschungen, Uisse und Stichwunden, Unterbindung grösserer Gefässc, Knochenbrüche, Verbren­nungen und andere chemisehe Einwirkungen. Entzündung benachbarter Theile, Verkältung, gichtische und rheumatische Metastase.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Bald verläuft die Nervenentzündung acut, in 8 —14 Tagen; häufiger chronisch. Selten Zcrtbcilung, am häufigsten noch bei fieberhaften rheumatischen Fällen, und dann unter critischen Erscheinungen; gewöhnlich wässrige und plastische Ergicssungen, Erweichung, Knoten (cf. Ner­vengeschwulst) und Verhärtung, Schwinden der Nervenmassc und daher Läh­mung und Schwund der betroffenen Partieen. Oder Complicationen mit Ge­hirn- und Rückenmarkamp;entzündung, Starrkrampf etc.
Die Prognose ist daher hauptsächlich von der Dignitüt der kranken Ner­ven, und von der Ursache, Ausbreitung und Dauer des Leidens, von dem Grade der Functionsstörung und von den Complicationen und Ausgängen abhängig.
Behandlung. Innerlich Opium mit dem versüssten Quecksilber und, nächst dem Aderlässe, andere entzündungswidrige und beruhigende Arzneien.
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Nmenentziindunj? — Nervenfieber.
Bei traumatischer Entzündung kalte, und wo diese nicht mehr genügen, sowie bei rheumatischer Entzündung warme und erweichende örtliche Mittel; auch graue Queclisilbersalbc mit Opium oder Belladonnaextract, oder dem Bilsen-krautölc; ferner Infusionen narcotischer Stoffe. Bei veralteter Nervenentzün­dung überhaupt ableitende Mittel: vesicatorische Einreibungen, Eiterbänder, das Glüheisen, Darmreize, Immer aber bleibt die ursächliche Anzeige von hoher Wichtigkeit.
Nr. 606. Das Nervenfieber, das ich erst durch meine monographische Skizze über den Typhus, Leipzig 1840, in ein helleres Licht gestellt und ihr den richtigen Platz im Systeme angewiesen, das ich weiter im Wesentlichen im Magazin für die grsammle Thierhcllkundc und im cncyclopädischen Wörlerburhc der medlcinischen Wissenschaften, XXXIV Bd., Berlin 1845, unter Typhus besprochen habe, stelle ich nach den früher gemachten mit den anderweitig mitgetheilten Erfahrungen dar. Am meisten contrastiren meine Erfahrungen mit denen Sanson's und RolofTs, die in Magazin XXIII niedergelegt sind.
A. Das Nervenfieber bei Pferden.
Symptome. Als Vorboten und erste Anfänge zeigen sich gewöhn­lich Mattigkeit, Kopfhängen, Eingenommenheit des Sensoriums, oder man nimmt einen trocknen matten Husten und eine, wie opprimirte Respiration wahr, oder verlorene Frcsslust, dabei aber ausserordentlicho Empfindlichkeit beim Putzen längs der untern Bauchfläche, oder mindere oder stärkere Colikzufälle bei dem Absätze eines breiigen bis dünnen stinkenden Kothes. Bei erst- und letzt­genannter Art hat es bei einzelnen Individuen oft sein Bewenden, bei den Anderen aber entwickeln sich bald ohne Ausnahme die nachgenannten Erscheinungen:
Mit einem mehr oder weniger heftigen, oft sehr nachhaltigen Schüttel­froste, dem trockne, bei Einzelnen auch ungleich vertheilte Hautwärme folgt, zeigt sich bei weiterer Untersuchung eine trockene, reine, oder trockene und dunkelschnmtzig belegte, nur an den Eiindern und zuweilen an der Spitze feuchte, späterhin durchaus trockene, selbst rissige Zunge, kleine rothe Puncto auf dieser und dem dunkelgclb gefärbten Zahnfleische. Die Maulhöhle ist heiss, das Auge wie mit Blut injicirt, glänzend und stier; oder matt und in diesem Falle die Augenlieder halbgeschlossen, die undurchsichtige Hornhaut und Bindehaut gelb gefärbt. Die Nasenflügel werden durch das Athmen äusserst lang gezogen, das Athmen selbst ist bei Manchen beschleunigt und kurz, das Bauchathmen sichtbarer, die ausgeathmete Luft wärmer; viele husten schmerz­haft. Bei vielen machen sich bald Bläschen und darauffolgende Ges^hwttrchen in der Nasenschleirahaut bemerkbar. Diese letzteren unterscheiden sich von den Rotzgeschwüren dadurch, dass sie sicli entweder blos als seichte Excoria-tionen präsentiren, oder dass die Schleimhaut, welche das Bläschen bildete, durch einen bräunlichen Schorf ersetzt wird, der, wenn er sich abgestossen, ein
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Nervenfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 523
weit flacheres und kleineres Geschwür erkennen lässt, das bei der Vcrheilung keine sternförmige Narbe bildet. Der Puls wird hier weich, dort hart, öfters wellenförmig gefunden, bei besonderer Brust- und Darmaffectior; ist er schnel­ler, bei vorherrschendem Ergriffenseyn der Leber und des Gehirns oft kaum die normale Zahl der Pulse. In letzterem Falle stemmen sie den Kopf in eine Ecke, oder an eine Wand, oder legen ihn unbeweglich in die Krippe. Ein­zelne zeigen auch zu Zeiten Raserei, Schwindel, tanzende Bewegungen. An­näherung und Zuruf der Menschen weckt sie in der Eegel auf. Die Futter-aufnahme geschieht langsam, bei Einzelnen oder in manchen Momenten auch übereilt, manche reissen das Maul weit auf und stopfen es mit grossen Mengen Futters voll, was um so mehr bei denen auffällt, die nur mit grosser Schwie­rigkeit zu schlingen vermögen. Flüssigkeiten werden um so schwieriger ver­schluckt, so dass solche Patienten wol vier-, fünfmal einziehen, ehe man eine ergiebige Schlundbewegung bemerkt, welche dann immer mit einem gewaltsa­men Hinabdrücken begleitet ist.
Bei denen, die anfangs mehr einen catarrhalischen Krankheitszustand und jene grosse Empfindsamkeit beim Putzen verriethen, zeigen sich nach einigen Tagen kleine Knotchen, ganz besonders an der unteren Bauchfläche, die in kleine Geschwürchen und Schorfchen übergehen. In der von mir im Jahre 1839 beobachteten Enzootie konnte man die Existenz derselben schon vor der Untersuchung aufs Bestimmteste versichern, wenn man nur die vor­ausgegangenen oben genannten Erscheinungen der gesteigerten Hautempfind-lichkeit beim Putzen in Erfahrung gebracht hatte.
In anderen Fällen zeigen sich, selbst unter den Vorboten, Geschwülste an einer Körperstelle, die oft sehr bald wieder verschwinden, indess an einer andern Stelle andere auftauchen. Am bedrohlichsten sind solche Geschwülste um den Kehlkopf, da sie nicht selten, wenn der Luftröhrenschnitt nicht ge­macht wird, Erstickung herbeiführen.
Dr. Müller in Wien, der viel über die wissenschaftliche Pferdrtyphus-Verwirrnng raisonnirt, ohne sich um die einschlägige Literatur genugsam bckOmmert zu liaben, er­wähnt, als mir neu, dass auch die Haul snmmt dem llnterliaulzellgewebe in einer weiten Strecke sphacelös werde. Seyen nun die Thicrc noch kräftig genug, so losten sich die erlödteten Partieen von der Umgebung los.
Die Darmausleerungen erfolgen bei denen, deren Gehirnthätigkeit sehr darnicderliegt, auch sehr träge und selten, die Excrete sind sehr dunkel, oder auch sehr hell gefärbt, in ersterem Falle klein und hart, im zweiten Falle gross geballt und roh, nicht saftig durchdrungen, immer aber, sowie bei denen, welche einen breiigen oder dünnen Koth absetzen, von enormem penetrantem Gestanke.
Verschlimmerungen zu gewissen Tageszeiten sind nicht deutlich zu finden, zuweilen heftiges Zusammenschrecken, krampfhaftes Ziehen des Halses und Kopfes nach einer oder der andern Seite, Steigerungen der Stupididät, Schnar-
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Nervenfichcr.
eben, Rückwärtstaumcln und Ueberschlagen. Bei einzelnen Patienten werden die Augen wie verglaset, die Delirien andauernder, und das Bewusstseyn kann nicht mehr zurückgerufen werden. Die Kräfte sinken mehr und mehr, der widrig riechende und klebrige Schweiss zieht Massen von Fliegen herbei, durch welche sie nicht beunruhigt werden. Nur der volle Futtertrog ist dann und wann ein Reiz für sie, wenn vom|Kleieiifutter die Brühe in das in der Krippe ruhende Maul und in die Nase läuft.
Nur einzelne Patienten zeigen ein grosses Schwanken in den Erschei­nungen, einen raschen Wechsel in den Symptomen, einen Widerspruch zwischen den einzelnen: das fievre typhoide ataxique Chomel's.
Ein Beispiel gicbl davon eine Mittheilung im 13. Bande des Magazins S. 131. Es war dicss einer von den'Patienten, die bei einer noch ziemlich freundlichen Larve doch höchst gefährlich sind. Die spannelang; gezogenen Nasenlöcher, das Umkippen des Innern Winkels derselben, das gichtbare Dampfen der ausgeathmelcn Lufl, die stark punclirlc Rölhe der Ä'asenschlcimliaut, der prellende, spritzelnde, links und rechts fühlbare Herz­schlag, die Ocdcmc, die auf die schärfsten Salben stalt einer intensiven Geschwulst ein­traten, die dünne, jauchige Absonderung des Fontanells an der Brust, das beharrliche Stehen bei grosser Schwäche etc. deuteten die vorgeschrittene Ergicssung in die Brust­höhle und die höchst passive Ucberfüllung der Lungen deutlich genug an, obschon die ziemlich gute Futteraufnahme und die freie Gehirnthätigkcit dem Kutscher glauben mach­ten, dass dieser Fall mit denen, die mehr die Zufalle der Hinterleibs- und Gehirnaffection gezeigt hatten, nichts Verwandtes habe , weshalb er mich auch erst mehre Tage „nach dem scheinbar leichten Erkrankenquot; halte rufen lassen.
Der Secfmisbefund kann ein sehr verschiedener seyn, da die Verände­rungen mehre Entwicklungsstufen durchlaufen, und nach dem verschiedenen Vorschreiten der Krankheit in den einzelnen Organen bier die Anfänge, dort die grössere und grösstc Entwicklung wahrzunehmen seyn werden.
Die Cadaver bleiben lange warm und biegsam, unter der Hautdecke Ex­sudate, die Muskeln sind dunkelbraun, hie und da stark blutgetränkt und in-filtrirt; wenn die Krankheit dem Faulfiebercharacter sich,genabelt hatte, tritt bald Fäulniss ein. Das Blut ist dunkel, theerartig. Die besonders ergriffenen Organe sind mit diesem venösen Blute überfüllt, ja in einzelnen Fällen zeigen sich selbst die deutlichsten Spuren vorhanden gewesener Entzündung.
Ziemlich constant nennen einige Beobachter die anfangs entzündliche, später erweichte und endlich exuleerirte Beschaffenheit des halbmondförmigen Bauchnervengeflecbtes und der mit ihm näher verbundenen Gangliennerven, indess andere Beobachter derselben gar nicht gedenken. Grössere derartige Constanz haben jedenfalls die Drüsen im Darmcanale, namentlich im Blind-und Lccrdarme, auch die lymphatiseben zwischen den Blättern des Gekröses. Mitunter zeigt die Magenschleimhaut auch kleine, fast nur linsengrosse Stellen, die wie angenagt und ihrer Bekleidung beraubt sind, in anderen Fallen auch grössere Enthäutungen. Körber fand das Obcrhäutchen des Magens und der
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Nervenfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;525
Gedärme missfarbig und leicht abtrennbar, die Schleimhaut der Gedärme mit braunrothen, oder \ioIetten Flecken besetzt, einmal erbsengrosse Geschwüre auf der Darraschleimlmut. Auch die Rychner-Jmthurnsche Encydopädie und der Veterinärreferent in der Berl. med. Zeit., Jahrg. 1841, Nr. 33, gedenken derselben.
Roll bemerkt hierüber iu Folge zahlreicher Erfahrungen Folgendes: Es verwandeln sich die erst hyperäraischen und infiltrirten Partieen zu im Anfange noch durchfeuchteten, in der Folge trocken werdendei) gelben Schorfen um, welche anfangs noch fest mit ihrer markähnlichen, von vielem Blute durchzo­genen Basis an dem submueiisen Bindegewebe oder der Muskelhaut haften, sich in der Folge von dem Umfange gegen die Mitte zu loslösen und zuletzt nur an einer Stelle aufsitzend, als zottige Masse frei in die Darmhöhle hinein­hängen. Diese Schorfe sind sehr gross im Magen und Zwölffingerdarme, run­der und kleiner, jedoch meist dichter gehäuft im Blind- und Grimmdarme. Die die verschorften Stellen umgebende Schleimhaut ist stark gewulstet, von einer trüben Flüssigkeit durchtränkt, oder schiefergrau, oder violett pigmentirt, die Peyer'schen Drüsenhaufen sind geschwellt, die Schleimhaut der nicht er­griffenen Stellen gewöhnlich blass, hje und da grau, und die Darmhöhle von einer röthlich grauen, übelriechenden Flüssigkeit erfüllt.
Wo es zur Bildung von Schorfen gekommen ist, erscheint nach Ab-stossung derselben das typhöse Geschwür, das im Magen und Zwölffingerdarme eine unregelmässige, buchtige oder längliche, im Dickdarme eine rundliche Ge­stalt hat. Die Bänder desselben sind an den erst genannten Stellen stets zackig, an den letzteren wie ausgenagt, immer jedoch sehr gewulstet, sebiefer-grau, selbst bläulich-schwarz.
Schreitet die Heilung eines solchen Geschwürs vorwärts, so rücken die Bänder etwas aneinander, löthen sich an die Grundfläche an, auf welcher sich pigmentirte Granulationen erheben, und so wird der Substanzverlust ausgefüllt.
Die Leber ist besonders bei denen, die im Leben die Zufälle vorherr­schender Leberaffectiou schon (gezeigt hatten, weit blasser, schwer, in der Textur verändert, auch die Milz wird zuweilen vergrössert und von dunkler Farbe gefunden. Dunkle Röthung der Herzkammern und der Aorta ist con­stante Erscheinung. Mitunter Gehirnerweichung und entzündliches Ergriffen-seyn der Gehirnhäute bei vorherrschend gewesenen Ccrebralsymptomen. Was-sererguss zwischen dieselben, oder in den Gehirnkammern, besonders wenn der Tod in einem spätem Krankheitsstadium erfolgt.
Wie Roioff dazu kommt, den Cerebraltyplius (oder richtiger gesagt: den mit we-.seiitliclieii Cerebralsymptumen gepaarten Typhus), (im XX11I. Jahrg. des Magazins, S. 25U) zu läiigncn, und aiizuneluneii, dass er nur als Fulgc einer unpassenden Bebandlung iu Erscheinung trete, ist schwer zu begreifen! Ich habe denselben als idiopalbiscbc Krank­heit genugsam kennen gelernt, und ich babe ihn, nie ich ihn kennen gelernt und Öfterer glücklieb als iinglücklieb behandelt habe, auch an den angezeigten Orten beschrieben.
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Nervenficber.
Ursachen. In mciucr l'raxis habe icli nächst allgemeiuen Witterungs-verhältuissen, die auch den Typhus bei Menschen zahlreich hervorgerufen haben, die Ueberfüllung der Ställe mit Pferden, oder vielmehr, dass grosse Mengen von Pferden in einem Stalle zusammen standen und dass dabei die Reinigung der Ställe resp. der Cloaken höchst ungenügend geschah, somit allzuviel Sauer­stoff verwandt und Kohlensäure, Stick- und Ammoniakgas und Wasserdünste erzeugt wurden, als wesentlichen Grund des Entstehens erkennen müssen. Eine Uebertraguug der Krankheit auf andere Pferde und Hausthiere habe ich nicht bemerkt, obgleich ich zweimal sogar beflissen war, sie herbeizuführen.
Die Emamitioncn von den aasliaft riechenden Darmausleei'ungen eines an Ncrven-fieber leidenden und dem Tode nahen Pferdes bewirkten hingegen bei mir selbst sofort eine heftige Diarrhöe mit vicltägiger Dcdolation.
Diagnose. 1) Influenza. 2) Hirnentzündung, 3) Acuter Gehirnwassercr-guss. 4) Dunimkoller.
Die Vorhersage ist keineswegs eine günstige, vielmehr ist im Ganzen die Krankheit eine heimtückische und gefährliche zu nennen. Doch habe ich auch bei epizootischem Auftreten derselben weit günstigere Pesultate gehabt, als Roll, dem ungefähr die Hälfte der Kranken unterlagen. Das Mehr oder Minder der Gefahr wird nach der Zeit der eingeleiteten Behandlung, und ob den Leidenden ein passender Aufenthaltsort zu Theil werden kann, sie wird fer­ner nach den Organen, die ergriffen worden sind, nach dem herrschenden Krankheitsgenius, dem speciellen Krankheitscharacter und Krankheitsfälle zu ermessen seyn. Bei einem weichen oder massig dünnen Kothe war, nach mei­nen Erfahrungen, der Verlauf immer gutartig und man konnte auf eine baldige Heilung rechnen. Aus dem Harne war auf den Gang der Krankheit nicht zu schliessen. Darm- und Gekrösschwindsucht, langwierige Verdauungsstörungen, Oedeme der Füssc oder gar Höhlenwassersucht, hartnäckiger Husten, Stätig-keit, Dummkoller etc. sind bedrohliche Folgekrankheiten. Doch habe ich auch noch nach einigen Monaten Heilung erfolgen sehen.
Kr.-Thierarzt Sipp sah, nach Mag.-Suppl. XX11I, 73, dass einem Pferde, welches an Cerebraltyphus gelitten und mehre Tage bewusstlos gelegen hatte, nach der Herstellung sämmtliche Deckhaare ausgingen, so dass es 14 Tage nach überstandener Krankheit ganz nackt und kahl erschien. Die neuen Haare erzeugten sich nur all mäh lig wieder.
Behandlung, Da gerade diese Krankheitsform nach Cliraa, Jahreszeit, Individualität und anderen Aeusserlichkeiten so verschiedenartig sich gestaltet, complicirt und nach ihren einzelnen Perioden raetamorphosirt, so ist ein Fest­halten der allgemeinen wissenschaftlichen Principicn, wie sie die Nosologie lehrt, besonders streng nothwendig.
Vom Aderlassen sieht man wesentlichen Nutzen, sobald er mit Besonnen-
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Nervciifiebei'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 52T
licit zeitig genug, wenn der Character der Krankheit sthenischer Natur ist, gemacht wird. Blut- oder überhaupt Säfteverschwendung rächt sich aber durchaus.
Von den Medicamenten steht das Calomel so lange obenan, als die Darm-Entleerungen retardirt sind, insbesondere, wenn der Koth trocken und klein geballt ist. Ihm schliessen sich bei hervorstechender Leber- und Gehirn-affection der Spiessglanzweinstein, der Weinsteinrahm und andere abführende Salze an, Nitrum giebt jedoch fast nie günstige Resultate, indess salzsaures Ammonium bei vortretenden Kraukheitserscheinungeu auf der Kespirations-Schleimhaut, sowie auf der äussern Haut, und wenn zugleich die Antiphlogose und reichliche Ausleerungen weniger streng erforderlich sind, am Platze ist. Der Eisensalmiak beim Sinken der Kräfte und der Hinneigung zur Wassersucht. Chlor, Chlornatrium, kohlensaures Kali und Natron, die Mineralsäuren, na­mentlich die eisenhaltige Salzsäure werden desgleichen öfters geeignete Fälle zu ihrer Anwendung finden.
Mit genannten Mitteln müssen zuweilen Rhapontica, Amara und beson­ders in späterer Zeit Nervina verbunden, selbst Tonica, als Bleizucker, Alaun, Kohle, Wein, und zur grössern Bethätigung der Leber das Chelidonium und ähnliche Resolventien in Gebrauch gezogen werden.
Waschungen des Kopfes mit kaltem Wasser bei vorstechendem Cerebral-leiden, kalte Begiessungen des ganzen Körpers, wenn die Krankheit zum Pu-triden sich hinneigt, Kaltwasserclystiere bei zurückbleibender grosser Trägheit des Darmcanales und mittelbar der Gehirnthätigkeit habe ich mit Vortheil ge­braucht. Scharfe Einreibungen, namentlich von der Brechweinstein- und Can-tharidensalbe in der Nähe der vorherrschend ergriffenen Organe, die graue Quecksilbersalbe als Aufnahmemittel dann, wenn die Leber besonders afficirt war, bei weniger bedrohlichen Erscheinungen oder schleichenderem Gange da­für ein Eiterband oder Fontanell, das sind die sehr nothwendigen Ableitungs­mittel auf die äussere Haut.
In diätetischer Hinsicht macht sich ein kühler Aufenthaltsort mit reiner Luft, Weich- und Grünfutter, das öftere Darreichen frischen Wassers, in das wol auch Sauerteig gerührt worden ist, nothwendig.
Wie ich in den Jahren 1839 und 1840, wo Typhen auch bei Menschen sich furcht­bar geltend machten, das Ncivcnficber der Pferde genügend kennen zu lernen Gelegen­heit hatte, su war diess auch bei den Schweinen der Fall. In meiner monographischen Skizze des Typhus, Lcipz. 1840, habe ich desgl. diese bei dieser Thiergattung noch unbe­kannt gewesene Krankheitsform folgcndermasscn beschrieben:
B. Sas Nervenfieber bei Schweinen zeigt sich im Wesentlichen unter denselben
Symptomen, wie sie von den Pferden angegeben worden sind. Beson­ders deutlich machen sich die Respirationserscheinungen und die Petechien
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528nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nervenfieber.
der Haut: kleine, erhabene, rotlie Flecken, die momentan durch den Finger-druck verschwinden, und sich oft erst nach 14 Tagen kleienformig abschuppen, bemerkbar. Wiihreud des Bestehens spricht sich auch das Cerebralleiden bei manchen sehr deutlich aus. Die mehresten zeigen Morgens und gegen Abend eine sehr üble Laune, die sie durch ein eigenartiges Grunzen, Quieken etc. an­zeigen, wenn man sich nähert und mit ihnen sich abgiebt. Dabei wollen sie nicht aufstehen, oder zeigen beim Auftreiben eine ausserordentliche Schwäche im Kreuze (die bei einem in vollkommene und unheilbare Rückenmarksläh­mung überging), indess sie zu anderen Tageszeiten im freien Räume vielleicht ziemlich munter herumspazieren und das und jenes geniessen. Dlutabgaug aus dem After gegen das Ende der Krankheit. Bei Zweien, die verendeten, waren besonders bei der
Section die entzündliche Veränderung der Leber, die Verdickung der Galle zu einer ziemlich consistenten Masse, sehr bedeutende Vergrösserung und Mürbheit der Milz, Verschwärung und Perforation des Magens, Geschwür­chen im lleum, stark entwickelte Venenuetzc im Colon bemerkenswürth. Und namentlich diese hatten noch mit vollem Appetite bis wenige Stunden vor ihrem Tode gefressen.
Als Unadicn möchte ich allgemeine atmosphärische gelten lassen, da die Krankheit, wie gesagt, mit dem Ncrvenfieber der Pferde und Menschen zugleich sich zeigte.
Behandlung. Obschon sich ein Brechmittel dann, wenn nicht eine eigent­liche Magen- oder Darmirritation hervortritt, recht vortheilhaft zeigen würde, indem es im Allgemeinen umstimmt und die verschiedenen Abdominalsecre-tionen weckt und fördert, so ist, wie der Sectionsbericht ausweiset, diese Irri­tation doch nicht immer nachweisbar. Daher dürften die beim Nervenfieber der Pferde genannten Mittel im Allgemeinen, insbesondere aber zu Anfange das Calomel im Auge zu behalten seyn.
Becquerel machte in Gaz. des hop. 1856, 181, einen Bericht über C. Typhus bei Hasen.
In einem nicht weit von Paris befindlichen, mit Mauern eingeschlossenen Parke wurden gegen hundert Hasen nebst Kaninchen gehalten, welche nur selten gejagt wurden. Seit vier Jahren war unter denselben eine bedeutende Sterblichkeit eingerissen. Man bemerkte, dass einzelne Hasen matt wurden, sich kaum hinschleppten, und fand sie nach einigen Tagen todt. Allraählig schmolz die Zahl derselben so bedeutend, dass man die rückständigen kaum auf zwanzig schützen konnte. Die aufgefundenen Leichen waren abgemagert, der Hinterleib war aufgetrieben. Drei vorgenommene Sectioncn zeigten die Peyer'schen Drüsen nicht allein theilweise geschwollen und gerothet, sondern auch theilweise mit wirklichen characteristischen Geschwüren besetzt, auch an
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Nervenfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;529
den solitiiren Drüsen sassen kleinere runde Geseliwüre. Die Lungen waren besonders in den unteren Lappen mit Blut infillrirt, dus ]{lut flüssig, schwarz; üezüglich dor Nosologie dieses Typhus macht Becquerel die Erfahrung gellend, dass Hasen, welche in begrenzten Bitumen gehalten werden, sich überhaupt nicht so vollkommen entwickeln, wie im freien Zustande lebende, und dass namentlich auch die in der freien hasenreichen Umgebung des Parkes leben­den Hasen keine Spuren von Erkrankung gezeigt haben.
D. Das Mervenfieber der HimcXe.
Vom Hunde führt Heilraquo;ig in seiner betreffenden Schrift das Nervenfieber und den Typhus an, womit or wol sagen laquo;ill, dass es bei Hunden, aussei' der Hundswuth iiuch eine lyphusform in /.wci Subspecies glebt, denn das Nervenfieber isl ja ein Typhus. Ich will dieselben nach ihm, dem hierbei Vielcii'ahienen, im Folgenden schildern.
Die eine Art tritt wieder entweder mit erhöhter Reizbarkeil und Empfindlichkeit^ Febiis nervosa versalilis, oder mit sehr gesunkener Empfindlichkeit, F. n. stupida, auf.
Die Bymptoim der F obr 18 nervosa v ersatilis sind Mattigkeit, schlei­chender, wankender Gang. Unruhe, öfterer Wechsel derLagcrstelle bei Tage und Nacht, wechselnde Temperatur, kleiner Puls bis gegen 100, unruhiges Athmen, nirgends Schmerz, unstäter Blick, etwas gerötheto Bindehaut, zuweilen heisse, aber meistcntheils kalte Nase, die oft sogar gehörig feucht ist, trockenes Maui, blasses, oft mit einem duiikelrotlicn Streifen am Rande versehenes Zahnfleisch; die Zunge ist zuweilen dunkelroth, in anderen Fällen blass und mit schmieri­gem Schleim belegt, zuweilen auch schmutziggclblich, der Appetit gering, oft wirklicher Ekel gegen Futter und öetriink, der Leib eingefallen, bald ver­stopft, bald Diarrhöe, der Urin sparsam, gelbbraun, zuweilen etwas dickflüssig. Die Hunde sind furchtsam, erschrecken vor bekannten Gegenständen, manche winseln oft.
Bei der torpiden Art bestehen ähnlicheFiebcrzufälle, aber die Thiere sind sehr matt, mehr traurig, liegen viel, beachten die Umgebung wenig oder gar nicht, folgen selbst dem Rufe des Herrn nicht; ihr Blick ist stier, glotzend, sie bekommen nur mit Mühe die Augen clwas auf, die Bindebaut ist schmutzig gelbroth, das Maul ebenso, Augen und Maul sind mit schmierigem zähem Speichel bedeckt, die Zunge bräunlich belegt, der Leib oft aufgetrieben, meistentbeiis verstopft, der Appetit ganz verloren, Ausleerung von Urin seilen.
In denjenigen Fällen, in denen das Nervenfieber sich zu anderen Krank­heiten gesellt, macht sich diess durch die zu den bisherigen Symptomen hin­zugetretene, unverhältnissmässig grosse Mattigkeit, den kleinen, schnellen Puls, die Unruhe des Tlners, oder entgegengesetzt durch stumpfsinniges Benehmen bemerkbar.
Es dauert die Krankheit gewöhnlich gegen 10—14 Tage, und geht ent­weder in vollständige Genesung über, oder sie führt Lähmungen oder Zuckungen herbei, die auch nach der Beseitigung des Fiebers noch fortbestehen, und bald:
fiilke, Krankli, d. Hraquo;ustli,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3,4,
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530nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nei'venfieber.
mehr, bald weniger sturend sind, oder es endet auch zuweilen mit dem Tode.
Die Section zeigt in der Eegcl ganz blasse Organe und wenig Blut in den Gefässen (?), hin und wieder finden sich einzelne Theile etwas mehr mit dunk­lem Blute injicirt, namentlich so das Gehirn.
Die Cur muss auf Erregung der Nerven - und Gefässthätigkeit und auf Vermehrung des Tonus gerichtet seyn (?). Man wendet demgemäss, je nach dem Grade der Schwäche, Infusionen von aromatischen Mitteln, wie z. B. von R. Valcrianae, Calami, Inulae, oder bei den höheren Graden auch von R. Le-vistici, für sich allein, oder auch mit Spir. sulphurico-aether, oder mit Cam-pber in kleinen Gaben (Gr. '/j — v) und in kurzen Zwischenräumen an. Wo grosse Erschlaffung gleichzeitig mit dem Sinken der Kräfte erkennbar ist, giebt man ein Decoct von Chinarinde Qjj zu Jjv Colatur) mit jenen Mitteln, und bei sehr gesunkener Verdauungsthätigkeit, bei Appetitlosigkeit, bei Diarrhöe ist der Zusatz von Salzsäure (5£) In der Regel sehr nützlich. Zeigt sich im Anfange des Leidens vorherrschend eine Verstimmung des Magens, so ist auch ein Brechmittel zur Einleitung der Cur zu benutzen. Uebrigens ist durch Cly-stiere in allen Fällen, wo Kothentleerungen während 24 Stunden nicht erfolgt sind, Leibesöffnuug zu schaffen. Die Diät muss in leichtverdaulicher Nahrung, in Milch, in Fleischbrühe und späterhin selbst in Fleisch bestehen, das Thier soll beständig auf trockenem Lager erhalten und für reine Luft im Stalle ge­sorgt werden.
Hin und wieder will man heobachteit Laben, dass das Nervenfieber einen Ansteckuugsstoff erzeugt, in Folge dessen andere Hunde in demselben Baume ebenfalls von der Krankheit ergriffen werden, weshalb die Absonderung jeden­falls zweckmässig ist.
Die exanthematis ehe Art beginnt, wenn sie ursprünglich entsteht, gewöhnlich mit Verstimmung in dem Benehmen der Thiere, mit Traurigkeit, Mattigkeit, mit geringem Appetite und zuweilen mit Diarrhöe. Hierzu findet sich Fieber, welches zuerst gewöhnlich mit kleinem, hartem Pulse, wie bei dem Entzündungsfieber, zuweilen aber auch mit einem sehr kleineu und unterdrück­ten Pulse und mit öfters wechselnder Temperatur auftritt; hierbei ist jedoch in der Regel die Hitze überwiegend. Der Blick ist matt, die Bindehaat ge­wöhnlich etwas stark gerothet.
In den Fällen, wo die Krankheit sich zu catarrhalischen, nervösen oder gastrischen Zuständen gesellt, gehen dieselben mehre Tage in ihrer Eigenthüm-lichkeit vorher, ehe die weiter anzugebenden Symptome eintreten, und es ist daher in der ersten Zeit weder aus diesen, noch aus den vorstehend bemerkten Symptomen dieses exanthematische Nervenfieber zu erkennen. Nachdem aber jene Erscheinungen 3 — 5 Tage gedauert haben, findet sich an der Haut, be­sonders am Bauche und an der Innern Seite der Schenkel ein Exanthem, be-
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Neivenfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 531
stehend in kleinen, blassröthlichen oder violetten Fleckchen, welche kaum be­merkbar über die Oberfläche der Haut hervorstehen, beim Drücken mit dem Finger ganz blass werden, und bald mehr, bald weniger zahlreich sind. Die Haut selbst ist dabei vermehrt warm, zuweilen selbst brennend heiss. Um diese Zeit erscheinen manche dieser Patienten entweder sehr aufgeregt, laufen ohne Veranlassung, aber wie im bewusstlosen Zustande viel herum, winseln oder bellen, erkennen ihren Herrn nicht mehr, laufen zuweilen wie blind mit der Nase an Gcgenstiinde und haben sehr geröthete Augen, dunkelnth gefärbte, meistcntheils lockere Maulschleimhaut und grosse Hitze am ganzen Kopfe; die meisten aber liegen andauernd und beharrlich in einem ganz stupiden Zustande, so dass sie selbst beim lauten Anrufe kaum den Kopf in die Höhe richten. Bei manchen Patienten wechselt dieser Zustand in ungleichen Zwischenzeiten ab. Der Appetit ist dabei immer gänzlich geschwunden, doch zeigen die Pa­tienten zuweilen noch Neigung zu kaltem Wasser; das Maul ist bald ganz trocken, bald schmierig feucht, das Zahnfleisch livid gefärbt, die Zunge bräun­lich belegt, an den Rändern eigenthümlich lebhaft geröthet. Zuweilen finden sich auch einzelne rothe Flecke in der Maulschleimhaut. Das Athmen geschieht kurz, bei manchen Patienten sogar beschwerlich, mit Stöhnen, zuweilen von trockeuem, sehr mattem Husten begleitet. Der Herzschlag ist bis gegen 100 und darüber vermehrt, aber nur schwach fühlbar, der Bauch gewöhnlich etwas aufgetrieben von Luft, und beim Drücken an denselben verrathen die Thiere dumpfen Schmerz. Die Kothentleerungen erfolgen, wenn nicht ursprüngliche Diarrhöe besteht, in der ersten Zeit selten, nach 6 — 8 Tagen findet sich aber fast immer ein Durchfall mit Ausleerung einer röthlichen, stinkenden, schleimi­gen Flüssigkeit ein. Der selten entleerte Urin ist röthlich gefärbt, klar und von gewöhnlichem Gerüche. Die Thiere magern stets schnell ab.
Die Bauer der Krankheit ist 14 Tage bis über 3 Wochen, doch sterben einzelne schon mit 8 —10 Tagen.
Wenn Genesung eintritt, so geschieht diess in manchen Fällen bei reich­lichem Abgange schleimiger, mit Galle reichlich gemengter Darmexcremente, oder bei reichlichem Abgehen eines dunkelfarbigen, trüben Urins, Fast immer schuppt sich die Haut etwas ab, besonders an den Stellen, wo rothe Flecke bestanden haben.
Die Section zeigt in einzelnen Organen, und zwar bald in dem Gehirn und seinen Häuten, bald in der Lunge, in den Verdauungseingeweiden etc. dunk­lere Röthung durch starke Gefässinjection, im Darmcanal oft auch Entzündung mit Auflockerung oder Verdickung der Häute und mit Schwärung in kleinen begrenzten Stellen, besonders an den Peyerschen Drüsen.
Behandlung. Bemerkt man übermässige Wärmeentwicklung und Blut­andrang zum Kopfe, so sind schwache Auflösungen von Glauber- oder Bitter-
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532nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nemnflobor.
salz, bei Diarrliüs eine Emulsion von Leinsamen mit etwas Ocl und Zusatz einer kleinen Quantität Calomel ('/al Ox\ l'. D.) fast allein anwendbar, witli-rend entgegengesetzt bei Verstopfung das letztere Mittel in Gaben von 2—5 Gr.
täglich dreimal gegeben werden lanss. Uci Blutandrange naeb dem Gehirne und Aufregung des Tiiieres sind kalte Umschläge andauernd bis zur Beseitigung dieser Zufälle auf den Kopf zu appliciren. Bei Stupor legt man ein Haarseil ins Genick. Die Kräfte sucht man nach Beseitigung dieser Gchirnzufälle durch bittere und gelind erregende Mittel, sowie durch leicht verdauliche Nahrung zu unterstützen.
33. Das Nervenfiober bei Katzen.
Syn. 1) io Kal/, cnpos I.
Symptome, Die Katzen meiden den Menschen, verbergen sich in den dunkelsten Winkeln, sie fressen ebenso wenig, als sie saufen. Sie sind schwach, schleppen sich mit Anstrengung fort, der Geruch des Baldrians und anderer sie sonst afficireuden Pflanzen macht keinen Eindruck mehr auf sie, beim Streichen ihres Felles lassen sieh nur sparsam electrischo Funken entlocken.
Im ersten Fieberstadium ist aussei' obigen allgemeinen Symptomen Er-steifung der Beine, häufiges Gähnen, Ekel, Erbrechen, Schlaftrunkenheit, ja selbst Betäubung vorhanden; die Stimme ist verändert, der Puls klein und häufig, die Haut heiss und trocken, die Verstopfung hartnäckig, im zweiten Stadium macht die Stimme des Herrn keinen Eindruck mehr auf den Patien­ten; das Auge ist klein, thräuend, die Pupille in der Regel verengt, zuweilen erweitert, die Zunge ist trocken und mit einem gelblichen üeberzage belegt, aus dem Munde fliesst ein schaumiger, grünlicher Schleim, zuweilen aucli ein ähnlicher Ausfluss aus der Nase. Häufig tritt, Diarrhöe ein, das Athemholen ist kurz und behindert, das Thier hustet. Während des 3. Stadiums treten zu den vorigen Symptomen noch Beängstigung und Convulsioncn, der Leib wird aufgeblüht, die Hautdecken nehmen eine gelbliche Farbe an und der Kranke stirbt am S. oder 4. Tage gänzlich erschöpft, oder unter Zuckungen. Bei der
Section findet man die Nasenhöhlen, das Maul, die Speise- und Luftröhre, lind insbesondere den Darmcanal zum Theil mit einem wässrigeu, zuweilen ge­färbten Schleime beladen; überdioss schwarze Flecken oder Eccliymosea, die man wol selbst an Leber und Lungen beobachtet. Zuweilen Entzündungs­spuren in entfernten Organen, Ergiessung von eiteriger Materie im Grunde des Gehirns.
Als Ursachen sind wol nur eigenthümlich atmosphärische und die An­steckung anzusehen.
Die Krankheit isl schon In den niehrcston Ländern Europa's beobachtet worden. Prof. Buniva in Tarin impfte mehre Katzen, die er aus einer Gegend hatte kommen las­sen, WO die Seuche nicht herrschte, mil dem Geifer einer solchen lyphuskianken Katze, und sie starben davon.
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Nei'venfleber — Nerrengeachwulst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,r)i]r$
Her Alensrii dagegen schelnl ion dieser Kränkheil 'Imeh,ms iiiehl angesteckt tu iverden.
Die Behandlung ist nach dem Norvenfieboi' dor Hunde einzuleilcu; selbst der anfangs von Buniva angewandte Aderlass soll sich vorlheilhaft erwiesen haben.
Polixeimassreffeln beim Nervenfieher, Da bei Carnivoren die Aiisteckung durch alle Se - und Excretionsstoffo von den Kranken zu erfolgen scheint, so ist strenge Sonderling von den Gesunden nothwondig, und selbst noch wenig­stens 8 Tage nach dem Verschwinden des Fiebers. Dabei übrigens grosse Reinlichkeit.
Diese Massnabnieu sind selbst, wenn auch die bisherigen Eifabrungcn nicht Immer dazu nöthigten, dennoch bei anderen der Art leidenden TLier-gattungen nothwendig, und das Vergraben der Cadaver und ihrer Abfälle nicht leichtsinnig zu betreiben.
Nr. 607. Nervengesehwulst nennt Iligot (Recuoil de Médccinc Vét 1829, Tom. VI, G2i) eine „scirrhüsequot; Geschwulst (!) von iveisscr, barter Substanz, die sich in Folge von Entzündung zwischen den Nervenfäden abgelagert hat, oder einen Nerven umbüllt und zu-sanmiendruckt. Namentlich zeigt sich im Verlaufe des Schienbein-Nerven eine umschriebene, anfangs kleine knotige Geschwulst, welche beim Befühlen grosso Schmerzen verursacht, und zwar, nach Braueil, in Folge der Neurotomio und des Aderlasscns an der Fesselvene. Ferner thcilt Goubaux im Juli — Septem­berhefte desselben Journals 1814, drei Fälle mit, in welchen durch eine solche Anschwellung des vordem Schenkelnerven unheilbares Hinken bestand:
Das eine Pferd halte vor 2 Monaten plötzlich zu hinken angefangen, und es schleppte den Fessel des rechten Hinterfusses auf dem Boden bin. In den Stall gebracht, fiel das Thici' mit dem Hiutertheil gcltthmt auf die Streu, und als es sich nach 8 Tagen etwas erholt batte, war doch jene Fusslähmo zurück­geblieben. Die Stellung des Thicrs war mit genäherten Füssen, der Kücken gewölbt, mit dem kranken Fasse trat es zwar fest auf, wenn aber beim Gehen denselben die Reihe traf, so knickte er zusammen, als ob das Backenbein ge­brochen wäre. Das Thier wurde getödtet, und die Section zeigte Abnahme und Blässe der Muskeln, welche sieh an der Kniescheibe befestigen, der vor­dere Sehenkelnerv war dicker, als der des andern Fusses und hatte in der Mitte seines Verlaufes eine grauröthliche Geschwulst von der Grosse einer Ha-selnuss, innerhalb derselben schienen die Norvenl'ildcn dicker und das sie um­gebende, Zellgewebe war von Serum iniilihi.
Der zweite Fall begann ebenfalls mit Lähmung, worauf ein Hinken mit dem hintern rechten Fusse sich einstellte, Zwei Monate später war dasselbe
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Ni'i'vengcsclnvulst — Ncrvcnvrrnundungen.
noch seLr stark und die Muskeln der vordem Schcnkelpartie waren beträcht­lich geschwunden, das Thicr hielt den kranken Fuss stets halb gebogen und trat nur momentan mit der Zehe auf, die Wirbelsäule schwankte beim Gehen und die rechte Bcckenhälfte sank bei jedem Schritte herab. Man versuchte das Feuer längs des Oberschenkels, allein ohne Erfolg. Die Section ergab das nämliche Resultat: Schwinden und Blässe der Muskeln und eine längliche harte Anschwellung des vordem Schcnkelnerven an der Stelle, wo er aus der Becken­höhle tritt, um sich in die Muskeln des Schenliels zu verzweigen.
Der dritte Fall stimmt im Wesentlichen mit den vorigen überein.
Um sich zu überzeugen, ob die krankhafte Veränderung des Nerven die Ursache jenes Hinkens sey, wurde versuchsweise dieser Nerv an der obern und innern Seite, ehe er die Muskelzweige abgiebt. durchschnitten, und so fort trat ein ganz ähnliches Hinken ein.
Prof. Luschka bespricht solcherlei Geschwülste in Virchows Archiv XI, 384.
Nr. 608. Nervenverwundungen
haben, ihrer Art nach, bald die, bald jene, oft ganz entgegengesetzte Zufälle zu Folge. Denn ist ein Nerv durchschnitten, so wird die Verrichtung des ihm angehenden Theils ganz aufgehoben seyn; ist er aber nur angeschnitten, so ist heftige Reizung und grosser Schmerz die Folge, die sich selbst bis zum Wund­starrkrampf steigert. Es sind deshalb auch im Ganzen die Mittel, die bei Nervenentzündung genannt worden sind, in Anwendung zu bringen, ja bei ein­tretendem oder drohendem Wundstarrkrämpfe die Durchschneidung des ver­letzten Nerven vorzunehmen.
Bleiben die durchschnittenen Nervenenden sich genähert, so heilen sie binnen 12 •— 24 Stunden wieder zusammen ohne Zwischenlage plastischer Lymphe, vorausgesetzt, dass keine weitere Veränderung, starke Quetschung etc. stattgefunden hat, und die Function wird wieder mehr und mehr entsprechend hervortreten. Stehen aber die Enden des durchschnittenen Nerven von einan­der ab, so schwellen sie an ihrem freien Ende olivenförmig an und erhalten eine grössere Härte, nach und nach reproducirt sich aber neue Masse, die sich unmittelbar durch die Narbe fortsetzt, die Nervenfasern sind jedoch weder so compact, noch so zahlreich, wie an unversehrten Theilcn; mit der Zeit schwin­det aber auch diese Zwischenmasse, die beide Nervenenden mit einander ver­einigt hatte, und so tritt endlich die grössere Freiheit der Nerventhätigkeit wieder hervor.
Nervöses Entztindungsfieber der Ktthe wird von Günther,
Nervöses Milchfieber von Binz für Kalbefieber gebraucht.
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NMielaussohlagf — Netzbruch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;535
Nr. 609. Der Wesselausschlag, Urticaria.
Symptome. Es crsclieinen bald nur au einzelnen Köiperthoilcn, bald in grössercr Ausbreitung juckende Quaddeln, die zuweilen oft plötzlich zurück-treten, oder beständiger sind, ja durch Nachschübe vermehrt oder unterhalten werden. Endlich schuppen sie sich ab. Oder es entwickeln sich plötzlich Knoten von der Grosso der Kirsclikerne bis Wallnüsse, die auch heftigere Em­pfindungen erregen (Hitzbcnlen). Auch sie schwinden oft rasch, oder ver­lieren sich allmählig unter Alschuppung. Zuweilen erscheinen auf diesen Ge­schwülsten Bläschen mit lialischcm Inhalte, die, wenn sie nicht zerrissen werden, zu Schuppen vertrocknen. Die Desquamation erfolgt in grosseren Lamellen.
Diagnose. Der Hautwurm.
Attiologie. Der Nessclausschlag findet sich bei Pferden, Rindern und Schweinen (Mag. XIII, S. 293. Mag.-Suppl. XXII, 86), vorzüglich bei Indivi-duen mit zarter Haut, besonders im Frühlinge und Herbste, wenn eine gastrisch-erysipelatöse Witterungsconstitution herrscht. Auch gesellt sich die Krankheit mannigfachen gastrischen Leiden bald als Symptom, bald als Grise bei, wenn namentlich Pferde neuen Hafer oder neues Heu oder Buchweizen genosseu haben. Der langdauernden Krankheit, die übrigens seltener beobachtet wird, liegen zuweilen organische Veränderungen im Hinterleibe zu Grunde.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bei den acuten Eormcn sind oft critische Darmentleerungen, wol auch Schweisscrisen bemerkbar. Recidiven sind häufig. Nach dem schnellen Zurücktreten sind aber keine erheblichen anderweitigen Krankheitszustiinde beobachtet worden.
Behandlung. Es sind bei den acuten Formen der Pferde salzige Abführ­mittel, in einzelnen Fällen wol auch ein Adcrlass nothwendig, indess die chro­nischen Formen hautbethätigeude Mittel, warme Bedeckungen, sowie örtlich Auflösungen von Pottasche, ja erweichende Mittel erheischen, schon um bei Pferden Druckschäden abzuwenden, wie auch bei Rindern mehr die haut­bethätigeude Heilmethode eingeschlagen werden muss, weil sonst gern bei den­selben Verdauungsstörungen, Harthäutigkeit u. dgl. eintreten. Man beachte übrigens im Allgemeinen vorhandene Störungen in der Leber, Milz etc, daher auch Fontanelle u, dgl. am Platze sind.
Nr. 610. Der Netzbruch wird dadurch gebildet, dass ein Theil des grosseu Netzes durch eine natürliche oder gewaltsam erzeugte Oeffnung heraus in einen Bruchsack — oder bei regel­widriger Oeftnung des Zwerchfells in die Brusthöhle tritt. Ein äusserer Netzlaquo; bruch wird sich durch ein mehr teigiges Gefühl zu erkennen geben. Gewöhn­licher ist der
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536nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; NeU-,Dariiil)rucli — Nieiencnlzündunpr
Nr. 611, Netz -Darmbruoh, der nämlich Netz- und Darmpftrtjecn zu seinem Inhalte hat.
Bei der radicalen Bebautllung (vide Eingew eld e-Brüohe) kann man das vorliegende Netz mit dem Messer nach der etwa nötiiigcn Unterbindung wegnehmen, ohne Schaden zu befürchten.
Nr. G12. Pie Netzentzündung ist gleich einer partiellen Bauchfell• Entzündung anzuseilen und wird sidi Im Ganzen auch durch gleiche Symptome aussprechen.
Nr. 013. Die Netz - und Gekroszerreissung kommt nicht gar selten bei heftigen Erschütterungen des Korpers, insbesondere aber bei gewaltsamem Niederstürzen, wenn namentlich der Vcrdaimngstract an­gefüllt ist, vor, und hat sie auch an und für sich nicht immer lebensgefährliche Folgen, so können sie doch dadurch hervorgehen, dass der Dann durch solche Einrisse schlüpft und Einschnürungen dadurch bewirkt werden.
Nr. 6M. Nichtträehtig
wird bei Kühen, die als trächtig verkauft worden sind, als wesentlicher Fehler angesehen, worauf eine Schätzungsklagc zulässig ist. Das Viehwülirschafts.-gesetz in der Grafschaft Erbach im Grossherzogthum Hessen fordert ausdrück­lich den Werthersatz des Kalbes, oder den Beweis, dass die Kuh yerkalbt hat. Nierencongeslion vide £fIutbarncn.
Nr. 616. Die Nierenentzündung, Nephritis.
Selten werden beide Nieren zugleich von der Entzündung ergriffen; häu­figer die linke.
Symptome. Unter Umständen gehen Fieberzufälle voraus, oder sie tre­ten im Verlaufe der Krankheit ein. Uebrigens haben die Thiere grüssere Wärme in der Nicrengegend und sind für Druck sehr eniplindlich; sie zeigen steifen Rücken, indem die Biegung sehr schmerzhaft ist, deshalb werden sie auch mit den hinteren Gliedmassen weit auseinander stehen und der Art gehen. Koth wird selten und mit grosser Anstrengung abgesetzt, Harn erfolgt in ge­ringer Menge, oft, nur tropfenweis und ist dunkel, oder geradezu blutig, oder er ist nur getrübt, wenn die Schleimhaut leidet. Es wird wol auch bei mehr oder minder beträchtlichen Colikzufällon gar kein Harn entleert, und bei der Untersuchung durch den Mastdarm findet man die Harnblase leer, namentlich
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Niercnfril/.ündiiiifr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 537
wenn beide Nieren entzündet sind. Die Hoden sind an den Bauch herange­zogen. Frcsslust zeigt sich gav nicht, oder sie ist gering, der Durst zuweilen vermehrt.
Bei der Ziiiuihmc der Krankheit wird ein iichzendes Athincn bemerkt, sie kauern wie die Hunde, es treten starke, nach Harn riechende Schweissc ein, die Ëndtheile erkalten.
Bei der chronischen Species werden geschilderte Zufälle wenigerstark, wenigstens im langsamen Verlaufe des Uebels nicht gleichniässig hervortreten.
Uebor die „.'illMimiiiiise NlorenantzUndung;quot; am betroffondon Orte,
Aetiologic. ' Gelegenheitsursachen sind mechanische, wie Schläge, Stössc, schweres Ziehen und Tragen, Verwundungen, Harnsteine, der Riesenpallisaden-wurm. Ferner erhitzende Nahrungsmittel, wie die jungen Knospen von harzi­gen Bännicn, Ranunkeln, Anemonen und die eigentlich urintreibonden Arzneien in grosser Menge, Hafer und Heu in uoeli nicht gehörig ausgetrocknetem Zu­stande, verschimmeltes Futter. Unterdrückung dor Ilautausdünstung, Entzün­dung benachbarter Organe. !)ic chronische Art kann sich auch den Krank­heiten der Harnwege beigesellen, die mit Ischurio verlaufen, da der zurück­gehaltene Urin auch auf die Nieren als Reiz wirkt.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Die Dauer der geuten Form liegt zwischen 1! — 21 Tagen. Bei der Zerthei lung werden die Krankheitserscheinungen sich mehr und mehr mindern. Bei Brandbildung werden die Thicre sehr unruhig werden, dann wird dunkler, stinkender Harn entleert und torpides Fieber wahrgenommen, Bei Eiterung werden die Zufalle mehr oder weni­gerfortbestehen, Fieberexacörbationen bemerkbar werden, doch nicht immer Abgang von Eiter. Derselbe führt übrigens zur Verschwärung und Schwind­sucht der Nieren, woraus wieder Wurm und llotz erwachsen können. Oder es entsteht Erguss ins Bauchfell, woraus tödllicho Entzündung erwächst. Auch bildet sich in Folge von Nierenentartung Wassersucht aus.
Diagnose vide Blut harnen.
Prognose sehr Übel, wenn sich die Krankheit anderen .Leiden der Ham-wege zugesellt, oder wenn bereits Entartungen eingetreten sind.
Sectionsdata. Zuweilen zeigt sich vorzugsweise die Schleimhaut des Nie­renbeckens und ürethers leidend, geröthet, verdickt, mit plastischem Exsudate oder Eiter bedeckt, und hie und da selbst durch Flbi'inpfropfo der Harnleiter verschlossen, Urether, Nierenbecken etc, von citer- und blntgemischtem Harne ausgedehnt. Häufiger hingegen ist neben der Schleimhaut oder ohne sie die Nierensubstanz selbst entzündet, blutreich, angeschwollen, von plastischen Er­güssen getränkt, und dadurch zuweilen ausserordentlich vergrössert und schwer. Oder es finden sieh eiterige Infiltrationen, oder zahlreiche kleinere oder ein­zelne grössere Abscesse, Ergüsse davon oder von Blut in benachbarte Organe.
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538nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nierenentïundunfc — Nierentyplius.
liehundluny. Aderlässe, namentlich auch am Schweife. Salpeter, Glau­bersalz u. dgl. dürfen nicht, Salmiak nur unter Umstünden Anwendung finden. Wo Peritonitis droht und bei Verstopfung das Calomel, übrigens schleimige und narcotische Stoffe; schleimige Clystiere.
Rührt die Entzündung von Gewaltthätigkeiten her, so sind ferner äusscr-lich kalte Umschläge, bei unterdrückter Ilautausdünstung das Bedecken mit Pelz, Reibungen, Senfbrei, Einreibungen von Brcchweinsteinsalbe; und zieht sich die Krankheit in die Länge: Eiterbänder in der Lendengegend nothwendig. Bei nachfolgender Blennorrböc Capaivabalsam, Opium; bei Niercnvereiterung ausser diesen auch die kräftigeren Terpcntinmittel.
Nr. 616.
Nierenfftule
beim Hornvieh nimmt das Euldaer und Meiningener 'Wahrschaftbgesetz für Nie-
renverderbniss, Nierenschwund, Nierenwassersucht. Ersteres bestimmt dafür
eine Wilhrschaffsfiist von 31 Tagen, letzteres von 3 Monaten.
Nr. 617. Nierenschwund erfolgt durch Druck von krankhaften Gebilden in der Umgebung z. B. Leber-#9632;verhärtung, oder nach Verengerung der Nierenarteric, oder im letzten Zeit­räume der Bright'schen Krankheit, oder in Folge von der sogenannten Nieren­wassersucht.
Nr. 618. Der Nierentyphus.
Mag.-Suppl. XXlli, S, 71 llicilt von Lowack ein Kranklieilshilil mil, welches viele Aelinlichkeit mit dem Milzbrände liabcn soll, dein die rheumatisclie Form niclil abzuläug-nen scy. Der unbefangene Beobachter kann dessen Rathlosigkeil nicht verkennen, und kann seinen Wunscli recht wolil raquo;ürdlgett, wenn auch nicht veibolenus acblen, dass diese Krankheit, welche sehr viele Thiere liinwegrafTl. von Collegen llelssip beobael fet würde, denn wenn er auch bis jelzl so glücklich gewesen wäre, viele Fälle zu hcileii (curare lieisst nicht heilen!!), so wären doch eben so viele Fälle vorgekommen, in denen alle Bemühungen erfolglos geblieben seyen! Wahrlich, eine systematische Basis ttiut Nolhl! Ich will diesem Bilde die nölhige Fuim geben:
Der (objective!!) Beginn der Krankheit zeichnet sich durch eine, einige Stunden anbaltende Appetitlosigkeit und Schwäche aus, wobei unschmerz­hafte Muskelanscbwellungen entstehen und der Patient an diesen häufig un­schmerzhaftes Zittern hat. Diese Anschwellungen finden gewöhnlich am Halse, der Brust, den Schultern und am Rücken und Kreuze statt. Die Conjunctiva ist stets schmutzig gelb, das Maul ist wärmer, wie gewöhnlich, der Gang steif, mit dem Hintertheilc sclnvankond, die Arterie voll, nicht auffallend beschleunigt, das Athmen normal, der Urin hellroth oder schmutzigroth, in den meisten Fällen blutig, doch ohne Klumpen, der Darmkoth gewöhnlich trocken. Die Schwäche
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PJicrentyplius — Nierenraquo; assersuclit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;539
des Kreuzes nimmt gewöhnlich rasch zu, während sich der Appetit wieder mehr oder weniger eingefunden hat. und selbst, nachdem das Thior einen oder zwei Tage vor dem Tode zusammen gesunken, und nun unvermögend ist, aufzu­stehen, indem hierbei der Puls nur sehwach zu fühlen und der pochende Herz­schlag beschleunigt ist, zeigt das Thicr noch Fresslust. Zuweilen ist bei dieser Krankheit auch der Kopf eingcuoninien, und in diesem Falle erfolgt der Tod gewöhnlich nach 86 Stunden des (ich wiederhole es: sichtbaren) Erltrankens; gewöhnlich aber tritt der Tod am 3., spätestens 5. Tage ein.
Die Obduction ergiebt in don grossen Gefässcn aufgelöstes Blut, die angeschwollenen Muskeln sind wie gekocht und sehen hellgelb aus; besonders ist diess bei den Psoasmuskcln der Fall, Die Nieren sind gewöhnlich aufge­lockert, heller gefärbt, wie gewöhnlich; im Nierenbecken findet man Ansamm­lung von dem Bluto ähnlichen Harne. Am Darme sind rothe Flecken bemerk­bar, und die Leber zeichnet sich ebenfalls durch hellgelbe Farbe und Mürbheit aus. Bei den rasch verlaufenden Fällen ist die Milz aufgetrieben und dunkel. Das versuchsweise aus den Venen gelassene Blut ist dunkel, ins Bläuliche spie­lend, enthält wenig Faserstoff und gerinnt langsam zu einer losen Masse, oder es gerinnt gar nicht, und es röthet auch nicht den darin bewegten Finger.
Als Ursache erkennt Eef. Erkältung. Jedenfalls sind die entfernten Ur­sachen ganz andere und vielmehr die der Hämochrosen.
Behandlung. Bei manchen Kranken zeigten sich Säuren recht wirksam, insbesondere die Phosphorsäure, sowie äusserlich reizende Einreibungen, Frictio-nen und warmes Bedecken.
Jedenfalls ist das Yorhauungtverfdhren, wie bei andern Hämochrosen, am cmpfeblenswerthesten , . dazu aber freilich die genaue Kenntuissnahme der Ursachen nothwendig!!
Nr. 619. Nieren - Ueberernährung darf man wol den Fall von Späthc nennen, der in Magazin-Supplement XXI, S. 141, erzählt ist, dass nämlich bei der Section eines l,/a Jahr alten Schwei­nes, das seit 2 Monaten gekränkelt hatte, beide Nieren zu einem Gewicht von 27,Pfd. erwachsen waren; denn dass das Gewebe krankhaft, ist nicht be­merkt worden.
Oefters findet man nur Eine Niere hypertrophisch, und zwar, wenn die andere durch krankhafte Zustände mehr oder weniger aussei' Thätigkcit gesetzt worden ist.
Nr. (J2Ü. Die Nieren-Wassersucht.
In meinem Universallexicon erzählte ich schon einen Fall von einem Ochsen, der lange Zeit gestöhnt und wenig geharnt hatte: „Da ein Geschäft
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540nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nleronwassersuoht — Oberkle'fer-Bfuch,
mich binderte, zur festgesetzten Zeit bei der Section zugegen zu seyn, so hatte man unterdessen das Tliier geöffnet, und da, #9632;\vo beide Nieren liegen sollten, eine beträchtliche Geschwulst gefunden und dieselbe herausgeschnitten, wodurch ich leider die anatomische Verbindung nicht wieder finden konnte. Die Ge­schwulst wog fast 12 Pfd. und fluetuirte. Heim Aufschneiden entleerte sich eine liarniihnliche Flüssigkeit, Jïio. Nierensubstanz war ganz und gar verdrängt; der Sack bestand aus einer ziemlich diinnen Haut, die innen füchrig und serüs schleimig, aussen zcllgcwebartig war. Wahrscheinlich hatte nur Eine Niere ge­nannte Metamorphose erlitten, indess die andere durch den anhaltenden Druck verkümmerte, so dass die Rudimente bei der Section clmc Beachtung mit weg­geschnitten wurden.''
Auch Schwab hat von einem 2jährigen Stiere, der der Art litt, Mittheilung gemacht (leider habe ich die betreffende Schriflstellc nicht notirt). Desgleichen Schmager in Nr. 1. des 2. Jahrganges der thieräizllicben Zeitschrift, die der Herausgeber in Nr. 10. wieder bespricht. — Einige Präparate von Nieren­erweiterung resp. Schwund, als Folge des Leidens, finden sich in der zoötomi-schen Sammlung zu Jena, vor.
Ferner kann ich noch das Bezügliche bemerken, dass ein sechzehn­jähriger Hengst, der durchaus, solange er für Opcriitionsübungen in der hie­sigen Thierarzneischule gebraucht wurde, keine Hainbeschwerden kund gab, bei der Section nicht nur eine sehr umfangreiche Uarubhise, in welcher ein grosser Harnstein und vieler Harnsund befindlich, sondern auch eine sehr be­trächtliche Erweiterung der Harnleiter und Nieren, namentlich aber auch eine gewaltige Erweiterung und Erschlaffung der Ausmündungsstellcn wahrneh­men liess.
Nr. 02). Nioremvunden ziehen gewöhnlich sehr lieftigc Zufälle nach sich, als das Unvermögen zu stehen, die Hinterscheiikel werden tuhllos, der Harn ist mit Blut gemengt, oder die Secretion ganz unterbrochen. Aussen wird sich aber die Verwundung selbst zu erkennen geben, und die. Empfindlichkeit ist dabei ausscrordentlich stark.
Die Vorhersaffe ist übel, da sehr oft ein schlimmer Ausgang eintritt. Die Behandlung ist örtlich und allgemein cntziimlungswidrig.
Nr. 622. Der Oberkiefer - Bruch
einer Bulldogge, welcher quer durch den Knochen, etwa I'V hinter den Schneidezähnen, ging, wurde, nach The Veterinarian, Apr. - - Oct. 1855, von Dods dadurch geheilt, dass er eine starke leinene Binde, in welcher zur Auf­nahme der Fangzähne Lücher gemacht waren, um den Kiefer band, und mit
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Oberkiefer-Bruch — Ohnmaoht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;511
einer zweiteii Binde, die beide Kiefer umgab, das Maul vtiscidoss. Die Nah­rung bestand aus Fleisohbrttho.
Nach 6 Wochen konnte der Hund wieder mm Treiben des Schiaehtviehes benutzt werden.
Nr. 62;!. Oborkieferhöhlen - Goschwülste gehen nach Goubaux (Magazin XXI11, 91) öfters dadurch hervor, dass die in der dortigen Schleimhaut vorkommenden kleinen Drüschen an ihrer Ausmüu-dnng sich verschliessen, .somit Schleimcysten bilden, wobei sicli die Schleim­haut gleichzeitig in einem fungösen Zustande befindet.
Um der Resorption der umliegenden Knoohensubstanz und den weiteren Folgen zu begegnen, soll man die Oberldeferhöhle genügend freilegen, um diese cystischen Productionen entfernen zu können.
Nr. (321. Oohsenspat wird bei Pferden der an den höheren Partieen der Innern Sprunggelenkfläche vorkommende Spatauswuchs genannt. O e d e im vide H a u ( w a s s e r s u c h t.
Nr. 025. Die ödomatose Anschwellung dor Füsse,
vulgo (las Anlaufen der Schenkel,
hat entweder die Charactcre und Ursachen des hitzigen, oder des kalten Oedems; zuweilen geht erstero in letztere Art über, überhaupt ist letztere Art nicht immer ein Zeichen von Wassersucht, sondern oft nur von örtlicher Schwäche und Erschlaffung der Thcilc, findet sich deshalb insbesondere bei schlauen, ab­getriebenen und alten, auch bei krank gewesenen Thicrcn.
Behandlung. Wenn bei ersteren die Reste der sie veranlassenden Krank­heit im Auge behalten werden müssen, so wird überhaupt ein Eiterband oder Fontaneli mit Vortheil zu benutzen soyn, sowie die Anwendung der schwächer oder stärker die Aufsaugung bethätigenden Mittel, als täglich massige Bewegung, Einwickeln der Fiisso mit Stroh, Eingiessen von warmem Branntweinspülicht oder schwacher AscheulaugO in das umgewickelte Stroh; darnach Trockenreiben und das zeitweilige Anlegen einer wollenen Binde, oder Einreibungen von Sei­len-, Ameisen-, Campherspiritus. In trotzigeren Fällen auch zeitweise eine Purganz, oder harntreibende Mittel.
Nr. 62(j. Ohnmacht
wird das momenlano Stillstehen (Parose) des Herzens genannt, wodurch cou-
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542nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ohnmacht — Ohrencatarrli und UhrenAuss.
sequcntcr Weise auch Blutlanf und Athmen bedeutend vermindert oder ganz aufgehoben werden und der Gebrauch der Sinne und zugleich der Empfindung und Bewegung vergeht.
Hunde erbrechen sich gern nach einem solchen Anfalle.
Nach Entziehung gewöhnlicher Reize, wie der Nahrung, nach beträcht­lichem Blutverluste, nach Einwirkung einer plötzlichen grossen Kälte oder Hitze wird dieser Zustand hin und wieder ebensowol bemerkt, wie als übrigens sel­tener Vorbote mancher Krankheiten; auch bei einem hohen Grade des Dampfes tritt er wol ein.
Die Uelumdlung bemeksichtigt natürlich die Entfernung alles Ursäch­lichen, und dass mau dem Thiere frische Luft zugehen lässt, Uebrigens machen sich bei Vollblütigkeit oder congestivem Zustande ein Aderlass, bald ableitende oder eröffnende Clystiere, bald örtlich kalte Waschungen, der Gebrauch des Weinessigs oder Salmiakgeistes nothwendig.
O h r d r ü s e n - E n t z ü n d u n g vide S p e i c h e 1 d r ü s e n - E n t z ü n d u n g.
Nr. 627. Der Ohrencatarrh und Ohrenfluss, Otorrhoea, hat seinen Sitz in der absondernden Haut des Gehörapparates.
Symptome sind Schmcrzensäusserungen, Traurigkeit, Hängen und Schicf-halteu des Kopfes, Kratzen mit den Pfoten in der Ohrgegend, Kopfschüttelu, Schreien. Oeffnet man die Ohrmuschel, so zeigt sich die innere Haut geröthet, geschwollen, das ganze Ohr ist vermehrt warm; oft verbinden sich damit sogar fieberhafte Zufälle. Sind die inneren Tlieilc mehr ergriffen, so vermeiden und verhindern die Patienten oft jede Berührung und drücken übrigens lebhaften Schmerz durch grosse Unruhe, eigene Haltung des Kopfes oder gar durch Be­täubung aus.
Ursachen. Eine besondere Anlage findet sich namentlich bei Hunden, insbesondere bei solchen mit langen, hängenden Ohren, und die an Hautaus­schlägen und schlechter Verdauung gelitten haben. Oft erscheint sie als Ver­breitung anderer entzündlicher Catarrhe, oder in Folge des erschwerten Aus­bruches der Backenzähne, gern aber bei Unterdrückung einer andern Secretion, namentlich aber bei Hunden, die oft ins Wasser gehen müssen. Reichliche und fette Nahrung und viele Ruhe mögen zur Erzeugung mitwirkend seyn.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Nach mehren Tagen tritt ein gelblich-schleimiger oder eiteriger Ausfluss ein, der mehr und mehr zunimmt, indess dagegen die Congestionssymptomc in gleichem Masse nachlassen. Oft schon wird die Krankheit binnen 2—3 Wochen zu Ende geführt. Ode;; die Abson­derung dauert mehr oder weniger fort; es entstehen kleine Abscesse, oft sehr
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Uhrencatanh und Uhrcnfluss — Ohrlistel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 543
stinkende Geschwüre und damit weitere Verbildungcn. Taubheit bleibt, nament­lich wenn die inneren Theile besonders ergriffen waren, gern zurück.
Behandlung. Gegen die Krankheit hat man anfangs ein herabstimmen­des Verfahren einzuleiten: Man setzt Blutegel und giebt innerlich Salmiak oder Salpeter und andere kühlende Salze. Oertlich besorgt man die Reinigung des Gehörganges, schneidet die langen Haare aus, und macht Bähungen von schlei­migen Mitteln, oder tröpfelt bei grosser Scbmerzhaitigkeit Bleiwasscr, dem man etwas Bilsenkrautextract zugesetzt hat, ein. 1st Ohrenfluss eingetreten, so nimmt man die Reinigung mittelst eines Aufgusses von Fliederblumcn vor und gebraucht eine schwache Auflösung von Zinkvitriol, die man täglich einige Male eintröpfelt. Wird aber der Ausfluss langwierig, dann greift man zum inner­lichen Gebrauche des Calomel in Verbindung mit Rhabarber oder Aloë oder dem Gottesgnadenkraute. Dabei örtlich die eigentlich austrocknenden Mittel, wie 5 —10 Gr. Kupfervitriol, Augen- oder Höllenstein in Wasser 5ji Ab­kochungen von gerbestoffigen Mitteln, oder wenn die Absonderung sehr reich­lich ist, diese in Pulverform. Bei grosser Schmerzhaftigkeit eine schwache Auf­lösung von Sublimat mit Opiumtiuctur; bei sehr stinkender Absonderung auch eine Mischung von Creosot 5j und Wasser |jj. — Eiterbänder sind in jeder Periode der Krankheit, besonders aber bei dem Gebrauche des Bleiwassers und überhaupt der austrocknenden Mittel empfehlenswerth.
In Folge des Ohrencatarrhs oder auch selbststiindig findet man manchmal die vermehrte Absonderung des Ohrenschmalzes, welche vertrocknet und selbst hornartig wird. (Bei einem Ochsen hat man einmal ein faustgrosses Stück solch verliärteten Ohrenschmalzes gefunden.) Da­durch wird Ohrenentzündung mit den ihr eigenen Beschwerden, Schwerhörigkeit und Taubheit bewirkt.
Behandlung. Die angehäuften Massen müssen nöthigenfalls erst erweicht und dann entfernt werden, wonach sich noch einhüllende Mittel nothwendig machen.
Nr. 628. Die Ohrfistel. Symptome, Gewöhnlich am untern Ende der Ohrmuschel deutet sich diese bald nur mit einer kleinen Oeffnung an, aus welcher ein zäher Eiter ab­läuft und die darunter liegenden Haare verklebt. Mit der Sonde kann man in jene Oeffnung nach abwärts oft zolltief eingehen. An ihrem Grunde stösst man in einzelnen Fällen auf einen normwidrig hier sich gebildet habenden Zahn, der als fremder Körper und als Veranlassung der Fistel gewirkt hat. In anderen Fällen, wo Contusionen die Ursache waren, ist auch eine umfang­reiche Geschwulst mit Abscessbildung zu bemerken, und in Folge dessen ist selbst eine tief greifende Zerstörung des Hörapparates und tödtliche Hirn­entzündung (Repertorium XI, 153 — 155) hervorgerufen worden.
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51'inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ohrflstol — 01u'muscl)ellt;£itlzttndupg.
Behandlung. Sic finde! daduroli statt, doss man in jenen Fällen die Fistel spaltet, duct doch an der abliftugigsten Stelle eine GegenülVmmg macht, wenn ein Zahn der Fistel /.u Grunde liegt, diesen exstirpii-t, damaeli aber ein austrocknendes oder Aetzmittel in Anwendung bringt, indem man /.. 15. mit einem kleinen Pinsel auf die vorher abgetrocknete Geschwttrfläclie Splossglanz-butter Btreicbt; oder man gebraucht eine Auflösung von (Gr. vjjj) Höllenstein 'quot; (Ijj Wasser. Die Heilung erfolgt nach Ablösung der Schorle durch Eite­rung und Granulation sehr leicht.
Wenn aber eine grössere Veisohwärung zu Grunde liegt, ist auch ein ein­greifenderes chirurgisches und medicinisches Vorfahren ebenso nothwendig an­gezeigt, wie auch erst nach stärkeren Quetschungen, die Entzündung und ausgebreitet ere Eiterung hervorgerufen haben, der Aderlass und andere ent­zündungswidrige Mittel. erweichende Umschlüge und Salben in Anwendung zu bringen sind.
Is'r. 629. Die Ohrmuschel-Entzündung zeigt sich anfangs vorzugsweise als Hautentzündung und zwar auf der Innern Fläche des äussern Ohrs, ganz besonders bei Pudeln, oder mehr gegen die Spitze hin bei Hühnerhunden, wodurch sie veranlasst werden, öfters damit zu schütteln und daselbst sich zu kratzen. Der Art leidende Ohren findet man bei heller Haut mehr geröthet, vermehrt warm, vermehrt empfindlich und ge-schwollen, ja bei erstgenannter Hundeart und bei Schweinen (vide Blutohr) den zuweilen beträchtlichen Erguss einer blutig-serösen Flüssigkeit zwischen Haut und Knorpel mit nachfolgender Verdickung der erstem. Da wo die Ent­zündung sich mehr an der Spitze geltend gemacht hatte, tritt gewöhnlich Ber-stung ein, und die offenen Stellen sondern nun eine dünne eiterige Flüssigkeit aus, und indem die Thicre fort und fort schütteln, wird die Reizung des Knor­pels unterhalten und so zur weitem und tiefern geschwürigen Zerstörung (Ohrwurm) desselben Anlass gegeben.
Die Pi'Offnost ist in Bezug auf die zuweilen langere Bauer des l'ebels und dass nicht selten Schönheitsfehler zurück bleiben, ungünstig.
Bic Behandlung hat vorerst auf die fortdauernde Reizung der Partie durch Schütteln mit den Ohren und Kratzen derselben Rücksicht zu nehmen, daher eine Ohrkappe angebracht werden muss. Sodann sind Abführmittel und örtlich kühlende zusammenziehende Arzneien, wie die Bleiweiss- und Bleisalbe, das Blciwasser, das Thcdensche Wundwasser, die graue Quecksilbersalbe in Ge­brauch zu ziehen, die bei eintretender geschwüriger Zerstörung einer Höllenstein- oder Sublimatauflösung, dem Creosot, nach Hertwig einer Salbe aus rothein Präcipitat 5/S und Basilicumsalbc 5jj,j—JV, oder dem Glüheisen Platz machen. In trotzigeren Fällen sind auch drastische und harntreibende
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Olu'inusohel-Enlzttndang — Ohrspeicheldrttsen-Rothlauf,
Mittel mit in Gefmuich zu ziehen. Oft genügt uur die Exstirpation der kran­ken Partie, die dann der Symmetrie halber oftmals aucli am andern Ohre gleichartig in Stand gesetzt wird.
Nr. 630. Ohr polype n
zeigen sich, namentlich beim Hunde, als fleischige oder mehr derbe, knorpe­lige Auswliclisc mit absondernder Oberfläche im Gehörorgane, die die Thiere zum Schütteln und Kratzen nöthigen und oftmals bei grosserer Ausbreitung Ursache zu Schwerhörigkeit und Taubheit werden.
Sie sind entweder durch Abbinden oder durch das Messer zu entfernen, und die ferner noch absondernde quot;Wurzelfläche durch Zinkvitriolauflösung etc. zu behandeln.
Ohrspeioheldrüsen-Entzündung vide Speioheldrüsen-Ent-
z ü n d u n g.
Nr. 631. Der Ohrspeicheldrüsen-Rothlauf.
Si/raquo;. Mumps, Erythrochoeras.
Symptome. Diese Krankbeitsform beginnt mit Abgeschlagenheit, Mangel an Fresslust, catarrhalischcr Reizung der Augen und Nase, oder Augentbränen, frequentem Pulse, heisser Haut, heftigem Durste, angehaltenem Kotbe. Nach und nach fängt die Gegend einer Parotis, selten die beiden zugleich, zu schwel­len an, und in kurzer Zeit erreicht die Geschwulst einen beträchtlichen Um­fang, dehnt sich auch über andere Speicheldrüsen der leidenden Seite und auf das sie umgebende Zellgewebe aus. Sie fühlt sich gewöhnlich weich, zuweilen aber auch ziemlich gespannt und heiss an und ist schmerzhaft, weshalb der Kopf steif gehalten wird, indess jeder Drude und das Käuen Sclnnerzensäusse-rungen hervorruft. Zuweilen ist die Speichelsecretion vermehrt, oft auch ver­mindert; der Mund in diesem Falle trocken.
Aetiologie. Alle Beobachter, namentlich Ilertwig und May, erklären die Krankheit, die hauptsächlich bei jungen Thicren, namentlich bei Hunden und Katzen beobachtet wird, als das Product einer besondern Luftconstitution. Sie hat auch ganz und gar den erysipelatösen Character, daher sie auch gewöhn­lich gleichzeitig oder alternirend mit anderen Rothlaufformen, hauptsächlich im Frühlinge und Herbste eintritt, bei Hunden ganz besonders, die in sehr guter Fütterung waren, und Mangel an Bewegung hatten.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Im günstigsten Falle tritt Zertheilung der Geschwulst in 4 — 7 Tagen nach ihrem Entstehen ein; doch kann sie sich auch in die Länge ziehen. Oder sie geht in Verhärtung oder in Eiterung über. In letzterem Falle dauert nach dem Aufbrechen des Abscesses der Ausfluss noch einige Tage; in (i—lü Tagen geht aber die Verheilung vollkommen vor Falke, Krankh, d, Hauitb.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ok
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f,.}6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oiuspeiclicldi-iisen-Rolhlauf — Pellagra tier Katzen.
sich; schlicsst sich aber die Oeffnuug bald, so bildet sich gern*hoch ein zweiter Abscess. Bei langsamem Verlaufe hat sie eine besondere Neigung zur Jauche­bildung und Zerstörung der Drüse, wobei unter Umständen sogar Zchrfieber und Eitervergiftung sich einstellt. Meistens bleiben wenigstens die Patienten längere Zeit mager und schwach.
Bei älteren Hunden hat die Geschwulst mehr die ödematose Natur, und die wenig warme und schmerzhafte Anschwellung geht zuweilen am Halse her­unter und zwischen den Vorderbeinen hindurch. Die Prognose ist im Allgemeinen günstig.
Behandlung, Bei der Entwicklung schon lässt man den Thicren ein warmes Verhalten zukommen mit gelinden, hautbothiltigenden Mitteln, nachdem ein Brechmittel verabreicht worden ist. Ferner sorgt man für befriedigende Darmausleerungcn, womöglich nur durch eröffnende Clystiere, Die Eiterung befördert man, wo sie sich andeutet, durch Einreibungen von Bilsenkrautöl, Campher mit Schweinefett, erweichende Cataplasmen. Bei grösserer Härte der Geschwulst dienen Einreibungen von der grauen Quecksilbersalbe mit flüchtigem Linimentc, selbst Cantharidensalbe und das knopfförmige Brenneisen. Bald­möglichst ist die Jauche zu entfernen nebst den abgestorbenen Zellgewebs-partieen, und eine gesunde Granulation durch aromatische Decode mit Chlor­kalk zu bewirken.
Nr. G32. Ohrspeicheldrüsen - Verletzung ist nicht nur wegen der daraus hervorgehenden Entzündung beachtenswerth, sondern besonders auch wegen etwaiger Mitverletzung eines grössern Speichel­ganges, wodurch die sehr bedrohliche Speichelfistel (vide diesen Artikel) ins Leben tritt.
Ohrwurm vide O hr m u s e h e 1 -E n t z ü n d u n g. Otterbisse vide Kreuzotter-Bisse.
Nr. 633. Pansenverletzungen haben in der Regel, wenn dabei nur kein Futter in die Bauchhöhle fällt, keine üblen Folgen, wenn übrigens ein Entziehungsverfahren eingehalten, und um jenes zu verhüten, wo möglich das sorgfältige Heften grösserer Wunden vor­genommen wird.
Paukenschlagen vide Hahnentritt.
Nr. 634. Das Pellagra der Katzen. Im Journal des Vétérinaires du Midi, Tom. IX, 1856 führt Dupont diese bei Menschen endemisch vorkommende Krankheit aucii von Katzen an, ohne aber die Gelegenheits­ursachen zu constatiren.
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Pellagra der Katzen — Peilsuclit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 547
Symptome. Die Krankheit zeigt drei Perioden: 1) Ausbruch eines Ery-thems am Kopfe mit vermehrter Epidermisbildung, Absonderung einer färben­den Materie und Veränderung der Gewohnheiten des Thieres. 2) Allmählige Zunahme der localen Symptome. 3) Eintritt von Symptomen, die auf ein schweres Leidelaquo; des Gehirns und der Eingeweide hindeuten.
Verlauf, Dauer, Atisgänge. Der Verlauf ist nur ein höchst chronischer, der endlich in übelriechende Diarrhöe, Zehrfieber und Erschöpfung übergeht.
Bei der Section findet man beide Hirnhemisphären merklich atrophisch, die Hirnhäute an der Innern Fläche bräunlich, die graue Substanz härter als gewöhnlich, die Plexus der Chorioidea und Arachnoidea farbloser, als die der äussern Hirnhaut, die Gehirnhöhlen enthalten kein Serum.
Behandlung. Dupont hat Verschiedenes (vergeblich?) versucht: Auf­lösungen von Schwefelleber, Kalkwasser, Einreibungen von Quecksilbersalbe mit Campher, erweichende Bäder,
Nr. 635.
Die Perlsucht,
vulgo Perligt, Franzosenkrankheit, Steatomatosis, Hirsesucht,
Meerlinsigkeit, Zäpfigseyn, Stiersucht, Monatsreiterei, ist ein höchst langwieriges, Jahre lang dauerndes, zuletzt zur Cachexie führen­des Leiden der serösen Häute der Brust und des Bauches, darin bestehend, dass sich auf selbigen Fleischgeschwülste oder Sarcomo von der Grosse des Hanfsamens bis eines Apfels, die oft gestielt sind und oft traubenartig an ein­ander hängen, bilden, die zuweilen selbst in das Parenchym der von den serö­sen Häuten überzogenen Organe hineinwuchern, und nachdem sie einige Aus­bildung erlangt haben, endlich folgende
Symptome hervorrufen: Die Leidenden lassen einen kurzen, trockenen, unkräftigen Husten hören, der durch sogenannte Brustmittel nicht zu beseitigen ist, der vielmehr dumpfer, keuchender, immer anstrengender und endlich un­möglich wird. Bei weiterer Zunahme der Krankheit wird auch der Appetit mehr aussetzen, die Munterkeit sich gänzlich verlieren und endlich, bei colli-quativen Entleerungen der Nase und des Darms, Abmagerung, Entkräftung laquo;nd Zehrfieber den Tod herbeiführen.
Pathologisch-anatomische Charactere: JeneSarcome sindfrüher für tuberculös oder für krebshafter Natur gehalten worden. Man sieht aber, dass die einzelnen Knoten derselben durch gefässhaltiges Bindegewebe von einander getrennt sind. Später lagert sich Kalkerde punet- oder netzförmig darin ab, bis zuletzt die ganzen Knoten wie dichter Mörtel sich anfühlen. Unter der Hülle bilden die mit grossen Knochenkörperchen versehenen Keime oft eine continuirliche Lage; die Kern- und Zellenhülle enthält eine hellgraue, feine, granulöse Substanz.
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518nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Perlsuoht — Petechlaltyphus.
Aetiologie. Sic findet sich vorzugsweise beim Rindvieh, doch habe ich, sowie Gurlt sie auch bei Pferden gefunden, und ein Präparat im zootomischen Cabinet zu Jena weiset sie auch beim Reh nach.
Man findet sie oft angestammt und angeerbt und iu dem Falle schon bei ganz jungen Kälbern; als Gelegonheitsursachen beschuldigt man eine unnatür­liche Fütterung und Pflege!?
Diagnose. Sie ist mit voller Sicherheit erst durch die Section pachzu-weisen, wodurch sich nicht nur jene Wucherungen, die öfters gänzlich verkalkt und verknöchert sind, sondern auch gewöhnlich noch anderweitige Krankheits-zustände, als Wasser- und Wurmblasen und entartete Organe mancher Art herausstellen.
Die Behandlung hat ihre grossen Schwierigkeiten, eben schon wegen der zum Theil schwer entfernbaren Ursachen und wegen der schwierigen Erkennt-niss des vorhandenen Uebels. Im Ganzen müssen die Secretionen geregelt, auch äussere Ableitungen gemacht werden. In einzelnen Fällen schienen Asche und Pottasche, früh genug angewendet, nützlich gewirkt zu haben. Besonders ist dieses Mittel zeitweise zu verabreichen, wo die Krankheit in einem Stalle, resp. Rindviehstamme heimisch ist.
Gerichtliche Thierarzneikundc. Sie ist auch Gewährsmangel und in Ba­den und im Grossherzogthum Hessen eine Gewährszeit von 28 Tagen, in letz­terem insbesondere bei Mastvieh für Inländer 3 Monate, ferner in Oesterreich 30 Tage dafür bestimmt.
Nr. 636. Pe teehialtyphus nennen wir bei Menschen mit Fuchs „einen Typhus, bei welchem die Ausscheidung mehr durch die Respirations- als durch die Digestionsorgane erfolgt und das Qeiiirn in hohem Grade in Mitleidenschaft gezogen wird, der sich aber Qberdiess durch ein elgcnthfimUches, für den ganzen Kranklicitsveilaiif viel bedeutsamesExanihem, den Petechialaiisschlag characlerisirl, und dadurch eine sehärfeio Trennung der einzelnen Stadien, einen bestimm­ten und entschiedenen Verlauf hat;
Zuweilen nach Vorläufern, zuweilen plötzlich liitl Frost, Hitze, lebhafte Congestion nach dem Kopfe, tiefes ErgrifTcnseyn des Gemcingcfühls und typhöse Affection der Schleim­häute, namentlich der Luttwege ein. 3 — 5 Tage später erscheint unter Verschlimmerung aller Zufälle das Exanthem: kleine, linsenförmige, oft über die Haut etwas erhabene Flecken von lebhaft rother Farbe, die unter dein Fingerdruckc schwinden und gewöhnlich Rumpf und Extremitäten einnehmen. Congestionsziifällc, Typhomanie, Schleimhaulsyinplomc und Fieber währen neben dem Ausschlage fort, Vier Tage nach seinem Erscheinen aber vcrblasst er mit auffallender Remission aller Erscheinungen und mit eritischen Regungen. Dieser Nachlass ist meist nur vorübergehend! Mit neuer Exacerbation tritt das torpidc Stadium mit allen schlimmen Zufällen anderer Typhen ein, und erst am 14., 17., 21. Tage erfolgen in der Regel enlsehiedene Crisen durch Schlaf, Schwciss und klcienförmige Ab­schuppung der Epidermis.
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Pctcchiallyplius —- 1'fcifcn, pfeifender Dampf) Pfolferdampf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.549
Während aber andere Tjplien meisi durch vogetabilischos Miasma entstellen, ent-spricsst diese B'orm in der Regel tliierisclien Emanatioiislierden.quot;
Ich habe dieses Petecbialtyphus bei „Nervenfieber und Pferderolzquot; gedacht. Ucring gielit in seiner Pathologie eine zu vage Begriflsbostimmung des Petecliiaiftebei's, und die angezogene Krankheitsgeschichte passl nicht liicber, gehörl violmclir der liluttlecken-krankhelt an.
Nr. (137.
Pfeifen, pfeifender Dampf, Pfeiferdampf,
vulgo Sobnarclender Dampf, Hiemen, Rohren, ßartschnaufigkeit, Blasen,
lieisst ein Ucbcl, das von mannigfachen organischen Krankheitszustünden im
Kehlkopfe, Rachen, Nase, mit einem Worte; in den ersten Luftwegen und ihrer
nächsten Umgebung abhängig ist.
Es äussert sich durch einen eigenthümlichen, jedoch nach der Art der Ursachen höchst mannigfach abgeänderten Ton beim angestrengten Athmen, besonders bergauf und hei verhaltenen Zügeln; und mit der gesteigerten An­strengung steigert sich auch der Ton und geht wol endlich gar in ein lautes Brüllen und in Erstickungsangst über; nur in einzelnen seltenen Fällen mildert sich derselbe während dieser anstrengenden Bewegung, oder wenn Schweiss aus­bricht, jedenfalls aber, wenn das Thier langsamer bewegt wird oder in Ruhe kommt.
Stolz hat, nach Mag.-Suppl. XXII, 127, die Beobachtung gemacht, dass Pferde, welche mit Bleisand verunreinigte Nahrungsmittel geniessen, von einer Schwerathmigkeit befallen werden, welche die grösstc Aclinlichkeit mit dem Pfeiferdampf hat. Diese Symptome fehlen im Stande der lluhc gänzlich, wie alle anderen Symptome, treten aber schon hei leichten Körperbewegungen so stark hervor, dass die Thierc nicht einmal im Schritte ohne Unterbrechung gebraucht werden können, vielmehr treten Erstickungszufälle ein, wobei die Thiere niederfallen, meistens nach einiger Zeit sich wieder erholen, in seltenen Fällen aber bei einem solchen Falle verenden. Kein Heilversuch war von Erfolg, nur die Tracheotomie machte die Pferde wieder ganz arbeitsfähig.
In einer Mcnnigefabrik zu Tours sind bei den daselbst gehaltenen Pferden ähnliche Erscheinungen bemerkt worden.
Schellhaso beobachtete ein Pferd, wo das Athmen nach massiger Bewe­gung mit Anstrengung, wie bei hochgradiger Dämpfigkeit und unter lautem (ieräuschc weithin erfolgte. Nach längerer Ruhe trat allmählige Verminderung ein. Beim Kaufe am Tage zuvor hatte Käufer nichts wahrgenommen; nach verabreichtem und genossenem Futter trat das Hartschnaufen ein; beim Gehen im Schritte vor dem leeren Wagen wurde es so stark, dass die Aufmerksam­keit der vorübergehenden Leute erregt wurde. Als aber ausserhalb der Stadt Trab gefahren wurde, hörte es plötzlich auf und kehrte im Stande der Ruhe während der Beobachtung nicht wieder. Schellhasc hörte, dass diese perio-
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Pfeiftr, pfeifender Dampf, Pfeiferdampf — Pferderotz.
disc he Hartschnaufigkeit fortdauernd so sich gehalten habe, und ver-muthet eine Schlunderweiterung, in welcher sich das Futter bei dem Fressen anhäufe und auf die Luftröhre drücke.
Prognose und Therapcuttk. Da nur nach Beseitigung der Ursachen die Beseitigung der Krankheit möglich ist, jene Ursachen aber oft untilgbar sind, so wird man auch nur selten vom flüchtigen Liniraente, von der grauen Queck­silber - und Jodsalbe u, dgl. auflösenden Mitteln eine radicale Hilfe hoffen dür­fen; in einzelnen Fällen ist der Luftröhrenschnitt ein genügliches Palliativ.
Nr. 638. Die Pferdelaus - Fliege, Hippobosca oquina, ist ein, zu den Dipteren gehöriges Insect, das den Pferden, auch wol dem Kindvieh zur warmen Jahreszeit anfliegt. An Grosse übertrifft das Weibchen eine Stubenfliege, das Männchen ist kleiner. Am glatten Vorderleibe sitzt ein kleiner, fast dreieckiger Kopf mit einem kurzen scharfen Saugrüssel. Der runde, haarige, bräunlich-graue Hinterleib gleicht dem einer Spinne, ist aber mehr glatt, wenn sich das Thier nicht voll Blut gesogen hat.
Das Insect setzt sich beim Pferde besonders gern an die weniger behaar­ten und zarteren Hautstellen, namentlich an After und Scham und nährt sich von dessen Blute. Pferde werden dadurch bedeutend incommodirt, ja sie ge-behrden sich wie Colikkranke.
Pferdepocken = Schutzmauke.
Nr. 639. Der Pferdorotz
unterscheidet sich seiner Bauer und seinem Wesen nach in zwei ganz verschiedene For­men, nämlich in den acuten und chronischen Rotz. Jener ist ein Typhus, Typhus petechialis, dieser eine Kakochymie. Wem acuten Rotze sehr verwandt ist ferner der so­genannte brandige Strengel oder die brandige Druse. Ob aber der durch Impfung von chronischrotzigen Pferden entstandene Rotz, welcher gewöhnlich auch einen schnellen Verlauf nimmt, zu jener Typhusform gerechnet werden darf, wage ich noch nicht zu ent­scheiden. Doch erinnere ich im Allgemeinen an C. H. Fuchs's, in seiner spec. Nosologie 1. Till. S. 288 ausgesprochene gewichtige Worte: „Fast alle durch Miasmen erzeugten Vebel, die malignen Intermittentes und Remittcntes, die Typhoide etc. haben entschiedene Neigung, mit Zersetzung der organischen Materie zu verlaufen, und produciren daher so gut, als in Fäulniss begriffene abgestorbene Organismen, so gut als Im engen Räume eines Hospitals zusammengehäufte Kranke mannigfacher Art, so gut als zuweilen selbst nicht Kranke, sondern nur in Elend, Unrrinliclikeit, Feuchtigkeit lebende Menschen Stoffe, wel­che auf Gesunde übertragen, Infcclionskrankhelten mannigfacher Art und unter diesen auch Typhen erzeugen können.quot;
Der acute Pferderotz, Coryza typhosa. Symptome. Er beginnt mit heftigem Fieber, vollem, hartem Pulse, An­schwellung des Kopfes, grosser Hitze desselben. Die Augenlieder sind eben-
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Pferderolz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 551
falls geschwollen und die Gcfässe der Bindehaut ungemein stark mit IiJut ail.. gefüllt, daher auch die Augen sehr geröthet erscheinen. So ist es auch mit der Nasenschleimhaut, die offenbar geschwollen ist und mit dickem, faser-stoffigera Exsudate bedeckt wird, was schon das schnaufende Nasen-Atlimungs-geräusch beweiset. Es tritt nun ein gelblicher, ziiher, schon jetzt wol mit Blut­striemen untermischter Ausfluss aus beiden Nasenlöchern ein und die Augen thränen zu gleicher Zeit stark. Die Saugaderdrüsen zwischen den Ganaschen schwellen schmerzhaft an, und auch Schlauch, Hodonsack und Füsse zeigen sich rotblaufartig geschwollen, die Thiere husten. Das Schlucken scheint er­schwert zu seyn. Schon nach 24 — 48 Stunden treten auch andere Nerven­zufälle deutlich hervor, die Kranken wanken, die bald bemerkbare Stumpfheit wird immer grosser und in einzelnen Fällen trübt sich schon das Bewusstseyn. Die Fiebererscheiuungen sind ungestüm; während der volle Puls auf 70 am zweiten Tage sich steigert, ist zugleich der Herzschlag stark fühlbar. Die Haut ist heiss, die ürinsecretion verlangsamt, der Urin wasscrhell, dann bald weingelb. Die Kothentleerung ist in der Regel unterdrückt odor sehr ver­langsamt, der Koth trocken, dunkel und hart, in einzelnen Fällen nur weich. Von Tag zu Tag vermehren sich die Erscheinungen. Die Anschwellung des Kopfes nimmt zu, die Augen werden dunkelröther uud zugleich trüber, auf der Nasenschleimhaut kommen dunkelrothc, linsengrosse Flecken zum Vorschein, woraus nach 18—24 Stunden corrodirte Stelle werden, die oft zusammenlaufen. Der Nasenausfluss wird damit immer beträchtlicher und das plätschernde Na-seugeräusch immer stärker. Der Ausfluss ist berusteinfarbig, zeigt nun ge­wöhnlich Blutstreifen, klebt aber nicht an den Nasenrändern. Nach Dela-1'ond entstehen auch weisslichc Pusteln, die öfters einen rothen Hof haben, nach welchen tiefe, unrcgclmässigc, zackige Geschwüre, mit einem rothen Kreise eingefasst, entstehen, bisweilen einzeln, öfters vereinigt, und alsdann eine breite und tief geschwürige Fläche darstellend, so dass die Schleimhaut zerstört und die Nusenscheidewand schnell angegriffen und durchfressen sich zeigt, wodurch der Ausfluss stinkend wird.
Gleichzeitig mit den Flecken in der Nasenschleimhaut erscheinen auf der Hautdecke Beulen, die begrenzt, von der Grosse einer Hasel- bis zu der einer Wallnuss und ohne merklich gesteigerte Temperatur sind. Sie bersten nach 18—36 Stunden und stellen jauchende, doch nicht copies absondernde Ge­schwürchen dar. Wenn nicht, wie erwähnt früher, erscheinen jetzt an den abhängenden Theilen des Körpers Oedeme. Die Stumpfheit und Abgeschlagen­heit ist ausserordentlich gross, der Puls mehrt sich immer mein-, wird aber weicher und kleiner, das Herzklopfen wird aber immer stärker, der Husten häutiger, auch so das Athmeii, der Mund ist pappig und sehr heiss. Zuweilen tritt nun Durchfall ein. Mit dem 7. —!)., seltener erst mit dem 12. Tage nimmt die allgemeine Schwiiche so Oberhand, dass sich die Kranken nicht
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552nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pferdorotz.
mehr auf den Fiissen zu halten im Staude hind, sondern üusamiiiciistürzen, und wenn sie auch noch sich aufzuraffen versuchen, es nicht mehr möglich machen können, vielmehr bald unter Zuckungen sterben.
Bei der Scctioti finden sich um die Saugaderdrüsen im Kehlgange, und au den Stellen der allgemeinen Hautdecke, wo sich Oedemc gezeigt hatten, sulzige, gelbliche Erglessungen, die Saugaderdrüsen selbst sind speckartig, schwarz marmorirt, manchmal bröcklichcn Eiter enthaltend. Der Nahrungs­schlauch trügt Spuren der Blutttberfüllung und seine Schleimhaut zuweilen Ecchymoscn. Die Milz und besonders die Leber sind in der Regel oft hyper-ämiscli, in letzterer oft tuberkelähnliche Verhärtungen. Die Lungen sind meist allgemein mit Blut überfüllt, das aus ihren grosseren Getïlssen beim Durchschneiden ausquellende Blut ist schwarz, ohne Gerinnsel. Nach Hering finden sich auch Tuberkeln von Hanfkorn- oder Linsengrösso in denselben, die jedoch ebenfalls sehr dunkel gefärbt sind und öfters etwas schmierigen Eiter enthalten. In den meisten Fällen ist die Schleimhaut der Luftröhre grün­lich schwarz; so erscheint sie auch an länger gelegenen Leichen in den Nasen­höhlen, iudess sie bei anderen alsbald nach dem Tode brandig, aufgetrieben, oft ganz breiartig und an den corrodirten Stellen gelblich, übrigens weit blut­reicher, als bei den Geschwüren des chronischen Rotzes gefunden wird. In den Nebenhöhlen findet man in der Regel noch von dem safrangelben, doch immer durchscheinenden Schleime kleinere oder grössero Anhäufungen. Die Lungen sind gewöhnlich mit Blut überfüllt, zuweilen an einzelnen Stellen wirk­lich entzündet, oft finden sich in denselben auch kleine Abscesse, oder öde-matöse Anschwellungen. Das Herz ist dunkel und welk und unter seiner serö­sen Haut kommen zahlreiche Ecchymosen vor. Auch enthält es in seinen Höhlungen ein nicht geronnenes, sondern schwarzes, schmieriges Blut. Die Aor-tenstämmc sind vom Blutpigmente getränkt. Nicht selten seröser Erguss in den Hirnhöhlen.
Die Ursachen sind aussei' den Eingangs erwähnten im Allgemeinen die des Typhus (mephitischc Gasarten in Ställen, multriges Futter etc.) Die Verbreitung durch Ansteckung auf andere Thiere und selbst auf den Menschen ist erwiesen.
Die Prognose ist sehr ungünstig, und wenn nach den Beobachtungen der Alforter Tliierarzncischule vom Jahr 1842 bei fünf Pferden derselben Selbstheilung eingetreten seyn soll, so zweifeln wir an der Identität mit der hier beschriebenen Form. Rychner hat kein davon befallenes Pferd in seiner Praxis noch gerettet und Andere stimmen ihm bei.
Die vorgeschlagene Behandlung übergehen wir deshalb hier und suchen vielmehr die allgemeinen Ileilungsprincipien des Typhus zu verwerthen.
Der chronische Pferderotz, Ozaena maligna. Die Zufälle des gewöhnlich vorkommenden langwierigen Rotzes sind
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Pferdorotz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 553
anfangs unzuverlässig charactoristiscb. Oft sind Vorboten vorhanden, wie periodischer Nasenausfluss, hartnäckiger, stumpfer Husten, glanzloses, struppiges Haar, freiwilliges Hinken, hin und wieder vorausgegangenes Nasenbluten und Anschwellung der Hoden, bei Suiten ein eiteriger Ausfluss aus den Genitalien, Geschwulst der Leistendrüsen. Oder er entwickelt sich aus der Druse.
Den ersten Grad oder die sogenannte verdächtige Druse, in ge­richtlicher und polizeilicher Hinsicht dem llotze gleich, zeigen folgende Mo-lucnto an: Kiu oder zwei Kchlgaugdrüsen an der Rundung des Hintcrkiefers sind anliegend und hart, ein dünner schleimiger Nascnaustluss findet sich gern auf der Seite, wo diese sich angelegt haben, nach und nach wird der Ausfluss dicker, zäher, klümpriger. Die Farbe der Nasenschlcimhaut ist bald roth, bald blasser, jedoch hngleich; oder man findet sie roth- und gelblich gestreift, zu­weilen ist sie auch wie aufgelockert. Bei diesen länger fortbestehenden Zu­fällen findet man oft unerwartet, dass sich ein oder mehre Bläschen in der Schleimhaut der einen oder andern oder beider Nasenhöhlen entwickeln, die bald bersten und unebene Geschwüre zurücklassen, welche ausgezackt sind. Diese heilen vielleicht wieder und erzeugen bleibende, sternförmige, weissliche Narben, aber andere schiessen dafür wieder auf. Der Nasenausfluss wird nun­mehr eiterartig, und setzt sich zu festen Borken an den Nasenflügeln an, die Drüsenanschwellungen sind bald grosser, bald kleiner, die Verhärtung dersel­ben ist ungleich. Hat sich aber auch der Rotz soweit ausgebildet, so kann das Allgemeinbefinden dabei übrigens noch gut seyn.
Hei diesem nun zweiten Grade oder dem ausgebildeten Rotze werden sich mehr und mehr die Geschwüre ausbreiten, in der Regel auch in der andern Nasenhöhle aufwuchern, zugleich gehen sie tiefer, legen Knorpel und Knochen blos, erzeugen Knoclienfrass, wodurch ein übelriechender, miss­farbiger, mit Blutstriemen und Knochenstückchen untermischter Nasenausfluss eintritt. Damit steht eine Auftreibnng der Nasenknochen und dass die erst unempfindlich gewesenen, nicht mclir als Wallnuss grossen Kehlgangdrüsen oft­mals wieder schmerzhaft werden, in Verbindung. Endlich erzengen sich Wurm­beulen, Zehrfieber, ein sehr plätscherndes oder schnaufendes AUimcn, und der Tod tritt ein. Der Verlauf ist aber im Allgemeinen höchst chronisch.
Diagnose. Den äusseren Erscheinungen nach scheinen dem Rotze ver­wandt:
1)nbsp; Druse und Nasencatarrh.
2)nbsp; Catarrh der Luftsiicke.
3)nbsp; Schleimschwindsucht, cf. Magazin XVIIT, S. 110—118.
4)nbsp; Die Nascnaphthcn.
5)nbsp; Die Bläschen, die sich in Folge der Mauiseuche bei Pferden in der Nasenschlcimhaut bilden.
6)nbsp; nbsp;Polypen in der Nasenhöhle, mehr noch in den Nebenhöhlen,
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554nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pferderotï.
7)nbsp; Zahnfisteln im Oberkiefer.
8)nbsp; Talgdrüsen an der Grenze der Lederhaut resp. beim Uebergange in die Nascnschleimhaut entarten dermassen, dass in selbigen Geschwürbildung hervorgerufen wird.
9)nbsp; Verwundungen der Nasenscbleinihaut, die aber nie das eigeuthüralich Geschwiirartige des Rotzes annehmen.
10)nbsp; Anderntheils wird einseitiger Rotzausfluss durch Verstopfen der Nasenöffnung momentan versteckt.
11)nbsp; Rotzgeschwüre sind zuweilen in der untern Hälfte der Nasenschleim­haut nicht vorhanden; man kann aber öfters noch holier gelegene durch einen Spiegel, durch den man das Sonnenlicht auf die oberen Theile der Nasen-hohlen reflectiren lilsst, finden.
Wenn in einzelnen Fällen der Rotzkrankheit der Nasenausfluss gering, mehr wässrig, die Nasenschleimhaut lebhafter und gleichmässigcr geröthet ist, Geschwüre nicht zu ermitteln, die Ganaschendrüsen gleichmässigcr geschwollen und schmerzhaft sind, man aber wegen gewisser verdächtiger Vorboten und weil etwa gar Infection bei anderen Pferden oder beim Menschen statt gefun­den hat, ein verstecktes Rotzleiden annehmen muss, so ist zur Vergewisserung seiner Existenz die Uebertragung des Nasenausflusses von einem der Art ver­dächtigen Pferde auf die Nasenschleimhaut oder in die Hautdecke eines ge­sunden Pferdes n1)thwendig.
Bei der Impfung auf die Nasenschleimhaut werden sich gewöhn­lich schon am 3. oder 4. Tage Fieberbewegungen und weiterhin beschleunigtes Athmen, voller, schneller, harter Puls, dunkclgeröthcte Nasenschleimhaut, reich­licher gelber Nasenausfluss, schmerzhafte Kehlgangdrüsen, Nasengeschwüre, Geschwüre an externen Theilen und bald Wurmgeschwüre, und überhaupt ähn­liche Zufälle, wie sie unter acutem Rotz geschildert worden sind, hervor bil­den , oder die Inficirten gehen auch an einer brandigen Lungenentzündung zu Grunde, ohne dass es zur Entwickelung der eigentlichen Rotzzufälle gekom­men ist. Wird dagegen die Haut damit inficirt, so bricht gewöhnlich zuerst der Wurm, bald darnach aber auch der Rotz hervor.
Und selbst bei anderen Thiergattungen und beim Menschen entstehen durch die Aufnahme von Kotzgift brandige Entzündungen, üble Geschwüre, oder wirkliche Rotzzufällc.
In der Tliierarzneisclmlc zu Cupenluigen wurden nach Bricka (de malleo humido in homines Iranslalo. Dissert, inaug. Ilavn. 1840, P. 1 pag. 18) viele Impfungen bei 'filieren der Art vergebens angestellt. Zwei sehr bcmcrkcnswerllie Versuche erzähll der Verf. ausfülirliclicr: 1) Kino Ziege wurde an der untern Fläche des Schwanzes mil dem NasenausflllSSO eines rotzigen Pferdes geimpft. Die Irnpfslellen schwollen an und hatten sich am 5. Tage In Pusteln verwandelt, weicht' sich mit Grasten bedeckten. Nach deren Entfernung erschienen speckigo Geschwüre, laquo;eiche erst nach ü'/i Monaten hcillen. Das Thier blieb übrigens gesund und halle ein halbes Jahr später, wo es geschlachtet
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PferderoU.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;555
wurde, keine Spur der Rotikranklieit. Kine gesundlaquo; Eselin aber, wclclicr man am 9. Tage nach der Impfung Eiter aus jenen Pusteln in die Nasenschlcimhaul einrieb, ging am acuten Rotze zu Grunde. 2) 31an impfte auf dieselbe Weise eine zweite Ziege mit Excrete aus den Gesclnvürcn eines an Kotz und Wurm leidenden Pferdes, und rieb ihr zugleich etwas von demselben Stoffe in die Nasenschleimhaut. Am Schwänze bildeten sicli Pustellaquo; und Geschwüre, die Nase aber und die Snbinaxillardrüscn veränderten sich nicht. Die Section, '/raquo; Jahr darnach angestellt, ergab nichts, was auf Rotz oder Wurm deutele. Die Materie aus den Geschwüren vom Schwänze der Ziege wurde einem Wallach in die Nase gebracht, und hatte beim ersten Male keinen, bei Wiederholung des Versuchs aber besten Erfolg: Das Pferd verschied in der 4. Woche unter allen Symptomen des acuten Rotzes. Mit dem Nasenausflussc desselben wurde wieder ein anderes Pferd erfolg* reich geimpft.
Nach der Gazette des Hopitaux, 14. Juill. 1857, erkrankten Hunde, die von einem rotzigen Pferde das Fleisch genossen hatten, nicht im mindesten, indess ein durch dasselbe iuficirter Mann danin starb.
Von der Infection des Menschen sind viele Krankhcitsgeschichten uns zuge­gangen.
Ritter giebt im 11. Bd. 1. Hft. der Heidelberger medic. Annalen nach den An-stcckungsfallcn, die in Frankreich, England, Deutschland, Italien, Amerika und Afrika beobachtet worden sind, folgende allgemeine Resultate:
Früher oder später, je nachdem die Krankheit durch locale Ansteckung oder allge­meine Infection ins Entstehen gerufen wurde, treten allgemeine Reactionssymptume unter der Form von fieberhafter Aufregung zum Vorschein, laquo;eichen locale Symptome voran­gehen , oder nachfolgen. Ist nämlich locale Ansteckung die Ursache der Krankheit, so treten die localcn Zufälle zuerst auf, die verletzte Stelle selbst, wenn sie anfangs auch schnell vernarbt war, entzündet sich, und da gewöhnlich die Hand der verletzte Theil ist, so schwillt diese an, die Lymphgefässe längs ihres Verlaufes zu den Acliseldrüsen und diese selbst werden von Entzündung ergriffen , bilden häufig rothe schmerzhafte Stränge, wodurch die Beweglichkeit der ganzen Extrcmifät gehemmt wird. Die Wunde eitert ge­wöhnlich längere Zeit. Nach 6—8 Tagen treten die characteristischen Zufälle und zwar unter einem entweder acuten Verlaufe ein, welcher binnen 21—28 Tagen zum Tode führt, oder unter einem chronischen Verlaufe, der erst nach mehren Monaten, ja, wie z. B. beim Prosector Hoflmann in Dresden, erst nach Jahren tödtel, wenn keine Heilung erfolgt.
Bei ersterem treten Erscheinungen zum Vorschein, welche mit denen bei einer all­gemeinen Infection vollkommen übereinstimmen: Malter Blick, gestörte Verdauung, grosse Abgcschlagenheit und Mattigkeit des Körpers, Kopfschmerz, Schwindel, Brechneigung und wirkliches Erbrechen von Schleim und Galle, Traurigkeil, Schlaflosigkeit, oder unruhiger, von Träumen unterbrochener Schlaf, deutliche sich wiederholende Frostanfälle, heftiges Fieber mit mehr oder weniger entwickeltem Character der Syiiücha, mit gespanntem und frequentem Pulse. In den ersten Tagen beobachtet das Fieber noch Kemissionen und selbst Intermissionen, bald aber nimmt es einen anhaltenden Typus an mit gleichzeitigem Auftreten von herumziehenden Schmerzen, welche sich gewöhnlich längs des Nackens und Rückgrates auf die Gelenke, namentlich die Schultern, Ellenbogen und Knie zu fixiren pflegen, und Anschwellung des entsprechenden Theiles, Steiligkcit und Unbeweglichkeil zur Folge haben, — Erscheinungen, welche an den Bestand von Hlieiimatismus oder Gicht erinnern. Letztere Erscheinungen sind constant, compliciren sich aber hie und da
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586nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Pferderolz.
nodi mit uäcbtlichon Schweissen und leichtem EVösteln. Das in diesem Stadium der Krankheit aus dor Ader gelassene Blut zeiftt mehr oder weniger deutlich eineGrusta phlo-gislicag raquo;vcleho die Heimlichkeit mit EUieumatistnus noch mehr erhöht. Nachdem slcli die Krankheit auf dieser llölic 8—10 Tage, ja nach Umständen selbst olngo Wochen, erhalten hat, wamp;hrend wclclicr Zeit sich an verschiedenen Iheilen des Kflrpors, besonders aber au den Extremitfiten, oder im Gesichte in dec Nähe der Augen mid Käse einzelne kleinere oder grösserc Heulen und Geschwülste unter den ulicu angeffllirten Schmerzen bilden, nimmt das Fieber mclir und mehr einen typhösen Character an, die grosserenGesciiwlllsto fangen an zu flnetuiren, rötiion sich an ilcr Oborfläohe und ontleeren, natürlich oder künstlich geöffnet, anfangs einen anscheinond guten Eiler, spälcr aber Jauche. Oft ent-slchen auch Anschwellungen der Gelenke, welche gleichfalls in Eiterung fibergehen. Sclle-ner sind orysipelatöse Entzündungen, besonders an den Unterschenkeln, von mehr livider Farbe, welche immer absondern und in deren Umkreise sieb die reiben Stränge nach dem Verlaufe der Lymphgeffisse bilden, wio bei der örtlichen Ansteckung. Zu gleicher Zeil mil den zuletzt aufgeführten Erscheinungen, oft aber auch etwas später, wird auch die Nasenschlciinhaul in paliioleglschc Alitleidenschaft gezogen. Unter mehr oder weniger heftigem Nasenschmerz tritt Verstopfung der Nase und bald darauf Absonderung einer eigenthflmliohen Fliissigkeil ein, welche anlangs etwas blutig, später mehr serös, schleimig eiteräbnlich, ja selbst Jauchig und manchmal so scharf ist, dass sie die umliegenden 15e-rührungspunete aulalzl. Liegen die Kranken mehr auf dem Rücken, was wegen der so schmerzhaften Aenderung der Lage meist der Fall ist, so wird von dieser ahgesonderten Flüssigkeit mehr ausgeräuspert und ausgehustet, unter welchen Verhältnissen der Auslluss häufigr übersehen wird; richten sie sich aber im Bette auf, so nimmt sie sich von selbst mehr oder weniger reichlich aus. Der innere Hals wird empfindlich und geröthet, das Hinabschlucken schmerzhaft, die Sprache heiser und näselnd, es tritt Husten und mehr oder weniger erschwerte Respiration ein, mit Auswurf einer dem Xasenauslluss ähnf.cbon, nur consistentern Materie. Der typhöse Character taucht nun immermehr auf, die Kran­ken deliriren im Anfange mit grosseren lichteren Intervallen, schwitzen oft übermässig, und verbreiten so durch den almndanlen Nasenauslluss einen eigenlhiunlicbcn widerlichen Geruch, haben heftigen Durst, trockene, oder mit zähem schmutzigem Schleime überzogene Zunge und solche /.äline, kleinen schwachen frequenten Puls, Selmenhüpfen, Zittern, Me­teorismus, umvUlkührlieben Slubl- und Harnabgang, und unter diesen /.ulällcn treten, bisweilen blos erst einige 'i'age vor dem unglücklichen Ausgange, eigerilhümlic.he exauthe-matischo Erscheinungen biuzu. Es bilden sieb nämlich an verschiedenen Körpcrlheilen, an der Nase, dem Halse, dem Humple etc., ol'l auch über den ganzen Körper verbreitet, hirsekorngrnsse, rötlilichc Erhabenheiten auf der Haul, welche sich frtther oder später bald in borkenähnliche Pusteln, bald in Papeln, bald in Furunkeln umwandeln. Die Pusteln sitzen auf einer erhärteten Basis, sind von ungleicher Grosso, von der eines Hanf­korns bis zu der einer halben Haselnuss, sphärisch gebaut, von einem rotheri, spälcr livi-den Hofe scharf begrenzt, schrumpfen tlicilwolse ein, und bekommen dann an der Spitze einen Schorf, nach dessen Entfernung sich sodann Elter ergiessl. Die die Papeln be­deckende Hautsohlchl erschelnl verdickt, Die Blasenphlyctänen sind von unregelmässiger Form und verschiedener Gl'össe, und sind Ibeils mit einer blutig serösen Flüssigkeit ge­füllt, in welchem Falle sie eine rölblicbe Farbe zeigen, theils enthalten sie eine gelbliche eiterige Materie, welche sich nach dem Aufbruche der Bläschen entleert. Die zwischen den Bläschen und Pusteln gelegene Haul zeigt erysipclalösc Rölhe und wird in den
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Pferddi'otz.
Iiüliercii Graden selbst missforblg umi gangränös. Neben diesen mehr oberflächlichen Erscheinungen auf der Haut entstehen nun auch, besonders wenn die Krankheil sich mehr der chronischen Form ntthert, melir in die Tiefe greifende Zerstörungen in derselben, und in dem zwischen ihr und den Sluskoln geiegonen Zellgewebe. Es bilden sich luimlicb meist an den untern Extremitäten grössero oder kleinere Ahscesse, laquo;eiche die Haut In Beulen erheben. Diese Beulen oder Geschwiilsle sehen langsam in Eiterung über, und entleeren, geöffnet, anfänglich ziemlich guten Eiter, und wandeln sieh später in bösartige und hartnäckige öesclnvüre um, welche Jauche absondern ( — Wurm) unter gleichzeitig grosser Abnahme der Kräfte und bedeutender Abmagerung, unter welchen Erscheinungen die allgemeinen sich steigern und meist zum Tode führen.
In einem von Scholling beobachteten Falle begann die Krankheit mit rothen Flecken und Streifen im Gesichte, auf denen biauschwarze Bläschen sich erhoben. Dabei dunkelraquo; rothe Geschwulst des Gesichts. Gangrän der Nase und Oberlippe, jauchiger Ausfluss aus der Nase und Flecken wie Flohstichc mit hirsekornartigen Bläschen über den ganzen Körper nebst putrldem Zustande.
In einem Falle, den Uusl beschreibt, bildeten sich wie auf der Haut, so auch auf der Innern Fläche der Augenlicder Pusteln.
Die Annales de Méd. vét. a Brux. V, 185(gt; erzählen von einem inlicirlen Gärtner, dass sich bei demselben ausser den anderen Zufällen eine heftige Angina ausgebildet habe mit sehr i'ibclriechendem Alliem.
Das Rotzgift äusseii selbst seine schrecklichen Wirkungen, wenn es von ßlenschen wieder auf Menschen, oder wie oben schon angedeutet, wieder auf Pferde übertragen wird, wozu folgende Beispiele Belege seyn mögen.
Nach Repertorium der Thlcrheilkunde, 1854, halle die ROckimpfung von einem durch Uotzinfeclion erkrankten Manne auf ein Pferd äusscrlicb keine sichtbaren Kenn­zeichen der Haftung zur Folge gehabt, allein bei der Seclion des Thiers, die 4 Wochen nach dem Impfversuche geschah, fand Hering die meisten Lymphdrüsen speckig aufge­trieben, in den Lungen mehre hanfkorngrosse Tuberkeln und in der linken Stirnhöhle und der untern Conche der Aase theils flüssigen, theils käseartigen Eiler. Es würden sieb also jedenfalls noch später die. characteristischon Geschwüre in der Nase eingeslelll haben.
