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DIE
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HAUSTH IER-RACEN
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VON
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Dr. CARL FREYTAG,
A. O. PROFESSOR DER LANDWIRTHSCHAFT AN DER UNIVERSIT�T HALLE.
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MIT ZEICHNUNGEN
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VON
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H. SCHENCK
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ACADEM. ZEICHENLEHRER.
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L BAND. PFERDE-RACEN.
ERSTE LIEFERUNG.
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P f. : ')
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VERLAG DER BUCH HA N^&l&wW' j»e"s WAISENHAUSES.
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1874.
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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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2427 237 3
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I.
DIE PFERDE DES ORIENTS.
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'Ja
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DAS TARTAREN-PFERD.
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In Deutschland haben wir nur selten Gelegenheit Pferde der verschiedenen Steppen-
Racen des grossen russischen Kaiserreiches vor uns zusehen und an ihnen Studien'zu machen; nur hin und wieder begegnen uns auf den Jahrm�rkten bei herumziehenden, fremdl�ndischen H�ndlern und Kunstreitern oder auch bei den Zigeunerbanden einzelne Pferde, welche uns als echte Repr�sentanten der einen oder anderen Steppen-Race vorgestellt werden. Es fehlen uns dann aber in den allermeisten F�llen zuverl�ssige Angaben �ber die Abstammung solcher Thiere. � Zur Zeit der Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814 haben unsere V�ter mehr-
fach die Bekanntschaft russischer Lanzenreiter mit ihren kleinen, muthigen Pferden gemacht; sie berichten uns gern noch das eine oder andere Interessante �ber die erstaunlichen Leistungen von �Ross und Reiter" aus dem fernen, weiten Czaren-Reiche. � Wenn wir jetzt diese zierlichen, meistens unansehnlichen Thiere der Steppen-Racen zu
Gesicht bekommen, so treten wir gew�hnlich h�chst unbefriedigt von der Musterung der- selben zur�ck und sind sehr geneigt, jene Erz�hlungen �ber die grossen Vorz�ge und Leistungen dieser Racen als Fabeln zu bezeichnen; sie halten nun einmal den Vergleich mit den besseren Pferden unserer verschiedenen Landschl�ge nicht aus und stehen in der Gr�sse und K�rpergestalt hinter diesen weit zur�ck. Wenn nun aber dessenungeachtet � nach den Angaben glaubw�rdiger M�nner � die Leistungen jener Thiere beachtenswerth, ja zu- weilen sogar hervorragend sind, so haben wir mit aller Sorgfalt nach den Gr�nden f�r solche grosse Leistungen zu forschen, und kommen dabei nicht selten zu h�chst interessanten Resul- taten, auf welche wir weiter unten � bei der Beschreibung des Tartaren-Pferdes ■� n�her eingehen werden. � In dem hier abgebildeten Pferde, welches uns k�rzlich vorgef�hrt wurde, ent-
deckten wir ein ganz vorz�gliches, wirklich h�chst leistungsf�higes Individuum dieser Race, welches viele Jahre im Besitz eines Domainen-P�chters im Herzogthum Anhalt gewesen ist und sich sowohl als Reitpferd, wie auch im leichteren Gespanne durch grosse Gewandt- heit, Ausdauer und rasche Bewegung in allen Gangarten ausgezeichnet hat. Der Besitzer des Thieres berichtete uns, dass dieses Pferd h�ufig 10�i2st�ndige Reisem�rsche unter schwerem Gewichte ohne irgend welchen Nachtheil zur�ckgelegt habe und niemals krank gewesen sei. Wir hatten zur Zeit der letzten internationalen Ausstellung in Wien, auch auf den
M�rkten zu Pesth Gelegenheit, russische Steppenpferde zu sehen; ihre Besitzer bezeichneten sie als echte Tartaren und r�hmten ihre Leistungen nach allen Seiten hin. � Wir wollen ver- |
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Frey tag, Hausthier - Racen. I.
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DAS TARTAREN-PFERD.
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suchen, in dem Folgenden eine Beschreibung der selbst gesehenen Pferde hier wiederzugeben.
� Die Schilderungen �ber Haltung und Lebensweise der Steppen - Pferde in ihren Heimaths- l�ndern verdanken wir den glaubw�rdigen Berichten eines in jeder Beziehung zuver- l�ssigen Reisenden, welcher Jahre lang unter den Nomaden-V�lkern des Ostens gelebt und geforscht hat. Wir finden die tartarische Pferde-Race in dem weit ausgedehnten Steppengebiete
zwischen dem Don und der Wolga bis zum Ural hin. Im Lande der Baschkiren und Kosaken treffen wir viele verschiedene Schl�ge derselben an; sie kommen hier neben den dort h�ufig eingef�hrten orientalischen (arabischen) Pferden und den verschiedenen Pony-Schl�gen vor, welche letzteren ebenfalls in jenen L�ndern seit �ltester Zeit heimisch, jedoch durchaus nicht mit den tartarischen Steppenpferden zu verwechseln sind. Aber auch noch weiter �stlich und s�d�stlich vom Ural, zwischen dem Caspischen und Aralsee, wo die Kirgisen und eigentlichen Tartaren noch heute, wie vor tausend Jahren ihr eigenth�mliches Nomadenleben f�hren, werden diese Steppenpferde gezogen; das Wort �gez�chtet" ist hier wohl kaum in Anwendung zu bringen, denn in jenen Gegenden leben die Pferde in einem halbwilden Zustande; sie bleiben Jahr ein, Jahr aus im Freien auf der Steppe und werden von ihren Besitzern erst dann einge- fangen, wenn sie zu dem einen oder andern Dienste benutzt oder verkauft werden sollen. In ganz Sibirien, in der Tartarei und Mongolei bis nach China hin findet sich eine grosse Zahl verschieden benannter Pferdeschl�ge der grossen Steppen-Race, welche nach den Berichten aller Reisenden unter einander sehr �hnlich sind, sowohl in ihren Leibesformen, wie in ihren physiologischen Eigenschaften. Bei allen sch�neren Exemplaren dieser Schl�ge treten die typischen Formen des edlen arabischen Pferdes mehr oder weniger deutlich hervor und man darf annehmen, dass dort seit �ltester Zeit zur Veredlung des Blutes arabische Hengste benutzt worden sind. Noch heute gehen vom Oriente, besonders von Persien aus, viele junge Hengste zu den Nomaden-V�lkern von ganz Mittel- und Nord-Asien. � Die Pferde der Turkomanen am Baikalsee gelten als die edelsten und leistungsf�higsten
aller tartarischen Racen; die Haltung der Pferde wird dort mit besonderer Vorliebe und grosser Sorgfalt betrieben; die Bodenverh�ltnisse scheinen f�r die Entwickelung der Fohlen besonders g�nstig zu sein. Auf den �ppigen Fettweiden an der Lena werden grosse Fohlenheerden ange- troffen, welche meistens im Besitz reicher Hordenf�hrer sind. � Wenn die Thiere in das Alter von 2 � 3 Jahren treten, werden sie eingefangen und entweder zum eigenen Dienste ver- wendet oder an die H�ndler benachbarter Landschaften zu verh�ltnissm�ssig hohen Preisen abgegeben. � Der Turkomane ist ein behender, �usserst gewandter und muthiger Reiter, welcher seine
zwei- bis dreij�hrigen Fohlen nach englischer Art trainirt; er l�sst sie viele Stunden am Tage laufen, giebt ihnen nur kleine Portionen Heu oder sonstiges Rauhfutter, statt dessen aber hin- reichende Menge Gerste und Brod, hin und wieder auch wohl Kl�sse, welche aus Gerstemehl, Milch und Wasser hergestellt und mit auf die Reise genommen werden. Wenn die Thiere am Abend von ihren grossen Uebungsm�rschen in die St�lle oder Schuppen zur�ckkehren, werden sie unter wollene Decken gestellt, damit sie geh�rig in Schweiss gerathen, dabei m�glichst wenig Fett ansetzen, aber feste Muskeln und kr�ftige Sehnen bekommen. Der Turkomane verlangt, dass die Muskeln seines Pferdes �hart wie Marmor" sind, denn nur ein solches muskelkr�ftiges Thier ist zu den grossen Leistungen bef�higt, welche er fast t�glich von ihm fordert. Wenn uns erz�hlt wird, dass der Tartar im Allgemeinen, ganz besonders aber der Turkomane mit seinem Pferde wochenlang an jedem Tage 20�25 Wegestunden zur�cklegt und das Thier die gr�ssten Strapazen auf schlechten, steinigen Wegen gut aush�lt, so erstaunen |
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DAS TARTAREN-PFERD. -i
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wir �ber solche Leistungen, welche in der That bewundernswerth erscheinen. � Der Glieder-
bau der Turkomanen-Pferde ist so vorz�glich, dass deren Bewegungen in allen Gangarten f�r den Reiter angenehm und wenig erm�dend sind; sie werden dieserhalb auch von den Baschliks, den Heerf�hrern und Grossen jener L�nder, mit Vorliebe geritten und oft zu sehr hohen Preisen von ihnen erworben. � Der F�rst P�ckler-Muskau, welcher auf seinen Reisen im Oriente mehrfach Gelegenheit
hatte, turkomanische Pferde zu sehen und selbst zu reiten, r�hmt vor allem Anderen die grosse Ausdauer, aber auch die Sch�nheit dieses Pferdeschlages; derselbe h�tte einige Aehnlichkeit mit dem englischen Vollblutpferde und st�nde diesem in den verschiedenen Leistungen wenig nach. � Mehrere englische Reisende, welche in Indien die turkomanische Pferde-Race kennen zu lernen, in der Lage waren, sind voll des Lobes �ber diese Thiere und bezeichnen sie geradezu als die vorz�glichsten in ganz Ost-Asien. Das hier abgebildete Pferd kann nicht als ein turkomanisches, sondern muss als tartarisches
Pferd besseren Schlages bezeichnet werden; es steht in der K�rpergestalt und Sch�nheit dem edleren turkomanischen Pferde unstreitig weit nach, obwohl dessen Gliederbau �normal" genannt werden kann, auch seine Leistungen nach Aussage des Besitzers durchaus befriedigend zu nennen waren. � Wenngleich uns die Tartaren-Pferde im Allgemeinen als �kleine Thierchen" geschildert
werden und in der Regel auch bis zum Widerriste nur 1,25 bis 1,30 Meter hoch werden, so kommen doch unter den besseren Schl�gen dieser Race viele Individuen vor, welche eine H�he von 1,50 bis 1,60 Meter erreichen. Alle diese Pferde besitzen einen ausdrucksvollen, hin und wieder zwar etwas zu langen Kopf mit lebendigen Augen und sehr beweglichen Ohren, welche grosse Aufmerksamkeit verrathen. Der Hals ist lang und d�nn und wird fast immer durch eine starke, wallende M�hne h�bsch geziert. Sehr h�ufig kommen in dieser Race Thiere mit soge- nanntem verkehrtem Halse (Hirsch- oder Kameelhals) vor, wodurch die feine, sichere F�hrung des Pferdes zwar etwas erschwert, aber nach unserem und dem Urtheile sachverst�ndiger Hippologen, welche �hnlich gebaute Pferde unserer europ�ischen Racen geritten haben, nicht unm�glich gemacht wird. Der Leib und der R�cken der Tartaren-Pferde sind gew�hnlich lang im Verh�ltniss zur K�rze der Bug- und Kreuz-Partie; die Kruppe, �berhaupt das ganze Hinter- theil dieser Thiere ist meistens nicht sch�n ausgebildet und l�sst manches zu w�nschen �brig. Die Gliedmassen sind im Allgemeinen gut geformt, nur hin und wieder die Sprunggelenke etwas hoch gestellt, auch k�nnte die Muskulatur an den Oberarmen etwas besser sein, dagegen sind die Sehnen untadelhaft, stark und kr�ftig und bef�higen die Thiere zu den gr�ssten Leistungen. Die h�ufig etwas grossen Hufe haben sehr feste Wandungen und gute Sohlen, so dass die Pferde selbst auf schlechten, steinigen Wegen ohne Beschlag gut vorw�rts kommen. Der starke Schwanz ist in der Regel tief angesetzt und erreicht bei vielen Thieren eine ansehn- liche L�nge; auch an den K�then w�chst ein langes, starkes Haar, welches dazu bestimmt scheint, den Unterfassen auf schlechten Wegen und bei ung�nstigem Wetter Schutz zu ver- leihen. Die Behaarung der Steppenpferde ist �ber den ganzen K�rper eine sehr dichte; im Winter wird das Haar sehr lang und zottig; im Sommer nach dem Abhaaren ist es kurz, sehr gl�nzend und fein. Die Haarfarbe wird verschieden angegeben. Schimmel, Braune und Falben kommen am h�ufigsten vor, doch sollen die ersteren bei den Nomaden-V�lkern immer am beliebtesten sein. Bei den Falben zieht sich �ber die Mittellinie des R�ckens, �hnlich wie beim Wildesel, ein schwarzer Streifen, welcher den Thieren ein besonders eigenth�mliches Aus- sehen verleihet. Einzelne St�mme sch�tzen auch die getigerten oder gescheckten Pferde sehr hoch und halten sie f�r dauerhafter, als die einfarbigen Thiere. � Die Lebensdauer der tarta- &__�, __________________,_____________________________________________________________M
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rischen Pferde ist in der Regel eine grosse, und man erz�hlt, dass selbst solche Pferde, welche
w�hrend ihres ganzen Lebens � oft schon in fr�hester Jugend � stark gebraucht und immer nur massig ern�hrt wurden, nicht selten ein Alter von 30 � 35 Jahren erreichten und h�ufig noch im hohen Alter zu Raub- und Kriegsz�gen benutzt w�rden. � Ueber die Gelehrigkeit und das Temperament dieser Thiere laufen sehr widersprechende Berichte ein. Einzelne Autoren erz�hlen uns, dass die Steppenpferde �usserst gutm�thig und sehr gelehrig w�ren und �hnlich wie die Pferde der Araber und Berber vor den Zelten und H�tten zwischen den Kindern umherliefen, ohne diese zu besch�digen. Andere berichten dagegen, dass die von der Weide eingefangenen jungen Pferde ihren Besitzern beim Zureiten oft grosse Schwierigkeiten machten, durch Schlagen und Beissen den W�rtern nicht selten gef�hrlich w�rden und ihr heimt�ckisches Wesen bis an das Ende ihres Lebens beibehielten. Wir sind der Meinung, dass jene guten oder diese schlechten Eigenschaften und Temperamente meistens � wenn auch nicht immer � durch die entweder zweckm�ssige oder anderseits fehlerhafte, oft rohe Behandlung der jungen Thiere von Seiten ihrer ersten W�rter oder B�ndiger ausgebildet oder anerzogen werden. Ueberall dort, wo wir geschickte und zuverl�ssige Viehw�rter finden, die mit den, ihnen �berwiesenen Hausthieren gut umgehen und solche nur dann strafen, wenn sie wirklich Strafe verdienen, finden wir in der Regel auch gutgeartete Gesch�pfe, wo hingegen an anderen Orten, wo sorgsame Viehw�rter fehlen, meistens auch viele b�sartige und unb�ndige Pferde angetroffen werden. � Der Tartar, welcher sein Pferd sehr sch�tzt und hochh�lt, es nach geleisteter Arbeit gut
