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DIE
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HAUSTH IER-RACEN
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VON
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Dr. CARL FREYTAG,
A. O. PROFESSOR DER LANDWIRTHSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT HALLE.
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MIT ZEICHNUNGEN
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VON
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H. SCHENCK
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ACADEM. ZEICHENLEHRER.
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L BAND. PFERDE-RACEN.
ERSTE LIEFERUNG.
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P f. : ')
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VERLAG DER BUCH HA N^&l&wW' j»e"s WAISENHAUSES.
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1874.
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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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2427 237 3
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I.
DIE PFERDE DES ORIENTS.
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'Ja
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DAS TARTAREN-PFERD.
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In Deutschland haben wir nur selten Gelegenheit Pferde der verschiedenen Steppen-
Racen des grossen russischen Kaiserreiches vor uns zusehen und an ihnen Studien'zu machen; nur hin und wieder begegnen uns auf den Jahrmärkten bei herumziehenden, fremdländischen Händlern und Kunstreitern oder auch bei den Zigeunerbanden einzelne Pferde, welche uns als echte Repräsentanten der einen oder anderen Steppen-Race vorgestellt werden. Es fehlen uns dann aber in den allermeisten Fällen zuverlässige Angaben über die Abstammung solcher Thiere. — Zur Zeit der Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814 haben unsere Väter mehr-
fach die Bekanntschaft russischer Lanzenreiter mit ihren kleinen, muthigen Pferden gemacht; sie berichten uns gern noch das eine oder andere Interessante über die erstaunlichen Leistungen von „Ross und Reiter" aus dem fernen, weiten Czaren-Reiche. — Wenn wir jetzt diese zierlichen, meistens unansehnlichen Thiere der Steppen-Racen zu
Gesicht bekommen, so treten wir gewöhnlich höchst unbefriedigt von der Musterung der- selben zurück und sind sehr geneigt, jene Erzählungen über die grossen Vorzüge und Leistungen dieser Racen als Fabeln zu bezeichnen; sie halten nun einmal den Vergleich mit den besseren Pferden unserer verschiedenen Landschläge nicht aus und stehen in der Grösse und Körpergestalt hinter diesen weit zurück. Wenn nun aber dessenungeachtet — nach den Angaben glaubwürdiger Männer — die Leistungen jener Thiere beachtenswerth, ja zu- weilen sogar hervorragend sind, so haben wir mit aller Sorgfalt nach den Gründen für solche grosse Leistungen zu forschen, und kommen dabei nicht selten zu höchst interessanten Resul- taten, auf welche wir weiter unten — bei der Beschreibung des Tartaren-Pferdes ■— näher eingehen werden. — In dem hier abgebildeten Pferde, welches uns kürzlich vorgeführt wurde, ent-
deckten wir ein ganz vorzügliches, wirklich höchst leistungsfähiges Individuum dieser Race, welches viele Jahre im Besitz eines Domainen-Pächters im Herzogthum Anhalt gewesen ist und sich sowohl als Reitpferd, wie auch im leichteren Gespanne durch grosse Gewandt- heit, Ausdauer und rasche Bewegung in allen Gangarten ausgezeichnet hat. Der Besitzer des Thieres berichtete uns, dass dieses Pferd häufig 10—i2stündige Reisemärsche unter schwerem Gewichte ohne irgend welchen Nachtheil zurückgelegt habe und niemals krank gewesen sei. Wir hatten zur Zeit der letzten internationalen Ausstellung in Wien, auch auf den
Märkten zu Pesth Gelegenheit, russische Steppenpferde zu sehen; ihre Besitzer bezeichneten sie als echte Tartaren und rühmten ihre Leistungen nach allen Seiten hin. — Wir wollen ver- |
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Frey tag, Hausthier - Racen. I.
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DAS TARTAREN-PFERD.
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suchen, in dem Folgenden eine Beschreibung der selbst gesehenen Pferde hier wiederzugeben.
— Die Schilderungen über Haltung und Lebensweise der Steppen - Pferde in ihren Heimaths- ländern verdanken wir den glaubwürdigen Berichten eines in jeder Beziehung zuver- lässigen Reisenden, welcher Jahre lang unter den Nomaden-Völkern des Ostens gelebt und geforscht hat. Wir finden die tartarische Pferde-Race in dem weit ausgedehnten Steppengebiete
zwischen dem Don und der Wolga bis zum Ural hin. Im Lande der Baschkiren und Kosaken treffen wir viele verschiedene Schläge derselben an; sie kommen hier neben den dort häufig eingeführten orientalischen (arabischen) Pferden und den verschiedenen Pony-Schlägen vor, welche letzteren ebenfalls in jenen Ländern seit ältester Zeit heimisch, jedoch durchaus nicht mit den tartarischen Steppenpferden zu verwechseln sind. Aber auch noch weiter östlich und südöstlich vom Ural, zwischen dem Caspischen und Aralsee, wo die Kirgisen und eigentlichen Tartaren noch heute, wie vor tausend Jahren ihr eigenthümliches Nomadenleben führen, werden diese Steppenpferde gezogen; das Wort „gezüchtet" ist hier wohl kaum in Anwendung zu bringen, denn in jenen Gegenden leben die Pferde in einem halbwilden Zustande; sie bleiben Jahr ein, Jahr aus im Freien auf der Steppe und werden von ihren Besitzern erst dann einge- fangen, wenn sie zu dem einen oder andern Dienste benutzt oder verkauft werden sollen. In ganz Sibirien, in der Tartarei und Mongolei bis nach China hin findet sich eine grosse Zahl verschieden benannter Pferdeschläge der grossen Steppen-Race, welche nach den Berichten aller Reisenden unter einander sehr ähnlich sind, sowohl in ihren Leibesformen, wie in ihren physiologischen Eigenschaften. Bei allen schöneren Exemplaren dieser Schläge treten die typischen Formen des edlen arabischen Pferdes mehr oder weniger deutlich hervor und man darf annehmen, dass dort seit ältester Zeit zur Veredlung des Blutes arabische Hengste benutzt worden sind. Noch heute gehen vom Oriente, besonders von Persien aus, viele junge Hengste zu den Nomaden-Völkern von ganz Mittel- und Nord-Asien. — Die Pferde der Turkomanen am Baikalsee gelten als die edelsten und leistungsfähigsten
aller tartarischen Racen; die Haltung der Pferde wird dort mit besonderer Vorliebe und grosser Sorgfalt betrieben; die Bodenverhältnisse scheinen für die Entwickelung der Fohlen besonders günstig zu sein. Auf den üppigen Fettweiden an der Lena werden grosse Fohlenheerden ange- troffen, welche meistens im Besitz reicher Hordenführer sind. — Wenn die Thiere in das Alter von 2 — 3 Jahren treten, werden sie eingefangen und entweder zum eigenen Dienste ver- wendet oder an die Händler benachbarter Landschaften zu verhältnissmässig hohen Preisen abgegeben. — Der Turkomane ist ein behender, äusserst gewandter und muthiger Reiter, welcher seine
zwei- bis dreijährigen Fohlen nach englischer Art trainirt; er lässt sie viele Stunden am Tage laufen, giebt ihnen nur kleine Portionen Heu oder sonstiges Rauhfutter, statt dessen aber hin- reichende Menge Gerste und Brod, hin und wieder auch wohl Klösse, welche aus Gerstemehl, Milch und Wasser hergestellt und mit auf die Reise genommen werden. Wenn die Thiere am Abend von ihren grossen Uebungsmärschen in die Ställe oder Schuppen zurückkehren, werden sie unter wollene Decken gestellt, damit sie gehörig in Schweiss gerathen, dabei möglichst wenig Fett ansetzen, aber feste Muskeln und kräftige Sehnen bekommen. Der Turkomane verlangt, dass die Muskeln seines Pferdes „hart wie Marmor" sind, denn nur ein solches muskelkräftiges Thier ist zu den grossen Leistungen befähigt, welche er fast täglich von ihm fordert. Wenn uns erzählt wird, dass der Tartar im Allgemeinen, ganz besonders aber der Turkomane mit seinem Pferde wochenlang an jedem Tage 20—25 Wegestunden zurücklegt und das Thier die grössten Strapazen auf schlechten, steinigen Wegen gut aushält, so erstaunen |
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wir über solche Leistungen, welche in der That bewundernswerth erscheinen. — Der Glieder-
bau der Turkomanen-Pferde ist so vorzüglich, dass deren Bewegungen in allen Gangarten für den Reiter angenehm und wenig ermüdend sind; sie werden dieserhalb auch von den Baschliks, den Heerführern und Grossen jener Länder, mit Vorliebe geritten und oft zu sehr hohen Preisen von ihnen erworben. — Der Fürst Pückler-Muskau, welcher auf seinen Reisen im Oriente mehrfach Gelegenheit
hatte, turkomanische Pferde zu sehen und selbst zu reiten, rühmt vor allem Anderen die grosse Ausdauer, aber auch die Schönheit dieses Pferdeschlages; derselbe hätte einige Aehnlichkeit mit dem englischen Vollblutpferde und stände diesem in den verschiedenen Leistungen wenig nach. — Mehrere englische Reisende, welche in Indien die turkomanische Pferde-Race kennen zu lernen, in der Lage waren, sind voll des Lobes über diese Thiere und bezeichnen sie geradezu als die vorzüglichsten in ganz Ost-Asien. Das hier abgebildete Pferd kann nicht als ein turkomanisches, sondern muss als tartarisches
Pferd besseren Schlages bezeichnet werden; es steht in der Körpergestalt und Schönheit dem edleren turkomanischen Pferde unstreitig weit nach, obwohl dessen Gliederbau „normal" genannt werden kann, auch seine Leistungen nach Aussage des Besitzers durchaus befriedigend zu nennen waren. — Wenngleich uns die Tartaren-Pferde im Allgemeinen als „kleine Thierchen" geschildert
werden und in der Regel auch bis zum Widerriste nur 1,25 bis 1,30 Meter hoch werden, so kommen doch unter den besseren Schlägen dieser Race viele Individuen vor, welche eine Höhe von 1,50 bis 1,60 Meter erreichen. Alle diese Pferde besitzen einen ausdrucksvollen, hin und wieder zwar etwas zu langen Kopf mit lebendigen Augen und sehr beweglichen Ohren, welche grosse Aufmerksamkeit verrathen. Der Hals ist lang und dünn und wird fast immer durch eine starke, wallende Mähne hübsch geziert. Sehr häufig kommen in dieser Race Thiere mit soge- nanntem verkehrtem Halse (Hirsch- oder Kameelhals) vor, wodurch die feine, sichere Führung des Pferdes zwar etwas erschwert, aber nach unserem und dem Urtheile sachverständiger Hippologen, welche ähnlich gebaute Pferde unserer europäischen Racen geritten haben, nicht unmöglich gemacht wird. Der Leib und der Rücken der Tartaren-Pferde sind gewöhnlich lang im Verhältniss zur Kürze der Bug- und Kreuz-Partie; die Kruppe, überhaupt das ganze Hinter- theil dieser Thiere ist meistens nicht schön ausgebildet und lässt manches zu wünschen übrig. Die Gliedmassen sind im Allgemeinen gut geformt, nur hin und wieder die Sprunggelenke etwas hoch gestellt, auch könnte die Muskulatur an den Oberarmen etwas besser sein, dagegen sind die Sehnen untadelhaft, stark und kräftig und befähigen die Thiere zu den grössten Leistungen. Die häufig etwas grossen Hufe haben sehr feste Wandungen und gute Sohlen, so dass die Pferde selbst auf schlechten, steinigen Wegen ohne Beschlag gut vorwärts kommen. Der starke Schwanz ist in der Regel tief angesetzt und erreicht bei vielen Thieren eine ansehn- liche Länge; auch an den Köthen wächst ein langes, starkes Haar, welches dazu bestimmt scheint, den Unterfassen auf schlechten Wegen und bei ungünstigem Wetter Schutz zu ver- leihen. Die Behaarung der Steppenpferde ist über den ganzen Körper eine sehr dichte; im Winter wird das Haar sehr lang und zottig; im Sommer nach dem Abhaaren ist es kurz, sehr glänzend und fein. Die Haarfarbe wird verschieden angegeben. Schimmel, Braune und Falben kommen am häufigsten vor, doch sollen die ersteren bei den Nomaden-Völkern immer am beliebtesten sein. Bei den Falben zieht sich über die Mittellinie des Rückens, ähnlich wie beim Wildesel, ein schwarzer Streifen, welcher den Thieren ein besonders eigenthümliches Aus- sehen verleihet. Einzelne Stämme schätzen auch die getigerten oder gescheckten Pferde sehr hoch und halten sie für dauerhafter, als die einfarbigen Thiere. — Die Lebensdauer der tarta- &__„, __________________,_____________________________________________________________M
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rischen Pferde ist in der Regel eine grosse, und man erzählt, dass selbst solche Pferde, welche
während ihres ganzen Lebens — oft schon in frühester Jugend — stark gebraucht und immer nur massig ernährt wurden, nicht selten ein Alter von 30 — 35 Jahren erreichten und häufig noch im hohen Alter zu Raub- und Kriegszügen benutzt würden. — Ueber die Gelehrigkeit und das Temperament dieser Thiere laufen sehr widersprechende Berichte ein. Einzelne Autoren erzählen uns, dass die Steppenpferde äusserst gutmüthig und sehr gelehrig wären und ähnlich wie die Pferde der Araber und Berber vor den Zelten und Hütten zwischen den Kindern umherliefen, ohne diese zu beschädigen. Andere berichten dagegen, dass die von der Weide eingefangenen jungen Pferde ihren Besitzern beim Zureiten oft grosse Schwierigkeiten machten, durch Schlagen und Beissen den Wärtern nicht selten gefährlich würden und ihr heimtückisches Wesen bis an das Ende ihres Lebens beibehielten. Wir sind der Meinung, dass jene guten oder diese schlechten Eigenschaften und Temperamente meistens — wenn auch nicht immer — durch die entweder zweckmässige oder anderseits fehlerhafte, oft rohe Behandlung der jungen Thiere von Seiten ihrer ersten Wärter oder Bändiger ausgebildet oder anerzogen werden. Ueberall dort, wo wir geschickte und zuverlässige Viehwärter finden, die mit den, ihnen überwiesenen Hausthieren gut umgehen und solche nur dann strafen, wenn sie wirklich Strafe verdienen, finden wir in der Regel auch gutgeartete Geschöpfe, wo hingegen an anderen Orten, wo sorgsame Viehwärter fehlen, meistens auch viele bösartige und unbändige Pferde angetroffen werden. — Der Tartar, welcher sein Pferd sehr schätzt und hochhält, es nach geleisteter Arbeit gut
