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Das
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Kehlkopf -Pfeifen
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der
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Pferde
(Hemiplegia laryngis)
und seine operative Behandlung-
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DK- H. MOLLER, V
Professor an der tliierärztl. Hochschule zu Berlin.
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STUTTGART.
VEELAG VON FERDINAND ENKE. 1888.
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Vorwort.
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In der vorliegenden Arbeit übergebe ich die Ergebnisse
meiner zum Zwecke der Heilung des Kehlkopfpfeifens der Pferde angestellten Versuche. Zwar sind diese für mich noch nicht abgeschlossen, und ich hoffe durch weitere Vervollstän- digung der Technik die Resultate der Operation in Zukunft noch günstiger zu gestalten. Allein bei dem allgemeinen In- teresse, welches den bisherigen Erfolgen der Operation ent- gegengebracht worden ist, und den vielfach ausgesprochenen Wünschen der Collegen, über die Ausführung desselben zuver- lässige Mittheilungen zu empfangen, habe ich mich gern ent- schlossen, schon jetzt das von mir eingeschlagene Heilverfahren bekannt zu machen. Erscheint dies doch um so mehr ge- rechtfertigt, als eine grosse Anzahl werthvoller Pferde durch das betreifende Leiden vollständig unbrauchbar oder durch die Tracheotomie nur in beschränkter Weise arbeitsfähig erhalten |
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wird. An die Herren CoUegen gestatte ich mir die Bitte zu
richten, mit ihren Erfahrungen in der nach meiner Methode unternommenen operativen Behandlung der Krankheit nicht zurückhalten zu wollen. Berlin im Juni 1888.
Möller.
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Einleitung.
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Bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts umfasste in der
Thierarzneikunde die Bezeichnung „Dampf oder „Dämpfig- keit" alle Krankheitszustände des Pferdes, welche mit einer in ihren Ursachen nicht näher bekannten Athembeschwerde verbunden waren. Als später aus dieser Gruppe diejenigen abgelöst wurden, welche sich durch ein mehr oder weniger lautes, schnaubendes, schniebendes, schnaufendes, pfeifendes Athmungsgeräusch zu erkennen geben, belegte man diese mit verschiedenen Namen, als: Pfeiferdampf, Hartschnaufig- keit, Kehlkopfpfeifen, Blasen, Pfeifen, auch wohl Lungenpfeifen. Ebenso wurden in Frankreich und Eng- land phonetische Bezeichnungen für diese Leiden gewählt; in Frankreich: sifflage, oder halley (von haieine = athmen), später cornage; in England: roaring, whistling, piping high-blowing. Das in Deutschland gebräuchliche „Roh- ren" ist offenbar aus dem englischen „roaring" corrumpirt. Diese Bezeichnungen fanden jedoch bei allen derartigen Krankheitszuständen Anwendung ohne Rücksicht auf die Natur derselben. Selbst F. Günther10) unterschied noch 1834 in seiner verdienstvollen Arbeit über diesen Gegenstand einen „temporären" und einen „habituellen" Pfeiferdampf. Mit den Fortschritten auf dem Gebiete der Krankheitslehre, mit der Vervollkommnung der Untersuchungsmethoden und ihrer Hülfsmittel lernte man jedoch auch diese Zustände bald trennen und beschränkte namentlich mit Rücksicht auf die |
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gerichtliche Thierarzneikunde die Bezeichnungen Pfeiferdampf,
Kehlkopfpfeifen u. s. w. auf jene Krankheitsprozesse, welche sich durch einen chronischen Verlauf auszeichnen und in der Regel unheilbar erweisen. In Frankreich fallen diese unter den Begriff „cornage chronique". Genügte dieser Sammelname auch pro foro, so musste doch wissenschaftlich und für die Zwecke der Therapie eine genauere Ermittelung der dem Leiden zu Grunde liegenden Krankheitszustände angestrebt werden. Durch F. Günther10) wurde diese Frage unter Aufstellung einer reichhaltigen Casuistik wesentlich gefördert und der Nachweis erbracht, dass das Kehlkopfpfeifen neben einer Reihe anderer Zustände durch halbseitige Lähmung der Kehl- kopfmuskeln bez. des Nervus recurrens verursacht werden kann. Diese Thatsache war indess schon früher bekannt. Nach den Angaben Colins48) benutzte schon Galen die Durch- schneidung der unteren Kehlkopfnerven bei Schweinen, um das Schreien derselben beim Schlachten zu verhindern. Nach- dem von Legallois 1812 die physiologische Bedeutung des Nervus recurrens mittelst Durchschneidung desselben festgestellt und von Magendie in seiner Physiologie anerkannt war, wurde man in Frankreich zuerst auf die Beziehung dieser Nerven- lähmung zum Kehlkopfpfeifen aufmerksam. Im Jahre 1825 veröffentlichte Dupuy8) einen Artikel über die verschiedenen Ursachen dieses Leidens, in welchem unter andern Beobach- tungen auch ein Versuch der Durchschneidung bez. Com- pression des Nervus vagus mitgetheilt und betont wurde, dass hierbei dieselben Störungen in der Athmung auftreten, wie bei der cornage chronique. Dupuy berichtet ferner über einen Tumor, der durch Druck auf den Nervus vagus vor dem Ab- gange des unteren Kehlkopfnerven dieses Leiden zur Folge gehabt hatte. Die Lähmung des Nervus recurrens wird ausdrücklich als Ursache der Athembeschwerde angegeben. In einer Anmerkung zu dem in Rede stehenden Artikel spricht Girard (Sohn), der Herausgeber der Zeitschrift, über gleiche BeobachtungenBouley's (des Jüngern) und erklärt, dass Bouley der erste Veterinär gewesen, welcher diese Lähmung als Ursache |
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des Kehlkopfpfeifens erkannt habe. Ohne Zweifel hat Godine4)
schon 1811 die mit der Recurrenslähmung verbundenen Ver- änderungen des Kehlkopfes an dem roarenden Hengste Ele- phant beobachtet. Godine sagt, die Ursachen des Kehlkopf- pfeifens bei dem Hengste bestanden: „dans Fetroitesse et l'immobilite tres distinctes des pieces cartilagineuses du larynx, qui n'offrait pas plus d'un centimetre de largeur d'un arithenoid ä l'autre." Hätte die Thierarzneischule in Alfort damals die Untersuchung des Hengstes nicht abgelehnt, so würde man wahrscheinlich schon früher eine bessere Einsicht in die Natur dieses Leidens erlangt haben. Im Jahre 1825 berichteten Vatel und Dupuy in ihrem Journal pratique de med. vet. über gleiche Beobachtungen und Versuche. Dupuy demon- strirte die Wirkung der Vagotomie beim Pferde und bezeichnete die hierbei auftretende Dyspnoe als identisch mit der cornage chronique; auch beschreibt derselbe die enge Stellung der Aryknorpel am Cadaver von Kehlkopfpfeifern. Im Februar 1833 bespricht Youatt9) im Veterinarian die
Atrophie der Kehlkopfmuskeln sowie die Verschiebung der Aryknorpel beim Kehlkopfpfeifen und führt diese ausdrücklich auf eine Lähmung des Nervus recurrens zurück, welche nach seiner Ansicht durch Geschirrdruck veranlasst wird. Youatt kannte allerdings die Arbeit der französischen Forscher. Gebührt hiernach Godine, Dupuy und Youatt die
Priorität der Veröffentlichung dieser Thatsache, so hat F. Günther10) dieselbe zweifellos auch schon im Jahre 1823 beobachtet und durch seine 1830 angestellten Versuche direkt nachgewiesen. Die Behauptung Zündeis 17), dass Günther die Versuche
Dupuys „viel später" einfach wiederholt habe, trifft daher nicht zu. Es ist zwar nicht unwahrscheinlich, dass auch Günther die in Frankreich über die Vaguswirkung gemachten Beobachtungen und Versuche nicht unbekannt waren, doch bleibt ihm das Verdienst, den Zusammenhang des Kehlkopf- pfeifens mit der Recurrenslähmung zuerst auf dem Wege des Experiments ausser jeden Zweifel gestellt zu haben. |
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Durch die Mittheilungen seines Sohnes K. Günther19)
wurde man zuerst auf die grosse Verbreitung der Recurrens- lähmung aufmerksam; 96°/o aller Kehlkopfpfeifer sind nach ihm mit diesem Leiden behaftet, eine Annahme, die der Wirk- lichkeit zum mindesten sehr nahe kommt. Es ist eine auf- fällige Thatsache, dass sich der Verlauf dieser Lähmung im Vergleich zu andern beim Pferde vorkommenden Nervenläh- mungen im allgemeinen sehr ungünstig gestaltet. Nur selten wird Heilung beobachtet. Lässt dieser Umstand einerseits auf die Aetiologie des Leidens beachtenswerthe Rückschlüsse zu, so wurde hierdurch andrerseits der Gedanke nahe gelegt, die Heilung desselben, beziehungsweise die Beseitigung der mit demselben verbundenen Dyspnoe auf operativem Wege anzu- streben. Vor nunmehr nahezu 25 Jahren hat K. Günther19) die ersten Versuche dieser Art unternommen, war indess mit den erzielten Resultaten selbst nicht zufrieden. Auch die nach seinen Angaben von Stockfleth und dessen Schülern ange- stellten Heilversuche auf dem Wege der Operation hatten nicht den erwünschten Erfolg. Das eingeschlagene Verfahren zeigte sich unzuverlässig. Bald war der Erfolg recht günstig, sehr häufig aber wurde nicht nur keine Heilung oder Besserung erzielt, sondern die Athembeschwerden erreichten nach der Operation zuweilen einen noch höheren Grad als vorher. Dieser Misserfolg war um so betrübender, als das Leiden
gerade bei werthvollen Pferden, namentlich dem englischen Vollblut und seinen Stammesverwandten häufig auftritt und die meisten derselben im hohen Masse entwerthet, manche geradezu werthlos macht. Bei der eminenten wirthschaftlichen Bedeutung der Frage
entschloss ich mich vor zwei Jahren, dieselbe wieder aufzu- nehmen und die Möglichkeit der Heilung auf operativem Wege von neuem zu versuchen. Die von mir erzielten Resultate sind nun dermassen günstig ausgefallen, dass ich mich veranlasst sehe, mein eingeschlagenes Verfahren hiermit der Oeffentlich- keit zu übergeben. Es geschieht mit dem Wunsche, von dem- selben nicht nur Kenntniss zu nehmen, sondern auch mit |
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Vertrauen an die Operation zu gehen. Doch will ich nicht
unterlassen, schon hier darauf aufmerksam zu machen, dass der Erfolg derselben in erster Linie von der recht sorgfältigen Ausführung abhängt. Zur Orientirung schicke ich daher einige Bemerkungen
über das in Rede stehende Leiden, sowie über das Operations- feld voraus, welche sich zum Theil aus eigenen Untersuchungen und Experimenten ergeben haben. |
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Anatomisch-Physiologisches.
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Der Kehlkopf (Larynx) wird von einem Knorpelgerüst
gebildet, welches die mit einer Schleimhaut ausgekleidete Kehlkopfshöhle (Cavum laryngis) umschliesst. Mit der Fig. 1.
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Kehlkopf des Pferdes von vorn und oben gesehen.