Tarozzi, welcher 11 Personen, von rotzigen Pferden zu gleicher Zeil angesteckt, behandelte, sah auch den Pfarrer, der diese Kranken und Sterbenden besucht halte, von derselben Krankheit, aber nur Im milderen Grade befallen werden. (Annali univ. di me­dicina dal Omodei'. Agosto 1822, p. 220.)
Board erzählt: Im Hospital Necker verband der Schüler Kocher einen rotzkranken Menschen Und bescluU'liglc sich immer länger mit ihm, als die übrigen Sludirenden. Nach dem Tode des Pationton beschäftigte sich Kocher, während er schon einige Tage an schmerzhafter Diarrhöe gelitten halle, mit der Untersuchung von dessen Schädel und Na­senhöhle. In der Nacht nach jener .Section bekam ei' heftigen Frost mit Schmerzhaflig-keit aller Glieder und am 8. Tage Geschwülste am Oberschenkel und Schulter, wovon erstere bald flucluirlen. Ein Pferd, welches mit dem Eiler dieser Ahscesse geimpft wurde, bekam die acute Rolzkrankheit und starb mit Kocher an einem Tage.
Am G. Tage der übertragenen Krankheit hatte der bekannte Thierarzt Lcblahc mit dem aus einem Geschwüre an der Schulter des Menschen entnommenen Eiter wieder ein Pferd und cincii Hund geimpft, woran erstcres 10 Tage später an den Folgen des Wurmes und Rotzes starb.
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558nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Pfeideroli.
Ein Liiiigciiscliiviiidsüclitigcr, welclici' mit üben irwälinlcm iiißcirtctii Gärtnei' in i'iiiem Saale gelegen und einige Male die Mahlzeit Jenes gctheilt hatte, wurde 14 Tage später von Nasenbluten befallen, und nach 2 Tagen traten die gleichen Erscheinungen nur raquo;'eniger heftig, ein, aussei' dem reichlich eiterig - schleimigen Nasenausflusse. Nach 6 Tagen starb auch dieser Kranke.
Magendie faselt gegen Breschet von der Möglichkeit der spontanen Entwickelung der Krankheit beim Menschen.
Zu den Ursachen für die Entstehung des Rotzes bei den Einhufern rechnen wir, ausscr der Ansteckung, die auch durch Beriechen und Belecken von Gegenständen, namentlich Nahrungsmitteln, die von dem Ausflusse Rotziger besudelt worden sind, sowie auch durch die länger einwirkende Atmosphäre Rotziger möglich ist, schlechte Nahrung, insbesondere den längeren Genuss dumpfigen Heues und Hafers, langwierige Eiterung im Innern resp. Eiterre­sorption, und alle die Säfte mehr entmischenden Krankheiten, auch den ver­wandten Hautwurm und die bösartige Beschälkrankheit, ferner wiederholte Stö­rungen der Hautausdünstung, feuchte dumpfige Ställe, Metastasen; öfters geht sie aber auch aus der durch solche widerliche Einflüsse gestörten Druse hervor.
Section. Findet man beim schnellen Verlaufe der Krankheit im todten ïhierc die Nasenschleimhaut oft brandig, die Geschwüre von sehr lockerer Umgebung, die Lungen schwarz, mit Blut überfüllt, entzündliche AfFectionen und blutigen Erguss in anderen Höhlen und Organen, so findet man nach chronischem Verlaufe ausser den schon beschriebenen Geschwüren in der Nase, die aber bei weitem nicht mehr die Turgescenz, wie im Leben des Thicres zeigen, dergleichen auch noch im Kehlkopfe, in der Luftröhre, Ausammlungen eiterigen zähen Schleims in den Nebenhöhlen der Nase, in den Dültenbeinen, wie im Siebbein, deren Schleimhaut gewöhnlich sehr beträchtlich verdickt ist, krankhafte Veränderungen der Lymphdrüsen, und beim Befühlen der Lungen-oberflächc hirsekornartige Knötchen, sogenannte Miliar- und grössere Tuber­keln, die nach Virchow auf der Höhe ihrer Entwicklung aus einer homogenen, gelb wei ssen, trockenen, käsig auesehenden Masse bestehen, worauf die Er­weichung derselben eintritt, so dass eine Art ulccröser Phthisc dadurch her­beigeführt wird.
Von Seidel finden wir in Mag.-Suppi. J. 18Ö7 folgenden Fall mitgetheilt: Bei einem Pferde, das im letzten Vierteljahr 1855 wegen Rotz getödtet wor­den ist, hatte sich seit April desselben Jahres allmählig eine Verdickung der Haut im Kehlgange, sowie der Backen- und Nasengegend gebildet, so dass der, der Berliner Thierarzneischule üherechickte Kopf 46 Pfd. wog. An der Nasenscheidewand einer Seite fanden sich ein Rotzgeschwür und in Entwicke­lung begriffene Tuberkeln, Narben von alten Geschwüren waren nicht vorhan­den, die Lungen zeigten die bekannten Tuberkeln. Fragliches Pferd stand in Verdacht, im J. 1853 — 54 drei am acuten Rotz erkrankte Pferde ange­steckt zu haben.
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Pferderotz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 559
Filert erzählt in demselben Suppl., dasH er bei einer Stute Hartschuaufig-keit bemerkt habe, die nach Angabe des Besitzers poriodis.ch nachliess. Sechs Wochen darnach war das Athmcn höchst beschwerlich, aus beiden Nasenlöchern floss ein missfarbiger, anklebender Ausfluss, die Kehlgangdrüsen hart und schmerzhaft, auf der Nasenschleimhaut mehre Rotzgeschwüre. Bei der Section fanden sich tuberculose Auftreibungen und geschwürige Stellen in der Schleim­haut des Kehlkopfs und ganzen Luftröhrenstammes, vorzugsweise aber in den Stimmbändern, ferner die beim Eotze bekannten Veränderungen.
Nach Leblancf. in seinen Recherches experimentalcs et comparatives sur llaquo;s effets de t'iuoculation au cheval et a Pane du pus et du mucus morteux, Paris 1839, haben die Pferdcrotï-Tuberkcln anfänglich eine durch alle Tbcillaquo; hindurch gleiche Con-sistenz, und lassen sich, wenn man sie zwischen den Fingern drückt, zerquetschen. Im Allgemeinen sind sie sehr klein, wenn man sie einzeln untersucht, und lassen, wenn sie sich aneinander reihen, hie und da in den Agglomerationen Spuren von noch uncr-grifTenem Lungengewebe blicken, so lange sie noch nicht das Stadium der Erweichung oder vollkommenen Desorganisation erreicht haben. Laut Thatsachen bilden sie sich in einem Zeiträume von 9 Tagen, und selbst in geringerer Zeit nach der Einimpfung von Rotz- oder Wurmgift. Die wahren Tuberkeln schwindsüchtiger Pferde dagegen sind von Farbe anfänglich welss, ins Bläuliche spielend.
Sectionsbefund der menschlichen Cadaver. Die Fäulniss tritt nicht verf ruhet ein; unter der rothlaufartig veränderten Haut zerstreute Abscesse, die Riechhaut ist dick, stel­lenweise erweicht, doch nicht allein diese, sondern auch die Schleimhaut des Larynx zeigt eigenartige Geschwüre, Ruthung der Schleimhaut der Ethmoidalzcllen, Arborisationen in der Schleimhaut der Oberkieferböhlcn, Schleimanhäufung in denselben, ein den conflul-renden Pocken ähnliches, Eiter enthaltendes Exauthem an der untern Fläche der Epiglottis, Röthung und Verdickung der Kchlkopfschleimhaut; und des unter ihr liegenden Zellstoffes, violette Röthung und Schleimbeleg der Bronchialschleimhaut, kleine, von violetten Höfen umgebene Abscesse in und an den Lungen, fibröse Rlutcoagula in den Jugularvcnen und in der Vena saphena magna, Schwärze undGangräiiesccnz der Eichel mit Pustulation und kleinen Abscessen im Innern dieses Theiles, Röthung der weichen Hirnhaut, Wassererguss in den Hirnhühlen. Nach Mac Danael fanden sich in einem Falle die Lungen mit Pusteln besetzt, die denen auf der Haut vollkommen glichen. Nach Wolf waren Pustelnunter der Pleura wahrzunehmen. In manchen Fällen beobachtete man an manchen Theilen der Luft­wege tuberculose Bildungen, sowie rothe oder livide Flecke auf der Intestinalschleimhaut.
Prognose beim chronischen Rotze der Einhufer: Die Aussichten für eine Wiederherstellung sind sehr trübe; am ehesten ist noch bei dem frisch und durch Ansteckung entstandenen Rotze durch die unten empfohlenen Wallnuss-blätter ein glückliches Heilresultat zu erwarten, welche Heilmethode der H. S. M. Amtsthierarzt Matthaei in Sonneberg in Magaz. XVIII, 372, bescheiden empfohlen hat, und deren erfreuliche Resultate in Mag.-Suppl. XX, 88, XXI, 2, 5 und 144, XXII, 111, XXIII, 148 etc. mitgetheilt sind.
Möge dem hochachtbaren Matthaei mein schlichtes Referat hier als ein Ausdruck des Dankes von der Veterinärwissenschaft gelten!
Ganz unheilbar ist der mit Wurm complicirte Rotz,
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l'ferdcrolz.
Behandlung. Nach Entfernung aller veranlassenden Ursachen ist. aui' eine gute diätetische Pflege, namentlich auch ruf sorgfältiges Putzen und gute kräftige Nahrung zu sehen.
Gegen die Krankheit selbst agirt man durch gleiclimässige Bcthätigung der Secretionen und Verbesserung der Säfte. Vorsichtig ist der Gebrauch der Fontanelle oder Haarsoile zu handhaben. Als speeifische phanmeeutisehe Mittel dienen die Wallnussblättcr als Absud in grosseren Quantitäten. Uebrigens die Spiessglanzpräpai'Rte, Sublimat, Ofenruss, Thierkoble, schwefelsaures und Am­moniak-Kupfer, Chlorkalk, die Canthariden, die balsamischen Mittel. Oertlich auf die Nase; die salzsauren, salpetersauren, Morveau'scben Bäucherungen, Auflösungen von Chlorkalk, Sublimat, Höllenstein, das Einatluncn von Kohlenpulver u. dgl.
Um die Auflösung der scirrhösen Kehlgangdrüsen zu versuchen, reibt man graue Quecksilbersalbe mit Loröl, Jod, Jodkali reit Pappolsalbe, Schier­lingssalbe etc. ein.
Polizcimassvcgchi. 1) Rotzverdächtige, oder muthniasslicher Weise lu-ücirte sind wenigstens '/a Jahr laug Veterinär - polizeilich zu überwachen, und ihr Dienstgebrauch nach Umstäudcu zu beschränken; auch ist nach längerer Zeit wol auch die Impfung auf ein oder zwei andere Pferde vorzunehmen.
2)nbsp; Daran Leidende sind zu tödten, wenn durch sie eine weitere An­steckung möglich ist.
3)nbsp; Die Cadaver rotz- und wurmkranker Pferde sind von ihren Lager­stätten nicht durch Pferde zu transportiren.
4)nbsp; Die Cadaver sind sorgfältig sanimt der vielfach durchschnittenen Haut zu vergraben, wenn die Desinfection derselben durch mehrtägiges Einlegen in Chlorkalklauge an Ort und Stelle nicht völlig gesichert ist.
5)nbsp; Der Stall, wo solche Thierc gestanden haben und alle von Rotz- und Wurmgift besudelten Gegenstände sind sorgfältigst zu reinigen, hölzerne Krip­pen, Raufen und Tränkeimer, sowie die Halfter zu verbrennen, Ketten u. dgl. auszuglühen, der Standort ist auszugraben, der Stall auszutrocknen und zu lüften und durch Chlorkalk zu desiniieiren, und andere Utensilien, wie Ge­sell ine, Deichsel etc. mindestens auch mit Chlorkalkmilch niebronls zu über­ziehen und zu reinigen.
Gerichtliche Thierarzneikundc. In vielen deutschen Staaten ist der Pferderotz Qewährsmangel mit bestimmter Gewälirsfrist, namentlich in Rayern, Preussen, Sachseu-Coburg-Gotha, Waldeck mit M, in Oesterreich mit 15, in den Anhall'schen llerzogtbümern, in Raden, Rraunschweig undRremcn, Frank­furt a/M., Grossherzogthum Hessen, in den Reussischen Landen, in Sachsen-Altenburg und im Königreich Sachsen, auch in Sachscn-Meiningen mit 28, in der Grafschaft Erbacb und in Nassau mit 29, im Kurfurstenthum Hessen und in Würtemberg mit 31 Tagen, endlich im llildcsheimischen mit 12, im Cellischen Kalcnbcrgschen und Lüneburgschen mit 13 Wochen.
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Plcrlich — Platthuf.
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Nr. 640. Pferlieh
wird im Würtemberger Viehwälirscliafts-Patent für „Perligt oder mit Perlsucht behaftetquot; gebraucht, und eine Gewührszeit von 2 Monaten anberaumt. Desgleichen wird daselbst
Nr. 641. P f i n n e n für Finnen als Vichmangel erwähnt und eine Gewährszeit von 4 Wochen 3 Tagen bestimmt.
Phlyclänenausschlag der Gcschlcchtstheile vide Bläschcn-ausschlag der Genitalien.
Nr. 642. Die Piephacke, Tumor cysticus Calcanei,
findet sich an der Spitze des Sprungbeins, geht gewöhnlich vom Sehnenschleim-beutel, welcher zwischen einer sehnigen Ausbreitung und dem Kronbeinbtuger liegt, aus, und zeigt sich anfangs die Geschwulst von vermehrter Wärme, Schmerz und oft auch von wässrigem Inhalte. In anderen Fällen findet man, vielleicht nur als Folge des eben genannten Zustandes, ausgeschwitzte Knochen-raasse, oder Verknöcherung der Sehne des Kronbciubeugcrs daselbst.
Aetiologie. Kann man auch nicht verkennen, dass sie manchmal als Folgeübel allgemeiner Krankheiten entsteht, sowie bei schlaffen Pferden, so werden in den meisten Fällen doch Quetschungen, besonders wenn Pferde hin-tenaus schlagen und harte Gegenstünde mit der Sprunggelenkspitze treffen, nachzuweisen seyn.
Prognose. Bewirkt die Piephacke auch anfangs hin und wieder Lähme, so wird sie doch später gewöhnlich der Art ganz unschädlich erscheinen. Wolabertrotzt sie mitunter jedwedem Mittel und wird somit zu einem bleibenden Schönheitsfehler. Therapie. Wo eine blosse Ergiessung von Lymphe ins Zellgewebe unter der Haut zugegen ist, die wenig Entzündung, aber viel Spannung bewirkt, soll man nach Binz mit einer krummen Nadel einen Seidenfaden durchziehen. Ent­zündliche Piephackcu verlangen auch entzündungswidrigeMittel: Bleiwasscr, Oxy-crat, graue Quecksilbersalbe, welcher letztern man, wenn das Ucbel mehr veraltet ist, das camphorirte Ammoniumlinimcnt, das Jodkali etc. zusetzt. Hertwig em­pfiehlt als ausgezeichnetes Mittel eine Mischung von schwarzer Seife |jv Sal­miak Jj Steinöl und Cantharidcntinctur ana — 5vj; Binz: Kali carbonic. Jjj 01. Terebinth. |jv Spir. Sal. ammon. caustic. Jjjj Spir, Yini Jvjjj. Bei chroni­scher Entartung ist nur von der Cantharidensalbe, dem schwarzen englischen Pflaster oder dem Brennen noch etwas zu hoffen.
Pieps der Hühner vide Häutige Bräune.
Platthuf = Flachhuf.
Folke, Krankh. d. Hsuath.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;[(;
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562nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pocken.
Nr. C43.
Die Poeken,
ein Rolhlaufexauthem, befallelaquo; nicht nur verschiedene Tliicrgaltungen und unterscheiden
sich darnach theilweise wesentlich von einander, sondern aucli bei einer und derselben
Thiergattung: kommen Arten und Varietäten vor, die eine specielle Betrachtung erfordern.
a) Die Kuhpooken, Variola vaoeina.
Sie sind ein im Ganzen gelind fieberhafter Ausschlag am Euter, der namentlich von Hering in ein helleres Licht gestellt worden ist.
Symptome. Vorm Ausbruch bemerkt man vielleicht mangelhaftes Fressen und Wiederkäuen, Mattigkeit, verzögerten Abgang des Kothes, verminderte, Tviissrigc Milchabsonderung; am Euter vermehrte Wärme und Anschwellung, wie grössere Empfindlichkeit, insbesondere der Striche, weshalb die Leidenden mit den Hinterschenkeln weit auseinander stehen und beim Melken sich unleidlich zeigen. Gegen den 3. oder 4. Tag hin entstehen Ideine Knoten in der Haut des Euters resp. der Striche, die sich in den folgenden Tagen zu kleinen Pu­steln erheben, die bis zum 8.—10. Tage zum Umfange eines Hanfkorns oder einer Wicke sich vergrössern, und eine Lymphe einschliessen, die erst wasser­hell ist. Diese Pusteln haben in der Mitte eine kleine Vertiefung (Nabel); die Umgebung ist etwas hart, und zur Zeit der Keifung gewöhnlich geröthet (Hof, Areola). Nach ihrer vollständigen Ausbildung wird der Inhalt schnell trübe, eiterartig, daher die Pusteln bleifarben, später gelb aussehen. Sie bersten nun oder werden aufgedrückt.
Geschwüre mit ausgebreiteten Schorfen entstehen nur dann aus den Pocken, wenn diese beim Melken zu sehr gequetscht oder zu zeitig aufgerissen worden sind. In diesem Falle sind auch die Euter am schmerzhaftesten und datier die Kühe beim Melken am un­ruhigsten.
Oder es vertrocknen Haut und Lymphe zu Schorfen, die gewöhnlich zwi­schen 3 — 4 Wochen abfallen, worauf eine kleine Grube oder Narbe zurück­bleibt, die, wenn die Haut ungefärbt ist, noch heller, als diese sich zeigt.
Mitunter bemerkt man gegen den 8. Tag hin von Neuem etwas Fieber ^ ja selbst neue Pocken brechen in einzelnen Fällen hervor. Man kann datier an demselben Euter Pocken von verschiedenen Stadien, d. h. erst sich entwickelnde, in voller Blüthe befind-liciie und vertrocknete zu gleicher Zeit sehen.
Aetiologic. Eine besondere Anlage zu der Krankheit hat die Kuh, denn man hat nie spontane Kuhpocken bei männlichen Thieren gesehen. Das Alter, in welchem Kuhpocken am häufigsten entstehen, ist von 4—6 Jahren; inzwi­schen sind auch Fälle von 8 — 10jährigen, sowie von jüngeren Kühen bekannt; selbst bei solchen, die noch gar nicht gekalbt haben, sind in seltenen Fällen Kuhpocken ausgebrochen. Ncumelkende Kühe werden am häufigsten befallen, aber auch altraelkende und ganz milchlose haben schon Pocken bekommen. Sie entwickeln sich bei Kühen in Niederungen, wie in Höhengegenden. Im Früh-
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 563
jähre finden sich die nieisten Fälle von originären Kuhpocken, doch selbst im Winter sind einzelne Fälle beobachtet worden. Zu dem Ausbruche des Exan-thems sollen Congestienen nach dem Euter kurze Zeit nach dem Kalben, die Erhitzung beim Treiben, das Absetzen der Kälber etc., Futverwechsel und ver­änderte Lebensweise überhaupt viel beitragen. Ganz besonders aber giebt das Melken die Gelegenheitsursache zur Ansteckung anderer Kühe, denn in den vorhandenen Pocken liegt die Fähigkeit, auch anderes Rindvieh beiderlei Ge­schlechts und andere Thiergattungen, ja selbst den Menschen ähnlicher Art zu afficiren.
Meist sind jedoch diese Pocken bei Menschen unvollkommen, wenn diese Personen früher vaccinirt waren.
Uebrigcns müclite es zu den Sellenliciten gehören, dass Rinder mehr als einmal In ihrem Leben von den Kulipocken lieimgesuciit werden.
Die geflissentliche Fortimpfung des noch serösen Pockeninhaltes von Kühen auf die Euter anderer Kühe und auf den Hodensack der Bullen ruft in denselben dasselbe Leiden, nur mit unbemerkbaren allgemeineren Zufällen, hervor; jedoch jede Impfung glückt nicht.
Die Rückimpfung von Vaccine, die von Menschen genommen worden, auf Kühe oder Stiere haftet noch weniger gern, wie nicht minder das unmittelbare Ueberimpfen von Kühen auf Menschen. Wo aber die Impfung haftet, bewirkt sie meist eine allgemeine Einwirkung auf den Impfling, die Pusteln werden grosser, der Hof ausgebreiteter und intensiver ge-röthet, das Fieber oft stark.
Man hat längst auch Kuhpocken auf Schafe geimpft, um sie vor den eigenen Pocken, und auf Hunde, um sie vor der Staupe zu schützen, was jedoch keine befriedigenden Re­sultate bisher gewährt hat.
Diagnose. Es werden mancherlei den Kuhpocken ähnliche Ausschläge beobachtet, die aber nicht das Eigenthümliche haben, als Schutzpocken für den Menschen sich geltend zu machen.
Die ächten Kuhpocken zeigen übrigens selbst mancherlei Abweichungen in Farbe, Grosse etc., daher es oft schwer ist, über ihre Aechtheit zu entschei­den, weshalb einzig und allein ein Impfversuch, wenn er gelingt und der regel-mässige Verlauf dabei sich wiederholt, die Sache völlig ausscr Zweifel setzt.
Jene heissen deshalb falsche Kuhpocken, die Hering in folgende Abthei­lungen bringt:
1)nbsp; Spitz- und Nachpocken, Var. vacc. miliares et seeundariae. Sie zeichnen sich durch einen schnellern Verlauf aus: Es sind theils kleine, spitze, eiterige Knötchen, ohne Hof und Nabel, zu hunderten beisammen — eine Art Friesel des Euters, oder blosse Schorfchen (ohne dass man Lymphe bemerkt hätte), die man nach den ächten Kuhpocken längere Zeit und wiederholt am Euter ausbrechen sieht, und die selbst auf anderes Rindvieh übergeben. Die ganze Dauer der Erscheinung bis zum Abfallen beträgt oft nur 4 — 6 Tage.
2)nbsp; Harte, Stein- oder Warzenpocken, Var. vacc. verrueosae. Sie
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Pockon.
bilden einen harten, unempiïndliclicn Ausschlag, ohne Nabel und Hof, sind Linsen - bis Haselnussgross, und bleiben als förmliche Warzen, mit holzartiger, bräunlicher Spitze oft Wochen und Monate unverändert stehen, und vcrsclnvin-den dann allmählig. Sie gehen selten auf andere Kühe über. Ihr Inhalt ist Blut, keine Lymphe.
3)nbsp; nbsp;Wasserpecken, Var. vacc. bullosae. Sie sind nicht, wie die äch­ten Kulipncken, zellige Blasen, sondern die fricselälinlichcn Rlätterchen erreichen schon in 24 Stunden die Grosse einer Kohne oder Kirsche, sind ohne Hof und Nabel, rundlich oder zugespitzt, und weiss oder gelblich, und enthalten dabei dünne, wässrige Lymphe, oder dicken Eiter. Oder sie sind
4)nbsp; nbsp;Windpocken d. h. beim Anstechen hohl. Beide hinterlassen dünne Schorfe und gehen selten auf Menschen oder Kühe über.
5)nbsp; Die Traubenkammkrankheit.
6)nbsp; Viborg beschreibt einen flechtenähnlichen Euterausschlag Var. vacc. herpeticae: Die damit verbundenen Blattern sind weisslicb, erbsen-gross, und am Grunde mit einem kleinen rothen Ringe umgeben. Sie brechen sehr allmählig hervor, gehen in einen schwärzlichen Schorf über, worunter Ge­schwürbildung bemerkbar ist. Sie sind nicht ansteckend.
7)IIeinze's rothe und Nisscn's schwarze und gelbe, sowie die bläu­lichen Pocken sind wahrscheinlich nur Varietäten der ächten Kuhpocken.
8)nbsp; Ramazzini's symptomatische Kuhpocken werden bei der Rinder­pest beobachtet, wie
9)nbsp; Blasen am Euter beim Blasenlieber.
Bei den Camoelen soll sich nach Agndli, Director des Vaccinations-Commitées zu Algier, ein den Pocken der Külic jjanz äimliclier Ausschlag zeigen, dessen Product die Menschen, denen es ciiigpim|ifl wird, gegen die ächten Menschenpocken schützt. Er nennt diesen SlolT Chanicliiie.
Prognose. Bei guter Pflege und Wartung des Thiers gehen sie wol im­mer ohne Gefahr vorüber, daher auch eine
Medkiniache Behandlung bei regel massigem Verlaufe nicht nothwendig ist. Nur scy das Futter leicht und der Genuss der freyen Luft nur bei guter Witterung gestattet.
Als Folizeimassrcgeln sind zu beachten:
1)nbsp; Der betreflende technische Beamte oder Physikus soll schleunigst von dem Ausbruche der Krankheit in Kenntniss gesetzt werden.
2)nbsp; Die Kranken sind immer zuletzt zu melken, um dadurch die An­steckung anderer Kühe zu vermeiden; die Personen aber, die sich mit dem Melken abgeben, haben sich darnach jedesmal sorgfältig zu reinigen.
3)nbsp; Der Vertrieb solchen Viehes, sowie die Benutzung der Milch und des Fleisches von der Art Kranken ist verboten.
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;565
b) Die Pferdepocken oder die Sohutzmauke, ein dänisches, in unsere Sprache Übergegangenes Wort; Im Allgemeinen ein Exanthem
in der Küthe und in den daran stossenden Partiecn. — Sie unterscheidet sich in die ery-slpelatOse oder Schulz-, In die Brand- und lleclitcnarlige .Hauke.
Jone Schutzmauko wird auch Pferdepocke genannt, raquo;vlo auch die russische Sprache diesen Begriff feslliaU.
Wird iiäirilich der flüssige Inhalt ihrer Bläschen auf die Haut des Menschen und mancher'fliiergaitun;;,en gebracht, so bringt sie unter denselben Bedingungen wie die Kuh­pocken eine den Kuhpochen analoge Krankheit mil derselben SchutZkraft wie diese hervor.
Sind die meisten Impfversache sowol bei Blenschen wie bei Ihieren fehlgeschlagen (cf. Schmidt's mod. Jahrb. J, 1858, 2. H. S. 243), so mag dicss lediglich seinen Grund darin haben, dass der passende Zeitraum zur Wegnahme wlrksamci' Lymphe gewöhnlich sehr kurz isl. Daher mag; es auch kommen, dass viele Pathologen die (Jebertragung der Schutzmauke von Pferden auf andere Pferde ganz Ignorlren, indess Andere diess ausdrück­lich erwähnen. So sagt Tschculin in seinen Ausschlags- und Abzelirungskianldieilen, Carls­ruhe 1821: „Als erregende Ursache der Schulzmauke darf die Absteckung nicht übersehen werden. So viel ich aber hierüber habe beobachten können, so bedarf sie in jedem Falle der unmittelbaren Uebcrtragung.quot;
Symptome bei Pferden. Anfangs macht sich ein massiges Fieber und leichte Anschwellung der Drüsen im Kehlgange bemerkbar, womit sich in der Köthe Wärme und Geschwulst und hei Weiesfüssigcn erysipelatöse Röthe, so­wie öfteres Heben der leidenden Fiisse mit dem Ausdrucke des Schmerzes, und gespannter Gang oder Lähme vergesellschaftet.
Den 3. — 4. Tag darnach sieht man viele kleine Bläschen in der Köthe und Umgebung, welche bald eine wässrige, eigenthünilich riechende Lymphe entleeren, die die Haare verklebt.
Gar oftmals jedoch wird die Bläschenbildung nicht bemerkt, sondern es kömmt sofort zur Absonderung jener Lymphe.
Die affleirten Stellen trocknen nach und nach wieder ab, so dass in einem Zeitraum von IS — 21 Tagen der Verlauf geschehen ist.
Oder es bildet sich die chronische „herpetiscliequot; Form aus, und besonders dann, wenn sie zweckwidrig, mit Nässe, Fettigkeiten, Bleimitteln etc. behandelt wird. Derartige MissgrifTc haben übrigens auch tüdtlichcn Schweif­brand, Koller und Dampf zur Folge gehabt,
Jene Flechtenmauke macht sich durch Vordickung der bctrcffeiulen Haut-Iheilc, durch Schrunden, welche auch öfters noch nässen, durch Sträuben der Ilaare (Straubf uss), Schorfbildung längs des Unterfusscs oder ganzen Schen­kels, besonders aber im Knie- oder Sprunggelenk (Raspe) kenntlich.
Ausfallende Mauke wird 'endlich diejenige Varietät genannt, wenn in der Köthe oder überhaupt am Fessel, bei starken Fieberbewegungen und heftigen Schmerzen, Geschwulst, blutige, später jauchige Ausschwitzung entsteht, in Folge dessen selbst die darunter liegenden Sehnen mitcrgrifTen werden und ganze Stücken Haut und Zellgewebe brandig absterben mid ausfallen.
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Pocken.
In einem Falle soll das Excret davon beim Menschen die RolzcntwicWung zur Folpe gehabt haben (cf. Schmidl'sche med. Jahrbücher, 1858, 2. HO-Wenn wir unter den Ursachen der Schutzmauke im Ganzen die der Eoth-laufe finden, so sehen wir nächst der schon gerügten falschen Behandlung die Flcchtenmauke auch sclhststiindig durch nasskalte Witterung, Schneewasser, Unrcinlichkcit etc. entstehen, wie auch die ausfallende Mauke dadurch, wie durch heftige Killte hervorgerufen worden seyn soll.
Wenn aber Hering und andere Thierilrzte ein wegen ererbter Disposition schwer heilbares Uebel in der Raspe fürchten, so ist diese wol nur in dem lockern, schwammigen Baue, in starker Behaarung, überhaupt in der gemeinen Kace des Thieres, andern Theils darin zu suchen, dass, wenn sie in Folge von Krankheitsversetzung entsteht, solche immer übelartigcr, als die primäre Krank­heit ist, dass aber auch durch die Bewegung die Schrunden immer wieder aufgerissen und so die Theile fort und fort gereizt werden.
Behandlung. Auf den allgemeinen Krankheitszustand wirkt man nach Umständen, insbesondere bei der Schutzmauke, durch Verabreichung massiger Gaben von Salzen mit Schwefelblumen, Fenchelsamen; bei vortretenden Er­scheinungen gestörter Gallenabsonderung durch einige mittlere Dosen Calomels, bei zurückgehaltenem Kothe wol auch noch durch Clystierc. Die leidenden Füsse sind aber mit Hanfwerg zu umwickeln, oder bei dem Ausdrucke heftiger Schmerzen durch vor Erkältung geschützte warme Bähungen von Leinsamen-decoct, dem Bilsenkraut oder Conium zugesetzt worden ist, oder durch Fuss-bäder damit zu behandeln.
In den späteren Tagen nach Umständen Bähungen aromatischer oder zu­sammenziehender Mittel, und nur bei der Hinneigung zur herpetischen Form harntreibende Medicamentc, oder Purganzen und ein ableitendes Foritaneil an den Bauch. Bei der chronisch gewordenen Flechtenmauke sind ausserdem noch reinigende Fussbiider oder Waschungen von Seifenwasser, Schwefelleber etc. am Platze, oder selbst das Schaak'sche Mittel: eine Mischung von 16 Drachen­blut, 30 Zinnober und 2 Arseniksäure, wenn die ausfliessende Flüssigkeit stin­kend ist und sich bereits schon Auswüchse erzeugt haben.
Bei veralteter Raspe soll 8 graue Quecksilbersalbe mit 1 schwefelsaurem Zinke, welche Mischung täglich 1 Mal in die vorher abgewasebene Stelle ein­gerieben wird, das Erspriesslichste leisten.
Bei der ausfallenden Mauke wird man anfangs erweichende Breiumschläge, später balsamische und gelind austrocknende Mittel, insbesondere Vitriol- oder Höllenstein-, oder nach Heckmeyer saturirte Alaunlösungen, nach Alers Chlor­wasser nöthig haben.
c) Die Schafpocken, Variola ovina, sind desgleichen ein fieberhafler puslulösor Hautausschlag, welcher sich vonüglioll an tin-bcwollten Stellen des Körpers hei Schafen zeigt.
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 56T
In neuerer Zeit hat besonders Erdt in Magazin XIII zu ihnr nähern Kenntniss-nahme beigetragen.
Die Symptome treten gewölinlich sehr rcgelmässig ein, und verlaufen der Art,
namentlich dann, wenn gesunde Schale mit guter reifer Lymphe geimpft laquo;orden sind, und während des Krankheitsverlaufcs die Witterung milde, warm, trocken, und die Luft ruhig ist.
Wegen dieses bestimmten Verlaufes ist die Krankheit auch in vier ein­zelne Zeiträume unterschieden worden:
Der erste Zeitraum ist der der Entwicklung, Stadium ineubationis, dessen Dauer sich, nach der Ansteckung, auf 5 Tage erstreckt, in welcher Zeit keine Krankheitserscheinungen wahrgenommen werden.
Darnach tritt die zweite oder Fieberperiode, Stadium febrile, hervor: Man bemerkt Zittern, vermehrte Hautwärme, geröthete Schleimhftute, schnelle­res Athmen, beschleunigton, vollen, harten Puls, vermehrte Rötho oder Thräucn der Augen, auffallendes Hinken, verzögerte, trockene Kothentleerung.
Diess deutet den Ausbruch der Pocken an, und wirklich machen sich etwa 24 Stunden nach dem Beginnen des Fiebers zuerst an den Augenliedern, an der Innenseite der Schenkel, überhaupt an weniger bewolltcn Körpertheilen rothe Flecken, Flohstieben ähnlich, und grössere Wärme und Geschwulst der Impfstellen bemerkbar, welche Tags darauf zu Knötchen sich umbilden.
Nun lässt das Fieber zwar nach, die Zufälle des Catarrhs sind aber ge­steigert, die Hautausdünstung ist süsslich, die Thiere sehen am Kopfe ver­schwollen aus.
Die dritte Periode, oder die Füllung und Reifung der Pocken, Stadium maturationis, geschieht zwischen dem 11.—14. Tage. Aus den Knötchen sind kleine erbsengrossc Blasen entstanden, die mit einer weisslichcn, hellen, lympha­tischen Flüssigkeit gefüllt sind; kleiner sind in der Regel die natürlichen Pocken, und nicht, wie jene mit einem Hofe umgeben.
Nachdem sie hervorgetreten sind, zeigen die Thiere wieder ziemlich rege Fresslust.
Die vierte Periode oder die Umwandlung der Pusteln in Schorfe, Stadium desquamationis, erstreckt sich vom 14. bis gegen den 21. Tag hin:
Die klare Lymphe wird dem Eiter ähnlich, die Pocke wird flacher, ver­trocknet, der rothe Hof verliert sich, und es bildet sich ein bräunlicher Schorf, der nach dem Abfallen eine Vertiefung in der Substanz zurücklässt, deren Aus­füllung bis zur 4. oder 5. Woche hin sich erstreckt.
Der Verlauf, die Dauer und die Atisgänge sind jedoch nicht immer so regelmässig:
a) Durch kalte Witterung wird die Incubationsperiodc zuweilen auf 10 —
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Pocken.
20 — 30 Tage liiuausgczogcn; oder die Knötchen füllen sich erst sehr spät mit Lymplic.
b)nbsp; Wenn hei einem regelmiissigcn Verlaufe und massiger Zahl der Pocken kaum 5 pC, resp. von den Geimpften kaum 1 Haupt unter 500, mit Tod ab­geht , so findet man dagegen beim fauligen oder nervösen Character derselben, der theils auf einer unkräftigen, wenig reaetionsfähigen Constitution, oder in der begonnenen Lammung, theils auf widrigen Ausseneinflüssen beruht, beson­ders bei zu eng und zahlreich Zusainmengeschaarten, und wenn die Witterung sehr schwül und feucht ist, so dass die Luft intensiv mit dem Pockencontagium geschwängert wird, dass diese Verlustprocente auf 20 und mehr sich steigern. Die Pocken selbst werden sich in dem Falle durch eine violette oder blau-schwärzliche Färbung (Aaspocken), durch Brand- und Geschwürbildung da­selbst, und die Krankheit im Allgemeinen durch Diarrhöe, starkes Speicheln, Zähueknirschen, grosso Hinfälligkeit etc. sich auszeichnen. Besonders werden Sauglämmer stark weggerafft. Den physiologischen Phänomenen entsprechend sind dann auch die Sectionserscheinungen.
c)nbsp; Pusteln auf der durchsichtigen Hornhaut haben die variolöse Augen­entzündung, oder wenn sich
d)nbsp; das Exanthera bis auf die Respirationsschleimhaut ausdehnt, stärkere Athmungsbeschwerden, ja Erstickung zur Folge.
e)nbsp; Durch mechanische Einwirkungen wird der Verlauf der Pocken auch der Art abgeändert, dass sie brandig werden.
f)nbsp; Wo viele und grosse, aber flache Pusteln beisammen stehen, fliessen sie zusammen, wodurch die Haut allgemeiner sich geschwollen zeigt und da­durch auch zerstört wird.
In Folge dessen Kann nachhaltig die ganze Haul Verrichtung leiden.
Je weniger Pocken aber voiiianden sind, desto unscliädlichei4 sind sie, de.;lo milder
Ist ihr Verlauf. Die geimpften Pocken werden diesen aber in der Regel zeigen, selbst
wenn sie von der Impfstelle nach anderen Theilen versetzt werden.
Wenn vorstellende Abweichungen und die sogenannten unächten, falschen, Stein-,
Windpocken nach Erdt mir rein zufällige Erscheinungen, und von ausseien Einflüssen und
von den besonderen Individualitäten abhängig sind, so darf man auch nur Eine Art von
Schafpocken anerkennen.
Aelioloffie. Eine besondere Anlage dafür findet sich nur bei den Scha­fen, doch werden auch Ziegen, Hasen (Mag. XIII, 3), Kaninchen, welsche Hühner und der Hund, sowie der Mensch davon inficirt.
Gieskcr impfte Schafpocken auf Ziegen, und von diesen wieder zurück auf Schafe, wobei jedoch die Pusteln kleiner wurden.
Hazard erzählt, dass 17 Hunde, die die an den Schafpocken umgeslandenen Schafe gefressen halten, Blattern bekamen. Elfe von denselben starben. Der Hundcwärler wurde an den Händen und Im Gesiclile angesteckt.
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 569
Bei einem Hunde verliefen sie regclmassig:, aber eine Lalimuns des rechten Hinlcr-fusses blieb zurück.
Ivanoviü.s in Pcslli siebt die Scliafpockcn als ein vollkommenes Surrogat für die Kuhpockcn beim Menschen an, womit auch die Versuche von Sacco und Steinbeck und Arnsbergs Beobachtungen übcrciuslimincn.
Das Fleisch von Schafpockenkranken, nur nicht von solchen, die mit Aaspocken be­haftet sind, soll ohne Schaden genossen werden können. (Rust's Slagaz. Bd. 55, 2. H. S. 210 und Bd. 58, 2. H. S. 312).
Uebcr die Wccluiiigsmittel der Kranldicit ist man noch im üttldaren:
In unserem Clima sollen sie mir durch Ansteckung entstellen, und der Anstccliungsstoff auf mehre hundert Schritte weit sich verflüchtigen, und ge­trocknet seine Wirksamkeit woehen- und monatelang behalten.
In manchen Ländern soll ein periodisches Erscheinen von 8 zu 8 oder 10—12 Jahren beobachtet worden seyn. In anderen, namentlich in bergigen Gegenden und in der Eiilie grosser Flüsse, ist die Krankheit eine Seltenheit.
Ist die befallene lieerde gross, so kann die Seuche mehre Monate dauern; anfangs -werden gewöhnlich erst wenige, dann der grossere Thcil befallen; end­lich kommen noch einzelne Nachzügler.
Am häufigsten erscheinen sie im Frühjahre, und bei fcucliter warmer Witterung verbreiten sie sich am ehesten.
Prognose. Je gesunder die Thiere vorher sind, wenn sie namentlich ein kräftiges, gut nährendes, gesundes Futter erhalten haben und während der Dauer der Pocken fort erhalten, wobei sie insbesondere auf einer trockenen, nahr­haften Weide, die etwas hohe Lage hat, geweidet werden, wo die Thiere ferner Getränk aus frischen Quellen oder Flüssen, so viel sie verlangen, geniessen können, wird der gutartige Verlauf der Krankheit sehr begünstigt. Männliche Thiere werden immer stärker ergriffen.
Ferner werden sie bei warmer reiner Luft günstiger und ohne allen Be­darf von Arzneien verlaufen.
Ergriffene trächtige Mütter theilcn ihren Leibesfrüchten die Krankheit mit, und solche bleiben gewöhnlich nach der Geburt von der Krankheit verschont.
Wirthschaftliche Massregeln gegen die Seuche, Gewöhnlich hat man sich gegen den Ansteckungsstoff der Art zu verwahren gesucht, dass man gesunde Heerden nicht mit fremden unbekannten Schafen zusammen kommen Hess; ins­besondere, dass man neuangekaufte Schafe, deren Gesundheitszustand man nicht genau kennt, von der Stammhecrdc mehre Wochen fern gehalten hat, sowie alle fremden Personen und gifttragenden Realitäten.
Uebrigens wird man bei grosser Gefahr sehr wohl Ihun, allo Kränklinge auszumerzen, da diese beim Befallenwerden zur Bösartigkeit der Krankheit den mehresten Anlass geben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
Als Kadicalmiltel aber, um das Bcfallenwerden zu vermeiden, ist in den
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Pocken.
Gegenden, welche von der Seuche öfters heimgesucht werden, die alljährige Impfung der Schafpocken bei den noch nicht geimpft oder nicht davon befallen gewesenen Schafen zu empfehlen, wodurch die Pocken, indem die Exten­sität der geimpften noch so gross ist, dass sie durch Distanz einen allgemeinen Ausbruch hervorrufen können, zwar stationär, aber doch ganz unschädlich werden.
Da diese Impfung bei wiederholten Malen endlich nur an den Lämmern stattfindet, so ist der Verlust um so weniger zu fürchten, weil eben die Lämmer an sich schon einen geringern Werlli haben, als erwachsene Schafe.
Man benutzt dazu die günstigsten Witterungs- und Nahrungsverhältnisse.
Für diesen Zweck liebt man die möglichst wasserlicllc, farblose Lymphe, so wie weiter unten gezeigt werden wird, sorgfältig auf, und gehl nun in der besten Zelt, d. h. im Herbste der Art an die Arbeit, dass man davon 6 — 8 Stücke, und von diesen erst die anderen impft. (Jlagaz. XIII, CO.)
Wenn nach Mag. • Suppl. XXII, 4,'} die natürlichen Pocken *jt — '/gt; der befallenen Thiere hlnwegrafftcn, so war aber aucli die Impfung übelarliger, als in anderen Jahren, indem 4 —12 pC. dadurch starben.
Von dieser Schutzimpfung unterscheidet sich die Vorbauungs- oder Prä-cautionsimpfung, welche in Anwendung gebracht wird, wenn die Seuche nahe ist.
Dieselbe wird schon mit minder günstigem Erfolge angewandt, well das Geschäft nun schon ohne Rücksicht auf den allgemeinen Zustand der Heerde und auf Witterung vorgenommen werden muss.
Besonders bei dieser Präcautionsimpfung ist die Rücksicht nothwendig, vom 7. Tage an die Hccrde jeden Tag durchzusehen, um nüthigenfalls die ent­sprechenden Trennungen, resp. die rechtzeitige Nachimpfung der Nichtange-steckten vornehmen zu können.
Die Nothimpfung endlich geschieht, wenn bereits die natürlichen Pocken in der Heerde wahrgenommen worden sind.
Man nimmt dieselbe vor, wenn man die von den Pocken bereits Er­griffenen von den anderen entfernt hat, um dadurch wo möglich die Krankheit noch örtlich, also milder zu machen.
Den Impfstoff nimmt man von einem Pockenkranken, wenn die Epider­mis weisslicli und leicht ablösbar ist, die Lymphe wasserhell und durchschei­nend, und der Pockengrund bochroth, warzig ist, endlich von einem Schafe mit gesunder kräftiger Constitution.
Nimmt man den PockenstofT von einem geimpften Schal', so wird diess, wie oben schon bedeutet, nie vor dem 10. Tage nach der Impfung, und öfters erst später geschehen können.
Doch vorhält sich die Qualität der Lymphe von impfpocken mit den von natürlichen, nach Erdt, ganz gleich: der Erfolg von beiden ist derselbe; nur gewährt vor der natürlichen die Impfpocke den Vorzug, dass sie den Opera-
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 571
tour stets mit reichlicher Lymphe beim Impfen unterhält, wodurch das Ge­schäft sehr gefördert wird.
Von Einer solchen Pockc kann man mehre tausend Schafe impfen. Früher benutzte man auch Blut aus Pocken, welche noch nicht vollständig; entwickelt waren; und etienso Schorfe von Pocken, Eiter und Nasenschleim. Die Erfahrung hat jedoch gelehrt, dass sie entweder gar nicht wirken, oder nicht gehörig schützende Pocken erzeugen.
Die Lymphe zum Impfen wird entweder unmittelbar aus den Pocken auf die zu impfenden Schafe übertragen, wozu das pockenkranke Schaf auf einen Tisch gelegt wird, so dass man bequem zu denjenigen Pocken, aus denen die Lymphe genonunen werden soll, gelangen kann.
Dem Thiere sind dabei die Füsse entweder zusammengebunden, oder sie werden von Gehilfen gehalten.
Die Wolle im Umkreise jener Pocken wird auseinander gcschcilclt, die Pocke wird mit der Nadel an 4 — (i Puncten angestochen, so dass die Lymphe aus diesen ElnsMchen hervorquillt und fortwährend von einem Gehilfen auf Impfnadeln aufgefangen wird.
Diese Impfnadeln werden dem Operateur zugereicht und hierdurch das Geschäft sehr beschleunigt, wenn man mehre Impfnadeln Im Gange hat.
Die Lancetten, welche auch zum ImpOn benutzt werden, sind weniger dazu geeig­net, da die daran haftende Lymphe sich leicht abwischt.
Die zu impfenden Schafe werden durch andere Gehilfen auf einen zweiten Tisch gelegt, der in einiger Entfernung von jenem steht.
Für die mittelbare Impfung wird man die durch Elnsliche entleerte Lymphe in klei­nen Haarröhrchen auffangen und zur Aufbewahrung die Enden derselben mit geschmolze­nem Siegellack verschllcssen.
Beim Gebrauche werden diese Endcti abgebrochen, worauf man die Lymphe durch einen auf das Köhrchen aufgesetzten Strohhalm herausbläst, resp. sie auf einer Lancctte oder auf einer Glasplatte auffängt.
Oder man fängt die Lymphe aus der Pocke auf einer Glasplatte auf, lässt sie auf derselben an der Luft halb trocken werden, legt laquo;ine zweite, genau passende Glasplatte darauf, verklebt die Ränder derselben mit Wachs und wickelt das Ganze ein. Zur An­wendung nimmt man die Glasplatten auseinander und erweicht die vertrocknete Lymphe im warmen Wasserdampfe.
Oder man fängt die Lymphe auf kleinen Stäbchen von Elfenbein, oder auf spitz zugeschnittenen Federposcn auf, lässt sie an der Luft antrocknen, und erweicht sie vor der Anwendung ebenfalls mit Wasserdämpfen.
Auch kann man baumwollene Fäden mit der Lymphe tränken, diese trocken werden lassen, in reinen Gläschen aufbewahren, vor der Anwendung erweichen und die Fäden unter die Haut ziehen.
Endlich kann man auch noch die Lymphe in kleinen Medicingläschen sammeln und sie dann flüssig anwenden, Dicss ist jedoch nur dann passend, wenn die Welterimpfiing binnen wenigen Tagen stattfindet, well sonst diese Flüssigkeil sich durch beginnende Fäul-niss zersetzt und dann schlechte Pocken liefert.
In jedem Falle muss die. Aufbewahrung der Lymphe an einem kühlen Orte und wo möglich so geschehen, dass Licht und Luft, sowie die Einwirkung von Säuren und von Chlor abgehalten wird. Deshalb isl es /.weckmässlg, die Behälter In graues Papier ge-
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Pocken.
nickcll in cine Schachtel mit Kohlenpulver zu legen, wo sich dann die Lymphe gegen ein volles Jahr wirksam erhält.
Die Impfung wird an der untern Fläche des Schwanzes, an der Innern Fläche des Ohrs, und au der Innern Fläche der Schenkel der Art vorgenommen, dass man mit der durch Lymphe getrftnliten Impfuadel oder Impflaucetle in die Oberhaut einslicht und den Impfstoff einige Linien weit unter sie bringt und diess Manoeuvre einige Male in Inter­vallen von mindestens •/laquo; 2oll wiederholt.
Die geimpften Poeken entwickeln sich an der Unterseite des Schwanzes sehr voll-sländig. Dass sie aber durch das Reiben des Schwanzes an den Hinterschcnkcln leicht verletzt und dadurch bösartig weiden , das macht diesen Ort weniger empfehlensvverth.
Das Ohr gewährt den Vorlheil, dass Verletzungen wichtiger Tlieile daselbst nicht vorkommen können; auch hat die Erfahrung gezeigt, dass die Pocken daselbst hei warmer Witterung oder bei dem Innehalten in einem massig warmen Stalle, sich gut entwickeln. Aber unter entgegengesetzten Umständen bleiben sie oft sehr klein und unvollkommen. Und wenn sie sich an dieser Stelle durch Reiben verletzen, oder die Impl'nadel bis in den Ohrknorpel dringt, so kann diess zu Formverändeningen des Ohrs Veranlassung geben, was unangenehm ist, wenn eine Schäferei ihre Schafe am Obre zeichnet.
Die innere Fläche der Schenkel erscheint aus dem Grunde nicht recht geeignet, weil hier die Haut fast unmittelbar auf der sehnigen Ausbreitung des Schenkels liegt, und bei der Impfung dieselbe leicht getroffen wird, und weil sovvol hierdurch, wie durch das gegenseitige Reiben der Schenkel heim Gehen heftige Enlziindungen erzeugt werden.
Zur Characteristik der geimpften Pocken sey hier noch bemerkt, dass die am Ohre bei regelmässiger Enhvickelung erscheinenden im Stadium der Reife von verschiedener Grüsse und Form sind. Die Grössc nämlich variirt zwischen der eines Silbersechsers und eines halben Guldens. Die Oberhaul ist entweder auf der ganzen Pockc biasig in die Höhe gehoben und diese Blase mit wasserheller Lymphe getülll; oder sie liegt In deriUitte der Pocko fest auf, und nur ihr Rand ist blasig gelöst und mit Lymphe gefüllt, in wel­chem Falle die Pocke mit einem vveissen, klaren, blasigen Rande umgeben ist, während sie innerhalb dieses Kreises ein intensiv hoclirothcs, mehr oder weniger glänzendes An­sehen hat. Ausserhalb der blasigen Erhöhung ist sie mit einem blassrolhen, nach und nach verschwimmenden Hofe umgeben.
Die Pocke und ihre Umgebung bat Entzündungswärme und die Subslam; .des Ohrs ist mehr oder weniger angeschwollen.
Entfernt man die wcisslich aussehende, durchscheinende Oberhaul von der Blase, so ist das darunter befindliehe Corlum angeschwollen, aufgelockert, blassröthlieh, warzig, fort­während neue, wasserhelle Lymphe aussondernd, die zum Impfen ebenso geeignet ist, wie jene, die aber, wenn sie nicht entfernt wird, zu blassgelben Crusten sich verdickt und schützend auf der wunden Fläche liegen bleibt.
Die Form der Pocken ist bald rund, bald oval, bald liegt sie llach auf dem Ohre, bald ist sie erhaben.
Die an anderen Körperthcilen, wie am Schwänze, den Schenkeln, an den Bauch-hauffalten vorfimllichen Impfpocken erreichen gewöhnlich die Grosse einer halben Pflaume und darüber; sie haben meist eine halbkuglichc erhabene Form, eine intensiv rolhe Farbe, dicht anliegende glänzende Epidermis, die nicht immer, wol aber in den meisten Fällen am Hände kreisförmig vom Cerium gelrennt und blasig erhoben ist, worunter sicli die zum Impfen geschickte Lymphe befindet. Sie sind mit einem blassrothon versebwimmeuden
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57^
Eiitzündiingsliofe umgeben. Die Pocke fülill sich sehr iiart an, und cntfcnil man von ihr die weissliche Epidermis, so 01'SCkolnt die überfliiclie warzig, schwammig.
Mitunter sind die geiinpflen Pocken aber auch nur linsengros.-', ganz Hacli, und doch selir ergiebig an Lymphe, sobald man die Epidermis entfernt, und man sieht solche besonders gern, da die 'fliiere daran am allerwenigsten ZU leiden haben.
Pocken, die picht an der Inipfslelle, sondern besonders an hewolllen Kürperslcllcn aufgehen, haben jederzeit ein ganz anderes Exterieur : Sie erscheinen gewüimlich schniutzig-biaunrolh, von erhaben runder, halbkuglicher Form. — Die Epidermis liegt in den mei­sten Fällen auf, oder ist hochslens am Rande gelüst und blasig erhoben, unter welchem dann etwas schmutzig-braune, durchsichtige Lymphe vorbanden ist. Entfernt man die Oberhaut, so erscheint das schwammig aufgelockerte Corium unter derselben schmutzig-' braun, warzig, und es sondert eine dieser Farbe entsprechende Lymphe aus, die zum Weitcrimpfcn nicht volle Sicherheit giebt.
Ist aber die Pockenkrankheit in einer Hcerde ausgebrochen, so muss man die noch gesund erscheinenden von den wirklich Kranken absondern, und er-stere in einen vom Blatternspitale entfernten Stall bringen; denn zu diesem Spitalc benutzt man gern die eigentlichen Scbafställe, wenn sie übrigens gut sind.
Sind viele Kranke und genügende Räumlichkeiten vorhanden, so theilt mau sie 1) in einen Haufen, wo die Kranken einen ganz gutartigen Character zeigen; 2) wo die Krankheit durch viele Pocken sich auszeichnet; 3) wo ein offenbar üblerer Character sich herausstellt; 4) in eine besondere Räumlichkeit kommen die Genesenden.
Jede Abtheilung erhält besondere Wärter.
Die ärztliche Behandlung ist eine vorherrschend diätetische: Geräumige Stallung, gute Streu, leicht verdauliches Futter, und nur bei warmer, trockener Witterung der Aufenthalt im I'reyen, wenn derselbe mit Rücksicht auf die noch gesunden Kachbarhecrden fern von der gewöhnlichen Uutungsgrenze an­gewiesen werden kann.
Für die in der ersten Abtheilung ist diese Behandlung vollkommen aus­reichend.
Zeigen die in der zweiten Abtlieilung ein stärkeres mehr entzündliches Fieber, so sind massige Gaben Salpeters und Glaubersalzes am Platze.
Starke Gaben von Abführmitteln führen oft gefährliche Durchfälle und Unterdrückung
des Ausschlags herbei.
Kömmt der Ausschlag nicht zum Vorschein, so kann man den Ausbruch unterstützen, oder wenn er zurückgetreten: das Wiedererscheinen desselben, indem man ein Gemisch von Myrrhengummipulver mit Schwefclblumcn, oder den Mindererschen Geist, oder säuerliches Getränke verabreicht, ja wol selbst Eiterbänder legt.
Bei starken Ausflüssen: sorgfältige Reinigung der Excrctionsorgane.
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Pocken.
Bei Faulfiebcrzustande: Baldrian, Angelica, Campher, Arnica, Calmus, Wachholderbeeren, Eichenrinde etc.
Gegen zurückbleibende Geschwüre wendet man zusammenziehende Mittel an.
d) Die Ziegenpocken sind im Ganzen sehr selten beobachtet worden. Sie sind daher nur nach einzelnen Fällen zu bcsclirciben. (Nach Mag.-Suppl. XX!I hat Waltrupp eine 100 Haupt starke lieerde daran leiden sehen, ohne sie aber näher einer bcsondcrn Beschreibung zu würdigen).
Symptome. Es sind diese Pocken denen der Kühe sichtlich ähnlich, und entstehen auch wie diese in unserem Clima von selbst.
Hertwig beobachtete (nach Mag. VI, 3) zwei Pocken, die am Euter einer seit drei Wochen säugenden Ziege entstanden waren. Ausser gelinden Zufällen eines Allgemeinleidens war Verminderung der Milch und Empfindlichkeit des Euters zugegen. Die zuerst entstandene Pocke sass am Euter selbst, und war am 5. Tage erbsengross, etwa 1 Linie über die Haut erhaben, an der Spitze abgerundet, massig roth und hatte einen kleinen Hof, der sich später noch verstärkte, während die Pocke zugleich eine kleine Delle bekam.
Die zweite, um 3 Tage später ausgebrochene Pocke war kleiner, hanf-korngross, blassroth und sass fast ganz in der Haut.
Die Entwickclung dauerte bis zum 8. Tage; am 12. bildeten sich die Schorfe; am 18. fielen sie ab, wornach Narben zurückblieben.
Die Impfung bei einer andern Ziege haftete nicht.
Von spontanen Ziegenpocken berichtet auch Spinola: Sie Hessen sich auch auf andere Ziegen, ebenso auf Schafe impfen, und schützten diese vor den Schafpocken.
Hering erzählt, dass von 54 Ziegen in einer lieerde 7 an den Pocken erkrankten, die auch den Kuhpocken ähnlich verliefen. Schafe, die auf der­selben Weide sich befanden, wurden nicht angesteckt.
Eine Ziege, die nach Hertwig unter einer pockenkranken Schafhcerde lief, bekam die Pocken in hohem Grade, genas aber völlig.
e) Die Schweinepocken, Variola suilla,
gleichen nach Viborgs Angabe ganz den Blenschenpocken; auch werden Scbweine (wie Affen und Hunde) von Menschenpocken angesteckt.
Eine Ansteckung der Schweine ereignete sich u. a. in Alfort, als man eine Kuh mit Tüchern bedeckt hatte, die mit Menschenpockenstoff imprägnirt waren, in der Absicht, nach Sundcrlands Methode bei diesen Kühen Pocken zu erzeugen. Einige der Lappen fielen herab und wurden von Schweinen im Stalle hcrumgezerrt, auch wol tlieihveise ge­fressen. 8— 10 Tage später brachen die Pocken an den Schweinen aus, und keins der 50 Stück zählenden Heerde blieb verschont.
Nacli Anderen werden aber auch Menschen von den Schweinepocken angesteckt. So sah Eisele bei einer Magd, welche mit pockenkranken Schweinen sich abzugeben hatte,
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Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;575
cine Fockc an ihrer Hand entstehen, ohne dass allgemeine Zufalle zugegen waren; sie hatte früher die natürlichen Blattern gehabt.
Arnsberg sah Ansteckung von drei Personen, welche die kranken Schweine ver­pflegt halten.
Vorzüglich sind es 6 — 12 Wochen alte Schweine, die von spontanen Pocken er-grifTen werden.
Symptome. Der Ausbruch der wieken- bis '/j Silbergroschen grossen, erst etwas erhabenen Pocken macht sich, nachdem verminderte Fresslust, stei­fer und gespannter Gang, Verkriechen in der Streu, Geschwulst der Augen­lieder und des Halses, vermehrte Wärme am ganzen Körper, Röthe und fetti­ges Gefühl der Haut vorausgegangen sind, am 5. — 6. Tage, besonders am Kopfe, Halse, der inneren Scheukelfläche und unten am Leibe, nach Arnsberg selbst in Maul- und Nasenhöhle und an der inneren Fläche der Augenlieder bemerkbar, sie nehmen an Grosse zu, füllen sich mit klarer Flüssigkeit, die gegen den 9. Tag hin eiterartig wird, am 14. —16. Tage geschieht die Ab-schorfung, wobei eine rothe Narbe zurück bleibt. — Hering, der sie bei älte­ren Schweinen beobachtete, sah grosse Borken entstehen, unter denen sich viel Eiter fand.
In den daran Gestorbenen fand sich bei der Section Entzündung und Brand am Darmcanale und der Lunge, dazu Pocken auf den Schleim- und serösen Häuten dieser Theile.
Auch schwärzliche und zusammenfliessende Pocken wurden bei denselben beobachtet, wobei sich beschwerliches Athmcn, Husten, und gegen den 10. Tag hin Auftreibung des Bauches und Convulsionen einstellten, denen der Tod folgte.
Eisele sah die Schweinepocken als spitze Bläschen, die in der Mitte ver­tieft waren, eine helle Flüssigkeit enthielten und von einem geschwollenen rothen Hofe umgeben wurden. Mit dem 7. — 8. Tage trübte sich der Inhalt, die Pocken wurden breiter, flössen mitunter zusammen, die Zwischenräume der Haut schwollen an. Mit 11—12 Tagen begann die Schorfbildung.
Im franz. Departement Dortogne wurden die Schweinepocken 4 Jahre lang als Seuche beobachtet.
Behandlung. Bei den gutartigen Pocken und bei regelmüssigem Ver­laufe ist selten etwas zu tlmn nöthig, wenn die Thiere nur frische Luft, einen trocknen Stall und reinliche Streu und im Entwicklungsstadium saure Milch oder mit Sauerteig angerührtes Getränke erhalten. Bei stärkerem Eeizficber Salpeter oder Glaubersalz ins Getränk. Bei Schwäche Abkochungen von Wer-muth oder Angelica mit Essig als Einguss und Clysticr, oder nach Umstän­den Schwefel. Bei den schwarzen, bösartigen Pocken leistete gleich zu An­fange der Krankheit ein Brechmittel gute Dienste, wonach gewöhnlich in 3—4 Tagen der Ausbruch geschah.
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Pocken.
Durch die Impfung auf junge Schweine, die die Pocken noch nicht ge­habt, schien die Krankheit gemildert zu •werden; bereits durchgeseuchte zeig­ten keine weitere Empfänglichkeit für die Krankheit.
Die Impfung derselben auf Pferde, Kälber und Ziegen haftete niebt.
f) Die Hundepooken, Variola canina.
Symplome. Naclidcin einige Tage fieberhafte Zufälle, die bei ältcreu Hunden mehr entzündlicher Art, vorausgegangen sind, oder nach Hcrtwigs und Anderer Ansicht im Verlaufe dersogenannten llundeseuche, machen sich Flohstichen iilinliclie Puncte au verschiedenen Körpertheilcn (als an der untern Seite des Bauches, an der Vorhaut und dem Scrotum, au der innern Fläche der Schen­kel etc.) bemerkbar, die sich zu Knötcheu erheben, welche sich mit Lymphe füllen, und somit Pusteln darstellen, die entweder aufbersten und sich entlee­ren, oder his zum 10. Tag hin zu dünneu, gelbbraunen Schorfen vertrocknen, die nach wenigen Tagen abfallen und einen blassröthlichen, glatten Fleck zu­rücklassen.
Aetiologic. Junge Hunde sind produetiver und empfänglicher für die Krankheit, wenn auch das Contagium wenig extensiv ist. Wenn sie durchge-seucht haben, werden sie nicht wieder davon befallen. In manchen Jahren sind sie häufig, dann aber auch wieder längere Zeit nicht beobachtet worden. Auf andere Hunde übertragen, soll die Huudeseuche dadurch abgewandt werden.
Verlauf, Ausgänge. Ganz junge, noch saugende Hunde sollen in der ersten Hälfte nicht selten von denselben weggerafft werden. Gänzliches Ver­schmähen des Futters, das nicht gehörige Ausbrechen und Husten mit Aufbla­sen der Backen sind meist schlimme Zufälle. — Der Uebergang des Fiebers in den fauligen Zustand ist durch schmierige Augen, grosse Mattigkeit, starken Ausfluss aus der Nase, Durchfall etc. bezeichnet. — Mitunter gesellen sich Nervenzufälle dazu. — Starken Schwciss habe ich einige Male als Symptom gefunden.
Von acht Hunden, die mit dci' Lymphe ans Jlcnsclienpockcn geimpft worden waren, wurden drei derselben ganz mit Blattern bedeckt und starben daran.
Behandlung. Warmer, trockner Aufenthalt, zu Anfange ein Brechmittel, nach Umständen massig antiphlogistische oder belebende Mittel, unter diesen besonders der Baldrian.
g) Die Pocken des öeflügels.
Bei Tauben, Gänsen, Hühnern, namentlich Truthühnern kommen manch­mal Pusteln mit allgemeinem Ergriffenseyn des Körpers, bei Gänsen mit Ab-scessbildung am Kopfe vor.
Nach Mag.-Suppl. XXII zeigten sich in Friedland bei pockenkranken
mm
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Pocken — Polyp.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;571
Gänsen auch an der Schwimmhaut, und in Cadavern in der Bronchial- und Darmschleimhaut Pocken.
Man wendet dabei Stärkungsmittel, namentlich Wein an, Abscesse sind zeitig zu öffnen.
Polizeimassregeln. 1) Hat ein Schäfereibesitzer die Absicht, die Schaf­pockenimpfung vorzunehmen, oder ist die Krankheit in der llncrde ausgebro­chen, so ist Anzeige bei der technischen oder Verwaltungsbehürde uotlnvcndig, sowie eine Trennung der Kranken von den Gesunden.
2)nbsp; Die leicht mögliche Uebertragung der Pocken auf Menschen ist zu berücksichtigen.
3)nbsp; Der Aufenthalt Kranker im Freyen ist nur dann gestattet, wenn der­selbe, in Rücksicht auf die Nachbarheerden, ferne von denselben angewiesen werden kann.
4)nbsp; Sowie fremden Personen der Zutritt in die Ställe und überhaupt an solche Orte, wo Pockenkranke sich finden, zu verweigern ist, so ist auch den Schafmeistern, Knechten oder Wärtern solcher Thiere eine Localvcrändeiung nur nach vorgängiger Durchräucherung der Kleider mit Chlordämpfen und genügsamer Reinigung überhaupt zu gestatten,
5)nbsp; Daran gestorbene Thiere vergräbt man drei Ellen tief an einem ent­legenen Orte und zwar unenthäutet und mit der Wolle, den Haaren oder Bor­sten, sowie den Dünger und allen Unrath, oder man bringt mit vollgenügcnder Controle die Haut mit der Wolle etc. 24 Stunden lang in eine Chlorkalk­auflosung.
6)nbsp; Erst nachdem die Röthe der Pockennarben bei den Krankgewesenen gewichen ist, sind die Schafe sorgfältig zu waschen und in andere Stallungen zu bringen. Ist aber das Waschen wegen ungünstiger Jahreszeit oder Witterung nicht thunlich, so muss die Contumaz so weit länger in Wirksamkeit bleiben.
7)nbsp; Die sämmtlichen gebrauchten Geräthschafteu und die inficirten Ställe selbst müssen darnach sorgfältig gereinigt, mit Chlorkalk desiiificirt und dem Luftzuge ausgesetzt werden.
8)nbsp; Erst vierzehn Tage später, nachdem die beiden letztgenannten For­derungen erfüllt sind, ist der Vertrieb solcher Thiere und das Schlachten be­hufs des Fleischgenusses gestattet.
Gerichtliche Ihierarzneikunde. Die Pocken bei Schafen sind in Oestcr-reich.Preussenund Waldeck Gewährsmangel mit einer Gewährsfrist von 8 Tagen.
Nr. G44.
Polyp, Polypus,
heisstjede, mehr rundliche oder cylinderförmige, entweder faserig - fleischige
und compacte, oder weiche, lockere oder blasenartige Aftcrorganisation mit
gestielter oder breiter Basis auf Schleimhäuten, namentlich solcher Theile, die
Falke, Kraukh. d. Hausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 37
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578nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Polyp — Psoasfistcl.
der atmosphärischen Luft oder anderen reizenden Einwirkungen von aussei! niclir ausgesetzt sind. Verfolgen wir den Ursprung solcher Polypen naber, so finden wir, was für ihre Entfernung von vcsentliclier Bedeutung ist, dass sie im Zellgewebe unter der Scbleimbaut ihren Ursprung und ihre Wurzeln haben.
Symptome. Sie machen sich bald zufällig beraerlibar, oder indem sie in dem betroffenen Organe Störungen hervorrufen, wie Mastdarmpolypen — Afterzwang und Verstopfung; Kehlliopfpolypcn — Husten, pfeifenden Dampf. Gewinnen sie einen grossen Umfang, so drücken sie auf die benachbarte Um­gebung, wodurch wieder ncbenliegcnde Organe aus ihrer Lage, selbst llühlen-wandungen nach aussen gedrängt, ferner Entzündung und Schwärung ins Leben gerufen werden, so dass daraus unter Umstünden selbst der Tod erwachsen kann.
Behandlung. Zu ihrer sichern Entfernung ist nur ein chirurgisches Eingreifen in Anwendung zu bringen, obschon auch dieses wegen der zuweilen eintretenden heftigen Reizung und Blutung nicht ohne Gefahr ist.
Je nach der Art und dem Sitze des Polypen ist bald das Abdrehen und Ausreissen, bald und cmpfchlenswerther das Ausschneiden mit dem Messer, oder das Abbinden anwendbar.
Nr. 645. Psalterverwundungen
sind, der Gefahr nach, ganz ähnlich wie Magenverletzungcn zu beurtheilen.
Nr. 64 G. Die Psoasflstel wird bei Thiercn, gegenüber dem Menschen, selten gefunden. Sie entsteht in den Psoasmuskcln und kommt unter dem Poupartischen Bande zu Tage. Von der iiussern Eistelöffnung aus dringt man mit der Sonde unbehindert in die Bauchhöhle, wie ich selbst bei einem dreijährigen Füllen (in Gotten bei Jena) einen solchen Fall in Folge jener Rothlaufentzündung, die „Einschussquot; ge­nannt wird, erlebt, und, von Seiten des Besitzers zu wenig unterstützt, fruchtlos behandelt habe. — Eine, allerdings wenig lichte, Mittheilung über einen Psoas-absecss macht Scwel von einer Rappstutc vom Karrcnschlage. — Zu beiden Seiten der Lende, referirt Repertorium III, 153, bemerkte man bei dem Kaufe des hochträchtigen Thieres eine alte Narbe. Einige Zeit darnach zeigte sich die Stute allgemein krank, verlor die Milch und nach 14 Tagen bildete sich eine Anschwellung in der Lendengegend, die etliche Wochen lang zunahm, in Eiterung überging und sodann geöffnet wurde. Sie entleerte eine ungeheuere Menge dicken Eiters, der trotz aller Injectionen nicht abnehmen wollte, wes­halb das Thicr getödtet wurde. Bei der Section fanden sich drei Abscesse in den Psoasmuskcln, einer auf jeder Seite und der dritte längs der insertion bis
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Psoasfistel — Pulsader-Geschwulst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5T9
zum Zwerchfell hin. Sie standen mit einander in Verbindung und entleerten sich durch die oben erwähnten Oefl'nungcn.
Nach Annales do Médecine vét. a Bruxelles Tom. IV. zeigte ein Pferd ausser allgemeiner Störung einen Bchwankeudcn Gang, leichtes Hinken mit dem (?) Hinterfusse, Empfindlichkeit und Stöhnen beim Druck auf die Lenden­gegend. Zwei Finger breit von der Mittellinie entfernt fand sich ein kleiner Fleischpfropf mit einer Cruste bedeckt, woraus bei Einführung der Sonde so­gleich Eiter drang. Man konnte 5 Zoll tief eindringen und nach verschiede­ner Richtung die Sonde in dem Abscesse bewegen. Macorps fand für nöthig, eine Gegcnöffnung vom Mastdarm aus zu macheu. Dieser wurde zuerst ent­leert, eine Haselruthc durch die Wunde in den Abscess geführt und mit dem abgerundeten Ende derselben die untere Wand des Eitersacks durchstossen. Mau konnte nun diese Sonde vom Mastdarme aus fühlen und von da aus ein­schneiden. Die Sonde drang nun in den Darm, woselbst eine lange Werg­wicke daran befestigt und in den Abscess zurückgezogen ward. Hierdurch konnte ein Eiterband durch das Rectum und die Lendenmuskeln, und andrer­seits durch den After geführt und aussen auf der Croupe geknüpft werden. Bei Entleerung von Kotho wurde jedesmal Eiter mit entleert. Am 10. Tage hörte diess auf, das Eiterband wurde herausgenommen und innerhalb drei Wochen war völlige Heilung erfolgt.
Kreisthierarzt Matz erzählt im Mag.-Suppl. XXII, 104: Bei einem Pferde, welches am 19. September gestorben war, und einen bedeutenden Abscess im Verlaufe des Psoasmuskels zeigte, hatte sich am 11. September Lahmheit am lin­ken Hinterfusse und nur geringe Fresslust gezeigt, nachdem es-am Tage vor­her 12 Meilen auf der Chaussee gemacht und munter gewesen war. Das Thier musste trotz der Lahmheit diese Tour zurückmachen. Am 13. sah M. das Pferd und fand, dass es sowol beim Herumtreten im Stalle, als beim Führen den Fuss mit bodeuteuder Lahmheit ansetzte; derselbe wurde namentlich wenig gebogen, sondern mehr steif und zur Seite schleppend fortbewegt. Beim Drucke an die innere Fläche des Backenbeins Schmerz; Euter und Leistendrüsen an derselben Seite etwas geschwollen, leichtes Fieber, geringer Appetit. Beim Führen minderte sich die Lahmheit etwas, weshalb das Thier am 13. noch vor einen Düngorwagen gespannt wurde. Am 17. war die Geschwulst bedeu­tender, besonders an der inneren Fläche des Backenbeins, erstreckte sich all-mählig abnehmend bis unter das Sprunggelenk und war schmerzhaft warm und ödernatös.
Das Thier hatte während der Krankheit nicht gelegen und versagte in den letzten Tagen das Futter gänzlich.
Noch einen interessanten Fall erzählt Frey in Mag.-Suppl. XXIH, 47. ' Pulsader-Erweiterung und Pulsader-Geschwulst vide Adererweiterung.
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580nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; PiipillenmanKel — Raehenentiundungr.
Nr, C47. Fupillenmangel
ist entweder ein ursprünglicher Fehler, indem die Pupillarmembran nicht ge­wichen ist, oder durch heftige innere Augenentzündung ist mehr oder weniger vollkommener Verschluss eingetreten, woraus natürlich das Unvermögen zu sehen hervorgeht.
Nur in ersterem Falle lässt sich Beseitigung hoffen, und zwar dadurch, dass man am oberen Rande der durchsichtigen Hornhaut mit einer spitzen Staarnadel, oder nach gemachtem Einschnitte mit einem Häkchen zur Pupille hingeht, und die Pupillarmembran einschneidet oder einreisst, und die Re­sorption der Haut der Natur übcrlilsst. Jedenfalls wird sich aber eine streng entzündungswidrige Behandlung noch noting machen.
Quetschungen vide Verletzungen. Rachencroup = Häutige Bräune.
Nr. 648. Die Rachonentzündung. Syn. Halsentzündung, entzu ndliche Bräune, Pharyngitis.
Symptome. Fieberzufiille sind gewöhnlich bemerkbar. Wesentliche ört­liche Zufälle sind vermehrte Röthung der Nasen- und der Maulschleimbaut, erhöhte Empfindung, selbst Geschwulst der betreffenden Halsgegend, bei der Berührung gewöhnlich schmerzhafter Husten, Wendungen des gestreckten Halses werden vermieden, auch das Schlingen fester Nahrung geschieht unter Schmerz, und öfters lassen die Leidenden Ballen gekäueten Futters wieder aus der Maulhöhle herausfallen, seihst verschluckte Flüssigkeiten kehren theilweise durch die Nase zurück.
Ursachen. Vorzüglich sind Pferde dazu disponirt, bei Schweinen ist die Rotblaufbräune oftmals entzündlicher Art. Ucbrigens führen schneller Wit­terungswechsel, Erkältung der Haut, kaltes Saufen, heisses Brühfuttcr, scharfe und ätzende Substanzen, aber auch wol mechanisch einwirkende Körper die­selbe herbei.
Verlauf, Dauer, Ausgänge, Gewöhnlich findet ein acuter Verlauf, in­nerhalb 7—9 Tagen, statt, indem Zertheilung unter reichlicher Secretion und Fiebcrcrisen erfolgt. Bei Rindern und überhaupt dann gern, wenn dicFutter-aufnahme längere Zeit gestört ist, geht die Krankheit in Schwächezuscand über, wobei die Rötho der Schleimhäute sehr herunter geht, der Speichel zähe und übelriechend, die üusserc Geschwulst kälter und teigig wird. Wird die Ent­zündung aber chronisch, so verdickt sich die Schleimhaut und das Zellgewebe, und manches Hautschnaufen geht daraus hervor. Häufig findet aber Abscess-
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Rachenentzündung: — Rankkorn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;581
bildung statt. Der Eiter entleert sich nach ausscn, oder nach innen und wird in diesem Falle gewöhnlich mit verschluclit, die Eiterhöhlc BChliesst sich ge­wöhnlich schnell. Brand entsteht in Folge der heftigen Eeizung oder bei An-thraxcharacter. Erstickung erfolgt manchmal bei beträclithchcr Geschwulst und Abscessbildung, oder auch bei Coraplicationeu mit Entzündung etc. der Luftwege.
Prognose. Im Allgemeinen ist sie günstig.
Behandlung. 1) Fremde Körper müssen entfernt oder unschädlich ge­macht werden. 2) Weichfutter. 3) Abspannende Dampfbäder. Im schleimigen Getränke sind mildabführende und schleimlösende Salze zu verabreichen, oder als weiche Latwerge besonders darzureichen. Aeusserlich nach Umständen warmes Verhalten im Allgemeinen und Einwickelung des Halses mit einem Reh- oder Schafpelze, einer wollenen Decke, Einreibungen von flüchtigem Cam-pherlinimente mit Althäen- oder Pappelsalbe, erweichende und schmerzstillende Umschläge, bei chronischem Zustande Cantharidensalbe, graue Quecksilbersalbe ohne oder mit Jod. Bei starker Geschwulst und verhinderter Athmung Scari-ficationen des Gaumens, ableitende Clystierc. Bei Erstickungszufällen der Luft­röhrenschnitt. Sind die Luftwege mit entzündet oder heftige Kopfcongestionen vorhanden, so ist oft ein sehr eingreifendes antiphlogistisches Verfahren, der Gebrauch des Calomels etc. Noth. Bei röchelndem Athmen Essigräucherungen, bei chronischem Verlaufe Theerdämpfo, Beim Uebcrgange in den Schwäche­zustand wird 'das Ausspritzen des Maules mit Abkochungen aromatischer und tonischer Mittel, und im Getränke die eisenhaltige Salzsäure empfohlen. Beim Anthraxcharacter dienen die diesem entsprechenden Mittel.
Bei mechanischen und chemischen Schädlichkeiten sind kühlend-schleimige Getränke und Schonung des Thieres nothwendig.
Nr. 649. Bachenhöhlen - Polypen geben sich durch einen chronischen Husten, der ganz besonders während des Fressens hervortritt, ferner auch durch ein beschwerliches Schlucken und Ath­men , durch eine hohe Haltung des Kopfes und dass wol gar in der Kehlge­gend eine Geschwulst von aussen fühlbar wird und dass die Thiere beim Be­fühlen Schmerzen äussern und husten, zu erkennen.
Ist der Ansatz solcher Polypen gestielt, so können sie durch Abdrehen entfernt werden, welcher Operation weiche Fütterung und schleimige Getränke folgen.
Ramm oder Ramp vide Kniescheiben-Verrenkung.
Rankkorn vide Milzbrand.
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582nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
Nr. 650. Baude bei Thieren,
Syn. Krätze bei Menschen, Scabies, nennt man die Reihe von Vorgängen und Veränderungen in der Haut, welche gewisse Milben durch das Einbohren bis auf die Nervcnpapillen derselben, und durch das Absetzen eines speeifisch scharfen Saftes auf die Cutis hervorrufen.
Gerlach hat endlich, nach acht Jahre langen mühevollen Untersuchungen und Be­obachtungen, in seiner vortrefflichen Monographie „Krätze und Räude, entomologisch und clinisch bearbeitet, mit Abbildungen, Berlin 1857quot;, aus der die nachfolgende Abhandlung grösstentheils entnommen ist, überzeugend das Bestehen einer speeifischen Dyscrasie als nichtig erklären, und die Milben als die alleinige Ursache der Räude und Krätze nach­weisen können. Schuppen, abgeschabte Oberhaut und Secret von räudiger Haul, microscopisch von Milben und Milbeneiern frei gefunden, veranlassen keine Erkrankung der Haut.
Jede Thiergattung hat ihre besonderen Milben, die, auf andere Thicrgattungcn übertragen, in der Regel früher oder später wieder absterben. Classification.
Classc: Arachniden.
Ordnung: Milben, Acari.
Abtheilung: Lauf inilb (• n,
Familie: Lausmilben, Sarcoptides.
Arten: A. Milben, die sich eingraben, Sarcoptes (trlaquo;(lt;S, das Fleisch und TiTtjcetiy, sich verslecken.)
Characteristik. Körper schildkrötenfönnig, Haut panzerartig, auf dem Rücken Papillen von verschiedener Form und Grosse, an dem Hintertheilc am längsten und mehr dornenförmig, Kopf nach den Seilen sehr beweglich, theilweise einziehbar und mit einigen kleinen Fühlhaaren verschen. Die Vorderbeine sind stärker und am Körperrnndc, nahe am Kopfe ; die hinteren sind dünner und unter dein Bauche eingelenkt, eistere tragen am Ende des letzten Gliedes eine Haftscheibe, letztere eine steife , dicke Borste ; nur da.? Männchen hat an dem innern Paare der Hinlerbeine eine Haftscheibe. Das Männchen ist stets viel kleiner, als das Weibchen, in der Begattung trifft man sie nicht an, alle graben sich ein, und ihre Eier setzen sie in den gegrabenen Gängen ab. Die beim Men­schen und den Hausthieren vorkommenden graben sich nur in die Oberhaut ein, leben von der jüngsten Epidermisschicht, und erzeugen bei dichter Bevölkerung allmählig mehr oder weniger dicke Crusten, die den Milben wieder zum Schütze gereichen. Spec/es.
Sarcoptes Hominis, Equi, Suis, Canis, Cati, Cuniculi, Rupricaprae, Dromcdarii. Sehr wahrscheinlich scheint es Gerlach, dass die Räudemilbe der Ziege, die von ihm bis jetzt noch nicht gesehen worden ist, zu den Sarcoptes gehört.
B. Räudemilben, die sich nicht eingraben:
a) Dermatodectcs (JVp^ulaquo;, Haul, amp;iixfty, beissen, stechen.)
Characteristik. Körper ebenfalls schildkrötenfönnig, grosser, als bei allen anderen Räudemilben, Papillen auf dem Rücken fehlen, Kopf lang, der Rüssel kann perspectivarlig eingezogen und vorgeschoben werden, neben den in der Mitte liegenden runden Bohr-
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 583
ivafl'im liegl nach aussen an Jeder Seite ein Wlederhäkchen, in der .^lille der Lange nach auf jeder Seite ein heller Pmicl (Augen?); 4 #9632;— (i Taslhaarc. Vorderbeine neben dem Kopfe, deren letztes Glied mil einer dcullichen Kralle emiigl und eine Haflselieihe an einem langen, gegliederten Stiele trägt. Hinterbeine am Rande des Körpers, jedoch mehr nach der Bauchseite ZU, eingelenkt, die äusscmi tragen heim Weibchen zwei lange, dicke Borsten, heim Männchen eine Haftsclieibo, das innere Paar ist bei den Weibchen lang, dünn und mit Haftscheihen versehen, hei den Männchen iiulimenläi' und ohne Haflschci-hen. Das .Männchen ist kürzer, als das Weibchen, und hat am Rande des Hlntertheils zwei gabelförmig hervorragende, mit starken Borsten versehene Verlängerungen des Rackenraquo; Schildes (Schwanzschuppen). Sie bleiben sehr lange In der Begattung und werden dabei häufig gefunden, leben auf der Haut, bohren ihren langen Rüssel durch die Oberhaut bis auf die Ctilis, und nähren sich von dem Secrete der lelzteni. Durch ihre tiefen Stiche veranlassen sie lebhaften Schmerz, Jucken, reichliche Scliuppenhilduiig und fiüher oder später Crusten. Sie haben alle grosse Lebenszähigkeit, können daher wochenlang von den Wohnthieren getrennt fortleben, ja versehrampft und scheinbar todt, werden tie nicht selten durch Anfeuchten und Erwärmen wieder belebt. S;)ccics.
Dennatodcctes Equi, Bovis, Ovis.
h) Symblotes (svfißi(OT))e: einer der In Gesellschaft lebt).
Character!stik. In vielen Beziehungen den Darrnatodcctes ähnlich, unterscheiden sie sich doch folgendermassen: Kopf kürzer und nicht perspectivartig ausziehbar, ohne Küsset, neben der Bohrwaffe keine Wlederhäkchen. Die Endglieder der Vorderbeine mit kleinen Krallen und sehr grossen Haftscheiben an kurzen Stielen. Das Männchen hat an den rudimentären inneren Hinterbeinen auch Haflschciben. Sie leben ebenfalls auf der überhaut und stets in Gesellschaft, so dass der durch sie bedingte Ausschlag local Ist, die Milben sich also auch stellenweise in unzähligen Mengen anhäufen und aus den abge­nommenen Räudeschiippen sich sehr bald herausbegeben. Sie leben von der Oberhaut, stechen bei ihrer Ernährung nicht bis tief In die Cutis, belästigen deshalb weniger, und erzeugen nicht so schnell und so dicke Sclmppencrusten, als Dennatodectcs. Man findet sie gleichfalls häufig in der Begattungquot;, Ihre Lehenszähigkeit ist, wie bei der vorigen Art, Ihre Ucbersledclungsfähigkeit am geringsten.
Species. Symhiotes Equi, Bovis, Elephanlis, Muris.
Dermatodectes wie Symhiotes findet man nicht unter, sondern stets auf der Haul und In den Schuppen, und stellt man damit behaftete Thiere in die Sonne, so kommen sie auf die Oberfläche hervor, ja bei reichlicher Bevölkerung sieht man Haare und Schup­pen lebendig werden. Bei den Sarcoples sieht man dless nie, denn wenn dieselben auch munterer werden und wandern, so verlassen sie doch nie die Hautfläche, auch findet man sie so Im todten Thiere. Und wenn alle Sarcoptes der Haustliiere sich In die Oberhaut des Menschen eingraben, wenn sie mit Schuppen auf dieselbe gebracht werden, so thun die heiden letzteren Gattungen dioss nie, denn bohren sie auch die Haut an, saugen sie sich auch voll, so verlaufen sie sich in der Regel doch bald.
An eine fortdauernde Urzeugung Ist nicht zu glauben, was auch ganz unnölhig, da die geschlechtliche Zeugung bei allen Arten nachzuweisen Ist. Man findet beide Ge­schlechter, die Weibchen In bedeutenderer Anzahl. Die ausseien Gesclileclilslheilc sind
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584nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Räude.
bei allen Arten zwei Cylinder, die am hinteren Rande des Körpers hervortreten und von denen die grosseren des Männchens die kleineren des Weibchens in sich aufnehmen. Die Zeit der Tiächligkeil erstreckt sich auf einige Tage. Der Hinterleib ist dabei angeschwol­len und der Eiersack scheint unter dem Microscope erkennbar durch, die langsamen, trägen Bewegungen der hochtragenden Weibchen sind aber mit blossem Auge zu erken­nen. Die Länge der Eier erreicht wol den 5. — 4. Theil der Kiirperlänge und darüber, sie wachsen während der Legezeit unglaublich schnell, und mit vielleicht einzelnen kurzen Unterbrechungen werden täglich mindestens zwei Eier ausgebildet und gelegt. Die Sar-coplcs legen sie, wie erwähnt, in Gänge der Oberhaut, die übrigen aber löthen sie auf die Oberhaut und an die Haarstämme, die Anzahl derselben scheint nicht unter 10, bei den Sarcoptcs sogar über 20 zu betragen. Mit der Beendigung des Eierlegens scheint auch das Lebensziel der Weibchen erreicht zu seyn. Die Eier werden aber durch die thierische Wärme ausgebrütet, ihre Keimfähigkeil behalten sie wochenlang, sie können resp., wenn sie von ihrem naturgemässem Orte abgenommen worden sind, auch künstlich ausgebrütet \v rden. Die Brütezeil dauert 3 — 4 Tage. Die aus den Eiern geschlüpften Jungen haben einen verhältnissmässig starken Kopf und dicke Vorderbeine, von den Hin­terbeinen ist nur das äussere Paar vorhanden, das innere vierte Paar bildet sich binnen einigen Tagen aus. Die weitere Entwickelung bis zur Geschlechtsreife dauert wieder nur einige Tage, doch sind bis dahin die Geschlechtsthcile äusserlich nicht immer sichtbar.
Eine Häutung mit Melamorphosenbildung findet bei keiner Art Milben statt.
Die Erkrankung der Haut resp. das starke Jucken des Menschen und der Thiere in Folge von Milbenübertragung wird durch einen scharfen Saft vermit­telt, den dieselben beim An- und Durchbohren der Oberhaut förmlich einimpfen. Mit dem Wachsen der Bevölkerung nehmen auch die giftigen Milbenstichc zu, und bedingen da­durch einen oberflächlichen entzündlichen Zustand mit gesteigerter Secretion, wodurch sich endlich Schuppencrusten von verschiedener Stärke bilden, welche nun den Milben die ge­eignete Stätte zum behaglichen Fortleben gewähren. Neben der fortdauernden Beunruhi­gung der Thiere durch die Milben werden diese Produclc aber die Hauptursache des Un­terganges der Leidenden an Abzehrung, oder auch an dyscrasischen Krankheiten.
Eine geograp bisch e B eschi änk ung in der Verbreitung dieser Pa­rasiten ist nicht wahrscheinlich: wo Menschen und Hausthiere leben, da können auch Kratz- und Räiidemilbcn existiren. • Die Verbreitung derselben hängt von Gewohnheiten, Lebensweise, Culturzuständen, Pflege der Thiere, staatspolizeilichen Massregelu etc. ab, unschuldig an sicli sind meteorologische Verhältnisse.
Das Auffinden derselben bei Thieren ist verschieden:
1)nbsp; Man stellt die Leidenden in die Sonne und siebet zu, ob nicht .Milben auf die Oberfläche der Schuppen und an die Haare kommen, wie diess die Dermatodectes gern thun, die dann mit blossen Augen gesehen werden können.
2)nbsp; Bei Schuppencrusten nimmt man die obere Schicht für sich allein , und die untere ebenfalls für sich, und zwar so scharf von der Haut ab, dass die Cutis blutrünstig wird. Die Dermatodectes hat man schon in den oberen Schuppen, zumal wenn das Thier vorher erhitzt oder in die Sonne gestellt worden ist, die Sarcoptcs hingegen nur in der untern Schicht mit den Epidcrmistrümmern. Die abgenommener Schuppen müssen immer frisch untersucht werden. Man breitet sie zu diesem Zwecke auf schwarzem Papiere aus, und legt sie wo möglich in die Sonne, oder doch warm, und untersucht sie mit einer mehr schwachen Loupe, die ein möglichst grosses Gesichtsfeld hat.
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 585
S) Die Sarcoptcs findet man am sichersten, wenn man die in obiger Weise abge­nommenen Schuppen auf den Arm des Menschen bindet. Binnen 12 Stimden gehen sie aus den Schuppen auf den Arm, und graben sicli an den Stellen, die mit jenen Schup­pen bedeckt sind, in die Haut ein. Nach Abnahme der Schuppen sieht man nun die Milben als weisse Pünclchcn auf der etwas gcrötlielen Haut oder auf kleinen rothcii Papeln. Mit einer Nadelspitze zerrcisst man an den weissen PQnotchotl das Oberhaul-blätlchen und nimmt die Milben ab. Lässt man auf dem Knötchen erst eine Blase ent­stellen, dann findet man die Milben selten noch. Sind nur einzelne Milben in den aufge­bundenen Schuppen, so sieht man das rolhe Stippchen oder Knotclien erst am folgenden Tage, und vor der Entstehung dieser Reaction ist die Milbe auf der Haul in der Regel nicht zu finden; sind aber viele Milben in den Schuppen, dann kann man zuweilen schon einige Stunden nach dem Aufbinden Milben finden.
Die Dermatodectcs, namentlich der Pferde und Rinder, kann man gleichfalls auf diese Weise herausfinden, schon wenn sie nur vereinzelt in den Schuppen vorhanden sind. Hat die Räude durch diese Milbe einen hüliern Grad erreicht, so bedarf es kaum dieses Untersuchungsvei'fahrcns, bei den ersten Spuren hingegen ist die Diagnose in der Regel nur durch dieses Verfahren festzustellen. Schon einige .Minuten nach dem Aufbin­den zeigt sich das characteristische Stechen, welches hier viel heftiger ist, als bei Sar-coptes. Nimmt man während des Stechens das Tuch mit den Schuppen weg, so finden wir auch immer die Milbe an der Stelle des empfundenen Stiches, und länger wie eine Stunde brauetit man bei dieser Milbe die Schuppen nicht liegen zu lassen. Die Milben sieht man munter an den Stellen umher laufen, wo die Schuppen abgenommen sind.
Die Symbiotes kann man auf diese Weise nicht finden, doch immer sehr leicht unter den Schuppen, besonders bei Einwirkung der Sonne. Lässl man solche Schuppen in zusammengefaltetem Papiere liegen, so findet man sie am nächsten Tage zu kleinen Rudeln angehäuft.
Glaubt man bei den Sarcoples, dass man noch Milben auf dem Arme beherbergt, und will man sich gegen weitere Eruption schützen, so wäscht man die bclreifende Stelle des Armes mit Terpentinöl oder man reibt eine Krälzsalbc ein, und jede weitere Belästi­gung ist beseitigt.
Die Krätze des Menschen, Scabies Hominis.
Dem unbewaffneten Auge erscheint die Milbe, Sarcoptes Hominis, als kleines, rund­liches, grauweissliches, matlglänzendes Körpcrclien, das erst durch seine Bewegungen als Milbe kenntlich wird, und zwischen den Nägeln und ebenso auch in der Flamme des Lichts wie das Ei einer Laus knackt. Ein näheres Bild kann man hur microscopisch erlangen,
draquo;raquo; nun in Ocrlach's Schrift raquo;dir aiisfuhrlkli mil sorglïiltig laquo;iisgcfülitltn Illustrationen gege. ben wird.
Die Lebensweise dieser Krätzmilben ist der Art, dass sic wol über den ganzen Körper hingehen, aber besonders an Körpertheilcn mit feiner Haut eingraben, als an den Händen, Brüsten, männlichen Genilalien und an den Eiissen, wenigstens findet man daselbst die grosseren Eiergänge: das Eingraben findet von einer feinen Hautfurche aus oder an einem Härchen binnen '/j Stunde stall. Jede Milbe bohrt sich ihren eige­nen Gang, in welchem die Weibchen stets am äusserslen Ende sitzen, bis sie, wahrschein­lich nach dem Eierlegen, absterben. Die Neugeborenen verlassen ihre Gänge, graben sich
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586nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
aber gewöhnlich in der Nähe, zuweilen aber auch entfernter selbststandig ein. Die übri-gen Milben verlassen Ihre Gänge von Zeit 7.u Zeil, an den kälteren Körpertheilcn insbc^ sondere nach der Erwärmung) ganz allgemein und regclmässig In der Bett wärme, nm sich von Neuem einziigrahcn. Die Eiergänge des trächtigen Weibchens sind die grössleiv zuweilen mehr als '/j Zoll lang, sehr flach und deshalb schon für das blosse Auge er­kennbar, und zwar als lineare Veränderungen auf der Haut, in der Regel heller von Farbe, an den Händen durch die beschmutzten kleinen Oeffnungen derselben dunkel punetirt. Diese letzteren sind als LuTtlöclier, wie als Auswanderungspforten zu betrachten.
Die ausgebildeten Männchen legen ihre Gänge ebenfalls oberflächlich an, dieselben erscheinen oftmals aber mehr als ein hellerer Puncl, wie als Linie.
Wenn aber wegen dieser Ilachen Lagerställe die trächtigen Weibchen, wie die aus-gebildclen Männchen in der Regel keine Reaciioncn hervorrufen, so Ihun dies docli die übrigen Milben, die sich tiefer eingraben, weshalb deren Kurze Gänge In der Regel nicht sichtbar sind. Die jüngsten Milben graben sich am tiefsten ein. Die Reactionen stellen aber die Krätze dar.
Die primären Erscheinungen derselben sind fliiclilige stechende Em­pfindungen in der Haut, und bald an der Stelle des Eiubisses ein rothes Stippellen und ein Exsudat, welches am 2. Tage schon deutlich sichtbar ist, und eine Papel, oder ein Bläschen, unter Unisländen selbst eine Pustel bildet, welche bis zum 5. oder G. Tage in voller Bliithc bleibt, dann allinählig abtrocknet und mit Abschilferung der Epidermis endet. Das juckende Gefühl besiebt periodisch bis zur Abtrocknung fort, wenn die Milbe auch schon längst den Platz verlassen hat, und tritt beim Reiben, bei Erhitzung des Körpers und in der Bettwänne besonders lebhaft hervor. Jemehr Milben vorhanden sind, desto mehr solche einzelne Krälzprozessc in den verschiedensten Stadien auf der Haut, und desto grosser die Belästigung des Patienten.
Bei mehr oberflächlichem Einbisse der Milbe, bei geringerer örtlicher oder allge­meiner Reizbarkeil der Haut kommt es nur zu einer geringem Exsudalion und deshalb auch nur zu einer kleinern Papel; leislel die Epidermis geringern Widerstand, so erhebt sich auf der Papel sehr bald ein Bläschen, hin und wieder tritt ein mehr plastisches Ex­sudat ein, das bald eiterig wird, die Oberhaut in Bläschenform abhebt und sc die Pustel darstellt, in selteneren Fällen bleibt es bei dem lästigen Jucken ohne weitere wahrnehm­bare Veränderung der Haut, ja bei Krankheiten mit grosser Schwäche und Torpor fehlt oft so lange die Reaction, bis die Genesung heranrückt und so dem Arzte cine Crisis vorgespiegelt wird.
Häufen sicli aber die Krätzeruplionen, so wird endlich die ganze Haut aufgelockert und verdickt, es erfolgt reichliche Abschuppnng, das Exsudat verklebt aber die Schuppen, und es bildet sich somit eine Schuppencrustc. Durch das unaufhörliche Kratzen aber wird die Entzündung noch ausgebreiteter und dringt tiefer ein, Papcln und Bläschen wer­den zerstört, an deren Stelle Pusteln mit mehr oder weniger grossem EiitzJndungshofe und Schorfe treten, wobei sich die ganze Haut mehr oder weniger verdickt und mit Schlippen bedeck!.
Ansteckung erfolgt bei der Ueborsiedelung auf andere Menschen; sind aber solche Milben blos .Männchen oder nicht befruchtete Weibchen, so kommt es nur zu einem temporären Krätzausschlage. Doch wird diese Uebersledelung meist nur bei längerer Be­rührung mit eutblösten Korpertheilen und bei erhöhter Hautwärme statt haben. Durch
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Räude,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;587
Leibwäsche u. dgl. erfolgt sie jedenfalls seilen, wenn nicht Eier abgestreift worden sind, welche 14 Tage und länger 1laquo;imungsfähig bleiben.
An unseren Haustltleren kann nach den gemachten Yerauohon ein wirkliches Haffen der Krätzmilbe nlobl angenommen werden.
Mehre in den Sohmldl'soben Jahrbttchern Heil II. i. .1. 1858 mitgethellte Erkran­kungen sind hier anzuziehen.
Die sogenannte Norwegische Krätze, wobei sich starke Cruskn gebildet haben, ist mir eine sehr tief eingewurzelte gewöhnliche Krätze, wobei Milben Immer in grösserer Zahl vorhanden sind.
Die Eäude des Pferdes, Scabies Equi. I, Die Sarcoptes-Räude, Sc. E. sarcoptica,
Sarc. E. als solche isl bis jelzl unbekannt gewesen, trotzdem diese Slilbe in J/3 der Fälle von Pferderttude vorgefunden wird; man halte sie geradezu mit S. Ilo.niiiis, von der sich das Weibchen nur durch etwas mehr Länge, geringere Breite und weniger liefe Seiteneinscbnille unterscheidet) deswegen verwechselt, weil sie, vom Pferde auf den Men­schen übertragen, Ausschlag hervorruft.
Auch die Physiologie dieser Milbe isl wie die des Menschen,
Lässl man ein mit Räudeborke bedecktes Stück von einer todlen Haut einige Tage liegen, und befeuchtet es einige Ulalc mit warmem Wasser, so dass eine leichte Macera­tion an der Oberfläche eintritt, so kann man mit einem Messer die aufgeweichte Borke mit einem l'heile der verdickten Epidermis abheben, laquo;vorauf die Milben als kleine, weisse, glänzende, runde Körperchen in die verdickte Epidermis eingesenkt erscheinen. In einem Stück auf 2 Q'quot; von einem stark räudigen Pferde fand Gcrlach über 100 Stück.
Was ihre Lebenszähigkeit betrilTt, so fand man sie, vom lebenden Thiere ent­fernt oder am Cadaver, nach verschiedenen Nebenumständen in Zeit von 5—14 Tagen abgestorben und nicht wieder weckbar; in feuchter Stallluft, wie im Dünger leben die ab­gestreiften Milben am längsten; immer aber sterben sie viel früher ab, als die anderen Pferdemilben, so dass somit die mittelbare IJebertragung dieser Räudeform viel beschränk­ter ist, als von den anderen Milbenspccics.
Die Reaction nach dem Milbcnbissc lässt sicli zwar auf der be­haarten und dunklen Pfordehaut nicht so speciell, wie beim Menschen verfolgen, sie ist aber im Wesentlichen dieselbe, nur dass es selten zur Bläschen - und Pustelbilduug kommt, was allenfalls an den feineren Ilautstellen, wie an der in-nern Schenkelflüche, gesehen wird ; gewöhnlich bilden sicli nur kleine, mehr flache, oft kaum wahrnehmbare Knötchen, auf deren Mitte ein Haar steht. Die Haare auf den Ideinen Papcln werden gelockert und lallen von selbst oder beim Eei-ben aus, weshalb nach und nach kleine und grosse kahle Ilautstellen gefunden werden, sowie Epithelschuppen, die sich leicht abnehmen lassen und unter denen die Haut mehr glänzend ist. 'Weiterhin serös-plastische Ausschwitzung auf der Haut, die Epitheliumschuppen häufen sicli und werden mit einander verklebt, so dass endlich dicke Borken werden. Dabei verdickt sich die Haut und legt sich in aliinählig grosser werdende Falten, was am auffälligsten am Halse ist, so dass laquo;uch nach und nach Qucrfalton vom Kopfe bis Schulter dicht
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588nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
aneinander schichten. Damit tritt noch von Anfange an ein heftiges Jucken und Beisscn in den Vordergrund, das in den späteren Stadien qualvoll, und zu jeder Zeit durch Reiben der borkigen Stellen in hohem Grade erweckt wird. Es wird dadurch die Crustenbildung an den erreichbaren Stellen gefördert, die Knötchen werden aufgescheuert, und treten nun als Eiterpusteln oder mit brau­nen Scliörfchen schärfer hervor; Infiltrationen in dem Unterbaut-Zellgewebe, Anschwellung, Ausschwitzungen, dicke, braune Crusten von eingetrockneten pla­stischen und blutigen Exsudaten, Geschwüre, eiternde Risse und Schrunden. In den Borken liegen Milbouexcremente, Milbenleichen, mehr oder weniger leben­dige Milben, namentlich wandern junge Weibchen mühsam dazwischen umher; unter den Crusten, unmittelbar auf der Haut liegen die lebendigen Milben zu­sammengeschichtet.
Bestimmte Lieblingsstelleu der Milben, von denen aus die Entwicklung und Verbreitung erfolgt, sind Kopf, Hals, Schultern und die Sattelstelle; doch ist diess nicht constant bemerkbar. Haben sich aber au einzelnen Theilen wirkliche Käudecrusten gebildet, so ist auch immer der ganze Körper mit mehr oder weniger Milben übersäet und in kürzester Zeit sieht man dann die Pferde vom Kopfe bis zu den Ilüfen räudig. Als allgemeine Norm kann man aber ansehen, dass nach Uebertragung von diesen Milben auf gesunde Pferde an denselben in den ersten 14 Tagen nichts Auffälliges bemerkt wird, dass in den nächsten 14 Tagen die ersten Erscheinungen hervortreten, dass in der dritten 14tägigen Periode zwar auffällige Verbreitung, jedoch gewöhnlich noch keine Crustenbildung hervortritt, dass von nun an aber schnelle Zunahme bemerkbar wird, so dass endlich auch Abmagerung, ja PJrschöpfung, und nicht selten Rotz oder Wurm hervortreten.
Nach den „Gängenquot; aber können wir die Räude nicht diagnosliciren: sie sind vorhanden, aber nicht zu linden; und von dem Auffinden der Milben kann die Diagnose auch nicht unbedingt abhängig gemacht werden, weil diess ganz in der ersten Zeit, und auch später, wenn bereits Salben und Waschuagen ge­braucht worden sind, namentlich dem weniger Geübten nicht immer gelingt.
Die Uebertragung der Sarcoptes Equi auf den Menschen und von einem auf andere kommt viel häufiger vor, als man nach dem Litcraturvcrzcichniss glauben sollte. (Nach einer Millhcllimg von Sick wurden u. a. 200 Husaren zu gleicher Zeit von der Pferderäude angesteckt.)
Versuche der Uebertragung auf denselben gaben folgende Resultate;
Unter allen Umständen bohrten sich die noch nicht zu mall gewordenen Milben in die Oberhaut des Menschen ganz so und ebenso .schnell ein, wie die Krätzmilbe; bei den frischen, lebhaften Milben geschah diess immer sehr bald, ohne dass weitere Wanderungen auf der Haul gemacht winden; am schnellsten gruben sich stets das lilcine muntere und sehr scheue Männchen und das hochlrächtige, vielleicht beim Eierlegen gestorte Weibchen ein. Bei dem Einbohren fühlt man im Anfange immer ein feines Stechen, während von der eingegrabenen Milbe seltener ein flüchtiges Beissen empfunden wird. In dem ersten
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;589
Verstecke verweilen die Milben gewülmlich einige Tage. Bei matton Milben, die kaum noch im Stande waren, sich einzugraben, wird der erste kurze Gang auch das Grab; hochträclilige Weibchen graben sich einen Gang und legen Eier, wonach gewöhnlich 4—5 Tage vergehen, ehe sich Spuren von Auswanderungen zeigen; bei jungen und nicht träch­tigen Milben spricht sich eine grüssere Wanderlust, aus, die Eruptionen vermehren sich bald, und schon am 2. — 8. Tage treten sie zerstreut auf dem inficirien Arme auf. Die eingegrabene Milbe wird gewülmlich sehr bald von einem blassnithllclien Hofe umgeben, und nach 10 — 12 Stunden hat sich in der Regel ein rotlies Stippchen ausgebildet, in dessen Mitte die Milbe als ein weisslichcr Punct zu sehen ist; haben sich viele Milben neben cinandci' eingegraben, so laufen die rothen Stippchen zusammen u.'id stellen einen scharlachrothen Fleck mit eingestreuten weissen Pünctchcn dar; innerhalb 34 — 36 Stun­den bilden sich kleinere und grössere Papeln, wie bei der Krätze, auf denen es gewöhn­lich sehr bald zur Bläschenbildung und häufig zur Pustclbildung kommt. In einzelnen Fällen bei weniger reizbarer Haut 'entstehen Papeln ohne vorher wahrgenommene rothe Stippehen, und in diesen Fällen verbleibt es auch gewöhnlich dabei. Die Bläschen und Pusteln aber stehen nach einigen Tagen gewöhnlich in voller Blüthe, die durch Reiben nicht zerstörten beginnen meist mit dem 5. Tage allmählig abzutrocknen, es bildet sich ein braunes Schörfchen, und mit dem 10. — 14. Tage ist die Heilung durch Abschiiferung der Haut beendet. Auf weniger reizbarer Haut, ferner nach der Ucbcrtragung matter Milben, die gewülmlich an den zuerst eingegrabenen Stellen verblieben, also keinen zwei­ten Krätzprocess hervorriefen, und namentlich bei später in der Abnahme und vor dem freiwilligen Verschwinden der Krätze eintretenden einzelnen Krätzeruptionen treten meist nur kleine Papeln ein, auf denen es nicht zur weitern Exsudation und Bläschenbildung kommt, und die gewöhnlich schon binnen 4 — 6 Tagen wieder abheilen. Der gesammte Verlauf der einzelnen Krätzproccsse erstreckt sich demnach auf 4—14 Tage. Das Jucken verhält sich ganz, wie bei der wahren Krätze, es äussert sieh auch consensuell an ganz entfernten Orten, wo keine Krätzeruption zu Stande kam, tritt mehr periodisch, nament­lich bei Erhitzung des Körpers und des Nachts in der Bcltwärme lebhaft hervor, wird beim Reiben schlimmer, besteht bis zum vollständigen Ablaufe des Krätzprocesses und selbst noch einige Tage nach dem Abheilen fort. Nach llebertragung einzelner Milben be­schränkt sich diese Pferdekrätze gewöhnlich auf den inheirten Tlieil, nach reichlicheren Uebcrsiedelungcn aber verbreitet sich dieselbe nach mehren Tagen auch über andere Kör-pertheilc, namentlich zeigen sicli Bläschen und Pusteln in der Achselgrube, auf der Brust, manchmal im Gesichte, besonders in der Gegend des Backenbartes und hinter den Ohren, in einem Falle war sie selbst über den ganzen Körper verbreitet.
Die Dauer war sehr verschieden: Auf der feinen behaarten Haut hielt sich die Pferdekrätze im Allgemeinen viel länger; ausserdem war die Disposition individuell sehr verschieden. Nach Ueberlragung einzelner Männchen entstanden nur einige kleine Papeln oder Bläschen, die bald abheilten, so dass die Krätze schon in acht Tagen spurlos ver­schwunden war; nach einzelnen abgematteten Milben verblieb es zuweilen bei der ersten schwachen Eruption, die nach 5 — 8 Tagen verschwunden war; nach mehren jungen nicht trächtigen Weibchen vermehrten sich die Eruptionen, die Pferdekrätzc dauerte aber selten länger, als 14 Tage; nach einzelnen frischen und hochträchligen Weibchen vermehrten sich die Eruptionen vom 4. — ö. Tage ab; bei Disponiiten wurde der ganze Arm krätzig und die Abheilung erfolgte selten vor 3 Wochen, einige Male erst später, ja nach lleber­tragung einer gleichen Anzahl gleicher Milben verlor sich die Pferdekrätze bei einzelnen
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590nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rä'nlt-.
Versuchspersonon schon nach 10—14 Tagon, während sie bol anderen 4—6 Wochen au-hielt; und Imtton sich nach anfgebundonen Räudoscliuppon viele Milben ttbersiodolt, so dauerte -iic é—8 Wochon, ja in einzelnen Fällen musslen Mittel angewendet werden, weil dci- Versuch zu lästig wurde. Das Verschwinden geschah slels in der Weise, dass die letzten Eruptionen geringfügiger und seltener wurden, und endlich gar keine mehr ein­traten.
Die kQnstlloho Heiluiig1 erfolgte stets leichter: Einreibungen mit schwarzer Seile, Waschungen mil verdünnter Koliläsung oder mit gelbem phagedänischeni Wasser tilgten die Pfordekl'ätzc meist nach zwei bis dreimaliger Anwendung an den ergrifleuen Ktirpeiquot;'-theilen.
Bei Rindern haftet Sare, Equi und erzeugt also bei demselben lltludu. es ist aber durch Versuche noch nicht ausgeniittelt, ob sie sich für die Dauer auf dem Eindc halten kann.
Bei Hunden und Katzen wurden durch üebei'traguug der S. E. im­mer nur vorübergehende Andeutungen der Räude bemerkt, und bei
Schweinen und Schafen zeigte sich keine Spur von Rilude,
Wie der Esel, so werden jedenfalls auch die anderen Pferdespecics von S. E. angesteckt, doch erfolgt sie nicht so leicht, wie man gewöhnlich glaubt: angehende räudige Pferde standen oft wochenlang unter anderen Pferden, ohne dass üebertragung erfolgte; um so leichter erfolgt aber die Ansteckung, je hoher die Räude ausgebildet, weil die Neigung zum Auswandern grosser ist, und durch das Reiben Schuppen mit Milben abgestreift werden.
II. Dcrmalodectcs-Riiude, Scabies E. dermatodectica.
Die Milbe Dermatodecies Equi ist es, die bisher unter dem Namen Sarcoples Equi bekannt war.
Das Weibchen hal 2 Cylinder am binlein Körpeirande, die in der Regel einge­zogen, in der Brunst und kurz nach der Begattung aber ausgestülpt und erkennbar sind; das Männchen hat 2 gleiche, am Rande wulstig oingofasste Cylinder am Hinterthcile, die zurückgezogen, sich als zwei dunkle Puncte an der Bauchfläche zeigen, und vorge­streckt von der Schwanzschuppe bedeckt sind. Männchen und Weibchen treten mit dem Ilintertheile zusammen, das Männchen hebt seine .Schwanzschuppen, schiebt seine beiden Cylinder über die etwas schwächeren des Weibchens, legt seine Schwaiizschuppen auf den Rücken und seine ausseien Hinterbeine an die Seile des letztem. Das Weibchen legt die Vorderbeine gestreckt neben den Kopf und zieht die Hinterbeine bis zu den letz­ten Gliedern ein, legt diese von dem Innern Paare mit der Ilaflsrbeibe dicht an den Leib, so dass von der Rückenseite aus nichts davon zu sehen ist und schlägt die Endglieder des äussern Paars mit den Borsten nach vorn um. In dieser Lage verhält das Weibchen sich ganz ruhig und lässt von dem mobilen Mannchen sich fortschleppen. Tödtet man das letztere, so wird das Weibchen sogleich wach und schleppt die Leiche hinler s'ch her. Die Cylinder saugen sich so fest ineinander, dass bei dem Auseinanderzerren oft die Milben eher zerstört werden, als dass die Verbindung sich losl. Die männlichen Cylinder sind nur die Saugnäpfchen zum Festhalten; an ihrem Grunde liegt der Penis, der in die aufgenommenen weiblichen Cylinder vordringt. Die Copulation dauert deshalb sehr lange, weshalb man
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Uämlo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 591
auch viele Milben in der Besaitung trifft, Nach derselbon wird das Weibchen allinählig länger und voller, der Eiersack wird unter dem Microscope von der Bauchseite sichtbar. Die Eier sind 'ja'quot; lang mul 'no breit, also Uingliclier, wie die Saicopleseier, und haben einen sehr klebrigen l'eboiv.ug, vvoshaib sie lelchl ankleben und in gt;iiul unter den Schup­pen auf der Haut, niemals in der Oberhaut, vorgefunden werden. Bringt sieb eine Ver­suchsperson hocblrächlige Jlilbcu auf den Ann unter eine Binde, so findet man zuweilen nach einiger Zeil einzelne Eier abgesetzt und auf der Haul angeklebt. Ihre Bl'QtungS-fähigkeit behalten sie lange: 3 — 1 WoclRIl lang in abgenommenen Schuppen etc. aufbe­wahrte Eier konnten innerhalb 84 Stunden ausgebrülel werden. Das innere Paar der Hinterbeine fohlt noch bei der (Jcburl. Die Qesammtentwickluug bis zur Geschlechtsreife beträgt aber 10—12 Tage.
In der Lebensweise weieben diese Jlilben von den Sarcoptes gänzlich ab; Sie gra­ben sich, wie gesagt, nicht in die Oberhaut ein, leben auf der Haut nicht zerstreut und isolirl, sondern gesellschaftlich beisammen. Zu ihrer Ernährung bohren sie ihren langen Rüssel in die Epidermis bis auf die Cutis und rufen dadurch in '/#9830;—quot;2 Minute das Ge­fühl des Stechens hervor. Im Ganzen pflegen sie so einige Minuten festzusitzen. Dabei impfen sie zugleich einen scharfen Saft ein, in Folge dessen sich Schuppen und Cruslen bilden, die Ihnen einen geschützten und behaglichen Aufenthalt gewähren. Dazu wählen sie auch besonders geeignete Körperlheile; die Schwanzwurzel, den Haarschopf, die Mähne, den Kehlgang, die innere Schenkelfläche, Weil sie aber gern colonleweisc zusammen leben, so bedingen sie dadurch auch mehr einen localen Character der Hauterkrankung.
Die Reaction des giftigen Dcrmatodectcs - Milb enbisses macht sicli beim Pferde dadurch kennbar, dass au der Stelle des Einbohrens ein kleines, flaches Knötchcn entsteht, welches auf heller Haut anfangs blass-gclblich, spater rötlilich erscheint, sich nach einigen Tagen mitSohüppchen be­deckt und darunter in G—8 Tagen verschwindet. Jeder einzelne Milbcnbiss hat diese Folgen, ja durch Häufung der Bisse auf einer Hautstelle wird die Oberfläche der Cutis in einen fortdauernd entzündlichen Zustand versetzt, die Oberhaut deckt sich mit grauweissen, locker zusammenbängenden Schuppen in verschiedenen Tagen, die Haare werden nach und nach gelockert, von den Schuppenschichten gehoben und fallen beim Putzen und Reiben aus, hinter­lassen aber noch eine mehr glatte, oft fettig glänzende Hautfläche. Demnächst beginnt eine Auflockerung und Verdickung der Haut, weiterhin bilden sich Run­zeln und Falten, boseuders da, wo die Haut lecker liegt, die Schuppen werden unter sich durch Exsudat verklebt, woraus grauweissliche oder gelbliche Schup-pencrusten von verschiedener Dicke sich bilden.
Dabei besieht nun von vornherein mehr oder weniger starkes Jucken, so dass die Thiere sich reiben und benugen, wo sie nur können, hierdurch die Haut mannigfach quetschen und blutig reiben, den Krankheitsprocess noch weiter steigern, eiternde Flächen, Schrunden, Geschwüre, Schorfe und wirkliche Borken erzeugen.
Es liegt aber nahe, dass verschiedene Stellen bei dieser Räude nicht sel­ten auch verschiedene Stadien zeigen; zuweilen verschwinden auch die Milben-
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592nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ftäude.
ctablissenicnts an der und jener Stelle wieder, und es bleibt nur der Eäude-ausschlag im ersten Stadium an kleinen begrenzten, meist runden Stellen zurück, weshalb sie wol für Flechten genommen werden.