abwartet und sorgsam pflegt, besitzt in diesem Thiere einen grossen Schatz und treuen Genossen auf seinen Jagd- und Kriegszügen; es ist ihm oft um keinen Preis feil. Alle Berichts- erstatter bezeichnen das Pferd als das „unentbehrlichste" Geschöpf der Steppenbewohner; selbst der ärmste Mann besitzt ein solches und er nutzt dasselbe möglichst vollständig aus. Wenn die Stute im Frühjahr ihr Fohlen geworfen hat, so beginnt auch für den Tartaren das wichtige Geschäft der Kumys-Bereitung. Wir werden später bei der Beschreibung der Kirgisen-Pferde auf die Fabrikation dieses Lieblingsgetränkes aller Nomadenvölker zurückkommen, und wollen hier nur erwähnen, dass unter den Tartaren-Stuten viele sehr milchergiebige Individuen ange- troffen werden, die in der besten Lactationsperiode wohl 4 — 5 Liter Milch täglich liefern. — Alle Tartaren essen Pferdefleisch; sie schlachten natürlich vorzugsweise nur solche Thiere, welche die Strapazen der grossen Reisen nicht gut aushalten können oder zu alt werden. Bei ein- zelnen Stämmen ist das Pferdefleisch das am meisten geachtete und es wird nicht nur dem Kuhfleische, sondern auch dem Hammelfleische vorgezogen. Bei den Gastmählern der Reichen ist das Fleisch von jungen, fetten Stuten sehr gesucht und sollen grosse Portionen davon ver- tilgt werden. Die Pferde werden vor dem Schlachten bestiegen und so lange geritten, bis sie von Schaum bedeckt sind, dann werden sie umgeworfen und getödtet; man schneidet ihnen gewöhnlich den Hals durch. — Die Tartaren sind der Meinung, dass durch das Erhitzen der Thiere das Fleisch und Fett
am besten „gar" werde und einen angenehmen Geschmack bekomme. Der grösste Lecker- bissen ist das Bauchfett, welches gesalzen und in Gedärme gestopft wird; nachdem es einige Zeit dem Rauche ausgesetzt ist, verzehrt man dasselbe wie bei uns zu Lande die Wurst und setzt dem Ehrengaste vor allem Andern solches geräuchertes Bauchfett vor, welches angenehm und pikant schmecken soll. — Das Fett der Pferde ist sehr scharf und durchdringend, und wird hauptsächlich zum Ein-
schmieren des Leders benutzt. Das Fell der Pferde steht gewöhnlich gut im Preise, man bereitet daraus ein festes Leder, welches sich zum Riemenschneiden sehr gut eignet. |
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Verschiedene Tartarenstämme sind grosse Meister im Riemenflechten, und verbrauchen
zu diesem Handwerke hauptsächlich Pferde-Leder. Die Färbung des Leders wird ebenfalls mit grossem Geschick betrieben und es sollen ihre gefärbten Lederwaaren sehr hübsch und hältbar sein. Die Russen kaufen ihnen die geflochtenen Peitschen, Pferdeleinen, Kutschgeschirre etc. zu geringen Preisen gern ab und bringen diese Waaren als selbstgefertigte nicht nur auf ihre, sondern auch auf unsere Märkte und Messen und erzielen dafür mitunter sehr hohe Preise. — Aus dem Pferdehaar fertigt man in der Tartarei Jurtenstricke, die in schönen Mustern
geflochten werden, jedoch nur höchst selten in den Handel kommen. Die aus Pferdehaaren gewundenen Leitstricke werden hauptsächlich von den Kalmücken angefertigt und an die Nach- barvölker in grosser Zahl verkauft. Aus dem Allen ersehen wir, dass das Pferd für den Tartaren ein höchst werthvolles
Hausthier ist; es erklärt sich daraus auch dessen grosse Verehrung für diese Thiergattung, welche er nicht mit Unrecht für die nützlichste und beste in seinen ausgedehnten Steppen- landschaften bezeichnet. |
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Schon oben wurde erwähnt, dass das Kirgisen-Pferd zu der grossen Gruppe der Steppen-
Pferde gehört und der Tartaren -Race nahe verwandt ist. Nach den neuesten Forschungen verschiedener Reisenden haben wir zu unterscheiden die Pferde der eigentlichen Kirgisen des Thian-Schan von den Pferdeschlägen der Kirgis-Kaisaken, welche die weiten Steppen und Steppengebirge westlich vom Altai und Tarbagatai, nördlich bis zur Stadt Omsk und südlich den Länderstrich bis Buchara und Chiwa bewohnen. Die Ersteren sind der turkomanischen Race sehr ähnlich und wie diese hübsch gebaute Thiere, wohingegen die Pferde der Kirgis- Kaisaken gewöhnlich kleine, unansehnliche Geschöpfe sind, welche aber dessenungeachtet für den Reitdienst recht brauchbar sind und von den Steppenbewohnern in sehr grosser Zahl gezüchtet werden. Manche Sultane und reiche Kirgisen unterhalten grosse Pferde-Tabunen und sind nicht selten im Besitz von 4000 — 5000 Stück, welche ihr Leben Jahr ein Jahr aus auf der Steppe fristen müssen und ihren Besitzern nur geringe Erträge liefern. Der Preis für die besseren Pferde stellte sich in den letzten Jahren auf 30—40 Rubel, dürfte aber voraussichtlich bedeutend steigen, wenn uns jene Länder des Ostens durch bessere Verkehrswege immer mehr und mehr erschlossen werden. Die Schilderungen über das Leben und Treiben der Kirgisen entnehmen wir zum Theil
einem vortrefflichen Aufsatze des Dr. Radioff zu Bernaul, betitelt: „Die Hausthiere der Kirgisen", und den mündlichen Mittheilungen eines Freundes, welcher vor zwei Jahren unter den Kirgis-Kaisaken gelebt und hübsche Beobachtungen über die dortige Pferde-Züchtung und Haltung gemacht hat. — Das Klima und die Bodenverhältnisse zwingen den Kirgisen ein nomadisirendes Leben
zu führen. Die Kirgisen-Steppe bildet zum grössten Theile eine weit ausgedehnte, wasserarme Ebene, die nur an einzelnen Stellen einen üppigen Graswuchs hervorbringt und vielfach von |
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grossen Salzflächen und Sandstrecken unterbrochen wird. Die erdrückende Hitze, welche
während der Sommermonate hier herrscht, dörrt den Boden fast vollständig aus und gestattet den Ackerbau nur an den wenigen Stellen, wo kleine Bäche oder grössere Flüsse eine künstliche Bewässerung möglich machen. — Die Bewohner dieses Landes sind daher gezwungen mit ihren Viehheerden umher-
zuziehen, um sie an die, für ihr Gedeihen günstigen, Orte zu bringen. Die Heerdenbesitzer im Kirgisenlande betreiben nicht wie der Jäger der benachbarten Tundaren Sibiriens ein plan- loses Nomadenleben, sondern sie überlegen ihre Wanderungen sehr reiflich und entwerfen dafür rechtzeitig ihre Pläne, da sonst der bald eintretende Wassermangel die Bewohner und ihre Heerden gar häufig der Gefahr des Verdurstens aussetzen würde. Wie uns berichtet wird, besitzt dort jede Stammesabtheilung ihr bestimmtes Terrain, im Bereiche dessen sie herumzieht. Gewöhnlich ist es das Gebiet eines Flüsschens mit den anliegenden Bergterrassen, in welchem der Besitzer seine Heerden weiden lässt. An den Ufern der Flüsse finden sich Pappeln und Weiden, durch welche den Thieren Schutz gegen Kälte und Wind gewährt wird; hier nehmen die Heerden auch ihren Winteraufenthalt, da man an diesen Orten stets wohl erhaltenes Gras für die Winternahrung und Heizmaterial für die kalte Jahreszeit findet. Das Gras verdorrt an solchen Stellen unter den Bäumen während der heissen Sommermonate so leicht nicht und liefert meistens ein leidlich gutes, wenn auch nicht vorzügliches Futter zur Durchwinterung der Thiere. — Im Sommer sind diese Plätze an den bewaldeten Ufern der Niederung nicht zu betreten;
unzählige Schwärme von Mücken, Bremsen, Fliegen etc. erfüllen hier die Luft und würden die schönsten Heerden durch ihre Stiche zu Grunde richten, wenn man sie daselbst belassen wollte; auch Seuchen der verschiedensten Art treten in den Niederungen der Steppen in verhee- rendster Weise auf und nöthigen die Bewohner schon zeitig im Frühjahr zum Aufbruch in die höher gelegenen Theile der Steppe. Die Sonnengluth ist in der Niederung zur Zeit des Hochsommers so heftig, dass weder Menschen noch Thiere sie auszuhalten vermögen; alles flüchtet sich auf die höchsten Gipfel der Berge, womöglich dicht unter den Schnee, sobald hier nur irgend ausreichende Nahrung für das Vieh gefunden wird. Die Pferde werden von dem Kirgisen hauptsächlich beachtet und für ihre Ernährung wird am besten gesorgt; doch auch den Schafen wendet er seine Aufmerksamkeit zu, wohingegen die Rinder, Kameele und Ziegen sehr häufig vernachlässigt werden. Im Herbste ziehen die Hirten allmählig wieder in die Tiefe herab, aber nicht auf den offenen Terrassen, sondern in den verdeckten Schluchten, wo die Sonne die Vegetation nicht vernichtet hat. — Dieses ist im Allgemeinen der Kreislauf des Nomadenlebens, welchen jeder Stamm alljährlich mit der grössten Regelmässigkeit inne- hält. Die Nachbaren wissen stets ziemlich genau, wo die anderen Stämme zu jeder Zeit des Jahres sich aufhalten, und der Reisende wird daher auch immer an Orte geführt, wo er andere Hirten vorfindet, die ihn gastlich aufnehmen können. — Die kleineren, ärmeren Classen der Bevölkerung treiben ihre verschiedenen Thier-
gattungen in einer Heerde zusammen von Ort zu Ort, während die reichen Heerdenbesitzer ihre Schafe, Pferde, Rinder, Kameele und Ziegen von einander getrennt hüten und jede Gattung für sich den Kreisgang machen lassen, und findet man daher auch bei diesen gewöhnlich die besser ernährten Exemplare vor. Das Pferd schätzt das feine Gebirgskraut (Betäkä-Tarlau), welches auf den Gesteins- und
Felsspalten hervorsprosst, am höchsten, wogegen die Rinder am liebsten auf dem weichen Wiesenteppich grasen. Die Kameele sind die genügsamsten, sie nehmen mit Disteln und Dornen, im Winter auch mit Weidenblättern fürlieb. — |
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Das Vieh ist für den Steppenbewohner gewissermassen die erste und einzige Lebens-
bedingung, es ist das Existenzmittel, ohne welches er dem Hungertode ausgesetzt sein würde. — Die Kirgisen betreiben nur an wenigen Orten etwas Ackerbau und kaufen den nöthigen
Bedarf an Getreide von ihren Nachbarn im Süden und Westen. — Auf die Salzgewinnung verstehen sie sich sehr gut, auch beschäftigen sie sich an einzelnen Orten — besonders am Altai — mit dem Bergbau und der Gewinnung verschiedener Metalle; es finden sich in jenem Gebirge bekanntlich reiche Erzgänge mit Kupfer und Gold. Endlich dürfte hier vielleicht noch zu erwähnen sein, dass die Kirgisen — Männer und Weiber — in der Filz-Fabrikation grosse Fertigkeiten zeigen; sie fabriciren aus den groben, harten Wollen ihrer Fettsteissschafe verschiedenartige Decken, welche entweder weiss, grau oder buntgefärbt in den Handel kommen und einen wichtigen Exportartikel bilden. — Das kirgisische Pferd ist im Allgemeinen klein und zierlich, etwa 1,25—1,50 Meter hoch,
doch kommen hin und wieder auch Thiere von hoher, starker Statur vor. An Schönheit steht es hinter dem Turkomanen-, ja selbst hinter dem Kalmücken-Pferde weit zurück. Sein Kopf ist gross mit einer starken Wölbung über der Augengegend zwischen der Stirne und dem Nasenrücken und erhält sowohl hierdurch, wie durch die breiten starken Kinnbacken, auch durch die meist grossen Ohren ein besonders hässliches Aussehen. Wir benennen diese Kopf- form gewöhnlich „ausgesprochener Schafskopf". — Der Hals ist noch leidlich gut geformt, oft lang gestreckt und hirschähnlich gebogen, die Brust ist eher schmal als breit, der meist schlanke Rumpf ist gefällig gebaut. Die Kruppe ist spitz und abgeschliffen, der Schwanz tief angesetzt. Dagegen sind die Beine und die Hufe sehr schön und ebenmässig- gestaltet; sie besitzen sehr kräftige Sehnen und die Oberarme haben starke Muskeln. Die kleinen, hin und wieder etwas steil stehenden Hufe sind von fester Hornmasse; man beschlägt dieselben niemals. Die Mähne und der Schweif sind buschig und gewöhnlich sehr lang. Eine bestimmte, besonders vorherrschende Haarfarbe ist dieser Race nicht eigen; es kommen alle Farben vor; doch sollen viele Falben, Schecken und getigerte Pferde angetroffen werden. Das Kirgisen- pferd zeichnet sich durch grosse Ausdauer vor vielen anderen Steppen-Schlägen des Ostens rühmlichst aus; es ist leicht, flüchtig, muthig und gewandt in allen Bewegungen. Die Genüg- samkeit dieses Thieres wird von allen Reisenden gerühmt; es sucht sich das ganze Jahr seine Nahrung auf der Steppe selbst und wird selten einmal mit Zufutter (Gerste) regalirt. Die Thiere vermögen auch lange Zeit Hunger und Durst zu ertragen ohne abzumatten. Ein echtes kirgisisches Steppenthier, an das Freileben gewöhnt, ist zwar wild und feurig, aber doch nicht böswillig wie die meisten Mongolenpferde. Der Kirgise behandelt aber auch seine Rosse gut, mit einer gewissen, den Verhältnissen entsprechenden Sorgfalt; sein Pferd ist für ihn der Inbegriff aller Schönheit, die Perle des Viehes. Er liebt sein Pferd oft mehr als sein Weib und seine Kinder; besonders schöne Pferde verleiten den sonst ehrlichsten, wohl angesehenen Mann zum Diebstahl; es ist für ihn auch immer eine schreckliche Strafe, wenn er für durchreisende Beamte Pferde stellen muss und er sucht dann meistens alle erdenklichen Auswege, dieser Plage zu entgehen. — Wenn dem Hirten ein Pferd geraubt wird oder sonst durch Unvorsich- tigkeit verloren geht, so wird von dem Besitzer meistens eine vierjährige Stute als Ersatz verlangt. — Wie die Männer, so reiten auch die Weiber der Kirgisen in der Regel sehr gewandt; sie bedienen sich vorzugsweise der kleineren Pferde und nehmen mit diesen oft an den Wettrennen und an Jagden Theil. Die Abwartung und Pflege der Reitpferde, welche in der unmittelbaren Nähe der Jurten gehalten werden, wird den Frauen meistens allein über- lassen und sie besorgen dieselben äusserst gewissenhaft. — |
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Sobald die Pferdeheerden ausgetrieben werden, übernimmt ein starker Hengst die
