G. ^7/JS^O.
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Studien
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das Kehlkopfpfeifen der Pferde
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von
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Geheimer Medizinalrath, Professor und Direktor a. D.
der Thier�rztlichen Hochschule zu Hannover. |
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Zweite Auflage
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Karlsruhe.
Verlag- der �Deutschen Thier�rztlichen Wochenschrift."
1896.
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Vorwort.
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In der vorliegenden zweiten Auflage der �Studien"
haben die seit'1893 erschienenen Publikationen �ber das Kehlkopfpfeifen der Pferde, soweit sie mir zug�nglich ge- worden, Ber�cksichtigung gefunden, so dass ich glauben darf, in den Zusammenstellungen ein zutreffendes Bild des gegenw�rtigen Standes unserer Kenntniss dieses Leidens ge- geben zu haben. Es w�rde sehr erw�nscht sein, wenn recht viele der
Herren Kollegen ihre Erfahrungen in m�glichst detaillirter Ausf�hrung zum Gemeingut machen und auch ihrerseits zur Kl�rung der Ansichten beitragen wollten. Hannover, den 1. Januar 189(5.
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Der Verfasser.
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In vorigen Jahrhunderten und im Anfange des jetzigen
scheint das Kehlkopfpfeifen seltener gewesen zu sein, wie gegenw�rtig. Die Bezeichnung �Hartschl�gig", wie solche unter den Gew�hrsm�ngeln schon fr�h vorkommt (cf. L�ne- burger Stadtrecht 1679, Kalenberger und L�neburger Ver- ordnungen von 1697), weist nach, dass das Leiden bekannt war. Die. Literatur hat bez�gliche Nachweise nicht auf- bewahrt. Havemann sagte in seinen Vorlesungen 1813 (Heft von Thierarzt Ringe) nach kurzer Beschreibung der Symptome, dass kein deutscher Schriftsteller das Leiden er- AV�line, es schiene aber im Kehlkopf seinen Sitz zu haben. In seinem Vortrage von 1816 sagt er (Heft von Fr. G�nther p. 66): �Dieses Uebel mag seine Ursache in mechanischen Hindernissen haben, wahrscheinlich ist der Kehlkopf oder die Stimmritze von einer widernat�rlichen Membran be- kleidet oder auf irgend eine Art in abnormem Zustande, so dass der Athem beschwerlich gemacht wird; es mag sein, dass sich Polypen erzeugt haben oder die H�ute verartet sind oder der Luftr�hrenkopf verkn�chert ist. Er habe nie einen Pfeifer zergliedert. Die Ursachen seien ihm' unbe- kannt, doch habe er bemerkt, dass das Uebel bei einigen Pferden unmittelbar nach �berstandener b�sartiger Druse erfolgte." Die erste umfassende Arbeit �ber fragliches Leiden,
welche zugleich die Grundlage aller nachfolgenden geblieben ist, ver�ffentlichte Fr. G�nther 1834 in Nebel und Vix' Zeitschrift, er lenkte die Aufmerksamkeit auf die Recur- rensl�hmung der linken Seite, welche er als Ursache des Kehlkopfpfeifens nachwies, und brachte diese mit der Atrophie der Kehlkopfmuskeln in Verbindung, so wie er auch auf den Verlauf des linken Recurrens in der Brusth�hle als Ursaclie seiner Erkrankung nach dem �Epizootisch-nerv�sen Entz�ndungsfieber" (Influenza) hinwies, bei welchem die Brustorgane h�ufig vor- zugsweise leiden (p. 390). Er hat die L�hmung immer nur linksseitig gefunden (p. 381) und sagt (p. 391), �dass dabei auch der Recurrens leidet, kann nicht auffallen, |
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da er aus der Brusth�hle hervorgeht und ein Zweig
des Pneumogastricus ist." �Wenn diese Recurrensl�hmung nicht immer geschieht, so kann dieses nicht auffallen, da gleiche Ursachen oft verschiedene Wirkung haben, zumal wenn Krankheitsprodukte bereits gebildet sind und diese modifizirend einwirken, was in unserem Falle gewiss ebensowohl zu beachten." �Das Epizootisch-nerv�se Ent- z�ndungsfieber ist in neuerer Zeit weit h�ufiger vorge- kommen, in den letzten Jahren fast immer im Gange ge- wesen, darin wird wohl die Ursache des h�ufigeren Vor- kommens des Pfeiferdampfes liegen, zumal dabei die Pr�- disposition zu Nervenl�hmungen vorherrscht und schlagflussartige L�hmungen unter den Nachkrank- heiten nicht zu den Seltenheiten geh�ren, wie die Beobach- tung genugsam lehrt (L�hmungen der Vorderlippe, Nasen- spitze, Hinterlippe, Ohrmuskeln, Augenlider, Kaumuskeln, einseitige Halsl�hmung, L�hmung der Vorderschenkel, Hinter- schenkel etc.)" Sp�ter besch�ftigte sich Ger lach (Gerichtl. Thierheilkunde) mit dem Leiden vom forensischen Stand- punkte aus. Weitere, auch ausl�ndische Arbeiten hat Prof. M�ller
in seiner Analektensammlung �das Kehlkopfpfeifen etc. 1888" zusammengestellt, welchen 1890 Prof. Dieckerhoff seine �Diagnose des Kehlkopfpfeifens" hinzuf�gte etc. Durch alle diese Arbeiten sind aber die Ansichten
�ber dieses Leiden noch keinesweges gen�gend gekl�rt, und glaube ich deshalb die Resultate meiner Forschungen auf diesem Gebiete der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten zu sollen. Anatomisch - physiologische Bemerkungen.
Der Kehlkopf wird bei Einhufern aus sechs einzelnen
Knorpeln gebildet, von denen zwei, die Schildknorpel, seine �ussere Form und vier mit diesen beweglich verbundene die Weite des inneren Baumes bestimmen. Zwischen die hinteren R�nder der ersteren ist der Ringknorpel, als oberes Ende der Luftr�hre, von r�ckw�rts her beweglich einge- schoben, er h�lt jene durch seine Spannung von einander entfernt und tr�gt an dem vorderen Bande seiner Ring- platte die beiden mit dieser seitlich artikulirenden Giess- kannenknorpel (Aryknorpel), von deren vorderem unteren Winkel die beiden Stimmb�nder zur Vereinigung der Schild- knorpel verlaufen; sie sind von einer ^SclileiniJiaut gedeckt, die sich �ber die innere Oberfl�che des Kehlkopfes fortsetzt und in die der Rachenh�hle �bergeht. Inmitten der L�ngen- achse des Kehlkopfes befindet sich ein freier Raum, die |
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Glottis oder _Stimmritze.fi, welcher den einzigen Zugang
zur Luftr�hre bildet, sie wird jederseits vom Aryknorpel und dem Stimmbande begrenzt; dieser Raum, die Glottis also, erf�hrt durch Erheben der Aryknorpel und durch daraus , folgendes Ann�hern (resp. Andr�cken) derselben an die Schild- kjiorpej, welchem die Stimmb�nder Folge leisten m�ssen, eine eventl. selbst �ber den inneren Kaum der Luftr�hre hinausgehende Erwj^terun.g; durch Senken derselben und Ann�herung (resp. Andrjicken}. des medialen Theiles der Aryknorpel, und daraus folgende Ann�herung der Stimm- b�nder an einander, wird die Glottis^yex�ngerjt und nach Bed�rfniss vollst�ndig geschlossen. Von dem Spiele dieses Apparates, des Ventils der
Luftr�hre, ist also das Mass des Luftzutritts zur Lunge abh�ngig. Die Weite des Kehlkopfsraurnes ist, gleich dem der Luftr�hre, bei den verschiedenen Individuen sehr un- gleich gross, die Stimmb�nder schliessen, behufs passiver Regulirung der Glottisweite, viel elastisches Gewebe ein und befinden sich dadurch permanent in Spannung; sie schliessen die beiden Schild-Giesskannenmuskeln, namentlich den hinteren ein, und verdanken diesen ihre F�lle. Die Stimmtasche (ventriculus Morgagni) ist, gleich
ihrer Oeffhung, zwischen beide Schild- Giesskannenmuskeln eingeschlossen und ragt mit ihrem geschlossenen hin- teren Ende kaum etwas �ber sie hinaus, sie erstreckt sich, ballonf�rmig weiter werdend, nach r�ckw�rts und liegt mit ihrem weitesten Theile zwischen der senkrechten Fl�che des Aryknorpels und dem Schilde, welchen Raum sie zum guten Theile ausf�llt. Ihr Zugang wird nach abw�rts vom Stimmbande begrenzt, nach r�ckw�rts vom vorderen unteren Winkel des Aryknorpels, ein kleiner Fort- satz des Seitenfortsatzes der Epiglottis liegt �ber dem- selben beweglich in der Kehlkopfwand unter der Schleim- haut und kann ihn nach Bed�rfniss decken. Die sogenannten falschen Sj^jjmjn_bjyidj3r k�nnen
bez�glich der Respiration ebensowe"nig in Frage" kommen, wie die Epiglottis. Die Erweiterung des inneren Kehlkopfraumes erfolgt
durch die beiden Schildringmuskeln (M. cricothyreoidei), die beiden hinteren Ring-Giesskannen- und den Quer-Giess- kannenmuskel (M. cricoarytaenoidei postici et M. arytaenoi- deus transversus), die ersteren heben den Ringknorpel mit *) Die Trennung der Stimmritze in zwei Abtheilungen, aditus ad
laryngem und pars vocalis, ist f�r die Beschreibung der beim Kelilkopf- pfeifen vorkommenden Zust�nde nicht zweckm�ssig, ich werde sie des- halb nicht verwenden. |
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den beiden an ihm aufgehangenen Aryknorpeln zwischen den
Schildknorpeln in die H�he und wenden seine Ring- platte weiter r�ckw�rts, sie spannen dabei die Stimm- b�nder an, und verl�ngern so die Stimmritze. Durch die Wendung der Ringplatte werden zugleich die Aryknorpel so zwischen den Schildknorpeln herausgehoben, dass die Leiste derselben �ber den oberen Rand dieser Knorpel emportiitt und die Aryknorpel nun zur weiten Er�ffnung der Stimmritze freier nach aussen gehoben werden k�nnen. Es ist dieses der einzige Kehlkopfmuskel, der nicht von dem Recurrens versorgt wird, sondern vom ersten Halsnerven, wie ich das auf anatomischem Wege nach- gewiesen habe (cf. Topogr. Myol.); sein feiner Faden geht von dem den Zungenbein -Sch�dmuskel versorgenden langen Faden ab.*) Die beiden hinteren Ring-Giesskannenmuskeln sind be-