Die Zeitverhältnisse der Entwicklung und Verbreitung, die forensisch eine Bedeutung haben, sind natürlich raquo;jach der ursprünglichen Be­völkerung verschieden. Werden nur einzelne Milben übertragen, so vergehen wenigstens 4 Wochen, ehe eine erhebliche Abschilferung hervortritt; werden viel Milben übertragen, so kann sich binnen 8 Tagen schon eine erhebliche Abschilferung bemerkbar machen. Das 2. Stadium (beginnende Verdickung der Haut, reichlichere Abschuppung, Lockerung und Abfallen der Haare etc.) tritt in der Regel nicht in den ersten 14 Tagen nach der Ansteckung ein; und wo die beiden letzten Stadien (Schrumpfung und Runzelung der Haut, Schup-pencrusten, Borken, Schrunden, Geschwüre) angetroffen werden, da ist die An­steckung wol in den letzten 4 Wochen nicht goschchen. Uebrigens können kleinere Stellen früher ein höheres Stadium erreichen, indess grössere immer eine längere Dauer voraussetzen, weil die Verbreitung eine langsam fortkrie­chende ist; aber wie bei jeder Räude, ist auch hier nicht zu übersehen, dass die Fortschritte nach und nach immer rascher erfolgen, so class die Räude in den ersten 4 Wochen nicht solche Fortschritte macht, wie in den nächstfolgen­den 14 Tagen, denn nach 4 Wochen können in 1 Tage mehr Milben geboren werden, als in den früheren 4 Wochen überhaupt. Werden die Milben durch eine gute Hautpflege oder auch durch angewendete Heilmittel theilweise ent­fernt, aber nicht gänzlich vertilgt, so kann die Räude in geringerem Grade monatelang hingehalten werden.
Uebrigens laufen diese Milben leichter, als die Sarcoptes über, werden bei dem Reiben auch leichter abgestreift, und um so häufiger mittelbar über­tragen, weil sie in den Ställen iin Zwischenträgern circa (j Wochen lebensfähig bleiben. Die mehr einzelnen übersiedelten Milben verlieren sich aber allerdings sehr häufig, ohne Räude zu erzeugen, schon bei regelmässigem Putzen.
Auf anderen Hausthieren haftet diese Milbe nicht, obschon Rinder sofort nach dem Uebertragen Belästigungen durch das Einbohren verrathen.
Auf den Mcnsclien übertragen wird zwar auch das Einbohren in die Haut bemerkt, aber schon nach wenigen Tagen fängt die etwa eingelrclene Reaclion an, wieder 7.u verschwinden.
III. Symbiotcs-Räude, Fussräude, Sc. E. symbiotica.
Das Weibchen von Symbiotes hat '/laquo; Zoll Länge und Vioo Zoll Breite, der hintere Körpertheil ist von der Inscrtionsstellc der Uintcrbeiiie ab viel schmäler, als der mittlere, besonders auffallend bei ausgewacliscncn und ausgehungerten Milben, Das Männchen nähert sich mehr der runden Gestalt, ist hinten mehr abgestumpft, '/r Linie lang und von der Breite des Weibchens. Uebrigens zeigt crslcres unter dem Miscroscope eine stär­kere Behaarung; auch sind die Unvollständigkeit des 4. Fusspaarcs und die Haftscheiben
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 593
an beiden Paar Hinterbeinen noch weitere Oferkmallaquo; desselben. Man findet sie häufig in der Copulation. Die Eier sind viel kleiner, wie von der grossen Pfeidcinilbe, haben eben­falls einen klebrigen Ucbcrzug, wodurch sie in dea Schuppen auf der Haut und auch an dem Grunde der Haare festkleben. Die Ausbrütungsfäliigkeit dauert desgleichen längere Zeit. Die neugeborene Milbe hat ebenfalls nur das äusscre Paar Hinlerbeine, erhält das 4. in einigen Tagen und ist in C—8 Tagen ausgewachsen. Sie haben ebenfalls eine grosse Lebenszähigkeit und bleiben, auch von der Haut abgenommen, lange lebendig, am läng­sten die Jungen, wogegen die alten Männchen stets am frühesten sterben, so dass von den in der Copulation verbliebenen Milben das Weibchen das längst abgestorbene und verschrumpfte Männchen noch hinter sich her schleppt. In Schuppen in Papier gehüllt, blieben sie in einem geheizten Zimmer 10—14 Tage lebendig, verfielen dann in Scheintod, aus dem sie noch in den nächsten 14 Tagen durch Anfeuchtung und Erwärmung zu er­wecken waren; in einem nicht geheizten Zimmer blieben sie in den Frühjahrsmonaten 30 Tage lebendig, während sie nach 40 Tagen todt waren; auf gleiche Weise in einem be­setzten Pferdestalle aufbewahrt, lebten sie 40 und einige Tage, nach 50 Tagen waren aber alle todt. In allen Fällen zogen sich die mit Schuppen in einer Papiercapsel aufbewahr­ten Milben in einigen Tagen aus den Schuppen heraus und in einen Knäuel zusammen.
Sie leben colonienweise auf der Haut, ihr Lieblingssitz ist der Haarschopf der Köthe und diese selbst. Hier liegen sie oberflächlich in feinen, weissen, mehligen Schuppen, und oft so zahlreich zusammen, dass man zuweilen mehr Milben, wie Schuppen vorfindet. Bei Pferden, die ordnungsmässig geputzt werden, verbleiben sie an dieser Stelle: Gerlach sah sie Jahr und Tag an genannten Theilen, ohne dass sie sich weiter verbreiteten; bei ver­nachlässigten Pferden wandern sie am Beine nach oben; in zwei Fällen zeigten sie sich selbst über die Schulter und den Hals verbreitet. Die einzelnen zerstreuten Milben ziehen sich stets wieder zu einer grössern Gesellschaft zusammen.
Der Symbiotes-Ausschlag. Die Stellen, an denen die Milben in grösserer Menge liegen und an der Epidermis nagen, zeigen zuerst ein jucken­des Gefühl, welches jedoch nie in dem Grade auftritt, wie bei den übrigen Räudemilben. Dieses Jucken in der Köthe und an den Beinen äussern die Pferde beim ruhigen Stehen, nach der Arbeit, am meisten in der Nacht, und zwar durch Stampfen auf den Boden, durch Keiben mit einem Fusse an dem andern, durch Nagen an den Vorderfüssen, und wenn die Köthen der Hinter­beine bevölkert sind, oft auch durch Schlagen gegen die Stallwand u. dgl. Da­bei findet eine reichliche Abschuppung der Oberhaut statt. Die Schuppen sind alle sehr fein und erscheinen in der Köthe wie Mehl (zernagte Oberbaut); die Haare werden gelockert und fallen nach und nach aus, ausgenommen die lan­gen Haare des Köthenschopfes, die nicht ausfallen. Später wird die Haut auf­gelockert und mit Schuppencrusten in dünneren oder dickeren Schichten be­deckt, in denen sich an der Beugefläche, am häufigsten in der Köthe, öfters aber auch an der Beugesehne hinauf bis zum Fersenbein, ja wol bis zum Ellenbogen kleine oberflächlichere oder tiefere Querrisse bilden, die zuweilen selbst so tief gehen, dass es zu eiterigen Schrunden und zur Schorfbildung kommt. Nach jahrelanger Bevölkerung stellt sich in der Köthe eine papilli-
FaUe, KruukU. d. Uatutli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3S
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594nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Räude.
forme Wucherung der Ober- und Lederhaut ein: nach Abnahme der fest­sitzenden iiussern hornigen Schicht zerfällt dieselbe in feine mehlige Schuppen, die Cutis erscheint blutrünstig und zottig. In der Regel vergehen aber Monate, ehe es nur zu einer auffälligen Abschuppung und zum Ausfallen der Haare kommt.
Die Krankheitsfälle, welche Hering für chronisoho Mauke und Sltaubfuss ansah, und bei welchen er Milben vorfand, gehören uur liiehcr.
Die Verbreitung von einem Fusse auf den gleichnamigen der andern Seite geschieht leicht, seltener dagegen von den Vorderfüssen auf die hinteren. An den letzteren kommen sie vorzugsweise vor.
Auf den Menschen übertragen, rufen sie nach einiger Zeit zwar ein leises Jucken hervor und wol einzelne rothe Slippen, aber im Laufe eines Tages verschwinden sie von selbst wieder.
Auf Rinder, Schafe, Schweine, Hunde, Katzen und Kanin­chen wurden wiederholt Schuppen mit unzähligen Milben gebracht, doch nie­mals war darnachs eine Spur von Jucken oder von einer eigentlichen Haut-erkrankung zu erkennen.
Uebertragung dieser Räude von einem Pferde auf andere findet, wenn sich die Milben nicht über die Küthe hinaus verbreitet haben, im Gan­zen sehr selten statt.
Räude des Rindes.
Das Rind leidet im Allgemeinen viel seltener an der Räude. Gerlach hat bei dem­selben zwei verschiedene Milben gefunden, die der Gallung Dermalodecles und Symbioles angehören, welche, obgleich von den entsprechenden Milben des Pferdes der Zeit nicht unterscheidbar, doch auf das Pferd nicht zu übertragen sind.
I, Dermatodectes-Rilude, Scabies Bovis dermatodectica.
Gerlach hat die Milben am Binde nicht selbst, sondern nur an den Cru-slen gefunden, welche D.-Tli. Mcwcs aus Bromberg ihm überschickt hatte. Diese Crusten waren zum Theil ,/a—1 Zoll und darüber dick, gelblich, bestanden aus eingetrocknetem Exsudate und Hautschuppen, in welchen die Rinderhaare festgekittet sassen, und enthielten sehr viele Milben. Nach Mewes betreffender Mittheilung waren 10 Stück Jungvieh nach und nach neben einander erkrankt, und alle zeigten nach 4 Monaten die Räude vom Haupte bis zum Schwänze, die Haut war fast überall mit zolldicken Crusten bedeckt; hier und da, na­mentlich am Halse und an den Schultern, fanden sich Geschwüre.
Bei Pferden und anderen Hausthieren wurde dadurch keine An­steckung bewirkt,
und auf der menschlichen Haut verhielten sich dieselben ebenso, wie die enlsprcchen-den Pferd cm il ben.
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Räude.
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II. Symhi otcs-Küudc , Re. 1!. symbiotica.
Syn. Steissräutle ilvis Rindes.
Die Symbiotos dos Rindes unterscheldot sich nur dadurch von der des Pferdes, dass sie an der Schwanzwurzel ihren Lieblingssitz hat.
Hier bilden sie zuerst Crusteu und Schrunden, nachdem reichliche Schup-penbilduug und massiges Jucken sich haben wahrnehmen lasten, wonach die Haare locker werden.
Üei allen Rindern, die öfters geputzt werden, beschränkt sich die Eilude auf jene Stelle und auf die Grube neben dem After; von da gebt sic wol auf den sogenannten Milchspicgel, und zeigt sich hier als eine scharf begrenzte, mit Schuppen und: Grasten bedeckte Stelle von Thaler - und Handtellergrösse, welche durch ihre runde Form an Flochten erinnert,
Wenn aber solche Rinder weder gestriegelt, noch geputzt und abgerieben werden, so verbreitet sie sich auch über den ganzen Rücken bis über den Hals, ja über das Euter und die innere Schenkelfläche hin: die Stellen nur, an denen sich die Rinder mit ihrer scharfen Zunge belecken können, bleiben sicher frei. Aber auch bei der grössern Verbreitung spricht sich das colonieweise Zusam­menleben und der locale Character der Krankheit aus, indem sich auf der räu­digen Fläche immer einzelne grössero oder kleinere begrenzte Stellen finden, an denen der Ausschlag durch Crusten- und Scbiu .'.eiibildung' einen höhcrii Grad zeigt, und wo die Milben in grosseren Massen beisammen liegen. Die Verbreitung selbst geschieht immer kriechend und sehr langsam, so dass mehre Monate, ja über '/j Jahre darüber hingehen, ehe hie sich bis ans Euler und zu den Ilintersclienkcln hinab, oder bis über den Rücken vorbreitet hat.
Werden solche Milben auf Theile diquot;; menschlichen Körpers gebracht, so laufen sie zwar aul' demselben herum, aber nach 12 —1(! Stunden sind auch die rothen Slippchen, die etwa erzeug:! werden, wieder verschwunden.
Bei den anderen Hausthicren ist aber gar keine Reaction hervor­getreten. Selbst die üebertrngung von Rind auf Rind erfolgt selten, dann allenfalls eher, wenn sie eine grössero Ausbreitung auf dem Körper er­reicht hat.
Die Schafräude, Scabies Ovia dermatodootica.
Dermalüilt'cle.s Ovis liai mit I). Equl grosso Aelmllchkeit, doch ilberlriffl sie an (jrüsse noch die 1). ti.; besonders gilt diess von dem Weibellen, welches vollkommen aus­gebildet und auch trächtig 5/7—'A Linie in der Lange und 'je Linie in der Breite niissl; (las Männchen ist '/raquo; Linie lang' und '/t Linie breit. Die Scliafmllbc ist ferner mehr gre-mndet und gewölbt, bat zarlere Haut, schillert weniger ins Gelbliche und ist fettig- glän­zend. Die vorderen Beine sind bei den Schftfmilben etwas schwächer, die Hinterbeine aber bei beiden Geschlechtern eher etwas stärker; die Hoftsoheibenstiele hüben ein Glied mehr, sind durch 3 Gelenke in 1 gleiche Glieder getheilt, während die Stiele der betreffenden Pferde-inilbc durch 2 Gelenke in 3 Glieder gelheilt sind, von denen das erste an der Beinspitze
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596nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Räude.
am längslcu ist. Der Kopf der Sclial'milbe endlich uiilerscheidel sich wcsentlicli durch die grossen Wiedcrliäkchen, die jedoch selten deutlich zu sehen sind, wenn man nicht frische Mühen unter einem etwas schweren Deckglase nach Anfeuchten mit Wasser hält: Hat der Druck durch Verdunsten des Wassers einen gewissen Grad encicht, dann sieht man zu­weilen die einzelnen Kopftheile ganz deutlich. Die Geschlechtsthcile sind ganz, wie hei D. E. gebildet und ebenfalls nur periodisch sichtbar. Man findet viele Milben in der Co­pulation, und das Männchen mehr in der Begattung, als frei. Nach der Befruchtung wächst bei dem Weibchen das Hinlertheil in die Länge und Breite, so dass man die hoch-trächtigen schon mit blossen Augen an der Grosse und an dem trägen, schweren Forl­kriechen erkennt. Die Eier sind ganz, wie von D. E., sie werden auch an das untere Ende der Wollfaser geklebt. Auch die Ausbrütung geschieht in 3 — 4 Tagen. Die neu­geborene Milbe hat ebenfalls nur das äusserc Paar Hinterbeine, das 4. Paar bildet sich in den nächsten 3 — 4 Tagen; ihre volle Grosse erlangt die Milbe innerhalb 8 Tagen. (Bourgignon's und Delafond's neuere Mittheilungcn sind falsch) Zu einer Milbcngencra-tion von der Begattungszeit, welche auch 3 — 4 Tage dauert, bis zur Geschlechtsreife ge­hören also 14—15 Tage, und die Vervielfältigung der Schafmilben macht sich im Ganzen in folgender Weise geltend:
1. Generation nach 15 Tagen:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10 Weibchen undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5 Männchen
2.
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100,000 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 50,000nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
1,000,000 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 500,000nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Die Lebensweise ist ganz, wie bei der grossen Pferdcmilbc. Auf der noch nicht erkrankten Haut halten sie namentlich zusammen und erzeugen bald eine Schuppendecke, unter welcher sie sich anhäufen, so dass man sie endlich bei total räudigen Schafen mit dem Messer haufenweise abstreifen kann. Die zartere Haut älterer Lämmer sagt ihnen am meisten zu, weshalb denn auch unter einer räudigen Hoerde die Lämmer immer am schnellsten und leichtesten befallen werden. Je länger die Wolle, desto behaglicher be­finden sich die Milben unter dem Vliesse; nach der Schur laufen sie mehr ab, und wenn unter einer geschorenen Hccrde einzelne Schafe mit dem Wollpelze verbleiben, so sind sie in wenigen Tagen über und über mit Milben besetzt, so dass sie sich wie Sand in die Wolle gestreut zeigen.
Das Weibchen scheint im Ganzen nur eine kurze Lebensdauer zu haben, denn nach dem Eierlegen wird es nicht wieder aufgefunden. Das Männchen begattet mehr Weibchen, wie schon aus der geringern Anzahl hervorgeht. Von der Haut abgenommen zeigt diese Milbe ebenfalls eine grosse Lebenszähigkeit: Auf der Haut, bei feuchter Luft aufgehängt, lebten sie nach 14 Tagen noch alle wieder auf, nach 3 Wochen nur einzelne, nach 4 Wo­chen blieben sie alle todt; bei einer Kälte von — 7 R. starben sie in 2 Stunden.
Die Reaction nach jedem Milbenstiche macht sich auf der ge­sunden Haut des Schafes dadurch kuud, dass ein flaches Knö'xhen von der Grosse einer Linse oder noch grosser entsteht, #9632;welches auf der schwach rosa­farbenen Haut blass oder blassgelb erscheint; durch mehre Milhenstiche neben einander entstehen bis zollgrosse, unregelmässig verdickte Stellen von blassgelb­lich bläulicher Farbe. Gewöhnlich bilden sich nun auf diesen einzelnen oder
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m
Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;597
zusammengelaufenen Knötchcn kleine Bliiscben und Eiterpusteln von der Grosse einer Stecknadelspitze bis zu der eines Stecknadelkopfes an der Stelle des Ein­stichs. In wertigen Tagen schon decken sich diese flachen Knötchen und Knoten mit einer fettigen, gelblichen Schuppenschicht, die immer dicker -wird, und unter der sich die Milben am liebsten aufhalten. Damit verdickt sich auch die Haut mehr und mehr und schrumpft runzelig zusammen. Die Woll-haare werden, so weit sie nicht durch Nagen und Reiben von den Riludestellen entfernt worden sind, mit den in der Regel locker aufsitzenden Schuppendecken abgestossen, wonach sich aber bei fortdauernder Exsudation eine fest aufsitzende harte Decke bildet.
Sind aber die Milben verschwunden, haben somit die Reizungen aufgehört, so schuppen sich die verdickten Stellen längere Zeit trocken ab und kommen endlich zur normalen Beschaffenheit zurück. Nach der Schur bildet sich ge­wöhnlich eine ausgetrocknete, fest aufsitzende porgamentartige Cruste auf der durch Milbenstiche in reichliche Exsudation versetzten Haut.
Die äusseren Erscheinungen dieses Räudeprocesses sind: häufiges Reiben und Nagen, das besonders hervortritt, wenn die Heerdc durch Treiben und Hetzen etwas erhitzt wird. An den räudigen Stellen geht die quot;Wolle in kleine­ren oder grosseren Flocken aus, die sich entweder über die Fläche des Vliesses hervorschieben, oder wenn die äusseren Spitzen, die sogenannten Kronen des Stapels untereinander verklebt sind, mit dem weissen Wiirzelende über das Vliess hervortreten, oder endlich an der äussern Fläche des Vliesses herum­hängen, was namentlich bei grobwolligen Schafen der Fall ist. Durch Reiben und Kneten der räudigen Stellen ruft man bei den Thieren Bebbern mit den Lippen, Heben und Umdrehen des Kopfes, Nagen mit den Zähnen und Stampfen mit den Hinterfttssen hervor.
Wo die quot;Wolle am lockersten und kürzesten ist und wo die Milben am leichtesten gestört werden, da halten sie sich weniger auf, daher sitzen sie am liebsten vom Schwänze ab auf dem Rücken entlang bis zum Halse und an den Schultern. Auch die Schafmilben führen ein sociales Leben, weshalb einzelne bestimmte Hautstellen in höherem Grade erkranken. An einzeln gehaltenen Schafen verbreitet sich namentlich die Räude von einer Stelle aus, in Heerde-schafen blüht der Rüudeprocess an verschicdenen,Körperstcllen auf. Im dritten Stadium aber zeigen sich überhaupt Vcrschrumpfung der Haut, Borken, Schrunden und Geschwüre, und wenn die Räude noch nicht über den ganzen Körper gleichmässig verbreitet ist, so finden sich noch einzelne neue Räudeeruptionen. Die Verbreitung unter der Heerdc erfolgt in ähnlichen progres­siven Verhältnissen, wie auf dem einzelnen Individuum: anfangs sehr langsam, dann sehr schnell; im Herbste und Winter bei feuchter Witterung, in dunstigen warmen Ställen und bei den langen Wollpelzen macht sie besonders schnelle Fortschritte. Der Regel nach tritt ohne Behandlung schliesslich Abzehrung,
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598nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Räude.
Caohexie und der Tod ein, und zwar können sclnvächliche junge Lämmer schon in einigen Monaten unterliegen, ausgewaoiisene Sebafe widerstehen lange, und um so länger, je, kräftiger sie ernährt werden, ja Verfasser dieses darf, auf vielfältige Erfahrungen gestützt, und zwar bei Heerden, die bei Tage zusammen auf die Weide gingen, Abends aber bei ihren einzelnen Besitzern in besondere Ställe gebracht wurden, hinzufügen, dass solche mit kräftigem compactem Vliesse das erste und zweite Stadium zeigten, wenn andere weniger der Art begabte mit Borken am ganzen Körper überluden gewesen sind.
Die Empfänglichkeit des Schafes für die Scbafräudemilbc ist aber nicht zu allen Zeiten und bei allen Schafen gleich: bei einzelnen verschwinden selbst wiederholt übertragene Milben, ohne Baude zu erzengen; zu einer andern Zeit aber auf dieselben übertragen, erkranken sie an der Bände. Lämmer mit et­was hervorgewachsener Wolle sind die empfänglichsten; bei Merinos gedeihen die Milben wegen ihrer feinen Haut und- ihres geschlossenen Vliesscs besser; bei trockener Witterung ist die Empfänglichkeit geringer.
Die Verbreitung der Baude unter einer Heerdc ist sonach abhängig von dem Grade der Erkrankung der einzelnen Schafe, von der Anzahl der Erkrank­ten überhaupt und im VeiMltniss zu den Gesunden, von der Lehensweise der Hecrde und von der Jahreszeit; Am schnellsten erfolgt sie immer im Stalle, in der ersten Zeit; bei einzelnen geringen Erkrankungen erfolgt sie langsam, später immer schneller, endlich werden auch die befallen, die lange quot;Widerstand geleistet haben.
Für die Beantwortung der gerichtlichen Fragen; ob die Baude zu der und der Zeit schon bestanden habe, ob und wann räudige Schafe gesunde angesteckt haben etc.? gebrauchen wir folgende Anhaltepunctc: 1) die Zeit, wann die ersten Spuren erkannt worden sind; 2) den Grad der Baude auf den einzelnen Individuen; 3) das Verhältniss dieser Grade zwischen den importirten und der Stammhcenlo; 4) die Verbreitung der Bände unter der Hoerde, mit Rücksicht auf Jahreszeit, Wollstand u. dgl.
Mio aber das Schaf für andere Milben nlclil empfänglich ist, so boluen Schaf-milben auf der menschlichen Haul mit einem lebhaften Stechen höchstens nur einmal ein und hinterlassen dadurch ein momentanes rothes Stippellen.
Auf anderen Hausthieren haftet sie nicht einmal vorübergehend; selbst bei Ziegen soll die. Uebortragnng, wie das monatelange Zusammenstellen mit im höchsten Grade räudigen Schafen ohne ansteckenden Erfolg gewe­sen seyn.
Zu besonderen Ziegen räu de milben hat Gerlach noch nicht gelangen können, obschon Einzelne, namentlich Wallraff in Reporter. XV, über eine
Z i e g e n r ä u d e folgende Mittheilungen gemacht haben:
In Prättigau im Canton Graubündtcn untersuchte W. in 10 Gemeinden
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 599
2596 Ziegen, wovon 1015 räudig waren; circa 250 waren bereits an der Krank­heit gestorben. Die Ursachen davon waren nicht zu entdecken; nach Milben will er vergeblich (ohne die nöthigen Vortheilc ?) gesucht haben.
Symptome. Die Krankheit zeigte sich thcils als trockener Borkenaus­schlag mit Verdickung und Rissigwerden der Haut, theils als trockene Abschup-pung der Oberhaut, die entweder wieder kleienartig war, oder in glänzenden weissen oder bliitdichen Blättchen wie Fischschuppen erfolgte; die Haare fielen aus, so dass die Thiero beinahe ganz nackt wurden. Gewöhnlicl; begann das Uebel am Kopfe und bei den Ohren, welche Theile oft stark anschwollen; um die Lippen und Nase herum entstanden manchmal grosse Risse. Allmählig ver­breitete sich der Ausschlag über den ganzen Körper bis ans Euter und an die Klauen, die Haut ward dick, spröde und fest aufliegend, die Thiere kratzten sich, so lange sie noch nicht zu schwach dazu waren, beständig mit den Hörnern und Füsseu, und benagten sich mit den Zähnen, und rieben sich, wo sie konn­ten. Dieser Zustand dauerte, bei ungestörter Fresslust, bis zum Tode, der unter zunehmender Verminderung der Milchsecretion und allmähliger Abzehrung, Lähmung und Erschöpfung nach einigen Monaten bis zu '/j Jahre erfolgte.
Von der Ziege auf andere Thiergattungen übertragen, ver­breitete sich beim Pferde, Rinde und Schweine der Ausschlag gleichfalls über den ganzen Leib, und bestand in kleienartiger Abschuppung der Oberhaut und Ausfallen der Haare; beim Schafe schwollen die Ohren stark an, und an ihnen, sowie an den Lippen bildeten sich Schorfe und Risse. Uebrigens verlor das Leiden bei jenen wahrscheinlich, beim Schafe aber ganz bestimmt sein An­steckungsvermögen, aber von Menschen wurden ganze Familien mitderGeis-kriitze behaftet und von diesen auf andere wieder übertragen.
Es zeigte sich bei denselben der Ausschlag in einer zalillosen Menge kleiner, sich über den ganzen Körper verbreitender Knütclien, die ein schmerzhaftes Beisscn veranlass-icn, namentlich Im Belle. Sie soll unerträglicher seyn, als die Menschenkrfttze, und Ab-inageiung und übles Aussehen der Kranken veranlassen, ja manchmal hartnäckig der zivcckmässigsten Behandlung (?) widerstehen.
Die Räude des Schweins, Scabies Suis sarcoptica.
Die Schwelnsmilbc, Sarcoptes Suis, hat man bis jetzt nur bei laquo;ildcn Schweinen nachgewiesen. Sic bal die grosste Aehnliclikeit mit der Sarcoptes des Mensehen und des Pferdes, nur dass sie stärkere, mehr borstcnurl ige Haare, und eine vcrhällnissmässig breite Brust, aber einen schmalen Hinleileib hat.
Der Räudeprocess ist im Wesentlichen, wie bei der Sarcoptesräude des Pferdes. Doch zweifelt Gerlach an der Bliiscbenbildung, die manche Ab­schreiber erwähnen.
Ein räudekrankes wildes Schwein war sehr abgemagert und fast ganz kahl, nur der Kopf hatte seine Borsten behalten; hinter den Ohren am obern Halsthcilc und auf dem Rücken bis zum Schwänze entlang ungcfälir 2 Hände
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600nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
breit war die Schwarte mit 1—2 Linien dicken, grosstentheils schwärzlichen Schuppencrusten bedeckt, ausserdem selbst verdickt und runzlich, aber ohne wirkliche Falten zu zeigen. An den übrigen Körpertheilen fand sich nichts auffällig verändert, als dass sie thcils nur dünn behaart, theils kahl waren. Unter den Crusten und in der Oberhaut lagen die Milben ziemlich dicht bei­sammen.
Am Fach sagt, dass Schweine nur Schweine, aber weder Fferde, noch Kinder, noch Schafe anstecken, dass das Contagium aber auf Hunde wirke.
Gerlach hat auch durch Ucbertragungsversuchc auf Menschen das Re­sultat erhalten, wie bei den Versuchen mit Sarcoptes Equi, die Abheilung [erfolgte aber gewöhnlich schon in 8 —10 Tagen. Aussei- anderen derartigen Berichten finden wir den v. Gemmern mitgetheilten Fall hier besonders instruetiv: Eine trächtige Sau litt an Räude über den ganzen Körper, so dass sie beim besten Futter abmagerte; die geworfenen Fer­kel zeigten sich in der 4.—5. Woche angesteckt. Zwei Leute, welche diese letzteren mit Aschenlauge gewaschen halten, empfanden am folgenden Tage an den Beinen und Armen starkes Jucken, das immer ärger wurde, namentlich in der Nacht am stärksten war und sich nach und nach über den ganzen Körper verbreitete, zumeist aber an den Beinen, in den Kniekehlen und an den Armen hervortrat. Der eine Mann steckte seine Frau an, bei weicher jedoch die entstandenen Pusteln nach 14 Tagen ohne Anwendung von Mitteln verschwanden; bei den Männern verschwand der Ausschlag, mit Ausnahme der Beine, bis zum 18. Tage von selbst; diese wurden nun mit schwarzer Seife und Baumöl eingerieben, wodurch das Uebel nach weiteren 12 Tagen beseitigt wurde, doch soll ein juckendes Ge­fühl noch längere Zeit zurückgeblieben seyn.
Die Baude des Hundes, Scabies Canis sarooptica.
Die Räudemilbe des Hundes und wahrscheinlich auch die des Fuchses zeigt von der Krätzmilbe keine wesentlichen Verschiedenheilen, nur in der Grosse bleibt sie, namentlich das Weibchen, hinter der Krätzmilbe zurück, denn das Weibchen ist '/i Linie lang und '/j Linie breit, das Männchen Vio Linie lang und eine Vjt Linie breit; auch scheinen die Beine noch dunkler gelbbraun. Die Geschlechtstheilc scheinen denen von Dermatodectes und Symbiotes ganz ähnlich zu seyn, nur dass die Trennung weit leichter erfolgt, da noch keine Sarcoptes in der Begattung angetroffen worden sind.
Die Milben werden auch dadurch gefunden, dass man Schuppen auf den mensch­lichen Arm bindet.
Die Reaction auf die Milbenbisse sind im Wesentlichen, wie beim Men­schen und bei den anderen Hausthieren, sie zeigen aber nach den Racen und Schlägen der Hunde resp. nach deren Hautverschiedenheiten eine grosse Man­nigfaltigkeit. Rothe Stippchen, verbreitete Röthe, Knötchen, Bläschen und Fu-steln stehen in erster Linie, folgen aber nicht immer der Reihe nach auf ein­ander, können vielmehr einzeln ausfallen; demnächst kommen in zwaiter Linie reichliche Schuppenbildung, Hautverdickungen, Hautrunzelungen und Borken.
Die rothen Stippen, den Flohstichen ähnlich, zeigen sich immer nur auf der nicht pigmentirten zarten Haut, am auffälligsten gewöhnlich am Bauche-Bei zunehmender Eruption und auch zum Theil in Folge des Kratzens zeigt
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Räude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;601
sich eine verbreitete Röthe („rotbe Räudequot;). .Nächstdcm bilden sicli Knötchen von Hirsekorn- bis Linsengrösse; auf dicker Haut sind nur die grosseren er­kennbar, und hier decken sich alle Papeln bald mit Schuppen, ohne dass es ZU weiterer Ausschwitzung kommt, die Haut verdickt sich, wird runzelig und verliert die Haare („trockene Räudequot;). In den meisten Fällen hingegen bilden sich auf den Papeln kleine Bläschen, die in einigen Tagen zu einem gelblichen Schorfe eintrocknen, oder sich vergrössern, mit einer gelblichen eiterigen Flüs­sigkeit füllen und so wahre Pusteln darstellen, die etwas später zu einem dickern braunen Schorfe eintrocknen („Fetträudequot;). Die Pustelbildung tritt gewöhnlich bei zarthäutigen, gutgenährten Hunden und ganz besonders unter dem Bauche, in den Flanken, in der^Schamgegend und an der Innern Schenkel-flächc ein. Bei den lebhafteren Reactionen findet bei weiterer Verbreitung des Räudeprocesses eine geringe seröse Exsudation über den ganzen Körper statt, so dass die Haut feucht anzufühlen ist, kleine Wassertröpfchen auf derselben erkannt werden und die Hunde förmlich zu schwitzen scheinen („nässende Räudequot;).
Durch die Häufung der einzelnen Räudeprocessc an bestimmten Stellen wird die Haardecke dünner, die Haut scheint durch und wird endlich ganz kahl, dabei wird sie aufgelockert und zur Faltenbildung, besonders am Kopfe und Halse geneigt; es bilden sich Borken von verschiedener Stärke, hier und da selbst Schrunden, Risse und Geschwüre.
Dabei ist vom ersten Augenblicke an ein lästiges Jucken vorhanden, wes­halb sich die Leidenden viel kratzen und reiben, die Haut verletzen und zu jenen Schorfen und Geschwüren mit Veranlassung geben.
Der Anfang der Räude kann von jeder Körperstclle ausgehen, doch sind Nasenrücken, Augenbogen und Ohren Lieblingsorte für die Milben. Die Verbreitung geschieht im Ganzen schnell: in 4—6 Wochen kann die Krankheit sich schon über den ganzen Körper ausbreiten. Hat sie aber eine grössere Ausbreitung gewonnen, so stellt sich regelmässig Abmagerung und früher oder später Cachexie ein.
Die geflissentlichen Uebertraguugen der Hundemilbcn auf andere Hausthiere haben ein negatives Resultat ergeben. Es mag jedoch seyn, dass durch massenhafte Uebersiedelung der Milben Räudeausschlag ent­steht, und die insbesondere von Forstleuten beobachtete Ansteckung der Pferde durch räudige Füchse, wenn diese getödtet den Pferden auf den Rücken ge­bunden wurden, spricht sogar dafür, aber der Ausschlag wird nur für kürzere Zeit bestehen und von selbst vergehen.
Bei Menschen aber erzeugt sie einen, der Form nach, der Krätze ganz ähnlichen Ausschlag; gewöhnlich aber ivird davon der Oberarm, die Achselgrube, Brust und der Hals am meisten ergritfen, und auch der Kopf bleibt selten ganz vorschont. Die Belästi­gung ist dadurch meist so gross, dass Krätzmittcl bald in Anwendung gebracht werden müssen, Uebrigens heilt sie in der Bcgcl in M Tagen bis 4 Wochen von selbst ah.
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602nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
Legt man sich IVäudosoluippm auf den Arm, so findet man schon nach einigen, spätestens raquo;ach 12 Stunden VOtho Slippen und Papcln, auf denen die Milben gewöhnlich in kurzen Gängen sitzen, und als helle Pünctchcn erscheinen; auf den lütheu Slippen bil­den sich immer kleine l'apeln, selbst wenn man die .Milbe schon nach einer Stunde mit der Nadel herausgeholt hat; am nSchsten Tage zeigt sich an der Papol meist ein kleines Bläschen, neben welchem entweder die Millie sitzt, oder sie ist auch gar nicht mehr zu finden. Die trächtigen Weibchen graben sich lange Gänge, die aber gewöhnlich erst nach einigen Tagen und noch später gefunden werden. Einige Tage nach der Abnahme der Schuppen vom Anne beginnt auch gewöhnlich erst die Vermelming der Krätzeniplionen auf selbigem.
Die Katzenräude, Scabies Cati sarcoptica. Die Katzenmilbe, SarcoptCS Cati, ist viel kleiner, als die vorgenannten: Das Weibchen '/u Linie lang und Vi4 Linie breit, das Maimelion Vjt Linie lang und '/m Linie breit, der Körper fast kugelig, fast undurchsichtig, die Haut sehr zart, der Kopf kurz und absolut breiter, als bei den grosseren Sarcoplesarten.
Reaction. Bei dem dichten Pelz\verl;e der Katzen kann man den Krank-heitsprocess von Anfange ab nicht gut verfolgen, doch findet man als auffälli­gere Erscheinungen den Pelz strupiiig, glanzlos, hie und da lichtere Stellen; dabei kratzen sieb die Tliiere hilüfig. Nach und nach häufen sich die Haut­schuppen an den betreffenden Stellen, die Haut selbst verdickt sich, verliert die Haare theilweise oder ganz, wird sclirumpfig und faltig, und deckt sich endlich mit einer sehr dicken Crustc, in welcher todtc und lebendige Milben, Eier und Excrcniento in grosser Masse vorgefunden werden. Der Kopf ist der Licblingssitz der Katzenräudemilbcn, ganz zunächst werden gewöhnlich die Ohren heimgesucht; oft bleibt der Kopf längere Zeit der ausschliessliche Sitz der Eäude („Kopfgrindquot;); ehe es hier zur dicken Crustenbildung gekommen ist, findet man die Bindehaut gerothet und die Augen fast verschwollen. Die Ver­breitung vom Kopfe aus ist kriechend über Hals und Kücken, und später, wenn es die Tbicre erleben, bis bin zu den Zehen; oft gelien sie aber auch schon bei Kopfräude durch Cachoxie zu Grunde.
Uebertragungcn auf Rind er und Schafe hatten nicht die geringste Spur von Ansteckung zur Folge. Uebertragungcn der mit unzähligen Milben versehenen Käudccrustcn auf Pferde und Hunde hatten stets nur auf einige Tage etwas Jucken, oder bei Hunden auch zuweilen unbedeutende Krätz­eruptionen zu Folge. Bei einem Pferde wurde die Katzenräude dadurch längere Zeit unterhalten, dass eine räudige Katze im Stalle fast beständig auf dem Rücken des Pferdes lag.
Bei geflissentlichen Ansleckiingsversiichen auf den Monsohen sieht man die MilBe sich eingraben, wodurch eine leichte Krätzereaclion entsteht, die bald von selbst wieder abheilt (5 Tage bis 3 Wochen). Herlwig beobachtete die Ansteckung eines Dienstmädchens, das eine räudige Katze mit ins Bett genommen halte. Schon nach der ersten Nacht halte dasselbe Jucken und Brennen an den Füsscn, und binnen wenigen Tagen war die
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Räude.
603
Vcibrcitiing auf den übrigen Körper bis nuf den behaarten Kopf erfolgt. — Hering sah bei zwei jungen Leuton die Kaizenkrälzo in Isollrt stehenden, äusserst juckenden Sehörf-olion quot;bor Kücken, Bl'ust und Arme verhreilel. Da der Ausschlag bereits 14 Tage be-slandcn halle, ohne sich zu mindern, so Minden Waschungen mil ('reosolwasscr angewen­det, die das Ueluljn wenigen Tagen zum Weichen brachten.
Die Eävide des Kaninchen, Scabies Caniculi sarcoptica, beherrscht gewöhnlich nur den Kopf, haftet aber nicht auf anderen Haus-t liiere n, auch nicht auf Katzen, trotzdem die Milbe der der Katzo sehr ähnlich, nur noch etwas kleiner und xartcr ist, und erzeugt allenfalls bei Menschen eine nur ganz vorübergehende Reaction.
Heilmittel gegen die Räude. Gegen dicMilben, als die alleinige Ur­sache des Ausschlags, sind folgende Mittel geprüft, und bei den Mitteln, die Gerlach nicht selbst contredirt hat, der Name des Experimentators hinzugefügt worden:
tödteten in
Die Mittel
Bemerkungen.
Stunden
Minuten
Crcosot . . . . Creosot 1 Thcil Spiritus 10 Theilc Wasser 30 „
1;.
#9632;Vï
Vj-iVj
.01;
Vorzüglich em-.pfehlcnswerth für alle kurzbehaar-, ten Thierc.
CrcosotWasser 8
1 Thcil ) 30 Theile \
Crcosot mit Fett Crcosot mit Ocl
1:20 . 1:24 . 1 : 24 . 1:40 .
il.
5Va-9
1--2
4—6
i)
20—26
2—2';,
25—30 15—30
Jodtinctur { L
(mit Wasser 1 :4
Jodkali mit Wasser {
fl :4
Aetzkali 1 Theil )
Wasser 24 Theile i •
Aetzkali 1 Theil
Wasser 10 Theile
Theer 2 Theile
Stinkendes Thieröl 2 Theile
Kalischwefelleber Iraquo;raquo;laquo;* Wasser 1:10
Imit Ocl 1; 10 . Chlorkalk mit Wasser 1 :30 , . .
10-20
Mathieu.
Alle Kalien ver-(seifen den Haut-^talg und machen 'die Wolle spröde. i Färbt die Wolle ] nachhaltig.
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604
Räude.
tödteten in
Die Mittel
Bemerkungen.
Stunden
Minuten
Stinkendes Tliieröl s '
(mit Wasser 1:10
Terpentinöl ........
Steinöl..........
Theer..........
! rein......mit Oel !1:5 • • h:10 .
Concentrirter Jreiu......
Essignbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'mit Wasser 1:1 . .
Essigsäure mit Wasser 1:1. . . Conccntrirte Schwefelsäure mit J1 :24
Wassernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;U : 48
i1-5......
Tabaksdecoct; 1:10.....
f 1:60......
Tessicr'sche Arsenikauflösung (1 Ars., 10 Eisenvitr., 100 Wasser) . .
Mathieu'sche Arseniklösung (1 Ar­senik, 10 Alaun, 100 Wasser) .
Uebcrsättigte Arseniklösung in Was­ser 1 : 6 .........
Grüne Seife........
3—4
30 5—9 5—9
8—13
7
Lebten nach 7 Stunden noch.
2—5 4—10
1-13/,,
2-3V2 2
7—8
32—35
10—20
Das Decoct von |1:23—30 ist un-jschädlich und al­lein schon vorzüg­lich wirksam.
Mathieu.
Sind, wenn auch
'sehr wirksam, doch
jdurch andere Mit-
'lel gewöhnlich zu
ersetzen.
7—25
2—3
Va-l
16—65
verdünnte Lösung tödtete gar nicht.
Salmiakgeist........
Sublimatauflösung Gr. x : Jj . . .
Infusionen von Bilsenkraut, Bella­donna u. pers. Insectcnpulver 1:16
Decoct von schwarzer und weisser Niesswurzel 1:16.....
Infusum von Digitalis 1:16. . .
Walz'sche Lauge.......
1/2-
-1
12-
-16
6-
-36
24-
-36
6-
-48
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15—45
Hertwig. Hertwig.
Ein zu wenigbefrie­digendes Mittel.
_
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Baude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;605
Eine nur locale Behandlung wird selten ausreichen. Salben wor­den besonders bei localer Käude, und wo benachbarte Theile geschont werden müssen, gern gebraucht. Linimente durchdringen die Haardecke und die Borken noch mehr. Die flüssigen Formen bei allgemeiner, insbesondere Sarcoptesräude. Bäder von Seifenwasser oder leichter Liiugc, wie auch ein­fache EinÖlungen sind unentbehrliche Einleitungsmittel für jede Kriitz- und Räudecur zur Entfernung von Schmutz, Schuppen, Borken etc. Wegen der nicht getödteten Milben und der Eier ist bei Thieren am 4. oder am 5. Tage eine quot;Wiederholung der Medicamente 1 ja 2 Male nothwendig. Ein Thierarzt aber, der die Räude nicht heilt, ist ignorant.
Empfehleuswerthe Erfahrungsformcln bei räudigen Pfer­den und Bindern:
1)nbsp; Creosot Jjß aufgelöst in Weingeist Jxv und zugesetzt Wasser Lbjjj|S S. Zur einmaligen totalen Einreibung, jeden 3.—4. Tag 2—3 Male wiederholt.
2)nbsp; Creosotöl (vide Tabelle) bei eingetretener Hautverdickung und Borken­bildung auf der einen Seite, Wiederholung am 5, — 6. Tage auf der andern Körperhälfte. Zwei Totaleinreibungen genügen.
3)nbsp; Creosotsalbe (vide Tabelle) eben so milde, wie am betreffenden One wirksam.
4)nbsp; Terpentinöl mit Theer.
5)nbsp; Kalilösung 1:25; vor der 2. Waschung eine schwache Einölung.
(!) Nach Mag.-Suppl. XXIII, 13, die Holzlauge mit 01. anim. foetid, und Euphorbium.
7)nbsp; Schwefelsäure 1:24 sicher und besser wirkend, als concentrirter Essig.
8)nbsp; Dep.-Thierarzt Richter bekennt, dass er mit den in neuerer Zeit ge­gen die Räude empfohlenen Mitteln, als Arsenik, caustischem Kali, Quecksil­ber etc. ohne Erfolg operirt, dass er aber mit der alten bekannten Zusam­mensetzung von Cantharid. 2iß Cupr. sulphuric. Schwefel und stinkendem
^Thieröle ana Jjj, die er in einem Quart Leinöl 24 Stunden digerirt und sorg­fältig auf die ganze Haut eingerieben, die Räude stets und sicher und auf einmal beseitigt habe.
9)nbsp; Mussgnug gebraucht die schwarze Seife mit ^ Schwefelleber und einem Zusätze von Terpentinöl, welche Mischung nach 48 Stunden mit war­mem Wasser oder Lauge abgewaschen und nothigenfalls noch einmal ange­wendet wird.
Zweckmässig legt man unmittelbar nach der lläudewäsche Zaum, Ge­schirr resp. Sattel auf, damit die angewendeten Mittel zugleich desinficirend wirken.
Bei räudigen Schafen sind vor der Wollschur die Schmiercur, nach dem Scheeren Räudebäder (pro Stück 1 Quart Flüssigkeit) empfehlenswerth:
1) aus Tabaksdecoct 1:20.
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606nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Räude.
%
2) Von bestem Erfolge war die in nioinem Lehrbucho der Vcterinär-Pharmacodynamik 8. 29 empfohlene Tabaksabkoclmng mit Sublimat etc.
Schweine bedürfen die erwähnten Heilmittel in stärkerem Grade, er-spriesslich ist besonders das Greosot.
Hunde werden namentlich durch ein starkes Dococt von Tabak mit Vortheil mit 1 oder 2 Repetitionen nach je 4—5 Tagen behandelt. Bei star­ken Borken inzwischen die Creosotsalbc.
Katzen bedürfen milde Mittel, noch mehr die Kaninchen.
Mehandtinifr der Hrätze bei Menschen. Pai'Uello Einreibungen sind unsicher, und wenn dlo Kiät/e auoli uur an einzelnen Körpertliellen sicktbai' geworden isl.
1)nbsp; Nach dem Fisoher'sohen Verfahren wird dor Kranke mit 2 Unzen Seife cingo-rieben und ein einstOndlgos Bad von 28 K. gebrauchl , darnach sorgfältig ahgelrockucl und eine Einreibung auf den ganzen Körper exd. Gesicht mit einer erwärmten Solution von Kali canst, sice. %ß, destillirlcn Wassers Jvj '/j—'j* Stunden lang gemacht, wozu die Wärter einen Wergballen gebrauchen. Ein Roinlgungsbad beschliessl die Cur.
2)nbsp; Die Hard.v'sclie Cür untöl'Wlrft den Kranken einer '/laquo; Stunde dauernden Ein­reibung der schwarzen Seife, der ein cinslündiges Bad folgt, in dem das Reihen fortge­setzt wird. Darnach Einreibung dor Helmerlcli'schcn Salbe (8 Fett 2 Schwefel 1 kohlen­saures Kali) über den ganzen Körper während der Dauer '/. Stunde, in den franz. Ke-gimentsspltätern wird diese Einreibung nach einigen Slunden noeli einmal tviederholt und ein Reinigungsbad gegeben.
Polizeimmsregdn. Da die Thiere durch die Krankheit sehr herunter kommen, ja Pferde wol gar endlich in Rotz und quot;Wurm verfallen, da ferner das Fleisch auch wenig nährkriU'lig und appetitlich ist, die Wolle ihre Elasticifüt verliert und mehr oder weniger verloren geht, (im Dienste leichter Sattel und Geschirrdrücke entstehen etc.), so machen sieb folgende Mnssregeln nothwendig:
1)nbsp; Eäudeverdacht fordert sowol vom Besitzer wie von Thierärzten die Anzeige bei der Ortspolizei.
2)nbsp; Kündige Thiere sind von Gesunden entfernt zu hallen, räudige Schafe und Ziegen auch nicht auf den Wogen, auf welchen gesunde gehen, zu treiben.
3)nbsp; Die mit den Krauken sich beschäftigenden Personen haben desgleichen jede Berührung mit den gesunden zu vermeiden.
4)nbsp; Eine rationelle medicinische Behandlung ist unerllisslich, oder die Tödtung in Ausführung zu bringen.
5)nbsp; Das Treiben solcher Thiere auf Märkte ist durchaus verboten und der Verkauf überhaupt ohne Genehmigung der obern Venvallmigsbc/iördc selbst bei den Thieren nicht gestattet, die mit räudigen zusammen gestanden, nur als verdächtig zu betrachten sind. Wo diese Behörde aber den Verkauf und Transport räudiger Schafe zulässig findet, wird sie eine Gcndarmeriebegleitung mit der nöthigen Instruction anordnen.
6)nbsp; Soll der Verkauf einzelner solcher Stücke über die Grenzen des in-ficirten Ortes hinaus behufs des rieischgenusses geschehen, so dürfen sie nicht
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Runde — Rasender Koller.
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anders, als getödtet und enthäutet verabfolgt werden. Fleiscliermeistern aber ist nur nach speciell eingeholter Erlaubniss des betreffenden SaniUltsbeaniten und nachdem diese öffentlich beLannt gemacht worden ist, das Schlachten räudiger ïhiero und der Verkauf des Fleisches in den betreffenden Floisch-bänlien erlaubt.
6)nbsp; Die Felle von solchen Thieren sind 24 Stunden lang iu starke Lauge zu legen, und sodann an einem luftigen Orte zu trocknen, oder sie sind ttber-liaupt einem starken trocknen Hitzgrade auszusetzen.
7)nbsp; nbsp;Nach der Beseitigung der Krankheit, ja wenn schon die ersten Ein­griffe dagegen bei einer medicinischen Behandlung geschehen sind, sind alle mit den erkrankten Thieren iu Berührung gekommenen Thiere und Gegenstände, bei Pferden also auch die Decken, Sättel, Geschirre, der Aufenthaltsort mit Berücksichtigung der vorgenannten Mittel gründlich zu reinigen, zur Zeit des Winters auch darnach höhere Kältegrude bestmöglichst eindringlich zu machen.
Gerichtliche Thierarzneikunde. Bio Räude oder „Rautequot; ist ßewährs-mangel und es besteht dafür in Oesterreich bei Schafen 8, in Bayern bei Pfer­den und in iWaldeck 14, in Würtemberg bei Schafen 15, in Bayern bei Schafen und in den Reussischen Landen bei Pferden 28, in Nassau 29 Tage Gewährszeit.
Nr. 651. Rasender Koller heisst im gerichtlichen Sinne eine langwierige fioberlosc Nervenkrankheit der Pferde, die sich durch periodische Tobsucht und bcwusstloseu Zustand aus­zeichnet. Oft sieht man ihn in Folge des Dummkollers und als Symptom anderer Krankheiten, wie der Hundswutb, des Nervenfiebers, ferner bei Geil­heit, Mageiiüberl'tillung, Würmern etc. hervortreten. Darnach wird die Krank­heit bald unverhofft, bald nach Vorboten sich zeigen, bis die Tobsucht, die sich durch Acngstliclikeit, Zusammenschrecken, Schnauben, Durchgehen, Steigen, Ucbcrschlagen, heftiges Schwitzen etc. chaiactcrisirt, eintritt, der wieder ruhige Momente, ja Schlafsucht folgen. Durch diese Periodicität unterscheidet sich vornämlich das Uebel von Gehirnentzündung, die fast in einem Zuge verläuft, jreilich aber auch oft in Dummkoller übergeht. Im Ganzen aber sind die Secüousdata oft nicht befriedigend.
Hering bcmcrkl darübei' in Repert. der Thieiheilliiindc, XVII, 1856, Slt; 5, dass Fälle vorkommen, wo das Hirn elier blass, als duiikcl aussieht, dass die Leber bald ver-grössert und blutreich, bald normal oder gar verkleinert erscheine. Eine irrige Ansiebl bcsil/.l er aber, dass einige Autoren geneigt seyen, diese Krankheit als Typhus zu be­zeichnen. Ein rationeller Autor wird hei diesen Momenten walirlicb nicht von Typhus sprechen!
Die Behandlung geht wieder vorerst auf Entfernung der Ursachen und dass sich das Thier nicht beschädigen kann. Ausser kühlem Verhalten, leicht
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(JOSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rasender Koller — Regenfäule.
verdaulicher Fütterung machen sich insbesondere der Brechweinstein, oder Aloepurganzen und weitere Ableitungs- und umstimmende, sowie narcotische Mittel, bei einer vorherrschenden Reizung des Gehirns selbst der Aderlass nothwendig.
Raspe vide S chuizinauke.
Nr. 652. Der Rattenschweif charaetcrisirt sich durch völlige Haarlosigkeit an der Schweifrübe in Folge von Atrophie der Haarzwiebeln, oder (der s. g. unächte) durch nur dürftige Be­haarung und nur kurze Haarstumpfe am besagten Theile, in welchem Falle er von einem Exanthcme, vom Schmutze im Schweife, von Rossigkeit etc. ab­hängig ist, indem dieselben Reibungen veranlassen.
Gegen erstcren Zustand empfehlen Rohlwes und v. Tennecker folgendes Verfahren; Alle am Schweife noch vorfindlichen Haare sollen weggeschoren und die ganze Schweifrübe mit folgender Salbe eingerieben werden: Man nimmt 1 Pfd. frische Klcttenwurzel, stampft dieselbe im Mörser zu einem Breie, kocht sie mit Wasser zu einem Müsse, und mischt dann ebensoviel Baum- oder Leinöl, oder besser noch Klauenmark hinzu. Im Winter, wo frische Kletten­wurzel nicht zu haben ist, kann das Pulver der getrockneten genommen und damit ebenso verfahren werden. Ist das frische Haar etwa ijt Zoll lang her-vorgewachseu, so soll man es nochmals abschecren und die ganze Procedur wiederholen.
Bei jungen Pferden soll dieses Verfahren manchmal den besten Erfolg haben.
Ein Fall ist mir erinnerlich, wo ich von der dreimaligen Anwendung der Cantharidensalbe, in Intervallen von 12 Tagen, einen ganz befriedigenden Er­folg erzielte.
Räude s= Räude.
Nr. 653. Bauschender Brand wird eine Form des Milzbrandes genannt.
Nr. 654. Regenbogenhaut - Zerreissung entsteht zuweilen in Folge der periodischen Augenentzündung und der Wasser­sucht des Augapfels, und zwar ist sie entweder bloss eingerissen, oder man soll selbst, nach Bürger, abgerissene Stücke in der wässrigen Feuchtigkeit schwimmen sehen.
Nr. 655.
Regenfäule
heisst der Zustand bei Schafen, der entsteht, wenn dieselben längere Zeit hin-
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Regenfäulc — I\clihuf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 609
durch dem Hegen ausgesetzt waren, wodurch nicht nur Verstimmungen der Yerdauungsorganc, Anbrüchigkeit und Wassersucht entwickelt, sondern wo­durch die Haut selbst in einen aufgelockerten oder krankhaft erweichten Zu­stand versetzt wird, so dass seröse Feuchtigkeit zwischen Cutis und Epidermis ausschwitzt und leicht blutende Borken und Risse erscheinen,
Es kann sich dieser Zustand noch von selbst ausgleichen, wenn das Thier der Nässe fernerhin nicht ausgesetzt wird, oder es bilden sich nun, wie Manche meinen, Käudemilben und damit die eigentliche Räude aus.
Nr. 656. Das Bebbein oder der Hasenspat ist eine gewölbte längliche Knochengeschwulst an der äussern Seite des Sprung­gelenks in der Gegend des herabsteigenden Fortsatzes des Sprungbeins, des Würfel- und am Kopfe des äusseren Griffelbeins, die man wahrnimmt, wenn man hinter das Pferd tritt und das eine mit dem andern Sprunggelenke an besagter Stelle vergleicht.
Die Ursachen sind im Ganzen wie bei Spat.
Diagnose. Bei ausgebildetem Rehbein zeigt sich meist kein Lahmgehen, indess bei der Entwickelung sich eine ebenso zuckende Bewegung, wie bei Spat äussern wird. Man ruft diese indess im zweiten Stadium dadurch mehr her­vor, wenn man, wie für die Beurtheilung des Spates, den Fuss durch längeres Aufheben in eine grössere Spannung versetzt.
Die Behandlung ist ganz wie bei Spat.
Nr. 657. Rebe,
abstammend vom altniederdeutschen hre, oder dem oberdeutschen räh, und dem lateini-sclien rigidus verwandt,
wird die fieberhafte Hufentzündung hie und da genannt. Davon leitet sich der Begriff
Nr. 658. B e h b u f, auch der Producte wegen Ring- und Knollhuf genannt, ab.
Derselbe ist im Ganzen mehr oder weniger missgestaltet, denn es finden sich Ring- oder wellenförmige Erhöhungen und Vertiefungen über die ganze Hornwand hin, die Zchenwand ist gewöhnlich beträchtlich verdickt und ver­längert. Die Sohle ist dünn und gewölbt, der Strahl klein, die weisse Linie ungleich, auseinander geborsten und mit fächerförmigen Zwischenräumen ver­sehen, überhaupt ist das ganze Huf horn trocken und mürbe, wie auch die in­neren Theile wesentlich mitleidend sind.
Falke, Knnkh. d, llausth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
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610nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rehlmf — Rinderpest.
Solche Leidende stehen und gehen mit vorwärts gestreckten Füssen, un­sicher und schmerzhaft, mehr mit den Ballen auftretend, ja es können sich manche kaum foitbewegcn.
Behandlung. Da die Vorschläge der HH. Meyer, Grossmann und Günther (Mag. XIV, S. 295 — 312), die alte Wand mit den übrigen Huftheilen durch ein Rinnmesser oder eine Hornraspel aus ihrer organischen Verbindung zu bringen, noch kein glückliches Resultat gehabt zu haben scheinen, so werden wir vielmehr nur solche an der Zehe verlängerte Hufe mit Rücksicht des nor­malen Verlaufes der Hornfasern zu kürzen, das Niederschneiden der Trachten aber nach der Stärke und Wölbung der Sohle zu bestimmen haben, welche letztere jedenfalls geschont werden muss. Man gebraucht Hufeisen, die wegen jener fächerförmigen Zwischenräume und anderer Entartungen am Zehentheile breit und der Sohle gegenüber, wo es nöthig, ausgehöhlt, keineswegs aber schwer seyn müssen. Dabei macht sich öfters ein Ausfüllen der Spalten und fächerförmigen Zwischenräume mit Holztheer oder Klebwachs, oder ein Ter­pentinüberzug, oder eine Einlage von Leder oder Gutta Percha über die Horn-sohle, sowie ein nur subtiles Anziehen der Nägel und ein massiges Einschlagen der Wände mit Kuhmist und der Gebrauch einer terpentinhaltigen Hufsalbe nothwendig. Ist die Wand an den betreffenden Stellen zum Schlagen der Nägel ungeeignet, so muss bei solchen mehr verbildeten Hufen jede Stelle, die zum Tragen des Eisens noch geschickt ist, benutzt werden.
Nr. 659. Reitstee tig nennt man ein Pferd, das, zum Reitdienst gebraucht, die Zufälle der Stätigkeit äussert.
Gerichtliche Thicrarzneikunde. Im Calenberg'schen soll dieses Uebel Wandlungsfehler seyn, wenn der Beweis des Vorhandengewesenseyn vor dem Verkaufe nachgewiesen wird.
Rhachitis = Englische Krankheit.
Rheumatische Augen affec ticn vide Augenentzündung.
Rheumatische Buglähme vide Buglähme.
Nr. 660. Die Binderpest.
Syn. Löserdürrc, Magen-, Darmseuclic, Uebergallc, G:;ossg alle, ge­meines Viehstcrhen, Rindcrtjphus, Ramazzini's Pockenseuche.
Symptome. Wenn Ansteckung Statt gefunden hat, so macht sich immer erst eine latente oder Incubationsperiode geltend, ehe die Vorboten derselben eintreten. Es geschieht diess gewöhnlich zwischen dem 5.—8. Tage, oder auch erst später, wenn das Contagium aus der noch nicht zur Höhe gelangten Krank-
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lliiiderpcst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;611
heit herrührt, oder das Thier auf dem Marsche sich befindet, wodurch die Ver­arbeitung des Ansteckungsstoffes wahrscheinlich weniger intensiv geschehen kann.
Solche Vorboten sind: Bei manchen Häuptern Traurigkeit, Kopfhängen, bei anderen grössere Aufgeregtheit, die sich durch Springen, Ankämpfen gegen andere, Stampfen mit den Füssen, Knirschen mit den Zalmen, ausserordent-liche Empfindlichkeit der Lendengegend, besonders beim Drucke auf dieselbe etc. äussert; ausserdem bemerkt man Reizhusten, unterbrochenes quot;Wiederkäuen, etwas geröthete glänzende, oder matte, trübe, thränende Augon, etwas ge-röthete Schleimhäute.
Etwa Tags darauf stellt sich ein Fieberanfall unter Frostschauder ein, der wol übersehen werden kann, oft aber auch ein wahrer Schüttelfrost ist, der nach Erdt's Beobachtungen wol 4—8 Stunden dauert.
Darnach erhöhte, oft ungleiche Vertheilung der Temperatur, Haut und Flotzmaul sind dabei trocken, die Schleimhäute wärmer, rother. Der Puls ist auf 70 — 90 Schläge gesteigert, das Athmen geschieht beschleunigt und mit starker Bewegung der Nasenläppchen und Hungergruben, der Husten ist kraftlos, pfeifend, hohl, das Zahnfleisch ist roth punetirt und aufgelockert, aus dem sehr heissen Maule kommt ein ganz eigenthümlicher Geruch, die Fresslust mangelt, aber sie zeigen heftige Begierde nach kaltem Wasser, der Koth ist trocken, selten, oder es findet vergebliches Pressen auf Kothabsatz, Wedeln mit dem vom Leibe mehr abwärts stehenden Sehwanze, auch die Verminderung anderer Secretionen, insbesondere der Milch, statt. Sie vermeiden die Bewegungen, oder sie heben die Füsse krampfhaft auf, oder sie trippeln hin und her, legen sich öfterer nieder und stehen wieder auf, sehen sich nach dem Leibe um, oder horchen mit zurückgelegten Ohren.
Fieberexacerbationen machen sich namentlich in den Abendstunden be­merkbar. Wohl abhängig davon sind die zeitweilig bemerkten Contractionen des Hautgewebes, wodurch die Haare an den Seiten der Wirbelsäule sich sträuben.
Zwei bis drei Tage nach dem Anfange des Fiebers gehen in den be­treffenden Schleimhäuten die erwähnten rothen Flecken („Petechienquot;) in kleine weisse Bläschen über, die bald bersten, wodurch Erosionen entstehen, und die abgetrennte Oberhaut als ein talgartiges Smegma mit sehr widrigem Gerüche hervortritt.
Mit diesen Bläschen auf der Schleimhaut bildet sich gleichzeitig oder erst auf der Höhe der Krankheit in manchen, aber durchaus nicht in allen Epidemien ein Exanthem auf Hals, Kücken und Schwanz aus. Die Haare nämlich sträuben sich daselbst und der tastende Finger fühlt aneinander ge-reihete Knötchen (oder Bläschen, Friesel, llamazzini's Pocken), welche sich bald als Crusten mit noch aufsitzenden Haaren umbilden. Da diese Knötchen beinahe geradlinig an einander gereiht sind, so bilden sich oberflächliche Linien.
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[]\2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rinderpest,
Beim Ablösen der Crustcn bleiben die Haare darauf kleben, und die be­treffenden Hautpartieen zeigen nun kleine Gcschwürflüchen und weiter rund­liche Narben.
Die Absonderungen der Augen und der Nase werden reichlicher, die Kothentleerung ruhrartig, von höchst widrigem, aashaftem Gerüche, sie pressen auch wol auf den After, der dadurch stark hervorgetrieben wird, ohne dass immer Kothentleerung möglich ist; noch später steht derselbe ganz offen, ja er fällt wol vor.
Der Schwäche- und mehr und mehr zunehmende septische Zustand giebt sich ferner auch durch grosse Abmagerung, quot;Windgeschwülste, Mattigkeit und Schwanken, ja völlige Lahmung der Hintertheils und durch Abortus trächtiger Kühe zu erkennen.
Selten ist im Ganzen ein lautes Stöhnen, gewöhnlich ein stilles, kurzes Aechzen, welches der Inspiration nachfolgt, bemerkbar.
Die Abgrenzung der Rinderpestentwicklung in einzelne Stadien nennt Dr. Weber nur Ruhepuncte des menschlichen Verstandes, die aber in der Praxis nicht deutlich nach­zuweisen seyen.
Diagnose. 1) Maulseuche. 2) Durchfall. 3) Ruhr. 4) Lungenseuche. 5) Milzbrand.
Die Diagnose ist, um Brefeld's Worte in seiner Schrift „zur Rinderpest, Breslau 1857quot; im Sinne aller guten Beobachter zu wiederholen: Die Diagnose der Rinderpest ist im Einzelfalle oft ungemein schwer, bei epizootischer Ver­breitung in der Regel ungemein leicht. Das einzeln in Betracht genommene Krankheitssymptom, ein einzelnes Ergebniss des Sectionsbefnndes hat ausser-ordentlich geringen Wcrth. Eine grosse Zahl derselben wird mit der Rinder­pest von hundert anderen Krankheiten getheilt, keins kommt ihr allein zu, sie werden in ihrer Gesammthcit immer um so vollständiger angetroffen, je grosser die Menge der kranken Thiere ist, welche der Untersuchung zu Gebote steht. Doch sind nach ihm die vermehrte Schleimabsonderung der Mundschleimhaut, weniger constant die der Nase und Augen, und die Bedrückungen der Respi­ration und der ganz cigenthiimliche lahme Husten höchst beachtenswerthe Er­scheinungen.
Aetiologic. Sie ist nur dem Rinde einschliesslich dem Büffel (nach Dr. Welili) und nach Renncr's und Anderer Nacjiweisungen ursprünglich nur demjenigen Rindvieh eigen, welches, weil es durch Polen oder Ungarn getrie­ben wird, unter dem Namen polnisches oder ungarisches bekannt ist, es ist dasselbe aber asiatisches Steppcuvieh, in welchem die Krankheit durch Typhuschädlichkcitcn im Lande oder bei den langen Transporten, wobei sie Hitze und Durst und sonst vieles Ungemach ertragen müssen, erzeugt wird.
Ist aber die Krankheit bei denselben ins Leben gerufen, so wird sie nun auch anderen Racen der Gattung Rind und jedem Geschlecht und Alter mit-
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Kindei pest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;613
telst Ansteckung durch unmittelbaren oder mittelbaren Contact, als durch das Blut, die Milch, den Koth, den Nasen- und Maulausfluss, Fleisch, Eingeweide, Fett, die Haut, Futterrückstände von tranken Thicrcn, Stallgcriithc, und Kleidungsstücke von Dienstboten, Flciscliern, Viehhändlern, Abdeckern etc. oder durch Verunreinigung der Atmosphäre zugeführt.
Das Conlagimn soll seine ansteckende Kraft sehr laus;laquo; behalten und nur durch Clilordämpfc, Säuren und Alkalien zerstört werden können.
Sie befällt übrigens die Rinder nur einmal im Leben, daher durchge-seuchte in jenen Gegenden von besonderem Wcrthe sind.
Auf andere Thiere und auf Menschen hat sie nie schädlich gewirkt, lim so merk­würdiger ist es aber, dass (nach Vircliow's Archiv X, 4, 118 etc.) mit ihrem Auftreten bei unserem Rindvieh öfters das Pelechialficber und die asiatische Cholera bei Menschen vorgekommen resp. von Osten nach Südwest fortgeschritten ist! —
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Oft ist der Verlauf enorm rasch, denn der Tod tritt manchmal schon 2 — 4 Tage nach dem Ausbruche des Fiobers ein, und ohne dass Durchfall sich eingestellt hat, class vielmehr die Thiere verraquo; stopft bleiben und stark aufblähen. Gewöhnlich erfolgt der Tod zwischen 7—9, selten in 11—18 Tagen. Und im Falle der Genesung ist diese oft erst in 12—15 Tagen deutlich ersichtlich.
Complicatiotien. Manche Beobachter sahen die Krankheit mit dem Milzraquo; brande zusammen Torkommen, und dann einen rapiden Verlauf, einen lang­samem dagegen Jessen durch Complication mit der Lungenseuche.
Die Complication mit Klauenseuche hatte dagegen nach Wolstein wenig Einfluss auf ihren Verlauf.
Prognose. Bei ihrem Beginnen findet gewöhnlich die grösste Sterblich­keit statt, überhaupt ist die Mortalität eine ungeheuere (Magazin XXII, 359),
Bei unserem Rindvieh ist die Krankheit immer noch viel heftiger.
Wird sie durch Viehtransporte hervorgerufen, so macht sie sich selbstverständlich auf den begangenen Strossen und an den Rast- und Futterstationen bemerkbar, und ver­breitet sich von da radienartig, und im Verhältniss zur Frequenz der weiteren Communi-catlonswcgc.
An den Orten des Auftretens erkranken in geschlossenen Räumen gewöhnlich erst die zunächst Stehenden.
Erscheint statt des ruhrartigen Durchfalls nur eine weiche Kothentleerung und wird zu der Zeit, wo diess zu geschehen pflegt, das Fieber massiger, stel­len sich Zeichen des Appetits und Wiederkäuen ein, heilen die Erosionen, werden Exsudate und Schleim aus den Luftwegen ausgehustet, oder lassen die eingetretenen übleren Krankheitserscheinungen an Intensität und Umfang in rascher Progression nach, werden die Thiere scheuer und wehren sie die An­näherung des Menschen, so darf man, wenn auch eine dünne Kothentleerung und vermehrte Thränenahsondevung noch fortdauern, auf einen guten Ausgang
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Rinderpest.
rechnen. Treten aber Muskelzuckungen und Sehnenhüpfen ein, so ist diess, wie das Zähneknirschen, von übler prognostischer Bedeutung.
Nach Koch (Centralzeitung V. 117) geben Umfang und Stärke der Krankheitserscheinungen keinen Anhaltspunct für die Prognose, indem in sehr hohem Grade Leidende genasen, weit minder Gradige aber oft in sehr kurzer Zeit verendeten.
Den Verwüstungen, die die Kinderpest anrichtet, hoffen Dr. Wehli und Jessen hinfort durch die Impfung der von pestkranken Rindern entnommenen Pockenflüssigkeit oder des Nasenschleims und Thränenflüssigkeit zu begegnen, ja dadurch, dass man diese Stoffe von solchen nimmt, die in erster und zwei­ter Generation davon angesteckt worden sind, hofft Jessen einen noch gut­artigem Verlauf. Resultate vide Jessen's Bericht, Petersburg 1854.
Allermindestens hat die Impfung das Gute, dass dadurch der Seuchen-gang wesentlich beschleunigt und verkürzt wird.
Leichenbefund. Mit Recht verlangt Eckel eine Unterscheidung der Sections-ergebnissc von den an der Krankheit Gefallenen und den in verschiedenen Sta­dien Getödteten,
Wenn bei letzteren noch manche Erscheinungen der Blutüberfüllung, ja Entzündung sich kund geben, so finden wir bei Erstgenannten in der grossen Mehrzahl der Fälle Magerkeit, quot;Wimlgeschwülste unter der Haut, Erosionen an den Augenwinkeln, Nase und Maul, Auftreibung des Hinterleibes, Vordrängen und Umstülpung des Afters, dunkelblaue und purpurrothe Färbung von dessen und der Scheide Schleimhaut, Besudelung des Schwanzes und der Hinter-schenkcl mit flüssigem Darmkothe, in dem sich zuweilen croupöse oder Faser­stoffgerinnsel, welche im Darme, wie in der Luftröhre ausgeschieden werden, noch erkennen lassen; das Blut in den durchschnittenen Hautvenen entweder mehr dunkel-dünnflüssig, oder theerartig, die Musculatur, namentlich auch die des Herzens, dunkclroth, leicht zerreissbar, in seinen Höhlen desgleichen jenes veränderte Blut; an der Innern Herzauskleidung, wie auf der äussern Fläche des Herzens zahlreiche, hanfkorngrosse und grössere Blutergiessungen, weniger constante Veränderungen in den Lungen, in der Leber, im Gehirn. Am Netze und Gekröse die Gefässe oft sehr injicirt und zahlreiche hellrothe Puncte, Flecken und Striemen; weniger constant sind dergl. am Verdauungscanale. Characteristisch ist ferner, dass nur in seltenen Fällen in den Säcken der Pleura, im Herzbeutel und innerhalb des Peritonäums eine röthliche trübe Flüs­sigkeit gefunden wird, viel gewöhnlicher erscheinen Pleura wie Pcritonäum ganz trocken, unter derselben aber mitunter leichte Blutergüsse.
In der Maulhöhle finden sich bei vorgerückter Krankheit breiige abstreif­bare Erosionen an der Schleimhaut, diese aber selbst stark geröthet.
Der Löser mit seinem Inhalte ist schon nach der Fütterung verschieden, keineswegs aber die Löserdürre ganz zuverlässig.
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;615
Die Eröffnung des vierten Magens bietet einen grössern oder unbedeu­tendem schmutzig-, gelb- oder rothbraunen, selbst Blut- und stinkenden Jauche­inhalt dar, seine Schleimhaut zeigt gerötliete Knötchen, oder allgemeinere ver­schieden nuancirtc rothe, selbst schwärzliche Färbung, sowie Anschwellung und Verdickung. Spinola empfiehlt, eine Labmagenwand gegen das Sonnenlicht zu halten, wodurch man vielfache .Verzweigungen der venösen Gefässe als blau­schwarze Stränge und büschelförmige Netze und Ausstrablungen erblicke, welche viele Ecchymosen zwischen sich haben, keineswegs sey aber die Schleim­haut entzündet oder brandig. Dieselbe trenne sich übrigens leicht von der Muskelbaut und man fände dann beim durchscheinenden Lichte Blutextrava-sate, die die Gefässästchen umgeben. Nach Seer finden sich öfters Linsen-bis Silbersechser grosse Geschwüre gegen den Pförtner hin, und von hier ohne Ausnahme in den Dünndarm hinein in der stellenweise stark aufgelocker­ten und hier mit Galle stark imbibirten Schleimhaut. Das Secret der Ge­schwürsflächen füllt die durch die aufgewnisteten Ränder gebildete Cavität aus, so dass die Mucosa des, seiner Länge nach geöffneten Dünndarms wie fein gesprenkelter Granit erscheint.
Nach Bochdalek finden sich im Dünndarme auch die Pcyer'schen Drüsen und die vereinzelten Drüsenbälge aufgelockert, über das Niveau der übrigen Schleimhaut hervorragend, blutreich, mit Schorfen von 1—2 Zoll Länge be­deckt, siebförmig areolirt, beim Drucke entleeren dieselben eine trübe, grau­schleimige, dickflüssige Masse. Uebrigens ist der ganze Dünndarm mit einer gelblich braunen, oft leberfarbigen coagulirten Masse angefüllt, wodurch an einzelnen Stellen das ganze Lumen des Darms verstopft ist. Oft schwimmen diese Coagula in einem dünnen, kirschbraunen, blutigen, aashaft riechenden Breie, welcher auch, den Blinddarm abgerechnet, in den dicken Gedärmen vor­gefunden wird. Selten ist übrigens der Krankheitsprozess im Dickdarme in­tensiv und soweit vorgeschritten, als im Labmagen und Dünndarm.
Die öfters bis aufs Achtfache vergrösserte Gallenblase wird gemeiniglich voll dünner, wässriger, gelbgrüner oder braungelber, wie blutgemischter Galle gefunden.
In der Gebärmutterschleimhaut werden Ausschwitzungen von weisscr oder weissgrauer Farbe vorgefunden. In den Cotyledonen trächtiger Kühe ist ge­wöhnlich ausgetretenes schwarzes Blutgerinnsel, welches als Apoplcxia Placentae die Ursache des Abortus seyn mag, wahrzunehmen.
Trotz dieser sorgsam gegebenen, wie gesammelten Sectionserscheinungcn stehe ich doch nicht an, das Bild durch Roll's durch Autopsie gewonnene Mit­theilungen in der Wiener medic. Wochensclirift VII, Nr. 16 (wahrscheinlich bei asiat. Steppen - Eindvieh, wo die Krankheit im Allgemeinen gutartiger er­scheint) zu vervollständigen und zu klären, da sie gewisser noch die verschie-
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Rinderpest.
denartig auftretenden Rinderpest-Invasionen constatircn, als die Zeichen im lebenden Zustande.
Deswegen ist auch nach einem Erlasse des K. Minist, des Innern vom 11. Sept. 1850 gestaltet, bei einem solchen Seuchenausbriichc ein krankes Stück zu tödten, wofür der Besitzer Entschädigimg aus der Staatscassc erhält.
Roll unterscheidet 3 Stadien: Im ersten erscheint vorzüglich die Schleim­haut des Labmagens namentlich in der Nähe des Pförtners geschwellt, hoch-geröthet und von zahlreichen, gewöhnlich dicht gedrängt stehenden Extravasa-ten durchzogen, ein Zustand, der auch über den Zwölffingerdarm und, wenn auch in geringerem Grade, über den übrigen Dünndarm verbreitet ist. Die Umgebung der solitären Follikel ist meist stärker injicirt, die bei Rindern sehr langen Peyer'schen Plexus erscheinen gewöhnlich arcolirt und über das Niveau der angrenzenden Schleimhaut bedeutend hervorragend. Die Oberfläche dieser Schleimhäute ist mit einer klebrig-zähen, röthlichen Flüssigieit, die bisweilen auch in grösserem Masse die Darmhöhle erfüllt, überzogen. Im Dickdarme beschränkt sich die Röthung in der Regel auf die vorspringenden Darmfalten; verhältnissmässig selten ist die Schleimhaut dieses Darmabschnittes im Ganzen wie im Zustande eines intensiven Catarrhs. Vom Zwölffingerdarm aus ver­breitet sich der Prozess auf die Schleimhaut des Gallenganges, und von da aus auf jene der Gallenblase, welche geschwellt und saturirt geröthet erscheint. Durch die geschwellte Schleimhaut des Gallenganges wird der Abfluss der Galle gestauet und die Gallenblase und die Gallengänge der Leber oft enorm aus­gedehnt, weshalb auch gewöhnlich die Leber ein gesättigt gelbes Aussehen er­langt. Einen ähnlichen Anstrich von Catarrh hat die Schleimhaut des Kehl­kopfes, der Luftröhre und der grössern Bronchien, dann jene der Harn- und Geschlechtsorgane. Der Lüser bietet bald festgeschichtete, trockene, nicht selten zu Pulver zerreibliche Futtermassen, bald ist er weich, behält dicFinger-cindrücke, und schlicsst dann breiige feuchte Futtermassen ein; nach Hinweg­ziehen des Epithels ist seine Schleimhaut meist stark injicirt, bisweilen von Extravasaten durchzogen.
Im zweiten Stadium findet mau auf der Schleimhaut des Labes, insbe­sondere an den .Seitenflächen der Falten und in der Nähe des Pförtners, ferner im Zwölffinger- und im übrigen Dünndarme 2 — 3'quot; und darüber im Durch­messer, %Uquot;' — 1quot;' in der Dicke haltende, .gelbe oder röthlich braune, mehr oder weniger zähe Exsudatplatten, welche auf der dunkelgerötheten oder violet­ten, von Extravasaten durchzogenen Schleimhaut anfangs fest aufsitzen, später aber vom zerfliessenden Rande aus sich loslösen, während sie in der Mitte noch fest anhängen. Nach Hinwegnalimc derselben erscheint die Schleimhaut wie niedergedrückt, bisweilen von capillären Extravasaten durchzogen, jedoch vom Epithel übcrkleidct, nur selten leicht exeoriirt. Tiefer in die Schleimhaut eingreifende Substanzvcrluste wurden nicht angetroffen. Jene Exsudatgerin-
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;()17
nungen erlangen die grüsste Ausdehnung auf den Peyerschcu Plexus, auf denen sic in Gestalt (bisweilen schuh-) langer Wülste aufsitzen, welche entweder derb und zähe, oder weich und stellenweise rahmähnlich zorfliessend erscheinen, unter denen die Plexus areolirt und die geöffneten Capseln mit pfropfartigen oder rahmähnlich zerflossenen Gerinnseln angefüllt sich darstellen. Seltener ist es, dass die Oberfläche der Dünndarmschleimhaut in grösserer Ausdehnung von einer zusammenhängenden Haut- oder rahmiümlichen Gerinnung, welche hie und da die Dicke von 2'quot;—3quot;' erreicht, bedeckt ist, die entweder noch in ihrer ganzen Ausbreitung der infiltrirteu Schleimhaut anhängt, oder mit ihren los­gelösten, weichen Enden in der Darmhöhle flottirt.
Im Blind - und Grimmdarme kommen sowol die rahmigen als platten-förmigen Gerinnungen seltener vor, sondern man findet mitunter nur längliche Streifen, oder bios die Schleimhaut mit dem Ausdrucke eines sehr intensiven acuten Catarrhs.
Der Inhalt der dicken Gedärme stellt eine schmutziggraue oder braune, bisweilen blutiggefärbte Flüssigkeit dar.
Die Schleimhaut des Kehlkopfs und der Luftröhre, weniger oft jene der grosseren Bronchien ist mit meist ausgebreiteten, membranosen, weisslichgelben, entweder zähen oder rahmähnlich zerfliessenden, oder plattenartigen Gerinnun­gen von verschiedener Grosse bedeckt, unterhalb deren sie dunkel geröthet, hie und da exeoriirt oder blutend erscheint.
Auf der Mundschleimhaut, namentlich auf den Lippen, auf den Rändern des Zahnfleisches, viel seltener auf der Zunge, finden sich linsen - und darüber grosse, graue oder gelblichgraue, breiige Exsudatplatten, nach deren Abstreifen sie exeoriirt und stark injicirt sich darstellt. Die thierärztlichen Schriftsteller haben diesen Zustand mit dem Namen Erosionen belegt.
Die Schleimhaut der stark ausgedehnten Gallonblase erscheint noch be­deutend geschwellt und entweder mit kleinen Exsudatplatten, oder dünnen ge­latinösen Gerinnungen bescldagen, die von der strahlig injicirten Schleimhaut leicht abzustreifen sind.
Die Schleimhaut der Scheide ist zuweilen auch von croupösen Gerinnun­gen beschlagen, sowie die der Gebärmutter, oder man findet auch in derselben, wenn Abortus stattgefunden hat, einen jauchigen Beschlag.
Die Gekrösdrüsen sind häufig massig geschwollen und von einer trüben, röthlich-grauen Flüssigkeit infiltrirt.
Die Milz ist beinahe stets normal.
Im dritten anatomischen Stadium der Rinderpest d. h. bei den gegen das Ende hin getödteten oder bei den schon umgestandenen Thiorcn werden die Exsudatplattcn entweder schon losgestossen oder in der Loslösung begriffen angetroffen. Die gewöhnlich in hintern Theile des Dünndarms und in den dicken Gedärmen zusanimengeschwcmmten und mit flüssigen Fäcalmassen ge-
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618nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rinderpest.
mengten flockigen Gerinnsel füllen das Darmrohr aus. Die betroffen gewesenen Schleirahautstellen sind gesättigt geröthet, oder auch durch die Gegenwart ober­flächlicher Substanzverluste kenntlich. Die Peyerschen areolirten Capseln ent­halten eine leicht ausdrückbarc, eiterähnlicbe Flüssigkeit.
Eine gleiche Veränderung hat das die Luftröhrenschleimbaut bedeckende Exsudat erlangt, denn es ist zu einem klebrigen, eitcräbnlicben Fluidura zer­flossen.
Die übrigen Organe zeigen keinen constanten Befund, doch sind öfters die Lungen ödematüs.
Von Mitgetheiltera abweichend ist der Befund bei früher schon krank ge­wesenen, oder in schlechtem Ernährungszustände befindlichen Thieren: Es ist nämlich nicht zur Bildung von Exsudatgerinnungen gekommen, sondern es ist die Darmhöhle von einer zähen, eiweiss- oder reisswasserähnlichen, grauen oder röthlichen, auf den Fingfern des Untersuchenden ein Prickeln veranlassenden Flüssigkeit angefüllt, während die Schleimhaut der Dünn - und Dickdärme nicht selten über die Ausdehnung mehrer Schuhe entweder vollkommen der Art ab-gestossen ist, dass das unterliegende Bindegewebe, selbst die Muscularis blos zu Tage liegt. In solchen Fällen springen dann die Peyerschen Plexus stark über das angrenzende Niveau hervor und ihre geöffneten Capseln enthalten eine ähn­liche Flüssigkeit, wie der Darm. Auch die, meist exeoriirte Bronchialschleim­haut ist mit zäher, jauchiger Flüssigkeit bedeckt.
Die Sectionscrschüinungcii vun Geimpften sind im mclirgedachten Jessen'sclien Berichts über die Imprung der Rinderpest angegeben.
Behandlung. Medicinische und chirurgische Präservativiiiittel, abgerech­net die Impfung, haben sich ebenso unwirksam bewiesen, als die vielerlei, i;um Theil sehr albernen, während der Krankheit in Anwendung gebrachten Mittel. Man wird vielmehr, wenn die Thiere überhaupt, und zwar bei bereits allge­meiner Verbreitung der Krankheit, behandelt werden dürfen, nur nach den all­gemeinen, bei Typhus anwendbaren Principien zu verfahren haben, und diese fordern ja eine möglichst blandc, oft nur symptomatische Behandlung: Nächst Lüftung und Reinigung des Stalles, Frottiren des Körpers, Ausspritzen der Maulhöhle, bei gutgenährten Thieren, starkem Fieber, andauernder Kothver-haltung Aderlässe, Salze, Calomel mit Campher, Clystiere; bei heftigem Durch­falle gerbestoffige Mittel und die Brechnuss; bei starkem Meteorismus Schwefel­leber. In späterer Zeit Chlor, Baldrian, Arnica, Angelica, Rothwein, Naphtha, Schwefeläther. Nach dem Berichte über die mehrerwähnten Impfungen der Rinderpest, Petersburg 1854quot; soll (cf. S. 18), den Erfahrungen eines Colonisten zu Folge, die Salzsäure noch den besten Erfolg gehabt haben,
Polizeimassregcln. 1) Sobald die Rinderpest einen Staat bedroht, haben die Regierungen durch die betreffenden Organe eine Belehrung über die Krank-
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Rinderpest.
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heit sowol zu erlassen, wie die nöthigen Polizeimassregeln anzuordnen und so­fort die Strafen zu bestimmen, die die Uebertretung der Anordnung nach sich ziehen.
Zur Basis dieser Kcgieruugs-Bekanntmachung kömien u. a. die in der Brefeld'sclicn Schrift „Neuere Erfahrungen zur Rinderpest, Breslau 1857quot; wieder abgedruckten der K. Regierung zu Breslau empfohlen werden.
2)nbsp; nbsp;Es dürfen weder giftfangende Sachen, wohin andere Thiere.. rohe Häute, Haare, Wolle, Hürner, unausgeschraolzenes Talg, frisches und eingepö­keltes Fleisch, Rauhfutter gehören, ohne vorherige Veterinär-polizeilich ther-wachte Desinfection, oder sie dürfen gar nicht eingelassen weiden, wo diess unthunlicb ist; ebenso wenig kennen Rinder aus jenen Gegenden, wo die Krank­heit herrscht oder zu herrschen pflegt, selbst wenn es durch Gesundheitsscheine legitimirt ist, ohne eine Quarantaine von mindestens 10, nach bisherigem Usus von 21 Tagen, Eingang finden.
Brefeld schildert uns mit beredten Wurtcn die üblen muralisciien und national-üco-nomischen Folgen, wenn die Zeit von 21 Tagen cingclialten wird; aber er sieht in der Rinderpest keinen Typhus, glaubt an keine lange Latenz der Krankheit und fordert des­halb nur 8 Tage. Gute Gründe unterstützen meine Forderung, die von Knolz (in der Oeslcrr. Zeitschr. f. pract. Hcilk. III, Jfr. 25) geltend gemacht wird.
Die Aufmerksamkeit auf das Steppenvieh ist um so mehr zu schärfen, weil die Krankheit die Eigenthümlichkeit hat, dass sie bei diesen weit schlei­chender und gelinder, als gewöhnlich bei unseren Rindern verläuft.
3)nbsp; Die Veterinärbeamten müssen durch Gendarmerie bei allen nachge-nanuten Vornahmen unterstützt, ja durch einen Militär-Cordon nmss die Auto­rität aller Anordnungen möglichst gesichert werden,
4)nbsp; Der Quarantaine - Orte für einzuführendes Rindvieh sollen aus guten Gründen wenige nur einzurichten seyn.
5)nbsp; Die Auswahl und Einrichtung eines Quarantaine-Platzes ist im Wesent­lichen folgende: Er darf nicht unmittelbar an der Grenze, aber auch nicht weiter, als ^4 Meile von der Grenze entfernt seyn. Derselbe muss ferner die Möglichkeit darbieten, dass jede Heerde, sowie sie ankommt, geschwemmt, und von anderen Heerden soweit isolirt werden kann, dass keine Uebertragung von einer auf die andere Heerde möglich ist; er muss aber auch schattig und von trockenem Boden seyn. Innerhalb des Quarantaine-Platzes ist für jeden Trans­port ein Domicil für die militärischen Wächter, welche namentlich auch die Treiber, die in Baraken liegen, wohl zu überwachen haben, dass sie mit Nie­mandem, dass sie namentlich auch mit Leuten aus anderen Quarantaine-Heerden nicht umgehen.
6)nbsp; Der technische Inspector des Quarantaine-Platzes, sowie die ihm Un­tergebenen sollen nur mit Leinwand bekleidet seyn, da wollene Stoffe die flüchtigen Ansteckungsstoffe aufnehmen.
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620nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rinderpest.
7)nbsp; Zeigt sich eine Hcerdc bei ihrer Ankunft verdächtig oder gar schon krank, so darf sie gar nicht ins Land eingelassen resp. in die Quarantaine-Station aufgenommen werden.
8)nbsp; Beim Uebertrcten der Grenze aber verlässt das Vieh sofort die Haupt­strasse, und wird auf den Quarantaine-Platz geführt, ohne dass Ortschaften dabei berührt werden. Der gewählte Weg wird für allen übrigen Verkehr als „verbotenquot; bezeichnet.
9)nbsp; Das in der Quarantaine stehende Vieh ist täglich zu untersuchen und nachzuzählen.
10)nbsp; Erkranken einige oder mehre Stücke einer Heerde unzweifelhaft an der Rinderpest, wozu vorgenommene Sectionen den sichern Halt gewähren müs­sen, so ist die ganze Heerde als krank zu betrachten, und dieselbe, um aus ihr nicht einen grossen Krankheitsheerd zu machen und die Sperre nicht tlber-mässig auszudehnen, alsbald zu tödten und mit dem entsprechenden Zubehör zu begraben. Die Leute aber, welche den Transport besorgen, haben sich nicht minder mit den der Reinigung fähigen Utensilien u. dgl. so zu desinficiren, wie unter Nr. 27 gelehrt wird, als wie auch der technische Verwaltungsbeamte mit seineu Untergebenen diese zu bewerkstelligen hat, ehe wieder neue Heerden und Stücke in Augenschein genommen werden dürfen.
11)nbsp; Auf andere Quarantaine-Heerden in dem Quarantaine-Platzc erleidet die Tödtung keine Anwendung, wenn die Isolirung strengstens stattgefunden hat, d. h. wenn die eingetriebene Heerde mit ihrem Wärter- und Aufsichts­personale sorgfältigst von allen anderen Quarantaine-Heerden abgesondert und isolirt worden ist, und in der vorgeschriebenen Zeit darin keine Erkrankungen vorkommen.
12)nbsp; Hat die eine und andere Heerde zehn Tage lang sich gesund gezeigt, so wird sie, nachdem sie geschwemmt worden, aus der Contumaz entlassen, nachdem jedem Stücke von denselben ein Brandzeichen auf eine gewisse Kör­perstelle gegeben worden ist und dem Führer jeder Heerde vom Quarantaine-Inspector ein Gesundheitszeugniss über den ganzen näher beschriebenen Haufen, worin auch die Figur des Brandzeichens und wo es aufgebrannt worden, näher angegeben ist. Diesen Transporten müssen aber anerkannt erfahrene und recht­liche Thierärzte zur Begleitung noch beigegeben, und überhaupt muss dieses eingelassene Vieh in den nächsten 14 Tagen noch streng im Auge behalten werden.
13)nbsp; nbsp;Sowie übrigens Sorge getragen werden muss, dass sowol vom ver­pesteten Quarantaine-Orte aus, wie von inficirten Gegenden überhaupt Peststoff nicht weiter ins Land geführt wird, so muss auch die eingeschleppte Seuche möglichst an den betreffenden Orten festgehalten und getilgt werden.
14)nbsp; Zu diesem Zwecke sind die Nachbarschaften sogleich von dem Aus­bruche der Seuche in Kenntniss zu setzen, und von besonderen Inspectoren,
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;621
die sich wo möglich in den betreffenden Orten selbst befinden, das dasige Vieh mit Berücksichtigung der vollkommensten Reinhaltung überhaupt, sofort in be­sonderen Rubriken, ob und wieviel Ochsen, Kühe etc. einzuzeichnen, damit die­selben bei nöthigen Revisionen benutzt werden können.
15)nbsp; nbsp;Ereignen sich nun Krankheitsfälle, die mehr oder weniger Verdacht für die Rinderpest erregen, so sind diese von dem Besitzer der ThJere der Orts - und von dieser der technischen Behörde zur Anzeige zu bringen, welche nach ihrer Erkenntniss ganz besonders genaue Nachforschungen über die erste Entstehung und die Art ihrer Einschleppung so schnell und so umfassend als möglich anzustellen hat.
16)nbsp; Weiter sind von den inficirten Orten im Umkreise von drei Meiler, wie von der ausländischen Grenze aus alle Viehmärkte, die Benutzung gemeii.-schaftlicher Tränken und Weiden, zu suspendiren, und die strengste Sperre gegen Jeden ohne Ausnahme und gegen alle giftfangenden Sachen zu hand­haben.
17)nbsp; Führt eine Landstrasse durch den inficirten Ort, so muss dazu ein anderer Weg bestimmt werden.
18)nbsp; Hat sich in dem angesteckten Orte die Seuche nicht überall hin ver­breitet, so macht es sich nothwendig, dass die Bewohner des Orts alle Gemein­schaft mit den angesteckten Gehöften vermeiden, und alle Rinder in den Ställen, auch alle schmarotzenden Thiere, als Hunde, Schweine, Geflügel im ganzen Orte eingesperrt gehalten werden, widrigenfalls sie, wie die Katzen, Mäuse, Ratten möglichst getödtet werden müssen. Schafen kann man im Sommer gleich Horden im Felde aufschlagen, so dass sie also gar nicht in den Ort kommen.
19)nbsp; Jeder weiterhin von der Seuche heimgesuchte Einwohner hat, bei schwerer Ahndung im Unterlassungsfalle, Anzeige bei dem Ortsvorstande zu machen, der hier, wie bei den anderen inficirten Gehöften durch Anschlag oder Tafel das Vorhandenseyn der Krankheit am sichersten andeutet.
20)nbsp; nbsp;Zur möglichst baldigen und sichern Tilgung der Seuche ist die Tödtung der ergriffenen oder angesteckten und mit denselben in Berührung ge­kommenen Stücke dann besonders geboten, wenn davon erst ein kleiner Theil in einzelnen Gehöften heimgesucht worden ist. Letzterer Fleisch darf aber, wenn bei einer sorgfältigen Untersuchung vor und nach dem Tode von dem dazu angewiesenen technischen Beamten keine Krankhcitserscheinungen noch aufzufinden sind, geräuchert und darnach veräussert werden. Wenn dicss aber nicht gestattet werden kann, so soll ihm doch eine Entschädigung zugesichert seyn.
Wenn durch diese Massregcl der Viclistand des übrigen Ortes von der Seuche ver­wahrt wird, so ist es billig, dass die Gemeinde den verunglückten Besitzern den Worth der noch gesunden, aber wegen ihrer Gemeinschaft mit den Kranken zu erschlagenden
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()22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rinderpest.
TliiiMT '/.um Theil ersetzt, wesliall) für diese Zeit der Gefahr eine Assecurunz von der Obrigkeit errichtet wird. Bei allgemeiner Verbreitung muss, wenn dadurch ein Erfolg auf den Übrigen Venraltunglkreis möglich wird, die Bczirksdircctioiu- laquo;der Landescasse Bei­stand leisten.
Hat sie aber bereits eine weite Verbreitung gefunden, so ist oftmals diese nicht mehr thuulich, vielmehr muss man sich zur medicinischen Behandlung auch im Veterinär-polizeilichen Sinne entschliessen.
21)nbsp; Nachdem In diesem Falle sämmtlichem Ortsrindvieh ein Brandzeichen an eir.or Korperstelle beigebracht worden ist, wird man die noch Gesundschei­nenden, die weniger und die schwer Erkrankten zu trennen haben. Erstere bei­den können und sollen wieder parcellirt werden, damit, wenn einzelne Gesunde erkranken, nur die betreffende Parcelle als erkrankt angesehen und darnach behandelt werden darf; die weniger Erkrankten aber würden, in grösserer Zahl zusammengestellt, ein heftigeres Erkranken durch ihre Ausscheidungsstoffe sich selbst bereiten.
22)nbsp; Für Erstere greift man, um die Endschaft der Seuche baldigst her­beizuführen, um aber auch einen vermeintlich mildern Verlauf zu bewirken, zur Impfung.
Dr. 'Wehli empfiehlt dazu die Flüssigkeit, die man in dem Ausschlage um die Ohren, den Nacken und die Seitentheile der Brust öfters während des zwei­ten Stadiums der Krankheit findet: Die mit diesem Stoffe geimpften Thiere erkranken am G. — 8. Tage nach der Impfung, „legen sich nieder, als ob sie ermüdet wären, haben nur etwas dünnen Koth, vielen Durst, schnellern Puls und Athem, verminderte Fresslust.quot; Behandelt werden die Thiere nicht.
23)nbsp; Das Schlachten gesunder oder daran nicht heftig kranker Thiere ist bei dieser allgemeinen Verbreitung der Krankheit in einzelnen Orten, da das Fleisch für den Menschen erwiesener Massen unschädlich ist (Delafond's Sani­tätspolizei, übersetzt von Dittweiler, S. 199—206) bei der gewissesten Auf­sicht, dass es alsbald zur menschlichen Nahrung in diesen Orten selbst zubereitet wird, zu gestatten, der weitere Vertrieb desselben aber, sowie das Einpökeln, Eäuchern u. dgl. nunmehr auf das Strengste verboten.
24)nbsp; Die Fortschaffung und das Vergraben des' getödteten und gefallenen Viehes muss desgleichen unter strengster Aufsicht vollführt werden. Kranke Thiere, die noch zu dem Begräbnissplatze gehen können, werden lebend dahin gebracht, übrigens die thierischen Ausleerungen und die Streue mit den Caüa-vern durch eine mit Pferden bespannte Schleife, worauf ein dichter Bretter­kasten sich befindet, immer aber auf den am wenigsten betretenen Wegen.
25)nbsp; Der eingefriedigte Begräbnissplatz muss wenigstens 200 Schritte von den Wohnungen abgelegen, umzäunt, die Gräber müssen 6—8 Fuss tief und nach­dem die Cadaver, Excrcmente, die zertrümmerten steinernen Tröge der Stallungen, der unterwegs nach dem Begräbnissplatze von den Kranken und Cadavern ver-
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 623
breitete Unrath etc. hioiin versenkt sind, mit ungelöschtem Kalke und Erde beschüttet und mit Dornen und Steinen belegt werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
26)nbsp; Wo nicht die genügendste Controle vorhanden ist, werden die Häute von den Cadavern nicht abgenommen, sie müssen vielmehr an den Cadavern vielfach durchschnitten und mitbegraben werden. Wo hingegen die Controle vollkommen befriedigend ist, werden die auf dem Waffcnjdatze abgenommenen Häute ohne Verzug in eine Auflösung von Chlorkalk gebracht, zwei bis drei Tage darin gelassen und sodann die Zubereitung zum Gerben dorten mifver-richtet (Delafond 217—225), oder sie werden und bleiben entsprechend nach geschehener Kalkbeize daselbst zum Trocknen aufgehangen. Unter eben dieser Vorsicht kann auch das Unschlitt ausgeschmolzen und in Gefässe gebracht werden, die aus nicht inficirten Orten bezogen worden sind.
27)nbsp; Nach beendigter Seuche muss das übrig gebliebene Vieh in den Ge­höften mit einer Chlorkalklösung gereinigt werden, wobei die Klauenspalten be­sonders nicht vergessen werden dürfen, alle Unrathreste im Stalle, resp. der Fussboden 2 Fuss tief, müssen herausgenommen und auf jenen Schleifen hin-ausgebracht und desgleichen vergraben, [die im Stalle befindlichen hölzernen Bohlen, Krippen, Raufen und andere Geräthschaftcn, sowie Stricke, und zuletzt jene Schleifen und die Kleidungsstücke der Wärter verbrannt, und das Eisen­werk ausgeglüht, auch müssen die zum Transporte gebrauchten Pferde ge­schwemmt und mit Chlorkalklauge abgewaschen werden, nachdem mit denselben vorher auch die Futter-, Stroh- und Streuvorrilthe, die in der Nähe kranker Viehstapel sich befunden haben und von dem Einderpestgifte imprägnirt be­trachtet werden dürfen, desgleichen auf den Begräbnissplatz hinausgebracht und daselbst verbrannt worden sind.
28)nbsp;Wie wiederholt sich die Wärter selbst sorgfältigst durch Chlor zu reinigen haben, so setzt man auch die übrig gebliebenen Rinder in den verschlossenen Stallungen einige Zeit den Chlorräucherungen aus, schwemmt sie hierauf und bringt sie in ihre neue Behausung, unterwirft jene Ställe aber noch 24 Stunden lang weiteren verstärkten Chlorimprägnationeu, öffnet sie sodann und lüftet sie putzt aber erst später die Wände mit frischem Kalke, Thüren, Balken etc. hin­gegen noch mit Chlorkalklauge ab, lässt aber die so gereinigten Gehöfte dem-ungeachtet noch wenigstens 14 Tage unbesetzt, und besetzt sie erst sparsam. Werden aber inficirte Ställe während des Herrschens der Seuche leer, so wird man die Reinigung alsbald jetzt schon vorzunehmen, eine neue Besudelung aber wohl zu verhüten haben.
29)nbsp; Das der Infection scheinbar nicht ausgesetzte Futter und Streumatc-rial im Gehöft wird man aber nach beendigter Seuche doch nicht bei Rindern, sondern bei Pferden oder Schafen innerhalb des Gehöftes verwenden lassen.
30)nbsp; Die öffentliche Bekanntmachung, dass die Seuche erloschen und dass die Contumazmassregeln aufgehoben sind, ist einer noch spätem Zeit (in der
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624nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rindcipcsl — Rippcnbrüclic.
Kegel nach 20 Tagen) vorbehalten. Immer aber ist längere Zeit die Fleisch­beschau aufrecht zu erhalten.
31) Zur Zeit des Kriegs, wo Polizeimassregeln überhaupt viel schwieriger auszuführen sind, wenn namentlich feindliche Armeen eindringen, welche Rinder-heerden mit sich führen, kann auch von diesen Massregeln kein allgemeiner Gebrauch gemacht weeden. Vielmehr ist nur das Zusammenstellen dieses und seines eigenen Viehes thunlichst zu vermeiden, auch jedes fremde Rindviehstück, welches herrenlos gefunden, oder von Treibern und Soldaten zum Verhauf an­geboten wird, als höchst verdächtig zu betrachten und deshalb nicht aufzuneh­men. Derselben Würdigung unterliegen Häute, Fleisch und roher Talg vom Rindvieh. Das zur Vorspanne benutzte Rindvieh aber ist möglichst zu sepa-riren und streng im Auge zu behalten, rinderpestkrankes aber nach Umständen zu tödten, oder von der Impfung und ärztlichen Behandlung Gebrauch zu ma­chen; nachdem aber die Seuche abgelaufen, die Reinigung und Dcsinfection zu bewirken.
Rindsmauke — Schlämpeausschlag.
Ringhuf vide Hufentzündung und Rehe.
Nr. 661. Bippenbrüche
kommen nicht gar selten vor, am wenigsten jedoch an den Rippen, die vom Schulterblatte bedeckt sind, sowie an den letzten falschen Rippen. Gewöhn­lich findet man das Mittelstück oder das untere Ende, nicht aber immer die Stelle betroffen, wo die Gewalt einwirkte.
Immer sind die Ursachen mechanische, welche oft auch zugleich andere
Symptome, als Geschwulst und heftigen Schmerz beim Befühlen, Erschüt­terungen der Brustorgane, Wunden, Windgescbwulst, Blutungen, Ausfiuss von schaumigem Blute durch die Nase etc. mit herbeigeführt haben. Ungewöhn­liche Nachgiebigkeit in der Rippengegend, selbst wol Knarren beim Befühlen oder beim Athmen, Athmungsbeschwerden etc. sind die leicht erklärlichen be­sonderen Symptome.
Nach dem ersten Berichte über das Veterinärwesen im K. Sachsen, Dresden 1857, wurde ein Pferd zur Untersuchung auf Dampf in die Thier-arzneischulc gebracht, das 52 volle, kräftige, etwas gereizte Pulse in der Mi­nute hatte. Das Athmen selbst war angestrengt und schmerzhaft, geschah stoss-weise mit Bildung einer Dampfrinne, welche letztere besonders auf der rechten Seite des Bauches deutlich ausgeprägt war. Beim Drucke auf den Kehlkopf erfolgte unter lebhaften Schmerzensüusserungen ein kurzer, ziemlich rauher Husten. Das Athmungsgeräusch war beim Ein- und Ausathmen hörbar, bis­weilen gieraend. Bei genauer Untersuchung der rechten Brustwandung fand
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Rippenbriicliu — Rülheln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;625
man an dem obern Dritttheile dor zehnten Rippe eine ungefähr 1 Zoll lange und an ihrer tiefsten Stelle nach oben Lin einen Zoll tiefe, rinuenartigo Grube, welche durch die Einbiegung des obern Stückes der genannten Rippg und be­ziehungsweise durch Einbuchtung der darauf lagernden Muskelpartieen entstan­den war. Drehte man Jas Thier mit Kopf und Hals nach links, so war be­sagte Vertiefung gar nicht zu bemerken.
Zuweilen sind aber auch die Zufälle so unbedeutend, dass man kaum das Vorhandenseyn eines Bruches ahnen kann.
Prognose. Gewöhnlich erfolgt die Heilung leicht, ja Polizeithierarzt Schwarz in Nürnberg will in einer Pferdeschlächterei den vor vielleicht 4 — 5 Jahren geschehenen Bruch aller 36 Rippen bei einer 14 Jahre alten Stute vor­gefunden haben (Kreutzers Centralzeitung V, 42 u. 50), Bei complicirten Brü­chen ist aber auch öfters der Tod die Folge.
Die Behandlung geschieht nach allgemeinen Regeln: Reposition bei Dis­location; Unterbindung der Zwischenrippenarterie, wenn dieselbe verletzt ist; Entfernung von Knochensplittern; Druck- oder Klebverband; entzündungswidri­ges Verfahren. Die Verhinderung, dass das Thier sich legt.
Nr. 662. Bippenknorpel - Brüche
kommen wol höchst selten vor, werden aber auch durch Druckverband und nöthigenfalls durch entzündungswidrige Mittel behandelt. Ritzig ss rotzig.
Nr. 663. Die Böthelu, Bubeolae, sind ein Rothlaufexanthem, das hin und wieder bei Schafen beobachtet wird.
Ryss giebt folgende Beschreibung von einer Endemie: Ausscr den Sym­ptomen eines erethischen Fiebers waren Niesen, Husten, Ausfluss aus der Nase, Anschwellung des Kopfes, besonders in der Ohrdrüsengegend, Hitze des Mauls, Trockenheit der Haut, Mangel an Appetit, Verstopfung zugegen. Gegen das Ende des zweiten Tags erschien ein blassröthlicher Ausschlag an der Brust, an den Hinterschenkeln, den Seiten des Körpers, dem Gesichte etc., verschonte aber den Bauch, Rücken und Hinterkopf. Das Exanthem bestand in unregel-mässigen rothen Flecken verschiedener Grosse, die auf Druck erblassten; in ihrer Mitte waren Knötchen fühlbar, daher die Haut uneben anzufühlen. Zur Ausbildung des Exanthcms bedurfte es nur 24 Stunden. Die Hautausdünstung der Kranken hatte einen eigenthümlichen Geruch. Nach dem Ausbruche des Ausschlags nahm das Fieber ab, ebenso die Anschwellung des Kopfes. Wei­ches Misten erleichterte die Zufälle. Die Flecken wurden innerhalb 4 — 5 Tagen braunroth, kleiner und verschwanden bis zum 9. —11. Tage gänzlich.
Pulke, KruMi. d, lUuslli,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4Q
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(]2Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ruitheln — Rollilaiif-Biätme.
Die Haut schuppte sich ab, während öfter Husten und Nasenausfluss auf einige Zeit fortdauerten. Trat aber gegen den 9. Tag hin Colik und Durchfall ein, so endete die Krankheit tödtlich.
Aetioloffie. Diese Endemie wurde im December 1811 beobachtet. Deutsche Schafe und Bastardvieh wurden leichter befallen. Mit dem Nasenausfluss und den Hautschorfen Hess sich die Krankheit übertragen und es starb nur 1 von 103 Impflingen.
Behandlung. Frisches oder Mehlwasser zum Tränken; eine Lecke von Kochsalz und Salpeter; Trennen der Kranken von den Gesunden. Rollbein-Verrenkung vide Sprunggelenk-Verrenkung.
Nr. 664. Die Bothlauf-Bräune.
Syn. Der brandige llothlauf der Sclnveinc.
Symptome. Nachdem gewöhnlich allgemeine Vorläufer vorausgegangen sind, als Mattigkeit, wechselnde Temperatur, wenig geringelter Schwanz, etwas aufgerichtete Borsten, gerötheto Augen, heisser Rüssel, seltener Abgang von trockenen, mit Schleim überzogenen Excrementen, Aufsuchen eines kühlen Platzes, macht sich deutlicher Fieberfrost mit darauf folgender brennender Hitze, dunkle Färbung der Schleimhäute, Abneigung vor Nahrung, in einzelnen Fällen Erbrechen, schwankender Gang, ängstliches, beschleunigtes Athmen, heisere Stimme, und bis 24 Stunden darauf eine heisse harte Geschwulst am Halse und der Ausbruch des Exanthems an verschiedenen Körpertheilen in Form grösserer rother Striemen und Flecken kund, die eine vorherrschende Neigung haben, ins Violette oder Bleifarbige und in einander überzugehen, womit sich die Athmungs- und Fieberzufälle steigern und Convulsionen das tödtliche Ende herbeiführen.
Aetiologie, Junge Schweine sind ihr vorzugsweise unterworfen. Die Er­krankungen geschehen nur höchste selten im quot;Winter, gewöhnlich im Jul; bis September. Gelegenheitsursachen geben ab die Fütterung mit Klee, feste, stopfende Futterstoffe, verdorbene thierische und vegetabilische Abfälle, der Mangel frischen Wassers, zu warme, dumpfige Stallluft, das Weiden und for-drte Treiben bei grosser Hitze, rascher Witterungs- und Temperaturwechsel.
Der Krankheitsverlauf ist schnell, höchstens von dreitägiger Dauer. Gewöhnlich, namentlich bei ungenügender thierärztlicher Hilfe, endet die völlig ausgebildete Krankheit mit dem Tode, die Durchkommenden aber erholen sich meist nur langsam, oftmals ungenügend. Doch gab es allerdings auch von dieser Krankheitsform Seuchen, wo kaum etwelche mit Tode abgingen.
Behandlung, Um den üebergang in Gangrän zu verhüten, wird so früh­zeitig als möglich ein Brechmittel gereicht, ja es wird empfohlen, nicht träch-
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Rothlauf-Bramp;une — Rothlauf-Fieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;627
tigen Schweinen vom April bis September, allwöchenUich einmal 5 —15 Gr. weisse Niesswurzel mir. Milch vorbeugend zu geben (wobei nur während des laufenden Tages feste Nahrung vermieden werden muss). Bei Verstopfung wäh­rend des eingetretenen Krankheitszustandes das Calomel mit Campher. Dar­nach Chlor, Mineralsäuren, China und ähnliche Mittel. Nachdrückliche kalte Begiessungen, darauf aber erwärmende Stallung und reichliches Streustroh.
Nr. 665.
Rothlauf - Fieber, Fetaris erysipelacea s. erysipelatosa.
Die wcsenlliclieii Erscheinungen dieser Form kehren bei allen Erysipelaccen wieder und bilden die Basis derselben.
Symptome. Das Leiden tritt fast immer plötzlich mit Fieberfrost ein, dem nach kurzer Dauer Hitze und Eingenommenheit des Kopfes folgen. Die Zunge belegt sich gegen die Wurzel hin weisslich, an der Spitze aber und an den Rändern wird sie roi.h; die Fresslust verliert sich, der Durst hingegen nimmt zu. Bei den betreffenden Thieren findet wol auch Erbrechen galliger Fiuida statt, die Kothausleerungen sind retardirt, der Harn ist sparsamer und hat eine braunrothe Farbe; die Kranken sind sehr abgeschlagen, die Haut ist warm, trocken, oder duftend und schwitzend. Der sohneile Puls ist voll und grosswellig. Exacerbatiouen gegen Abend, Remissionen am Morgen.
In einzelnen Fällen oder Zeiten tritt die Krankheit mehr unter entzünd­lichen oder torpiden Erscheinungen auf.
Aetiologie. Besonders werden jüngere und Individuen mit zarter Haut betroffen. Als ftusserc Bedingung ihres Erscheinens ist eine cigenthümliche Lufteonstitutiou zu betrachten, und mau sieht sie daher im Frühjahre und Herbste gern haufenweise auftreten. Als veranlassende Schädlichkeit wird in der Regel Verkältung beschuldigt. Contagiüs ist die Krankheit wol niemals; wol aber kann sie durch das Contagiura anderer Rothlaufformen, wie des Scharlachs, der Pocken etc. entstehen.
Verlauf, Dauer j Ausgänge. Leichtere Fälle des Rothlauffiebers gehen zuweilen sehr rasch, in 24 — 36 Stunden, vorüber, gewöhnlich aber dauert die Krankheit bis zum 4. — 7. Tage, ja die torpide Varietät bis gegen Ende der zweiten Woche.
Die möglichen Ausgänge sind:
1)nbsp; In Genesung unter critischen Erscheinungen.
2)nbsp; In andere Krankheit, als Gastroenteritis, Leberentzündung, Hirn­entzündung etc.
3)nbsp; In den Tod, namentlich die torpide Art, und in Folge von Entzün­dung und Wassererguss.
Die Prognose ist im Allgemeinen günstig.
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()28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rothlauf-Fieber — Rückcnmarks-Blutfluss.
Leichenbefund. Aussei' der Todesursache, nämlich der Hyperämie oder eiuem wilssrigen oder plastischen Exsudate zwischen den Meningen etc., trifft man in den Leichen die Schleimliaut des Magens und Dünndarms fleckig, bald mehr, bald minder intensiv gerüthet und angeschwollen, mit gallen gemischtem Schleime bedeckt und durch ihn nicht selten gelb imbibirt. Die Leber ist blut­reich und die Gallenblase enthält eine beträchtliche Menge einer meist ziemlich hell gefärbten und wenig dickflüssigen Galle.
Behandlung. Oft liegen die Anzeigen für ein Brechmittel vor, wonach überhaupt säuerliche, auf den Darm wirkende Mittel, wie Weinsteinrahm, strenge Diät, kühles Verhalten und Ruhe nothwendig sind.
Bei Fieber mit synochalem Character die eigentlich entztindungswidrigen Mittel; wenn dagegen Dissolutionssymptome eintreten: Chlor, Salzsäure, und Bethätigung der Crisen durch die Haut, insbesondere Sinapismen.
In der Periode der Crisen aber ordnet man ein wärmeres Verhalten an.
Nr. 666.
B o t z i g :
mit Rotz behaftet. Man unterscheidet als zwei verschiedenartige Krankheiten
den Pferde- und Schafrotz. In der gerichtlichen Thierarzneikundc wird
durchweg erstercr damit bezeichnet.
Rückcnblut = Lendonblut.
Nr. 667. Der Eückenmarks-Blutfluss, Myelorrhagia, Apoplexia spinalis.
Symptome. Bald sind Vorläufer wahrnehmbar (als Steifigkeit und Be­schwerden beim Aufstehen und Gehen, krampfhaftes Zucken in den, gewöhnlich hinteren, Extremitäten, träge und erschwerte Kotii- und Urinentleerung), bald tritt sie auch plötzlich ein, indem solche Leidende zusammenbrechen, und die Theile vom Bluterguss aus nach hinten einseitig oder complet gelähmt sind. Ist der Brusttheil des Rückenmarks betroffen, so wird die Respiration erschwert, stertorös; es gehen wol auch bei Ergriffenseyn des vordem Theiles des Rückenmarkos vor der Paralyse Convulsionen und tetanusartige Krämpfe quot;vor­aus. Zuweilen kommen auch Gehirn - und Rückenmarksblutung gleichzeitig vor, daher ihre Symptome verschmelzen.
Aetiologic. Insolation, übermässige Anstrengung, grosse Ruhe bei gutem, reichlichem Futter.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die Krankheit verläuft bald acut. bald chronisch. Vollkommene Genesung wird wol nur selten eintreten. Oefterer theilweise Genesung, wo nur die hinteren Partieen ergriffen sind.
Die Vorhersage ist daher ungünstig.
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Rückcnmarks-Blutfluss — Rückenmarks-Entzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 029
Leichenbefund. Hyperämie, Extravasat, Erweichung, seltener Spuren der Entzündung.
Behandlung. Aderlässe, abführende Salüe, kalte Umschläge auf den Rücken, Ableitungen auf entfernte Thcile. Bleibt Lähmung zurück, so geht man allmählig zur Anwendung der Reizmittel, als der Sturzbäder, des Feuers, der Krähenaugen etc. über.
Nr. 668. Rückenmarks #9632; Congestion kann allenfalls nur aus der Plötzlichkeit des Eintritts der Symptome vermuthet werden, verlangt aber doch im Ganzen die Behandlung einer acuten Rücken­marksentzündung.
Nr. 669. Die Bückenmarks-Entzündung, Myelitis.
Symptome. Es machen sich Schmerzensäusscrungen, eigene Wölbung oder Biegung des Rückens, beschwerliches Wenden und Zurücktreten, beim Reiten grosse Reizbarkeit, bald aber geschwächte Bewegung und, nachdem vielleicht Convulsionen vorangegangen sind, Gefühllosigkeit und Lähmung der Theile, die von der entzündeten Partie ihre Nerven erhalten, und weiter beschwerliches Athmen, hartnäckiges Verhalten oder unwillkührlicher Abgang des Harnes und Kotbes, Schlingbeschwerden, Störungen in der Gehirnverrichtimg bemerkbar. Diese nach dem Sitze und der Ausdehnung der Entzündung mannigfach modi-ficirten Erscheinungen werden von Fieber begleitet. Bei der chronischen Form, wo die Zufälle weniger heftig auftreten und nur kleinere Strecken des Rückenmarkes ergriffen sind, oder wo Tuberkel, Scirrhcn etc. mit veranlassend zur Entzündung waren, fehlt oft das Fieber ganz und es macht sich eine be­schwerliche Bewegung, wankender, unsicherer Gang, Stolpern bemerkbar.
