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DIE THIERARZTLICHEN
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ARZNEIMITTEL.
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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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2671 482 8
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9.
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IHK TIIIIRARZTLICHEN
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ARZNEIMITTEL
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II1RK
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ABSTAMMUNG, BEHEITMG, KEMZEICHM DER ÄCHTHEIT
MD VERFÄLSCHUNG, PASSEKDE VERBINDMG UND
AEWEKDUNG.
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NEBST EINEM ANHANG
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IHKIl DIB
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EINMCHTUNG EINER THIERÄRZTIICHEN HAUSAPOTHEKE.
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VON
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Medicinal-Raxh Dr. £: HERING ,
PROFKSSOK AN i.Eli K. TI1IERARZNEISCIILLE ZU STUTTGART. MITGLIED DER HONIGI.. LANDGESTUTS-COMMISSION. VORSTAND DES TIIIBRÄRZTL. VRREIKS VOX VVÜRTTBMBERfl
etc. etc. etc.
#9632;
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STUTTGART.
VERLAG VON EBNER amp; SEI'BERT
1847.
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!Vquot;v ^ laquo;k ^ ^
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Gedruckt bei K Fr. Hering 4: Coinp in Stuttgart.
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VOR W 0 K T.
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Die nächste Veranlassung zur Ausarbeitung der vorliegenden Schrill sActb die Bearbeitung einer neuen wiirtteinbergischen PharmacopoS durch die oberste Medicinalbehörde des Landes. Der zweite Theil derselben (die chemischen und phannaceulischen Präparate enthaltend) ist vor seiner definitiven Erledigung veröffentlicht worden und es hat sich hiehei gezeigt, dass auf die chemische Reinheit der Präparate, die Güte der dazu verwendeten Rubstoffe, die Sorgfalt der Zubereitung u. s. w. der grösste Wertb gelegt wird; überdies ist die Anzahl der vorräthig zu haltenden iMittel ziemlich bedeutend.
Diese Umstände müssen aber nothwendig den Preis der Arzneimittel vertheuern und selbst ausser Verhältniss mit dem peeuniären Werth der Patienten des T h i e r a r z t s bringen, somit dessen nützliches Wirken beschränken, wo nicht unmöglich machen.
Es muss daher dafür gesorgt werden, dass Landwirlhschaft und Gewerbe, denen die nutzbaren Hausthiere unentbehrlich sind, unter diesen Vorscliriften, welche dem unschätzbaren Werthe menschlicher Gesundheit gegenüber völlig begründet seyn mögen, nicht leiden; es wäre in der That widersprechend, wenn — w ährend unsere Einrichtungen, durch die Bildung von Ortstbierärzten , auf wohlfeile thierärztliehe Hülfe berechnet sind, — ein wesentlicher Theil dieser Hülfe (die Arznei) nur zu unerschwinglichen Preisen sollte zu haben seyn. .Mit andern Worten: die Tbierärzte bedürfen nur weniger, einfacher und hauptsächlich wohlfeiler Arzneimittel, bei denen somit chemische Reinheit und ausgesuchteste Qualität, „fromme, aber unerreichbare Wünschequot; bleiben mögen, dagegen liebender Rücksicht
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IV
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Vorwort.
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auf Wirksamkeit (die beiläuflg gesagt, nicht immer im geradenVerhältniss
zu den Kosten steht) die Rficksicbt auf den l'reis maasgehend seyn muss.
Lin aber den Zweck wohlfeiler und sclineller thierärzllicher Hülfe, wie sie das Interesse der Landwirtbscbaft gehielerisch erheischt, vüllstän-dig zu erreichen, ist es nach meiner L'eberzeugung erforderlich: dass die Thierärzte dahin gelangen, die von ihnen verordneten Mittel selbst zu dispensircn. Hiezu ist aber nötbig, dass sie den Ursprung, die (Jnnlität, Aechliieit, zufällige Verunreinigung und absichtliche Verfälschung der von ihnen verordneten Arzneimittel, ihr Verhalten gegen andre StolTe u. s. w. genauer keimen lernen, als es bisher in der Regel der Fall war. Ich habe daher eine fast mehr als genügende Anzahl von, in der tiiieriirztlichen Praxis gebräuchlichen Arzneimitteln nach obigen Beziehungen beschrieben und manche in der Thierbeilkunde gleichsam oflicinell gewordene pbarma-ceutisciie Formeln, welche sich durch Einlacliheit und Wirksamkeit auszeichnen , beigefügt.
Somit mag meine Arbeit eine thieriirztliche Pbarmaeopoe vorstellen, weicher Ich aber — geleitet von der Ansicht, dass der Thierarzt in der Kegel sein eigner (nicht sowohl Pbarmaceute als) ßcceptarius seyn solle — eine kurze Andeutung über die Dosis, Wirkung und Anwendung der aufgeführten Mittel, ja seihst — für den Anfänger — einzelne Receptformeln beizugeben für zweckmässig erachtete. Von demselben Gesichtspunkte aus muss der Schluss , welcher Anleitung zur Einrichtung einer thierärzt-iichen Hausapotheke gibt, beurtheilt werden. 1st auch das Ganze zunächst für den praktischen Thierarzt bearbeitet, so holte ich doch, dass auch mancher Arzt und Apotheker daraus werde Nutzen ziehen können.
Stuttgart, im Scpfcniber IMii.
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HERING.
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1 ?M[ A L T.
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Seite. Krster itbsclmitt.
Binleitang......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
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Zweiter .ll.isoliiiitl.
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Literatur
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Ilritter Abschnitt.
Von dem Gcwiclit und Maasc.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;H
Yierter Absclmitt.
Uesclireibung der einfiiclien und zusammengesetzten Arzneimittel . . IG
Vibifter Absclmitt.
Von der Zubereitung der Arzneiformen. (Dispensiren der Arzneien,) , .nbsp; nbsp; nbsp;]97
Aizneilbimcn für die innerliche Anwendung......nbsp; nbsp; 198
Arzneiformen für die iiusserliclie Aimendung.....nbsp; nbsp; '^IS
AnlistUff.
Von der Einrichtung einer (liicrarztlichen Haus-Apothekenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. 2'gt;3
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ERSTER ABSCHNITT.
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EINLEITUNG.
Die Heilung der Krankheiten setzt nicht Llos Kennlniss dieser letzleren, sondern auch Kennlniss der Mittel voraus, durch deren Anwendung die krankhafte Veränderung im lebenden Körper beseitigt und der gesunde Zustand wieder hergestellt werden kann. Dies sind die Heilmittel, wozu Alles gehört, was unter gewissen Umständen die Heilung herbeiführt, z. B. Wärme, Kälte, Nahrung, mechanische Vorrichtungen, Operationen u. s. w.; Arzneimittel nennt man diejenigen Stoffe, welche ausschliess-lich oder vorzugsweise zur Heilung von Krankheiten dienen. Die genaue Kennlniss ihrer Eigenschaften gründet sich, sofern sie Naturprodukte und somit aus dem Thierreich, Pflanzen- oder Mineralreich genommen sind, auf die Naturgeschichte (Zoologie, Botanik, Mineralogie), sofern sie aber Kunstprodukte sind, auf die Physik, besonders aber die Chemie und Pharmacie. Die meisten der letztem werden blos für den Zweck ärztlichen Gebrauchs dargeslellt (pharmaceulisclie Chemie), mehrere jedoch dienen auch zugleich in den Gewerben.
Die Apolhekerkunst oder Pharmacie ist der Inbegriff der Kenntnisse und Fertigkeiten, welche zur Einsammlung, Aufbewahrung, mechanischen oder chemischen Darstellung der Arzneistoffe, sowie zur richtigen Mischung und Zubereitung derselben nach gegebenen Vorschriften nöthig sind,
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I. Absclinltt.
In frühern Zeiten (und in manchen Ländern bis in die neuere Zeit) waren es die Aerzte, welche zugleich die Arzneien bereiteten; die fortwährende Zunahme des Umfangs der ärztlichen Wissenschaft, die grosse Zahl der eingeführten ArzneistofFe und der mit ihrer Darstellung und Zubereitung verbundene Geld- und Zeitaufwand, so wie mehrere andere Gründe haben eine Trennung beider Geschäfte herbeigeführt, so dass in den meisten civiFisirten Ländern die medicinische Gesetzgebung den Aerzten nicht gestattet, Arzneien zu dispensiren, ebensowenig aber dem Apotheker erlaubt. Kranken Arzneien zu verordnen.
Was aber in der Menschenheilkunde ganz zweckmässig seyn kann, ist es darum in der Thierheilkunde noch nicht; in letzterer sind alle Verhältnisse einfacher, die Zahl der gebräuchlichen Arzneistoffe ist beschränkt, ihre chemische Reinheit selten erforderlich, ihre Mischung leicht darzustellen, eine Verwechslung weniger gefährlich, ein Schaden jedenfalls ersetzbar — eine Hauptbedingung des thierärztlichen Wirkens ist aber Wohlfeilheit und dieser Rücksicht auf das landwirthschaflliche Interesse muss jede andere nachstehen.
In mehreren Ländern ist das Dispensiren der Arzneien für Thiere entweder ganz in die Hände der Thierärzte (z. R. England, Frankreich) gelegt, oder denselben wenigstens gestaltet (so auch Preussen, Hannover, Dänemark); in andern ist es ihnen theils überhaupt verboten, theils beschränkt erlaubt (zum Beispiel auf Orte, wo sich keine Apotheken befinden). Diesem entgegengesetzt ist die Bereitung und Abgabe der Thiermedicamente in mehreren Staaten den angestellten Thierärzlen geboten (z. B. beim Militär in Dänemark, Preussen) und in Oestreich bei Seuchen denselben überhaupt zur Pflicht gemacht.
Die Bestimmungen über die in den Apotheken vorräthig zu haltenden Bohstoffe und Präparate, Ihre Beschreibung und die Vorschrift zu ihrer Bereitung, die Zusammensetzung der offici-nellen Formeln u. s. w. sind in den Dispensatorien oder Pharmacopoen enthalten; eine thierärzlliche Pharmacopce muss aber, ausserdem, dass sie eine weit geringere Anzahl von ArzneistolTen enthält, noch in mancher Beziehung von der menschenärztlichen abweichen, bei welcher die Bücksicht auf den Preis der Mittel untergeordnet ist, weshalb sie auf chemische
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Einleitung.
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Reinheit der Präparate und ausgewählte Güte der rohen Mittel dringt, und in den officinellen Formeln sich weniger der Einfachheit befleisst.
Bis jetzt besitzt das Fach der Thierheilkunde (mit Ausnahme der dänischen Militär-Velerinairpharmacopoe, s. hei Literatur)
%nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nirgends eine gesetzlich eingeführte Veterinairpharmacopoe, son-
dern die Thierärzle sind bei ihren Verordnungen Iheils auf die
*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ihre Bedürfnisse in keiner Weise berücksichtigende menschen-
ärztliche Pharmacopoe verwiesen, oder sie halten sich an die ihnen bekannten, an dieser oder jener Schule gebräuchlichen Formein und Vorschriften, oder endlich sie sind da, wo das Dispensirerj der Arzneien gesetzlich blos dem Apotheker gestattet ist, dem Belieben desselben überantwortet, soferne für die Erfordernisse der Thiermedicamenle weder bestimmte Vorschriften, noch eine besondere Taxe bestehen.
Wenn man die Unsicherheit bedenkt, welche aus diesem gänzlichen Mangel entsprechender Vorschriften und Gesetze entspringt, so muss man sich wundern, dass nicht längst diese, für die Landwirthschaft im Allgemeinen und den Staat als Besitzer vieler werthvoller Thiere, so nachlheilige Lücke in der medici-nischen Gesetzgebung ausgefüllt worden ist.
Wenige Vorurlheile sind so verbreitet und zugleich so unrichtig, als das: dass für die Thiere Arzneien von geringer Qualität, die zum Gebrauch für den Menschen nicht mehr taugen, noch zulässig seyen. Man dürfte nämlich mit mehr Recht das Gegenlheil behaupten, dass nämlich für die mit weit geringerer Reizbarkeit begabten Thiere nur Arzneimittel von der entschiedensten Wirksamkeit angewendet werden sollten; woher anders erklärt sich die Thalsache, dass die den Menschen angemessene Dosis eines Mittels, wenn sie auf grössere Hauslhiere übertragen werden soll, nicht im Verhältniss der Körpermasse multiplicirt, also z. B. für das Pferd vervierfacht, sondern vielmehr 10 — 20 und selbst 50fach genommen werden muss — als eben aus der geringen Receptivität des thierischen Körpers für dergleichen Eindrücke. Aber gerade diese Nothwendigkeit verhältnissmässig enormer Gaben macht die Anwendung derselben zu kostspielig, wenn man dabei nur die ausgesuchteste Qualität zulassen oder
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I. Abschnitt.
die chemische Reinheit der Präparate verlangen will. Der Thier-arzt muss sich mit einer geringeren (aber nicht mit einer verdorbenen) Sorte, mit Mitteln, die noch manche fremde Stoffe beigemischt enthalten, begnügen, und etwa durch eine grössere Dosis den Mangel an Concentration des wirksamen Bestandtheils auszugleichen wissen.
Ebenso verhält es sich mit der Zahl der für die thierärzt-liche Praxis erforderlichen Medicamente; die grösseren Werke über Arzneimittel-Lehre zählen zwar hunderte von Mitteln auf, aber mehr um sich der Vollständigkeit rühmen zu können, als um ihrem Gebrauche das Wort zu reden; im Gegentheil ist fast überall bei den thierärztlichen Anstallen ein lobenswerthes Bestreben zur Vereinfachung der Ordination entstanden und man darf behaupten, dass man für die gewöhnlich vorkommenden Krankheilsformen unserer Hausthiere mit 30 — 40 Arzneimitteln ausreichen kann. Es wäre jedoch unzweckmässig den Thierarzt auf jene geringe Anzahl von Mitteln beschränken zu wollen, da theils nicht lauter gewöhnliche, sondern auch ungewöhnliche Krankheitsfälle bei den Hauslhieren vorkommen, theils dem Ermessen des Thierarztes in der Wahl der Mittel ein genügender Spielraum gelassen werden muss, auch die Oertlichkeit, der land-wirlhschaftliche Beirieb, die Handelsverhältnisse, die Ansichten der Besitzer u. s. w., unter sonst gleichen Umständen, auf die Wahl der anzuwendenden Mittel Einfluss haben können.
In dein vorliegenden Werke habe ich eine genügende Anzahl von Arzneimitteln in Beziehung auf ihre natürliche Abstammung oder ihre künstliche Bereitung, ihre physikalische Eigenscharten, chemische Zusammensetzung, die Kennzeichen ihrer Aeehtheit, zufällige Verunreinigung oder absichtliche Verfälschung, ihre Verträglichkeit mit andern Mitteln, die vorzuziehende Form ihrer Anwendung u. s. w. beschrieben.
Da jedoch besonders dem angehenden Thierarzt über die Anwendung mancher Mittel, welche entweder überhaupt weniger im Gebrauche sind, oder bald da, bald dort andern nachstehen müssen, die Erfahrung abgeht, welche ihn bei ihrer Verordnung leiten soll, so habe ich es für passend gehalten, bei jedem Mittel die Zustände und Krankheitsformen kurz anzuführen, in welchen
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o
dasselbe geeignet ist, und die Dosis, Verbindung und Form, in welcher es am wirksamsten ist, beizusetzen. Die sogenannten Hausmittel, wie z. B. Kochsalz, Fett, Bier, Wein, Lehm u. s. w., habe ich absichtlich weggelassen, weil ich jedem Thierarzt zutraue, dass er sie nicht aus der Apotheke verschreiben, sondern an ihrem Orte zu finden wissen wird.
Da ich von der Ansicht ausgehe, dass es zweckmässig und selbst in der Regel nolhwendig sey, dass der Thierarzt die von ihm verordneten Arzneien selbst dispensire, lasse ich nach Abhandlung der ArzneistofTe einen Abschnitt über die Zubereitung der Arzneiformeln oder das Dispensiren der Arzneien folgen, in welchem ich meinen Erfahrungen über diesen Gegenstand gefolgt bin. Hiermit in Verbindung steht der Schluss, welcher von der Einrichtung einer thierärztlichen Hausapotheke handelt; das Gesagte mag Demjenigen, der sich eine solche einrichten will, eine Uebersichl des Erforderlichen und einen Leitfaden bei der Ausführung geben; im Einzelnen mag Manches bequemer, wohlfeiler, zweckmässiger herzustellen seyn, was von dem disponibeln Raum und Geld, sowie von andern Verhältnissen abhängen kann.
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ZWEITER ABSCHNITT.
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LITERATUR.
Die Ihierärzlliche Literatur besitzt mehrere werlhvolle Schriften über Arzneimiltel-Lehre, sowie Abhandhingen über einzelne Theile derselben; auch widmen die Handbücher, welche das ganze Gebiet der Thierheilkunde umfassen, diesem Zweige einen mehr oder weniger bedeutenden Abschnitt. In der Regel wird jedoch hiebei die genaue Beschreibung der einzelnen Mittel nach Ursprung, Bereitung, Zeichen der Aechtheit, Verfälschung etc., vermisst, und hauptsächlich die Wirkung des Mittels betrachtet.
Diesen gegenüber stehen die sogenannten Receplbücher, welche blos Formeln, oft ohne alle Kenntniss der Wirkung und Verträglichkeit der darin zusammengeworfenen Stoffe, enthalten.
Zwischen beiden stehen diejenigen Schriften, welche sich die Beschreibung der Arzneimittel nach ihren äussern Eigenschaften, ihrer chemischen Zusammensetzung, die Zeichen ihrer Güte oder Unbrauchbarkeit, die passende Verbindung derselben untereinander, die Regeln ihrer Zubereitung für den unmittelbaren Gebrauch u. s. w. zur Aufgabe gesetzt haben, und daher den Namen einer thierärztlichen Pharmacopoe, Pharmacia oder Pharmacognosie führen.
In der französischen Literatur findet man in den von dem Stifter der Thierarznei-Schulen Bourgelat herrührenden Riemens de mattere medicale. 1765. 1771. 1796. 1805—8. (1766 ins Deutsche übersetzt) die damals in den französischen
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Literatur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
Thierarznei - Schulen gebräuchlichen (ungefähr 100) Arzneimittel alphabetisch aufgeführt, und in dem dazu gehörigen Formulare 139 officinelle Vorschriften (Tincluren, Salben etc.), sowie an 400 Magistral-Formeln. Die vierte von Huzard, dem Vater, besorgte Auflage (1805 —8.) wurde mit nahezu 300 Mitteln vermehrt, dagegen ein Theil der officinellen Formeln unterdrückt.
Vitet (1771. 1783.), Lafosse (1775.), Vicy d'Azyr (1776.) geben bei Gelegenheil der Wirkung von Arzneimitteln theils eine. Beschreibung, theils Formeln für die Anwendung derselben. Später fügte auch Vatel (1828.) seinem Werke über Pathologie ein Formulaire pharmaceutique veterinaire bei. Moi-roud (1831.) war in dem Versuche die Chemie, Pharmacie und Heilmittel-Lehre zu einem Werke (Tratte elementaire de matiere medicate et de pharmacologie veterinaire. (ins Deutsche übersetzt von Wilhelm!, 18320 zu verbinden, nicht besonders glücklich.
Lebas, Apotheker zu Paris, behandelte schon 1809 in seiner Pharmacie veterinaire theorique et pratique (welche 4 Auflagen 1816. 1823. und 1836. erlebte) den Gegenstand abgesondert von der Heilmittel-Lehre; ihm folgten Delafond und Las-saigne, welche jedoch in ihrem 1841 erschienenen Tratte de l'hisloire naturelle des substances employees dans la medecine des animaux domestiques, suivi d'un traite elementaire de pharmacie veterinaire theorique et pratique, ihren Vorgänger theils durch grössere Vollständigkeit, theils durch die systematische Anordnung des Stoffs übertrafen.
Die englische Literatur besass schon 1765 ein besonderes Werk über thierärztliche Pharmacie, nämlich Bart let Pharmacopoeia hippiatria or the gentleman farriers Repository of elegant and improved remedies for the diseases of Horses. London. 8., dessen dritte Auflage von Buchholz (1773.) ins Deutsche übersetzt wurde.
Bracy - Clark gab eine Reformed Pharmacopoeia for Horses in zweiter Auflage, London 1823-, heraus, in welcher ausser den Nahrungs- und Arzneimitteln für Pferde, auch mehrere Mittel mit der Bemerkung, dass sie auf Pferde nicht wirken, aufgeführt und Formeln zu Tränken, Pillen, Salben u. s. w. beigefügt sind. Weit vorzüglicher ist Morton's Manual of Phar-
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II. Abschnitt.
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macy for the student of veterinary medicine, welches seit 1837 bereits in dritter Auflage erschienen ist. In der Einleitung wird der allgemeinen Eigenschaften der Materie, sodann der pharma-ceutischen Operationen, der ArzneistofTe, ihrer Wirkung und Anwendungsart kurz gedacht, und hierauf der grössere Theil des #9632;Werks der nalurhistorischen Beschreibung, der chemischen Bereitungsart (nebst Erklärung des Vorgangs) und der Anwendung der einzelnen alphabetisch aufgezählten Arzneimittel (93 an der Zahl) gewidmet, wobei die an der Londoner Thierarznei-Schule gebräuchlichen officinellen Formeln an ihrem Orte aufgeführt sind. Bei der Bereitung chemischer Präparate ist der Verfasser der Angabe der neuesten Pharmacopoe des College of Physicians gefolgt.
Die dänische Literatur scheint bis auf die neuere Zeit eines eigends der Heilmittel-Lehre oder der thierärztlichen Phar-macie gewidmeten Werkes entbehrt zu haben. Die im Jahre 1826 amtlich erschienene Pharmacopoea veterinaria militaris, sowie deren zweite, im Jahr 1841 von C. Viborg, With und Ringheim bearbeitete Ausgabe (Veterinair-Pharmacopoe for de mililaire D.yrlaeger efter allerhoieste Befaling udarbeitet of en dertil nedsat Commission) enthalten blos eine namentliche Aufzählung der den Militär-Thierärzten zum Verordnen gestatteten Arzneimittel sowie deren Taxe. Die erste Ausgabe enthiell; 81 thcils rohe, theils nach oflicinellen Vorschriften zusammengesetzte Mittel; sie erlaubte aber dem Militärlhierarzt auch die Verordnung anderer Mittel, nur musste er in seinem Rapport die Gründe dafür angeben; mit der neuen Ausgabe wurde diese Erlaubniss zurückgenommen, dagegen die Zahl der erlaubten Mittel auf 148 gesteigert, worunter jedoch mehrere sogenannte Hausmittel sind. Ausser jenen 148 Mitteln, welche dem Thierarzt gestattet ist entweder aus Apotheken oder im Handverkauf anzuschaffen, sind noch Vorschriften zu 30 zusammengesetzten Mitteln (z. B. Salben, Tincluren) gegeben, welche der Thierarzt selbst bereiten soll. Die Einrichtung, dass die Thierärzte ihren Bedarf an einfachen und zusammengesetzten Arzneimitteln aus der Apotheke der Thierarznei-Schule beziehen können, ist sehr zweckmässig zu nennen, da sie (und in weiterer Hinsicht die Viehbesitzer) hie-
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Literatur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
durch gesichert sind, nur Waaren von guter Qualität und ohne Uebervorlheilung zu bekommen.
Ein 1843 erschienener erster Theil eines Haandbog i Vete-rinairpharraacologien von Tscherning ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen.
Die deutsche Literatur besitzt ausser den aus fremden Sprachen übertragenen Werken und den in den Handbüchern über Arzneimittellehre von Dielerichs, Haubner, Hayne, Hertwig (der älteren von Ryss, Tenneker, Waldinger nicht zu gedenken), sowie in den Werken über Reeeptschreibekunst von Ekel, Kreutzer, Lüpke enthaltenen Beiträgen zu einer Ve-terinairpharmacologie folgende speciell hieher gehörigen Werke: Ratzeburg, Handbuch der Zoopharmacologie für Thierärzte.
2 Theile. Berlin. 1801—3. und Schubart, neue Pharmacopoe für Thierärzle. Berlin 1820. 16., welcher auch eine neue Auflage des ersten Theils von Ratzeburg's Handbuch u. s. w. 1821. besorgte. Ferner eine Veterinair-Pharmacologie von einem preussischen Kreisthierarzt. Weimar. 1839. 4., welche sich an Herlwig's Arzneimittel-Lehre und die preussische Pharmacopoe haltend 169 Mittel, darunter aber viele nicht eigentliche Arzneisloffe (wie Milch, Butter, Getraidearten und dgl.} aufführt. Auch die zweite Auflage von Ekel, Veterinär-, Rnceplir- und Dispensirbuch. Wien. 1846., ist hier zu erwähnen, da sie nicht nur 123 Mittel (darunter ebenfalls viele diätetische wie Eier, Milch u. dgl, ferner zu theure Stoffe wie Bisam, Castoreum, Safran) kurz beschreibt und namentlich ihre Verfälschungen berücksichtigt, sondern auch einige officlnelle Formeln aus der Pharma-copoea austriaca, sowie die an dem Wiener Thierspilal gebräuchlichen Magistralformeln mittheilt. Während die officinellen Vorschriften (Officinal-Formeln) zur Bereitung vieler zusammengesetzter Arzneimittel (z. B. der Tincturen, Salben, vieler Pulver, Species u. dgl.) in der Landes-pharmacopoe gegeben sind, haben manche Zusammensetzungen von Mitteln für einen bestimmten Zweck (z. B. Laxirpillen, Colik-pulver u. s. w.) bei den Practikern sich durch ihren vielfach
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; !!• Abschnitt.
erprobten Nutzen ein Ansehen erworben, und können mit Recht besonders dem jungem Thierarzle anempfohlen werden. Wenn daher Manche diese Magistralformeln verwerfen und von dem Thierarzt verlangen, dass er für jeden ihm vorkommenden Fall diejenigen Mittel verordnen und combiniren solle, die ihm spe-ciell angezeigt erscheinen, so vergessen sie, dass viele Fälle einander sehr ähnlich sind, daher wohl dieselbe Combination von Mitteln, in derselben Dosis u. s. w. verlangen, dass ferner dem angehenden Thierarzt die nur durch Uebung zu erlangende Fertigkeit in der Verordnung zusammengesetzter Arzneimittel häufig noch abgeht, derselbe also besser thut, sich an eine durch bewährte Autoritäten empfohlene Combination zu hallen, als neue, weniger sichere und vielleicht fehlerhafte zu ersinnen, endlich, dass mit der Empfehlung von Magistralformeln ihr Missbrauch noch nicht empfohlen wird.
Auch lehrt die Geschichte der Medicin, dass öfters dergleichen (mitunter vielleicht unnöthig complicirte, ja selbst chemisch unrichtige) Formeln sich durch die Sicherheit ihrer Wirkung gegen bestimmte Krankheitsformen so bewährt haben, dass sie zu Offi-cinalformeln erhoben wurden, deren jede Pharmacopoe eine nicht unbedeutende Anzahl enthält.
Von dem angedeuteten Gesichtspunkte aus sind mehrere Magistralformeln, welche, theils in den von der obersten Medicinal-behörde erlassenen Belehrungen über einzelne Thierkrankheiten angeführt werden, theils in der hiesigen Klinik oder auswärts von tüchtigen Practikem als bewährt gefunden worden sind, an dem passenden Orte aufgeführt und werden zur Benützung empfohlen, so lange nicht etwas Zweckmässigeres an ihre Stelle gesetzt*'werden kann.
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DRITTER ABSCHNITT.
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VON DEM GEWICHT UND MAASE.
Das Gewicht der verschiedenen zu Deutschland gehörigen Länder varirt zum Theil nicht unbedeutend; überdiess ist das Krämer- oder Handelsgewicht von dem Medicinal - Gewicht verschieden, so dass eine, Vereinbarung über einerlei Gewicht und Maas zu den lautesten Wünschen Deutschlands gehört.
Hiezu ist durch die gemeinsamen Massregeln des Zollvereins der Weg angebahnt; die Uebereinkunft, welche die Staaten des Zollvereins unter sich getroffen haben, betrifft inzwischen blos das Handelsgewicht, dessen Schwere bei der Münzcon-venlion von 1838 zu 2 kölnischen Mark das Pfund festgesetzt worden ist. Die köln. Mark wurde zu 233,85ä franz. Grammen bestimmt, somit ist das Pfund Zoll vereinsgewicht gleich 467,710 Gr.
Das Handelsgewicht der übrigen deutschen Staaten ausser Oestreich und Bayern ist nicht bedeutend von dem so eben genannten verschieden, wie aus der beigefügten Tabelle zu ersehen ist. Oestreich und Bayern dagegen haben das schwere Handelsgewicht, dessen Pfund = 560,012 Gramme, also beinahe genau um ein Fünflheil schwerer als das Zollvereinsgewicht ist; so dass 5 Pfund Wiener oder Bayrisch = 6 Pfund vom Zollvereinsgewicht sind. Die Unterabtheilung des Handels- oder Civilpfunds in 32 Loth zu 4 Quentchen ä 60 Gran ist bekannt.
Das französische Gewicht ist auf das Decimalsystem und eine wissenschaftliche Basis begründet; die Einheit desselben ist die Gramme, welche dem Gewicht eines cubischen Centimeters destil-lirten Wassers, bei seiner grössten Dichtheit, entspricht.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; HI. Abschnitt.
Die Ablheilungen des französischen Gewichts sind nach abwärts : die Decigramme oder der lOte Theil einer Gramme, die Centigramme oder der lOOste Theil und die Milligramme oder der lOOOsle Theil einer Gramme; nach aufwärts: die Decagramme oder 10 Grammen, die Hectogramme oder 100, und die Kilogramme oder 1000 Grammen. Dieses letztere Gewicht (Kilogramme) ist ungefähr 2 Pfund 4V2 Loth Zollvereinsgewichts. Man nimmt in neuerer Zeit fast allgemein das französische Grammengewicht als Maasstab bei der Vergleichung der verschiedenen Gewichte an, wie es auch hier der Fall ist.
Das früher in Frankreich gebräuchliche Handelsgewicht (poids de marc) war in 16 Onces zu 8 Gros zu 60 Grains getheilt; dieses Pfund ist = 489,5U3 Grammes. Das Verhällniss der Gewichte anderer Länder ist aus der Tabelle zu ersehen, welcher die Angaben in Nelkenbrechers Taschenbuch der Münz-, Maas- und Gewichtkunde, 16te Aufl. grösstentheils zu Grunde gelegt sind.
Dem Medicinalgewicht liegt in dem grösslen Theile von Deutschland nicht die ehemalige köllnische Mark zu Grunde, wie dem Handels- oder Civilgewicht, sondern das Nürnberger Silbergewicht, dessen Pfund = 477,138 Grammen angegeben wird. Drei Viertheile dieses Pfundes machen ein Pfund Nürnberger Medicinalgewicht, welches somit 357,854 Grammen schwer ist. Seine Eintheilung ist überall in 12 Unzen, die Unze zu 8 Drachmen, die Drachme zu 3 Scrupel oder 60 Gran; der Scrupel zu 20 Gran. *)
Das Nürnberger Medicinalgewicht ist in Deutschland häufig angenommen, es gilt namentlich in Württemberg, Baden (?) Kurhessen, Hessendarmstadt, Meklenburg, Oldenburg, einigen sächsischen Ländern, Frankfurt, Bremen, Lübeck u. s. w.; sehr wenig abweichend ist das bayrische Medicinalgewicht, dessen Schwere durch Verordnung vom 6. Febr. 1811 zu 360 Grammen das Pfund (statt 358) festgesetzt wurde.
Preussen, dem Sachsen, Hannover, Braunschweig, Holstein u. A. gefolgt sind, hat das Medicinalpfund zu % des Handels-
*) In Neapel wird die Unze in 10 Drachmen getheilt; in Picmont, Spanien und Portugal, sowie in Polen hat der Scrupel 34 Gran; (auch das alte französische medic. Pfund hatte die Drachme in 72 Grains getheilt).
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Von dem Gewicht und Maas.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13
pfundes bestimmt, wodurch sein Gewicht nur SSO,782 Grammen beträgt; das preussische Apolhekerpfund ist somit um 2—21/2 Quent (8—10 Grammes) leichter als das Nürnberger und Bayrische Apothekerpfund. Diese Gewichtsdifferenz ist bei den kleinern Abtheilungen, (wie Unzen, Drachmen), die doch am häufigsten in Arzneiverordnungen vorkommen, ganz unbedeutend.
Oestreich hat nach Angabe mehrerer Autoren das Medici-nalgewicht ebenfalls zu 3/4 Theilen seines Handelsgewichles festgesetzt, und da dieses um ein Fiinflheil schwerer als das Zollvereinsgewicht ist, so trifft diese Differenz ebenfalls bei dem Apolhekergewicht zu und ist somit sehr erheblich. Das Ostreich. Apothekerpfund soll 420 Grammen wägen und daher um 70 Grammen (ungefähr 2 Unzen 2 Drachmen) schwerer als das Preussische und 62 Grammes (oder ungefähr 2 Unzen) schwerer als das Nürnberger Apolhekerpfund sein, *)
Frankreich hat den ohnediess ganz unbegründeten Unterschied zwischen Apotheker- und Handelspfund durch die Ordonance vom 4. Juli 1837 ganz aufgehoben**) und das Decimalgewichl auch in den Apotheken eingeführt. Um aber den Uebergang von der gewohnten Eintheilung nach Unzen, Drachmen u. s. w. zu erleichtern und bestimmte Anhaltspunkte für die Uebertragung des Gewichts älterer Vorschriften in das jetzige Decimalgewichl zu geben, wurde folgende Ausgleichung angeordnet:
für 1 Pfund wird genommen '/., Kilogramme.
für 1 Unze wird genommen 30 Grammen.
für t Dracli. wird genommen 4 Grammen.
für 1 Gran wird genommen 5 Centigrammen.
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*) Hiebe! muss ich bemerken, dass Director Ekel in seiner neuesten Schrift (s, oben S. 9.) angibt, das altfranzösische Apothekerpfund übersteige das östreichische um 2 Drachmen 36 Gran, und das englische Apolhekerpfund übersteige das östreichische um 3 Drachmen 2 Scrupel IS'/s Gran. Da nun das alte französische Apolhekerpfund (zu 12 Unzen gerechnet) = 367 Grammes, und das englische Apothekerpfund = 373 Grammes ist, so ergäbe sich hieraus, dass das östreichische Apolhekergewicht dem Nürnberger ganz ähnlich, nicht aber ,/b schwerer wäre.
*'*) Schon früher hatte in dem grösslen Theile von Frankreich das Apothekerpfund 16 Unzen wie das Handelspfund gehabt, nur in einigen Provinzen hatte man 12 Unzen für das Apothekerpfund gerechnet.
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III. Abschnitt.
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Demzufolge ist die französische Unze (ä 30 Grammes) der des nürnberger Medicinalgewichts sehr nahe kommend, wie die nachfolgende Vergleichung des Werlhs der Unze Apothekergewicht, in. verschiedenen Staaten zeigt:
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Nürnberger Apothekergenicht 1 Unze
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29,830 Grammen.
= 29,238nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 35,009nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 30,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„
== 31,078nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 30,753nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 29,C97nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 29,87Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
ss 28,735nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 27,603nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 26,730nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
= 29,860nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
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Preussen, Sachsen u. 8. w. Oestretch (vgl. Note) . .
Frankreich.....
England (Troy Gewicht) . Holland und Belgien . .
Schweden......
Pulen.......
Spanien......
Piemont......
Neapet.......
Russland......
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Maas. Eine noch weit grössere Differenz als zwischen dem Gewichte verschiedener Staaten findet zwischen dem Flüssigkeits-maase derselben statt; es ist daher bei Arzneiverordnungen an-zurathen, sich lieber des Gewichts als des Maases zu bedienen, da selbst benachbarte Staaten nicht selten ein sehr verschiedenes Maas haben. Diess ist aus nachstehender Uebersicht zu entnehmen:
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Baden, die Maas zu 4 Schoppen
Bayern, die Maas zu i Seidel
Braunschweig, d. Quartier
Frankfurt, d. alte Maas .
Hannover, d. Quartier .
Hessendarmstadt ....
Hessenkassel.....
Meklenburg, Quartier . .
Nassau d. Maas ....
Oestreich, d. Maas zu 4 Seidel
Preussen, d. Quart ....
Sachsen, Königreich, d. Kanne
Sachsen-Weimar, Schenkmaas
Württemberg, Schenkmaas .
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England, die Gallone zu 10 Pfund . = 229 par. Cub. Zoll.
England das Quart 57'Z,, die Pinte 28% Cub. Zoll.quot;)
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*) Die englische Pinte ist sat 20 fluidonce (Flüssigkeitsunze), die flui-donce = 8 fluidraema, diese = GO minima (oder Tropfen). Die Pinte (Octavius) wiegt 473 Grammes, die Flüssigkeitsunzlaquo; 24 Grammes.
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T
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Von dem Gewicht und Maas.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
Frankreich, das Litre......= BO'/j paris. Cubikioll.
Dänemark, Aas Pott......= 45% „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; n
Nach einer der sächsischen Pharmacopoe entnommenen Angabe, soll 1 preussisches Quart 36 Unzen Wasser, in den Rheingegenden eine Maas 48 Unzen, eine sächsische Kanne 32 Unzen und ein Nösel 16 Unzen, ein Schoppen oder Seidel 12 Unzen halten.
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Uebersicht der Schwerenbsp; nbsp;desnbsp; Handelspfundes in französischen
Grammennbsp; (und runden Zahlen *).
Baden......500 Grammen. Sachsen alt. Leipz. Pfd. 4C7 Grammen
Bayern.....560nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sachsen-Weimar . . 468 „
Braunschweig . . . 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sachsen-Gotha . . . 467 „
Bremen.....470nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sachsen-Meiningen . 510 „
Frankfurt u. Hamburg 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Württemberg . . . 468 „
Hannover .... 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Frankreich .... 500 „
Hessendarmstadt . . 500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bngland.....454 „
Hessen-Kassel . . . 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Holland.....500 „
Holstein.....468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Holland altes Handelg. 494 „
Meklenburg u. Lübek 4S4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dänemark .... 499 „
Nassau.....471nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schweden .... 425 „
Oeslrelch.....560nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Belgien.....500 „
Oldenburg .... 480nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Belgien altes Pfund . 468 „
Prcussen .... 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bussland.....409 „
Sachsen Kgr. neu. Pfd. 500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schweiz.....500 **) „
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'} Es sind absichtlich die Bruchtheile der Grammen weggelassen und wo dieselben die Hälfte einer Gramme überstiegen, als ganz genommen worden; so z. B. bei preussischen und denselben gleichen Pfunden ist statt 467,710 die gerade Zahl 468 gesetzt worden.
**) Laut Concordat vom 17. Aug. 1835, welchem 12 Cantone beigetreten sind.
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#9632;#9632;
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VIERTER ABSCHNITT.
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BESCHEEIBUNG DEK EINFACHEN UND ZUSAM-MENGESETZTEN ARZNEIMITTEL.
Acidum hydrocyanicum. Cijon Waftetßofffmxt. Acidum borusisicum s. prussicum. llUnifaurc.
zooticum. Frans. Acide liydrocyaniqae, cyanhydrique, prassique. Engl. Hydrocyanic Acid, prussic Acid. Cliemische Formel: Cy2H2.
Die Blausäure wird durch Deslillalion aus Cyaneisenkalium, aus Cyanquerksilber oder aus Cyansilber mit einer Säure (z. B. Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure) erhalten und in Wasser oder Weingeist aufgefangen. Sie isl farblos, sehr flüchtig, riecht stark nach bittern Mandeln, schmeckt bitler und färbt Lacmus-papier vorübergehend rolh. Die Blausäure ist sehr zur Zersetzung geneigt; schon der Einfluss der Luft und des Lichts bewirken diess, daher sie in verschlossenen Gefdssen und im Dunkeln aufbewahrt wird. Die an Weingeist gebundene Blausäure hält sich länger wirksam als die wässrige; in dem nach der neuen württembergischen Pharmacopoe bereiteten officinellen Präparate sind 3 Procent reine wasserfreie Blausäure enthalten. Die Drachme dieser Blausäure gibt mit salpetersaurem Silber versetzt 9 Gran Cyansilber. Die Vorschriften in andern deutschen Pharmacopoeen bestimmen den Blausäurcgehalt zwischen 1,9 und 4 Prooent; das kurhessische Präparat aber auf 18—20 Procent. Die nach der englischen Pharmacopoe bereitete Blausäure hält nur 2 Procent wasserfreie Säure.
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IV. Acidum murlaticnm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
Die chemische Zusammensetzung der Blausäure ist 96,35 Cyan und 3,65 Wasserstoff: das Cyan besieht aus 1 At. Kohlen-slolT und 1 At. Stickstoff (CN o. Cy.)
51 n laquo;i c ii J u u ö.
Man wendet die Blausäure innerlich bei Lungenschwindsuelu der Pferde an; sie wird zu lU~\ Drachme pro dosi gegeben, am besten indem man sie in eine Pille aus Mehl oder Leinsamen, die innen ausgehöhlt ist, eintröpfelt. Bei Hunden, die an schleimiger oder eiteriger Lungea-schwindsucht in I'olge der Staupe leiden, thut die Blausäure manchmal noch gute Dienste; man gibt 10 — 20 Tropfen (und mehr bei grossen Hunden) in 4 Unzen eines schleimigen Decocts, LöH'elvollweise. Von der blausäurehaltigen Aqua laurocerasi wäre nach Yerhältniss der Stärke das Mehrfache der Dosis der ofiicinellen Blausäure zu nehmen. Das nach der württembergisclien Pharmacopoe bereitete Klrschlorbeerwasser soll so stark seyn, dass die Unze mit salpctersaurem Silber behandelt 2 Gran Cyansilber gibt.
Gegen sehr juckende Hautausschläge bei Hunden soll die mit vielem Wasser verdünnte Blausäure als Waschmittel nützlich seyn.
Da die Wirkung der Blausäure, je nachdem das Präparat frisch oder alt, gut oder schlecht aufbewahrt war, sehr unsicher ist, so erfordert sie grosse Vorsicht in ihrer Anwendung.
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Acidum murialicum.
S'uljfiiure. Acidum sails
Acidum liydrochloricum. Cl;lcintm|rtr|liiffäiirc. Spiritus satis aeidus. ISiU^jjcijl (olifotd). Spiritus salis fumans. TtaiidjcnSlaquo; gialjfiuirc (llrtrkßc). Franz. Acide hydrochlarique oa muriatique, Esprit de sei marin. Engt. Hydrochloric Acid, Spirit of Salt. Chemische Formel: HC1.
Die reine Salzsäure besteht aus Chlor und Wasserstoff und ist gasförmig; die in der Heilkunde gebräuchliche ist dagegen mit mehr oder weniger Wasser verbunden.
Man bereitet die Salzsäure durch Destillation von Kochsalz mit (wässeriger) Schwefelsäure, das übergehende Gas wird von dem in der Vorlage befindlichen Wasser absorbirl. Die concen-trirte Salzsäure bildet an der Luft weisse Dämpfe, deren Ein-athmen Husten und Erstickungszufälle erregen; der Geschmack
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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#9632;
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IV. Acidum nitrlcum.
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ist scharf sauer; auf thierische und Pflanzenstoffe wirkt sie ätzend, zersetzend und färbt sie dabei roth. Ihr spec. Gewicht ist 1,16. (= 24deg; Beck.) Die mit Wasser verdünnte Salzsäure raucht nicht; das spec. Gewicht des officinellen Acid, muriaticum dilutum soll 1,06 (10deg; Beck.) seyn.
Mit den Alkalien bildet sie Salze; mit den Metallen Chloride. Reine und kohlensaure Alkalien und Erden, die meisten Metalloxyde, der Brechweinstein, das essigsaure Blei, der Silbersalpeter vertragen sich nicht mit ihr. Die käufliche Salzsäure ist statt farblos zu seyn, gewöhnlich mehr oder weniger gelb, was von einem geringen Gehall an Eisen oder von organischen Stoffen die zufällig hinzukamen, herrührt.
Die Salzsäure wirkt entzündungs- und fäulnisswidrig; sie wird innerlich und iuisserlicli, aber stets mit vielem Wasser verdünnt gereicht, z. B. im Trinkwasser, dem man so viel Salzsäure zusetzt, bis es kaum merklich sauer schmeckt; zum Auswaschen des Mauls (in der Maulseuche, Geschwüre und dgl.); mit Honig in Latwergenform. Zu Einschütten nimmt man l1/raquo;—3 Dr. concentrirte Salzsäure auf 1 Pfd. Flüssigkeit (schleimiges, aromatisches und dgl. Decoct).
Zu Waschungen entzündeter Hautstellen, Kolhlauf u. s. w. verdünnt man die concentrirte Salzsäure mit 16—20 mal soviel Wasser. Als Aetz-mittel concentrirte Salzsäure anzuwenden ist wenig gebräuchlich.
Eine Mischung von Salzsäure mit Weingeist (1 Unze concentrirte Salzsäure mit 2 Unzen Weingeist und hierauf mit der erforderlichen Menge Wasser verdünnt) ist gegen die chronische Unverdaulichkeit der Wiederkäuer zuträglich befunden worden.
Die eisenhaltige Salzsäure cAcidum muriaticum fer-rugineum) wie sie Pessina und Bojanus in der Rinderpest empfahlen, wird durch Auflösung von 1 Dr. Eisenfeile in 4 Pfd. Salzsäure bereilel.
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Acidum nitricum.
eamp;alptttrfauraquo;. Spiritus nitri acldus. Srtl))ctcrflci)l (ohfolct). Aqua fortis. SStl)cilPtim|)(r. Franz. Ae'iäc nitrique ou azotique, Eau forte. Engt. Nitric acid. Nitrons Acid. Chemische Formel: NO5.
Man erhält die Salpetersäure durch Destillation von Salpeter
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IV. Acidura nitricum.
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mit Schwefelsäure; es bleibt dabei schwefelsaures Kali in der Retorte zurück. Die reine Salpetersäure besieht aus I At. Stickstoff und 5 At. Sauerstoff; sie ist stets mit Wasser verlunden, farblos, schwerer als Wasser, färbt die organische Sloffc gelb und zerstört sie. Die gewöhnliche käufliche Salpetersäure (Scheidwasser genannt) ist selten frei von Salzsäure, hat eine gelbliche Farbe (von beigemischter salpetriger Säure), starken Geruch und sauren Geschmack und 40deg; B. (die rauchende Salpetersäure 53deg; B.) oder 1,45 spec. Gewicht. Für den Gebrauch in der Tbierheil-kunde ist es nicht erforderlich, die Salpetersäure chemisch reit; darzustellen. Die Salpetersäure bildet mit den Alkalien, Erden und Metallen Salze, zersetzt die kohlensauren Salze, das essigsaure Blei und das schwefelsaure Eisen; sie ist ein Beslandlheil des Salpeters, des Salpeteräthers und des sogen. Höllensteins (s, diese Art.).
Man wendet die Salpetersäure innerlich sehr selten und nur sehr verdünnt an, sondern zieht die Salzsäure vor, mit der sie ähnliche Wirkung hat. Aeusserlich wird sie unverdünnt als Aetzmittel gehraucht (z. B. in der bösartigen Klauenseuche, dem Strahlkrebs, in Bisswunden von wuth-kranken Thieren, zur Zerstörung von Warzen, auf schwielige Geschwüre u. dgl.; sie bildet gelbe, schwerablösliche Schorfe); mit Wasser verdünnt bei flechtenartigen Ausschlägen, hartnäckiger Maucke u. dgl. zum Waschen der kranken Hautstellen.
Zu Salpetersäuren Räucherungen, um die Luft zu reinigen, Ansteckungs-sfoffe zu zerstören u. s. w. giesst man auf 1 Unze Salpeter, 2 Dr. mit ebensoviel Wasser verdünnte Schwefelsäure, in ein gläsernes oder gebranntes Geschirr und lässt mittelst Umrühren die Dämpfe sich entwickeln; indessen auch hier ist Chlor vorzuziehen.
Eine unter dem Namen Unguentum oxygenatum oder nitricum früher mehr benützte Salbe, wird aus 1 Thl. Salpetersäure (von 36deg; B.) und 8 Thl. Fett, (welches zuvor bei gelinder Wärme flüssig gemacht wurde) bereitet; sie hat eine citrongelbe Farbe und wurde in chronischen Hautausschlägen, Drüsenverhärlungen u. s. w. eingerieben.
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IV. Acidum pyrolignosum.
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Acidum pyrolignosum.
Acidum pyroxvlicum s. pyroficeticum crudum, Ai-i'ium pyrolignoiium. tUeinlid)!- ,t)oUfiuu-f. Acetum pyrolignosum crudum. tioljcr !fycl}c\Tii* Acetnm cmpyreumaticum. BiciylirijiT Cflig. Franz. Acide pyroligneux brut, Vinaigre de bois. Engl. Pyrolignous Acid. Chemisofae Formal: C4H303.
Der Holzessig ist ein Product der Destillation des Holzes, wobei er neben andern StolTen (z. B. Theer, Kohle) erhalten wird. Er enthält neben Essigsäure und Wasser: Brand-Oel (em-pyremnatisches Oel), Brand-Harz, Brand-Extract und Holzgeist; er ist bräunlich, riecht brenzlich und schmeckt aber dabei stark sauer. Durch wiederholte Destillation verliert er an brenzlichen Bestandtheilen und somit an demjenigen Theile seiner Wirkung, welcher von diesen abhängt.
Der Holzessig soll 1,035 speciflsches Gewicht haben, und so viel freie Säure enthalten, dass 1 Unze desselben 60—64 Gran kohlensaures Kali sättigen. Er kann durch absichtliche Verdünnung, weniger durch Zusatz von Schwefel- oder Salzsäure verfälscht sejn.
Man wendet den Holzessig selten innerlich an, da seine Wirkung mehr erregend und bei kleinen Thieren selbst belaubend ist, als kühlend, wie die des gewöhnlichen Essigs. Dagegen ist er äusserlich zu Waschungen bei raude- oder flechten-ähnlichen Hautausschlägen, Maucke, bei schlaffen, übelriechenden Geschwüren, bei Brand und Fäulniss, in der Klauenseuche der Schaafe empfohlen worden. Als blutstillendes Mittel wird er von den Metallsalzen, dem Kreosotwasser u. s. w. übertroffen; zum Einathmen der Dämpfe bei Lungenblutung verdient dagegen der Holzessig den Vorzug vor dem gewöhnlichen Wein- oder Bieressig.
Der gewöhnliche Essig wird als Hausmittel nicht selten äusserlich zu Umschlägen auf entzündete und geschwollene Theile und innerlich gegen das Aurblähen des Rindviehs verwendet. Zu den Senfumschlägen ist heisses Wasser vorzuziehen.
Das sog. Oxycral wird aus Essig und Wasser v. j. 1'/, Pfd. mit 1 Unze Salmiak bereitet; die Schmucker'schen Eomenialionen dagegen aus il/2 Pfd. Essig, 4 Pfd. Wasser, 1 Unze Salmiak
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IV. Acidum sulphuricum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2t
und ebensoviel Salpeter; indessen dürften Umschläge mit Eis, wo es zu haben ist, nicht nur wirksamer, sondern auch billiger seyn. Ausserdem ist die Essigsäure ein Besfandlheil des Bleizuckers, des Bleiessigs, sowie des Grünspans, der zur Bereitung der sog. Aegyptiac-Salbe dient.
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Acidum sulphuricum. ($d)gt;Drffl|aure.) Oleum vitrioli. Tilittiol-Ocl.
Spiritus vitrioli acidus. Smirct llitnol-föcijl (raquo;criiünnfc Sd)n)tfflfourc), Franz. Acide sulfurique, Huile de Vitriol. Engl. Sulphuric or Vitriolic Acid, Oil of Vitriol. Chemische Formel: SO3 HO.
Man hat im Handel zweierlei Schwefelsäure:
a)nbsp; die rauchende oder Nordhäuser, sächsische (eigentliches Vilriol-Oel, da sie aus calcinirtem Eisen-Yitriol bereitet wird) und
b)nbsp; die englische, weisse, nicht rauchende Schwefelsäure. Nur die letztere ist in der Thierheilkunde anzuwenden. Sie
wird durch Verbrennen von 8 Theilen Schwefel mit 1 Theil Salpeter bereitet; der Dampf wird in Bleikammern aufgefangen, auf deren Boden 1 bis 2 Zoll hoch Wasser sieht, welches die sauren Dämpfe absorLirt; die erhaltene Flüssigkeil wird durch Abdampfen auf die erforderliche Stärke concenlrirt. Sie ist aus 1 Atom Schwefel und 3 Atomen Sauerstotf gebildet.
Die concenlrirte Schwefelsäure ist durchsichtig, fast farblos, dick, wie Oel, geruchlos, raucht nicht, zieht aber begierig Wasser aus der Luft an und entwickelt dabei Wärme, schmeckt sehr sauer und hat im reinen Zustande 1,845 spec. Gewicht. Die gewöhnlich im Handel vorkommende, sogen, englische Schwefelsäure ist in der Regel durch einen geringen Gehalt an schwefelsaurem Kali und Blei verunreinigt, was jedoch ihrer Anwendung in der Thierheilkunde nicht schadet.
Die Verdünnung der Säure mit Wasser ist an ihrem geringern spec. Gewicht zu erkennen.
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IV. Acidum sulphuricum.
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Die Schwefelsäure bildet mit den Alealien, Erden und Metall-Oxyden Salze, zersetzt die kohlensauren und essigsauren Salze (z. B. das essigsaure Blei) und verwandelt die organischen Substanzen in eine schwarze Kohle.
Man wendet die Schwefelsäure innerlich als kühlendes und l'äulnisswidriges Mittel an; sie muss mit Wasser oder mit schleimigen, bittern, adstringirenden Decocten so verdünnt seyn, dass der Geschmack angenehm säuerlich ist. Gewöhnlich wird sie im Trinkwasser (mii etwas Mehl) gereicht. Wenn sie nicht gehörig verdünnt ist, stumpft sie die Zähne ab, greift die Schleimhäute des Mauls, Magens u. s. w. an und erregt Entzündung; im concentrirten Zustande würde sie die Theile corrodiren, mit denen sie in Berührung kommt.
Aeusserlich wird die Schwefelsäure theils verdünnt, wie die andern Säuren (z. B. Salzsäure), verordnet, theils concentrirt als Aetzmittel benützt; ihre Wirkung isl in letzterem Falle schwer zu beschränken, daher sie bessern Aetzmitteln weichen muss. Die Methode der Schmide, Vitriol-Oel in Hufwunden und Fisteln zu giessen, ist höchst verwerflich. Auch das als Digestiv-Salbe viel missbrauchte schwarze Oel (Black Oil) der englischen Thierärzte ist entbehrlich; es wurde aus 1 Unze Baumöl und 2 Unzen Terpentinöl bereitet, denen man allmählig 6 Dr. concentrirte Schwefelsäure beimischte.
Das von französischen Thierürzten häufig angewendete Eau de Babel Alcohol snlphuricus*) besteht aus 1 Unze conc. Schwefelsäure, welche vorsichtig in 3 Unzen Weingeist getröpfelt wird. Diese Mischung wird als blutstillendes Mittel, ferner auf Gelenkwunden, zur Gerinnung der ausfliessenden Synovia mit Nutzen gebraucht; seltener innerlich in Fiebern mit Neigung zur Zersetzung des Bluts (Milzbrandformen) zu '/j bis 1 Unze pr. Dosi in einem passenden Vehikel gegeben.
Die Schwefelsäure wird ferner zur Bereitung der Chlorräucherungen (s. Mangan und Chlorkalk) benutzt; sie ist ein Bestandtheil des Schwefel-Aethers, des schwefelsauren Kali und Natron, des Bitlersalzes , der sogenannten Vitriole (Eisen-, Kupfer-, Zink-Vitriol).
Das Acid, sulphuric, dilut. der Pharmacopoen wird aus 1 Theil Schwefelsäure und 5 Theilen deslillirtem Wasser bereitet.
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*) Nicht zu verwechseln mit dem Alcohol Sulphuris oder Schwefelkohlenstoff (Carboneam sulphuratum).
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IY. Aether sulphuricus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
Aether sulphuricus. Sti)mtftl-amp;tH)tr. Aether vitrioli. Stt)U)cfcl- oitt H'itriol-'Mttjiljtljit. Naphtha vitriol!. Franz. Ether sulfurique. Engl. Sulphuric Ether. C4HloO CMonon gibt C^H^O1 an).
Man bereitet den Schwefel - Aether durch Destillation von (9 Thl.) cone. Schwefelsäure mit (5 Thl.) Weingeist; man wiederholt dieses Verfahren nachdem aufs Neue AVeingeisl zu der zurückgebliebenen Schwefelsäure gesetzt ist, (1 Thl. Schwefelsäure kann 5 Thl. Weingeist in Aether verwandeln) und befreit das Destillat von beigemischtem Weingeist, schwefeligter Säure und Weinöl durch Schütteln mit einer wässerigen Auflösung von kaustischem Kali oder Destillation über Kalkmilch, Chlorkalcium oder gebrannte Magnesia u. dgl.
Der reine Aether bildet eine sehr flüchtige, farblose Flüssigkeit von angenehmem und durchdringendem Gerüche und erfrischendem , hernach stechendem Geschmacke; er reagirl weder sauer noch alkalisch, verdunstet sehr leicht bei der gewöhnlichen Temperatur und ohne einen Rückstand zu lassen, erzeugt dabei eine bedeutende Kälte, kocht schon bei 29deg;R., brennt mit weiss-gelblicher Flamme und hat ein speeifisches Gewicht von 0,715— 0,720 (66deg; B.) bei 16deg; R.
Der Aether schw immt auf dem Wasser, das nur wenig von demselben auflöst; dagegen mischt er sich mit reinem und wässerigem Weingeist in allen Verhältnissen; er löst die Oele, Balsame, Harze, sowie den Phosphor, das Jod u. s. w. auf. Er muss an einem kühlen Orle und in Gläsern mit geschliffenen Glasstöpseln aufbewahrt werden.
Der gewöhnlich käufliche Schwefeläther ist nicht frei von Weingeist, variirt im spec. Gewischt zwischen 0,733 und 0,765 und reagirt schwach säuerlich.
Der Schwefel-Aether ist das flüchtigste Mittet, um bei grosser Schwäche oder plötzlicher Erschöpfung erregend zu wirken; er ist ferner ein krampfstillendes und die aufgeregte odergestörteThätigkeit der Nerven beruhigendes Mittel. Man gibt ihn blos in flüssiger Form, z. B. einem (erkalteten) Infusum von Chamillen, Baldrian oder andern gewürzhaften Pflanzenstoffen, oder mit
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IV. Aloe lucida et hepatica.
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Wein; bei Windcolik der Pferde und Aufblähen der Wiederkäuer in einem Aufguss von Pfeffermttnze, Kümmel u. s. \v.; gegen Würmer in einer Abkochung der Radix fllicis u. s. W, Die Dosis ist von 2 — 4 Dr. für die grösseren Hausthiere und muss bei der schnell vorübergebenden Wirkung des Aethers nach '/j— 1 Stunde wiederholt werden.
Als ein Kälte erzeugendes Mittel ist der Aether (in Ermangelung von Eis oder Schnee) bei eingeklemmten Brüchen äusserlich (zum Auftröpfeln auf die Geschwulst) empfohlen worden.
Der Schwefeläthergeist, Spiritus sulphurico-aelhereus, Spiritus vini aetbereus, oder die sogenannten Hoffmannischen Tropfen, Liquor anodinus in in erali s Hoffmanni, besteht aus (1 Thi.) Schwefelälher und (3 Thl.) Weingeist, hat ein spec. Gewicht von 0,820 — 0,824 (37 — 36deg; B.) und wirkt schwächer auf das Nervensystem als der Aether, aber durch den Weingeist-Gehalt mehr erhitzend auf das Gefässsystem.
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Aloe lucida et hepatica.
iUae. Franz-. Aloes. Engt. Aloe, Extract of Aloe.
Die verschiedenen Arten der Pflanzengattung Aloe, deren eingc-dickler Saft officineil ist, wachsen theils im südlichen Africa (Cap der guten Hoffnung), theils in Westindien (Insel Barbados). Die Aloe-Pflanzen sind fleischig, dick, perennirend, straucharlig oder slengeltreibcnd, mit dicken, saftigen, bald dornigen, bald glatten Blältern. Die Gattung Aloe gehört zu der Familie der Lilien (Cl. Hexandria monogynia); es sind hauplsächlich folgend.:; Arten derselben als solche bekannt, deren Product im Handel vorkommt: Aloe soccotrina gt;V., auf der Insel Soccotra einheimisch, deren Saft jetzt selten im Handel ist; Aloe spicata, auf dem Cap der guten Hoffnung, liefert die Cap'sche oder glänzende Aloe; Aloe vulgaris, in Westindien angebaut, liefert die Barbados oder Leber-Aloe ; ferner Aloe arborescens, arabica, Commelini u. A. m.
Man erhält den Saft durch Abschneiden der Blätter an ihrem Ursprung; man stellt sie in Reihen auf, um den Saft abfliessen zu lassen, oder presst sie auch wohl aus ; nachdem die grobem
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IV. Aloe lucida et hepatica.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
Theile sich gesetzt haben, wird die obenslehende klare Flüssigkeit abgegossen und bis zur Extractdicke abgedampft, sodsnn in leere Kürbisse oder Kisten gegossen.
Die in Weslindien angebaute Pflanze lässt man 2 — 3 Jahre alt werden, ehe man sie abschneidet und kann dies bei gehöriger Düngung 10 — 12 Jahre fortsetzen.
Man unterscheidet hauptsächlich 2 Sorten Aloe; die eine derselben ist glänzend, an den Kanten braunroth durchscheinend, brüchig und spröde wie Harz, leicht zu pulvern, hat einen widrigen, myrrhenähnlichen Geruch und unangenehmen, höchst bittern Geschmack; das Pulver ist hochgelb; diese Sorte ist als Cap'sche Aloe (Aloe de Capo, Aloe soccotrina oder lucida) bekannt. Sie besteht nach Trommsdorf aus 75 Theilen des seifenarligen Aloe-Billers und 25 Theilen Harz (Spur von Gallussäure).
Die andere Aloe-Sorle ist von leberbrauner, maller Farbe, innen wachsglänzend, auf dem Bruch körnig, kaum durchscheinend an den Kanten, weniger spröde, hat einen mehr gewürzhaften und stärkern, safranähnlicheu Geruch und gibt ein rölhlich gelbes Pulver. Sie kommt von Westindien, namentlich von Barbados. Ihre Beslandtheile sind: 81,25 Aloe-Biller, 6,25 Harz, 12,50 Pflanzen-Eiweiss und eine Spur an Gallussäure.
Die unter dem Namen Bombay- oder Mocha-AIoe aus Arabien über Ostindien und London in den Handel kommende Sorte ist wie die Leber-Aloe matt, leberbraun, mit glattem, undurchsichtigem Bruche, gewürzhaflem Geruch, pulverisirt gelblich-braun ; nach Morton enlhäit sie 80 Theile im AVasser löslichen Extract-sloll (Aloe-Bitter) und 20 Theile Harz. Vergleichende Versuche über ihre Wirksamkeil gegenüber der Cap'schen Aloe fielen zu Gunsten der Mocha-Aloe aus.
Man hält die Leber-Aloe für wirksamer und weniger reizend, als die glänzende Aloe, 6 Drachmen der erstem sollen gleich 7 der letzlern seyn.
Eine Verfälschung der Aloe durch Harz , Süssholzsaft, Ocker u. dgl. ist bei dem niedrigen Preise derselben kaum zu erwarten; dagegen kann die Qualität der Aloe gering seyn (durch zufällige Verunreinigung mit Sand, Pflanzenfasern u. dgl. oder durch Anbrennen beim Eindicken derselben).
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26nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; IV. Aloe lucida et Lepatica.
Die Aloe ist besonders bei den grössern Hausthieren ein unentbehrliches und fast das einzige Purgirmittel für Pferde; sie wird innerlich bei Verstopfung aus Unthätigkeit oder Erschlaffung des Darmkanals, als ausleerendes, ferner als ableitendes und umstimmendes Mittel, zur Vermehrung der Leberthätigkeit u. s. w. angewendet und hiebei bald durch Salze und Schleim (Brechweinstein, Weinstein, Doppelsalz u. dgl.) gemässigt, bald durch Calomel, Crotonkörner, Senf u. s. w. verstärkt. Als formgebendes Mittel ist entweder grüne Seife oder Leinsamen-Mehl vorzuziehen. Häufig löst man die Aloe in der grünen Seife mit Hülfe gelinder Wärme auf. Die englische Pharmacopoe schreibt 8 Thl. Aloe, 1 Thl. Baum-Oel und 3 Thl. Syrup vor, wobei die beiden erstem im Wasserbad zusammengeschmolzen werden und hernach der Syrup hinzugefügt wird.
In entzündlichen Krankheiten, besonders der Hinterleibs-Eingeweide, femer der Lunge, ist die Aloe entweder ganz zu vermeiden, oder mit Vorsicht anzuwenden.
Die Dosis für Pferde, um zu laxiren ist 6 — 8 Drachmen, in 2 — 3 Pillen innerhalb 6 — 9 Stunden gegeben; die Wirkung muss durch Kleienfutter oder Gras vorbereitet und durch Klystire und massige Bewegung beschleunigt und unterstützt werden.
Auf Wiederkäuer wirkt die Aloe weniger sicher als Purgirmittel; sie wird dem Rindvieh zu 1 — 2 Unzen mit Neutral-Salzen in einem schleimigen Decoct oder blos in Seifenwasser aufgelöst gegeben.
In flüssiger Form wirkt die Aloe auf die Pferde stärker; man setzt derselben meist ein blähungtreibendes oder gewürzhaftes Mittel (Ingwer, einige Tropfen Kümmel-, Pfeffermünz-Ocl) oder etwas rectiflcirten Weingeist zu; das Vehikel ist entweder blos laues Wasser oder ein schleimiges Decoct.
Hunde bedürfen als Laxlr-Mittel 15 — 20 Gran mit Schleim, Seife oder Oel als Vehikel.
Aeusserlich wendet man die Aloe theils in Pulverform, theils als Tinctur oder als Bestandtheil von Salben auf geschwürige Flächen an, besonders wenn faserige, knorpelige Theile oder Knochen angegri.Ten sind.
Die gewöhnliche Aloe-Tinctur wird aus 1 Thl. Aloe lucida und 12 Thl. reclificirten Weingeist (von 21deg; B. oder 0,890 spec. Gewicht) bereitet; die Aloe löst sich beinahe vollständig darin auf.
Die Pharmacie velerinaire von Belafond und Lassaignc schreibt 1 Theil Aloe auf 8 Theile Alcohol von 33deg; oder reclif. Weingeist von 22deg; Carf. vor.
Heriwig lässl 3 — 4 Unzen Aloe in 1 Pfund Weingeist auflösen. —
Die Londoner Veterinar-Pharmacopoe enthält folgende Vorschrift zu einer
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IV. Alumen crudum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
Tinctura aloes composita.
Aloes lucida..... 1 Thl.
Myrrha........% Thl.
rectif. Weingeist ... 10 Thl.
Wasser ....... 5 Thl. Nach 14tägigem Digeriren
durchzuseihen.
Die Aloe ist ferner ein Bestandtheil der sogenannten Babol-naer Krebstinclur (s. bei Arsenik), des Wundbalsams der Berliner Schule (aus gleichen Theilen Terpentin-Oel, Aloe-Tinctur, Myrrhen- und Asant-Tinctur bereitet), des sog. Comandeurbalsams und ähnlicher Verbandmittel.
Die hier gewöhnlichen Formeln für die innerliche Anwendung der Aloe als Purgirmitlel bei Pferden sind folgende : Nr. 1. K. Aloes hepatic. Tartar, vitriol.
Farin. sem. lini ana Unc. 1. Aq. fontan. q. s. M. fiant pill, duo (vel Ires).
Nr. 2. R. Aloes
Sapon. virid. ana Unc. 1.
Farin. secal. q. s. M. fiant pill. 2 vel 3.
Nr. 3. K. Aloes
Farin. sem. sinap.
Farin. sem. lini ana Unc. 1.
Aq. q. s. M. fiant pill. Ires.
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Alumen crudura. .SUuun, |'4)iDeflaquo;lfaure üttU-1amp;|)oii-lt;!£rti*. Sulphas aluminico-kalicus cum Aqua. Sulfos aluminae et lixiviae aciiiulus. Fram. Alun. Engl. Alum. Chemische Formel: KO SO3 APO3 SSO3 24 HO.
Der Alaun wird aus den Alaunschiefern durch Brennen, Auslaugen, Zusatz von Kali oder Kali-Salzen und Crystallisiren erhalten.
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IV, Alumen cruduin.
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Er bildet durchsichtige, färb- und geruchlose octaedrische Kry-slalle, schmeckt säuerlich-herb, verwittert an der Luft, und ist in 13 Theilen kalten und % Theilen siedenden Wassers auflöslich. Das Pulver ist weiss. Spec. Gew. 1,71. Seine Bestand-theile sind 1 Aeq. schwefelsaure Thonerde, 1 Aeq. schwefelsaures Kali und 24 Aeq. Wasser.
In der Siedhitze schmilzt der Alaun in seinem Crystallisa-tions-Wasser, welches 45 Procent seines Gewichts beträgt; nach Verlust desselben bildet er eine poröse, weisse, zerreibliche Masse, die gebrannter Alaun, Alumen us turn, genannt, und (jedoch selten) als ein gelindes Aetzmittel benützt wird.
Der käufliche Alaun ist nicht immer eisentrei, was jedoch seiner Anwendung nicht entgegen steht; er ist sehr wohlfeil und daher kaum der Verfälschung ausgesetzt.
Der Alaun wird zersetzt von reinen Alkalien, dem Kalk, dem essigsauren Blei, dem Brechweinstein und allen Salzen, deren Basis eine nähere Verwandtschaft zur Schwefelsäure hat; ferner von den zusammenziehenden Pflanzensloffen.
Der Alaun wirkt adstringirend, macht das Blut und eiweisshaltige Absonderungen gerinnen, vermindert die Secretionen, trocknet und ist faulniss widrig.
Anwendung: innerlich gegen zu starke Secretionen mit Erschlaffung z, B. Diarrhöen, asthenisches Blutharnen u. s. w. (Dosis 2 — 4 Dr. für grössere Hausthiere, meist in schleimigem Vehikel; häufiger äusser-lich als Auflösung (in 16 und mehr Theilen Wasser)zu Einspritzungen bei Schleim- und Blutlliissen aus den Genitalien, dem Mastdarm u. s. w., Blasen-Ausschlägen im Maule, Maucke, bei chron. Bindehautentzündung, ato-nischen Geschwüren u. dgl., in Verbindung mit schleimigen oder aromatischen Pllanzen-Decocten; seltener mit Fett zur Salbe gemacht. Gebrannter Alaun wird als Pulver mit Mehl auf Gelenkwunden aufgelegt, um ihre Scliliessung herbeizuführen; zu gleichem Zwecke empfiehlt Morton das P u 1 v. A1 u m i n. compos., welches aus gebranntem Alaun, gebr. Eisen-Vitriol und Myrrhenpulver von jedem gleichviel bereitet wird.
Formeln: Nr. 1. K. Alum. crud. Dr. 1.
Pulv. cort. quercus Unc. 1.
M. f. s. q. farin. et aq. elect, inolle
Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages. Im Blutharnen. (Hayne.)
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IV. Ammonium carbonicum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
Nr. 2. R. Alum, crudi
Camphorae subaclae ana Dr. 1. Farin. gland, quere. Unc. 1. Mit Mehl und Wasser zur Latwerge; täglich zwei Gaben. Im Diabetes. (Hayne.)
CDie Verbindungen des Alauns mit Kupfer-Yilriol zu Lap. divinus u. s. w. siehe bei Kupfer-Yilriol.)
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Ammonium carbonicum.
üul)U'ii|'auics Jlmmoiuah.
Amninniacup.i carbonicum.
Ammonium subcarbonicum.
Sal alcali volatile siecum. /liidjtiflcs faaitnfal}} tUfdjfnl.).
Franz. Scsquicarbonalc d'Ammoniaque, Sal volatile concict.
Engl. Subcarbonate of Ammonia, Volatile Salt.
Chemische Formel: NH4 l'/oCO2. Es wird durch Sublimation aus Salmiak und Kreide bereitet und stellt ein weisses, kristallinisches Salz von siechendem Geruch und Geschmack dar, welches an der Luft noch Kohlensäure anzieht, in der Wärme ohne Rückstand verdunstet, und sich in 2 — 3 Theile kaltem Wasser auflöst (in heissem Wasser verdunstet dasselbe).
Seine Bcstandlheile sind 29 Theile Ammoniak, 56 Theile Kohlensäure und 15 Theile Wasser. Es muss in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.
Das kohlensaure Ammoniak wird von Säuren und sauern Salzen, von essigsaurem Blei, Eisen- und Zink-Vitriol, ferner von den fixen und kohlensauren Alkalien und dem Kalkwasser zerselzt.
Die innerliche Anwendung des kohlensauren Ammoniaks geschieht meist in flüssiger Form, selten in Pillen, als ein flüchtiges Reizmittel für die Nerven der Bauch-Eingeweide (in Krampf-, Wind-Colik, Indigestion u. dgl. ohne Entzündung); ferner in Krämpfen, zur Vermehrung der Haut-Ausdünstung, bei allgemeiner Schwäche u. dgl. Man verbindet es mit gewürzhaften, stärkenden oder bittern Decocten oder Pulvern (z. B. Angelica, Va-leriana, AbsyntLium) zu 2 — 4 Dr. pro Dosi für Pferde und 5 — 10 Gr. für Hunde.
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IV. Ammonium carbonicum pyro-oleosum.
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Ammonium carbouicum pyro-oleosum. lUrenjltdiM ha\)Unfautts Jlmmonioh. Aniinnniacum carbonicum pyro-oleosum, Sal volatile cornu Cervi. /liidjtijjfs ijtrfdjljornfrtli. Sal. C. C. — ^icfd)l)0mfolj. Fram. Sei volatil de corn de cerf. Engl. Hartshorn Salt.