Führung derselben; er hütet und beschützt oft grosse Trupps von 50 und mehr Köpfen gegen die Angriffe wilder Thiere. Ein tüchtiger Hengst lässt sich vom Wolfe so leicht kein Fohlen entreissen; er duldet aber auch keinen Nebenbuhler in der Heerde und verjagt jeden Hengst, der seinen Stuten nahe kommt, durch Schlagen und Beissen. Sobald die jungen Hengste ins vierte Lebensjahr treten, werden sie vom eigenen Vater so lange gebissen, bis sie die Heerde verlassen. Die Ausgestossenen weiden dann allein in angemessener Entfernung von der eigenen Heerde, bis ihr Besitzer sie entweder verkauft oder einer andern Heerde überweist. — Ferner wird uns noch vom Dr. Radloff berichtet, dass nach Aussage alter Hirten der Hengst niemals seine eigenen Stutfüllen bespringt; sobald eine junge Stute brünstig wird und sich an den Vater drängt, beisst dieser sie so heftig und so lange ab, bis sie die Heerde verlässt. Die verjagte Stute läuft dann gegen den Wind stets in einer bestimmten Richtung bis sie auf eine andere Heerde stösst, wo sie fremde Hengste findet, die sich ihrer annehmen. Die jungen Stuten laufen so zur Brunstzeit oft Meilen weit und die Hirten müssen gerade dann ihre Heerden gut überwachen, wenn sie nicht Schaden leiden und der oben genannten Strafe verfallen wollen. Endlich sagt uns dieser Autor: „„Ebenso bespringt der junge Hengst, den man der Heerde beigiebt, seine eigene Mutter nicht; wird er in die eigene Heerde als Hengst eingesetzt, so muss die Mutter daraus entfernt werden, denn wenn sie zur Brunstzeit sich an ihn drängt, wird sie arg von ihm zugerichtet."" — Die Stuten werfen gewöhnlich im Monat März ihre Fohlen, darauf belässt man sie unbehelligt bei der Heerde bis zum Mai; dann aber werden die Mutterstuten mit den Füllen zu den Jurten (Hütten oder Zelte der Kirgisen) geführt, damit sie regelmässig gemolken werden können. In der unmittelbaren Nähe der Jurten sind lange, starke Füllenstricke ausgespannt, an welche die Thierchen mittelst ein- facher Halfter befestigt werden. So lange die Füllen an diesen Stricken stehen oder liegen, lässt man die Stuten frei bei der Jurte grasen, denn so bald sie ihre Fohlen vor sich sehen oder in der Nähe wissen, lassen sie sich leicht einfangen und melken. Zu diesem Zwecke legt man ihnen eine Schlinge um den Hals und koppelt ihre Vorderfüsse ziemlich fest zusammen; der Melker kniet links neben dem Bauche des Pferdes nieder und setzt den ledernen Melk- eimer auf das linke Knie. Wohlgenährte Stuten geben wochenlang 4 — 6 Liter Milch täglich, müssen aber im Laufe des Tags 5 — 6 Mal gemolken werden, denn sie liefern bei jedem Melken immer nur geringe Mengen. Das Fohlen entnimmt dem Euter der Mutterstute ungleich grössere Portionen Milch. Die jungen Thiere entwickeln sich in der Regel ganz vortrefflich gut, und man merkt es denselben durch aus nicht an, dass ihnen ein so grosser Theil Milch durch das Melken ihrer Mütter geraubt wird. Bei den sehr milchergiebigen Thieren, welche selbst im Winter noch einige Liter Milch liefern, sind die Euter auffallend stark entwickelt und umfangreich. — Gewöhnlich melken die Kirgisen ihre Stuten vier, auch wohl fünf Monate lang. Wenn die Fohlen abgesetzt sind, hört das Melken auf, wie denn auch solche Pferde, denen das Fohlen stirbt oder geraubt wird, schon nach 3 Tagen keine Milch mehr geben. Die Milch aus der späten Lactationsperiode scheint für die Kumys-Bereitung nicht mehr recht tauglich zu sein und wird gewöhnlich im frischen Zustande genossen. — Ueber die chemische Zusammensetzung der Milch dieser Kirgisen-Pferde können wir keine bestimmten Angaben machen und hier nur anführen, dass nach den Mittheilungen des Professor von Gohren die Stutenmilch im Mittel 6,02 °/0 Zucker, 4,68 % Fett und 2,5% Casein, Albumin und Lactoprotei'n enthält; zuweilen steigt der Zuckergehalt sogar auf 8,75 °j0, ein Quantum, welches bei keiner andern Hausthier-Milch vorkommt. Dieser grosse Zuckergehalt der Stutenmilch macht sie zur Kumysbereitung sehr geeignet; diese beruht auf einem Verfahren, durch welches der Milch- |
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zucker in den der geistigen Gährung fähigen Zucker (Galaktose) umgewandelt wird. Die
frisch gemolkene, noch warme Milch kommt in hohe, schmale Fässer, in welchen sich auf je zehn Flaschen Milch eine Flasche bereits fertiger Kumys befindet. Im Sommer bei gewöhn- licher Temperatur, im Winter aber in der Nähe des warmen Ofens wird die Milch in den Fässern mit einem langen Rührstabe in Pausen von 5 zu 5 Minuten geschlagen oder behut- sam umgerührt; hierdurch verhindert man einestheils das eigentliche Sauerwerden, andern- theils erzielt man eine möglichst innige Berührung der Flüssigkeit mit der atmosphärischen Luft. Je nach der Sorgfalt und Routine des Arbeiters, die Temperatur der Gährung anzu- passen und die gährende Flüssigkeit weder zu wenig, noch zu stark zu schlagen, fällt der Wohlgeschmack und die Güte des Kumys verschieden aus. Nach etwa zwei- oder dreistün- diger Behandlung der Milch ist die Flüssigkeit zum Abfüllen auf kleinere Gefässe fertig; sie kommt jetzt auf grosse, starkwandige Flaschen, wird gut verkorkt und in möglichst kühlen Räumen bis zum Gebrauche aufbewahrt. Der Geschmack dieses Getränkes soll dem Kirgisen äusserst wohlthuend, aber auch dem Gaumen des Europäers nicht unangenehm sein; es schmeckt fein säuerlich und wirkt ein wenig berauschend; sich förmlich in Kumys zu betrin- ken, ist unmöglich, aber man kann sich eine leichte Fröhlichkeit antrinken, welcher niemals auch nur die geringsten unangenehmen Gefühle nachfolgen. Wir haben hier die Fabrikation des Kumys eingehender beschrieben, weil dieses
Getränk in der neuesten Zeit vielfach auch bei uns als vortreffliches Medicament für Brust- und Lungenleidende empfohlen wird, und sich bereits an verschiedenen Orten (Berlin, Wiesbaden, Zell a/H. u. s. w.) Fabrikanten desselben etablirt haben. So viel uns bekannt geworden, verwendet man auf den deutschen Kumys-Anstalten ausschliesslich frische Kuh- milch — niemals Stuten- oder Eselsmilch — welcher man einige Prozente Milchzucker und etwas alten, weichen Käse zusetzt. Auf der vor einigen Jahren in der Nähe von Petersburg, an der Zarsko-Selo'schen Eisenbahn neu eingerichteten Kumys-Anstalt kommen hingegen nur Pferde, und zwar solche aus den südrussischen Steppen (vielleicht auch Kirgisen-Stuten) zur Aufstellung. Die Thiere werden sorgfältig gehalten, sehr gut ernährt, und sollen in Folge dessen bis zu 6 Liter Milch täglich liefern. Die Kumys-Bereitung wird dort ähnlich so betrieben, wie in den Steppen der Kirgisen, vielleicht noch mit grösserer Sorgfalt und Sauberkeit. —
Herr Dr. Radioff erzählt uns, dass es im Lande der Kirgisen geradezu als eine Belei-
digung gelte, wenn man dem vornehmen Besuche ein anderes Getränk als Kumys, dessen wohlthuende Wirkung dort jedermann bekannt ist, vorsetzte. Der Kumys hält sich stets kühl und löscht zu gleicher Zeit den Hunger, wie den Durst. Eine besondere Eigenschaft dieses Getränkes ist, dass es nie den Magen überladet oder beschwert, es entsteht nach dem Genüsse eine behagliche Wärme im Magen, welche sich bald über den ganzen Körper verbreitet. — Wie dem Tartaren, so ist auch dem Kirgisen das Pferdefleisch, besonders das von
jungen Stuten ein Leckerbissen, dasselbe darf bei keinem Gastmahle fehlen und wird allen anderen Fleischsorten vorgezogen. — Die Häute der Pferde liefern dem Kirgisen verschiedene gute Ledersorten, aus welchen
er Geschirre, Peitschen und Bekleidungsgegenstände fertigt. Die ausgefranzten Sehnen dienen zum Nähen und werden dem Zwirn bei weitem vorgezogen, weil sie fester sind. Aus dem Schweif- und Mähnenhaar winden die Weiber Stricke zur Befestigung
ihrer Jurten, auch werden hin und wieder Leitstricke aus den stärksten Schweifhaaren gedreht. — |
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F r e y t a g, Hausthier - Racen. I.
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DAS MONGOLISCHE PFERD.
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Wir ersehen aus dem Mitgetheilten, dass das Pferd auch für den Kirgisen — wie für
den Tartaren — ein äusserst wichtiges Haus- oder besser Heerdenthier ist, ohne welches er in seiner weiten Steppe kaum zu existiren vermöchte; er nennt es daher auch wohl mit Recht: „das schönste und beste Thier der Schöpfung." — |
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DAS MONGOLISCHE PFERD.
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Die Pferde der Mongolei, welche in früheren Zeiten mit zu der tartarischen Race gezählt
wurden, sind in der neueren Zeit von Timkowski und Anderen sorgfältiger untersucht und als eine besondere Race des Orients hingestellt worden. Obgleich diese Pferde nach den Beschreibungen aller Reisenden einige Aehnlichkeit mit
dem gemeinen tartarischen Pferde besitzen, so unterscheiden sie sich von diesem doch sehr auffällig durch ihren kleinen, gedrungenen Körperbau; sie gelten wohl mit Recht als die kleinsten von allen Racen des Orients und erreichen selten einmal die Höhe von 1,20 Meter bis zum Widerriste. Aber trotz ihrer Kleinheit sind sie stark, haben einen kräftigen Glieder- bau und feste Sehnen. Die Mongolen-Pferde sind rasch und gewandt in ihren Bewegungen und daher für den Reitdienst sowohl in der Ebene, wie auch im Gebirge sehr geeignet. Von den Chinesen wird diese Pferde-Race gern gekauft und vorwiegend zur Ackerarbeit, daneben aber auch zum Ziehen ihrer kleinen Fuhrwerke benutzt. Unter den mongolischen Pferden sollen sich sehr viele finden, die einen vorzüglichen Pass gehen, welche Gangart bei den Reitern jener Länder (wie in Süd-Amerika) sehr beliebt ist. Die guten Passgänger werden von den ausländischen Händlern immer sehr gesucht und im Allgemeinen weit besser bezahlt, als solche Pferde, die zwar auch gut gebaut und leistungsfähig, aber doch zur Passgangart nicht recht geeignet sind. — Die Pferde-Züchtung wird in der Mongolei besonders stark in der Umgegend von Batchai
in der Wüste Gobi betrieben; man stösst nicht selten auf Heerden von 2000 Stück, die sich in einem halbwilden Zustande auf den Weiden umhertreiben und in der Regel schlecht bewacht und ziemlich sorglos gehütet werden. — Der Bedarf an Pferden ist dort sehr gross; fast Jedermann ist beritten und hält es unter seiner Würde, zu Fuss zu gehen. Die Grossen des Landes unterhalten ausgedehnte Stutereien, in welchen hin und wieder arabische und persische Hengste zur Aufstellung und Benutzung als Beschäler kommen, sonst aber verwendet man am häufigsten turkomanische Hengste zur Veredlung der heimischen Pferde-Race und bezeichnet die Bastarde aus dieser Kreuzung als die vorzüglichsten Reit- und Postdienst-Pferde. Nach den Angaben aller Reisenden ist die Zahl der in der Mongolei gezüchteten und gehaltenen Pferde grösser, als in irgend einem andern Lande von Ost-Asien; Timkowski giebt an, dass ungefähr 280,000 Mongolen beritten sind und diese gewissermassen den Kern der ganzen Armee des grossen Kaiserreiches bilden. — Es scheint den Pferdezüchtern der Mongolei besonders viel daran zu liegen, ihre Pferdeschläge stärker und kräftiger zu gestalten, damit dieselben ausser zum Reiten, besser als bislang zum Zugdienste zu gebrauchen sind. Durch zweckmässige Zucht- |
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DAS MONGOLISCHE PFERD. II
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wähl hat man in der Landschaft zwischen Urga und Uliassutai, auf dem Malacha-Gebirge einen
sehr starken, zwar immer noch kleinen Pferdeschlag herausgebildet, welcher ganz besonders leistungsfähig und tauglich zu den Feldarbeiten sein soll, und dieserhalb vorzugsweise von den Chinesen angekauft wird. Diese Thiere sind nicht gerade schön gestaltet, haben häufig einen etwas grossen Kopf, starken Hals, krummen Rücken und abschüssige Kruppe mit tief ange- setztem Schweife. Ihre Haarfärbung wechselt sehr; Schimmel und Isabellen kommen am häu- figsten vor und sind am beliebtesten. Der Mongole hat eine sonderbare Abneigung gegen alle Pferde mit Blässen und selbst die Sternchen am Kopfe sind ihm nicht recht; so gezeichnete Thiere werden niemals zum Reitdienste benutzt, sondern möglichst bald nach dem Auslande hin verkauft. Bei den Isabellen und gelben Pferden trifft man häufig eine eigenthümliche Zeichnung; es läuft nämlich ein schwarzer Haarstreifen s. g. Aalstreifen über den Rücken und das Kreuz und endigt oft erst an der Schwanzspitze; auch auf beiden Seiten der Schultern findet sich dieser schwarze Streifen vor, welcher nach unten zu in eine feine Spitze ausläuft. Bei den mongolischen Fürsten sind die weissgeborenen Pferde sehr beliebt; sie werden von ihnen hauptsächlich zu dem Zwecke gezüchtet, um alljährlich einige solcher Pferde an den kaiserlichen Hofstaat als Geschenk abgeben zu können. — Die Pflege der Pferde scheint in einzelnen Stutereien der Grossen mit einer gewissen
Sorgfalt betrieben zu werden; die Thiere werden zwar vorwiegend auf der Weide gehalten, bekommen aber doch in der rauhen Jahreszeit als Beifutter Getreide verschiedener Art, hin und wieder sogar Milch von Ziegen und Kühen. Bei rauhem Wetter werden die Pferde von den Weiden in grosse Ställe oder Schuppen getrieben und hier mit Heu und Korn ernährt. —■ Dass das Pferd bei den Mongolen in besonderer Gunst steht, ersehen wir auch aus ihren
Volksliedern und Gesängen, in welchen dasselbe häufig erwähnt und in gefälligster Weise geschildert und besungen wird. — In der Ssanang-Ssetsen-Geschichte der Ostmongolen erhalten die Pferde der Fürsten und Krieger eigene Namen, wie dies bei den Deutschen, zur Helden- zeit unserer Vorfahren, auch häufig der Fall war. — Wenn wir bei den meisten anderen Nomaden-Völkern und Steppenbewohnern des Ostens
eine grosse Vorliebe für den Genuss des Pferdefleisches gefunden haben, so nehmen wir hier geradezu eine Abneigung gegen dasselbe wahr und nur in der allergrössten Noth schlachtet der Mongole sein Pferd, um das Fleisch desselben zu gemessen. Wahrscheinlich hat der Genuss des Pferdefleisches eine Missbilligung des Bogda-Lama erfahren, denn nach den Angaben älterer Geschichtsschreiber haben in früheren Jahrhunderten selbst die Fürsten der Mongolen gern und häufig Pferdefleisch genossen und dasselbe als eine der leckersten Speisen bezeichnet. — Die Verwerthung der Pferdehaut, wie der Schweif- und Mähnen-Haare findet in der
Mongolei in derselben Weise statt, wie bei den andern Völkern des Orients; es ist nicht bekannt, ob dort das Pferdeleder in besonderer, eigenthümlicher Weise — wie etwa bei den Kirgisen — verarbeitet wird; man erzählt uns nur, dass es hauptsächlich zu Bekleidungsstücken und ausserdem zur Herstellung von Riemenzeug benutzt wurde. — Endlich wollen wir hier noch erwähnen, dass auf den mongolischen Steppen, im Innern
der Wüste Gobi heute noch die Wildlinge unserer Gattung Equus, die sogenannten Tarpans in Heerden von mehreren hundert Stücken angetroffen werden, und diese wohl als die Stamm- Race der Mongolischen Hauspferde angesehen werden können. — Früher scheinen die Tarpans viel weiter verbreitet gewesen zu sein, als gegenwärtig und noch vor hundert Jahren waren sie in Sibirien sowie im europäischen Russland anzutreffen. — Da die Tarpans überaus schwer £____________________________________________________________________________________§i
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DIE KALMÜCKISCHEN PFERDE.