73 natürl. Grösse: LGk = linker Griesskannenknorpel (Aryknorpel). LSb = linkes Stimmband. Rachenhöhle steht diese durch die „obere Kehl köpf Öff-
nung" (aditus ad laryngem, introitus laryngis) in Verbindung, |
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welche die Gestalt eines gleichschenkligen Dreieckes besitzt,
dessen Basis die Epiglottis, dessen Schenkel die beiden Ary- knorpel und die Plicae aryepiglotticae bilden. Die Höhe dieser dreieckigen Oeffnung beträgt bei mittelgrossen Pferden 5 — 6 cm, ihre Basis 3—3,5 cm. Die untere Kehlkopföffnung (Glottis) zerfällt in
zwei Abtheilungen: die vordere (untere) wird von den beiden Stimmbändern begrenzt, welche die Stimmritze zwischen sich lassen (pars vocalis). Die Länge der Stimmritze beträgt beim Pferde im Ruhezustande der Stimmbänder 3—4 cm, die grösste Breite derselben 1,5—2 cm. Bei maximaler Erweiterung ver- breitert sich die Stimmritze um das Doppelte; auch nehmen die Stimmbänder bei ihrer Anspannung erheblich an Länge zu. Die hintere (obere) Abtheilung der Glottis (pars respira-
toria) wird von der medialen Fläche der Aryknorpel und von der Platte des Ringknorpels begrenzt, sie besitzt eine Breite von 2,5 cm. Die Innenfläche der Ringknorpelplatte ist von der Mitte
des Reifens (Medianschnitt der Kehlkopfhöhle) 6 cm entfernt. In der Frontalebene misst das Lumen des Ringknorpels 4 cm. Die gleichen Durchmesser der ersten Tracheairinge betragen 4 beziehungsweise 5 cm. Die Weite der beiden Kehlkopföffnungen hängt in erster
Linie von der Stellung der beiden Aryknorpel ab, welche man deshalb auch als Stellknorpel bezeichnet hat (Ludwig). Die- selben besitzen eine polygonale Gestalt mit einem Durchmesser von ca. 5 cm und werden durch eine Anzahl Muskeln in ihrer gelenkigen Verbindung mit dem Ringknorpel bewegt, so dass die Weite der Kehlkopföffnungen in letzter Linie von der Thätig- keit dieser Muskeln abhängig ist. Durch den hinteren Ring- giesskannenmuskel (M. crico-arytaenoideus posticus) wird der Aryknorpel nach oben und aussen bewegt, so dass sowohl der Aditus ad laryngem wie auch die Glottis sich vergrössert; sie werden daher auch als Abductoren bezeichnet. Findet gleichzeitig eine Contraction des Quergiesskannenmuskels statt, so trägt dieser zur Erweiterung der oberen Kehlkopföffnung bei. Die |
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Verengerung der beiden Kehlkopföffnungen erfolgt durch die
Thätigkeit der seitlichen Ringgiesskannen- und Schildgiess- kannenmuskeln, welche die Aryknorpel gegen einander und nach dem Centrum der Kehlkopfshöhle bewegen (Adductoren). Fällt nun durch Lähmung ihres motorischen Nerven
(N. recurrens) die Thätigkeit der Kehlkopfmuskeln aus, so presst der Druck der Inspirationsluft den Aryknorpel der be- treffenden Seite nach unten in die Kehlkopfhöhle und gegen den der andern Seite. Dringt durch die auf diese Weise ver- engerte obere Kehlkopföffnung die Inspirationsluft mit Gewalt in den Kehlkopf ein, so entsteht ein lautes Geräusch, in- dem der Aryknorpel wie die Zunge einer Pfeife wirkt (Kehl- kopfpfeifen). Schliesslich kann der Aditus ad laryngem voll- ständig verlegt und die Inspiration unterbrochen werden. So lange die Inspiration ruhig erfolgt, genügt in der Regel die Weite der oberen Kehlkopföffnung selbst bei Unthätigkeit der erweiternden Muskeln; wenn aber durch Bewegung des Thieres das Athmungsbedürfniss gesteigert wird, und die Menge der einströmenden Luft zunimmt, so übt ihr Druck diesen störenden Einfluss auf die Inspiration aus. Ueber die Innervation der Kehlkopfmuskeln sind schon
durch Vesal, Haller und Andere bis in die neueste Zeit Versuche angestellt; trotzdem kann diese Frage keineswegs als vollständig gelöst betrachtet werden. Wesentlich gefördert wurde dieselbe zwar durch die Experimente von Legallois33) und Magendie34). Der erstere stellte im Jahre 1812 die Bedeutung des N. recurrens und zwar mittelst Durchschneidung desselben fest. Von Magendie sind sodann die Innervations- verhältnisse des Kehlkopfes in den wesentlichsten Punkten richtig beschrieben. Nicht zutreffend war allerdings seine An- gabe, dass der N. recurrens nur die Erweiterer des Kehl- kopfes mit motorischen Fasern versorge, ein Irrthum, der sich selbst bis auf die neuere Zeit noch hie und da erhalten hat. Von Legallois wurde die Wirkung des N. recurrens bei jungen Hunden, Katzen und Kaninchen geprüft und festge- stellt, dass mit alleiniger Ausnahme des Ringschildmuskels |
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(M. crico-thyreoideus) sämmtliche Muskeln des Kehlkopfes von
demselben mit motorischen Fasern versehen werden. Bischoff und Long et zeigten sodann, dass diese Vagusfasern vom N. accessorius abstammen. Chauveau33) stellte durch seine Versuche auch für das Pferd fest, dass die Kehlkopfmuskeln mit Ausschluss des Ringschildmuskels vom N. accessorius beeinflusst werden. Demnach würde N. accessorius und N. recurrens in dieser Wirkung identisch sein, ein Umstand, dessen Bedeutung für die Frage des in Rede stehenden Leidens ebenfalls noch nicht hinreichend aufgeklärt ist. Der Ringschildmuskel soll nach Ansicht der Physiologen
vom N. laryngeus superior, nach den Angaben der Veterinär- Anatomen, namentlich Günther und Franck, vom ersten Halsnerven mit motorischen Fasern versehen werden. Zur Aufklärung dieser Frage habe ich bei Pferden Ver-
suche angestellt. Es wurde in der Narkose der erste Halsnerv in der Flügelgrube des Atlas und ebenso der Ringschildmuskel freigelegt. Letzterer reagirte ganz prompt auf jede elektrische Reizung des Halsnerven. Führte man durch das getrennte Ringschildband den Finger in den Kehlkopf ein, so konnte man bei jedesmaliger Reizung sowohl die Muskelcontraction wie auch die Annäherung des Reifes des Ringknorpels an den Schildknorpel deutlich fühlen. Auf eine gleiche Behandlung des N. laryngeus superior reagirten die Muskeln des Kehl- kopfes und namentlich auch der Ringschildmuskel absolut nicht. Hiernach ist also festgestellt, dass beim Pferde der Ringschildmuskel seine motorischen Fasern vom ersten Halsnerven und nicht vom Laryng. sup. em- pfängt. Sehr instructiv gestalten sich die elektrischen Reizungen
des N. recurrens nach Eröffnung des Kehlkopfes. Bringt man die Elektroden mit dem centralen Stumpfe des durch- schnittenen N. recurrens oder mit dem peripheren des Vagus in Berührung, so kann man sich von der Thatsache leicht überzeugen, dass der N. recurrens sämmtliche Kehlkopfmuskeln mit Ausnahme des Ringschildmuskels beeinflusst. Die heftigen |
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Bewegungen der Aryknorpel sieht man direkt, während der
in die Stimmtasche eingeführte Finger sich leicht von der energischen Contraction der seitlichen Ringgiesskannen- und Schildgiesskannenmuskeln überzeugen kann. Während der N. recurrens für alle Kehlkopfmuskeln
mit Ausnahme des Ringschildmuskels die motorischen Fasern liefert, dient der N. laryngeus superior der Empfindung und führt zugleich trophische Fasern. Die Bedeutung desselben als Empfindungsnerv wird von Niemand bezweifelt, dagegen ist über den Gehalt an trophischen Fasern bisher Genaueres nicht bekannt. Wie allgemein angenommen wird, reguliren die motorischen Fasern zugleich die Ernährungsverhältnisse in den Muskeln; so auch hier. Ich glaube indess aus meinen Versuchen folgern zu können, dass diese Ansicht nicht zutrifft. Bei zwei Pferden, welche frei von jeder Dyspnoe waren, wurde der N. laryngeus superior vor seinem Eintritt in den Kehl- kopf an einer Seite durchschnitten. Die Operation gestaltet sich einfach, wenn man den Nerv da aufsucht, wo er über die Schlundkopfmuskeln läuft. Doch empfiehlt es sich, in der Narkose zu operiren, um nicht durch die Schluckbewegungen des Thieres gestört zu werden. Nach der Durchschneidung des N. laryngeus superior einer Seite traten äusserlich keinerlei Störungen hervor. Die Nahrung wurde regelmässig aufge- nommen, auch zeigten die Thiere keine Spur von Kehlkopf- pfeifen. Das eine der beiden Versuchspferde war über das mittlere
Lebensalter hinaus und wurde 6 Wochen nach der Operation getödtet, nachdem zuvor die Abwesenheit von dyspnoetischen Erscheinungen auch während der Bewegung constatirt war. Bei der Section wurden sämmtliche Kehlkopfmuskeln der betreffenden Seite im Zustande ausgesprochener Atrophie angetroffen. Ihre hellere Farbe wie auch die Abnahme des Umfanges liess darüber keinen Zweifel. Auch zeigten sich am N. laryngeus superior degenerative Vorgänge, während am N. recurrens nichts Abnormes zu erkennen war. Das zweite in den mittleren Lebensjahren stehende Pferd
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wurde 41/« Monate nach derselben Operation getödtet. Obgleich
auch bei ihm die Abwesenheit des Kehlkopfpfeifens bis kurz Tor dem Tode constatirt worden war, ergab die Section hoch- gradige Atrophie der Kehlkopfmuskeln an der operirten Seite. Nach dem Ergebniss dieser Versuche muss die
Gegenwart trophischer Fasern im N. laryngeus superior anerkannt werden. Ist diese Schlussfolgerung in physiologischer Hinsicht von Interesse, so ergiebt sich aus j dem Auftreten der Atrophie die beachtenswerthe Thatsache, dass diese allein die Gegenwart des Kehlkopfpfeifens nicht j beweisen kann. Bei ruhigem Athmen ist die Function in den Kehlkopf-
muskeln nur schwach. Nach Spaltung des Ringknorpels mit dem Ringschildbande und der ersten Tracheairinge überzeugt man sich hiervon bald. Die Aryknorpel und Stimmbänder stehen fast vollständig still; durch die natürliche Spannung in den Muskeln wird, wie schon K. Günther beobachtete, eine mittlere Weite der Kehlkopföffnungen erzielt. Bei tiefer, forcirter Respiration treten jedoch die erweiternden Muskeln in Thätigkeit und bewirken während der Inspiration durch Hebung und Seitwärtsstellung der Aryknorpel eine Erweiterung beider Kehlkopföffnungen. Die Verengerer des Kehlkopfes scheinen in erster Linie beim Schluckact, beim Husten und zum Zwecke der Stimmbildung in Function zu treten. Berührt man an dem gespaltenen Kehlkopfe mit dem Finger die Stimm- bänder oder die oberen Abschnitte der Aryknorpel, so tritt regelmässig eine Schluckbewegung ein, gefolgt von einer tiefen Inspiration mit lebhafter Verschiebung der Aryknorpel gegen die Mittellinie der Kehlkopf höhle.- Schon Günther machte diese Beobachtung, die um so beachtenswerther ist, als man sich hierbei überzeugt, ob und an welcher Seite Lähmung besteht. Der Knorpel an der gelähmten Seite bleibt dabei un- beweglich. Auch bei diesem Versuche gewinnt man zugleich einen Einblick
in den Vorgang des Schluckens. Während hierbei der ganze Kehl- kopf nach oben bewegt und durch die Thätigkeit der Verengerer des- |
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selben die obere Kehlkopföffnung nahezu geschlossen wird, legen sich
'starke Palten der Rachenschleimhaut auf den Aditus ad laryngem. Sehr deutlich konnte dieser Modus des Verschlusses durch die Rachenschleim- haut von mir bei einem Pferde beobachtet werden, bei dem beide Ary- knorpel resecirt waren. Auch erklärt dieser Vorgang die Thatsache, dass nach Exstirpation eines oder selbst beider Aryknorpel schon nach wenigen Tagen das Schlucken nicht mehr gestört ist. Doch auch der Kehldeckel bleibt bei dem Schluckacte nicht un-
thätig, sondern legt sich während dieses Vorganges gegen die Kehl- kopföffnung, aber nicht direkt, sondern auf die Schleimhautfalten. Führt man die Hand in die Rachenhöhle und regt durch Berührung des Kehlkopfes einen Schluckact an, so lässt sich diese Bewegung der Epiglottis deutlich fühlen. Bei dem Versuche, sie hierbei zu fixiren, entgleitet sie regelmässig dem Finger. Auch die unteren, der Trachea zugewendeten Abschnitte der Ary-
knorpel werden beim Schluckact an einander gelegt, wie man sich durch Einführung eines Fingers in den zum Zwecke der Operation ge- öffneten Kehlkopf des Pferdes während des Tränkens überzeugt. Im Moment des Schluckens wird der Finger von beiden Seiten durch die Knorpel energisch gepresst. Ebenso lassen sich diese Bewegungen mit dem Auge verfolgen. Die Innervation des Kehlkopfes erfolgt also hauptsächlich
durch den Vagus, und zwar so, dass vom N. laryngeus superior die sensiblen und trophischen, vom N". recurrens die motorischen Fasern stammen. Lähmung der letzteren veranlasst jenes Leiden, das als „Kehlkopfpfeifen" bezeichnet und beim Pferde nur selten durch anderweitige krankhafte Zustände am Larynx hervorgerufen wird. Anatomischer Befund.
Mit Ausnahme der wenigen Fälle, in denen Laryngo-
stenosen durch Tumoren und chronisch entzündliche Prozesse an den Aryknorpeln oder in der Schleimhaut und dem laringea- len Bindegewebe angetroffen werden, ergiebt die Obduction beim Kehlkopfpfeifen stets eine mehr oder weniger ausgebil- dete Atrophie der Kehlkopfmuskulatur der gelähmten Seite, und zwar fast immer der linken. Mit alleiniger Ausnahme des Ringschildmuskels, der, wie K. Günther bereits hervor- |
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gehoben, oft ungewöhnlich stark entwickelt erscheint (com-
pensatorische Hypertrophie), haben sämmtliche Muskeln der leidenden Seite eine mehr oder minder beträchtliche Abnahme ihres Umfanges erfahren und erscheinen heller gefärbt als an der gesunden Seite. Zuweilen lässt sich kaum noch Muskel- substanz in ihnen nachweisen. Obgleich schon F. Günther10) die Ausbreitung der
Atrophie auf die sämmtlichen Muskeln mit alleiniger Ausnahme des Ringschildmuskels nachgewiesen hat, wird selbst von neueren Autoren noch irrthümlich behauptet, dass nur die Erweiterer des Kehlkopfes von der Atrophie betroffen seien. Wäre dies der Fall, so würde die Dyspnoe wahrscheinlich noch viel stärker sein. Die Muskelatrophie entspricht in fast allen Fäl-
len von Kehlkopfpfeifen genau dem Verbreitungs- bezirke des N. recurrens. Nur selten findet sich doppel- seitige Atrophie, und dann an der einen — in der Regel rechten — Seite weniger ausgebildet. Bei den meisten Kehlkopfpfeifern ist die Atrophie nur
unvollständig und spricht sich am deutlichsten an den hinteren Ringgiesskannenmuskeln aus. Offenbar liegt dies zum Theil in dem grössern Umfange derselben im gesunden Zustande begründet; je stärker der Muskel, um so auffälliger muss sich an ihm die Atrophie zu erkennen geben. Möglicherweise wirken hierbei noch andere Umstände mit. So wurde von Rosenbach51) zuerst darauf aufmerksam
gemacht, dass bei der Recurrenslähmung der Menschen stets zuerst die Erweiterer und erst im weiteren Verlaufe die Ver- engerer der Stimmritze functionsunfähig werden. Diese von den meisten Laryngologen bestätigte Annahme hat zwar ver- schiedene Deutungen erfahren, findet indess eine Unterstützung in der Thatsache, dass auch bei andern Nervenlähmungen die Beuger oft viel später ihre Functionsfähigkeit verlieren als die Strecker. Auch erlischt nach den Versuchen von Semon- Horsley51) die elektrische Erregbarkeit am ausgeschnittenen Kehlkopfe in den hinteren Ringgiesskannenmuskeln früher als in den übrigen. Möller, Kehlkopfpfelfen der Pferde. 2
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Zuweilen erscheint die Degeneration nicht gleichmässig
über den ganzen hinteren Ringgiesskannenmuskel verbreitet, sondern an einzelnen Partien desselben auffälliger, so dass es den Eindruck macht, als ob es sich um partielle Lähmung des Muskels handele. Möglicherweise bestehen solche und üben auf den Grad der Dispnoe einen Einfluss aus, doch darf nicht übersehen werden, dass die lateralen Abschnitte des Muskels grössere Mengen Sehnengewebe enthalten, wodurch die degenerativen Prozesse hier weniger auffällig erscheinen können als an den medialen Abschnitten. Leblanc47) glaubt, dass solche partielle Lähmungen der Muskeln bestehen können, ohne dass hierdurch Kehlkopfpfeifen veranlasst wird. Es muss die Möglichkeit zugegeben werden, dass auch par-
tielle Lähmungen des Recurrens vorkommen. Beim Menschen sind solche nachgewiesen. Ziemssen51) konnte bei peri- pheren Leitungslähmungen, bei denen im Leben nur einzelne Muskeln gelähmt gefunden wurden, post mortem eine par- tielle, auf einzelne Nervenbündel beschränkte Degeneration constatiren. In dem Masse die Muskelelemente schwinden, tritt das
Perimysium mehr hervor und verleiht dem gelähmten Muskel eine hellere Farbe. Bei hochgradiger Atrophie findet Fett- anlagerung in demselben statt, wodurch zuweilen ein gelbliches Aussehen veranlasst wird. Eine absolute Zunahme des Peri- mysiums, wie sie durch chronische Myositis entsteht, habe ich dagegen niemals angetroffen. Die mikroskopische Untersuchung der Muskeln ergiebt
die bekannten Erscheinungen der Degeneration. Die Muskel- elemente sind schmäler, ihre Querstreifung undeutlich oder ganz verschwunden, ihr Inhalt zeigt körnige oder fettige De- generation unter Vermehrung der Muskelkerne. Der Befund entspricht also im ganzen dem, was in Folge
andauernder Inactivität auch in andern Muskeln angetroffen wird, ein Umstand, der auf den secundären Ursprung der Lähmung hinweist und gegen die Ansicht spricht, dass es sich um eine myopathische Lähmung handelt. |
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Auch an dem IST. recurrens bestehen degenerative Pro-
zesse, wie sie nach längerem Bestehen von Lähmungen beob- achtet werden. Zerfall der Markscheide, später auch des Achsen- cylinders und Vermehrung der Kerne in der Schwann'schen Scheide. Der Nerv verliert dabei an Umfang und nimmt eine hellere Färbung an. Als Folge der Lähmung tritt Schiefstellung des Ary-
knorpels ein. Derselbe liegt an der gelähmten Seite tiefer, |
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Kehlkopf eines Pferdes mit linksseitiger Recurrenslähmung
und Muskelatrophie. '/3 natiirl. Grösse. HRGM = hinterer Ringgiesskannenmuskel. QGM = Quergiesskannenmuskel. LGK = linker Giesskannenknorpel. LSb = linkes Stimmband. und sein oberer Rand nähert sich dem der andern Seite, so
dass der Aditus ad laryngem verkleinert wird und eine asy- metrische Form annimmt. Mit dem Herabsinken des Stimmbandfortsatzes des Ary-
knorpels rückt auch das Stimmband nach unten und gegen die Medianebene des Kehlkopfes, so dass zugleich die Pars vocalis der Glottis verengt wird (Fig. 2). Diese Abweichung |
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steht im allgemeinen in gradem Verhältnisse zur Höhe der
während des Lebens beobachteten Athembeschwerde und richtet sich theils nach dem Grade der Lähmung, theils aber nach dem Lebensalter, in welchem das Leiden auftrat (vergl. klini- schen Befund). Eine bestimmte Ursache der Lähmung liefert der anato-
mische Befund nur selten. Abgesehen von den wenigen Fällen, in denen durch Tumoren, vergrösserte Lymphdrüsen oder anderweitige Anschwellungen ein Druck auf den Recurrens oder Vagus ausgeübt wurde, hat die Section bisher nur selten näheren Aufschluss über die ursächlichen Momente des Leidens gegeben. Jedenfalls Hessen sich durch genauere Untersuchung bei der Obduction in dieser Frage werthvolle Aufklärungen gewinnen. Zu den seltenen Ursachen des Kehlkopfpfeifens gehören Tumoren in der Rachenhöhle, im Larynx oder in der Trachea. F. Günther10) fand einen Polypen, Dupuy6) eine Fractur des Aryknorpels; in einem andern Falle war Wuche- rung und Verknöcherung desselben eingetreten. Besnard und Degive46) trafen Tumoren am Kehldeckel an. Aehnliche Befunde hat die Literatur in grosser Zahl aufzuweisen. Sie sind indess hier ohne besondere Bedeutung. Als Beitrag zu den seltener beim Kehlkopfpfeifen angetroffenen
pathologischen Veränderungen mögen folgende von mir aufgenommene Befunde hier noch Platz finden. Eine 6jährige Stute war allmälig in hohem Grade am Kehlkopf-
pfeifen erkrankt, so dass schliesslich bereits bei langsamer Schrittbewegung hochgradige Dyspnoe eintrat. Der Kehlkopf zeigte bei der manuellen Untersuchung einen ungewöhnlich geringen Umfang und geringe Elasti- cität. Bei der von mir vorgenommenen Operation erschien nach Spaltung des Ringknorpels und des Ringschildbandes die Kehlkopfhöhle unge- wöhnlich eng. Die Aryknorpel machten selbst b^i tiefer Inspiration nur schwache Bewegungen, und zwischen beiden war nur noch eine schmale Spalte, in welche kaum ein Finger eindringen konnte. Ich resecirte beide Aryknorpel und fand namentlich die oberen
Abtheilungen desselben gegen ihre mediane Fläche verbogen. Das Perichondrium war stark verdickt, die Knorpel selbst waren mit binde- gewebigen Wucherungen durchsetzt. Einen ähnlichen Befund theilte Dupuy 6) von einem Hengste mit,
der in so hohem Grade an „Asthma" litt, dass man sich entschloss, |
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ihn zu tödten. Auch wurde in neuester Zeit ein gleicher Fall von mir
beobachtet. In einem dritten Falle stellte ich bei der Einleitung der Operation
eine hochgradige Stenose des Kehlkopfes durch chronisch entzündliche Prozesse im laryngealen Bindegewebe in einem [solchen Umfange fest, dass von einem weiteren Vorgehen Abstand genommen werden musste. Das Pferd gelangte später zur Section, welche die Diagnose bestätigte. Klinischer Befund.
