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ATLAS
DER
ANATOMIE DES PFERDES
UND DER
ÜBRIGEN HAUSTHIERE
FÜR
THIERARZTE UND STUDIRENDE DER VETERINÄRKUNDE, LANDWIRTSCHAFTLICHE LEHRANSTALTEN
UND PFERDELIEBHABER ÜBERHAUPT.
MIT ERLÄUTERNDEM TEXTE
De A. G. T. LEISERING,
PROFESSOR AN DER KÖNIGLICHEN THIERARZNEIS CHULE ZU DRESDEN.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1861.
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DEM UNERMÜDLICHEN BEFÖRDERER DER VETERINÄRKUNDE
SEINEM HOCHVEREHRTEN LEHRER
HERRN GEHEIMEN MEDICINALRATHE UND DIRECTOR DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN THIERARZNEISCHULE
ZU BERLIN
PROFESSOR Dr. E. F. GURLT
RITTER &c.
*
UHD
DEM EIFRIGEN YERTRETER DES SÄCHSISCHEN VETERINÄRWESENS
HERRN GEHEIMEN REGIERUNGSEATHE UND VORSITZENDEM DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN COMMISSION
FÜR DAS VETERINÄRWESEN
F. W. JUST
AUS HOCHACHTUNG UND DANKBARKEIT
GEWIDMET
VOM
VEEFASSER.
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Bibttotheek der
Rijksuniversiteit te Utrecht
hiä. Dieryeneeskunde
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DEM UNERMÜDLICHEN BEFÖRDERER DER VETERINÄRKUNDE
SEINEM HOCHVEREHRTEN LEHRER
HEEEN GEHEIMEN MEDICINALRATHE UND DIRECTOR DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN THIEEAEZNEISCHULE
ZU BEELIN
PROFESSOR Dr. E. F. GURLT
RITTER &c.
UND
DEM EIFRIGEN YERTRETER DES SÄCHSISCHEN YETERINARWESENS
HERRN GEHEIMEN REGIERUNGSRATHE UND VORSITZENDEM DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN COMMISSION
FÜR DAS VETERINÄRWESEN
F. W. JUST
AUS HOCHACHTUNG UND DANKBARKEIT
GEWIDMET
VOM
VEKFASSEE.
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Leipzig.]
[Februar 1861.
Soeben beginnt zu erscheinen:
ATLAS
DER
ANATOMIE DES PFERDES
UND DER
ÜBRIGEN HAUSTHIERE
FÜR THIERÄRZTE UND STUDIRENDE DER VETERINÄRKUNDE,
LANDWIRTSCHAFTLICHE LEHRANSTALTEN UND PFERDELIEBHABER ÜBERHAUPT.
MIT ERLÄUTERNDEM TEXTE
VON
De A. G. T. LEISERING,
PROFESSOR AN DER K. THIERARZNEISCHULE ZU DRESDEN.
In circa 8 Lieferungen von je 5 Tafeln in Folio, ä 1 Thlr. 20 Ngr. die Lieferung.
VERLAG VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG.
Die Veterinärliteratur in Deutschland hat
im Verhältniss zu den zahlreichen Arbeiten,
die jährlich über die verschiedenen Zweige der
Thierheilkunde veröffentlicht werden, nur wenig
Werke aufzuweisen, welche bildliche anatomische
Darstellungen zum Gegenstände haben. Die älte-
ren anatomischen Abbildungen von Schwab und
Havemann sind gegenwärtig kaum mehr zugäng-
lich. Von den neueren Werken sind es eigentlich
nur zwei, welche das Bedürfniss nach anato-
mischen Abbildungen befriedigen müssen: näm-
lich der anatomische Atlas von Gurlt und das
Holzschnittwerk von Leyh.
Durchblättert man aber den grossen, 1 SOTafeln
enthaltenden Atlas von Gurlt und den dazu ge-
hörigen, 26 Tafeln umfassenden Supplementband,
etwa in einem Exemplare, das einer öffentlichen
Bibliothek angehört, oder sonst vielfach in den
Händen von Studirenden oder Thierärzten ge-
wesen ist, so findet man unschwer heraus, dass
dies vortreffliche Werk, so unentbehrliches auch
für ein gründliches anatomisches Studium ist,
doch über das gewöhnliche Bedürfniss
hinausgegangen ist. Viele Tafeln finden
sich darin in einem vollkommen jungfräulichen
Zustande, während andere Tafeln wieder „zer-
studirt" sind.
Das LEYH'sche anatomische Werk, durch
seine vortrefflichen Holzschnitte hinlänglich und
rühmlichst bekannt, ist jedenfalls ein ausgezeich-
netes Hülfsmittel beim Studium in anatomischen
Präparirsälen. Aber wie es bei dergleichen Holz-
schnittwerken nicht anders sein kann, wenn der
Preis derselben, wegen der bedeutenden Her-
stellungskosten, nicht übermässig gross werden
soll, behandelt dasselbe nicht Alles, was beim
anatomischen Studium und in der thierärztlichen
Praxis in Betracht kommt. Lücken waren in
diesem Werke, der Natur der Sache nach, un-
vermeidlich.
Diese Wahrnehmungen veranlassten mich,
an eine Arbeit zu gehen, die zwischen dem
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eJÄs
[Februar 1861.
Leipzig.]
Soeben beginnt zu erscheinen:
ATLAS
DER
ANATOMIE DES PFERDES
UND DER
ÜBRIGEN HATTSTHIERE
FÜR THIERÄRZTE UND STUDIRENDE DER VETERINÄRKUNDE,
LANDWIRTHSCHAFTLICHE LEHRANSTALTEN UND PFERDELIEBHABER ÜBERHAUPT.
MIT ERLÄUTERNDEM TEXTE
VON
De A. G. T. LEISERING,
PROFESSOR AN DER K. THIERARZNEISCHULE ZU DRESDEN.
In circa 8 Lieferungen von je 5 Tafeln in Folio, ä 1 Thlr. 20 Ngr. die Lieferung.
VERLAG VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG.
Die Veterinärliteratur in Deutschland hat
im Verhältniss zu den zahlreichen Arbeiten,
die jährlich über die verschiedenen Zweige der
Thierheilkunde veröffentlicht werden, nur wenig
Werke aufzuweisen, welche bildliche anatomische
Darstellungen zum Gegenstande haben. Die älte-
ren anatomischen Abbildungen von Schwab und
Havemann sind gegenwärtig kaum mehr zugäng-
lich. Von den neueren Werken sind es eigentlich
nur zwei, welche das Bedürfniss nach anato-
mischen Abbildungen befriedigen müssen: näm-
lich der anatomische Atlas von Guklt und das
Holzschnittwerk von Leyh.
Durchblättert man aber den grossen, 1 SOTafeln
enthaltenden Atlas von Guklt und den dazu ge-
hörigen, 26 Tafeln umfassenden Supplementband,
etwa in einem Exemplare, das einer öffentlichen
Bibliothek angehört, oder sonst vielfach in den
Händen von Studirenden oder Thierärzten ge-
wesen ist, so findet man unschwer heraus, dass
dies vortreffliche Werk, so unentbehrliches auch
für ein gründliches anatomisches Studium ist,
doch über das gewöhnliche Bedürfniss
hinausgegangen ist. Viele Tafeln finden
sich darin in einem vollkommen jungfräulichen
Zustande, während andere Tafeln wieder „zer-
studirt" sind.
Das LEYH'sche anatomische Werk, durch
seine vortrefflichen Holzschnitte hinlänglich und
rühmlichst bekannt, ist jedenfalls ein ausgezeich-
netes Hülfsmittel beim Studium in anatomischen
Präparirsälen. Aber wie es bei dergleichen Holz-
schnittwerken nicht anders sein kann, wenn der
Preis derselben, wegen der bedeutenden Her-
stellungskosten, nicht übermässig gross werden
soll, behandelt dasselbe nicht Alles, was beim
anatomischen Studium und in der thierärztlichen
Praxis in Betracht kommt. Lücken waren in
diesem Werke, der Natur der Sache nach, un-
vermeidlich.
Diese Wahrnehmungen veranlassten mich,
an eine Arbeit zu gehen, die zwischen dem
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grossen GüBLT'schen Atlas und dem LEYH'schen
Holzschnittwerke gewissermaassen die Mitte hal-
ten und bei möglichst gedrängter Darstellung
dennoch dem gewöhnlichen Bedürfhiss nach allen
Richtungen hin Rechnung tragen sollte. Bei der
Bearbeitung hielt ich stets die Idee fest, soviel
es sich nur immer, ohne der Deutlichkeit Ein-
trag zu thun, machen Hess, die systematische
Anatomie mit der topographischen zu vereinigen.
Der jüngere studirende Mann sowohl, als auch
der ältere Praktiker sollten sich vorkommenden
Falles Raths erholen können. Diese Atifgabe,
welche ich mir gestellt hatte, wurde mir beson-
ders dadurch sehr erleichtert, dass ich in dem
Künstler, der die von mir gefertigten Präparate
zu zeichnen hatte, Herrn Moritz Krantz, einen
Mann fand, der mit einer seltenen Darstellungs-
gabe für anatomische Gegenstände ebenso viel
Eifer und Interesse für die Sache vereinigte.
Wenn der Text, den ich zu den Abbildungen
gebe, auch keinesweges bestimmt sein kann, ein
aitsführliches anatomisches Handbuch zu ersetzen,
so soll er sich aber auch ebensowenig auf eine
blosse Benennung der abgebildeten Gegenstände
beschränken. Für Diejenigen, welche die Ana-
tomie bereits kennen oder ausführlicher studiren,
soll er eine kurze Repetition sein; Denjenigen
aber, die die Anatomie der Hausthiere nicht in
anatomischen Hör- und Präparirsälen zu studiren
Gelegenheit hatten (wie dies bei Ärzten, Offi-
zieren, Landwirthen der Fall ist), soll er wenig-
stens ein allgemeines Verständniss ermöglichen.
Wo es mir nöthig scheint, werde ich es auch
nicht an praktisch nützlichen Winken fehlen
lassen.
Da die Anatomie des Pferdes in der Regel
als die Basis der Veterinäranatomie betrachtet
wird, und auch diejenige ist, welche von Laien
in der Thierheilkunde noch am eifrigsten betrie-
ben wird, so habe ich dieselbe in den Vorder-
grund gestellt.
Von den circa 40 Tafeln, auf welche das
Ganze berechnet ist, werden etwa 30 sich mit
der Anatomie des Pferdes befassen, die letzten
10 — 12 aber die wichtigsten Abweichungen im
Baii der übrigen Hausthiere darstellen.
Leisering.
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Die unterzeichnete Verlagshandlung hat den Verlag des Werkes um so lieber übernommen, als die voll-
ständig vorliegenden Zeichnungen und die amtliche Stellung des Herrn Herausgebers sie in den Stand setzen, ein
in jeder Weise ausgezeichnetes und gediegenes Prachtwerk zu liefern. Das Ganze zerfällt in drei einzeln ver-
käufliche Hauptabtheilungen:
I. Bewegungs- und Sinnesorgane, circa 15 Tafeln;
IL Die übrigen Organe, circa 15 Tafeln;
III. Die wichtigsten Abweichungen bei den übrigen Hausthieren, 10 —12 Tafeln;
und wird zunächst in Lieferungen von 5 in Kreidemanier vortrefflich ausgeführten Tafeln ausgegeben werden.
Jede Lieferung kostet im Subseriptionspreise nicht mehr als 1 Thlr. 20 Ngr. und hoffen wir durch diesen verhält-
nissmässig ausserordentlich billigen Preis die weiteste Verbreitung ermöglicht zw haben.
Die erste Lieferung ist in allen guten Buchhandlungen vorräthig.
B. G-. Teubner.
Leipzig, im Februar 1861.
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Die Anatomie oder Zergliederungskunde (Anatomia) hat zur Aufgabe den Bau organischer
Körper zu erforschen und darzustellen; sind die Körper, mit denen sie sich befasst Thiere, so heisst sie
Zootomie (Zootomia). Beschäftigt sich die Anatomie vorzugsweise mit dem Gewebe, dem Material, aus wel-
chem die Organe aufgebaut sind, so nennt man sie allgemeineAnatomie oder Geweblehre (Histologia).
Specielle Anatomie dagegen nennt man sie, wenn sie die Organe als schon fertige Gebilde auffasst und nach
Form, Lage, Verbindung etc. beschreibt. Schildert die specielle Anatomie die Organe in ihrem Zusammen-
hange , die durch gemeinschaftliche Verrichtungen zu irgend einem Hauptzwecke bestimmt sind, und demnach
ein gemeinsames Ganze, ein System, darstellen, so heisst sie systematische Anatomie; nimmt sie
dagegen nur auf das Nebeneinander der Organe (Lage, Raumerfüllung etc.) Rücksicht, so heisst sie topo-
graphische Anatomie. Diese letztere ist besonders für den Praktiker wichtig und wird, da sie zur
Orientirung bei chirurgischen Krankheiten und Operationen dient, auch chirurgische oder angewandte
Anatomie genannt.
Die systematische Anatomie zerfällt
1)  in die Lehre von den Bewegungsorganen, zu denen man die Knochen, Bänder und Muskeln
zählt;
2)  in die Lehre von "den Sinnesorganen;
3)  in die Lehre von den Eingeweiden, zu denen die Verdauungs-, Respirations-, Harn- und Ge-
schlechtswerkzeuge gerechnet werden;
4)  in die Nervenlehre;
5)  in die Gefässlehre.
I. Bewegungsorgane.
A. Knochen-und Bänderlehre (osteologia et syndesmologia). Knochen (ossa) sind die bekannten, weis-
sen oder gelblich-weissen Gebilde des Thierkörpers, welche sich vor allen andern thierischen Theilen durch
ihre Härte, Steifigkeit, Unbiegsamkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Fäulniss auszeichnen. Diese Eigen-
schaften verdanken die Knochen ihren Bestandtheilen, die theils —■ etwa V3 — organischer (Knorpel),
theils — etwa % — unorganischer (phosphors. kohlens. Kalk etc.) Natur sind. — Ihrer Form nach werden
die Knochen in lange oder Röhrenknochen, in platte oder breite, in kurze und in Knochen von
gemischter Form eingetheilt. Die an den Knochen wahrnehmbaren Erhöhungen nennt man je nach
Form und Ausbildung Köpfe, Köpfchen, Höcker, Beulen, Fortsätze, Linien, Leisten, Kämme, Gräten,
Stacheln etc. Die Vertiefungen heissen Höhlen, Gruben, Rinnen, Furchen, Löcher, Kanäle, Ein-
schnitte, Ausschnitte etc.
Je nachdem die Substanz der Knochen fest oder locker ist, wird sie feste (compacte) oder
schwammige (spongiöse) Knochensubstanz genannt. Die langen Knochen, mit Ausnahme ihrer
Enden zeichnen sich durch ihre feste Textur aus; die kurzen haben ein mehr lockeres Gefüge; die breiten
bestehen jederseits aus festen Knochentafeln, welche eine schwammige Knochenlage (Diploe) zwischen
sich haben.
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Die Knochen sind von einer gefässreichen, festen, fibrösen Haut, der Knochen- oder Beinhaut
(Periosteum) überzogen, von der hauptsächlich auch ihre Ernährung ausgeht. Diese Haut fehlt nur da, wo
an Knochen Gelenkflächen vorkommen, wo sich dieselben durch Nähte oder Fugen vereinen und wo sich
Bänder und Sehnen innig mit den Knochen verbinden.
In den Bewegungsapparat sind noch Gebilde aufgenommen, welche demselben ihrer physikalischen
Eigenschaften wegen, von grosser Wichtigkeit sind. Es sind dies die Knorpel (cartilagines), die nach
Beschaffenheit ihrer Grundsubstanz in ächte oder wahre Knorpel und in Faserknorpel eingetheilt
werden. Die Knorpel haben ein bläulich- oder gelblichweisses Ansehen und besitzen eine grosse Festigkeit
und Widerstandsfähigkeit: mit diesen Eigenschaften vereinigen sie gleichzeitig eine bedeutende Biegsamkeit
und Elastizität. Sie werden im Bewegungsapparate hauptsächlich verwendet a. als Ueberzug der Gelenk-
enden (Gelenkknorpel), b. in seltenen Fällen als Zwischenlage in den Gelenken (Zwischenknorpel), c. als
Ergänzungsmaterial der Knochen (Ansatzknorpel), d. als Verbindungsmittel zweier Knochen (Bandknorpel).
— Ausserdem finden die Knorpel beim Aufbau zu anderen Systemen gehöriger Organe noch eine vielfache
Verwendung.
Die Verbindung der Knochen miteinander ist im Allgemeinen eine unbewegliche oder
bewegliche. Sie kommt dadurch zu Stande,
1)  dass die beiden sich miteinander verbindenden Knochenflächen oder Knochenränder sich unmittel-
bar berühren (oder nur eine sehr dünne häutige Zwischenmasse, — Nahtband, Nahtknorpel —, zwi-
schen sich haben). Diese Verbindung heisst Naht (sutura); sie vereinigt die Knochen fest und
unbeweglich mit einander und kommt nur bei den Verbindungen der Kopfknochen vor (wahre Naht,
falsche Naht, Blattnaht, Sägenaht, Zahnnaht, Harmonie);
2)  dass zwei Knochenflächen eine (sehnige, knorplige, faserknorplige) Verbindungsmasse zwischen sich
haben und durch diese innig mit einander verbunden sind: — diese Verbindung heisst Fuge (Sym-
physis) , je nach der Mächtigkeit der Zwischenlage gestattet eine solche Verbindung mehr oder
weniger Beweglichkeit ■—• (Wirbelverbindungen, Schambeinfuge);
3)  dass zwei oder mehrere Knochen sich nur mit freien, glatten, überknorpelten Flächen (Gelenk-
flächen) berühren, aber sich nicht in einer directen Verbindung befinden und ihre Lage zu einander
durch Einwirkung von Muskeln verändern können. Diese Art der Verbindung ist die häufigste am
Thierkörper, gestattet die freieste Bewegung und stellt das Gelenk oder die bewegliche Kno-
chenverbindung (articulus, diarthrosis) dar.
Nothwendige Erfordernisse für jedes Gelenk sind: a. mit Gelenkknorpel überzogene Knochenflächen,
b. die Gelenkkapsel oder das Kapselband (ligamentum capsulare). Dies letztere besteht äusserlich
aus einer mehr oder weniger starken fibrösen Haut, die sich schlauchartig von einem Knochen zum andern
begiebt und mit der Beinhaut verschmilzt; die innere Fläche dieser Haut ist mit einer den serösen Häuten
nahe stehenden Haut, der Synovialhaut ausgekleidet, welche eine klebrige, dickliche, eiweissartige gelb-
liche Flüssigkeit, die Synovia oder Gelenkschmiere absondert, durch welche die Gelenkfiächen
schlüpfrig erhalten und die Bewegungen erleichtert werden.
Ausser den Kapselbändern finden sich an den meisten Gelenken noch fibröse Verbindungsstränge
von der verschiedensten Grosse und Stärke, die sogenannten Hülfs- oder Haftbänder (ligamenta accesso-
ria); sie erstrecken sich von einem Knochen zum andern und befestigen sich in der Nähe der Gelenkflächen;
sie kommen ausserhalb und innerhalb der Kapselbänder vor.
Die Arten des Gelenkes sind:
1)  Das straffe Gelenk (amphiarthrosis); die Knochen werden durch kurze, straffe Bänder zusammen-
gehalten und können nur wenig an einander hin und hergleiten. (Diese Verbindung kommt an den
meisten Knochen der Fusswurzeln vor.)
2)  Das Drehgelenk (rotatio, diarthrosis trochoides). Ein Knochen dreht sich in einem gewissen Kreis-
abschnitte um seine Achse und zugleich um einen andern Knochen. (Gelenk zwischen dem lsten und
2ten Halswirbel.)
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3)  Das Charnier- oder Gewindegelenk (ginglymus); die Bewegungen geschehen nur nach 2 Richtun-
gen (vorwärts, rückwärts) in einer Ebene und veranlassen Beugung oder Streckung. (Die meisten
Gelenke der Gliedmassen.)
4)  Das freie Gelenk (arthrodia). Ein Knochen bewegt sich frei nach allen Richtungen (Schulter-,
Hüftgelenk).
Neben den angeführten Verbindungsmitteln wird auch noch elastisches Gewebe (gelbe Bänder)
zur Knochenverbindung verwendet.
B. Muskellehre (myologia). ,Weder die Knochen noch deren Verbindungsmittel, die Bänder, sind
selbstständiger Bewegungen fähig. Zur Bewegung des Knochengerüstes (aber auch vieler Knorpel, Theile
von Sinnesorganen, Haut) sind eigene Organe vorhanden, durch deren Thätigkeit Ortsveränderungen des
ganzen Körpers sowohl, als Lageveränderungen seiner einzelnen Theile zu Stande gebracht werden. Diese
Organe sind die Muskeln (musculi), deren Zahl und Umfang so beträchtlich ist, dass sie die Hauptmasse
des Körpers — das Fleisch desselben — ausmachen.
Die Muskellehre beschäftigt sich mit den willkührlichen oder animalen Muskeln, d. h. mit sol-
chen, welche sich in Folge des Willenseinflusses zusammenziehen, und Lageveränderungen derjenigen Theile,
an welche sie sich befestigen, bewirken können. Diese Muskeln, die bekanntlich weich und feucht sind und
eine mehr oder weniger rothe Farbe haben, bestehen aus Bündeln, die entweder parallel neben einander liegen
oder in spitzen Winkeln zusammentreten. Die Bündel ihrerseits sind aus Fasern (Primitiv-Bündeln) zusam-
mengesetzt, die unter dem Mikroskope als aus einer Summe quergestreifter F äs er chen (Fibrillen, Primitiv-
fasern) zusammengesetzt erscheinen. Aus diesem Grunde werden die willkührlichen Muskeln auch quer-
gestreifte genannt.*) Der Form nach unterscheidet man lange, breite, dicke und ringförmige
Muskeln; letztere bestehen aus kreisförmigen Fasern und finden sich an den natürlichen Körperöffnungen
(Auge, Mund, After); sie heissen auch Kreismuskeln oder Sphincteren. (Zwei-, dreiköpfige, zwei-
bäuchige, gefiederte, halbgefiederte M. etc.) An den Muskeln pflegt man im Allgemeinen einen mittleren
Theil und 2 Enden zu unterscheiden. Der mittlere fleischige Theil heisst Bauch oder Fleischkörper;
dasjenige Ende, welches bei der Wirkung des Muskels in der Regel in unveränderter Lage bleibt, heisst
der Ursprung oder feste Punkt, Avährend das Ende, welches mit dem zubewegenden Theile verbunden
ist, Ansatz oder Insertionspunkt genannt wird. Die meisten Muskeln heften sich nicht unmittelbar mit
ihren Fleischmassen an ihre Ursprungs- und Ansatzpunkte an, sondern mittelst fibröser, glänzender Gebilde,
Avelche Sehnen oder Flechsen (tendines) genannt werden, und die entweder platt, dünn, breit (häutig)
oder strangförmig sind. Durch diese sehnigen Verlängerungen wird es einestheils möglich, dass sich meh-
rere Muskeln an eine und dieselbe Knochenabtheilung befestigen können, ohne sich gegenseitig zu geniren;
andern Theils können sie aber auch durch die langen, wie Zugseile wirkenden Sehnen, entfernt liegende
Knochenabtheilungen in Bewegung setzen. Die langen strangförmigen Sehnen (die besonders an den Muskeln
der Gliedmaassen vorkommen) sind in der Regel mit Scheiden versehen, die eine schlüpfrige, der Gelenk-
schmiere ähnliche Flüssigkeit absondern (Syno vialscheiden, Schleimscheiden). Die, einzelne Muskeln
oder ganze Muskelgruppen emschliessenden fibrösen glänzenden Häute heissen Muskelbinden (Fascien) oder
Aponeurosen; die sackartigen, ebenfalls Synovia enthaltenden Gebilde , welche an Stellen liegen, wo Mus-
keln oder Sehnen über Knochenhervorragungen hinweggehen, nennt man Schleimbeutel. In der Regel
werden die Muskeln benannt nach ihren Ansatzpunkten (Brustkinnbackenm., Rabenschnabel-Armbeinm.),
oder nach ihren Wirkungen (Beuger, Strecker etc.). Diejenigen Muskeln, welche gemeinschaftlich eine
Wirkung ausüben, nennt man zusammenwirkende M., Gefährten (socii), die, welche sich einander ent-
gegenwirken , Antagonisten.
) Zum Unterschiede von den willkührlichen, quergestreiften Muskeln nennt man die muskulösen Elemente vieler Eingeweide, da man an ihnen
die Querstreifimg vermisst und sie auch dem Einflüsse des Willens nicht unterworfen sind, unwilfkührliche, glatte (organische, vegetative)
Muskeln.
LEISEKING, ANATOMIE D. PFERDES.                                                                                                                                                                                                      2
I
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TAFEL I.
Skelet des Pferdes.
Sämmtliche Knochen des Thierkörpers bilden in ihrer Verbindung mit einander das Skelet oder
Gerippe (sceleton). Dasselbe stellt die Grundlage, das Gerüst des Körpers dar, über welches sich alle
weichen Massen entweder hinüberspannen, sich daran befestigen, an demselben hinlaufen oder in Höhlen
eingeschlossen werden, die ganz oder theilweise von Knochen gebildet sind. In Verbindung mit dem
Muskelsystem giebt das Knocliengerüst den Bewegungsapparat des Körpers ab; die Knochen sind die Hebel
und Stützen, welche durch die Einwirkung der Muskeln in verschiedene, abwechselnde Stellungen gebracht,
die mannigfaltigsten Bewegungen ermöglichen. Im Gegensatze zu den Muskeln, die als die activen Bewegungs-
organe aufzufassen sind, werden die Knochen daher auch passive Bewegungsorgane genannt.
Da die Knochen und die auf denselben lagernden Muskeln nicht allein die individuelle Form der
Thiere bestimmen, sondern auch, je nach ihrer Ausbildung und Entwickelung, auf die Gebrauchsfähigkeit
derselben von Einfluss sind, so ist die Kenntniss des Skelets das eigentliche Fundament für die Lehre
vom Exterieur (dem Aeusseren) des Pferdes und für die Beurtheilung desselben hinsichtlich seines Dienst-
gebrauches.
Das ganze Skelet zerfällt in den Kopf, den Rumpf und die Gliedmaassen.
dern Gesichtsknochen herum und bilden die Nasenhöhlen
und deren Nebenhöhlen, die Augenhöhlen und die Decke
der knöchernen Maulhöhle; in den Nasenhöhlen befinden
sich noch 4 Anhangsknochen (2 an jeder Seite), die sogenannten
Nasenmuscheln.
Der Unterkiefer verbindet sich jederseits mit den
Schläfenbeinen durch ein Gelenk und bildet den untern be-
weglichen Theil der knöchernen Maulhöhle, in welche die
Zähne hineinragen. *)
B. Der Rumpf oder Stamm (truneus) besteht aus der
Wirbelsäule, den Knochen des Brustkastens und den Becken-
knochen.
Die Wirbelsäule oder der Rückgrath (columna verte-
bralis) ist eine beim Pferde in ihrer grössten Ausdehnung
liegende, mehrfach gebogene Säule, welche den Kopf trägt
und die Hauptstütze des ganzen Skelets abgiebt. Sie be-
steht aus lauter einzelnen, den obern Theil des Körpers ein-
nehmenden, genau in der Mittellinie liegenden, fest mit ein-
ander verbundenen Knochen, die man Wirbel (vertebrae)
nennt.
An jedem Wirbel unterscheidet man den untern, dickern
Theil, den Körper, die sich über den Körper hinüberwölbendc
Knochenmasse, den Bogen, und die aus der Knochenmasse
des Körpers und des Bogens hervorgehenden Fortsätze. Der
vom Bogen umschlossene Raum ist das Rückenmarksloch
*) Das Zungenbein findet bei den Verdauungsorganen des Kopfes
seine Erledigung (ef. diese).
A. Der Kopf (caput) cf. Taf. 2 u. 3. Der Kopf ist der
vorderste und oberste Theil des Skelets; er ist aus einer
grossen Menge einzelner Knochen zusammengesetzt, die (mit
Ausnahme des Unterkiefers) durch Nähte oder Fugen fest
mit einander vereinigt sind, und zur Bildung von Höhlen bei-
tragen. Man betrachtet am Kopfe
a.  den Schädeltheil,
b.  den Gesicht stheil und theilt sämmtliche Kopfknoehen
demgemäss in die Schädelknochen (ossa cranii) und in die
Ge siehtskno c hen (ossa faciei) ein.
Zu den Schädelknochen gehören das Hinterhaupts-
bein, das Keilbein, 2 Stirnbeine, 2 Schläfenbeine,
2 Scheitelbeine, das von letzteren eingeschlossene
Zwickel- oder Sichelbein und das Siebbein. Alle be-
theiligen sich mehr oder weniger an der Bildung der Schä-
delhöhle, welche das Gehirn einschliesst. Ein Theil des
Schläfenbeins nimmt den wichtigsten Theil des Gehörapparates
auf. Mehrere Schädelknochen betheiligen sich auch noch an
dem Aufbau der von den Gesichtsknochen gebildeten Höhlen.
Der Gesichtstheil des Kopfes zerfällt in
b. den Oberkiefertheil und
b'. den Unterkiefer.
Die Knochen des Oberkiefertheiles sind 2 Oberkiefer-
beine, 2 Vorder- oder Zwischenkieferbeine, 2 Nasen-
beine, 2 Thränenbeine, 2 Jochbeine, 2 Gaumenbeine,
2 Flügelbeine und das Pflugschaarbein.
Die Oberkieferbeine sind die eigentlichen Fundamental-
knochen des Oberkiefertheiles ; um sie gruppiren sich die an-
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in dem Drehgelenke zwischen dem 1. und 2. Halswirbel aus-
geführt (cf. Taf. 3. Fig. 12, 13 u. 14).
(foramen medulläre). Die an jedem Wirbel vorkommenden
7 Fortsätze sind: a. der nach oben hinaufragende unpaarige
Dorn- oder Stachelfortsatz (processus spinosus); b. die nach
beiden Seiten (rechts und links) gerichteten Querfortsätze
(processus transversi); c. 2 nach vorn und 2 nach hinten ge-
richtete Gelenkfortsätze oder schiefe Fortsätze (pro-
cessus articulares s. obliqui). Die unter a und b angeführten
dienen hauptsächlich zum Ursprung und Ansatz der Muskeln;
die Gelenkfortsätze zur Verbindung mit den Nachbarwirbeln,
in einzelnen Gegenden der Wirbelsäule aber auch zum Muskel-
ansatz.
Bei ihrer Verbindung sind die Wirbel so aneinander ge-
reiht, dass Körper an Körper und Bogen an Bogen zu liegen
kommen; da auf diese Weise nun auch sämmtliche Rücken-
markslöcher aneinander liegen, so bilden diese einen vom
Kopfe bis zum Anfange des Schwanzes laufenden Kanal, den
Rückenmarkskanal (canalis spinalis), in welchem das
Rückenmark mit seinen Häuten liegt. Da bei der Verbindung
der Wirbel ferner die kleinen Ausschnitte, welche an jeder
Seite des Bogens, vorn und hinten, dicht über dem Körper,
wahrgenommen werden, zusammentreten, so bildet sich jeder-
seits zwischen je 2 Wirbeln ein Loch, das Zwischenwirbel-
loch (foramen intervertebrale), durch welches die im Rücken-
marke entspringenden Nerven nach aussen treten. Die Ver-
einigung der Wirbel kommt dadurch zu Stande a. dass
die Körper derselben durch Faserknorpelscheiben (cartilagi-
nes intervortebrales) mit einander verbunden werden, und
diese Verbindung noch durch 2, vielen Wirbeln gemeinschaft-
lich zukommende Bänder verstärkt wird (cf. Taf. 4. Fig. 2
u. 3), b. dass Bogen und Fortsätze sich durch Kapselbän-
der, Zwischenbogen-, Zwischendorn- und Zwischenquerbänder
vereinigen; vielen Dornfortsätzen gemeinschaftlich ist das
Nackenband (cf. Taf. 4. Fig. 1.). Durch diese Verbindung
wird eine bedeutende Festigkeit der Wirbelsäule erzielt; die
Beweglichkeit zwischen je 2 Wirbeln ist allerdings nur unbe-
deutend, doch summirt sich dieselbe derartig, dass die Wirbel-
säule als Ganzes mannigfache und beträchtliche Bewegungen
auszuführen im Stande ist; am beweglichsten ist sie in ihrem
Hals- und Schwanztheile.
Die einzelnen Wirbel bieten, obwohl sie alle nach dem-
selben Typus gebaut sind, im Verlaufe der Wirbelsäule doch
ausserordentliche Verschiedenheiten dar. Man unterscheidet
Halswirbel, Brust- oder Rückenwirbel, Lenden- oder Bauch-
wirbel, Kreuzwirbel und Schwanzwirbel.
c. Halswirbel (vertebrae cervicales s. colli)— (cf. T. 3.
Fig. 5, 6 u. 7). Sie sind beim Pferde die längsten und stärk-
sten Wirbel und bei fast allen Säugethieren in der Zahl 7 vor-
handen. Sie zeichnen sich durch starke Wölbung der vordem
und eben solche Aushöhlung der hintern Körperenden, geringe
Entwickelung der Dornfortsätze und starke Entwickelung der
Gelenkfortsätze aus. Besonders ist den Halswirbeln eigen-
tümlich, dass ihre Querfortsätze (erster und letzter Halswirbel
ausgenommen) von dem Wirbelloche (for. vertebrale) durch-
bohrt sind, durch welches Wirbelarterie, Wirbelvene und ein
Ast des sympathischen Nerven hindurchtreten. In ihrer Ver-
bindung stellen sie eine Sförmig (in der Figur etwas zu stark)
gebogene, sehr bewegliche Säule, eine Art Consol dar, welches
den Kopf trägt. Der erste Halswirbel ist sowohl mit dem
Kopfe als mit dem vordem Ende des zweiten nur durch Ge-
lenke verbunden. Die Drehbewegungen des Kopfes werden
d.   Rücken- oder Brustwirbel (vertebrae dorsales s.
thoracicae) — (cf. T. 3- Fig. 8 u. 9 u. T. 4. Fig. 6). Beim
Pferde sind deren 18 vorhanden. Sie zeichnen sich im Allge-
meinen durch die bedeutende Länge ihrer Dornfortsätze aus,
die am 4., 5- und 6- Rückenwirbel ihre grösste Entwickelung
erreichen. (Hier ist der Punkt am sogenannten Widerrüste,
wo man die Pferde in der Regel zu messen pflegt.) Die
Länge der Dornfortsätze nimmt bis zum 14. Brustwirbel all-
mälig ab; die 4 letzten haben gleiche flöhe. Die Dornfort-
sätze der ersten 13 Brustwirbel sind schräg nach hinten und
oben gerichtet; der des 14. steht in der Regel senkrecht nach
oben; die Dornfortsätze der letzten 4 Rückenwirbel und die
der Lendenwirbel sind schräg nach vorn und oben gerichtet.
Dies Entgegenstreben der Dornfortsätze in der vordem und
hintern Abtheilung erinnert an die Bogen- und Gewölbscon-
struetion in der Architektur und erklärt die grosse Wider-
standsfähigkeit der Wirbelsäule beim Tragen von Lasten. Die
Querfortsätze der Brustwirbel sind kurz aber stark, die Ge-
lenkfortsätze meistens nur Gelenkfacetten.
Da die obern Enden der Rippen sich gelenkig mit der
Brustwirbelsäule verbinden, so sind die Vorrichtungen zu dieser
Verbindung den Brustwirbeln charakteristisch, und fehlen allen
übrigen Wirbeln (mit Ausnahme des 7. Halswirbels, an dessen
hintern Enden sie sich auch vorfinden). Es zeigen sich näm-
| lieh an dem obern Theile der Wirbelkörper und an den Wur-
zeln der Bogen an jeder Seite, vorn und hinten, Gelenkver-
tiefungen, welche mit den Nachbarwirbeln vollständige Gclenk-
gruben zur Aufnahme der Rippenköpfchen bilden. Zur ge-
| lenkigen Verbindung der Rippenhöcker finden sich an den
| Querfortsätzen Gelenkflächen vor. Die Rückenwirbel dienen
dem sogenannten Widerrüste und dem Rücken zur festen
Grundlage.
e.   Lenden- oder Bauchwirbel (vertebrae lumbales s.
abdominales) —■ (cf. Taf. 3- Fig. 10). Von diesen hat das
Pferd in der Regel 6- Sie stellen das Verbindungsglied zwi-
schen dem vordem und hintern Theil des Skelets dar und
zeichnen sich durch die besondere Entwickelung ihrer Quer-
fortsätze aus. Die Dornfortsätze sind von der Höhe der letzten
Rückenwirbeldornfortsätze, aber breiter. Die Gelenkfortsätze
sind so eingerichtet, dass die hintern gewölbten zapfenartig
in die vordem ausgehöhlten eingreifen; durch diese Einrich-
tung sind die Seitwärtsbewegungen in der Lendenwirbelsäule
beschränkt. Da aber die Querfortsätze des 5. Lendenwirbels
sich mit denen des 6. und diese sich mit den Flügeln des
Kreuzbeins gelenkig verbinden, so werden die Auf- und Ab-
wärtsbewegungen (das Einbiegen und Aufwärtskrümmen) der
Wirbelsäule an dieser Stelle erklärlich. Die Lenden haben
die Lendenwirbel als Grundlage.
f.   Die Kreuz wir bei, 5 an der Zahl, sind zu einem
Stücke, dem Kreuzbein oder Heiligbein (os sacrum) ver-
wachsen, und werden deshalb zu den falschen Wirbeln gezählt.
Sie verbinden sich mit den Darmbeinen des Beckens durch
Bänder, Faserknorpel und Gelenk. — (Cf- T. 3. Fig. 11.)
ff. Schwanzwirbel oder Schweifwirbel (ossa coecy-
gis s. caudae) werden die letzten 16—18 Wirbel, die dem
Schweife zur Grundlage dienen, genannt. Nur die ersten von
ihnen haben noch den typischen Wirbelbau; die grösste Mehr-
2*
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12
zahl von ihnen stellen längliche, zapfenförmige Knochen dar,
die allmälig an Grösse abnehmen. Man zählt sie ebenfalls
den falschen Wirbeln bei. Sie sind durch dicke Faserknorpel-
niassen mit einander verbunden und haben daher eine grosse
Beweglichkeit.
Zu den Knochen des Brustkastens gehören die Kippen
und das Brustbein.
h. Die Rippen (costae) •— (cf. T. 4. Fig. 4, 5 u. 6.) von
denen das Pferd in der Regel an jeder Seite 18 hat, sind lang-
gezogene, mehr oder weniger flache, gekrümmte Knochen, die
sich mit ihren obern Enden gelenkig mit der Brustwirbelsäule
verbinden, mit ihren untern Enden dagegen, die durch die
elastischen Rippenknorpel (h') vervollständigt sind, treten sie
theils direct, theils indirect ans Brustbein (/). Die 8 vordem
Rippen, die sich mit dem Brustbein gelenkig verbinden, nennt
man wahre Rippen; die 10 hintern, deren Knorpel sich an
die vorhergehenden Rippenknorpel dachziegelartig anlegen,
werden falsche Rippen genannt.
i. Das Brustbein (sternum) ist ein aus 6 durch Knorpel
fest verbundene Stücken zusammengesetzter Knochen, welcher
sich vorn und hinten noch durch 2 Knorpel vervollständigt
und die untere Wand des Brustkastens bildet. Cf. Taf. 4.
Fig. 7. -
Der knöcherne Brustkasten (thorax) wird demnach
oben durch die Rückenwirbelsäule, unten durch das Brustbein
begrenzt; die Seitenwandungen desselben bilden die einem
beweglichen Sparrenwerke zu vergleichenden Rippen. Diese
Einrichtung gestattet es, dass der bei lebenden Thieren durch
Häute und Muskeln etc. gänzlich geschlossene Brustkasten
(welcher von der Bauchhöhle durch das Zwerchfell geschieden
ist und die Lungen, das Herz etc. aufnimmt) durch Muskel-
wirkung wie ein Blasebalg erweitert und verengert werden
kann, eine Einrichtung, die für den Athmungsprozess von der
grössten Wichtigkeit ist.
k. Die Knochen des Beckens (ossa pelvis), von denen
2  vorhanden sind, schliessen sich jederseits mit ihrem oberen
Theile an das Kreuzbein an und sind mit demselben zwar
fest, aber doch noch in einem gewissen Grade beweglich ver-
bunden. Unten verbinden sie sich mit einander in der Mittel-
linie des Körpers durch die Schambeinfuge und stellen
nun in Verbindung mit dem Kreuzbein, einem knöchernen
Ring dar, dessen durch Bänder vervollständigte, nach vorn
und hinten offene Höhle, die Becken höhle (cavitas pelvis),
einen Theil der Verdauungs-, Harn- und Geschlechtswerkzeuge
aufnimmt. Jedes Beckenbein (os innominatum, os coxae)
besteht im Fötalzustande und bei ganz jungen Thieren aus
3  Theilen, die später zu einem einzigen Stücke verwachsen.
Diese Theile sind:
1)  das Darmbein (os ilium),
2)   das Sitzbein (os ischii),
3)   das Schambein (os pubis).
Da, wo alle 3 zusammentreten, bilden sie eine bedeutende Ge-
lenkvertiefung' (Pfanne) zur Aufnahme des Oberschenkelbeines.
(Cf. T. 4. Fig. 8, 9 u. 10.)
Da sich eine Analogie zwischen den Beckenbeinen und den
Schulterblättern nicht verkennen lässt, und erstere die Haupt-
ursprungspunkte vieler die hintern Gliedmaassen bewegenden
Muskeln sind, so hat man die Beckenbeine auch als Knochen
des Hinterschenkels betrachtet. Gegen diese Auffassimg lässt
sich durchaus nichts einwenden. Da die Beckenbeine aber, wie
die übrigen Eumpfknochen eine Höhle zur Aufnahme von Ein-
geweiden bilden, und besonders da sie und das Kreuzbein die
Grundlage desjenigen zum Rumpfe gezählten Körpertheiles bil-
den, den man in der Sprache des Exterieurs das Kreuz oder
die Kruppe nennt, habe ich sie hier den Eumpfknochen bei-
gezählt.
Der knochenfreie, zwischen Brustkasten und Becken lie-
gende Raum, der nach oben durch die Lendenwirbelsäule be-
grenzt wird, wird unten und zu den Seiten durch muskulöse
und häutige Wände geschlossen und bildet die B auchhöhle,
in welcher der grösste Theil der Verdauungsorgane, Milz,
Nieren etc. ihre Lage haben.
C. u. D. Die Gliedmaassen (extremitates) sind die Säulen,
welche den Rumpf und Kopf tragen. Die Knochen derselben
verbinden sich meist in gewissen Winkeln miteinander, und
sind bald, je nach der Wirkung der sie umgebenden Muskeln,
steife Stützen für den Rumpf, bald aber auch die Organe,
durch deren Hebel Wirkungen die Ortsbewegungen der Thiere
zu Stande kommen. Tragfähigkeit, Beweglichkeit und Elastici-
tät war bei dem Aufbau der Gliedmaassen ein Haupterforder-
niss. Die Tragfähigkeit wurde durch die bedeutende Stärke
der langen Gliedmaassenknochen, deren vorwaltend compacte
Substanz und besonders durch ihren röhrigen Bau erreicht.
Beweglichkeit und Elasticität erhielten sie durch den so ausser-
ordentlich vollkommenen Bau der Gelenke, von denen einige
wirklich federnde Eigenschaften haben, und andere durch Ver-
wendung mehrerer Knochen oder Zwischenlagen von Knorpeln
den Zwecken möglichst entsprechen.
Die Gliedmaassen werden eingetheilt in vordere und
hintere*).
C. Die vordem oder Brust-Gliedmaassen (extremitates an-
teriores) stehen beim Pferde nicht wie die hintern mit dem
Rumpfe in einer directen Knochen Verbindung, sondern be-
festigen sich lediglich durch Muskelmassen (Gefässe, Nerven,
äussere Haut) an demselben. Sie stehen sowohl der Mittel-
linie, als auch dem Schwerpunkt des Körpers näher als die
hintern und tragen daher auch eine grössere Last als diese.
In der Bewegung fangen sie die ihnen vom Hintertheil
zugeworfene oder zugeschobene Last auf.
Man unterscheidet an den vordem Gliedmaassen folgende
Abtheilungen:
l. die Schulter; sie hat nur einen Knochen, das Schul-
terblatt (scapula) zur Grundlage. Dasselbe ist ein breiter,
ziemlich langer und fast dreieckiger Knochen, welcher am
vordem Theile des Brustkastens und an den Widerrüstwirbeln
der Rückenwirbelsäule liegt und von der 7. Rippe an schräg
von oben und hinten nach unten und vorn geht. Auf seiner
äussern Fläche nimmt man einen starken und langen Knochen-
vorsprung, die Schulterblattsgräte wahr. Nach obenhin
vervollständigt sich das Schulterblatt durch den Schulter-
blattknorpel, dessen Umfang in der Figur durch die punk-
tirte Linie angedeutet wird.
»?. der Arm oder Oberarm; er hat ebenfalls nur einen
Knochen zur Grundlage, nämlich das schräg von vorn und
oben nach hinten und unten laufende und am untern Theile
des Brustkastens liegende Armbein (os brachii). Zwischen
Schulterblatt und Armbein befindet sich das Schulter- oder
*) Wegen der Wichtigkeit der Muskelinsertionen sind die Knochen
der Gliedmaassen auf den Muskeltafeln noch mehrfach dargestellt, (ct.
diese.)
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13
das (in der Figur nicht sichtbare) Strahlbein, das dieGelenk-
fläche des Hufbeines zur Aufnahme des Kronbeines ergänzt.
D. Die hintern, Bauch- oder Becken-Gliedmaassen (extremi-
tates posteriores) stehen mit dem Rumpfe mittelst des Beckens
in ununterbrochener Knochenverbindung; von ihnen geht, da
sie unter der Wirkung gewaltiger Muskelmassen stehen, in
der Bewegung das eigentlich Vorwärtstreibende aus; beim
Ziehen von Lasten haben sie die grösste Kraft zu entwickeln.
Der Kruppe, welcher, wie wir gesehen hatten, die Becken-
beine zur Grundlage dienten, schliesst sich nach unten
r. die Hinterbacke oder der Oberschenkel mittelst
des Hüftgelenkes an. Die starken Muskelmassen derselben
lagern sich um
20)  das Oberschenkel- oder Backenbein (os femoris).
Dieser Knochen, dessen Gelenkkopf durch ein freies (sog.
Nuss-) Gelenk mit der Pfanne des entsprechenden Backenbeines
verbunden ist, ist der stärkste und längste Röhrenknochen am
Thiere, und liegt von oben, hinten und innen nach unten
vorn und aussen. Mächtige Knochenvorsprünge, die Um-
drehe r, machen sich an seinem obern Ende bemerklich und
dienen den Streckmuskeln zum Ansätze und Hebelarmen.
Auf seinem untern Ende gleitet auf ein paar starken über-
knorpelten, rollenartigen Fortsätzen
21)  die Kniescheibe (patella),
an welche sich die Streckmuskeln des Unterschenkels befestigen
und ihre Wirkung mittelst starker Bänder auf den Unter-
schenkel übertragen (cf. T. 5. Fig. 12). Das Gelenk, welches
Oberschenkel und Unterschenkel verbindet, ist das Kniege-
lenk; unter diesem liegt
s. der Unterschenkel, in der Sprache des Exterieurs
Hose oder Keule genannt. Er hat beim Pferde 2 Knochen
zur Grundlage, nämlich
22)  das Unter Schenkel bei n (tibia),
analog dem Schienbein des Menschen — und
23)  das Wadenbein oder den Dorn (fibula).
Ersteres ist ein starker Röhrenknochen, der von oben und
vorn nach unten und hinten liegt und mit dem Rollbeine
articulirt; das Wadenbein ist dagegen ein rudimentairer dorn-
artiger Knochen.
/. Die Hinterfusswurzel oder das Sprunggelenk
(tarsus). Es besteht aus 6 Knochen, die in drei Reihen über-
einander liegen. In der obern Reihe liegen
24)   das Rollbein (astragalus) und
25)   das Sprung- oder Fersenbein (calcaneus).
Das erstere bildet mit dem Unterschenkelbein ein federndes
Charniergelenk; das letztere dient den Streckern des Unter-
fusses als Hebelarm. In der mittlem Reihe liegen
26)   das grosse schiffförmige Bein oder Kahnbein
(os naviculare und die obere Hälfte des Würfelbeins (28).
In der untem Reihe liegen
27)   das kleine schiffförmige Bein, oder drittes
keilförmiges Bein (os euneiforme tertium),
die untere Hälfte von
28)  dem Würfelbein (os cuboideum) und
29)   das Pyramidenbein, oder erste und zweite keil-
förmige Bein os euneiforme primum et seeundum,
(es zerfällt bei Pferden nicht selten wie bei Menschen — in
2 Abtheilungen, wie es hier in der Figur angedeutet ist.)
Die Knochen unterhalb des Sprunggelenkes heissen und ver-
Buggelenk. Nach unten verbindet sich das Armbein mit
den Knochen
n. des Vor- oder Unterarmes durch das Ellenbogen-
gelenk. Diese Knochen, welche eine senkrechte Lage haben,
sind:
4)  die Speiche (radius) und
5)   das Ellenbogenbein (ulna).
Die Speiche ist ein langer starker Röhrenknochen, an dessen
hinterer Fläche sich das Ellenbogenbein beim Pferde unbe-
weglich befestigt; letzteres ragt mit einem Fortsatze seines
obern Endes, dem Ellenbogenhöcker (olecranum), weit
über das obere Ende der Speiche hinaus und bildet den Hebel-
arm zur Anheftung der Vorarmstrecker. Dieser Theil wird
im Exterieur speciell mit dem Namen „Ellenbogen" bezeichnet.
o. die Vorderfusswurzel besteht aus 6 Knochen (ossa
carpi), welche in 2 Reihen, je drei und drei auf und neben-
einander, und zwischen den Knochen des Vorarmes und des
Vordermittelfusses gelagert sind und einem, welcher sich nach
aussen und rückwärts der obern Reihe und der Speiche an-
schliesst; die sechs erstgenannten haben im Allgemeinen eine
Würfelform; die Knochen der obern Reihe sind:
6)   der innere —■ Kahnbein ■—■ (os naviculare),
7)   der mittlere •— halbmondförmiges Bein — (os semi-
lunare),
8)   der äussere — dreieckiges oder unregelmässiges Bein
—■ (os triquetrum),
die der untern Reihe
9)  der innere — kleines Adeleckiges Bein — (os multan-
gulum minus),
10)  der mittlere — Kopfbein — (os capitatum),
11)   der äussere —■ Hackenbein oder grosses keilförmiges
Bein ■— (os hamatum).
Der aussen und rückwärts liegende Knochen ist
12)  das Erbsen- oder Hackenbein (os pisiforme),
p. der Vordermittel fu ss— Schienbein, die Vor der -
röhre — hat beim Pferde 3 Knochen (ossa metacarpi) zur
Grundlage, nämlich
13)  das Schienbein,
14)  das äussere Griffelbein,
15)  das innere Griffelbein.
Das Schienbein ist der mittlere derselben; es ist ein beträcht-
licher Röhrenknochen, dessen Substanz ungewöhnlich fest ist
und in senkrechter Richtung zwischen der untern Reihe der
Vorderfusswurzelknochen und dem Fesselbeine liegt. Die bei-
den Griffelbeine legen sich seitlich und rückwärts an das
Schienbein an, erreichen aber nicht das Ende desselben, so
dass sie sich an der Bildung des Fesselgelenkes nicht mit be-
theiligen.
q. die Zehe ist das aus 3 Abtheilungen bestehende un-
terste Ende der vordem Gliedmaasse, deren Knochen oder
Glieder (phalanges digiti) schräg nach unten und vorn liegen.
Sie sind:
16)   das Fesselbein (phalanx prima),
17)  das Kronbein (phalanx secunda),
18)  das Hufbein (phalanx tertia).
Den Knochen der Zehe schliessen sich noch an
19)   die beiden Sesam- oder Gleichbeine,
welche die Gelenkfläche des Fesselbeines zur Aufnahme des
untern Schienbeinendes vervollständigen (cf. T. 5. Fig. 10) und
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halten sich auch im Allgemeinen wie die Knochen unterhalb
der Vorderfusswurzel am Vorderfusse.
u. Der Hintermittelfuss, hinteres Schienbein,
Hinterröhre.
30)   das hintere Schienbein,
31)   das äussere Griffelbem,
32)   das innere Griffelbein.
v. Die Zehe des Hinterfusses besteht aus
33)   dem Fesselbein,
34)   dem Kronbein,
35)   dem Hufbein,
36)   den Sesambeinen. Das Strahlbein ist auch hier nicht zu
sehen.
Bei der Betrachtung der Vorder- und Hintergliedmaassen
wird eine Analogie zwischen beiden auffällig. Man sieht, dass
das Schulterblatt in gewissen Beziehungen dem Beckenbeine,
das Armbein dem Oberschenkelbein, der Vorarm dem Unter-
schenkel, und das Vorderknie dem Sprunggelenke entspricht.
Die Theile unter diesen sind sogar völlig gleich. Wollte man
für die Kniescheibe einen passenden Vergleich suchen, so könnte
diesen nur der Ellenbogenhöcker abgeben; an jene heften sich
die Streckmuskeln des Unterschenkels, wie an diesen die des
Vorarmes. Die Kniescheibe wird daher auch von vielen wirk
lieh zu den Knochen des Unterschenkels gezählt.
Bei der Betrachtung der Gliedmaassen wird zugleich noch
auffällig, dass die analogen Theile in entgegengesetzten Rich-
tungen zu einander liegen, und sich die analogen, ungefähr in
gleicher Höhe befindlichen Gelenke in den entgegengesetz-
ten Richtungen beugen und strecken. Nur die Gelenke des
Zehentheiles machen hiervon eine Ausnahme; sie beugen und
strecken sich an allen Schenkeln in gleicher Richtung. Diese
hier eben berührten Eigenthümlichkeiten sind nicht allein für
die Gesammtelastizität der Gliedmaassen wichtig, sondern deuten
auch auf die solidarischen Verhältnisse hin, in welchen Vorder-
und Hintergliedmaassen zu einander stehen.
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TAFEL IL
welcher Blutgefässen die vom Gehirn kommen, zum Durch-
gange dient.
Der Raum zwischen dem Jochfortsatze des Schläfenbeines
und dem in der Figur mit C bezeichneten Schuppentheile des-
selben Knochens heisst Schlafengrübe; sie ist theilweise
verdeckt durch
8)   den Kronenfortsatz des Unterkiefers.
9)  Der Joch- oder Backenfortsatz des Stirnbeins
(proc. zygomaticus s. malaris)
hat da, wo er vom Stirnbeine abgeht
10)  das Oberaugenhöhlen- oder Augenbraunenloch
(foramen supraorbitale),
durch welches der Stirnnerv und die Stirnarterie von der
Augenhöhle nach aussen treten; er bildet durch seine Ver-
einigung mit dem Jochfortsatze des Schläfenbeines (5), an
welchem sich
11)  der Schläfenfortsatz des Jochbeines (processus
temporalis)
anlegt, in Verbindung mit dem Thränenbeine (G) und dem
Jochbeine (ff) einen knöchernen Ring, welcher einen Theil
des Sehapparates umfasst und der Augenhöhlenhaut, die die
beim Pferde nicht ganz von Knochen gebildete Augenhöhle
vervollständigt, zum Ansätze dient. Durch diesen Ring sieht
man in der Tiefe am Keilbein verschiedene Löcher, welche
zum Durchtritt von Gefässen und Nerven bestimmt sind (cf.
T. 3. Fig. l). Da die Augenhöhle, wie erwähnt, nicht ganz
knöchern ist, so fliesst sie am Kopfskelet mit der Schläfen-
grube ihrer Seite zusammen.
12)   Ist eine hervorragende Leiste, welche dem Oberkiefer-
bein und Jochbein angehört und Joch leiste genannt
wird; sie dient dem äussern Kaumuskel zum Ansätze;
13)  das Unteraugenhöhlenloch, cf. Fig. 2- 11;
14)   Eingang in die Nasenhöhlen; er wird durch eine knorplige
Scheidewand, die hier fehlt, in zwei gleiche Hälften ge-
schieden,
15)   Ausschnitt der Zwischenkieferbeine, in welchen sich der
untere vordere Theil der knorpligen Nasenscheidewand
einlegt.
16)   Schneidezahnloch oder vorderes Gaumenloch
(foramen incisivum),
durch welches die hier vereinigten Gaumenarterien an die
Oberlippe gehen.
17)   Schneidezähne,
18)  Hackenzähne,
19)  Backenzähne,
20)  Lückenzahn,
21)  Das Kinnloch des Unterkiefers.
Fig. 1.
Kopf eines sechsjährigen Pferdes von der Seite und von
vorn gesehen.
A.   Das Hinterhaupts- oder Oberhauptsbein (os
occipitis) schliesst die Schädelhöhle von oben und hinten und
verbindet sich nach vorne mit
B.   den Scheitel- oder Seitenwandbeinen (ossa
bregmatis s. parietalia) durch die Lambdanaht; die Scheitel-
beine geben hauptsächlich die Decke der Schädelhöhle ab und
verbinden sich unter einander durch die Pfeilnaht; nach unten
treten sie mit
C.   den Schläfenbeinen (ossa temporum); welche die
Schädelhöhle von den Seiten schliessen, durch eine Schuppen-
naht in Verbindung;
D.  die Stirnbeine (ossa frontis) begrenzen die Schädel-
höhle von vorn und unten und betheiligen sich auch an der
Bildung der Stirn- und Augenhöhlen.
E.  Das Keilbein (os sphenoideum) bildet mit dem Zapfen-
theil des Hinterhauptbeines die eigentliche Grundfläche der
Schädelhöhle (basis cranii) cf. Fig. 8.
F.  Die Nasenbeine (ossa nasi) bedecken die Nasenhöhle
und den vordem Theil der Stirnhöhle von oben und vorn;
G.  die Thränenbeine (ossa lacrymalia);
ff. die Jochbeine (ossa zygomatica s. jugalia) betheili-
gen sich an der Bildung der Augenhöhlen und mit
/. den Oberkieferbeinen oder grossen Vorder-
kieferbeinen (ossa maxillaria superiora) auch an der Bil-
dung der Lufthöhlen des Kopfes.
K. Die Zwischenkiefer- oder kleinen Vorder-
kieferbeine (ossa intermaxillaria) bilden den vordersten Theil
des Kopfes und enthalten die obern Schneidezähne.
L. Der Unterkiefer oder Hinterkiefer (os maxil-
lare inferius) — (cf. T. 3. Fig. 2).
1)   Quer- oder Genickfortsatz                    ] des Hinter-
2)  rechter Gelenk- oder Knopf fortsatz> hauptsbei-
3)  rechter Griffelfortsatz                         ; nes.
4)  äusserer Gehörgang,
(cf. diese Theile Taf. 3. Fig. 1.)
5)  Jochfortsatz des Schläfenbeines (processus zy-
gomaticus) ;
er trägt an seiner untern Fläche, die Gelenkfläche zur Arti-
culation mit
6)  dem Gelenkfortsatz des Unterkiefers.
7)  Obere Oeffnung zum Schläfenkanal oder Schlä-
fengange (meatus temporalis),
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Fig. 2.
Kopf eines sechsjährigen Pferdes von der Seite und vom
gesehen. Stirnbein, Nasenbein, Oberkieferbein, Thränenbein
und Jochbein der rechten Seite sind so weit entfernt, dass die
Lufthöhlen des Kopfes oder Nebenhöhlen der Nase
sichtbar werden. Durch weitere Hiriwegnahme der äussern
Knochentafeln am Ober-, Unter- und Zwischenkiefer, ist in
der Figur auch die Lage der Zähne sichtbar geworden.
Die Lufthöhlen des Kopfes, welche mit einer sehr
dünnen Schleimhaut ausgekleidet sind, die zugleich die Stelle
der Knochenhaut vertritt, zerfallen jederseits in
A.   die Stirnhöhle (sinus frontalis),
B.   die hintere oder grosse Oberkieferhöhle (sinus
maxillaris posterior), die nach hinten noch mit der Gaumen-
und Keilbeinhöhle zusammenfliesst und
C.  die vordere oder kleine Oberkieferhöhle (s.
m. anterior).
1)   Knöcherne, genau in der Mittellinie des Kopfes liegende
Scheidewand, durch welche die Stirnhöhle der einen
Seite von der der andern geschieden wird;
2)   äussere Fläche der grossen Siebbein- oder obern Nasen-
muschel (Fig. 7. 12); diese Muschel trennt die Stirn-
höhle von der Nasenhöhle ihrer Seite; in ihrem obern
Theile bildet sie
3)   eine in die Stirnhöhle hineinragende Einbiegung,
durch welche in der Nasenhöhle selbst eine Art Falz
erzeugt wird. Der hierdurch in der Nasenhöhle zwi-
schen dem Nasenbeine und der obern Nasenmuschel
gewonnene Raum stellt den obern Nasengang dar (cf.
Fig. 7).
4)  Knochenvorsprünge,
die sich im hintern Theile der Stirnhöhle vorfinden:
5)  Labyrinth des Siebbeins;
es ist birnförmig und liegt mit seiner obern Hälfte in der
Stirnhöhle, mit seiner untern (5'), dagegen in der grossen
Ob erkief erhöhle.
6)  Dünne Knochenplatte,
welche die Stirnhöhle von der grossen Oberkieferhöhle trennt
und theilweise auch dazu beiträgt, dieselbe von der kleinen
Oberkieferhöhle zu scheiden. Sie entspringt etwa in der Mitte
des Siebbeines, geht von dort nach aussen und vorn und be-
festigt sich in der Höhe und Richtung des knöchernen Thränen-
kanales an dem Augenhöhlentheil des Stirnbeines, am Thränen-
bein und auf der Grenzlinie zwischen Nasen- und Oberkiefer-
bein; nach innen zu verbindet sie sich mit dem untern Rande
der obern Nasenmuschel, indem beide miteinander verschmel-
zen. Sie ist als die Bodenplatte der Stirnhöhle aufzu-
fassen.
7)  Ovales Loch,
welches sich in der Bodenplatte der Stirnhöhle in der Nähe
des Thränenbeines findet; durch dasselbe cominuniciren Stirn-
höhle und grosse Oberkieferhöhle.
8)  Bezeichnet die Stelle und Richtung, in welcher der hier
weggenommene knöcherne Thränenkanal liegt. Um die
Thränenwege nicht zu verletzen, muss diese Stelle, wie
überhaupt die Richtung des Thränenkanales (cf. Seh-
werkzeuge) beim Anbohren der Lufthöhlen geschont
werden;
9)   sind nicht weggenommene Knochenstreifen der äussern
Tafel des Oberkieferbeines, um die äussern Grenzen
der grossen und kleinen Oberkieferhöhle anschaulich
zu machen;
10)   knöcherner Oberkieferkanal (Canalis infraorbi-
talis),
durch welchen der Unteraugenhöhlennerv und die Unteraugen-
höhlenarterie hindurchtreten; er liegt mit seiner vordem
Hälfte in der kleinen, mit seiner hintern Hälfte in der grossen
Oberkieferhöhle.
11)   Unteraugenhöhlenloch (for. infraorbitale);
es ist die Ausgangsöffnung des ebenerwähnten Kanales.
12)   das Kinnloch.
af die obern 6 Backenzähne,
df' die untern 6 Backenzähne,
ff. Lückenzahn,
h oberer, /*' unterer Hackenzahn,
i oberer, i unterer Eckschneidezahn,
k oberer, Je' unterer Mittelschneidezahn,
7 oberer, V unterer Zangenschneidezahn,
m linker oberer Zangenzahn.
Wegen der Wichtigkeit der Lufthöhlen des Kopfes in prak-
tischer Beziehung will ich hier noch einige ergänzende Bemer-
kungen hinzufügen.
Die in der Figur, wegen der Stellung des Kopfes nur
wenig sichtbare Scheidewand, welche die grosse Oberkieferhöhle
von der kleinen trennt, entspringt an der äussern Tafel des
Oberkieferbeines in einer Richtung, die ungefähr einer Linie
entsprechen würde, welche den Winkel des Thränenbeines (Fig. 1.
G), der sich zwischen Oberkieferbein! (/) und Nasenbein (_F) ein-
schiebt, mit dem untern (vordem) Ende der Jochleiste (12) ver-
bände. Sie läuft schräg von aussen und vorn nach hinten und
innen, wird in ihrem obern Theile sehr dünn (blasenartig),
schlägt sich hier nach vorn und innen um, und verschmilzt mit
dem obern Theile der untern Nasenmuschel, die die kleine
Oberkieferhöhle in ihrer obern Partie von der gleichseitigen
Nasenhöhle trennt; diese Scheidewand bildet daher nicht allein
die hintere und einen Theil der äussern Seitenwand der kleinen
Kieferhöhle, sondern auch deren Decke, und gestaltet wegen
ihrer schrägen Richtung das Lageverhältniss der kleinen Kiefer-
höhle zur grossen derartig, dass sich erstere gleichsam von vorn
nach hinten in letztere hineinschiebt.
Da nun die Bodenplatte der Stirnhöhle (6) und die Decke
der kleinen Kieferhöhle dicht nebeneinander liegen, ohne zu
verschmelzen, so lassen sie eine enge Spalte zwischen sich, aus
welcher man vom mittleren Nasengange in die grosse Oberkiefer-
höhle gelangt. Dies ist die (in der Figur nicht sichtbare) Oeff-
nung, durch welche die Luft in die grosse Oberkieferhöhle und
von hier durch das ovale Loch (7) in die Stirnhöhle gelangt.
Die kleine Oberkieferhöhle hat ihren eigenen Luftgang und steht
mit den andern beiden Höhlen in keiner weitern Verbindung.
Man gelangt aus ihr, oberhalb des Oberkieferkanales in die
untere Nasenmuschel, und durch einen Spalt in den mittleren
Nasengang.
Die räumlichen Verhältnisse der Lufthöhlen richten sich
nach dem Alter der Thiere; je jünger die Thiere, desto unent-
wickelter sind diese Höhlen. Die beiden Oberkieferhöhlen erlei-
den aber auch noch im vollkommen ausgewachsenen Zustande
der Thiere Grössenveränderungen. In Köpfen von jungen
Pferden reichen nämlich die Wurzeln der letzten 4 Backen-
zähne, von Knochenkapseln umgeben, hoch in diese Höhlen
hinauf, und zwar der 3. und 4. Backenzahn in die kleine, der
5. und 6. in die grosse. Je nachdem nun die Backenzähne zum
Ersätze des in der Maulhöhle, consumirten Theiles derselben
nachgeschoben werden, treten die Wurzeln allmalig hinab, und
mit ihnen die sie umgebenden Knochenkapseln. So kann es
kommen, dass man bei recht alten Pferden kaum noch Spuren
von Backenzähnen in den Oberkieferhöhlen antrifft. Die Höhlen
sind im Alter mithin um so viel grösser geworden, als sich die
Zahnwurzeln gesenkt haben. Daher das veränderliche Grössen-
verhältniss in den verschiedenen Lebensaltern der Thiere.
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17
1)  Das grosse Hinterhauptsloch (for. magnum occi-
pitis),
durch dasselbe tritt das Gehirn (verlängerte Mark) mit dem
Rückenmark in Verbindung;
2)  linkes Knopf fortsatzloch (for. condyloideum);
Austritt des 12. Gehirnnerven;
3)  gerissenes Loch, cf. Fig. 8. 6;
3 a) durchgeschnittener Kanal für den rechten Sehnerven.
4)   Felsentheil des Schläfenbeines (pars petrosa
ossis temporis),
in demselben befinden sich die wichtigsten Theile des Gehör-
organes.
5)   Innerer Gehörgang, cf. Fig. 8. 8;
6)  knöchernes Zelt (tentorium osseum);
es gehört dem von den Scheitelbeinen eingeschlossenen
Zwickel- oder Sichelbein an, und dient zur Befestigung
des häutigen Hirnzeltes.
7)   Schläfengang.
8)   Knochenplatten, welche die beiden Stirnhöhlen vonein-
ander scheiden,
9)   rechte Keilbeinhöhle (sinus sphenoidälis),
sie steht mit
10)  d e r r e c h t e n G a u m e n h ö h 1 e (sinus palatinus) in Ver-
bindung, beide fliessen mit der grossen Oberkieferhöhle
zusammen.
Durch die Hinwegnahme der senkrechten Siebbeinplatte ist
11)  die linke Gaumen höhle zum Theil geöffnet,
12)  die grosse Siebbeinmuschel oder obere Nasen-
muschel (concha suprema) gehört dem Siebbein an,
13)   die untere Nasenmuschel (concha innma) ist An-
hans'sknochen des Oberkieferbeines.
14)  Die kleine Siebbeinmuschel oder mittlere Mu-
schel (concha media), sowohl als
15)   die Siebbeinzellen (cellulae ethmoidales)
gehören dem Labyrinthe des Siebbeines an; 14) ist als eine
sehr entwickelte Siebbeinzelle anzusehen.
Nasenmuscheln und Siebbeinzellen sind die Stützknochen
der für die Gerüche empfänglichen Schleimhaut, vermehren durch
ihre Windungen die Oberfläche derselben und gestatten der Luft
einen leichteren Zutritt zu den den Kiechempfindungen dienen-
den Theilen. Die Binnen, welche die grossen Muscheln begren-
zen, nennt man Nasengänge (meatus narium), und zwar:
oberen Nasengang, zwischen Nasenbein und oberer Muschel,
mittleren Nasengang, zwischen der obern und untern
Muschel, und unteren Nasengang, zwischen der untern
Muschel und dem Gaumengewölbe; letzterer ist der grösste und
durch ihn strömt besonders die zu den Lungen gehende Luft.
16)   Das Gaumennasenloch oder Gaumen-Keilbein-
loch (for. spheno-palatinum).
Durch dasselbe treten in die Nasenhöhle hinein die hintere
Nasenarterie und der hintere Nasennerv; hinaus die hintere
Nasenvene.
17)  Das Pflugscharbein (vomer)
liegt genau in der Mittellinie, und nimmt in seiner Rinne (17')
die knorplige Nasenscheidewand auf, welche gemeinschaftlich
mit dem Pflugscharbein die eine Nasenhöhle von der andern
scheidet.
18)  Gaumenfortsätze des Zwischenkieferbeines;
sie bilden den vorderen Theil der knöchernen Grund-
lage für den harten Gaumen resp. Boden der Nase.
19)  Wurzelende des rechten Eckzahns.
20)  Wurzelende des rechten Mittelzahns.
3
Aus der Figur wird auch ersichtlich, dass Futtermassen etc.,
wenn sie sich bei Zahnkrankheiten zufällig nach oben drängen
und die Knochenkapseln der Zähne (Alveolen) zum Schwinden brin-
gen, sehr leicht in die Lufthöhlen gelangen können; hier geben
sie dann zu verschiedenen pathologischenProzessen Veranlassung.
Fig. 3.
Vorderer Theil des Unterkiefers eines sechsjährigen Pfer-
des von unten gesehen. Die Knochenmasse ist so weit weg-
genommen, dass die Lage der untern Schneide- und untern
Hackenzähne sichtbar wird.
a.  Zangenzahn,
b.   Mittelzahn,
c.   Eckzahn,
d.  Hackenzahn.
Fig. 4.
Reibefläche des dritten rechten untern Backenzahnes —■
Naturgrösse —
Fig. 5.
Rechter oberer Mittelzahn eines 4'/2jährigen Pferdes.
Naturgrösse. Die vordere Wand ist theilweise weggenom-
men, um
a. die Einstülpung desselben zu zeigen.
Fig. 6.
Reibefläche des in Fig. 5 dargestellten Zahnes.
('■ die Kunde oder Bohne desselben.
Die Zähne sind die härtesten Gebilde des Thierkörpers und
bestehen aus 3 verschieden harten Substanzen. l) Der Schmelz
oder das Email, ist am härtesten; 2) das Zahnhein oder die
Zahnsubstanz (Elfenbeinsubstanz), ist härter als Knochen,
aber weicher als der Schmelz; 3) die KnochenSubstanz oder
der Zahnkitt. Alle 3 Substanzen betheiligen sich an der
Bildung der Zähne, doch bei verschiedenen Thieren in verschie-
dener Weise. Man unterscheidet Schneidezähne (dentes in-
cisivi), Hacken- oder Eckzähne (d. canini), und Backen-
oder Mahlzähne (d. molares); ausserdem noch die Lücken-
zähne. Die Pferdeschneidezähne sind dadurch höchst eigen-
thümlich, dass sich die Zahnmasse gleichsam in den Zahn hinein-
stülpt (Fig. 5) und an ihrer Eeibefläche eine Vertiefung, die
Bohne, Kunde (Fig. 6) wahrgenommen wird, die mit der
fortschreitenden Abreibung verschwindet. Ihr Ausbruch, Wech-
sel, und die durch die Abreibung hervorgebrachte Formverände-
rung geben die wichtigsten Anhaltspunkte zur Bestimmung des
Pferdealters ab. In den Backenzähnen der Pferde (und der
Pflanzenfresser überhaupt) finden sich die Zahnsubstanzen so
geordnet, dass dadurch in verschiedene Richtungen laufende
Falten entstehen (Schmelzfaltigkeit der Zähne) (Fig. 4); wegen
der verschiedenen Härte der Substanzen werden ihre Reibeflä-
chen nie glatt (sie sind mit Mühlsteinen zu vergleichen, die sich
selbst schärfen, Cuvier).
Fig. 7.
Linke Hälfte eines senkrecht durchgeschnittenen Pferde-
kopfes, von der Seite und etwas von vorn gesehen; wegen
der letztern Stellung erscheinen die hintern Theile etwas ver-
kürzt. Der Schnitt ist so neben der Mittellinie durch die
rechte Hälfte geführt, dass das Pflugscharbein ganz erhalten
wurde und noch Theile, die der rechten Hälfte angehören,
sichtbar sind. Die knorplige Nasenscheidewand und die senk-
rechte Platte des Siebbeines sind entfernt.
A.   Schädelhöhle (cavitas cranii),
B.   (linke) Nasenhöhle cavitas nasi (sinistra).
LE1SEBIN0, ANATOMIE D. PFEHDES.
*
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18
21)  rechter Zangenzahn,
22)   senkrechter Theil des linken Gaumenbeines,'
23)  linkes Flügelbein,
24)  durchgeschnittener Theil des Gaumenfortsatzes des rech-
ten Oberkieferbeines. Beide Knochentafeln stehen hier
etwas auseinander und haben eine sehr weitmaschige
Diploe zwischen sich,
25)  horizontaler Theil des rechten Gaumenbeines (durchge-
schnitten),
26)  linke obere Backenzähne.
Fig. 8.
Um die innere Schädelgrundfläche (basis cranii interna)
zu zeigen, ist die Schädel decke, d. h. die Scheitelbeine,
ein Theil der Stirnbeine und die Schuppe des Hinterhaupts-
beines fortgenommen.
Auf der innern Schädelgrundfläche, an deren Bildung sich
A.  die vordere Abtheilung des Keilbeins,
B.  die hintere Abtheilung des Keilbeins und
C.   der Zapfenfortsatz des Hinterhauptsbeins
betheiligen, ruht die Grundfläche des Gehirns, von wo aus die
Gehimnerven abgehen; die hier sichtbaren Löcher dienen zum
Austritt der Hirnnerven und Venen und zum Eintritt der
Arterien.
1)   Sieb platte (lamina cribrosa) des Siebbeines. Zwi-
schen beiden Siebplatten liegt der Hahnenkamm
(crista galli) und der mit ihm verschmolzene Keilbein-
schnabel (rostrum sphenoidale),
an welche sich der Sichelfortsatz anheftet. Jede Siebplatte
ist nach der Schädelhöhle zu ausgehöhlt und vielfach durch-
löchert ; in den Aushöhlungen liegen die Knollen der Riech-
nerven, von welchen feine Nervenfäden entspringen und durch
die Löcher der Siebplatte ins Labyrinth eindringen, um die
Geruchsempfindungen zu vermitteln.
2)   Siebbeinloch (foramen ethmoidale).
Durch dies Loch treten aus der Augenhöhle die obere Nasen-
arterie und Vene und der obere Nasennerv (Siebbeinarterie
und Vene und Siebbeinnerv) in die Schädelhöhle und von hier
durch Löcher der Siebplatte ins Labyrinth und in die Nasen-
höhle.
3)  Halbmondförmige Grube (Sehgrube),
in welcher die Kreuzung (Chiasma) der Sehnerven liegt; von
hier aus gehen in schräger Richtung (3) nach aussen und
vorn die Sehlöcher (foramina optica), durch welche die
Sehnerven nach aussen gelangen.
Durch das Zusammentreten der vordem und hintern Keil-
beinabtheilung entsteht
4)   ein grosses Loch, das durch eine in der Figur nicht
sichtbare Knochenplatte in 2 Abtheilungen gebracht
wird. Die obere Abtheilung heisst die Augenhöhlen-
spalte oder das hintere Augenhöhlenloch (fissura
orbitalis superior h.), die untere das runde oder Kinn-
backenloch (foramen rotundum h.). Durch ersteres
tritt der 3-, der erste Ast des 5. und der 6. Hirnnerv
nach aussen; durch das runde Loch der 2. Ast des
5. Nerven.
4') Ist eine in der Masse der kleinen Keilbeinflügel liegende
Rinne, welche auf das erwähnte Loch führt; in der-
selben liegen die genannten Nerven;
5)   kleine Rinne, in welcher der 4. Hirnnerv (Rollmuskel-
nerv) liegt, der meist durch ein eigenes Loch nach
aussen tritt;
6)   gerissenes Loch oder Drosseladerloch (for.
lacerum s. jugulare).
Dasselbe ist an der rechten Seite ganz geöffnet, wie man es
an macerirten Köpfen findet, links dagegen noch durch Band-
massen geschlossen; hier zeigt es nur die Löcher, wo Gefässe
oder Nerven durchgehen. Bei 6' findet der Austritt des 3-
Astes des 5. Nerven und der Eintritt der innern Kopfarterie
statt. Bei
6") tritt der 9., 10. und 11. Nerv aus der Schädelhöhle;
7)  innere Fläche des Felsentheiles des Schläfenbeines;
8)   der in den Felsentheil hineinführende innere Gehör-
gang (meatus auditorius internus s. for. acusticum).
Es treten der 7. und 8. Nerv hinein; ersterer kommt durch's
Griffelwarzenloch wieder zum Vorschein, letzterer bleibt im
Labyrinthe des Ohres.
9)   Knopffortsatzloch (for. condyloideum),
zum Austritt des 12. Gehirnnerven;
10)   grosses Hinterhauptsloch.
Der Türkensattel oder die Schleimgrube (sella tur-
cica), auf welchem der Hirnanhang oder die Schleimdrüse
ruht, liegt etwa an der Stelle, an welcher in der Figur der
Buchstabe B steht.
11)   Theil des Stirnbeines, welcher den vordem untern Ver-
schluss der Schädelhöhle abgiebt;
12)   Stirnhöhle (oberer Theil derselben);
13)   Knochenplatte, welche die beiden Stirnhöhlen trennt;
14)   Joch- oder Backenfortsatz des Stirnbeines;
15)   Augenbraunenloch;
16)   Theil des Schläfenbeines, durch welchen die Schädel-
höhle seitlich geschlossen wird (Schuppentheil) ;
17)   Jochfortsatz des Schläfenbeines;
18)   äusserer Gehörgang;
19)   Griffelfortsätze des Hinterhauptsbeines;
20)   Gelenk- oder Knopffortsätze desselben.
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TAFEL III.
sprünge von Muskeln, die den weichen Gaumen be-
wegen *;
17)   äussere Mündung des Schläfenganges;
18)   gerissenes Loch;
19)   rauhe Stelle,
welche sich da findet, wo Keilbeinkörper und Zapfentheil des
Hinterhauptsbeins zusammenstossen; es heften sich hier die
Kopfbeuger an;
20)   grosses Flügelloch (for. pterygoideum),
findet sich in den Flügelfortsätzen des Keilbeines und dient
zum Durchtritt der innern Kinnbackenarterie;
21)   kleines Flügelloch
dient zum Durchtritt einer der von der innern Kinnbacken-
arterie abgehenden tiefen Schläfenarterien. Vor dem kleinen
Flügelloche ist
22)   eine kleine Knochenleiste bemerkbar, an welche
sich die Augenhöhlenhaut befestigt;
23)   Siebbeinloch,
durch welches die obern Nasen-Gefässe und Nerven passiren.
cf. T. 2. Fig. 8. 2.
24)   Mündungsstelle des rechten Sehloches;
25)   grosser von Knochen überbrückter Raum, in den die
hintere Augenhöhlenspalte, das Kinnbackenloch und das
grosse Flügelloch ausmünden; aus ihm geht das kleine
Flügelloch hervor.
Durch den Jochfortsatz des Schläfenbeins (9)
26)   den Augenhöhlentheil des Stirnbeins, besonders
26') den Jochfortsatz desselben.
27)   Das Thränenbein,
in welchem sich bei 27') der knöcherne Thränenkanal findet, und
28)   das Jochbein,
wird der schon Tafel 2 beschriebene knöcherne Ring der Augen-
höhle gebildet.
In der unter der Augenhöhle befindlichen Vertiefung be-
merkt man:
29)  den Anfang des Oberkiefer- oder Unteraugen-
höhlenkanals (cf. Taf. 2. Fig. 2. 10), die Ober-
kieferspalte (fissura orbitalis inf.);
30)   das Gaumennasenloch; die Ausmündungsstelle des
linken gleichnamigen Loches wird in der Figur bei 30'
sichtbar (cf. T. 2. Fig. 7. 16-) und
31)   die Anfangsöffnung des Gaumenkanal es (Canalis
pterygo -palatinus);
Fig. 1.
Kopf des Pferdes von der rechten Seite, unten und etwas
von hinten gesehen; die Verhältnisse der äussern Schädel-
grundfläche (basis cranii externa) der Augenhöhle etc. sind
sichtbar,
1)   der Quer- oder Genickfortsatz des Hinterhaupts-
beines, bildet den obern Theil der Hinterhauptsschuppe
und dient den Kopfstreckern zum Ansatz;
2)   Nackenfortsatz (Hinterhauptsstachel, spinaoccipitis).
Ursprungsstelle des strangartigen Theiles des Nacken-
bandes ;
3)   die Knopffortsätze (processus condyloidei) oder
Gelenkfortsätze, articuliren mit dem ersten Hals-
wirbel, und haben zwischen sich
4)   das grosse Hinterhauptsloch;
5)   die Griffelfortsätze des Hinterhauptbeines die-
nen Kopfmuskeln zum Ansätze und Ursprünge;
6)   Knopf fort s atzlö eher;
7)   Scheitelbein;
8)   Schuppentheil des Schläfenbeines; aus ihm geht
hervor
9)   der Jochfortsatz des Schläfenbeines, dessen
untere Fläche hier sichtbar wird; an derselben findet
sich
10)   die Gelenk fläche zur Articulation mit dem Unter-
kiefer; diese hat vorn eine Erhabenheit, die Gelenk-
rolle, und hinten eine Vertiefung die Gelenkgrube.
Nach hinten wird die Gelenkfläche begrenzt durch
11)   den hintern Gelenkfortsatz.
12)   Der Zitzen- oder Warzenfortsatz des Schläfenbei-
nes, gehört dem Felsentheil desselben an und verbindet
sich mit dem Hinterhauptsbeine.
13)  Aeusserer Gehörgang (meatus auditorius externus)
ist eine knöcherne Röhre, an welche sich die knorplige Ohr-
muschel befestigt.
14)   Zungenbeinfortsatz oder Griffelfortsatz für
das Zungenbein (proc. styloideus)
ist die Stelle, an welche sich der grosse Zungenbeinast mit-
telst Knorpel befestigt.
15)   Die Pauke ist eine Knochenblase (bulla ossea),
welche die Pauken- oder Trommelhöhle umschliesst. Der von
ihr entspringende
16)   Griffelfortsatz (der Pauke) dient zur Anlagerung
der knorpligen Eustachischen Röhre und zum Ur-
*) Das Speziellere über das Felsenbein wird bei dem Gehörorgane
angeführt werden (cf. dieses).
3*
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20
die Austrittsstelle desselben (von der linken Seite) ist bei 31'
sichtbar. Durch den Gaumenkanal tritt die Gaumenarterie und
der grosse oder Flügel-Gaumennerv an den harten Gaumen.
32)  Die hintern oder obernNasenöffnungen (choanae).
33)  Die Flügelbeine (ossa pterygoidea)
sind schmale flache Knochen, welche sich an die Flügelfort-
sätze des Keilbeins anlegen; an ihrem untern Ende tragen sie
ein nach aussen gekrümmtes Häckchen.
34)   Gaumengewölbe.
35)   Jochleiste.
Fig. 2.
Unter- oderHinterkiefer, Kinnlade (maxillainferior)
von der rechten Seite und vorn gesehen.
A.  Körper desselben, mit dem Zahnhöhlenrande zur
Aufnahme der untern Schneidezähne.
B.  Aeussere Fläche des rechten Astes; Befestigung
des äussern Kaumuskels und anderer Muskeln des Gesichtes.
C.  Innere Fläche des linken Astes —■ Befestigung des
inneren Kaumuskels etc.
1)   Kronenfortsatz (processus coronoideus).
Dient hauptsächlich dem Schläfenmuskel zum Ansatz und
bildet einen beträchtlichen Hebelarm.
2)   Gelenkfortsatz,
welcher mit der Gelenkfläche des Jochfortsatzes des Schläfen-
beines und einemZwischenknorpel das Unterkiefergelenk bildet.
3)   Halbmondförmiger, zwischen den beiden genann-
ten Fortsätzen liegender Ausschnitt (incisura semi-
lunaris);
4)   der Zahnhöhlenrand enthält die Zahnhöhlen für die
untern Backenzähne; da, wo er bei
4') ohne dergleichen Höhlen ist, heisst er Lade oder
Träger.
5)   Das hintere Kieferloch (for. maxillare posterius)
ist die Anfangsöffnung des Unterkieferkanals (canalis
maxillaris).
6)   Das vordere Kiefer- oder Kinnloch (for. maxillare
anterius)
ist die Ausgangsöffnung dieses Kanales; in demselben liegen
der untere Zahnnerv, die untere Zahnarterie und Vene.
Fig. 3.
Zwischenknorpel des Unterkiefergelenkes (in
Naturgrösse) von oben gesehen,
a.  inneres Ende,
b.  äusseres Ende desselben.
Fig. 4.
Unterkiefergelenk (articulatio maxillaris), die Gelenk-
kapsel ist weggenommen.
1)   Zwischenknorpel,
2)   beträchtliche Verstärkung des Kapselbandes, welche
man auch als ein eigenes Band, das Seitenband, an-
sieht.
3)   Hinteres (elastisches) Band (Lig. posticum).
In dem Unterkiefergelenke befinden sich 2 Synovialkapseln,
da die Gelenkhöhle durch den Zwischenknorpel in eine obere
und untere Hälfte geschieden ist.
Fig. 5.
Erster Halswirbel oder Träger (Atlas) von der
rechten Seite und von hinten gesehen. Er zeigt (mit Aus-
nahme der letzten Schwanzwirbel) den Wirbeltypus am we-
nigsten.
1)   Der Flügel des Atlas —
welcher eigentlich der Querfortsatz ist, ist an seiner untern
Fläche ausgehöhlt; diese Aushöhlung nennt man die Flügel -
grübe.
2)   Grube,
von der aus ein Loch nach aussen in die Flügelgrube (vor-
deres äusseres Loch) und eines in das Rückenmarksloch (vor-
deres inneres Loch) führt. Durch die Löcher treten Zweige
vom ersten Halsnerven und von der Hinterhauptsarterie;
3)   unteres oder hinteres Flügelloch;
führt in die Flügelgrube und dient zum Durchtritt des hin-
tern Astes der Hinterhauptsarterie;
4)   Das Rückenmarksloch
hat im ersten Halswirbel die bedeutendste Grösse, wodurch
bei den Drehbewegungen eine Beeinträchtigung des Rücken-
markes vermieden wird.
5)   Bogen des ersten Halswirbels;
er trägt auf seinem obern Theile eine rauhe Erhabenheit
(tuberculum posterius hom.), welche den Stachelfortsätzen der
übrigen Wh'bel entspricht.
6)   Starke am Körper (oder unterm Bogen) vorkommende
Hervorragung (tub. anterius hom.), an welche sich der
lange Beuger des Halses befestigt.
7)   Gelenkvertiefung zur Articulation mit dem zweiten Hals-
wirbel.
Fig. 6.
ZweiterHalswirbel, Axe (epistropheus), von der rech-
ten Seite und etwas von vorn gesehen.
1)   Körper desselben; er schärft sich nach unten zu und
trägt an seinem vordem Ende
2)   die Gelenkfläche zur Articulation mit dem ersten Hals-
wirbel und
3)   den Zapfen- oder Zahnfortsatz (processus odon-
toideus),
um den sich der erste Halswirbel dreht (cf. Fig. 14).
4)   Querfortsatz; derselbe ist von
5)   dem Wirbelloche durchbohrt;
6)   der Bogen ist hoch gewölbt und hat statt des Stachel-
fortsatzes
7)   einen starken Kamm, welcher sich in 2 rauhe Lippen
theilt, die in
8)  die Gelenkfortsätze übergehen. Am vordem Ende
des Bogens befinden sich
9)   Löcher, welche die Zwischenwirbellöcher vertreten;
durch sie tritt der zweite Halsnerv heraus.
10)   Ausschnitt, welcher mit dem vordem Ausschnitt des
3. Halswirbels (Fig. 7. 8-) das Zwischenwirbelloch bil-
det, durch welches der 3- Halsnerv zum Vorschein
kommt.
11)   Rückenmarksloch.
Fig. 7.
Dritter Halswirbel von der rechten Seite und von
vorn gesehen.