kanntermassen die st�rksten Erweiterer, sie heben die Ary- knorpel nach r�ckw�rts und aussen aus dem Kehlkopf nach Bed�rfniss hervor, so dass die Leiste derselben im extremen Falle �ber den oberen Rand des Schildes nach aussen tritt, wodurch der untere senkrechte Theil des Ary- knorpels fest an den Schildknorpel gepresst und das Stimm- band auf's Aeusserste angespannt wird, alle zwischen der Stimmritze und dem Schilde liegenden Theile werden da- durch incl. des Stimmbandes fest an dieses angepresst, etwa in der Stimmtasche befindlicher Inhalt ausgedr�ckt und der Zugang zu derselben durch Vortreten des Fortsatzes der Epiglottis vollst�ndig geschlossen. Der Quer-Giesskannenmuskel unterst�tzt die Wirkung
der vorigen. |
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*) M�ller (1. c. pag. 13) behauptet zwar mit gesperrter Schrift,
dass von ihm festgestellt sei, dass dieser Muskel vom ersten Hals- nerven versorgt werde, er hat sich aber wohl im Ausdruck vergriffen und �best�tigt" gemeint. Bez�glich der Wirkung dieses Muskels gibt er an, dass er den Reif des Ringknorpels dem Schilde ann�here; der Ring- schildinuskel geht aber vom oberen Ende und hinteren Rande des Schildes der einen Seite, den Ring zwischen sich aufnehmend, zur gleichen Stelle des Schildes der anderen Seite, ist also wie ein Band zwischen beiden Schildknorpeln ausgespannt, auf welchem der Ringknorpel ruht; dieser muss hiernach durch dieselben zwischen beiden emporgehoben werden etc. M�ller hat die von ihm bei elektrischer Reizung des I. Halsnerven ge- fundene Ann�herung �es Ringes an das Schild in ihrem urs�chlichen Zusammenhang offenbar nicht weiter verfolgt. Nach den Untersuchungen von Munk, Chauveau, Breisach er
und M�ller erh�lt dieser Muskel seinen Nerv aus dem zarten zwischen dfin Vagus und dem Urspr�nge des N. laryng. sup. liegenden Geflechte oder, wie Chauveau angibt, h�ufiger aus dem Schlundkopfast des Vagus. Ter Ursprung des Nerven scheint danach nicht konstant zu sein. |
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Die Verengung der Stimmritze erfolgt durch die
beiden Seiten - Eing - Giesskannenmuskeln (M. ericoarytae- noidei laterales), die bis zum Erscheinen meiner topographi- schen Myologie als Erweiterer angesehen wurden, und durch die Schild - Giesskannenmuskeln (M. thyroarytaenoidei antici et postici); erstere ziehen die Giesskannenknorpel nach ab- w�rts, entfernen den unterhalb der Leiste senkrecht herab- steigenden Theil derselben in nach abw�rts zunehmendem Masse vom Schilde und dr�ngen ihn sammt dem Stimm- bande in den Baum des Kehlkopfes hinein, legen besonders den unteren Rand beider Giesskannenknorpel, und daraus folgend, die Stimmb�nder an einander und scliliessen so die Stimmritze bis auf einen kleinen Raum, der unter dem hin- teren Theile der Vereinigung beider Aryknorpel offen bleibt. Der vordere und hintere Schild-Giesskannenmuskel
nehmen die Stimmtasche zwischen sich auf, sie bilden mit denen der anderen Seite ein sehr breites d�nnes Band, welches von der Vereinigung beider Schildknorpel und deren unterem Rande durch die Stimmb�nder zur Leiste der Giess- kannenknorpel resp. �ber diese hinaus zur Medianlinie geht, sie umfassen also die ganze Glottis. Sie dr�cken die Aryknorpel in den Kehlkopf herab
und mit ihren medialen Fl�chen an einander, spannen da- durch zugleich die Stimmb�nder nach ab- und r�ckw�rts an und legen sie zusammen, der vordere presst den Fortsatz der Epiglottis auf den Eingang der Stimmtasche und schliesst diesen, sie pressen event. Inhalt der Stimmtasche aus. Bei weiter Er�ffnung der Stimmritze werden sie gedehnt und dadurch der Fortsatz der Epiglottis mechanisch auf die Oeffnung der Stimmtasche gelegt. (Man sieht daraus, wie vorsorglich der Verschluss des Zuganges zu derselben ge- wahrt ist.) Zur F�rderung des Verst�ndnisses der bei Recurrens-
l�hmung auftretenden Erscheinungen und Folgen habe ich geglaubt, diese, zum Theil meiner Topographischen Myologie entnommenen Data, hier anf�hren zu sollen. � Der Respirationsweg ist stets ge�ffnet und von den
Nasen�ffnungen bis zum Kehlkopf weiter, als der innere Kehlkopfsraum werden kann, an diesen reiht sich der noch engere der Luftr�hre an. Die Luftr�hre kann sich nach meinen Untersuchungen �ber den gegebenen Standpunkt hin- aus, der herrschenden Ansicht entgegen, weder aktiv noch passiv erweitern, wohl aber verengern. Die eingeathmete Lufts�ule muss deshalb in mit
dem momentanen Luftbed�rfniss der Lungen zunehmendem Masse auf den nachgiebigen Raum der Rachenh�hle und |
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des Kehlkopfes dr�cken und die Luftr�hre eventuell m. w.
komprimirt passieren, um zu dem weiteren Lungenraum zu gelangen. Das Luftbed�rfniss in den Lungen steigt in demselben Masse, wie das Einathmen zeitlich verk�rzt wer- den muss, unter solchen Verh�ltnissen erfolgt die Erwei- terung der Brusth�hle m�glichst rasch und sehr kr�ftig, um den Lungen schleunigst das erforderliche Luftquantum zuzuf�hren; der Luftstrom muss sich in der Rachenh�hle zusammenpressen*) und mit ganzer Wucht auf den Kehl- kopf dr�cken. Stimmritze, Glottis. In normalen Verh�ltnissen
(cf. G�nther, Jahresbericht der Hannoverschen Thier- arzneischule 1871, p. 111) ist bei lebenden Pferden die Stimmritze stets, wie beim todten, etwa zwei Centimeter weit ge�ffnet und gen�gt diese Weite f�r ruhige Respiration vollst�ndig, man sieht bei von unten ge�ffnetem Kehlkopfe keine, oder doch nur �usserst geringf�gige Erweiterung; eine �ber dieses Mass hinausgehende Verengung hat auch bei der Expiration und nach derselben nicht statt. . Bei tieferer Inspiration heben sich die Aryknorpel, der beabsich- tigten gr�sseren Erweiterung der Brusth�hle entsprechend, in verschiedenem Grade und erweitern dadurch den Glottis- raum um das Doppelte und dar�ber, um ihn dann wieder in den bezeichneten Ruhestand zur�cktreten zu lassen. Bei ganz tiefer Inspiration erreicht die Stimmritze durch Er- heben des Ringknorpels, weites Herausheben der Giess- kannenknorpel und Andr�cken ihres unterhalb der Leiste gelegenen platten Theiles incl. der Stimmb�nder an die Kehl- kopfswand die gr�sstm�gliche Weite, wobei dann der Zu- gang zur Stimmtasche vollst�ndig geschlossen erscheint. Diese extremste Weite bleibt sich bei vermehrter rascher Respiration beim Ein- und Ausathmen ganz gleich, man sieht dann keine Bewegung der Stimmritze mehr. Man kann im Kehlkopfe genau sehen, wie tief das Pferd bei jedem Athemzuge einathmen will; das Bewegungsspiel der Stimm- ritze wird durch weite Oeffnung seiner unteren Wand in keiner Weise beeinflusst, da dasselbe durch das Luftbed�rf- niss der Lunge aufgel�st wird. Vor jeder Anstrengung muss die Stimmritze geschlossen werden, ebenso vor jedem *) In Folge dieser Verh�ltnisse dringt denn auch rasch die Luft in
den Lurrsack, wenn die Eustachische Trompete in Folge der L�hmung des hinteren Schliessers der Eachenh�hle (AI. levator palatini d. M.) nicht geschlossen gehalten werden kann und erweitert denselben oft sehr be- deutend. Dieser und der Griffel-Gaumenmuskel (II. tensor veli pala�ui d. M.) erhalten ihre Nerven vom Ohrknoten oder von dem an Stelle des- selben auftretenden kleinen Geflechte (3. Ast. des 5. N.), welches ver- schiedene sehr kleine Kn�tchen einschliesst. |
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Schlucken; man wird daher von Beidem durch Betrachten
derselben rechtzeitig avertirt. *) Bei Recurrensl�hmung erscheinen die r�umlichen
Verh�ltnisse des Kehlkopfes, bei lebendem Thiere be- trachtet, in folgenderweise ver�ndert: bei geringgradigen Pfeifern ist die Stimmritze bei ruhiger Respiration kaum etwas enger, wie bei gesunden Thieren. der linke Giess- kannenknorpel steht, je nach dem Grade des Leidens, etwas, oft kaum sichtbar, niedriger als der rechte, seinem weiteren Herabsinken durch Eigenschwere widersetzt sich die elastische Spannung des Stimmbandes, das Stimmband des ersteren ist, je nach dem Grade der Betheiligung der Schild-Giesskannen- muskeln, schw�cher, der Eingang der Stimmtasche erscheint dementsprechend weiter. Sobald gr�sseres Luftbed�rfniss eintritt, wird bei geringgradigem Pfeiferdampf die linke Stimmritzenwand, wenn auch weniger wie die rechte, zur Erweiterung der Glottis mitbenutzt, bei mittleren Graden ist ihre Betheiligung geringer, bei hochgradigem dagegen liegt sie unbeweglich fest, die Stimmritze kann selbst eine von der Medianlinie nach r�ckw�rts und rechts abweichende Spalte von geringerer Weite bilden, welche beim tiefen Einathmen ganz nach rechts hin�ber gezogen wird (cf. Fr. G�nther 1. c), indem die linke Wand dem Zuge der rechten vom Aryknorpel aus folgt, und nun die Stimm- tasche weit ge�ffnet erscheint. Der rechte Giesskannen- knorpel kann bei h�heren Graden, selbst wenn der rechte Recurrens ganz unbetheiligt ist, oft nicht bis zur normalen H�he aus dem Kehlkopf herausgehoben werden, wie das beil�ufig bemerkt, auch am todten Thiere, selbst bei voll- st�ndiger Atrophie s�mmtlicher linksseitiger Giesskannen- muskeln auff�llt; es liegt dies daran, dass er den linken mitschleppen muss, dessen �usseren Verbindungen hindernd entgegen treten. *) M�ller macht uns (1. c. p. IG) mit einer ganz neuen, bei