Aetiologie. Wir finden diese Krankheit besonders während der Entwick­lungszeit und in Individuen, die ein erregbares Nerven - und Gefässsystem haben, an Vollblütigkeit und Congestionen leiden. Unter den Gclegenheitsursachen finden wir zwar vorzugsweise äusserc Gewaltthätigkeiten, wie Sturz, Schläge u. dgl, auf die Wirbelsäule, doch machen sich auch Entzündung und Vereite­rung benachbarter Theile, wie Wiederrüstschäden, Knochenauswüchso, Nerven­entzündung, Nierenentzündung, unterdrückte Hautausdünstung und Hautaus­schläge, rheumatische Metastasen geltend; und wie im Gehirne, so können sich auch im Rückenmarke alle organischen Veränderungen, Tuberkeln, Scirrhcn etc. mit Phlogose der Meningen und des Markes verbinden, und zuweilen pflanzt sich selbst die Entzündung vom Gehirne und seinen Häuten auf die Medulla und ihre Meningen fort.
Verlauf, 'Dauer, Ausgänge, Die acute Form kann noch bis zum 14.
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630nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rückenmarks-Entiundung.
Tage hin zertheilt werden. Dieses erfolgt unter allmähliger Abnahme und mit deutlichen Crisen. Häufiger sind Wasserergiessungcn, Lälmiung, Eiterung mit Brandbildung, welche letztere besonders sich bildet, wenn benachbarte Theile davon ergriffen sind, wie beim Schweifbrande. Oder das Thier kann durch Abzehrung in Folge des Decubitus sterben. Primär aber tritt der Tod auch rasch unter allgemeinen Convulsioncn oder Erstickungszufällen ein,—Die chro­nische Form geht nur sehr allmählig der Heilung zu.
Die Prognose ist demnach auch hier eine ungünstige, weil sowol der erste Anlauf der Krankheit sehr eingreifend auf das zarte Gewebe des Rücken­marks und überhaupt auf den Organismus ist, als auch die Nachkrankheiten gefährlich sind.
Sectionsdata. Wie schon angedeutet, wird nicht das ganze Kückenmark, sondern immer nur die eine oder andere Partie desselben ergriffen. Auffallende Röthe und Ueberfüllung mit Blut, Ergiessung blutigen Serums, plastischer Lymphe, Erweichung, Eiterung; bräunliches Zerfliesscn bei Brand, selten Ver­härtung. Da wo der Tod apoplectisch erfolgt, findet man ausgetretenes, oft selbst schwarzes Blut in der Markmasse.
KrankhcilsgesehicJde eines Pferdes (cf. Magazin XV, S. 321): I.Tag. Plötzliches Erkranken, wahrscheinlich von Erkältung: Voller Puls, schwach fühlbarer Herzschlag, krampfhafte und beschleunigte Bewegung der Flankenmuskeln, anhaltendes Zittern und Schwitzen, besonders am Hintertheil, ungetrübte Frcss- und Sauflust, harter Koth.
2.nbsp; Tag. Puls weniger voll, 50 Mal, Spaunung in den Halsmuskeln, wenn sich das Thier zum Saufen bückt; die übrigen Erscheinungen, wie am ersten Tage.
3.nbsp; Tag. Kein Schmerz beim Druck in der Kreuz- und Lendengegend, aber Steifigkeit des Rückens und gänzliches Unvermögen, Hintertheil und Füsse zu bewegen, CO massig volle Pulse, anhaltendes Zittern und Schwitzeraquo; des Hintertheiles, Fress - und Sauflust lassen nach, Koth immer noch hart. Patient legt sich gar nicht, die Spannung in den Halsmuskeln stärker.
4.nbsp; Tag. Patient sieht sich öfters nach dem Hintertheile um, verschmäht Futter und Saufen, Rücken steif, in der Kruppenpartio eingebogen. Gegen Mittag legt sich Patient zum ersten Male, stöhnt, und ist unvermögend, wieder aufzustehen.
Gegen Mittag des 5. Tages erfolgt der Tod.
Bei der Section findet sich das Ncurilem der Sacral - und Lumbainerven, besonders jener und das der zur Seite der Cauda cquiua zusammenliegenden Nervenbündel geröthet; die Nervensubstanz mehr oder weniger mit hochrothen Puncten besetzt. Die Psoasmuskeln blass und sehr mürbe. Sonst nichts Ab­normes.
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Rückenmarks-Entzündung — Rückenmarks-Schwund.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; f)31
Behandlung. Berücksichtigung und Entfernung der Ursacbcn z. B. der Vollblütigkeit, Versetzungen, daher sturke Aderlässe und cntzündungswidrigo Mittel. Calomel in grossen Gaben. Clystiere und äusscrlich kalte Umschläge und Bcgiessungen, Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe längs des Rückens, Eiterbänder an entfernte Theile. Wenn die Krankheit von Erkältung herrührt, oder bei der schleichenden Form ableitende Mittel, wie Canthariden, Brechweiu-steiusalbe längs des Rückens, Eiterbänder, das Strichfcucr. Innerlich erregende Mittel, wie Arnica mit entzündungswidrigen in Verbindung. Nicht zu früh je­doch Mutterkorn oder ein strychnin- oder veratrinhaltiges Mittel.
Hückenmarkshäute-Entzündung vide Hirnhäute und Kücken­mark s-Entzün dung.
Nr. 670. Rückenmarks-Erschütterung, Commotio MeduUae spinaiis,
wird die Wirkung der unmittelbar durch äussere Ursachen bewirkten, und in­dem sich alle gewaltsamen Erschütterungen des Körpers gern in der Wirbel­säule concentriren, auch durch Fortpflanzung der Erschütterung geschehenen gewaltsamen und schnellen Bewegungen des Rückens in sich und seiner ein­zelnen Theile unter einander genannt, wodurch der physische Zusammenhang und sonach wieder seine Verrichtungen geschwächt werden.
Wirkte die Erschütterung mehr auf die vordere Partie des Rückenmar­kes, so können, ausscr nachgenannten Erscheinungen, Lähmung der Lungen und dadurch Erstickungszufälle, oder wenn die hintere Partie mehr betroffen wird, Lähmung des Hinterthcils oder Steifigkeit der Hinterschenkel (diess na­mentlich bei Hunden und Katzen), ausserdem wol Lähmung des Mastdarms, der Harnblase, später und wenn die Ursache weniger lähmend wirkte, Ent­zündung des Rückenmarkes eintreten.
Bthandlung. Es macht sich ein nachhaltig kühlendes Verfahren bei dem haldigen Mitgebrauche der Arnica, zugleich nicht selten ein weiteres sympto­matisches Eingreifen (gegenLungen-, Mastdarm-, Blasenhcscliwerden) notwen­dig. Später sind vielleicht noch stärkende Einreibungen, ja das Glüheisen er­forderlich.
Nr. 671.
Rückenmarks - Schwund
ist bei kleinen Thiercn, namentlich bei Hunden, aber auch bei Rindern nicht
ganz selten, und gewöhnlich nur örtlich und fast immer mit breiiger Erweichung
des Markes verbunden.
Oft sind die Gelcgenhcitsursachen ganz unbekannt, weil sich in der Regel das Uebel sehr langsam entwickelt; bei Schafen sind in einzelnen Fällen Wasserblasen des Cocnurus cerebralis die Veranlassung.
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lUickenmarks-Sclnviind — Rückenmarks-Wassersucht.
Es entsteht Lährnung, wol auch Unempfindlichkeit des Hintertheils und Abmagerung. Fresslust und Munterkeit bestehen dabei noch eine Zeitlang fort.
Mit der Behandlung kommt man gewöhnlich zu spät.
Nr. 672.
Der Rückenmarks - Wassererguss, Myelochysia.
Syn. Hitzige Rückenmarks-Wassersucht, Hydorrhachis acuta.
Symptome. Unter den Erscheinungen der Congestion und lebhaften Rei­zung, die Stunden oder selbst bis einige Tage andauern und sich durch Schmerz und Steifigkeit im Rücken und in den hinteren Gliedmassen, durch Fieber mit mehr erethischem, zuweilen aber auch wahrhaft synochalem Character, und bei kräftigen Thicren selbst durch sehr stürmische Zufälle aussprechen, ergiesst die Spinnewebenhaut des Rückenmarkes plötzlich mehr oder minder beträcht­liche Mengen Wassers, welche das Rückenmark endlich comprimiren und Läh­mung herbeiführen.
Bei Lämmern finden wir diese Krankheit oft schon einige Tage nach der Geburt und characterisirt sich dieselbe durch grosse Schwäche, langsame Be­wegung, Stellung der Füsse unter den Leib, vieles Liegen, Traurigkeit, Kopf­hängen, klagendes Blöken, trübe und rollende Augen, Durchfall und bal­digen Tod.
Leichenbefund. Die Rückcnniarkshaute sind oft blutreich, zwischen ihnen das ergossene Wasser, das klar oder blutig gefärbt ist.
Aetiologie. Im Allgemeinen scheint grosse Erregbarkeit des Gefäss-systems ohne sonderlichen Nachhält seiner Energie wie zu den Wasserergüssen überhaupt, so auch insbesondere zum Kückenmarks - Wassererguss geschickt zu machen, daher ihm auch besonders in der Veredlung begriffene Thiere mehr unterworfen sind.
Als äussere begünstigende Momente sind hauptsächlich wieder Witterungs­einflüsse, insbesondere nasskalte Witterung, rasche Sprünge der Temperatur und des Luftdruckes, andern Theils reizende und üppige Nahrung zu beschuldigen.
Behandlung. Dieselbe ist im Ganzen wie bei Bauchwassererguss.
Nr. 673, Die Bückeiuuarks-quot;Wassersucht, Hydrops Modullae spinalis s.
Hydrorrhacbia, besteht in einer Ansammlung wässriger Feuchtigkeit zwischen den Häuten oder auch im Canale des Rückenmarks, woraus krankhafte Empfindungen und auf­gehobene, beschränkte oder veränderte Bewegungen hervorgehen, daher Schwäche im Kreuze, Zuckungen, Lahmung.
Oft findet man übrigens bei Sectionen Anhäufungen der Art, ohne dass
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Riickenmarks-Wassersucht — Rückemvirbcl-Brüchc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;633
bezügliche Symptome davon im Leben zu erkennen gewesen wären, was wol daher kommt, dass das Wasser nicht gleichmässig immer und stark auf alle Theilc wirkt, sondern bei Bewegungen den Ort verändert.
Aetiologic. Die Anlage dazu findet sich bei alien, insbesondere bei jungen Thieren; Gclcgenhcitsursachcn sind Erweichung, Tuberculose etc. des Rückenmarkes; oder sie ist wol auch ein Glied der allgemeinen Wasser­sucht.
Die Prognose ist fast immer ungünstig.
Die Behandlung fordert stärkende Waschungen und Bäder z. B. von Cliamillen, Schafgarbe, Castanienrinde; Eiterbänder, Feuerpuncte, Abschneiden der letzten Schwanzwirhel und Brennen der verwundeten Stelle. Innerlicli dJc bei Gehirnwassersucht genannten Mittel. Symptomatisch die Berücksichtigung des Decubitus, die Entleerung der Harnblase etc. etc.
Nr. 674. Rückenmarks - Wunden sind gewöhnlich Quetschwunden und zu den gefährlichsten zu rechnen, da von der beleidigten Eückenmarkspartie aus gewöhnlich Lähmung die Folge ist. Ist nur die eine Hälfte des Rückenmarkes durchschnitten, so leidet auch nur diese Seite. Diese Sonderling geht bis zum verlängerten Mark hin, wo sich all-mählig Bündel kreuzen.
Nr. 675. Rückenwirbel - Brüche sind beobachtet worden, wenn Pferde beim Aufstehen unter den Standbaum gc-rathen waren, sowie nach anderen gewaltsamen Einwirkungen auf den Rücken, nachdem sie auf unebenem Boden ausgegleitet und gefallen, oder ungeschickt geworfen worden waren, nach Ilertwig selbst in Folge heftiger Krämpfe.
Gewöhnlich ist der Bogen eines Wirbels, oder nur einer oder der andere seiner Fortsätze, selten der Körper selbst, zuweilen sind einige Wirbel zugleich gebrochen, und damit oft das Rückenmark verletzt oder erschüttert.
Bei weitem nicht immer giebt sich der Bruch deutlich kund, und mau muss dann nach der Heftigkeit der Einwirkung, nach dem vorfindlichen Schmerze, der vorhandenen Geschwulst und wenn vielleicht gar Lähmungszufällc sich kund geben, das Vorhandenseyn mehr oder weniger sicher anerkennen.
Prognose. Nach Dieterichs und Anderen sind solche Brüche schon ge­heilt worden; doch werden zuweilen Schönheitsfehler zurückbleiben. Dauert die Lähmung fort, so hat jedenfalls das Rückenmark wesentlich gelitten, oder es ist Erguss vorhanden, oder es haben sich Exostosen gebildet.
liefiandluny. Das aus seiner Lage gebrachte Knochenstück ist möglichst dahin zurückzuführen, übrigens sucht man durch Stellen des Pferdes in Gurte
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631nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rückenwirbel-Bruche — Ruhr.
die siclierore Heiluug herbeizuführen. Dabei entzündungswidrige Mittel, fleissiges Waschen mit kaltem Wasser, mit Essig und Wasser, mit Oxycrat, späterhin Branntwein, Arnicatinctur, endlich die eigentlich reizenden Mittel.
Nr. 676.
Die Büekgrats - Verstauchung,
oder die mehr oder minder heftige und gewaltsame Dehnung der Gelenkbänder und Faserknorpel, welche insbesondere zur Vereinigung der letzten Rückeu-wirbelbeine mit den ersten Lendenwirbeln dienen, entsteht z. B. bei schwer bepackten Thiercn, die noch über einen Graben springen müssen, oder nach einem üblen Ausgleiten etc., und ist oft mit Fractur eines Wirbels gepaart.
Sie characterisirt sich durch örtlichen Schmerz, durch beschwerliches Gehen, durch geringe Erhebung der Hinterschenkel, durch Hin- und Herwanken des Kreuzes und durch ein sehr schwieriges Zurücktreten.
Ist der Zustand noch neu, so sind ebenso, wie bei anderen Verstauchungen kühlende und zusammenziehende Mittel in Anwendung zu bringen, aber auch wegen grüsserer Gefahr das Thier auf strenge Diät zu setzen und allgemein cutzündungswidrige Mittel nicht ausser Acht zu lassen. Bei mehr veraltetem Uebel sind Sturzbäder, die eigentlichen Reizmittel, das Eiterband und Stricli-leuer am Platze.
Kaum ist an eine wirkliche Rückenwirbel-Verrenkung zu glauben, deren Heilung bei kleinen Thieren alsbald durch Ausdehnung und Gegenaus-debnung und örtliche entsiireclieude Manipulation versucht werden müsstc.
Nr. 077, Die Ruhr, Dysenteria,
zeigt sich unter mehrerlei Arten.
a) J)ic einfache Ruhr, Dysenteria simplex s. catarrhalis.
Symptome. Die Kranken stehen traurig und mit eng zusammengcstoll-ten Püssen da, die Körperwärme ist ungleich, die Haut trocken, das Haar struppig, dagegen sondern die Augen, die Nase und das Maul mehr Feuchtig­keit ab. Der Hinterleib ist von Luft aufgetrieben, sie zeigen zeitweise Schmer­zen im Leibe, wölben den Rücken, heben den Schwanz, worauf sie bei Mast-darmzwange dünnschleimige, mit Blutstreifen gemischte, oder gar blutige, sehr widrig riechende Massen und öfters Winde entleeren. Dabei zeigen sich die Kranken matt und abgeschlagen. Die Fresslust ist gering, sie käuen zögernd, oder sie versagen das Futter ganz, und entfernen sich, soweit die Kette reicht, vom Futtertrogc, der Durst Ist vermehrt, der Puls beschleunigt und klein, Er­reicht die Krankheit ihren höchsten Grad, so gehen die dunkelblutigen Excrc-mente fast ununterbrochen, wenn auch in kleinen Quantitäten zuweilen mit
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Ruhr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;635
ganzen Flocken der. aufgelösettn Schleimbaut ab, die Extremitäten erkalten, der Puls schwindet. Sopor tritt ein etc.
Die Krankheit hat das rheumatische Gepräge, wenn die Schmerzen, der Tencsnms und die Auftreibung des Hinterleibes beträchtlicher und die Auslee-rungen frequenter sind.
b) Die gallige Buhr, Dys. biliosa.
Symptome. Zuweilen nachdem galliger Zustand vorausgegangen, meist aber plötzlich beginnt diese Form in der Regel mit Schüttelfrost, darauf folgen­der Hitze, Eingenommenheit des Kopfes, Brechneigung. Die nun eintretenden Durchfälle sind grünlich, bald aber mit Blut gemischt, selbst rein blutige Flüs­sigkeiten werden entleert. Dabei icterische Zufälle, rother oder bierbrau-ner Harn.
c) Die entzündliche Ruhr, Dys, inflammatoria.
Symptome, Diese Form entsteht gewöhnlich aus einer der vorgenannten Kuhrarten. Bildet sie sich primär, so beginnt sie gewöhnlich mit heftigem Schüttelfroste, auf welchen anhaltende, intensive Hitze folgt. Unter heftigem Schmerz und Tenesmus erfolgen häufige blutgefärbte dünue Massen, oder bei starker Aufblähung bleibt es nur bei dem heftigsten Tenesmus. In solchen Fällen ist der Mastdarm oft vorgefallen, heiss, trocken und höchst empfindlich. Das Fieber remittirt weniger, als bei den anderen Arten. Der Durst ist kaum zu stillen und dabei der Harn sparsam, feurig, die Haut heiss. Hat das Lei­den einige Zeit gewährt, so erkalten die Extremitäten etc.
Diagnose. 1) Diarrhöe. 2) Die Rinderpest.
Actiologic. Individuen jeden Alters, übrigens besonders Einder, werden davon ergriffen. Chronische Abdominalleiden scheinen die Prädisposition zu erhöhen. Das äusserc Moment ist eine cigenthüraliche Luftconstitution, Hitze während des Tages und kühle Nächte, namentlich mit Nebelbiklung. Sie tritt daher fast immer epidemisch im Sommer oder auch im Frühjahr und Herbst auf. (In England ist die Ruhr beim Rindvieh sehr häutig, da sie die Thierc monatelang des Nachts im Frcycn lassen.) Ist die entsprechende Luftbcschaffen-lieit vorhanden, so geben bald alimentiire, bald atmosphärische Schädlich­keiten den letzten Anstoss zum Ausbruche der Krankheit, daher schwerverdau­liche und verdorbene Nahrung, kaltes Saufen, Erkältung, erschöpfende An­strengungen, besonders auf Transporten.
Daher ist auch, des Zusammemvirkcns dieser Scliädliclikeiten wegen, die Ruhr bei Schlachtvichhcerden, besonders wenn sie den Armeen naohgetrloBon worden und ihnen besonders nicht die nöthige Zeit zum Wiederkäuen gegeben isl, hiiiilig viirzulindeii.
Unter begünstigenden Umständen entwickeln sich wol auch Miasmen.
Verlauf, Dauer, Aufgänge. Die Ruhr ist stets eine acute Krankheit. Am raschesten endigt die entzündliche Species. Die möglichen Ausgänge sind
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Ruhr.
1)nbsp; lu vollkommene Genesung. Dieselbe tritt stets unter deutlichen Cri-sen durch die Haut und die Nieren ein.
2)nbsp; In theilweise Genesung. Es bleibt Empfindlichkeit des Verdauungs­canais, Neigung zu Coliken, Diarrhöen, Vorfall des Mastdarms, oder Tenesmus, und Recidiven sind hiiufig.
3)nbsp; In andere Krankheit, a) Als Steigerungen: Entzündung des Grimm-und Mastdarms. Leberentziindung bei der biliösen Ruhr. Mancher Ruhrfall verläuft in seinen späteren Stadien oft mit torpiden, nervösen und putriden Symptomen und nähert sich dadurch der Darmvereiterung oder Darmfäule.
b) In absteigender Linie: In Diarrhöe und sogenannte chronische Ruhr, in Hypertrophie der Muskelhaut des Colons bei der rheumatischen Dysenterie, was sich durch trotzige Verstopfung verrauthen lässt, in Verengerung des Mast­darms, in Abzehrung und Lähmung des Hintertheils.
•1) In den Tod, der gewöhnlich in der zweiten Woche erfolgt. Die Ex-cremente nehmen nun einen fauligen, aashaften Geruch an, die Kräfte sinken aufl'allend, oft zeigen sie noch Convulsionen.
Prognose. Es giebt gutartige und maligne Epidemien.
Einfache und rheumatischlaquo; Ruhr sind minder schlimm, als die anderen Formen, und wo Kllasmen thälig sind, ist die Gefahr grosser. Ausscrdem richtet sich die Vorher­sage nach der Zahl und ßeschaffenheit der Ausleerungen, nach dem 'f enesmus, der Heftig­keit und dem Character des Fiebers. Bei Schlachtviehtransporlen, wo man die Causal-anzefgen am wenigsten erfüllen kann, thut man wohl, das Schlachten bei Zeilen iu em-pfehlcn, damit das Fleisch noch zum Genüsse verwendbar wird.
Leichenbefund. Das Fleisch ist missfarbig, das Fett in Sülze verwandelt, das Blut zersetzt, schwarz. Der Pansen ist mit Futtermassen erfüllt, von vieler Luft ausgedehnt. Die Darmsclileimhaut, besonders die vom Grimm- und Mast­darm, ist weich und aufgelockert. Die Schleimhaut der leidenden Particen ist leicht abzustreifen, und oft findet man sie bereits an einzelnen Stellen crodirt, zerflossen. Bei längerer Dauer sind selbst auch seröse und jauchige Infiltra­tionen und tiefe Erosionen und Geschwüre bemerkbar. Die Muskelhaut ist oft, namentlich bei Dysenteria rheumatica, verdickt, und das Lumen des Darms bald verengt, bald beträchtlich erweitert. Die Eöthc ist bald heller, bald dunkler, doch nicht gleichmässig, sondern streifig, fleckig, die Cryptae ange­schwollen. Oft sind die Gekrösdrüsen etwas angeschwollen. Leber missfarbig und mürbe, die Galleublase voll zäher Galle. Die Höhle des Peritonäums enthält eiterige, übelriechende Ergüsse. Die Lungen, das Herz u. dgl. welk.
Behandlung. Die Causalindication erheischt, bei herrschender Ruhr Ver­meidung veranlassender Schädlichkeiten, Vermeidung von Miasmen durch Zu­sammenstellen der Kranken und Gesunden, und wieder der Kranken in enge Räume, und wo diess unvermeidlich ist, fleissige Ventilation, möglichste Rein­lichkeit, Riiucherungen.
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Ruhr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;637
Bei der einfachen Ruhr aber reicht man (um die Reizbarkeit des Darms zu mildern), ölig schleimige mit narcotischen Mitteln (Cicuta, Hyoscyamus), und keine consistente und überhaupt nur milde Nahrung. Wenn die Schmerzen nachgelassen haben, werden leichte aromatische Mittel, als Flieder u. dgl. ge­reicht.
Die rheumatische Varietät fordert stärkere Sedativa und grössere Be-thätigung der Hautsecretion. Dazu ist vor allem das Opium, (auch äusserlich als Einreibung mit flüchtigem Linimente oder selbst mit Cantharidentinctur), mit milden diaphoretischen Mitteln, oder der Fliederthee mit Minderer'schem Geiste, bei dem Gebrauche von Sinapismen und Vesicantien zu empfehlen. Bei torpidem Character Baldrian, Arnica, Campher.
Werden die Ausleerungen sehr reichlich, dann Rothwein, Columbo, Ar­nica, Krähenaugenextract. Schleimige Clystiere mit Goulard'schera Wasser. Die Crisen werden bethätigt.
Bei der biliösen Ruhr ist es, wenn sie den erethischen Character hat, Hauptaufgabe, dem Leberleiden entgegen zu wirken. Verschwinden hierauf die galligen Zufälle, so tritt die Behandhing der einfachen Ruhr ein. Trägt aber die Krankheit den synochalen Character, so muss ein antiphlogistisches Verfahren eingeschlagen werden, als die Venäsection, Einreibung der grauen Quecksilbersalbe in den Bauch, narcotische Umschläge. Innerlich Schleim mit Cicutc, Kirschlorbeerwasser. Calomel aber nur dann, wenn die Ausleerungen stocken, der Bauch unter heftigen Schmerzen aufgetrieben wird.
Bei torpidem Character muss den nervösen Zufällen durch Baldrian, Campher, Hirschhornöl u. dgl., und bei Dissolution durch Tormentille, Alaun, Eisensalze, essigsaures Blei, Rothwein u. dgl. begegnet werden.
Wo starker Durst vortritt und die Zunge trocken und roth ist, kann mau den mit Wasser abgeriebenen Mohnsamen, oder auch Leinsamen, vortheil-haft gebrauchen.
Was die Indicationen der Ausgänge anlangt, so ist in der Reconvalescenz Alles zu vermeiden, was Recidiven bewirken könnte.
Von speeifischer Richtung ist die Lämmerruhr, die daher im Nachfolgen­den eine besondere Berücksichtigung iindet:
d) Die Lämmorruhr.
Symptome. Wenn die Krankheit auch gewöhnlich mit anscheinend gut­artigem Durchfall beginnt, so findet sie doch gewöhnlich dann erst Beachtung, wenn die Thiere unter jammervollem Blöcken öfters gelbliche oder gelbbraune, selbst braunrothe oder blutige, scharf riechende Excremente in beinahe flüssiger Form entleeren und heftiges Fieber sich eingestellt hat. Damit ist After­zwang und Appetitlosigkeit und bald eintretende Schwäche und Abmagerung
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Ruhr — IVulheiicntziiiKluiig.
verbunden, so dass der Tod oft schon binnen 24 Stunden oder auch erst nach mehren Tagen unter Nervenzufällen erfolgt.
Die Section weiset stellenweise Rüthung der Gedärme, Geschwulst und blutige Infiltration der Peyerschen Drüsen, auch Geschwüre und bräunliche Schorfe auf denselben nach, im Labmagen aber als constante Erscheinung die genossene Milch käsig geronnen und widerlich ranzig riechend.
Als Ursachen beschuldigt man nasskalto Witterung, kalte, schlechte Stal­lungen, und schlechte Muttermilch in Folge verdorbener Futterstoffe.
Eine besondere Disposition liegt in dem ersten Jugendalter, da nur Läm­mer in der ersten Jugendperiode davon ergriffen werden. Vereinzelt soll sie auch bei Kälbern und Ferkeln vorkommen.
Prognose. Da sie gewöhnlich in den Schäfereien grossen Schaden an­gerichtet hat, so ist sie im Ganzen als bösartig zu bezeichnen.
Anfangs dürften, wegen der Unreinigkeiten im Labmagen, das Calomel, die kohlensaure Magnesia und die Rhabarber, kleine Gaben Jpecacuanha mit Rothwein, bei voller Berücksichtigung der oben genannten Ursachen, in Be­tracht zu ziehen seyn, wesshalb der Art Leidende im Stalle zu behalten und mit gutem trockenem Futter zu nähren sind.
Nr. 678.
Die Ruthenentzündung, Phallitis,
geht entweder von den schwammigen Körpern und dem fibrösen Uebcrzuge der Iluthe, oder von der Schleimhaut der Harnröhre, Urcthritis, aus.
Erstere wird gewöhnlich, den Ursachen gemäss, die Zeichen der Quetschung oder Verletzung haben, in Folge dessen oft die Eichel so stark anschwillt, dass sie aus dem Präputium herausdrängt und von diesem eingeschnürt wird.
Harnsteine rufen manchmal auch Harnröhrenentzündung hervor, Harn-röhrencatarrh steigert sich unter Umständen bis zur Entzündung, Blasonent-zündung pflanzt sich oft bis auf die Harnröhre fort, und es wird dadurch schmerzhafte, beschränkte oder aufgehobene Harnentleerung möglich.
Bei rein äusseren Veranlassungen werden die kühlend zusainmenzichen-deu Mittel, bei nachfolgender Schorfbildung die Bleisalbe, bei beträchtlicher Geschwulst Scarificationen, bei Paraphimoso das Aufschlitzen des Schlauches, bei Harnröhrensteinen die Entfernung derselben nothwendig, zu welchem Zwecke Einspritzungen eines Fettöles in die Harnröhre gemacht werden. Letztere wird darnach unten zusammengedrückt, indess die Steine durch sanftes Drücken zu lösen gesucht werden; beim Misslingen der Harnröhrenschnitt behufs direc­ter Entfernung der Steine. Bei catarrhalischcr Entzündung die derselben ent­sprechenden speeifischen Mittel.
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Ruthcnftiiss — Ruthcn-Krebsgesclm'iir.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; G39
Nr. 679. Der Ruthenfluss.
Gewöhnlich mit einem Kheumatismus der Blase verbunden, kommt der der männlichen Rutbe unter folgenden
Symptomen vor: Die männliche Ruthe zeigt sich in ihrem ganzen Ver­laufe locker geschwollen, etwas vermehrt warm, und aus dem Schlauche her­vorstehend; in den ersten Tagen ist der Zustand mit leichten Erectionen be­gleitet. Bald macht sich ein Oedem des häutigen Ueberzuges bemerkbar, wo­durch sie mehr nach abwärts gezogen wird. Oft geht lange Zeit hin, ehe die Ruthe wieder vollkommen zurückziebbar wird.
Aetioloffie. Diese Krankheit kommt gewöhnlich in Folge von fortgesetz­ter Erkältung bei feuchter Luft vor.
In der drillen Woche des Januar 1852 kamen gleich 2 Fälle der Art zur Be­handlung.
Behandlung. Man gebraucht überhaupt die hautbethätigenden Mittel. Oertlich Bekleidung mit Hanfwerg, das später mit Campherpulver bestreut worden ist. Bei noch trotzigerer Haltung flüchtiges Campherliniraent, Terpen­tinöl, das Feuer par distance.
Nr. 680. Das Ruthen - Krebsgesohwür, welches sich gewöhnlich durch den Ausfluss einer stinkenden Jauche aus dem Schlauche zu erkennen giebt, wird sich bei näherer Untersuchung der männ­lichen Ruthe noch durch Geschwüre an der Eichel manifestiren, die einen schmutzigrothen Grund und wuchernde, zackige, leicht blutende Ränder be­sitzen, die allmählig mehr und mehr wachsen, indess die Umgebung eine knotige Härte besitzt. Erschwertes Uriniren, heftige Schmerzen, auch wol Anschwel­lung der Lymphdrüsen sind begleitende Symptome.
Insbesondere findet man hin und wieder das Uebel bei Pferden, auch wol bei Hunden.
Die Vorhersage ist sehr ungewiss.
Behandlmig. Man hat einzig und allein die Entfernung des kranken Theils als mögliches Rettungsmittel kennen gelernt.
Dieselbe geschieht in der hoch gesunden Partie des Penis entweder
1) und wol am geeignetsten durch das Messer in der Art, dass man einen Tubulus oder dgl. Instrument in die Harnröhre bis zu der zum Durch­schneiden bestimmten Stelle einführt, hier die Harnröhre hervordrängt und nach der Eichel hin abpräparirt. Darauf werden zwei Ligaturen: eine über der Operationsstelle, die andere für den Zweck am untern Theile der Ruthe fest angelegt, dass dieselbe von einem Gehilfen bequem gehalten werden kann.
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G40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rullien-Kicbsgfescliwür — Ruthcnvcrletzungeii.
Sofort macht man nun auf dom Kücken des Peuis einen queren Hautschnitt, sucht die obere Arterie auf, unterbindet sie, nachdem sie durch einen Längenlaquo; schnitt gegen die Eichel hin blos gelegt worden ist, und durchschneidet nun den Penis am betreffenden Orte, nimmt nöthigenfalls nach dem Lüften der obern Ligatur weitere Unterbindungen vor, und verfährt sodann kühlend, später mit verdünnter Aniuebusade. nöthigenfalls mit verdünntem Creosot.
Bei Hunden ist noch das Durchsägen des Ruthenknochens nothwendig.
2)nbsp; Die Entfernung mit dem glühenden messerförmigen Eisen, wobei je­doch die Harnröhre, insbesondere ihre Mündung trotz allen Schutzes in Ge­fahr gesetzt wird, sich zu verengen, was die Einlagerung einer Leitungsröhre nöthig machen würde.
3)nbsp; Durch das Abbinden macht sich ein öfteres Nachschnüren der Ligatur nothwendig, auch wird zur Verengerung der Harnröhre, sowie zu bedeutender Geschwulst und starker Jauchebereitung voller Anlass gegeben.
Nr. 681. Butheuverletzuugeu werden sich anfangs durch mehr oder minder reichliche Blutung, durch bald eintretende starke Geschwulst, die die Ruthe sogar aus dem Schlauche heraus­zieht und die Zurückziehung unmöglich macht, offenbaren.
Die Ursachen sind gewöhnlich Hufschläge von anderen Pferden-, ganz besonders bei Hengsten von abschlagenden, aber auch durch die Eindrücke von beringelten Stuten, ja selbst die Schweifhaare der Stuten, wenn Hengste den Begattungsact ausüben wollen, können in die Ruthe einschneiden, und beim Standbaumreiten sind Verletzungen der Ruthe auch nichts Ungewöhnliches.
Prognose. Sowol eine heftige Blutung, wie die stark eintretende Ge­schwulst, die nicht selten das brandige Absterben der Glieder, oder üble Ge­schwüre und Wucherungen herbeiführt, ferner dass sich auch bei Mitver.'etzung der Harnröhre leicht Harnfisteln ausbilden, sind für das Bestehen des Thieres überhaupt, oder als Zuchtthier, oder weil der erworbene Schönheitsfehler den Werth des Patienten sehr herunter setzt, von grosser Bedeutung.
Behandlung. Harnröhrenwunden sind sorgfältig und wo möglich zuerst zu heften. Sodann hat man jedenfalls einer heftigen Blutung alle Aufmerk­samkeit zuzuwenden, daher man, wenn sie durch kalte Waschungen oder Be-giessungen nicht zu stillen ist, die Unterbindung oder das Heften, schlimmsten Falls aber durch das Brennen mit einem weissglühenden Eisen diess zu er­reichen suchen muss. 1st zugleich die Harnröhre nicht blos verwundet, son­dern völlig getrennt, so ist die Entfernung der Partie von der Wunde aus und darnach die Blutstillung und das Offenhalteu des obern Theils der Harn­röhre nothwendig. Die innere Fläche des Schlauches, und wenn keine Blutung mehr zu befürchten ist, desgl. auch die Wunden sind darnach sorgfältig mit
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Rutlienverletzungen — Sameubläschcn-Blutfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;641
lauwarmem Wasser zu reinigen, und Waschungen und Einspritzungen von Blei­wasser oder Anspritzungen des Schlauches mit kaltem Wasser oder einer Mischung von Essig und Wasser fleissig vorzunehmen. Wird die Anschwellung üderaatös, so sind hei fleissigera Herumführen und dem Gebrauche eines Sus­pensoriums auch Bilhungen mit zertheilenden Kräutern, Scarificationen, selbst wol bis in die schwammigen Körper nothwendig, denen man wieder diese, oder bei stark eintretender Eiterung mehr zusammenzieLende Bähungen folgen lässt. Bei eingetretenem Brande aber, oder bei geschwürigen Entartungen und Wucherungen macht sich desgl. die Amputation des entarteten Theües noth­wendig.
Nr. 682. Der Buthenvorfall, so dass das Glied ganz schlaff aus dem Schlauche heraushängt und nicht zu­rückgezogen zu werden vermag, rührt entweder von blosser Erschlaffung oder wirklicher Lähmung der aufrichtenden Ruthenmuskeln her. Auch bei Ruthen-entzündung und Rheumatismus wird dieser Zustand temporär beobachtet.
Erstere Zustände sind durch stärkende und reizende Mittel, selbst durch das Feuer par distance oder mittelst Strichen, und bei jedem Misslingen durch die im vorigen Artikel beschriebene Ruthcnamputation möglichst zu bekämpfen um mindestens dem hässlichen Schönheitsfehler zu begegnen.
Nr. 683. S ä ta 1 e r wird im Nassauischen Währschaftsgesetze für die Rinder gebraucht, welche an Darmfäule leiden. Es besteht dafür eine Gewährsfrist von 29 Tagen.
Nr. 684. Der Samenbläschen - BlutfluHs, Haemorrhagia sommalis.
Symptome. Statt des männlichen Samens oder vermischt mit ihm wird Blut entleert.
Aetiologie. Allzu heftige Reizung der Genitalien, lange Erectioncn ohne Befriedigung, rasch nach einander wiederholter Coitus in kräftigen, vollblütigen Individuen, oder schwächliche und durch vieles Springen angegriffene Thiere, die Canthariden zur Hervorrufung des Begattungstriebes.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bei kräftigen Thieren wird derselbe nur kurze Zeit dauern, bei Schwächlichen gern habituell werden. Vielleicht stei­gert er sich auch zur Entzündung,
Die Prognose ist aber doch im Allgemeinen günstig.
Behandlung. Ruhe und kaltes Wasser, und bei Schwäche Eisensalze, Alaun, bei heftiger Reizung Weinsteinrahm, Tamarinden.
Falke, Krankh d. HauMb.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
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Samcnfliiss — Samongcfiisse-Enveilerung:.
Nr. G85. Der Samenfluss, Spermatozemia,
ist der Zustand, wenn dor männliche Samen ohne Frictionen ausfliesst. Auch beim Harnlassen mag oft Samen entleert werden.
Untersucht man solchen Samen, so wird man wenig Intensität des Ge­ruches und verminderte Consistenz wahrnehmen.
Diagnose. Der Catarrh der Harnwege.
Aetiologie. Onanie und zum Belegen viel und oft verwendete Thiere. Auch können Blascnsteine und organische Veränderungen der absondernden und aufbewahrenden Organe, vielleicht auch der Genuss gewisser Arzneistoffc Ursache seyn.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Der Verlauf ist chronisch, führt aber in jungen Individuen, namentlich Onanistcn, weit rascher zu einem schlimmeren Ausgange, als im kräftigen Alter und bei anderen Ursachen. Genesung tritt allnuililig ein und hintcrlässt grosse Neigung zu Rccidiven. Mattigkeit, leichtes Schwitzen, Gleichgültigkeit gegen brünstige weibliche Thiere, sowie Abmagerung im Allgemeinen und Erweichung und Schwinden der Hoden insbesondere, so­wie Lähmung sind die endlichen Folgen.
Dchandhmg. 1) Die Indication der Ursachen ist von grosser Wichtig­keit. 2) die cigcnllichc Krankheitsbehandlung fordert kalte Flussbäder, kühle Stallungen, das Isoliren männlicher und weiblicher, besonders in der Brunst be­findlicher Thiere. Zur Tilgung der krankhaften Ileizbarkeit dienen kleine Ga­ben Camphers mit Opium, Entziehung reizender Nahrung.
Nr. 686. Die Samengefässe - Erweiterung
bekundet sich durch eine gewöhnlich unschmerzliafte Anschwellung, die einem Hodensackbruche nicht unähnlich ist.
Sind nicht andere Krankheiten des Hodens oder Samenstranges hinzuge­treten, so ist noch nichts zu fürchten, nur muss die Begattung verhindert, ein Tragebeutel angebracht und ein zusammenziehendes Mittel, wenn aber die Heilung nicht gelingt, die Castration in Anwendung gebracht werden.
Durch die Castration cutsteht bei Ochsen zuweilen auch ein Aneu-rysma varicosum, indem die dabei durchschnittene Arteric und Vene unmittel­bar zusammen münden, wie z. B. Magazin II, 425 die Kennzeichen davon folgendermassen anglebt:
Eine länglich-runde, mehr oder weniger dicke, weiche, nachgebende An­schwellung des Samcnstranges, welche der an ihrem untern Ende angelegten Hand das Gefühl des Schwirrens oder Wassersiedeus im verdeckten Gefässc, am obern Ende dagegen das Gefühl einer starken Pulsation zu erkennen giebt,
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Sameii(jcl'äss-Enveitcriiiig: — Sauere iVlilcIi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 643
mit der Eigenthümlichkeit, dass eine Ziisamrnemhückung des oberen Endes der Geschwulst hier das Pulsiion und am unteren Ende das Schwirren auf-luiren lässt. In einem Falle sah Kcf. Prinz keine üble Folge davon, in einem zweiten Falle vergrösserte sich zwar die Geschwulst, doch konnte das Mästen des Thicrs binnen 7 Monaten vollständig durchgeführt werden.
Eine Berstung der krankhaften Erweiterung ist jedoch immer zu fürchten, weshalb eine öftere Untersuchung durch den Mastdarm vorzunehmen ist, wie weit vom Bauchringe an über die Darmbeine hinaus dieselbe und in welchem Grade vorkommt.
Die ärztliche Behandlung wird vorerst wol darin bestehen, auf die orga­nische Thätigkcit der leidenden Gefiisse durch den Gebrauch zusammenziohen-rtcr Mittel zu wirken; wo aber eine gänzliche Beseitigung einer solchen Ge­schwulst zur Aufgabe gemacht wird, da ist die Unterbindung der erweitenen Gefässc, wofern diese möglich ist, unbedingt das llatlisamste.
Nr. 687. Die Samenstrang - Entzündung
kommt besonders in Folge der Castration bei starkem Zerren, starkem Actzen, angreifender Bewegung, und wenn Erkältung zu der Zeit einwirkt, vor, und geht gern in Samenstrangverhürtung und in Fistelbildung über. Die Entzün­dung kann aber auch schon dadurch, dass sie sich auf innere Organe fort­pflanzt, gefährlich werden, weshalb nicht nur örtliche zerthcilendo und er­weichende , sondern auch allgemeine entzündungswidrige Mittel öfters in Ge­brauch gezogen werden müssen. Gegen die örtlichen Folgeübel die Operation.
Samenstrang - Fistel vide Hodensaok- und Sameustrang-Fistel.
Samen strang-Wunden vide Ilodeusack-Wun de n und Samen­strang-Fistel.
Sa11e 1 druck vide Druoksohäden.
Nr. C88. Sauere Milch. Schon vor 40 Jahren hat Hermbstädt die Hypothese aufgestellt, dass die Milch bei längcrem Verweilen im Euter eine saure Gährung erleide. Fraas in München hat in Virchow's Archiv Bd. VII, S. 322 diese Ansicht wieder von Neuem ausgesprochen, nachdem schon Sanitätsrath Mayer in Berlin in den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Geburtskunde 1840, S. 64 mitgetheilt hatte, dass er die Milch von Kühen in der Umgegend von Berlin bei der verschiedensten Fütterung, bei frisch und altmilchenden, bei alten und jungen fast ohne Ausnahme von saurer Reaction gefunden habe. Er vermuthet, dass namentlich die Fütterung mit Schlampe zur starkem Säurebildung Ver-
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Saure Milch — Suhadelkiiochen-Briichc.
anlassung gebe, und dass zahlreiche Erkrankungen kleiner Kinder, dass beson­ders Durchfälle und Breclulurchfällc von der so häufigen sauern Beschaffenheit der Kuhmilch entstehen. Schlossberger in Tübingen, der schon seit einigen Jahren diese Angelegenheit in die Hand genommen, sagt jetzt in Frorieps No­tizen, Jahrgang 1856 , Bd. II, S. 279, dass in den zahlreichen Fällen der sau­ren Beschaffenheit frisch gemolkener Kuhmilch diese wol schon sauer aus dem Blute ausgeschieden werde, wie ja auch die Milch der Fleischfresser von nor­mal saurer Beschaffenheit sei.
Wenn es nun organisches Gesetz ist, dass die Milch der Pflanzenfresser eine alkalische Beschaffenheit hat und wenn nach Mayer Kühe bei der ver­schiedensten Fiitterung sauere Milch secernirt haben, so kommen wir zu der begründeten Vermuthung, dass vielleicht Cacochymieen resp. dass rheumatisch afficirte Kühe, deren [es in grosser Menge giebt, wie der mehr beschäftigte Practiker erfahren haben wird, diese sauere Secretion gar oft bewirken, da die Secrete rheumatisch Afficirter zur sauren Beschaffenheit hinneigen.
Doch wird allerdings oftmals auch durch Gewitterluft, durch sauere und unverdauliche Nahrung, durch das Darreichen von Säuren als Medicamente, bei stark vortretender Brunst, beim Ausbruche der Lungenseuche und anderer fieberhafter Allgemeinleiden der Milch eine sauere Beschaffenheit ertheilt werden, weshalb die Mittel dagegen sehr verschieden sind resp. nach diesen Ursachen verschieden ausgewählt werden müssen.
Nr. 689. Die Saumband-Verdickung
ist zugleich mit einer solchen Veränderung verbunden, dass das Saumband glanzlos, rauh, faserig-schuppig und eingerissen erscheint, dass ferner der da­runter liegende Wandtheil — am gewöhnlichsten die Zehe — in seiner Bildung verkümmert und die Fleischblättchen daselbst nicht blutig gefärbt, sondern braun und abgestorben sich zeigen.
Ilaubner, der die Sache in Magazin XXI, 412 — 413 zur Sprache bringt, sagt, dass damit kein eigentliches Lahmgehen verbunden sey und dass im All­gemeinbefinden der Thiere keine Störungen wahrgenommen werden.
Ich selbst habe ein hartnäckiges Lahmgehen nicht minder in Folge des­sen bemerkt, sondern trotz der Anwendung der Cantharidensalbe auf das Saumband und erweichender Einschläge und Hufsalben auf den Huf in den schlimmeren Fällen keine Heilung eintreten sehen, wenn es auch manchmal schien, als ob sich das Uebel zum Besseren kehren wolle.
Nr. 690.
Schädelknochen - Brüche
raquo;iud gewöhnlich mit Geschwulst, Verunstaltung, Knarren, auch mit oberfläch-
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Schadeüknoclien-Briiclic — Scbafrotz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;645
licher Verwundung, und, in Bezug auf die Affectiou des Gehirts durch Erschüt­terung und Bluterguss mit Betäuhung, Lähmung, Convulsionen oder nachfol­gender Gehirnentzündung gepaart. Zuweilen sind allerdings ahcr auch Brüche oder Fissuren als solche gar nicht am lehenden Thiere nachzuweisen, und um so mehr, weil der Bruch oftmals nicht da, wo die Gewalt einwirkte, sondern an einer andern Stelle entsteht.
Die Ursachen sind immer heftige Gewaltthätigkeiten.
Prognose. Im Ganzen sind Schädelbrüche sehr gefährlich.
Behandlung. Oft machen sich blos entzündungswidrige Mittel incl. der Aderlass nothwendig; wenn Theile nach einwärts getreten oder Flüssigkeiten ergossen sind und Nervenzufälle daraus hervorgehen oder befürchtet werden: die Trepanation, das Einschneiden in die harte Hirnhaut zur Entleerung des ergossenen Blutes etc. Vor dem Gebrauehe fettiger Mittel aber wird bei blos-gelegten Knochen gewarnt.
Nr. 691. Die Schaflaus-ITliege, Hippobosca ovina Linn. oder Melophagus
ovinus Latreille, hat ein sehr kleines rostgelbes Vordertheil, der dicke, rundliche, braune, Hin­terleib ist aber dafür sehr gross, das ganze Insect gegen drei Linien lang. Es sitzt den Schafen in Menge oft unter der Wolle auf der Haut und saugt sich von ihrem Blute voll. Bei grösserer Zahl haben die Schafe viel davon zu leiden.
Man empfiehlt dagegen Abkochungen von der Wurzel des gemeinen Ahorns, oder Waschungen mit Weingeist, Andere wieder empfehlen nach dem Ausschaffen des Düngers das sorgfältige Ausweissen des Stalles.
Lässt man Hühner in den Stall, so werden dieselben nicht nur diese Schmarolier von Schaferraquo; sorgfältig ablesen, sondern sie laquo;erden darnach auch reichlich Eier legen.
Schafpocken vide Pocken. Schafräude vide Räude.
Nr. 692. Der Schafrotz,
Symptome. Er characterisirt sich 8 — 14 Tage nach den Erscheinungen eines Nasencatarrhs und eines massigen, schon in den ersten Tagen des Krank-seyns vorübergehenden oder auch hochgradigen Catarrhalfiebers, durch ein schnelles Sinken der Kräfte, insbesondere durch einen schwachen und kleinen Puls, pochenden Herzschlag, thränende Augen, schweren und stinkenden Athcm, Schwinden der Fresslust und des Wiederkauens, häufiges Auswerfen eines gel­ben, später grünlich und blutig werdenden Schleimes, der sich in braunen Crusten an den Nasenlöchern ansetzt, durch mehr und mehr laquo;berhand neh-
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Schafrolz
Schale.
mciulc Schwäche, Oedeme der Augeulicdoi' und des Kopfes überhaupt, Sinken der KOrpertenipenitur, rcicliliehc und nbclriechcncie Darnientlecrungcn und an­dere Erscheinungen des fortschreitenden, in 3 — 6 Wochen in den Tod über-gehonden Faulfiebers, wenn das Thier nicht schon früher an Erstickung stirbt.
Ursachrii. Der Catarrh artet bei Schafen besonders gern in dieser Richtung aus, wenn dabei die Leidenden fortwährend ungünstigen sdiwächeu-den Einwirkungen, als nasskaltom Wetter, nächtlichem Hürden etc. blos gestellt, auf Sumpf- oder überschwemmten oder bereiften Wiesen geweidet werden, oder sie durch anderweitige Schiidlichkeilen schon an Schwächezustand leidend sind. Manche Beobachter bezeichnen diese Krankheit als ansteckend, selbst für andere Thiergattungcn (Mag.-Suppl. XXI11, III.)
Bei der Section findet man sftmmtliche Eingeweide entfärbt, welk und schlaft', die Lungen mit vielen Tuberkeln, wol auch mit Ilydatiden, die Luft-röbrenäste und Nasenhöhlen mit üblem Schleime angefüllt.
Behandlung. 1) Abhaltung weiterer ungünstiger Einflüsse. Man trenne die Gesunden von den Kranken.
2) Bei noch cntzündilchem Fiehcrcharucter, wo die Thiere viel frösteln und darauf erhöhte Wärme und Durst zeigen, wo die Bindehaut der Augen und die anderen Schleimhäute mehr gerüthet sind, die Nase und Maul heiss und trocken sind, das Thier Hartleibigkeit und Verstopfung zeigt, das Athmen be­schleunigt ist und öfters schmerzhafter und trookner Husten bemerkt wird, bricht man denselben an nahrhaftem Futter ab und reicht wol auch Lecken von Salpeter und Glaubersalz (5j und — j pro Tag); darnach fördert man die eritischen Absonderungen durch Salmiak, Süssholz, Fenchel-, Anissamen u. dgl. Hat aber das Catarrhalfieber den fauligen Character angenommen, so giebt man Kochsalz, Schwefel, Wachholdcrbecren, Calmus, Enzian, ja selbst, in Latwergenform, den Campber, Baldrian-, Meisterwurzel bei einer nahrhaf­ten Fütterung von gewürzbaftem Heu, Schrot, Mohrrüben und bei dem Mit­gebrauche von EssigräncheruugeUi
Schai'zecke falsch für Schaflausfliege.
Nr. ,693. Die Seh ale
ist eine mehr oder weniger begrenzte oder andern Thcils ausgebreitetere Kuo-chenerhöhung am Fessel- und Kronbein, sowol eines oder beider Vorder-, häu­figer noch der Hinterfüssc,
Symptome. Die genannten Partieen sind dicker als normal. Bei der Untersuchung mit der Hand findet man, dass die Geschwulst vom Knochen ausgelit und deshalb auch knochenhart ist. Die Hautdecke über derselben ist noch verschiebbar, wenn nicht bereits reizende Mittel angewendet worden sind. In der Entwickelungsperiodc zeigt diese Geschwulst auch vermehrte Wärme
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Schale — Scha dach.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(JIT
und beim Drucke Schmerz, welchen das Thicr bei der Bewegung auch durch Lahmgehen äussert,
Aetioloffic. Fehlerhafte Stellung, namentlich zu gerade Stellung der Fessel, und zu kurze Fessel. Als Gclegcnheitsursachcn gelten: .starke Erschüt­terungen und Brüche, wie starke Quetschungen der Endknociicn. Hertwig sieht ferner bei jungen Pferden eine zu reichliche Ernährung mit schwerem Körnerfutter oder mit Gewächsen von sumpfigen, sauren Weiden, sodann Dys-crasieen, ähnlich den Scropheln oder der Gicht, endlich aeuten Rheumatismus und tiefgehende Mauke als Ursache an.
Prognose. Besonders sind jene Knochenerliöhuugen an der Krone be­denklich zu nehmen, da man denselben gar nicht gut beikommen kann; und die das Gelenk bedecken, unterhalten eine langwierige Lähme und geben end­lich zu Anchylosc und Steifheit des Fusses Anlass.
Behandlung. Bei Schale, die noch von deutlichen Entzündungssympto­men begleitet ist, wird man in der grossen Mehrzahl der Fälle von dem aus­dauernden Gebrauche der Fluss-, oder sonst kalter, mit Bleimitteln getränkter Fassbäder den erheblichsten Nutzen sehen, ihnen schliesst sich der Gebrauch der grauen Quecksilbersalbe an. In späterer Zeit ist diese mit den Cantha­riden zu verbinden, oder die Cantharidcnsalbc oder das Glübeisen in Anwen­dung zu bringen, zum Nervenschnitte aber dann Zuflucht zu nehmen, wenn die in der Prognose angedeuteten üebelstände vorhanden und die anderen Mittel fruchtlos gebraucht worden sind. Hertwig versichert, dass in vielen Fällen solcher, sonst unheilbaren Knochenauswüchse diese Operation ganz vor­treffliche Dienste geleistet hat.
Schambein-Brü cl) e vide Beckenbrüche.
Schamentzündung vide Mutters cheiden-Ent zün dung.
Schamlippen-Verlet zu ng vide Mutters eh ei den-Verletzung.
• Nr. 694. S charl ach.
Beim Menschen benennt mau damit die Art des Rothlauffiebers, welche nach 24—72 Stunden langen Vorläufern und bei Bräune und lebhaft gerüthe-tcr Zunge zuerst am Halse und an der Brust, bald aber über den ganzen Körper als ein grossfleckiges, intensiv rothes, meist flaches Exanthem sich be­merkbar macht, welches unter dem Fingereindruck schwindet, schnell aber von der Peripherie gegen das Centrum hin wiederkehrt, sich heiss und trocken anfühlt und viele Electricität entwickelt. Der Ausschlag steht 4 Tage, vcrblasst dann unter kalisch reagirenden Schwcissen und anderen Crisen und schuppt Sich in grossen Epulermisstiicken ab. Er ist sehr flüchtiger Natur, ansteckend, befällt nur einmal im Leben und geht häufig in andere Leiden über.
Behandlung. Der crethische Scharlach verlangt Schulz vor jedweder
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Scharlach — Scheintod.
Erkältung, säuerliche und in massigem Grade salzige Laxantia. Wenn die Crisen zögern: Salmiak, Minderer'schcr Geist. Dagegen verlangt auch der mehr entzündliche Scharlach die eigentlich antiphlogistische Behandlungsweisc. Tritt er aber unter nervösen und torpiden Erscheinungen auf, so machen sich Clystiere, Senfteige, Chlonvasser, und in späterer Zeit auch Baldrian, Arnica, Serpentaria, Campher nothwendig.
Bei Thieren soll er nach mehren Schriftstellern auch vorkommen, aber die Vergleichungen Mancher sind wenigstens höchst unpassend, z. B. Herings, der die rotho Räude der Hunde einen dem Scharlach ähnlichen Ausschlag nennt. Unter der Rubrik „Scharlachfieberquot; nimmt Derselbe in seiner speciellen Pathologie den Gegenstand weit critischer, und führt u. A. mehre englische Thierärztc an, wie Percivall, Webb, Turner, die Beschreibungen einzelner Krankheitsfälle bei Pferden gegeben haben. So Webb im Vet, 1840: Das 5jährige Pferd frass nicht, hatte Ausfluss aus der Nase, 75 Pulse, beschleunig­tes Athmcn, heisses Maul und geröthete Nascnschleimhaut. Die Füsse waren kalt und grosse Scheu vor Bewegung zugegen. Den folgenden Tag war die Riechhaut mit scharlachrothen Streifen überzogen. Am 3. Tage hatte das Fieber nachgelassen, dagegen waren die Lippen, der Hals und die Haut an der Brust und dem Bauche, sowie der Schlauch und linke Hinterfuss stark geschwollen, welche Geschwulst am folgenden Tage noch zunahm und dann einen Tag unverändert blieb und beim Drucke schmerzhaft war. Nun wurde auch der Puls langsamer, das Thicr suchte etwas zu fressen, hatte aber durch­aus keine Lust von der Stelle zu gehen. Vom 5. Tage an nahmen die Symptome ab und am 9, konnte es 5 englische Meilen weit transportirt werden.
Die Behandlung bestand anfangs in Blutentziehung, Aloë und Salzen, scharfer Einreibung längs der Luftröhre. Darauf Digitalis, Harz und selbst Canthariden mit bitteren und aromatischen Mitteln, aber nur in sehr kleinen Dosen.
Von einer Kuh theilt Binz in der Giessenschen Zeitschrift, XIV, einen Fall mit: Das Thicr zeigte Fieber, Halsweh, Anschwellung und Röthung der weiss behaarten Hautstellen. Am 7. Tage entschied sich die Krankheit durch eine Harncrise. Später schuppte sich die Oberhaut ab.
Das Schwein und den Hund führt Adamowiez als zweifelhafte Thier-gattungen für den Scharlach an.
Scheidencatarrh , Scheidenen tztlndu ng etc. vide Mutter­scheid en-Catarrh.
Nr. 695. Der Scheintod
besteht darin, dass Stunden-, ja bis 2 Tage lang dauernd alle wahrnehmbaren Acusserungen des Lebens unterbrochen sind, ohne dass jedoch Fäulniss ein-
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Scheintod — Sclienkel-Bauchbnich.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;649
tritt, dass vielmehr durch geeignete Mittel die latente Lebenskraft sich wieder geltend machen kann.
Nach Bichat sind es 3 Organe: das Gehirn, die Lungen und das Herz, deren aufgehobene Lebcnsäusserungon sofort die übrigen Organe in denselben Zustand versetzen; kehrt aber eines der genannten Organe zur Norm zurück, so kann auch die Function der beiden anderen wieder frei werden, womit der Organismus überhaupt wieder zum Leben zurückkehrt. Nach neueren Ansichten ist aber statt des Gehirnes das verlängerte Mark einer jener Lebensherde (Müllers Archiv, 1857. S. 280).
Das Einwirken des Blitzstrahles auf den thierischen Körper, das Kalbe­fieber, bedeutende Erschöpfung durch Blutverlust, das Einathmen irreispirabler Luftarten oder gänzliche Entziehung der Luft, Lungenlähmung, gänzliche Ent­ziehung der Nahrung und das Erfrieren sind die bekannt gewordenen Ursachen. Nach diesen ist auch
die Behandhing verschieden. Zur Erregung werden sich aber gewöhn­lich reizende Clystiere, Hautreize, nervenbelebende Mittel, wie der Salmiakgeist, Sturzbäder u. dgl. nöthig machen. Nach Andre soll man Fohlen und Kälbern, die nach schweren Geburten scheintodt zur Welt kommen, einige Tropfen Branntwein oder Essig in die Nasenlöcher giessen. Oft verlangen Nachkrank-heiten eine besondere Behandlung.
Scheitelbein-Brüche vide Schädelknochen-Brüche.
Nr. G96. Der Schenkel-Bauchbrucb oder Schenkelbruch kommt dadurch zu Stande, dass ein Darmstück oder Netz, bei Rindern ein Theil des Pansens oder die Harnblase, zwischen dem Poupart'schen Bande und dem Oberschenkel hervortreten. Gewöhnlich sind die betreffenden Eingeweide vom Bauchfelle umgeben, oder sie liegen auch im Zellgewebe zwischen dem Poupart'schen Bande und dem dünnen Einwärtszieher.
Immer aber treten sie äusserlich wenig hervor; doch weicht die nicht scharf begrenzte, elastische oder teigige Geschwulst an der Innern Fläche am obern Theilc des Backenbeins beim Drucke nach oben mit den Fingerspitzen gewöhnlich zurück, oder doch dann, wenn das Thicr auf den Rücken gelegt wird, und man fühlt dann in der Tiefe eine Lücke. Uebrigens wechseln damit Behaftete beim Stehen öfters ihre Stellung. Auch gehen sie wol hieran ge­spannt oder lahm.
Da der Bruch sich leicht einklemmen kann, so reponirt man nach der Rückenlage des Thiers den Bruch und heftet nach einem Einschnitte in die Haut das Poupart'sche Band mit dem dünnen Einwärtszieher zusammen, wor­auf auch wieder die Haut geheftet und sofort Cantharidensalbe eingerieben wird, damit genügende Ausschwitzung eintreten kann. Das nun entfesselte Thicr wird
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660nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sclifnkcl-Baiiclibnicli — Schiefer Hul'.
aber sehr vorsichtig in den Stall zurückgeführt, wol 8 Tage lang das Nieder­legen verhindert und dagegen eine sehr karge Diät eingelialten. Nachdem aber auch die Hefte entfernt worden sind, hat man noch längere Zeit anstrengende Bewegungen sorgfältig abzuhalten.
Nr. 697. Scheue characterisirt sich dadurch als krankhafter Zustand, dass das Thier plötzlich und ohne eine, nach unseren Begriffen und erfahrungsgemäss, zureichende Ur­sache, oft auch ohne alle für uns sichtbare Veranlassung dennassen von Furcht ergriffen wird, dass es unaufhaltsam zu„entlliehen sucht, nachdem es während des Laufes vielleicht erst heftig zusammenschreckte. Heftiges Athmen, starker Herzschlag, beschleunigter Puls, Sclnveiss, selbst unwillkürliche Entleerungen von Koth und Harn sind begleitende S3'nij)tonie.
Ursachen. Die Erinnerung an früher erlittene Unbilden, die den jetzt einwirkenden ähnlich sind oder scheinen, wie das ollere Erschrecken und Aeng-stigen junger Thiore auf der Weide etc. mag oft die Ursache der Scheue ab­geben; in anderen Fällen ist aber unverkennbar eine krankhaft gesteigerte Empfindlichkeit der Sinnesorgane und des Gehirns nicht zu verkennen.
Behandlung. In den mebresten Fällen nützt unstreitig eine entsprechende psychische Behandlung: guter, sanfter Umgang, und umsichtige Leitung für den Dienst. In einzelnen Fällen mögen aber allerdings auch ein Aderlass, Abführ­mittel, das Zulassen der Begattung etc. Heilmittel dagegen gewesen seyn.
Nr. 098. Der schiefe Huf
besteht zuweilen mir darin, dass der eine oder andere Wandtheil bei Unbe-schlagencu stärker abgenützt, worden ist. Oder es findet wirklich ein krank­haftes Wachsthum statt, indem eine Stelle senkrecht oder gar eingezogen, daher auch kürzer ist, was auf die Entwicklung des Strahls nicht ohne Einfluss bleibt und auf der mangelhaften Seite auch y.n Steingallen, und indem auch eine schiefe Stellung daraus wieder hervorgeht, zum Streichen und andern Uebelu Veranlassung gegeben wird. Manchmal ist auch cinTheil einer Wand zu stark nach auswärts gerichtet. Oder er findet sich bei der knieengen und knieweiten, bei der französischen und kuhhessigen Stellung. Auch entsteht er zuweilen bei durcligehenden Hornspalten.
Behandlung. Die mehr entwickelte Wand muss gewöhnlich so stark als möglich niedergeschnitten, die zu dttrftig vorhandene Wand dagegen mit dem Niederschneiden möglichst verschont, und auch durch einen starkem Ann des Eisens, oder durch den Mangel des Stollens am andern Arme die stärkere Ab­nutzung des Eisens dadurch ausgeglichen werden. Bei einseitiger Neigung zu
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Schiefer Hul' - - Soliieftrageri iles Schweifes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; {)51
Zwaiiglmf verfährt man. wie bei diesem Krankheitszustando gelehrt wird, ist die zu wenig entwickelte Wand die äussere, so kann man auch den ttussern Rand des Hufeisens etwas licr\orstclien lassen. Wenn sieh bei Hüriispalten nur irgend die Neigung zu schiefem Hufe kennbar macht, und der Strahl zum Mit­tragen des Eisens zu gebrauchen ist, muss das geschlossene Eisen in Anwen­dung gebracht werden, üebrigens macht sich öfteres Befeuchten und Ein-schmieren dieses kftnnneilicL wachsenden Wandtheiles nothwendig. Ist aber das Pferd unbesclilagen gewesen, und ist hierbei ein Wandtheil stärker abgenutzt worden, so rauss die höhere Wand vielleicht sogar völlig geschont und die ab­gelaufene durch einen dickern Arm, hohem Stollen etc. unterstützt werden. Die Hoffnung zur Heilung ist indess rein unmöglich in den l'Tdlen, wo schon das Hufbein dasselbe Gepräge gewonnen hat,
wie incliro Präparate, In Fol(?o von Homspaltcu eiilslamlcii, im liicsigfill zoulouiisclicii t'a-binete sich vorfinden.
Eben so findet sich geringe lloiliiung zu einer gründlieben Heilung, wenn der schiefe Huf von fehlerhaften Stellungen der Schenkel abhängig ist. Durch jenen Beschlag kann man aber doch die fehlerhaft;; Stellung beschränken.
Nr. 69J).
Das Schieftragen des Schweifes
bei Pferden ist zwar nur Schönheitsfehler, kommt aber bei Luxuspferden doch sehr in Betracht.
Ursachen davon sind entweder unentsprechendc Stellung einzelner Schweif­wirbel zu einander von Verletzungen derselben; oder von partieller Ausdehnung oder Zerreissung ihrer Verbindungen; oder einzelne der Schwcifniuskeln finden sich in vorwiegender Thätigkeit oder im Contracturzustandc; oder sie sind im Gegentlieilc wenig entwickelt oder gelilhmt, wovon es auch abhängt, dass das Schieftragen mehr allgemein, oder an der Sclnveifwurzel, oder mehr nach der Spitze hin sieh findet, oder dass es ein continuiiiiclies oder temporäres ist, und In letztcrem Falle nur bei grosser Erregung des Thicrcs statt hat.
Prognose. Dem Contracturzustande kann man zwar begegnen, öfters aber wird die Thätigkeit der eiitgegcngrsetzlen Muskeln nun eine vorherrschende.
BeJiandlung, Da wo die stärkste Einbiegung in Folge verstärkter Con­traction stattfindet, ist die Muskcldurehsclineidung nothwendig, ja es wird oft­mals die einseitige Durchschneidung der Seitwärtsziehcr nicht genügen, vielmehr müssen auch die betreffenden Aufwiirtsziclier mit durchschnitten werden. Der Schweif wird darnach durch Gewicht auf- und nach der entgegengesetzten Seile hingezogen, oder anfangs wol gar auf der andern Seite am Bauchgurte befestigt.
Nach den übrigen Ursachen sind bald Schienen und Bandagen, bald rei­zende Einreibungen etc. etc. nothwendig.
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652nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sehielen — Schilddrüsen-Anschwellung.
Nr. 700. Das Schielen
ist nicht, wie Lichtenberg meint, ein Vorzug der menschlichen Natur, denn auch bei Pferden ist es mehrfach beobachtet worden; so von Kreisthierarzt Schöller bei mehren edleren Pferden, wobei beide Augenaxen nach oben ge­richtet, die Pupillen etwas erweitert und verzogen, der Blick stier, übrigens aber die Augen gesund waren.
Schienbeinbeug er-Zerreissung vide Sehnenze rr ei ssung.
Nr. 701. Schienbein - Brüche
kommen am häufigsten, bei Pferden gewöhnlich mit Bruch der Griffelbeine, und zwar in Folge von Hufschlägen, Tritten von Mutterthieren, plötzlichem Pariren, jählingem Niederstauchen etc. vor.
Sie sind aus den gewöhnlichen Zufällen leicht zu erkennen, man wird aber zur Untersuchung dieses Theils besonders dadurch veranlasst, dass die Patienten im Stande der Ruhe den Boden kaum mit der Zehe betreten, in der Bewegung aber den Schenkel über dem Bruche stark beugen. Ist aber bei Schweinen, Hunden oder Katzen nur ein oder der andere Knochen dieser Partie gebrochen, so ist gewöhnlich keine Dislocation, wol aber Geschwulst, Schmerz nnd eine gewisse Beweglichkeit desselben vorhanden.
Einer Heilung sind sie, zumal wenn der mittlere Theil getroffen wor­den ist, besonders an den Vorderschenkeln fähig; bei Pferden erfolgt sie in der Regel hinnen 4 — 6, bei kleinen Thieren in 2 — 3 Wochen. Es muss die Einrichtung bei Lageveränderung, es müssen sodann auch Comprcssen von Werg, Schienen und Binden oder Riemen, oder der Kleisterverband in An­wendung gebracht werden.
Bei dem Bruch eines oder des andern Griffelbeins ohne Mitleiden des Schienbeins, bat man, wenn dasselbe aus seiner Lage getreten ist, dieslaquo; wieder herzustellen, wenn das andere Ende davon durch die Haut bohrt, dasselbe zu entfernen und dann Compresse und Binde anzulegen.
Nr. 702. Die Schilddrüsen-Anschwellung
an einer oder an beiden Seiten des Halses [vulgo Kropf, Struma,] ist ent­weder in Ucberernährung begründet, oder sie ist entzündlicher Art, wobei dann auch vermehrte Wärme und Schmerz nicht fehlen; oder sie ist nur Folge von vorausgegangener Entzündung oder von krankhaften Ablagerungen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die iu Folge von nicht zertheiltcr Entzün­dung zurückbleibende Geschwulst wird, wenn gerinnender Faserstoff sich fest­gesetzt hat und keine neuen Schädlichkeiten einwirken, wol unverändert fort-
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Schilddrüsen-Anschwellung — Solilampeausschlag.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 653
bestehen; odor bei acutem Character bildet sich unter den gewöhnlichen Er­scheinungen auch wol ein Abscess aus.
Bei jungen Thieren schwindet die Geschwulst öfters mit zunehmendem Wachsthum. In anderen Fällen wird ein temporilres Wachsen und Schwinden der Anschwellung wahrgenommen. Oder es gehen in ihr weitere Veränderungen vor, wie Verhärtung, knorpliche Entartung, partielle Yerhnocherung, Höhlen-erzeugung mit Einschluss einer dünnflüssigen, jauchigen Masse; markschwamm-oder krebsartige Bildungen. Und damit stehen in Verbindung Athmungs- und Schlingbeschwerden, Knotenbildung in den Lungen, Zehrfieber, Wassersucht etc.
Aetiologie. Hunde zeigen sie besonders oft. Für die entzündliche An­schwellung machen sich oft wiederkehrende Gewaltthätigkeiten incl. vieles Bellen geltend; Halfter, Kökrieraen, bei Hunden metallene Halsbänder, für die andere Art der Genuss eines kalkhaltigen Trinkwassers, oder krankhafte Ernährung und Dyscrasie. Wach diesen Ursachen wird er zuweilen endemisch bei Men­schen, wie bei Büffeln, Schafen, Ziegen und Hunden gefunden. So nach Bromley in Nepal.
Behandlung. Bei Beseitigung und Abhaltung der Ursachen wendet mau gegen die entzündliche Anschwellung kühlende und abführende Salze an und reibt die graue Quecksilbersalbe mit Pottasche ein. Hat sich ein Abscess deut­lich ausgebildet, so wird er geöffnet, und es werden dann noch einige Tage lang aromatische Infusa verwendet. Bei Verhärtung gebraucht mau die Jod­salbe und innerlich mit Vorsicht das Jod, oder die Meerschwammkohle, wol auch im Wechsel mit Goldschwefel oder Kermes, Alant, rolhem Fingerhutkraut. Bei trotzigem Widerstände ist auch das Haarseil, oder bei dyscrasischer Ent­artung (Markschwamm) und drohenden weiteren Uebergängen die Ausrottung der Schilddrüse vorzunehmen.
Nr. 703.
Scblägebäuchig, Schlägebäuchen,
wird für Dampf gebraucht, und es besteht dafür in Frankfurt a. M. und in
Katzenellnbogen eine Gewährszeit von 28, in der Grafschaft Erbach von 29,
im Curfürstenthum Hessen von 31 Tagen.
Nr. 704. Der Schlämpoausschlag, vulgo Fussräude,
Symptome. Gewöhnlich macht sich derselbe durch Schmerz, Anschwel­lung und vermehrte Wärme von den Klauen aufwärts nach den Sprunggelenken hin, nachdem aber die Anschwellung wieder nachgelassen, durch Furchen und Schrunden in der Haut und durch Geschwürchen auch an den Klauen bemerk­bar. Gefters soll sie sich sogar (nach Mag.-Suppl. XXI, 94) über den ganzen
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65 \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schlftmpeaussohlagr.
Körper erstfoolcen, wobei grosse Neigung zur Necrose der Haul mid desBinde-gewobes vorhanden ist. Bei Störung des allgemeinen Aussclilags stellte sich zinveileu Litliniung ein; andere Patienten starben au Zelirficbcr.
Nach Lonhardt zeigte sich bei 8 Kühen unter dem Ilindviolistande, wo die Krankheit allgemein herrschte, nicht das Exanthem, dafür erkrankten dieselben aber au Gehirn- und Ilückenniarks-Congcslionen, und eine davon ging zu Grunde. Die damals untersuchte Schlampe erhielt eine grosso Menge Solanin. Im Jahre 1855 erkrankten in derselben Wirthschafl, in welcher sehr viele, aus ßesorgniss für die Fäule, unreif eingeerntete Kartoffeln in der Brennerei ver­wandt worden, bei Fütterung der Kartoffelschlärape mit Maia von o-t Kühen, 14 Ochsen und 1 Bullen vom 18. — 27. September 12 Stück unter folgenden Symptomen: Meist unablässiges Käuen und Speicheln aus dem Maule, Appetit­losigkeit, Zähncknirschcn, Augen iujicirt, oft heiss und tlnüncud, Temperatur ungleich, wechselnd, im höhern Grade mangelhaftes Bewusstscyn und Drängen nach vorwärts; Augen geschlossen. Oefteres Einknicken in den hinteren Fessel-gelenken, Niederknieen vorn, während sie hinten oft noch stehen bleiben und so den Kopf auf den Fussbodeu stützen; beim Liegen lehnt der Kopf schlaft' an einer Seite herunter. Puls frequent und kaum fühlbar, Herzschlag unfühl-bar. Patienten fallen rasch zusammen; träge Kothentleerung, oft Verstopfung; später Zuckungen und Krämpfe; Unterkiefer und Unterlippe etwas schlaff her­abhängend, wobei ungeheuere Mengen Speichel ablliessen.
Obduction: Gcfässhaut des Gehirns stark iujicirt, viel Serum um das G-e-hirn und in den Ventrikeln.
Die Ochsen, welche auch Schlampe bekamen, dabei aber den ganzen Tag über arbeiten mussten, erkrankten nicht.
Hannen sah den Ausschlag bei Rindern an den Fassen und am Euter bei der Fütterung gekeimter Kartoffeln.
Nach Stockfleth (in Tidskrift for Veteriuairer of Bentz og Bagge. IV. B. 1. — 2. II. Kopenhagen 1856) vereinigen sich genannte Zufälle öfters bei ihm zu Lande in den Ställen der städtischen Branntweinbrenner, iudess sie auf dem Lande überhaupt wenig bekannt ist: Sie tritt mit Fieber auf, dem eine roth-laufartige Entzündung der Haut an der Krone und den Ballen, meistens nur der llinterfüssc, selbst nur eines derselben oder gar einer Klaue, folgt, welche mit Brand endigt. Dadurch werden die Thiere lahm, die beiden Kinnen wei­chen auseinander und nach 3 — 4 Tagen beginnt schon das Ahstossen des brandig gewordenen Hautstücks. Betrifft der Brand bios die Haut, so hat man es dann blos mit einer eiternden Wunde zu thun; werden aber die Scitcn-wändc des Klauenspalts, ja die Klauenbeine, die Gelenkbänder und die Streck-schnen mitergrifl'en, so geht die Heilung weit langsamer vor sich, ja Patient kann in Folge des Aufliegcns, der Erschöpfung oder Eiterinfcction zu Grunde gehen. In anderen Fällen wird auch ein oder der andere oder es werden
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Schlämpcausschlns' — Schlabucüt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;655
mehre Striclie des Euters von einer rotlilaufartigcn Emzüuduiig befallen, in Folge dessen Stücke Haut und ünterhautzellgewebe abgestossen werden. Durch den dadurch verursachten Schmerz wird das Melken schwer, fast unmöglich, es bildet sich Euterentztlndung. Verhärtung, Knütcnbiklung und damit Auf-treibung der Sprunggelenke und selbst der lieugeschnen.
Ursachen Unmöglich kann, wie Einige ineinen, bios die Verunreinigung der Füsse durch den von der Schliimpeiutterung hervorgerufenen flüssigen Koth und durcli den oft und reichlich abgehenden Urin die Ursache dazu abgeben. Jedenfalls muss wenigstens der reichliche Gcnuss der Kartofl'clschliiinpc und des frischen Kartoffelkrautes (das SolaninV) wesentlich dazu beitragen. Hat ein Tlüer, nach Stockflctli, die Krankheit durchgemacht, so erlischt dafür die Dispo­sition, Die Krankheit befällt die in den Ställen aufgestellten Kühe nur ver­einzelt und nach längeren Zwischenräumen; dass aber nach Stockfleth din Kühe, die man in Stände bringt, wo zuvor der Art Leidende gestanden haben, davon immer ergriffen werden, das deutet auf einen Ansteckungsstoff. Die Krankheit ist an keine Jahreszeit gebunden.
Ein ähnliches Uebel beobachteten noch Andere in Folge des Ge­nusses eingestampfter und in Gährung übergegangener Traubentrestern; sowie auch bei Schafen Erosionen und Geschwürchen im Klauenspalte und dar­über, sowie Lähme in Folge des Genusses der eingestampften und gesäuerten oder vielleicht geschimmelten ZuckerrUbenrückstände beobachtet worden sind. Hatte man acht Tage lang mit der Fütterung nachgelassen, so verschwand auch das Leiden, ohne dass besondere Mittel dagegen gebraucht worden waren.
Behandlung. Wird sie nöthig, so hat man aussei' Vermeidung der Ur­sache geschmeidigende Mittel, bei Brandbildung aber, um sie zu begrenzen, die Salpetersäure notbwendig. Gegen die zurückbleibende Eiterung in der Sehne wurden aromatische Aufgüsse mit blauem Vitriol gebraucht. Bei Zerstörung des Gelenkes ist die Amputation notbwendig, wonach ein fester Verband an­gelegt und 8 —12 Stunden später Chlorkalk oder Kupfervitriol in einem aro-raatischen Aufgusse applicirt wird. Bei Affection des Euters Ungt, oxygenatum. Bei der von Lehnhardt beobachteten Varietät wurden starke Aderlässe, anti-phlogistischc Salze, kalte Umschläge auf den Kopf, Hautreize hinter den Ohren und auf den Rücken bei acht Stücken mit Erfolg gebraucht. Beim gewöhn­lichen Schlänipcausschlage aber schadeten sowol Salze, wie Ilaarscilo.
Nr. 705. Schlaflosigkeit,
wie der entgegengesetzte Zustand :
Die Schlafsucht sind blos symptomatische Zustände, wie ersterer bei Schmerzen, bei äusseren
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G56nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schlafsuclil — Schluclizen.
Störungen, letzterer bei Dummkoller (Schlafkoller), bei dem sogenannten Nervenfieber der Pferde, bei grosser Kälte, nach manchen narcotischen Giften und Contagien; Träger sah sie als Symptom der Füllenlähmo; einen interes­santen Fall erzählt Benkert in der Giessen'schen Zeitschrift, VI, S. 276.
Schlagader-Geschwulst ss Arterienerweiterung.
Schlagebäu chig rs Schlägebäuchig.
Schlangenbisse vide Kreuzotter-Bisse.
Schlauchentzünduug und SchlauchVerengerung vide Vor­hau t c n t z ü n d u n g etc.
Schleebauch = Schlägebäuchen.
Nr. 706. Die Schloimboutel-Entzündung wird besonders an solchen Stellen zu finden seyn, wo Quetschung leicht ein­wirkt, wenn auch Eheumatismus, biliöse und dyscrasisclie Leiden wol möglich oftmals dabei aus dem Hinteibalto wirken. Daher rührt am Ellenbogen die Stollbeule, am obern Ende des Sprungbeins die Piephacke, und inauclie Galle wird hier ihren Sitz haben.
Schleimige Lungensucht oder Schleimschwindsucht vide
Lungencatarrh. Schlingorgane-Lähmung vide Käuorgane-Lähmung.
Nr. 707. Schluchzen
nennt man ein kurzes, schnelles, willenloses, den Rhythmus des Atlimens unter­brechendes, sich immer wiederholendes Einathmen mit hörbarem Laute, wo­bei die Stimmritze sich verengert und der Kehldeckel an den Kehlkopf an­schlägt, der Körper aber dabei gewöhnlich im Ganzen erschüttert wird.
Es ist bald ein leichter und voiilbergehender Zufall z. B. wenn Hunde sich überfressen haben; auch bei einem Pferde hat Leblanc (Journ. de Méd. vet. III. Tom. p. d21) ein dreistündiges Schluchzen beobachtet, das später als gewöhnlich gefüttert, sein Futter sehr begierig und schnell verzehrte, und un­mittelbar darauf sehr kaltes Wasser geuoss.
Ramoser berichtet von einem Pferde, bei dem es regelmässig am 5., höchst selten am G. Tage, gewöhnlich um 5 Uhr früh sowol im nüchternen, als im nichtnüchternen Zustande eintrat, bis Mittag den höchsten Grad er­reichte und bis 10 Uhr Abends wieder verschwand. Es konnte nur durch Bewegung, ununterbrochenes Laufen des Pferdes unterdrückt werden, kam aber am Abend jederzeit wieder und dauerte bis 10 Uhr; musste der Kutscher oft und lange halten, so fing das Pferd auch am Wagen zu schluchzen an.
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Schluchzen — Sohluhdentzfindung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sect;51*
Würz kannte ein Pferd, das, ein Luftkopper, vom Jahre 1834 — 1847 beinahe täglich, aber zu verschiedenen Zeiten, plötzlich unwillkürliche Erschütte­rungen oder Zuckungen zeigte, die in dor Brust ihren Anfang zu nehmen schie­nen und von hier aus mit einem dunklen Laute begleitet waren. Wilhrend des 'L—2 — 4 Stunden dauernden Anfalles war das Pferd aufgeregt, zornig, lief im Stalle hin und her, selling an die Laticrbiiume. Manchmal erlitt der Körper in rascher Aufeinanderfolge die stärksten Erschütterungen. In Ath-mung, Kreislauf, Verdauung war keine Abnormität wahrzunehmen. Wechselnde, feuchte, nasskalte Witterung machte die Anfälle häufiger, schnelles Trinken kalten Wassers rief sie schnell hervor; grössere Anstrengungen machten sie seltener, und Reiben während des Anfalls, wobei anfangs etwas Steifheit und Hochaufhebcn der Füsso stattfand, bewirkte bald Aufhören des Paroxysmus.
Manchmal ist das Schluchzen auch nur ein Symptom hei Berstung des Magens, bei innerer Milzblutung und bei Leber- und Zwerchfell-Entzündung und Zerrcissung (Mag.-Suppl. XX, 50).
Schluudbruch = Schiuuderweiterung.
Nr. 708. Die Schlundentzündung, Oesophagitis,
wird sich durch mehr oder weniger behindertes Schlucken, daher auch durch Wiederauswerfen foster und flüssiger Nahrungsstofi'e und couvulsivischen Husten, selbst wenn der untere Theil der Speiseröhre leidet, durch Schluchzen, überhaupt aber durch erhöhte Empfindlichkeit und grössere Wärme, ja selbst durch Ge­schwulst längs des Verlaufes der Speiserfihrc zu erkennen geben. Nach den Ursachen, der Verbreitung etc. werden auch Fiebererscheinungen vorkommen.
Aeliologie, Schlundentzündung ist am öftesten beim Rindvieh in Folge fremder Körper, grober Nahrungsstoffe, heissen Brühfutters etc. beobachtet wor­den. Doch kann aucli Rheumatismus, die Anwendung der Cautharidcnsalbe bei Behandlung einer Aderfistel etc. sie herbeiführen.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Genesung wird durch Zertheilung oder nach geschehener'Eiterung erfolgen, indem im günstigsten Falle spitze Körper hier­durch selbst nach aussen wieder entleert werden (Magazin XV, 7. Caustatt's J. 1854, 40).
Durch Lymphexsudat entsteht Verengerung der Speiseröhre. Durch grosse Reizung fremder Körper kann auch Brand, hierdurch aber, wie durch die be­hinderte Speisezuführung der Tod durch Vorhungern erfolgen.
Behandlung, Fremdp Körper sind sachgemäss zu entfernen. Die eigent­liche Krankheitsbehandlung ist die antiphlogistische: der Gebrauch des Ader­lasses, des Salpeters, des Salmiaks oder des Calomels mit einhüllenden schlei­migen Mitteln. Bei Aetzungcn und Verbrennungen letztere allein; bei llheu-matismus besonders ableitende Mittel.
Falke, Knuikli. d. Haustb.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 42
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Schlundenveitevmier-
Nr. 709. Schlundorwoitorung
wird zuweilen bei Pferden beobachtet. Nach Hertwig, dessen Chirurgie die nachfolgende Beschreibung theilweise, aus Mangel eigener sattsamer Erfahrun­gen, entlehnt ist, kann sie sowol an der Hals-, wie auch an der Brustportion desselben vorkommen. An der Halsportion kann ihr Sitz vom obern Ende bis zum untern an jeder Stelle seyu, am häufigsten aber findet sie sich ungefähr 2 — 3 Zoll vor dem Eingange des Schlundes in die Brusthöhle. In diesen er­weiterten Theil (Schlundbruch) dringt Nahrung und Getränk, und es entstehen dadurch rundliche oder länglichrunde Anschwellungen, welche bald mehr, bald weniger stark, bis zur Grosse einer starken Mannsfaust hervortreten, je nach­dem das Thier eben gefüttert worden ist, oder länger gefastet hat. Durch Druck von aussen kann sie desgleichen sehr verkleinert oder gänzlich zum Verschwin­den gebracht werden. Diese Geschwulst gewährt in der Regel beim Betasten ein teigartiges Gefühl, ist wenig schmerzhaft und ohne Symptome der Entzün­dung, und wenn man mit den Fingerspitzen sie an ihrer Basis umfasst, so kann man deutlich den Zusammenhang mit dem Schlünde erkennen.
Während der Entwicklung dieser Geschwulst finden sich sehr oft auch Symptome von Druck und Reizung im Schlünde und den angrenzenden Theilen hinzu: Die Thiere benehmen sich bei und nach dem Futtergenusse unruhig, ängstlich, sie schütteln öfters mit dem Kopfe und Halse, recken den letztern bald gerade aus, bald krümmen sie ihn wieder, und zuweilen tritt Erbrechen und Angstschweiss hinzu. Späterhin, wenn erst die Ausdehnung bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, pflegen diese Symptome nicht mehr zu erscheinen und die Thiere können mit derselben Jahre laug fortleben, indem sie nur einen Schönheitsfehler abgiebt. In einzelnen Füllen verhärtet sich aber aucli die in der Geschwulst enthaltene Futtermasse, drückt und reizt die umgebenden Theile, erregt Entzündung, welche auf die umliegenden Theile und namentlich auf das Brustfell sich fortpflanzt und hierdurch Lebensgefahr herbeiführt, oder es bilden sich Abscesse und Durchbohrung des Schlundes, wie ein Fall der Art in der Lyoner Clinik in dem Journ. de Méd. vet., Tom. V. beschrieben ist.
Die Erweiterung der Brustportion gegen den Magen hin scheint gewöhn lieh keine auffallenden Symptome zu bewirken. In einem Falle wurde eine solche Erweiterung in dem Cadaver eines Pferdes gefunden, das an Darm­entzündung gestorben und vor dem Tode starke Entleerungen des Mageninhaltes durch die Nase hatte wahrnehmen lassen.
Die Ursachen der Schlunderweiterung bestehen zuweilen in Verwundun­gen, bei welchen die Muskelhaut getrennt und nicht wieder vereinigt worden ist, in Folge dessen die schlaffe Schleimhaut vortritt und durch das Futter und Getränk noch erweitert wird. Zuweilen scheinen auch fremde Körper, welche
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ScliSundenveiternng' — Selilundkopf-Polypcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 659
sich im Innern des Schlundes festsetzen, die Entwicklung dieser Ausdehnungen zu bedingen.
Die Cur ist bei den Erweiterungen am Halse durch folgende einfache Operation zu bewirken, zu welcher man ohne Zeitverlust schreitet, nachdem das Pferd kurz vorher Futter erhalten und die Geschwulst durch dasselbe recht ausgespannt worden ist, wodurch sie über die Carotis und Drosselvene frei hervortritt, somit die Operation wesentlich erleichtert: Man scheert auf der Ge­schwulst die Haare ab, durchschneidet die Haut und den Hautmuskel in der ganzen Länge der Geschwulst, so dass sie in die Wunde hineinragt; nun er­greift man dieselbe mit einem stumpfen Haken und zieht sie etwas damit her­vor, trennt ihre Seitenflächen von der Umgebung, entleert dann durch Drücken den Inhalt der Geschwulst und schneidet hierauf den ausgebuehtetsten Theil einer Seitenwand in ihrer ganzen Länge soweit mit der Scheere ab, dass die zurückbleibenden Känder bei ihrer Zusammenfügung die normale Weite des Schlundes herstellen, heftet dieselben sodann und sucht wo möglich die schnslle Vereinigung zu bewirken, wie diess unter „Schlundwundenquot; gelehrt wird.
Nr. 710. Die Schlundflstel.
Gewöhnlich durch mechanische Ursachen, namentlich längeres Verweilen steckenbleibender Futterstoffe im Schlünde, oder spitzer oder scharfer Körper, und durch anderweitige Verwundungen desselben, sowie durch die Operation dagegen resp. durch den Eintritt von Futterstoffen und Verhinderung der schnel­len Vereinigung der Schlundwundc, geschieht zuweilen eine so nachhaltige Rei­zung im Schlünde, dass Abscess- und Fistelbildung die Folge ist, zumal wenn der Eiter keinen freien Abfluss erhält.
Dieser muss daher thunlichst bewirkt, die Entziehung grober Futterstoffe und möglichste Reinhaltung eingehalten werden. Gelingt nach Schlundverwun­dungen die Vereinigung nicht, so müssen die anderweitigen Mittel, welche unter dem Artikel „Schlundwundenquot; angeführt sind, in Anwendung kommen.
Nr. 711. Schlundkopf- Entzündung ist ein gewöhnlicher Begleiter der ßachenentzündung, und je stärker sie her­vortritt, um so mehr wird das Schlingen behindert seyn.
Schlundkopl'-Lähinung vide Käu- und Schlingorgane-Läh-mung.
Nr. 712. Schlundkopf- Polypen
erschweren die Aufnahme der Nahrung, ja selbst das Athmen, und sollen zu-
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(quot;)()0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sdilimilkopl'-Pol.vpcn — Soliliiiulküpl- und Schluiiilvemigmmg.
Aveileu so stark entwickelt gewesen soyn, dass Geschwulst von aussen bemerk­bar und die Ohrspoicholdrüseu in die Höhe gehoben worden sind.
Die Entfernung derselben gelingt zuweilen durch Abbinden oder Ab­drehen. Darnach in der ersten Zeit weiches 1'uttcr, gesäuertes Mehlwasscr, schleimige Mittel.
Diericx fand, nach Annales de Méd. vét, a Bruxelics, Tom. Ill, bei einem Hunde, welcher trocken und scharf hustete, sich nianclimal erbrach und nicht gehörig frass und sehr niedergeschlagen war, dem ferner bei den Anstrengun­gen zum Erbrechen auch etwas Floischähnlichcs zwischen die Zähne kam, das aber sofort wieder verschluckt wurde, nach genauerer Untersuchung hinter dem Kehlkopfe einen Polypen. Er rufte in dem Thier durch Reizung mit dem Fin­ger Brechneigung hervor, wodurch der 'Polyp hervortrat, der nun mit der Hand gefasst, an seinem 2 Zoll langen Stiel unterbunden und dann abgeschnitten wurde. Er wog 25 Grammes. Der Hund erholte sich aber in wonigen Tagen vollständig. Auch
Nr. 713. Sehlundpolypen
sollen, namentlich nahe am Magenmunde, beobachtet worden seyn. Ich fand dort bei Pferdccadavern einige Male Markschwamm. Diese Pferde wurden einige Mal an Colik behandelt, und beim Eingeben zeigte sicli Hecken, ja hin und wieder nach dem Verschlucken der Medicin (Dolus oder Pillen) Wiederlaquo; auswerfen — durchs Maul.
Nr. 714.
Sehlundkopf - und Schlundverengerung
wird entweder durch Entzündung oder die Folgen derselben: Auflockerung
oder Verdickung der Scbloimhaut, oder durch fremde Körper, Oestruslarven,
durch Aftcrgebildc, Markschwamm u. dgl. bedingt.
Meyer erzählt Magazin XVII, S. 81: von einem alten, aber gesunden Pferde, dem das Schlucken fast unmöglich wurde, das aber den besten Appetit und ungehindertes Käuen zeigte und den Hungertod sterben musste, dass durch einen Sehnenstreif am vordem Rande des Schild-Schlundkopfmuskels, welcher bis zum Schildknorpcl hinreichte, der Schlundkopf so verengt wurde, dass erst mit Mühe ein Finger eingebracht werden konnte.
Ein l1^ jähriges Pferd hatte vor längerer Zeit an Druse gelitten, und am Halse hinter der Luftröhre und dem Schlünde resp. eine starke Handbreit unter dem Schlundkopfe einen Abscess bekommen, der nach rechts aufgebro­chen war. Bei der Section fand sich nach links von der Luftröhre und dem Schlünde eine Höhle von circa 2 Zoll Durchmesser, die neben einer geringen Menge dicklich-schlcimähnlicher Flüssigkeit über ein Dutzend sogenannter Chon-droiden enthielt, ohne dass aber die Luftsäcke betheiligt gewesen wären. Die
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Sohlundkopf- und Schlundveïbftge^ung:,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(iGl
Hoble selbst hatte einen mit einer schlcimhaatilliulichon Mcmbnui ausgekleideten Ausführungsgang von tj4 Zoll Durohmesser, der nach rechts zu über den Schlund quer hinwegging und an der rechten Seile in den Sdilmul mündete. Dieser Gang hatte den Schlund ilcrmasscn znsammengcdriickt, dass derselbe bis zum Schlnndkopf hin mit Futter vollgestopft war.
Was fremde Körper betrifft, so sind es insbesondereRübèb und Kar­toffeln oder Stücken davon, sowie Knochen, auch für Ilcilzweclic eingeführte Pillen, Eier, Heringe, die hier stechen bleiben.
Dieselben rufen Unruhe, angstvolles Auge, Senken des Kopfes und Halses, der auf der linken Seite auch wol örtliche Geschwulst zeigt, ferner starke Schleim - und Speichelabsonderung, selbst Würgen und Erbrechen, iici Wieder­käuern, die nun behindert sind, das normale Rülpsen auszuführen, Aufblähung, kurzes beschwerliches Atlnncn hervor; und werden sie nicht entfernt, so kom­men Entzündung und Brand des Schlundes oder Erstickung hinzu.
Behandlung. Um den Leidenden die gehörige Kunsthilfe augedeihen zu lassen, hat man zu beachten, ob diese Körper in der Hals- oder in der Brust­portion des Schlundes festsitzen, und ob sie rund und glatt, oder eckig etc. sind.
Nachdem bei Wiederkäuern nöthigcnfalls erst der Pansenstich gemacht worden ist, sucht man erstere durch Heraufdrängen nach der Rachenhöhle hin, durch Ausziehen mittelst einer Zange, oder durch Zerstückelung oder (eckige, spitze Körper) durch den Schlundschnitt zu entfernen.
Wenn aber solch ein fremder Körper in der Brustportion des Schlundes sitzt, so soll man nach Eilert (Mag.-Suppl. XXI, 181) nicht, wie es früher empfohlen wurde, denselben durch das Himinterstossen in den Magen von hier zu entfernen suchen, weil das oft sehr schlimm abläuft, sondern man soll nur den Pansenstich machen und übrigens das Thier in Buhe lassen, da sich bin­nen G—18 Stunden so viel Speichel und Schleim angesammelt habe, dass er dadurch in den Magen gleiten könne, wie viele Erfahrungen vorliegeu.
Rüffcrt referirt in Mag.-Suppl. XXIII, 139: Eine Kuh hatte vor 7 Mo­naten an der Lungenseuche und seitdem öfters an Aufblähung gelitten, welche endlich nicht mein- beseitigt werden konnte. Als Ursache davon fand sich bei der Obduction ein rundliches, gegen 3 Pfd. schweres Stcatom im vordem Mittcl-fellsraumo, welches mit dem Schlünde innig verwachsen war, und diesen der-massen zerrte und drückte, dass die Kuh, welche noch ziemliche Frosslust iius-serte, nur geringe Quantitäten Gesöffs hinunter schlucken konnte. Die aus dem Magen beim Aufrülpsen entweichenden Gase gelangten aus dem Bereiche der Brustportion des Schlundes nicht heraus, sondern kehrten in den Magen wieder zurück, wovon ich mich mehrmals deutlich überzengen konnte.
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Schlundwunden
Schmaler Huf.
Nr. 715. Schlundwuuden
gehen den eigenthümlichen Veranlassungen nach entweder von Innen nach Aussen oder umgekehrt. Wunden der Halsportion sind am leichtesten bei der Nahrungsaufnahme durch den Ausfluss von Getränk, Futterstoffen etc. zu er­kennen. Durch deren Verunreinigung nimmt aber auch die quot;Wunde bald ein übles Ansehen an. Wunden der Brustportion sind oft kaum zu vermuthen, wenn man die Ursachen nicht kennt.
Prognose. Sowie diese letzteren gewöhnlich einen tödtlichen Ausgang nehmen, indem der Schlundinhalt längs des Schlundrohrs theilweise bis in die Brusthöhle dringt und hier eine tödtlichc Entzündung hervorruft, so können auch äussere Schlundwnnden, bei Umgestaltung zur Schlundfistel, übel ablaufen.
Behandlung. Nach Entfernung alles fremden Inhaltes heftet man die ein­fache Wunde durch die Knopfnaht, wobei die einzelnen Hefte aber eng anein­ander gelegt, davon aber nur die seröse und Muskelhaut gefasst werden müssen. Der Schlund wird sodann wieder in seine Lage gebracht, durch eine Lage Werg bedeckt, und sodann auch die Haut genüglich geschlossen. Man giebt hierauf durch entsprechendes Anbinden dem Halse eine mehr gestreckte Stel­lung, entzieht Patienten die ersten beiden Tage Nahrung und Getränk, giebt ihm auch am dritten Tage nur reines Wasser, entfernt aber nach der Grosse der vorhanden gewesenen Wunde und nach der Neigung zur Verheilung ein oder zwei Tage darnach die Hefte. Ist die Verheilung nicht gelungen, oder konnte sie bei gerissenen, gequetschten Wunden nicht Berücksichtigung finden, so muss der Heilweg durch Eiterung und Granulation eingeschlagen werden, zu welchem Zwecke Hertwig empfiehlt, sie mit einem der Grosse der Wunde entsprechenden weichem Wergtampon zu bedecken und mit einer Auflösung von Silbersalpeter (Gr. x — 5J) oder von Jodkali (Gr. xv — 5j) zuweilen zu betupfen, wohl aber auch darauf zu sehen, dass die aus der Schlundwunde ab-fliessendeu Stoffe nach Aussen treten, weshalb dem untern Wundwinkel durch das Messer eine trichterförmige Beschaffenheit gegeben werden soll, der Art, dass die Haut am tiefsten, und die Muskeln weniger tief getrennt sind und dass die grösstmöglichste Reinigung stattfindet.
Nach der Verheilung der Schlundwunde ist auch die der Haut in Stand zu setzen, nach den Umständen durch schnelle Vereinigung, oder durch Eiterung und Granulation.
Nr. 716. Der schmale Huf,
Syn Esclshuf,
welcher hohe Wände mit steiler Richtung, tiefe Sohle, enge Trachten, kleinen Strahl, gewöhnlich auch eine lange Zehe hat, muss in diesem Falle eine Kür-
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Schmaler Huf — Schulteiarinßelcnk-VerrenUuiif!;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 663
zung der Zehe erleiden, weil hierdurch mehr die Last auf die Seiten- und Trachtenwände geworfen und damit grüssere Weitung derselben herbeigeführt wird. Dicss wird überdiess noch durch ein Hufeisen unterstützt, das schon an den Seitenwänden, die von einem Beschläge zum andern mehr und mehr nie­dergeschnitten worden sind, etwas vorragt.
Nr. 717. Die Schnuffelkrankheit der Schweine tritt scheinbar als Catarrh der Nasenschleimhaut auf, welcher aber bald zur Auflockerung, Verdickung oder Verschwärung derselben führt, ja die ganze Um­gebung, selbst die schwammigen Knochen der Nase auflockert und verändert, wodurch die ganze Nase missgestaltet, dick und wulstig und der Eüssel schief gedreht wird. Das Athmen ist dabei höchst erschwert, mit hörbarem Schnaufen und Schnüffeln verbunden. Es findet nun öfters Blut-, ja Jaucheaustritt aus der Nase statt, das momentan das Athmen erleichtert; oder diese Absonderung ist sehr beträchtlich, wodurch Ermattung, Abmagerung, oder schneller Tod herbeigeführt wird.
Aetiologk. Eine besondere Disposition soll sich bei Schweinen finden, die eine kurze, stumpfe Nase haben. Darnach ist wol auch die angeschuldigte Vererbbarkeit zu erklären. Gelegenheitsursachen bieten sich aber beim Schweine hierzu mancherlei dar: als Erkältung, das Wühlen in hartem, steinigem Boden und die Uebertragung der Krankheit durch die Absonderung der Nase.
Wesen der Krankheit. Hering hält sie für eine dem Scorbul verwandte Cachexie. Nach den wenigen Erfahningen, wenn ich ärztliche Behandlungen ohne Seclionen so nen­nen darf, kann ich sie nur zu den Typhoiden rechnen, und sie nach Fuchs als Khinocace hezeichnen. Dafür .sprechen auch die Beobaclilungcn, dass sie ansteckend scy.
Prognose. Sie hat einen gewöhnlich üblen Verlauf, wenn ihr erstes Sta­dium unbeachtet geblieben ist.
Behandlung. Anfangs Essigdämpfc; Einreibungen längs des Nasenrückens von Althäen-, Pappel-, grauer Quecksilbersalbe. Scharfsalbe bei ausgebildeter Krankheit nächst den innern Mitteln, wozu anfangs die Brechmittel, Salmiak, Calomel, später Chlorkalkauflösungen, Creosot u, dgl. (dem Typhoidzustande entsprechende Mittel) zu gebrauchen sind.
Schönblindheit SS Schwarzer Staar.
Nr. 718. Die Schulterarmgelenk - Verrenkung,
wobei der Kopf des Armbeins die Gelenkvertiefung des Schulterblattes verlas­sen hat, ist bei Pferden, Kindern und Hunden beobachtet worden, und zwar in Folge Springens über Gräben, beim Stürzen, wo die Vorderschenkel unter die Brust zu liegen kamen, oder wenn dieThicre dabei schwer belastet waren,
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Schulterarmgelenk-'Vorronkung — ScbttlterblatUBrQche
daher ich sic auch bel einer hochträchtigen Kuli, die einen sehr glatten Stand hatte, wo sie wahrscheinlich ausgegleitet seyn mochte, einmal gefunden habe.
Kommt man bald zur Untersuchung, so werden die Thierc mit dem ver­renkten Fasse nicht auftreten, ja er wird bei dem Mitleiden niehrcr Muskeln schwer zu beugen und zu strecken seyn, die Thierc werden dabei grosse Schmerzen äussern, und da, wo der Kopf des Ariubeins ausgewichen ist, wird sich eine bewegliche Erhöhung bemerkbar machen. Diese aber wird, nächst der stauchenden starken Lälimo, allein bemerkbar seyn, wenn, wie bei genannter Kuh, das Ucbel länger bestanden bat.
Prognose. quot;Wenn das Capsclband zerrissen ist, so ist dieselbe sehr un­sicher. Doch liegen auch mehre gelungene Heilungen vor, und zwar ist sie binnen 2—3 Wochen erfolgt (Annal. de Méd. vet, a Brux. ï. V.).
Behandlung, Da die Einrichtung sehr schwierig ist, so muss das Tlüer vorsichtig geworfen, und mittelst umgelegter starker hänfener LJänder an den Vorarm die entsprechende Ausdehnung bewirkt, dabei Hals und Rumpf durch andere Gehilfen zurückgehalten resp. vorn auf das Knie, um den Fuss gestreckt zu erhalten, gedrückt und vom Tliierarzt die Einrenkung des Gelenkkopfcs durch entsprechende Manipulationen besorgt werden. Zum Verbande nimmt man Lehrwandstreifeu, die in ein flüssig gemachtes Gemisch von schwarzem Pech und burgundischem Harz ana Lbjj und venetianisclicm Terpentin Lbj einge­taucht worden sind. Patient wird so lange gehalten, bis der umgelegte Verband trocken geworden ist. Anderen nützten besondere Apparate, sowie zur Besei­tigung der Entzündung die kühlenden Waschwasser, bei zurückbleibender Er­schlaffung aber Waschungen von AlaunauHösuug oder anderer zusanimen/.ichen-der und spirituöser Mittel.
Schulterarmgelenk-Ve rsf auchun g vide Bug] ahme.
Nr. 719. Schulterblatt - Brüche. Hierüber findet sicli von mir laquo;ine Abhandlung in Repertorium VII, S. 8—15. Sie finden sowol auf dem platten Theile, wie auf der Gräte, am Halse, wie durch das Gelenk statt.
Symptome. Sie geben sich nach der Gewaltthat durch starke. Schonung des betreffenden Schenkels, starkes Hinken, Nachschleppen bei der Bewegung,. Knarren der Bruchenden, wenn man die Hand fest auf die Bruchstelle legt und den Schenkel durch einen Gehilfen bewegen lässt, wobei die Thierc Schmer­zen äussern, bald auch durch Geschwulst zu erkennen.
Prognose. Je näher der Pfanne oder wenn der Bruch gar durch das Gelenk geht, um so übler ist derselbe. Wenn übrigens auch die mehresten Schultcrblattbrüche geheilt worden sind, so ist doch öfters mehr oder weniger
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Sciiiiiifihlnii-Biiii-hc — ScImlteMähuilaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;665
starke Lälimo üuriickgcblicbcn. In einzelnen Füllen trat starke Abscessbü-dnn'g ein.
Behandlung, In den seltensten Fällen wird sich eine Einrichtung nütliig machen, denn es findet gewöliullcli keine Verschiebung statt. Eulie und volle Schonung ist, aber hauptstlchlichstes Erforderniss für die Cur, do.lier diese nach Umständen durch Hochbinden, durch den Gebrauch dos Hängegurtes., durch Anlegen der Binz'schon Stelzmaschinc etc. erzwungen werden muss. Zum ört­lichen Verbande fordert Vatel, dass mau eine Lage von Pech auf den Arm und die Schulter applieirt, dann diesen Pechüberzug mit einer breiten Lein-wandbindo bedeckt, die von oben nach unten und von unten nach oben kreuz­weis Übereinander geht, und der die Gegenden vom Brustbeine bis zum Wie-derrüst und vom tllenbogcn bis zu dem Theile des Halses, der zwischen dem Genick und dem quot;Wiederrüstc liegt, als StUtzpuhct dienen. Auf diese Weise werde von ihr die ganze Schulter erfasst und diese letztere an den Thorax an­gedrängt und festgehalten.
.Ich selbst gebrauchte in einem Falle ein Eiterband, das sich über die Bruchstelle wegzog, um die innere Entzündung abzuleiten und das Thier zur Schonung des Theilcs anzuhalten, und wurde vollkomraen zufrieden gestellt. Andere fordern anfangs kühlende, später reizende Mittel.
Nr. 720. Sehulterlähme
wird von Einigen mit Buglähme identificirt, von Anderen mit Recht von ihr unterschieden. Der Unterschied ist sogar ein mannigfacher, je nach der belei­digten Stelle und nach der Heftigkeit der oingewirkten Gewalt, daher, nachdem der Sitz der Lähme im Allgemeinen festgestellt worden ist, die Art des Leidens näher untersucht werden muss, denn bald findet sich in Folge einer mechani­schen Gewalt auf die Schulterblattgrätc Untztindniig, insbesondere heftiger Schmerz daselbst, bald findet man einen Bruch des Schulterblattes, bald nur Quetschungen der daselbst liegenden Muskeln, bald starke Ausdehnungen und Quetschung der Muskeln, welche das Schulterblatt und Armbein an den Brust­korb befestigen, was sie dadurch zu erkennen geben, dass sie beim Befühlen daselbst grossen Schmerz verrathen. Ocftcrs werden wir auch durch die er­kannte Ursache darauf geleitet, denn das Pferd ist vielleicht in gespreizter Hal­tung ausgeglitten, es ist mit dem Schenkel über die Deichsel oder den Latier-baum, über die Halfterkctte gerathen etc. In anderen Fällen wieder ist Kbeu-matismus oder Contractur der dortigen Muskeln vorhanden, Ja nach Hcrtwig soh selbst wirkliche Lähmung dieser Partie statt haben und sich durch gänz­liche Erschlaffung der Muskeln bei Mangel an Empfindlichkeit in denselben zu erkennen geben.
Nach diesen verschiedenen Zuständen ist auch die
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laquo;66
Schullerlälime — Schwammliörpei-Zerreissung.
Prognose und Behandlung sehr verschieden, jedenfalls aber der Natur und dem Wesen des Uebcls entsprechend zu effectuiren, wie diess unter Bug­lähme schon angedeutet ist.
Schuppenflechte vide Flechten. Schutumauke
vide Pocken.
Schutzpocken
Nr. 721. Schwache und niedrige Trachten geben im Ganzen eine grosse Geneigtheit für den Zwanghuf und sind überhaupt für Eindrücke des Bodens sehr empfindlich.
Deshalb müssen sie beim Niederschneiden des Hufes für den Beschlag ganz unberührt bleiben, dafür ist aber die Zehe thunlichst niederzuschneiden, um hieher die Last zu werfen. Allerdings dürfen aber die Eisen keine hohen Stollen haben, ja man bevorzugt Eisen ohne Griff und Stollen, die aber gegen die Stollenenden hin verdickt zulaufen. Ist vielleicht die eine oder andere Tracht besonders empfindlich, so wird das Eisen daselbst etwas abgesetzt, um diesen Wandtheil ganz frei zu stellen; jedenfalls aber müssen die Enden die Trachten reichlich decken. Das geschlossene Eisen gebraucht man auch wol, und zwar da, wo Neigung zum Zwanghufe vorhanden ist. Schwämmchen = Mundschwämmchen.
Nr. 722. Die Sehwammkörper-Zorreissung erfolgte, nach Hertwig, wenn das münnliche Thier zu hitzig auf das weibliche Thier sprang und hierbei mit dem steifen Gliede heftig an das Becken stiess; oder wenn es von diesem herunterfällt und der Penis noch in der Vagina sich befindet; oder wenn während dieses Momentes das Mutterthier plötzlich zu­sammenbricht, oder sich niederwirft.
Symptome. Gleich nach einem solchen Vorfalle wird man am Penis eine Krümmung wahrnehmen, da Zcllenwände eines schwammigen Körpers eingerissen sind, oder diess an der äusseren Wand.,der Ruthe nur statt hat. Die Krüm­mung entsteht durch Anschwellung von ergossenem Blute, wodurch dem Thiere kein sonderlicher Schmerz zugefügt wird. Diese Geschwulst geht nach und nach öfters bis zur Eichel herab, so dass das Glied selbst aus dem Schlauche her­vorgezogen wird.
Wenn auch diese Anschwellung sich nach und nach wieder verliert, so wird doch diese Ausbuchtung und Schwäche zurückbleiben, so dass das Begat-tungsgeschäft nicht entsprechend vollführt werden kann.
Der Vorfall der Ruthe muss bei der Behandlung vorerst zurückgebracht
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Scliwammkorper-ZeiTcissuiig — Schwarzer Staar.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 667
uud durch eine Vorrichtung in der normalen Lage erhalte.laquo; werden. Darnach werden kühlend zusammenziehende und spater gerbestoffige Mittel in Anwen­dung gebracht.
SchwarKc Harn winde vide Bluthar nen.
Nr. 723. Schwarze Knotengoschwulst wird die Krcbsform genannt, welche zwischen den gewöhnlichen Elementen eines Markschwanimes oder Scirrhus mit dunklem Pigmente gefüllte Zellen nach­weiset. Diess Pigment ist nach Thcnard Kohle, nach Barruel und Lassaigne aber Eiwciss, Faserstoff und Blutfarbestoff. Man findet solche Geschwülste fast in allen Geweben, am häufigsten jedoch im Hautzellgewebe, besonders in der Gegend der Geschlechtstheilc und am After, namentlich bei Schimmeln mit schwarzer Haut, besonders bei polnischen und tartarischen Pferden.
Sie ist cigenthümlich glänzend, uneben, fest, die Haut darauf noch vw-schiebbar, begrenzt, später der Erweichung fähig, und sondert in dem Falle eine dünne, mit schwärzlichen Partikelchen vermischte Flüssigkeit ab. Uebri-gens ist sie vordem einer periodischen Ab - und Zunahme fähig, im Winter ge­wöhnlich kleiner, als im Frühjahre, und kann schon an der Stelle, wo sie vorkommt, Störungen veranlassen, wie verhinderten Kothabsatz beim Vorkom­men am After. Doch können auch, nach manchen Beobachtern, Pferde zehn Jahre und länger von den grössten äusseren derartigen Geschwülsten befallen seyn, ohne dass ihr Gebrauch darunter litte; denn wenn selbst durch Druck Ulcerationen entstanden seyen, reiche oft schon Ruhe hin, um sie trocknen zu sehen. Nur wenn Erweichung eintritt, ist Vernarbung nicht mehr möglich. Auch soll durch die Exstirpation solcher Geschwülste dann vorzüglich Ver­setzung der melanotischeu Masse und cachectischer Zustand hervorgerufen wor­den seyn (Busch's Zeitschrift 1, 104); oder wenn die Exstirpation nicht voll­ständig geschah, Verjauchung in dem Reste, und dadurch ein quot;Weitergreifeu des Uebels. Deshalb muss jedenfalls jeder noch verdächtig erscheinende Theil zunächst der Schnittfläche mit dem welssglühenden Eisen zerstört werden.
Um ihre volle Ausbildung zu hindern, haben manche Practiker auch Räucherungen von schwefeliger Säure oder Waschungen von verdünnter Schwe­felsäure vorgenommen; und überhaupt hat man zu ihrer Tilgung haut- und harnbethätigeude Mittel, den Arsenik etc. empfohlen.
Nr. 724.
Schwarzer Staar, Amaurosis,
wird diejenige Art von Blindheit genannt, die in einer Lähmung des Sehnerven
oder der Netzhaut im Auge, oder in einer Hemmung der Verrichtung jener
Theile beruht.
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COlaquo;
Schwarzer Staar.
Symptome, Sic ist entwodcr vollkoimneii oder unvollkommen; im letzte­ren Falle ist die Netzhaut für einfallende Lichtstrahlen noch mehr oder weni­ger empfänglich! An massig hellen Orten zeigt das Thier wenig oder nichts Krankhaftes; an hellen Orten sieht es hingegen unsicher und wird deslialh leicht scheu; oder es sieht an hell beleuchteten Orten hesser, als an gering beleuchteten. Schon bei diesen Zuständen, noch vielmehr aber bei einer com-lileten Amaurosc trägt das Thier den Kopf hoch, merkt bei dem geringsten Geräusche auf, spitzt die Ohren, oder bewegt das eine vor-, das andere rück­wärts, um sich von dem Orte, woher das Geräusch kommt, in Kenntniss zu setzen. Es hebt beim Gehen die Füsse hoch, als wenn es im Wasser fort­schreite.
Weil manche dieser Symptome mit denen des Dnmnikollers verwandt sind, so muss man nun das Auge selbst genauer untersuchen. Doch auch hier finden sieh leicht Täuschungen: 1st nämlich nur Ein Auge krank, so wird die Bewe­gung der Regenbogenhaut in diesem Auge durch den einwirkenden Lichtrciz auf das gesunde Sympathisch hervorgerufen, wenn nicht etwa Verwachsung der hintern Fläche der Regenbogenhaut mit der Linsencapsel in Folge von Mond-blindlieit die Pupille in ganz unbeweglichem Zustande erhält. Verdeckt man aber das gesunde Auge vollständig, und bringt das Thier an einen Ort, wo ge­höriger Lichtreiz vorhanden ist, so wird die Bewegung der Pupille im kranken Auge sehr vermindert oder völlig aufgehoben seyn. Ist die Pupille zugleich unregelmiissig, winkelig und zeigt sich in der Tiefe des Auges ein bläulicher oder grünlicher Schimmer und hat das Auge ein mattes, gläsernes Ansehen, so ist die Krankheit vollkommen ausgebildet. Unsicher ist aber das Kennzeichen, dass das Auge in seine Höhle zurückgezogen scheine, denn dicss finden wir wenigstens auch bei anderen Augenleiden. Und unmöglich kann es der Fall seyn, wenn Congestionen oder krankhafte Bildungen in der Augenhöhle Ursache der Amaurosc sind.
Uebrigens gelten als Ursachen die periodische, sowie alle anderen Augen­entzündungen, wenn sie in liohem Grade statt haben; ferner ein starker Grad der Hirnentzündung, des Hirntyphus, Anhäufung seröser Flüssigkeit in den Hirnkamraern, heftige Erschütterungen des Kopfes, Verwachsung des Sehlochs, Knochcnauswüchsc etc. in der Augenhöhle, lange unterdrückte Thätigkeit des Sehnerven durch Augenfell, liurnhaulverdunklung, grauen Staar etc., Aft'ectio-nen der Ciliarnervcn durch quot;Würmer, der lange Aufenthalt in dunklen und feuclitkalten Orten, sowie plötzlich unterdrückte llautausdünstung und andere Absonderungen, selbst in Exunthcmen und Geschwüren, der Genuss frischen Roggens, frischer Erbsen und Wicken, narcotische Stoffe. Einige Male ist er bei neugeborenen Füllen beubaclitet worden.
Die Prognose für die Beseitigung des Uebels ist meist sehr ungünstig
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Schwarzer Staar
Schweitbrand.
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zu stellen; doch müssen im Allgciiioincn die Ursachen beiüuksiclitigt werden, und ob die Krankheit mehr oder weniger ausgebildet ist.