abwartet und sorgsam pflegt, besitzt in diesem Thiere einen grossen Schatz und treuen Genossen auf seinen Jagd- und Kriegsz�gen; es ist ihm oft um keinen Preis feil. Alle Berichts- erstatter bezeichnen das Pferd als das �unentbehrlichste" Gesch�pf der Steppenbewohner; selbst der �rmste Mann besitzt ein solches und er nutzt dasselbe m�glichst vollst�ndig aus. Wenn die Stute im Fr�hjahr ihr Fohlen geworfen hat, so beginnt auch f�r den Tartaren das wichtige Gesch�ft der Kumys-Bereitung. Wir werden sp�ter bei der Beschreibung der Kirgisen-Pferde auf die Fabrikation dieses Lieblingsgetr�nkes aller Nomadenv�lker zur�ckkommen, und wollen hier nur erw�hnen, dass unter den Tartaren-Stuten viele sehr milchergiebige Individuen ange- troffen werden, die in der besten Lactationsperiode wohl 4 � 5 Liter Milch t�glich liefern. � Alle Tartaren essen Pferdefleisch; sie schlachten nat�rlich vorzugsweise nur solche Thiere, welche die Strapazen der grossen Reisen nicht gut aushalten k�nnen oder zu alt werden. Bei ein- zelnen St�mmen ist das Pferdefleisch das am meisten geachtete und es wird nicht nur dem Kuhfleische, sondern auch dem Hammelfleische vorgezogen. Bei den Gastm�hlern der Reichen ist das Fleisch von jungen, fetten Stuten sehr gesucht und sollen grosse Portionen davon ver- tilgt werden. Die Pferde werden vor dem Schlachten bestiegen und so lange geritten, bis sie von Schaum bedeckt sind, dann werden sie umgeworfen und get�dtet; man schneidet ihnen gew�hnlich den Hals durch. � Die Tartaren sind der Meinung, dass durch das Erhitzen der Thiere das Fleisch und Fett
am besten �gar" werde und einen angenehmen Geschmack bekomme. Der gr�sste Lecker- bissen ist das Bauchfett, welches gesalzen und in Ged�rme gestopft wird; nachdem es einige Zeit dem Rauche ausgesetzt ist, verzehrt man dasselbe wie bei uns zu Lande die Wurst und setzt dem Ehrengaste vor allem Andern solches ger�uchertes Bauchfett vor, welches angenehm und pikant schmecken soll. � Das Fett der Pferde ist sehr scharf und durchdringend, und wird haupts�chlich zum Ein-
schmieren des Leders benutzt. Das Fell der Pferde steht gew�hnlich gut im Preise, man bereitet daraus ein festes Leder, welches sich zum Riemenschneiden sehr gut eignet. |
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Verschiedene Tartarenst�mme sind grosse Meister im Riemenflechten, und verbrauchen
zu diesem Handwerke haupts�chlich Pferde-Leder. Die F�rbung des Leders wird ebenfalls mit grossem Geschick betrieben und es sollen ihre gef�rbten Lederwaaren sehr h�bsch und h�ltbar sein. Die Russen kaufen ihnen die geflochtenen Peitschen, Pferdeleinen, Kutschgeschirre etc. zu geringen Preisen gern ab und bringen diese Waaren als selbstgefertigte nicht nur auf ihre, sondern auch auf unsere M�rkte und Messen und erzielen daf�r mitunter sehr hohe Preise. � Aus dem Pferdehaar fertigt man in der Tartarei Jurtenstricke, die in sch�nen Mustern
geflochten werden, jedoch nur h�chst selten in den Handel kommen. Die aus Pferdehaaren gewundenen Leitstricke werden haupts�chlich von den Kalm�cken angefertigt und an die Nach- barv�lker in grosser Zahl verkauft. Aus dem Allen ersehen wir, dass das Pferd f�r den Tartaren ein h�chst werthvolles
Hausthier ist; es erkl�rt sich daraus auch dessen grosse Verehrung f�r diese Thiergattung, welche er nicht mit Unrecht f�r die n�tzlichste und beste in seinen ausgedehnten Steppen- landschaften bezeichnet. |
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Schon oben wurde erw�hnt, dass das Kirgisen-Pferd zu der grossen Gruppe der Steppen-
Pferde geh�rt und der Tartaren -Race nahe verwandt ist. Nach den neuesten Forschungen verschiedener Reisenden haben wir zu unterscheiden die Pferde der eigentlichen Kirgisen des Thian-Schan von den Pferdeschl�gen der Kirgis-Kaisaken, welche die weiten Steppen und Steppengebirge westlich vom Altai und Tarbagatai, n�rdlich bis zur Stadt Omsk und s�dlich den L�nderstrich bis Buchara und Chiwa bewohnen. Die Ersteren sind der turkomanischen Race sehr �hnlich und wie diese h�bsch gebaute Thiere, wohingegen die Pferde der Kirgis- Kaisaken gew�hnlich kleine, unansehnliche Gesch�pfe sind, welche aber dessenungeachtet f�r den Reitdienst recht brauchbar sind und von den Steppenbewohnern in sehr grosser Zahl gez�chtet werden. Manche Sultane und reiche Kirgisen unterhalten grosse Pferde-Tabunen und sind nicht selten im Besitz von 4000 � 5000 St�ck, welche ihr Leben Jahr ein Jahr aus auf der Steppe fristen m�ssen und ihren Besitzern nur geringe Ertr�ge liefern. Der Preis f�r die besseren Pferde stellte sich in den letzten Jahren auf 30�40 Rubel, d�rfte aber voraussichtlich bedeutend steigen, wenn uns jene L�nder des Ostens durch bessere Verkehrswege immer mehr und mehr erschlossen werden. Die Schilderungen �ber das Leben und Treiben der Kirgisen entnehmen wir zum Theil
einem vortrefflichen Aufsatze des Dr. Radioff zu Bernaul, betitelt: �Die Hausthiere der Kirgisen", und den m�ndlichen Mittheilungen eines Freundes, welcher vor zwei Jahren unter den Kirgis-Kaisaken gelebt und h�bsche Beobachtungen �ber die dortige Pferde-Z�chtung und Haltung gemacht hat. � Das Klima und die Bodenverh�ltnisse zwingen den Kirgisen ein nomadisirendes Leben
zu f�hren. Die Kirgisen-Steppe bildet zum gr�ssten Theile eine weit ausgedehnte, wasserarme Ebene, die nur an einzelnen Stellen einen �ppigen Graswuchs hervorbringt und vielfach von |
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6 DAS KIRGISEN-PFERD.
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grossen Salzfl�chen und Sandstrecken unterbrochen wird. Die erdr�ckende Hitze, welche
w�hrend der Sommermonate hier herrscht, d�rrt den Boden fast vollst�ndig aus und gestattet den Ackerbau nur an den wenigen Stellen, wo kleine B�che oder gr�ssere Fl�sse eine k�nstliche Bew�sserung m�glich machen. � Die Bewohner dieses Landes sind daher gezwungen mit ihren Viehheerden umher-
zuziehen, um sie an die, f�r ihr Gedeihen g�nstigen, Orte zu bringen. Die Heerdenbesitzer im Kirgisenlande betreiben nicht wie der J�ger der benachbarten Tundaren Sibiriens ein plan- loses Nomadenleben, sondern sie �berlegen ihre Wanderungen sehr reiflich und entwerfen daf�r rechtzeitig ihre Pl�ne, da sonst der bald eintretende Wassermangel die Bewohner und ihre Heerden gar h�ufig der Gefahr des Verdurstens aussetzen w�rde. Wie uns berichtet wird, besitzt dort jede Stammesabtheilung ihr bestimmtes Terrain, im Bereiche dessen sie herumzieht. Gew�hnlich ist es das Gebiet eines Fl�sschens mit den anliegenden Bergterrassen, in welchem der Besitzer seine Heerden weiden l�sst. An den Ufern der Fl�sse finden sich Pappeln und Weiden, durch welche den Thieren Schutz gegen K�lte und Wind gew�hrt wird; hier nehmen die Heerden auch ihren Winteraufenthalt, da man an diesen Orten stets wohl erhaltenes Gras f�r die Winternahrung und Heizmaterial f�r die kalte Jahreszeit findet. Das Gras verdorrt an solchen Stellen unter den B�umen w�hrend der heissen Sommermonate so leicht nicht und liefert meistens ein leidlich gutes, wenn auch nicht vorz�gliches Futter zur Durchwinterung der Thiere. � Im Sommer sind diese Pl�tze an den bewaldeten Ufern der Niederung nicht zu betreten;
unz�hlige Schw�rme von M�cken, Bremsen, Fliegen etc. erf�llen hier die Luft und w�rden die sch�nsten Heerden durch ihre Stiche zu Grunde richten, wenn man sie daselbst belassen wollte; auch Seuchen der verschiedensten Art treten in den Niederungen der Steppen in verhee- rendster Weise auf und n�thigen die Bewohner schon zeitig im Fr�hjahr zum Aufbruch in die h�her gelegenen Theile der Steppe. Die Sonnengluth ist in der Niederung zur Zeit des Hochsommers so heftig, dass weder Menschen noch Thiere sie auszuhalten verm�gen; alles fl�chtet sich auf die h�chsten Gipfel der Berge, wom�glich dicht unter den Schnee, sobald hier nur irgend ausreichende Nahrung f�r das Vieh gefunden wird. Die Pferde werden von dem Kirgisen haupts�chlich beachtet und f�r ihre Ern�hrung wird am besten gesorgt; doch auch den Schafen wendet er seine Aufmerksamkeit zu, wohingegen die Rinder, Kameele und Ziegen sehr h�ufig vernachl�ssigt werden. Im Herbste ziehen die Hirten allm�hlig wieder in die Tiefe herab, aber nicht auf den offenen Terrassen, sondern in den verdeckten Schluchten, wo die Sonne die Vegetation nicht vernichtet hat. � Dieses ist im Allgemeinen der Kreislauf des Nomadenlebens, welchen jeder Stamm allj�hrlich mit der gr�ssten Regelm�ssigkeit inne- h�lt. Die Nachbaren wissen stets ziemlich genau, wo die anderen St�mme zu jeder Zeit des Jahres sich aufhalten, und der Reisende wird daher auch immer an Orte gef�hrt, wo er andere Hirten vorfindet, die ihn gastlich aufnehmen k�nnen. � Die kleineren, �rmeren Classen der Bev�lkerung treiben ihre verschiedenen Thier-
gattungen in einer Heerde zusammen von Ort zu Ort, w�hrend die reichen Heerdenbesitzer ihre Schafe, Pferde, Rinder, Kameele und Ziegen von einander getrennt h�ten und jede Gattung f�r sich den Kreisgang machen lassen, und findet man daher auch bei diesen gew�hnlich die besser ern�hrten Exemplare vor. Das Pferd sch�tzt das feine Gebirgskraut (Bet�k�-Tarlau), welches auf den Gesteins- und
Felsspalten hervorsprosst, am h�chsten, wogegen die Rinder am liebsten auf dem weichen Wiesenteppich grasen. Die Kameele sind die gen�gsamsten, sie nehmen mit Disteln und Dornen, im Winter auch mit Weidenbl�ttern f�rlieb. � |
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Das Vieh ist f�r den Steppenbewohner gewissermassen die erste und einzige Lebens-
bedingung, es ist das Existenzmittel, ohne welches er dem Hungertode ausgesetzt sein w�rde. � Die Kirgisen betreiben nur an wenigen Orten etwas Ackerbau und kaufen den n�thigen
Bedarf an Getreide von ihren Nachbarn im S�den und Westen. � Auf die Salzgewinnung verstehen sie sich sehr gut, auch besch�ftigen sie sich an einzelnen Orten � besonders am Altai � mit dem Bergbau und der Gewinnung verschiedener Metalle; es finden sich in jenem Gebirge bekanntlich reiche Erzg�nge mit Kupfer und Gold. Endlich d�rfte hier vielleicht noch zu erw�hnen sein, dass die Kirgisen � M�nner und Weiber � in der Filz-Fabrikation grosse Fertigkeiten zeigen; sie fabriciren aus den groben, harten Wollen ihrer Fettsteissschafe verschiedenartige Decken, welche entweder weiss, grau oder buntgef�rbt in den Handel kommen und einen wichtigen Exportartikel bilden. � Das kirgisische Pferd ist im Allgemeinen klein und zierlich, etwa 1,25�1,50 Meter hoch,
doch kommen hin und wieder auch Thiere von hoher, starker Statur vor. An Sch�nheit steht es hinter dem Turkomanen-, ja selbst hinter dem Kalm�cken-Pferde weit zur�ck. Sein Kopf ist gross mit einer starken W�lbung �ber der Augengegend zwischen der Stirne und dem Nasenr�cken und erh�lt sowohl hierdurch, wie durch die breiten starken Kinnbacken, auch durch die meist grossen Ohren ein besonders h�ssliches Aussehen. Wir benennen diese Kopf- form gew�hnlich �ausgesprochener Schafskopf". � Der Hals ist noch leidlich gut geformt, oft lang gestreckt und hirsch�hnlich gebogen, die Brust ist eher schmal als breit, der meist schlanke Rumpf ist gef�llig gebaut. Die Kruppe ist spitz und abgeschliffen, der Schwanz tief angesetzt. Dagegen sind die Beine und die Hufe sehr sch�n und ebenm�ssig- gestaltet; sie besitzen sehr kr�ftige Sehnen und die Oberarme haben starke Muskeln. Die kleinen, hin und wieder etwas steil stehenden Hufe sind von fester Hornmasse; man beschl�gt dieselben niemals. Die M�hne und der Schweif sind buschig und gew�hnlich sehr lang. Eine bestimmte, besonders vorherrschende Haarfarbe ist dieser Race nicht eigen; es kommen alle Farben vor; doch sollen viele Falben, Schecken und getigerte Pferde angetroffen werden. Das Kirgisen- pferd zeichnet sich durch grosse Ausdauer vor vielen anderen Steppen-Schl�gen des Ostens r�hmlichst aus; es ist leicht, fl�chtig, muthig und gewandt in allen Bewegungen. Die Gen�g- samkeit dieses Thieres wird von allen Reisenden ger�hmt; es sucht sich das ganze Jahr seine Nahrung auf der Steppe selbst und wird selten einmal mit Zufutter (Gerste) regalirt. Die Thiere verm�gen auch lange Zeit Hunger und Durst zu ertragen ohne abzumatten. Ein echtes kirgisisches Steppenthier, an das Freileben gew�hnt, ist zwar wild und feurig, aber doch nicht b�swillig wie die meisten Mongolenpferde. Der Kirgise behandelt aber auch seine Rosse gut, mit einer gewissen, den Verh�ltnissen entsprechenden Sorgfalt; sein Pferd ist f�r ihn der Inbegriff aller Sch�nheit, die Perle des Viehes. Er liebt sein Pferd oft mehr als sein Weib und seine Kinder; besonders sch�ne Pferde verleiten den sonst ehrlichsten, wohl angesehenen Mann zum Diebstahl; es ist f�r ihn auch immer eine schreckliche Strafe, wenn er f�r durchreisende Beamte Pferde stellen muss und er sucht dann meistens alle erdenklichen Auswege, dieser Plage zu entgehen. � Wenn dem Hirten ein Pferd geraubt wird oder sonst durch Unvorsich- tigkeit verloren geht, so wird von dem Besitzer meistens eine vierj�hrige Stute als Ersatz verlangt. � Wie die M�nner, so reiten auch die Weiber der Kirgisen in der Regel sehr gewandt; sie bedienen sich vorzugsweise der kleineren Pferde und nehmen mit diesen oft an den Wettrennen und an Jagden Theil. Die Abwartung und Pflege der Reitpferde, welche in der unmittelbaren N�he der Jurten gehalten werden, wird den Frauen meistens allein �ber- lassen und sie besorgen dieselben �usserst gewissenhaft. � |
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DAS KIRGISEN-PFERD.