I Gelegenheit der Untersuchung des Inneren des Kehlkopfes mit dem Finger beobachteten Thatsache (?) bez�alich des Vorganges beim Schlucken be-
kannt. Er sagt: �W�hrend hierbei (beim Schlucken) der ganze Kehlkopf nach oben bewegt und durch die Verengerer desselben die obere Kehl- kopf�ffnung nahezu (?) geschlossen wird, legen sich starke Falten der Schleimhaut der Rachenh�hle auf den Aditus ad laryngem .... auch erkl�rt (?) dieser Vorgang die Thatsache, dass nach Bxstirpation eines oder beider Aryknorpel schon nach wenigen Tagen das Schlucken nicht mehr gest�rt ist (?). Doch auch der Kehldeckel bleibt bei dem Schluckakt nicht unth�tig und legt sich w�hrend dieses Vorganges gegen die Kehl- kopf�ffnung, aber nicht direkt, sondern auf die Schleim- hautfalten." � Wo existiren denn in der Rachenh�hle solche Falten, und wie k�nnten sich solche, selbst wenn sie vorhanden w�ren, zwischen den Kehldeckel und den Kehlkopfsraum einschieben?! |
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Eine wirkliche Pfeiferstellung der Stimmritze kann
bei er�ffnetem Kehlkopf nicht gesehen werden, weil das be- dingende Agens, der Druck der Lufts�ule auf dieselbe, unter solchen Umst�nden fehlt. Entstehung des Tones bei Pfeifern. Der eigen-
th�mlich pfeifende Ton kommt dadurch zu Stande, dass die Lufts�ule durch Aspiration der Lungen auf den inneren Kehlkopfraum gepresst wird und ihren Eintritt in die Luft- r�hre hemmende Hindernisse mit sich fortzureissen sucht. Unter normalen Verh�ltnissen sind solche nicht vorhanden, da alle im Stande der Ruhe beengenden Hindernisse durch die der Gr�sse der eindringenden Lufts�ule entsprechende Th�tigkeit der Erweiterer aus dem Wege geschafft werden. Bei Recurrensl�hmung dagegen kann diese Beseitigung nicht im vollen Masse erfolgen, der Druck der Luft muss in dem- selben Verh�ltnisse steigen, als das die Stimmritze beengende Hinderniss gr�sser ist, dadurch allein schon muss der ge- l�hmte Aryknorpel nebst der ganzen Stimmritzenwand in den Kehlkopf hineingepresst und der Glottisraum beengt werden; diese Beengung steigt nothgedrungen durch das gewaltsame Eindringen der Luft in die offene Stimmtasche*), wodurch der an ihrer medialen Wand liegende Theil des Aryknorpels noch weiter in den inneren Kehlkopfraum ge- presst wird und das Stimmband nachzieht (die Stimmtasche erscheint deshalb bei l�nger bestandener L�hmung aufge- Aveitet). Ein Anschlagen der Luft, Pfeifen, Rohren, Gie,- nien etc. kann nur dadurch entstehen, dass die Luft durch einen sehr engen Raum gepresst wird, es muss deshalb bei jedem Kehlkopfpfeifer mit dem Steigen des Missverh�lt- nisses zwischen der Stammritzenweite und der Gr�sse der andringenden Lufts�ule das Rohren zunehmen, solches Miss- verh�ltniss steigt in demselben Masse, wie durch rasche und kr�ftige Erweiterung der Brusth�hle ein gr�sserer Luftstrom mit Gewalt eingezogen wird, es findet nur da *) Bio Her sagt 1. p. c. p. 22, �dass nicht in der Glottis {"so be-
zeichnet er den zwischen beiden Stimmb�ndern liegenden Theil der Stimm- ritze, pars vocalis d. M.) das Inspiratioiishinderniss liegt, geht aus dem Umst�nde hervor, dass durch Entfernung der Stimmb�nder einschliess- lich der Stimmtasche die Dyspnoe nicht beseitigt werden kann. K. G�nther hat dies durch Resektion derselben nachgewiesen." Diese Auffassung entspricht den thats�chlichen Verh�ltnissen nicht, ich habe vielmehr stets den wesentlichen Antheil der Stimmb�nder, pars vocalis, und besonders auch der Stimmtasche an dein Zustandekommen der Dyspnoe bei Recurrensl�hmung betont. Daraus, dass nach jener Resektion die Dyspnoe wegen der durch Retraktion der Narbensubstanz entstehenden Verengerung mciit beseitigt wird, folgt logischer- weise nicht, dass Stimmtasche und Stimmbaud keinen Antheil an der Raumbeengung' haben. |
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seine Grenze, wo der Widerstand der Erweiterer der Stimm-
ritze den Druck ausgleicht, oder der Druck der Lufts�ule nachl�sst. Man kann deshalb auch jedes gesunde Pferd meist schon im Stande der K�he, gewiss aber bei gesteigerter Respiration, durch Niederdr�cken eines Aryknorpels zum Rohren, selbst Giemen zwingen. Der Grad des Missver- h�ltnisses zwischen St�rke der Lufts�ule und Stimmritzen- weite bedingt also den Grad des Pfeifens. Der h�chste Grad des Rohrens kommt sowohl bei ausschliesslich linksseitiger L�hmung, wie auch bei rechtsseitiger Mit- betheiligung vor, aus diesem kann deshalb nicht mit einiger Sicherheit auf letztere geschlossen werden. Pathologisch - anatomische Verh�ltnisse.
Bei ganz frischer Recurrensl�hmung findet man pathol-
anat. Ver�nderungen gar nicht. Betrachtet man die anatomischen Ver�nderungen in
den Kehlk�pfen l�ngere Zeit an solcher L�hmung erkrankt gewesener Pferde, so findet man zun�chst die Atropie der Muskeln stets linksseitig, gelegentlich auch wohl einmal an der rechten Seite, doch ist sie hier der links- seitigen gegen�ber stets geringgradiger. Eechterseits allein oder st�rker, wie linksseitig habe ich sie nie- mals gesehen. Eine gen�gende Erkl�rung, warum immer
der linke Recurrens getroffen wird, ist bislang nicht zu geben. Die Muskelatrophie erstreckt sicli mehr oder weniger
�ber das ganze Verbreitungsfeld des Recurrens, geht aber niemals auf von demselben nicht versorgte Muskeln �ber, sie f�llt besonders in dem hinteren Ring-Giesskannenmuskel auf, weil dieser der st�rkste ist, wird hier auch am meisten beobachtet, weil die anderen Muskeln eine m. w. zeitraubende Pr�paration verlangen und deshalb meistens nicht nachge- sehen werden: man begn�gt sich eben mit der hier ge- fundenen Atrophie. *} Die Recurrensl�hmung ist entweder sofort vollst�ndig,
oder sie macht erst allm�lig Fortschritte. Die Atrophie kann deshalb selbst in demselben Muskel Verschiedenheiten in der Zeit ihres Bestehens nachweisen, ebenso kann der Nerv auch trotz voller Atrophie des einen oder anderen Muskels oder mehrerer noch gesunde Fasern f�hren, welches *) Anmerkung: Der Geh. Regierungsrath, Medicinalrath Dr. Dam-
mann hat mir neuerdings einen Kehlkopf mit ganz frischer L�hmung des linken Recurrens gezeigt, an welchem der M. crico thyroid. alt atrophisch war. |
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durch das gleichzeitige Bestehen normaler Verh�ltnisse m
anderen von ihm versorgten Muskeln nachgewiesen wird. An dem Nerven findet man zuweilen makroskopisch
und mikroskopisch die die L�hmung charakterisirenden Merk- male, jedoch immer ersf nach l�ngerem Bestehen des Leidens. Aus diesen Verh�ltnissen wird es erkl�rlich, warum das
Kehlkopfpfeifen in sehr verschiedenem Grade auftreten, sich allm�lig weiter entwickeln oder station�r bleiben kann etc. Im Allgemeinen spricht sich die Folge der L�hmung bei F�llen und jungen Pferden (besonders nach absichtlicher Trennung des Nerven) erheblicher aus, wie bei alten, es liegt das bei diesen in der gr�sseren Rigidit�t der Muskeln und der Verbindung der Giesskannenknorpel mit dem Ringe und Schilde, wie ich das bereits in meiner Topographischen Myologie angegeben habe, nicht aber, wie Moll er. meint (1. c. p. 2:), zugleich in der gr�sseren Rigidit�t der Ary- knorpel und der darin vorkommenden Verkn�cherung � eine dem Luftdruck folgende Nachgiebigkeit k�nnte h�chstens in dem sich stets gleichbleibenden netzknorpeligen Schn�uz- chen, nicht aber im hyalinen Theile desselben und nament- lich nicht in seinem dicksten Theile vorkommen, in welchem die Verkn�cherung ausschliesslich beobachtet wird; sie ist f�r die Raumverh�ltnisse absolut gleichgiltig. Ursachen. *)
Nachdem festgestellt ist (cf. Topogr. Myol. 1866, vom
Verf.), dass mindestens 96u/0 aller am Pfeiferdampf leidenden Pferde an Recurrensl�limung und zwar linksseitig leiden, also Kehlkopfpfeifer sind, von letzteren aber nur ein ganz verschwindender Pro- centsatz auf andere krankhafte Zust�nde des Kehlkopfes selber � als chronische Schwellung, Erkrankung der Ary- knorpel, Verkn�cherungen, Polypen etc. zur�ckzuf�hren ist, muss sich die Forschung auf die Ursache der Recur- rensl�hmung konzentriren. Zur Kl�rung der Ansichten erlaube ich mir die wesentlichsten der grossen Zahl der in der Literatur vertretenen bez�glichen Ansichten kurze Revue passiren zu lassen, obgleich dieselben alle, soweit sie eine Alteration des Nerven auf materiellem Wege herbei- f�hren sollen, ihrer Unbegr�ndetheit resp. Seltenheit wegen kaum bez�gliche Beachtung beanspruchen k�nnen. 1. Von fr�herer Zeit her, wo man von der Recurrens-
l�hmung noch gar keine Ahnung hatte, hat sich die An- *; cf. �Deutsche Thier�rztl. Wochenschr." Nr. 50. Jahrg. 1894.