Bei det Section findet man mitunter noch Entziindungsspuren, oder Schwund, oder grössere Festigkeit des Sehnerven, Verflüssigung desselben oder des Glas­körpers.
Behandlung. 1) Abwendung der Ursachen. 2) Erhöhte Empfindlichkeit der Augen sucht man durch narcotische Mittel, veränderte SUdlur.g etc. zu be­seitigen. Congestionen arbeitet man durch ableitende und sclivvächende Mittel entgegen. Unterdrückte Ilautausdünstung wird man durch hautbetluUigende, unterdrückte Exanthcme und Geschwüre durch auf der Haut angcbracl^e scharfe Mittel wieder hervorzurufen suchen. Gegen Anhiiufungcn seröser Flüssigkeiten in den Gehinikammern versucht man Fontanelle, Eiterbänder, Sturzbiidev, Pur-gir-, Brechmittel. Muss man auf Schwäche des Sehnerven schlicssen, so wasche man das Auge mit iltherischen Mittein und gebe auch innerlich nervenbelebonde Arzneien.
Gerichtliche Thierar%neilmnde. Derselbe ist Gcwährsmangcl mit einer Gewährsfrist in Meiningen von 8, in Preusscii und Waltleck von 28, in Oester-reich von 30, im Curfürstenthum Hessen von 31 Tagen.
Nr. 725. Der schwarze Tod, jener vorhecrendo Typhus in dor Mille des 14. Jahrhunderts, bcrüluie auch die Thieio. cf. A. Caltcis in Failalo Illyricum sacrum, Vol. ill, Frarl, 314. L. ftlotaxa delle malcllic contagiose cd opizootische, compciidio storico dollc principal! epizootic. Roma 1817, II. 142. In ganz. England war die Seuclie sehr verheerend miter den Schafen: „Auf eitlem Weide­plätze starben mehr als 5000, die so sehr in Fäulniss übergingen, dass kein Vogel und kein wildes Thiel' davon geniessen mochte.-' Hear de Kiiygtelon de cvoule Angl. (Twys-den) Script, bist. angl. p. 251)8. Boccacio sah Schweine, die in Unmittelbare Beriihniiig mit Peslconlagiuiii kamen, schnell sterben. Mach demselben Schriftsteller starben an an­deren Orten Hunde, Katzen, Hühner u. a. Thiere schaarenwelse durch die l'eslansteckung.
Nr. 726. Schweifbrand
tritt hin und wieder in Folge des Englisirens und zwar dann gern ein, wenn die angelegten Bandagen zu fest und zu lang liegen. Hertwig beschuldigt wol mit Eecht auch das Durchschneiden der Arterien und Nerven am Schweife, wodurch Leben und Ernährung dieses Theils aufgehoben wird. Zuweilen sind aber auch zu schwere Gewichte beim Aufhängen des Schweifes in die Rollen, sowie heisser, dunstiger Stall, ein vorhandenes chronisches Dmscnleiden etc. zu beschuldigen.
Das Beginnen desselben giebt sich durch Kühle der Schweifrübe, schmutzige Blässe der Wuiulflächen und durch das Aussickern einer dünnen widrigen Elüs-
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6T0
Scliweifbi-and — Schwciffistel.
sigkeit, ödematösc Geschwulst in der Umgebung der Wunden, ja des ganzen Schweifes, ohne dass Empfindlichkeit hervortritt, sowie durch Ausgehen der Schweifhaare kund. Nun werden auch Mastdarm und andere Nachbartheile von dem Leiden ergriffen, es tritt ein heftiges Fieber und livide Färbung der Schleimhäute hinzu, und mit der schnell fortschreitenden Zerstörung der erst ergriffenen Organe geht das Allgemeinleiden gleichen Schritt und führt dem Tode bald entgegen.
So artet sich gewöhnlich der kalte Brand. Hin und wieder will man ihn auch an der Schweifspitze, dann aber gewöhnlich als trocknen IJrand und als örtlich bleibendes Leiden beobachtet haben.
Geht aber der kalte Brand aus dem sogenannten heissen Brande d. h. aus einem sehr heftigen Entzündungsgrade hervor, so war erst beträchtliche Hitze 'und Glanz der Schweifrübe, Entzüadungsgeschwulst an selbigem und Trockenheit und Dunkelröthe der Schnittwunden bemerkt worden, und es wird nun hie und da eine jauchige Flüssigkeit, Bläschenbildung in der Haut des Schweifes mit Einschluss einer trüben Flüssigkeit, Erweichung der Haut und nach und nach der tieferen Theile, es werden nun überhaupt die Erscheinun­gen, wie sie vorhin geschildert worden sind, wahrgenommen.
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen; reine Stallluft. 2) Die bran­digen Theile werden tief und ergiebig genug eingeschnitten, ja bereits abgestor­bene Theile entfernt und warme aromatische und gerbestoffige Kräuterbrühen so lange als Bähungen und Umschläge angewendet, bis gute Eiterung eintritt, die nun durch Arcäusbalsam oder Digestivsalbo unterhalten und so die Yer-narbung allmählig herbeigeführt wird. Dieser günstige Verlauf wird aber jeden­falls durch innere Mittel wesentlich unterstützt und begüustigt. Dazu werden wir aber bei dem sogenannten heissen Brande noch des Salpeters, Glauber­salzes u. dgl. mit Campher, beim kalten Brande letztern mit ätherischen und bitteren Mitteln, selbst die Salzsäure bedürfen.
Nr. 727. Die Schweifflstol
entsteht gern nach Verwundungen des Schweifes, die bis auf die Knochen oder zwischen zwei Wirbel gewirkt haben, wie diess besonders oft durch das Engli-siren, auch durch das Coupiren bewirkt wird. Gewöhnlich ist damit grossere Anschwellung verbunden. Hat sich Caries gebildet, so ist auch erst an eine Heilung bei Abstossung der cariösen Stelle oder des cariösen Knochens zu den­ken, und doch bleibt, wenn nicht Wirbelverwachsuug entsteht, an dieser Stelle vermehrte Beweglichkeit zurück.
Für die Behandlung macht es sich nothwendig, die Fistelöffnung zu ver-grössern, wenn dem* Eiter nicht der gehörige Abfluss gegönnt ist. Zu Heil­mitteln dienen schleimige und narcotische Stoffe, später verdünntes Creosot,
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Scluvciffistel — Sclmeineräude.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 671
harzige Tincturen, oder auch die beschränkte Anwendung des GlUheisens. Lose Knochenstücke entfernt man.
Nr. 728. Schweifwirbel - Brüche
sind zur Zeit der Mode des Englisimis häufiger gewesen als jetzt, denn sie wurden durch das Aufhängen des Schweifes mit zu schweren Gewichten wahr­scheinlich bei ungeschicktem Niederlegen oder schnellem Aufspringen hervor­gerufen.
Ihre Erkennung ist durch die eigene Stellung und Beweglichkeit der be-troSenen Wirbel leicht.
Man heilt sie dadurch, dass man den Sehweif, nachdem er geschient wor­den, in horizontaler Richtung aufhängt und dass man das Thier 8 — IG Tage lang nicht legen lässt; oder wenn man es legen lassen will, dass man den Schweif nicht aufgehangen lässt.
Nr. 729.
Schweifwuuden
werden sich durch die gewöhnlichen Folgen der Verwundungen, sowie durch
einen veränderten oder verminderten Gebrauch des Schweifes, insbesondere
von der verwundeten Stelle abwärts nach der Spitze hin zu erkennen geben.
Ursachen sind, wenn Thiere beim Schweif- oder Afterjucken sich an harten, scharfen oder spitzen Gegenständen reiben, wenn ein scharfer Schweif­riemen zu kurz geschnallt wird etc. Geflissentlich nimmt man Verwundungen für Zwecke des Blutlassens hierselbst vor, sowie beim Englisiren und Coupiren des Schweifes.
Prognose. Einseitige Durchschneidung der Ab -, Seitwärts - und Aufwärts-zieher wird eine veränderte Richtung des Schwanzes bewirken. Verletzungen der quot;Wirbelverbindungen und Knochenbrüche haben oft Eiterung, Caries und Fistelbildung und in Folge dessen ein künstliches Gelenk zur Folge. Werden Arterien mitverletzt, so ist die Blutstillung oft sehr schwierig; nimmt man aber die völlige Durchschneidung derselben vor, so ist oft Brand die Folge.
Behandlung. 1) Beseitigung der Ursache. 2) Die Compression bluten­der Gefässe, oder das Zudrehen oder die Unterbindung oder Durchschneidung derselben zur Blutstillung. Um Blutstockung im Endtheile des Schweifes zu verhindern, giebt man demselben eine mehr wagerechte Stellung, und wendet kühlende, oder zur Zeit eiterbereitende Mittel an. Das bei Fistel- und Brand­bildung Thunliche ist in besonderen Rubriken nachgewiesen.
Schweinepocken vide Pocken.
Schweiueräude vide Räude.
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1'
laquo;Ti
ScluM'issflus.i — Scliwindel. Ni'. ToU.
Dcï Schweissfluss, Hyperidrosis. Eine bis zur Wasserbildung vcrmelirlu IlauUliiitigkeit linden wil' als nocli normale Erscheinung in Folge starken, anhaltenden Laufens, bei hoher Tem­peratur der Atmosphäre, insbesondere bei schwüler Witterung und unbewegter Luft; oft liegen aber diese Ursachen nicht vor und doch finden wir einen mehr oder minder reichlichen Erguss, oft nur flh einer und der andern Stelle. Wenn in jenem Falle die Haut oftmals Schlaffholt verrütii, oder bei Kleien - und Griln-fütterung Mattigkeit sich ausspricht, so wird dieses locale Schwitzen oft den Sitz eines tiefern Leidens andeuten. Zuweilen ist der Schwciss critisch, ja wir können ihn als die häufigste der Criscn ansehen, wenn auch diese Crise gerade die wenigsten Garantieen, zumal beim Maugel anderer critischer Erscheinungen giebt. Wenn er übrigens diese Geltung haben s;ü11, so muss ct zu der ent­sprechenden Zeit, unter HaiiUurgescenz und über den ganzen Körper verbreitet eintreten, wann und dünnflüssig und mit einer grössern Freiheit in den Functionen verbunden seyn. Der klebrige Sehwciss iiat eben so selten eine critische Be­deutung, als wenn er anhaltend vermehrt ist und keine Besserung darnach er­folgt, wie diess beim Starrkrampf und bei Unterdrückung anderer Ausschei­dungen geschieht. In diesem Falle trägt er auch oft den Geruch dieser Aus­scheidungen (namentlich des Harnes). Bei manchen rheumaliscbcn Fiebern zerfliesst zuweilen, so zu sagen, die Haut in saurem Schwcissc und doch sehen wir ein oft verderbliches Fortschreiton des Ucbels.
Schwere Noth
F a 11 s u c h t.
Nr. 731.
.Die Schwielen oder Vcrdickungen der Oberhaut werden besonders an solchen Korperstcllen erzeugt, wo anhaltender oder öfterer Druck einwirkt, ja selbst Ilauthörner von solidem Bau oder blutigem, uiolkigem etc. inlialte und beträchtlicher Schwere sind hin und wieder bei den Hausthicren gefunden worden.
Wenn jene einfacheren Produclionen durch Schutz vor neuen Einwirkun­gen und etwa durch fettige Mittel mit der Zeit getilgt werden, so verlangen
diese die radicale Ausrottung mit dem Messer oder Glüheisen.
S chwielenlubcrkel vide Hauttuberkeh
Nr. 732.
#9632;
Der Schwindel
ist ein besonders bei Pferden und Schafen, nach Ilertwig auch bei Hühnern und Enten vorkommendes fieberhaftes Leiden, welches in Taumeln, Leimen an die Deichsel oder an einen andern festen Gegenstand und überhaupt in Be-uebelung der Sinne besteht, so dass die Thiere selbst niederstürzen. Oft
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Schwindlaquo;! — Scroplicln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;673
schwitzen sie dabei. Nach kurzer Zeit, oft schon in wenigen Minuten, ist der Anfall vorttber. Der Schwindel erscheint plötsslich, zu unbestimmten Zeiten, und wiederholt sich bei manchen Thieren noch an demselben Tage, oder nach Wochen, ja Monaten.
Man sieht Schwindel eintreten bei Blutvölle, sowie nach schnellem und grossem Blutverluste. Auch dunstige Ställe, starke ungewohnte Bewegungen, der Koppriemen, enges Geschirr, das starke Aufrichten des Kopfes, kreisende Bewegungen, unerwartet starkes Einwirken des Sonnenlichtes auf die Augen, starkes Füttern, neues Heu sind zu beschuldigen. Oft ist er Zufall anderer Krankheiten, wio der Gehirncongestionen, des Gehirnblasenwurms, eines Blut-extravasates, Wasseransammlungen, Gehirnerschütterung, Entartung blutreicher Organe, auch das Polystoma tänioides wird als Ursache genannt.
Prognose. Wenn auch an sich nicht lebensgefährlich, kann er es doch durch die Folgen werden; oft ist er schwer zu heilen.
Die Behandlung beruht natürlich wieder in Entfernung der Ursachen. Daher erweisen sich oft Aderlässe, der Gebrauch salziger und ableitender Mit­tel, kalte Umschläge, ja Sturzbäder, weiche Fütterung etc. nützlich.
Gerichtliche Thiernrzncikunde. Der Schwindel wird in Währschaftsge-setzen auch Schwindeldrenkelköpfigkeit, Seh windelhirnigkeit, Schwindelhirnisch,SchwindeIhörnigkeit, Seh wind elk öpfigkeit genannt, und es besteht dafür eine Gewährsfrist in S. Meiningen beim Rinde von 28, in der Grafschaft Erbach von 29, im Fuldaschen Rechte von 31 Tagen. Im Kalenberg'schen ist der Schwindel dann Wandlungsfehler, wenn der Beweis des Vorhandcngewesenseyns vor dem Verkaufe geliefert wird.
Scorbut vide Munds cor but.
Nr. 733. Die Scropholn, Scrophulosis.
Diese Blutschärfe beginnt mit Störungen in den Chylus bereitenden Organen, und macht ihre Ausscheidungen und Ablagerungen vorzüglich gern in den Drüsen, Schleimhäuten, im Hautzellgewebe, selbst in den Knochen, greift aber gewöhnlich nicht so gewaltig in das vegetative Leben ein, wie beim Men­schen, gestaltet sich auch nicht so scharf, wie bei demselben in die chronischen und in die besonders gefährlichen acutea Scropheln.
Wenn auch jene Jugendkrankheit der Pferde, welche Druse genannt wird, den Scropheln des Menschen nicht zu identificiren ist, so wird sie doch, als Entzündung der lymphatischen Gefässe und Drüsen, Samen dazu oftmals im Körper finden, und in der Entwicklung sowol, wie im Verlaufe den Character der Scrophulose annehmen, daher vielleicht auch manche sogenannte ver­dächtige Druse und der hin und wieder bemerkte gutartige Rotz, die eher
Talke, KnukL, lt;]. lUuslh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
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Scropheln — Sehnen- und Sclmcnscheideii-Enlzümliiiig.
der Anwendung der #9632;\Vallnussblattei' weichen, den Sclileimliautscroplieln ange­hören, denn solche bewirken bei Menschen auch Aufwulstung, Phlyctilren und Pusteln in der Schleimhaut, oder es bilden sich im subnuicösen Gewebe Ab­lagerungen und kleine Tuberkel, die nicht selten zerfliessen und zuweilen tief greifende Exulcerationen bedingen resp. in der Nasenschleimhaut die Ozaena constituiren.
Balioiielle Gcs tu tsb camlo und Züchter mögen hier eine besonders wichtige Aufgabe losen, die nicht bios in wissenschaftlicher, sondern auch in practischcr resp. |io lizeil ichcr Rücksicht von grossei- Bedeu­tung ist!
Identisch jedenfalls ist den Scropheln des Menschen die „Drüsenkrank­heit bei Schweinen und Rindern,quot; die bereits auch hin und wieder als Scropheln bezeichnet worden sind. Ausserdem gehören biehcr die Bauch-, Haut-, Zellgewebs- und die Knochenscropheln des Rindes.
Nr. 734. Die Seekrankheit,
wie sie bei Menschen, welche Seereisen machen, sehr gewöhnlich bemerkt wird, ist hin und wieder auch bei Thieren beobachtet worden. Ja nach Damoiseau's Mittheilung zeigte sogar ein arabischer Hengst, der von Syrien nach Frankreich geschifft wurde, ausser Traurigkeit, auch Colikschmerzcn, Zittern und Er­brechen unter heftigem Schreien. Das Erbrechen erfolgte, nach jedesmaligem Aufnehmen von Getränke, vier Tage hindurch. In 8 Tagen genas er und die noch längere Zeit der Fahrt ging dann ohne weitere Störungen ab, Sehnenausdehnung vide Muskelausdehnung.
Nr. 735. Die Sehnen- und Sehnenscheiden-Entzündung tritt im Ganzen nicht häufig und stark hervor, am ehesten noch die Ent­zündung der Beugeschncn an der Rückseite der Endglicdmas-men, wozu bald mechanisebe Gewaltthätigkeiten und Entzündungskrankheiten des Hufes, bald Rheumatismus, bald Krankbeitsablagerungen Veranlassung ge­ben. Vorhanden gewesene Sehnenentztindung giebt oft die Anlage zu Recidiven. Symptome. Tragen Ursachen erst genannter Art die Schuld, so treten dieselben gewöhnlich nur langsam hervor, schneller, aber auch wandelbarer ist der Verlauf bei letztgenannten Veranlassungen. Die Thiere treten im Stehen wie Gehen im Fcsselgelenke zu wenig durch, sie zeigen Schmerzen, insbe­sondere beim Befühlen der leidenden Partie, Geschwulst und Hitze verbreitet sich mehr und mehr im Laufe der Sehnen. (In einzelnen Fällen geben sich auch Fieberbewegungen kund.) Im Ganzen aber macht sich die Neigung zum chronischen Verlaufe bemerkbar, um so mehr, da leicht Ausschwitznngen und somit Gallen, sowie anderer Seits Verwachsung und Verdickung der betreffen-
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Seimen- und Sclmonsclieidi'ii-Ent/.iimlmijv — Seimen- und Sclmcnsclmden-Wundcn. 675
don Schiienthcilc (Selinenklapp) und damit wieder Verkürzung und der Seh-nenstelzfuss, auch Ablagerung von Knoeliensalzen daselbst und wol bis zum Fesselgclenke lierab (Knoclieustelzfuss) eintreten. Eiterung und Brand sind aber sehr seltene Ausgänge.
Die Sehnenentzündung als Metastase of. Hertwlg's Chirurgie S. 179. Die Prognose nimmt Rücksicht auf. die Dauer, den Grad und auf die bereits schon erwachsenen Folgen, sowie, da der Verlauf langsam ist, ob dem ïhiere lungere Zeit Schonung zu Theil werden kann.
Behandlung. Bei mechanischen Ursachen werden kühlende, zusammen­ziehende, selbst aus narcotischen Mitteln bereitete Waschungen und Bäder, nächst besonderer Unterstützung der leidenden Partie durch das Aufschlagen eines Eisens mit hohen Stollen, wenn das Durchtreten sehr schmerzhaft ist, und übrigens allgemeine entzündungswidrige Ableitungen Anwendung finden. Bei Neigung zum chronischen Verlaufe, oder bei rheumatischer Affection wer­den zertbeilende Species oder Heusamen abgekocht und mit Pottasche oder Asche versetzt, und ganz besonders in letzterem Falle warm angewendet und Abends die graue Quecksilbersalbe, Seifenspiritus, Opodeldok etc. in Anwen­dung gebracht, welchen Mitteln endlich nüthigenfalls die Jod- und Canthariden-salbe, ja selbst das Glüheisen folgen, wenn schon organische Veränderungen eingetreten sind, auch bei dem Mitgebrauche ableitender Mittel da in Gebrauch zu ziehen sind, wo anderweitige Krankheitsprozesse sich geltend gemacht haben. Sehnengallen vide Sehnenentzündung und Gelenk- und Seh­nenscheiden-Wassersucht.
Nr. 736. Sehnenklapp
heisst eine begrenzte, mehr oder weniger harte, warme oder indolente Ge­schwulst von den Beugesehnen und ihren Scheiden an der hintern Fläche des Schienbeins, die hin und wieder durch rheumatische Affection, gewöhnlich aber durch ungleiche Tritte, starkes Springen, übermässig schweres Ziehen u. dgl. entstehen, so class selbst partielle Zerreissung herbeigeführt wird.
Wenn gegen diese speciell die Cirkelbinde hilfreich ist, so werden wir uns im Allgemeinen doch auch noch der Mittel, die unter „Sehnen- und Seh­nenscheiden-Entzündungquot; genannt sind, zu bedienen haben.
Sehneurheumatismus vide Sehnenentzündung.
Sehnenscheiden-Wasser sucht vide Gelenk-Wassersucht.
Nr. 737. Sehnen- und Sehnenscheiden - Wunden
geben sich, namentlich an den Gliedmassen, durch Ausfliessen von Sehnen­scheiden-Flüssigkeit, durch die kleinere oder grössero Verletzung selbst, und
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Seimen- und Selmenscheiden-Wiinden — SelmcnzeiTcissiing;.
durch die eintretenden und mehr und mehr wachsenden Zufälle der Entzün­dung, wenn aber eine völlige Trennung geschehen war, auch dadurch kund, dass sich eine Lücke an der Einwirkungsstelle der inechanischen Gewalt, die sie veranlasste: Stich, Schnitt, Hieb u. dgl, oft sehr beträchtlich bemerkbar macht. In diesem Falle treten die Leidenden mit dem Fusse bei der Bewe­gung stark durch, ja dieselbe ist schlotternd, oder bei der Durchschneidung der Strecksebne ist das Strecken unmöglich. Jene Lücke füllt sich aber, wenn die Wunde subeutan ist, bald mit blutigem Exsudate aus, welches coagulirt und eine innige Verbindung mit den benachbarten Theilen, besonders aber mit den Durchschnittsflächen der Sehne eingeht, wofür erst die Sehnenenden spitziger und dünner werden, es bilden sich pyramidale, weissliche Stränge, die den ersten Anfang zu der die Sehne wieder vereinigenden Zwischensub­stanz geben, und mehr und mehr den Character der Sehnensubstanz annehmen, obschon sie anfangs blutreicher und dicker sind. Durchschneidet man aber die Sehnen zugleich mit der darüber liegenden Haut und wird der Zutritt der Luft nicht gehindert, so heilen solche Wunden schwer, die Sehnenscheiden-Flüssigkeit nimmt eine faulige Beschaffenheit an und erst nach längerer Eiterung erfolgt im günstigen Falle Granulation. Doch selbst nach der subeutanen Durch­schneidung hat Pirogoff bei zwei Pferden den Tod erfolgen sehen.
Behandlung. Prinz stellt es als strenge Regel auf, die Entzündung durch kalte Umschläge niederzuhalten. Gar oft müssen aber auch allgemein entzttn-dungswidrige Mittel mit in Anwendung kommen, und die Hautwunde wird man auch, wo irgend thunlich, heften, um den Luftreiz abzuhalten. Hertwig em­pfiehlt sogar, um dicss noch sicherer zu bewerkstelligen', die Wunde noch ausserdem mit einem in Eiweiss oder in Leim getauchten Leinwandlappen zu umgeben und das ganze Glied mit einer Binde massig fest zu umwickeln, und dabei doch die örtliche entzündungswidrige Behandlung in den ersten Tagen einzuhalten.
Ist aber die Entzündung in Eiterung übergegangen, so macht man nun mit grösstem Nutzen von der Canthariden salbe in der Umgebung auf die Haut Gebrauch. Besteht eine schleichende Entzündung fort, so ist Camphergeist, Aloë- oder Myrrhentinctur am Platze, oder das balsamische Wundwasser, eine Auflösung des Silbersalpeters, des Zink- oder Kupfervitriols bei starker Wuche­rung, gegen die endlich auch das glühende Eisen in Gebrauch gezogen wer­den muss.
Sehnenstelzfuss vide Sehnenentzündung und Stelzfuss.
Sehnenverkürzung vide Muskclvorkürzung.
Symptome.
Nr. 738. Die Sohnenzorroissung. Indem an den vorderen Gliedmassen bald die Sehne des
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Selmenzerreissung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 677
Krön-, bald des Hufbeinbeugers, bald beide Sehnen zugleich zerrissen gefunden wurden, machten sich zugleich plötzliche Hemmung in der Bewegung, schmerz­haftes Aufheben des Fusses, flaches Auftreten auf die Sohle, starkes Durchtre­ten im Fesselgelenke, oder Ucberstürzen des Fusses nach vorn bemerkbar. Bei näherer Untersuchung findet man an der betreffenden Stelle eine elastisch weiche Anschwellung und die Trennung des Zusammenhanges, jedoch in dem Falle nur undeutlich, wenn die Zerreissung unvollsüindig ist. —
Sind aber die Sehnen an beiden Füsscu zerrissen, so zeigen sich die Thiere sehr ergriffen, können sich kaum aufrecht erhalten, suchen überall einen Stützpunct und legen sich gern.
Das Allgemeinbefinden ist manchmal dabei wenig gestört, in anderen Fällen hat man aber auch ein heftiges Fieber beobachtet.
Ursachen. Dieselben sind namentlich bei Pferden beobachtet worden, wenn sie zu grosse Anstrengungen besonders in schnellem Laufe zu überwin­den hatten; sie sollen aber auch, nach dem Journal de Méd. vét. a Lyon, Tora. X, bei Sehnenscheidenentzündung, die sich den Sehnen mittheilt, worauf diese erweichen, sich dehnen und endlich zerreissen, beobachtet worden seyn.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Den günstigsten, wenn auch immer zweifel­haften Verlauf hat die unvollkommene Zerreissung nur einer Sehne. Es sind in dem Falle Pferde nach 6 — 8 Wochen wieder brauchbar geworden. Aber doch bleibt hier, wie gewisser noch bei mehrseitigen und vollkommenen Zer-reissungen Verdickung, und in letzteren Füllen auch Lähme zurück.
An den Hinterschenkelu sind namentlich die Zerreissungen der Zwil­lingsmuskeln und der Achillessehne und die der fleischigen und sehnigen Beu­ger der Schienbeine, auch die der Kronbeine beobachtet worden.
Zwillingsmuskeln-Ueberdehnungen und Zerreissungen kom­men fast nur bei Pferden und Rindern vor, und zwar nur an einem Fussc, oder auch an beiden zugleich. Hertwig sagt darüber: Bei vollständiger Zer­reissung halten die Thiere den leidenden Fuss stark im Sprunggelenke gebogen, das Schienbein unter dem Leibe und können den Unterfuss nicht auf die Erde setzen, sind daher auch nicht im Stande, auf diesem Fusse zu gehen oder nach hinten zu schlagen. Wenn die Zerreissung an beiden Gliedmassen be­steht, so fussen sie auf den Sprunggelenken. Dabei ist die Achillessehne ganz schlaff, weich und bildet Falten, sowol wenn das Sprunggelenk gebeugt, als auch wenn es gestreckt gehalten wird. Die Beugung in diesem Gelenke erfolgt mit­telst der Hand sehr leicht, und die Streckung bis zum normalen Grade kann man auch ohne grosse Mühe bewirken, über diesen Grad hinaus aber nicht. Fünf bis acht Tage nach der Entstehung findet sieh eine Anschwellung an der hintern Seite des Unterschenkels in der Gegend des Ueberganges der Zwillings-muskeln in die Achillessehne, welche oberflächlich etwas üdematös, in der Tiefe
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Sehnciizerrcissung.
mehr gespannt, schmerzhaft erscheint und sich allmählig zum Sprunggelenke herunter senkt. Die Leidenden verfallen dabei in ein Kcizfieher.
Bei der unvollständigen Zerreissung ruht das Thier noch mit der Zehe des leidenden Fasses auf dem Boden, hält aber den Fuss im Sprunggelenke gebogen, es kann nicht im Fessel vollständig durchtreten, aber an der Ver-letzungsstelle ist in der ersten Zeit keine Geschwulst zu bemerken, und auch später entwickelt sich dieselbe nur im geringen Grade, die Acliillcssehno ist weniger schlaff.
Bei der Zerreissung der Achillessehne sind dieselben Erschei­nungen wie bei der ihrer Muskeln vorhanden, ausserdem aber fühlt man im Verlaufe der Sehne ganz deutlich eine, zuweilen drei Zoll lange Lücke.
Ursachen. Heftige Anstrengungen, Fallen von einer Höhe herab, Stecken­bleiben mit den Beineu, Niederstürzen mit unter den Leib gehaltenen Beinen. Zuweilen geben auch schneidende oder stumpfe Körper zur Trennung Anlass, und in dem Falle ist gewöhnlich auch die Lederhaut daselbst aussei' Verbin­dung getreten.
Prognose. Unvollständige Zerrcissungen heilen bei voller Ruhe in etwa C Wochen, vollständige heilen schwer.
Die Zerreissung der sehnigen und fleischigen Beuger der Schienbeine werden gewöhnlich zusammen, und zwar mehrostontheils bei Pferden, selten bei Rindern beobachtet, und zwar unter folgenden
Symptomen, im Stande der Ruhe tritt das Thier gleichmässig auf den Huf auf, aber Unterschenkel und Schienbein stehen senkrechter zu einander, wodurch das Backeubein in die Höhe gezogen erscheint; die Achillessehne über dem Sprungbeine zeigt eine geringere Spannung oder gar Erschlaffung. Noch auffallender wird diese beim Gehen, wobei zugleich der Oberschenkel höher gehoben wird und die Theilc unter ihm mühsam vorwärts geführt wer­den , so dass wol selbst das Unterschcnkelbein wie gebrochen erscheint. Das Niedersetzen des Fusses ist plumper, fast wie bei einem dummkollerigen Pferde.
Hebt man dem Patienten den Fuss auf und streckt ihn nach hinten aus, so kann man Letzteres sehr leicht und in dem Grade bewirken, dass die Glied­masse, selbst wenn sie fast horizontal gehalten wird, vom Kniescheibengelenk bis zum Fessel eine gerade Linie darstellt. Nachgehends wird wol auch Ge­schwulst am Unterschenkel und in der Umgegend der Zerreissung Schmerz wahrgenommen.
Ursachen sind immer übermässige Streckungen des Hinterfusses, so dass selbst heftige Anstrengungen beim Operiren niedergelegter Pferde sie hervor­gerufen haben, sowie wenn Pferde auf die untere Seite der Brust niederfallen, während ein oder der andere Hinterfuss ausgestreckt bleibt, so dass er mit dem Knie zuerst den Boden berührt etc.
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Selmenzerrcis.simg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 679
Verlauf, Dauer, Ausgänge, In einzelnen Fällen sind schon complete Heilungen binnen 25 Tagen beobachtet worden, in anderen Füllen waren dazu G—8 Wochen nothweudig. (Eine Kraukheitsgeschichte von Ilollmaun in Ma­gazin XXIIÏ, 135 — 137.)
Behandlung. Entzündungszufälle müssen anfangs nächst vollständiger Ruhe in den ersten 3—4 Wochen durch entzündungswidrige Mittel behandelt werden. Oefters worden auch einhüllende Binden, die Anwendung des Hünge-gurts u. dgl. nothweudig. Später sind zusammenziehende oder aromatische und spirituösc Mittel am Platze. Bei der Zerreissung der Zwillingsrauskeln und der Achillessehne hat Hilmer die scharfen Einreibungen, sowie Eitcrbünder vorzüglich erspriesslich gefunden. Man wird aber zur blutigen Naht greifen und die Ausdehnung des Fusses durch geeignete Apparate verhindern müssen, wenn zugleich die Lederhaut mit verletzt ist.
Eine Zerreissung der Kronbein- oder durchbohrten Beuger (Backbcinmuskcln der Kronbeine) beobachtete, nach Tidskrift for Veterinairer IV, Stockflcth bei drei Pferden. Es war Geschwulst, Schmerz, Schwitzen und anfangs selbst Fieber damit verbunden. Wenn ein solcher Patient auf den kranken Fuss sich stutzte, so lag die betreffende Sehne an der äussern Flächt des Fersenbeins; wenn das Sprunggelenk gebeugt wurde, schlüpfte die Sehne mit einem Rucke hinten auf das Fersenbein, zugleich trat aber auch der Fes­sel tiefer durch, als am gesunden Schenkel.
Die F.ection zeigte das innere Band, welches die Sehne auf dein Fersen­bein hält, zerrissen, der Schlcinibeutcl auf der Spitze dieses Knochens enthielt blutige Synovia und das Zellgewebe auf der inneren Fläche des Sprunggelenks war mit blutigem Serum infiltrirt.
Solche Pferde sind durch diesen Umstand nicht völlig unbrauchbar, aber es leidet allerdings die Festigkeit des Sprung- und Fesselgclcnks darunter.
Die Zerreissung sehniger Ausbreitungen ist auf dem Schulter­blatte, an den Vorarmen und an den Hinterbacken durch Einwirkung stumpfer Körper beobachtet worden.
Symptome. Sie giebt sich daher auch als Quetschung und oft durch Lähme kund. Nach einigen Tagen hat sich die gebildete Geschwulst entweder wieder verloren, und man fühlt nur die scharfen Rander der zerrissenen Apo-neurose, oder die Geschwulst lässt Schwappen wahrnehmen. Wird der Inhalt nicht entleert, so wird er bei günstiger Behandlung resorbirt. In beiden Fäl­len wird sich aber die Trennung durch eine Vertiefung bemerklich machen, durch die sich wol auch Zellgewebe oder Muskelsubstanz durchdrängt, welcher Zustand M u s k e 1 b r uc h genannt wird.
Die Vorhersage ist gewöhnlich günstig zu stellen, denn es wird ein klei­ner Schönheitsfehler zurückbleiben, mag Zertheiluug der Geschwulst, ohne
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Sehncnierreissung — Sehnsucht.
dass bie in Fluctuation überging, oder dass diess statt hatte, eintreten, oder mag man sie öffnen, wodurch übrigens leicht langwierige Eiterung entsteht.
Behandlung. Bei einfacher Quetschgeschwulst wird man die gewöhn­lichen, entweder mehr kühlenden oder aromatischen zertheilenden Mittel in Gebrauch ziehen, wenn sich aber Fluctuation bildet, drei Tage hintereinander die Cantharidensalbe einreiben.
Nr. 739. Sehnsucht, oder das ausserordentlich starke Verlangen nach gewissen anderen Thieren, nach den Jungen oder Eltern, nach gewohnten Personen, nach gewissen Loca-litäten und Terrains (Ileiraweh) wurde bei einzelnen Individuen aller Hausthier-gattungen mehr oder weniger nachhaltig, und oft so stark beobachtet, dass das Bewusstseyn darüber getrübt und über dieser einen Vorstellung selbst der Erhaltungstrieb unterdrückt wurde. Von Hunden sind viele Beispiele be­kannt, und bei Katzen nicht minder das Heimweh, als das Verlangen nach ihnen lieb gewordenen Persönlichkeiten. Manche Pferde und wenn sie noch so hungrig sind, lassen in fremden Localitäten das Futter liegen und zeigen beständige Unruhe, ja wirklich tobsüchtige Zufälle oder Traurigkeit. Von einer Kuh erzählt Stick er folgenden interessanten Fall: Sie war neumelkend und gab 13—14 Pfd. Milch. Durch Verkauf kam sie in einen guten Stall, wo noch 3 Stück Rindvieh standen. Hier war sie stets unruhig und bewegte sich hin und her, wie wenn sie getrieben würde. Kein Futter, kein Benehmen war im Stande, sie zu beruhigen, sie frass immer weniger, magerte ab und gab jeden Tag weniger Milch. Nach 3 Wochen wurde sie dem Verkäufer, der sie aufgezogen, zurückgegeben und augenblicklich wurde sie in seinem Stalle ruhig und gab bald ihr früheres Milchquantum wieder. (Rheinischer Veterinärbe­richt vom J. 1836). — Einen ähnlichen Fall führt Fass von einer andern Kuh an (Magazin VII). — Einen dritten citirt Fuchs (thierärztliche Zeitung II, Nr. 13): Nachdem einer Kuh eines Tages ihr Kalb genommen und verkauft worden war, entwickelten sich bei ihr nach und nach folgende Erscheinungen: Niederlegen, ohne sich zum Aufstehen bewegen zu lassen, Kopf unter die Krippe gestreckt, keine Futteraufnahme, Aufhören der Milchsecretion, Wieder­käuen träge,quot; im Pulse, wie in Koth- und Harnabsatze nichts Abnormes. Ein vor einigen Tagen gebornes Kalb wurde zu ihr gebracht. Sobald dasselbe zu blocken anfing, richtete sie den Kopf auf, und fing an zu brummen, und als man es in ihre Nähe brachte, sprang sie hin und her, kurz, sie war wie toll und stiess dasselbe von sich, allein später nahm sie sich desselben an und liebkosete es auf alle mögliche Weise, ja nach Verlauf einer Stunde fing sie wieder an zu fressen, und Hess sich melken. Obgleich keine Milch vorhanden war, kam diese nach 3 Stunden doch plötzlich, als das Kalb zum Saugen
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Sehnsucht — Sonnenstichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 681
einige Male zugelassen worden war. Das Kalb wurde wieder entfernt, und noch an demselben Abende traten wieder jene Symptome ein, und verschwan­den wieder, wenn das Kalb herbeigeholt wurde. Nach 8 Tagen kalbte die nebenstehende Kuh, das Kalb bekam seinen Platz zwischen seiner Mutter und der in Rede stehenden Kuh, wodurch sie wieder ganz ruhig und zufrieden wurde und ausscrordentlich milchergiebig sich zeigte.
Nr. 740. Seitenfallen wird bei Schafen im Nassau'schen Währschaftsgesetze für Drehkrankheit ge­braucht, und eine Garantie von 14 Tagen bestimmt. Siberische Beulenseuche vide Milzbrand. Sitzbein-Brüche vide Beckenbrüche.
Nr. 741. Der Sohlenkrebs beim Binde.
Dem Thierarzte Kirchner zu Folge findet sich, gleich dem Strahlkreke beim Pferde, ein ganz gleiches Leiden in der Sohle des Rindes, doch nur in dieser vor.
Symptome. In Magazin XVIII, S. 230 heisst es: Erst durch die Lahm­heit des Thieres wird man auf das Voruandenseyn des Uebels aufmerksam, wo dann schon blumenkohlähnliche Auswüchse in einer Oeffnung der Sohle der betreffenden Klaue vorhanden sind, die eine stinkende Jauche absondern, und sich nach und nach, wenn das Leiden durch eine passende Behandlung nicht gehoben wird, über die ganze Sohle der Klaue ausdehnt, wohin es aber bei frühzeitiger und zweckmäsfeiger Behandlung nicht kommt. An beiden Klauen gleichzeitig vorkommend, habe ich das Uebel bis jetzt nicht beobachtet.
Bei der Behandhmg rauss man das Messer dahin zu Hilfe nehmen, dass das von der Fleischsohlc durch die abgesonderte Jauche getrennte Horn der Sohle soweit weggeschnitten wird, als es zur Zeit der einzuleitenden Be­handlung schon getrennt ist, damit die ganze kranke Fläche zur Applicirung der Heilmittel frei und zugänglich ist. Für die wirkliche Heilung habe ich die beim Strahlkrebs der Pferde angegebene Behandlungsweise als untrüglich bewährt gefunden, so dass selten eine Zeit von 4 Wochen zur Hebung des Uebels nothweudig ist.
Nr. 742. Sonnenstich wird in der Thierheilkunde bald für Krankheitsursache, bald für daraus her­vorgegangene Krankheit genommen. Nicht genügend bestätigt ist die Meinungraquo; dass Gehirnreizung und rasender Koller, oder Blutandrang nach dem Gehirne
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Sonnenstich
Spat,
mit seinen weiteren Folgen daraus erwachsen ist; allerdings liat man aber Schwindel nacli grellem Einwirken der Sonnenstrahlen auf die Augen entstehen sehen. — Ferner sind von Rodet beim Feldzuge der Franzosen in Spanien öfters davon abhängige Coliken beobachtet worden, die jedoch nicht tödt-lich waren, vielmehr durch kalte Bäder von l/4laquo;/, Stunde geheilt wur­den. Militärärzte hahen ferner beobachtet, dass durch sie oder durch eine hohe Temperatur überhaupt bei vollkommener Windstille, heftigem Staube, Mangel am Wasser, heftigen und anhaltenden Anstrengungen etc. Menschen und ïhiere schnell an Erstickung gestorben sind.
Nr. 743. Spat, Spavanus, wird die aus Entzündung einzelner Sprunggelcnkknochen resp. der Knochen­haut, oft auch zugleich der Gelenkbänder hervorgehende veränderte Verbindung der Sprnnggelenkflächen und die damit verbundene Lähme genannt.
Nur in seltenen Fällen ist Entzündung vorhanden oder vorhanden ge­wesen, ohne dass sich nach aussen krankhafte Knochenerhöhungen bemerkbar machen;
Unsiclilbaicr Spat, wobei die Gelenkflächcn der Sprunggelcnkknochen unter sich rauh werden, indess beim sichtbaren Spat mit Spallähmc auch Sehnen und Bänder in Mitleidenschaft gezogen werden.
In fast ebenso seltenen Fällen sind Spaterhöhungen deutlich bemerkbar, ohne dass Lähme zugegen gewesen ist. Dieselben sind sehr characteristisch. Will man zu dem Zwecke ein Pferd untersuchen, so ist es nothwendig, den Langschwanz vorher aufzuschwänzen, damit kein Punct des Sprunggelenks ver­dunkelt wird. An dem gehörig beleuchteten Musterungsplatze muss man nun vor-, hinter- und seitwärts des Pferdes mehre Positionen annehmen, um die Spaterhöhungen aufzufinden. Am gewöhnlichsten finden sie sich am innen) Ende des grossen und kleinen schiffförmigen und des pyramidenförmigen Beines, gehen aber auch wol auf das obere Ende des Schienbeins und auf den Kopf des innern Griffelbeins, andern Theils auf das Eollbein über (Ochseuspat); ja in einzelnen Fällen ist die ganze innere Seite des Sprunggelenkes krankhaft aufgewuchert (Spatschale).
Beachten wir die Schmerzensäusserungen und die Lähme der daran Lei­denden, so sieht man schon im Stande der Buhe, dass sie mit dem leidenden Fasse nie lange Zeit fest auftreten, sondern ihn vorsetzen, ja selbst das Köthen-gelenk nach vorn biegen und den Fuss auf die Spitze des Hufes stellen und die Hüfte gesenkt halten. In schlimmeren Fällen wird auch ein jählinges Zucken des Fusses wahrgenommen. Oeftcrs fühlt man eine vermehrte Wärme in der betreffenden Sprunggelcnkpartie. Treibt man ein solches Pferd auf die kranke Seite herum, so wird wenig oder nichts Krankhaftes, treibt man es
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Spat.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 683
aber auf die gesunde Seite: Selnnerz und Zuelien des leidenden Schenkels be­merkt.
Fülnt man das Pferd aus dem Stalle, wo es längere Zeit ruhig verbracht hat, so tritt es mit dem leidenden Fusse entweder gar nicht oder nur mit der Zehenspitze auf, es zeigt dabei zuckende Bewegungen bei einer steifen Haltung des Sprunggelenks und macht mit der leidenden Gliedmasse kürzere Schritte. Es wird diess aber ganz besonders der Fall seyn, wenn das Pferd vorher, das heisst vor etwa einem halben Tage eine starke Anstrengung erlitten hatte, desgl. auch, wenn es im Trabe in kleiner Volte geritten wird. Nach dem Sitze und Grade des üebels bessert sich die Lähme nach und nach bei der fortge­setzten Schritt-Bewegung, oder man sieht bei dieser Gangart alsbald wenig oder gar nichts, wol aber im Trabe. Manche spatlahme Pferde gehen auch während der ganzen Dauer der Bewegung lahm, oder sie lahmen stäiker, wenn sie einmal mehr angegriffen worden. Lahmen Pferde mit Spat wenig oder gar nicht, so sind sie zuweilen leicht dahin zu bringen, wenn man den kranken Fuss im Sprunggelenk stark aufbiegt, ihn einige Minuten in dieser Position erhält und beim Niederlassen das Pferd sofort im Trabe fortführen lüsst.
Aeliologie. Der Spat entsteht sowol bei jungen, wie alten Pferden, häufi­ger jedoch bei ersteren. Ein schwaches Hintertheil überhaupt und ein schwa­ches, schmales, dünnes und zu gerades Sprunggelenk insbesondere, sowie ein schwammiger, lockerer Knochenbau dürfen als besondere Anlage für den Spat angesehen werden.
Als Gelegonheitsursachen gellen: Anstrengungen des Sprunggelenkes, wie Erschütterungen, starke Bewegungen, namentlich beim Gallopiren, Springen, starkem Pariren, schnelle rohe Wendungen, starke Quetschungen; aber auch Hheumen mögen sich oft hierbei geltend machen.
Diagnose. 1) Der Blutspat. 2) Der Wasserspat.
Die Prognose hat entweder die völlige Heilung des Ucbcls, oder doch die entsprechende Brauchbarkeit jetzt und in der Folge ins Auge zu fassen. Und da ist in ersterer Beziehung zu berücksichtigen, ob man nur erst mit der Entzündung oder mit ihrem Folgcübel zu Ihun hat. Für erstcre dürften mit­unter die zeitig angewendeten Mittel noch erfolgreich seyn, die geschehene Neubildung und die Verwachsung der Sprunggelenkknochen wird kaum zum Verschwinden zu. bringen seyn, wenn auch die Lahmheit schwindet, die übrigens durch neue Ereignisse wieder hervorgerufen werden kann.
Behandlung. Anfangs sind, besonders wenn starke Quetschungen oder Erschütterungen eingewirkt haben, die eigentlich antiphlogislischen Mittel sehr crspriesslich gewesen. Ich habe mit Hertwig auch da, wo noch vermehrte Wärme wahrzunehmen war, von der Einreibung der grauen Quecksilbersalbe mit kohlensaurem Kali oder mit Jodkali, täglich 2 mal gemacht, noch Bc-
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Spat — Speicheldrüsen-Entzündung.
seitigung der Entzündung und Lahmheit gesehen, wenn sie nur bei völliger Schonung des Thiers 3 — 4 Wochen lang angewendet worden ist. Reichen aber diese Mittel nicht aus und hat überhaupt der Zustand schon längere Zeit gedauert, so ist die Cantharidensalbe und noch mehr die Verbindung der grauen Quecksilbersalbe mit Canthariden besonders empfehlenswerth.
Desgleichen ist das Glüheisen vortheilhaft im Gebrauche, und zwar in Puncten oder Längenstrichen in grösserer Ausbreitung auf das Gelenk, selbst auf dessen äussere Fläche. Um dcspRcsultates sicherer zu seyn, streicht man am 3. Tage nach dem Brennen noch eine Mischung von Spanischen Fliegen, Euphorbium und Terpentin messerrückendick über die gebrannte Fläche.
Auch das Eiterband ist ein kräftiges Ableitungsmittel, ja, nach vielfälti-gen.Erfahrungen, dem Brennen zu bevorzugen (Mag. Suppl. XXII, 101), es muss aber möglichst über die Spatknoclien hinweg gezogen werden.
Unablässig nothwendig für das Gelingen der Cur bleibt aber in jedem Falle die Schonung des Thiers vor jeglicher Arbeit in dieser Zeit und alsbald nach der Entfernung des Eiterbandes, und nur ein massiger Gebrauch in den nächsten Wochen darauf.
Zur lindernden Behandlungsweise des Spates gehört das Einreiben er­weichender Salben, des Fischthrans, das Waschen mit warmem Schlachthaus­wasser u. dgl., und dass man Hufeisen ohne Griff und mit starker Aufrichtung des Zehentheils in Anwendung kommen lässt.
Speckgeschwulst vide Fettgeschwulsl.
Nr. 744. Speokkälber heissen Missbildungen des Fötus, darin bestehend, dass, ausser der unvollkom­menen Ausbildung oder zu grosser Entwicklung mancher Theile, unter der Haut sich speckartige Massen abgelagert haben, wodurch eine bedeutende Raum­vermehrung hervorgeht.
Solche Thiere können oft schwer geboren werden, ja selbst die Zer­stückelung im Mutterleibe ist manchmal kaum zu bemöglichen, und auch der Kaiserschnitt wird so bedeutende Verletzungen der Bauchwandungen und des Uterus veranlassen, dass die Erhaltung des Mutterthiers bei weitem nicht im­mer möglich wird.
Speckräude vide Fettflechte.
Nr. 745. Bie Speicheldrüsen-Entzündung.
Die Entzündung befällt alle Speicheldrüsen der Mundhöhle zugleich, ge­wöhnlich nur eine oder die andere, insbesondere die Ohrspeicheldrüse, Pa­rotitis.
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äpeicIieidi'üsen-Entzündunß:.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (385
Symptome. Anschwellung und Hervortreten, Wärme, Schmerz. Das Thier streckt den Kopf, widerstrebt den Wendungen, käut und schluckt lang­sam, die Speichelabsonderung ist vermindert, gewöhnlich ist Fieber vorhanden.
Aetiologie. Anlage findet sich besonders bei Pferden und Hunden.
Gelegenheitsursachen sind äussere Gewaltthätigkeiten, besonders das Stellen des Kopfes beim Zureiten der Pferde, namentlich bei denen mit engem Kehlgange oder starkem Halse, das Feifein oder das rohe Kneipen oder Aufreissen der Speicheldrüsen von Pfuschern, sowie jede andere starke mecha­nische Einwirkung, auch Speichelsteine. Ferner rufen Erkältung und eigen-thümliche Witterungsverhältnisse dieselbe bei Pferden, bei Hunden und Katzen zuweilen selbst seuchenhaft hervor, auch consensuell beim Zahnen, Halsent­zündung.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Selbst die acute Species verläuft nicht sehr rasch, und die chronische währt zuweilen Monate.
Zertheilung erfolgt gewöhnlich, wenn die Affection nicht beträcht­lich ist.
Eiterung entsteht besonders, wenn catarrhalische Krankheiten sie her­vorgerufen haben. Die Geschwulst wird dann sehr beträchtlich, endlich findet sich eine weiche schwappende Stelle. Bei tieferer Eiterung dagegen findet sich aussen eine mehr ödematöse Anschwellung. Vernarbung erfolgt meist bald, selten entstehen fistulöse Geschwüre, und diess besonders bei unzeitiger Oeffnung.
Verhärtung entsteht gern nach Quetschungen, oder wenn die Entzün­dung repetirt hat und Lymphexsudat eingetreten ist. Dieselbe widersteht oft lange einer medicinischen Behandlung.
Brand besonders bei Complication mit Milzbrand.
Der Tod erfolgt durch Schlagfluss, der durch den Druck der be­trächtlichen Geschwulst auf die grossen Gefässe erfolgt, oder durch Eiterungs­fieber, indem der in der Tiefe producirte Eiter resorbirt wird.
Diagnose. 1) Bei Pferden die Anschwellung der Luftsäcke. 2) Bei Rindern und Schweinen: Scropheln.
Prognose, Selten ganz übel. Die symptomatischen weichen gewöhnlich mit der Hauptkrankheit. Bildet sich Verhärtung aus, so sind solche Pferde zuweilen für den Reitdienst unbrauchbar.
Behandlung. Bei den durch Mitleidenschaft oder Rheuma entstandenen wird mau die innere Ursache zu entfernen, resp. Ableitungen in der Nachbar­schaft zu bewirken suchen, äusserlich bios die trockene Wärme oder nach Um­ständen Campheröl, flüchtiges Liniment. Bei den von äusseren Ursachen ent­standenen sind die gewöhnlichen zertheilenden Mittel, bei Speichelsteinen die Excision am Platze. Bei heftiger Entzündung, die nicht in Eiterung übergehen
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Spolcheldi'amp;son-EuUstlndung — Speicheldrüsen-Fistel und Vei'lotzuiigen.
will, sind erweichende und beruhigende, innerlich antiphlogistische Mittel noth-wendig. 'ÏM gelegene Absecssc machen eine kräftige Ableitung mittelst der Cantharidensalbe nach anssen notlnvendig, um so der Zerstörung der ganzen Drüse und dem tödtlichcn Eiteriingsfiebcr zu begegnen. Den von selbst ge­bildeten Abscess öffnet man oline Noth nicht zu frühzeitig. Oeffnet er sich von selbst, dann ist oft noch eine Vergrosserung der Ooffnung notlnvendig. — Bei branddrohenden Symptomen sind allgemein entzündungswidrige, bei wirk­licher Brandbildung belebende Mittel notlnvendig; örtlich Einschnitte, ja selbst die Anwendung des Gliiheisens.
Bei Verhärtung das Coniurn maculatum, kohlensaures Natron mit Fett, die graue Quecksilbersalbe mit Jod, flüchtigem Cainpher-Linimcnte etc.; die Ausrottung der Drüse bei Scirrhus. Um der Erstickung vorzubeugen, macht sich in einzelnen Fällen wol auch der Luftröhrcnschnitt notlnvendig.
Nr. 746. Die Spoieheldrüsen-Fistel und Verletzungen.
Insbesondere werden die Ohrspeicheldrüsen von mancherlei mechanischen Schädlichkeiten betroffen, selbst gewisse Operationen, wie die Entfernung kran­ker Zähne, die Operation der Zahnfistcl und der Spcichelsteine können Ur­sache dazu werden. Der Speichelcanal kann aber auch bersten, wenn ein Speichelstein die Fortleitung des Speichels hindert, und die nun erzeugte Oeff-nung wird fistulös.
Zur Speichelfistel wird aber die Wunde, wenn die Ränder des verletzten Speichclganges aufgeworfen, hart, callös erscheinen und vielleicht auch die Umgebung mitleidend erscheint.
Symptome. Ort und Richtung geben sie im Allgemeinen, dass aber Speichel beständig, und im verstärkten Maasse beim Käuen, hervordringt, ins­besondere zu erkennen.
Prognose. Frische Verletzungen sind immer leichter zu heilen, als ver­altete. Verletzungen höher oben leichter, als gegen die Ausführungsstcllc hin. Da dem Körper durch den Ausfluss beträchtliche Mengen Speichels entzogen werden, so ist öfters sogar damit Gefahr für das Thier verknüpft.
Behandlung. Der weitere Abfluss des Speichels muss thunlichst bald beschränkt und aufgehoben werden, und diess geschieht zunächst dadurch, dass man die ganze Drüse durch spirituösc und Cantharidcncinrcibuiigcn in einen Entzündungszustand versetzt.
Darnach schlägt man die eine oder andere der nachstehenden Operations­methoden ein: a) Das Einlegen von Heften in die Hautwunde, und zwar, wenn die Drüse selbst oder der Spcichelgang der Länge nach verletzt und der Zu­stand noch nicht veraltet ist.
Nie darf die Drüse selbst geliertet werden. Am tiefsten Ende der Wunde lässl
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Spcicheldrüscn-Fistcl umi Verlctzimpcii — Speiclielfluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;687
man nooh eine massige Oeflnung;, dass der abgosondoi'te Spoiobel ablaufen kann. Mil 6—8 Tagen ist die Vereinigung: grös.slcnllieils gcscliclien, und nun entfernt man die Hefte und nenn aus dem untern Kaume noch Speiclici abfliessen su)lle, 80 betupft man diese Stelle mit reinem Bleiessig oder mit einer concenliirtcn Eichenrindenabkocbung.
In den ersten zwei Tagen nach der Operation erhält Patient weder zu fressen noch zu saufen.
Fliesst nach 8—10 Tagen noch Speichel ab, so gelingt die Heilung nicht und man geht nun auf eine andere Methode über.
b)nbsp; Schorferzeugung in den Fällen, wo keine bedeutende Speichelabsonde­rung statt hat. Es wird diess am besten durch den massigen, aber nach Er-forderniss selbst zu wiederholenden Gebrauch des weissglühendeu Eisens er­reicht.
Bleibt der Schorf durch 8—10 Tage sitzen, so findet man dann beim Abfallen des­selben gewöhnlich die Wunde geschlossen und völlig verheilt. Fällt er früher ab, oder sickert noch vor dem Abfallen Speichel aus, so muss die Application raquo;iederholt vverden.
c)nbsp; Die Unterbindung des verletzten Speichelganges ist dann vorzuneh­men, wenn die vorgenannten Methoden unzureichend gewesen sind. Vor der Unterbindung wird die Drüse wieder durch die Kunst in einen Entzündungs­zustand versetzt. Als Unterbindungsmittel soll man schmale seidene oder leinene Bändchen benutzen, die vorher in flüssiges Wachs getaucht worden sind, um die Knoten dauerhafter zu machen. Fällt die Ligatur eher ab, als Verwach­sung eingetreten ist, so wird eine zweite angelegt.
Speichelfisteln kann man aber auch d) gleich anfangs, oder nachdem die vorausbemerkten Methoden fruchtlos angewendet worden sind, dadurch heilen, dass man in den Speichelcanal nach seinem Ursprünge hin ein bis zwei Drach­men Salmiakgeist einspritzt, und hierauf die Mündung einige Minuten zusam­men drückt.
Bildet sich etwa ein Abscess, so wird er geöfi'nct, und heilt dann leicht.
Nr. 747. Speicheldrüsen - Verstopfung
wird sich besonders, wenigstens bei der Entwicklung des Uebcls, durch An­schwellung der Drüse kund geben, mit der sich entzündliche Zufälle verbinden.
Ursache können fremde Körper seyn, die von Aussen in die Mündung eindringen, oder Speichelsteine, ferner entzündliche Anschwellung der Drüse an sich oder der Maulschleimhaut.
Die Entfernung der Ursache ist gewöhnlich allein hinreichend, um Ge­nesung zu bewirken.
Nr. 748. Der Speichelfluss, Sialozemia. Symptome. Der Mund ist voll Speichel und er fliesst wol auch reichlich
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Speichellluss — Speiuhelgang-Erweiterung^.
aus demselben. In der Kegel ist er klar, schwach alkalisch, oder neutral, wässrig und speeifisch leichter, ohne sonderlichen Geschmack und Geruch, wenn er nicht durch das Verbleiben in der Mundhöhle hierin verändert worden ist. Oft wird er aber durch beigemengten Schleim zähe, getrübt und weiter ver­ändert; die übrigen Aussonderungen geschehen mit der Zeit mangelhafter. Der Durst ist gewöhnlich vermehrt. — Wo eine zu starke Einwirkung des Queck­silbers statt hatte, treten zugleich die Zähne auf, das Zahnfleisch und oftmals die ganze Mundschleimhaut wird livid und schwillt, wie die Speicheldrüsen, an, der Athem erhält einen eigenthümlichen Geruch und der Speichel selbst zeigt sich mehr verändert.
Actiologie. Der selbststäudige Speichelfluss zeigt sich bei Thieren im Ganzen selten, und zwar in Folge von Erkältung, rheumatischer Metastase, starken Gebrauches des Quecksilbers und Jods. Er ist aber symptomatisch bei sehr hungrigen Thieren, wenn sie andere Thiere Nahrung aufnehmen oder über­haupt Futter sehen, ferner beim Zahnen, beim Anfange des Scorbutes, und überhaupt bei Wunden und Geschw'üren, z. B. in Folge Einwirkens von Brech­weinstein, beim Genüsse scharfer Pflanzen, namentlich des Meerrettigs, Acker­senfs, bei Hunden des^ Senfs, Pfeffers, nach dem Genüsse zu heissen Futters, endlich bei epileptischen Zufällen, bei der Maulseuche und Influenza (hier mit starker Schleimabsonderung verbunden). Oft zeigt sich scheinbar vermehrtes Speicheln, wenn das Hinabschlucken verhindert ist.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Bald ist das Leiden acut, bald chronisch. In der Kegel endet es in Genesung; zuweilen geht die Krankheit in Entzün­dung der Speicheldrüsen über, oder es erfolgt in P'olge des starken Säftever­lustes Abmagerung; selbst der Tod tritt hei aufgehobener Fresslust und der fortwirkenden Ursache, bei Hunden oft schon in 14 Tagen, ein.
Behandlung. Die Causalindicationen müssen erfüllt werden. Sodann milde Nahrung, deririvende örtliche und Abführ-, in späterer Zeit hautbethäti-gende und aromatische Mittel, bei Hunden insbesondere die China und kräftige Nahrung; örtlich bei wirklicher Erschlaffung der Speicheldrüsen und chroni­schem Zustande Adstriugentien, als Schwefelsäure, Essig mit Branntwein, Auf­lösungen von Alaun und essigsaurcm/ Blei. Wo genannte metallische Mittel Ursache sind, gebraucht man als Gegenmittel die gerbstoffigen und den Schwefel.
Nr. 749. Speichelgang - Erweiterung.
Eine solche ist gewöhnlich bei Pferden an dem Ausführungsgange einer Ohrspeicheldrüse bemerkt worden.
Sie giebt sich zu erkennen durch eine elastische Anschwellung längs sei­nes Verlaufes, die ebenso wenig schmerzhaft, wie vermehrt warm ist.
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Speichelgang-Erwciterung — Speichelsleino.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;689
Ursachen. Speiclielsteiue, die im Verlaufe des Canals sich entwickeln und die Fortleitung des Speichels hemmen; ebenso Verwüchsungen, die sowol von Entzündung der Maulschleimhaut oder der Speicheldrüse, wie von Verwundun­gen des Canals abhängig seyn kann; ja schon nach groben Einwirluuigcn durch Stösse, Schlüge und anhaltenden Druck von der Halfter sollen sie bewirkt wor­den seyn,,
Prognose. Die Zurückführung anf den entsprechenden Umfang wird sel­ten möglich seyn, doch erwächst daraus kein lebensgefährlicher Nachtlieil.
Behandlung. Hertwig schlägt vor, dass man den ausgedehnten Canal an der niedrigsten Stelle mit einer Lancette anstechen und seinen Inhalt entleeretraquo; und hicraui' sogleich die Cantharidensalbe längs des erweiterten Canalcs auf­tragen soll. Während der Wirkung dieses Mittels darf das Thicr weder Futter noch Getränk erhalten, und es muss überhaupt wie bei Unterbindung des Spei-chelcanales behandelt werden. Nach dem Ablösen der entstandenen Schorfe kann mau die Stelle noch täglich 3—4 Male mit verdünnter Schwefelsäure oder mit Kabel's Wasser befeuchten. 1st jedoch der Canal an seinem vordem Ende bereits verschlossen, so bleibt nur die Verödung des Canals durch Einspritzung von Salmiakgeist oder Creosot, oder die Unterbindung desselben übrig.
Speiohelgang-Verletzung vide Speioheldrtlsen-Yerletzung.
Nr. 750. Speichelsteiue
bestehen aus kohlensaurem und phospliorsaurctn Kalke, kohlensaurer Magnesia und aus an Chlorwasserstoffsäure gebundenem Kali und Natron, ferner aus Epitheliumzcllen und thierischem Schleime, und kommen in den Atisfülirungs-gängen der Ohrspeicheldrüse, der Unterkinnbacken- und Unterzungendrüse (mitunter auch in der Bauchspeicheldrüse), namentlich in Gegenden, wo das Land kreideartig ist, nach den bisherigen Erfahrungen nur bei Pflanzenfres­sern, vor. Sie haben eine weisse Farbe und ziemliche Härte, und gewöhnlich rundliche Form. Bisweilen sollen sie die Grosse der Faust erreichen, und zeigen im Durchschnitte Schichtenlagerung, und gewöhnlich als Nucleus: ein Haferkorn, eine Granne, ein Stückchen Stroh.
Kennzeichen sind: eine harte, wenig verschiebbare Geschwulst im Ver­laufe des Canals, ohne dass die Haut versehrt ist; zwischen Geschwulst und Drüsenmasse erscheint der Canal durch Speichel stark ausgedehnt, wodurch endlich auch Zerrcissung des Speichclganges entstehen kann, die eine Fistel erzeugt.
Zur Heilung ist die Entfernung des Steines iiothwendig: Kleine Stein­chen streicht man wol nach Anssen, grössere können nur durch Bloslegung des
Kalke, KiauMi, lt;1. lUuKh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 44
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S|)eicliclsleiiie — Spriidei' Huf.
Canales entfernt werden. Die gemachte Wunde oder Fistel behandelt man, wie unter „Speicheldrüsen-Verletzungquot; angegeben ist. (Mag.-Suppl. XXIII. 120.)
Nr. 751. Als spitzer Huf
gestaltet sich besonders der lang angewachsene Hinterhuf.
Nr. 752. Spitzhengste sind öfters wegen grosser Geilheit kaum zu gebrauchen, daher der nicht in und durch den Bauchring getretene, vielmehr noch in der Bauchhöhle lagernde Hoden durch Operation entfernt werden muss. Nach der Tidskrifl for Veterinairer, IV, ist dieselbe in der Versammlung dänischer Thierärzte zur Sprache gekom­men und die Operation vom Bauchringe aus d. h. durch Erweiterung desselben mit zugespitzten Fingern um so mehr als die natürlichste Methode bezeichnet, da der zurückgebliebene Hoden meist in der Nähe des Bauchringes liegt. Man führt die Hand mittelst Durchstossung des Bauchfelles in die Bauchhöhle, zieht den Hoden hervor und legt eine dicke Kluppe an, die nach 24 Stunden abge­nommen wird.
Hoyer castrirte 3 Spitzhengste und verlor 1 an Bauchfellentzündung. Jensen verlor dadurch 5 hintereinander.
Liegt der Hoden im Leistencanale, so bahnt man sich einen Weg nach dem Hoden, theils mit den Fingern, theils durch Schnitte, und wird der Sa­menstrang zu kurz befunden, um eine Kluppe anlegen zu können, so unter­bindet man ihn und schneidet den Hoden ab.
Liegt der zurückgebliebene Hoden in der Nierengegend, was durch den Mastdarm gefühlt werden kann, so muss, obgleich mit grösster Gefahr, der Flankenschnitt gemacht werden. Barfond sah einen solchen cas.rirten Hengst, der durch anhaltend kalte Umschläge gerettet worden war. Hoyer führt zwei solcher Fälle an. Bei Schweinen hat dicss Verfahren wenig üble Folgen.
Nr. 753. Spritzer
nimmt das Isenburg'sche Viehwährschaftsgesetz gleichbedeutend für Rinder, die an chronischem Laxiren leiden, und bestimmt dafür eine Gevvährsfrist von 4 Wochen. Das Nassau'sche Währschaftsgesetz dagegen trennt es davon, identi-ficirt sie aber doch mit S abler, und fordert eine Garantie von 29 Tagen.
Nr. 754. Der spröde Huf, welcher so wenig geschmeidig ist, dass beim Abnehmen der Eisen, beim Be­schlagen, oder auch beim Gebrauche des Thieres leicht Stück:) ausbrechen, und
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Spröder Huf— Sprunggüleiikknochcn-Vori'piikungeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; QQ\
bald durch fortdauernd trockenen Boden reap, von Entzielmng aller geschmei-digenden Hufsalben und Einschläge, sowie auch vom Bcraspelu der Hornwand, vom starken Aufbrennen der Eisen, wie von chronischen Hufentzündungen (Rehe) entsteht, verlangt die möglichste Schonung, Einschläge von Kuhmist und geschraeidigende Hufsalben, namentlich auch vor dem Beschläge, da hierbei immer mangelhafte Ernährung oder auch unvorsichtige Austrocknung zu Grunde liegt.
Das Abnehmen der Eisen muss mit grösster Vorsicht geschehen, und für das Aufheften der Eisen gebraucht man nur schwache Nägel, aber mit guten Zwicken. Seitenkappen verhindern das bedrohliche Ausbrechen von losen Horn-stücken. Sind aber Stücke schon ausgebrochen, dann muss das Eisen mit aller Sorgfalt und zwar so gelocht werden, dass die Nagellöcher auf die nocli guten Stellen der Wände passen. Wo kaum ein Nagel mehr zu schlagen ist, macht sich das Scharniereisen mit fortlaufendem Aufzuge oder mit einzelnen Aufzügen und an den Stollenenden mit Querstab und Schraube versehen, oder nach Um­ständen ein anderes Verbandeisen nothwendig. Auch mit Stegeisen beschlagene Lederschuhe, in welche Hufsalbe oder Schweineschmeer gebracht wird, zieht man in einzelnen Tiigesstunden den Thieren, die mit leichten Pantoffeleisen be­schlagen worden sind, an.
Nr. 755. Die Sprunggelenk - Gallon sind die äusseren Erscheinungen der Gelenkwassersucht (vide d. A.) am Sprung­gelenk. Wir unterscheiden sie in eine Buggalle und Sprungbeingalle. Diese letztere wird einfach genannt, wenn sie bios an der äussern oder In­nern Fläche des Sprungbeins, durchgehend oder Kreuzgalle hingegen, wenn sie auf beiden Seiten hervortritt. Oft hat sie Stcifigkeit, ja Lähme des Sprunggelenkes zu Folge.
Nr. 750.
Sprunggelenkknochen - Brüche
sind nach den einzelnen Knochen bald sehr leicht, bald schwer als solche zu
erkennen, doch wird wol nur selten das Reibungsgeräusch ganz, und starke
Lähme und im Allgemeinen Schmerz wie Geschwulst wird nie fehlen.
In der Regel sind immer heftige Gewalttluitigkcitcn die Veranlassung, und die Vorhersage in der Regel sehr übel. Nur durch volle Ruhe und entzün­dungswidrige Mittel kann dagegen gewirkt werden.
Nr. 757. Sprunggelonkknoehon - Verrenkungen dürften wol nur äusserst selten vorkommen, und an eine erfolgreiche Behand­lung ist kaum zu denken. Schrader will aber allerdings (nach Busch's deutscher
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Sprirngg-cleiikknoclicii-VüiTenkiMigeii — Standbaum-Bciteti.
Zeitschrift, Bd. 111.) eine vollkoinmeuc Verrenkung des Rollbcins und der Keule bei einem Pferde gelicilt haben. Das Sprunggelenk war ganz einwärts gebogen.
Nr. 758. Staar, Staarblind
ist die Collectivbezeichnung für grauer, grüner und schwarzer Staar. Es ist der Staar Gewälirsfehler in Oldenburg, in Anhalt, Braunschweig und Bremen, in den ßeussischeu Landen, Saclisen-Altenburg und K. Sachsen, und es besteht iu ersterem eine gesetzliche Garantie von 8, in den nachgenannteu Staaten von 28 Tagen.
Nr. 759. Stätig oder stetig — falsch steetig — vom Altdeutschen stäfis oder dem Niederdeutschen siedig s. v. a. fest, unbeweglich d. h. behaftet mit Stätigseyn oder
S tätigkeit.
Man bezeichnet damit die Widersetzlichkeit eines Thicies, besonders des Pferdes, beim Gebrauche für gewisse oder allerlei Dienstlefstungen, so dass es unerwartet stehen bleibt, oder rückwärts geht, steigt, wobei keine Züchtigung hilft, wodurch es vielmelir noch widersetzlicher wird. Es schwitzt dabei, die Adern schwellen an.
Die Anfälle treten zu unbestimmter Zeit, mitunter allerdings aber nach gewissen Veranlassungen ein.
Bald scheint sie in einem tückischen Wesen überhaupt begründet zu seyn, bald muss sie als wirkliche Nervenkrankheit angesehen werden, besonders dann, wenn solche Erscheinungen nur zuweilen und mit anderen Zeichen von Geistes­krankheit erscheinen.
Ruhiges, aber consequentes Begegnen bei den Paroxysmen und im ganzen Umgange vermag in der Regel einzig und allein nur das Uebel zu mildern, oder nach Umständen es zu heben.
Als Gewälirsfehler gilt dieser Krankheitszustand in Preussen und Waldeck mit 4, in Anhalt, Braunschweig und Bremen, Frankfurt a. M., Lübeck und Saclisen-Altenburg mit 28, in Oestcrreich mit 30 Tagen Gewähr.
Nr. 760.
Das Standbaum-Reiten,
wie diess bei unruhigen, bissigen, rossigen Pferden nicht selten vorkommt, hat
an den innern Flächen der Hinterschenkel öfters geriebene und Quetschwunden
zur Folge; ja es sind manche andere Complicationen damit verbunden.
Es sind im Allgemeinen dagegen die kühlenden und geschmeidigenden Mittel anzuwenden.
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Starrkrampf-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;693
Nr. 761. Der Starrkrampf, Tetanus, ist eine andauernde bcharrliclic Zusammcnzichung und Erslarrung der dem Willen unterworfenen Muskeln in allen oder nur in einzelnen Bewegungs­organen.
Palier unlersclicidel man aucli einen Irlsmus oderMundMai'rki'aoipf; Emprosthotonus oder Starrkrampf mit Spannung des Körpers nach der Brust hin: Oplsthotonus oder Uücken-krampf, und Pleurothotonus als Starrkrampf mit Spannung des Körpers nach einer oder der andern Seite hin.
Damit ist bedeutende Härte und Unbeweglichkcit dieser Theile und eigen-thümlicbc Haltung des ganzen Körpers vereinbart. Besonders findet man daher bei einem allgemeinern Ergriffenseyn steife Ohren, gestreckten Kopf, Vortreten der Nickhaut, Erweiterung der Nasenlöcher, steifen Hals und Rücken, vom Körper abgerichteten, auch wol verdreheten Schweif, weitgestollte, steife Glie­der, die deshalb ein Niederlegen kaum zulassen, oder wenn die Ermattung zu gross wird, die, bei Zunahme des Krampfes, das Wiederaufstehen i:aum oder gar nicht mehr möglich machen; die Bewegung ist überhaupt sehr beschränkt und steif. Oefters findet sich auch hartnackige Verstopfung ein.
Aclioloyie. Alle Hausthiere sind dieser Krankheitsform unterworfen. Aeusserc Schädlichkeiten sind feuchtkalte Atmosphäre, unterdrückte Hautaus­dünstung überhaupt, Ablagerungen von Krankheitsstoffen auf das Rückenmark und die Nerven, Verwundungen und Quetschungen nervenreichcr Theile, die Castration bei älteren Thicien besonders mittelst Unterbimlens und Brennens.
Daher unterscheidet man die Krankheit in einen rheumatischen und trauma-tischen Starrkrampf. — Nach Ua^-SuppL XXIII, 97, fand sich Starrkrampf dreimal bei solchen Kühen, die mit dor Nachgeburt 8 Tage und länger gestanden halten.
Secfionsdala. Unter 13 während eines Jahres (IS-^/ua) an starrkrampfi­gen Pferden gemachten Scctionen an der Wiener Thierarzueischule zeigte kein einziges ein characteristiamp;chcs Symptom, oder eine solche Complication mebrer Symptome, welche die Diagnose des Starrkrampfs an der Leiche möglich machte.
Prognose. Im Ganzen ist er eine sehr schwer heilbare Krankheit, be­sonders kann man diess vom Wundstarrkrämpfe sagen. Junge und sehr alte Thierc kommen schwerer durch; ein günstiger Ausgang ist eher zu erwarten, wenn er sich nur langsam und besonders von den hinteren Particcn aus ent­wickelt und entsprechende Behandlung sofort statt findet.
Behandlung. Da die Ursachen oft schwer aufzufinden und zu beseitigen, allenfalls, wie bei Nervenverwundungcn, zu beschwichtigen sind, wie im letzten Falle durch örtliche beruhigende Mittel oder durch völlige Trennung der ver­wundeten Nerven, auch nur zu häufig der einmal vollständig entwickelte Tetanus unabhängig von der erregenden Ursache fortbesteht, so nmss man zugleich und
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Starrkrampf — Starrsucht.
vorzüglich auf Mittel denken, die oingetretenc übergrosse Empfindlichkeit und die daraus hervorgehende übermässigc Erregung der Muskeln abzustumpfen, was Blausäure und Opium, selbst in Clystieren, auch Tabak, wenn nicht eine grosse Herabstininmng der Kräfte vorhanden ist, ferner die Belladonna, nach neueren Erfahrungen auch das Chloroform bis zur Narcose, und in Wieder­holungen mit dem Wicdcrzunehmen des Krampfes; sowie der Brechweinstein bei mehr chronischem Verlaufe am ehesten erreichen lassen. Von glücklichstem Erfolge war auch die Anwendung des täglichen Verbrauches von Aconitextract 5j, Brechweinstein und Opium ana 5jj) bei gleichzeitiger Anwendung wiederholter Blutentleerungen und schliesslichcr Application zweier Fontanelle an die Brust sowol bei rheumatischem, wie Wundstarrkrämpfe (Centralztg. V, 116).
Ferner in der Cllulk zu Brüssel das täglich zweimalige Narcotisiren mit Aether, so dass während 7 Tagen tilglich 4 Pfd. Aether gebraucht wurden, nachdem vorher vergeblieh Aderlässe, Opium, Asant, Belladonna gebraucht worden waren.
Auch ich hatte von diesem Mittel in viel kleineren Dosen in einem sehr ausgebildeten Falle den besten Erfolg.
Englische Thierärzte fanden den indischen Hanf, Tevenart täglich 2 Unzen Terpentinöl, innerlich und als Clystier gegeben, vorzüglich erfolgreich.
Eine intensive antipblogistische Behandlung ist nur dann einzuschlagen, wenn eine heftige Entzündung Ursache der tetanischen Reizung ist. Tonische und reizende Mittel gebraucht man bei zunehmender Schwäche. Doch müssen seeundäre Zufälle beachtet werden, z. B. eintretende Lungen-, Hufentzün­dungen etc.
Auch eine blos iuisscrliche Anwendung warmer Aschenlaugenbäder mittelst wollener Decken und der Gebrauch der grauen Quecksilbersalbe mit Opium an den Kaumuskeln; in anderen Fällen täglich zweimal Clystiere von kaltem Was­ser, zwischendurch von Terpentinöl hatte schon gewünschten Erfolg (Mag. XV, 162); Ja sogar Selbstheilung wurde, bei strenger Abhaltung aller äusseren Reize, selbst des Sounenliehts, bemerkt.
Um aber Rückfälle, die gern eintreten, abzuwenden, darf ein höchst sorg­fältiges diätetisches Verhalten, zunächst eine öftere, aber massige Bewegung nicht vernachlässigt werden.
Nr. 762. Starrsucht, Catalepsia, oder die periodisch wiederkehrende, plötzlich totale Unterbrechung aller intcl-lectuellen und thierischen Verrichtungen resp. mit dem eigenthOmlichen Zustande der Muskeln, dass sie eine wächserne Biegsamkeit annehmen, vermöge welcher sie nach allen Richtungen bin gedreht werden können, dass übrigens solche Pa­tienten die Stellung beibehalten, welche sie beim Eintritte des Anfalls hatten, wenn sie nicht über den Schwerpunct fällt, ist von Fuchs bei einem Hunde
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Starrsucht — Steingallen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;695
(cf. dessen Handbuch der allgemeinen Pathologie, S. 461), von Leisering bei einem Wolfe (Mag. XIV, S. 223), von Hering bei einem Pferde beobachtet worden. Letzterer berichtet Folgendes darüber:
Ein Wagenpferd bekam zu unbestimmten Zeiten, gewöhnlich während des Fahrens, Anfälle, wobei es ganz bewusstlos, unbeweglich und starr wurde, so dass es nicht von der Stelle zu bringen oder umzuwenden war, auch fiel es nie zu Boden. Der Anfall ging gewöhnlich nach 5—10 Minuten vorüber. Bald kamen die Anfülle in kurzer Zeit nach einander, bald setzten sie auch Monate lang aus. In der Zwischenzeit zeigte das Thier nicht das mindeste Krankhafte.
Ursachen. Bei Menschen hat man diess Uebel u. a. durch Wurmzustand, gastrische Unrcinigkeiten, Entzündung oder Degeneration der Ovarien, nach Hertwig bei Hunden durch Erkältung, heftigen Schreck und Beängstigung, sowie durch Ueborladung des Magens mit schwer verdaulicher Nahrung, endlich durch Metastasen, namentlich durch plötzlich unterdrückte Exantbeme entstehen sehen.
Die Prognose ist im Allgemeinen nicht ungünstig zu stellen, indem die Heilung wenigstens leichter, als bei der Fallsucht erfolgt.
Behandlung. Während der Anfälle wird nur dann, wo beträchtliche Con-gestionen nach dem Kopfe statt haben, deragemäss verfahren, übrigens wird den Ursachen entgegen getreten; daher auch oft drastische Mittel am Platze sind. Baldrian, Asant, Ammoniumprilparate, insbesondere das A. carbonicum, sowie die Krähenaugen in kleinen Gaben sind aber die im Allgemeinen empfehlens-werthesten Arzneien, um die nervöse Verstimmung aufzuheben. Staupe = Hundeseuche.
Nr. 763. S t e e t i g
falsch statt s tat lg, aber unter jener Schreibart als üewährsfehler im K. Sach­sen, in den Reussischen Landen und im Curfürstenthum Hessen angeführt, wobei die Gewährsfrist in den ersteren von 28, im letzteren von 31 Tagen gilt.
Stcincolik vide Colik.
Steine vide D arm-, Gallen-, Harn-, Magen-, Milch-, Zahn-,
Speichel-, Bauch speie hei- und Vorh au t steine. Steinfrucht =- Fötus Versteinerung.
Nr. 764. Die Steingallen sind das Product von Blutergicssungcn der Fleischsohle, besonders in die in­neren Sohlenwinkci der Vorderhüfe.
Ursachen. Sie entstehen in Folge von Quetschungen durch äussere harte Körper, als Steine, die sich zwischen Eisen und Huf klemmen, durch enge, kurze, verbogene, auf den Sohlcnwinkeln aufliegende Eisen, namentlich in Folge star-
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Steingallen.
ken Auswirkens der Trachten und Eckstreben, durch voreiliges, ja muthwilliges Ausschneiden vemieintlichcr Stcingallen bei anderweitigen oder nur gefürchte­ten Lahmheiten, ferner bei trockenen, an der Sohle stark einwärts gebogeneu Hufen; sie konunen aber auch bei Flach- und Vollhüfen, ganz besonders, wo die Soblenfiächc des Ilufbeins in der Gegend der Eckstreben winkel krankhaft aufgeworfen ist, ferner bei niedrigen und eingezogenen Fcrsenwiinden vor.
Symptome. Sie habet) oftmals sclimcrzhaftes Auftreten, ja starkes Hill' ken zur Folge. Untersucht man den Fuss näher, so ist nicht selten bedeutende Wärme au der Wand, an welcher zunächst dieses Ucbel sich befindet, bemerk­bar. Klopft man nur wenig an dieselbe, oder gebraucht man die Visitirzange, so zeigt das Pferd viel Schmerz. Nimmt man das Hufeisen ab und dann einen dünnen Span vom Hufe weg, so finden sich blaue oder rothe Flecken, die Hornröhrchen mit Blut injicirt, Blut- oder Eiteraustritt, selbst endlich an der Krone. Zuweilen sind bei den übrigen Zufällen die blauen Mäkler gar nicht bemerkbar, indem sich Blut zwischen Horn- und Fleischsohle ergossen hat, dasselbe nun vertrocknet ist und als fremder Körper drückt. Entzündete Stein-gallcn geben ferner nicht selten Veranlassung, den Sitr der Lähme zu verken­nen, wenn sich conscnsucll die Sehnenscheide der Beuger mit entzündet und durch vermehrte Ergiessung der Gelenkfeuchtigkeit über dem Fesselgelenke Sehncngallen mit Wärme und Empfindlichkeit hervorruft. Manchmal werden aber auch Steingallen mir zufällig beim Auswirken der Sohle trocken oder näs­send gefunden.
Behandlung, Steingallen, die keine Beschwerde verursacht, also zufällig sich gefunden haben, werden nur insofernc beachtet, dass man üebelstände der Eisen und der Hufpflcgc überhaupt in der Folge abwendet. Dafür empfiehlt be­sonders auch die Dresdener Thierarznciscbule den Gebrauch des Stegeisens ohne oder mit niedern Stollen mit Aufrichtung gegen die Zehe hin. Die vorhandene Lähme aber sucht man nach Abnahme des Eisens durch kühlende., oder auch bei starker Ilufvertrocknung durch erweichende Einschläge von Kuhmist, ge­kochtem Lciumehlc etc., ferner durch eine entsprechende Richtung der Eisen durch Wegiassung des betreffenden Stollens, jedoch durch einen Beistollen vor­derhalb der Steingallc, oder durch Wegiassung auch dieses Hilfsmittels, aber durch einen gegen das Stollenende hin stärkern und etwas langem Arm des Eisens und durch ergiebiges Niederschneiden des Tragcrandes von der ent­gegengesetzton, also gewöhnlich äussern Wand, oder durch ein knieförmiges Eisen, namentlich bei den durch Aufgcworfenseyn des Ilufbeins vorhandenen habituellen Steingallcu, oder wenn wegen Blut- oder Eiterergusses sich mehr als die Wegnahme einiger Hornspähne, behufs freierer Lage des Hufeisens, also ein Ausschneiden oder Anbohren der Steingalle, sich nothwendig gemacht hat, durch ein Deckel - oder ein anderes passendes Verbandeisen zu beseitigen, nach-
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Sleingallen — Stclrfuss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;697
dem im letzteren Falle der wunde Theil mit Eitersalbc, oder Terpentin, oder Aloctinctur und mit soviel Werg verbunden worden ist, dass Flüssigkeit noch durchschwitzen oder ausfliessen kann. Würde aber der in der Steingalle ver­haltene Eiter nach oben gestiegen seyn, somit auch TrennuLgen der Horn- und Flcischwand bewirkt haben, so muss das dadurch entstandene Krongeschwür, wenn eine Gegenöfl'nung gemacht worden ist, nur insofern beachtet werden, wenn die Krone stärker aufschwillt und die Eiterung fortdauert: Indem näm­lich eine Mitleidenschaft der Knorpel, Knochen und Sehnen hier zu fürchten ist, muss zuuik'hst der Saum gespalten und bei Höhlungen durch Blut- oder Eitererguss müssen Abtrennungen des Horns weggenommen weiden. Ist die Eiterung in der Stcingallo vorüber, die kranke Stelle aber noch aicht hinrei­chend mit Horn bedeckt, soll aber das Pferd zum Dienste wieder verwendet werden, so ist die kranke Stelle durch das Eisen hinreichend zu schützen. Dazu kann man, ausser dem Deckeleisen, ein am Stollenende ausgebreitetes Eisen gebrauchen, und die Steingallcnöffnung mit Thcer oder Baumwaclis erst ausfüllen. Musste in Folge der Eiterung auch theilweise die Trachtenwand ab­getragen werden, so ist durch einen Aufzug am Armende dafür Ersatz zu leisten.
Nr. 7G5. Steinkrankheit. Darunter wird in dem Sachsen - Meiningenschcn Währschaftsgcsctze bei Ochsen die Harnverhaltung als Folge von Blasen - und Harnrühreusteinen ver­standen, wogegen eine Gewährsfrist von 4 Wochen geltend ist.
Steinpocken vide Pocken.
Nr. 766.
Der Stelzfuss
characterisirt sich durch eine senkrechte Stellung des Fesseis, welche sich auch
bei der Bewegung nicht wesentlich verändert, so dass die Thiere nicht mit den
Trachtentheilen den Boden berühren.
Es finden sich zwei wesentlich verschiedene Ursachen für denselben vor. Entweder nämlich haben sich die Beugesehnen zwar verkürzt, man findet aber übrigens, ausser dass sie vielleicht gespannter sind, keine weitere Veränderung in denselben. Oder sie sind viel stärker und knochenartig hart anzufühlen und auch wol an den unteren Gelenken finden Verwachsungen und Knochenaus­wüchse statt.
Erstem Zustande würde man vielleicht noch durch etwas hohe, dann von Beschläge zu Beschläge etwas erniedrigte Stollen und durch geschmeidigende Mittel, am sichersten aber durch den Sehnenschnitt zu begegnen haben; letzt­genanntem Zustande oder dem Knochenstelzfusse muss man aber durch das Schnabelcisen thunlichst eine Erleichterung verschaffen.
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Sterzwurm — Stiersucht.
Nr. 767. Der Sterzwurm ist eine Krankheit des Rindviehes, wobei als
Symptome am untersten Ende der Schwanzrübe, welche vom Haarbüschel umgeben ist, Anschwellung und Geschwürbildung wahrgenommen werden, in Folge dessen erst die Haare ausgehen und endlich auch ein Wirbelbein nach dem andern durch Jauchebildung abgestossen wird. Viel seltener fängt die Krankheit über dem Haarbüschel an, in welchem Falle dann die ergriffene Stelle gewöhnlich nur erst auf Einer Seite anschwillt. Die sich producirende Feuch­tigkeit ist jedenfalls auch scharf und fressend, und zerstört, wie im ersten Falle, die Schwanzwirbelbeine, so dass der ganze untere Theil des Schwanzes abfällt.
Aetiologie. Bald sind mechanische Gewaltthätigkciten, bald dyscrasische Uebel und Ablagerungen die Ursache, ja der Sterzwurm soll auch in Folge der Ruhr, des Milzbrandes und der Rinderpest vorkommen. In Folge solcher Zu­stände hat man daher auch heftiges Fieber und den Tod eintreten sehen, und bei der
Section. Entzündung und geschwürige Zerstörung bis in den Mastdarm hinein vorgefunden.
Die Behandlung erfordert Eröffnung und Säuberung der Geschwulst, Aus­waschen derselben mit Kalkwasser und täglich einen Verband mit einer har­zigen Tinctur oder Terpentinöl, in den schlimmeren Fällen das Glüheisen und das Abnehmen des leidenden Theiles.
Stickfluss = Lungen-Blutschlag.
Nr. 768.
Die Stiorsucht, Nymphomania,
Syn. Brüllen, Brüller, Ritte, Reiterei, Bruinmeln,
ist bisher immer noch mit der Perlsuolit identificirt worden, trolzdcm Rychncr und einige Andere dagegen ankämpften. Dicss niniml auch Schmidt in llagazin XXI, S. 198 u. sqq. in Angriff, und ich bcnut/.c dessen Characlerislik hier, da sie aus itractischcr Erfahrung gewonnen worden ist:
Symptome. Die anscheinend ganz gesunden Kühe werden zu den gewöhn­lichen Perioden unter normalen Erscheinungen zwei- bis dreimal brünstig, ohne dass die Begattung Erfolg hätte. Die Euter, besonders die vorderen Hälften, schwinden, die Secretion der Milch vermindert sich auffallend, dieselbe gerinnt beim Kochen, die Kühe verrathen im Stalle, wie auch draussen, eine grössere Unruhe, haben ein glänzendes Auge, stieren Blick, erschrecken leicht vor frem­den Gegenständen, springen sehr gern auf andere Kühe, schei.ern die Hörner an Stallpfosten und Trögen, bohren damit gern in die Streu, vorzüglich aber in lockere Erde, namentlich in Maulwurfshügel, die sie vorher anstieren und wobei
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Stiersucht — Stillfcoller.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;699
sie eich gern auf die Knie legen. Sie scharren auch wol, wie die Stiere, häufig mit den Fttssen in dieselben, wobei sie dann auch jenes eigenthUmlichc, vom Stiere gehörte Gebrüll ausstossen. Es wird diess nach und nach immer häu­figer, ohne weitere Veranlassung auch im Stalle Tag und Nacht, vorzüglich stark aber Morgens gehört. Bei einzelnen Thieron ist es nicht so stark, son­dern vielmehr nur ein Brummen; oder sie werden gar nicht laut dabei. Die Kreuz-Sitzbeinbänder werden, wenn sie es nicht schon nach dem letzten Kalben geblieben sind, schlaff, besonders an ihrem hintern Rande, wodurch eine grös-sere Aushöhlung zwischen dem Schwänze und den Sitzbeinen entsteht. Scham und Scheide sind nur selten höher gerötliet; desgleichen ist Schleimäuss nur selten zu bemerken. Die Unruhe artet aber zuletzt in Wildheit aus, so dass sie bisweilen die Ketten zersprengen, dann wild herumlaufen und auch wol auf Menschen losgehen.
Der Appetit, sowie die übrigen thierischen Verrichtungen sind ungestört; doch aber magern solche Kühe immer mehr ab.
Die Sedionserscheinungen waren constant folgende: Die Musculatur ist fettarm, sie spielt ins Bläuliche und bat besonders an den noch warmen Thie-ren ganz den speeifischen Geruch des Stierfleisches. Der stark contrahirte Uterus enthält reichlichen Schleim von Farbe und Consistenz des Eiweisses. Die Eierstöcke fühlen sich derb an und sind mit mehren Blasen von Hasei­bis Wallnussgrösse (vergrösserte Graafsche Bläschen) versehen, welche eine gelbliche Flüssigkeit enthalten; dagegen ist Blutreichthum an den Geschlechts-theilen nicht zu bemerken. Die Harn-, Verdauungs- und Athmungsorgane zeigen keine bemerkbaren Veränderungen. In der Schädelhöhle wurde viel wasserhelles Serum in einem Falle gefunden.
Ursachen. Die Krankheit wird meist nur an älteren Kühen gefunden. Gelegenheitsursache ist eine naturwidrige Lebensweise der Kühe: warme Füt­terung , warme Ställe, stark reizende Nahrung; auch das Nichtsaugenlassen der Kälber wird genannt, sowie das Zurückbleiben der Nachgeburt, das Erschrecken der Kühe, besonders wenn sie Blut riechen etc. Terrainverhältnisse mögen wol sicher mitwirken.
Als Radicalcur würde jedenfalls die Castration das geeignete Mittel seyn.
Thierarzt Schneider in Oberschwaben caslrirle zu diesem Zwecke v, J. 1829 bis 1851 nicht weniger als 772 Kühe mit befriedigendem Erfolge.
In den meisten Fällen wird man aber wol aus öconomischen Rücksichten das zeitige Schlachten vorziehen.
Stille Wuth vide Hundswuth.
Stillkoller as Dummkoller.
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Stimmlosigkeit Stollbeule.
Nr. 769. Stimmlosigkeit
oder Verlust der Stimme tritt ein, wenn die Schild-Giessbeckcnmuskeln durch Krampf zu stark zusammengezogen werden, oder wenn sie sich gar nicht zu­sammen ziehen können, z. B. nach Verletzungen oder Druck auf den Nervus recurrens. Ausscrdcm haben Trockenheit, Entzündung, organische Fehler des Stimmorgans und seiner Hilfstlicile, ferner auch schon ein hoher Grad von Stumpfheit des Nervensystems einen störenden Einfluss auf die Bildung der Stimme.
Nach diesen Ursachen ist auch die quot;Würdigung der Prognose und die Behandlung zu erwägen.
Stirnbein.Brüclie vide Schädelknochen-Bn'iche.
Nr. 770.
Stirnhöhlen - Polypen
sind entweder Erzeugnisse der Schleimhaut der Stirnhöhlcu selbst, wie Pöppel in Magazin XVIII, S. 488 einen solchen Fall mittheilt, oder es werden auch polypöse Massen aus der Nase und ihren Nebenhöhlen bis hieher gedrängt.
Stockblut = Lendenblul.
Nr. 771. Die Stollbeule, tumor circa Olecrauum,
zeigt sich am Ellenbogen als eine verschieden grosse und geformte, zuweilen sogar sich stark ausbreitende, durch ergossenes Blutwasser fluetuirende, oder als feste Entzündungsgeschwulst, die, sich selbst überlassen, manchmal in Eite­rung, oder bei zu reizender Behandlung oder vorzeitiger Eröffnung und fort­wirkender Einwirkung der Gelegcnheitsursache in Schwammbiklung, Verhärtung oder Verknorpelung übergeht.
Ursachen. Sie wird namentlich bei Pferden beobachtet, die ein enges, unebenes, hartes, oder durch zu kurze Halfterketten verkümmertes Lager ha­ben, oder die sich wie die Kühe lagern, doch ist nicht gerade der Stollen am Hufeisen die nächste Ursache, denn auch der Druck des unbeschlagenen Hufes oder der unebene Boden kann ebenso den Grund dazu abgeben; dadurch näm­lich erleidet der am Ellbogen liegende Sehuenschleimbeutel eine Quetschung.
Schlaffe Pferde sind ihr mehr unterworfen; zuweilen giebt auch ein Dru­sen-, Leber-, typhöses (vide u. a. meine Monographie über den Typhus, Leipz. 1840, S. 18) oder ein dyscrasisches Leiden den Grund dazu ab, wie auch lun­genkranke Pferde gewöhnlich jene Brustlage annehmen.
Die Vorhersage ist in sofern günstig, dass sie an sich keine lebensgefähr-
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SMlbeuk — Slolpeiii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 701
lieben Leiden sind, dass sie aueh niehl wesenllicli den Gebrauch des Thieres hemmen. Nur zu Anfange und wenn in der Folge sehr reizende Mittel ange­wendet werden, haben sie ein leichteres Lahm - oder Steifgehen zur Folge; aber in einzelnen Fällen, namentlich wenn die Ursachen fort einwirken, trotzen sie jeder Behandlung, werden bei Uebcrbleibseln gern reeidiv, und wenigstens als Stollbeutcl und Stollschwämme zu Sohönhoitsfehlern.
Uehandlunft. Um nicht neuen Quetschungen bei ungeschicktem Liegen des Thieres Kaum zu geben, ist das Eisen möglichst, kurz zu machen und der innere Tracbtentheil möglichst eng zu richten, auch dessen unterer Rand und dessen Stollen wohl zu verbrechen oder ganz fehlen zu lassen, ja es ist auch, um das fehlerhafte Liegen möglichst abzuwenden, ein Stück geschmeidiges und weichgepolstertes Leder an der Rückseite der Kniebeuge wohl zu befestigen.
Bei vortretenden Entzündungserscheinungen muss auch gegen diese ver­fahren werden, als durch sehr fleissige Waschungen mit kaltem Wasser, Oxy-crat, Bolusanstriche, Seifensiederlauge, oder bei mehr ödematösem Character durch warme aromatische Bähungen, worin Salmiak aufgelöst worden ist.
Darnach kann bei Stollbeulen mit flüssigem Inhalte von einer Miscbung von Jod 5|ï, kohlensaurem Kali 5j^ und grauer Quecksilbersalbe Xjj, bis jede entzündliche Umgrenzung gehoben ist, Gebrauch gemacht, und dann ein Eiter­band durchgezogen, oder der Abscess geöffnet, innere Zellen zerrissen und die Salbenmischung von Cantharid., Balsam. Sulph. tereb. ana 5J/S, Unguent. Hy­drarg, crud. J^j/S weiter entsprechend äusserlich verwendet werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Stollschwämme d. h. schwammige, mit Verhärtungen untermischte oder allgemeiner harte und träge Geschwülste bedürfen mehr auflösende Mittel z. B. 1) Jod 5), Kali hydriod. 5jj, Axung. Pore. 01, Pise, ana Jj/?, oder 2) Olei Spie. Bals. Sulph. tereb. Ungt. Hydrarg. ein. ana Jj.
Ganz veraltete Stollschwämme kann mau endlich auch mit dem Messer ausschälen, wenn sie sich nicht zu hart an die festen Theile angelegt haben.
Zur Beseitigung von Stollbeuteln können Seifen-, Campherspiritus, flüchtiges Liniment, denen man concentrirte Alaunauflösungen etc. folgen lässt, Anwendung finden.
Wenn anderweitige Krankheitszustände die Stollbeulen hervorgerufen ha­ben, oder ihr Bestehen unterhalten, so rauss auch noch ein allgemeines Heil­verfahren den Umständen entsprechend in Anwendung gebracht werden.
Nr. 772.
Das Stolpern
ist Folge schlechten Beschlages, oder es rührt von Ermüdung oder Struppirt-
seyn etc. her. Jedenfalls wird man durch den Beschlag diesen Uebclstand,
wenn nicht beseitigen, doch dadurch mindern, dass man eine lange Zehe kürzt,
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t02nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Slolporii — Stralilbein-Lälime.
die Eisen ohne Griffe, sie vieiraehr mit Aufrichtung und im Ganzen leicht macht.
Nr. 773. Strahlbein - Brüche sind nicht gar selten, haben aber keine ganz characteristischen Kennzeichen, doch allerdings Schmerz, Lahmgehen und gewöhnlich Anschwellung der Huf­beinbeugesehne, also im Ganzen die Zufälle, wie die Gefahr der
Nr. 774.
Strahlbein - Lähme
überhaupt zu Folge.
Anfangs gehen damit behaftete Thiere beim Traben auf hartem Boden gewöhnlich nur blöde, indess sic wol im Schritte kaum etwas Krankhaftes zei­gen; doch hinken allerdings auch manche Pferde stärker, setzen im Stande der Ruhe den kranken Fuss mehr vor, vermeiden mindestens ein festes Auf­treten. Applicirt man die Visitirzangc auf den Stellen, wo die Seitenwände in die Trachten Übergehen, oder indem mau das Ende des einen Armes der Zange auf einer dieser Stellen, und das Ende des andern Armes auf der Mitte des Strahls aufsetzt, oder indem man ein geschlossenes Eisen mit kunstlichem Strahle aufschlägt, der auf den Hornstrahl drückt, so werden gewöhnlich die Zufälle verschlimmert. Vermehrte Wärme und Pulsiren der Fesselarterien ist in mas­sigem Grade öfters wol zugegen, aber doch nicht zuverlässig. In späterer Zeiti wo gewöhnlich Zwanghuf sich ausgebildet hat, zeigen sie anfangs beim Gehen eine scheinbar rheumatische Spannung im ganzen Schenkel, treten nur sehr un­vollständig mit den Ballen durch, stolpern und ermüden leicht, uad biegen, wenn man die Bewegung unterbricht, das Knie und ruhen mit steilem Fessel auf der Zehe. In Folge längerer Ruhe mindert sich wieder die Lahmheit.
Ursachen sind gewöhnlich Ausdehnungen der Beugesehne des Hufbeins an ihrem untersten Theile und an ihrer Anheftung durch falsche Tritte, bei welchen die Zehe höher zu stehen kommt, als die Trachten, wodurch sogar zu­weilen Entzündung und Bruch des Strahlbcins und stellenweise Aufsaugung des­sen faserknorpeligen Ueberzuges, Veränderung der Knochensubstanz selbst, Gruben- oderLtickenbildung in selbiger, und andern Theils Ausschwitzung po­röser Knochenmasse, Ausschwitzuugen an der Sehne etc. hervorgerufen wird. Reitpferde und die Vorderhüfc sind ihr besonders unterworfen. Manchmal scheinen aber auch Metastasen hieher eine Veranlassung zu seyn.
Bei einem zehnjährigen Pferde, das, bei eingezogenen Trachtenwänden, Kurztreten, schmerzhaft behindertes Durchtreten, besonders zu Anfange der Bewegung im Trabe und auf hartem Boden, sowie grosse Empfindlichkeit beim Betasten und Drücken des aufgelockerten Zehentheils der Krone, aber Unem-pfindlichkcit gegen den Druck der Visitirzange zeigte, fand sich bei der Section
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Strahlbcin-Lalmie — Stialilfäulr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 703
am untern Ende der Hinterfläche des Kronbcius zwisclien den Gelenkerhaben-lieiten eine Balggeschwulst, die beim Einschneiden sowcl einen dicken, coagu-lirten, wie auch einen der Synovia ähnlichen Eiter ergoss. Diese Geschwulst hatte auf den betreffenden Theil des Kronbeics und auf die obere Fläche des Strahlbeins so bedeutend eingewirkt, dass dadurch eine beträchtliche Aufsau­gung in diesen Partieen eingetreten war.
Prognose. Dieselbe ist eine der schwierigsten Krankheiten, und oftmals unheilbar.
Behandlung. Anfangs muss man nachdrücklich den entzündungswidrigen Apparat bei anhaltender Euhe, magerer Diät, ein nicht zu kurzes Eisen mit massig hohen Stollen, später die graue Quecksilbersalbe, allein oder mit kohlen­saurem Natron, oder mit Jodkali, mit Jod, die Cantharidensalbe, ein Eiterband durch den Strahl, wenn aber dicss Alles ungenügend ist, ein Schnabeleisen mit hohen Stollen in Anwendung bringen.
Nr. 775. Die Strahlentzündung
kann durch Quetschungen vom Boden (Verbällung) oder durch Hufvertrock-nung entstehen, und ein behindertes Auftreten, ja Eiterung zur Folge haben. Dem Entzilndungszustande wehrt man überhaupt durch die Mittel, wie sie bei Hufentzündung und Verbällung angegeben werden, der Eiterung, wie unter Strahlfäule gelehrt wird.
Nr. 776. Die Strahlfäule.
Symptome. Aus der Strahlgrube kommt ein sehr übler Geruch und eine graue, ebenso widrige Feuchtigkeit wird mehr und mehr abgesondert, und wenn, je nach der Ursache, der Hornstrahl dabei hart ist, so wird er durch diese Absonderung mehr und mehr erweichen, ja einzelne Stücke werden sich nach und nach ablösen, er wird überhaupt mehr entarten und zerstört, und dadurch wieder zu Zwanghuf Anlass gegeben werden. Lähme ist oft mit der Strahlfäule verbunden.
Ursachen. Anscheinlich ganz entgegengesetzte Verhältnisse können den­selben hervorrufen: nämlich Quetschungen des Strahles vom Boden oder durch Hufvertrocknung; wenn Pferde selten beschlagen werden, wodurch die Horn-wand zu hoch anwächst und Sohle und Strahl zurückbleiben und zusammen trocknen. Diess namentlich an den Vorderhüfen. Oder es ist ein unreiner, kothiger Stand die Ursache, wie er oft den Uinterhüfen zu Theil wird. Oft ist ein inneres Leiden zur Erzeugung der Strahlfäule mitwirkend, und selbst die Mauke greift bis hieher Platz.
Prognose. Zuweilen trotzt sie lange den angewendeten Mitteln, welche
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701nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sirahlfäulc — Strahlkrebs.
auch zuweilen üble licactioncn des Körpers liervorrufen. Eüekkchr der Strahl­fäule beobachtet man häufig.
Behandlung. Trockner, weicher Standort, oder sorgfältige Reinigung bei äusserem Schmutze, und Erweichung des vertrockneten Hornes; Niederschneiden der zu hohen Trachten und Freilegen der gesebwürigen Fluche sind gewichtige Forderungen. Hei Entzündung des Fleischstrahls braucht man aber insbeson­dere Fussbiider von Bleiwasser; übrigens mild austrocknende Mittel, als Salz­wasser, Branntwein, Kalkwasser, Auflösung des Chlorkalkes mit Aloëtinctur, eine Auflösung von Eisen - oder Kupfervitriol in Wasser, die Tinte; Streupulver von Eichenrinde, frisch geglülitcr Holzkohle, insbesondere aber von Zinkvitriol bei geschwiirigem Zustande des ganzen Strahles. Ein Fontancll, Abfuhr- und harntreibende Mittel werden sich immer nöthig machen, wo ein innerer Grund beschuldigt werden darf, oder das örtliche Ucbel bereits veraltet ist,
Nr. 777. Der Strahlkrebs ist ein gewöhnlich vorn Floisclistrahle eines oder mehrcr Hiife ausgehender üp­piger Vegetationsprocess, der nach und mich über Ballen, Pleischsohlo und Fleischwand sich verbreitet, mitunter auch das Saumband rauh und unganz macht und die darüber stehenden Haare zum Ausfallen bringt, oder sie struppig stellt, oder sie länger und stärker wachsen lässt. Im weitern Verlaufe wird wol selbst die Sehne des Hufbeinbeugers mit ergriffen, zuerst wird immer aber der Hornstrahl und öfters sogar die Hornsohle durch die Absonderung einer schar­fen lymphatischen Flüssigkeit erweicht und mehr oder weniger zerstört, und von demselben Herde d. i. von dem weichen, gelockerten FJeisclistrahle aus werden federbartähnlichc oder blumenkohlartigc Wucherungen in den seitlichen Strahlgrenzcn erzeugt. Diese Wucherungen, welche auch jene stinkende Flüs­sigkeit erzeugen, regeneriren sich feiner leicht, wenn sie auf chirurgischem Wege entfernt werden. Mit diesen Wucherungen bilden sich ferner in ihrer Umgebung Deformitäten in der übrigen Hornmabse.
Aetiologk, Der Strahlkrebs kommt bei Pferden jeder Art und jeden Al­ters, im Ganzen aber selten vor. llci dem 6 Monate alten Füllen einer zwölf­jährigen Stute, die auf allen 4 Fassen an Strahlkrebs litt, sah Mewes auf einem Vorder- und einem Hiuterfussc ebenfalls ausgebildeten Strahlkrebs.
Kirclmci' gedcnkl im Maga/.in Will, S. 230, auch eines ftlmlfchcn Leidens beim Rindvieh, oder er behauptet vielmehr geradezu die Identität hei demselben. Doch habe natürlich das Uebel seinen Sitz in der Sohle.
Innere krankhafte Säfteverhältnisse geben jedenfalls die Disposition (Magazin XXI, S. 405), was dadurch noch mehr Wahrscheinlichkeit erhält, dass in Folge längern Leidens daran bei Pferden Rotz und Wurm hervorge­rufen worden ist, indess sollen microscopische Untersuchungen Hertwig's, Pi-schel's und Förster's keineswegs die Krebsnatur nachgewiesen haben.
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Stralilkrebs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;705
Auch hatten von Hertwig gemachte Ansteckungsversuche keinen Erfolg, während nach anderen Mittheilungen das Secret selbst beim Menschen Geschwür- und Brandbildunf hervorgerufen hat.
GelegeriheilsurSachen mögen jedenfalls örtliche meebanische Gewaltthätig-keiten seyn (Mag. XXI, 399 — 401 erster Fall).
Prognose. Hertwig, Haubuer u. A. erkennen im Strahlkrebs ein üebel, das sich nach Ausbreitung und Bösartigkeit verschiedenartig zeigt. Doch wird viel darauf ankommen, ob das Thier noch jung, gut genährt und ohne andere Krankheit sich zeigt, ob das Uebel nur auf einem Fasse sich vorfindet und erst in einem massigen Grade der Ausbildung sich befindet. Bei alledem und bei entsprechender Behandlung kann sich die Krankheit mehre Monate hinausziehen. Schreitet aber das Uebel weiter zerstörend fort, so kann allenfalls Patient noch eine Zeit lang zu langsamer Arbeit hei dem Gebrauche des Schnabeleisens mit hohen Stollen benutzt werden.
Iherapeulik. Hertwig stellt mit Eecht folgende Heilaufgaben:
1)nbsp; Alle losen Horntheile gründlich zu entfernen und diess bei der fort­gesetzten Cur nach Umständen zu wiederholen; ebenso die üppigen Vegetations­massen durch eiu scharfes Bistouri flach wegzunehmen.
2)nbsp; Eine Umstimmung in den krankhaft vegetirenden Weichtheilen her­beizuführen.
Zu dem Zwecke bestreut man sämmtliche entblösstc und krankhafte Weich-theile mit fein pulverisirtem Eisenvitriol und legt einen gleichmässig drücken­den Verband von Werg oder Leinwand an, nimmt denselben aber wieder nach 24 Stunden ab, wäscht die Absonderungsfläche aus und schlägt ein Deckeleisen auf, worunter abermals eine feste Schicht Werg gebracht worden ist, um auch hiermit einen gleichmässigen Druck auf den Wucherungsherd anzubringen; der Art werden auch die entblössten Wände mittelst Binden verbunden.
Ist bei dem fernem Verbinden die Wucherung wieder bedeutend, so wird mit dem Eisenvitriol in Pulverform fortgefahren, ausserdem werden Auflösun­gen desselben, des Kupfer- oder Zinkvitriols, des Chlorkalks mit Aloëtinctur gebraucht.
3)nbsp; Desgleichen muss auch innerlich umstimmend und ableitend verfahren werden. Dazu dienen, ausser magerem Futter, der zeitweilige Gebrauch einer Purgirpille, diuretische und die eigentlichen Alterativmittel, wie Mutterkorn, Spiessglanz, Quecksilber, kleine Gaben Arseniks.
Nach Magazin XXI, 241, lässt Eck täglich einige Male die Secretions-flüssigkeit auf der wuchernden Masse abtrocknen und den Herd mit einer Mi­schung von Greosot 5j und rectificirtem Weingeiste auspinseln und ein com-primirendes Wergpolster auflegen, innerlich aber das Seeale cornutum mit Althäenwurzelpulver oder Mehl, beim Beginnen und in Intervallen auch eine Aloepille reichen.
Falke, Krankh. gt;l. lUuith.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
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706nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Stiahlkrcbs — Stiaubfass.
Kirchner und Pkssc wollen nur die örtliche Behandlung, indem Ersterer den leidenden Theil täglich 6 Male mit einer starken Holzaschenlauge abwäscht und dann die leidenden Stellen mit einer concentrirteu Chlorkalkauflösung ('/a Pfd. Chlorkalk und 2 Pfd. heisses Wasser) befeuchtet und mit Werg­compressen bedeckt, Letzterer 5 Morgen hintereinander gebrannten Alaun und Schwefelsäure honigdick aufträgt. Ausserdem hat es Kirchner sehr practisch gefunden, die Thiere nicht arbeiten, sie vielmehr Tag und Nacht wo möglich auf der Weide zu lassen, da gerade der fortwährend sanfte Druck des Bodens sehr vortheilhaft wirke.
Mussgnug fordert in seinem „practischen Hufbeschlagquot;: Man beschneide Sohle und Wände soviel und so rein, als nur möglich, sodann wird das Pferd auf die Streu gelegt und mit dem Messer jede Wucherung eben und in der Form des natürlichen Strahls rein weggeschnitten. Zur Verhinderung der Blu­tung während der Operation wird der Fessel geschnürt. Sodann wird die Blur tung durch eine concentrirte Auflösung von Eisen - und Kupfervitriol und Werg und durch guten Verband gestillt. Mit diesen Mitteln wird einige Zeit fleissig fortgefahren; vor dem Verbande wird der Fuss in warmem Wasser gebadet. Später gebrauche man den Grünspansauerhonig gut eingedickt und durch fein­gepulverten Eisen- oder Kupfervitriol noch verstärkt. Es hat diese Salbe die beste austrocknende und heilende Wirkung und übertrifft die gerühmtesten neuesten Mittel weit. Die Cur wird unterstützt durch Ruhe, gute trockene Streu und reine Luft und gutes Futter. Ein Fontanell an die Brust, Purgan­zen und selbst bisweilen ein Aderlass sind nothwendige Beihilfen, sowie dass man solche chronische Patienten recht oft in einen Fluss oder Bach stellt. Nach erfolgter Heilung wird ein möglichst langes Hufeisen mit etwas erhöhten Stollen aufgeschlagen, Stall und Hufe recht rein und trocken gehalten, und letztere recht oft mit reinem frischem Wasser gewaschen.
Nr. 778. Das Strangschlagen
gilt sowol im Kalenbergschen, als im Curfürstenthum Hessen als Gewährsfehler, mit der näheren Bestimmung in letzterm, dass der Käufer ein derartiges Pferd nicht anspannen, und zu dem Behufe, wozu er es gekauft hat, nicht brauchen kann. Im Kalenbergschen soll der Beweis des Vorhandengewesenseyns vor dem Kaufe geliefert werden.
Nr. 779. Straubfuss
wird darnach die Mauke genannt, weil die Haare sich dabei in die Höhe sträuben.
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Strciclieii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fQI
Nr 780 Das Streichen.
Pferde streichen oder streifen sich, schlagen sich au, indem sie mit der innern Seite des Hufes d. h. mit dem innern Arme des Hufeisens den andern Fuss, besonders die innere Köthen-, ja Schienbeiafläche, gewöhnlich im Trabe so unsanft berühren, dass dadurch der Theil wund, blutrünstig, entzündet und mit der Zeit verdickt wird und die Gefässe sich verschliessen. Lähme ist gar oft damit verbunden: Sie spricht sich beim Gehen im Schritte durch ge­spannte, steife, selbst hebende Haltung des betreffenden Fusses aus; noch mehr aber beim Trabe; doch ist der hohe Grad der Lähme nicht immer mit der Grosse der örtlichen Verletzung in richtigem Verhältnisse.
Da die Wirkung des Streichens selbst bis auf die Beinhaut, Sehnen und Gelenkbänder sich erstrecken kann, so schwillt zuweilen von der verletzten Stelle aus die ganze innere Seite des leidenden Fusses wassersüchtig an, die Lymphgefässe treten in dicken Strängen hervor, und selbst die Leisten­drüsen und bei Stuten das Euter nehmen an der Anschwellung Theil. Daraus geht nun manchmal Eiterung hervor, wobei die Thiere ausserordentliche Schmer­zen zeigen, auf der Streue wenig stehen bleiben, sondern mehr liegen, beim Gehen Angstschweiss schwitzen, das Futter versagen und alle Zeichen eines Reizfiebers offenbaren.
Ursachen sind die zu enge und schiefe Stellung des ganzen Fusses, schwankender Gang bei jungen, matten oder erst krank gewesenen Pferden; andern Tbeils ein fehlerhafter Beschlag, als starkes Uebertragen des innern Ar­mes vom Eisen, zu schwere, mit hohen Stollen versehene Eisen, zu grobe und schlecht an die Wand angelegte Nieten, ungleich hohe Stollen und Hufwände, und wenn der Huf sehr in die Länge oder Breite gewachsen ist, daher auch schiefe Hufe, Hornspalten und Hornklüfte.
Um in zweifelhaften Fällen die Stelle, von wo die Verletzung ausgeht, ausfindig zu machen, muss man an dem verletzenden Fusso etwa vorhandene Blutspuren, anklebende Haare etc. berücksichtigen; ergiebt sich aber dadurch nichts, so muss man die innere Seite der Hufe mit Kreide bestreichen: die Stelle, wo dieselbe abgewischt, worden ist, nachdem man das Thier im Trabe bewegt hat, ist die schuldige.
Behandlung. Junge Pferde, welche erst zur Arbeit kommen, bessern sich gewöhnlich, wenn sie ruhiger und kräftiger werden. Uebelstände des Be­schlages müssen abgewendet, ja bei regelwidrigen Stellungen und Bewegungen durch einen entsprechenden Beschlag, namentlich durch Vermeidung zu schwerer und weiter Eisen, durch Aufrichtung des Eisens an der Zehe, durch Streich­eisen, durch Einziehen und Abrunden oder Fehlenlassen des Trachtentheils vom Hufeisen, Weglassen des betreffenden Stollens oder Niederschlagen oder Ab-
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708nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Streichen — Tagblindheit.
runden desselben, Verfeinern der Niete etc., je nachdem diese oder jene Ur­sache für die Verletzung sich herausstellt, das wiederholte Streichen abgewen­det werden.
Da wo die Schenkel eine schräge Bichtung haben, so dass sie mehr nach einwärts mit der Zehe treten, wird man versuchen müssen, das Streichen da­durch abzuwenden, dass man den Innern Stollen stehen lässt und den äussern wegnimmt, in der Absicht, durch das schiefe Niederfallen des Hufes nach aus-sen hin die Fesselgelenke weiter auseinander zu bringen. — Zuweilen hat auch derjenige Fuss, welcher durch's Streichen verletzt wird, eine zu starke Ein­wärtsrichtung des Fesseis, in welchem Falle man dem Innern Arme des Huf­eisens von diesem Fusse einen höhern Stollen geben muss. — Bei Zebentretern, bei breit gewachsenen und schiefen Hufen ist der Huf an der einen Seite wo möglich schmäler zu machen.
Zuweilen helfen aber alle genannten Hilfsmittel nichts, und man muss zu den Streichkappen und Streichringen seine Zuflucht nehmen, welche letzteren jetzt sehr zweckmässig aus Gautschuk angefertigt werden.