Es wird durch trockene Destillation thierischerTheile (Knochen, früher Hirschhorn) und nachherige Reinigung durch Sublimation mit Kohle, Thonerde oder Kreide erhalten. Andere Vorschriften lassen kohlensaures Ammonium (8 Unzen) mit reclificirtem, thie-rischem Oel (2 Drachm.) mischen und sublimiren. Es bildet ein weisses oder gelbliches, kristallinisches Salz, das aus einer chemischen Verbindung von kohlensaurem Ammoniak und brenzlichem Oel besteht, stechend und empyreumatisch riecht, und sich in 3—4 Theilen kaltem Wasser auflöst.
Das Hirschhornsalz soll trocken und hell von Farbe seyn, und in der Wärme sich ganz verflüchtigen; etwaigen Gehalt an Blei oder Kupfer entdeckt man, wenn man die wässerige Auflösung mit einer Säure übersälligt und Schwefelwassersloffgas durchströmen lässt, welches mit jenen Metallen einen braunen oder schwarzen Niederschlag bildet.
Man gibt das HirselihornsaU bei grosser nervöser und irritabler Schwäche, in Krämpfen, Lähmungen u. s. w. in der gleichen Dosis und Verbindung wie das kohlensaure Ammoniak, vor dem es den Vorzug einer anhaltenderen Erregung des Nervensystems hat.
Die unter dem Namen Hirschhorngeist (Spiritus Cornu Cervi recüficatus. Liquor ammonii pyro-oleosi) bekannte Flüssigkeit ist blos eine Auflösung des Hirschhornsalzes (1 Thl. in 7 Thln. Wasser nach der wtb, Pharm.) und in der Thierheilkunde ganz entbehrlich.
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IV. Ammonium mnriaticnm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
Ammonium muriaticum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
Sfnljfuuvcs ^mmontnk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
Chlorelam ammonii. Ci)lor-Jlmnianiiim.
IHurias ammoni' s. ammoniae.
Hydrochloras ai-imunii g, ammoniae.
Sal ammoniacum. Snllmiiik. quot;')
From. Hydroclilorate d'ammoniaque, Sei ammoniac.
Engl. Hydrochlorate of Ammonia, Sal ammoniac.
Chemische Formel: NH4 Cl.
Man erhält den Salmiak durch trockene Deslillalion thieri-scher Beslandtheile, (Knochen, Hufe, Hörner u, dgl.) deren Fett zuvor durch Auskochen mit Wasser entfernt worden ist. Das zuerst gebildete kohlensaure Ammoniak wird durch Gyps und das neu entstandene schwefelsaure Ammoniak durch Kochsalz zersetzt; nun erst wird Salmiak gebildet, der durch Crystallisation von dem schwefelsauren Natron getrennt und durch Sublimation gereinigt werden kann. Man kann auch dem bei der Bereiluna des Kohlen-Wasserstoff-Gases erhaltenen kohlensauren Ammoniak Salzsäure zusetzen und den dadurch gebildeten Salmiak durch wiederholtes Sublimiren reinigen.
Der Salmiak kommt in halbdurchsichtigen, mehrere Pfunde schweren Scheiben oder Kuchen, oder in Zuckerhuiform in den Handel, ist geruchlos, luftbeständig, schmeckt salzig, stechend, lässt sich unverändert sublimiren, löst sich in 2,72 Thl. kalten und in seinem eigenen Gewicht siedenden Wassers, kryslallisirt daraus gewöhnlich in zarten Federn. Er ist manchmal durch etwas
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Eisen gelblich gefärbt, oder nicht ganz frei von schwefelsaurem
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Natron. Er besieht aus 1 Vol. salzsaurem und t Vol. Ammoniakgas (32,03 Ammoniak und 67,97 Salzsäure) und enthält 16,78 Proc. Wasser. Sein spec. Gewicht ist 1,45.
Der Salmiak wird von den reinen und kohlensauren Alealien und den alcalischen Erden zersetzt.
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*) Der Name Ammonium oder Ammoniacum kommt davon her, dass man den Salmiak früher in Menge bei dem Tempel des Jupiter Ammon in Ägypten fand; noch jetzt wird viel Salmiak in Egypten durch Verbrennen von Kameeismist bereitet.
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IV. Ammonium muriatlcum.
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Man wendet den Salmiak haupfsäclilich innerlich in entzündlichen Zuständen der Schleimhäute überhaupt, und derRespirations-Schleimhaut ins-hesondere an; namentlich wenn die Heftigkeit der Entzündung- durch Aderlass oder Nitrum gemindert ist, oder auch, wenn ein subinflammatorischer Zustand vorhanden ist. Der Salmiak vermehrt die Schleimabsonderung, die Resorhtion und den Stoffwechsel, mindert die verstärkte Thätigkeit des Geläss-Systems und die Gerinnbarkeit des Blutes; er schwächt unter den Xeutral-Salzen am wenigsten. Auch in lieberlosen, chronischen Störungen der Schleimabsonderung, in solchen Krankheiten des Lymphsystems und der Drüsen, in Wassersuchten ist der Salmiak nützlich.
Man gibt ihn in Pillen- oder Latwerge-Form, je nach dem Charakter der Krankheit mit Xeulraisalzen und schleimigen Mitteln, oder mit bittern aromatischen und selbst flüchtig reizenden Mitteln (z. B. Campher) verbunden. Die Dosis ist für Pferde gewöhlich 1 — 2 Dr., selten '/, Unze.
Aeusserlich wendet man den Salmiak als kühlendes und zertheilendes Mittel an; er erkältet das Wasser, indem er aufgelöst wird, bedeutend, besonders wenn Salpeter zugesetzt, oderder Auflösung beider Salze in Wasser etwas Weingeist beigemischt wird.
Die Lotio refrigerans der Londoner Vet.-Pharmacopoe besteht aus Salmiak und Salpeter von jedem 1 Theil, Wasser 16 Theilen; sie wird unmittelbar nach der Auflösung der Salze mittelst eingelauchter Lappen um den entzündeten Theil applicirt und muss häulig wiederholl werden.
Als zertheilende Mischung bei Quetschungen, Sehnenklapp und schmerzhaften Anschwellungen, alten Verstauchungen u. dgl. dient folgende Lotio discutiens:
Salmiak 1 Theil, Essig 8 Theile, Camphergeist 1 Theil. Dieses Gemisch wird mit der Hand in den leidenden Theil eingerieben.
Der Chloreisensalmiak (Ammonium muriatlcum ferra-tum s. Flores salis ammoniaci marliales) besteht aus Salmiak und Chloreisen in sehr verschiedenen Verhällnissen (nach der wrlb. Pharm. 15 zu 1.). Er vereinigt die Wirkung des Salmiaks mit der des Eisensalzes und kann in chronischen Krankheiten der Schleimhäute mit Nutzen gebraucht werden. Dosis 2 Drachmen, in Pillenform.
Formeln für die Anwendung des Salmiaks:
Nr. 1. R. Sal. ammon. Dr. 2.
Nitr. depur. Unc. %. M. D. in 4plo. Auf 24 Stunden. Im Anfang der Influenza (catarrh. Form).
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IV. Antimoniam crudam.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
Nr. 1. R. Sal. ammoniac. Unc. 1. Picis liquidae. Unc. 2.
Farinae s. lini q. s. M. fiant pill. 4. Täglich 2 —3 Stück. Bei chronischem Husten.
Nr, 3. R. Salis ammoniaci Unc. Vg, Infus. flor. sambuc. .
(s. flor. liliae) Libr. 1. (Unc. 16.) M. Täglich 2 — 3 solcher Gaben. In der Kopfkrankheil des Rindviehs.
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Antimoniim crudum.
Siibium sulpIiuDtum nigrum.
iSe^qui-sulphuretum Antimonü.
Proto-sulphuretum antimonü.
copy;(iuöt)iilid)cs Sd)U)cfclfptc0j)liin3; Stt)Uicfcl-Sliitimoii.
Franz. Anlimoine cru, Sulfure d'antinioine.
Engt. Black or crud Antimony.
Chemische Formel: SbSl'/o. Das rohe Spiesglanz kommt fossil vor und wird durch Schmelzen in steinernen Krügen von dem beigemengten Gestein gereinigt. Das so erhaltene käufliche Schwefelspiesglanz enthält häufig Blei, Eisen, auch Arsenik (von letzterem durchschnittlich etwa Vg,,) beigemischt, jedoch in so geringer Menge, dass es den Thieren dadurch nicht nachtheilig wird. Reines Schwefelspiesglanz wird durch Zusammenschmelzen von reinem Spies-glanzmetall (13 Theile) und gereinigtem Schwefel (5 Theile) bereitet. (VVürt. Pharm.)
Das rohe Spiesglanz bildet bleigraue oder grauschwarze, innen krystallinisehe Stücke, welche die Form des Scherben nachahmen, in welchen das geschmolzene Erz erkaltete; es schmilzt im Feuer, verbrennt in grösserer Hitze mit blauer Flamme, ist schwer, abfärbend, geruch- und geschmacklos, in concentrirter Salzsäure und in ätzender Kalilauge auflöslich, in Wasser und Weingeist unauflöslich. Das Pulver ist dunkelgrau, beinahe schwarz. Es ist aus 2 At. Spiesglanzmetall und 3 At. Schwefel zusammengesetzt. Spec. Gewicht 4,6.
Hering, Arzneimiltel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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IV. Argentum nitrlcum fusum.
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ilr
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Da der Preis desselben sehr nieder ist, wird es nicht leicht verfälscht.
Man zählt das rohe Spiesglanz zu den umstimmenden, die Resorbtion vermehrenden, auf die Lymphdrüsen und die Hautsecretion wirkenden Mitteln und gibt es sehr fein gepulvert den grössern Hausthieren zu V,—1 Unze pro dosi, gewöhnlich in Verbindung mit bittern, gewürzhaften Mitteln oder mit Schwefel, Salpeter u. s. w. Gegen die Lähme der Lämmer wird es, mit Butter gemischt, innerlich in ziemlich grosser Dosis mit Nutzen gereicht.
Das rohe Spiesglanz wird zur Bereitung mehrerer Präparate, z. B. der Spiesglanzleber, des Mineralkermes, des Goldschwefels, der Spies-glanzbutter u. dgl. benutzt.
Formeln: Nr. 1. R. Antimon, crud. subt. pulver.
Rad. calami arom. pulv. ana. Unc. Vr M. D. in 6plo. S. Täglich 3 Pulver auf Kleyenfuller zu geben.
Nr. 2. R. Antimon, crud. subt. pulv. Cretae albae pulv.
Sem. phellandri. pulver. ana. Unc. 1/2. M. D. in 6plo. S. wie Nr. 1.
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Argentum nitricum fusum. CfofdjmolaeiKS falpeterfourcs Silber. Nitras argenti. ^UbcrfiUiictcr. Lapis infernalis. lt;(p(illtn|Wn. Frans. Nitrate d'argent, Pierre infernale. Engt. Nitrate of Silver, Lunar caustic. Chemische Formel: AgO-j-NO6.
Man löst reines Silber in Salpetersäure mit Hilfe der Wärme auf, dampft die Flüssigkeit ab und lässt sie krystallisiren. Die erhaltenen durchsichtigen und glänzenden Krvslalle schmilzt man in der Hitze um anhängendes Wasser zu entfernen und giesst die ruhig fliessende Masse in cylindrische Formen. Der Höllenstein bildet harte weisse Stängelchen, von der Dicke einer Schreibfeder und krystallinischem Bruche, welche durch die Einwirkung
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IV. Argentum nitricum fusum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
des Lichts schwarz werden, wobei sich Silberoxyd ausscheidet; auch durch zu grosse Hitze bei der Bereitung desselben geschieht diess. Er löst sich in gleichen Theilen Wasser ohne Rückstand auf. Er wird von den reinen und kohlensauren Alealien, dein Chlor, der Salzsäure, der Schwefelsäure und deren Salzen, dem Schwefelwassersloff, sowie von dem adstringirenden Pnanzenstoff zersetzt; daher ist zu seiner Auflösung kein Brunnen- sondern blos destillirtes Wasser zu nehmen.
Wenn der Höllenstein eine grünliche Farbe hat und an der Luft feucht wird, so ist er kupferhallig; bei seinem hohen Preise ist er überdiess der Verfälschung z. B. durch Hinzuschmelzen von Salpeter ausgesetzt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;
Der Höllenstein ist unter den festen Aetzmitteln eines der vorzüglichsten; man wendet ihn in alten Fisteln, besonders am Hufe, zur Cauterisation von Rotz- und andern üblen Geschwüren, Bisswunden wüthender Thiere und dgl. auch bei schwammigen Wucherungen auf der Hornhaut des Augs an. Er wird zersetzt, sobald er In Berührung mit den thierischen Stoffen kommt, und kann daher nicht durch Resorbtion nachtheilig wirken. Die mit Höllenstein oder seiner Auflösung bedupfte Stelle wird sogleich weiss, später aber dunkler und verwandelt sich zuletzt in einen schwarzen Schorf, wenn die Cauterisation stark genug gewesen ist.
Zur Beschleunigung der Hellung von oberllächllciien Wunden Ist das leichte Ueberfahren derselben (besonders ihres Randes) mit einem Stückchen Höllenstein orter einer Auflösung desselben (5—tO Gran in 1 Unze destillirten Wassers) sehr geeignet. Von der Auflösung, welche mit einem Pinsel aufgetragen wird, muss man so viel auf ein Glas oder Porzellanschälclien herausgiessen, als man jedesmal braucht, und den Pinsel nach dem Gebrauch auswaschen; ausserdem wird die ganze Auflösung bald durch die hinzukommende thier. Materie (Eiter, Sehleim, Thränenfeuchtigkeit u. dgl.) zersetzt.
Bei hartnäckiger Entzündung der Bindehaut und Trübung der Hornhaut des Auges ist das Einstreichen einer Salbe aus 5 —10 Gran Höllenstein und 1 Unze Fett anempfohlen worden; allein Im letztem Falle ist eine wässerige Auflösung mit dem Pinsel auf die opake Stelle gebracht oder bei tiefergellenden Verdunklungen die Aetzung mit dem Höllenstein selbst, bei gehöriger Vorsicht, als wirksamer vorzuziehen.
Innerlich wurde der Höllenstein In Pillenform zu '/^ — '/, Gran pro dosi, den Hunden gegen Fallsucht und Veitstanz gegeben. Für grössere Hausthiere ist seine innerliche Anwendung thells zu theuer, theils zu wenig versucht. In stärkern Gaben wirkt er (als Aetzmittel) giftig.
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36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IV. Arsenicum album.
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Arsenicum album. Wtifox ,5U|mk. Arsenicum oxydatdm allu,,,!, mifies Ärfctiikoti)amp;. Acidum arsenicosum, arfcuid)ft ^üurc. ^iittmrttud). tlaUtnflift. Franz. Oxide blanc d'Arsenic, Acide arsenieux. Engl. While Arsenic, Arsenious acid. Chemische Formel: AsOl'/-..
Der weisse Arsenik wird durch Rösten aus arsenikhaltigen Cobalterzen gewonnen, und durch nachmalige Sublimation gereinigt. Er bildet unregelmässige harte Stücke, die frisch bereitet, durchsichtig und glasig sind, an der Luft aber milchweiss und undurchsichtig werden; er ist geruchlos, schmeckt metallisch zusammenziehend, ekelhaft, reagirt sauer und bildet auf glühende Kohlen geworfen weisse Dämpfe mit Knoblauchgeruch. Er erfordert 60—100 Theile kaltes oder 10—12 Theile siedendes Wasser zur Auflösung. Ein Zusatz von etwas Salzsäure macht ihn leichter auflöslich. Das Pulver ist weiss, wie Mehl. Chemische Zusammensefzung: 75,82 Arsenikmelall und 24,18 Sauerstoff. (2 Atom. Arsenik und 3 Atom. Sauerstoff.) Spec. Gewicht = 3,7.
Der weisse Arsenik ist wohlfeil; er könnte mit gepulvertem Gyps oder Schwerspath verfälscht seyn, welche beim Verdampfen auf Kohlen zurückbleiben würden.
Durch Zuckerwasser, Milch, Eiweis, Kalkwasser, Schwefelleber und schwefelwasserstoffhalliges Wasser, insbesondere aber durch Eisenoxydhydrat, (sowie durch das Löschwasser der Schmiede und dessen Bodensatz) in Verbindung mit kaustischem Salmiakgeist, wird der weisse Arsenik zersetzt, daher jene Stoffe als Gegenmittel bei Arsenikvergiflung benützt werden können.
Der Arsenik wirkt innerlich gegeben auf die Verdauung, das Lymphsystem und die Haut; in grössern Gaben zersetzend auf die organische Mischung und örtlich corrodirend. Seine Anwendung erfordert daher grosse Vorsicht und unterbleibt am besten ganz. Man reicht ihn Pferden zu 15 Gran steigend bis zu 1 Drachme pro dosi, in einer Mehlpille und nach dem Futter; in flüssiger Form ist kaum die Hälfte jener Dosis zulässig.
Aeusserlich wird der weisse Arsenik als corrodirendes Mittel zur Zerstörung von Balggeschwülsten, Warzen, auf krebsartige Geschwüre,
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IV. Arsenicum album.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
theils in Pulverform, theils als Salbe (1 Theil Arsenik und 4 Theile Sehmalz) emtlicli als Auflösung zum Waschen in hartnäckigen Hautausschlägen (besonders des Pferds und Schweins) angewendet.
Acetum arsenicosum. Viborg's Arsenikessig besteht aus 4 Pfund Essrg, und 2 Pfund Wasser in welchen durch Kochen 1 Unze Arsenik aufgelöst wird; die Flüssigkeit, enthält !/gg Arsenik.
Die dänische Mililärphartnacopoe gibt folgende Formel an:
weissen Arsenik , , 1 Thl.
Bieressig......nbsp; 32 Thl.
Wasser.......nbsp; 16 Thl.
koche es bis der Arseniknbsp; nbsp;aufgelöst ist, und verdünne es mit
doppelt so viel Wasser;nbsp; nbsp;diese Flüssigkeit enthält weniger Arsenik und Essig.
Die französische Veterinair-Pharmacopoe enthält unter dem Namen Pommade arsenicale de Naples folgende äusserst scharfe Salbe:
Arsenic alb. 1 Uno.
Aurum pigment.
Hydrargyr. muriat. corros. ana iy2 Unc.
Gummi Euphorbli 6 Dr.
Oleum laurin. 7 Unc. M.
Sie wird auf Wurmbeulen und Wurmstränge angewendet, erfordert jedoch grosse Vorsicht, weil sie eine beträchtliche Zerstörung der Haut zur Folge haben kann.
Dieser Zusammensetzung ganz ähnlich ist das von dem Apotheker Terr at gegen Hautwurm empfohlene und To pique-Terra t genannte Mittel; es besteht aus: Mercur. sublim, corros. I Unc. Arsenik, alb. l/3 Unc. Aurum pigment. 19 Grammen. Euphorbium % Unc.
01. laurinum 4 Unc. (s. Repertor. der Thierheilkunde VII. Band S. 147).
Die von Babolna aus empfohlene sogenannte Krebs-Tinc-tur (gegen Strahlkrebs) besteht aus 4 Gran weissem Arsenik,
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IV. Aqua Chlori.
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1 Dr. Kali caustic, 2 Unzen destill. Wasser und 1 Dr. Aloepulver. Sie verliert durch längere Aufbewahrung an Wirksamkeit.
Das in altern Ihierärzllichen Schriften erwähnte Operment (Aurum pigmenimn, Schwefelarsenik) ist mit Recht ganz ausser Anwendung gekommen.
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Aqua Chlori.
laquo;tylor-tJUalfirr.
Acidum muriaticum oxjgenatum, (Orpgcnirtc Ssaltfamp;VKt. Acidum oxymuriaticum, Aqua chlorata. Chlorium, Chlorinum liquidum. Franz-, Chlore liquide, Eau clilorce. Engt. Chlorine water.
Das reine Chlor ist ein einfaches Gas, von gelb-grünlicher Farbe, erstickendem Geruch und herbem Geschmack. Es hat die besondere Eigenschaft Pflanzenfarben, RiechstofTe und Contagien zu zerstören. Wird das Gas von Wasser absorbirt (1 Vol. Wasser nimmt 2 Vol. Chlor auf) so erhält man flüssiges Chlor, oder die sogen, oxygenirte Salzsäure für den Innern und äussern Gebrauch.
Man bereitet das Chlorgas aus Braunstein, Kochsalz und Schwefelsäure, (s. Braunstein), oder auch Chlorkalk oder Chlor-natron und einer Säure (z. B. Schwefelsäure); indem man das sich entwickelnde Gas unter Wasser leitet und mit demselben schüttelt, absorbirt es dasselbe; diese Flüssigkeil (Chlorwasser) hat den Geruch und Geschmack des Chlorgases, ist durchsichtig, gelblich, wird aber leicht von Wärme und Licht zersetzt; in erslerer verflüchtigt sich das Chlorgas, durch letzteres wird es in Salzsäure verwandelt. Daher muss das Chlorwasser an einem kühlen ( 7 — 8deg; R.) und dunkeln Orte aufbewahrt werden.
Das Chlorgas (s. dessen Bereitung bei Manganum (Braunstein) wendet man als Räucherung an um üble Gerüche, Contagien u. s. w. zu zerstören; auch hat man es im Rotz der Pferde, brandigen Strenget und Lungenbrand einathmen lassen; das Chlorwasser innerlich zu einer bis mehreren Unzen in einem schleimigen Decoct gegeben, soll in typhösen Fiebern von Nutzen gewesen seyn.
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IV. Baccae juniperi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
Aeusserlich zu Waschungen z. B. fauler Geschwüre, Milzbrandbeulen, u. s. w. verdient eine Auflösung von Chlorkalk in Wasser den Vorzug vor dem sich leicht zersetzenden Chlorvvasser.
Bei Blausäurevergiftung ist das Chlor ein vorzügliches Mittel, ebenso bei drohender Erstickung durch Schwefelwasserstoffgas.
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Baccae juniperi.
1fiid)l)olln:rbmfH, jfcUumnu'tlu-m-ii. Frans. Bales de genievre. Engl. Jimiper-berries.
Die Früchte des gemeinen Wachholderstrauchs (Juniperus com-munis L. Dioecia Monadelphia, Famil. Amenlaceae, Zapfenbaume. 110. Cupressineae). Dieser auf sonnigen Anhöhen und besonders in Sandboden allenthalben wild wachsende Strauch, trägt meist zugleich grüne einjährige und schwarze zweijährige Früchte, von der Grosse einer Erbse mit einem Nabel auf der Spitze; sie enthalten drei Saa-men, welche von einer breiartigen Substanz und den drei fleischig gewordenen Schuppen umgeben sind; sie besitzen einen siiss-harzigen Geschmack und angenehmen gewürzhaften Geruch.
Man erhält aus ihnen: ein flüchtiges Oel (s. 01. juniperi) ein bitteres, crystallisirendes Harz, zuckerähnlichen Stoff, (s. Roob juniperi), Wachs, Pflanzenschleim und Salze.
Die im Herbst frisch gesammelten Beeren von blauschwarzer Farbe sind am wirksamsten, in alten Beeren ist das ätherische Oel Iheils verflüchligt, theils verharzt. Unreife, schimmlich gewordene Beeren sind unbrauchbar.
Die VVachholderbeeren wirken theils auf die Secretion der Schleimhäute (besonders der Respirations- und Harnorgane), theils auf die Vermehrung der Harnsecretion; letztere Wirkung hängt wesentlich von ihrem Gehalt an ätherischem Oel und Harz ab (s. 01. junip.), erstere von der süssen Pulpe.
Man wendet daher die Wachholderbeeren meist als unterstützendes Mittel in Lungenkrankheiten, nachdem die entzündlichen Symptome nachgelassen, mit Salmiak, Spiesglanz und Schwefelpräparaten verbunden an; ferner bei Wasseransammlung sowohl in den grossen Höhlen als im Zellgewebe, in Verbindung mit stärkern diuretischen Mitteln (01. tereb,, Tcre-binthina venet. u. s. w.)
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40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; IV. Balsamura peruvianum.
Da das Pulverisiren der Beeren nicht ohne starkes Austrocknen derselben zu bewirken ist, hiedurch aber ein Theil des Oels verloren geht, so ist es besser sie zu mahlen.
Für Rindvieh und besonders Schafe wendet man die Wachholderbeeren häufig als diätetisches Mittel in Verbindung mit Kochsalz, bittern Pllanzen-theilen und Mehl oder Körner-Schrot an, theils als verdauungsbeförderndes Mittel und um den Nachlheilen schlecht beschafTencn Futters entgegenzuwirken, theils um bei nasser Weide und Witterung der drohenden Fäule (Wassersucht) vorzubeugen.
Die Dosis für Pferde ist •/„—1 Unze (gemahlen) in Pulver, Pillen-und Latwergeform; Rindvieh und Schafe ebensoviel und mehr in einer Lecke oder mit passendem Flitter. Die Anwendung der Wachholderbeeren zu Räucherungen und Dämpfen ist durch die Essig - und Chlor-räucherungen verdrängt worden; eher sind dieselben und die Sprossen des Wachholderbeerstrauchs (Turiones juniperi) zu aromatischen Bähungen bei Schwäche nach Verstauchungen, Ausdehnung der Bänder u. dgl. zu benützen.
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Balsamum peruvianum.
Pttübalfam. Balsamum indicum s. nigrum. SB^mur^er, inlrifd)fr Uiilfam. Franz-. Baume de Perou. Engt. Peru Balsam.
Der Perubalsam kommt von einem ansehnlichen Baum, My-roxylon peruiferum L. oder Myrospermum pedicellatum Lam., (Cl. Decandria Monogynia, Farn, der Leguminosen), welcher im milllern und südlichen Amerika zu Hause ist. Man erhält den Balsam durch Auskochen der jungen Zweige, der Rinde und Blätter mit Wasser oder durch Ausbraten; er ist syruparlig dick, dunkelbraun oder rothbraun, durchsichtig, brennbar, trocknet an der Luft nicht aus; sein spec. Gewicht ist 1,15; der Geruch ist angenehm balsamisch, der Vanille und Benzoe ähnlich, der Geschmack reizend, bilterlich, kratzend. Er löst sich in wasserfreiem Weingeist beinahe ganz auf.
Seine Bestandtheile sind: 69,0 eigenlhümliches, schweres bräunlichgelbes, fettes Oel, 20,7 leicht lösliches braunes Harz, 2,4 schwerlösliches Harz, 6,4 Benzoesäure, 0,5 Exlractivsloff.
Er wird mit feinen Terpentin Sorten, Zusatz von Weingeist, besonders aber mit Copaivabalsam verfälscht.
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IV. Calcaria usta.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41
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Der hohe Preis des Perubalsams macht ihn für grössere Hausthiere (mit Ausnahme solcher von besonders hohem Werth) unanwendbar. Innerlich wirkt derselbe, reizend auf das Gefäss-und Nervensystem, fäulnisswidrig, stärkend, insbesondere aber gegen Geschwüre auf Schleimhäuten und krankhafte Absonderung derselben (z. B. Schleimschwindsucht, Catarrh der Blase und Harnröhre, wo jedoch der Copaivabalsam vorzuziehen wäre).
Man benutzt daher den Perubalsam hauptsächlich äusserlich auf schlalTe, eiternde Flächen, fressende Geschwüre, bei Mangel an Granulation, insbesondere bei kleinen Hausthieren die im Zimmer gehalten werden. Er wird entweder rein oder in Verbindung mit einer passenden Salbe (mit Terpentin, Harzsalbe, Digestivsalbe u. s. w.) auf die kranken Stellen gebracht.
Bei innerlicher Anwendung in flüssiger Form wäre Syrup oder eine Emulsion das passendste Vehikel, (ebenso beim Balsam copaiva;, weicher den grossen Hausthieren zu I — 2 Unzen, den Hunden zu 1 Drachme bis Yjj Unze innerlich gegeben werden kann), indessen lässt sich der Perubalsam auch in Pillen oder Latwergeform reichen.
Aqua balsamica Wolstein. Wolslein's balsamisches Digestivwasser zum Ausspritzen von Wunden, besteht aus: Terpentin 2 Unzen, peruv. Balsam 'Z. Unze, zwei Eierdoltern und % Pfund Kalkwasser. Uertwig hält den peruv. Balsam dabei für entbehrlich und mit Nutzen durch Vj—1 Unze Terpentinöl zu ersetzen.
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Calcaria usta.
laquo;copy;raquo;•braunter J^nlk. Calx viva, Äc^cnlicc Äülh, AiUkoroi. Calx usta. Frans. Cliaux vive. Engl, Lime, Quick-lime. Chemisclie Formel: CaO HO.
Der Aelzkalk wird durch Glühen der, aus kohlensaurem Kalk besiehenden, (öfters mil Thonerde, Eisen u. dgl. verunreinigten) Kalksteine dargestellt. Er bildet weisse oder grauliche, feste Massen von scharfem, laugenhaftcm Geschmack, zieht aus der Luft begierig Wasser und Kohlensäure an, zerfallt dadurch
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IV. Calcaria usta.
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und verliert allmahlig seine ätzende Eigenschaft. Mil Wasser Übergossen , erhitzt sich der Aelzkalk stark, zerspringt und bildet zuletzt ein weisses, mehlähnliches Pulver — Kalk-Hydrat — (Calcaria extincta, abgelöschter Kalk) welches mit vielem Wasser geschüttelt , eine trübe Flüssigkeit (Kalkmilch) gibt, in welcher der Kalk grösstentheils blos suspendirt ist. Durch Absetzen des Kalks und Abziehen der oben stehenden, klaren Flüssigkeit erhält man das Kalk-Wasser, Aq. calcariae s. calcis.
Die Auflöslichkeit des gebrannten Kalks in Wasser ist sehr gering (1 Theil in 600 — 700 Theilen kalten Wassers); durch Säuren, saure Salze, Metallsalze und adstringirende Mittel wird der Kalk wie auch das Kalkwasser zersetzt. Beide müssen um wirksam zu bleiben, in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.
Man wendet den ätzenden Kalk innerlich nicht und ausserlich für sich selten an; dagegen wird Kalkmilch und Kalkwasser innerlich gegen Säure im Darmkanal, Aufblähen von entwickelter Kohlensäure u. s. w. gebraucht. Man gibt am besten lJ.2 Unze zu Pulver zerfallenen Aetzkalk (Kalkhydrat) in 1 — 2 PfundM'asser suspendirt, mit Zusatz von einigen Unzen Brandwein.
Der Aetzkalk ist ein Bestandtheil der Walz'schen Brühe gegen die Schafraude (s. bei 01. C. C).
Kreide ist kohlensaurer Kalk; man gibt sie in dem Durchfall der Sauglämmer und Kälber in Verbindung mit adslringirenden Mitteln.
Youatt empfiehlt folgende Mischung:
Kreidepulver 2 Unzen,
Catechu 1 Unze,
Ingwer '/, Unze.
Opium 1 Dr.
Pfetlermünz-Wasser 36 Unzen. Morgens und Abends 1 — 2 Esslöffel voll für Lämmer, den Kälbern doppelt soviel. Indessen ist die Wirkung dieses und ähnlicher Mittel meist blos pallialiv.
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IV. Calcaria chlorata.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
Calcaria chlorata. Chlorkalk.
Calcaria chlorinica g, chlorosa. s. o.xymuriatica. llcbcrfahfuiirfc ßiUk.
Chloratum calcariae.
Calx clilorinata.
Franz. Chlorite ou Clilorure de chaux.
Engl. Chlorinated Lime.
Cliemische Formel: CaO CI-'O CaO HO.
Man bereitet den Chlorkalk, indem man Chlorgas über Kalk-hydral streichen lässt, wobei ersteres absorbirt wird. Der gewöhnliche Chlorkalk besieht aus 1 Aeq. Chlor und 2 Aeq. Kalk-hydral; er bildet ein weisses, an der Luft feucht werdendes Pulver mit dem eigenthümlichen Geruch des Chlors und etwas scharfem Geschmack; er löst sich unvollkommen im Wasser (indem das nicht mit Chlor verbundene Kalkhydrat zurückbleibt). An der Luft wird er zersetzt. Die Auflösung des Chlorkalks ist farblos und besitzt die dcsinficirenden Eigenschaften des Chlors.
Die innerliche Anwendung des Chlorkalks ist ziemlich selten; in der Trommelsucht und Windkolik des Rindviehes und der Pferde gibt man ihn zu I/o Unze und darüber in 1 Pfund Wasser suspendirt; gegen Lungengeschwüre in Pillenform mitThierkohle u. dgl. Viel häufiger wird derselbe äusserlich zu Waschungen bei übelriechenden Geschwüren, in Mauke, Milzbrand u. s. w. benützt und dabei 1 Theil Chlorkalk auf 1 6 Theile Wasser für eine starke, 1 Theil Chlorkalk auf 30 — 40 Theile Wasser für eine schwache Solution gerechnet.
Zur Reinigung von Ställen und Geräthschaften nimmt man 1 Pfund Chlorkalk mit 12 Pfund Wasser, und streicht damit die Wände, Raufen, Krippen u. s. w. an, oder legt Halfter u. dgl. 12 — 24 Stunden in die zuvor noch weiter verdünnte Flüssigkeit. Gefärbte Zeuge, z. B. Schabraken, Decken, können dadurch ihre Farbe verlieren.
Unguentum calcariae chloralae, eine Chlorkalksalbe aus 1—2 Theilen Chlorkalk und 8 Theilen Fell gibt die Londoner Veterinär-Pharmacopoe an; diese Zusammensetzung ist jedoch weniger zweckmässig, als eine wasserige Auflösung.
Um Chlorgas zu entwickeln, kann man verdünnte Salz-oder Schwefelsäure auf Chlorkalk giessen; weniger heftig aber mehr
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IV, Camphora.
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andauernd erfolgt die Entbindung des Gases, wenn man übersaures schwefelsaures Kali mit ebensoviel Chlorkalk mischt.
Das Chlornatron ist theurer als der Chlorkalk ohne mehr zu leisten, daher entbehrlich.
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Camphora.
Üampjjor.
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Frans. Camphre, Engt. Camphor.
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Der Kampher wird ans verschiedenen Lorbeerarten, die in China und Japan einheimisch sind, erhallen, am meisten aus Lau-rus Camphora L. (Cl. Enneandria Monogynia; Farn. Laurineae), einem immergrünen Baum von der Grosse einer Linde, dessen zerschnittenes Holz, Zweige u. s. w. mit Wasser in grossen eisernen Gefassen, welche irdene, mit Reisstroh gefüllte Helme haben, destillirt werden. Der auf diese. Weise erhaltene rohe Kamphor wird in gläsernen Gefassen, mit Zusatz von Vio ungelöschtem Kalk, durch Sublimation gereinigt. Concreter Kamphor findet sich im Marke eines auf Sumatra und Borneo einheimischen Baumes (Pterigium teres Cor. oder Dryobalanops aromatica Gaerl.), ist aber seines hohen Preises wegen sehr selten.
Im Handel kommt der Kamphor in 1 — 2 Pfund schweren, halbkugeligen, ausgehöhlten Scheiben vor, welche in dickes, blaues Papier eingewickelt sind.
Der Kamphor ist weiss, durchseheinend, etwas zähe, ohne Zusatz von Weingeist schwer zu pulverisiren, hat einen angenehmen, durchdringendenj eigenthümlichen Geruch, und zuerst scharf-erwärmenden, hintennach kühlenden Geschmack. Er ist brennbar, flüchtig, schmilzt bei 175deg;, kocht bei 204deg; und lässt sich unzersetzt sublimiren; er löst sich im Wasser sehr wenig, dagegen sehr leicht in Weingeist, Aether, flüchtigen und fetten Oelen auf, ferner in Essigsäure, in concentrirten Mineralsäuren, (in letztern mit Zersetzung). Wasser scheidet den Kamphor aus seiner Lösung in Weingeist oder Aether; in wässerigen Flüssigkeiten lässt er sich blos mittelst Schleims suspendirt erhallen
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IV. Camphora.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
(Emulsion). Somit verhält sich der Kamphor in vielen Beziehungen wie ein festes ätherisches Oel.
Das specif. Gewicht des Kamphors ist 0,985 — 0,996. Seine Bestandtheile sind:
10 Kohlenstofl = 60,
8 Wasserstoff = 8,
1 Sauerstoff = 8-
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Chemische Formel: C10H,6O.
Die innerliche Anwendung des Kamphors passt in Krankheiten, welchen gesunkene Thätigkeit im Gefäss- und Nervensystem zu Grunde liegt (Asthe-nie und Torpor); ferner bei Neigung zur Zersetzung des Bluts (Sepsis), zum Brande; in Krämpfen, Lähmungen. Er vermehrt die Haut-Ausdünstung und die Secretion der Schleimhäute, und wirkt speeiflsch gegen die allzu-grosse Reizung der Harnorgane durch Canthariden und der Speicheldrüsen durch Queksilber. Bei inaern Entzündungen, besonders in den Organen der Brust- und Bauchhöhle, bei starker Reizung der Nerven, bei Indigestion und Verstopfung ist der Kamphor im Allgemeinen schädlich.
Man verbindet den Kamphor je nach dem Krankheitszustande bald mit andern reizenden, kramplstlllenden, fäulnisswidrigen, schweisstreibenden Mitteln, (z. B. Arnica, Baldrian, Opium, Ammonium, Hirschhornöl; mit Schwefelsäure, Essig, China u. s. w.) bald mit Salzen (Salpeter, Salmiak, Brechweinstein).
Die Dosis ist für die grössern Hausthiere von % — 2 Drachmen; sie muss bei der schnell vorübergehenden Wirkung öfter wiederholt werden. Kleinern Hausthieren gibt man 1 — 10 Gran. Der Kamphor muss jedenfalls so sehr als möglich fein zertheilt werden.
Die zweckmässigste Form ist entweder die flüssige, (ein schleimhaN tiges Infusum , dem man den in Weingeist aufgelösten Kampher zusetzt, oder eine Emulsion), oder die Latwerge-Form, zu welcher der Kamphor mit etwas Weingeist in ein feines Pulver verwandelt wird.
Um die Dosis genauer bestimmen zu können, ist auch die (weiche) Pillenform zulässig, wobei die Pille stark mit Mehl zu bestreuen ist. Gröbere Kamphorstückchen, die mit der Maul- oder Darmschleimhaut längere Zeit in Berührung bleiben, erregen daselbst Entzündung und selbst Geschwüre.
Die äussere Anwendung des Kamphors als eines Reizmittels für die Haut, ferner zur Zertheilung von ergossenen Flüssigkeiten im Zellgewebe, von altern Verhärtungen und unempfindlichen Geschwülsten, bei Rheumatismus , auf brandige Stellen u. s. w. findet fast noch häufiger statt, als dessen innerer Gebrauch. Er passt jedoch nicht bei ganz frischen, und sehr empfindlichen Entzündungen.
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IV. Camphora.
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Zu Einreibungen wendet man den
Spiritus camphoralus, Kamphorgeist aus 1 Theil Kam-phor und 12 Theilen Weingeist von SO* B. an; *} man verstärkt denselben durch Zusatz von Salmiakgeist oder Terpentinöl.
Gegen verhärtete Geschwülste ist das Kamphorliniment Lini-mentum volatile camphoratum aus 1 Drachme Kamphor auf 1 Unze flüchtiges Liniment, (s. bei Salmiakgeist) anwendbar.
Die gegen Euterenlzündung der Kühe sehr wirksame Euler-salbe wird aus 1 — 2 Drachmen Kamphor auf 1 Unze Unguentum allhaeae bereitet.
Das unter dem Namen Opodeldoc, Linimentum saponis compositum, bekannte Liniment gegen Verstauchungen und nachherige Schwäche der Gelenke, rheumatische Aflectionen u. dgl. wird nach der Londoner Yeterinär-Pharmacopoe bereitet: aus 4 Unzen weisser Seife (Kali-Seife), 1 Unze Kamphor, beide in 40 Unzen Weingeist aufgelöst und dann 10 Unzen Liquor ammonii caustici hinzugesetzt.
Man setzt endlich den Kamphor manchmal der grauen Quek-silbersalbe bei, oder wendet ihn als Einstreupuher (mit Arnica, Eichenrinde, China u. dgl.) in Wunden an.
Formeln für die innere Anwendung des Kamphors: Nr. 1. R. Kamphorae pulver. Dr. 1. Nitri depurat. Unc. Vo-
M. denl. tal. dos. Nr. IV. S. Alle 2 Stunden ein Pulver mit Wachholder-Gesälz zu geben. Im Starrkrampf.
Nr. 2. R. Kamphorae pulv. Dr. 4 — 6. Rad. arnicae pulv. Farin. sem. Uni ana. Unc. 3. Aq. fonlan. q. s. fiant pill. VI. D. S. Täglich 4 Pillen. Im Torpor.
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*) Der Kamphorgeist der österreichischen Pharmacopoe enthält doppelt so viel Kamphor.
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IV. Cantharides.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47
Cantharides.
JSpanifdje Hieben. Franz. Cantharide officinale, mouche d'Espagne. Engl. Cantharides, Spanisch or blistering Fly.
Die spanischen Fliegen sind in den wärmern Ländern Europas z. B. Spanien, Sicilien, Ungarn zu Hause, kommen aber auch in warmen Sommern in Deutschland in ziemlicher Menge vor. Sie halten sich von Juni bis August auf Eschen, Pappeln, Weiden, Springen auf und werden des Morgens früh von denselben in untergebreitete Tücher abgeschüttelt, sodann durch Essig oder Schwefeldämpfe oder durch Hitze getödtet und getrocknet.
Das Insekt (Lytta vesicaloria Fabr., Meloe vesicatorius L., Ord. Coleoptera. Famil. Trachelides) ist käferartig, 6 — 10 Lin. lang, schmal, hat grüne Flügeldecken mit Goldglanz, darunter braune durchsichtige Flügel, zwölfgliedrige, schwarze Fühlhörner, halbsolang als der Körper, 6 schwarze, blauschimmernde Füsse. Der Geruch ist widrig und stark, der Geschmack scharf, brennend. Das Pulver ist gelbbraun, mit vielen glänzend grünen Theilchen.
Man zieht die ganzen, kleineren , gut getrockneten, frischen Canthariden vor; häufig sind sie von einer in grosser Menge darauf lebenden Milbe zerfressen, welche jedoch den wirksamen, scharfen Stoff nicht zu verzehren scheint.
Eine Verfälschung der spanischen Fliege durch ähnlich aussehende andere Käfer (z. B. Cerambyx) ist durch genaue Vergiei-chung derselben leicht zu erkennen; der Goldkäfer ist viel breiler als die Cantharide, der sog. Feuerstehler viel grosser.
Der wirksame Stoff in der Cantharide ist Cantharidin genannt worden, er sieht dem Wallrath ähnlich und lässt sich durch Aether ausziehen; in Verbindung mit einem im Körper des Insects enthaltenen fetten und flüchtigen Oele ist er auch in heissem Wasser, Weingeist und fetten Oelen auflöslich.
Die Anwendung der Canthariden ist meist äusserlich als reizendes, blasenziehendes Mittel; es übertrifft in dieser Wirkung die andern gebräuchlichen scharfen Mittel dadurch, dass es sicherer wirkt und nicht leicht den Haarwuchs zerstört. Seine Anwendung bringt auf der Haut oberflächliche
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IV. Cantharldes.
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Entzündung, Ausschwitzen von Serum (selten in eigentlichen Blasen), Ablösen der Oberhaut und später Ausgehen der Haare hervor; durch mehrmalige Application auf dieselbe Stelle oder Zusatz von Euphorbium, Brechweinstein, Sublimat oder Arsenik wird seine Wirkung verstärkt, geht aber dann auch leicht zu tief und zerstört die Lederhaut; durch Zusatz vonKara-phor dagegen gemildert. Es bildet denHauptbestandtheil derBlasenpüaster, Blasensalben, scharfen Oele u. dgl. (s. Emplastrum acre, Unguent, can-tharld.).
Die Londoner Veterinär-Pharmacopoe hat auch einen Canthariden-Essig, Acetum cantbaridis, aus 1 Theil spanische Fliegen und 8 Tlieilen verdünnter Essigsäure durch 14tägiges Digeriren und nachheriges Filtriren bereitet. Ferner ein Canthariden-Oel, Oleum cantharidis, welches aus 1 Theil Canthariden und 8 Theilen Olivenöl durch zweistündiges Digeriren im Wasserbade und nachheriges Filtriren dargestellt wird. *) Beide Präparate sind schwächer als die spanische Fliegensalbe (s. Ungt. canthar.)
Innerlich werden die Canthariden wegen ihrer reizenden Wirkung auf die .Maul-und Magen-Schleimhaut, sowie auf die Harnorgane, besonders die Harnblase, selten gebraucht. Vines empfiehlt sie zu 5 —8 Gran täglich mit bittern Mitteln in veralteter Wassersucht, im Rotz und Wurm. Andere wenden sie als harntreibendes Mittel und bei Kühen zur Erregung der Brunst (in ziemlich grossen Gaben) an; allein der Erfolg ist unsicher und nicht selten entsteht heftige Entzündung desMaules, Darms oder des Blasenhalses , die selbst den Tod zur Folge hnben kann.
Jedenfalls ist bei innerlicher Anwendung das Cantharidenpulver mit viel Schleim u. dgl. (z. B. von Leinsamen) und so anzuwenden, dass nichts davon im Maul zurückbleibe. Die Pillenfonn und das Einwickeln der Pillen in Papier werden hiezu empfohlen.
Formel: R. Canlharid. pulv. Dr. % —2. Rad. calam. arom. pulv. Allheae pulv. ana. Unc. 2 — 3.
Aq. fonlan. q. s. flant pill, qnaluor. D.S. Täglich 1 — 2 Pillen. In verdächliger Druse oder in chron. Rotz.
*J Die Vorschrift von Delafond und Lassaigne hat nur 4 Unzen auf 4 Pfund Oel.
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IY. Carbo animalis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
Carbo animalis. flPI)wrtf4)lt; amp;oi)le.
Franz, Poudre dc cliarbon. £raquo;13/. Char coal, Yvory-Blaok.
Man bereitet die thierische Kohle durch Trocknen, Kosten und Verkohlen von thicrischen Theilcn, z. B. Fleisch. Gewöhnlich wendet man in der Thierheilkuiule Knochenkohle (sogen, schwarzes gebranntes Elfenbein, Ebur ustum nigrum, Spodium, Cornu Cervi ustum nigrum) als die wohlfeilste Sorte an, welche. im Grossen zum Gebrauch in den Gewerben hergestellt wird. Diese Sorte enthält ausser eigentlich thierischer Kohle noch mehr oder weniger phosphorsauren und kohlensauren Kalk, welcher sich übrigens durch Digeriren mil verdünnter Salzsäure, Auswaschen des Rückstandes u. s. w. entfernen lässt.
Das Pulver stellt eine tief schwarze, ziemlich schwere, geruchlose Substanz dar, welche in einem hohen Grade die Eigenschaft besitzt, Gasarien und gewisse organische FarbstolTe anzuziehen. Man benützt sie daher, um den üblen Geruch mancher Secretionen , z. B. in bösartigen Geschwüren zu beseitigen. Die thierische Kohle leistet hiebei mehr als die Pflanzenkohle , und ihre ahsorbirende Eigenschaft ist am grössten, wenn sie frisch bereitet und sehr fein pulverisirt ist. Melallisch glänzende Kohle ist weit weniger wirksam.
Die innerliche Anwendung der thierischen Kohle findet bei Zersetzung der Säfte z. B. in Faulfiebern, bei Vereiterung der Lunge, stinkender Diarrhöe , Darmgeschwüren, Krankheiten der Lymphdrüsen (besonders des Gekröses) u. s. w. statt. Man verbindet sie hierbei mit bittern, gewürzhaften Mitteln, mit Theer, seltener mit Schwefel, oder mit kleinen Gaben von Chlorkalk. Die Dosis für grüssere Hausthiere ist '/j — 1 Unze des Tages 2 — Smal; die bequemste Form die Pillenl'orm.
Aeusserlich wendet man das Kohlenpulver zum Einstreuen in unreine, stinkende Geschwüre, bei Brand, Krebs u. s. w. an, um die üble Beschaffenheit der abgesonderten Jauche zu verbessern. Bei verdächtigem Xasen-ausfluss kann man die Pferde Kohlenstaub (von gepulverter Holzkohle) ein-athmen lassen, indem man ihnen denselben in einemFulterbeutel vorhängt; das Einblasen des Kohlenpulvers in die Nase ist weniger zweckmässig.
Der Ofenruss, Fuligo splendens, enthält ausser Kohle noch einpyreumalischcs Oel, Holzessig, Kreosot, einen bitlern Stoff und einige alcalinische Salze, seine Wirkung steht zwischen der des Hirschhorn-Oels oder des Theers und der Wirkung der
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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IV. Catechu.
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Kohle; er wird innerlich gegen Eingeweidewürmer, äusserlich auf alle Geschwüre, Flechten, sowie als adslringirender Zusalz zu den Lehm-Umschlägen um die Hufe der Pferde gebraucht.
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Catechu. CaUd)u.
Terra Calechu s. japonica. 3npanifd)t (£rtgt;c. Fram. Cacliou, Sue ou terre de Japon. Engt. Extract of Catechu.
Ein in Ostindien einheimischer Baum, Aoacia Catechu W. (Cl. Polygamia Monoecia, Fam. Leguminosae) liefert das meiste Catechu. Eine Serie dieses Extracts soll aus der grünen Schale der Früchte der Areca-Palme (Areca Catechu L.) erhalten werden. Die Bereitung des Catechu besteht im Auskochen des innern Holzes der Acacie; das Decoct wird theils am Feuer, theils an der Sonne bis zur Trockenheit eingedickt.
Es kommt im Handel entweder in zolldicken würfelförmigen zerreiblichen Stücken von blassbrauner Farbe (Bengalisches Catechu) oder in flachen, viereckigen oder runden, dunkel- oder röthlichbraunen, im Bruche chocoladefarbenen Kuchen (Bombay-Kalechu) vor. Es ist geruchlos, schmeckt stark zusammenziehend, nachher schwach süsslich, und soll sich in Wasser oder Weingeist beinahe ganz auflösen.
Die Bestandtheile des Bengalischen Catechu sind: 48,5 eisengriinender Gerbesloff, 36,5 oxydirter Extractivstoff (Gerbe-sloff), 8,0 Gummi und 7,0 Kalk, Thonerde und Sand. Das Bombay-Catechu dagegen enthält 54,5 eisengrünenden Gerbestoff, 34,0 oxydirten Extractivstoff, 6,5 Gummi, 5,0 Kalk, Thonerde und Sand. Somit ist die letztere Sorte die gehallreichere. Schwefel - Aether soll aus den besten Sorten bis zu 53, aus den geringsten 28 Proc. getrockneten Gerbestoif ausziehen.
Es sollen manchmal würfelförmige Stücke von Thon mit einem adstringirenden Decoct gefärbt, als Catechu im Handel vorkommen.
Das Catechu-Extract wirkt sehr adstringirend ; es hat vor dem zusammenziehenden Stoff der Eichenrinde den Vorzug leichter verdaulich zu seyn, und eignet sich daher mehr für den inuerlichen Gebrauch.
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IV. Colophonium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
Man benutzt das Catechu meist gegen zu starke Absonderung der Schleimhäute aus Ersclilaffung, in Diarrhoeen, Blutflüssen u. s. w. Die Dosis ist 1—2 Drachmen für grüssere Hausthiere, entweder in flüssiger Form oder in Pillen und Latwergeform.
Die Verbindungen, in welchen es gegeben wird, sind theils gewürzhafte Stoffe, theils Oprum, Bilsenkraut und absorbirende.Mittel, wie Kreide, gebrannte Magnesia oiier Kalk. In dieser letzteren Verbindung wird es gegen den säuerlich riechenden Durchfall der Saugkälber empfohlen (s. bei Calcaria viva).
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Colophonium.
*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;copy;figcnl)ttrj.
Franz. Colophan, Arcanson. Engt. Resin.
Das Colophonium bleibt als Rücksland nach der Bereitung des Terpentinöls (s. ii.). Wenn nämlich von dem Terpentin das flüchtige Oel abdeslillirl ist, bleibt eine bräunliche, sauerslotr-haltige Masse von 1,07 — 1,08 spec. Gewicht zurück, welche beim Erkalten brüchig und durchscheinend wird; sie ist seilen ganz geruch- und geschmacklos, sondern enthält oft noch eine Spur von Terpentinöl. Im Wasser ist das Colophonium unauflöslich , dagegen lösst es sich leicht im Weingeist, Aether, flüchtigen und fetten Oelen auf. Mehrere Säuren verbinden sich mit ihm und die alkalische Lauge bildet damit eine seifenartige Auflösung.
In der Hitze (bei 108deg; RJ schmilzt das Colophon. angezündet brennt es mil Flamme und vielem Russ.
Wenn der Rücksland des Terpentins ohne Zusatz von Wasser zur Trockne abgedampft worden ist, hat das entstandene Colophonium ein bernsleinähnliches , durchschimmerndes Aussehen; wenn aber in die dickflüssige Masse (sog. gekochter Terpentin, Terehinthina coeta) Wasser eingerührt wurde, ist der Rücksland undurchsichtig, bräunlichgelb (gelbes Harz, Pix v. Resina flava, Kübelharz).
Das im Handel vorkommende Colophonium ist meist aus dem südlichen Frankreich, wo es mit dem Terpentinöl u. s. w.
im Grossen bereitet wird.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
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IV. Cortex chinae.
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Eine Verfälschung des Colophonium ist bei dem geringen Preise desselben nicht zu erwarten, wohl aber können ihm Un-reinigkeiten, Holz, Steine u. dgl. aus Nachlässigkeit beigemischt seyn. —
Innerlich wird das Colophonium bei den grössern Haustbieren als harntreibendes Mittel (gelinder als der Terpentin) zu V„— 1 Unze pro Dosi meist in Pillenform angewendet. Man verbindet es häufig mit Salzen, z. B. Salmiak, Brechweinstein, und nimmt als Bindemittel Oelseife oder Leinsamen-Mehl und Wasser.
Die „diuretische Massequot; der Londoner Veter.-Pharmacopoe besteht aus: Colophon, Nitrum und venet. Seife, von jedem gleichviel, und wird zu 1 — 1 V. Unze schweren Pillen gemacht. Im zweiten Stadium der Influenza (rheumatisch-catarrhalische Form) wendet man an hiesiger Schule Pillen aus l/a Unze Colophon-Pulver, 1 — 2 Dr. Salmiak und l/2 Unze Leinsamen-Mehl (täglich 3 — 4 Stuck) an.
Das Colophon ist ein Bestandtheil mehrerer Pflaster und Salben, die jedoch in der Thierbeilkunde wenig gebräuchlich sind; eine sehr einfache Digestiv-Salbe lässt sich aus 2 Theilen Colophon und 4 Theilen Schweinefett durch Zusammenschmelzen bereiten.
Pulvis colophonii compositus. Als blutstillendes Mittel wirkt das Colophonpulver dadurch, dass es sich mit dem Blut zu einer Masse verbindet, die die blutenden Oeffnungcn der Gefässe verklebt; sie ist hauptsächlich gegen Blutungen aus (mehreren) kleinen Gefässen anwendbar. Eine Mischung aus 1 Theil Colophon, 2 Theilen Gummi arable, und 1 Theil Kohle (alles fein gepulvert) wird zu diesem Zwecke unter obigem Namen empfohlen.
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Cortex chinae. /ubminlie. Cortex cliinchonae, C. pcruvianus. Cljimi ttinif. Franz. Ecorce de quinquina.
Engl. Quina or Cinchona burk. (Die ciigUfd)cn Sd)riftHcll(r hcmid)cn oft btoo ins TOnct 53atk (ttinic) für (Djino ttinJc).
Von mehreren Arten der Gattung Cinchona (Cl. Pentandria monogynia, Farn. Bubiaceae) erhält man im Handel verschiedene Sorten der Chinarinde, welche theils nach dem Ursprung derselben, (China Loxa, Ch. Huanuco, Ch. calysaya u. s.w.), Iheils
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IV. Cortex chinae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 53
nach der Farbe (China flava. fusca, grisea, rubra) benannt werden. Die Bäume, welche die Fieberrinde liefern sind im südlichen Amerika zu Hause. Bei den sehr verschiedenen Sorten der China ist eine Beschreibung derselben um so mehr hier üter-fliissig, als der Preis guter Sorten immer noch so hoch ist, dass dieselben in der thierärztlichen Praxis blos bei Thieren von hohem Werth, oder bei den kleinern Species, welche geringere Gaben bedürfen, angewendet werden können. Die China flava oder de Carlhagena ist die wohlfeilste Sorte. Die Bestandtheile der Chinarinde sind ausser der Pflanzenfaser, welche in den dicken holzigen Stücken mehr beträgt, als in den feinern und dünnen: zwei vegetabilische Alealien, nemlich das Chinin und das Chin-chonin, Gerbestoff, Chinasäure, verschiedene Farbstoffe, Feit, Gummi, Stürkmehl, Kalk.
Je nachdem die Cliinasorte reicher an Alcoloiden oder an adstringi-rendem Stoff ist, wirkt sie mehr fieberwidrig und stärkend, oder mehr fäul-nisswidrig und zusamnienziehend. Als stärkendes Mittel ist die Fieher-rinde besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie das Gefässsystem nicht reizt. Als speeifisches Mittel gegen Wechsellieber ist sie bei der Seltenheit dieser Krankheitsform in der Thierheilkunde entbehrlich; als fäulnisswidriges Mittel kann sie, insbesondere äusserlich, durch wohlfeilere ersetzt werden. Dagegen ist sie bei reiner Nervenschwäche oder gesunkener Lebenskraft, besonders in der Reconvalescenz, nach nervösen Krankheiten, bei Neigung zur Entmischung der Säfte in fauligen Fiebern u. s. w. von gros-sem Werthe. Sie wird entweder in Pulver und Latwergeform oder besser als Decoct in der Dosis von Y1—1 Unze bei Pferden, und in verhältnissmäs-siger Gabe bei Hunden angewendet.
Die Präparate der China, z. B. das schwefelsaure Chinin, das China-Extract u. s. w. sind ihres hohen Preises wegen noch weniger anwendbar als die Rinde selbst. Die englischen und französischen Thierärzte wenden die Chininsalze nicht seilen an; Delafond und Laissaigne empfehlen das rohe Chinin statt des schwefelsauren zu nehmen, weil ersleres wohlfeiler und geschmacklos ist, letzteres aber sehr bitler schmeckt. Zu den daraus gefertigten Pillen soll man etwas verdünnte Schwefel- oder Salzsäure mischen, um das Chinin auflöslicher zu machen. Von letzterem nimmt man nur den achten bis zwölften Theil der Rinde. Dagegen könnte in manchen Krankheilsformen mit vorherr-
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IV. Curtex querciis.
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sehender irritabler Schwäche insbesondere vom Darmcanal ausgehend , die viel wohlfeilere
Cortex cascarillae, Cascarillrinde von Crolon Cascarilla, sehr am Platze sein; sie ist jedoch bei den Thieren noch wenig versucht. Die Dosis dürfte bei Pferden V., Unze und darüber und die zweckmässigsle Form die Pille oder das Decoct seyn. Das Kochen darf jedoch, wegen des Gehalls an flüchtigen Sloffen nicht lange fortgesetzt werden.
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Cortex quercus.
(ßidjcnrinJie.
Franz-, Ecorce de diene. Ertgl. Oak-braquo;i'k.
Die Rinde jüngerer Zweige der Stein- und Stieleiche, Quercus Robur und peduneulata L. (Cl. Monoecia polyandria; Farn. Amenlaccae, Ord: Cupuliferae); sie wird im Frühjahr gesammelt, ist aussen bräunlich grau, innen gelblich, getrocknet braunrolh, besitzt einen sehr herben, bitterlichen Geschmack und riecht nach Gerberlohe. Ihre Bestandlheile sind: Gerbeslo(T, Gallussäure, ein eigenthümlicher Exlraclivsloff, gt;Yeichharz, Eichenrothund Salze. Die innere weisse Kinde der Eiche enthält 15—IG Procent Gerbstoff, die gefärbte innere Rinde nur 4 Procenl, die ganze Rinde G,3 Procenl.
Der Gerbstoff lässl sich mit Wasser und Weingeist ausziehen und ist der wirksame Beslandtheii der Eichenrinde; er ist geruchlos , schmeckt zusammenziehend, rölhet Lacmus, fällt die Leim-auflösung und die meisten Metallsalze (z. B. die Eisenoxydsalze schwarz (Dinte) oder graugrün). Viele andere einheimische Pflanzen enthalten Gerbstoff, obwohl in geringerer Menge als die Eichenrinde, und können daher an ihrer Steile benutzt werden, z. B. die Tormentillwurzel, die Weiden-, Caslanien- und Ulmen-Rinde, die Rinde und Zapfen der Tannen und Fichten, die Kämme der Weintrauben, die Blätter des Sumachbaums (Rhus coriaria, welcher häufig zur Zierde gepflanzt wird). Am meisten Gerbestoff enthalten die bessern Sorten der Galläpfel (z. B. die
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IV. Cortex salicis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
von Aleppo 26 Procent). Der Gerbestoff gebt mit vielen thie-rischen Stoffen chemische Verbindungen ein, und schützt sie dadurch vor Zersetzung. (Gerben der Häute).
Man wendet die Eichenrinde theils in Pulverform, tlieits in AbkücJiung innerlich und äusserlich als zusammenziehendes, fäulnisswidriges Mittet bei Ersclilafrung, zu starken Secretionen von Schwäche herrührend, bei Blutungen, in jauchige Geschwüre, heim Brand u. s. w. an. Entzündliche Zustände, so wie heftiger Schmerz der kranken Theite, verbieten in der Regel die Anwendung adstringirender Mittel.
Man verbindet die Eichenrinde (z. B. als Decoct innerlich) bald mit schleimigen und besänftigenden Mitteln (z. B. in der Diarrhöe), bald mit Reitzmitteln wie Camphor, Terpentinöl und Mineralsäuren (in fauligen Fiebern, Milzbrand); in innerlichen Blutungen gibt man ein starkes Decoct für sich allein, aber in ziemlicher Menge. In jauchige und brandige Wunden streut man das feine Pulver mit Kohle, Camphor u. dgl. oder wascht sie mit einem Decoct von Eichenrinde und gewürzhaften Pflanzen mit Zusatz von Wein oder Branntwein. Zu Bähungen, Bädern u. dgl. kann man statt der geschnittenen Eichenrinde (Cort. quere, concis.), die wohlfeilere Gerberiohe (auf Mühlen grob gemahlene Eichenrinde) nehmen. Die Abkochungen der Eichenrinde (1 Unze auf 1 — 2 Pfund Colatur) müssen längere Zeit gekocht werden, wenn das wirksame Princip gehörig ausgezogen werden soll. Die Dosis des Pulvers ist für Pferde und Rindvieh1/^—1 Unze. (Die Früchte der Eiche (Eicheln, Glandes quercus) werden als gt;Futter besonders Schweinen und Schafen, ferner prophylactisch gegen Wassersucht, Wurmbildung u. s.w. mit Nutzen gereicht; die Früchte der Rosskastanie könnten ebenso verwendet werden.)
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Cortex salicis. Weitenvintie. Franz. Ecorce de saule. Engt. Witlow-bark.
Verschiedene Arten der Weide, namentlich die Bruchweide (Salix fragilis L.), die Lorbeerweide (Salix pentandra), sowie die Silber- und Purpurweide (Salix alba, purpurea) (Cl. Dioecia Diandria, Farn. Amenlaceae Ord. Salicineae) liefern die officielle Weidenrinde.
Man hat darauf zu sehen, dass sie im Frühjahr eingesammelt und nicht von zu alten Aeslen genommen wird. Sie ist
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IV. Emplastrum acre.
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rülhlich braun oder graulich, glall und glänzend, innen gelblich, hat einen gewürzhaft bitlern, zusammenziehenden Geschmack und enthält ausser Pflanzenfaser, Gerbstoff (2,2 Procent) rothbraunes Harz, wachsarliges Fell, gelben bittern Farbstoff, Gummi, eine Säure und ein unter dem Namen Salicin bekanntes Alcaloid.
Die Wirkung der Weidenrinde ist stärkend, zusammenziehend, fäiilnisswidrlg und steht zwischen der Eichenrinde und der China, welch letztere sie noch am ehesten unter den verschiedenen inländischen Surrogaten ersetzt.
Man wendet sie ats Decoct sowohl innerlich als äusserlich, ferner in Pulverform äusserlich in jauchige Geschwüre u. dgl. an. Zum innerlichen Gebrauch nimmt man 1 Unze auf 1 \ Pfd. Wasser und lässt es auf 1 Pfd. einkochen; als passende Zusätze sind theils gewürzhafte Kräuter, theils Reitzmittel wie Branntwein, Camphor, auch .Mineralsäuren anzusehen.
Formeln: Nr. 1. K. Decoct, cort. salicis Unc. 12. Spir. Camphorat. Unc. 1. Acid, sulphuric, cone. Dr. 2. MDS. Als Einschult, täglich 3 mal. (In fauligen Fiebern.)
Nr. 2. R. Allunin. crud. Unc. l/2.
Cort. salicis. pulv. Unc. 1.
MD. in 3 plo. S. In 24 Stunden zu verbrauchen.
(Im asthenischen Blulharncn.)
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Emplastrum acro. S-rijurfi-o Pfiafitt. laquo;riiflltfd)es |)fla(ler. Die gewöhnlichen Pflaster sind in der Thierheilkunde nicht anwendbar, weil sie bei den Bewegungen der Thiere nicht fest genug kleben, auch die Haut im Allgemeinen zu wenig empfindlich für Arzneisloffe, mit Ausnahme der scharfen, ist.
Nur ein Pflaster ist, und zwar sehr häufig im Gebrauche, da es besonders bei Pferden auf indolente Geschwülste, namentlich aber auf Exostosen angewendet, öfters von entschiedenem
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IV. Emplastrum acre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57
Nutzen ist. Durch seine langsame oder länger fortdauernde Wirkung hat es in solchen Fällen den Vorzug vor den Cantha-riden- oder andern scharfen Salben, so wie vor dem Feuer durch die Vermeidung bleibend sichtbarer Narben.
Die etwas complicirte, aber durch ihre guten Eigenschaften erprobte Formel ist folgende:
Pulvis gummi euphorbü
canlharid. v. j. 2 Unzen.
Fix burgundica.
Mastix.
Colophonium.
Emplastrum croci.
Terebinlhina ^eneta v. j. 1 Unze.
Fix nigra G.Unzen.
Das Pech, Harz und Colophonium werden bei gelindem Feuer geschmolzen, hierauf der Mastix, das Safranpflasler und der Terpentin hinzugethan, und in die ganze vom Feuer entfernte Masse zuletzt das Euphorbium und Cantharidenpulver eingerührt.
Man kann aus diesem Pflaster vor dem Erkalten fingerdicke Stangen machen, um nach Belieben mehr oder weniger davon abnehmen zu können.
Herlwig führt folgende Formel an, welche mit obiger viele Aehnlichkeit hat, aber mehr, nämlich ungefähr l/5 Canlha-riden dagegen nur x/.n Euphorbium (jenes aber l/s Canthar. und Vg Euphorb.) enthält.
Cantharidenpulver 13 Drachmen.
Burgund. Pech . . 11nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
Euphorbium .... 3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „
Mastix, Colophon, Safranpflaster, Terpentin, schwarzes Pech, armenischen Bolus von jedem 6 Dr.
Dieses Pflaster sieht rothbraun, jenes beinahe schwarz aus.
Bei der Anwendung wird ein Stück des Pflasters in warmem Wasser erweicht und mit den nassen Fingern dem kranken Theit entsprechend ausgedehnt, auf welchen es gelegt werden soll} nachdem daselbst die Haare gut abgeschoren sind, wird das Pflaster einige Zeit mit der Hand auf die Haut angedrückt, bis es daran hängen bleibt, sodann durch Annäherung eines erhitzten (aber nicht rolhgliihenden) Eisens erweicht und noch fester angedrückt, besonders aber an den Rändern mittelst Berührung mit dem
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IV. Extractum acouiti.
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Eisen gut angeklebt und zuletzt die Oberfläche des Pflasters mit kurz geschnittenem Werg bedeckt, damit nicht Stroh u. dgl. sich daran anhänge.
Das Pflaster bleibt liegen bis es sammt dem erzeugten Schorfe von selbst abfällt (wozu 20 — 30 Tage erforderlich sind).
Wenn das Pflaster bei der Bereitung zu sehr erhitzt worden ist, verliert es an Klebrigkeit, reitzt weniger und wird wegen seiner Sprödigkeit zu bald abfallen.
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Extractum acouiti. lt;B\\tul)utaltact. Franz. Kxtralt d'aconit ou de Napel, Tue luup. t Engl. Extract uf Monkshood.
Die Pflanze, deren Blätter (Hcrba aconili) auch officinell, in der Thierheilknnde aber wenig gebräuchlich sind, ist eigentlich das auf waldigen Gebirgen und Wiesen Deulschlands wild wachsende Aconitum Napellus L. (Cl. Polyamlria Trigynia; Farn. Ra-nunculaceae); in mehreren Pharmacopoecn Deutschlands sind jedoch auch andere Species dieser Gallung, z. B. A. neomonlanum Willd., Cammarum L., vulgäre, neubergense et panniculalum Dec. lauricum Willd., als solche die Herba Aconili liefern angenommen. Sämmlliche sind zweijährig oder perennirend, haben einen 3—4' hohen und höhern Stengel, zerschnittene oder in mehrere Lappen gelheilte, meist glänzend grüne Bläller und sehr schöne blaue Blumen deren oberstes Blatt unter welchem zwei kap-penförmige Honiggefässe sich befinden, hackenförmig gewölbt ist, (daher Eisenhut).
Die ganze Pflanze ist durch ihre Schärfe und betäubende Eigenschaft ausgezeichnet, und die Wurzel (besonders ein neben derselben im Herbst sich bildender Knollen) soll noch wirksamer seyn als das Kraut. Letzteres muss grün, nicht braun, verbleicht oder schimmlicht seyn und (wenigstens bei A. Napellus) einen beissend scharfen Geschmack besitzen. Die Beslandtheile desselben sind: Aconitin, scharfer flüchtiger Stoff, bilterer ExlractivslofT, Chlorophyll, Gummi, Eiweiss u. s. w. Die frischen Bläller enthalten 83 Procent Wasser und 15 Procent Pflanzenfaser; ein
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IV. Extractum belladonae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. 59
Pfund derselben gibt durch Auspressen u. s. w. etwa V/n Unzen Exlract.
Das Exlract wird gewöhnlich aus dem frischen Kraute mittelst Zerstampfen, Auspressen, Digeiiren des Rückstandes mit lauem Wasser, Eindicken n. s. w. hereitet. \Vo jedoch das Extract auch mit Hülfe von Weingeist bereitet und durch Abscheiden des Pflanzen- Eiweises und des Satzmchls von unwirksamen Be-standtheilen befreit wird, erhält man ein weit wirksameres Präparat, von welchem man nur die Hälfte oder zwei Dritttheile der Dosis des gewöhnlichen Extr. aconiti e sueco parat, bedarf.
Das Eisenhutextract ist durchscheinend, im frischen Zustand grünbraun, später rolhbraun, hat einen scharfen, brennenden, lange zurückbleibenden Geschmack und muss mit Wasser eine klare, roth- oder griinbraune Auflösung geben.
Mpn schreibt dem Aconit eine besondere Wirksamkeit in entziindlich-rheuinatisclien Krankheiten zu : mehr erprobt ist seine Wirksamkeit gegen gesteigerte Thätlgkeit im Gefässsystem (Fieber und Entzündungen) bei schwächlichen, sehr reilzbaren Individuen; daher ersetzt es häufig den Aderlass bei sehr jungen Thieren (z. B. Saugfüllen}. Die Dosis ist von 15 — 30 Gran in Pillen- oder Latwergefonn mit Nitrum, Sal mirab. oder amanim, (auch mit lartarus emelicus, Schwefel oder Calomel) und einem süssen oder schleimigen Bindemittel.
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Exlractum helladonae.
tEoUhitfdjninrtnut.
Franz. Kxtrait de belladonne.
Engl. Extract of Deadly nightshade.
Die Pflanze von welcher das Extract bereitet wird, ist bei dem, ebenfalls officinellcn Kraut (s.Herba bellatlonnae) beschrieben.
Das Extract wird aus den frischen Blältern der Tollkirsche auf dieselbe Weise erhalten, wie das Aconilextract, und es ist auch hiebei der Unterschied in der Bereitung (ob blos mit Wasser oder zugleich mit Weingeist) von grosser Wichtigkeit.
Das aus dem Saft bereitete und von Satzmehl u. dgl. befreite Extract ist rothbraun, durchscheinend, von anfangs süss-lichem, hernach bitterem, ekelhaftem und etwas kratzendem
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IV. Extractum hyosciami.
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Geschmack und widrigem Geruch; es gibt mit Wasser eine beinahe klare, röthliche Auflösung.
In der Thierheilkunde hat das Extract als ein beruhigendes, schmerzstillendes und betäubendes Mittel, bei übermässiger Empfindlichkeit und ungeregelter Geiässthätigkeit z. B. im Starrkrampf, bei Herzentzündung und besonders schmerzhaften Lungenentzündungen (nach vorausgeschicktem Aderlass) Anwendung gefunden. Man gibt es innerlich erwachsenen Pferden zu 1 höchstens 2 Drachmen mit Salzen, schleimigen Mitteln in Pillenform und in ziemlich grossen Zwischenräumen.
Aeusserlich wird es theils als Auflösung, theils (weniger zweckmässig) mit Fett zur Salbe gemacht zur Erweiterung krankhaft verengter Schliess-muskel benützt; z. B. auf den Fruchthältermund, in die Harnröhre, auf die Augenlieder u. dgl. Zur Erweiterung der Pupille des Auges und Verhinderung der Verwachsung der Iris mit der Krystalllinsenkapsel (welche in der Mondblindheit so gerne stattfindet) ist das Einstreichen einer Auflösung von Belladonna Extract in etwas Schleim von Gummi arabicum (5—10 Gran Extract auf 1 Drachme Wasser) und Zusatz von ebensoviel feinst zertheilten Mercurius dulcis sehr zweckmässig. Auf Nervenverletzungen (z. B. nach der Neurotomie) wo die Stelle nach der Heilung oft lange noch eine über-mässige Empfindlichkeit behält, kann man eine Mischung des Belladonna-Extracts mit Unguentum neapolitanum (im Verhältniss von 1—2 Drachm, auf die Unze des letztern) einreiben.
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ExlracUim hyosciami.
|3il|Vnhrautcrtract. Fram. Extrait de jusquiame. Engt. Extract of licnbiue.