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sieht, dass Eamskopf, enge Ganaschen, wulstige Ohr-
dr�senpartie und kurzer Kopfansatz Pfeiferdampf veranlassen sollen, fortgepflanzt. Ist es nun schon an sich Thatsache, dass solche Verh�ltnisse als Kaceeigenth�mlichkeiten vielen Zuch- ten eigen waren und stellenweise heute noch sind, ohne dass dabei Kehlkopfpfeifen beobachtet wird, so ergibt die n�here Untersuchung, dass das bei solchen Formen event. auftretende Eespirationsger�usch mit dem Kehlkopfpfeiferton nicht identisch ist und nur dann Verwechselt werden kann, wenn man den letzteren nicht hinreichend kennt. Als Ur- sache der Recurrensl�hmung k�nnen solche Bildungsverh�lt- nisse um so weniger in Betracht kommen, als gar nicht abzusehen ist, warum dadurch der rechte Kecurrens nicht alterirt werden soll, sondern nur der linke. 2. Ein ganz besonderes Gewicht legt man auf die
L�ngenentwickelung des Halses, ja basirt darauf sogar eine besondere Anlage der mit langem Halse ausge- statteten Pferde, besonders wenn derselbe ausserdem noch d�nn ist; unter Anderen auch M�ller (1. c. p. 34). Zur Begr�ndung dieser angeblichen Thatsache f�hrt Letzterer an, �dass das Kehlkopfpfeifen besonders in dem Alter von 3�6 Jahren, also in einer Zeit, in welcher die Entwicke- lungsvorg�nge mit gewaltigen Umformungen (?) des K�r- pers verbunden sind, zu einer Zeit, in welcher namentlich die Ausbildung des Halses (?) erhebliche Fortschritte macht* - beobachtet wird, und bringt damit die anatomischen Ver- h�ltnisse des linken Recurrens in Verbindung. Was denkt man sich dabei? Pferde sind doch keine Menschen! Zu- n�chst m�chte ich bemerken, dass auch der lange, d�nne Hals Raceeigenth�mlichkeit ist und dass deshalb das h�ufige Auftreten des Kehlkopfpfeifens nicht auf die Halsform, son- dern auf die ererbte Anlage zur�ckzuf�hren ist. Feiner ist zu beachten, dass bei dem heutigen F�tterungsprinzip die Pferde schon mit dem 3. Jahre so weit fertig sind, dass sie unter Nachhilfe an den Z�hnen als f�nfj�hrig in den Handel kommen, eine T�uschung, die nur an den Z�hnen, nicht aber an der K�rperform erkannt werden kann. Von einer gewaltigen Umformung des K�rpers und von einer fortschreitenden L�ngenentwickelung (1 es IIa 1 ses im Alter von 3 � (5 Jahr-en ist da keine Rede mehr, wenn auch durch Dressur ein Heraufheben des K�rpers zwischen den Vorderschenkeln und damit eine scheinbare Halsverl�ngerung erreicht werden kann. Das Uebel m�sste, wenn das l.�ngenwachsthuin des Halses wirk- lich von Einfluss sein sollte, weit h�ufiger vor dem dritten Jahre, und namentlich in den ersten Lebensjahren, in welchen |
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der Hals besonders stark w�chst, beobachtet werden m�ssen;
auch bliebe dann immer die Frage noch oifen, warum der Nerv nur bei langen d�nnen, nicht aber bei langen dicken H�lsen erkranken soll; diese wachsen doch ebenso gut wie jene! Da man den Einfluss der L�ngencntwickelung des Halses
auf die anatomische Lage des linken Recurrens, welcher be- kanntlich hinter dem Bogen der Aorta herumgeht, zur�ck- f�hrt, so muss man annehmen, dass der Nerv durch die Verl�ngerung des Halses eine Dehnung erfahren soll (wird auch wohl geradezu behauptet). Solche Schlussfolgerung w�rde voraussetzen, dass die Halswirbel allein wach- sen, Weichtheile aber, in Specie der linke Recurrens, hinter den so gestellten Wachsthumsanforderungen zur�ckblieben � ein physiologisches Unding, was wohl Niemand ernstlich in Erw�gung ziehen wird. Beil�ufig bemerkt w�rde sich der rechte Recurrens in gleicher Lage befinden, wie der linke; er geht nach seiner Detaschiruiig vom Vagus hinter dem genieinsamen Stamm der R�cken- und oberen Hals- arterie herum, ist also ebenfalls an seinem unteren Ende festgehalten; warum erleidet denn der keine L�hmung? Uebrigens aber liegt der Recurrens in jedem Lebensalter gleich schlaff vor der Carotis, er wird also in keiner Lebensperiode durch Wachsen des Halses gedehnt. ;). Auch aus der normal mit dem Heranwachsen des
Thieres zunehmenden Entfernung des Herzens von der ersten Rippe kann aus vorstehenden Gr�nden unter keinen Umst�nden eine Dehnung des linken Recurrens abgeleitet werden, da auch hier eine Spannung des Nerven ausge- schlossen ist. 4. Es ist feiner angenommen worden, dass der linke
Recurrens, weil er innerhalb der Brust der Luftr�hre unmittelbar anliege, einem Druck derselben ausgesetzt sei, eine Annahme, die in keiner Weise begr�ndet werden kann: daraus, dass zwei Organe unmittelbar aneinander liegen, folgt doch nicht, dass sie sich durch Druck krank machen m�ssen, auch sind die Lageverh�ltnisse des Recur- rens bei allen Pferden dieselben. 5. Starke Gef�ssentwickelung und Fettarmuth
der Vollblutpferde wird ebenfalls mit dem Auftreten der Recurrensl�hmung in Verbindung gebracht, da bei diesen der Recurrens unter dem Aortenbogen weniger gegen den Pulsationsdruck gesch�tzt sei, woher denn auch die vielfach gemachte Beobachtung, dass Pferde gerade w�hrend des Trainirens h�ufig von dem Leiden befallen werden, also zu |
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einer Zeit, in welcher eine fettarme trockene Konstitution
vorherrscht, ihre Erkl�rung finden soll. Nun aber liegt der Nerv bei allen Pferden dem Bogen der Aorta ohne unter- legtes Fettpolster dir eckt an und akkommodirt sich demselben durch Abflachung. Von: dem Einfl�sse einer Fett- arm uth auf Vermehrung des Pulsation sdruckes und daraus entstehender Druckl�hmung kann also �berall keine Rede sein etc. Dass bei dem Trainiren h�ufig das Kehlkopfpfeifen hervortritt, beweist gar nichts, da das Trainiren bis dahin ungewohnte Anstrengungen mit sich bringt, bei welchen �berhaupt ererbte Krankheitsanlagen leichter zur weiteren Entwickelung gelangen, und auch bereits vorhandenes, bis dahin unerkanntes Rohren zu Tage tritt. 6. Bei dem Aufsuchen von Ursachen der Recurrens-
l�hmung hat man sogar die absolut gr�ssere L�nge des linken im Vergleich zum rechten als Ursache der h�ufigeren Erkrankung herangezogen! Wenn man soweit geht, so k�nnte man ja auch zu dem Schluss kommen, dass Pferde mit weitem Brustkasten und vorz�glich grossen Lungen, und grosse Menschen und Thiere, wegen ausge- dehnterer Oberfl�che h�ufiger erkranken m�ssten, als kleine. 7. Druckl�hmung durch Sielen- oder Kummet-
gescbirr. Diese Ursache kann der Lage der Nerven wegen nicht in Betracht kommen (cf. auch G�nther im Re- cueil 1809.) Von pathologischen Zust�nden werden als Ursachen
der Recurrensl�hmung besonders die folgenden aufgef�hrt: a. Dr�senschwelhingen und unter diesen beson-
ders Schwellungen der Bronchialdr�sen, welche dem Nerv anliegen und auf denselben dr�cken sollen; einen solchen Druck hat aber bislang noch Niemand nachgewiesen, er k�nnte nur dann entstehen, wenn der Nerv nicht ausweichen kann; auch sind die vielen rotzigen Pferde, bei welchen sehr starke Schwellung derselben nachgewiesen werden, des- halb nicht Rohrer geworden, ebenso wenig wie die vielen perl- s�chtigen Rinder und an chronischen Lungenleiden erkrankten Hunde, bei denen man diese Dr�sen oft sehr stark ge- schwollen findet. Daraus, dass hier Dr�sengeschw�lste bei Pfeifern gefunden wurden, folgt keineswegs, dass sie im Recurrens Druckl�hmung oder sonstige Krankheitszust�nde erregt, haben m�ssen; auch ist gar nicht abzusehen, warum gerade der Recurrens und nicht auch der Pneumogastricus, sowohl der linke wie der rechte etc. alterirt werden sollen, Nerven, die sich dann doch in gleicher Lage, wie jener, befinden. Ebenso verh�lt es sich mit Schwellungen anderer |
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Dr�sen, auch der Schilddr�se*), soweit sie Druckl�hmung
erzeugen sollen. F�lle, in welchen solche Schwellungen beobaehtet werden, sind ohnehin so selten, dass sie kaum jemals in Frage kommen k�nnen. Wird dagegen ein Nerv direkt in den pathologischen Prozess einbezogen, dann kann allerdings eine tiefe Alteration seiner Th�tigkeit eintreten (cf. G�nther, �Berliner Thier�rztl. Wochenschrift", 1893 p. 62), doch erweisen sie sich oft ganz auffallend wider- sandsf�hig, z. B. in Wunden, Abscessen etc. b. Hydropericard und Herzhypertrophie. Bei
beiden Leiden ist bislang noch niemals Recurrensl�hmung beobachtet, sie sollten deshalb auch vom theoretischen Stand- punkte aus nicht herangezogen werden. c. Druse. Nach dieser Krankheit hat man bei b�s-
artigem Charakter derselben, sowie bei l�ngerer Andauer nach Abscedirung der subparotidealen Lymphdr�sen Kehl- kopfpfeifen in einzelnen F�llen zur�ckbleiben gesehen, doch folgt daraus nicht, dass das Leiden, soweit es die Recur- renzl�hmung betrifft, Folge der Krankheitsprozesse im Be- reiche der Rachenh�hle war. Die Recurrensl�hmung kommt ausschliesslich linksseitig vor, ist das bei den Lokalleiden der Druse etwa auch der Fall? M�ller (1. c. p. 36) meint zwar, dass die L�hmung dabei auch wohl rechtsseitig vorkomme � doch, wo ist die rechts- seitige Recurrensl�hmung � von direkten Verletzungen ab- gesehen � schon beobachtet? d. Angina, und zwar die infekti�seBraune, hat