Die durch's Streichen verletzten Stellen aber behandelt man, wenn sie entzündet sind und das Pferd hinkt, mit kühlenden Umschlägen, Bleisalbe etc.; oder man gebraucht Branntwein, Arquebusade, den rohen und gebrannten Alaun, den Zucker etc., wo Fleischwucherungen sich bemerkbar machen; bei ausge­breiteter Geschwulst wird sich sogar das Verfahren, wie gegen Rothlaufübel geltend machen. Bei Eiterbildung sind Fussbäder oder Umschläge von warmen schleimigen und schmerzstillenden Mitteln und sofortige Eröffnung, wenn das Eiterschwappen in der Tiefe wahrgenommen wird, vorzunehmen. Hautverdickungen endlich beseitigt man durch Bähungen mit Heusamen­abkochung, in welcher Seife oder Pottasche aufgelöst worden ist, oder durch die graue Quecksilbersalbe.
-Nr. 781.
Strengel
nennt man in dem Falle besonders den Nasencatarrh und die Halsentzündung,
wenn die Function dieser Theile durch die Geschwulst sehr gehemmt ist.
Nr. 782. Die Syphilis des Menschen hat man auch auf Thieve: Pferde, Äffen, Katzen, Hunde und Kaninchen zu übertragen gesucht. Wenn aber auch Auzias-Turenne, nach seiner Mittheilung an die Aca­demie de Medecine zu Paris, die erfolgreiche Uebertragung als unzweifelhaft hinstellte, so widerlegte ihn Cullerier doch gründlich. Auch Hei-tnigs Versuche beweisen ganz des Letz­tern Behauptung. Es bleibt also Hunter's Ausspruch, dass Syphilis nur dem Menschen angehört, in voller Geltung.
Tagblindheit vide Lichtscheue.
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Tappfüsse — Thränenfistel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;709
Nr. 783. Tappfüsse, oder dass Pferde nach hohem Aufheben der Füsse heftig niedertreten, machen, da die Eisen hierdurch gelockert, stark abgenützt und die Füsse erschüttert werden, starke, doch nicht zu lange Eisen und wol selbst Einlage von Filz, Leder oder Gutta Percha zwischen Eisen und Sohle nothwendig.
Nr. 784.
Taubheit,
oder der Verlust oder die wesentliche Verminderung des Gehörs, hängt bald von Entzündung des äusseren Gehörganges und der tieferen Obrpartieen, bald von Auswüchsen und Concretionen im Gehörorgane resp. von Anhäufung und Vertrocknucg des Ohrenschmalzes, bald von organischen Verengerungen und Verwachsungen des äusseren Gehörganges, bald von Lähmung der Hörnerven ab. Nach den Ursachen ist die Behandlung verschieden in der Wahl der Mittel und in den Resultaten.
Nr. 785. Die Thränencarunkel-Anschwellung beeinträchtigt die Beweglichkeit der Augenlieder, und das Auge wird nicht ge­hörig von denselben bedeckt. Dadurch wird in der Regel zugleich die Ab­sonderung reichlicher Thränen und eiterigen Schleimes und schwammige Wuche­rung derselben und der Bindehaut hervorgerufen.
Behandlung. Erweichende Mittel und strenge Diät, sobald aber die Entzündung gewichen ist, adstringireude Mittel sind hier angezeigt; gewöhnlich wird man aber doch zur Exstirpation schreiten müssen, wie Wörz einen solchen Fall im Repertorium IX, S. 97 raittheilt.
Nr. 786.
Die Thränendrüsen-Entzündung
wird man durch die Anwesenheit einer Geschwulst an der Innern Fläche des
obern Augenliedes, das vermehrt warm und schmerzhaft ist, sowie durch die
veränderte Thränensecretion erkennen.
Erschlaffende Mittel sind vorzüglich dagegen angezeigt; doch sind zuwei­len auch blasenziehende Einreibungen hinter den Ohren nöthig geworden.
Nr. 787. Die Thränenfistel beruht in einem geschwürigen Zustande der Thränen ausführenden Theile, wo­durch entweder die Partie unter dem Innern Augenwinkel elastisch geschwol­len ist, und beim Drucke darauf Thränen mit Eiter gemengt von dem innern
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710nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Tliranenfistel — Thränenfluss.
Augenwinkel aus hervorspritzen, oder es hat sich daselbst eine krankhafte Oeff-nung gebildet, aus der sie ablaufen, Führt man eine biegsame Sonde in sel­bige ein, so kann man mehr oder weniger tief nach der Nase hineindringen, ja wol auch die untere Mündung des Thränencanals erreichen.
AetioJogie. Gewöhnlich sind mechanische Hindernisse die Ursache, wo­durch sie hervorgerufen werden. Da nun, wo mau mit der Sonde nicht durch den ganzen Canal hindurch gelangen kann, liegt ein solches Hinderniss an einer Stelle des Canals gewöhnlich zu Grunde. Uebrigens kommen bei unse­ren Hausthieren Thränenfisteln im Ganzen selten vor.
Prognose. Nach den Ursachen ist die Beseitigung mehr oder weniger, doch überhaupt schwierig, und durdh das Abfliessen nach aussen wird die Haut angeäzt, das Thier zum Reiben vermocht, und die Haare fallen aus.
Behandlung. Auf den etwa vorhandenen, Stockung und Fistelbildung im Thränencanale hervorrufenden catarrhalischen Zustand Wirkt man, um ganz radical zu Werke zu gehen, durch salinische Abführ-, oder durch harntreibende Mittel, übrigens örtlich durch Dampfbäder, warme Breiumschläge, oftmals durch Einreibungen der Cantharidensalbe hin. Ist der Canal muthmasslich durch dicken Schleim verstopft, so muss man diesen, wenn nicht durch die Sonde, und durch das Einziehen einiger Seidenfäden, durch wässrige Injectioncn zu besei­tigen suchen. Polypen ist durch ihre Ausrottung zu begegnen. Bei Knochen­geschwülsten u. dgl. wird gewöhnlich nichts fruchten.
Nr. 788. Thränenfluss wird durch Verschliessung der Thränenwege, durch mechanische Reizung und Entzündung der Augen bewirkt, oder er ist ein selbstständiges Uebel der Drüse, eine Chymozemie, und die Absonderung in jedem Falle so reichlich, dass die Thränenpuncte sie nicht alle fassen können, daher sie über das untere Augenlied herabfliessen.
Behandlung. Wenn der symptomatische Thränenfluss seiner Art nach behandelt werden muss, so ist bei Schlaffheit, namentlich bei ausgehungerten Weidepferden, die das Uebel öfters wahrnehmen lassen, gute Stallpflege das Beste, doch werden allerdings noch Alaun-, Augenstcinauflösuagen dem Uebel baldiger begegnen, wie gcgentheils May (Magazin XX, S. 480) bei älteren und gut genährten Hunden ein Laxanz und folgendes Augenwasser zweckmässig findet: R., Zinc, sulphuric. Gr. jjj. Mucilag. sem. Cydon. 5j Tinct. Opii Gtt. X. Aq. Rosar. jjjj M.D.S. Des Tages 5—0 Male damit das Auge zu befeuchten; ist aber das Uebd hartnäckig, so hat ihn ein an der Seite des Kopfs gezoge­nes Haarseil, das so lange in Eiterung erhalten wurde, bis hinlängliche Ab­leitung erfolgt war, befriedigt.
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Thranenwege-Verengeriing — Traberkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;711
Nr. 789. Thränenwege-Verengerung und Versohliessung wird durch den Widerstand entdeckt, den man durch die Sonde bei ihrem Ein­bringen findet, sowie dass Thriinenfluss statt hat.
Es können Entzündung, Polypen, Thränensteine, Exostosen, Brüche der Gesichtsknochen etc. davon Ursache seyn. Darnach ist aber wieder die Prog­nose und Behandlung verschieden. Die Wiederverschliessung soll durch Ein­führung eines Fadens oder einer silbernen Sonde verhindert, werden. —
C. Hollman erzählt folgende zwei Fälle in Magazin XXII, 121: Ich be­kam ein vier Monate altes Stuttullcu in Behandlung, dem cchon seit langer Zeit die Thränen aus dem linken Auge geflossen waren. Der Eigenthümer hatte anfarigs das Leiden als unbedeutend angesehen und deshalb die Heilung der Natur überlassen. Die Untersuchung ergab Bindehautentzündung, Auftrei­bung der Vorderkieferhöhle wie ein kleines Hühnerei gross, und Verschluss der Ausmündung des Thränencanals in die Nasenhöhle. Die Nasenschleimhaut war alaquo;. der Ausmündungsstelle eine Linie stark herausgewulstet und fluetuirte, den Inhalt des Thränencanals konnte man meist durchschimmern sehen. Ich öffnete den Thränencanal, worauf eine weisse, rahmartige Flüssigkeit ausfloss; dann suchte ich durch ein sanftes Streichen den in der Nasenhöhle zugäßg-lichen Theil des Thränencanals völlig zu entleeren und Hess nun Einspritzungen von Zinc, sulphuric, machen und mit derselben Solution das Auge täglich einige Male waschen. Zu gleicher Zeit wurde die Auftreibung der Vorderkieferhöhle mit Cantharidensalbe eingerieben, und ich hatte das Vergnügen, in kurzer Zeit völlige Heilung dauernd zu erzielen,
Bei einem 10 Tage alten Füllen waren seit dem zweiten Tage nach der Geburt die Thränen aus dem linken Auge geflossen. Die Ausmündung des Thränencanals in die Nasenhöhle fand sich verschlossen, die Ausmündungs­stelle selbst eine Linie stark hcrvorgcwulstet, fluetuirend und den Inhalt durch­schimmern lassend. Derselbe wurde nun geöffnet, das Auge mit einer schwa­chen Auflösung von Zinc, sulphuric, gewaschen, worauf in 4 Tagen die Heilung beschafft war.
Nr. 790. Die Traberkrankheit.
Syn. Gn ubb er krankheit, Kreuzdrehe, Schruckigscyn. Myelalgia.
Symptome, Die Krankheit entwickelt sich langsam und allmählig. Die Leidenden zeigen anfangs mir schlaff herabhängende Ohren, aber Zittern der­selben, wenn die Sonne plötzlich und stark auf den Körper scheint, Sprung­widder dagegen zeigen nicht selten einen an Wildheit grenzenden Begattungs­trieb. Nach und nach werden solche Patienten unaufmerksam, träge, zeigen sich müde, doch öfterer schreckhaft, besonders wenn sie ergriffen werden, sie
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712nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Traberkrankheit.
halten dabei den Kopf hoch, ja biegen ihn über und zurück, und zeigen dabei ein allgemeines Zittern, ja sie fallen nieder, wenn man sie frei lässt. Beim Gehen tritt eine unfeste Haltung des Kreuzes und wie gespreizte Stellung der Hinterbeine hinzu, die mehr und mehr zunimmt und sich mit seitlichem Wan­ken und Drehen im Kreuze paart („Kreuzdrehequot;), wobei die Beine meist un­gewöhnlich hoch gehoben, tappend aufgesetzt und die Hinterbeine weit unter den Bauch vorgeschoben werden („Traberquot;). Das Kämpfen und Stossen mit den Hörnern ist nicht mehr möglieb, die Schreckhaftigkeit mehrt sich so stark, dass schon ein geringes Geräusch oder plötzliches Nähertreten des Menschen sie zum jähen Zusammenfahren und heftigen Zittern am ganzen Körper bringt. Die Bewegung der Vorderschenkel wird nun auch steif und ungeschickt, ja sie knicken beim raschen Fortschreiten öfters in den Knicen ein, wie sie auch mit dem Hintertheile öfters einknicken, oder seitlich umschlagen.
Neben genannten beständigen Symptomen zeigt sich in vielen Fällen ein auffallendes Hautjucken, zuerst an der Schweifwurzel, später auch am Kreuze, an den Lenden, an den Hinterschenkeln, so dass diese Theile durch Reiben und Befresscn (darnach Gnubberkrankhci t, Dermatalgia pruritus) ganz wund und schorfig werden.
Ursachen. Da bei unveredelten Schafen die Krankheit höchst selten vor­kommt, während sie in veredelten Schafheerden sich sehr häufig zeigt, da zu­mal dieselbe seit der Veredlung der Schafheerden aufgetreten ist, so dürfen wir annehmen, dass durch die Veredlung nicht minder eine besondere Anlage den Thieren eingepflanzt worden ist, als dass bei den Nachkommen traber­kranker Schafe, insbesondere der Widder, die Anlage gar zur vorherrschenden wird. Diese Forterbung ist aber so leicht und so gefährlich, dass in vielen Fällen sämmtliche von einem traberkranken Widder gefallene Schafe später dieser Krankheit erliegen.
Wie männliche Thiere sicherer die Krankheit auf die Nachkommen ver­erben, so sieht mau sie auch bei denselben ungleich häufiger, als bei Mutter­schafen und Hammeln.
Was das Lebensalter betrifft, so kommt sie gewöhnlich nicht im ersten und nicht nach Ablauf des dritten Jahres vor.
Thiere von vollsaftiger Körperconstitution werden leichter davon ergriffen, als kränkliche und kraftlose Thiere. Ferner hält man die Schafe vom Negretti-stammc für mehr disponirt.
Unter den Gelegenheitsursachen führt man an:
1)nbsp; Dass das Frühjahr und der Sommer den Ausbruch dieser Krankheit mehr, als der Herbst raquo;nd Winter begünstigen, dass die Krankheit auch in letzgenannten Jahreszeiten weniger rasch verläuft, als in ersteren.
2)nbsp; Starke Fütterung auf üppiger Weide, sowie Körnerfutter, besonders wenn dem eine karge Futterung vorausging.
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Traberkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 713
3)nbsp; Die zu frühe und übermässige Verwendung der Böcke bei der Be­gattung, sowie Onanie derselben.
4)nbsp; Erkältung der Schafe durch das Waschen in offenem Wasser vor der Wollschur, besonders wenn kalte Witterung nachfolgt.
Diese letztere Meinung ist aber ebenso sehr durch sichere Erfahrungen noch fest­zustellen, wie die Anstcckbarkeit geradezu geläugnet werden kann
5)nbsp; Jedenfalls sind aber Localität und CHma wesentlich für die Erzeu­gung und Forterhaltung derselben mitwirkend, wenn auch bis jetzt die einzel­nen Momente dafür noch nicht genugsam erkannt worden sind. Die beschul­digten feuchten, den Ueberschwemmungen ausgesetzten niedrigen Thalgründe mit üppigem Graswuchse sind allerdings besonders im Auge zu behalten.
In Würteinbcrg, wie in Frankreich ist sie äusserst seilen beobachtet worden. Nach­siehende, von Erdt in Mag.-Snppl. XXII, S. 83. mitgctheillc Erfahrung ist um so schrecken­erregender, da keine nachweisbaren Ursachen aufgedeckt werden konnten. Ein Gutsbe­sitzer hatte sich mit vielen Opfern eine bedeutende und hocbedle Schäferei gegründet. Als er mit der Zucht in der Blüthe stand und der Bockverkauf in Schwung kam, brach die Traberkrankheit aus und nahm in wenigen Jahren so überhand, dass alljährlich Vi der Zeit­schafe von ihr hinweggerafft wurden, so dass der Bockverkauf eingehen musste. Da auch gerade die Wolle im Preise herunter ging, so wurde die Schäferei vernachlässigt, und dafür Rind- und Pferdezucht bevorzugt. Als aber die Wollpreisc wieder stiegen, gründete sich der Gutsherr unter der Leitung eines rationellen Schafzüchters wieder eine neue Schäferei mit Mutterschafen und Böcken aus einer ausgezeichneten Slamtnschäferei der Negretti-race im Kösliner Bezirke, aus welcher die Böcke fast für den ganzen Begierungsbezirk genommen wurden und in der keine Spur von Traberkrankheit vorgekommen war. In­nerhalb drei Jahren war die Schäferei wieder vollständig ergänzt und in dieser Zeit von der alten Schäferei nichts xum Bocke gelassen worden. Im 4. Jahre zeigten sich schon Traber in der neuen Schäferei, noch mehr im ß., und im fi. Jahre gingen von 500 Zeit­schafen 400 an der Traberkrankheit verloren. In der nächsten Nachbarschaft aber sind unter anscheinend gleichen Verhältnissen keine Traber.
Dagegen ist auch beobachtet worden, dass in traherkranken Heerden ein Nachlass und ihr gänzliches Verschwinden beobachtet worden ist, wenn dieselben in andere Gegen­den versetzt wurden.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Wenn auch anfangs der Krankheit Appetit, Wiederkäuen, Puls, Ab- und Aussonderungen, Körpertemperatur etc. nicht sonderlich abgeändert erscheinen, so werden sich doch im Verlaufe nach und nach Anomalien herausstellen. Die sichtbaren Schleimhäute werden mit der äussern Haut bleich, die Wolle wird trocken, es tritt Ahmagerung mehr und mehr ein, und damit zeigt sich ein wässriger Nasenausfluss, die Augen fangen an zu thränen, sinken in die Augenhöhlen ein, das Maul füllt sich mit zähem Schleime, die Körperwärme erlischt mehr, und es macht sich ein eigenthümlich knurrender Laut beim Berühren der Kranken bemerkbar, und endlich tritt mit zunehmender Kreuzlähme Zehrfieber mit stinkenden Ausleerungen und
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714nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Traberkrankheil — Träberaussclilag.
meist raschem tödtlichem Verlaufe ein. Die Dauer erstreckt sich von 6 Wochen bis zu ebenso vielen Monaten.
Prognose. Dieselbe ist, laut der Erfahrung, dass alle augewendeten Heilmittel meist immer vergebens Versucht worden sind, nur ungünstig, daher es am Besten gethan ist, die Kranken so frühzeitig als möglich zur Schlacht­bank zu führen.
Scctionserschcinungen. Wenn auch hin und wieder Mittheilungen ge­macht worden sind, dass bei zu Anfange der Krankheit geschlachteten Thieren Entzttndungserscheinungen im Gekröse, an den Därmen, um die Blase herum etc. beobachtet worden sind, so wird dem Bestehen der selbstständigen Entzündung nicht allein durch andere vielseitigere Erfahrungen, sondern auch durch die Krankheitserscheinungen am lebenden Thiere genügend widersprochen. Wer­den Thiere nach weiterer Entwicklung der Krankheit getödtet, oder sind sie an derselben verendet, so findet sich aber gewöhnlich das Rückenmark in der Lendengegend verändert, fester oder weicher, als im gesunden Zustande, oder theilweise geschwunden, und wässrige Ansammlungen in der Höhle oder der Scheide des Rückenmarkes, jedenfalls aber in Folge dieses primären Leidens­zustandes wässrige Beschaffenheit des Blutes, Abmagerung, Schlaffheit und bleiche Farbe der Eingeweide und des Muskelfleisches, auch wol grünliche oder gelbliche Färbung desselben an der Wirbelsäule, und das Mark in den grossen Röhrenknochen halbdurchsichtig, gallertartig, mit Blutstreifen oder Flecken durchzogen.
Behandlung. Den Mitthcilungen in der „Vorhersagequot; zu Folge wird der Landwirth vor kostspieligen nutzlosen Heilexperimentcn sich hüten, und nur daran zu denken haben, die bereits Ergriffenen und durch die ererbte Anlage Bedroheten zeitig genug zu verwerthen, und die Vorbauung nur dadurch in den Stand zu setzen, dass man den Verlust durch den Ankauf aus Schäfereien deckt, die bisher von der Krankheit frei geblieben sind, und dass man den Thieren eine glcichmässig nährende Fütterung durch den genügenden Anbau von Futterkräutern angedeihen lässt, und so viele tüchtige, nicht zu junge Zuchtwidder verwendet, dass sie sich im Zeugungsgeschäfte nicht erschöpfen oder überreizen. Sind erst diese Bedingungen erfüllt, so wird man dann viel­leicht auch von den noch zur Abwehr empfohlenen Arzneimitteln Nutzen ziehen, als von dem fortgesetzten Gebrauche von l1/, Pfd. Lorbeeven und 2'/raquo; Ffd. Glaubersalz, welches Gemisch Funke für 100 Stücke empfiehlt, oder von dem armenischen Bolus und Asant ana Jvjjj, Rainfarn, Mcisterwurzcl und Wach-holderbeeren ana 1 Pfd. und 3—4 Pfd. Kochsalz, wovon die Hälfte halbmo­natlich 300—400 Stücken als Lecke verabreicht werden soll.
Träberaussclilag SS Mauke des Kindes,
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Traubengeschwulst — Traubenkamm-Kfankheil des Rindviehes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 715
Nr. 791. Die Traubengesehwuist, Staphyloma, ist eine durch chronische Angenentzündung oder Hornhautverwundungen und Geschwüre entstandene kegelförmige feste oder hohle Erhöhung auf der durch­sichtigen Hornhaut, wodurch die Schliessung der Augenlieder nicht gut möglich ist, weshalh die Thiere blinzeln und mit dem beleidigten Auge nicht zu sehen vermögen. Die Farbe des Staphylom's ist weissblau oder grau, manchmal noch mit Adern durchzogen; die Regenbogenhaut ist zuweilen zugleich mit der hin­tern Fläche der durchsichtigen Hornhaut verwachsen.
Eck erzählt im Magazin XIV, S. 506: Auf dem linken Auge eines lajiihrigen Wallachs sah ich ein Staphylom, dessen Basis die Grosse eines hal­ben Silbergroschens gewiss überschritt, das ttber einen Zoll lang war, wobei der Eigenthüraer versicherte, dass es über 2 Zoll lang werde. Nach dieser erlangten Grosse, wobei es dann an der Spitze die Dicke einer Gänsefeder habe, fange es von der Spitze an hart zu werden und bis etwa •/, Zoll über dem Grunde abzusterben, wo es dann sehr leicht an der begrenzten Stelle ab­genommen werden könne. Nachher beginne wieder ein frisches Wachsthum.
Die Entstehungsursache konnte nicht angegeben werden, und durch Tausch des Pferdes wurde Ref. der weitern Beobachtung und Behandlung verlustig.
Die Prognose ist gewöhnlich mindestens in Bezug auf das Sehvermögen ungünstig zu stellen.
Die Behandlung ist unter Umständen noch entzündungswidrig (Zinksalbe!) bei zeitweiligem Gebrauche einer Purganz. Für den spätem Gebrauch wird die graue Quecksilber- und Jodkalisalbe empfohlen, sowie das Bestreichen mit der verdünnten Schwefelsäure, wodurch die äussere Schicht des Krankheitspro-duetos aufgelöst würde, die man nach ungofähr zehn Minuten mit einem stumpfen Messer entfernen könne. In der Zwischenzeit von einigen Tagen müsse diess Verfahren 3—4 Male wiederholt worden. —
Nr. 792. Die Traubenkamm - Krankheit des Bindviehes.
Symptome. Nachdem das Thicr 4—5 Tage gefiebert und an einer An­schwellung des Euters gelitten hat, zeigen sich vorzugsweise an den Hinter-schenkeln und am Euter, seltener an den Vordcrfüssen und efen Lippen kleine, harte, in der Haut sitzende Knötchen, die sich vergrössern, erheben und an der Spitze mit seröser oder jauchiger Flllssigkcit füllen, welche bald durch­bricht, wonach Schorfe entstehen.
, Aetiologie. Die Fütterung der Traubenkämme und des Rebenlaubes, auch wol grünen Klce's soll dazu die Gelegenheit geben. Ueber die Contagio-sität ist man noch nicht im Reinen.
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Traubenkamm-Krankheit des Rindviehes — Tuberkelausscblag.
Behandlung. Ausser Vermeidung der Art hitzigen Grünfutters wird allenfalls nur bei mehr entzündlichem Zustande der massige Gebrauch des Salpeters oder des Glaubersalzes am Platze seyn.
Nr. 793. Die Trauberk örner - Vorgrössorung im Auge des Pferdes ist jedenfalls zwar nur in einer Uebcrernährung begrün­det, sie erschwert aber doch durch die Absorption der Lichtstrahlen und dass die Pupille mehr davon bedeckt wird, die Sehverrichtung.
Aerztlich lässt sich dagegen nichts thun. '
#9632;
Nr. 794.
Trennungen der Hornsohle und des Hornstrahls von den Weichtheilen
durch Eiterung heilt man durch Entfernung der getrennten Horntheile, da
dieselben mit den Weichtheilen sich nicht wieder verbinden, wol aber durch
Zusammenschrumpfung oder durch Aufnahme fremder Körper Druck auf die
Weichtheile herbeiführen werden.
Man verdünnt den betreifenden Theil mit dem Wirkmesser und schneidet namentlich den abgetrennten Sohlentheil an der weissen Linie völlig durch. Die gereinigten blosgelegten Weichtheile verbindet man mit Wergbauschen, die nöthigenfalls mit einer Auflösung von schwefelsaurem Kupfer oder Zink oder mit Aloötinctur befeuchtet worden sind. Weiterhin benutzt man harzige Salben; das Deckeleisen jedenfalls aber, wenn das Thier bald zur Arbeit ge­braucht werden soll.
Von Rindern liegen ferner mehre Beobachtungen vor. dass über einer, durch Eiterung getrennten Hornsohle eine neue sich gebildet hatte, welche von der alten abstand, aber mit der Wand noch fest verbunden war. Jedenfalls muss in solchen Fällen die alte, mehr oder weniger durch Eiterung zerstörte
Hornsohle entfernt werden.
#9632;
Tripper = Harnwegc-Catarrh. Siehe auch Vorbau tentzün dun g;.
Nr. 795. Trommelsucht nennt man die besonders langsam verlaufende und leicht wiederkehrende Auf­
blähung.
Nr. 796. Trompeten - Schwangerschaft bei Tbieren wird durch ein Präparat von einem Schafe im zootomischen Ca-binete zu Jena constatirt.
Tuberkelausschlag vide Hauttubcrkeln.
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ïüpplich — Ueberbeine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 717
• Nr. 797. Tüpplich ist der provincielle Ausdruck für drehkrank oder mit Schwindel behaftet, was im Würterabergschen als Gewährsfehler gilt, und wogegen eine Gewährszeit von 4 Wochen 3 Tagen besteht.
Nr. 798. Die Ueberbeine. An jedem Knochen kann der Process der Ausschwitzung und dadurch die Bildung von Exostosen oder Ueberbcinen eintreten, der Spat, das Rehbein, die Schale sind darin begründet, die Exostosen der Schienbeine aber, welche, Im Verhältnisse zu anderen Kno­chen, sehr häufig davon heimgesucht werden, erhalten xar tloytjy diesen Namen.
Symptome. Dieselben machen sich bei ihrer Entstehung durch schonungs­volles Aufheben und Niedersetzen des Fusses, öfters durch ziemlich starkes, zuweilen temporär stärkeres Lahmgehen, namentlich auf hartem Boden, durch vermehrte Wärme und Schmerzhaftigkeit des Theiles, gewöhnlich an der innem Seite des Schienbeins, höher wie tiefer an demselben, häufiger an den Vorder­ais Hinterschenkeln kund, es bilden sich Erhöhungen, die mit den Knochen, besonders gern an der Grenze des Schien- und Griffelbeins zusammenhängen, welche nach und nach wol auch sich vergrössern und Knochenhärte erlangen, und von Form länglich oder mehr kugelförmig sind, was bald durch das Ge­sicht und durch das Befühlen am stehenden Thiere schon erkannt wird, bei der Entwicklung besser aber dadurch, dass man den leidenden Fuss aufhebt und die Neubildung nun durch die erschlafften Sehnen besser durchfühlt.
Aetiologie. Gemeine Pferde mit grobem, lockerem Knochenbau sind be­sonders disponirl, ja man kann sie in manchen Pferdefamilien als Erbübel nachweisen. Sumpfiges Terrain und saures, aromloses Futter mag jedenfalls dabei wesentlich mitwirken, wie auch sicher Rheumen, die wieder einer Gegend mehr, als der andern eigen sind, oftmals ihre Rolle dabei spielen.
Ebenso sah man, nach Dudfield, in einem Gestüte längere Zelt häufige Fälle von Spat, Ringbein und Ueberbcinen bei jungen Ihieren entstehen, deren Veranlassung die Tränke war, denn es fanden sich darin 46,24 Gran Kalk- und Blttererde-Salze in einem Rückstande von 52, 16 Gran per Gallone (10 Pfd.). Man reichte nun den Pferden anderes Wasser und es kamen keine neuen Fälle von Exostosen vor.
Uebrigons können irgend heftige mechanische Einwirkungen, wie starke Sprünge, Fehltritte, Schläge, das Streichen, das Koppeln der Weidepferde das Weckungsmittel abgeben.
Prognose. In Bezug auf die Heilbarkeit steht durch die Erfahrung fest, dass sie während der Entzllndungsperiode noch beseitigt oder doch wesentlich zurückgebildet werden können, ja dass manche nach und nach selbst mehr oder weniger zurückgehen. In Bezug auf den Dienstgebrauch ist zu erwähnen,
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718 IJcburbciue — Uebercmiiliriingen il. ganzen Frucht im iniitterliclicn Organismus.
dass sie wieder meLr in der Entwicklungszeit und wenn sie scharfe Spitzen haben, denen die Sehnen nahe kommen, Lähme bewirken.
Heilung. Die Entzündung fordert hier wieder nächst Schonung der Thiere nachhaltig entzündungswidrige Mittel. Auch ist schon in dieser Ent­wicklungszeit wie später von der Mischung der grauen Quecksilbersalbe mit den Canthariden oder geradezu von der Cantharidensalbe der beste Gebrauch zu machen, wie auch das scharfe Pflaster und das Glüheisen mit grossem Er­folge gebraucht worden sind.
Die üblichen meclianischcn VulksiniUcl: mit einem glallen Holze oder mil einer festaufgebundenen platt gescblagcnen Bleikugel sie zu beseitigen, erklären ihre Wirksam­keit dadurch, dass sie einen starken Reiz und dadurch Resorption bewirken. Auch der Beinhautschnitt wird bei grossen schmerzhaften Ucbcrbeinen nahe am Gelenke und bei spitzen, die Seimen reizenden Ueberbeinen nianclnnat das Gewünschte leisten.
Nr. 799. Uoberempflndlichkoit macht sich oftmals in einzelnen Organen, wie in den Ohren, Augen etc., weit seltener im ganzen Organismus bemerkbar. Hering thcilt uns einen solchen Fall im 18. Jahrg. des Repert., S.8—10 mit: Ein sechsjähriges Officierspferd, Stute, wurde der Thierarzneischule überlassen, weil es für den Dienst un­brauchbar geworden war, denn seit längerer Zeit hatte sich eine so übermässigo Empfindlichkeit gezeigt, dass das Thier bei der geringsten Veranlassung ge­radezu umfiel, z. B. wenn man die Trense auflegen, oder Arznei eingeben, oder wenn man es aus dem Stalle fuhren wollte; es konnte kein Papier knistern hören und die Berührung des Säbels nicht leiden.
Es war zugleich schwach im Kreuze, hatte enge Pupillen, frass täglich weniger, lag viel, stand aber oft und leicht auf, knirschte häufig mit den Zäh­nen, und starb endlich, während der Puls bis beinahe ans Lebensende 40—50 geblieben war.
Section 3 Stunden nach dem Tode: Die Hirnhäute, sowie die Substanz des Hirns stark mit Blut injicirt, das Hirn selbst klein, weich, dagegen das verlängerte Mark auffallend hart, die serösen Häute des Rückenmarks noch stärker injicirt, wenig Cercbro-Spinalflttssigkeit. Die Lungen blutreich, sonst gesund, das Herz ebenso, fest und derb, im linken Ventrikel starke Ecchymo-sen. Alles Blut flüssig und schwarz.
Als Heilmittel gegen das Uebcl war in der Kreuzgegend die Brechwein-Bteinsalbe eingerieben worden.
Nr. 800.
Ueberemährungen der ganzen Frucht im mütterlichen Organismus
kommen nicht gar selten vor und geben insbesondere zu schwerer Geburt,
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Ucbercrniihrung d. ganzen Frucht im miitteiiiclien Orgaaisimis — Unfruchtbarkeit. 719
oder zur Unmöglichkeit, das Junge ohne wesentliche chirurgische Eingriffe zur Welt zu befördern, Anlass. So z. B. musste Kreisthicrarzt Dresse eine Kuh sehlachten lassen, bei der ein unglücklicher Ausgang der Geburt nur vor­auszusehen war. Das nachher herausgenommene und ganz gewogene Kalb hatte ein Gewicht von 1G6 Pfd. (und die Kuh würde, als fett geschlachtet und fleischermässig zugerichtet, kaum 350 Pfd. gewogen haben).
Nr. 801. Die Ueberernährung einzelner oder mehrer Theile nach der Geburt wird unter den betreffenden Stellen niiher in Betracht gezogen. Die Ueber­ernährung des ganzen Körpers, insbesondere die Fleischmast, ist kein Object der Thierheilkunde.
Ueberfütterungscolik vide Colik.
Nr. 802.
Uebergällig
ist der noch im Würtemberg'schen Viehwälirschaftsgesetze bestehende Aus­druck für: an chronischer Brustwassersucht leidend, wofür eine Gewährsfrist von 31 Tagen bestimmt ist.
Ueberkothen vide Fesselgelenk-Verrenkung.
Ueberwurf = Innerer Bauchbruch.
Nr. 803., Umgäuger nennt man ein Rind oder Schaf mit Kopfwassersucht oder Drehkrankheit. Im Nassauischen Wiihrschaftsgesetze besteht dafür beim Rinde eine Gewährsfrist von 29, bei Schafen von 14 Tagen. In der Isenburg'schen Herrschaft soll überhaupt der Beweis geliefert werden, dass die Krankheit vor dem Verkaufe zugegen gewesen ist. Im Fulda'schen und Würtemberg'schen Währschaftsge-setze wird auch dafür der Ausdruck
Umläufig
gebraucht, und eine Gewährsfrist von 31 Tagen dagegen festgestellt.
Nr. 804.
Die Unfruchtbarkeit,
oder die fruchtlose Begattung der Thiere, ist bald dem männlichen, bald dem
weiblichen Thiere, bald den ungeeigneten Individualitäten beider zur Last zu
legen.
Männliche Thiere zeigen sich bei dem Begattungsacte oft so geil und furibund, dass dadurch das weibliche Thier erschreckt, eingeschüchtert, und wenn das männliche Glied in die weiblichen Geschlechtstheile eingeführt wer-
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720nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Unfruchtbarkeit.
den ist, daselbst verletzt und hierdurch wieder das Wollustgefühl herabge-stiiumt und für den momentanen Act vernichtet wird, andere sind zu phleg­matisch und schwerfällig, als dass sie erfolgreich den Act ausführen könnten, oder sie sind durch vieles Bespringen geschwächt, ermattet, und für die Samen-erzeugung wenig produetiv.
Oeftercr liegt die Schuld am weiblichen Thiere und namentlich da, wo das Bespringen an der Hand statt findet. Um diess entsprechend würdigen zu können, muss beachtet werden, dass bei Stuten im ankommenden Frühjahre die Begattungslust deutlich anhebt, aber bei der einen lauter, bei der anderen schwächer, für den flüchtigen Beobachter kaum bemerkbar hervortritt, im Gan­zen 24 — 36 Stunden andauert, darnach wieder verschwindet, aber gewöhnlich nach 8 —10 Tagen wieder hervortritt und so diesen quot;Wechsel während der Frühjahrsmonate ziemlich regelmässig zu erkennen giebt. Bei Stuten, die ge­fohlt haben, ist am 8.—9. Tag darnach die Empfängniss sehr gesichert. Nach dem Bespringen muss 8 — 9 Tage darauf die Probe, ob sie den Hengst noch einmal verlangt, vorgenommen werden. — Auch bei Wiederkäuern und Schweinen zeigt sich die Begattungslust 1 — l*/. Tage lang, wie bei Stuten stärker oder schwächer, und kehrt darnach erst in 3—4 Wochen wieder. In den meisten Fällen zeigt sich die mittlere Zeit, als die geeignetste für die Auf­nahme, iudess anfangs eine zu grosse Hitze, gegen das Ende zu grosse Lau­heit wahrgenommen wird.
Zahlreich nehmen die entsprechend brünstigen Thiere schon durch den ersten Sprung auf, viele aber bedürfen ihrer zwei und mehrer, und zwar wie­der solche, die sehr brünstig sind, so dass auch öfterer, bei Rindern etwa alle 8 — 14 Tage, dasselbe wiederkehrt. Eine ebenso schwere Empfänglichkeit zeigen aber auch andern Theils sehr phlegmatische, mastig genährte Thiere und deren anfängliches Begattungsleben man unbeachtet oder ohne Befriedigung gelassen hat, denn besser ist es, wenn bei noch in der Entwicklung begriffe­nen Thieren Befruchtung Statt hat und darnach eine einjährige Pause für eine zweite Trächtigkeit gemacht, als dass das Begattungsbedürfniss bis zum wirk­lichen mannbaren Alter hinausgeschoben wird.
Für diese, sowie für die phlegmatischen und mastig genährten Thiere müssen wir uns oft, um die Begattung fruchtbar zu machen, sogar ärztlicher Mittel bedienen.
Für die sehr brünstigen Thiere ist der Aderlass und die alsbald darauf folgende Begattung ein sehr geeignetes Mittel, den Begattungsreiz so weit her­abzustimmen, dass die Empfängniss möglich wird. Auch das Zulassen nach einer massigen oder stärkeren Anstrengung ist öfters als sehr zweckmässig er­kannt worden. Unruhige Thiere müssen, damit das männliche ohne wesent­liche Störung den Begattungsact vollführen kann, entsprechend gefesselt werden.
Zu trägen, phlegmatischen Thieren verabreicht man aber nicht ohne
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Unfruchtbarkeit — Unreinigkeiten der ersten Wege.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;721
Vortheil die Canthariden zu Gr. x—xv, oder den Pfeffer oder die Cubeben zu 5jj—jjj mit einem schleimigen Mittel, oder die Einbeere, Paris quadrifolia, (6 — 8 Pflanzen vor der Blüthe gesammelt, getrocknet, geschnitten und mit Salz und Brod eingegeben), oder man geht mit der Hand in den zu wenig zur Eröffnung geneigten und unthätigen Muttermund ein, und lässt darauf das Springen erfolgen. Unter geeigneten Umständen führt auch eine momentan reizendere Fütterung mit Cerealien, Hanfsamen etc. zum Ziele. — Als specifi-sches Mittel empfehlen Manche auch, dass man reizlosen Mutterthieren die Milch von sehr Begattungslustigen eingiessen soll.
Bei Krankheiten der Geschlechtstheile wird aber auch gar oft die Be­gattung unmöglich oder doch vergeblich seyn. Es sind hier besonders zu nen­nen : Verwundungen, Entzündung und Geschwüre der Scham und Scheide, sowie acuter und chronischer Catarrh, auch Blutfluss der Geschlechtsorgane, Umstül­pung und Vorfall derselben, Polypen und Verdickungen in der Schleimhaut, organische Verschliessung des Muttermundes, fremder Inhalt in der Gebärmut­ter, Degenerationen der Eierstöcke, die Franzosenkrankheit und alle fieberhaf­ten und sehr schmerzhaften Leiden.
Als ungeeignete Individualitäten beider Geschlechter dürfen wir zwei gleich hitzige oder gleich phlegmatische Thiere betrachten. Zuweilen zeigen sich auch manche wählerisch, wie es scheint, in Bezug auf Gestalt, Grosse, Haarfarbe.
Nr. 805. Unreinigkeit wird im Meiningischen Viehwährschaftsgesetze für Franzosenkrankheit gebraucht, und eine Gewährsfrist von 3 Monaten bestimmt.
Nr. 806. Die Unreinigkeiteu der ersten Wege.
Syn. Crudidäten, der S aburralzustand, Saburra.
Symptome. Hin und wieder machen sich plötzlich Krankheitszufälle be­merkbar; Pferde werden traurig, sind in sich gekehrt, treten von der Krippe zurück, gähnen, stützen den Kopf auf, athmen tief, der Puls ist erst sehr langsam, die Entleerungen erfolgen träge. Oft folgt nun gastrisches Fieber, oder es treten Colikzufälle (Ueberfütte rungscolik) ein.
Oder es bildet sich eine Windcolik aus. Oder es häufen sich Stoffe im Darmcanale an, es bilden sich grosse Futterwische, besonders wenn sie Klee gefressen haben, die die Weiterleitung .verhindern, und so entsteht Ver-stopfungscolik. Beim Rinde bildet sich oftmals eine gänzliche Löserver-stopfung aus. Hunde zeigen sich träge, liegen viel, athmen tief, gähnen, er­brechen sich, womit gewöhnlich Erleichterung und Rückkehr der Gesundheit. Tritt das Erbrechen nicht ergiebig und zeitig genug ein, so entstehet Poltern
Fttke, Krmikli. d, lUudli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;46
.L
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l/iircinigkeitcn der ersten Wege — Unterschenkelbein-Brüche.
im Hinterleibe und es machen sich Winde, stinkende Durchfälle und dann erst allmählig die Eeconvalescenz bemerkbar. Oft werden aber auch erst Colik-zufälle, Krämpfe, höchst widriger, fauliger Geruch aus dem Maule etc. bemerkt. Sedionsdata. Uebermässige Anhäufungen, vieles conglomerirtes und ver­trocknetes Futter, Berstung, Entzündung, Brand etc. in dem und jenem Theile des Verdauungscanales.
Die Diagnose ist leicht, wenn die Ursachen bekannt sind.
Aetiologie. Anlage haben besonders die Pflanzenfresser, da sie an sich schon grosse Quantitäten aufnehmen und durch Erbrechen sie nicht wieder entleeren können. Schlechte Zähne, eine sehr hastige Futteraufnahme, Ver­dauungsleiden begünstigen die Enslehung. Veranlassend ist Futter, das viel Luft entwickelt und erschlafft. Daher neuer Hafer, neues Heu, Grummet in grosseren Quantitäten, nicht gequelltes Korn und Erbsen, Kleie mit Hafer, jedes verdorbene Futter. Sofortige anstrengende Arbeit nach der Futteraufnahme.
Die Prognose ist ungewiss und im Ganzen übel. Bei Thieren, die sich erbrechen können, ist die Indigestion und Ueberladung besser zu beurtheilen.
Die Behandlung ist manchmal mit unübersteiglichen Hindernissen ver­bunden. So lange die Symptome nicht zu stürmisch sind und Fieber und Ent­zündungszufälle nicht hervortreten, sind oft noch Purganzen zu gebrauchen. Bei mehr entzündlicher Affection Brechweinstein und andere Salze mit schlei­migen Mitteln und allenfalls mit Khabarber oder Rhapontica. Ausserdem Cly-stiere, Reibungen des Bauches, Verhütung des unbeholfenen Niederfallens. Bei Thieren, die sich erbrechen können, ist ganz besonders ein Brechmittel am Platze. Unter Umständen müssen Abführmittel etc. längere Zeit vorsichtig fortgegeben werden.
Nr. 807.
TT
Unsinnig
wird in dem Fulda'schen Viehwährschaftsgesetze für „mit Koller behaftetquot; ge­braucht. Unterlippe-Lähmung vide Käu- und Schlingorgane - Läh­mung.
Nr. 808. Untersohenkelbein-Brüehe, vollständige wie unvollständige, sind nicht gar selten.
Die Knochenrisse sind zu vermuthen, wenn eine starke Gewalt, z. B. ein Schlag mit den Stollen auf die namentlich gar wenig geschützte innere Fläche des Unterschenkels eingewirkt hat und nun beim Befühlen und Gehen Schmerz resp. Lähme hervortritt. Durch viele Erfahrungen, wie eine der Art Wörz in Repertorium XI. S. 393 mittheilt, gewarnt, schlage ich deshalb bei der Art
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Unterschenkelbein-Brüche — Unvcrdaulichkeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 723
Vorkommnissen immer das unten genannte einfache Verfahren ein. Die unvoll­ständigen Brüche werden sich, wenn nicht durch veränderte Lage und Stellung, doch durch unfesten, schlotternden Tritt und Schritt und durch hehindertes Zurücktreten mit dem Fussc zu erkennen geben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Prognose. Es sind diese Brüche öfters, besonders günstig aber die Fis­suren geheilt worden. Doch mag die Beobachtung von Wörz, dass bei Fissu­ren nie ausgeschwitzter Callus vorgefunden werde, ja dass in einem Falle noch 20 Tage nach einem Pferdeschlage der Bruch hierselbst erst vollständig geworden, und dass sich bei der Section nur schwarzrothe Ränder, aber keine Ausschwitzung vorgefunden habe, allerdings hin und wieder begrütidet scyn. Lähme aber bleibt nach completen Brüchen gar oft zurück.
Behandlung. Ganz besonders ist strengste Schonung nothwendig, weshalb grosse Thiere sich auch nicht legen dürfen. Dabei in der ersten Zeit An­striche von gesäuertem Lehmbrei.
Das Journal des Vétérinaires de Médec. par Lafosse II. Serie VIII Tom. beschreibt eine Schwebemaschine, welche sogar gestattet, das Pferd umzulegen, damit es ausruhen und womit es auch wieder aufgestellt, wie auch damit das Pferd in ein Bassin zum Baden gebracht werden kann.
Ist die Verschiebung der Bruchenden zugegen, so ist vor allem die Aus­dehnung am untern Ende des Unterschenkelbeins, nach Hertwig mittelst Hand­tüchern, in entsprechender Richtung zu machen und durch einen Verband die feste Lage zu sichern, übrigens nach Umständen entzündungswidrig zu ver­fahren.
Nr. 809. Die Unverdaulichkeit oder die mehr oder weniger geschwächte Verdauungskraft des Magens und selbst des Verdauungscanales macht sich bei Pferden durch allgemeine Sym­ptome, als durch Appetitlosigkeit, Gähnen, schlecht verdaueten, übelriechenden Koth, oder insbesondere, je nach den Ursachen und der Organisation, durch Wind- oder Verstopfungscolik, oder Magenkoller kennbar, oder sie stellt sich als Darmfäule heraus.
Beim Rinde macht sich bald eine acute, bald eine chronische Form geltend. Bei ersterer scheint mehr ein Reiz- oder Stricturzustand, bei letzterer Schwäche und Unthätigkeit zu Grunde zu liegen.
Erstere giebt sich durch mehr oder weniger aufgehobene Fresslust und Rumination, etwas aufgetriebene Hungergrube, kleisteriges Maul, rohe, trockene, oder ganz behinderte Kothentleerung, ja sogar auch durch Colikanfälle zu er­kennen.
Die Krankheit geht allmählig oder nach reichlichen Darmentleerungen in Genesung über, oder es entwickelt sich die chronische Form, wo Appetit
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724nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Unverdaulichkeit.
und Wiederkäuen wechseln oder ganz und gar aufgehoben sind und der Koth trocken, fest, dunkel erscheint, einen stechenden, ja stinkenden Geruch hat, und gewöhnlich selten und in geringer Menge entleert wird. Die Bewegung des Pansens ißt in der Kegel gar nicht fühlbar, die Milch versiecht, die Schwäche nimmt überhand, Ohren, Hörner f Gliedmassen sind kalt, häufig tritt periodische Aufblähung, und weiterhin laut stöhnendes Athmen, Lähmung des Hintertheils, öfters zuletzt dünne, stinkende Kothentleerung und unter solchen Zufällen endlich der Tod ein. — Enorme Futteranhäufungen im Pan­sen, die mit dem aufgenommenen Futter in den letzten Wochen, ja Monaten gar nicht in Einklang stehen, Leere und Mürbheit der Därme, Markflüssigkeit, Blutarmuth etc. sind die gewöhnlichen Ergebnisse der Section.
Aetiologie, Grosse Futtermengen, schwerverdauliches, erschlaffendes, kraftloses Futter, anhaltendes Füttern mit blähenden und erkältenden Knollen und Wurzelgewächsen, schneller Wechsel der Grün- und der Dürrfütterung u. dgl. Schädlichkeiten können sie herbeiführen.
Behandlung. Der Brechweinstein, das Glauber- oder Doppelsalz mit Rhapontica, mit schleimigen und öligen Mitteln, oder hei einem Gesöffe von angebrühetem Leinsamenmehl oder Leinkuchen mit lauem Wasser, und bei Be­nützung ausleerender Clystiere. Von der vielgepriesenen Mischung aus concen-trirter Salzsäure Jjv Weingeist Jvj Wasser Jvjjj, wovon der 4. Theil mit einem Schoppen Wasser verdünnt werden und eine solche Gabe alle 3 — 4 Stunden verahreicht werden soll, habe ich bei weitem nicht immer Hilfe resp. die in Aussicht gestellten Symptome gesehen, als grosse Thätigkeit der linken Hunger­grube, regelmässigere Ab- und Aussonderungen, gleichmässig erhöiiete Wärme und Wiederkäuen nach dem 3. oder 4. Einguss und bald darauf Fresslust und Genesung.
Zuweilen scheinen aher auch nicht bios die Mägen, sondern mehr oder weniger der ganze Verdauungscanal dieser Schwäche und Unthätigkeit anheim gefallen zu seyn, was sich durch die trotzigere Dauer, auch durch einen be­harrlichen Abgang von Winden andeutet, und dass, wenn ausleerende Mittel auch ergiebige Darmentleerungen hervorgerufen haben, alsbald die Eeten-tionen des Kothes mit anderen üblen Erscheinungen wieder eintreten. Wo hierbei die Salzsäure ungenügend wirkt, soll oft noch eins oder das andere der nachgenannten Mittel die erwünschteste Wirkung herbeiführen: 1) Cambran empfiehlt: Aloes suecotr. Ij solv. in Liquor, Ammon. cst. |/J adde solution. Natr. sulphuric. (Lb. j) Lb. IV. D. S. Zu 2 Malen zu geben. — Selten soll eine Wiederholung nöthig seyn. 2) Kreisthierarzt Dr. Eabe sah in mehren Fällen von einer Saturation des Kali carbon, mit Acetum crudum und in Verbindung mit Wermuthabkochung der Art guten Erfolg eintreten, dass er das Kali p. d. 1 Unze und täglich dreimal gab. — Ich selbst kann der
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Unverdaulichkeit — UnwilMhrliche Harnentleerung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 725
weissen Niesswurzel, täglich zu 5/8 — 5j mit Ilhapontica, Brechweinstein und Glaubersalz verabreicht, ihre vortreffliche Wirkung nicht aoläugnen.
Das Unvermögen, den Harn zu halten =r Unwillkührliche Harnentleerung.
Das Unvermögen, den Koth zu halten ~ Unwillkührliche Darmentleerung.
Das Unvermögen zu harnen = Harnverhaltung. Das Unvermögen zu schlucken vide Käu- und Schlingorgane-Lähmung.
Nr. 810. Unvollständiges Abhaaren tritt in Folge mangelhafter Ernährung, oder gestörter Hautthätigkeit ein. Da­her wird ,man nach diesen Verhältnissen bald durch Einzelgaben von Kochsalz und andere die Verdauung stärkende und erregende Mittel, unter Umständen durch eine Aloëpurganz etc., oft durch leicht verdauliche und extensiv näh­rende Futterstoffe allein, wie Gerstenschlapp, Leinkuchen etc. oder durch beide Arten Mittel in Verbindung, oder andern Theils durch sorgfältiges Putzen, warme Stallung, gute Bedeckung, sowie nach Erfordern zugleich durch haut-bethätigende Mittel, als durch Salmiak, Schwefel, Schwefelspiessglanz, Wach-holderbeeren, Sadebaum etc. der Sache begegnen.
Nr. 811. Die unwillkührliche Darmentleerung hängt entweder von Verletzungen des Afterschliessmuskels, oder von lähmungs­artiger Schwäche desselben in Folge heftiger Durchfälle und anderer erschö­pfender Krankheiten, hohen Alters u. dgl., oder von wirklicher Paralyse, sowie von Bewusstlosigkeit bei Fallsucht etc. ab.
Prognose und Therapeutih müssen darnach gehandhabt werden.
Nr. 812. Die unwillkührliche Harnentleerung, in Folge dessen der Urin fortwährend tropfenweise, oder in kleinen Quantitäten nach nur kurzen Unterbrechungen mit oder ohne Schmerzensäusserungen aus­geleert wird, kommt dadurch zu Stande, wenn die Zusammenziehung des Schliess-muskels vom Blasenhalse aufgehoben ist, sey es, weil eine wirkliche Lähmung desselben statt hat, oder weil ein Blasenstein daselbst eingekeilt oder wenig­stens ein sehr schwerer Blasenstein in der Blase vorhanden ist; auch bei ent­zündlicher Reizung der Blase in Folge schwerer Geburt, oder in Folge eines anhaltenden Druckes von einem benachbarten kranken Organe wird es bemerkt.
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72()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Unwillkilhrliche Harnentleerung — Veitstanz.
Desgleichen findet man zuweilen bei Kälbern, dass in den ersten Wochen nach der Geburt der Harn durch den Nabel abtröpfelt, weil die Nabelschnur offen geblieben ist. Auch wenn Geschwülste und andere Afterorganisationen im Schlauche oder in dessen Nachbarschaft vorhanden sind, findet man dieses Ab­tröpfeln, ob wol sie zuweilen stark auf die Entleerung pressen, somit freilich den Willen zur Entleerung zeigen.
Nach diesen verschiedenen Verhältnissen ist nothwendig die Behandlung einzuleiten: Reizende, zusammenziehende Einspritzungen, oder derartige Ein­reibungen ins Mittelfleisch bei Lähmung; die Operation bei mechanischen Hin­dernissen ; beruhigende und entzündungswidrige Mittel nach schweren Geburten; die Unterbindung der Nabelschnur bei Kälbern, -wenn die Natur nicht selbst den Verschluss bewirkt.
Urinverhaltung etc. = Harnverhaltung.
Variolöse Augenentzündung vide Augenentzündung.
Nr. 813. Veitstanz
nennt die Anthropiatrik unwillkührliche, combinirte und oft wunderbar assoeiirte Bewegungen (also nicht einfache Zusammenziehungen und Ausdehnungen, wie bei anderen Krämpfen!) in den verschiedensten Muskelgruppen und meist im ganzen Körper, welche entweder in Anfällen oder mit anhaltendem Typus auf­treten und die normalen willkührlichen Bewegungen mehr oder minder stören. Das Bewusstseyn ist dabei oft gestört oder aufgehoben.
Aetiologie. Die Krankheit ist zwar mehrfach beobachtet worden, und bei Thieren als Reflexkrampf. Bei Pferden namentlich sah ich ihn einmal in Folge von Nervenfieber: Das Pferd zeigte während des Verlaufs desselben mehrmals ganz und gar tanzende Bewegungen resp. Kreisdrehen. — Hering be­obachtete ein ausgemustertes Cavalleriepferd, das 3 — 4 Male in einem Tage, auch bei Nacht, mit tagelangen Intervallen, nach einer Seite, gewöhnlich rechts in grosseren oder kleineren Kreisen lief, die Füsse dabei sehr hoch aufhob und gewaltig bewegte, den Kopf etwas gespannt in die Höhe richtete, wenn es aber an einen festen Gegenstand gerieth, dagegen drückte, und die Füsse immer gleich fortbewegte. Der Anfall dauerte etliche Minuten lang. Während des­selben spürte das Thier nichts von Nadelstichen und schien bewusstlos, setzte dabei keinen Koth oder Harn ab, fiel auch nie zu Boden. Der Puls war wäh­rend des Anfalls etwas beschleunigt, in der freien Zeit ruhig, und schien über­haupt gesund. Durch starkes Herumtreiben konnte man keine Anfälle hervor­rufen. — Bei einem wegen eines ähnlichen Leidens getödteten alten polnischen Cavalleriepferde fand er die Hirnhäute sehr stark injicirt, ebenso die Sub­stanz des Hirns, die Adergeflechte aufgetrieben und in den Ventrikeln blutiges Serum.
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Veitstanz — Venenentzündung;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;127
Hunde zeigen bei der sogenannten Hundeseuche oft die heftigsten Zufälle des Veitstanzes, sie springen im tollsten Kreisläufe selireiend herum, an den Wänden in die Höhe und reissen dabei oft die ärgsten Grimassen.
Scholler sah neun ungefähr 14 Tage alte Sclroeincheu, die das Hintortheil unaufhörlich auf und nieder bewegten, so dass in der Minute wol 140 solcher rascher Hebungen und Senkungen vorkamen; die sämmtlichen Köpfe wurden dagegen von rechts nach links oder umgekehrt, jedoch in geringerem Tempo schüttelnd bewegt. Bei vieren dieser Thiere löste sich nach und nach die erst schwarz gewordene Schwanzspitzc bis auf '/j—1 Zoll langen Stumpf ab. quot;Der Ernährungszustand war bei allen gut. Noch 2 Monate später wurde bei den mehresten derselben jenes perpetuum mobile gesehen.
Behandlung. Die ursächliche Anzeige ist besonders zu beachten. Unnütz erschienen Narcotica; förderlicher waren Baldrian, Zinkblumen, Asant, dasFerrum carbonicum, hydroeyanicum, lacticum, nach Gery Chloroform bis zur Anästhesie.
Venenausdehnung vide Adererweiterung.
Nr. 814. Die Venenentzündung, Phlebitis.
Symptome. Die Entzündung oberflächlicher Venen giebt sich durch harte Geschwulst, die strangförmig begrenzt und namentlich bei der Berührung schmerzhaft ist, zu erkennen; sie ist ferner wegen der Klappen uneben, knotig; bei grossen Venen wol auch undulirend oder pulsirend.
Ursachen. Sie sind oftmals mehr allgemeine, wie eine eigene Mischung der Atmosphäre, der Stallluft, Metastasen, Eiterresorption, Entzündung der Ge-bärmuttergefässe bei zurückgebliebener Nachgeburt, die quot;Weiterverbreitung der Entzündung an anderen Gebilden: Tritt hierzu nun eine Verwundung oder eine andere intensive mechanische Einwirkung, schartige Aderlassinstrumente, so ist die Entwicklung der Entzündung um so leichter möglich.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die acute Form verläuft zuweilen schon in wenigen Tagen, die chronische kann Monate lang währen, und Beschränkung der Function der betroffenen Theile, die Zufälle der Hyperämie, Fieber, grosse Mattigkeit etc. zur Folge haben. Genesung ist bei nicht verbreiteter Ent­wicklung und baldiger Hilfe wohl zu erwarten. — Oft verkleben auch in der acuten Form die Wände der Venen mit einander durch plastisches Exsudat, und dagegen ersetzen die Collateralgefässe ihre Functionen. — Eiterung er­folgt besonders in Venen, die beim Aderlässen durch verunreinigte oder schar­tige Instrumente oder nachher durch gewaltsam angelegte Wundnaht, Injcctio-nen, Reibungen etc. stärker gereizt worden sind. — Die eiternde Wunde wandelt sich wol auch zur Fistel (vide Aderfistcl) um. — Auch Brandbildung wird beobachtet, so dass die Gefässwände mürbe und zersetzt werden und Blu­tungen eintreten.
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728nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Venenentiiindung — Venen-Wunden und Zerreissungen.
Die Prognose ist bei Venenentzündung fast übler, als bei Arterienentzün­dung. Auch von kleinen Venenstämmen aus geht die Phlogose oft über grosse Partieen weiter; und bildet sich Eiter, so wird er gern nach den Centralpuncten der Circulation geführt. Ausserdem haben aber auch noch die Ausbreitung und der Verlauf, die Erscheinungen in inneren Organen, der Character des Fiebers und die Ausgänge grossen Einiluss auf die Prognose.
Die Behandlung ist meist nur bei oberflächlichen Venen gründlich zu­gänglich. Bei traumatischer Veranlassung Umschläge von kaltem oder Goulard-schem Wasser, Essig und Wasser, Arquebusade, Waschungen von Pottaschen­auflösung, Einreiben der grauen Quecksilbersalbe. Ist Besserung davon nicht wahrzunehmen, sind aber die Schmerzen nicht bedeutend, so schreitet man als­bald zur Einreibung der Cantharidensalbe längs der geschwollenen Vene und wiederholt diess zur Zeit, bis die Geschwulst sich zertheilt hat oder in Eite­rung übergegangen ist, wonach die Abscesse zu öffnen sind. In hartnäckigeren Fällen soll noch die Anwendung des Glüheisens auf die Haut an der ange­schwollenen Vene vortheilhaft angewendet werden. — Bei Hinneigung zur Ei­terung, wo aber zugleich bedeutende Schmerzen sich offenbaren, wendet man den Umständen nach warme Breiumschläge von schleimigen und narcotischen Stoffen, oder Bähungen von aromatischen Kräutern an. Lassen sich über der äussern Oeffnung bewegliche Stücken geronnener Substanz vermuthen, so muss die Oeffnung erweitert werden. Treten in Folge dessen Blutungen ein, so soll man versuchen, durch einen in das Geschwür gebrachten Wergtampon sie zu stillen und dabei aber das Tbier möglichst ruhig verhalten und während einiger Tage nur weiches Futter und des Tags nur einmal geben. Reicht diess aber nicht aus, so ist die Vene über der verletzten Stelle und wo möglich in gesun­der Substanz zu unterbinden und darnach zwischen der Ligatur und der kran­ken Stelle quer zu durchschneiden und der Rest der letzten bis zur alten Wunde der Länge nach aufzuspalten, der vorhandene Faserstoff zu entfernen und das nun offene Geschwür durch gute Eiterung zu heilen. Die förmliche Obliteration von Venenstämmen durch plastisches Exsudat ist nicht zu heben, vielleicht nur durch erschlaffende und gelinde Reizmittel der Collateralkreislauf sicherer zu beschaffen. Durch Brechweinstein, Calomel wirkt man einer Eiter­vergiftung entgegen; später dienen dazu auch die Säuren, Brand, sowie die in Folge von Venenentzündungen entstehenden allgemeinen Störungen behandelt man nach allgemeinen Regeln.
Venenverschliessune vide ArterienverschliessuHK.
Nr. 815.
Venen-Wunden und Zerreissungen
entleeren, wenn eine Hautwunde damit verbunden ist, dunkles Blut langsam
und in einem gleichmässigen Strahle, bedeutender oder geringer nach der Grosse
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Venen-Wunden und Zerreissungen — Verbällung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; T29
der Verletzung, nach der Vollblütigkeit, nach der Aufregung des Thiers etc. Entspricht aber die Venenwunde nicht der Hautwunde, oder ist eine solche nicht vorhanden, dann ergiesst sich das Blut ins Zellgewebe und bildet eine Blutgeschwulst, oder es sammelt sich in einer Höhle an, und es treten wol auch die Zufälle der Verblutung ein.
Die eigentlich blutstillenden Arzneien, Compressen, die Unterbindung sind gegen die örtliche Verletzung anzuwenden nothwendig.
Nach den von Prof. Maffci gesammelten statistischen Notizen wurde vom 1. Juni 1854 — 28. Mai 1855 in dem Schlachthausc von Ferrara 3095 Ochsen und Kühe ge-lödlet, und bei 57 derselben eine Ruptur der ungepaarten Vene gefunden. Die Zer-reissungen kamen an verschiedenen Stellen derselben vor, nämlich an den Einmündungen der Zwischenrippenvenen, an dem Bogen der Azygos und an ihrer Einmündung in die vor­dere Hohlvcne. Als Ursache davon wird die Tödtungsart, nämlich das Abschneiden des Rückenmarkes zwischen dem 1.—2. Halswirbel, beschuldigt. (Journal de Sled, yet., public a l'ecole de Lyon, Aout—Sept. 1855). — Verf. fand jüngst bei einem Pferde heftige An­strengung als Ursache.
Venerische Krankheit oder venerische Nervenkrankheit = Beschälkrankheit und Chankerseuche.
Nr. 816. Die Verbällung.
Symptome, Dieselbe ist eine Entzündung beider oder auch nur eines Ballen eines oder mehrer, gewöhnlich der Vorderhüfe, gewöhnlich mit Entzün­dung des Strahls in Verbindung, wodurch das Thier behindert wird, mit den Trachten auf den besonders harten Boden auf-, also durchzutreten, weshalb der Fessel eine im Ganzen steile Stellung annimmt. Dadurch aufmerksam gemacht, wird nun die vorzunehmende nähere Untersuchung ergeben, dass die Ballen mehr Umfang und vermehrte Wärme haben, dass das Thier beim Befühlen der leidenden Theile Schmerzen zeigt, dass eine Verwundung, Weichheit etc. an je­nen Stellen vorhanden ist. Die Fussarterien pulsiren.
Aetiologie. Zu kurze und zu enge, hinten zu sehr abgenutzte Eisen und starkes Niederschneiden und Auswirken der Hilfe, schwache und niedrige Trach­tenwände, dünne Sohle, Flach- und Vollhüfe, grosser Strahl, fette Ballen. An­dern Theils starke, anstrengende Bewegungen auf hartem, unebenem und stei­nigem Boden; das Einhauen, Tritte, das öftere Anschlagen des Ziehscheites beim Durchgehen der Pferde.
Verlauf, Bauer, Ausgänge. Bei passender sofortiger Behandlung wird gewöhnlich, wenn nicht durch die Ursache Erguss stattgefunden hat, Zertheilung eintreten; im entgegengesetzten Falle ist oft verbreitetere Eiterung, Abtrennung des Hornstrahles und länger dauernde Lähme die Folge.
Behandlung. Man schlägt im Ganzen das Verfahren, wie bei Hufentzün­dung ein. Neigt sich aber die Geschwulst an den Ballen zur Eiterung hin, so
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730nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verbällung — Verbrennung und Verbrühung.
macht mau warme Fussbäder, gebraucht die Althäen- oder eine andere milde Salbe und öffnet wol auch die schwappende Stolle, sowie Oeffnungen und Ab­tragungen von Partieen des Hornstrahls und der Hornsohle und Erweiterungen und Reinigung vor Fistelgängen unter Umständen nothwendig werden. Darnach die Anwendung balsamischer und austrocknender Mittel. Die fehlerhafte Be­schaffenheit des Hufes muss zu weiterer Vermeidung des Uebels möglichst ge­hoben, oder durch die betreffenden Hufeisen die fehlerhafte Beschaffenheit ge­mildert werden.
Nr. 817. Verblutung heisst die so starke Blutaustretung aus den Gefässen des Organismus, dass da­durch ein anfangs lebhafteres, baldig schweres Athmen, erst warmer, dann kalter Schweiss, ein rasches Sinken der Lebensthätigkeit, Schwindel, Convul-sionen und der Tod eintreten.
Nr. 818. Die verbrannte Sohle. Es wird dieser Uebelstand vorkommen, wenn nachlässige Wärter das Einschlagen der Hufe, zur Erweichung derselben und als Vorbereitung zum Beschläge, unterlassen haben, und der Schmied für ein leichteres Auswirken ein glühendes Eisen oder glühende Schlacke auf die Sohle des Hufes wirken lässt; oder auch, wenn das aufzuprobirende Eisen zu heiss und zu anhaltend mehr­mals aufprobirt wird. Es geht dadurch die Geschmeidigkeit des Hufhorns ver­loren, die Fleischsohle wird wol gar entzündet. Ausser dieser Form kommen aber auch
Nr. 819.
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Die Verbrennung und Verbrühung noch durch manche andere hocherhitzte Substanzen zu Stande. Man unter­scheidet im Ganzen vier Grade derselben :
1)nbsp; Oberflächliche Hautentzündung, die aber bald wieder erlischt.
2)nbsp; Die Haare sind abgesengt oder abgebrüht, die sehr geröthete und empfindliche Haut schwillt auch an.
3)nbsp; Die Oberhaut hat sich blasig erhoben und schliesst seröse Feuchtigkeit ein, oder sie ist an der betreffenden Stelle gänzlich zerstört und es wird jau­chige Flüssigkeit entleert.
4)nbsp; Völlige Zerstörung oder kalter Brand der betreffenden Theile, indem die Haut pergamentartig und trocken, oder zersetzt, aufgelöst is*:. Um den ab­gestorbenen Theil herum machen sich aber lebhafte Entzündungszufälle und im Allgemeinen Fieber bemerkbar.
Behandlung. Bei der verbrannten Sohle werden, zunächst um den Schmerz in den inneren Huftheilen zu beseitigen, Einschläge von Kuhmist
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Verbrennung und Verbrühung — Verkürzung der breiten Schenkelbindc. 731
mit Lehmbrei in Anwendung gebracht, welchen man den Gebrauch des Ter­pentins auf die Bodenfläche des Hufes, der mit geschnittenem Werge bedeckt wird, folgen lässt. Sollten gar Ergiessungen stattgefunden haben, so muss die Sohle geöffnet werden, um diesen einen Ausgang zu verschaffen, worauf man die Oefifnung mit Terpentinsalbe verbindet, und unter Umständen auch das Deckeleisen gebraucht. Uebrigens aber machen sich gegen die ersten Grade der Verbrennung und Verbrühung entzündungswidrige Mittel; gegen den dritten Grad das Eröffnen der Brandblasen und die Anwendung eines Lini-mentes von 1 fettem Oel und ebenso viel Milchrahm und Eiweiss, oder von 1 Eiweiss und 2 fettem Oelc, oder von Bleisalbe nothwendig; wenn aber Ei­terung eingetreten ist, so ist 1 fettes Oel und 3 Kalkwasser; bei üppiger und jauchiger Eiterung auch das balsamische Wundwasser am Platze, Der kalte Brand aber, sowie die fieberhaften und anderen consecutiven Zufälle werden ihrer Art nach behandelt.
Verdächtige Druse oder verdächtige Drüsen vide Druee.
Nr. 820. Die Yerdauungsschwäche, oder das Darniederliegen der Verdauungskraft des Magens und Darmcanales oder eines Theiles derselben, so dass die Nahrungsmittel nicht gehörig und ge­nügend in Nahrungsbrei und Chylus umgewandelt werden können, weshalb auch unverdauete Stoffe mit den Darmexcrementen abgehen und zuweilen Ekel vor Nahrung, Poltern, Auftreibung des Hinterleibes, Verstopfung oder Durchfall etc. vorhanden sind, beruht bei den einzelnen Individuen in mancherlei Wesens-zuständen: bald sind fehlerhafte Zustände der Zunge, der Zähne, der Maul­höhle, bald Ueberladungen, Versäuerung oder Catarrh des Magens, erschlaffende und ganz ungewohnte Nahrung, manche Arzneistoffe wie Aloö, Belladonna, Eha-pontica etc. etc. die Schuld.
Nach dem Ursächlichen das Heilverfahren: Bald sind daher die Ver­dauungssäfte stärker absondernden, oder die Musculatur des Magens hethäti-genden, oder die absorbirenden, ableitenden etc. Mittel von Nöthen.
Nr. 821. Die Verkürzung der breiten Schonkelbinde
bei Pferden bewirkt, nach Repertorium V, 317, ein eigenthümliches Hinken. Man sieht nämlich die Schwierigkeit für die Bewegung des obern Theiles des Schenkels; die Aponeurose bildet zwischen dem Darmbeinwinkel und der Knie­scheibe einen harten Strang, wenn das Thier auf der kranken Gliedmasse steht. Nach 30—40 Tagen sind die Thiere kaum mehr im Stande zu gehen.
In vier Fällen war der Versuch, die verkürzte Aponeurose unter der Haut mit einem schmalen langen Messer zu durchschneiden, von Erfolg.
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730nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verbällung — Verbrennung und Verbrühung.
macht man warme Fussbäder, gebraucht die Althäcn- oder eine andere milde Salbe und öffnet wol auch die schwappende Stolle, sowie Oeffnungen und Ab­tragungen von Partieen des Hornstrahls und der Hornsohle und Erweiterungen und Reinigung von Fistelgängen unter Umständen nothwendig werden. Darnach die Anwendung balsamischer und austrocknender Mittel. Die fehlerhafte Be­schaffenheit des Hufes muss zu weiterer Vermeidung des Uebels möglichst ge­hoben, oder durch die betreffenden Hufeisen die fehlerhafte Beschaffenheit ge­mildert werden,
Nr. 817. Verblutung heisst die so starke Blutaustretung aus den Gefässen des Organismus, dass da­durch ein anfangs lebhafteres, baldig schweres Athmen, erst warmer, dann kalter Schweiss, ein rasches Sinken der Lebensthätigkeit, Schwindel, Convul-sionen und der Tod eintreten.
Nr. 818. Die verbrannte Sohle. Es wird dieser Uebelstand vorkommen, wenn nachlässige Wärter das Einschlagen der Hufe, zur Erweichung derselben und als Vorbereitung zum Beschläge, unterlassen haben, und der Schmied für ein leichteres Auswirken ein glühendes Eisen oder glühende Schlacke auf die Sohle des Hufes wirken lässt; oder auch, wenn das aufzuprobirende Eisen zu heiss und zu anhaltend mehr­mals aufprobirt wird. Es geht dadurch die Geschmeidigkeit des Hufhorns ver­loren, die Fleischsohle wird wol gar entzündet. Ausser dieser Form kommen aber auch
Nr. 819. Die Verbrennung und Verbrühung noch durch manche andere hocherhitzte Substanzen zu Stande, Man unter­scheidet im Ganzen vier Grade derselben:
1)nbsp; Oberflächliche Hautentzündung, die aber bald wieder erlischt.
2)nbsp; Die Haare sind abgesengt oder abgebrüht, die sehr geröthete und empfindliche Haut schwillt auch an.
3)nbsp; Die Oberhaut hat sich blasig erhoben und schliesst seröse Feuchtigkeit ein, oder sie ist an der betreffenden Stelle gänzlich zerstört und es wird jau­chige Flüssigkeit entleert.
4)nbsp; Völlige Zerstörung oder kalter Brand der betreffenden Theile, indem die Haut pergamentartig und trocken, oder zersetzt, aufgelöst ist. Um den ab­gestorbenen Theil herum machen sich aber lebhafte Entzündungszufälle und im Allgemeinen Fieber bemerkbar.
Behandlung. Bei der verbrannten Sohle werden, zunächst um den Schmerz in den inneren Huftheilen zu beseitigen, Einschläge von Kuhmist
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Verbrennung und Verbrühung — Verkünung der breiten Schenkelbinde. 731
mit Lehmbrei in Anwendung gebracht, welchen man den Gebrauch des Ter­pentins auf die Bodenfläche des Hufes, der mit gescbnittenem Werge bedeckt wird, folgen lässt. Sollten gar Ergiessungen stattgefunden haben, so muss die Sohle geöifnet werden, um diesen einen Ausgang zu verschaffen, worauf man die Oeffnung mit Terpentinsalbe verbindet, und unter Umständen auch das Deckeleisen gebraucht. Uebrigens aber machen sich gegen die ersten Grade der Verbrennung und Verbrühung entzündungswidrige Mittel; gegen den dritten Grad das Eröffnen der Brandblasen und die Anwendung eines Lini-raentes von 1 fettem Oel und ebenso viel Milchrahm und Eiweiss, oder von 1 Eiweiss und 2 fettem Oele, oder von Bleisalbe nothwendig; wenn aber Ei­terung eingetreten ist, so ist 1 fettes Oel und 3 Kalkwasser; bei üppiger und jauchiger Eiterung auch das balsamische Wundwasser am Platze, Der kalte Brand aber, sowie die fieberhaften und anderen consecutiven Zufälle werden ihrer Art nach behandelt. Verdächtige Druse oder verdächtige Drüsen vide Druse.
Nr. 820. Die Verdauungsschwäeho, oder das Darniederliegen der Verdauungskraft des Magens und Darmcanalea oder eines Theiles derselben, so dass die Nahrungsmittel nicht gehörig und ge­nügend in Nahrungsbrei und Chylus umgewandelt werden können, weshalb auch unverdauete Stoffe mit den Darmexcrementen abgehen und zuweilen Ekel vor Nahrung, Poltern, Auftreibung des Hinterleibes, Verstopfung oder Durchfall etc. vorhanden sind, beruht bei den einzelnen Individuen in mancherlei Wesens-zuständen: bald sind fehlerhafte Zustände der Zunge, der Zähne, der Maul­höhle, bald Ueberladungen, Versäuerung oder Catarrh des Magens, erschlaffende und ganz ungewohnte Nahrung, manche Arzneistoffe wie Aloë, Belladonna, Rha-pontica etc. etc. die Schuld.
Nach dem Ursächlichen das Heilverfahren: Bald sind daher die Ver­dauungssäfte stärker absondernden, oder die Musculatur des Magens bethäti-genden, oder die absorbirenden, ableitenden etc. Mittel von Nöthen.
Nr. 821. Die Verkürzung der breiten Schonkelbinde
bei Pferden bewirkt, nach Repertorium V, 317, ein eigenthümliches Hinken. Man sieht nämlich die Schwierigkeit für die Bewegung des obern Theiles des Schenkels; die Aponeurose bildet zwischen dem Darmbeinwinkel und der Knie­scheibe einen harten Strang, wenn das Thier auf der kranken Gliedmasse steht. Nach 30 — 40 Tagen sind die Thiere kaum mehr im Stande zu gehen.
In vier Fällen war der Versuch, die verkürzte Aponeurose unter der Haut mit einem schmalen langen Messer zu durchschneiden, von Erfolg.
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732nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; VernagelaDg.
Nr 822 Die Vernagelung besteht darin, dass ein und der andere Hufnagel, statt dass er in der genügen­den Höhe durch die Hornwand vom Beschlagschmied nach aussen getrieben wird, die inneren empfindlichen Theile berührt und mit seiner Spitze entweder gar nicht oder höher wieder heraustritt, wodurch das Thier vielleicht schon der Art Schmerzensäusserungen laut werden lässt, dass es jähling zuckt. Später aber wird das Thier jedenfalls Lähme oifenbaren, namentlich wird es, wenn die Vernagelung auf einem Vorderhufe statt hat, sich öfters benehmen, als ob es scharren wolle, obschon es aber den Boden mit demselben nicht be­rührt; ist dagegen die Vernagelung auf einem Hinterfusse, so wird es ihn zuckend in die Höhe heben; nie wird es aber mit der vollen Sohle, sondern nur mit der Zehe oder dem unbeleidigten Wandtheile auftreten.
Wird der Nagel alsbald nach der Vernagelung herausgezogen, so ist er blutig, oder es kommt gewöhnlich etwas Blut nach; findet man den verletzen­den Nagel nicht sofort, so muss durch den Hufhammer mittelst massiger Schläge auf die Nagelköpfe und die Nieten, oder durch die Visitirzange derselbe auf­gesucht und ausgezogen, der ausgezogene Nagel aber immer sorgfältig be­trachtet werden. Eiterung ist zu vermuthen, wenn keine oder ungeeignete Mittel gegen die frische Vernagelung angewendet worden sind; wenn ferner das Hinken fortdauert und sich steigert und jener Sohlentheil mit der Visitirzange sich leichter einbiegen lässt; ferner wird sich auch nach dem Abnehmen des Eisens das Nagelloch, aus dem der verietzende Nagel gezogen worden ist, mit einem schwarzen Kreise umgeben zeigen, wenn man daselbst einen Span Huf-hornes weggeschnitten hat; schneidet man nun weiter nach, so wird bald ein graulicher dicker, oder schwärzlicher dünner Eiter zum Vorschein kommen.
Als Ursachen zur Vernagelung können angesehen werden: a) Wenn die Nagellöcher des Eisens nicht die weisse Linie des Hufes berühren, wenn also das Eisen zu seicht oder zu tief, wenn es ferner zu weit gelocht ist, so dass die Nägel unpassend geschlagen werden müssen, b) Wenn die Nägel zu hoch hinauf getrieben werden. Diess giebt auch Mitanlass zur Erkennung; denn der Nagel, dessen Niete zu hoch steht, oder die gewaltsam vom Schmiede her­untergezogen worden ist, wird gewöhnlich als Ursache gefunden werden, c) Zu biegsame Nagelklingen oderv zu schwache Zwicken werden eher in die weichen Huf theile, als durch das harte Hufhorn dringen; deshalb werden d) auch wie­der sehr trockene und harte Hufe mehr Anlass zum Vernageln geben, e) Wenn sich der Nagel beim Einschlagen auch nur biegt, und er nun, soweit er noch nach aussen steht, gerade gerichtet wird, so wird er doch beim Weitereinschla­gen sich wieder biegen, und diese Biegung wird die Fleischwand treffen, f) Un­ganze Nägel nehmen oft eine zwiefache Richtung, und g) sitzengebliebene
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Vernagelung — Versauerung des Magens und Darmcanales.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;733
Nagelstifte werden durch den frisch geschlagenen Nagel gewöhnlich zu den quot;Weichtheilen hingetriehcn. h) Der Schmied übereilt sich dermassen, dass er den Nagel zu bald aus der Hand lässt, oder dass er ihn verkehrt d. h. mit der Zwicke nach aussen ansetzt; oder endlich i) das Vernageln wird dadurch bemöglicht, wenn das Pferd während des Einschiagens dem Aufheber sich ent­zieht und beim Auftreten den noch nicht durch die Wand gedrungenen Nagel in die Weichtheile drängt.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Die Gefahr bei Vernagelungen ist in der Regel nicht gross, wenn sie sogleich erkannt werden, dagegen bei Vernach­lässigung und unsinniger Behandlung z. B. bei Eingiessen \on Vitriolöl etc. leicht Trennungen der Horn- und Fleischwand, Eiterhöhlen, Krön- und Knor­pelfisteln entstehen. Und bildet sich wildes Fleisch in der bereits erweiterten Ocffnung, so ist anzunehmen, dass vielleicht noch ein Nagelsplitter in der Tiefe ist, der ungesäumt entfernt werden muss, oder es ist Eiterung des Hufbeins vorhanden, indem durch den tief eingedrungenen Nagel ein Stück des Hufbein­randes abgesprengt worden ist.
Behandlung. Jedenfalls muss der verletzende Nagel entfernt und darf in der ersten Zeit nicht wieder geschlagen, das betreffende Nagelloch des Eisens aber muss durch einen Hufstift vernietet werden, damit keine Unreinlichkeit durch dasselbe eindringen kann. Das Loch des Hornschuhes aber, worin sich der verletzende Nagel befand, muss erweitert werden, denn nicht immer tritt die ergossene Flüssigkeit auf das Ausziehen des Nagels sofort aus dem Hufe hervor. Darauf muss man nun der drohenden oder vorhandenen Entzündung durch kühlende Bäder oder Umschläge Grenzen setzen, oder wenn schon Eite­rung sich gebildet hat, denselben nicht nur durch die erweiterte Oeffnung ent­fernen, sondern die Wunde auch durch ein warmes Fussbad reinigen und dann mit Terpentinsalbe, oder wenn der Eiter dünn und schwärzlich ist, mit Aloë-tinetur verbinden, zu welchem Zwecke man, da diess doch mehrmals geschehen muss, den Huf entweder ganz ohne Eisen lässt, oder man schlägt ein Eisen auf, das an jener betreffenden Stelle einen geeigneten Ausschnitt hat, das man aber dann, wenn die Eiterung aufgehört hat und das Thier wieder zum Dienste verwendet werden soll, mit einem vertauscht, das die gemachte Oeffnung vor Schmutz und Quetschung schützt.
Dauert aber die Lähme fort, so waren entweder auch noch andere Nägel unpassend geschlagen, oder es sind die schon in vorletztem Satze erwähnten Uebelstände eingetreten, gegen die sich ein strenges ärztliches Verfahren noth-wendig macht.
Nr. 823. Die Versäuorung des Magens und Darmcanals, Dyspepsia aoida.
Symptome. Saurer Geruch aus dem Maule und anderer Entleerungen.
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73-1 Versauerung des Magens und Darmcanals — Verschleimung des Verdauungscanales.
Die Schleimhaut der Maulhöhle sieht blass und welk oder aufgelockert aus, aus dem Maule fliesst hin und wieder ein durchsichtiger und zäher Speichel. Der Durst ist vermindert, die Fresslust wol vermehrt, aber verändert, das Thier zeigt Appetit zu Kalk, Erde, Leder etc. Die Zunge ist weiss belegt, an den Rändern roth. Es treten Poltern, sauer riechende Winde und Kothentleerungen ein. Der Koth ist dünn und wird oft, oder auch selten und in grossen Massen entleert. Der Harn wird blass und selten abgesetzt; die Thiere schwitzen leicht. Gern treten Colik, Darmentzündung, Fieber, Drüsenleiden, Abmagerung, Knöchenbrüchigkeit u. dgl. ein.
Aetiologie. Eine ganz besondere Anlage findet sich bei Pflanzenfressern und namentlich bei jungen, schlaffen, schwachen Thieren. Gelegcnheitsursachen sind saures oder zu saurer Gährung sehr geneigtes Futter z. B. Gras von Niederungen, Uebermass von lange gequelltem und versauertem Futter, altes Branntweinspülicht, versäuerte Krippen, die Siede beim Rindvieh.
Prognose. Nach den Ursachen und ihrer Entfernbarkeit, und nach den bereits eingetretenen Complicationen.
Behandlung. Um die Säure zu tilgen, dienen milde Brech- und Ab­führmittel, besonders wo äussere Ursachen klar vorliegen. Ferner aufsaugende Mittel, als kohlensaure Magnesia, kohlensaures Kali und Natron, Bolus, Kalk, Holzasche. Oefters muss man rein symptomatisch verfahren.
Zur weitern Verhütung der Säurebildung dienen passende Nahrung, Be­wegung, verdauungsstärkende Arzneien etc.
Nr. 824. Die Verachleimung des Verdauungscanales, Dyspepsia pituitosa,
Status mucosus,
ist vorhanden, wenn zu viel Schleim in den ersten Wegen producirt worden ist, so dass krankhafte Verrichtungen daraus hervorgehen.
Aetiologie. Ganz junge und alte Thiere. Aeussere Ursachen sind: schlechte und schwer verdauliche Nahrung, als Korn, Wicken; bei Hunden starke Brod­fütterung; nasse und nasskalte Witterung, Erkältung, vernachlässigte Haut­
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reinigung.
Symptome. In der Maulhöhle findet sich ein dicker, zäher Schleim, und der Koth ist damit durchdrungen und überzogen. Die Thiere haben geringe Fresslust, saufen wenig, haben Abneigung gegen einzelne Futtergattungen. Die Fleischfresser erbrechen sich. Der Hinterleib ist meist windsüchtig aufgetrieben, oder auch aufgeschürzt. Die Kothentleerung verzögert oder auch durchfällig; Harn trübe, zamp;hschleimig. Sie gehen matt, schwitzen leicht. Nach und nach treten Abmagerung, Drüsen - und Wurmleiden, Wassersucht etc. ein.
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Verschicimung des Yerdauungscanalcs — Vollhuf.
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Die Prognose ist nicht übel, wenn das üebel nicht andere bereits herbei­geführt hat, und wenn äussere Schädlichkeiten abgewendet werden können.
Behandlung. Entfernung der Ursachen und des angehäuften Schleimes. Daher bei den geeigneten Thieren die Niesswurzel oder Ipecacuanha als Brech­mittel und ausserdem der Spiessglanzweinstein, das versüsste Quecksilber, der Salmiak und andere abführende Salze; in hartnäckigen und chronischen Fällen die Seife, Aloë, Rhabarber und Rhapontica, Jalape. Reibungen der Haut.
Versiechen der Milch = Milchversiechen. Verstopfung = Darmverstopfung. Verstopfungscolik vide Golik. Verwerfen = Fehlgeburt. Vibrionen in der Milch vide Blaue Milch. Vipernbisse vide Kreuzotter-Bisse.
Nr. 825. Der Vollhuf,
dessen gewöhnlich dünne Sohle über den Tragerand der Wand theilweise oder im Ganzen merklich hervorsteht, ist oftmals die Folge anderer vorausgegange­ner Krankheiten, was sich schon durch das spröde, mürbe oder sonst entartete Hufhorn zu erkennen giebt; manchmal ist er Folge einer ebenen oder gewölb­ten Sohlenfläche des Hufbeins.
Behandlung. Jedenfalls muss für Geschmeidigkeit und das Wachsthum des kranken Hornes Sorge getragen werden. Das Auswirken besonders her­vorstehender Theile der Hornsohle ist, wenn sie nicht abgestorben, wohl zu unterlassen, weil nur das Gegentheil von dem, was man beabsichtigt, erreicht würde: ohnebin schon dünn, wird die Fleischsohle um so empfindlicher und die Wölbung wird sich vermehren.
Die Wände sind nur in ihrer Tragefläche zu ebenen, manchmal aber die Zehe zu kürzen, insbesondere da, wo dieselbe durch Hufentzündung sehr durch Hornmasse verdickt und verlängert ist, wodurch sogar das Hufbein in seiner Lage beeinträchtigt, ja zum Schwinden gebracht wird.
Zum genügenden Schütze solcher Hufe macht sich ein Eisen nothwendig, das breit ist und auf seiner Sohlenfläche gleich hinter den Nagellöchern bis zum Innern Rande hin ausgehöhlt seyn muss. Es soll übrigens das Eisen we­der durch seine Schwere belästigen, noch zu schwach seyn und zum Biegen Veranlassung gegeben werden. Da wo der Strahl gut entwickelt ist, wird er der Art wohl benutzt, dass man das Stegeisen gebraucht.
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736nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorarm — Vorderknieknochen-Brüclie.
Nr. 826. Vorarm • Brüche
kommen, im Verhältniss zu anderen, bei Pferden oft vor, und/ geben sich durch starke Lährae und örtlichen Schmerz und Geschwulst, und selbst durch Knar­ren und veränderte Lage der Bruchenden und durch schlaffes Herabhängen des Fusses von der Bruchstelle aus, bei Verschiebung durch grössere Kürze des Fusses kund. Bei den anderen Thiergattungen, wo das Ellenbogenbein bis zum untern Ende des Vorarms heruntergeht, und nur dieser gebrochen ist, wird die Erkenntniss im Allgemeinen schwerer, als beim Pferde seyn, ganz besonders bei Rindern.
Vorhersage, Aber es wird bei diesen Thieren, wenn nur der Vorärm gebrochen ist, die Heilung leichter möglich werden, als bei Einhufern, ganz be­sonders aber, wenn ein Endtheil gebrochen ist. Schiefe Brüche geben, weil sie sich gern verschieben, oft zu Verkürzung des Fusses Anlass.
Behandlung. Sind die Bruchenden von einander gewichen, so muss durch Ausdehnung und Gegenausdehnung und durch besondere Manipulationen die Be­rührung wieder bewirkt, und durch Schienen und Bandagen, sowie bei grossen Thieren durch Benutzung des Hängegurtes, die Lage erhalten werden.
Vorarmbein-Verrenkung vide Armbein-Vorarmgelenk-Ver­renkung und Vorderknie-Verrenkung.
Nr. 827. Vorderknie - Gallon fordern hier, ausser dem unter „Gallenquot; Gesagten, die besondere Bemerkung, dass sie sehr leicht in Verhärtung übergehen, und zu einer steifen, ja hinken­den Bewegung Anlass geben. Sie sind jedoch bei Pferden selten. Die bei Bindern werden noch unter „Vorderknie-Verletzungenquot; besprochen.
Nr. 828. Vorderknieknochen- Brüche kommen bei grossen Thieren nicht gar selten vor.
Zwei höchst interessante bezügliche Präparate finden sich in der zootom, Sammlung zu Jena.
Symptome, Die Leidenden halten dabei das Knie steif oder wie gebro­chen, demnach selbst die Stellung verändert erscheint; die Lähme ist beträcht­lich, und beim Befühlen empfindet man Beweglichkeit und Crepitation, und Ge­schwulst und -vermehrte Wärme tritt sehr bald hervor.
Die Prognose ist sehr übel, mindestens ist bleibende Lähme und Steifig-keit zu fürchten.
Behandlung. Für vollkommene Buhe des Tbeiles muss gesorgt, daher
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Vordcrkniekiiochen-Bi'üchc — Vorderknic VorlelJiiingcii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 737
durch eine Binde die Partie zusamraengehalteii, aucb der Hängegurt, nachBinz auch eine besondere Kinnmaschine gebraucht, und übrigens in der ersten Zeit kühlend verfahren, und jeder weitern Complication befriedigend begegnet werden.
Nr. 829. Vorderknie - Verletzungen,
mit oder ohne Substanzverlust, jedenfalls mit mehr oder weniger Quetschung, entstehen in Folge des Fallens oder ungeschickten Niederlegtns und Aufsteliens, oder schon eines unebenen, harten Lagers, durch das öftere Anschlagen an die Streuklappen, oder sie kommen, nach Dietericbs, auch bei ungewohnten Gangarten des Pferdes dadurch zu Stande, dass dasselbe mit dem beschlagenen Hufe gegen das Kniegelenk des andern Fusses schlägt, wie dielaquo; namentlich bei den Landpferden, die im Preussischen zur Landwehrcavallede gebraucht werden, und bei Artilleriepferden, die auf sandigem Boden Evolutionen machen müssen, oft vorkomme.
Symptome. Durch solche Einwirkungen werden sich zu Anfange mehr oder minder starke Entzündungszufälle wahrnehmen lassen, ja es bildet sich nach starkem Gewalteindrucke eine brennend warme Geschwulst und Wundfieber aus, und durch örtlichen Hautbrand füllt wol auch ein Stück gequetschter Masse aus. Zuweilen lassen sich solche Verletzungen bis zur Scheide des Schienbeinstreckers und selbst bis zum obern oder untern Capselbando dqs Vorderknies verfolgen, oder diese Theile liegen geradezu blos und scheiden eine dünne, blasige, klebrige Flüssigkeit aus. Selbst in der Tiefe haben wol Ergiessungen von Serum oder Blut stattgefunden. Deshalb ist oftmals hierbei Eiterung die Folge, wenigstens ist die Heilung nicht immer eine vollständige, wegen der grossen Beweglichkeit des Kniegelenks und wegen seinem oberfläch­lichen Lage, vielmehr bildet sich öfters sogenannter Knieschwamm d. h. eine mehr lockere oder feste kalte Geschwulst aus, wodurch übrigens keines­wegs immer die Brauchbarkeit des ïhiers beeinträchtigt wird, wenn nicht zu­gleich Knochenauftreibungeu ein bleibendes Hinken herbeiführen. Curdt quot;be­richtet, dass in Folge des Druckes des Fussbodens in den Rindviebställen bei Kühen mehr als bei Ochsen ein Exsudat oft so enorm sich bilde, dass ein kopfgrosser Beutel au dem Knie hänge, ohne dass das Thier davon lahme, in-dess in anderen Füllen kein so starkes Exsudat sich zeige, dass aber das Thier dadurch sehr stark hinke. Bei genauerem Befühlen finde man nebst etwas Schwämme eine Knochenauftreibung. In ersterem Falle sey die
Prognose stets günstig, indess das Hinken schwer zu heben sey. Fälle von geschwüriger Zerstörung der Partie, welcher Zehrfieber und der Tod folgen, wird bei Einhufern gar nicht, und beim Rindvieh gewiss ungleich seltener noch, als bei Menschen beobachtet; doch kommen sie allerdings vor, wie ein Präparat
Kalke, Krankh. d. ll.usihnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47
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Vordei'kiiic-Vcilclziiiigcn.
im hiesigen zootomisclicn Cabineto darthut. Jcdeufalls brauchen aber irgend stärkere Verletzungen längere Zeit zur Heilung und es müssen die Patienten, bis es dazu kommt, geschont werden. Nur die oburflächlichen Quetschungen mit Abstossung der Haare sind als ganz unbedeutend in ihren Folgen zu be­trachten , denn höchstens entstehen einzelne weisse Ilaarstcllen.
Die Behandlung wird sich, aussei- weiterer Abhaltung der Ursachen, bei unbedeutender entzündlicher Geschwulst der verdünnten Arnicatinctur, des Branntweins, des Camphcrliniments etc, bedienen. Findet man Ergiessungen unter der Haut in Folge starker Quetschung, oder tritt Knochenentzündung und Auflockerung hervor, so hat man die Cautharidensalbc oder die Mischung von 1 Canthariden und 7 gemeinen Terpentins anzuwenden. Bei starken Entzün­dungserscheinungen greift man anfangs sogar zur Lanzette für einen Aderlass an der Armvene, und gebraucht auch örtlich antiphlogistische Mittel, insbeson­dere das Blei- oder Goulardsche Wasser, ohne dass man sie aber bei Substanz­verlust lange fortsetzt, weil sonst dio Wundriinder aufgetrieben und wulstig wer­den und die Umgebung ödematös und die Wunde trocken und sehr schmerzhaft wird, in welchem Falle wieder schleimige Bähungen angewendet werden müs­sen, damit eine gutartige Eiterung hervorgerufen wird. Offene, mit Synovia-ausfluss verbundene, sehr schmerzhafte Wunden sind bei dem Mitgebrauche des Thedenschen Wundwassers, oder einer stark verdünnten Chlorzinksolution oder des verdünnten und reinen Creosots vor dem Luftzutritte durch Bedecken mit Werg und Bandagen zu schützen, nachdem etwaige taschenförmige Höhlungen zuvor getrennt und lose und brandige Hautlappcn beseitigt worden sind. Nach der Beseitigung der bedeutenderen Entzündungszufälle geht man zum Gebrauche aromatischer Bähungen, dabei auch nach Umständen zur Anwendung der grauen Quecksilbersalbe in der geschwollenen Umgebung für die Nacht über, oder man verbindet auch, wo Geschwulst und Schmerz keine Gegenanzeige abgeben, die täglich einmal zu reinigende Wunde nach diesem mit Digestivsalbe, oder man gebraucht das warme Bleiwasser, oder das Blauwasser, oder den gebrann­ten Alaun oder Silbersalpeter bei üppiger Granulation, und endlich blos das Werg mit einer Zirkelbinde, oder gar nur klein geschnittenes Werg, um eine solide Granulation herbeizuführen. Zu früher Druck ruft aber jedenfalls Ent­zündung leicht und heftig wieder hervor. Bleibt merkbare Geschwulst übrig, so wendet man nun bei Pferden die graue Quecksilbersalbe mit Canthariden an, oder man gebraucht das Glüheisen, wo Geschwulst mit Lähme gepaart ist. Wenn man aber, um Curdt's Worte zu gebrauchen, das Thier erst dann in Be­handlung erhält, wenn die Kunst des Pfuschers oder des klugen Eigners er­schöpft ist: wenn die Entartung gross, das Ganze sehr angeschwollen, die Wundränder wulstig sind, wenn aus der Wunde kegelförmige Pilze ragen und man den Knochen mit dem Finger fühlen kann, so muss man, um den Schmerz resp. die tiefliegende Entzündung zu heben, die Scharfsalbe kurz hintereinander
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Vüidorknie-Verlclzungcii — Yüiilcrknie-Vencrikiiiig.
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d. li. iu Zwischenriiun.eu von 8—10 Slundcii einige Male einreiben, Stricturen bpaltcn, die Wunde naclidrücklicli mit Hollensteiu touchiren, oder mit dem #9632;Weissglüheisen brtuneu und sie zur Zeit mit warmer Lauge, Einstreuen des Blausteins und Myrrhen woliltliiltig umzustimmen und gegen Einwirkung der Luft zu scliützen suclieu, aber dann erst einen eigentlicheu Verband anlegen, wenn der Schmerz gehoben und die Ausschwitzung abgelost ist. Aber auch dann, wenn die Wunde von Synovia trieft, die Geschwulst nicht bedeutend und nicht sehr warm und schmerzhaft ist, soll mau nach Dieterichs die Seitenränder und den untern Rand der Hautwunde, wenn die Haare abgeschoren sind, mit jener Mischung von 1 Cantliaridcu und 7 Terpentin behandeln, wodurch Ent­zündung und Verschluss der Synovialhaut bewirkt wird. Die Neigung zum Rei­ben muss, wie das Belecken etc., möglichst verhütet werden, wie auch solange das Niederlegen, bis Verschluse der Gelenkwunde stattgefunden hat. Zur gründlichen Heilung der exsudatreichen Kniegcschwulst beim Rindvieh legt man dasselbe nach Curdt zu Boden, öfinet ober- und unterhalb den Sack und ent­leert mittelst gelinden Druckes das sowol flüssige, wie fischroggenartige Ex­sudat, und zieht sodann ein Eiterband, das man 7 — 8 Wochen liegen lassen soll, durch dieselbe. Rosenbaum verlangt einfach bei solchen vermeintlichen Yorderkniegallen (Magazin XXI, 21G und XXII, 348) die Eröffnung der Seh­nenscheide des Schienbeinstreckers durch einen 2 Zoll langen senkrechten Schnitt, die Entleerung des Inhalts und darnach Waschungen mit warmem lleusamen-Infusum, und nach eingetretener Eiterung zusammenziehende Wa­schungen. So geschehe die Heilung nach 3 — 4 Wochen. Dieterichs mit Ilaubner widersprechen, dass hier eine Sehnenscheiden-Wassersucht vorliege (cf. Magazin XXU, 109), wie auch schon Cartwright in The Veterinarian, Lon­don 1841, das Uebel für eine Balggcschwulst erklärt, was um so überweisender zu seyn scheint, da er einmal einen solchen Balg verknöchert und mit dem ganzen Inhalte über 80 Pfd. schwer fand. Die Geschwulst erstreckte sich von dor Schulter bis zum Fusse.
Nr. 830. Die Vorderknie-Verrenkung
kann nur durch heftige Gewalt hervorgerufen werden, da sie nicht ohne Zer-reissung mehrcr kurzer Bänder möglich ist.
Hertwig bemerkt, dass sich Steifigkeit des Gelenks, Anschwellung und Schmerz, und, wenngleich in manchen Fällen nur undeutlich, Abweichung oder Verschiebung der Knochen, oder auch Verkrümmung des Knies nach der einen oder andern Seite hin und beträchtliche Lähme bemerkbar mache. Die Pro­gnose sey bei Pferden sehr ungünstig, weil die Reduction und noch mehr die Retention sehr schwierig sey. Bei kleinen Tliieren geschehe aber die Heilung in 2 — 4 Wochen; aber doch bleibe zuweilen Steifigkeit und Verdickung des
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Voi-dci-knie-Verrenkung — Vorliaul-EnUiimliing.
Knies zurück. Nach der Wied er e inricht ung sollen Conipressen und Schie­nen auf die Seite des Knies angelegt werden, wo die Ausweichung geschehen war; ührigens vollkommene Ruhe und entzündungswidrige Mittel, Die Folge-krankheiten verlangen resorbirende Mittel, selbst die Canthariden uud das Brennen.
Nr. 831. Die Vorhaut-Entzündung, inflammatio Fraeputii.
Symptome. Sie betrifft entweder einen grüsscni oder kleinern Thoil der ganzen Masse, oder sie wurzelt vorzüglich auf der Innern Fläche, und giebt sich durch einen breiten und gespannten Gang mit den Hinterfüssen, durch Schmerz, Geschwulst und Hitze, behindertes Liegen, gewöhnlich auch durch ein behindertes Austreten des Penis und unvollkommenes, absatzweises, mit Stöhnen verbundenes Uriniren kund. Befühlt man die heisse feste Geschwulst, so weicht das Thier, selbst der Ochse, der Untersuchung aus und schlägt mit dem Hin-terfusse nach der untersuchenden Hand. Ist die Geschwulst aber mehr ödema-tüs, so werden, wenn sie auch grosser ist, die Schmerzensausdrücke unbedeu­tender seyn.
Ursachen. Bald sind es mechanische, bei Ochsen namentlich die Haare, welche vorn an der Schlaucböffnung sich finden und durch den abfliessenden Harn und durch äussern anhängenden Schmutz verkleben; Schläge,^ Stösse, Rei­bungen, eingedrungene Insecten, Anhäufung und Verhärtung von Hautschmiere, Ergiessungen von Urin in die Vorhaut und die sogenannte Harnwinde. Durch den mehr oder weniger dadurch behinderten Austritt des Urins wird dieser aber selbst wieder auf die innere Fläche des Schlauches reizend und entzün­dend wirken; auch Erkältung bat man als Ursache wahrgenommen, oder herr­schende catarrhalische und rheumatische Krankheiten.
Zu manchen Zeiten sieht man die Entzündung der Vorhaut bei vielen Thieren fast gleichzeitig entstellen und in Verbindung mit anderen calarrhalischcn und rheumatischen Krankheiten auftreten z. B. mit der Beschälkrankheit der Pferde.
\'erlauf, Dauer, Ausgänge. Oft geht sie schon nach einigen Tagen in Zertheilung über, oft braucht sie lange Zeit bis zur Heilung und gar manchmal hat sie, namentlich bei Rindern, Abscessbildung zur Folge, und man fühlt nun hinterwärts der Schlauchmündung eine Geschwulst mit deutlichem Schwappen, die, geöffnet, viel dünnen oder dicken Eiter entleert. Bei Hunden geht das Uebel in den sogenannten Tripper, und bei Pferden und Rindern auch in Verdickung und Gcschwürbildung der innern Fläche, oder in Ausschwitzungen auf denselben über. Oder es wird der Penis nach Rchlwes und Dieterichs — Mag. XXII, 397 — sogar von Fäulniss ergriffen. Alle diese Folgeübel wer­den aber die Heilung sehr in die Länge ziehen oder sie nur unvollkommen möglich machen.
Behandlung. 1) Die Erfüllung der ursächlichen Anzeige und Vermeidung neuer Ursachen; man wäscht anklebenden Schmutz, Borken ab und spritzt den
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Vorhaiitentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 741
Schlauch zur Reinigung aus, man lässt das Vieh nicht auf nassem Miste, oder auf sandigem und gepflügtem Boden liegen, man hält Insecten durch Aufstrei­chen von Fetten etc. ab. 2) Waren die Ursachen mechanische, so sind küh­lende Mittel ganz am Platze, und zwar so\yo1 als Einspritzung, wie als Waschung.
Ist die Geschwulst sehr bcträclitlich, so müssen auch Einschnitte in die­selbe gemacht werden, um eine ergiebige Blutung zu bewirken.
Bei grossen Schmerzen sind schleimige und narcotische Bähungen noth-ffendig; bei Oedem ätherisch - ölige Pflanzenabsude und Infusionen.
Bei schon eingetretenem Schlcimausflusse sind Einspritzungen von Ziukvitriol zu machen. Findet man einen Abscess, so entleere men ihn an der abliilngigsten Stelle durch eine ergiebig grosse Oeffnung, reinige auch durch warme Einspritzungen den Eiterherd, und bei fortdauernder Eiterbereitung oder bei Jauchcausfluss sind Auflösungen von Kupfervitriol oder von Silbersalpeter zu gebrauchen, ja wenn die Abscesseröffnung nicht vorausging und Schwierig­keiten in der Anwendung durch Einspritzungen in die Vorhaut sich finden, so ist diese zu spalten, wie sich diess auch bei Verengerungen durch Wuche­rungen des Vorhautgewebes, oder durch Schwielen oder warzige Auswüchse nothwendig macht, um auf sie gründlicher einwirken zu können und die Harn­entleerung unbehindert wieder von Statten gehen zu lassen.
Bei ciuom Scliafpocke, der für 800 Thaler erkauft worden war, der aber kein Schaf befruchten konnle, da die Uutlic nur gegen 1 Zoll lang hervortrat, fand Dietrich eine Ver-ongcriing mul Venvachsimg der Vorhaut, die durch einen liefen Einschnitt in dieselhe be-soiiigt und dadurch das für impotent gehaltene Thiei geheilt wurde (Mag.-Suppl. XXIII, 130).
Die weitere Behandlung der eingetretenen Eiterung oder Schwärung muss unter Umständen mit austrocknenden, selbst mit ätzenden Mitteln geschehen.
Beim Rindvieh muss, nachdem jene mobilen Schichten Ausschwitzungs-massc, nötliigcnfalls nach vorheriger Spaltung der Vorhaut, entfernt worden sind, zur weitem Erweichung und Zertheilung zur Pottasche u. dgl. gegriffen worden, worauf wieder zur Erstarkung der Fläche die Auflösung von Zinkvitriol oder ein schwaches Goulardsches Wasser oder der Holzessig am Platze ist.
Ilaben wir aber mit einer eigentlichen Fäulniss der Ruthc zu thun, so beseitigt man, nach Dieterichs, nachdem die Ruthe blos gelegt worden ist, alle todten und entarteten Theilc derselben, bis man auf empfindliche und gesunde Masse trifft und stillt zuvörderst etwa vorkommende Blutungen, die hier nicht gefährlich werden, nur durch Unterbindung, überzieht alle blos gelegten Theile vor dem Aufstehen des Thieres noch mit einem milden Wundbalsamc; und sollten die Wundränder sehr klaffen, so ziehe man einige Bandhefte durch und nähere sie einander, nicht etwa, um die Wunde durch adhäsive Entzündung zu heilen, sondern um das starke Klaffen und das Aufrollen der Ränder zu verhüten.
Schon einige Stunden nach der Operation müssen aber die kranken Theile mit Aufgüssen von Chamillcublumcn, Salbcikraut, Calmuswurzcl etc. ohne oder
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Vorhautentzündung — Vorstelierdniscn-Entzündunj;.
mit Branntwein flcissig lauwarm gebäht werden. Nachts bestreiche man die freiliegenden Flächen mit Terpcntinsalbc, der man Aloöiiulvcr zugesetzt hat, entferne dieselbe aber wieder am Morgen mit Scifemvasscr und fahre mit je­nen flüssigen Arzneien fort.
Im heissen Sommer können solche Kranke auch in reinem Wasser ge­badet und damit die Wunden ausgewaschen werden.
Nur muss das Thier bei kaltem Wetter nicht dahin geführt und über­haupt nicht zu lange darin gelassen werden, denn wenn auch nicht immer Er­kältungen darnach statt haben, so werden doch die Ränder der Wundfliichcn gern callös, was zu verhüten ist, da diess wieder Aufenthalt in der Heilung geben würde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;
Nach den Ursachen und der Heftigkeit der Zufälle sind übrigens auch öfters innerlich entzündungswidrige Salze, Purganzcn oder hautbelhätigcndo Mittel etc. nothwendig.
Vorhaut-Verengerung vide Vorhäutentz^indung.
Nr. 832. Vorhautsteine finden sich bisweilen sowol bei Pferden, wie bei Ochsen, Böcken, Hunden und Schweinen. Solche Steine werden durch Crystallisation der hier verhaltenen Harnsalze gebildet, sie drücken aber die Harnröhre endlich zusammen, veran­lassen also ein erschwertes Harnen, müssen deshalb nothwendig beseitigt werden.
Nr. 833. Die Vorsteherdrüsen - Entzündung, Prostatitis.
Symptome. Abspannung, schnelles Athmen, gespannter, schmerzhafter Bauch, öfterer Drang zum Uriniren, das unter Schmcrzcnsäusscningen geschieht^ Harnverhaltung, Verstopfung mit der Eigenthümlichkcit, dass die Leidenden öfters auf dem Hintern rutschen. Hin und wieder machen sich wol auch die Zufälle einer weiter verbreiteten Eutzüntlung bemerkbar, Hei der Untersuchung durch den Mastdarm findet man die Blase angefüllt und die beträchtlich an­geschwollene und für den Druck sehr empfindliche Prostata. Oeftcrs ist viel­leicht aber auch nur diese Vergrösserung in einer Uebcrernährung be­gründet.
Ursachen. Sie ist den Hunden eigenthümlich. Es können mechanische Einwirkungen, oder Steine in den Ausfübiungsgiiiigen, Blasen- und Harnröhren­entzündung, unterdrückter Tripper und die Mitafl'ection in Folge anderer Drü­senkrankheiten die Schuld tragen. Nach Hcrtwig soll sie sieh besonders bei Hunden finden, die reichliches und gutes Futter, aber wenig Bewegung haben.
Verlauf, Dana-, Ausgänge. Sie verläuft bald innerhalb einiger Tage, bald, und zwar weit gewöhnlicher, langsam, und geht entweder in Genesung
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Vorslcliigt;rrtriiscn-Entziin(lun(? — Warzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;743
über, oder die Entziiudiing schwindet, die Drüse bleibt aber gross und liiirt, und beengt mebr oder weniger die Urethra und das Rectum. Zuweilen tritt aber auch Eiterung ein und der Abscess öffnet sich bald in die Harn­röhre, bald in den Mastdarm, weshalb sowol beim Liegen des Hundes aus dem Gliede eine weissliobe sehr stinkende Flüssigkeit sich entleeren soll, oder wenn man mit einem Finger im After einen Druck gegen die Blase ausübt, oder wenn das Thier Koth entleert. Tüdtlich kann das Uebel durch diese fort­dauernde Eitcrentlcorung werden, so dass solche Patienten endlich an Abzeh­rung, oder dass sic wol auch an hartnilchiger Darmverstopfung sterben. Im Allgemeinen kann mau sagen, dass das Uebel schwer zu beseitigen ist.
Behandlung. Entziindungswidrige Abführmittel, das Riciuusöl, später Salmiak, bei reichlicher Bewegung und kargor Diät; reizmiidernde Einreibungen, Bähungen und Einspritzungen in den Mastdarm, unter Umständen der Blascn-sticli. Fehlen die entzündlichen Zufälle, dann sind Einreibungen des Jods und Jodftali in Salbenform um den After herum und ins Mittelfleisch, innerlich Auf­lösungen des Jodkali oder die Jodtiuctur u. dgl. anzuwenden. Bei langwieriger Eiterung nützte mir in einem Falle noch die Thierkohle mit Rhabarber.
Wackeln der Schneidezähne vide Lockerwerden der Zähne.
Nr. 834. Wahnfügigkeit
gilt im Badischen Währschaftsgesetze = Fallsucht.
Waldkrankheit #9632;=#9632; Hinterleibs-Entzflndung.
Nr. 835. Die Warzen, Verrucae, sind mehr oder weniger grosse und harte, nicht selten gestielte, entweder ein­zeln vorkommende oder zahlreich über die Hautdecke verbreitete, ja in deren Ucbei'gängcn in die Schleimhaut (als im Maule, an den Lippen, am Zahnfleische, an den Backen, an der Zunge etc.) wuchernde Auswüchse, die wol selten durch iiusseru Druck u. dgl. allein entstehen, sondern jedenfalls öfterer Folge einer Vererbung, ja als Reflex eines anderweitigen Leidens, wie beim Rindvieh der Franzoscnkrankheit, gefunden worden sind.
Sie sterben oft von selbst wieder ab, oder sie sind bleibend und gehen selbst in weitere Entartungen (Feucht- oder Feigwarzen) über.
Behandlung, Da sie gewöhnlich erhebliche Schönheitsfehler sind, ja nicht selten den Dienst boeintrilchtigen, so versucht man gewöhnlich ihre Ausrottung. Und zwar benutzt man
1)nbsp; das Ausroisscn, besser das Aus- oder Abschneiden derselben.
2)nbsp; Das Abbinden geschieht bei dünn gestielten, mehr vereinzelten Warzen.
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744nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Warzen — Wasserscheu.
Es rauss so stark geschehen, dass dadurch alle Circulation aufgehoben wird. Wenn demnach binnen 24 Stunden keine Zusammenschrumpfung erfolgt, so ist eine zweite Ligatur anzulegen.
3)nbsp; Das Glüheisen und Aetzmittel gebraucht man dagegen bei Warzen mit breiter Basis, jedoch bei Weitem nicht immer mit glücklichem Erfolge.
Es rul st chl Schorl'bildung, Eile rung und theilweises Absterben, zuweilen aber auch Wucherung; und langwierige Eiterung, und man ist dann doch noch gcnöthigl, die Aus­rottung mit dem Messer vorzunehmen.
4)nbsp; Gräff in Leiningen beseitigte Warzen, die jeder andern Curmethodc getrotzt hatten, dadurch, dass er Pferden innerlich täglich Acid, arsenicos. Gr. xv, zwischen zwei Roggenbrodschnitte gestreut, acht Tage hindurch gab, einige Wochen sodann aussetzte, und dann das Mittel noch einmal wiederholte. Rindern gab er das Doppelte.
Nr. 836. Wasser - Balggeschwulst i. q. Balggeschwulst mit wässrigem Inhalte.
Wasserbruch = Hodensack-Wasserbruch. Wasserfäule vide Fäule.
Nr. 837. Wasserkopf
nennt man sowol die Gehirnwassersucht, wie die Drehkrankheit. Namentlich braucht das Nassau'sche Yiehwährschai'tsgcsetz diesen Ausdruck bei Schafen, wofür es eine Gewährsfrist von 14 Tagen feststellt.
Nr. 838. Die Wasserscheu, welche ein Symptom der Hundswuth bei Menschen ist, macht sich der Art bei Thiercn nicht geltend. Wol aber wird sie hin und wieder bei anderen Krank­heiten bemerkt. So erzählt Harrison im The Veterinarian, London 1841, von einem Pferde; Es bekam die fürchterlichsten Convulsiouen, wenn-man ihm ei­nen Eimer mit Wasser vorhielt und darin plätscherte. Entfernte man denselben wieder, so wurde das Pferd wieder ruhig, und f rass wie ein gesundes Pferd. Die Paroxysmen wiederholten sich 2 — 3 Tage lang, so oft man ihm Wasser anbot. Dann aber fand ein Nachlass der Krankheit statt, und endlich war nicht die geringste Aufregung zu bemerken. Einstmals wurden beim Koth­absetzen dieses Pferdes Spulwürmer mit entleert, und da man nun einen Zu­sammenhang dieses Wurmleidens mit der Wasserscheu bemerkte, so wurde das versüsste Quecksilber täglich zu einem Scrupel ungefähr 3 Wochen lang ge­reicht, wodurch eine grosse Menge von Würmern abgetrieben wurden und das Pferd vollständig genas.
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Wasserscheu — Wechselfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 745
Hering beobachtete, nach Repertorium III, S. 73, einen ähnlichen Fall, in welchem dieselbe Behancllung eiuen gleicii günstigen Erfolg hatte.
Wasser spat vide Spat.
Nr. 839.
Wassersucht
ist der Collcctivausdruck für Gehirn-, Brast-, Bauch-, llückenmarkswasser-
sucht etc., welcher Zustand im Allgemeinen in Lübek als Gowährsmangel mit
einer Währschaft von 4 quot;Wochen gilt.
Nr. 8-10. Wechselüeber.
So bestinint in früherer Zeit der Behauptung einzelner Schriftsteller und Practiker widersprochen wurde, dass unsere Hausthiere auch hin und wieder an Wcchsclficbcr leiden, so sind doch in neuerer Zeit so viele bezügliche Mit-theiluugen darüber gemacht worden, dass ihre Existenz aussei' Zweifel liegt. Einen wesentlichen wissenschaftlich - practischen Grund dafür führt uns Hert-wig Magazin XX, S. 443 in einer Mittheilung vom Regierungs- und Medicinal-rath Wittke zu dem von der K. Rogiernng in Erfurt dem Kreisthierarzte Rol­ling in Sömmerda abgeforderten Berichte über beobachtete quot;Wechselficber vor. Wittke sagt hierbei: Es sey zu berücksichtigen, dass Rolling in einer Gegend wohne, wo die Wcchsclfieber bei Menschen liilufig und endemisch vorkommen, und dass der intermittirende Typus überhaupt in neuerer Zeit auf Krank­heiten influirt, bei denen man ihm nach früheren Erfahrungen kaum das Vor­kommen zugestehen mochte.
Die Zahl der dem Hrn. Rolling vorgekommenen Wechsclfieber bei Haus-thieren ist jährlich etwa 5—8, indess andere viel beschäftigte Thierärzte we­nige oder gar keine beobachtet haben. So hat Hertwig seit mehr als 30 Jah­ren bei seiner ungeheuer starken Praxis resp. als Professor der Klinik nur ein solches bei einem Pferde und an 4 Hunden beobachtet.