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Sobald die Pferdeheerden ausgetrieben werden, �bernimmt ein starker Hengst die
F�hrung derselben; er h�tet und besch�tzt oft grosse Trupps von 50 und mehr K�pfen gegen die Angriffe wilder Thiere. Ein t�chtiger Hengst l�sst sich vom Wolfe so leicht kein Fohlen entreissen; er duldet aber auch keinen Nebenbuhler in der Heerde und verjagt jeden Hengst, der seinen Stuten nahe kommt, durch Schlagen und Beissen. Sobald die jungen Hengste ins vierte Lebensjahr treten, werden sie vom eigenen Vater so lange gebissen, bis sie die Heerde verlassen. Die Ausgestossenen weiden dann allein in angemessener Entfernung von der eigenen Heerde, bis ihr Besitzer sie entweder verkauft oder einer andern Heerde �berweist. � Ferner wird uns noch vom Dr. Radloff berichtet, dass nach Aussage alter Hirten der Hengst niemals seine eigenen Stutf�llen bespringt; sobald eine junge Stute br�nstig wird und sich an den Vater dr�ngt, beisst dieser sie so heftig und so lange ab, bis sie die Heerde verl�sst. Die verjagte Stute l�uft dann gegen den Wind stets in einer bestimmten Richtung bis sie auf eine andere Heerde st�sst, wo sie fremde Hengste findet, die sich ihrer annehmen. Die jungen Stuten laufen so zur Brunstzeit oft Meilen weit und die Hirten m�ssen gerade dann ihre Heerden gut �berwachen, wenn sie nicht Schaden leiden und der oben genannten Strafe verfallen wollen. Endlich sagt uns dieser Autor: ��Ebenso bespringt der junge Hengst, den man der Heerde beigiebt, seine eigene Mutter nicht; wird er in die eigene Heerde als Hengst eingesetzt, so muss die Mutter daraus entfernt werden, denn wenn sie zur Brunstzeit sich an ihn dr�ngt, wird sie arg von ihm zugerichtet."" � Die Stuten werfen gew�hnlich im Monat M�rz ihre Fohlen, darauf bel�sst man sie unbehelligt bei der Heerde bis zum Mai; dann aber werden die Mutterstuten mit den F�llen zu den Jurten (H�tten oder Zelte der Kirgisen) gef�hrt, damit sie regelm�ssig gemolken werden k�nnen. In der unmittelbaren N�he der Jurten sind lange, starke F�llenstricke ausgespannt, an welche die Thierchen mittelst ein- facher Halfter befestigt werden. So lange die F�llen an diesen Stricken stehen oder liegen, l�sst man die Stuten frei bei der Jurte grasen, denn so bald sie ihre Fohlen vor sich sehen oder in der N�he wissen, lassen sie sich leicht einfangen und melken. Zu diesem Zwecke legt man ihnen eine Schlinge um den Hals und koppelt ihre Vorderf�sse ziemlich fest zusammen; der Melker kniet links neben dem Bauche des Pferdes nieder und setzt den ledernen Melk- eimer auf das linke Knie. Wohlgen�hrte Stuten geben wochenlang 4 � 6 Liter Milch t�glich, m�ssen aber im Laufe des Tags 5 � 6 Mal gemolken werden, denn sie liefern bei jedem Melken immer nur geringe Mengen. Das Fohlen entnimmt dem Euter der Mutterstute ungleich gr�ssere Portionen Milch. Die jungen Thiere entwickeln sich in der Regel ganz vortrefflich gut, und man merkt es denselben durch aus nicht an, dass ihnen ein so grosser Theil Milch durch das Melken ihrer M�tter geraubt wird. Bei den sehr milchergiebigen Thieren, welche selbst im Winter noch einige Liter Milch liefern, sind die Euter auffallend stark entwickelt und umfangreich. � Gew�hnlich melken die Kirgisen ihre Stuten vier, auch wohl f�nf Monate lang. Wenn die Fohlen abgesetzt sind, h�rt das Melken auf, wie denn auch solche Pferde, denen das Fohlen stirbt oder geraubt wird, schon nach 3 Tagen keine Milch mehr geben. Die Milch aus der sp�ten Lactationsperiode scheint f�r die Kumys-Bereitung nicht mehr recht tauglich zu sein und wird gew�hnlich im frischen Zustande genossen. � Ueber die chemische Zusammensetzung der Milch dieser Kirgisen-Pferde k�nnen wir keine bestimmten Angaben machen und hier nur anf�hren, dass nach den Mittheilungen des Professor von Gohren die Stutenmilch im Mittel 6,02 °/0 Zucker, 4,68 % Fett und 2,5% Casein, Albumin und Lactoprotei'n enth�lt; zuweilen steigt der Zuckergehalt sogar auf 8,75 °j0, ein Quantum, welches bei keiner andern Hausthier-Milch vorkommt. Dieser grosse Zuckergehalt der Stutenmilch macht sie zur Kumysbereitung sehr geeignet; diese beruht auf einem Verfahren, durch welches der Milch- |
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DAS KIRGISEN-PFERD.
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zucker in den der geistigen G�hrung f�higen Zucker (Galaktose) umgewandelt wird. Die
frisch gemolkene, noch warme Milch kommt in hohe, schmale F�sser, in welchen sich auf je zehn Flaschen Milch eine Flasche bereits fertiger Kumys befindet. Im Sommer bei gew�hn- licher Temperatur, im Winter aber in der N�he des warmen Ofens wird die Milch in den F�ssern mit einem langen R�hrstabe in Pausen von 5 zu 5 Minuten geschlagen oder behut- sam umger�hrt; hierdurch verhindert man einestheils das eigentliche Sauerwerden, andern- theils erzielt man eine m�glichst innige Ber�hrung der Fl�ssigkeit mit der atmosph�rischen Luft. Je nach der Sorgfalt und Routine des Arbeiters, die Temperatur der G�hrung anzu- passen und die g�hrende Fl�ssigkeit weder zu wenig, noch zu stark zu schlagen, f�llt der Wohlgeschmack und die G�te des Kumys verschieden aus. Nach etwa zwei- oder dreist�n- diger Behandlung der Milch ist die Fl�ssigkeit zum Abf�llen auf kleinere Gef�sse fertig; sie kommt jetzt auf grosse, starkwandige Flaschen, wird gut verkorkt und in m�glichst k�hlen R�umen bis zum Gebrauche aufbewahrt. Der Geschmack dieses Getr�nkes soll dem Kirgisen �usserst wohlthuend, aber auch dem Gaumen des Europ�ers nicht unangenehm sein; es schmeckt fein s�uerlich und wirkt ein wenig berauschend; sich f�rmlich in Kumys zu betrin- ken, ist unm�glich, aber man kann sich eine leichte Fr�hlichkeit antrinken, welcher niemals auch nur die geringsten unangenehmen Gef�hle nachfolgen. Wir haben hier die Fabrikation des Kumys eingehender beschrieben, weil dieses
Getr�nk in der neuesten Zeit vielfach auch bei uns als vortreffliches Medicament f�r Brust- und Lungenleidende empfohlen wird, und sich bereits an verschiedenen Orten (Berlin, Wiesbaden, Zell a/H. u. s. w.) Fabrikanten desselben etablirt haben. So viel uns bekannt geworden, verwendet man auf den deutschen Kumys-Anstalten ausschliesslich frische Kuh- milch � niemals Stuten- oder Eselsmilch � welcher man einige Prozente Milchzucker und etwas alten, weichen K�se zusetzt. Auf der vor einigen Jahren in der N�he von Petersburg, an der Zarsko-Selo'schen Eisenbahn neu eingerichteten Kumys-Anstalt kommen hingegen nur Pferde, und zwar solche aus den s�drussischen Steppen (vielleicht auch Kirgisen-Stuten) zur Aufstellung. Die Thiere werden sorgf�ltig gehalten, sehr gut ern�hrt, und sollen in Folge dessen bis zu 6 Liter Milch t�glich liefern. Die Kumys-Bereitung wird dort �hnlich so betrieben, wie in den Steppen der Kirgisen, vielleicht noch mit gr�sserer Sorgfalt und Sauberkeit. �
Herr Dr. Radioff erz�hlt uns, dass es im Lande der Kirgisen geradezu als eine Belei-
digung gelte, wenn man dem vornehmen Besuche ein anderes Getr�nk als Kumys, dessen wohlthuende Wirkung dort jedermann bekannt ist, vorsetzte. Der Kumys h�lt sich stets k�hl und l�scht zu gleicher Zeit den Hunger, wie den Durst. Eine besondere Eigenschaft dieses Getr�nkes ist, dass es nie den Magen �berladet oder beschwert, es entsteht nach dem Gen�sse eine behagliche W�rme im Magen, welche sich bald �ber den ganzen K�rper verbreitet. � Wie dem Tartaren, so ist auch dem Kirgisen das Pferdefleisch, besonders das von
jungen Stuten ein Leckerbissen, dasselbe darf bei keinem Gastmahle fehlen und wird allen anderen Fleischsorten vorgezogen. � Die H�ute der Pferde liefern dem Kirgisen verschiedene gute Ledersorten, aus welchen
er Geschirre, Peitschen und Bekleidungsgegenst�nde fertigt. Die ausgefranzten Sehnen dienen zum N�hen und werden dem Zwirn bei weitem vorgezogen, weil sie fester sind. Aus dem Schweif- und M�hnenhaar winden die Weiber Stricke zur Befestigung
ihrer Jurten, auch werden hin und wieder Leitstricke aus den st�rksten Schweifhaaren gedreht. � |
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F r e y t a g, Hausthier - Racen. I.
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DAS MONGOLISCHE PFERD.
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Wir ersehen aus dem Mitgetheilten, dass das Pferd auch f�r den Kirgisen � wie f�r
den Tartaren � ein �usserst wichtiges Haus- oder besser Heerdenthier ist, ohne welches er in seiner weiten Steppe kaum zu existiren verm�chte; er nennt es daher auch wohl mit Recht: �das sch�nste und beste Thier der Sch�pfung." � |
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DAS MONGOLISCHE PFERD.
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Die Pferde der Mongolei, welche in fr�heren Zeiten mit zu der tartarischen Race gez�hlt
wurden, sind in der neueren Zeit von Timkowski und Anderen sorgf�ltiger untersucht und als eine besondere Race des Orients hingestellt worden. Obgleich diese Pferde nach den Beschreibungen aller Reisenden einige Aehnlichkeit mit
dem gemeinen tartarischen Pferde besitzen, so unterscheiden sie sich von diesem doch sehr auff�llig durch ihren kleinen, gedrungenen K�rperbau; sie gelten wohl mit Recht als die kleinsten von allen Racen des Orients und erreichen selten einmal die H�he von 1,20 Meter bis zum Widerriste. Aber trotz ihrer Kleinheit sind sie stark, haben einen kr�ftigen Glieder- bau und feste Sehnen. Die Mongolen-Pferde sind rasch und gewandt in ihren Bewegungen und daher f�r den Reitdienst sowohl in der Ebene, wie auch im Gebirge sehr geeignet. Von den Chinesen wird diese Pferde-Race gern gekauft und vorwiegend zur Ackerarbeit, daneben aber auch zum Ziehen ihrer kleinen Fuhrwerke benutzt. Unter den mongolischen Pferden sollen sich sehr viele finden, die einen vorz�glichen Pass gehen, welche Gangart bei den Reitern jener L�nder (wie in S�d-Amerika) sehr beliebt ist. Die guten Passg�nger werden von den ausl�ndischen H�ndlern immer sehr gesucht und im Allgemeinen weit besser bezahlt, als solche Pferde, die zwar auch gut gebaut und leistungsf�hig, aber doch zur Passgangart nicht recht geeignet sind. � Die Pferde-Z�chtung wird in der Mongolei besonders stark in der Umgegend von Batchai
in der W�ste Gobi betrieben; man st�sst nicht selten auf Heerden von 2000 St�ck, die sich in einem halbwilden Zustande auf den Weiden umhertreiben und in der Regel schlecht bewacht und ziemlich sorglos geh�tet werden. � Der Bedarf an Pferden ist dort sehr gross; fast Jedermann ist beritten und h�lt es unter seiner W�rde, zu Fuss zu gehen. Die Grossen des Landes unterhalten ausgedehnte Stutereien, in welchen hin und wieder arabische und persische Hengste zur Aufstellung und Benutzung als Besch�ler kommen, sonst aber verwendet man am h�ufigsten turkomanische Hengste zur Veredlung der heimischen Pferde-Race und bezeichnet die Bastarde aus dieser Kreuzung als die vorz�glichsten Reit- und Postdienst-Pferde. Nach den Angaben aller Reisenden ist die Zahl der in der Mongolei gez�chteten und gehaltenen Pferde gr�sser, als in irgend einem andern Lande von Ost-Asien; Timkowski giebt an, dass ungef�hr 280,000 Mongolen beritten sind und diese gewissermassen den Kern der ganzen Armee des grossen Kaiserreiches bilden. � Es scheint den Pferdez�chtern der Mongolei besonders viel daran zu liegen, ihre Pferdeschl�ge st�rker und kr�ftiger zu gestalten, damit dieselben ausser zum Reiten, besser als bislang zum Zugdienste zu gebrauchen sind. Durch zweckm�ssige Zucht- |
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DAS MONGOLISCHE PFERD. II
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w�hl hat man in der Landschaft zwischen Urga und Uliassutai, auf dem Malacha-Gebirge einen
sehr starken, zwar immer noch kleinen Pferdeschlag herausgebildet, welcher ganz besonders leistungsf�hig und tauglich zu den Feldarbeiten sein soll, und dieserhalb vorzugsweise von den Chinesen angekauft wird. Diese Thiere sind nicht gerade sch�n gestaltet, haben h�ufig einen etwas grossen Kopf, starken Hals, krummen R�cken und absch�ssige Kruppe mit tief ange- setztem Schweife. Ihre Haarf�rbung wechselt sehr; Schimmel und Isabellen kommen am h�u- figsten vor und sind am beliebtesten. Der Mongole hat eine sonderbare Abneigung gegen alle Pferde mit Bl�ssen und selbst die Sternchen am Kopfe sind ihm nicht recht; so gezeichnete Thiere werden niemals zum Reitdienste benutzt, sondern m�glichst bald nach dem Auslande hin verkauft. Bei den Isabellen und gelben Pferden trifft man h�ufig eine eigenth�mliche Zeichnung; es l�uft n�mlich ein schwarzer Haarstreifen s. g. Aalstreifen �ber den R�cken und das Kreuz und endigt oft erst an der Schwanzspitze; auch auf beiden Seiten der Schultern findet sich dieser schwarze Streifen vor, welcher nach unten zu in eine feine Spitze ausl�uft. Bei den mongolischen F�rsten sind die weissgeborenen Pferde sehr beliebt; sie werden von ihnen haupts�chlich zu dem Zwecke gez�chtet, um allj�hrlich einige solcher Pferde an den kaiserlichen Hofstaat als Geschenk abgeben zu k�nnen. � Die Pflege der Pferde scheint in einzelnen Stutereien der Grossen mit einer gewissen
Sorgfalt betrieben zu werden; die Thiere werden zwar vorwiegend auf der Weide gehalten, bekommen aber doch in der rauhen Jahreszeit als Beifutter Getreide verschiedener Art, hin und wieder sogar Milch von Ziegen und K�hen. Bei rauhem Wetter werden die Pferde von den Weiden in grosse St�lle oder Schuppen getrieben und hier mit Heu und Korn ern�hrt. �■ Dass das Pferd bei den Mongolen in besonderer Gunst steht, ersehen wir auch aus ihren
Volksliedern und Ges�ngen, in welchen dasselbe h�ufig erw�hnt und in gef�lligster Weise geschildert und besungen wird. � In der Ssanang-Ssetsen-Geschichte der Ostmongolen erhalten die Pferde der F�rsten und Krieger eigene Namen, wie dies bei den Deutschen, zur Helden- zeit unserer Vorfahren, auch h�ufig der Fall war. � Wenn wir bei den meisten anderen Nomaden-V�lkern und Steppenbewohnern des Ostens
eine grosse Vorliebe f�r den Genuss des Pferdefleisches gefunden haben, so nehmen wir hier geradezu eine Abneigung gegen dasselbe wahr und nur in der allergr�ssten Noth schlachtet der Mongole sein Pferd, um das Fleisch desselben zu gemessen. Wahrscheinlich hat der Genuss des Pferdefleisches eine Missbilligung des Bogda-Lama erfahren, denn nach den Angaben �lterer Geschichtsschreiber haben in fr�heren Jahrhunderten selbst die F�rsten der Mongolen gern und h�ufig Pferdefleisch genossen und dasselbe als eine der leckersten Speisen bezeichnet. � Die Verwerthung der Pferdehaut, wie der Schweif- und M�hnen-Haare findet in der
Mongolei in derselben Weise statt, wie bei den andern V�lkern des Orients; es ist nicht bekannt, ob dort das Pferdeleder in besonderer, eigenth�mlicher Weise � wie etwa bei den Kirgisen � verarbeitet wird; man erz�hlt uns nur, dass es haupts�chlich zu Bekleidungsst�cken und ausserdem zur Herstellung von Riemenzeug benutzt wurde. � Endlich wollen wir hier noch erw�hnen, dass auf den mongolischen Steppen, im Innern
der W�ste Gobi heute noch die Wildlinge unserer Gattung Equus, die sogenannten Tarpans in Heerden von mehreren hundert St�cken angetroffen werden, und diese wohl als die Stamm- Race der Mongolischen Hauspferde angesehen werden k�nnen. � Fr�her scheinen die Tarpans viel weiter verbreitet gewesen zu sein, als gegenw�rtig und noch vor hundert Jahren waren sie in Sibirien sowie im europ�ischen Russland anzutreffen. � Da die Tarpans �beraus schwer �____________________________________________________________________________________§i
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DIE KALM�CKISCHEN PFERDE.