einzeln, wenn sich ihr Verlauf verz�gert und mit besonderer Schw�che der Thiere verbunden ist, Recurrensl�hmung zur Folge, aber merkw�rdigerweise nur linksseitige; es folgt daraus geradezu, dass die �rtlichen Prozesse im Bereiche der Rachenh�hle ebensowenig, wie bei der Druse, auf dieses Leiden von Einfluss sein k�nnen, wie ich das bereits im Recueil 1869 nachgewiesen habe. M�ller sagt (p. 37): �es l�sst sich sehr wohl denken, dass hierbei der eine oder andere der beiden N. recurrentes betroffen war, *) Stockfletli sagt in seiner Chirurgie (p. 227): �Fr. G�nther
habe einen Fall niitgetheilt, in welohem eine geschwollene Schilddr�se durch Druck auf den Recurrens Schwund in den Muskeln des Stimmbandes und dadurch Pfeiferdampf verursachte." Das ist ein Irrthum ! G�nther sagt geradezu, dass er die Ursache des Pfeiferdampfes niemals in er- krankter Schilddr�se fand. cf. 1. c. p. 42G u. f., wo er auch die von ihm beobachteten F�lle von Schilddr�sengeschw�lsten auff�hrt. � In neuester Zeit ist ein Fall ver�ffentlicht, in welchem beide Schilddr�sen incl. Isthmus so stark vergr�ssert waren, dass sie die Luftr�hre zwischen sich kompromirten und Rohren veranlassten (die obersten Luftr�hrenringe sind nur schwach). |
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zumal dieselben eine oberfl�chliche (?) Lage haben"; er bleibt
aber den Nachweis schuldig, dass bei Pfeifern jemals der rechte ausschliesslich oder auch nur vornehm- lich krank gefunden wurde. Dass nach Br�une sowohl, wie nach Druse event. �rtliche Ver�nderungen des Kehl- kopfes, Knorpel-Erkrankung und Verbildung mit ihren derben Bindegewebsneubildungen, zur�ckbleiben und Kehlkopfpfeifen veranlassen k�nnen, steht fest, wenn auch solche Ver- �nderungen nur selten beobachtet sind. e. Eine myopathische L�hmung der Kehlkopfs-
muskeln hat Gerlach*) auf Grund eines von ihm be- obachteten Falles konstruirt (cf. Jahresber. der Hannov. Thier- arzneischule 1869) und in seiner Gerichtl. Thierheilkunde, II. Aufl. 1872, p. 24o, aufrecht erhalten. Die Unrichtigkeit seiner Auffassung habe ich bereits im Jahresbericht 1871, p 105 u. ff., nachgewiesen. In der Wiener �Landwirthschaftl. Zeitung" vom 14. No-
vember 1894 wird bei einer Besprechung der ersten Auflage dieser Brosch�re darauf hingewiesen, dass ausser Gerlach auch Bruckm�ller myopathische Ver�nderungen der Kehl- kopfmuskeln als Ursache des Kehlkopfpfeifens bezeichnete. �Bruckm�ller," wird in jener Zeifavng gesagt, �sieht den Schwund der Kehlkopfmuskeln als die Folge einer in schwie- lige Bildung�bergegangenen Muskelentz�ndung an, welche durch mechanische Einwirkungen hervorgerufen ist, eine An-, sieht, welche viele praktische Hippologen und Thier�rzte theilen." �Es sei nicht in Abrede zu stellen, dass durch die m�chtigen mechanischen Einwirkungen, welchen die Zunge und der daran aufgehangene Kehlkopf des Pferdes bei der Trainirung durch das Hochstellen des Kopfes und Halses mittelst besonderer Trensen, durch r�de Behandlung der Pferde mit Zaum und Leitseil ausgesetzt sind, Ent- z�ndung und Schwund der Kehlkopfmuskeln ebenso bewirkt werden k�nnen, wie Schwund der Extremit�tenmuskeln in Folge von Lahmheiten dieser K�rpertheile (Schulter und H�ftl�hme)." Die Beweisf�hrung geht also darauf hinaus, dass die
Zunge und der Kehlkopf beim Trainiren so schwer insultirt werden, dass daraus eine Entz�ndung der Kehlkopfmuskeln entstehe. Gehen wir n�her auf diese Behauptungen ein, so er-
gibt sich zun�chst, dass unter tausend Kehlkopfpfeifern kaum einer jemals ti-ainirt worden ist, dass also diese *) Anmerkung: Gerlach nahm eine spezifische nach Influenza
entstehende Myositis als Ursache der L�hmung an. |
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angebliche Ursache v�llig irrelevant bleiben muss! Docli
zur Sache! Die Zunge geh�rt nicht zu den Respirationsorganen,
sie hat also mit der ganzen Sache absolut gar nichts zu schaffen; es k�nnte sich nur darum handeln, ob die den inneren Raum des Kehlkopfes regulirenden Muskeln durch von aussen einwirkende Insulte alterirt werden k�nnen. Die anatomische Lage dieser Muskeln schliesst nun aber eine Insultirung durch Kopf- und Halsstellung oder r�de Be- handlung der Pferde beim Trainiren etc. etc. geradezu aus, wenn auch das freie Bewegungsspiel der Aryknorpel durch die Kopfstellung event. beeintr�chtigt werden kann. Die an- gegebene, oder eine andere mechanische Ursache ihrer Er- krankung kann deshalb nicht in Betracht kommen; �ber- dies m�ssten solche doch zun�chst die die Kehlkopfmuskeln deckenden Schlundkopfmuskeln treffen, bei diesen ist aber eine derartige Erkrankung durch solche Einwirkungen noch niemals beobachtet! Eine der Atrophie vorhergehende Myositis oder
schwielige Verbildung der betr. Muskeln ist in keinem einzigen Stadium der hier vorhandenen Muskeldegeneration jemals nachzuweisen, sondern immer nur die charakteristische, in Folge von mangelndem Nerveneinfluss entstehende Atro- phie, wie solche jederzeit durch Abschneiden des N. recur- rens willk�rlich herbeigef�hrt werden kann. Wenn man aber von alledem ganz absehen und den-
noch die m,yopathische Erkrankung als Ursache des Kehl- kopfpfeifens ansehen wollte, so bliebe es doch immer noch ganz unfassbar, wie es zugehe, dass stets ausschliess- lich die Muskeln des Verbreitungsfeldes des N. recurr. und zwar mit wenigen Ausnahmen nur linkerseits betroffen werden, rechterseits allein aber niemals, sondern event. nur bei gleichzeitig linksseitigem Bestehen des Lei- dens, und auch dann stets nur in untergeordnetem Masse. Die Annahme eines immer nur die linksseitige Muskulatur treffenden mechanischen Insulte;!, geht doch wohl �ber die allerk�hnste Phantasie hinaus! Der Hinweis auf Atrophie von Schenkelmuskeln bei Lahmheiten ist hier nicht ange- bracht, da es sich bei diesen um ganz andere, physiologisch und pathologisch-anatomisch mit jenen gar nicht zu ver- gleichende Zust�nde handelt. Die Hypothese einer prim�ren Erkrankung der Kehl-
kopfmuskeln als Ursache des Kehlkopfpfeifens, also die Exi- stenz eines myopathischen Kehlkopfpfeifens, muss deshalb ausgescliieden werden, (cf. auch �Gew�hrszeit".) |
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f. Influenza, Bru'stseuche. Es ist seit langer Zeit
bekannt, dass bei und nach der Influenza Becurrensl�hmung vorkommt und hat man stets betont, dass die oberfl�ch- liche Lage des linken Eecurrens in der Brust eine Be- theiligung desselben, besonders bei Pleuritis und deren Folgen herbeif�hre, ohne dass indessen der genetische Zusammen- hang nachgewiesen w�re; man hat denselben nur theoretisch konstruirt und setzt sich �ber die Thatsachen, dass trotz sehr bedeutender derartiger Leiden im Verh�ltniss zur Zahl der Erkrankten nur sehr vereinzelt Becurrensl�hmung zur�ckbleibt, mit der Erkl�rung hinweg, dass es darauf an- komme , an welcher Stelle die Pleura erkrankt sei und ob die pleuritischen Schwarten und bindegewebigen Neubildungen gerade den Nerv treffen (Dieckerhof t, Diagnose etc.). Man geht also von der Ansicht aus, das organische Ver�nder- ungen des Nerven die L�hmung veranlassen; nun aber steht gar nicht fest, zu welcher Zeit die L�hmung ein- trat, da eine rechtzeitige exakte Untersuchung auf Kehlkopfpfeifen ausgeschlossen ist und sp�tere Konstatirung des Leidens �ber den Zeitpunkt des Eintritts keinen Auf- schluss gibt. Ver�nderungen an dem Nerv werden immer erst nach langem Bestehen der L�hmung oder auch gar nicht wahrnehmbar, auch stehen solcher Annahme folgende Gr�nde entgegen. 1. Der Eecurrens liegt in der Brust nicht oberfl�ch-
licher, ja sogar gedeckter, wie der Sympathicus, Pneumo- gastricus (namentlich Magentheil) und Phrenicus, bei keinem t dieser Nerven ist bislang jemals eine Erkrankung nach Pleu- - ritis nachgewiesen. 2. Auch ohne besondere Betheiligung der Pleura bleibt
nach Lungenerkrankungen bei der Influenza event. die Ee- currensl�hmung zur�ck, ebenso auch , o. nach Influenza-Erkrankungen, bei welchen die Brust-
organe gar nicht, oder doch nur in Form eines leichten Bronchialkatarrhs affizirt waren, ebenso wie nach Druse und infekti�ser Br�une. 4. In manchen Seuchenz�gen kommen trotz erheblicher
Erkrankungen auch der Brustorgane Eecurrensl�hmungen fast gar nicht vor, w�hrend sie in anderen, selbst bei fehlender oder ganz geringf�giger Brustaffektion, beobachtet werden. 5. In manchen Seuchenz�gen kommen w�hrend und
nach der Erkrankung Eecurrens-, aber auch andere Nervenl�hmungen, z. B. Gesichtsl�hmungen, L�hmungen am Vorderschenkel, Hinlerschenkel, der Aufrichter des Halses etc. |
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und Nervenerkrankungen vor, welche weit von dem �rt-
lichen Erkrankungsherde der Brust entfernt liegen.*) (>. Nach einfacher, den infekti�sen Charakter
nicht tragender Brustentz�ndung kommt Recurrensl�hmung wohl kaum vor, wenigstens habe ich sie nie danach zur�ck- bleiben gesehen. In allen in der Anmerkung aufgef�hrten F�llen, so-
wie in den von mir selber beobachteten, traten die Nerven- l�hmungen ohne alle Vorboten urpl�tzlich ein; es ist deshalb kein Grund vorhanden, warum die Recurrens- l�hmung von dieser feststehenden Regel eine Ausnahme machen solle. |
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*) Fr. G�nther fuhrt einige eklatante Beispiele in seiner Abhandl.