Die Pflanze und ihre BeslandSheile s. bei Herba hyosciami.
Das Extract wird wie bei den vorhergehenden narcolischen Pflanzen, d. h. aus dem frischen Safte des Krauls bereitet; es ist etwas grünlich, durchscheinend, bräunlich, in Wasser leicht und ganz löslich, hat einen eigenthümlichen, betäubenden Geruch und einen ekelhaften, salzigen bitterlichen Geschmack. Man hat darauf zu sehen, dass es nicht zu dünn oder alt und schimm-lich geworden sey; wo das zu Pulver ausgetrocknele Extract gebräuchlich ist, muss die Dosis um etwa l/4 vermindert werden. Das Bilsenkrautextract ist unter den Pflanzenextracten am meisten in der Thierheilkunde angewendet; es muss das für die grössern
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IV. Ferrum sulphuratum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61
Hauslhiere zu Iheure Opium als beruhigendes, schmerz- und krampfstillendes Mittel ersetzen.
Man wendet es häufig in sehr schmerzhaften KrampfTcoliken und Harnverhaltungen, theils mit Salzen (Glaubersalz, Doppelsalz), theils mit Brechweinstein in einem schleimigen Vehikel oder in Chamilleninfusum aufgelöst an. Die Dosis ist für Pferde 1 höchstens 2 Drachmen; sie kann nach Bedarf 2 — 3 mal in Zwischenräumen von '/j—% Stunden wiederholt werden; lässt der Schmerz nicht nach und steigt die Zahl der Pulse, so ist in der Regel cia nicht zu beseitigendes, mechanisches Hinderniss, (z. B. eine Verschlingung, Drehung oder Ineinanderschiehung des Darms) vorhanden.
Ausserdem ist das Bilsenextract im asthenischen Blutharnen, in der Harnruhr, in der Dämpfigkeit der Pferde, bei vermehrter, zäher Schleimabsonderung in den Bronchien, im Keuchhusten der Hunde u. s. w. mit Nutzen gereicht worden.
Formeln: Nr. 1. R. Extract h^osciami Dr. 1.
Kali sulphuric. Unc. 2.
Infus. flor. chammm. Unc. 12. M. Trank. In der Krampfkolik der Pferde. Nr. 2. R. Exlr. hyosciami.
Plumbi acetic, ana. Dr. 3—4.
Pulv. rad. allheae Unc. 2.
Aq. font. q. s.
M. f. pillul. quatuor. Täglich 3 bis 4 Stück zu geben. Im Blulharnen der Pferde.
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Ferrum siilphuratum. Sifymefeleiftn.
Sulphur chulyheatiim, Sliililfd)iiu-fd. Sulphuretum ferri Pliarm. boruss. Frans. Sulfuie de fer. (\'cs Codex). Engt. Feni sulphuretum, Sulphuret of iron. Chemische Formel: FeS.
Der Schwefel verbindet sich mit dem Eisen in 5 verschiedenen Verhältnissen (von 6, 9 bis zu 54 Procent Schwefel enthaltend), welche zum Theil fossil z. B. als Schwefelkies, Magnet-
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IV. Flores arnicae.
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kies, vorkommen. Das in der Thierheilkunde gebräuchliche Schwefeleisen entspricht der dritten Schwefelungsstufe des Eisens (mit 37,23 Proe. Schwefel) und wird am leichtesten bereitet, indem man Stangenschwefel auf weissglühendes (Stab- nicht Guss-) Eisen oder besser auf Stahl drückt, wobei das Schwefeleisen in Tropfen abläuft und so eine schwärzliche, geschmolzene Masse bildet, welche für den Gebrauch fein pulverisirt werden muss. Die Vorschrift des französischen Codex lässt G Theile Eisenfeile mit 4 Theilen Schwefel in einem Tiegel zusammenschmelzen; andere nehmen gleiche Theile Schwefel und Eisen.
Der Stahlschwefel entbindet durch Zusatz von Säuren Schwe-felwasserstoffgas und wird dabei zersetzt.
Seine Anwendung findet in denjenigen Krankheiten statt, wo Elsen als stärkendes Mittel und Schwefel als auflösendes, Stockungen beseitigendes Mittel angezeigt sind. Er wird im Körper leichter aufgelöst als die Eisenfeile, was besonders hei ohnedies geschwächter Verdauung Berücksichtigung verdient.
Man gibt den Stahtschwefel mit bittern, gewürzhaften Ptlanzenstotren verbunden in reinen Sctiwächekrankheilen, bei wässerigem Blut, In der Fäule der Schafe, in Stockungen des Lymphdrüsensystems u. s. w. Die Dosis ist für Pferde 2 — 4 Drachmen. Fassende Nahrung und Pflege müssen seine Wirkung unterstützen. Waldinger verband den Stahlschwefet bald mit Angelica, Baldrian, Camphor, Terpentinöl, bald mit Wachholder-beeren, Kreide, Kastanien, Eichenrinde; z. B. Lecke für ein Schaf; wilde Kastanien gepulvert V2 L'nz., Wachholderbeeren, 2 Dr., Stahlschwffel '/^Dr.
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Flores aniicae.
Wolilvetky-tylumttt. /ttllhruut-jBUumtn. Franz. Fleurs d'arniquc. Entjl. Arnica-flowcr.
Die auf mittleren Gebirgshöhcn einheimische Pflanze: Arnica monlana L. (Cl. Syngenesia polygamia superflua; Farn. Compo-sitae Ord. Asteroideae s. Corymbiferae) ist ausdauernd und trägt auf einem 1—2 Schuh hohen, krautartigen Stengel mit ganz randigen, behaarten Blättern, zusammengesetzte gelbe Blumen, welche im Juni bis August gesammelt werden. Sie dürfen nicht zu alt, schimmlicht oder von Insecten zerfressen seyn, auch
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IV. Flores arnicae.
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könnten sie mit den ähnlich aussehenden Blumen, anderer Pflanzen derselben Familie verwechselt oder verfälscht werden.
Sie enthalten ausser einer sehr geringen Menge von flüchtigem Oel, 7,5 in Weingeist lösliches grüngelbes Harz, 15,0 gelbbraunen ExlractivstofT, 17,5 braungrünes Harz, essig- und apfelsaure Salze und 00,0 Pflanzenfaser. Ihre Wirksamkeit beruht hauptsächlich auf dem Gehalt an scharfem Extracte und an Harz.
Die Arnika wirkt belebend, stärkend auf das Nerven- und Gefass-system und verstärkt die Resorbtion; sie wird daher in asthenischen Fiebern, Nerven- und gastrischen Fiebern, wenn der entzündliche Zustand beseitigt ist, bei sog. typhösen Entzündungen (z. ß. der Lungequot;), bei Erguss in die Schädel- und Rückenmarkshölile mit gesunkener Empfindlichkeit, Bewusst-losigkeit oder Lähmung (im zweiten Stadium der halbacuten Hirnentzündung oder sog. Kopfkrankheit) endlich in veralteten Rheumatismen angewendet. Die ebenfalls gebräuchliche Wurzel (s. Radix arnicae) wirkt zugleich etwas adslringirend und weniger reitzend als die Blumen.
Man wendet die Arnicablumen theils in Pulverform C'/a Latwergen, Pillen) an, theils und besser in Aufguss, wobei man 1 Unze auf 1 Pfund siedendes Wasser nehmen und diese Dosis täglich 2—3 mal den grüssern Hausthieren verabreichen kann. Die Verbindungen der Arnica sind entweder mit Brechweinstein, Salmiak und Mineralsäuren, oder mit flüchtigen Reitzmitteln wie Camphor, Terpentinöl, Ammonium, Hirschhornsalz u. s. w.
Formeln: Nr. 1. R. Tartar, emet. Dr. G.
Flor, arnicae. pulv. Unc. 2.
Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. fervid, q. s. fiant.
pill, quatuor. D. S. täglich 3 Pillen. Im zweiten Stadium der halbacuten Hirnentzündung. Nr. 2. R. Infus. flor. arnicae Unc. 16.
Salis ammoniaci.
Spir. nitri dulc. ana Unc. '/,. In dem bösartigen Catarrhficber des Rindviehs, 2les Stadium.
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IV. Flores chamomillae vnlgaris.
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Flores chamomillae vulgarls.
Ramtiien-tylumen. Frans. Fleurs Jc camomille commune. Enijl. Cliamomile flowers.
Die gemeine Kamille wächst allenthalben auf Brachäckern und zwischen dem Getreide; die Pflanze heisst Matricaria Cha-momilla L. ist einjährig und gehört in die Cl. Syngenesia poly-gamia superflua und in die Farn, der Compositae, Ord. Corymbi-ferae (Anlhemideae). Man sammelt die Blülhen, welche eine gelbe Scheibe und weisse Strahlen und beim Zerdrücken einen eigen-thiimlichen gewürzhaften Geruch und widriggewiirzhaften bittern Geschmack haben, vom Juni bis August. Sie können verwechselt werden mit den Blülhen der sog. Hundskamille (Anthemis cotula), welche etwas grosser als die der gemeinen Kamille sind und einen starken, widrigen Geruch haben; mit den Blüthen von Anthemis arvensis, welche fast geruchlos sind, und mit denen von Pyrelhrum inodorum, welche etwas grosser und ebenfalls geruchlos sind. Das unlerseheidendc Kennzeichen der ächten Kamille ist der nackte, kegelförmige und hohle Fruchlboden. (Die Franzosen wenden statt der gemeinen Kamille die Blumen von Malricaria Parthenium an.)
Die wirksamen Bestandlheile der Kamillen sind: ein ätherisches Oel von blauer Farbe in sehr geringer Menge (V4 Proc.) gelbbraunes Harz (15 Proc.), gummiarliger Extractivsloff (8 Proc.) Kali und Kalksalze (5 Proc.)
Man schreibt den Kamillen eine erregende Wirkung auf die ICerven, besonders dos Hinterleibs zu, hält sie für schmerz- und krampfsiillend, so wie für blähungtreibend. Ihre Anwendung findet sehr häufig, otigleich meist als unterstützendes Mittel, statt; in Krampfkoliken, Harnverhaltung, bei verzögerter Geburt wegen Schwäche oder Mangel an Wellen, zurückgebliebener Nachgeburt, in verschiedenen Krämpfen der kleineren Hausthiere.
Die zweckmässigste Form ist die des Aufgusses, wozu man zum innerlichen Gebrauch 1 Unze Kamillen auf 1 Pfund siedendes Wasser nimmt; die Verbindung, in welcher man sie anwendet ist mit abführenden Salzen (in gewöhnlichen Koliken der Pferde) mit Brechweinstein (in krampfhafter Harnverhaltung) mit warmem Wein oder Bier, gewürzhaften Stoffen oder mit Seeale cornutum bei Mangel an Wehen, mit Kali bei zurückgebliebener Nachgeburt; mit Baldrian, Asafoetida, Opium, Weingeist, Aether u. dgl. in Krämpfen, Lähmungen u. dgl.
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IV. Flores sambuci.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65
Zum ausserlichen Gebrauch wie Klysfiere, Einspritzungen in die Scheide und den FrudUhälter, auf unreine Geschwüre, zu Bähungen u. dgl. ist einnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;:
Aufguss im Yerhallniss von 1 Unze Kamillen auf 2 Pfund siedend Wi'.sser hinreichend.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t
Das Kamillenexlract ist weniger wirlisam, da es durch das Koclgt;en den Gehalt an ätherischem Oel eingebüsst hat; das ätherische ücl ist .'.u theuer und das gekochte (fette) Kamillenöl überflüssig.
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Flures sambuci.
ijiilliiulu-rliliitljf. /lirfiablunu-ii. Franz. Fleurs de sureau. Engl. Elder (loner.*.
Die Blülhe des bekannten, wildwachsenden und häufig in Garlen gezogenen HoIIunderbaums, Sainbucus nigra L. (Cl. Pentandria trigjnia, Fara. Caprifoliaceae, Sambucineae); sie bilden Aflerdolden, sind frisch weiss, getrocknet gelb, riechen aromatisch und schmecken etwas bitter. Man sammelt sie im Juni und Juli und trocknet sie schnell; geruchlose, braune und mil vielen Stengeln vermischte Hollunderbliitlien sind zu verwerfen.
Die Bcslandtheile derselben sind: ein ätherisches, bulter-artiges Oel, säuerlich bitterer Extractivstoff, etwas Gerbstoff, Harz, Eiweis und Salze.
Der Fliederblumenaufguss wird hauplsächlich als Vehikel für andere Arzneistoffe und häufiger beim Rindvieh als bei Pferden angewendet; man schreibt ihm eine Vermehrung der Hautausdünstung und Lungenausbauchung zu, (welche jedoch mehr dem warmen Wasser angehören wird). Man nimmt Vjj—1 t-'nze der Blumen auf 1 Pfund siedendes Wasser und verbindet damit bald Salze, wie Salmiak, Brechweinstein, (z. B. bei Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung), bald flüchtige Reitzmittel, wie Ammonium, Hirschhornsalz, Salpeteräther u. dgl. (in rheumatischen Lähmungen , Kalbefieber u. s. w).
Aeusserlich benützt man einen schwachen Hollunderblüthenaufguss, welchem man weissen Vitriol oder Opium, auch Salzsäure zusetzt, zu warmen Bähungen gegen Augenentzündungen mit übergrosser Emplindlich-keit gegen das Licht und äussere Eindrücke. (In manchen Ländern wird statt der Hollunderblüthe die Lindenblülbe (Klor. tilia;) angewendet; letztere ist etwas schleimhaltig und daher eher erweichend als gelinde adslringirend). Die englischen Thierärzte bereiten eine erweichende Salbe durch Kochen der Hollunderblätter mit Fett.
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Hering, Arzneimittel.
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IV. Gummi Ammoniacum.
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Gummi Ammoniacum.
Frans. Ammoniaquc. Engl, Ammoniac.
Die Pflanze, welche das Ainmoniakgummi liefert heissl Ferula s. Dorema Ammoniacum Don., (Cl. Penlandria Digynia, Farn. Um-bellatae) und wächst in Persien. (Nach andern ist es die in Griechenland, Kleinasien und dem nördlichen Afrika einheimische Ferula orienlalis Tourn., oder Heracleum gummiferum, welches in Ljbien, Siidcgvplen und Alnssinien zu Hause ist). Das Harz soll von selbst aus dem Stengel unterhalb der Dolde, nach altern Angaben durch Verletzung aus der sehr dicken und milchhaltigen Wurzel ausfliessen, und an der Luft (rocken werden. Man hat im Handel 2 Sorten: das Ammoniacum in granis, welches aus rundlichen , einzelnen oder locker zusammen gebackenen, gelblichen oder bräunlichen, innen aber weissgelblichen, wachsglänzenden Körnern besteht, und das Ammonicum in massis, welches grosse unregelmässige Stücke von dunklerer, brauner Farbe, bildet, deren Inneres mehr oder weniger von jenen weissen Körnern, aber auch Unreinigkeiten, wie Holz, Sand, Pflanzensaamen u. dgl. enthalt. Die erstere Sorte ist die, bessere; letztere nur dann zu gebrauchen, wenn sie viele mandelähnliche Körner und wenig fremde Bestandtheile zeigt.
Der Geruch des Ammoniaks ist eigenthümlich, stark, und wird mit Knoblauch und Bibergeil verglichen; der Geschmack ist süsslich, hintennaeh widrig bitter; in der Wärme erweicht das Harz und lässl sich kneten, in der Kälte wird es spröde und kann pulverisirt werden. Das Pulver ist hell geibbräfnlich. Mit Wasser abgerieben gibt es eine Emulsion, ebenso mit Essig; die harzigen Theile lösen sich leicht in Weingeist auf. Das spec. Gewicht ist 1,207. Das Ammoniakgummi besteht aus: 4,0 ätherischem Ocl, 72,0 Harz, 22,4 Gummi, i,G Bassorin.
Die innertiche Anwendung des Ammonlakgumml findet bei den grös-sern Hausthieren liauptsi'ichlicli als sclileimaiiflösendes, den zähen Auswurf aus den Bronchien beförderndes Mittel statt; es wirkt zugleich auf die Lymphdrüsen, die Resorbtion und die Harnabsonderung. Man gibt es selten in der wirksameren Form einer Emulsion, sondern häutiger In Pillen
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IV. Gummi arabicum.
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oder als Latwerge, in Verbindung mit Salzen (z.B. Salmiak) oder Spiesglanz-präparaten (Goldschwefel, Kermes), ferner mit Fenchel, Anis, Petersiliensamen, Foenugräcuii!, isländischem Moos u. dgl. Die Dosis ist 1 — 2 Dr. täglich 3 — 4 mal.
Den Hunden wird es als Emulsion mit arabischem Gummi, Honig u. dgl. zu Vi-1 Drachme täglich gereicht.
Die äusserliche Anwendung des Ammoniakgummi zu Pflaster und Salben, zur Zertheilung von indolenten Geschwülsten, so wie von Drüsen und andern Verhärtungen, ist entbehrlich. Ammoniak mit Essig gekocht, ist ein beliebtes Pflaster der Quacksalber gegen die eben genannten Krankheiten, ferner bei rheumatiseben Alfectionen der Gelenke u. dgl.
Formeln: Nr. 1, R. Gummi Ammoniac, pulv. Unc. 1.
Sulphur, stibial. aur. Unc. l/j.
Sem. foeniculi Unc. 21/,.
M. Div. in pari, qualuor. D. S. Täglich 3 Gaben
mil Mehl und Wasser als Latwerge. Im chronischen Catarrh der Bronchien.
Nr. 2. R. Gi. ammon. pulv.
Extr. hyosciam. ana Unc. V.-Liehen, island, pulv. Unc. 3. Mellis. crud. q. s.
ad consist, electuar. D. S. Auf 4 mal in 24 Stunden zu geben.
Bei schmerzhaftem Husten, nach Lungenentzündungen.
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Gummi arabicum.
^Unbifd)!quot;laquo; laquo;?iimmt. Gummi Mimosae. Frans, Gomme arnbiqoe. Engt. Gum-arabic, Acacia Gum.
Verschiedene Arten von Acaeien z. B. Aeacia nilotica, ara-bica, tortilis, Ehrenbergi (Cl. PoKgamia Monoecia, Farn. Legu-minosae), welche in Egypten, Nubien, in Arabien und Ostindien zu Hause sind, liefern das von der Oberfläche der Aeste und Zweige ausgeschwitzte und an der Luft vertrocknete arabische
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IV. Gummi arabicum.
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Gummi, von welchem verschiedene Sorten im Handel vorkommen. Das ächte arabische Gummi ist weisslich oder gelblich, hart und spröde, durchscheinend, glänzend und bildet erbsen — nussgrosse meist rundliche, aussen höckerige Stücke; das Senegal Gummi Cvon Acacia Senegal abstammend) bildet grössere, oft trübe, mehr gelblich oder rölhlich gefärble Stücke, mit grobmuschligem Bruche; das Gedda Gummi ist weniger spröde, gelb oder röthlich u. s. w.
Das Gummi ist geruch- und geschmacklos, löst sich in jedem Verhällniss im Wasser (leichter in heissem) auf, dagegen nicht in Weingeist, Aether oder Oelen. Es bildet mit Wasser eine dickliche, schleimige Auflösung, welche das Niederfallen der darin fein zcrtheillen schweren Stoffe verhindert.
Das Pulver des arabischen Gummi ist weiss, schwer; etwaige Verfälschung desselben mit Mehl oder Slärkmehl ist dadurch leicht zu entdecken, dass man das Pulver mit kaltem Wasser behandelt, worin sich das Gummi auflöst, während das Mehl oder Slärkmehl unaufgelöst zurückbleiben.
Das arabische Gummi bestellt beinahe ganz aus Arabin oder Aeacin (und etwas äpfelsaurem, phosphors, und essigs. Kalk}; es ist der reinste Pflanzenschleim; seine Wirkung ist nährend, einhüllend, Reitz mildernd, besänftigend, erweichend; seine Auflösung ersetzt den fehlenden Schleim der Schleimhäute, und schützt diese gegen die Einwirkung scharfer und reizender Substanzen. Ausserdem dient der Gummischleim als Vehikel um unauflösliche ArzneistotTe in einer wässerigen Flüssigkeit suspendirt zu erhalten (z. B. Camphor, Oele u. dgl.) Ein Theil arabisches Gummi gibt mit 4 Theil Wasser eine Schleimauflösung von Syrupsconsislenz.
In der Thierheilkunde ist das arabische Gummi besonders für kleinere Hausthiere, z. B. Hunde, Füllen, Lämmer, Kälber u. dgl. anwendbar, besonders da wo ein schleimiges Mittel in Pulverform dispensirt werden soll; die dunkleren, aber wohlfeileren Sorten (z. B. Senegal Gummi) thun hiebei dieselben Dienste, wie das reinere, weisse arabische Gummi. Für grtssere Hausthiere ist dessen Anwendung theuer und wohl durch andere wohlfeilere, schleimhaldge Mittel, (Eibisch, Quittenkeme, Leinsaamen, Malvcn u. dgl.) zu ersetzen.
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IV. Gummi Asae foetidae.
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Gummi Asae foetidae.
Stinhafant. ttnifdsim-h. Asa fuelidsi. Frans. Asa felide. Engl. Asa foctida.
Der Stinkasant ist der verhärtete Milchsaft aus der Wurzel einer perennirenden, 6—9 Fuss hohen Pflanze, Ferula Asa foe-tida (vielleicht auch Ferula persica W. Cl. Penlandria Digynia; Fam. Umbellatae), welche in Persien zu Hause ist. Man erhält die Asa fötida indem man die oft armsdicke Wurzel mehrjähriger Pflanzen, wiederholt quer durchschneidet und den ausfliessenden weissen, durchscheinenden Saft an der Luft verhärten lässt, derselbe bildet weisse, wachsglänzende Körner, welche durch die Einwirkung der Luft gerne rölhlich, violett oder bräunlich werden; in der Wärme kleben diese Körner zu Kuchen zusammen , auf deren Bruch das mandelähnliche Aussehen sich zeigt. Je mehr solcher weisser oder gelber Körner der Asant enthält, desto besser ist die Sorte; die geringere Qualität ist mehr braun und enthält viele fremde Stoffe, (Stengel. Holz, Saamen u. dgl.) beigemischt. Sein spec. Gewicht ist 1,327.
Der Stinkasant kann nur in der Kälte pulverisirt werden, das Pulver ist hellbräunlich und bakt gerne wieder zusammen; in der Hitze schmilzt der Asant und brennt angezündet mit Flamme; der Geruch ist knoblauchartig, um so stärker je frischer die Waare ist, und sehr unangenehm; der Geschmack ist scharf, widrig gewürzhaft, bitter. Mit Wasser bildet der Asant eine Emulsion, in rectif. Weingeist löst er sich grösstentheils auf, noch mehr im Essig. Seine Bestandtheile sind: 4,6 flüchtiges Oel, welches den eigenlhümlichen Geruch des Asants besitzt, 48,85 Harz, 19,4 Gummi, 6,4 Bassorin, 6,0 Wasser, den Rest bilden Extractivstoff, Salze und Unreinigkeiten.
Man wendet den Stinkasant hauptsächlich in Störungen der Verrichtung des Gangliennervensystems, besonders in der Bauchhöhle (Krampfkolik, Harnverhaltung, nervöse Schwäche der Verdauung, chronischen Leberleiden u.dgl.), seltener bei ähnlichen Brustkrankheiten (z.B. nervösem Dampf, Krampfhusten, Verschleimung der Lunge u. s. w.) an. Er vermehrt die Secretion der zur Verdauung beitragenden Flüssigkeiten, und
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IV. Gummi Euphorbii.
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tödtef tlurcli sein wledriges Aroma die Würmer im Darmcanale. Bei Milch gebenden Thieren ist zu bemerken, dass der durchdringende Geruch und Geschmack des innerlich gegebenen Stinkasants sich gerne der Milch mit-tlieilt. Die Dosis ist 1 — 2 Drachmen und mehr für die grössern Hausthiere, tiiglich 3—4 mal, in Pillen oder Latwergeform, oder als Emulsion mit Eigelb, arabischem Gummi u. dgl. Man verbindet den Stinkasant bald mit bittern, gewürzhaften, blähungtreibenden Mitteln, bald mit Camphor, Terpentin- oder Hirschliornöl, oder mit Baldrian, Opium u. s. \v.
Tinctura asae foetidae. Aeusserlich wird eine aus 1 Theil Asa foetida und 6 Theilen Weingeist von 30deg; bereiteter 'finctur auf Geschwüre, Fisteln u. s. w., wobei Knochen, Knorpeln und sehnige Theile ergriiTen sind, theils allein, theils mit Aloetinctur gemischt, angewendet.
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Gummi Euphorbii.
(Jnipljiirbium-fjiir.v
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Rcsiiiii Euphorbii. Franz. Eupliorbc. Engl. Euphoib.
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Das Euphorbienharz kommt von verschiedenen Arten der Gattung Euphorbia (Wolfsmilch), (Cl. Dodecandria Trigynia, Fam. Euphorbiaceae) wie E. officinalis, welche im milllern und südlichen Afrika, der E. canariensis, welche auf den canarischen Inseln und E. antiquorum, welche in Arabien, Ostindien und Egypten einheimisch sind. Diese Arten sind sämmllich strauchartige, dicke, fleischige, am Grunde holzige Gewächse, blalllos, stachlig, den Caclusarten ähnlich. Sie enthalten einen sehr scharfen Milchsaft, der auf Einschnitte ausfliesst, sich an den Stacheln kruslenarlig ansetzt und daselbst an der Luft verhärtet.
Das Euphorbium kommt in rundlichen oder unregelmässigen erbsengrossen Tropfen vor, welche häufig noch Reste der Stacheln oder Löcher von denselben zeigen, aussen gelbrüthlich, innen weisslieh, undurchscheinend und zerreiblich sind. Es ist geruchlos, von scharfem, beissendem Geschmack, schmilzt in der Hitze mit Benzoe Geruch und brennt angezündet mit heller Flamme. Das Pulver ist gelbgrau, und reizt sehr die Augen und Nase.
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IV. Gummi myrrhae.
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Die chemischen Bestandlheile sind nach Pelletier 60,80 Harz, 14,40 Wachs, 8,0 sehr scharfes, fliichliges Oel, 1G,00 apfelsaurer Kalk, 2,0 Holzfaser und Bassorin. Das Harz und das ätherische Oel sind die wirksamen Bestandtheilc des Euphorbium.
Man wendet in der Thierheilkunde das Pulver äusserilch, als Reitz-und blasenziehendes .Mittel an; in dieser Absicht setzt man nach Umständen mehr oder weniger davon der gewöhnlichen Cantharidensalhe (höchstens ü Drachmen Euphorbiumpulver auf 1 Unze dieser Salbe), oder der ßrech-weinsteinsalbe zu, um sie zu verstärken. Für edle Thiere mit feiner Haut ist dies nur bei sehr gesunkener Empfindlichkeit zulässig, und jedenfalls ist die Wiederholung einer solchen verstärkten Salbe nur mit Vorsicht anzuordnen, da sonst leicht haarlose Stellen und selbst Hautbrand entstehen können. In dem Emplastrum acre und der Tinct. cantharid. composit. ist es ebenfalls enthalten, (s. d.)
Bei Rindvieh ist die Verschärfung der Cantharidensalhe durch Euphorbium sehr zweckmässig; manche ziehen eine blose Salbe aus Euphorbium und Fett, den Canthariden vor, weil das Euphorbium nicht resorblrt wird, was bei den Cantharlden (obwohl höchst selten) zu befürchten sey.
Tinctura euphorbii. Man bereitet aus dem Euphorbium Gummi durch Digestion mit Weingeist (im Verhältniss von 1 zu 8) eine Tinctur, welche man theils zum Einreiben indolenter Geschwülste und gegen das Schwinden der Gliedmassen, theils auf Knochengeschwüre anwendet.
Innerlich bewirkt das Euphorbium Entzündung und Verschwärung im Darmeanal; es ist daher besonders darauf zu sehen, dass die Thiere die mit Euphorbium verstärkte Salbe nicht ablecken.
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Gummi myrrhae. Mh)xtl)e. Myrrlia , Rcsina myrrhae. Franz. Myrrhe, Engl. Myrrh.
Ein in Arabien einheimischer Baum Amyris (s. ßalsamo-dendron) Mjrrha N. v. E. (nach Andern auch Amyris Kataf. Klh.) (CI. Oclandria monogynia ; Farn. Terebinlhaccae) liefert die Myrrhe. Der von selbst ausschwitzende Saft hat zuerst die Consislenz eines Oels, wird dann butlerartig und zulelzt hart; die Farbe ist anfangs gelblich weiss und geht nach und nach ins Röthliche und Braune über.
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IV. Herba absinlbii.
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Die Myrrhe bildet Körner von Erbsen- bis Nussgrösse oder iinregclinässige Sliicke, mit splilterigem Bruch, etwas durchscheinend, aussen wie bestäubt, etwas fettig sich anfühlend; sie schmilzt nicht in der Hitze, brennt aber mit Flamme und angenehmem balsamischem Geruch; der Geschmack ist gewürz-hafl, bitter und balsamisch.
Man hält die durchscheinenden, helleren Stücke, welche frei von Unreinigkeit sind, für die besseren. Die Myrrhe soll durch Sliicke von arabischem oder Kirschgummi, welche mit Myrrhe-auflösung überzogen sind, mit Bdellium und andern Harzarien verfälscht werden; jene sind mehr durchsichtig, im Innern ge-ruch - und geschmacklos, in Wasser fast ganz auflöslich; die Harze dagegen schmelzen in der Wärme und geben dabei einen andern Geruch als die Myrrhe.
Die Beslandlheile der Myrrhe sind: 2,60 ätherisches Oel, 22,24 billercs in Aelher lösliches Weichharz, 5,56 geschmackloses, in Aelher unlösliches Harz, 54,38 Gummi, 9,30 Bassorin, 5,86 Unreinigkeiten, Kalk und Kalisalze und Verlust.
Im Wasser löst sich die Myrrhe grossentheils zu einer gelblichen Milch auf, im Weingeist weniger, in flüchtigen und fetten Oelen nicht, am besten dagegen in ammoniakhaltigem Weingeist oder in Salpeterälher mit Weingeist.
Man bat die Myrrhe (als Pulver) innerlich in chronisebem Husten und gegen Schleimflüsse der Lungen und Genitalien zu 2—4 Drachmen pro dosi angewendet, jedoch selten. Häutiger ist die äusserliche Anwendung, wobei man das Pulver der gewöhnlichen Digestivsalbe zusetzt, oder mit der Ilnctur (s.d.) übelriechende, scblecbt eiternde Wunden, besonders an sehnigten und empfindlichen Iheilen, z. B. an den Hufen u. s. w. verbindet. Zum Ausspritzen dient eine Auflösung der Myrrhe in Kalkwasser oder der Zusatz der Myrrbentinctur zu einem aromatiseben oder adslringitenden Pflanzendecoct.
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Herba absinthii.
Wetm\xU)htaut. Franz. FculIIes d'ab^intlie commune. Engt. Herb of absintbium, Wormwood.
Das Kraut oder die Spitze (Summilates) des gemeinen Wer-
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IV. Herba absinthii.
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mulhs, Artemisia absinthium L. (CI. Syngenesia polygamia super-flna, Fam. Composilae, Ord. Elichryseae), welcher theils an Wegen, auf Schutthaufen u. dgl. wild wächst, theils in Gärten gezogen wird. Der 3 — 4 Fuss hohe Stengel ist filzig, die Biälter sind gestielt, unten weissgrau, fein behaart, doppelt oder einfach gefiedert getheilt, die Blumen sind klein, fast kugelich, gelblich und stehen in Rispen. Getrocknet sieht die ganze Pflanze weissgrau aus; sie hat einen widrig gewürzhaften Geruch und sehr bitleren Geschmack.
Die wirksamen Bestandtheile sind hauptsächlich das in geringer Menge vorhandene ätherische Oel und der bittere Extrac-tivstoff; ausserdem enthält der Wermuth ein bitteres Harz, stickstoffhaltige Materien, Stärkmehl, wermuthsaures Kali, Salpeter, salz- und schwefelsaures Kali, 1 Pfund Wermuth gibt 30—40 Gran ätherisches Oel und gegen 5 Unzen Wasserexlract.
Der Wermuth wirkt auf die Verdauungsorgane als stärkendes, gelinde reitzendes Mittel, er wird den rein bitteren Mitteln vorgezogen, w'o es sich nebenbei um Beseitigung von Eingeweidewürmern handelt; man gibt ihn bei Schwäche der Verdauung und ihren Folgen (Indigestion, Aufblähen, Wurmbildung u. s. w.) und zwar als Pulver zu '/j—1 true pro dosi (zu Latwerge, Pillen) oder als Aufguss.
Ebenso dient der letztere als Vehikel für stärkere Wurmmittel z. B. 01. cornu cervi. Man empfiehlt ihn ferner als Lecke mit wurmwidrigen harntreibenden und stärkenden Mitteln, welche mit Schrot orter Mehl gemischt werden, für Schafe, die an der Egelkrankheit und Fäule (Wassersucht) leiden.
Aeusserlieh kann der Wermuthaurguss ('/,—1 Unze auf 1 Pfund siedendes Wasser) wie andere gewürzhafte Mittel bei schlaffen lind fauligen Geschwüren, besonders zu Abhaltung der Fliegen und ihrer Larven benützt werden. Es tödtet ferner die Läuse und andere kleine Insekten, welche die Haut der Thiere belästigen. (Hiezu sind die Blätter und unreifen Schaa-len der Welschnüsse vorzuziehen.)
Wo Wermuth fehlt, könnte entweder eine verwandte wildwachsende Art von Artemisia (z. B. Artemisia vulgaris in grösserer Dosis) oder das Tausendguldenkraut (Herba centaurii minoris von der in Wäldern wachsenden Erythraea Centaurium) oder das Rainfarrenkraut (Tanacetum vulgäre s. d.) an seine Stelle treten.
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IV. Herba helladonnae.
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Herba beUadonnae.
#9632;SollktrfdjcnlitnHt. Wolftktxfät. quot;ituUhrnut. ^olibttxi. Front. Feuilles de Belladone, morelle furieusc. Eiiyl. Deadly nighlsliade.
Die perennirende Pflanze wächst in Wäldern, besonders an atisgehauenen Stellen, wird 4—6 Fuss hoch, beinahe slrauch-arlig. sie heisst: Atropa Belladonna L. und gehört in die Cl. Pentandrla monogynla, Farn, der Solaneen. Die (ebenfalls offi-cinelle) Wurzel Ist riibenartlg, der Stengel dick, unten einfach, oben gabelförmig gelheiK ; die Blätter sind gross, eiförmig, ganz-randig, stehen abwechselnd oder gegenüber und verlaufen in den Blallsliel oder sind ansitzend; die jungen sind behaart und zart anzufühlen. Die glockenförmige Blumenkrone ist violett-braun und geädert, die Beeren sind kirschenähnllch, vielsamig, anfangs grün, dann rolh und zuletzt schwarz ; Ihr Geschmack ist fade, siisslich, hintenach kratzend. Der Geruch der ganzen Pflanze ist widrig betäubend.
Man sammelt die Blätter zur Blülhezelt der Pflanze (im Juni bis Juli); sie sind getrocknet oben bräunlich-grün, unten graugrün, dünn, durchscheinend, geruchlos und schmecken billerlich und etwas scharf.
Die Beslandlheile des Krauts sind: Alropln (ein Pflanzen-Alcoloid, welches der wirksamste Bestandlheil zu seyn scheint), Harz und Wachs, Pseudoloxin, ferner Salze, Eiweiss, Slärkmehl, Gummi, Pflanzenfaser.
Die Wirkung: der Belladonna ist scliinerzstitleiid, betäubend, lähmend, ausserdem besitzt sie eine speeifisebe Wirkung auf die Erweiterung der Sphincteren. Man wendet sie daher hauptsächlich äusserlich zu Umschlägen und Bähungen bei sehr schmerzhaften Entzündungen der Gelenke und Bänder, der Innern Theile des Augapfels, Verletzungen der Nerven z. B. nach der Neurotomie, zu Einspritzungen bei zu starker Zusammenziehung des Fruchlhältermunds, im Blasenkrampf u. s. w. an; innerlich gibt man sie im erethischen Koller, bei halbseitiger Lähmung, im Krampflinsten der Hunde, ferner den Kühen gegen blaue Milch und Blutmelken; es ist jedoch zum innerlichen Gebrauch das Extract (s. dieses) vorzuziehen.
Die Anwendung des Tollkrauls geschieht meist als Inl'usum ('/,— 1 Unze auf 1 Pfund Wasser) mit Zusatz von schleimigen Mitteln, wieMalven, Leinsamen (z. B. zu Bähungen).
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IY. Herba conii.
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Innerlich gibt man das Pulver Pferden und Rindvieh zu '/j—1 Unze auf einmal, allein oder in Verbindung mit krampfsiillendenund auflösenden Mitteln.
Die Wurzel ^11 mehr narkotische Kräfte besitzen, und daher in kleinerer Gabe (z. B. innerlich zu 2—4 Drachmen pro dosi lär die grösseren Hausthiere) gereicht werden.
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Herba conii. Sd)ilaquo;üii8 - Juuut.
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Herba cicutae.
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Engt. Hemlock.
Die 2jiihrige Pflanze, Conium maculatum (Penlnndria dlgy-nia; Farn, der Uinbellaten), wächsl überall an Wegen, Herken und Sclmllhäiifen, an feuchten, schatligen Stellen. Die Wurzel ist spindelförmig, fingerdick, der Stengel 3 — 7 Fuss hoch, aufrecht, hohl, glatt, rolhbraiin gefleekl; die Biälter sind gestielt, dreifach gefiedert, die Blällrhen eiförmig-länglich, lief gefiedert-getheilt, die Ränder eingeschnitten gesägt, dunkelgrün, glänzend mit wcisslicher Spilze an den Zähnen. Die Dolden sind gestielt, stehen zwischen den Blätlern und Slengeln, oder am Ende; die allgemeine Hülle ist vielblälterig zurückgeschlagen ; die Hiillehen sind halb und bestehen aus 3 — 4 gerade ausstehenden, an der Basis etwas häutigen, verwachsenen, ovalen, langzugespilzten Blältchen. Die Frucht ist eiförmig, mit 5 vorsiehenden, besonders nach unten deutlich gekerbten Rippen. Die ganze Pflanze ist haarlos. Die Bkilhe fällt in den Juni — August. Man sammelt die Blätter zur Zeil der Blütlie und trocknet sie schnell; sie sehen alsdann dunkelgraugriin aus und haben einen widrigen, eigenlhüinlichen Mäuse-Geruch; der Geschmack ist salzig-bitter, zuletzt etwas scharf.
Der Schierling wird leicht verwechselt und verfälscht mit den Blättern anderer Doldengewächse z. B. einige Arten von Chaero-phyllum (welche übrigens behaart sind, wenn auch zum Theil sparsam), mit Cicata virosa, dem Wasserschierling, dessen Fiederblättchen viel grosser und länger sind, die Hüllchen umgeben
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IV. Herba digitalis purpureae.
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den Stengel ganz und die Rippen der Frucht sind nicht gekerbt; mit Aelhusa Cynapium (Hundspelersllie), dessen Blätlchen feiner gelheill und spitziger, unten blassglänzend sind und wenig oder keine weisse Spitzen an den Zähnen haben. ëerdies unterscheidet der eigenthiimliche Geruch den Schierling hinreichend. Die Hauplbeslandtheile des Schierlings sind: Harz, Wachs, Eiweiss, flüchtiges, scharfes Oel, Salze und das Coniin (oder Cicutin) welches die narkotischen Eigenschaften in grösster Stärke besitzen soll; es ist ölartig , farblos, flüchtig, von durchdringendem Geruch und sehr scharfem Geschmack.
Man benutzt den Schierling selten innerlich; die pflanzenfressenden Hausthiere ertragen grosse Gaben, ohne merklich davon angcgritTen zu werden. Dagegen wird derselbe.äusserlich als schmerzstillendes und auflösendes Mittel zu Bähungen, bei Umschlägen u.dgl., besonders gegen schmerzhafte Verhärtung der Drüsen (des Euters, der Ohrspeichel-Lymph-drüsen u. s. w.), und krebsartige Geschwüre empfohlen.
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Herba digitalis purpureae.
üotljM /ingfrljutkraut.
Frtmi. Digitale pourpree, gantelee, gants de N. Dame. Engt. Purple Foxglove.
Die in Wäldern, an steinigten Orten wildwachsende Pflanze, Digitalis purpurea L. (Cl. Didynamia angiospermia, Farn. Scrophu-larineae) wird 2—5 Fuss hoch und hat einen aufrechten, starken, feinbehaarten Stengel, mit länglichen, ei-lanzettförmigen, slumpfgekerbten, runzlichen, weichbehaarten Blättern. Die Blumen bilden eine grosse, einseitige Traube, mit glockenförmigen herabhängenden Blumenkronen, die aussen violett-roth, innen aber vveissgefleckt mit dunkelpurpurrothen Punkten und zottigen Haaren besetzt sind. Die Frucht ist eine zweii'ächerige Kapsel mit vielen kleinen, rundlichen Samen.
Man sammelt die Blätter der 2jährigen Pflanze zur Blüthe-zeit (Juni bis August} und trocknet sie schn?Il. Frisch riechen sie widrig, getrocknet verlieren sie den Geruch; der Geschmack ist etwas scharf und bitter. Die Blätter können verwechselt oder
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IV. Herba hyosciami nigri.
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verfälscht werden mit den Blällern einiger Arien von Wollkraut (Verbascum), welche entweder blos unten oder auf beiden Seilen weissfilzig, überdies geschmacklos sind; mit den Blällern von Conyza squarrosa, die slumpfer und undeutlich gezahnt sind, so dass sie beinahe ganzrandig zu seyn scheinen, auf beiden Seiten mit abstehenden Haaren besetzt sind und sich elwas rauh (die der Digitalis dagegen zart) anfühlen , unangenehm gewürz-haft riechen und herb schmecken. Die Bestandlheile des Finger-hulkrauls sind: Digilalin, Choroplryll, Harz, fetlige Materie, braune geschmacklose Substanz, dem Emetin ähnlich, Pflanzenfaser (52 pC).
Die Digitalis wirkt auf Vermehrung der Absonderungen (besonders des Harns), Verstärkung der Resorbtion, Aufsaugung von Serum; sie vermindert die Thätigkeit des Herzensund kann in grossen Gaben selbst dessen Lälimung hervorbringen. Man wendet sie in Entzündungen seröser Hiiute und in acuten Wassersüchten, welche darauf folgen, ferner gegen chronische Herzleiden an, bei entzündlichen Zuständen muss zuerst durch Aderlass, Salpeter u. dgl. die Hefligkeit der Entzündung gebrochen seyn; ihre Wirksamkeit hängt jedoch viel von der guten BeschafTenheit des Krauts , das sorgfältig aufbewahrt seyn muss und nicht zu alt seyn darf, ab; die Digitalis gehört somit zu den unsichern Mitteln, welche öfter im Stich lassen, als die gehoffte Wirkung hervorbringen. Jedenfalls ist es gerathen, die Anwendung der Digitalis nicht lange fortzusetzen und besonders wenn sie die etwa noch vorhandene Fresslust beeinträchtigt, damit auszusetzen.
Man wendet das Pulver des Fingerhuts am besten in Pillen oder Latwergeform an, und verbindet es entweder mit indifferenten Mitteln (Mehl, Eibisch, Süssholz) oder mit Salmiak, Brechweinstein, Glaubersalz u. s. w. Die englischen Thierärzte verbinden die Digitalis gerne mit Aloe. Dosis für Pferde l/3 — 1 Drachme, täglich zwei bis dreimal, Hunden 2 — 10 Gr. (meist als infusum); bei den Wiederkäuern ist die Wirkung der Digitalis noch wenig erforscht.
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Herba hyoseyami nigri.
S'd)nmr.u9 |3ilflaquo;nhraut. Franz. Jusquiame noire, Hanncbane. Engl, Henbane.
Das Bilsenkraut, Hyoscyamus niger L. (Cl. Penlandria Mo-nogynia, Farn. Solaneae) wächst nicht seilen auf Schutlhaufen, an Wegen, Hecken elc. Es ist eine 1 —2jährige Pflanze mit krautarti-
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IV. Herba liyosciami nigri.
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gem 1 — 2 Fuss hohem Stengel und grossen, eiförmig-länglichen, tiefbuchtigen, blassgriinen Blällern, deren untere gestielt, die obern dagegen stengelumfassend sind. Die Blätter sowohl als der Stengel sind mit weichen, weissen Haaren besetzt und fühlen sich klebrig an. Die Blumen sind trichterförmig, blassgelb, mit violetten Adern und violetten Staubbeuteln; die Samenkapsel ist krugformig, zweifächerig, mit einem abspringenden Deckel versehen; die gelbgrauen, kleinen Samen sind nierenfönnig. Der Geruch der ganzen Pflanze ist widrig, betäubend; der Geschmack fade, bitterlich.
Die Blätter müssen von der zweijährigen Pflanze und zur Zeit der Blüthe (Mai — August} gesammelt werden. Einjährige und vor der Blüthe gesammelte Blätter sollen weniger wirksam seyn.
Statt der Blätter des schwarzen Bilsenkraut kommen im Handel nicht seilen die des weissen (Hyoscyamus albus L.) vor, welches im südlichen Europa wächst, auch bei uns in Gärten gezogen wird. Die Blätter des weissen Bilsenkrauts unterscheiden sich leicht von denen des schwarzen dadurch, dass sie alle gestielt, herzförmig-eiförmig j die obersten beinahe kreisförmig sind. Ihre Wirkung ist ohne Zweifel von der des schwarzen Bilsenkrauts wenig oder nicht verschieden. Die Blätter von Hyoscvamus sco-polia, welcher in Oestreich und Baiern wild wächst, sind daran kenntlich, dass sie ganzrandig sind.
Der wirksame Beslamltheil des Bilsenkrauts scheint das Hy-osryamin zu seyn, welches in Alkohol und Aether auflöslich, ölarlig und farblos ist, widrig scharf schmeckt und alkalisch reagirl.
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Die Wirkung des Bilsenkrautes ist beruhigend, schmerz- und kranipf-stillend, ohne zugleich das Gefäss-System aufzuregeii. Es findet seine Anwendung hauptsächlich in Entzündungen, welche sich durch gleichzeitig sehr gesteigerte Empfindlichkeit und heftige Schmerzen auszeichnen; dies ist l. B. bei manchen asthenischen Bruslentziindungen der Fall. In Koliken von Krampf in den Gedärmen oder der Blase, durch die Ilefllgkeit der Schmerzäusserungen auffallend, wirkt das Bilsenkraut oft enlschleden beruhigend. Im asthenischen Blutharnen (in Verbindung mit Bleizucker), im Keuchhusten der Hunde u. s. w. ist es mit Nutzen angewendet worden, in der Harnruhr ist es entbehrlich. Die Dosis ist für die grössern Hausthiere 1 — 3 Unzen in Pulverform oder besser als Aufguss. In den meisten Füllen wird jedoch das Extract (s. dieses) vorgezogen; weit es weniger voluminös ist und schneller wirkt.
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IV. Herba nicotianae.
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Dagegen ist das Bilsenkraut äusserlich zu Bäbungen und Breiamschlii-gen zu empfehlen: bei schmerzhaften Enlzündungen faseriger Theile und des Hufes, in Wundstarrkrampf, Innern Augenentzündungen mit grosser Lichtscheue , Drüsen-Anschwellungen u. s. w.
Man verbindet es mit schleimigen Mitteln, z. B. Malven- oder Eibischkraut, Leinkuchen-Mehl, Kleie oder mit Schierling, setzt auch wohl etwas Salzsäure (z. B. zu Augen-Wasser) hinzu.
(Das Oleum hyoscyami coctum, durch Aufguss von fettem Oel auf Bilsenkraut und Digeriren mit demselben bereitet, ist entbehrlich.)
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Herba nicotianae. . tamp;ababsMätter.
FoliftS. hcrba (abaci.
Franz. Feuillcs de iabac ou nicoüane.
Engl. Tobacco leaves.
Die nicht gebeizten Blätter des auch in Deutschland in mehreren Gegenden 0- B- der Pfalz) angebauten gemeinen oder vir-ginischen Tabaks, Nicofiana Tabacum L. (Tenlandria Monogynia; Farn. Solaneae). Die Pflanze ist einjährig, wird gegen 6 Fuss hoch, hat grosse, ganzrandige, länglich-lancettfürmige, silzende Bläller, welche haarlos und etwas klebrig sind. Ihr Geruch ist betäubend, der Geschmack bitter und scharf, den Speichel vermehrend. Die Blumen stehen in Bispen am Ende des Stengels und sind blassrolh, die Samenkapsel ist zweifächerig, an der Spitze vierzähnig, rund; die kleinen Samen sind länglich-nieren-förmig, von brauner Farbe.
Ausser dem virginlschen Tabak werden noch andere Species kullivirt, z. B. Nicoliana frulicosa, slaudig, mit etwas gestielten, lancetlförmigen Blällern und purpurrolhen Blülhen ; Nicoliana glu-tinosa, stark klebrig, mit herzförmigen, gestielten Biältern und gelbrothcn Blüthen Csoll die stärkste Art seyn); Nicoliana rnslica mit eiförmig-stumpfen, gestielten, oft sehr grossen, klebrigen Blättern und grüngelber Blume; Nicolania panniculala, mit gesliel-ten, herzförmig-eiförmigen Blättern, langröhriger grün und gelber Blume (soll die mildeste Art seyn).
Man sammelt die Blätter im August bis Oclober und Irocknet sie durch Aufhängen an der Luft, wobei sie gelb oder gelbbräunlich werden.
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IV. Herba sabinae.
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Die Bcsfamlllieile des Tabaks sind: bitterer Exlraclivstoff, Gummi, EiweisstofC, Harz, Stärkemehl, Kleber, festes ätherisches Oel (Tabakscamphor oder Nicotianfn) und ein alealischer Stoff (Nicotin), welcher flüssig und wasserhell ist und mit Säuren (z. B. Apfelsäure) Salze bildet.
Der Tabak wirkt innerlich herabslimmend auf dasGefäss- und Nervensystem, besonders aufdie zum sympadiischen Nerven geliürigen Organe, ferner umslimmcnd, eckelerregend u. dgl.; indessen ist sein innerlicber Gebrauch noch wenig versucht worden. Die Dosis für grössere Hausthiere ist 1—3 Unzen in Form eines Aufgusses. Als ein die Fressltist und Verdauung, wahrscheinlich durch \erinehrung der Speichelsekretion, beförderndes Mittel, gibt man oft den Pferden etwas Tabak (gebeizt und zerschnitten) auf dem Kutter.
Häufiger wird der Tabak äusserlich angewendet; der Aufguss von l Unze der Blätter auf 1—2 Pfund siedendes Wasser dient theils zu Ktystircn bei hartnäckiger Verstopfung von grosser Unthätigkeit und Reizlosigkeit des Mastdarms, und als ableitendes Mittel bei Bewusstlosigkeit, im Starrkrampf u. dgl., theils zu Waschungen gegen Läuse, Flöhe und andere Parasiten der Haut. Man hat indessen von zu starker oder zu ausgedehnter Anwendungen solcher Mischungen (namentlich von Tabakssauce aus den Fabriken) bei Rindvieh nachtheilige und selbst tödtliche Wirkung gesehen.
Die Klystire mit Tabaksrauch, wozu man eine ordinäre Sorte Rauchtabak nehmen, und sie mittelst einer dazu eingerichteten Spritze, oder besser eines Blasbalgcs (in Ermangelung beider aber mit einer gewöhnlichen Tabakspfeife) beibringen kann, sind in hartnäckigenVerstopfungs- und Wind-Koliken manchmal von auffallender Wirksamkeit.
Die Anwendung des Scbnupflabaks als Niesemittel gegen die in der Nase der Schafe sich aufhaltende P.remsenlarve ist wenig mehr gebräuchlich , da das Einathmen von Dämpfen die Larven sicherer erreicht.
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Herba sabinae. S'mMilinum, Soliebaum. Franz. Feuilles de Sabine, Genevrier Sabine. Etigl. Tops of savin.
Der immergrüne Strauch, Juniperus Sabina L. (Dioecia Mona-delphia; Farn. Coniferae, Ord. Cupressinae) wird in Gärten gezogen und erreicht eine Höhe von 4 — 5 Fuss. Die Zweige sind ausgebreitet, aufsteigend, sehr äslig; die Nadeln sind klein, dunkelgrün, glänzend und stehen in vier Reihen, an den jüngsten
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IV. Herba sabinae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;81
Zweigen entweder dachziegelarlig und fest angedrückt (meist bei der männlichen Pflanze), odor nadelfönnig, spitzig und abstehend (bei der weiblichen Pflanze). Die Blumen bilden bei beiden Geschlechtern sehr kleine Kätzchen, stehen an der Spitze der Zweige, sind seitensländig und erscheinen im März und Aprl; die Frucht ist eine kleine, bläulich-schwarze Beere. Man sammelt die jüngsten grünen Zweige und trocknet sie ; ihr Geruch ist eigenthümlich, widrig aromatisch und sehr stark, besonders beim Zerreiben; der Geschmack balsamisch, harzig und bitler.
Das Sevenkraut enthält hauptsächlich einen harzigen, einen scharfen, bittern Extraclivstoff und ein ätherisches Oel in ziemlicher Menge.
Das Sevenkraut kann verwechselt werden mit den Blättern oder Zweigen von Juniperus virginiana, die häufig zu drei stehen, mehr siechend und von schwachem Geruch sind; mit denen des gemeinen Wachholders, Juniperus communis, dessen Blätter weit grosser, abstehend, steif und stechend sind; mit Lycopodium complanatum, das in der Form viele Aehnlichkeit mit dem Sevenkraut hat, aber gelblich grün, krautartig weich, geruch- und geschmacklos ist.
Die Wirkung des Sevenkrautes ist gleich den Balsamen (z. B. Terpentin) und ätherischen Oelen reizend auf das Gefäss - und Nervensystem, mit besonderer Beziehung zu den Harnorganen und dem Fruchthälter. Man hat es bei Leiden des Drüsensystems , in chronischen Wassersuchten (besonders bei .Schafen), hartnäckigen Rheumatismen, gegen Räude und Eingeweidewürmer u. dgl. empfohlen, in welchen Fällen es jedoch durch andere Mittel nicht nur ersetzt, sondern leicht überfroflen wird; dagegen ist es bei zurückgebliebener Nachgeburt, wegen mangelnder Contraction des Fruchthälters (mit kohlensaurem Kali) ein erprobtes Mittel.
Formel: Kali carbonic, crud. Unc. Vraquo;.
Herba sabinae Unc. '/,,— 1. M. D. in triple. Wird mit 1 Pfund siedendem Wasser übergössen, durchgeseiht und alle 6 Stunden eine Dosis gegeben.
Es wird ebenso bei krankhaft vermehrter Secretion der Schleimhaut der Scheide und des Fruchthälters, Wassersucht des letztern u. s. w. sowohl innerlich als äusserlich mit Nutzen angewendet.
Die Dosis ist '/j—1 Unze fürgrössere Hausthiere und die wirksamste Form ein Aufguss; das Pulver oder besser das fein zerschnittene Kraut gibt mun in Verbindung mit Spiesglanz-Präparaten, bittern und gewürzharten Pflanzenstoffen den Pferden in Pillen und Latwergen.
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g
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IV. Herba tanaceti.
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Aeusserlich wendet man den Aufguss oder eine schwache Abkochung zu Einspritzungen in die Genitalien, ferner auf übelbeschaffene Geschwüre, besonders wo Knochen oder Bänder verletzt sind, an.
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Herba tanaceli. ttirinfurnkrout.
Summitates s. flores fanaceti, Itaittfartt-Oipfel uni ÜB turnen, Tiüurmftttn. Franz. Somniites de tanaisie, Tanaisie commune, Engl. Tops of lanacetum.
Der gemeine Rainfarn, Tanacelum vulgäre (Cl. Syngenesia Polygamia siiperfhia, Farn. Compositae, Elichryseae) wächst häufig an ungebaulen Stellen, an Gräben, Dämmen und besonders in der Nähe von Flüssen oder Bächen; er ist perennirend, hat steife 3 — 4 Fuss hohe Stengel, mit doppelt fiederspaltigen, unten gesliellcn, oben sitzenden, einfachen Blättern. Die in Doldentrauben stehenden Blüthen sind gelb, halbkugelig, die Samen sind grünlich-braun, dünn und länglich. Die ganze Pllanze ist durch einen starken, widrig balsamischen Geruch und bittern Geschmack ausgezeichnet.
Man sammelt die Biälter und Spitzen des Rainfarn sammt den daran befindlichen Blumen im Juli bis August.
Die Hauptbestandlheile sind : ätherisches Oel Cam meisten in den Blumen, am wenigsten in den Blättern), bitterer Extractiv-stoff (mehr in den Blättern), Gerbstoff, ferner Chlorophyll, Harz, Salze u. s. w.
Der Rainfarn ist als eines der am leichtesten zuhabenden, gewürz-haft-bittern Ptlanzenmittel häutig anzuwenden; er kann an der Stelle des Wermutbs, der Kamille und der meisten aromatischen Pflanzen gebraucht werden, und wird nebenbei als wurmwidriges Mittel für sich oder als Vehikel stärkerer Substanzen gerühmt.
Man wendet ihn meist als Aufguss oder leichte Abkochung an, und zieht dazu das frische Kraut dem getrockneten vor, wovon man eine Handvoll zu 1 — 2 Pfund siedenden Wassers nimmt. Schafen, die an Wassersucht , Würmern und Auftreibung der Leber leiden, kann man das zerschnittene Rainfarnkraut unter dem Futter vorlegen. Zu Klystiren, zu aromatischen Bädern für die Gliedmaasen der Pferde, zum Waschen der Haut, um Insekten abzuhalten, zur Reinigung schlaffer Geschwüre u. s. w. eignet sich der Aufguss von Rainfarn besonders durch seine Wohlfeilheit.
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IV. Hydrargyrum muriaticum mite.
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Es gibt noch zahlreiche Pflanzen, welche gewürzhafte, balsamische, biltere und adslringirende Stoffe enthalten, bald da, bald dort in Menge wild wachsen und besonders in solchen Fällen angewendet werden sollten, wo man grössere Quanlilälen solcher Stoffe nölhig und zugleich auf Vermeidung der Kosten zu sehen hat. Ich führe hier an: den in den Wäldern sehr häufigen Quendel (Thymus serpillum), das an Rainen wachsende Dostenkraut (Origanum vulgäre), die gemeine und edle Schafgarbe (Achillea mlllefolium und plarmica), die verschiedenen Arien von Münze (Menlha sylvestris, rolundifolia, aqualica, viridis, arvensis u. s. w.), die nicht selten in Gärten gezogenen Pfeffer- und Krause-Münze (Menlha piperila, crispa), die Salbey (Salvia officinaiis), die Kaute (Ruta hortensis) u. s. w. Von Mehreren derselben sind auch die Wurzeln, Samen u. dgl, officinell.
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Hydrargyrum muriaticum mite.
ittiliies fu^faunrs lt;Ötu:th|ilblaquo;. Mercurius dulcis. tlafii^tcs (0ucth(illicr. Chloretum Hydrargyri. copy;iic*flllict-(CI)lciriir. Calomelas. Calomel. *) Franz. Protoclilorure de mercure; Muriate de mercurc sublime, Mer-
cure dou.x. Engt. Protocliloride or Chloride of mercury, Submuriate of mercury,
Calomel. Chemische Formel: Hg^Cl.
Das versüsste Quecksilber wird auf verschiedene Wreise bereitet ; eine der gewöhnlichsten Methoden ist 4 Theile Quecksilber-Sublimat mit 3 Theilen meiallischem Quecksilber bis zur Extinction des letztem zu zerreiben, das Gemenge zu wiederholten Malen su sublimiren und das Produkt mit Alcohol auszuwaschen, um etwa noch unzersetzten Quecksilber-Sublimat zu entfernen. Um das versüsste Quecksilber in ausserordcnllich fein gepulvertem Zustande zu erhalten, kann man bei der Sublimation die Dämpfe desselben in ein mit Wasserdämpfen erfülltes
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*) Das durch Präcipitafion erhaltene Präparat nannte man ehedem Mercurius dulcis, das durch Sublimation bereitete dagegen Calomel.)
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IV. Hydrargyrum muriaticum mite.
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Gefäss leiten. (Dieser sogen, englische Calomel ist dem gewöhnlichen vorzuziehen.) Bei der Bereitung des versüsslen Quecksilbers auf nassem Wege wird in eine Auflösung von salpetersau-rem Quecksilber eine beinahe siedende Auflösung von Kochsalz gegossen , welche das Chlorür als ein weisses Pulver niederschlägt, das vor der Anwendung noch mit kochendem gt;Yasser ausgelaugt werden muss.
Wie sehr man in der Menschenheilkunde darauf zu sehen hat, dass das versüsste Quecksilber ganz rein von dem als eines der stärksten Gifle wirkenden Quecksilber-Sublimat (Quecksilber-Chlorid oder Doppelchlorquecksilber) sej, so ist dies doch bei den Hauslhieren weniger ängstlich zu nehmen, da besonders für die Pflanzenfresser eine solche Vcninreinigung schwerlich nachtheilige Folgen hätte.
Das versüsste Quecksilber besieht aus 1 Atom Chlor und 1 Atom Quecksilber (100 Theile Quecksilber und 18 Theile Chlor) und wird als ein sehr feines weisses oder gelblich-vveisses Pulver, das geruch- und geschmacklos ist, in den Handel gebracht. Es lösst sich in kaltem Wasser und Weingeist äusserst wenig auf, lässt sich ohne Rückstand verflüchtigen und schwärzt sich am Lichte. Sein spec. Gewicht ist = 7,176. Die reinen und kohlensauren Alealien, das Kalkwasser, die Seife zersetzen das versüsste Quecksilber, indem sie (schwarzes) Quecksilberoxydul ausscheiden. Auch Salmiak, Schwefelpräparate, besonders Schwefelwasserstoff, ferner Eisen, Kupfer, Blei vertragen sich nicht mit demselben; Säuren, besonders Salzsäure, noch weniger.
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Das Calomel wirkt umstimmend, der Plasticität des Bluts und der Ernälirung entgegen, vermehrt dagegen die Resorbtion. Es findet seine Anwendung (innerlich) in entzündlleh fleberhaften Krankheiten, besonders des Hinterleibs (Leber und Darmkanal), in Entzündungen der serösen Häute (der Brust, des Hirns), in typhösen Entzündungen, im Milzbrand, der Bräune u. s. w. Die Gabe ist für Pferde '/,—1 Drachme, täglich 2 höchstens 3mal; die Wiederkäuer vertragen das versüsste Quecksilber weniger. Diese Gaben können in acuten Krankheiten selten länger als 2 — 3 Tage fortgesetzt werden. In chronischen Verhäriungen der Drüsen (z. B. Leber, Lymphdrüsen), schleichender Entzündung des Darmkanals oder fibröser Organe reicht man es in kleiner Gabe (20 —3ü Gran), die man jedochlän-gere Zeit fortsetzen kann.
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IV. Hydrargyrum muriaticum corrosivum.
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Das versüsste Quecksilber hat eine laxlrende Kebemvirknng, welche nicht selten erst nach einigen Tagen, aber um so heftiger eintritt und leicht nachtheilig werden kann. Als Corrigens wird Opium mit dem Calomel zu verbinden angerathen.
Als ein Wurmmittel bei Pferden gibt man I —2 Drachmen venüsstes Quecksilber des Abends und eine Aloepurganz den folgenden Morgen.
Speichelfluss entsteht sehr selten bei den Pflanzenfressern von dem Gebrauch des Calomel, und besonders dann, wenn sie das Mittel lange im Maul halten, ehe sie es hinabscblucken.
Man verbindet das Calomel theils mit andern entziindungs-widrigen Mitteln (z. B. Salpeter, Breohweinslein) theils mit Pflanzenschleim (Althea-Pulver, Leinkuchen oder Mehl), sellener mit Aloe, Kamphor oder Terpentinöl.
Die Pillenform ist jeder andern vorzuziehen; zum Eingiessen eignet sich das Calomel nicht, da es unauflöslich ist und seiner Schwere wegen gern am Boden des Glasses zurückbleibt.
Aeusserlich wird das Calomel selten, z. B. als Salbe mit Feit, ähnlich der grauen Quecksilber-Salbe, in Entzündung von Drüsen, sehr empfindlichen Haulausschlägen u. dgl. als Einrei-quot; bung angewendet; in hartnäckigen Augenenlzündungen streicht man es mit dickem Schleim (aus arabischem Gummi oder Quittenkernen bereitet) in das kranke Auge; man setzt gern etwas Opium oder Belladonna-Extract hinzu.
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Hydrargyrum muriaticum corrosivum. .SU^nlifs foljfnurro (ÖucdifUbcr. IViercurius Miblimatus coirosivus. ^tcljcntrcr (Qucthfillifr-SSlil'limat. Bichlaretum Hydrargyri. JJoppcldjloc-Oltcchflllicr, oncchliUicr-Cljlcinti. Frans. Ueuto-diloruie de jnercurc, Sublime corrosif. Engt. Bichloride of mercury, Corrosive suldimate, Muriate of mercury. Chemisclie Formel: HgCl.
Man bereitet den Quecksilber-Sublimat entweder aus schwefelsaurem Quecksilberoxyd und Kochsalz, welche zu gleichen Thei-len genau gemischt und dann sublimirl werden; oder auf nassem Wege, indem man in eine kochende, concenlrirte Auflösung von salpelersaurem Quecksilberoxjdul so lange concentrirle Salzsäure giesst, als sich ein Niederschlag bildet; hierauf wird ebensoviel
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IV. Hydrargyrum muriaticum corrosivum.
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Salzsäure, als man hiezu nöthig halte, hinzugefügt, die Flüssigkeit gekocht (wobei sich der Niederschlag wieder auflöst) und nach dem Erkalten zum Cryslallisiren hingestellt.
Der Sublimat kommt gewöhnlich in festen, weissen, aus kleinen nadeiförmigen Cryslallen gebildeten Stücken vor; seine eigentliche Crystallform ist das vierseitige Prisma; er schmilzt in der Hilze und lässt sich ohne Rückstand sublirniren; sein Geschmack ist ätzend, metallisch; er ist in 16 Theilen kalten und 3 Theilen kochenden Wassers auflöslich, erfordert dagegen nur 2,/3 kalten und Vjg kochenden Alcohol, oder 3 Theile Aether zur Auflösung.
Ein Zusatz von Salzsäure, Kochsalz oder Salmiak vermehrt die Aufiöslichkeit des Sublimats in Wasser.
An der Luft efflorescirt er, und die Einwirkung des Lichts wirkt zerselzend auf seioe Auflösungen.
Die chemische Zusammensetzung des Quecksilber-Sublimats ist 1 Atom Quecksilber und 2 Alom Chlor (100 Theile Quecksilber und 36 Theile Chlor). Sein spec. Gewicht ist 5,139 (nach Andern 6,42).
Die fixen Alkalien, Kalkwasser, Aetzammoniak, Magnesia zersetzen den Quecksilber-Sublimat, ebenso viele organische Substanzen , als Zucker, Slärkmehl, Kleber, Oel, adstringirende Pflanzenstofle u. s. w., besonders aber Eiweiss, welches mit ihm eine eigenlbiimliche, nicht ätzende Verbindung eingeht. Daher wirkt der äusserlich angewendete Sublimat, wenn er durch Re-sorbtion in die Säflemasse gelangt, weit weniger gefährlich als der Arsenic.
Die innerliche Anwendung des Quecksilber-Sublimats, eines der stärksten, ätzenden Gifte, darf nur mit besonderer Vorsicht stattfinden; man verbindet ihn mit Eibischpulver, nachdem er zuvor in Weingeist aufgelöst worden, zu Pillen, und gibt Pferden 10 — 20 Gran pro Dosi, tägPch 1 bis 2mal. Es ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass nichts davon im Maule zurückbleibt, dessen Schleimhaut sonst angegriffen wird. Man hat ihn als ein umstimmendes Mittel gegen veraltete Hautausschläge, Hautwurm und im chronischen Koller versucht. Auf die Wiederkäuer und fleischfressenden Hausthiere wirkt er heftiger als auf das Pferd und wird am besten ganz entbehrt.
Aeusserlich wird der Sublimat als Aetzmittel bald in frockner, bald in flüssiger Form angewendet.
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IV. Hydrargyrum murlaticum corrosivum.
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Castrirpulver. Pulvis ad castrandum. Zum Bestreuen der Castrir-Kluppen nehmen manche Thier-ärzte Sublimat; das bei uns allgemein hiezu gebräuchliche Robertson's ehe Pulver besteht aus
ätzendem Sublimat',
rothein Quecksilberpräcipitat, von jedem 1 Theil,
armenischem Bolus, 2 Theile.
Auf Wurmbeulen, Stahlkrebs, warzenähnliche Auswüchse, veraltete Geschwüre und Fisteln wendet man theils den Sublimat in Pulverform, theils als concentrirle Auflösung (z. B. 1 Dr. in % Unze Weingeist und ebensoviel Wasser) an.
Die Londoner Veterinär-Pharmacopoe enthält folgende Vorschrift als: Liquor Hydrargyri bichloridi
Hydrargyri muriatici com, part 1.
Acidi murialici, part 1.
Spirit, vini reclific., part 7.
Auch auf Gelenkwunden hat man Sublimat-Auflösung empfohlen, weil derselbe die ausfliessende Synovia fest gerinnen macht.
Schwächere Auflösungen von Sublimat in Wasser, z. B. 5 — 6 Gran auf die Unze Wasser, werden bei hartnäckiger Räude der Hunde, des Rindviehs empfohlen; es ist jedoch hiebei Vorsicht nöthig, dass nicht zu ausgedehnte Stellen der Haut zu gleicher Zeit damit gewaschen, und dass die Thiere verhindert werden, sich an denselben zu belecken.
Gegen Schafraude ist Sublimat-Auflösung nicht räthlich, weil dadurch die Wolle spröde und zu manchen Farben untauglich wird, setzt man aber Sublimat der Walz'schen Brühe oder einer sonstigen Aetz-Lauge hinzu, so wird der Sublimat zersetzt und Quecksilberoxyd niedergeschlagen.
Der gewöhnlichen Scharfsalbe (Canlhariden-Salbe) als Ver-slärkungsmiltel Quecksilber-Sublimat zuzusetzen, ist nicht rath-sam; der Haarwuchs wird dadurch leicht zerstört, oder selbst tiefe Geschwüre und Substanzverlust der Haut werden hervorgebracht.
Dagegen hat man auf Stollbeulen, schmerzhafte Geschwülste von Kummet u. dgl. eine Mischung von Sublimat mit Terpentin
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#9632;
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IV. Hydrargyrum oxydatum rubrurn.
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aufgeslrichen und dieses Verfahren nach Erforderniss in Zwischenräumen von 8 Tagen wiederholt.
Ungt. mere, sub I. Girardi. (Onguent fondant de Girard.)
Terebinthinae. venetae Unc. 12.
Mercur. muriatic, corros. Unc. 1.
M. exacle.
Das Verhältniss des Sublimats kann bis zu i% Unzen auf 12 Unzen Terpentin gesteigert werden.
Um bei veralteter Bug- und Hüftlahme eine ableitende Entzündung unter der Haut zu erregen, wird eine Paste von Sublimat und Mehl, in der Grosse eines halben Guldenstücks, einem Fontanell ähnlich, ins Zellgewebe geschoben; es entsteht eine sehr beträchtliche Geschwulst und es fällt nicht selten ein mor-tificirtes Hautstück von ziemlichem Umfange aus, weshalb diese Methode nur mit Vorsicht anzuwenden ist.
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Hydrargyrum oxydatum rubrurn.
Höll)i;s (Qiudililbrr-eDrijS). Mercurius prneotpitatos ruber. limber copy;iicchfilbcrpriicipifat. Oxydum liydiargjricum. copy;ucthpUnr-Crpli.
Frans. Deuloxide de mercure, Oxyde rouge de mercure, Piccipile rouge. Engl. Binoxide of mercury. Cliemische Formel: HgO.
Man erhält das rothe Quecksilber-Oxyd durch Auflösen von 1 Pfd. metallischem Quecksilber in kochender Salpetersäure, Abdampfen bis zur Trockne, genauer Mischung des Rückstandes mit 1 Pfd. metallischem Quecksilber und Glühen der Masse in einer offenen Retorte bis sich keine rothen Dämpfe (SlickstofT-oxydgas) mehr bilden.
Das auf diese Weise aus dem salpetersauren Quecksilber-Oxjdul gebildete rolhe Präcipitat (oder Quecksilber-ox.yd) besteht aus 1 Atom Quecksilber und 1 Atom Sauerstoff (92',lt;, Quecksilber und 7'/,, SauerstofT) hat eine rolhe oder gelblich-rolhe Farbe, ein krümliches oder kr.ystallinisches Aussehen, einen scharfen, metallischen Geschmack, ist in Wasser und Weingeist unauflöslich.
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IV. Hydrargyrum oxydatura rubrum.
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aber in Salzsäure, Schwefel- und Essigsäure. Sein spec. Gewicht ist 11,074.
Die Verfälschung des rolhen Präcipilats durch Menning (ro-Ihes Bleioxyd), Ziegelmehl u. dgl. lässl sich theils auf chemischem Wege, theils durch das geringere specilische Gewicht leicht ermitteln.
Der rothe Pracipitat wird blos ausserlich angewendet. Er ist ein starkes Aetzmlttel, welches durch die Berührung mit organischen Bestand-theilen nicht leicht zersetzt wird (wie der Quecksilber-Sublimat); am häufigsten wird er noch als ein Bestandtheil des Robertson'schen Pulvers für die Castrir-Kluppen (s. Ouecksilber-Sublimat) benutzt; ausserdem als ein Aetzmlttel in Pulver- oder in Salbenform auf speckige, unempfindliche und schlechte Jauche absondernde Geschwüre (Wurmbeulen, veraltete Alaucke, Krebs, Fisteln) , wobei man 1 TIipII rothen Pracipitat auf 6 —8 Theile Fett (oder Harzsalbe) nimmt; auch mit Terpentin wird derselbe in ähnlicher Weise wie der Quecksilber-Sublimat auf torpide Geschwülste aufgetragen.