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zu z�hmen und als Hausthiere � soviel uns bekannt � nirgends vorkommen, so sehen wir
hier von der Beschreibung dieser Pferde ab und verweisen dieserhalb auf die Handb�cher der Zoologie und die Reiseberichte der Gebr�der Schlagintweit, welche das Wildleben dieser Einhufer belauscht und uns interessante Schilderungen davon geliefert haben. � |
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DIE KALM�CKISCHEN PFERDE.
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Die eigentlichen Kalm�cken bewohnen in der Mongolei das grosse Steppengebiet von
Oel�t mit dem Hauptorte Kobdo, woselbst seit �ltester Zeit ein bedeutender Transithandel, auch solcher mit den Pferden der heimischen Race betrieben wird. Die Bewohner jener Landschaft sind nach den Angaben von Pallas, Bennigsen und
verschiedenen anderen Reisenden sehr t�chtige Pferdez�chter und ganz vorz�gliche Rosse- b�ndiger, welche sich auf das Einfangen und Dressiren der verwilderten Pferde (Mustangs oder Muzins) besonders gut verstehen sollen. � Sie betreiben die Zucht ihrer kleinen Pferde in gr�sster Ausdehnung und es kommt gar nicht selten vor, dass ein Reicher des Landes mehrere Tausend Pferde besitzt und einen umfangreichen und meistens auch sehr eintr�glichen Handel mit denselben unterh�lt. � Das Kalm�cken-Pferd hat einige Aehnlichkeit mit dem Mongolen-Pferde, muss aber
doch von diesem getrennt und als ein wichtigerer Repr�sentant der grossen Steppen-Pferde- Gruppe hingestellt werden. Dasselbe bildet eine besondere, sehr constante Race, welche seit langer Zeit �rein" gehalten und mit gewisser Sorgfalt vor der Einmischung fremden Blutes bewahrt worden ist. � Die Thiere dieser Race sind meistens etwas kleiner als die Kirgisen- Pferde, etwa 1,20 Meter hoch; doch kommen auch in verschiedenen Distrikten des Kalm�cken- Gebietes gr�ssere Pferdeschl�ge, welche dem Kirgisenpferde in der K�rpergr�sse und St�rke durchaus nicht nachstehen, vor. � Wenngleich diese Pferde nicht gerade sch�n genannt werden k�nnen, so sind sie doch nicht von unansehnlicher Gestalt und jedenfalls sch�ner als die Mongolen-Pferde. Sie werden uns folgendermassen geschildert: Der etwas starke Kopf mit breiten Ganaschen ist im Ganzen gut geformt; die hohe Stirn ist von mittlerer Breite; der Nasenr�cken ist etwas stark gebogen und s. g. Ramsk�pfe kommen bei den Pferden dieser Race nicht selten vor. Die Ohren sind eher lang als kurz zu nennen, werden aber doch gut getragen, h�ngen nicht wie bei manchen andern Steppen-Pferden � beispielsweise bei den Kirgisen � seitlich am Kopfe nieder, sondern stehen h�bsch aufrecht und zeigen grosse Beweglichkeit und deuten auf fl�chtiges Wesen der Thiere hin. Der Hals der Pferde ist massig lang und in der Regel ein sogenannter Hirsch- oder Rehhals. Der R�cken und der Leib sind von mittlerer L�nge; der erstere ist �usserst kr�ftig und der Leib gedrungen und gut gerundet. Die meistens etwas vorstehenden H�ften und die immer abge- schliffene Kruppe tragen nicht gerade zur Sch�nheit der Thiere bei, machen sie jedoch zum Reitdienst recht tauglich, und man findet in der That auch innerhalb dieser Race viele sehr leistungsf�hige Individuen, welche es mit den besten Pferden der anderen Steppen-Racen im |
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DIE KALM�CKISCHEN PFERDE.
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Wettlauf unter mittelschweren Gewichten aufnehmen k�nnen. � Wie bei den meisten Pferden
mit absch�ssiger Kruppe, so finden wir auch hier den Schweif in der Regel tief angesetzt und gew�hnlich sehr stark behaart. Die Gliedmassen sind untadelhaft, sch�n geformt und sehr schlank mit kurzen, nur schwach behaarten Fesseln. Die Hufe der Kalm�cken-Pferde sind von guter, fester Hornmasse, etwas niedrig und von runder Form. � Ueber die Haarf�rbung dieser Race lauten die Angaben der Reisenden etwas verschieden. Der General von Bennigsen giebt an, dass Rappen fast niemals vork�men, dagegen viele Schimmel, Braune und Hellf�chse angetroffen w�rden. � Von Anderen wird erz�hlt, dass bei den Kalm�cken die Schecken sehr beliebt w�ren und am h�ufigsten gez�chtet w�rden. � Das Temperament dieser Pferde wird nicht ger�hmt, sie erfordern im Grossen und Ganzen sehr k�hne und t�chtige Reiter. Die B�ndigung und das Zureiten der dreij�hrigen Fohlen macht selbst dem gewand- testen Kalm�cken nicht selten grosse Schwierigkeiten; in der Regel werden die Pferde aber erst im f�nften Lebensjahre zum vollen Dienste herangezogen. � Da die Thiere Sommer und Winter auf der Weide belassen und wenig sorgf�ltig geh�tet werden, so sind sie meist wild, misstrauisch und vielfach b�sartig; dabei sind sie sehr fl�chtig und leicht in all ihren Bewegungen. Die gut zugerittenen Pferde sind bei den Grossen des Landes ihrer ange- nehmen Bewegungen und ihrer Geschicklichkeit wegen sehr beliebt. Es wird uns mitgetheilt, dass die kleinen Pferdchen auf den schlechtesten Gebirgspfaden mit gr�sster Sicherheit und Leichtigkeit ihre Reiter forttragen und in diesem Punkte einige Aehnlichkeit mit den ber�hmten Gebirgspferden des Kaukasus haben. Sie springen mit ihren Lasten von einem Felsblocke zum andern, und es berechnen diese klugen Thiere ihre Spr�nge meistens sehr genau. Um sich auf den schmalen Felsenfl�chen zu erhalten, m�ssen sie oft die Vorderf�sse dicht mit den Hinterf�ssen zusammenstellen und stets mit gr�sster Vorsicht ihre Wege ausw�hlen. Der Reiter �berl�sst sich unbesorgt seinem wohlge�bten, sicheren Pferde und kommt in den meisten F�llen unbeschadet am Ziele seiner oft sehr gef�hrlichen Reisen an. � In der russischen Armee werden die Kalm�cken-Pferde gern angekauft, weil dieselben
ihrer grossen Ausdauer und Gen�gsamkeit wegen sich sehr gut zum Kriegsdienste in den Steppen eignen. K�rnerfutter kommt bei der Haltung dieser Pferde nur selten in Anwendung; wenn die
Thiere gr�ssere Reisem�rsche zur�ckzulegen haben, erhalten sie Gerste oder Gerstenmehl- Kl�sse, sonst aber gew�hnlich nur das Weidegras der Steppe und im Winter vielleicht etwas Heu oder gehacktes Gerstenstroh. Die F�tterung wird ziemlich unregelm�ssig betrieben, oft werden sie beim st�rksten Gebrauche t�glich nur ein Mal gef�ttert und zwei oder drei Mal getr�nkt. � Da auch die Kalm�cken, wie alle Nomadenv�lker der orientalischen Steppen, grosse
Verehrer und starke Consumenten des Kumys sind, so sorgen sie stets rechtzeitig daf�r, dass es ihnen niemals an s�ugenden Stuten fehlt; sie m�ssen fort und fort ihr Lieblingsgetr�nk bereiten k�nnen und halten allein zu diesem Zwecke verh�ltnissm�ssig viele Pferde. � Die Hengste werden zu allen Jahreszeiten abgesondert von den Heerden gehalten und
nur dann zu den Stuten gef�hrt, wenn diese sich br�nstig zeigen. � Die Kalm�cken reiten gern Wallachen und es werden dieserhalb alle nicht zur Zucht
tauglichen Hengste im Alter von ein bis zwei Jahren verschnitten. � Die kr�ftigeren Wallachen werden an einigen Orten auch wohl zur Feldbestellung und zum Lasttragen benutzt, wozu die Stuten im Allgemeinen nicht recht tauglich, vielleicht auch nicht kr�ftig genug sind. � Es ist uns wohl erkl�rlich, dass jene kleinen Stutpferde, welche f�nf bis sechs Monate lang ihre Fohlen s�ugen und ausserdem noch t�glich einige Liter Milch in den Eimer des Besitzers |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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liefern sollen, keine gen�gende Kraft besitzen, um im Zuge vor dem Pfluge oder im plumpen
Wagen noch irgend Befriedigendes zu leisten. Ebenso werden die Stuten als Reitthiere nur unter leichtem Gewichte massig gebraucht werden k�nnen. � Die Kalm�cken-Pferde erreichen in der Regel ein ziemlich hohes Alter, nicht selten
30 Jahre und dar�ber, diejenigen, welche best�ndig in der N�he der Jurten zum Dienste gehalten und ordentlich behandelt werden, folgen ihren W�rtern und Herren gern, und kommen auf ein laut gegebenes Zeichen, Pfiff oder Anruf, willig herbei gelaufen und lassen sich sofort z�umen und satteln. � Endlich m�ssen wir hier noch einen eigenth�mlichen Gebrauch anf�hren, welcher sonst im Oriente nicht weiter vorkommt: Die Kalm�cken schlitzen gar nicht selten ihren Pferden die N�stern auf, da sie glauben, dieselben hierdurch besser bei Athem zu erhalten. Sie fordern von ihren Thieren oft die allergr�ssten Leistungen im Rennlaufe und man erstaunt dar�ber, dass sie solche auszuhalten im Stande sind. � |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Die bislang beschriebenen Racen gelten im Oriente vorwiegend als Steppenpferde der
Ebene, wenngleich auch einzelne Schl�ge derselben das Gebirge bewohnen und sich gerade auf den Bergweiden ganz vorz�glich gut entwickeln, daher auch diese im Handel meistens besser bezahlt werden, als die Thiere der Niederung. � In dem jetzt zu betrachtenden Tscher- kessen-Pferde haben wir ein echtes Gebirgs-Thier vor uns, welches seiner ganzen Statur nach auf das Leben und den Gebrauch in den Bergen angewiesen zu sein scheint. � Ueber die Abstammung dieser Race giebt DAlton in seiner Naturgeschichte des Pferdes
an, dass sie dem syrischen Pferde �hnlich und vielleicht nur als eine Vergr�sserung des kleinern Schlages der syrischen W�ste hinzustellen sei. Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, tscherkessische Pferde in Augenschein zu nehmen, wird die Verwandtschaft dieser mit der arabischen Race sofort erkannt haben; und es wird uns auch von allen Reisenden mitgetheilt, dass edle arabische Hengste sehr h�ufig nach dem Kaukasus gef�hrt und dort zur Veredlung der heimischen Landrace benutzt werden. � Die Tscherkessen oder Adighe, welche den westlichen Theil jenes Gebirges, vom
schwarzen Meere bis in die Kabarda hin, bewohnen, gelten bekanntlich f�r einen der sch�nsten Menschenst�mme der Erde; sie zeichnen sich auf ihren Jagd- und Kriegsz�gen durch grosse Tapferkeit und Gewandtheit aus und werden besonders �zu Ross" von ihren Gegnern sehr gef�rchtet; sie wissen ihre Pferde �usserst geschickt zu f�hren und kommen mit denselben auf den schlechtesten Gebirgspfaden mit einer Leichtigkeit und Sicherheit vorw�rts, wie vielleicht kein anderer Reiter des Orients. � Zu den friedlichen Besch�ftigungen des Tscherkessen geh�rt vor Allem die Viehzucht
und ganz besonders die des Pferdes; er betreibt dieselbe mit grosser Vorliebe und Sorgfalt, ohne jedoch seine Thiere zu verz�rteln; im Gegentheil, man h�rtet dort die Fohlen in einer Weise ab, wie wohl an keinem andern Platze der Erde. � Der Tscherkesse trainirt seine |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Pferde schon vom zweiten Lebensjahre an und zwar nicht nur auf geebneten Rasenpl�tzen oder
Sandwegen, sondern auf den steinigen Gebirgspfaden; er gew�hnt sie schon fr�hzeitig an das Besteigen der Berge und Laufen auf schlechten, holperigen Wegen, ohne dass er deren Hufe mit Eisen beschl�gt. � Die tscherkessischen Pferde sind von ziemlich ansehnlicher Gr�sse und Knochenst�rke;
die ausgewachsenen Stuten messen durchschnittlich 1,75 Meter bis zum Widerriste, sind mithin h�her als die meisten arabischen und persischen Pferde; sie kommen den letzteren in der Regel an Sch�nheit und Leistungsf�higkeit gleich und werden daher im Auslande h�ufig als persische Pferde ausgegeben. Tscherkessische H�ndler bringen ihre Pferde bis auf die M�rkte von Damascus und erzielen daselbst f�r wirklich sch�ne Thiere gar nicht selten ebenso hohe Preise, wie die Beduinen, welche Original-Araber aus der W�ste Nedjd dorthin bringen. � Der Kopf des Tscherkessen-Pferdes ist im Allgemeinen leicht, trocken und gut geformt
mit hoher Stirn und sanft gew�lbtem Nasenr�cken; es besitzt ein grosses, lebhaftes Auge und ein mittelgrosses, sehr bewegliches Ohr, wodurch die Thiere dieser Race sehr lebendig und munter erscheinen. � Der Hals ist sch�n aufgesetzt, lang, d�nn, hin und wieder hirsch�hnlich gebogen und mit langwallender M�hne von mittelstarkem Haar h�bsch geziert. Der Leib ist immerhin ziemlich stark gestreckt, doch gut gebaut; besonders sch�n geformt ist die Kruppe dieser Pferde, ohne aber sagen zu k�nnen, dass diese, wie �berhaupt das ganze Hintertheil sehr stark ausgebildet sei. Die Beine der Tscherkessenpferde sind fast immer d�nn und trocken, jedoch meistens etwas st�rker und kr�ftiger als die der arabischen Race. Die Hufe sind klein, l�nglich und schmal; sie zeichnen sich ganz besonders durch eine starke H�hlung vor den Hufen anderer orientalischen Pferde aus. Der Schwanz ist lang und stark; das Haar an den K�then wird bei vielen Thieren dieser Race sehr stark und lang und scheint dazu bestimmt zu sein, die F�sse gegen die Unbillen des Wetters und Besch�digungen auf den schlechten Gebirgs- pfaden zu sch�tzen. Innerhalb der Tscherkessen-Race kommen h�ufiger, als bei den anderen orientalischen Pferden, Thiere vor, welche man in der Hippologie als �Sterngucker" bezeichnet. Bei solchen Individuen ist der Hirschhals stark ausgebildet; er steigt von der Brust und den Schultern aus in einem, nach unten und vorn gerichteten Bogen in die H�he; der untere Hals erscheint vielfach platt und breit; das Genick ist kurz und die Ohrendr�senpartie stark gef�llt, so dass der Kopf eine mehr horizontale, als senkrechte Stellung zeigt, wodurch der Gang so gebauter Pferde in den meisten F�llen unsicher wird. Nach Professor Roloff's Angaben in seiner Beurtheilungslehre der Pferde etc. findet sich bei den Thieren mit Hirschhals in der Regel ein sehr starker R�cken, welcher dieselben vorzugsweise bef�higt, grosse Lasten leicht fortzutragen, und es soll denn in der That auch die Tragf�higkeit des Tscherkessen-Pferdes � �hnlich wie die der kleinen Thierchen der Donischen Kosacken � sehr gross sein. Sie tragen ihre stattlichen Reiter mit schweren Waffen, oft plumpem Sattelzeug und vielem Gep�ck auf den schlechten Wegen im Gebirge viele Meilen weit und zeigen dabei eine grosse Ausdauer. In Ansehung der Kraft und Ausdauer ist das Tscherkessen-Pferd vollkommen dem arabischen gleich, dem es in vielen anderen Beziehungen auch so �hnlich ist, dass die Annahme DAlton's, dasselbe sei ein Abk�mmling oder Bastard des syrischen Pferdes, sehr viel f�r sich hat. � Die Farbe der Tscherkessen-Pferde wird sehr verschieden angegeben; es kommen bizarre Zeichnungen im Haar, z. B. Schecken nicht selten vor, doch sollen Schimmel am beliebtesten sein und es werden dieserhalb auch Schimmelpferde gern zur Zucht verwendet. Die Fohlen aus solchen Paarungen werden schwarz geboren, wechseln aber sehr bald diese Farbe und werden schon fr�hzeitig ganz weiss. � |
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DAS TSCHERKESSEN-PFERD.