�ber den Pfeiferdampf an (ef. Nebel & Vix 1834), welche hier reprodu- zirt werden m�gen. Fall 62, p. 392. �Am 2. September 182" schickte mir Chr. R. einen 4j�hrigen Fuchswallach zu, welcher an der herrschenden Krankheit (epizootisches, nerv�ses Entz�ndungsfieber, wie man damals die Influenza nannte) litt und bei welchem die Brust vorzugsweise ergriffen war, w�hrend die Krankheit sich im Allgemeinen durch eine auffallende Hinf�lligkeit des Thieres charakterisirte. Nachdem das Pferd bis zum 12. September soweit hergestellt war, dass dasselbe wenigstens ausser Gefahr, auch wieder ziemlich bei Appetit war, wurde dasselbe pl�tzlich von einer fast kompleten Muskell�hmung des linken Vorderschenkels be- fallen; davon hergestellt, erhielt das Pferd den 18. September dieselbe Muskell�hmung in dem rechten Vorderschenkel; auch hiervon geheilt, wurde es am 1. Oktober kreuzlahm, so dass dasselbe bei jeder Bewegung, be- sonders bei den Wendungen hinten umfiel und sich nur mit M�he wieder erheben konnte, w�hrend das Pferd �brigens ganz munter, ja selbst lustig war. Auch diese L�hmung hob sich bis zum 20. Oktober g�nzlich. Als das Pferd wieder gehen, laufen und springen konnte, zeigte es
sich, dass die L�hmung auch den Recurrens linkerseits ergriffen, indem sich das Tbier als Hartschnaufer charakterisirte; auch dieses Uebel wurde gehoben und das Pferd geht jetzt noch (1834), v�llig hergestellt, als Acker- pferd bei seinem vorigen Besitzer." Ferner p. 393, Fall 63: �Die Pferdeh�ndler L. & M. hatten im
Winter 1826 � 27 unter ihren Handelspferden das epizootisch - nerv�se Ent- z�ndungsfleber, nach und nach waren neun erkrankt, aber wieder herge- stellt. Am 14. Januar Abends erkrankte eine veredelte Fuchsstute, indem sie ihr erstes Futter aufgefressen, das zweite aber liegen gelassen hatte. Die Stute war darauf �ber Nacht umgefallen und wurde am 15. Mor- gens krank gemeldet. Das Pferd war in hohem Grade fieberhaft, bedeu- tend in der Brust leidend und dabei in beiden Vorder schenkein so gel�hmt, dass es kaum aus dem Stalle gebracht werden konnte. Auf dem Wege nach dem Krankenstalle, der kaum 30 Schritte entfernt war, st�rzte das Pferd, indem dasselbe die Vorderschenkel durchaus nicht vor- bringen konnte, dreimal nieder und musste zuletzt, da es durchaus nicht wieder auf die Beine zu bringen war, nach dem Krankenstall geschleift werden.....Den 3. Tag stand das Pferd wieder auf, ging aber so
elend, als der abgetriebenste Klepper, w�hrend es vor der Krankheit sch�ne,
freie Bewegungen gehabt hatte. Die Behandlung wurde fortgesetzt und war das Pferd am 26. Januar so weit wieder hergestellt, dass sowohl das Brustleiden v�llig gehoben, als auch die Nervenl�hmung der Vorder- schenkel g�nzlich beseitigt war. � Aber nun war das Pferd ein Pfeifer. |
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Die bei Influenza vorkommende allgemeine Schw�che
und Erschlaffung aller Gewebe, als deren Folge, durch Sinken des Herzens veranlasst, eine Dehnung des Nerven unter dem Bogen der Aorta angenommen werden k�nnte, kann nicht beschuldigt wei den, da solche Zust�nde selbst in extremstem Grade vorkommen, ohne dass Kecurrensl�hmung folgt, w�h- rend sie bei anderen Patienten trotz der Geringgradigkeit solcher Zust�nde zur�ckbleibt, auch spricht dagegen, dass das Leiden selbst 6 � 9 Wochen nach der Infektionskrank- heit pl�tzlich auftritt, nachdem die Schw�chezust�nde �ber- wunden sind. (cf. �Deutsche Thier�rztl. Wochenschr." 1894, Nr. 50, pg. -12;;.) |
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Behandelt, besserte sich dasselbe bis zum 12. Februar dergestalt, dass es
als hergestellt entlassen werden konnte. Es wurde spater als Luxuspferd verkauft." Ferner p. 395, Fall 64: �Ich sah im Herbste 1825 eine schwarze
5j�hrige Stute, welche an dem epizootisch-nerv�sen Entz�ndungsfieber ge- litten hatte und in Folge dessen ein Hartschnaufer war; das Pferd war jetzt munter, hatte guten Appetit, indessen kam ihm beim Schlingen, be- sonders wenn es Kauhfutter, Heu etc. verzehrte, der gr�'sste Theil aus der Nase wieder zum Vorschein und es m�hte sich sichtlich ab, seinen Hunger zu stillen. Ter Thierarzt hatte bereits die Tracheotomie gemacht und kam beim Fressen nicht selten Futtermasse aus der Luftr�hren- wunde zum Vorschein. Da keine Besserung zu erreichen war, wurde es get�dtet. Die Sektion ergab Geschwundensein der linksseitigen Kehl- kopfmuskeln, wie auch L�hmung der Muskeln des Schlundkopfes der- selben Seite." In der Anmerkung p. 392 sagt er: �Aehnliehe und gleiche
Beispiele sind mir 1830 und 1831 in Menge vorgekommen, deren Aufz�hlung nur erm�den w�rde." Pas Eintreten von Nervenl�hmungen der verschiedensten Art habe
ich bei und nach Influenza ebenfalls wiederholt gesehen. K. G. Havemann sagte in seinem Vortrage 1813 und 1816, laut in
meinen H�nden befindlicher Hefte des Thierarztes Ringe und meines seligen Vaters: �Das nerv�se Fieber, welches 1786 hier epizootisch gr�s- sirte, war besonders b�s, hartn�ckig in seinen Zuf�llen und Folgen. Die heftigen Augenentz�ndungen, welche damals die Krankheit begleiteten, be- schr�nkten sich nicht nur auf das Aeussere desselben, sondern ergriffen auch das Innere, sie kamen bei den meisten Pferden wieder und reeidi- virten so oft, bis sich der graue oder auch gr�ne Staar ausgebildet hatte und die Pferde erblindeten." �Auch ist eines h�chst merkw�rdigen Umstandes zu erw�hnen, wo-
mit etwa der f�nfte oder sechste Theil der genesenen Pferde befallen wurde. Nachdem die Krankheit einige Wochen, ja hei einigen auch wohl ein paar Monate �berstanden war, wurden sie pl�tzlich von einer starken Lahmheit in den Vorderschen- keln ergriffen, die bei einigen Pferden von so heftigem Fieber begleitet war, dass gegen dieses cingeschritten werden musste. Bei Besichtigung des lahmen Schenkels bemerkte man nichts Widernat�rliches, bef�hlte man ihn aber mit Aufmerksamkeit, so f�hlte man �ber dem Kn�chel-(Fessel)- gelenke auf der �usseren oder inneren Seite da, wo die Sehnengallen ihren Sitz haben, auf der unteren Beugesehne eine wenig erhabene und harte Stelle, die beim Druck so �usserst schmerzhaft war, |
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Auf Grund der vorstehenden Erfahrungen kann ich
mich der Ansicht, dass die Recurrensl�hmung auf niehr- bezeichnete materielle �rtliche Erkrankungen zur�ck- zuf�hren sei � nicht anschliessen. Fassen wir das Resultat der vorstehenden Data zu-
sammen, so ergibt sich, dass diese L�hmung nicht nur nach, Krankheiten, sondern auch zu einer Zeit, wo orga- nische Ver�nderungen des Nerven, wie solche be- schuldigt werden (cf. Dieckerhoff 1. c. p. 9), noch gar nicht eingetreten sein konnten, nur dann beobachtet ist, wenn solche einen infekti�sen Charakter trugen, aber auch dann nicht in allen Seuchenz�gen. dass die Pfeide in die H�he gingen. Liese Stelle war besonders bei
Pferden mit etwas Behang so unbemerkbar, dass sie dem Gesicht entging. Sonderbar war, dass bei einigen Pferden diese harten, schmerzhaften Stellen oft in Zeit von 12�24 Stunden von einem Schenkel auf den anderen mit v�lliger Heilung des erstehen �ber- gingen; ein paar Mal litten beide Vorderschenkel zugleich. Bei einigen folgte nach einigen Wochen, ja nach einigen Monaten ein Becidiv, bei einigen Pferden kehrte solches drei, vier, f�nf bis secks Mal wieder, bei ein paar Pferden sogar erst nach Jahr und Tag. Behandlung mit warmen oder kalten B�dern, Umschl�gen oder B�hungen schaffte keinen Nutzen, ebensowenig Goulardisches Wasser, dagegen waren Einreibungen von ungt. canth. von augenscheinlichem Erfolg, sie beseitigten das Leiden rasch. Prophylaktische Behandlung, selbst Weidegang waren erfolglos, selbst auf der Weide kamen lieeidive vor." �las epizootische Fieber war 1805 nicht mit so hartn�ckigen Augen-
entz�ndnngen als 1786 und 1792 verbunden, auch haben wir nach erfolgter Heilung keine L�hmungen entstehen sehen. Die Epizootie war 1805 �ber- haupt nicht so b�sartig und hartn�ckisr, viele Pferde bekamen am 4., 5., G. Tag der Krankheit ein w�ssriues, �belriechendes Laxireu, welches ge- w�hnlich Heilung herbeif�hrte; dieses Laxiren wurde 178b und 1792 nur bei wenigen Pfeiden wahrgenommen.1' Havemann f�hrt den gutartigem Verlauf der Krankheit auf die, Behandlung zur�ck, und sagt, �fr�her be- handelte man die Krankheit antiphlogistisch, liess stark zur Ader und gab h�utig mtrum, suchte die Kranken �berhaupt zu schw�chen, 1805 be- handelte man sie gerade umgekehrt, gab Valeriana, Arnika*, Gentiana und Kampher, von ersteren je 90 Gramm, von letzterem 30 Gramm, mit Wein zur Latwerge gemacht, t�glich 4 Spatel v 11, dazu Salzs�ure in'« Saufen, so viel, dass es angenehm s�uerlich schmeckte, bei grosser Mattigkeit t�glich mehrere Male ein halbes Mass Wein und bei l�ngerer Dauer Chinarinde." � l'ie vorstehend von Havemann bezeichneten Lahmheiten habe ich
nach Influenze auch, jedoch nur selten, beobachtet, ich habe dabei fest- gestellt, dass die von ihm bezeichneten, wenig erhabenen, harten, �usserst schmerzhaften Stellen etwa a on der Gr�sse einer sehr kleinen Bohne waren, und in dem Fesselnerv lagen. Kecidive sah ich nicht. Havemann hat sich nie eingehender mit der Anatomie besch�ftigt (cf. Festschrift zum hundertj�hrigen Jubil�um der Hann. Thierarzneischnle jstn, p. ug), kennte deshalb auch den Sitz des Uebels nicht fesstellen. Pass Havemann keines Nachbleibens von Pfeiferdampf in seinen Vortr�gen er- w�hnt, weisst bestimmt darauf hin, dass er dasselbe nicht beobachtet hat (Pfeiferdampf war zu seiner Zeit �berhaupt selten); er hatte ein ausgezeich- netes Ged�chtniss und war ein sehr gewissenhafter scharfer Beobachter. |
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Der Umstand aber, dass auch gleichzeitig L�hmungen
anderer Nervenst�mme und andere Erkrankungen derselben b e i und n a c h Influenza vorkommen, weist auf das Be- stimmteste darauf hin, dass das krankmachende Agens nicht in �rtlichen Erkrankungen, sondern in der Einwirkung der Infektion auf das Nervensystem zu suchen ist, dass aber das Auftreten oder Fehlen solcher L�hmungen auf die Ver- schiedenheit der Infektionswirkung bei verschiedenen Seuchen- z�gen und auf die Individualit�t des ergriffenen Thieres zu- r�ckzuf�hren ist. Auf welche Weise �die solchen Infektionskrankheiten zu
Grunde liegenden Mikroorganismen St�rungen in dem Nerven- system fesp. deryi Recurrens zu Stande bringen, ist g�nzlich unbekannt, Die Erfahrung aber, dass die Recurrensl�hmung und auch andere Nervenleiden selbst Wochen nach �berstan- dener Krankheit pl�tzlich auftreten, liefert den Beweis, dass die Infektion derzeit noch nicht aus dem K�rper gewichen ist, auch die oft langwierige Rekonvaleszenz spriclit daf�r, dass dieselbe mit Aufh�ren der beobachteten Symptome noch nicht beseitigt ist. Solch langes Nachwirken wird auch nach Ver- f�tterung von Lathyrus beobachtet, nach welcher noch bis zur 9. Woche, nachdem dieselbe aufh�rte, L�hmung des Re- currens pl�tzlich auftrat, ohne dass an den Keli 1- k o p f m u s k e 1 n oder d e m R e c u r r e n s V e r � n d e r u n g e n Wahr zunehmen waren � eine langsame Ent- stehung war also ausgeschlossen. Bez�glich der viel kolportirten Ansicht, dass die In-
fluenza Haupt Ursache der weitem Verbreitung des Kehlkopfpfeifens sei, m�chte ich doch fragen: haben die Pfeifer in den Gegenden, in welchen sich das Leiden ein- genistet hat, zu einem auch nur irgendwie in Betracht kommenden Theile an Influenza gelitten? Wenn das der Fall sein sollte, dann m�ssten ja die mit Pfeifern gesegneten Gegenden wahre Brutst�tten der Influenza sein, was aiier durchaus nicht der Fall, ist; die Brustseuche ist da- selbst nicht h�ufiger als anderorts, wo Kehlkopfpfeifer nur selten vorkommen, aber auch in dem Falle, dass jene L�nder in �berwiegendem Masse verseucht w�ren, w�rde die enorme Verbreitung der Recurrensl�hme hierin keine auch nur an- n�hrend gen�gende Erkl�rung finden k�nnen, da das Vor- kommen derselben bei und nach Influenza zu den Aus- nahinen geh�rt und nur in einzelnen Seuchenz�gen ein h�ufigeres Auftreten beobachtet wird (solche sind aber in den letzten f>� Jahren kaum vorgekommen), in anderen aber ganz zu fehlen scheint. In wiederholten Seuchenz�gen blieb bei den Pferden des Haniiover'schen Marstalls und bei den |
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Pferden der Regimenter, welche aus der Landespferdezucht
remontirt wurden, nur selten einmal Recurrensl�hme zur�ck
auch nicht einmal ein Procent wurde Kehlkopfpfeifer!