Die klinischen Symptome des Kehlkopfpfeifens gestalten
sich nach dem Grade der Lähmung und ihrer Ausbreitung so- wie nach einigen andern Umständen ausserordentlich verschie- den. F. Günther10) unterschied hochgradiges, massiges und geringgradiges Roaren. Es lassen sich drei Gruppen von Er- scheinungen trennen: 1. die Dyspnoe,
2. die Eigenthümlichkeit des Hustens und
3. das Ergebniss der Localuntersuchung.
Die Dyspnoe giebt sich als ein inspiratorisches Stenosen-
geräusch (Stridor) zu erkennen und lässt sich in der Regel nur bei der Bewegung der Thiere nachweisen. Bei sehr hoch- gradigem Pfeiferdampf tritt dieselbe schon im Stande der Ruhe hervor, wenn das Pferd zu einer plötzlichen und tiefen Inspiration veranlasst wird. Man erreicht dies durch einen unverhofften Schlag gegen die Brust des Thieres. Demselben Umstände verdankt der brummende Ton beim Husten seine Entstehung. Mit Sicherheit lässt sich das Leiden in der Regel erst
bei der Bewegung feststellen. Bald treten die Erscheinungen schon im Trabe, bei vielen Pferden aber erst in der Galopp- bewegung hervor, wenn der Kopf hinreichend beigezäumt wird. Bei der forcirten Inspiration übt der grössere und schnellere Luftstrom einen Druck auf den Aryknorpel aus, welcher in Folge der mangelhaften Thätigkeit des hinteren Ringgiesskannen- muskels diesem Drucke nicht Widerstand leistet, sondern durch |
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denselben nach unten in den Kehlkopf hinein und gegen den
der andern Seite gedrängt wird. Auf diese Weise tritt eine mehr oder weniger starke Verengerung der oberen Kehlkopf- öffnung, des Aditus ad laryngem ein. Die untere Kehlkopf- öffnung, die Glottis, ist bei dieser Behinderung der Inspira- tion nicht direkt und nur insofern betheiligt, als das Stimm- band der gelähmten Seite nicht mehr mit dem Aryknorpel an die Kehlkopfwand gedrängt wird. Dass aber nicht in der Glot- tis das Inspirationshinderniss liegt, lässt sich nach der Laryngo- fissur leicht erkennen und geht auch aus dem Umstände her- vor, dass durch Entfernung der Stimmbänder einschliesslich der Stimmtasche die Dyspnoe nicht beseitigt werden kann. K. Günther hat dies durch ßesection derselben nachgewiesen, und ich kann solches auf Grund eigener Versuche bestätigen. Die Entfernung des Stimmbandes der gelähmten Seite bewirkt in der Regel sogar eine Verstärkung der Dyspnoe, weil der Aryknorpel durch dasselbe fixirt wird und nach dem Ab- schneiden des Bandes noch tiefer in den Larynx hinabsinkt. Hierdurch trifft die aus der Menschenheilkunde übertragene Ansicht für das Pferd nicht zu, dass die inspiratorische Dys- pnoe bei der halbseitigen Kehlkopflähmung durch Aufblähung der Stimmtasche entstehe, eine Ansicht, der sich in neuerer Zeit nur Goubaux40) noch angeschlossen hat. Im übrigen ist die Pars respiratoria der Glottis beim Pferde so geräumig, dass dieselbe bei freier oberer Kehlkopföffnung genügen würde, um die nöthige Luftmenge der Trachea zuzuführen. Nach dem Grade der so entstandenen Insuffizienz des Aditus ad laryngem gestaltet sich das die Dyspnoe begleitende Inspira- tionsgeräusch verschieden. Bei geringer Ausbildung dieses Hindernisses entsteht nur in forcirter Gangart (Galopp) und bei entsprechender Beizäumung des Pferdes ein etwas lautes laryngeales Inspirationsgeräusch, welches phonetisch als „ chie- mend" bezeichnet wird. Wird die Bewegung fortgesetzt, so geht dieses Geräusch in einen mehr oder weniger deutlichen pfeifenden, zuweilen flötenden Ton über. In höheren Graden des Leidens wird das Inspirationsgeräusch schnaubend, schnar- |
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chend, nicht selten kreischend, wobei das Maul zuweilen weit
geöffnet und der Rücken des Thieres durch die heftigen Actio- nen der Respirationsmuskeln auf und nieder bewegt wird. Die Nüstern öffnen sich trompetenförmig bei jeder Inspiration, und es können selbst Erscheinungen der Suffocation auftreten, wenn die Bewegung fortgesetzt wird. Wirkliche Erstickung tritt jedoch selten ein, weil die Thiere schliesslich ausser Stande sind, sich weiter fortzubewegen, womit die Athemnoth nachlässt. Diese Verschiedenheiten in der Dyspnoe sind theils von
dem Grade und der Ausbreitung der Lähmung, theils von dem Auftreten derselben in verschiedenem Lebensalter ab- hängig. Stellt sich bereits in früher Jugend eine vollständige Paralyse des N. recurrens ein, so nimmt die Dyspnoe in der Regel einen höheren Grad an, weil sowohl der Aryknorpel wie auch die Muskeln grössere Nachgiebigkeit besitzen, da- her dem Drucke der Inspirationsluft leichter nachgeben, wo- durch der Aryknorpel tief in den Larynx hinabsinkt. Bei älteren Pferden dagegen wird diese Dislocation durch die grössere Rigi- dität der Muskeln und des Knorpels beschränkt, zumal im höheren Alter der Thiere der Aryknorpel an seinem Muskel- fortsatze in der Regel mehr oder weniger verknöchert. Mög- licherweise handelt es sich in solchen Fällen nicht nur um incomplete, sondern auch um partielle Lähmungen der Mus- kulatur beziehungsweise des N. recurrens (S. 20). Besonders hochgradig erweist sich die Dyspnoe bei doppel-
seitiger Recurrenslähmung; oft sind die Thiere ausser Stande Schrittbewegungen auszuführen. Bei unvollständiger Lähmung stuft sich die Athembeschwerde in weiten Grenzen ab; bald tritt dieselbe schon im Trabe, bald erst im forcirten Galopp hervor. Häufig ist eine der Gebrauchsart entsprechende Bei- zäumung erforderlich, um den Inspirationston hörbar zu machen. Bei temperamentvollen Pferden und künstlicher Aufregung der Thiere stellt sich derselbe frühzeitiger ein; bei Reitpferden namentlich auf kräftigen Schenkeldruck. Turner11) empfiehlt plötzliche Wendungen bei der Untersuchung, Youatt9) den Gebrauch der Peitsche. Diese Mittel rufen forcirte Inspirations- |
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bewegungen hervor und bewirken zugleich eine stärkere Bei-
zäumung. In Bezug auf die graduellen Verschiedenheiten der Stö-
rungen des Athmens bleibt indess noch manches unaufgeklärt. Im allgemeinen entspricht der Grad der Dyspnoe der Aus- bildung der Lähmung, doch habe ich nicht selten vollständigen Stillstand des Aryknorpels bei geringer Dyspnoe, und bei aus- gesprochenem Inspirationsgeräusche verhältnissmässig weniger abgeschwächte Bewegungen des Knorpels beobachten können. Spielt auch die Zeit der Entstehung, wie angegeben, hierbei eine Rolle, so müssen doch noch andere Factoren betheiligt sein, die sich unserer Beurtheilung bisher entzogen haben. Nicht ohne Einfluss scheint mir in dieser Frage der anatomische Bau des Kopfes und Halses zu sein. Bei fleischigem, starken Halse und engen Ganaschen pflegt der Effect der Paralyse grösser zu sein als bei den entgegengesetzten Bildungen, ein Umstand, der zugleich für die Prognose Beachtung verdient (Seite 62). In der Regel wird durch Beizäumung mit Wen- dung des Kopfes (Abbiegen) nach der rechten Seite das Roaren deutlicher als bei gleicher Richtung des Kopfes nach links. Diese Erscheinung findet ihren Grund in dem Umstände, dass die Lähmung fast stets links besteht. Durch das „Abbiegen" nach links wird der Aryknorpel der nicht gelähmten Seite freier und kann daher für den andern mit eintreten, während die Wirkung des rechten hinteren Ringgiesskannenmuskels durch die Kopfstellung nach rechts beeinträchtigt wird. Unter nicht näher bekannten Umständen wird ausnahmsweise auch das Gegentheil beobachtet. Von Exner41) u. A. ist behauptet worden, dass im Ver-
laufe des Kehlkopfnerven häufig individuelle Abweichungen vorkommen. Nach ihm soll zuweilen ein Uebertritt von Fasern des N. recurrens nach der andern Seite stattfinden. Mandel- stamm44) will solche beim Kaninchen, Weinzweich44) auch beim Menschen gefunden haben. Ob diese Abweichungen auch beim Pferd vorkommen und für die Erklärung der graduellen Verschiedenheiten in der Störung des Athmens beim Kehlkopf- |
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pfeifen in Anspruch genommen werden können, bleibt weiteren
Forschungen überlassen, festzustellen. Die von Exner in Bezug auf die Innervation der hinteren Ringgiesskannenmuskeln beim Kaninchen gefundene Inconstanz — bald bewirkte die Durch- schneidung des N. recurrens ausgesprochene Degeneration der- selben, bald blieb diese aus — trifft für das Pferd nicht zu. Die vielfältig, auch von mir vorgenommene Neurotomie des unteren Kehlkopfnerven hatte stets eine je nach dem Alter der Lähmung mehr oder weniger ausgesprochene Atrophie der Muskeln zur Folge. Die Ergebnisse der an andern Thieren angestellten Versuche können daher nicht ohne weiteres zur Erklärung dieser Frage verwerthet werden. Mit dem Aufhören der Bewegung des Pferdes verliert sich
das Stenosengeräusch mehr oder weniger schnell. Es richtet sich dies in erster Linie nach dem Grade des Leidens. Bei geringgradiger Erkrankung sistirt dasselbe schon nach wenigen Augenblicken, bald hält es wohl eine halbe Minute an; selten dauert es länger. Auch bei totaler und beiderseitiger Lähmung hört das laute Athmen in der Regel schon nach 1—2 Minuten auf. Der laute Inspirationston lässt sich durch th eil weisen Ver-
schluss der Nasenlöcher des Pferdes zum Verschwinden bringen. Legt man die Hand so auf die Nase, dass die beiden Nüstern etwas verengt werden, so verschwindet der Ton, kehrt aber nach Entfernung der Hand oft wieder. Diese Erscheinung ist auf die Abschwächung des Inspirationsstromes zurückzuführen, dessen Druckwirkung den Verschluss der oberen Kehlkopf- öffnung zur Folge hat. Schon Spooner11) versuchte eine solche Wirkung mit Hülfe des Nasenriemens zu erzielen, um auf diese Weise das Roaren sowie die Dyspnoe zurückzuhalten, ein Verfahren, das später sowohl zur Erhaltung der Arbeits- kraft der Pferde als auch zum Zwecke der Verheimlichung dieses Leidens zuweilen Anwendung gefunden hat. Gesteigert wird dagegen der pfeifende Ton durch Druck auf den Kehl- kopf; darüber später. Mit seltener Ausnahme ist das in Folge von Recurrens-
lähmung entstandene Kehlkopfpfeifen nur bei der Inspiration zu |
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vernehmen, zuweilen findet sich auch ein Exspirationsgeräusch.