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1)   Körper, sich ebenfalls kammartig zuschärfend;
2)   Querfortsatz;
3)   vordereOeffnung; 3') hintereOeffnung des Wirbelloches;
4)   vorderes stark convexes Ende des Körpers, welches von
dem hintern in demselben Maasse concaven Ende des
Körpers des 2. Halswirbels aufgenommen wird;
5)   vordere schiefe oder Gelenkfortsätze;
6)   hintere Gelenkfortsätze;
7)   rauhe Erhöhung, welche dem Stachelfortsatze entspricht;
8)   vorderer Ausschnitt zm- Bildung des Zwischenwirbel-
loches ;
9)   hinterer zu demselben Zwecke bestimmter Ausschnitt;
10) Rückenmarksloch.
Fig. 8.
Der 7. und 8. Rückenwirbel von der rechten Seite ge-
sehen. .
1)   Körper derselben; die vordem Enden (l') sind etwas
gewölbt,
2)   vordere,
3)   hintere Gelenkgruben, die da, wo 2 Rückenwirbel zu-
sammentreten, eine zur Aufnahme des Rippenköpfchens
passende Gelenkvertiefung herstellen wie bei 2' 3' er-
sichtlich ist;
4)   Querfortsatz, er trägt bei
4') eine Gelenkfläche zur Articulation mit dem Rippen-
höckerchen ;
5)   Dorn- oder Stachelfortsatz, dessen oberes Ende knopf-
artig verdickt ist;
6)   hinterer Ausschnitt zur Bildung des Zwischenwirbel-
loches; durch das Zusammentreten der beiden Wirbel
ist bei
7)   ein solches Zwischenwirbelloch hergestellt;
8)   hinterer Gelenkfortsatz.
Fig. 9.
Achter Rückenwirbel von hinten gesehen; derselbe
ist etwas nach vorn geneigt.
1)   Hinteres, etwas ausgehöhltes Ende des Körpers, an
welchem der Zwischenknorpel noch erhalten ist;
1') Rinne für das gemeinschaftliche Band der Rippenköpf-
chen (Hg. conjugale) ;
2)   Hintere Gelenkgruben zur Aufnahme der Rippenköpf-
chen ;
3)   Querfortsätze;
4)   fascettenartige hintere Gelenkfortsätze;
5)   Dornfortsatz.
Das zwischen Körper und Bogen liegende Rückenmarks-
loch ist in dieser Figur ohne Bezeichnung.
Fig. 10.
Dritter Lendenwirbel von vorn und rechts gesehen.
1)   Körper,
2)   sehr stark entwickelte Querfortsätze,
3)   vordere, ausgehöhlte Gelenkfortsätze; sie nehmen
4)   die hintern zapfenartigen Gelenkfortsätze auf.
5")   Dornfortsatz,
6)   Rückenmarksloch.
FlG. 11.
Kreuzbein von vorn und rechts gesehen.
1)   Querfortsätze der 4 letzten Kreuzwirbel; sie
sind zu einem stark hervorstehenden Seitenrande ver-
schmolzen.
2)   Querfortsätze des ersten Kreuzwirbels;
diese sind ungemein stark entwickelt und springen als starke
Knochenmassen nach den Seiten flügelartig vor (Flügelfort-
sätze) und bilden in Verbindung mit dem Körper den vordem
Rand des Kreuzbeins. An ihnen sind zu merken:
3)   Gelenkflächen am vordem Rande, die mit ähnlich be-
schaffenen Flächen des hintern Randes der Querfort-
sätze des letzten Lendenwirbels articuliren;
4)  eine halbmondförmige überknorpelte Gelenkfläche, welche
mit einer ähnlichen Fläche des Darmbeins articulirt;
5)   eine rauhe, sich ebenfalls mit dem Darmbein verbin-
dende Stelle;
6)   vordere Fläche des Körpers, die sich mit dem
letzten Lendenwirbel verbindet;
7)   Gelenkfortsätze, die sich mit den hintern Gelenk-
fortsätzen des letzten Lendenwirbels verbinden;
8)   Stachelfortsätze, die stets mehr od. weniger durch
dazwischen liegende Knochenmasse verbunden sind;
9)   Rückenmarksloch,
10)   obere
11)   untereKreuzbeinlöcher (denZwischenwirbellöchem
der übrigen Wirbel entsprechend); in der Figur nur
wenig sichtbar (cf. T. 4. Fig. 10. d).
Fig. 12.
Der hintere Theil des Kopfes und die ersten Halswirbel
mit Bändern. Von rechts, hinten und oben gesehen.
a.  Hinterhauptsbein,
b.  erster Halswirbel,
c.   zweiter Halswirbel,
d.  dritter Halswirbel.
1)   Das hintere oder obere Band, oberes Ver-
stopfungsband (lig. obturatorium posterius cervicis
h.) besteht aus sich kreiizenden Fasern und bedeckt
die Kapselbänder von oben und hinten;
2)   rechtes Seitenband, geht vom Atlas zum Griffel-
fortsatze des Hinterhauptsbeines ;
3)   ZAvischendornbänder, bestehen an den Halswirbeln
aus 2 neben einander liegenden gelben elastischen
Strängen;
4)   Zwischenbogenband verschmilzt nach unten mit
5)   dem Kapselband;
6)   Kapselband zwischen den Gelenkfortsätzen des zwei-
ten und dritten Halswirbels.
Fig. 13.
Hinterer Theil des Kopfes und die ersten Halswirbel mit
Bändern; von unten gesehen.
a.  Hinterhauptsbein,
b.   erster Halswirbel,
c.   zweiter Halswirbel,
d.  dritter Halswirbel.
1) Kapselbänder zwischen den Gelenkfortsätzen des
Hinterhauptsbeines und dem ersten Halswirbel;
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2)   unteres oder vorderes Band, unteres Ver-
stopfungsband (Hg. obturator. ant. cer. h.);
3)   unteres Band des Zahnfortsatzes;
4)   Zwischenwirbelband zwischen dem 2. und 3. Hals-
wirbel; verschmilzt mit dem Zwischenwirbelknorpel.
Fig. 14.
Erster und zweiter Halswirbel von oben gesehen; die
Bogen sind weggenommen.
a.  Flügel des ersten Halswirbels,
b.   vorderes äusseres Loch i , ..
,         .            T , {desselben;
c.   vorderes inneres Loch )
d.  hinteres Flügelloch;
e.   Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels,
1) oberes Band des Zahnfortsatzes oder Auf-
hängeband desselben (lig. Suspensorium proc. epi-
stroph.) ist sehr stark und vermittelt hauptsächlich die
Verbindung der beiden ersten Halswirbel.
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TAFEL IV.
a.   der Knochen,
b.   der Rippenknorpel.
1)   Rippenköpfchen (capiralum costae),
2)   Rippenhückerchen (tuberculum costae),
3)   Rinne an der äussern Fläche.
Bei der Mehrzahl der Rippen verhält es sich wie bei B.
bei der ersten und bei den letzten sind diese Theile jedoch
weniger deutlich.
Fig. 5.
Oberer Theil der achten Rippe in einer andern Stel-
lung als B. in Fig. 4.
1)   Rippenköpfchen,
2)   rauhe Grube desselben,
3)   Rippenhals (collum costae),
4)   Gelenkfläche am Rippenhöckerchen,
5)   Grube zur Bandanheftung.
Fig. 6.
Siebenter und achter Rückenwirbel mit dem durch
Bänder an sie befestigten obern Theile des achten Rip-
penpaares. Die Rippen befinden sich ungefähr in der Lage
wie Fig. 5 andeutet. Der 7. Wirbel ist in der Mitte durch-
gesägt und alle Knochenmasse desselben, die die Rippenköpf-
chen zu sehen verhinderte, weggesprengt. Die Kapselbänder
sind entfernt. Das Präparat ist. etwas nach vorne geneigt.
a.   Sägefläche des Körpers des 7. Rückenwirbels,
b.   Köpfchen der achten Rippen,
c.   Höckerchen derselben,
d.  Querfortsätze des achten Wirbels,
e.   dessen Dornfortsatz,
f.   vordere Gelenkfortsätze desselben (sind hier nur Ge-
lenkflächen),
ff. Rückenmarksloch.
1)   Band des Rippenhöckers (lig. tuberculi costae),
2)   Band des Rippenhalses (lig. colli costae),
3)   unteres Band des Rippenköpfchens (lig. capi-
tuli costae inferius) tritt an den Körper des nächst vor-
hergehenden Wirbels.
4)   gemeinschaftliches Band der Rippen köpf chen
(rundesBand) (lig. conjugale costarum, Mayer, lig. teres.)
tritt quer durch den Wirbelkanal und verbindet die
Köpfchen desselben Rippenpaares; mit einem Schenkel
geht es an den vorhergehenden Wirbel (bei 4').
Fig. 1.
Hinterer Theil des Kopfes, die Halswirbel und die ersten
Eückenwirbel von der rechten Seite gesehen. Die Muskeln
der rechten Seite sind entfernt.
A. Hinterhauptsbein.
ag. Die Halswirbel,
h. Zwischenwirbellöcher.
Das Nackenband (lig. nuchae) besteht aus
1)   dem strangförmigen (rundlichen) Theile und
2)   dem breiten Theile. —
Ersterer entspringt an der Schuppe des Hinterhauptes, geht
von dort über den ersten Halswirbel, ohne sich an diesen zu
befestigen fort, tritt auf die obern Enden der Dornfortsätze
der Rückenwirbel (vom 4—-5. angefangen) und verliert sich
auf den Dornfortsätzen der Lendenwirbel allmälig. Der
breite Theil entspringt von den Stachelfortsätzen der (2—-7)
Halswirbel, steigt schräg nach oben und hinten und verbindet
sich mit dem strangförmigen Theile; in der Gegend des 2—5.
Rückenwirbels bildet er in Verbindung mit dem runden Theile
eine Art Kappe, die das obere Ende dieser Wirbel umfasst.
Das ganze Nackenband kann als ein paariger Theil ange-
sehen werden, dessen beide Hälften sich in der Mittellinie
durch Zellgewebe vereinigen. Da dasselbe ganz aus elastischem
Gewebe besteht, so muss man es als ein Organ auffassen, durch
dessen physikalische Eigenschaften die Muskeln unterstützt wer-
den; als Verbindungsmittel der Wirbel hat es eine untergeord-
netere Bedeutung.
3)  Zwischendornbänder der Rückenwirbel.
Fig. 2.
Einige Rückenwirbel, von denen die Bogen entfernt sind
um das obere lange Band (lig. longitudinale posterius h.)
sichtbar zu machen. Wo 2 Wirbel (bei a.) zusammenstossen
wird es breiter und verschmälert sich nach der Mitte des
Körpers zu, so dass es in jedem Wirbel eine sanduhi-artige
Eorm annimmt.
Fig. 3.
Dieselben Rückenwirbel von unten gesehen um das un-
tere lange Band (lig. long. ant. h.) zu zeigen.
Fig. 4.
A.   erste rechte Rippe mit ihrem Knorpel,
B.  achte rechte Rippe mit ihrem Knorpel,
C.   achtzehnte rechte Rippe mit ihrem Knorpel.
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24
Fig. 7.
Brustbein (sternum) des Pferdes, an welchem linker-
seits die untern Theile sämmtlicher wahren Rippen und der
ersten falschen (9.) erhalten sind. Die Rippen der rechten
Seite sind bis auf die dritte entfernt.
1)   die untern Enden der Rippen, treten mit den untern
Enden ihrer Knorpel (1') in
2)   die Gelenkvertiefungen, welche sich seitlich am. Brust-
bein finden. Bei
3)   wo das erste Rippenpaar sich mit dem Brustbein ver-
bindet, berühren sich die untern Enden der beiden
Rippen unmittelbar;
4)   strahliges Band (lig. radiatum),
welches die Kapselbandverbindung der Bippenknorpel und des
Brustbeins bedeckt.
5)   Schnabel- oder Habichtsknorpel (manubrium
sterni)
betheiligt sich an der Bildung der Gelenkvertiefung für das
erste Rippenpaar und dient mehreren Muskeln zum Ursprünge.
6)   Schaufel- oder Schwertknorpel (cartilago xiphoi-
dea);
auf seiner obern Fläche heftet sich das Zwerchfell an.
7)   Brustbeinband (oberes) bedeckt die obere Fläche
des Brustbeins und spaltet sich nach hinten in 3 Schen-
kel (7')-
Fig. 8.
Becken des Pferdes von rechts, unten und etwas von
hinten gesehen.
A.  rechtes, A' linkes Darmbein,
B.  rechtes Sitzbein,
C.   Schambein.
Wo diese 3 Abteilungen des Beckenbemes zusammen-
stossen (wie in der Figur durch leicht punktirte Linien ange-
deutet ist), bilden sie
1)   die Pfanne (acetabulum);
diese stellt eine sehr tiefe Gelenkgrube dar, in welcher der
Kopf des Backenbeines aufgenommen wird (Hüftgelenk);
in ihrem Grunde ist sie. rauh und nicht überknorpelt; hier
heftet sich theilweise das runde Band an.
2)   Die Schambeinfuge entsteht durch den Zusammen-
tritt der beiderseitigen Sitz- und Schambeine.
3)   Das eirunde Loch (for. ovale s. obturatorium)
wird vom Scham- und Sitzbein umgrenzt, durch eine Haut
und Muskeln geschlossen und dient zum Durchtritt von Ge-
fässen und Nerven.
An dem obern flügelartigen Theile des Darmbeins (Darm-
beinflügel) findet sich:
4)   der äussere Darmbein- oder Hüftwinkel,
5)   der-innere Darmbeinwinkel.
6)   eine Linie, in deren Umkreis sich der mittlere Backen-
muskel anheftet (linea arcuata externa h.).
An dem säulenartigen Theile des Darmbeines (Darmbein-
säule) bemerkt man bei
7)   rauhe Knocheneindrücke, an denen der gerade Schenkel-
muskel seinen Ursprung nimmt.
8)   sehr starker und rauher Kamm, der gemeinschaftlich
vom Darm- und Sitzbeine gebildet wird; an denselben
befestigen sich der kleine Backenmuskel und das Kreuz-
sitzbeinband.
An der inneren Fläche des linken Darmbeins bemerkt
man bei
9) eine rauhe Stelle zur Verbindung mit dem Kreuzbein,
10)   wulstartig vorspringender Theil des Pfannenrandes, der
jedoch bei
10') den Pfannenausschnitt (incisura acetabuli) zeigt;
11)   rauhe Stelle zur Anheftung der Sehne der Bauch-
muskeln ;
12)   seichte Rinne, in welcher ein von der Sehne der
Bauchmuskeln kommender Strang nach der Pfanne zu-
läuft (cf. Fig. 10. 5 u. 6).
13)   Sitzbeinhöcker (tuber ischii), welcher nach unten und
vorn in
15) einen starken Kamm ausläuft;
14)   der Sitzbeinbogen (arcus pubis h.) ist bei weib-
lichen Thieren flacher als bei männlichen.
Fig. 9.
Das Becken mit Bändern von rechts und hinten ge-
sehen.
A.  Darmbein,
B.  und B'. Sitzbein,
C.   letzter Lendenwirbel,
D.  erster Schweifwirbel.
a.   Pfanne,
b.   äusserer, c. innerer Darmbeinwinkel;
d.  Linie zur Anheftung des mittleren Backenmuskels;
e.  und e. Sitzbeinhöcker;
/'. linkes eirundes Loch.
1)   Oberes (vorderes) Kreuzdarmbeinband (lig. ilio-
sacrum breve h.) verbindet die Stachelfortsätze des
Kreuzbeins mit dem Darmbein.
2)   Seitliches (hinteres) Kreuzdarmb einband, drei-
eckiges Band (lig. iliosacrum longum h.), verbindet
das Darmbein mit dem Seitenrando (den Querfortsätzen)
des Kreuzbeines.
3)   Das rechte und 3' das linke Kreuzsitzbein- oder
breite Beckenband (lig. tuberoso- et spinoso-sacrum
h.), sie schliessen das Becken von oben und von den
Seiten und vervollständigen daher die Beckenhöhle; fer-
ner dienen sie zum Durchtritt von Gefässen und Nerven
(bei 3') und zur Auflagerung von Muskeln.
4)   Das sogenannte Kreuzbein- oder Seitenkreuz-
beinband; es sind dies starke Sehnenfasern, welche
die Stachelfortsätze des Kreuzbeins seitlich bedecken;
sie enthalten stets Muskelfasern.
Fig. 10.
Becken von unten gesehen; die beiden Oberschenkel-
beine sind in der Pfanne erhalten, die Kapselbänder des Hüft-
gelenkes indess weggenommen.
A.  Darmbein,
B.  Sitzbein,
C.   Schambein,
D.  Kreuzbein,
E.  E. der fünfte und sechste Lendenwirbel,
.F rechtes, F' linkes Oberschenkelbein;
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ro
Flügelband), theils direct den Querfortsatz des letz-
ten Lendenwirbels mit dem Darmbein verbinden.
3)   Ergänzungsband der Pfanne oder Querband
derselben (lig. transversum incisurae acetabuli) schiiesst
den Pfannenausschnitt, lässt aber über sich noch eine
Oeffnung zum Durchtritt von Bändern.
4)   Sehne der Bauchmuskeln, die sich am vordem
Schambeinrande befestigt.
5)   Ein von dieser Sehne abgehender Schenkel, wel-
cher über dem Ergänzungsbande in die Pfanne tritt
und sich an dem Gelenkkopfe des Oberschenkelbeins
befestigt. An dem linken Hüftgelenke ist bei
6)   dieser Schenkel abgeschnitten; da hier zugleich auch
das Ergänzungsband weggenommen ist, so kommt
7)   das runde Band (lig. teres s. rotundum femoris).zum
Vorschein. Dasselbe befestigt sich nur wenig im Pfan-
nengrunde, es tritt beim Pferde vielmehr arrf die untere
Fläche des Schambeines.
8)   Bandfasern, welche über die Schambeinfuge hinweg-
gehen und zu deren Verstärkung beitragen.
a.   äusserer Darmbein- oder Hüftwinkel,
b.  rauhe Stelle der Darmbeinsäule, an welche sich der
kleine Lendenmuskel anheftet,
c.   linker Flügel des Kreuzbeines, mit dem sich letzteres
an die untere Fläche des Darmbeins anlegt. (An der rechten
Seite ist der Flügel durch Bänder verdeckt.)
d.  untere Kreuzbeinlöcher,
e.   untere Zwischenwirbellöcher zwischen dem 5. und 6.
Lendenwirbel, und diesem und dem Kreuzbein ■— (es verhal-
ten sich nämlich diese Löcher an den letzten beiden Lenden-
wirbeln wie am Kreuzbein),
/. eirunde Löcher,
ff. Sitzbeinhöcker;
1)   unteres langes Band;
2)   Bandmassen, welche theils das Kapselband zwischen
dem Querfortsatze des letzten Lendenwirbels und dem
Flügel des Kreuzbeins verstärken (Kreuzlenden-
band), theils das Kapselband zwischen Kreuzbein und
Darmbein bedecken (unteres Kreuzdarmbeinband,
LETSERINß; AXATOMIE D. TFERDE3.
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28
Fig. 16.
Rechtes Kniegelenk von hinten gesehen.
A.   Oberschenkelbein,
B.  Unterschenkelbein,
C.  Wadenbein,
D.  äusserer, E. innerer Zwischenknorpel,
1) äusseres, 2) inneres Seitenband;
3)   hinteres Kreuzband;
4)   oberes hinteres, 5) unteres hinteres Band des
äusseren Zwischenknorpels;
6) Zwischenknochenband.
Das Kniegelenk ist ein Charniergelenk, welches noch Sei-
tenbewegungen gestattet; die Streckung desselben geschieht
nach vorn, die Beugung nach hinten.
Fig. 17.
Rechtes Sprunggelenk von aussen gesehen.
Sämmtliche Knochen der Hinterfusswurzel oder des Sprung-
gelenkes sind mit einander und mit den Knochen des Hinter-
mittelfusses durch straffe Gelenke fest und fast unbeweglich ver-
bunden; die Bewegungen in diesem Gelenke finden beim Pferde
nur zwischen Unterschenkelbein und Rollbein statt. Gemein-
schaftliche und eine grosse Anzahl besonderer Zwischenbänder
bewirken die Vereinigung. In den Figuren sind nur die ge-
meinschaftlichen Bänder dargestellt.
A.   Unterschenkelbein,
B.  Schienbein,
C.   äusseres Griffelbein,
D.  Fersenbein,
E.  Rollbein.
1)   äusseres langes Seitenband;
2)   äusseres kurzes Seitenband;
3)   hinteres Band;
4)   vorderes schiefes Band.
Fig. 18.
Rechtes Sprunggelenk von innen gesehen.
A.   Unterschenkel,
B.  Schienbein,
C.   inneres Griffelbein,
D.  Fersenbein,
E.  Rollbein.
1)   inneres langes Seitenband;
2)   inneres kurzes Seitenband;
3)   hinteres Band;
4)   vorderes schiefes Band.
Das Sprunggelenk (articulatio pedis posterioris s. talo-
cruralis) ist ein stark federndes Charniergelenk, das Seitenbe-
wegungen nicht zulässt; es wird nach vorne gebeugt, nach
hinten gestreckt.
Da sich das äussere und innere gerade Kniescheibenband
direct mit Muskelsehnen vereinigen, und sie alle die Funktion
haben, die Wirkung der an der Kniescheibe sich inserirenden
Streckmuskeln des Unterschenkels auf das Unterschenkelbein zu
übertragen, so kann man sie auch als Sehnen auffassen.
4)   Das äussere Querband oder schiefe Band der
Kniescheibe, verhindert (wie auch das innere gleich-
namige Band) ein Seitwärtsabweichen der Kniescheibe.
5)   äusseres Seitenband des Kniegelenkes verbin-
det das Oberschenkelbein mit dem Unterschenkel- und
Wadenbein;
6)   Zwischenknochenband, welches Unterschenkel-
bein und Wadenbein verbindet und oben (bei D) eine
Oeffnung zum Gefässdurchtritt lässt.
Fig. 13.
Rechte Kniescheibe (patella) von hinten gesehen;
A.   Kniescheibe; sie wird nach innen durch
B.  den Kniescheibenknorpel vergrössert.
( .              Quer- oder schiefe Band der Kniescheibe.
2)   inneres >
Fig. 14.
Durch Zwischen- oder halbmondförmig e Knorpel
(cartilagines semilunares s. falcatae) vervollständigte Gelenk-
vertiefung des Unterschenkels zur Aufnahme der Knopffort-
sätze des Oberschenkelbeines;
A. äusserer, B. innerer Zwischenknorpel.
l) Vordere Bänder derselben (cf. Fig. 15. 5), durch
welche sie sich an das Unterschenkelbein befestigen;
{ , .           " [Kreuzband oder gekreuztes Band
3)  hinteres•
(ligg. cruciata genu), vom Oberschenkelbein abge-
schnitten ;
4)   durchschnittene Seitenbänder des Kniegelenkes.
Fig. 15.
Rechtes Kniegelenk von vorn gesehen; die Kniescheibe
und deren Bänder sind weggenommen.
A.   Oberschenkelbein,
B.  Unterschenkelbein,
C.   Wadenbein,
D.   äusserer, E. innerer Zwischenknorpel;
l) äusseres, 2) inneres Seitenband des Kniegelen-
kes ;
3) vorderes, 4) hinteres Kreuzband des Kniege-
lenkes ;
5)   vordere Bänder der Zwischenknorpel;
6)   Zwischenknochenband.
Die Gelenke an der Zehe der Hinterfüsse sind denen der
Vorderfüsse in allen Beziehungen gleich.
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TAFEL VI.
gekehrt von dem festgestellten Schenkel aus auf den Rumpf,
eine Wirkungsweise, die nicht übersehen werden darf.
a. am obei'n Theile des Rumpfes entspringen:
1)   der ungleich viereckige Muskel — Halsportion
des Kappenmuskels oder oberen Nackenband-
muskels des Schulterblattes (dieser und der fol-.
gende Muskel (2) entsprechen dem m. cucullaris s. trape-
zius h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1. —
entspringt am Nackenbande, vermischt sich an den ersten
Rückenwirbeln mit 2 und inserirt sich theils an der Gräte
des Schulterblattes, theils überzieht er als fortlaufende Seh-
nenausbreitung die Schultermuskeln.
Allein wirkend zieht er das Schulterblatt nach vorn.
2)   der dreieckige Muskel — Rückenportion des Kap-
penmuskels oder oberen Nackenbandmuskels
des Schulterblattes
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1. —
entspringt an den Stachelfortsätzen der Rückenwirbel (bis
zum 10 —12ten), endet theils an der Schulterblattgräte, theils
verschmilzt er sehnig mit 1.
In Verbindung mit 1 zieht er das Schulterblatt nach oben;
er unterstützt, aber auch die hintere Abtheilung des breiten
gezahnten Muskels (10), d. h. er hilft das Schulterblatt nach
vorn bringen.
3)   derHeber des Schulterblatts — unterer Nacken-
bandmuskel des Schulterblatts — (m. levator an-
guli scapulae h.)
—  Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 2 und 5. ■ —
entspringt an der strangförmigen Portion des Nackenbandes,
wird allmälig stärker und endet am vordem Theile der un-
tern Fläche des Schulterblattknorpels.
Zieht den oberen Theil des Schulterblattes nach vorn
und oben und bringt dadurch den nicht festgestellten Schen-
kel zurück.
4)   der rautenförmige Muskel — Rücken-Schulter-
muskel — (entspricht dem m. rhomboideus superior et
inferior h.)
—  Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 2 und 5- —
ist mit 3 verschmolzen; entspringt bis in die Gegend des 7.
Rückenwirbels an den betreffenden Dornfortsätzen und am
Nackenbande und inserirt sich an dem hintern Theile der
innern Fläche des Schulterblattknorpels.
Hebt das Schulterblatt; in Gemeinschaft mit 3 wirkend
unterstützt er die Wirkung der vordem Abtheilung des brei-
ten gezahnten Muskels (10 " )•
5
Auf dieser und der nächstfolgenden Tafel sind die Mus-
keln, welche den Vorderschenkel bewegen, darge-
stellt. Der grösseren Uebersichtlichkeit wegen sind die Fi-
guren beider Tafeln, mit Ausnahme von Fig. 8 — 11 auf
Tafel 7, derartig bezeichnet, dass dieselbe Zahl immer
denselben Muskel oder die ihm angehörige Sehne bedeutet.
In den Figuren 1 und 2 auf Tafel 7 geben die Nummern die
für die Physiologie der Bewegungen sowohl als für die Praxis,
hinsichtlich der Beurtheilung von Lahmheiten etc., so wichtigen
Ursprungs- resp. Insertionspunkte der mit den entsprechenden
Zahlen bezeichneten Muskeln an.
Die Muskeln, welche zur Bewegung der vordem Glied-
maasse dienen, entspringen entweder am Rumpfe (fixer
Punkt derselben) und wirken von hier aus auf die einzelnen
Knochen des Vorderschenkels (beweglicher Punkt), oder sie
nehmen ihren Ursprung an den Knochen der Glied-
maasse (fixer Punkt) und treten mit ihren mehr oder weni-
ger langen Sehnen an die sich näher oder entfernter unter
ihren Ursprungsstellen befindlichen Knochen (beweglicher
Punkt).
Fig. 1.
Die vordere Hälfte des Pferdes ist sichtbar. Die Haut
und deren Muskeln sind entfernt.
ct. Brustkinnbackenmuskel (Taf. 8, Fig. 1, 8).
b.   Schulterzungenbeinmuskel (Taf. 8, Fig. 1, 7).
c.   Die vereinigten Brustzungenbein- und Brustschildmus-
keln (Taf. 8, Fig. 1, 9 und Fig. 2, 16 und 17).
Diese Muskeln betheiligen sich nicht an der Bewegung
des Vorderschenkels.
d.  Luftröhre.
Fig. 2.
Die oberflächlich liegenden Muskeln 1, 2, 12, 13, 20 und
21 sind ganz, 5 und 6 theilweise entfernt worden. Das Arm-
bein (c) ist in der Mitte durchgesägt und aus seiner Ver-
bindung mit dem Schulterblatte herausgedreht worden, um
die Anheftung von 8 und das Lageverhältniss von 9 zu zei-
gen. Durch die Entfernung des untern Theils des rechten
Vorder schenkeis ist zugleich der breite Brustmuskel (7) der
linken Seite zur Anschauung gekommen.
In beiden Figuren sind vorzugsweise dargestellt
A. Rumpfmuskeln des Vorderschenkels.
Sie geben, da eine Knochenverbindung zwischen dem Vor-
derschenkel und dem Rumpf nicht vorhanden ist, das wich-
tigste Befestigungsmittel des Schenkels ab und wirken nicht
allein vom Rumpfe aus auf den Schenkel, sondern auch um-
LEISERING , ANATOMIE D. PFERDES.
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30
5)   der breite Rückenmuskel — Rückenarmbein-
muskel — (m. latissimus dorsi h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 (abgeschnitten), Taf. 7,
Fig. 2 und Fig. 5 (abgeschnitten). —
entspringt dünnsehnig an den Enden der Dornfortsätze und
am Nackenbande vom 3. bis 4. Rückenwirbel an bis zu den
letzten Lendenwirbeln hin und endet in Gemeinschaft mit dem
Niederzieher des Armbeins (16) an der rauhen Erhabenheit
der innern Armbeinfläche.
Zieht das Armbein nach hinten (beugt es).
b.   am Kopfe und am vordem (untern) Halstheile ent-
springt :
6)   der gemeinschaftliche Muskel des Halses,
Kopfes und Armbeins— Oberarmheber— Arm-
bein-Wirbel-Warzenmuskel — (dieser Muskel ent-
spricht, da dem Pferde das Schlüsselbein fehlt, in sei-
nem obern Theile dem caput claviculare des m. sterno-
cleido-mastoideus h., in seinem untern dagegen dem m.
deltoideus h.)
—   Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 (abgeschnitten) und
Taf. 7, Fig. lund Fig. 3 (abgeschnitten). —
entspringt am Warzenfortsatze des Schläfenbeines, am Hinter-
hauptsbeine, an der Sehne des langen Streckers des Halses und
an den Querfortsätzen des 2., 3. und 4. Halswirbels, wird in
der Gegend des Schultergelenkes am breitesten, bedeckt das-
selbe von vorn und aussen und endet, abgesehen von den von
ihm ausgehenden Aponeurosen, dünnsehnig am Armbein.
Bei festgestelltem Kopf und Hals zieht er das Armbein
nach vorn (streckt es). Bei festgestelltem Schenkel sind seine
Wirkungen auf Hals und Kopf verschieden, beugend, streckend,
seitwärtsbewegend; dies richtet sich nach den übrigen gleich-
zeitigen Muskelwirkungen.
c.   am Brust- (resp. Bauch-) Theil des Rumpfes ent-
springen:
7)   der breite oder oberflächliche Brustmuskel (ent-
spricht dem Da. pectoralis major h.)
— Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 1. —
Die vordere Portion dieses Muskels (7a) — klei-
ner Brustarmbeinmuskel ■— entspringt an der Seiten-
fläche des Schnabelknorpels des Brustbeins bis in die Gegend
der ersten Rippe und endet mit dem gemeinschaftlichen Mus-
kel des Kopfes, Halses und Armes am Armbein.
Die hintere Portion (7b)— Brust-Vorarmbein-
muskel — nimmt ihren Ursprung am untern Rande des Brust-
beins und geht hauptsächlich in eine Aponeurose (<2) über,
welche mit der Vorarmbinde verschmilzt.
Beide Abtheilungen ziehen gemeinschaftlich wirkend den
Schenkel an den Rumpf; wirkt die vordere Portion allein, so
bringt sie das Armbein nach vorn und unterstützt 6 in seiner
Wirkung.
8)   der grosse Brustmuskel — grosser Brustarm-
beinmuskel (dieser und der nachfolgende kleine Brust-
muskel entsprechen beim Pferde dem m. pectoralis mi-
nor h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 2
und Fig. 5 (abgeschnitten) —
entspringt hinter dem Schaufelknorpel und zur Seite dessel-
ben auf der die Bauchmuskeln überziehenden elastischen
Haut (b), am Schaufelknorpel selbst und am untern hintern
Theile des Brustbeins und den hier liegenden Rippenknorpeln
und endet hauptsächlich an der innern Rollerhabenheit des
Armbeines.
Zieht das Armbein nach hinten und etwas nach innen;
bei vorwärts gestelltem Schenkel ist er der Hauptnachzieher
des Rumpfes; bei auswärts festgestelltem Schenkel hilft er
den Brustkasten erweitern.
9) der kleine Brustmuskel — Brustbein-Schulter-
muskel —
— Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 5 (abgeschnitten) —
entspringt am vordem Theile des Brustbeines an den Seiten-
flächen desselben und an den Knorpeln der vier ersten Rip-
pen; er endigt hauptsächlich in einer die Schultermuskeln
überziehenden Aponeurose.
Er zieht das obere Ende des Schulterblattes nach vorn
und bringt dadurch das untere Ende desselben und somit
den ganzen Schenkel zurück. Bei auswärts festgestelltem
Schenkel hilft er wie 8 den Brustkasten erweitern.
d. am Seitentheile des Rumpfes (an den Rippen und am
untern Halstheile) entspringt
10) der breite gezahnte Muskel, grosser Sägemus-
kel — (m. serratus anticus major h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2, Taf. 7, Fig. 2 und Taf. 8,
Fig. 1. 1. —
giebt das wichtigste Verbindungsmittel des Schulterblattes mit
dem Rumpfe ab. Man unterscheidet an demselben
a.   die Halsportion (Taf. 6, 10a) — Halswirbel-
schultermuskel — welche von den Querfortsätzen der
letzten 4 (auch 5) Halswirbel entspringt und sich an dem
vordem Winkel und an dem vordem obern Theile der innern
Fläche des Schulterblattes befestigt.
b.  die Rippenportion — Rippen-Schultermuskel
—■ die an den 9 (auch 10) ersten Rippen ihren Ursprung
nimmt und sich am hintern Winkel des Schulterblattes und
an dem hintern obern Theil der innern Schulterblattfläche
inserirt.
Beide Portionen des breiten gezahnten Muskels wirken
in der Bewegung des Thieres wechselweise und bringen da-
durch die pendelnden Bewegungen des Schulterblattes hervor.
Die Halsportion zieht den obern Theil des Schulterblattes
nach vorn und bringt dadurch den Schenkel nach hinten; die
Rippenportion dagegen zieht den obern Theil des Schulter-
blattes nach hinten und bringt den Schenkel nach vorn.
Gemeinschaftlich wirkend drücken sie das Schulterblatt an
den Rumpf. Bei festgestelltem Schenkel wirkt die Halspor-
tion streckend auf den Hals, die Rippenportion aber erwei-
ternd auf den Brustkasten.
12)  Fig.  1, der hintere Grätenmuskel.
13)  Fig.  1, der lange Auswärtszieher.
16) Fig.  2, der Niederzieher des Armbeins.
19)  Fig.  1, der kurze Beuger des Vorarms.
20)  Fig.  1, der dicke Strecker des Vorarms.
21)  Fig.  1, der mittlere Strecker des Vorarms.
25) Fig.
  1, der Strecker des Schienbeins.
cf. diese Muskeln Taf. 7.
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TAFEL VII.
Gelenk ist, Auswärtszieher, Einwärtszieher, Beuger und
Strecker; auch gehen die Drehbewegungen des Armbeins von
ihnen aus.
An der äussern Seite liegen:
11)   der vordere Grätenmuskel (m. supraspinatus h.)
— Taf. 7, Fig. 1, 2, 3 iind 5. —
liegt in der vordem Grätengrube des Schulterblattes und in-
serirt sich, indem er die Sehne des langen Beugers des Vor-
arms (18) gabelig umfasst, an der innern und äussern Roll-
erhabenheit des Armbeins.
Streckt das Armbein und bringt dadurch den Schenkel
nach vorn.
12)   der hintere Grätenmuskel (m. infraspinatus h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1 und 3. —
liegt in der hintern Grätengrube und inserirt sich vor dem
äussern Seitenhöcker am obem Ende des Armbeins über der
Insertion der Auswärtszieher.
Dreht das Armbein nach aussen; in Gemeinschaft mit
dem Unterschultermuskel (15) unterstützt er die Strecker des-
selben.
13)   der lange. Auswärtszieher des Oberarms —•
grosser Schulterumdrehermuskel — (entspricht
dem hintern Theile des m. deltoideus h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1 und 3. —
entspringt mit 12 verbunden am obem hintern Winkel und
hintem Rande des Schulterblattes und endet am äussern Uin-
dreher des Armbeins.
14)   der kurze Auswärtszieher des Oberarms —
kleiner Schulterumdrehermuskel — (kleiner
runder Muskel, m. teres minor h.)
— Taf. 7, Fig. 1 und 4. —
nimmt seinen Ursprung am hintern Rande des Schulterblattes
und endet über der Einpflanzung von 13.
Beide Auswärtszieher ziehen das Armbein nach aussen
j und beugen es, -*\venn sie gemeinschaftlich mit dem Nieder-
zieher desselben (16^ wirken.
An der innern Seite liegen:
15)   der Unterschultermuskel — innerer Schulter-
blattmuskel — (m. subscapularis h.)
— Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
bedeckt die untern 2 Dritttheile der innern Schulterblattfläche
und inserirt sich am innern Seitenhöcker des Armbeins.
Er dreht das Armbein nach innen und streckt dasselbe,
wenn er mit dem hintem Grätenmuskel gleichzeitig wirkt.
5*
Fig. 1.
Das Knochengerüst des rechten Vorderschenkels von
aussen und vorn gesehen. Die einzelnen Knochen desselben
sind nicht bezeichnet (cf. Taf. 1). Die Zahlen dienen zur
Bezeichnung der Ursprungs- oder Insertionspunkte der mit
denselben Zahlen versehenen Muskeln, welche auf Tafel 6
und 7 dargestellt sind.
Fig. 2.
Das Knochengerüst des rechten Vorderschenkels von in-
nen und hinten gesehen.
Fig. 3.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von aussen gesehen.
Fig. 4.
Derselbe Schenkel von derselben Seite gesehen. Die von
13, 20 und 21 bedeckten Muskeln, welche unmittelbar am
Armbein liegen, sind freigelegt.
Fig. 5.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von innen gesehen.
Fig. 6.
Unterer Theil des rechten Vorderschenkels von vorn
gesehen.
a. Verdoppelung des Kapselbandes, durch welche die
Sehnen in ihrer Lage erhalten werden.
Fig. 7.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von innen und hinten gesehen. Das Schulterblatt ist
entfernt und die Muskeln, welche am Armbein liegen, bis
auf 23 weggenommen worden. Von den den Vor arm von
hinten und von innen deckenden Muskeln sind 29, 30 und 31
ganz entfernt, der Kronbeinbeuger (32) aber an seinem obern
Ende (bei 32 «) und über der Mitte des Schienbeins ( bei 32 h)
abgeschnitten worden, um die darunter liegenden Muskeln
vollständig zur Anschauung zu bringen.
In den Figuren 3 bis 7 sind dargestellt:
B. Muskeln, welche an den Knochen der vordem
Gliedmaasse entspringen,
rt. Muskeln, welche das Armbein bewegen.
Diese entspringen am Schulterblatte und lagern sich meist
um dasselbe herum; sie sind, da das Schultergelenk ein freies
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30
5)   der breite Rückenmuskel — Rückenarmbein-
muskel — (m. latissimus dorsi h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 (abgeschnitten), Taf. 7,
Fig. 2 und Fig. 5 (abgeschnitten). —
entspringt dünnsehnig an den Enden der Dornfortsätze und
am Nackenbande vom 3- bis 4. Rückenwirbel an bis zu den
letzten Lendenwirbeln hin und endet in Gemeinschaft mit dem
Niederzieher des Armbeins (16) an der rauhen Erhabenheit
der innern Armbeinfläche.
Zieht das Armbein nach hinten (beugt es).
b.   am Kopfe und am vordem (untern) Halstheile ent-
springt :
6)   der gemeinschaftliche Muskel des Halses,
Kopfes und Armbeins— Oberarmheber— Arm-
bein-Wirbel-Warzenmuskel — (dieser Muskel ent-
spricht, da dem Pferde das Schlüsselbein fehlt, in sei-
nem obern Theile dem caput claviculare des m. sterno-
cleido-mastoideus h., in seinem untern dagegen dem m.
deltoideus h.)
—   Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 (abgeschnitten) und
Taf. 7, Fig. lund Fig. 3 (abgeschnitten). —
entspringt am Warzenfortsatze des Schläfenbeines, am Hinter-
hauptsbeine, an der Sehne des langen Streckers des Halses und
an den Querfortsätzen des 2., 3- und 4. Halswirbels, wird in
der Gegend des Schultergelenkes am breitesten, bedeckt das-
selbe von vorn und aussen und endet, abgesehen von den von
ihm ausgehenden Aponeurosen, dünnsehnig am Armbein.
Bei festgestelltem Kopf und Hals zieht er das Armbein
nach vorn (streckt es). Bei festgestelltem Schenkel sind seine
Wirkiingen auf Hals und Kopf verschieden, beugend, streckend,
seitwärtsbewegend; dies richtet sich nach den übrigen gleich-
zeitigen Muskelwirkungen.
c.   am Brust- (resp. Bauch-) Theil des Rumpfes ent-
springen :
7)   der breite oder oberflächliche Brustmuskel (ent-
spricht dem m. pectoralis major h.)
— Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 1. —
Die vordere Portion dieses Muskels (7«) — klei-
ner Brustarmbeinmuskel — entspringt an der Seiten-
fläche des Schnabelknorpels des Brustbeins bis in die Gegend
der ersten Rippe und endet mit dem gemeinschaftlichen Mus-
kel des Kopfes, Halses und Armes am Armbein.
Die hintere Portion (7>j)— Brust-Vorarmbein-
muskel — nimmt ihren Ursprung am untern Rande des Brust-
beins und geht hauptsächlich in eine Aponeurose (d) über,
welche mit der Vorarmbinde verschmilzt.
Beide Abtheilungen ziehen gemeinschaftlich wirkend den
Schenkel an den Rumpf; wirkt die vordere Portion allein, so
bringt sie das Armbein nach vorn und unterstützt 6 in seiner
Wirkung.
8)   der grosse Brustmuskel — grosser Brustarm-
beinmuskel (dieser und der nachfolgende kleine Brust-
muskel entsprechen beim Pferde dem m. pectoralis mi-
nor h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 2
und Fig. 5 (abgeschnitten) —
entspringt hinter dem Schaufelknorpel und zur Seite dessel-
ben auf der die Bauchmuskeln überziehenden elastischen
Haut (b), am Schaufelknorpel selbst und am untern hintern
Theile des Brustbeins und den hier liegenden Rippenknorpeln
und endet hauptsächlich an der innern Rollerhabenheit des
Armbeines.
Zieht das Armbein nach hinten und etwas nach innen,
bei vorwärts gestelltem Schenkel ist er der Hauptnachzieher
des Rumpfes; bei auswärts festgestelltem Schenkel hilft er
den Brustkasten erweitern.
9) der kleine Brustmuskel — Brustbein-Schulter-
muskel —
— Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 5 (abgeschnitten) —
entspringt am vordem Theile des Brustbeines an den Seiten-
flächen desselben und an den Knorpeln der vier ersten Rip-
pen; er endigt hauptsächlich in einer die Schultermuskeln
überziehenden Aponeurose.
Er zieht das obere Ende des Schulterblattes nach vorn
und bringt dadurch das untere Ende desselben und somit
den ganzen Schenkel zurück. Bei auswärts festgestelltem
Schenkel hilft er wie 8 den Brustkasten erweitern.
d. am Seitentheile des Rumpfes (an den Rippen und am
untern Halstheile) entspringt
10) der breite gezahnte Muskel, grosser Sägemus-
kel — (m. serratus anticus major h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Fig. 2, Taf. 7, Fig. 2 und Taf. 8,
Fig. l. 1. —
giebt das wichtigste Verbindungsmittel des Schulterblattes mit
dem Rumpfe ab. Man unterscheidet an demselben
a.   die Halsportion (Taf. 6, 10a) — Halswirbel-
schultermuskel — welche von den Querfortsätzen der
letzten 4 (auch 5) Halswirbel entspringt und sich an dem
vordem Winkel und an dem vordem obern Theile der innern
Fläche des Schulterblattes befestigt.
b.  die Rippenportion — Rippen-Schultermuskel
— die an den 9 (auch 10) ersten Rippen ihren Ursprung
nimmt und sich am hintern Winkel des Schulterblattes und
an dem hintern obern Theil der innem Schulterblattfläche
inserirt.
Beide Portionen des breiten gezahnten Muskels wirken
in der Bewegung des Thieres wechselweise und bringen da-
durch die pendelnden Bewegungen des Schulterblattes hervor.
Die Halsportion zieht den obern Theil des Schulterblattes
nach vorn und bringt dadurch den Schenkel nach hinten; die
Rippenportion dagegen zieht den obern Theil des Schulter-
blattes nach hinten und bringt den Schenkel nach vorn.
Gemeinschaftlich wirkend drücken sie das Schulterblatt an
den Rumpf. Bei festgestelltem Schenkel wirkt die Halspor-
tion streckend auf den Hals, die Rippenportion aber erwei-
ternd auf den Brustkasten.
12)  Fig.  1, der hintere Grätenmuskel.
13)  Fig.  1, der lange Auswärtszieher.
16)  Fig.  2, der Niederzieher des Armbeins.
19)  Fig.  1, der kurze Beuger des Vorarms.
20)  Fig.  1, der dicke Strecker des Vorarms.
21)  Fig.  1, der mittlere Strecker des Vorarms.
25)
  Fig.  1, der Strecker des Schienbeins.
cf. diese Muskeln Taf. 7.
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TAFEL VII,
Fig. 1.
Das Knochengerüst des rechten Vorderschenkels von
aussen und vorn gesehen. Die einzelnen Knochen desselben
sind nicht bezeichnet (cf. Taf. 1). Die Zahlen dienen zur
Bezeichnung der Ursprungs- oder Insertionspunkte der mit
denselben Zahlen versehenen Muskeln, welche auf Tafel 6
und 7 dargestellt sind.
Fig. 2.
Das Knochengerüst des rechten Vorderschenkels von in-
nen und hinten gesehen.
Fig. 3.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von aussen gesehen.
Fig. 4.
Derselbe Schenkel von derselben Seite gesehen. Die von
13, 20 und 21 bedeckten Muskeln, welche unmittelbar am
Armbein liegen, sind freigelegt.
Fig. 5.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von innen gesehen.
Fig. 6.
Unterer Theil des rechten Vorderschenkels von vorn
gesehen.
a. Verdoppelung des Kapselbandes, durch welche die
Sehnen in ihrer Lage erhalten werden.
Fig. 7.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Mus-
keln von innen und hinten gesehen. Das Schulterblatt ist
entfernt und die Muskeln, welche am Armbein liegen, bis
auf 23 weggenommen worden. Von den den Vorarm von
hinten und von innen deckenden Muskeln sind 29, 30 und 31
ganz entfernt, der Kronbeinbeuger (32) aber an seinem obern
Ende (bei 32 a) und über der Mitte des Schienbeins ( bei 32 * )
abgeschnitten worden, um die darunter liegenden Muskeln
vollständig zur Anschauung zu bringen.
In den Figuren 3 bis 7 sind dargestellt:
B. Muskeln, welche an den Knochen der vordem
Gliedmaasse entspringen.
a. Muskeln, welche das Armbein bewegen.
Diese entspringen am Schulterblatte und lagern sich meist
um dasselbe herum; sie sind, da das Schultergelenk ein freies
Gelenk ist, Auswärtszieher, Einwärtszieher, Beuger und
Strecker; auch gehen die Drehbewegungen des Armbeins von
ihnen aus.
An der äussern Seite liegen:
11)   der vordere Grätenmuskel (m. supraspinatus h.)
— Taf. 7, Fig. 1, 2, 3 und 5. —
liegt in der vordem Grätengrube des Schulterblattes und in-
serirt sich, indem er die Sehne des langen Beugers des Vor-
arms (18) gabelig umfasst, an der innern und äussern Roll-
erhabenheit des Armbeins.
Streckt das Armbein und bringt dadurch den Schenkel
nach vorn.
12)   der hintere Grätenmuskel (m. infraspinatus h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1 und 3- —
liegt in der hintern Grätengrvibe und inserirt sich vor dem
äussern Seitenhöcker am obern Ende des Armbeins über der
Insertion der Auswärtszieher.
Dreht das Armbein nach aussen; in Gemeinschaft mit
dem Unterschultermuskel (15) unterstützt er die Strecker des-
selben.
13)   der lange. Auswärtszieher des Oberarms —
grosser Schulterumdrehermuskel — (entspricht
dem hintern Theile des m. deltoideus h.)
—  Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1 und 3- —
entspringt mit 12 verbunden am obern hintern Winkel und
hintern Rande des Schulterblattes und endet am äussern üm-
dreher des Armbeins.
14)   der kurze Auswärtszieher des Oberarms —
kleiner Schulterumdrehermuskel — (kleiner
runder Muskel, m. teres minor h.)
— Taf. 7, Fig. 1 und 4. —
nimmt seinen Ursprung am hintern Rande des Schulterblattes
und endet über der Einpflanzung von 13-
Beide Auswärtszieher ziehen das Armbein nach aussen
und beugen es, -"wenn sie gemeinschaftlich mit dem Nieder-
zieher desselben (16^ wirken.
An der innern Seite liegen:
15)   der Unterschultermuskel — innerer Schulter-
blattmuskel — (m. subscapularis h.)
— Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
bedeckt die untern 2 Dritttheile der innern Schulterblattfläche
und inserirt sich am innem Seitenhöcker des Armbeins.
Er dreht das Armbein nach innen und streckt dasselbe,
wenn er mit dem hintern Grätenmuskel gleichzeitig wii-kt.
5*
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32
21)   der äussere oder mittlere Strecker des Vor-
arms — äusserer Armbein-Ellenbogenmuskel
—  (m. anconaeus externus h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1 und 3- —
entspringt dünnsehnig am obern äussern Theile des Armbein-
körpers und endigt an der äussern Fläche des Ellenbogen-
höckers.
Innen liegt:
22)   der lange Strecker des Vorarms— langer Schul-
ter-Ellenbogenmuskel — (Extensor cubiti longus).
— Taf. 7, Fig. 1, 2 und 5. —
Sein schmaler langer Theil (22 « ) entspringt am hintern Win-
kel des Schulterblattes und endigt an der innern Fläche des
Ellenbogenhöckers. Sein aus einer Sehnenausbreitung hervor-
gehender breiter Theil (22*) geht hauptsächlich in eine den
Vorarm überziehende (in Fig. 5 abgeschnittene) Aponeurose
(22') aus.
23)   der innere oder kurze Strecker des Vorarms —
innerer Armbein-Ellenbogenmuskel — (m. an-
conaeus internus h.)
—  Taf. 7, Fig. 2, 5 und 7. —
entspringt an der innern Fläche des Armbeinkörpers und en-
det an der innern Fläche der Spitze des Ellenbogenhöckers.
Hinten liegt:
24)   der hintere oder kleine Strecker des Vorarms
—  kleiner Armbein-Ellenbogenmuskel — (m.
anconaeus parvus h.)
—  Taf. 7, Fig. 1, 2 und 4. —
entspringt an der hintern Fläche des Armbeins und endigt an
der äussern Fläche des Ellenbogenhöckers.
Sämmtliche Muskeln dieser Gruppe strecken den nach
vorn gebeugten Vorarm und bringen ihn wieder nach hinten.
c. Muskeln, welche die Vorderfusswurzel, den
Vordermittelfuss und die Zehenglieder bewegen.
Sie entspringen theils am Armbein, theils an den Kno-
chen des Vorarms und ordnen sich um den Vorarm in 2
Gruppen.
Streckgruppe.
Sie liegt vorn und aussen am Vorarm.
25)   der Strecker des Schienbeins oder des Vorder-
mittelfusses — Armschienbeinmuskel — (ent-
spricht dem m. extensor carpi radialis longus et bre-
vis h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1, 3, 5 und 6. —
entspringt mit einer Sehne am Umdreher des Armbeins (cf.
Taf. 6, Fig. 1, 25"; in Taf. 7, Fig. 1 ist dieser Ursprung
nicht angedeutet), hauptsächlich aber an dem Streckknorren
desselben und inserirt sich an einer rauhen Hervorragung am
obern Schienbeinende.
Bringt den nach hinten gebeugten Mittelfuss wieder nach
vorn (streckt ihn).
26)   der Strecker des Krön- und Hufbeins, längerer
gemeinschaftlicher Zehenstrecker — Armbein-
muskel des Krön- und Hufbeins — (m. extensor
digitorum communis h.)
—  Taf. 7, Fig. 1, 3 und 6. —
nimmt seinen Ursprung am Streckknorren des Armbeins und
am äussern Rande der Speiche; seine lange, starke Sehne
(26«) endigt am Krön- und Hufbein, nachdem sie vorher
16)   der Einwärts- oder Niederzieher des Armbeins
— grosser Schulterblattarmbeinmuskel — (gros-
ser runder Muskel, m. teres major h.)
— Taf. 6, Fig. 2 und Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
entspringt am hintern obem Schulterblattwinkel und endet
gemeinschaftlich mit dem breiten Rückenmuskel (5) an der
rauhen Erhabenheit der innern Armbeinfläche.
Bringt das Armbein nach innen; in Gemeinschaft mit den
Auswärtsziehern beugt er es und unterstützt daher den brei-
ten Rückenmuskel.
17)   der Heber des Armbeins — mittlerer Schulter-
armbeinmuskel — (Rabenschnabelarmbeinmuskel, m.
coracobrachialis h.)
— Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
entspringt am Rabenschnabelfortsatze des Schulterblattes und
inserirt sich hauptsächlich im untern Dritttheil der vordem
Armbeinfläche.
Dreht den vordem Rand des Schulterblattes nach innen
und hebt dabei gleichzeitig das Armbein (streckt es).
Hinter und über der Gelenkpfanne des Schulterblattes ent-
springt noch ein kleiner Muskel, welcher sich an den hintern
obern Theil des Armbeins anheftet. Er hat wenig Einfluss auf
die Bewegung der Knochen und heisst Spanner des Kapsel-
bandes oder kleiner Schulter-Armbeinmuskel. Dieser
Muskel ist Taf. 5, Fig. 1, 2 abgebildet.
b. Muskeln, welche den Vorarm bewegen.
Sie entspringen am Schulterblatte und am Armbein und
ordnen sich, da das Ellenbogengelenk ein Wechselgelenk ist,
das nur Beugung und Streckung zulässt, in 2 Gruppen, von
denen die Beugemuskeln am Armbein liegen, die Streckmus-
keln aber den dreieckigen Raum zwischen dem hintern obern
Winkel des Schulterblattes und dem Ellenbogenhöcker ein-
nehmen.
Beugegruppe.
18)   der lange oder grade Beuger des Vorarms —
Schulter - Vorarmbeinmuskel —• . (m. biceps bra-
chii h.)
— Taf. 7, Fig. 1, 2, 3, 4, 5 und 11. —
entspringt mit starker Sehne (Fig. 11) an der Beule des
Schulterblattes und inserirt sich hauptsächlich an der Beule
der Speiche.
19)   der kurze oder gewundene Beuger des Vorarms
— Arm-Vorarmbeinmuskel — (m. brachialis in-
ternus h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. 1, 2, 3, 4 und 5. —
entspringt an der hintern Fläche des Armbeins, unmittelbar
unter dem Gelenkkopfe, windet sich von hier nach aussen,
vorn und unten und endet hauptsächlich an der Speiche unter
der Beule derselben.
Beide Muskeln bringen den Vorarm nach vorn (beugen
ihn).
Streckgruppe.
Aussen liegt:
20)   der dicke Strecker des Vorarms — grosser
Schulter - Ellenbogenmuskel — (m. anconaeus
longus h.)
— Taf. 6, Fig. 1 und Taf. 7, Fig. l, 3 und 5. -
entspringt am hintern obern Winkel und an dem ganzen hin-
tern Rande des Schulterblattes und endet an dem obern Ende
des Ellenbogenhöckers.
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unterhalb des Fesselgelenkes von dem Fesselbeinbeiiger oder
obern Gleichbeinbande von jeder Seite her Verstärkungs-
stränge (36) erhalten hat. Auf ihrem Verlaufe an der Speiche
wird diese Sehne von einer dünnen Nebensehne (26 b ) beglei-
tet, die sich unterhalb des Vorderknies mit der Sehne des
Fesselbeinstreckers (27') verbindet.
Der Muskel streckt das Fessel-, Krön- und Hufbein.
27)   der Strecker des Fesselbeines, kürzerer ge-
meinschaftlicher Zehenstrecker — Vorarm-
muskel des Fesselbeins — (m. extensor digiti mi-
nimi proprius h.)
—  Taf. 7, Fig. 1, 3 und 6- —
entspringt an der äussern Seite des obern Speichenendes und
am äussern Rande der Speiche. Seine Sehne erhält die bei
26 erwähnte Verstärkung und endet an dem obern vorderen
Theile des Fesselbeines.
Bringt das Fesselbein und dadurch die ganze Zehe nach
vorn.
28)   der schiefe Strecker der Vorderfusswurzel —
Vor arm-Schienbeinmuskel — (entspricht dem m.
abductor pollicis longus und dem extensor pollicis bre-
vis h.)
— Taf. 7, Fig. 1, 2, 3, 5 und 6. —
entspringt im obern Dritttheil der Speiche am äussern Rande
derselben, geht mit seiner Sehne über die des Schienbein-
streckers (25') hinweg und endigt am kleinen vieleckigen
Beine, hauptsächlich aber am obern Ende des innern Griffel-
beins.
Hilft den Vordermittelfuss nach vorn bringen und streckt
das Knie; dreht aber auch die Vordermittelfussknochen etwas.
Beugegruppe.
Sie liegt hinten und innen am Vorarm.
29)   der äussere Beuger der Vorderfusswurzel —
äusserer Armbeinhackenbeinmuskel — (ent-
spricht dem m. extensor carpi ulnaris h.)
—  Taf. 7, Fig. 1, 2 und 3- —
entspringt am untern Theile des Streckknorrens und inserirt
sich am Erbsenbein; ein starker Sehnenschenkel (29') geht
an das obere Ende des äussern Griffelbeines.
30)   der innere oder Ellenbogenbeuger — innerer
Armbeinhackenbeinmuskel — (m. flexor carpi ul-
naris h.)
—  Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
entspringt an der innern Fläche des Ellenbogenhöckers, haupt-
sächlich aber am Beugeknorren des Armbeins, und endet am
Erbsenbeine.
Beide Muskeln (29 und 30) beugen das Vorderknie. Der
äussere dreht die Vor.dermittelfussknochen etwas.
31)   der Beuger des Schienbeins — Arm-Griffel-
beinmuskel — (m. flexor carpi radialis h.)
—  Taf. 7, Fig. 2 und 5. —
entspringt am Beugeknorren des Armbeines und endet am
obern Ende des innern Griffelbeins und an dem hintern obern
Theile des Schienbeins.
Beugt den Vordermittelfuss.
32)   der Beuger des Kronenbeins, oberflächlicher
oder durchbohrter Zehenbeuger — Arm-Kron-
beinmuskel — (m. flexor digitorum sublimis s. per-
foratus h.)
- Taf. 7, Fig. 2, 3, 5, 7. Fig. 8, 3. Fig. 9, 1. Fig. 10, 2. -
ist in der Fig. 7 nur mit seinem obern und untern Ende dar-
gestellt; er entspringt am Beugeknorren des Armbeins (32«)
und erhält von innern Rande der Speiche eine Verstärkungs-
sehne (32'). Seine Sehne (32*) endet jederseits mit einem
starken Schenkel am Kronbein, mit einem schwächeren am
untern Theil des Fesselbeins. Ueber das nähere Verhalten
dieser Sehne vergl. den Text bei Fig. 8, 3.
Beugt das Fessel- und Kronbein.
33, 34, 35. Der Hufbeinbeuger oder tiefe Zehenbeu-
ger — Arm - Vorarmmuskel des Hufbeins —
setzt sich aus 3 Muskeln zusammen, die von der Vorderfuss-
wurzel abwärts eine gemeinschaftliche Sehne bilden.
Die einzelnen Muskeln sind:
33)   der dreiköpfige Zehenbeuger (entspricht dem m.
flexor digitorum profundus s. perforans und dem flexor
pollicis longus h.)
— Taf. 7, Fig. 2 und 7. —
entspringt mit seinen 3 starken Muskelbäuchen (33<* dem
äussern, 33* dem mittlem und 33 c dem innern) am Beuge-
knorren des Armbeins.
34)   der Ellenbogenmuskel oder Ellenbogenkopf des
Hufbeinbeugers (fehlt dem Menschen)
entspringt an der innern Fläche des Ellenbogenhöckers. (In
der Fig. 2 ist der Ansatzpunkt dieses Muskels aus Versehen
nicht angegeben; er geht aber aus Fig. 7 hinreichend hervor.)
35)   der Speiehenmuskel oder Speichenkopf des Huf-
beinbeugers (m. flexor pollicis longus h.)
entspringt an der hintern Fläche der Speiche.
Die gemeinschaftliche Hufbeinbeugesehne (33')
erhält von der hintern Fläche des Vorderknies eine Unter-
stützungssehne (33"), tritt durch den Ring des Kronbeinbeu-
gers (Fig. 8, 4') und durch den Spalt des letzteren (Fig. 8, 3")
und endet an der untern Fläche des Hufbeins.
Beugt das Hufbein und mittelbar auch das Krön- und
Fesselbein.
d. Muskeln, welche am Vordermittelfuss liegen.
Sie werden theils zu andern als Bewegungszwecken ver-
wendet, theils sind sie der Analogie wegen vorhanden.
36)   der Beuger des Fesselbeines oder mittlere Zwi-
schenknochenmuskel.
Stellt einen starken Sehnenstrang dar, der an die Sesambeine
geht und von hier aus jederseits Schenkel (36') zur Streck-
sehne des Krön- und Hufbeins (26) schickt. Er ist Taf. 5,
Fig. 6, 2 bereits als oberes Gleichbeinband oder Auf-
hängeband der Gleichbeine abgebildet worden.
Die seitlichen Zwischenknochenmuskeln (m. inter-
cisei laterales h.) cf. Taf. 5, Fig 6, 3 und 4.
Die wurmförmigen Muskeln (m. lumbricales h.) cf.
Taf. 11, Fig. 4, 39.
Fig. 8.
1) Beuger des Fesselbeins oder oberes Gleichbein-
band.
.2) die durch das Zwischengleichbeinband verbun-
denen Gleichbeine;
sie geben für die Hufbeinbeixgesehne und den diese umfas-
senden Ring vom Kronbeinbeuger eine sehr glatte Gleit-
scheibe ab.
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3)   Sehne des Kronbeinbeugers.
Sie ist nach hinten so umgebogen, dass man den an ihrer
vorderen Fläche befindlichen Ring (3) sieht. Bei 3" geht
sie in ihre beiden Endschenkel aus, welche eine Oeffnung
zum Durchtritt der Hufbeinbeugesehne zwischen sich lassen.
4)   Nach unten frei herabhängendes Ende der abgeschnit-
tenen Hufbeinbeugesehne.
Bei 4" sieht man einen markirten Rand, woselbst sich eine
Schleijnscheide befestigt. 4' ist ein Stück Hufbeinbeugesehne,
welche noch von dem Ringe des Kronbeinbeugers umfasst
wird.
5)   Gleitfläche des Kronbeins.
6)   Strahlbein.
7)   Aufhängebänder des Strahlbeins.
Fig. 9.
1) Sehne des Kronbeinbeugers.
Sie wird in ihrer Lage gehalten durch
2 und 3) Bandapparate,
welche bei l' in der Regel mit ihr innig verschmolzen sind
(cf. Fig. 10).
4)   Sehne des Hufbeinbeugers.
5)   Hufbeinknorpel.
Fig. 10.
1)   Fesselbeinbeuger oder oberes Gleichbeinband.
2)   Sehne des Kronbeinbeugers.
3)   Sehne des Hufbeinbeugers,
welche bei 3' die Kronbeinbeugersehne durchbohrt.
4)   Ringband,
welches sich an den Gleichbeinen befestigt.
5)   fibröser Gurt,
welcher sich mit 4 Schenkeln (cf. Fig. 9) am Fesselbeine be-
festigt. — 4 und 5 bilden den bandigen Apparat, durch wel-
chen die Kronbeinbeugesehne in ihrer Lage ei'halten wird.
6)   fibrös-elastische Hautplatte— Huffesselbein-
band —
die am Hufbeine entspringt, die untere Fläche des Huf bein-
beugers bedeckt und mit 2 Schenkeln am Fesselbein endigt.
Die Hufbeinbeugesehne wird durch diese Platte in ihrem un-
teren Theile wie von einem Hängegurt unterstützt.
Fig. 11.
Oberes Ende des langen Beugers des Vorarms (18).
a ist der knorpelartige Theil, der auf den Rollerhabenheiten
des Armbeins gleitet und an seiner untern Fläche eine rin-
nenartige Grube hat, in welche die mittlere Rollerhabenheit
hineinpasst.
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' •
TAFEL VIII.
Der Vorderschenkel und seine Muskeln sind bis auf den
breiten gezahnten Muskel vom Rumpfe entfernt -worden.
Fig. 1.
1)   der breite gezahnte Muskel
— Taf. 6, Fig. 1 und 2, 10 —
ist in seiner ganzen Ausdehnung sichtbar. Man bemerkt das
zackige Verhalten desselben an seinem unteren Rande und
das wechselseitige Ineinandergreifen seiner hintern Zacken mit
denen des äussern schiefen Bauchmuskels (13).
\a ist die Halsportion (Halswirbelschultermuskel),
. 1* die Rückenportion ( Rippenschultermuskel) des-
selben.
1' die von der innern Fläche des Schulterblattes abge-
trennten Insertionsstellen;
l" gelbe, elastische Haut, welche die untere Fläche
des Muskels bekleidet, mit der Sehne des vordem gezahnten
Muskels (10) und des riemenförmigen Muskels (2) verschmilzt
und sich theils an den Fortsätzen der Widerristwirbel befe-
stigt, theils mit der elastischen Sehne des gleichnamigen Mus-
kels der andern Seite verbindet.
2)   der riemenförmige oder milzförmige Muskel,
Bauschmuskel — (m. splenius capitis et colli h.)
entspringt an der Sehnenausbreititng der gezahnten Muskeln
und an dem strangförmigen Theile des Nackenbandes, inse-
rirt sich an den Querfortsätzen des 5., 4. und 3- Halswirbels
und endet mit einer dünnen Sehne (2') am Querfortsatze des
Hinterhauptsbeins und mittelbar durch die Sehne von 3 an
dem Warzenfortsatze des Schläfenbeines.
Einseitig wirkend zieht er Kopf und Hals seitwärts;
wirken beide gleichnamigen Muskeln, so richten sie Kopf
und Hals in die Höhe (strecken sie).
3)   der Nackenwarzenmuskel (cf. Fig. 2, 2).
4)   der lange Strecker des Halses (cf. Fig. 2, 3).
5)   der lange Beuger des Kopfes (cf. Fig. 2, 4).
6)   der Rippenhalter (cf. Fig. 2, 5 und 6).
7)   der Schulterzungenbeinmuskel — (m. omohyoi-
deus h.)
entspringt von der den Unterschultermuskel überziehenden
Sehnenausbreitung in der Nähe des Buggelenkes, mit einer
dünnen breiten Sehne ( 7'), verschmilzt theilweise mit dem ge-
meinschaftlichen Muskel des Kopfes, Halses und Armbeines
und endet an dem Gabelhefte des Zungenbeines.
Er zieht das Zungenbein herab.
In der obern Hälfte des Halses trennt er die oberflächlich
liegende Drosselvene von der tiefer liegenden Drosselarterie;
ein Umstand, der für das Aderlassen am Halse eine gewisse
praktische Bedeutung hat.
8)   der Brustkinnbackenmuskel, Brustkiefermus-
kel (entspricht dem caput sternale des m. sternocleido-
mastoideus h.)
entspringt am Schnabelknorpel des Brustbeins und endet am
hintern Rande des Unterkiefers oberhalb der Beule desselben.
Seiner Hauptwirkung nach ist er Herabzieher des Kopfes
(Kopfnicker); unbedeutend ist seine Wirkung als Herabzieher
des Unterkiefers. Bei festgestelltem Kopf kann er durch das
Heraufziehen des Schnabelknorpels und durch das gleichzeitig
hierbei stattfindende Herabdrücken des Brustbeins zur Erwei-
terung des Brustkastens beitragen.
9)   die vereinigtenBrustzungenbein- und Brustschild-
muskeln (cf. Fig. 2, 16 und 17).
10)   der vordere gezahnte Muskel, vorderer Säge-
muskel (m. serratus posticus superior h.)
11)   der hintere gezahnte Muskel, hinterer Säge-
muskel (m. serratus posticus inferior h).
Beide entspringen mit
12)   einer dünnen zusammenhängenden Aponeurose, die an
den Stachelfortsätzen der Wirbelsäule ihren Ursprung nimmt,
und enden mit dünnen Fleischzacken an den Rippen. Die
Zacken von 10 reichen von der 5. bis 11. Rippe und setzen
sich an die äussern Flächen und vordem Ränder derselben;
die von 11 (meist 7 an der Zahl) befestigen sich an den hin-
tern Rippenrändern.
10  zieht die Rippen nach vorn (Inspirationsmuskel);
11  zieht die Rippen nach hinten (Exspirationsmuskel).
13)   der grosse oder äussere schiefe Bauchmuskel,
äusserer Rippenbauchmuskel (m. obliquus ex-
temus h.)
entspringt mit Fleischzacken von der äussern Fläche der Rip-
pen (von der 4- oder 5. bis 18.) und geht in eine Sehne aus,
die theils nach der Mittellinie des Bauches zugeht, theils am
äussern Darmbeinwinkel und am vordem Rande des Scham-
beins sich befestigt. Der nach der Mittellinie gehende Theil
verschmilzt mit der Sehne des innern schiefen Bauchmuskels
und bildet mit der gleichnamigen Sehne der andern Seite die
weisse Linie (linea alba), in welcher sich der Nabel befindet.
Ueber das Verhalten des sich ans Becken befestigenden
Theiles der Sehne und die Bildung von 13' des äussern
Bauch- oder Leistenringes (aünulus abdominalis exter-
nus) vergl. Taf. 9, Fig. 6- — Ueber die Wirkung der Bauch-
muskeln vergl. den Text Taf. 9, Fig. 1, H.
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•                   *
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14)   Schenkel der Bauchmuskelsehne,
welcher in die Pfanne geht.
15)   der Quermuskel der Rippen (cf. Fig. 2, 13).
16)   der vordere Tlieil des geraden Bauchmuskels (cf.
Taf. 9, Fig. 1, 10).
17)   die Zwischenrippenmuskeln'(cf. Fig. 2, 12).
18)   der Griffelkinnbackenmuskel.
19)   der Darmbeinmuskel.
20)   der vom Hoden abgeschnittene Saamenstrang.
21)   strangförmiger Theil des Nackenbandes.
Fig. 2.
Die auf Fig. 1 dargestellten Muskeln 1, 2, 7, 8, 10, 11
und die Sehne der beiden letzteren (12), 13 und dessen Sehne
und 20 sind entfernt worden.
1)  der durchflochtene Muskel, Rücken-Ober-
hauptsmuskel (m. complexus h.)
entspringt an der Sehnenausbreitung der gezahnten Muskeln,
den Querfortsätzen der 6 bis 7 ersten Rückenwirbel und den
Gelenkfortsätzen der 5 letzten Halswirbel und endigt an der
Schuppe des Hinterhauptbeines. Der Muskel ist mit Sehnen-
streifen durchzogen.
Er streckt Kopf und Hals.
2)   der Nackenwarzenmuskel (m. trachelomastoideus h.)
(Fig. 1, 3).
3)   der lange Strecker des Halses (m. transversalis
cervicis h.) (Fig. 1, 4).
Beide Muskeln sind auch zusammen als ein Muskel unter
dem Namen Rückenwarzenmuskel (dorso-mastoi'dien Gi-
rard) beschrieben worden.
Sie entspringen gemeinschaftlich an den Querfortsätzen
der ersten beiden Rückenwirbel und dann an den Gelenk-
fortsätzen vom 7. bis 3- Halswirbel. 2 endet am Warzen-
fortsatze des Schläfenbeines und 3 am untern Theil des vor-
dem Flügelrandes des Atlas.
Beide Muskeln theilen die Wirkung des riemenfönnigen
(Fig. 1, 2). Wirkt 3 allein, so dreht er den ersten Hals-
wirbel.
4)  der lange Beuger des Kopfes, Halswirbel-Ober-
hauptsmuskel (m. rectus capitis anticus major h.)
entspringt an den Querfortsätzen vom 5. bis 2. Halswirbel
und endigt an der Vereinigungsstelle des Keil- und Hinter-
hauptsbeines, (cf. Taf. 9, Fig. 3, 1.)
5 und 6. Die Rippenhalter, Rippen - Halswirbel-
muskel (mm. scaleni h.)
nehmen den Raum zwischen der ersten Rippe und den untern
Halswirbeln ein.
Beim Pferde ist
5)   der untere und der mittlere'!Rippenhalter oder
ungleich dreiseitige Muskel l(m. scalenus anterior
et medius h.)
gewöhnlich verschmolzen. Sie inseriren sich an den Querfort-
sätzen des 6-, 5. und 4- Halswirbels, während
6)   der obere Rippenhalter (m. scalenus posterior h.)
an den Querfortsatz des 7. Halswirbels geht.
Gemeinschaftlich mit den gleichnamigen Muskeln der an-
dern Seite wirkend beugen sie den Hals; einseitig wirkend
ziehen sie ihn zur Seite. Bei festgestelltem Halse ziehen sie
die erste Rippe nach vorn und erweitern so den Brustkasten.
Unter den Rippenhaltern gehen die Blutgefässe aus und
ein; zwischen denselben bei
7)   treten die Nerven des Vorderschenkels hindurch und
auf denselben setzt sich der Zwerchfellnerv zusammen.
8, 9 und 10* Der gemeinschaftliche Strecker der
Wirbelsäule, Darmbein - Dornmuskel (m. ex-
tensor dorsi communis h.)
besteht aus 3 Abtheilungen, welche man aber als ein Ganzes
auffassen kann. Diese Abtheilungen sind :
8)   der lange Rückenmuskel (m. longissimus dorsi h.)
Er entspringt am Dann- und Kreuzbein und hat an seinem
Ursprünge bei 8', eine Grube, in welcher der grosse Backenmus-
kel seinen Anfang nimmt. Er schickt Sehnen an die Gelenk-
fortsätze der Lenden- und an die Querfortsätze der Rücken-
wirbel und tritt mit ähnlichen Seimen auch an die Querfort-
sätze der Lendenwirbel und an die obern Rippenenden; er
endet an den letzten beiden Halswirbeln.
9)   der lange Stachelmuskel (m. spinalis et semispina-
lis dorsi h.)
nimmt einerseits auf dem langen Rückenmuskel in der Gegend
des 12. Rückenwirbels seinen Anfang und geht anderseits aus
der diesen bedeckenden starken Aponeurose hervor, so dass
er denselben gleichsam von oben her umfasst; dann tritt er
mit Sehnen an die Dornfortsätze der vor ihm liegenden
Rückenwirbel und endet an den Dornfortsätzen der letzten 4
Halswirbel.
10)   der kurze Stachelmuskel (m. cervicalis descen-
dens h.)
entspringt an den Querfortsätzen der 6 ersten Rückenwirbel
und an den Gelenkfortsätzen der 3 untern Halswirbel.
Diese drei Muskel strecken die ganze AVirbelsäule, wo-
bei 9 und 10 die Wirkung des mächtigen langen Rückemnus-
kels auf den Hals übertragen. Allein wirkend unterstützen
9 und 10 in ihren Wirkungen die übrigen Halsstrecker. Bei
festgestelltem Hintertheile wird durch sie das Vordertheil in
die Höhe gebracht, (beim ^teigen); bei festgestellte!!! Vor-
dertheil dagegen das Hintertheil gehoben (Ausschlagen mit
beiden Füssen). Einseitig wirkend krümmen sie die Wirbel-
säule seitwärts. Die an die Rippen gehenden Sehnen können
sich unter Umständen auch beim Athmen betheiligen.
11)   der gemeinschaftliche Rippenmuskel (m. sa-
crolumbaris h.)
ist ein aus vielen Sehnenzipfeln und wenig Fleischfasern be-
stehender Muskel. Die äussern (in der Figur nur sicht-
baren) Sehnenzipfel befestigen sich an die hintern Ränder der
Rippen, die innern an die vordem Ränder derselben.
Die Hauptwirkung dieses Muskels ist: die Rippen bei
den Wirkungen des gemeinschaftlichen Streckers der Wirbel-
säule festzustellen. Ausserdem kann er sich durch seine ver-
schiedenen Zipfelreihen auch beim Ein- und Ausathmen be-
theiligen.
12)   die Zwischenrippenmuskeln (mm. intercostales h.)
Sie füllen die Zwischenrippenräume aus. Die Muskelfasern
der äussern Schicht (mm. intercostales externi) laufen
schräg von oben und vorn nach hinten und unten; die Fa-
sern der innern Schicht (12') (mm. intercostales interni)
in umgekehrter Richtung.
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Bei festgestellter erster Rippe ziehen beide Schichten ge-
meinschaftlich die Rippen nach vorn (Inspirationsbewegung),
bei festgestellten letzten Rippen nach hinten (Exspirations-
bewegung). Man hat auch angenommen, dass sich die äussern
Zwischenrippenmuskeln nur beim Einathmen, die innern nur
beim Ausathmen betheiligen.
13)   der Quermuskel der Rippen (m. transversus costa-
rum, fehlt dem Menschen)
entspringt an der äussern Fläche der ersten Rippe und endet
an der 3. oder 4. Rippe. Er ist als eine Fortsetzung des
geraden Bauchmuskels anzusehen.
Zieht die Rippen nach vorn.
14)   der kleine oder innere schiefe Bauchmuskel,
Darmbein-Bauchmuskel (m. obliquus internus h.)
entspringt am äussern Darmbeinwinkel und endet theils an
der innern Fläche der letzten 4 bis 5 Rippenknorpel, theils
verbindet er sich mit einer breiten Sehne (14") mit der (in
der Figur abgeschnittenen) Sehne des äussern schiefen Bauch-
muskels (14'"). Bei 14' tritt bei männlichen Thieren der
Saamenstrang in die Bauchhöhle.
Ueber die Wirkung vergl. Text zu Taf. 9, Fig. 1, 11.
15)   der vordere Theil des graden Bauchmuskels (cf.
Taf. 9, Fig. 1, 10).
16)   der Brustzungenbeinmuskel (in. sternohyoideus h.)
17)   der Brustschildmuskel (m. sternothyreoideus h.)
Beide entspringen am Schnabelknorpel des Brustbeins. 16 en-
det am Gabelhefte des Zungenbeines, 17 am hintern Rande
und der äussern'Fläche des Schildknorpels.
Sie sind Herabzieher ihrer Insertionspunkte.
18)   der Griffelkinnbackenmuskel.
19)   der Darmbeinmuskel.
6
LEISERING, ANATOMIE D. PPERDE3.
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TAFEL IX.
als innerer Beuger des Halses (4) beschrieben. Die
an den Querfortsätzen des 3- und 2. Halswirbels entspringen-
den und an der untern Fläche des letztem endigenden sind
als kurzer Beuger des Halses beschrieben.
Diese Muskelbündel beugen den Hals.
5)   Zwischenquermuskeln des Halses (mm. inter-
transversarii cervicis h.)
Füllen die Räume zwischen den Querfortsätzen und Gelenk-
fortsätzen der Halswirbel aus.
Sie unterstützen den kurzen Strecker beim Feststellen
der Halswirbelsäule und krümmen dieselbe seitwärts.
6)   der lange Stachelmuskel (Taf. 8, Fig. 2, 9).
der hintere Theil desselben ist abgeschnitten; zwischen 6 und
6' ist der Falz sichtbar, in welchen der hier liegende Theil
des langen Rückenmuskels aufgenommen wird.
7)   der schiefe Stachelmuskel — Querdornmus-
kel — (m. multifidus Spinae h.)
besteht aus vom Kreuzbein bis an die untern Halswirbel rei-
chenden sehnigen Muskelbündeln, welche an den Gelenkfort-
sätzen der Lendenwirbel und an den Querfortsätzen der Rücken-
wirbel entspringen und an den Dornfortsätzen der Wirbel bis
zum 6. Halswirbel hin endigen.
Dieser Muskel stellt die Lenden- und Rückenwirbelsäule
fest und steift dieselbe, um so mehr, als er sich mit einer
Sehnenreihe des langen Rückenmuskels kreuzt; bei der Fest-
stellung der Rückenwirbelsäule wird er durch den gemein-
schaftlichen Rippenmuskel, welcher die obern Rippentheile
feststellt, unterstützt.
8)   die Heber der Rippen (mm. levatores costarum h.)
entspringen an den Querfortsätzen der Rückenwirbel und in-
seriren sich an den vordem Rändern und äussern Flächen der
Rippen. (In der Figur sind unter denselben die äussern
Schichten der Zwischenrippenmuskeln noch erhalten, um zu
zeigen, dass die Heber eigentlich nur als die stark fleischi-
gen Anfänge der mm. intercostales externi zu betrachten
sind.)
Sie ziehen die Rippen nach vorn.
9)   Rippentheil der fleischigen Portion des Zwerch-
fells;
er erstreckt sich von der 6. oder 7. Rippe bis zur letzten und
entspringt von den innern Flächen der Verbindungsstellen der
Rippen mit ihren Knorpeln; von der 16. Rippe bis 18. findet
dieser Ursprung an den innern Rippenflächen selbst, allmälig
höher steigend, statt; in der Figur ist dies Verhalten ange-
deutet und die Kenntniss desselben in praktischer Beziehung
nicht ohne Wichtigkeit.
Fig. 1.
Die Muskeln, welche Fig. 2, Taf. 8 dargestellt sind, de-
ren Sehnen und die Luftröhre («) sind entfernt worden. Da-
durch sind die am tiefsten gelegenen Muskeln des Rumpfes,
wie auch der vordere Theil des grossen Stachelmuskels und
der mittlere und hintere Theil des geraden Bauchmuskels zum
Vorschein gekommen.
1)   der schiefe Kopfmuskel — Trägerwarzenmus-
kel, Seitenträgeroberhauptsmuskel — (m. obli-
quus capitis superior h.)
entspringt am vordem Flügelrande und in der Flügelgrube
des Atlas und endet am Griffelfortsatze und am Querfortsatze
des Hinterhauptsbeins. (Vergl. Fig. 2, 5.)
Mit dem gleichnamigen Muskel der andern Seite zieht er
den Kopf auf den ersten Halswirbel und streckt ihn; einsei-
tig wirkend dreht er den Kopf etwas zur Seite.
2)   der schiefe Halsmuskel, dicker Strecker des
Halses — Achsen-Trägermuskel — (m. obliquus
capitis inferior h.)
entspringt am Kamme des 2. Halswirbels und dessen hintern
Gelenkfortsätzen und endet am ganzen vordem Rande des 1.
Halswirbels, (cf. Fig. 2, 4.)
Gemeinschaftlich mit dem der andern Seite wirkend lich-
tet er den Kopf auf; einseitig wirkend dreht er den ersten
Halswirbel um den Zahnfortsatz des zweiten und mit ihm den
Kopf, dessen Wendungen hauptsächlich durch diesen Muskel
bewirkt werden.
3)   der kurze Strecker des Halses (m. spinalis cervi-
cis h.)
stellt eine Reihe starker Muskelbündel dar, welche an den
Gelenkfortsätzen der 5 untern Halswirbel und am ersten
Rückenwirbel entspringen und sich an den Dornfortsätzen bis
zum zweiten Halswirbel hinauf inseriren. (Da sich diese
Bündel wie die des schiefen Stachelmuskels verhalten, so
kann man sie als die fleischig gewordenen Fortsetzungen des-
selben betrachten.)
Ein Wirbel wird auf den andern gezogen, die Halswir-
belsäule durch ihn also aufgerichtet und festgestellt.
4)   der lange Beuger des Halses — Rücken-Trä-
germuskel — (m. longus colli h.)
wird durch paarige Muskelbündel, welche die Körper der 6
ersten Rückenwirbel und sämmtlicher Halswirbel (mit Aus-
nahme des ersten) bedecken und schräg von aussen nach ein-
und aufwärts laufen, zusammengesetzt. Die an den Rücken-
wirbeln entspringenden enden am 6- Halswirbel und sind auch
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9) sehniger Theil des Zwerchfells;
er wölbt sich, da der Thorax geöffnet ist und sich die Bauch-
eingeweide noch in der Bauchhöhle befinden, sehr stark in
die Brusthöhle hinein. Das Nähere über das Zwerchfell vergl.
Taf. 11, Fig. 5.
10)   der gerade Bauchmuskel — Brust-Schambein-
muskel — (m. rectus abdominis h.)
entspringt an der äussern Fläche der letzten 4 bis 6 wahren
Rippenknorpel und am Schaufelknorpel des Brustbeins, und
endet mit einer starken Sehne, mit welcher die Sehnen der
übrigen Bauchmuskeln zu einer einzigen Masse verschmelzen,
am vordem Rande des Schambeins. Ueber das Ende dieser
gemeinschaftlichen Sehne und über 10', den zur Pfanne füh-
renden Schenkel derselben cf. Fig. 6. Dieser Muskel wird
von Sehnenfasern unterbrochen, wodurch wellenförmige seh-
nige Querstreifen (inscriptiones tendineae) entstehen.
11)   der Querbauchmuskel — innerer Rippen-Bauch-
muskel — (m. transversus abdominis h.)
entspringt an den Querfortsätzen 'der Lendenwirbel, allen
falschen und den letzten wahren Rippen und am Schaufel-
knorpel. Seine Sehne 11' stösst mit der gleichnamigen der
andern Seite in der weissen Linie zusammen und befestigt
sich ausserdem noch am Darm- und Schambein, (cf. Taf. 11,
Fig. 5, g.)
12)   ist das Loch in der Sehne des Querbauchmuskels, durch
welches der Saamenstrang nach innen tritt und mit 14' (Fig. 2,
Taf. 8) den inner n Baue bring bilden hilft.
Bei ihrer "Wirkung pressen die Bauchmuskeln auf die
Baucheingeweide und deren Inhalt. Wirken sie mit dem
Zwerchfell abwechselnd, so betheiligen sie sich bei der Re-
spiration, d. h. sie erschlaffen beim Einathmen und ziehen
sich beim Ausathmen zusammen. Bei gleichzeitiger Wirkung
des Zwerchfells und der Bauchmuskeln üben sie einen mehr
oder weniger beträchtlichen Druck (Bauchpresse) auf die
Baucheingeweide aus (Kothentleerung, Gebären). Sie sind
Antagonisten der Strecker der Wirbelsäule, d. h. sie beugen
dieselbe (besonders der grade Bauchmuskel).
Die Bauchmuskeln und ihre Sehnen bilden mit der äussern
Haut (allgemeinen Decke), der starken, den äussern schiefen
Bauchmuskel bekleidenden elastischen Haut und der auf dem
Querbauchmuskel aufliegenden serösen Haut (Bauchfell) die
Bauchwandungen. Wird der Zusammenhang der Bauch-
wandungen vollständig gestört und treten die Baucheingeweide
nach aussen, so entstehen Vorfälle; bleibt aber die äussere
Haut resp. das Bauchfell noch unverletzt und es treten Bauch-
eingeweide durch diese künstlichen Oeffnungen nach aussen,
so entstehen Brüche (Bauchbrüche, Flankenbrüche). Ein Her-
vortreten der Eingeweide durch die natürlichen Oeffnungen
(Nabelring, Leistenring) bedingt die Nabel- und Leisten-
brüche.
Fig. 2.
Oberer Theil des Halses von hinten gesehen.
1)   der lange Strecker des Kopfes (der linken Seite)
—   grosser hinterer grader Kopfmuskel, lan-
ger Achsen-Oberhauptsmuskel — (m. rectus ca-
pitis posticus major h.)
entspringt am Kamine des zweiten Halswirbels und endigt an
der Sehne des durchflochtenen Muskels (6).
2)   mittlerer Strecker des Kopfes (der rechten Seite)
—  mittlerer gerader Kopfmuskel, kurzer Ach-
sen-Oberhauptsmuskel — (fehlt den Menschen).
entspringt am vordem Theile des Kammes des 2. Halswirbels
und endet an der Hinterhauptsschuppe.
3)   kurzer Strecker des Kopfes — kleiner gerader
Kopfmuskel, oberer Träger-Oberhauptsmuskel
—  (m. rectus capitis posticus minor h.)
entspringt am hintern Rande der obem Bogenfläche des Atlas
und endet zur Seite des Nackenbandes mit 2.
1, 2 und 3 strecken den Kopf.
4)   der schiefe Halsmuskel oder dicke Strecker des
Halses (cf. Fig. 1, 2).
5)   der schiefe Kopfmuskel (cf. Fig. l, l).
6)   Sehne des durchflochtenen Muskels (Taf. 8,
Fig. 2, 1).
a.   Anheftungsstelle des strangförmigen Theils des Nacken-
bandes ;
b.   Zwischendornbänder des ersten und zweiten Halswirbels
(cf. Taf. 3, Fig. 12, 3).
Fig. 3.
Der Kopf und der obere Theil des Halses von rechts und
unten gesehen.
1)   der lange Beuger des Kopfes (Taf. 8, Fig. 2, 4).
2)   der kurze Beuger des Kopfes — Träger-Keil-
muskel — (m. rectus capitis anticus minor h.)
entspringt an der untern Fläche des ersten Halswirbels und
endigt mit 1 an der Vereinigungsstelle des Keil- und Hinter-
hauptsbeins.
Beide beugen den Kopf.
3)   der schiefe oder kleine Beuger des Kopfes —
Träger-Griffelmuskel — (m. rectus capitis latera-
lis h.)
Beide gleichnamige Muskeln helfen den Kopf beugen;
einseitig zieht er denselben nach unten und etwas zur Seite.