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zu zähmen und als Hausthiere — soviel uns bekannt — nirgends vorkommen, so sehen wir
hier von der Beschreibung dieser Pferde ab und verweisen dieserhalb auf die Handbücher der Zoologie und die Reiseberichte der Gebrüder Schlagintweit, welche das Wildleben dieser Einhufer belauscht und uns interessante Schilderungen davon geliefert haben. — |
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DIE KALMÜCKISCHEN PFERDE.
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Die eigentlichen Kalmücken bewohnen in der Mongolei das grosse Steppengebiet von
Oelöt mit dem Hauptorte Kobdo, woselbst seit ältester Zeit ein bedeutender Transithandel, auch solcher mit den Pferden der heimischen Race betrieben wird. Die Bewohner jener Landschaft sind nach den Angaben von Pallas, Bennigsen und
verschiedenen anderen Reisenden sehr tüchtige Pferdezüchter und ganz vorzügliche Rosse- bändiger, welche sich auf das Einfangen und Dressiren der verwilderten Pferde (Mustangs oder Muzins) besonders gut verstehen sollen. — Sie betreiben die Zucht ihrer kleinen Pferde in grösster Ausdehnung und es kommt gar nicht selten vor, dass ein Reicher des Landes mehrere Tausend Pferde besitzt und einen umfangreichen und meistens auch sehr einträglichen Handel mit denselben unterhält. — Das Kalmücken-Pferd hat einige Aehnlichkeit mit dem Mongolen-Pferde, muss aber
doch von diesem getrennt und als ein wichtigerer Repräsentant der grossen Steppen-Pferde- Gruppe hingestellt werden. Dasselbe bildet eine besondere, sehr constante Race, welche seit langer Zeit „rein" gehalten und mit gewisser Sorgfalt vor der Einmischung fremden Blutes bewahrt worden ist. — Die Thiere dieser Race sind meistens etwas kleiner als die Kirgisen- Pferde, etwa 1,20 Meter hoch; doch kommen auch in verschiedenen Distrikten des Kalmücken- Gebietes grössere Pferdeschläge, welche dem Kirgisenpferde in der Körpergrösse und Stärke durchaus nicht nachstehen, vor. — Wenngleich diese Pferde nicht gerade schön genannt werden können, so sind sie doch nicht von unansehnlicher Gestalt und jedenfalls schöner als die Mongolen-Pferde. Sie werden uns folgendermassen geschildert: Der etwas starke Kopf mit breiten Ganaschen ist im Ganzen gut geformt; die hohe Stirn ist von mittlerer Breite; der Nasenrücken ist etwas stark gebogen und s. g. Ramsköpfe kommen bei den Pferden dieser Race nicht selten vor. Die Ohren sind eher lang als kurz zu nennen, werden aber doch gut getragen, hängen nicht wie bei manchen andern Steppen-Pferden — beispielsweise bei den Kirgisen — seitlich am Kopfe nieder, sondern stehen hübsch aufrecht und zeigen grosse Beweglichkeit und deuten auf flüchtiges Wesen der Thiere hin. Der Hals der Pferde ist massig lang und in der Regel ein sogenannter Hirsch- oder Rehhals. Der Rücken und der Leib sind von mittlerer Länge; der erstere ist äusserst kräftig und der Leib gedrungen und gut gerundet. Die meistens etwas vorstehenden Hüften und die immer abge- schliffene Kruppe tragen nicht gerade zur Schönheit der Thiere bei, machen sie jedoch zum Reitdienst recht tauglich, und man findet in der That auch innerhalb dieser Race viele sehr leistungsfähige Individuen, welche es mit den besten Pferden der anderen Steppen-Racen im |
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DIE KALMÜCKISCHEN PFERDE.
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Wettlauf unter mittelschweren Gewichten aufnehmen können. — Wie bei den meisten Pferden
mit abschüssiger Kruppe, so finden wir auch hier den Schweif in der Regel tief angesetzt und gewöhnlich sehr stark behaart. Die Gliedmassen sind untadelhaft, schön geformt und sehr schlank mit kurzen, nur schwach behaarten Fesseln. Die Hufe der Kalmücken-Pferde sind von guter, fester Hornmasse, etwas niedrig und von runder Form. — Ueber die Haarfärbung dieser Race lauten die Angaben der Reisenden etwas verschieden. Der General von Bennigsen giebt an, dass Rappen fast niemals vorkämen, dagegen viele Schimmel, Braune und Hellfüchse angetroffen würden. — Von Anderen wird erzählt, dass bei den Kalmücken die Schecken sehr beliebt wären und am häufigsten gezüchtet würden. — Das Temperament dieser Pferde wird nicht gerühmt, sie erfordern im Grossen und Ganzen sehr kühne und tüchtige Reiter. Die Bändigung und das Zureiten der dreijährigen Fohlen macht selbst dem gewand- testen Kalmücken nicht selten grosse Schwierigkeiten; in der Regel werden die Pferde aber erst im fünften Lebensjahre zum vollen Dienste herangezogen. — Da die Thiere Sommer und Winter auf der Weide belassen und wenig sorgfältig gehütet werden, so sind sie meist wild, misstrauisch und vielfach bösartig; dabei sind sie sehr flüchtig und leicht in all ihren Bewegungen. Die gut zugerittenen Pferde sind bei den Grossen des Landes ihrer ange- nehmen Bewegungen und ihrer Geschicklichkeit wegen sehr beliebt. Es wird uns mitgetheilt, dass die kleinen Pferdchen auf den schlechtesten Gebirgspfaden mit grösster Sicherheit und Leichtigkeit ihre Reiter forttragen und in diesem Punkte einige Aehnlichkeit mit den berühmten Gebirgspferden des Kaukasus haben. Sie springen mit ihren Lasten von einem Felsblocke zum andern, und es berechnen diese klugen Thiere ihre Sprünge meistens sehr genau. Um sich auf den schmalen Felsenflächen zu erhalten, müssen sie oft die Vorderfüsse dicht mit den Hinterfüssen zusammenstellen und stets mit grösster Vorsicht ihre Wege auswählen. Der Reiter überlässt sich unbesorgt seinem wohlgeübten, sicheren Pferde und kommt in den meisten Fällen unbeschadet am Ziele seiner oft sehr gefährlichen Reisen an. — In der russischen Armee werden die Kalmücken-Pferde gern angekauft, weil dieselben
ihrer grossen Ausdauer und Genügsamkeit wegen sich sehr gut zum Kriegsdienste in den Steppen eignen. Körnerfutter kommt bei der Haltung dieser Pferde nur selten in Anwendung; wenn die
Thiere grössere Reisemärsche zurückzulegen haben, erhalten sie Gerste oder Gerstenmehl- Klösse, sonst aber gewöhnlich nur das Weidegras der Steppe und im Winter vielleicht etwas Heu oder gehacktes Gerstenstroh. Die Fütterung wird ziemlich unregelmässig betrieben, oft werden sie beim stärksten Gebrauche täglich nur ein Mal gefüttert und zwei oder drei Mal getränkt. — Da auch die Kalmücken, wie alle Nomadenvölker der orientalischen Steppen, grosse
Verehrer und starke Consumenten des Kumys sind, so sorgen sie stets rechtzeitig dafür, dass es ihnen niemals an säugenden Stuten fehlt; sie müssen fort und fort ihr Lieblingsgetränk bereiten können und halten allein zu diesem Zwecke verhältnissmässig viele Pferde. — Die Hengste werden zu allen Jahreszeiten abgesondert von den Heerden gehalten und
nur dann zu den Stuten geführt, wenn diese sich brünstig zeigen. — Die Kalmücken reiten gern Wallachen und es werden dieserhalb alle nicht zur Zucht
tauglichen Hengste im Alter von ein bis zwei Jahren verschnitten. — Die kräftigeren Wallachen werden an einigen Orten auch wohl zur Feldbestellung und zum Lasttragen benutzt, wozu die Stuten im Allgemeinen nicht recht tauglich, vielleicht auch nicht kräftig genug sind. — Es ist uns wohl erklärlich, dass jene kleinen Stutpferde, welche fünf bis sechs Monate lang ihre Fohlen säugen und ausserdem noch täglich einige Liter Milch in den Eimer des Besitzers |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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liefern sollen, keine genügende Kraft besitzen, um im Zuge vor dem Pfluge oder im plumpen
Wagen noch irgend Befriedigendes zu leisten. Ebenso werden die Stuten als Reitthiere nur unter leichtem Gewichte massig gebraucht werden können. — Die Kalmücken-Pferde erreichen in der Regel ein ziemlich hohes Alter, nicht selten
30 Jahre und darüber, diejenigen, welche beständig in der Nähe der Jurten zum Dienste gehalten und ordentlich behandelt werden, folgen ihren Wärtern und Herren gern, und kommen auf ein laut gegebenes Zeichen, Pfiff oder Anruf, willig herbei gelaufen und lassen sich sofort zäumen und satteln. — Endlich müssen wir hier noch einen eigenthümlichen Gebrauch anführen, welcher sonst im Oriente nicht weiter vorkommt: Die Kalmücken schlitzen gar nicht selten ihren Pferden die Nüstern auf, da sie glauben, dieselben hierdurch besser bei Athem zu erhalten. Sie fordern von ihren Thieren oft die allergrössten Leistungen im Rennlaufe und man erstaunt darüber, dass sie solche auszuhalten im Stande sind. — |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Die bislang beschriebenen Racen gelten im Oriente vorwiegend als Steppenpferde der
Ebene, wenngleich auch einzelne Schläge derselben das Gebirge bewohnen und sich gerade auf den Bergweiden ganz vorzüglich gut entwickeln, daher auch diese im Handel meistens besser bezahlt werden, als die Thiere der Niederung. — In dem jetzt zu betrachtenden Tscher- kessen-Pferde haben wir ein echtes Gebirgs-Thier vor uns, welches seiner ganzen Statur nach auf das Leben und den Gebrauch in den Bergen angewiesen zu sein scheint. — Ueber die Abstammung dieser Race giebt DAlton in seiner Naturgeschichte des Pferdes
an, dass sie dem syrischen Pferde ähnlich und vielleicht nur als eine Vergrösserung des kleinern Schlages der syrischen Wüste hinzustellen sei. Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, tscherkessische Pferde in Augenschein zu nehmen, wird die Verwandtschaft dieser mit der arabischen Race sofort erkannt haben; und es wird uns auch von allen Reisenden mitgetheilt, dass edle arabische Hengste sehr häufig nach dem Kaukasus geführt und dort zur Veredlung der heimischen Landrace benutzt werden. — Die Tscherkessen oder Adighe, welche den westlichen Theil jenes Gebirges, vom
schwarzen Meere bis in die Kabarda hin, bewohnen, gelten bekanntlich für einen der schönsten Menschenstämme der Erde; sie zeichnen sich auf ihren Jagd- und Kriegszügen durch grosse Tapferkeit und Gewandtheit aus und werden besonders „zu Ross" von ihren Gegnern sehr gefürchtet; sie wissen ihre Pferde äusserst geschickt zu führen und kommen mit denselben auf den schlechtesten Gebirgspfaden mit einer Leichtigkeit und Sicherheit vorwärts, wie vielleicht kein anderer Reiter des Orients. — Zu den friedlichen Beschäftigungen des Tscherkessen gehört vor Allem die Viehzucht
und ganz besonders die des Pferdes; er betreibt dieselbe mit grosser Vorliebe und Sorgfalt, ohne jedoch seine Thiere zu verzärteln; im Gegentheil, man härtet dort die Fohlen in einer Weise ab, wie wohl an keinem andern Platze der Erde. — Der Tscherkesse trainirt seine |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Pferde schon vom zweiten Lebensjahre an und zwar nicht nur auf geebneten Rasenplätzen oder
Sandwegen, sondern auf den steinigen Gebirgspfaden; er gewöhnt sie schon frühzeitig an das Besteigen der Berge und Laufen auf schlechten, holperigen Wegen, ohne dass er deren Hufe mit Eisen beschlägt. — Die tscherkessischen Pferde sind von ziemlich ansehnlicher Grösse und Knochenstärke;
die ausgewachsenen Stuten messen durchschnittlich 1,75 Meter bis zum Widerriste, sind mithin höher als die meisten arabischen und persischen Pferde; sie kommen den letzteren in der Regel an Schönheit und Leistungsfähigkeit gleich und werden daher im Auslande häufig als persische Pferde ausgegeben. Tscherkessische Händler bringen ihre Pferde bis auf die Märkte von Damascus und erzielen daselbst für wirklich schöne Thiere gar nicht selten ebenso hohe Preise, wie die Beduinen, welche Original-Araber aus der Wüste Nedjd dorthin bringen. — Der Kopf des Tscherkessen-Pferdes ist im Allgemeinen leicht, trocken und gut geformt
mit hoher Stirn und sanft gewölbtem Nasenrücken; es besitzt ein grosses, lebhaftes Auge und ein mittelgrosses, sehr bewegliches Ohr, wodurch die Thiere dieser Race sehr lebendig und munter erscheinen. — Der Hals ist schön aufgesetzt, lang, dünn, hin und wieder hirschähnlich gebogen und mit langwallender Mähne von mittelstarkem Haar hübsch geziert. Der Leib ist immerhin ziemlich stark gestreckt, doch gut gebaut; besonders schön geformt ist die Kruppe dieser Pferde, ohne aber sagen zu können, dass diese, wie überhaupt das ganze Hintertheil sehr stark ausgebildet sei. Die Beine der Tscherkessenpferde sind fast immer dünn und trocken, jedoch meistens etwas stärker und kräftiger als die der arabischen Race. Die Hufe sind klein, länglich und schmal; sie zeichnen sich ganz besonders durch eine starke Höhlung vor den Hufen anderer orientalischen Pferde aus. Der Schwanz ist lang und stark; das Haar an den Köthen wird bei vielen Thieren dieser Race sehr stark und lang und scheint dazu bestimmt zu sein, die Füsse gegen die Unbillen des Wetters und Beschädigungen auf den schlechten Gebirgs- pfaden zu schützen. Innerhalb der Tscherkessen-Race kommen häufiger, als bei den anderen orientalischen Pferden, Thiere vor, welche man in der Hippologie als „Sterngucker" bezeichnet. Bei solchen Individuen ist der Hirschhals stark ausgebildet; er steigt von der Brust und den Schultern aus in einem, nach unten und vorn gerichteten Bogen in die Höhe; der untere Hals erscheint vielfach platt und breit; das Genick ist kurz und die Ohrendrüsenpartie stark gefüllt, so dass der Kopf eine mehr horizontale, als senkrechte Stellung zeigt, wodurch der Gang so gebauter Pferde in den meisten Fällen unsicher wird. Nach Professor Roloff's Angaben in seiner Beurtheilungslehre der Pferde etc. findet sich bei den Thieren mit Hirschhals in der Regel ein sehr starker Rücken, welcher dieselben vorzugsweise befähigt, grosse Lasten leicht fortzutragen, und es soll denn in der That auch die Tragfähigkeit des Tscherkessen-Pferdes — ähnlich wie die der kleinen Thierchen der Donischen Kosacken — sehr gross sein. Sie tragen ihre stattlichen Reiter mit schweren Waffen, oft plumpem Sattelzeug und vielem Gepäck auf den schlechten Wegen im Gebirge viele Meilen weit und zeigen dabei eine grosse Ausdauer. In Ansehung der Kraft und Ausdauer ist das Tscherkessen-Pferd vollkommen dem arabischen gleich, dem es in vielen anderen Beziehungen auch so ähnlich ist, dass die Annahme DAlton's, dasselbe sei ein Abkömmling oder Bastard des syrischen Pferdes, sehr viel für sich hat. — Die Farbe der Tscherkessen-Pferde wird sehr verschieden angegeben; es kommen bizarre Zeichnungen im Haar, z. B. Schecken nicht selten vor, doch sollen Schimmel am beliebtesten sein und es werden dieserhalb auch Schimmelpferde gern zur Zucht verwendet. Die Fohlen aus solchen Paarungen werden schwarz geboren, wechseln aber sehr bald diese Farbe und werden schon frühzeitig ganz weiss. — |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Die Leistungen dieser Rosse werden von vielen Reisenden — auch vom General
von Bennigsen, welcher die Tscherkessen-Race in ihrer Heimath kennen lernte — sehr gerühmt, besonders schön und ausgiebig wäre ihr Schritt, doch auch in den anderen Gangarten Hessen die Thiere nichts zu wünschen übrig. — Wenn diese Pferde in ihrer Jugend nicht allzustark angegriffen werden, so erreichen sie
ein hohes Alter, und es giebt Thiere darunter, welche selbst im Alter von 20 Jahren und dar- über nicht nur bei vollen Kräften, sondern auch in jeder Hinsicht diensttauglich und frei von Knochenfehlern sind. — Was die Gelehrigkeit der Tscherkessen-Pferde anbetrifft, so lauten die Urtheile über
dieselbe nicht gerade sehr günstig; sie machen anfänglich beim Zureiten ihren Besitzern oft grosse Schwierigkeiten und verlangen im Allgemeinen einen tüchtigen, muthigen Reiter. Auch das Temperament dieser Race wird nicht sehr gelobt, vielmehr sollen in derselben manche bösartige Pferde vorkommen. Auf die Erziehung der Pferde verwenden die Bergvölker des Kaukasus nicht immer die grösste Sorgfalt, dahingegen sind sie bei der Auswahl der Zucht- pferde sehr streng und gewissenhaft, nur die besten Stuten und wirklich edle Hengste werden zur Zucht verwendet. — Der Adel des Landes, welcher seit ältester Zeit ausgedehnte Pferde- Zucht betreibt, wacht strenge über die Geschlechts-Register seiner verschiedenen Pferdestämme und die Reisenden berichten, dass man dort gar nicht selten sehr gut geführte Stamm-Register zu sehen bekäme. — Man unterscheidet am Kaukasus vier Schläge: Das georgische, das kabardinische, das
daghestanische und das abchasische Tscherkessen-Pferd, von welchen die ersten beiden und der letztgenannte Schlag stets „rein" gezüchtet werden; sie sind so ziemlich von gleicher Güte und Körperschönheit, nur in dem daghestanischen Schlage kommen viele Bastarde und Kreu- zungsproducte vor, welche meist unansehnliche und nicht sehr leistungsfähige Thiere sein sollen. — Die Pferde des Kaukasus sind in der Russischen Armee sehr beliebt; es werden besonders die abchasischen Tscherkessen-Pferde von den Ofhcieren der leichten Cavallerie gern geritten und am häufigsten gekauft. In Petersburg existirt ein Garde-Regiment, welches aus- schliesslich mit tschsrkessischen Pferden beritten ist. — Auch die türkische Militair-Verwaltung bezieht seit mehreren Jahrzehnten mit besonderer Vorliebe ihre Pferde aus dem Kaukasus oder auch von den tscherkessischen Landleuten, welche sich nach den letzten Kriegen in der Türkei — vorwiegend in dem Gebiet der unteren Donau, zwischen Serbien und Bulgarien — niedergelassen haben und daselbst mit grosser Sorgfalt die Zucht ihrer heimischen Pferde- Race betreiben. — Im Königreich Georgien findet sich die herrlichste Gelegenheit zur Erziehung edler Pferde, und wenn die Zucht derselben dort auch lange Zeit vernachlässigt wurde, so hat sich dieses in der Neuzeit wesentlich geändert; der reiche Adel des Landes hat jetzt die Züchtung in die Hand genommen und es steht zu erwarten, dass man mit bestem Erfolge arbeiten, und das georgische Pferd seinen alten Ruf bald wieder verschaffen wird. — |
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DAS PERSISCHE PFERD.