Unter welchen Umständen dieses auftritt, scheint nicht ganz klar, doch ist mir namentlich bei älteren Pferden ein brummen- des oder schnarchendes Exspirationsgeräusch öfter vorge- kommen, wenn der Aryknorpel vorgeschrittene Ossification zeigte. Möglicherweise giebt der Knorpel in Folge seiner Rigi- dität das Hinderniss ab. Bei Laryngostenosen durch chronisch entzündliche Prozesse oder Tumoren im Kehlkopfe oder in der Trachea wird dagegen oft ein Exspirationsgeräusch beob- achtet. Bei Tumoren in der Luftröhre pflegt das Athmungs- geräusch bei der Exspiration sogar bedeutender zu sein als bei der Inspiration, weil die Trachea bei der ersteren eine Verengerung, bei der letzteren eine Erweiterung erfährt. — Mit der hörbaren Dyspnoe verbindet sich in der Regel eine Störung im Rhythmus des Athmens. Je nach der Grösse des Hindernisses im Kehlkopfe wird die Inspiration nicht nur er- schwert, sondern auch verlangsamt und verlängert, so dass die Zeitdauer der Inspiration das Doppelte und selbst Dreifache der Exspiration betragen kann. Diese Störung im Rhythmus des Athmens tritt jedoch in der Regel nur bei hochgradiger Er- krankung und nach grösserer Anstrengung der Thiere deutlich hervor. Dass die andauernd behinderte Inspiration zu einer ab-
normen Steigerung der Athmungsfrequenz führen muss, liegt auf der Hand. Nur bei sehr hochgradiger Dyspnoe kann die Inspiration dermassen verlangsamt sein, dass eine Zunahme in der Frequenz hierdurch verhindert wird. Die grössere Frequenz des Athmens kann indess durch Lungenemphysem veranlasst sein. In solchen Fällen steht die Dyspnoe mit dem In- spirationsgeräusch in keinem Verhältnisse, überdauert dieses auch auf längere Zeit und trägt die bekannten Erscheinungen des Lungenemphysems an sich. Im ganzen ist jedoch die Complication der Recurrenslähmung mit Lungenemphysem nicht häufig, weil die erschwerte Inspiration weniger geeignet er- scheint, Emphysembildung in den Lungen hervorzurufen, als forcirte Exspiration. Die von der Recurrenslähmung abhängige |
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Athmungsfrequenz verschwindet in der Ruhe bald wieder;
das Athmen beruhigt sich hierbei in der Regel in 3—5 Mi- nuten vollständig. Es darf indess nicht unbeachtet bleiben, dass die Beruhigung des Athmens nach grösseren körper- lichen Anstrengungen stets mehr oder weniger verzögert wird. Die Untersuchung erfolgt am zweckmässigsten unter den-
selben Umständen, unter denen das Pferd zu arbeiten gewohnt ist. Reitpferde werden am besten geritten, Wagenpferde je nachdem im leichten oder schweren Zuge geprüft. Doch ge- nügt in der Regel auch die Bewegung an der Longe. Bei phlegmatischen Pferden ist der Gebrauch der Peitsche, bei Reitpferden der Schenkel zu empfehlen und darauf zu achten, dass die Kopfstellung der Verwendungsart entspricht (Seite 30). Der Husten zeigt bei hochgradigen Kehlkopfpfeifern eine
Eigenthümlichkeit, welche durch den mangelnden Verschluss der Glottis bedingt wird. Derselbe erfolgt mit offener Stimm- ritze und erlangt eine gewisse Aehnlichkeit mit einer forcirten Exspiration. Es entleert sich plötzlich ein starker Luftstrom (phonatorische Luftverschwendung Ziemssen). Auf diese folgt nothwendig eine tiefe und beschleunigte Inspiration, wobei sich zuweilen durch schlotternde Bewegung des er- schlafften Stimmbandes, der Aryknorpel und Weichtheile an der oberen Kehlkopföffnung ein chiemendes, schlotterndes oder brummendes Geräusch zu erkennen giebt. Pferdehändler sind in manchen Gegenden besonders geübt in dieser Untersuchung und bezeichnen Kehlkopfpfeifer hiernach wohl als „Brummer". Ein gleiches Geräusch verräth das Leiden zuweilen schon im Stande der Ruhe, wenn nämlich eine forcirte, tiefe Inspiration erfolgt. Doch sei bemerkt, dass das Fehlen dieser Symptome keines- wegs die Abwesenheit des Leidens garantiren kann, denn bei geringer Entwickelung desselben wird die beschriebene Eigen- thümlichkeit des Hustens oft vermisst. Ob in solchen Fällen durch den Ringschildmuskel die Stimmbänder noch genügend angespannt werden, mag dahingestellt bleiben. Beim Wiehern lassen manche Kehlkopfpfeifer eine mehr oder weniger heisere |
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Stimme erkennen. Besteht gleichzeitig Lungenemphysem, so
wird der Husten kurz, dumpf, matt. Die Localuntersuchung bezieht sich auf den Respirationsapparat; bei ausgesprochener Recurrenslähmung beschränkt sich dieselbe auf den Kehlkopf. Durch Palpation desselben lässt sich bei warmblütigen
Pferden die Muskelatrophie sehr oft direkt feststellen, sofern diese einigermassen in der Ausbildung vorgeschritten ist. Zu dem Zwecke suche man mit dem Zeigefinger bei massig ge- strecktem Kopfe an der hinteren Wand des Kehlkopfes die Ringplatte auf. Bei Vergleichung beider Seiten giebt sich fast' immer die Muskelatrophie durch eine Abflachung zu erkennen. Es gehört einige Uebung zu dieser Untersuchung. F. Günther10) hat schon darauf aufmerksam gemacht,
dass ein Druck auf den Aryknorpel der gelähmten Seite das inspiratorische Athmungsgeräusch verstärkt, während ein gleicher Druck an der gesunden Seite die Inspiration unter- bricht. Wird nämlich auch der Aryknorpel der gesunden Seite in den Kehlkopf herabgedrückt, so kommt ein vollständiger Verschluss der oberen Kehlkopföffnung zu Stande. Ein massiger Druck an der kranken Seite verstärkt das laute Athmen mehr als ein gleicher an der gesunden. Auch diese Prüfung kann über die Art und den Sitz des Leidens unter Umständen er- wünschte Auskunft geben und verdient bei der Diagnose alle Beachtung. Unter Anwendung dieser Explorationsmethoden lässt sich
die Gegenwart einer Recurrenslähmung oft mit aller Bestimmt- heit nachweisen, was nicht nur pro foro sondern auch für den Zweck der operativen Behandlung von Bedeutung ist, und zwar um so mehr, als bekanntlich bei Pferden nicht wie beim Menschen und Fleischfressern ein direkter Einblick in den Kehlkopf (Laryngoskopie) möglich ist, sondern durch das lange Gaumensegel verhindert wird. Die Untersuchung pro os mit der Hand (Bassi25) wird oft wegen Mangel an Raum zwi- schen den Zahnreihen unmöglich. Verwechselungen der Recurrenslähmung mit andern Leiden,
welche Kehlkopfpfeifen erzeugen, können zwar vorkommen, |
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allein, wo die angegebenen Hülfsmittel sorgfältige Beachtung
finden, bleiben Irrthümer in der Kegel ausgeschlossen. Die von mir beobachteten Fälle von Laryngitis chronica fibrosa zeichneten sich durch grösseren Widerstand des Kehlkopfes aus, beim Versuche denselben zusammenzudrücken; auch konnte durch massigen Druck auf die Aryknorpel an keiner Seite eine Steigerung des lauten Inspirationstones bewirkt werden. Dass der stark angezogene Kehlriemen sowie ein Druck
des Geschirrs auf die Trachea hierbei in Betracht kommt, ist bekannt. Der vorsichtige Untersucher wird sich jedoch hier- durch ebensowenig täuschen lassen wie durch jene Athmungs- störungen, welche durch Anschwellungen in der Umgebung des Kehlkopfes oder durch abnorme Füllung der Luftsäcke hervorgerufen werden. In Bezug auf den letzten Punkt sei noch Folgendes bemerkt. Nachdem mehrfach die Behauptung aufgestellt worden
war, dass durch Anfüllung der Luftsäcke beim Pferde Atheni- beschwerden entstehen können, stellte F. Günther Versuche über diese Frage an. Er füllte die Luftsäcke mit Gipsbrei, konnte jedoch hierdurch keine Störung in der Respiration her- vorrufen. Dagegen beobachtete Günther ein Pferd, bei dem die Füllung der Luftsäcke mit einer eitrigen Flüssigkeit ein röchelndes Athmen zur .Folge hatte. Diese Störung hörte auf, sobald durch Tiefhalten des Kopfes der Inhalt der Luft- säcke zum Theil abgeflossen war. Ich habe ähnliche Beob- achtungen machen können und gesehen, wie durch ein Empyem des Luftsackes der Kehlkopf zur Seite gedrängt war, und ein bald schniebendes, bald röchelndes Athmen-entstand. Diese That- sachen stehen mit den Günther'schen Versuchen nur scheinbar im Widerspruch. Denn die Anfüllung des Luftsackes an sich erzeugt noch keine Athembeschwerde, wohl aber die in Folge seiner Erkrankung über einen ge- wissen Grad hinaus eingetretene Erweiterung dessel- ben. Diese wird nicht selten so beträchtlich, dass der Luftsack das Doppelte und Dreifache seines normalen Umfanges erreicht. |
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Wie erhebliche Füllung des Luftsackes indess ohne Athembe-
schwerde bestehen kann, habe ich bei einem Reitpferde gesehen, bei dem mehrere Pfund sogen. Chondroiden aus demselben entfernt wurden, ohne dass dasselbe jemals beim Reiten Störun- gen in der Respiration bekundet hatte. Eine Verwechselung der durch Erkrankung der Luftsäcke entstandenen Störungen der Inspiration mit den durch Recurrenslähmung veranlassten ist bei einigermassen aufmerksamer Untersuchung ausgeschlossen, zumal in solchen Fällen die Anfüllung des Luftsackes in der Regel nicht übersehen werden kann. Nicht so einfach gestaltet sich die Frage, ob übermäs-
sige Beugung des Kopfes (Beizäumung) eine Athembeschwerde wie beim Kehlkopfpfeifen hervorrufen kann. F. Günther18) hat diese von Huzard5), Dupuy8) u. A. vertretene Annahme geleugnet. Spätere Autoren, u. a. Haubner35), geben die Möglichkeit namentlich bei engen Ganaschen (Ganaschen- zwang) zu. Es handelt sich in solchen zweifelhaften Fällen immer nur um eine geringe Kehlkopfdyspnoe, aber gerade diese bietet in der Beurtheilung die grössten Schwierig- keiten. Eine Entscheidung dieser Frage ist ebensowenig durch theoretische Erwägungen wie durch die Behauptung herbei- zuführen, dass man bei gesunden Pferden auf diese Weise nie ein chiemendes Athmen habe entstehen sehen, wenn solche, die es zeigen, als Roarer bezeichnet werden. Nach meiner An- sicht sollte pro foro der Grundsatz festgehalten werden, dass die Dyspnoe auch bei derjenigen Kopfstellung hervortritt, welche von dem Pferde füglich verlangt werden kann. Man sollte daher bei der Untersuchung das Beizäumen nicht über die den Dienstzweck des betreffenden Pferdes entsprechenden Grenzen forciren, dagegen in seinen Forderungen an die Ar- beitskraft des Thieres recht weit gehen und schwere Zugpferde auch vor dem Lastwagen prüfen. Bei engen Ganaschen, flei- schiger Kehle und hoch gelegenem Kehlkopfe ist doppelte Vor- sicht geboten. Athembeschwerden, welche durch Verengerung der Nasen-
gänge erzeugt werden, geben sich durch ein mehr schnie- |
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bendes Geräusch und durch die ungleiche Betheiligung der
beiden Nasengänge an der Respiration zu erkennen. Neubil- dungen sowie Structuren am Kehlkopfe und der Luftröhre sind von der Recurrenslähmung zuweilen kaum zu trennen, wenn nur inspiratorische Dyspnoe besteht und die Local- untersuchung am Kehlkcpfe kein bestimmtes Resultat giebt. Deformitäten der Trachea können als solche in der Regel bei der Palpation direkt erkannt werden. Als Curiosum sei noch eine Beobachtung F. Günthers 10)
erwähnt: Der mit dem Vorführen eines Pferdes beschäftigte Mann litt an Recurrenslähmung und erweckte den Verdacht, dass diese bei dem Pferde bestehe. Einen ähnlichen Fall theilt Percivalu) mit. Ursachen.
Der von französischen Forschern sowie von Youatt und
F. Günther gelieferte Nachweis der Recurrenslähmung als Ursache des Kehlkopfpfeifens fand bald allgemeine Anerken- nung, und blieb die von Percival14) vertretene Ansicht, dass diese nicht Ursache, sondern die Folge des Leidens sei, unbe- achtet. Bald gelangte man auch zu der Ueberzeugung, dass in der bei weitem grössten Mehrzahl der Fälle das Kehlkopf- pfeifen in dieser Lähmung begründet sei. K. Günther schätzt diese auf 96 °/n- Obgleich schon F. Günther und Youatt ihre Beoachtung
mitgetheilt hatten, wonach mit seltenen Ausnahmen, die linke Seite erkrankt ist, entspann sich in den sechziger Jahren ein hef- tiger Streit um die Priorität in dieser Frage zwischen Colin und Goubaux4')- Da man eine greifbare Ursache für diese That- sache nicht fand, erging man sich zur Aufklärung derselben zunächst in Speculationen. Lag doch der Gedanke nahe, dass der an der linken Halsseite an der Vena jugularis vorgenom- mene Aderlass zur Verletzung des Nerven Veranlassung geben könne. Als aber der Aderlass immer seltener ausgeführt wurde, musste man sich von der Unrichtigkeit dieser Annahme |
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überzeugen. Ebenso unhaltbar zeigten sich andere Vermuthun-
gen, z. B. dass durch den Druck des Kehlriemens oder sonstiger Geschirrseile (Goubaux48) die Lähmung veranlasst werde. Zur Klarlegung dieser Frage trug wesentlich die Beobachtung bei, dass sich das Kehlkopfpfeifen häufig im Verlaufe allge- meiner Infectionskrankheiten (Brustseuche) entwickelt. Hier- durch wurde man auf den abweichenden Verlauf des N. re- currens in der Brusthöhle aufmerksam. Nach den Mittheilungen von Friedberger und Fröhner25) sowie Martin22) hat Franck in München zuerst die Ansicht ausgesprochen, dass die Lähmung mit dem Verlaufe des Nerven um den Aorten- bogen in Verbindung stehe. Doch wurde auch von K. Gün- ther28) bereits 1869 in seiner ßeclamation an die thierärzt- liche Central-Societe zu Paris auf diesen Umstand hingewiesen. Martin21 und 22) hat neuerdings in den Vorgängen der
Körperentwickelung eine Erklärung für diese Thatsache zu finden geglaubt. In Folge Verschiebung des Herzens nach rückwärts während der Entwickelung, und bei dem gleichzei- tigen Länerenwachsthum des Halses soll nach Martin der linke N. recurrens Dehnungen ausgesetzt sein, und auf diese Weise an der Aorta eine Druck- and Zugwirkung auf den Nerven zu Stande kommen, die zur Lähmung desselben führe. Mit dieser Annahme steht die zuerst von Carter12) und Fürstenberg26) ausgesprochene, später allgemein anerkannte Beobachtung in Uebereinstimmung, wonach das Keblkopfpfeifen bei Pferden mit langen, dünnen Hälsen (engl. Vollblut) häufig beobachtet wird. Möglicherweise ist hiermit auch das öftere Vorkommen des Leidens bei männlichen Thieren zu er- klären. Nach meinen Beobachtungen ist die Zahl der er- krankten männlichen Thiere reichlich doppelt so gross als der Stuten. Ellenberger23), der diese Ansicht über die Entstehung
des Leidens schon vor Jahren gelehrt hat, betont noch die starke Entwickelung des Gefässsystems und die Fettarmuth des englischen Vollblutpferdes, wodurch der Recurrens an der Aorta weniger geschützt sei. Für den Einfluss dieses Um- |
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Standes spricht die vielfach gemachte Beobachtung, dass die
Pferde gerade während des Trainings häufig von dem Leiden befallen werden, zu einer Zeit also, in der eine trockene, fett- arme Condition der Thiere vorherrscht (Nimrod14). Spooner- Hart49) ist zwar der Ansicht, dass die mit der angestrengten Bewegung und der Sommerhitze verbundene Steigerung der Körpertemperatur als Ursache der Recurrenslähmung anzusehen sei und glaubt damit das häufige Vorkommen des Leidens in Calcutta in Verbindung bringen zu können. Abgesehen davon, dass sich schwerlich analoge Wirkungen der Bluttemperatur auf andere Nerven finden lassen, scheint mir der mechanische Effect derartiger Anstrengungen grössere Beachtung zu ver- dienen. Sowohl die stürmische Respiration wie auch die forcirte Herzaction dürften bei der „trockenen" Condition trainirter Pferde leicht zu mechanischen Insulten, namentlich Dehnung des linksseitigen Recurrens führen können. Auch Siedam- grotzky (mündliche Mittheilung) hält gerade diesen Pulsations- druck für das ätiologische Moment und weist auf die Wirkung der Blutwelle an Knochen hin, wo bekanntlich nicht selten rinnenförmige Vertiefungen im Verlaufe der Gefässe entstehen. Dass das in Rede stehende Leiden in tropischen Gegenden (Egypten, Südafrika) häufig bei englischen Pferden vorkommt, ist auch von Anderen50) bestätigt worden. Eine Unterstützung findet diese Annahme ferner in der Beobachtung Sussdorff's, von deren Richtigkeit man sich leicht überzeugen kann, wo- nach der Recurrens sinister, da wo derselbe zwischen Aorta und Trachea hindurchgeht, regelmässig eine schon makroskopisch wahrnehmbare Abflachung erkennen lässt. Martin22) hat sodann noch zur Begründung dieser ätio-
logischen Momente die Aufmerksamkeit auf die bereits von Franck beschriebene Anschwellung der hinteren Aorta ge- lenkt, welche dieselbe nach Abgabe der vorderen zeigt. Diese von Stahel als „Spindelbildung" bezeichnete Vergrösserung des Umfanges der Aorta soll die Folge der plötzlichen Aende- rung ihrer Richtung sein, indem der hierdurch gesteigerte Blutdruck eine Vergrösserung des Gefasslumens zur Folge hat. Möller, Kehlkopfpfeifen der Pferde. 3
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Vaerst21) dagegen betont in erster Linie die oberflächliche