4)   der lange Beuger des Halses (Fig. 1, 4).
Man sieht die Endanheftung desselben am ersten Halswirbel.
a.   Keilbein;
b.    Griffelfortsatz des Hinterhauptsbeins;
c.    erster Halswirbel.
Fig. 4.
Das Brustbein in Verbindung mit den untern Theilen
aller wahren und der ersten falschen Rippe und deren Knor-
pel; von oben gesehen.
1) der Brustbeinmuskel — Brustbeinrippenmuskel
—  (m. triangularis sterni s. stemo-costalis h.)
er besteht aus 2 seitlichen Portionen, welche in Zacken vom
Brustbein an die Knorpel der wahren Rippen treten und diese
von innen her ganz bedecken.
Zieht die Rippen einwärts und verengert die Brusthöhle
( Exspirationsmuskel).
Fig. 5.
Schweifmuskeln von der rechten Seite und etwas von
hinten gesehen.
Die Schweifmuskeln wiederholen im Allgemeinen in ihrer
Anordnung diejenigen Muskeln, welche unmittelbar an der
Wirbelsäule liegen.
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1)   der obere Heber des Schweifes, kurzer oder
innerer Heber — oberer Kreuzbeinmuskel des
Schweifes — (1' ist der linke gleichnamige Muskel)
entspringt von den beiden letzten Dornfortsätzen des Kreuz-
beins und geht sehnig an jeden Schweifwirbel.
2)   der Seitenheber des Schweifes, langer oder äus-
serer Heber — Seitenkreuzbeinmuskel des
Schweifes
geht aus dem Kreuzbeintheile des schiefen Stachelmuskels her-
vor und endet an den Schweifwirbeln. 2' ist ein losgetrenntes
und zurückgeschlagenes Bündel, um die nähere Anordnung
desselben zu zeigen.
Wirken 1 und 2 gemeinschaftlich, so heben sie den Schweif;
wirkt 2 allein, so zieht er ihn seitlich.
3)   der Seitwärtszieher des Schweifes — Gesäss-
beinmuskel des Schweifes — (m. coccygeus h.)
entspringt an der innern Fläche des Kreuzsitzbeinbandes und
endigt an den Querfortsätzen der ersteren 4 Schwanzwirbel.
Zieht den Schweif seitwärts.
4)   der lange Niederzieher des Schweifes — unte-
rer langer Kreuzbeinmuskel des Schweifes —
er entspringt an der untern Fläche des Kreuzbeins und der
Schwanzwirbel und endet an den einzelnen Schweifwirbeln.
Zieht den Schweif herab.
(Der kurze Niederzieher des Schweifes — unterer kurzer
Kreuzbeinmuskel des Schweifes — ist in der Figur nicht
sichtbar.)
Fig. 6.
Das Hintertheil des Pferdes von der rechten Seite und
unten gesehen. Die rechte hintere Gliedmaasse ist aus der
Pfanne herausgelöst.
1)  äusserer Bauch- oder Leistenring.
2)  abgeschnittenes, dem äussern schiefen Bauchmuskel zu-
gehöriges Sehnenblatt, welches zum rechten Hinterschenkel ging.
3)  Schenkel der gemeinschaftlichen Endsehne der Bauch-
muskeln, welcher in die Pfanne geht und sich an den Kopf
des Oberschenkelbeins befestigt.
4)  Schenkel derselben Sehne, welcher nach hinten geht und
mit der Ansatzsehne des breiten Einwärtsziehers des Unter-
schenkels verschmilzt (4' ist derselbe Sehnenschenkel der lin-
ken Seite).
5)   frei aus dem Bauchringe hervorhängender Saarnenstrang.
5' ist sein noch von der Sehne des äussern schiefen Bauch-
muskels bedeckter und durch dieselbe hindurchschimmernder
Theil. Da der Hodenmuskel von oben herabsteigt, so geht
der Saarnenstrang scheinbar höher hinauf, als es in Wirklich-
keit stattfindet; der Saamenleiter, die Gefässe und Nerven
treten schon durch den innern Bauchring in die Bauchhöhle
(cf. Taf. 12, Fig. 1).
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TAFEL X & XL
Auf diesen beiden Tafeln sind diejenigen Muskeln darge-
stellt, welche zur Beweg ung des Hinterschenkels dienen.
Auch finden einige noch nicht dargestellte Rumpfmuskeln auf
Tafel 11 ihre Erledigung.
Die Anordnung in der Bezeichnung der Muskeln, ihrer
Ursprungs- und Ansatzpunkte ist ganz so, wie sie bei den
Muskeln des Vorderschenkels befolgt worden ist.
Fig. 7.
Die Knochen des rechten Sprunggelenks, von vorn ge-
sehen.
a.  Unterschenkelbein.
b.  Rollbein.
c.  grosses schiffförmiges Bein.
d.  kleines schiffförmiges Bein.
e.  Würfelbein.
/. Hintermittelfussknochen.
TAFEL 10.
Fig. 1:
Knochenskelett der rechten hintern Gliedmaasse, incl.
Becken, Kreuzbein und der ersten Schweifwirbel. Von aussen
und etwas von hinten gesehen.
Fig. 2.
Rechte hintere Gliedmaasse, von aussen gesehen. Die
oberflächlich liegenden Muskeln der Croupe und Hinterbacke
sind präparirt.
Fig. 3.
Derselbe Schenkel von derselben Seite gesehen. Die
Muskeln 1, 2 und 3 sind entfernt und die Sehnenumhüllung
des Unterschenkels abpräparirt worden.
a.  langer Rückenmuskel.
b.  Kreuzsitzbeinband.
c.  Bauchdecken.
Fig. 4.
Der obere Theil des rechten Hinterschenkels mit den am
tiefsten liegenden Muskeln. Von aussen und hinten gesehen.
a. Kreuzsitzbeinband.
Fig. 5.
Muskeln des rechten Hinter schenkeis, vom Kniegelenk
abwärts. Von aussen und vorn gesehen.
a.  Kniescheibe.
b.  die graden Bänder derselben.
c.  sogenannte Muskelbänder; sie sind bestimmt, um die
Sehnen der Muskeln in der Lage zu erhalten.
Fig. 6.
Derselbe Schenkel in derselben Lage. 31 ist entfernt wor-
den und die Sehne von 32 am Sprunggelenke abgeschnitten.
TAFEL 11.
Fig. 1.
Knochenskelett der rechten hintern Gliedmaasse, von in-
nen und etwas von vorn gesehen.
Fig. 2.
Rechter Hinterschenkel mit präparirten Muskeln, von in-
nen und etwas von vorn gesehen.
a.  kleiner Lendenmuskel (cf. Taf. 11, flg. 5 h).
b.  Kreuzsitzbeinband.
Fig. 3.
Derselbe Schenkel in derselben Lage. Die Muskeln 8
und 9 und die den Darmbeinmuskel überziehende Aponeu-
rose (14") sind entfernt worden.
a.  kleiner Lendenmuskel (cf. Fig. 5 h).
b.  Kreuzsitzbeinband.
c.   die graden Bänder der Kniescheibe.
Fig. 4.
Rechte hintere Gliedmaasse vom Kniegelenk abwärts,
von hinten und innen gesehen.
Fig. 5.
Auf dem Rücken liegender Rumpf eines Pferdes; die
Bauchmuskeln, Bauch- und Beckeneingeweide sind entfernt
worden.
Die hintere Fläche des Zwerchfells, Querfells (dia-
phragma), ist in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar.
«. der Rippen- und Brustbeintheil des fleischigen
Zwerchfelltheils;
der Rippentheil erstreckt sich von der 18. bis zur 6. oder 7-
Rippe (cf. Taf. 9, Fig. 1, 9) und wechselt an seinen Ansatz-
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stellen mit Zähnen des Querbauchinuskels ab; er geht unun-
terbrochen in den Brustbeintheil über.
b.    der sehnige Zwerchf elitheil — Helmontscher
Spiegel (pars tendinea, centrum tendineum, specukun
Helmontii).
c.    der Lendentheil der fleischigen Portion des Zwerchfells;
besteht aus einem langen rechten (c) und einem linken
kürzeren (c) Schenkel oder Pfeiler, welche an den Len-
denwirbeln sehnig entspringen.
d.   Loch zum Durchtritt der hinteren Hohlvene (foramen
quadrilaterum s. venosum).
e.    Loch zum Durchtritt des Schlundes, Schlundschlitz
oder Schlundloch (foramen oesophageum, hiatus oeso-
phageus)
f.   Loch zum Durchtritt der Aorta, Aortenschlitz (hia-
tus aorticus), durch welches auch der Milchbrustgang
geht.
Das Zwerchfell trennt die Brusthöhle von der Bauchhöhle.
Bei seiner Wirkung plattet sich sein mittlerer, im erschlaff-
ten Zustande in die Brusthöhle hineingewölbter Theil (cf. Taf. 9,
Fig. 1,9) ab; dadurch wird die Brusthöhle weiter und die
Bauchhöhle enger. Es ist daher hauptsächlich Inspirations-
muskel. Bei gleichzeitiger Wirkung der Bauchmuskeln be-
theiligt sich das Zwerchfell an der Bauchpresse.
ff. Ansatztheil des Querbauchmuskels.
h. der kleine Lendenmuskel — Lendendarmbein-
muskel — (m. psoas parvus h.)— (cf. Taf. 11, Fig. 2
und Fig. 3 a)
entspringt an den letzten Rücken- und ersten Lendenwirbeln
und endigt am Darmbein. (Taf. 31, Fig. 1, a.)
Bringt das Becken und somit die Hinterschenkel nach
vorn; bei rückwärts festgestellten Hinterschenkoln hilft er die
Wirbelsäule nach unten krümmen.
i. der viereckige Lendenmuskel — Darmbein-
Quermuskel — (m. quadratus lumborum h.)
entspringt an den Körpern der letzten Rückenwirbel, bedeckt
die Querfortsätze der Lendenwirbel und endet am Darmbein.
Stellt die Lendenwirbelsäule fest und hilft sie krümmen.
k. Schaufelknorpel des Brustbeins.
Die auf Tafel 10 und 11 dargestellten Muskeln der hin-
tern Gliedmaasse kann man wie die der vorderen unterschei-
den in solche, welche am Rumpfe, und in solche, welche an
den Gliedmaassenknochen entspringen.
A. Rumpfmuskeln des Hinterschenkels.
Sie entspringen am Rumpfe, hauptsächlich am Becken,
und inseriren sich am Oberschenkel- resp. Unterschenkelbein.
Da das Oberschenkelbein in der Pfanne des Beckens ein
freies (Nuss-) Gelenk bildet, so zerfallen diese Muskeln in
verschieden wirkende Gruppen.
a. A u s w ä r t s z i e h e r.
Sie unterstützen je nach ihrer Lage die Vorwärtsbringer
oder die Rückwärts bringer des Schenkels.
1) der Spanner der breiten Schenkelbinde — äusse-
rer Darmbeinschenkelbeinmuskel — (m. tensor
fasciae latae h.)
— Taf. 10, Fig. 1 und 2, Taf. 11, Fig. l und 5. —
entspringt am äussern Darmbeinwinkel und verliert sich in
einer Sehnenausbreitung (Schenkelbinde), die, sich in mehrere
Blätter spaltend, den Schenkel umkleidet.
Zieht den Schenkel nach aussen, ist aber hauptsächlich
ein Vorwärtsbringer desselben.
2)   der äussere Backenmuskel — oberer Darmbein-
Umdrehermuskel — (entspi'icht der Lage nach dem
m. glutaeus maximus h.)
— Taf. 10, Fig. 1, 2 und 3- —
Der äussere Schenkel desselben entspringt, verbunden
mit 1, am äussern Darmbeinwinkel; der jnnere geht aus der
den grossen Backenmuskel bedeckenden Aponeurose (2')
hervor.
Zieht den Schenkel nach aussen und hilft ihn durch Beu-
gen des Oberschenkels vorwärts bringen, wie aus der Anhef-
tung seiner Endsehne (Taf. 10, Fig. 3, 2") erhellt.
3)   der dreiästige Auswärtszieher des Unterschen-
kels— äussererKreuzsitzbeinmuskel desSchen-
kels — (entspricht dem m. biceps femoris h.)
—  Taf. 10, Fig. 1 und 2. —
Der obere oder vordere Kopf (3) (langer Auswärts-
zieher des Unterschenkels) entspringt an den Dornfort-
sätzen des Kreuzbeins und endet an der vordem Fläche der
Kniescheibe und am äussern graden Bande derselben.
Der untere oder hintere Kopf (mittler er Auswärts-
zieher des Unterschenkels) entspringt am untern Rande
des Sitzbeinhöckers und verliert sich hauptsächlich in einer
Sehnenausbreitung, die den Unterschenkel bekleidet. Zwi-
schen beiden Köpfen liegt eine Fleischportion (3") (der kurze
Auswärtszieher des Unterschenkels), welche auf der
Sehne des untern Kopfes entspringt und gemeinschaftlich mit
3 und 3' (an der äussern Kniescheibe und am Unterschenkel)
endigt.
Zieht den Schenkel nach auswärts und beugt das Unter-
schenkelbein, wenn er gleichzeitig mit den Einwärtsziehern
des Unterschenkels wirkt; dadurch wird der ganze Schenkel
rückwärts gebracht.
b. Strecker des Oberschenkelbeins.
Sie sind Rückwärtsbringer des ganzen Schenkels.
4)   der grosse Backenmuskel — grosser Darmbein-
Umdrehermuskel — (m. glutaeus medius h.)
—  Taf. 10, Fig. 1 und 3- —
entspringt mit einer Fleischspitze auf dem langen Rücken-
muskel («, Fig. 3), dann an den beiden Darmbeinwinkeln
und an der Seite des Kreuzbeines und endet hauptsächlich
an dem obern Umdreher des Oberschenkelbeines.
Ist Hauptstrecker des Oberschenkels und besonders beim
Ausschlagen thätig. Bei festgestelltem Schenkel bringt er
den Rumpf in die Höhe (beim Steigen).
5)   der mittlere Backenmuskel — mittlerer Darm-
bein-Umdrehermuskel — (entspricht in Verbindung
mit 6 dem m. glutaeus minimus h.)
— Taf. 10, Fig. 1 und 4. —
entspringt auf der obern Darmbeinfläche und endigt, nachdem
seine Sehne über den mittlem Umdreher gegangen ist, hinter
diesem.
Unterstützt 4 in seiner Wirkung.
6)   der kleine Backenmuskel — kleiner Darmbein-
Umdrehermuskel —
—  Taf. 10, Fig. 1 und 4. —
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entspringt am Kamme des Darm- und Sitzbeines und endigt
am rauhen Bande des mittleren Umdrehers.
Unterstützt 4 und 5 und dreht den Oberschenkel nach
innen.
c. Einwärtsziehe r.
Sie unterstützen je nach ihrer Lage die Vorwärtsbringer
oder Rückwärtsbringer des Schenkels.
7)   der lange Einwärtszieher des Unterschenkels
—   hinterer .Kreuzsitzbeinmuskel des Schen-
kels — (m. semitendinosus h.)
— Taf. 10, Fig. 1, 2 und 3. Taf. 11, Fig. 1, 2 und 3. —
Sein oberer langer Kopf (7') entspringt an den hintern
Dornfortsätzen des Kreuzbeins und dem ersten Schwanzwir-
bel, sein unterer kurzer Kopf (7") unter dem Kamme des
Sitzbeinhöckers. Er endigt hauptsächlich an der Gräte des
Unterschenkelbeins.
Allein wirkend zieht er den Schenkel nach innen; ge-
meinschaftlich mit den Auswärtsziehern beugt er den Unter-
schenkel und bringt den ganzen Schenkel rückwärts.
8)   der breite Einwärtszieher des Unterschenkels
—    Scham - Schenkelbeinmuskel — (m. graci-
lis h.)
— Taf. 11, Fig. 1, 2 und 5. —
entspringt an der Schambeinfuge und an dem Ausläufer der
gemeinschaftlichen Endsehne der Bauchmuskeln; er endigt
theils am innern graden Kniescheibenbande und obern Theil
des Unterschenkels, theils verliert er sich in der Fascie des
Unterschenkels.
Zieht den Schenkel nach innen.
9)   der dünne Einwärtszieher des Unterschenkels
—  innerer Darmschenkelbeinmuskel — (Schnei-
dermuskel, m. sartorius h.)
— Taf. 11, Fig. 1 und 2, Fig. 5 (abgeschnitten). —
entspringt im Becken-an der Darmbeinaponeurose (14") und
am kleinen Lendenmuskel; endigt vereint mit 8.
Wirkt wie 8, doch betheiligt er sich auch am Vorwärts-
bringen des Schenkels und bewirkt hauptsächlich das soge-
nannte Uebertreten.
10)   der dicke Einwärtszieher des Unterschenkels
—   grosser Gesäss-Backbeinmuskel — (m. se-
mimembranosus h.)
— Taf. 10, Fig. 1, 2 und 3. Taf. 11, Fig. 1, 2 und 3. —
entspringt an den ersten Schweifwirbeln, hauptsächlich aber
am Sitzbeinhöcker, und endet am innern Kopfe des Ober-
schenkelbeins, dem innern Seitenbande des Kniegelenkes, dem
Unterschenkelbein und der Unterschenkelfascie.
Bringt den Schenkel nach einwärts und rückwärts; bei
festgestelltem Schenkel bringt er in Verbindung mit 7, 3 und
4 den Rumpf auf den Schenkel (behn Steigen).
11)   der dicke Einwärtszieher des Oberschenkels
(m. adductor brevis et magnus h.)
— Taf. 10, Fig. 1 und 3. Taf. 11, Fig. 1 und 3- —
Besteht beim Pferde aus 2, meist mehr oder weniger ver-
schmolzenen Portionen (dem kurzen Einwärtszieher oder
mittleren Schambackbeinmuskel (11 a ) und dem
grossen Einwärtszieher oder hinteren Schamback-
beinmuskel (11*). Er entspringt an der untern Fläche
des Scham- und Sitzbeins und endigt an der hintern Fläche
und dem innern Gelenkkopfe des Oberschenkels und am in-
nern Seitenbande des Kniegelenkes.
Bringt den Schenkel einwärts und rückwärts.
12)   der lange Einwärtszieher des Oberschenkels —
vorderer Schambackbeinmuskel — (m. adductor
longus h.)
—  Taf. 1-1, Fig. I, 2, 3 und 5. —
entspringt am vordem Schambeinrande, der gemeinschaftlichen
Sehne der Bauchmuskeln und dem Pfannenschenkel derselben
und endet etwa in der Mitte des Oberschenkelbeins, hinten
und innen.
Zieht den Schenkel nach innen und hilft ihn nach vorn
bringen.
d.    Beuger des Oberschenkelbeins.
Sie sind Vorwärtsbringer des ganzen Schenkels.
13)   der gjrosse Lendenmuskel, Lendenwirbel-Back-
beinmuskel (m. Psoas magnus h.)
—  Taf. 11, Fig. 1, % 3 und 5. —
i entspringt an den letzten Rippen und den entsprechenden
Rückenwirbelkörpern und endigt gemeinschaftlich mit 14 an
der innern Leiste des Oberschenkelbeines.
Bringt den Schenkel nach vorn; bei rückwärts festgestell-
tem Schenkel bringt er den Rumpf auf denselben (beim Zu-
rücktreten) und krümmt in Verbindung mit dem kleinen Len-
denmuskel die Wirbelsäule nach unten.
14)   der innere Darmbeinmuskel, Darm-Backbein-
muskel (m. iliacus internus h.)
—  Taf. 10, Fig. 3.Taf. 11, Fig. 1, % 3 und 5. —
entspringt an der untern Fläche des Darmbeins, den letzten
Lendenwirbeln und am Kreuzbein, und wird durch den sich
durch seine Fleischmasse hindurchschiebenden grossen Lenden-
muskel in zwei Portionen getheilt (14 und 14'); er endet mit
13 am Oberschenkelbein und beugt dasselbe.
e.    Dreher des Oberschenkelbeins.
15)   der innere Verstopfungsmuskel (m. obturator in-
ternus h.) und
16)   der pyramiden-oderbirnförmige Muskel — Kreuz-
beins-Umdrehermuskel — (entspricht trotz seiner ab-
weichenden Lage dem m. pyriformis s. iliacus externus h.)
— Taf. 10, Fig. 4. Taf. 11, Fig. 1, 2 und 3- —
15 entspringt innerhalb des Beckens im Umkreise des eirun-
den Loches, 16 an der Vereinigung des Kreuz- und Darm-
beines. Beide endigen mit gemeinschaftlicher Sehne (15' 16),
welche unter dem Kreuzsitzbeinbande nach aussen tritt in
der Umdrehergrube des Oberschenkelbeines.
17)   die kleinen Zwillingsmuskeln (mm. gemelli s.
gemini h.)
— Taf. 10, Fig. 1 und 4. Taf. 11, Fig. 1. —
entspringen am Sitzbein und enden unmittelbar unter den
vorigen.
18)   der viereckige Schenkelmuskel — kleiner Ge-
säss-Backbeinmuskel — (m. quadratus femoris h.)
—  Taf. 10, Fig. 1, 3 und 4. Taf. 11, Fig. 1 und 5. —
entspringt an der untern Fläche des Sitzbeins und endigt an
der hintern Fläche des Oberschenkelbeines.
19)   der Schambeinmuskel (m. pectinaeus h.) und
20)   der äussere Verstopfungsmuskel (m. obturator ex-
ternus h.).
—  Taf. 10, Fig. 1 und 4. Taf. 11, Fig. l und 5.
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Beide bilden eine zusammenhängende Muskelpyramide,
welche ausserhalb des Beckens im Umkreise des eirunden
Loches entspringt und in der Umdrehergrube des Oberschen-
kels endigt.
19 ist die vordere schwächere, 20 die hintere stärkere
Abtheilung dieser Pyramide; zwischen beiden geht der Ver-
stopfungsnerv hindurch.
c. Strecker des Sprunggelenkes und des
Hinter mittelfusses.
27)  der Zwillingsmuskel, zweiköpfiger Wadenmus-
kel, zweibäuchiger Strecker des Sprungge-
lenks,— Back-Fersenbeinmuskel — (m. gastrocne-
mius h.)
— Taf. 10, Fig. 1, 3, 5 und 6- Taf. 11, Fig. 1 und 4. —
Die beiden Bäuche desselben (27a der äussere Bauch und
27* der innere Bauch) entspringen von einander getrennt im
untern Drittel des Oberschenkelbeins, bilden dann eine ge-
meinschaftliche Sehne — die Achillessehne (27') —welche
anfänglich hinter, dann vor dem Kronbeinbeuger liegt und an
der Spitze des Fersenbeins endigt.
Streckt das Sprunggelenk und mit diesem zugleich die
Hintermittelfussknochen.
28)   der dünne oder schiefe Strecker des Sprungge-
lenkes — Schenkel-Fersenbeinmuskel — (m.
plantaris h.)
— Taf. 10, Fig. 3. —
entspringt am Köpfchen des Wadenbeins und endigt in der
Achillessehne.
Unterstützt 27.
d. Beuger des Sprunggelenkes und der
Hintermittelfussknochen.
Sie sind grösstentheils von dem vorderen Zehenstrecker
bedeckt.
29)   der Beuger des Schienbeins, vorderer Unter-
schenkelmuskel (m. tibialis anticus h.)
—  Taf. 11, Fig. 1, 5, 6 und 7. —
30)   der dritte Wadenbeinmuskel (m. peronaeus ter-
tius h.)
—  Taf. 11, Fig. 1, 5, 6 und 7. —
Beide Muskeln sind auch als ein einziger— Backschen
kelbeinmuskel des Schienbeins (Tibio-pre-metatarsien
Girard) — beschrieben worden.
29 entspringt gemeinschaftlich mit dem langen Zehenstrek-
ker (31) am untern Ende des Oberschenkelbeins und endet
mit drei Sehnenschenkeln am Sprung-, Würfel-, Schien- und
innern Griffelbein. Ist beim Pferde ganz sehnig und hält das
Sprunggelenk mechanisch in gebeugter Stellung.
30 ist fleischig und entspringt am obern Ende des Unter-
schenkels, durchbohrt mit seiner Endsehne 29 und endet am
Schien- und Pyramidenbein.
Beugt den Hintermittelfuss activ.
e. Strecker -der Zehenglieder.
31)   der vordere Strecker des Fessel-, Krön- und
Hufbeins, langer Zehenstrecker — Backbein-
muskel des Fessel-, Krön- und Hufbeins — (m.
extensor digitorum pedis longus h.)
- Taf. 10, Fig. 1 und 5. Taf. 11, Fig. 1. —
32)   der Seitenstrecker des Fessel-, Krön- und Huf-
beins, langer Wadenbeinmuskel — Schenkel-
beinmuskel des Fessel-, Krön- und Hufbeins —
(m. peronaeus longus h.)
— Taf. 10, Fig. 1, 5 und 6. —
31  entspringt am untem Ende des Oberschenkelbeines und
liegt vor 29 und 30-
32   entspringt am äussern Seitenbande des Kniegelenkes
Zu der Abtheilung derjenigen Muskeln, welche am Rum-
pfe entspringen, gehören noch 21 und 25; sie werden indess
erst in der nächsten Abtheilung erwähnt werden.
B. Muskeln, welche an den Knochen der hintern
Gliedmaassen entspringen.
a. Strecker des Unterschenkels,
sind um das Oberschenkelbein gelagert.
21 bis 24. Der vierbäuchige Strecker des Unter-
schenkels
— Taf. 10, Fig. 1 und 3. Taf. 11, Fig. 1, 2, 3 und 5. -
umkleidet mit Ausnahme der hintern Fläche das ganze Ober-
schenkelbein und besteht aus vier, namentlich in ihrem obern
Theile trennbaren Bäuchen, welche sämmtlich an der Knie-
scheibe endigen und mittelst der graden Bänder der Knie-
scheibe streckend auf den Unterschenkel wirken.
Die Bäuche sind
21)   der grade Schenkelmuskel — vorderer Darm-
beinschenkelmuskel — (m. rectus femoris h.)
entspringt mit zwei Sehnenschenkeln über der Pfanne am
Darmbein.
22)   der äussere dicke Schenkelmuskel — äusserer
Back - Schenkelbeinmuskel — (m. vastus exter-
nus h.)
23)   der innere dicke Schenkelmuskel — innerer
Back - Schenkelbeinmuskel — (m. vastus inter-
nus h.) und
24)   der eigentliche Schenkelmuskel — vorderer
Back- Schenkelbeinmuskel — (m. cruralis h.)
Beim Pferde kommt noch vor
25)   der dünne Oberschenkelmuskel oder Kapselband-
muskel — kleiner Darmbackbeinmuskel
— Taf. 10, Fig. l. Taf. 11, Fig. 1. —
entspringt am obern Rande der Pfanne und endigt zwischen
beiden Hälften von 24.
Ist Kapselbandspanner.
b. Beuger und Dreher des Unterschenkel-
beins.
Die Hauptbeugewirkung geht von den Ein- und Aus-
wärtsziehern des Unterschenkels aus; es ist hier nur ein am
Unterschenkelbein gelagerter Muskel zu nennen, nämlich
26)   der Kniekehlenmuskel, gewundener Beuger des
Schenkelbeins, schiefer oder gewundener Back-
schenkelbeinmuskel (m. poplitaeus h.)
— Taf. 10, Fig. 1. Taf. 11, Fig. 1 und 4. —
entspringt am untern Ende des Oberschenkelbeins vor dem
äussern Gelenkkopfe desselben und endigt am innern Rande
und der hintern Fläche des Unterschenkelbeins.
Beugt das Unterschenkelbein und dreht den Unterfuss so,
dass die Zehe nach innen kommt.
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und am obern Theile des Wadenbeins. Die Sehnen beider
Muskeln vereinigen sich auf dem Schienbein und enden ge-
meinschaftlich an den Knochen der Zehe.
Das Dreieck, welches die Sehnen vor ihrem Zusammen-
tritt bilden, wird ausgefüllt von
33)   dem kurzen oder untern Zehenstrecker — Roll-
beinmuskel des Hufbeins — (m. extensor digito-
rum pedis brevis h.)
— Taf. 10, Fig. 5. —
Er unterstützt 31 und 32.
/. Beuger der Zehenglieder.
34)   der Beuger des Kronbeins — Back-Kronbein-
muskel — (entspricht dem grossen Wadenmuskel oder
Schollenmuskel, m. soleus, und dem kurzen Zehenstrek-
ker, m. flexor digitorum communis brevis s. perforatus,
des Menschen)
— Taf. 10, Fig. 1, 3 und 5. Taf. 11, Fig. 4. —
entspringt im untern Drittel des Oberschenkelbeins in einer
Grube, ist von dem Zwillingsmuskel eingeschlossen, tritt dann
über die Achillessehne, bildet auf dem Fersenbein eine breite
Kappe und endet am Krön- und Fesselbein, wie der Kron-
beinbeuger am Vorderfuss (cf. diesen).
35 und 36- Der zweiköpfige Beuger des Hufbeins,
grosser Schenkelbeinmuskel des Hufbeins.
—  Taf. 10, Fig. 1 und 5. Taf. 11, Fig. 4. —
Beide Köpfe desselben entspringen am äussern Gelenkknor-
ren des Unterschenkelbeins und am Köpfchen des Wadenbeins.
35)   der stärkere tiefe Kopf — dicker Beuger des
Hufbeins, langer Zehenbeuger — (der Lage nach
m. flexor hallucis longus h.),
verbindet sich mit
36)   dem schwächeren oberflächlichen Kopf — hinte-
ren Unterschenkelmuskel — (m. tibialis posti-
cus h.)
noch oberhalb des Sprunggelenkes zu einer starken Sehne,
mit welcher sich die Sehne (37') von
37)   dem Seitenbeuger des Hufbeins — dünner Beu-
ger des Hufbeins, kleiner Schenkel-Hufbein-
muskel — (der Lage nach m. flexor digitorum com-
munis longus h.),
der am hintern Winkel des äussern Gelenkknorren des Un-
terschenkelbeins entspringt, zu der gemeinschaftlichen
Hufbeinbeugesehne des Hinterfusses (35' Fig. 5, Taf. 10
und Fig. 4, Taf. 11 und 35« Fig. 1, Taf. 10) vereinigt und
sich wie die gleichnamige Sehne des Vorderschenkels verhält
(cf. diese).
g. Muskeln, welche am Hintermittelfuss
li e g en.
Sie verhalten sich wie die am Vordennittelfuss.
38)   der Fesselbeinbeuger oder oberes Gleichbein-
band.
39)   der innere wurmförmige Muskel,
liegt zur Seite von 34 und 35' und endigt in der Haarzotte.
Die genaue Kenntniss der Muskeln und ihrer Wirkungs-
weise ist für den Thierarzt nicht allein in physiologischer, son-
dern auch in praktischer Beziehung von grosser Wichtigkeit.
Besonders aber gilt dies von den Muskeln der Gliedmaassen.
Störungen in den Ortsbewegungen (Lahmheiten) fehlerhafte
Stellungen etc. lasseu sich sehr häufig auf Erkrankungen der
Muskeln und ihrer Sehnen, der Sehnenscheiden, der Muskelbin-
den etc. zurückführen. Entzündungen der Muskeln und Sehnen,
Ausdehnungen, Verkürzungen, Verdickungen und Zerreissungen
derselben sind dem Veterinairchirurgen häufige Vorkommnisse;
ebenso geben Krankheiten der Sehnenscheiden (Sehnen- oder
Flussgallen) und der Schleimbeutel zu Schönheits- oder Ge-
brauchsfehlern Veranlassung. Des Näheren über diese Erkrankun-
gen muss jedoch auf die Lehrbücher der Veterinairchirurgie ver-
wiesen werden.
Anm. Die übrigen Muskeln finden bei denjenigen Organen,
zu deren Bewegung sie bestimmt sind, ihre Erledigung.
I.EISERING, ANATOMIE D. PFERDES.
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IL S i n n e s o r g a n e.
Sinnesorgane (organa sensus) nennt man diejenigen Werkzeuge, mittelst welcher die Thiere durch
gewisse spezifische Empfindungen Kenntniss von den Zuständen und Vorkommnissen der sie umgebenden
Aussenwelt erhalten. Da alle Empfindungen aber nur durch Mitbetheiligung von Nerven möglich sind, so
bestehen demnach die Sinnesorgane im Wesentlichen 1) aus Nervengebilden — Sinnesnerven — die
das Empfundene den Centraltheilen des Nervensystems übermitteln und es auf diese Weise den Thieren
zum Bewusstsein bringen und 2) aus vorbereitenden Apparaten, welche die der Natur der Sinnes
organe entsprechenden Erregungen (Reize) aufnehmen und zweckmässig verarbeiten.
Man unterscheidet bei den Hausthieren, wie beim Menschen, 5 Sinne: das Gehör, das Gesicht, das
Gefühl, den Geruch und den Geschmack.
Das Gehörorgan, Ohr (organon auditus, auris), dient zur Wahrnehmung des Schalles, ist paarig
und liegt an den Seitenflächen des Schädels. Man theilt jedes Ohr ein in 1) das äussere Ohr, zu welchem
die Ohrknorpel, die diese bewegenden Muskeln und der äussere (knöcherne) Gehörgang gezählt werden.
2) das mittlere Ohr, zu dem das Trommelfell, die Paukenhöhle, die Gehörknöchelchen, die Eustachische
Trompete und bei Pferden noch der Luftsack gehören, und 3) das innere Ohr oder Labyrinth; dies
besteht aus mehreren mit dem mittleren Ohre und untereinander in Verbindung stehenden Knochenräumen
(Vorhof, halbzirkelförmige Kanäle, Schnecke), deren häutige Auskleidungen und den Ausbreitungen des
Hörnerven.
Das Sehorgan, Auge (organon visus, oculus), ist ebenfalls paarig und liegt jederseits in den
Augenhöhlen des Kopfes. Der wesentlichste Tlieil des Sehorgans ist der Augapfel (bulbus oculi); in ihm
werden die von leuchtenden Körpern ausgehenden Lichtstrahlen modificirt und deren Eindruck mittelst des
Sehnerven zum Gehirne fortgepflanzt. Die übrigen dem Auge zukommenden Apparate sind Hülfs- und
Schutz organe des Augapfels. Zu ihnen gehören besonders die Augenmuskeln, die Augenlider und die
Thr änenwerkz euge.
Der Gefühls sinn, d. h. der Sinn für Druck- und Temperaturverhältnisse hat an der äussern Ober-
fläche des Körpers in der äussern Haut oder allgemeinen Decke (cutis), an den innern Oberflächen aber
in den Schleimhäuten seinen Sitz. Die Grundlage der (hier nur zu erwähnenden) äussern Haut bildet die
Lederhaut (corium, derma), ein m. o. w. dickes Filzwerk von Bindegewebe, dem elastische Fasern und
glatte Muskelfasern beigemischt sind. An der Oberfläche der Lederhaut finden sich (als äussere Schicht der-
selben) die Gefühlswärzchen oder Papillen; diese bilden in ihrer Gesammtheit den Papillär- oder
Warzenkörper. In dem Papillarkörper endigen die Nerven der Haut, weswegen man die äussere Schicht
der Lederhaut als denjenigen Theil betrachten muss, in welchem die Gefühls- (Tast-) Empfindungen zu Stande
kommen. Die Lederhaut ist von einem dünnen, verschieden gefärbten, membranartigen Ueberzuge bedeckt,
den sie auf ihrer Oberfläche absondert. Dieser Ueberzug ist die Oberhaut (epidermis), welche aussen aus
älteren verhornten Zellen, innen aber aus weicheren, jüngeren Zellen (dem Malpighischen Schleim-
netze) besteht. An Stellen, die eines besonderen Schutzes bedürftig sind, findet die Absonderung der Ober-
hautzellen in einem sehr ausgedehnten Maassstabe und unter abgeänderten anatomischen Verhältnissen der
Lederhaut statt; dies ist besonders an den Fussenden der Thiere der Fall. Hierüber vergl. Taf. 15. — Zu
LEISEKING, ANATOMIE D. PFERDES.                                                                                                                                                                                                    8
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den epidermoidalen Erzeugnissen der Lederhaut gehören auch noch die Haare (pili s. crines), welche bei
den Säugethieren, mit Ausnahme von sehr wenigen Stellen, zahlreich über den ganzen Körper verbreitet
vorkommen, und cilindrische m. o. w. dicke und lange, verschieden gefärbte Hornfäden darstellen — cf.
Taf. 14. —■ Ausserdem dient die Haut, da sie secernirende Drüsen enthält, auch noch zur Absonderung.
Die Talgdrüsen sondern eine fettige Masse, die Hautschmiere, ab; die Schweissdrüsen erzeugen
eine wässerige Flüssigkeit, den Seh weiss.
Das Geruchsorgan (organon olfactus) besteht im Wesentlichen aus einer Schleimhaut, in welcher
sich der Riechnerv ausbreitet; diese Schleimhaut bekleidet das Siebbein und die Nasenhöhle — cf. die Ta-
feln, auf welchen die Respirationsorgane dargestellt sind. —
Das Geschmacksorg an (organon gustus) hat seinen Sitz in der Maulhöhle — cf. die Tafeln, auf
welchen die Verdauungsorgane dargestellt sind. —
i
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TAEEL XIL
2)  Der obere Einwärtszieher (oberer äusserer
Schildmuskel der Muschel)
ist eigentlich nur eine Fortsetzung der Fleischfasern des ge-
meinschaftlichen Ohrmuskels, die an den innern Rand der
Muschel treten.
3)   Der lange Heber (äusserer Nackenmuskel der
Ohrmuschel, entspricht in Gemeinschaft mit 4. dem
m. retrahens h.),
geht vom Querfortsatze des Hinterhauptsbeines und dem
Nackenbande an die Ohrmuschel.
4)   Der lange Auswärtszieher (mittlerer Nacken-
muskel der Ohrmuschel) —
entspringt am Nackenbande und endet nahe am äussern Rande
der Muschel.
5)   Der Niederzieher (Ohrdrüsenmuskel der Mu-
schel, in der Fig. etwas zu schmal dargestellt),
entspringt breit auf dem untern Theile der Ohrdrüse, bedeckt,
sich nach oben verschmälernd, diese Drüse und endigt am
Grunde der Ohrmuschel.
a.  Ohrmuschel.
b.   Schildknorpel.
c.   Ohrspeicheldrüse.
Fig. 4.
Der hintere Theil des Kopfes und der Nacken von oben
gesehen. Der gemeinschaftliche Ohrmuskel ist entfernt und
der rechte Schildknorpel (b) so nach aussen umgeschlagen,
dass die untere Fläche desselben mit ihren Muskelansätzen
sichtbar wird. Von dem rechten Ohre sind die Heber ent-
fernt worden.
1)   Der lange Heber des linken Ohres; — (cf. Fig. 3. 3.)
1' ist die Ansatzstelle desselben Muskels der rechten Seite.
2)   Der mittlere Heber (Vorderhauptsmuskel der
Muschel, m. attollens h.)
entspringt an der Pfeilnaht und endigt in der Nähe von 1.
2'. Insertionsstelle des mittleren Hebers der rechten Seite.
3)  Der kurze Heber
ist klein, entspringt an der äussern Fläche des Schildes und
endet in der Nähe von 1. und 2. 3'. abgeschnittener kurzer
Heber der rechten Seite.
4)   Der mittlere Einwärtszieher (mittlerer äusse-
rer Schildmuskel der Muschel)
entspringt an der untern Fläche des Schildes und endigt am
vordem Rande der Muschel.
5)   Der untere Einwärtszieher (unterer äusserer
Schildmuskel der Muschel)
8*
Fig. 1.
Der hintere Theil des Kopfes vom Pferde von der rech-
ten Seite gesehen. Die Ohrknorpel sind freigelegt.
1)  Die Ohrmuschel (concha),
ist tutenförmig und zum Auffangen der Schallstrahlen be-
stimmt; sie kann durch Muskelwirkung in den verschiedensten
Richtungen bewegt werden. An ihrem untern Ende bemerkt
man Einschnitte und Fortsätze; letztere stehen mit
2)  dem Kürass oder Ring (cartilago annularis) (cf. Fig. 2)
in Verbindung. Muschel und Kürass bilden zusammen das
bewegliche knorplige Rohr, welches mit dem unbeweglichen
knöchernen — dem äussern Gehörgange cf. Fig. 6. c. und
Fiff. 7. 1. —• in Verbindung steht. Die innere Fläche dieses
Rohres ist von der allgemeinen Decke ausgekleidet, welche
in. der Tiefe das Ohrenschmalz absondert.
3)   Der Schildknorpel des Ohres (cartilago scuti-
formis)
ist ein lediglich zum Ansätze einiger Ohrmuskeln bestimmter
flacher Knorpel, dessen hinterer oberer Theil in einen langen
Fortsatz ausgeht. Er hat seine Lage auf dem Schläfen-
muskel («).
a.  Schläfenmuskel,
b.   Griffelfortsatz )
des Hinterhauptsbeines.
c.   Knopffortsatz |
Fig. 2.
Kürass oder Ring von der innern Seite gesehen
Naturgrösse.
Fig. 3.
Hinterer Theil des Kopfes mit präparirten Ohrmuskeln;
von oben, vorn und rechts gesehen.
1) Der gemeinschaftliche Ohrmuskel
ist dünn und hautartig; er entspringt theils an der Pfeilnaht
und tritt an Ohrmuschel und Schild (Vorderhauptsmuskel
des Schildes und der Muschel), theils nimmt er seinen
Anfang am Jochfortsatze des Stirnbeins (Stirnmuskel des
Schildes) und am Jochfortsatze des Schläfenbeines (Schlä-
fenmuskel des Schildes) und endet am vordem und un-
tern Theil des Schildes (T).
Wirken alle zu dem Muskel gehörigen Portionen, so wird
der Schild festgestellt, was für die Wirkung der Drehmus-
keln von Wichtigkeit ist; wirkt nur die hinterste, unpaarige,
beiden Ohrmuscheln gemeinschaftliche Portion, so werden die
Muscheln nach innen gezogen.
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entspringt am untern Winkel des Schildes und endet an der
Muschel dicht über der Insertionsstelle des Niederziehers.
6)   Der lange Dreher (grosser inner er Schildmus-
kel der Muschel)
entspringt an der untern Fläche des Schildknorpels und en-
det am Grunde der gewölbten Ohrmuschelfläche.
7)   Der kurze Dreher (kleiner innerer Schildmus-
kel der Muschel)
entspringt ebenfalls an der untern Fläche des Schildes, kreuzt
sich mit 6. und endet neben demselben. Beide Muskeln
drehen die Ohrmuschel.
8)   Der lange Auswärtszieher — cf. Fig. 3, 4. —>
9)   Der kurze Auswärtszieher (innerer Nacken-
muskel der Muschel)
entspringt gemeinschaftlich mit 8, von dem er auch in der
Figur grösstentheils verdeckt ist, und endet in der Tiefe am
Grunde der Muschel zwischen den Drehern und dem nächst-
folgenden Muskel. Seiner Wirkung nach ist er hauptsächlich
als Antagonist der Dreher aufzufassen, d. h. er dreht die
nach aussen gerichtete Ohrmuschel nach vorn.
10) Der Grundmuskel des Ohres (Gehörgangs-
muskel — m. tragicus h.)
ist ein kleiner, schlanker Muskel, welcher am hintern Theile
des äussern Gehörganges entspringt, über den Kürass geht
und am Grunde der Ohrmuschel endigt. Er nähert die Mu-
schel dem äussern Gehörgange.
Im Allgemeinen haben die Ohrmuskeln die Wirkung,
welche durch die ihnen vorangestellten Namen bezeichnet
wird. Wirken mehrere derselben zusammen, so modificirt
sich die Wirkung derartig, dass das Ohr nach allen nur mög-
lichen Richtungen gedreht und gewendet werden kann. Die
übrigen Ohrmuskeln, wie der Quermuskel des Ohres, der
grosse und kleine Leistenmuskel, sind wegen der geringen
Bedeutung derselben für die Ohrbewegung in der Figur nicht
berücksichtigt worden.
Fig. 5.
Kopf des Pferdes von der rechten Seite und etwas von
unten gesehen. Der rechte Unterkieferast und die sich an
diesen befestigenden Muskeln, die Ohrspeicheldrüse und die
den Luftsack bedeckenden Gefässe und Nerven sind wegge-
nommen worden; der Luftsack ist massig aufgeblasen.
1)   Der Luftsack
ist ein dem Pferdegeschlecht eigenthümliches, aus einer Aus-
sackung der Schleimhaut der Eustachischen Röhre bestehen-
des paariges Gebilde, welches als eine Nebenpaukenhöhle
zu betrachten ist und sich wie eine von den Nachbartheilen
leicht trennbare, häutige Blase verhält. Er liegt oberhalb des
Schlundkopfes und reicht bis in die Flügelgrube des Atlas;
von aussen wird er von dem innern Kaumuskel, dem Griffel-
zungenbeinmuskel, dem Griffelfortsatze des Hinterhauptsbeines,
von vielen Gefässen und Nerven und theilweise von der Ohr-
speicheldrüse bedeckt; nach innen bedeckt er das obere Ende
des langen Kopfbeugers und stösst mit dem Luftsacke der
andern Seite zusammen.
2)   Der grosse Zungenbeinast,
schiebt sich von hinten nach vorn in den Luftsack hinein,
so dass letzterer bei 1' gleichsam in 2 Abtheilungen gebracht
wird.
a.  vorderer Rand des ersten Halswirbels,
b.   Griffelfortsatz des Hinterhauptsbeins,
c.  Schlundkopf,
d.  langer Beuger des Kopfes,
e.  rechte Ohrmuschel.
Fig.. 6.
Die Ohrmuschel und der grosse Zungenbeinast sind aus
dem Präparate der vorigen Fig. entfernt und der Luftsack
geöffnet worden.
1)   Der geöffnete Luftsack; man sieht durch densel-
ben den langen Beuger des Kopfes (ff) hindurchschim-
mern.
2)   Die knorplige Eustachische Röhre,
ist eine aus Knorpel bestehende Rinne, welche sich mit ihrem
vordem breiteren Ende klappenartig in den Schlundkopf er-
streckt, mit ihrem hintern dagegen mit der knöchernen Pau-
kenhöhle in Verbindung steht, sie dient dazu, atmosphärische
Luft in die letztere und den Luftsack einzuführen. Aus der
Fig. ist ersichtlich, dass die den Luftsack darstellende Haut
unmittelbar aus dem obern Rande der knorpligen Rinne her-
vorgeht, während der untere Rand derselben frei in den Luft-
sack hineinragt.
2') Die in den Schlundkopf führende Oeffnung der Eu-
stachischen Röhre.
Ueber die Bedeutung des Luftsackes ist nichts Sicheres be-
kannt; am wahrscheinlichsten ist es, dass er bei den Funktionen
des Gehörapparates eine Rolle zu spielen hat. In praktischer Be-
ziehung hat dies Organ aber insofern für den Thierarzt eine Be-
deutung, als es nicht selten der Sitz einer übermässigen Schleim-
absonderung wird, zu Athmungsstörungen und Verwechselungen
mit andern Krankheiten Veranlassung giebt, und dass an demsel-
ben unter Umständen Operationen nothwendig werden.
a.  Vorderer Rand des ersten Halswirbels.
b.  Griffelfortsatz des Hinterhauptsbeines.
c.  knöcherner Gehörgang.
cl. Griffelfortsatz der Pauke — cf. Fig. 7, 2. —
e.  Schlundkopf.
f.  unterer Theil des weggenommenen grossen Zungen-
beinastes.
ff. langer Beuger des Kopfes.
Fig. 7.
Felsenbein oder Felsentheil des (rechten) Schläfen-
beines (os petrosum), von aussen gesehen. Naturgrösse. Man
unterscheidet daran den Paukentheil, den eigentlichen Felsen-
theil und den Zitzenfortsatz. Dem Paukentheile gehören an:
1)   Der äussere Gehörgang (meatus auditorius ex-
ternus);
er stellt eine kurze knöcherne Röhre dar, an welche sich die
knorpligen Leitungsorgane der Schallstrahlen (cf. Fig. 1) be-
festigen.
2)   Der Griffelfortsatz der Pauke (processus styli-
formis tympani)
dient zum Ansätze des Hebers und Spanners des Gaumen-
segels und der knorpligen Eustachischen Röhre.
3)   Der Griffel- oder Zungenbeinfortsatz (processus
styloideus h.);
an demselben befestigt sich der grosse Zungenbeinast mit-
telst Knorpels; er geht aus dem Zitzentheile hervor — (cf.
Fig. 9 + +.)
4)   und 4') Aus der Paukenblase hervorgehende Knochen-
spitzen.
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5)   Griffelfortsatz der Pauke (Fig. 7, 2).
An ihrem Grunde befindet sich
6)   eine Oef fnung — die knöcherne Eustachische Röhre —
durch welche die mittelst der knorpligen Eustachischen Röhre
hineingeführte Luft in das Innere der Paukenhöhle gelangt.
Fig. 9.
Der Fclsentheil und Zitzentheil des rechten Felsenbeines,
nachdem der Paukentheil abgesprengt worden ist; ganz in
derselben Lage wie Fig. 7.
1)   Felsentheil;
er bildet da, wo er nicht von der sich umschlagenden Pauken-
blase bedeckt ist (Fig. 8, 2) die innere Wand der Pauken-
höhle und schliesst das Labyrinth oder innere Ohr ein.
2)   Knochenhervorragung, welche das Vorgebirge (Pro-
montorium) genannt wird;
im innern Ohr findet sich an dieser Stelle die Schnecke.
3)   Das eirunde Loch oder eirunde Fenster (for.
ovale s. fenestra ovalis);
dasselbe führt in den Vorhof; in ihm steckt der Fusstritt des
Steigbügels.
4)   Das runde Loch oder runde Fenster (for. rotun-
dum s. fenestra rotunda)
ist durch eine Membran — das sekundäre Trommelfell — ge-
schlossen; es führt zum untern Seimeckengange.
5)   Fallopischer Kanal oder Spiralgang (Canalis Fal-
lopii) ,
in ihm liegt der durch das Felsenbein hindurchtretende 7. Nerv.
5' ist die Oeffnung desselben, welche in die Schädelhöhle
führt; 5" bildet bei nicht abgesprengtem Paukentheil das Grif-
felwarzenloch. — cf. Fig. 7, 5. —
6)   Grube für den Steigbügelmuskel, über welchen der
7. Nerv hinwegläuft.
5)   Griffelzitzen- oder Warzenloch—for. stylomastoi-
deum —
dasselbe ist die Ausgangsöffnung des Fallopischen Kanals I
(Fig. 9, 5) und liegt zwischen Zitzenfortsatz und Pauken-
theil; durch dies Loch tritt der 7. Nerv nach aussen.
6)   Zitzenfortsatz — proc. mastoideus —.
Sprengt man den Paukentheil vom Zitzen- und Felsen-
theil ab, wie dies bei Fig. 8 und 9 geschehen ist, so erhält
man einen Einblick in das Innere der Paukenhöhle.
Fig. 8.
Abgesprengter Paukentheil des rechten Felsenbeines von
innen gesehen; er begrenzt mit Ausnahme der Fig. 9 darge-
stellten innern Wand die ganze Trommel- oder Pauken-
höhle (cavitas tympani). Dies wird ersichtlich, wenn man
sich + und + + und die Zahl 2 von Fig. 8 auf + und + +
und die Zahl 1 von Fig. 9 gelegt denkt.
1)   äusserer Gehörgang.
2)   Die Paukenblase (bulla ossea)
besteht aus einer dünnen, durchscheinenden Knochenmasse
und ist es eigentlich, welche die Paukenhöhle bildet; in sie
hinein ragt
3)   Der Paukenfellring (annulus membranae tympani),
welcher eine Fortsetzung der äussern Wand des äussern Ge- !
hörgangs darstellt und an dem sich das Trommelfell befestigt.
Der Ring ist nach oben nicht geschlossen, sondern geht in
einen sich in die innere Wand des äussern Gehörganges ver-
lierenden Spalt über. Von dem Paukenfellringe gehen
4)   kleine Knochenblättchen
divergirend durch die Paukenblase und befestigen sich mit
ihren äussern Rändern an dieselbe, so dass dadurch beim
Pferde die Paukenhöhle in eine Menge kleiner Unterabthei-
lungen gebracht wird.
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TAFEL XIII.
Fig. 1.
Ohrknöchelchen aus dem rechten Ohre; vergrössert. (Die
daneben stehenden Striche geben die natürliche Grösse der-
selben an.)
a.  Hammer (malleus),
1)   Kopf desselben; bei 1' hat der Kopf eine Gelenkfläche
zur gelenkigen Verbindung mit dem Körper des Ambos.
2)   Hals,
3)   der Handgriff,
4)   der lange Fortsatz,
5)   der kurze Fortsatz; an diesen befestigt sich die
Sehne des Paukenfellspanners.
b.  Ambos (incus),
1)   Körper desselben; er trägt bei Y eine Gelenkfläche zur
Aufnahme des Hammerkopfes.
2)   der kurze Schenkel,
3)   der lange Schenkel; dieser trägt an seinem Ende
das Linsenbeinchen und tritt mit dem Steigbügel in
Verbindung.
c.   Das Linsenbeinchen (os lenticulare) ist ein kleines
ovales Knöchelchen.
cl. Der Steigbügel (stapes),
1)   das Köpfchen desselben verbindet sich mittelst des
Linsenbeinchens mit dem langen Schenkel des Ambos.
2)   Schenkel,
3)   der Fusstritt oder Grund, steckt im eirunden Loche,
das er verschliesst.
Fig. 2.
Die Gehörknöchelchen des rechten Ohres in ihrer Ver-
bindung untereinander, und in ihrer Lage zum Felsentheile
des Felsenbeines von aussen und unten gesehen. Etwas ver-
grössert.
1)   Hammer;
der Stiel desselben ist aus dem Trommelfelle herausgelöst und
steht daher frei.
2)   Ambos; 2' kurzer Schenkel; 2" langer Schenkel, an
dessen Ende sich das Linsenbeinchen befindet.
3)   Steigbügel;
er steckt derartig in dem eirunden Loche, dass nur das Köpf-
chen und die obern Theile der Schenkel sichtbar werden.
4)   Der Paukenfellspanner oder innerer Hammer-
muskel (m. tensor tympani s. mallei internus)
ist in der Fig. so bedeutend vom Halse und Kopfe des Ham-
mers verdeckt, dass er nur zum Theil sichtbar wird. Der
Muskel ist pyramidenförmig und übertrifft an Grösse 6 be-
deutend; er endigt an dem kurzen Fortsatze des Hammers.
Bei seiner Wirkung zieht er den Hammer nach innen und
spannt das Paukenfell; hierdurch wird die ganze Kette der
Gehörknöchelchen nach innen und somit der Fusstritt des
Steigbügels tiefer in das eirunde Loch gedrängt.
5)   Dünne Bandmassen,
welche den langen Fortsatz des Hammers mit seiner Umge-
bung verbinden; diese Verbindung, welche ich bei Pferden
stets ligamentös gefunden habe, entspricht dem Er schlaf f er
des Paukenfelles oder dem äussern Hammermuskel
(m. laxator tympani s. mallei externus) des. Menschen.
6)   Der Steigbügelmuskel (m. stapedius)
entspringt in der Grube des Fallopischen Kanales — cf. Taf. 12.
Fig. 9,6. — und geht mit einer dünnen Sehne an das Köpf-
chen des Steigbügels; er scheint den Steigbügel aus dem ei-
runden Loche herauszuziehen.
7)   Das runde Fenster.
Fig. 3.
Die Gehörknöchelchen in ihrer Verbindung unter einan-
der und mit dem Trommelfell. Von innen gesehen. Ver-
grössert.
1)   Der Paukenfellring.
2)   Das Trommel- oder Paukenfell (membrana tym-
pani)
ist eine dünne Membran, welche sich straff über 1 hinweg-
spannt. In demselben ist der Hammerstiel befestigt.
3)   Hammer.
4)   Ambos.
5)   Steigbügel.
Fig. 4.
Das linke Labyrinth (Labyrinthus) des Pferdes. Die
Zeichnung dieser Fig., welche ich der Güte meines Freundes,
des Herrn Prof. Gerlach zu Hannover, verdanke, ist nach
einem Claudius'schen Guttapercha-Ausgusse gemacht worden,
den ich in der Sammlung der Königl. Hannov. Thierarznei-
schule sah.
1)   Schnecke,
2)   eirundes Loch; es führt von der Paukenhöhle aus
in den Vorhof,
3)   rundes Loch; es führt in den untern Schneckengang.
4)   Zapfen, welcher einer spaltförmigen Oeffnung — der
Wasserleitung der Schnecke — Aquaeductus coch-
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leae — entspricht, die vom untern Schneckengange
aus, unter dem eirunden Loche anfängt, sich verbrei-
ternd durch das Felsenbein führt und am untern Rande
desselben ausmündet.
5)   oberer Bogengang.
6)   äusserer Bogengang.
7)   unterer Bogengang.
Diese Bogengänge oder halbzirkelförmigen Kanäle (ca-
nales semicirculares) sind in der Knochenmasse des Felsen-
beins liegende Kanäle, die vom Vprhof ausgehen und in den-
selben wieder zurückführen, aber in der Art, dass sie im
Vorhof nur 4 Oeffnungen haben, indem nämlich der untere
Bogengang nicht direct in den Vorhof führt, sondern theils
im oberen, theils im äusseren Bogengänge mit einmündet,
wie es aus der Fig. ersichtlich ist. Die Ausbuchtungen, welche
die Bogengänge machen, nennt man Ampullen.
Fig. 5.
Das knöcherne Labyrinth des linken ©hres ist geöffnet,
um das von ihm eingeschlossene häutige Labyrinth zur
Anschauung zu bringen. Letzteres besteht aus zarten, durch-
sichtigen Hautgebilden, welche ganz den knöchernen Bogen-
gängen entsprechen und da Ausbuchtungen (Ampullen) bilden,
wo diese dieselben haben.
1)  oberer 1
2)  äusserer J- häutiger Bogengang.
3)  unterer J
Diese münden in
4)   einen im Vorhofe liegenden ovalen häutigen Sack,
den Sacculus elipticus s. Alveus communis
ein. Neben diesem liegt
5)   der runde Sack ■—■ sacculus rotundus —
6)  die geöffnete Schnecke. Die Spiralplatte ist von einer
Haut überzogen, auf welcher sich Nerven ausbreiten.
7)   Der Hör nerv; er verbreitet sich in allen Theilen des
Labyrinthes.
Fig. 6.
Das rechte Felsenbein von vorn und innen gesehen, um
das Lageverhältniss des mittleren und inneren Ohres anschau-
lich zu machen. Etwas vergrössert.
1)   äusserer Gehör gang; die obere, innere Wand des»
selben ist entfernt.
2)   Paukenfellring;
3)   von diesem abgehende, die Paukenhöhle durchsetzende
Blättchen, zum grössten Theile weggebrochen. ■—
cf. Taf. 12. Fig. 8, 4. —
4)   Trommelfell.
5)   Hammer, mit seinem Stiele noch im Trommelfell
steckend.
6)   Ambos (er erscheint in dieser Lage sehr verkürzt).
7)   Steigbügel mit seinem Fusstritte im eirunden Loche
steckend; die obere knöcherne Begrenzung des letzte-
ren ist weggenommen.
8)   in der Tiefe durchscheinendes rundes Loch.
9)  Fallopischer Kanal.
11) Die durch den Knochen hindurchpunktirten 3 halb-
zirkelförmigen Kanäle münden mit ihren 4 Aus-
gangsöffnungen in
11') den Vorhof (vestibulum) ein. Bei 11" ist ein Kanal
theilweise geöffnet.
12) Die Schnecke (Cochlea). Man sieht, wie sich das
Spiralblättchen — lamina spiralis — um die Spin-
del — columella s. modiolus — schneckenförmig her-
umwindet.
Fig. 7.
Der Jochfortsatz des Schläfenbeines ist weggenommen
und das Präparat von rechts und hinten gesehen.
1)   Die Augenhöhlenhaut (periorbita)
bildet einen häutigen Trichter, dessen vorderer weiterer Theil
sich rings an dem, den Eingang der Augenhöhle bildenden
Knochenring — cf. Taf. 2. Fig. 1 und Taf. 3. Fig. 1.._ be-
festigt, und dessen Spitze das Sehloch umfasst. Sie schliesst
den Augapfel, die Augenmuskeln, Nerven etc. ein und wird
von dem reichlich vorhandenen (hier entfernten) Augenhöhlen-
fett bedeckt.
1') ist eine Schicht elastischen Gewebes, welches zwischen
das die Augenhöhlenhaut bildende fibröse Gewebe ein-
geschoben ist. Da diese Schicht sich beim Zurück-
treten des Augapfels ausdehnt, so hilft sie bei ihrer
Zusammenziehung denselben wieder vordrängen.
2)   Vene, welche das vom Auge und auch theilweise vom
Gehirn kommende Blut zurückführt und in den obern
Verbindungsast leitet. — cf. Gefässtafeln. —
Fig. 8.
Rechter Augapfel in Verbindung mit seinem Sehnerven.
1)   durchsichtige Hornhaut — (cornea);
2)   undurchsichtige Hornhaut (sclerotica);
an diese befestigen sich die den Augapfel bewegenden Mus-
keln.
3)   Bindehaut des Augapfels;
sie ist eine Fortsetzung der Bindehaut der Augenlider und
überzieht als feine Schicht (Epithelium) auch die Cornea.
4)   der Sehnerv (nervus opticus)
! tritt aus dem Sehloche heraus und macht, ehe er an den Aug-
apfel tritt, eine Sförmige Krümmung.
5)   das Siebbeinloch.
Fig. 9.
Der Jochfortsatz des Stirnbeines und der Jochfortsatz
des Schläfenbeines sind weggenommen und die Augenhöhlen-
haut entfernt worden.
Die in der Fig. sichtbaren Augenmuskeln entspringen
alle im Grunde der Augenhöhle um das Sehloch herum.
1)   der innere Heber des obern Augenlides (m.
levator palpebrae superioris h.)
liegt auf dem obern graden Muskel, und bildet eine breite
Sehne, welche unter der Thränendrüse hinwesreeht und im
obern Augenlide endigt. Er hebt das obere Augenlid.
2)   der obere grade Muskel (in. rectus superior h.)
befestigt sich mit einer dünnen breiten Sehne am obern Theile
der Sclerotica nahe der durchsichtigen Hornhaut.
3)   der äussere grade Muskel (m. rectus externus h.)
befestigt sich am äussern Theile der Sclerotica wie 2.
(Der untere und innere grade Muskel m. m. r. infer.
und intern, h. sind in der Fig. nicht sichtbar; sie verhalten
sich wie 2 und 3.)
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54
Die graden Muskeln ziehen das Auge nach der Richtung
ihrer Ansatzpuncte, wenn sie einzeln wirken; gemeinschaft-
lich wirkend ziehen sie es in die Augenhöhle zurück.
4)   der Theil des (dem Menschen fehlenden) Grundmus-
kels oder Zurück ziehers des Auges, welcher zwi-
schen dem obern und äussern graden Muskel sichtbar
wird.
Der ganze Muskel zerfällt in 4 Portionen, welche unmit-
telbar den Sehnerven umschliessen, und endet am hintern
Theile der Sclerotica. Er zieht das Auge stark in die Augen-
höhle zurück und ist die hauptsächlichste Ursache, dass sich
Operationen an den Augen der Thiere so schwer ausführen
lassen.
5)   der grosse schiefe Muskel oder Rollmuskel (m.
obliquus superior h.)
geht an der innern Augenhöhlenfläche schräg nach vorn, tritt
über eine durch einen kleinen Knorpel gebildete Rolle (5'),
läuft dann nach aussen, um sich unter dem obern graden
Muskel an dem Augapfel zu befestigen. Er rollt den Aug-
apfel nach oben und innen.
6)   die Thränendrüse (glandula lacrimalis)
liegt unter dem Jochfortsatze des Stirnbeines über und etwas
neben dem Augapfel nach aussen, und sondert die zur Be-
feuchtung und Reinigung des Auges nöthigen Thränen ab.
Die Thränen niessen durch 14 —16 feine Ausführungsgänge
in der Nähe des äussern Augenwinkels auf die vordere Fläche
des Augapfels. Ueber das weitere Verbleiben derselben cf.
Fig. 11.
7)   das obere Augenlid mit seinen Augenwimpern.
8)   das untere Augenlid; unter diesem befinden sich
lange Fühlhaare (Scheuhaare).
Fig. 10.
Der Augapfel und seine beiden schiefen Muskeln. Von
rechts und vorn gesehen.
1)   Augapfel.
2)   der obere schiefe oder Rollmuskel — cf. Fig.
9, 5. — 2' Rolle.
3)   der kleine oder untere schiefe Muskel (m. obli-
quus inferior h.)
entspringt an der Augenhöhlenfläche des Thränenbeines in
einer kleinen Grube, geht in einem Bogen nach aussen, unten
und oben und befestigt sich an der äussern Fläche der un-
durchsichtigen Hornhaut. Er rollt das Auge nach innen und
unten.
Fig. 11.
Kopf des Pferdes von vorn und rechts gesehen. Der ;
Thränenkanal ist durch Hinwegnahme der ihn bedeckenden :
Knochenmassen freigelegt.
1)   oberes Augenlid,
2)   unteres Augenlid; die äussere Haut ist von ihnen
entfernt, so dass nur noch der Rand sichtbar ist.
3)   Der Kreismuskel der Augenlider (m. orbicularis
palpebrarum)
liegt rings um das Auge herum zwischen der äussern Haut
und Bindehaut der Augenlider; im innern Augenwinkel bil-
det er eine Sehne (3'), welche an die äussere Fläche des
Thränenbeines geht. Er schliesst die Augenlider.
4)   Der äussere Heber des obern Augenlides (cor-
rugator supercilii h.)
entspringt am Stirnbein und endet im Kreismuskel am obern
Augenlide. Hebt das obere Augenlid und legt die äussere
Haut hierbei etwas in Falten.
5)   Der Niederzieher des untern Augenlides (äus-
serer Wangenmuskel, m. malaris externus h.)
ist ein sehr dünner Muskel, welcher in der Gegend der Joch-
leiste entspringt und im untern Augenlide endigt, das er
etwas herabzieht.
6)   Der Augapfel.
7)   Die Nick- oder Blinzhaut, drittes Augenlid.
Dies besteht im Wesentlichen aus einem Knorpel—cf. Fig. 12. —
der grösstentheils von der Bindehaut eingeschlossen ist und
im untern (innern) Augenwinkel seine Lage hat. Die Blinz-
haut tritt beim Zurückziehen des Augapfels über die vordere
Fläche desselben (namentlich stark beim Starrkrampf der
Pferde) und dient mit zum Schutze des Auges.
8)   Die Thränenkarunkel (caruncula lacrymalis)
ist ein kleiner schwärzlicher Vorsprung im innern Augenwin-
kel, der von der äussern Haut überzogen ist und Talgdrüsen
enthält.
Die Sonde
9)   ist in den Thränenpunkt des obern Augenli-
des; die Sonde
10)   in den Thränenpunkt des untern Augenlides
eingeführt. Beide durchdringen die (in der Fig. nicht sicht-
baren) Thränenröhrchen und kommen in dem (ebenfalls
nicht sichtbaren) Thränensacke, der in
11)   den Thränenkanal oder Thränengang — Nasen-
thränengang —-
übergeht, zusammen. Dieser Kanal verläuft an der innern
Fläche des Oberkieferbeines nahe am obern Rande desselben
und mündet bei
12)   in der vordem Nasenöffnung aus. Die Sonde 12' ist
in denselben eingebracht.
Ich habe mehrfaltig die Beobachtung gemacht, dass der Thrä-
nenkanal statt der einen Ausführungsöffnung 2, auch 3 hat. Dieser
Umstand vermehrt die für den Laien ohnehin schon vorhandene
Gefahr, diese Oeffnmigen mit Kotzgescliwüren zu verwechseln.
Bringt man in die unterste Oeffnung jedoch eine blanke Metall-
sonde und schiebt dieselbe nach oben in den Thränenkanal hinein,
so sieht man durch die übrigen Oeffnmigen das Metall hindurch-
schimmern und überzeugt sich von dem wahren Sachverhalte.
Dass bei etwaigen Operationen (Trepanation), die die Kopf-
kimchen betreffen, der Verlauf des Thränenkanales respectirt wer-
den muss, ist schon oben — Taf. 2. Fig. 2. —■ angedeutet,
Fig. 12.
Der Blinzknorpel; es ist die dem Augapfel abge-
wandte, gewölbte Fläche desselben dargestellt.
1)   Härder sehe Drüse;
sie sondert eine zähe Flüssigkeit ab, die sich an der entge-
gengesetzten, dem Auge zugewandten Fläche des Knorpels
ergiesst.
2)   Fettmassen, welche den hintern Theil des Blinzknor-
pels eng umgeben.
Fig. 13.
Ein Stück des obern Augenlides, von der innern Fläche
gesehen.
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00
innere Fläche sichtbar wird. Bei 1" zeigt sich auf der innern
Fläche der harten Hornhaut das braune Häutchen (La-
mina fusca); ebenso sieht man, wie die (in der Fig. zu dick
gehaltenen) Ciliarnerven dieselbe durchbohren und über
2)   die Aderhaut hinweglaufen.
3)   Das Strahlenbaud oder Ciliarband (Ligamentum
ciliare)
ist ein weisslicher ringförmiger Streif, der sich an der Grenze
der Cornea, Sclerotica, Regenbogenhaut und Aderhaut findet.
Im Wesentlichen besteht dieser Streif aus glatten Muskelfa-
sern, weshalb man ihn jetzt auch den Ciliarmuskel oder
Spanner der Aderhaut (m. ciliaris s. Tensor chorioideae)
nennt.
4)   Die Regenbogenhaut, Blendung (Iris)
ist eine Fortsetzung der Aderhaut, welche frei hinter der Cor-
nea liegt und viele (glatte) muskulöse Elemente zeigt. Die
ringförmig angeordneten Muskelfasern verengern, die radien-
förmig verlaufenden erweitern das Sehloch (6). Die die hin-
tere Fläche der Regenbogenhaut bedeckenden Pigmentmassen
(Tr aub enhaut, uvea) ragen bei
5)   hervor und heissen Traubenkörner oder Schwamm-
chen; die bei 5' vorkommenden sind kleiner.
6)   das Sehloch der Regenbogenhaut, die Pupille (pu-
pilla), erweitert oder verengt sich je nach den Licht-
einflüssen.
Fig. 16.
Diese Fig. bringt das Innere der vorderen, die nächst-
folgende das der hinteren Hälfte eines in der Quere durch-
schnittenen rechten Augapfels, aus welchem der Glaskörper
ausgeflossen ist, zur Anschauung.
1)   Sclerotica,
2)   Aderhaut,
3)   die Netzhaut
tritt an der innern Seite (3') näher an die Linse heran als an
der äussern.
4)   der Faltenkranz, Strahlenkranz oder Ciliar-
körper (corpus ciliare)
wird dadurch gebildet, dass von der Aderhaut zahlreiche Fal-
! ten — Ciliarfortsätze (processus ciliares) — nach dem In-
nern des Auges einspringen und die Linse umgeben. Die
nach innen liegenden Falten sind beim Pferde kürzer als die
übrigen.
5)   die vom Glaskörper getrennte Linse, cf. Fig. 18. Durch
sie sieht man
6)   die Traubenkörner und
7)   die Pupille hindurchschimmern.
Fig. 17.
1)   Sclerotica.
2)   Aderhaut.
3)   Netzhaut; sie erscheint in der Figur etwas gefaltet.
Durch die Netzhaut schimmert hindurch
4)   ein die innere Fläche der Aderhaut bedeckendes metal-
lisch glänzendes, bläuliches Häutchen — das Tap etum.
5)   Eintrittsstelle des Sehnerven.
6)   Sehnerv.
Fig. 18.
Die Linse oder Krystalllinse (lens crystallina)
ist ein vollkommen durchsichtiger und stark lichtbrechender
9
1)   Augenwimpern.
2)   Augenlidrand.
3)   Die Meibom'schen Drüsen (glandulae Meibomia-
nae) sind grosse Talgdrüsen, welche parallel neben-
einander liegen und die sog. Augenbutter absondern.
Fig. 14.
Ein in Ohromsäure gehärtetes Pferdeauge ist senkrecht
durchschnitten und die eine Hälfte desselben dargestellt. Der
Glaskörper ist ausgeflossen.
1)   die durchsichtige Hornhaut (Tunica cornea)
steht mit der undurchsichtigen Hornhaut in unmittelbarem Zu-
sammenhange und bildet mit dieser die Kapsel, in welcher
die optischen und sensibelen Theile eingeschlossen sind. Sie
ist im gesunden Zustande vollkommen durchsichtig und be-
steht aus 3 Schichten, nämlich einer mittleren starken fibrö-
sen Schicht (1), einer äusseren sehr dünnen Fortsetzung der
Epithelialschicht der Bindehaut (f) und einer inneren Schicht
(l"), welche, da diese die wässrige Feuchtigkeit absondert,
auch Wasserhaut oder die Haut der wässerigen Feuch-
tigkeit (Tunica humoris aquei s. T. DeSaemetii) genannt
wird.
2)   die undurchsichtige Hornhaut (Tunica sclerotica
s. albuginea)
ist eine starke, weissliche Membran, an welche sich die den
Augapfel bewegenden Muskeln befestigen und welche von den
in das Innere des Augapfels gehenden (Ciliar-)Gefässen und
Nerven durchbohrt ist.
3)   die Ader haut (T. chorioidea)
besteht grösstentheils aus Gefässen und Pigment. Sie bildet
4)   den Faltenkranz oder Ciliarkörper
—  cf. Fig. 16, 4. — und setzt sich in
5)   die Regenbogenhaut
—  cf. Fig. 15, 4. — fort.
6)   Traubenkörner
—  cf. Fig. 15, 5. —
7)   die Netzhaut (Tunica retina)
ist eine Ausbreitung des bei 7' in den Augapfel eintretenden
Sehnerven und vermittelt die Lichtempfindungen. In der Figur
erscheint sie (durch das Herrichten des Präparates) etwas ge-
faltet.
8)   der Sehnerv (nervus opticus),
9)   die Kry stalllinse,
welche von dem Faltenkranze umfasst wird — cf. Fig. 16, 5. —
ist von
10)   der Linsen kapsei (capsula lentis),
einer dünnen, festen, glashellen (in der Fig. zu stark darge-
stellten) Membran umgeben.
11)   die vordere Augenkammer,
12)   die hintere Augenkammer.
Beide sind mit einer wasserhellen Flüssigkeit, der wässe-
rigenFeuchtigkeit (humor aqueus), angefüllt.
13)   die Bindehaut der Sclerotica,
welche eine Fortsetzung der Bindehaut der Augenlider ist.
Fig. 15.
Ein Pferdeauge von vorne gesehen. Die Cornea ist ganz
und der vordere Theil der Sclerotica grösstentheils entfernt
worden.
1) Schnittfläche der Sclerotica;
bei 1' ist ein Stück derselben zurückgeschlagen, so dass ihre
I.EISKRINO, ANATOMIE D. PFERDES.
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biconvexer Körper, dessen vordere wenig gewölbte Fläche
der Regenbogenhaut zusieht, und dessen hintere stark gewölbte
Fläche in einer tellerförmigen Vertiefung des Glaskörpers
(Fig. 19, 1) liegt.
Fig. 19.
Der Glaskörper (corpus vitreum) von vorn gesehen;
die Fig. ist nach einem gefrorenen Auge dargestellt.
Der Glaskörper besteht aus einer wasserhellen, schlüpf-
rigen Substanz, welche von einer ebenso durchsichtigen Mem-
bran (Membrana hyaloidea) umschlossen ist und füllt den
Raum, welchen die Netzhaut, der Faltenkranz und die Linse
im Augapfel umschreiben, aus.
1)   tellerförmige Grube zur Aufnahme der Krystall-
linse.
2)   Abdruck vom Pigmente des Faltenkranzes.
Das Auge ist häufig Erkrankungen unterworfen, die das Seh-
vermögen der Thiere m. o. w. beeinträchtigen oder auch wohl ganz
aufheben können; besonders ist dies der Fall, wenn die durchsich-
tigen Theile oder der Sehnerv die vorzugsweise leidenden sind.
Die grosse Mannigfaltigkeit der Augenkrankheiten gestattet es
nicht, hier näher auf diese Leiden einzugehen.
,'■
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TAEEL XIV.
: entspringt gemeinschaftlich mit dem der andern Seite mit einer
stark fleischigen Portion am Schnabelknorpel des Brustbeins
bei 11' und bedeckt, indem er sehr dünn wird, die Halsmus-
keln; seine Sehne geht an die den Hals bedeckende Haut.
12)   der Schulterhautmuskel
liegt mit seinem fleischigen Theile, dessen Fasern von oben
nach unten laufen, auf der Schulter; die von diesem ausgehen-
den Aponeurosen gehen theils am Wiederist, theils am Vor-
arm in die Haut, resp. die Sehnenbinde des letzteren.
13)   der grosse oder Bauchhautmuskel
ist der fleischigste und grösste von den Hautmuskeln; seine
Fasern laufen von vorn nach hinten; mit einer Falte geht er
an den Hinterschenkel (Kniefalte) und verschmilzt hier mit
den Fascien desselben.
Die Hautmuskeln sind überall sehr innig mit der Haut
! verbunden und bewegen dieselbe; namentlich sieht man dies,
i wenn die Thiere etwas von der Haut (Insekten etc.) entfer-
nen wollen; ganz besonders stark wirkt in dieser Beziehung r
der Bauchhautmuskel. Der Auswärtszieher der Unterlippe
I zieht den Lippenwinkel nach auswärts und hinten.
14)   Hautnerven,
welche von den verschiedenen Rückenmarksnerven abgehen,
sich in der Haut verbreiten und die Hautempfindungen ver-
mitteln. In der Fig. sind sie von der Haut abgeschnitten.
Die Haut ist zum grössten Theile entfernt worden, um
die dieselbe bewegenden Muskeln — Hautmuskein — zur
Anschauung zu bringen; an den vordem Gliedmaassen ist sie
etwas zurückgeschlagen.
1)   1) Schnittfläche der äussern Haut.
2)   Fühlhaare der Lippen.
3)   Fühlhaare am untern Augenlide (Scheuhaare).
4)   Schopf haare oder der Haarschopf.
5)   Mähnenhaare — die Mähne.
6)   Schweifhaare.
7)   die Hornwarze oder Kastanie des Vorderfusses.
8)   die Hornwarze oder Kastanie des Hinterfusses.
9)   der Huf. — cf. Taf. 15. —
10)   der Gesichtshautmuskel
ist ein sehr dünner, hautartiger Muskel, welcher mit dem
nächstfolgenden in so ununterbrochenem Zusammenhange steht,
dass beide auch als ein einziger Muskel (welcher dann dem
m. platysma — myoides des Menschen entsprechen würde) be-
trachtet werden können. Von ihm geht bei 10' ein stärkeres
Muskelbündel ab, das sich an den Lippenwinkeln im Kreis-
muskel des Maules verliert und als Auswartszieher der
Unterlippe, Hinterkiefermuskel der Lippe (m. riso-
rius Santorini) beschrieben wird.
11)   der Halshautmuskel
9*
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TAFEL XV.
24)   das durchgeschnittene Strahlkissen oder der Zell-
strahl, von dem 24' der zellige Ballen genannt
wird.
25)   Hornwand.
26)   Hörn sohle.
27)   Hörn strahl. 27'. durchgeschnittener Hahnenkamm
desselben. — Hierüber vergl. die betreffenden Figuren
Fig. 1.
Innere Hälfte eines senkrecht in der Mittellinie durchge-
schnittenen rechten Pferdefusses*; dargestellt, um das Lage-
verhältniss der einzelnen Fusstheile zu einander anschaulich
zu machen.
1)   unteres Ende des Schienbeines,
2)   Fesselbein,
3)   inneres Sesam- oder Gleichbein,
4)  Kronbein,
5)   Hufbein,
6)   Strahlbein. (cf. diese Knochen Taf. I. 15. 16. 17. 18
und 19.)
7)   Kapselband des Fesselgelenkes,
8)             „          des Krongelenkes,
9)             „          des Hufgelenkes.
10)   Oberes Gleichbeinband oder Beuger des Fesselbeines
—  cf. T. 5. Fig. 6,2.—
11)   Durchschnittenes Zwischengleichbeinband.
—  cf. T. 5. Fig. 7, 2. —
12)   Mittlerer Schenkel des untern Gleichbeinbandes. — 12'. in-
nerer Seitenschenkel desselben.
— cf. Taf. 5. Fig. 7 und 8, 3. —
13)   Sehne des gemeinschaftlichen Zehenstreckers.
— cf. Taf. 7. Fig. 3 und 6, 26. —
14)   Sehne des Kronbeinbeugers; 14' der durchschnittene
Ring derselben mittelst dessen sie die Hufbeinbeuge-
sehne umfasst. — cf. Taf. 7. Fig. 3 — 32. —■
15)   Sehne des Hufbeinbeugers.
— cf. Taf. 7. Fig. 3 und 7, 33. Fig. 8, 4 und Fig. 10, 3. —
16)   Zwischen Haut und Sehne liegendes schlüpfriges Ge-
bilde — Schleimbeutel. —
17)   äussere Haut; sie ist überall mit Haaren bedeckt;
die bei
18)   vorkommenden längeren Haare werden Köthenzopf
genannt. Zwischen diesen Haaren findet sich bei
19)   ein kleiner horniger Vorsprung, der Sporn. Die Plaut
wulstet sich bei
20)   auf und stellt die Kronenwulst dar, — cf. Fig. 7, 3.—
überzieht dann das Ende des Fusses und heisst bei
21)   die Fleischwand — cf. Fig. 7, 4. — bei
22)   die Fleischsohle — cf. Fig. 9, 3. —- und bei
23)   der Fleischstrahl — cf. Fig. 9, 4. —
dieser Tafel. —
Fig. 2.
Ein rechtes Hufbein mit seinen Ergänzungsknorpeln im
Zusammenhange;- von aussen gesehen.
1)   das Kronenbein.
2)   das Hufbein.
3)   der äussere Hufknorpel oder Hufbeinknorpel
auch Schildknorpel genannt. Jeder Hufknorpel stellt
eine verschoben viereckige, etwas gekrümmte, faser-
knorplige Platte dar, welche für den Erweiterungsme-
chanismus des Hufes von grosser Wichtigkeit ist.
4)   Seitenband des Hufgelenkes.
5)   Hufknorpel-Kronbeinband.
6)   Bandfasern, welche die Verbindung des Hufknorpels
mit dem Hufbein verstärken helfen.
Fig. 3.
Dasselbe Hufbein, nachdem der äussere Hufbeinknorpel
entfernt worden ist, von aussen und hinten gesehen.
1)   das Hufbein; 1' obere oder Gelenkfläche desselben;
1" äusserer Hufbeinast.
2)   innerer Hufknorpel; man sieht die der Mittellinie
zugekehrte (innere) ausgehöhlte Fläche desselben; an
derselben finden sich
3)   ligamentöse Massen, in deren Zwischenräumen Blut-
gefässe liegen.
4)   Ansatzstelle des Hufknorpel-Kronbeinbandes.
5)   Ansatzstelle des Seitenstrahlbeinbandes (cf. Taf. 5.
Fig. 11, 1).
Fig. 4.
Das in Fig. 4, 5 und 6 dargestellte Strahlkissen od^
er
elastische Polster besteht im Wesentlichen aus elastischem
und fibrösem Gewebe, liegt unter dem Hufbeine und zwischen
beiden Hufknorpeln; es befestigt sich an ersteres durch fibröse
Fäden, die es an die untere Fläche desselben schickt; ausser-
dem aber noch durch elastische Stränge und Häute an andern
Theilen; mit den hintern, innern Theilen der Hufknorpel ist
es so innig verbunden, dass sich hier eine scharfe Grenze
*) Eine genauere anatomische Beschreibung des Pferdefusses findet
sich in der von mir und Herrn Hartmann herausgegebenen, mit Holz-
schnitten versehenen Schrift: Der Fuss des Pferdes in Rücksicht auf
Bau, Verrichtungen und Hufbeschlag. Dresden 1861.
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6)   Schnittfläche der Hornwand, die bei 6' die Kronen-
rinne zeigt.
7)   Verbindung der Hornwand und Hornsohle — weisse
Linie —.
8)   Der nur wenig zum Vorschein kommende Hornstrahl.
a.  Hufbein,
b.  Hufknorpel,
c.   Seitenband des Hufgelenkes.
Fig. 9.
Ausgeschuhter Fuss von der Sohlenfläche aus gesehen.
1)   Der Eckstrebentheil der Fleischwand; er ver-
liert sich allmälig, indem seine Fleischblättchen immer
kürzer werden.
2)   Der Eckstrebentheil der Kronenwulst, geht un-
merklich in die Fleischsohle über; dieser Theil sondert
den Eckstrebentheil der Hornwand ab.
3)   Die Fleischsohle; sie ist überall mit Zotten bedeckt
und sondert das Sohlenhorn des Hufes ab.
4)   Der Fleischstrahl überzieht das Strahlkissen und
senkt sich in
5)   die Vertiefung der untern Fläche desselben — cf. Fig.
5, 3. — ein. Bei
6)   dem Ballen, fliesst der Fleischstrahl mit dem Fleisch-
saume zusammen. Der Fleischstrahl ist ebenfalls vonZot
ten bekleidet und sondert das Hörn des Hornstrahles ab.
Fig. 10.
Hörn kapsei oder Huf des Pferdes, von aussen und
etwas von vorn gesehen.
1)   Der Hornsaum oder das Saumband;
dasselbe zeigt sich nach mehrtägigem Liegen im Wasser auf-
gequollen und von weisslicher, von den andern Huftheilen ab-
stechender Färbung. Der obere Rand zeigt noch angeklebte
Haare und die innere Fläche (1') feine Löcher zur Aufnahme
der Zotten des Fleischsaumes. Von dem Hornsaume aus über-
zieht eine dünne (in der Fig. nicht dargestellte) Schicht die
Wand — Deckschicht, Glasur —; sie ist indess bei den meisten
Pferden durch Abraspeln etc. m. o. w. zerstört, findet sich
aber in der Regel noch an den Trachtenwänden vor. Der
Hornsaum ist ein weiches, sehr elastisches Hörn.
2)   Die Hornwand;
bei 2' sieht man an der innern Fläche derselben die Kronen-
rinne und bei 2" die Blattschicht. —■ cf. Fig. 13. —
3)   Der etwas sichtbare Hornstrahl — cf. Fig. 13- Fig.
16 und 17. —
Durch die Buchstaben a und b wird die (künstliche) Ein-
teilung der Wand angedeutet. Zieht man nämlich vom un-
tern Rande nach dem Saumbande hin Linien, die mit der
Faserung des Hufes parallel laufen, so wird der vordere Theil
der Wand bis «Zehentheil, der mittlere, zwischen« und b
liegende Seitentheil und der hinter b liegende, Trachten-
theil der Hornwand genannt.
Fig. 11 und 12.
Hornkapseln von der Sohlenfläche aus gesehen. Fig. 11
stellt den rechten Vorderfuss, Fig. 12 den rechten Hinterfuss
dar. Die Bezeichnung der einzelnen Theile ist in beiden Fi-
guren dieselbe.
1) Der untere oder Tragerand der Wand;
bei genauer Betrachtung der innern und äussern Hälfte die-
ses Randes ergiebt sich sowohl am Vorder- als am Hinterhufe,
nicht ziehen lässt. Wie die Hufknorpel hat auch das Strahl-
kissen für den Erweiterungsmechanismus des Hufes eine her-
vorragende Bedeutung.
In Fig. 4 ist das Strahlkissen von oben gesehen.
1)   Ballentheil desselben.
2)   Spitze.
3)   Aufhängeband des Strahlkissens (abgeschnit-
ten); es tritt an das Fesselbein (Ballen-Fesselbeinband).
4)   Stelle, an welcher sich das elastische Hufknorpel Fessel-
beinband mit dem Strahlkissen verbindet.
Fig. 5.
Strahlkissen von unten gesehen.
1)   Ballentheil.
2)   Spitze.
3)   Grube, in welcher der Hahnenkamm des Hornstrahles
— Fig. 16, 3. — seine Lage hat.
Fig. 6.
Ein der Länge nach in seiner Mittellinie durchgeschnit-
tenes Strahlkissen, von der Seite gesehen.
1)   Ballentheil.
2)   Spitze.
3)   Schnittfläche.
4)   Grube, in welcher der Hahnenkamm des Hornstrahles
liegt.
Fig. 7.
Ausgeschuhter Pferdefuss von der Seite gesehen.
1)   Aeussere Haut; bei 1'sind die Haare entfernt worden.
2)   Der Fleischsaum,
welcher einen schmalen, flachen Falz bildet, wird, wo er bei
2' auf den Ballen tritt, breiter, und geht unmerklich in den
Fleischstrahl über. — (cf. Fig. 9, 6.). — Er trägt auf seiner
Oberfläche sehr feine Zotten, welche den Hornsaum und die aus
diesem hervorgehende Deckschicht der Hornwand absondern.
3)   Die Kronenwulst oder die Fleischkrone
wird durch eine beträchtliche Aufwulstung des Hautkörpers
gebildet; sie schlägt sich bei 3' um, um an der untern Fuss-
fläche zu verlaufen. — cf. Fig. 9,2. — Sie ist von stärkeren
Zotten als 2 bedeckt und ist die hauptsächlichste Erzeugungs-
stätte der Hornwand.
4)   Die Fleischwand
besteht aus einzelnen parallel neben einander liegenden Blätt-
chen, deren untere Enden sich in Zotten auflösen; sie schlägt
sich wie der Fleischsaum und die Kronenwulst bei 4' um und
tritt an die untere Fussfläche. — cf. Fig. 9, 1. — Die Fleisch-
wand erzeugt die die innere Fläche der Hornwand bedecken-
den Hornblättchen — d. h. die Blatt- oder Verbindungsschicht
der Hornwand.
Fig. 8.
Die äussere Hälfte der Hornwand ist weggenommen;
ebenso ist der grösste Theil der äussern Haut und deren das
untere Fussende überziehende Fortsetzung — die sog. Fleisch-
theile — entfernt worden.