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Die Leistungen dieser Rosse werden von vielen Reisenden � auch vom General
von Bennigsen, welcher die Tscherkessen-Race in ihrer Heimath kennen lernte � sehr ger�hmt, besonders sch�n und ausgiebig w�re ihr Schritt, doch auch in den anderen Gangarten Hessen die Thiere nichts zu w�nschen �brig. � Wenn diese Pferde in ihrer Jugend nicht allzustark angegriffen werden, so erreichen sie
ein hohes Alter, und es giebt Thiere darunter, welche selbst im Alter von 20 Jahren und dar- �ber nicht nur bei vollen Kr�ften, sondern auch in jeder Hinsicht diensttauglich und frei von Knochenfehlern sind. � Was die Gelehrigkeit der Tscherkessen-Pferde anbetrifft, so lauten die Urtheile �ber
dieselbe nicht gerade sehr g�nstig; sie machen anf�nglich beim Zureiten ihren Besitzern oft grosse Schwierigkeiten und verlangen im Allgemeinen einen t�chtigen, muthigen Reiter. Auch das Temperament dieser Race wird nicht sehr gelobt, vielmehr sollen in derselben manche b�sartige Pferde vorkommen. Auf die Erziehung der Pferde verwenden die Bergv�lker des Kaukasus nicht immer die gr�sste Sorgfalt, dahingegen sind sie bei der Auswahl der Zucht- pferde sehr streng und gewissenhaft, nur die besten Stuten und wirklich edle Hengste werden zur Zucht verwendet. � Der Adel des Landes, welcher seit �ltester Zeit ausgedehnte Pferde- Zucht betreibt, wacht strenge �ber die Geschlechts-Register seiner verschiedenen Pferdest�mme und die Reisenden berichten, dass man dort gar nicht selten sehr gut gef�hrte Stamm-Register zu sehen bek�me. � Man unterscheidet am Kaukasus vier Schl�ge: Das georgische, das kabardinische, das
daghestanische und das abchasische Tscherkessen-Pferd, von welchen die ersten beiden und der letztgenannte Schlag stets �rein" gez�chtet werden; sie sind so ziemlich von gleicher G�te und K�rpersch�nheit, nur in dem daghestanischen Schlage kommen viele Bastarde und Kreu- zungsproducte vor, welche meist unansehnliche und nicht sehr leistungsf�hige Thiere sein sollen. � Die Pferde des Kaukasus sind in der Russischen Armee sehr beliebt; es werden besonders die abchasischen Tscherkessen-Pferde von den Ofhcieren der leichten Cavallerie gern geritten und am h�ufigsten gekauft. In Petersburg existirt ein Garde-Regiment, welches aus- schliesslich mit tschsrkessischen Pferden beritten ist. � Auch die t�rkische Militair-Verwaltung bezieht seit mehreren Jahrzehnten mit besonderer Vorliebe ihre Pferde aus dem Kaukasus oder auch von den tscherkessischen Landleuten, welche sich nach den letzten Kriegen in der T�rkei � vorwiegend in dem Gebiet der unteren Donau, zwischen Serbien und Bulgarien � niedergelassen haben und daselbst mit grosser Sorgfalt die Zucht ihrer heimischen Pferde- Race betreiben. � Im K�nigreich Georgien findet sich die herrlichste Gelegenheit zur Erziehung edler Pferde, und wenn die Zucht derselben dort auch lange Zeit vernachl�ssigt wurde, so hat sich dieses in der Neuzeit wesentlich ge�ndert; der reiche Adel des Landes hat jetzt die Z�chtung in die Hand genommen und es steht zu erwarten, dass man mit bestem Erfolge arbeiten, und das georgische Pferd seinen alten Ruf bald wieder verschaffen wird. � |
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Die nomadisirenden Kriegerst�mme (Illiats und Kaischaren), welche in den Nord-Provinzen
des persischen Reiches weit ausgedehnte Steppen bewohnen und die grosse W�steDaschti-Kuwir in verschiedenen Richtungen durchziehen, haben seit �ltester Zeit die Z�chtung edler Pferde mit besonderem Eifer und grossem Geschick betrieben. Die irregul�re Reiterei der Chane jener Provinzen � etwa 30,000 Mann stark � bildet den Kern der ganzen persischen Armee und soll vorz�glich sch�n beritten sein. � Schon zur Zeit der alten Griechen standen die Pferde Mediens in grossem Ansehen und
galten als die vorz�glichsten und. sch�nsten des ganzen Orients; es wird uns erz�hlt, dass die K�nige von Medien auf dem Hippoton � wahrscheinlich die reiche Landschaft s�dlich von Tauris � eine Zucht von 50,000 Pferden unterhielten und ihre Thiere wohl pflegten. Noch jetzt trifft man in jener Gegend auf den herrlichen Weiden am Adyl nicht selten Heerden von grosser Zahl, im Ganzen wohl 5000 St�ck und dar�ber an. � Das altpersische oder medische Pferd wird uns als �usserst kr�ftig und robust geschildert; die Thiere h�tten starke Beine besessen, und eine stolze Haltung gezeigt. Nach den Abbildungen der Pferde zu schliessen, welche aus den Tr�mmern des alten Persepolis zu uns gekommen, geh�rten die damaligen Thiere einer ganz anderen, viel kr�ftigeren Race an, als die Pferde, welche wir jetzt in Persien antreffen. � Wenngleich von verschiedenen Orient-Reisenden berichtet wird, dass die Pferdezucht jenes Landes in der Neuzeit etwas vernachl�ssigt worden sei, so h�ren und lesen wir doch von anderen, glaubw�rdigen Berichterstattern, dass unter den verschiedenen Schl�gen Persiens viele kostbare Thiere angetroffen werden, die den Vergleich mit den besten arabischen Pferden aushalten k�nnten und von pferdekundigen H�ndlern ebenso theuer bezahlt w�rden, wie die letzteren. � Ueber die Abstammung der edlen Persischen Race geben Wagner, Froriep und Harn. Smith an, dass sie wahrscheinlich von der turkomanischen Race abstammte, dass aber schon seit �ltester Zeit Kreuzungen mit den besseren, arabischen Pferden stattgefunden h�tten und aus dieser Blutmischung wahrscheinlich das sch�ne Pferd von Irak- Aschemi entstanden w�re. Doch nicht �berall im grossen Perser-Reiche sind die Pferde von gleicher Sch�nheit und K�rperst�rke; die Schl�ge in den gebirgigen Provinzen des Westen und Nordwesten gelten als die vorz�glichsten, wohingegen die W�stenpferde der Ostprovinzen weniger sch�n, auch nicht so leistungsf�hig sind. In Persien wird das Pferd nicht nur des kriegerischen Gebrauchs wegen gehalten, sondern es dient schon mehr den friedlichen Zwecken, dem Handel und dem Ackerbau. Es kommen nicht selten in der Kandaharischen Race Thiere vor, welche h�her und kr�ftiger sind, als die englischen Sattelpferde, sie zeichnen sich durch Sanftmuth, Lebhaftigkeit und grosse Arbeitsf�higkeit aus, sollen jedoch dem arabischen Pferde an Ausdauer nachstehen. � "Wenn von einzelnen Reisenden berichtet wird, dass in der Neuzeit die Pferdezucht Persiens von ihrem alten Ruhme etwas eingeb�sst h�tte, so w�re das sehr zu bedauern, denn Klima, Boden und Ern�hrungsverh�ltnisse m�ssen in den meisten Gegenden jenes Landes f�r die Pferdez�chtung ganz besonders g�nstig sein. Die Stutereien sind �berall im Besitz des Schah's; ausser diesem darf Niemand im Lande
Gest�te unterhalten, und wenn die Gouverneure der verschiedenen Provinzen von �ihren Gest�ten" sprechen, so ist dies unrichtig, denn sie besitzen solche nur im Namen des Schah's. � Wie die Araber, so verstehen sich auch die Perser sehr gut auf die Z�chtung der Pferde; |
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Freytag, Hausthier-Racen.
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sie betreiben dieselbe mit grosser Sorgfalt, halten die Stallungen ihrer Thiere �beraus reinlich
und pflegen letztere auf's P�nktlichste. Eigenth�mlich ist der Gebrauch, dass man dort den Pferden ihr Futter stets im Sacke reicht, welcher ihnen um den Hals geh�ngt wird. Heufutter ist in diesem Lande des Orients nicht recht beliebt und kommt nur ausnahmsweise vor. Die Gerste bildet das am meisten gebr�uchliche K�rnerfutter; ausserdem giebt man noch geschnit- tenes oder gehacktes Gerstenstroh. Im Fr�hjahr werden die Pferde einige Wochen lang auf der Weide gehalten, wo sie zarte Gr�ser und aromatische Kr�uter finden, welche sie vor- trefflich ern�hren. Der Weidegang mit den Pferden ist �berall nur von kurzer Dauer. � Die edlen persischen Pferde sind gr�sser und l�nger als die arabischen, durchschnittlich
1,85 Meter hoch, auch sind sie in der Regel st�rker von Knochen als jene. Der Kopf der Thiere ist klein, fein und trocken mit gerader, aber nicht sehr breiter Stirn und feinen Ganaschen. Der feine Hals ist schlank, hoch gestellt und etwas gebogen. Der Leib ist lang gestreckt und in vielen F�llen schm�chtig; in der Rippengegend ist er immer schmaler als bei der arabischen Race. Die Schultern sind flach, die Brust nicht sehr breit und der Widerrist erhaben; die Kruppe ist hoch und lang. Der Schwanz ist hoch aber nicht so frei angesetzt, wie beim arabischen Pferde. Die Beine sind h�bsch proportionirt und von mittlerer St�rke; die R�hren sind d�nn, jedoch mit sehr kr�ftigen Sehnen ausgestattet. Die kleinen Hufe sind gew�hnlich schmal und l�nglich geformt; ihre Flornsubstanz soll nicht sehr dauerhaft sein, wesshalb man dort auch die Pferde mit zierlichen, glatten Eisen beschlagen l�sst. Die Behaarung der persischen Pferde ist �usserst fein und seidenartig weich; auch ihre Haut ist zart, fein und sehr empfindlich. Die Farbe der Thiere ist nicht so verschieden, wie bei unseren heimischen Racen; Braune und Rappen kommen am h�ufigsten vor, doch sind auch Schimmel nicht selten und stets sehr beliebt. Der Perser legt jedoch auf die Haarf�rbung und Zeichnung seiner Pferde keinen grossen Werth; wenn dieselben sonst nur h�bsch gebaut und leistungsf�hig sind, so bezahlt er sie immer gut; es wird uns berichtet, dass man in der Neuzeit f�r sch�ne Hengste 1000 und mehr Rubel willig zahlte. � Es werden allj�hrlich viele Pferde durch englische H�ndler in Persien aufgekauft und nach Indien gebracht, wo sie jetzt sehr beliebt sind, besonders deshalb, weil sie als gute Passg�nger gelten. � Man unterscheidet in Persien vier grosse Racen oder Schl�ge: Das irak-adschemische
Pferd ist das sch�nste und edelste und wird am h�chsten gestellt; daneben ist der hyrkanische Schlag in der Provinz Mazenderan vorz�glich durch seine grosse Dauerhaftigkeit. Diese Pferde sollen ein hohes Alter erreichen, obgleich sonst von den persischen Pferden angegeben wird, dass sie nicht so lange diensttauglich blieben, wie die arabischen, auch nur selten einmal so alt wie diese w�rden. � Der karabachische oder mesopotamische Schlag in der gleichnamigen Provinz ist nicht so rein wie die beiden ersteren und wird jetzt auch h�ufiger mit arabischem Blute durchkreuzt; hin und wieder kommen in diesem Schlage sehr sch�ne und brauchbare Pferde vor; welche besonders als Reitpferde sehr beliebt sind. Der vierte Schlag endlich ist in Afghanistan haupts�chlich verbreitet und wird der Kandaharische genannt; er steht in der Gr�sse den anderen Schl�gen weit nach; doch zeichnen sich die kleinen Thiere durch gef�llige K�rperformen und grosse Ausdauer, auch verh�ltnissm�ssig grosse St�rke vortheilhaft aus. Die Pferde dieses Schlages werden h�ufiger als die anderen zum Ackerbau und zu den beschwer- lichen Postdiensten auf den oft sehr schlechten Wegen mit Vortheil benutzt. Der Engl�nder Ker Porter sagt von den persischen Pferden, dass sie im Allgemeinen
sanft von Charakter und zum Reiten �usserst angenehm, dabei aber doch sehr feurig w�ren; �sie sind � sagt Porter � wahre Sonnenpferde, so feurig, fl�chtig und sch�n, wie das feurige Element." � Endlich sei hier noch eine Eigenth�mlichkeit in der Behandlung der Pferde von &_________________________________________________________,__________d
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Seiten ihrer Besitzer erw�hnt, welche � soviel uns bekannt � nirgends weiter im Oriente
vorkommt. Man pflegt n�mlich zur Winterzeit die Pferde mit einer gelben, erdigen Masse zu f�rben, indem man ihnen damit die Beine und den Leib bis zur Brust hin einreibt, und die Thiere dadurch vor den �blen Einfl�ssen der K�lte zu sch�tzen meint. An einzelnen Orten wendet man diese F�rbung auch zur Sommerszeit an und es scheint fast, dass dort dieselbe f�r einen Schmuck der Thiere gehalten wird. � Obgleich die Perser von ihren Pferde-Racen und Schl�gen sehr eingenommen sind und
sie dem Ausl�nder gegen�ber immer als die sch�nste des Weltalls hinstellen, so kommt es dennoch sehr oft vor, dass sie edle arabische Hengste, auch wohl Stuten einf�hren und diese zur Durchkreuzung mit ihren Schl�gen benutzen. Auf den Rennbahnen erscheinen ebenfalls nicht selten neben den besten persischen Hengsten sch�ne edle Pferde aus der arabischen W�ste und machen jenen den Vorrang sehr oft streitig. Man pr�ft in Persien nicht nur die Schnelligkeit der Thiere im kurzen Rennlauf, sondern vorwiegend ihre Ausdauer bei l�ngerem Lauf in den verschiedenen Gangarten auf sehr grossen und nicht selten schlechten Wegstrecken. Es erscheint uns dieses Verfahren sehr zweckm�ssig, und wir m�chten w�nschen, dass solche Rennen auch an manchen Orten des Occidents mehr und mehr in Gebrauch k�men. � Ausser den arabischen Pferden werden in Persien auch die Thiere der tartarischen Race
eingef�hrt und zu den gew�hnlicheren Diensten verwendet. Wie bedeutend der Verbrauch an Pferden dort sein muss, geht schon aus dem hervor, was David Low sagt: ��All persons of the least distinction in Persia ride on horseback and scarce any one will deign to go the shortest distance on foot."" (��Alle Menschen, selbst die geringsten reiten in Persien auf Pferden und kaum beliebt es Jemandem, eine kurze Strecke zu Fuss zu wandern."") � |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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Von den Pferdest�mmen des n�rdlichen Afrika galten in �ltester Zeit diejenigen, welche
aus Aegypten und Abessinien kamen, f�r die vorz�glichsten. Diodor erz�hlt uns, dass K�nig Sesostris oder Sesosis von Aegypten (1445�1394 v. Chr.) mit einer grossen Heeresmacht, bestehend aus 24,000 Reitern, 600,000 Fussg�ngern und 27,000 Streitwagen gegen Nubien gezogen w�re und seine Reiter ihm grosse Dienste in der Niederwerfung jenes Landes geleistet h�tten. � Die Pferdezucht Aegyptens soll in den L�ndern des Nilthals viele Jahrhunderte lang sehr