Lage des N. recurrens sinister in der Brusthöhle, wodurch sowohl ein directer Uebertritt entzündlicher Prozesse (Brust- seuche) auf den Nerven begünstigt, als auch das Zustande- kommen von nachtheiliger Druckwirkung auf denselben seitens der ihn bedeckenden und in Folge entzündlicher Erkrankung schrumpfenden Pleura und Fascien erleichtert werde. Vaerst macht ferner darauf aufmerksam, dass der linke Recurrens zwischen Aorta und Trachea liegend anf der letzteren eine wenig nachgiebige Unterlage finde, wodurch das Zustande- kommen einer Drucklähmung begünstigt werde. Ebenso weist Vaerst auf den Umstand hin, dass der Recurrens sinister an der Trachea von einem Blatte der Fascia endothoracica über- brückt wird, welche mit dem Pericardium in Verbindung steht, und durch eine Zugwirkung der letzteren, namentlich beim Hydropericard und bei Hypertrophie des Herzens leicht Läsionen erfahre. Beobachtungen beim Menschen (Bäumler51) stehen hiermit allerdings in Uebereinstimmung. Endlich weist Vaerst auf die weniger geschützte Lage des Nerven dem Oesophagus gegenüber hin. Da wo letzterer auf die hintere Fläche der Trachea trete, sei eine Gefahr der Verletzung des Nerven gegeben. Dass durch die erheblichere Länge des Recurrens sinister
dem rechten gegenüber die Möglichkeit zu erkranken ver- grössert ist, liegt auf der Hand. Ohne Zweifel besteht eine Reihe von Zuständen und Vor-
gängen, welche das Zustandekommen einer Lähmung des linken Recurrens im hohen Maasse begünstigt, so dass es nicht auf- fallen kann, wenn derselbe bei weitem häufiger erkrankt, als der rechte. In welchem Grade die Eigenthümlichkeiten im anatomischen Bau hierbei betheiligt sind, lässt sich bis heute nicht klar ersehen. Aus dem verschiedenen Entwickelungs- gange der Recurrenslähmung darf indess der Schluss gezogen werden, dass nicht immer ein und dieselbe Ursache hierbei betheiligt ist. Die häufige Entstehung des Kehlkopfpfeifens in dem Alter von 3—6 Jahren, also in einer Zeit, in welcher die Entwickelungsvorgänge mit gewaltigen Umformungen des |
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Körpers verbunden sind, zu einer Zeit, in welcher namentlich
die Ausbildung des Halses erhebliche Fortschritte macht, und die Thatsache, dass lange Hälse auf eine besondere Dis- position zu diesem Leiden schliessen lassen, weist darauf hin, dass in den angegebenen Momenten ein Grund zur Entstehung des Leidens gesucht werden muss. Dafür spricht endlich auch die Thatsache, dass in diesem Lebensalter die Entwickelung der Lähmung sich oft langsam vollzieht. Die acut auftretende Paralyse knüpft sich in der Regel an gewisse Krankheiten, insbesondere an infectiöse Leiden der Brustorgane (Brust- seuche). Nach meiner Ansicht muss die nach der Brustseuche auf-
tretende Recurrenslähmung in erster Linie auf den directen Uebertritt des entzündlichen Prozesses der Pleura auf den Nerven, und auf einen Druck der in seiner Nachbarschaft ent- zündlich erkrankten Lunge zurückgeführt werden. Zieht man die oft schweren Störungen an der Pleura und die oberfläch- liche Lage des Nerven in Betracht, so erscheint diese Annahme naheliegend. Möglicherweise spielen auch Schwellungen der benachbarten bronchialen Lymphdrüsen hierbei eine Rolle. Doch dürfte die in England50) ausgesprochene Ansicht, dass in diesem Umstände fast immer die Ursache des Roarens erblickt werden könne, mindestens als unbegründet bezeichnet werden. Es würde demnach darauf ankommen, welcher Lungen- abschnitt leidet. In der Mehrzahl der Fälle bildet die rechte Lunge den Sitz des Leidens, nicht selten aber leidet vornehm- lich oder zugleich die linke, wobei der Nerv natürlich im hohen Grade gefährdet wird. Die Recurrenslähmung steht zur Brustseuche in demselben Verhältnisse, wie die Paralyse des N. cruralis zur Hämoglobinurie des Pferdes. Aus dieser An- nahme erklärt sich zugleich die Inconstanz in dem Auftreten der Complication. Es hängt von dem Orte und der Aus- breitung des entzündlichen Prozesses ab, ob der Nerv in Mit- leidenschaft gezogen wird oder nicht. Ebenso muss zugegeben werden, dass die in Folge ent-
zündlicher Erkrankung entstandenen pleuritischen Schwarten |
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durch Druck auf den Nerven Lähmung desselben bedingen
können. Vielleicht müssen jene nicht seltenen Fälle hierauf bezogen werden, in denen das Leiden erst einige Zeit nach dem Ablauf der Brustseuche sich einstellt. In fast jedem Falle aber erleidet der Nerv schwere Störun-
gen. So erklärt sich der in der Regel ungünstige Verlauf der Lähmung; nur selten wird Heilung beobachtet. Nach der Druse bleibt zuweilen Recurrenslähmung in
Folge von Abscedirungen der subparotidealen Lymphdrüsen zu- rück und kommt dann auch wohl an der rechten Seite vor. Ausnahmsweise führen acute Entzündungen in der Rachen-
höhle oder im Kehlkopfe zur Paralyse der Kehlkopfmuskeln; man will indess solche nach Pharyngitis und Laryngitis be- obachtet haben. In diesen Fällen hat man wohl eine myo- pathische Lähmung angenommen. Unter anderen wird von Gerlach29) eine Beobachtung mitgetheilt, welche dieses be- weisen soll. Allein schon K. Günther27 und 47) hat mit Recht Bedenken gegen diesen Schluss erhoben. Abgesehen von älteren Mittheilungen, die für die Beurtheilung dieser Frage meist werthlos erscheinen, weil man acute Prozesse mit dem in Rede stehenden Leiden verwechselte, sind auch viele der späteren Beobachtungen nicht beweisend, weil nicht ausge- schlossen ist, dass die Thiere neben der Bräune zugleich an acuten Entzündungsprozessen in den Brustorganen gelitten haben. Am häufigsten führten Entzündungen in der Rachen- höhle zum Kehlkopfpfeifen, welche seuchenartig auftreten; bei diesen sind aber die Lungen nicht selten mitleidend. Schon Huzard und Godine haben auf diesen Punkt die Aufmerk- samkeit gelenkt. Für das jedenfalls seltene Auftreten des Kehlkopfpfeifens in Folge derartiger Leiden spricht die regel- mässige Beschränkung auf die Lähmung der linken Seite. Bei den in der Literatur verzeichneten Beobachtungen findet sich auch nach der Bräune fast immer linksseitige Lähmung verzeichnet. Nicht unwahrscheinlich aber verdanken chronisch entzündliche Prozesse am Kehlkopfe, verbunden mit Dyspnoe, die klinisch von dem auf Lähmungen beruhenden Kehlkopfpfeifen oft nicht |
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leicht zu trennen sind, diesem Umstände ihre Entstehung. Nach
meinen Beobachtungen muss ich der Ansicht Günther's zu- stimmen, dass eine myopathische Lähmung der Kehlkopf- muskeln als Ursache des Leidens bisher nicht mit Bestimmt- heit nachgewiesen erscheint. Dazu kommt, dass die Lähmung und später die Degeneration genau dem Verbreitungsbezirke des N. recurrens entspricht. Wenn daher auch zugegeben wird, dass solche acute Entzündungsprozesse in der Rachen- höhle den Anlass zum Kehlkopfpfeifen geben können, so folgt daraus noch nicht, dass die Lähmung eine myopathische sein muss. Es lässt sich sehr wohl denken, dass hierbei der eine oder andere der beiden N. recurrentes betroffen war, zumal dieselben eine oberflächliche Lage haben. Ferner ist zu berück- sichtigen, dass fast niemals eine erhebliche Zunahme des Perimysiums in den gelähmten Muskeln angetroffen wird. Wo dies der Fall ist, finden sich gleichzeitig Veränderungen am Kehlkopfe, welche zu den Störungen der Respiration geführt haben. Man könnte die in Folge chronischer Bleiintoxication auf-
tretende Paralyse des Kehlkopfes als eine myopathische be- trachten, allein die Bleilähmungen warden in neuerer Zeit allgemein auf Veränderungen in den peripheren Nerven zurück- geführt. Ein anderer Umstand, der für den myopathischen Ursprung der Lähmung sprechen könnte, ist das Auftreten derselben nach dem Genuss der Kichererbse, von Luzerne und Wicken (Kopp30, Cöster31, Verrier47). Diese Pflanzen- stoffe sind, namentlich wenn sie bereits Früchte angesetzt haben, im Stande, eine acute Entzündung der Rachenschleim- haut hervorzurufen, die sich jedoch' mit dem Abstellen des Futters in der Regel wieder verliert, zuweilen aber Kehlkopf- pfeifen zur Folge hat (Delafond27, Verrier47) u. A. Interessante Beobachtungen theilt Verrier47) hierüber
mit. Von 54 Omnibuspferden, welche in Rouen längere Zeit neben Hafer mit Kichererbse gefüttert waren, erkrankten 29; 9 gingen unter den Erscheinungen einer heftigen inspiratori- schen Dyspnoe an Erstickung zu Grunde; 20 blieben Roarer. |
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Die Mehrzahl zeigte jedoch nicht blos Symptome des Kehl-
kopfleidens, sondern auch Schwäche und Lähmungen in andern Theilen, namentlich Paraplegie. Bei denen, die an Erstickung verendet waren, ergab die Section acute entzündliche Erkran- kung des Larynx. Aehnliche Beobachtungen konnte Verrier in andern
Pferdebeständen machen. Derselbe glaubt, dass es sich um die Wirkung einer toxischen Substanz, vielleicht um Oxalsäure handelt (?). Die Wirkungsweise dieser Stoffe ist ganz unbekannt: auch
liegen über die so entstandenen chronischen Dyspnoen wenig zuverlässige Sectionen vor. Dass jedoch durch anhaltenden Genuss derartiger Substanzen Paralysen des N. recurrens wie auch anderer peripherer Nervengebiete veranlasst werden kön- nen, geht aus einer Beobachtung Leathers 46) hervor, welcher nach Fütterung mit Lathyrus sativus Kehlkopfpfeifen entstehen sah und bei der Section die bekannte Degeneration und zwar sowohl an der Muskulatur wie auch an den Nerven des Kehlkopfes constatirte. In seltenen Fällen wurden Tumoren, angeschwollene
Lymphdrüsen, Erweiterung des Schlundes und ähnliche Ver- änderungen bei der Section als Ursachen der Lähmung ange- troffen. Solche sind in Beobachtungen von Dupuy, Günther, Ferguson, Bassi und Andern mitgetheilt. Hierbei handelt es sich um eine Drucklähmung, die sich leicht erklärt. — Ebenso können äussere Verletzungen Ursache dieser Läh-
mung werden, indem der Nerv entweder direkt mit betroffen wird oder im Verlaufe der Wundheilung durch entzündliche Prozesse oder Narbencontraction Läsionen erfährt. Ein solcher Fall wurde von mir bei einem Rennpferde beobachtet, welches sich eine schwere Verwundung an der vorderen Fläche der Brust zugezogen hatte. Bei einem anderen Pferde trat das Leiden in Folge einer
Schlundverletzung ein, die von der Schleimhaut ausgehend, wahrscheinlich durch scharfe Bestandtheile des Futters verur- sacht war und zur Bildung einer Schlundfistel geführt hatte. |
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Ein in der Wissenschaft wie auch in der Praxis allgemein
anerkanntes, von letzterer nur zu wenig beachtetes ätiologi- sches Moment liegt in der Vererbung des Kehlkopfpfeifens. In Frankreich wurde schon frühzeitig die Vererbungsfähigkeit des Leidens einstimmig angenommen und besonders von Go- dine, Huzard, Girard, Dupuy, Bouley u. A. betont. Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach der Normandie importirten dänischen Hengste galten als Verbreiter des Kehlkopfpfeifens. Man glaubte in dem engen Bau der Ganaschen den Grund zu dem Leiden erkannt zu haben; eine Ansicht, die wahrscheinlich zuerst von Renneval, Direktor des Gestütes in Le Pin ausgesprochen wurde, in Frankreich allgemein Anerkennung fand und neuerdings noch von Le- blanc40) vertreten wurde. Nach Dupuy6) waren 2/3 der Kinder des Hengstes Misanthrope mit dem Leiden behaftet. Bouley16) stand auf demselben Standpunkte und gab
eine Reihe von Beobachtungen für die Vererblichkeit des Roarens an. Die Züchter Frankreichs (eleveurs) seien hiervon überzeugt, sagt Bouley. Eine auffallende Beobachtung wird von demselben mit-
getheilt, wonach ein Hengst in seinem 10. Jahre Roarer wurde, und von da ab wurden fast alle seine Nachkommen von dem Leiden befallen. Inwieweit dies vorher nicht auch schon der Fall gewesen, geht aus den Angaben nicht hervor. Aehnliches berichtet Charon53) von einem Hengste (Pater), welcher in seiner Jugend wenig Roarer zeugte, während seine späteren Nachkommen fast alle von dem Leiden befallen wurden. Good- win 14) und Charon53) theilten Fälle von Vererbung durch Stuten mit. Marry, und ihre Mutter Precipitate waren Roarer. Die erstere brachte ein Fohlen von Sorcerer, welches eben- falls roarte und den Fehler auf seinen Sohn „Black Jack" vererbte. Nimrod14) berichtet von derselben Stute Marry, dass sie mit 3 verschiedenen Hengsten 3 Roarer gezeugt habe. Auf der andern Seite theilt Goodwin einen Fall mit, in dem sich das Roaren nicht vererbte. Charon53) tadelt die französische Gestüts Verwaltung,
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weil sie der Vererbungsfähigkeit des Kehlkopfpfeifens zu wenig
Beachtung schenke und bringt eine Anzahl von Beweisen für diese Ansicht. Eastham, ein Vollblut, hatte unter seinen Nach- kommen zahlreiche Roarer. Sein Sohn Chasseur und Enkel Carnassier waren mit dem Leiden behaftet. Der letztere zeugte den berühmten Ganymede aus einer Tochter des Chasseur. Ganymede roarte und zeugte einen Roarer gleichen Namens. Unter den Kindern der letzteren zeichneten sich namentlich Quebec und Troarn, gleichfalls Roarer, durch Vererbung des Leidens aus. Unter den Söhnen des Quebec waren 9, unter denen des Troarn 7 Roarer. Nach Youatt9) richtete die Ansicht, dass das Roaren
nicht vererblich sei, in den Zuchten Norfolk's und Suffolk's grossen Schaden an. „Die Gegenden waren mit Roarern über- schwemmt und viele Züchter ruinirt." Markham1*) beob- achtete, dass von den 8 Nachkommen eines Roarers 6 mit diesem Leiden behaftet waren. Für die Vererbung sprechen sich auch Spooner und die
meisten englischen Veterinäre aus. Nur Percival14) bemühte sich Zweifel gegen diese Ansicht zu erheben, indem er sich auf die Beobachtung Goodwin's über den Hengst Taurus beruft. Der Fall eignet sich jedoch recht schlecht zur Be- kräftigung dieser Ansicht, denn Goodwin sagt selbst, dass die Kinder des Taurus zwar keine Roarer waren, aber Taurus und seine Familie durch dieses Leiden bekannt gewesen sei. Im übrigen sei bemerkt, dass Percival damals geneigt war, wissenschaftlichen Fragen gegenüber einen negirenden Stand- punkt einzunehmen. Thatsache ist, dass schon im vorigen und unserem Jahrhundert das Kehlkopfpfeifen unter dem eng- lischen Vollblut keine seltene Erscheinung war. In Deutschland haben sich fast alle Autoren für die Ver-
erbungsfähigkeit des Roarens ausgesprochen. K. Günther47) führt auch das häufige Vorkommen des Leidens bei gewissen Kopfformen auf Vererbung zurück. Bei dieser allgemein verbreiteten Ueberzeugung muss es
befremden, dass das Leiden dennoch so häufig vorkommt. |
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Man könnte geneigt sein, diese Thatsache als Beweis gegen
die Richtigkeit einer solchen Auffassung ins Feld zu führen, allein die Thatsachen sprechen gar zu deutlich für dieselbe. Ebenso wird dieser Standpunkt durch die Beobachtung unter- stützt, dass in Gegenden, wo man denselben nicht nur aner- kennt, sondern auch bei der Zuchtwahl sorgfältig beachtet, das Leiden weniger Verbreitung findet. Leider aber setzen sich die Züchter über diese Bedenken oft in der Hoffnung hinweg, dass ihnen ein eventueller Nachtheil nicht mehr zur Last fallen werde. Andererseits muss berücksichtigt werden, dass nicht der
Vererbung allein die Schuld an dem Auftreten des Leidens zuzuschreiben ist. Wenn ein Pferd in Folge der Brustseuche an Lähmung des Recurrens leidet, so liegt anscheinend kein Grund zur Vererbung derselben vor, da es sich um einen er- worbenen Fehler handelt. Dass diese infectiösen Krankheiten vererbt werden, wird Niemand behaupten. Es erscheint daher berechtigt, auf die Entstehungsursache des Leidens gewisse Rücksicht zu nehmen, wie es neuerdings von Martin22) zu- erst empfohlen worden ist. Da wo das Kehlkopfpfeifen auf die oben beschriebenen
Entwickelungsvorgänge im Körper zurückgeführt werden muss, also bereits in der Jugend eine langsame Entstehung gefun- den hat, liegt Grund zu der Vermuthung vor, dass das Leiden sich auch vererben wird. Andererseits lässt sich nicht leug- nen, dass die Beantwortung dieser Frage in praxi oft auf grosse Schwierigkeiten stossen muss. Das Lebensalter, in welchem die Krankheit auftritt, kann nicht allein entschei- den, denn auch die Infectionskrankheiten, als deren Folge sich das Leiden einstellt, treten vorzugsweise in der Jugend der Thiere auf. Dagegen dürfte das nach vollendeter Körper- entwickelung ausgebildete Roaren als weniger bedenklich in diesem Sinne angesehen werden. Ob man aber unter diesen Umständen in der Praxis nicht besser thut, die Kehlkopfpfeifer ganz von der Zucht auszuschliessen, ist eine Frage, die hier nicht entschieden werden soll, allein doch viel für sich hat. |
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Die Thatsache, dass die Brustseuche bei dem englischen
Vollblut ungleich häufiger Kehlkopfpfeifen hinterlässt als bei anderen Racen, mahnt jedenfalls zur Vorsicht. Bemerkt sei noch, dass die Hemiplegia laryngis bei Stuten
seltener vorzukommen scheint als bei männlichen Thieren. Schon Percival14) machte auf diesen Umstand aufmerksam. Unter den ersten 30 von mir operirten Pferden waren 22 männ- lichen Geschlechts und 8 Stuten. Nach den Mittheilungen Charon's fanden sich unter 332 Roarern 206 Hengste und Wallachen und 126 Stuten. Verlauf.