Die Influenza kann deshalb nicht als Ur-
sache der weiten Verbreitung der Recurrens- l�hme angesehen werden. g. Toxische Einwirkungen. Dass nach Blei-
vergiftungen ausser anderen auch Recurrensl�hmungen vorkommen, ist l�ngst bekannt. Luzerne, Medicago sativa. Nach dem Genuss
von in Samen stehender Luzerne hat man Hart- schnaufen entstellen gesehen; Kopp berichtet dar�ber (cf. Bulletin Nr. <s de la societe veter. d'Alsaee): �Ein Oekonom verf�tterte an seine Pferde eine grosse Quantit�t in Samen stehender Luzerne, worauf nach wenigen Tagen sieben Pferde vom Hartschnaufen befallen wurden; dasselbe charakterisirte sich durch beschleunigte, schnar- chende, mit Erstickungsgefahr verbundene Respiration, die so laut wurde, dass man sie mehrere Meter vom Stalle entfernt h�ren konnte, oft wurde die Respiration so m�h- sam, dass Erstickung drohte, die Thiere fielen um, standen aber bald wieder auf. Mit Beseitigung der Ursache und Anwendung von natr. sulph. h�rte das Leiden auf. Nach 6 Monaten r�hrte nur noch eins, aber schwach. Das Original dieser Beobachtung ist mir leider nicht
mehr zug�nglich, wenn dasselbe aber sonstige Angaben nicht enth�lt, so scheint es mir, dass es sich in diesem Falle ebenso, wie in den folgenden um Recurrensl�hmung handelte. Ob der von Ger lach in der II. Auflage seiner gerichtlichen Thierheilkunde (p. 245) nach dem Journal des veter. du Midi mitgetheilte Fall von Kopp, trotz ab- weichender Lesart, mit dem hier angef�hrten identisch ist, lasse ich dahingestellt sein, da ich das Original nicht ver- gleichen kann; in jenem wird als Ursache die Verf�tteiung grosser Quantit�t von schnell gereiftem Klee (vieler- orts, auch in Frankreich, wird die Luzerne auch Klee ge- nannt) angegeben, nach welchem auch in wenigen Tagen bei 7 von 14 Pferden Hartschnaufigkeit entstand. Der da- selbst angegebene weitere Verlauf spricht nicht, wie Ger- lach annimmt, f�r Krampf, sondern f�r Alteration, L�hmung des Recurrens. Die Pferde wurden f�r einige Zeit unf�hig zur Arbeit; Behandlung ohne Erfolg; mit der Zeit nahm das Leiden von selbst ab, nach 2 Monaten litten nur noch 2 Pferde, bei denen das Uebel auch im Abnehmen war. Krampf h�lt doch wohl nicht so lange Zeit an. |
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Bezirkst hie rarzt Mulotte berichtet in der
Deutschen Thier�rztlichen Wochenschrift, Jahrgang 1893, Pg. 481: In den ersten Tagen des April hatte ein Besitzer ein Pferd verkauft und wieder zur�ckgenommen, da sich das- selbe mit dem Kehlkopfpfeifen behaftet erwies. Nunmehr zeigte sich das Pferd derartig als Kehlkopfpfeifer, dass jede Arbeits- leistung unterbleiben und es an den Pferdemetzger verkauft werden musste. Am 23. April wurde M. zugezogen, um auch die anderen Pferde des Besitzers zu untersuchen. Er fand 9 derartig vom Kehlkopfpfeifen befallen, dass sie nach kurzer Dienstleistung stehen bleiben mussten, um Atbem zu sch�pfen. Dieses pl�tzliche und allgemeine Auftreten des Kehl- kopfpfeifens in dem betreffenden Stalle war M. unerkl�rlich. Die Pferde hatten neben 10 Liter Hafer Luzerneklee- heu gefressen, welches schlecht aussah und sticksig roch. Die Pferde wurden auf die Weide geschickt und erhielten eine vergr�sserte Haferration. Nach l� Tagen zeigte sich das Kehlkopfpfeifen verschwunden, und seit der Zeit, �ber ein Jahr, haben die Pferde ununterbrochen gearbeitet ohne wieder zu r�hren. Hiernach darf wohl das Kleeheu, also �Luzerneheu", als Ursache des Leidens angesehen werden. Lathyrus sativus. Platterbse (franz�sisch: �Gesse
cultivee", englisch: �the Vetchling", auch. �Mutters"). Im V e t e r i n a r y - J o u r n a 1 18 9 � (Januar und Februar)
schreibt Stewart Macdougall: Man hat sowohl in 1 ndien, wie in Europa nach dem Genuss der Samen von Lath. sativ. paralytische Epidemien entstehen gesehen, und zwar sowohl bei Menschen (nach andauerndem Genuss: pl�tzliche, wenig schmerzhafte, aber unheilbare L�hmung der unteren Extremi- t�ten), wie bei Thieren, welche den nach Lath. cicer be- obachteten sehr �hnlich sind. Einen Fall theilt Leatlier mit, der sich 1884 in Liverpool ereignete: 74 Pferde er- hielten t�glich neben ihrem sonstigen Futter 3 � 4 Pfund aus Indien importirten Lath. sativ., 35 wurden Rohr er, von denen 1!) erstickten, 2 wegen Unbrauchbar- keit geschlachtet werden mussten und 14 ge- nasen. Die sonst gesunden, in bester Kondition befind- lichen Pferde wurden in kalter Jahreszeit w�hrend der Arbeit pl�tzlich vom Rohren und Erstickungsnoth befallen, welche aufh�rte, wenn die Tracheotomie gemacht wurde. � In Bristol, bericlitet Principal Mc Call, wurden von 8U0 Omnibuspferden nach dem Verf�ttern von Lath. sativ. 123 vom Rohren befallen: das Rohren trat pl�tzlich w�hrend des Dienstes ohne sonstige erkenn- bare Ursache ein; heftiges Flankenschlagen, Nasenl�cher |
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und Maul weit aufgesperrt, Zunge vorgestreckt und livid
gef�rbt, Schwanken, Niederst�rzen, in wenigen Minuten lief ihnen der Schweiss am ganzen K�rper herab. Zum Her- vortreten der Erstickungsgefahr war keine besondere An- strengung erforderlich, sie trat selbst bei gew�hnlichem Dienste ein, sogar geringe Aufregung gen�gte, � um einen Anfall hervorzurufen. Die K�rner der weissen und dunkel gef�rbten Variet�t
sind gleich giftig, in Liverpool und Bristol war die dunkel gef�rbte verf�ttert. In Bedlington wurde eine Anzahl Minen-Ponis Bohrer, in Ea st wo od erkrankten 20 bis 30, in Newcastle 10�12 und in Shefield 12 Pferde, �ber letztere Beobachtung berichtet Abson, dass die F�t- terung der Lath}Tus im Januar begann und dass das Bohren zuerst im April und Mai, und zwar bei der geringsten Bewegung eintrat. Je gr�sser die Portion der gereichten Latl^rus , ist,
um so fr�her tritt das Bohren ein: Principal Mc Call gibt an, dass 2 Pfund etwa (> Wochen lang verf�ttert werden konnten, bis Bohren vorkam, Leather sagt, es dauere '■'> Monat bei einer Bation von 4 � 5 Pfund Lath. neben 20 Pfund anderen Korns. In der Gegend von Bristol vertreiben Kornh�ndler Pferdef�tter, welches 2 bis 10 % Lath. enth�lt, ohne jemals Klagen geh�rt zu haben. Durch Kochen wird das Gift zerst�rt: Principal
Mc Call verf�tterte lOO'Bolls (220 Hektoliter) gekocht und zu Brei gerieben l1/.. Pfund pro Nacht ohne Nachtheil. Macdougall legt bez�glich des Eintritts der Stenose
besonderes Gewicht auf das Weiter, er sagt (pg. 9): sowohl beim Menschen, wie bei Pferden tritt die Krankheit bei nassem, dunkeln, kalten Wetter ein: in LeathersFall bei nebeligem, kalten Wetter und schneidenden Ostwinde, in Ronen im Januar, in dem von Mc Call mitgetheilten Fall zu Anfang des Winters, in Bristol im Januar, Februar und M�rz. Ber�cksichtigt man, dass Jahr aus Jahr ein, beson- ders in England, grosse Quantit�ten von als Schiifsballast aus Indien importirter Lathyrus ohne Nachtheil verf�ttert werden (z.B. in dem Bristoler Falle j�hrl. f�r pp. <HK)0 Mk.), sowie dass die Erkrankung sowohl bei Menschen, wie Pferden nur in den Wintermonaten eintrat, und ferner, dass das toxische Quantum an sich verschieden, und erst nach ver- schieden langer Einwirkung die L�hmungserscheinungen ver- anlasste, so wird man zu der Annahme gedr�ngt, dass das giftige Agens nur unter besonderen, leider nicht n�her bekannten Verh�ltnissen, und in ungleicher |
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St�rke in den Samen entwickelt wird und sich nur
eine gewisse Zeit in demselben wirksam erh�lt, wie das bei der Lupine auch der Fall ist. Ferner: In Nr. 81 der �Ber 1. Thier�rztl.Wochen-
schrift" 1 89?) berichtet Mediein alassessor, Hofthier- arztLiesi n Braunschweig: An 17 Pferden wurde Lath. sat. verabreicht, einige verzehrten sie: andere nahmen sie nur ungern, manche gar nicht an. Sechs Pferde erkrankten, davon 2 am 2H. Januar pl�tzlich. Die Pferde waren sonst gesund, das eine der zuerst erkrankten erstickte am 8. Februar. Bei der Sectio« fand sich: starke F�llung der Gef�sse am Halse und Kopfe mit dunklem Blute, hochgra- diges Lungenoedem, Anf�llung der Bronchien und Luftr�hre mit blutigem Schaum, K�thung und kleine Blutungen in der Schleimhaut beider Stimmb�nder.....der linke M . crico-
aryt�noid. post, war um ein Dritttheil seiner St�rke ge-
sclnvunden, der rechte normal. [Das Pferd war also schon fr�her Kehlkopfpfeifer gewesen (G-) ] Im Verlaufe von 8 Tagen erkrankten wieder 2 Pferde
unter gleichen Erscheinungen, eines derselben, Neptun, hatte 14 Tage vorher einen leichten Anfall von Angina, am 28. Februar starb das andere (Muselmann) an Er- stickung. Section wie bei dem vorigen. Prof Boether, Hannover, berichtete mir als Kesultat