1)   Die äussere Haut; bei 1' sind die Haare entfernt.
1" Schnittfläche derselben; man sieht, dass die Haut un-
mittelbar in die Hufhorn absondernden Theile übergeht.
2)   Fleischsaum.
3)   Kronenwulst oder Fleischkrone.
4)   Fleischwand.
5)   Schnittfläche des Hörn säum es.
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5)   kleiner Hornvorsprung in der Mitte des Zehentheiles.
6)   Hornsohle.
Sie zeigt auf ihrer obern Fläche überall kleine Vertiefungen
zur Aufnahme der Zotten der Fleischsohle.
7)   Hornstrahl;
derselbe besteht aus einem zähen Weichhorn und hat in sei-
nem hintern Theile bei T einen beträchtlichen Vorsprung, den
Hahnen kämm; vor diesem Vorsprunge liegt eine mulden-
förmige Vertiefung (7") die sich jederseits um den Hahnen-
kamm herumzieht.
8)   Der Hornballert
Fig. 14.
Ein Stück der innern Huffläche, wo Hornwand und Horn-
sohle zusammenstossen.
1)   Hornblättchen der Hornwand;
sie verschwinden scheinbar, treten in Wirklichkeit aber zwi-
schen Wand und Sohle, um die weisse Linie bilden zu hel-
fen, cf. Fig. 11 und 12 und Fig. 13.
2)   Hornsohle.
3)   Zusammentrittsstelle von Hornwand und Hornsohle.
Man sieht hier zwischen den einzelnen Hornblättchen Löcher
zur Aufnahme derjenigen Hörn erzeugenden Zotten, welche
das Zwischenblättchenhorn der weissen Linie absondern.
Fig. 15.
Segment eines durch den Huf geführten Querschnittes.
1)   äusserer dunkler Theil der Wand.
2)   heller innerer Theil derselben.
3)   Ausdruck der durchschnittenen Hornblättchenschicht.
4)   Hornsohle.
5)   gelblich gefärbtes weicheres Hörn, welches zwischen
die Hornblättchen tritt und mit diesen gemeinschaftlich
die weisse Linie bildet.
Fig. 16.
Aus dem Hufe herausgelöster Hornstrahl, der
noch mit dem hintern Theile des Saumbandes und der aus diesem
hervorgehenden Deckschicht im Zusammenhange gelassen ist.
1)   äussere Seitenfläche des Hornstrahles;
der untere dunklere Theil derselben liegt frei und begrenzt
mit der der Mittellinie des Hufes zugekehrten Fläche der Eck-
strebenwand die seitlichen Strahlfurchen — cf. Fig. 11 und
12, 6. — Der obere hellere Theil ist mit der Eckstrebenwand
innig verbunden.
2)   obere Strahlfläche;
sie ist muldenförmig vertieft; aus ihrer Mitte erhebt sich
3)   der Hahnen kämm.
4)   Die Spitze des Hornstrahles, welche sich in die Mitte
der Sohle hineinschiebt.
5)   Der Hornsaum verbindet sich bei 5' mit dem Strahl
und bildet hier den Hornballen. 5" ist die aus dem
Hornsaume herunterwachsende Deckschicht.
Fig. 17.
Ein in der Mittellinie durchgeschnittener Horn-
strahl.
1)   obere muldenförmig ausgehöhlte Fläche desselben.
2)   in der Mitte durchschnittener Hahnenkamin.
3)   Strahlgrube — cf. Fig. 11 und 12, 5". —
4)   Hornsaum.
dass der Tragerand der äussern Wandhälfte einen grössern
Bogen beschreibt, als der der innern Wandhälfte. Bei Ver-
gleichung beider Hufe (Fig. 11 und 12) stellt sich heraus, dass
der Tragerand des Vorderhufes sich mehr dem Kreisförmigen,
der des Hinterhufes sich mehr dem Eiförmigen nähert.
Nachdem sich der Tragerand an seinen hintern Theilen zu
beiden Seiten umgeschlagen und an den Umbiegungstellen bei
2)   die Eck wand oder den Eckstrebenwinkel
gebildet hat, läuft er nach der Mittellinie des Hufes zu und
wird jederseits
3)   Eckstrebenwand, Eck-oder Querstrebe (innere,
äussere)
genannt. Diese Eckstreben erstrecken sich nicht (wie man
in der Regel annimmt) bis vor die Strahlspitze, sondern ver-
lieren sich unmerklipK in
4)   der Hörn so hie.
Diejenigen Theile der Hornsohle, welche sich zwischen Horn-
wand und Eckstreben bei 4' einschieben, heissen Sohlen-
winkel oder Sohlenäste.
In den Raum zwischen den beiden Eckstreben schiebt sich
von hinten keilförmig
5)   der Hornstrahl hinein. 5' Strahlschenkel, 5"
Strahlgrube.
6)   Die seitlichen Strahlfurchen
sind die Vertiefungen, welche zwischen den Eckstreben und
den Seitenflächen des Hornstrahles liegen.
7)   Hornballen
nennt man jederseits den Theil des Hufes, wo der Hornsaum
mit dem hintern Theile des Hornstrahles zusammenfliesst.
8)   Die weisse Linie;
sie verbindet die Hornsohle mit der Hornwand.
Fig. 13.
Um das Innere des Hufes übersehen zu können, ist die
äussere Wand desselben durch einen wagerechten Sägeschnitt
oberhalb der Hornsohle und durch senkrechte Schnitte durch
die Mitte der Zehenwand und durch den hintern Theil der
Trachtenwand entfernt worden; der untere Theil der äussern
Wand (Trageran'd) ist noch mit der Sohle in Verbindung ge-
blieben.
1)   Der Hornsaum oder das Saumband.
T die innere Fläche desselben; bei 1" wird es breiter und
bildet, indem es mit dem Hornstrahl verschmilzt, den Horn-
ballen — cf. Fig. 16. —
2)   Die Kronenrinne;
ihr unterer Theil (2') hat etwas grössere Oeffnungen zur Auf-
nahme der Hörn erzeugenden Zotten als der obere. 2" ist der
nach innen und vorn umgeschlagene Eckstrebentheil derselben.
3)   Durchschnittsfläche der Hornwand, welche nach in-
nen zu (bei 3') sehr regelmässig eine weisse Farbe hat.
4)   innere oder Blattschicht der Wand;
sie ist das Erzeugniss der sog. Fleischwand und besteht aus
einer grossen Menge einzelner, parallel »eben einander lie-
gender Hornblättchen. 4' ist ein in seiner ganzen Ausdehnung
sichtbares Hornblättchen. 4" Eckstrebentheil der Blatt-
schicht. 4'" ist der Ausdruck der durchgesägten, zwischen
Wand und Sohle befindlichen Hornblättchen; hier bildet die
Blattschicht mit einem neugebildeten Zwischenblättchenhorn
das Verbindungsmittel zwischen Wand und Sohle und wird
weisse Linie genannt. — cf. Fig. 11 und 12, 8.
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III. Eingeweide.
Juingeweide (viscera) im weitern Sinne sind alle diejenigen aus verschiedenen Gewreben zusammen-
gesetzten und für besondere Verrichtungen des Thierkörpers bestimmten Organe, welche in den Körper-
höhlen eingeschlossen sind. Da nun aber in dieser Auffassung auch die Sinnesorgane und die Centralorgane
des Gefäss- und Nervensystems (Herz, Gehirn und Rückenmark) zu den Eingeweiden gezählt werden müss-
ten, so hat man* den Begriff derselben dahin eingeschränkt, dass man in den Kreis der Eingewei delehre
(splanchnologia) nur diejenigen in den Köperhöhlen liegenden zusammengesetzten Organe zieht, welche den
materiellen Verkehr des Organismus mit der Aussenwelt unterhalten d. h. welche von aussen her Stoffe auf-
nehmen oder dahin abgeben.
Mehrere zu einem gemeinschaftlichen physiologischen Zwecke verbundene Eingeweide nennt man einen
Apparat oder ein System. Von solchen Apparaten betrachtet die Eingeweidelehre 4, nämlich die Ver-
dauungs-, die Respirations-, die Harn- und die Geschlechtsorgane.
A.     Die Verdauungsorgane (Organa digestionis). Der thierische Körper erleidet unaufhör-
lich Stoffverluste, die, wenn die Existenz des Individuums nicht gefährdet werden soll von aussen her er-
setzt werden müssen. Die Verdauung ist die Funktion, durch welche diese Verluste wieder ersetzt werden;
durch sie wird der allgemeinen Ernährungsfiüssigkeit, dem Blute, das Ersatzmaterial aufs Neue wieder zu-
geführt. Die zum Zwecke der Verdauung von aussen her aufgenommenen Stoffe (Nahrungsmittel und Ge-
tränke) sind aber grossentheils für den Körper nicht sofort brauchbar und resorptionsfähig, sondern sie be-
dürfen m. o. w. einer mechanischen und chemischen Bearbeitung und Zubereitung. Dies ist das Geschäft
der Verdauungsorgane, welche daher hinsichtlich ihrer Beschaffenheit auch immer in genauer Beziehung zu
der Art der Nahrungsmittel stehen, auf welche die Thiere angewiesen sind.
Im Allgemeinen kann man sich den Verdauungsapparat als einen vom Maule bis zum After durch
die grossen Leibeshöhlen verlaufenden Schlauch (Canalis s. tubus alimentarius) vorstellen, der an einzelnen
Stellen weit, an andern wieder eng und zusammengezogen ist. Dieser Schlauch ist in seiner ganzen Aus-
dehnung von einer Schleimhaut ausgekleidet und von Muskelschichten umgeben, die nur an seinem Anfange
und am Ende der Willkür unterworfen sind. Die zu der Verdauung nöthigen Säfte werden theils von der
Schleimhaut selber oder von kleinen in ihrem Gewebe eingebetteten Drüschen geliefert, theils aber kommen
sie auch von axisserhalb des Verdauungsschlauches liegenden grösseren drüsigen Organen (Nebenorganen
der Verdauung), deren Ausführungsgänge die Wände des Verdauungsrohres durchbohren.
Je nach ihren speziellen Verrichtungen hat man die Verdauungsorgane in die Aufnahms- oder
Vorverdauungsorgane (Maulhöhle mit den Zähnen, Zunge, Gaumen, Speicheldrüsen) die Schling-
organe (Pharynx und Schlund) die eigentlichen Verdauungsorgane oder Chymifications- und
Chylificationsorgane (Magen, Dünndarm, Dickdarm, Leber, Bauchfpeicheldrüse) und die Aus-
leerungsorgane (Mastdarm) geschieden.
B.     Respirationsorgane (organa respirationis). Ausser den Nahrungsmitteln und Getränken
bedarf der thierische Körper aber auch noch von aussen her der atmosphärischen Luft. Diese ist durch
ihren Sauerstoffgehalt eine der nothwendigsten Lebensbedingungen. Das Blut tauscht gegen den Sauerstoff
der Luft Kohlensäure aus, und wird durch diese Befreiung von untauglichen Stoffen aufs Neue befähigt, die
LKISBBING, ANATOMIE D. PFEKDES.                                                                                                                                                                                                 IQ
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Organe zu ernähren und zu beleben. Die Respirations- oder Athmungswerkzeuge sind sowohl
dazu bestimmt, dem Körper die zu seiner Erhaltung nöthige Luft zuzuführen und längere oder kürzere Zeit
zu beherbergen, als auch die ausgeschiedene Kohlensäure wegzuführen.
Alle zur Athmung dienenden Organe liegen vor dem Zwerchfell; die luft zuführ enden am Kopfe
und Halse, das eigentliche Athmungsorgan aber — die Lungen — in der Brusthöhle. Die Bethei-
ligung dieser von Knochen und Muskeln gebildeten Höhle am Athmungsgeschäfte ist insofern sehr wesent-
lich, als das Ein- und Ausströmen der Luft überhaupt nur durch die Vergrösserung und Verengerung der-
selben auf physikalische Weise möglich gemacht ist. Zu den luftzuführenden Organen sind zu zählen: die
Nasenhöhlen (resp. Maulhöhle), die Rachenhöhle, der Kehlkopf und die Luftröhre.
Die Respirationsorgane haben gleichzeitig auch noch den Nebenzweck die Stimmbildung zu ver-
mitteln. Da der Kehlkopf hierbei eine hervorragende Rolle spielt, so wird er auch noch besonders als
Stimmorgan (organon vocis) bezeichnet.
C. Harnorgane (organa uropoetica). Durch den Harn oder Urin werden aus dem Körper
fremde und schädliche Stoffe, namentlich aber zerfallene organische ■— stickstoffhaltige — Materien entfernt und
die Wassermengen des Körpers regulirt. Die Harnorgane sind theils zur Absonderung', theils zur längeren An-
sammlung und Ausführung des Harnes bestimmt und stehen mit den Geschlechtswerkzeugen durch die Ver-
einigung ihrer Ausführungskanäle in anatomischem Zusammenhange. Die Absonderungsorgane des Harns
sind die Nieren, die Ausführungsgänge derselben die Harnleiter, das Ansammlungsorgan die Harnblase und
deren Ausführungsrohr die Harnröhre.
J). Geschlechtsorgane, Zeugungsorgane, Geschlechtstheile (organa genitalia s.
sexualia). Die Fortpflanzung der Thiere ist an verschiedene Zeugungsstoffe — Ei und Saamen — ge-
bunden. Diese Stoffe werden bei den höher stehenden Thieren aber nicht von einem und demselben Indi-
viduum, sondern von 2 verschiedenen geliefert — das Ei vom weiblichen, der Saamen vom männlichen —.
Hierauf begründet sich der Unterschied der Geschlechter. Die Vereinigung der männlichen und weiblichen
Zeugungsstoffe wird bei den Säugethieren mittelst der Begattung herbeigeführt. Beide Geschlechter haben
demnach Keimbereitende- und Begattungsorgane.
Männliche Geschlechtstheile. Die Organe, welche die Zeuglingsflüssigkeiten absondern und in
sonstiger näheren Beziehung zu diesen stehen, sind: die Hoden, die Nebenhoden, Saamenleiter, Saamenbla-
sen, Vorsteherdrüse, Cowperschen Drüsen. Das Begattungsorgan ist die Ruthe, die zugleich das Ausfüh-
rungsrohr des Saamens und des Harns — die Harnröhre —- in sich aufnimmt.
Weibliche Geschlechtstheile. Die keimbereitenden Organe sind die Eierstöcke; die keimaus-
führenden die Muttertrompeten; das keimbeherbergende die Gebärmutter. Begattungsorgane und zugleich
fruchtausführende sind Scham (Kitzler) und Scheide.
Die für das junge Thier zuerst bestimmte Nahrung wird in den Eutern oder Brüsten erzeugt.
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TAFEL XVI.
Fig. 1.
Vorderer Theil des Kopfes mit präparirten Nasenknor-
peln; von vorn und rechts gesehen.
1)  rechter 1' linker X-förmiger Knorpel. Beide Knor-
pel, welche mit dem vorderen unteren Theil der Nasenscheide-
wand (3) beweglich verbunden sind, stehen in Form eines
X zu einander, und bilden das bewegliche Gerüst der untern
Nasenöffnungen.
2)   S-förmiger Knorpel der rechten Seite. Dieser
Knorpel ist S-förmig gebogen und mit einer Rinne versehen;
er ist in einer Schleimhautfalte eingeschlossen und steht mit-
telst dieser mit der Nasentrompete und der äussern Nasen-
öffnung in Verbindung (cf. Taf. 17. Fig. 4, 5).
3)   Unterer vorderer Theil der knorpligen Nasen-
scheidewand; sie breitet sich hier in ihrem oberen Rande
aus und giebt gleichsam eine bewegliche Fortsetzung der
Nasenbeine ab (cf. Fig. 6, 1. und Taf. 18. Fig. t—3).
Fig. 2.
Kopf des Pferdes von der rechten Seite gesehen mit prä-
parirten Muskeln und freigelegter Ohrspeicheldrüse.
1)  Der Kreismuskel des Maules oder der Lippen
(m. orbicularis oris s. sphincter labiorum h) umgiebt kreis-
förmig die äussere Maulöffnung und bildet die hauptsächlichste
Grundlage der Lippen.
Er verengert die Maulspalte und spielt daher eine wich-
tige Rolle bei der Aufnahme der Nahrung, dem Saugen,
Trinken u. s. w.
2)  Der Pyramidenmuskel der Nase, grosser Kie-
fermuskel der Nase (entspricht seiner Wirkung
nach der inneren Portion des levator labii sup. alae-
que nasi h.)
entspringt mit seiner Spitze sehnig am Oberkieferbein in der
Nähe des vordem Endes der Jochleiste, tritt zwischen den
Schenkeln des Auswärtsziehers der Oberlippe und des Maul-
winkels hindurch und endet hauptsächlich in der Haut des
äussern Nasenflügels.
Durch Seitwärtsziehen des äussern Nasenflügels erweitert
er die Nasenöffnung.
3)  Der eigene Heber der Oberlippe (m. levator sup.
proprius h.) Fig. 3,1. Fig. 4, 1.
entspringt fleischig da, wo sich Thränenbein, Jochbein und
Oberkieferbein vereinigen, läuft nach vorn und fliesst mit
seiner Sehne in der Mittellinie unterhalb der Spitze der Na- i
senbeine mit der gleichnamigen Sehne der anderen Seite zu-
sammen und endet breitsehnig (cf. Fig. 4. 1') in der Ober-
lippe.
Beide Muskeln heben die Oberlippe grade in die Höhe;
einseitig wirkend ziehen sie dieselbe zur Seite.
4)  Der Auswärtszieher der Oberlippe und des
Maulwinkels. Auswärtszieher der Oberlippe
und des Nasenflügels — Stirnmuskel der Ober-
lippe (entspricht seiner Wirkung nach der äussern
Portion des levator labii sup. alaeque nasi h.)
entspringt am Stirn- und Nasenbein, spaltet sich in 2 Schen-
kel, von denen der untere oberflächliche in der Nähe des
Maulwinkels endet; der obere tiefe. Schenkel verliert sich
hauptsächlich im Kreismuskel des Maules, nachdem von sei-
nem obern Rande einige Muskelbündel an die Haut des äussern
Nasenflügels gegangen sind.
Zieht die Oberlippe und den Maulwinkel nach aus- und
aufwärts; der obere Schenkel unterstützt den Pyramidenmus-
muskel der Nase.
5)  Der Jochmuskel — Jochmuskel der Lippe (m.
zygomaticus major h.)
ist ein dünner bandförmiger Muskel, der an der Jochleiste
und auf dem äussern Kaumuskel entspringt und sich in der
Nähe des Maulwinkels in dem Backenmuskel verliert.
Zieht den Maulwinkel nach aussen und oben.
6)  Der Backenmuskel (m. buccinator h.)
ist ein federförmiger Muskel, welcher mit einer Spitze am
Oberkiefer entspringt (cf. Fig. 3, 3) vorn mit dem Kreis-
muskel der Lippen verschmilzt, nach hinten bis zum äussern
Kaumuskel reicht und sich nach unten an der äussern Fläche
des Unterkiefers befestigt.
Er wirkt mit dem Backenzahnmuskel gemeinschaftlich (cf.
diesen Fig. 3, 4).
7)  Der Niederzieher der Unterlippe (cf. Fig. 3, 5).
8)  Der äussere Kaumuskel, Jochmuskel des Hin-
terkiefers (m. masseter h.)
ist ein bedeutend starker, mit vielen Sehnen durchsetzter
Muskel, welcher besonders in seinem hintern Theile aus 2 ge-
trennten Schichten besteht, deren Fasern sich kreuzen. Er
entspringt an der ganzen Jochleiste (fixer Punkt) und inserirt
sich an dem hintern breiten Theile der äussern Unterkiefer-
fläche (cf. Fig. 3,6).
Dieser Muskel zieht den Unterkiefer in die Höhe und
zur Seite.
9)  Der Schläfenmuskel (m. temporalis h.)
bedeckt die die Schädelhöhle bildenden Knochen, von denen
er auch seinen Ursprung nimmt, von oben und zur Seite und
füllt somit die Schläfengrube aus. Er endigt am Kronenfort-
satze des Unterkiefers (cf. Fig. 3, 7).
Zieht den Unterkiefer nach oben und etwas zurück.
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10)  Die Ohrspeicheldrüse, Ohrdrüse (glandula pa-
rotis)
ist die grösste Speicheldrüse des Kopfes. Sie füllt den Raum
zwischen dem ersten Halswirbel und dem hintern Rande des
Unterkiefers aus, tritt sogar häufig noch auf die äussere
Fläche des letzteren, wie dies auch in der Fig. der Fall ist.
Von oben nach unten reicht sje vom Grunde der Ohrmuschel
bis in den Gefässwinkel hinab, welcher von der äussern
and innern Kinnbackenvene (12. u. 13.) gebildet wird. Die
Drüse bedeckt von aussen den Luftsack, Griffelkinnbacken-
muskel, Griffelzungenbeinmuskel, grossen Zungenbeinast,
viele Gefässe und Nerven u. s. w.
Der von der Ohrspeicheldrüse abgesonderte Saft (Ohr-
drüsenspeichel) wird durch
11)  Den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse
oder Stensonschen Speichelgang (ductus Steno-
nianus),
der mit allen aus der Drüse kommenden Kanälchen in Ver-
bindung steht, in die Maulhöhle geführt. Der Gang selbst
tritt in den Kehlgang, schlägt sich am vordem Rande des
äussern Kaumuskels bei 11' auf die äussere Gesichtsfläche
und durchbohrt in der Gegend des 3. obern Backenzahns die
Backen (cf. Tat'. 17. Fig. 2, 5).
12)  Die äussere Kinnbackenvene.
13)  Die innere Kinnbackenvene.
14)   Die Drosselvene.
15)  Abgeschnittene Sehne des Brustkinnbacken-
muskels welche durch 10 hindurchüütt.
Fig. 3.
Die Ohrspeicheldrüse und die oberflächlich liegenden Mus-
keln der vorigen Figur sind entfernt und der Augenbogen
weggenommen. Das Präparat ist etwas mehr zur Seite ge-
neigt als in Fig. 2.
1)  Der eigene Heber der Oberlippe (Fig. 2, 3).
2)  Der kurze erweiternde Muskel der Nase,
Trompetenmuskel (fehlt d. M.)
besteht aus 2 Portionen; die untere, stärkere (2, kleiner
Kiefermuskel der Nase) entspringt am Nasenfortsatze
des Zwischenkieferbeines, die obere, schwächere (2', Nasen-
beinmuskel der Nase) am Rande des Nasenbeines und an
dem obern Rande der frei vorragenden Nasenscheidewand.
Beide Portionen gehen an die Nasentrompete und die den
Lufteingang zur Nasenhöhle begrenzende äussere Haut (cf.
Taf. 17. Fig. 6, 1) welche sie bei ihrer Wirkung anspannen
und hierdurch zugleich den S-förmigen Knorpel heben.
3)  Ende des abgeschnittenen Backenmuskels.
4)  Der Backen zahn m us kel
entspringt gemeinschaftlich mit 5. am Kronenfortsatz des Unter-
kiefers, befestigt sich an der Beule des Oberkiefers und den
Zahnhöhlenrändern des Ober- und Unterkiefers. Er endet
am Maulwinkel.
Der Backenmuskel (Fig. 2, 6) und Backenzahnmuskel
vermitteln die Bewegungen der Backen und unterstützen sich,
da sie verschiedenen Faserlauf haben hierbei gegenseitig.
Hauptsächlich bringen sie beim Kauen das zwischen Zähne
und Backen gekommene Futter wieder unter die Zähne zurück.
Der Backenzahnmuskel kann auch den Maulwinkel nach hin-
ten und oben ziehen.
5)  Der Niederzieher der Unterlippe, Kiefermus-
kel der Lippe.
entspringt mit 4. und endet in der Unterlippe, die er her-
abzieht.
6)  Sehnen des äussern Kaumuskels.
7)  Der Schläfenmuskel (Fig. 2, 9).
8)  Der Griffelkinnbackenmuskel, Griffel-Unter-
kiefermuskel —
ist als eine nur beim Pferde vorkommende Abtheilung des
obern Bauches des zweibäuchigen Muskels aufzufassen. Er
entspringt am Griffelfortsatze des Hinterhauptsbeines und
endet am hintern gekrümmten Rande des Unterkiefers.
Zieht den hintern Theil des Unterkiefers nach hinten und
oben und entfernt dadurch den vorderen vom Oberkiefer.
9)  Der Griffelzungenbeinmuskel, Griffelmuskel
des Zungenbeines,
ist ebenfalls als eine Abtheilung des zweibäuchigen Muskels
anzusehen. Entspringt wie 8. am Griffelfortsatze des Hinter-
I hauptsbeines und befestigt sich am obern Theile des langen
I Zungenbeinastes.
Er zieht das Zungenbein aufwärts und stellt es fest.
10)  Die Unterkieferdrüse (cf. Taf. 17. Fig. 2, 21).
11)  Die obere Backendrüse
besteht aus einer m. o. w. zusammenhängenden Reihe einzel-
ner Drüsenhaufen, welche theils zwischen den Backenmus-
keln liegen, theils vom äussern Kaumuskel bedeckt sind.
Ihre zahlreichen Ausführungsgänge durchbohren die Schleim-
haut der Backen in der Nähe der obern Backenzähne (cf.
Taf. 17. Fig. 2, 4). Nach vorn setzt sich diese Drüse in
12)  die Lippendrüsen fort, deren Ausführungsgänge
die Lippenschleimhaut durchbohren (cf. Fig. 5, 1).
13)  Die untere Backendrüse; ihr Sekret wird in der
Nähe der untern Backenzähne ausgeführt (Taf 17.
Fig. 2, 3).
14)  Der lange Beuger des Kopfes.
15)  Der Schulterzungenbeinmuskel.
16)  Das obere Ende des grossen Zungenbeinastes
(Taf. 17. Fig. 1,1).
Fig. 4.
Unterer Theil des Kopfes (Nase und Oberlippe) von vorn
gesehen.
1)  Unteres Ende des rechten eigenen Hebers der
Oberlippe.
V des linken. Die aus beiden Muskeln hervorgehenden Sehnen
treten bei 1" zusammen und bilden eine einzige dünne breite
Sehne (cf. Fig. 2, 3. und Fig. 3, 1).
2)  Der Quermuskel der Nase, gemeinschaftlicher
Muskel der Nase (zu vergleichen mit dem m. com-
pressor nasi h.)
ist unpaar, bedeckt die äussern Flächen der X-förmigen Knor-
pel und verliert sich nach unten in der Oberlippe.
Erweitert die untern Nasenöffnungen und bringt dadurch,
dass er die X-förmigen Knorpel einander nähert, die eckigen
Formen der stark geöffneten Nüstern zu Stande.
Fig. 5.
Vorderer Theil des Kopfes von vorn und rechts gesehen.
Die Oberlippe ist nach oben zurückgeschlagen, die Unter-
lippe hängt frei herunter.
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| menbein; er endigt, indem er sich mit 5 kreuzt am innern
Theile des Gelenkfortsatzes des Unterkiefers.
Die inneren Kaumuskeln beider Seiten ziehen bei gleichzei-
tiger Wirkung den Unterkiefer nach vorn und oben an die
oberen Backenzähne. Wirkt nur einer von denselben so wird
durch beide Portionen neben einer Vorwärtsbewegung des
Unterkiefers auch noch eine Seitwärtsbewegung nach der ent-
gegengesetzten Seite erzielt.
6)  Der Griffelkinnbackenmuskel (Fig. 3, 8).
7)  Der zweibäuchige Muskel (m. digastricus maxillae
inf. h.)
entspringt mit 6. und 9. am Griffelfortsatze des Hinterhaupt-
beines, sein oberer fleischiger Bauch (7) geht in eine Sehne
(7') über, welche die Sehne des langen Zungenbeinmuskels
(8) durchbohrt; nach diesem Durchtritte entsteht der untere,
grössere Bauch (7"), welcher sich sehnig am untern Rande
und an der innern Fläche des Unterkieferastes seiner Seite
befestigt.
Er hebt das Zungenbein und unterstützt den Griffelkinn-
backenmuskel in seiner Wirkung.
8)   Unteres Ende des langen Zungenbeinmuskels,
vom Zungenbein abgetrennt (cf. Taf. 17. Fig. 2, 10. und
Taf. 18. Fig. 10, 1).
9)  Oberes Ende des abgeschnittenen Griffelzungen-
beinmuskels (Fig. 3, 9).
10)  Der Kieferzungenmuskel (fehlt d. M.) ist unpaar,
entspringt an dem Unterkieferaste der einen Seite und endet
an dem der andern.
Unterstützt den breiten Zungenbeinmuskel beim Heben
der Zunge.
11)  Der hintere Theil des breiten Zungenbeinmus-
kels, ist am Präparate erhalten um sein Ansatzverhältniss
am Unterkiefer sichtbar zu machen (cf. Taf. 17. Fig. 2, 8.
und Taf. 17, 4. 21).
12)  Die Unterzungendrüse (glandula subungualis)
liegt zur Seite der Zunge und ist von der Maulschleimhaut
bedeckt. 12' sind die kurzen, geschlängelten Ausführungs-
gänge (ductus Riviniani) der Drüse, welche bei 12" die
Schleimhaut durchbohren (cf. Taf. 17. Fig. 4, 20).
13)  Vorderer Theil des Ausführungsganges der Un-
' terkieferdrüse (ductus Whartonianus);
die Sonde 13'ist in seine Ausführungsöffnung, welche sich bei
14)  dem Hungerwärzchen befindet, eingebracht.
1)  Die Schleimhaut der Oberlippe;
die punktförmigen Oeffnungen sind die (in der Fig. zu gross
dargestellten) Ausführungsgänge der Lippendrüsen.
2)  Der Niederzieher der Oberlippe, Schneide-
zahnmuskel der Oberlippe (m. incisivus labii
sup. h.)
entspringt am Zahnhöhlenrande des Zwischenkiefers und endet
in der Oberlippe, welche er herabzieht.
3)  Der Heber der Unterlippe, Schneidezahnmus-
kel der Unterlippe (m. incisivus labii inf. h.)
ist stärker als 2, entspringt am Zahnhöhlenrande des Unter-
kiefers und endigt in der Unterlippe, die er hebt.
Fig. 6.
Linke Hälfte des Pferdekopfes von innen gesehen. Der
vordere Theil des rechten Unterkieferastes ist erhalten und
nach aussen zurückgelegt.
1)  Die von der Nasenschleimhaut (membrana pituitaria s.
m. Scheideriana) überzogene Nasenscheidewand (septum
narium). Sie besteht aus dem Nasenscheidewandknor-
pel (cartilago septi narium) der bei 1' in die senkrechte
Platte des Siebbeines übergeht; nach unten und vorn ver-
dickt er sich so erheblich, dass er bei 1" durchgeschnitten
und nicht mehr von der Schleimhaut bedeckt ist (cf.
Fig. 1,3).
2)   Die linke hintere oder obere Nasenöffnung
(choana) (cf. Taf. 17. Fig. 4, 11).
3)  Die linke Hälfte des harten Gaumens (cf. Taf, 17.
Fig. 2, 6).
4)  Die theilweise geöffnete rechte Jacobson sehe Röhre.
5)  Der innere Kaumuskel besteht aus 2 Portionen,
nämlich
5. dem innern Flügelmuskel (m. pterygoideus
internus h.) und
5' dem äussern Flügelmuskel (m.p. externus h.).
Ersterer entspringt an der Beule des Oberkiefers, am Gau-
menbein und am Flügelfortsatz des Keilbeins und endet, sich
fächerförmig von hier ausbreitend, an der innern ausgehöhl-
ten Fläche des betreffenden Unterkieferastes.
Der äussere Flügelmuskel ist viel kleiner und nimmt sei-
nen Anfang am Flügelfortsatze des Keilbeines und am Gau-
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TAFEL XVII.
in der Fig. von dem entfernten rechten Unterkieferaste los-
getrennt und frei herunterhängend.
Er entspringt an der innern Fläche des Unterkiefers dicht
unter den Backenzähnen, geht nach unten bis zur Mittellinie
und verbindet sich hier theils mit dem gleichnamigen Mus-
kel der andern Seite durch einen sehnigen Streif, theils heftet
er sich am untern Rande des Gabelheftes an. In Gemein-
schaft mit dem Muskel der andern Seite schliesst er die
Muskeln der Zunge und des Zungenbeins von unten gurt-
artig ein.
Hebt den Zungengrund und drückt die Zunge an den
Gaumen.
9)  Der Kinnzungenbeinmuskel, Kinnmuskel des
Zungenbeines (id. geniohyoideus h.)
entspringt in dem Winkel, den die beiden Unterkieferäste
bei ihrem Zusammentritt bilden (Kinnwinkel) und endigt an
der Spitze des Gabelheftes des Zungenbeines.
Zieht das Zungenbein nach vorn und hilft somit indirekt
die Zunge aus dem Maule bringen.
10)  Der lange Zungenbeinmuskel
(cf. Taf. 18. Fig. 10, 1). Durch die gespaltene Sehne des-
selben tritt die Mittelsehne des zweibäuchigen Muskels (19).
11)  Der Zungenbeinzungenmuskel, Zungenbein-
astmuskel der Zunge (m. styloglossus h.)
nimmt an der äussern Fläche des grossen Zungenbeinastes,
nahe am untern Ende desselben, seinen Anfang, liegt an der
Seite der Zunge und verliert sich in ihrer Spitze.
Einseitig wirkend zieht er die Zunge zur Seite; beide
gleichnamige Muskeln ziehen bei gleichzeitiger Wirkung die
vorgestreckte Zunge ins Maul zurück.
12)   Der Kinnzungenmuskel, Kinnmuskel der
Zunge (m. genioglossus h.)
entspringt mit 9. im Kinnwinkel und endet, indem er sich in
der Mittellinie der Zunge fächerförmig ausbreitet im Fleische
derselben.
Zieht die Zunge vom Gaumen ab und schiebt sie aus dem
Maule heraus.
13)  Der Grundzungenmuskel, Zungenbeinmus-
kel der Zunge (m. hyo-glossus s. baseo-glossus)
ist ein breiter Muskel, welcher am Gabelaste und Gabelhefte
des Zungenbeines seinen Ursprung nimmt, über den kleinen
Zungenbeinast und das untere Ende des grossen schräg
nach vorn und oben geht und sich im Fleische der Zunge
verliert.
Zieht die Zunge zurück und drückt sie, indem er ihren
hintern Theil zugleich verbreitert, gegen das Gaumensegel.
14)  Der Schlundkopf (cf. Fig. 3).
Fig. 1.
Das mit den Schädelknochen noch in Verbindung gelas-
sene Zungenbein (os hyoideum s. linguale), von rechts und
hinten gesehen. Es dient der Zunge, dem Kehl- und Schlund-
kopf als Stützpunkt und viele an diese Theile gehende Mus-
keln befestigen sich an demselben.
a.  Hinterhauptsbein.
b.   Schläfenbein.
c.   Griffelfortsatz für das Zungenbein (cf. Taf. 3. Fig.
1, 14); an diesen befestigt sich mittelst Knorpel
1)  der (rechte) grosse Zungenbeinast (1' linker).
(Er entspricht dem proc. styloideus des menschlichen Schlä-
fenbeines.)
2)  Der (rechte) kleine Zungenbeinast (2' linker).
(Entspricht den kleinen Hörnern — cornua minora — oder
obern Fortsätzen des menschlichen Zungenbeines.)
3)  Der Körper des Zungenbeines oder die Gabel.
3' das Gabelheft, 3" rechter, 3'" linker Gabelast
(cornua majora h.).
Fig. 2.
Der rechte Unterkieferast ist weggenommen; der innere
Kaumuskel und die Backen sind nach oben zurückgeschlagen
und der Luftsack entfernt.
1)  Der zurückgeschlagene innere Kaumuskel
(cf. Taf. 16. Fig. 6, 5).
2)  Die zurückgeschlagenen, von der Maulschleimhaut be-
kleideten Backen. An der Schleimhaut bemerkt man
3)  Die Ausführungsgänge der untern Backen-
drüse.
4)  Die Ausführungsgänge der obern Backen-
drüse.
5)  Die Mündungsstelle des Aus führungsganges der
Ohrspeicheldrüse.
6)  Der harte Gaumen (palatum durum)
trennt die Nasenhöhlen von der Maulhöhle und hat das knö-
cherne Gaumengewölbe zur Grundlage. Die durch kurzes
Zellgewebe angeheftete Maulschleimhaut erzeugt beim Pferde
16 — 18 bogenförmige Wülste, welche in der Mittellinie ge-
trennt sind. In der Fig. ist der harte Gaumen theilweise
durch
7)  die nach oben zurückgeschlagene Zunge
verdeckt (cf. Fig. 4, 15).
Von den Muskeln, welche das Zungenbein und die Zunge
bewegen, sind in dieser Fig. sichtbar:
8)  Der breite Zungenbeinmuskel, Kiefermuskel
des Zungenbeines (m. mylohyoideus h.)
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67
beine und verbindet sich in der Mittellinie auf der hintern
obern Schlundkopfwand mit dem der andern Seite.
Wirkt er mit 5, so zieht er den Schlundkopf in die Höhe
und erweitert ihn, wirkt er aber mit 6, 7 und 8 gemein-
schaftlich, so verengert er denselben.
5)  Der Gaumenschlundkopfmuskel (m. palato-pha-
ryngeus h.)
! entspringt am Flügelbein, Gaumenbein und aus dem sehni-
i gen Theile des Gaumensegels; er befestigt sich am Schild-
knorpel und verliert sich in der hintern Schlundkopfwand.
Da er mit dem Gaumensegelmüskel d. h. des fleischigen und
sehnigen Theiles des Gaumensegels, derartig verschmilzt, dass
beide eigentlich die muskulöse Grundlage des Pharynx bil-
den, so bildet er hauptsächlich die Seitenwand des Schlund-
, köpf es (Seitengaumenmuskel) in Gemeinschaft mit den
Schnürern aber die hintere Wand desselben, während der
Gaumensegelmuskel und dessen Sehne die vordere Wand der
Rachenhöhle darstellen.
Dieser Muskel verkürzt in Gemeinschaft mit 4 den Schlund-
kopf, erweitert ihn und bringt den Kehlkopf dem andringen-
den Bissen entgegen.
6)   Der untere Zungenbeinschlundkopfmuskel,
Zungenbeinmuskel des Schlundkopfes (chon-
dro-pharyngeus h.)
entspringt am Gabelaste des Zungenbeines.
7)  Der Schildschiundkopfmuskel (m. thyreo-pha-
ryngeus h.)
entspringt auf der äussern Fläche des Schildknorpels.
8)  Der Ringschlundkopfmuskel (m. crico-pharyn-
geus h.)
entspringt auf der äussern Fläche des Ringknorpels.
6, 7 und 8 stossen, ebenso wie 4 auf der hintern Schlund-
kopfwand zusammen und bilden hier
10)   einen weissen sehnigen Streif, eine Art Nath
(stria alba s. raphe). Sie ziehen den Schlundkopf zusammen
und verengern ihn, weshalb sie auch den Namen Schlund-
kopfschnürer (constrictores pharyngis) erhalten haben.
9)   Der obere Zungenbeinschlundkopfmuskel,
Griffelschlundkopfmuskel (m. stylo - pharyn-
geus h.)
entspringt an der innern Fläche des grossen Zungenbeinastes
und verliert sich in der muskulösen Seitenwand des Schlund-
kopfes.
Erweitert den Schlundkopf.
11)  Der Schlund (cf. Taf. 19. Fig. 1, 1).
12)  Der kurze Zungenbeinmuskel (cf. Taf. 18. Fig.
10, 2 und Fig. II, 1).
13)  Der Schildzungenbeinmuskel (cf. Taf. 18. Fig.
10, 5).
Fig. 4.
Der Gesichtstheil des Kopfes ist der Länge nach gespal-
ten , die rechte Hälfte desselben entfernt und die Nasenscheide-
wand weggenommen worden. Vom Schädeltheile ist rechter-
seits nur soviel entfernt worden, dass das rechte Labyrinth
des Siebbeines sichtbar wird. Die Zunge und ein grosser
Theil des Gaumensegels ist ganz erhalten; aus der Mitte des
grossen Zungenbeinastes ist ein Stück entfernt um den
Schlundkopf freizulegen. Der Schlundkopf ist der Länge
I nach gespalten.
15)  Die aus dem Schlundkopfe nach dem mittlem Ohre
hinführende Eustachische Röhre.
Zwischen dieser Röhre und dem innern Kaumuskel liegen
16)  Der Spanner des Gaumensegels
(Fig. 3, 2).
17)  Der Heber des Gaumensegels
(Fig. 3, 3).
An der innern Fläche des grossen Zungenbeinastes ent-
springt
18)  Der obere Zungenbeinschlundkopfmuskel
(Fig. 3, 9).
19)  Der obere Bauch des zweibäuchigen Muskels;
19' ist der vom Unterkiefer entfernte und in der Fig. frei-
herabhängende untere Bauch desselben (cf. Taf. 16. Fig. 6, 7).
20)  Das obere Ende des abgeschnittenen Griffelkinn-
backenmuskels
(cf. Taf. 16. Fig 3, 8 und Fig. 6, 6).
21)  Die Unterkieferdrüse (glandula submaxillaris)
reicht vom ersten Halswirbel bis zur Gabel des Zungenbei-
nes; sie ist die zweitgrösste Speicheldrüse des Kopfes. Ihr
Sekret wird durch
22)   den Ausführungsgang der Unterkieferdrüse
(ductus Whartonianus)
in den vordem Theil des Maules geführt (cf. Taf. 16. Fig.
6, 13).
Bei
23)  ist durch punktirte Linien die Stelle angedeutet, von
welcher die Unterzungendrüse entfernt worden ist.
24)  Der Kinnmuskel (m. quadratus menti h.)
ist ein mit vielem Fett durchsetzter blasser Muskel, der die
Haut der Unterlippe etwas spannt.
25)  Die vereinigten Schulterzungenbein- und
Brustzungenbeinmuskeln.
26)  Die Schilddrüse
(cf. Taf. 18. Fig. 10, i).
Fig. 3.
Kopf des Pferdes von hinten und rechts gesehen mit prä-
parirten Schlundkopfmuskeln.
a.  Rechter grosser Zungenbeinast. a' linker.
b.  Rechter kleiner Zungenbeinast.
c.  Rechter Gabelast.
1)  Der Griffelzungenbeinmuskel
(cf. Taf. 16. Fig. 3, 9).
2)  Der Spanner des Gaumensegels, Griffelgau-
menmuskel, Griffelrollmuskel (m. tensor palati
mollis s. m. circumflexus)
entspringt am Griffelfortsatz der Pauke und der knorpeligen
Eustachischen Röhre; seine Sehne geht über das Häckchen
des Flügelbeines und endet in dem oberen sehnigen Theile
des Gaumensegels, welchen er spannt.
,3) Der Heber des Gaumensegels, Griffelmuskel
des Gaumensegels (m. levator palati mollis h.)
entspringt mit 2 von dem er von aussen her bedeckt ist,
ti'itt unter den Flügel- und Gaumenschlundkopfmuskel und
endet in dem untern fleischigen Theile des Gaumensegels.
Er zieht das Gaumensegel in die Höhe und unterstützt 2.
4) Der Flügelschlundkopfmuskel (m. pterygo-pha-
ryngeus h.)
entspringt am Häckchen des Flügelbeins und am Gaumen-
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1)  Die linke vordere Nasenöffnung.
Durch dieselbe strömt die Luft in die linke Nasenhälfte. Die
Sonde 1' ist so in diese Oeffnung eingeführt, dass sie mit
ihrem hintern punktirten Ende im falschen Nasenloche (Fig.
6, 2) steckt.
2)  obere )
3)  mittlere l linke Nasenmuschel,
4)  untere
alle 3 Muscheln sind von der Nasenschleimhaut bekleidet;
5)  ist der mit der untern Muschel in Verbindung stehende,
ebenfalls von der Nasenschleimhaut umgebene linke S-för-
mige Knorpel;
7)  oberer )
8)  mittlerer l linker Nasengang.
9)  unterer
Die Sonde
10)  ist so in den untern Nas-engang gebracht, dass sie in
11)  der linken hintern oder obern Nasenöffnung'
(Choane)
wieder zum Vorschein kommt, in den Schlundkopf eindringt
und mit ihrem Ende in der linken Eustachischen Trompete
steckt.
12)  Rechtes Siebbeinlabyrinth.
13)  Pflugschaarbein.
14)  Eine kleine geöffnete Stelle der Jacobson sehen
Röhre.
15) Die Zunge (lingua)
ist ein langes, sehr bewegliches, von Schleimhaut überzoge-
nes Organ, dessen Grundlage das Fleisch der Zunge
(caro linguae) oder der Zungenmuskel (m. lingualis) bildet.
Da die Fasern des Zungenfieisches sich nach verschiedenen
Richtungen durchkreuzen und verflechten, so kann sich die
Zunge mittelst dieses Muskels verlängern, verschmälern, ver-
kürzen, ausbreiten, aushöhlen, krümmen u. s. w. Erheblichere
Zungenbewegungen werden indess durch die in Fig. 2. dar-
gestellten Muskeln ausgeführt.
Die Oberfläche der Zunge ist mit sehr vielen Wärzchen,
den Zungen- oder Geschmackswärzchen (papillae lin-
guae s. gustus) bedeckt, von denen die haarförmigen
oder fadenförmigen (pap. filiformes) die kleinsten aber
auch die zahlreichsten sind. Sie sind in der Fig. ohne be-
stimmte Bezeichnung aber auf der ganzen Zungenoberfläche
wahrzunehmen. An den Rändern und Seitenflächen der Zunge
kommen
16)  die pilzförmigen, schwamm- oder keulenför-
migen Wärzchen (pap. fungiformes, clavatae, len-
ticulares)
vor. — Am Grunde der Zunge kommen beim Pferde
17)  zwei sehr grosse, mit einem Wall umgebene,
eingezäunte oder abgestutzte Wärzchen (pap.
circumvallatae s. truncatae)
vor. Durch das Vorhandensein dieser mit Nerven versehenen
Wärzchen, wird sie zum Hauptgeschmacksorgan.
18)  Der Zungengrund oder die Zungenwurzel (radix
s. basis linguae)
ist mit sehr vielen drüsigen Gebilden versehen.
19)  Das Zungenbändchen (frenulum linguae)
ist eine Verdoppelung der Schleimhaut.
20)  Zeigt die durch die Schleimhaut durchscheinende linke
Unterzungendrüse mit den Oeffnungen ihrer Ausführungs-
gänge.
Bei
21)  ist die Schleimhaut weggenommen, um die Anheftung
des breiten Zungenbeinmuskels zu zeigen.
22)  Das Gaumensegel (der weiche Gaumen, Gau-
menvorhang — velum palatinum, palatum molle s.
mobile —)
ist die bewegliche Scheidewand zwischen Maulhöhle und
Rachenhöhle; in dieser Fig. ist nur die vordere Fläche seines
oberen Theiles sichtbar (cf. Fig. 5).
23)  Der von der rechten Seite gespaltene Schlundkopf
(pharynx)
gestattet die geöffnete Rachenhöhle (fauces) deren Wand
er in Verbindung mit dem Gaumensegel bildet, zu übersehen.
Beim Pferde bilden Schlundkopf und Gaumensegel einen lan-
gen muskulösen, trichterförmigen Sack (cf. Fig. 3), der sich
an der Schädelbasis anheftet und die hintern Nasen Öffnungen
umfasst, bis zum Kehlkopf und Schlund hinabreicht, und mit
der Maulhöhle durch den zwischen Gaumensegel und Zun-
gengrund gelassenen Raum (cf. Taf. 18. Fig. 3) in Verbin-
dung steht. Die durch diesen Sack gebildete Höhle dient
daher zu Respirations- und zu Verdauungszwecken. Die
durch die beiden Choanen eingedrungene Luft dringt theils
in die Eustachischen Röhren, um in die Luftsäcke zu gelan-
gen, hauptsächlich aber geht sie durch den Kehlkopf in die
Lungen. Der in der Maulhöhle formirte Bissen tritt zwischen
Gaumensegel und Zungengrund in die Schlundkopfhöhle, und
tritt über den Kehlkopf hinweg in den Schlund (cf. Fig. 5).
24)  Schlundkopf klappe der rechten Eustachischen
Röhre;
24' ist die vom Luftsack umgebene Röhre selbst (cf. Taf. 12.
Fig. 6, 2).
25)   Schlundkopfklappe der linken Eustachischen
Röhre;
in die von dieser bedeckten Oeffnung ist die Sonde 10. ein-
geführt.
26)  Kehldeckel;
in der Fig. ist er nach vorn zurückgeklappt und lässt
27)  den Eingang zum Kehlkopf frei.
28)  Der Schlund.
29)  Das obere Ende des rechten grossen Zungenbein-
astes;
29' das untere Ende desselben.
Fig. 5.
Der in Fig. 4 sichtbare Schlundkopf ist mit Gaumensegel
und Zungengrund in etwas anderen Verhältnissen isolirt dar-
gestellt.
1)  Zungengrund.
2)  Die umwallten Wärzchen der Zunge.
3)  Vordere Fläche des Gaumensegels;
sie ist von einer Fortsetzung der die Maulhöhle auskleiden-
den Schleimhaut überzogen, unter welcher sich eine sehr
starke Drüsenschicht befindet.
3' hintere Fläche desselben; ihre Schleimhaut ist eine
Fortsetzung der Nasenschleimhaut.
4)  Schleimhautfalten des Gaumensegels (vordere
Pfeiler)
welche mit der Schleimhaut der Seitenränder des Zungen-
grundes zusammenfliessen und den vordem Bogen (arcus
glosso-palatinus) darstellen.
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69
4') Schleimhautfalten des Gaumensegels (hintere
Pfeiler)
welche an beiden Seiten des Kehlkopfes liegen und mit der
Schleimhaut des Schlundkopfes zusammenfliessen. Sie stellen
den hintern Bogen (arcus pharyngo-palatinus) dar.
Die Sonde
5)   5') ist aus der Maulhöhle so in den Schlundkopf einge-
führt, dass man den Weg sieht, welchen der Bissen zu neh-
men hat.
6)  Der zurückgeklappte, jetzt den Eingang zum Kehlkopf
verschliessende Kehldeckel:
er bildet in dem Augenblicke des Schlingens die Brücke zu
7)  dem Schlünde,
in dessen Oeffnung eine Sonde gebracht ist, und verhindert
das Eindringen von Futterstoffen in die Luftwege.
8)  Die rechte
9)  Die linke
Eustachische Röhre.
Fig. 6.
Vorderer Theil der Nase von rechts gesehen; die rechte
Nasentrompete ist aufgeschlitzt.
1)  Oeffnung, welche in die Nasenhöhle führt.
2)  Die aufgeschlitzte Nasentrompete, oder falsches
Nasenloch.
Die Nasentrompete wird durch eine Einstülpung der äussern
Haut, die hier haarlos und mit vielen Talgdrüsen versehen
ist, gebildet, und stellt einen eigenthümlichen, den übrigen
Hausthieren fehlenden blinden Sack dar, dessen Nutzen
mit Sicherheit nicht bekannt ist.
3)  Ausmündung des Thränenkanals.
1 1
LEISERING, ANATOMIE D. PFEBDES.
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TAFEL XVIII.
d.  Durchschnittene Gaumenkanäle.
e.  Rechter sechster Backenzahn.
/.
  Linker fünfter Backenzahn.
g.  Durchschnittene Oberkieferkanäle.
h.  Durchschnittene Thränenkanäle.
Fig. 3.
Das durch den bei Fig. 2 erwähnten Schnitt gewonnene
hintere Kopfsegment von vorne gesehen. Der Unterkiefer
und die Zunge ist mit demselben noch in Verbindung geblie-
ben. Um einen grösseren Ueberblick zu gewinnen, ist der
Unterkiefer in seinem vordem Theile etwas erhöht worden.
1)  Die durchschnittene Nasenscheidewand;
sie sowohl als das hier frei in die Rachenhöhle hineinragende
Pflugschaarbein, sind von der Nasenschleimhaut bekleidet.
2)  Durchschnitt der obern Nasenmuschel.
3)  Durchschnitt der untern Nasenmuschel.
4)  Ganz erhaltene Scheidewand zwischen der linken gros-
sen und kleinen Kieferhöhle.
5)   Oberer Theil der Scheidewand zwischen der rechten
grossen und kleinen Kieferhöhle. Da der untere Theil dieser
Scheidewand in dem Segment Fig. 2, 7 geblieben ist, so ge-
stattet diese Fig. rechterseits einen Einblick in
6)  die rechte grosse Kieferhöhle,
in welche
7)  der sechste rechte Backenzahn
hineinragt.
8)  Die Stirnhöhle.
In ihr sieht-man
9)  das Labyrinth des Siebbeins.
Zwischen der Stirnhöhle und der grossen Kieferhöhle befin-
det sich
10)  ein grosses ovales Loch, durch welches diese beiden
Höhlen in Verbindung stehen. Die Sonde 10' ist so durch
dies Loch geführt worden, dass sie mit ihrem obern Theile
in der Stirnhöhle, mit ihrem untern 10" in der grossen
Kieferhöhle steckt.
Bei
11)  findet sich eine Spalte zwischen der obern und untern
Nasenmuschel (2 und 3) durch welche die Luft aus der Na-
senhöhle in die Oberkieferhöhle gelangt, und sich von hier
aus durch 10 in die Stirnhöhle begiebt, da diese eine son-
stige direkte Verbindung mit der Nasenhöhle nicht hat.
12)  Oeffnungen
durch welche die Luft aus der Nasenhöhle in das Labyrinth
des Siebbeines gelangt.
13)  die mittlere Nasenmusch el (cf.Taf. 2. Fig. 7, 14).
Fig. 1.
Querschnitt durch den Kopf eines Pferdes; von vorn ge-
sehen. Der Schnitt ist in einer Linie geführt worden, welche
zwischen den zweiten und dritten oberen Backenzähnen hin-
durchgeht.
1)  Die Nasenscheidewand;
es wird ersichtlich, dass durch dieselbe die beiden Nasen-
höhlen getrennt werden.
2)  Die ober'e Nasenmuschel.
3)  Die untere Nasenmuschel.
4)  Querschnitt der Jacobsonschen Kanäle.
a.  Unteraugenhöhlenloch.
b.  Dritte Backenzähne.
Fig. 2.
Querdurchschnitt eines sechsjährigen Pferdekopfes; von
hinten gesehen. Der Schnitt ist in etwas schräger Linie ge-
führt worden und zwar so, dass an der rechten Seite (x) der
6. Backenzahn, an der linken Seite (xx) der linke Backen-
zahn mitgetroffen wurde. Das hintere, durch denselben
Schnitt erhaltene Segment ist in Fig. 3 dargestellt. Beide
Segmente passen daher aufeinander, wenn x auf x und xx
auf xx gelegt gedacht wird.
1)  Die Nasenscheidewand;
1' das Pflugschaarbein, in dessen Rinne der untere Rand der
Nasenscheidewand eingelassen ist.
2)  Die obere Nasenmuschel.
3)  Die untere Nasenmuschel.
4)  Der untere Nasengang.
5)  Der mittlere Nasengang.
6)  Der obere Nasengang.
7)  Knöcherne, mit einer sehr dünnen Schleimhaut über-
kleidete Scheidewand, welche die grosse Kieferhöhle von der
kleinen trennt. Ihr oberer Theil ist durchgeschnitten und in
dem Segment Fig. 3, 5 sichtbar. Man sieht daher in dieser
Fig. bei
8)  nur von oben in die rechte kleine Kieferhöhle
hinein, während man bei
9)  die ganze linke kleine Kieferhöhle,
in welche
10)  der 3. und 4. Backenzahn
hineinragen, überblickt.
Der von der obern Nasenmuschel (2) begrenzte Raum
11)  gehört der Stirnhöhle an.
«• Durschnittenes Nasenbein.
b.  Oberkieferbein.
c.  Gaumengewölbe.
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14)  Das in der Querrichtung durchschnittene Gaumen-
segel.
Beim Schlingen wird es theils durch Muskelwirkung, theils
durch den herandringenden Bissen in die Höhe gehoben und
dadurch der Raum zwischen ihm und dem Zungengrunde
vergrössert. Es verhindert das Eindringen von Futterstoffen
in die hinteren Nasenöffnungen;
15)  oberer Theil der Rachen höhle;
in derselben bemerkt man bei
16)  halbmondförmige Spalten, welche die Eingangsöffnun-
gen in die Eustachischen Röhren andeuten (cf. Taf. 17.
Fig. 4 und Fig. 5).
18)  Die Zunge.
19)  Der Unterkiefer.
19)   Der Gaumenkanal.
20)  Der Thänenkanal.
21)  Die Augenhöhlen.
22)  Der durchschnittene Oberkieferkanal
(cf. Fig. 2 g).
Ueber die Verhältnisse der Lufthöhlen des Kopfes vergl.
Taf. 2 Fig. 2 und die dazu im Texte gegebenen Erklärungen.
Die einzelnen Knorpel, aus denen der Kehlkopf oder
Luft röhren köpf (larynx) aufgebaut ist, sind in Fig. 4 —
7 dargestellt.
Fig. 7.
Der Schildknorpel (cartilago thyreoidea) von rechts
und vorn gesehen, besteht beim Pferde aus 2 verschoben
viereckigen Platten, welche mit ihren vordem Winkeln zu-
sammenstossen und sich hier mit einander verbinden.
1)  Innere Fläche der linken Schildknorpelhälfte.
2)  Aeussere Fläche der rechten Schildknorpelhälfte.
3)  Hinterer Winkel,
durch welchen sich jede Hälfte mit dem Ringknorpel mit-
telst eines Gelenkes verbindet.
4)  Oberer Winkel,
zur Verbindung mit dem Zungenbeine bestimmt.
5)   Vorderer Winkel.
Fig. 4.
Der Ringknorpel in Verbindung mit dem linken Giess-
kannenknorpel; von rechts und vorn gesehen.
Der Ringknorpel (cart. cricoidea) hat im Allgemeinen
die Form eines Siegelringes.
1)  Der breite Theil oder die Platte des Ringes;
ist nach hinten und oben gewendet.
2)  Kamm der Platte.
3)   Der Reif des Ringes,
ist nach vorn und unten gewendet. 3' ist der ausgehöhlte,
vom Schildknorpel umfasste Theil desselben.
4)  Die rechte Gelenkfläche des Ringes
zur Verbindung mit dem Giesskannenknorpel.
5)  Linker Giesskannen- oder Pyramidenknorpel
(cart. arytaenoidea).
In der Fig. ist nur die innere Fläche desselben sichtbar.
6)  Vorderer oberer Winkel desselben;
er stellt mit dem der andern Seite verbunden (cf. Fig. 9, 3')
den Schnabel oder das Schnäutzchen einer Kanne dar, und
entspricht den Santorinischen Knorpeln des Menschen und
anderer Säugethiere.
7)  Oberes Ende des abgeschnittenen linken Stimm bandes
(cf. Fig. 9, 6).
8)  Unteres Ringgiesskannenband;
dasselbe ist ein starkes Faserband, welches unter dem Kap-
selbande (Fig. 8, 5) liegt.
Fig. 5.
Rechter Giesskannenknorpel von aussen gesehen.
1)  Obere Fläche.
2)  Aeussere Fläche.
3)  Aeusserer stark vorspringender Winkel,
an welchem sich der hintere Ringgiesskannenmuskel inserirt;
er verbindet sich gelenkig mit dem Ringknorpel.
4)  Innerer Winkel.
5)  Vorderer oberer Winkel.
(cf. Fig. 5, 6.)
6)  Oberes Ende des abgeschnittenen Stimmenbandes (cf.
Fig. 9, 6).
Fig. 6.
Der Kehldeckel (Epiglottis) von rechts und vorn ge-
sehen. Er ist ein mit dem Schildknorpel an der Zusammen-
trittsstelle der beiden seitlichen Platten desselben verbun-
dener, blattförmiger Knorpel, welcher vor dem Eingange des
Kehlkopfs liegt und diesen zu schützen bestimmt ist (cf.
Fig. 9, 4).
1)  Die blattförmige Platte des Kehlkopfs.
2)  seitliche, an seinem Grunde befindliche Fortsätze; sie
entsprechen den keilförmigen oder Wrisbergischen
Knorpeln.
Fig. 8.
Die Knorpel des Kehlkopfes in ihrer Bandverbindung
untereinander und mit dem Zungenbeine von rechts gesehen.
a.  Kleiner Zungenbeinast.
b.  Gabelheft.
c.  Rechter Gabelast.
d.  Schildknorpel.
d' Loch zum Durchtritt des obern Kehlkopfsnerven.
e.   Ringknorpel.
f.  Schnabel der Giesskannenknorpel.
ff. Aeusserer Winkel des rechten Giesskannenknorpels.
1)   Das mittlere Schildzungenbeinband.
2)  Das seitliche Schildzungenbeinband.
3)  Das mittlere Schildringband.
4)  Das seitliche Schildringband.
5)  Das obere Ringgiesskannenband.
6)   Das Ringluftröhrenband.
Von diesen Bändern sind 4 und 5 Kapselbänder; die übri-
gen enthalten sehr viele elastische Fasern, so dass eine be-
deutende Bewegung zwischen den einzeln Knorpeln ermög-
licht ist.
Fig. 9.
Der Kehlkopf in Verbindung mit dem Zungenbein von
vorn gesehen.
a.  Grosser Zungenbeinast.
b.  Kleiner Zungenbeinast.
c.  Gabelheft.
11 *
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d. Gabeläste.
1)  Der Schildknorpel.
2)  Der Kingknorpel,
nur zum kleinen Theile sichtbar.
3)  Die Giesskannenknorpel.
Durch den Zusammentritt der vordem obern Winkel dersel-
ben wird 3" das Schnäutzchen oder der Schnabel gebildet.
4)  Der Kehldeckel.
4' seitliche Fortsätze (keilförmige Knorpel) desselben.
Mit diesen in Verbindung stehen jederseits
5)  Das obere Schildgiesskannenband, Keilgiess-
kannenband oder Taschenband.
6)  Das untere Schildgiesskannenband, Stimm-
band oder die Stimmsaite.
Diese beiden Bänder sind von der Schleimhaut überzo-
gen; zwischen 5 und 6 befindet sich eine Schleimhautein-
stülpung (cf. Fig. 11,6) welche
7)  Die Kehlkopfstasche oder der Stimmsack (ven-
triculus laryngis s. Morgagnii)
genannt wird.
Vor den beiden Stimmbändern findet sich beim Pferde noch
8)  eine kleine halbmondförmige Falte.
9)  Der Eingang in den Kehlkopf.
Der zwischen beiden Stimmbändern liegende Theil dessel-
ben heisst die Stimmritze (glottis).
Fig. 10.
Der Kehlkopf in seiner Verbindung mit dem Zungenbeine
mit präparirten Muskeln; von rechts gesehen.
a. Grosser Zungenbeinast.
h. Kleiner Zungenbeinast.
c.  Rechter Gabelast.
d.  Gabelheft.
e.  Schildknorpel.
/. Ringknorpel.
g. Giesskannenknorpel.
h. Kehldeckel.
i. Die Schilddrüse (glandula thyr^oidea)
ist ein braunrothes, blutreiches Organ, welches aus 2 am
obern Theile der Luftröhre liegenden, seitlichen Hälften be-
steht, die durch einen dünnern mittleren Theil — i' — (isthmus)
verbunden sind. Dies Organ hat weder mit der Verdauung
noch Respiration zu schaffen, sondern wird zu den sogen,
ßlutdrüsen gezählt.
1)  Der lange Zungenbeinmuskel, grosser Zun-
genbeinmuskel des Zungenbeines (m. stylo-
hyoideus h.)
entspringt an der äussern Fläche des obern Theiles des gros-
sen Zungenbeinastes und endigt mit einer gespaltenen Sehne
am Gabelaste des Zungenbeines. Durch diese Sehnenspalte
(1') tritt die Mittelsehne des zweibäuchigen Muskels.
2)  Der kurze oder dreieckige Zungenbeinmuskel,
kleiner Zungenbeinastmuskel des Zungen-
beins (fehlt d. M.)
entspringt am Gabelaste des Zungenbeines und befestigt sich
am hintern Rande des kleinen Zungenbeinastes.
Durch Annäherung der einzelnen Theile des Zungenbeins
stellt es das Zungenbein fest.
3)  Die vereinigten Schulter- und Brustzungenbein-
muskeln beider Seiten (cf. Taf. 8. Fig. 1, 7 und
Fig. 2, 16).
4)  Der Zungenbeinkehldeckelmuskel
nur zum Theil sichtbar (cf. Fig. 11, 3).
5)  Der Zungenbeinschildmuskel (m. hyo-thyreoi-
deus h).
entspringt am Gabelaste des Zungenbeins und endet an der
äussern Fläche des Schildes, die er theilweise bedeckt.
Bringt den Kehlkopf nach vorn und oben.
6)   Der Ringschildmuskel (m. crico-thyreoideus h.)
entspringt an der äussern Fläche des Ringknorpelreifes und
endet am hintern Rande des Schildknorpels.
Er nähert diese beiden Knorpel einander.
7)  Der hintere Ringgiesskannenmuskel, hinterer
R i n g p y r a m i d e n m u s k e 1 (m. crico-arytaenoideus post.)
bedeckt mit dem gleichnamigen Muskel der andern Seite die
Platte des Ringknorpels und endet an dem äussern Winkel
des betreffenden Giesskannenknorpels.
Ist Haupterweiterer der Stimmritze.
8)  Der Quergiesskannenmuskel, Quermuskel des
Kehlkopfs, Pyramidenmuskel (m. arytaenoideus
transversus h.)
bedeckt die obern Flächen beider Giesskannenknorpel.
Verengert die Stimmritze durch Annäherung beider Giess-
kannenknorpel.
9)  Der Giesskannenschlundkopfmuskel, Pyra-
midenmuskel des Schlundes (Fehlt, d. M.)
entspringt am hintern Rande des Giesskannenknorpels und
verliert sich in den Muskelfasern des Schlundes.
Er fixirt vielleicht den Anfangstheil des Schlundes beim
Schlinggeschäfte etwas.
10)  Oberes Ende des abgeschnittenen Brustschild mus-
kels (cf. Taf. 8. Fig 2, 17).
Fig. 11.
Kehlkopf und Zungenbein mit Muskeln, von der rechten
Seite gesehen. Der rechte grosse Zungenbeinast ist wegge-
nommen und der grösste Theil der rechten Schildknorpel-
platte abgetragen worden.
a.  Linker grosser Zungenbeinast.
b.  rechter, V linker kleiner Zungenbeinast.
c.  Gabelheft.
d.  Rechter Gabelast.
e.  Kehldeckel.
/"• Giesskannenknorpel.
ff. Ringknorpel.
h. Rest der rechten Schildknorpelplatte.
1)  Der kurze Zungenbeinmuskel der linken Seite
(cf. Fig. 10, 2).
2)  Der Quermuskel des Zungenbeines (fehlt d.M.)
entspringt an der Verbindungsstelle des grossen und kleinen
Zungenbeinastes einerseits und befestigt sich ebendaselbst
an der andern Seite.
Nähert die Zungenbeinäste und trägt zur Feststellung des
Zungenbeines bei.
3)  Der Zungenbeinkehldeckelmuskel (fehlt d. M.)
entspringt in der Mittellinie auf der obern Fläche des Zun-
genbeinkörpers und endet an der vordem Fläche des Kehl-
deckels.
Hilft den im Momente des Schlingens über den Eingang
zum Kehlkopfe zurückgeklappten Kehldeckel wieder zurück-
ziehen und unterstützt so die eigene Elasticität desselben.
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73
geben, so sind sie als Verengerer des gesammten Eingangs
zum Kehlkopfe aufzufassen.
Zwischen beide Schildgiesskannenmuskeln schiebt sich
6)  der Schleimhautsack der Kehlkopfstasche (cf. Fig.
9,  7) ein.
7)  Der seitliche Ringgiesskannenmuskel (m. crico-
arytaenoideus lateralis h.)
entpringt am vordem Rande des Ringknorpels und endet am
äussern Winkel des Giesskannenknorpels, vor der Insertions-
stelle des hintern Ringgiesskannenmuskels.
Er ist Antagonist des letztgenannten Muskels und ver-
engert die Stimmritze.
8)  Der hintere Ringgiesskannenmuskel (cf. Fig.
10,  7).
9)  Das Taschenband (cf. Fig. 9, 5).
4)  Der obere oder vordere Schildgiesskannen-
muskel.
5)  Der untere oder hintere Schildgiesskannen-
muskel (beide Muskeln entsprechen dem Schildpy-
ramidenmuskel anderer Autoren und dem m. crico-
arytaenoideus h.)
sie entspringen hauptsächlich auf dem mittleren Schildring-
bande gemeinschaftlich mit den gleichnamigen Muskeln der
andern Seite. 4) geht auf die obere Fläche des Giesskannen-
knorpels und vereinigt sich auch hier mit dem Muskel der
andern Seite. 5) geht an die äussere Fläche des Giesskannen-
knorpels.
Da diese Muskeln in Verbindung mit dem Quergiesskan-
nenmuskel den Eingang zum Kehlkopf sphinkterartig um-
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TAFEL XIX.
linken Rippenhalter'(cf. Taf. 8. Fig. 2, 5 und 6) an, durch
welche Luftröhre und Schlund von aussen her bedeckt werden.
a.  Die Schilddrüse.
b.  Das untere Ende des abgeschnittenen Brustkinn-
backenmuskels.
c.  Der Brustschildmuskel.
d.  Der Brustzungenbeinmuskel.
Beide bedecken die Luftröhre von vorn und sind beim Luft-
röhrenschnitt zu beachten.
Fig. 2.
Die aus der Brusthöhle herausgenommenen und mit dem
untern Theile der Luftröhre noch in Verbindung gebliebenen
Lungen (pulmones).
1)  Unterer Theil der Luftröhre.
Dieselbe ist von ihrer hintern obern Fläche her geöffnet.
Nahe an der Theilung der Luftröhre finden sich auf dieser
Fläche
2)  Knorpelplatten,
die sie von oben bedecken.
Die Luftröhre theilt sich nun in 2 Hauptäste, die Luft-
röhrenäste (bronchi) von denen jeder in die betreffende
Lunge geht. Die Eintrittsstelle derselben, an welchen auch
die grossen Gefässstämme der Lungen ein- und ausgehen,
heisst die Lungenwurzel.
3)  Der linke Luftröhrenast (bronchus sinister)
ist freigelegt; man sieht, dass aus ihm ebenfalls Aeste ab-
gehen, die sich wiederum verzweigen und sich im Allge-
meinen wie die Aeste eines Baumes verhalten. Diese immer
kleiner werdenden hohlen Verzweigungen der Luftröhrenäste
heissen bronchia (3'), sie haben wie die Luftröhre eine knor-
pelige Grundlage und werden von einer Schleimhaut ausge-
kleidet; schliesslich werden sie aber so klein, dass man sie
mit blossem Auge nicht mehr von dem Lungengewebe unter-
scheiden kann; ihre Knorpel nehmen im Verlaufe der Ver-
zweigung an Umfang ab und bestehen zuletzt nur noch aus
kleinen Knorpelstückchen, die sich zuletzt auch verlieren.
Haben die Bronchien ihre grösste Verkleinerung erreicht, so
erweitern sie sich trichterförmig — bilden die sog. infundibula
— und zeigen auf den Wandungen dieser Erweiterung über-
all kleine Ausbuchtungen. Diese kleinen Hohlräume hat man
Lungenbläschen oder Luft Zeilen (cellulae aereae)
genannt. Diese stellen in ihrer Gesammtheit mit den kleinsten
Bronchien, Nerven, den sehr zahlreichen Gefässen, dem Binde-
gewebe und dem elastischen Fasergerüste nun das schwam-
mige, elastische Gewebe dar, aus welchem die Lungen über-
haupt bestehen und welches die Lungensubstanz genannt
Fig. 1.
Die Luftröhre und der Schlund sind an der linken Seite
freigelegt worden. Die Zwischenrippenmuskeln der linken
Thoraxhälfte sind, nachdem die Luftröhre vorher unterbun-
den war, entfernt um das Lageverhältniss der Lungen mög-
lichst naturgetreu darzustellen. Die Unterbindungsstelle der
Luftröhre ist in der Fig. nicht angedeutet.
1)  Der Schlund oder die Speiseröhre (Oesophagus)
geht aus dem Schlundkopfe (cf. Taf. 17. Fig. 3) hervor und
ist die Verlängerung desselben. Er stellt eine von Schleim-
haut ausgekleidete muskulöse Röhre dar, die dazu bestimmt
ist, die Nahrungsmittel von der Maulhöhle in den Magen zu
führen. Er liegt mit seinem oberen Theile (1) auf der Luft-
röhre, tritt aber in seinem Verlaufe nach hinten mehr auf
die linke Seite, so dass er die Luftröhre theilweise von links
bedeckt (1'). Die punktirte Linie 1" deutet seinen Verlauf
durch die Brusthöhle an, in welcher er von den beiden Plat-
ten des Mittelfelles eingeschlossen ist. In die Bauchhöhle
gelangt der Schlund durch eine eigene OefFnung des Zwerch-
fells (cf. Taf. 11. Fig. 5 e.).
2)  Der Kehlkopf (cf. Taf. 18).
3)  Die Luftröhre (trachea s. arteria aspera)
ist eine Fortsetzung des Kehlkopfes und stellt ein elastisches
stets offenes Rohr dar, das aus einzelnen (beim Pferde 50 —
55) Knorpelringen (cf. Fig. 3), welche durch elastische Bän-
der mit einander verbunden sind, zusammengesetzt ist. Sie
reicht bis in die Brusthöhle hinein und spaltet sich hier in
der Gegend des 5. — 6. Brustwirbels in die beiden Luft-
röhrenäste (cf. Fig. 2). Die Luftröhre ist von einer
Schleimhaut ausgekleidet und hat die Bestimmung, Gase in
die Lungen ein- und aus denselben wegzuführen.
4)  Die linke Lunge (cf. Fig. 2).
Dieselbe findet sich noch mit Luft gefüllt, aber nicht mehr
so, wie es während des Lebens vorkommt. Während des Le-
bens nämlich ist die Lungenanfüllung derartig, dass das Or-
gan unmittelbar an die Rippen stösst. Der vordere Lappen
4' ist mehr gefüllt, der untere Rand 4" so weit hinab und
nach hinten getreten, dass der in der Fig. jetzt sichtbare
leere Raum zwischen Rippen und Lunge gänzlich verschwun-
den und das Zwerchfell bedeckt ist. Durch künstliches Auf-
blasen der Lungen kann man am Cadaver dieselbe Luftanfül-
lung hervorbringen.
5)  Das Zwerchfell (cf. Taf. 9. Fig. 1,9u.Taf. 11. Fig. 5).
Durch die punktirte Linie
6)  ist die Lage des Herzens angedeutet.
Die punktirten Linien
7)  geben das Lageverhältniss der hier weggenommenen
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Fig. 5.
Die vordere Hälfte eines von links nach rechts durch-
schnittenen Pferdemagens von hinten gesehen.
1)  Das hintere Ende des Schlundes.
1') Muskelhaut desselben; diese ist beim Pferde hier ausser-
ordentlich stark, l") die in vielen Längsfalten liegende
Schleimhaut des Schlundes.
2)  Die Schleimhaut der Schlundhälfte
des Magens ist mit der Schlundschleimhaut von gleicher Be-
schaffenheit. Sie ist weisslich und glatt und enthält nur
Schleimdrüschen. Sie grenzt sich von
3)  der Schleimhaut der Pförtnerhälfte
durch einen gewulsteten, gefranzten Rand sehr deutlich ab.
Die Schleimhaut der Pförtnerhälfte ist grauröthlich, sammet-
artig und enthält neben Schleimdrüschen sehr zahlreich die
den Magensaft (succus gastricus) absondernden Magen -
saftdrüschen oder Labdrüschen. 3') Pförtnerhöhle.
4)  Der Zwölffingerdarm.
Die zwischen diesem und dem Magen liegende eingeschnürte
Stelle — 4' — heisst der Pförtner (pylorus) (cf. Fig. 9
und 10).
5)   Stelle, wo der gemeinschaftliche Gallengang und der
grosse Gang der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm
münden
Fig. 6.
Ein frisches, mit dem Schlünde in Verbindung gebliebenes
Magen stück.
1)  Schlund.
2)  Eintrittsstelle des Schlundes in den Magen,
Magenmund (cardia, ostium oesophageum);
sie ist beim Pferde immer sehr zusammengezogen und von
Schleimhautfalten umgeben.
Fig. 7.
Dasselbe Magenstück von einem aufgeblasenen und ge-
trockneten Magen genommen.
1) Die halbmondförmige Klappe, Lamorier'sche oder
Gurlt'sche Klappe (valvula cardiae)
ist ein sich ganz regelmässig am aufgeblasenen und getrock-
neten Pferdemagen bildendes Kunstprodukt, nie aber am
frischen Magen nachzuweisen. In seltenen Fällen ist diese
Klappe sogar spiralig.
Fig. 8.
Magenstück mit der Eintrittsstelle des Schlundes, von
welchem die Schleimhaut wegpräparirt ist, um die Anordnung
des Faserlaufs der Muskelhaut an dieser Stelle zu zeigen.
1)  Abgeschnittene Schlundschleimhaut.
2)  Stark ausgeprägtes Muskelbündel, welches die Ein-
mündungssteile des Schlundes hufeisenförmig umgiebt, und
als Sphinkter der Cardia aufgefasst werden kann.
Diese Muskelanordnung und die starke Muskulatur des
untern Schlundendes, sind die hauptsächlichsten Ursachen,
dass die Schlundöffnung sich nicht erweitert und im Magen ein-
geschlossene Flüssigkeiten, selbst bei starkem Drucke auf die
Magenwandungen, nicht durch dieselbe heraustreten können.
wird. Auf ihrer äussern Fläche sind die Lungen von einer
glatten, serösen Haut, der Lungenpleura (pieura pulmo-
nalis), überkleidet.
4)  Die linke Lunge oder der linke Lungenflügel
ist beim Pferde ungetheilt; 4' ist das vordere zugespitzte Ende
derselben (cf. Fig. 1, 4').
5)  Die rechte Lunge oder der rechte Lungenflügel;
sie hat ebenfalls ein vorderes zugespitztes Ende (5') ausser
dem aber noch
6)  einen dreieckigen Anhangslappen, den mittleren oder
dreieckigen Lungenflügel, welcher von dem rechten
Luftröhrenaste her seine Bronchien erhält.
Die Lungen sind dazu bestimmt, atmosphärische Luft auf-
zunehmen. In ihnen findet zunächst der Austausch der in
den Lungenbläschen und in dem Blute der Lungencapillaren
enthaltenen Gasarten in der Art statt, dass das Blut Sauer-
stoff aufnimmt und dadurch hellroth, arteriell, wird und Koh-
lensäure abgiebt. Die ausgeathmete Luft besteht daher ausser
dem beigemengten Wasserdampfe wesentlich aus Kohlensäure
und der nicht verbrauchten atmosphärischen Luft.
Fig. 3.
Querschnitt durch die Luftröhre des Pferdes.
1)  Durchschnittener knorpeliger Luftröhrenring;
die Knorpelmasse ist unten und vorn (bei 1) am stärksten,
und verschmächtigt sich nach oben und hinten zu (]') immer
mehr; da dieselbe hier nicht ineinanderfliesst, so ist jeder
Luftröhrenring auch nicht vollständig geschlossen. Durch
diese Anordnung ist die Luftröhre auch seitlich zusammen-
drückbar und elastisch. Der grösste Durchmesser der Luft-
röhre des Pferdes liegt in der Quere von links nach rechts.
2)  Die die Luftröhre auskleidende Schleimhaut.
3)  Zwischen Schleimhaut und Knorpel liegende Binde-
gewebs- und Muskelfaser Schicht.
Diese Schicht ist hinten und oben am stärksten und besteht
hier vorwaltend aus querlaufenden Fasern.
Fig. 4.
Aufgeblasener Magen (ventriculus, stomachus) des Pfer-
des von hinten gesehen.
1)  Hinteres Schlund ende.
2)  Die linke Magenhälfte, der Schlundtheil oder
der Milz theil des Magens (portio splenica); 2') sein
geschlossenes, nach aufwärts stehendes Ende, der Ma-
gengrund oder blinde Sack (fundus s. Saccus coecus
ventriculi).
3)  Die rechte Magenhälfte oder der Pförtnertheil
(portio pylorica). 3') Die Pförtnerhöhle (antrum
pylori).
Durch die eingeschnürte Stelle
4)  ist der Ort angedeutet, an welchem der Uebergang des
Magens in den Zwölffingerdarm stattfindet.
5)  Die kleine Krümmung des Magens (curvatura
minor).
6)  Die grosse Krümmung des Magens (curvatura
:
           major).
7)  Der Zwölffingerdarm.
8)  Eintrittsstelle des kleinen Bauchspeicheldrüsen-
ganges in den Zwölffingerdarm.
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vula pylori) ringförmig umgeben (cf. Fig. 10), und beim
Pferde nie so fest wie die Schlundöffnung geschlossen.
Fig. 10.
Dasselbe Stück wie bei Fig. 9. aus einem aufgeblasenen
und getrockneten Pferdemagen entnommen.
1) Die Pförtnerklappe.
Während des Lebens machen dieselben Ursachen auch
das Erbrechen des Pferdes unmöglich.
3) Stehengebliebene Schleimhaut der Schlundhälfte.
Fig. 9.
Ausführungsöffnung des Magens in den Zwölffin-
gerdarm — Pförtner (pylorus s. ostium duodenale). Sie
ist von einer Schleimhautfalte, der Pförtnerklappe (val-
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TAFEL XX.
ist kegelförmig; er hat ein blindes, spitzes Ende (die Spitze)
2") und einen stumpfen Grund (Basis) 2"'), aus welchem neben
der Einmündungssteile des Hüftdarmes der Grimmdarm her-
vorgeht. 2') Bandstreifen.
3)  Der Anfangstheil des Grimmdarms. 3') Seine untern
Lagen («. die rechte untere, b. die linke untere Lage,
x. die untere vordere Krümmung) gehen bei c. der hin-
tern Krümmung oder Beckennexur des Grimmdarms,
indem sie sich erheblich verengern, in 3") die obern
Lagen über (d. die linke obere, e. die rechte obere
Lage, xx. die obere vordere Krümmung), welche in
4)  den Mastdarm oder das kleine Colon (intest, rec-
tum, petit colon oder Colon flottant der Franzosen)
übergehen, der von gleichmässigem und bedeutend engerem
Durchmesser ist als der übrige Theil des Dickdarms und in
dem die Kothballenbildung bereits beginnt.
5)  Seröse Blätter, welche die verschiedenen Theile und
Lagen : des Dickdarms verbinden (Dickdarmgekröse). Das
Mastdarmgekröse, das sehr lang ist und sich wie das Dünn-
darmgekröse (Fig. 1, 2) verhält, ist in der Fig. nicht dar-
gestellt.
Fig. 3.
Die Leber des Pferdes von hinten gesehen.
Die Leber (hepar) ist ein grosses blutreiches Organ von
eigenthümlich brauner (leberbrauner) Farbe und von drüsi-
gem, bis jetzt aber noch nicht ganz mit Sicherheit aufgeklär-
tem Baue. Ausser den arteriellen, das Parenchym der Leber
ernährenden Blutgefässen erhält sie durch die Pfortader das
Venenblut von Magen, Darm, Milz und Bauchspeicheldrüse,
welches durch ein eigenes Capillarnetz durch sie hindurch-
geht und sich dann erst mittelst der Lebervenen in die hin-
tere Hohlader ergiesst. Der physiologische Zweck der Leber
ist Absonderung der Galle, Zuckerbereitung und Verände-
rung des Blutes.
1)  Linker Leberlappen.
2)  Mittlerer Leberlappen.
3)  Rechter Leberlappen. 3') Spigelscher Lap-
pen (lobus Spigelii).
4)  Der Leb ergallen gang (ductus hepaticus);
er führt die in der Leber erzeugte Galle in den Zwölffin-
gerdarm.
5)  Die Pfortader (vena portarum).
Diese sowohl als der Lebergallengang und die übrigen
Lebergefässe liegen in einer seichten Querfurche, welche die
Leberptorte (porta hepatis) genannt wird.
6)  Die hintere Hohlvene (cf. Fig. 4, 4).
7)  Ausschnitt für den Schlund.
12
Fig. 1.
Dünndarmschlinge eines Pferdes mit einem Theile des
Dünndarmgekröses in Verbindung.
Der Dünndarm oder enge Darm (intestinum tenue s.
angustum) ist eine Fortsetzung des Magens, und von gleich-
massiger Weite. Beim Pferde hat derselbe eine Länge von
80 — 90 Fuss und liegt an einem langen Gekröse befestigt,
in unregelmässigen Windungen auf und zwischen den Dick-
därmen mehr nach der linken Seite. Er wird aus einer
äusseren serösen Haut, die eine Fortsetzung des Bauchfells
ist, einer mittleren, aus organischen Muskelfasern be-
stehenden und einer innern oder Schleimhaut, gebildet.
Letztere hat auf ihrer inneren Oberfläche sehr viele feine
Zotten (Darmzotten), durch welche die Resorption der für
den Körper brauchbaren Stoffe am lebhaftesten stattfindet.
Der Anfangstheil des Dünndarms heisst Zwölffinger- oder
Gallendarm (intest, duodenale) (cf. Fig. 8, 6. Taf. 19.
Fig. 4 und 5. Taf. 21. Fig. 5, 2), sein Endtheil Hüft- oder
Krummdarm (intest, ileum); das zwischen beiden liegende
beträchtlichste Stück des Dünndarms wird Leerdarm (intest,
jejunum) genannt.
1)  Darmstück,
welches, da es länger als sein Gekröse ist, sich in Windun-
gen legt.
2)  Stück vom Dünndarmgekröse (mesenterium);
es besteht aus 2 serösen Platten, welche die Nerven, Blut-
und Lymph-(Chylus-)gefässe zwischen sich haben.
Fig. 2.
Der Dickdarm oder weite Darm des Pferdes (intest,
crassum s. amplum) aus seiner normalen Lage gebracht, um
alle zu ihm gehörigen Theile übersehen zu können. Seine
Lage cf. Taf. 21. Fig 3 und 4.
Der Dickdarm hat eine sehr bedeutende aber verschiedene
Weite; dem Baue nach ist er dem Dünndarme gleich, doch
fehlen seiner Schleimhaut die Darmzotten; die Längsfasern
seiner Muskelhaut haben das Eigenthümliche, dass sie sich
an gewissen Stellen sehr anhäufen und die sog. Bandstrei-
fen bilden, wodurch, da diese Streifen kürzer als der Darm
sind, auf der Dickdarmoberfläche ungleichartige Aus- und
Einbuchtungen (Poschen) erzeugt werden. Der ganze Dick-
darm wird in den Blinddarm, Grimmdarm und Mast-
darm eingetheilt.
1)  Der in den Dickdarm (Blinddarm) einmündende Hüft-
darm.
2)  Der Blinddarm (intest, coecum) (cf. Taf. 21. Fig. 1
und 2)
LEISERING, ANATOMIE D. PFERDES.
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78
Fig. 6.
Die Milz des Pferdes von der innern Fläche gesehen.
Die Milz (lien s. spien) gehört zu den sogen. Blutdrüsen
und hat mit der eigentlichen Verdauung nichts weiter zu
schaffen. Sie hat beim Pferde eine dreieckige Gestalt und
im frischen Zustande eine bläuliche Farbe. Ausser von der
Bauchhaut ist sie noch von einer eigenen, derben Haut
(tunica propria) überzogen, welche von ihrer innern Ober-
fläche grössere oder kleinere, sich verästelnde Fortsätze (tra-
beculae lienis) abschickt, die im Innern der Milz ein Netz-
werk (cf. Fig. 7) bilden, in welchem das Parenchym dersel-
ben, eine weiche, breiige, rothe Masse (die Milzpulpa) liegt.
1)  Oberes, breites Ende der Milz. 1') Das Milznie-
renband.
2)  Unteres, spitzes Ende.
3)  Die Milzrinne (hilus lienalis);
in derselben treten die Gefässe ein und aus.
4)  Einschnitte,
wie deren nicht selten in der Milz vorkommen.
Fig. 7.
Stück einer Pferdemilz, aus welchem die Milzpulpa durch
Ausdrücken und Auswaschen entfernt wurde.
Fig. 8.
Magen und Zwölffingerdarm, Leber, Milz, Bauchspeichel-
drüse in ihrer natürlichen Lage von hinten gesehen. (Die
Lage dieser Organe in der Rückenlage des Pferdes cf. Taf.
21. Fig. 5).
1)  Die hintere Fläche des Zwerchfells.
2)  Rechter Leberlappen, 2') mittlerer, 2") linker.
3)  Rechtes breites Band der Leber.
4)  Rundes Band der Leber.
5)  Der Magen. 5') Der Grund. 5") Die Pförtnerhöhle
desselben.
6)  Der Zwöffingerdarm,
steigt nach oben und hinten bis an
7)  die rechte Niere.
8)  Die Milz steht mit
9)   der linken Niere
durch das Milznierenband (Fig. 6. 1') in Verbindung. Mit
dem Magen steht die Milz durch
10)  das Milzmagenband,
welches eine Fortsetzung von
11)  dem (in d. Fig. abgeschnittenen) grossen Netze
ist, in Verbindung, und folgt daher auch den Bewegungen
des Magens.
12)  Die Bauchspeicheldrüse; 12') linker, 12") rech-
ter Lappen derselben.
Der mittlere Theil wird von
13)  der Pfortader durchbohrt.
14)  Die Aorta.
15)  Die hintere Hohlvene.
8)  Linkes breites Band.
9)  Rechtes breites Band;
durch diese befestigt sich die Leber an das Zwerchfell.
10)  Rundes Band (die ehemalige Nabelvene).
Fig. 4.
Die Leber des Pferdes von vorne gesehen.
1)  Linker Leberlappen.
2)  Mittlerer Leberlappen.
4)  Die hintere Hohlvene;
sie ist vom Zwerchfell losgeschnitten; in dieselbe ergies-
sen sich
5)  die Lebervenen.