Gegen chronis.he Entzündungen der Bindehaut, gegen Ver-dickung derselben (Augenfell), Hornhautflecken, Verschwärung der Augenliedränder u. dgl. wird eine Salbe aus 10 — 30 Gran feinst pulverisirlem, rolhem Pracipitat auf 1 Unze Bulter empfohlen, auch derselben manchmal kleine Quantitäten Opium, Kam-phor und Zinkblumen beigemischt.
Die von Waldinger gegen Augenfell anempfohlene Salbe besteht aus:
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Bulyr. non salil. Kamphor. 1 Dr. Mercur. praeeip. Vitriol, alb. ana
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2Unc.
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rubr.
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V., Dr. M.
Die gegen chronische Enlziindungen der Bindehaut von den französischen Thierärzten gebrauchle Salbe (Pomalum doctore Lyon) wird ans 36 Gran rothem Pracipitat und 1 Unze Fett oder einfachem Gerat bereitet.
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IV. Jodum.
Jodum.
Jodium, Jodeum, Jodina. Jotiiu. Frans. Jode. Emil. Jodinium , Jadine. Chemisches Zeichen: J.
Das Jod isl ein Bestandtheil der am Meeresufer wachsenden Pflanzen (besonders Tange und Ulven), welche man der Sodabereitung wegen einäschert. Nachdem man aus der Lauge das kohlensaure Natron ausgezogen hat, bleibt das Jod in Verbindung mit Natron oder Kali in der Mutterlauge zurück. Durch Zusetzen concentrirter Schwefelsäure, hernach Braunslein und Destillation, wird das Jod von dem Natrium getrennt und geht mit Wasserdämpfen in die Vorlage über. Man trocknet es zwischen Fliespapier und reinigt es durch nochmalige Sublimation.
Das Jod isl ein einfacher, nicht zerlegbarer Stoff, bildet schwarzblaue Blätlchen mit metallischem Glänze, riecht stark, dem Chlor ähnlich, schmeckt scharf und erhitzend, verdampft in der Hitze ohne Rückstand und mit veilchenblauen Dämpfen; ist in Wasser sehr wenig, dagegen in 10 Theilen Weingeist und Aether auflöslich, und färbt die Haut braungelb, das Slärkmehl aber blau. Im feuchten Zustande verdampft das Jod leicht an der Luft, es muss daher in wohlverschlossenen Gläsern aufbewahrt werden. Sein spec. Gewicht ist 4,948.
Da das Jod theuer ist, wird es leicht verfälscht, z, B. mit Steinkohle, Bleiglanz, schwarzem Mangan u. dgl. Alle diese Substanzen lassen sich weder in der Hitze verflüchtigen, noch im Weingeist auflösen.
Das Jod wirkt hauptsächlich auf das Driisensystem, vermehrt die Re-sorbtion und ist der Ernährung und Feltbildung entgegen.
In entzündlichen Krankheiten und bei grosser Schwäche ist laquo;s nicht anwendbar.
Das reine Jod wird sowohl innerlich als äusserlich seltener angewendet als dessen Verbindung mit Kali. Man gibt es innerlich Pferden zu 10 .bis 30 Gran pro Dosi in Pillenform mit Süssholz- oder Eibischpulver.
Die Jodtinctur (Tincture Jodii) wird durch Auflösung von 1 Theil Jod in 10 Theilen Weingeist bereitet; man kann sie
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IV. KaJi carbonicum crudum.
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mit Wasser verdünnt innerlich geben; auch wird sie auf Geschwülste (Gelenks- und Sehnenscheidenwassersucht, sog. Gallen) eingerieben.
Eine Auflösung von Jodkali in Wasser löst das reine Jod leicht auf und passt für Fälle, in welchen man die Nebenwirkung des Weingeists vermeiden will.
Ebenso setzt man das Jod der Jodkali-Salbe bei, um die Wirkung dieser zu verstärken.
Zu starke oder zu lange fortgesetzte Gaben von Jod (innerlich) greifen die Verdauungs-Organe an, wie die äusserliche Anwendung in jener Weise einen Ausschlag und das Ausgehen der Haare nach sich ziehen kann.
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Kali carbonicum crudum.
;tüi)l)Uiifaureraquo; ifult. Kali carbonicum neutrale. TlcutnUca Mjlcnfaurce fiiUi. Kali subcarbonicum. 11ntcrk(gt;l;lcnfiiurt9 ÄiUt. Cineres clavellati. puttnfdjf. Alkali vegelabile. |)flim.Kn-^lkali.
Frans. Sous-carbonate de potas.laquo;e. Carbonate de polasse. SeldeTartre. Engl. Carbonate of potassa (impure), Potash, Pearlash, Salt of Tartar,
prepared Kali. Chemische Formel: KO CO-.
Man erhält die Pottasche durch Auslaugen gewöhnlicher Holzasche und Abdampfen der Lauge zur Trockenheil. Diese rohe (schwarze) Pottasche wird in besondern Oefen calcinirt oder gebrannt, wodurch sie eine weisse, bläuliche oder gräuliche Farbe bekommt (calcinirte Pottasche). Diese enthält ausser kohlensaurem Kali noch schwefelsaures Kali, Chlorkali, auch Natron und Kieselerde; diese beigemischten Sloffe betragen in guter Pottasche höchstens V4 oder 25 Procent.
Die Pottasche wird im Grossen in Ungarn, Russland und Amerika bereitet und kommt in Stückchen von verschiedener Grosse und weisser, grauer oder bläulicher Farbe in den Handel; sie ist geruchlos, hat einen scharfen, laugenhaften Geschmack, zieht aus der Luft Wasser an und wird feucht, lösst sich leicht in Wasser, nicht in wasserfreiem Weingeist, braust mit Säuren
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IV. Kali carbonlcum crudum.
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(Entweichen der Kohlensäure), wird durch gebrannten Kalk kaustisch und verbindet sich mit den fetten Oelen zu Seife. Ihre Zusammensetzung ist (im reinen und wasserfreiem Zustande) 1 Aeq. Kali und 1 Aeq. Kohlensäure. Spec. Gewicht 2,6.
Das kohlensaure Kali verträgt sich nicht mit Säuren und zersetzt die meisten Salze, sie mögen sauer, laugenhaft, erdig oder metallisch sejn.
In den meisten Fällen reicht für den Gebrauch in der Thier-heilkunde die käufliche Pottasche hin, wofern sie nicht absichtlich mit Sand, Kalk u. dgl. verfälscht ist, welche überdies bei der Auflösung in Wasser unaufgelöst zurückbleiben würden.
Man hat übrigens in den Apotheken auch gereinigte Pottasche, unter dem Namen Weinsleinsalz, Sal tartari, welches durch Auflösen der käuflichen Pottasche in 3—4mal soviel kaltem Wasser, und Abdampfen der klaren Flüssigkeit zur Trockne bereitet wird. Keiner von fremden Salzen, aber auch theurer ist das aus Weinstein (saurem weinsteinsaurem Kali) entweder durch Verpuffen desselben mit Salpeter oder durch Verbrennen der Weinsteinsäure, Auslaugen u. s. w. bereitete kohlensaure Kali.
Die gereinigte Poltasche ist weiss und halbkrystallinisch oder krümlieh und zieht begierig Wasser aus der Luft an; sie muss daher in gut verstopften Gläsern aufbewahrt werden.
Die Wirkung des kohlensauren Kali ist säuretilgend, auflösend und harntreibend; man wendet es innerlich bei übermässiger Süure-Entwicklung im Darmkanal (z. B. bei der Diarrhöe saugender Tbiere), bei Wassersuchten und Zurückbleiben der Nachgeburt (bei Kühen), seltener beim Aufblähen von grünem Futter, Gerinnen der Milch und hartnäckigem Erbrechen (der Hunde) u. dgl. an, und zwar als Auflösung in einem passenden Pflanzen-Infusum, im Trinkwasser oder in Pillenform. Die Dosis ist für erwachsene Pferde und Rinder V4 — '/.Unze, selten bis zu 1 Unze; von dem gereinigten kohlensauren Kali darf die Dosis um ein Viertheil geringer seyn.
Aeusserlich wirkt dasselbe reizend und zertheilend, und wird in chronischen Hautausschlägen (Flechte, Krätze) als Lauge von verschiedener Stärke, ferner gegen indolente Geschwülste, Blutunterlaufung u.dgl. angewendet. (S. Walz'sche Lauge, Benz'scher Liquor.)
Die dänische Veterinär-Pharmacopoe enthält folgende Pott-aschensalbe, Ungt. Kali carbon., gegen Krätze:
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IV. Kali tydrojodicum.
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Theer 1 Theil, Felt Va quot;Theil, zusammengeschmolzen und gepulverte Pollasche V, Theil eingerührt, bis die Masse erkaltet ist.
Das kaustische oder Aetz-Kali, Lapis causticus Chir., ist in der Thierheilkunde enlbehrlich.
Das kohlensaure Natron wirkt dem kohlensauren Kali ähnlich, aber gelinder; es ist überdies Iheurer.
Formeln: Nr. 1. R. Kali carbonic, crud. Unc. •/,.
Flor, chamom vulg. Unc. 1. M. D. in 3plo. S. Morgens und Abends eine Gabe mit 1 Pfund heissen Wassers angebrüht und nach dem Erkalten durchgeseiht, einzuschütten. (Kühen beim Zurückbleiben der Nachgeburt.) Nr. 2. R. Kali subcarbonici Unc. %. Pulv. fol. digital, purp. Camphorae subaclae ana Dr. 1. Bacc. juniper. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. elecluarium molle. D. lal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages (bei Verdichlung der Lunge und Wassererguss. Hayne).
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Kali hydrojodiciim. SoiHBolferliofffaurts amp;ai\.
Jadelum Kalii. SotimUi.
Potassii Jodidum.
Franz. Jodure de potassium, Hydriodate de potasse.
Engl. Judide of polassium, Hydriodale of potasse.
Chemisclie Formel: J KO.
Man bereitet dieses Jodsalz entweder, indem man einer #9632;wässerigen Auflösung von kaustischem Kali so lange Jod zusetzt, bis die Flüssigkeit röthlich wird, lelztere, abdampft und glüht, um allen Sauersloff auszutreiben, worauf der Rückstand (Jodkalium) in Wasser aufgelöst und kryslallisirt wird; oder indem man zu erst Jod und Eisen unter Anwendung von Wärme mit einander verbindet, die (wässerige) Flüssigkeit filtrirt und sodann kohlensaures Kali zusetzt, so lange sich kohlensaures Eisen niederschlägt; in der Auflösung bleibt sodann das Jodkali zurück.
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IV. Kali hydrojodicura.
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Es besteht aus 1 At. Kalium und 1 At. Jod, bildet weisse, würfelförmige, das Wasser anziehende und scharf-salzig schmeckende Cr.yslalle, welche sich sehr leicht in Wasser, weniger leicht in Weingeist auflösen.
Säuren, saure und Melall-Salze vertragen sich nicht mit dem Jodkali; es reagirt auf Stärkmehl (bei Zusatz von etwas Schwefelsäure) wie das Jod (blau).
Das Jodkali wirkt ähnlich dem reinen Jod aber weniger heftig; und wird daher innerlich und äusserlich dem letzteren in den bereits bezeichneten Krankheltszusüinden vorgezogen.
Man wendet es innerlich in Pillenform, oder in wässeriger Auflösung den Pferden zu 1j-,— l Drachme pro Dosi, des Tags 1 — 2mal an. Da die Wirkung des Jods und seiner Präparate langsam ist, so muss es längere Zeit fortgesetzt werden, wobei die Gaben ziemlich weit auseinandergerückt werden dürfen. Auch der Preis dieses Arznei-Mittels spricht gegen unnö-thig grosse oder zu schnell wiederholte Gaben. Das Innerlich gegebene Jod wird durch.den Harn wieder ausgeführt, in welchem es nach vorangegangener Säurung mit Schwefelsäure und Durchleitung von Chlorgas, mittelst Stärkmehl leicht nachgewiesen werden kann.
Die häufigste Anwendung des Jodkali Ist äusserlich gegen chronische (nicht merklich entzündete) Anschwellungen und Verhärtungen von Drüsen (z. B. Lymphdrüsen Im Kehlgang oder Schilddrüse, Euter), oder im Zellgewebe, gegen Sehnen- und Gelenk-Gallen, Exsudate unter der Beinhaut (Ueberbein), Auftreibung der Hufknorpel, der Beugesehnen des Fusses u.s. w. Man verbindet das Jodkali entweder mit Fett zu einer Salbe oder mitSeifen-Liniment (s. dieses).
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Die gewöhnliche Jodkaii-Salbe, Ungucntum kali hydro-jodicl besieht aus 1 Drachme Jodkali und 1 Unze Schweinefett; sie ist weiss, wird aber an der Luft gelb.
Die verstärkte Jod-Salbe, Unguenturn Jodi compositum der Londoner Velerinär-Pharmacopoe wird aus 1 Drachme Jodkali, % Drachme Jod und 1 Unze, Schweinefett gemischt.
In manchen Fällen verbindet man Jod- oder Jodkali mit der grauen Quecksilber-Salbe in obigen Verhältnissen (1:8); diese Salbe wird grün.
Durch Zusatz von Jodkali zu der Canthariden-Salbe will man deren Wirksamkeit gegen Knochen-Auftreibungen und andere harte Geschwülste vermehrt haben.
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IV. Kali nitricum.
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Sobald auf die Anwendung der Jodsalbe die Oberhaut sich abschuppt, muss man einige Tage mit dem Mitlel aussetzen.
Das Jodquecksilber (in 2 Verhältnissen, als Proto-und Deutojoduretum hydrargyri), das Jodblei und Jodkupfer sind zwar bei Pferden schon äusserlich und innerlich versucht worden; der Erfahrungen darüber sind es aber noch zu wenige, um diese Mittel jetzt schon in die Pharmacopoe der Thierärzte aufnehmen zu können.
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Kali nitricum. jamp;alpeUrfaum ilali. Nitram depuratum. (Sminigtcr SiUpckv. Sal petrac. |sect;al|Ut(C. Franz. Nitrale de potassc, Sei de nitre. Engl. Nitrate of potassa. Nitre, Salt Petre. Chemische Formel: KO NO5.
Der Salpeter wird theils in sogenannten Salpelerplantagen bereitet, theils findet man ihn an alten feuchten Mauern, und insbesondere häufig in Indien, Egypten, Nordamerika, wo er aus der Erde ausschwitzt. In den Salpeterplantagen werden thierische Abfälle (aus Ställen) mit Erde, Asche u. dgl. gemischt, der Luft im Trocknen lange Zeit ausgesetzt, umgegraben, mit Misljauche begossen u. s. w,, wobei sich Salpetersäure bildet, die sich mit den Alealien und Erden verbindet. Die salpeterhallige Erde wird mit Pottasche vermischt und ausgelaugt, und durch Crystallisation zuerst Kochsalz, dann roher, d. h. mit Kochsalz und andern salpetersauren Salzen verunreinigter Salpeter erhallen. Der rohe Salpeter wird durch Auflösen in kochendem Wasser, Zusatz von kohlensaurem Kali (wobei die beigemischten Basen niedergeschlagen werden) und nachherige Crystallisation der Lauge gereinigt.
Obgleich der im gewöhnlichen Handel vorkommende, gereinigle Salpeter selten ganz frei von Kochsalz ist, kann er doch zum thierärzllichen Gebrauche dienen; das sogenannte Salpeler-salz (Sal nilri) dagegen enthält oft mehr Kochsalz als Salpeter und ist deshalb zum innerlichen Gebrauche als unsicher zu verwerfen.
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IV. Kali nitricum.
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Der Salpeter krystallisirt in langen, farblosen, sechsseitigen, luflbesländigen Prismen, von sehr kühlendem Geschmack. Er löst sich in 7—STheilen kallen und in gleichen Theilen siedenden Wassers auf, während der Auflösung wird die Temperatur der Mischung sehr vermindert. Auf glühenden Kohlen verpufft der Salpeter. (Ist demselben viel Kochsalz beigemischt, so knistert er im Feuer.)
Die chemische Zusammensetzung des Salpeters ist 1 Atom Salpetersäure (54) und 1 Atom Kali (48), zusammen 102. Spec. Gewicht 1,93. Er enthält kein Cryslallwasser, dagegen ist ineist etwas Wasser zwischen den Wänden der aneinander geklebten Cryslaüe befindlich.
Der Salpeter wird von der Schwefelsäure und ihren mit Thon-erde, Zink, Kupfer und Eisen gebildeten Salzen zersetzt.
Der Salpeter ist unter den Salzen das wirksamste in entzündlichen Fiebern und reinen Entzündungen; er vermindert die Plasticität des Bluts, die Muskelkraft, die Wärme-Entwicklung; vermehrt die Schleimabsonderung desDarm-Canals und mehr noch die Harnsecretion (und geht besonders in Auflösung gegeben, schnell in Harn über). Man gibt ihn den grössern Hausthieren zu '/, — 1 Vme pro dosi täglich 2 — 3mal, meist in Verbindung mit abführenden Salzen (Doppel- orter Glaubersalz) oder mit schleimigen Mitteln und in Pillen-Form. Bei Entzündungen (z. B. Kopfkrankheit, Influenza) wird er mit Tart, emetic, gereicht.
Zu grosse Gaben, besonders in Auflösungen, können bei Pferden und Rindvieh nachtheilig und selbst tödtlich wirken.
Aeusserlich wird er selten gebraucht; die kühlenden Umschläge, sog. Schmucker'sehe Fomentationen, aus Salpeter,Salmiak, Essig(s. S. 20.) und Wasser. Eine concentrirte, frisch bereitete Auflösung von Salpeter (1 Theil Salpeter auf 7 'f heile Wasser) wird als Solutio potassae nitratis von der Londoner Veterinär-Pharmacopoe auf brandige Wunden empfohlen.
Die Wirksamkeit des häufig als Hausmittel angewendeten Schiesspulvers beruht hauptsächlich auf seinem Gehalt an Salpeter (76 Procent).
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Formeln: Nr. 1. R. Kali nilric. Uno. llv
Natri sulphuric. Uno. 3.
Farin. sem. lini. Unc. 1. M. D. in 4plo. S. 3 Pulver. (In Entzündungs-Krankheiten.)
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Tag
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IV. Kali stibiuto-sulpburatum.
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Nr. 2. R. Nilri depur. Unc. 2.
Tarier, emetic. Unc. l/v
Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. fonlan. q. s. fiant pill. IV. D. S. Täglich 3 Pillen. (Im Anfang der Influenza.) Nr. 3. R. Nilri depur. Dr. 2.
Salis amari Unc. 1.
Hepat. sulphur. Dr. 1.
Flor, chamom. Unc. 1. M. f. c. farin. et
Aq. Electuar. pro dosi. D. tat. dos. Nr. 4. (Als Diaphoretic. Strauss.)
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Kali stibiato-sulpburatum.
Kali sulphuratum slibiatum.
Hcpar antimonii, SSpietglaitjttbtr.
Franz. Foic d'.Anti nuinc, Oxyde d'Andmoine par le nitre.'
Engl. Liver of Antimony.
Es ist dies eine mehr oder weniger unreine Verbindung von Schwefelspiesgianz und Schwefelkalium, und wird entweder durch Zusammenschmelzen von gleichen Theilen Schwefelspiesgianz (Antimon, crud.) und kohlensaurem Kali, oder durch Verpuffen von Schwefelspiesgianz mit ebensoviel Salpeter, Schmelzen und Abscheiden der grösstenlheils aus schwefelsaurem Kali mit wenig Spiesglanzleber bestehenden Schlacke, bereitet. Nach der ersten Methode erhält man ein rothbraunes, geruchloses Präparat, das an der Luft gern feucht, dabei grün wird und nach Schwefelwasserstoff riecht; die durch das zweite Verfahren erhaltene Spiesglanzleber bleibt dagegen trocken, ist rothbraun und enthält mehr Spiesglanz-Oxyd. Das erstere Präparat besteht aus G Atom Schwefelspiesglanz-Kalium, 1 Atom Spiesglanz-Oxyd und l'Atom Spiesglanzoxyd-Kali. Es löst sich in Wasser mit Hinterlassung von etwas Spiesglanzoxyd auf und wird von denselben Stoffen (z. H. Säuren) zersetzt wie die Kali-Schwefelleber.
Man hat die Spiesglanzleber innerlich in Leiden (Stockungen) des Lymphsystems angewendet, wie das rohe Antunonioin, vor dem es den
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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IV. Kali sulpliuratum.
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Vorzug der leichtern Auflöslichkelt im Körper hat; in entzündlichen Krankheiten , wo Neigung zu plastischen Ausschwitzungen (z. B. in der Brust-hohle, Lunge) statt findet, kann die Spiesglanzleher in Verbindung mit Nitruin, Salmiak u. dgl. gegeben werden. In chronischen Krankheiten dagegen wird sie gewöhnlich mit bittern, gewürzhaCten oder schleimauf-lösenden Pflanzenstoffen verbunden. Die Gabe ist für Pferde 2 Dr., für Rindvieh 2 —4 Dr. pro dosi in Pillen oder Latwergeform. Bei denFleisch-fressern verursacht sie in der Regel Erbrechen.
For mein: Nr. 1. R. Hepat. antimon. Unc. 1. Flor, sulphur. Rad. calami arom. pulv.
Herba hjosciami pulv. ana Unc. 2. M, D. S. Täglich 3mal einen Esslöffel voll auf dem Fuller zu geben. Bei chronischem Husten.
Nr. 2. R. Hepalis. antimon.
Sal. ammoniac, ana Unc. l'/o-Bacc. juniperi.
Pulv. sem. foeni graec. ana Unc. 2. M. c. s. q. Aquae ad elect. D. S. In 2 Tagen zu verbrauchen. Bei chronischem Slrensel.
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Kali sulplmratum.
sect;deg;d)nu-fclkali. Hepar sulphuris alcstlinum. ;(äiUi-Sd)Uicfdlcbcr. Sulpliuretum Kalii.
Franz. Sulfure de potassium, Foic de soufre, Tri-sulfure de potassium. Chemische Formel: KSS,
Man bereilel die Kali-Schwefelleber durch Schmelzen von gleichen Theilen Schwefel und kohlensaurem Kali. (Für den Ihier-ärzllicnen Gebrauch genügt es slall des reinen kohlensauren Kali's gewöhnliche Pollasche zu nehmen.) Andere Vorschriften geben 1 Theil Schwefel und 2 Theüe Kali an. Nachdem die Mischung durch die Hilze in gleichförmigen FIuss gekommen ist, lässt man sie erkalten, wo sie dann eine braunrolhe, feste Masse von lau-genhaftem Geschmack bildet, welche an der Luft gerne feucht
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IV. Kali sulphuratum.
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wird, in ein grünliches Pulver zerfällt oder gar zerfliesst und nach SchwefelwasserstofTgas (wie faule Eier) riechl. Die Schwefelieber muss daher in gut verschlossenen Gefassen aufbewahrt werden.
Die Schwefelleber verliert durch den Einfluss der Feuchtigkeit und Luft an ihrer Wirksamkeit; sie liist sich in Wasser sehr leicht auf und wird durch Säuren zersetzt, unter Entwicklung von Schwefelwasserstongas und Präcipilalion von Schwefel.
Die Verhältnisse des Kali zum Schwefel sind je nach der Bereitungsart etwas verschieden; so jedoch, dass neben dem eigentlichen Schwefelkali meist auch mehr o;Ier weniger schwefelsaures Kali oder auch unzersetztes kohlensaures Kali in der Schwefelleber sieh befindet.
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Die Wirkung der Schwefelleber ist innerlich gegeben auf das Blut, das Lymphsystem und die Hautausdünstung gerichtet; sie vermindert die Gerinnbarkeit des Bluts, absorbirt im Magen und Darmkanal vorhandene freie Säure und entwickelte Luftarlen, löst Stockungen im Lymphsystem etc., vermehrt die Secretion der Haut. Daher wird sie innerlich den Pferden (zu 1—2 Drachme pro dosi) bei Wind-Colik, vorherrschender Säure im Darmkanal (besonders junger Thiere), Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung , hei chronischen Hautausschlägen und ausserdem bei Rindvieh gegen plastische Ausschwitzungen in das Lungengewebe empfohlen. In grössern Gaben (zu 1 — 2 Unzen) bringt sie Symptome von Magen- und Darmentzündung hervor.
Gegen chronische und acute Melallvergiftungen überhaupt (z. B. Arsenik, Quecksilber, Kupfer, Blei) kann die Scbwefelleber mit Nutzen angewendet werden.
Man verordnet die Schwefelleber innerlich entweder als Einguss in einem passenden Pflnnzen-lnfusum (Allhea, Chamillen) oder in Pillenform mit schleimigen oder mit bittern und gewürzhaften Stoffen.
Häutiger ist der äusserliche Gebrauch der Schwefelleber, besonders in chronischen Hautausschlägen (z. B. Krätze, Flechten) zu Waschungen, wobei man 2 Unzen auf 1—2 Pfund Wasser nimmt. Einreibungen von Schwefelleber-Salbe (aus dieser und Schweinefett bereitet) sind weniger zweck-mässig als solche mit grüner Seife (im Vcrhältniss von I zu 4 Seife). Das Ablecken dieser Einreibungen muss man zu hindern suchen.
Bei neclitenartigen Ausschlägen mit vermehrter Empfindlichkeit der Haut verbindet man die Schwefelleber mit Quecksilbersalbe (I Dr. auf die Unze des letzlern), wobei jedoch nach einiger Zeit ein Theil des Quecksilbers sich mit Schwefel vereinigt (Protosulphuret des Quecksilbers).
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IV. Kali sulplmricum.
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Man hat neben der Kali-Schwefelleber in den Apotheken auch Kalk-Schwel'elleber, eine Verbindung von gebranntem Kalk mit Schwefel (Schwefel-Calcium, Hepat. sulphuris calcareum); sie ist zwar wohlfeiler, aber auch weniger wirksam, daher in der Thier-hcilkunde nicht gebräuchlich.
Formeln: Nr. 1. R. Hepat. sulphur, ale. Dr. 2. Natri sulphuric. Unc. 2.
Infus. flor. chamon. Unc. 12. M. D. S. Auf einmal zu geben. (In Wind-Colik der Pferde.) Nr. 2. R. Salis amari Unc. 2.
Hepat. sulphuris Unc. '/,. Camphore subaetae Dr. 1.
Pulv. flor. chamon. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. elecluar. Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben in einem Tage. (In Krankheiten mit plastischer Ausschwilzung. Hayne.)
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Kali sulphuricum. aö'4)n,ffH|quot;utes ^ttlt (iKutralcraquo;). Tartarus vitriolatus. Vitricrlijlrtcr Wcinßctn. Arcanum duplicatum. PoiipclfnU. Sal polychrcstum Glaseri. Sal duplicatus.
Franz. Sulfate de potasse, Tartre Vitriole, Sal de duobus. Engt. Sulphate of potash. Chemische Formel: KO SO3.
Bei der Bereitung der Salpetersäure durch Destillation des Salpeters mit Schwefelsäure bleibt als Rückstand schwefelsaures Kali (Caput mortuum) mit überschüssiger Schwefelsäure; letzlere wird durch Zusatz von kohlensaurem Kali (Pottasche) neutralisirt und das erhaltene Salz durch Umkrjstallisiren gereinigt.
Es bildet wasserlose, luflbeständige, weisse Cryslalle in der Form schiefer, vierseitiger Prismen oder doppelt sechsseitiger Pyramiden, schmeckt unangenehm salzig und etwas bitler, löst sich in 10 Theilen kalten und in 6 Theilen warmen und in
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IV. Kali sulpliiiriciim.
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4 Theilen siedenden Wassers auf, und ist in Weingeist unlöslich. Das Pulver ist weiss und schwer.
Die chemische Zusammensetzung des Doppelsalzes ist 1 At. Schwefelsäure und 1 AI. Kali. Spec. Gewicht 1,73.
Man trifft im Handel das Doppelsalz manchmal etwas gelb gefärbt, wahrscheinlich von einem geringen Eisengehall, welcher seiner Anwendung in der Thierheilkunde nicht hinderlich ist; dagegen ist der pulverisirte Rückstand der Scheidwasserbereilung fohne Neutralisalion durch Kali), welcher hie und da stall des Doppelsalzes verkauft wird und an dem sauern Geschmack zu erkennen ist, zu verwerfen. Eine Verfälschung mit andern Salzen ist kaum zu besorgen, etwa Kochsalz ausgenommen.
Das Doppelsalz zerlegt die Kalk-, Baryt-, Quecksilber- und Bleisalze und wird durch Weinsteinsäure zerselzl.
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Man wendet das Doppelsalz in Pferdekranklieiten besonders häufig an, als ein die Secretion des Darmcanals vermelirendes, gelinde abführendes, entzündungswidriges Mittel; man verbindet es nach denlndicationenbaldmit stärker ent/.ündungswidrigen Salzen, z. B. dem Salpeter, bald mit schleimigen oder mit bitteren Pflanzenmitteln (Eibisch, Enzian, z. B. in L'eberfütterungs-Coliken). Da es kein Crystallwasser, somit in dem gleichen Gewichte mehr Salztheile enthält als z. B. das Glaubersalz, braucht man weniger grosse Dosen davon; dagegen ist es schwerer auflüslich in Wasser und weniger kühlend.
Die Dosis ist für Pferde 2 — 3 Unzen auf einmal und nach Umständen 3 #9632;— 4mal täglich repetirt; um zu laxiren würde man 1 — 2 Pf. des Tages brauchen; man zieht deshalb, besonders bei Rindvieh, das Glaubersalz vor. Wenn eine schnelle Wirkung beabsichtigt wird, gibt man das Doppelsalz in einer lauwarmen Auflösung; ausserdem in Latwergen- und Pillenform.
Nach Hayne sollen zu grosse Dosen bei edlen Pferden Magen- und Darmentzündung hervorgebracht haben. Sowohl in Frankreich als England ist das Doppelsalz wenig gebräuchlich.
Formeln: Nr. 1. R. Tartar, vilriol. Unc. 8. Sem. sinap. pulv.
Rad. genlian. pulv. ana Unc. 3. M. div. in part. IV. aeq. D. S. Morgens und Abends ein Pulver. (Bei Indigestion.)
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IV. Kreosotum.
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Nr. 2. K. Tartar, vitriol, line. 2.
Extract hyosciam. Dr. 1. M. Denl. tal. tlos. tres. Alle '/._,— 1 Sluiid ein Pulver in 1 Pfund Kamillen-Aufguss zu geben. (In Kranipf-Colik der Pferde.)
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Krcosolimi. Ül.laquo;B(ot.
Frans. Creosote.
Eng!. Crensolc, Cicazotc.
Es wird aus dem Holztheer und Holzessig durch Destillation und nachmalige Reinigung Lerntet und stellt eine dickliche, beinahe farblose Flüssigkeit dar, welche nach Rauch liechl i:nd einen beissenden Geschmack hat; es brennt russend und macht Eiweiss gerinnen. Mit feilen und flüchtigen Oelen bildet es ein etwas trübes Gemisch, im Weingeist, und in der Essigsäure löst es sich
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leicht auf; im 'Wasser nur
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vlaquo;
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Sein spec. Gewicht ist
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1,006 und seine chemische Zusammensetzung 14 At. Kohlenstoff, 9 At. Wasserstoff und 2 At. Sauerstoff.
Wo Kreosot in grüsserer Menge verbraucht würde, könnte man sich dasselbe weniger vollständig von den dasselbe verunreinigenden SlolTen (Paraffin, Eupion u. s. w.) getrennt, um billigern Preis von den chemischen Fabriken verschallen.
Das Kreosot besitzt die fäulnisswidiigen Kräfte des Holzessigs in hö-herem Grade; man bat es innerlich bei Pferden gegen Lungenvereiterung versucht und in der Dosis von 15 — 2 0 Tropfen mit Leinsamen zur Pille gemacht gegeben ; da es im concenlrirten Zustande die Schleimhiiute angreift, mnss es auf solche Weise oder in viel Wasser und Schleim, Oel u. dgl. eingehüllt werden. Morion glaubt innerlich '/, — 1 Dr. in einem sehleimigen Vehikel geben zu dürfen.
Als blutstillendes Mittel wird das Kreosot äusserlich (seltener bei Innern Blutungen) mit grpssem Nutzen angewendet; man löst dasselbe in etwas Weingeist auf und verdünnt die Mischung nöthigenfalls mit Wasser (10 — 2 0 Pr. Kreosot, 1 —2 Unzen Weingeist und 4 — 8 Unzen Wasser). Aehn-liche Solutionen weiden auf brandige Stellen, auf Geschwüre mit allzustar-ker Eiterung, in Fisteln und bei Knochenfrass u. dgl. applicirt und mit stärker verdünnten Auflösungen die Nebenhöhlen der Nase bei chronischem Katarrh derselben ausgespritzt.
Zur Vertilgung von belästigenden Insekten ist das Kreosot zu theuer, da das empyreumatische Oel hiezu hinreicht.
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IV. Liehen islandicus.
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Die Londoner Veterinär-Phannacopoe hat 2 Kreosot-Salben, welche bei schlaffen Geschwüren, Fisteln und Gelenkwunden im Gebrauche sind; nämlich:
1)nbsp; Unguenlum Creosoti, aus 2 Theilen Kreosot und 8 Theilen Schweinefett,
2)nbsp; Linimentum Creosoli comp osi turn, aus 2 Theüen Kreosot, 4 Theilen Terpentinöl und 4 Theilen Baumöl gemischt.
Formeln: Nr. 1. R. Decoct, liehen, island. Unc. 24.
Creosoli gutt. 15 — 30. M. D. S. Auf 3mal in einem Tag zu geben. (Bei Lungengeschwüren der Pferde.)
Nr. 2. R. Infus. plantar, aromatic. Unc. 32.
Creosoli in Alcohol. Unc. 2. solut. gutt. 10. M. D. S. Zum Einspritzen (der Sinus front, im chronischen Catarrh derselben).
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Liehen islandicus.
Franz. Mouss d'lslandc. Knrjl. Iceland-moss.
Eine rasenarlig ausgebreitete Flechte, Cetraria islandica A. (Gryptogamia; Eichenes), welche in Wäldern, auf steinigem Boden, zwischen Haiden u. s. w. nicht selten vorkommt. Das fast knorpelige Laub ist 2 — 4 Zoll lang, oben bräunlich, unlen weisslich, in viele unregelmässige Lappen zertheill, die am Rande wimperarlig gezähnt sind; das Laub ist steif, lederartig zähe, ganz trocken aber leicht zerbrechlich. Die Schüsselchen sitzen am Rande der Lappen, sind klein, meist von dunkelbrauner Farbe.
Das isländische Moos ist geruchlos, aber von sehr bitterem Geschmack; es lässt sich durch anhaltendes Kochen in Wasser fast ganz zu Gallerle auflösen. Seine Bestandlheile sind bitterer Extractivstoff (3 pC.), Moosstärke (44 pC), Celrarin , Gummi, Zucker, exlractarliger Farbstoff, Wachs, weinsleinsaure Salze und Flechtensäure.
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IV. Liquor ammonii caustici.
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Bei (kr Anwendung des isländischen Mooses hat man darauf zu seilen, dass es nicht schlmmlich oder modrig, noch mit andern Flechten, Holz, Moos u. dgl. verunreinigt ist.
Es ist eines der wolillcilsten bittern und schleimigen Mittel und wirkt daher stärkend, auflösend, ernährend.
Man kann es mit Nutzen entweder für sich oder als Unterstützungsmitteln in Krankheiten mit zu starker Absonderung der Schleimhäute, z. B. in chronischen Durchfällen, chronischem Catarrh, schleimigem Dampf, Schleim-Sclnvindsncht, Lungenvereitening u. dgl. anwenden.
Man gibt es den Pferden meist in Pulverform zu 1—2 Unzen prodosi und setzt es Pillen mit Salmiak, Theer, Kreosot, Spiesglanz- und Schwefelmitteln als adjuvans bei. In dem Lungcnleiden, welches die Staupe der Hunde gerne hinterlässt, und das sich durch einen copiösen schleimig-eitrigen Na-sen-Ausfluss (Schleim-Schwindsucht) auszeichnet, ist ein Decoct von isländischem Moos, dem man nach dem Erkalten etwas Blausäure oder Aq. lau-rocerasi zusetzt, manchmal noch von entschiedenem Nutzen.
Formel: R. Decocl. liehen, island, ex Unc. V2 parat. Une. 4. Refrlger. adde.
Acid, hydrocyanic!, gull. 10 — 20. M. D. S. Täglich 4mal 1 Löffel voll. (Für Hunde mittlerer Grosse.)
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Liquor ammonii caustici.
,?UtKiiliiT S'nlmirtkgeifl. Ammonium liqiiiilum. SUfe-^mmonmk, tliilTl(K!J. Spiritus salis ammoninci causticus. ÄiniHird)cc Salminkflcift. Franz. Ammoniaquc liquide, Aleali volatile ffluor, Ksprit de sal am-
moniaque. Engt. Liquor ammoniae, Spirit of Sal ammoniac. Chemische Formel: NH3.
Der Salmiakgeist wird durch Destillation von ungelöschtem Kalk und (ebensoviel) Salmiak bereitet; das übergehende farblose, höchst siechend riechende Gas wird von dem in der Vorlage befindlichen Wasser (bis zu einem Drittheile seines Gewichtes) absorbirt. Das speeifische Gewicht des Salmiakgeistes soll 0,960 70B. se.yn, (im Handel kommen 2 Serien, von 6 und 10deg; vor) ; er ist eine farblose Flüssigkeit, riecht nach dem Ammoniakgas,
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IV. Liquor ammonil caustic!.
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schmeckt brennend, reagirt alkalisch und lässl sich ohne Rückstand verflüchtigen; er löst Oele und Harze auf und bildet mit denselben Seifen, mit den Säuren aber Salze. Säuren, saure Salze, sowie die meisten Erd- und Metailsalze sind unverträglich mit dem Salmiakgeist. Er ist in Gläsern mit eingeschlillenem Glasstöpsel aufzubewahren.
Die Wirkung des Salmiakgeistes ist innerlich und äusserlicli stark und flüchtig reizend; zum Innern Gebrauche zieht man das kohlensaure Ammoniak , welches nicht ätzend wirkt, vor, mit Ausnahme des Aufbliihcns der Wiederkäuer von grünem Futter , wo der Salmiakgeist zu l/2— 1 Unze mit 1—2 Pfd. Wasser gereicht wird, um das in den Mägen enthaltene kohlensaure Gas zu absorbiren. Man mischt mit Nutzen etliche Unzen Branntwein zu obiger Gabe. In der Wind-Colik der Pferde ist der innerliche Gebrauch wenig üblich.
Aeusserlich bewirkt der unverdünnte Salmiakgeist heftige Reizungund Entzündung, selbst Aetzung; daher er (Bisswunden von wüthenden 'fhieren ausgenommen) meist mit andern Flüssigkeiten gemischt wird.
Als ableitendes Reizmittel bei Rheumatism, Verstauchungen, veralteter Bug- und Hüftlähme u.dgl. wendet man häufig eine Mischung von I Theil Salmiakgeist und 3 — 4 Theile Weingeist an, und setzt denselben, wo man stärker reizen will, 1 Theil Terpentinöl hinzu.
Das von Hinz gegen verallele Piphacken u. dgl. empfohlene Liniment besteht aus:
2nbsp; Unzen Kali carbon, crud. 4 Unzen 01. Terebinlh.
3nbsp; Unzen Liq. ammon. caustic.
1 Schoppen (12 Unzen) Spir. vini von 10deg;; soll es noch verstärkt werden, so werden 2 Unzen Tincl. cantharid. hinzugesetzt.
Um entzündliche Geschwülste (z. B. der Drüsen) zu zerlhei-len, wendet man das flüchtige Liniment, Linimentum volatile, eine weiche, weisse seifenartige Verbindung von 1 Theil Salmiakgeist mit 4 Theilen fettem Oel an. Die Londoner Phar-macopoe schreibt 1 Theil Salmiakgeist zu 2 Theilen Baumöl vor; die Kopenhagener Mü.-Pharmacopoe dagegen hat das Yerhältniss 1 zu 4 Theilen beibehallen; ebenso die französische Pharmacopoe ; die. württembergische Pharmacopoe hat 1 zu 3 angenommen.) Dieses Liniment wird auch nicht selten mit der grauen Quecksilbersalbe gemischt oder auch blos Salmiakgeist zu letztgenannter Salbe verordnet.
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IV. Liquor plumbi acetici.
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Durch Zusatz von 1 Drachme Kamphor auf 1 Unze flüchtigen Liniments erhält man das Linimentum volatile cam-phoralum, welches in Entzündungen drüsiger Theile, z.B. des Euters vorgezogen wird.
Formeln: Nr. J. R. Liq. ammon. caust. Unc. 1.
Alcohol, vini Unc. 2. M. D. S. Auf zweimal, je in 1'/, Pfund Wasser einzuschütten. (Aufblähen des Rindviehs.)
Nr. 2. R. Tinct. rad. arnicae. Unc. 4. Olei terebinth.
Liq. ammon. caust. ana Unc. 1. M. D. S. Zum Einreiben. (Bei rheumatischem Hinken.)
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Liquor plumbi acetici.
Acelum plumbi.
Acetum saturninum.
Liquor plumbi acetici basici. Örtfifd) efllflfOUtM fllci, JlrittclbUpfdjCä cfflfl-
faurcä UUi. Liquor acetalls (ri-plumbici. Subacetas Plumbi. Extractum saturni. 53lci-lt;£rtruct. /'Vans. Sous-acetalc de plomb, Extrait de saturne. Engt. Solution of Hie diacetalc of FjCad, Goulard's Extract. Chemisehe Formel: Pb03 Ä Aq.
Es wird durch Digeriren einer wässerigen Auflösung von essigsaurem Blei oder Bleizucker mit Bleioxyd bereitet. Die würt. rharinacopoe gibt dazu folgende Vorschrift: 6 Unzen Bleizucker und 4 Unzen feinst gepulverte Bleiglälte werden gemischt und mit 14 Unzen dest. Wasser übergössen ,3 — 4 Stunden unter öfterem Umsohütteln digerirl und dann die Flüssigkeit abgegossen und filtrirl.
Der Bleiessig bildet eine klare, gelbgrünliche Flüssigkeit, welche alcalisch reagirt, nach Essig riecht und einen süsslich-herben Geschmack hat; sein spec. Gewicht ist 1,360 (45deg; Beck). Er mischt sich in allen Verhältnissen mit Wasser und gibt mit
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IV. Liquor plumbi acetici.
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kohlensäurehalligcm (Brunnen-) Wasser eine milchahnliche Flüssigkeit , in welcher sich kohlensaures und schwefelsaures Biei niederschlägt. Das trockene basisch essigsaure Blei besteht aus 1 Aeq. Essigsäure und 3 Aeq. Bleioxjd.
Der Bleiessig wird von denselben Stoffen zersetzt wie der Bleizucker (s. diesen).
Man gebraucht den Bleiessig mit mehr oder weniger Wasser verdünnt zu Umschlagen bei rotlilaufartigen, nach Verbrennung oder Verletzung entstandenen Entzündungen, seltener bei Augenentzündungen (besonders mit Ulceration der Bindehaut, wo man den Zinkvitriol vorzieht); ferner hei Ex-coriationen, Quetschungen u. s. w. Bei grosser Emptindlichkeit pflegt man etwas Opiumtinctur beizusetzen.
Das gewöhnliche Bleiwasser, Aqua vegeto-mineralis Goulardi, besteht aus % Unze Bleiessig und 24 Unzen dcstill. Wasser (preuss. Pharmacopoe); oder aus 2 Dr. Blciessig, eben soviel Weingeist und 20 Unzen dest. Wasser (Lond. Velerinär-Pharmacopoe); die württemb. Pharmacopoe schreibt Bleiessig und Weingeist, von jedem 2 Dr. auf 12 Unzen dest. Wasser vor. Bei so verschiedenen Angaben ist es vorzuziehen, die, Verhällnisse nach trforclerniss anzuordnen und die Mischung selbst vorzunehmen.
Die Vorschrift zu der unter dem Namen Blei-Ceral (Ce-ratum saturni, s. Unguent um sat urni n um) bekannten kühlenden Salbe ist nach der Kopenhagener Pharmacopoe 1 Theil Bleizucker und 10 Theile Fett; nach der Londoner Pharmacopoe dagegen 1 Theil Bleiessig und 4 Theile Baumöl; nach der preuss. Pharmacopoe '/._, Pfd. weisses Wachs, 2 Pfd. Baumöl, 3 Unzen Bleiessig und G Unzen Wasser. Die Württemberg. Pharmacopoe hat in demselben Verhältnisse eine Unze Bleiessig weniger, dagegen doppell soviel Wasser. Das erstere Präparat ist das stärkste. In der Thierheilkunde ist übrigens diese gerne rantzig werdende Salbe entbehrlich.
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IV. Liquor stibii muriatici.
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Liquor stibii muriatici. Suljfaure S-ptesfllonj-^uflofuitfl.
Anlimonium cliloratum liquidum.
Liquor cliloreti sdbii. SSpwlt;Slaitjd)l0nlgt;.
Butyrum anllmonil. Spicsfllmyl'Uttcr. laquo;rijlcnuUttrnm.
Sesqui-Cliloridum Antimonii.
Franz-. Protochlorure d'Antimoine, Beurre d'antimoine.
Engt. Sesquichloiide of Antimony, Oil or Butyr of Antimony.
Chemische Formel: SbCU1/...
Die Bereilung der Spiesglanzbntler wird verschieden angegeben, z. B. Kochen von grauem Spiesglanz-Oxyd mit Salzsäure; Deslillation von 1 Theil Schwefelspiesglanz CAnlimon. crud.) mit 3 Theilen Quecksilberchlorid (Quecksilber-Sublimat); oder Deslillation von 1 Theil conc. Schwefelsäure, 2 Theilen verknisterlem Kochsalz und 1 Theil Crocus anlimonii; Kochen von 20 Theilen Schwefelspiesglanz mit 100 Theilen Salzsäure und 1 Theil Salpetersäure, und nachher Abfillriren des unzersetzt gebliebenen Spiesglanzes.
Keines Chlorantimon ist eine dicke, bulterartige Substanz, welche in der Wärme schmilzt und begierig Wasser aus der Luft anzieht; es soll aus 1 Aeq. Spiesglanz und 1 % Aeq. Chlor bestehen; die käufliche Spiesglanzbutler enthält aber meist freie Salzsäure, Wasser und ist durch Eisen gelb oder rölhlich gefärbt. Sie stellt eine dickliche, gelbliche, an der Luft weisse Dämpfe bildende, sehr saure und ätzende Flüssigkeil dar, welche durch Zusatz von Wasser zersetzt wird, indem ein weisses Pulver sich präcipilirt (Pulvis Algarolhi). Sie muss in Gläsern mit Glasstöpseln aufbewahrt werden. Das spec. Gewicht variirt von 1,34 bis zu 1,40 C44 —490B.)
Das Chlorantimon wird blos äusserlich, als Aetzmittel, angewendet; es wirkt nicht in die Tiefe, weil es bei der Berührung mit den organischen Theilen durch ihr Wasser, welches es anzieht, verdünnt und zersetzt wird; die Stellen, welche es ätzt, werden sogleich weiss, der später entstehende Schorf hat eine gelbgraue Farbe. Unter den flüssigen Aetzmitteln wird ihm von den Thierärzten der Vorzug gegeben, insbesondere bei Geschwüren und Fisteln am Huf der Pferde oder den Klauen des Rindes und der Schafe, bei der bösartigen Klauenseuche der letztern, im Strahlkrebs, zur Zerstö-
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IV. Magnesia sulphurica.
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- von Wun? .e ^-SÄ'SÄ^Ä; S
welcher man das Aetzmittel auf den Zuvor abgetrockneten Theü bringt.
Magnesia sulphurica. S^roefelfaure laquo;ulk- laquo;gt;J'laquo; jBJittmtlie. Sal amarum. JJittcrfalj.
Fitted. ..r-. s.1 ^raquo;raquo;. 1-squot;1raquo;- quot;=quot;#9632; Squot;
catharique amer. Elaquo;si. Sulpliate of Magnesia. Epsom salt.
Chemische Formel: MgO SOraquo; 7HO.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;• j n,.c
Das bei uns im Handel vorkommende B.Uersalz wird aus Böhmen erhallen, .o es einen Bestandtheil mehrerer M.neral-.a ser (Seidschülz, Seidlilz, PiUna) ausmacht. Ebenso w.rd TnEndnd aus dem Epsomer Wasserraquo; erhalten; auch kann es Id. Mutterlauge der Seesalz-Siedereien als Nebenprodukt be-: e ^efde' cl^das Meer.asser Billersalz enth.t; lezlere Sorte ^dVdoch an der Luft gerne feucht von einem Anlhcü salz-
^^^ ^etUeine. spiele, .^än^ stalle fseltener 4 und Sseilige Prismen), welche 51 - 54 Proc. Cn-ser enthalten und an der Lua ^^J*
schmeckt salzig und bitter, ^f8 ^ ^t es laquo;nraquo; dendes dreimal sein Gewicht auf; m Alkohol ,St es un osl eh.
Es kann mit klein krvstallisirlem Glaubersalz verfälscht werden- dies lässt sich durch chemische Untersuchungen auf semen
^-rsfL^rd^zri^ilaquo;:
Magnesia, Magnesia alba) ^tntsalzes ist 1 At. Biltererde,
Die Zusammensetzung des Bittersalzes isi 1 AI. Schwefelsäure und 7 Al. Wasser Spec. Gew^ ^8. Es st weder mit reinen und kohlensauren Alcal.en, noch m.t Salpeter, Sahlk mit Kalk-, Baryt- und Blei-Salzen zusammenzumtschen.
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IV. Manganum hyperoxydatum nativum.
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Das Bittersalz wirkt küblend, eiitzündungswidrig, abführend; es passt besonders in Verbindung mit schleimigen Mitteln bei Entzündung der Schleimhaut des üarmkanals, nach heftigen Coliken, als Corrigens zu Aloe und Croton, bei Anschoppungen im Darme (mit bittern und gewürzhaften Pflanzenstoffen), bei Anschwellung der Gekiösüriisen junger Thiere ; ferner anstatt des Glaubersalzes, wenn etwa das Bittersalz wohlfeiler wäre (wie in der Nähe der 3ereitungs-0rte) ; gegen Bleivergiftung gibt man ihm den Vorzug vor den andern schwefelsauren Salzen.
Die Dosis ist für die grössern Hausthiere 3 — 4 Unzen, täglich 2 — 3mal; um abzuführen bedarf man 1 — 1 V, Pfund. Man gibt es theils auf dem Futter (Kleie), theils als Latwerge mit Leinsamen u. dgi. oder (bei Rindvieh) als Auflösung in einer schleimigen Abkochung.
Formeln: Nr. 1. R. Magnesiae sulphur. Unc. 3.
Infus. flor. chamon. Unc. 12. M. D. S. Trank. Bei enlzündlicher Colik der Pferde. Nr. 2. R. Salis amari Unc. 8.
Pulvis sein. lini. Unc. 2. M. D. in duplo. S. Je mit 2 Pfd. lauem Wasser einzuschütten. Abführendes Mittel für Rindvieh.
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Manganum hyperoxydatum ualivum.
#9632;Dniunllein. Manganum oxydalum. ittaiigaufuiJcrorpti. #9632;örrtimftcill-ycbtvcirijli. Oxydum mangani nigrum. Magnesia vitriarlorum.
Franz. Peroxyde de manganese , Magnesie noire. Engt. Manganese, Native peroxyde of manganese. Chemische Formel: MnO'J.
Das im Handel vorkommende Braunsleinerz ist slahlgrau, graubraun oder schwarz, theilweise in glänzenden Nadeln kry-slallisirt, schwer, hart und meist mit Flussspalh, Quarz, Mangan-oxydulhydrat, Eisenoxvdhjdral u. s. w. gemengt. Das Pulver ist schwarz. (Das Pulver des natürlich vorkommenden Mangauoxjdul-hydrals ist rolhbraun.) Spec. Gewicht: 3,7.
Das Manganhyperoxyd besieht ans 345,9 Theilen Mangan-Metall und 200 Theilen Sauersloif; es wird nicht wohl verfälscht.
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IV. Manganum hyperoxydatum nativum.
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Man wendet das Braunsteinpulver innerlich als ein die Verdauungs-Organe stärkendes, die Thätigkeit des Lymphsystems und der Haut vermehrendes Mittel vorzugsweise bei Pferden an (z. B. in veralteter Druse, Rotz, Hautwunn, chronischen Hautausschlägen). Man gibt y,— 1 Unze pro dosi meist in Verbindung mit bittern und aromatischen Ptlanzenstoffen, in Latwerge- oder Pillenform.
Aeusserlich streut man das Pulver auf unreine Geschwüre, oder mischt dasselbe mit 3 — 4 Tl'.eilen Fett und reibt die Salbe auf hartnäckige trockene Hautausschläge (Flechten, Räude, Maulgrind u. s. w.) ein.
Der Braunslein muss sowohl zum inncrn als äusserlicben Gebrauch sehr fein gepulvert seyn.
Chlor - R ä u c h e r u n g e n. Die nach Guyton - Morveau genannten oxjdirt-salzsauren Käucherungen, zur Desinfection der Slälle, worin Thiere mit ansteckenden Krankheiten sich befanden, werden aus Braunslein, Kochsalz u. s. w. auf folgende Weise gemacht. Man mengt gepulverten Braunslein 1 Theil mit Kochsalz STheile, Ihut das Gemenge in einen Scherben von gebrannter Erde, der auf eine Schüssel mit glühenden Kohlen gestellt wird; hierauf giessl man eine Mischung von 1 Theil conc. Schwefelsäure und ebensoviel Wasser hinzu, und lässt die entstehenden Chlordämpfe in dem verschlossenen Stalle 12 — 24 Stunden sich sammeln, worauf man denselben wieder öffnet und frische Luft einslrümen lässt. Wenn man keine Hitze anwendet, entwickelt sich das Gas langsamer.
Wo etwa die Räucherung neben lebenden Thieren in dem Stalle vorgenommen werden wollte, muss die Entwicklung des Gases in weit geringerem Grade vor sich gehen, da dasselbe auf die Lungen nachtheilig wirkt. Stall der Räucherungen mit Braunslein, Kochsalz und Schwefelsäure kann man auch Chlorkalk und eine Säure oder ein saures Salz nehmen (s. bei Chlorkalk).
Zur Räuchening eines Stalles von etwa 4 Pferdeständen ist Vraquo; Unze Brannstein, l'/jUnze Kochsalz, nebst 1 Unze Schwefelsäure mit ebensoviel Wasser verdünnt, erforderlich.
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IV. Mel crudum.
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Mel crudum.
Franz. Mid jaune, £raquo;11;/. Honey.
Eine zuckerartige, von den Bienen aus den Nectarien der Blumen gesammelte und in den Wachs-Zellen niedergelegte, dickflüssige oder körnige Substanz, von weisslicher, gelber oder röth-licher Farbe, eigenlhiimiicliem Geruch und sehr süssem (nach den Blumen, aus denen der Honig gesammell worden, etwas verschiedenem) Geschmack. Der Honig ist im Wasser auflöslich und besteht aus einem kryslallisirbaren (dem Traubenzucker ähnlichen) und einem nicht kryslallisirbaren, dem Syrup ähnlichen Zucker, ferner aus Wachs, Schleim, freier Säure und gelbem Farbstoff.
Der weisse, von selbst aus den Honigwaben abfliessende Honig (Jungfernhonig) ist reiner als der gelbe, welcher mit Anwendung von Wärme durch Auspressen erhallen wird; letztere Sorte ist jedoch ihres geringeren Preises wegen in der Thierheilkunde am gebräuchlichsten.
Alter, in Giihrung übergegangener Honig, welcher sauer oder stechend riecht, solcher der mit Wasser verdünnt, oder im Ge-genlheil mit Mehl verdickt ist, taugt nicht.
Man schreibt dem Honig' eine auflösende Wirkung:, besonders bei Reizung der Respirations-Schleimhaut, ferner erweichende, nährende und in grossen Gaben gelinde abführende Eigenschaften zu; allein er ist mehr als ein formgebendes Mittel für die Latwergen, Bissen u. s. w. zu betTachten, das zwar seit den ältesten Zeiten in der Thierheilkunde gebräuchlicii, dennoch durch wohlfeilere Mittel z. B. Leinsamen, Mehl, Eibischwurzet u.dgl. gut zu ersetzen ist. Insbesondere könnte, da wo Zuckerralfinerien oder Runkelrübenzuckerfabriken sind, der äusserst wohlfeile Syrup an seine Stelle treten.
Bei sehr wähligen, insbesondere jungenThieren, denen man die Arzneien angenehm machen, oder wobei man nebenher den Schleimaiswurf aus den Bronchien befördern will, mag derHonig noch gestattetseyn, ausser-dem aber vertheuert er die Arzneien der Thiere auf eine nicht zu rechtfertigende Weise.
Aeusserlich wendet man den Honig als Zusatz zu erweichenden und entzündungswidrigen Ausspritzungen z. B. des Mauls in der Maulseuche, bei Bräune u. dgl. an; in Wunden befördert er die Eiterung und ist ein Bestand-theil mancher Digestiv-Salben.
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IV. Natrum sulphuricum.
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Natrum sulphuricum.
SdjmefdfaurM tlalnm.
Sal mirabile Glauberi. copy;laubtrfn^.
Sal Friederici. £ättgt;x\amp;iih\l} {ven Jitc fount iTrirtridjel)laquo;laquo; in Sadjffn).
From. Sulfate de soude. Sei admirable de Glauber.
Engl. Sulphate of soda. Glauber's Salt.
Chemische Formel: NaO SO3 -f- 10HO.
Das schwefelsaure Natron wird bei der Bereitung der Salzsäure (aus Kochsalz und Schwefelsäure) als Rückstand erhalten (in England bei der Bereitung des Salmiaks ans schwefelsaurem Ammonium, in Schweden aus der Mutlerlauge der Eisenvitriol-Fabrikation). Es kryslallisirt in sechsseiligen oder rhombischen, grossen, durchsichligen Prismen, welche an der Luft bis auf 55 Proc. ihres Crystallisationswassers verlieren, und dadurch in ein weisses, mehliges Pulver zerfallen. Der Geschmack ist kühlend, salzig und bitter; die Auflöslichkeit des Salzes ist sehr gross, 100 Theile Wasser von 18deg; lösen 48Theile, bei 25deg; 100 Theile und bei 32deg; 270 Theile Salz auf. Es ist ein neutrales Salz und besieht aus 1 At. Schwefelsäure und 1 At. Natron. Spec. Gewicht 1,360.
Das schwefelsaure Natron vertrügt sich nicht mil Kalk-, Baryt- und Bleisalzen, kohlensaurem Kali.
Bei der grossen Wohlfeilheit dieses Salzes ist eine absichtliche Verfälschung desselben kaum denkbar; dagegen kann (durch Umrühren der krystallisirenden Auflösung bereitetes) klein krystalli-sirles Glaubersalz für Bittersalz, welches letztere höher im Preise steht, verkauft werden.
Die Anwendung des Glaubersalzes ist sowohl in diätetischer als cura-tiver Hinsicht sehr verbreitet. Pferde, welche bei starker Arbeit sehr grosse Haber-Rationen erhalten, oder solchen, die bei massiger Fütterung zu viel Ruhe haben, gibt man häufig in der Woche 1 — 2mal %— '/#9632;, Pf(1-Glaubersalz auf Kleienfutter, um Anschoppungen des Rauhfutters vorzubeugen. Wo solche bereits vorhanden sind, reicht man diese Gabe des Tages 3mal und unterstützt ihre Wirkung durch Klystire. Ausserdem wird das schwefelsaure Natron als kühlendes, entzündungswidriges und abführendes Mittel, theils für sich, theils in Verbindung mit andern (als adjuvans oder corrigens) gebraucht. Für das Rindvieh ist dasselbe in der Dosis von V, — 1 Pfund (in einem schleimigen Decoct aufgelöst) ein gewöhnliches Abführungsmittel.
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g
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IV. Nux vomica.
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Es ist beim Einschulten von Glaubersalzauflosungen zu be-riicksichligen, dass dieses Salz durch sein Zerfliessen viel Wärme absorbirl, wodurch die Auflösung eine sehr niedere Temperatur bekommen kann (z. B. 3 Unzen Glaubersalz erkälten 15 Unzen Kamillen-Infusum von 50deg; R. auf 35deg;).
Aus diesem Grunde kann man auch das Glaubersalz äusser-lich zu kühlenden Umschlügen verwenden.
Von dem durch Austrocknen seines Cryslallwassers beraubten Salze, Nat rum sulphuricum siccalum, bedarf man bei der innerlichen Anwendung einer um l/A—1/.3 geringern Dosis, als von dem krystallisirlcn Salze ; die Auflösung des getrockneten Salzes in Wasser ist mit Erwärmung verbunden. Formeln:
Nr. 1. R. Natr. sulphuric. Unc. 4.
Rad. gentian, pulv. Unc. %. M. Denl. lal. dos. quatuor. S. Täglich 3 Gaben auf Kleienfutter zu geben. (Bei Indigestion der Pferde.)
Nr. 2. R. Natri sulphuric. Unc. 3.
Infus. flor. chamom. et rad. gentian. Unc. 12. M. D. S. Alle '/jj — 1 Stunde eine solche Gabe. (Bei Ueberfütte-rungs-Colik).
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Nux vomica.
nu-rijuiilquot;;. iUrtlji'imiiijrii. Franz. Noix vomique. Engl. Nux vomica.
Die Brechnüsse, sind die Samen eines in Ostindien einheimischen Strauches oder Baumes, Strychnus Nux vomica (Cl. Penlendria Monogynia, Fam. Contortae, Ord. Slrychneae) und liegen zu 3 — 5 in dem fleischigen Mark der pomeranzenähnlichen Frucht desselben.
Die Brechnuss ist scheibenähnlich, hat etwa :,/4 Zoll Breite und 1 — l1/, Linien Dicke, der Rand ist etwas dicker als die eingedrückte Milte des Samens; ihre Farbe ist gelblich grau, glänzend, die Substanz sehr hart und hornarlig zähe, fast geruchlos, aber sehr stark biller schmeckend.
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IV. Nux vomica.
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Die Bestandtheile der Brechnuss sind: igasursaures Strychnin und Brucin, gelber Farbstoff, bullerarliges Oel, Wachs, Gummi, Stärkmehl, Bassorin und Pflanzenfaser. Die Wirksamkeit der Brechnuss rührt von dem Gehalt an Strychnin (0,4 Proc.) und Bruein her. Ersleres wird mittelst Weingeist aasgezogen, und durch ein zusammengesetztes Verfahren von den übrigen Besland-theilen getrennt. Das reine Strychnin bildet ein wcisses, in Prismen krystaliisirendes Alcaloid, welches mit Schwefelsäure, Salzsäure u. s. w. leicht auflösliche Salze darstellt.
Die Brechnüsse sind wegen ihrer Zähigkeit schwer zu pul-verisiren, sie kommen daher auch gemahlen oder geraspelt im Handel vor; dieses Pulver ist aber leicht zu verfälschen, daher es, wo solche Besorgniss vorliegt, vorzuziehen ist, die ganzen Samen selbst zu raspeln, wodurch man ein leichtes, hellbräunliches Pulver erhält.
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Die Wirkung der Nux vomica ist hauptsächlich auf die Bewegungsnerven (Rückenmark) gerichtet, deren verminderte oder ganz aufgehobene Thätigkeit (Lähmung oder lahmungsarlige Schwäche) sie wieder erhebt. Sie passt jedoch rein für nervöse Lähmungen und nicht bei Entzündung, Fieber und Vollblütigkeit. Nebenbei wirkt die Brechnuss auf den Verdautmgs - Canat verstopfend oder gegen den Durchfall und bei Fleischfressern brechenerregend.
Man wendet gewöhnlich das Pulver entweder für sich oder mit einem indifferenten Bindemittel (in Pillenform) oder in Verbindung mit Neutralsalzen an, um seiner verstopfenden Wirkung entgegen zu wirken, oder endlich mit Reizmitteln wie Ammonium, Kamphor, Weingeist u. s. w. In flüssiger Form (als Decoct) tritt die Wirkung schneller ein und ist weit heftiger. Die Dosis Tür Pferde ist von '/j Drachme (inPillenform) steigend bis zu 4 — 6 Drachmen und selbst darüber. Die Wirkung zeigt sich durch Zuckungen, welche electrischen Stössen ähnlich sind. Es ist wohl zu bemerken, dass eine zu grosse Gabe leicht tödtlich wirkt, und dass selbst auf massige Gaben, welche das Thier scheinbar ohne Wirkung genommen hatte, unerwartet ein allzu heftiger Effect, ja selbst der Tod eintreten kann. Diess rührt theils von der Verschiedenheit der Qualität des Mittels, tbeils von dem Zustande des Magens (ob leer oder nicht), endlich von der Anhäufung des Mittels im Körper her.
Das Strychnin ist zu theuer für die Anwendung bei grössern Haus-thieren, Pferden könnte es zu 1—3 Gran gegeben werden; bei Hunden ist es gegen Krämpfe. Zuckungen (nach der Staupe), Lähmung zu Vg—1/4 Gr. (mit Zucker oder Amylum) nützlich gewesen.
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IV. Oleum animale empyreumalicum.
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Formeln: Nr. 1. R. Nuc. votnic. pulv. Dr. 4.
Rad. allhaeae pulv. Unc. 2. Aq. fontan. q. s. Fiant pill. 4. D. S. Morgens und Abends 1 Pille nach dem Futter zu geben. (Bei Kreuzlähme der Pferde.)
Nr, 2. R. Exlr. nucis vomicae.
Camphorae subactae ana Dr. 1.
Bacc. juniperi cont. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. elect, molle. Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages. (In Paralyse. Hayne.)
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Oleum animale empyreuraaticum.
'il)iniM)f9 ilrttiitiül. Oleum Cornu Cervi foetidum. StinkcnlicB ^irfdjliotniil. Oleum pyro-animale. lt;0rcn3lid)t0 ^Ijicrol. Oleum pyrogenium animale.
Franz. Huile empyreumatlque non rcctifie, lluile pyrozoonique. Engt. Har(.laquo;liorn Oil.
Man erhält das stinkende Thieröl als Nebenprodukt bei der Salmiakfabrication; früher wurde es durch trockene Destillation thierischer Substanzen, und namentlich aus geraspeltem Horn oder Hirschhorn bereitet. Es stellt eine braunschwarze, undurchsichtige, dickflüssige, scharf und bitter schmeckende und stinkende Flüssigkeit dar, welche etwas schwerer als Wasser ist, sich schwer mit demselben, dagegen mit Weingeist, Aether und fetten Oelen mischt. Es enthält Ammoniak - Verbindungen mit Kreosot, Blausäure, Essigsäure, Kohlensäure, ferner Eupion, Paraffin, Picamar u. s. w. Spec. Gewicht 1,028.
Das gereinigte brenzliche Thieröl, Oleum animale Dippelii, ist heller an Farbe, sehr dünnflüssig und flüchtig; durch die Einwirkung der Luft und des Lichts wird es allmählich wieder braun und verdickt; es ist in der Thierheilkunde entbehrlich.
Der Preis des rohen, stinkenden Hirschhornöls ist so niedrig, dass es nicht wohl der Verfälschung ausgesetzt ist, höchstens könnte demselben flüssiger Theer (Pix liquida) beigemischt seyn.
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IV. Oleum animale empyreumaticum.
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Der üble Geruch und Gescbmack des HirschhornöiS macht dasselbe zu einem Eckel erregenden Mittel; ausserdem wirkt es erregend auf das Nerven-und Gefässsystem. (Vgl. Sal Cornu Cervi und 01. petrae nigr.) Insbesondere wird es als ein die im Innern und auf der Haut der Thiere lebenden Parasiten tödtendes Mittel benützt. Als Wurmmittel (insbesondere geget; die Bandwürmer und Pallisadcnwürmer der Pferde) ist es von Chabert empfohlen worden, welcher jedoch das mit gleichen Theilen Terpentinöl gemischte und hernach rectificirte Thieröl anwendete (Huile empyreumatique de Cha-bert) ; dieses ist weniger dunkel, dünner und nicht so sehr übelriechenc', als das gewöhnliche Kirschhornöl, es wird in der Dosis von1/.,— 1 Unzeden grössern Hausthieren in einem aromatischen Pflanzen-Infusum oder in Pillen-form (mit Leinsamen u. dgl.), öfters auch mit Zusatz von einigen Drachmen Aloe gegeben.
Aeusserlich dient das Hirschhornöl zum Bestreichen wunder Stellen, um Insecten abzuhalten. Man kann Läuse, Zecken, Oestruslarven in den Nebenhöhlen der Nase bei Schafen u. s. w. damit tödten. Am meisten wird es gegen die Räude der Schafe, um die Milben zu tödten, benutzt.
Balneum ernpyreuinaticum Walzii. Die Walz'sche Brühe ist eine seifenähniiehe Auflösung, aus kaustischem Kali, Hirschhornöl und Theer bereitet. Nach seiner Vorschrift werden 4 Theile frischgebrannten Kalks allmählich abgelöscht (wobei sich derselbe erhitzt und zu Pulver zerfällt) sodann durch Zusatz von mehr Wasser zu einem Brei gemacht, in welchen man 5 Theile Pollasche einrührt; nach gehöriger Mischung werden allmählich 6 Theile Hirschhornöl und 3 Theile flüssiger Theer unter beständigem Umrühren hinzugemischt und die erhaltene breiartige Masse nach und nach mit 200 Theilen (durch ein Tuch geseihte) Mistjauche und 800 Theile Wasser verdünnt. Man rechnet von dieser Brühe 2 Pfund auf ein geschornes Schaf, auf ungeschorne dagegen nach Maasgabe des Wollwuchses mehr. Durch geringern Zusatz von Wasser lässt sich diese Brühe beliebig verstärken, wenn es erforderlich seyn sollte. Ein Zusatz von Schwefel (nach Waldinger) oder von Quecksilbersublimat ist unnölhig.
Formeln für die innerliche Anwendung: Nr. 1. R. 01. C. C. foelid. Unc. 1. 01. terebinth. Unc. y/v Aloes hepalhic. Unc. 1.
Farin. s. lini et aquae q. s. ad mass. pill. Div. in pill. 3. D. S. In einem Tage zu geben. (Wurmmll. für Pferde.)
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IV, Oleum juniperi.
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Nr. 2. R. 01. ricini Unc. %
01. C. C. foetid, quot;gutt. 10 - 15. M. D. S. Auf einmal. (Wurmmillel für einen Hund mittlerer Grosse.) Nr. 3. R. Camphorae.
01. lerebinlh. ana Dr. 2.
01. C. C. foetid, tfnc. gt;/2.
Rad. valerian, pulv.
Flor, chamom. pulv. ana Unc. 1. M. D. S. Mit Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht. (Im Nervenfieber der Pferde. Waldinger.').
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Oleum juniperi.
Oleum juniperi e lace. (Zum Unterscliiede von dem früher ebenfalls
gebrliuchliclien Oleum juniperi e ligno.quot;) Franz. Essence de genievre. Engl. Oil of juniper.
Man bereitet das Wachholderbecröl durch Destillation der bekannten Beeren (s. Baccae juniperi) mit Wasser; das specifisch leichtere Oel (Gewicht 0,91) schwimmt oben und wird auf mechanische quot;Weise atigeschieden. Frisch bereitet ist es dünnflüssig und beinahe farblos; später wird es gelblich und durch den Zu-trill der Luft dickflüssig, zulelzt harzig; es besilzl den eigen-thümlichen gewürzhaften Geruch der Beeren und einen scharf-bitterlichen Geschmack.
Der Gehalt der Beeren an ätherischem Oel ist gering, nämlich nur 1 Procenl; unreife Beeren sollen nach Recluz mehr davon enthalten, als die reifen, in welchen ein Theil des Oels in Balsam und Harz umgewandelt sey.
Das gewöhnlich im Handel vorkommende Wachholderbeeröl ist nicht rein, sondern mit mehr oder weniger Terpentinöl verfälscht, welches an dem geringem specif. Gewicht kenntlich ist.
Die Anwendung des Wachholderbeeröls ist hauptsächlich als harntreibendes Mittel in ganz ähnlicher Weise wie beim Terpentinöl (s. d.) nach gebrochener oder bei gänzlich mangelnder Entzündung; man kann, wenn das'fhicr schon längere Zeit Terpentinöl bekommen und sich an dessen Reiz
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IV. Oleum laurinum expressura.
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gewöhnt hatte, mit dem Wachholderbeeröl alnvechseln. Dosis 1 — 2Drachmen, in Pillenform mit unterstützenden und schleimigen Substanzen, selten mit Salmiak oder Spiesglanzpräparaten.
Zum äusserlichen Gebrauche, als Einreibung auf ödematöse Anschwellungen, indolente Geschwülste, bei veralteten Rheumatismen, Verstauchungen u. s. w. ist das wohlfeilere Terpentinöl vorzuziehen.
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Oleum laurinum expiessum. £orbtexäl. Oleum lauri. ftiorol. Oleum laurinum ungulnosum. Franj. Huilc de laurier. Engl. Laurel-oil.
Der Lorbeerbaum, Laurus nobilis L. CGI. Eneandria Mono-gynia, Farn. Laurineae) ist ein im südlichen Frankreich, Italien, Spanien einheimischer, Iheils 20 — 30 Fuss hoher, theils strauchartiger Baum, mit immergrünen, glänzenden, lederartigen Blättern. Die Beeren sind rundlich, frisch schvvärzlichblau, getrocknet dunkelbraun und runzlich und bestehen aus der Schaale (Oberhaut und Fleisch) und dem öligen kaffeebohnenähnlichen Kerne. Ihr Geruch ist eigenthümlich, gewürzhaft, der Geschmack bitter aromatisch.
Die Beeren, Baccae lauri, sind früher in derThierheilkunde häufig innerlich angewendet worden. Sie enthalten 0,8 ätherisches und 12,8 feiles grünes Oel, 1,0 Lorbeerkamphor, 7,1 Talg, 1,6 Harz, 25,9 Slärkmehl, 17,5 Gummi, 6,4 Bassorin, 8,2 Feuchtigkeit, Salze und Schleimzucker, 18,8 Pflanzenfaser.
Man bereitet das Lorbeeröl in dem Valerlande des Baumes, indem man die frischen Beeren in einem steinernen Mörser zerstampft und den Brei vor dem Pressen einer gelinden Wärme aussetzt; oder indem man die zerstossenen Beeren mit Wasser mischt, und eine Viertelslunde lang kochen lässt; das Pressen geschieht zwischen verzinnten Eisenplatten, welche in siedendem Wasser erhitzt worden sind. Beim Erkalten trennt sich das Oel und schwimmt oben, es wird abgesondert, bei gelinder Wärme geschmolzen und mittelst Durchseihen von fremden Theilen gereinigt.