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DAS PERSISCHE PFERD.
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Die nomadisirenden Kriegerstämme (Illiats und Kaischaren), welche in den Nord-Provinzen
des persischen Reiches weit ausgedehnte Steppen bewohnen und die grosse WüsteDaschti-Kuwir in verschiedenen Richtungen durchziehen, haben seit ältester Zeit die Züchtung edler Pferde mit besonderem Eifer und grossem Geschick betrieben. Die irreguläre Reiterei der Chane jener Provinzen — etwa 30,000 Mann stark — bildet den Kern der ganzen persischen Armee und soll vorzüglich schön beritten sein. — Schon zur Zeit der alten Griechen standen die Pferde Mediens in grossem Ansehen und
galten als die vorzüglichsten und. schönsten des ganzen Orients; es wird uns erzählt, dass die Könige von Medien auf dem Hippoton — wahrscheinlich die reiche Landschaft südlich von Tauris — eine Zucht von 50,000 Pferden unterhielten und ihre Thiere wohl pflegten. Noch jetzt trifft man in jener Gegend auf den herrlichen Weiden am Adyl nicht selten Heerden von grosser Zahl, im Ganzen wohl 5000 Stück und darüber an. — Das altpersische oder medische Pferd wird uns als äusserst kräftig und robust geschildert; die Thiere hätten starke Beine besessen, und eine stolze Haltung gezeigt. Nach den Abbildungen der Pferde zu schliessen, welche aus den Trümmern des alten Persepolis zu uns gekommen, gehörten die damaligen Thiere einer ganz anderen, viel kräftigeren Race an, als die Pferde, welche wir jetzt in Persien antreffen. — Wenngleich von verschiedenen Orient-Reisenden berichtet wird, dass die Pferdezucht jenes Landes in der Neuzeit etwas vernachlässigt worden sei, so hören und lesen wir doch von anderen, glaubwürdigen Berichterstattern, dass unter den verschiedenen Schlägen Persiens viele kostbare Thiere angetroffen werden, die den Vergleich mit den besten arabischen Pferden aushalten könnten und von pferdekundigen Händlern ebenso theuer bezahlt würden, wie die letzteren. — Ueber die Abstammung der edlen Persischen Race geben Wagner, Froriep und Harn. Smith an, dass sie wahrscheinlich von der turkomanischen Race abstammte, dass aber schon seit ältester Zeit Kreuzungen mit den besseren, arabischen Pferden stattgefunden hätten und aus dieser Blutmischung wahrscheinlich das schöne Pferd von Irak- Aschemi entstanden wäre. Doch nicht überall im grossen Perser-Reiche sind die Pferde von gleicher Schönheit und Körperstärke; die Schläge in den gebirgigen Provinzen des Westen und Nordwesten gelten als die vorzüglichsten, wohingegen die Wüstenpferde der Ostprovinzen weniger schön, auch nicht so leistungsfähig sind. In Persien wird das Pferd nicht nur des kriegerischen Gebrauchs wegen gehalten, sondern es dient schon mehr den friedlichen Zwecken, dem Handel und dem Ackerbau. Es kommen nicht selten in der Kandaharischen Race Thiere vor, welche höher und kräftiger sind, als die englischen Sattelpferde, sie zeichnen sich durch Sanftmuth, Lebhaftigkeit und grosse Arbeitsfähigkeit aus, sollen jedoch dem arabischen Pferde an Ausdauer nachstehen. — "Wenn von einzelnen Reisenden berichtet wird, dass in der Neuzeit die Pferdezucht Persiens von ihrem alten Ruhme etwas eingebüsst hätte, so wäre das sehr zu bedauern, denn Klima, Boden und Ernährungsverhältnisse müssen in den meisten Gegenden jenes Landes für die Pferdezüchtung ganz besonders günstig sein. Die Stutereien sind überall im Besitz des Schah's; ausser diesem darf Niemand im Lande
Gestüte unterhalten, und wenn die Gouverneure der verschiedenen Provinzen von „ihren Gestüten" sprechen, so ist dies unrichtig, denn sie besitzen solche nur im Namen des Schah's. — Wie die Araber, so verstehen sich auch die Perser sehr gut auf die Züchtung der Pferde; |
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Freytag, Hausthier-Racen.
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DAS PERSISCHE PFERD.
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sie betreiben dieselbe mit grosser Sorgfalt, halten die Stallungen ihrer Thiere überaus reinlich
und pflegen letztere auf's Pünktlichste. Eigenthümlich ist der Gebrauch, dass man dort den Pferden ihr Futter stets im Sacke reicht, welcher ihnen um den Hals gehängt wird. Heufutter ist in diesem Lande des Orients nicht recht beliebt und kommt nur ausnahmsweise vor. Die Gerste bildet das am meisten gebräuchliche Körnerfutter; ausserdem giebt man noch geschnit- tenes oder gehacktes Gerstenstroh. Im Frühjahr werden die Pferde einige Wochen lang auf der Weide gehalten, wo sie zarte Gräser und aromatische Kräuter finden, welche sie vor- trefflich ernähren. Der Weidegang mit den Pferden ist überall nur von kurzer Dauer. — Die edlen persischen Pferde sind grösser und länger als die arabischen, durchschnittlich
1,85 Meter hoch, auch sind sie in der Regel stärker von Knochen als jene. Der Kopf der Thiere ist klein, fein und trocken mit gerader, aber nicht sehr breiter Stirn und feinen Ganaschen. Der feine Hals ist schlank, hoch gestellt und etwas gebogen. Der Leib ist lang gestreckt und in vielen Fällen schmächtig; in der Rippengegend ist er immer schmaler als bei der arabischen Race. Die Schultern sind flach, die Brust nicht sehr breit und der Widerrist erhaben; die Kruppe ist hoch und lang. Der Schwanz ist hoch aber nicht so frei angesetzt, wie beim arabischen Pferde. Die Beine sind hübsch proportionirt und von mittlerer Stärke; die Röhren sind dünn, jedoch mit sehr kräftigen Sehnen ausgestattet. Die kleinen Hufe sind gewöhnlich schmal und länglich geformt; ihre Flornsubstanz soll nicht sehr dauerhaft sein, wesshalb man dort auch die Pferde mit zierlichen, glatten Eisen beschlagen lässt. Die Behaarung der persischen Pferde ist äusserst fein und seidenartig weich; auch ihre Haut ist zart, fein und sehr empfindlich. Die Farbe der Thiere ist nicht so verschieden, wie bei unseren heimischen Racen; Braune und Rappen kommen am häufigsten vor, doch sind auch Schimmel nicht selten und stets sehr beliebt. Der Perser legt jedoch auf die Haarfärbung und Zeichnung seiner Pferde keinen grossen Werth; wenn dieselben sonst nur hübsch gebaut und leistungsfähig sind, so bezahlt er sie immer gut; es wird uns berichtet, dass man in der Neuzeit für schöne Hengste 1000 und mehr Rubel willig zahlte. — Es werden alljährlich viele Pferde durch englische Händler in Persien aufgekauft und nach Indien gebracht, wo sie jetzt sehr beliebt sind, besonders deshalb, weil sie als gute Passgänger gelten. — Man unterscheidet in Persien vier grosse Racen oder Schläge: Das irak-adschemische
Pferd ist das schönste und edelste und wird am höchsten gestellt; daneben ist der hyrkanische Schlag in der Provinz Mazenderan vorzüglich durch seine grosse Dauerhaftigkeit. Diese Pferde sollen ein hohes Alter erreichen, obgleich sonst von den persischen Pferden angegeben wird, dass sie nicht so lange diensttauglich blieben, wie die arabischen, auch nur selten einmal so alt wie diese würden. — Der karabachische oder mesopotamische Schlag in der gleichnamigen Provinz ist nicht so rein wie die beiden ersteren und wird jetzt auch häufiger mit arabischem Blute durchkreuzt; hin und wieder kommen in diesem Schlage sehr schöne und brauchbare Pferde vor; welche besonders als Reitpferde sehr beliebt sind. Der vierte Schlag endlich ist in Afghanistan hauptsächlich verbreitet und wird der Kandaharische genannt; er steht in der Grösse den anderen Schlägen weit nach; doch zeichnen sich die kleinen Thiere durch gefällige Körperformen und grosse Ausdauer, auch verhältnissmässig grosse Stärke vortheilhaft aus. Die Pferde dieses Schlages werden häufiger als die anderen zum Ackerbau und zu den beschwer- lichen Postdiensten auf den oft sehr schlechten Wegen mit Vortheil benutzt. Der Engländer Ker Porter sagt von den persischen Pferden, dass sie im Allgemeinen
sanft von Charakter und zum Reiten äusserst angenehm, dabei aber doch sehr feurig wären; „sie sind — sagt Porter — wahre Sonnenpferde, so feurig, flüchtig und schön, wie das feurige Element." — Endlich sei hier noch eine Eigenthümlichkeit in der Behandlung der Pferde von &_________________________________________________________,__________d
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DAS PERSISCHE PFERD.