6)  Linkes breites Band.                0
7)  Rechtes breites Band.
8)  Rundes Band mit dem Aufhängebande.
9)  Kranzband.
10)  Ausschnitt für den Schlund.
Fig. 5.
Magen, Zwölffingerdarm und Bauchspeicheldrüse des
Pferdes.
1)  Der Magen;
nur zum Theil sichtbar.
2)  Der Zwölffingerdarm.
Derselbe ist bei 2' geöffnet.
3)  Die Bauchspeicheldrüse (pancreas)
ist eine Drüse, welche den Kopfspeicheldrüsen hinsichtlich
ihres Baues und ihrer Absonderung nahe steht. Sie sondert
den Bauchspeichel oder pankreatischen Saft ab,
welcher in den Zwölffingerdarm ergossen wird, und bei der
Verdauung eine wichtige Rolle spielt. An der Bauchspeichel-
drüse unterscheidet man 3) den mittleren Lappen oder
Kopf, 3') den linken Lappen oder Schwanz und 3") den
rechten Lappen, der dicker aber kürzer als der linke ist.
Der Saft der Bauchspeicheldrüse wird ausgeführt durch
4)  den grossen Ausführungsgang der Bauchspeichel-
drüse (Ductus pancreaticus major s. ductus Wirsun-
gianus) — in der Fig. im aufgeblasenen Zustande dar-
gestellt —
der sich aus zwei Hauptästen (4 4') zusammensetzt. Dieser
Gang mündet bei 4", einer kreisförmigen Wulst im Zwölf-
fingerdarm, gemeinschaftlich mit dem Lebergallengange. Aus-
ser diesem Gange hat die Drüse noch
5)  den (in der Fig. punktirten) kleinen Ausführungs-
gang,
welcher im mittleren Lappen entspringt, und in der Regel
noch mit dem Gange des linken Lappens in Verbindung steht.
Er mündet 4" gegenüber bei 5' im Zwölffinderdarm.
6)  Stamm der Pfortader,
welcher den mittleren Lappen durchbohrt.
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TAFEL
Fig. 1.
Aufgeblasener Blinddarm.
1)   Grund desselben; %' die nach hinten und aussen gerich-
tete gewölbte grosse Krümmung (oder Bögen) des
Grundes, l" die nach innen und vorn gerichtete kleine
Krümmung des Grundes; dieselbe ist etwas auseinander
gehalten, um gleichzeitig übersehen zu können
2)   die mehr links und oben liegende Eintrittsstelle
des Hüftdarms und
3)   den rechts und unten liegenden Anfang st heil des
Grimmdarms.
4)   Das Mittelstück: an demselben sind bei 4' die Band-
streifen sichtbar.
5)   Die vorn und unten auf dem Schaufelknorpel liegende
Spitze.
Die punktirte Linie aa deutet an, welcher Theil des Blind-
darmgrundes hinweggenommen worden ist, um das zur Dar-
stellung von Fig. 2 benutzte Präparat zu erhalten.
Fig. 2.
Grund eines aufgeblasenen und getrockneten Blinddarms,
geöffnet, um das innere Verhalten desselben anschaulich zu
machen.
1)   Hüftdarm.
2)   Oeffnung desselben in den Blinddarm. 2) Die diese
Oeffnung umgebende Hüftblinddarmklappe (Val-
vula Bauhini s. Fallopii), welche durch Schleimhaut-
verdoppelung gebildet ist.
3)   Oeffnung, welche zum Grimmdarm führt. 3) Blind-
grimmdarmklappe (Valv. coeco-colica).
4)   Schleimhautfalten, die im getrockneten Zustande
des Darmes coulissenartig in denselben hineinragen und
seine innere Oberfläche beträchtlich vergrössern.
Fig. 3.
Auf dem Rücken liegendes Pferd mit geöffneter Bauch-
.höhle; der Dickdarm ist etwas nach der linken Seite des Pfer-
des gezogen, sonst aber in der normalen Lage.
1) Der Blinddarm liegt mit seinem Grunde (l') in der
rechten Flanken- und Unterrippengegend, geht dann
nach unten, vorn etwas nach links und liegt mit seiner
Spitze (l") in der Schaufelknorpelgegend. Aus dem
kleinen Bogen des Blinddarmgrundes entspringt
LEISERING, ANATOMIE D. PFERDES.
XXI.
2)   die untere rechte Lage des Grimmdarmes (cf.
Fig. 1. 3) (colon ascendens s. dextrum h.), welche nach
vorn läuft und in ihrem Anfangstheil (2) im Verhält-
niss zu ihrem übrigen Durchmesser einen sehr geringen
Umfang hat. Bei
3)   schlägt sich diese Lage nach links um und bildet die
untere vordere Krümmung (colon transversum h.).
Von hier geht der Grimmdarm, auf der linken Seite
liegend, nach rückwärts und bildet
4)   die untere linke Lage (colon descendens h.), wel-
che, beträchtlich enger werdend, ins Becken tritt und
indem sie sich hier umschlägt die in der Figur nicht
sichtbare Beckenflexur oder hintere Krümmung
(cf. Taf. 20. Fig. 2, c.) darstellt. Von der Beckenflexur
aus geht der Grimmdarm wieder nach vorn als
5)   die obere linke Lage, schlägt sich bei
6)   nach rechts als vordere obere Krümmung, geht
dann noch, ehe er in den Mastdarm übergeht, eine
Strecke an der rechten Seite als
7)   rechte obere Lage.
Die nähern Verhältnisse von 5., 6. und 7. vergl. Fig. 4.
Fig. 4.
Die Lage des Pferdes ist wie in der vorigen Figur. Der
Grimmdarm ist an seinem Ursprünge vom Blinddarm abge-
schnitten; die linke obere Lage desselben ist etwa da, wo in
Fig. 3 die Zahl 5 steht, unterbunden und durchgeschnitten.
Es sind mithin von diesem Darme die beiden untern Lagen
nebst der untern vordem Krümmung, die Beckenflexur und
der hintere Theil der obern linken Lage entfernt worden.
Der Blinddarm ist nach rechts aus der Bauchhöhle gezogen
und grösstentheils vom Dünndarme verdeckt. Der Mastdarm
ist nach links aus der Bauchhöhle herausgezogen.
1)   Der vordere Theil der linken obern Lage des Grimm-
darmes.
2)   Die vordere obere Krümmung desselben.
3)   Die rechte obere Lage weitet sich sehr stark aus,
verengt sich dann plötzlich und geht in
4)   den Mastdarm (intest, rectum oder das kleine Colon)
über; dieser liegt in unregelmässigen Windungen in der
Bauchhöhle und tritt dann ins Becken. Hier erweitert
er sich bei 4' flaschenförmig, verliert seinen serösen
Ueberzug und erhält eine aus starken Bündeln beste-
hende Muskelhaut. Seine Ausgangsöffnung, welche
5)   der After (anus) heisst, ist von
13
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80
2)   Der Zwölffingerdarm geht aus dem rechten Ma-
genende hervor, tritt an die hintere Fläche der Leber
(4) und geht zur Seite der Bauchspeicheldrüse (5) bis
unter die rechte Niere (7), schlägt sich dann, quer
durch die Bauchhöhle gehend, auf die linke Seite und
geht unter der linken Niere (8) ununterbrochen in
3)   den (in der Figur abgeschnittenen) Leerdarm über.
4)   Die Leber — mittlerer Lappen; 4') linker, 4") rech-
ter Lappen.
5)   Die Bauchspeicheldrüse.
6)   Die Milz.
7)   Die rechte Niere.
8)   Die linke Niere.
9)   Die Aorta.
10)   Die hintere Hohlvene.
11)   Die Pfortader.
12. 12) Die Harnleiter.
13) Die Gebärmutter.
14. 14) Die Eierstöcke.
15) Das Zwerchfell. Die Zahl befindet sich auf der
Stelle, wo das runde Band der Leber (die ver-
wachsene Nabelvene) niarkirt ist.
6)   dem Schliessmuskel des Afters (m. sphincter ani
li.) umgeben, welcher gestreifte Muskelfasern enthält
und der Willkür unterworfen ist.
7)   Der zwischen den beiden obern Grimmdarmlagen zum
Vorschein kommende Magen (cf. Fig. 5, 1).
8)   Der in unregelmässigen Windungen liegende Dünn-
darm.
9)   Der (beim Pferde starkwandige) Hüft- oder Krumm-
darm (intest, jejunum) ist der Endtheil des Dünndar-
mes und endet in
10) dem Grunde des Blinddarmes, cf. Fig. 1 imd 2.
Fig. 5.
Die Lage wie in der vorigen Figur. Der ganze Darmkanal
ist bis auf den Zwölffingerdarm entfernt worden.
1) Der Magen; l') dessen Grund; l") seine Pförtnerhöhle.
Er ist von dem (in der Figur nicht weiter bezeichneten)
Netze bedeckt, das vom Endtheile des Grimmdarmes
(Fig. 4, 3) und dem Anfangstheile des Mastdarmes
(Fig. 4, 4) abgetrennt worden ist.
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TAEEL XXII.
3)   Sich in das Nierenparenchym erstreckende, nicht hohle
Fortsätze des Nierenbeckens.
4)   Seine nach aussen führende, hohle Fortsetzung — Harn-
leiter (Fig. 1, 3). Bei
5)   ist die eigene Haut der Niere (membrana propria
renis) auf einer kleinen Stelle abgehoben worden. Dies
ist eine feste, glänzende, fibröse Haut, welche die Niere
unmittelbar umgiebt, und nicht mit jenem, in der Fi-
gur nicht angedeuteten fetthaltigen Zellgewebe zu ver-
wechseln, welches die Nieren umgiebt, ihr als Polster
dient und den Namen Nieren kapsei (capsula renalis)
erhalten hat.
Fig. 3.
Das in Fig. 2 dargestellte Nierenbecken ist geöffnet.
1)   Schleimhautfiäche des zurückgeschlagenen Nieren-
beckens; sie findet sich immer etwas gewulstet und
sondert einen zähen, dicken Schleim ab.
2)   Der, ebenfalls eine Strecke weit geöffnete Harnleiter.
3)   Das Nierenwärzchen (papilla renalis) ist ein von
dem Nierenbecken umfasster, seitlich zusammengedrück-
ter, in der Mitte seicht gespaltener Vorsprung, der beim
Pferde dadurch entsteht, dass sich die, etwa im mitt-
leren Drittel der Niere vorhandenen Harnkanälchen
warzenähnlich vereinigen (cf. Fig. 5, 4).
4. 4) Spaltförmige Oeffnungen zu den Seiten des Nie-
renwärzchens, mittelst welcher das Nierenbecken mit
den Nierengängen in Verbindung steht (cf. Fig. 5, 4)-
Fig. 4.
Querdurchschnitt der rechten Pferdeniere.
1)   Das der Quere nach durchschnittene Nierenwärz-
chen.
2)   Spaltförmige Oeffnung zu einem Nierengange.
3)   Die geraden Harnkanälchen oder Bellinischen
Röhrchen (tubuli uriniferi recti s. Belliniani). In
ihrer Gesammtheit Averden sie als Marksubstanz,
im Gegensatz zu
4)   derRindensubstanz;derNiere, bezeichnet (cf.Fig.5).
5)   Schleimhautfläche des der Quere nach durchschnittenen
Nierenbeckens.
6)   Der Harnleiter.
7)   Arterie.
13*
Fig. 1.
Der Harnapparat des Pferdes mit den Arterien in Verbin-
dung; von oben gesehen. Ueber den Zusammenhang dessel-
ben mit den Geschlechtswerkzeugen cf. Taf. 23 und Taf. 24.
1)   Die Nieren (renes); 1) rechte, l') linke Niere (cf.
Fig. 2—5).
2)   Die Nebennieren (glandulae suprarenales); 2) rechte,
2') linke Nebenniere (cf. Fig. 8 und 9).
3)   Die Harnleiter (ureteres); 3) rechter, 3) linker Harn-
leiter. Jeder Harnleiter oder Harn gang (ureter)
ist eine aus einer Muskel- und Schleimhaut bestehende
lange cylindrische Röhre, welche aus dem Nierenbecken
hervorgeht und als dessen Fortsetzung betrachtet wer-
den kann. Die Harnleiter reichen bis zur Harnblase
und durchbohren die obere Wand derselben in ihrem
hinteren Drittel; sie sind bestimmt, den in den Nieren
erzeugten Harn in die Harnblase zu führen.
4)   Die Harnblase (vesica urinaria) ist ein häutiger läng-
lichrunder Sack, in welchem der durch die Harnleiter
hineingeführte Harn eine Zeitlang aufbewahrt wird.
4') ist der nach vorn gerichtete Grund (beim Menschen
Scheitel, vertex vesicae), 4") der nach hinten sehende
Hals der Harnblase (collum vesicae); der zwischen
beiden liegende Theil (4) wird der Körper der Harn-
blase genannt.
5)   Die hintere Aorta; sie steht durch
6.  6) die-Nierenarterien mit den Nieren in Verbindung.
7.  7) Die Schenkelarterien.
8.  8) Die Beckenarterien. Aus diesen entspringen
9.  9) die Nabelarterien (art. umbilicales), welche beim
Fötus sehr stark sind und mit dem Nabelstrange zum
Fruchtkuchen gehen. Beim ausgewachsenen Thiere ver-
lieren sie ihre Bedeutung als blutführende Gefässe, ver-
wachsen und stellen dann die sog. runden Bänder
der Harnblase dar.
Fig. 2.
Die rechte, beim Pferde mehr herz- als nierenförmig ge-
staltete Niere von unten gesehen. Ein Theil des Nierenparen-
chyms ist entfernt, um das Nierenbecken freizulegen.
1)   Das Nierenparenchym.
2)   Das Nierenbecken (pelvis renalis) ist ein von dem
Nierenparenchym umgebener häutiger Sack, der das
Nierenwärzchen umfasst und den abgesonderten Harn
zunächst aufnimmt.
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82
5) die graden Harnkanälchen oder Bellinischen
Röhrchen dar.
Fig. 7.
Harnblase des Pferdes; von der untern Wand aus geöffnet,
t) Der Grund oder Scheitel der Blase.
2)   Stelle, aus welcher im Fötalzustande die Harn schnür
(urachus) hervorging und jetzt eine Art Narbe bildet.
3)   Eintrittsöffnungen der Harnleiter in die Blase.
Da die Harnleiter in schräger Richtung von vorn und
aussen nach hinten und innen die Blasenwand durch-
bohren, so treten die von ihren Mündungen weiterge-
henden Schleimhautfalten unter einem spitzen Winkel
zusammen und bilden den sog. dreieckigen Körper
(corpus trigonum, trigonum vesicae, trigonum Lieu-
tandii).
4)   Die gerunzelte Schleimhaut der Harnblase.
5)   Die Harnröhre.
Der in der Harnblase angesammelte Harn wird durch die
Wirkung der um den Blasenhals ringförmig gelagerten Mus-
kelschicht (Sphincter vesicae) zurückgehalten, durch die die
übrigen Theile der Blase überziehende, vielfach verflochtene
Muskelschicht (detrusor urinae) aber herausgetrieben. Da der
durch die elastischen Blasenwände gedrückte Blaseninhalt sei-
nerseits wieder auf die Blasenwände drückt, so wird die Ein-
trittsstelle der Harnleiter derartig comprimirt, dass ein Rück-
tritt des Harns in die Harnleiter nicht stattfinden kann.
Fig. 8.
Nebenniere eines Pferdes in natürlicher Grösse.
Fig. 9.
Längsdurchschnitt einer Nebenniere.
1)   Die die Nebenniere umkleidende fibröse Haut.
2)   Rothbraune Rindensubstanz; sie setzt sich nicht
selten ins Innere fort, wie dies bei 2' in der Figur zu
sehen ist; doch sind diese nach innen gehenden Züge
derselben durchaus nicht regelmässig.
3)   Die sog. Marksubstanz der Nebenniere ist gelblich.
4)   Durchschnittene Gefässe.
Die Nebennieren (capsulae s. glandulae suprarenales,
renes succenturiati) sind ohne Ausführungsgang und haben
mit der Harnbereitung weiter nichts zu schaffen. Sie gehö-
ren wie die Schilddrüse zu den sog. Blutdrüsen.
Fig. 5.
In der Längsrichtung, genau in der Mittellinie getheilte
linke Pferdeniere.
1)   Die Rinden- oder Gefässsubstanz der Niere (in
der Figur verhältnissmässig etwas zu sehmal dargestellt)
ist dunkler und gefässreicher als die Marksubstanz (2);
sie besteht aus den gewundenen Harnkanälchen
(tubuli uriniferi contorti), den Gefässen und den eigen-
thümlichen Wundernetzen derselben, welche in der fri-
schen Substanz als kleine rothe Punkte erscheinen und
Malpighische Körperchen genannt werden. Das
Nähere darüber Fig. 6.
2)   Die Mark- oder Röhrensubstanz ist blässer und
leicht streifig; sie besteht aus den graden Harnkanäl-
chen, welche nach der Mitte der Niere zu vielfach un-
ter spitzen Winkeln zusammentreten (daher an Zahl
abnehmen) und beim Pferde entweder in
3)   dem Nierenwärzchen oder
4)   den Nierengängen endigen. Die Pferdeniere zeichnet
sich durch diese Nierengänge von den andern, nur ein
Wärzchen enthaltenden Nieren besonders aus; ihre
Eigentliümlichkeit, sich leicht von den Harnleitern aus
injiciren zu lassen, muss hauptsächlich in diesem ana-
tomischen Verhalten gesucht werden. Der in diese
Gänge entleerte Harn tritt durch die spaltförmigen Oeff-
nungen (Fig. 3. 4.) in das eigentliche Nierenbecken ein.
5)   Das Nierenbecken.
6)   Der Harnleiter.
7)   Arterienzweige.
Fig. 6.
Schematische Darstellung des feinern Baues der Nieren.
1)   Zweig der Nierenarterie. Bei der weitern Ver-
ästelung derselben bilden sich
2)  eigenthümliche Wundernetze, welche die Malpighi-
schen Körperchen (glomeruli s. corpuscula Malpighii)
genannt werden. 2') sind die zuführenden, 2") die ab-
führenden Arterien; aus letzteren gehen die Capillar-
netze der Nieren hervor. Jedes Malpighische Körper-
chen wird von
3)   Der Bowmannschen oder Müllerschen Kapsel,
d. h. dem kugel- oder flaschenförmig erweiterten An-
fange
4. 4) der gewundenen Harnkanälchen umschlossen;
diese treten zusammen und stellen dann
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TAEEL
Fig. 1.
Hintertheil eines Hengstes von rechts gesehen. Der rechte
Hinterschenkel ist entfernt und die rechte Hälfte des Hoden-
sackes so herunter gezogen worden, dass der noch in seinen
Scheidenhäuten befindliche rechte Hoden zum Vorschein kommt.
1)   Der Hodensack (scrotum) ist eine Aussackung der
äussern Haut (8), in welcher die Hoden ihre Lage haben.
Die Innenfläche dieses Hautsackes ist innig mit einer
aus Bindegewebe und glatten Muskelfasern bestehenden
Schicht, der Fleischhaut (tunica dartos), verbunden,
welche auch in der Mitte des Hodensackes eine (in der
Figur nicht sichtbare) Scheidewand darstellt, durch die
der Hodensack in 2 Hälften getheilt wird. Nach vorn
geht derselbe in
2)   den Schlauch (praeputium) über, welcher die Ruthe
umgiebt. cf. Fig. 8.
3)   Die den rechten Hoden noch umgebende gemein-
schaftliche Sclieidenhaut des Hodens und Saa-
menstranges (tunica vaginalis communis testis et funi-
culi spermatici). Dies ist eine fibröse, von der fascia
transversalis herstammende Haut, welche nach innen
von einer vom Bauchfellsacke stammenden serösen Haut,
der besondern Scheidenhaut (cf. Fig. 3) überzogen ist.
Aussen wird sie bedeckt von
4)   dem Hodenmuskel (m. cremaster), von dem in der
Figur nur 4., das untere breitere, und 4', das obere
schmalere Ende zu sehen ist. Der mittlere Theil ist
entfernt worden, um 3. zur Anschauung zu bringen.
Dieser Muskel entspringt von der den Darmbeinmuskel
überziehenden Aponeurose und bedeckt die äussere
Fläche der gemeinschaftlichen Scheidenhaut, an welche
er sich auch befestigt. Er zieht den Hoden in die Höhe.
5)   Die Ruthe oder das männliche Glied (penis) ent-
springt mit 2 Wurzeln (cf. Fig. 6. 1.) an den Sitzbein-
höckern, geht, in der Mittellinie des Körpers liegend,
über dem Hodensack, zwischen den beiden Hoden nach
vorn und ist hier von der Vorhaut umgeben. In der
Figur ist die Vorhaut soweit zurückgestreift, dass das
vordere Ende (5') der Ruthe sichtbar wird. Das Wei-
tere über dieses Organ cf. Fig. 6—8.
6)   Der die rechte Wurzel der Buthe umgebende Sitz-
beinruthenmuskel oder Aufrichter der Ruthe
(m. ischio - cavernosus s. sustentator penis). Dieser
Muskel ist paarig und drückt die Ruthe an den Bauch
(cf. Fig. 4. 9.).
XXIII.
7)   Der hintere schiefe Bauchmuskel, cf. Taf. 8-
Fig. 14.
8)   Durchschnittsfiäche der äussern Haut.
Fig. 2.
Hintertheil eines Hengstes von rechts und vorn gesehen.
Die Bauchhöhle ist durch Wegnahme der Bauchdecken und
die Beckenhöhle durch Entfernung des rechten Darmbeins
geöffnet, die Baucheingeweide sind entfernt worden.
1)   Aeusseres fibröses Blatt der Scheidenhaut oder ge-
meinschaftliche Scheidenhaut des Hodens und
des Saamenstranges (cf. Fig. 1, 3) (in der Figur
zu dick dargestellt).
2)   Rechter Hoden.
3)   Rechter Nebenhoden.
4)   Rechter Sa amen sträng.
5)   Der aus dem Nebenhoden hervorgehende Saamenlei-
t e r (vas s. ductus deferens) steigt nach oben und hin-
ten und liegt im Becken neben und auf der Harnblase.
Bei 5' verdickt er sich beim Hengste, indem seine
Wände einen eigenthümlich schwammigen Charakter
annehmen, ausserordentlich; er mündet in die Harn-
röhre, cf. Fig. 3—5-
6)   Die Sa amen blasen, cf. Fig. 4, 5.
7)   Die Vorsteherdrüse, cf. Fig. 4, 6.
8)   Das Beckenstück der Harnröhre, cf. Fig. 4. 7.
9)   Die Cowperschen Drüsen, cf. Fig. 4, 8-
10)   Bauchfellfalte, welche die beiden Saamenleiter ver-
bindet und auf der obern Fläche der Harnblase liegt.
11)   Innerer Bauchring der linken Seite. Man bemerkt
hier den nach hinten laufenden linken Saamenleiter und
12)   Die abgeschnittenen Gefässe und Nerven des lin-
ken Hodens und Saamenstranges.
13)   Die Harnblase.
Fig. 3.
Der Hodensack und die Scheidenhaut ist rechterseits ge-
spalten; ersterer ist in die Höhe geschoben, die letztere nach
hinten und oben zurückgeschlagen. Es kommen der rechte
Hoden, dessen Nebenhoden und Saamenstrang zum Vorschein,
ganz wie man es bei der Castration der Hengste sieht.
1)   Der in die Höhe geschobene Hodensack.
2)   Die zurückgeschlagene Scheidenhaut. Bei 2' sieht
man durch dieselbe den Hodenmuskel hindurchschim-
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84
mern. 2" ist eine Ausbuchtung der Scheidenhaut, welche
den Schweif des Nebenhodens (5") umfasst.
3)   Ist das seröse, vom Bauchfell herstammende Blatt der
Scheidenhaut; es wird in der Regel als besondere
Scheidenhaut des Hodens undSaamenstranges
(tunica propria) beschrieben. In diese Haut ist der
Hoden, Nebenhoden und Saamenstrang gleichsam hin-
eingeschoben — das Nähere hierüber lehrt die Ent-
wickelungsgeschichte — und die den Hoden unmittelbar
umgebende tunica albuginea fest mit ihr verwachsen.
Bei 3' und 3" ist diese seröse Haut geöffnet worden,
um die Gefässe des Saamenstranges und den Neben-
hoden näher sehen zu lassen. Da wo sich die Zahl 3.
befindet, tritt die seröse Haut gekrösartig an das fibröse
Blatt (die gemeinschaftliche Scheidenhaut) und über-
zieht die innere, dem Hoden zugewendete Fläche des-
selben vollständig. Auf diese Weise kommt es, dass
der Hode, Nebenhode und Saamenstrang, bis auf die
erwähnte gekrösartige Verbindung, frei in einem Sacke
liegt, dessen innere glatte Fläche dem ebenso glatten
Ueberzuge des Hodens und Saamenstranges gegenüber-
liegt.
4)   Der Hoden (testis s. testiculus) ist ein paariges, eiför-
miges Organ, dessen Parenchym aus einer sehr grossen
Anzahl kleinster, geschlängelter Kanälchen — den Saa-
menkanälchen (tubuli seminiferi) — besteht; diese
vereinigen sich bei ihrem Austritt an dem vordem Ende
des Hodens zu einer Anzahl ausführender Gänge
(vasa efferentia), aus welchen, ausserhalb und oberhalb
des Hodens liegend,
5)   der Nebenhoden (epididymis) hervorgeht. Der Theil
des Nebenhodens, welcher aus der Gesammtheit der
vasa efferentia besteht (5')> heisst der Kopf des Neben-
hodens (caput epididymidis) — der auf dem obern
Rande des Hodens liegende Theil der Körper (5) und
der am hintern Hodenende befindliche der Schweif
(eauda e.) des Nebenhodens (5"). Die nach und nach
zu einem einzigen Kanäle zusammengetretenen Gänge,
laufen vom Schweife des Nebenhodens dann als
6)   Saamenleiter (vas deferens), anfangs noch geschlän-
gelt, dann aber gradegestreckt, am hintern Rande des
Saamenstranges liegend, nach oben. cf. Fig. 2, 5.
Durch den Nebenhoden und Saamenleiter wird der im
Hoden bereitete Saamen ausgeführt.
7)   Die Blutgefässe des Saamenstranges; die schraf-
firten stellen die in vielfachen Windungen liegende in-
nere Saamenarterie, die nicht schraffirten die innere
Saamenvene dar.
Diese Blutgefässe, die Lymphgefässe, Nerven, Saamenlei-
ter stellen, in Verbindung mit den Scheidenhäuten und dem
Hodenmuskel, das dar, was man im Allgemeinen Saamen-
strang (funiculus spermaticus) nennt.
8)   Die linke, noch unverletzte Hälfte des Hodensackes.
Fig. 4.
Die in der Beckenhöhle liegenden männlichen Geschlechts-
theile des Pferdes von oben gesehen.
1)   Die Harnblase.
2)   Die Bauchfellfalte, welche
3)  die Saamenleiter einschliesst.
Zwischen den Saamenleitern findet man nicht selten als
Fötalrest
4)   ein unpaares, verschieden gestaltetes Bläschen (vesicula
prostratica h.), das Gurlt das dritte oder mittlere
Saamenbläschen nennt, welches aber, da es der
weiblichen Gebärmutter analog ist, auch als männ-
licher Uterus bezeichnet wird.
Zur Seite der Saamenleiter nach aussen, liegen, ebenfalls
vom Bauchfell überzogen,
5)   die Saamenblasen (vesiculae seminales). Sie stellen
längliche, aus einer Muskel- und Schleimhaut beste-
hende Säcke dar und münden gemeinschaftlich mit den
Saamenleitern in die Harnröhre aus. (cf. Fig. 5, 4.)
6)   Die Vorsteherdrüse (prostata) liegt an der Stelle,
wo der Blasenhals in die Harnröhre übergeht und hat
beim Pferde 2 seitliche Lappen. Ihre Ausführungsgänge
siehe Fig. 5, 5.
7)   Das von dem Wilsonschen oder Vorsteher-Mus-
kel umgebene Beckenstück der Harnröhre; bei
7' geht dasselbe in das (in der Figur abgeschnittene)
Ruthenstück über.
8)   Die von dem bei 7. genannten Muskel ebenfalls um-
gebenen Cowperschen Drüsen (glandulae Cowperi)
oder kleinen Vorsteherdrüsen. Bei S' ist der Mus-
kel theilweise entfernt worden.
9)   Die Sitzbeinruthenmuskel. cf. Fig. 1. 6.
10)   Die abgeschnittenen schwammigen Körper der
Ruthe.
11)   Sitzbeinhöcker.
Die Saamenblasen sowohl als die Vorsteherdrüse und die
Cowperschen Drüsen sondern Flüssigkeiten ab, welche dem
im Hoden erzeugten männlichen Saamen bei der Begattung
beigemischt werden.
Fig. 5.
Das in Fig. 4 dargestellte Präparat von unten gesehen,
nachdem das Beckenstück der-Ruthe und die Harnblase in
der Mittellinie geöffnet sind.
1)   Die in die Harnblase ausmündenden Harnleiter.
2)   Die durch die Blasenwände durchscheinenden Saa-
menleiter.
3)   Die ebenfalls durchscheinend dargestellten Saamen-
blasen. Saamenleiter und Saamenblasen münden je-
derseits gemeinschaftlich bei
4)   in die Harnröhre; der sehr kurze gemeinschaftliche
Gang beider wird Ausspritzungsgang (ductus eja-
culatorius) genannt. Bei 4' ist die Schleimhaut dessel-
ben aufgeschnitten. 4" stellt die Mündungsstelle des
Saamenleiters dar.
Zu beiden Seiten der Ausspritzungsgänge sieht man bei
5)   Die Ausführungsgänge der Vorsteherdrüse.
6)   Die theils in der Mitte, theils seitlich liegenden Aus-
führungsgänge der Cowperschen Drüsen.
7)   Schwammiger Körper des Beckenstückes der
Harnröhre, cf. Fig. 7, 3.
8)   Die Sitzbeinruthenmuskeln von unten gesehen.
9)   Abgeschnittener schwammiger Körper der Ruthe. cf.
Fig. 6 und Fig. 7.
10)   Aiifhängebänder der Ruthe. cf. Fig. 9, 9-
11)   Abgeschnittenes Ruthenstück der Harnröhre.
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85
Fig. 8.
Vorderer Theil des männlichen Gliedes, aus der Vorhaut
herausgezogen.
1)   Erste Einstülpung der die Ruthe umhüllenden äus-
sern Haut — Schlauch, Vorhaut (praeputium). — Die
äussere Haut tritt erst nach rückwärts, dann an den
Penis und umgiebt denselben bis 2. locker.
2)   Zweite Einstülpung der Vorhaut; es findet hier ein
ähnliches Verhalten statt, doch wird bei
3)   der vordere Theil des Penis unmittelbar von der
feiner werdenden Haut überkleidet, die auch
4)   die Eichel (glans penis) überzieht. Die Eichel selbst
ist als eine pilzförmige, das vordere Ende der schwam-
migen Körper der Ruthe umgebende Aufwulstung des
schwammigen Körpers der Harnröhre aufzufassen, die bei
5)   an ihrer vordem Fläche von dem Schleimhautrohr
der Harnröhre durchbohrt wird. Ueber dieser Stelle
befindet sich
6)   die Eichel grübe, in welcher sich in der Regel viel
Hauttalg ansammelt, und unter Umständen selbst Ver-
anlassung geben kann, dass die Harnröhre m. o. w.
comprimirt wird. Der hintere aufgewulstete Rand wird
die Eichel kröne (corona glandis) genannt.
Fig. 9.
Darstellung der männlichen Geschlechtstheile in ihrer Lage
zu den benachbarten Organen. Von rechts und etwas von
hinten gesehen.
1)  Hinterer, flaschenförmig erweiterter Theil des Mast-
darms, l' sind starke Muskelbündel, welche von der
Muskelhaut des Mastdarms an die untere Fläche des
Schweifes treten und After seh weifband genannt
werden.
2)   Der After; 2' der denselben umgebende Kreismuskel
(sphineter ani).
3)   Der Aufheber des Afters.
4)   Die Harnblase.
5)   Die rechte Saamenblase.
6)   Die Vorsteherdrüse.
7)   Die rechte Cowpersche Drüse.
8)   Die Ruthe.
9)   Die Aufhängebänder der Ruthe oder Sitzbein-
ruthenbänder (ligamenta suspensoria penis) sind 2
starke Bänder, welche von der Ruthe zur untern Fläche
des Sitzbeins gehen.
10)   Der Harn- oder Saamenschneller.
11)   Die Afterruthenbänder oder Afterruthenmus-
keln sind 2 blasse lange Muskelbündel, welche an den
ersten Schwanzwirbeln entspringen (11"), sich mit dem
Afterschweifbande (l') kreuzen, jederseits neben dem
After vom Aufheber desselben (3) bedeckt, nach ab-
wärts steigen und dann unter dem After aneinander
treten. Von hier laufen sie, dicht nebeneinanderliegend,
an der untern Fläche der Harnröhre bis an die Eichel.
Sie ziehen die Ruthe in die Vorhaut zurück.
Fig. 6.
Die vereinigten schwammigen Körper oder Schwell-
körper (corpora cavernosa penis) des männlichen Gliedes, bil-
den den beträchtlichsten Theil der Ruthe und sind gewisser-
massen die Grundlage derselben. An ihnen unterscheidet man
1)   Das hintere Ende mit seinen beiden Schenkeln(1').
Jeder dieser Schenkel heftet sich am Sitzbein an und
ist von dem Sitzbeinruthenmuskel umgeben (cf. Fig. 4, 9).
2)   Das breitere, seitlich zusammengedrückte Mi11 e 1 s tu c k.
3)   Das vordere Ende oder die Spitze mit ihren 3 Fort-
sätzen. Der mittlere dieser Fortsätze ist der längste
und der Träger der Eichel.
An der untern Fläche der schwammigen Körper findet sich
4)   eine Rinne, in welche sich das Ruthenstück der Harn-
röhre einlegt.
5)   Das rechte Auf hängeband der Ruthe (cf. Fig.9,9).
Fig. 7.
Querdurchschnitt der männlichen Ruthe.
1)  Starke, gelblichweisse, fibrös-elastische Haut (tu-
nica albuginea), welche die schwammigen Körper der
Ruthe umgiebt und stellenweise so nach innen ein-
dringt, dass sie in der Mittellinie zur Bildung einer
beim Pferde sehr unvollständigen Seheidewand Veran-
lassung giebt.
2)   Balken- und plattenartige Fortsätze (trabeculae
corporum cavernosorum) der fibrösen Haut, die in man-
nigfaltigen Richtungen das Innere durchsetzen und sich
miteinander verbinden. Diese Balken und Platten be-
stehen ausser den Bindegewebs- und elastischen Ele-
menten auch noch aus zahlreichen glatten Muskelfasern
und haben zwischen sich ein communicirendes Höhlen-
system, welches eigenthümliche, zur Aufnahme des ve-
nösen Blutes bestimmte Behälter bildet.
3)   Der schwammige Körper der Harnröhre (corpus
cavernosum s. spongiosum urethrae) stellt ebenfalls ein
System communicirender Venenräume dar und umgiebt
4)   das von einer Schleimhaut gebildete Rohr, welches zur
Ausführung des Harns bestimmt ist. Das Lumen die-
ses Rohrs ist beim Pferde ziemlich beträchtlich.
Von aussen werden die schwammigen Körper der Harn-
röhre kreisförmig umgeben von
5)   dem Harn- oder Saamenschneller, einem Muskel,
welcher dem m. bulbo- cavernosus d. M. entspricht,
beim Pferde aber bis zur Eichel heranreicht und sich
an den Rändern der untern Rinne der schwammigen
Körper der Ruthe befestigt (cf. Fig. 9, 10). Er ist bei
der Entleerung des Harns und Saamens thätig.
6)   Querschnitt der Afterruthenbänder (cf. Fig. 9, 11).
Die anatomische Einrichtung der Ruthe, namentlich die
elastische Beschaffenheit der tunica albuginea und der eigen-
thümliche Bau der schwammigen Körper, gestattet bei starker
Blutanhäufung in den Hohlräumen der letztem ein Länger-
und Dickerwerden der Ruthe. Die Steifigkeit derselben ist
jedoch von Nerveneinflüssen abhängig.
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TAFEL XXIV.
11)   die Ausmündungsstelle der Harnröhre (cf. Fig. 4, 16).
12)   Rechte, 12' linke Schamlippe (cf. Fig. 4, 8).
13)   Der Kitzler (clitoris) ist ein verhältnissmässig kleines,
der männlichen Ruthe analoges, erektiles Organ, und
dieserhalb auch die weibliche Ruthe genannt wor-
den. Er entspringt mit 2 Schenkeln von den Sitzbeinen
und ragt in den untern Schamwinkel hinein. Da der
grösste Theil des Kitzlers von den Scheidenhäuten ver-
deckt ist, so ist er bei 13' in der Figur hindurchpunk-
tirt. Der in dem untern Winkel der Scham zum Vor-
schein kommende Theil (13), wird die Eichel des
Kitzlers (glans clitoridis) genannt. Der Kitzler ist
das weibliche Wollustorgan und gleicht auch in seinem
Bau den schwammigen Körpern der Ruthe.
Fig. 2.
Rechter Eierstock mit aufgeblasenem Eileiter und dem
geöffneten Ende des rechten Gebärmutterhorns im Zusammen-
hange. Naturgrösse.
1)   Der rechte Eierstock (ovarium). Jeder Eierstock
besteht aus einem, aus sehr festem Bindegewebe be-
stehenden Grundgewebe (Keimlager, Stroma), in wel-
chem sich verschieden grosse, mit einer klaren Flüs-
sigkeit gefüllte Bläschen — Eierstockbläschen,
Graafsche Bläschen (folliculi Graafiani) — einge-
lagert befinden, und zwar liegen die am meisten vor-
geschrittenen der Peripherie des Eierstockes am nächsten
(l'). Sie schliessen das mit blossem Auge kaum wahr-
nehmbare Eichen (ovulum), welches nach Berstung des
Follikels von
2)   dem Eileiter aufgenommen wird,'ein. Ein solcher Ei-
leiter, auch Muttertrompete, Fallopische Röhre
(Tuba Fallopii) genannt, ist eine häutige, stark ge-
schlängelte, nach der Gebärmutter zu sich immer mehr
verengende Röhre, durch welche das Eichen in die
Gebärmutter gelangt. 2' ist die in dem Bauchende
des Eileiters befindliche, durch das Aufblasen stark
erweiterte äussere oder Bauchöffnung (ostium ab-
dominalis), um welche ein breiter, dünnhäutiger, schlaffer
Schleimhautrand liegt, der in viele ausgezackte Läpp-
chen oder Fransen (2") (fimbriae — morsus diaboli)
zertheilt ist. 2"' ist die nicht selten von einer kleinen
Papille umschlossene innere oder Gebärmutteröff-
nung (ostium uterinum) des Eileiters.
3)   Das Ende des rechten Gebärmutterhorns; 3'
Schleimhautfläche desselben.
Fig. 1.
Die aus der Bauch- und Beckenhöhle entfernten Geschlechts-
theile der Stute von oben gesehen. Die Scham, die Scheide
und ein Theil der Gebärmutter sind von oben her geöffnet.
1.  1) Die Eierstöcke (cf. Fig. 2, 1).
2.  2) Die Eileiter (cf. Fig. 2, 2).
3) Der Gebärmutterkörper (corpus uteri) ist der hin-
tere unpaarige Theil jenes häutigen Behälters, welcher
der Fruchthälter oder die Gebärmutter (uterus)
genannt wird und dazu bestimmt ist, den Keim des
künftigen Thieres aufzunehmen und dasselbe bis zur
Geburt zu beherbergen. Der Körper der Gebärmut-
ter spaltet sich gleichsam in 2 seitlich von ihm abge-
hende Aeste, die Gebärmutterhörner (cornua uteri).
In der Figur ist der den Körper öffnende Schnitt so
geführt worden, dass er
4)
5)
das rechte Gebärmutterhorn mit öffnet.
Das linke, ungeöffnete Gebärmutterhorn. 5') Die
aus dem Körper in dasselbe führende Oeffnung. Der
hintere Theil der Gebärmutter, welcher von der Scheide
(9) umfasst wird, heisst
6)
der Hals oder Scheidentheil der Gebärmutter
(cervix s. Collum uteri). Die durch denselben führende,
mit Falten umgebene Oeffnung 6' wird der Mutter-
mund (orihcium uteri) genannt.
Die Gebärmutter besteht aus der zuinnerst liegenden,
viele Falten bildenden Schleimhaut, die mit eigenthümlichen,
schlauchförmigen Dräschen, den Gebär mutterdrüsen (glan-
dulae utriculares), versehen ist; einer mittleren Muskelhaut
und einer äussern serösen Haut, welche, nachdem sie die Ge-
bärmutter überzogen hat,
7.  7) die breiten Mutterbänder und
8.  8) die Eierstocksbänder (cf. Fig. 2, 4) bildet, und
so diese Organe untereinander verbindet und an Len-
den- und Beckengegend befestigt.
9) Die Scheide (vagina) ist ein sehr weiter häutiger Ka-
nal, welcher aus einer äussern dünnen Muskelhaut und
aus einer innern Schleimhaut besteht und von der
Schani bis zur Gebärmutter reicht. Das hintere Drit-
tel der Scheide (9'), der Scheideneingang (introitus
vaginae), ist von dem vordem Theile durch
10) die Scheiden klappe (valvula vaginae s. hymen d. M.)
getrennt. Diese Klappe ist eine m. o. w. stark ent-
wickelte Schleimhautfalte, welche bei jungfräulichen
Thieren bis an die obere Wand reicht. Unmittelbar
hinter der Klappe befindet sich
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13)   Die rechte Niere.
14)   Der rechte Harnleiter.
15)   Die Harnblase.
16)   Die Harnröhre, die bei weiblichen Thieren überhaupt
nur kurz ist.
17)   Der hintere Theil des Mastdarms; 17' ein Theil des
Mastdarmgekröses.
18)   Der After von seinem Schliessnraskel umgeben.
Fig. 5.
Das Euter oder die Brüste (mammae) der Stute von
unten gesehen. Es sind dies milchabsondernde Drüsen, welche
bei Stuten zwischen den Hinterschenkeln da liegen, wo bei
männlichen Thieren der Hodensack vorkommt.
1)   Die Drüsensubstanz, nach Art der Speicheldrüsen
aus einzelnen Läppchen bestehend.
2)   Elastische Ausbreitungen, welche mit zur Befe-
stigung des Euters dienen.
3)   Die auf dem Euter sehr feine und haarlose äussere
Haut; dieselbe überzieht auch
4)   die Zitzen — Striche, Warzen —, von denen die
Stute an jeder Euterhälfte nur eine besitzt. Die Zitzen
sind beim Pferde nicht lange, fast dreieckige Hervor-
ragungen, von welchen jede 2, aus den sog. Milchci-
sternen (cf. Fig. 6, 3) hervorgehende Ausführungsgänge
in sich aufnimmt.
4) Stellt die Zitze von unten gesehen, 4' etwas von der
Seite gesehen dar (cf. Fig. 6).
Fig. 6.
Zitze eines Euters in Naturgrösse; der eine Ausführungs-
gang ist der Länge nach gespalten.
1)   Gespaltener Aus führungsgang; derselbe ist von
einer in Längsfalten liegenden Schleimhaut ausgeklei-
det, welche bei 1' so dicht aneinander zu liegen kom-
men, dass sie den dichten Verschluss der Zitze mit
bewirken helfen.
2)   Unaufgeschnittene Oeffnung.
3)   Die grössere sackartige Erweiterung in der Nähe des
Zitzengrundes, Milchcisteme, Milchbehälter (si-
nus s. sacculus lactiferus) genannt, nimmt
4)   die Ausführungsgänge zahlreicher, aus den einzel-
nen Drüsenläppchen kommender Milchgänge (ductus
lactiferi s. galactophori) auf.
Unter sonst normalen Verhältnissen wird die Milch nur
durch das Saugen des Jungen oder durch Melken nach aussen
befördert.
4) Das Eierstocksband (lig. ovarii) ist eine Verdop-
pelung des Bauchfells. 4' 4' sind stark markirte Fal-
ten, welche einen langen taschenartigen Hohlraum zwi-
schen sich haben und nicht allein an die Eierstocks-
taschen mancher Säugethiere, sondern auch an das bei
männlichen Thieren constant vorkommende Verhältniss
der Scheidenhaut erinnern.
Fig. 3.
Gespaltener Eierstock einer Stute.
1)   Das Keimlager oder Stroma.
2)   Durch den Schnitt freigelegter, aber nicht geöffneter
Graafsche Follikel. 2' durch den Schnitt mit ge-
öffneter Follikel (cf. Fig. 2, l').
Fig. 4.
Darstellung der weiblichen Geschlechtstheile in ihrer Lage
zu den benachbarten Organen. Da die in der Bauchhöhle lie-
genden Geschlechtstheile auf einem Theil der Baucheingeweide
ruhen, so sind nach Entfernung der letzteren die Gebärmutter
und Eierstöcke mehr herabgesunken, als es sonst (besonders
in nicht trächtigem Zustande) der Fall ist.
1)   Der rechte Eierstock.
2)   Der rechte Eileiter.
3)   Das rechte Gebärmutterhorn.
4)   Das linke, nur zum Theil sichtbare Gebärmutter-
horn.
5)   Der Gebärmutterkörper.
6)   Das rechte breite Mutterband.
7)   Die Scheide.
8)   Die Scham (vulva) oder der Wurf wird gebildet durch
die beiden Schamlippen (labia vulvae), welche eine
senkrecht liegende Spalte,
9)   die Schamspalte (rima vulvae), zwischen sich haben.
Wo die beiden Schamlippen zusammentreten, bilden sie
9' den obern, spitzen, und 9" den untern, abgerun-
deten Schamwinkel.
10)   Der Schliessmuskel oder Schnürer der Scham
(m. constrictor cunni), liegt zwischen der äussern Haut
und Schleimhaut und bildet die Grundlage der Scham-
lippen. Er verengt die Schamspalte.
11)   Ein zwischen dem vordem Theil des Schamschnürers
und der Schleimhaut der Scheide liegender, aus venö-
sen Hohlräumen bestehender eigenthümlicher Schwell-
körper, welcher in seinem Verhalten dem schwammi-
gen Körper der männlichen Harnröhre nicht unähnlich
ist. Ueber seine Funktion ist nichts Näheres bekannt.
12)   Der freigelegte Kitzler.
14
LEISEIUXG, ANAT05(IE D. PPEBDES.
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IV, Gefässe. V. Nerven.
Die Apparate, aus denen der Organismus zusammengesetzt ist, können nur dann in ihrer Integrität
fortbestehen und ihre Funktionen ausüben, wenn ihre Gewebe fortwährend mit der allgemeinen Ernährungs-
flüssigkeit, dem Blute, in Berührung gebracht werden und von diesem sowohl die zu ihrem eignen Leben
und Wachsthum, als auch die zu ihren Absonderungen nöthigen Stoffe erhalten. Nicht minder stehen die
thierischen Organe zu dem Nervensystem in inniger Beziehung; von diesem sind nicht allein Bewegung,
Empfindung und psychische Functionen abhängig, sondern es übt auch auf die Ernährungsvorgänge man-
nigfachen Einfluss aus. Alle Organe, mit Ausnahme der hornigen Gebilde, lassen daher, jedoch in ver-
schiedener Reichhaltigkeit, Blutgefässe und Nerven nachweisen. Die Gefässlehre (angiologia) und die
Nervenlehre (neurologia) lehren die nähern Verhältnisse der Gefässe und Nerven kennen.
A. Das Gefässsystem. Eine Hauptbedingung zur Erhaltung des thierischen Lebens ist, wie schon
erwähnt, die Circulation von Blut in den Geweben. Das circulirende Blut (sanguis) enthält flüssige und
feste Bestandtheile. Die flüssigen bilden das farblose oder gelblich gefärbte Blutplasma; die festen be-
stehen aus einer unendlich grossen Anzahl von nur mikroskopisch wahrnehmbaren, in dem Blutplasma
schwimmenden Zellen, den Blutzellen (Blutkörperchen), welche man in farbige und farblose
unterscheidet; erstere sind die Ursache der rothen Färbung des Blutes und überwiegen die farblosen an
Zahl sehr bedeutend. Das Blut befindet sich in einem geschlossenen Röhrensystem (dem Herzen und den
Blutgefässen) und bewegt sich in streng vorgeschriebenen Bahnen. Der Mittelpunkt der Blutcirculation und
das Centralorgan des ganzen Gefässsystems ist ein hohles, aus gesonderten Abtheilungen bestehendes, mus-
kulöses Gebilde, das Herz (cor), cf. Taf. 25. Von dem Herzen aus strömt das Blut nach allen Richtungen
hin, zu dem Herzen kommt es von allen Punkten wieder zurück. Dieses Ausströmen und Zurückkommen
von und nach dem Herzen nennt man den Kreislauf des Blutes. Die Gefässe, welche das Blut aus dem
Herzen wegführen, nennt man Arterien, Pulsadern, Schlagadern (arteriae), diejenigen, welche es zum
Herzen zurückbringen, heissen Venen, Blutadern (venae); erstere theilen sich in ihrem Verlaufe immer
mehr und werden kleiner und dünnwandiger, letztere setzen sich zusammen und werden desto grösser, je
näher sie dem Herzen kommen. Die Enden der Arterien stehen mit den Anfängen der Venen in ununter-
brochener Verbindung durch ein System sehr zahlreicher, äusserst feiner und mit blossem Auge nicht sicht-
baren Röhrchen, welche man Haargefässe oder Capillargefässe (vasa capillaria) nennt. Neben den
Blut zurückführenden Venen giebt es noch Gefässe, welche Ernährungsflüssigkeit zurückbringen und in
bestimmte Hauptstämme der Venen ergiessen. Diese Gefässe sind unter dem Namen Saug ädern oder
Lymphgefässe (vasa lymphatica s. absorbentia) bekannt. Sie füllen sich mit solchen Säften, die das
Blutcapillarsystem verlassen und sich in das Parenchym der Organe Behufs der Ernährung desselben er-
gossen haben. Da nun unter normalen Verhältnissen die Wände der Capillargefässe den Durchtritt der Blut-
körperchen nicht gestatten, so ist die Flüssigkeit, welche die Saugadern führen und Lymphe genannt wird,
farblos, gelblich, oder leicht röthlich gelb gefärbt; nur in den Saixgadern des Darmes ist der Inhalt zur
Zeit der Verdauung durch beigemischtes Fett milchigweiss und wird Chylus oder Milchsaft genannt.
Die Lymphgefässe des Darmes werden daher im Allgemeinen auch als Chylus- oder Milchsaftgefässe
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"bezeichnet. Die in der Kegel die Venen begleitenden Lymphgefässe unterscheiden sich ausser durch ihren
Inhalt, noch besonders dadurch von den Blutgefässen, dass sie in ihrem Laufe oftmals durch Organe von
eigentümlichem und verwickeltem Baue, die Lymphdrüsen oder Lymphgefässganglien (glandulae
lymphaticae) unterbrochen werden. Meistens treten sie in grösserer Zahl und von kleinerem Durchmesser in
die Lymphdrüsen ein und in geringerer Zahl und von grösserem Durchmesser wieder heraus.
Bestehen unter den gleichnamigen Gefässen derartige Verbindungen, dass der Inhalt des einen Ge-
fässes in das andere gelangen kann, so nennt man dieselben Anastomosen; sind diese Verbindungen
reichlich und netzförmig, dann heissen sie Geflechte oder Netze; dies letztereist in der Regel bei den
Blut- und Lymphcapillaren der Fall, weshalb man auch häufig von Capillarnetzen und Lymphgef äss-
netzen spricht. Als Wundernetz (rete mirabile) pflegt man eine auf einen engen Raum zusammenge-
drängte, grosse Menge vielfach anastomasirender, kleiner arterieller oder venöser Gefässe zu bezeichnen.
Der Bau der hier genannten Gefässe ist, mit Ausnahme der feinsten Capillaren, welche aus einer
einfachen, vollkommen gleichartigen Membran bestehen, im Allgemeinen derselbe. Die Elemente, aus denen
die Gefässe bestehen, lassen sich im Wesentlichen auf Bindegewebe, elastische Fasern und glatte Muskel-
fasern zurückführen. Als Grundlage der Gefässe ist ihre mittlere Haut (tunica media) anzusehen; von der
Dicke dieser ist die Stärke der Gefässwand überhaupt abhängig; in den Arterien ist sie besonders stark und
enthält vorwaltend elastische Elemente. Die die mittlere Haut von aussen umgebende heisst die äussere
Gefässhaut (tunica externa s. adventitia); sie besteht aus einem festen Bindegewebe und elastischen Fa-
sern. Die innere Gefässhaut (tunica intima) ist 'die dünnste und besteht aus einer Zellenlage (dem
Gefässepithel), welche auf einer längsstreifigen, elastischen Schicht aufgelagert ist. Sie ist allen Ge-
fässen gemeinschaftlich, bekleidet die innern Herzflächen als Endocardium und bildet hier sowohl als in den
Venen und Lymphgefässen durch Faltungen m. o. w. grosse häutige Hervorragungen, welche man Klappen
(valvulae) nennt, und welche dazu bestimmt sind, den Rückfluss des Blutes oder der Lymphe gegen die
Capillaren zu verhindern.
B. Das Nervensystem ist in seinem Baue so complicirt und in seinen Functionen so verwickelt,
dass es unmöglich ist, in Kürze eine ausreichende Definition von demselben zu geben.
Im Allgemeinen muss man das Nervensystem als ein zusammenhängendes Ganzes betrachten, und an
demselben die Centraltheile (Gehirn und Rückenmark) und deren Ausläufer (Nerven) unterscheiden; letz-
tere werden, im Gegensatze zu den Centralorganen, das peripherische Nervensystem genannt.
Da sich indess die in dem peripherischen Theile häufig vorkommenden Nervenganglien auch wie Nerven-
centra verhalten, so hat man diese ebenfalls mit zu den Centralorganen des Nervensystems gezählt. —Ander-
weitig ist das Nervensystem noch eingetheilt worden in das animale oder C erebro-Spinalsystem und
in das vegetative. Das Cerebro - Spinalsystem findet seinen Centr alpunkt im Gehirn und Rückenmark
und begreift alle diejenigen Nerven in sich, welche zu den willkürlichen Muskeln und zu den Sinnesorganen
gehen. Es steht den geistigen Thätigkeiten, den Empfindungen und den willkürlichen Bewegungen vor.
Das vegetative Nervensystem, auch organisches, sympathisches oder Gangliennervensystem
genannt, hat seinen Mittelpunkt in dem sog. Grenzstrange des Sympathicus, d. h. in der mit allen Rücken-
marks- und mit vielen Gehirnnerven in Verbindung stehenden, paarigen Ganglienkette, welche in der Nähe
des Kopfes anfängt, sich jederseits neben der Wirbelsäule hinzieht und am Anfange des Schweifes mit der der
andern Seite zusammenfliesst. Die unwillkürlichen Bewegungen der Respirations-, Circulations-, Verdauungs-,
Geschlechtsorgane werden durch das vegetative Nervensystem vermittelt und die Ernährungs- und Abson-
derungsthätigkeiten von ihm beeinflusst.
Die mikroskopischen Elemente des Nervensystems lassen sich wesentlich auf runde markhaltige oder
marklose Fasern, die Nervenfasern oder Nervenröhren — Primitivfasern — und auf kernhaltige Zellen,
die entweder mit oder ohne Fortsätze vorkommen (a-, uni-, bi-, multipolar sind) und Nervenzellen,
Ganglienkugeln genannt werden, zurückführen. Jedoch ist das Vorkommen, die Grösse, das Verhalten
und die Anordnung der Fasern und Zellen in den einzelnen Abschnitten des Nervensystems ausserordentlich
verschieden. Die weisse, Mark- oder Medullarsubstanz des Gehirns und Rückenmarkes enthält vor-
14*
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zugsweise Nervenfasern, während die graue oder Rindensubstanz vorwaltend aus Nervenzellen besteht.
Die verschieden grossen, grauröthlich aussehenden Nervenganglien, die sich an den Wurzeln aller sen-
sorischen Rückenmarksnerven und an einzelnen Gehrrnnerven finden, besonders aber für das sympathische
Nervensystem charakteristisch sind, bestehen aus Nervenzellen und Nervenfasern und sind von einer Binde-
gewebshülle überzogen, die sich auf die Nerven fortsetzt. Die Nerven selbst bestehen im Allgemeinen,
aus zahlreichen Nervenprimitivfasern, welche durch ein zwischenliegendes und umhüllendes Bindegewebe —
Nervenhülle, Neurilem — zu m. o. w. dicken und langen Strängen verbunden sind. Verbindungen,
welche ein Nerv mit dem andern dadurch eingeht, dass sich Aeste von seinem Stamme ablösen um mit
einem benachbarten Strange weiterzulaufen, nennt man Nervenanastomosen. Sind solche Verbindungen
reichlich, so bilden sie Nerv engeflechte.
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TAEEL XXV.
3' der absteigende Ast von 3-, der linken Kranzarte-
rie des Herzens.
4)   Das Herzohr der linken Vorkammer, in welche
5)   die Lungenvenen münden.
6)   Spitze des rechten Herzohres.
7)   Die Lungenarterie (art. pulmonalis).
Dieselbe führt das aus der rechten Vorkammer in die rechte
Herzkammer getretene dunkle— venöse — Blut in die Lungen;
hier erfrischt sich dasselbe durch Hinzutritt des Sauerstoffs
der Luft und kehrt durch die Lungenvenen (5) als hellrothes
— arterielles — Blut in die linke Vorkammer des Herzens
zurück. Diese von dem Blute durchlaufene Bahn nennt man
den kleinen oder Lungenkreislauf.
8)   Die Aorta, 8' hintere, 8" vordere.
Dieses grosse Gefäss geht aus der linken Herzkammer
hervor und bringt das aus der linken Vorkammer in die linke
Herzkammer getretene, nur allein zur Belebung und Ernäh-
rung befähigte arterielle Blut in alle Organe des Körpers,
von wo aus es wieder als venöses Blut durch die Hohlvenen
(Fig. 1, 5 und 6) in die rechte Vorkammer zurückkehrt.
Diese von dem Blute durchlaufene Bahn nennt man den
grossen oder Körperkreislauf.
Lungenarterie und Aorta sind durch
9)   einen beim Fötus offenen Gang, den Botallischen
Gang (ductus arteriosus Botalli), welcher beim geborenen
Thiere aber verwächst und dann einen festen Strang darstellt,
mit einander verbunden. Durch den offenen Gang tritt das
aus der rechten Herzkammer in die Lungenarterie geschleu-
derte Blut, wegen Unthätigkeit der Lungen im Fötalzustandc,
sofort in die Aorta.
Fig. 3.
Die rechte Vorkammer, rechter oder vorderer Vor-
hof, Hohlvenensack (atrium dextrum, sinus venarum ca-
varum) geöffnet. Die rechte Herzkammer ist mit Wasser
vollständig ausgefüllt.
1)   Die vordere Hohlvene.
2)   Die hintere Hohlvene.
3)   Die unpaarige Vene.
4)   Netzartig sich vereinigende Muskelbündel, die Bal-
kenmuskeln (trabeculae carneae, m. m. pectinati);
diese erstrecken sich durch das ganze rechte Herzohr und
sind in diesem besonders stark entwickelt. An der Scheide-
wand der Vorkammern (septum atriorum) bemerkt man
5)   Die eirunde Grube (fossa ovalis).
Fig. 1.
Das von dem Herzbeutel entblösste Herz des Pferdes von
der rechten Seite gesehen.
1)   Die äussere Wand der rechten oder vordem
Herzkammer; sie erstreckt sich nach vorn und tritt
selbst noch auf die linke Seite (cf. Fig. 2, 2)-
2)   Hinterer Theil der äussern Wand der linken oder
hintern Herzkammer (cf. Fig. 2, 1).
Die Grenzen dieser Wände sind rechterseits durch die
rechte Längen furche (sulcus longitudinalis dexter) ange-
deutet. In derselben liegen die Herzgefässe und zwar
3' der absteigende Ast von 3-, der rechten Kranzar-
terie des Herzens; der wagrechte Ast dieser Arterie
(3") liegt in der Kreis- oder Quer furche (sulcus
circularis s. transversus), die ihrerseits die Grenze der
Vor- und Herzkammern andeutet.
4)   Die rechte Vorkammer des Herzens (cf. Fig. 3),
in sie münden die beiden Hauptvenen, welche das Blut
aus dem Körperkreisläufe zum Herzen zurückbringen,
nämlich
5)   die vordere und
6)   die hintere Hohlvene. Aus dieser Vorkammer buch-
tet sich
7)   das rechte Herzohr (auricula dextra), welches einen
dreieckigen Anhang darstellt, aus. Die Spitze dieses
Anhanges ist auf der linken Seite noch sichtbar (cf.
Fig. 2, 6). Direkt in die rechte Vorkammer mündet
sehr häufig
8)   die unpaarige Vene (vena azygos).
9)   Die linke Vorkammer (cf. Fig. 5, 1) nimmt
10)   die Lungenvenen auf.
11)   Der Stamm der Aorta, welcher sich sehr bald in 11',
die hintere, und ll", die vordere Aorta theilt (cf.
Fig. 2, 8).
12)   Der Stamm der Lungenarterie (cf. Fig. 2, 7).
Fig. 2.
Herz des Pferdes von der linken Seite gesehen.
1)   Aeussere Wand der linken Herzkammer (cf.
Fig. 1, 2).
2)   Vorderer Theil der W a n d der r e c h t e n H e r z k a m m e r.
Die Grenze beider Kammern ist hier äusserlich ebenfalls
durch eine Furche, die linke Längen für che, angedeutet;
in derselben liegt
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92
Durch sie wird der Rücktritt des aus der rechten Herzkam-
mer in die Lungenarterie geworfenen Blutes verhindert.
Fig. 5.
Die linke oder hintere Vorkammer oder Vorhof,
Lungenvenensack (atrium sinistrum, sinus venarum pul-
monalium) und die linke oder hintere Herzkammer,
Aortenkammer (ventriculus sinister s. aorticus) sind geöffnet.
1)   Linke Fläche der Scheidewand der Vorkammern.
2)   Mündungen der Lugenvenen.
3)   Schnittfläche der äussern Wand der linken Herz-
kammer; diese Wand ist beträchtlich stärker als die entspre-
chende der rechten Kammer (cf. Fig. 4, 1).
4)  Die von der Aussenwand entspringenden warzenför-
migen Muskeln; sie sind ebenfalls beträchtlich stärker, als
die Papillarmuskeln der rechten Kammer.
5)   Die mützenförmige oder zweizipflige Klappe
(valvula mitralis s. bicuspidalis) der linken Kammer verhält
sich mit 5', ihren sehnigen Fäden, ganz so, wie die Tricuspi-
dalklappe der rechten Kammer.
6)   Die, der bis zur Spitze des Herzens reichenden linken
Kammer zugekehrte, concave Fläche der Scheidewand; bei
6' nimmt man ebenfalls Trabekeln wahr.
7)  Die Aorta ist das, aus der linken Herzkammer füh-
rende Gefäss; da der Ursprung derselben durch die mützen-
förmige Klappe verdeckt ist, so ist die Sonde 7' so in das
Aortenlumen gebracht, dass ersichtlich wird, in welcher Rich-
tung die Oeffnung liegt. An ihrer Basis ist die Aorta mit
ähnlichen halbmondförmigen Klappen versehen, wie die Lun-
genarterie (cf. Fig. 4, 10).
Fig. 6.
Ein der Länge nach geöffnetes Venenstück.
1)  Im aufgeblasenen Zustande dargestellteVenenklappen.
Diese Klappen werden von dem ins Herz zurückkehrenden
Blut an die Venenwand angedrückt. Bei Hindernissen aber
füllen sie sich mit Blut und verhindern dessen Rückkehr zu
den Capillaren. Die Venenklappen sind auch die Ursache,
dass man Venen nicht vom Centrum aus nach der Peripherie
injiciren kann. Viele Venen enthalten nur wenige und einzelne
gar keine Klappen. Dies gilt besonders von den Venen vie-
ler Eingeweide.
2)  Zwei einander zugekehrte Venenklappen. Man sieht,
dass dieselben das Gefässlumen ganz schliessen.
Fig. 7.
Lymphdrüsengruppe von der innern Seite des Armbeins
vom Pferde entnommen — Armdrüsen —, nachdem vorher
ein zuführendes Lymphgefäss mit Chromblei injicirt war. Na-
türliche Grösse.
1)   Injicirtes, zuführendes Lymphgefäss.
2)  Lymphdrüsen. Die Injectionsmasse ist nicht in die
Lymphdrüsen der ganzen Gruppe eingedrungen, sondern nur
in den mit dem injicirten Gefässe in Verbindung stehenden
und mit 2. bezeichneten Theil allein. 2' sind die leer geblie-
bene Theile der Armdrüsen; ihre zuführenden Gefässe sind
in der Figur nicht dargestellt.
3)  Abführende Lymphgefässe.
Sie stellt ein beim Fötus in die linke Vorkammer führen-
des Loch, das eirunde Loch (foramen ovale) dar, durch
welches das durch die hintere Hohlvene aus dem Körperkreis-
lauf zurückkehrende und im Mutterkuchen erfrischte Blut in
die linke Vorkammer tritt.
6)   Ist eine zwischen den Mündungen der beiden Hohlve-
nen sich befindliche Aufwulstung, eine Art Wall (üiber-
culum Loweri), welcher beim Fötus das Blut der hintern
Hohlvene mehr in das eirunde Loch drängt. Diese bei Pfer-
den übrigens nicht beträchtliche Aufwulstung scheint indess
auch beim erwachsenen Thiere noch eine gewisse physiologi-
sche Bedeutung zu haben.
7)  Oeffnung der grossen Kranzvene des Herzens,
durch welche das durch die Kranzarterien dem Herzfleische
zugeführte Blut wieder zurückgebracht wird. Ueber ihr liegt
eine, in der Figur nicht deutlich sichtbare Klappe — Valvula
Thebesii.
                                                                     
8)  Die durch die dreizipflige Klappe, welche von dem die
Herzkammer ausfüllenden Wasser in die Höhe gedrängt ist,
geschlossene venöse Oeffnung (ostium venosum) der rech-
ten Herzkammer. Durch dieselbe communicirt bei der Herz-
erschlaffung (Diastole) Vor- und Herzkammer. 8' ist der
diese Oeffnung umgebende weisse Ring (limbus).
9)  Der Herzknorpel ist durch einen Schnitt freigelegt;
er dient einer halbmondförmigen Klappe der Aorta zum An-
satz.
Fig. 4.
Die rechte oder vordere Herzkammer, Lungen-
kammer (ventriculus dexter s. pulmonalis) geöffnet; der
Schnitt ist so geführt worden, dass er zugleich die Lungen-
arterie mittrifft und diese an ihrem Ursprünge öffnet. Diese
Kammer reicht nicht bis an die Spitze des Herzens hinab,
sondern dehnt sich mehr in die Breite aus.
1)   Schnittflächen der Seitenwand; an der innern Fläche
bemerkt man an derselben bei
2)   netzartig verbundene Fleischbalken.
3)   Die Scheidewand der Herzkammern (septum ven-
triculorum) ist nach der rechten Kammer zu convex.
4)   Kleine venöse Oeffnungen, welche direkt in die
rechte Herzkammer führen.
5)   sind stumpfe fleischige Vorsprünge, welche warzenför-
mige Muskeln (m. m. papilläres) genannt werden.
An diese befestigen sich
6)  sehnige Fäden (chordae tendineae), welche mit
6. 6) der Klappe der Vorhofsmündung, die im rechten
Herzen die dreizipflige Klappe (valvula tricuspidalis) ge-
nannt wird und sich an
7)  dem Rande der venösen Oeffnung befestigt, in
Verbindung stehen. Bei der Zusammenziehung (Systole) des
Herzens, verhindert diese Klappe den Rücktritt des Blutes in
die Vorkammer.
8)  Fleischbalken, welche von der Scheidewand zur Aus-
senwand gehen und eine zu grosse Ausdehnung des Herzens
verhindern.
9)  Die Lungenarterie; an ihrem Ursprünge finden sich
im Umfange ihres Lumens
10)  drei halbmondförmige Klappen (valvulae semi-
lunares); sie sind in der Figur im aufgeblasenen Zustande
dargestellt und in diesem Kutschentaschen nicht unähnlich.
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93
Das häutige Zelt
befestigt sich beim Pferde
Fig. 8.
Linke Hälfte der Schädelhöhle des Pferdes; der Sägeschnitt
ist so geführt, dass dieselbe etwas grösser geblieben ist, als
die rechte weggenommene Schädelhälfte. Das Gehirn ist ent-
fernt. Von den Gehirnhäuten ist in der Schädelhöhle ge
blieben.
ä) die harte Hirnhaut (dura mater); sie umgiebt das
Gehirn nur locker und liegt unmittelbar an den Wänden der
Schädelhöhle an; zu diesen verhält sich ihre äussere Fläche
wie eine Knochenhaut. Nach hinten setzt sie sich in die
harte Rückenmarkshaut fort, jedoch schiebt sich im Kanal
der Wirbelsäule zwischen sie und die Wirbel eine besondere
Beinhaut ein.
Von der harten Hirnhaut setzen sich fort
b)  der Sichelfortsatz (falx cerebri), welcher sich zwi-
schen die beiden Halbkugeln des grossen Gehirns einsenkt.
Vorn befestigt er sich am Hahnenkammfortsatz des Siebbei-
nes; hinten spaltet er sich in 2 Schenkel, die in
c)  das Hirnzelt oder häutige Zelt (tentorium cerebelli)
übergehen,
oben an
d)   dem knöchernen Zelt (cf. Taf. 2. Fig. 7, 6). Beide
trennen das grosse Gehirn von dem kleinen Gehirn.
e)  Die Schleimdrüse (cf. Taf. 26. Fig. 2, 1).
Die Zahlen 1—12 sind die Bezeichnungen der Durchtritts-
stellen der mit der gleichen Zahl benannten Nerven.
1) Durchtritt des ersten oder Riechnerven,
*)
11
11
3)
11
11
4)
11
11
5)
11
11
6)
11
11
7)
11
11
8)
11
11
9)
11
11
10)
11
11
11)
11
11
12)
11
11
zweiten oder Sehnerven,
dritten oder gemeinschaftlichen Augen-
muskelnerven.
vierten oder Rollmuskelnerven,
fünften oder dreigetheilten Nerven,
sechsten od. äusseren Augenmuskelnerven,
siebenten oder Angesichtsnerven.
achten oder Hörnerven,
neunten od. Zungen-Schlundkopfnerven,
zehnten oder Lungen-Magennerven,
elften oder Beinerven,
zwölften oder Unterzungennerven.
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TAFEL XXVI
das grosse Gehirn mit der Varolsbrücke und dem ver-
längerten Marke verbinden (cf. Fig. 6, 10).
7)   Die Varolsbrücke oder der Hirnknoten (pons
Varolii s. nodus cerebri) ist unpaar; sie liegt hinter
dem grossen Gehirn und vor dem verlängerten Marke
und dem kleinen Gehirn. Da die Varolsbrücke mit
jeder der Hauptabtheilungen des Gehirns in Verbindung
steht, so ist sie als das Verbindungsglied derselben an-
zusehen.
8)   Das verlängerte Mark (medulla oblongata) verbindet
das Gehirn mit dem Rückenmark und wird von dem
kleinen Gehirn (9) bedeckt (cf. Fig. 5, 19 und Fig. 6, 11).
An seiner untern Fläche bemerkt man in der Mittellinie
(zwischen 8 und 8') eine Längsfurche, die sich auch
über die Varolsbrücke hinwegzieht und die Grundarterie
des Gehirns aufnimmt. Durch diese Furche zerfällt die
untere Fläche des verlängerten Markes in zwei gleiche
Hälften, von denen jede kleine, schwach hervortretende
Erhabenheiten zeigt, nämlich: 8' die pyramidenför-
migen, 8" die olivenförmigen Erhabenheiten
(eminentiae pyramidales et olivares) und 8'" die strang-
förmigen Körper (corpora restiformia).
9)   Das kleine Gehirn (cf. Fig. 3, 4, Fig. 5, 20, Fig. 6, 16
und Fig. 7).
Von der Grundfläche des Gehirnes entspringen grösstentheils
die 12 Paare der Gehirn- oder Schädelnerven, nämlich:
I. die Riechnerven oder das erste Paar. Jeder Riech-
nerv besteht aus einer weichen Markmasse, ist hohl und
steht mit der Seitenkammer seiner Seite in Verbindung.
Nach vorn und unten zu schwillt diese Masse zu einem
ebenfalls hohlen Kolben, dem mit I' bezeichneten und
in der Figur geöffneten Riechnervenkolben oder
Riechnervenknollen (bulbus nervi olfactorii) an,
welcher an der hintern ausgehöhlten Fläche der Sieb-
beinplatte seine Lage hat. Von dem Riechnervenknollen
entspringen die die Geruchempfindüng vermittelnden
Nerven und treten durch die zahlreichen Löcher der
Siebplatte aus der Schädelhöhle hinaus (cf. Tafel 2,
Fig. 8, 1).
IL Die Sehnerven oder das zweite Paar nehmen ihren
Ursprung aus den Sehnervenhügeln und dem vordem
Paare der Vierhügel (cf. Fig. 5, 3'), treten zwischen
2 und 6 an die untere Gehirnfläche und liegen vor dem
Trichter (4) mit ihren innern Rändern so nahe neben-
einander, dass sie eine Masse zu bilden scheinen. Da
hier nun gleichzeitig ein Faseraustausch zwischen beiden
15
Fig. 1.
Das Gehirn des Pferdes von unten und hinten gesehen.
Die Knochen der Schädelhöhle sind grösstentheils entfernt
worden; nur die der rechten Kopfhälfte sind noch theilweise
erhalten, um das Lagerungsverhältniss der Gehirntheile zu
den Kopfknochen übersehen zu können.
a)  Rechtes Siebbein.
b)  Rest des Keilbeins.
c)  Schläfenbein.
d)  Aeusserer Gehörgang.
e)  Hinterhauptsbein.
f)  Rechter Augapfel.
Das ganze Gehirn zerfällt in 4 Hauptabtheilungen, näm-
lich: in das grosse Gehirn (l), das kleine Gehirn (9),
den Hirnknoten (7) und das verlängerte Mark (8).
An der untern Fläche des länglich gestalteten grossen
Gehirns (cerebrum), an welcher man
1)   den hintern und 1') den vordem Lappen unter-
scheidet, bemerkt man seitlich eine Menge von Wül-
sten oder Windungen (gyri), welche sich ununter-
brochen auf die obere Gehirnfläche (cf. Fig. 3, 1) fort-
setzen.
Mehr nach der Mitte zu, zwischen den Riech- und Seh-
nervenwurzeln (I und II), liegen
2)   die mittleren oder unteren Hirnlappen, auch
Zitzenfortsätze oder dreieckige Hügel (lobi
cerebri medii, processus mamillares, colliculi triangu-
läres) genannt. Sie sind hohl und communiciren mit
den Seitenventrikeln.
3)   Schwach gewölbte Marktheile, welche den gestreiften
Körpern (Fig. 4, 4 und Fig. 5, 2) angehören, und auch
graue Hügel (tubera cinerea) genannt werden. In
der Mittellinie liegt
4)   der Trichter (infundibulum). Er ist ein hohler, von
der dritten Hirnkammer (cf. Fig. 5, 6 und Fig. 6, 21)
kommender Markcylinder, welcher blind in der Schleim-
drüse endigt. In der Fig. ist nur die obere Hälfte des
Trichters sichtbar; die untere Hälfte desselben conf.
Fig. 2, 2.
5)   Das Markkügelchen (corpus mamillare) ist eine
rundliche Markerhabenheit, welche den Trichter von
hinten umfasst und sich auch mit den Sehnerven ver-
bindet.
Seitlich von dem Markkügelchen bemerkt man
6)   die (paarigen) Schenkel des grossen Gehirns
(crura s. pedunculi cerebri), starke Markmassen, welche
LEISEKING, ANATOMIE D. PFERDES.
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Fig. 8 zwischen B und 3). In die obere Fläche der
Schleimdrüse senkt sich
2)  das untere Ende des Trichters ein.
3)  Die Sehnervenkreuzung.
Fig. 3.
Gehirn des Pferdes von oben gesehen.
1)  Die linke Halbkugel, Hirnhälfte oder Hemi-
sphäre ist ganz vollständig erhalten. Auf ihrer Ober-
fläche treten die Hirnwindungen besonders deutlich
hervor.
2)  Die rechte Hirnhälfte, bis zur Höhe des Balkens (3)
abgetragen. Die weisse Marksubstanz hat in dieser Höhe
ihre grösste Ausdehnung und wird der eiförmige Mit-
telpunkt (centrum ovale) genannt; sie bildet die Decke
der Seitenkammern des Gehirns; bei 2' ist ein Theil
dieser Decke entfernt und dadurch die rechte Seitenkam-
mer zum kleinen Theile geöffnet.
3)  Der Hirnbalken oder die Hirnschwiele (traps
cerebri s. corpus callosum, cf. Fig. 6, 2) verbindet beide
Halbkugeln des grossen Gehirns mit einander und geht
mit seiner Markmasse in die Decke der Seitenkammern
über.
4)  Das kleine Gehirn (cerebellum) von oben gesehen.
Der mittlere Lappen desselben (4) heisst Wurm
(vermis cerebelli) und zeigt auf seiner Oberfläche in
querer Richtung laufende Furchen. Die mit 4' bezeich-
neten Abtheilungen des kleinen Gehirns sind dessen Sei-
tenlappen.
5)  Das Rückenmark.
6)  Die grosse Gehirnvene.
Fig. 4.
Gehirn des Pferdes von vorn und rechts gesehen. Die
Seiten kammern (ventriculi laterales) sind durch Hinweg-
nahme des obern Theiles der Halbkugeln vollständig geöffnet
worden.
1)  Der Hirnbalken; er ist etwas zur Seite gelegt und
bedeckt einen Theil der linken Seitenkammer. Dadurch
kommt
2)  die halbdurchsichtige Scheidewand (septum pel-
lucidum) zum Vorschein. Dieselbe ist eine dünne, blatt-
ähnliche Markmasse, welche zwischen der untern Fläche
des Gehirnbalkens und der obern des Gewölbes liegt und
die beiden Seitenkammern von einander scheidet (cf.
Fig. 6, 4).
.+ 3) u. 3') Die hintern Schenkel des Gewölbes oder die
Ammonshörner (crura fornicis posteriora s. cornua
ammonis) sind starke Markmassen, welche hinten und
oben auseinandertreten und sich nach aiissen, unten und
vorn krümmen, wie man dies an 3 dem rechten Ammons-
horn, das seiner ganzen Länge nach freigelegt ist, sieht.
Der äussere Rand 3" ist durch eine Furche von der
Hauptmasse getrennt und wird Saum (fimbria s. taenia)
genannt.
4) Der gestreifte Körper, Streifhügel (corpus stria-
tum) der rechten Hälfte; wegen der Streifungen seiner
Markmassen so genannt; er bildet den vordem Theil
der untern Wand der Seitenkammer (cf. Fig. 5, 2).
Sehnerven stattfindet, so hat man diese Stelle (II') die
Sehnervenkreuzung (chiasma nervorum opticorum)
genannt. Von dem Chiasma an wird jeder Sehnerv
rund (II"), tritt durch das Sehloch des Keilbeins und brei-
tet sich im Auge als Netzhaut aus (cf. Taf. 13, Fig. 17, 3).
III.  Die gemeinschaftlichen Augenmuskelnerven
oder das dritte Paar entspringen aus den Schenkeln
des grossen Gehirns (6).
IV.  Die Rollmuskelnerven oder das vierte Paar ent-
springen aus der Hirnklappe, den hintern Erhabenheiten
der Vierhügel und den Schenkeln des kleinen Gehirns
zu den Vierhügeln (cf. Fig. 5, 12). Sie sind die klein-
sten Gehirnnerven.
V. Die dreigetheilten Nerven oder das fünfte Paar
erhalten ihre Wurzeln aus der Varolsbrücke, den Sei-
tenschenkeln des kleinen Gehirns, hauptsächlich aber
aus den strick- und olivenförmigen Körpern des ver-
längerten Markes (cf. Fig. 5, 16). Nachdem jeder Nerv
einen Knoten — den Gasserschen Knoten — gebildet
hat, theilt er sich in (V) den Augenast und Ober-
kieferast und (V") den Unterkieferast. S sind
vom fünften Paar abgehende Fäden, welche zur Zu-
sammensetzung des sympathischen Nerven bei-
tragen.
VI. Die äussernAugenmuskelnerven oder das sechste
Paar entspringen im verlängerten Marke.
VII. Die Angesichtsnerven oder das siebente Paar
entspringen im Hirnknoten und in den Schenkeln des
kleinen Gehirns zum verlängerten Mark (cf. Fig. 5, 17).
VIII. Die Hörnerven oder das achte Paar nehmen ihren
Ursprung in der rautenförmigen Grube des verlängerten
Markes (cf. Fig. 5, 18). VII und VIII treten dicht
nebeneinander liegend in den innern Gehörgang.
IX. Die Zungenschlundkopfnerven oder das neunte
Paar und
X. die Lungenmagennerven oder das zehnte Paar
entspringen im verlängerten Mark in den strick- und
olivenförmigen Körpern.
XI. Die Beinerven oder das elfte Paar sind keine eigent-
lichen Gehimnerven, sondern nehmen ihren Ursprung
im Rückenmarke zwischen dem 6. und 7. Rückenmarks-
nerven; indem sie nach vorn und oben zum Hinter-
hauptsloch laufen, erhalten sie Verstärkungsfäden vom
Rückenmarke, besonders aber vom verlängerten Marke.
Aus der Schädelhöhle treten die Beinerven mit IX und
X durch das gerissene Loch.
XII. DieUnterzungen- oder Zun genfleisch nerven oder
das zwölfte Paar entspringen im verlängerten Mark
von den pyramidenförmigen und olivenförmigen Erhaben-
heiten und verlassen die Schädelhöhle durch das Knopf-
fortsatzloch.
Fig. 2.
Ein Theil der Grundfläche der Schädelhöhle mit der Schleim-
drüse und der Sehnervenkreuzung; von oben gesehen.
1) Die Schleimdrüse oder der Hirnanhang (hypo-
physis cerebri) ist ein haselnussgrosses, braunröthliches
Organ, welches zu den sog. Blutdrüsen gezählt wird
und in der Schleimgrube seine Lage hat (cf. Taf. 2,
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5)  Das Monro'sche Loch, durch welches die Seitenkam-
mern unter einander und mit dem übrigen Kanalsystem
des Gehirns in Communication stehen (cf. Fig. 6, 19).
Die Hohlräume der Seitenkammern heissen Hörner oder
Gänge. Man unterscheidet
6)  das vordere oder untere Hörn, welches sich bis in
den Riechnervenknollen (Fig 1, I') fortsetzt. (Auf diese
anatomische Anordnung basirt auch jene, jetzt mit Recht
wohl immer mehr in Vergessenheit gerathende Operation,
bei der die Riechnervenknollen angebohrt wurden, um
beim Dummkoller der Pferde das Wasser aus den Seiten-
kammern zu entfernen.)
7)  Das hintere, obere oder absteigende Hörn fängt
am Monro'schen Loche an und erstreckt sich in der
Richtung von 3 bis in die Zitzenfortsätze der untern
Gehirnfläche (Fig. 1, 2).
In der linken Seitenkammer ist noch sichtbar
8)  das Adergeflecht dieser Kammer. Dergleichen Ader-
geflechte (plexus choroidei) finden sich in allen Hirn-
kammern und stellen frei in die Ventrikeln hineinragende
rothe Stränge dar, die aus faltenartigen Verlängerungen
der Gefässhaut (pia mater) und zahlreichen Blutgefässen
bestehen.
9)  Das kleine Gehirn.
*                                          Fig. 5.
Das Gewölbe ist der Quere nach durchschnitten; seine hin-
tern Schenkel, der Hirnbalken und die Adergeflechte sind ent-
fernt worden. Das kleine Gehirn ist genau in der Mitte der
Länge nach gespalten und die rechte Hälfte desselben weg-
genommen.
1)  Linke Halbkugel.
2)  Rechter gestreifter Körper (cf. Fig. 4, 4).
3)  Die Sehnervenhügel (thalami nervorum opticorum)
sind rundliche Erhabenheiten, welche von den Ammons-
hörnern (Fig. 4,3) bedeckt werden. Auf ihrer obern
Fläche markirt sich der Ursprung der Sehnerven 3'
sehr deutlich. Der zwischen 2 und 3 liegende hellere
Streif wird
4)  der Grenz- oder Hornstreif (stria terminalis) ge-
nannt.
5)  Die vordem Schenkel des Gewölbes. Zwischen
ihnen liegt
6)  die vordere Gehirnöffnung oder der Zugang
zum Trichter (aditus ad infundibulum).
7)  Die hintere Gehirnöffnung oder der Zugang zur
Sylvischen Wasserleitung (aditus ad aquaeductum
Sylvii). Hinter derselben liegt
8)  das hintere Querbändchen und
9)  die Zirbel (glandula pinealis), ein kleiner röthlich-
grauer Körper, der in seinen Dimensionen sich sehr
variabel zeigt.
10)  Die Vierhügel oder die vierfache Erhabenheit
(eminentia s.- corpora quadrigemina) bestehen aus (10)
dem vordem (nates) und (10') dem hintern (festes)
Paar.
11)  Die schon zum kleinen Gehirn gehörige Himklappe
oder das Marksegel (valvula cerebelli s. velum me-
dulläre) bedeckt zum Theil die vierte Hirnkammer.
12)  Der aus der Hirnklappe, den hintern Erhabenheiten der
Vierhügel und dem Schenkel des kleinen Gehirns zu
den Vierhügeln hervorgehende Rollmuskelnerv (ner-
vus trochlearis).
13)  Durchschnittsfläche der Markmasse, aus welcher die
vom kleinen Gehirn abgehenden Schenkel (crura) ge-
bildet werden. Nach vorn läuft
14)  der Schenkel zu den Vierhügeln; seine Markmasse
stammt aus der Marksubstanz des Wurmes.
15)  Der Schenkel zu dem Hirnknoten. Die nach hinten
laufende, in der Figur nicht näher bezeichnete Masse
bildet den Schenkel zum verlängerten Mark (cf.
Fig. 7).
16)  Der dreigetheilte Nerv (nervus trigeminus).
17)  Der Angesichtsnerv (nervus facialis).
18)  Der Hör nerv (nervus acusticus).
19)  Vertiefung der obern Fläche des verlängerten Markes,
welche vom Wurme des kleinen Gehirns bedeckt wird
und die vierte Hirnkammer bilden hilft. Sie wird die
rautenförmige Grube (sinus rhomboideus) genannt.
20)  Durchschnittsfläche des mittleren Lappens des kleinen
Gehirns. Die eigenthümliche Vertheilung der weissen
Substanz hat den Namen Lebensbaum (arbor vitae)
erhalten.
21)  Oeffnung, welche von der rautenförmigen Grube aus in
einen im Rückenmarke befindlichen engen Kanal (ventri-
culus s. canalis medullae spinalis) führt (cf. Fig. 10, 4).
Dieser Kanal ist im Allgemeinen so eng, dass beim Ab-
trennen des Kopfes vom Rumpfe das in den Hirnventrikeln
befindliche Wasser nicht auszulaufen pflegt. Kommt es aber
auf eine besonders sorgfältige Gehirnsection an, so wird man
wohlthun, den Kopf so vom Rumpfe abzusetzen, dass an er-
sterem noch einige Halswirbel verbleiben.
Fig. 6.
In der Mittellinie durchschnittenes Gehirn eines Pferdes;
von links gesehen.
1)  Innere Fläche der rechten Halbkugel, an welcher
sich die Gehirnwindungen ebenfalls bemerklich machen.
2)  Durchschnittsfläche des Gehirnbalkens.
3)  Durchschnittsfläche des Gewölbes; zwischen 2 und 3
befindet sich
4)  die halbdurchsichtige Scheidewand. In der Tiefe
wird sichtbar
5)   das rechte Ammonshorn.
6)  Durchschnittsfläche der beiden in der Mittellinie in-
einander übergehenden Sehnervenhügel.
7)  Durchschnittsfläche der Sehnervenkreuzung.
8)  Durchschnittsfläche der Schleimdrüse.
9)  Durchschnittsfläche des Mark kugele hens.
10)  Rechter Schenkel des grossen Gehirns.
11)  Durchschnittsfläche des verlängerten Markes.
12)  Durchschnittsfläche des Hirnknotens.
13)  Die Zirbel.
14)  Durchschnittsfläche der Vierhügel.
15)  Durchschnittsfläche der Hirnklappe.
16)  Durchschnittsfläche des mittlem Lappens des kleinen
Gehirns.
17)  Rechter Riechnervenknollen.
15*
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vorhanden ist, dass man hierüber verschiedener Ansicht sein kann.
— In dem menschlichen Gehirn wird die dritte Hirnkammer durch
einen in der Mittellinie zwischen den beiden Halbkugeln vorhan-
l denen Spalt dargestellt, der sich zwischen den einander zusehenden
innern Flächen der Sehnervenhügel befindet, so dass also diese die
Seiten wände des Ventriculus tertius abgeben. Nun ist aber das
Verhalten der Sehnervenhügel bei Thieren ein anderes als beim
Menschen, worauf übrigens auch schon Leyh in seinem Handbuche
der Anatomie aufmerksam gemacht hat. Hier gehen, so namentlich
auch beim Pferde, die Thalami ineinander über und haben keinen
solchen spaltartigen Raum zwischen sich; es befindet sich in der
Mittellinie nur eine seichte Vertiefung, welche durch das mittlere
i Adergeflecht bedeckt wird. Diese Vertiefung, deren Lage durch
I eine grade Linie zwischen 6 und 7 in Fig. 5 und durch eine ge-
krümmte Linie zwischen 20 und 23 oberhalb 6 in Fig. 6 ange-
deutet werden würde, müsste, wenn man sich an einen genauen
Vergleich mit dem menschlichen Gehirn hält, al6 dritte Hirnkammer
' aufgefasst werden. Prof. Franz Müller in Wien hat dieselbe
| auch wirklich als dritte Hirnkammer bezeichnet (cf. dessen Lehr-
buch der Anatomie des Pferdes, Wien 1853, S. 412), wogegen Gurlt
und Leyh dieselbe nicht weiter benannt haben.