Der Entwickelungsgang der Recurrenslähmung ist ver-
schieden. In der Regel vollzieht sich derselbe langsam, all- mälig ohne anderweitige Störungen, so dass selbst dem auf- merksamen Besitzer die Gegenwart des Leidens längere Zeit unbekannt bleiben kann. Deshalb ist auch das Kehlkopf- pfeifen oft Gegenstand des Rechtsstreites; der Verkäufer über- gibt das Pferd in der vollen Ueberzeugung von dessen Fehler- freiheit. Zuweilen erreicht das Leiden bei dieser Entwickelung einen höheren Grad, so dass die Dyspnoe schon in massig schnellen Gangarten hervortritt und unter Umständen das Pferd vollständig arbeitsunfähig macht. Nicht selten erhält sich die Krankheit längere Zeit, zuweilen für immer auf einer geringen Entwickelungsstufe. Diese „langsame" Ausbildung kommt zwar in jedem
Lebensalter vor, häufiger jedoch in den Jugendjahren als bei älteren Thieren. Man beobachtet sie am meisten im Alter von 3—6 Jahren, ein Umstand, der auf die Aetiologie gewisse Folgerungen zulässt. Eine „schnelle" Ausbildung erlangt die Lähmung im Verlaufe acuter Infectionskrankheiten, nament- lich der Brustorgane (Brustseuche). Das von der Brustseuche genesene Pferd zeigt sich zuweilen schon bei der ersten Be- wegung als Kehlkopfpfeifer; in andern Fällen tritt die Dys- pnoe erst einige Wochen nach überstandener Krankheit, und |
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zuweilen ganz plötzlich, hervor. Hierbei erreicht dieselbe
bald nur einen geringen, bald aber von vorn herein einen so hohen Grad, dass die Thiere geradezu werthlos werden. Ebenso mannigfaltig gestaltet sich der weitere Verlauf.
Das Leiden kann auf jeder Stufe seiner Entwickelung stehen bleiben. Ein plötzliches Auftreten auf spontanem Wege, d. h. ohne Allgemeinerkrankungen wird ausnahmsweise beobachtet, kann auch bei der Natur des Leidens als Nervenlähmung nicht auffallen. Von einem Sportsman wurde mir ein Pferd vor- gestellt, welches nach dessen Angaben plötzlich, während des Reitens hochgradiger Roarer geworden war. Aehnliche Fälle beobachtete ich bei Arbeitspferden. Welche Momente diese Verschiedenheiten im Verlaufe des
Leidens beeinflussen, ist bisher unaufgeklärt geblieben. Doch liegt die Vermuthung nahe, dass die ursächlichen Momente hierbei eine Rolle spielen. Das langsame Auftreten würde sich luf die langsame Wirkung der Vorgänge in der Körper- entwickelung als Ursache des Leidens zurückführen lassen, während die plötzliche Entstehung nach schweren Infections- krankheiten durch direkte Einwirkung dieser Leiden auf den Nerven ebenso natürlich ist. Beide Gruppen von Ursachen können eine vollständige wie auch eine unvollständige Läh- mung des N. recurrens zur Folge haben. Daher gestaltet sich auch der weitere Verlauf des Leidens verschieden. Doch spielt auch das Alter der Thiere hierbei zweifellos eine Rolle. Im allgemeinen zeigt die bei älteren Thieren auftretende Dyspnoe einen weniger hohen Grad der Entwickelung und einen mehr stabilen Verlauf, während bei jüngeren Thieren die Gefahr der Verschlimmerung sich im allgemeinen grösser erweist. Diese Variationen des Verlaufs beruhen zum Theil auf der Be- schaffenheit der Muskeln und Knorpel des Kehlkopfes (Seite 23). Wie erheblich diese Verschiedenheit wirkt, beweist der Tod nach der Vagotomie. Bei jungen Thieren tritt derselbe in der Regel bald darauf durch Erstickung ein, weil in Folge doppelseitiger Recurrenslähmung der Zugang der Luft zur Trachea verhindert ist. Aeltere Thiere erliegen einem solchen Erstickungstode |
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nicht, sondern gehen an Schluckpneumonie zu Grunde. Wie
Traube nachwies, geht diese aus der gleichzeitigen Lähmung des Schlundes beziehungsweise Schiundkopfes hervor. lieber einen derartigen Versuch berichtet Dupuy6) schon 1825. Beide N. vagi wurden beim Pferde in der Mitte des Halses „comprimirt", worauf sofort Roaren und Erstickungsgefahr eintrat, welche durch Tracheotomie beseitigt wurde. 3 Tage darauf ging das Pferd an Fremdkörperpneumonie ein. Auch K. Günther 27) betont die Verschiedenartigkeit in der Wir- kung der Durchschneidung des N. recurrens bei Fohlen und älteren Pferden. Die Respirationsstörung pflegt zuzunehmen, wenn die Pferde
trotz derselben zu angestrengter Arbeit verwendet werden, während nach längerer Ruhe eine Abnahme zu bemerken ist. Von Sportsmen ist mir jedoch wiederholt versichert worden, dass das Roaren während des Training oft abnehme, um nach- her wieder stärker hervorzutreten. * In Bezug auf die Frage spontaner Heilung der Recurrens-
paralyse sind die älteren Mittheilungen mit Vorsicht aufzu- nehmen, weil die Diagnose meist nicht hinreichend begründet erscheint. Selbst neuere Beobachtungen, wie die von Cöster36) und Ebinger37) lassen Bedenken gegen die Annahme auf- kommen, dass es sich um die Heilung einer Recurrenslähmung gehandelt hat. Die Abwesenheit entzündlicher Erscheinungen auf der Nasenschleimhaut beweist noch nicht, dass solche auch auf der Pharynxschleimhaut fehlen. So darf auch angenommen werden, dass viele der auf spontanem Wege als geheilt auf- geführten Fälle auf diagnostische Irrthümer zurückzuführen sind, indem die Störungen nicht durch Lähmung, sondern durch entzündliche Erkrankungen des Kehlkopfes bedingt waren. Der von Ebinger37) mitgetheilte Fall ist ohne Zweifel als Laryngospasmus (Laryngismus stridulus) aufzufassen und auf eine Hyperkinese im N". recurrens zurückzuführen. Auf der andern Seite muss zugegeben werden, dass eine
Heilung dieser Lähmung nicht ausgeschlossen ist. Anscheinend zuverlässige Beobachtungen dieser Art stammen vom Thier- |
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arzte Dr. Stahl39). Nachdem das Roaren viele Monate bei
einem Pferde in hohem Grade bestanden hatte, verlor sich dasselbe später ganz. Aehnliclie Mittheilungen bestätigen solchen Verlauf. Es liegt auch gar kein Grund vor, die Mög- lichkeit spontaner Heilung zu bezweifeln; im Gegentheil er- scheint es auffallend, dass diese Heilung so selten beobachtet wird. Der spontanen Heilung verdanken viele Mittel einen gewissen Ruf, z. B. Arsenik; möglicherweise übt derselbe indess auf die Heilvorgänge einen günstigen Einfluss aus. Ebenso räthselhaft erscheinen die Mittheilungen über inter- mittirenden Verlauf des Roarens. Auch hier müssen manche Mittheilungen in Ermangelung einer zuverlässigen Diagnose ausgeschieden werden, allein andere lassen keinen Zweifel dar- über, dass ein solcher Verlauf vorkommt. So die Beobach- tungen von Percival14), Kater36) u. A. Vielleicht lagen solchen Zufällen anderweitige Mobilitätsstörungen zu Grunde, wie z. B. da, wo die inspiratorische Dyspnoe nur in der Ruhe hervortrat, während der Bewegung aber sistirte. Aehnliclie Beobachtungen sind auch beim Menschen gemacht. Roth42) berichtet über solche und fand bei der laryngoskopischen Un- tersuchung eine krampfhafte Annäherung der Processus vocales; er nannte den Zustand „Chorea laryngis inspiratoria." Girard6) berichtet über einen Fall, in welchem das be-
treffende Pferd nur roarte, wenn es vom Reiter bestiegen, oder wenn der Rücken desselben belastet wurde. Die Section gab über die Ursache dieses Verlaufes Aufklärung. Man fand eine Geschwulst von „ansehnlicher" Grösse in der Brusthöhle, welche einen Druck auf den Vagus ausgeübt hatte. Ein an- deres Pferd roarte nach den Beobachtungen Girard's nur beim Fressen, wie solches bei Rindern in Folge von Actinomyces der Zunge oder der Schleimhaut der Rachenhöhle vorkommt. Youatt berichtet über ein Pferd, dessen Roaren in einer Ent- fernung von 1/4 Meile (engl.) hörbar war, was sich um so un- bequemer erwies, da der Besitzer desselben, als Führer einer Schmugglerbande, sich hierdurch dem Steuerbeamten zu er- kennen gab. Um sich von diesem zu schützen, Hess er sein Pferd |
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vor dem Reiten viel trockenes Heu fressen, wodurch das Roaren
eine Zeitlang unterdrückt wurde. Ohne Zweifel bewirkte die Anfüllung der Baucheingeweide Abschwächung des Athmens. Meine Versuche haben ergeben, dass durch Entziehung von Wasser das Roaren vermindert werden kann. Ein Gleiches soll durch Eingeben von Oel erreicht werden. Mir selbst sind Fälle vorgekommen, in denen die gleiche und sorgfältige Un- tersuchung bei demselben Pferde an dem einen Tage ein ne- gatives, an einem andern aber ein positives Resultat ergab. Schon F. Günther fand, dass manche Pferde bei feuchtem, kalten Wetter stärker roarten als bei trockenem, warmen. Offenbar muss der Beschaffenheit der Luft hierbei ein Einfluss eingeräumt werden. Therapie.