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Seiten ihrer Besitzer erwähnt, welche — soviel uns bekannt — nirgends weiter im Oriente
vorkommt. Man pflegt nämlich zur Winterzeit die Pferde mit einer gelben, erdigen Masse zu färben, indem man ihnen damit die Beine und den Leib bis zur Brust hin einreibt, und die Thiere dadurch vor den üblen Einflüssen der Kälte zu schützen meint. An einzelnen Orten wendet man diese Färbung auch zur Sommerszeit an und es scheint fast, dass dort dieselbe für einen Schmuck der Thiere gehalten wird. — Obgleich die Perser von ihren Pferde-Racen und Schlägen sehr eingenommen sind und
sie dem Ausländer gegenüber immer als die schönste des Weltalls hinstellen, so kommt es dennoch sehr oft vor, dass sie edle arabische Hengste, auch wohl Stuten einführen und diese zur Durchkreuzung mit ihren Schlägen benutzen. Auf den Rennbahnen erscheinen ebenfalls nicht selten neben den besten persischen Hengsten schöne edle Pferde aus der arabischen Wüste und machen jenen den Vorrang sehr oft streitig. Man prüft in Persien nicht nur die Schnelligkeit der Thiere im kurzen Rennlauf, sondern vorwiegend ihre Ausdauer bei längerem Lauf in den verschiedenen Gangarten auf sehr grossen und nicht selten schlechten Wegstrecken. Es erscheint uns dieses Verfahren sehr zweckmässig, und wir möchten wünschen, dass solche Rennen auch an manchen Orten des Occidents mehr und mehr in Gebrauch kämen. — Ausser den arabischen Pferden werden in Persien auch die Thiere der tartarischen Race
eingeführt und zu den gewöhnlicheren Diensten verwendet. Wie bedeutend der Verbrauch an Pferden dort sein muss, geht schon aus dem hervor, was David Low sagt: „„All persons of the least distinction in Persia ride on horseback and scarce any one will deign to go the shortest distance on foot."" („„Alle Menschen, selbst die geringsten reiten in Persien auf Pferden und kaum beliebt es Jemandem, eine kurze Strecke zu Fuss zu wandern."") — |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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Von den Pferdestämmen des nördlichen Afrika galten in ältester Zeit diejenigen, welche
aus Aegypten und Abessinien kamen, für die vorzüglichsten. Diodor erzählt uns, dass König Sesostris oder Sesosis von Aegypten (1445—1394 v. Chr.) mit einer grossen Heeresmacht, bestehend aus 24,000 Reitern, 600,000 Fussgängern und 27,000 Streitwagen gegen Nubien gezogen wäre und seine Reiter ihm grosse Dienste in der Niederwerfung jenes Landes geleistet hätten. — Die Pferdezucht Aegyptens soll in den Ländern des Nilthals viele Jahrhunderte lang sehr
umfangreich und mit bestem Erfolge betrieben worden sein; später scheint sie an Bedeutung verloren zu haben und erst in der neueren Zeit — unter der Regierung Mehemet Ali's — hat sie wieder einen besseren Aufschwung genommen. Dieser versuchte nämlich an verschiedenen Orten des Landes Stutereien einzurichten, die leider nicht überall in die Hände zuverlässiger und tüchtiger Beamten gekommen sind, daher auch unbefriedigende Resultate geliefert haben. An anderen Plätzen aber, wo man glücklicher bei der Wahl der Beamten — vielleicht auch die Oertlichkeit passender — war, sollen bessere Erfolge erzielt worden sein. — Schon früher, |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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unter der Herrschaft der Mameluken kam in Aegypten die Pferdezucht nicht unerheblich
empor. Die Mameluken waren ausgezeichnete Reiter, welche ihre vorzüglichen Pferde selbst aufzogen und nur hin und wieder für ihre Häuptlinge fremde Pferde aus Arabien ankauften. Zur Zeit des grossen Napoleon I. setzten die tapferen Mameluken mit ihren raschen und gewandten Pferden die Sieger von Lodi in grosses Erstaunen und man wusste nicht recht, ob man die Reiter oder ihre Pferde mehr bewundern sollte. — In den letzten Jahrzehnten hat die Zucht und Dressur der Pferde in Aegypten viel vom
alten Ruhme eingebüsst und nur mitunter treffen die Reisenden dort wirklich schöne Pferde der altägyptischen Race an; man sieht in Cairo, wie an anderen Orten Unterägyptens viele arabische und Berber-Pferde, welche dort vorzugsweise beliebt sind. — Die Pferde Abessiniens waren bei den Orientalen von jeher hoch geschätzt, und es
behaupten sogar einige Geschichtsschreiber, dass die ursprüngliche Wiege dieser Thiergattung, das fruchtbare Nilthal Abessiniens gewesen sei, und die schöne Race des Landes sich von dort aus über die ganze Erde verbreitet habe. — Wenn wir nun auch solchen Angaben keinen Glauben schenken können, so ist doch wohl nicht zu bezweifeln, dass von jenen Ländern des Nilthaies zu verschie- denen Zeiten gute und schöne Pferde in's Ausland gekommen und hier zur Veredelung anderer Racen benutzt worden sind. — Nach Max Dunker wurden um das Jahr 1000 v. Chr. viele Rosse und Streitwagen als Handelsartikel aus den Nilländern nach Syrien geführt; ein Wagen kostete damals 600 Shekel und ein Pferd 150 Shekel (1 Shekel ist etwa so viel wie 4 Frcs.). — Wir ersehen hieraus, dass die abessinischen Pferde schon in ältester Zeit in Syrien bekannt und berühmt waren, es ist daher nicht unwahrscheinlich — wie Einzelne fest behaupten — dass die arabisch-syrische Race aus den Ländern des nordöstlichsten Afrika und nicht aus Mittel- Asien stammt. Die Wildlinge (Tarpans) welche heute noch in ansehnlich grossen Heerden in den mongolischen Steppen vorkommen, haben in der That auch wenig Aehnlichkeit mit dem edlen arabischen oder ägyptischen Pferde. — Von den nubischen Pferde schlagen haben diejenigen von Alt-Dongola stets in grossem
Ansehen gestanden, ja noch heute zählt man dieselben zu den schönsten und kräftigsten des Orients. Einzelne Naturforscher sprechen die Ansicht aus, dass die Dongola-Race ursprünglich aus Arabien stammte oder wenigstens aus einer Vermischung des arabischen mit altspanischem Blute hervorgegangen sei. Zur Zeit der Kreuzzüge sind wahrscheinlich nach Nubien grosse, starke Herigste aus Spanien gekommen, welche mit den arabischen Stuten gepaart, eine vorzügliche Nachkommenschaft geliefert haben, die unter dem Namen „Dongola- Race" schon frühzeitig im Oriente berühmt geworden ist. — Das hier abgebildete Pferd war vor Jahren im Besitz eines Oesterreichischen Cavallerie-
Officiers, welcher dasselbe um einen hohen Preis in Triest erworben, und lange Zeit stark gebraucht hat. — Der Kopf der Dongola-Pferde ist lang, schmal und mager oder trocken; bei vielen Thieren
findet sich der Nasenrücken stark gebogen, wodurch der Kopf etwas an Schönheit einbüsst. Sie besitzen ein schönes, lebendiges Auge und ziemlich lange Ohren. Der Hals ist gewöhnlich von mittlerer Stärke, lang und gut angesetzt; zuweilen kommen auch schwanenhalsige Thiere vor. Der Widerrist ist hoch und breit und geht in einen hübsch geformten Leib voll und gut über. Die starken Schultern dieser Pferde sind häufig etwas gerade, wodurch die Beine dann auch zu weit nach vorn gestellt werden und die Brust zu schmal wird. Die Kruppe ist breit und etwas abgeschliffen und der Schweif tief angesetzt. Das Hintertheil dieser Race könnte wohl schöner geformt sein. Die Beine sind fast immer hoch und ziemlich kräftig, in dem Sprung- gelenke gewöhnlich etwas zu gerade gestellt und durchtretend in den Fesseln. — Bei dieser |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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Race, wie bei den meisten anderen verwandten Schlägen des nördlichen Afrika, findet man
fast ausnahmslos bei allen Thieren eine sehr zarte Haut mit feinem, äusserst kurzem Haar. Das Mähnen- und das Schweif haar ist dagegen lang und wallend. Die Farbe ist in der Regel schwarz, doch kommen häufig an den Beinen und der Stirn der Thiere weisse Abzeichen vor; bei einzelnen Individuen dieser Race geht das weisse Haar hoch an den Beinen, bis zum Sprung"- und Beugegelenk hinauf, wodurch die Pferde ein sonderbares Ansehen bekommen. — Die Dongola-Race gehört mit zu den grössten des Orients, sie übertrifft in der Körperhöhe und Stärke alle anderen Racen Nord-Afrika's; man giebt ihre Flöhe auf 1,85—1,90 Meter an. In Nubien kommen übrigens nicht selten noch grössere Pferde vor, die sich aber dennoch bei ihrer Knochenstärke und Schwere durch grosse Schnelligkeit auszeichnen. — Die Nubier reiten vorwiegend Hengste und verschneiden daher ihre Hengstfohlen nur höchst selten. Stuten sind bei ihnen als Reitpferde nicht recht beliebt. Die edlen Zuchtpferde werden sehr gut gehalten; schon in der Jugend werden alle schön gewachsenen Fohlen sorgfältig-st gepflegt und nach dem Absetzen oft noch Jahre lang mit Kuh- oder Kameel-Milch getränkt. Ausserdem besteht das Futter für die Pferde aus Durra oder Mohrhirse (Sorghum vulgare) und Stroh, welches gewöhn- lich im kleingehackten Zustande den Thieren vorgelegt wird. — Das Schendi-Pferd, welches in der Landschaft gleichen Namens angetroffen und von ein-
zelnen Autoren als ein besonderer Schlag aufgezählt wird, hat mit dem Dongola-Pferde so grosse Aehnlichkeit, dass es füglich mit diesem zusammenzustellen ist. Die Thiere dieses Schlages - sollen sich durch einen mehr geraden Nasenrücken und ein hohes Kreuz auszeichnen, sonst aber im Gliederbau dem Dongola-Pferde nahezu gleichkommen. — Dagegen ist das Pferd von Kordofan schon mehr der Berber-Race ähnlich. In dieser Provinz wohnen viele Araber, welche die Zucht des Pferdes mit grosser Vorliebe betreiben; sie benutzen zumeist Berber-Hengste zur Veredelung ihrer heimischen Race und wählen stets nur die besten Stuten zur Zucht aus. Die Fohlen erhalten hier lange Zeit neben der Muttermilch noch Kuh- milch, und die wohlhabenden Züchter setzen diese Milchbeigabe bei der Fütterung nicht selten bis zum vollendeten dritten Lebensjahre der Thiere fort; die Entwickelung der Fohlen ist in Folge dessen eine ganz vorzügliche; sie wachsen rasch empor und sind in der Regel mit vier Jahren vollständig ausgewachsen. Auf den Steppen-Weiden, wo die Pferde meistens nur dürres Gras finden, giebt man
ihnen ein Futter von Durra mit Stroh-Häckerling als Zufutter. — Die Pferde der Kordofanesen sollen sich durch grosse Schnelligkeit und Ausdauer vor vielen anderen orientalischen Pferden auszeichnen; ihre Besitzer benutzen sie gern zur Jagd auf Antilopen, Gazellen und Girafen, wozu bekanntlich nur die raschesten und gewandtesten Individuen tauglich sind. Bei den häu- figen Kriegs- und Raubzügen jener Völkerschaften ist das Pferd durchaus nothwendig und man kann wohl sagen, dass ohne diese raschen Thiere ihre Existenz fast undenkbar wäre. — Neben den oben genannten Schlägen unterscheidet Rüppell noch die Pferde von Ober-
und Unter-Aegypten von dem altägyptischen Landschlage. Die Thiere von Unterägypten sind nicht so schön, auch nur von mittlerer Grösse; sie stehen in der Schnelligkeit und Ausdauer den meisten anderen orientalischen Racen nach. Die Pferde gemessen auch in den unteren Nilländern keine besondere Pflege. Manche Forscher sind der Meinung, dass das Klima jener Landschaften wegen der grossen Feuchtigkeit — verursacht durch die häufigen Ueberschwem- mungen des Nils — den Pferden nicht zusagt, wo hingegen das Klima Ober-Aegyptens ganz dazu geeignet ist, schöne Pferde auszubilden; die Thiere finden dort auf den natürlichen Weiden die besten Gräser und Kräuter, welche sie ganz vorzüglich gut nähren und prächtige Körper entwickeln. Die Race ist in Ober-Aegypten nicht mehr ganz rein, sondern aus Kreuzungen |
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DAS BERBER-PFERD.
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der verschiedenen anderen, oben genannten Racen hervorgegangen; aber immerhin trifft man
dort bei den wohlhabenden Karawanen-Führern viele hübsche Pferde an, welche einen normalen Gliederbau besitzen und sich zum Reitdienst ganz besonders gut eignen. Je weiter man gegen Nubien hin, dem Nilstrome aufwärts folgt, um so schöner und kräftiger werden die Pferde- Schläge jener Landschaften, und es scheint in der That sich auch hier die Annahme zu bestä- tigen, dass in den mehr trockenen, dabei heissen Klimaten die Körpergestalten der Pferde im Allgemeinen schöner und ebenmässiger sind, als bei den Pferden der Niederung, welche mit ihren plumpen Formen für rasche Gangarten auf die Dauer nicht befriedigen und häufig auch vielen Krankheiten unterworfen sind. — |
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DAS BERBER-PFERD.
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Wenn einzelne unserer älteren Autoren auf dem Gebiete der Pferdewissenschaft und
Racekenntniss die Behauptung aufstellten, dass die Pferde der ganzen Berberei mit der arabischen Race in gleichem Range ständen und von dieser kaum zu unterscheiden wären, so können wir uns heute solchen Ansichten über den Werth der Berber-Race nicht mehr anschliessen. Es mögen in früheren Zeiten, vielleicht noch zu Anfang dieses Jahrhunderts, in einzelnen Theilen der s. g. Berberei viele schöne und für den leichten Reitdienst auch recht brauchbare Pferdeschläge vorgekommen sein, die den besseren arabischen Schlägen im Range und Werthe sehr nahe gestanden haben, allein wir vermögen uns nicht vorzustellen, dass die Berber-Race der arabischen jemals im Gebrauchswerthe gleich gestanden hat. — Nach den Berichten sachkundiger Reisenden sind alle hervorragenden und besonders leistungsfähigen Pferde des nördlichen Afrika nicht als reinblütige Berber-Pferde zu bezeichnen, sondern fast ausnahmslos arabischen Ursprungs oder wenigstens als Kreuzungsproducte von Araber- und Berber-Pferden hinzustellen. Die Aehnlichkeit aller besseren Pferde der Berberei mit den Nationalarabern ist so gross, dass der Kenner sofort weiss, ob er ein gewöhnliches Berber- pferd oder das Product einer Kreuzung mit arabischem Blute vor sich hat. Durch den letzten französischen Krieg haben wir Gelegenheit erhalten, viele Pferde der
gemeinen Berber-Race näher kennen zu lernen und ihre Leistungen nach den verschiedenen Seiten hin zu prüfen. Das Urtheil, welches unsere und auch die englischen Hippologen nach beendigtem Kriege über diese Thiere gefällt haben, ist so ziemlich gleichlautend ausgefallen: Das Berber-Pferd, wie es sich in vielen Exemplaren während der Jahre 1870/71 in der franzö- sischen A'rmee vorfand, kann den Anforderungen der jetzigen europäischen Kriegführung nicht Genüge leisten, und steht in den verschiedensten Eigenschaften hinter dem edlen arabischen Pferde weit zurück. — Wenn wir die Bilder der jetzigen Berber-Pferde mit denjenigen vergleichen, welche uns
aus älterer Zeit überliefert sind, und dabei Schilderungen von glaubwürdigen Männern aus dem Anfang dieses Jahrhunderts lesen, so müssen wir zu der Annahme kommen, dass die Race in Algerien entweder bedeutend zurückgegangen ist, oder dass die französische Militair-Verwaltung |
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DAS BERBER-PFERD.