umfangreich und mit bestem Erfolge betrieben worden sein; sp�ter scheint sie an Bedeutung verloren zu haben und erst in der neueren Zeit � unter der Regierung Mehemet Ali's � hat sie wieder einen besseren Aufschwung genommen. Dieser versuchte n�mlich an verschiedenen Orten des Landes Stutereien einzurichten, die leider nicht �berall in die H�nde zuverl�ssiger und t�chtiger Beamten gekommen sind, daher auch unbefriedigende Resultate geliefert haben. An anderen Pl�tzen aber, wo man gl�cklicher bei der Wahl der Beamten � vielleicht auch die Oertlichkeit passender � war, sollen bessere Erfolge erzielt worden sein. � Schon fr�her, |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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unter der Herrschaft der Mameluken kam in Aegypten die Pferdezucht nicht unerheblich
empor. Die Mameluken waren ausgezeichnete Reiter, welche ihre vorz�glichen Pferde selbst aufzogen und nur hin und wieder f�r ihre H�uptlinge fremde Pferde aus Arabien ankauften. Zur Zeit des grossen Napoleon I. setzten die tapferen Mameluken mit ihren raschen und gewandten Pferden die Sieger von Lodi in grosses Erstaunen und man wusste nicht recht, ob man die Reiter oder ihre Pferde mehr bewundern sollte. � In den letzten Jahrzehnten hat die Zucht und Dressur der Pferde in Aegypten viel vom
alten Ruhme eingeb�sst und nur mitunter treffen die Reisenden dort wirklich sch�ne Pferde der alt�gyptischen Race an; man sieht in Cairo, wie an anderen Orten Unter�gyptens viele arabische und Berber-Pferde, welche dort vorzugsweise beliebt sind. � Die Pferde Abessiniens waren bei den Orientalen von jeher hoch gesch�tzt, und es
behaupten sogar einige Geschichtsschreiber, dass die urspr�ngliche Wiege dieser Thiergattung, das fruchtbare Nilthal Abessiniens gewesen sei, und die sch�ne Race des Landes sich von dort aus �ber die ganze Erde verbreitet habe. � Wenn wir nun auch solchen Angaben keinen Glauben schenken k�nnen, so ist doch wohl nicht zu bezweifeln, dass von jenen L�ndern des Nilthaies zu verschie- denen Zeiten gute und sch�ne Pferde in's Ausland gekommen und hier zur Veredelung anderer Racen benutzt worden sind. � Nach Max Dunker wurden um das Jahr 1000 v. Chr. viele Rosse und Streitwagen als Handelsartikel aus den Nill�ndern nach Syrien gef�hrt; ein Wagen kostete damals 600 Shekel und ein Pferd 150 Shekel (1 Shekel ist etwa so viel wie 4 Frcs.). � Wir ersehen hieraus, dass die abessinischen Pferde schon in �ltester Zeit in Syrien bekannt und ber�hmt waren, es ist daher nicht unwahrscheinlich � wie Einzelne fest behaupten � dass die arabisch-syrische Race aus den L�ndern des nord�stlichsten Afrika und nicht aus Mittel- Asien stammt. Die Wildlinge (Tarpans) welche heute noch in ansehnlich grossen Heerden in den mongolischen Steppen vorkommen, haben in der That auch wenig Aehnlichkeit mit dem edlen arabischen oder �gyptischen Pferde. � Von den nubischen Pferde schlagen haben diejenigen von Alt-Dongola stets in grossem
Ansehen gestanden, ja noch heute z�hlt man dieselben zu den sch�nsten und kr�ftigsten des Orients. Einzelne Naturforscher sprechen die Ansicht aus, dass die Dongola-Race urspr�nglich aus Arabien stammte oder wenigstens aus einer Vermischung des arabischen mit altspanischem Blute hervorgegangen sei. Zur Zeit der Kreuzz�ge sind wahrscheinlich nach Nubien grosse, starke Herigste aus Spanien gekommen, welche mit den arabischen Stuten gepaart, eine vorz�gliche Nachkommenschaft geliefert haben, die unter dem Namen �Dongola- Race" schon fr�hzeitig im Oriente ber�hmt geworden ist. � Das hier abgebildete Pferd war vor Jahren im Besitz eines Oesterreichischen Cavallerie-
Officiers, welcher dasselbe um einen hohen Preis in Triest erworben, und lange Zeit stark gebraucht hat. � Der Kopf der Dongola-Pferde ist lang, schmal und mager oder trocken; bei vielen Thieren
findet sich der Nasenr�cken stark gebogen, wodurch der Kopf etwas an Sch�nheit einb�sst. Sie besitzen ein sch�nes, lebendiges Auge und ziemlich lange Ohren. Der Hals ist gew�hnlich von mittlerer St�rke, lang und gut angesetzt; zuweilen kommen auch schwanenhalsige Thiere vor. Der Widerrist ist hoch und breit und geht in einen h�bsch geformten Leib voll und gut �ber. Die starken Schultern dieser Pferde sind h�ufig etwas gerade, wodurch die Beine dann auch zu weit nach vorn gestellt werden und die Brust zu schmal wird. Die Kruppe ist breit und etwas abgeschliffen und der Schweif tief angesetzt. Das Hintertheil dieser Race k�nnte wohl sch�ner geformt sein. Die Beine sind fast immer hoch und ziemlich kr�ftig, in dem Sprung- gelenke gew�hnlich etwas zu gerade gestellt und durchtretend in den Fesseln. � Bei dieser |
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DIE PFERDE AEGYPTENS UND NUBIENS.
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Race, wie bei den meisten anderen verwandten Schl�gen des n�rdlichen Afrika, findet man
fast ausnahmslos bei allen Thieren eine sehr zarte Haut mit feinem, �usserst kurzem Haar. Das M�hnen- und das Schweif haar ist dagegen lang und wallend. Die Farbe ist in der Regel schwarz, doch kommen h�ufig an den Beinen und der Stirn der Thiere weisse Abzeichen vor; bei einzelnen Individuen dieser Race geht das weisse Haar hoch an den Beinen, bis zum Sprung"- und Beugegelenk hinauf, wodurch die Pferde ein sonderbares Ansehen bekommen. � Die Dongola-Race geh�rt mit zu den gr�ssten des Orients, sie �bertrifft in der K�rperh�he und St�rke alle anderen Racen Nord-Afrika's; man giebt ihre Fl�he auf 1,85�1,90 Meter an. In Nubien kommen �brigens nicht selten noch gr�ssere Pferde vor, die sich aber dennoch bei ihrer Knochenst�rke und Schwere durch grosse Schnelligkeit auszeichnen. � Die Nubier reiten vorwiegend Hengste und verschneiden daher ihre Hengstfohlen nur h�chst selten. Stuten sind bei ihnen als Reitpferde nicht recht beliebt. Die edlen Zuchtpferde werden sehr gut gehalten; schon in der Jugend werden alle sch�n gewachsenen Fohlen sorgf�ltig-st gepflegt und nach dem Absetzen oft noch Jahre lang mit Kuh- oder Kameel-Milch getr�nkt. Ausserdem besteht das Futter f�r die Pferde aus Durra oder Mohrhirse (Sorghum vulgare) und Stroh, welches gew�hn- lich im kleingehackten Zustande den Thieren vorgelegt wird. � Das Schendi-Pferd, welches in der Landschaft gleichen Namens angetroffen und von ein-
zelnen Autoren als ein besonderer Schlag aufgez�hlt wird, hat mit dem Dongola-Pferde so grosse Aehnlichkeit, dass es f�glich mit diesem zusammenzustellen ist. Die Thiere dieses Schlages - sollen sich durch einen mehr geraden Nasenr�cken und ein hohes Kreuz auszeichnen, sonst aber im Gliederbau dem Dongola-Pferde nahezu gleichkommen. � Dagegen ist das Pferd von Kordofan schon mehr der Berber-Race �hnlich. In dieser Provinz wohnen viele Araber, welche die Zucht des Pferdes mit grosser Vorliebe betreiben; sie benutzen zumeist Berber-Hengste zur Veredelung ihrer heimischen Race und w�hlen stets nur die besten Stuten zur Zucht aus. Die Fohlen erhalten hier lange Zeit neben der Muttermilch noch Kuh- milch, und die wohlhabenden Z�chter setzen diese Milchbeigabe bei der F�tterung nicht selten bis zum vollendeten dritten Lebensjahre der Thiere fort; die Entwickelung der Fohlen ist in Folge dessen eine ganz vorz�gliche; sie wachsen rasch empor und sind in der Regel mit vier Jahren vollst�ndig ausgewachsen. Auf den Steppen-Weiden, wo die Pferde meistens nur d�rres Gras finden, giebt man
ihnen ein Futter von Durra mit Stroh-H�ckerling als Zufutter. � Die Pferde der Kordofanesen sollen sich durch grosse Schnelligkeit und Ausdauer vor vielen anderen orientalischen Pferden auszeichnen; ihre Besitzer benutzen sie gern zur Jagd auf Antilopen, Gazellen und Girafen, wozu bekanntlich nur die raschesten und gewandtesten Individuen tauglich sind. Bei den h�u- figen Kriegs- und Raubz�gen jener V�lkerschaften ist das Pferd durchaus nothwendig und man kann wohl sagen, dass ohne diese raschen Thiere ihre Existenz fast undenkbar w�re. � Neben den oben genannten Schl�gen unterscheidet R�ppell noch die Pferde von Ober-
und Unter-Aegypten von dem alt�gyptischen Landschlage. Die Thiere von Unter�gypten sind nicht so sch�n, auch nur von mittlerer Gr�sse; sie stehen in der Schnelligkeit und Ausdauer den meisten anderen orientalischen Racen nach. Die Pferde gemessen auch in den unteren Nill�ndern keine besondere Pflege. Manche Forscher sind der Meinung, dass das Klima jener Landschaften wegen der grossen Feuchtigkeit � verursacht durch die h�ufigen Ueberschwem- mungen des Nils � den Pferden nicht zusagt, wo hingegen das Klima Ober-Aegyptens ganz dazu geeignet ist, sch�ne Pferde auszubilden; die Thiere finden dort auf den nat�rlichen Weiden die besten Gr�ser und Kr�uter, welche sie ganz vorz�glich gut n�hren und pr�chtige K�rper entwickeln. Die Race ist in Ober-Aegypten nicht mehr ganz rein, sondern aus Kreuzungen |
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der verschiedenen anderen, oben genannten Racen hervorgegangen; aber immerhin trifft man
dort bei den wohlhabenden Karawanen-F�hrern viele h�bsche Pferde an, welche einen normalen Gliederbau besitzen und sich zum Reitdienst ganz besonders gut eignen. Je weiter man gegen Nubien hin, dem Nilstrome aufw�rts folgt, um so sch�ner und kr�ftiger werden die Pferde- Schl�ge jener Landschaften, und es scheint in der That sich auch hier die Annahme zu best�- tigen, dass in den mehr trockenen, dabei heissen Klimaten die K�rpergestalten der Pferde im Allgemeinen sch�ner und ebenm�ssiger sind, als bei den Pferden der Niederung, welche mit ihren plumpen Formen f�r rasche Gangarten auf die Dauer nicht befriedigen und h�ufig auch vielen Krankheiten unterworfen sind. � |
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Wenn einzelne unserer �lteren Autoren auf dem Gebiete der Pferdewissenschaft und
Racekenntniss die Behauptung aufstellten, dass die Pferde der ganzen Berberei mit der arabischen Race in gleichem Range st�nden und von dieser kaum zu unterscheiden w�ren, so k�nnen wir uns heute solchen Ansichten �ber den Werth der Berber-Race nicht mehr anschliessen. Es m�gen in fr�heren Zeiten, vielleicht noch zu Anfang dieses Jahrhunderts, in einzelnen Theilen der s. g. Berberei viele sch�ne und f�r den leichten Reitdienst auch recht brauchbare Pferdeschl�ge vorgekommen sein, die den besseren arabischen Schl�gen im Range und Werthe sehr nahe gestanden haben, allein wir verm�gen uns nicht vorzustellen, dass die Berber-Race der arabischen jemals im Gebrauchswerthe gleich gestanden hat. � Nach den Berichten sachkundiger Reisenden sind alle hervorragenden und besonders leistungsf�higen Pferde des n�rdlichen Afrika nicht als reinbl�tige Berber-Pferde zu bezeichnen, sondern fast ausnahmslos arabischen Ursprungs oder wenigstens als Kreuzungsproducte von Araber- und Berber-Pferden hinzustellen. Die Aehnlichkeit aller besseren Pferde der Berberei mit den Nationalarabern ist so gross, dass der Kenner sofort weiss, ob er ein gew�hnliches Berber- pferd oder das Product einer Kreuzung mit arabischem Blute vor sich hat. Durch den letzten franz�sischen Krieg haben wir Gelegenheit erhalten, viele Pferde der
gemeinen Berber-Race n�her kennen zu lernen und ihre Leistungen nach den verschiedenen Seiten hin zu pr�fen. Das Urtheil, welches unsere und auch die englischen Hippologen nach beendigtem Kriege �ber diese Thiere gef�llt haben, ist so ziemlich gleichlautend ausgefallen: Das Berber-Pferd, wie es sich in vielen Exemplaren w�hrend der Jahre 1870/71 in der franz�- sischen A'rmee vorfand, kann den Anforderungen der jetzigen europ�ischen Kriegf�hrung nicht Gen�ge leisten, und steht in den verschiedensten Eigenschaften hinter dem edlen arabischen Pferde weit zur�ck. � Wenn wir die Bilder der jetzigen Berber-Pferde mit denjenigen vergleichen, welche uns
aus �lterer Zeit �berliefert sind, und dabei Schilderungen von glaubw�rdigen M�nnern aus dem Anfang dieses Jahrhunderts lesen, so m�ssen wir zu der Annahme kommen, dass die Race in Algerien entweder bedeutend zur�ckgegangen ist, oder dass die franz�sische Militair-Verwaltung |
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bei der Auswahl ihrer Remonten sehr wenig Geschick und Sachkenntniss an den Tag gelegt
hat; im andern Falle h�tte uns 1870 und 1871 eine gr�ssere Anzahl besserer und brauchbarerer Pferde vorkommen m�ssen. � Sehen wir hier auch g�nzlich ab von dem kleinen, meist sehr leichten Pferdchen, welches der gemeine Mann in verschiedenen Regimentern der franz�sischen Cavallerie reitet, und fassen gleich die besseren Gestalten der Officier- und Unterofficier- Chargen-Pferde in's Auge, so k�nnen uns auch diese nicht oder nur in den aller seltensten F�llen befriedigen; sie halten weder den Vergleich mit den arabischen, noch mit den leichten Pferden unserer �stlichen Provinzen aus, und stehen im Gebrauchswerthe hinter den verschie- denen Schl�gen von Ungarn, Galizien und Polen weit zur�ck. Es wird von David Low, William Yonatt und anderen englischen Schriftstellern ange-
geben, dass die Berber-Race in England zur Grundlage oder Bildung des Vollbluts wesentlich beigetragen h�tte und dass der Hengst Godolphin Arabian nicht ein arabisches, sondern ein Berber-Pferd gewesen w�re; allein, wer giebt uns heute noch Gewissheit �ber die Abstammung dieses Pferdes? Der erstgenannte Autor theilt uns mit, dass jenes Thier aus Frankreich nach England gekommen w�re und Jahre lang in Paris einen Wasserkarren gezogen h�tte, auch sei es in der Gestalt den Berberpferden sehr �hnlich gewesen (,,�the splendid Horse Godolphin was long regarted as an Arabian, although his characters approached to those of the Barbe""). � Die arabische Pferde-Race ist seit �ltester Zeit in den L�ndern Nord-Afrika's stark verbreitet; arabische Hengste werden an vielen Orten fast ausschliesslich als Besch�ler benutzt, und da erscheint es uns nicht unwahrscheinlich, dass man Pferde, welche nachweislich aus der Berberei nach Frankreich oder England gekommen sind, als �echte Berber" bezeichnet hat, die aber in Wahrheit Thiere von original-arabischer Abkunft waren. Ausser jenem Golophin-Barbe kommen in den Stammb�umen ber�hmter englischer