Da die Unheilbarkeit des Leidens Regel ist, so findet eine
medicamentöse Behandlung desselben nur versuchsweise bei besonders werthvollen Pferden statt. Seit alter Zeit ist hierzu der Arsenik in Form der Fowler'schen Lösung empfohlen (Delwart u. A.). Auch Haarseile und scharfe Einreibungen wurden früher applicirt und innerlich Jod und Quecksilber- mittel in Anwendung gebracht. Neuerdings wurden von Levi und v. Chelchowski intratracheale Strychnininjectionen empfohlen, deren Wirkung durch weitere Versuche noch festgestellt werden muss. Doch wurde schon 1878 von Me- schede*3) über den Nutzen von Strychnininjection bei bei- derseitiger Lähmung der Glottiserweiterer berichtet. Noch weniger ist von dem Ferrum candens zu erwarten. Die An- wendung desselben (Brennen mit einem spitzen Eisen durch die äussere Haut unter dem Kehlkopf) ist ein sehr altes Ver- fahren. Schon Godine4) führt mit Recht den vorübergehenden Nutzen desselben auf die durch die Entzündung veränderte Kopfstellung des Pferdes zurück. Auch die Electricität dürfte schwerlich eine practische Be-
deutung in der Therapie dieses Leidens dangen. Abgesehen |
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von den Schwierigkeiten, welche mit der Anwendung derselben,
namentlich des Inductionsstromes verbunden sind — Pferde zeigen nämlich eine ausserordentliche Empfindlichkeit gegen denselben und erschweren so die Application — bietet auch die Lage der Nerven keinen günstigen Angriffspunkt für diese Therapie. Man will zwar in England50) Fälle von Heilung durch Anwendung des Faradfschen Stromes gesehen haben, doch wird das zur Zeit berühmteste Rennpferd Englands (Ormonde) schon seit vielen Monaten mit Faradisation be- handelt, leider aber anscheinend ohne Erfolg. Bei so geringen Aussichten lag der Gedanke nahe, die
Heilung auf operativem Wege zu versuchen. K. Günther19) gebührt das Verdienst, die ersten Experimente auf diesem Ge- biete angestellt zu haben. Günther versuchte zunächst die Resection beider Stimmbänder, aber ohne jeden Erfolg; die Pferde roarten weiter. Dann wurde das Stimmband der ge- lähmten Seite fortgenommen; doch das Roaren wurde hier- durch nur verstärkt, indem die Narbenretraction den Ary- knorpel noch tiefer in den Kehlkopf herabzog, nachdem derselbe durch die Ablösung des Stimmbandes noch beweglicher ge- worden war. Sodann resecirte Günther das Stimmband mit der Stimm-
tasche der gelähmten Seite, aber ebenfalls ohne Erfolg. Die Pferde, bei denen der ganze Aryknorpel entfernt wurde, starben ohne Ausnahme an Schluckpneumonie. Mit der Ent- fernung eines Theiles des Aryknorpels war ein verschiedenes Resultat verbunden; bald war dasselbe sehr gut, bald und in der Mehrzahl der Fälle blieb die Heilung aus; nicht selten trat sogar eine Verschlimmerung des_ Leidens ein. Endlich trennte Günther die Stimmtasche an der ge-
lähmten Seite mit Erhaltung des Stimmbandes und unter Los- trennung des Aryknorpels vom Schildknorpel. In einzelnen Fällen fand die Verwachsung des Aryknorpels mit dem Schild- knorpel hoch genug statt, und es trat Heilung ein; in andern erfolgte dies unvollständig und zu tief, und die Pferde blieben Roarer. |
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Nachdem Gerlach ein ungünstiges Resultat mit der par-
tiellen Resection des Giesskannenknorpels erlangt hatte, er- klärte derselbe die Operation für erfolglos. Stockfleth38) dagegen hat ein modificirtes Günther'sches Verfahren ein- geschlagen, welches darin besteht, den obern Theil des Ary- knorpels mit dem Hornfortsatz fortzunehmen; doch der Er- folg war unzuverlässig, bald trat Heilung, bald aber auch Verschlimmerung des Leidens ein. Gleiche Beobachtungen machten diejenigen, welche das
Stockfleth'sche Verfahren versuchten. Die eminente Bedeutung des Leidens veranlasste mich,
eigene Versuche in der Frage anzustellen. Ueber verschiedene derselben habe ich bereits auf der 19. Versammlung der Naturforscher und Aerzte berichtet52). Die Behauptungen Bouley's40) veranlassten mich zur Wiederholung der Resection der Stimmbänder, eine Operation, die von Goubaux47) zwar theoretisch sehr verführerisch, in ihren Erfolgen aber als problematisch bezeichnet wurde. Auch ich operirte mit dem- selben Erfolge wie Günther. Nachdem hiermit für mich der letzte Zweifel beseitigt war, dass das Hinderniss nicht in der Glottis, sondern in einem nach unten und gegen das Centrum des Kehlkopfes Rücken des Aryknorpels erblickt werden muss, versuchte ich zunächst durch Feststellung dieses Knorpels die Dyspnoe zu beseitigen. Drei Methoden wurden zu diesem Zwecke geprüft:
1. Oeffnung des Giesskannen-Ringknorpel-
gelenkes. Nachdem ein Längsschnitt durch den Ringknorpel und
die 2 ersten Tracheairinge gemacht war, öffnete ich mit einem spitzen Bistouri das Gelenk, trennte einen Theil der Verbindung zwischen Schild- und Aryknorpel und gab den Pferden einige Wochen Ruhe. Der Erfolg war verhältnissmässig günstig; die Dyspnoe war erheblich geringer als vor der Operation, doch hörte das laute Athmen oft nicht auf. 2. Myotomie des gelähmten hinteren Ringgiess-
k a n n e n I |
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Nachdem in dem Winkel der Vena maxillaris externa und
interna, parallel mit der ersteren ein Hautschnitt gemacht und die Parotis bei Seite geschoben war, wurden die Schiundkopf- schnürer durchtrennt und mit dem Finger die Kingplatte auf- gesucht. Sodann führte ich die Schere unter den Muskel, worauf dieser durchschnitten wurde. Hierbei war der Gedanke leitend, dass durch Narben-
gewebe eine Retraction im Muskel herbeigeführt und so der Aryknorpel fixirt werde. Die Heilung erfolgte ohne Störung und die Dyspnoe war
bei mehreren Pferden vollständig verschwunden, bei andern mehr oder weniger vermindert. Obgleich das laute Athmen bedeutend abgeschwächt war, zuweilen auch vollständig ver- schwand, so liess sich doch in vielen Fällen eine vollständige Beseitigung desselben nicht erreichen. 3. Die dritte Methode bestand in Befestigung des
Aryknorpels am Ringknorpel. Um zu verhindern, dass der Aryknorpel nicht in zu tiefer
Stellung am Schildknorpel fixirt werde, heftete ich denselben mit einer Ligatur in erhöhter Stellung am Schildknorpel fest. Die Operation wurde ohne Oeffnung der Trachea und des
Kehlkopfes vorgenommen. Der Erfolg war jedoch nicht be- friedigend. Obgleich einige Zeit hindurch erhebliche Besserung zu verzeichnen war, stellte sich später das Roaren wieder in störender Weise ein. 4. Nunmehr entschloss ich mich zur Resection des
ganzen Giesskannenknorpels. Um die von Günther beobachtete Gefahr des Eintretens
von Blut und Futterstoffen in die Trachea und Lunge zu ver- hindern, liess ich eine Tamponkanüle nach dem Vorbilde der von Trendelenburg beim Menschen angewendeten herstellen (Fig. 3). Ein langer Tracheotubus, ähnlich den Barthelemy- schen, ist mit einem Gummiballon umgeben, der mittelst eines Gummigebläses mit Luft gefüllt werden kann (Fig. 3). An dem in der Rückenlage befindlichen, chloroformirten
Pferde wird nach dem Abscheren der Haare ein Längsschnitt Möller, Kehlkopfpfeifen der Pferde. 4
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vom Schildknorpel-Ausschnitt durch das Ringschildband, den
Reifen des Ringknorpels und durch die ersten 2 oder 3 Tracheai- ringe geführt. Da die linke Seite in der Regel die gelähmte ist, so kniet der Operateur zweckmässig an der rechten Seite des Halses. Nach gehöriger Infor-
mation über die Lage der Theile wird /ß zunächst mit einem geballten Bistouri JJreMflifcjLJs gl der Hautschnitt geführt. Nun sucht WSt ^"T^fv^P^ man m^ e^n Paar ^an8'en Schnitten ■■ 'V"..... die Brustzungenbein- und Brustschild- muskeln in der Mitte zu trennen, wo-
durch die Trachea und der Ring- knorpel freigelegt werden. Erfolgt die Schnittführung genau in der Mit- tellinie des Halses, so ist die Blutung nur unbedeutend. Bei kaltblütigen Pferden spritzt der Verbindungsast der Arteria laryngea zuweilen, wird aber mit der Schieberpincette leicht erfasst und unterbunden. Nunmehr durchsticht man den ersten und zweiten Trachealring und geht sodann mit dem Messer, die Schneide nach oben gerichtet, nach vorn und spaltet den Ringknorpel und das Ligamentum conoideum. Um das Einfliessen von Blut in die Trachea zu verhüten, wird sogleich die Trachealkanüle ein- gelegt, aufgeblasen und der Gummi- |
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schlauch unterbunden.
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Man achte darauf, dass der Ballon
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nicht zu sehr gefüllt ist und durch Druck auf die Schleimhaut
der Trachea Necrose hervorruft. Mir ist ein solcher Nachtheil nur einmal begegnet. In der Regel findet man den Grummi- tampon am nächsten Tage beim Herausnehmen der Kanüle zusammengefallen. Die Luft entweicht indess nur so lange, als ein Druck von der Trachea auf den Tampon ausgeführt |
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wird. Eine weitere Entleerung wird durch Ankleben desselben
an der Schleimhaut verhindert. So gewährt der Tampon einen genügenden Verschluss, ohne durch übermässigen Druck nach- theilig zu wirken. Der am Gebläse befindliche Ballon giebt über die Füllung der Kanüle Aufschluss. Zur Fixirung des Tubus legt man ein breites Band um denselben, welches bis zur Brust des Pferdes reicht und hier vom Gehülfen gehalten wird. Mittelst zweier grosser Wundhaken werden die Wund- ränder auseinandergehalten, worauf man einen Einblick in den Kehlkopf erlangt. In Ermangelung der hierzu geeigneten Hülfe erreicht man dasselbe durch einen federnden Haken, wie er Fig. 4.
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in Fig. 4. dargestellt ist. In der Regel zeigt sich die Be-
wegungslosigkeit oder die abgeschwächte Bewegung des Ary- knorpels der gelähmten Seite alsbald." Nur bei ganz ruhiger Respiration fällt dies nicht sogleich auf. In solchem Falle führe man den Finger oder einen Stockschwamm in den Kehl- kopf ein, worauf ein Schluckakt erfolgt und die Bewegung der Aryknorpel beobachtet werden kann. Die Resection des Knorpels erfolgt mit einem zu diesem
Zwecke von mir construirten Skalpell (Fig. 5). Die Schneide |
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des Messers läuft in das breite, stumpfe Ende desselben
aus. Hierdurch werden tiefere Verletzungen vermieden, wie sie namentlich beim Abschneiden des Muskelfortsatzes leicht vorkommen könnten. Das stumpfe Ende dient zugleich zum Abstossen der Muskulatur von der lateralen Knorpelfläche. Mit diesem Instrumente wird ein Schnitt geführt, der —
das Pferd in Rückenlage gedacht — dicht hinter dem sogen. |
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Fig. 5. Fig. 6.
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Kehlkopf des Pferdes nach Durchschneidung der Lig.
conoid. des Ringknorpels und der ersten 3 Tracheai- ringe. |
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Schnäuzchen der beiden Aryknorpel neben der Mittellinie be-
ginnt und die Schleimhaut sowie das Quergiesskannenknorpel- band spaltet. Der Schnitt wird am untern und hintern Eande des Griesskannenknorpels entlang nach oben, sodann nach vorn bis zum Stimmbandfortsatz desselben durch die Schleimhaut fortgeführt. Die Punktirte in Fig. 6 zeigt den Verlauf des- selben. Dabei vermeide man vom Rande des Knorpels abzu- weichen, um die Schleimhaut soweit möglich zu erhalten und |
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die Heilung der Operations wunde zu erleichtern. Bei einiger
Uebung wird dieser Schnitt leicht in einem Zuge ausgeführt. Das Thier reagirt auf den Eingriff selbst dann kaum, wenn die Narkose unvollständig war, oder gar nicht eingeleitet wurde. Nunmehr stösst man die seitlichen Ringgiesskannenmuskeln vom Aryknorpel ab, wodurch die untere Abtheilung desselben frei wird. Je sorgfältiger diese Trennung dicht am Knorpel erfolgt, desto geringer wird die Blutung. Alsdann trennt man mit einer gekrümmten Schere das Stimmband von seinem Ansätze am Aryknorpel ab und löst den Knorpel von der Schleimhaut der Stimmtasche ab. Bei diesem Vorgange ist die grösste Sorgfalt zu empfehlen. Um die Schleimhaut der Stimmtasche für die Zwecke der Benarbung möglichst zu er- halten, führe man den Zeigefinger der linken Hand in die Stimmtasche ein und trenne, von diesem geleitet, die Schleim- haut dicht am Knorpel ab. Indem der Knorpel hiermit seinen Halt verloren hat, lässt er sich leicht von der Kehlkopfwand abdrängen und von den Schildgiesskannenmuskeln ablösen. Nun wird der Aryknorpel in der Nähe seines Muskel-
fortsatzes mit dem Skalpell durchschnitten, so dass nur eine dünne Knorpelscheibe im Kehlkopfe zurückbleibt. Dieser Akt der Operation verlangt ebenfalls genaue Orientirung und Uebung, doch gestaltet sich diese Trennung leichter und vorteilhafter als die Exarticulation des Aryknorpels, welche ich in der ersten Zeit ausführte, später aber verlassen habe. Bei älteren Pfer- den findet sich der Knorpel hier zuweilen verknöchert, wo- durch die Durchschneidung desselben erschwert wird. Man hüte sich hierbei, den Ringknorpel und die Schleimhaut der Rachenhöhle zu verletzen, was unter Anwendung des abge- stumpften Messers bei einiger Vorsicht leicht vermieden werden kann. Andererseits darf kein grösseres Stück vom Aryknorpel im Kehlkopfe zurückbleiben, weil durch dasselbe die Heilung nicht nur verlangsamt, sondern auch unsicher wird, indem dieselben Uebelstände hervortreten wie bei der partiellen Re- section des Knorpels. Nachdem hiermit der Aryknorpel seinen Halt verloren
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hat, werden die noch bestehenden Verbindungen desselben mit
den Weichtheilen mittelst einer stark gekrümmten Schere (Fig. 7) getrennt. Auch hierbei gebrauche man die Vorsicht, die Schnitte dicht am Knorpel zu führen. Der eingeführte Finger giebt über die Ausdehnung und den Ort der noch be- stehenden Verbindungen Aufschluss, während die Anwendung Fig. 8.
Fig. 7. |
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der in Fig. 8 abgebildeten Zange, mit welcher man den Ary-
knorpel erfasst und vorzieht, diesen Akt wesentlich erleichtert. In Ermangelung einer solchen bediene man sich zum Erfassen des Knorpels eines scharfen Hakens. Die Blutung ist bei diesem Vorgehen in der Regel un-
bedeutend; um indess einigermassen freien Ueberblick über das Operationsfeld zu erhalten, lässt man das Blut von einem Gehülfen mit Stockschwämmen entfernen. Wenn die Operation sorgfältig ausgeführt ist, findet sich
nur an der medialen Fläche des excidirten Aryknorpels Schleimhaut. |
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Bei einiger Uebung dauert die ganze Operation kaum
10 Minuten. Nachdem mit Stockschwämmen das Blut entfernt ist, wird
die Wundfläche mit einer 10°/o Chlorzinklösung behandelt, indem man dieselbe mit einem von dieser Lösung durchtränkten Stockschwamm betupft. Hierdurch wird nicht nur auf die Blutstillung fordernd eingewirkt, sondern auch der Heilungs- process begünstigt, namentlich Resorptionsvorgänge auf der Wundfläche zurückgehalten. Nunmehr führt man einen etwa faustgrossen, mit Jodo-
form und Tannin (gleiche Theile) gepuderten Werg- oder Jute- bausch in den Kehlkopf ein, um vollständige Blutstillung zu erzielen und das primäre Wundsecret zur Absorption zu brin- gen. Dieser muss die Kehlkopfhöhle einigermassen ausfüllen und an einem Bande befestigt sein, welches man um den Hals des Thieres schlingt und hier festbindet. Dadurch wird nicht nur die Lage des Bausches gesichert, sondern auch das Herausnehmen desselben erleichtert und bei etwaigem Herausfallen der Kanüle das Herabgleiten des Wergbausches in die Trachea verhütet. Um die Lage derselben weiter zu sichern, wird die Hautwunde mittelst Knopfnaht soweit mög- lich geheftet und die Kanüle mit zwei Bändern befestigt, die durch eine Haarflechte der Mähne gezogen werden. Damit ist die Operation beendet. Man lässt das Pferd
aufstehen, achtet darauf, dass hierbei die Kanüle nicht gewalt- sam herausgerissen wird. Es empfiehlt sich nach Lösung der Fesseln das Pferd ruhig liegen zu lassen und nicht zum Auf- stehen anzuregen, damit die Wirkung der Chloroformnarkose möglichst vorüber ist, wenn es sich erhebt. Hierbei erfassen zwei Männer den Schweif, um das Pferd zu stützen, wenn es taumeln sollte. In einen Laufstall gebracht, werden dem Pferde in den nächsten 24 Stunden Futter und Getränk ent- zogen. Das Anlegen einer Halfter ist natürlich nicht zulässig. Etwa 24 Stunden nach der Operation lässt man die
Umgebung der Operationswunde sorgfältig reinigen und ent- fernt die Hefte aus der Hautwunde. Sodann wird auch der |
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Wergbausch entfernt. Darauf folgt eine sorgfältige Reinigung
der Wunde: Mittelst Stockschwämme befreit man den Larynx sowie den über der Kanüle gelegenen Abschnitt der Trachea von Blutgerinnsel und Wundsecret. Dann erst wird die Ka- nüle herausgenommen und durch eine andere ersetzt, die in derselben Weise aufgeblasen wird. Nicht selten erscheint der Ballon des entfernten Tubus zusammengefallen, was jedoch ohne Bedeutung ist (S. 50). Nach Erneuerung der Kanüle, die wiederum durch zwei auf dem Halskamme zusammenge- knotete Bänder befestigt wird, lässt man dem Thiere reines Wasser reichen, welches mit so tief gehaltenem Kopfe ge- nommen werden muss, dass die etwa in die Trachea gelangte Flüssigkeit durch die Operations wunde abfiiessen kann. Hier- auf wird der Kehlkopf mit Sublimatwasser (1 : 1000) irrigirt, indem man den Schlauch bis in denselben einführt und das Wasser unter hohem Drucke einfüessen lässt, darauf folgt Be- stäubung des Kehlkopf inneren wie der Trachealwunde mit Jodo- form-Tannin (ana). Nunmehr kann dem Thiere gutes, weiches Heu verabreicht werden, das in der Regel mit Appetit ver- zehrt wird. Wasser wird auf dem Fussboden des Stalles, besser noch in einer Höhe von 2—3 Fuss über der Erde stets frisch und rein zum beliebigen Genuss vorräthig gehalten. In den nächsten 3 Tagen findet dasselbe Verfahren statt.