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bei der Auswahl ihrer Remonten sehr wenig Geschick und Sachkenntniss an den Tag gelegt
hat; im andern Falle hätte uns 1870 und 1871 eine grössere Anzahl besserer und brauchbarerer Pferde vorkommen müssen. — Sehen wir hier auch gänzlich ab von dem kleinen, meist sehr leichten Pferdchen, welches der gemeine Mann in verschiedenen Regimentern der französischen Cavallerie reitet, und fassen gleich die besseren Gestalten der Officier- und Unterofficier- Chargen-Pferde in's Auge, so können uns auch diese nicht oder nur in den aller seltensten Fällen befriedigen; sie halten weder den Vergleich mit den arabischen, noch mit den leichten Pferden unserer östlichen Provinzen aus, und stehen im Gebrauchswerthe hinter den verschie- denen Schlägen von Ungarn, Galizien und Polen weit zurück. Es wird von David Low, William Yonatt und anderen englischen Schriftstellern ange-
geben, dass die Berber-Race in England zur Grundlage oder Bildung des Vollbluts wesentlich beigetragen hätte und dass der Hengst Godolphin Arabian nicht ein arabisches, sondern ein Berber-Pferd gewesen wäre; allein, wer giebt uns heute noch Gewissheit über die Abstammung dieses Pferdes? Der erstgenannte Autor theilt uns mit, dass jenes Thier aus Frankreich nach England gekommen wäre und Jahre lang in Paris einen Wasserkarren gezogen hätte, auch sei es in der Gestalt den Berberpferden sehr ähnlich gewesen (,,„the splendid Horse Godolphin was long regarted as an Arabian, although his characters approached to those of the Barbe""). — Die arabische Pferde-Race ist seit ältester Zeit in den Ländern Nord-Afrika's stark verbreitet; arabische Hengste werden an vielen Orten fast ausschliesslich als Beschäler benutzt, und da erscheint es uns nicht unwahrscheinlich, dass man Pferde, welche nachweislich aus der Berberei nach Frankreich oder England gekommen sind, als „echte Berber" bezeichnet hat, die aber in Wahrheit Thiere von original-arabischer Abkunft waren. Ausser jenem Golophin-Barbe kommen in den Stammbäumen berühmter englischer
Rennpferde — soviel uns bekannt — fast nur arabische und einige wenige s. g. türkische Hengste als Stammväter vor, und wir vermuthen, dass die daselbst als „Berber" namhaft gemachten Pferde arabischer Abkunft waren und sich nur vorübergehend in der Berberei auf- gehalten haben, vielleicht auch dort von arabischen Eltern erzeugt worden sind. Jedenfalls steht fest, dass der Original-Araber sich weit besser zur Veredlung unserer europäischen Racen eignet und an vielen Orten (beispielsweise auch in Württemberg) stets mit besserem Erfolge benutzt worden ist, als die Berber-Race. Die Nachkommenschaft von Berber-Hengsten und leidlich guten Halbblutstuten, welche wir in der neuesten Zeit zu sehen Gelegenheit hatten, konnte uns durchaus nicht befriedigen, wesshalb wir erklärlich finden, dass unsere Gestüts- Verwaltungen fast niemals Berber-Hengste zur Aufstellung gebracht haben. — Die Pferde, welche man gewöhnlich als „Berber" bezeichnet, treffen wir in allen
Ländern des nördlichen und nordwestlichen Afrika an; sie finden sich in Tunis, Tripolis, Fez, Marocco und besonders zahlreich in Algerien. Die Thiere der Sahara gelten als die schönsten, obgleich die kleinen Pferde aus den Gebirgslandschaften von Algier und Marocco behender und etwas stärker, auch wohl ausdauernder sind. — Der französische General Daumas, welcher lange Zeit in Nord-Afrika gelebt hat, liefert
uns in seinem Werke, betitelt: „Les chevaux du Sahara" höchst interessante Schilderungen über die Lebensweise von Ross und Reiter jener Länder. — Das Lob, welches der genannte General der Berber-Race zollt, erscheint uns nach den
Erfahrungen der letzten Jahre etwas übertrieben, ebenso ist seine Beschreibung ihrer Körper- gestalt eine überaus günstige und passt wahrscheinlich nur für die edelsten Thiere mit vielem arabischen Blute, jedenfalls nicht für das gemeine Berber-Pferd. |
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DAS BERBER-PFERD.
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Wir halten uns hier bei der Beschreibung jener Race nur an das selbst Gesehene und
führen auf der beistehenden Tafel dem Leser die Abbildung eines Individuums vor, welches von verschiedenen Sachverständigen und Kennern der Race als ein „recht guter Repräsentant" derselben bezeichnet wird, und die typischen Formen dieses orientalischen Pferdeschlages schön ausgeprägt besitzt; dasselbe ist seit Jahren im Besitz eines Leipziger Kaufmanns und soll direkt aus Algier bezogen worden sein. — Der Kopf der Berber-Pferde ist fein wie bei den meisten orientalischen Racen, doch
nicht so schön und edel geformt wie bei dem reinblütigen Araber; bei vielen ist die Stirn ein wenig gewölbt, auch der Nasenrücken leicht gebogen. Der Hals ist von mittlerer Länge, fein und schmal, gut angesetzt und gewöhnlich hübsch gerundet. Durch die gefällige Stellung und Form des Halses eignen sich die Pferde dieser Race sehr gut zu s. g. Paradethieren, weshalb sie denn auch früher in Spanien sehr beliebt gewesen sein sollen. Das Haar der Mähne ist lang und fein, wie auch der lange Schweif aus sehr feinen Haaren besteht, welche oft bis auf die Fesseln herab reichen. Der Leib ist gewöhnlich kurz, der Widerrist hoch und der Rücken ziemlich gerade; auch die Lendenpartie ist bei den besseren Pferden stark und stramm. Die Brust ist in der Regel schmal und nur bei wirklich ausgezeichneten Pferden der Race breit und voll zu nennen. Die Kruppe ist hoch und meistens etwas abgeschlagen; der Schwanz ist tief und weniger frei, als bei dem Araber angesetzt. Die Hinterbacken sind stark, muskulös, die Beine dagegen zart, fast zu fein und die Fesseln oft sehr lang. Die kleinen, runden Hufe sind von fester, guter Hornmasse, besonders bei den Bergpferden sehr durabel, welche dieser- halb in der Regel auch nicht beschlagen werden. Die Höhe der Thiere ist ziemlich gering; die meisten Berber-Pferde werden kaum
1,50 Meter hoch, tragen sich jedoGh vorn hoch und erscheinen dadurch grösser, als sie in Wirklichkeit sind. Innerhalb dieser Race finden sich sehr viele verschiedene Haarfärbungen, doch sind Schimmel, Goldbraune und Füchse am meisten vertreten. — In den sonstigen Eigen- schaften finden wir manche Aehnlichkeit mit den Pferden Nubiens und Aegyptens; sie besitzen ein flüchtiges und sehr gewandtes Wesen. — Die Mauren reiten fast niemals im Trabe, sondern am liebsten im Galopp oder Schritt. — Der Vorarm oder Vorderschenkel erscheint bei diesen Pferden häufig etwas schmal, mager und lang; die Schultern sind steil, und das Schienbein ist kurz. Durch diese Eigenthümlichkeiten der Gliederbildung werden die Berber-Pferde zwar befähigt, den Fuss im Gehen weit vorzusetzen, allein sie sind anderseits dadurch auch behindert, die Beine genugsam zu heben, weshalb sie leicht anstossen und stolpern. Nicht nur auf den beschwerlichen Gebirgspfaden, sondern auch bei den oft langen
Wüsten-Reisen zeigen die guten Pferde der Berberei eine grosse Ausdauer, selbst dann noch, wenn sie Durst und Hunger leiden müssen. Das gebräuchlichste Futter bildet in ganz Nord-Afrika die Gerste, mitunter kommt auch
wohl Durra oder Zuckerhirse vor; man füllt das Futter in kleine Beutel und hängt diese den Thieren um den Hals; gewöhnlich füttern die Leute ihre Thiere früh beim Sonnenaufgang und Abends nach zurückgelegtem Tagesmarsche. Wer irgend in der Lage ist, seinen Pferden, besonders den jungen Thieren, Kameelmilch oder auch Kuhmilch zu reichen, wird es nicht unterlassen; die wohlthuende Wirkung dieses Nahrungsmittels ist allen Berbern sehr wohl bekannt. Es wird uns berichtet, dass die Völkerstämme Nord-Afrikas ihre Rosse gut behandeln; der Maure vor Allen pflegt und hätschelt sein Lieblingsthier fort und fort, und so ist es auch erklärlich, dass man innerhalb dieser Pferde-Race wirklich viele sehr zahme und fromme Individuen antrifft, die ihrem Herrn auf den Wink folgen. Von der Peitsche machen die Berber nur höchst selten Gebrauch; sie verstehen sich besonders gut auf das Tekerbin d. h. das |
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Jberge«. Leipzig
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nein es arabisches Pferd
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DAS BERBER-PFERD.
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Klingeln mit dem Sporn am Steigbügel, welches für alle guten Pferde als Hülfe ausreicht. —
Die schönste Gelegenheit, die Gewandtheit und Geschicklichkeit seiner Pferde zu zeigen, erhält der Berber bei den Reiterspielen, der Fantasia. Nicht nur der Mann entfaltet hierbei die aller- grösste Geschicklichkeit in der Führung des Pferdes und dem Gebrauch seiner Waffen, Gürtel etc., auch das Pferd muss auf den leisesten Druck des Schenkels oder der Hand Folge leisten und die eigenthümlichsten Sprünge ausführen. Selbst im stärksten Rennlaufe weiss der Reiter sein feuriges Ross mit einem Male zum Stehen zu bringen, jedoch ohne ihm dabei irgend welchen Schaden zuzufügen. — Nach der Arbeit zeigt sich das Pferd sehr empfänglich für die Schmeicheleien seines Herrn; es folgt ihm willig bis zum Zelte und lebt hier gewissermassen als bestes, kostbarstes Mitglied der ganzen Familie. Die meisten, gut gehaltenen Pferde der Berberei sollen ein hohes Alter erreichen und häufig noch im Alter von 25 Jahren zu Gazellen - und Antilopen-Jagden tauglich sein. — Man unterscheidet in der Berberei viele verschiedene Schläge und Stämme, von welchen
derjenige von Ben-Ghareb einer der geschätztesten und schönsten ist. — Einzelne Beduinen- Tribus bezeichnen die Pferde des alten Häymons-Stammes noch heute als den edelsten, wohin- gegen die Pferde des Stammes von Merizigue nur von armen Beduinen geritten werden, aber dennoch recht tauglich zu grossen Strapazen sein sollen. — Der Oberst Morris, früher Comman- deur der Chasseurs dAfrique, sagt ganz ehrlich und aufrichtig: „„Die eigentliche, edle Berber-Race ist leider auch in Afrika nicht in grosser Zahl vertreten, ja man möchte sagen, fast dort so selten, wie in Europa."" — |
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DIE ARABISCHE RACE.
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Ueberschauen wir die grosse Gruppe der orientalischen Pferde mit ihren vielen Racen
und Schlägen, und kommen dann endlich zu dem edlen Araber, so werden wir versucht, diese Race als den Prototyp der ganzen Gattung Equus hinzustellen und sie als die schönste und vollendetste zu bezeichnen. — Es ist hier nicht unsere Aufgabe, nochmals auf die grosse Streitfrage einzugehen,*ob
das englische Vollblut oder das arabische Pferd — was Körperschönheit, Schnelligkeit und Ausdauer anbetrifft — den Vorzug verdiene; wir halten, den Streit für entschieden; das Voll- blutpferd Englands ist unübertrefflich in seinen Leistungen bei dem Rennlauf auf kurzen Strecken, dagegen bleibt wohl dem reinblütigen arabischen Pferde die Ehre, das schönste und edelste, vielleicht auch das klügste Thier seiner Gattung zu sein; und wir sind der Meinung, dass die Zeit nicht mehr gar fern liegt, in welcher jenes Vollblut mit dem besten arabischen Blute — den Koheils aus Nedjd — wieder aufgefrischt wird oder werden muss, wenn man fort und fort die grossen, zwar etwas einseitigen Leistungen auf der Rennbahn von diesen Pferden fordern will. — Das englische Vollblut-Pferd ist — wie allgemein bekannt — aus der arabischen Race
hervorgegangen, und es weisen, soviel wir erfahren, die englischen stud-books nicht ein einziges Pferd auf, welches, frei von orientalischem Blute, dennoch Hervorragendes auf dem |
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Freytag, Hausthier-Racen.
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I.
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DIE ARABISCHE RACE.
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Turf geleistet hätte. Alle Pferde, die von den Sportsmen als „Vollblut" oder „Thorough-
breed" bezeichnet werden, stammen von original-arabischen, in England eingeführten Eltern ab, welche stets „rein" erhalten wurden, sowohl von Seiten des Vaters, wie von Seiten der Mutter. — Die angestellten Untersuchungen lassen es zweifelhaft, ob das arabische Pferd wirklich seit ältester Zeit auf jener Halbinsel Vorder-Asiens heimisch gewesen, oder ob dasselbe — wie von verschiedenen älteren Historikern behauptet wird — um das Jahr iooo v. Chr. unter Sesosis oder Sesostris aus Aegypten nach Syrien geführt, und von dort aus über die ganze Halbinsel verbreitet worden ist. Die Beduinen der Wüste berichten unseren Orient-Reisenden noch heute, dass ihre
berühmten Pferde von einem Beschäler aus den Stallungen Salomo's abstammten, und dass jener grosse König seine edlen Pferde aus Aegypten geholt hätte, mithin auch das arabische Pferd als ein Abkömmling der altägyptischen Race anzusehen wäre. Von anderer Seite wird behauptet, dass die jetzt berühmten Pferde-Stämme Arabiens von den fünf Stuten ihres Propheten Mahomet abstammten und nach diesen Tanejse, Manekye, Koheil, Seklavi und Djulfe benannt würden. ■— Aber auch noch andere Stamm-Namen kommen vor, doch wir können bei der Unsicherheit derartiger Mittheilungen auf solche, wie andere — die Abstammung der Race betreffende — Angaben keinen besondern Werth legen und uns nur an das thatsächlich Vor- liegende halten. Sei dem auch, wie ihm wolle, gewiss ist nach den übereinstimmenden Nach- richten aller Schriftsteller, dass im Innern der arabischen Wüste, auch an den Ufern des Euphrat, in der Umgegend von Anah seit Jahrhunderten ganz besonders schöne Pferde gezüchtet worden sind, die an Schnelligkeit und Ausdauer alle anderen orientalischen Rosse bei weitem übertreffen. Noch jetzt kommen aus jenen Landschaften — besonders aus der Wüste Nedjd die
schönsten und edelsten Exemplare, welche von allen Sachverständigen als die vorzüglichsten Pferde Arabiens bezeichnet werden. Das Reisen im Innern dieses Landes ist für den Europäer bekanntlich mit grossen
Umständen und Gefahren verknüpft; nur Wenigen gelingt es, bis nach Djal (Derra) und Häil vorzudringen; die meisten beschränken sich auf die Besichtigung und Durchforschung der Landschaften am Euphrat und diese berichten uns, dass an manchen Orten die Pferdezucht äusserst sorgfältig, wenn auch nicht sehr umfangreich betrieben wird. — Burkhardt und Andere, welche früher schon in das Innere der Wüste vorgedrungen sind, erzählen, dass sie daselbst nur wenige Pferde angetroffen hätten, da die meist armen Beduinen vorwiegend Kameele als Reitthiere benutzen, und dass nur die reicheren Sheiks einige Pferde von beson- derer Schönheit besässen, von welchen sie hauptsächlich nur die Stuten ritten, weil sie diese in jeder Beziehung höher schätzen, als die Hengste und Wallachen. — Der Araber hält über- haupt das Stutpferd für gewandter, schneller und gelehriger, auch zu Ueberfällen auf Raub- zügen besser geeignet, als den Hengst, welcher sehr häufig durch sein lautes Wiehern dem Feinde die Ankunft des Reiters verräth. — Die Abstammung der Pferde leitet man dort nicht von den Hengsten, sondern von den
Stuten her, und auch dieser halb wird auf das Stutpferd ein weit grösserer Werth, als auf den Hengst gelegt. — Der Araber hat ein grosses Interesse daran, dass die weltberühmte Race seines Landes, wie bisher, in der Zucht äusserst „rein" erhalten werde. Um die Abstammung seiner Pferde nachzuweisen, lässt er sich — wie der Engländer Bruce berichtet —■ von seinen Häuptlingen eine Bescheinigung darüber ausstellen, dass seine edle Stute (meistens mit einem besonders schönen Namen) von einem ebenso edlen Hengste belegt wurde, und später bei dem Wurfe ruft er seinen Häuptling und noch andere Zeugen herbei, welche ihm die glückliche |
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DIE ARABISCHE RACE.