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IV. Oleum olivarum.
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Das Lorbeerol ist ein Gemisch von fettem und ätherischem Ocl, bei der gewöhnlichen Temperatur salbenähnlich, körnig, von gelbgrüner Farbe, angenehmem, eigenthümlichem Geruch und bilterlichem, ätherischem Geschmack. Es zerfliesst schon in der Handwärme, mischt sich mit andern fetten und ätherischen Oelen, löst sich in Weingeist nur wenig, in Aether aber völlig auf. Spec. Gewicht 0,937.
Es soll mit grüngefärblem Schmalz, gepulverten Lorbeeren u. dgl. verfälscht werden.
Man wendet das Lorbeerol blos ausserlich als gelind reizendes, zer-thellendes Mittel, entweder allein oder in Verbindung mit Quecksilber-Salbe, Salmiakgeist, Terpentinöl, seltener mit Canthariden oder Sublimat an. Zur Verdiinnung der gewöhnlichen Cantharidensalbe ist es zweckmässig, auch bei nechtenartigcn Hautausschlägen als gelindes Reizmittel brauchbar; gegen Ungeziefer aber leistet es weniger als die andern gebräuchlichen Mittel (z.B. Quecksilber-Salbe, Hirschhornöl).
Formeln: Nr. 1. R. Olei laurin. Uno. 2.
Camphorac trit. Dr. 1.
Liq. ammonii caustic. Dr. 2. M. Einreibung , auf Zellgewebsverhärtungcn.
Nr. 2. Belafond gibt folgende Vorschrift als Liniment um excitans - resolvens:
R. 01. laurin expr. Unc. 4. 01. lavandul. Unc. 3.
Camphorac Dr. 2. M. Statt des bei uns Iheuren Lavendclöls könnte Terpentinöl genommen werden.
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#9632;quot;^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oleum olivarum.
jDaumäl. (DUi'cnol. Frans. Huile d'olive. Engl. Olive Oll.
Der Oelbaum, Olea europaea L. (Cl. Diandria Monogynia, Farn. Jasmineae) ist im südlichen Europa und Orient einheimisch und wird in verschiedenen Varietäten angebaut. Seine Früchte
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IV. Oleum olivarum.
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sind pflaumenähnlich, länglich rund, in der Grosse eines Tauben-Eies , von hell- oder dunkelgrüner, oder rolhschwärzlicher Farbe; sie enthalten unter der Oberhaut ein herbschmediendes Fleisch, welches eine harte, gefurchte Nuss umgibt, in welchem ein öliger, weisser Kern eingeschlossen ist. Das fette Oel ist in dein Fleische der reifen Früchte enthalten.
Man erhält dts Baumöl, indem man die Früchte zwischen Mühlsleinen zerquetsehl, so jedoch, dass die Nuss nicht gebrochen wird; man presst sie hierauf gelinde in einem Sacke und bekommt hiedurch die feinere Sorte des Baumöls. Der Rückstand wird einer Art Gährung überlassen, ausgekocht und aufs Neue stark gepresst; dies gibt die ordinären Sorten des Baumöles, welche zum Theil blos zur Seifebereilung verwendet werden. Das erstere (sog. Provenceröl) ist blassgelb oder grünlichgelb, von mildem Geschmack und fast geruchlos; das ordinäre Oel ist dunkel grünlichgelb oder bräunlichgelb, von etwas ranzigem Geruch und Geschmack.
Das Baumöl gesteht bei einigen Graden über dem Gefrierpunkt zu einer körnigen Masse, bei ungefähr 240deg; R. kocht es und fängt an zersetzt zu werden; es ist das leichteste fette Oel, sein spec. Gewicht ist bei 12deg; nur 0,919.
Das Baumöl (und das Fett überhaupt) löst sich nicht in Wasser und wässerigem Weingeist, wenig in wasserfreiem Weingeist, mehr in Aether auf; es mischt sich mit andern Feiten, Wachs und Harz und mit ätherischen Oelen in jedem Verhältniss. Es löst den Phosphor (2 Procent) und Schwefel (lelzlern in grosser Menge in der Hilze), besonders aber den Kamphor auf, und verbindet sich mit den Laugen und dem kaustischen Ammoniak zu Seifen (s. grüne Seife und flüchtiges Liniment).
Das Baumöl wird nicht seilen mit wohlfeileren, inländischen Oelen (Mohnöl, Nussöl u. dgl.) verfälscht; da indessen in der Thierheilkunde das ordinäre Baumöl, welches unter dem Namen Lecceröl (von dem Ausfuhrort Lecce im südlichen Italien) im Handel vorkommt, vorausgesetzt dass es nicht altershalber ranzig geworden ist, ganz wohl brauchbar ist, dieses aber im Preise wenig von dem Mohn - oder Leinöl differirt, so ist eine Verfälschung nicht zu befürchten.
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IV. Oleum petrae.
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Man wendet das Oel theils für sich, als einhüllendes, schlüpfrig machendes, erweichendes, besänftigendes Mittel, sowohl innerlich als äusser-lich an; häufig aber als Vehikel für andere Arzneistoffe und besonders äusserlich zu Linimenten, Salben u. s. w. an.
Den Klystiren und Einschütten z. B. in der Kolik der Pferde Oel zuzusetzen , ist enlbenrlich, ebenso sind die gekochten Oele, z. B. Oleum hyos-ciami coctum, Oleum chammomillae cod.. Oleum hyperici u. dgl. ohne besondern Werth.
Man kann, wo es auf Ersparung ankommt, allerdings einheimische Oele, Schmalz u. dgl. statt des Baumöls verwenden; man bedarf indessen von den auslrocknenden Oelen, wie Mohn-und Leinöl, mehr, um die gleiche Wirkung hervorzubringen, das Küböl aber ist wegen seiner Bereitung (mit Anwendung von Hilze) dem Ranzigwerden sehr ausgesetzt.
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Oleum petrae.
jStciniil. Oleum pelrae nigrum, album, rubrum. JSdjuiwjtB, raquo;tifjco, tettycs Stciuöl. Petroleum. Franz, Pclrole. Eni/l. Petroleum, Rock-Oil.
Dieses mineralische Produkt fliesst aus der Erde oder schwimmt auf dem Wasser und scheint an verschiedenen Slellen durch unterirdische Verbrennung von Pflanzensloffen oder Kohle zu entstehen. Es besteht hauptsächlich aus KohlenstolT (88,02) und Wasserstoff (11,98), nebst etwas Sauerstoff und Slickstoff; es enthält ausser dem eigenlhümlkhen ätherischen Oel(Naphta), noch Paraffin, Kreosot, Essigsäure und (besonders das schwarz?) eine an der Luft sich leicht oxydirende und dabei verharzende Substanz.
Je mehr kohlenstoffhaltig das Sleinöl ist, desto dunkler ist seine Farbe; so ist das 01. petrae nigrum schwärzlich, dickflüssig, das 01. petrae album dagegen lichlgelb oder fast wasserhell, durchsichtig, leichtflüssig und sehr flüchtig. Das rolhe Sleinöl ist gewöhnlich mit Alcanna gefärbtes, weisses Sleinöl; durch Zusatz von Alealien wird diese künslliche Färbung erkannt (niedergeschlagen). Der Geruch des Sleinöls ist pecharlig, brenzlich.
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IV. Oleum ricini.
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der Geschmack ebenso, es brennt mit stark russender Flamme, schwimmt auf dem Wasser, mischt sich nicht mit demselben, aber mit feiten und ätherischen Oelen und löst sich in absolutem Weingeist und Naphthen leicht auf, in wasserhalügem Weingeist dagegen schwer. Sein spec. Gewicht variirt von 0,758 — 0,878. Es wird manchmal mit Terpentinöl oder mit wohlfeilen feilen Oelen verfälscht, was theils durch den Geruch, theils durch die geringere Löslichkeit in Weingeist erkannt wird, auch erhitzt sich solch verfälschtes Steinöl stark auf Zusatz von conc. Schwefelsäure.
Die Wirkung des Steinöls ist der des pdanzen-empyreumatisclieii Oels (Theer) und des Terpentinöls ähnlich. Das welsse oder rothe Steinöl wird innerlich als Trank (z. B. mit Kalkwasser) im Aufblähen des Rindviehs zu '/j—1 Unze empfohlen, wo es wahrscheinlich als Ekel erregendes Mittel wirkt.
Aeusserlich wendet man das schwarze Steinöl auf Hufverletzungen und Geschwüre an; auch bestreicht man damit Stellen des Körpers oder Gegenstände, welche die Thiere nicht belecken sollen. Gegen Hautausschläge ist es nicht wirksamer als der Theer oder das Hirschhornöl.
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Oleum Ricini.
IfUcinusirl. Oleum Pslmae Christi. Oleum Cataputlae majoris. Franz. Huile de ricin, Huile du palma christi. Engl. Castor-Oil.
Der Wunderbaum, Ricinus communis L. (Cl. Monoecia Mo-nadelphia. Fain. Euphorbiaceae) ist in Ostindien, dem nördlichen Afrika, Griechenland einheimisch, wird im südlichen Frankreich gebaul und bei uns nicht selten in Gärten getroffen; in den heissen Ländern ist er mehrjährig und wird Strauch- und baumartig, bei uns ist er meist einjährig und krautartig. Seine Samen sind länglich-runde, plattgedrückte, 3 —6 Linien lange Körner von hellgrauer und brauner Farbe, zierlich gesprenkelt und bestehen aus einer zerbrechlichen Schale, und einem weissen öligen Kern. Ihre Beslandlheile sind 23,82 Schale, 69,09 Kern, 7,09 Feuch-ligkeil; die Kerne enlhallen 46,19 Froc. (des Ganzen) feiles Oel.
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IV. Oleum ricinl.
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Das Riclnusöl wird durch Auspressen aus den reifen Samen erhalten; es ist blassgelb, seltener bräunlich, sehr zähe und dickflüssig, frisch beinahe geruch- und geschmacklos; an der Luft wird es entfärbt und bekommt einen scharfen, kratzenden Geschmack, welcher von der Bildung zweier scharfer, der Oel-, Margarin- und Talgsäure ähnlicher Säuren (der Ricinsäure und Ricinölsäure) abhängen soll. Es gesteht selbst bei grosser Kälte nicht, wird bei 265deg; zersetzt und ist specifisch schwerer als andere fetten Oele (0,969 bei 12deg; R.).
Das Ricinusöl zeichnet sich vor andern fetten Oelen dadurch aus, dass es sich in jedem Verhällniss mit absolutem Weingeist mischt, und sich im gleichen Gewicht desselben ganz auflöst. Diese Eigenschaft wird benutzt, um die Verfälschung des Ricinusöls mit andern fetten Oelen nachzuweisen. Es soll auch aus einem feiten Oel und etwas Crolonöl nachgemachtes Ricinusöl im Handel vorkommen.
Das aus Wesündien kommende Ricinusöl soll stärker pur-girend wirken, weil ihm die dem Ricinus ähnliche Samen der Jatropha Curcas oder selbst des Croton tiglium beim Auspressen beigemischt werden sollen.
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Das Ricinusöl wirkt selbst in grossen Gaben nur unsicher als Purgir-mittel für Pferde oder Wiederkäuer; dagegen ist es eines der besten Pur-girmittel für Hunde, denen es zu 2 Dr. bis l/2 Unze entweder rein oder mit einem schleimigen Decoct gemischt, eingegeben wird.
Formeln: Nr. 1. R. 01. ricini Dr. 2.
Syrup. spinae cervinae. Unc. x/v M. Purgirmittel für kleine Hunde; auf 2mal zu geben.
Nr. 2. R. 01. ricini.
Mucil. gum. arabic. ana Unc. 1. M. Auf einmal; für einen grossen Hund.
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IV. Oleum terebinthinae.
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Oleum terebinthinae.
Spiritus terpentliinae. reg;crpciuini|ci(l. Frans. Huile au Essence de (erebentliine. £raquo;15/, Oil of turpentine, Spirit of turpentine.
Man bereitet das Terpentincl im Grossen durch Destillallon des gewöhnlichen Terpentins (s. d.) unter Zusatz mit Wasser; das im französischen Terpentin etwa 12, im venetianischen 18 — 25 Procent betragende, übergehende, dünnflüssige und wasserhelle Oel hat den eigenlhümlichen Geruch und einen brennenden Geschmack. Es ist brennbar, flüchtig, siedet bei 125deg; R., rölhet Lacmus, zieht aus der Luft viel Sauerstoff an und wird dadurch gelblich und harzig, löst sich in starkem Weingeist und Aether (in ersterem zu einem Viertheil seines Gewichts) und verbindet sich mit andern ätherischen und fetten Oelen, mit Alkalien, und bildet mit salzsaurem Gas eine kamphorähnliche Substanz (Ter-penthin-KamphoO. Spec. Gewicht 0,869.
Man erhält das Terpentinöl meist aus Frankreich oder Italien ; es wird, da es das wohlfeilste ätherische Oel ist, nicht wohl verfälscht, eher zur Verfälschung theurer ätherischer Oele benutzt. Das aus demTheer destillirte Oleum pini, Kienöl, sowie das aus der Zwerchdchle erhaltene Krummholzöl, Oleum templinum, (ersteres bräunlich und etwas brenzlich, lelzteres von grünlicher Farbe und wachholderähnlichem Geruch) können, wo sie wohlfeiler zu haben sind, statt des Terpentinöls gebraucht werden.
Für die thierärztlichen Zwecke ist es nicht nöthig, dass das Terpentinöl reclificirl werde.
Die Anwendung des Terpentinöls ist theils innerlich, theils äusserlich. In kleinen Gaben, d. b. zu 1—2 Drachmen pro dosi den grössern Thieren innerlich gegeben, wirkt es alsReizmiltel auf das Gefäss- und Nervensystem, (in asthenischen, nervösen Fiebern, Anthrax) insbesondere aber auf die Nieren, deren Secretion es vermehrt. Man verbindet es entweder mit Brechwein-slein, Salmiak (seltener Kamphor), ferner mit Wachholderbeeren, Leinsamen zu Pillen, oder gibt es in tlüssiger Form als Emulsion mit Eigelb oder Schleim. In grossen Gaben, d. h.zu 1—4 Unzen, hat man es gegen Krampf-und Windkolik, Aufblähen, auch im Kalbefieber der Kühe empfohlen: es erfordert jedoch Vorsicht, wegen möglicher Complication dieser Kankheiten mit einer Entzündung. In rheumatischen Krankheiten, veralteter Druse
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IV. Oleum terebinthinae.
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gegen hartnäckige Oedeme, Fäule und Egelkrankheit der Schafe verbindet man das lerpentinöl mit Schwefel, Spiesglanz, bittern und gewürzhaften Mitteln.
Gegen Eingeweidewürmer ist es ebenfalls empfohlen; es bildet einen Bestandtlieil des Ckahert'schen Oels (s. 01. Cornu Cervi).
Aeusserlich wirkt das Terpentinöl als Reizmittel und verursacht Röthe, Schmerz (besonders an feinbehaarten Stellen) und leichte Geschwulst; manche Pferde, besonders aber die Hunde, sind sehr empfindlich dagegen; es wird theils allein, theils mit Weingeist gemischt eingerieben; bei rheumatischem Hinken, älteren Verstauchungen u. dgl. ist eine Verbindung des 01. terebinth, mit Salmiakgeist (oder zugleich mit Weingeist, z. B. 3 Uno. Weingeist, 1 Uno. Salmiakgeist und 1 Unc. Terpentinöl) zweckmässig. Zu stärkerer Reizung (z. B. für Rindvieh) kann man 1 Theil Canthariden mit 8 Theilen Terpentinöl digeriren und die abgegossene Flüssigkeit einreiben.
Das Terpentinöl ist ein Beslandlheil des Benz'schen Liquors gegen Piphackens.S. 105.; ferner der Terpenlinseife, Sapo terebinth in a tu s, aus 8 Theilen grüner Seife, 6 Theilen Terpentinöl und 1 Theil gereinigtem kohlensaurem Kali bereitet; des Wundbalsams, Balsam us vulnerarius der Berliner Thierarzneischule, aus Terpentinöl, Aloe-, Myrrhen- und Asant-Tinctur von jedem gleichviel. Der terpentinhaltige Schwefelbalsam, Balsamum sulphuris lerebinthinalus, ist wenig gebräuchlich.
Das Terpenlinöl tüdtet die Inseclcn (Läuse , Flöhe u. s. w.) und löst den in den Haaren klebenden Eiter, Schorf u. dgl. auf.
Formeln: Nr. 1. R. Farin. sem. lini Unc. 2. Tart, emetic. Unc. '/.,. Aq. fervid, q. s. ad mass, pillul. adde
01. terebinth. Unc. I/2. M. fiant pill. 4. D. S. Täglich 3 Stück. Für Pferde. (Im zweiten Stadium der Influenza, bei Wasser - Erguss.)
Nr. 2. R. 01. terebinth.
Sulphur, aurat. anlim. ana Unc. V2.
Bacc. juniper. pulv. Unc. 3. M. Divid. in part. 4. D. S. Täglich 3 Gaben mit Mehl und Wasser als Latwerge. Wie Nr. 1.
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IV. Opium.
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Opium. JHoljnfaft.
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Opium theblacum. Franz. und Engt. Opium.
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Die Pflanze, welche das Opium liefert, ist der im Orient einheimische, bei uns häufig als Oelpflanze angebaute Schlafmohn, Papaver somniferum L. (Cl. Polyandria Monogvnia, Farn. Papa-veraceae). Man bereitet das Opium in der Türkei, Persien und Ostindien auf folgende Weise: etwa 8 Tage nachdem von der im Februar blühenden Pflanze die Blumenblätter abgefallen sind, werden die noch grünen Saamenkapseln mit einem fünfschneidigen Instrument in senkrechter und wagrechter Richtung gerizl; der weisse Milchsaft flicsst über Nacht aus und wird den nächsten Morgen abgesehaben, und in einem irdenen Gefäss an der Sonne eingetrocknet; sodann mit den Händen in Kuchen von ^—2 Pfund Gewicht geformt und in Blättern von Mohn eingewickelt und mit Samen einer Ampferart bestreut.
Das türkische (thebaische) Opium wird dem oslindischen vorgezogen. Es ist röthlich braun, zähe oder hart, in der Hand erweichend, schwer zu schneiden, lässt sich ganz austrocknen, und gibt ein hellbräunliches Pulver. Sein Geruch ist stark, betäubend, der Geschmack widrig bitler und scharf; an dem Licht brennt es mit Flamme. Im Wasser löst es sich bis auf l/4 auf; ferner in Wein, Essig, Weingeist; das beste Auflösungsmitlel ist verdünnter Weingeist.
Die Chemie hat im Opium eine Menge verschiedener Besfand-theile aufgefunden, neinlich: Morphium, Narcotin, Narcein, Me-conin, Kodein, Paramorphin, Meconsäure, Opiumharz, Cautschuk, Gummi, eine ölartige und eine braune Säure, einen flüchtigen, narcolischen Stoff. Als die wirksamen Bestandtheile des Opiums werden das mekonsaure Morphium und das Narcotin angesehen. (Nach Lassaigne ist letzteres fast unwirksam.)
Bei den hohen Preisen des Opiums ist es sehr der Verfälschung ausgesetzt; auch sind weniger wirksame, durch Auspressen und Auskochen bereitete Sorten Opium im Handel.
Das inländische aus derselben Pflanze bereitete Opium soll
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IV. Pix liquida.
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weit weniger stark wirken; nach den Versuchen von Lassaigne verhält sich die Wirkung des französischen Opiums (Exlrait de pavot indigene) zum türkischen wie 1 zu 5.
Man zählt das Opium zu den betäubenden, krampf- und schmerzstillenden Mitteln; allein es hat bei den grössern pflanzenfressenden Hausthieren wenig Wirkung auf das Nervensystem, und müsste in so grosser Gabe gereicht werden, dass es zu theuer käme. Man gibt i — 2 Drachmen pro dosi in Wasser oder verdünntem Weingeist aufgelöst oder in Pillenform den Pferden gegen Starrkrampf, Krampfkolik (mit Asafoelida, Kamillen und dgl.), ferner gegen schmerzhaften Husten in kleinen Dosen (zu 20 Gr. bis '/. Dr.) mit Salmiak oder Brechweinstein. Am meisten leistet das Opium noch gegen heftigen Durchfall bei saugenden Kälbern, Lämmern und Fohlen, obwohl es auch hier durch andere Mittel zu ersetzen ist. Man gibt es ihnen mit Kreide, Magnesia, Rhabarber und dgl.
In Augenentzündungen, mit sehr grosser Empfindlichkeit setzt man Opium dem Augenwasser bei (s. Opiumtinctur.)
Das Morphium und seine Salze sind in der Thierheilkunde noch nicht versucht worden, sein sehr hoher Preis würde nur die Anwendung als Infusion ins Blut gestalten.
Der früher auch in der Thierheilkunde viel missbrauchle sogenannte Theriak (Electnarium Theriaca) ist ein Gemisch einer Menge verschiedener Pflanzen (Wurzeln, Kräutern, Samen, Harze u. s. w.) mit Opium, Honig u.- dgl. Er verdient ganz in Vergessenheit zu gerathen.
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Pix liquida. tfcljm.
Resina pini empyreamafica liquidraquo;. i'UilTißts ycrij. Fram. Goudron, Brai liquide. Engl. Tar.
Der Theer wird durch die im Grossen vorgenommene, ab-wärlsgehende trockene Destillation aus den knolligen Wurzeln und Holzabgängen verschiedener Nadelhölzer (Fichten, Tannen, Lärchen) erhallen; wie das Holz verbrennt, werden die darin enthaltenen harzigen ßeslandtheile flüssig und mischen sich mit den Produkten der Verbrennung.
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IV. Pix liquida.
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Der Theer ist dick, klebrig, schwarzbraun, von stark brenz-lichem Geruch und Geschmack; er löst sich in Weingeist, in ätherischen und fetten Oelcn, und kann als ein Gemisch von Brand-Harz, brenzlichem Oel, (Kapnomor, Picamar, Eupion, Creosot u. s. w.), Essigsäure und Kienruss betrachtet werden. Durch Destillation erhält man aus demselben das Theeröl oder Kien öl (Oleum Pini) und es bleibt eine schwarze, feste, sehr klebrige Substanz, das Schiffspech Pix nigra s. navalis, zurück. Spec. Gewicht 1,108.
Eine Verfälschung des Theeres ist bei seinem geringen Werlhe kaum anzunehmen, dagegen erhält man statt desselben aus den 'Apotheken nicht selten thie.risch Lrenzliches Oel (01. Corn. Cervi foetidum) oder schwarzes Steinöl (01. petrae nigrum), obgleich letzteres höher im Preise ist, als der eigentliche Theer.
Man wendet den Theer innerlich gegen chronische und asthenische Lungenkrankheilen mit vermehrter Schleimabsondening, langwierigen Husten, veraltete Druse u. s. \v., sowohl bei Pferden, als Rindvieh, bei ersteren in Pillenform mit Schwefel, Spiesglanz und auflösenden Brustmit-teln, (Anis, Wasserfenchcl u. dgl.) zu'/., Unze pro riosi an; beim Rindvieh ist das Theerw'asser, Aqua picea, bereitet durch Vermischen von 1 Thl. Theer mit 6 und mehr Theilen Wasser, als Einschütt gebräuchlich, auch kann ?nan Theer in das Trinkwasser mischen, welches dadurch gelblich wird und brenzlich sauer schmeckt. Der Theer wirkt durch seinen Harzgehalt auch harntreibend.
Man lässt auch die, durch Hitze entwickelten Theerdämpfe einathmen, welche nicht blos in die Respirationswege, sondern auch in die Nebenhöhlen der Nase eindringen und daselbst Oestruslarven, in den Bronchien aber die Fadenwürmer der Schafe und Kälber tödten.
Aeusserlich wird der Theer als ein Heilmittel bei atonischen Geschwüren, sowie gegen flechtenartige Hautausschläge, entweder für sich oder mit Fett, grüner Seife, Pottasche gemischt u. dgl., endlich zu Hufsalben u. dgl. benützt. Er tödtet die parasitischen Insekten (Läuse, Milben) und ist deshalb ein Bestandtheil der Walz'schen Brühe gegen die Schafraude (s. Oleum animale empjreum. und Acirt pyrolignosumO
Wo der Theer in grössercr Menge gebraucht wird, sollte man denselben von Seilern, Gerbern oder aus den Fabriken beziehen.
(In Frankreich wird statt des Theers häufig ein aus dem Juniperus oxveedrus erhaltenes brenzliches Oel unter dem Namen Huile de cade, namentlich gegen Kaude, angewendet.)
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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IV. Plumbum aceticum.
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Theersalbe, Unquentum picis. Die dänische Mililar-Veter. Pharmacopoe führt eine Theersalbe mit grüner Seife aus gleichen Theilen beider, und eine solche mit ranziger Butter in denselben Verhältnissen bereitet, an.
Formeln für die innerliche Anwendung: Nr. 1. R. Picis liquidae.
Flor, sulphuris ana Unc. 2.
Farin. trilici. q. s. Fiant pill, quatuor. M. S. Täglich 2—3 Pillen. (Im chronischen Husten, nach überstandener Brustentzündung.)
Nr. 2. R. Picis liquidae Unc. 2. Hepat. anlimonii Sails ammoniaci ana Unc. 1. Farin. sem. lini. q. s. Fiant pill, quatuor. D. S. Täglich 3 Pillen, (wie Nr. 1.)
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Plumbum aceticum.
(ßffiflfaurta HUlaquo;. Sacharum saturni, jDlmiidur.
Plumbum aceticum neutrale, neutrales cffnifauvci) 33lcii3n)li. Acetas plumhi acidulus.
Franz. Acetate de |ilunib cristallise, Sucre de saturne ou de Plomb. Engl. Acetate of Lead, Sugar of Lead. Chemische Formel: PbO A 3HO.
Das essigsaure Blei wird in den Fabriken durch Eintauchen von Bleiplallen in Essig abwechselnd mit Aussetzen derselben an der Luft, wodurch sie an der Oberfläche sich mit kohlensaurem Bleioxjd bedecken , bereitet. Es kommt im Handel in onregel-mässigen glänzend weissen Stücken vor, die aus nadelformigen Kryslallen bestehen; die vollkommene Krystallform ist ein vierseitiges Prisma. Der Geschmack ist süsslich, nachher zusammenziehend, daher der Name Bleizucker; dieser lösst sich in Weingeist und in 1% Theilen Wasser auf; wenn das Wasser nur eine Spur von Kohlensäure oder Kalk enthält, so wird die Auflösung milchig, durch Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure aber wieder
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IV. Plumbum aceticum.
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klar. Aus der Luft zieht der Bleizucker Kohlensäure an und verwittert. Spec. Gewicht 2,35.
Die reinen Alkalien, die kohlensauren und schwefelsauren Salze, Kohlensäure, Schwefelwasserslo'lquot; zersetzen den Bleizucker; ebenso die eiweiss- und käsestoffhaltigen Flüssigkeilen und die meisten Pflanzenextracle.
Der Bleizucker besteht aus 1 Aeq. Bleioxyd, 2 Aeq. Essigsäure und 3 Aeq. C^Va Procent) Wasser.
Man wendet das neutrale essigsaure Blei selten innerlich an; es vermindert die Thatigkett insbesondere der secernirenden Organe, so wie die Empfindlichkeit und Reizbarkeit, und wird daher in Schleimschwindsucbt, innerer Vereiterung, inneren Blutungen, besonders im Blutharnen, (s. bei Extr. hyosciam.) blutiger Diarrhöe, Harnruhr u. s. w. gegeben.
Die Gabe ist für Pferde und Rindvieh von */,— I Dr. mdst in Verbindung mit schleimigen oder bitteren Pflanzenmitteln; ferner mit Extr. hyosciami oder mit Opium; die Pillenform ist vorzuziehen.
Aeusserlich wendet man Auflösungen von Bleizucker in verschiedener Stärke, ganz wie die von Bieiessig an (s. diesen).
Bleisalbe. Ceratum salurni. Die dänische Veter. Phar-macopoe gibt eine einfache Bereilungsart des Gerat, saturni an: 1 Thl. gepulverter Bleizucker wird in 10 Thl. geschmolzenes Fett eingerührt, bis das Ganze erkallet ist.
Formeln für die innere Anwendung: Nr. 1. B. Plumbi acetici Uno. x/v
Bad. allhaeae pulv. Unc. 2.
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Aq. fonlan. q. s. Fiant pillul. 4—6.
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lieh 3 Pillen. (In Lungengeschwüren der Pferde). Nr. 2. B. Plumbi acelici Dr. 3.
Carbon, animal. Unc. 2. Farin. sem. lini Unc. 1.
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Aq. fonlan. q. s. Fiant pill, qualuor.
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lieh 3—4 Pillen. (In stinkendem Durchfall, von Darmgeschwüren bei Pferden).
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IV. Radix althaeae.
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Radix althaeae.
Frnns. Racine de Guimauvc. Engl. Root of marsh-mallow.
Die Pflanze Althaea officinalis (Cl. Monadelphia Polyandria; Fam. Malvaceae), wächst hie und da an feuchten Stellen, häufiger findet man sie im Grossen angebaut. Sie ist perennirend, hat 3—5 Fuss hohe, steife, etwas rauhe Stengel, herzförmige oder eiförmige, undeutlich dreilappige, spitzige, zart filzige Blätter; blassröthliche, malvenähnliche Blumen, einsamige in einen Kreis gestellte Kapseln mit nierenformigem dunkelbraunem Samen.
Man sammelt die fingersdicke, cylindrische, in 1—l'/j Fuss lange Aeste sich theilende Wurzel im Herbste; sie ist aussen hellgrau, innen weiss, hat einen süsslichen Geruch und eben solchen schleimigen Geschmack. Im Handel kommt sie gewöhnlich geschält, daher auch aussen von weisser Farbe vor. Sie soll mit der Wurzel der Herbstrose (Alcea rosea, Malva alcea) verwechselt werden, welche übrigens ebenso schleimig, dagegen grobfaseriger, häufig holzig, innen mehr gelblich und geruchlos ist.
Die Bestandtheile der Eibischwurzel sind: Schleim (20 Proc.) süsser Extractivsloff (10 Proc), Stärkmehl, Inulin, Kleber und Schwefel, Asparagin, Pflanzenfaser.
Das Wirksame in der Eibiscliwurzel ist der Sclileim, welcher einhüllend und besänftigend wirkt. Sehr häufig wird die Althaea als formgebendes Mittel zu Latwergen und Pillen (statt des Mehl und des Leinsamens , des Honigs oder Waehholdermuses) genommen.
Man wendet sie theils als Pulver (innerlich) theils geschnitten (Rad. althaeae concisa) als Abkochung zu Einschütten (auch äusserlich z. B. zu Augemvassern, Bähungen u. clgl.) an. Um Kamphor, Terpentinöl, Hirsch-hornöl oder schwere metallische Mittel (z. B. Calomel) in Eingüssen sus-pendirt zu halten, ist das Eibischdecoct ganz geeignet. Man nimmt '/j Unze geschnittene Wurzel auf 16 — 20 Unzen Wasser, und lässt 4 — 6 Unzen davon einkochen.
Die Eibischsalbe, wurde früher aus einer Abkochung von Eibisch, Wachs, Oel u. s. w. bereitet; in neuerer Zeit lässt man häufig das Decoct weg s. die Bereitungsart bei Unqucntum althaeae.
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IV. Radix angellcae.
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Das Kraut und die Blume (Herba et Flores allhaeae) sind zwar auch officinell, allein in der Thierheilkunde ganz entbehrlich.
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Radix angelicae. (gngtlniurjcl.
Franz. Angeliqae offlcinale. Eni/l. Root of Angelica,
Die officinelle Engelwurzel, Angelica archangelica L. (Cl. Pentandria Digynia; Fam. Umbellalae) ist zweijährig und wächst theils auf Gebirgen, theils an niedrigen Stellen, Flüssen u. s. w. wild; sie wird 4—5 Fuss hoch, hat einen rothbraunen hohlen Stengel, die untern Blätter sind dreizählig, mehrfach zusammengesetzt, dick gestielt, die obern weniger, die obersten nur einfach dreizählig, auf weiten häutigen Scheiden sitzend, die Fiedern sind 3—5 blättrig, eiförmig, glatt; die Dolden sind gross, fast kugelförmig gewölbt; die grüngelben Blumen erscheinen im Juni — August; die Samen sind oval, zusammengedrückt, mit geflügeltem Rande, blassbräunlich.
Die Wurzel wird von der zweijährigen Pflanze im Frühjahr gesammelt; getrocknet ist sie dunkel graubraun, zolldick, cylind-risch, nach abwärts mit ziemlich dicken, zahlreichen, gerunzelten Fasern besetzt. Das Innere der Wurzel ist porös, meist mit gelbröthlichen Harzpunkten. Sie hat einen starken, gewürzhaften Geruch und beissenden, anfangs süsslichen, dann gewürzhaflbit-tern Geschmack. Sie enthält: ätherisches Oel bitterlich scharfes Harz (6 Proc), bittern Extractivstoff (20 Proc), Exlractabsafz, Gummi (31 Proc), Stärkmehl, Eiweis, Pflanzenfaser.
Die ächte Engelwurzel wird mit der wilden Engelwurzel (von Angelica sjlvestris L.) verwechselt, welche zwar ähnliche Eigenschaften aber in geringem Grade besitzt; die Wurzel der wilden Engelwurzel ist dünner, weniger ästig, hat dünnere Fasern, einen schwächern Geruch und weniger bittern Geschmack.
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IV. Radix arnicae.
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Die Angelica gehört zu den flüchtig erregenden und stärkenden Mitteln und passt in Krankheiten mit asthenischem, torpidem Charakter, besonders wo die Verrichtungen der Schleimhäute des Darms und der Respiration und die äussere Haut leiden. Man wendet sie entweder als Pulver zu Latwergen und Pillen, oder klein zerschnitten zu Aufgüssen an, und verbindet sie mit Camphor, Ammonium, Aether, Wein oder mit bittern und stärkenden Mitteln z. B. Enzian, China, Eisenpräparaten u. s. w.
Die Dosis ist für grössere Hausthiere %—1 Unze, täglich 3—4 mal.
Form ein: Nr. 1. R. Infus. rad. angelicae ex Unc. 2. parat Libr. 2. (Unc. 32.) Ammonii carbon, pyrooleos. Dr. 2. M. D. S. Auf zweimal einzuschütten. (Im Nervenfieber der Pferde.)
Nr. 2. R. Kali subcarbonic. Unc. Vo-
Pulv. fol. digital, purp. Dr. 1. Pulv. rad. angelicae. Race, jiinip. contus. ana Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aquae electuar. Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben täglich. (In Hepatisation. Ilayne.)
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Radix arnicae. VßHjtijUtltyvmtitl. /aUhtttutroiirjel.
Franz-, Arnique des mantagnes. Engl. Arnica.
Die Pflanze (Arnica monlana) von welcher diese Wurzel kommt, ist bereits bei den Blumen beschrieben (s. Flores arnicae.)
Die Wurzel ist federkieldick, 2—3 Zoll lang, zylindrisch, unten wie abgebissen, nur auf einer Seite mit strohhalmdicken oder dünnem Fasern beselzf; getrocknet runzlich, dunkelbraun, markig, leicht zerbrechlich, von widrig gewürzhaflem Geruch und beissendem, gewürzhaft bitterem, lange anhaltendem Geschmack.
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IV. Radix arnicae.
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Der Slengelabschnilt ist nicht holzig. Man sammelt die Wurzel im Frühjahr von starken Pflanzen und trocknet sie vorsichtig. Der Staub erregt leicht Niesen.
Die Bestandlheiie der Arnikawurzel sind: ätherisches Oel, scharfes Harz (6 Proc.) adstringirender Extractivsloff, (32 Proc.) Gummi, Pflanzenfaser.
Verwechselungen der Arnikawurzel kommen vor, mit der Wurzel der Gold rut he, Solidago virgaurea, welche holzig mit zahlreichen, jedoch ebenfalls einseitigen Fasern besetzt ist, einer; holzigen, innen markigen Stengelabschnitt hat und getrocknet fast geruchlos ist; mit der Wurzel des Habichtskrauts, Hieracium umbellatum, dessen holziger Wurzelstock ringsum mit Fasern besetzt ist, und meist mehrere harte, nicht hohle Slengel-reste hat; sie ist geruchlos und schmeckt bitter ohne Schärfe; mit der Wurzel des Kuhr-AIants oder falschen Fallkrauls, Inula dysenterica, welche fast fingersdick, horizontallaufend, ringsum und besonders unten mit starken Fasern besetzt, übrigens fast geruch- und geschmaklos ist.
Die Wurzel hat ähnliche Kräfte wie die Arnikablumen, wirkt aber weniger flüchtig erregend und reizend, dagegen mehr anhaltend reizend stärkend, zusammenziehend. Die Verbindungen sind dieselben wie bei den Flor, arnicae, die Form aber eher die Pulverform (zu Pillen, Latwerge, auch im Trinkwasser mit Salzen, Säuren), z. B. bei Pferden die sich wie ;s bei Hirnleiden gewöhnlich der Fall ist, den Kopf nicht (zum Einschütten) n die Höhe ziehen lassen. Dosis V., bis 1 Unze. Aeusserlich kann man den Aufguss der Arnikawurzel 1., bis 1 Unze auf 1 Pfund Wasser zu kalten und warmen Waschungen, bei Blutunterlaufungen, Verstauchungen,u. s. w. anwenden; häufiger wird jedoch hiezu die Arnikatinctur (s. d.) benützt.
Formeln:
Nr. 1. R. Tartar. stibiali Dr. 4—6. Rad. arnicae pulv. Uno. 2. Farin. sem. lin. Unc. 1.
Aq. fervid, q. s. Fiant pill, quatuor. D. S. Täglich 3 Pillen. (Im 2. Stadium der sog. Kopfkrankheit der Pferde.) Nr. 2. R. Crcmor tartari Unc. 1.
Rad, arnicae pulv. Unc. 2. M. D. S. Mit Mehl im Trinkwasser, auf 24 Stunden. (In ders. Krankheit.)
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IV. Radix calami aromatici.
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Radix calami aromalici. lEktlmutmutitl,
Radix acori veri. copy;cmtintc jRiUmuraquo;. Franz. Racine d'Acore vrai, Engl. Sweet F'lag.
Die Pflanze, Acorus Calamus, (Cl. Hexanclria Monogynia; Farn. Aroideae), wächst in ganz Deutschland an sumpfigen Stellen und ist ausdauernd. Die Blätter sind schwerlförmig, glatt, glänzend, 3—4 Fuss lang; aus dem blatlartigen Schaft entspringt im Juni — Juli seitlich ein 3—4 Zoll langer, kegelförmiger Kolben, der mit vielen sehr kleinen Blülhen von grüngelblicher Farbe besetzt ist. Die Frucht ist eine Gseilige Sfächerige Kapsel.
Die horizontal kriechende Wurzel ist daumensdick, sehr lang, aussen hellbräunlich, innen weiss, schwammig, biegsam; sie hat scheidenförmige Absätze und nach unten viele weissliche Fasern. Man sammelt die Wurzel im Frühjahr oder spät im Herbst und schält sie gewöhnlich vor dem Trocknen. Die käufliche Wurzel sieht daher aussen weissbräunlich aus, ebenso das Pulver derselben. Ihr Geschmack ist scharf, gewürzhaft und bitter, der Geruch stark aromalisch.
Sie enthält: ätherisches Oel (sehr wenig), Weichharz, Ex-tractivstoff, Gummi, inulinartiges Satzmehl, Salze, Holzfaser.
Verwechselt kann der Kalmus mit der Wurzel der Was s er-Schwertlilie, Iris Pseudacorus werden; die Blätter der Pflanze haben viel Aehnlichkeit mit dem Kalmus, die Blüthe ist jedoch ganz verschieden; die Wurzel ist zolldick, gegliedert, mit ringförmigen Runzeln und Schuppen bedeckt, getrocknet von graubrauner Farbe ; sie unterscheidet sich vom Kalmus leicht dadurch dass sie geruchlos ist; ihr Geschmack ist zusammenziehend.
Die Wirkung des Kalmus ist hauptsäclilich auf den Darmkanal gerichtet, dessen gesunkene Thätigkeit er wieder erhebt; ausserdem befördert er die Schleimabsonderung in den Respirationsorganen. Man benutzt ihn als Pulver auf dem Futter oder zu Latwergen und Pillen, besonders als unterstützendes Mittel bei Schwäche der Verdauung, in gelinden asthenischen Zuständen des Gefäss- und Nervensystems, in chronischem Catarrh und Husten; ferner in Verbindung mit schwer verdaulichen metallischen Ärz-
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IV. Radix caryophyllatae.
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neimitteln z. B. Spiesglanz-, Eisenpräparaten Auch äusserlich zu Waschungen schlaffer Wunden, zum Bähen geschwächter Glieder u. dgl. wird das Infusum angewendet. Dosis '/j—1 Unze für grössere Hausthiere.
(Der Kalmus ist in seiner innerlichen Wirkung der Casca-rillrinde ähnlich; ihm am nächsten steht unter den einheimischen Mitteln die allenthalben wildwachsende Eberwurzel, Carlina acaulis und vulgar's, deren Wurzel (Radix carlinae) einen Haupt-bestandtheil des sog. Pferdepulvers (Pulvis equorum) der Apotheken ausmacht.
Die Vorschrift der dänischen Militär-Pharmacopoe zu Pulvis Equorum ist:
Rad. enulae.
Rad. calam.
Bacc. juniper.
Herb. Irifol. fibr. ana 3 part.
Flor, sulphur.
Antimon, crudi.
Sem. coriandr.
Crela alb. ana 1 part. M. In England wird als aromatisches, die Verdauung belebendes Mittel sehr häufig der Ingwer (Rad. zingiberis) angewendet; er ersetzt dem englischen Thierarzt den Kalmus und Enzian.
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Radix caryophyllatae.
IMIu'inmirji-l. (!?nivnne Bnu-iitrtfitrour.Kl. Franz-, Racine giroflce, Benoile.
Die häufig an schaltigen Stellen, in Wäldern, an Hecken u. s. w. wachsende, gemeine Nelkenwurzel, Geum urbanum (Cl. Icosandria Pentagynia; Farn. Rosaceae, Ord. Potentilleae) ist ausdauernd, treibt mehrere 1—2 Fuss hohe, unten braunrothe, etwas gefurchte Stengel, mit grossen, langgeslielten, leierförmig gefiederten Wurzelblällcrn, dreizähligen Stengelblättern, und eingeschnitten, gesägten Blättchen, langgeslielten, gelten Blumen, rauhen Früchten mit fast nackten, hackenförmig gebogenen Grannen.
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IV. Radix caryophyllatae.
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Die im Frühjahr gesammelte Wurzel ist frisch zolldick, 1—3 Zoll lang, kleinschuppig geringelt, mit vielen, etlichen Zoll langen slrohhalmdicken Fasern besetzt; getrocknet ist sie dunkelbraun, hart und brüchig, und besitzt einen nelkenähnlichen Geruch und adstringirenden Geschmack.
Die Bestandtheile der Nelkenwurzel sind: ätherisches Oel, Harz, GerbeslofC, Gummi, Bassorin, Pflanzenfaser.
Die Nelkenwurzel wird verwechselt mit der Wiesen- oder W a s s e r b e n e d i c t e n w u r z e 1, Geum rivale, welche horizontal kriechend, heller von Farbe, zum Theil mit grossen braunen Schuppen bedeckt und nur an der untern Seite mit Fasern besetzt ist. Von der Baldrianwurzel mit der sie auch verwechselt weiden soll, unterscheidet sie der eigenthümliche Geruch der ersteren hinlänglich.
Die Wirkung der Nclkenwurzel ist stärkend, zusammenziehend, die Secretionen beschränkend; sie ist der Arnika und dem Kalmus ähnlich, doch mehr adstringirend; auch als Surrogat der Chinarinde ist sie einpfoh-leu worden, ist aber derselben als stärkendes Mittel nicht gleiclizuslellen.
Sie kann in nervösen und fauligen Krankheiten, besonders wenn gleichzeitig zu starke Secretionen Qz. B. DiarrhoeJ zugegen sind, mit Nutzen angewendet werden.
Die Dosis ist für die grössern Hausthiere Vo—1 Unze des Pulvers (in Latwerge- oder Pillenfonn), oder als gelinde Abkochung, von der gleichen Menge auf 1 Pfund Wasser.
Formel: R. Infus. rad. caryophillat. Libr. 2. Acid, sulphuric, cone. Unc. l/.,.
M. D. S. Mit Mehl im Trinkwasser. (In fauligen Fiebern der Pferde.)
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IV. Radix enulae.
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Radix enulae.
JUanttDcrjet. Frnnj,. Racine d'aunee.
Man trifft die Pflanze, Inula Helenium, L. (Cl. Syngenesia Polygamia superflna; Farn. Radialae. Ord. Asleroideae), meist in Gärten und Weinbergen gepflanzt, seltener verwildert oder ursprünglich wild. Sie ist ausdauernd, treibt 3—6 Fuss hohe, runde, etwas rauh behaarte Stengel, mit sehrgrossen, eiförmig-länglichen, gekerbt-gezähnten, unten filzigen, oben hochgrünen steifen Blättern; die im Juli — August erscheinenden Blumen sind gross, hochgelb; die kleinen viereckigen Samen sind mit einem haarigen Federchen gekrönt.
Die Wurzel ist lang, knollig, dick, ästig, aussen graubraun, innen weiss mit Itarzpunkten; sie wird im Frühjahr oder Herbst von mehrjährigen Pflanzen gesammelt, und um schneller zu trocknen häufig gespalten; der Geruch ist eigenlhümlich gewürzhaft, der Geschmack beissend, aromalisch und bitter. Ihre Be-standtheile sind; Alanlkamphor, ätherisches Oel (Spur), Wachs, Weichharz, bittern ExtraclivslofT (36 Proc.) Gummi, Pflanzen-eiweis mit oxydirlem Exlractivstoff (14 Proc.) Inulin (3G Proc.) Holzfaser, Salze.
Schimmliche, sehr holzige, schwachriechende und wurmstichige Wurzeln sind unbrauchbar.
Die Alantwurzel wird in ähniichen Zuständen wie der Kalmus angewendet, doch gibt man ihr bei Krankheiten der Respiralionsorgane, nach gebrochener oder ganz beseitigter Entzündung den Vorzug vor den übrigen Pflanzenstoffen mit ähnlichen Bestandtheilen. Man gebraucht meist das Pulver (zu '/j—t Unze für die grössern Hausthiere) , seltener den Aufguss oder eine gelinde Abkochung, wozu man die gleiche Menge der kleingeschnittenen Wurzel auf 1 Pfund siedendes Wasser nimmt. Die Verbindungen der Alantvvurzel sind mit Salmiak, Schwefel- und Spiesglanzprä-paralen, Ammoniakgummi, Theer, Camphor, Terpentinöl.
Aeusserlich gegen Hautausschläge, besonders Räude, ist der Alant nicht zuverlässig und leicht durch bessere Mittel zu ersetzen.
Formeln:
Nr. 1. R. Gummi ammoniaci pulv. Unc. 1. Rad. enulae pulv. Unc. 2. Rad. althaeae pulv. Unc. 1. M. divid. in part. 4 aq. D. S. Täglich 2—3 Gaben. (In chronischem Catarrh der Pferde.)
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IV. Radix gentianae.
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Nr. 2. R. Infus. rad. enulae. e Dr. 2. parat. Unc. 4. Sulphur aurat. antim. Gr. v—x. Gumi arabic. pulv. Dr. 2. M. D. S. Löffelvollweise. (Hunden in der Staupe.)
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Radix gentianae. (tEnjtannurjel.
Frans. Genliane jaune, Grande Gentiane. Engt. Gentian.
Die auf Alpen und Voralpen wildwachsende Pflanze heisst gelber Enzian, Genliana lutea L. (Cl. Pentandria Digynia; Farn. Gentianeae), sie ist perennirend und hat einen 2—3 Fuss hohen, aufrechten, röhrigen Stengel, mit grossen, gegenüberstehenden, fast herzförmigen, glatten Blättern, von hellgrüner Farbe und mit fünf stark hervorstehenden Längsrippen. Die Blumen erscheinen im Juli — August, sind gelb, gross und sitzen in achselsländigen Quirlen büschelförmig beisammen. Die Zahl der Einschnitte an Kelch und Blumenkrone, sowie die Zahl der Staubfäden steigt von 5 bis auf 7 und 8; die Frucht ist eine zweifächrige Kapsel, an der Spitze zweiklappig, mit vielen kleinen Samen.
Die Wurzel ist danmensdick, cjlindrisch, zähe, biegsam, ästig, 2—3 Fuss lang, aussen braunroth, geringelt, innen gelb mit deutlicher Rinde und Mark, die durch einen dunkleren Ring getrennt sind. Der Gerach ist widrig scharf, etwas gewlirzhaft, der Geschmack stark aber rein bitter.
Die Bestandlheile der Wurzel sind: bitterer Extraclivstoff (Genlianin), ein kryslallisirbarer, geschmackloser Sloff (Gentisin) Schleimzucker, Gummi, fettes Oel mit wenig ätherischem Oel, vogelleimartige Substanz, eine organische Säure und dgl. Salze, Pflanzenfaser. Die Enzianwurzel wird leicht schimmlich und wurmstichig, die dunkelbraunen, innen pommeranzengelben Wurzeln werden für die wirksamsten gehalten. Sie soll mit der Wurzel von Veralrum, deren frische Pflanze in den Blättern einige Aehnlichkeit mit dem gelben Enzian hat, ferner mit Bella-
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IV. Radix imperatoriae.
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donnawurzeln verwechselt worden seyn, unterscheidet sich aber sowohl durch ihr Ansehen, als besonders durch Geschmack und Geruch von diesen hinreichend.
(In andern Ländern werden zum Theil die Wurzeln anderer Arien von Enzian benutzt, so z. B. in Oeslreich die Wurzei der Gentiana pannonica Sc, welche starke Längsrunzeln und eine dunklere Farbe hat; übrigens sind die meisten Enzianarten durch ihren Gehalt an bitlerem Stoff ausgezeichnet). In Frankreich ist Verfälschung des Enzianpulvers mit gelbem Ocker (his zu 50 Proc.) und mit feinen Sägspänen vorgekommen.
Die Wirkung des Enzians ist stärkend, besonders auf den Darmkanal; er wird daher bei Unthatigkeit und Schwäche des Darms und den Folgen derselben, wo nicht mechanische Hindernisse oder Entzündung zugegen sind, mit Erfolg angewendet. Man gibt das Pulver zu '/2 — t Unze den Pferden, meist in Verbindung mit Doppelsalz (Waldinger's Kolikpulver), Glaubersalz, Kochsalz, ferner mit gewürzhaflen und reizenden Mitteln, z. B. Terpentinöl, öfters als Corrigens bei Mctallpräparaten (z. B. das Cuprum sulphuricum, der Stahlscbwefel u. s. w.) Das Decoct setzt man den Salzauflösungen bei Indigestion und Ueberfütterungskolik zu. Auch gegen Würmer wirkt der bittere Stoff des Enzian; dagegen ist die angeblich nar-cotische Wirkung bei den Hausthieren nicht zu bemerken.
Die in England beliebten stärkenden Pillen (tonic balls) bestehen aus Gentian l/2 Unc, Kamillen 2 Dr., kohlensaurem Eisen 1 Dr., Ingwer 1 Dr.
(Aehnlich wie der Enzian, doch gelinder wirkt die Herb a Polygala amarae, Kreulzblume, wovon die ganze Pflanze officinell ist, die Herba trifolii fibrini von Menyanlhes tri-folatia, Bilterklee, die Herba centaurii minoris, von Ery-thraea Cenlaurium P. Tausendgüldenkraut, die Herba cardui benedicti von Centaurea benediefa. Sie haben zugleich auflösende Kräfte und können selbst bei Keizzuständen der Darmschleimhaut gebraucht werden, wo der Enzian nicht passt.)
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Radix imperatoriae.
itln|Immir.u-l. (iMaoi|lrfii3unir.u-l.) Frans. Imperaloire.
Die Pflanze, welche die Meisterwurzel liefert, heisst Imperatoria Ostruthium L. (Cl. Pentandria Digynia, Fam. Umbel-
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IV. Radix ipecacaanhae.
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latae); sie wächst auf den Gebirgen des südlichen Deutschlands und der Schweiz und wird nicht seilen in Gärten und Wein-beigen gepflanzt. Sie ist ausdauernd, hat einen V/i — 2 Fuss hohen, dicken, geslreiflen Stengel, unten doppelt oben einfach dreizählige, ausgebreitete Blätter, mit dreispaltigen Endblältchen, flache, ziemlich grosse Dolden ohne Hülle, weisse oder rölhliche Blumen, die im Juni — Juli erscheinen, und sehr flache, zusammengedrückte Samen mit geflügeltem Bande.
Die frische Wurzel ist dick, ästig, geringelt, braun, innen weiss (milchsaftig), mit starken Fasern besetzt; die getrocknete Wurzel ist fingersdick, auch dünner, 4 — 8 Zoll lang, hin und her gebogen, höckerig, der Länge nach runzlich, aussen graubraun, innen weiss mit Harzpunklen. Der Geruch ist stark ge-würzhaft, der Gcschmak beissend, scharf aromatisch, speichelziehend. Sie muss von älteren Pflanzen im Frühjahr oder Winter gesammelt werden. Die Hauplbestandtheile der Meisterwurzel sind: ätherisches Oel, scharfes Harz und bitterer Extractivstoff.
Die Meisterwurzel ist ihrer Wirkung nach der Angelica und Arnica an die Seite zu stellen, sie wird in Krankheiten mit gesunkener Thäligkeit des Gefäss- und Nervensystems angewendet, und passt besonders dann, wenn der Sitz der Krankheit in den Schleimhäuten der Respirationsor-gane ist.
Das Pulver der Meislerwurzel kann mit Salmiak, mit Kam-phor, Hirschhornöl, Terpentinöl, zu Latwergen oder Pillen verbunden werden; der Aufguss oder eine leichte Alikochung eignet sich für die Verbindung mit Säuren, und für Fälle, wo feslere Arzneiformen zu langsam wirken.
Die Dosis ist % — 1 Unze für die grösseren Hauslhiere, täglich 3 — 4 mal.
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Radix ipecacuanhae.
Frans. Ipecacuanha annelc. Eng. Root of ipecacuan.
Mehrere im südlichen und mittleren Amerika einheimische Pflanzen liefern Wurzeln, welche als Ipecacuanha im Handel vorkommen
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IV. Radix ipecacuanhae.
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und durch Beinamen bezeichnet werden: wie Radix ipecac, nigra (von Psychotria emetica); ipecac, alba (von Yiola ipecacuanha); Ipecac, undulata (von Richardsonia scabra); die ächte Brechwurzel sieht grau oder braun aus und hat davon den Namen Rad. ipec. grisea oder fusca. Sie stammt von Cephaelis Ipecacuanha (Cl. Penlandria Monogynia, Fam. Rubiaceae), welche in Brasilien und Netgranada einheimisch ist.
Die federkieldicke Wurzel ist braun oder rölhlichgrau, höckerig, geringelt, hin und hergebogen, hat eine weisslich glänzende Rinde, die viel wirksamer ist, als das Holz, welches weissgelb-lich ist. Ihr Geruch ist ekelerregend, der Geschmak s'ark bitler. Ihr wirksamer Bestandtheil ist das Emetin, ein Alcaloid, welches in der Rinde IG Procent, im Holz nur 1,15 Procent beträgt; ausserdem enthält die Wurzel feile und ölige Substanzen, Wachs, ExtraclivslofT, Gummi, Stärke, Gallussäure, Pflanzenfaser.
Die Brechwurzel wirkt selbst in grossen Gaben bei den grösseren Pflanzenfressern nicht brechenerregend; bei Schweinen, Hunden und Katzen dagegen hat sie diese Wirkung, ist aber durch die weit wohlfeilere weisse Nieswurzel zu ersetzen. Dagegen wirkt die Brechwurzel in kleinen Gaben krampfstillend, und kann in derartigen, bei den fleischfressenden Haus-thieren nicht selten vorkommenden Krankheitsformen, mit Nutzen angewendet werden. Im Keuchhusten der Hunde ist sie in der Dosis von % — 2 Gran für mittlere Thiere dieser Gattung, in Verbindung mit Sulphur anat. antim. und Sachar oder Amylum oft von entschiedenem Nutzen; sollten auch die ersten Gaben Erbrechen erregen, was hei Hunden leicht bei den indifferentesten Arzneimitteln eintritt, so darf man dessen ungeachtet fortfahren, da sich das Thier bald daran gewöhnt und das Erbrechen aufhört.
Als Brechmittel hat die Ipecacuanha vor dem Brechweinstein und der Nieswurz nur dann den Vorzug, wenn die abführende Nebenwirkung die bei diesen beiden Brechmitteln sich gerne einstellt, vermieden werden muss.
Formel: R. Rad. ipecacuan. pulv. Gr. 20. Sulphur, slibiat. aur. Gr. 10. Amyli v. Sachari pulv. Dr. 1.
M. div. in part. oclo. vel. decem. D. S. Täglich 3—4 Pulver. (Im Keuchhusten kleiner Hunde.)
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IV. Radix jalappae.
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Radix jalappae.
jJaliijjpniunirjd. purgiriounfl. Radix Ipomoeae. Franz,. Racine de jalap, Engl. Jalap.
Die rübenähnliche Wurzel hat ihren Namen von der Stadt Jalapa in Mexico, wo sie einheimisch ist; sie stammt von Convolvulus Jalappa L. (oder Ipomöa Jalapa P. oder Convolvulus purgans W. Cl. Pentandria Digynia; Fam. Convolvulaceae).
Die Jalappe kommt im Handel theils in ganzen, rundlichen Wurzeln, theils in 2 — 4 Stücke gespalten oder in runde Querscheiben geschnitten vor; sie ist hart, spröde, aussei! dunkel graubraun, runziich, innen etwas heller und deutliche Ringe und Linien von dunklerer Farbe zeigend; auf dem frischen Bruche sieht man deutlich die harzigen Theile. Das Pulver ist graubräunlich, der Geruch widrig, der Geschmak ekelhaft, kratzend. Trockene, leichte, weissgraue Stücke sind zu verwerfen, denn theils rühren sie von andern Pflanzen her, theils ist das Harz derselben zuvor ausgezogen worden.
Die Verfälschung der Jalappe mit der Wurzel der bei uns wildwachsenden Zaunrübe (Bryonia dioica), welche ebenfalls in Scheiben geschnitten vorkommt, ist an der weissen Farbe, der schwammigen Beschaffenheit, der leichten Zerbrechlichkeit, dem Mangel an Harz und dem sehr billern Geschmack der Zaunrübe zu erkennen.
Der wirksame Bestandtheil der Jalappe ist das Harz, welches sich durch Weingeist aasziehen lässl und zwar ebenfalls cfficinell, in der Thierheilkunde aber ganz entbehrlich ist.
Ausser dem Harze (10 Proc.) enthält die Jalappe noch gum-mösen Extraclivstoff (44 Proc), Stärkmehl, Eivveis, Farbstoff, Kali- und Kalksalze, Wasser und Holzfaser (29 Proc.)
Die Jalappe wirkt bei den pflanzenfressenden Hausthieren nicht pur-girenrt, passt also nur für Schweine, Hunde und Katzen, wo sie entweder blos zur Befreiung des Darmkanals von Futtersloffen, Würmern u. s. \v. oder als ableitendes Purgirmittel entweder allein oder in Verbindung mit Schleim, Salzen u. dgl. angewendet werden kann. Bei entzündlichen Zuständen der Darmschleimhaut ist die Jalappe zu vermeiden. Den Hunden kann man das Pulver mit Fett gemischt am besten beibringen. Die Dosis ist für Schweine 3—6 Drachmen, für Hunde und Katzen 'Z,—1 Drachme.
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IV. Radix levistici.
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Radix levistici. £iebfiöd\tlmüTitl, Frans. Liveche. Aclie des montagnes.
Der Liebsiockel ist im südlichen Europa einheimisch, und wird in Deutschland angebaut; die Pflanze, Liguslicum Levi-slicum L. (Cl. Pentandria Digynia; Farn. Umbellalac) ist penne-rirend, treibt viele 4—6 Fuss hohe, glatte, hohle, oben ästige Stengel, mit sehr zusammengesetzten Blälkrn und dreigetheillci), keilförmigen, etwas gelappten und gesägten glatten Blätlchen, von hochgrüner Farbe und fast lederarliger Dicke. Die mitlel-mässig grossen Dolden haben vielblätterige Hüllen und Hüllchen und kleine gelbe Blumen. Die gelbbraunen Samen sind eiförmig-länglich, platt, stark flügelartig gerippt.
Die Wurzel ist einen Fuss und darüber lang, stark fingersdick, spindelförmig, gelbbraun, innen fleischig, milchend, von eigen-thümlichem aromatischen Geruch und scharfem gewürzhaffem Geschmack. Getrocknet ist sie runzlich; zähe, mit einem gelbbraunen Ring zwischen der Rinde und dem Kern, zieht gerne Feuchtigkeit an und wird leicht schimmlich.
Die Wurzel wird in denselben Krankheitszustünden und in derselben Dosis angewendet, wie die .Meisterwurzel und Angelika; man schreibt ihr aber ausser der Wirkung auf die Schleiraliäute der Respiration auch harntreibende Eigenschaften zu.
Die Stengel, Blätter und selbst die Samen besitzen den eigenthüm-lichen Geruch und Geschmak der Wurzel in ziemlichem Grade und könnten daher auf ähnliche Weise, (z. B. die frischen Blätter zu Bähungen) verwendet werden.
Waldinger setzt den Klistieren mit Eichenrinde - Decoct und Liebstöckel, Mehl und etwas 01. tereb. zu und empfiehlt sie in Faulflebcr bei dünnem stinkendem Miste.
Die früher in der Thierheilkunde häufiger angewendete Schwalbenwurzel (Radix hirundinariae s. vinceloxici von Asclepias vincetoxicum L. Cjnanchum vine. P.) hat ähnliche Arzneikräfte wie der Liebstöckel, die Arnika u. s. w. ist jedoch mehr scharf reizend und enthält einen dem Eraetin (s. Ipecacuanha) ähnlichen, brechenerregenden Stoff. Sie wächst nicht selten an kahlen Bergabhängen der Voralpen. Der Genuss der Pflanze bringt bei den Schafen Blutharnen hervor.
Hering, Arzneiraittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;)0
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Radix liquiritiae.
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Radix liquiritiae.
SiilUiolaiDurjfl. Radix glycyrrhizae. Franz. Racine de reglissc. Erigl. Liquorice-root.
Das im Handel vorkommende Süssholz ist entweder von der in Spanien wildwachsenden und in Deutschland angebauten Pflanze Glycyrrhiza glabra L. (Cl. Diadelphia Decandria, Farn. Le-gnminosae), oder kommt ans dem südlichen Russland und Italien von der Glycyrrhiza echinata. Beide Pflanzen sind perennirend und haben fmgersdicke, fast holzige Stengel mit gefiederten Blättern; die schmetterlingsartigen Blumen stehen bei dem glatten Süssholz in 3—4 Zoll langen Achren, bei dem stachligen in rundlichen Köpfchen; die Hülsen der ersleren sind glatt; die der letzteren auf beiden Seilen mit steifen Borsten besetzt, (woher die Beinamen dieser Pflanzen.)
Das deutsche und spanische Süssholz bildet daumensdicke, mehrere Fuss lange, runzliche, graubraune, harte, innen gelbe Stücke von erdigem Geruch und süssem Geschmak; das russische Süssholz ist meist geschält, bildet 1 — l1/., Zoll dicke, oft knorrige, gebogene Stücke von 1 — 2 Fuss Länge, blassgelber Farbe und porösem Kerne. Das Pulver der Süssholzwurzel ist geruchlos, gelb.
Die Bestandtheile des Süssholzes sind: Süssholzzucker, kratzendes Weichharz, braunfärbender Stoff, Stärkmehl, Asparagin, Salze, Pflanzenfaser.
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Man benutzt das Süssbolzpulver als beinahe indifferentes formgebendes Mittel, dessen süsse Bestandllieile wegen der geringen Menge nur in massigem Grade als schieimauflösenri betrachtet werden können. Seine Anwendung ist daher in neuerer Zeit sehr beschränkt und es ist auch leicht zu entbehren.
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Radix rhei.
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Radix rhei.
%\fabttxbtxmutie[. Radix rlmbarbari. Franz. Rhubarbe.
Engt, Rhubarb.
Ueber die Pflanze, welche die ächte Rhabarber liefert ist man noch nicht im Reinen, wahrscheinlich sind es verschiedene Species der Gattung Rheum, (Cl. Enneandria Trigynia; Fam. Po-Ijgoneae), namentlich Rh. palmatum, undulaluin, austräte, Emodi, hybridum, Ribes u. a. in. Auch mag das Alter der Pflanze, das Klima, die Behandlung der Wurzel u. dgl. in. zu den Verschiedenheiten der im Handel vorkommenden Sorten vieles heilragen. Das Vaterland der Rhabarber ist die Mongoley, Tibet, Nepaul und Persien.
Man hat im Handel hauptsächlich dreierlei Rhabarber; 1) die russische oder moscowilische, welche für die beste gehalten wird, aber für den thierärztlichen Gebrauch viel zu theuer ist; 2) die ostindische oder chinesische, welche wohlfeiler und für genannten Zweck ganz geeignet ist; 3) die einheimische, oder in Deutschland, Frankreich u. s. w. angebaute Sorte, welche zwar sehr niedrig im Preise, aber auch weniger wirksam ist als die vorhergehende.
Die chinesische Rhabarber kommt theils in rundlichen, theils halbrunden, seltner flachen Stücken von 2—3 Zoll Ausdehnung vor, die meist durchbohrt, aussen gelb, innen roth und weiss marmorirt sind; diese Stücke sind bald ganz, bald halb und mehr geschält; (ganz, % und % mundirte Rhabarber der Dro-guisten). Der Geruch der Rhabarber ist eigenthümlich widrig aromatisch, der Geschmak ebenso; sie knirscht zwischen den Zähnen und färbt den Speichel stark hochgelb. Das Pulver ist röthlich oder bräunlich gelb.
Die Bestandlheile der Rhabarber sind: Bitterstoff (Rhabar-barin), Harz und Halbharz, Gerbstoff, Gummi, Zucker, Sfärk-mehl, apfel- und phosphorsaures Kali, oxal- kohlen- apfel- phosphorsaure Kalkerdc, Chlorkalium und Spuren von Kupferoxyd. Der wirksamste Stoff darin ist der bittere Extractivstoff.
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IV. Radix tormentillae.
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Die Wirkung der Rhabarber ist vorzugsweise auf den Darmkanal und die Leber gerichtet, deren gestörte Functionen sie in verschiedener Weise regelt; in kleinen Gaben unterstützt sie die Verdauung und wirkt anhaltend, gegen Durchfall; in grossen Gaben dagegen vermehrt sie die Secretion des Darmes und der Leber und beschleunigt die Entleerung des Darms, ohne eigentlich purgirend zu wirken oder zu reizen.
Für letzteren Zweck und für die erwachsenen grossen Hausthlere ist die Rhabarber zu theuer; dagegen wird sie sehr jungen Thieren (z. B. Saug-füllen, Kälbern und besonders Lämmern) gegen den bei ihnen nicht selten vorkommenden Durchfall mit Nutzen gegeben.
Man wendet gewöhnlich das Pulver in der Dosis von lL—1 Drachme bei Lämmern, von t — 2 Drachmen bei Saugkälbern und Füllen an, und verbindet es mit Magnesia oder Kreide, oder mit Opium, Catechu (besser Rad. columbo) u. dgl., nebst Syrup oder Milch als Vehikel.
Die ehedem in der Thierheilkunde gebrauchte Rhapontik-Wurzel (Radix rhaponticO ist jetzt in Vergessenheit geralhen (nach ßlartius soll Rheum Rhaponticum ächte Rhabarber liefern); die einheimische Rhabarber ist nicht officinell und je nach dem Alter und der Rehandlung der Wurzel verschieden in ihrer Wirksamkeit, daher unsicher.
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Radix tormentillae. '(fcormentiil - Wurid. Buljr - Wnrid. |3iut - Wmitl. Franz. Tormentille. Enyl. Tormentil-root.
Die Pflanze, Tormentille erecta C. oder Potenlilla Tormen-tilia Sehr. (Cl. Icosandria Polygynia, Fam. Rosaceae, Ablh. Po-tentiileae) ist perennirend und wächst in Deutschland häufig auf waldigen Gebirgen, unfruchtbaren Stellen u. s. w. Die knollig-cylindrische Wurzel treibt mehrere ya — 1 Fuss hohe, meist niederliegende, dünne, ästige Stengel, mit dreizähligen, gestielten Wurzel - und untern Stengelblättern ; die obern sind ungestielt, abwechselnd mit 5 und Sspaltigen Aflerblättchen, sämmtlich von hochgriiner Farbe. Die langgesliellen Blumen sind klein, mit 4blätteriger, gelber Blumenkrone; der Fruchtknoten ist haarig.
Die im Frühjahr gesammelte Wurzel ist theils cylindrisch, Iheils knollig, höckerig ästig, gekrümmt, von der Dicke eines
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IV. Radix valerianae mironis.
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kleinen Fingers und darüber, einen bis mehrere Zoll lang, mit dünnen, langen, rothbraunen Fasern versehen (die beim Einsammeln abgeschnitten werden), aussen dunkelrolhbraun, innen fleischfarben oder dunkler. Die getrocknete Wurzel gibt ein bräunlich rolhes Pulver, das geruchlos ist, aber rein adstringirend schmekl.
Verwechselt kann die Tormentill - Wurzel mit der Wurzel der Erdbeere werden, welche dünner, mehr cjlinclrisch, mit Fasern und Schuppen besetzt ist und nur wenig adstringirend schmeckt.
Die Tormentill-Wurzel enthält viel (17 Proc.), dem Catechu ähnlichen Gerbestoff, Tormentillroth (18 Proc), Gummi (28 Proc), Extractivstoff, Harz, Wachs u. dgl.
Die Wirkung der Tormentill - Wurzel ist rein adstringirend, der Eichenrinde ähnlich aber schwächer; man wendet das Pulver zu Latwergen und Pillen, die Abkochung zu Einschütten, zu Bähungen u. s. w. an.
Die Dosis ist liir grössere Hausthiere 1 — 1 Va Unzen, kleinen die Hälfte; äusserlich 1 'Unze auf 1—2 Pfund Wasser.
Aehnlich, aber schwächer wirkt die Natter - Wu rzel, Radix bistortae (von Polygonum Bistorfa L.) einer auf feuchten (Moor- oder Torf-) Wiesen, in höher gelegenen Gegenden häufig vorkommenden Pflanze, deren daumensdicke, rolhbraune Wurzel im Frühjahr oder Herbst von mehrjährigen Stöcken gesammelt wird.
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Radix valerianae minoris. Uolbrittn - UHurjd. Radix valerianae sylvestris. Frans. Valcriane sauvage, petite Valcriane. Engt. Root of valerian.
Der gemeine oder officinelle Baldrian, Valeriana officiualis (Cl. Triandria Monogynia, Fam. Yalerianeae) wächst häufig in Deutschland, theils auf Gebirgen, an trockenen Orten, in Gebüschen, theils in der Ebene an Gräben und feuchten Stellen; er ist perennirend, krautartig, wird 2—6 Fuss hoch, hat einen hohlen, gefurchten, glatten oder etwas behaarten Stengel, gefiederte (sowohl Wurzel- als Stengel-) Blätter, die untern laufen in einem Blattstiel herab, die obern sind sitzend; die im Juni bis
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IV. Radix valerianae minoris.
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Juli erscheinenden Blumen bilden eine doklenlraubenarlige Rispe, sind weislaquo; oder röthlich, klein und riechen dem Hollunder ähnlich. Der Samen ist mit einem Federchen versehen.
Einige Abweichungen in der Form der Blätter u. s. w. haben zur Annahme von Varietäten geführt, die man als Valeriana ex-celsa, Valeriana lalifolia s. media, Valeriana tenuifolia (montana, pratensis) anführt. Mehr wesentlich isl der Standort der Pflanze, die in feuchterm Boden und in der Ebene eine weniger wirksame, Wurzel liefert als auf den Gebirgen und an trockenen Stellen.
Die Wurzel wird von 2 — 3jährigen Pflanzen im Frühjahr gesammelt; sie besteht aus einem höckerigen, rundlichen, fast abgebissenen Wurzelslock, mit dicker, öliger Binde, und 3 bis 6 Zoll langen , slrohhalmdicken Fasern. Getrocknet ist sie hellbraun , später dunkelgraubraun.
Ihr Geruch ist stark, eigenthümlich, dem Katzen-Urin ähnlich; der Geschmack widerlich bitter, scharf und gewürzhaft.
Der ächte Baldrian wird verwechselt mit der schwachem Wurzel von Valeriana dioica, welche einfach, dünner und nur an einer Seile herab mit Fasern besetzt ist; mit den Wurzeln einiger Ranunkel-Arten, z. B. Banunculus acris und repens, welche jedoch geruchlos sind, wie auch die Wurzel von Sium lalifolium und anguslifolium; mit der Badix car^ophyllatae, deren Geruch nelkenähnlich ist; mit der Badix vincetoxici, welche weisscr, dicker mit längein, steifen Fasern besetzt und getrocknet fast geruchlos ist.
Die Bestandtheile des Baldrians sind: ätherisches Oel (1,2 Proc.) harziger Extraclivstoff (12 Proc), gummiger Extramp;ctivstoll (9 Proc), Weichharz, Pflanzenfaser (71 Proc). Auch eine eigen-thümliche Säure — Baldrian - Säure — ist in neuerer 2'eit aus der Baldrian-Wrurzel dargestellt worden.
Der Baldrian ist ein die Nerven (besonders des Rückenmarks und des synipathischen Nerven) erregendes, stärkendes, schmerz- und krampfstillen-des Mittel, und hat eine besondere Beziehung zu den Schleimhäuten und dem Fruchthätter. Er wird bei Krämpfen (nach der Staupe , Epilepsie etc. der Hunde), Schwäche der Nerven, besonders von Ueberreizung, in nervösen Fiebern, gegen Würmer u. s. w., meist als Unterstiitziingsmittel in Verbindung mit Kamphor, Angelica, Terpentinöl oder Hirschhornöt, Ammoniak, Weingeist, Aether, seltener mit Säuren, Salmiak u. dgl. gegeben.