Kölling führt folgende Erscheinungen bei Wechselficbcrkranken an: Gesträubtes Haar, wo die Horripilation eintrat, der Puls war frequenter, der Herzschlag war mehr oder weniger als im gesunden Zustande (in der freyen Zeit?) fühlbar. Während des Fiebers bezeigten sich dergleichen Patienten etwas verdriesslich, hingen den Kopf, wobei die Augen einen matten Blick hatten, Verlangen nach Futter und Gctriink war geringer; hei dem Rindvieh wurde das Wiederkäuen hin und wieder abwechselnd unterbrochen. War der Fieberanfall vorüber, so henahmen sich die Thierc so munter und wohl, wie jedes andere gesunde Thier, indessen bezeigten sie sich kurz nach dem Fiebcr-anfalle etwas angegriffen und ermüdet. Hielt das Wcchsellicbor mit seinen wiederholten Anfällen 8 — 14 Tage an, so wurden dergleichen Patienten sehr
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74Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wcclisclfieber.
ermattet und magerten mehr oder weniger ab. Je ücbwächcr die von dem Wcelisclfieber befallenen Pferde und Rinder waren, desto länger dauerte gc-wülinlicb auch das Fieber. War es einmal beseitigt, so blieb es auch in der Regel weg.
Heilung. Wenn es die Umstände erlaubten, so Hess Kölling solche Pa­tienten in einen geräumigen luftigen Stall bringen, hinlängliche Streu geben und massig nahrbaftes Futter reichen. Da der grösste Thcil der Patienten nodi seine Arbeit verrichtete, so wurden sie nur während des Fiebcranlalls mit einer Decke belegt. Grosse Portionen von Getränken durften den Patienten nicht auf einmal gereicht werden, indem sonst öfters Frostscliaudcr eintrat. Was die Arzneien selbst betrifft, so waren es in der Regel Tonica, welche nach Umständen mit Nervinis wechselten; auch flüchtige llei/.mittcl wurden hin und wieder mit Vorthoil angewendet. Ganz ohne Anwendung solcher Heilmittel sah Ref. keinen solcher Patienten wieder zur vollständigen Heilung bringen.
Gros-Claude gebrauchte bei einem Quartanfieber eines Pferdes den Arse­nik an den beiden fieberfreien Tagen und zwar jeden Tag 12 Grau in folgen­der Zusammensetzung: Pulv. Arsen, alb. Gr. XXIV Rad. Calam. arom. Herb. Trifol. fibr. ana Ijj Rad. Alth. Aq. font. q. s. Form. pill. Nr. IV. An den Fiebertagen wurde nur ein passendes diätetisches Regime eingehalten. Drei Drachmen Arsenik genügten zur vollständigen Heilung, nachdem China und Weidenrinde vergebens angewendet worden waren.
Hertwig bat mit Nutzen bei Hunden das schwefelsaure Ohinin verabreicht, bei einem Pferde aber auch von einer Latwerge aus Salmiak |jj Bitterklec, Wermuth ana |jjj Althäenwurzcl Jj Wasser q. s. ein ganz befriedigende^ Re­sultat erhalten.
Frey behielt nur die Causalindication im Auge (cf. unten,)
Hering nennt noch den gerösteten Kaffee zu 1 — 2 Unzen p. D. und den Wein als Heilmittel.
J. Lcssona, der viele Jahre bei einem Gestüte in Sardinien fmetionirte, behauptet in einer grosseren Abhandlung im Giornale de Vétérinaria, Turin, Bd. 111, S. 391, 401 (wiedergegeben im Repertorium XVI, S. 2(59), dass das Sumpf-miasma bei Rindern, Pferden und selbst Jagdhunden häufig Wechselfieber her­vorgerufen, und dass er solche mit 1 und 3 tägigem Typus seinen Collegon und Schülern gezeigt habe. Die Heilung erforderte Chinarinde oder Chinin.
Ucber die Seotionsergebnisse haben wir noch wenig Verlässliches. Lan-cisi will bei den zur Zeit der Wcchselficbcr-Epidemicn gefallenen Thicren ganz ähnliche Veränderungen angetroffen haben, wie in den Leichen' der Menschen. Nach Cleghorn sollen in Minorka die Hypertrophleen der Milz bei Schafen ebenso häufig vorkommen, als bei Menschen.
Da Wcchsclfiebor öfters auch in andere Kraaklicilcu übergehen, als in
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Wcchsclfieber.
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Entzündung, Wassersucht, Scorbut, Epilepsie, Typhus etc., so worden auch darnach öfters die Seotionsergobirisso seyn. So ist wabrsohelnlioh auch die tödtlidic Brustfellentzttadung, welche Plothmann (vide unten) nacli dem Wcch-scltieber enlstclien sah, daraus erwachsen. Das Scctionsergcbniss war: Unge­fähr 2 Eimer eines trüben, stinkenden Serums in der Brusthöhle und plasti­sche Exsudate an der Lungen- und Rippenplcura, sowie am Zwerchfelle.
Nach diesem (Iberslolitllchon allgemolnen Bilde, gobo lob von don vielen Einzelfällen die in Correspond, vél. de Fromage, Tom. IV, \). 28, ,Iomn. praliqne de Mëd. vét. par Diipiiy 1828 p, 527, Joilllial de BISd, vel. lllóoi'lquo et pratique, Tom. IV. p. 19, Kecucil do Sléd. vét. Tom. Vil, p. 101, Mem. de la soclclc des veler, de l'Herault 1842, p. 10, Topographic do ïeslc par Larlesquc. p, 10, Motanl, Byglolne, p. 149, La (•Unique de Marseille 1845 (vide Fliohs's tblerftrzllioho /eiliing 1846, Nr. 6), Boudin, Geograplrfe mc-dicale, Ilamont, 1'Egyplo sous Mobemot I, p. 5G9, Busoh's Zeltsclir. Bd. 11, Magazin V, 83, 415, XIV, 417, XV, 30G, XX, 411, 447, XXII, 226, Herings spec. Pathologic S. 242, CaiislalfsJalircsbericht, 1855, .S. 13, Repertorium IX, 45, XI, 218, Dictionnairc general do Mod. ot do Chir. vet. par Lecoq, Tabonrln, Tissorant, Lyon et Paris 1850, Artikel ficvrc intermittente etc. beschrieben worden sind, mir einige, um das Bild derselben bei den ein­zelnen Tliicrgattnngcu anscliaiiliclier zu machen:
Kreisthicrarzt Frey giebt im Magazin XV, S. 300—8, folgende Mitthei-lung eines eintägigen Fiebers. Ein brauner Wallach, 10 Jahr alt, von guter Constitution, wurde mir durch den Besitzer mit der Klage vorgeführt, dass er seit einigen Tagen nicht recht fressen wolle. Die Untersuchung des Allge-incinbefindcns ergab keine erheblichen Krankheitssymptome, und ich vermuthetc, weil reichliche, schmierige Speichelabsonderung und schmutzige Zunge zugegen war, dass vielleicht gasirische Unreinigkeiten die Veranlassung zum schlechten Fressen seyn möchte. Dem entsprechend wurde eine Latwerge aus Enzian und Glaubersalz verordnet.
Nach 6 Tagen untersuchte ich Patienten abermals und erfuhr, dass er seit der ersten Untersuchung alle Morgen zwischen 10 und 11 Uhr ein heftiges Fieber bekomme, wobei er zuerst stark friere, dann sehr schwitze, nach Ver­lauf einer Stunde wieder munterer würde und fresse.
Da es gerade die Zeit war, in der der Paroxysmus einzutreten pflegte, so Hess ich den Patienten in meinen Stall bringen. Fieberbewegungen etc. waren nicht zu entdecken, nur die oben erwähnten Erscheinungen im Maule und grosse Traurigkeit. Nach Verlauf einiger Zeit fing das Thier zuerst am Ilintertbeil zu frieren an, bald darauf über den ganzen Körper, und zwar so stark, dass es In einen Ptarrfrost verfiel. Der Puls war klein, härtlieh, zu-samnicngezügen, das Athmcn altcrirt, die sichtbaren Schleimhäute nlass, das Haar gesträubt, die Körporoberflächo kalt, die Excretionen unterdrückt. Dieses Stad. frigoris hielt gegen '/j Stunde an, darauf liess der Frost allmählig nach, die Baut wurde weicher, die Ilaare waren nicht mehr gcslriiubt, das Athmcn, und die Pulse wurden freyer, die sichtbaren Schlcinihüutcröthelcn sich. Unter
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Wechsclfieber.
iliesen Erscheinungen ging das Stad. oaloris in das Stad. criticum über, indem ein reichliclicrScliweissausbruch eintrat und zwar zuerst an den Hinterextremi­täten, die auch zuerst vom Froste befallen wurden. Der Puls wurde freier, die Schleimhäute normal geröthet, es stellte sich starker Durst ein, ebenso Koth- und Urinentleerung, jener war zwar geballt, aber mit einer dicken Schleimcruste überzogen und von penetrantem Geruch. Die ganze Dauer des Paroxysmus war gegen eine Stunde und soll, nach Aussage des Besitzers, sich stets in derselben Art und von derselben Dauer gezeigt haben. Das Pferd war nach diesem, sowie nach jedem vorher gegangenen Anfalle sehr ermattet und erholte sich erst nach längerer Zeit.
Gastrische Unreinigkeiten wurden als die Ursachen des Fiebers ange­nommen und zu ihrer Entfernung Aloöpurgaiiz, welche heftiges Laxiren zur Folge hatte, verabreicht. Die Eieberanfälle kehrten darnach nicht wieder und Patient wurde durch zweckmässige Diät vollständig wieder hergestellt.
Flothmann erzählt in Magazin XIV, S. 417, nachstehenden Fall eines dreitägigen Fiebers, wobei nur, verglichen mit anderen Fällen, auffallend ist, dass keine bestimmten Fieberstadien (St. frigoris, oaloris, criticum) zu be­merken waren:
Am 1. Februar 1848 Morgens 8 Uhr wurde mir das, zum 8. Königl. Preuss, Ul.-Kcg. gehörige Pferd Nelson krank gemeldet.
Die sogleich vorgenommene Untersuchung ergab: 65 volle und kräftige Pulse und 18 bis 19 Athemzüge in der Minute, unfühlbarer Herzschlag, höher geröthete, ins Gelbliche spielende Maulschleimhaut und Conjunctiva, erhöhte Wärme im Maule, trockne und belegte Zunge, verminderte Munterkeit, matten Blick, gänzlich aufgehobene Fresslust, vermehrten Durst und verminderte Tem­peratur der Extremitäten des Körpers.
Vorläufig wurden, allgemeinen therapeutischen Indicationen folgend, ein Aderlass gemacht und innerlich Ncutralsalze mit Pulv. sem. Lini zur Latwerge gemacht gegeben.
Obgleich nach dem Aderlasse der Puls ein wenig weicher und die Re­spiration freier wurde, so blieb doch im Allgemeinen im Laufe dieses Tages das Fieber auf gleicher Höhe, gegen Abend trat sogar noch eine geringe Exa­cerbation desselben ein, so dass die Frequenz des Pulses auf 70 und die des Athmens auf 23 in der Minute stieg.
Bei meinem Besuche am folgenden Morgen fand ich den Patienten ganz munter. Er hatte sein Morgen f utter, das aus einer Metze angefeuchteter quot;Wei­zenkleie bestand, mit dem grössten Appetit verzehrt, es zeigten sich bei ge­nauer Untersucliung, nur 43 rcgclmässigc, ziemlich volle Pulse und ^Athem­züge in der Minute, das Innere des Maules war gehörig feucht, die Farbe der sichtbaren Schleimhäute, mit Ausnahme einer geringen Gelbfärbung, normal und die Temperatur glcichmässig über den Körper verbreitet. — So blieb der
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Wccliselficbcr.
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Zustand des Thieres während dieses ganzen Tages. Das ihm dargereichte Futter verzehrte es mit vieler Gier, und es wurde deshalb beschlossen, es am folgenden Tage wieder in den Dienstgebrauch zu ziehen. Aber wie erstaunte ich, als ich bei meinem Besuche am 3. das Pferd aufs Neue krank fand, und zwar zeigten sich dieselben Symptome wie am 1., nur in etwas höherem Grade, so dass ich jetzt 75 Pulse und 25 Athcmzüge in der Minute zählte.
Nachdem ich meinen Collegcn hier diesen mir jetzt interessant scheinen­den Patienten gezeigt hatte, wurde einstimmig beschlossen, ihm vorläufig keine Arzneien zu geben, um zu sehen, wie derselbe sich morgen verhalten werde.
Auch im Laufe dieses Tages blieb das Fieber auf gleicher Höhe, gegen Abend aber fand sich wieder eine geringe Steigerung desselben ein, so dass man in der Minute 79 Pulse und 30 Athcmzüge zählte. Während des ganzen Tages rührte Patient kein Futter an, zeigte aber stets einen vermehrten Durst; er war sehr traurig, stand immer mit gesenktem Kopfe von der Krippe zurück, und es floss ihm von Zeit zu Zeit grünlich fadenziehender Schleim aus dem Maule.
Bei der Untersuchung am 4. Morgens 8 Uhr zeigte sich das Pferd wieder munter und verlangte nach Futter, es sah sich jedoch nicht so lebhaft um, wie am 2,, wenn man sich ihm näherte. Die Krcislaufsbewegungen, die Ke-spiration, die Farbe und der Feuchtigkeitsgrad der sichtbaren Schleimhäute wie am 2., eine gewisse Abgeschlagcnhdt und Mattigkeit, wie solche am 2., nicht zu bemerken gewesen waren, war heute nicht zu verkennen, der Durst war, wie vom Anfang der Krankheit an, auch heute vermehrt. So blieb der Zustand während -des ganzen Tages; das ihm gereichte Futter, welches bei jeder Mahlzeit aus •/, Motze genässtem Haferschrot und Heu bestand, verzehrte das Pferd mit sichtbarem Appetite. Heute erfolgte auch ein Abgang von Faeces (was gestern cessirt hatte); dieselben Hessen, aussei' dass sie von ge­ringerem Volumen und von grosserer Trockenheit waren, keine abnormen Ver­änderungen wahrnehmen. Während gestern sich der Patient zwar oft zum Harnen anstellte, aber immer nur wenig entleerte, zeigte sich heute ein reich­licher Abgang eines trüben, in der Euhc ein Sediment abscheidenden Harnes. — Da sich am 5, der Paroxysmus wie am 1, und 3. mit demselben Sympto-mencomplex wiederholte, so zweifelte ich jetzt nicht mehr daran, dass ich es mit einem intermittirenden Fieber mit dreitägigem Typus (febris intermittens tertiana) zu thua habe, und würde ich gern das dagegen so sehr gerühmte schwefelsaure Chinin in Gebrauch gezogen haben, wenn mich nicht, der Sel­tenheit dieser Krankheit wegen, die Begierde, den natürlichen, durch nichts gestörten Verlauf derselben, zu beobachten, davon abgehalten hätte, weshalb ich ein blos exspeetatives Verfahren vorzog und mich auf eine dem Zustande des Thieres anpassende Diät beschränkte.
Um zu sehen, ob der Fieberparoxysmus mit Schüttelfrost etc. beginne
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750nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Weclisclfieber.
und um welche Stunde derselbe überhaupt seineu Anfang nehme, übernahm ich vom G. auf den 7. die Naelitwaclie bei dorn Patienten, wobei ich bei den stündlich wiederholten Untersuchungen bis 5 Uhr Morgens keine Veränderungen weder in der Körpertemperatur noch in der Bluteirculation etc. wahrnalnn. Um 6 Uhr aber waren die Pulse bis auf 50 in der Minute gestiegen, die Na­sen- und die Maulschleimhaut nicht mehr so feucht, die Zunge schon ziemlich trocken und die Temperatur im Maule erhöht, die Körpertemperatur und die Respiration zeigten sich nicht verändert, das Uenehmen des Tliiers deutete je­doch auf einen gewissen Grad von Unwohlscyn, indem es sich von der Krippe isurückstelltc und den Kopf traurig hängen liess.
Von jetzt ab steigerten sich allmälilig alle Symptome, woran auch das Athmen Thcil nahm, so class um halb 8 Uhr die Pyrexio wieder vollstiindig atisgebildet erschien.
Es würde eine unnütze Wiedcrhohiiig sein, alle Symptome dieses Paro-xysmus hier nochmals anzuführen, indem dieselben unter derselben Gestalt, nur mit mehr Intensität wie am 1., 3. und 5. sich zeigten.
Nachdem am 8. wieder ein fieberfreies Intervall eintrat, bei der die Mattigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten aber eine grösstre Herrschaft zeigten, die Fresslust jedoch, besonders nach reinem Hafer, wie auch das Ver­langen nach reinem Wasser, sehr rege war, fand sich am 1). wieder eine Py­rexio ein, der am 10. noch eine und zwar die letzte Apyrexie folgte, von da ab schien letztere von erstem usurpirt zu seyn, indem sich ein coutinuirliehes Fieber von massiger Höhe mit asthenischem Character einstellte, wobei eine grösserc Mattigkeit, Traurigkeit, Schwäche (letztere zeigte sich namentlich im Hintertheil) etc. besonders hervorstachen.
Durch Pulv. rad. Calam., pulv. rad. Gentian., Camphor, trita mit einem Infuso-Decoct von rad. Salic, contus. und herb. Absinth, zu Latwerge gemacht, wurde dieses, wol nur als eine Nachkranldieit zu betrachtende Schwtichefieber, bis zum 18 ejd. beseitigt.
In der Nacht vom 18. zum 19. legte sich das Pferd auch wieder, wäh­rend es die ganze Dauer seiner Krankheit stehend zugebracht hatte.
Von jetzt ab zeigte es sich von Tag zu Tag munterer, alle So- und Ex-cretionen gingen normal von statten, und es verging keine Nacht, wo es sich nicht liegend ruhete.
Da der Appetit sehr rege war, so wurde ihm täglich etwas mehr Futter gegeben, um die Kräfte desto schneller zu heben; bis zum 1. März war man hiermit bis auf eine tägliche Ration von Vjt Motze Hafer und oben so viel Gerstenschrot gestiegen, dabei wurde ihm eine tägliche Bewegung von einer Stunde bei gutem Wetter im Freien, bei schlechtem in einer bedeckten Bahn gemacht. — Nach lOtägiger Fortsetzung dieser Behandlung war die Körper-
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Wcclisclfiebci'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;751
stärke des Pferdes so weit gestiegen, dass mau bescbloss, es in den nächst­folgenden Tagen wieder in Gebrauch zu nehmen.
Am 14. cjd. wurde mir jedoch dieses Pferd abermals krank gemeldet, und fand ich es, bei der sofort vorgeuommenen Untersuchung, zu meinem grössten Erstaunen mit einer Pleuritis behaftet. Diese neue Krankheit bot jeder Behandlung Trotz und nahm ihren Ausgang in Brustwasseisucht, woran das Pferd am 21. März zu Grunde ging.
Prof. Hertwig giebt in Magazin XX, S. 455—458 folgenden Fall eines dreitägigen Fiebers von einem Hunde:
Der Major Herr von P. hiersclbst stellte mir am 8. September 1833 einen 5 Jahre alten, braunfleckigen Hühnerhund von männlichem Geschlecht vor, mit der Bemerkung: dass derselbe, nach dem er in der seit 14 Tagen wieder eröffneten Jagd-Saison täglich benutzt worden, seit 4 Tagen mangelhaf­ten Appetit und Mattigkeit zeige und besonders gestern Nachmittags kaum fortzubringen gewesen sey, heute erscheine der Hund zwar munterer, aber das sey auch vorgestern der Fall gewesen, — und desshalb könne man dem Ge­sundheitszustände nicht trauen.
Ich fand bei genauer Untersuchung des Hundes gar nichts Abnormes und konnte somit weder ein Urtheil über seinen Krankheitszustand abgeben, noch Arznei verordnen. Da aber der Eigenthümer gern den Hund bei sich behal­ten wollte, so versprach ich, am folgenden Tage mich nach dem Befinden des Thiers weiter zu erkundigen. Dcmgemäss ging ich am 9. September des Nach­mittags 5 Uhr in die Behausung dos Herrn v. F. und erfuhr hier, dass der Hund am ganzen Vormittage munter gewesen, Mittags traurig geworden und zwischen 1 und 2 Uhr Zittern und Haarstäuben gezeigt, sich auf seine Decke gelegt, das Futter versagt, nach einer Stunde aber sein Lager verlassen, sich bald da bald dorthin gelegt und oft Wasser getrunken habe.
Ich fand ihn ohne seine sonstige lebhafte Aufmerksamkeit, matt, den Blick trüb, die Nase heiss und trocken, die Lippen ebenso, die Zunge dunkel-roth, das Athmen bis auf 23 Züge beschleunigt, öfters etwas schneller, und dann wieder langsamer, den Herzschlag au beiden Seiten der Brust fühlbar, 86 mal iu 1 Minute, den Arterienpuls massig voll und eben so schnell.
Aus diesem Befunde, sowie aus dem bisherigen Gange der Krankheit und aus dem Vorbericht entstand grosser Verdacht, dass dieselbe ein Wechselfieber sey. Aber für gewiss nahm ich diess noch nicht an. Da jedoch der Eigen­thümer eine schnelle Cur wünschte, fing ich dieselbe noch heute mit folgendem Brechmittel an: Rp. Tart. stibiat. gr. jjj, Pulv. rad. Ipecacuanhae 9j, Aquae dest. c. Jj, M. D. S. gut uingcschüttelt, die Hälfte, und wenn nicht vollstän­diges Erbrechen erfolgt, nach •/, Stunde die andere Hälfte zu geben. — Es trat schon von der ersten Hälfte eine hinreichende Wirkung mit Erbrechen und etwas Laxiren ein. Der Hund soll hiernach sehr matt gewesen seyn.
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752nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wecliselftcbcr.
Am 10. September hatte sicli wiilirend der ganzen Tages der Hund mun­ter und oline irgend ein Krankheits-Symptom gezeigt, nur der Appetit war nicht ganz so lebhaft, wie in den fiühern Zeiten. Es wurde daher, auf aus­drücklichen Wunsch des Herrn v. P. dem Thiere eine Mixtur von Salmiak 1 Drachme, Chamillcnwasser 2 Unzen und wässerige Rhabarbertinctur 2 Drach­men, den 6. Theil alle 3 Stunden gegeben. Veränderungen irgend einer Art wurden hiernach nicht bemerkt.
Den 11. September war der Hund wieder bis zum Mittag ganz munter, aber um 1 Uhr 25 Minuten trat, nachdem der Hund in aller Stille sich auf seine Lageidecke gelegt, ein Fieberfrost mit Zittern, Zucken der Gliedmassen, Haarsträuben, Kälte der Ohren, der Fttsse und zuletzt des ganzen Körpers ein, auch soll das Athmen kürzer und schneller und das Maul blasser geworden seyn. Den Herzschlag und Puls konnte der Eigenthümer nicht beurtheilen, da ich aber mein Interesse über die Krankheit dahin ausgesprochen, dass ich wohl wünschte, wenn das Fieber wiederkommen sollte, einen Anfall vom An­fange an zu sehen, —• so schickte Herr v. P. sogleich nach mir. Ehe ich aber gefunden wurde und zu dem Patienten kam, war es 2l/4 Uhr geworden, und ich sah daher von Frostschauder nichts mehr, sondern nur noch die Erschei­nungen des Hitzestadiums ganz in derselben Weise, wie am 9. September. Später, des Abends soll der Hund wieder munter gewesen, seine Nahrung aus HammelfleischbrUhe und Brod verzehrt und Koth und Urin entleert haben. Ueber die Beschaffenheit des Letzteren konnte ich nichts erfahren, den Erste-ren fand ich am folgenden Tage breiig und dunkelgclb gefärbt.
Am 12. September gab ich dem Hunde, da der Besitzer drängte, Pil­len aus Chinin, sulphuric. 5/S in Extract. Trifol. fibrin, q. s. bestehend, und diese Masse in (3 Thcile getheilt, alle 3 Stunden hiervon 1 Stück. Das Thier benahm sich an diesem Tage ganz munter. Wirkungen von der Arznei waren nicht zu bemerken.
Den 13. September wurden des Vormittags die noch vorhandenen 2 Pil­len verabreicht. Der Hund war anscheinend gesund, aber gegen 2 Uhr fand sich der Fieberfrost ein, er war schwächer als in den frühem Anfällen und ging nach einer halben Stunde vorüber. Auch das Hitzestadium war kürzer und schwächer, als in den vorhergegangenen Tagen. Es wurden daher
am 14. September die 6 Pillen vom 12. d. M, wiederholt und von ihnen 4 Stück eingegeben. Krankheits-Symptome zeigten sich an diesem Tage gar nicht, der Hund frass und trank wie ein gesunder, und an den Se- und Ex-cretionen war nichts besonderes zu bemerken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Der 15. September sollte ein Fiebertag seyn, aber es zeigte sich bis späten Abend keine Spur der Krankheit, — und so auch in den folgenden Tagen nicht, der Hund war munter, lebhaft, bei gutem Appetit und hielt auch auf der Jagd wieder gut aus.
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Wechselfiebcr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 753
Es waren also in diesem Falle, wenn man, laut Vorbericht, den ersten Anfall als am 5. September annimmt, 5 vollständige Anfälle in regelmässiger Aufeinanderfolge zugegen gewesen.
Kreisthierarzt Cajori zu Nimptsch beobachtete (nach Magaz.-Suppl. XXII, 55) einen Fall von Febr. inter mittens te rt ia na bei einem Pferde. Nachdem er die Krankheit, deren Ursache er in einem gastrischen Uebel erkannt hatte, mit einer Purganz und demnächst mit einem Pulver, bestehend aus Pulv. Opii Gort. Quere, Hippocast., Rad. Calami ^iv behandelt hatte, verschwand sie, kehrte jedoch nach 14 Tagen wieder. Nach einer abermaligen Anwendung dieses Pulvers blieb das Thier fernerhin davon verschont.
Von einem dreitägigen Fieber bei einem Schweine berichtet Jenisch in Magazin XXII, S. 226 Folgendes:
Mitte Januar warf eine V/^ Jahre alte Sau 10 Ferkel, hatte bedeutende Nachweheu, zeigte Schwäche im Kreuze und litt bald darnach an Harnver­haltung, welche durch eine Brennesselabkochung beseitigt wurde. Die Schwäche im Kreuze verlor sich auch allmählig nach Waschungen mit Branntwein und Seife, die Sau säugte ihre Ferkel 6 Wochen, war dabei ganz munter, nahm später den Eber wieder an. Drei Wochen lang wieder trächtig, lag am 3. Juni die Sau kalt und zitternd im Stalle, verschmähte Futter und Getränke, entleerte weder Koth noch Urin, der mit den Fingern abgenommene Koth war sehr trocken und hart. Man vermuthete, das Thier habe sich durch die bisherige Fütterung mit Kaff und Kartoffeln geschadet, und wendete wieder Aderlass, Brennessel­abkochung, Glaubersalz, Antimonium und Bockshornsamen an, deckte Patientin mit Stroh und Säcken zu, und trieb sie, als sie nach einiger Zeit warm ge­worden war, zur Bewegung an. Sie zeigte sich dabei sehr steif und wankend, wurde aber gegen Abend besser, entleerte Urin und festen Koth und nahm etwas von dem vorgelegten, aus Molken, Kartoffeln und Gras bestehenden Futter.
Am 4. war die Sau anscheinend ganz gesund, am 5. aber wieder wie am 3., am 6. und 8. wie am 4. und 7., und am 9. wie am 3. Am 9. Nach­mittags nämlich fand ich die sehr magere Patientin auf dem Hofe im Schatten eines Baumes liegen, 30 — 35 Male in der Minute athmend, die sichtbaren Schleimhäute höher geröthet, die Zunge schmutzig belegt, die Extremitäten und die ausgeathmete Luft vermehrt warm, den Herzschlag undeutlich fühlbar und matt, etwa 100 Male in der Minute, die Fresslust fehlte ganz, der Gang war sehr gespannt, im Hintertheile wankend mit deutlicher Lahmheit des linken Hinterfusses, ohne dass sich durch Druck mit der Hand eine schmerzhafte Stelle finden Hess. Gegen Abend wurde etwas fester Koth von eigenthüm-lichem Gerüche und schwarzgrauer Farbe, und bald darauf etwa 4 — 5 Unzen klarer, gelber Urin entleert, die Temperatur verminderte sich, das Athmen wurde ruhiger, der Gang freier bis auf das Hinken mit dem linken Hinterfusse.
t'alkc, Krankh. d. Hauttli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48
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Demgcmäss wurde Chinarinde, Alant, Althäenwurzel und Antimon ana verordnet und täglich 4 Male 1 Theelöffel voll mit Milch gegeben.
Am 10. war aussei' einer geringen Lahmheit des linken Hinterfusses und etwas Mattigkeit kein Krankheitszeichen wahrzunehmen. Am 11. beobachtete ich die Sau von 3 Uhr früh bis 10 Uhr Abends und bemerkte Folgendes:
Früh gegen 5 Uhr stellte sich ein Dehnen und Recken der Extremitäten und des Rückens ein, dem bald leichte Zuckungen folgten, welche, nach und nach häufiger werdend, gegen 6 Uhr zum förmlichen Schüttelfroste wurden, der das auf der Seite liegende Thier dermassen durchrüttelte, dass es auf der Streu förmlich hin und her flog. Hierbei war die Temperatur des Körpers und der ausgeathmeten Luft vermindert, die Klauen und der Rüssel bleifarben, das Auge halbgeschlossen, die sichtbaren Schleimhäute blass, die Zunge schmutzig­gelblich belegt. Gegen 6 Uhr Hessen die Erscheinungen in ihrer Heftigkeit nach, das Zittern wurde geringer, die Temperatur hob sich und mit derselben stellte sich die normale Farbe des Rüssels, der Klauen und der Schleimhäute wieder ein. Gegen 7 Uhr nahm Patientin einige Löffel voll Milch, die Tempe­ratur des Körpers stieg immer mehr, die Schleimmembranen rötheten sich höher und wurden trocken, der Beleg der Zunge trat mehr hervor, das Ath-men war beschleunigter, das Thier veränderte oft seine Lage, suchte kühle trockene Orte, der Gang war steif und schwankend und statt der beobachte­ten Lahmheit des linken zeigte sich diese auf dem rechten Hinterfusse. Um 4 Uhr Nachmittags hatte das Hitzstadium seine höchste Höhe erreicht, die Zahl der Athemzüge war bis auf 35 in der Minute gestiegen, die Unruhe war gewaltig, das Thier blieb nicht 3 Minuten in derselben Lage, doch jetzt nahmen auch die Erscheinungen allmählig wieder ab. Bald nach 6 Uhr wurde der Gang wieder freier und nach Entleerung eines harten Kothes von schwarz­grauer Farbe und eigenthümlichem Gerüche, und klaren gelbbraunen Urins wurde etwas flüssiges Futter genommen. Um 7 Uhr hatten sich die Krank­heitserscheinungen,, bis auf eine geringe Röthe der Schleimhäute, ganz matten Zungenbeleg, Mattigkeit und Lahmheit im rechten Hinterfusse verloren, und um 10 Uhr waren nur noch die letzten beiden Erscheinungen zugegen.
Am 12, hatten sich an beiden Hinterfüssen schmerzhafte erbsen- bis, haselnussgrosse Knötchen gebildet, welche in der Haut liegend dieselbe Farbe und Temperatur hatten. Das Allgemeinbefinden wie gestern Abend, Appetit ziemlich gut. Das obige Pulver wurde zu 2 Theelöffeln alle 3 Stunden ge­geben.
Am 13. war der Fieberanfall wie am 11., doch fing er erst um S'/^ Uhr früh an und war bereits um 4 Uhr Nachmittags zu Ende. Am 14. und 15. wie am 12., doch die Steifheit in den Hinterfüssen etwas vermehrt, die Knöt­chen verschwunden, der Koth war weicher, der Urin trüb und gelblich. Die Medicin wurde wie am 12. gegeben.
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Wechselfieber — Weicher Fluf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;755
Am 16. ein letzter leichter Fieberanfall von 7 — 12 Uhr Vormittags dauernd. Doch war die Steifheit der Hinterfüsse am 17. noch sehr bedeutend, und verordnete ich 2 Drachmen Aloii als Abführmittel zu geben, und die Hin­terfüsse mit Carnpherspiritus und Terpentinöl ana tiiglich 2 Male einzureiben-Seit dem 25. Mai ist auch die Steifheit verschwunden und die Sau bis jetzt ganz gesund gewesen.
Gleichzeitig und schon vorher wie nachher herrschten in hiesiger Gegend viele Wechselfiebcr unter den Menschen.
quot;Weitere Mittheilungen macht Borcherit aus Nordamerika in Magazin XXIII, 95.
Einen Fall von intermittirendem Fieber mit viertägigem Typus enthält Magazin XX, 414, beschrieben von Gros-Claude (Heilung vide oben).
Czermak legt Beobachtungen bei einem Hunde und einem Capu-ziner-Aeffchen im 15. Bd. 2 St. S. 277 und folg. der medic. Jahrbücher des Oesterreichischen Staates über diesen Gegenstand nieder.
Dr. Wittmaack gebrauchte gegen Wechselfieber bei Menschen mit dem erfreulichsten Erfolge vorerst ein Brechmittel, um eine kräftige Umstimmung im Unterleibsnervensysteme zu bewirken, und, nachdem sich der Kranke davon erholt, nach Umständen entweder Chinin, sulphur. G. jj Morph. acet. Gr. '/i Elaeosacchar. Foenic. 5/J m. d. t. Dos. VI. S. Alle 2 Stunden 1 Pulver zu geben, oder Chin, sulph. Gr. xjj, Acid, sulph. Gtt. XXIV, Aq. Foenic. Jvj quib. adde Morph. acet. Gr. (ante in ac. acet. solut.). Syrup. Aurant. cort. 5vj MS. Alle 2 Stunden 1 Esslöffel voll. — Patient erhält die Medicin, mag Pyrexie oderApyrexie vorhanden seyn. Ist der Frost sehr heftig, so werden in seinem Beginnen zwei der obigen Pulver gegeben, oder es wird gegen die Zeit, wo er erwartet wird, separat */,—1*/4 Gran Opium verabreicht.
Nr. 841.
Wohofügig, wehetägig, Wehetagen, Wehethätigkeit, quot;Weitag
sind gleichbedeutende Ausdrücke für Fallsucht, die im Würtembcrger Vieh-
währschaftsgesetze als Gewährsmangel sich finden. Währszeit bei Pferden und
Rindern 4 Wochen 3 Tage.
Nr. 842.
Der weiche Huf,
welcher von Natur, besonders gern bei hellem Hörne, oder in Folge fortdauern­den weichen und nassen Standortes und Bodens vorkommt, macht die diesen entgegengesetzten Verhältnisse wünschenswerth, und fordert eine gute Hufsalbe, die aus harzigen Stoffen gefertigt ist, und leichte Eisen, die dafür auch ganz passend unter Umständen aus Stahl gefertigt werden können. Die Nägel sind
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756nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Weicher Huf — Weitag.
hoch zu schlagen, die Nieten dürfen nicht klein seyu, denn sie müssen sich etwas über die Fläche hin ausbreiten.
Nr. 843. Der Woichselzopf ist eine chronische Ausschlagskrankheit, indem nämlich eine eigenthttmlich riechende, nach Vauquelin grösstentheils Mucus, nach Hünefeld eine Osmazom-artigo, leicht zersetzbare thierische Materie enthaltende Flüssigkeit ausschwitzt, wodurch Mähnen und Schweif und bisweilen auch die kurzen Haare fest zu­sammenkleben und dadurch dicke Zöpfe bilden, zugleich ist der Haarwuchs krankhaft vermehrt. Selbst die Hufe sollen nach dem Zeugnisse Chromny's mitleidend seyn.
Aetiologie. Nach Schlegel soll früher in Russland und Polen von 6 — 7 Pferden wenigstens eins von diesem Uebel heimgesucht gewesen seyn; häufiger soll sie bei Stadtpferden, als bei jenen auf dem Lande gefunden werden. — Nach Lafontaine, Adamowicz und Gase leiden auch Hunde, und nach Tolkowsky selbst Rinder daran. Sie findet sich epidemisch, namentlich in der Tatarey, Russland und Polen, durch unmittelbare Berührung sich fortpflanzend, nachdem sie insbesondere durch die stinkenden Ausdünstungen der Weichsel ins Leben gerufen worden ist. Eineke berichtet in Magazin - Supplement XX, 47: Bei einem Pferde, welches im vorigen Quartale an der Influenza litt, blieb ein be­schleunigtes Athmen zurück. Mit einem Male zeigten sich die Spuren zur Bildung des Weichselzopfes. Sowie diese zunahm, nahm das frequente und angestrengte Athmen ab; heute ist der Weichselzopf ausgebildet, das Pferd aber athmet nun frisch und gesund.
Prognose. Wenn sich erst gesunde Hornbildung wieder bemerkbar macht, so kann man das krankhaft Veränderte nach und nach abschneiden, thut man es aber früher, so entstehen öfters daraus gefährliche Allgemeinleiden. — Nach Dr. Wolfram fragt man beim Kaufe der Pferde immer vorzüglich nach solchen, die an Weichselzopf gelitten haben, weil man ihnen eine weit stärkere Con­stitution zutraut.
Behandlung. Anfangs werden gelind kühlende und eröffnende Mittel, wie Schwefel mit Weinsteinrahm, bei trägerer Natur die Reizmittel, übrigens aber Schutz vor Erkältung in Ausübung gebracht. Tritt er aber zurück, so sind Fontanelle und andere Hautreize, unter Umständen entzttndungswidrige Mittel am Platze.
Weinstein der Zähne — Zahnstein. Weisse Borste =e Kropfbrand-Beule. Weisser Fluss vide Gebärmutter-Catarrh. Weitag vide Wehefügig.
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Weiter Huf — Wirbelbrüche.
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Nr. 844,
Der weite Huf
ist gewöhnlich zugleich ein Flachhuf, daher auch die Ursachen dafür und die Behandlung als gleich bei diesem anzusehen sind.
Die \Verlhof'scheFleckenkrankheit = Blut fleck enk rankheit.
Nr. 845. Die westindische Fest, Syn. das geïbc Fieber, befällt auch Thiere, wie Dr. Wiener im 34. Stücke der allgem. medic. Cen-tralzeitung, Jahrg. 1842 berichtet. In dem Hause, wo er wohnte, starben drei Hunde schnell nach einander am schwarzen Erbrechen; auch Kanarienvögel unterlagen der Seuche. Uebrigens erwähnt schon Dr. Don Pedro Maria. Gon­zalez in seinem Werke über das gelbe Fieber solcher Todesfälle.
Wetzerkrankheit = Gnubberkrankheit.
Widernatürlicher After = Kothfistel.
Widernatürliches Gelenk = Künstliches Gelenk.
Wiederrüst-Schäden vide Druckschäden.
Windcolik vide Colik.
Winddorn vide Knochenentzündung.
Windgeschwulst = Luftgeschwulst.
Nr. 846. Wirtoeltorüehe
sind nicht gar selten vorkommende Uebel, und zwar finden wir sie ebensowol an den Halswirbeln (cf. n. a. Canstatt's Jahresbericht, 1855, S. 52), wie an den, besonders letzten, Rücken- und Lendenwirbeln, und hier namentlich an den Quer-, bei den Rückenwirbeln an den Stachel-, und bei den Halswirbeln an den schiefen Fortsätzen, doch hat auch öfters ein Bogen und hin und wie­der selbst der Körper eines Wirbels, ja mehre Wirbel zugleich eine Fractur erlitten. Auch findet man wol die Complication von Bruch und Verrenkung.
Symptome. Bei weitem nicht immer ist der Bruch als solcher im leben­den Zustande nachzuweisen. Aber wenn gewaltsame Eindrücke statt gefunden haben, die betroffene Stelle sehr schmerzhaft und geschwollen ist, wenn sogar Schwäche oder Lähmung hinter der betroffenen Stelle eintritt, wenn ferner auch, namentlich an den Halswirbeln, eine veränderte Stellung sich bemerkbar macht, so darf man sie annehmen.
Ursachen. Es sind iramer heftige Gewaltthätigkciten, die auf diese Theile wirken, als ursächliche zu beschuldigen, insbesondere an den Halswirbeln, wenn
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quot;J58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wirbelbrüche — Wund-Starrkrampf.
/,. B. Rinder mit einaBder kämpfen, wenn Thierc auf den Kopf stürzen, und au den Rücken- und Lendenwirbeln, weun sie unter den Standbaum oder unter Verzäunungen gerathen, überhaupt ungeschickt niederstürzen, bei sehr heftigem Setzen über Gräben etc,
Prognose. Bei Brüchen der Fortsätze ist öfters Heilung möglich, obwol zuweilen ein Schönheitsfehler zurückbleibt; sind dagegen Bügen oder Körper zerbrochen, und machen sich nun vollends die Zufälle der Erschütterung, der Blutergiessung und der mechanischen Reizung der Bruchtheilo aufs Rücken­mark durch Schwäche, Lähmung etc. bemerkbar, so ist der Tod gewöhnlich unausbleiblich.
Behandlung. Aus ihrer Lage gekommene Theile sucht man thunlichst wieder zu vereinigen und sie, bei grossen Thieren mittelst des Aufhängegurtes, darin zu erhalten. Ausserdem gebraucht man innerlich und äusserlich ent­zündungswidrige, später äusserlich belebende, ja reizende Mittel.
Etwaige Splitterungen sind bei günstiger Zeit zu entfernen.
Wirbelverrenkung vide Rückgratsverstauchung und Hals­wirbel-Verrenkung.
Nr. 847. Wolfshunger wird das widernatürliche starke Verlangen nach vieler Nahrung genannt, so dass daran Leidende, wenn diese nicht vollgenügend vorhanden ist, auch un­verdauliche Stoffe aufnehmen.
Als Ursachen werden krankhafte Umänderungen des Magensaftes oder Verstimmungen der Magennerven allein beschuldigt.
Behandlung. Man benutzt dagegen säurebrechende, purgirendc, narco­tische und andere umstimmende Mittel.
Wollefressen vide Ausfallen der Haare.
Nr. 848. Das Wundlaufen
der Hunde ist nach anhaltenden Bewegungen auf hartem und steinigem Boden eine ziemlich häufige Erscheinung. Auch Schafe und noch mehr Rinder werden, wenn letztere namentlich barfuss starke Märsche auf rauhem Wege haben, mit­unter leidend werden.
Ruhe reicht oft allein zur Heilung hin; bei stärkerer Entzündung sind aber noch kühlende Mittel und Schutz vor neuen Einwirkungen nöthig.
Wundliegen = Durchliegen.
Wund-Starrkrampf vide Starrkrampf.
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Wundwcrdcn der Schultergrube — Wurmige Lungcnscuchc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 759
Nr. 849. Das Wundwerden der Schultergrube
kommt bei Pferden, die an jenem Orte in Folge anstrengonder Arbeit stark schwitzen, aber durch Zugluft oder durch anspritzenden Schmutz sich wieder erkälten oder verunreinigen, vor, und hat nicht selten auch bedeutende An­schwellungen des Zellgewebes unter der Haut in ihrem Gefolge. Die Zufälle sind dann wie bei rheumatisch Afficirten oder Buglahmen. Die Anlage giebt eine enge Brust, wenn die Ellenbogen sehr einwärts stehen, es kommt auch gern bei Pferden, die stark fuchteln, vor.
Behandlung. Oft sind Reinigung und Euhe allein nothwendig. Um die Heilung zu beschleunigen, können Waschungen mit Branntwein oder Goulard-schem Wasser oder Einreibungen von Bleiweisssalbe oder das Collodium an­gewendet werden. Zuweilen sind sogar fieberhafte Bewegungen zu berück­sichtigen.
Nr. 850. Wurffleber fälschlich für Kalbefieber.
Nr. 851. Wurm vide Hautwurm und Ohrwurm. Ersterer ist unter der vorher angeführten Bezeichnung Hauptfehler und es besteht dafür in Bayern und S. C. Gotha 14, in S. Meiningen 28, in Oester-reich 30, in Würtemberg 31 Tage Gewährsfrist. Wurmcolik vide Colik.
Nr. 852. Die wurmige Lungenseuche,
Syn. Vcrmiiiöse Lungcnscuchc, wurmige Lungcnsuch t, Phthisis pul-m o n a 1 i s v c r m i n o s a,
ist darin begründet, dass bei Lämmern, manchmal seuchenhaft über dieselben verbreitet, der Luftröhrenkratzer oder fadenförmige Pallisadenwurm, Strongy-lus filaria, in den Luftröhrenästen in grösserer oder ungeheuerer Menge mit dem Schleime daselbst zu ganzen Knäueln verbunden, bei Kälbern der klein-schwänzige Pallisadenwurm, Strongylus micrurns s. vitulorum, sich vorfindet und durch Krankheitserscheinungen sich geltend macht.
Mit denselben verbindet sich oft Strong, conlortus im Labmagen der Schafe, wo­durch wieder die sogenannte .Magenwür ine rseuche conslituirt wird.
F.ymptomc. Es machen sich erst bei grösserer Entwicklung besagter Würmer ein heiserer, keuchender oder krächzender Husten, weiterhin beschwer­liches Athmen, Bleichsucht, Schlaffheit, Mattigkeit, bläuliche Sclerotica, weite Pupillen, verminderte Fresslust und Zurückbleiben der jungen Thiere im Wachs-
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760nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wurmige Lungenseuche.
thum, Abmagerung und im Ausgehen der ganz unelastischen Wolle bemerkbar. Nach und nach wird aber eine Zunahme des angestrengten Hustens bemerkbar, ja er wird stark tönend und führt zum Auswurf solcher Wurm- und Schleim­massen, oder zur Erstickung. Wenn aber der Tod nicht dadurch erfolgt, so kann die Krankheit sich Monate lang hinziehen, ehe ein hectisches Fieber dem Leben ein Ende macht.
Nach Hering befällt die Krankheit auch die Hühner, Fasanen, Gänse und anderes Geflügel. Bei jungen Gänsen wurde sie u. a. vom Kreisthierarzt Przibylka im Ecgierungsbczirk Oppeln beobachtet: Die Erkrankten zeigen sich matt, bleiben hinter der Hecrde zurück, legen sich, schütteln den in die Höhe gehobenen Kopf, athmen beschwerlich, sperren den Schnabel auf, zeigen An­strengung zum Erbrechen, es findet sich schaumiger Sehleim im Maule und Blässe der Schleimhäute.
Die Erkrankten starben alle.
Bei der Ohduction fanden sich die Lungen welk, in der Luftröhre und ihren Aesten zeigten sich Knäuel von rothen Fadenwürmern in Schleim ge­hüllt. Bei genannten Säugethieren finden sich aber ausser besagten Würmern auch Blasenwürmer, Egeln, wassersüchtiger Zustand, die Lungen blass und auf­gedunsen, auch wol theilweise fleischig und knotig.
Ursachen. Die Disposition ist durch das jugendliche Alter gegeben, übrigens sind in einzelnen Fällen auch ältere Schafe und 6 — 10 jährige Kühe mit Bronchialwürmern behaftet gefunden worden. In der Schweiz soll die Krank­heit nicht selten bei Schweinen seyn. Schwächliche und durch schlechte pro­teinarme Fütterung, nasse, sumpfige Weide etc. geschwächte Thiere sollen ihr besonders unterliegen. Dagegen verzögerte in der Ecgel warme Witterung und Höhenweide den Gang der Krankheit, ja die Thiere erholten sich dadurch oft allein, obschon auch, nach Gerlach, sehr trockene Jahre und Höhenweide, wo es freilich zugleich sehr knapp herging, sie begünstigt haben sollen. Bei den späten Erkrankungen im Winter prävaliren immer mehr die Magenwürmer.
Die Prognose ist um so weniger günstig, wenn die äusseron Verhältnisse schwer tilgbare sind, und bereits an Zehrfieber Leidende sind wol unrettbar. Im Ganzen hat diese Krankheit der Landwirthschaft unsäglichen Schaden ge­bracht (Magaziu XXII, 293).
Prophylaxis. Nach Gerlach machte man in Selchow, wo man alljährlich den grössten Theil der Lämmer an in Rede stehender Krankheit verlor, die Erfahrung, dass sie nicht wieder vorkam, nachdem man angefangen hatte, die Lämmer bis zur Stoppelweidc im Stalle zu behalten.' Mindestens muss man aber vor dem Austreiben etwas trockenes, aromatisches Futter und überdiess noch wo möglich trockene, insbesondere Bergweide, übrigens auch Möhren, ge­rösteten Hafer, auch Malzschrot, Eicheln, Rosscastanien den Bedroheten und
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Wurmige Lungenseuche — Wurmkrankhcit.
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bereits Ergriffenen zu Gute kommen lassen. Sehr bedeutende Kränklinge sind aber jedenfalls besser auszumerzen.
Behandlung. Bittere, gewürzhafte Mittel. Seer empfiehlt den Eisenvitriol als wahres Specificum, resp. nachgenannte Arzneimischung sowol als Lecke, oder bei mehr Erkrankten mit Wasser als Einguss in folgender Mischung für 100 Häupter, drei Tage hinter einander in zwei getheilten Gaben zu verab­reichen, dann aber, wegen bedrohlicher Obstruction, zwei Tage auszusetzen: Eisenvitriol |jv, Calmuswurzel, Angelicawurzel ana Lbj, geröstetes Mehl Lb/J, Wasser Lbj/?. Nach Gerlach ist 2'/raquo; Unzen Creosot für 100 Stück Schafe, in Wasser gegeben, sowol gegen Band- und Magen-, wie gegen LungenwUrmer vorzüglich wirksam.
Um den Auswurf derselben zu befördern, gebraucht man täglich 1 Mal und mehre Tage hinter einander Räucherungen von Horn, Leder, Haaren, Eedern, Knochen etc., wonach man sie ins Freye lässt. Hühner sollen durch Tabaksrauch geheilt worden seyn.
Doch nicht allein der Luftrölirenkratzer ist es, welcher Krankheitserschei­nungen hervorruft, vielmehr wird
Nr. 853. Wumakrankheit .\i/n. Wurmsi echthum, Wurmsucht, llclniin Uiiasis, auch durch manche andere Arten Eingeweidewürmer bedingt, und es ist schon mehrer Arten (unter Band- und Elasenwiirmer, Drehkrankheit, Finnen, An­brüchigkeit, Egelseuche. Bremsenlarven, Fünfloch-Wurm, Epilepsie, verminöse Augenentzündung etc.) gedacht worden. Die Würmer aber, welche am häufig­sten zu Krankheitsslörungen im Verdauungscanale Anlass geben, sind Spulwür­mer, bei Pferden Ascaris megaloeephala, und Strongylus contortus im Lab­magen der Schafe, durch welche die sogenannte Magenwürmerseuche bedingt wird; ausserdera Spiroptera megastoma bei Pferden, Spiroptera sanguinolenta und Strongylus trigonocephalus hei Hunden in krankhaft vergrüsserten Schleim­bälgen; Spiroptera strongylina bei Schweinen; im Pansen und in der Haube der Wiederkäuer Amphistoma conicum. Strongylus armatus und Oxyuris curvula, die im Dickdarm des Pferdes zuweilen zahlreich vorkommen, scheinen dem-ungeachtet keine grossen Beschwerden zu machen. Der Riesenkratzer, Echi-norhynchus Gigas, welcher nur im Dünndarme des Schweines lebt, durchbohrt selbst mit seinem Hakenrüssel nicht selten die Darmwand.
Symptome im Allgemeinen: Schlaffer Faserbau, glanzloses, struppiges Haar, mattes, wässriges Auge, blasse Maulschleimhaut, zäher Schleim daselbst, erweiterte Pupillen, aufgetriebener oder auch aufgeschürzter Leib. Die Thiere sind sehr gefrässig, der After ist schlecht geschlossen, Koth unverdaut, in und mit ihm werden Würmer zuweilen entleert. Die Thiere stehen öfters horchend
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Wurinkrankheit — Zäpfigkcit.
da, oder zeigen sich wie dummkollerig, oder im Ganzen kränklich. Sie flennen oder reiben sich mit der Vorderlippe, oder reiben den After, rutschen auf dem Boden hin. Sehr schnell treten öfters Colikschmerzen (Wurmcolik) ein, bei Hunden auch andere Krampfzufülle, ja Epilepsie, Beisssucht etc. und andere heftige Nervenzufalle (cf, Centralzeitung V, 116).
Oft tritt im weitern Verlaufe Zehrfieber, partielle Lähmung, oder dass die Würmer das Lumen des Darmes geradezu durch ihre Masse hartnäckig #9632;verstopfen und dadurch der Tod ein.
Sedionsdata. Würmer oft in ausserordentlichcr Zahl, die in Haufen ver­einigt sind.
Bei Pferden bildet Ascaris megaloeephala im Dünndärme wahre Knäuel. In einem Falle über 400 Stück.
Uebrigens Schlaffheit, Blässe der Textur des Darmcanals etc.
Diagnose. Einzelne genannter Zufälle können zu mancherlei Täuschungen führen.
Ursachen. Wurmbrut wird entweder von aussen übertragen, oder erzeugt sich durch Generatio aequivoca und Fortpflanzung. Eine günstige Stätte hat sie bei jungen Thieren, bei nasser Weide und nasser Witterungsconstitution, bei kümmerlich genährten und schlaffen Thieren, bei schlechter Verdauung, er­schlaffender, schwerverdaulicher und dabei zu vieler Nahrung. In manchen Gegenden und Jahren ist die Wurmkrankheit sehr allgemein und verheerend (Mag.-Suppl. XXI, 106).
Prognose. Oft wird dieser Zustand durch eine Erkräftigung der Körpcr-constitution, durch passende diätetische Pflege und medicinische Mittel glücklich beseitigt. Zuweilen gehen aber auch in Folge von Wurmcachexie ungeheuere Verluste hervor (Mag.-Suppl. XXH, 79).
Behandlung. Leicht verdauliche, etwas anregende Fütterung, daher bei Pferden der Hafer das beste wurmwidrige Mittel genannt wird; auch die Möh­ren sind der Art zu schätzen. Wirkliche Verdauungsschwäche fordert ver-dauungsstärkende mit gelind abführenden Mitteln, daher Rainfarn, Wermuth, Hirschhornöl, Chabert's Ocl mit Salzen, Zwiebeln und Knoblauch, Terpentinöl, die grünen Wallnussschalen, Rindsgalle, Aloö in kleinen Gaben, Ofenruss, Se-venbaumblätter, Baldrian, Asant. Dieselben müssen für eine gründliche Heilung längere Zeit fortgegeben werden. Darnach ein starkes Abführmittel.
Wuth = Hundswuth.
Zäpfigkeit rs Perlsucht.
Zalin-Augencnlzüiulung nennl Hering in seiner Pathologie die periodische Augcncnlzündung, weil sie besonders bei jungen, im Zahnen begriffenen Pferden vorkomme. Jtdoch kommt sie auch, raquo;vic er selbst weiter sagt, selbst bei IG—18 jährigen Pferden vor. —
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Zahnbildnng an ungewöhnlichen Stellen — Zahnfäule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;763
Nr. 854. Die Zahnbildung an ungewöhnlichen Stellen, namentlich in der Gegend der Olmlrüscn, in den Eierstöcktn und Hoden, ist nicht gar selten beobachtet worden.
Bevor ein solcher Zahn ausgebildet erscheint, was nach Huth immer nur zur Zeit der Dentition überhaupt geschieht, findet man eine tauben- bis hüh-nercigrossc Geschwulst, welche ein kleines in sich geschlossents Säckclien in sich verbirgt, dessen Hüute sehr dünn und anfangs mit Nerven und Gefässen versehen sind. Er liegt nicht, wie der gewöhnliche Zahn, in einer Zahnhöhle, sondern frei im Zellgewebe. Die Haut dieses Sackes ist etwa '/a Vraquo; kinie dick, ganz weiss und hat namentlich an der innern Seite viel Aehnlichkeit mit den Schleimhäuten. Der Inhalt, wovon der Sack strotzt, ist weisslich dünn­flüssig, ähnlich dem Seifenwasser. Wird ein solcher Sack durch einen Einstich geöffnet, so fliesst der Inhalt aus, die Oeffnung schliesst sich und die Füllung geschieht bald wieder. Nach und nach verwandelt sich aber der Inhalt des Sackchens und dieses selbst in Zahnsubstanz, die Krone bildet sich zuerst, die Wurzel zuletzt.
Zur Beseitigung des Uebels an der Oberfläche des Körpers muss man den ganzen Sack nebst dem anhängenden Stücke des Knorpels oder Knochens (?) exstirpiren.
Kr.-Th. Mersiwa bekam, nach Mag.-Suppl. XXIII, 121, ein 14 Tage alles Füllen wegen Ausfluss von Eiter am linken Ohre zur Behandlung. Am vordem Rande der Ohr­muschel, ungefähr 2 Zoll vom Grunde entfernt, fand sich eine kleine Oeffnung, aus der eine schleimige Flüssigkeit in geringer Menge floss. 31an konnte in dieselbe mit einer dünnen Sonde 3 Zoll nach unten und vorn eindringen, und sticss hier auf einen harten Körper, von aussen fühlte man unter dem Schildknorpel nach dem Augenbogcn hin eine verschiebbare, knochenharte Geschwulst von der Grössc eines kleinen Taubeneics, die, bei der Ausrottung mit dem Messer, durch kuraes straffes Zellgewebe an den Jochfortsatz des Schläfenbeins angeheftet gefundrn wurde. Die Geschwulst selbst enthielt einen Backen­zahn, welcher zugleich die Basis der Fistel bildete.
Nr. 855. Der Zahnbruch
ist bald als complete Fractur, bald nur als Fissur beobachtet worden, und es sind als Gelegenheitsursachen starke mechanische Einwirkungen, als Anlage die feste Stellung der Zähne zu beschuldigen.
Er wird sich durch Blutung, gehinderte Futteraufnahme, sowie auch wol durch örtlichen Schmerz, ja schon durch Maulschcue, sowie durch Geschwulst der Umgebung und durch die Trennung selbst bekunden.
Wenn auch eine Vereinigung des gebrochenen Zahnes nicht möglich ist, so muss man doch oft den vom Ganzen abgesplitterten Theil cutfernen, scharfe Kanten verbrechen, wenn Zähne au der Wurzel total abgebrochen sind, sie
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Zahnbruch — Zahnfistel.
vom Zahnfleische trennen und die Folgen und Complicationen nach ihrer Art behandeln.
Zahnen durch die Glieder : auch: Erschwertes Zahnen.
Englische Krankheit. Siehe
Nr. 856. Die Zahnfäule, oder die faulige Zersetzung der Zahnsubstanz, kommt am öftesten bei Hunden vor, doch soll sie bei Pferden, nach Bouley, keineswegs so selten seyn, als man gewöhnlich glaube. Meist wird die Substanz zwischen zwei Schmelzfalten zuerst ergriffen, seltener fängt Caries an der äussern Fläche des Zahns oder an seiner Wurzel an: Erweichung und Zerstörung des Zahns, schwärzliche Färbung, eigenthümlicher übler Geruch, und endlich örtlicher und allgemeinerer Verlust sind hiermit verbunden. Nicht selten werden die cariösen Zähne an ihrer Wurzel durch Absonderung von Knochenmasse dicker und unförmlich, diess wirkt aber auf die Zahnhöhle zurück und verursacht heftige Schmerzen. Hierzu gesellt sich bald ein ähnliches Erkranken der Knochenwände der Zahn­höhle und selbst entfernter Kieferpartieen, die von Knochenfleischgeschwulst ergriffen werden. Insbesondere kann das Leiden an den oberen Backenzähnen durch die Nähe der Kieferhöhle, mit welcher die Wurzeln des 3. — 6. Backen­zahns correspondiren, eine schlimme Complication eingehen. Der 1. und 2. obere Backenzahn sind nur durch eine dünne Knochenwand von der Nasen­höhle getrennt, und man hat Beispiele, dass diese Scheidewand zerstört wurde und selbst Futter von der Maul- in die Nasenhöhle gelangte. Die erkrankte Haut der Kieferhöhle kann aber einen dem Eotzc scheinbar ähnlichen Zustand hervorrufen. Wenigstens aber wird sich endlich die Zahnfistel bilden.
Ursachen. Zuweilen findet man eine besondere Constitution dafür, als Gelegeuheitsursachen Erschütterungen, Verletzungen, schlechte Nahrung.
Heilung. Entfernung des leidenden Zahnes oder die Behandlung der Zahufistel sind oft unabweisbar nothwendig. Oefters genügen aber auch schon Reinerhaltung der Partie von Futterstoffen und reinigende Mundwässer, wie verdünntes Thcdensches Wundwasser, Myrrhenliquor und Myrrhentinclur, Alaun­auflösungen u. dgl.
Nr. 857.
Die Zahnfistel
beruht in einem cariösen Geschwüre eines oder des andern Zahns resp. seiner
Wurzeln, woran die Zahnhöhle gewöhnlich Theil nimmt, oder auch zuerst afficirt ist.
Symptome, Die ergriffene Kieferpartie ist anfangs entzündlich afficirt, aufgeschwollen, und weil plastische Ausschwitzung in der Beinhaut stattgefun­den, eindrückbar; später erweicht auch die Haut, wenn das Geschwür hier und nicht in die Maulhöhlc sich zu entleeren strebt. Nachdem es durchgebrochen,
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Zahnfistel.
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quillt aus der rundlichen, zuweilen von üppigem Fleische wuchernden Oeffnung eine sehr stinkende Jauche hervor. Geht man durch diese Oeffnung mit einer Sonde ein, so gelaugt man bis zur Zahnwurzel, ja wol gar bis in die Maulhöhle, aus welcher in diesem Falle auch ein sehr übler Geruch ausströmt, wie nicht minder selbst aus der Nasenhöhle, und stinkender Ausfluss aus dem einen oder andern Nasenloche, wenn im Oberkiefer der ergriffene Zahn sich befindet. Der­selbe wird bei näherer Untersuchung manchmal über die andern Zähne vor­stehend und locker, schmerzhaft gefunden. Dadurch gehen auch gewöhnlich Käubeschwerden, ja selbst Kopfscheue hervor.
Ursachen. Besonders werden junge Pferde davon heimgesucht. Veran­lassungen sind wol in den meisten Fällen Erschütterungen und Quetschungen durch Steine u. dgl., die ins Körnerfutter gerathen sind, Schläge auf jene Theile, beim Rinde insbesondere auch enge Krippen.
Prognose. Zahnfisteln im Unterkiefer mit geringer Geschwulst der Um­gebung sind weit eher zur Verheilung zu bringen und der Zahn zu erhalten, als Fisteln im Oberkiefer und wo Winddorn sich dazu gesellt hat.
In einzelnen Fällen fallen die durch die Fistel locker gewordenen Zähne aus und die Natur besorgt im günstigen Falle sogar selbst die Heilung.
Behandlung. Den ergriffenen Zahn muss man wo möglich zu erhalten suchen, wozu der Fistelcanal mit einem drahtförmigen Brenneisen, oder wenn noch deutlich merkbare Zufälle der Knochenentzündung bestehen: mit einem Hohlbohrer so sehr erweitert werden muss, dass die Jauche frei abfliessen kann. Der noch vorhandenen Knochenentzündung tritt man nach Umständen bald durch schmerzstillende, schleimige Umschläge, oder durch die graue Queck­silbersalbe, oder bei mehr torpidem Zustande oder speckartiger Verdickung der Beinhaut durch die Cantharidensalbe, man wirkt aber auch der Verschwärung selbst durch harzige Tincturen, verdünntes Creosot oder durch das Glüheisen entgegen. Hat sich aber gute Eiterung gebildet, so wird man durch das balsa­mische Wundwasser die Vernarbung herbeiführen, die weiterhin durch Zink­vitriolauflösung noch mehr beschleunigt wird.
Auf diese Weise wird aber, nach Hertwig, die Heilung nicht gelingen, wenn der Zahn auch nur etwas locker, oder zu lang, oder gesplittert ist, oder wenn eine winddornartige Auftreibung des Kiefers besteht, oder wenn die Fistel sich nur in das Maul öffnet. Der Zahn muss dann vielmehr mit einer Zange aus seiner Höhle gehoben, oder falls diess nicht gelingt, durch einen Stempel herausgetrieben werden.
Am Vorderkiefer hat man hierbei den 2. Ast des 5. Nervenpaars, und am Unterkiefer die Kinnbackenarterie, die gleichnamige Vene und den Speicheldrüsengang zu schonen und den Niederzieher der Unterlippe etwas nach oben zu schieben. — Man treibt den Zahn durch kurze, kräftige Schläge mit­telst eines Hammers auf das äussere Ende des Stempels aus der Zahnhöhle heraus.
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766nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/.almfislel — Zahnstein.
Nach der Rciniguiig dor Kuoclienwunde wird dieselbe mit einem Kork-slopsel oder mit einem Wergpfropf ausgefüllt, und wieder nach 48 Stunden, darnach aber öfterer verbunden resp. mit einer oder der andern der oben ge­nannten harzigen Tincturen oder mit zusammenziehenden Mitteln behandelt, und dem Patienten nur Weichfutter gereicht.
Zahnfleisch-Erschlaffung vide Lockerwerden der Zähne.
Nr. 858. Zahnschmerz, Odontalgia, lässt sich bei Thieren vermuthen, wenn das Käuen nicht kräftig geschieht, so dass sie zwar das Futter, und selbst mit Gier aufnehmen, es aber mehr oder weniger bespeichelt theilweisc wieder herausfallen lassen, besonders wenn es von harter Beschaffenheit ist; dagegen saufen sie gewöhnlich öfters und halten wol auch das Maul ins Wasser. Auch findet man Geifern oder doch ver­mehrte Speichclansammlung im Maule, hcisses Maul, sehr geröthetes und ge­schwollenes Zahnfleisch, Senken oder Schiefhalten des Kopfes, Traurigkeit, grosse Abgeschlagenheit und wirkliche Eingenommenheit des Kopfes. Manch­mal macht sich auch jählinges, selbst ungestümes Streichen des Maulcs mit den Pfoten, Schreien und Winseln bei Hunden bemerkbar, und befühlt man eine oder die andere resp. die leidende Zahnpartie, so suchen sie dem auszu­weichen und geben Schmerzensäusserungen kund. Manche erhalten selbst in Folge des Zahnens heftiges Fieber, epileptische Anfälle, und bei Pferden bildet sich Dummkoller aus.
Ursachen. Oft findet sich eben der Ausbruch neuer Zähne, oder man muss denselben nach dem Alter des Thiers erwarten, man muss somit das Leiden als erschwertes oder stürmisches Zahnen ansehen; oder es finden sich Zahnfäule, eine Zahnfistel, Verletzungen der Zähne und des Zahn­fleisches, fremde Körper zwischen den Zähnen: Alles, das uns für
die Behandlung leiten muss, um das geeignete Heilverfahren einzuschla­gen: Bei dem erschwerten und stürmischen Zahnen wird man durch Salpeter, Weinsteinrahm, Glaubersalz u. dgl. ableitende Mittel mit Bilsenkraut etc. ver­bunden, bei grosser Eingenommenheit des Kopfes selbst mittelst des Aderlasses, örtlich durch Einschnitte ins Zahnfleisch, durch Abkochungen schleimiger und narcotischer Mittel und Zusatz von Essig die Heilung zu bewirken suchen. Zahnfäule fordert Opium- und harzige Tincturen, Croosot, Auflösungen von Chorkalk. Zur Ausfüllung hohler Zähne, durch die so oft Zahnschmerzen un­terhalten werden, gebrauche man eine Verbindung des Mastix mit dem Sanda-rach, die mit soviel Weingeist abzureiben sind, dass dadurch eine Masse von terpentinartiger Consistenz gewonnen wird.
Nr. 859.
Der Zahnstein,
welcher hin und wieder schichtenweise an den Zähnen abgelagert wird, entsteht
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Zalinslcin — Zellgcwcbs-Enlzlindimg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 76T
nach Mandl (Comptes rendus hebdom. des Séances de 1'Acad. des Sciences. Tom. XVII, p. 213) durch Anhäufungen der kalklialtigen Ueberreste von Vi­brionen, welche die Schleimflüssiglicit der Mundhöhle bei Menschen, Pferden, Hunden, Katzen und vielleicht anderen Thicren (Recucil de Méd. vet. 1844) bewohnen. R. Ficinus benennt diese Vibrionen mit Denticola Hominis, Canis, Cati, Caballi etc.
Nach Lassaigne besteht der Zahnstein bei Pferden aus kohlensaurem und phosphorsaurem Ealke, Schleim, Speichelstoft', Fett und fremden organischen Körpern.
Nach R. Ficinus, Walther und Ammon, Journal für Chirurgie und Au­genheilkunde, VI, 1, bedingt der Zahnstein nicht nur das Ausfallen der Zähne, sondern auch das Wesen der Zalmcaries.
Man soll daher den Zahnstein mit geeigneten Instrumenten entfernen und sodann die Zähne und das Zahnfleisch einige Zeit lang täglich 1 — 2 Male mit einer Mischung von 1 Salzsäure und 40—60 Wasser, oder mit Seifenwasser waschen und bürsten.
Zecken vide Hundszecke und Schafzecke.
Nr. 860. Zeh on tr eter werden die Pferde genannt, welche beim Auftreten vorzugsweise die Zehe ge­brauchen, was sowol bei Bockbeinigen als hei ünterständigen der Fall ist, so­wie bei denen, die zu gerade im Sprunggelenke stehen und mit den hinteren Gliedmassen zu kurz treten.
Man thut hierbei nicht wohl, Griffe bei den Hufeisen zu gebrauchen, wol aber verstärkt man den Zehentheil des Eisens durch Aufsetzen einer Stahl­platte, und giebt dem Eisen, um noch mehr das Stolpern abzuwenden, etwas Richtung und macht die Stollen möglichst niedrig, um die Last mehr auf die Trachten zu lenken.
Nr. 861. Die Zellgewebs-Entzündung ist erysipelatöser Natur, und kommt sporadisch, oftmals aber auch epidemisch vor: Nach dem Journal des Vétérinaires du Midi Tora. X. Janv.—Mars 1857 (Repertor. XVUI, 209) trat in den Jahren 1830 — 33 diese Hautkrankheit epi-zootisch auf, verschwand bis vor etwa 3 Jahren und wurde dann wieder wie zuvor im Arrondissement Castelnaudary beim Rindvieh stationär, so dass nicht selten, wenn ein Stück in einem Stalle befallen wurde, im Laufe von 2—3 Mo­naten alle in demselben Stalle befindlichen oder dahin versetzten Tbiere erkrankten.
Der Eintritt der Krankheit ist durch Abgeschlagenheit, Frostschauder, be­schleunigtes Athraen, frequenten, kleinen Puls, Aufhören der Rumination etc. bezeichnet; hierauf wird die Haut sehr empfindlich, bekommt ein rothes ery-
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Zcllgewebs-Entzündung:.
I
sipelatöses Ansehen, besonders am Hodensack, im Innern der Ohren, an der Innenseite der Schenkel, die Augenlieder und Lippen schwellen an, die Hörner werden heiss, die Schmerzhaftigkeit und Wärme der Haut steigern sich, die endlich aber dick und spröde wird und in Wülsten herabhängt.
Im weitern Verlaufe schwellen auch die Füsse, besonders die vorderen, stark an, werden schmerzhaft beim Drücken, die Bewegung und das Nieder­legen geschehen nur mühsam, das aus der Ader gelassene Blut ist hochgeröthet und gerinnt schnell, der Herschlag wird stark fühlbar, der Puls voll und gespannt, die Augen triefen, aus der Nase fliesst eine grünliche flockige Materie. Im subeutanen Zellgewebe bildet sich wässrige Infiltration, an den abhängigsten Körperstellen entstehen Oedeme, die Aufnahme der Nahrungsmittel wird in Folge der Anschwellungen beinahe unmöglich, das Wiederkäuen ist suspendirt, die Urinabsonderung gering. Diese Erscheinungen treten vom ersten bis dritten Tage ein, bleiben bis zum 8. oder 9. gleich, nehmen dann bei zweckmässiger Behandlung wieder ab, und nach weiteren 7 — 8 Tagen können die Thiere wieder zur Arbeit verwendet werden. Gewöhnlich bleiben unbedeutende Haut­runzeln in der Beugung der Knie und Fessel zurück. Im gegentheiligen Falle begrenzen sich die Anschwellungen, die Hautwürme vermindert sich, die Haut wird rauh, chagrinartig, bekommt Schrunden, der Puls ist unterdrückt, die Muskelkräfte schwinden, dessenungeachtet aber zeigen die Thiere Appetit, das Wiederkäuen dauert noch kurze Zeit mit Unterbrechungen an, der Nasenaus-fluss wird schleimiger.
Führen uiintreibeude Mittel keine Crise herbei, so werden die Anschwel­lungen kalt, und bisweilen kommt es zum partiellen brandigen Absterben der Haut in den Oedemen, ähnlich wie bei der sogenannten Braudmauke. In an­deren Fällen erreichen die Füsse einen enormen Umfang, es bilden sich tiefe, Jauche absondernde Schrunden mit aufgeworfenen Rändern, die Hautwülste gehen über die Klauen herab, letztere nehmen an Umfang und Länge zu, krüm­men sich an der Spitze aufwärts, der Gang wird beschwerlich, die Beugung der Glieder beinahe unmöglich, die Haut dicht, haarlos und schwarz, bekommt ein warziges Aussehen, manchmal verschrurapfen die Spitzen der Ohren und des Schweifes und fallen ab, bei der geringsten Bewegung wird der Herzschlag beschleunigt, der Puls klein und unrcgelmässig, das Blut ist blass, aufgelöst, gerinnt erst nach langer Zeit und unvollständig, die allgemeine Abmagerung macht rasche Fortschritte und der Tod erfolgt in kurzer Zeit. Geht die Krank­heit in Genesung über, so wird die Haut loser, glänzender, die Geschwülste zertheilen sich, die Extremitäten bleiben jedoch mehr oder weniger angeschwol­len (Elephautenfuss), von Zeit zu Zeit bilden sich tiefe Schrunden, und es lösen sich Crusten von Epidermis ab, die etwa noch vorhandenen Haare be­halten ein trocknes und gesträubtes Ansehen, auch bleibt eine gewisse Em­pfindlichkeit gegen atmosphärische Eindrücke, bei kalter Witterung schauern
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Zeilgew ebs-EnUünduni!; — iU^gonpOOkWknbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;t69
die Thiere, bei heisser bekommen sie Diarrhöe. Sehr leicht wird die Krank­heit auch recidiv und die Patienten fallen dann trotz der besten Nahrung ab.
Im Sommer complicirt sich die Krankheit auch mit Magen- und Darm­entzündung, im Winter mit Bronchitis. Entsteht ein Oedem am Eingange in die Brusthöhle, so beginnt Lungenentzündung mit einem rauhen, kraftlosen Husten und Flankenschlagen; bei der Percussion hört man in der untern Hälfte der Brust einen matten Ton, bei der Auscultation ein schwaches oder beinahe gar kein Athmurgsgcräusch, der Puls ist klein und unterdrückt, die Schleim­häute blass, um den After bildet sich ein kaltes Oedem, die Haut ist ausser-ordentlich trocken, merklich kalt und die Thiero bleiben bis zum letzten Au­genblicke aufrecht.
Bei der Section findet man das üedem von einer albuminösen Flüssigkeit gebildet, dasselbe drängt die Pleura hervor; zuweilen findet sich auch eine ge­ringe seröse Ergicssung in der Brusthöhle; in einzelnen Fällen ist die Magen-und Darmschleimhaut leicht entzündet.
Die anal. Characterlaquo; der /ellgcnebs-Entzüiulung sind hicnlurch nicht nachgewiesen!
Als Ursachen werden Störungen der Hautfunction, wie schneller Witte­rungswechsel, kleine, heisso, schwer zu lüftende Ställe etc. beschuldigt.
Behandlung. Bei mehr entzündlichem Character braucht man anfangs die antiphlogistischcn Abführmittel mit einem Eiterbande oder Fontanelle, später oder überhaupt bei wenig hervortretenden entzündlichen Zufällen die purgirenden und harntreibenden Mittel, örtlich die Waschungen und Bäder mit Seife und an­deren kaiischen Mittel, die graue Quecksilbersalbe, das Jod etc.
Nr. 862. Zollgowobs - Scropheln nennt Ayrault im Rec. de Médecinc vet., Juill. — Sept. 1855 eine Geschwulst, die sich als seröser Sack im obern ïlicilc des Triels oder auch in der Wand der Maulhohle zeigt, und sich mittelst Durchbohrung der Haut entleert. Die Vernarbung geht darnach langsam von Statten.
Behandlung. Es muss die Geschwulst zur Eiterung angeregt und durch das Brennen die Heilung beschleunigt werden, wenn die Anwendung der Man­gansalbe ohne Erfolg bleibt.
Nr. 863.
Z e p f i c h
heisst s. v. a. an Franzosenkrankheit leidend. Es kommt dieser Ausdruck im
Würtembergcr Viehwährschaftsgesetze vor, und es besteht dafür eine Wührszeit
von 2 Monaten.
Ziegenpocken vide Pocken.
I'alke, Kiankli, d, Uauslli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 49
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770nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Zitzcnvcrscliliessunp; — Zungenbem-Briidie.
Nr. 864. Die Zitzeuversohliessuug
hat bald Geschwülste, bald stockende, geronnene Milch, bald vorausgehende Verwundung, Entzündung und Verwachsung, bald Milchsterne zur Ursache.
Bei blosser Verstopfung soll man sich eines feinen Troikars oder einer Sonde, bei Auswüchsen einer quer geschnittenen feinen Federspule, um sie da­mit abzustossen, bei Milehsteinen der an s. 0. aufgeführten Operation bedienen. Bei Verwachsung ein Stück der Zitze abzuschneiden, würde lucontinenz der Milch zur Folge haben.
Nr. 865. Zuchtuntauglichkeit bei Schweinen gilt im Grossherzogtlu'm Hessen, wenn dieselben zur Zucht ver­kauft worden sind, als Gewährsmangel.
Zuckerhaltiger Harnfluss vide Harnruhr. Zungenanthrax vide Milzbrand.
Nr. 866. Die Zungenbein-Brüche kommen sehr selten vor. Nach Hertwig, dessen Beschreibung ich hier aus Mangel eigener Erfahrungen hierüber folge, sind sie nur bei Pferden bekannt. Sie entstehen durch Hufsclilägo von Pferden, deren Hufeisen übermussig lange Stollen haben, oder auch durch Hornstösse vom Rindvieh u. dgl.
Die Zujalle sind, wenn nicht eine offene Wunde damit verbunden ist, zuerst nur von der Art, dass man aus ihnen den Bruch nicht mit Bestimmtheit erkennen kann. Denn es entsteht im Kehlgange eine Quetscbgcschwulst, zu­weilen mit Extravasat oder Oedem verbunden. Im Maule findet sich unter der Zunge und an den Seiten derselben Anschwellung, die Thiero geifern und spei­cheln aus dem Maule, können die Zunge nicht gut bewegen, daher sie auch weder ordentlich kauen noch schlucken. Bei der Berührung der geschwollenen Theile zeigen sie Schmerzen. Im weitern Verlaufe tritt gewöhnlich Eiterung in der Umgegend der Bruchstelle ein, es bildet sich im Kehlgange ein Abscess, welcher sich spät von selbst öffnet und in dessen Höhle man dann mit der Sonde und mit dem Finger das gebrochene Zungenbein fühlt.
In den Fällen, wo man mit der ursprünglichen Verletzung eine bis zum Zungenbein sich erstreckende Wunde vor sich hat, kann man den Bruch durch dieselbe fühlen.
Die Beurtheilung ist in der Regel günstig, insofern die Heilung immer erfolgt, wenngleich erst nach 6—10 Wochen, und nachdem zuweilen ein Stück des Zungenbeins durch den Eiterungsprocess abgestossen worden ist. Während der Zeit bis zur Heilung leiden allerdings die meisten Pferde in der Ernäh-
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Zuiigenbeia-Brllohe — '/.tiiiirononiziiiiduiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;771
rung. Zuweilen bildet, sieh eine Fistel, welche zwar an sich nicht geffthrlicb, deren Heilung aber sehr schwierig ist.
Die Behandlung ist zuerst lediglich auf die Beseitigung der Quetschungs­und Entzündungssufälle beschränkt. Man wendet für diesen Zweck äusserlich kühlende Mittel und ausserdem Maulwiisser von Essig und Wasser, oder von verdünnter Salzsäure und vielem Wasser und mit Honig, späterhin, wenn dio acuten Zufälle beseitigt sind, aromatische Infusionen mit Zusatz von etwas Sal­miak etc. an. Findet sich die Neigung zur Abscessbildung, so befördert man sie durch warme Breiumschläge, Althäensalbe u. dgl. Wo eine offene Wunde besteht, wird diese als Quetschwunde behandelt. Bei einer Fistel mit Caries des Zungenbeins macht man Einspritzungen von Digestivwasser, oder von Aloë-, Myrrhentinctur etc., und entfernt sich ablösende Knochenstucke.
Nr. 867. Die Zuugenentzündung
macht sich durch grössere Wärme, mehr oder minder beträchtliche Geschwulst und daher verminderte Beweglichkeit, dunkle oder bläuliche Röthe und behin­derte Futteraufnahme, oft auch durch das Ursächliche bemerkbar. Auch Bläs­chen - und Geschwürbildung ist. oft damit verbunden. Ferner fliesst oft eine Menge Geifer aus dem Maule, das zuweilen selbst nicht geschlossen werden kann; auch die Respiration ist wol mehr oder weniger behindert.
Die Ursachen sind bald mechanischer Art, (scharfe Zahnspitzen, Glas, Nägel, Dornen, die mit dem Futter ins Maul gekommen sind, scharfe, gedrehte Gebisse), bald sind es chemische Substanzen, (Kalkfresseu, Canthariden-, Subli-matsalbcn, Eingeben von Brechweinstein, Actz- und Chlorkalk, Crotonsamen und Crotonöl, Schwcfcllcber), oder der sogenannte Zungenkrebs macht sich unter mehr entzündlichen Zufällen geltend.
Verlauf, Dauer, Ausgänge. Gewöhnlich geht eine mehr oberflächliche Entzündung bald in Zerthcilung über, wenn die Ursachen entfernt sind. Ge-gentheils bildet sich gern Brand aus, und wenigstens örtlicher Verlust ist die Folge. Eineu chronischen Verlauf hat sie gewöhnlich beim Rindvieh, was näher unter „Zungentuberkolnquot; zu ersehen ist.
Behandlung, 1) Entfernung der Ursachen. 2) Gegen die Entzündung kühlende und einhüllende örtliche Mittel. Uoi heftigen Graden entzündungswidrige Salze, der Aderlass und Scarificationeu, insbesondere auch an der Zungenspitze, wenn diese übers Maul hervorsteht. Darnach Waschungen mit einem Gemische von Essig oder Salzsäure, Wasser und Honig. Bilden sich Geschwüre in der Zungeusubstanz, so müssen sie mit aromatischen Kräuterbrühen öfters ge­bäht, auch nach jeder Futteraufnahme gereinigt werden.
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772nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ZungfWltafampf beim Rindvieh — '/.ungcnttiberkeln.
Nr. 868. Zungenkrampf beim Eindvieh,
der in einem Striche Curhessens öfters (ohne bekannte Ursache?) vorkommen soll, beschreibt Eberhardt in Magazin X, 83 folgendennassen:
Die Thiere treten plötzlich von dem Futter zurück (denn nur bei der Futteraufnahme soll er sich zeigen), fangen an, sehr beschwerlich und hörbar zu athmeu, ungefähr so, als wenn ein Pferd an der Bräune leidet, strecken den Kopf aus, werden unruhig, treten hin und her, bewegen den Kopf ängst­lich, fangen dabei an aufzublähen, entleeren Koth, zeigen einen ängstlichen Blick, das Auge ist aus der Höhle hervorgedrängt und mitunter rollt es mit einer fortwährend sich wiederholenden halben Drehung um seine Axe in der Augenhöhle hin und her, dabei wird es sehr feurig und glänzend; die Venen des Kopfes schwellen bedeutend an, die Ohren stehen gespreitzt, die Nasen­läppchen bewegen sich bedeutend, das Maul ist aufgesperrt, das Gesicht eigen-thümlich verzogen.
Ist nun bei einem solchen Anfalle nicht eine Person zugegen, die das Leiden kennt, so geht in der Regel (?) das Thier verloren, indem es hinfällt und in kurzer Zeit unter heftigen Zuckungen erstickt.
Untersucht man das Maul des Thiercs genauer, so findet man die Zunge gleichsam spiralförmig zusammengezogen und fest auf dem Kehlkopfe anliegend.
Nichts ist nothwendiger, als diess Hindcrniss der Respiration zu entfer­nen, oder aufzuheben. Dicss kann man wirklich sehr leicht dadurch, dass man die zurückgezogene Zunge hervorzieht. So bald diess geschehen, ver­schwinden augenblicklich die vorhandenen Zufälle und das Thier ist wieder gesund.
Zuweilen kommt Zungenkrampf mit Kinnbackenkrampf vereint vor.
Zungenkrebs vide Milzbrand. Zungenlähmung vide Zungenvorfall.
Nr. 869. Zungentuberkeln.
Hierüber bemerkt Gerlach in Magazin XX, S. 297 Folgendes: Chronische Zungenentzündungen sind bei dem Rinde schon öfters beobachtet worden; von einer gleichzeitigen Tuberkclbiidung ist aber meines Wissens in der betreffenden Literatur, aussei- den vom Thicrarzt Wagner in der Giessenschen Zeitschrift I, S. 36 — 43 milgctheilteu Fällen, noch nichts erwähnt, was mir um so auffäl­liger ist, als ich nach meinen Beobachtungen annehmen muss, dass dieser Zu­stand bei der chronischen Zungenentzündung der Rinder eine rieht seltene Er­scheinung ist, und ich sogar schon auf die Vermuthung kommen musste, dass
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Zungcntuberkcln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 773
diese Zungentuberculose immer mit der so äusserst schleichenden und hart­näckigen Zungencntzündung verknüpft seyn möge.
Auch bei Wcnsclicn ist diese Zimgculuberculose in Begloitung der Eiilzüiulung wie­der gefunden worden — Schmidt's Jahrbücher 1856, Bd. 91 S. 18Ü.
In dem vergangenen Jahre kamen mir 2 Fällo au ganz verschiedenen Orten vor, von denen der eine in der Nähe war, und deshalb genauer beob­achtet werden konnte. Nachdem die Entzündung schon über 6 Wochen be­standen hatte, bekam ich die Kuh in Beliandhmg. Die Zunge war von enor­men Umfange, hart, wenig beweglich, ragte gegen 3 Zoll über die Schneide­zähne hervor, Speichel lloss beständig ab, das Thier war zum Gerippe abgemagert. Es wurden i tiefe Einschnitte an der oberu und untern Flache, jedoch so gemacht, dass sich dieselben nicht begegneten. Nach 14 Tagen bedeutende Zusammenschrumpfung der Zunge, so dass das Maul geschlossen werden konnte, Vernarbung der Einschnitte, in deren nächster Nähe die Zungensubstanz weich, fast ganz normal war. Einschnitte mit Vermeidung der Narben wurden wie­derholt, und nachdem sie wieder vernarbt, Lösungen von kohlensaurem Kali täglich mehre Male eingespritzt. Hierbei gedämpfte und gequetschte Kartoffeln zur Nahrung. Heilung erfolgte nun soweit, dass die Kuh gut fressen konnte. Acht Wochen später hatte die Zunge den 1'rühern abnormen Zustand schon wieder erreicht, ja man sah äusserlich viele kleine grauweisse Knötchen durch­schimmern, und nach gemachten Einschnitten sah man die Zungensubstanz mit unzähligen kleinen Knoten von der Grüsse eines Hirsekorns bis zu der einer Erbse durchsetzt, die aus einer Bindogewebscapsel mit eingeschlossenem Eiter bestanden. Bei Wiederholung der frühem Behandlung gelang es auch diessmal, die Anschwellung in so weit zu beseitigen, dass die Kuh fressen, sich ernähren und lji Jahr später geschlachtet werden konnte.
Uie im Berliner Thitrarzncischul - Museum aufbewahrte Zunge ist in der vordem Hälfte etwas dicker und fester, als eine normale, hat namentlich eine abgestumpfte dicke Spitze, wie wenn einige Zoll abgenommen wären und zeigt äusserlich ausser den Narben viele kleine Knötchen. Auf der Schnittfiächo sieht man das Zungenfleisch sehr blass und atrophisch, mit neuem, festem Bindegewebe durchwachsen und unzählige Knötchen von Graupen- und Erbsen-grösse eingelagert, die man einzeln ausschälen konnte; in dem lockern Binde­gewebe zwischen ' den verschiedenen Zungenmuskeln bis an den Grund der Zunge hin, wo sonst keine Spur von einer vorhanden gewesenen chronischen Entzündung zu erkennen war, fanden sich dieselben Knötchen, die alle aus einer festen, nach aussen hin glatten Bindegcwebscapscl bestehen, in welcher dicker Eiter — unter dem Microscop als solcher erkannt — entweder in einer ein­zigen Höhle, oder in vielen kleinen Zcllenräumen eingeschlossen ist, die durch Bindegewebe gebildet sind.
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Zangentuberkeln — Zungouvorfall
In dem 2. Falle war dieselbe Knolenbildung.
Dr. Hollmann erkennt, nach Magazin XXIII. S, 40, in diesen Knoten nur Enlziin-dungseisudat.
Nr. 870. Zungenverletzungen Bind nicht Belten, besonders bei Pferden in Folge des Gebrauches der Strick­trensen oder scharfer Gebisse, oder wenn ak Schiefer- oder schief einwärts gewacheene Zühne hüben; Übrigens kommen auch oft verletzende Körper mil. dem Fnttcr dabin ^u. a, Magazin XV1I1, 339), oder wenn sie Holzfresser sind. Oftmals bleiben sie auch dem plumpem Anscliaueï in ihrer Art verborgen und heilen wol auch von selbst.
Symptome. Mehr oder weniger behindertes Fressen. Speicheln, auch wol Blutung, Maulscheue, Hitze oder übler Geruch aus dem Maule.
Lindenberg erzählt in Magazin XIII, S. UiO, wie bei einer Kuh, deren Backzähne die Zunge stark verwundet und jedenfalls einen Zungennerven un­mittelbar gereizt hatten, aussei- allgemeinen Störungen schnelle und krampf­hafte Bewegungen im Unterkiefer hervorriefen, auch die Augen vordreht, Hals und Kopf heftig zitternd bewegt und krampfhaft nach der linken Seite gezogen wurden; während der heftigsten Erscheinungen brach sodann die Kuh zusam­men und blieb einige Zeit besinnungslos liegen. Es erfolgte nun Schweiss-ausbruch, wonach dasThier aufsprang, sich schüttelte, heftig am ganzen Körper zitterte und sich nur langsam wieder erholte. Diese Paroxysmen wiederholten sich innerhalb 50 — 60 Minuten, und in der Zwischenzeit erfolgte gewöhnlich noch ein gelinder Anfall, der mit den schnellen Kieferbewegungen und dem krampfhaften Verdrehen der Augen und des Halses vorüberging,
Behandlung. 1) Entfernung der Ursachen. '2) Irgend tiefere Wunden müssen geheftet werden, was keine sonderlich grossen Schwierigkeiten macht, die Nahrung musraquo; man über dabei entziehen. Bereits eiternde Wunden hält, man sorgfältig rein und bestreicht sie mit einer Mischung von Honig und Aloö-oder Myrrbentinctur; oft haben sich Fisteln gebildet, die frei gelegt werden müssen. Bei Schwielenbildung soll man in Zwischenzeiten von -1 — 0 Tagen den Silbersalpcter gebrauchen, oder callösé Ränder abtragen und darnach die Wunde heften. Oft ist selbst die Entfernung eines abgetrennten und nicht ver­heilten Stückes nothwendig. Zuweilen finden wir sogar schon Verlust des untern Zungenendes vor, was freilich immer für die Ftitleraufnahnie und für daß Verschlucken sehr störend und hinderlich ist.
Nr. 871.
Zungenvorfall
wird am häufigsten bei Pferden bemerkt, und ist, wenn nicht üble Gewohnheit
oder schlechtes Gebiss dasselbe (das sogenannte Zungenstrecken) bewirkt,
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Zungenvorfall — Zwanghuf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 775
gewöhnlich Erschlaffung oder gar Lähmung der Zungenmuskeln Ursache davon, demnach nicht damit zu verwechseln, wenn die Zunge wegen Anschwellung oder Athemnoth aus dem Maule heraustritt.
Oft Ittsst sich durch eine mechanische Vorrichtung dein Schönheitsfehler, oder durch reizende Käuhnebel oder durch das Brennen dem Kranldieitszustande selbst begegnen.
Nr. 872.
Das Zurückbleiben der Nachgeburt
beruht bald auf einem Schwächezustande des Muttcrthiers, bald auf Krampf,
bald auf zu starker Adhäsion mit der Gebärmutter, besonders in Folge von
Frühgeburten, bald wird sie durch einen Eiss der Gebärmutter zurückgehalten.
Es ist hierbei zu fürchten, dass, wenn sie nicht auf künstlichem Wege bald entleert wird, der Gebärmuttermund sich mm stark zusammenzieht und die Entfernung schwierig wird. Jedenfalls geht sie aber bei längerem Zurück­bleiben, in den warmen Sommermonaten oder in heissen Ställen schon nach einigen Tagen, in Fäulniss über, und kann so Krankheiten der Gebärmutter oder selbst des ganzen Organismus hervorrufen.
Um dieses oder starkes Drängen und dadurch Umstiilpung der Gebär­mutter zu verhüten, muss man je nach den Ursachen und Zufällen bald Auf­lösungen von Pottasche, salzig abführende, ölige, schleimige, krampfwidrige, belebende Mittel, zur lOrzeugung kräftiger Weben insbesondere das Mutterkorn, den Sadebaum, den Ingbcr innerlich oder örtlich gebrauchen; oder man ent­fernt sie auf mechanischem Wege und zwar der Art, dass man mit der linken Hand den Nabelstrang anzieht, mit der rechten eingeölten Hand in die Gebär­mutter eingeht, durch den angezogenen Nabelstrang auf die festsitzenden Puncte der Eihäutc sich leiten lässt und sie vorsichtig löset. Kann man die Ent­fernung nur stückweise vornehmen, so führt man mit der rechten Hand vor der Ablösung immer eine und die andere Partie der linken zu. Einspritzungen von schleimigen Mitteln, von Chamilleninfusum etc. lösen vollends die lleste und reinigen die Gebärmutter.
Zurückbleiben eines oder des an der n H o de n s in d er B au ch-
höhlc vide Spitzhengst.
Nr. 873. Der Zwanghuf hat sehr zusammengezogene Fersenwände, ausgehöhlte Sohle, kleinen Strahl, wodurch die Elasticität des Hufes sehr vermindert ist und die weichen Theile sehr eingezwängt .werden, weshalb das daran leidende Pferd einen unfreien, blöden Gang hat, ja auf hartem, steinigem Boden wirklich lahm geht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Der Zanghuf zeigt sich gern als Eigenthümlicbkeit der ungarischen, pol­nischen und türkischen Pferde, wird aber auch durch schlechte Ilufpflege, wie
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Zwanghuf — Zncichfcll-Bruch.
eben durch Hufvcrtrocknung, durch zu starkes Anwachsen der Trachtenwände, aber auch durch starkee Niederschneiden des Strahles, der Trachten und Eck-streben und durch an sich zu schwache Trachtenwände, ferner durch zu enge und zu weit nach hinten gelochte Eisen herbeigeführt, und kommt mehr bei quot;Vorderhüfen und oftmals nur an der innern Wand, gleichwie bei schiefen Hufen vor.
Behandlung, Um die Trockenheit des Hufes zu grösserer Geschmeidig­keit zubringen, wird er öfters mit Kuhmist eingeschlagen, oder der Weidegang ohne Eisen, und in allen Fällen eine gute Hufsalbc fleissig gebraucht. Beim Fortgebrauchc des Pferdes zum Dienste schneidet man hohe Fersenwände von einem Beschläge zum andern mehr und mehr nieder, durchschneidet oder schwächt aber keineswegs die Eckstreben; oder man schont die Fersenwände, wo als Ursache starkes Niederschneiden derselben statt gefunden hat oder die­selben von Natur niedrig und schwach sind, man tastet keines Falls auch den Strahl an, und gebraucht übrigens im ersten Falle nur das halbmondförmige oder Pantoifel-Eisen, hei vorhandenen schwachen Trachten verfährt man übri­gens, wie in der betreffenden Rubrik gezeigt wird.
Weniger günstig wirken im Ganzen die dafür noch empfohlenen Kunst­eisen.
Zwei wuchs = Englische Krankheit.
Zwerchfell-Berstungen = Zwerchfell-Zerreissungen.
Nr. 858.
Der Zwerchfell - Bruch
ist der Krankhcitszustand, wenn in Folge ursprünglicher fehlerhafter Bildung oder durch spätere Störungen dor Coiiünuität eine regelwidrige Oeffnung im Zwerchfelle sich vorfindet, durch welche Baucheingeweide in die Brusthöhle ge­treten sind.
Die Symptome dieses Leidens sind nach der Entstellungsweise und nach dem Theile, der die fehlerhafte Lage angenommen hat, sehr verschieden, und wenn nicht Darmgeräusch von inneliegcnden Darmtheilen wahrgenommen wird, wie z. B. Repertorium XI, 215 einen solchen Fall vorführt, oder Sitzen auf dem Hintern in Folge von Colik (cf. Magazin XVII, 216) Statt hat, im Ganzen nicht characteristische oder patliognomischc, wie diess schon Magazin-Supplement XXI, 78 und 135 andeutet, denn nach der Entstehung, auf die wir wieder bei Zwerchfell-Wunden und Zcrrcissungcn zurückkommen, werden sich entweder sehr heftige und bald dem tödtlichen Ende durch Erstickung, Erbrechen, Ein-klemmung und Brand u. dgl. zuführende, bald lauge Zeit hinschleichende Sym­ptome von schlechter Verdauung, Unverdaulichkcit, öftere Coliken, Dampf etc.
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Zwerrhfell-Bnicli — Äweichfcll-Eiitzündiing,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;777
bemerkbar machen, die aber doch endlich die Unbrauchbarkeit des Thiers, oder durcli allmähliges Verhungern den Tod des Thiers herbeiführen.
Fälle erstem Art bei Pferden erzählt Magazin XIII, 447, Mag.-Suppl. XX, 50, und oben bereits citirles Repertorium XI, 215, Fälle letzterer Art von Pferden und Rindern Magazin II, 442, XIV, 347 und 110 und XV, 325 und sqq.
Nr. 875. Zwerchfell -Convulsionen, oder abnorme Zusaramenzichungen des ganzen Zwerchfells, welche so schnell auf einander folgen, dass der Muskel gar nicht in den Zustand Tölliger Ab­spannung gelangt, sondern in einer fortdauernden krampfhaften Erstarrung sich befindet, sind auch bei Pferden beobachtet worden. So giebt Anker im Archiv für Thierheilkunde Band X11I, neue Folge Band VI, S. 316 Mitthei­lungen davon. Dia 'Wirkungen des Leidens auf den Körper seyen bald mehr, bald weniger gefährlich.
Als wesentliche Erscheinungen können nachstehende angenom­men werden; Aengstliches heftiges Athmen mit zitternder Bewegung der Flan­ken, Klopfen an den Brust- und Bauchwandungen, besonders unter den falschen Rippen, welches durch Anlegen der Hand verspürt wird, und zuweilen so stark ist, als wenn kräftige Schläge von Innen nach Aussen geschähen, oder als wenn das Herz sehr ausgedehnt oder dislocirt wäre. Zuweilen sind die Schläge in einiger Entfernung sogar hörbar und die dadurch veranlassten Erschütte­rungen des Körpers sichtbar. Anker weiset zugleich auf ähnliche Beobachtungen hin, welche von Pastey und Junginger gemacht, aber von ihnen als ungewöhn­licher Herzschlag oder als Pulsiren einer Arterie in der Bauchhöhle gedeutet worden sind. Auch der Canstatt'sche Jahresbericht von 1842 und 1843 macht Mittheilungen darüber.
Behandlung. Oefters mag die nächste Ursache eine solche seyn, dass sie durch entzündungswidrigo mit narcotischen Mitteln bekämpft werden muss, in anderen Fällen werden aber auch, besonders nach schwächenden Einflüssen, flüchtig reizende mit ableitenden Mitteln in Gebrauch zu ziehen seyn.
Nr. 870.
Die Zwerchfell - Entzündung, Diaphragmatitis,
kommt selten allein vor, sondern mehr in Folge von Brust- und Bauchfellent-
zündungen, Leberentzündung etc., wonach auch die nachgenannten Symptome
mannigfach abweichend seyn werden.
Symptome. Von Börner ist ein Fall von einem Pferde in Mag.-Suppl. XX, 50 mitgetheilt, der tödtlich endete, und wo bei der Section alle Organe gesund waren, ausser dem Zwerchfell, das heftig entzündet war. Börner fand das Pferd, welches 6—8 Stunden vorher nicht mehr hatte fressen wollen, ruhig
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778
KwerchfeU-EntjCÜndung — Zwillingsmuskeln-Ucbctdehnung.
liegen. Nachdem es aufgetrieben worden war, zeigte sich angestrengtes Ath-men, wobei die Kippen mitbewegt wurden, liolios Fieber, Extremitäten kalt, Schluchzen und Stöhnen, Husten. Uci jedesmaligem Husten wurde eine grün­liche Flüssigkeit mit Futter vermischt entleert, die Anstrengungen dabei waren nur gering, es ging vielmehr mir ein leichtes Aufstossen vorher. Koth und Urin wurden aber mit grossen Schmerzen entleert. Es wurde dem Pferde klares Wasser eingegeben, das es auch schluclUe, aber es wurde sofort unter leichtem Husten wieder ausgebrochen. Adcrlass und Einreibungen. Ohne Ver­änderung in (len Erscheinungen starb das Thier nach 30 Stunden.
Ursachen, Erkaltungen, kaltes Saufen, bedeutende Anstrengungen, Zwerch­fellverwundungen. Chronisch und nur beschränkt wird die Entzündung beim Einbohren spitzer Körper von der Haube aus fcf. Traumatische Herzent­zündung) erscheinen.
Diagnose. 1} Das Schluchzen als reiner Nervenzufali. 2) Ueberfüllung des Magens.
Verlauf, Datier, Ausgänge. Sie endet aj in Genesung unter critischen Erscheinungen, b) in Lymphcxsudat und Eiterung und c) in den Tod durch Erstickung.
Prognose sehr zweifelhaft, besonders schlimm bei Verwundungen.
'Behandlung. Entfernung und Aufhebung der Ursache. Der Aderlass, selbst wiederholt. Innerlich Salpeter und abführende Salze, ableitende Clystiere. Mercurialcinreibungen oder bei hartnäckigem Schluchzen die Cantharidensalbe längs der falschen Rippen.
In der Eeconvalescenz ganz besonders Verhütung der namhaft gemachten Schädlichkeiten,
Nr. B77. Zwerchfell - Wunden,
die von Aussei) geschehen, sind im Ganzen selten, häufiger die Zwerchfell-Zerreissuugen in Folge gewaltsamen Niederstürzens, besonders rücküber, oder bei starker Auftreibung des Magens und Darmcanals in Folge von Wind­oder Ueberfütterungscolik etc.
Nach bisherigen Erfahrungen verheilen dieselben nicht wieder, aber sie vernarben öfters an Ihren Rändern, und bedingen, allenfalls nach erster Reizung abgerechnet, an sich keine wesentlichen Störungen, wie z, B, eine Krankheitsgescluchte in Magazin XVII, 217 ausweiset, wol aber dann gewöhn­lich, wenn sich ein Zwcrchfoll-liruch (s. d. A.) ausbildet.
Zwilling.smii.skel n-Ueberdelinung und Zerreissung vide Seh­nen -Zerr eis suna;. 9
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Zwisehenknochenbänder-Zerreissungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 779
Nr. 878. Zwischonknochonbänder - Zerreissungon werden häutig in der Verbinduug des Scliienbeins mit dem Griffelbeinc wahr­genommen. Es ontstellen starke Eiitzfimlungszufiillc, Lälimc und oftmals Ucber-beiue. — Belinllt;e fand die Zerreissung des Zwisclieidjnoclienbaudes vom Wa­denbeine und üntcrsclienkelbcine, wodurch desgleichen starke Geschwulst, ver­mehrte W.'irmc und grosse Schmerzhaftigkeit hervorgerufen wurde.
Ursachen sind gewöhnlich starkes Zusammensetzen. Sprünge und grosso Anstrengungen.
Die Behandlung wird erst den Entzündnngszufällen zu begegnen habcu, später aber müssen in der Regel die aufsaugenden Mittel: die graue Queck­silbersalbe mit kohlensaurem Kali oder flüchtigem Linimente, selbst die Scharf-salbe in Gebrauch gezogen, jedenfalls aber längere Schonung dem Thierc zu Theil werden.
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lies Ec Ii in o coccus statt Echinoccus.
Teige statt Teiche.
benachbarter statt benachbarten.
„ ; statt und.
setze hinter innerhalb die Worte: der Augenhöhle.
afficirt statt afüniii.
vorbereiten statt verbereiten.
gleichlaufenden statt durchlaufenden, zu Zeile 28: Mag.-Suppl. XXIII, 150.
lies Haken statt Hacken, füge hinzu: Nach Mag.-Suppl. XXIII, 147, das Kousso.
lies in statt auch, zu Satz 3: cf. Virchow's Archiv XIII, 83—85. liess mechanischen statt meebnischen. streiche hinter waren das Komma, licss Sattel-, Kinn ml statt Sattel-Kuniml. lies Eber-, Pimpinellwurzel statt Eber-P. setze hinter Darm: zuweilen auch in anderen Organen (cf. Mag.-Suppl. XXIII, 148.) streiche: 1).
füge hinzu: Weitere Belege giebt Mag.-Suppl. XXIII, 77. füge hinzu: Mag.-Suppl. XXIH, 90—92. streiche ist. setze hinter Artemisiac: Strychnin, nitric. (Mag.-Suppl.
XXIII, 95). lies Gewebe statt Gcwche.
derartige statt den anderen.
vereinzelten statt vereizelten.
Symbiotesräude statt Schlämpeausschlag. setze hinter werden: (Mag.-Suppl. XXIH, 89.)
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Seite 205 ., 241
'Zeile 89 strolche fleislaquo;hbi'uchartigeult;
26 setze hinzu: Nur soviel soy darüber liier bemerk!, itass, Ja die XervenceiiUen zunächst aflicirl winden, in selteiien Fällen blos, Insbesondere bei aeutem Verlaufe, vermehrte Beizbarkeil und Tliä-tlgkcit, sondern das Qegentheil davon wahrgenommen raquo;orden ist. „ 28 lies tappl auch der statt: tappen auch die. Den Ausgängen der Gelenken I/.und ung ist noch die Bildung des „Malum Coxae aeniloquot; hinzu ZU fügen, das Verf. in .Magazin XXllI, 78 — l)ü, besprochen resp. dagegen protestlrt hat, dass das Wesen des­selben Atrophie sey, welches Jetzt vielmehr Heine und Weber, in Vir-chow's Archiv Xlll, als chronische Gelenkentzündung nachweisen. „ 20 lies lo s stall es. „ 3 „ slbilans slatt siblllans. „ 30 „ bewirkt statt bewirken.
setze unter die Zeile 27: Andere derartige Falle Ihcill mit Mog.-Suppl. XXI11, 185—186. „ 21 streiche Vonlrikol. zu inscriren: Labmagen-Oedem, et'. Mag.-Sujipl. XXlIi, 140. „ ü) lies reichlicher statt reicher. „ S setze hinzu: Doch findet sich gewöhnlich in denselben der Ecliino-
coecus volerinorum I — „ 31 lies einem statt einen. „ 12 „ ihm .stall ihr. „ 19 „ anfangs stall anlangs. letzte Zeile lies Hartschnaufen statt Hautschnaufen. „ 29 lies liüchsl statt höchste. „ 7 „ Hydro rihachis slalt Hydurrh. „ 38 streiche fieberhaf le s. ,, 23 lies ein. stall crud. „ 28 ., Cru dl täten statt Crudidäten.
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248
275 292 21)2 305
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401 438 440
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Systematik der Krankheiten.
a
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1. Class e.
Kraukheiteu des Blutlebensraquo; Hämatoaosen.
Das Blutleben zeigt sich bald nur in einzelnen Organen, bald in grüsserer oder voller Ausdehnung vorwaltend leidend, wenn auch das Blut nicht immer primär er­krankt ist.
1. Ordnung.
Krankheiten der Vertheilung und Bewegung des Blutes,
Paracyclesen.
Sie beruhen hauptsächlich auf Anomalien seiner mechanischen und quantitativen Verhältnisse, auf abnormer Bewegung und Vertheilung des Blutes, und entstehen nicht selten durch mechanische Einflüsse auf das kreisende Blut, nach hydrostatischen Gesetzen.
Erste Familie. Blutüberfüllungen, Hyperämloon.
Krankheitsfoi'mcn.
1.nbsp; Die Brust congest Ion.
2.nbsp; Die Eclampsie.
3.nbsp; nbsp;Die Eierstock • Congestion.
4.nbsp; Die Eisenbahn - Krankheit.
5.nbsp; Das erschwerte Zahnen.
6.nbsp; Die Futter- und Stallrehe.
7.nbsp; Die Gaumengeschwulst.
8.nbsp; Die Hiutcrleibscongestion.
9.nbsp; Die Kopfcongestion.
10.nbsp; Die Kttckeumarkscongestion.
11.nbsp; Der Sonnenstich.
l'nUe, Kraukh. d. iUuitlinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;50
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r86nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Systematik der Krankheiten.
Zweite Familie. Selbstständige Blutflüsse, Hämorrhagioen.
Kranhheitsformen. Die betreffenden Arten:
1.nbsp; Des ßluthamens.
2.nbsp; Des Blutmelkens.
3.nbsp; Des Blutschwitzens.
4.nbsp; Des Darmblutflusses.
5.nbsp; Des Gebärmutter - Blutflusses.
6.nbsp; Des Gehirn - Blutflusses oder Gehirnblutschlags.
7.nbsp; Der Harnröhren - Blutung.
8.nbsp; Der Leberblutung.
:
9.nbsp; Des Lungen-Blutflusses resp. des Bluthustens.
10.nbsp; Des Mastdarm - Blutflusses.
11.nbsp; Des Mund- und Magenblutflusses resp. des Bluterbrecheus.
12.nbsp; Des Nabelschnur - Blutflusses.
13.nbsp; Des Nasen-Blutflusses.
14.nbsp; Des Rückenmarks-Blutflusses.
15.nbsp; Des Samenbläschen - Blutflusses.
2. Ordnung. Krankheiten der Absonderung aus dem Blute, Faracrisieen.
Durch dieselben werden aus dem primai' normalen, mindestens in seiner innern Mischung nicnl nachweisbar veränderten Blule, wie es scheint durch abnorme Secretions-thätigkeit, Secrete abgeschieden, welche hinsichtlich der Menge und Beschaffcnlieit von der Norm abweichen. Da aber durch die abnorme Secretion dem Blute oft Bestandtheile in grosserem Masse entzogen werden, als die Integrität seiner Mischung verträgt, so leidet nicht selten mit der Zeit auch diese und die Ernährung. Uebcrdicss wird nicht selten ein Thcil des abnormen Secrets durch Resorption ins Blut zurückgeführt, wodurch dasselbe wieder mannigfache Störungen erleidet.
Es entstellen die Paracrisiecu auf verschiedene Weise, vorzüglich aber durch almo-sphärischc Schädlichkeiten.
Erste Familie. Wasserergüsse, Hydrochysen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Der Bauch - Wassererguss.
2.nbsp; Der Brust - Wassererguss.
3.nbsp; Der Gehirn - Wassererguss.
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Systematik der Krauklieitrn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'yg*
4.nbsp; Der Haut - Wassererguss resp. das acute Oedem und die betreffende Art der ödematösen Anschwellung der Fttsse.
5.nbsp; Der Herzbeutel-Wassererguss.
6.nbsp; Der Rückenmarks-Wassererguss.
Zweite Familie. Faserflüsse, Rhoumon.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Der Augenrheumatismus.
2.nbsp; Das Bauchdecken-Rheuma.
3.nbsp; Der Darmfluss.
4.nbsp; Der Euterfluss.
5.nbsp; Die Flussgallen.
6.nbsp; Der Gehirn- und Rückenmarks-Rheumatismus.
7.nbsp; Der Gelenkfluss. 6. Die Genickbeule. 9. Der Halsfluss.
10.nbsp; Der Harnblasen-Fluss.
11.nbsp; Die Harthäutigkeit.
12.nbsp; Der Herzfluss.
13.nbsp; Die Hufgclenk - Lahmheit.
14.nbsp; Die Huf- und Brustrehe.
15.nbsp; Der Kehlkopf-Rheumatismus.
16.nbsp; Die sogenannte Kniescheiben - Verrenkung.
Ein Fall, den ich bei einem circa 15 Jahre alten Pferde jüngst durch Einreibung von 01 Tereb. Jjraquo; und Sapon. viridlraquo; Jvj und darnach durch ein Eiterbaml laquo;n den Obirsclmikel mit ausge­zeichnetstem Erfolge behandelte, spricht deutlich für die Art der Krankheit.
17.nbsp; Der Lendeufluss.
tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18. Der Muskelrheumatismus,
tinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19. Die rheumatische Buglähme.
cnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20. Der Ruthenfluss.
21. Der Sehnenrheumatismus der Gliedmassen.
Dritte Familie. Schleimflüsse, Catarrho oder Blennorrhöen.
Kr ankheüs formen.
1.nbsp; Der Augencatarrh.
2.nbsp; Der Bläschenausschlag der Genitalien.
3.nbsp; Die Bräune.
4.nbsp; Die Brechruhr.
50 *
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Systematik der Krankheiten.
5.nbsp; Der Brust- oder Lungencatarrh.
6.nbsp; Der Durchfall.
7.nbsp; Der Eutercatarrli.
8.nbsp; Das gastrische Fieber.
9.nbsp; Der Gebärmutter- und Scheiden-Catarrh.
10.nbsp; Der Harnwege-Catarrh.
11.nbsp; Die Ilundeseuche.
12.nbsp; Die Influenza.
13.nbsp; Der Luftröhren- und Luftröhrenkopf-Catarrh.
14.nbsp; Der Luftsäcke - Catarrh.
15.nbsp; Der Lungencatarrh.
16.nbsp; Der Magen- und Gedärme-Catarrh.
17.nbsp; Die Masern.
18.nbsp; Der Maulgrind.
19.nbsp; Die Mundaphthen.
20.nbsp; Die Nasenaphthen.
21.nbsp; Der Nasencatarrh.
22.nbsp; Der Nesselausschlag.
23.nbsp; Der Ohrencatarrh.
24.nbsp; Die Ruhr.
25.nbsp; nbsp;Der Saburralzustand.
26.nbsp; Der Schafrotz.
Vierte Familie. Hautflüsse, Hozematosen. Krankheitsformen. Bei Thieren können nur folgende nachgewiesen werden:
1.nbsp; Die sogenannte Bläschenflechte.
2.nbsp; Die sogenannte Blatterrose.
3.nbsp; Die sogenannte Fettfleclite.
4.nbsp; Die sogenannte fressende Flechte.
5.nbsp; Die sogenannte Gnitzflechte.
6.nbsp; Die sogenannte Hitzflechte.
7.nbsp; Der Kleienausschlag.
8.nbsp; Die Lohe der Schweine.
Fünfte Familie.
Drüsenflüsse, Chymozemieen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Der Afterdrüsen-Fluss.
2.nbsp; Der Galienfluss.
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Systematik der Krankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7g9
3.nbsp; Die Gallenruhr.
4.nbsp; Die Harnruhr resp. Alburainurie.
5.nbsp; Der Hautschmiere - Fluss.
6.nbsp; Der Milchfluss.
7.nbsp; Der Samenfluss.
8.nbsp; Der Kchweissfluss.
9.nbsp; Der Speichelfluss. 10. Der Thränenfluss.
3. Ordnung.
Krankheiten mit vermehrter Gerinnbarkeit des Blutes,
Hämopexieen.
Der Faserstoff des Blutes, als das Gerinnende in ihm, Ist wesentlich vermehrt. Wenn solches Blut aus dem Körper ausgeschieden worden ist, so wird sich ein festeres Gerinnen desselben und im Allgemeinen grössere Plasticität darthun. Ucbrigcns sind die hieher gehörigen Krankheitsproccsse durch keine genauen Grenzlinien von denen der vor­ausgehenden Ordnung verschieden, denn ungleichmässige Blutvcrtheilung kommt auch hier wieder vor und bildet constant die Grundlage ihrer weitern Entwicklung, und gar oft nähern sich jene der Entzündung, oder compliciren sich mit ihr und gehen in sie über.
Erste Familie.
Entzündungen, Fhlogosen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Aetzung.
2.nbsp; Die albuminöse Nierenentzündung.
3.nbsp; Die Arterienentzündung.
4.nbsp; Die Augenentzündung.
5.nbsp; Die Bauchfell-Entzündung.
6.nbsp; Die ßaucbspeicheldrttsen-Entzündung.
7.nbsp; Die Brustfell-Entzündung.
8.nbsp; Die Brustgeschwulst.
9.nbsp; Die Darmentzündung.
10.nbsp; Die Druse.
11.nbsp; Die Eierstock - Entzündung.
12.nbsp; Die Euterentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
13.nbsp; Die Fruchthälter-Entzündung.
14.nbsp; Die Fussentzündung.
15.nbsp; Die Gallenblase - Entzündung.
16.nbsp; Die Gallengänge - Entzündung.
17.nbsp; Die Gekrösdrüsen-Entzündung.
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790nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Systematik der Krankheiten.
18.nbsp; Die Gelenkentzündung.
19.nbsp; Die Genickbeule.
20.nbsp; Die Gleichbeine - Entzündung.
21.nbsp; Die Harnblasen-Entzündung.
22.nbsp; Die Harnröhren - Entzündung.
23.nbsp; Die Hasenhacke.
24.nbsp; Die Herzbeutel-Entzündung.
25.nbsp; Die Herzentzündung.
26.nbsp; Die Hinterleibs - Entzündung.
27.nbsp; Die Hirnentzündung.
28.nbsp; Die Hirnhäute-Entzündung.
29.nbsp; Die Hodenentzündung.
30.nbsp; Die Hodensack - und Schlauchentzündung.
31.nbsp; Die Hornhaut-Entzündung.
32.nbsp; Die Hufbein-Lähme.
33.nbsp; Die Hufentzündung.
34.nbsp; Die Hufknorpel - Entzündung.
35.nbsp; Die Klauenentzündung.
36.nbsp; Die Knochenentzündung.
37.nbsp; Die Knochenhaut - Entzündung.
38.nbsp; Die Knorpelentzündung.
39.nbsp; Die Langer Kückenmuskel-Entzündung.
40.nbsp; Die Leberentzündung.
41.nbsp; Die Lederhaut - Entzündung.
42.nbsp; Die Lippenentzündung.
43.nbsp; Die Luftröhren- und Luftröhrenkopf-Entzündung.
44.nbsp; Die Lungenentzündung.
45.nbsp; Die Lymphgefässe - und Lymphdrüsen - Entzündung.