Nach erfolgter Reinigung der Wunde wird die Kanüle ge- wechselt, und die Wunde mit Jodoform-Tannin bestäubt. Beim Tränken überzeugt man sich, dass wenig oder gar kein Wasser mehr durch die Operationswunde zum Vorschein kommt. Vom 4.—5. Tage ab kann alsdann die Kanüle fortgelassen werden. Die weitere Nachbehandlung beschränkt sich auf die täglich ein- oder zweimalige Reinigung der äusseren Wunde mit einem Schwämme zur Entfernung des Wundsecrets und des aus der Trachea stammenden Schleimes und Speichels. Als Futter eignet sich in dieser Zeit gutes weiches Heu,
welches am leichtesten geschluckt und mit Vorliebe genommen wird. Vom 4.—5. Tage ab kann auch Hafer und Kleie ver- abfolgt werden. In der Regel nehmen die Pferde gleich vom |
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ersten Tage an das ihnen gereichte Futter. Erhebliches Fieber
stellt sich nur selten ein. Gelegentlich kommt eine Tempe- ratursteigerung auf 39,0—39,5 ° C. vor, ohne dass in dem sonstigen Zustande des Thieres erhebliche Störungen eintreten. Die ausnahmsweise sich einstellende Appetitlosigkeit ver- schwindet ebenfalls bald. In etwa 3—4 Wochen heilt die äussere Wunde; alsdann kann das Pferd wie gewöhnlich an- gebunden werden und bedarf nur noch einer etwa vierwöchent- lichen Schonung, bis an der Operationswunde im Kehl- kopfe vollständige Vernarbung eingetreten ist. Diese nimmt etwa 8—10 Wochen in Anspruch und erfolgt mit grosser Regelmässigkeit und Vollständigkeit. Ich besitze in meiner Fig. 9.
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Kehlkopf eines Pferdes, welches 14 Monate nach der Operation
an einer intercurrenten Krankheit zu Grunde gegangen war. Sammlung 3 Kehlköpfe von operirten Pferden; 2 derselben
stammen von Pferden, die zum Versuche gedient hatten und später getödtet wurden, der dritte von einem Pferde, welches 14 Monate nach der Operation und vollständiger Beseitigung des hochgradigen Kehlkopfpfeifens an einer intercurrenten Krankheit zu Grunde gegangen war (Fig. 9). In allen 3 Fällen ist die Bedeckung der Wundfläche des Kehlkopfes mit erstaun- |
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licher Vollständigkeit und ohne jede Verdickung und excessive
Narbenbildung erfolgt. Bei zweien war sogar das abgetrennte Stimmband mit der Wand des Kehlkopfes wieder in Verbin- dung getreten und eine regelmässige Glottisbildung erfolgt. Von Stenosen durch Narbenbildung, wie solche bei dem früheren Verfahren die Heilung oft störten, war keine Spur vorhanden; im Gregentheil, der Aditus ad laryngem sowohl wie die Glottis zeigte sich ausreichend weit, was im übrigen auch durch die vollständige Beseitigung des Roarens hinlänglich bewiesen war. Zuweilen nimmt der Heilungsprozess etwas längere Zeit
in Anspruch. Diese Verzögerung kündet sich in der Regel durch etwas Hustenreiz, zuweilen auch durch schleimig eitrigen Nasenausfluss an. In manchen Fällen ist das Roaren schon nach 8 Wochen vollständig verschwunden; zuweilen bleibt noch etwas lautes Athmen zurück, das sich aber auch in den nächsten 3—6 Monaten zu verlieren pflegt. Nicht selten verschwindet das laute Athmen in kurzer Zeit, inner- halb weniger Tage, namentlich beim Eintritt milder Witte- rung. Auch da, wo das Resultat sich anscheinend ungünstig gestaltete, stellte sich zuweilen noch im 6. Monat nach der- selben ganz unerwartet vollständige Heilung ein. Eine Ver- schlimmerung des Zustandes habe ich nur in einem Falle beobachtet. Sobald die Trachealwunde sich vollständig geschlossen
hat, kann das Pferd bei milder Witterung und in staubfreier Luft in langsamer Gangart bewegt werden. Wenn Husten- reiz und Nasenausfluss fehlt, prüft man das Pferd etwa 8 bis 10 Wochen nach der Operation in schneller Gangart. Tritt auch hierbei kein Hustenreiz hervor, so kann dasselbe wieder in den Dienst genommen werden, andernfalls schone man das- selbe noch einige Wochen. Einzelne der von mir operirten Pferde waren gegen meine
Anordnung schon 4 Wochen nach der Operation wieder in Dienst gestellt worden, ohne dass hierdurch Nachtheile beob- achtet wurden. |
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Der Vorzug meiner Methode liegt ohne Zweifel in der
durch die vollständige und sorgfältige Entfernung des Ary- knorpels erleichterten Heilung der Operationswunde. Bleibt wie bei dem Günther-Stockfleth'schen Verfahren ein grösserer Theil des Knorpels im Kehlkopfe zurück, so veran- lasst dieser länger andauernde Eiterungsprozesse, wodurch die Heilung verlangsamt und die Narbenbildung umfangreicher werden muss. Daher die häufigen Misserfolge dieser Methode. Wesentlich günstiger läuft dieser Vorgang bei meinem Ver- fahren ab. Wie ich mich durch Beleuchtung des operirten Kehlkopfes mit einer elektrischen Lampe von der Tracheal- wunde aus überzeugen konnte, beginnt wenige Tage nach der Operation eine gleichmässige Granulationsbildung auf der ganzen Fläche. Da, wo der Rest des Aryknorpels zurückgeblieben ist, eine Stelle von kaum 1 cm im Durchmesser, stellt sich dissecirende Eiterung ein. Nach etwa 8 Tagen lässt sich indess auch hier eine gut entwickelte Granulation nachweisen, und dann schreitet die Heilung in der Regel ungestört fort. Leider ist man nicht im Stande, diesen Vorgang weiter zu verfolgen, weil die Trachealwunde bald zu eng wird, um noch einen Einblick in den Kehlkopf zu gestatten, allein sowohl die Be- schaffenheit der später secirten Kehlköpfe wie der Erfolg der Operation beweist, dass dieser Vorgang auch ohne Kunsthülfe fast ausnahmslos gut von Statten geht. Es kann dies nicht befremden, wenn man bedenkt, dass abgesehen von dem kleinen Knorpelrest eine Muskel- und Schleimhautwunde besteht, die bei sorgfältiger Operation regenerationsfähige Wundränder be- sitzt. Die Benarbung kann in der Regel ebenfalls nicht auf Schwierigkeit stossen, da die locker mit ihrer Unterlage ver- bundene Schleimhaut der Nachbarschaft durch die Narben- retraction zur Bedeckung der Granulationsfiäche mit Leichtig- keit herangezogen werden kann. Dies gilt namentlich von der Schleimhaut des sogenannten falschen Stimmbandes, welche daher bei der Operation möglichst geschont werden muss. Dass jedoch hie und da ein Misserfolg eintritt, kann nicht auf- fallen. Nach meinen Beobachtungen bilden solche Störungen |
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seltene Ausnahmen und können die praktische Bedeutung der
Operation nicht in Frage stellen. Allerdings hängt der Hei- lungsprozess, wie schon erwähnt, nicht zum Geringsten von der sorgfältigen Ausführung der Operation ab. Es kommt vor allem darauf an, die Schleimhaut möglichst zu schonen und eine regenerationsfähige Wundfläche zu schaffen. Möglichste Erhaltung der Schleimhaut erzielt man durch strenge Innehaltung der angegebenen Schnitt- führung; eine regenerationsfähige Wundfläche durch Vermei- dung aller nicht absolut nöthigen Verletzungen. Uebung und Geschicklichkeit kommen hierbei vor allem zur Geltung. Es dürfte sich daher empfehlen, die Operation zunächst an Cadavern oder werthlosen Pferden zu versuchen. Ich selbst habe die Beobachtung machen können, dass bei den später von mir operirten Pferden die Heilung erheblich schneller und sicherer erfolgte als bei den ersten Versuchen. Auch ergab sich, dass, je weniger die Operation gestört wurde, um so besser der Erfolg war. Schon aus diesem Grunde empfehle ich die Narkose. Bei den ersten Operationen bediente ich mich noch des
Cocains zum Bepinseln des Kehlkopfes. Dies Mittel hat sich jedoch als überflüssig erwiesen, denn wie schon bemerkt, be- reitet selbst die Schnittführung dem Thiere nur unbedeutende Schmerzen. Ich ziehe es aus dem angeführten Grunde vor, in der
Chloroformnarkose zu operiren, doch lässt sich die Operation auch am nicht narkotisirten Pferde durchführen, wie ich mich überzeugt habe. Nach dem beschriebenen Verfahren sind in den letzten
beiden Jahren über 40 Pferde von mir operirt worden. Ausser- dem wurden bei zwei Pferden beide Aryknorpel zugleich heraus- genommen. Abgesehen von den in den letzten Monaten nach der be-
schriebenen Methode ausgeführten Operationen, deren Resultat noch nicht zu beurtheilen ist, stellt sich der Ausgang etwa wie folgt: Von 30 operirten Pferden wurden 22 geheilt, bei 5 bestand das Leiden in geringerem Grade fort — unter diesen |
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befand sich ein Pferd mit doppelseitiger Paralyse — 2 gingen
in Folge der Operation an Sephthämie bezw. phlegmonöser Laryngitis ein; 1 Pferd zog sich während der Heilung einen Wirbelbruch zu und musste deshalb getödtet werden; bei einem wurde nach 10 Monaten ein Recidiv beobachtet. Sofern es sich um die Wiederherstellung der Arbeits-
fähigkeit handelt, kann über den Werth der Operation also kein Zweifel sein. Denn auch da, wo ein etwas lauter Ton zurückblieb, war dieser weder so auffällig noch auch mit solcher Behinderung des Athmens verbunden, wie vor der Operation. Diese empfiehlt sich daher stets, sobald die Arbeits- fähigkeit der Pferde durch das Roaren beschränkt ist. Bei Wagenpferden gestaltet sich der Verlauf im allgemeinen günstiger als bei Reitpferden. Unter den 22 geheilten waren 11 Reit- und 11 Wagenpferde. Mit Ausnahme eines Falles wurden die operirten Wagenpferde sämmtlich geheilt. Durch die Gebrauchsart, namentlich durch starke Beizäumung wird bei Reitpferden die Entstehung eines lauten Tones beim Athmen begünstigt, zumal der Bedarf an Luft erheblich grösser ist. Hier scheinen Schleimhautfalten, namentlich die Reste der Plica ary-epiglottica bei forcirter Respiration zuweilen in Schwingungen zu gerathen und ein lautes Athmen zu erzeugen. Ich habe daher neuerdings versucht, die Schleimhaut nach der Resection mit Seide zu heften, kann indess über den Werth dieser Vereinigung ein bestimmtes Urtheil noch nicht abgeben. Aber auch bei Reitpferden wird selbst unter ungünstigen
Umständen oft noch Heilung erzielt. Unter den von mir operirten befand sich das Schulpferd eines Circus, welches so laut roarte, dass das absichtlich mit Posaunen und Trompeten verstärkte Orchester nicht mehr im Stande war, das Geräusch zu verdecken. Gegenwärtig, über ein Jahr nach der Operation, ist bei demselben auch in angestrengter und schneller Gangart, bei extremer Beizäumung nicht eine Spur von dem Leiden wahrzunehmen. Ebenso wurde ein Dienstpferd der Armee, welches in Folge hochgradigen Roarens als unbrauchbar ver- kauft werden sollte, durch die Operation vollständig wieder- |
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hergestellt, so dass es seit einem Jahre in vollem Umfange
Dienst leisten konnte. Bisher wurde die Operation auf solche Pferde beschränkt,
die unter dem Einflüsse des Roarens in ihrer Arbeitskraft litten, dagegen da nicht empfohlen, wo das laute Athmen nur mit Unbequemlichkeit für Reiter und Pferd verbunden war. Hoffentlich wird sich das Verfahren jedoch soweit vervoll- kommnen lassen, dass dasselbe auch auf diese ausgedehnt werden kann. Dass die Operation bei minderwerthigen Pferden nicht angezeigt ist, liegt auf der Hand; hier muss die Tracheo- tomie eintreten. Die oft geäusserte Befürchtung, dass sich durch Narben-
bildung im Kehlkopfe von neuem Dyspnoe einstellen werde, ist unbegründet. Denn die später zur Section gelangten Pferde zeigten keine Spur von derartigen Veränderungen. Auch ist nur ein einziges Recidiv von mir beobachtet worden, und zwar bei einem Pferde, bei welchem noch die Exarticulation des Aryknorpels vorgenommen wurde und ein ungewöhnlich enger Kehlgang vorhanden war. Es will mir scheinen, als ob ein enger Kehlgang mit breiten, starken Ganaschen und fleischiger Kehle für den Erfolg der Operation nicht günstig wäre. Nach meinen Beobachtungen dauern die Heilungsvor- gänge unter solchen Umständen längere Zeit und bleibt der Erfolg zuweilen unvollkommen. Die Lage des Kchlkopfes zeigt bei Pferden überhaupt
grosse Verschiedenheiten. Beim englischen Vollblut pflegt der Kehlkopf tief zu liegen, so dass man ihn leicht von aussen einfassen kann, d. h. es gelingt mit den Fingern bis auf die Ringplatte vorzudringen. Diese Bildung zeigt sich für die Operation günstig, sowohl in Bezug auf den Erfolg, wie auch auf die Ausführung derselben. Auch die Resection beider Aryknorpel und zwar sowohl
in einer Operation wie auch in Zwischenzeit von einigen Monaten ist von mir mit Erfolg ausgeführt worden. Ein so operirtes Pferd konnte später von einem Cavallerie-Offizier noch als Dienstpferd verwendet werden. |
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Literatur.
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