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IV. Radix veratri albi.
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Man wendet das Pulver in der Dosis von1/,— 1 L'nze täglich 3 —4inal zu Latwerge oder Pillen oder den Aulguss (1 Unze zu 1 Pl'und siedendem Wasser) an. Hunden gibt man '/,— 1 Dr. des Pulvers, besser aber einen starken Aufguss, der auch zu Rlystiren benutzt werden kann.
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Radix veratri albi.
tllfilu- llifsumr.u-l. Radix hellebori albi. Wtifitt copy;cnncr. Franz. Veratre blanc; Hellebore blanc; Varaire. Engt. White Hellebore.
Die im südlichen Deutschland (z B. Salzburg, Tyrol) und der Schweiz auf Yoralpen wachsende, perennirende Pflanze, Ve-ratrum album L. Cd. Hexandria Trigynia, Farn. Melanthaceae) hat grosse, ovale, weiter oben lancetlförmige, stark gerippte, der Länge nach gefaltete, oben glatte, unten feinbehaarte Blätter, einen aufrechten, 4 — 5 Fuss hohen Stengel und gelblich weisse, mit grünen Nerven gezeichnete, in viclblüthigen Rispen stehende Blumen, die vielehig sind und grossenlheils keinen Samen bilden. Die Frucht besieht aus drei Kapseln mit geflügelten Samen.
Die Wurzel ist fingerdick, cylindrisch, 2 —4 Zoll lang, mit vielen starken Fasern besetzt (manchmal auch mehrköpfig, höckerig) rauh; fast hornarlig hart, aussen schwarzbraun, innen weiss oder bräunlich, mil sehr dünner äusserer Rinde und einem dünnen bräunlichen Ring, welcher den Kern von dem äussern gleichfarbigen Theil der Wurzel scheidet. Sie ist geruchlos, der Staub erregt leicht Niesen und Brechen; der Geschmack ist scharf, kratzend, bitter.
Die Bestandtheile der weissen Nieswurzel sind: galläpfelsaures Yeratrin (ein in Alcohol und Aether lösliches Alcaloid) Jervin, ein zweites Alcaloid, gelber Färbestoff, eine fettige flüchtige Säure enthaltende Materie, Gummi, Kalk- und Kalisalze, Kieselerde , Holzfaser.
Stall der Wurzel des weissen Germers wird auch die des schwarzen (Veralrum nigrum) gesammelt, welcher an denselben Standorten vorkommt, äusserlich grosse Aehnlichkcit mil der Pflanze des weissen Germers besitzt, sich aber dadurch unter-
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IV. Roob juniperi.
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scheidet, dass die unlern Blätter sich in einen Blattstiel verlängern , die Blumenrispe weniger zusammengesetzt und die Farbe der Blumen dunkelpurpnrrotb, fast schwarz ist (woher der Beiname). Die Wurzel des schwarzen Germers ist schopfig, mit starken Fasern besetzt und abgebissen. Ihre Wirkung ist ohne Zweifel der des weissen Germers gleicb.
Dagegen ist die unter dem Namen Badix hellebori nigri, s ch w a r z e Nieswurz, in älterer Zeil in der Thierheilkunde sehr häufig, z. B. zu Fontanellen (Nieswurzstecken) benutzte Wurzel von einer ganz andern Pflanze,. nämlich der Christwurz (Helleborus niger L.), welche um Weihnachten mit grossen, gelblichgrünen Blumen blüht, die den sehr häufig an Bergabhängen vorkommenden Helleborus-Arten, wie Helleborus viridis und foetidus ganz nahe verwandt ist.
Die Wirkung der weissen Nieswurzel ist im Allgemeinen und ürdich scharfreizend, sowohl Entzündung als krampfhafte Contraetionen erregend, umstimmend.
Man benutzt das Pulver liauptsächllch bei fleischfressenden Thieren als sicheres Brechmittel (z. B. Hunden 2 —5 Gran, Schweinen 5—15 Gran, mit lauem Wasser oder mit etwas Fett); ferner äusserlich um heftige Entzündung in der Haut und dem Zellgewebe zu erregen, zu Fontanellen (die in lauem Wasser oder in Essig eingeweichte, in der Mitte durchgeschnittene Wurzel oder das Pulver auf ein Eiterband gestreut); endlich die Abkochung als Mittel gegen Läuse u. dgl. Sowohl diese Anwendung als die Fontanelle mit Nieswurzel erfordern Vorsicht, da leicht die allgemeine Wirkung davon eintreten kann. Grosse Gaben innerlich gegeben, tödten durch Entzündung des Magens und Darmkanals.
Das Pulver der Nieswurzel mit ähnlichen aber schwachem z.B.Radix asari verbunden, ist den Schafen als Niesmittel, gegen Bremsenlarven, gegeben worden, aber durch gew ohnlichen Tabak zu ersetzen.
Beim Pferde wird die Nieswurz-Tinctur zur Infusion in die Venen angewendet (s. diese). Das Veratrin, der eigentlich wirksame Stotf in der weissen Nieswurzel ist zu theuer.
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Roob juniperi.
Wod^ollurmufi. Succus insplssatus juniperi. t0iid)l)(itlpcrgcräl.t. Ärnmnutful.tc. Franz. Extrait ou Rob de genievre.
Das Wachhöldermuss wird in den Gegenden, wo der gemeine Wachholder (s. Baccae juniperi) häufig wächst, von den Land-
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IV. Saccharum lactis.
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leuten bereuet; man sammelt die reifen Beeren, zerstösst und kocht sie mit Wasser, seiht die Flüssigkeit durch und lässt sie zur Syrupsdicke abdampfen. Man erhält so l/a oder mehr des Gewichts der angewendeten Beeren.
Das Wachholdermuss ist dick, gleichförmig, nicht körnig, rothbraun und hat einen angenehmen, süssen, etwas gewürzhaflen Geschmack. Es soll weder brenzlich riechen und schmeckeiii noch zu dünn oder in Gährung begrifTen seyn. Um lelzlere zu vermeiden, muss dasselbe gehörig eingedickt seyn und an einem kühlen Orte aufbewahrt werden.
Die Wirkung des Wachliolrtermusses als ein gelinde auflösendes Mittel beruht auf seinem Gehalt an Zucker und Schleim; es wird aber viel häufiger blos als formgebendes Mittel zu den Latwergen für Pferde gesetzt, denen es eine zähe Consistenz gibt und nicht so leicht austrocknet als Mehl; es verbessert überdies den Übeln Geschmack mancher Arzneimittel und eignet sich dadurch besonders für junge Thiere, z. B. Füllen.
In der Mehrzahl der Fälle ist das Wachholdermuss entbehrlich und vertheuert besonders die in der Apotheke bereiteten Latwergen unnöthig.
An manchen Orten wird man das Hollund ermuss (Roob sambucO oder den Syrup von Kübenzucker-Fabriken und Rohrzucker-Raffinerien wohlfeiler erhallen und dem Wachholdermuss substituiren können (vgl. Honig).
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Saccharum lactis.
ifttld^tuhfr. Franz-. Sucre de lait. Engt. Sugar of milk.
Der Milchzucker ist in den, nach Abscheidung des Butlers und der Käse aus der Milch, zurückbleibenden Molken enthalten und wird durch Abdampfen zur Syrupdicke, Kryslallisiren u. s. w. erhalten. Man erhält denselben hauptsächlich aus der Schweiz, wo er im Grossen bereitet wird.
Er bildet grosse, vierseilige Prismen mit vierseiliger Zuspitzung und blättrigem Bruche, ist luflbesländig, schmeckt schwach süss-
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IV. Sapo viridis.
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lieh uml löst sich in 3 Theilen kochenden und 6 Theilen kalten Wassers auf; sein spec. Gewicht ist 1,543.
Durch vorsichtiges Schmelzen kann man ihm das 12 Procent beiragende Krystalhvasser entziehen, worauf er eine weisse, undurchsichtige Masse bildet. Er besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, etwas Stickstoff, Kalk u. s. w.
Der Milchzucker ist zwar wie der Rohrzucker und andere süsse Substanzen nährend und auflösend; er wird aber nicht sowohl als Arzneimittel, sondern vielmehr als ein indilferentes Mittel zur Verdünnung stark reizender, trockener Substanzen benutzt, z. B. wenn man Strychnin, Veratrin oder andere Pllanzenalcaloide in Pulverform anwenden will, wo ein viertel- oder halber Gran zu wenig Substanz darbieten oder zu heftig wirken würde, weshalb man ihm 10 —SOGran Milchzucker (oder einer andern indifferenten Substanz, z. B. Stärkmebl, Gummi, gewöhnlichen Zucker) zusetzt. Zur Versüssung der Arzneien taugt er weit weniger als der Rohrzucker, dem er überdies im Preise nahe steht.
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Sapo viridis. copy;nine S'cife. Sapo kallcus v. niger, Kali oleosum. Änlifcift, fdnmiyc oitrJSdjmicrfcifc. Franz. Savon vert, mou. Engt. Soft soap.
Die fetten Oele bilden mit kaustischen Alealien eine autlösliche Verbindung (Seife); es entsieht hiebei in dem Felle Talg-, Margarin- und Oelsäure, welche mit dem Alcali sich verbinden. Die Seifen sind somit Gemenge der alkalischen Salze von den genannten Säuren; ölsaures Kali würde die weichste, talgsaures Natron die härteste Seife geben.
Die Seifen lösen sich in reinem Wasser, in Branntwein und Weingeist auf; diese Auflösung ist schlüpfrig. Gewöhnlichts Wasser zersetzt einen Theil der Seife durch seinen Gehalt an freier Kohlensäure und an schwefelsaurem Kalk. Die gewöhnliche Waschseife ist aus Talg und Natron bereitet; die grüne Seife wird aus Kanföl, dem man etwas Talg zusetzt, durch Kochen mit kaustischer Kalilauge dargestellt; sie enthält gewöhnlich etwas überschüssiges Kali, ist weich, schmierig, etwas körnig (von talgsaurem und margarinsaurem Kali) und von grünlicher
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IV. Seeale cornutum.
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oder grünbrauner Farbe, welche durch einen färbenden Zusatz (von Indigo) hervorgebracht wird. Ihre Beslandtheile sind 9,5 Kali, 44,0 fette Säuren und 46,5 Wasser.
Die Seife wird durch alle Säuren und saure Salze, sowie durch mehrere Metallsalze , z. B. Kupfer-, Eisen- und Zinkvitriol, Quecksilbersublimat, versüsstes Quecksilber, salpetersaures Silber u. s. w. zersetzt; daher kann eine Seifenauflösung als Gegenmittel bei Vergiftung mit den genannten Salzen angewendet werden.
Die innerliche Anwendung der Seife ist selten; sie wirkt auf die Nieren (durch ihr Kali, welches frei wird) und zugleich abführend ; man setzt nicht selten Seife den Aloepillen zu, um das Harz der Aloe auflöslicher zu machen und seine reizende Eigenschaft auf den Darm zu verstärken.
Seifenwasser innerlich in ziemlicher Menge gegeben, ist als Hausmittel beim Aufblähen der Wiederkäuer von grünem Futter anwendbar.
Aeusserlich wird die Seife theils zum Reinigen der Haut von Schuppen, Schorfen und zufälligen Unreinigkeiten, theils als gelindes Reizmitte! bei chronischen Hautausschlägen (z. B. der Räude der Hunde) , sowie gegen Verhärtungen, Verstauchungen und Quetschungen, Sehnenanschwellung etc. (nach Beseitigung der Entzündung) verwendet. Man setzt gerne noch stärker reizende und auflösende Mittel hinzu (z. B. Kamphor, Terpentinöl, Salmiakgeist, Weingeist).
Der Seifengeist (Spiritus saponis s. saponatus) wird durch Auflösung von 1 Theil grüner Seife in 4 Theilen rectificirtem Weingeist bereitet. Wo grüne Seife nicht bei der Hand wäre, kann gewöhnliche Seife statt derselben genommen werden. (Das Seifenliniment, Opodeldoc, siehe bei Camphor; die Terpentin-Seife bei 01. terebinlh.)
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Secale cornutum. JUtttterkorn.
Clavuei -.cialinus. TädfliJcnmuMcr.
Franz. Ergot de seigle.
Engt. Ergot of rye, Spurred rye.
Das Mutterkorn ist ein krankhafter Auswuchs am Korne des Roggens, seltener an andern Gelreidearlen. Seine Entstehung wird von Einigen dem Stich eines Irtsekts, von den Mehrsten aber einem Pilze (Sclerotium s. Spermoedia Clavus oder Sphace
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IV. Secale cornutum.
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laria segelum) zugeschrieben, der sich in dem Fruchtknoien des Getreidekorns entwickelt. Das Korn behält dabei seine ursprüngliche Gestalt, wird aber weit grosser (Va — 2Zoll lang), ragt über den Spelz weit hervor, ist an der Spitze umgebogen und mit 1 bis 2 Längsfurchen versehen (dem Sporn eines Vogels ähnlich), aussen von brauner oder schwarzvioletler Farbe, innen weiss oder grauröthlich. Der Geruch ist widrig, moderartig, der Geschmack mehlig, bitterlich und kratzend.
Das Mutterkorn kommt in manchen (besonders nassen) Jahrgängen auffallend häufig vor; es muss vor der Ernte eingesammelt werden und soll nach derselben wenig Wirksamkeit besitzen; diese wird von Einigen blos dem zarten Ueberzug des entarteten Kornes zugeschrieben, nach dessen Entfernung das letztere unwirksam seyn soll. Durch langes Aufbewahren verliert es ebenfalls an Kraft. Es muss daher zur angegebenen Zeit und bei trockener Witterung gesammelt, getrocknet und in wohlverschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.
Die Hauptbestandtheile des Mutterkorns sind: Ergotin (ein rolhbraunes Pulver, stickstoffhaltig und dem Kleber verwandt), fettes Oel und fettartige Substanzen, schwammige Materie, Pflan-zenosmazom, Eiweiss, Schwammzucker, phosphorsaures Kali und Kalk, Kieselerde.
Die Wirkung des Mutterkorns geht theils auf den Darmkanal (Brechen und Durchfall erregend), theils auf das Nervensystem (Schwindel, Krampf, Lähmung hervorbringend), insbesondere aber auf den Fruchthälter, den es zu kräftigen Contractionen antreibt. Es wird bei den Hausthieren als ein die Wehen beförderndes Mittel mit Erfolg angewendet, passt aber nur, wo Schwäche der Contraction des Uterus der Verzögerung der Geburt zu Grunde liegt; wo dagegen mechaniscbe Hindernisse (falsche Lage des Jungen, Ver-schliessung des Muttermundes u. dgl.) zugegen siud, müssen diese vorher beseitigt werden. Auch beim Zurückbleiben der Nachgeburt, oder starker Blutung wegen mangelnder Zusammeuziehung des Fruchthälters ist es anzuwenden.
Man gibt das Mutterkorn am besten gröblich zerstössen, in einem Aufguss mit heissem Wasser, selten Bier oder Wein, entweder allein oder mit Zimmet u. dgl. und wiederholt die Gabe nach Umständen alle '/„ — 1 Stund. Die (nach Alter, Zeit des Einsammelns, Art des Aufbewahren u. s. w.) verschiedene Wirk-
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IV. Seinen anisi.
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samkeit des Mutterkorns ist Veranlassung, dass die Dosis so abweichend angegeben wird; bei guter Beschaflenheit des Mittels genügen für Stute und Kühe 2 — 4 Drachmen pro dosi; für Hündinnen 15—30 Gran.
Formeln:
Nr. 1. R. Seealis cornuti pulver. Unc. '/,.
Inf-js. flor. chamom. Uno. 12. M. D. S. Lauwarm einzuschütten. (Bei mangelnden Wehen. Für eine Kuh.) Nr. 2. R. Seealis cornuti Gr. 10 — 20.
infunde Aq. fervid. Unc. 1 — 2. per % horae. Cola. D. S. Wie oben. (Für eine Hündin mittlerer Grosse.)
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Semen anisi.
Semen anisi vulgaris.
Frunz. Sentence d'Anis, Boucage Anis.
Engt. Anise.
Die Pflanze, welche den Anis liefert, Pimpinella anisum L. (von Andern zu der Gattung Sison oder Tragium gerechnet; Cl. Pentandria Digjnia, Farn. Umbellatae) ist in Egyplen einheimisch, wird aber in Deutschland an verschiedenen Orten angebaut; sie ist einjährig, hat einen einfachen, fasshohen Stengel, langgestielle herzförmige, gelappte, eingeschnitten gesägte Wurzelblätter, gefiedert getheilte, lancettförmig keilförmige Slengelblälter, miltel-mässige, 9—15 slrahlige Dolden, und weisse Blümchen. Die Samen hängen meist zu zwei zusammen, sind rundlich-eiförmig, 1 — l1/, Linien lang und halb so dick, feinbehaart, grau-grünlich und haben 10 hervorstehende, weissiiehe Rippen. Ihr Geruch ist stark und angenehm, der Geschmack süsslich-gewürzhaft, erwärmend. Beim Zerdrücken schwitzt fettes Oel aus.
Der spanische und italienische Anis ist wirksamer als der in Frankreich und Deutschland gebaute.
Anis, der unreif gesammelt wurde, einen scharfen oder widrigen Geruch hat oder mit Unreinigkeiten (Erde u. dgl.) vermischt ist, taugt nichts.
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IV. Semen carvi.
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Die Bestandlheile des Anis sind hauptsächlich ätherisches Oel (3 Proc), fettes Oel (3 ProcO, Gummi, Ulmin, Phyteumacolla, Schleimzucker, Kalksalze u. dgl. Das ätherische Oel hat die Eigenschaft bei einer Temperatur von 5 — 15deg; R. in kristallinischen Blältchen zu gestehen; es ist hauptsächlich in der äussern Haut des Samens, das fette Oel dagegen in den Kernen enthalten.
Die Wirkung des Anis ist auf die Secretion der Respirations - und Darmsclileimliaut gerichtet, welche ergelinde erregt; er wird daher als ein gelinde auflösendes, den Schleimauswurf beförderndes, auch windtreibendes Mittel, selten für sich allein, sondern als Unterstützungsmittel, in Verbindung mit Salmiak, Schwefel - und Spiesglanz-Präparaten, Ammoniak-gummi, Harzen u. s. w. meist als Pulver zu Latwergen, Pillen, oder auf das Futter verordnet.
Die Dosis ist l/2 — 1 Unze für die grossern Hausthierc, jungem und kleinern im Verhältniss weniger.
Das Anis-Oel ist für den thierärztlichen Gebrauch zu theuer; blos gegen das Ungeziefer von Stubenhunden, Katzen und Vögeln hat es, des nicht unangenehmen Geruches wegen, den Vorzug vor wohlfeilem und wirksamem Mitteln. Es ist ein gewöhnliches sogenanntes Beizmittel für Tauben.
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Semen carvi. Hfimnul. Maxbe.
Frans. Carvi, Cumin des pres. Engl. Caraway-seed.
Der auf gebirgigen Wiesen und Weiden wildwachsende, auch als Küchengewächs angebaute, gemeine Kümmel, Carum Carvi L. (Cl. Pentandria Digynia, Farn. Umbellatae) ist eine zweijährige, 2 — 3 Fuss hohe Pflanze, deren Stengel tiefgefurcht und ästig ist, mit länglichen doppelt-gefiederten Blättern und gefiedert - getheilten linienförmigen Blältchen. Die vielstrahlige Dolde hat eine vielblätterige allgemeine Hülle, keine Hüllchen, und blüht von Mai bis Juli, weiss oder röthlich. Die Samen sind länglich, etwas gebogen, glatt, seillich zusammengedrückt,
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IV. Semen crotonis.
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bräunlich-grau mit heilern Rippen, von eigenlhümlichem Geruch, und gewürzhaft - bitterlichem , erwärmendem Geschmack.
Die Samen müssen völlig reif, trocken und fest, nicht grün oder eingeschrumpft seyn, und sich durch starken Geruch und Geschmack auszeichnen.
Die Wirksamkeit des Kümmels beruht hauptsächlich auf seinem Gehalt an ätherischem Oel, welcher beinahe 1 Unze im Pfunde beträgt; es ist farblos oder gelblich, dünnflüssig und gesteht nicht in der Kälte; aussei- dem Oel enthält der Kümmel: Schleimzucker, Harz, Wachs, eisengrünenden Gerbesldf u. s.w.
Der Kümmel wird theils als ein Hausmittel den Thieren (grobzer-stossen) auf dem Futtei-, als ein die Verdauung beförderndes Mittel mit Kochsalz u. dgl. gegeben, tUeils in gleicher Form mit bittern gewürzharten Mitteln zu sog. Fresspulvern verbunden; er wirkt weniger auf die Schleimhaut der Athmungsorgane, als auf den Darmkanal und ist hei Schwäche desselben, Luftcntwicklung von geschwächter oder verzögerter Verdauung (ohne entzündliche Diathesc) bei Windkoliken und Aufblähen entweder als Pulver oder alsAufguss, allein oder mit andern passenden (bittern, absor-birenden) Mitteln verbunden, am Platze. Zu Einschütten kann mit Nutzen etwas Branntwein gefügt werden. Auch den Klystiren wird der Kümmel als Carminativum beigefügt.
Man schreibt auch dem Kümmel (wie dem Fenchel, Anis und andern Doldengewächsen) günstigen EinDuss auf die Milchsecretion zu. Dosis Vo — i Unze für die grössern Hausthiere.
Statt des Kümmels kann auch der Coriander (Coriandrum sativnm L.) benutzt werden. In den wärmern Ländern wird der r ö m i s oh e Kümmel, Semen cumini (von Cuminum cyminum L.) mit grössern Samen und widrig gewürzhaflem Geruch und Geschmack an der Stelle des mehr in nördlichen Ländern wachsenden gemeinen Kümmels angewendet.
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Semen crotonis.
jRroton - .Hortur. Grana tiglii s. tiglia. purjirkänur, iltolukkifc^c jRoriKr. Frans. Graines de Tilly; petits pignons d'lndc. Engl. Croton seeds. Der Purgirkroton oder Tiglibaum, Croton Tiglium L. oder Croton Pavona Harn. (Xl. Monoecia Polyandria, Farn. Enphorbiaceae)
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IY. Semen crotonis.
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in Ostindien, den mollukkischen Inseln, Java, und China einheimisch; er liefert die in einer dreifächerigen, nussähnlichen Kapsel eingeschlossenen I'urgirkörner; diese haben die Grosse einer Kaffeebohne, sind eiförmig, an beiden Enden stumpf, fast vierkantig, graubraun, schwärzlich oder hellbräunlich mit dunkleren Flecken, fettig, geruchlos. Die dünne zerbrechliche Schale enthält einen gelblichen, ölhaltigen Kern, von brennend - scharfem kratzendem Geschmack.
Da die Wirksamkeit der Kroton - Körner von dem öligen Kerne abhängt, so sind die leichten und tauben Samen zu verwerfen und nur reife, volle, schwere Körner anzuwenden.
Die Bestandtheile der Kroton - Körner sind folgende: flüchtiges Oel (Krotonsäure), fettes Oel mit Krotonsäure (17 Procent) Krotonin (nicht flüchtige Pflanzenbase), Wachs, Harz, Gummi, Kleber, Extraclivstoff, Eiweiss, Stärkmehl, Pflanzenfaser (39 Proc), Wasser (22 Proc). Von den ausgehülseten Kernen enthalten 100 Theile: 60 Theile Oel (bestehend aus 27,5 harzigem, scharfem Stoff (mit Crolonsäurc) und 32,5 fettem Oel) und 40 Theile mehligen Rückstand.
Das feite Oel scheint das Vehikel für den scharfen, abführenden Stoff zu seyn, von welchem der Uiickstand nach dem Auspressen stets noch eine kleine Menge enthält; da diese aber veränderlich ist, so kann die Anwendung dieses Rückstandes (Oelkuchen) in der Thierheilkunde nicht (wie Fields es that) empfohlen werden.
Sicherer ist die Anwendung der enthülseten Kerne, wovon man 20— 30 Gran (in Verbindung mit Leinsamen, Eibisch, Honig u. dgl. zu einer Pille oder mit fettem Oel abgerieben, in einem schleimigen Decoct als Einschult) für ein Pferd als Purgans braucht. Diese Dosis ist nur in wenigen Fällen zu wiederholen ; sie führt etwas schneller als die Aloe ab, und macht die Excremente w ässeriger. Für Rindvieh ist dieselbe Dosis in Verbindung mit 8—12Unzen Bitlersalz empfohlen worden. Da die iMaulschleimhaut von dem Kroton leicht entzündet und angegriffen wird, ist es rathsam, nach der Anwendung des Mittels dem Thier das Maul auszuspritzen.
Als äusserliches Reizmittel ist das Krolonöl (oder die Tinclur) iheils zu Iheuer, Iheils zu wenig wirksam; jedenfalls ist eine abführende Wirkung davon nicht zu erwarten.
Wenn man mit Kroton-Körnern oder Oel umgehl, hat man sich sehr
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IV. Semen foenicull.
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in Acht zu nehmen, dass man nichts davon an die Augen, Nase oder Lippen u. s. w. bringt, wo schnell eine heftige Reizung und EnUündung veranlasst wird.
Das Krotonöl (Oleum crolonis) wird durch Auspressen erhallen, ist strohgelb, dickflüssig, von fadem Geruch, scharfem Geschmack, in Weingeist und Aether auflöslich: es wirkt in hohem Grade purgirend und kann schon zu Vo Drachme bei einem Pferde tödlliche Folgen haben ; deshalb ist es zu 15 — 20 Tropfen und blos in äussersl hartnäckigen Fällen und mit der grössten Vorsicht anzuwenden.
Morton führt eine Kroton-Tinctnr, aus 1 Theil Oel in 16 Theiien Alcohol aufgelöst, an; man soll davon 1j.i—1 Unze in das Trinkwasser des Pferdes thun (z. B. wenn ihm die Arznei auf andere quot;Weise nicht beigebracht werden kann).
Formeln: Nr. 1. R, Semen crolonis enucleal. et contus. Gr. 20 — 30. Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. font. q. s. fiat pill. D. S. Purgirpille für ein Pferd.
Nr 2. R. Aloes hepalic. Dr. 6 — 8. 01. croton. Gull. 10—15. Farin. sem. lini Unc. 1.
Aq. fontan. q. s. flaut pill. duo. D. S. Purgir-pillen. Bei grossem Torpor.
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Semen foeniculi. jendfti. Franz. Fenouil, Grains de fenouil. Engt. Fennel.
Der Fenchel wächst im südlichen Europa und Deutschland wild, wird aber meist angebaut. Die Pflanze heisst Anelhum Foeniculum L. (nach Andern zu Meum geslelll oder zu einer
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
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IV. Semen foeniculi.
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besondern GaKung Foeniculum vulgäre erhoben; Cl. Pentandria Digynia, Fam. Umbellatae); sie ist 2jahrig oder perennirend, wird mehrere Fuss hoch, hat einen glatten, zarlgestreiften Stengel, drei- und mehrfach gefiederte Blätter, mit linien- oder bor-stenförmigen Fiedern, endsländige Dolden ohne Hülle mit gelben Blümchen, deren Blumenblällchen einwärts gerollt sind.
Die Samen sind grünlich oder bräunlich, länglich-oval, auf der äussern Seite gewölbt, mit 5 stark hervorstehenden Rippen und Binden in den Thälchen; auf der innern Seite flach oder etwas gekrümmt; ziemlich hart, zähe, beim Zerdrücken fettig; ihr Geruch ist angenehm, süssllcb, aromatisch, der Geschmack ebenso, eigen-thümlich, dem Anis ähnlich. Der deutsche oder gemeine Fenchel ist nur 1 —IVa Linien lang und V2 Linie breit, während der italienische Fenchel (als Semen foeniculi dulcis bekannt) 2 — 21/2 Linien lang, y, Linie breit und stärker von Geruch und Geschmack ist.
Man hat darauf zu sehen, dass der Fenchelsamen reif, gut getrocknet, ohne dumpfigen Geruch und von starkem Geschmack sey.
Die Bestandtheile des Fenchels sind denen des Anis ähnlich, doch enthält derselbe beinahe doppelt soviel ätherisches Oel, welches ebenfalls, jedoch bei einer niedrigem Temperatur als das Anisöl, krystallinisch fest wird.
Die Wirkung des Fenchels ist schleimauflösend, expectorirend, gelinde reizend und stärkend, daher er nach gebrochener Entzündung als Nebenmittel in Krankheiten der Luftwege, und in denselben Verbindungen wie der Anis gegeben wird. Als Carminativum steht er dem Kümmelnach; dagegen schreibt man ihm wie den meisten Samen der Doldengewächse, die Eigenschaft zu die Milchsecretion zu vermehren.
Die Dosis ist '/, — t Unze, meist in Pulver zu Latwergen oder Pillen, für die grössern Hausthiere.
Da der Fenchel gewöhnlich etwas wohlfeiler ist als der Anis, dabei mehr ätherisches Oel enthält, so macht er diesen entbehrlich.
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IV. Semen Foeni graeci.
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Semeu Foeni graeci.
Semen Foenugrneci. (ßcitdjifd) ^tu, jljoniklcf. Franz. Sain foin, Fcna grec.
Die einjährige Pflanze, Trigonella Foenum graecum L. (CI. Diadelphia Decandria; Fam. Leguminosae) wächst im südlichen Frankreich wild und wird an mehreren Orlen in Deutschland angebaut. Der Stengel ist 1—2 Fuss hoch, aufrecht, ästig, gestreift, glatt; die Blätter stehen abwechselnd, sind dreizählig, glatt, mit verkehrt-eiförmigen, vorne feingezähnten Blältchen; die blassgelben (Schmetterlings-) Blumen erscheinen im Juni und Juli, die schmalen, einfächerigen, vielsamigen Hülsen sind 3 — 4 Zoll lang, linienförmig, in einen dünnen Schnabel ausgehend, abwärts gebogen, netzartig geädert.
Die Samen sind 1 —2 Linien lang und 1 Linie breit, zu-zusammengedrückf, länglich, viereckig, schief abgestutzt, aussen gelbbraun, von einer schiefen Furche durchzogen, innen gelb, ziemlich hart und zähe, riechen widrig gewürzhaft, dem Steinklee ähnlich und schmecken schleimig, bitter.
Sie enthalten viel Schleim, einen bittern Extractivsloff, Gerbe-stofF und etwas ätherisches und feiles Oel. Alte, dunkelbraune, moderig riechende und von Insekten zerfressene Samen sind zu verwerfen.
Der Bockshornsamen unterscheidet sich von den reinsclileimigen Mitteln durch seine flüchtigen und bittern ßestandtbeile; seine Wirkung ist weniger erschlaffend, mehr schleiraauflösend, den Auswurf befördernd, stärkend.
Er ist daher ein passendes Nebenmittel in catarrhalischen Krankheiten nach gebrochener Entzündung, in der Druse, in chronisclien Lungenleiden, und zwar in Verbindung mit Salmiak, Spiesglanz- und Schwefelpräparaten, Theer u. s. w.
Die Dosis ist V2—1 Unze für Pferde, täglich 2 —Sinai.
Die äusserliche Anwendung des Bockshornsamens ist wenig gebräuchlich.
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IV. Semen lini.
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Semen lini. £e\nfamen. Franz. Graines de lin. Engt. Linseed.
Die allgemein bekannte und ihrer Faser wegen (Flachs) angebaute Pflanze, Linum usitatissimum L. (Cl. Pentandria Penla-gynia; Farn. Caryophylleae) ist einjährig und enthält in runden erbsengrossen Kapseln, welche sich oben in fünf zweispaltigen Klappen öffnen, die eiförmig-plaltgedrückten, glänzendbraunen, sehr glatten, geruchlosen Samen, mit weisslichem, öligem Kerne, der schleimig-ölig schmeckt.
Die Bestandlheile desselben sind: Fettes Oel (tl Procenl) Wachs, Weichharz, harziger Farbstoff, Schleim mit Essigsäure und Salzen (15 Proc), gerbestoffartiger Exlractivstoff (11 Proc), Gummi mit Kalk (6 Proc), Stärkmehl, Pflanzen-Eiweiss, Kleber, Emulsion und Hülsen (44 Proc).
Durch den grossen Gehalt an Schleim und Oel, so wie durch seine allgemeine Verhrcitung und Wohlfeilheit wird der Leinsamen einsehr schätzbares Haus- und Arzneimittel. Er wird gemahlen oder gestossen, als Leinsamenmehl (Pulvis sem. lini) sowohl innerlich in fester und flüssiger Form, als erschlaffendes, auflösendes, besänftigendes, scharfe und drastisch wirkende Stoffe einhüllendes Mittel und ehenso häufig äusserlich zu Einspritzungen Klystiren, Waschungen, bei Umschlägen u. s. w. angewendet.
Ganzer Leinsamen zu 3 — 4 Unzen in 2 — 3 Pfund heissera Wasser zu einer schleimig-zähen Masse aufgequollen, ist ein sehr zweckmässiges Ab-führungsmittel für Rindvieh.
Leinsamen-Decoct wird durch Anbrühen oder leichtes Kochen von V,— 1 Unze Leinsamenmehl mit 1 Pfd.Wasser erhalten; lange fortgesetztes Kochen zerstört einen Theil des Schleimgehalts, bringt aber mehr öligte Theile in die Flüssigkeit.
Die ausgepressten Leinsamen (Leinkuchen, Placenta s. Farina sein, lini) enthalten nur noch wenig Oel, werden aber wegen der bei diesem Verfahren angewendeten Wärme gerne ranzig und an feuchten Orten schlmmlich. Ausserdem ersetzen sie den gemahlenen Leinsamen in den meisten Fällen, da der Schleimgehalt nicht vermindert ist; dieses Leinkuchenmehl (Farina seminis lini) ist ein sehr zweckmässiges und wohlfeiles Bindemittel für Pillen und Latwergen, wenn jedoch erstere lange auf-
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IV. Semen phellandri.
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bewahrt werden sollen, werden sie leicht zu hart, was man durch einen Zusatz von ordinärem S^rup vermeiden kann.
Zu erweichenden Umschlägen (um die Hufe) setzt man zu dem Leinkuchenmehl nochKieien, um die Mischung poröser und leichter zu machen; sie wird nach mehrmaligem Aufwärmen sauer und muss daher bald erneuert werden.
Semen phellandri. tfofferfcnd)laquo;!. Semen foeniculi aqaatici. tlaßfcndjct. Iram. Phellandrie, IHillefeaillc aquatlqae.
Eine ausdauernde, an nassen Stellen oder im Wasser wildwachsende Pflanze. Phellandrium aquaticum L. s. Oenanlhe Phel-landrium Lam. (XL Penlandria Digynia; Farn. Umbellatae) mit dicker Wurzel, 2 — 5 Fuss hohem, röhrigem, sehr ästigem gefurchtem Stengel, mit hellgrünen, glatten, dreifach gefiederten Blättern (die unter dem Wasser getriebenen sind vielfach-zerlheilt, haarförmig) und eiförmigen, tiefeingeschniltenen, gezähnten Blättchen , kurzgeslielten, vielstrahligen Dolden, ohne allgemeine (oder mit wenig blätteriger) Hülle und pfriemenförmigen besondern Hüllchen. Die weissen Blumen erscheinen im Juli, August. Der Samen ist eiförmig-länglich, mit den Resten des Kelches und dem Griffel gekrönt, 1 — 1'/, Linie lang, feingerippt, hellbräunlich oder grünlichgelb, von starkem, widrigem Gerüche und eigen-thümlichem, scharfem, gewürzhaftem Geschmacke, Unreif eingesammelte oder durch eine Art Gährung schwarz oder dunkelbraun gewordene, undeutlich gerippte Samen sind weniger wirksam.
Die Beslandlheile des W7asserfenchelsamens sind: ätherisches Oel (IVjProc.), süsses fettes Oel(5Proc.), Wachs, Harz (4Proc.) Extractivstoff (8 Proc), Gummi, Pflanzenfaser (72 Proc).
Verwechselt kann der Wasserfenchel werden mit dem Samen des Wasserschierlings (Cicuta virosa), welcher slärker gefurcht, dicker, rundlich und mit den ganz zurückgeschlagenen Griffeln gekrönt ist; mit den Samen von Sium lalifolium und angustifolium, welche kleiner, oval oder rund sind und ebenfalls den zurückgeschlagenen Gritlei tragen, endlich den eigenthüm-lichen Geruch des Wasserfenchels nicht besitzen.
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IV. Semen sinapis nigrae.
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Die Wirkung; des Wasserfenchels ist auf die Schleimhaut der Respirations - Organe gerichtet, deren zu starke, oder qualitativ abgeänderte (z. B. eiteriilinliche) Absonderung er vermindert oder verbessert; er wirkt zugleich auflösend auf das Lymphdrüsen-System und harntreibend. Man wendet ihn daher bei chronischem Catarrh, Verhärtung und Eiterung der Lunge, Verhärtung der Drüsen, Dyskrasie, Wassersuchten u. s. w. an, und zwar in Verbindung mit Salmiak, Balsamen, Harzen, Spiesglanz und Bleipräparaten u. dgl.
Die Pulverform als solche oder zu Pillen und Latwergen, ist dem Auf-guss vorzuziehen; die Dosis für grössere Hausthiere ist '/j — 1 Unze.
Der Petersilien - Samen, Seinen petroselini, von Apium petroselimn L., einer in den Gärten gebauten Pflanze, wirkt dem Wasserfonchel ähnlich, mehr jedoch auf die Vermehrung der Harnsecrelion.
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Semen sinapis nigrae. Sdjmoricr Squot;rnf. Semen sinapeos nigrae. Frans. Moularde noire. Etigl, Mustard seeds.
Der schwarze Senf, Sinapis nigra L. (Cl. Tetradynamia Si-liquosa, Farn. Cruniferae) wächst häufig an ungebauten Stellen, am Ufer der Flüsse, auf Schutthaufen u. dgl. wild; er ist einjährig, hat einen 2—-4 Fuss hohen, ästigen, unten rauhborsli-gen, oben glatten Stengel; die unlern Blätter sind leyerformig, die milllern dreilappig, gezähnt, die obersten lancellförmig, ganz-randig. Die Blumen sind hoehgelb , die Schoten aufrecht, kurzgestielt, schwach viereckig, höckerig und enthalten 4 — 6 Samen in jedem Fach.
Die Samen sind klein, runcilich, etwas platt, anssen rothbraun, fein geädert, innen gelb, geruchlos, beim Zerstossen entwickeln sie einen scharfen Dunst; ihr Geschmack ist brennend, bitterlich-scharf, ölig. Das Pulver (Senfmehl) ist grünlich.
Die Bestandtheile sind: ein scharfes flüchtiges Oel (welches sich leicht in Weingeist und in 50 Theilen Wasser auflöst), ein fettes, süsses Oel (20 Proc), Eiweiss, Schleim, Schwefel, phosphorsaurer Kalk und Billererde.
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IV. Spiritus nitrico - aethereus.
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Der schwarze Senf wird verfälscht mit den Samen des Ackersenfs, Sinapis arvensis L., welche kleiner, rundlich, schwarzbraun und weniger scharf sind. Auch der weisse Senf, Sinapis alba (unter dem Namen Semen erucae gebräuchlich) ist schwächer als der schwarze, daher in der Thierheilkunde entbehrlich.
Altes oder rnit andern gemahlenen Samen verfälschtes Senfmehl ist zu verwerfen.
Die Wirkung des Senfs ist reizend auf die Stelle, mit der er in Berührung gebracht wurde; innerlich und gepulvert (da der ganze Samen meist unverdaut abgeht) vermehrt er die Absonderung der Verdauungssäfte und die peristaltische Bewegung im Darmkanal; er kann daher bei Unthä-tigkeit und Reizlosigkeit dieses Organs als die Verdauung belebendes Mittel gebraucht werden; in consensueller Hirnentzündung, von Indigestion herrührend , ist der Senf in der Dosis von '/g — 1 Unze ein passendes Unterstützungsmittel für die Aloe; grosse Gaben (von 4 — 6 Unzen) in llüssiger Form (z. B. mit Honigwasser, dünnem Leinsamen - Schleim u. dgl.) bringen beim Rindvieh Laxire:.i hervor.
Aeusserlich bewirkt der Senf den Canthariden Shnlich, Entzündung und Anschwellung der Haut, Erguss von Serum unter der Oberhaut und ins Unterhautzellgewebe verursachend. Es wird hiezu das Senftnehl (allein oder mit Sauerteig oder Hefen) mit warmem Wasser zu einem dünnen Brei gemischt und auf die abgeschorne Haut mittelst eines Lappens aufgelegt; die Wirkung ist schneller und die hievon entstehende Geschwulst grosser als bei der Canthariden - Salbe, die Dauer der Wirkung ist dagegen geringer; zu lange fortgesetzte und wiederholte Anwendung des Senftaigs kann die Haut absterben machen, weshalb besonders bei feinhäutigen, edten Thieren Vorsicht nöthig ist.
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Spiritus nitrico-aeUiereus.
sect;ttlpcter-Äetl)erflci)l. Spiritus nitri dulcis, Verrußter Jamp;alpctcrgcifl. Spiritus vini nitrico-aethereus. Aether nUrico-alcoholicus. Fram. Edier nitrique, E. azoteux alcoolisc.
Engt. Nitric Aether, Sweet Spirits of Nitre, Hyponitroaa Ether. Chemische Formel des Aethers: AeO-f-NO8.
Er wird durch Destillation aus 4 Thl. Weingeist und 1 Thl. Salpetersäure oder 4% Thl. trocknen Salpeter mit 4 Thl. conc. Schwefelsäure und 24 Thl. Weingeist, und nachherige Rectification
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IV. Spiritus nitrico aethereus.
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über gebrannte Magnesia oder kohlensaures Kali bereitet; er ist eine Mischung aus eigenllichem Salpeteraether (der nicht offt-cinell ist) und Weingeist. Der Salpeteräther ist aus 1 At. sal-petrichler Säure und 1 Atom. Aether CC4H,0O=AeO) zusam-incngeselzl.
Der Salpeteräthergeist ist eine wasserhelle, flüchtige, brennbare, angenehm riechende Flüssigkeit, welche süsslich gewürz-haft schmeckt, an der Luft sich leicht säuert und dann sauer reagirt. Sein spec. Gewicht soll nicht über 0,845 — 0,840 (31 — 32deg; B.) betragen. Er kann mit zu viel Weingeist vermischt sejn oder durch langes Aufbewahren viel Säure entwickelt haben. Er muss jedenfalls an einem kühlen Orte, in einem wohlverstopften Glase und mit möglichster Abhaltung der Luft aufbewahrt werden.
Der Salpeteräthcrgeist wirkt belebend, wie der Schwefeläther, weniger eiiiitzend als der Spirit, sulphurico-aethcreus, dagegen mehr auf die Hautausdünstung und die Hamabsonderung. In ersterer Absicht gibt man ihn (in flüssiger Form) zu 1I0— 1 Unze pro dosi in 1 Pfund lauem Wasser oder einer solchen Auflösung von essigsaurem Ammoniak, (sog. Spiritus Mindereri) und unterstützt die Wirkung durch warme Bedeckung; ausserdem vermehrt er eher die Harnabsonderung. Mehrere Thierärzte schreiben ihm auch eine krampfstillende Wirkung zu und reichen ihn z. B. in Krampfkolik besonders mit Luftentwicklung. In mehreren fieberhaften Krankheiten des Kindviehs (Kalbefleber, bösartiges Catarrhfieber u. dgl.) gibt man, wenn der Schwächezustand eingetreten ist, dem Salpeteräthergeist den Vorzug vor andern Reizmitteln, und verbindet ihn mit Abkochungen gewürzhafter und ätherisch öliger Pflanzenstoffe (Baldrian, Kamillen, Arnika u. dgl.) oder mit Salmiakauflösung u. s. w.
Der krampfstillende Trank, Potio antispasmodica der Londoner Veler.Pharmacopoe besteht aus 2 Unzen Spir. nitrico-iithereus, 1 Unze Opiumtinclur und 4 Unzen Aloesolution ('/^ Unze Aloe enthallend). Bei der Wiederholung dieses Tranks lässt man die Aloeauflösung weg. Dieses Mittel ist jedoch nur mit grosser Vorsicht in den Krampfkoliken der Pferde anzuwenden.
Formeln: Nr. 1. R. Infus, rad. valerian. Unc. 12. Spir. nitri dulc. Unc. Vj —1. M. D. S. Auf einmal. Im Kalbefleber, 2. Stadium.
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IV. Spiritus vini rectiflcatissimus.
Nr. 2. R. Infus. flor. sambuci. Unc. 24. Ammonii carbonic. Dr. 2. Spir. nitri dulc. Unc. 1
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M. D. S. Auf 2 mal
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Im bösartigen Cstarrh-
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fieber des Rindviehs.
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Spiritus vini rectiflcatissimus.
Alcohol vini, sibtx nnd) in tictfd)irtiencn Sstäxkt:
Spiritus vini e. frumenti Branntwein.
Spiritus vini rectificatus rtetiftürter tücingeift.
Spiritus vini rectiflcatissimus l)üd)fl rcctift.iirtcr lucitijcift.
Franz. Eau de vie, Esprit de vin, Alcool.
Engt. Brandy. Proof Spirit (0,920) Spirit, of Wine, Rectified Spirit.
(0,838). Chemische Formel: C^H1202.
Der Weingeist entsteht durch die geistige Gährung zuckerhaltiger Flüssigkeiten; durch Destillation trennt man den Weingeist von dem wässerigen Theil der Flüssigkeit, in welcher er enthalten war.
Man bereitet den Hranntwein oder wässerigen Weingeist zunächst aus mehlhaltigen Stoffen (Getraide, Kartoffeln) indem man das Stärkmehl zuerst durch die Gährung in Gummi und Zucker diesen sodann in Weingeist verwandelt; ferner aus Wein, Wein-träbern, siissen Früchten (Zwetschgen, Rirnen u. dgl.); die Gährung wird durch einen gewissen Wärmegrad und den Zusatz von etwas Hefen bewirkt, und während dieses Vorgangs viel Kohlensäure entwickelt.
Rei der Destillation der gegohrenen Flüssigkeit gehen ätherische Oele (z. R. Fuselöl) mit dem Weingeist über, weshalb er je nach seinem Ursprung (aus Getraide, Weinträbern u. dgl.) einen verschiedenen Reigeschmack oder Geruch hat. Durch Destillation über Kohle kann man den Weingeist von jener Rei-mischung reinigen, ausserdem wird er durch wiederholtes Destilliren stärker, d. h. mehr reinen Alcohol und weniger Wasser
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IV. Spiritus vini rectificatissimus.
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hallend. Auch Essigsäure und Aelher ist in dem gewöhnlichen Weingeist manchmal, obwohl in geringer Menge enthalten.
Der wasserfreie Weingeist oder Alcohol (aus 2 At. Kohlenstoff, 6 Wasserstoff und 1 Sauerstoff bestehend) ist nur mit un-verbältnissmässigem Aufwand zu erhalten, daher er in der Thier-heilkunde ganz entbehrlich ist; man benutzt gewöhnlich den sog. Weingeist (Spir. vini rectificatissimus s. Alcohol vini), welcher etwa 85—87 Gewichtslheile reinen Alcohol und 13—15 Procent Wasser enthält und ein spec. Gewicht von 0,837 (33 B.) hat.
Dieser stellt eine wasserhelle, bei der gewöhnlichen Temperatur verdunstende, bei 58deg; R. kochende Flüssigkeit dar, von eigen-thümlichem durchdringendem Geruch und brennendem Geschmack. Der Weingeist brennt mit bläulicher Flamme und ohne Rauch, mischt sich in jedem Verhältniss mit Wasser, bildet mit Säuren die Aelher oder Naphthen (z. B. Salpeter-, Essigälher), löst die Harze, flüchtigen. Oele, den Kamphor auf, zieht aus vielen Pflanzen- und Thiersloffen die wirksamen Bestandtheile aus (sogen. Tincturen oder Essenzen) und wird mehr hiezu als für sich selbst als Arzneimittel in der Thierheilkunde benützt. Durch seine schnelle Verdunstung erregt der Weingeist Kälte und kann daher zu kühlenden Waschungen gebraucht werden.
Man wendet den Weingeist innerlich nicht rein, sondern stets mit wässerigen Flüssigkeiten verdünnt an, z. B. als Zusatz zu Kalkwasser, Salmiakgeist u. dgl., beim Aufblähen des Rindviehs (1—2 Unzen pro dosi) bei Kolik nach Erkältung des Magens durch viel kaltes Getränk, zu stärkenden Pflanzenaufgüssen, als allgemeines Reizmittel u. s. w. Häufiger wird der Weingeist zu Tincturen (z. B. Opiumtinctur, Aloe-, Arnikatinctur) benutzt, wobei er neben dem aufgelösten Stoff reizend wirkt, meist aber auf(210oder 0,89 spec. Gewicht Spiritus vini rectificatus 61 Gewichtstheile absoluten Alcohol enthaltend) verdünnt. Der gewöhnliche Branntwein soll eine Stärke von 13deg;= 0.928 spec. Gewicht haben, oder 44 Gewichttheile absol. Alcohol enthalten.
Aeusserlich wird gewöhnlicher Branntwein als stärkendes Mittel bei zurückgebliebener Schwäche in den Gliedmassen eingerieben; ferner der Weingeist als Auflösungsmittel für den Kamphor, die Seife, oder als Ausziehungsmittel für Canthariden u. s. w. benützt und in die Haut eingerieben. Auch eine Mischung von Weingeist mit Salmiakgeist oder Terpentinöl oder mit beiden zugleich wird als ableitendes Mittel bei rheumatischem Hinken, Verstauchungen u. s. w. angewendet.
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IV. Sulphur sublimatum.
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Zum thierarzllichen Gebrauche reicht überall der inländische aus Getraide oder Karloffeln bereitete Branntwein und Weingeist hin, da es hiebei nicht auf Reinheit im Geruch und Geschmack, sondern hauptsächlich auf den gehörigen Stärkegrad ankommt.
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Siilphur sublimatum. Sd)mefa.
Sulphur citrinum. copy;tlbcr JSdjuitfcl.
Sulphur dcpuradim, gereinigter, fuMimirter Sdniicfcl.
Flores sulphuris. Sd)toefeUiliimen.
Franz, Soufrc, Fleurs de soufre.
Engl. Native Sulphur, Brimstone.
Chemisches Zeichen: S.
Der Schwefel ist ein chemisch nicht weiter zerlegbarer (Elementar-) Körper, fest, hart, von gelber Farbe, geruch- und geschmacklos, idioelektrisch, schmilzt in der Hitze ( 84deg; R.) und lässf sich sublimiren (bei 235deg; R.), brennt mit Bildung erstickender Dämpfe, ist unauflöslich in Wasser, wenig auflöslich in Weingeist und Aether, mehr in Oclen und Aetzlauge. In der Schmelzhilze verbindet er sich mit den fixen Alkalien und vielen Metallen. Spec. Gewicht 1,98. Man findet den Schwefel theils gediegen, in der Nähe von Vulkanen, (z. B. in Sicilien) Iheils mit Kalk, Slrontian oder mit Metallen verbunden (Schwefelkiese), von welchen er durch Rösten getrennt wird.
Der gewöhnlich im Handel vorkommende Schwefel ist in fingersdicke Stangen gegossen und wird daher Stangenschwefel genannt; in der Arzneikunde wendet man das durch Sublimation desselben erhaltene äussersl feine hellgelbe Pulver, unter dein Namen Schwefelblumen, Flores sulphuris, an. Diese letzern sind zwar durch, in geringer Menge ihnen anhängende schwefelige Säure verunreinigt, allein für die Anwendung bei Thieren ist es nicht erforderlich, sie durch Waschen, (Flores sulphuris loli) davon zu befreien. Ebenso entbehrlich ist die früher häufig angewendete Schwefel milch, Lac. sulphuris s.
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IV. Sulphur sublimatum.
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Sulphur praecipitalum, welche durch Praecipitation des in Kalilauge aufgelösten Schwefels bereitet wurde.
Der Schwefel ist ein sehr wohlfeiles Arzneimittel und wird nicht wohl verfälscht.
Bei der innerlichen Anwendung desselben wird ein Theil davon in Schwefelwasserstoffgas verwcindelt; man vermeidet daher den Schwefel mit solchen Stoffen zu verbinden, welche durch dieses Gas zersetzt werden (z. B. Metallpräparate, besonders Quecksilber, Blei). Dagegen ist der Schwefel ein wesentlicher Bestandlheil vieler anderer Arzneimittel z. B. der Schwefelsäure, der Schwefelleber, des Goldschwefels u. s. w.
Die Wirkung des Schwefels ist hauptsächlich auf Vermehrung der Sekretionen, insbesondere der Haut, der Respirations- und Darmschleim-haut und auf das Lymphsystem gerichtet, die Verflüssigung oder den Stoffwechsel befördernd; man wendet ihn daher bei Hautausschlägen (besonders fieberlosen) sowohl innerlich als äusserlich, ferner bei Catarrhen, Brustentzündungen fnach gebrochener Heftigkeit der Entzündung) bei Rotz und Wurm u. s. w. an, und gibt innerlich bei grossen Hausthieren y,— 1 Unze pro dosi, in Latwergen oder Pillenform mit ähnlich wirkenden oder mit Verdauungsstärkenden Mitteln verbunden. In grossen Gaben d.h. zu 8—12 Unzen laxirt er, jedoch Rindvieh eher als Pferde.
Aeusserlich verbindet man den Schwefel mit Fett oder besser mit grüner Seife zu Salben.
Bei der schweren Auflöslichkeit des Schwefels muss derselbe sehr fein gepulvert seyn (Schwefelblumen); in neuerer Zeit gibt man zur innerlichen Anwendung den Spiesglanzmitteln (Spies-glanzleber, Schwefelspiesglanz, Brechweinstein) den Vorzug und wendet den Schwefel äusserlich noch seltener an. Der von Wal-dinger angerathene Zusatz von Schwefel zur Wah'schen Brühe gegen die Schafraude ist entbehrlich.
Formel: R. Flor, sulphuris.
Sem. foenu graeci. ana. Unc. l/v Salis ammoniac. Dr. 2.
Dent. tal. doses sex. S. Morgens und Abends ein Pulver. In der entzündlichen Druse.
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IV. Sulphur stibiatum aurantiacum.
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Sulphm- stibiatum aurantiacum.
Pnmjranjfnfotbencr SpieagUnjfdjiBfri'l.
Sulphur aaratum antimonii. copy;iillifd)iiictcl. Antimonium sulphuratum aurantiacum. Subbisulphurelum Stibii.
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Soufre dore d'anti-
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Frani. DeutosulAire d'antimoine hydrate Lass.
moine. Engl. Golden sulphnret of Antimony. Precipitated sulphuret of Ant. Chemische Formel: SbO S'H oder: SbSZ'/i.
Man erhält den Goldschwefel entweder 1) durch Auflösen von Schwefelspiesglanz (Antimon, crud.) in einer kaustischen Kalilauge und nachherige Präcipitation durch eine wasserhallige Säure (z. B. verdünnte Schwefelsäure); oder 2) durch ebensolche Präcipitation aus der Flüssigkeil aus welcher sich der Mineral-kermes beim Erkalten ausgeschieden hatte; oder 3) durch Schwefelwasserstoffgas in eine Auflösung von Brechweinstein gelcilet, endlich 4) durch Auflösen von krystallisirtem Schwefelanlimon-nalrium in Wasser und Präcipiliren durch verdünnte Schwefelsäure. Je nach der Bereitungsweise erhält man ein in der Farbe und dem Schwefelgehalt etwas verschiedenes Präparat, (nämlich drittes Schwefelantimon, oder ein Gemeng vom 2ten und 3ten Schwefelantimon.)
Der Goldschwefel bildet ein äusserst feines, lockeres Pulver von pomeranzengelber Farbe, ist unauflöslich in Wasser, geruch-und geschmacklos; er wird von denselben Stoffen, wie der Mi-neralkermes zersetzt. Seine Bestandtheile sind 61,59 Spiesglanz und 38,41 Schwefel.
Der Goldschwefel wird häufiger als der Kermes, übrigens gegen dieselben krankhaften Zustände angewendet; er ist auch wohlfeiler. Man gibt ihn in Pillen oder Latwergeform bald mit Salmiak, mit Enula, Senega u. dgl. als Expectorans, bald mitExtr. hyosciam. oder Opium (bei Hunden im zweiten Stadium der Staupe) besonders bei schmerzhaftem Husten, endlich mit Kamphor, 01. Terebinth., Arnica u. dgl., wo man hauptsächlich auf die unterdrückte Hautausdünstung zu wirken hat. Die Dosis ist 1 — 2 Drachmen für die grössern Hausthiere in Pillen oder Latwerge; 2 —10 Gran für Hunde (in Pulverform oder in einer schleimigen Mixtur).
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IV. Sulphur stibiatum rubrum.
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Formeln: Nr. 1. R. Sulphur, slibiat. aur.
Extract hyosciami ana. Unc. '/j. Lichen, islandic. pulv. Unc. 3. Aq. fervidae q. s. Fiat, electuar. D. S. Auf 6mal in 2 Tagen zu geben. Bei schmerzhaftem Husten, nach Brustentzündung.
Nr. 2. R. Sulphur, stibiat. aur. Dr. 4—6. Picis liquidae.
Sem. foeniculi. pulv. Unc. l1/.,. Sem. lini. Unc. 2. Aq. fervid, q. s.
M. f. pill. sex. D. S. Täglich 3 Pillen. Im Husten nach der Influenza der Pferde.
Nr. 3. R. Sulphur, aural, ant. Gr. 10. Salis amoniac. Dr. 1. Decoct rad. altheae. Unc. 4. M. D. S. Täglich 4—6 Löffel voll. Für einen Hund mittlerer Grosse. In catarrhalischer Brustentzündung.
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Sulphur stibiatum rubrum. mutier S'j)tr0fllanjfd)iDffitl.
Antimonium eulpharetum rabrum c. Oxydo antimonü.
Kermes minerale. ilVmcnUkmm-s.
Pulvis Carthusianorum. üviuiljiüifcrtuiU'cr.
Sulphuretum stibii rubrum.
Frans. Kermes mineral, Poudre des Chartreux; Oxysulfure d'Antimoine hydrate Lass.
Chemische Formel: 2SbS-[-HO.
Man bereitet den Kermes nach verschiedenen Vorschriften und erhält dadurch auch abweichende Präparate z. B. 1) durch Schmelzen von 8 Unzen Stibium laevigatum venale, 4 Unzen gereinigtem Schwefel und 6 Unzen kohlensaurem Natron; Pulvern des geschmolzenen Gemisches, Kochen desselben mit Wasser, Filtri-ren und Sammlen des sich aus derheissen Flüssigkeit niederschlagenden rolhen Pulvers. 2) Eine andere Methode besteht in Schmelzen von 1 Thl. reinem kohlensaurem Kali mit 2% Thl. Schwefelantimon , Auskochen, Präcipiliren u. s. w. wie oben. 3) Aus
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IV. Tartarus depnratusi.
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einer verdünnten Auflösung von Brechweinstein schlägt sich durch hydrolhionsaures Gas ebenfalls Kennes nieder. 4) Die württembergische Pharmacopoe unterscheidet den oxydfreien und den oxydhaltigen rothen Spiessglanzschwefel; letzterer entsprich! dem Kermes der älteren Pharmacopoe; er soll durch Mischung von einem Theil Spiesglanzoxyd und 4 Theilen des oxydfreien ro!hen Spiesglanzschwefels bereitet werden. Letzlerer aber wird difrch Auflösung von rohem Spiesglanz in einer Kalilauge und Niederschlagen mit verdünnter Schwefelsäure erhalten.
Der Kermes bildet ein braunrothes sammtarliges, in Wasser unauflösliches, in Salzsäure auflösliches Pulver das an der Luft, sowie durch Auflösung von Kali oder Natron sich entfärbt und aus 77,669 Schwefelantimon und 22,341 Spiesglanzoxyd besteht. Säuren, Alkalien und die meisten Metallsalze (z. B. Mercur. dulc) zersetzen den Mineralkermes.
Da der Kermes ziemlich hoch im Preise steht, so ist er in der Thierheilkunde wenig gebräuchlich, auch der Verfälschung mit rothem Eisenoxyd, Ziegelsteinpnlver, Sandelholzpulver u. dgl. ausgesetzt.
Die Wirkung des Kermes geht hauptsächlich auf die Respirationsschleimhaut , auf das Lymphsystem und die Haut. Man wendet ihn daher in Entzündungen der Lungen und der Luftwege überhaupt (jedoch erst nach gebrochener Heftigkeit der Entzündung) bei trockenem schmerzhaftem Husten, in Stockungen des Lymphsystems, in Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung u. s. w. in der Dosis von 1—2 Dr. für Pferde und Rindvieh an, und verbindet ihn gewöhnlich mit auflösenden oder sog. Brustmitteln u. dgl. zu Pillen oder Latwergen. Bei den Fleischfressern verursacht der Kermes in der Regel Erbrechen.
In den meisten Fällen ist der Kermes durch wohlfeilere Spiesglanz- und Schwefelpräparate zu ersetzen.
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Tartarus depuratus
copy;mintjUr 1ilMn|letn. Cremor tariari, ttÜcinflcinralim. Crystalli tartarl, tDciiillnnlirulliUli-. Kali tartaricum acidulum. ^tutrcs wnnßcitllaurcs ITwli. Frans. Bitartrate de potasse, Creme de fartre. Engt. Bitartrate of potassa. Cream of tartar. Chemische Formel: KO 2 t. Der rohe Weinstein schlägt sich aus dem Weine, noch vor
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IV. Tartarus depuratus.
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vollendeter Gährung desselben nieder und hängt an den Wänden des Fasses als eine graugelbe oder rölhliche kryslallische Kinde; er enthält ausser dem sauren Weinsteins. Kali noch Farbestoff, Hefen, weinsauren Kalk u. dgl. Durch Auflösen in Wasser, unter Zusatz von Thon, Eiweiss, Kohle, Krystaliisiren u. dgl. erhält man den gereinigten Weinstein. Dieser bildet kleine, weftse, sauerschmeckende Krystalle in Gestalt vierseitiger Prismen, oder ein weisses schweres Pulver, ist geruchlos, luflbe-ständig und erfordert zur Auflösung 95 Thl. kaltes oder 15 Thl. kochendes Wasser.
Der Weinstein besieht aus 1 Aeq. Kali, 2 Aeq. Weinsteinsäure und 1 Aeq. Wasser. Der gewöhnliche käufliche (gereinigte) Weinslein enthält meist noch 5—7 Procent Weinsäuren Kalk.
Stärkere Säuren zersetzen den Weinstein (jedoch nicht vollständig), Alkalien neutralisiren die überschüssige Säure desselben wodurch entweder neutrales weinsteinsaures Kali (Tartarus tartarisatus) oder Natronweinstein (Tartarus natronatus s. Sal polychrestum Seignette) entsteht; diese beiden Salze sind in der Thierheilkunde nicht gebräuchlich.
Der Weinstein ist als ein saures Salz in entzündlichen Krankheiten überhaupt, insbesondere aber in denen des Hinterleibs (Pfortadersystems) von Nutzen; überdiess zieht man ihn bei den Wiederkäuern den in der Pferdeheilkunde gewölinlich angewendeten Salzen, wie Salpeter, Doppelsalz u. s. w. vor. Er vermehrt zugleich die Harnabsonderung und kann in grösseren Gaben als Laxiermittel dienen. Die Dosis ist für Pferde Vj,— 1 Unze, für Rindvieh 1—2 Unzen.
Man gibt den Weinstein wegen seiner Schwerauflöslichkeit in Pillen oder Latwergeform, entweder blos mit einem schleimigen Mittet verbunden oder aber im Trinkwasser aufgelöst (mit etwas Mehl), wobei man auf 1 Unze Weinstein 2 Maas (zu 4 Pf.) Wasser rechnet. Ausserdera lässt sich der Weinstein mit Brechweinstein, bittern Mitteln, und in stärker entzündlichen Zuständen mit Salpeter verbinden.
Formeln: Nr. 1. R. Cremor. tartar, pulv. Uno. 3. Tartar, vitriolali pulv. Uno. 6. Farinae et Aq. fervid, q. s. f. electuar. D. S. Auf 4 mal zu geben. (In Ent-zündungskrankheilen des Rindviehs.)
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IV. Tartarus stibiatus.
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Nr. 2. R. Cremor tarlar. Unc. 1—2.
Rad. arnicae pulv. Unc. 2.
M. D. S. Auf 24 Stunden, im Trinkwasser zu geben. (Im 2ten Stadium der halbacuten Hirnanlziindung der Pferde).
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Tartarus stibiatus.
S'picäylanjnicinliein.
Kali (art.uicum stibiatum oxydulafum.
Tartras kallco-stibicus, tUcinfrtiircraquo; ^Intimonkati,
Tartarus emeticus. Urc^wcinjlcin.
Tartarus antimoniatus.
Frans. Tartratc de potasse et d'antJmoine. Tartre stibie, — cmetique.
Engt. Antimonii polassio-tartras. Tartarizcd antimony. Emetic Tartar.
Chemische Formel: KO f SbO T 2HO.
Die Bereitungsweise des Brechweinsleins ist verschieden; man kocht (9 Unzen) Spiesglanzoxyd mit Ceinem Pfund) Weinsteinrahm und lässt die heiss filtrirte Flüssigkeit krystallisiren; oder man verbrennt ein Genieng von 2 Pfund Schwefelspiesglanz (Antimon, crud.) mit ebensoviel Salpeter und 4 Unzen Salzsäure und wascht den Rückstand wiederholt mit kochendem Wasser aus; man kocht ihn sodann mit 14 Unzen Weinstein in 10 Pfund Wasser, filtrirt die heisse Auflösung und lässt sie krystallisiren.
Der Brechweinstein bildet farblose, octaedrische Krystalle (oder ein weisses Pulver) die sich ohne Rückstand in 15 Theile kaltem und 2 Theile siedendem Wasser auflösen; er efflorescirt an der Luft, ist geruchlos und hat einen zusammenziehenden metallischen Geschmack. Die Alkalien und die Salpetersäure schlagen aus der Auflösung Spiesglanzoxyd nieder; Schwefelwasserstoff dagegen gibt einen rolhen Präcipilat. Bei unzweckmässiger Bereitung enthält der Brechweinslein freie Weinsteinsäure, wein-sauern Kalk, schwefelsaure Salze u. dgl.
Die Zusammensetzung des Brechweinsteins ist: 1 Aeq. neutrales weinsteinsaures Kali, 1 Aeq. basisch weinsteinsaures Spiesglanzoxyd und 2 Aeq. Wasser. Nach Göbel enthält er in 100 Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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IV. Tartarus stibiafus.
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Theilen: 41,4 Antimonoxydul, 10,4 Kali, 45,5 Weinsteinsäure und 3,2 Wasser.
Die Mineralsäuren, die Hydrothionsäure, die Alkalien, der kohlensaure Kalk (aber nicht das schwefelsaure Natron) zersetzen den Brechweinstein, ebenso die adslringirenden Pflanzenstofle (z. B. Eichenrinde, China u. dgl.); es bildet nämlich der Gerbe-stoff oder die Gallussäure jener Pflanzen mit dem Protoxyd des Spiesglanzes einen unlöslichen Niederschlag, welcher wenig oder keine Wirksamkeit besitzt.
Der Brechweinstein wirkt nur beim Schwein, Hund und der Katze als Brechmittel und wird in dieser Absicht zu 2 — 10 Gran in Wasser aufgelöst gegeben; bei den Pflanzenfressern wird er als ein entzündungs-und tieberwidriges, den Kreislauf beruhigendes und die Resorbtion sowie die Hautausdünstung beförderndes Mittel häufig in der Dosis von 1 — 2 Dr.
in Pillenform (seltner zu '/a ^me P1'0 (los' UD(1 dann n'cllt mebr aIs 1—#9632;2 mal) gereicht. Zu 1 —2 Drachmen in flüssiger Form (z. B. einem leichten Kamilleninfusum) wirkt er zunächst auf die Harnentleerung und wird daher bei krampfhafter Harnverhaltung der Pferde mit Erfolg benützt. In chronischen Störungen der Leberfunction (und daher rührenden Störungen des Sensoriums), bei der Löser-Verstopfung des Rindviehs, in der Lähme der Lämmer u. s. w, wird der Brechweinstein ebenfalls angewendet. Man verbindet ihn je nach dem Charakter der Krankheit, bald mit Salzen (Salpeter, Weinstein, Glaubersalz und schleimigen Milteln), bald mit bittern abführenden , krampfstillenden und selbst Reitzmitteln (Enzian, Aloe, Kamillen, Bilsenkrautextract, Kamphor).
Bei seiner Anwendung in Pillen oder Latwergeform ist darauf zu sehen, dass das 'fhier nichts davon im Maule behält, weil der Brechweinstein die Maulschleimhaut angreift und leicht selbst liefer dringende Geschwüre daselbst hervorbringt, welche das Thier vom Fressenabhallen; bei Latwergen werden gerne die .Maulwinkel und Lippen wund. Man muss daher die Thiere veranlassen zu saufen oder ihnen das Maul reinigen oder ausspritzen, nachdem ihnen die Arznei gereicht worden ist.
Aeusserlich wirkt der Brechweinstein reitzend und ableitend. Man reibt die Brech wei nsteinsalb e (aus 1 — 2 Dr. Brechweinstein und 1 Unze Schweinefett) tüchtig in die Haut ein; bei wenig empfindlichen Thieren muss die Einreibung nicht selten 1—2 mal wiederholt werden; man wird daher wohl thun, in solchen Fällen V2—l Dr. Euphorbiumpulver auf die Unze Salbe zuzusetzen.
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In entzündlich fieberhaften Krankheiten, in solchen die gerne mit Wasserergiessung endigen, in dergleichen Krankheiten von
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IV. Terebinthina.
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unierdrückter Hautausdünstung gibt man den Tartar, einet, etwa in folgender Form:
Nr. 1. R. Tartar, emetic. Unc. %.
Nitri depur. Uno. 2—3.
Farin. s. lini Unc. l1/,.
Aq. fervid, q. s.
M, f. pillulae quatuor. D. S. In 24 Stunden zu geben.
Nr. 2. R. Tartar stibiat. Dr. 1—2. Exfr. hyosciam, Dr. 1. Infus. flor. chamom. Unc. 12. M. D. S. Trank, alle Y, Stunden zu wiederholen, bis Harnabgang erfolgt. (In sog. Harnkolik der Pferde).
Die gewöhnliche Fieberpille der englischen Thierärzte besteht aus:
Tartar emetic. Kamphor ana Dr. ^ Nitrum dep. Dr. 2. Diese Dosis ist jedoch als eine sehr gelinde zu betrachten.
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Terebinthina.
Serpentin. Terebinthina communis, flcmciucr Serpentin. Terebinthina veneta, raquo;cnttiimifd)laquo; lt;5fr))cnttii. Franz. Tcrebenthine. Engt. Turpentine.
Der Terpentin ist der harzige Saft mehrerer in Deutschland sowie dem südlichen Europa einheimischen Tannen- und Fichtenarten (Gen: Pinus. Cl. Monoecia Monadelphia. Fam. Coniferae); er fliesst aus den im Sommer durch Anhauen und Anbohren des Stamms entstandenen Yerlelzungen und wird in Gruben oder in Gefässen gesammelt und mittelst Durchseihen gereinigt. Ein guter 40jähriger Stamm gibt jährlich 6—12 Pfund, und kann eine lange Reihe von Jahren benützt werden.
Der Terpentin ist von Syrups- oder Honigconsislenz, zähe, klebrig, mehr oder weniger durchsichtig, geibgrünlich, von har-
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Terebinthina.
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zigem eigenthiimlichem Geruch und bitterlich harzigem, brennendem Geschmack ; er ist brennbar, löst sich nicht in Wasser, aber in (2—3 ThI.) Weingeist und Alkalien auf und verbindet sich mit fetten Oelen in jedem Verhällniss. Seine Bestandtheile sind: Harz und ätherisches Oel (s. Terpentinöl), welche durch Destillation getrennt werden können; das zurückbleibende feste, spröde Harz heisst Colophonium (Geigenharz); ausser jenen beiden Haupt-bestandtheilen ist in dem Terpentin noch Bernsteinsäure, Abie-tin und Silvinsäure enthalten. Die gewöhnlichsten Sorten des Terpentins sind:
a)nbsp; der gemeine Terpentin (Ter. communis s. vulgaris) welcher dick, trübe, körnig und von widrig harzigem Geruch ist. Er wird aus der gemeinen Fichte, Föhre, Finns sylvestris, erhalten.
b)nbsp; der Strasburger Terpentin, von Pinus picea s. Abies peclinata Dec, ist dünnflüssig, durchsichtig, gelblich, stark riechend , reich an ätherischem Oel.
c)nbsp; der Terpentin von Bordeaux, von Pinus maritima s. F. pinaster, italienische oder französische Fichte, ist dick, weiss, trübe , oft mit fremden Körpern verunreinigt.
d)nbsp; der venetianische Terpentin, Tereb. veneta s. laricina, kommt von dem Lärchenbaum, Pinus Larix L. und ist durchsichtig, von der Consislenz des dünnen Honigs, wenig bitterem Geschmack und schwächerem Geruch. Er besitzt die Eigenlhüm-lichkeil mit '/g seines Gewichts kaustischem Natron gemischt sogleich sich zu verseifen und hart zu werden.
Obgleich der venetianische Terpentin im Preise höher als die übrigen Sorten steht, ist er doch seiner Beinheil wegen, besonders zum innerlichen Gebrauch, vorzuziehen.
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Man gibt den Terpentin innerlich als harntreibendes Mittel (z. B. nach Entzündungen seröser Häute, wenn Wassererguss stattgefunden hat, z. B. im 2ten Stadium der Influenza; ferner in chronischen Wassersuchten) den Pferden zu l/a Unze pro dosi in Pillenform, mit Salmiak, Brctchweinstein Wachholderbeeren, Leinkuchenmehl. Man lässt hiebei den Terpentin an der Wärme flüssig werden und braucht kein Wasser zu den Pillen. Der Zusatz von ealein. Magnesia um Pillen zu bilden, ist theuer und entbehrlich. Um ilin in flüssiger Form zu geben müsste er mit Eigelb oder Gummi zu einer Emulsion abgerieben werden; diese Form ist jedoch nicht zu empfeh-
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IV. Tinctura arnicae radicum.