Betrachtet nun Günther nach dem Vorgange Müll er's die
seichte Kinne auf der Verbindungsstelle der beiden Sehnervenhügel
i als alleinige dritte Hirnkammer, dann hat er nach seiner Auffassung
j allerdings darin Recht, dass sich im Gehirn des Pferdes noch ein
besonderer Verbindungskanal findet, der unter der dritten Hirn-
kammer hinweggeht und aus dem Aquaeductus in das Infundi-
bulum führt; allein er würde in diesem Falle doch sehr im Un-
rechte sein, wenn er glaubte, dass e r diesen Verbindungskanal
entdeckt habe. Dieser Kanal ist längst bekannt! Gurlt hat ihn
bereits in der ersten Auflage seiner anatomischen Abbildungen
Tab. 127, Fig. 4, 14 bildlich dargestellt und als dritte Hirnkammer
bezeichnet; ferner hat er ihn in allen Auflagen seines Handbuches
der vergleichenden Anatomie der Haussäugethiere als dritte Hirn-
kammer beschrieben. Schwab kennt ihn ebenfalls (Lehrb. der
Anatomie, München 1833), denn er sagt ausdrücklich: ,,die Kammer
der Sehhügel liegt zwischen und unter diesen." Auch Leyh be-
| nennt diesen Kanal, den ich Fig. 6, 22 abgebildet habe, dritte
Hirnkammer, welchen Namen im Texte zu ändern ich mich auch
| nicht weiter veranlasst gefühlt habe. Ebenso hat Chauveau in
I seinem „Traite d'anatomie comparee des animaux domestiques",
j Paris 1855, eine gute Abbildung und Beschreibung des Kanal -
Systems im Gehirn gegeben.
Nun fragt es sich: ist der vielfach dritte Hirnkammer genannte,
lange bekannte Kanal, auf den auch die Günther'sche Beschrei-
bung völlig passt, mit demjenigen identisch, den Günther als neu-
aufgefundenen Verbindungskanal zwischen Aquaeductus und In-
! fundibulum anerkannt wissen will, oder ist er es nicht? Im ersten
Falle ist Günther natürlich im Irrthume. Denn dann hat er eben
keine „Entdeckung" gemacht, sondern schon lange Bekanntes
einfach nicht gekannt. Hat Günther den von mir Fig. 6, 22 abge-
bildeten und dritte Hirnkammer genannten Gang aber schon ge-
kannt, wie Gurlt und ich von einem Lehrer der Anatomie doch
stillschweigend voraussetzen mussten, dann hat er allerdings eine
neue Entdeckung gemacht, von der wir nur zu bedauern haben,
dass es uns bis jetzt noch immer nicht hat gelingen wollen, sie
constatiren zu können. In diesem Falle würde uns Herr Günther
aber zu grossem Danke verpflichten, wenn er sich entschliessen
könnte, eine Abbildung des von ihm neuentdeckten Kanales in
Verbindung mit dem schon bekannten Kanalsysteme des Gehirns
zu veröffentlichen. Eine solche Abbildung würde das Auffinden
des neuen Günther'schen Kanales gewiss wesentlich erleichtern
und jedenfalls dazu beitragen, dass dem Entdecker die verdiente
Anerkennung nicht, mehr länger vorenthalten bliebe.
Fig. 7.
Längendurchschnitt durch den rechten Seitenlappen des
kleinen Gehirns.
1)   Der mittlere Lappen.
2)   Der durchgeschnittene rechte Seitenlappen.
Genau in der Mittellinie des Gehirns findet sich um die
Stelle herum, wo die beiden Sehnervenhügel miteinander ver-
bunden sind (6), ein unpaariges Kanalsystem vor, das eines-
theils nach rechts und links mit den paarigen Seitenventrikeln,
andemtheils aber auch nach hinten mit der unter dem kleinen
Gehirn liegenden unpaarigen vierten Hirnkammer in Verbin-
dung steht.
19)   Oeffnung unter dem Gewölbe, welche in die rechte
Seitenkammer führt — Monro;sches Loch (cf. Fig.
4, 5). Von hier aus gelangt die Flüssigkeit aus einer
Seitenkammer in die andere; ihren Weg zur vierten
Hirnkammer kann sie oberhalb oder unterhalb der Seh-
nervenhügel (6) nehmen. Ist dies Letztere der Fall, so
gelangt sie durch
20)   die vordere Gehirnöffnung (cf. Fig. 5, 6) nach
21)   dem Trichter, und von hier durch
22)   die dritte Gehirnkammer oder Kammer der Seh-
nervenhügel (ventriculus tertius) nach der Sylvischen
Wasserleitung (24). Nimmt die Flüssigkeit ihren Weg
oberhalb der Sehnervenhügel, so gelangt sie durch eine
seichte Spalte (d. h. über den in der Mittellinie zwischen
6 und 7 Fig. 5 liegenden Raum), in welcher das mittlere
Adergefleeht liegt und die eigentlich der dritten Hirn-
kammer des Menschen entsprechen würde, zu
23)   der hintern Gehirnöffnung (Fig. 5, 7) und von
hier aus in
24)   die unter den Vierhügeln liegende Sylvische Wasser-
leitung (aquaeductus Sylvii), von wo aus sie dann in
25)   die vierte Gehirnkammer oder Kammer des klei-
nen Gehirns (ventriculus quartus), deren Grund die
rautenförmige Grube des verlängerten Markes und deren
Decke die Hirnklappe und der Wurm des kleinen Ge-
hirns bildet, gelangen kann. Unter Umständen kann
auch Flüssigkeit durch
26)   die Oeffnung, welche zu dem in dem Kückenmark lie-
genden Kanal führt (cf. Fig. 5, 21), eintreten.
Anmerkung. Bei Gelegenheit der Erläuterung des im Ge-
hirn befindlichen Kanalsystems, will ich nicht unterlassen auf eine
„Entdeckung" zurückzukommen, welche Herr K. Günther in
Hannover gemacht und in „Hering's Repertorium der Thierheil-
kunde" Jahrg. 1858 S. 39 mitgetheilt hat.
Günther glaubt nämlich im Gehirn einen rabenfederstarken
Verbindungskanal aufgefunden zu haben, welcher unter dem Ven-
triculus tertius hindurchgeht und den man leicht auffinden soll,
wenn man bei geöffnetem Aquaeductus von diesem aus Luft in
der Eichtung der dritten Hirnkammer, die Basis des Aquaeductus
annehmend, nach vorn bläst; dann soll die Luft aus dem Trichter
hervortreten.
Dieser neue Kanal nun konnte, als auf Günther's Privat-
mittheilung Herr Geheimrath Gurlt in Berlin in Gemeinschaft
mit mir darnach suchte, von uns nicht aufgefunden werden, wie
dies Günther a. a. O. auch annoncirt hat. Soviel ich aus Gurlt's
mündlichen Mittheilungen weiss, ist es demselben auch bis jetzt
noch ebenso wenig wie mir gelungen, den neuen Günther'schen
Kanal zu constatiren.
Da pun das Nichtauffindenkönnen eines constant vorkommen-
den Kanals von der Stärke einer Rabenfeder, dessen Lage so genau
geschildert ist, doch wirklich sehr merkwürdig wäre, so kann ich
mich von dem Gedanken nicht losmachen, dass zwischen Gurlt
und mir einerseits und Günther andererseits ein Missverständniss
obwaltet.
Zur Aufklärung dieses Missverständnisses ist es zunächst noth-
wendig, genau festzustellen, welchen Hohlraum man im Pferde-
gehirn als dritte Hirnkammer auffasst, da eben die Möglichkeit
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99
Fig. 8.
Ein etwa aus der Mitte des Rückenmarkes (medulla
spinalis) herausgenommenes Stück, dessen vorderes Ende noch
in dem von oben her geöffneten Rückenmarkskanal liegt.
1)  Die harte Rückmarkshaiit (dura mater medullae
spinalis) ist eine Fortsetzung der harten Hirnhaut; sie
liegt aber nicht so fest an den Knochen des Wirbel-
kanals an, wie die harte Hirnhaut an den Schädel-
knochen. Bei 1' ist dieselbe der Länge nach geöffnet
itnd nach den Seiten zurückgeschlagen. Dadurch kommt
2)  die Spinnwebenhaut des Rückenmarkes (arach-
noidea medullae spinalis) zum Vorschein. Sie ist als
eine Fortsetzung der Spinnwebenhaut des Gehirnes zu
betrachten und umschliesst das von seiner pia mater
unmittelbar umgebene Rückenmark nur locker, wodurch
ein beträchtlicher Subarachnoidealraum entsteht (2')- An
die harte Rückenmarkshaut schickt sie in gewissen Zwi-
schenräumen kleine, dreieckige Zacken (2"), welche man
in ihrer Gesammtheit das gezahnte Band (lig. denti-
culatum s. serratum) genannt hat. Aus dem Rücken-
marke entspringen die Wurzeln der Rückenmarksnerven
isolirt und zwar aus dem obern Theile desselben
3)  die obern Wurzeln; aus dem untern
4)  die untern Wurzeln, welche bei
5)  die harte Rückenmarkshaut durchbohren.
Das weitere Verhalten dieser Wurzeln cf. Fig. 10.
Fig. 9.
Endtheil des Rückenmarkes, welcher Pferdeschweif
(cauda equina) genannt wird.
1)  Die harte Rückenmarkshaut.
2)  Das Rückenmark.
3)  Die aus demselben abgehenden Nerven.
Fig. 10.
Querdurchschnitt durch das Rückenmark.
1)  Die harte Rückenmarkshaut.
2)  Die weisse Substanz des Rückenmarkes.
3)  Die graue Substanz desselben; sie ist in der weissen
derartig gelagert, dass sie eine einem lateinischen H
nicht unähnliche Figur bildet.
4)  Der in der Mitte des Rückenmarkes befindliche Kanal.
5)  Die oberen stärkeren, aus Empfindungsfasernbestehen-
den Wurzeln eines Rückenmarksnerven; sie bilden
bei 5', nachdem sie die harte Haut durchbohrt haben,
Knoten,
6)  Die unteren schwächeren, aus Bewegungsfasern be-
stehenden Wurzeln. Nachdem auch diese die harte
Haut durchbohrt haben, vereinigen sich die Fasern bei-
der Wurzeln zu dem betreffenden Spinalnerven, der, da
er aus Empfindungs- und Bewegungsfasern zusammen-
gesetzt ist, nun auch Empfindung wie Bewegung zu
vermitteln im Stande ist.
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TAEEL XXVII.
Arm-Kopf arterie oder unbenannte Arterie (a. anonyma)
genannt wird.
Aus der linken Schlüsselbeinarterie entspringen
6)  die vordere Zwischenrippenarterie — Rücken-
arterie (art. intercostalis anterior). Dies,e theilt sich
bald in einen kleinern Ast (6')? welcher die zweite bis
vierte oder dritte bis fünfte Zwischenrippenarterie ab-
giebt und in 6" die querlaufende Nackenarterie
(art. transversa cervicis), welche hauptsächlich die an
der innern Fläche des Schulterblattes sich inserirenden
Muskeln mit Blut versorgt.
7)  Die tiefe Nackenarterie — obere Halsarterie —
(art. cervicalis profunda). , Sie tritt, nachdem sie die
erste Zwischenrippenarterie und einen kleinen Zweig
ans Mittelfell gegeben hat, zwischen der ersten und
zweiten Rippe aus der Brusthöhle, um sich hauptsäch-
lich in den Halsstreckern zu verzweigen. Ihr aufstei-
gender Ast anastomosirt mit
8)  der Hals wirbelarterie (art. vertebralis). Diese dringt
durch die Wirbellöcher der Querfortsätze der Halswirbel
und steigt bis zum ersten Halswirbel hinauf, woselbst
sie mit Zweigen der Hinterhauptsarterie (15) anasto-
mosirt. Auf ihrem Verlaufe giebt sie Zweige nach oben
und unten an die Halsmuskeln; kleine Zweige von ihr
gehen durch die Zwischenwirbellöcher an die Häute des
Rückenmarkes.
9)  Die innere Brustarterie (art. mammaria s. thoracica
interna) (cf. Fig. 2, 26).
10)  DieäussereBrustarterie (art. mammaria s. thoracica
externa), in der Figur verhältnissmässig zu gross dar-
gestellt (cf. Fig. 2, 25).
11)  Die Achselarterie (art. axillaris) (cf. Fig. 2, 24 und
Taf. 32).
12)  Der Stamm der untern Halsarterie und quer-
laufenden Schulterarterie (cf. Fig. 2, 22 u. 23).
13)  Der aus der Arm-Kopfarterie entspringende Stamm
der Carotiden; er ist mittelst eines Hakens auf die
linke Seite der Luftröhre gezogen. Noch am untem
Theile des Halses theilt er sich in
14)  die rechte und 14' die linke Drosselader oder ge-
meinschaftliche Kopfarterie (a. carotis communis).
Aus jeder derselben entspringen bis zu ihrer Theilung
am Kopfe (cf. Taf. 29) meist kleinere Gefässe für die
Luftröhre, den Schlund, die Schilddrüse, Ohrspeichel-
drüse, den Kehl- und Schlundkopf und verschiedene
Muskelzweige.
Fig. i.
Hals und geöffnete Brusthöhle des Pferdes mit Gefässen
und Nerven. Von der linken Seite gesehen.
a)  Ein Theil der Ohrspeicheldrüse.
b)  Schilddrüse.
c)  Brustkinnbackenmuskel.
d)  Luftröhre; d' der linke Bronchus; die von diesem ab-
gehenden Bronchien (d") sind durchgeschnitten, um die
Lungenarterie (2) freizulegen.
e)  Die linke Lunge, zurückgeschlagen.
f)  Der Schlund.
g)  Das Zwerchfell.
1)  Das Herz; aus der rechten oder vordem Kammer des-
selben geht
2)  die Lungenarterie (art. pulmonalis) hervor (cf.Taf.25,
Fig. 2, 7). Sie theilt sich für jede Lunge in einen Haupt-
ast, welcher neben dem Bronchus hinläuft, löst sich dann
in ein ungemein reiches Netz von Capillargefässen auf,
welche die Lungenbläschen umspinnen und sich dann zu
den Lungenvenen (3) (cf. Taf. 25, Fig. 1, 10) wieder zu-
sammensetzen. Sie führt das dunkelgefärbte (venöse)
Blut in die Lungen hinein und die Lungenvenen das hier
hellroth (arteriell) gewordene Blut wieder heraus.
3)  Eine Lungenvene (vena pulmonalis); sie ist bei 3'
aufgeschnitten und lässt die Einmündungsöffnungen klei-
nerer Lungenvenen wahrnehmen.
4)  Die Aorta (arteria aorta) kommt aus der linken Herz-
kammer und führt das von den Lungenvenen ins linke
Herz gebrachte arterielle Blut. Sie ist von der Lungen-
arterie (2) so verdeckt, dass man ihren aus dem Herzen
kommenden einfachen Stamm nicht ganz übersehen kann.
Dieser spaltet sich sehr bald in
4') die vordere Aorta (aorta anterior s. adscendens')
und in
4") die hintere Aorta (aorta posterior s. descendena).
Vor seiner Theilung giebt der Aortenstamm die Gefässe,
die das Herz selbst mit Blut zu versorgen haben, ab, nämlich:
die Kranzarterien des Herzens, von welchen auf der Figur
5)  die linke Kranzarterie (art. coronaria sinistra), die
sich bald wieder in einen absteigenden und einen
querlaufenden Ast theilt, sichtbar ist.
Die vordere Aorta theilt sich in 2 Hauptäste, von denen
der linke, in der Figur sichtbare, die linke Schlüs selb ein-
arterie (art. subclavia sinistra h. — von anderen Anatomen
wegen einer möglichen Verwechselung weniger gut linke
Achselarterie), der rechte, in der Figur nicht sichtbare, die
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15)  Zweige derHinterhauptsarterie(cf.Taf.29,Fig.2,3).
Aus dem Brusttheil der hintern Aorta entspringen
16)   diejenigen Zwischenrippenarterien (arteriae inter-
costales), welche nicht aus der vordem Aorta (cf. Fig.
6 und 7) hervorgehen (vergl. Taf. 31, Fig. 4, 29).
17)  Die Luftröhrenastarterie (a. bronchialis), welche
die Luftröhrenäste begleitet und sie mit Blut versorgt
(cf. Fig. 2, 31).
18)  Die Schlundarterie (a. oesophagea) (cf. Fig. 2, 30).
Sie anastomosirt mit 18' dem Schlundaste der linken
Kranzarterie des Magens, welcher sich hauptsäch-
lich in der Lungenpleura verbreitet.
19)  Die (vordere) Zwerchfellarterie (a. phrenica) ver-
zweigt sich im Zwerchfell.
20)  Der Botallische dang (cf. Taf. 25, Fig. 2, 9).
21)  Grössere Venenstämme (Achselvene, Jugularvene),
in welche sich
22)  der Milchbrustgang (ductus thoracicus) ergiesst. Es
ist dies der Hauptstamm des Lymphgefässsystems, wel-
cher schon in der Bauchhöhle seinen Anfang nimmt,
durch den Aortenschlitz des Zwerchfells in die Brust-
höhle dringt und an der rechten Seite zwischen Aorta
und unpaariger Vene liegend bis in die Gegend des
fünften bis sechsten Bückenwirbels läuft (cf. Fig. 2, 38);
dann tritt er nach der linken Seite hinüber und ergiesst
sich meistens in die linke Achselvene, doch öfter auch
in den untern Theil der Jugularis oder direct in die
vordere Hohlvene. Uebrigens zeigt er auch in seinem
Verlaufe sehr häufig Abweichungen und setzt sich häufig
aus mehreren, Inseln bildenden Stämmen zusammen. Er
führt sämmtliche Lymphe des Körpers, mit Ausnahme
der der rechten Kopf- und Halshälfte und der rechten
vorderen Gliedmaasse, die durch den rechten Luftröh-
renstamm (truncus trachealis dexter) meist in die rechte
Achselvene ergossen wird, dem Blute zu. Der aus den
Nahrungsmitteln im Darme gewonnene Milchsaft (chylus)
wird durch ihn ebenfalls in das Blutgefässsystem ein-
geführt.
23)  und 24) Der Lungenmagennerv und der sympa-
thische Nerv (cf. Taf. 29) begleiten, bis zu ihrem
Eintritt in die Brusthöhle nahe neben einander liegend,
die Carotis.
23) Der Lungenmagennerv oder herumschweifende
Nerv (n. pneumogastricus s. vagus), der in der Brust-
höhle mit Fäden des sympathischen Nerven Geflechte
bildet (Luftröhren-, Lungen-, Herzgeflecht), giebt in der
Nähe des Botallischen Ganges (20)
23') den zurücklaufenden Nerven — unteren Kehl-
kopfsnerven oder Stimmnerven — (nervus recur-
rens s. laryngeus inferior s. vocalis) ab, welcher an der
linken Seite sich um die Aorta umschlägt, aus der Brust-
höhle tritt, vor der Carotis liegend am^Halse hinauf-
läuft und sich hauptsächlich in den Giesskannenmuskeln
verzweigt. Auf diesem Verlaufe giebt der Nerv eben-
falls Zweige zu den Geflechten ab.
In der Gegend der Theilung der Luftröhre theilt sich der
Lungenmagennerv in
23") den obern und
23'") den untern Ast. Der erstere verbindet sich in der
Gegend des zwölften Rückenwirbels, der untere bald
nach der Theilung des Hauptstammes mit dem gleich-
namigen Aste der andern Seite; dann laufen sie im Mit-
telfell nach hinten, durch auf- und abwärts geschickte
Zweige um den Schlund herum das Schlundgeflecht
bildend, und endigen in der Bauchhöhle unter Bethei-
ligung des sympathischen Nerven als Magengeflechte.
24) Der grosse sympathische Nerv, Dreihöhlennerv,
Gangliennerv (n. sympathicus maximus, n. trisplanch-
nicus), cf. Fig. 2, 34, trennt sich am untern Theil des
Halses vom Lungenmagennerven. Mit seiner Haupt-
masse läuft er an der Seite der Wirbelsäule als platter
Strang, nicht selten Inseln bildend, nach der Bauch-
höhle. Ausser den zahlreichen Fäden, welche er zu
den verschiedenen Geflechten abschickt, giebt er noch
24' einen starken, von seinem ersten Brustknoten aus-
gehenden Zweig ab, der mit der Wirbelarterie in den
Wirbelkanal dringt, nach oben läuft und sich mit den
Halsnerven, die nicht schon auf andere Weise mit dem
sympathischen Nerven in Verbindung stehen, verbindet.
Fig. 2.
Hals und geöffnete Brusthöhle mit Gefässen und Nerven;
von der rechten Seite gesehen. Der obere Theil des Schulter-
blattes und verschiedene an den entfernten rechten Schenkel
gehende Muskeln sind noch an dem Präparate erhalten ge-
blieben.
a) Ohrspeicheldrüse.
bj Gemeinschaftlicher Muskel des Kopfes, Halses
und Armes; abgeschnitten.
c)  Brustkinnbackenmuskel.1
d)  Schulterzungenbeinmuskel.
e)  Ungleich viereckiger Miiskel.
f)  Dreieckiger Muskel.
g)  Breiter Brustmuskel.
h) Kleiner Brustmuskel.
i) Grosser Brustmuskel.
k) Innerer Halsbeuger.
I) Zwerchfell.
m) Herzbeutel aufgeschnitten.
n) Der Theil des Brustfells zwischen Zwerchfell und
Herzbeutel, welcher sich nach oben an der hintern
Hohlvene befestigt. Er schliesst einen Raum ab, den
F. Müller "den dritten Brustraum nennt. Durch
den Einschnitt sieht man
0)  den in diesem Räume liegenden und in der Figur noch
erhaltenen dritten oder dreieckigen Lungenflügel.
p) Luftröhre.
qj Durchgeschnittene Bronchien.
<rj Schlund.
sj Untere Enden der Rippen, von denen das der er-
sten Rippe etwas länger gelassen ist.
1)  Das Herz.
2)  Die rechte Vorkammer desselben. In diese
münden
3)  die rechte Kranzvene oder mittlere Vene des
Herzens,
4)  die hintere Hohlvene (vena cava posterior; vena
cava inferior s. descendens h.). Sie bringt das Blut
der hintern Gliedmaas sen, des hintern Theiles des Rum-
pfes und das der Bauch- und Beckeneingeweide zum
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mündet an der Vereinigungsstelle von 12, 15 und 16,
der andere in der Figur abgeschnittene geht in die
Armvene.
18)  Die inner eBrustvene (v. mammaria interna) nimmt
Blut aus den Brustmuskeln, Zwischenrippenmuskeln,
Zwerchfell, Herzbeutel, Bauchdecken etc. auf.
Von den an der rechten Seite sichtbaren Arterien entspringen
aus der Armkopfarterie, deren Stamm indess durch die Venen
in der Figur grösstentheils verdeckt bleibt,
19)  der Stamm der vordem Zwischenrippenarterie
und tiefen Nackenarterie (cf. Fig. 1, 6 und 7)- Man
kann es fast als Regel betrachten, dass diese genannten
Arterien aus der Armkopfarterie gemeinschaftlich, aus
der linken Schlüsselbeinarterie dagegen gesondert ent-
springen.
20)  Die Halswirbelarterie (cf. Fig. 1, 8).
21)  Der Stamm der Drosselarterien, welcher sich bald
in die rechte und linke Carotis (21') theilt (cf. Fig. 1,
13 u. 14).
22)  Die untere Halsarterie oder aufsteigende
Nackenarterie (a. cervicalis adscendens) und
23)  die querlaufende Schulterarterie (a. transversa
scapulae) entspringen beide aus einem Stamme. 22 steigt
nach oben und verzweigt sich hauptsächlich im gemein-
schaftlichen Muskel des Kopfes, Halses und Armbeins (b),
23 verzweigt sich ausser in dem genannten Muskel auch
noch im breiten und kleinen Brustmuskel. Beide Arterien
werden auch blos als aufsteigender und querlau-
fender Ast des untere Halsarterie benannten Stam-
mes beschrieben.
24)  Die Achselarterie abgeschnitten.
25)  Die äussere Brustarterie verzweigt sich in den
Brustmuskeln, dem Bauchhautmuskel und der Haut.
26)  Die innere Brustarterie bleibt mit ihrem Haupt-
stamme in der Brusthöhle und läuft an den Rippen-
knorpeln nach hinten. Sie giebt Zweige ans Mittelfell,
den Herzbeutel, die Zwischenrippenmuskeln, Brust-
muskeln etc. Schliesslich theilt sie sich in die Zwerch-
fellmuskelarterie und die in der Figur nicht sicht-
bare vordere Bauchdeckenarterie, welche nach
hinten läuft und mit der hintern Bauchdeckenarterie
anastomosirt.
27)  Die rechte Kranzarterie des Herzens.
28)  Die hintere Aorta; aus derselben gehen direct hervor
29)  die Zwischenrippenarterien.
30)  Die Schlundarterie.
31)  Die Luftröhrenastarterie.
Von den Nerven sind auf dieser Seite sichtbar:
32)  das Armgeflecht (plexus brachialis), abgeschnitten
und nach oben umgeschlagen, um seine Ursprünge zu
zeigen. Es wird gebildet von den unteren Aesten des
sechsten, siebenten und achten Halsnerven und von dem
ersten und zweiten Rückennerven und tritt, nachdem
es noch Zweige vom sympathischen Nerven erhalten
hat, zwischen den Rippenhaltern hindurch nach aussen
(cf. Taf. 31, Fig. 4).
Abweichend von Grurlt, Leyh und Müller finde ich, dass
zur Bildung des Armgeflechtes auch der zweite Rückennerv
einen, oft allerdings nur schwachen Zweig beiträgt, wie auch
Chauveau anführt. Ob dies indess immer der Fall ist, lasse
Herzen zurück; bei ihrem Durchtritt durch das Zwerch-
fell nimmt sie auf
5)  die Zwerchfellvenen (v. phrenicae), von denen in
der Figur nur die rechte sichtbar ist.
6)  Die unpaarige Vene (v. azygos) führt hauptsächlich
das Blut, welches ihr grösstentheils direct, theils auch
indirect durch die an der linken Seite liegenden, in
der Figur nicht sichtbaren halbunpaaren Vene von
7)  den Zwischenrippenvenen(v. intercostales) mit Aus-
nahme der 4-—5 ersten, zugeführt wird. Nicht weit von
ihrer Einmündungssteile, die sich entweder in der vor-
dem Hohlvene oder auch unmittelbar in der rechten
Vorkammer findet, nimmt sie noch auf
8)  die Schlundvene (v. oesophagea), welche sich häufig
mit der in der Figur nicht angedeuteten, die Luftröhren-
astarterie begleitenden Luftröhrenastvene verbindet.
9)  Die vordere Hohlvene (v. cava anterior, v. c. su-
perior s. adscendens h.) ist ein kurzer, aber starker,
im vordem Mittelfellsraum liegender Venenstamm, in
dessen Wand die fleischige Wand der Vorkammer all-
mälig verläuft und welcher das Blut des vordem Kör-
pertheils incl. der vordem Gliedmaassen zum Herzen
zurückbringt. In die vordere Hohlvene ergiessen sich
von beiden Seiten
10)  die tiefe Nackenvene oder obere Halsvene (v.
cervicalis profunda), ein Venenstamm, welcher der vor-
dem Zwischenrippenarterie und tiefen Nackenarterie
(cf. Fig. 1, 6 u. 7) entspricht.
11)  Die Halswirbelvene (v. vertebralis) begleitet die
Halswirbelarterie (Fig. 1, 8) durch die Wirbellöcher der
Querfortsätze der Halswirbel und nimmt ausser, den
Muskelvenen im Verlaufe des Halses auch das Blut der
Wirbelblutleiter auf.
12)  Die Drosselvene (v. jugularis) entspricht der Carotis
oder Drosselarterie und führt hauptsächlich das von
dieser dem Kopfe zugeführte Blut wieder zurück. Sie
setzt sich zusammen aus 12' der äussern Kinnbacken-
vene, 12" der innern Kinnbackenvene und der auf der
Figur nicht sichtbaren untern Gehirnvene (cf. Taf. 28,
Fig. 2, 12). In der untern Halshälfte liegen Drosselvene
und Carotis nahe beisammen; in der obern dagegen
werden sie durch den Schulterzungenbeinmuskel (d)
von einander getrennt, ein Umstand, der beim Ader-
lassen der Pferde Beachtung verdient.
13)  Die untere Halsvene ist ein kleiner, der untern
Halsarterie (22) entsprechender Venenstamm.
14)  Eine kleine, ziemlich regelmässig vorkommende Vene,
welche der Lage, nicht aber dem Ursprünge nach der
innern Drosselvene der übrigen Hausthiere ent-
spricht.
15)  Die innere Hautvene des Vorderschenkels, Bug-
ader (v. cephalica h., cf. Taf. 32), kommt von der
innern Fläche des Vorderschenkels herauf und dringt,
zwischen dem gemeinschaftlichen Muskel des Kopfes,
Halses und Armbeins und der vordem Portion des brei-
ten Brustmuskels liegend, in die Tiefe, um sich ent-
weder in die Jugularvene oder Achselvene zu ergiessen.
16)  Die Achselvene (v. axillaris) cf. Taf. 32.
17)  Die äussere Brustvene oder Sporader (v. thora-
cica externa) conf. Taf. 32. Der eine Ast derselben
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ich dahingestellt; in dem zur Darstellung der Figur benutzten
Präparate war es ebenfalls der Fall.
33)  Der Lungenmagennerv.
33') Der von diesem abgehende zurücklaufende Nerv.
33") Der obere Ast.
33'") Der untere Ast (cf. Fig. 1, 23).
34)  Der grosse sympathische Nerv bildet in der Brust-
höhle in der Gegend der ersten Rippe den beim Pferde
in der Regel mit dem untern Halsknoten verschmol-
zenen ersten Brustknoten (34'), von dem mehrere
Zweige ausgehen (cf. Fig. 1, 24). Auf seinem weiteren
Verlauf neben der Wirbelsäule bildet er an jeder Rippe
einen weit kleineren Brustknoten, von wo aus zu
35)  den Zwischenrippennerven Fädchen abgehen.
36)  Der Zwerchfellnerv (n. phrenicus) setzt sich zu-
sammen aus Fäden von den unteren Aesten des fünften,
sechsten und siebenten Halsnerven und erhält noch
Zweige vom sympathischen Nerven; alsdann dringt er
in die Brasthöhle, um sich im Zwerchfell zu verzweigen.
36' sind die vom sechsten und siebenten Halsnerven
stammenden Wurzeln (mittlere und untere) des Zwerch-
fellnerven ; die dünnere obere ist in der Figur nicht zu
sehen, da sie sich vorher mit der mittleren verbun-
den hat.
37)  Oberer Ast des elften oder Beinerven; er läuft ge-
schlängelt oberhalb des gemeinschaftlichen Muskels (b)
herab und endigt im ungleich viereckigen (e) und im
dreieckigen Muskel (f) des Schulterblattes.
38)  Der zwischen Aorta und unpaariger Vene liegende
Milchbrustgang (cf. Fig. 1, 22).
16
LEISERING, AJJATOMIE D. PFERDES.
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TAFEL XXVIII.
8)  die Seitenarterie der Nase (a. nasi lateralis); diese
geht an die Muskeln der Nasentrompete und zur Schleim-
haut der Nase und verbindet sich mit
9)  der Unteraugenhöhlenarteria (art. infraorbitalis),
einem beim Pferde in der Regel nur dünnen Zweige
der obern Zahnarterie, der durch das Unteraugenhöhlen-
loch nach aussen tritt.
10)  Die Arterie des Nasenrückens (a. nasi dorsalis).
11)  Die Augenwinkelarterie (a. angularis).
Von den oberflächlich liegenden Venen sind in dieser Figur
sichtbar:",
12)  Die Drosselvene (cf. Taf. 27, Fig. 2, 12); teie entsteht
da, wo die beiden Kinnbackenvenen am untern Ende
der Ohrspeicheldrüse unter einem spitzen Winkel zu-
sammentreten, i
13)  Die innere Kinnbackenvene oder hintere Ge-
sichtsvene (v. facialis posterior h.) liegt in einer in
schräger Richtung durch die Ohrspeicheldrüse gehenden
Vertiefung. Sie setzt sich aus tiefer liegenden (cf. Fig. 2)
und mehr oberflächlich liegenden Venen zusammen. Von
den letzteren sind in der Figur sichtbar:
14)  Die grosse Ohrvene (cf. Fig. 2).
15)  Die äussere Kaumuskelvene.
16)  Die Schläfenvene (v. temporalis) liegt ausserhalb
der Nerven 25 und 26 und setzt sich ihrerseits wieder
aus der tiefen Schläfenvene (cf. Fig. 2, 28) und
17)  der querlaufenden Gesichtsvene zusammen (cf.
Fig. 2, 29).
18)  Die äussere Kinnbackenvene oder vordere Ge-
sichtsvene (v. facialis anterior h.). Sie ist in der
Figur durch den untern Rand des Unterkieferastes, an
dessen innerer Fläche sie mit der Gesichtsarterie und
dem Ohrdrüsenspeichelgange hinläuft, theilweise ver-
deckt. Sie nimmt auf
19)  die Gesichts- oder Lippenvene (cf. Fig. 2, 13). In
diese ergiessen sich
20)  der aus den Kranzvenen der Lippen hervorgehende
Stamm (cf. Fig. 2, 21),
21)  die Vene des Nasenrückens,
22)  die Seitenvene der Nase. Beide sind oberflächlich
liegende Venen, die sich in der Regel aber vor ihrem
Eintritt in die Lippenvene mit einander zu einem Stamme
zu verbinden pflegen (cf. Fig. 2, 15 u. 16).
23)  Die Augenwinkelvene.
Von Nerven sind dargestellt:
24)  Der Angesichtsnerv (n. facialis) oder der kleine
Fig. 1.
Kopf des Pferdes und oberer Theil des Halses mit prä-
parirten Gefässen und Nerven; von der rechten Seite gesehen.
a) Der äussere Kaumuskel; an der Jochleiste ist seine
Sehne durchschnitten, um die unter ihr liegenden Ge-
fässe frei zu legen.
I) Ohrspeicheldrüse.
c)  Niederzieher des Ohres oder Ohrdrüsenmuskel.
d)  Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse — Stenson-
scher Gang.
Von den Arterien, welche aus der innern Kinnbacken-
arterie entspringen, treten nach aussen und sind auf der Figur
sichtbar:
1)  Die äussere Kaumuskelarterie (art. masseterica),
welche sich hauptsächlich im untern Theile des äussern
Kaumuskels verzweigt. Aus ihr entspringt regelmässig
2)  ein Ast für die Ohrspeicheldrüse, der auch als mittlere
Arterie der Ohrspeicheldrüse beschrieben wird.
3)  Die querlaufende Gesichtsarterie (a. transversa
faciei) ist ein aus der Schläfenarterie entspringendes Ge-
fäss, welches unter der Jochleiste hinläuft und vorzugs-
weise den obern Theil des Kaumuskels mit Blut ver-
sorgt.
Von der äussern Kinnbackenarterie treten an die
Oberfläche des Gesichtes
4)  die Gesichts- oder Lippenarterie (art. facialis s.
labialis). Diese ist als der fortlaufende Stamm der äussern
Kinnbackenarterie anzusehen. Sie liegt, ehe sie nach
aussen tritt, unmittelbar an der innern Fläche des be-
treffenden Unterkieferastes, woselbst sie beim Pferde in
der Regel zum Puls fühlen benutzt wird, schlägt sich
nach aussen und läuft am vordem Rande des äussern
Kaumuskels nach oben. Bald nachdem sie an die Ober-
fläche gelangt ist, giebt sie ab
5)  die Kranzarterie der Unterlippe (art. coronaria
labii inferioris), welche die die Unterlippe bildenden
Theile mit Blut versorgt Und mit der gleichnamigen
Arterie der andern Seite anastomosirt. Der von dieser
Arterie zum Maulwinkel abgehende Zweig heisst
6)  die Maulwinkelarterie (art. anguli oris). Die wei-
teren Zweige der Lippenarterie sind
7)  die Kranzarterie der Oberlippe (a. coronaria labii
superioris), welche sich in den zur Oberlippe und theil-
weise auch zur Nase gehörigen Theilen verbreitet; sie
anastomosirt mit den nach aussen tretenden vereinigten
Gaumenarterien (cf. Taf. 29, Fig. 2, 33'),
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105
sympathische Nerv. Er geht, nachdem er aus dem
Griffelzitzenloch herausgetreten ist, durch die Ohr-
speicheldrüse, um auf den äussern Kaumuskel zu ge-
langen. Bis dahin giebt er noch verschiedene Nerven
ab (cf. Fig. 2). In dieser Figur sind von ihm sichtbar:
25)  der Gesichtsnerv (ramus facialis), welcher als der
fortlaufende, plattgedrückte Stamm anzusehen ist. Er
tritt von der Schläfenvene (16) von aussen her bedeckt
auf den äussern Kaumuskel und theilt sich sehr bald in
25') den obern und
25") den untern Backennerven; doch stammt die ge-
sammte in der Figur dargestellte (im Verhältniss zur
Grösse der Figur zu breit gehaltene) Nervenmasse nicht
allein vom Angesichtsnerven her, sondern auch noch von
26)  dem oberflächlichen Schläfennerven (n. tempo-
ralis superficialis), einem vom dritten Aste des fünften
Nerven herkommenden ziemlich beträchtlichen Nerven,
welcher nachmüssen tritt und sich sofort in einen obern
und untern Ast theilt, die dann mit den gleichbenann-
ten Backennerven, welche unter sich sehr regelmässig
Anastomosen bilden, verlaufen. 25 giebt die Bewegungs-,
26 die Empfindungsfasern. Diese gemischten Nerven ver-
breiten sich in den Gesichtsmuskeln (Backe, Lippen, Nase)
und sind bei den Functionen der Vorverdauungs - und
Respirationsorgane wesentlich thätig.
Bevor der siebente Nerv sich mit dem Schläfennerven ver-
bindet, giebt er ab
27)  den Jochschläfennerv (n. zygomatico-temporalis),
der nach oben und vorn läuft und Zweige an den ge-
meinschaftlichen Ohrmuskel, Schläfenmuskel und Kreis-
muskel des Augenlids abgiebt, sich mit dem Thränen-
und Stirnnerven des fünften Nerven verbindet und in der
Haut endet.
28)  Der vordere Ohrnerv (n. auricularis anterior) giebt
Zweige an den Niederzieher des Ohres und endet in
den Einwärtsziehern.:
29)  Der Halshautnerv (n. subcutaneus colli) läuft nach
unten und verbindet sich mit Zweigen von
30)  dem untern Aste des zweiten iH als nerven. Aus
diesem gehen hervor
30') der Ohr hautnerv (n. auricularis),
30") die Hautnerven des Kehlganges und
30'") der Halshautnerv, der noch Verbindungen mit dem
dritten Halsnerven eingeht.
31)  Zweige der oberen Aeste des ersten und zweiten
Halsnerven. •
32)  Oberer Ast des Beinerven (cf. Taf. 29, Fig. 1, 45).
Fig. 2.
Kopf des Pferdes von rechts und etwas von unten gesehen
mit präparirten Gefässen und Nerven. Die Ohrspeicheldrüse ist
entfernt worden, doch sind die in derselben liegenden grösseren
Venen erhalten geblieben. Der äussere Kaumuskel ist mit Aus-
nahme seines unteren Theiles weggenommen und der hintere
obere Theil des rechten Unterkieferastes oberhalb der von der
äussern Kaumuskelarterie angedeuteten Linie entfernt worden,
doch ist der Gelenktheil dieses Astes mit dem Schläfenbein in
Verbindung geblieben. Die Jochbrücke ist weggenommen und
die Augenhöhlenhaut freigelegt worden.
a) Unterer Theil des äussern Kaumuskels.
bj Innerer Kaumuskel.
c)  Griffelkinnbackenmuskel.
d)  Hinteres Ende des Hebers der Oberlippe; d' vor-
deres Ende desselben.
e)  Augenhöhlenhaut.
1)  Die äussere Kaumuskelarterie (cf. Fig. 1, 1); —
l' der an die Ohrspeicheldrüse abgehende Zweig dersel-
ben (Fig. 1, 2).
2)  Die grosse Ohrarterie — obere Arterie der Ohr-
drüse (a. auricularis) theilt sich in
3)  die vordere Ohrarterie und
4)  die hintere Ohrarterie (a. a. auricularis anterior et
posterior). Beide treten an das Ohr und anastomosiren
an der Spitze desselben. Der dritte Zweig der grossen
Ohrarterie heisst untere Ohrarterie (conf. Taf. 29,
Fig. 2, 20).
5)  Die Schläfenarterie (a. temporalis) theilt sich in
5') die hintere oder eigentliche Schläfenarterie (a.
t. post.), welche sich in einigen Ohrmuskeln und dem
Schläfenmuskel verzweigt, und
5") die querlaufende Gesichtsarterie (cf. Fig. 1, 3).
6)  Die untere (hintere) Zahnarterie, Unterkiefer-
arterie (a. alveolaris s. maxillaris inf.) tritt, nachdem
sie Zweige an den innern Kaumuskel gegeben hat, in
den Unterkieferkanal und versorgt sämmtliche Zähne
des betreffenden Unterkieferastes (cf. Fig. 3 u. Fig. 4);
6') ist ein aus dem Kinnloche heraustretender und sich in
der Unterlippe verzweigender Zweig derselben.
7)  Die Wangen- oder Backenarterie (a. buccinatoria)
ist für die oberen Backendrüsen, das Zahnfleisch, Backen-
zahn- und Backenmuskel bestimmt (cf. Taf. 29, Fig. 1,21).
8)  Die Unteraugenhöhlenarterie (cf. Fig. 1, 9).
9)  Die Drosselvene (cf. Taf. 27, Fig. 2, 12). In die-
selbe ergiessen sich
10)  die äussere Kinhbackenvene (cf. Fig. 1, 18),
11)  die innere Kinnbackenvene (cf. Fig. 1, 13) und
12)  die untere oder hintere Gehirnvene (v. cerebralis
interna), ein Venenstamm, der sein Blut aus den an
der Schädelgrundfläche liegenden Blutleitern, der Hin-
terhauptsvene und der Knopffortsatzvene empfängt
(cf. Taf. 29, Fig. 1, 31).
Die äussere Kinnbackenvene (10) nimmt hauptsäch-
lich das Blut auf von
13)  der Gesichts-oder Lippenvene (Fig. 1, 19) und den
in dieser Figur nicht sichtbaren, von der Zunge her-
kommenden Venen. In erstere ergiessen sich
14)   die Augenwinkelvene,
15)  die Vene des Nasenrückens,
16)  die Seitenvene der Nase,
17)  die Kranzvene der Oberlippe,
18)  die Vene des Maulwinkels,
19)  die Kranzvene der Unterlippe.
Die beiden letztgenannten Venen bilden an der Wange
20)  ein Venennetz, das sich mittelst
21)  einer starken Vene entweder direct in die Lippenvene
ergiesst, oder aber sich durch
22)  die Wangenvene in den untern Verbindungsast (30)
entleert.
Eine sehr beträchtliche Blutmenge wird der Gesichtsvene
zugeführt durch
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39') Endzweige desselben im untern noch in der Fig. sicht-
baren Theile des genannten Muskels.
40)  Der Wangen- oder Backennerv (n. buccinatorius)
läuft von der Beule des Oberkiefers nach abwärts bis
zu den Lippen und ist grossentheils von dem äussern
Kaumuskel bedeckt. Er verzweigt sich in den die
Backen bildenden Organen und geht mit seinen End-
zweigen zu den Lippen.
41)  Der innere Kaumuskelnerv oder Flügelnerv (n.
pterygoideus, cf. Taf. 29, Fig. 1, 37) verzweigt sich im
innern Kaumuskel.
41 a) Der untere Zahnnerv (n. alveolaris maxillae inf.)
tritt mit der gleichnamigen Arterie in den Unterkiefer-
kanal (cf. Fig. 3 u. 4), in welchem er Zweige für die
Zähne abgiebt. Aus dem Kinnloche kommt 41«' der
Kinnast (ramus mentalis) desselben wieder nach aussen;
die Verzweigungen dieses Astes stellen die Nerven der
Unterlippe dar.
Vor seinem Eintritt in den Unterkieferkanal giebt der untere
Zahnnerv noch ab
41 b) den Nerven des breiten Zungenbeinmuskels
(n. mylohyoideus), der unmittelbar an der innern Fläche
des Unterkiefers liegt, an den breiten Zungenbeinmuskel
Zweige abgiebt und in der Haut des Kinnes endigt.
Vom siebenten Nerven sind in der Figur sichtbar
42)  der hintere Ohrnerv (n. auricularis post.). Er geht
an die hinten liegenden Ohrmuskeln.
43)  Der untere Ohrnerv (n. auric. inferior) stammt vom
zehnten Nerven (cf. Taf. 30, Fig. 1, 18).
44)  Der innere Ohr nerv (n. auric. internus) dringt in die
Ohrmuschel und verzweigt sich in der Haut derselben.
45)  Der Joch schlaf ennerv, abgeschnitten (Fig. 1, 27).
46)  Der Griffelnerv (n. stylohyoideus) ist für den Griffel-
zungenbein-, Griffelkinnbacken- und zweibäuchigen Mus-
kel bestimmt.
Fig. 3.
Rechter Unterkieferast vom Pferde von der innern Seite
gesehen. Die innere Knochentafel ist so weit entfernt worden,
dass die Zahnwurzeln der Backenzähne und die Gefässe und
Nerven zum Vorschein kommen.
1)  Der untere Zahnnerv ist bei 1' etwas herabgezogen,
um die durch ihn verdeckte untere Zahnarterie sichtbar
zu machen, l" ist der aus dem Kinnloche tretende
Kinnast desselben. Sein Zahnast giebt ab
2)  Zweige an die Backenzähne und an das Zahn-
fleisch, und 2' einen zu den Schneidezähnen und dem
Hackenzahne gehenden Zweig.
3)  Die untere Zahnarterie.
4)  Die untere Zahnvene ist durch 1 und 3 verdeckt.
Fra. 4.
Vorderer Theil der linken Unterkieferhälfte von unten ge-
sehen. Die Schneidezähne und der Hackenzahn sind freigelegt.
1)  Kinnast des untern Zahnnerven.
2)  Zu den Schneidezähnen und dem Hackenzahn gehende
Nervenfäden des Zahnastes.
3)  Zweige der untern Zahnarterie.
23)  den obern Verbindungsast oder tiefen Ast der
Antlitzvene (ramus communicans superior). Dieser
ist von dem äussern Kaumuskel bedeckt und von wei-
tem, aber ungleichen Durchmesser; er geht aus Zweigen
der untern Gehirnvene hervor und nimmt innerhalb der
Augenhöhlenhaut die Augenvene und die Unteraugenlid-
vene auf; dann tritt er durch die Augenhöhlenhaut (e)
und nimmt auf
24)  den aus der hintern Nasen- und obern Zahnvene
zusammengesetzten Stamm und
25)  die Gaumenvene.
Die innere Kinnbackenvene (11) nimmt auf
26)  die grosse Ohrvene,
27)  die Schläfenvene, welche aus
28)  der hintern Schläfenvene und
29)  der querlaufenden Gesichtsvene (cf. Fig. 1, 17),
die eine Verbindung zwischen der äussern und innern
Kinnbackenvene vermittelt, zusammengesetzt wird. Eine
viel beträchtlichere Verbindung zwischen 10 und 11 wird
indess noch hergestellt durch
30)  den untern Verbindungsast oder tiefen Ast der
innern Kinnbackenarterie (ramus communicans
inferior). Derselbe entspringt aus der Gesichtsvene, da
wo sich das Kranzvenennetz ergiesst, läuft am Backen-
zahnmuskel nach hinten, tritt dann an die innere Fläche
des Unterkiefers und nimmt ausser der Wangenvene (22)
bis zu seiner Verbindung mit der innern Kinnbacken-
vene noch auf
31)  die Vene des Zungenrückens.
32)  Die untere Zahnvene (cf. Fig. 3).
33)  Die innere Kaumuskelvene.
34)  Die tiefe Schläfenvene.
In diesem Falle trat noch hinzu
35)  die obere Gehirnvene, welche aus dem Schläfenkanal
kommt und sich sehr häufig • in die Schläfenvene (27)
ergiesst.
Vom zweiten Aste des fünften Nerven sind sichtbar die
Endtheilungen des aus dem Unteraugenhöhlenloche heraus-
tretenden Unteraugenhöhlennerven (n. infraorbitalis),
nämlich
36)  derNerv desNasenrückens oder oberflächlicher
Nasennerv (n. nasalis superficialis),
37)  der untere Nasennerv (n. nasalis inferior),
38)  derNerv der Oberlippe (n. labii superiori), welcher
bei 38' Verbindungen mit dem Angesichtsnerven eingeht.
Da diese Nerven Empfindungsnerven sind und sich haupt-
sächlich in der Haut der Oberlippe und Nase verzweigen, so
sind gerade diese Theile ihres grossen Nervenreichthums wegen
ungemein empfindlich und werden beim Pferde häufig in der
Weise benutzt, dass man sie stark zusammenschnürt (bremst)
und hierdurch einen künstlichen Schmerz hervorbringt, der die
Thiere zwingt, sich anderen Manipulationen, Operationen etc.
williger zu unterwerfen.
Vom dritten Aste des fünften Nerven kommen
39)  der äussere Kaumuskelnerv (n. massetericus, cf.
Taf. 29, Fig. 1, 34). Er tritt zwischen Gelenk- und
Kronenfortsatz des Unterkiefers nach aussen und ver-
zweigt sich im äussern Kaumuskel.
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TAFEL XXIX.
Fig. 1.
Kopf des Pferdes mit präparirten Nerven und Gefässen
von rechts und unten gesehen. Der Unterkiefer ist entfernt,
aus der Mitte des grossen Zungenbeinastes ein Stück weg-
genommen und die Augenhöhle von der Seite her geöffnet
worden. Die das grosse Flügelloch von aussen her begrenzende
Knochenmasse ist grösstentheils entfernt.
a) Augapfel.
tj Gelenkfläche des Schläfenbeins zur Articulation
mit dem Unterkiefer.
c)  Aeusserer Gehörgang.
d)  Grosser Zungenbeinast, aus dessen Mitte ein Stück
weggenommen worden ist. Das obere Ende dieses Astes
bedeckt theilweise den in der Figur noch erhaltenen
Luftsack.
e)  Unterkieferdrüse; der obere Theil derselben ist
entfernt.
f)  Kehlkopf in Verbindung mit dem weiter nach vorn
und oben liegenden Schlundkopf.
g)  Schilddrüse.
h) Zunge.
i) Abgeschnittener und zurückgeschlagener Brustkinn-
backenmuskel.
k) Luftröhre.
I) Stenson'scher Speichelgang der linken Seite.
1)  Die Carotis, welche an und oberhalb der Luftröhre
nach oben steigt, theilt sich über dem Kehlkopf in der
Gegend des hintern Unterkieferrandes in 3 Hauptäste,
nachdem sie bis zu ihrer Theilung kleinere und grössere
Zweige an die Muskeln, Luftröhre, Schlund, Ohr- und
Schilddrüse, Luftröhren- und Schlundkopf, die grössten-
theils nach den Organen, an welche sie gehen, benannt
sind, abgegeben hat.
Diese Hauptäste sind:
2)  Die Hinterhauptsarterie (cf. Fig. 2, 3 und Taf. 31,
Fig. 1, 2),
3)  die innereKopfarterie(cf.Fig.2,2,Taf. 30,Fig. 1,22,
Taf. 31, Fig. 1, 1), welche in der Figur durch den Luft-
sack verdeckt wird, und
4)  die äussere Kopfarterie (a. carotis externa s. faci-
alis). Diese ist der fortlaufende Stamm der Drossel-
arterie und das bei weitem stärkste Gefäss. Nachdem
sie in ihrer Nachbarschaft kleine Zweige und auch ein
benanntes, nämlich
5)  die mittlere Unterkieferdrüsenarterie, abge-
geben hat, theilt sie sich nach kurzem Verlaufe in
6)  die äussere und
7)  die innereKinnbackenarterie (a. maxillaris externa
et interna). Die erstere ist das schwächere Gefäss; aus
ihr entspringt
8)  die aufsteigende Gaumenarterie — obere Ar-
terie des Schlundkopfes (a. palatina adscendens),
welche Blut zum Schlundkopf und dem Gaumensegel
bringt.
9)  Die Zungenarterie (a. lingtialis, cf. Fig. % 14) ist
ein sehr starker Ast, der am Grunde der Zunge einen
benannten Zweig, nämlich
10)  die Arterie des Zungenrückens (a. dorsalis lin-
guae) abgiebt.
11)  Die untere Unterkieferdrüsenarterie.
12)  Die Unterzungenarterie (a. subungualis), welche
die unterhalb der Zunge liegenden Organe mit Blut
versieht, giebt noch ein schwaches Gefäss,
13)  die Unterkinnarterie (a. submentalis), ab.
Der Stamm der äussern Kinnbackenarterie läuft weiter,
um als
14)   Gesichts- oder Lippenarterie auf die äussere
Fläche des Gesichtes zu gelangen (cf. Taf. 28, Fig. 1, 4).
14' Die Gesichtsarterie der linken Seite.
Die innere Kinnbackenarterie (7) giebt ab:
15)  Die äussere Kaumuskelarterie, abgeschnitten (cf.
Taf. 28, Fig. 1, 1).
16)  Die grosse Ohrarterie (cf. Taf. 28, Fig. 2, 2), von
der in dieser Figur sichtbar wird 16' die untere Ohr-
arterie (a. auricularis inf., vergl. Fig. 2, 20).
17)  Die Schläfenarterie; ihre beiden Zweige sind ab-
geschnitten (cf. Taf. 28, Fig. 1, 3 und daselbst Fig. 2, 5).
18)  Die untere Zahnarterie abgeschnitten (cf. Taf. 28,
Fig. 2, 6 und daselbst Fig. 3, 3).
19)  Die tiefen Schläfenarterien (a. temporales pro-
fundae) verbreiten sich im Schläfenmuskel; 19 sind die
hinteren und 19'ist die vordere; letztere entspringt
im grossen Flügelloche aus der innern Kinnbacken-
arterie und tritt durch das kleine Flügelloch nach oben.
20)  Die Augen arte rie (cf. Fig. 3 und Fig. 4).
21)  Die Wangenarterie, abgeschnitten (cf. Taf. 28,
Fig. 2, 7); ihr gegenüber entspringt
22)  die Augenfettarterie, abgeschnitten, welche sich im
Augenfette verbreitet.
23)  Die Unteraugenlidarterie (conf. Fig. 3; 7 und
Fig. 4, 5).
24)  Die obere Zahnarterie (cf. Fig. 2, 30).
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während 44 ", der in der Brusthöhle vom Lungenmagen-
nerven abgehende untere Kehlkopfsnerv oder zu-
rücklaufende Nerv (cf. Taf. 27, Fig. 1, 23'), sich in
den Ring - Giesskannenmuskeln verzweigt, ausserdem
aber auch noch Verbindungen mit 44' eingeht.
45)  Der Beinerv oder elfte Nerv (n. accessorius Willisii)
theilt sich in 45' den untern Ast, welcher in den
Brustkinnbackenmuskel geht, und 45" den obern Ast,
der im dreieckigen Muskel der Schulter endigt (conf.
Taf. 27, Fig. 2, 37).
46)  Der untere Ast des ersten Halsnerven.
Fig. 2.
Kopf des Pferdes in derselben Lage wie in Figur 1. Der
grosse Zungenbeinast und das Auge ist entfernt, ein Theil
des ersten Halswirbels weggenommen und der Oberkieferkanal
geöffnet worden.
a)  Harter Gaumen.
b)  Zunge; bei b' befinden sich die umwallten Wärzchen
derselben.
c)  Schlundkopf.
d)  Luftröhre.
1)  Die Carotis.
2)  Die innere Kopfarterie.
3)  DieHinterhauptsarterie oder Oberhauptsarterie
(art. occipitalis) läuft nach oben Und hinten und giebt
vor ihrer Theilung in den hintern und vordem Ast
(7 und 8) ab
4)  die obere Arterie der Unterkieferdrüse, abge-
schnitten.
5)  Die Arterie des Knopffortsatze» — auch untere
Hirnhautarterie genannt (art. condyloidea) — tritt
durch das Knopffortsatzloch in die Schädelhöhle und
verzweigt sich in der harten Hirnhaut.
6)  Die obere Hirnhautarterie (a. meningea postica h.)
giebt einige Muskelzweige ab, dringt dann in den Schlä-
fenkanal, um sich gleichfalls in der harten Hirnhaut
zu verzweigen.
7)  Der vordere Ast der Hinterhauptsarterie tritt durch
das vordere Loch des Atlas nach aussen und verzweigt
sich in den hier liegenden Streckmuskeln des Halses
und Kopfes. Ein kleiner Zweig von ihm dringt durch
das innere Loch in den Rückenmarkskanal und bildet
mit dem der andern Seite die Grundarterie des Gehirns
(cf. Taf. 31, Fig. 2, 9).
8)  Der hintere Ast geht durch das hintere Loch des
Atlas nach aussen an die Muskeln und anastomosirt mit
9)  der Halswirbelarterie (cf. Taf. 27, Fig. 1, 8).
10)  Die äussere Kopfarterie (cf. Fig. 1, 4).
11)  Die mittlere Arterie der Unterkieferdrüse (cf.
Fig. 1, 5).
12)  Die äussere Kinnbackenarterie (cf. Fig. 1, 6).
13)  Die aufsteigende Gaumenarterie (cf. Fig. 1, 8)-
14)  Die Zungenarterie (cf. Fig. 1, 9) anastomosirt an
der Spitze der Zunge mit 14' der gleichnamigen Arterie
der andern Seite.
15)  Die Unterzungenarterie, abgeschn. (cf. Fig. 1, 12).
16)  Die Gesichts- oder Lippenarterie.
17)  Die innere Kinnbackenarterie giebt ab
18)  die äussere Kaumuskelarterie, abgeschnitten.
25)  Die hintere Nasen- und Gaumenarterie (cf.Taf.30,
Fig. 2, 2 und Fig. 4, 1).
26)  Die rechte (26' die linke) äussere Kinnbacken-
vene (cf. Taf. 28, Fig. 1, 18 und Fig. 2, 10) setzt sich
hauptsächlich zusammen aus
27)  der Gesichts- oder Lippenvene (27' ist die linke),
welche in der Figur abgeschnitten ist, und aus
28)  der Zungenvene und
29)  der Unterzungenvene.
30)  Der obere Verbindungsast, abgeschnitten (cf.Taf. 28,
Fig. 2, 23).
31)  Die untere Gehirnvene (cf. Fig. 2, 35 und Taf. 28,
Fig. 2, 12).
32)  Der Rollmuskelnerv.
33)  Der erste und zweite Ast des fünften Nerven
(cf. Fig. 3—5).
Vom dritten Aste des fünften Nerven, welcher aus der
vordem Abtheilung des gerissenen Loches heraustritt, sind
sichtbar
34)  der äussere Kaumuskelnerv (cf. Taf. 28, Fig. 2, 39);
aus ihm entspringen
35)  die tiefen Schläfennerven (nervi temporales pro-
fundi), welche sich im Schläfenmuskel verzweigen.
36)  Der oberflächliche Schläfennerv, abgeschnitten,
(cf. Taf. 28, Fig. 1, 26) verläuft mit dem Backennerven
des Angesichtsnerven.
37)  Der innere Kaumuskelnerv oder Flügelnerv ver-
zweigt sich im innern Kaumuskel (cf. Taf. 28, Fig. 2, 41).
38)  Der untere Zahnnerv, abgeschnitten (cf. Taf. 28,
Fig. 2, 41 ä), giebt ab
39)  den Nerven des breiten Zungenbeinmuskels
(cf. Taf. 28, Fig. 2, 42 b).
Mit dem untern Zahnnerven gemeinschaftlich entspringt
40)  der Zungennerv oder Geschmacksnerv (n. lin-
gualis s. gustatorius), welcher sich in einen oberfläch-
lichen (40) und einen tiefen (40") Ast theilt und
hauptsächlich für die Schleimhaut der Zunge bestimmt
ist. Die vom Antlitznerven kommende und sich mit
dem Zungennerven verbindende Paukensaite ist
Taf. 30, Fig. 1, 14 dargestellt.
41)  Der Wangen- oder Backennerv (conf. Taf. 28,
Fig. 2, 40).
42)  Der Zungenschlundkopfnerv oder neunte Nerv
(n. glosso-pharyngeus, cf. Fig. 2, 42) tritt aus dem
hintern Theile des gerissenen Loches und theilt sich,
nachdem er mehrere Zweige abgegeben hat, von denen
der Paukenhöhlennerv Taf. 30, Fig. 1, 16 dargestellt
ist, in 42' den Schlundkopfast und 42" den Zun-
ge nast, die sich in den Organen, nach denen sie be-
nannt sind, verzweigen. Letzterer schickt auch Fädchen
an die umwallten Wärzchen.
43)  Der Unterzungennerv, Zungenfleischnerv,
zwölfter Nerv (n. hypoglossus) tritt durch das Knopf-
fortsatzloch aus der Schädelhöhle und verzweigt sich in
den Zungenmuskeln und im Fleische der Zunge, deren
Bewegungen er leitet (cf. Fig. 2, 43)."
44)  Der Lungenmagennerv, zehnter Nerv (n. pneumo-
gastricus), geht durch das gerissene Loch und giebt
bald nach seinem Austritte 44' den obern Kehlkopfs-
nerven ab, welcher in den Kehlkopf dringt und sich
hauptsächlich in der Schleimhaut desselben verzweigt,
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42)  Der Zungenschlundkopfnerv. 42'Schlundkopfast.
42" Zungenast (cf. Fig. 1, 42).
43)  Der Unterzungennerv (cf. Fig. 1, 43).
44)  Der Lungenmagennerv läuft neben der Carotis mit
45)  dem sympathischen Nerven, mit welchem er durch
Bindegewebe verbunden ist, am Halse herab. Letzterer
liegt mit seinem Kopftheile, ehe er mit 44 zusammen-
tritt, an der innern Kopfarterie (2) und bildet hierselbst
auch den in der Figur dargestellten obersten oder
spindelförmigen Halsknoten.
46)  Der Beinerv (cf. Fig. l, 45).
Fig. 3.
Diese Figur giebt die in Figur 1 dargestellte Augengegend
in etwas grösserem Maassstabe wieder.
1)  Die innere Kinnbackenarterie dringt in das grosse
Flügelloch des Keilbeines ein und ist von einer in der
Figur grösstentheils entfernten Knochenbrücke verdeckt;
noch innerhalb dieses Loches giebt sie ab
2)  die vordere tiefe Schläfenarterie und
3)  die Augenarterie (a. ophthalmica). Von dieser ist
sichtbar
4)  die Stirnarterie (a. frontalis), welche, nachdem sie
einige Zweige an die Augenmuskeln gegeben hat, aus
dem Oberaugenhöhlenloche heraustritt,
5)  Die Thränenarterie (a. lacrymalis); sie geht an die
Thränendrüse und an das obere Augenlid.
6)  Die Wangenarterie, abgeschnitten.
7)  Die Unteraugenlidarterie (cf. Fig. 4, 5).
8)  Die obere Zahnarterie (cf. Fig. 2, 30).
9)  Die hintere Nasenarterie und Gaumenarterie.
10)  Ein an das Gaumensegel tretender Arterienzweig.
11)  Der Rollmuskelnerv (cf. Fig. 4, 6 und Fig. 5, 1).
12)  Der erste oder Augenast des fünften Nerven, theilt
sich in 13, 14 und 15.
13)  Der Stirnnerv (nervus frontalis) tritt mit der gleich-
namigen Arterie aus dem Oberaugenhöhlenloche heraus
und verbindet sich mit dem Jochschläfennerven.
14)  Der Thränennerv (n. lacrymalis) geht an die Thrä-
nendrüse, die Bindehaut, das obere Augenlid; überdem
geht er Verbindungen mit dem oberflächlichen und Joch-
Schläfennerven ein.
15)  Der Nasennerv (cf. Fig. 5, 5).
16)  Der zweite oder Oberkieferast des fünften Nerven
giebt ab
17), den Unteraugenlidnerven (n. subcutaneus mälae h.),
der sich hauptsächlich im untern Augenlide verbreitet und
sich durch 17' noch mit dem Thränennerven verbindet.
18)  Der Unteraugenhöhlennerv.
19)  Der Keilbeingaumbeinnerv (n. spheno-palatinus),
aus dem der hintere Nasennerv und der grosse Gaumen-
nerv hervorgehen.
20)  Der äussere Augenmuskelnerv (cf. Fig. 5, 9).
Fig. 4.
Diese Figur stellt die Augengegend der Figur 2 in etwas
grösserem Maassstabe dar.
a)  Der grosse schiefe oder Rollmuskel.
b)  Der kleine oder untere schiefe Muskel.
19)  Die grosse Ohrarterie; von ihren Verzweigungen ist
in dieser Figur sichtbar;
20)  die untere Ohrarterie, aus • welcher ein kleiner
Zweig, nämlich
21)  die Arterie der Trommelhöhle oder die Griffel-
Zitzenarterie (a. tympanica) abgeht und durch das
Griffel-Zitzenloch in die Trommelhöhle gelangt.
22)  Die Schläfenarterie, abgeschnitten (cf. Fig. 1, 17).
23)  Die untere Zahnarterie, abgeschn. (cf. Fig. 1, 18).
24)  Die mittlere Hirnhautarterie (a. meningea media)
läuft nach rückwärts, tritt durch das gerissene Loch
in die Schädelhöhle und verzweigt sich in der harten
Hirnhaut.
25)  Die hintere tiefe Schläfenarterie.
26)  Die vordere tiefe Schläfenarterie (cf. Fig. 1, 19).
27)  Die Augenarterie (cf. Fig. 4, 2).
28)  Die Wangenarterie, abgeschnitten (cf. Fig. 1, 21).*
29)  Die Unteraugenlidarterie (cf. Fig. 4, 5).
30)  Die obere Zahnarterie (a. alveolaris superior) geht
in den Oberkieferkanal und giebt 30' Zweige an die
Backenzähne; ein kleiner Zweig 30" läuft im Zwischen-
kiefer nach vorn, um die Schneidezähne mit Blut zu
versorgen.
31)  Die untere Augenhöhlenarterie (a. infraorbitalis)
ist ein beim Pferde sehr unbedeutendes, aus 30 hervor-
gehendes Aestchen, das durch das Unteraugenhöhlen-
loch nach aussen tritt und sich mit der Seitenarterie
der Nase verbindet (cf. Taf. 28, Fig. 1, 9).
32)  Die hintere Nasenarterie (cf. Taf. 30, Fig. 2, 2).
33)  Die Gaumenarterie vereinigt sich bei 33' mit der
der andern Seite und tritt durch das Schneidezahnloch
nach oben, Kxm mit der Kranzarterie der Oberlippe zu
anastomosiren (cf. Taf. 30, Fig. 4, 1).
34)  DieobereZahnvene;sie entspricht der gleichnamigen
Arterie und mündet schliesslich im obern Verbindungs-
aste.
35)  Die untere Gehirnvene nimmt, bevor sie sich in die
Drosselvene ergiesst, noch
36)  die Hinterhauptsvene auf.'
Von den Nerven sind
37)  die Nerven, welche zu dem Sehapparat gehören, in
Figur 4 in grösserem Maassstabe dargestellt, weshalb
auf diese verwiesen wird.
Vom Oberkieferaste des fünften Nerven sind in dieser
Figur sichtbar:
38)  Der kleine Gaumennerv oder Gaumensegelnerv
(n. palatinus minor s. veli palatini), welcher sich im
Gaumensegel verzweigt, und
39)  der Unteraugenhöhlennerv (n. infraorbitalis), der
als fortlaufender Stamm des Oberkieferastes zu betrach-
ten ist. Dieser Nerv liegt im Oberkieferkanal und tritt
durch das Unteraugenhöhlenloch nach aussen, um sich
in Nase und Oberlippe zu verzweigen (cf. Taf. 26, Fig. 2,
36, 37 und 38); vor seinem Eintritt in den Kanal giebt
er feine Fäden ab, welche
40)  die hinteren Zahnnerven heissen. Im Kanal selbst
geht von ihm ab
41)  der vordere Zahnnerv, der mit feinen Fäden zu den
Wurzeln der Backenzähne geht; der Zweig, welcher
die Schneidezähne und den Hackenzahn versorgt, ist
mit 41' bezeichnet.
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110
1)  Die innere Kinnbackenarterie.
2)  Die Augenarterie giebt ausser der in Figur 3 dar-
gestellten Stirn- und Thränenarterie noch
3)  eine Menge kleiner Zweige ab, die theils an die Augen-
muskeln, theils an die Häute des Augapfels selbst gehen.
Die in das Innere des Augapfels dringenden Gefässe
heissen Ciliargefässe (art. ciliares, cf. Fig. 6). Die
fortlaufende Augenarterie wendet sich dann in einem
Bogen nach rückwärts und tritt als
4)  obere Nasen- oder Siebbeinarterie (a. nasalis sup.
s. ethmoidalis) durch das Siebbeinloch in die Schädel-
höhle, um von hier aus in die Nasenhöhle zu gelangen
(cf. Taf. 30)-!
5)  Die Unteraugenlidarterie (a. malaris) giebt Zweige
an den kleinen schiefen Muskel, das untere Augenlid,
den Thränensack etc.
6)  Der Kollmuskelnerv.
7)  Der StirnnervJ
8)  Der Nasennerv (cf. Fig. 5, 5); aus ihm entspringt
9)  der untere Rollnerv (cf. Fig. 5, 7) und
10)  der Siebbeinnerv (cf. Fig. 5, 6).
11)  Der abgeschnittene Thränennerv.
12)  Der gemeinschaftliche Augenmuskelnerv (cf.
Fig. 5, 10) giebt ausser 12' dem an den obern graden
Muskel und an den innern Heber des obern Augenlides
gehenden obern Ast noch
13)  einen langen Zweig an den untern schiefen Muskel ab.
14)  Der äussere Augenmuskelnerv, abgeschnitten (cf.
Fig. 5, 9).
15)  Der Oberkieferast des fünften Nerven; aus ihm geht
hervor
16)  der Unteraugenlidnerv, abgeschnitten (cf.Fig. 3,17).
Fig. 5.
Rechter Augapfel des Pferdes mit präparirten Nerven von
aussen und etwas von unten gesehen.
a)  Augapfel.
b)  Grosser schiefer oder Rollmuskel.
c)  Aeusserer grader Muskel.
1)  Der vierte oder Rollmuskelnerv (n. trochlearis)
tritt durch eine kleine, besonders für ihn bestimmte
Knochenöffnung in die Augenhöhle und verzweigt sich
im Rollmuskel.
2)  Der Augenast des fünften Nerven giebt ab
3)  den Stirnnerv (cf. Fig. 3, 13),
4)  den Thränennerv (cf- Fig. 3, 14),
5)  den Nasennerv oder Nasenaugennerv (n. nasalis
s. nasociliaris). Der Haupttheil dieses Nerven geht,
indem er sich nach hinten zurückkrümmt und durch das
Sieb beinloch tritt, als
6)  der Siebbein nerv in die Schädelhöhle und von hier
aus durch die Siebplatte sogleich in die Nasenhöhle
(cf. Taf. 30, Fig. 3, 3), wogegen
7)  der Unterrollnerv (n. infratrochlearis) an dem innern
Augenwinkel aus der Augenhöhle heraustritt, um sich
in der Haut des untern Augenlides, in der Bindehaut etc.
zu verzweigen.
8)  Die vom Nasennerven abgehende lange Wurzel des
Augenhöhlenknotens.
9)  Der sechste oder äussere Augenmuskelnerv,
Augen abziehender Nerv (n. abducens), abgeschnit-
ten; 9' sein vorderes Ende. Dieser Nerv geht nur an
den äussern graden Muskel und den äussern Theil des
Grundmuskels.
10)  Der dritte oder gemeinschaftliche Augenmus-
kelnerv (n. oculomotorius communis) geht an alle
Augenmuskeln, mit Ausnahme des Rollmuskels und des
äussern graden Muskels, welche ihre besonderen Nerven
bekommen. 10' sind die abgeschnittenen Muskelzweige
seines oberen Astes; an seinem untern stärkeren Aste
liegt bei
11)  der Augenhöhlenknoten oder Ciliarknoten (gan-
glion ophthalmicum s. ciliare). Dieser steht durch Fäden
mit dem Ciliargeflecht, durch welches das Innere des
Auges mit Nerven versorgt wird, in Verbindung.
12)  Zweig des gemeinschaftlichen Augenmuskel-
nerven an den untern schiefen Muskel.
13)  Der abgeschnittene Unteraugenhöhlennerv.
14)  Der Keilbeingaumbeinnerv, an dessen innerer
Fläche
15)  das Keilbeingaumbeingeflecht und die mehr oder
weniger grossen Keilbeingaumbeinknoten liegen.
Aus diesem gehen ebenfalls Fäden zum Ciliargenechte
(cf. Taf. 30, Fig. 1, 3).
Fig. 6.
Augapfel eines Pferdes mit injicirten Arterien. Aus der
harten Hornhaut ist ein Stück herausgenommen.
1)  Loch in der harten Hornhaut, durch welches die Ciliar-
gefässe ein- und austreten.
2)  Ciliararterien; sie verbreiten sich büschelförmig im
Auge und anastomosiren vielfach mit einander; ein ähn-
liches Verhalten zeigen auch die auf der Figur nicht
mit dargestellten Ciliarvenen. Die Ciliargefässe bilden
die Grundlage der Aderhaut des Auges.
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TAFEL XXX.
13)   einen sehr dünnen Faden an den Steigbügelmus-
kel und dann einen stärkeren Nerven,
14)   die Paukensaite (chorda tympani) ab. Die Pauken-
saite beschreibt erst einen Bogen, tritt dann zwischen
dem Hammerstiel und dem langen Schenkel des Ambos
hindurch und verbindet sich endlich bei 14' mit dem
Zungennerven des Unterkieferastes des 5. Nerven (8).
15)   Der Zungenschlundkopfnerv giebt ab
16)   den Paukenhöhlennerv (n. tympanicus), welcher
zwischen dem in der Fig. noch vorhandenen Theile der
Paukenblase und dem Felsenbein in die Paukenhöhle
tritt und hier zur Bildung der Jacobsonschen Schlinge
mit beiträgt.
17)   Der Lungenmagennerv; aus demselben entspringt
18)   der untere Ohrnerv (nervus auricularis inferior),
welcher in den Fallopischen Kanal tritt, sich hier mit
dem 7. Nerven (12) verbindet und mit diesem gemein-
schaftlich durch den Kanal nach aussen tritt (cf. Taf.
28, Fig. 1, 43).
19)   Der Beinerv.
20)   Der Unterzungennerv tritt durch das Knopffort-
satzloch des Hinterhauptsbeines.
21)   Der grosse sympathische Nerv (cf. Taf. 29, Fig.
2, 45) entspringt hauptsächlich aus Fäden vom fünften
Nerven.
22)   Die innere Kopfarterie macht eine Sförmige Krüm-
mung, ehe sie in die Schädelhöhle hineintritt. .
Fig. 2.
Linke Kopfhälfte des Pferdes mit Gefässen und Nerven.
Die Nasenscheidewand ist entfernt.
a)  Siebbein.
b)  Obere Nasenmuschel.
c)  Untere Nasenmuschel.
ä) Sförmiger Knorpel, noch von der Schleimhaut umkleidet.
1)   Zweige der Siebbein- oder obern Nasenarterie,
welche sich in der obern Nasenmuschel verzweigen
(cf. Fig. 3).
2)   Die hintere Nasenarterie (a. nasalis post. s. sphe-
nopalatinus) tritt durch das Gaumennasenloch (cf. Taf. 3,
Fig. 1, 30 u. Taf. 2, Fig. 7, 16) in die Nasenhöhle und
theilt sich sogleich in 2' den an die Nasenscheidewand
gehenden innern Zweig (cf. Fig. 3) und in 2" den
äussern Zweig, der sich in der untern Muschel, der
Schleimhaut der Rachen- und den Nebenhöhlen der
Nase verzweigt.
17
Fig. 1.
Aeussere Grundfläche des Schädels von rechts und unten
gesehen. Die Paukenhöhle ist durch Hinwegnahme des gröss-
ten Theiles der Knochenblase, welche dieselbe von aussen
her begrenzt, so geöffnet worden, dass ihre innere Wand mit
den Gehörknöchelchen zum Vorschein kommt. Durch Hin-
wegnahme des Zitzenfortsatzes ist der siebente Nerv frei-
gelegt.
a)  Knopffortsatz des Hinterhauptsbeines.
b)  Körper des Keilbeines.
c)  äusserer Gehörgang, geöffnet.
dj Hammer.
e) Ambos.
Vom fünften Nerven sind in der Fig. sichtbar:
1)   der Augenast — abgesch.,
2)   der Oberkieferast — abgesch.,
3)   das Keilbeingaumbeingeflecht (plexus sphenopa-
latinus); ausser den Fäden an das Ciliargeflecht geht
aus 3. hervor
4)   der zurücklaufende, Vidische oder Flügelnerv
(n. recurrens, Vidianus s. pterygoideus). Dieser Nerv
läuft durch einen, zwischen Flügelbein und Keilbein
liegenden Knochenkanal, verbindet sich durch einige
Fäden (4') mit dem sympathischen Nerven (21) und
geht, nachdem er durch einen Faden (4") zur Bildung
der Jacobsonschen Schlinge beigetragen hat (mit 4'"),
durch das Felsenbein in den Fallopischen Kanal, um
sich mit dem 7. Nerven zu verbinden. Nach andern
Anschauungen entspringt der Vidische Nerv als ober-
flächlicher Felsenbeinnerv (n. petrosus super-
ficialis) aus dem 7. Nerven.
5)   Der oberflächliche Schläfennerv, abg.
6)   Der äussere Kaumuskelnerv, abg.
7)   Der untere Zahnnerv ist in der Fig. nach oben
umgeschlagen, um
8)   den Zungennerven sichtbar zu machen.
9)   Der innere Kaumuskelnerv giebt ab
10)   einen dünnen in die Paukenhöhle und zum Paukenfell-
spanner laufenden Nerven, welcher der Nerv des
Paukenfellspanners (n. tensoris tympani) genannt
wird.
Am Ursprünge des innern Kaumuskelnerven liegt
11)   der Arnoldsche Ohrknoten (ganglion oticum Ar-
noldi).
12)   Der Angesichtsnerv giebt, während er durch den
Fallopischen Kanal läuft,
LKISEKING, ANATOMIE D. PFERDES.
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112
nachdem sich die beidseitigen Gaumenarterien verbun-
den haben und durch das Schneidezahnloch an die
Oberlippe getreten sind.
10)  Die Arterie des Hirnbalkens (cf. Taf. 31, Fig. 2, 5).
Die blutwegführenden Gefässe des Gehirnes ver-
halten sich in manchen Beziehungen anders als diejenigen der
übrigen Organe. Die klappenlosen Venen entspringen näm-
lich nicht in der Substanz des Gehirnes aus den Capillarge-
fässen, sondern entstehen erst an den (äussern oder innern)
Gehirnwandungen; hier vereinigen sie sich in der pia mater
zu grösseren Zweigen und ergiessen sich in Räume, welche
durch Verdoppelungen der harten Hirnhaut entstehen und
Blutleiter (sinus) genannt werden.
11)   Der obere Längenblutleiter (sinus longitudinalis
superior) liegt am obern Rande des Sichelfortsatzes;
er entspringt in der Nähe des Keilbeinschnabels und
läuft nach hinten. Ehe er sich theilt und in den Quer-
blutleiter (15) übergeht, empfängt er das Blut von
12)   dem geraden oder senkrechten Blutleiter (sinus
rectus s. perpendicularis), welcher eine Fortsetzung von
13)   der grossen Gehirnvene (vena magna Galeni) ist.
Diese nimmt besonders das Blut aus den innern Thei-
len des grossen Gehirns — Balken, Gewölbe, halb-
durchsichtige Scheidewand, der Adergeflechte etc. —
und von den vordem Theilen des kleinen Gehirns auf.
Ausserdem ergiesst sich in den senkrechten Blutleiter
noch
14)   der untere Längenblutleiter (sinus longitudinalis
inferior), welcher bedeutend schwächer als der obere
ist. Am Hirnzelte geht der obere Längenblutleiter in
15)   den rechten und 15' den (in der Fig. nicht weiter sicht-
baren) linken Quer- oder Seitenblutleiter (sinus
transversus s. lateralis) über.
Jeder Querblutleiter empfängt
16)   den obern Felsenbeinblutleiter (sinus petrosus
sup.), der am vordem Theile des Hirnzeltes seine Lage
hat; und
17)   den (in der Figur nur theilweise sichtbaren) obern
Hinterhauptsblutleiter (sinus occipitalis post.
hom.).
Aus jedem Querblutleiter geht hervor
18)   die obere Gehirnvene (vena cerebralis supei-ior).
Dies Gefäss dringt in den Schläfenkanal (cf. Taf. 2,
Fig. 7, 7) ein, und tritt aus dessen unterer Oeffnung
zwischen dem äussern Gehörgang (k) und dem hintern
Gelenkfortsatz (l) heraus, um sich in die Schlafenvene
zu ergiessen.
Die übrigen Blutleiter cf. Taf. 31, Fig. 1.
Fig. 4.
Harter Gaumen des Pferdes mit Gefässen und Nerven;
von der rechten Hälfte desselben und vorn ist die Schleim-
haut entfernt worden.
a)   Schneidezähne.
b)   Hakenzähne.
c)  Backenzähne.
d)  Hintere Nasenöffnungen.
1) Die Gaumenarterie (art. palatina descendens s. pte-
rygo-palatinus) ist als die Fortsetzung der innern Kinn-
backenarterie anzusehen; sie gelangt durch den Gau-
3)   Der äussere, 3' der innere Ast der hintern Na-
senvene. Beide Aeste gehen aus einem sehr reichen
• Venennetze hervor; sie entsprechen den gleichnamigen
Arterienästen und setzen sich zur hintern Nasenvene
zusammen, welche durch das Gaumennasenloch, tritt
und in Verbindung mit der obern Zahnvene in den
obern Verbindungsast mündet.
4)  Zweige des Siebbeinnerven an die obere Muschel
(cf. Fig. 3).
5)   Der hintere Nasennerv oder Nasengaumennerv
(n. nasalis post. s. nasopalatinus) theilt sich in den in
der Fig. sichtbaren äussern Ast, der sich im untern
Nasengange und in der Schleimhaut der untern Muschel
ausbreitet, und in 5' den abgeschlossenen innern Ast
(cf. Fig. 3).
Fig. 3.
Linke Hälfte eines der Länge nach, etwas neben der Mit-
tellinie nach rechts, getheilten Pferdekopfes, an welchem
rechterseits der untere Theil des Hinterhauptsbeines und des
Schläfenbeins, ferner das häutige Zelt, das kleine Gehirn und
die knorplige Nasenscheidewand im Präparate unversehrt ge-
blieben sind.
a)   Nasenscheidewand.
b)   Ein Theil der rechten Stirnhöhle.
c)   Jacobsonscher Kanal.
ä) Eechte Siebplatte.
e)   Sichelfortsatz der harten Hirnhaut.
f)   Rechte Hälfte des häutigen Zeltes.
g)   Linke Hälfte des grossen Gehirnes.
h)
  Rechte Fläche des kleinen Gehirnes.
i) Schnittfläche der Hinterhauptsschuppe.
i'J Knopf- und i" Griffelfortsatz des Hinterhauptsbeines.
k) Aeusserer Gehörgang.
I) Hinterer Gelenkfortsatz oder Zitzenfortsatz des Schlä-
fenbeines.
m) Knochenwände des geöffneten Schläfenkanales.
1)   Die Siebbeinarterie oder obere Nasenarterie
(a. ethmoidea s. nasalis superior — cf. Taf. 29; Fig. 4)
tritt, nachdem sie durch das Siebbeinloch in die Schä-
delhöhle gedrungen ist, aus einem Loche der Sieb-
platte in die Nasenhöhle und verzweigt sich hier theils
in der obern Muschel (cf. Fig. 2), theils auf der Na-
senscheidewand. Aehnlich verhalten sich
2)   die Siebbeinvene,
3)   der Siebbeinnerv,
4)   der innere Ast der hintern Nasenarterie,
5)   der innere Ast der hintern Nasenvene,
6)   der innere Ast des hintern Nasennerven, welcher
auch Nasenscheidewandnerv (n. septi narium) ge-
nannt wird; ausser seinen Zweigen an die Nasenscheide-
wand giebt er noch ab 6' den Nerven der Jacobson-
schen Röhre, in welche auch noch Fädchen von
7)   dem vom Riechnerven stammenden Nervenzweige
eintreten,
8)   kleine, von der Gaumenarterie stammende und das
Gaumengewölbe durchbohrende Zweige.
9)   Ein ebenfalls von der Gaumenarterie kommender Zweig.
Er ist indess unbeständig und namentlich in seinen
Grössenverhältnissen sehr variabel; er wird abgegeben
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113
menkanal (cf. Taf. 3, Fig. 1, 31 u. 31') an den har-
ten Gaumen und liegt hier in einer flachen Knochen-
rinne in der Nähe der obern Backenzähne. Indem sie
sich vorn mit der gleichnamigen Arterie der andern
Seite verbindet, geht sie durch das Schneidezahnloch,
um an die Oberlippe zu treten (cf. Taf. 29, Fig. 2, 33').
2)   Die Gaumenvene geht nicht wie die Arterie durch,
sondern unterhalb des Gaumenkanales nach hinten und
oben und ergiesst sich in den obern Verbindungsast
(cf. Taf. 28, Fig. 2, 25); sie führt das Blut aus
3)   dem Venennetze des harten Gaumen zurück.
Dieses Venennetz ist ungemein dicht, besonders am
vordem Theile des harten Gaumens, woselbst es in
mehreren Lagen übereinander liegt. Früher wurde es,
und von Empirikern auch wohl noch heutzutage, hier
und da zum Aderlassen (dem sogenannten Kernstechen)
benutzt.
4) Der grosse Gaumennerv, Flügelgaumennerv
(nervus palatinus maior s. pterygo-palatinus) geht mit
der Arterie durch den Gaumenkanal und verzweigt sich
geflechtartig hauptsächlich in der Schleimhaut des har-
ten Gaumens.
17*
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TAFEL XXXI.
Fig. 1.
Gehirn des Pferdes tind der Anfangstheil des Rücken-
markes von unten her freigelegt.
a) Erster Halswirbel, von dem der untere Bogen oder
Körper entfernt ist.
b) Knopffortsatz des Hinterhauptsbeines.
c)   Griffelfortsatz „                        
d)   Hinterer Gelenkfortsatz des Schläfenbeins.
e)   Gelenkvertiefung des Schläfenbeins.
f)   Grosses Gehirn.
g)   Kleines Gehirn.
hj Hirnknoten.
i) Verlängertes Mark.
k) Rückenmark.
I) Schleimdrüse oder Gehirnanhang.
1)   Die innere Kopfarterie (cf. Taf. 30, Fig. 1, 22)
tritt durch das gerissene Loch in die Schädelhöhle,
durchbohrt den fächrigen Blutleiter (6), von dessen
Blute sie umspült wird, und verbindet sich mit der
gleichnamigen Arterie der andern Seite (l') und mit
der Grundarterie des Gehirns (4). Ueber die Verthei-
hmg dieser Arterie im Gehirn vergl. Fig. 2.
2)   Die Hinterhauptsarterie theilt sich in einen vor-
dem und einen hintern Ast (cf. Taf. 29, Fig. 2, 7 u. 8);
aus dem ersteren geht
3)   ein kleiner Zweig hervor, welcher in den Rückenmarks-
kanal tritt, die harte Rückenmarkshaut durchbohrt und
sich mit dem gleichen Zweige der andern Seite ver-
einigt. Von der Verbindungsstelle dieser Zweige läuft
4)   die Grundarterie des Gehirns nach vorn (cf. Fig.
2, 9) und
5)   die untere Rückenmarksarterie nach hinten (cf.
Fig. 3, 1).
6)   Der (linke, in der Fig. aufgeschnittene) fächrige
oder Zellblutleiter (sinus cavernosus sinister). Je-
der Zellblutleiter liegt zur Seite des Keilbeinkörpers
und nimmt das Blut der untern Gehirnfläche auf; nach
hinten tritt derselbe aus dem gerissenen Loch aus der
Schädelhöhle heraus und geht, nachdem er eine An-
schwellung gebildet hat, in
7)   die untere Gehirnvene über, welche ihrerseits noch
8)   die Hinterhauptsvene aufnimmt und sich dann in
die Drosselvene ergiesst. Nach vorn steht der fächrige
Blutleiter mit
9)   dem obern Verbindungsaste (cf. Taf. 28, Fig. 2, 23)
in Zusammenhang, so dass das in ihm enthaltene Blut
auch auf diesem Wege abfliesseh kann. Hinter der
Schleimdrüse (l) liegt
10)   der kranzförmige Blutleiter (sinus circularis),
welcher bei Pferden nur einen einfachen Querast dar-
stellt, durch welchen die fächrigen Blutleiter beider
Seiten mit einander in Verbindung stehen.
11)   Die obere Gehirnvene, welche neben dem hintern
Gelenkfortsatz (d) aus dem Schläfenkanal heraustritt
(cf. Taf. 30, Fig. 3, 18).