46.nbsp; Die Magenentzündung.
47.nbsp; Das Malum Coxae senile.
48.nbsp; Die Mandelnentzündung.
49.nbsp; Die Markhaut - Entzündung.
50.nbsp; Die Mastdarm - Entzündung.
51.nbsp; Die Milzentzündung.
52.nbsp; Die Mundentzündung.
53.nbsp; Die Muskelentzündung.
54.nbsp; Die Mntterschelden - und Schamentzündung.
55.nbsp; Die Nabelentzündung.
56.nbsp; Die Nervenentzündung.
57.nbsp; Die Netzentzündung.
58.nbsp; Die Nierenentzündung.
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Systematik der Krankheiten.
791
59.nbsp; Die Ohrmuschel - Entzündung.
60.nbsp; Die Piephacke.
61.nbsp; Die Kachen- oder Halsentzündung.
62.nbsp; Die Rückenmarks - Entzündung.
63.nbsp; Die Ilückenmarkshäute-Entzündung.
64.nbsp; Die Ruthenentzündung,
66. Die Samenstrang - Entzündung.
66.nbsp; Die Scham- und Muttcrscheiden-Entzündung.
67.nbsp; Die Schilddrüsen - Anschwellung.
68.nbsp; Die Schleimbeutel - Entzündung.
69.nbsp; Die Schlundentzündung.
70.nbsp; Die Schlundkopf-Entzündung.
71.nbsp; Die Schweifentzündung resp. der Schweifbrand.
72.nbsp; Die Sehnen- und Sehnenscheiden-Entzündung.
73.nbsp; Die Speicheldrüsen-Entzündung.
74.nbsp; Die Sprunggelenk - Entzündung und der Spat.
75.nbsp; Die Steingallen.
76.nbsp; Die Stollbeule.
77.nbsp; Die Strahlboin-Lähme.
78.nbsp; Die Strahlentzündung.
79.nbsp; Die Thränencarunkel - Anschwellung,
80.nbsp; Die Thrünendrüsen - Entzündung.
81.nbsp; Die Venenentzündung.
82.nbsp; Die Verbällung.
83.nbsp; Die verbrannte Sohle und die Verbrennung und Verbrühung überhaupt.
84.nbsp; Die Vorhautentzündung.
85.nbsp; Die Vorsteherdrüsen-Entzündung.
86.nbsp; Die Zungenentzündung.
87.nbsp; Die Zwerchfell - Entzündung.
Zweite Familie. Rothlauf o, Erysipelaceen.
Krankheitsformen,
1.nbsp; Die ausfallende Mauke.
2.nbsp; Das Blasenfieber.
3.nbsp; Die Buchweizcnkraukheit.
4.nbsp; Der Einschuss.
Hvperlmle der BrgrllfSnwi l'ariie ist einer der Qrandoharactero ilclaquo; Erysiiiolm, Klterong quot;der
Dissolution die oftmalige Folge desselben. Es kann daher das Wesen des Eiiiscliussos nicht in Ent-liiiidung der SclienkcWcnc mit ihren weiteren Folgen gesucht weiden , wie andern nnnen worden ist. sondeni nach den anderen wesentlichen Krschciniinpen In Ei;siiielas.
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792
Systematik der Krankheiten.
5, Die crysipelatöse Augenentzündung, fi. Der Euterrothlauf.
7.nbsp; Der Hautbrand in Folge des Genusses des mit Blattläusen verunrei­nigten Futters.
8.nbsp; Die hitzige Kopfkrankheit.
9.nbsp; Der Hodenrothlauf.
10.nbsp; Der Ohrspeicheldrüsen-Rothlauf.
11.nbsp; Die Pocken.
12.nbsp; Die Röthein.
13.nbsp; Die Rothlauf-Bräune.
14.nbsp; Das Rothlauf-Fieber.
15.nbsp; Der Ruthen-Rothlauf.
16.nbsp; Der Scharlach.
17.nbsp; Der Schlämpeausschlag.
18.nbsp; Die Schutzmauke.
19.nbsp; Die Traubenkamm-Krankheit.
Die letitgcnaiinlc Kranklieitsform, noch mehr aber der s. g. Sclilämpeautschlag macht raquo;ich b(i Rindern als ein der Flcchtenniaukc des Pferdes scheinbar ähnliches Uebcl geltend. Wenn man aber insbesondere die von Stockfleth aufgeführte iibleie Form des SchlSmpeausschlaga und den be­sonders erwähnten erysipelatiisen Character, die Dauer und den Verlauf berücksichtigt, so muss nan, wenn aqch die in der Nosologie aufgeführten Ursachen (die bei in Rede stehenden Formen iibrigans noth nicht gam aufgehellt sind) nicht sonderlich dafür sprechen , sie im Allgemeinen doch zu den Erysipelaceen rechnen, mit Rücksicht auf die Worte Fuchs's in seiner Nosologie I, 177: „Es scheint in dieser Familie noch manches Heterogene vereint zu seyn.quot; Auch unsere Altvorderen sprechen schon raquo;tn rosenartigen Krankheiten. Mit der Zeit werden auch sie eine genauere Stelle im Systeme finden.
4. Ordnung.
Krankheiten mit verminderter Gerinnbarkeit des Blutes,
Hämatolysen.
Der Fibringelialt des Blutes und oftmals auch die Menge der anderen festen Be-standtheilc ist vermindert, dafür aber das Blutserum überwiegend, weshalb die Secrete, Ex­sudate, und Extravasatc, welche sich bei ihnen bilden, durch geringe Plasticität und oft durch grosse Flüssigkeit sich auszeichnen.
Sie finden in der Regel in passiven, venösen Blutüberfüllungen und üämorrhagieen ihre Wurzeln und Begleitung.
Erste Familie. Blutsuchten, Hämochrosen.
Kran kheitsformen.
1.nbsp; Die Blutfleckenkrankheit.
2.nbsp; Das Blutödem.
3.nbsp; Eine Art des Blutschwitzens.
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Systematik der Krankkeiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 793
4.nbsp; Die Borstenfäulc.
5.nbsp; Das enzootische Blutharneu.
6.nbsp; Das Feuer der Schafe.
7.nbsp; Die Mundfäule.
8.nbsp; Der Mundscorbut.
Ob 7 mul 8 identisch, oder Varietäten, oder besondere Fvraon lind, niitifn weiterlaquo; Beebach-tangen lehren.
9.nbsp; nbsp;Der s. g. Nierentyphus.
Zweite Familie. Sehwarzsuchten, Melanosen.
Schon in der Nosologie wurde bemerkl, dass die Veränderung der Blutmischung, raquo;flclie dem Prozesse der Melanosen zu Grunde liegt (Ueberladung mit Farbstoff, Ver­minderung des Fibringehaltes), bald mehr local, bald mehr allgemein ist, und dass die melanotischen Ausscheidungen und Ablngerungen sich bald als dunkle Flüssigkeit ii; Höh­len, Canälen und deren Inhalte zeigt, bald dass das Parenchyni der Organe durchdrungen ist, bald dass sich dünne hautförmige Schichten, bald weiche Massen von verschiedener Grosse und Gestalt zeigen. Sie erfolgen bald nur an einer Stelle, bald an mehren zu­gleich, oder nach und nach, und können sich in verschiedenen Geweben und Organen bilden.
Die melanotische Ablagerung bedingt jedoch, ausser den allgemeinen hämatolyti-schen Erscheinungen, oft so unbeträchtliche und so wenig characteristische Functionsstö-rungen, dass wir sie manchmal schwer bei Menschen und noch schwieriger bei unseren Hausthieren, wo sie ohnehin selten in Leichen wahrgenommen werden, zu diagnosticiren im Stande sind. Doch dürfte
die schwarze Harnwinde
hier ihre berechtigte Stelle finden, wenn sie auch Ref. Adam etwas anders deutet.
Hinsichtlich ihrer Aetiologie führen wir hier nur noch an, dass sie gewöhnlich als Folge anderer Krankheitsprozcsse vorkommen.
Die raquo; g. böiarligen, Terschwürenden und fmigöicn Melanosen, welehe melanotisch gefärbte Krebae und Tuberkel sind, gehliren durchaus nicht hieher.
Dritte Familie.
Wassersüchten, Hydropsieen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Anbrüchigkeit.
2.nbsp; Die Augapfel-Wassersucht.
3.nbsp; Die Bauch-Wassersucht.
4.nbsp; Die Brust-Wassersucht.
5.nbsp; Die Eierstocks-Wassersucht.
cf. Magaain XXIV, 219.
6.nbsp; Die Eihftute-Wassersucht.
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794nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Systematik der Krankheiten.
7.nbsp; Die Fötus-Wassersucht.
8.nbsp; Die Gehirn-Wassersucht.
9.nbsp; Die Gelenk- und Sehnenscheiden-Wassersucht rcsp. die Gallen.
10.nbsp; Die Hautwassersucht.
11.nbsp; Die Herzbeutel-Wassersucht.
12.nbsp; Der Hodensack-Wasserbruch.
13.nbsp; Das Labmagen-Oedem.
14.nbsp; Die Lungen-Wassersucht.
15.nbsp; Die Mutterscheiden-Sack Wassersucht.
16.nbsp; Die Rückenmarks-Wassersucht.
17.nbsp; Die Wassergeschwulst oder das kalte Oedem und die chronische ödematöse Anschwellung der Füsse.
Fälschlich werden noch hieher gerechnet
a.nbsp; nbsp;Die Euter-Wassersucht.
b.nbsp; Die Gallenblasen-Wassersucht.
c.nbsp; Die Gebärmutter-Wassersucht.
d.nbsp; Die Nieren-Wassersucht.
Vierte Familie. Erweichungen, Malaeieon. Es kommt der Prozess der Erweichung in mannigfaltigen Gebilden vor, allein, die Regen faule abgerechnet, wissen wir während des Lebens die Ihr zufallenden Krankhcitserschcinungvn gewöhnlich nicht herauszufinden; vide Gehirnerweichung. Lebererweichung. Milzerweichung.
5. Ordnung. Krankheiten mit Blutverderbxdss, Hämatophthoren.
Es gehOren hieher die Krankhcitsprozessc, welche durch äussere, ins Blut gekom­mene deletere Sloffe (Miasmen und Gifte) bewirkt worden, so dass Mischlingsverände­rungen und Zersetzung geschehen sind, wodurch das Blut nicht allein für seine normale Bestimmung ungeschickt wird, sondern auch direct nachlheilig und verderblich auf mehr
oder minder zahlreiche Lebensäusserungen einwirkt.
#9632;
Erste Familie. Nervenfleber, Typhen.
Kranltfi e ilsfi irmen. 1. Der acute Pferderotz.
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Systematik der Krankheiten.
795
2.nbsp; Der Anthrax oder Milzbrand resp. die Blutseuchc der Schafe, die Kropfbrandbenle und das Rankkorn der Schweine, der Rausch, die Siberische Benlenseuche.
3.nbsp; Der brandige Strengel oder die brandige Druse.
4.nbsp; Die Hundswuth.
5.nbsp; Das Nervenfieber resp. die Katzenpest.
6.nbsp; Der Petechialtyphus.
7.nbsp; Die Rinderpest.
8.nbsp; Der schwarze Tod.
9.nbsp; Die westindische Pest.
Zweite Familie. Fäulen, Typhoid e.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die ägyptische Augenentzündung.
2.nbsp; Die asiatische Cholera.
Nach Fuchs ein Typhus, nach Pollack (Archiv filr pnthol, Anatomie und Physiologie X) i.i den Typosen gehörig mil vorzüglichem Curerfolge; nach Martins Comuiissionsberichte, München 1857, kilden dieselben aber schroffe Gegensätze; der Dünndarm aber ist mit Sicherheit als dasjenige Organ ja bezeichnen, in welchem sich das Cholera.Contagium localisirt und reproducirt.
3.nbsp; Das s. g. bösartige Catarrhalfieber der Rinder.
4.nbsp; Der Darmcroup.
5.nbsp; Die Darmfäule.
6.nbsp; Das Huftyphoid.
7.nbsp; Die Leberfäule.
8.nbsp; Die Lungenseuche.
9.nbsp; Der Pieps der Hühner.
10.nbsp; Der Rachencroup.
11.nbsp; Die Schnuffelkrankheit der Schweine.
Dritte Familie.
Vergiftungen, Toxicosen.
Wie die Vorrede besagt, so konnten sie in diesem Handtmchc keine Berücksich­tigung finden, vielmehr ist auf Heitwig's Arzneimittellehre, auf die beteffenden Toxicolo-gieen und Journalartikel bis dahin zu verweisen, wo ein dazu befähigter thierärztlicher Schriftsteller diese geeignet bearbeitet hat.
6. Ordnung.
Krankheiten mit im Organismus selbst erzeugten pathi­sch en Stoffen im Blute, Dyscrasieen.
Wenn bei den Hämatophthoren die heterogenen Substanzen fertig gebildet von aussei) in die Säftcmassc gelangen, so erzeugen sich die Krankhcltsinaterion dieser Ord-
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796
Systematik der Krankheiten.
nung, selbst wenn ein Contagium eingewirkt hat, doch erst innerhalb des Organismus wieder, sie sind mehr organischer, als chemischer Natur, äussern daher auch andere Wir­kungen, tragen anfangs weniger den Character der Zersetzung und Zerstörung, als den einer qualitativen Umänderung der organischen Masse. Immer aber werden sie nach den mannigfaltigen Gebilden, wohin sie aus dem Blute abgeschieden worden sind, sehr ver­schiedene Erscheinungen hervorrufen.
Erste Familie. Versetzungen, Chymoplanieen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Eiterversetzung.
2.nbsp; Die Gallenversetzung.
3.nbsp; Die Harnversetzung.
4.nbsp; Die Milch Versetzung.
Zweite Familie.
Blutschärfen, Cacochymieen.
Kranlchèitsformen.
1.nbsp; Die bösartige Beschillkrankheit.
2.nbsp; Der chronische Pferderotz.
3.nbsp; Die Driisenkrankheit bei Schweinen und Rindern.
4.nbsp; Die englische Krankheit.
5.nbsp; Der Gelenkfluss der Säuglinge.
6.nbsp; Das Gerinnen der Milch.
7.nbsp; Die Gicht.
8.nbsp; Die Hämorrhoiden.
9.nbsp; Der Hautwurm.
10.nbsp; Der Hoden-Fleischbruch.
11.nbsp; Die Kniescheiben-Gelenkgeschwulst des Rindes.
12.nbsp; Die Knochenweiche.
13.nbsp; Das Pellagra.
14.nbsp; Die Scropheln.
15.nbsp; Der Sohlenkrebs beim Binde.
16.nbsp; Der Strahlkrebs.
17.nbsp; Der Weichselzopf.
18.nbsp; Der Winddorn des Hinterkiefers.
Dritte Familie.
Knotensuehten, Tuberoulosen.
Krankheitsformen. 1, Die Gehirntuberkeln,
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Systematik der Krankheiten,
2.nbsp; Die Hauttuberkeln.
3.nbsp; Die Lebertuberkeln.
4.nbsp; Die Lungentuberkeln.
5.nbsp; Die Lymphdrüsen-Tuberkeln.
6.nbsp; Die Milztuberkeln.
7.nbsp; Die Zungentuberkeln.
Vierte Familie. Krebse, Carcinosen,
1.nbsp; Die Afterdrüsen-Geschwulst.
2.nbsp; Der Augapfel-Krebs.
3.nbsp; Der Bronchialdrüsen-Krebs.
4.nbsp; Eine Art der Brustgeschwulst.
5.nbsp; Der Gebärmutter-Krebs.
6.nbsp; Der Harnblasen-Krebs.
7.nbsp; Der Haubenkrebs.
8.nbsp; Die Herzmelanose.
9.nbsp; Der Hoden-Fleischbruch.
10.nbsp; Der Knochenkrebs.
11.nbsp; Der Labmagen-Krebs.
12.nbsp; Der Leberkrebs.
13.nbsp; Der Lungen-Markschwamm.
14.nbsp; Der Magenkrebs.
15.nbsp; Der Milchdrüsen-Krebs.
16.nbsp; Die Nervengeschwulst.
17.nbsp; Der Ruthenkrebs.
18.nbsp; Der Mutterscheiden-Krebs.
19.nbsp; Manche Schilddrüsen-Anschwellung.
20.nbsp; Die schwarze Knotengeschwulst.
21.nbsp; Manche Stollschwämme.
Fünfte Familie. Geschwüre und Schwärsuchton, Helcosen.
Als mehr isolirte Formen gelten:
1.nbsp; Die Aderfistel.
2.nbsp; Die After- oder Kothfistel.
3.nbsp; Die Beckenfistel.
4.nbsp; Das bösartige Klauengeschwür resp. die bösartige Klauenseuche.
5.nbsp; Die Darmfistel.
6.nbsp; Die Darmgeschwüre resp. die Darmschwärsucht.
Ji
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798nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Systematik der Krankheiten.
7.nbsp; Die Drüsenkrankheit.
8.nbsp; Die Eierstock-Schwärsucht.
9.nbsp; Das Eiterauge.
10.nbsp; Die enzootische Hodenvereiterung.
11.nbsp; Die Gebärmutter-Schwärsucht.
12.nbsp; Die Gefässe-Vereiterung.
13.nbsp; Der Gehirnabscess.
14.nbsp; Die Gekrösdrüsen-Schwärsucht.
15.nbsp; Die Genickfistel.
16.nbsp; Die Harn- resp. die Harnröhren-Fistel.
17.nbsp; Die Haubenfistel.
18.nbsp; Der Herzabscess resp. die Herzvereiterung.
19.nbsp; Die Hodensack-Fistel.
20.nbsp; Das Hornhaut-Geschwür.
21.nbsp; Die Hufknorpel-Fistel.
22.nbsp; Die Klauenfäule.
23.nbsp; Der Knochenbrand.
24.nbsp; Das Krongeschwür.
25.nbsp; Die Lebervereiterung.
26.nbsp; Die Lungenschwärsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (
27.nbsp; Die Mastdarm-Harnröhren- und die Mastdarm-Scheiden-Fistel.
28.nbsp; Die Milchdrüsen-Fistel.
29.nbsp; Die Nierenschwärsucht.
30.nbsp; Die Ohrfistel.
31.nbsp; Der Ohrwurm.
32.nbsp; Die Psoasfistcl.
33.nbsp; Die Samenstrang-Fistei.
34.nbsp; Die Schlundfistel.
35.nbsp; Die Schweiffistel.
36.nbsp; Die Spcichelfistel.
37.nbsp; Der Sterzwurm.
38.nbsp; Die Strahlfäule.
39.nbsp; Die Thränenfistel.
40.nbsp; Die Zahnfäule.
41.nbsp; Die Zahnfistel.
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Systematik der Krankheiten.
2. Ciasse,
Krankheiten des Nervenlebeos, Neuroaosen.
Dieselben beruhen zunächst und hauptsächlich auf Störungen und Veränderungen des Nervenlebcns, der s. g. animalischen Functionen, bald nur in einzelnen Organen, bald in grüsserer Ausdehnung.
1. Ordnung. Krankheiten des sensitiven Nervenlebens, Farasthesieen.
Vorzugsweise sind die centripetalen Nervenfasern und die ihnen entsprechenden Theile der Centralgebildc krankhaft (hauptsächlich durch Abweichungen der Empfindung) afficirt.
Erste Familie. Wechselkrankheiten, Typosen.
Krankheitsformen. Die ein-, drei- und viertägigen Wecbselfieber.
Zweite Familie. Nervenschmerzen, Neuralgieën.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Colik
2.nbsp; Die Gefrässigkeit.
3.nbsp; Die Gehörnencn-Ueberempfindlichkeit.
4.nbsp; Die Gnubberkraukheit.
5.nbsp; Das Hautjucken.
6.nbsp; Der Heisshunger.
7.nbsp; Der Husten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
8.nbsp; Die Hysterie.
9.nbsp; Das Koken.
10.nbsp; Die Lähme.
11.nbsp; Die Lecksucbt.
12.nbsp; Die Lichtscheue.
13.nbsp; Die Traberkrankheit.
14.nbsp; Die üeberempfindlicbkeit.
15.nbsp; Der übermässige Geschlecbtstrieh resp. die Geilheit und die Stier-sucht.
(cf. Eierstock-Wassenucht.)
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Systematik der Krankheiten.
16.nbsp; Die Wasserscheu.
17.nbsp; Der Wolfshunger.
18.nbsp; Der Zahnschmerz.
Dritte Familie. Fühllosigkeiten, Auästhesieen.
Kranhheitsformen.
1.nbsp; Die Appetitlosigkeit.
2.nbsp; Die Blindheit.
3.nbsp; Das Erfrieren.
4.nbsp; Der mangelnde Geschlechtstrieb.
5.nbsp; Die Nachtblindheit.
6.nbsp; Der schwarze Staar.
7.nbsp; Der Schwindel.
8.nbsp; Die (nervöse) Taubheit.
2. Ordnung. Krankheiten des motorischen Nervenlebens, Paracinesieen.
Es finden sich hierbei vorzugsweise Sturungelaquo; der centrifugalen Nerven und der ihnen entsprechenden Centraltheile.
Erste Familie. Nervenkrämpfo, Neurospasmen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Der Afterzwang,
2.nbsp; Der Augenkrampf.
3.nbsp; Der Brustkrampf.
4.nbsp; Das Erbrechen.
5.nbsp; Die Fallsucht.
6.nbsp; Das Fuchteln.
7.nbsp; Der Hahnentritt.
8.nbsp; Der Harnblasenkrampf.
9.nbsp; Der Kinnbacken-Krampf.
10.nbsp; Die Krampfcolik.
11.nbsp; Der Krampf husten.
12.nbsp; Der Lungenkrampf.
13.nbsp; Der Magenkrampf.
14.nbsp; Der mimische Gesichtskrampf.
15.nbsp; Das Schluchzen.
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Systematik der Krankheiten.
801
16.nbsp; Die Seekrankheit.
17.nbsp; Der Starrkrampf.
18.nbsp; Die Starrsucht.
19.nbsp; Die Stimmlosigkeit.
20.nbsp; Der Veitstanz.
21.nbsp; Der Zungenkrampf.
22.nbsp; Die Zwerchfell-Convulsionen.
Zweite Familie.
Lähmungen, Paralysen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Aftererschlaffung und Lähmung.
2.nbsp; Die allgemeine Lähmung.
3.nbsp; Die Augonlieder-Lähmung resp. der Augenlieder-Vorfall.
4.nbsp; Die chronische Unverdaulichkeit.
5.nbsp; Der Dampf.
6.nbsp; Die Darmlähmung.
7.nbsp; Die Gebärmutter-Lähmung.
8.nbsp; Manche Art der Gliederschwäche.
9.nbsp; Die Harnblasenlähmung.
10.nbsp; Das Kalbefieber.
11.nbsp; Die Kreuzlähmung.
12.nbsp; Die Lippenlähmung.
13.nbsp; Die Lungenlähmung.
14.nbsp; Die Magenlähmung.
15.nbsp; Das Milchauslaufen.
16.nbsp; Die Ohnmacht.
17.nbsp; Der Pfeiferdampf.
18.nbsp; Der Samenfluss.
19.nbsp; Der Scheintod.
20.nbsp; Die Schlundkopf- und Schlundlähmung.
21.nbsp; Die unwillkührliche Darmentleerung.
22.nbsp; Die Verdauungsschwäche.
23.nbsp; Die Zungenlähmung.
3. Ordnung. Krankheiten des psychischen Nervenlebens, Paranoien.
Wie in der Nosologie, so kann hier nur die Klage wiederholt werden, dass, da wir von den Richtungen der psychischen Thätigkeit bei Thicren keine nähere Kennlniss haben, t'tlke, Krankh. d, Huusth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51
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#9632;V.'
802
Systematik der Krankheitcu,
die Lehre von den Seelenstürungen nur äusserst mangelhaft und unvollkommen seyn kann. Wir fassen sie in eine einzige
Farn i 1 i e unter folgenden
For m e n zusammen.
1.nbsp; Das Heimweh.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
2.nbsp; Das Irreseyn.
3.nbsp; Der Neid.
4.nbsp; Der rasende Koller.
5.nbsp; Die Scheue.
6.nbsp; Die Sehnsucht.
7.nbsp; Die Stätigkeit.
8.nbsp; Der Still- oder Dummkoller.
3. Classe.
Krankheiten der Form und Bildung, Morphonosen.
Die Veränderung im Umfange, in der Gestalt und in den räumliclten Verhältnissen treten bei ihrer Betrachtung in den Vordergrund, obschon Störungen im Blutleben und in der Nerventhätigkeit nicht ausgeschlossen seyn können, als deren Prcducte und Aus­gänge sie oftmals mehr angesehen werden müssen, wie als wahre pathische Prozesse.
1. Ordnung.
Pormkrankheiten durch abnorme Emährung und Bildung,
Paratrophieen.
Die Masse und Form der Organe leidet durch fehlerhafte Ernährung oder Bildung.
Erste Familie.
Uebereruähruugeu, Hypertrophieen.
Kr arikheitsformen.
1.nbsp; Die austerschalenartige Verdickung der Haut und des glänzenden üeberzugs vom Hufe.
2.nbsp; Die Brustdrüsen-Vergrösscrung.
3.nbsp; Die Eierstücke-Vergrösserung.
4.nbsp; Die Euterüberernährung.
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Systematik der Krankheitennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g03
5.nbsp; Die Fettsucht.
6.nbsp; Die Fischschuppeukrankheit.
7.nbsp; Die Fleischmast.
8.nbsp; Die Gehirnüberernährung.
9.nbsp; Der grosse Huf.
10.nbsp; Die Haar-Ueberernilhrung.
11.nbsp; Die Hautschwielen.
12.nbsp; Die Eerzüberernährung.
13.nbsp; Das ïïornhautfell.
14.nbsp; Die Knochenüberernährung.
15.nbsp; Der Knollhuf.
16.nbsp; Der lange Huf.
17.nbsp; Die Leberüberernährung.
18.nbsp; Die Milsvergrösserung.
19.nbsp; Die Muskelüberernährung.
20.nbsp; Die Nierenüberernährung.
21.nbsp; Eine Art des schiefen Hufes.
22.nbsp; Eine Art der Schilddrüsen-Anschwellung.
23.nbsp; Die Traubenkörner-Vergrösserung.
24.nbsp; Die Ueberernährung der Leibesfrucht resp. die Speckkälber.
25.nbsp; Die Vorstehcrdrüsen-Ueberernährung.
- -
Zweite Familie.
Schwunde, Atrophieen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Abzehrung.
2.nbsp; Die Augapfel-Verkleinerung.
3.nbsp; Das Ausfallen der Haare und Wolle.
4.nbsp; Der Boékhuf.
5.nbsp; Die Darrsucht.
6.nbsp; Die Eierstöcke-Verkleinerung.
7.nbsp; Der Gehirnschwund.
8.nbsp; Der Gelenkknorpel-Schwund.
9.nbsp; Die Haarschlechtigkeit.
10.nbsp; Der Herzschwund.
11.nbsp; Der Hodenschwund.
12.nbsp; Der Hufbein-Schwund.
13.nbsp; Der kleine Huf.
14.nbsp; Die Knochenbrücbigkcit.
51 *
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801nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Systematik der Krankheiten.
15.nbsp; Der Knochenschwund.
16.nbsp; Der Leberschwund.
17.nbsp; Die Markflüssigkeit.
18.nbsp; Die Milzverkleiucrung.
19.nbsp; Der mürbe Huf.
20.nbsp; Der Muskelschwund.
21.nbsp; Der Nierenschwund.
22.nbsp; Der Rattenschweif.
23.nbsp; Der Rückenmarks-Schwund.
24.nbsp; Eine Art des schiefen Hufes.
25.nbsp; Die Saumband-Verdickung (scheinbar das Gegentheil).
26.nbsp; Die schwachen und niedrigen Trachten.
27.nbsp; Der spröde Huf.
28.nbsp; Der verkümmerte Strahl (vide Zwaughuf).
Dritte Familie.
Missbildungen, Toratoson.
Da Missbildungcn in allen Theileu des Körpers vorkommen künnen, sie aber nur in seltenen Fällen ein chirurgisches Interesse haben (vide u. a, Aftcrverschluss, Ge­bar tsver li in der ung), so ist wegen ihrer allgemeinen Verhältnisse auf die Nosologie zu verweisen.
Vierte Familie.
Neubildungen, Neoplasmeu.
a. Anorganische Neugehilde, Concremenle.
1.nbsp; Die Chondroiden.
2.nbsp; Eingeweidesteine, als Bauchspeichel-, Darm-, Gallensteine, Harngries und Harnsteine, Magen-, Milch-, Speichel-, Vorhaut- und Zahnsteine.
3.nbsp; Die elfenbeinartigen Osteophyten.
4.nbsp; Die Haarbälle.
b. Organisirte Neugehilde.
1.nbsp; Die Geschwülste, als die Balg-, Faser-, Fett-, Fleischgeschwülste resp. die Polypen, die Franzosenkrankheit, die Haar-, Knorpel-, Knochengeschwülste resp, die Ueberbeine, der Spat, das Rehbein, die Schale, die sogenannte Ge­hirnversteinerung, die Warzen, die Hauthürner, die Traubengeschwulst, die Zanhbildung an ungewöhnlichen Stellen.
2.nbsp; Der graue Staar.
3.nbsp; Das Herzsarcom.
4.nbsp; Die Hydatiden z. B. die der Gebärmutter, des Herzens etc.
5.nbsp; Die Verknöcherungen in den Gefässen, in den Herzklappen, in den
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Systematik der Krankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sect;05
Sehnen resp. der Knochen-Stclzfuss, die Fötusversteinerung. Irrthümlich spricht man auch von einer Gehirn - Verknöohcrung.
c. Organische oder helebto Neubildungen sind endlich die Epi- und En-tophyten, sowie die Entozoën, die zu manchen Krankheiten Anlass geben. Als besondere
Formen sind namentlich hier zu nennen :
1.nbsp; Die blaue Milch (fälschlich).
2.nbsp; Die Bremsen- oder Oestruslarven - Krankheit.
3.nbsp; nbsp;Die Drehkrankheit.
4.nbsp; Die Egelkrankheit.
5.nbsp; Die Finnenkrankheit.
6.nbsp; Die Flechten.
7.nbsp; Das Fünflochwurm - Leiden.
8.nbsp; Der Haa.rling.
9.nbsp; Die Hundezeckc.
10.nbsp; Die Insectenstiche.
11.nbsp; Die Läusekrankheit.
12.nbsp; Die Läuse- oder richtiger die Milbensucht.
13.nbsp; Die Leberhydatiden.
14.nbsp; Die Magenseuche.
15.nbsp; Die Magenwürmer-Seuche.
16.nbsp; Die Krankheitserscheinungen von der Pferdelaus- und Schaflaus-Fliege.
17.nbsp; Die Räude.
18.nbsp; Die wurmige Lungenseuche.
19.nbsp; Die Wurmkrankheit.
2, Ordnung.
Pormkrankheiten durch fehlerhafte Ausdehnung, Para-
tasieen.
Sie beruhen zunächst und hauptsächlich auf Veränderungen der Capacilät und Weg-samkeit der Hohlräume im Organismus.
Erste Familie.
Verengerungen, Stenosen.
Krankhcüsformcti.
1.nbsp; Die Augenlieder-Verwachsung.
2.nbsp; Die Darmverengerung.
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w
P06nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Systematik der Krankheiten,
3.nbsp; Die Darmverstopfung.
4.nbsp; Die Engbrüstigkeit.
5.nbsp; Die Gallengänge - Verengerung und VerBchliessung.
6.nbsp; Die Gefässverengerung.
7.nbsp; Die Gehirnzusammendrückung.
8.nbsp; Die Gehörgang - Verengerung und Vcrschliessung.
9.nbsp; Die Gelenksteifigkeit.
10.nbsp; Die Harnleiter-Verengerung.
11.nbsp; Die Harnröhren - Verengerung und Vcrschliessung.
12.nbsp; Die Harnstrenge.
13.nbsp; Die Harnunterdrückung.
14.nbsp; Die Harnverhaltung.
15.nbsp; Die Harnwinde.
16.nbsp; Das Hartschnaufen.
17.nbsp; Die Hauttalgdrüsen - Verstopfung.
18.nbsp; Die Herzbeutel-Verwachsung.
19.nbsp; Die Herz Verengerung.
20.nbsp; Die Labmagen-Verstopfung.
21.nbsp; Die Löserverstopfung.
22.nbsp; Die Luftröhren- und Luftröhrenäste - Verengerung.
23.nbsp; Die Milchdrüsen-Verdichtung.
24.nbsp; Der Muttermund - Verschluss. • 25. Die Mutterscheiden - Verengerung und Verwachsung.
26.nbsp; Manche Art des Pfeiferdampfes.
27.nbsp; Der Pupillenverschluss.
28.nbsp; Die Schlundkopf- und Schlund - Verengerung.
29.nbsp; Die Speicheldrüsen - Verstopfung.
30.nbsp; Der Thränenwege-Verschluss.
31.nbsp; Die Venen-Verengerung und Verschliessung.
32.nbsp; Die Zitzenverschliessung.
Zweite Familie. Erweiterungen, Ectasieen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Eine Art des Blutmelkens.
2.nbsp; Die Darmerweiterung.
3.nbsp; Die Fesselgelenk - Verstauchung.
4.nbsp; Die Gallenblasen - Ausdehnung.
5.nbsp; Die Gallengänge - Erweiterung.
6.nbsp; Die Gefässerweiterung.
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Systematik der Krankheiten.
807
7.nbsp; Eine Art der Gliederschwäche.
8.nbsp; Die Harnblasen - Erweiterung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; v !'. Die Harnleiter-Erweiterung.
10.nbsp; Die Herzerweiterung.
11.nbsp; Der Hohlnabel.
12.nbsp; Die Klauensack - Geschwulst der Schafe.
13.nbsp; Der Krampfader-Bruch.
14.nbsp; Die Lendenverstauchung.
15.nbsp; Das Lockerwerden der Zähne.
16.nbsp; Die Luftansammlung in der Gebärmutter.
17.nbsp; Die Luftgeschwulst im Zellgewebe.
18.nbsp; Die Luftröhrenäste-Erweiterung.
19.nbsp; Die Lungenbläschen - Erweiterung resp. die Lungen-Luftgeschwulst.
20.nbsp; Die Magenerweiterung resp. die Magenüberladung und Aufblfthting.
21.nbsp; Die Rückgratsverstauchung.
22.nbsp; Die Samengefässe - Erweiterung,
23.nbsp; Die Schlunderweiterung.
24.nbsp; Schulterarmgelenk-Verstauchung.
25.nbsp; Die Sehnenscheiden- und Gelenkkapseln-Erweiterung vide Gelenk- und Sehnenscheiden - Wassersucht.
26.nbsp; Die Speichelgänge-Erweiterung.
3. Ordnung. Krankheiten durch veränderte Lage, Paratopieen.
Sie beruhen zunaclist auf Anomalien rein mechanischev Verhältnisse. Erste Familie. Ortsveränderungeu, Ectopieen. Krankheitsformen.
1.nbsp; Die Armbein - Vorarmgelenk - Verrenkung.
2.nbsp; Die Aufblähung.
3.nbsp; Der Augapfel - Vorfall.
4.nbsp; Die Augenlieder-Auswärtskehrung.
5.nbsp; Die Augenlieder - Einwärtskehrung.
6.nbsp; Der Augenlieder-Vorfall.
7.nbsp; Die Augenschiefheit.
8.nbsp; Die Auseinanderweichung der Backenzähne.
9.nbsp; Die Auseinanderweichung der Knochen.
10.nbsp; Der aus- und einwärts gekehrte Huf.
11.nbsp; Die Backenbein - Verrenkung.
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808
Systematik der Krankheiten.
12.nbsp; Der Bauchfell-Bruch.
13.nbsp; Die Bauchhöhlen - Schwangerschaft.
14.nbsp; Die Bockbeinigkcit.
15.nbsp; Der Bockhuf.
IG. Die boflcncrge und bodenweite Stellung.
17.nbsp; Eine Art der Buglähme.
18.nbsp; Die Crystalllinscn - Dislocation.
19.nbsp; Der Darmbruch.
20.nbsp; Die Därme-Incinanderschiebung.
21.nbsp; Die Därme-Verschiebung.
22.nbsp; Die Darmverschlingung.
23.nbsp; Der Darmvorfall.
24.nbsp; Das Durchtreten.
25.nbsp; Die Eierstock - Schwangerschaft. 2G. Die Einhüftigkcit.
27.nbsp; Die fehlerhaften Lagen des Fötus.
28.nbsp; Die Fehlgeburt.
29.nbsp; Die Fesselgelenk - Verrenkung.
30.nbsp; Der Flachhuf.
31.nbsp; Fötus in foetu.
32.nbsp; Der Gebärmutter - Bruch.
33.nbsp; Die Gebärmutter - Umdrehung^
34.nbsp; Die Gebärmutter - Umstülpung.
35.nbsp; Der Gebärmutter - Vorfall.
36.nbsp; Die Geburtsverhinderung.
37.nbsp; Der grüne Staar.
38.nbsp; Die Halswirbel - Verrenkung.
39.nbsp; Die Halswirbel-Verstauchung.
40.nbsp; Der Harnblasen - Bruch.
41.nbsp; Die Harnblasen - Umstülpung.
42.nbsp; Der Harnblasen - Vorfall.
43.nbsp; Das Hasenauge.
44.nbsp; Die Haubendislocation.
45.nbsp; Die Hinterkiefer-Verrenkung.
46.nbsp; Der Hodensack-Bruch.
47.nbsp; Eine Art der Hüftgelenk-Lahmheit.
48.nbsp; Die Krongelcnk - Vcrdehnung.
49.nbsp; Das künstliche Gelenk.
50.nbsp; Der Leberbruch.
51.nbsp; Der Leistenbruch.
52.nbsp; Der Lungenbruch.
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Systematik der Krankheilen.
809
53.nbsp; Der Magenbruch.
54.nbsp; Der Mastdarm-Vorfall.
55.nbsp; Die Muskel- und Selmcnausdehnung.
56.nbsp; Die Muskel- und Sehnenverkürzung.
57.nbsp; Der Mutterband-Bruch.
58.nbsp; Der Mutterscheidcn-Vorfall.
59.nbsp; Der Nabelbruch.
(iO. Der Netzbruch und Netz-Darmbruch.
61.nbsp; Der Ramp.
62.nbsp; Die Rollbein-Verrenkung.
63.nbsp; Die Rückenwirbel-Verrenkung.
64.nbsp; Der Ruthenvorfall.
65.nbsp; Der Schenkel - Bauchbruch.
66.nbsp; Das Schieftragen des Schweifes.
67.nbsp; Das Schielen.
68.nbsp; Der schmale Huf.
69.nbsp; Die Schulterarmgclenk-Verrenkung.
70.nbsp; Die Sprunggelenlcknochen-Verrenkung.
71.nbsp; Der Stelzfuss.
72.nbsp; Die Trompeten-Schwangerschaft.
73.nbsp; Die Verkürzung der breiten Schenkelbindc.
74.nbsp; Der Vollhuf.
75.nbsp; Die Vorderknic - Verrenkung.
76.nbsp; Der weite Huf.
77.nbsp; Das Zehentreten.
78.nbsp; Das Zungenstrecken.
79.nbsp; Der Zungenvorfall.
80.nbsp; Das Zurückbleiben eines oder des andern Hodens in der Bauchhöhle.
81.nbsp; Das Zurückbleiben der Nachgeburt.
82.nbsp; Der Zwanghuf.
83.nbsp; Der Zwerchfell-Bruch.
Zweite Familie. Verletzungen, Traumen.
Krankheitsformen.
1.nbsp; Die abgetrennte Wand.
2.nbsp; Hie Abtrennung der hornigen Ucberzüge der Stirnzapfen,
3.nbsp; Achillessehnen - Zcrreissung.
4.nbsp; Die Afterverletzung.
5.nbsp; Die Aortenzerreissung,
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810nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Systematik der Krankheiten.
(i. Die Aponeuroscn - Zerreissung.
7.nbsp; Die Armbein-Brüche.
8.nbsp; Das Auf- und Durchliegen.
9.nbsp; nbsp;Die Augapfel - Verletzung.
10.nbsp; Die AugcnberFtung.
11.nbsp; Die Augenlieder-Verwundung.
12.nbsp; Das Ausschuhen.
13.nbsp; Der Backeubein-Bruch. ly 14. Die Bauchfell-Verletzung.
15.nbsp; Die Bauchmuskeln - Zcrrreissung.
16.nbsp; Die Bauchwundcn.
17.nbsp; Die Beckenbrüche.
18.nbsp; Die Bcugesehnen-Zerreissung vide Sehnenzerreißsung.
19.nbsp; Das Klutaugc.
20.nbsp; Der Blutbruch.
21.nbsp; Die Blutgeschwulst.
22.nbsp; Das Blutohr.
23.nbsp; Die Brustwunden.
24.nbsp; Die Darmwunden.
25.nbsp; Die Darmzerreissung.
26.nbsp; Die Drosselarterien-Verletzung.
27.nbsp; Die Druckschilden oder die Sattel-, Kummt- und Geschirrdrticke, und das Durchlicgen (vide Nr. 8).
28.nbsp; Die Eierstock-Berstung.
29.nbsp; Das Einhauen.
30.nbsp; Der Ellenbogen-Bruch. 81. Die Faserknorpcl-Zerreissung,
32.nbsp; Der Fesselbein-Bruch.
33.nbsp; nbsp;Die Gallenblase-Verletzung.
34.nbsp; Die Gaumcnverlctzung.
35.nbsp; nbsp;Die Gebärmutter-Verwundung.
36.nbsp; Die Gebärmutter-Zerreissung.
37.nbsp; Die Gefässeberstung.
38.nbsp; Die Gefässcverwundung.
39.nbsp; Die Gehirnerschütterung.
40.nbsp; Die Gehirnverwundung.
41.nbsp; Die Gekröszcrreissung.
42.nbsp; Die Gclenkwunden.
43.nbsp; Die Gleichbcine-Brüche.
44.nbsp; Der Griffelbein-Bruch.
45.nbsp; Die Harnblasen-Verwundung.
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Systematik der Krankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 811
46.nbsp; Die Harnblasen-Zerreissung.
47.nbsp; Die Harnröhren - Vcnvundiuig.
48.nbsp; Die Haubenvorlctzung.
49.nbsp; Die Herzbeutel-Verwundung.
50.nbsp; Die Herzbeutel - Zerreissung.
51.nbsp; Die Herzverwundung.
52.nbsp; Die Herzzerreissung.
53.nbsp; Der Hinterkiefer-Brucli.
54.nbsp; Die Hodensack-Wunden.
55.nbsp; Die Hodenverletzung.
56.nbsp; Der Hornfortsatz-Bruch.
57.nbsp; Die Hornkluft.
58.nbsp; Die Hornspalte.
59.nbsp; Der Huf bein - Bruch.
60.nbsp; Die Hufbein- und Strahlbein-Lähme.
61.nbsp; Der Hufknorpel - Bruch.
62.nbsp; Der Jochbein - Bruch.
63.nbsp; Die Kehlkopf-Verletzung.
64.nbsp; Der Kieferbein-Bruch.
65.nbsp; Der Kniescheiben - Bruch.
66.nbsp; Die Kreuzbein-Abtrennung von den Darmbeinen.
67.nbsp; Der Kreuzbein-Bruch.
68.nbsp; Die Kronbeinbeuger-Zerreissung.
69.nbsp; Der Kronbein-Bruch
70.nbsp; Der Krontritt.
71.nbsp; Die Labmagen-Verletzung.
72.nbsp; Die Labmagen - Zerreissung.
73.nbsp; Die Ladenwunden.
74.nbsp; Die Leberberstung.
75.nbsp; Die Leberverletzung.
76.nbsp; Die Lendenmuskeln-Zerreissung.
77.nbsp; Der Lendenwirbel-Bruch.
78.nbsp; Das Lockerwerden der Zähne.
79.nbsp; Der Luftröhren-Bruch.
80.nbsp; Die Luftröhren - Wunden.
81.nbsp; Die Lungenmagennerven-Verletzung.
82.nbsp; Die Lungenwunden.
83.nbsp; Die Magenberstimg.
84.nbsp; Die Magendurchbohrung.
85.nbsp; Die Magcnverwunduug.
86.nbsp; Dio Milchdrüsen - Verletzung.
M
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812
Syslematik der Kranklieilen.
87.nbsp; Die Milzbcrstung (s. auch Milzblutung).
88.nbsp; Die Milzverletzung.
89.nbsp; Die Mittolflcisch - Zerrcissung.
90.nbsp; Die Mundverletzung,
91.nbsp; Die Mundwinkel - Verletzung.
92.nbsp; Die Muskclwunden.
93.nbsp; Die Muskelzerreissung.
94.nbsp; Die Mutterscheiden - Verwundung.
95.nbsp; Der Nasenbein - Bruch.
96.nbsp; Der Natternbiss.
97.nbsp; Die Nervenverwundung.
98.nbsp; Die Netzzerreissung.
99.nbsp; Die Nierenwunde.
100.nbsp; Der Oberkiefer-Bruch.
101.nbsp; Die Ohrspeicheldrüsen-Verletzung.
102.nbsp; Die Pansenverletzung.
103.nbsp; Die Psaltcrverwundung.
104.nbsp; Die Regenbogenhaut - Zerreissung.
105.nbsp; Der Rippenbruch.
106.nbsp; Der Rippenknorpel - Bruch.
107.nbsp; Die Rückenmarks-Erschütterung.
108.nbsp; Die Rückenmarks - Verwundung.
109.nbsp; Die Rückenwirbel-Brüche.
110.nbsp; Die Rutbenverletzung.
111.nbsp; Die Schädelknochen-Brüche.
112.nbsp; Die Schamlippen - Verletzung.
113.nbsp; Die Schienbeinbeuger - Zerreissung.
114.nbsp; Der Schienbein - Bruch.
115.nbsp; Die Schlundwunden.
116.nbsp; Der Schulterblatt-Bruch.
117.nbsp; Die Schwammkörper-Zerreissung.
118.nbsp; Die-Schweifverwundung.
119.nbsp; Der Schweifwirbel-Bruch.
120.nbsp; Die Sehnen- und Sehnenscheiden-Wunden.
121.nbsp; Die Sehnenzerreissung.
122.nbsp; Die Speicheldrüsen- und Speichelgängo-Verletzung.
123.nbsp; Die Sprunggelenkknochcn-Brüche.
124.nbsp; Das Standbaumreiten.
125.nbsp; Der Strahlbein-Bruch.
126.nbsp; Das Streichen.
127.nbsp; Die Trennungen der Hornsohlc und des Hornstrahls von den Weichthcilen.
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Systematik der Krankheiten.
813
128.nbsp; Der Unterschenkelbein - Bruch.
129.nbsp; Die Venen-Wunden und Zerreissungen.
130.nbsp; Die Vernagelung.
131.nbsp; Der Vorarmbein - Bruch.
132.nbsp; Der Vorderknie-Bruch.
133.nbsp; Die Vorderknie-Verletzung.
134.nbsp; Der Wirbelbruch.
135.nbsp; Das Wundlaufen der Hunde.
136.nbsp; Das AVundwerden der Schultergrube.
137.nbsp; Der Zahnbruch.
138.nbsp; Der Zungenbein-Bruch.
139.nbsp; Die Zungenverletzung.
140.nbsp; Die Zwerchfell - Wunden und Zerreissung.
141.nbsp; Die Zwillingsmuskeln - Zerreissung.
142.nbsp; Die Zwischenknochenbänder - Zerreissung.
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Register.
Aaspocken 568.
Abgetrennte Wand 1. 809.
Abmagerung 1.
Abortus 176.
Abtrennung der hornigen Ueberzüge der
Stirnzapfen 2. 809. Abzehrung 2. 803. Acariasis 405.
Achillcsselmen-Zerreissung 2. 678. 809. Aculc Bauchwassersucht 57. Acute Gehirnhöhlen-Wassersucht 244. Acute Maul- und Klauenseuche 2. 66. Acuter Pferderotz 2. 650. 794. Acutes Oedem 2. 787. Adcrerweitcrung 2. Adcrfistel 2. 797. Aderlassfistel 2. Adiposis 182. Aegagropili 264.
Aegyptische Augenentiündung- 36. 795. Aetzungen 4. 789. Aeusserer Lungenblutfluss 430. Afterdrüscn-Fluss 5. 788. Afterdrüsen-Geschwülste 6, 797. Afterentzündung 5. Aftererschlaffung 5. 801. Afterfistel 6. 797. Afterlähmung 5. 801.
Afterverletzungen 7. 809.
Afterverschluss 8. 804.
Aftervorfall 8.
Afterzwang 8. 800.
Agomphiasis 422.
Albuminöse Nierenentzündung 8. 789.
Albuminune 8. 160. 789.
Allgemeine Lähmung 9. 801.
Amaurusis 6G7.
Amentia 143.
Anästhcsicen 800.
Anbrüchigkeit 9. 793.
Anchyloblephaion 40.
Anchylosis 254.
Aneurysma 219.
Angcctasia 219.
Angcorrhagia 218.
Angiostenosis 221.
Angiostcosis 222.
Anlaufen der Schenkel 12. 541
Anorganische Ncugebilde 804.
Anthrax 12. 483. 795.
Anticardia 101.
Anticardium 101.
Anticocur 101.
Antoniusfcuer 182.
Aortenzcrreissung 12. 809.
Aponeuroscn-Zcrreissuug 672. 810
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816
Register.
Apoplcxia Ccrcbri sanguinea 231.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;— serosa 244.
—nbsp; nbsp; nbsp; spinalis G28. Appetitlosigkeit 13. 800. Arachnoiditis exsudativa 244. Armbcin-Bruch 14. 810. Armbeiii-VeiTcnkung 15. Ainibcin-Voraimgcleiik-Venenkung 15. 807. Arterielle Blutung 222. Arterieiienlziindiing 15. 789. Artcricnenveiterung IG. Arterienverengerung und Verschliessung 16. Arlhralgia 259.
Arthropblogosis 248. Arthrophymata 255. Arthrorheuma 249. Ascites 57. 58.
Asiatische Brecliruhr 21. 795. Atresia Ani 8. Atrophicen 803. Auchenorrheuma 272. Aufblähung 25. 807. Aufliegen 28. 138. 810. Aufwallen des Blutes 28. Augapfel-Krebs 28. 797. Augapfel-Verkleinerung 28. 803. Augapfel-Verletzung 28. 810. Augapfel-Vorfall 29. 807. Augapfel-Wassersucht 30. 793. Augenberstung 30. 810. Augencatarrh 30. 787. Augcnentzündung 30. 789. Augcnfcll 39. Augenkrampf 39. 800. Augenlieder-Auswärtskehrung 39. 807. Augenlicder-Einwärtskehrung 89. 807. Augcnlieder-Lähmung 40. 801. Augcnlicder-Oedem 40. Augenlieder-Venvachsung 40. 805. Augenlicder-Verwundungcn 41. 810. Augenlicder-Vorfall 41. 801. 807. Augenliedränder-Verwachsung 42. Augenrheumatismus 787. Augenschiefheit 42. 807. Augenschleimfluss 37. 42. Augenthranen 42.
Augenverletzungen 42.
Auseinanderweichen der Backenzähne 807.
Auscinanderweichen der Knochen 42. 807.
Ausfallen der Haare und Wolle 42. 803.
Ausfallende Mauke 43. 565. 791.
Ausschuhen 43. 810.
Auslerschalenartige Verdickung der Ilaut etc. 44. 802.
AuswärtsgekehrlcrHuf (videEimvärtsgekehr-ter Huf) 807.
Auszehrung 2.
Avantcoeur 101.
Backenbein-Brüche 44. 810.
Backenbein-Vcrrenkung 40. 807.
Backenzälme-Auseinandcnvciclumg 47.
Bärcnlritt 49.
Balggcschwulst 49. 804.
Band- und Blasenwürmcr 50.
Bauchblas 51.
Bauchbruch 51.
Bauchdeckcn-Rheumatismus 51. 787.
Bauchfell-Bruch 51. 808.
Bauchfell-Entzündung 52. 789.
Bauchfell-Verletzungen 54. 810.
Bauchgrimmen 54.
Bauchhöhlen-Schwangerschaft 54. 808.
Bauchmuskcln-Zeireissung 54. 810.
Bauchscroplicln 55. 674.
Bauchspeicheldrüsen-Entzündung 57. 789.
Bauchspeicheldrüsen-Steine (vide Speichel­steine) 804.
Bauch-Wasscrerguss 57. 786.
Bauch-Wassersucht 58. 793.
Bauchweh 54.
Bauchwunden 60. 810.
Beckenbrüche 60. 810.
Beckenlistel 6. 61. 797.
Bcckcnknochcn-Verrenkung 01.
Bcgallungsseuche 01.
Begattungsunvermugen 61.
Beinfrass 385.
Bcinhaut-Entzündung 61.
Beschälkrankheit 62.
Beugeschnen-Zcrreissung 62.
Bindehaut-Entzündung 62.
Bläschenausschlag der Genitalien 62. 787.
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Register.
817
Bliischenflechte 64. 788. Blasen 549. Blasenbcrstung 6£gt;. Blascnbrucli 65. Blasenfieber 05. 791. Blascmvürmer 50. Gil. Blatterrose 69. 788. Blaue Jlilcli 70. 805. Bleichsucht 9. 71. Blennorrhöcn 787. Blepharüdcma 40. Blepliaroplcgia 40. Blepbaroplosis 41. Blindheil 71. 800. Blutader-Bruch 71. 220. Blutader-Erweiterung 71. Blutader-Geschwulst 71. 219. Blutandrang nach dem Hinterleibe 71. Blutandrang nach dein Kopfe 71. Blutandrang nach den Lungen 71. Blutandrang nach dem Mastdarm 71. Blutandrang nach den Nieren 71. Blutauge 71. 810. Blutbruch 72. 810. Bluteibrechen 72. 786. Blutflccken-Krankheit 74. 792. Blutllüsse 786. Blutgesehwülste 75. 810. Blutharnen 77. 786. Bluthusten 83. 786. Blutige Milch 84. Blutleere 83. Blutmangel 83. Blutmelken 84. 786. 806. Blut-Nabelbruch 83. Blutödem 75. 83. 792. Blutohr 84. 810. Blutpissen 77. Blutschärfcn 796. Blulschlagfluss des Gehirns 231. Blutschwamm 85. Blutschwitzen 85. 786. 792. Blutseuche der Schafe 795. Blutspat 86. Blutsturz 430. Blutsuchten 792. Falke, Kr*nkb, d. Hauttli.
Blutuberfiillungcu 785.
Bockbeinig 87. 808.
Bockhuf 87. 803. 808.
Bodenenge 87. 808.
Bodenweite 87. 808.
Bösartige Bi'gattungsscucl.'c 88.
Bösartige Beschälkrankheit 88. 796.
Bösartige Klauenseuche 91. 797.
Bösartiges Catarrhalfieber der Rinder 92. 108. 795.
Bösartiges Klauengeschwür 91. 797.
Böses Spiel 93.
Bohne 501. Borstenfäule 93. 793. Bräune 93. 787. Brandfleck 93.
Brandige Druse 93. 650. 795. Brandiger Nasencatarrh 95. Brandiger Rolhlauf 182. 626. Brandiger Strengel 93. 550. 795. Brandmaukc 95. 565. Brechruhr 95. 787. Brcigeschwiilst 96. Bremsenlarven 96. 805. Breinscnschwindel 96. Brighl'sche Krankheit 8. Broncliialdiüsen-Krebs 97. 797. Bronchienerweiterung 97. Bronchorrhoca 438. Brüllen, Brüller 698. Brummcln 698. Brustbeule 101. Brustcatarrh 97. 788. Brustcongestion 97. 786. Brustdrüsen-Vergrösserung 98. 802. Brustfell-Entzündung 99. 789. Brustgeschwulst 101. 789. 797. Brustkrampf 102. 800. Brustlahmhcil 103. Bruslrche 103. 342. Brust-Wasscrerguss 103. 786. Brust-Wassersucht 104. 793. Brustwunden 104. 810. Buchweizenkraukheit 104. 791. Buggallc 106. 691. Buglähme 106. 808.
52
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818
Register.
Bullae cpizooticac 66.
Cachcxia Tclae cellulosac hydatigena 187.
Cacocliymiccn 796.
Calculi biliarii 197.
Carcinoma Uteri et Vaginae 206.
Carcinosen 797.
Cardicctasis 312.
Cardieurysma 312.
Cardiorrheuma 313.
Cardiorrhexis 318.
Cardiostenosis 318.
Carditis 308.
Caries 385.
Catalepsia 694.
Cataracta 262.
—nbsp; nbsp; nbsp; capsularis 422.
—nbsp; nbsp; nbsp; Lenlis crystallinae 422.
—nbsp; nbsp; nbsp; membranacea 422. Catarrhalfiebcr 108. Catarrhalische Augenentzündung 31. Catarrhe 787.
Chameline 564.
Chankerscuche 88. 110.
Cholelithi 197.
Cholera 21. 110.
Choloplania 198.
Cholozemia 105.
Chondritis 888.
Chondroide 110. 804.
Chronische Hufgelenklähme 110.
Chronische Klauenseuche 110.
Chronischer Pferderotz 552. 796.
Chronisches Laxiren 110.
Chronische Unverdaulichkeit 110. 723. 801.
Chymoplaniccn 796.
Chymozemieen 788.
Claudicatio 402.
Coeliochysis 57.
Coclioccle 61.
Coeliorrlieuma 51.
Colik 111. 799.
Colpitis 510.
Commotie Ccrebri 236.
Commotio Mcdullae spinalis 631.
Compressio Cerebri 246.
Concremente 804.
Convolutio partis Intestinorum 129. Coryza gangraenosa 93.
— typhosa 550. Croup 114. Cruditäten 721. Crusta serpiginosa 468. Crystalliinsen-Dislocation 114. 808. Cynanche membranacea 268. Cystitis 275. Cystolithi 278. Cystoparalysis 277. Cystorrheuma 276. Dämpfigkeit 115. Dampf 115. 801. Darmbein-Brüche 116. Darmbcrstung 116. Darm-Blutfluss 116. 786. Darmbruch 117. 808. Darmcroup 117. 121. 795. Darmeinschiebung 117. Darmentzündung 117. 789. Darmenveitcrung 119. 800. Darmfäule 119. 795. Darmfistel 124. 131. 797. Darmfluss 125. 787. Darmgeschwüre 125. 797. Darmgicht 117. 127. Darm-Incinanderschiebung 127. 308. Darmlähmung 128. 801. Darm-Leistenbruch 128. Darm-Schwärsucht 797. Darmseuche 610. Darmsteine 128. 804. Darmverengerung 129. 806. Darmverschiebung 129. 808. Darmverschlingung 129. 808. Darmverstopfung 130. 806. Darmvorfall 131. 808. Darmwunden 131. 810. Darmzerreissung 131. 810. Darrsucht 132. 803. Dasselbeulen 132. Decubitus 138. Dementia 143. Depilatio 42. Dermatalgia pruritus 712.
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Register
819
Oermatodectesräude des Pferdes 590. — — des Rindes 594. Diabetes 284. Diaphragmatitis 777. Diarrhöe 145. Diastasis 42. Dickbein-Geschwulst 132. Dicke Beine 132. Dicker Nabel 513. Dippei 132. Dörmlichkeit 133. Drehende Fussbewegunj 133. Drehkrankheit 133. 805. Drosselartcricn-Verletzung 136. 810. Druckschäden 136. 810. Drüsenflüsse 788.
Drüsenkrankheit 139. 141. 674. 796. 798. Drüsenkrebs des Rindviehs 140, Druse 141. 789. Dünnmeister 143. Dummheit 143. Duminkoller 143. 802. Dunstkälber 145. 213. Durchfall 145. 788. Durchliegen 138. 147. 810. Durchtreten 147. 808. Dyscrasicen 795. Dysenteria 634.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; biliosa 635.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; catarrhalis 634.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inflammatoria 035.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; simplex 634. Dyspepsia 459. 733. 734. Dyspnoea sibilans 292. Eclampsie 148. 785. Ectasicen 806. Ectopieen 807. Ectropium 39.
Eczema calens 324.
—nbsp; nbsp; nbsp; crustosum 261.
—nbsp; nbsp; nbsp; exedens 193.
—nbsp; nbsp; nbsp; pustulosum 64.
—nbsp; nbsp; nbsp; unguinosum 179. Eczematosen 788. Egclkrankheit 9. 149. 805. Egelseuche 149.
Egc.isucht 149. Eicht'lti-ippcr 150. Eicrslock-Berstung 150. 810. Eierslock-Congcslion 150. 785. Elerslock-Enlzündung 150. 789. Eierstock-Haarbildung 151. Eierslock-Schwärsucht 151. 798. Eterstook-Schwangersoliaft 152. 808 Eierstock-Vcigrosscrung 152. 802. Eicrslock-Vcrkieinerung 152. 803. Eierstock-Wassersucht 152. 793. Elhäufe-Wassersunht 153. 212. 793. Eingeweidebruch 153. Eingeweidesteine 804. Eingeweidewürmer 155. Einhauen 155. 810. Einliüfligkeit 156. 808. Einschuss 156. 791. Eimvärlsgekchrtcr Huf 158. 807. Eisenbaim-Krankheit 158. 785. Eilerauge 158. 798. Eiterbrust 159. Eiterige Aligenentzündung 35. Eiterige Lungenschwindsucht 159. Eitergährung 159. Eiterinfcclion 159. Eitervergiftung 159. Eilerversetzung 159. 796. Eiwcisshalligcr Harnfluss 8. 160. Elcphanlcnfuss 164. 708. Elfenbeinartiges Osleophyt 164. 804. Ellenbogen-Bruch 104. 810. Emphysema 424.
— Pulinonum 441
Emproslliolonus G93. Encephalitis 232. Encephalochj'sis 244. Encephalolithiasis 243. Enccphaloniiagia 231. Enccphaloscismus 230. Enccphalotraumata 243. Engbrüstigkeit 1C5. 800. Engerlinge 105. Englische Krankheit 165. 796. Enteritis 117. Enterocele 117.
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820
Register.
Entworrhagla llß.
Enlerorrlicuma 125.
Entophyten 805.
Enlozocn 805.
Enlropium 39.
Entzündliche Bauohwassersuoht 57.
Enlziindliclie Bräune 580.
Eiilziindliche Wassergesclnvulst 299.
Entzündlicher Zustand 1C8.
Entzündungen 789.
Entzündungscolik 117.
Enzootisches Blutliarnen 77. 168. 793.
Enzootische Darmentzündung 822.
Enzootischer Gcbärnmtterbrand 205.
Enzootische ücrzentzuudung 809.
Enzootische Hodenvereiterung 325. 798.
Epilepsia 173.
Epiphytcn 805.
Erbrechen 168. 800.
Erfrierung 170. 800.
Erschwertes Zahnen 171. 766. 785.
Erweiterungen 806.
Erysipclaceen 791.
Erysipelatüse Augenentzündung 172. 792.
Erysipelatöser Hautbrand 172.
Erweichungen 794.
Erythrochoeras 515.
Erylhrorchidioii 326.
Eselsimf 662.
Euter-Blutfluss 84. 173.
Eutercatarrh 173. 788.
Euterentzündung 173. 789.
Euterfluss 173. 787.
Euter-Uothlauf 173. 792.
Euter-Uebercrnährung 477. 802.
Exophthalmus 29.
Exostosis 381.
Fäule 9. 173.
Fäulen 795.
Fäulischwerden 9.
Fallende Krankheit, fallende Sucht 173.
Fallsucht 173. 800.
Fames rapida 304.
Faserballen 175.
Faserflüsse 788.
Fasergeschwulst 175. 804.
Faserknorpel-Zerreissung 175. 810.
Faserkrebs 175.
Faul 176.
Fehlerhafte Augen 176.
Fehlerhafte Lagen des Fötus 176. 808.
Fehlgeburt 176. 808.
Fcifelgeschwulst 177.
Feigwarzen 177. 743.
Fesselbein-Brüche 177. 810.
Fcsselgelenk-Verrenkung 178. 808.
Fesselgelenk-Verstauchung 178. 806.
Fettflechte 179. 788.
Fettige Entartung 180.
Fetlgeschwülsle 181. 804.
Fetlleber 180.
Fctträudc 601.
Fettsucht 182. 803.
Feuchtwarzen 743.
Feuer der Schafe 182. 798.
Finnenkrankheit 187. 805.
Fischschuppen-Krankheil 189. 803. „
Fistlich 189.
Fistula stercoralis 121.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#
— urinaria 280. Flachhuf 189. 808. Flankenbruch 190. Fleclilcn 190. 805. Flcchtenartige Mauke 565, Fleckausschläge 191. Flcischbruch 191. Fleischgcschwulst 191. 804. Fleischmast 719. 803. Fleiscbpolypcn 192. Fleischwunden 192. Flöhe 192.
Flussgallen 192. 255. 787. Foetus in foetu 192. 808. Fötus-Versteinerung 192. 805. Fötus-Wassersucht 198. 213. 794. Französische oder Franzosenkrankheit 193.
547. 804. Fratt 1'J3.
Fressende Flechte 193. 788. Froschgeschwulst 193. 501. Fruchthälter-Blutfluss 193. Fruchthälter-Catarrh 193.
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Register.
821
Fruchthäller-Entzündung 193. 789. Frühlingfsausschlag 194. Fuchteln 194. 600. Fuchsräude 600. Fühllosigkeilen 800. Füllenkiankhcit 194. Füllenlälime 194. 249. Fünflocli-Wurm 194. 805. Fussenlzundung 194. 789. Fassräude 592. 653. Futtcrrehe 194. 342. 785. Galactozcmia 480. Gallen 194. 255. 794. Gallcnblasc-Ausdchnimg 195. 806. Gallenblase-Entzündung 195. 789. Gallenblase-Verlelzung 195. 810. Gallenblase-Wassersucht 195. 794. Gallcnfluss 195. 788. Gallengange-Entziindiing 197. 789. Gallengangc-Enveiterung 197. 806. Gallengängc-Verengerung und Verscliliessung
197. 806. Gallemuhr 197. 789. Gallensteine 197. 804. Gallenversetzung 198. 796. Gallertkrebs 199. Galliger Zustand 195. 198. Ganglientyphus 199. Gastrisches Fieber 199. 788. Gastritis 459. Gastroeatarrhus 459. Gastrorrhagia 72. Gaumengeschwulsl 200. 785. Gaumenverletziing 200. 810. Gebärfieber 370. Gebärmuttcr-Berstung 201. Gebärmutter-Blulfluss 201. 786. Gebärmutter-Bruch 202. 808. Gebärmuttcr-Catarrh 202. 788. Gebärmutter-Entzündung 204. Gebärmutter-Hydatiden 205. Gebärmutter-Krebs 206. 797. Gebärmutter-Lähmung 206. 801. Gebärmuttermund-Verengerung 207. 806. Gebärmuttermund-Verschliessung 207. 806. Gebärmutter-Ocdem 207. 212.
Gebärmutter-Polypen 207. Gcbännutter-Schleinifluss 207. Gebäiirrntter-Schwärsucht 207. 798. Gebärmiitler-Schwindsiicht 207. Gebärmutter-Umdrehung 208. 808. Gebärmulter-Umsliilpung 209. 808. Gchärmutter-Venviindung 211. 810. Gebärmutter-Vorfall 209. 308. Gebärmutter-Wassersucht 203. 211. 794. Gebärimiller-Zcrreissimg 214. 810. Geburtsrerhlnderung 215. 804. 808. Gedärmecatarrh 218. 459. 788. Gedärmcseuche 218. Gefässcberstung 218. 810. Gefässecrwciterung 219. 806. Gefässevcreitcrung 221. 798. Gefässcvcrengcruiig 221. 806. Gefässeverknöcherung 222. 805. Gefässcvcrschliessung 222. Gefässevenvundungen 222. 810. Geflügel-Pocken 576. Gefrässigkeit 226. 799. Gehirnabsccss 226. 798. Gehirn-Blutfluss 231. 786. Gehtm-Blutsohlag 231. 786. Gehirnentzündung 232. Gehirnerschütterung 236. 810. Gehirnerweichung 237. 794. Gehirnhäute-Entzündung 237. Gehirnhäute-Geschwülste 241. Gchirnhäute-Verdickungen 241. Gehirnrheuma 241. 787. Gchirnschädel-Brüclie 241. Gehirn-Scblaglluss 241. Gehirnschwund 241. 803. Gehirnstcinc 242. Gehirntuberkeln 242. 796. Gehirn-Ucbcrcrnährung 242. 803. Gehirnvcrknöcherung 243. 805. Gchirnverstcinerung 243, 804. Gehirnvercitcrung 243. Gchirnvcnvundung 243. 810,
Gehirn-Wasserbruch 244. Gehirn-Wassercrguss 244. 786. Gehirn-Wassersuchl 245. 794. Gehirn-Zusammendrückuiig 246. 806.
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822
Register.
OehSrgang-VerengerCing 24i). 806. r.chörgang-VorschlicssHng 216. 806. ftcliörncrven-UcbciTinpfindlichkeit 246. 799. Geilheit 246. 799.
Gekrösdrüscii-Enl-iümhmg 247. 789. Gekrüsdriiscn-Schwärsuclit 247. 798. Gekrösscropheln 248. Gekrüszerreissung 248. 536. 810. Gelbe Atrophie der Leber 414. Gelbes Fieber 248. 757. Gelbsucht 198. 248. Gelenkcapselii-Erneilcrung 807. Gelenkconcremcntc 248. Gelenkeiilzimdung 248. 790. Gelenkfluss 249. 787. 796. Gelenkgallen 254. Gclenkknorpcl-Schwund 254. 803. Gelenkmäuse 254. Gclenksleifigkeit 254. 806. Gelenk-Wassersucht 255. 794. 807. Gclenkwundcn 256. 810. Gemeines Vielistcrben 610. Gcnickbciile 267. 787. 790. Genickfislel 257. 798. Gerinnen der Milch 259. 796. Gcschirrdruck 136. 259. 810. Geschlechlslust-Mangcl 259. Geschwülste 804. Geschwüre 797. Gesichtskrampf 259. Getrennte Wand 1. 259, Gicht 259. 796. Glaucoma 263. Gleichbeinc-Brüche 260. 810. Glcichbcinc-Entzündung 260. 790. Gliederschwäche 261. 801. 807. Gliedganz 261. Glossospasmus 376. Gnitzflechte 261. 788. Gnubberkrankhcit 2G1. 711. 799. Grauer Staar 262. 804. Graviditas abdominalis 54.
— Ovarli 152. Griffclbeinc-Bnich 263. 810. Grippe 364. Grosser Huf 263. 803.
Grosspallc 610.
Grüner Staar 263. 808.
Grützgeschwulst 264.
Gutartige Begattungsseuche 264.
Haarausfallen 264. 803.
Haarbällc 264. 804.
Haarballen 264.
Haargefässe-Erweiterung 220.
Haargeschwülste 264. 804.
Haarling 265. 805.
Haarloslgkeit 265. 803.
Haarschlechtigkeit 265. 803.
Haar-Ueberernährung 265. 803.
Haarwindc 266.
Haemalops 71.
Haematcmesis 72.
Haemathidrosis 85.
Hämatolysen 792.
Hämatonosen 785.
Hämatophthoren 794.
Haematus 84.
Hämochroscn 792.
Hämopexiecn 789.
Haemophthalmus 71.
Haemorrhagia Pulmomim aperla 430.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; — oeculta 481.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; seminalis 641. Hämorrhagieen 786. Hämorrhoiden 266. 796. Hacmorrhois 266.
Häutige Bräune 268. Hahnentritt 272. 800. Halsentzündung 272. 580. 791. Halslluss 272. 787. Halswirbel-Brüche 273. Halswirbel-quot;Verrenkung 273. 808. Halswirbel-Verstauchung 274. 808. Hannöver'sche Krankheit 88. Harnblasen-Berstung 274. Harnblasen-Bruch 274. 808. Harnblascn-Catarrh 275. Harnblasen-Entzündung 275. 790. Harnblasen-Erweiterung 276. 807. Harnblascn-Fluss 276. 787. Harnblasen-Krampf 277. 800. Harnblasen-Krebs 277. 797.
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Register. 823
Harnblasen-Lähmung 277. 801.
Hautbrand 792.
Harnblasen-Polypen 278.
Haulemphyscm 296.
Harnblasen-Steine 278.
Hautentzündung 296.
Harnblasen-Ümstülpung 279. 80S.
Hautflüsse 788.
Harnblasen-Verwundung 279. 810.
Hauthörner 296. 672. 801.
Harnblasen-Vorfall 280. 808.
Hautjucken 296. 799-
Harnblasen-Zerreissung 279. 811.
Haul-Lnftgeschwulst 296.
Harnfislcln 280. 798.
Hautschmier-Fluss 296. 789.
Harngries 281. 804.
Hautschwiclen 297. 803.
Harnlcifcr-Erweiteruiig 281' 807.
Hautscropheln 297. 674.
Harnleiter-Steine 281.
Hauttalgdrüscn-Verstopfung 297. 806.
Harnleiter-Verengerung 281. 806.
Hauttuberkel 298. 797.
Harnröhren-Blutung 281. 786.
Haut-Ueberernahrungr 298.
Harnröhren-Entzündung 282. 790.
Haut-Wassererguss 299. 787.
Harnröhren-Fistel 282. 798.
Haut-Wassersucht 800. 794.
Harnröhren-Schleimfluss 282.
Hautwurm des Pferdes 301. 796.
Harnröhren-Steine 282.
Hautwurm des Rindes 297.
Harnröhren-Verengerung 288. 806.
Hcclisches Fieber 2.
Harnröhrcn-Verschliessung 283. 806.
Helliges Feuer 182.
Harnröhren-Verwundung 284. 811.
Helmliche Fehler 304.
Harnruhr 284. 789.
Helmweh 304. 802.
Harnsteine 285. 804.
Heinze's rothe Pocken 564.
Harnstrenge 286. 806.
Heisshunger 304. 799.
Harnunterdrückung 286. 806.
Helcoscn 797.
Harnverhaltung 286. 806.
Helmianthiasis 761.
Harnvcrsetzung 287. 796.
Hemmungsbildungen der Frucht 305.
Harnwcge-Catarrh 289. 788.
Hepar amplifleatum 415.
Harnwinde 290. 806.
Hepar praegrande 415.
Harte Pocken 563.
Hepatitis 408.
Harthäutigkeit 291. 787.
Hernia abdominalis 57.
Hartlcibigkeit 291.
Hernia intcstinalis 117.
Hartschlächtig 291.
Hernia ventralls 51.
Hartschlägigkeil 291.
Hernia Uteri 202.
Hartschlag 291.
Hernia vesiealis 274.
Hartschnaufen. 292. 549. 806.
Herpcs 190.
Hasenauge 292. 808. Hasenhacke 292. 790. Haubendislocation 293. 808. Haubenfistel 294. 798. Haubenkrebs 295. 797. Haubcnverletzung 296. 811. Hauptmörtig 296. Hauptmürdig 296. Hauptseuche 296. Hauptsichtig 296. Hauptsiech 296.
Herzabscess 305. 798. Hcrzbeutel-Berstung 305. Herzbeutel-Entzündung 305. 790. Herzbeutcl-Verdickung 306. Herzbeutel-Verwachsung 306. 806. Herzbeutel-Verwundung 306. 811. Herzbcutcl-Wasserergiiss 807. 787. Herzbeutel-Wassersucht 307. 794. Herzbcutcl-Zerreissung 808. 811. Herzentzündung 808. 790. Herzerweiterung 312. 807.
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Ill
824
Hcrzfäule 313. Herzflusfl 318. 787. Hcrzhydalidcn 314. 804. Hcrzklappcn-Vcrknüchcrung 314. 805. Herzmclano.se 314. 797. Herzpolypen 315. Herzrlieumalismus 313. Herzsarcom 316. 804. Herzsclilächligkeit 316. Herzschlägigkcil 316. Herzschlag 316. Hcrzsclilcchlig 316. Herzscluvund 317. 803. Ucrzübcrernährung 317. 803. Herzvereiterung 318. 798. Herzverengerung 318. 806. Herzvcrgrüsserung 318. Herzvermindung 318. 811. Herzweich, herzweiohig 318. Herzzerreissung 318. 811. Hitmen 549. Hinken 402.
Hinterbrand = Feuer der Schafe. Hintcrkiefer-Bruch 319. 811. Hinterkiefer-Verrenkung 320. Hinterkiefer-Winddorn 321. Hinterleibs-Congestion 321. 785. Hintcrleibs-Entzündung 322. 790. Hippobosca equina 550. Hippobosca ovina C45. Hirnentziindung 323. 700. Hirnfäuie 323. Hirnhäute-Entzündung 790. Hirscliig 323. Hirschkrankheit 323. Hirsesucht 547. Hitzbculen 324. 535. Hitzflechte 324. 788. Hitzige Brustwassersucht 103. Hitzige Hautwassersucht 299. Hitzige Kopfkrankheit 324. 792. Hitzige Rückenmarks-Wasscrsucht 682. Hitziges Oedcm 324. Hodenentzündung 324. 790. Hoden-Fieischbruch 325. 796. 797. Hodcn-Rolhlauf 326. 792,
Register.
Hodensack-Bruch 326. 418. 808. Hodensack-Entzündung 328. 790. Hodensack-Fistel 327. 798. Hodensack-Netzbruch 327. Hodcnsack-Wasserhruch 329. 794. Hodcnsack-Wunden 330. 811. Hodenschwund 330. 803. Hodenvereiterung 330. Hodcnverlelzungen 330. 811. Hörnercatarrh 331. Hohle Wand 1. 331. Hohlnabcl 331. 807. Holzbock 331. Honiggeschwulst 831. Hornbildungen 331. Hornfortsatz-Bruch 331. 811. Hornhaut-Entzündung 332. 730. Hornhaut-Fell 332. 803. Hornhaut-Fleck 332. 333. Hornhaut-Geschwür 384. 798. Hornhaut-Verdunkelung 332. 803. Hornhaut-Verwundung 384. Hornkluft 385. 811. HornspaUe 335. 811. Hüftgelenk-Lahmheit 339. Hüftweh 339. Hufbein-Bruch 340. 811, Hufbein-Lähmc 344. 790. 811. Hufbein-Schwund 340. 803. Hufentzündung 340. 790. Hufgelcnk-Lähme 344. 787. 808. Hufgeschwüre 346, Hufknorpel-Bruch 347, 811. Hufknorpcl-Entzündung 347, 790. Hufknorpel-Fistel 347. 399. 798. Hufrehe 787. Huftyphoid 348, 796. Hundepocken 576. Hunderäude 600. Hundeseuche 350. 788. Hundswuth 352. 795. Hundszeckc 363. 805. Husten 364. 799. Hydatiden 804. Hydrocephalus acutus 244, — chronicus 245.
___
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Register.
825
Hydrochysen 786. Hydrometra 211. Hydrophthalrmis 30. Hydrops abdominalis 58.
—nbsp; nbsp; nbsp; anasarca acutus 299.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; — chronicus 300.
—nbsp; nbsp; nbsp; articiilorum 255.
—nbsp; nbsp; nbsp; ascites acutus, inflammalorius 57.
—nbsp; nbsp; nbsp; Ccrebri 245.
—nbsp; nbsp; nbsp; Medullae spinalis 632.
—nbsp; nbsp; nbsp; Oculi 30.
—nbsp; nbsp; nbsp; Ovarii 152.
—nbsp; nbsp; nbsp; Pcctoris 104.
—nbsp; nbsp; nbsp; Pcricardii 307.
—nbsp; nbsp; nbsp; Putmonum 456. Hydropsiecn 739. Hydrorclik 329. Hydiorrhachia 682. Hydrorrhachis acuta 632. Hydrothorax acutus 103.
— chronicus 104. Hypcramiccn 785. Hyperidrosis 672. Hypopyon 158. Hysteric 364. 799. Ichthyosis cornea 189. Iclero-Ophthalmie 33. Icterus 198. Igelshuf 364.
Incinanderschiebimg der Gedärme 364. Indigestion 459.
Induratioostracea Epidcrmilis incrassalae 44. Influenza 364. 788. Innere Augenentzündung 33. 366. Innerer Bauchfell-Bruch 51. 366. Innerer Lungenblutfluss 431. Insectenstiche 366. 805. Intermittlrende Augenentzündung 31. Intermittirendes Fieber 366. Intussusceptio 127. Invaginalio 127. Inversio Uteri 209. Jochbein-Bruch 367. 811. Irresein 367. 802. Ichuria 286. Jucken 368.
Ixodes caninus 363. Kälberlähme 249. Käuorgane-Lähmung 369. Kalbeficbcr 370. 801. Kalte Pisse 374. Kaltes Feuer 291. 374.
Kaltes Ocdcm 300. 374.
Kaninchenräudo 603. Kathar 374.
Kalzenpest 374. 530. 795. Katienräudc 602. Kehlkopf-Catarrh 374. Kchlkopf-Entzündmsg 374. Kehlkopf-Pfeifen 374. Kehlkopf-Rheumatismus 374. 787. Kehlkopf-Verletzung 375. 811. Kiefcrbcln-Bruch 375. 811. Kinnbacken-Krampf 376. 800. Klauenentzündung 344. 376. 790. Klauenfäule 376. 798. Klauengeschwür 376. Klauehsack-Gcschwulst 377. 807. Klauenseuche 377. J Klauenwurm 377. Kleienaussehlag 377. 788. Kleiner Hut 377. 803. Kloakenbildung 378. Klopfhcngst 378. Knicbeule 378.
Kniescliciben-Bruch 378. 811. Knicsclicibengelcnk-Geschwulst 378. 796. Kniescheiben-Verrenkung 379. 787.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verstauchung 379.
Knieschwamm 381. 737. Knievcrletzung 381. Knochenauflockcrung 381. Knochenauswuchs 381. Knochenbrand 382. 798. Knochenbrüche 382. Knochenbrüchigkeit 383, 803. Knochcnentzundung 384. 790. Knochenerweichung 386. 796. Knochcnfrass 385-Knochengeschwulst 386. 804. Knochcnhaut-Entziindung 384. 790. Knochenkrebs 386. 797.
laquo;
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LU
826
Knochcnschwund 387. 804. Knochenscropheln 387. 674. Knochcn-Spcckgeschwulst 888. Knochen-Stelzfuss 697. 805. Knochcn-Ucberernahrung 388. 803. Knochenweiche 388. 796. Knochcnwurtn 385. Knötchenfleclite 388. Knollhuf 388. 609. 803. Knorpelentzündung 388. 790. Knorpelfistel 389. Knorpelgescluvulsl 389. 804. Knotenkrebs 390. Knoten-Lungensuchl 390. Knotensuchten 796. Koken 390. 799. Kolderer 392. Koller 392.
Kopfcongestion 392. 785. Kopfgrind der Katzen 602. Kopfkrankhcit 393. Koppen 393. Koth 486.
Kothfistel 6. 124. 393. 797. Krätig, krättig, krätzig, krettig 398. Krätze 585.
Krampfader-Bruch 393. 807. Krampfcolik 111. 800. Krampfhusten 394. 800. Krebsbacken 394. Krebse 797.
Kreuzbein-Abtrennung 394. 811. Kreuzbein-Bruch 395. 811. Kreuzbein-Verrenkung 394. Kreuzdrche 395. 711. Kreuzender Gang 395. Kreuzgalle 395. 691. Kreuzlähmung 395. 801. Kreuzotter-Bisse 397. Kronbeinbeuger-Zerreissung 679. 811. Kronbein-Bruch 397. 811. Krongelcnk-Verdehnung 397. 808. Krongeschwür 398. 798. Krontritt 398. 811. Kropf 400. 652. Kropf-Brandbeule 485. 795.
Register.
Külch 400.
Künstlicher After 124. 154.
Künstliches Gelenk 400. 808.
Kuhpocken 400. 562.
Kummtdruck 136. 810.
Labmagen-Krebs 400. 797.
Labinagen-Oedem 782, 794.
Labmagen-Verletzungen 401. 811.
Labmagcn-Verschwärung 401.
Labmagen-Verstopfung 401. 806.
Labmagen-Zerrcissung 401. 811.
Ladenwunden 401. 811.
Lähme 402. 799.
Lähmungen 801.
Lämmerlähme 249. 404.
Lämmerruhr 404. 637.
Laesiones intercapedinis dentium Equi 401.
Läuse 404. 805.
Läuscsuchl 405. 805.
Lagophthaltnus 292.
Lagopterna 292.
Lahmgehen 402.
Lahmheit 402.
Langangewachsene Klauen 405.
Langer Huf 405. 803.
Langer Rückenmuskel-Entzündung 405. 790.
Langwierige Hinke 91.
Langwierige Wassersucht 300.
Laryngocace 268.
Laryngocatarrhus 427.
Laune der Hunde 350.
Lauschkoller 406.
Lauterstall 284. 406.
Lcberabscesse 406.
Leberbcrstung 407. 811.
Leberblutung 407. 786.
Leberbruch 408. 808.
Leberegel-Krankheil 408.
Leberentziindung 408. 790.
Lebcrerweicliung 410. 794.
Leberfäule 9. 410. 795.
Leberhydatiden 414. 805.
Leberkrebs 414. 797.
Leberschwund 414. 804.
Lebertubcrkeln 415. 797.
Lcbcr-Ueberernährung 415. 803.
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Register.
82T
Lcbcrvcreilcrung 416. 798. Lcbervcrgrössorung 415. Lcberverlctzung 416. 811. Lccksuclit 416. 799. Lcderbund 417.
Lederliaut-Entzündung 417. 790. Leibbrüche 418. Leistenbruch 418. 808. Lendenblut 266. 419. Lendcnfluss 419. 787. Lendcnmuskeln-Zerreissung 419. 811. Lendenverstauchung 420. 807. Lcndemveh 419. Lendenwirbel-Bruch 421. 811. Lendcnwirbcl-Qucrfoiisatz-Bruch 421. Lendenwirbel-Verrenkung 421. Lenzel 421. Leucosis 9.
Lichtscheue 421. 799. Linsencapsel-Staar 422. Linsenstaar 422. Lippenentzündung 422. 790. Lippenlähmung 369. 422. 801. Lockerwerden der Zähne 422. 807. 811. LöserdOrre 423. 610. Löserverstopfung 423. 806. Lohe 423. 788.
Lufiansammlung in der Gebärmutter 424.807. Luftgeschwulst im Zellgewebe 424. 807. Luftröhrenäste-Catarrh 425. Luftröhrenäste-ErweiUrung 426. 807. Luftröhrenüste-Terengerung und Verschlies-
sung 426. 806. Luftröhren-Bruch 427. 811, Luftröhren- und Luftröhrenkopf - Catarrh
427. 788. Luftröhren-Entzündung 428. 790. Luftröhren-Erweiterung 427. Luftröhrenkopf-Entzündung 427. 790. Luftröhren-Verengerung 429. 806. Luftröhren-Wunden 430. 811. Luftsäcke-Catarrh 430. 788. Lumbago rheumatica 419. Lungenbläschen-Erweiterung 430. 807. Lungen-Blutfluss 430. 786. Lungen-Blutschlag 431.
Lungenbruch 433. 808. Lungcncatarrh 433. 788. Lungenentzündung 433 790. Lungenfäule, lungenfaul 439. Lungenhart 439-Lungenhydatiden 439.
Lungcnkrampf 440. 800.
Lungenlähmung 440. 801. Lungen-Luftgcschwulst 441. 807. Lungenmagcnnerven-Verletzung 442. Lungen-Markschwanim 443. 797. Lungenödem 443. Lungenschlag 443. Lungen-Schwärsuchl 437. 798. Lungen-Schwindsucht 443. Lungenseuchc 443. 795. Lungensucht 454. Lungentuberkcln 454. 797. Lungenvenen-Verschluss 456. Lungen-Wassergeschwulst 466. Lungen-Wassersucht 456. 794. Lungen-Windgeschwulst 456. Lungenwürmer-Seuche 456. Lungenwunden 456. 811. Lymphabscessc 457. Lymphangeitis 457. Lymphdrüsen-Entzündung 457. 790. Lymphdrüsen-Tuberkeln 458. 797. Lymphgefässe-Entzündung 457. 790. Macula Corncae 833. Magenaufblähung 807. Magenbälle 458. Magcnbcrstung 458. 811. Magen-Blutfluss 458. 786. Magenbremse 96. 458. Magenbruch 458. 809. Magencatarrh 459. 788. Magendurchbohrung 459. 811. Magenentzündung 459. 759. Magenenveitcrung 807. Magenkoller 460. Magenkrampf 460. 800. Magenkrebs 460. 797. Magenlähmung 461. 801. Magenseuchc 461. 610. 805. Magensteine 461. 804.
811.
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ULI
828
Magcn-Ücberladung; 462. 807. Magenverwundung 463. 811. Magenlaquo; ünncr-Seuclic 462. 759. 805. Malaciecn 794.
Malum Coxac senile 782. 790. Mandeln-Entzündung 463. 790. Mangelnder Geschlechlslrieb 463. 800. Markfäule 464. Markflüssigkeit 464. 804. Markhaut-Entziindung 384. 790. Marksclnvamm 464. Masern 464. 788. Mastdarm-Blutfluss 465. 786. Mastdarm-Bremse 96. Mastdarm-Entzündung 466. 790. Mastdarm-Fistel 6. Mastdarm-Harnröhrcnfistel 466. 798. Mastdarm-Läiimung 466. Mastdarm-Polypen 466. Mastdarm-Scheidenfistel 466. 798. Mastdarm-Verletzung 467. Mastdarm-Vorfall 467. 809. Mastdarm Zerrcissung 468. Mastitis 470. Mastorrheuma 475. Mauke 468. 565. Maulentzündung 468. Maulgrind 468. 788. Maulseuclie 469. Maulsperre 469.
Maulnurfs-Geschwulst 257. 469. Meerlinsen, Meerlinsigkcit 469. 547. Melanosen 793. Melophagus ovinus 645. Meningitis 237. Menschenkrätze 685. Mesaraische Scropheln 55. Metritis 204.
— venosa 370. Metrorrhagia 201. Milbensucht 405. 469. 805. Milchauslaufen 470. 801. MilchdrUsen-Catarrh 470. Milchdrüsen-Entzündung 470. Milchdrüsen-Fistel 474. 798. Milchdrüsen-Fluss 475.
Register.
Milchdrüsen-Krebs 475. 797. Milchdrüscn-ßheumatismus 476. Milohdrüscn-Rotlilanf 476. Milchdrüsen-Steine 476. Milchdrüsen-Ueberernährung 477. Milchdrüsen-Verdichtung 477. 806. Milchdrüsen-Verletzung 477. 811. Milchdriisen-Vcrstopfimg 478. Milchdrüsen Wassersucht 478. 794. Milchfehler 478. Milchficber 480. Milchfluss 480. 789. Milchknoten 471. Milchstaar 481. Milchst eine 481. 804. Milchverselzung 481. 796. Milchversiechcn 481. Milzberslung 482. 812. Milz-BIutfluss 482. Milzbrand 483. 795. Milzbrand-Apoplexie 484.
—nbsp; nbsp; nbsp; Carbunkeln 485.
—nbsp; nbsp; nbsp; Emphysem 486.
—nbsp; nbsp; nbsp; Fieber 484.
—nbsp; nbsp; nbsp; Oedem 486. Milzentzündung 493. 790. Milzerweichung 494. 794. Milzfäule 494. Milztuberculosc 495. 797. Milzvcrgrösserung 496. 803. Milzverkleinerung 497. 804. Milzvcrlclzung 497. 812. Mimischer Gesichtskrampf 497. 800. Missbildungen 804.
Mistfäule 497.
Mitlelfleisch-ZcrreissHng 498. 812.
Mit unterschlagenen Füsscn zu liegen
Mönig 498.
Monatsblindheit 498.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|
Monatsreiterei 498. 547.
Mondblindheit 31. 498.
Mondfluss 498.
Mondkälber 498.
Morbilli 464.
Morbus Brighlii 160.
Morbus pulmonalis Pecorum lyphoides
498.
443.
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Register.
829
Morphonosen 802. Mürber Huf 499. 804. Miimienartigcs Absterben derHiiiterfii.sse499. Mumps 499. 545. Mundaphthen 499. 788. Mimd-Bliilfluss 500. 786. Mundcntzundung 501. 790. Mundfäule 501. 793. Mundscliwämmclicn 502. Mundscorbut 502. 793. Mundstarrkrampf 693. Mundvcrletzung 503. 812. Mundwinkel-Verletzung 503. 812. Muscatnuss-Lcber 322. 504. Muskrlausdelinung 504. 809. Muskelbruch 504. 679. Muskelenlziindung 504. 790. Muskclrheuma 605. 787. Muskelschwund 506. 804. Muskcl-Ueberernährung 507. 803. Muskelverkürzung 507. 809. Muskclwunden 508. 812. Muskelzerreissung 509. 812. Mutterband-Bruch 509. 809. Wutternmnd-Vcrscliluss 207. 806. Mutterschciden-Catarrh 509. Mutterscheiden-Enlzündung 510. 790. Muttersclieidcn-Krebs 206. 510. 797. Multcrsclicidcn-Polypcn 207. 510. Mutterscheidcn-Sackwassersucht 510. Muttcrschciden-Verengcrung 510. 806. Mutterschciden-Vcrwaclisung 510. 806. Mutterschciden-Verwundung 511. 812. Muttcrscheidcn-Vorfall 601. 809. Myelalgia 711. Myelitis 629. Myelochysis 632. Myclorrhagla 628. Myositis 504. Nabelbruch 512. 809. Nabelcntzündung 513. 790. Nabclgcschwulst 513. Nabelschnur-Blutung 514. 786. Nachgeburt 514. Nachlassen der Milch 514. Nachpocken 563.
Nachtblindheit 514. ÖOO. Nachlsehen 514. Nackenbeule 514. Nackcnhste) 514. Nässende Räude 521. 601. Nagcltritt 514. Nagen der Kühe 515. Nascnaphlen 515. 788. Nasenbein-Bruch 518. 812. Nascn-Blutnuss 518. 780. Nasenbrcmse 96. Nasencatarrh 519. 788. Nasenhöhlen-Polypen 520. Nasse Räude = Nässende Räude. Natternbisse 521. 812. Neid 521. 802. Neoplasincn 804. Nephritis 536.
Nervenentzündung 521. 790. Nervenfieber 522. 794. 795. Ncrvengeschwulst 633. 797 Nervenkrämpfe 800. Nervenschmerzen 799. Nervenvenvundung 534. 812. Nervöses Entzündungsfieber 534. Nervöses Milchfiebcr 370. 534. Nessclausschlag 535. 783. Netzbruch 535. 809. Netz-Üarmbruch 536. 809. Netzentzündung 536. 790. Netzzcrreissung 536. 812. Neubildungen 804. Neuralgieën 799. Neuritis 521. Neuronosen 799. Nichtträchlig 536. Niedrige Trachten 666. 804. Nicrencongcstion 536. Nierenentzündung 536. 790. Nicrcnfäulc 538. Nierenschwärsucht 537. 798. Nierenschwund 538. 804. Nierentyphus 638. 793. Nieren-Ucberernährung 539. 803. Nieren-Wassersucht 539. 794. Nierenwunden 540. 812.
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830
Register.
Nissen's bläuliche, gelbe und schwarze Pocken 564.
Nymphomania 698.
Nystagmus 39.
Oberkiefer-Bruch 540. 812.
Oberkieferkühlen-Geschwuist 641.
Obliteratio Vasorum 222.
Obstructie Alvi ISO.
Obtusio Corneae 333.
Ochsenspat 541. 682.
Odontalgi,a 766.
Oedematüse Anschwellung 299. 30O. 541. 787.
Oesophagitis 657.
Oestromania 246.
Ohnmacht 541. 801.
Ohrdrüsen-Entzündung 542.
Ohrencatarrh 542. 788.
Ohrenfluss 542.
Ohrfistcl 543. 798. Ohrmuschel-Entzündung 544. 791.
Ohrpolypen 545.
Ohrspeicheldrüsen-Entzündung 545.
Ohrspeicheldrüsen-Rothlauf 545. 792.
Ohrspeicheldrüsen-Verletzung 545. 812.
Ohrwurm 544. 798.
Omphalitis 513.
Oophoritis 150.
Ophthaltnotyphus 85.
Opisthotonus 693.
Orcheocele carnosa 325.
Orchitis 324.
Organisirte Neugebilde 804.
Ortsveränderungen 807.
Oschitis 328.
Osphyrrheuma 419.
Osteochondrosis 889.
Osteolysis 385.
Osteomalacia 388.
Panaritium 398.
Pancreatitis 57.
Pannus 332.
Pansenverletzung 546. 812.
Paracincsicen 800.
Paracrisicen 786.
Paracyclesen 785.
Paräslhcsieen 799.
Paralysen 801.
Paranoien 801.
Paratasiccn 805.
Paratopiecn 807.
Paratrophiecn 802.
Parenchymatöse Blutung 223.
Parotitis 684.
Partus imniaturus 176.
Paukenschlagen 546.
Pellagra 546. 796.
Pentastoma taenioides 194.
Periodische Augenentzündung 31.
Pericarditis 305.
Peripncumonia 433.
Peritonitis 52.
Perlsucht 193. 547.
Pestis anticardia 485.
Petechialtyphus 548. 795.
Petcchien 611.
Pfeifen, pfeifender Dampf, Pfeiferdampf 549,
801. 806. Pfcrdclaus-Fliege 550. 805. Pferdepocken 550. 565. Pferderotz 550. Pfcrlich 561. Pfinncn 661. Phallitis 638. Pharyngitis 580. Phlebitis 727. Phlogoscn 789. Fhlyctänenausschlag der Geschlechtstheile
62. 561. Photophobia 421. Phrenatrophia 241. Phthiriasis 405. Phthisis 2.
—nbsp; nbsp; nbsp; pulmonalis verminosa 759.
—nbsp; nbsp; nbsp; Pulmonum 443.
Osteonecrosis 382.
Osteoporosis 381.
Osteopsathyrosis 383.
Osteosteatoma 388.
Otorrhoea 542.
Otternbisse 546.
Ozaena maligna 562.
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Register.
831
Phthisis suppurativa aut ulcerosa 437.
Physometra 424.
Piephacke 561. 791.
Pieps der Hühner 269. 561. 795.
Pityriasis Jubae, ophthalmica, Vulvae 377.
Plalthuf 189. 561.
Pleuresia 99.
Pleuritis 99.
Pleuropneumonia 433.
Plcurothotonus 693.
Pneumatosis 425.
Pneumonia 433.
Pneumonoccle 433.
Pneumorrhagia 430.
Pocken 562. 792.
Polycholia 195.
Polyp, Polypus 577. 804.
Proctitis 466.
Proctorrhagia 465.
Prolapsus Oculi 29.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;partis Intestlnorum 131.
—nbsp; nbsp; nbsp; Uteri 209. Prostatilis 742. Prurigo 368.
Psallerverwundung 578. 812. Psoasfistel 578. 798. Pterygium 332. Pulsader-Erweiterung 579. Pulsader-Geschwulst 219. 579. Pupilleninangel 580. 806. Pustula maligna 485. Quetschungen 580. Rachenbremse 96. Rachcncroup 268. 580. 795. Rachenentzündung 380. 791. Rachenhöhlen-Polypen 581. Räude 582. 805.
Räudige Augenentzündung 83. Ramazzini's sympt. Pocken 564. 610. Ramm, Ramp 581. 809. Rankkorn 485. 581. 795. Rasender Koller 607. 802. Raspe 565. 608. Rattenschweif 608. 804. Räude 608. Rausch 486. 795.
Rauschender Brand 486. 608.
Rauschendes Blut 266.
Regenbogenhaut-Zerreissung 608. 812.
Rcgenfäule 608. 794.
Rchbein 609. 804.
Rehe 609.
Rehhuf 609.
Reiterei 698.
Rcitstectig 610.
Retentio Urinae 286.
Rhachitis 610.
Rheumatische Augenaffection 38. 610.
Rheumatische Buglähme 610. 787.
Rheumatische Hufentzündung 342.
Rheumatische Kreuzlahme 419.
Rheumatisches Fieber 605.
Rheumen 787,
Rliinorrhagia 518.
Rheumatismus Cordis 313.
Rheumatismus Intestinorum 125.
Rheumatismus muscularis 605.
Rinderpest 610. 795.
Rindertyphus 610.
Rindsmauke 624.
Rindviehbremse 06.
Ringhuf 609. 624.
Rippenbrüche 624. 812.
Rippenknorpel-Brüchc 625. 812.
Ritte 698.
Ritzig 625.
Röthein 625. 792.
Rohren 549.
Rollbein-Verrenkung 626. 809.
Rothe Räude 601.
Rothes Wasser 77.
Rothharnen 77.
Rothlauf-Bräune 626. 792.
Rothlaufe 791.
Rothlauf-Fieber 627. 792.
Rotzig 028.
Rubeolae 625.
Rückeablut 266. 628.
Rückenraquo;; arks-BIutlluss 628. 786.
Rückenmarks-Congestion 629. 786.
Rückenmarks-EntzUndung 629. 791.
Rückenmarks-Erschfltterung 631. 812.
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832
Register.
Kuckciimarkshäutc-Entzündung 631. 791. lUicki'iimarlvsluiulr Kliciimatisimis 241. 787. Rückeninarks-Scliwund 631. 804. Rückenmarks-Wassercrguss 632. 787. Rückeiimarks-Wassersuclit 632. Rückenmarks-Wundcii 638. 812. Rückenwirbcl-Brücho 683. 812. Rückemvirbcl-Verrenkung 634. 809. Riickgrats-Verstaiichung 634. 807. Rulir 634. 788. Ruptura Uteri 214. Ruthenentzünduiig 638. 791. Ruthenfluss 639. 787. Ruthenkrebs 797. Ruthen-Krcbsgeschwür 639. Ruthenverlctzung 640. 812. Ruthenrothlauf 63. 792. Ruthenvorfall 641. 809. Säbler 641. Sabulum Urinae 281. Saburra 721.
Saburralzusland 721. 788. Samenbläschen-BlutDuss 641. 786. Samenfluss 642. 789. 801. Samengcfässe-Erwcitcrung 642. 807. Satnenstrang-Entzündung 643. 791. Samenstrang-Fistel 327. 643. 798. Samenstrang-Wundcn 643. Sarcocele 325. Sarcoptesräude des Hundes 600.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Kaninchen 600.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Katze. 602.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Menschen 585.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Pferdes 587.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Schweines 599. Salleldruck 136. 643. 810. ' Satyriasis 246.
Sauere Milch 643. Saumband-Ycrdickung 644. 804. Scabies 582.
—nbsp; nbsp; Bovis dcrmatodeclica 594.
—nbsp; nbsp; Bovis symbiotica 595.
—nbsp; nbsp; Caniculi sarcoptica 603.
—nbsp; nbsp; Canis sarcoptica 600.
—nbsp; nbsp; Cati sarcoptica 602.
—nbsp; nbsp; Equi dermatodectica 590.
—nbsp; nbsp; nbsp; — sarcoptica 587.
—nbsp; nbsp; nbsp; — symbiotica 502.
—nbsp; nbsp; Hominis sarcoptica 585.
—nbsp; nbsp; Ovis dermatodectica 595.
—nbsp; nbsp; Suis sarcoptica 599. Schädelknoclien-Brüclie li-14. 812. Scbaf-Bremsenlarve 96. Schaflaus-Fliege 645. 805. Scbafpockcn 566. 645. Sehafräude 595. 645. Schafrotz 645. 788. Schafzecke 646.
Schale 646. 804.
Schambcin-Briiche 647.
Schanientzündung 510. 647. 790.
Schamlippen-Veiietzung 647. 812.
Scharlach 647. 792.
Schcidcncalarrh 648. 788.
Scheintod 648. 801.
Scheltelbein-Brüche 649.
Schenkel-Bauchbruch 649. 809.
Schenkelbruch 649.
Scheue 650. 802.
Schiefer Huf 650. 803. 804.
Schicflragcn des Schweifes 651. 809.
Schielen 652. 809.
Schienbeinbeugei-'Zerreissung 652. 678. 812.
Schienbein-Brüche 652. 812.
Schilddrüsen-Anschwellung 652. 797. 803.
Schilddrüsen-Entzündung 791. Schläge-Bäuchen 653. Schlägcbäuchig 653. Schlämpeausschlag 653. 792. Schlafkoller 656. Schlaflosigkeit 655. Schlafsucht 655. Schlagader-Geschwulst 656. Schlägcbäuchig 656. Schlangenbisse 656. Schlauchenlzündung 328. 656. 790. Schlauchverengerung 656. Schleebauch 656.
Schleimbeutel-Entzündung 656. 791. Schlcimflüsse 787. Schiein-'1 Lungensucht 433. 65(;. Schleimschwindsucht 656.
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Register,
833
Schliiigoigane-Liihmuiig 3G9. 656. Schluchzen 650. 800. Schluhdbruch 057. Schhiiidcntziiiidimg' 657. 791. Sohlunderweiteiong 658. 807.
Schlumlfislcl 659. 798.
Schhindkopf-Eiitzürdiing 059. 791.
Sohlunäkopf-Lähmung 059. 801.
Schhindkopf-Polypcn 659.
Sehlundkopf-Yerengevung COO. 806,
SohlundUhmung 659. 801.
Schlundpolypen O60.
Scblundverengerung 600. 806.
Sclilundwundcn 062. 812.
Schmaler Huf 602. 809.
Schmieden 155.
Schnarchender Dampf 540.
Scliniiffelkrankhcit 66S. 795.
Schünblindheit 003.
Schruckigseyn 711.
Schultcraringclcnk-Verrenkung 603. 809.
Schultcrarmgelcnk-Verslauclnuig 004. 807.
Schulterblatt-Bruch 064. 812.
Schultcrlälimc 605.
Schuppenflechte 066.
Schulzmaukc 565. 666. 792.
Schutzpocken 666. Schwache Trachten 606. 800, Schwämmchen 606. Schwürsuchtcn 797. Schwammkörpcr-Zcrreissung 666. 812.
Schwarze Harnwinde 79. 667. 793. #9632; Schwarze Knotcngeschwulsl 667. 797, Schwarzer Staar 067. 800. Schwarzer Tod 009. 795. Schwarzsuchten 793. Schweif brand 609. 791. Schwcifentziindung 791. Schweiffistel 670. 798. Schwcifwirbel-Brüchc 671. 812. Schweifwimden 671. 812. Schwcincpocken 574. 671, Schweineräude 599. 671. Schweissfluss 672. 789. Schwere Nolh 672. Schwielen 672. Falke, Krankh. d, Hauslb.
Schwielentuberkel 672.
Schwindel 672. 800.
Schwindüldrenckelköptigkeil, Schwiiidelhir-nigkeit, Sciiwiiidclhirnisch, Schwindelhür-nigkeit, Schwindelküpfigkeit 673.
Schwindsucht 2.
Schwund 803.
Scirrhus Uteri el Vaginae 206.
Scorbut 673.
Scropheln 673. 796.
Scrophulae abdominales 55. — mesaraicae 55.
Scrophulöse Augenentzttndung 34.
Scrophulosis 673.
Seekrankheit 674. 801.
Sehnenausdehnung 504. 809.
Sehnenentzündung 674. 791.
Schnengallen 675.
Sehnenklapp 675.
Sehnenrheumatisnius 675. 787.
Sehnciischeideii-Entzündung 674. 791.
Sehnensclieidcii-Erweiterung 807.
807.
.Sehnenscheiden-Wassersucht 255. 794.
Sehnenscheiden-Wunden 675. 812. Sehnen-Slelzfuss 675. Sehnenverknöchcrung 805. Schnenverkürzung 507. 676. 809. Schncnwunden 675. 812. Schnenzerreissung 676. 812. Sehnsucht 680. 802. Seitcnfallen 681. Sclbstständigc Blutflüssc 786. Sialozemia 684.
Siberische Beulenseuche 485. 795. Sitzbein-Bruche 681. Sohlcnkrebs beim Rinde 681. 790. Sunnenstich 681. 785. Spanische Hinke 91. Spat 082. 791. 804. Spatschalc 682, Spavanus 082. Speckgeschwulst 084. Speckkälber 084. 803. Speckräude 179. 084. Speicheldriisen-Eiitzündung 684. 791. Speiehcldriiscn-Fistel 686. 798. 53
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831
Register.
.Speicheldrüsen-Vciletzung G80. 812. Spcicheldniscii-Verstopfuiig C87. 800. Speichclfistel 08laquo;. 798. Speichclfluss 087. 789. Speichclgänge-Erweiterung 088. 807. Speichclgang-Vcrletzung 689, 812. Spcichelstcine 089. 804. Spennatozcmia 612. Spina ventosa 385. Spitzer Huf 090. Spitzhengst 690, Spitzpocken 503.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ••
Splenitis 493.
Stille Wuth 854. 699.
Stillkollcr 099. 802.
Stimmlosigkcit 700. 801.
Stirnbein-Brüche 700.
Stirnhühlen-Polypen 700.
Stockblut 266. 700.
Stollbeule 700. 791.
Stollbeutcl 701.
Stollschwammc 701. 797.
Stolpern 701.
Stomacace 501.
Stomatitis 501.
Stomatorrhagia 72. 500.
Strahlbein-Bruch 702. 812.
Strablbein-Lühinc 345, 702. 791. 811.
Strahlcntzündung 703. 791.
Strahlfäule 703. 798.
Strahlkrcbs 704. 796.
Strangschlagen 706.
Stranguria 280.
Straubfuss 565. 706.
Streichen 707. 812.
Strengel 708,
Strictura intestinalis 129.
Struma 652.
Stürmisches Zahnen 766.
Supprcssio Urinae 280.
Symbiotesräudc des Pferdes 592. —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Rindes 595
Symblepharon 41.
Syphilis 88. 708.
Tagblindheit 708.
Tappfuss 709,
Taubheil 709. 800.
Telangiectasia 220. i Teratosen 801,
Tetanus 093.
Thränencarunkcl-Anschwellung 709. 791.
Thräncndrüsen-Entzündung 709. 791.
Thränenfistel 709. 798.
Thränenfluss 710. 789.
Thränenwege-Vercngerung 711. 806.
'fhränenwege-Vcrschliessung 711. 800.
Tonsillitis 403.
Toxicosen 795.
Traberkrankheit 711. 799,
Spritzer 090. Sprüder Huf 090. 804. Sprungbein-Galle 091. Sprunggelenk-Entzündung 791. Sprunggelenk-Galle 091. Sprunggelenkknochen-Brüche 091. 812. Sprunggelcnkknoclien-Verrenkung 091. 809. Staar, staarblind 092.
Stälig, Stätigkeit, Stätigseyn 092. 802.
Stallrehe 342. 785.
Sfandbaum-Reiten 692. 812.
Staphjloma 715.
Starrkrampf 693. 801.
Starrsucht 694. 801.
Status biliosus 195. — mueosus 734.
Staupe 350. 095.
Steatomatosis 547.
Stectig C95.
Steincolik 695.
Steine 695.
Steinfrucht 095.
Steingallcn 695. 791.
Steinkrankheit 697.
Steinpocken 563. 697.
Steissräudc des Rindes 595.
Stclzfuss 097. 809.
Stenosen 805.
Sterzwunn 098. 798. Stethochysis 103. Stelig 692. Stickduss 098. Stiersucht 547. 098. 799.
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Ill
Register
835
Tracheostegnosis 429. Träberausschlag 71d. Ti-aubengcscliwulsl; 715. 801. Ti-aubcnkarnm-Kraiikheit 715. 792. Ti-aubcnkünicr-Vcrgrössenmg 710. 803. Traumalische Augcnentziimlung 31. Traumatische Entzündung des Herzbeutels
und Herzens 310. Traumen 809. Trennungen der Hornsolile und des Horn-
strahls von den Weichllieilen 710. 812. Trichodectes 2ö5.
Unterschenkelbein-Bnich 722. 813.
ünverdaulichkeit 723.
Unvermögen, den Hain zu halten 725.
Unvermögen, den Kotl. zu halten 725.
Unvennögcn zu harnen 725,
Unvermögen zu schlucken 725.
Unvollständiges Abhaaren 725.
Unwillkiihiliche Darmenllcerung 726. 801,
Umvillkührliche Harnentleerung 7?5.
Uiethritis 282. 688.
Urethrorrhagia 281.
Urinvcrhaltung 726.
Tripper 716. 740. Trismus 693. Trockene Räude G01. Tronunelsucht 716.
Trompeten-Scliwangerscbaft 716. 809. Tubcrculi Cerebri 212. Tuberculosen 796.
Urolithi 284.
Uropiania 287.
Urozeinia 284.
Urozemia albuminosa 160.
Urticaria 535.
Variola canina 576.
—nbsp; nbsp; nbsp; ovina 566.
Tuberkelausschlag 716. Tüpplich 717.
Tumor circa Olccranum 700. Tumor cyslicus Calcanci 561. Tympanites 25.
Typhen 794.
Typhöse Augenentzündung 35.
Typhoidc 795.
Ucbcrbein 717. 804.
Ucberempfindlichkeil 718. 709.
Uebcrcrnährungcn 802.
Uebcrernährung der Leibesfrucht 718. 803.
Ueberernahrung einzelner oder meiner Theilc oder des ganzen Körpers nach der Ge­burl 719.
Ucberfütterungs-Colik 719.
Uebcrgallig 610. 719.
Ueberküthen 719.
Uebcrmässigcr Geschlechtstrieb 799.
Uebenvurf 719.
Um gä nger 719.
Umläufig 719.
Unfruchtbarkeit 719.
Unreinigkelt 721.
Unreinigkeilcn der ersten Wege 721.
Unsinnig 722.
Unterlippe-Lähmung 722.
—nbsp; nbsp; nbsp; suilla 574.
—nbsp; nbsp; nbsp; vaccina 562. Variolae vacc. bullosae 564.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; — herpeticae 564.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;— miliarcs et seeundariae 563.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; — verrueosae 563. Variolösc Augenenlzündung 36. 726. Varix 219. Veitstanz 726. 801. Venenausdehnung 727. Venenentzündung 727. 791. Venenverscliliessung 728. 806. Venenwunden 728. 813. Venenzerreissung 728. 813. Venerische Krankheit odor venerische Ncr
venkrankheit 88. 729. Venöse Blutung 223. Venöse Gebärmulterentzündung 370. Verbällnng 729. 791. Verblutung 730. Verbrannte Sohle 730. 791.
Verbrennung 730. 791. Verbrühung 730. 791. Verdächtige Drüsen 731. Verdächtige Druse 553. 731. Verdauungsschwäche 731. 801 Verengerungen 805.
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'
836
Register.
Verfangen 253.
Vergiftungen 795.
Verkümmerter Strahl 804.
Verkürzung der breiten Sciienkelbinde 731.
809. Verletzungen 809. Verminöse Augencnlzündung 86.
— Lungenseuche 759. Vernagelung 732. 813. Verrucae 743.
Versäuerung des Magens und Darmcanals 738. Verschlag 253.
Verschleimung des Verdauungscanals 764. Versetzungen 796. Versiechen der Milch 735.
Was.serspal 745.
Wassersucht 745. 793.
Wechselfieber 745. 799.
Wccliselkiankheitcn 799.
Wohcfügig, wchelägig, Wchctagcn, Wclic-thaligkcit 755.
Weicher Huf 765.
Wcichsclzopf 750. 706,
Weidebruch 77.
Weinstein der Zähne 756.
Wcissc Borste 756.
Weisscr Fluss 756.
Weitag 755.
Weiler Huf 757. 809.
Werlliofsclie Flcckcnkrankheil 757.
Westindische Pest 757. 795. Wetzerkranklicil 757.
Widernatürlicher After 757.
'
Verstopfung 735.
Verstopfungscolik 735. Verwerfen 176. 735. Vibrionen in der Milch 735, Vipernbisse 736. Vollhuf 735. 809. Voracitas 226.
Vorarmbein-Brüchc 736. 813. Vorarmbein-Verrenkung 736 Vorderknie-Gallen 736. Vorderknieknochen-Brüchc 736. 813. Vorderknie-Verletzung 737. 813. Vorderknie-Verrenkung 739. 809. Vorhaut-Entzündung 740 791. Vorhaut-Steine 742. 804. Vorhaut-Verengerung 742. Vorsteherdrüsen-Entzündung 742. 791. Vorsteherdrüsen-Ueberermihrung 742. 803. Wackeln der Schneidezähne 422. Wahnfügigkeil 748, Waldkrankheit 743. Warzen 743. 804. Warzenpocken 563. Wasser-Balggeschwulsl 744. Wasserbruch 744. Wasserergüsse 786. Wasserfäule 744. Wasserkopf 213. 245. 744. Wasserpocken 564. Wasserrehe 342. Wasserscheu 744. 800.
Widernatürliches Gelenk 757.
Widerrüst-Scliadcn 757.
Windcolik 757.
Winddorn 885. 757. 79li.
Windgesehwulst 757.
Windpocken 504.
Windrehe 312.
Wirbelbrüche 767. 818.
Wiibelverrcnkung 768.
Wolfshunger 758. 800.
Wollcfrcssen 43. 758.
Wundlaufen 758. 813.
Wundliegen 138. 758.
Wund-Starrkrampf 758.
Wundwerden der Schultergrubc 760. 813.
Wurffieber 759.
Wurm 759.
Wunncolik 759.
Wurmige Luiigcnseuclic 759. 805.
Wurmige Lungensuchl 769.
Wurmkrankheit 761. 805.
Wurmsiechthum 761.
Wurmsucht 761.
Wulh 352. 762.
Ziipfigkcit 547. 702.
Zahn-Augenenlzündiing 762.
Zalinbildung an ungcwölinlichen Stellen 763.
804.
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Register.
837
/alinbriich 763. 813. Zalmen durch dilaquo; Glieder 764 Zalinfiule 764. 798. Zalinfislcl 764. 708. Zalmflcisch-Erschlaffuiig 700. Zalmsohmerz 76G. 800. Zahnstein 766. 804. Zecken 767. Zelienlrcter 767. amp;09. Zellgewcbs-Entziindung 767. Zcllgewebs-Scrophcl 674. 76'J. Zcpficli 769. Ziegenpocken 574. Ziegenräude 598. Zitzenverschliessung 770. 806. Zuchtuntauglichkeit 770. Zuckerhaltiger Harnfluss 770. Zungenanthrax 484. Zungenbeiu-Brüchc 770. 813. Zungenentzündung 771. 701. Zungenkrampf 376. 772. 801.
Zungenkrebs 484.
Zungcniähmung 772. 801.
Zungensirecken 774. 809.
Zungenluberkeln 772. 797.
Zungcnverlctzung 774. 813.
Zungenvorfall 774. 809.
Zmückbleiben der Hoden in der Bauch­höhle 776. 809.
Zurückbleiben der Nachgeburt 775. 809.
Zwanghuf 775. 809.
Zweiwuchs 776.
Zwcrchfell-Berstung 776.
Zwerchfell-Bruch 776. 809.
Zwcrchfell-Coimilsioncn 777. 801.
Zwerchfell-Entzündung 777. 791.
Zwerchfell-Wunden 778. 813.
Zwerchfell-Zerreissung 778.
Zwillingsmuskeln - Ueberdelmung und Zer-rcissimg 677. 778. 813.
Zwischenknochenbänder - Zerreissung 779. 831.
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Schnellpressendruck von C. 11. Kunstmann in Erlangen.
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