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len. Statt des Terpentins kann man in gelinden Fällen das Colophon in derselben Gabe nehmen (s. d.).
Aeusserlieh ist der Terpentin theils für sich , theils mit Fett, Aloe, Myrrhe, Eigelb, schwarzem Steinöl u. dgl. gemischt, ein sehr gebräuchliches Verbandmittel bei eiternden Wunden (s. Digestivsalbe).
Der gemeine Wundbalsam (Balsam ns vulnerarius simplex) zum Ausspritzen enger Wunden, Fisteln und dgl. geeignet, wird durch Digestion von einigen Unzen Terpentin mit 1 Pfund reclif. Weingeist erhallen; er ist trübe, milchig und kann nach Bedürfniss durch Zusatz von Aloe- und Myrrhetinclur stärker reizend gemacht werden.
Das Lund'sche Pflaster gegen Satleidruck besieht aus gleichen Theilen Terpentin und schwarzem Pech, durch Zusammenschmelzen vereinigt.
Das UnguentumTerebintinae der Londoner Veterinär-Pharmacopoe wird aus 1 Theil Terpentin und 3 Theilen Schweinefett bereitet.
Formeln für die innerliche Anwendung des Terpentins: Nr. 1. B. Terebinth, venet. Unc. 2. Sal. amoniac. Unc. 1.
Bacc. juniper, pulv. q. s. Fiant pill. 4. D. S. Täglich 3—4 Stück. (Im 2len Stadium der Influenza.)
(Der Terpentin wird durch Erwärmen etwas flüssig gemacht, sodann der Salmiak und die Wachholderbeeren zugemischl; die Pillen werden aussen mit Mehl bestreut.) Nr. 2. B. Terebinlh. venet. Unc. 2.
Sulphur, slibiat. aurant. Unc. l/2.
Sem. phellandri pulv. q. s.
Fiant pill, qualuor. D. S. Wie oben.
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Tinctura arnicae radicuni. Jtrnthaniurjelttndur. Frans. Teinlure d'arnique.
Man digerirt 1 Unze klein zerschnittene Arnikawurzel (s. Radix arnicae) mit 8 Unzen reclificirtem Weingeist (von 21deg; Beck)
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IV. Tinctura canthariduin.
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mehrere Tage in der Wärme und filtrirt sodann die Tinctur durch Papier. Sie ist rothgelb, klar und hat den zusammenziehenden reizenden Geschmack und eigenthümlichen Geruch der Arnikawurzel.
Sie wird sehr liäuflg äusserlich als ein stärkendes und gelind erwärmendes Mittel gegen Verstauchungen, Quetschungen, rheumatisches Hinken u. dgl. zu Einreibungen oder bei noch deutlichen Symptomen der Entzündung mit Wasser verdünnt zu Umschlägen und Waschungen benützt.
In den Apotheken ist meist die von der Arnikablume bereitete Tinctur, welche weniger adslringirenden Stoff enthält, vorräthig. Zu den Versuchen, welche Viborg mit Infusion in die Venen der Thiere angestellt hat, war die Arnikatinctur aus den Blumen (2 Drachmen auf 31/, Unzen Branntwein) bereitet; es kann jedoch die Wurzellinclur ebensowohl als ein sehr kräftig erregendes Nervenmittel zur Infusion in die Venen (in der Dosis von 1^—2 Drachmen) benützt werden.
Die württembergische Pharmacopoe hat neben der Tinclura flor. arnicae, eine Tinct. arnicae radicum, pro usu exlerno, welch letztere aus 1 Theil Arnikawurzel auf 5 Theile rectif. Weingeist bereitet wird.
Formeln: Nr. 1. R. Tinct. rad. arnicae Unc. 4.
Liq. ammonii caustic. Unc. 1. M. D. S. Zum Einreiben. Bei rheumatischem Hinken. Nr. 2. K. Tincturae rad. arnicae Dr. 2. Extract! belladonnae. Gr. 2 — 5. M. Infusion in die Venen. In halbseitiger Lähmung, nach der Hirnenlzündung der Pferde.
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Tinclura cantharidum.
S'jjciiiiffijc JltcaiMitiuclur. Frani. Teinfure ou Atcoote de cantharide.laquo;. Engl. Tincture of Cantharides.
Zur äusserlichen Anwendung der Canthariden (s. diese) als Reizmittel für die Haut, bedient man sich, ausser der Blasensalbe (s. Ungt. cantharidum) auch der Cantharidenlinclur.
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IV, Tinctura cantliariduin.
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Sie wird bereitet, indem man eine Unze Canlharidenpulver mit 8 Unzen AVeingeist von 30deg; übergiesst, das Gemenge 6—8 Tage an einem massig warmen Orte unter öfterem Umschütteln digeriren lässt, es sodann auspresst und durch Löschpapier filtrirl. Die Farbe der Tinctur ist grünlichgelb, der Geschmack scharf, der Geruch, nach Verdunstung des Weingeists, eigen-thümlich.
Die Wirkung der eingeriebenen Tinctur ist zwar geringer als die der Salbe, allein sie entstellt schneller und eignet sich besonders für solebe Hausthiere und Stellen des Körpers, bei welchen durch Ablecken der Salbe Excoriation des Mauls zu befürchten ist (z. B. bei Hunden).
Die gewöhnliche in den Apotheken bereitete Canthariden-tinctur ist theils stärker als obige, z. B. nach der bayerschen und östreichischen Pharmacopoe, welche 1 Theil Canthariden auf G Theile Weingeist vorschreiben, theils bedeutend schwächer, da andere Pharmacopoen (z. B. die von Württemberg, Preussen, Baden, Sachsen) 1 Theil Canthariden mit 12 Theilen rectif. Weingeist und selbst t Theil auf 16 (Hessen und Holstein) und 24 Theile Weingeist (Hannover, Oldenburg, Hamburg) nehmen.
Die französische Veterinär-Pharmacopoe von Delafond und Lassaigne schreibt 1 Theil Canthariden auf 8 Theile Alkohol vor; Hertwig gibt 1 zu 12 in seiner Arzneimittellehre als das beste Verhältniss an. Die englische Veterinär-Pharmacopoe hat stall der Tinctur einen Canlharidenessig und ein Cantharidenöl, ersteren mit verdünnter Essigsäure, letzteres mit Olivenöl durch Digestion bereitet (ß. bei Canthariden).
Die Einreibung von Cantharidcntinctur wird bei altem Verstauchungen, rheumatischem Hinken, Lähmungen, hartnäckigem Flechtenausschlage u. dgl. täglich 1—3mal angewendet. Will man die Wirkung derselben vermindern, so darf man die Tinctur nur mit Weingeist verdünnen; auch Zusatz von Kamphor mildert die Wirkung. Zur Verstärkung derselben setzt man Salmiakgeist, Terpentinöl, Euphorbiura u. dgl. zu. Eine solche stärkere Mischung ist die
Tinclura canlharidum composita von Delafond und Lassaigne; sie wird aus 1 Unze Canthariden, 2 Dr. Euphorbium und 6 Unzen Weingeist, durch 8tägiges Digeriren dargestellt.
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IV. Tinctura myrrhae. — Tinctura opii.
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Tinctura myrrhae. Jllt)rrl)entinctur. Franz. Teinlure ou Alcoole de Myrrhe. £raquo;15/. Tincture of Myrrh.
Üie Myrrhentinclur wird aiif dieselbe Weise wie die andern Tincluren durch Digestion der gepulverten Myrrhe (s. d.) mit Weingeist und nachheriges Filtriren derselben durch Fillrir-Papier erhalten; das Verhältniss ist 1 Unze Myrrhe auf 6 Unzen Weingeist von 30 Grad B. (Diese Proportion haben die meisten deutschen Pharmacopoen; ferner Hertwig (Arzneimittel-Lehre); dagegen hat Delafond und Lassaigne das Verhältniss von 1 zu 10 (nämlich 100 Grammes Myrrhe auf 1000 Grammes Alkohol von 18deg; Cartier), und die englische Veterinär-Pharmacopoe schreibt 3 Unzen Myrrhe auf 2 Pinten oder 40 Unzen rectificirten Weingeist vor.
Die Myrrhentinclur ist klar, gelbrölhlich, von angenehmem Geruch und dem eigenthümlichen Geschmack des Harzes; sie dient zum Verband von Wunden, Geschwüren, Fisteln u. dgl. die einer Reizung bedürfen (namentlich sehniger, knorpeliger Theile und der Knochen) und wird in vielen Fällen mit Aloe-tinctur, Kamphor und andern Reizmitteln verbunden (s. Tinct. aloes composila.)
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Tinctura opii. lt;$ptumtiiutur. Tinctura thebaica.
Franz. Teinture ou Alcoole d'opium. Engl. Tincture of Opium.
Man hat in den Apotheken eine Anzahl verschiedener Opium-tincturen, welche theils blos aus Opium mit Weingeist, Zimmt-wasser u. dgl. in sehr verschiedenen Verhältnissen bereitet sind, theils neben dem Opium noch Safran, Gewürznelken, Zimmt u. dgl. enthalten (z. B. das Laudanum liquidum), welche mit spanischem Wein ausgezogen werden.
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IV. Tinctura veratri albi.
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Die einfache Opiumtinclur wird am besten durch mehrtägige Maceration und Digestion von 1 Unze zerschnittenem Opium in 12 Unzen rectificirten Weingeist von 21quot; ßek oder 0,890 spec. Gewicht) und nachheriges Filtriren durch Papier bereitet. Sie ist dunkelbraun, fast durchsichtig und hat den eigen-thümlichen Geruch und Geschmack des Opiums.
Man wendet sie (selten) innerlich als schmerzstillendes, betäubendes und verstopfendes Mittel auf gleiche Welse wie das Opiumpulver (s. dieses) häufiger dagegen äusserlich als Zusatz zum Verband sehr schmerzhafter Wunden und Geschwüre, zu Augenwassern, gegen Trübung der Binde-und Hornhaut (nach beseitigter Entzündung) an. Die häufig verordnete Verbindung der Opiumtinctur mit einer Auflösung von Bleizucker, Bleiessig, welssem Vitriol, Alkalien überhaupt, sowie,gerbestofThaltigen Pflanzenabkochungen ist mit einer chemischen Zersetzung verbunden. Als Infusion in die Venen kann sie im Starrkrampf zu 1 — 2 Drachmen pro dosi versucht werden.
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Tinctura veratri albi.
Weifte Hlusumiritltinctiir. Frans. Teinture d'hellebore blanc. Engt. Tincture of white hellebore.
Nach der Angabe von Vihorg wird diese Tinclur so bereitet, dass man 1 Drachme weisse Nieswurz (s. Radix veratri albi) nach Abschälen der äussern schwarzen Rinde in kleine Stücke zerschneidet, mit 1 Unze starkem Kornbrannlwein in der Wärme etliche Stunden digerirt, sodann 24 Stunden stehen lässt und zuletzt durch Papier fdlrirt. Die Tinctur sieht rolhbräunlich aus und hat einen scharfen ekelhaften Geschmack. Sie wird blos zur Infusion in die Venen bei Pferden gegen chronischen Koller, in hartnäckigen Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung, zur Erregung der peristaltischen ßewegung im Darmcanal und als sehr kräftiges umstimmendes Mittel überhaupt angewendet. Die Dosis ist von 1—2 Drachmen; selten und nur bei sehr grosser Unempfindlichkeil ist eine stärkere Gabe anzuralhen. Die Wirkung tritt schon in wenigen Minuten ein, ist meist sehr heftig, gehl aber in Va —% Stunden vorüber.
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IV, Unguentum aegyptiacmn.
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Uoguentum aegyptiacum.
Linimenlnm s. Ungt. Aeruginis. Oxymcl aeruginis. copy;ninfpitu-Siuutboniji. Franz. Oxjraellile de cuivre , Onguent egyptiac. Engl. Liniment of Verdigris, Aegyptiacum.
Dieses bios seiner Consislenz wegen zu den Salben gezählte Präparat ist eine Verbindung von essigsaurem Kupfer mit Honig, welche jedoch nicht von Dauer ist, sondern sich grossentheils während der Bereitung zersetzt.
Man kocht in einem kupfernen Gefässe einen Theil fein gepulverten Grünspan mit 2 Theilen Weinessig bis ersterer aufgelöst ist, setzt dann 3 Theile rohen Honig hinzu und fährt mit dem Kochen fort bis die Masse die Consistenz einer dünnen Salbe hat. Hiebei wird das im Anfang durch den Essig aus dem basisch essigsauren Kupfer (Grünspan) gebildete essigsaure Kupfer durch den Honig wieder zersetzt; es entweicht viel Kohlensäure und die Masse bläht sich auf, der Essig wird verdampft und ein grosser Theil des Kupfers im fein zertheillen Zustand metallisch ausgeschieden; neben diesem enthält das Präparat noch unzersetztes essigsaures Kupfer und durch die Hitze veränderten Honig.
Die Bereitung dieses Mittels ist sehr verschieden angegeben worden; meist sind obige drei Ingredienzen nur in verschiedenen Verhältnissen vorgeschrieben: so z. B. in der württembergischen Pharmacopoea: 3 Theile Grünspan, 6 Theile Essig und 8 Theile Honig; Delafond und Lassaigne geben 1 Theil Grünspan, 1 Theil Essig und 2 Theile Honig an. Diese beiden Präparate sind somit reicher an Kupfer als. obige nach der Kopenhagener Militär-Pharmacopoe gegebene Vorschrift.
Die Londoner Veterinär-Pharmacopoe schreibt 9 Unzen gepulverten Grünspan, 6 Unzen Alaun und 1'/, Pfund Syrup vor; die preussische Pharmacopoe lässt 1 Unze krystallisirten Grünspan mit 3 Unzen Weinstein und Wrasser bis zur Auflösung kochen, durchseihen, zur Trockenheit abdampfen, sodann an der Luft zerfliessen und zuletzt 12 Unzen Honig zusetzen.
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IV. ünguentum althaeae.
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Die Aegypliacsalbe sieht dunkel oder rothbraun aus; hat gewöhnlich die Consislenz eines dicken Syrups und riecht widrig metallisch, sauer; die schwereren Kupfertheile setzen sich zu Boden, daher muss die Masse beim Gebrauch umgerührt werden.
Man benützt die Aegypliacsalbe als zusammenziehendes und austrocknendes Mittel auf üppige Wundflächen, bei wässeriger Eiterung u. s. w.
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ünguentum althaeae. laquo;Eibifdjfulblaquo;. Franz-. Ongaent d'AIthaea.
Diese Salbe wird bereitet, indem man Eibischwurzeischleim 2 Theile, Schleim von Foenum graecum und Leinsamen von jedem 1 Theil, mit 8 Theilen Schweinefett und 2 Theilen gelbem Wachs bei gelinder Wärme zusammenschmilzt, bis % der Flüchtigkeit verdunstet sind und es unter beständigem Umrühren erkalten lässt.
Andere Vorschriften setzen Harz und Terpentin zu, wodurch die Salbe reizend wird; noch andere, z. B. die französische nimmt statt des quot;Schleims ein durch Infusion auf Semen focnu-graeci bereitetes fettes Oel (im Yerhältniss von 1 zu 8 des letztern) und löst in diesem Wachs, Harz und Terpentin auf. Durch einen Zusatz von etwas Curcumawurzel erhält die Eibischsalbe die gelbe Farbe, welche man gewöhnlich an ihr wahrnimmt.
Die nach obiger Vorschrift Qiles Ünguentum althaeae muci-laginosum) der würtlembergischen Pharmacopoe bereitete Salbe ist milde, hält sich aber nicht lange.
Sie dient zum Bedecken excoriirter Stellen (z. B. nach der Anwendung des Feuers) zur Erweichung und leichtern Ablösung von Schorfen, und als Vehikel fur andere Substanzen (z. B. Kamphor in der Eutersalbe, Jod, rothen Präcipitat u. dgl.). Sie ist übrigens in den meisten Fällen durch reines Fett oder eine Mischung von üel und Wachs (einfaches Cerat) zu ersetzen.
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IV. Unguentum basilicum.
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Unguentum basilicum.
Unguentum basilicum nigrum amp;ön\QeMbt. Franz. Onguent basilicum s. tetrapharmacum.
Eine aus Pix navalis oder schwarzem Schiffspech, gemeinem Harz (Resina pini} und gelbem Wachs von jedem 1 Theil und Baumöl 4 Theile durch Zusammenschmelzen bereitete braune, nach Pech riechende Salbe (nach Delafond und Lassaigne); die bayerische Pharmacopoe gibt eine beinahe hiemit übereinstimmende Vorschrift.
Andere Pharmacopoen setzen Talg, Terpentin, die württembergische auch etwas Gummi Olibani hinzu. In den Seegegenden wo der Theer ein so häufig verwendetes Material ist, gibt er auch die Grundlage einer ähnlichen Salbe, welche statt der Ba-silicumsalbe benützt wird; so hat die englische Veterinär-Pharmacopoe ein Unguentum Picis liquidae aus gleichen Theilen Theer, Schweinefett und Harz; die dänische Militärveterinär-Pharmacopoe hat 2 solcher Verbindungen (s. bei Pix liquida).
Die Harzsalbe ist ein gelind reizendes, zertheilendes Mittel, welches besonders zum Verband von Verletzungen an hornigen Theilen und zur Unterhaltung einer gutartigen Eiterung benützt wird. Eine Mischung aus gleichen Theilen Eibischsalbe und Harzsalbe dient zum Einreiben der Krone des Hufs (als Hufsalbe) bei sprödem Horn, Neigung zu Hornspalt u. dgl.
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Unguentum cantharidum.
Ungt. vesicatorium.
Franz. Onguent vesicatoire.
Engl. Ointment of Cantharides.
Die einfachste Bereitung der Canlharidensalbe ist (nach der Kopenhagener Vorschrift) ans 1 Theil gepulverten spanischen Fliegen und 4 Theilen Schweinefett; letzteres lässt man in der Wärme zerfliessen, rührt dann die Cantharulcn hinein und fährt damit bis zum Erkalten fort. Wenn das Feit (im Sommer) sehr weich wäre und deshalb beim Einreiben die Salbe herablaufen
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IV. Unguentum cantharidum.
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und sich weiter verbreiten würde als man wünscht, so kann die Salbe durch Zusatz von etwas Wachs consistenter gemacht werden. Hertwig gibt an, man solle 8 Unzen Baumöl oder anderes fettes Oel erhitzen, 3—4 Unzen Cantharidenpulver hinzurühren, das Ganze Vj Stunde warm halten und zuletzt vier Unzen frisch geschmolzenes Wachs zumischen. Eine ähnliche Vorschrift enthält die württembergische Pharmacopoe unter dem Namen Ungt. cantharidum per infusionem s. Ungt. v esi catorium ; ihr Ungt. cantharidum commune, dagegen besteht aus 1 Theil Canthariden und 3 Theil Schweinefett, ist also noch stärker als das oben bezeichnete. Morton lässt 1 Theil Terpentin und 4 Theile Schweinefett im Wasserbad schmelzen und sodann 1 Theil Canthariden zumischen; der Zusatz von Terpentin scheint nicht zweckmässig.
Die Pharmacie veterinaire von D. und L. gibt 2 Vorschriften, welche sehr verschieden in der Stärke sind; ihr Onguent epispastique besteht aus 1 Unze Canthariden auf 1 Pfund Ungt. basilic, und 1 Pfund Ungt. populeum; das eigentliche Onguent vesicatoire dagegen wird aus 12 Unzen schwarzem Pech, 12 Unzen Harz, 10 Unzen Wachs, 38 Unzen Baumöl, 19 Unzen Cantharidenpulver und 6 Unzen Euphorbiumpulver bereitet; diese Salbe ist sehr reizend, sie bringt nach 8—10 Stunden mit Serum gefüllte Blasen auf der Haut hervor, welche nicht selten eiternde Stellen hinterlassen; sie muss daher oft mit Fett, Oel u. dgl. gemildert werden. Auch die dänische Pharmacopoe hat folgende ähnliche Vorschrift als
Unguentum irritans, scharfe Salbe.
Euphorbiumpulver ... 1 Theil.
spanische Fliegenpulver 2 Theile.
gelbes Harz...... 3 Theile.
Theer......... 8 Theile.
Man schmelzt die beiden letzten Bestandtheile zusammen und setzt beim Erkalten der Mischung die Canthariden und das Euphorbium unter anhaltendem Umrühren hinzu. Unter dem Namen Ungt. irritans s. vesicator enthalten die Pharmacopoen von Preussen, Sachsen, Hannover, Hessen eine blos aus Canthariden, Oel und Wachs bestehende Mischung.
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IV. Unguentum digestlvum.
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Die Anwenduiig der Cantharidensalbe geschieht durch Einreiben derselben auf eine bestimmte Hautstelle; durch Abscbeeren der Haare, vorheriges Waschen der Haut mit Seifenwasser und hierauf Frottiren bis zur Trockenheit, wird die Wirkung der Salbe (s. bei Canthariden) beschleunigt und verstärkt; ebenso wenn man nach dem Einreiben der Salbe noch eine Portion derselben aufstreicht. Bei sehr gesunkener Empfindlichkeit und wo Gefahr auf dem Verzug haftet, kann man ein glühendes Eisen in die Nähe der scharf eingeriebenen Stelle halten.
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Unguenlum digestivum. JUflffiiwfttlbi-. Unguentum (erebinihinae compo.situm. Frlaquo;ns. Onguent digestiv simple. Engt. Compound liniment of turpentine.
Die Grundlage der Digestivsalbe ist der gewöhnliche Terpentin; er kann in der Thierheilkunde auch die Digestivsalbe um so eher ersetzen, als man demselben nach Erforderniss Harze (wie Aloe, Myrrhe) u. dgl. beimischen oder seine Wirkung durch Honig mildern kann. Die Digestivsalbe ist gewöhnlich gelb, weniger zähe als gewöhnlicher Terpentin und hat dessen Geruch.
Die würltembergische Pharmacopoe schreibt zur Digestivsalbe: 3 Unzen venetianisrhen Terpentin, 2 Eigelb, l1/, Drach. Myrrhepulver und V., Unze Baumöl vor. Eine ähnliche Vorschrift jedoch ohne Myrrhe hat die Pharmacie veterinaire, andere dagegen setzen Honig zu, so. z. B. gibt Hertwig folgende Mischung an: 1 Unze Terpentin und 2 Unzen Honig oder statt dessen 4 Eigelb.
Ganz verschieden hievon ist das Linimentum terebinth inae compositum der Londoner Veterlnär-Pharmacopoe; es besteht nämlich aus gleichen Theilen Terpentinöl, Theeröl, (durch Destillation des Theers erhalten) und Wallrath (oder statt dessen Rüböl); diese Mischung ist reitzend und passt nicht auf Wunden, sondern gegen chronische Haulausschläge. Das Unguentum terebinlhinae derselben Pharmacopoe besteht aus 1 Theil Terpentin und 3 Theilen Schweinefett.
Die Anwendung der Digestivsalbe als Verbandmittel zur ümerhaltung der Eiterung u. s. w. ist bekannt.
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IV. Unguentum mercuriale.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 191
Unguentum mercuriale. QBnedtfllbtrfolbelaquo;
Ungt. hydrargjri s. mercuriale cinereum jrauc ffilucAflllicrfalbf.
Uiigt. nenpolitaiium, iltcrcunalfalbc.
Frans. Pommade mercurielle; Ongncnt gris.
Engl. Mercurial Ointment.
Zur Bereitung dieser Salbe sollen nach der Württemberg. Pharmacopoe 12 Unzen Quecksilber mit G Unzen erwärmtem Hammelstalg so lange gerieben werden, bis von dem metallischen Quecksilber auch mit bewaffnetem Auge nichts mehr zu entdecken ist; sodann werden noch allmählich 18 Unzen Schweinefell hinzu gemengt. Diese Salbe sieht blaugrau aus , sie darf keinen ranzigen Geruch haben, noch Quecksilbcrkiigelchcn erkennen lassen.
Auch die badische und preussische Pharmacopoe schreiben auf 1 Theil Quecksilber 2 Theile Fett (Talg und Schmalz) vor; die öslreichische Pharmacopoe aber hat auf 1 Theil Mercur 4 Theile Feit, und die sächsische dagegen auf 16 Unzen Mercur nur 20 Unzen Fett; letzteres Präparat ist somit das stärkste. Unter dem Namen Unguent, mercuriale fortius haben einige. Phar-macopoen (z. B. die öslreichische und bajerische) eine aus gleichen Theilen Quecksilber und Feit bereitete Salbe.
Dieselbe Verschiedenheit triffl man in den Veterinär-Phar-macopoen; die Londoner hat gleiche Theile Fett und Quecksilber; die Kopenhagener Mililärvelerinär-Pharmacopoe lässt 1 Theil Quecksilber mit V,, Theil Terpentin abreiben und 4 Theile Fett zusetzen: die französischen Thierärzte haben eine Pommade m e r c u r i el 1 e s i m p 1 e s. 0 n g. g r i s aus 4 Unz. Quecksilber und ISVjUnz. Fett, und eine Pommade mere, double s. Onguent napolitain aus gleichen Theilen Fett und Quecksilber bereitet.
Die Anwendung der grauen Quecksilbersalbe als entzündungswidriges, zertheilendes Mittel ist sehr häufig; sie w ird auch in Verbindung mit andern Mitteln benützt, indem man flüchtiges Liniment, Kamphor, Jod, Terpentinöl, selbst Cantharidensalbe zusetzt. Um ihre Wirkung zu schwächen, darf man nur Fett hinzufügen. Gegen Hautausschläge, Läuse u. dgl. muss sie, wenn grössere Stellen des Körpers damit eingerieben werden sollen, namentlich bei jungem Vieh, verdünnt werden, und es eignet sich hiezu besonders die grüne Seife oder Fett mit Zusatz von ein wenig schwarzem Steinöl oder Hirschhoinöl.
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IV. Vitriolum cupri.
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Formeln: Nr. t. R. Ungl. mercurial. Unc. 1.
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Liq. ammonii caustic. Dr. 1 M. D. S. Zum Einreiben.
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-2.
Auf unschmerzhafte
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Driisenverhäri.ungen.
Nr, 2. R. Ungt. mercurial.
Axung. porci ana Unc. 2. Olei petrae nigr. Unc. Vj. M. D. S. Gegen Läuse. Bei Rindvieh.
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Vitriolum cupri.
Vitriolum coeruleum venale (Pli. W.), da Cypro. Blauer (ijprifdjcr t)it-
riot, JHouflrin. Cuprum uxycUlum sulpliuricum, C. sulphuricum, Sulphas cupri. $d)U)C-
ftlfaund Äupfcnirpli. Franz. Vitriol bleu, V. de cuivre. Engl. Blue or Roman Vitriol, Blue copperas, Chemisclie Formel: CuO SO^ öHO.
Man erhält den Kupfcrvilriol meist durch Eindampfen des aus den Kupferminen fliessenden Wassers (Cement-Wasser); ferner durch Rösten von Schwefelkupfer, Auslaugen und Kry-stallisiren; seltener durch Auflösung von Kupferspänen in Schwefelsäure.
Der Kupfervitriol bildet rhomboidische Säulen von azurblauer Farbe und herbem, metallischem Geschmacke, welche an der Luft sich mit einem weisslichen Pulver bedecken; er ist in 2 Theilen siedendem und 4 Theile kaltem Wasser Cnicht in Weingeist) löslich; die Auflösung röthet Lacmus.
Der käufliche Kupfervitriol ist gewöhnlich mit Eisen, auch mit Zink verunreinigt; ersteres gibt sich durch das grünliche Pulver zu erkennen, womit sich die blauen Kristalle an der Luft beschlagen.
Die Zusammensetzung des Kupfervitriols ist 1 Aeq. Prol-oxyd des Kupfers, 1 Aeq. Schwefelsäure und 5 Aeq. (_36 Proc.
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IV. Vitrlolum cupri.
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Kryslall-)Wasser. Spec. Gew. 2,2. Reine urul kohlensaure Alkalien und Erden, mehrere essigsaure Salze, Weinslein, Salpeter metallisches Eisen und adstringirende PflanzenstoITe zersetzen den Kupfervitriol.
Man wendet den Kupfervitriol innerlich gegen chronischen Catarrh, Rotz, Hautwurm bei Pferden zu 1 Drachme pro dosi, in Pillenform, 'nit bittern und gewürzhaften Mitteln verbunden an. Ebenso In chronischer Diarrhöe der Schafe und des Rindviehs, ersteren zu 1—2 Scrupel, letztere zu 2 Dr. pro dosi. Hiiutiger wird derselbe im Wasser aufgelöst, äusser-lich bei faulen, schlulTen Geschwüren, in Slrahlfäule, bösaniger Klauenseuche der Schafe, als adstringirendes Mittel benützt. Auch das Pulver wird als Aetzmittel auf üppige Wunden, auf Kastrirkluppen u. dgl. gestreut. Als blutstillendes Mittel muss die Auflösung stark seyn. Zu Einspritzungen in die kranken Nt-benhöhlen der Nase u. dgl, nimmt man ',/,—'/., Unze auf 16 Unzen Wasser. Die Londoner Veterinär-Pharmacopoe giht als Solutio cupri sulph. compos it a folgende Mischling an: Kupfervitriol, Alaun, v.j. ;5 Unc, Wasser 2 Pfund; nach der Auflösung wird noch Schwefelsäure 1V., Unc. hinzugesetzt.
Den Kupfervitriol innerlich als ein stärkendes Mittel anzuwenden, ist nicht anzurathen; ebensowenig als das Einbringen desselben in das Unterhautzellgewebe, um daselbst einen ableitenden Reiz zu erregen; bei den fleischfressenden Thieren verursacht sein innerlicher Gebrauch Erbrechen.
Formeln: Nr. 1. R. Cupri sulphuric, pulv. Unc. 1/2 — i. Rad. calami arom. pulv. Unc. 2. Farin. sein. lini. Unc. 1. Aq. fervid, q. s. fianl pill, qualuor. D. S. Täglich 2 Pillen. (In verdächliger Druse der Pferde.)
Nr. 2. R. Vitriol! cupri Unc. V,. Aeruginis Dr. 2.
M. f. pulv. D. Damit die kranke Klaue zu bestreuen. (In der Klauenseuche. Hayne.)
Folgende Kupfermiltel werden durch den blauen Vitriol entbehrlich: 1) der Grünspan, essigsaures Kupfer, Cuprum ace-ticum, s. Aerugo, Viride aeris, 2) der Kupfersal miak, Cuprum sulphurico-ammoniatum s. C. ammoniacale, 3) der Au genslein, Lapis divinus aus 8 Thl. blauen Vitriol, ebensoviel Salpeter und ebensoviel Alaun durch Zusammenschmelzen bereitet,
Hering, Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
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IV. Yltriolum martis.
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beim Erkalten wird l/2—2 Theil Kamphorpulver beigesetzt; ein ehedem als Auflösung in Wasser Lei Augenentzündungen sehr gebräuchliches Mittel; 4) das Blauwasser, Aqua coerulea, aus 3 Unzen 6 Drach. blauen Vitriol, 1 Unze 7 Drachmen Salmiak, 21/2 Drachmen Grünspan und 7V2 Pfund Kalkwasser bereitet.
Den Grünspansauerhonig, Unguentum aegypliacum lässt die Londoner Veterinär-Pharmacopoe durch langsames Kochen von 1 Theil gepulvertem blauen Vitriol mit 4 Theilen Syrup, statt aus Grünspan bereiten.
Elaine's trocknendes Liniment (Linimentum siccativum) besteht aus Sapo virid. Unc. 2. Pix liquida Uno. 4. Aerugo pulv. Unc. 2. M.
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::#9632;#9632; iis #9632;
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Vitriolum martis.
(ffifen-Uitnol. Vitriolum viride, flnincr tlitriol; .fiupfcrniaflci:. FeiTum sulphuricum venalc (Pli. W.) fdjuicfclfaurcfl Ctfcn. Ferrum sulpliuricum oxydalatum, Sulphas ferrosum, fdjroi'tVlfaurce Cifcu-
crpiul. Frans. Protosulpliate de fer, Vitriol vert, Couperose verte. Engl. Sulphate of Iron, Green Vitriol or Copperas, Salt of Steel. Chemische Formel: FeO SCP OHO.
Der käufliche Eisenvitriol wird durch Rösten von Schwefeleisen, längeres Aussetzen desselben an der Luft und Feuchtigkeit, Auslaugen und Abdampfen, oder durch Abdampfen des kupferhaltigen Vilriolwassers, nachdem das Kupfer ausgeschieden worden und endlich durch Krystallisation erhalten. Er bildet durchsichtige, bläulich grüne oder grasgrüne rhomboidale Prismen, beschlägt sich in trockener Luft mit einem weisslichen oder gelblichen Pulver, löst sich in 1'/., Theilen kaltem und % Theil siedendem Wasser, nicht in Weingeist auf, rölhet Lacmus und schmeckt sehr zusammenziehend metallisch.
Der käufliche Eisenvitriol ist meist mit Erd - und Metallsalzen, z. B. Kupfer, Zink, Thonerde, Kalk verunreinigt; das Kupfer wird durch Eintauchen eines polirten Eisenstabs in die Auflösung des Vitriols entdeckt.
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IV. Vltriolum zinci.
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Die Zusammensetzung des grünen Vilriols ist aus 1 Aeq. Eisenoxydul, 1 Aeq. Schwefelsäure und 6 Aeq. Krystallwasser (25 Proc. Eisen, 29 Schwefelsäure, 46 Wasser). Spec. Gew. 1,82. Reine und kohlensaure Alkalien und Erden, Salpeter, Bleiessig, Seife und die gerbestoffhalligen Pflanzenlheile zersetzen den Eisenvitriol.
Er wirkt sehr zusammenziehend, stärkend, hlutsüllend und wird daher innerlich und äusserlich bei grosser Erschladung und davon abhängigen ühermässigen Sekretionen, bei Cruor-Armuth des Bluts (z.B in der Fauie der Schafe) allgemeiner Schwäche, von Einigen auch im spätem Stadiuu des Milzbrands angewendet.
Man gibt den Eisenvitriol Pferden und Kindvieh innerlich zu 1—2 Dr. his Vjj Unze und darüber pro dosi in Latwergen oder Pillenform mit gewürzhaften Mitteln (z. B. Kalmus, Ingwer u. dgl.); Schafen in Verbindung mit Wachholderbeeren, empyreumatischen Mitteln u. dgl. zu V-i—1 Dr. pro dosi. Aeusserlich gebraucht man mehr oder weniger concentrirte Auflösungen in Wasser oder einer passenden (nicht adstringirenden) Pflanzenabkochung. Ein Zusatz von Eisenvitriol zu den Lehmeinschlagen für entzündete Hufe ist häufig sehr zweckmässig.
Formeln: R. Vitrioli marlis. Unc. 1. Rad. calami arom. Bacc. juniperi ana Unc. 2.
M. f. pulv. D. S. Mit Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht, in 24 Stunden zu verbrauchen. Bei wahrer Schwäche und Blutarmuth.
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Yltriolum zinci.
^inkvitrtal. Vitrialum album. Weiset tUtnol. Zincum oxydatum sulphuricum, fdjtucfclfauwä JMiikoti)* (uicificr copy;oli^cn-
flcin). Fran:,. Sulphate de Zinc, Vitriol blaiu-, Couperosc blanche. Engl. Sulphate of Zinc, white Vitriol, white Copperas. Chemische Formel: ZnO SO3-|-7HO.
Der käufliche Zinkvitriol wird in Sachsen und Schlesien aus den Silber- und Zinkerzen durch Rösten, nachheriges Oxjdiren
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IV. Vitriolum zinci.
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an der Luft und in der Feuchtigkeit, hierauf Auslaugen und Abdampfen oder Kryslallisiren erhallen. Er kommt in gelblich oder bläulich weissen harten Stücken von krystallinischem oder körnigem Gefiige vor, und ist meist mit etwas Eisenoxydul oder mit Kupfer, Blei oder Talkerde verunreinigt. Die Krystalle des weissen Vitriols sind durchsichtige rhombische Säulen mit 4 Flächen zugespitzt oder unregelmässig 6—Sseilige Säulen. Der im Handel vorkommende weisse Vitriol ist in seinem Krystallisationswasser geschmolzen und bildet beim Erkalten eine weisse, dem Zucker ähnliche Masse. Der Zinkvitriol schmeckt säuerlich herbe, metallisch und löst sich in 2% Theil kaltem und in gleichen Thei-len siedendem Wasser auf.
Seine Zusammensetzung ist 1 Aeq. Zinkoxyd, 1 Aeq. Schwefelsäure und 7 Aeq. Wasser. Spec. Gew. 1,91. Die reinen und kohlensauren Alkalien, das essigsaure Blei, die zusammenziehenden Pflanzenstoffe zersetzen den Zinkvitriol.
Die innerlicbe Anwendung des weisseu Vitriols ist selten; bei Hunden maclit er Erbrechen. Aeusserlich wirkt seine Auflösung zusammenziehend, besonders auf die Schleimhäute und auf schlaffe, üppige Geschwüre, Fisteln u. dgl. Alan gibt der, sehr verdünnten Zinkvitriolauflösung (1—2 Dr. auf 1 Pfund Wasser) in Entzündungen der Bindehaut des Augs den Vorzug vor den Bleiauflösungen und setzt nicht selten etwas Opiumtinctur bei; eine stärkere Auflösung (1 — 2 Unzen auf 1 Pfund W.) benützt man bei Fisteln, Geschwüren und dgl.
Das weisse Zinkoxyd (Floras zinci) wird selten benutzt; es gilt innerlich für ein krampfstillendes Mittel und wird in der Hundepraxis mit Rad. valerianae u. dgl. manchmal verordnet.
Das natürlich vorkommende kohlensaure Zink (Zincum carbonicum) gewöhnlich Galmey (Lapis calaminaris) genannt, wird von den englischen Thierärzten häufig zur Heilung leichter Verwundungen, Excoriationen u. dgl. verordnet; die Londoner Veterinär-Pharmacopoe bereitet, die „Heilsalbequot; Unguentum Zinci carbonatis, aus 1 Theil feinst gepulvertem Galmey und 6 Theile Schweinefett, wozu nach Umständen noch etwas Terpentin gesetzt werden kann.
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FÜNFTER ABSCHNITT.
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VON DER ZUBEREITUNG DER ARZNEIFORMEN. (DISPENSIREN DER ARZNEIEN.)
Ist auch die richtige Auswahl der gegen einen bestimmten Krankheitszustand erfahrungsgemäss günstig wirkenden Arzneimittel die Hauptsache, so hängt doch auch Vieles von der Form, in welcher die Arzneimittel beigebracht, der Verbindung in welcher sie sich befinden, und dem Verfahren, diese Verbindung zu bewirken, ab.
Es ist bei den Hausthieren all' dieses von um so grösserer Wichtigkeit, als der Bau ihrer Verdauungs-Organe so verschieden ist (z. B. Wiederkäuer — Fleischfresser), dass schon hiedurch sich gewisse Regeln für die Arzneiformen ergeben; so ist z. B. bekannt, dass Arzneien, die bei den Wiederkäuern in den ersten und zweiten Magen gelangen, entweder gar nicht oder erst sehr spät eine allgemeine Wirkung hervorbringen; dass feste Arzneiformen beim Hinabschlucken weit eher in die beiden ersten Mägen, als in den dritten und vierten gelangen; während letzteres eher bei flüssigen Formen, die mit gewissen Vorsichtsmaasregeln gereicht werden, der Fall ist. — Hunde erbrechen nicht selten die ihnen mit Zwang beigebrachte Arznei jeder Art, während dieselbe ihnen im Futter oder sonst unbemerkt beigebracht, kein Erbrechen erregt. Die Wirkung mancher Arzneimittel ist beim Pferde von der flüssigen oder festen Form derselben abhängig.
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V. Abschnitt.
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Bei der Eintlieilung der Arzneiformen ist wesentlich, ob sie innerlich oder äusserlich angewendet werden sollen.
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1. Arzueiformeu für die innerliche Anwendunff.
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Sie unterscheiden sich in: C. trockene Arzneiformen.
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A. flüssige, B. weiche und
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A. Die flüssige Arzneiform (Mixtur, Einschütt, Trank) besteht gewöhnlich in der Auflösung eines oder mehrerer Mittel (z. B. Salze, Extracte) entweder in blosem Wasser, oder in einer wässerigen Abkochung, Aufguss u. dgl. von Pflanzenstoffen; auch können an und für sich flüssige Arzneimittel (z. B. Salzsäure , Weingeist) mit Wasser, einem Uecoct u. s. w. einfach gemischt werden. Seilen werden Wein, Branntwein, Essig u.dgl. als Vehikel für innerlich anzuwendende Arzneisloffe angewendet.
Bei der Vorschrift solcher Arzneiformen ist darauf zu sehen, dass die Flüssigkeit überhaupt im Stande sey, das feste Mittel aufzulösen (also nicht elwa Colophonium, Camphor u. dgl. in Wasser aufgelöst werden soll), und dass von der Flüssigkeit die erforderliche Menge vorgeschrieben sey , um die festen Stoffe (z. B. Salze) ganz auflösen zu können, ausserdem setzen sich die spe-eifisch schwerern Beslandtheile zu Boden, während die leichteren (z. B. Camphor, Oel) oben schwimmen. In vielen Fällen werden frisch bereitete Pflanzen-Abkochungen und Aufgüsse warm zu Auflösung der übrigen Stoffe verwendet, wodurch dieselbe nicht nur rascher vor sich geht, sondern auch von den meisten Salzen mehr aufgelöst wird als ohne Mithülfe der Wärme. Das Eingeben einer solchen Mischung geschieht ebenfalls lau, da nach dem völligen Erkalten das in derselben aufgelöste Salz sich theil-weise wieder ausscheiden würde.
Die flüssigen Arzneimillel haben mehrere bedeutende Vorzüge ; sie vertheilen sich gleichmässiger im Magen und Darmkanal und werden daher leichter und schneller resorbirt; eine locale Wirkung auf einzelne Stellen der Magenschleimhaut ist daher weniger zu befürchten und die allgemeine Wirkung ist bälder und stärker zu hoffen , als bei weichen oder festen Arzneiformen; überdies ist der Magen bei der Auflösung und Verdauung der beiden letzlern
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mehr in Anspruch genommen und sie setzen daher noch einen gewissen Grad von Thätigkeit in demselben voraus.
Anderntheils ist die Anwendung flüssiger Arzneiformen, wenigstens für die grössern Hausthiere mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft. Sie müssen in der Regel denselben durch nicht unbedeutenden Zwang beigebracht werden; hiebei gehl nicht nur leicht ein Theil der Arznei verloren, sondern es ist auch besonders beim Pferde (aber auch bei Rindvieh, Schafen u. dgl.) Gefahr, dass ein Theil der Flüssigkeit durch die Slimmrilze und Luftröhre in die Lunge dringe, und daselbst heftige Reizung, Entzündung, selbst tödtliche Verschwärung hervorbringe.
Aus diesem letztem Grunde ist das Einschütten von flüssigen Arzneien beim Pferde, wenn nicht Gefahr auf dem Verzüge haftet oder die Schwierigkeit im Schlingen fester Stoffe zu gross ist, so viel möglich zu vermeiden; jedenfalls aber müssen die dem Pferde mit Zwang beizubringenden flüssigen Arzneien eine völlige Auflösung darstellen, das heisst, keinerlei unaufgelöste Pulver u. dgl. enthalten, weil letztere, selbst wenn sie einer ganz unschädlichen Substanz angehören (z. B. Eibisch, Süssholz), in der Lunge durch ihren anhaltenden mechanischen Reiz dengrösslen Nachtheil anrichten, während klare Flüssigkeiten möglicherweise von der Bronchial - Schleimhaut resorbirt und damit aus der Lunge entfernt werden können. Es ist daher streng darauf zu achten, dass solche Einschütte (sowohl für Rindvieh als Pferde) durch ein Seihtuch (Colatorium) von gutem Flanell (nicht blos durch einen Seiher von Blech u. dgl.) vor ihrer Anwendung durchgeseiht werden.
Folgendes Mittel, das bei-Krampfkolik der Pferde häufig in hiesiger Klinik angewendet wird, kann als Beispiel der Bereitung eines gewöhnlichen Tranks (Einschult) dienen:
Extract, hyosciam Dr. 1.
Natrum sulphuric. Uno. 3.
Infus. flor. chammom. Unc. 12. Hier werden zuerst die Kamillen mit siedendem Wasser aufgegossen (s. S.201.) und dieselben l/4 Stunde stehen gelassen; das auf einer Tarirwage mittelst eines kleinen Spatels oder beinernen Löffelchens gewogene 1 Quint Bilsen - Extrakt wird in
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V. Abschnitt.
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eine mit einor Schnauze versehenen Serpentin - oder Porphyr-Reibscbaale gethan und unler allmählichem Zusatz einiger Unzen des warmen (durchgeseihten) Kamillen - Aufgusses mittelst Umrühren und Zerrciljcn aufgelöst und in eine Bouteille geschüttet; in eine zinnerne Mensur von 16 — 18 Unzen Gehalt werden die 3 Unzen schwefelsaures Natron gethan, der noch benöthigte Rest des warmen Kamillen-Aufgusses durch das Seihluch darauf geschüttet und mit dem Spatel oder Löffel umgerührt, sodann diese Auflösung zu der des Bilsen - Extrakts in die Bouteille gethan und (nach gehöriger Abkühlung, die meist schon durch die Auflösung des Salzes bewirkt wird) das Ganze dem Thier eingeschüttet.
Wäre stall des Bilsen-Extrakts z. B. Brechweinstein verordnet, so hätte man blos diesen nebst dem Glaubersalz in die Mensur zu thun und das Infusum heiss darauf zu seihen (coliren), da sich beide Salze ganz leicht auflösen. Bei schwer auflöslichen Salzen, wie Doppelsalz, Weinstein, thut man besser die Auflösung in einer Reibschale vorzunehmen.
Für die auswärtige Praxis sind Einschütte nicht vorzuschreiben, da man nicht wohl 2 — 3 Bouteillen mit Arznei bereiten und mitnehmen oder mitgeben kann; in solchem Falle werden die Salze u. dgl. in Pulverform abgelheilt und die zum Vehikel gehörigen Pflanzensloffe (z. B. Kamillen) abgesondert dispensirt; der Empfänger aber wird unterrichtet, dass er letzlere anbrühe, nach dem Erkalten durchseihe und in einem Pfund der erhaltenen Flüssigkeit, eines der Pulver (durch Sclüitleln in der Flasche u.dgl.) auflösen soll.
Emulsion. Manche Arzneimillel, die in flüssiger Form gereicht werden sollen, lösen sich nicht oder nicht vollsläddig im Wasser auf, während ihre eigentlichen Auflösungsmittel z. B. Weingeist, ätherisches oder fettes Oel u. dgl. für den vorhandenen Krankheitszustand nicht passend sind. So lösen sich z.B. Gummiharze (Asa foetida, Ammoniakgummi), der Camphor, der Terpenlin u. s. w. wenig oder nicht in Wasser, und man muss sich daher begnügen, sie in demselben fein zertheilt und sus-pendirt zu erhalten. Dies geschieht dadurch, dass man das Wasser durch Schleim, Gummi, Eigelb u. dgl. dicklich macht, wodurch die beigemengten Substanzen gehindert werden, sich leicht (als
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.
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Bodensatz oder als Rahm) auszuscheiden, was übrigens nach längerem Stehen dennoch geschieht, daher diese Emulsionen unmittelbar vor dem Eingeben umzuschüttein sind. Oel- und schleimhaltige Samen, z. B. Lein-, Hanfsamen, Mandeln, geben mit kaltem oder lauem Wasser tüchtig zerstossen ebensolche Emulsionen, die aber in der Thierheilkunde selten benutzt werden; eher noch die Milch, eine natürliche Emulsion, die öf'er als Vehikel für gewisse Arzneistoffe bei den Wiederkäuern (besonders jungen Thieren) und Fleischfressern dient.
Bei der Bereitung z. B. einer Camphor-Emulsion verfährt man folgendermaassen:
R. Camphorae Dr. 1.
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Gummi arabic. pulv. Unc. Decoct.
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cort. salic. et rad. allhaeae ana Unc. x/v parat. Unc. 16. Der abgewogene Camphor wird in einer Reibschaale mit etlichen Tropfen Weingeist zu Pulver gerieben, sodann das Gummi nebst etwas Wasser nach und nach hinzugefügt und unter fortwährendem Umrühren allmählich das zuvor bereitete und nach dem Erkalten durchgeseihte Decoct zugemischt. Ein anderes Beispiel gibt folgende Mischung: R. Asafoelidae pulv. Unc. x/v Yitell. ovorum Nr. 2. Infns. rad. valerian. Unc. 12. Der gepulverte Asant wird mit dem Eigelb anhaltend zusammengerieben , alimählig von dem (erkalteten) Aufguss hinzugesetzt und damit fortgefahren bis die ganze Menge desselben beigemischt ist. Inzwischen ist die Bereitung dieser Arzneiform (Emulsion) für die auswärtige Praxis zu umständlich und daher wenig im Gebrauche.
Aufguss (Infusum). Um aus Pflanzen, welche neben Exlraclivsloffen flüchtige Bestandtheile enlhallen, das Wirksame auszuziehen, bedient man sich häufig des heissen \Yassers; es werden hiezu die gehörig zerkleinerten Stoffe (grobgeschniltene Kräuter, oder gröblich gepulverte Rinden, Wurzeln u. dgl. *) in einer
*) Wenn mehrere solcher Mittel miteinander gemischt sind, nennt man sie Species (Thee - Species),
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V. Abschnitt.
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meist blechernen, innen nach Civil-Pfunden mensurirten und mit einem Deckel gut verschliessbaren Gefäss (s. S. 233.) mit einer die vorgeschriebene Menge der Colatur um etwas übertreffenden Quantität siedenden Wassers übergössen, sodann an einem massig warmen Orte (z. B. auf dem Heerde) bis zum Erkalten (lauwarm) bedeckt stehen gelassen und endlich durch ein Flanellluch durchgeseiht und mittelst Umdrehen desselben tüchtig ausgepresst. Wo die Quantität des Arzneimittels nicht besonders vorgeschrieben ist, nimmt man 1 Unze desselben auf 1 Pfund (16 Unzen) Colatur; da aber die Pflanzenstoffe von dem siedenden Wasser einen Theil verschlucken, und ein anderer Theil desselben durch das Verdunsten verloren geht, so erhält man beim Durchseihen und Auspressen weniger Flüssigkeit und muss daher beim Auf-giessen des siedenden Wassers 1 — 2 Unzen zugeben. Sollte nach der Colatur dennoch etwas weniger als die verlangte Menge Flüssigkeit zum Vorschein kommen, so kann man auf die auf dem Fillrum befindlichen Pflanzenreste etwas Wasser aufgiessen und sie damit nochmals ausdrücken.
Abkochung, Absud (Decoctum). Enthalten Pflanzen-sloffe hauptsächlich solche Bestandlheile, welche sich durch die Hilze nicht verflüchtigen (z. B. Schleim, Gerbestoff, Extractivstoff) oder sich schwer dem heissen Wasser mittheilen, so werden sie mit demselben längere oder kürzere Zeit gekocht (z. B. Eichenrinde, Weidenrinde, Eibischwurzel, Süssholz u. dgl.). Dies geschieht in einer verzinnten und bedeckten Pfanne auf einem massigen Feuer; je länger das Kochen fortgesetzt wird, um so mehr Wasser verdunstet, wonach die Menge des über die bestimmte Colatur zu nehmenden Wassers zu bemessen ist. Nach dem Kochen lässt man das Ganze sich abkühlen, seiht die Flüssigkeit durch Flanell und drückt das Residuum gehörig aus. Während des Kochens hat man das Ueberlaufen der Flüssigkeit und das Anbrennen zu vermeiden.
Decocto - Infusum nennt man die Verbindung beider eben genannten Operationen mit einander; sie findet statt, wenn z. B. 2 Stoffe, deren einer das Kochen wegin der Flüchtigkeil seiner Bestandlheile nicht erträgt, der andere es aber zum Ausziehen des Auflöslichen nöthig macht, in einer Arzneiformel
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.
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zusammen treffen. Es wird hiebe! die zu kochende Substanz (z. B. Eibisch) zuerst mit der nöthigen Menge Wassers gekocht, sodann aber die siedendheisse Flüssigkeit auf die, in der Infusionsbüchse befindliche, flüchtige Substanz (z. B. Baldrian, Angelica) aufgegossen und das Ganze bis zum Erkalten, gut bedeckt, stehen gelassen. — Infuso - Decoctum ist das Anbrühen einer Substanz mit heissem Wasser, nachheriges Durchseihen; den Rückstand kocht man nunmehr mit einer zweiten Portion Wasser, seiht durch und vermischt beide Auszüge mit einander.
Sollen die auflöslichen Bestandtheile von Arzneimitteln ohne Anwendung von Wärme z. B. mit kaltem Wasser ausgezogen werden , so ist hiezu längere Zeit (z. B. mehrere Tage) erforderlich und man nennt dies Maceration (Einweichung). Wird aber nur ein massiger Wärmegrad, z. B. an der Sonne, oder auf einem geheizten Ofen u. dgl. (25 — 400R0, angewendet, so ist dies Digeriren, Digestion genannt worden; auf letztere Weise bereitet man die meisten Tincturen, Essenzen u. dgl.
Die Infusion von Arzneimitteln in die Venen ist bei den grössern Hausthieren ein nicht seltenes Verfahren Arzneien in den Körper zu bringen. Zur Infusion wählt man gewöhnlich Tincturen sehr wirksamer Pflanzensloffe, die mit schwachem Weingeist und meist im Verhältnisse von 1 : 8 bereitet wurden (z. B. Tinct. veratri alb., belladonnae, aconili u. s. w.) auch Auflösungen von Pflanzen-Alcaloiden (z. B. b'ychnin, Veratrin, Morphium u. dgl.) in Wasser. Die zur Infusion beslimmlen Mittel müssen eine klare Flüssigkeit ohne Satz u. dgl. darstellen, sie dürfen auch nicht dickflüssig seyn und noch weniger Stoffe enthalten, welche sich mit dem Blut nicht, mischen oder dasselbe zersetzen. Die Dosis ist bei Infusionen sehr klein (z.B. 1 — 2 Dr. obiger Pflanzen - Tinkturen) muss aber in den meisten Fällen erst nach der Wirkung bemessen werden.
Zu den Käucherungen und Dämpfen, welche man bald in der Absicht auf die Haut zu wirken, bald um eingeathmet zu werden, verordnet, werden die Arzneistoffe einfach verschrieben; ihre Application erfordert aber besondere Vorrichtungen, wenn sie einigen Nutzen haben sollen.
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B. Weiche Arzneifo rmen für die innerliche Anwendung sind die Latwergen und Pillen.
Die Latwerge (Electuarium) hat die Consistenz eines mehr oder weniger dicken Breies und besteht meist aus Pulvern, welchen mit einem trockenen Bindemittel und Wasser oder mit einem dicken zähen Safte die erforderliche Consistenz gegeben wird; hiezu dient Mehl und Wasser, Leinsamen - und Leinkuchenpulver und Wasser, Eibischwurzelpulver und Wasser, ferner ein eingedickter Pflanzensaft, wie Wachholdermuss, Hollundermuss, Honig, Zuckersyrup u. dgl.
Die Latwergen sind besonders den Pferden gut beizubringen und waren früher die allgemeinste Form der Arzneien für diese Thierart; allein sie haben den Nachtheil, dass sie sich nicht lange unzersetzt halten (besonders aber im Sommer leicht gähren, wenn sie mit Muss, Syrup bereitet sind), oder dass sie austrocknen und zu spröde werden (wie die mit Mehl, Leinsamen und Wasser bereiteten); ferner dass man die Dosis, welche das kranke Thier auf einmal erhalten soll, nicht genau zu bestimmen im Stande ist, da die Spatel nach denen sie gewöhnlich bestimmt wird, sehr ungleich in der Grosse sind, auch viel auf den mit dem Eingeben beauftragten Gehülfen ankommt, welche Menge er auf den Spatel nehmen will und wie viel er etwa beim Eingeben verschleudert. Durch die zur Latwerge nöthigen Gefässe, sowie den Zusatz von Wachholdermuss, Syrup u. dgl. werden die Arzneien überdies nicht unbedeutend verlheuert, während das wohlfeilere Mehl, Leinsamen u. dgl. als einhüllende Mittel die Wirkung mildern können, wo es vielleicht nicht am Platz ist.
Da man die Latwerge nicht in Theile theilen kann, so hilft man sich in Fällen, wo man dieser Arzneiform doch den Vorzug gibt, dadurch, dass man die Ingredienzen als Pulver dispensirt und jedes dieser letztern unmittelbar vor dem Eingeben mit Wasser, Syrup u. dgl. zur Latwerge macht.
Bei der Bereitung einer Latwerge verfährt man folgender-maassen:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorschrift:
Nitrum depur. pulv. Unc. 2.
Kali sulphuric. Unc. 6.
Farin. sem. lini Unc. 3.
Aq. fervid, q. s. ut fiat electuarium.
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Man wiegt den Salpeter, sodann das Doppelsalz in eine Reibschaale, rührt dieselben untereinander und zerdrückt etwaige Knollen, setzt dann den Leinsamen hinzu und fährt fort das Ganze gleichförmig zu mischen, sodann schüttet man einige Unzen heisses Wasser in das Gemenge der Pulver und durcharbeitet die Masse (unter Zusatz von soviel Wasser als nöthig ist) bis sie die Consistenz eines zähen Breies hat, den man zuletzt in einen irdenen Topf thut, der mit doppeltem Papier zugebunden wird.
Wenn statt des Leinsamens und Wassers Hollundermuss oder Zuckersyrup genommen wird, so wird diese Substanz bei der Bereitung der Latwerge den Pulvern (Salzen u. dgl.) beigemischt und man kann bei grössern Latwergen zur Ersparung nur einen Theil (z. B. die Hälfte) Muss oder Syrup nehmen und sodann noch Wasser hinzufügen bis die Masse die erforderliche Consistenz hat.
In allen Fällen ist es nothwendig, darauf zu sehen, dass die Ingredienzien der Latwergen genau und vollständig mit einander gemischt, und dass nicht einzelne Stücke oder Brocken von diesem oder jenem ihrer Bestandtheile darin zu finden seien. Würde eine Latwerge zu dünn ausgefallen seyn und über den Spatel herablaufen, so kann man ein indifferentes Pulver (Mehl, Eibischwurzel u. dgl.) zusetzen, wäre aber die Latwerge bröck-lich und hart geworden, so lässt sich mit warmem Wasser helfen; in beiden Fällen muss aber die ganze Masse so mit dem Zusatz durchgearbeitet werden, dass sie wieder gleichförmig erscheint.
Den Hunden gibt man kleinere Pulver (z. B. mit Spiesglanz-, Quecksilber- u. dgl. Präparaten) gerne in etwas Schweinefett zu einer Art Latwerge gemacht.
Eine weichere Arzneiform als die Latwerge batman Schlecke, Linclus, genannt; sie besteht ausser den eigentlichen Arzneistoffen (Salzen, Säuren) meist aus Honig, Muss u. dgl. und wird in das Maul gestrichen, um daselbst mehr local zu wirken. Das öftere Ausspritzen des Mauls mit einer Flüssigkeit (z. B. Säure in einem schleimigen Decoct zertheilt) wird diese Arzneiform in den meisten Fällen entbehrlich machen.
Pillen (Pillulae, eigentlich Boli, Bissen). Diese Arzneiform ist besonders für Pferde sehr zweckmässig; man kann durch die
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Theilung der Pillenmasse die Dosis genau beslimmen, es geht beim Eingeben weniger verloren als bei andern Formen, da die Pillen häufig ganz hinabgeschluckl werden, wodurch zugleich die manchmal nachtheilige Wirkung auf die Maulschleimhaut grösslen-Iheils vermieden wird. Die Pillen sind ferner leicht zu verpacken und zu versenden, es ist kein Aufwand für Gefässe nölhig und sie halten sich ohne zu gähren oder sich zu zersetzen länger als die Latwergen und die flüssigen Arzneiformen. Dagegen lösen die Pillen sich schwerer und langsamer im Magen auf als die genannten Formen, und trocknen bälder aus als die Latwergen; diese Nachlheile sind jedoch in den meisten Fällen gering anzuschlagen, und so kommt es, dass die Pillenform in der Pferde-heilkunde bei den Praclikern immer häufiger verordnet wird und die andern Arzneiformen mehr und mehr verdrängt.
Die Bereitung der Pillen geschieht auf dieselbe Weise wie die der Latwergen, nur muss die Masse so steif werden, dass sie sich mit den Händen kneten und formen lässt, ohne weder zu zerbröckeln noch zu erweichen. Um die Pillenmasse mit den Händen bearbeiten zu können, wird etwas Mehl darauf gestreut, und dadurch das Ankleben an die Finger oder unter sich verhütet. Für letztern Fall kann man auch die Pillen einzeln in weiches Papier einwickeln.
Soll z. B. nachstehende Vorschrift bereitet werden Tartar, emetic, pulv. Unc. '/j. Nitrum depur.
Farin. sem. lini ana Unc. 2. M. f. pill. 4., so wird zuerst der Brechweinstein, dann der Salpeter gewogen, in eine Beibschaale geschüttet und durcheinander gerührt, hierauf dasselbe mit dem Leinsamenmehl gethan; ist das Pulver gleichförmig, so giesst man warmes Wasser hinzu und arbeitet die Masse durcheinander bis sie einen zähen Klumpen bildet (der bei Leinsamen oder Eibischwurzel als formgebendem Mittel gewöhnlich nicht an die Wände der Beibschaale sich anhängt, sondern sich rein herausnehmen lässt); man schüttet sodann 1—2 Löffel voll gewöhnliches Mehl in die Beibschaale und auf die Masse, nimmt sie mit den Fingern heraus und ballt sie zusammen, sodann zerbricht man sie in zwei Hälften, die auf der Tarirwage
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gleich gemacht werden, wiederholt dies mit jeder der Hälften, rollt jedes dadurch erhaltene Viertheil der Masse in dem Mehl *) und gibt ihm zwischen den Händen die Gestalt eines Eies oder eines länglichen Cylinders. Würde eine Pillenmasse in eine ungerade Zahl von Pillen, z. B. in drei zu theilen seyn, so wiegt man sie im Ganzen, berechnet das Gewicht nach Drachmen, di-vidirt mit 3 darein und wiegt dann nach dem Quotienten die 3 Pillen ab. Z. B. die Pillenmasse wäge im Ganzen 3 Unzen 6 Drachmen also = 30 Drachmen, so kommen auf jeden der drei Theile in die sie getheilt werden soll, 10 Drachmen, oder mit andern Worten, jede der drei Pillen muss 1 Unze 2 Dr. wiegen. Je nachdem dergleichen Pillen grössere oder kleinere Mengen von Arzneimitteln enthalten, oder diese specifisch schwerer oder leichter sind, werden gewöhnlich die Pillen für Pferde 2 — 3 Zoll lang und 1— IVjZoIl im Durchschnitt; ihr Gewicht variirt zwischen 1 — 2 Unzen. Sehr grosse Pillen sind nicht geschickt, weil sie nicht ganz geschluckt, sondern vorerst zerbissen werden könnten.
Kommt in die Pillenmasse ein Mittel, das sich nicht gerne mit den übrigen (oder mit Wasser} mischt, (z. B. Camphor, Terpentinöl, Theer u. dgl.), so ist um so mehr Sorgfalt auf die Bereitung der Masse zu verwenden; ein zähes, schleimiges Bindemittel (wie Leinsamen, Eibisch) in etwas grösserer Menge und mit heissem Wasser durchgearbeitet, ist in der Regel genügend, die gehörige Form und Consistenz zu Stande zu bringen.
Der Camphor muss jedesmal zuerst mit Weingeist fein abgerieben werden, ehe die übrigen Substanzen hinzukommen. Das Terpentinöl schüttet man in kleinen Mengen zu den Pulvern und wenn es mit diesen gleichförmig gemischt ist, wird heisses Wasser zugesetzt und damit die Pillenmasse bereitet. Bei Pillen, welche hauptsächlich Aloe enthalten, ist es zweckmässiger kaltes Wasser zu nehmen. Pillen mit Terpentin werden ohne Wasser bereitet. Z. ß.
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*) Pillen für Pferde u. dgl. mit angemehm schmeckenden Pulvern zu bestreuen, (z. B. Süssholz u. dgl/) wie es beim Menschen üblich ist, würde einen sehr unpraktieclien Thierarzt verrathen.
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Terebinth, venela Unc. 2.
Sal ammoniacuin Unc. 1.
Farin. s. lini. Unc. 2. M. f. pill. 4. Zuerst werden der gepulverte Salmiak und das Leinsamen-niehl zusammen gemischt, sodann der Terpentin in einen irdenen Topf von 3 — 4 Unzen Gehalt eingewogen und am Feuer etwas erwärmt; ist dieses geschehen, so giesst man denselben auf die Pulver und mischt das Ganze mit dein Pistill gehörig durcheinander; beim Abwägen und Formiren der einzelnen Pillen müssen sie dick mit Mehl bestreut werden.
Wenn gleich der gepulverte Leinsamen oder das Leinkuchen-Mehl (der Ueberrest von der Oelbereitung aus Leinsamen) sich zu Pillenmasse sehr gut eignet, so wird diese doch nach einigen Tagen zu hart; sollen daher Pillen bereitet werden, deren Verbrauch voraussichtlich auf mehrere Tage sich hinauszieht, so wird man gut thun zu der Masse neben dem Leinsamen etwas ordinären Zuckersyrup oder Wachholdermuss (den Rest aber Wasser) zu nehmen; eine auf diese Weise bereitete Pillenmasse trocknet nicht sobald aus. *)
Es ist angeralhen worden, Pillen welche scharfe Stoffe enthalten (z. B. Canthariden,Brechweinstein, Quecksilbersublimat u.dgl.) und dadurch die Maulhöhle leicht angreifen, in Druckpapier eingewickelt zu geben; allein es ist klar, dass wenn das Thier die Pille zerbeisst, die nachtheilige Wirkung auf die Stelle der Schleimhaut des Mauls, wo Theile der Pille längere Zeit liegen bleiben, dennoch entstehen wird, während, wenn man dein Thier die Pille ganz hinunter bringt, dies nicht der Fall ist, selbst wenn sie keinen Ueberzug von Papier hat; es ist sicherer in solchen Fällen die Pille blos mit der gehörigen Menge Mehl überzogen, zu reichen, wird sie aber von dem Pferd nicht ganz hinabgeschluckt, sondern gekaut, so muss man suchen das Thier zu vermögen, dass es ein wenig Kleie frisst oder Mehlwasser trinkt, und wenn
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*) Die Engländer setzen, um das Austrocknen zu verliüfen, gerne Palm-Oel hinzu, allein abgeselien davon, dass dasselbe bei uns weniger allgemein zu haben ist, sind fette Substanzen den meisten Pferden zuwider und werden nur ungern geschluckt.
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es beides versagt, ihm mit Wasser das Maul ausspritzen, so dass nichts von der Pille in demselben zurückbleibt.
Die Pillenform ist für Rindvieh, Schafe und die fleischfressenden Hauslhiere weniger geeignet, obwohl namentlich Hunden kleine Pillen (wie die in der Menschenheilkunde gebräuchlichen) leicht beizubringen sind, indem man sie in das weit geöffnete Maul hineinfallen lässt.
C. Feste Arzneiformen zum innerlichen Gebrauche.
Hieher gehören die Pulver.
Die gemengten Pul v er (Pulveres compositi) sind als Arznei-forra häufig im Gebrauche; ihre Bereitung ist einfach, die Aufbewahrung leicht, ebenso die Abiheilung in bestimmte Dosen, die Kosten für Vehikel und Gefässe fallen weg. Dagegen sind viele Pulver (z. B, starkriechende) den Thieren unangenehm und sie fressen dieselben nicht mit dem Futter, worin eigentlich ein Hauptvortheil dieser Arzneiform liegt, da ihr Eingeben weder mühsam noch mit der, durch den Zwang bewirkten, Gefahr verbunden ist, wie z.B. bei Einschütten. Die Nachtheile der Pulverform sind daher: die Ungewissheit ob das Thier die Arznei in dieser Gestalt Coline Zwang) nimmt, die Schwerauflöslichkeit der darin enthaltenen wirksamen Bestandtheile (daher immer ein ziemlicher Grad von Verdauungskraft vorausgesetzt werden muss), der leicht entstehende Verlust eines Theils der Arznei (in den Futterresten, in der Krippe u. dgl.) die Möglichkeit, dass andere Thiere davon bekommen (wenn die Krippen nicht abgetheilt sind, oder die benachbarten Thiere herüber reichen können), endlich dass manche sehr wirksame Mittel nicht in Pulverform gebracht werden können.
Es eignet sich daher die Pulverform bei den grösseren Haus-thieren hauptsächlich für minder bedeutende Krankheiten und für die Anwendung solcher Mittel, die von den Thieren öfter mit Vorliebe gefressen werden (z. B. Salze) und welche nicht in zu kleinen Dosen gegeben werden müssen. Man mischt sie sodann dem Futter (namentlich der Kleie) bei, welches zugleich angefeuchtet wird, damit die Arznei nicht weggeblasen werden oder zuletzt in der Krippe liegen bleiben kann.
Die verordneten Pulver sind meist Gemenge verschiedener
Hering, ArznoimUlel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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Y. Abschnitt.
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PflanzenslofTe (Wurzeln, Rinden, Samen u. dgl.) mit Salzen, seltener mit Metall- und ähnlichen Präparaten (Spiesglanz, Schwefel etc.)
Was die Samen, Wurzeln u. dgl. betrifft, welche als Ingredienzen solcher Pulvergemenge für die grössern Hauslhiere verordnet werden, so genügt, dass sie gröblich gepulvert sind; die nicht vegetabilischen Stolle dagegen sollen fein gepulvert seyn, denn da sie im Allgemeinen der Verdauung und Resorbtion um so länger widerstehen, je fremdartiger sie dem Körper sind, so muss dieser Nachtheil durch die feinste mechanische Zertheilung auszugleichen gesucht werden.
Ebenso häufig werden einfache Mittel als Pulver im Futter gereicht, z. B. Glaubersalz, Doppelsalz, Salmiak u. dgl. und es ist zweckmässig die Dosen dieser Mittel abgelheilt zu dispensiren, z. B. 1 Unze Salmiak, oder 1 Pfund Glaubersalz in 4 gleiche Theile getheilt, deren je eins auf einem Futter (des Tags also 3) gereicht werden.
Die zusammengesetzten Pulver werden blos in einer Reib-scbaale durcheinander gemengt, wobei man die in kleinerer Menge oder die wirksamem Stoffe zuerst wiegt und einträgt, die mehr blos formgebenden oder unterstützenden dagegen zuletzt; durch fleissiges Umrühren werden dann die einzelnen Substanzen gleichförmig gemengt und das Ganze entweder in einer Papierdüte (oder Sack) abgegeben, oder nach Vorschrift in mehrere kleinere Portionen vertheilt, deren jede in eine besondere Düte gethan wird.
Soll z. B. nachstehendes Pulver bereitet weiden , Sal ammoniac, puiv. Flor, sulphuris ana Unc. 2. Rad. calami pulv. Bacc. juniper, pulv. ana Unc. 3. so werden zuerst die beiden oben stehenden Mittel gewogen und gemengt, dann der Calmus und zuletzt die Wachholderbeeren hinzugethan und so lange umgerührt, bis das Ganze gleichförmig geworden ist. Dieses Gemenge thut man in einen Papiersack und bezeichnet es auf die vorgeschriebene Weise (z. B. auf jedes Futter einen gehäuften Esslöllel voll zu geben).
Sollte aber jenes Gemenge genau auf 3 Tage vertheilt, also in 9 Portionen gelheilt werden, so wird man nach der Bereitung
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des Gemengs berechnen, wie viel auf jede Portion kommt Oiier also 1 Unze 53 Gran oder knapp 9 Drachmen]) und dieselben einzeln auswägen, jedes in eine kleine, alle 9 zusammen aber in eine grössere Diile Ihun und abgeben.
Das Bereiten des ganzen Gemenges und nachheriges Theilen (Dividircn) desse;ben in die verlangte Anzahl von l'orlionen ist bcgreinich weniger umständlich, als die Bereitung jeder Portion besonders; wenn daher die Vorschrift so lautete: Sal ammoniac, pulv. Flores sulphuris ana Dr. 2. Had. calami pulv.
Bacc. juniper, pulv. ana Unc. '/.,. M. D. in octuple oder M. Dentur tales doses oclo. so würde man nicht anders als bei dein vorher genannten Fall verfahren, das heisst man würde 2 Unzen Salmiak, ebensoviel Schwefel wägen und mengen, sodann 4 Unzen Calmus und ebensoviel Wachholderbeeren hinzufügen und dieses Gemenge erst wieder in 8 gleiche Theile theilen.
Es kommen jedoch einzelne Fälle vor, wo dieses Verfahren nicht angeht, und das umständlichere an seine Stelle tritt, wenn nämlich die Stoffe sich nicht wohl gleichartig mischen lassen; so z. B. wird folgende Vorschrift öfter verordnet: Kali carbonic, crud. Flor, chamomill. vuig.
Herb, sabinae cone, ana Unc. '/,. M. D. in triplo. Hier wird sich das Kali nicht gleichartig mil dem viel grobem Herb, sabinae und den Kamillen mengen lassen; es muss daher jede Portion Kali u. s. w. besonders gewogen und gemischt werden. (Diese Species werden von dem Eigenthfimer des kranken Thiercs mit 1 Pfund beissem Wasser angebrüllt und als Einschütt bei Kühen angewendet.)
Sollen flüssige Arzneistoife zu Pulvern gesetzt werden (z. B. Terpentin-Oel), so darf ihre Quantität nicht so bedeutend se;yn, dass das Ganze nicht noch als Pulver zu dispensiren wäre, und es muss das flüssige Mittel mil einem passenden der übrigen Ingredienzien, z. B. Wachholdcrbccr-, Leinsamen-Pulver u. dgl. zuerst genau gemischt werden, ehe die übrigen Stolle hinzu-
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V. Abschnitt.
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kommen. Ein Beispiel gibt folgende Verordnung (nach Waldinger) :
Rad. gentianae pulv.
Rad. calami pulv.
Kali sulphuric, pulv. ana Unc. t.