12)   Der untere Hinterhauptsblutleiter (sinus occi-
pitalis ant. hom.), dessen Ursprung in der Fig. nicht
sichtbar wird, geht, nachdem er eine Anschwellung
gebildet hat, in
13)   den Wirbelblutleiter seiner Seite über. Beide
stehen auch mit der Hinterhauptsvene (8) in Verbin-
dung. Ueber die Wirbelblutleiter cf. Fig. 3, 3.
14)   Die Sehnervenkreuzung.
15)   Oberkieferast des fünften Nerven.
16)   Zehnter Nerv.
17)   Elfter Nerv.
18)   Zwölfter Nerv.
Fig. 2.
Gehirn des Pferdes mit injicirten Arterien von unten ge-
sehen. Die Schleimdrüse und ein Theil der rechten Halb-
kugel ist entfernt worden.
a)   Grosses Gehirn.
b)   Sehnervenkreuzung, b'j Rechter Sehnerv.
c)   Markkügelchen.
d)   Schenkel des grossen Gehirns.
e)   Hirnknoten.
f)   Verlängertes Mark.
g)   Kleines Gehirn.
1)   Jede innere Kopf arterie (art. carotis interna s. ce-
rebralis) theilt sich, nachdem sie die harte Hirnhaut
durchbohrt hat und an die untere Fläche des Gehirns
gelangt ist, in l' den vordem und l" den hintern
Ast. Diese Aeste der beiden Arterien stehen so mit
einander in Verbindung, dass sie um die Schleimdrüse,
die Sehnerven und das Markkügelchen herum einen
geschlossenen Kreis, den Cirkel des Willis (circu-
lus Willisii) bilden.
Aus dem vordem Aste (l') geht hervor
2)   die vordere Arterie des Ader'geflechtes (art.
choroidea ant.); sie läuft am Sehnerven (b'J nach oben
in die Seitenkammer und endet im Adergeflecht.
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sichtbaren Verstärkungszweige stammen aus den Zwi-
schenrippenarterien.
3) Die Wirbelblutleiter (sinus colummnae vertebra-
rum) liegen auf der obern Fläche der Wirbelkörper, zur
Seite des obern langen Bandes; nach vorn stehen sie
mit den untern Hinterhauptsblutleitern in Verbindung
(cf. Fig. 1, 12). Das von ihnen aufgenommene Blut
ergiessen sie, je nach ihrer Lage, in diejenigen Ve-
nen (4), welche den Arterien entsprechen, aus denen
die untere Rückenmarksarterie ihr Blut empfängt.
Fig. 4.
Vordertheil eines Pferdes von rechts gesehen. Der obere
Theil der vordem Gliedmaasse ist in der Art entfernt wor-
den, dass das Armbein durchgesägt und der obere Theil des-
selben in Verbindung mit dem Schulterblatte und den sich
an diese Knochen anheftenden Muskeln vom Rumpfe gelöst
wurde. Es kam hierbei besonders darauf an, das Lagever-
hältniss des Armgeflechtes (plexus brachialis) (cf. Taf. 27,
Fig. 2, 32) anschaulich zu machen.
a)   Unterer Theil des Armbeines.
b)   Langer Beuger des Vorarmes.
c)   Kleiner Brustmuskel.
d)   Grosser Brustmuskel.
e)   Stück des breiten Rückenmuskels.
f)   Unterer Rippenhalter.
g)   Breiter gezahnter Muskel.
1)   Der obere Schulternerv oder vordere Schulter-
nerv, abgeschnitten (cf. Taf. 32, Fig. 1, 28).
2)   Die Unterschulternerven oder der mittlere
Schulternerv, abgesch. (cf. Taf. 32, Fig. 1, 29).
3)   Die hintern (oder obern) Brustnerven (nervi tho-
racici posteriores s. superiores). Der obere Ast der-
selben (3) (n. respiratorius) liegt auf dem breiten ge-
zahnten Muskel (g) und verästelt sich in demselben.
Der mittlere Ast (3') verbreitet sich im Niederzieher
des Armbeins und im breiten Rückenmuskel (e). Der
untere Ast (3"), der hauptsächlich zum grossen
Brustmuskel und Bauchhautmuskel geht, giebt auch
noch einen Verbindungsast zu den vordem Brustner-
ven ab.
4)   Der Achselnerv oder umschlungener Armbein
nerv, auch hinterer Schulternerv genannt; ab-
geschnitten (cf. Taf. 32, Fig. 1, 31).
5)   Die vorderen (oder unteren) Brustnerven (nervi
thoracici anteriores s. inferiores) verzweigen sich in den
Brustmuskeln.
6)   Der Muskelhautnerv oder vordere Armnerv bil-
det mit dem Mittelnerven (8) eine Schlinge, in welcher
die Achselarterie liegt. 6' ist ein Zweig des Muskel-
hautnerven, welcher an den langen Beuger des Vor-
arms (b) geht (er ist in der Figur zu dick gehalten)
(cf. Taf. 32, Fig. 1, 33).
7)   Der Speichennerv oder hintere Armnerv. 7'hin-
terer Ast, l" vorderer Ast desselben (cf. Taf. 32, Fig.
1, 43).
8)   Der Mittelnerv; 8' Zweig desselben an die vordem
Brustnerven (cf. Taf. 32, Fig. 1, 34).
9)   Der Ellenbogennerv (cf. Taf. 32, Fig. 1, 44).
10) Die Drosselader (a. carotis).
3)   Die Arterie der Grube des Sylvius (art. fossae
Sylvii) ist die stärkste Arterie, welche sich im gros-
sen Gehirn verbreitet.
4)   Die vordere Hirnhautarterie (art. meningea an-
tica) ist für den Sichelfortsatz bestimmt.
Aus der Vereinigung der beiden vorderen Aeste geht hervor
5)   die Arterie des Hirnbalkens (art. corporis callosi);
sie verbreitet sich in beiden Halbkugeln, dem Hirnbal-
ken, halbdurchsichtigen Scheidewand etc. (cf. Taf. 30,
Fig. 3, 10).
Aus dem hintern Aste (l") der innern Kopfarterie, wel-
cher mit dem der andern Seite mittelst
6)   der Verbindungsäste der Grundarterie des Gehirns
(9) in Communication steht, gehen zahlreiche, sich
vielfach netzartig verbindende Zweige ab, von denen
die grösseren benannt sind; so namentlich
7)   die tiefe Hirnarterie (art. cerebri profunda), welche
an den Schenkeln des grossen Gehirns (d) nach oben
geht und im Innern die hintere Arterie des Ader-
geflechtes abgiebt.
8)   Die obere Arterie des kleinen Gehirns (art. ce-
rebelli superior) entspringt aus
9)   der Grundarterie des Gehirns (art. basilaris),
welche aus 9', Zweigen der Hinterhauptsarterie, ihren
Ursprung nimmt und häufig eine oder auch mehrere
Inseln bildet. Aus der Grundarterie gehen zahlreiche
Zweige an die benachbarten Theile; von diesen ist
ausser 8) noch benannt
10)  die untere Arterie des kleinen Gehirns (art.
cerebelli inferior), aus welcher ein sehr kleiner Zweig,
nämlich
11)   die innere Gehörarterie (art. auditiva interna) mit
dem Gehörnerven zur Schnecke, dem Vorhofe und den
halbzirkelförmigen Kanälen geht.
12)   Die untere Rückenmarksarterie (Fig. 3, 1).
13)   Die Adergeflechte des kleinen Gehirns.
Fig. 3.
Ein Stück der Rückenwirbelsäule von oben her geöffnet.
Das Rückenmark ist, nachdem die von ihm linkerseits abge-
henden Nerven durchschnitten sind, aus dem Wirbelkanal
herausgenommen und rechts so zur Seite gelegt worden, dass
seine untere Fläche sichtbar wird. Die harte Rückenmarks-
haut ist aufgeschnitten.
a)   Rückenmark.
b)   Aufgeschnittene harte Rückenmarkshaut.
c)  u. c') Die durchschnittenen linken Nerven.
c") Die nicht durchschnittenen rechten Nerven.
d)   Oberes langes Band.
1)   Die untere Rückenmarksarterie (art. spinalis
ant. hom.) nimmt ihren Anfang da, wo die beiden aus
der Hinterhauptsarterie entspringenden Zweige im Wir-
belkanale zusammentreffen (cf. Fig. 1, 5) und liegt an
der untern Fläche des Rückenmarkes in der Mittellinie
desselben. Auf ihrem Verlaufe erhält sie von beiden
Seiten her
2)   Verstärkungszweige, die je nach der Gegend, in
welcher der betreffende Rückenmarkstheil liegt, aus den
. Halswirbel-, den Zwischenrippen-, Lenden- oder den
seitlichen Kreuzbeinarterien kommen. Die in der Fig.
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116
24)   Die vom untern Aste des 5. Halsnerven
11)   Die untere Halsarterie ll', die querlaufende
Schulterarterie.
12)   Die Achselarterie (cf. Taf. 32, Fig. 1, 1).
13)   Die vordere Schulter- oder Schulterhöhenarte-
rie (cf. Taf. 32, Fig. 1, 3).
14)   Die hintere oder untere Schulterarterie, von
Leyh mittlere Schulterarterie genannt (cf. Taf. 32,
Fig. 1, 4).
15)   Ein starker langer Muskelzweig für den Niederzieher
des Armbeins, breiten Rückenmuskel etc., von Leyh
hintere Schulterarterie genannt (cf. Taf. 32,
Fig. 1, 7).
16)   Die Armarterie (cf. Taf. 32, Fig. 1, 8).
17)   Die vordere umschlungene Armbeinarterie (cf.
Taf. 32, Fig. 1, 9).
18)   Die äussere Brustarterie (cf. Taf. 27, Fig. 2, 25).
19)   Die Drosselvene.
20)   Die untere Halsvene.
21)   Die hintere Schultervene.
22)   Die äussere Brustvene oder Sporader.
Von andern Nerven und Gefässen sind auf der Figur noch
zu sehen
23)   der zum Armgeflecht gehende Zweig des sechsten
Halsnerven.
kommende obere Wurzel
25)   Die vom untern Aste des 6. Halsnerven
kommende mittlere Wurzel
des
•Zwerchfell-
nerven.
26)   Die vom untern Aste des 7. Halsnerven
kommende untere Wurzel
27)   Zweige aus den obern Aesten der Rücken- oder Brust-
nerven.
28)   Die Zwischenrippennerven (nervi intercostales)
gehen aus den untern Aesten der Rückennerven her-
vor und laufen am hintern Rande der Rippen nach
abwärts; die stärkern innern Zweige liegen auf der
äussern Fläche des Brustfells auf, gehen bis an die
untern Rippenenden und verzweigen sich theils im
Brustbeinmuskel, theils im Zwerchfell, in den Bauch-
muskeln etc. Die äussern Zweige (28') durchboh-
ren die Zwischenrippenmuskeln und enden in den mehr
oberflächlich gelegenen Muskeln und in der Haut.
29)   Eine Zwischenrippenarterie. Diese Arterien lau-
fen ebenfalls am hintern Rande der Rippen abwärts
und versorgen das Brustfell, die Zwischenrippenmus-
keln etc. mit Blut und anastomosiren mit der innern
und äussern Brustarterie.
Die punktirte Linie
30)   deutet die Lage des vordem Randes der im Präparate
weggenommenen Rippe an.
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TAFEL XXXII.
10)   Die tiefe Armarterie (a. profunda brachii), die sich
in den. Streckern des Vorarms verzweigt.
11)   Die Ellenbogenarterie oder Seitenarterie des
Ellenbogens (a. ulnaris s. collateralis ulnaris); diese
Arterie verzweigt sich theils in den Muskeln und in
der Haut, theils läuft sie als dünne Arterie (11'), den
Ellenbogennerven begleitend, bis zum Vorderknie herab,
um mit der hintern äussern Zwischenknochenarterie (21)
zu anastomosiren und sich auch hier in der Haut und
an der Vorderfusswurzel zu verzweigen (cf. Fig. 3, 6)-
12)   Ein ziemlich beständiger, für den langen Beuger des
Vorarms bestimmter und an diesem aufwärts laufender
Muskelzweig.
13)   Die untere Ernährungsarterie des Armbeines.
Etwas über dem Ellenbogengelenk theilt sich die Arm-
arterie in
14)   die nach aussen und vorn tretende untere Seiten-
arterie der Speiche, — vordere oder kleine
Vor arm arte rie (a. collateralis radialis inf. s. art.
radialis ant. s. parva) (cf. Fig. 3, 1) und
15)   die Speichen- oder Kegelarterie, — hintere
oder grosse Vorarmarterie (a. radialis s. art. ra-
dialis postica s. magna).
Diese giebt bis zu ihrer Theilung ab:
16)   die äussere Zwischenknochenarterie, Zwi-
schenknochen- oder Bogenarterie (a. interossea
externa) cf. Fig. 3, 2.
17)   Muskelzweige für die hierselbst liegenden Beuger.
18)   Die Arterie des hintern Netzes der Vorder-
fusswurzel, welche an der hintern Fläche der
Speiche herabgeht und das in der Figur nicht sicht-
bare hintere Netz der Vorderfusswurzel bildet.
Oberhalb des Vorderfusswurzelgelenkes verliert die Spei-
chenarterie ihren Namen, nachdem sie sich in 3 Aeste ge-
theilt hat, nämlich in
19)   die grosse Schienbeinarterie — innere Schien-
beinarterie —, welche der fortlaufende Stamm der
Speichenarterie ist.
20)   Die innere kleine Schienbeinarterie — kleine
oder tiefe Schienbeinarterie — hintere innere
Zwischenknochenarterie und
21)   die äussere kleine Schienbeinarterie — äus-
sere Schienbeinarterie, hintere äussere Zwi-
schenknochenarterie.
22)   Eir Theil des vordem Netzes der Vorderfusswurzel
(rete carpi dorsale); aus demselben entspringt ein sehr
Fig. 1.
Rechter Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Ge-
fassen und Nerven von innen gesehen. Das Kniebogenband
ist erhalten, die Venen grösstentheils entfernt worden.
1)   Die Achselarterie (art. axillaris) krümmt sich, nach-
dem sie am vordem Rande der ersten Rippe nach aus-
sen getreten ist, nach hinten und geht etwa.in der
Höhe des Buggelenkes unter die Schulter. In diesem
Falle kam aus ihr noch
2)   die äussere Brustarterie, abgeschn. (cf. Taf. 27,
Fig. 2, 25).
Aus der Achselarterie gehen ab:
3)  die vordere Schulter- oder Schulterhöhenarte-
rie (a. scapularis ant. s. acromialis), ein kleiner Zweig,
der am innern Rande des vordem Grätenmuskels em-
porsteigt.
4)   Die hintere oder untere Schulterarterie (a. sub-
scapularis), von Leyh mittlere Schulterarterie
(a. scp. media) genannt. Sie ist ein starkes Gefäss,
welches zwischen dem Unterschultermuskel und dem
Niederzieher des Armbeins nach oben läuft. Aus ihr
geht hervor
5)   die hintere umschlungene Armbeinarterie
Gurlt; äussere Schulter arte rie Leyh (art. circum-
flexa humeri post. s. art. scapularis externa) und
6)   die umschlungene oder äussere Schulterarte-
rie G.; innere Schulterarterie L. (a. circumflexa
scapulae; a. scap. interna). Beide treten am hintern
Rande des Schulterblattes nach auswärts, um sich in
den Streckern des Vorarms, Auswärtsziehern des Arm-
beins etc. zu verzweigen. Ein Ast von 6- bleibt ziem-
lich regelmässig an der innern Fläche des Schulter-
blattes und verzweigt sich im Unterschultermuskel.
7)   Ein langer und starker Arterienzweig, welcher sich im
Niederzieher des Armbeins, breiten Rückenmuskel und
Batichhautmuskel verzweigt und von Leyh hintere
Schulterarterie (a. scap. postica) genannt wird.
Der nach unten fortlaufende Stamm der Achselarterie
wird, nachdem er an das Armbein getreten ist,
8)   Armarterie (a. brachialis) genannt. Aus derselben
gehen ab
9)   die vordere umschlungene Armbeinarterie (a.
circumflexa humeri ant.), hauptsächlich für den Heber
des Armbeins, langen Beuger des Vorarms und gros-
sen Brustmuskel bestimmt.
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118
radialis s. brachialis post.) vertheilt sich in den Streck-
muskeln des Vorarms und des Fusses (cf. Fig. 3, 10).
44) Der Ellenbogennerv (n. ulnaris) geht an die Mus-
culatur und an die Haut. 44' Hautast, 44" fortlaufen-
der Stamm (cf. Fig. 2, 49).
Fig. 2.
Vorderschenkel des Pferdes mit präparirten Gefässen und
Nerven. Die Venen sind erhalten und das Kniebogenband
entfernt.
1)   Die Achselarterie (cf. Fig. 1, 1).
2)   Die vordere Schulter- oder Schulterhöhenarte-
rie (cf. Fig. 1, 3).
3)   Die hintere oder untere Schulterarterie — mitt-
lere Schulterarterie (cf. Fig. 1, 4).
4)   Die hintere umschlungene Armbeinarterie —■
äussere Schulterarterie (cf. Fig. 1, 5).
5)   Die umschlungene oder äussere Schulterarte-
rie — innere Schulterarterie (cf. Fig. 1, 6).
6)   Ein stärker Muskelast von anderen —'hintere Schul-
terarterie genannt (cf. Fig. 1, 7).
7)   Die Armarterie (cf. Fig. 1, 8).
8)   Die vordere, umschlungene Armbeinarterie (cf.
Fig. 1, 9).
9)   Die tiefe Armarterie (cf. Fig. 1, 10).
10)   u. 10') Die Ellenbogenarterie (cf. 1, 11).
11)   Arterienzweig für den langen Beuger des Vorarms (cf.
Fig. I, 12).
12)   Die Seitenarterie der Speiche — vordere oder
kleine Vorarmarterie (cf. Fig. 1, 14 u. Fig. 3, 1).
13)   Die Speichen- oder Kegelarterie — hintere oder
grosse Vorarmarterie (cf. Fig. 1, 15).
14)   Die äussere Zwischenknochenarterie — Bo-
genarterie (cf. Fig. 1, 16 u. Fig. 3, 2).
15)   Die Arterie des hintern Netzes der Vorderfuss-
wurzel (cf. Fig. 1, 18).
16)   Die grosse (oder innere) Schienbeinarterie ist
in dieser Figur in ihrem ganzen Verlaufe zu sehen;
sie wird von dem innern Aste des Mittelnerven beglei-
tet (cf. Fig. 1, 19 und Fig. 4, 2).
17)   Die innere kleine Schienbeinarterie — kleine
oder tiefe Schienbeinarterie, hintere innere
Zwischenknochenarterie (cf. Fig. 1, 20).
18)   Das Venennetz der Kronenwulst; aus demselben
geht hervor
19)   die innere Seitenvene der Zehe.— innere Fes-
selvene, die in
20)   die grosse (oder innere) Schienbeinvene oder
innere Hautvene übergeht. Diese Vene steigt an
der innern Seite der Vordermittelfussknochen empor
(grosse Schienbeinvene), geht oberflächlich lie-
gend über das Vorderfusswurzelgelenk (cf. Fig. 1, 25
und Fig. 4, 12) hinweg, und dann in schräger Eich-
tung an der innern Speichenfläche nach oben und vorn
(innere Hautvene). In der Gegend des Ellenbogen-
gelenkes giebt sie einen Verbindungsast (29) ab und
empfängt in derselben Gegend
21)   eine äussere Hautvene (der v. salvatella und der v.
cephalica pollicis h. entsprechend), die in der Vorder-
fusswurzelgegend entspringt. Dann steigt sie in einer
dünnes, zwischen Schienbein und innerem Griffelbein
verlaufendes Gefäss, nämlich
23)   die innere Griffelarterie — innere vordere
Zwischenknochenarterie (a. interossea dorsalis
interna).
24)   Die Seitenvene der Zehe (cf. die Figuren 5, 6 u. 7).
25)   Die grosse (oder innere) Schienbeinvene, in-
nere Hautvene (cf. Fig. 2, 20 und Fig. 4, 12).
26)   Der innere Ast derselben oder die Mittelvene (cf.
Fig. 2, 29).
27)   Eine constant vorkommende Hautvene (cf. Fig. 2, 21).
28)   Der obere oder vordere Schulternerv (n. supra-
scapularis s. scapularis anterior) tritt zwischen dem
vordem Grätenmuskel und Unterschultermuskel nach
aussen und vertheilt sich in den Grätenmuskeln und
Auswärtsziehern.
29)   Die Unterschulternerven, der mittlere Schul-
ternerv (nervi infrascapulares, n. scapularis medius);
diese Nerven verästeln sich im Unterschultermuskel.
30)   Der mittlere Ast der hintern Brustnerven (cf.
Taf. 31, Fig. 4, 3')-
31)   Der Achselnerv, umschlungener Armbeinnerv
oder hinterer Schulternerv (n. axillaris s. scapu-
laris post.) geht zwischen dem Unterschultermuskel und
Einwärtszieher des Armbeins nach aussen und ver-
zweigt sich in letzterem, dem hintern Grätenmuskel,
den Auswärtsziehern etc.
32)   Vordere Brustnerven.
33)   Der Muskelhautnerv oder vorderer Armnerv
(n. musculo-cutaneus s. brachialis ant.) vereinigt sich
mit dem Mittelnerven (34) und verläuft mit diesem,
nachdem beide Nerven eine Schlinge um die Achsel-
arterie gebildet haben; 33' ist ein von 33 abgehender,
für den langen Beuger des Vorarms bestimmter Zweig.
34)   Der Mittelnerv (n. medianus) ist, nachdem er sich
mit dem vorigen vereinigt hat, der bedeutendste Nerv
der Gliedmaasse und geht bis zur Zehe herab. Er
gibt ab:
35)   den äussern Hautnerven oder vordem Vorarm-
nerv (n. cutaneus externus s. radialis anterior), welcher
die Hautvenen begleitet und hauptsächlich die Haut
bis zum Fesselgelenke hinab versorgt.
36)   Der Zwischenknochennerv (n. interosseus) tritt
mit der Zwischenknochenarterie nach aussen.
37)   Zweige an die hier liegenden Beuger. — Bei
38)   theilt sich der Mittelnerv in den innern und äussern
Ast. Der innere Ast oder innere Schienbein-
nerv läuft mit den Gefässen und ist von ihnen so ver-
deckt, dass er in der Figur erst bei 38' zum Vorschein
kommt (cf. Fig. 2, 43), während
39)   der äussere Ast oder äussere Schienbeinnerv
oberflächlich liegt und an der Vorderfusswurzel, nach-
dem er sich mit dem Ellenbogennerven (44") verbun-
den hat, nach der äussern Seite tritt, woselbst er sich
so verhält wie 38. an der innern Seite.
40)   Um die Beugesehnen herumlaufender Verstärkungszweig
des innern Astes an den äussern.
41)  Vorderer Zweig,
42)   hinterer Zweig des innern Astes des Mittelnerven
an die Zehe (cf. die Figuren 5, 6 u. 7).
43)   Der Speichennerv oder hinterer Armnerv (n.
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Rinne zwischen dem gemeinschaftlichen Muskel des
Kopfes, Halses und Armes und der vordem Portion
des breiten Brustmuskels empor, und wird hier Bug-
vene (cf. Fig. 3, 9) genannt. Sie endet bei 20' in
der Achselvene oder auch etwas höher in der Drosselvene.
22)   Die hintere äussere Zwischenknochenvene —
äussere Schienbeinvene (cf. Fig. 4, 14) tritt an der
Vorderfusswurzel an der innern Fläche des Erbsen-
beins auf die innere Seite und geht in
23)   die Speichenvene oder hintere Vorarmvene über.
Diese ist sehr oft doppelt und geht, nachdem sie
24)   Muskelzweige und
25)   die äussere Zwischenknochenvene aufgenommen
hat, in
26)   die Armvene über. In diese ergiessen sich
27)   die Seitenvene der Speiche — vordere oder
kleine Vorarmvene,
28)   die Eilenbog envene, welche an der Vorderfuss-
wurzel auch noch mit 22. communicirt.
Mit der innern Hautvene steht die Armvene durch
29)   die Mittelvene (vena mediana) oder den innern
Ast der Hautvene in Verbindung; dieser Verbindungs-
ast ergiesst sich aber auch oft in die Speichenvene.
Nachdem die Armvene noch
30)   die tiefe Armvene aufgenommen hat, geht sie in
31)   die Achselvene über. In diese ergiessen sich
32)   die äussere Brustvene oder Sporader, welche in
der Regel 32' die Vene aufnimmt, die der Arterie 6-
entspricht,
33)   die hintere oder untere Schultervene,
34)   die vordere Schultervene — Schulterhöhen-
vene.
35)   Der obere oder vordere Schulternerv (Fig. 1, 28).
36)   Die unteren Schulternerven — mittlerer Schul-
ternerv (cf. Fig. 1, 29).
37)  Hintere Brustnerven.
38)   Der Achselnerv, umschlungner Armbeinnerv
— hinterer Schulternerv (cf. Fig. 1, 31).
39)   Der Muskelhautnerv oder vorderer Armnerv
(cf. Fig. 1, 33).
40)   Der Mittelnerv (cf. Fig. 1, 34).
41)   Der äussere Hautnerv oder vorderer Vorarm-
nerv (cf. Fig. 1, 35).
42)   Der Zwischenknochennerv und Muskelzweige.
43)   Innerer Ast des Mittelnerven oder innerer
Schienbeinnerv. Derselbe ist, nachdem das Knie-
bogenband entfernt worden, in dieser Figur vollständig
zu übersehen.
44)   Aeusserer Ast des Mittelnerven oder äusserer
S c h i e n b e i n n e r v.
45)   Verbindungszweig der beiden Schienbeinnerven (cf.
Fig. 1, 40).
46)   Vorderer Zweig des innern Schienbeinnerven.
47)   Hinterer Zweig desselben (cf. Fig. 5, 6 u. 7).
48)   Der Speichennerv oder hinterer Armnerv (cf.
Fig. 1, 43 und Fig. 3, 10).
49)   Der Ellenbogennerv. 49' Hautast desselben. 49"
der tiefe Ast, welcher sich mit dem äussern Aste
des Mittelnerven verbindet. 49'" oberflächlicher
Ast, der sich an der äussern Schenkelfläche in der
Haut verzweigt (cf. Fig. 3, 11).
LEISEKIN&, ANATOMIE D. PFERDES.
Fig. 3.
Linker Vorderfuss des Pferdes von aussen und etwas von
vorn gesehen.
1)   Die untere Seitenarterie der Speiche — vor-
dere oder kleine Vorarmarterie— geht, von den
Beugern des Vorarms bedeckt, an die vordere Fläche
der Speiche, um sich hier in den Streckmuskeln des
Fusses zu verzweigen. Sie anastomosirt mit
2)   der äussern Zwischenknochenarterie, welche
ebenfalls an die Strecker Zweige giebt. Ein aus die-
ser hervorgehender, nach aufwärts laufender dünner
Zweig heisst
3)   die zurücklaufende Zwischenknochenarterie
(a. recurrens interossea) und anastomosirt mit
4)   Zweigen der tiefen Armarterie.
Aus Zweigen von 1. und 2. wird
5)   das vordere Netz der Vorderfusswurzel gebil-
det, aus dem einzelne Zweige (5') Verbindungen mit
der äussern vordem Zwischenknochenarterie eingehen.
6)   Hautzweige von der Ellenbogenarterie.
7)   Die untere Seitenvene der Speiche — vordere
oder kleine Vorarmvene (cf. Fig. 2, 27).
S) Die äussere Zwischenknochenvene (cf.Fig. 2, 25).
Beide Venen verlaufen wie die gleichnamigen Arterien.
9) Die Bugvene (cf. Fig. 2, 20).
10)   Der vordere Ast des Speichennerven; er geht
zwischen den Streckmuskeln und dem gewundenen
Beuger des Vorarms nach aussen und verzweigt sich
theils in der Haut, theils in den Streckmuskeln des
Fusses.
11)   Hautzweige vom Ellenbogennerven.
Fig. 4.
Rechter Vorderfuss des Pferdes von hinten gesehen. Das
Kniebogenband ist erhalten; die Sehnen des Knie- und Huf-
beinbeugers sind abgeschnitten und der Fesselbeinbeuger ent-
fernt worden.
1)   Die Speichenarterie*) — hintere oder grosse
Vorarmarterie. Ihr fortlaufender Stamm, welcher
in der Figur durch das Kniebogenband verdeckt ist,
kommt bei
2)   als grosse (oder innere) Schienbeinarterie wie-
der zum Vorschein und läuft neben dem innern Grif-
felbein bis zum Fesselgelenk hinab; über diesem Ge-
lenke vor den Beugesehnen des Fusses theilt sich diese
Arterie bei 2' in 2 gleich starke Aeste, nämlich in
3)   die innere und äussere Seitenarterie der Zehe
oder Fesselarterien (arteriae digitales) ■— (cf. Fig.
5, 6 u. 7).
Oberhalb der Vorderfusswurzel geht aus der Speichenarte-
rie ab
4)   die innere kleine Schienbeinarterie — kleine
oder tiefe Schienbeinarterie, hintere innere
Zwischenknochenarterie. Diese läuft anfänglich
sehr oberflächlich, geht dann in die Tiefe, läuft in
*) Durch ein Versehen des Coloristen ist in dem mir vorliegenden
Exemplar dieser Tafel 1. zu dünn gehalten worden. Die Arterie muss
bis dahin, wo 4. und 6. von ihr abgehen, mindestens die Stärke von 2.
haben.
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120
kleinen Schlängelungen an der hintern Fläche des
Schienbeins nach unten (4'), verbindet sich mit der
äussern kleinen Schienbeinarterie (6) und endet in dem
Bogen, welcher durch die Theilung von 2. entsteht.
Durch
5)   kleine Zweige, die vor und hinter dem Fesselbeinbeu-
ger von einer Seite zur andern gehen und den sog.
tiefen Gefässbogen bilden, steht sie ausserdem
noch' mit
6)   der äussern kleinen Schienbeinarterie — äus-
sern Schienbeinarterie, hintern äussern Zwischen-
knochenarterie — in Verbindung. Aus dieser Ar-
terie, welche sich in ihrem Verlaufe ähnlich verhält
wie 4., geht hervor
7)   die äussere Griffelarterie — äussere vordere
Zwischenknochenarterie —, welche auch noch mit
8)   Zweigen aus dem vordem Netze der Vorder-
fusswurzel anastomosirt.
9)   ist eine sehr dünne Begleitungsarterie des äus-
sern Schienbeinnerven und entspringt aus 6-
10)   Die innere Griffelarterie — innere vordere
Zwischenknochenarterie — steht mit 4. in Ver-
bindung (cf. Fig. 1, 23).
11)   Die Seitenvenen der Zehen — Fesselvenen —
verbinden sich oberhalb des Fesselgelenkes miteinander
und bilden einen Bogen. Das aus diesem hervorgehende
Hauptgefäss ist
12)   die grosse (oder innere) Schienbeinvene — in-
nere Hautvene — welche an der innern Fläche des
Schenkels nach oben läuft (cf. Fig. 1, 25. Fig. 2, 20).
Ferner tritt aus dem Bogen
13)   die innere kleine Schienbeinvene— kleine oder
tiefe Schienbeinvene, hintere innere Zwischen-
knochenvene — und
14)   die äussere kleine Schienbeinvene — äussere
Schienbeinvene, hintere äussere Zwischen-
knochenvene. Beide Venen verbinden sich mehr-
fach miteinander. 13. ergiesst sich hauptsächlich in 12,
14. dagegen in
15)   die Speichenvene (cf. Fig. 2, 22).
Fig. 5.
Fuss des Pferdes mit präparirten Gefässen und Nerven;
von der Seite gesehen.
1)   Die Seitenarterie der Zehe — Fesselarterie —
läuft an den Seitenrändern der Beugesehnen abwärts
und giebt ab:
2)   die vordere Arterie des Fesselbeines,
3)   einen nicht bedeutenden, oberflächlich liegenden Zweig,
welcher auch die Arterie der Kronenwulst ge-
nannt wird.
4)   Die vordere Arterie des Kronenbeines; sie ver-
sieht den Fleischsaum und die Fleischkrone hauptsäch-
lich mit Blut und verbindet sich mit der gleichnamigen
Arterie der andern Seite zu einem sehr schönen Ge-
fässbogen. Diese Arterie ist als die eigentliche Arte-
rie der Kronenwulst anzusehen.
5)   In der Wandrinne verlaufender Zweig der äussern
Hufbeinarterie oder Arterie der Fleischwand.
6)   Zweige der innern Hufbeinarterie oder Arterie
der Fleischsohle, welche durch die Löcher ober-
halb des untern Hufbeinrandes heraustreten. Diese
Zweige verbinden sich unter einander und bilden
7)   die Arterie des untern Hufbeinrandes, die mit
5. anastomosirt. Sie schickt kleine Zweige an die
Fleischsohle (cf. Fig. 6, 3).
8)   Seitenvene der Zehe — Fesselvene — sie nimmt
das Blut aller Venen und Venennetze der Zehe auf.
9)   Das oberflächliche Venennetz der Fleisch-
krone.
10)   Das Venennetz der Fleischwand.
11)   Die Vene des untern Hufbeinrandes.
12)   Unteres Ende des Schienbeinnerven, welches sich
am Fesselgelenke in 12', den vordem Zweig —
vordere Fesselnerven (ramus digiti dorsalis) —
und 12" den stärkern hintern Zweig — hintere
Fesselnerven (ramus digiti volaris) — spaltet. Beide
Zweige versehen die Haut und deren, vom Hufe ein-
geschlossene, zur Hornbildung bestimmte Fortsetzung
(Fleischkrone, Fleischwand, Fleischsohle, Fleischstrahl).
Fig. 6.
Fuss des Pferdes von hinten und unten gesehen.
1)   Die Seitenarterie der Zehe — Fesselarterie.
2)   Die Fersenarterie oder Arterie des Fleisch-
strahles verzweigt sich hauptsächlich im Fleisch-
etrahle.
3)   Zweige der innern Hufbeinarterie, welche sich
in der Fleischsohle vertheilen.
4)   Die Seitenvene der Zehe ■— Fesselvene.
5)   Das Venennetz der Ferse.
6)   Das Venennetz der Fleischsohle.
7)   Die Vene des untern Hufbeinrandes verbindet
das Venennetz der Fleischsohle mit dem der Fleisch-
wand und stellt nicht eine zusammenhängende Vene
dar, sondern besteht vielmehr aus mehreren neben-
einander liegenden, schlauchartigen weiten Blutbehäl-
tern, die den untern Hufbeinrand umgürten.
8)   Der hintere Fesselbeinnerv.
Fig. 7.
Vorderfuss des Pferdes von aussen, hinten und unten ge-
sehen. Der äussere Hufknorpel ist entfernt und vom Huf-
bein aussen und vorn so viel weggenommen, dass die in dem-
selben liegenden Gefässe sichtbar werden.
a)   Hufbein.
b)   Punctirte Linie, welche den Umriss des unversehrten
Hufbeins angiebt.
1)   Seitenarterie der Zehe — Fesselarterie.
2)   Hintere Fesselbeinarterie.
3)   Abgeschnittene Fersenarterie (cf. Fig. 6, 2).
4)   Hintere Kronbeinarterie.
Die nächstfolgende, in der Figur links liegeude, unbe-
zeichnet gebliebene Arterie dringt durch ein zwischen den
Hufbeinästen und dem Hufknorpel befindliches Loch nach
aussen und wird äussere Hufbeinarterie oder Arterie
der Fleischwand genannt (cf. Fig. 5> 5).
Der fortlaufende Stamm der Seitenarterie der Zehe ist
5)   die innere Hufbeinarterie, Arterie der Fleisch-
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121
sohle; sie dringt durch das Sohlenloch in das Innere
des Hufbeins und anastomosirt hier mit der gleichna-
migen Arterie der andern Seite. Aus dieser Anasto-
mose gehen 5' eine Anzahl Zweige ab, welche durch
kleine Kanäle des Hufbeins hauptsächlich an die vor-
dere Hufbeinwand treten und für die Hufhorn erzeu-
genden Theile bestimmt sind (cf. Fig. 5, 6).
6)   Die Seitenvene der Zehe nimmt auf
7)   das tiefe Venennetz der Fleischkrone, welches
an der innern Fläche des Hufbeinknorpels liegt und
die Unebenheiten desselben ausfüllt. Mit dem ober-
flächlichen Kronennetze (Fig. 5> 9) steht es in viel
facher Verbindung.
8)   Zweige des oberflächlichen Venennetzes der
Fleischkrone.
9)   Die innere Hufbeinvene tritt neben der innern
Hufbeinarterie aus dem Sohlenloche des Hufbeins her-
aus und setzt sich nur aus den Knochenvenen des
Hufbeines (9') zusammen.
10) Hinterer Fesselbeinnerv.
18
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TAFEL XXXIII.
5)   Die Milzarterie (art. splenica s. lienalis) giebt ab 5'
Zweige an die Milz, ausserdem noch
6)   an den Magen gehende Zweige, welche die kurzen
A rterien des Magens heissen. Der fortlaufende Stamm
der Milzarterie wird
7)   die linke Magen netzarte rie (art. gastro - epiploica
sinistra) genannt und bildet, indem sie mit der rech-
ten Magennetzarterie (12) anastomosirt, einen im Netze
liegenden, um die grosse Krümmung des Magens ge-
henden Arterienkranz.
8)   Die Leberarterie (art. hepatica) ist meistens der
stärkste Ast der Bauchschlagader; an die Bauchspei-
cheldrüse giebt sie ab mehrere theils benannte, aber
unbeständig entspringende Zweige, und theilt sich
dann in
9)   die eigentliche Leberarterie, die die Leber mit
arteriellem Blut versieht, in diesem Falle noch
10)   die Pförtnerafterie (art. pylorica) abgab, die auch
häufig vor der Theilung abgeht, und in
11)   die Magenzwölffingerdarmarterie (art. gastro-
duodenalis). Der fortlaufende Stamm dieser Arterie
wird
12)   die rechte Magennetzarterie oder rechte Kr anz-
arter ie (art. gastro-epiploica dextra) des Magens ge-
nannt und anastomosirt mit 7.
13)   Die Bauchspeichel - Zwölffingerdarmarterie
(art. pancreatico-duodenalis) giebt Zweige an die Bauch-
speicheldrüse, läuft am Zwölffingerdarm hin und ana-
stomosirt mit dem ersten Aste der Dünndarmarterien (15).
14)   Die vordere Gekrösarterie (art. mesenterica an-
terior) entspringt dicht hinter der Bauchschlagader und
ist bedeutend stärker als diese (cf. Taf. 34, Fig. 1, 4).
Ihr ebenfalls nur kurzer Stamm theilt sich in
15)   18 — 20 nahe aneinander entspringende Aeste, welche
die Arterien des Dünndarms (rami intestinales)
heissen und im Dünndarmgekröse ähnliche Schlingen
bilden wie die in der Figur dargestellten Mastdarm-
arterien (cf. Fig. 2).
16)   Die vordere Mastdarmarterie tritt an das Mast-
darmgekröse und anastomosirt mit der hintern Gekrös-
arterie.
17)   Die obere,
18)   die untere Grimmdarmarterie (art. colica sup. et
inf.); sie laufen an den entsprechenden Lagen des
Grimmdarms herab und gehen an der hintern Krüm-
mung des Grimmdarmes bei 18' in einander über (cf.
Fig. 3).
Fig. 1.
Baucheingeweide des Pferdes mit Gefässen und Nerven.
Der Dünndarm und dessen Gekröse ist entfernt worden.
a)   Der Magen.
b)   Der abgeschnittene Schlund.
c)   Die Milz; sie ist nach oben so gelegt, dass" ihre innere
Fläche sichtbar wird.
d)   Die Leber, grösstentheils verdeckt.
e)   Das Netz.
f)   Ein Theil der Bauchspeicheldrüse, welche grösstentheils
entfernt wurde, um die Pfortader frei zu machen.
g)   Der von der rechten Seite hinter der vordem Gekrös-
wurzel nach links tretende Zwölffingerdarm; abge-
schnitten.
h) Endtheil des in den Blinddarm einmündenden Hüft-
oder Krummdarmes. Der zwischen g und h liegende
Dünndarm ist entfernt worden.
i) Blinddarm.
k) Untere Lage, k' obere Lage des Grimmdarms.
I) Mastdarm; er ist mit seinem Gekröse nach oben zu-
rückgeschlagen und bei seinem Ursprünge aus der
obern Lage des Grimmdarmes bei V durchgeschnitten.
m) Linke Niere, grösstentheils durch das Mastdarmgekröse
verdeckt.
Die Hauptgefässe, welche in der Figur sichtbar werden,
sind:
I. Die Aorta (cf. Taf. 34, Fig. 1, 1).
II. Die hintere Hohlvene (cf. Taf. 34, Fig. 1, 30).
III. Die Pfortader.
Aus der Aorta, welche, nachdem sie durch den Aorten-
schlitz in die Bauchhöhle getreten ist, bis zu ihrer Theilung
in die Schenkel- und Beckenarterien den Namen Bauch-
aorta (aorta abdominalis) erhält, entspringt ein sehr kurzer,
in der Figur nicht sichtbarer Stamm, die B auch seh ag-
ader (arteria coeliaca), welcher sich sofort in 3 Aeste spal-
tet, die hauptsächlich an Magen, Milz und Leber gehen (cf.
Taf. 34, Fig. 1, 3).
1)   Die linke Kranzarterie des Magens (art. coro-
naria ventriculi sinistra); sie theilt sich, nachdem sie
2)   den Schlundast (ramus oesophageus), ein dünnes, am
Schlünde in die Brusthöhle zurücklaufendes Gefäss,
abgegeben hat (cf. Taf. 27, Fig. 1, 18), in
3)   den hintern oder obern Ast und
4)   den vordem oder untern Ast und verbreitet sich
vornehmlich in der Muskel- und Schleimhaut des Ma-
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speicheldrüse und dem Zwölffingerdarm kommende kleinere
Venen.
30)   Der grosse Eingeweidenerv (nervus splanchicus
major) geht vom Brusttheile des grossen sympathischen
Nerven ab, dringt in die Bauchhöhle und giebt hier
Veranlassung zur Bildung von Nervengeflechten, die
die Arterien begleiten, dieselben vielfach umschlingen
und in den Baucheingeweiden endigen. Von solchen
Nervengeflechten sind in der Figur sichtbar:
31)   Das Bauchgeflecht (plexus coeliacus), aus welchem
Magen-, Milz- und Lebergeflecht hervorgehen.
32)   Das vordere Gekrösgeflecht (plexus mesentericus
anterior); die daraus hervorgehenden Nerven begleiten
die Arterien des Dünn-, Grimm- und Blinddarms.
33)   Das Nierengeflecht (plexus renalis) versorgt die
Nieren mit Nerven.
34)   Das hintere Gekrösgeflecht (plexus mesentericus
posterior) schickt Nerven an den Mastdarm.
Fig. 2.
Dünndarmschlinge mit ihrem Gekröse;
1)   Arterien.
2)   Venen.
3)   Lymphgefässe des Dünndarms; sie kommen im Dünn-
darmgekröse sehr reichlich vor und werden hier vor-
zugsweise Milchsaft-oder Chylusgefässe genannt.
Sie führen den aus dem Speisebrei bereiteten Chylus,
der schliesslich in den Milchbrustgang und von hier
aus in das Venenblut gelangt (cf. Taf. 27, Fig. 1, 22).
4)   Lymphdrüsen.
5)   Nerven.
Fig. 3.
Dickdarmstück, in welchem die Gefässe und Nerven in
natürlicher Grösse dargestellt sind.
1)   Arterien.
2)   Venen.
3)   Lymphgefässe.
4)   Lymphdrüsen.
5)   Nerven.
Aus der Krumm-Blinddarmarterie, welche ebenfalls
aus der vordem Gekrösarterie kommt, gehen ab
19) und 20) die Blinddarmäste derselben und
21)   der Krumm- oder Hüftdarmast, welcher im Dünn-
darmgekröse mit dem letzten Aste der Dünndarmarte-
rien (15) in Verbindung steht.
22)   Die hintere Gekrösarterie (art. mesenterica post.,
cf. Taf. 34, Fig. 1, 9) theilt sich in
23)   die mittlere und
24)   die hintere Mastdarmarterie. Die Aeste dersel-
ben bilden im Mastdarmgekröse grosse Gefässschlingen.
25)   Die Arterie der linken Niere.
26)   Die Vene der linken Niere ergiesst ihr Blut in die
hintere Hohlvene.
Das Blut, welches die Bauchschlagader und die beiden
Gekrösarterien zu den Verdauurigseingeweiden und der Milz
geführt haben, wird nicht direct in die hintere Hohlvene zu-
rückgeführt, sondern sammelt sich erst in einem grossen Ve-
nenstamme an, welcher beim Pferde die Bauchspeicheldrüse
durchbohrt und die Pfortader (vena portae s. portarum)
beisst. Diese Vene unterscheidet sich von andern Venen in
sofern, als sie sich in der Leber ganz wie eine Arterie ver-
hält und in ein Capillargefässnetz auflöst, aus dem sich
dann erst die Lebervenen zusammensetzen, durch welche
das Pfortaderblut in die hintere Hohlvene gebracht wird. Es
hat mithin das Blut, welches die genannten Arterien führen
(mit Ausnahme desjenigen, welches direct in die Leber geht),
zweimal ein Capillarsystem zu durchlaufen, ehe es in das
Herz zurückgelangt.
In die Pfortader (III) ergiessen sich folgende Haupt-
venen :
27)   Die grosse Gekrösvene (vena mesenterica major),
die sich fast in derselben Weise zusammensetzt, wie
sich die vordere Gekrösarterie theilt. Die Vene der
obern Lage vereinigt sich jedoch schon früher mit der
der untern Lage zu einem Stamme. Die in der Fig.
mit 27' bezeichnete Vene fehlt sehr häufig.
28)   Die kleine Gekrösvene (vena mesenterica minor).
29)   Die Milzvene (vena splenica s. lienalis), welche auch
die vom Magen kommenden Venen aufnimmt.
Ausser diesen grossen Venenstämmen ergiessen sich direct
in den Stamm der Pfortader vom Magen, von der Bauch-
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1
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TAFEL XXXIV.
Kurz vor ihrem Ende giebt die Aorta jederseits einen
sehr starken Ast ab, welcher
10)  die Schenkelarterie (art. cruralis) heisst (vonSchwab
und Leyh auch Darmbeinarterie genannt); diese
Arterie geht in der Richtung der Bogenlinie des Darm-
beins nach aussen und abwärts, tritt über das Poupar-
tische Band aus der Bauchhöhle heraus und versorgt
besonders die unteren Theile der hintern Gliedmasse
mit Blut (cf. Tafel 35).
Die Endäste der Bauchaorta bilden
11)  die Beckenarterien (art. hypogastricae).
Aus der Schenkelarterie, kurz nachdem sie aus der Aorta
abgegangen ist, entspringt
12)  die Baucharterie (art. abdominalis), umbogene
oder vordere Darmbeinarterie (art. circumflexa
ilei), welche mitunter auch direkt — wie bei 12' — aus
der Aorta kommen kann. Diese Arterie theilt sich in
13)  den vordem Ast, der sich in den Bauchmuskeln
verzweigt, und
14)  den hintern Ast, der bis zum Kniegelenke hinunter-
geht.
15)  Die äusseren Saamenarterien (art. spermaticae
externae) entspringen entweder aus der Schenkelarterie
(15) oder auch wohl aus der Beckenarterie (15') und
gehen zu den entsprechenden Gebärmutterhörnern.
Bevor die Schenkelarterie über das Poupartische Band aus
der Bauchhöhle an die innere Seite des Oberschenkels tritt,
giebt sie oder die aus ihr entspringende tiefe Oberschenkel-
arterie noch ab
16)  die Bauchdeckenarterie (art. epigastrica). Diese
Arterie theilt sich in 17 und 18.
17)  Die äussere Schamarterie (art. pudenda externa)
verzweigt sich bei weiblichen Thieren, wie aus 17', der
abgeschnittenen linken äusseren Schamarterie ersichtlich
wird, hauptsächlich im Euter.
18)  Die hintere Bauchdeckenarterie (art. epigastrica
post.) läuft in den Bauchwandungen nach vorn und
anastomosirt mit der vorderen Bauchdeckenarterie.
Aus dem Theilungswinkel der beiden Beckenarterien ent-
springt bei Pferden zwar unbeständig, doch nicht so selten
eine kleine Arterie
19)  die mittlere Kreuzbeinarterie (art. sacralis me-
dia), die in der Mittellinie, an der untern Fläche des
Kreuzbeines hinläuft und im After endigt.
19
Fig. 1.
Geöffnete Bauch- und Beckenhöhle des Pferdes mit Ge-
fässen und Nerven; von links und unten gesehen. Die Bauch-
eingeweide sind entfernt; die Nieren befinden sich in ihrer
normalen Lage; die weiblichen Geschlechtstheile sind so zu-
rückgeschlagen worden, dass der linke Eierstock und das linke
Gebärmutterhorn sichtbar werden; Harnblase und Scham sind
umgekehrt und sehen daher mit ihren unteren Theilen nach
oben.
a)  Abgesägte Rippen.
b)  Zwerchfell.
ccj Nieren.
d)  Grosser Lendenmuskel.
e)  Kleiner Lendenmuskel.
f)  Linker Eierstock.
ff) Linkes Gebärmutterhorn.
h) Rechtes Gebärmutterhorn — abgeschnitten,
i) Scheide.
k) Harnblase.
I) Scham.
in) Schwellkörper.
n) After.
0)  Euter.
1)  Die Bauchaorta.
2)  Die (vorderen) Zwerchfellarterien (art. phrenicae
[anteriores]) entspringen entweder isolirt oder mit ge-
meinschaftlichem Stamme aus der Aorta, wenn sie durch
den Aortenschlitz des Zwerchfelles tritt. Sie verzweigen
sich im oberen und mittleren Theile des Zwerchfelles.
3)  Die Bauchschlagader abgeschnitten.
4)  Die vordere Gekrösarterie abgeschnitten.
5)  Die Nierenarterien (art. venales) sind sehr starke
Gefässe, die sich in den Nieren verzweigen. Ueber ihr
näheres Verhalten cf. Taf. 22, Fig. 6.
6)  Die (linke) innere Saamenarterie (art. spermatica
interna), 6' die abgesch. rechte. Jede Saamenarterie
theilt sich in
7)  den Eierstocksast, welcher auffallend geschlängelt
verläuft und sich hauptsächlich im Eierstocke ver-
zweigt und
8)  den Gebärmutterast, der an das betreffende Gebär-
mutterhorn geht.
9)  Die hintere Gekrösarterie, abgesch. (cf. Taf. 33,
Fig. 1, 22).
LEISEEING, ANATOMIE D. PFEKDES.
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34)  die Bauchvene oder umbogene Darmbeinvene,
35)  die Schenkelvene. Diese nimmt ihrerseits wieder
auf
36)  die Verstopfungsvene,
37)  die hintere Bauchdeckenvene,
38)  die äussere Schamvene.
In die sehr kurze Beckenvene ergiessen sich
39)  die Seitenkreuzbeinvene, die sich aus Venen zusam-
mensetzt, welche den gleichnamigen Arterien entsprechen,
40)  die innere Schamvene.
Von Nerven sind in der Figur sichtbar
41)  die Bauch- und Beckentheile der sympathi-
sch en Nerven. Sie laufen jederseits neben der Wirbel-
säule nach rückwärts bis zum oberen Theile des Schwan-
zes und verlieren sich hier in den Schwanznerven.
42)  Aus dem sympathischen Nerven hervorgehende Ge-
flechte — cf. Taf. 33.
43)  Nierengeflecht.
44)  Saamengeflecht.
45)  Die letzten Zwischenrippennerven.
Aus dem Lendengeflecht (plexus lumbalis), welches
sich aus den unteren Aesten der Lendennerven zusammen-
setzt und über dem grossen und kleinen Lendenmuskel
liegt, entspringen:
46)  der Darmbeinbauchnerv (n. ilio-hypogastricus) oder
Lenden-Bauchnerv (n. lumbo-hypogastricus),
47)  der Darmbeinleistennerv (n. ilio-inguinalis) oder
Lendenleistennerv (n. lumbo-inguinalis).
48)  Der äussere Saamennerv (n. spermaticus externus).
Der äussere Ast desselben (48) geht an die Bauch-
muskeln, der innere (48') dagegen ans Euter.
49)  Der äussere Hautnerv (n. cutaneus femoris anterior)
geht bis zur Kniescheibe herab, um sich hier in der
Haut zu verzweigen.
50)  Der Verstopfungsnerv (n. obturatorius) tritt aus
dem eirunden Loch aus der Beckenhöhle (cf. Taf. 35,
Fig. 2, 37).
Von den Nerven, welche aus dem Kreuzgeflecht entsprin-
gen, sind sichtbar
51)  der innere Schamnerv (n. pudendalis internus). Er
theilt sich in zwei Aeste, von denen der hintere bei
weiblichen Thieren an Scham und Kitzler geht, bei
männlichen Thieren aber den Rückennerv der Kitthe
(cf. Fig. 2, 13) darstellt. Der obere in der Fig. ab-
geschnitten dargestellte Ast geht zum Mastdarm und
heisst mittlerer Mastdarmnerv (n. haemorrhoidalis
medius).
52)  Der untere Ast des vierten Kreuznerven oder hinterer
Mastdarmnerv (n. haemorrhd. post.)
53)  Der untere Ast des fünften Kreuznerven.
Jede Beckenarterie giebt ab:
20)  die innere Schamarterie (art. pudeiida interna).
Aus dieser gehen hervor 21 und 22.
21)  Die Nabelarterie (art. umbilicalis) führt, da das
Hauptgefäss bei erwachsenen Thieren meist verschlossen
ist, nur wenig Blut und bildet die sogenannten runden
Bänder der Harnblase. Das nähere Verhalten der-
selben ist Taf. 22, Fig. 1 dargestellt. Beim Fötus sind
die Nabelarterien aber insofern von grosser Wichtigkeit,
als sie mit dem Nabelstrange aus der Bauchhöhle her-
austreten, sich im Fruchtkuchen verbreiten und einen
Austausch der Blutbestandtheile des Fötus mit dem
mütterlichen Blute ermöglichen.
22)  Die innere Mastdarmarterie (art. haemorrhoidalis
media) giebt Zweige an den Mastdarm, die Harnblase
und die inneren Geschlechtstheile ab; der an letztere
gehende grössere Ast wird bei weiblichen Thieren Ge-
bärmutterarterie (art. uterina) genannt.
Aus der fortlaufenden inneren Schamarterie, deren Ende
in dieser Fig. nicht ersichtlich ist (cf. Fig. 2), geht noch ab:
23)  die Mittelfleischarterie (art. perinei), die sich bei
weiblichen Thieren in der Scham verzweigt.
24)  Die Verstopfungsarterie (art. obturatoria) ist ein
starker Ast, welcher durch das Verstopfungsloch an die
innere Seite des Oberschenkelstritt —- cf. Taf. 35, Fig. 2,13.
25)  Die Seitenkreuzbeinarterie (art. sacralis lateralis)
läuft am Seitenrande des Kreuzbeines nach hinten und
giebt ab
26)  die Sitzbeinarterie oder Gesässbeinarterie (art.
glutea s. ischiadica), welche durch das Kreuzsitzbein-
band aus dem Becken tritt und sich in Aus- und Ein-
wärtsziehern des Unterschenkels verzweigt.
27)  Die mittlere Schweifarterie (art. coccygea) ent-
springt entweder aus der rechten oder linken Seiten-
kreuzbeinarterie und läuft an der unteren Schweiffläche
nach abwärts.
28)  (und 28' die abgesch. linke). Die untere Seiten-
arterie des Schweifes (art. caudae lateralis inferior)
ist der fortgesetzte Stamm von 25 und läuft an der
Seite des Schweifes nach abwärts; in der Gegend des
dritten Schweifwirbels giebt sie ab 28" die obere
Seitenarterie des Schweifes, welche in den oberen
Schweiftheilen ebenfalls nach rückwärts läuft.
29)  Zwischenrippenarterien.
30)  Die hintere Hohlvene setzt sich in der Gegend des
fünften Lendenwirbels aus den beiden Darmbeinvenen
(38) zusammen, läuft rechts neben und über der Aorta
liegend nach vorn, geht dann über den oberen Band
der Leber auf die vordere Fläche derselben, und durch-
bohrt schräg nach vorn und abwärts steigend das
Zwerchfell in seinem sehnigen Theile (Hohlvenenloch,
cf. Taf. 11, Fig. 5, d.). Den Verlauf der hinteren Hohl-
vene in der Brusthöhle cf. Taf. 27, Fig. 2.
Die hintere Hohlvene nimmt auf
31)  die Nierenvenen;
32)  die inneren Saamenvenen, welche aus den geflecht-
artig sich verhaltenden Venenzweigen der inneren Ge-
schlechtsorgane zusammengesetzt werden.
33)  und 33'. Die Darmbeinvenen (venae iliacae) treten
oberhalb der Aorta zur Bildung der hinteren Hohlvene
zusammen. In jede derselben ergiesst sich
Fig. 2.
Rechte hintere Hälfte eines männlichen Pferdes, von innen
gesehen.
1)  Die Schenkelarterie giebt ab
2)  die tiefe Oberschenkelarterie; aus derselben ent-
springt meist
3)  die Bauchdeckenarterie (Fig. 1, 16); diese theilt
sich wiederum in
4)  die hintere Bauchdeckenarterie (Fig. 1, 18) und
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stopfungsarterie, welcher zum Ruthenrücken ge-
hende Zweige abschickt.
12)  Aeussere Schamvene.
13)  Die hinteren Aeste der beiden [inneren Scham-
nerven (der des linken abgeschnitten), oder die
Rückennerven der Ruthe (n. dorsales penis). Sie
treten aus dem Becken heraus, laufen zwischen den
Aufhängebändern der Ruthe liegend in vielfachen
Schlängelungen nach vorn und verbreiten sich in der
Ruthe, Eichel und Vorhaut.
14)  Zweige von dem sich in der Vorhaut verbreitenden hin-
teren Aste des Darmbeinleistennerven.
15)  Innere Saamenarterie, Saamenvene und Saa-
mennerv treten durch den Bauchring zu dem Hoden
und helfen den Saamenstrang bilden — cf. Taf. 23,
Fig. 3, 7.
16)  Der rechte Saamenleiter.
5)  die äussere Schamarterie (Fig. 1, 17), welche bei
männlichen Thieren an den Hodensack, den Schlauch
und die Euthe tritt; der an die Ruthe tretende Ast
heisst die obere Arterie der Ruthe (a. dorsalis
penis) und giebt einen nach vorwärts (5') und einen
nach rückwärts (5") gehenden Zweig ab.
6)  Die abgeschnittene linke obere Arterie der Ruthe —
6' vorderer, 6" hinterer Zweig derselben.
7)  Endtheil der inneren Schamarterie; die Theilungen
derselben sind
8)  die Mittelfleischarterie,
9)  die Ruthenarterie, deren fortlaufender Stamm die
tiefe Ruthenarterie (a. penis profunda) genannt
wird.
10)  Zweige der ebenfalls aus der inneren Schamarterie stam-
menden inneren Mastdarmarterie.
11)  Hinterer Ast der linken abgeschnittenen inneren Ver-
19*
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TAFEL XXXV.
Fig. 1.
Rechtes Hintertheil vom Pferde von innen, vorn und etwas
von unten gesehen.
a) Grosser Lendenmuskel.
bj Kleiner Lendenmuskel.
c) Darmbeinmuskel.
1)  Die Milch- oder Lendencysterne (Cysterna s. re-
ceptaculum chyli) ist die stärkste Ausbuchtung des
Lymphgefässsystems und der Raum, in welchen die
Lymphgefässe der hintern Extremitäten, der Becken-
und Baucheingeweide ihren Inhalt ergiessen. Aus ihr
geht hervor
2)  der Milchbrustgang, welcher die Lymphe und den
Chylus in die linke Achselvene führt — cf. Taf. 27,
Fig. 1 und 2.
3)  Die Bauchaorta theilt sich jederseits in
4)  4' die Schenkelarterien und
5)  5' die Beckenarterien — cf. Taf. 34, Fig. 1.
Die Schenkelarterie giebt ab
6)  die Baucharterie oder umbogene Darmbeinarterie.
7)  die tiefe Oberschenkelarterie—cf. Fig. 2, 16 und
8)  die vordere Oberschenkelarterie — cf. Fig. 2, 19.
Bevor die in der Gefässrinne liegende Schenkelarterie in
die Tiefe tritt, giebt sie ab
9)  die innere Hautarterie (a. subcutanea interna s.
saphena), ein beim Pferde sehr dünnes Gefäss, welches
sich mit'einem Zweige
10)  der zurücklaufenden Schenkelbeinarterie ver-
bindet. Diese entspringt aus
11)  dem Bogen der innern Sprunggelenksarterie
(cf. Fig. 2, 26 und 27).
12)  Die innere oder grosse Hautvene, Schrankader,
grosse Rosenvene (vena saphena magna), kommt
vom unteren Theile des Fusses (cf. Fig. 3, 10), ver-
bindet sich mit
13)  der hintern innern Hautvene und ergiesst sich in
14)  die Schenkelvene (cf. Fig. 2, 28). Diese nimmt
ausserdem noch auf
15)  die tiefe Oberschenkelvene (cf. Fig. 2, 31), in
welche sich häufig
16)  die äussere Schamvene (cf. Taf. 34, Fig. 1, 38 und
Fig. 2, 12) ergiesst.
17)  Der aus dem Lendengeflecht hervorgehende Schenkel-
nerv (n. cruralis) theilt sich in
18)  den innern Hautnerven (n. saphenus), der sich bis
zum Sprunggelenk hinab in der Haut verzweigt, und in
19)  den hauptsächlich für die Strecker des Unterschenkels
bestimmten Muskelast.
Fig. 2.
Rechter Hinterschenkel des Pferdes mit Gefässen und
Nerven, von innen und etwas von hinten gesehen. Das
Becken ist neben der Mittellinie so durchgesägt, dass das
rechte Verstopfurigsloch gleichzeitig mit geöffnet ist.
a)  Grosser Lendenmuskel, durchgeschnitten.
b)  Darmbeinmuskel.
c)  Innerer dicker Schenkelmuskel.
d)  Gerader Schenkelmuskel.
e)  Langer Einwärtszieher des Oberschenkels.
f)  Dicker Einwärtszieher des Oberschenkels.
g)  Viereckiger Schenkelmuskel.
h) Innerer Zwillingsmuskel, durchgeschnitten und zurück-
geschlagen.
i) Dicker Einwärtszieher des Unterschenkels — abge-
schnitten.
- k) Langer Einwärtszieher des Unterschenkels.
I) Dreiästiger Auswärtszieher des Unterschenkels.
m) Seitenbeuger des Hufbeins.
n) Kronbeinbeuger.
oj Aeusserer Zwillingsmuskel.
1)  Die rechte Beckenarterie (a. hypogastrica dextra)
— die linke 1' abgeschnitten — giebt ab
2)   die innere Schamarterie; aus dieser gehen hervor
3)  die Nabelarterie (Taf. 34, Fig. 1, 21),
4)  die innere Mastdarmarterie abg. (cf. Taf. 34,
Fig. 1, 22),
5)  die Mittelfleischarterie abg. (Taf. 34, Fig. 2, 8),
6)  die Ruthenarterie abg. (Taf. 34, Fig. 2, 9).
Aus 1) entspringt ferner
7)  die Gesässarterie (a. glutea superior) oder hintere
Darmbeinmuskelarterie (a. iliaca posterior), welche
sich hauptsächlich in den Backenmuskeln verzweigt.
8)  Die Seitenkreuzbeinarterie, aus welcher
9)  die Sitzbeinarterie und
10) die untere Seitenarterie des Schweifes entsprin-
gen (cf. diese Art. Taf. 34, Fig. 1, 25—28).
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131
Der fortlaufende Stamm der Beckenarterie giebt ab
11)  die Lendendarmbeinarterie (a. ilio-lumbalis) oder
vordere Darmbeinmuskelarterie (a. iliaca ante-
rior),
12)  die äussere umschlungene Oberschenkelarterie
(a. circumflexa femoris externa) oder untere Darm-
beinmuskelarterie (a. iliaca inferior), welche sich
hauptsächlich in einem Theile der Backenmuskeln und
in den Streckern des Unterschenkels verzweigt.
13)  Die Verstopfungsarterie (art. obturatoria) tritt
durch das Verstopfungsloch aus dem Becken und ver-
zweigt sich hauptsächlich in den Ein- und Auswärts-
ziehern des Unterschenkels;
14)  der von ihr abgehende hintere Ast schickt Zweige
an die Ruthe (cf. Taf. 34, Fig. 2, 11).
15)  Die Schenkelarterie (a. cruralis), welche auf ihrem
Laufe ausserhalb des Beckens bis zur Kniekehle auch
wohl Oberschenkelarterie (a. femoralis) genannt
wird, giebt ab:
16)  die tiefe Oberschenkelarterie (a. femoris pro-
funda) ; gleich bei ihrem Ursprünge aus der Schenkel-
arterie pflegt aus dieser Arterie bei 16' die Bauch-
deckenarterie zu entspringen; auf ihrem Verlaufe
theilt sie sich in zwei Aeste, nämlich
17)  den innern Ast oder die eigentliche tiefe Ober-
schenkelarterie, welcher sich vorzugsweise in den
dicken Einwärtsziehern des Ober- und Unterschenkels
verzweigt, und
18)  den äussern Ast oder die innere umschlungene
Oberschenkelarterie (a. circumflexa femoris in-
terna), welcher um das Oberschenkelbein nach aussen
geht und in den Auswärtsziehern des Unterschenkels
endigt.
19)  Die vordere Oberschenkelarterie (a. femoris an-
terior) ist eine für die Streckmuskeln des Unterschen-
kels bestimmte Arterie.
Auf ihrem Verlaufe bis zur Kniekehle gehen
20)  verschiedene Muskeläste aus der Schenkelarterie her-
vor, von denen namentlich
21)  der hintere Muskelast, welcher auch als untere
Oberschenkeibeinarterie (a. femoris inferior) be-
schrieben wird, eine sehr bedeutende Grösse erreicht
und sich namentlich in den Aus- und Einwärtsziehern
des Unterschenkels verbreitet. Ein Zweig aus dem ab-
steigenden Aste des hintern Muskelastes verbindet sich
mit der zurücklaufenden Schenkelbeinarterie (27').
In der Kniekehle angekommen, nimmt die Schenkelarterie
den Namen
22)  Kniekehlenarterie (a. poplitea) an; diese theilt sich
an der hintern Fläche des Unterschenkelbeines in
23)  die stärkere vordere Schenkelbeinarterie oder
vordere Unterschenkelarterie (cf. Fig. 4, 1) und
24)  die schwächere hintere Schenkelbeinarterie oder
hintere Unterschenkelarterie (a. tibialis postica).
Diese letztere läuft am Seitenbeuger des Hufbeines (m)
herab und theilt sich in
25)  die äussere Sprunggelenksarterie (cf. Fig. 4, 8)
und
26)  die innere Sprunggelenksarterie (art. malleolaris
interna), welche erst einen S förmigen Bogen macht, ehe
sie weiter läuft. Auf der Höhe des Bogens entspringt
die nach oben gehende
27)  zurücklaufende Schenkelbeinarterie (art. re-
currens tibialis), welche den Schenkelbeinnerven (42)
begleitet und mittelst eines Zweiges (27') mit dem hin-
tern Muskelaste (21) anastomosirt; ein anderer Zweig
(27") derselben verbindet sich mit der innern Haut-
arterie (cf. Fig. 1, 9 und 10). Den weitern Verlauf
der innern Sprunggelenksarterie cf. Fig. 3.
28)  Die Schenkelvene — cf. Fig. 1, 14—■ nimmt auf
29)  die Verstopfungsvene,
30)  die äussere Schamvene abg.,
31)  die tiefe Oberschenkelvene,
32)  die innere Hautvene abg. (cf. Fig. 1, 12).
33)  Die dem hintern Muskelaste correspondirende hintere
Muskelvene oder untere Oberschenkelbeinvene.
34)  Die Kniekehlenvene (vena poplitea) ist ein kurzer,
aber weiter, häufig Inseln bildender Venenstamm, aus
dem die Schenkelvene hervorgeht; sie nimmt auf
35)  die hintere Schenkelbein- oder hintere Unter-
schenkelvene, die in der Regel doppelt ist.
Von den Nerven des Lendengeflechtes sind in der Figur
sichtbar
36)  der Schenkelnerv (nervus cruralis) (cf. Fig. 1, 17),
36' Zweige desselben an den grossen Lenden- und
Darmbeinmuskel; 36" der abgeschnittene innere Haut-
nerv. Fig. 1, 18.
37)  Der Verstopfungsnerv (nerv, öbturatorius).
Das Lendengeflecht steht in Verbindung mit
38)  dem Kreuzgeflecht (plexus sacralis s. ischiadicus).
Der stärkste aus diesem Geflechte abgehende Nerv ist
39)  der Hüft nerv (n. ischiadicus).
Nachdem der Hüftnerv kleine Zweige für den innern Ver-
stopfungsmuskel, den birnförmigen und die kleinen Zwillinge
abgegeben hat, theilt er sich in:
40)  einen nach hinten laufenden starken Muskelast,
welcher sich in den Aus- und Einwärtsziehern des Un-
terschenkels verbreitet, und von Leyh als hinterer
Oberschenkelnerv (n. cruralis posterior) beschrieben
wird,
41)  den nach aussen laufenden Wadenbeinnerven oder
mittlem Oberschenkelnerven (cf. Fig. 4, 14)
und in
42)  den Schenkelbeinnerven (nervus tibialis), der als
der fortlaufende Stamm des Hüftnerven zu betrachten
ist. Dieser Nerv giebt ab
43)  den langen hintern Hautnerven oder den hintern
Hautnerven des Unterschenkels Leyh (n. cuta-
neus longus posterior tibiae), der sich an der äussern
Seite in der Haut verzweigt (cf. Fig. 4, 17), und
44)  den hintern Muskelnerv, welcher die an der hintern
Fläche des Unterschenkelbeines gelegenen Muskeln mit
Nerven versieht. Diesen Nerv nennt Leyh den klei-
nen Ünterschenkelnerven (n. tibialis parvus).
Der zwischen den Zwillingsmuskeln (h und o) liegende
und am Kronbeinbeuger herablaufende Schenkelbeinnerv (von
Leyh grosser Unterschenkelnerv— n. tibialis magnus —
genannt) theilt sich am Sprunggelenke in
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45)  den äussern Sohlennerv oder äussern Schien-
beinnerv (n. plantaris externus) — cf. Fig. 3, 16 und
Fig. 4, 18 — und in
46)  den innern Sohlennerv oder innern Schienbein-
nerv (n. plantaris internus), cf. Fig. 3, 15.
47)  Der hintere Hautnerv des Oberschenkels (n. cu-
taneus femoris posterior) verzweigt sich an der hintern
Fläche des Oberschenkels in der Haut.
48)  Der innere Schämnerv giebt ab 48' den (abg.)
mittlem Mastdarmnerv und 48" den Rückennerv
der Ruthe (cf. Taf. 34, Fig. 2, 13).
49)  Der Sitzbeinnerv oder hintere Gesässnerv (n.
glutaeus post.).
50)  Schweifnerven.
Fig. 3.
Unterer Theil des Hinterfusses vom Pferde, von innen ge-
sehen.
1)  Die innere Sprunggelenksarterie (art. malleolaris
interna) theilt sich, nachdem sie aus dem S förmigen Bogen
2)  die zurücklaufende Schenkelbeinarterie (Fig. 2,
27) und
3)  einen Zweig an das Sprunggelenk abgegeben hat, in
4)  einen innern und
5)  einen äussern Ast. Beide Aeste anastomosiren mit
einander und mit der kleinen Schienbeinarterie (7),
laufen dann als Begleitungsarterien der Schienbein-
nerven an der betreffenden Seite der Hufbeinbeuge-
sehne herab und enden im untern Gefässbogen.
6)  Die vordere innere Zwischenknochenarterie
(a. interossea dorsalis interna) nimmt ihren Ursprung
ebenfalls aus 1.
7)  Die kleine oder tiefe Schienbeinarterie, hintere
innere Zwischenknochenarterie (a. plantaris pro-
funda — a. interossea plantaris interna) entspringt aus
der vorderen Schenkelbeinarterie (cf. Fig. 4, 3), tritt
durch das Sprunggelenk nach innen, läuft am innern
Rande des innern Griffelbeins abwärts und verbindet
sich mit der grossen Schienbeinarterie bei
8)  zu einem Gefässbogen, aus dem wie am Vorderfusse
jederseits die Seitenarterien der Zehen hervorgehen.
9)  Die innere Seitenyene der Zehe geht in
10)  die innere oder grosse Hautvene über (cf.Fig.l, 12).»
11)  Die kleine oder hintere Schienbeinvene, hin-
tere, innere Zwischenknochenvene läuft mit der
kleinen Schienbeinarterie durchs Sprunggelenk (cf.
Fig. 4, 11).
12)  Die äussere Schienbeinvene, hintere äussere
Zwischenknochenvene (cf. Fig. 4, 10) kommt von
der äussern Seite, tritt dann an die innere Fläche des
Sprunggelenkes wnä ergiesst sich in
13)  die innere Sprunggelenksvene.
14)  Der untere Theil des Schenkelbeinnerven oder
grossen Unterschenkelnerven spaltet sich in
15)  den an der innern Seite bis unten herablaufenden in-
nern Sohlen- oder Schienbeinnerven und
16)  den äussern Sohlen- oder Schienbeinnerven,
welcher sich unterhalb des Sprunggelenkes zwischen
den Krön- und Hufbeinbeugesehneh nach aussen begiebt
(cf. Fig. 4, 18).
Fig. 4.
Linker Hinterschenkel des Pferdes von aussen und etwas
von vorn gesehen.
a) Abgeschnittenes Ende des langen Zehenstreckers und
Schienbeinbeugers.
bj Langer Zehenstrecker, etwas nach vorn zurückgeschlagen.
c)  Schienbeinbeuger.
d)  Dritter Wadenbeinmuskel.
e)  Seitenstrecker der Zehe oder langer Wadenbeinmuskel;
aus seiner Sehne ist ein Stück herausgeschnitten.
f)  Kurzer Zehenstrecker.
ff) Hufbeinbeuger.
h) Kleiner Strecker des Sprunggelenkes.
i) Aeusserer Zwillingsmuskel.
k) Dreiästiger Auswärtszieher des Unterschenkels.
1)  Die vordere Schenkelbeinarterie, die vordere
oder grosse Unterschenkelbeinarterie (a.tibialis
antica) — cf. Fig. 2, 23 — tritt zwischen Unterschenkel-
bein und Wadenbein nach aussen und vorn und läuft
zwischen c und e bis zum Sprunggelenke herab. Bis
dahin giebt sie verschiedene Muskelzweige ab, von
denen
2)  den Namen Wadenbeinarterie oder die Arterie
des kleinen Unterschenkelbeines (a. peronea)
erhalten hat. Am Sprunggelenke theilt sie sich in
3)  die kleine oder tiefe Schienbeinarterie, die durch
das Sprunggelenk nach innen tritt (cf. Fig. 3, 7) und in
4)  die grosse oder äussere Schienbeinarterie, vor-
dere, äussere Zwischenknochenarterie (art.
plantaris externa, art. interossea dorsalis externa). Diese
läuft zwischen dem Schienbein und äussern Griffelbein
nach abwärts und tritt von letzterem bedeckt am untern
Drittel des Schienbeins nach innen, um sich mit der
kleinen Schienbeinarterie zum untern Gefässbogen zu
verbinden.
5)  Die äussere hintere Zwischenknochenarterie
oder Griffelarterie (art. interossea plantaris externa)
ist ein kleines (in der Fig. grösstentheils vom äussern
Griffelbein verdecktes) Gefäss, welches die innere
Sprunggelenksarterie mit 4 verbindet. Ebenso verhält
sich
6)  die äussere, zurücklaufende Schienbeinarterie
(art. metatarsa recurrens externa), die den äussern Soh-
len- oder Schienbeinnerven begleitet.
7)  Die äussere Seitenarterie der Zehe verhält sich
an den Hinterfüssen wie an den Vorderfüssen (cf. Taf. 32,
Fig. 5—7).
8)  Die äussere Sprunggelenksarterie (art. malleo-
laris externa) verzweigt sich in der äussern Sprung-
gelenksgegend; 8' ist ein nach aufwärts steigender
Zweig derselben, welcher sich mit dem hintern Muskel-
aste der Schenkelarterie (Fig. 2, 21) verbindet.
9)  Die äussere Seitenvene der Zehe.
10)  Die äussere Schienbeinvene oder hintere äussere
Zwischenknochenvene (cf. Fig. 3, 12).
11)  Die kleine oder hintere Schienbeinvene ergiesst
sich in
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12)  die vordere Schenkelbein- oder vordere Unter-
schenkelvene, die ihrerseits dem Laufe der Arterie
folgend, in die Kniekehlenvene übergeht.
13)  Die äussere Hautvene oder kleine Rosenvene
(vena saphena parva) steigt neben der Achillessehne
aufwärts und endigt meist in der Schenkelvene.
14)  Der Wadenbeinnerv oder mittlere Oberschen-
kelnerv (nervus peroneus s. cruralis medius) theilt
sich in
15)  den oberflächlichen Ast, der sich, nachdem er an
e einige Muskelzweige abgegeben hat, in der Haut ver-
zweigt, und
16)  den stärkeren tiefen Ast. Dieser giebt an b, c und
d Muskelzweige (16'), läuft dann bis zum Sprunggelenke
herab und theilt sich in einen äussern Zweig (16"),
der die grosse Schienbeinarterie begleitet, und in einen
innern Zweig (16'"), welcher nach der innern Fläche
tritt. Beide Zweige verzweigen sich in der Haut.
17)  Der lange hintere Hautnerv kommt aus dem Schen-
kelbeinnerven (cf. Fig. 2, 43).
18)  Der äussere Sohlen- oder äussere Schienbein-
nerv. Dieser Nerv und der innere Schienbeinnerv
verhalten sich wie die gleichnamigen Nerven am Vor-
derschenkel (cf. Taf. 32, Fig. 5—7).
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TAFEL XXXVI.
FlG. 1.                                                         1) Der Knopffortsatz des Hinterhauptbeines.
2) Der Griffelfortsatz desselben.
Kopf des Rindes von rechts und vorn gesehen. Die
äussere Platte des rechten Stirnbeines ist entfernt worden, um
den Umfang der rechten Stirnhöhle zu veranschaulichen.
1)  Knopffortsatz des Hinterhauptbeines.
2)   Griffelfortsatz desselben.
3)  Das Scheitelbein.
4)  Das Schläfenbein. 4' Jochfortsatz desselben.
5)  Der äussere Gehörgang.
6)  Der Paukentheil.
7)  Linkes Stirnbein; dasselbe ist ganz erhalten, 7'Horn-
fortsatz desselben.
8)  Ganz erhaltener vorderer Theil des rechten Stirn-
beines; er springt vor und begrenzt das Nasenbein
von aussen. 8' der Jochfortsatz des Stirnbeines ver-
bindet sich beim Rinde mit dem Jochbeine. 8" ist die in-
nere Platte des rechten Stirnbeines; dieselbe bildet
den Boden der beim Rinde sehr umfangreichen. Stirn-
höhle und ist mit vielen in die Höhle hineinragenden
Knochenvorsprüngen versehen. 8'" der rechte geöff-
nete Hornfortsatz; derselbe ist hohl; seine Höhle
steht mit der Stirnhöhle in Verbindung.
9)  Das Thränenbein; seine Augenhöhlenfläche bildet
eine dünnwandige Knochenblase (9'), deren Hohlraum
mit der Nebenhöhle der Nase communicirt.
10)  Das Jochbein; 10' Stirnfortsatz, 10" Schläfenfortsatz
desselben.
11)  Das Oberkieferbein. 11' ist ein rauher Höcker,
der schräg nach oben in eine rauhe Linie übergeht und
das Analogon der Jochleiste des Pferdes darstellt.
12)  Das Unteraugenhöhlenloch oder die untere Oeff-
nung des Oberkieferkanales.
13)  Die Backenzähne.
14)  Das rechte Zwischenkieferbein; 14'das linke, 14"
Gaumenfortsatz desselben; da unseren Wiederkäuern die
oberen Schneidezähne fehlen, so enthalten die beiden
Zwischenkieferbeine derselben auch keine Zahnhöhlen.
15)  Das rechte Nasenbein.
16)  Das Keilbein. Von dem tief liegenden und in der
Figur nicht gut zu übersehenden Keilbeine nimmt man
wahr
17)  das mit dem hinteren Augenhöhlenloche ver-
schmolzene runde oder Kinnbackenloch.
18)  Senkrechter Theil des rechten Gaumenbeines.
Fig. 2.
Kopf eines Schafbockes von rechts .und vorn gesehen.
Die rechte Stirnhöhle und der rechte Hornfortsatz ist geöffnet.
3)  Das Scheitelbein.
4)  Das Schläfenbein, 4' Jochfortsatz desselben, 4" Ve-
nenloch.
5)  Der Paukentheil. 5' der äussere Gehörgang.
6)  Das rechte Stirnbein; die äussere Platte desselben ist
zum grössten Theile entfernt. 6' linkes ganz erhaltenes
Stirnbein. 6" linker Hornfortsatz. 6'" rechter geöffne-
ter Hornfortsatz.
7)  Das Thränenbein. 7' Knochenblase desselben.
8)  Das Jochbein. 8' Stirn- und Schläfenfortsätze desselben.
9)  Das Oberkieferbein.
10)  Das Unteraugenhöhlenloch.
11)  Die Backenzähne.
12)  Das Zwischenkieferbein. 12'Gaumenfortsätze des-
selben.
13)  Die untere Nasenmuschel.
14)  Das Seh loch.
15)  Das mit dem hintern Augenhöhlenloche ver-
einigte runde Loch.
Fig. 3.
Kopf vom Rinde von rechts gesehen. Der rechte Unter-
kieferast und die Gesichtsknochen der rechten Seite sind ent-
fernt worden.
1)  Die Oberlippe oder das Flotzmaul des Rindes ist
in der Mitte haarlos und wird durch die Absonderung
einer unter ihrer äussern Haut liegenden Drüsenschicht
im gesunden Zustande immer feucht und glänzend er-
halten, daher auch der Name Nasenspiegel.
2)  Die Nasenscheidewand.
3)  Die rechte mittlere Nasenmuschel.
4)  Das geöffnete Siebbeinlabyrinth.
5)  Rest der rechten Gaumenhöhle (sinus palatinus),
welche beim Rinde sehr geräumig ist und mit der Ober-
kieferhöhle in Verbindung steht; sie findet sich nicht
wie beim Pferde in dem senkrechten Theile des Gau-
menbeines vor, sondern in dem horizontalen Theile des-
selben und zieht sich in die Gaumenfortsätze des Ober-
kieferbeines hinein.
6)  Die linke Hälfte des harten Gaumens.
7)  Die innere Fläche der linken Backe. Die Backen-
schleimhaut ist beim Rinde mit zahlreichen spitzigen
Verlängerungen besetzt, welche mit einem festen, stellen-
weise sogar hornartigen Epithelium bekleidet sind.
8)  Die unteren Schneidezähne, von denen unsere Wieder-
käuer 8 im Unterkiefer haben.
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9) Die Unterlippe.
10)  Die linken unteren Backenzähne.
11)  Das Zungenbändchen.
12)  Die Zunge ist wie die Backen beim Binde ebenfalls
sehr rauh und hart und macht dasselbe geschickt, gro-
bes und rauhes Futter in der Maulhöhle zu verarbeiten.
13)  Die umwallten Wärzchen sind beim Rinde zahl-
reicher, aber kleiner als beim Pferde.
14)  Die linke Mandel (tonsilla).
15)  Der weiche Gaumen oder das Graumensegel ist
beim Rind kürzer als beim Pferde; es ist auf der Fig.
so durchgeschnitten dargestellt, dass
16)  seine beiden hinteren Schenkel noch erhalten geblie-
ben sind.
17)  Der Schlundkopf.
18)  Der Schlund.
19)  Der Kehlkopf. 19' der Kehldeckel.
20)  Die Luftröhre.
21)  Eine Sonde, welche durch den linken Stensonschen
Gang aus der Maulhöhle in die Nasenhöhle geführt ist.
22)  Eine Sonde, welche durch die rechte Eustachische
Röhre in die Paukenhöhle geführt ist.
23)  Rechter grosser Zungenbeinast zurückgebogen.]
Fig. 4.
Vorderer Theil eines Rindskopfes mit präparirten Nasen-
knorpeln.
1)  Das vordere Ende der Nasenbeine.
2)  Die Zwischenkieferbeine.
3)  Der vordere beim Rinde sehr dicke Theil der Nasen-
scheidewand, welche sich hier dachartig jederseits
umbiegt. An die Nasenscheidewand legen sich jeder-
seits an
4)  die xförmigen Knorpel; sie bilden nicht wie beim
Pferde ein römisches x. Das untere Ende derselben
(4') besitzt einen nach vorn und hinten gehenden An-
hang, so dass dasselbe dadurch ein ankerähnliches Aus-
sehen erhält.
5)  stellt eine breite, ausgehöhlte, fast kahnförmige
Knorpelplatte dar, welche die Nasenöffnungen von
den Seiten schliessen hilft und sich an den Nasenfort-
satz des Zwischenkieferbeines anlegt. In der, in der
Fig. zwischen 3 und 5 im Innern der Nase befindlichen
Schleimhautfalte befindet sich eine knorplige Grundlage,
die als ein Analogon des S förmigen Knorpels zu be-
trachten ist.
Fig. 5.
Innere Schädelgrundfläche des Rindes und der obere Theil
der von oben geöffneten Wirbelsäule. Die harte Hirnhaut
bedeckt die knöcherne Schädelgrundfläche; nur linkerseits ist
dieselbe stellenweise entfernt, um das unter ihr liegende, dem
Rinde eigenthümliche wunderbare Netz (rete mirabile) zu
zeigen.
a)  Siebplatte.
b)  Sehnerven.
c)  Vereinigtes hinteres Augenhöhlenloch und rundes Loch.
d)  Eirundes Loch.
e)  Knopffortsatz des Hinterhauptbeines.                 .
f)  erster <
g)  zweiter > von oben geöffneter Halswirbel.
h) dritter '
1)  Die Halswirbelarterie (a. vertebralis) tritt zwischen
dem zweiten und dritten Halswirbel in den Rücken-
markskanal, läuft nach oben und vorn und verbindet
sich mit der gleichnamigen Arterie der andern Seite
mehrfach.
2)  Zweige der Halswirbelarterie, welche aus dem Rücken-
markskanal heraustreten, um sich in den benachbarten
Muskeln zu verzweigen.
3)  Zweige derselben Arterie, welche weiter nach vorn
laufen und mit zur Bildung von
4)  dem wunderbaren Netz (rete mirabile) beitragen.
Zur Bildung dieses Arteriengeflechtes tragen ausserdem
noch bei
5)  Zweige aus der innern Kinnbackenarterie, die
schon geflechtartig verbunden durch das hintere Augen-
höhlenloch in die Schädelhöhle treten,
6)  ein Zweig derselben Arterie, welcher durch das eirunde
Loch in die Schädelhöhle tritt,
7)  die aus der Hinterhauptsarterie entspringende Arterie
des Knopffortsatzes. Aus dem wunderbaren Netz
bildet sich dann
8)  eine Arterie, welche die harte Hirnhaut durchbohrt und
sich im Gehirne des Rindes in ähnlicher Weise ver-
theilt, wie die innere Kopfarterie im Gehirne des
Pferdes.
9)  Blutleiter.
20
IEISEKING, ANATOMIE D. PFEKDES.
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TAFEL XXXVII.
Fig. 1.
Linker Vorderfuss vom Einde von aussen und vorne ge-
sehen.
1)  Das untere Ende der Speiche.
2)  Das untere Ende des Ellenbogenbeines.
3)  Das Erbsenbein (os pisiforme h.).
4)  Das dreieckige oder unregelmässige Bein (os trique-
trum h.).
5)  Das halbmondförmige Bein (os semilunare h.).
6)  Das Kahnbein (os naviculare h.).
7)  Das Hackenbein oder grosse keilfömige Bein
(os hamatum h.).
8)  Das Kopfbein oder ungleich vierseitige Bein
(os capitatum h.).
Das dem Menschen noch zukommende os multangulum
majus und os multangulum minus fehlt den Wiederkäuern in
der untern Beihe der Vorderfusswurzelknochen.
9)  Das Schienbein oder der Vordermittelfusskno-
chen. Die Zweitheilung desselben ist durch eine auf
der vordem Fläche verlaufende Binne und durch eine
Scheidewand in der Markhöhle des Knochens angedeu-
tet, am untern Ende tritt sie aber ganz bestimmt hervor.
Es theilt sich nämlich dies Ende in zwei vollkommen
geschiedene Fortsätze, welche mit den entsprechenden
beiden Fesselbeinen articuliren.
10)  Das äussere Sesam- oder Grleichbein. Die Wie-
derkäuer besitzen vier derselben.
11)  Das äussere, 11' das innere Fesselbein.
12)  Das äussere, 12' das innere Kronenbein.
13)  Das äussere, 13' das innere Klauenbein.
14)  Das äussere Strahlbein.
Fig. 2.
Linkes Sprunggelenk vom Rinde von aussen gesehen.
1)  Unteres Ende des Unterschenkelbeines.
2)  Ein kleiner mit dem ixntern Ende des Unterschenkel-
beines verbundener Knochen, welchen man als das un-
tere Ende des den Wiederkäuern fehlenden Waden-
beines auffassen muss. Wegen seiner eigenthümlichen
kronenartigen Gestalt hat er auch den Namen Kronen-
bein erhalten.
                              '
3)  Das Fersenbein, (calcaneus h.).
4)  Das RoIIb ein (astragalus s. talus h.).
5)  Das mit dem Würfelbein (os cuboideum h.) ver-
schmolzene Kahnbein oder grosse schiifförmige Bein
(os naviculare h.).
6)  Das dritte keilförmige oder kleine schiffför-
mige Bein (os cuneiforme tertium h.).