Rennpferde � soviel uns bekannt � fast nur arabische und einige wenige s. g. t�rkische Hengste als Stammv�ter vor, und wir vermuthen, dass die daselbst als �Berber" namhaft gemachten Pferde arabischer Abkunft waren und sich nur vor�bergehend in der Berberei auf- gehalten haben, vielleicht auch dort von arabischen Eltern erzeugt worden sind. Jedenfalls steht fest, dass der Original-Araber sich weit besser zur Veredlung unserer europ�ischen Racen eignet und an vielen Orten (beispielsweise auch in W�rttemberg) stets mit besserem Erfolge benutzt worden ist, als die Berber-Race. Die Nachkommenschaft von Berber-Hengsten und leidlich guten Halbblutstuten, welche wir in der neuesten Zeit zu sehen Gelegenheit hatten, konnte uns durchaus nicht befriedigen, wesshalb wir erkl�rlich finden, dass unsere Gest�ts- Verwaltungen fast niemals Berber-Hengste zur Aufstellung gebracht haben. � Die Pferde, welche man gew�hnlich als �Berber" bezeichnet, treffen wir in allen
L�ndern des n�rdlichen und nordwestlichen Afrika an; sie finden sich in Tunis, Tripolis, Fez, Marocco und besonders zahlreich in Algerien. Die Thiere der Sahara gelten als die sch�nsten, obgleich die kleinen Pferde aus den Gebirgslandschaften von Algier und Marocco behender und etwas st�rker, auch wohl ausdauernder sind. � Der franz�sische General Daumas, welcher lange Zeit in Nord-Afrika gelebt hat, liefert
uns in seinem Werke, betitelt: �Les chevaux du Sahara" h�chst interessante Schilderungen �ber die Lebensweise von Ross und Reiter jener L�nder. � Das Lob, welches der genannte General der Berber-Race zollt, erscheint uns nach den
Erfahrungen der letzten Jahre etwas �bertrieben, ebenso ist seine Beschreibung ihrer K�rper- gestalt eine �beraus g�nstige und passt wahrscheinlich nur f�r die edelsten Thiere mit vielem arabischen Blute, jedenfalls nicht f�r das gemeine Berber-Pferd. |
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Wir halten uns hier bei der Beschreibung jener Race nur an das selbst Gesehene und
f�hren auf der beistehenden Tafel dem Leser die Abbildung eines Individuums vor, welches von verschiedenen Sachverst�ndigen und Kennern der Race als ein �recht guter Repr�sentant" derselben bezeichnet wird, und die typischen Formen dieses orientalischen Pferdeschlages sch�n ausgepr�gt besitzt; dasselbe ist seit Jahren im Besitz eines Leipziger Kaufmanns und soll direkt aus Algier bezogen worden sein. � Der Kopf der Berber-Pferde ist fein wie bei den meisten orientalischen Racen, doch
nicht so sch�n und edel geformt wie bei dem reinbl�tigen Araber; bei vielen ist die Stirn ein wenig gew�lbt, auch der Nasenr�cken leicht gebogen. Der Hals ist von mittlerer L�nge, fein und schmal, gut angesetzt und gew�hnlich h�bsch gerundet. Durch die gef�llige Stellung und Form des Halses eignen sich die Pferde dieser Race sehr gut zu s. g. Paradethieren, weshalb sie denn auch fr�her in Spanien sehr beliebt gewesen sein sollen. Das Haar der M�hne ist lang und fein, wie auch der lange Schweif aus sehr feinen Haaren besteht, welche oft bis auf die Fesseln herab reichen. Der Leib ist gew�hnlich kurz, der Widerrist hoch und der R�cken ziemlich gerade; auch die Lendenpartie ist bei den besseren Pferden stark und stramm. Die Brust ist in der Regel schmal und nur bei wirklich ausgezeichneten Pferden der Race breit und voll zu nennen. Die Kruppe ist hoch und meistens etwas abgeschlagen; der Schwanz ist tief und weniger frei, als bei dem Araber angesetzt. Die Hinterbacken sind stark, muskul�s, die Beine dagegen zart, fast zu fein und die Fesseln oft sehr lang. Die kleinen, runden Hufe sind von fester, guter Hornmasse, besonders bei den Bergpferden sehr durabel, welche dieser- halb in der Regel auch nicht beschlagen werden. Die H�he der Thiere ist ziemlich gering; die meisten Berber-Pferde werden kaum
1,50 Meter hoch, tragen sich jedoGh vorn hoch und erscheinen dadurch gr�sser, als sie in Wirklichkeit sind. Innerhalb dieser Race finden sich sehr viele verschiedene Haarf�rbungen, doch sind Schimmel, Goldbraune und F�chse am meisten vertreten. � In den sonstigen Eigen- schaften finden wir manche Aehnlichkeit mit den Pferden Nubiens und Aegyptens; sie besitzen ein fl�chtiges und sehr gewandtes Wesen. � Die Mauren reiten fast niemals im Trabe, sondern am liebsten im Galopp oder Schritt. � Der Vorarm oder Vorderschenkel erscheint bei diesen Pferden h�ufig etwas schmal, mager und lang; die Schultern sind steil, und das Schienbein ist kurz. Durch diese Eigenth�mlichkeiten der Gliederbildung werden die Berber-Pferde zwar bef�higt, den Fuss im Gehen weit vorzusetzen, allein sie sind anderseits dadurch auch behindert, die Beine genugsam zu heben, weshalb sie leicht anstossen und stolpern. Nicht nur auf den beschwerlichen Gebirgspfaden, sondern auch bei den oft langen
W�sten-Reisen zeigen die guten Pferde der Berberei eine grosse Ausdauer, selbst dann noch, wenn sie Durst und Hunger leiden m�ssen. Das gebr�uchlichste Futter bildet in ganz Nord-Afrika die Gerste, mitunter kommt auch
wohl Durra oder Zuckerhirse vor; man f�llt das Futter in kleine Beutel und h�ngt diese den Thieren um den Hals; gew�hnlich f�ttern die Leute ihre Thiere fr�h beim Sonnenaufgang und Abends nach zur�ckgelegtem Tagesmarsche. Wer irgend in der Lage ist, seinen Pferden, besonders den jungen Thieren, Kameelmilch oder auch Kuhmilch zu reichen, wird es nicht unterlassen; die wohlthuende Wirkung dieses Nahrungsmittels ist allen Berbern sehr wohl bekannt. Es wird uns berichtet, dass die V�lkerst�mme Nord-Afrikas ihre Rosse gut behandeln; der Maure vor Allen pflegt und h�tschelt sein Lieblingsthier fort und fort, und so ist es auch erkl�rlich, dass man innerhalb dieser Pferde-Race wirklich viele sehr zahme und fromme Individuen antrifft, die ihrem Herrn auf den Wink folgen. Von der Peitsche machen die Berber nur h�chst selten Gebrauch; sie verstehen sich besonders gut auf das Tekerbin d. h. das |
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Jberge«. Leipzig
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nein es arabisches Pferd
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DAS BERBER-PFERD.
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Klingeln mit dem Sporn am Steigb�gel, welches f�r alle guten Pferde als H�lfe ausreicht. �
Die sch�nste Gelegenheit, die Gewandtheit und Geschicklichkeit seiner Pferde zu zeigen, erh�lt der Berber bei den Reiterspielen, der Fantasia. Nicht nur der Mann entfaltet hierbei die aller- gr�sste Geschicklichkeit in der F�hrung des Pferdes und dem Gebrauch seiner Waffen, G�rtel etc., auch das Pferd muss auf den leisesten Druck des Schenkels oder der Hand Folge leisten und die eigenth�mlichsten Spr�nge ausf�hren. Selbst im st�rksten Rennlaufe weiss der Reiter sein feuriges Ross mit einem Male zum Stehen zu bringen, jedoch ohne ihm dabei irgend welchen Schaden zuzuf�gen. � Nach der Arbeit zeigt sich das Pferd sehr empf�nglich f�r die Schmeicheleien seines Herrn; es folgt ihm willig bis zum Zelte und lebt hier gewissermassen als bestes, kostbarstes Mitglied der ganzen Familie. Die meisten, gut gehaltenen Pferde der Berberei sollen ein hohes Alter erreichen und h�ufig noch im Alter von 25 Jahren zu Gazellen - und Antilopen-Jagden tauglich sein. � Man unterscheidet in der Berberei viele verschiedene Schl�ge und St�mme, von welchen
derjenige von Ben-Ghareb einer der gesch�tztesten und sch�nsten ist. � Einzelne Beduinen- Tribus bezeichnen die Pferde des alten H�ymons-Stammes noch heute als den edelsten, wohin- gegen die Pferde des Stammes von Merizigue nur von armen Beduinen geritten werden, aber dennoch recht tauglich zu grossen Strapazen sein sollen. � Der Oberst Morris, fr�her Comman- deur der Chasseurs dAfrique, sagt ganz ehrlich und aufrichtig: ��Die eigentliche, edle Berber-Race ist leider auch in Afrika nicht in grosser Zahl vertreten, ja man m�chte sagen, fast dort so selten, wie in Europa."" � |
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DIE ARABISCHE RACE.
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Ueberschauen wir die grosse Gruppe der orientalischen Pferde mit ihren vielen Racen
und Schl�gen, und kommen dann endlich zu dem edlen Araber, so werden wir versucht, diese Race als den Prototyp der ganzen Gattung Equus hinzustellen und sie als die sch�nste und vollendetste zu bezeichnen. � Es ist hier nicht unsere Aufgabe, nochmals auf die grosse Streitfrage einzugehen,*ob
das englische Vollblut oder das arabische Pferd � was K�rpersch�nheit, Schnelligkeit und Ausdauer anbetrifft � den Vorzug verdiene; wir halten, den Streit f�r entschieden; das Voll- blutpferd Englands ist un�bertrefflich in seinen Leistungen bei dem Rennlauf auf kurzen Strecken, dagegen bleibt wohl dem reinbl�tigen arabischen Pferde die Ehre, das sch�nste und edelste, vielleicht auch das kl�gste Thier seiner Gattung zu sein; und wir sind der Meinung, dass die Zeit nicht mehr gar fern liegt, in welcher jenes Vollblut mit dem besten arabischen Blute � den Koheils aus Nedjd � wieder aufgefrischt wird oder werden muss, wenn man fort und fort die grossen, zwar etwas einseitigen Leistungen auf der Rennbahn von diesen Pferden fordern will. � Das englische Vollblut-Pferd ist � wie allgemein bekannt � aus der arabischen Race
hervorgegangen, und es weisen, soviel wir erfahren, die englischen stud-books nicht ein einziges Pferd auf, welches, frei von orientalischem Blute, dennoch Hervorragendes auf dem |
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Freytag, Hausthier-Racen.
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I.
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DIE ARABISCHE RACE.
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Turf geleistet h�tte. Alle Pferde, die von den Sportsmen als �Vollblut" oder �Thorough-
breed" bezeichnet werden, stammen von original-arabischen, in England eingef�hrten Eltern ab, welche stets �rein" erhalten wurden, sowohl von Seiten des Vaters, wie von Seiten der Mutter. � Die angestellten Untersuchungen lassen es zweifelhaft, ob das arabische Pferd wirklich seit �ltester Zeit auf jener Halbinsel Vorder-Asiens heimisch gewesen, oder ob dasselbe � wie von verschiedenen �lteren Historikern behauptet wird � um das Jahr iooo v. Chr. unter Sesosis oder Sesostris aus Aegypten nach Syrien gef�hrt, und von dort aus �ber die ganze Halbinsel verbreitet worden ist. Die Beduinen der W�ste berichten unseren Orient-Reisenden noch heute, dass ihre
ber�hmten Pferde von einem Besch�ler aus den Stallungen Salomo's abstammten, und dass jener grosse K�nig seine edlen Pferde aus Aegypten geholt h�tte, mithin auch das arabische Pferd als ein Abk�mmling der alt�gyptischen Race anzusehen w�re. Von anderer Seite wird behauptet, dass die jetzt ber�hmten Pferde-St�mme Arabiens von den f�nf Stuten ihres Propheten Mahomet abstammten und nach diesen Tanejse, Manekye, Koheil, Seklavi und Djulfe benannt w�rden. ■� Aber auch noch andere Stamm-Namen kommen vor, doch wir k�nnen bei der Unsicherheit derartiger Mittheilungen auf solche, wie andere � die Abstammung der Race betreffende � Angaben keinen besondern Werth legen und uns nur an das thats�chlich Vor- liegende halten. Sei dem auch, wie ihm wolle, gewiss ist nach den �bereinstimmenden Nach- richten aller Schriftsteller, dass im Innern der arabischen W�ste, auch an den Ufern des Euphrat, in der Umgegend von Anah seit Jahrhunderten ganz besonders sch�ne Pferde gez�chtet worden sind, die an Schnelligkeit und Ausdauer alle anderen orientalischen Rosse bei weitem �bertreffen. Noch jetzt kommen aus jenen Landschaften � besonders aus der W�ste Nedjd die
sch�nsten und edelsten Exemplare, welche von allen Sachverst�ndigen als die vorz�glichsten Pferde Arabiens bezeichnet werden. Das Reisen im Innern dieses Landes ist f�r den Europ�er bekanntlich mit grossen
Umst�nden und Gefahren verkn�pft; nur Wenigen gelingt es, bis nach Djal (Derra) und H�il vorzudringen; die meisten beschr�nken sich auf die Besichtigung und Durchforschung der Landschaften am Euphrat und diese berichten uns, dass an manchen Orten die Pferdezucht �usserst sorgf�ltig, wenn auch nicht sehr umfangreich betrieben wird. � Burkhardt und Andere, welche fr�her schon in das Innere der W�ste vorgedrungen sind, erz�hlen, dass sie daselbst nur wenige Pferde angetroffen h�tten, da die meist armen Beduinen vorwiegend Kameele als Reitthiere benutzen, und dass nur die reicheren Sheiks einige Pferde von beson- derer Sch�nheit bes�ssen, von welchen sie haupts�chlich nur die Stuten ritten, weil sie diese in jeder Beziehung h�her sch�tzen, als die Hengste und Wallachen. � Der Araber h�lt �ber- haupt das Stutpferd f�r gewandter, schneller und gelehriger, auch zu Ueberf�llen auf Raub- z�gen besser geeignet, als den Hengst, welcher sehr h�ufig durch sein lautes Wiehern dem Feinde die Ankunft des Reiters verr�th. � Die Abstammung der Pferde leitet man dort nicht von den Hengsten, sondern von den
Stuten her, und auch dieser halb wird auf das Stutpferd ein weit gr�sserer Werth, als auf den Hengst gelegt. � Der Araber hat ein grosses Interesse daran, dass die weltber�hmte Race seines Landes, wie bisher, in der Zucht �usserst �rein" erhalten werde. Um die Abstammung seiner Pferde nachzuweisen, l�sst er sich � wie der Engl�nder Bruce berichtet �■ von seinen H�uptlingen eine Bescheinigung dar�ber ausstellen, dass seine edle Stute (meistens mit einem besonders sch�nen Namen) von einem ebenso edlen Hengste belegt wurde, und sp�ter bei dem Wurfe ruft er seinen H�uptling und noch andere Zeugen herbei, welche ihm die gl�ckliche |
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DIE ARABISCHE RACE.