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Geburt eines (so und so gezeichneten) Fohlens bescheinigen müssen. — Die Beduinen, welche
ihre Pferde zum Verkauf bringen, führen sorgfältig aufgestellte Stammbäume der Thiere mit sich; allein der Landeskundige, welcher weiss, dass die Beduinen weder lesen noch schreiben können, und daher auch unfähig sind, dergleichen Stamm-Register selbst aufzustellen, ist sich wohl bewusst, was von solchen Abstammungs-Urkunden zu halten ist. Es liegt dabei in den allermeisten Fällen ein Betrug vor; die Urkunden sind gefälscht, von irgend einem Gauner geschrieben, und dem Pferde in einem kleinen Beutel um den Hals geknüpft. — Man unterscheidet in Arabien 2 Gruppen oder Racen von Pferden: das gemeine Thier
(Kadischi oder Katik) und das edle Pferd von bekannter Abkunft, welches die Araber in der Regel Köchlani oder Kohejle benennen. Die gemeinen arabischen Pferde sind von den edlen Thieren in der Körpergestalt nicht sehr verschieden, dagegen zeigen sie sich im Rennlauf nicht so leistungsfähig, auch weniger klug und gelehrig, als die Pferde edler Abkunft. Wenn aber einzelne Autoren behaupten, dass die geringen Unterschiede zwischen diesen und jenen nur auf der Vernachlässigung in der Pflege beruheten und sonst kaum eine Verschiedenheit zwischen beiden Racen wahrzunehmen wäre, so muss hiergegen erwähnt werden, dass zuver- lässige Reisende, wie Niebuhr, Bennigsen und der Fürst Pückler-Muskau, welche in Arabien Gelegenheit hatten, Thiere beider Racen zu sehen und zu benutzen, jener Behauptung wider- psrechen. Nach den Angaben des Letzteren ist der Kopf des gemeinen Pferdes niemals so edel geformt, auch nicht so schön angesetzt, wie der des Kohejle; die Ohren der ersteren sind ziemlich kurz, die Kinnbacken sehr breit und stark, und der Nasenrücken ist in der Regel ein wenig gebogen; der Hals, die Schultern und der Bauch sind stark, auch das Schweif- und Mähnen-Haar ist dicker, als bei dem edlen Pferde. Der Widerrist soll meistens weniger hoch, der Schwanz nicht ganz so frei und hoch angesetzt sein, wie bei diesen; überhaupt zeigen die gemeinen Araber mehr abgerundete Körperformen. Die gemeinen Thiere sind im Rücken sehr kräftig und werden nicht selten zum Lasttragen und zu anderen gewöhnlicheren Arbeiten benutzt. Von diesen gemeinen arabischen Pferden kommen viele Exemplare in's Auslaad, auch zu uns nach Europa, und wenn Huzard sagt: „„Das arabische Pferd ist nicht so schön nach den Begriffen, die wir uns von der Schönheit der Pferde im Allgemeinen gebildet haben,"" so müssen wir vermuthen, dass dieser Schriftsteller das Bild eines gemeinen Kadischi vor Augen gehabt und niemals einen edlen Köchlani gesehen hat. — Der Fürst Pückler sagt dagegen, nachdem er uns eine vortreffliche Beschreibung von zwei schönen, edlen arabischen Pferden geliefert hat: „„Hätte ich diese Pferde nach Europa bringen können, so zweifle ich nicht, dass sie eine Revolution unter den Hippologen hervorgebracht haben würden, indem sie bewiesen hätten, dass wir von der ersten Pferde-Race in Nedjd bis jetzt noch nie etwas in Europa gesehen haben."" — Die Widersprüche in den Berichten der verschiedenen Reisenden über den Werth und die Schönheit des arabischen Pferdes erklären sich daraus, dass alle Die- jenigen, welche nicht tief in das Innere des Landes eingedrungen sind, kaum Gelegenheit erhielten, die edlen Wüsten-Pferde kennen zu lernen; sie haben nur die gemeinen Thiere, welche zum Ackerbau und zum Lasttragen benutzt werden, vor sich gesehen. Da hingegen sind die anderen Reisenden glücklich genug gewesen, im Innern der Wüste Nedjd bei den Emirn und Sheiks wirklich hochedle Thiere der reinen Race in Augenschein zu nehmen, und diese Männer entwerfen uns daher auch ganz andere, vortheilhaftere Bilder vom arabischen Vollblutpferde, als jene ersteren. — Wenn es früher — noch vor 10 und 15 Jahren — sehr schwer gewesen sein mag, in
das Innere Arabiens einzudringen, so ist es heute doch ungleich leichter selbst bis nach e Rigad oder el-Manfadjeh zu gelangen, und hier kann man von den goldliebenden Beduinen wirklich |
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DIE ARABISCHE RACE.
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schöne, edle Thiere zu verhältnissmässig niederen Preisen erwerben. Wir haben jedoch gar
nicht nöthig, bis dorthin zu gehen, sondern können viel bequemer — wenn auch etwas theurer — auf den Herbst-Märkten von Damaskus unsere Einkäufe machen. Die gewandten, israeli- tischen Händler kaufen in der Wüste ein- und zweijährige Fohlen (in der Regel Hengste) auf, und führen diese auf jene Märkte, wo wir die für unsere Ansprüche passenden Thiere aus- wählen und mit uns nach Europa nehmen können. — Somit erklärt es sich denn auch, dass wir in der neuesten Zeit vielfach Gelegenheit erhalten haben, schöne Pferde der edlen ara- bischen Race vor uns zu sehen; man findet sie hauptsächlich in dem Circus der besseren Kunstreiter-Gesellschaften, auch nicht selten in der Hand solcher Reiter, welche es lieben, nicht nur ein schönes, sondern auch ein bequemes, williges, aber dennoch feuriges Ross zu reiten. Das hier abgebildete Pferd ist zur Zeit (Mai 1874) im Besitz eines hiesigen Geschäfts-
mannes und kann ohne Zweifel als ein edler Original-Araber bezeichnet werden. In dem Nach- stehenden wollen wir versuchen, eine möglichst eingehende Beschreibung der Körpergestalt dieses schönen Repräsentanten seiner Race zu liefern. Der Kopf ist kurz, breit und gewisser- massen viereckig, und was man trocken und fein nennt; besonders breit ist die schwach gewölbte Stirn des Thieres, die Schnauze ist kurz und fein, die Kinnladen sind von mittlerer Stärke; der Nasenrücken verläuft hier in einer fast geraden Linie und ist in der Mitte nur wenig eingedrückt. Die Nasenlöcher oder Nüstern sind gross und geräumig und erweitern sich, sobald das Thier in Bewegung kommt, zusehends, und der Kopf erscheint dann noch ungleich schöner. Die grossen feurigen Augen mit schwarzen Augenwimpern sind eine ganz besondere Zierde für dieses Pferd. Die Ohren sind von mittlerer Länge, sehr fein, leicht beweglich und an der Spitze ein wenig gebogen. Der Hals ist schön angesetzt; die feine, leichte Wölbung, mit welcher dieser in den Kopf übergeht und welche bei dem vorstehenden Pferde gut wahr- zunehmen ist, finden wir bei keiner andern Race so schön wieder; es bekommt dadurch die Genickpartie eine herrliche Form. Die Länge des hübsch gebogenen Halses ist eine mittlere, nur hin und wieder kommen uns arabische Pferde mit sehr langem Halse vor. Wenn das Thier in Bewegung kommt, so richtet es den Hals und Kopf hübsch auf, und erscheint dann noch um einige Centimeter höher, als es in Wirklichkeit ist. — Es erleichtert diese Hals- und Kopfstellung die Führung und Zügelung des Pferdes um ein Bedeutendes. Der LIals wird durch eine feine, langwallende Mähne sehr geziert; der Haarschopf, ebenfalls lang und fein, fällt über die Stirn weit hinab. Die Höhe des Widerristes ist beträchtlich; er ragt breit und voll über die schön gestellten Schulterblätter hervor. Die Rippen sind tonnenförmig, tief herab gewölbt; die Brust ist ebenfalls tief und geräumig und der Rücken gerade, die Lenden sind kräftig gewölbt und das Kreuz ist lang und oval. Durch die sanft gerundeten Hüften erhält die Kruppe sowohl von der Seite, als auch von rückwärts die Schönheit ihrer normalen Gestalt. Die Flanken sind kurz und gefüllt, und nirgends Erhöhungen oder Ecken sichtbar, welche bei dem gemeinen Pferde häufig vorkommen. Der lange, feine Schweif ist hoch und frei angesetzt, wird hier, wie von allen edlen Thieren der Race, hoch getragen, welches wesentlich zur gefälligen Gestalt des Thieres beiträgt. Die Hinterbecken sind stark und breit, wie überhaupt die Schenkel vorn und hinten sehr muskelkräftig sind und sich zu beiden Seiten der Keulen stark aufwölben. Die Stellung der Sprunggelenke ist bei unserem Individuum ganz normal, bei manchen anderen Pferden dieser Race ein wenig enge, was aber dennoch die Thiere nicht am schnellen Laufen hindert. Die Bewegung der Schultern und vorderen Gliedmassen ist vorzüglich, diese selbst sind trocken, nervig und mit kräftigen Sehnen gut ausgestattet. Die Kastanien an der inneren Fläche der vorderen Gliedmassen sind hier, wie |
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DIE ARABISCHE RACE.
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bei allen edlen Pferden dieser Race, sehr fein und zierlich. Die Fessel- und Hufgelenke sind
vorn und hinten untadelhaft, und wenngleich, sich sonst nicht selten bei dem Araber-Pferde lange Fesseln finden, so treten die Thiere dennoch nicht allzuscharf durch. Die kleinen, zier- lichen Hufe sind oval und von bester Hornmasse, so dass ein Beschlagen derselben überflüssig erscheint. Die Grösse der Kohejlis ist verschieden; im Allgemeinen werden sie kaum 1,50 Meter hoch, doch kommen auch bisweilen Pferde vor, die bis zur Spitze des Widerristes 1,75 messen. Das hier abgebildete Pferd mass sogar 1,85 Meter. — Das Haar ist bei dieser Race von einer Feinheit, Weichheit, Kürze und einem seidenartigen Glänze, wie bei keiner andern Race der Welt. Die Färbung der Haare ist sehr verschieden; Braune und Füchse kommen sehr häufig vor, doch am meisten Schimmel in den verschiedenen Nuancen. Die Grauschimmel sind sehr beliebt, mehr noch die Forellenschimmel mit kleinen rothgelben Flecken; Rappen kommen in Arabien äusserst sparsam vor; die Beduinen lieben diese Färbung nicht und sollen die schwarz gefärbten Fohlen tödten (?) oder doch von der späteren Nachzucht ausschliessen. — Das hier abgebildete Pferd besitzt ein herrliches goldbraunes Haar mit tief schwarzer Mähne und eben- solchem Schweife. — Die Gelehrigkeit und Gewandtheit dieser Pferde ist unübertrefflich; sie erlernen in der
kürzesten Zeit die verschiedensten Kunststücke, besonders leicht das Apportiren. — In ihren verschiedenen Gangarten zeigen sie die grösste Gewandtheit, in allen Bewegungen aber die höchste Eleganz. Im kurzen Galopp kommt ihr herrlicher Körperbau so recht zur vollen Geltung, während sie uns im Trabe nicht immer befriedigen. Zur Bewahrheitung des eben Gesagten brauchen wir nur auf die Leistungen der arabischen Pferde in den Kunstreiterbuden von Renz und Anderen zu verweisen. Wenn andere Pferde nach schwerer Arbeit sehr bald ermüden und mit gesenktem Kopfe dastehen, so sehen wir hingegen bei dem edlen Araber eine fabelhafte Ausdauer, ja man möchte sagen, derselbe erscheint erst nach der heftigsten Arbeit in voller Grazie; die Blutgefässe, welche dicht unter der feinen Haut liegen, füllen sich immer mehr und mehr mit Blut d. h. sie treten schärfer, deutlicher hervor; die derben Muskeln werden „fest wie Marmor" und das schöne Thier, dessen Nüstern weit aufblasen, scheint vor unseren Augen davon fliegen zu wollen. Die grossen, lebendigen Augen treten aus dem edlen Kopfe hervor und sprühen gleichsam Funken. Wenn ein so erregtes Ross von weisser glänzender Haar- und schwarzer Haut-Farbe ist — wie es nicht selten vorkommt — und die ganze Gestalt von der Sonne beschienen wird, so kann der Pferdefreund in der That keinen schöneren Anblick haben; er nennt es dann mit Recht: „„das herrlichste Thier der ganzen Schöpfung."" — Die Beduinen betreiben die Zucht ihrer Pferde mit grösster Sorgfalt; sie behandeln
dieselben mit Liebe und Nachsicht, wie sie denn auch fast niemals von der Peitsche Gebrauch machen. Das Pferd theilt mit seinem Besitzer das Zelt, und dessen Kinder spielen unbesorgt um das Thier herum. — In Folge dieser freundlichen Behandlung und des eigen- thümlichen Verkehrs zwischen dem Menschen und diesem klugen, edlen Geschöpfe, hat sich bei der Race eine grosse Sanftrnuth, Zutraulichkeit und ein gutartiger Charakter ausgebildet; das arabische Pferd folgt seinem Herrn auf den Zuruf oder Wink. — Die Futteransprüche dieser Pferde sind im Orient sehr geringe; sie erhalten gewöhnlich
erst nach Sonnenuntergang eine kleine Portion Gerste mit geschnittenem Stroh, zuweilen auch wohl Durra und als Getränk 2 bis 3 Male am Tage Wasser; Kameel-Milch bekommen die Thiere hin und wieder einmal nach besonders grossen Strapazen, dann auch wohl Fleischbrühe, ja selbst getrocknetes Fleisch und Datteln. — Gut gehaltene Pferde erreichen ein sehr hohes Alter, oft 30 — 35 Jahre, und sind in ihrer Heimath nur wenigen Krankheiten ausgesetzt; |
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Frey tag, Hausthier-Racen. I.
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DIE ARABISCHE RACE.
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das Klima Arabiens ist für das leichte Pferd und dessen Züchtung ohne Frage sehr günstig.
In den meist hoch gelegenen trockenen Landschaften, wo die edelsten Pferde der Race gezogen werden, finden sich schöne Weiden mit aromatischen, gesunden Kräutern, welche dieser Thier- gattung besonders gut zusagen. An anderen Orten des Orients, z. B. in den Ländern des unteren Nilthaies, wo die alljährlichen Ueberschwemmungen den Boden und die Luft lange Zeit im Jahre feucht erhalten, sind die Pferde von gröberem, plumperem Gliederbau; ihre Knochen sind nicht so fest, weit schwammiger, als die der Pferde von der trockenen Hoch- ebene Arabiens oder Nubiens. Die nach Nubien eingeführten arabischen Pferde sollen sich dort nach Rosetti's Angaben sehr bald acclimatisiren, sich vorzüglich gut halten und eine schöne Nachzucht liefern. In Folge der Festigkeit der Extremitäten, besonders der grossen Sehnenstärke der arabischen Pferde findet man bei ihnen auch selten einmal Fehler an den Beinen und Füssen. Ihr Knochengerüst ist von sehr harter, compacter Masse, die Markröhre klein und die Knochensubstanz specifisch weit schwerer als die unserer heimischen Racen des Occidents. — Ueber die Bedeutung der Einmischung des arabischen Blutes in unsere ostpreussischen
und württembergischen Pferdeschläge werden wir uns erlauben, später bei Beschreibung dieser Racen noch einige Mittheilungen zu machen, und schliessen dieses Capitel mit dem Wunsche, dass unsere vaterländischen Zuchten, vor allem unsere Gestüts-Verwaltungen in Besitz solcher arabischen Hengste kommen möchten, welche nach Aussage sachverständiger Hippologen als wirklich hochedle Pferde des besten Kohejli-Stammes der Wüste Nedjd bezeichnet werden können; mit der Nachzucht dieser Thiere würden dann auch unsere heimischen Pferdezüchter im Stande sein, dem Verlangen nach tüchtigen Exemplaren des leichten Reitschlages gerecht zu werden. — |
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Druck von Esckebacli * Schaefer, Leipzig
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Bessa rabier.
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