Das verschmolzene erste und zweite keilförmige Bein oder
Pyramidenbein ist in der Figur nicht sichtbar, und beim Rinde
nur klein.
7)  Das Schienbein oder Hintermittelfussknochen.
Fig. 3.
Unteres Fussende des Schafes, von dem eine Zehe oder
Klaue entfernt worden ist, um das Klauensäckchen zu zeigen.
a)  Aeussere Haut.
b)  Fesselbein.
c)  Klaue.
1) Das Klauensäckchen (sinus cutaneus ungularum) ist
eine Einstülpung der äussern Haut, welche sich an allen
vier Füssen des Schafes zwischen den Klauen vorfindet.
Es hat einen hintern weitern Theil, welcher mittelst
eines Ganges bei 1' ausmündet. Es enthält eine schmie-
rige, fettige Masse, ein Produkt der Talgdrüsen, deren
Nutzen wahrscheinlich darin besteht, die Haut des
Klauenspaltes einzufetten.
Fig. 4.
Rechter Vorderfuss vom Rinde mit Muskeln; von aussen
und vorn gesehen.
1)  Der kurze oder gewundene Beuger des Vorder-
armes.
2)  Der Strecker des Schienbeins.
3)  Der innere Kronenklauenbeinstrecker (Müller)
entspringt am Streckknorren des Armbeines und geht
mit seiner Sehne (3') an die Knochen der innern Zehe.
4)  Der gemeinschaftlicheKl au en b e i n s tr e c k e r
(Müller) entspringt mit einem Kopfe am Streckknorren
des Armbeines, mit dem andern (4') am Ellenbogen-
beine ; seine Sehne (4") spaltet sich, um an beide Klauen-
beine zu gehen.
3 und 4 werden von Grurlt unter dem gemeinschaftlichen
Namen längerer gemeinschaftlicher Zehenstrecker
oder Strecker des Kronen- und Hufbeins beschrieben.
5)  Der äussere Kronenklauenbeinstrecker (Müller),
kürzerer gemeinschaftlicher Zehenstrecker
oder Strecker des Fesselbeines. (In der Figur ist
aus seinem obern Theile ein Stück herausgeschnitten.)
Er geht mit seiner Sehne 5' an die Knochen der äussern
Zehe.
6)  Der Strecker der Vorderfusswurzel.
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137
7)  Der dünne Strecker des Sprungbeines.
8)  Die Sehne des Kronbeinbeugers.
Fig. 7.
Rechter Hinterfuss des Rindes von vorn und etwas von
innen gesehen.
1)  Vorderer Unterschenkelmuskel oder Beuger
des Schienbeines, aus demselben ist in der Fig. ein
Stück weggenommen, um die von ihm von vornher be-
deckten Muskeln zeigen zu können. Seine Sehne V
spaltet sich und lässt die Sehne (2') von
2)  dem dritten Wadenbeinmuskel durchtreten.
3)  Der innere Bauch des langen Zehenstreckers
oder der Strecker der innern Klaue; die Sehne
desselben (3') geht nur an die Knochen der innern
Klaue.
4)  Aeusserer Bauch des langen Zehenstreckers
oder der gemeinschaftliche Strecker derKlauen.
Seine Sehne (4') spaltet sich, um an beide Klauenbeine
zu treten.
5)  Sehne des Streckers der äussern Klaue (cf.
Fig. 6, 4).
Fig. 8.
Rechter Vorderfuss des Rindes von innen und etwas von
hinten gesehen.
1)  Die Achselarterie giebt ab
2)  die hintere oder untere Schulterarterie,
3)  einen starken Muskelzweig für die Strecker des
Vorderarmes.
4)  Die Armarterie. Diese theilt sich meist im obern
Drittheil der Speiche in die Speichen- und Ellenbogen-
arterie. Beim Rinde ist der fortlaufende stärkere Stamm
5)  die Ellenbogenarterie, welche sich wie die Spei-
chenarterie des Pferdes verhält und in
6)  die grosse Schienbeinarterie übergeht.
7)  Die Speichenarterie ist ein viel schwächeres und
oberflächlich laufendes Gefäss, welches sich bei
8)  mit der grossen Schienbeinarterie verbindet. Diese
läuft bei
9)  zwischen den Afterklauen liegend nach abwärts (cf.
Fig. 9), nachdem sie vorher
f 10) die Seitenarterien der Zehen abgegeben hat, von
denen die innere Seitenarterie der innern Zehe
in der Fig. sichtbar ist.
11)  Der Speichennerv.
12)  Der Ellenbogennerv.
13)  Der Mittelnerv, theilt sich unter der Vorderfuss-
wurzel in
14)  den äussern Ast, welcher
15)  einen Zweig abgiebt, der zwischen den Zehenspalt tritt
und die Schienbeinarterie begleitet (cf. Fig. 9), und
16)  den innern Ast.
Fig. 9.
Unteres Ende des rechten Vorderfusses vom Rinde von
hinten gesehen.
1) Die grosse Schienbeinarterie giebt auf ihrem
Verlaufe ab
20*
Fig. 5.
Hintertheil des Rindes von aussen gesehen.
a) Oberer hinterer Theil des Kreuzsitzbein- oder breiten
Beckenbandes.
1)  Der Auswärtszieher des Unterschenkels. Er
weicht wesentlich von dem des Pferdes ab, indem der
mit 1 bezeichnete Theil desselben, welcher dem langen
Auswärtszieher des Pferdes entspricht, sich mit 1',
dem dem äussern Backenmuskel entsprechenden
Theile, so verbindet, dass beide ein Ganzes bilden. 1"
entspricht dem mittleren Auswärtszieher des
Pferdes. Es kommt, besonders bei älteren und ab-*
gemagerten Thieren, öfter vor, dass dieser Muskel, wel-
cher an seinem vorderen Rande eine starke, sich nach
innen fortsetzende Sehne besitzt, sich bei Erschlaffungen
und Zerreissungen der betreffenden Aponeurosen hinter
den Umdrehern festhakt, wodurch dann ein Lahmgehen
der Thiere hervorgebracht wird. In der Umdreher-
gegend befindet sich unter dem Auswärtszieher des
Unterschenkels ein beträchtlicher Schleimbeutel, der
ebenfalls zu pathologischen Zuständen Veranlassung
giebt.
2)  Der lange Einwärtszieher des Unterschenkels.
3)  Der Spanner der breiten Schenkelbinde.
4)  Der äussere dicke Schenkelmuskel (m. vastus
externus) durch Aponeurosen durchschimmernd.
5)  Der Seitwärtszieher des Schweifes.
Fig. 6.
Rechter Hinterfuss des Rindes von aussen gesehen.
1)  Der vordere Unterschenkelmuskel oder Beuger
des Schienbeines.
2)  Der lange Zehenstrecker spaltet sich beim Rinde
in zwei Bäuche, von deren Sehnen die eine an die
innere, die andere an beide Zehen geht (cf. Fig. 7,
3 und 4).
3)  Der kurze Wadenbeinmuskel, Schenkelbein-
muskel des Sprunggelenkes (m. peroneus brevis h.)
entspringt am Unterschenkelbeine und am Wadenbein-
bande und geht mit seiner Sehne in einer eigenen Rinne
des verwachsenen Würfelbeines und grossen schiffförmi-
gen Beines zwischen diesem und dem Schienbein nach
hinten und innen, und endet an der innern Seite des
Sprunggelenkes am Pyramidenbein. Er dreht das
Sprunggelenk, eine Bewegung, welche beim Rinde, nicht
aber beim Pferde möglich ist; weshalb der Muskel bei
letzterem auch fehlt.
4)  Der lange Wadenbeinmuskel oder Seiten-
strecker der Zehe ist, da seine Sehne (4') nur an
die äussere Klaue geht, beim Rinde lediglich ein
Strecker der äussern Klaue.
5)  Der lange Zehenbeuger oder der dicke Beuger
der Klauenbeine; aus ihm geht hauptsächlich 5' die
Klauenbein beugesehne hervor, die sich ihrer Zusammen-
setzung nach ähnlich wie beim Pferde verhält; bei
ihrer Endigung spaltet sie sich beim Rinde jedoch in
zwei Schenkel und endet an beiden Klauenbeinen.
6)  Der äussere Zwillings- oder Wadenmuskel. 6'
die Achillessehne.
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138
2) Zweige für die Afterklauen und theilt sich endlich in
3, 3) die äussere Seitenarterie der innern Zehe
und die innere Seitenarterie der äussern Zehe.
Fig. 10.
a)  Vorderer Unterschenkelmuskel abgesch.
b)  Die von dem langen Zehenstrecker abgehenden Sehnen,
theils zurückgebogen, theils ganz entfernt, um die vor-
dere Fläche des Sprunggelenkes und des Schienbeines
sichtbar zu machen.
1)  Die vordere Schenkelbeinarterie nimmt auf ihrem
ferneren Verlaufe den Namen
2)  die grosse Schienbeinarterie oder vordere Zwi-
schenknochenarterie an. Sie theilt sich in
3. 3) die äussere Seitenarterie der innern und die
innere Seitenarterie der äussern Zehe.
4)  Die vordere Zwischenknochenvene oder grosse
Schienbeinvene, entspringt aus den Seitenvenen der
Zehen, läuft nach oben und geht durch
5)  einen Verbindungsast in die äussere Hautvene und
durch einen ebensolchen' in
6)  die vordere Schenkelbeinvene über.
7)  Zweige vom Wadenbeinnerven.
Fig. 11.
Der Hornschuh oder Klauenschuh eines Rindes, gewöhn-
lich als Klaue bezeichnet. Sie verhält sich dem Hufe des
Pferdes in vielen Beziehungen analog, hat aber keinen Strahl.
Ihre Kronenrinne ist flach, aber sehr breit und die Horn-
blättchen sind nicht so entwickelt wie die des Pferdehufes.
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TAFEL XXXVIII.
die sich auf die beiden ersten Mägen noch eine Strecke weit
fortsetzen. Dieser Nachweis, den ich bestätigen kann, ist für
die Physiologie des Wiederkauens von grosser Wichtigkeit.
2)  Der erste Magen, Pansen, Wanst, Wamme oder
Wampe (rumen s. ingluvies) ist der umfangreichste
der vier Mägen und nimmt den grössten Theil der
Bauchhöhle ein (cf. Fig. 7). Er zerfällt in zwei Ab-
theilungen, nämlich einen längeren linken oberen
Sack (2'), der mit dem Schlünde und dem zweiten
Magen in Verbindung steht, und in einen kürzeren
rechten unteren Sack (2"). Beide Abtheilungen
machen sich durch äusserlich schon wahrnehmbare
Furchen kenntlich. An den hinteren Enden der Säcke
unterscheidet man noch besondere Abtheilungen oder
Blindsäcke, welche äusserlich durch Querfurchen ange-
deutet werden.
3)  Der zweite Magen, die Haube, der Netzmagen,
das Garn u. s. w. (reticulum s. ollula), ist in der Fig.
nur zum kleinen Theile zu sehen. 3' ist die Verbin-
dung desselben mit dem dritten Magen.
4)  Der dritte Magen, der Psalter, das Buch, der
Blättermagen, Löser (omasum, centipellio). Bei
4' ist seine Verbindung mit dem vierten Magen zu se-
hen ; diese wird aber dann erst sichtbar, wenn man das
seröse Blatt, welches den ersten Magen bei x mit dem
dritten Magen verbindet, durchschneidet und den
letzteren nach rechts zurücklegt. Die normale Lage
des Psalters wird durch die punktirte Linie 4" ange-
deutet; er liegt demnach zum Labmagen (5) so, dass
die zu diesem führende Oeffnung in der jetzigen Lage
der Figur unter ihm zu liegen kommt (cf. Fig. 5).
5)  Der vierte Magen, der Labmagen, Käsemagen
(abomasum) stellt einen langgezogenen, fast birnförmi-
gen Sack dar. Bei den neugeborenen und saugenden
Thieren ist der Labmagen die grösste Magenabtheilung,
tritt aber in dem Masse, wie die Thiere feste Nahrung
aufnehmen, in seinem Grössenverhältniss zum Wanste
zurück.
G) Der Anfangstheil des Zwölffingerdarmes.
Fig. 4.
Die beiden ersten Mägen des Rindes sind geöffnet, um das
Innere derselben anschaulich zu machen. Vom linken Sacke
des Wanstes ist die äussere obere Wand entfernt worden,
und auch aus der Haube ist ein mit dem Wanste in Verbin-
dung stehendes Stück herausgeschnitten worden.
Fig. 1.
Ein Knorpelring aus der Luftröhre des Rindes.
Diese Ringe sind in ihrem Querdurchmesser schmäler als in
ihrem Höhendurchmesser, weshalb die Luftröhre des Rindes
von den Seiten her mehr zusammengedrückt erscheint, wäh-
rend es beim Pferde gerade umgekehrt der Fall ist.
Fig. 2.
Durchschnittsfläche eines Lungenstückes vom Rinde.
1)   Das Lungengewebe oder das Parenchym der
Lunge wird durch
2)  das interlobuläre Bindegewebe, welches beim Rinde
in mehr oder weniger mächtigen Zügen die Lunge nach
allen Richtungen hin durchzieht, in grössere oder kleinere,
unregelmässig geformte, deutlich von einander geson-
derte Lungenläppchen getheilt. Durch diese auf-
fallende Läppchensonderung unterscheiden sich die Lun-
gen des Rindes von denen unserer anderen Hausthiere,
mit Ausnahme des Schweines, an dessen Lungen ein
ähnliches Verhalten wahrgenommen wird. Dieser eigen-
thümliche Bau der Rindslungen ist auch der Grund,
dass bei Erkrankungen des interlobulären Bindegewe-
bes , wie dies namentlich bei der Lungenseuche vor-
kommt, die Schnittflächen der Lungen ein so eigen-
thümliches, marmorirtes Ansehen erhalten. Auch bei
Lungenemphysemen giebt das mit Luft erfüllte inter-
lobuläre Bindegewebe den Lungen ein eigenes Ansehen.
Fig. 3.
Magen des Rindes von oben und rechts gesehen.
Da die Wiederkäuer darauf angewiesen sind, die von ihnen
verschlungenen groben Futterstoffe noch einmal in das Maul
zurückzubringen und einem nochmaligen sorgfältigeren Zer-
kleinerungsprozesse zu unterwerfen, so stellt der Magen der-
selben nicht eine einzige Höhle dar, sondern zerfällt in meh-
rere von einander gesonderte Abtheilungen, die unter sich
wieder in Verbindung stehen. Diese Abteilungen werden
auch als besondere Mägen beschrieben.
1) Das hintere Ende des Schlundes befindet sich auf
der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Magen,
doch mündet dasselbe hauptsächlich trichterförmig in
den ersten Magen ein, während es mit dem zweiten in
einer eigenthümlichen, Fig. 4 und 5 zu erwähnenden
Verbindung steht.
Der ganze Schlund der Wiederkäuer besteht, wie Fürsten-
berg zuerst nachgewiesen hat, aus willkürlichen Muskelfasern,
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140
1)  Der Schlund, der trichterförmig in den Wanst mün-
det, steht mit
2)  der Haube durch eine Vorrichtung in Verbindung,
welche zum dritten Magen führt und Schlund- oder
Löserrinne (2') genannt wird. Diese Rinne wird
durch zwei Wülste, die Lippen der Schlundrinne, be-
grenzt, welche aus starken von der Schleimhaut über-
zogenen Muskelbündeln bestehen und bis zum untern
Theile des Psalters reichen (cf. Fig. 5, 4).
3)  Die Schleimhaut der Haube ist eigenthümüch ge-
formt und bildet durch Verdoppelungen zierliche fünf-
bis sechseckige Vertiefungen oder Zellen, in deren
Grunde sich abermals durch niedrigere Schleimhaut-
vorsprünge kleinere Zellen bilden (cf. Fig. ß).
4)  Der Wanst zeigt in seinem Innern markirte, meist von
glatter Schleimhaut überzogene, starke Vorsprünge,
welche
5)  die Pfeiler oder Längspfeiler des Wanstes ge-
nannt werden; sie bestehen aus denselben Muskelmas-
sen, aus welchen die ganze Muskelhaut des Wanstes
besteht; in den Pfeilern finden sich diese Muskelfasern
aber in so besonderer Mächtigkeit vor, dass die Pfeiler
mit ihren Ausläufern, den Bogen oder Querpfeilern
(5'), gleichsam das starke Muskelgerüst dieses Magens
und seiner Abtheilungen bilden und auch hauptsächlich
bei deren Contractionen thätig sind.
Die Schleimhaut des Wanstes ist (mit Ausnahme ihrer die
Pfeiler und Bogen überziehenden Portionen) mit kleinen, mit
dickem Epithel versehenen, zungenförmigen Blättchen besetzt
und hat daher ein rauhes, meist schwärzliches Ansehen.
6)  Zum linken Sacke gehörige Schleimhautabtheilung.
7)  Das Innere des zum linken Sacke gehörigen Blindsackes.
8)  Das Innere des zum rechten Sacke gehörigen Blindsackes.
Die Haube, namentlich aber der Wanst sind als Futter-
reservoire zu betrachten, in welchen die Futtermassen erst
erweicht und zum zweiten Kauen und den nachfolgenden Ver-
dauungsvorgängen vorbereitet werden. Eigentlich verdauende
Säfte werden in ihnen nicht abgesondert.
Fig. 5.
Haube, Psalter und Labmagen vom Rinde von oben ge-
sehen. Der Psalter ist von seiner obern Krümmung her der
Länge nach aufgeschnitten und seine beiden Hälften nach
rechts und links zurückgeschlagen. Der Schnitt, welcher den
Psalter spaltete, ist in den obern oder kleinen Bogen der
Haube so hineingeführt, dass er die Schlundrinne trifft, die
beiden Lippen derselben aber unverletzt lässt.
1)  Der Schlund.
2)  Der vordere Theil des Wanstes.
3)  Die Haube.
4. 4) Die beiden Lippen der aufgespaltenen Schlund-
rinne; sie reichen bis in die Nähe der vom Psalter in
den Labmagen führenden Oeffnung und bringen durch
ihre Zusammenziehung diese Oeffnung der Schlundrinne
möglichst nahe.
5) Der Psalter enthält in seinem Innern eine grosse
Menge Schleimhautblätter (Blättermagen) von ver-
schiedener Länge, deren Aufeinanderfolge aber sehr re-
gelmässig angeordnet ist. Diese Blätter befestigen sich
an der obern, der Oeffnung zum Labmagen entgegen-
sehenden Wand und sehen mit ihren unteren freien
Rändern dieser Oeffnung zu. Sie sind mit hirsekorn-
grossen Knötchen bedeckt und haben ein derbes Epi-
thelium, welches sich nach dem Tode des Thieres sehr
leicht abzulösen und den zwischen den Blättern einge-
pressten Futtermassen anzuhaften pflegt.
Die Blätter des Psalters unterscheidet man nach ihrer ver-
schiedenen Länge in
6)  kleinste,
7)  kleine,
8)  mittlere,
9)  grosse.
Die kleinsten sind die zahlreichsten, da sie sich zu beiden
Seiten der übrigen Blätter vorfinden; dann folgen die kleinen
in der Zahl, während die mittleren und grossen weniger zahl-
reich vorkommen. Das zum zweiten Male gekaute (wieder-
gekäute) Futter gelangt direct in den Psalter und zwischen
die Blätter desselben; hier verliert es seine wässerigen Be-
standtheile nach Maassgabe der Zeit seines Aufenthaltes. Da-
her die trockene Beschaffenheit des Psalterinhaltes bei vielen
Krankheitszuständen der Wiederkäuer.
10)  Die Oeffnung des Psalters zum Labmagen, man
sieht durch dieselbe schon die
11)  dem Labmagen angehörige Schleimhaut zum Vor-
schein kommen. Diese Schleimhaut ist glatt und ent-
hält zahlreiche Lab- oder Magensaftdrüsen, welche
den Magensaft absondern. Ihre Oberfläche wird be-
trächtlich durch Verdoppelungen vermehrt, die sich als
12)  Schleimhautfalten zu erkennen geben.
Der Labmagen ist der eigentliche Verdauungsmagen der
Wiederkäuer, während die übrigen Magenabtheilungen nur
vorbereitende Functionen haben.
13)  Die Pförtneröffnung.
14)  Der Zwölffingerdarm.
Fig. 6.
Schleimhautstück aus der Haube des Rindes in natürlicher
Grösse.
Fig. 7.
«
Junges weibliches Rind von der linken Seite gesehen, um
die Lage der Mägen zu veranschaulichen. Die fünf hinteren
Rippen sind sammt der ganzen linken Bauchwand entfernt;
das Zwerchfell (8) nach vorn zurückgeschlagen.
1)  Der linke oder obere Sack des Wanstes.
2)  Der rechte oder untere Sack desselben.
3)  Der Labmagen.
4)  Die Haube.
5)  Die Milz.
6)   Ein Theil der auf der rechten Seite lagernden Ge-
därme (cf. Taf. 39, Fig. 3).
7)  Ein Theil des entfernten und 2. bedeckenden Netzes.
8)  Das von den entfernten Rippen getrennte und zurück-
geschlagene Zwerc hfell.
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TAFEL XXXIX.
6)  die Leberblasengänge {duetus hepaUco-cystici), haupt-
sächlich aber durch
7)  den Blasengallengang oder Gallenblasengang {duetus
cysticus),
welcher zugleich der Ausführungsgang der
Gallenblase ist und mit
8)  dem aus der Leber kommenden Lebergallengange
in Verbindung steht. Beide vereinigen sich zu
9)  dem gemeinschaftlichen Gallengange {duetus
choledochus)
, welcher die Galle in den Zwölffinger-
darm führt.
10)  Die Pfortader.
11)  Die hintere Hohlvene.
Fig. 3.
Lage der Baucheingeweide bei der Ziege. Die Bauch-
wandungen und ein Theil der rechten Rippen sind entfernt
worden, ebenso ist der rechte Hinterschenkel abgesetzt und
das Becken von rechts geöffnet. Das Netz, welches die
Baucheingeweide bedeckt, ist zum grössten Theile nach hinten
und unten zurückgeschlagen. Die Leber ist so nach vorn
gelegt, dass ihre hintere Fläche sichtbar wird.
1)  Die Haube oder der zweite Magen,
2)  Der Psalter oder dritte Magen.
3)  Der Labmagen oder vierte Magen. Von dem ersten
Magen oder Wanste ist nur der untere Theil zu sehen
(22), da der Darmkanal ihn von der rechten Seite her
bedeckt.
Aus dem Labmagen geht
4)  der Zwölffingerdarm hervor; er steigt nach oben,
macht eine S förmige Krümmung und geht dann nach
hinten (öfter sogar bis an das Becken), kehrt nach
vorn zurück und geht in
5)  den Leer dann über, welcher in vielen unregelmässi-
gen Windungen auf der rechten Seite des Wanstes
liegt. Der Endtheil des Dünndarms geht
6)  als Hüftdarm in den Dickdarm. Hinter seiner Ein-
trittsstelle liegt
7)  der Blinddarm, vor derselben
8)  der Grimmdarm, der bei
9)  sein schneckenartig gewundenes, in der Fig. noch von
den Gekrösplatten eingeschlossenes Convolut bildet
und von hier aus in
10)  den Mastdarm führt, welcher bei
11)  dem After endigt.
12)  Die Leber liegt bei Wiederkäuern ganz in der rechten
Rippengegend und bedeckt die übrigen Baucheinge-
weide von rechts her derartig, wie es von der punk-
tirten Linie 12' angedeutet wird.
21
Fig. 1.
Darmkanal des Rindes, ausgebreitet, um das Verhältnis
des Dünndarms zum Dickdarm und die Lagerung der Win-
dungen des letzteren zu zeigen.
1)  Der Zwölffingerdarm geht, nachdem er von hinten
her zurückgekehrt ist — cf. Fig. 3. — in
2)  den Leerdarm über; diese Darmabtheilung macht,
von einem kurzen Gekröse (7) gehalten, viele kleine
, Windungen und geht in
3)  den Hüft- oder Krummdarm über, der seinerseits
in schräger Richtung von hinten nach vorn in
4)  den Blinddarm übergeht. Der . Blinddarm ist bei
Wiederkäuern im Verhältniss zum Pferde klein, ohne
Poschen und liegt mit seinem geschlossenen, abgerun-
deten Ende nach hinten; er geht ohne auffallende
äussere Abgrenzung in
5)  den Grimmdarm über. Dieser hat Anfangs die Weite
des Blinddarmes, verengert sich aber bald und bildet,
zwischen zwei Gekrösblättern liegend (Fig. 3. 9.), eine
grosse Schlinge, welche, da ihr nur ein kleiner Raum
angewiesen ist, sich flach schneckenförmig zusammen-
windet. Das in die Windung eintretende (concen-
trische) Darmstück liegt daher mit dem aus derselben
heraustretenden (excentrischen) nahe beisammen. Das
heraustretende Grimmdarmstück macht dann nochmals
eine Schlinge und geht in
6)  den Mastdarm über.
7)  Das Gekröse. (Im Wesentlichen verhalten sich die
Windungen des Grimmdarms bei Schafen und Ziegen
ähnlieb, wie beim Rinde, doch sind sie regelmässiger
con- und excentrisch und haben eine Windung mehr.)
Fig. 2.
Leber des Rindes von hinten gesehen, die Gallenblase
ist theilweise geöffnet.
Die Leber der Wiederkäuer zeigt nicht die ausgeprägte
Lappentheilung wie die der übrigen Hausthiere. Durch seichte
Einschnitte zerfällt sie in
1)  den linken (kleineren) und in
2)  den rechten (grösseren) Lappen. An letzterem unter-
scheidet man noch
3)  den Spiegeischen Lappen und
4)  den viereckigen Lappen (lobus qüadratus hom.).
An der hintern Fläche des rechten Lappens liegt
5)  die Gallenblase (yesica Ulis s. fellea), ein zur Auf-
nahme von Galle bestimmter häutiger Behälter. Sie
empfängt die Galle theils direkt aus der Leber durch
LEISERING, ANATOMIE D. PFERDES.
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142
und dadurch in eine beträchtliche Anzahl von Lappen
getheilt, von denen jeder einzelne sein besonderes
Nierenwärzchen (4) hat.
1)  Der Harnleiter geht aus einer Erweiterung hervor,
welche bei dem Zusammentritt der aus den Nieren
kommenden grösseren Ausführungsgänge entsteht.
Diese Erweiterung und die grösseren Gänge sind da-
her das Analogon des Nierenbeckens anderer Thiere.
2)  Unaufgeschnittener grösserer Ausführungsgang, der
sich seinerseits aus 2 kleineren zusammensetzt.
3)  Aufgeschnittener Ausführungsgang'; seine letzten Ver-
zweigungen sind dünnhäutige Schläuche, welche
4)  die kegelförmigen Nierenwärzchen becherartig
umfassen und deshalb Nierenkelche oder Nieren-
becher (calices renales) genannt werden.
5)  Die Nierenarterie.
Fig. 7.
Niere des Schafes in der Mitte durchgeschnitten. Natur-
grösse.
1)  Die Rindensubstanz.
2)  Die Marksubstanz.
3)  Das Nierenwärzchen, ist gross und nimmt die Aus-
führungsgänge aller Harnkanälchen (Bellinischer Röhr-
chen) auf. Es wird von
4)  dem Nierenbecken, welches in diesem Falle gleich-
sam einen einzigen grossen Nierenkelch darstellt, der
direkt in
5)   den Harnleiter übergeht, umfasst.
13)  Die Grallenblase; ihr Ausführungsgang
14)  der Blasengallengang, vereinigt sich mit
15)  dem Lebergallengange zu
16)  dem gemeinschaftlichen Gallengange, welcher
im Laufe der punktirten Doppellinie von der Zwölf-
fingerdarmschlinge bedeckt ist und bei 16' im Zwölf-
fingerdarm mündet. Beim Schaf und bei der Ziege
verbindet sich der Ausführungsgang der in der Fig.
verdeckten Bauchspeicheldrüse mit 16. noch vor seinem
Eintritt in den Darm.
17)  Das Netz.
18)  Die rechte Niere.
19)  Der rechte Eierstock und Muttertrompete.
20)  Die Scheide.
21)  Die Scham.
22)  Der untere Theil des Wanstes.
Fig. 4.
Milz des Rindes von der inneren Seite gesehen.
1) Die serösen Befestigungsmittel derselben.
Fig. 5.
Milz der Ziege von der inneren Seite gesehen.
Fig. 6.
A.  Rechte Niere des Rindes von oben gesehen.
B.  Dieselbe Niere von unten gesehen; das Parenchym
derselben ist an einer Stelle entfernt worden. Die
Nieren des Rindes sind auf ihren Flächen tief gefurcht
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TAFEL XL.
Beckenstück der Harnröhre als eine dünne von 7. be-
deckte Drüsenschicht.
6)  Die Cowpeschen Drüsen.
7)  Der Harnröhrenmuskel umgiebt das Beckenstück
der Harnröhre und die dasselbe bedeckenden Drüsen.
In der Fig. ist die rechte Hälfte desselben abgetragen.
8)  Der Harn- oder Samenschneller — cf. Fig. 1. 10.
Fig. 3.
Geschlechtstheile einer Kuh von oben gesehen. Scham
und Scheide sind von oben her geöffnet, ebenso das rechte
Gebärmutterhorn.
1)  Die Schamlippen.
2)  Der untere Winkel der Schamspalte ist bei Kühen mit
herunterhängenden Haaren versehen. In demselben
kommt
3)  die Eichel des Kitzlers, welcher bei Wiederkäuern
lang, dünn und gewunden ist, zum Vorschein.
4)  Die linke Duverney'sehe oder Bartholin'sche
Drüse, Scheidendrüse, liegt zur Seite des Scheiden-
einganges zwischen der Schleimhaut und dem Schliess-
muskel der Scham und ist in der Fig. durch einen
Schleimhautschnitt freigelegt; bei
5. 5) münden die Ausführungsgänge dieser Drüsen mit einer
ziemlich grossen Oeffhung.
In der Mittellinie findet sich an der unteren Scheiden-
wand bei Kühen eine Oeffnung, welche zu
6)  einem über zolllangen blinden Sack führt; oberhalb
dieses Sackes liegt
7)  die Mündung der Harnröhre. Dies anatomische Ver-
halten ist bei Kühen bei Untersuchungen der Harn-
röhre zu beachten und weicht von der Harnröhren-
mündung der Stuten ganz ab.
8. 8) Mündungen der Scheidengänge oder der Gartner-
schen Kanäle. Diese Gänge, welche bei Stuten
selten sind, finden sich bei Kühen verhältnissmässig
häufig, doch vermisst man dieselben auch bei ihnen
oder findet nur einen vor. Sie sind fötalen Ursprungs
und die Ueberbleibsel der Wolfschen Gänge.
9)  Der Gebärmutterhals.
10)  Der Körper der Gebärmutter.
11)  Linkes ungeöffnetes und 11' rechtes geöffnetes Ge-
bärmutterhorn. Die Schleimhaut der Gebärmutter
besitzt bei Wiederkäuern
12)  kleine Hervorragungen, welche man Gebärmutter-
zäpfchen oder Cotyledonen nennt. Sie schwellen
21*
Fig. 1.
Hintertheil eines Schafbockes von rechts gesehen, am
daran das Lageverhältniss der äusseren Geschlechtsorgane
zu zeigen. Der rechte Hinterschenkel ist abgesetzt und der
Hodensack und die gemeinschaftliche Scheidenhaut des rechten
Hodens von aussen her gespalten.
1)  Der Hodensack.
2)  Die gemeinschaftliche Scheidenhaut; auf der
äusseren Fläche derselben befestigt sich
3)  der Hodenmuskel (cremasief).
4)  Der rechte Hode.
5)  Der Nebenhode; der aus diesem hervorgehende Sa-
menleiter steigt in
6)  dem Samenstrange nach aufwärts und tritt durch
den Leistenkanal nach innen, um die obere Fläche
der Harnblase zu erreichen.
7)  Die männliche Euthe ist bei Wiederkäuern hinter
dem Hodensacke (bei 7') Sförmig gekrümmt. Am
vorderen Ende derselben ragt beim Schafbock (und
auch beim Ziegenbock, aber nicht beim männlichen
Rinde) die Harnröhre als
8)  ein dünner, hohler, schlaffer Anhang hervor.
9)  Die Afterruthenmuskeln inseriren sich am Penis
vor und unter seiner Sförmigen Biegimg und erhalten
ihn in seiner gekrümmten Lage.
10)  Der Harn- oder Samenschneller ist bei den Wie-
derkäuern nur ein kurzer, aber starker Muskel.
11)  Der £itzbeinruthenmuskel oder Aufrichter der
Ruthe.
12)  Die aufgespaltene Vorhaut.
Fig. 2.
Das von oben her geöffnete Becken eines Schafbockes mit
den Geschlechtswerkzeugen in der Lage. Von oben gesehen.
1)  Die Harnblase.
2)  Bauchfellfalte, welche die beiden Samenleiter mitein-
ander verbindet.
3)  Die Samenleiter werden an ihrem hinteren Ende
(3') beträchtlich dicker und münden in die Harnröhre.
4)  Die sog. falschen Samenblasen stellen bei den
Wiederkäuern keine hohlen, sondern drüsige, ein
reichliches Sekret absondernde Organe dar; sie mün-
den gemeinschaftlich mit den Samenleitern.
5)  Die Vorsteherdrüse umgiebt bei Wiederkäuern das
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144
während der Trächtigkeit zu grossen schwammigen
Körpern an und dienen zur Aufnahme des Frucht-
kuchens — cf. Fig. 4 und Fig. 5.
13)  Die Muttertrompeten, sind bei Kühen weiter als
bei Stuten und gleichsam die enge gewordenen Fort-
setzungen der Gebärmutterhörner.
14)  Die Bauchmündung derselben.
15)  Der linke (verhältnissmässig kleine) Eierstock.
Fig. 4.
Grosser Gebärmutterzapfen aus dem Uterus einer
tragenden Kuh. Natürliche Grösse.
Fig. 5.
Cotyledonen aus dem Uterus eines tragenden Schafes.
Natürliche Grösse. Sie unterscheiden sich von denen der
Kuh darin, dass sie napfförmig ausgehöhlt sind.
Fig. 6.
Zitze von dem Euter einer Kuh; aufgespalten.
1)  Die mit feinen Schleimhautfalten versehene enge Aus-
führungsöffnung.
2)  Die Milchcysterne.
3)  Verschieden weite, aus der Drüsenmasse des Euters
kommende Gänge.
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TAFEL XLL
6)  Oeffnung zum Schlünde. An
7)  der Zunge bemerkt man:
8)  die schwamm- oder keulenförmigen Wärzchen
in dichter Reihe;
9)  die beiden umwallten Wärzchen, und
10) fünf kleine Querspalten, in welchen Schleimdrüsen
münden.
Fig. 4.
Aufgeblasener Magen des Schweines von hinten gesehen.
1)  Der Schlund tritt in der Mitte von
2)  der beim Schweine gewölbten kleinen Krümmung,
oder dem kleinen Bogen an den Magen. Am Grunde
oder blinden Sacke desselben findet sich als Eigen-
thümlichkeit des Schweinemagens
3)  ein kegelförmiger, nach hinten gekrümmter Anhang.
4)  Zwölffingerdarm.
Fig. 5.
Darmkanal des Schweines; der grösste Theil des Dünn-
darmes ist entfernt und der Grimmdarm etwas auseinander-
gezogen.
1)  Hinterer Theil des Leerdarmes; er macht wie der
übrige Theil des entfernten Dünndarmes an seinem
Gekröse hängend kurze Windungen, ähnlich wie der
Dünndarm der Wiederkäuer; an dem Endstücke des
Dünndarmes,
2)  dem Hüft- oder Krummdarme, fehlen diese Win-
dungen; auch wird die Muskelhaut dieses Darmtheiles
stärker. Der Hüftdarm geht in
3)  den Blinddarm über. Dieser ist beim Schweine ver-
hältnissmässig grösser als bei Wiederkäuern und mit
Poschen versehen wie der Blinddarm des Pferdes. Aus
ihm geht wie bei den Wiederkäuern ohne weitere Ab-
grenzung
4)  der ebenfalls mit Poschen versehene Grimmdarm
hervor, der zwar enger als der Blinddarm, aber be-
deutend weiter als der Dünndarm ist. Der Grimm-
darm des Schweines bildet wie der der Wiederkäuer
ebenfalls eine Schlinge, die sich aber nicht wie bei
diesen in einer Ebene, sondern schraubenförmig auf-
windet. Es verhält sich der Grimmdarm der Wieder-
käuer zu dem Grimmdarm des Schweines in dieser
Beziehung etwa wie eine Scheibenschnecke zu einer
Wendelschnecke.
5)  Der hintere Theil des Grimmdarmes, welcher in der
Fig. bei 5' von
Fig. 1.
Nasengerüst des Schweines von der Seite gesehen.
1)  Der Rüsselknochen — cf. Fig. 2. 1. —
2)  Nach aussen und unten gebogener, breiter oberer
knorpliger Anhang desselben.
3)  Nach aussen und oben gebogener, rundlicher und zu-
gespitzter unterer knorpliger Anhang desselben.
4)  Nach aussen und unten gebogene Fortsetzung der
knorpligen Nasenscheidewand. Unter derselben befin-
det sich der in der Fig. nicht bezeichnete S förmige
Knorpel.
5)  Schneidezähne.
Fig. 2.
Nasengerüst des Schweines von vorn gesehen.
1)  Der Rüsselknochen (os roslri) ist ein nur dem
Schweine zukommender unpaariger Knochen, welcher
die Grundlage des beweglichen, scheibenartigen Rüssels
abgiebt. Er hängt mit der Nasenscheidewand zusam-
men, liegt schräg von oben und vorn nach unten und
hinten zwischen den Nasenbeinen und den Zwischen-
kieferbeinen und besteht aus zwei seitlichen, in der
Mitte verschmolzenen Hälften. In Verbindung mit
2)  seinen obern und
3)  seinen untern Knorpelanhängen ist jede Hälfte
des Rüsselknochens mit den entsprechenden X förmigen
Knorpeln anderer Thiere zu vergleichen, welche beim
Schweine wegen seiner Lebensweise (Wühlen) in der
Mitte verwachsen und zu Knochen umgestaltet sind.
4)  Schneidezähne.
Fig. 3.
Kopf des Schweines mit geöffneter Maul- und Rachen-
höhle von rechts gesehen.
1)  Der harte Gaumen.
2)  Das Gaumensegel; die beiden hintern Schenkel des-
selben umschliessen
3)  eine runde Oeffnung, welche zu
4)  einem über dem Kehlkopfe (5) und dem Schlünde lie-
genden Blindsack führt, dessen Nutzen noch unbe-
kannt ist. Man nimmt an, dass beim gewaltsamen
Eingiessen von Arzneimitteln leicht etwas in diesen
Blindsack hineinkomme und von hier in den Kehl-
kopf etc. fliesse, wodurch dann Krankheiten der Respi-
rationsorgane hervorgerufen würden.
5)  Der Kehlkopf.
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146
j 6) dem Gekröse verdeckt ist und durch dasselbe hin-
durchschimmert, ist nicht gewunden.
Fig. 6.
Durchgeschnittene Niere des Schweines.
Die Nieren des Schweines sind von oben nach unten zu-
sammengedrückt und von aussen glatt; jede enthält 10—12
Nierenwärzchen, die sich ähnlich verhalten wie die in der
Niere des Rindes.
1)  Der Harnleiter.
2)  Das Nierenbecken; in dasselbe münden
3)  die Nierenkelche, welche
4)  die Nierenwärzchen umfassen.
Fig. 7.
Geschlechtstheile eines Ebers; die in der Beckenhöhle
liegenden Organe sind von oben gesehen, die Vorhaut und
der mit dieser in Verbindung stehende Nabelbeutel aber von
unten.
a) Die Harnblase.
1)  Der Hoden.
2)  Der Nebenhoden.
3)  Der Samenleiter, trennt sich bei 3' von
4)  den übrigen Theilen des Samenstranges, um in die
Harnröhre einzumünden.
5)  Die sogen, falschen Samenblasen sind beim Eber,
wie bei den männlichen Wiederkäuern, drüsige Or-
gane, die in die Harnröhre ausmünden; sie sind sehr
gross und man findet sie öfter von einer milchigen,
klebrigen Flüssigkeit strotzend gefüllt.
6)  Der die Vorsteherdrüse bedeckende Harnröhren-
muskel.
7)  Die beim Schweine ausserordentlich grossen Cowper-
sehen Drüsen — vgl. Fig. 8. —
8)  Der starke Harn- oder Samenschneller.
9)  Die männliche Ruthe macht bei 9' in derselben
Weise wie die Ruthe der Wiederkäuer eine Sförmige
Windung; ihre Spitze ist fast dreikantig und etwas
gedreht; etwas vor der Spitze mündet bei 9" die
Harnröhre.
10)  Die abgeschnittenen Afterruthenmuskeln.
11)  Die aufgespaltene Vorhaut, steht bei ihrer Ausmün-
dung nach aussen mittelst
12)  einer nach oben führenden Oeffnung mit
13)  einem nicht unbeträchtlichen (in der Fig. aufgeblasen
dargestellten) Blind sacke in Verbindung, welcher aus
zwei seitlichen, miteinander correspondirenden Hälften
besteht und der Nabelbeutel genannt wird. Die die-
sen Sack auskleidende Haut zeigt viele Falten. Durch
die bei 13* in den Nabelbeutel gemachte Oeffnung ist
von 12 aus
14)  eine Sonde durch den Nabelbeutel geführt.
Der eigentliche Nutzen dieses Blindsackes ist unbe-
kannt. Er findet sich öfter durch Harn, der, wie aus
der anatomischen Anordnung hervorgeht, sehr leicht
in den Nabelbeutel eindringen kann, sehr ausgedehnt,
und dies ist hin und wieder die Veranlassung gewe-
sen, dass solche, welche mit den anatomischen Ver-
hältnissen nicht vertraut waren, von hier vorkommen-
den Geschwülsten etc. gesprochen haben. Auch Harn-
steine finden sich im Nabelbeutel nicht selten.
Fig. 8.
Ein Theil des Beckenstückes der Harnröhre und die
Gowperschen Drüsen des Schweines ^on unten gesehen. Die
Harnröhre ist gespalten und die eine Drüse theilweise geöff-
net worden.
1)  Die von unten her geöffnete Harnröhre.
2)  Die beim Schweine immer langgestreckten Gowper-
schen Drüsen sind in ihrem Innern mit einer Höhle
versehen, in welche grosse Drüsengänge (2'), die den
Durchschnittsflächen des Organes ein schwammiges
Ansehen verleihen, einmünden. Das dickliche, zäh-
flüssige Sekret jeder Drüse wird durch
3)  einen gänsekielstarken Ausführungsgang, welcher
in der Drüsenhöhle bei 3' seinen Anfang nimmt und
bei 3" in die Harnröhre hinter einer halbmondförmi-
gen Schleimhautfalte einmündet, ausgeführt.
4)  Der Harnschneller.
5)  Ruthe.
Fig. 9.
Geschlechtstheile einer Sau von oben gesehen. Die Scheide
ist von obenher geöffnet worden.
1)  Die Schamlippen.
2)  Die Eichel des Kitzlers.
3)  Die Scheide, geht ohne einen merklichen Absatz in
den Körper der Gebärmutter (6) über. In dem hin-
teren Theile derselben (dem Vorhofe) ist die Schleim-
haut derselben glatt. Bei
4)  mündet die bei weiblichen Schweinen sehr lange Harn-
röhre aus; vor dieser Stelle bei
5)  liegt die Schleimhaut in Längsfalten, die nach der
Gebärmutter zu bei 5' in höckrige Wülste übergehen,
welche so eigenthümlich angeordnet sind, dass die
Wülste der einen Seite in die Zwischenwulstvertiefun-
gen der andern Seite eingreifen, wodurch ein sehr fester
Verschluss bedingt und ein eigener Gebärmutterhals
überflüssig wird.
6)  Der Gebärmutterkörper geht in
7)  die langen und darmartig gewundenen Gebärmutter-
hörner über; bei 7' ist eine Gebärmutterhornschlinge
geöffnet, um die faltige Schleimhaut derselben zu zeigen.
8)  Die Muttertrompeten; 8' die Bauchöffnüng der-
selben.
9)  Die Eierstöcke liegen in einer durch das Bauchfell
gebildeten kleinen Tasche (10). Der linke Eierstock
(9) ist aus derselben herausgezogen, während der
rechte (9') noch darin befindlich ist.
10)  Die Eierstockstasche des Bauchfelles.
11)  Die breiten Mutterbänder.
12)  Die Harnblase.
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TAFEL XLII.
10)  Das zweite keilförmige Bein. (Das erste keil-
förmige Bein oder Pyramidenbein ist in der Fig. nicht
sichtbar.)
11)  Das Würfelbein.
12)  Die vier Hintermittelfussknochen.
13)  Die Zehenglieder. Sie verhalten sich wie an den
Vorderfüssen.
Fig. 3.
Kopf des Hundes von rechts gesehen. Die Backen sind
gespalten und zurückgeschlagen; die Zunge ist aus der Maul-
höhle gezogen und so gewendet, dass ihre untere Fläche zu
sehen ist; die Augenhöhlendrüse ist durch Hinwegnahme des
Jochbogens freigelegt.
a)  Die Nase.
b)  Die oberen Backenzähne.
c)  Die unteren Backenzähne.
d)  Die Unterlippe, deren Ränder gezähnt sind.
e)  Der äussere Kaumuskel.
f)  Schnittfläche des Jochbogens.
ff) Zurückgeschlagene Backen.
1)  Die Zunge zeigt an ihrer unteren Fläche, dicht unter
der Schleimhaut, ein würmförmiges Gebilde (1'), wel-
ches schon seit Alters her bekannt ist und der Toll-
wurm oder Wurm (lyssa s. lytta) genannt wurde.
Dasselbe besteht aus einem weisslichen, längsliegenden
Strange, welcher seitlich und unten von querliegenden
rothen Muskelfasern umgeben ist. Der Strang selbst
enthält Bindegewebe, Fettgewebe und einzelne in der
Längsrichtung liegende, quergestreifte Muskelfasern.
2)  Die Ohrspeicheldrüse ist bei Fleischfressern ver-
hältnissmässig klein;
3)  ihr Ausführungsgang, der Stensonsche Gang,
läuft über den äusseren Kaumuskel und hat
4)  seine Mündungsstelle oberhalb des dritten Backenzahnes.
5)  Die Augenhöhlendrüse (glandula orUtalis), scheint
beim Hunde dazu bestimmt zu sein, die ihm fehlende
obere Backendrüse zu ersetzen. Sie ist von aussen
her vom Jochbogen bedeckt und ergiesst ihr Sekret bei
ß) in der Gegend des letzten oberen Backenzahnes durch
einen ziemlich grossen Aus führungsgang, und meist
auch noch durch einige kleinere.
7)  Die Unterkieferdrüse ist bei Fleischfressern grösser
als 2. und rundlich.
8)  Die Drosselvene.
Fig. 1.
Die Knochen des Vorderschenkels eines Hundes von rechts
und vorn gesehen.
1)  Das untere Ende des Armbeines.
2)  Die Speiche.
3)  Das Ellenbogenbein.
(Von den Vorderfusswurzelknochen fehlt bei Fleisch-
fressern in der obern Reihe das halbmondförmige Bein;
von den Knochen der untern Reihe ist der innerste,
das grosse vieleckige Bein, welches übrigens der
kleinste Knochen dieser Reihe ist, in der Fig. nicht
sichtbar.)
4)  Das Kahnbein.
5)  Das dreieckige oder unregelmässige Bein.
6)  Das Erbsenbein.
7)  Das kleine vieleckige Bein.
8)  Das kopfförmige Bein.
9)  Das Hackenbein.
10)  Die innerste Zehe (Daumen) hat einen Vordermittel-
fussknochen und zwei Zehenglieder.
11)  Der Vordermittelfussknochen der zweiten Zehe.
12)     -              -                    -                 dritten
13)     -              -                    -             - vierten
14)     -              -                    -             - fünften
15)  Erstes Zehenglied.
16)  Zweites Zehenglied.
17)  Drittes Zehenglied, Nagel- oder Krallenglied.
Am Grunde der dritten Zehenglieder findet sich eine
Art Knochenkapsel, welche die diese Glieder umge-
bende Kralle umfasst.
Fig. 2.
Knochen des rechten Hinterschenkels eines Hundes von
rechts und vorn gesehen.
1)  Unteres Ende des Oberschenkelbeines.
2)  Ein Sesambeinchen.
3)  Die Kniescheibe.
4)  Das Unterschenkelbein.
5)  Das Wadenbein.
6)  Das Rollenbein.
7)  Das Fersenbein oder Sprungbein.
8)  Das schiffförmige oder Kahnbein.
9)  Das dritte keilförmige Bein.
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148
migen Gewebe der Eichel abgegrenzt. Bei Anstauung
des Blutes schwillt die Eichelzwiebel stark an (7') und
bildet eine Wulst, durch welche nach der Begattung
das Heraustreten des Penis aus der Scheide der Hündin
gehindert wird.
8) Die Sitzbeinruthenmuskeln.
Fig. 8.
Zellkörper der Ruthe und Ruthenknochen des Hundes;
die Th eilesind an den Sitzbeinen erhalten und nach hinten
so zurückgeschlagen, dass sie von der Seite und unten zu
sehen sind.
1)  Hinterer Theil des Beckens.
2)  Der Zellkörper oder schwammige Körper der
Ruthe ist durch zwei Schenkel (2') an den Sitzbeinen
befestigt und zeigt auf seiner unteren Fläche eine
Rinne (2") zur Aufnahme der Harnröhre. Sein vor-
deres Ende verbindet sich mit
3)  dem Ruthenknochen, welcher an seinem hinteren
Ende dicker ist, als an seinem vorderen; seine beiden
Seitenflächen stossen in einen oberen Kamm zusam-
men und sind da, wo die Zahl 3 hinweist, von dem
Bulbus der Eichel bedeckt. Die untere Fläche des
Ruthenknochens hat zur Aufnahme der Harnröhre eine
Rinne (3'); sein vorderes Ende geht in
4)  einen aus vielfach verflochtenen Bindegewebssträngen
bestehenden Anhang von sehr festem Gefüge aus, wo-
durch die nöthige Elastizität des vorderen Ruthenendes
erzielt wird. Nicht selten findet man diesen Anhang,
namentlich in seinem hinteren Theile, in der Verknö-
cherung begriffen.
5)  Die Harnröhre bildet bei ihrem Uebergange aus
dem Becken an die Ruthe eine bedeutende Anschwel-
lung (5'), welche die Harnröhrenzwiebel {bulbus
urethrae)
genannt und vom Harnschneller (m. bulbo-
cavernosus h.)
(Fig. 9. 6.) bedeckt wird.
Fig. 9.
Hintertheil des Hundes von hinten gesehen.
1)  Der (in die Höhe gehobene) Schwanz.
2)  Der After hat zu beiden Seiten
3)  die Ausführungsöffnungen von
4)  zwei kleinen rundlichen Blindsäcken neben sich, die
man Afterbeutel, Analsäcke (bursae ani) nennt
und die von dem Schliessmuskel des Afters umgeben
sind. (In der Fig. ist der rechte Afterbeutel freige-
legt, während der linke noch vom. Schliessmuskel ver-
deckt ist.) In den Säcken wird eine stinkende, schmie-
rige Masse producirt.
5)  Die Sitzbeinruthenmuskeln.
6)  Der Harn- oder Samenschneller.
7)  Die Afterruthenmuskeln.
8)  Der Hodensack.
Fig. 10.
Geschlechtstheile eines Katers in der Lage von rechts ge-
sehen. Der rechte Hinterschenkel und der obere Theil der
rechten Beckenhälfte ist entfernt worden.
1) Der Hodensack und die Hoden, von denen
Fig. 4.
Der aufgeblasene Magen des Hundes von hinten gesehen.
1)  Der Schlund.
2)  Der Zwölffingerdarm.
Fig. 5.
Ein Stück vom Darmkanal des Hundes.
Der Darmkanal der Fleischfresser ist im Verhältniss zu
dem der pflanzenfressenden Thiere nur kurz und beträgt
beim Hunde etwa fünf Körperlängen; auffallend kurz ist der
Dickdarm, welcher sich hinsichtlich seiner Weite wenig vom
Dünndarm unterscheidet.
1)  Der hintere Theil des Dünndarmes.
2)  Der nur kurze, einige Zoll lange Blinddarm, geht
ohne Grenze in
3)  den Grimmdarm über.
Fig. 6.
Leber des Hundes von hinten gesehen.
Die Leber der fleischfressenden Hausthiere zeichnet sich
von der der übrigen Hausthiere dadurch aus, dass sie zahl-
reichere tiefe Einschnitte hat, wodurch sie in eine grössere
Anzahl von Lappen zerfällt, von denen der linke der gros-
seste zu sein pflegt.
1)  Die Pfortader.
2)  Die Gallenblase; ihr Blasengallengang (2') ver-
bindet sich mit
3)  den Lebergallengängen zu
4)  dem gemeinschaftlichen Gallengange.
5)  Die hintere Hohlvene.
Fig. 7.
Hintertheil eines Hundes mit freigelegten männlichen Ge-
sehlechtstheilen, .von rechts und unten gesehen. Der rechte
Hinterschenkel ist entfernt worden.
ei) Die Gelenkpfanne des Beckens.
b) Das eirunde Loch.
1)  Der Hodensack, geöffnet.
2)  Der rechte Hoden.
3)  Die Gefässe des Samenstranges.
4)  Der Samenleiter.
5)  Die Vorhaut (in der Fig. von der Seite her geöff-
net), umschliesst
6)  den vorderen Theil der Ruthe, welchen die beim
Hunde sehr lange Eichel darstellt; der hintere Ru-
thentheil (6') wird von dem schwammigen Körper oder
Zellkörper (Fig. 8. 2.) gebildet. Die Eichel des Hunde-
penis hat den Ruthenknochen (Fig. 8. 3.) zur Grund-
lage und das schwammige Gewebe der Eichel, eine
Fortsetzung des schwammigen Gewebes der Harnröhre,
umschliesst denselben in seinen vorderen zwei Dritteln.
Am Grunde der Eichel findet sich, den Ruthenknochen
von oben und von beiden Seiten her umfassend, bei
7)  noch ein eigener Schwellkörper, die Eichel-
zwiebel (bulbus glandis), welcher ebenfalls aus einem
schwammigen, mit Blut erfüllbaren Gewebe besteht;
er ist von einer eigenen, sehr ausdehnungsfähigen
Haut bekleidet und durch dieselbe von dem schwam-
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149
2)  der rechte Hoden sichtbar ist, liegen unter dem
After oberhalb der Ruthe und Vorhaut (10. und 11).
Es läuft daher
3)  der Samenleiter fast wagerecht von hinten nach
vorn, um bei
4)  durch den Leistenkanal in die Bauchhöhle zu treten.
Hier kreuzt er sich mit
5)  dem Harnleiter seiner Seite, welcher zu
6)  der Harnblase führt, und durchbohrt
7)  die Harnröhre.
8)  Die Vorsteherdrüse.
9)  Die Cowperschen Drüsen. (Samenblasen kommen
bei den Fleischfressern nicht vor und dem Hunde
fehlen auch die Cowperschen Drüsen.)
10)  Die Ruthe (die einen kleinen Ruthenknochen enthält)
ist bei 10' mit zahlreichen, nach rückwärts gerich-
teten, kleinen hornigen Stacheln besetzt.
11)  Die Vorhaut (geöffnet).
LEISE8IKG, ANATOMIE D. PFEEDES.
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TAFEL XLIIL
ander und mit den Knochen des Beckens. Diese letz-
teren sind verhältnissmässig gross und haben bei den
Vögeln das Eigenthümliche, dass sie sich unten nicht
miteinander verbinden. Ein solches, unten offenes
Becken gestattet offenbar den verhältnissmässig grossen
Eiern einen leichteren Durchtritt. Die einzelnen Theile
jedes Beckenbeines sind^
12)  das Darmbein,
13)  das Sitzbein, in welchem sich, statt des Sitzbein-
ausschnittes ,
14)  ein grosses Loch, das Hüftbeinloch {foramen ischia-
äicuni)
findet. Der untere Rand des Sitzbeines ist mit
15)  dem Schambein, einem dünnen, rippenähnlichen Kno-
chen, der das Sitzbein nach hinten überragt und sich
dann nach innen krümmt, meist nur durch Bandmassen
verbunden. Das vom Sitz- und Schambein gebildete
eirunde Loch befindet sich unterhalb der Pfanne und
wird in der Fig. vom Oberschenkelbein (32) verdeckt.
16)  Die Rippen articuliren oben mit den Rückenwirbeln
und stehen nach unten (mit Ausnahme der ersten Rippe,
welche das Brustbein nicht erreicht, und der sich
meist der vorletzten Rippe anschliessenden letzten
Rippe) mittelst eigenthümlicher, flacher Knochen (16'),
welche den Rippenknorpeln der Säugethiere entspre-
chen (ossa sterno-costalia), mit dem Brustbein in Ver-
bindung. Die 2., 3., 4. und 5. Rippe haben eigen-
thümliche, nach oben und hinten gerichtete Fortsätze
(16"), welche bis zur nächsthintern Rippe reichen und
mit der äusseren Fläche derselben verbunden sind; sie
tragen daher zu einer grösseren Festigkeit des Brust-
kastens bei.
17)  Das Brustbein ist bei den Vögeln der beträchtlichste
Knochen am Skelette und dient den mächtigen, zur
Bewegung der Flügel bestimmten Brustmuskeln als
Anheftungspunkt. Der Körper desselben (17) geht
nach vorn, unten und hinten in einen bedeutenden
Kamm (17') über, welcher der Kiel genannt wird.
Ausser diesem findet sich am Brustbein noch ein un-
paarer Fortsatz, nämlich
18)  der vordere Fortsatz. An jeder Seite kommt aus-
serdem noch vor:
19)  Der Rippenfortsatz.
20)  Der lange und schmale hintere innere und
21)  der bei Hühnern fast dreieckige oder ankerförmige
hintere äussere Seitenfortsatz. Die zwischen
den Seitenfortsätzen befindlichen Ausschnitte sind durch
fibröse Membranen ausgefüllt.
Fig. 1.
Skelet eines Haushahnes von i>echts und vorn gesehen.
1)  Der Schädeltheil des Kopfes ist aus denselben Kno-
chen wie bei den Säugethieren aufgebaut, doch ver-
wachsen dieselben bei Vögeln schon sehr frühzeitig.
Das Hinterhauptbein hat nur einen Knopffortsatz.
2)  Die perpendiculäre Platte des Siebbeines ist
sehr entwickelt und bildet die beträchtlich grosse, aber
sehr dünne Scheidewand zwischen beiden Augenhöhlen.
Hinter derselben befindet sich
3)  ein Loch, durch welches beide Augenhöhlen mitein-
ander und mit der Schädelhöhle in Verbindung stehen.
Von den Gesichtsknochen ist
4)  das Zwischenkieferbein der beträchtlichste. Es
stellt ein einziges Knochenstück dar, bildet die Grund-
lage des Oberschnabels und bestimmt bei den ver-
schiedenen Vögeln die Form desselben.
5)  Die Nasenbeine.
6)  Die äussere Nasenöffnung.
Ein den Vögeln eigenthümlicher Knochen ist
7)  das Quadratbein, welches sich nach oben mit dem
Schläfenbeine, nach unten mit dem Unterkiefer ver-
bindet und dem Gelenkfortsatze des letzteren entspricht.
Mit dem Quadratbeine stehen
8)  die Jochbeine in Verbindung; sie bestehen jeder-
seits aus zwei vereinigten schwachen, langen Knochen
und verschmelzen mit dem vorderen Theile des Ober-
kieferbeines.
9)  Der Unterkiefer besteht aus einer grossen Anzahl
einzelner Knochenstücke, die sich indess bald zu einem
Stücke vereinigen; er bildet die Grundlage des Unter-
schnabels.
Von den Knochen der Wirbelsäule sind sichtbar:
10)—10' die Halswirbel, von denen das Huhn 14 hat.
Der erste Halswirbel ist der kleinste und bildet einen
Ring, an dessen vorderem Rande sich die Gelenkhöhle
für den Knopffortsatz des Hinterhauptbeines befindet.
11) Die Schwanzwirbel; von diesen hat das Huhn 7.
Der letzte Schwanzwirbel ist der grösste, von einer
Seite zur andern zusammengedrückt; sein hinteres
Ende ist spitz und etwas nach oben gerichtet.
Die übrigen Wirbel sind in der Fig. nicht sichtbar.
Es ist von ihnen zu bemerken, dass die 7 Rücken-
wirbel in der Regel miteinander verwachsen und die
letzten derselben von aussen her von den Darmbeinen
bedeckt werden. Die Lenden- und Kreuzwirbel, deren
Gesammtzahl 14 beträgt, verwachsen ebenfalls mitein-
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Finger kommen an dem Vogelflügel drei vor, nämlich
29)  der Daumen%(Eck- oder Afterflügel), der bei Hüh-
nern aus nur einem Gliede besteht.
30)  Der Mittelfinger, welcher aus zwei Gliedern zu-
sammengesetzt und der grösste ist, und
31)  der dritte Finger, der nur rudimentär vorkommt,
unter dem hinteren Mittelhandknochen liegt und mit
dem ersten Gliede des Mittelfingers innig verbunden ist.
Von den Knochen der hinteren Gliedmassen sind zu
nennen:
32)  Das Oberschenkelbein.
33)  Die Kniescheibe.
34)  Das Unterschenkelbein.
35)  Das Wadenbein.
Die Fusswurzelknochen (larsus) fehlen bei den Vö-
geln, doch ist
36)  ein kleiner in Bandmassen eingeschlossener Knochen,
der mit dem unteren Gelenkende des Untersehenkel-
beines articulirt, als ein Analogon derselben und zwar
als das Fersenbein (calcaneus) aufzufassen.
37)  Der Mittelfuss oder Lauf articulirt unmittelbar mit
dem Unterschenkelbein und theilt sich an seinem un-
teren Ende in drei Fortsätze zur Gelenkverbindung mit
den drei vorderen Zehen. An seinem oberen Ende
nach hinten zu findet sich 37' ein kleiner Fortsatz,
welchen ich bei Hühnern öfter sehr stark entwickelt
gefunden habe, und der recht wohl als eine Andeu-
tung eines fehlenden Mittelfussknochens aufgefasst wer-
den kann. Ein anderer Knochenfortsatz (37") findet
sich ebenfalls nach hinten zu auf der Grenze des mitt-
leren und unteren Dritttheiles bei Hähnen und bildet
bei diesen die Grundlage für den Sporn.
38)  ist ein kleiner, durch Bänder mit dem Mittelfusskno-
chen verbundener Knochen, welcher theils als klei-
ner Mittelfussknochen, theils als ein Glied der
innersten (hinteren) Zehe aufgefasst wird. Betrachtet
man diesen Knochen als Mittelfussknochen, so stellt
sich das Verhältniss der Zehenglieder folgendermassen
heraus :
39)  Die hintere Zehe hat zwei Zehenglieder,
40)  die innere Zehe hat drei,
41)  die mittlere (längste) Zehe hat vier Zellenglieder und
42)  die äussere Zehe hat fünf Zehenglieder.
Fig. 2.
Kopf eines Huhnes von links gesehen. Der Unterkiefer
ist linkerseits bis auf den vorderen Theil des Unterschnabels
entfernt und die Zunge seitwärts herausgezogen. Der Schlund
ist an einer Stelle geöffnet, um den oberen Kehlkopf zu zeigen.
1)  Der Kamm.
2)  Der Kehllappen. Beides sind sehr gefässreiche Fort-
setzungen der äusseren Haut und meist roth gefärbt.
Je nach ihrem jedesmaligen Blutreichthum nehmen sie
bald eine blassere, bald eine dunklere, selbst ins blau-
röthlich gehende Farbe an; bei Krankheiten der Hühner
sind sie beachtenswerthe Organe.
3)  Der Oberschnabel und
4)  der Unterschnabel (vorderer Theil) enthalten bei Vö-
geln keine Zähne, sondern starke Hornscheiden, die ge-
wöhnlich scharf und selten kammartig ausgezackt sind.
22*
Die Flügel der Vögel bestehen aus denselben Ab-
theilungen, wie die vorderen Gliedmassen der Säuge-
thiere, doch betheiligen sich an der Bildung des Schul-
tergerüstes noch Knochen, die bei den Haussäuge-
thieren nicht vorkommen. In eigenthümlicher Weise
verhält sich
22)  der Gabelknochen (furcula). Dieser ist unpaarig
und bei Hühnern Vförmig; er verbindet sich nach
unten mit der Spitze des Brustbeinkieles durch Band-
massen und nach oben jederseits mit 23 und dem Schul-
terblatte gelenkig. Jede Hälfte dieses Knochens ist
mit dem betreffenden Schlüsselbeine der Säugethiere
zu vergleichen, weshalb man dieselben auch als die
unten verschmolzenen vorderen Schlüsselbeine,
oder die ersten Schlüsselbeine bezeichnet. Der
Gabelknochen ist beim Fluge von besonderer Wich-
tigkeit und wird bei guten Fliegern sehr entwickelt,
meist Uförmig angetroffen.
23)  Das hintere Schlüsselbein, Hakenschlüssel-
bein oder Rabenbein (clavicula coracoidea, os cora-
coideum)
ist ein starker cylindrischer Knochen, wel-
cher vom Brustbein schräg nach oben, vorn und aussen
zum Schultergelenke aufsteigt und sich mit dem Schul-
terblatte derartig verbindet, dass durch beide Knochen
die Gelenkgrube zur Articulation mit dem Armbeine
hergestellt wird. Dieser Knochen entspricht dem Ra-
benschnabelfortsatze des Schulterblattes der Säuge-
thiere.
24)  Das Schulterblatt —24 linkes, 24' rechtes, in der
Fig. fast ganz verdeckt — ist ein schmaler, von einer
Seite zur andern zusammengedrückter, säbelförmig ge-
bogener Knochen von der Länge des Armbeines (25),
welcher in der Nähe der Wirbelsäule horizontal auf
den Rippen liegt und bis ans Becken reicht. Eine
Gräte wie bei den Säugethieren ist an demselben nicht
vorhanden.
25)  Das Oberarmbein ist ein beträchtlich starker, hohler
Knochen, der in der Nähe seines oberen (vorderen)
Endes nach innen zu ein mit den Luftzellen (cf. Fig. 7)
in Verbindung stehendes Luftloch besitzt, durch wel-
ches er von den Luftwegen aus mit Luft erfüllt wird,
wie man auch umgekehrt in die Lungen und Luft-
zellen vom zerbrochenen Armbein her Luft einblasen
kann. (Diese Eigenthümlichkeit Luft in sich aufzuneh-
men (Pneumaticität) besitzen ausser dem Armbeine
noch viele Knochen der Vögel, besonders solcher von
bedeutendem Flugvermögen, in grösserem oder gerin-
gerem Grade. Die pneumatischen Vogelknochen ent-
halten daher kein Mark, wie die Knochen der Säuge-
thiere.) Von
26)  den Vorarmknochen ist die Speiche (26) der
schwächere, das Ellenbogenbein (26') der stärkere
Knochen.
27)  Die Handwurzel (carpus) besteht nur aus zwei Kno-
chen, von denen der eine (os carpi radiale) mit der
Speiche, der andere (os carpi ulnare) mit dem Ellen-
bogenbeine correspondirt. Von
28)  den Mittelhandknochen (metacarpus) sind ebenfalls
nur zwei vorhanden, die oben und unten verschmol-
zen sind.
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152
ist ein fast ovales, seitlich zusammengedrücktes Organ,
an dessen beiden Seiten sich sehr starke Muskelmas-
sen (4') befinden, welche durch auf den Flächen lie-
gende glänzende Sehnen (4) miteinander in Verbindung
und Wechselwirkung stehen. An dem oberen Ende,
neben der Einpflanzung des Vormagens und diesem
gegenüber befinden sich rundliche, sackartige ;Aus-
buchtungen (4"), die ebenfalls von Muskeln, doch nur
in einer unbedeutenden Schicht, umgeben sind. Aus
dem Muskelmagen geht..
5)  der Zwölffingerdarm hervor; dieser läuft zuerst
nach hinten, kehrt dann wieder um und bildet eine
Schlinge, welche die Bauchspeicheldrüse (14) zwischen
sich hat. Nachdem am Ende der Zwölffingerdarm-
schlinge die ausführenden Gänge der Leber und Bauch-
speicheldrüse aufgenommen sind, läuft
6)  der Dünndarm in unregelmässigen Windungen durch
die Bauchhöhle und geht bei 7' in
7)  den Dickdarm über, der nur kurz ist und sich nach
hinten erweiternd in
8)  der Kloake ausmündet (cf. Fig. 5).
An der Uebergangsstelle des Dünndarmes in den
Dickdarm entspringen
9)  und 9' die beiden Blinddärme, die bei den Hühnern
ziemlich lang sind. — An der rechten Seite des Vor-
magens liegt
10)  die Milz, ein kleines, braunrothes, rundliches Organ.
Verhältnissmässig gross dagegen ist
11)  die Leber, welche in der Fig. nur zum Theil zum
Vorschein kommt (cf. Fig. 7). Die Leber zerfällt in
zwei Hauptlappen, einen linken kleineren und einen
rechten grösseren, und liegt derartig zwischen dem
Herzen (17) und den Mägen, dass letztere auch seit-
lich von ihr etwas bedeckt sind.
12)  Die Gallenblase. Bei
13)  münden in den Zwölffingerdarm die Ausführungsgänge
der Leber ein, welche theils direct aus der Leber
(Lebergallengang), theils aus der Gallenblase (Blasen-
gang) kommen. An derselben Stelle münden auch die
Ausführungsgänge von
14)  der Bauchspeicheldrüse, die zwischen der Zwölf-
fingerdarmschlinge liegt und durch Gefässe meist in
zwei Streifen gespalten wird. Sie hat bei Hühnern
ein mehr weissliches Aussehen und sieht beim ersten
Anblick mehr einer Fettmasse, als einem Drüsenge-
webe ähnlich.
15)  Die Luftröhre.
16)  Die linke Lunge.
17)  Das Herz verhält sich im Wesentlichen wie das Herz
der Säugethiere. Aus der linken Herzkammer ent-
springt die Aorta, welche, nachdem aus ihr
18)  die linke Armkopfarterie entsprungen ist, sich in
die rechte Armkopfarterie und die in einem Bogen
nach hinten laufende hintere Aorta theilt. Dies Ver-
halten ist in der Fig. nicht zu sehen.
19)  Die Lungenarterie.
20)  Stamm der vereinigten Lungenvenen.
21)  Die linke Niere. Bei Vögeln sind die Nieren paa-
rige, mehrfach gelappte, sehr lange Organe, die jeder -
seits neben der Wirbelsäule mit ihrer oberen Fläche
5) Der Gaumen, zerfällt in eine vordere (5) und in eine
hintere (5') Abtheilung. An den Enden jeder Abthei-
lung befindet sich eine Reihe starker, nach hinten ge-
richteter Papillen. Auf der vorderen Abtheilung wer-
den durch Reihen schwächerer Papillen Andeutungen
zu Querfurchen gegeben; diese Papillen fehlen auch
auf der hinteren Abtheilung nicht, sind hier aber un-
regelmässig vertheilt.
6) Längen spalte, durch welche der Gaumen in zwei
seitliche Hälften getheilt wird. Durch diese Gaumen-
spalte dringt die durch die äusseren Nasenöffnungen
eingedrungene Luft in die Maulhöhle ixnd von hier
weiter in die Luftwege, sie vertritt daher bei Vögeln
die Stelle der hinteren Nasenöffnungen oder der Choa-
nen. Durch Muskelwirkung kann sie erweitert und
verengert werden.
7)  Die Zunge ist sehr spitz und vorne mit einem hor-
nigen Ueberzuge versehen; an ihrem hinteren Ende
finden sich ebenfalls nach hinten gerichtete Papillen-
reihen. Bei Vögeln kommt, wie bei den Säugethieren,
ein Zungenbein vor, von dem in der Fig. jedoch nur
8)  der linke Zungenbeinast zu sehen ist.
Da ein Gaumensegel und ein eigentlicher Schlund-
kopf den Vögeln fehlt, so geht die Maulhöhle bei 9'
sofort in
9)  den, besonders an seinem Anfange sehr weiten Schlund
über. Durch die in den Schlund gemachte Oeffnung
9" kommt
10)  der obere Kehlkopf {larynx superior s. trachealis)
zum Vorschein. Er dient nicht zur Stimmbildung und
seine Längsspalte (10') ist auch nicht durch einen
Kehldeckel geschützt; doch kann letztere durch Mus-
kelwirkung geschlossen und somit ein Eindringen von
Futterstoffen in die Luftwege verhindert werden.
11)  Die Luftröhre.
Fig. 3.
Brust- und Baucheingeweide eines Haushahnes, durch
Hinwegnahme des ganzen Brustbeines und Abtragung der
Bauchdecken freigelegt.
a) Hals,
V) oberes Ende des vorderen Schlüsselbeines,
c)  oberes Ende des hinteren Schlüsselbeines,
d)  Brustluftröhrenmuskeln,
\e) untere Fläche der letzten Kreuzwirbel.
1)  Der Schlund bildet bei Hühnern unmittelbar vor
seinem Eintritt in die Brusthöhle
2)  eine starke, rundliche, sackartige Ausbuchtung, welche
der Kropf (prolöbus s. ingluvies) genannt wird. Der
Kropf ist als ein Raum anzusehen, in welchem das
verschluckte Futter eingeweicht und zu seiner weiteren
Verarbeitung vorbereitet wird. (Es ist bei Hühnern
;           nicht selten, dass sich durch eine übermässige Anhäu-
fung von Futter der Kropf enorm ausdehnt und so
verstopft, 'dass eine Weiterbeförderung des Inhaltes
sehr erschwert oder unmöglich wird.) Das Futter ge-
langt nach seiner Vorbereitung aus dem Kröpfe in
3)  den Vormagen oder Drüsenmagen (proventriculus
s- hulbus glandulosus)
— cf. Fig. 4 —, aus welchem es in
4)  den Muskelmagen oder eigentlichen Magen (yen-
triculus) —
cf. Fig. 4 — geführt wird. Dieser Magen
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153
in Knochenvertiefungen liegen und von den Lungen
bis zum Becken reichen. Aus jeder Niere führt wie
bei den Säugethieren
22)  ein Harnleiter, welcher an der unteren Nierenfläche
hinläuft und die einzelnen Ausführungsgänge der ver-
schiedenen Nierenlappen aufnimmt. Beim Hahne kreu-
zen sich die Harnleiter mit den Samenleitern (25) und
münden in eine Schleimhautfalte der Kloake (cf. Fig. 5).
23)  Der linke Hoden. Die Hoden sind paarige, gelb-
lich-weisse, ovale Organe, die in der Begattungszeit
bedeutend grösser sind, als ausser derselben. Sie lie-
gen hinter den Lungen und vor den Nieren. An jedem
Hoden bemerkt man
24)  eine Art Nebenhoden, aus welchem
25)  der Samenleiter hervorgeht, der nach hinten zu
weiter werdend, in zierlichen Schlängelungen neben
22 bis zur Kloake läuft, woselbst er in einem kleinen
Vorsprunge ausmündet. Eine Ruthe fehlt den Hühner-
vögeln; ein Analogon davon ist indess bei den Haus-
schwimmvögeln vorhanden.
Fig. 4.
Geöffneter Vormagen und Muskelmagen einer Henne in
natürlicher Grösse.
1)  Der aufgeschnittene Vormagen. Auf seiner Schleim-
haut bemerkt man eine Menge kleiner Oeffnungen,
welche die Ausführungsgänge der unter der Schleim-
haut gelagerten, ziemlich beträchtlichen Drüsenschicht
(1') sind. Diese Drüsen sondern den eigentlichen
Magensaft ab und sind daher mit den Labdrüsen der
Säugethiere zu vergleichen.
2)  Der aufgeschnittene Muskelmagen; der Schnitt ist
durch den Rand eines der seitlichen Muskeln geführt
worden;
3)  stellt die Schnittfläche dieses Muskels dar und giebt
eine Vorstellung von der Mächtigkeit desselben. Trotz-
dem diese Magenmuskeln eine rothe Farbe (Fleisch-
farbe) haben, bestehen sie doch nicht aus gestreiften,
sondern aus glatten Muskelfasern, ganz wie die Mus-
kelschichten der Säugethiermagen.
4)  Die Schleimhaut des Muskelmagens sondert keine Flüs-
sigkeit ab, sondern producirt
5)  ein sehr dickes, lederartiges Epithel, welches in der
grossen Magenhöhle in Längsfalten liegt.
6)  Aufgeschnittener Blindsack, welcher der Ausbuchtung
4"' in Fig. 3 entspricht. Er ist von demselben dicken
Epithel wie der übrige Theil des Magens ausgekleidet,
jedoch liegt dies hier in mehr unregelmässigen Falten.
Sein Aussenrand wird durch eine dünne Muskelschicht
(6') gebildet, die man als m. intermedius bezeichnet.
7)  Oeffnung, die aus dem Muskelmagen in den Zwölf-
fingerdarm führt.
Der Muskelmagen ist das Organ, in welchem die
Nahrungsmittel zerquetscht und zerrieben werden. Die
starke Muskulatur dieses Magens und das dicke, harte
und gefaltete Epithel erklären seine Bestimmung hin-
länglich; unterstützt wird die mechanische Zerkleine-
rung der Futterstoffe noch durch das Vorhandensein
kleiner Steine, die die Hühnervögel regelmässig zu
verschlucken und die sich zahlreich im Muskelmagen
vorzufinden pflegen.
(Bei Erkrankungen des Muskelmagens, Entzündun-
gen, Vergiftungen etc. pflegt sich die starke Epithel-
schicht meist ganz unverändert zu zeigen, doch finden
sich dann unter demselben die krankhaften Verände-
rungen, Infiltrationen, Blutungen etc. oft sehr deutlich
vor, weshalb man bei Sectionen von körnerfressenden
Vögeln nie unterlassen sollte, dies Epithel abzuziehen.)
Fig. 5.
Die Kloake eines Hahnes von hinten und unten gesehen;
dieselbe ist in der Weise geöffnet, dass das hintere Ende
des Mastdarmes gleichzeitig aufgeschnitten ist.
Die Kloake ist ein kleiner Hohlraum, der durch eine
querovale, wulstig begrenzte Oeffnung nach aussen führt.
In die Kloake mündet
1)  der in der Fig. aufgeschnittene Mastdarm, welcher mit
2)  einer klappenartigen Kreisfalte umgeben ist. An
dieser befinden sich
3)  zwei kleine hervorragende Papillen, in welche die
Samenleiter ausmünden. Zwischen diesen Papillen
münden die Harnleiter mittelst
4)  zwei kleiner Oeffnungen aus.
Oberhalb dieser Falte befindet sich
5)  ein eigner kleiner, drüsiger Blindsack, welcher der
Fabricische Beutel (bursa Fabricii) genannt wird
und dessen Bestimmung bis jetzt weiter noch nicht
bekannt ist.
Fig. 6.
Geöffnete Brust-, Bauch- und Beckenhöhle des Huhnes;
die Verdauungswerkzeuge und das Herz sind entfernt worden.
d) Abgeschnittener Schlund.
b)  Endtheil des Darmkanals (Dickdarm); mit demselben
sind noch in Verbindung geblieben
c)  das Endstück des Dünndarmes,
d)  die beiden Blinddärme (abgeschnitten).
1)  Die Luftröhre verhält sich ähnlich wie die der Säu-
gethiere, doch setzt sich dieselbe bei Vögeln aus wirk-
lich geschlossenen Ringen zusammen. Zu beiden Seiten
derselben liegt
2)  der Brustluftröhren- oder Brustschildmuskel,
welcher die Luftröhre bis zum oberen Kehlkopfe be-
gleitet und diesen herabzieht. An der Theilungsstelle
der Luftröhre in ihre beiden Aeste befindet sich
3)  der untere Kehlkopf {larynx inferior s. broncho-tra-
chealis)
ist bei Hühnern sehr einfach, indem der letzte
erweiterte Luftröhrenring eine Membran bildet, durch
deren Schwingungen die Töne hervorgebracht werden
(Trommel). (Der untere Kehlkopf erleidet bei den
verschiedenen Vögeln mannigfaltige Abweichungen; bei
den eigentlichen Singvögeln besitzt derselbe 5—6 Mus-
kelpaare, welche zur Spannung der Membranen und zum
Hervorbringen der verschiedenartigen Töne dienen. Bei
dem Enterich rindet sich eine unsymmetrische Erweite-
rang an dem Stimmapparate, da der linke Luftröhren-
ast mit einer knöchernen Blase (Pauke) versehen ist,
die namentlich beim türkischen Enterich einen bedeu-
tenden Umfang erreicht. Ich mache hierauf besonders
aufmerksam, da es mir schon mehrere Male vorge-
kommen ist, dass mir diese Theile als pathologische
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154
Der Eileiter ist ein langes darmartiges Organ,
welches in unregelmässigen Windungen in der Bauch-
höhle liegt und populär auch wohl Lege darin ge-
nannt wird. Seine Schleimhaut ist mit vielen Drüsen
versehen, die zur Absonderung eiweissiger und kalki-
ger Massen bestimmt sind. Er ist an
7)  einem aus einer Verdoppelung des Bauchfelles beste-
henden Ge kr ose befestigt. An seinem vorderen, dem
Eierstocke zusehenden Ende befindet sich
8)  eine schlitzförmige Oeffnung, welche zu
9)  einem (in der Fig. aufgeblasen dargestellten) dünn-
wandigen kurzen Schlauch, dem Trichter (infundi-
bulum)
führt. Das von dem Trichter aufgenommene
Eierstocksei gelangt nun weiter nach
10)  der langen, vielfach gewundenen, darmähnlichen Ab-
theilung des Eileiters, dem eigentlichen Eileiter
(oviduetus), welchen man mit der Muttertrompete ver-
glichen hat. Hier erhält das Eierstocksei zunächst
eine dünne Schicht einer festwerdenden Masse, die
sich bei den durch die peristaltischen Bewegungen des
Eileiters veranlassten Drehbewegungen der Dotterkugel
an zwei entgegengesetzten Seiten zu eigenen schnurar-
tigen Verlängerungen (den Hagelschnüren, chala-
zae)
, zusammendreht. Ausserdem wird die Dotterkugel
hier mit dem Eiweisse umgeben. In dem der Kloake
näher liegenden Theile des Eileiters tritt, nachdem die
Anbildung des Eiweisses vollendet ist, die Bildung
der Schalenhaut auf, an welcher sich nach H. Meckels
Beobachtungen (Zeitschrift für wiss. Zoolog. III. 420)
die Schleimhaut durch directe Ablösung betheiligen
soll, da er in der Schalenhaut faseriges Gewebe, Mün-
dungen der Uterindrüscn und Spuren grösserer Blutge-
fässe vorfand. Die Bildung der Kalkschale findet in
11)   dem Eihalter (ulerus), d. h. der der Kloake nahe-
liegenden, sehr weiten Abtheilung des Eileiters statt.
Tritt die Ablagerung von Kalksalzen nicht ein, dann
nennt man solche Eier Windeier.
12)  Die Ausgangsöffnung des Eileiters in die Kloake
liegt mehr nach der linken Seite und heisst die Scheide
(vaginä); durch sie wird das Ei mittelst Contractionen
des starkwandigen Eihalters nach aussen getrieben
und zur Ermittelung, ob die Hühner ein legfähiges Ei
tragen, bei dem sog. Tasten, ein Finger eingeführt.
Neben 12. nach rechts liegt
13)  die Ausgangsöffnung des Darmkanales.
14)  Die Oeffnungen der Harnleiter.
15)  Der hervorragende, wulstige Rand der Kloake bildet
einen querovalen Ring.
Fig. 7.
Die Luftsäcke eines Huhnes von rechts gesehen; die Rip-
pen, die Seitenfortsätze des Brustbeines und die Bauchwan-
dungen sind entfernt worden.
a)  Brustbein,
b)  rechtes hinteres Schlüsselbein,
c)  oberer Theil des rechten vorderen Schlüsselbeines,
d)  oberes Ende des Armbeines,
e)  oberes Ende des Oberschenkelbeines.
1) Die rechte Lunge; die Lungen sind von der Luft-
röhre aus mit einer concentrirten Leimlösung injicirt
Veränderungen vorgelegt wurden. Auch der Lauf der
Luftröhre ist nicht bei allen Vögeln bis zur Lunge
gerade; sie macht bei einzelnen Vögeln Windungen,
die theils unter der Haut, theils aber auch im Brust-
beine selbst liegen (Schwan, Kranich, Auerhahn).
4)  Die Luftröhrenäste; der rechte (4') ist gespalten.
5)  Die Lungen der Vögel sind weiche, schwammige,
rosaroth gefärbte Organe, aber sie füllen bei Weitem
nicht den Brustkasten aus (wie dies bei den Säuge-
thiercn der Fall ist) und sind mit den Wänden des-
selben fest verbunden; sie schieben sich sogar in die
Zwischenräume der Rippen derartig ein, dass sie von
den betreffenden Rippen auf ihrer oberen Fläche tiefe
Eindrücke erleiden und dadurch hier ein gelapptes
Ansehen erhalten (cf. Fig. 7. 1). Der innere Bau der
Vogellungen weicht ebenfalls von dem der Säugethier-
lungen ab, indem die Vertheilung der grösseren Bron-
chien eine andere (orgelpfeifenartige) ist und die klei-
neren miteinander so durch Anastomosen in Verbindung
stehen, dass dadurch ein ununterbrochenes, die ganze
Lunge durchziehendes, luftführendes Netzwerk zu
Stande kommt. Eine ganz eigenthümliche Abwei-
chung der Respirationsorgane der Vögel besteht darin,
dass sich noch dünnwandige, mit den Lungen mittelst
eigener, auf der unteren Fläche derselben befindlicher
Oeffnungen (5') in Verbindung stehende Säcke oder
Zellen finden, welche von den Lungen aus mit Luft
gefüllt werden und daher Luft sacke oder Luft Zel-
len heissen (cf. Fig. 7).
6)  Der Eierstock der Vögel, dessen Keimlager {slroma)
besonders bei eierlegenden Hühnern durch die grosse
Menge der sich entwickelnden Eier so in den Hinter-
grund tritt, dass es fast verschwindet, hat in der Lege-
zeit das Ansehen einer Traube mit daran hängenden,
verschieden grossen Beeren. Er kommt nur linksseitig
vor, indem der rechte schon früh schwindet. — Das
Keimlager des Eierstockes stellt eine hautartige Platte
dar, in welcher sich die Eier in ähnlicher Weise ent-
wickeln, wie in dem Eierstocke der Säugethiere, doch
mit einigen Abweichungen. Das eigentliche, dem Säu-
gethierei zu vergleichende Ei (6'), welches mit seinen
nächsten Umgebungen den sog. Hahnentritt (cicatri-
cula)
darstellt, befindet sich in einem Räume einge-
schlossen, welcher dem Graafschen Follikel analog ist,
jedoch mit dem Unterschiede, dass der übrige Inhalt
dieses Follikels im Vogelei keine wässerige Flüssig-
keit, sondern eine mehr dickliche, gelbe Masse ist,
welche allgemein als Eidotter oder Eigelb bekannt ist.
Je mehr die Eier wachsen, d. h. je grösser der gelbe
Follikelinhalt wird, desto mehr treten sie über das
Keimlager hervor, dehnen die sie umgebenden Mem-
branen aus und hängen schliesslich daran wie an einem
Stiele. Ist der Follikel reif, so platzt sein sonst ge-
fässreicher Ueberzug an einer gefässlosen und dadurch
auffälligen Stelle (6"), welche man Narbe (stigmci)
nennt. Die nun leer gewordene Kapsel (6"') schrumpft
allmälig ein und wird Becher oder Kelch (calyx)
genannt. Das freigewordene Eierstocksei (Dotterkugel)
wird von dem Eileiter aufgenommen und erfährt auf
seinem Wege nach aussen noch beträchtliche Verän-
derungen.
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Die Luftzellen, deren Wandungen aus einer dünnen
Schleimhaut, einer Fortsetzung der Bronchialschleim-
haut bestehen, haben den Zweck, eine bedeutende
Luftvertheilung im Vogelkörper zu ermöglichen. Sie
sind ganz besonders für die Bewegungen der Vögel
berechnet, indem sie den Körper specmsch leichter
und dadurch zu anhaltendem Fliegen und Schwimmen
geschickt machen. Man rindet sie daher auch bei den
besten Fliegern und Schwimmern am meisten entwi-
ckelt, während dies bei unseren schlechtfliegenden
Haushühnern viel weniger der Fall ist. Aber auch
andere physiologische Abweichungen, so namentlich
die grössere Wärme, die höhere Röthe des Vogelblutes
etc. sind mit der bedeutenden Luftvertheilung im Vogel-
körper in Verbindung zu bringen. Zuweilen kommen
Pilzvegetationen in den Luftsäcken vor, wie ich dies
namentlich bei Schwänen in sehr hohem Grade beob-
achtet habe.
7) Die Leber.
worden; durch die an der unteren Fläche der Lungen
vorkommenden Oeffnungen (Fig. 6. 5.) haben sich die
Luftsäcke gleichzeitig gefüllt. Von den Luftsäcken,
die man am besten nach ihrer allgemeinen Lage be-
nennt, ist unpaarig
2)  die vordere Brustzelle, aus welcher 2' die sich
zum Armbeine erstreckende Achselzelle hervorgeht.
Alle übrigen Luftsäcke sind paarig, nämlich:
3)  Die Halszellen, welche an den unteren Halswirbeln
liegen und diese und die Rückenwirbel mit Luft ver-
sehen.
4)  Die unteren hinteren Brustzellen.
5)  Die oberen hinteren Brustzellen. Beide sind,
da sie zwischen den Lungen und Baucheingeweiden
ihre Lage haben, auch als Zwerchfellzellen be-
schrieben worden.
6)  Die Bauchzellen sind die grössten der Luftzellen
und haben einen Theil der Baucheingeweide zwischen
sich. Sie erstrecken sich ins Becken.