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Geburt eines (so und so gezeichneten) Fohlens bescheinigen m�ssen. � Die Beduinen, welche
ihre Pferde zum Verkauf bringen, f�hren sorgf�ltig aufgestellte Stammb�ume der Thiere mit sich; allein der Landeskundige, welcher weiss, dass die Beduinen weder lesen noch schreiben k�nnen, und daher auch unf�hig sind, dergleichen Stamm-Register selbst aufzustellen, ist sich wohl bewusst, was von solchen Abstammungs-Urkunden zu halten ist. Es liegt dabei in den allermeisten F�llen ein Betrug vor; die Urkunden sind gef�lscht, von irgend einem Gauner geschrieben, und dem Pferde in einem kleinen Beutel um den Hals gekn�pft. � Man unterscheidet in Arabien 2 Gruppen oder Racen von Pferden: das gemeine Thier
(Kadischi oder Katik) und das edle Pferd von bekannter Abkunft, welches die Araber in der Regel K�chlani oder Kohejle benennen. Die gemeinen arabischen Pferde sind von den edlen Thieren in der K�rpergestalt nicht sehr verschieden, dagegen zeigen sie sich im Rennlauf nicht so leistungsf�hig, auch weniger klug und gelehrig, als die Pferde edler Abkunft. Wenn aber einzelne Autoren behaupten, dass die geringen Unterschiede zwischen diesen und jenen nur auf der Vernachl�ssigung in der Pflege beruheten und sonst kaum eine Verschiedenheit zwischen beiden Racen wahrzunehmen w�re, so muss hiergegen erw�hnt werden, dass zuver- l�ssige Reisende, wie Niebuhr, Bennigsen und der F�rst P�ckler-Muskau, welche in Arabien Gelegenheit hatten, Thiere beider Racen zu sehen und zu benutzen, jener Behauptung wider- psrechen. Nach den Angaben des Letzteren ist der Kopf des gemeinen Pferdes niemals so edel geformt, auch nicht so sch�n angesetzt, wie der des Kohejle; die Ohren der ersteren sind ziemlich kurz, die Kinnbacken sehr breit und stark, und der Nasenr�cken ist in der Regel ein wenig gebogen; der Hals, die Schultern und der Bauch sind stark, auch das Schweif- und M�hnen-Haar ist dicker, als bei dem edlen Pferde. Der Widerrist soll meistens weniger hoch, der Schwanz nicht ganz so frei und hoch angesetzt sein, wie bei diesen; �berhaupt zeigen die gemeinen Araber mehr abgerundete K�rperformen. Die gemeinen Thiere sind im R�cken sehr kr�ftig und werden nicht selten zum Lasttragen und zu anderen gew�hnlicheren Arbeiten benutzt. Von diesen gemeinen arabischen Pferden kommen viele Exemplare in's Auslaad, auch zu uns nach Europa, und wenn Huzard sagt: ��Das arabische Pferd ist nicht so sch�n nach den Begriffen, die wir uns von der Sch�nheit der Pferde im Allgemeinen gebildet haben,"" so m�ssen wir vermuthen, dass dieser Schriftsteller das Bild eines gemeinen Kadischi vor Augen gehabt und niemals einen edlen K�chlani gesehen hat. � Der F�rst P�ckler sagt dagegen, nachdem er uns eine vortreffliche Beschreibung von zwei sch�nen, edlen arabischen Pferden geliefert hat: ��H�tte ich diese Pferde nach Europa bringen k�nnen, so zweifle ich nicht, dass sie eine Revolution unter den Hippologen hervorgebracht haben w�rden, indem sie bewiesen h�tten, dass wir von der ersten Pferde-Race in Nedjd bis jetzt noch nie etwas in Europa gesehen haben."" � Die Widerspr�che in den Berichten der verschiedenen Reisenden �ber den Werth und die Sch�nheit des arabischen Pferdes erkl�ren sich daraus, dass alle Die- jenigen, welche nicht tief in das Innere des Landes eingedrungen sind, kaum Gelegenheit erhielten, die edlen W�sten-Pferde kennen zu lernen; sie haben nur die gemeinen Thiere, welche zum Ackerbau und zum Lasttragen benutzt werden, vor sich gesehen. Da hingegen sind die anderen Reisenden gl�cklich genug gewesen, im Innern der W�ste Nedjd bei den Emirn und Sheiks wirklich hochedle Thiere der reinen Race in Augenschein zu nehmen, und diese M�nner entwerfen uns daher auch ganz andere, vortheilhaftere Bilder vom arabischen Vollblutpferde, als jene ersteren. � Wenn es fr�her � noch vor 10 und 15 Jahren � sehr schwer gewesen sein mag, in
das Innere Arabiens einzudringen, so ist es heute doch ungleich leichter selbst bis nach e Rigad oder el-Manfadjeh zu gelangen, und hier kann man von den goldliebenden Beduinen wirklich |
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DIE ARABISCHE RACE.
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sch�ne, edle Thiere zu verh�ltnissm�ssig niederen Preisen erwerben. Wir haben jedoch gar
nicht n�thig, bis dorthin zu gehen, sondern k�nnen viel bequemer � wenn auch etwas theurer � auf den Herbst-M�rkten von Damaskus unsere Eink�ufe machen. Die gewandten, israeli- tischen H�ndler kaufen in der W�ste ein- und zweij�hrige Fohlen (in der Regel Hengste) auf, und f�hren diese auf jene M�rkte, wo wir die f�r unsere Anspr�che passenden Thiere aus- w�hlen und mit uns nach Europa nehmen k�nnen. � Somit erkl�rt es sich denn auch, dass wir in der neuesten Zeit vielfach Gelegenheit erhalten haben, sch�ne Pferde der edlen ara- bischen Race vor uns zu sehen; man findet sie haupts�chlich in dem Circus der besseren Kunstreiter-Gesellschaften, auch nicht selten in der Hand solcher Reiter, welche es lieben, nicht nur ein sch�nes, sondern auch ein bequemes, williges, aber dennoch feuriges Ross zu reiten. Das hier abgebildete Pferd ist zur Zeit (Mai 1874) im Besitz eines hiesigen Gesch�fts-
mannes und kann ohne Zweifel als ein edler Original-Araber bezeichnet werden. In dem Nach- stehenden wollen wir versuchen, eine m�glichst eingehende Beschreibung der K�rpergestalt dieses sch�nen Repr�sentanten seiner Race zu liefern. Der Kopf ist kurz, breit und gewisser- massen viereckig, und was man trocken und fein nennt; besonders breit ist die schwach gew�lbte Stirn des Thieres, die Schnauze ist kurz und fein, die Kinnladen sind von mittlerer St�rke; der Nasenr�cken verl�uft hier in einer fast geraden Linie und ist in der Mitte nur wenig eingedr�ckt. Die Nasenl�cher oder N�stern sind gross und ger�umig und erweitern sich, sobald das Thier in Bewegung kommt, zusehends, und der Kopf erscheint dann noch ungleich sch�ner. Die grossen feurigen Augen mit schwarzen Augenwimpern sind eine ganz besondere Zierde f�r dieses Pferd. Die Ohren sind von mittlerer L�nge, sehr fein, leicht beweglich und an der Spitze ein wenig gebogen. Der Hals ist sch�n angesetzt; die feine, leichte W�lbung, mit welcher dieser in den Kopf �bergeht und welche bei dem vorstehenden Pferde gut wahr- zunehmen ist, finden wir bei keiner andern Race so sch�n wieder; es bekommt dadurch die Genickpartie eine herrliche Form. Die L�nge des h�bsch gebogenen Halses ist eine mittlere, nur hin und wieder kommen uns arabische Pferde mit sehr langem Halse vor. Wenn das Thier in Bewegung kommt, so richtet es den Hals und Kopf h�bsch auf, und erscheint dann noch um einige Centimeter h�her, als es in Wirklichkeit ist. � Es erleichtert diese Hals- und Kopfstellung die F�hrung und Z�gelung des Pferdes um ein Bedeutendes. Der LIals wird durch eine feine, langwallende M�hne sehr geziert; der Haarschopf, ebenfalls lang und fein, f�llt �ber die Stirn weit hinab. Die H�he des Widerristes ist betr�chtlich; er ragt breit und voll �ber die sch�n gestellten Schulterbl�tter hervor. Die Rippen sind tonnenf�rmig, tief herab gew�lbt; die Brust ist ebenfalls tief und ger�umig und der R�cken gerade, die Lenden sind kr�ftig gew�lbt und das Kreuz ist lang und oval. Durch die sanft gerundeten H�ften erh�lt die Kruppe sowohl von der Seite, als auch von r�ckw�rts die Sch�nheit ihrer normalen Gestalt. Die Flanken sind kurz und gef�llt, und nirgends Erh�hungen oder Ecken sichtbar, welche bei dem gemeinen Pferde h�ufig vorkommen. Der lange, feine Schweif ist hoch und frei angesetzt, wird hier, wie von allen edlen Thieren der Race, hoch getragen, welches wesentlich zur gef�lligen Gestalt des Thieres beitr�gt. Die Hinterbecken sind stark und breit, wie �berhaupt die Schenkel vorn und hinten sehr muskelkr�ftig sind und sich zu beiden Seiten der Keulen stark aufw�lben. Die Stellung der Sprunggelenke ist bei unserem Individuum ganz normal, bei manchen anderen Pferden dieser Race ein wenig enge, was aber dennoch die Thiere nicht am schnellen Laufen hindert. Die Bewegung der Schultern und vorderen Gliedmassen ist vorz�glich, diese selbst sind trocken, nervig und mit kr�ftigen Sehnen gut ausgestattet. Die Kastanien an der inneren Fl�che der vorderen Gliedmassen sind hier, wie |
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DIE ARABISCHE RACE.
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bei allen edlen Pferden dieser Race, sehr fein und zierlich. Die Fessel- und Hufgelenke sind
vorn und hinten untadelhaft, und wenngleich, sich sonst nicht selten bei dem Araber-Pferde lange Fesseln finden, so treten die Thiere dennoch nicht allzuscharf durch. Die kleinen, zier- lichen Hufe sind oval und von bester Hornmasse, so dass ein Beschlagen derselben �berfl�ssig erscheint. Die Gr�sse der Kohejlis ist verschieden; im Allgemeinen werden sie kaum 1,50 Meter hoch, doch kommen auch bisweilen Pferde vor, die bis zur Spitze des Widerristes 1,75 messen. Das hier abgebildete Pferd mass sogar 1,85 Meter. � Das Haar ist bei dieser Race von einer Feinheit, Weichheit, K�rze und einem seidenartigen Gl�nze, wie bei keiner andern Race der Welt. Die F�rbung der Haare ist sehr verschieden; Braune und F�chse kommen sehr h�ufig vor, doch am meisten Schimmel in den verschiedenen Nuancen. Die Grauschimmel sind sehr beliebt, mehr noch die Forellenschimmel mit kleinen rothgelben Flecken; Rappen kommen in Arabien �usserst sparsam vor; die Beduinen lieben diese F�rbung nicht und sollen die schwarz gef�rbten Fohlen t�dten (?) oder doch von der sp�teren Nachzucht ausschliessen. � Das hier abgebildete Pferd besitzt ein herrliches goldbraunes Haar mit tief schwarzer M�hne und eben- solchem Schweife. � Die Gelehrigkeit und Gewandtheit dieser Pferde ist un�bertrefflich; sie erlernen in der
k�rzesten Zeit die verschiedensten Kunstst�cke, besonders leicht das Apportiren. � In ihren verschiedenen Gangarten zeigen sie die gr�sste Gewandtheit, in allen Bewegungen aber die h�chste Eleganz. Im kurzen Galopp kommt ihr herrlicher K�rperbau so recht zur vollen Geltung, w�hrend sie uns im Trabe nicht immer befriedigen. Zur Bewahrheitung des eben Gesagten brauchen wir nur auf die Leistungen der arabischen Pferde in den Kunstreiterbuden von Renz und Anderen zu verweisen. Wenn andere Pferde nach schwerer Arbeit sehr bald erm�den und mit gesenktem Kopfe dastehen, so sehen wir hingegen bei dem edlen Araber eine fabelhafte Ausdauer, ja man m�chte sagen, derselbe erscheint erst nach der heftigsten Arbeit in voller Grazie; die Blutgef�sse, welche dicht unter der feinen Haut liegen, f�llen sich immer mehr und mehr mit Blut d. h. sie treten sch�rfer, deutlicher hervor; die derben Muskeln werden �fest wie Marmor" und das sch�ne Thier, dessen N�stern weit aufblasen, scheint vor unseren Augen davon fliegen zu wollen. Die grossen, lebendigen Augen treten aus dem edlen Kopfe hervor und spr�hen gleichsam Funken. Wenn ein so erregtes Ross von weisser gl�nzender Haar- und schwarzer Haut-Farbe ist � wie es nicht selten vorkommt � und die ganze Gestalt von der Sonne beschienen wird, so kann der Pferdefreund in der That keinen sch�neren Anblick haben; er nennt es dann mit Recht: ��das herrlichste Thier der ganzen Sch�pfung."" � Die Beduinen betreiben die Zucht ihrer Pferde mit gr�sster Sorgfalt; sie behandeln
dieselben mit Liebe und Nachsicht, wie sie denn auch fast niemals von der Peitsche Gebrauch machen. Das Pferd theilt mit seinem Besitzer das Zelt, und dessen Kinder spielen unbesorgt um das Thier herum. � In Folge dieser freundlichen Behandlung und des eigen- th�mlichen Verkehrs zwischen dem Menschen und diesem klugen, edlen Gesch�pfe, hat sich bei der Race eine grosse Sanftrnuth, Zutraulichkeit und ein gutartiger Charakter ausgebildet; das arabische Pferd folgt seinem Herrn auf den Zuruf oder Wink. � Die Futteranspr�che dieser Pferde sind im Orient sehr geringe; sie erhalten gew�hnlich
erst nach Sonnenuntergang eine kleine Portion Gerste mit geschnittenem Stroh, zuweilen auch wohl Durra und als Getr�nk 2 bis 3 Male am Tage Wasser; Kameel-Milch bekommen die Thiere hin und wieder einmal nach besonders grossen Strapazen, dann auch wohl Fleischbr�he, ja selbst getrocknetes Fleisch und Datteln. � Gut gehaltene Pferde erreichen ein sehr hohes Alter, oft 30 � 35 Jahre, und sind in ihrer Heimath nur wenigen Krankheiten ausgesetzt; |
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Frey tag, Hausthier-Racen. I.
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DIE ARABISCHE RACE.
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das Klima Arabiens ist f�r das leichte Pferd und dessen Z�chtung ohne Frage sehr g�nstig.
In den meist hoch gelegenen trockenen Landschaften, wo die edelsten Pferde der Race gezogen werden, finden sich sch�ne Weiden mit aromatischen, gesunden Kr�utern, welche dieser Thier- gattung besonders gut zusagen. An anderen Orten des Orients, z. B. in den L�ndern des unteren Nilthaies, wo die allj�hrlichen Ueberschwemmungen den Boden und die Luft lange Zeit im Jahre feucht erhalten, sind die Pferde von gr�berem, plumperem Gliederbau; ihre Knochen sind nicht so fest, weit schwammiger, als die der Pferde von der trockenen Hoch- ebene Arabiens oder Nubiens. Die nach Nubien eingef�hrten arabischen Pferde sollen sich dort nach Rosetti's Angaben sehr bald acclimatisiren, sich vorz�glich gut halten und eine sch�ne Nachzucht liefern. In Folge der Festigkeit der Extremit�ten, besonders der grossen Sehnenst�rke der arabischen Pferde findet man bei ihnen auch selten einmal Fehler an den Beinen und F�ssen. Ihr Knochenger�st ist von sehr harter, compacter Masse, die Markr�hre klein und die Knochensubstanz specifisch weit schwerer als die unserer heimischen Racen des Occidents. � Ueber die Bedeutung der Einmischung des arabischen Blutes in unsere ostpreussischen
und w�rttembergischen Pferdeschl�ge werden wir uns erlauben, sp�ter bei Beschreibung dieser Racen noch einige Mittheilungen zu machen, und schliessen dieses Capitel mit dem Wunsche, dass unsere vaterl�ndischen Zuchten, vor allem unsere Gest�ts-Verwaltungen in Besitz solcher arabischen Hengste kommen m�chten, welche nach Aussage sachverst�ndiger Hippologen als wirklich hochedle Pferde des besten Kohejli-Stammes der W�ste Nedjd bezeichnet werden k�nnen; mit der Nachzucht dieser Thiere w�rden dann auch unsere heimischen Pferdez�chter im Stande sein, dem Verlangen nach t�chtigen Exemplaren des leichten Reitschlages gerecht zu werden. � |
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Druck von Esckebacli * Schaefer, Leipzig
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Bessa rabier.
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