01. terebinlhinae Dr. 1. M. Es wird zuerst der Enzian und der Calmus gewogen und gemischt, sodann das Terpentinöl nach und nach unter fortwährendem Umrühren dazu geschüttet und endlich das Doppelsalz beigefügt.
Will man trockene Arzneimittel dem kranken Thier im Trinkwasser beibringen , so wird man wohl thun zuerst mit einer kleinen Menge zu versuchen, ob das Thier die Mischung nicht verschmäht. Salze (z. B. Glaubersalz, Doppel-, Bitlersalz, Salpeter) löst man durch Umrühren in dem Wasser (dem man gern etwas Mehl oder Kleie zusetzt) auf; da aber hierdurch das Wasser kälter wird, so lasse man die Thiere nicht unmittelbar nach der Aullösung davon trinken oder giesse etwas laues Wasser hinzu, oder rühre eine Zeitlang mit der Hand darin. Sollen unauflösliche Pulver im Trinkwasser gegeben werden (zum Beispiel Arnika-wurzel und dergleichen), so müssen sie (gröblich gepulvert) mit dem Wasser gemengt und so oft man das Trinkwasser vorhält, umgerührt werden, weil sie sonst oben aufschwimmen oder auf dem Boden sitzen bleiben, je nach ihrer spec. Schwere. Sehr schwere unauflösliche Stoffe (z. B. Spiesglanz, Quecksilber, Stahlschwefel) eignen sich deshalb nicht zur Anwendung im Trinkwasser.
Die Thiere dadurch zwingen zu wollen das mil Arznei gemischte Wasser zu trinken, dass man ihnen anderes Getränk verweigert, ist in der Begel sehr unzweckmässig; man soll daher wenn das Thier nach 1 — 2maligem Vorhalten jenes Getränks dasselbe verschmäht, versuchen, ob es nicht reines Wasser trinkt; äusserl es Durst, so lasse man es einige Schlucke davon nehmen, und bringe dann wieder das arzneihaltige Wasser herbei; in vielen Fällen wird es nun hievon trinken; weigert es sich aber aufs Neue, so stehe man lieber ganz von dieser Art ihm Arznei beizubringen ab und wähle eine andere Form.
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Den Schafen gibt man, da bei einer kranken Heerde das Eingeben bei so vielen Tbieren zu zeilraubend wäre, die Arzneien gerne in der Form einer sogenannten Lecke ; das heisst die gepulverten Millel werden mit der erforderlichen Menge Schrot (von Körnern) und etwas Kochsalz gut gemengt und in die Salzlröge gestreut, wo die Schafe davon nach Belieben fressen: ein Verfahren was freilich sehr unsicher ist, da manche mehr als erforderlich und gut ist, andere gar nichts von der Arznei bekommen können.
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2. Arzneiformen für die äusserliche Anwendung.
Sie theilen sich ebenfalls wieder in: A. flüssige, B. weiche, C. feste oder trockene.
A. Zu den flüssigen Arzneiformen für den äusserlichen Gebrauch gehören die Einreibungen, die Einspritzungen, Augenwasser, die Klystire, die Bäder und Waschungen.
Die Einreibungen (Embrocalio), welche an der Oberfläche des Körpers sehr häufig, theils gegen locale äusserliche Uebel, theils zur Unterstützung innerlich gereichter Arzneien angewendet werden, sind meist einfache Mittel (z. B. Terpentinöl, Weingeist, Tincluren u. dgl.) oder Gemische von mehreren derselben. In letzterem Falle ist zu berücksichtigen, dass nur solche Mittel zusamraenverordnel werden, die sich nicht zersetzen, oder wenn feste Stoffe darunter sind (z. B. Camphor), dass sie von dem dazu verordneten Auflösungsmittel Qz. B. Weingeist, ätherisches Oel) überhaupt und vollständig aufgelöst werden können. Doch kommt es manchmal vor, dass bei der unmittelbaren Anwendung einer solchen Einreibung man eine Ausnahme hievon machen muss, z.B. Weingeist und Terpentinöl von jedem 1 Unze, hiebei löst sich das Terpentinöl nicht ganz in Weingeist auf, allein da die ganze Menge auf einmal eingerieben wird, so genügt es, bei der Anwendung die beiden Stoffe durcheinander zu schütteln, damit nicht auf die eine Seile lauter Terpentinöl, auf die andere beinahe lauter Weingeist komme.
Wo die Haut wenig Empfindlichkeit besitzt, kann man sie zuvor trocken frottiren, und bei sehr langem und dichtem Haar könnte es erforderlich werden, dasselbe abzuscheeren.
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V. Abschnitt.
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Bel Einreibongen am Kopfe ist Vorsicht nöthig, class die Augen niMil darunter leiden, auch andere Stellen, deren Haut sehr empfindlich ist (z. B. die Genitalien, frische Narben, kleine Verletzungen u. dgl.) sind bei reizenden Einreibungen in der Begel zu vermeiden.
Bei der Bereitung flüssiger Einreibungen hat man blos die verordneten Mitlei nach einander in ein Glas oder sonstiges Ge-fiiss einzüwägen und durch Schütteln zu mischen, endlich aber das Glas zu verkorken und nöthigenfalls mit Blase oder Papier zu verbinden. Auflösungen (z. B. Camphor, Seife, Extracleu. dgl.) werden in der Reibschale vorgenommen.
Flüssige Aetzmitlel (z. B. Spiesglanzbutter) werden entweder mit einer Federfahne auf die kranke Stelle gestrichen oder etliche Tropfen davon auf ein M'ergbiiusrhchen getropft und dieses schnell auf die zu ätzende Fläche angedrückt.
Ein spritzungen (Injectio) finden theils in die natürlichen C'anäle und Oeffmingen des Körpers, theils in Wunden, Fisteln u. dgl. stall. Sie bestehen in erslerem Falle aus Auflösung von Salzen u. dgl. in lauem Wasser oder einem passenden In-fusum oder Decoct (z. B. Chorkalk in cinnn aromatischen Infu-sum oder in Eichenrinde - Decocl); in lelztenn Falle sind es meist einfache Tineturen, Auflösungen von Metallsalzen u. dgl. manchmal auch Gemische aus 2 — 3 flüssigen Stoffen (z. B. Myrrhe-und Aloe-Tinclur, Zusatz von Camphor u. dgl.) Ihre Bereitung ist somit einfach und es ist nur beim Einspritzen von Pflanzen-Decocten u. dgl. zu bemerken, dass sie zuvor durchgeseiht und nicht zu warm angewendet werden sollen.
Die unter dem Namen Viüate's zusammenziehende Einspritzung bekannte und gegen alte Fisteln (besonders am Nacken und Widerrüst) gerühmte Mischung kann als Beispiel einer chemisch nicht richtigen Combinirung dienen; die Formel ist folgende: Acetum lilhargyr. Unc. 4. Vitriolum zinci Unc. 2. Vilriolum cupri Unc. 1. Acetum vini Libr. 2. (zu 16 Unc.) 31. Die beiden Vitriole werden in Essig aufgelöst, sodann der Blei-cssig hinzugclhan; nun wird letzterer ganz zersetzt und es bildet
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Yon der Zubereitung der Arzneiformen.
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sich schwefelsaures Blei, welches als ein weisser Bodensatz niederfällt, in der Auflösung aber bleiben schwefel- und essigsaures Kupfer und Zink zurück.
Bei Einspritzungen einer Auflösung von salpetersaurem Silber (Lapis infernalis) muss man statt einer metallenen eine gläserne Spritze nehmen, weil jene Auflösung sonst sogleich zersetzt wird.
Die Augenwasser (Collyrium) bestehen meist aus einer Aullösung eines Salzes z. B. schwefelsaures Zink, oder essigsaures Blei in vielem Wasser; letzteres Salz (Blei-Extract) wird von dem gewöhnlichen Brunnenwasser zersetzt, daher die Flüssigkeit milchig aussieht; da aber die Zersetzung nur einen kleinen Theil des Bleisalzes betrifft, so ist dieses Gemisch nicht zu verwerfen und eine unnöthige Vertheurung, wenn man deshalb de-stillirtes Wasser vorschreiben wollte. Bei den Augenwassern mit Pflanzen - Decocten U. dgl. ist die Beimengung von Pflanzenresten durch sorgfältiges Durchseihen (nöthigcnfalls durch Druckpapier) sehr zu vermeiden.
Stärkere oder theure Mittel (z. B. Lapis infernalis in destil-lirtem Wasser aufgelöst; Strychnin-Auflösung, Belladonna-Extract) werden mit einem zarten Pinsel (sog. Fischpinsel) in das leidende, Auge eingestrichen; dabei darf nur soviel von der Auflösung in ein kleines Schälchen CUhrenglas) herausgegossen werden, als man jedesmal verbraucht; (beim salpetersauren Silber ist dies besonders nöthig, weil das Eintauchen des mit Thränenflüssig-keit beschmutzten Pinsels in die Auflösung des Silbers die Zersetzung desselben veranlassl).
Eine bei innerer Augen-Entzündung gebräuchliche Mischung
aus: Mercur. dulcis und Extract. Belladonnae wird so bereitet, dass man in einer kleinen Porphyr-Rcibschaale zuerst das Extract abreibt, hierauf den Mercur. dulcis (wo möglich von dem auf nassem Wege bereiteten) hinzusetzt, beide Mittel genau zusammenreibt und sodann allmählich das Vehikel (z. B. 2 Drachmen reines, nicht ranziges Oel, besser aber ebensoviel eines dicken Pflanzenschleims (gt;• B- von Quittenkernen, Mucilago sem. cydonior.) dazu bringt. Bei der Anwendung muss
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V. Abschnitt.
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man mit dem Pinsel den Bodensatz aufrühren, welchen der schwerere Mercur dulcis gebildet haben wird.
Bäder, Bähungen, Waschungen (Balneum, Fomen-tatio, Lotio). Unter den Bädern sind bios locale verstanden; sie werden häufig an den Gliedmassen der Pferde warm angewendet, indem man die Extremität so lange in einen tiefen Eimer stellt, welcher das Bad entball, bis die Flüssigkeit sich abgekühlt hat. Obgleich hiebei die Wärme das wesenlliche Agens ist, lässt sich doch gleichzeitig mit demselben die Wirkung gewürzhafter, zusammenziehender oder erweichender Arzneien verbinden, welche man unter der Form von Species dispensirt und mit der zum Bade nöthigen Menge Wassers anbrühen oder kochen lässt. Ein solches Bad kann mehreremal aufgewärmt werden. Bäder, bei welchen das ganze Thier eingetaucht wird, kommen nur bei Schafen (Rande) und Hunden in Anwendung.
Auf ähnliche Weise verfährt man mit den Bähungen, d. h. es werden dazu nur die Ingredienzien verordnet, die Zubereitung der Bähung aber zu Hause besorgt. Bei den Bähungen, welche ebenfalls in der Regel warm applicirt werden, wird der leidende Theil (z.B. das Auge, die Genitalien) nicht in die Flüssigkeit getaucht, sondern derselbe mit einem Schwamm, Lappen u. dgl. fortwährend angefeuchtet, bis die Flüssigkeit anfängt, kälter zu werden. Es ist sehr anzurathen, den also befeuchteten Theil unmiltelbar nach dem Ende der Bähung oder eines warmen Bades abzutrocknen und wenn es seine Lage und Form erlaubt, mit einer Flanellbinde einzuwickeln.
Während zu Bähungen, wie zu den Bädern meist Pflmzen-Decocte benutzt werden, wendet man zu Waschungen, die an verschiedenen Parthien der Körper-Oberfläche meist gegen Hautkrankheiten, Parasiten u. dgl. verordnet werden (ausser Salben und geistigen Einreibungen) öfter Auflösungen von Salzen, Seife, verdünnte Säuren u. s. w. an.
In allen diesen Fällen, wo ohnedies bei der oft ausgedehnten kranken Fläche, welche zu behandeln ist, und der öftern Wiederholung dieser Mittel ein ziemlicher Verbrauch von Arznei itattfindet ist sehr darauf zu sehen, dass man durch Anwenduns raquo;on Hausmitteln, z. B. Lauge, Gerberlohe, Heublumen oder einheimische Pflanzen, die nicht aus der Apotheke bezogen werden
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müssen, sowie dadurch, dass man das Abkochen u. s. w, durch den Eigenthümer des Thiers hesorgen lässt — die Kosten möglichst vermindere.
Die Klystiere (Clysma) finden in der Thierheilkunde eine sehr häufige Anwendung; sie unterstützen wesentlich die Wirkung innerer Arzneien, dienen aber auch in manchen Fällen gegen bios locale Krankheitsformen des Mastdarms, und benachbarter Organe (a. B. der Harnblase) oder zur Enllecrung und Reinigung des Enddarmes, wenn z. B. eine manuelle Untersuchung daselbst stattfinden soll. Die Klystiere müssen immer an Ort und Stelle bereitet, die Ingredienzien dazu nur selten aus der Apotheke angeschafft werden. Zu einfachen, schleimigen Klystieren dient eine Handvoll Kleie, Roggenmehl oder Leinkuchen, mit 1—2 Maas beissem Wasser angebrüllt und umgerührt bis die Temperatur auf Handwärme (ungefähr 25deg; R.) gesunken ist. Zu reizenden Klvstiren nimmt man Seife oder Kochsalz und löst sie in warmem Wasser auf. Wo gröbere Stoffe, z. B. Kräuter, zu einem Klystier genommen werden, muss man die Brühe durchseihen, weil sonst leicht die Spritze verstopft wird. Bei der Application zieht man die Flüssigkeit 1 — 2mal durch die Spritze, um sich zu versichern, dass letztere gut geht, und der Wärmegrad nicht zu hoch ist; beabsichtigt man blos eine Entleerung des Mastdarms, so bringt man nacheinander C'^i Pferden und Rindvieh) 2 — 3 Spritzen voll (jede zu ungefähr 24 Unzen) ein; soll dagegen das Klystier eine weitere Wirkung auf die Häute des Mastdarms oder auf die Umgebung haben, oder sollen dessen Bestandlheile resorbirt werden, so ist es besser nur eine Spritze voll zu geben, damit das Thier um so weniger durch den mechanischen Reiz der Flüssigkeil veranlasst wird, sie zu bald wieder auszuleeren.
Tabaks-Kljsliere sind theils bei hartnäckiger Verstopfung, Iheils als ein derivirendes Mittel bei allgemeiner Aufreeane (z. B. in Hirnentzündung) sehr wirksam; man bereitet sie entweder durch Anbrühen von ordinärem Rauchtabak (2 Unzen auf 1 Maas Wasser) oder aber wirksamer als Rauchklvsliere, wozu sich statt einer complicirten Spritze leicht und mit wenigen Kosten ein gewöhnlicher Blasbalg einrichten lässt.
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Kalte Klysliere, entweder von blossem, frischem Brunnenwasser, oder mit Zusatz von etwa l/4 Theil Essig oder l — 2Dr. Brechweinstein, sind bei Anfüllen von Tobsucht, Schieben u.s.w. hiuifig erprobt worden, und wirken oft mehr zur Besänftigung des Thieres ais die zu gleichem Zwecke empfohlenen kalten Be-giessungen des Kopfes, gegen welche manche Thiere sich heftig sträuben; überdies ist es nicht selten gefährlich vorne mit solchen Thieren umzugehen.
Zusätze von Aloe, Glaubersalz, besonders aber von fetten Oelen u. s. w. sind bei Klystieren als Verschwendung zu betrachten, da sie meist wieder abgehen, ehe die beabsichtigte Wirkung zu Stande kommen konnte. B. W e i ehe Arzneiformen zum äusserlichen Gebrau eh.
Hierher gehören die kalten Umschläge und Anstriche, die warmen Breiumschläge, die Salben und Pflaster.
Zu den kalten Umschlägen und Anstrichen, die. besonders an den Gliedmassen der Hufe der Pferde häufig appli-cirt werden , bedient man sich in der Begel eines dünnen Lehm-breis, den man entweder % — l Zoll dick auf die leidende Stelle aufträgt und so oft erneuert als derselbe getrocknet oder abgefallen ist, oder man stellt z. B. einen Huf in solchen Brei, deraquo; man in einem Tuch oder Bastlappen ausgebreitet hat, welcher um den Fessel herum mit einem Bande zusammen gebunden wird. #9632;\Vo die erforderliche Einrichtung dazu vorhanden ist, kann man solche Thiere in Lehmtrüge stellen, deren Inhalt 4 — 5 Zoll tief und mit frischem Wasser angefeuchtet ist.
Nicht seilen glaubt man durch Zusätze von Essig, Kochsalz, Salmiak u. dgl. die Wirkung solcher kalten Umschläge zu verstärken ; dies Verfahren mag bei frischen Quetschungen am Platze seyn; bei Hufentzündungen ist ein Zusatz von Eisenvitriol zu dem Lehmbrei (etwa l/2 Pfd. des erstem zu 10 — 15 Pfund des lelzlern) zweckmässig. Wo es sich blos um die Wirkung der Kälte handelt, wäre eine Beimischung von Schnee oder gestossc-nem Eis wünschenswerlh. Es versteht sich, dass die Erneuerung des kalten Anstrichs oder Umschlags nach Erfnrderniss mehr oder weniger oft vorgenommen werden muss.
Um auf den Kopf Kälte zu appliciren, bedient man sich
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eines dazu von grobem Packtuch geschniüenen, dreieckigen, laschcnförmigcn Lappens, an dessen beiden Zipfeln man Löcher für die Ohren anbringt, wählend der dritte Zipfel mitten auf der Slirne liegt; in die dadurch gebildete Tasche steckt man einen Pferdeschvvamin und befeuchtet denselben fleissig mit frischem Wasser; kann man kleine Eisslücke in die Tasche schieben, so ist es um so besser. Das Anspritzen des Kopfes mit kaltem Wasser wirkt zwar stärker, allein seilen lassen sich die Pferde dieses Verfahren gefallen, und wenn dabei zufällig Wasser in dh Ohrmuscheln kömmt, werden sie dadurch noch mehr aufgeregt und widerspenstig.
Breiumschläge (Calaplasma). Die Anwendung warmer Breiumschläge findet seilen stall, da ihre Zubereitung und Application zeilraubend und koslspielig ist; sie, müssen nämlich, wenn sie nicht eher schaden als nützen sollen, erneuert werden, so oft sie erkaltet sind; man muss überdies genau die gehörige Temperatur berücksichtigen, da sie zu heiss aufgelegt, ebenfalls schädlich würden.
Gewöhnlieh werden erweichende Breiumschläge auf entzündliche schmerzhafte Geschwülste (z. B. der Kehlgangsdrüsen) angewendet, um den Schmerz durch die erschlaffende Wirkung der feuchten Wärme zu massigen, und entweder die Zertheilung dee Geschwulst oder die schnellere Keife des sieh dabei bildenden Abscesses herbeizuführen.
Diese Zwecke lassen sich meist durch die rechlzcitige Einreibung einer Cantharidensalbe und trockene Bedeckung des Theils mit einem Stück Schaffell, Wollentuch u. dgl. schneller erreichen, als mit erweichenden Breiumschlägen. Wo indessen letztere den Vorzug haben sollten , bereuet man sie zweckmässig aus gleichen Theilen Kleie und Leinsamenmehl, die mit Wasser zu einem dicken Brei gekocht und warm aufgelegt, nachher aber von Zeil zu Zeit mit warmem Wasser befeuchtet werden, bis nach '/., bis 1 Stunde die wiederholte Application eines neuen Umschlags nöthig wird. Der schon einmal angewendete Brei kann mit Wasser verdünnt aufs Neue benutzt und mehrmal aufgewärmt werden. (Dieser warme Umschlag ist bei chronischer Hufentzün-dung und Rehhufen sehr anzuempfehlen; er wird aber nach
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24 — 36 Stunden merklich sauer und muss dann frisch bereitet werden.)
Statt des Wassers nimmt man manchmal Milch zum Kochen der Cataplasmen; ist der Schmerz an der kranken Stelle sehr gross, so setzt man Bilsenkraut oder Belladonna (feingeschnitten) hinzu (die Anwendung von Opium, Laudanum zu Cataplasmen nach Lassaigne u. A. ist zu theuer); um die entzündungswidrige Eigenschaft der Cataplasmen zu verstärken, kann man Bleiessig, zur Verstärkung der Resorbtion dagegen Salmiak, und wo endlich adstringirende Mittel am Platze sind, Alaun und Eisenvitriol hinzufügen. Von diesen Mitteln kann man ungefähr 3 — 4 Unzen auf eine Masse von 6 — 8 Pfunden des Breies nehmen. Zu Cataplasmen um Abscessc schnell reif zu machen, setzt man mit Nutzen gebratene und zerstossene Zwiebeln hinzu. Die Kopenhagener Veterinär-Phannacopoe hat folgende Vorschrift zu einem ziehenden Umschlag: Schweinefett, Terpentin, Roggenmehl von jedem gleichviel; erstere beide werden gelinde geschmolzen und dann das Mehl eingerührt.
Auf brandige Stellen werden Breiumschläge aus fein zerriebenen gelben Rüben (Daucus carota) oder in ihrer Ermangelung von zerriebenen Kartollcln, denen erforderlichen Falls 1 — 2 Unzen Chlorkalk zugesetzt werden können, gerühmt.
Als ein stark und schnell reizender Breiumschlag dient der Senfbrei (Sinapismus). Er wird unmittelbar vor der Application auf die gcschorue Hautstelle, aus der nölhigen Menge gestossenem schwarzem Senf und warmem Nasser (oder warmem Essig) bereitet und auf ein Stück Leinwand gestrichen applicirt. Will man die Wirkung mildern (z. B. für sehr feinhäutige, edle Thiere), so mischt man Leinsamenmehl bis zur Hälfte des Ganzen hinzu; soll aber die Wirkung verstärkt werden, so kann dies mittelst Zusatz von einigen Tropfen Terpentinöl oder Salmiakgeist (in letzterem Falle ist kein Essig zu nehmen) geschehen. Es ist hiebei zweckmässi-ger, das Wasser nur warm und nicht siedendheiss (wie mehrere Schriftsteller angeben) zu nehmen. Die Breiumschläge müssen in der Regel durch eine zweckmässige Bandage an Ort und Stelle festgehalten werden , weil ihre auch nur geringe Entfernung von der Haut die Wirkung bedeutend mindert, aber gerade diese
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unmittelbare und anhaltende Berührung des Breies mil der Hautoberfläche ist an manchen Stellen des Thicrkörpers und besonders bei unruhigen Thieren schwer zu bewirken.
Linimente, Salben, Pflaster (Linimentum, Unguen-tum, Einplastrum). Die Grundlage dieser Arzneiform ist meist Fett, Oel, Wachs, Terpentin, Harz u. dgl., weiche als Vehikel für die eigentlich wirksamen Stofle dienen und ihnen die erforderliche Consistenz verleihen müssen. Sie werden auf die Oberfläche der Haut theils eingerieben, theils blos aufgestrichen oder angeklebt.
Die Linimente (Linimentum) sind weich, dickflüssig und von verschiedener Composition. Das gewöhnliche, flüchtige Liniment (Linimentum volalilc, s. S. 105.) hat die Nalur einer weichen Seife; andere haben weisse oder grüne Seife, Theer u. dgl. zur Grundlage, so z. B. Elaine's trocknendes Liniment (siehe bei Vitriol, cupri).
Durch Mischung von 1 Pfund Kalkwasser und 2 Unzen Olivenöl, tüchtig in einer Flasche geschüttelt, erhält man ein auf frische Verbrennungen empfohlenes Liniment (Liniment calcaire von Delafond und Lassaigne). Auch Schwefel-Leber, Camphor, Opiumtinctur u. s. w. werden nicht selten mit Seife, Oel, Mercurialsalbe u. dgl. zu Linimenlen verwendet.
Die Cerate (Ceratum) unterscheiden sich von den Lini-menten blos dadurch, dass sie aus Wachs und Oel bestehen; auch sie dienen als Vehikel für Camphor, Opium, Bleiessig, Schwefel u. dgl.
Die Salben (Unguentum) haben in der Begel mehr Consistenz als die Linimente und Cerate; sie sind fett, schmierig und bestehen aus Fett (Schmalz, Oel, Wachs, Harz in verschiedenem Verhältnisse). Sollen fein gepulverte Substanzen ihnen beigemischt werden, z. B. Canthariden, Mvrrhe, Euphorbium u. dgl., so werden das Harz, Wachs u. s. w. zuerst bei gelinder Wärme geschmolzen und gemischt, dann während des Erkaltens die übrigen Mittel mittelst Umrühren hinzugefügt.
Bei der Bereitung von nicht offieinellen Salben, z. B. Jod-Salbe, Camphor - Salbe , rotlier Präcipitat - Salbe u. s. w. wird dieses Ingrediens zuerst möglichst fein abgerieben, dann das Fett
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oiler die officinelle Salbe (z. B. Mercurial-Salbe, Althee-Salbe) nach und nach hinzugesetzt, bis das Ganze eine gleichförmige Masse bildet. Die gewöhnliche Grundlage solcher Salben bildet reines Schweinefett, auch Butter (nicht gesalzene) kann dazu genommen werden; würde die Salbe bei warmer Witterung zu dünn, so kann etwas Wachs dem Fett beigemischt werden, wollte man sie aber etwas weicher als gewöhnlich haben, so genügt, sie etwas zu erwärmen, oder wenn dies nicht passend wäre, reines Oel (Baumöl, Mohnöl u. dgl.) beizusetzen.
Bei der Einreibung von Quecksilber-, Jod-, Canthariden-Salbe ist es möglich, besonders wenn das Mittel lange fortgesetzt oder in grosser Menge applicirt würde, dass eine Wirkung des Mittels auf die einreibende Person stattfände; durch Reinlichkeil und nöthigenfalis Ueberziehen der Hand mit einer Schweinsblase ist es leicht einen solchen Xachtheil, der überdies äusserst selten beobachtet wurde, ganz zu vermeiden.
Die Pflaster (Emplaslrum) sind mit Ausnahme des scharfen Pflasters (Einpl. acre) in der Thierheilkunde nicht im Gebrauch, da die allermeisten nicht wohl eine Wirkung auf die (behaarte oder abgeschorne) Haut der Hausthiere haben würden, wo es sich aber blos um einen klebenden Verband handelt, ist Pech und Terpentin oder beides zusammen geschmolzen, den Kleb - und Heftpflastern vorzuziehen. (Diese Pechpflasler, welchen manchmal noch Terpentinöl, Lorbeeröl, Camphor, Ofenruss n. dgl. zugesetzt wurde, sind von englischen und französischen Tlmrärzlen früher häufig unter dem Namen Charge angewendet worden, ihre Grundlage war das Burgunder Pech, gelbes Harz, Kübel-Harz.) An der Stelle des Pechs lässt sieh in manchen Fällen durch Bestreichen der Binden mit ordinärem Mehlkleister oder mit dünnem Gypsbrci (der jedoch unter der Anwendung erhärtet) ein unverrückbarer Verband herstellen, dessen Anlage übrigens viele Sorgfalt erheischt, damit nicht einzelne zu stark gedrückte Stellen unter demselben durch Jauche oder Brand zerstört werden und so die Heilung verzögern oder hässliche Narben hervorbringen.
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ANHANG.
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VON DEE EINRICHTUNG EINER THIERARZT-LICHEN HAUS - APOTHEKE.
Wenn der Thierarzt die von ihm verordneten Arzneiformeln selbst bereitet und abgibt, so versieht es sich von selbst, dass er damit dieselben Verpflichtungen übernimmt, auf welche der Apotheker verantwortlich gemacht ist. Er hat somit nicht allein für gute Qualität der von ihm abgegebenen Arzneistolle, sondern .auch für richliges Gewicht und Maas, für sorgfällige Mischung und Zubereitung, für die erforderliche Vorsicht bei der Hinausgabe (besonders starkwirkender oder zu missbrauchender Stolle) zu haften, sondern er hat auch die Anrechnung so billig als möglich zu stellen, da hierin hauptsächlich der Staat und das Publicum Ersatz finden, für mancherlei Vorlheile, welche die Dispensation der Arznei aus einer vollständigen Apotheke und durch einen darin völlig bewanderten Mann darbieten. Es wird daher unerlässlich sejm, dass der Thierarzl, welcher von der Befugniss Arzneien zu dispensiren (je nach den Gesetzen des Landes) Gebrauch macht, sich über die vorhandenen allgemeinen und besondern gesetzlichen Bestimmungen (Apotheker - Ordnung, polizeiliche Verordnung über die Aufbewahrung der Gifte u. s. w.) unterrichte, um ihnen, so weit sie auf ihn Anwendung finden, mit aller Gewissenhaftigkeit nachkommen zu können und sowohl sich als Andere vor Schaden zu sichern.
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Die Einrichtung einer thierarzllichen Haus - Apotheke sollte so einfach als möglich seyn; dessen ungeachtet ist Mehreres dazu erforderlich, was am Zweckmässigsten bei der ersten Herstellung derselben berücksichtigt wird. Man darf wohl behaupten, dass es nie Sache des Thierarztes sei, chemische Präparate selbst zu bereiten; es genügt, dass er ihre Bereitungsart, die Zeichen ihrer Aechlheit und Reinheit oder vielmehr ihrer Brauchbarkeil kenne, da für seine Zwecke öfter die chemische Reinheit entbehrlich ist. Er wird daher am besten thun, dergleichen Stolle theils von den Apothekern, theils von chemischen Fabriken und von zuverlässigen Material- oder Droguerie-Handlungen, namentlich was die in grosserer Quantität gebrauchten Salze u. dgl. betrifft, anzukaufen. Selbst das Pulverisiren vieler Stoffe, das Zerschneiden der Wurzeln, Rinden u. s. w. wäre für einen gehörig beschäftigten Thierarzl zu sehr zeitraubend und würde, wenn er es durch fremde Hände besorgen lassen müsste mehr kosten und weniger Sicherheit darbieten, als wenn er die benöfhigten Stoffe schon pulverisirt, zerschnitten u. s. w. mit einem Worte so vorbereitet erkauft, dass er sie für die Anwendung nur zusammen zu mischen noting hat.
Dies vorausgesetzt fällt für den Thierarzl die Nothwendigkeit grössere Mörser, Siebe, Schneidmesser, Schneidbretl, Presse, Retorten samml Vorlage, besondere Oefen u. dgl. m. anzuschaffen, gänzlich weg*) und er kann sich auf nachfolgende Utensilien beschränken, welche theils zur Aufbewahrung, theils zur Bereitung der Arzneien dienen.
1) Ein tischförmiger Kasten, dessen Tischblatt von starkem Eichenholz, der untere Theil aber von Tannenholz mit brauner Oelfarbe angestrichen seyn kann; er enthält vom Boden bis zur Platte drei Reihen Schubladen von gleicher Grosse,
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*) Unter den officinellen Mitteln, welche nach Ekel der Thierarzl sich wohlfeiler selbst (nach der österr. Pharmacopoe) bereuen kann ist z. B. Alum, uslum, Hepar. sulphuris , die Reinigung der Soda, des Salmiaks (durch Umkrystallisiren) das Auswaschen der Flor, sulphuris, das feine Pulverisiren der Liraatura ferri u. dgl. - Arbeiten, die sofern sie nicht überhaupt unnöthig sind, für den Thierarzt weder zweckmässig noch in peeuniärer Hinsicht vor-thcilhaft seyn werden.
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liir Wurzeln, Krauler, Samen, tlie in grösscrer Menge gebrauchten Salze u. dgl.; unmittelbar unter der Tischplatte iässt sich noch eine vierte mehr flache Reihe von 4 — 5 Schobladen für solche Dinge die immer zur Hand seyn müssen, (z. B, Papier, Dülen, Korken, Scheere, Bindfaden u. dgl.) anbringen.
2) Die Platte des Tisches dient als Re ceptirtiscl;; auf ihr stehen im Hinlergrunde die Reibschaalen, Mensuren u. dgl. weiter vorne die Tarinvaage. Die Platte kann einen mehr oder weniger hohen Aufsatz als Fachgestell oder Reposilorium für die Standgläser, Häfen u. dgl. tragen, dessen Tragbretter jedoch nur die für den Durchmesser dieser Gefässe erforderliche Tiefe haben dürfen. Es ist sehr zweckmässig, diesen Aufsatz sey c.s durch Schiebfenster oder leichte Thiiren schliessbar zu machen. Dies ist um so nöthiger, wenn der Arzneikasten sich in einem Zimmer befindet. welches noch zu andern Zwecken dient und den Hausgenossen frei zugänglich ist. Jedenfalls muss eine Abtheilung des Aufsatzes (etwa die unterste oder oberste Reihe) auf welcher die starkwirkenden oder giftigen Substanzen zusammen gestellt werden, schliessbar seyn.
Wo ein grösscrer Vorrath von Arzneien nolhwendig wird, kann der Kasten nach Bedürfniss vergrössert oder ein zweiter ähnlicher aufgestellt werden; auch lässt sich ein Theil der Apotheke in einem dazu hergerichteten Bücherkasten unterbringen. Grössere Quantitäten von Arzneisloffen erfordern ein eigenes Local (Zimmer, Kammer}, während obige Einrichtung sich in jedem etwas geräumigen Zimmer, welches am besten dem Thier-arzt überhaupt als Arbeitszimmer dient, anbringen lässt. Noch zweckmässiger wäre es, die Hausapotheke durch einen schliess-baren Verschlag (Alkov) von dem Zimmer zu trennen.
Die Temperatur darf in dem Zimmer, in welchem sich die Arzneimittel befinden, nicht zu hoch gehalten werden, aber auch im Winter nicht so weit sinken, dass wässrige Flüssigkeilen gefrieren. Der Kasten mit den Arzneimitteln soll so gestellt werden , dass er nicht von der Sonne beschienen wird.
Wenn die einzelnen horizontalen Reihen von Schubladen nicht durch einen vollständigen Bretlerboden von einander geschieden sind. so kann leicht von einer Schublade etwas in die
Ho ri njr, Arznoimittoi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
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darunter bctinilliche hinabfallen; dies lässt sich theils dadurch vermeiden, dass man die horizontalen Abtheilungen ganz (massiv) machen, theils dadurch, dass man jede Schublade oben mit einem (nach rückwärts zu öffnenden) Schieber von dünnem Holze versehen lässt. Auch ist es zweckmässig, die Fugen der Schubladen, besonders wo nicht sehr ausgetrocknetes Holz dazu genommen wurde, innen mit Papier zu überpappen. Jede Schublade soll nur Ein Mittel enthalten; indess lässl sich leicht das Pulver eines Pflanzenmiltels neben der grobgeschnittenen oder quot;anzen Pflanze in Einer Schublade aufbewahren, wenn man das eine von beiden (meist das Pulver) in einen guten Papiersack in die Schublade stellt. Jede Schublade muss ferner die Signatur oder Bezeichnung ihres Inhalts deutlich geschrieben (in der gebräuchlichen lateinischen Benennung, darunter in kleiner Schrift den deutschen Namen) tragen. Bei dem Gebrauche von Mitteln die aus der Schublade des Tisches genommen werden, ist darauf zu sehen, dass die Schublade wieder gut eingeschoben wird und nicht vorstehe, damit, wenn etwas vom Tische abfällt oder hcrabgekehrt wird , es nicht in die Schublade gerathen könne Auch die beiden Seitentheile des Tisches, worin sich die Schubladen befinden, können leicht durch kleine Thüren ver-schliessbar gemacht werden.
3)nbsp; Die Salben, Balsame, Harze u. dgl. theils für sich weiche, theils gerne zusammenfliessende Arzneistoffe werden am besten in cylindrische Häfen (Tiegeln) von gebrannter Erde (Steingut, Fayence) und etwa 2 Pfund Inhalt aufbewahrt; man bedeckt sie mit harthölzernen Deckeln deren Band etwas vorsteht , deren Mitte aber einen kleinen Knopf oder dgl. als Handhabe trägt. Sie werden in die unterste Reihe des Aufsatzes oder Repositoriums, in alphabetischer Ordnung gestellt.
4)nbsp; Die feinen Pulver von Arzneimitteln, welche theils iheu-rer sind, theils in geringerer Menge verordnet werden, oder an der Luft Feuchtigkeit anziehen, bewahrt man in gläsernen Pulverflasehen, d. h. cylindrische Gläser, mit weiter Oeff-nung und Glasstöpsel auf. Man kann zweierlei Grossen nahmen.
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.solche die etwa 1 — i1/.-, Pfund Wasser lassen würden, und solche, welche nur die Hälfte (% —% Pfund) fassen. Es ist bei dem Ankauf darauf zu sehen, dass das Glas die gehörige Stärke habe, dass die Stöpsel gut eingeschliffen und dass die zusammengehörenden Flaschen in der Grosse (Höhe) einander so viel möglich gleich seyen. Wohlfeiler und für viele Pulver u. dgl. ebenfalls brauchbar sind hölzerne Büchsen, mit ebensolchen Deckeln, vom Dreher verfertigt. Allein sie sind weniger reinlich, lassen nicht jeden Augenblick die noch vorhandene Menge ihres Inhalts übersehen und schliessen weniger gut; sie passen daher hauptsächlich nur für Stoffe, die weder flüchtige Bcstandlheile enthalten, noch an der Lufl feucht werden. 5) Die Flüssigkeiten (Weingeist, Tincturen, Terpentinöl u. s. w.) werden in Stöpsel gläsern (d. h. mit eingeriebenen Glasstöpseln und enger Mündung) aufbewahrt, wozu ebenfalls zwei oder drei verschiedene Abstufungen (2, 1 , Vo Pfund) zweckmässig sind. Auch hier ist in Betreif der Stöpsel und Höhe des Glases das bereits Angeführte zu berücksichtigen. Die Signaturen (meist in Schildform) werden auf die Gläser und Häfen mit gutem Kleister dem bei der Bereitung etwas Terpentin zugesetzt wurde aufgeklebt, sodann mit einer Auflösung von Hausenblase in Branntwein und zuletzt mit einem durchsichtigen Harzfirnis (Sandrak, Mastix oder weissen Copal) 1—2mal überstrichen, worauf man sie nach Bedürfniss mit Wasser abwaschen kann. Um das Verunreinigen der Mündung mil Staub zu vermeiden, kann man jedem Stöpselglas einen cylindrischen Hut von Pappe aufsetzen, der auf dem breilern Theil des Glases aufsteht. Beim Ausgiessen von Flüssigkeiten aus den Standgläsern, Häfen u. s. w. beachte man die Regel, nicht auf der der Signatur entsprechenden Seile auszugiessen, weil durch das Ablaufen der Flüssigkeit sonst die Signatur be
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schmutzt oder selbst zerstört wird. Nach dem Gebrauche muss jedes Standglas, Büchse u. dgl. sogleich wieder verstopft und an seinen Platz gestellt werden.
Bei der Aufstellung der Pulverflaschen, Gläser u. s. w. sucht man die häufiger gebrauchten Mittel in die Nähe, die weniger gebrauchten dagegen entfernter zu stellen; auch sind die kleineren Gcfässe gewöhnlich auf den obern, die grossen auf den untern Abtheilungen des Fachgestells zu treffen. Zu den unentbehrlichsten Utensilien gehören: 1) Die Wagen. Sie müssen genau gearbeitet und empfindlich seyn; die (gleichlangen) Arme der Wagbalken dürfen nicht zu kurz seyn, auch sind messingene Balken, weil sie weniger rosten, besser als die eisernen. Die Tarirwage dient zum
Wägen in Gefässen (Flüssigkeiten, Extracle, Salben u. dgl.), auch zum Abtheilen der Pillen für Pferde; sie ist gewöhnlich an einem befestigten Arme aufgehängt und unterscheidet sich von
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der gewöhnlichen Krämerwage dadurch, dass die eine der Wagschalen mir an Einem starken Bügel hängt (zum bequemen Aufstellen der Gläser, Häfen 1.1. dgl.); häufig ist auf dem andern Arm des Wagbalkens ein verschiebbarer Sattel von Messing angebracht, mittelst dessen man bequem und ohne Gewicht die Waage ins Gleichgewicht bringt, wenn iiuf der Schaale ein leeres Gcfäss steht.
Man hat in neuerer Zeit auch sehr bequeme Waagen ohne Bogen, Kellen oder Bügel, welche ebenso als Tarir- wie iils Krämerwaagen benülzl werden können und nicht aufgehängt werden,
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da die Schaalen unmittelbar a u f den Enden der Balkenarme an-gebrachl sind.
2) Von Handwagen bedarf man einer grösseren mit Mes-singscbaalen von circa 8 Zoll Durchmesser, um voluminöse und schwerere GcgensÜinde (Vj—1 Pfund) darauf zu wägen; ferner
zwei kleinere Handwagen mit Horn-schaalen (von etwa 3 —4 Zoll Durchmesser) die eine für die Arzneimittel, welche von l/4—1 Unze, die andere kleinere für solche, die unler und bis zu 2 Drachmen wiegen. Eine besondere Wage mit Kornschaalen sollte für die. Gifte bestimmt seyn. Die Wagen sind durch Putzen der metallenen Theile vor Rost zu bewahren, und die Schaalen sind nach jedesmaligem Gebrauch mit einem trockenen Tuch auszuwischen.
Die Eintheilung des deutschen Mediclnalgewichts ist überall dieselbe, nämlich das med. Pfund hat 12 Unzen, die Unze 8 Drachmen, die Drachme 3 Scrupel, der Scrupel 20 Gran; oder Pfund. Unzen. Drachmen. Scrupel. Gran. 1 = 12 = 96 == 288 = 5760. i = 8 = 24 = 480. 1 = 3 = 20. 1. Das Verhältniss der verschiedenen bekanntern Gewichte ist aus dem 3tcn Abschnitte S. 11 zu entnehmen.
Die grösseren Gewichte (1 Pfund und darüber) sind gewöhnlich von Eisen; die kleineren von Messing, in der Form eines
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Würfels, auf der einen (breitern) Seite mit den Zeichen und der Zahl des Gewichts bezeichnet; die Scrupel sind aus dickem Messing-
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#9632;
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Anbang. Vj Drachine,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 Sorupel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'/., Serapel.
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'i Sorapel.
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4 Grnn.
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blech in Ringl'orrn geschlagen, so dass je ein Ring-
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im|
Ig) I
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clien 10 Gran oder Vo Scrupel bedeutet; die Gran-stücke sind ans dünnem Messingblech mit der römischen Zahl darauf gefertigt und gehen von 1—X.
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• Die kleinen Stücke des Medicinalgewichts erhält man gewöhnlich in einer kleinen Schachtel, worin sich im Ganzen 3 Unzen (in Stücken von 1 Unzen abwärts bis zu 1 Gran) befinden ; sie werden in Nürnberg gemacht, sollen aber vor dem Gebrauche durch die betreffende Behörde gepfechtet oder justirt seyn. (Die juslirten Gewichtsstücke sind mit dem Zeichen (Wappen) der Behörde gestempelt, z. B. in Württemberg mit dem Hirschhorn). Man findet statt des Gewichts häufig noch ein gewisses Maas auch bei trocknen Stoffen z. B. Faszikel (gleich 3 Unzen), Manipulus oder Flandvoll (gleich 2 Drachmen), Pugillus (oder Pfölchen, was man mit drei Fingern fassen kann) gleich '/., Drachme angegeben; solche Bestimmungen sollten aber ganz verbannt werden, da sie gar zu unsicher sind. Dasselbe ist mit dem Flüssigkeitsmaas der Fall; es variirt in verschiedenen Staaten allzusehr (s. die Tabelle S. 14.) und sollte immer durch Gewichtsangabe ersetzt werden, um, wenn auch nicht ganz, so doch annähernd die gleichen Mengen auszudrücken.
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4) Areometer, (Senkwage.) Um das spe-eifische Gewicht der Flüssigkeiten bequem bestimmen zu können, was namentlich bei dein Finkaul derselben (z. B. Weingeist) von Nutzen ist, hat man sogenannte Areometer (Weinwagen). Ihre Anwendung beruht auf dem Grundsatz, dass ein, in einer Flüssigkeit schwimmender Körper gerade so viel Flüssigkeit aus der Stelle treibt, als er selbst wiegt: derselbe Körper, welcher also im Wasser bis auf eine gewisse Stelle einsinkt, wird in einer specilisch leichtem Flüssigkeit (z B. Branntwein,
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Von der Einrichtung einer thicriiml. Hausapotheke.
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Weingeist) liefer einsinken und in einer speeifisch schwereren Flüssigkeit (z. B, Salzsäure) weniger lief.
Die Stelle, bis zu welcher der Areometer in destillirtes Wasser bei mittlerer Temperatur ( 10—12deg; K.) einsinkt, wird mit 0 bezeichnet, der übrige Theil der Scale aber in Grade eingetheilt. Man hat Areometer für speeifisch leichtere Flüssigkeiten (bei diesen ist 0 am untersten Ende der Scale) und solche für speeifisch schwerere Flüssigkeiten (daran 0 obei; an der Scale sich befindet). Sie sind von Glas um von den Flüssigkeiten nicht angegriffen zu werden. Bei der Anwendung des Areometers giessl man die erforderliche Menge der zu untersuchenden Flüssigkeit in ein cylindrisches Glas, und senkt sodann den Areometer ein, die Oberfläche der Flüssigkeit wird die Zahl der Grade und damit das speeifische Gewicht anzeigen, welche die Flüssigkeit besitzt.
Das Beck'sche Areometer ist bei uns das gebräuchlichere. Nach demselben und zwar dem für speeifisch schwerere Flüssigkeiten (z. B. Säuren) sind
0deg; = 1000 (Wasser.)
5deg; = 1030 spec. Gewicht. IQlaquo; = 1062 „ 15quot; = 1096 , 20deg; = U33 „ 30deg; = 1210 „ 40deg; = 1300 ,. öv0 = 1500 „ 78deg; = 1850 „
Kei dem Areometer für speeifisch 1 ei c hl ore Flüssigkeiten isl 0deg; = 1000 (Wasser) 13deg; = 0,928 (Branntwein) 21deg; = 0,890 (rectif. Weingeist) 33deg; = 0.827 (höchst rect. Weingeist) 42quot; = 0,801 (absol. Alcohol) (i(i0 — 0,720 (Aether.)
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Anhang.
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m:
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Diis Areomeler nach Baume ist besonders für Säuren häufig im Gebrauche; nach demselben entspricht Üu = 1000 (Wasser.) 12raquo; = 1080. •24deg; = 1200. 30raquo; = 1335. 48deg; = 1500. 60raquo; = 1717. 72raquo; = 2000.
Bei der Bestimmung des specifischen Gewichts durch die Areometer ist auf die Temperatur der Flüssigkeit Bücksicht zu nehmen, welch' letztere specifisch um so leichter erscheint, je wärmer sie ist. Auf 4 Grade B. über oder unter der Temperatur, bei welcher die Areometergrade festgestellt wurden, muss man 1deg; Baume ab- oder zurechnen. Die Bestimmung der Areometer wird fast allgemein bei 15deg; Cent, oder 12deg; K. vorgenommen.
5) Mensuren. Um Flüssigkeiten wie quot;Wasser, Weingeist, üecocte u. dgl, zu messen, hat man becherförmige, mit einer Handhabe und Schnautze versehene Gefässe, gewöhnlich von Zinn, seltener von Porzellan oder Steingut, welche innen durch hervorstehende Zäpfchen oder durch vertiefte Binnen den Gehalt nach Unzen anheben. Man bedarf deren von verschiedener Grosse, etwa von 2. G, 12 und 16 Unzen und hat darauf zu sehen, dass sie aus reinem Zinn gemacht und richtig eingetheill seyen. Da die Einlheilung nach dem Gewicht des Wassers stattfindet, so gewährt das Messen von Flüssigkeiten die specifisch leichler (wie Weingeist, Terpenlinöl) oder schwerer als Wasser (z. B. Essig, Bleiessig) sind, kein ganz genaues Resultat. Flüssigkeilen die das Metall angreifen (wie Salzsäure, Metallsalzauflösungen) oder solche die dickflüssig oder sehr stark riechend sind (z. B. Hirschhornöl) eignen sich nicht zum Messen in Mensuren. Das Durchseihen einer Pflanzenabkocbung oder eines Aufgusses wird meist in die Mensur vorgenommen, um darin sogleich die Menge der erhalte den Flüssigkeit (Colalur) ersehen zu können.
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Von cllaquo;r ElnricbtuDg einer tbierärztl. Hausapotheke.
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Gj Infundirbücbsen. Dies sind eigentlich lilos grosse Mensuren von 4—8 Pfund Ge-halt; innen durch hervorstehende Zapfen nach Civilpfundea abgemessen. Sie werden von starkem, verzinnten Eisenblech verfertigt , haben einen passenden an einem Charnier befestigten Deckel, eine Handhabe und Aus-guss. Zum Ansetzen (Digeriren) von Tincturen u. dgl. können leere Pulverflaschen dienen; man schüttet zuerst den rohen StoH z. B. Arnikawurzel hinein, giesst dann die vorgeschriebene Menge Weingeist darauf und lässt das Glas an einer wannen Stelle stehen; in die Mündung kann man entweder den Glasstöpsel leicht einsetzen, oder sie mit einer feuchten Blase zubinden, in welche man etliche kleine Löcher stupft. damit die Dämpfe nöthigenfalls einen Ausweg haben.
G) Pfannen. Zur Bereitung heissen Wassers, zum Kochen der Dccocte, Erwärmen der Breiumschläge u. dgl. bedarf man zweier Pfannen, einer kleinen von etwa 4—6 Pfund Inhalt und einer grössern von dem doppellen Gehalt. Sie können entweder von Eisen, besser aber von Kupfer und müssen innen gut verzinnt seyn, einen ziemlich langen Stiel von Metall (oder am äus-sersten Theile von Holz), ferner einen Ausguss und einen me-tallnen Deckel haben,
7) Keibschaale n. Sie sind meist von Serpentin oder von Steingut (sog. Porphyr) und werden nach dem Durchmesser am obern Theile bezeichnet; man hat sie von 2 bis zu 12 Zoll Weite, und bedarf wenigstens 3 von verschiedener Grosse, nebst dem dazu gehörigen Kciber (Pistill, Läufer). Man braucht die Beibschaalen zum Mischen der Pulver, zur Anfertigung von Pillenmassc, Salben, zum Auflösen von Ex-tracten in Flüssigkeiten und dergleichen. Für den letztern Fall ist es zweckmässig.
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Anhang.
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wenn sie mit einem Ausguss versehen sind. Die ScrpentinreiL-scliaalen werden von starken Säuren angegriffen, die Porphyr-schaalen dagegen nicht; letztere sind aber theurer als erstere. Für die Gifte sollte eine besondere Reibschaale beslimml seyn. Die Reibschaalen sind nach dem Gebrauche jedesmal sorgfältig zu reinigen.
Für die Zerreibung sehr harter Arzneikörper sind die Reibschaalen nicht passend, weil sie dabei leicht zerstossen werden; man hat hiezu entweder gewöhnliche Mörser oder sog. Pillenmörser von polirtem Eisen mit eisernem Pistill; sie werden jedoch dem Thierarzt entbehrlich se.yn, weil er besser daran thut, die schwer zu pul-verisirenden Stoffe schon gepulvert zu kaufen. 8) Colatorien und Trichter. Um die Aufgüsse, Abkochungen o. s. w. durchzuseihen, bedarf man einiger Seihe-tücber, welche von gutem Flanell etwa in der Grosse eines Quad-ratfusses oder einer halben Elle seyn können; beim Gebrauch breitet man sie über der Mensur oder einem ähnlichen Gefäss aus, verlieft sie in der Mitte ein wenig durch Eindrücken und giesst sodann die durchzuseihende Flüssigkeil darauf; den Rest drückt man aus, indem man das Tuch von zwei Seiten zusammenlegt und von den beiden Enden in entgegengesetzter Richtung zusammendreht oder auswendet. Sehr schleimige Decode z. R. Eibisch, Leinsamen, sind kaum durch ein anderes als Flanelltuch durchzubringen, während nicht schleimige im Ermanglungsfall auch durch ein nicht zu feines Leinenluch gehen. Beim Durchseihen grösserer Mengen (z. B. zu Fussbädern) bedient man sich häufig eines blechernen Seihers; es ist aber in den meisten Fällen das Durchseihen für diesen Zweck ganz entbehrlich. Um Tincluren, Essenzen u. dgl. durchzuseihen, muss man einen Trichter von Glas oder Porzellan, sowie Filtrirpapier (angeleimtes Druckpapier) haben, letzteres wird so zusammengefalzt, dass es viele nach abwärls zusammenlaufende Fallen bildet, elaquo; wird sodann etwas auseinander gespreitet und in den Trieb
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Kiri .
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l:-;
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Von der Einrlctitung einer Uiieriir/.il. Hausapotheke.
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ler eingesteckt. Man giessl tue Flüssigkeit allmählich in den Innern Kaum des Papiers und l'iilll dasselbe nach Maasgabe des Durcblaufens auf, bis sämmtlicbe Flüssigkeit klar in das darunter stehende Gefäss abgelaufen ist.
Die Trichter und insbesondere die Sciheliicher sind nach dem Gebrauch ansauwasehen und letzlere miltelst Aufhängen zu trocknen; die gebrauchten Fillrirpapiere sind die weitere Aufbewahrung nicht werth.
9) Endlich sind zum Dispensiren und Abgeben der Arzneien
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einige kleine Lüfl'el von Bein
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ein oder zwei dergleichen grössere
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von Horn, eiserne und hölzerne Spatel von verschiedener Glosse (zum Herausnehmen der Salben, Extracte u. dgl), G blecherne halbeylindrisehe Kapseln zum Di-vidiren der Pulver; eine Anzahl Papienlüten von verschiedener
Grosse, Mixturgläser und Bouteillen oder
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Krüge, Korkstöpsel, Salbenhäfen, eine ordinäre Scheere, Bindfaden, Schreib
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und Packpapier u. dgl. m. erforderlich. Diese letztere Gegenstände werden zweck-mässig in einigen Schubladen entweder auf oder zunächst unter der Platte des Tisches aufbewahrt. Auch unter dem Gestell für die Tarirwage lassen sich 2 kleine Schubladen für die Gewichte, Löffel u. dgl. anbringen.
CMan kauft die Slandgefässe und Trichter bei den Glas-und Porcellainhandlungen, die Porphyr- und Serpentinreibschaalen und das medic. Gewicht bei den Drognisten, die Mensuren bei den Zinnglessern, die Infundirbiichsen und Pulverkapseln bei den Flaschnern (Klempnern), die eisernen Spatel kann man in jeder Schmiede machen.)
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R E G I S T E R
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Seite tcctum arsenicosum .... 37
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cantharidis.....raquo;deg;
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [ilumbi .laquo;. saturni . . 106
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pyrolignosum s. ompyreum. 20 Acidinn ar^cnicipsum .... 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; borussicam.....16
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Iiyiliocliloricuni ... 17
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; liyilrocyanieumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . 16
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; mariatioam.....1'
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; mariaticam oxygen. . . 38
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nitricum .....'deg;
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pyrolignos. s, |iyio.\ylieiiiii 20
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; prussioum.....16
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;salis.......17
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .laquo;ulpliuiiciim .... 21 Aesypfmc-Salbe . . . 141 11. IPfi Aethei' nilrico-alcoholicusnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .107
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;salphurious ?. vitriol! . 23 Aelz-.Ammoniak .....104
—nbsp; nbsp; nbsp;Kali oderkaustisches Kali. 93
—nbsp; nbsp; nbsp; Kalk.......41
Alant.........139
Alaun.........27
—nbsp; nbsp; nbsp;gebrannter......28
Alcohol saipharioas .... 22
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vini.......ICQ
Aloe.........24
—nbsp; nbsp; nbsp;Tinctur.......2fi
Alumen cradnm......27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ustum......28
Ammoniak-Gummi.....60
Ammonium carbonicumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; carbon, pyro-oleosnm 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iiquidum .... 104
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; niuiiaticuni .... 31
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muiiat. ferratum .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; subearbonicumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29
Anis..........157
Antimoninm chloratum lirjuid. . 108
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; crudum.....33
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphur, auiant. . .173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphur, i-ubr. .174 Antimonkali, Weinsteins. . . . 177 Aqua balsamicraquo;......41
—nbsp; nbsp; nbsp;Chloi-i.......38
—nbsp; nbsp; nbsp; cocrulca......194
_ fortis.......18
—nbsp; nbsp; nbsp;lauroeerasi.....17
—nbsp; nbsp; nbsp;picea.......'29
—nbsp; nbsp; nbsp;Rabclli . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
|
Aqua vegefo-min. Qonlardi
Arabisches Gummi . . . Arcanum duplicatum . . Argentum niiricum fusum Arsenik, weisser . . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Essig ....
Asa foctida.....
Augensalbe, Waldingcr's .
Augenstein.....
Baccae juniperi ....
—nbsp; nbsp; nbsp; lauri . . #9632; • • Baldrian ......_
Balneum empyreumat. VValzii Balsamum peruvianum s. indicum
_ viilner. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. 126 laquo;)
Baumöl.....
Benediktcmvurzel Bilsenkraut . . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Extract . Bittere Pflanzen . . Bittersalz .... Blausaure .... Blaustein
Hlauwassernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .
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Seile
107
(17
100
34
36
37
69
89
, 193
. 39
. 119
149
. in
. 4t) . 181 . 120 . 137 . 77 . GO . 141 . 109 . 16 . 193 . 194 . 131 . IOC . 130 . 10laquo; . 107 . 130 . 163 . 116 , 110 . 114 . 177 . 178 . 142 . 20 . 108 . 43 . 41 . 83 . 44 . 47 . 188 . 182 . 49 . 54 . 87 . 50
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1(17
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Blei-Gerat . . .
—nbsp; nbsp; Essig
—nbsp; nbsp; essigsaures
—nbsp; nbsp; Extract . .
—nbsp; nbsp; Wasser . .
—nbsp; nbsp; Zucker . . Bockshornsamen . Brandöl, thierisches Braunstein . . Breehnuss Breclnveinstein
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salbe
Brechwurzel . . Brenzliche Holzsäure Butyrum antimon. . Calcaria chlorafa .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;usta . .
Calomel.....
Camphor .... Cantharides Canthariden-Salbe .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tinctur
Carbo animalis . Casscarill-Rinde Castrir - Pulver . #9632; Catechu ....
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t'erittum saturni .... 101 Chaberti's ompyreum. Ocl
Charge . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
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Seite U.131 . 117
. 222
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az
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Chinarinde.......
Chinin........nbsp; nbsp; 53
Chlorium........nbsp; nbsp; 38
Chlor - Antimon......nbsp; 108
—nbsp; nbsp; Eisen - Salmiak ...nbsp; nbsp; 32
—nbsp; nbsp; nbsp;Gas.....38 u. 43
—nbsp; nbsp; nbsp;Kalk.......nbsp; nbsp; 43
—nbsp; nbsp; nbsp;Natron......nbsp; nbsp; 44
—nbsp; nbsp; nbsp;Räuchcrunjcn . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.111
—nbsp; nbsp; nbsp;Wasser......nbsp; nbsp; 38
—nbsp; nbsp; nbsp;Wasscrstollsilure . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17 Chloreturn ammonii.....nbsp; nbsp; 31
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;caleaiiac.....nbsp; nbsp; 43
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;hydrargyri ...nbsp; nbsp; 83
Cineres clavcllati.....nbsp; nbsp; 91
Clavus secalinus.....nbsp; nbsp;155
Colophonium.......nbsp; nbsp; 51
Coriander........nbsp; 159
Cortex cascarillae.....nbsp; nbsp; 54
—nbsp; nbsp; nbsp; chinac s. peruvian. . .nbsp; nbsp; 52
—nbsp; nbsp; nbsp; (juercus......nbsp; nbsp; 54
—nbsp; nbsp; nbsp; salicis......nbsp; nbsp; 55
Cromor s. Crystall. tartar. . .nbsp; 175
Cuprum snlpharicam ....nbsp; nbsp;192
Cjan-Wasscrstollsäurc . . .nbsp; nbsp; 15
Digestiv - Wasser, Wolstein's .nbsp; nbsp; 41
Kau de Rabel ......nbsp; nbsp; 22
Kbenvurzel........nbsp; nbsp;137
Ebur ustum nigrum ' . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
Eibisch - Salbe......nbsp; nbsp;187
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wurzel......nbsp; nbsp;132
Eicheln ........nbsp; nbsp; 55
Eiciicnriiiilc.......nbsp; nbsp; 54
tiisenhut-Extract.....nbsp; nbsp; 58
Eisenvitriol.......nbsp; nbsp;194
Emplastrum acre.....nbsp; nbsp; 56
Engelwarzel.......nbsp; nbsp;133
Enzian.........nbsp; nbsp;140
Erde, japanische.....nbsp; nbsp; 50
Essig.........nbsp; nbsp; 20
Eu,)horbiuninbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 70
Euler-Salbe.......nbsp; nbsp; 46
Exlractum aconili.....nbsp; nbsp; 58
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; belladonnac ....nbsp; nbsp; 59
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hyosciami ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;60
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; saturni.....nbsp; 106
•laquo;quot;allkraut-Blumen.....nbsp; nbsp; 62
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wurzel.....nbsp; 134
Fenchel........nbsp; nbsp;161
Fcrrum sulphuratum ....nbsp; nbsp; 61
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sulphuricum . . .194 Fieber-Pille, englische . . .nbsp; nbsp;1J9
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rinde......nbsp; nbsp; 52
Fingerhut, rother.....nbsp; nbsp; 76
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'238
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Register.
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Seite . 14 i . 90 . 95 . 93 . 91 . 93 . 93 . 95 . 100 . 175 . 91 , 93 . 95 . 97 . 98 . 100 . 175 . 177 . 43 . 41 . 42 . 13ii . 64 . 174 . 17
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Lorbeeröl . #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
Lotio disculicns......
— refrlgerans . . . . . Slaas, Vergleicliung desselben . Magnesia sulphmica . . . . Manganum hyperoxyilatum nativ. . Masse, diuretisclie . . . . ^ • Medicinal-Gewichtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;12.
Meislerwurzel ......
Mel ci-udum.......
Mcrcurius duluis .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sublim, corr.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; praccip. ruber .
Milchzucker.......
Mineralkermc.laquo;......
Mohnsaft........
Moos, isländisches ....
Murias ammoniac.....
Mutterkorn.......
Myrrhe ........
Naphtha vilrioli......
Natron, kohlensaures . . .
— schwefelsaures . .
Nelkenwurzel.......
Nieswurzel, weisse . . .
Nilrum depuratum.....
Nux vomica......
Oel, schwarzes ...
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Seile
119 32 32
14 109
110
52
228
141
112
83
85
88
153
174
127
103
31
155
71
22
93
113
137
151
95
114
22
49
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Jalappemvurzel .... Joduin s. Jodinum . . . Jodquecksilber .... Jodwasserstofftaures Kali liali, kolilcnsaurcs . . .
—nbsp; nbsp; nbsp;Act/,- . . . . #9632;
—nbsp; nbsp; nbsp; Joel-.....
—nbsp; nbsp; nbsp;salpetersaures
—nbsp; nbsp; nbsp;schwefelsanres
—nbsp; nbsp; weinsteiosaures . • Kali carliunicum citidum
—nbsp; nbsp; nbsp;hydrojodioum
—nbsp; nbsp; nbsp; nilticum ....
—nbsp; nbsp; nbsp;stibiato - sulphuralom
—nbsp; nbsp; nbsp;sulpharatum .
—nbsp; nbsp; sul|iliuricuiiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .
—nbsp; nbsp; nbsp;tartaricutn acid. .
—nbsp; nbsp; nbsp;tartaricum stibial. Kalk, Chlor-.....
—nbsp; nbsp; nbsp; gebrannter
—nbsp; nbsp; nbsp; Wasser ...
Kalmus ......
Kamilleiiblnmeii ...
Keimes mincialc
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Kiisclilorbeerwasscr . -
Kolile , thierischenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4''
Krähenaugcn.......llj
Krammetbeere......*quot;
— Sülze......lo2
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Ofenruss
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Olivenöl........12()
Oleum animale empyreumatieum 1 16
—nbsp; nbsp; nbsp;cantharidis.....48
—nbsp; nbsp; nbsp;eataputiae major. . . 123
—nbsp; nbsp; nbsp;t'ornu Cervi . . •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.110
|
||||||||
Krebstinclur.......
Kreosot ........
Kreide.........
Kroton-Körner und Oel . . .
Kümmel
I^apis divinus
— infernalis.....
Laugensalz, flüchtiges . . . Leber- Aloe . . •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632; #9632;
Leccer-Oel......
Leinsamen ......
Liehen islandicus ....
Liebstöckel......
Liniment, Binz'sches . . • _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kalk- .... Linimentum Creosoti compos. __nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;exoitans - rcsolvens
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; saponis comp.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; siccativum __nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; terebinth, compos.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; volatile . . . _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;volatile camphorat
|
37
102
42
160
158
193
34
29
25
121
104
103
145
105
221
103
120
40
194
190
105
. 106
104
. 30
, 24
. 87
100
108
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|||||||
—nbsp; nbsp; nbsp;crotnnis .....
—nbsp; nbsp; juniper!......
—nbsp; nbsp; nbsp;laurinum expressum . .
—nbsp; nbsp; nbsp;ollvarum......
—nbsp; nbsp; nbsp;petrae .......
—nbsp; nbsp; nbsp;pini .......
—nbsp; nbsp; nbsp;pyro-animale . . . .
—nbsp; nbsp; nbsp;ricini .......
—nbsp; nbsp; nbsp;terebinthinae . . . .
—nbsp; nbsp; nbsp;vitrioli ......
Opium ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
Opodeldoc ....-.•#9632;
Oxycrat........
Perubalsam.......
I'etersiliensamen......
Pflanzen-Alcaü......
Pflaster, Luiul'schcs . . • #9632;
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;scharfes oder englisches
Pferdspulver.......
Pix liquida ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. •
— nigra ........
Placenta sein, lini.....
Plantae amarac.....
|
101
118
119
120
122
125
116
123
125
21
127
46
20
40
106
raquo;1
181
56
137
128
129
164
141
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,i(|Uor
|
ammonii caustici . .
|
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pyro-oleos. . anodimis HofTm. . #9632; hydrargyri bichloridi (ilumbi ncetici . . . stibii mnrlat.
|
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Regisier.
Seile
|
239
Seile
. 113
. 31
. 104
. 95
. 18
. 167
. 18
. 17
. 18
. 38
108
. 154
. 120
, 189
. 18
. 75
. 145
171
23
24
33
38
0 t
98
98
21
109
194
100
192
113
195
33
155
154
155
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100
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105
103
104
166
165
106
106
220
33
34
193
90
47
188
182
33
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||||
I'lantae aromaticae.....83
Plumbum aceticum.....130
I'umniadc arsenicale .... 37
Potio antispasmoil......168
Pottasche........91
Pulvis alumin. compos. ... 28
—nbsp; nbsp; nbsp;coloplionii compos. . . 52
—nbsp; nbsp; nbsp;Equorum......137
Purgiiköiner.......raquo;GO
Purgirlaquo; urzel.......144
•Quecksilber, iitzcnilcs salzsaures 85
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;C'hloiio.....85
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Chlorär.....83
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mildes salzsauics . 83
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ox.vd, rotlies ... 88
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Präcipitat, rother . 88
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Salbe, graue .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.191 versüsstes .... 83
#9632;tadix acori \eii .....130
—nbsp; nbsp; nbsp;althaeac......132
—nbsp; nbsp; nbsp;angelicae......133
—nbsp; nbsp; nbsp;arnicae......134
—nbsp; nbsp; nbsp;calami aromalicinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .130
—nbsp; nbsp; nbsp;carlinae......137
—nbsp; nbsp; nbsp;caryopliyllatac . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.137
—nbsp; nbsp; nbsp;enulac...... . 139
—nbsp; nbsp; nbsp;genlianae......140
—nbsp; nbsp; nbsp;hellcbori albinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.151
—nbsp; nbsp; nbsp;imperatoiiac.....141
—nbsp; nbsp; nbsp;ipecacuanhae .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .142
—nbsp; nbsp; Jalappac......144
—nbsp; nbsp; nbsp;levistici......145
—nbsp; nbsp; nbsp;Ii(|uiritiae......140
—nbsp; nbsp; nbsp;rhei s. rliabaib. . . . 147
—nbsp; nbsp; nbsp;rhapontic......148
—nbsp; nbsp; nbsp;tonncntillae.....148
—nbsp; nbsp; nbsp; valerianae .....149
—nbsp; nbsp; nbsp;veratri albi.....151
—nbsp; nbsp; nbsp;vincetoxici.....145
Riiucherung, oxydirl-salzsaure . 111
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salpetersäurenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . 19
Rainl'arren.......82
Reslna pini empyreum. liquid. . 128
Rhabarber .......147
Rhapontlk........148
Ricinusöl........123
Riechsalz........29
Roob juniperi ......152
Rosskastanie ......55
Rulmvurzel.......148
Saccharum lactis.....153
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;saturni.....130
Sadebaum oder Sevenbaiim . . 80 Sal alcali volatile.....29
—nbsp; nbsp; amanim s. Seriliz.....109
—nbsp; nbsp;ammoniacum......31
—nbsp; nbsp;Cornu Cervi......30
|
Sal mirabile Ulaubcr. . Salmiak.....
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geist, ätzender Salpeter.....
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geist . . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Geist, versüsster
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Säure Salzsäure.....
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eisenhaltige
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oxygenine . Salzsaure Spicsglanz-Au Sapo viridis s. kalicus
— terebinthin. Scharfe Salbe Schcidivasser
Schierling.....
Schwalbenwurzcl Schwefel,.....
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aether .
—nbsp; nbsp; nbsp; Acthergeist. Antimon . . .
—laquo; Arsenik, Operme
—nbsp; nbsp; nbsp; Eisen
—nbsp; nbsp; nbsp; Kali ....
—nbsp; nbsp; nbsp; Leber
—nbsp; nbsp; nbsp; Säure Schwefelsaure Bittererde Schwefelsaures Elsen .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kupfer
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Natron
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zink . Sehwefclspiesglanz, rohes Seeale cornutum Seife, grüne .... Seifengeist .... Semen anisi ....
—nbsp; nbsp; carvi ....
—nbsp; nbsp; nbsp;coriandri .
—nbsp; nbsp; nbsp;erotonis
—nbsp; nbsp; nbsp;foeniculi
—nbsp; nbsp; nbsp;foeniculi aquatic.
—nbsp; nbsp; nbsp;foeni gracci .
—nbsp; nbsp; nbsp;Uni ....
—nbsp; nbsp; nbsp;petroselini
—nbsp; nbsp; nbsp;phellandri
—nbsp; nbsp; nbsp;sinapis Senf, schwarzer .
— Umschlag oder Pflaster Sesqui-sulpliurelum Antimoni Silber, salpctersaurcs
|
||||
Sulutio cupri sulphur, com
|
1'quot;
|
||||
—nbsp; nbsp; nbsp; polassae nilralis Spanische Fliesen
Salbe Tinctur Spicsglanz. rohes
|
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240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Keg
Solle Spicsgliuv/. - Butter.....108
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwefel, pomeran-
zenfarbencr . .173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;SchweftMeber . . 9?
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Weinsteinnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .177 Spiritus camplioratus .... 46
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Uornu Corvi .... 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nitri acidas.....18
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nitrieu-aetlicreus . . .167 .salis ivciilus . . . • 17 satis ammoniac, oaust. . 101
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;saponis......155
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tcrebinlliinae .... 125
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vini reclHicatissimus . 169
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vitriuli aciilus .... 21
SpoJium........*9
Stahbicliwefel.......C
Stibium s, Antimoniuui
Stinkasant.......09
Sublimat, Qaecksilbei- ... 85
Sfissliolz........'46
Sulphas alum, kalic......27
Sulpliur amatum anlim.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;clialybcatum .... 61
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;siibiatum aurantiacum . 173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;stibiatum rubrum . . . 174
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sublimatum s. depnrat, . 171
Sulplimctum feiri.....81
Syrup, ordinärer.....153
Tabak.........79
Tartarus depuratus.....175
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;emeticus.....177
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;slibiatus.....177
_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vitriolatus.....100
Tausendgüldenkraut .... 73 Terpentin....... 179
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gekochter .... 51
-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oel ......125
Terra catechu ....•• 50
TculclsdrceU.......69
Theer.........128
—nbsp; nbsp; nbsp;Oel........129
—nbsp; nbsp; nbsp;Salbe.......^0
—nbsp; nbsp; nbsp;Wasser ......129
Thpnerde, schwefelsaure . . 27 Tinclura aloes......26
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;— composita ... 27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; arnicae......181
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;asae foetidae .... 70
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cantharidum .... 182
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cantharidum compos. . 183
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; crotonis......161
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cuphorbiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '1
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jodi...... . 90
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;myrrliae.....184
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; opii.......184
|
ister.
|
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Tinctura vcratri albi
Tollkirsche.....
Tollkirschen-Extract Topique - Terrat .
Tormcntill.....
Trank, krampfstillender Tropl'en, Hollinann's Umschlag, ziehender . Unguentum aegyptiacum .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aUhaeac
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;hasilieum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;calcis chlorat.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cantharidum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;creosoti
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;digeslivum .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;irritans .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Jodi composit.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kali carbon.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kali hydiojodici mercuriale s. hy
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mercuriirubr. s
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;neapolit.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nitricum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxygenatum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;picis .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;satuininum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tart. cmct. .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;leicbinth.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vesicator. . zinci carbon.
Villate's Einspritzung . Vitriol-Naphtha . . .
— Oel (-Geist) Vitriolum cupii s. cocrul.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; martis s. viridc
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; zincis s. alb. Wachholderbeeren . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Beer-Oel . . . — Muss . . .
Walz'sche Brühe . Wasscrfenchel . . #9632; Wcidenrinde . . Weingeist ..... Weinstein, gereinigter
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vitriolisirler
Wermuth.....
Wohlvcrlcy - Blumen
Wurzel Wolfskirsche .... Wundbalsam, gem.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Berliner Kink, kohlensaurer
— schwefelsaurer . üinkoxyd , weisses . . Zugsalbe.....
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Seite
185
74
59 37 , 148 , 168 . 24 . 220 186u.l94 , 187
188 . 43 . 188 . 103
190 . 189 , 94 . 92 . 94 arg. 191 ardi 88 . 191 . 19 . 19 . 130 . 107 . 178 . 181 . 189 . 196 . 214 . 23 . 21 . 192 . 194 . 195 . 39 . 118 . 152 . 117 . 165 . 55 . 169 . 175 . 100 . 72 . 62 . 134 . 74 . 181 . 126 . 196 . 195 , 196 . 18S
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