der von ihm vorgenommenen Untersuchung des Kehlkopfes Folgendes: �Der linke Aryknorpel zeigte sich etwas be- weglicher als der rechte und ragte etwas tiefer in den Kehl k�pf hinein. Der M. crico-arytaen. post. sinister und M. crico-arytaen. lateralis sin. hatten ein e t w a s g e r i n g eres Volumen als die gleichnamigen der rechten Seite und zeigten deutlich g e 1 b r o t h e Farbe, alle anderen Kehlkopf- muskeln erschienen braunroth, normal gef�rbt Bei der mikroskopischen Untersuchung fanden sich in den atrophirten Muskeln viele fettig degenerirte Fasern; dieselben Hessen entweder gar keine oder doch nur undeutliche Querstreifung erkennen, waren von verschiedener Dicke und enthielten eine grosse Menge kleiner, das Licht stark brechender K�rner, welche nach Zusatz von Essigs�ure bestehen blieben, I )ie Zahl der fettig degenerirte aFasern v e r h i e 11 sieh zu den der gesunden etwa wie 1 : 12�IT). � In den �brigen Kehlkopfmuskeln waren bei der mikro- skopischen Untersuchung degenerirte Fasern nicht aufzufinden. Die Fasern dieser Muskeln waren durchweg deutlich quer- gestreift und frei von jeder K�rnelung." Die Nerven- l�hmung hatte also 3�4 Wochen gebraucht, um solche Ver�nderungen herbeizuf�hren. |
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Einige Wochen sp�ter wurden noch 2 Pferde in hohem
Grade Rohrer, die anderen blieben verschont. Bei keinem trat Heilung ein. W�hrend des Druckes dieser Studien erschien noch
nachstehende Mittheilung des StaatsthierarztVollers, Hamburg (Mittheilungen f�r Thier�rzte 1896 pag. 1 u. ff.). 1. Beobachtung: N. N. in Hamburg f�tterte seinen
40 Pferden vom 1 4. September 1895 ab neben Heu, Klee- heu und H�ckel 15 Pfund Hafer, 1V2 Pfund Maisschrot und 3 Pfund ungequellte und ungeschrotene von einem H�ndler gekaufte Erbsen �Lathyrus sativus". 5 Pferde wollten die Erbsen nicht fressen. (Wann und ob die F�tterung der Lathyrus wieder eingestellt worden, ist nicht angegeben � wahrscheinlich etwa Mitte November.) Die verf�tterten Erbsen bestanden aus einem Gemisch von 70 °/0 Lathyr. sat., 29 °/n Pisum sativ, 1 °/0 Getreidesamen und H�lsenfr�chten. Mitte Oktober erkrankten drei an Kehlkopf- pfeifen, darauf Ende Oktober wieder eins, zwei der ersteren und letzteres in so bedeutendem Grade, dass sie dem Pferdeschlachter �berliefert wurden: �sie seien vor leichtem Wagen nach ganz kurzen Touren unter Er- scheinungen der gr�ssten Athemnoth niedergest�rzt", lautete die Angabe des Besitzers. Am 8. November waren wieder 5 Pferde erkrankt. Die thier�rztliche Untersuchung ergab, dass dieselben in gutem N�hrzustand, fieberfrei und bei gutem Appetit waren, aber nach kurzer Bewegung grosse Athemnoth und starkes Kehlkopfpfeifen bekundeten. Die am 10. November von V�llers vorgenommene n�here
Untersuchung ergab Folgendes: Nr. 1, 7 Jahre alt, erkrankte Mitte Oktober, soll beim
Fahren nach V,, Stunde bis zur Erstickungsgefahr steigende Athemnoth, Kehlkopfpfeifen, schwankenden Gang, starken Husten mit Auswurf von Blutst�cken gezeigt haben. Befund: �Athem 14 ruhige Z�ge, Herzschlag pochend,
unregelm�ssig, nach 8 bis 4 Schl�gen drei kurz nacheinan- der folgende. Das Pferd ist munter, keine Anschwellungen und keine Schmerzen beim Druck auf den Kehlkopf." �Bei Trabbewegungen an der Hand nach l]/2 Minuten
bei pumpender Athembewegung stark pfeifendes Ger�uscli mit weit aufgerissenen N�stern. Nach der Bewegung Herz- schlag pochend, nach h� 6 Schl�gen eine kurze Pause, kein Husten, Beruhigung folgt rasch." Nr. 2, 9 Jahr alt Anfang November erkrankt, zeigte
vor dem Wagen schwankenden Gang bei Athemnoth und Pfeifen. Befund: �Athem ruhig, Puls regelm�ssig, keine An-
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Schwellungen. Beim Trabf�bren an der Hand tritt nach
7 Minuten Pfeifen auf und nach weiteren 2 Minuten starke Athemnoth bis zur Erstickungsgefahr. Im Stande der Buhe treten diese Erscheinungen sofort zur�ck." Nr. 3, 7 Jahr alt: Ende Oktober beim ruhigen Fahren
Pfeifen bemerkt: �Nach 3 Minuten Trabbewegung, hochgra- diges Pfeifen und Athemnoth." Nr. 4, 12 Jahr alt: Vorbericht wie bei Nr. 3. �Zeigte
vor der Droschke nach pp 300 Schritt Pfeifen und Athem- noth bis zum Niederst�rzen. Im Stalle sofort Beruhigung." Nr. 5, 12�l� Jahre alt: �Am 7. November im leichten
Gebrauch vor dem Wagen wegen starker Athemnoth mit starkem Pfeifen niedergest�rzt und erst nach viertelst�n- digem Liegen wieder aufgestanden. Befund: �Nach n Minuten Trabbewegung an der Hand
starkes Pfeifen, hochgradige Athemnoth und schwanken- der Gang. [Bez�glich des schwankenden Ganges bemerkt V�llers weiterhin: �Die Pferde wurden erst im Hintertheil schwankend, wenn Athem- noth und Erstickungsgefahr eintrat." �Bei keinem Pferde trat Durchfall oder Verstopfung
ein, auch haben sie nicht vermehrt urinirt. V�llers hat keins derselben husten geh�rt und bei keinem Anschwellung am Halse entdeckt. Der Besitzer gab an, dass einige, namentlich das unter Nr. 1 bezeichnete, Jucken in der Haut gezeigt und sich vielfach die Flanken gebissen habe. In diesem Best�nde sind dann weiter gleichartig er-
krankt : Nr. 0 am 10. November,
Nr. 7 � 10.
Nr. 8 � 13.
Nr. 9*) � 13./14. �
Nr. 10 � 14.
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*) Anmerkung: Nr. '■) ist vor der Droschke beim langsamen Trab-
fahren niedergest�rzt und gestorben, am 15. November obducirt. Sectionsbefund: �Kadaver in K�ckenlage. Nach Abnahme der Haut zeigte die
ganze Halsmuskulatur vom Kehlgange bis zur vorderen Brnst�ffnung ein schwarzrothes, stellenweis spiegelndes Aussehen, Venen des Kopfes und Halses strotzend mit Blut gef�llt, Muskulatur in der mittleren Bauch- gegend leicht gr�nlich gef�rbt." �Brusth�hle: Pleura glatt, gl�nzend, Lungen in Exspirationszu-
stand, in der Brusth�hle pp. 1000 Kubikcentitneter einer braunrothen, un- durchsichtigen, bei auffallendem Lichte gr�nlich aussehenden Fl�ssigkeit, auf deren Oberfl�che zahlreiche Fetttr�pfchen schwimmen. Im Herzbeutel pp. 10 cc. gleicher Fl�ssigkeit. Beeilte Herzkammer vergr�ssert, ihre |
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Nr. 11, 12�15 Jahr alt, ist stets im geringen Grade
Pfeifer gewesen. Am 16. November fing das Pferd so stark an zu r�hren, dass es ausgespannt werden musste. Im Stande der Ruhe keine Krankheitserscheinungen, bei Trabbewegung an der Hand nach 1/2 Minute beginnendes und nach 1 Minute hochgradiges Pfeifen." �Ich bemerke, dass der einheitlichen Bezeichnung wegen
der bei der Bewegung auftretende Ton von mir (V�llers) als �Pfeifen" bezeichnet worden ist, eine Oarakterisirung, die beim H�rbarwerden der ersten T�ne oft zutreffend war; bei gesteigerter Athemnotli glich das Ger�usch einem �Hie- men", �Schnarchen" oder �Br�llen". Der Ton trat im Beginn nur bei der Inspiration ein, weiterhin auch bei der Expiration und hielt noch kurze oder l�ngere Zeit im Stande der Ruhe an. Die meisten Pferde beruhigten sich nach der Bewegung' rasch, nahmen sofort Futter und boten den Eindruck ganz gesunder Thiere." �Die am .'50. November wiederholt vorgenommene Unter-
suchung der Pferde ergab Folgendes: Das Pferd Nr. 1 hat beim Fressen aus der Raufe einen Erstickungsanfall gehabt, Herzfehler verschlimmert, Athemnotli nach geringster Be- wegung hochgradig. Bei den �brigen Pferden derselbe Zu- stand. Am 0. Dezember wurde V�llers gemeldet, dass das Pferd Nr.2 tobs�chtige Anf�lle mit Beisssucht nach Meiisclien gezeigt habe. Weiterhin erkrankten noch drei Pferde in gleicher Weise am Kehlkopfpfeifen." In diesem Falle war die Verf�tterung der Lathyrus
am 14. September begonnen: t�gl. Ration drei Pfund, in welcher neben 20 °/ft Pisum sativ. 70 °/0 Lathyr. sativ. ent- halten waren, die Lathyr.-Ration betrug also = 10f>o Gramm pro Tag. Rekapitulation:
Mitte Oktober erkrankten 3, also nach pp. 3�4 Wochen, Ende Oktober � 1, ,, ,, I ,� _ - Anfang Novbr. ,, 1, � � j
Vom 10.�14. Novbr. � 5, � ., \ - A
Am 10. Novbr. � 1, � � J
Wandung schlaff, d�nner als normal, Herzkammern blutleer, Herzfleisch
tr�b, br�chig (wie gekocht), Lungen nichts besonderes, Schleimhaut der gr�sseren Bronchien diffusruth ohne feste Auflagerungen und ohne Schaum- belag." �Bauchh�hle: beim Er�ffnen entweicht eine geringe Menge Gas.
Aussehen der vorliegenden Eingeweide normal, Magen massig mit Hafer und H�ckel gef�llt, Erbsen oder Theile derselben nicht nachweisbar. Dick- darm mit trockenen Kothmassen ziemlich stark angef�llt, Darmkanal sonst normal. Milzmilpe etwas weicher als normal, Leber derb, an der Ober- fl�che und auf dem Durchschnitt von gr�nlicher Farbe, Durchschnitt d�che |
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2. B e o b ach t u n g: Der Fuhrmann T. hat am 21. S e p -
temberc. aus derselben QuelleErbsen (Lathyr. sativ.) bezogen, er f�tterte seinen � Pferden t�glich je 15 Pfund Hafer und reichlich .'! Pfund Erbsen, letztere gequellt, dazu Heu und H�ckel. Am 7. November war eines seiner 5 Pferde bei leichtem
Gebrauch im Geschirr pl�tzlich von starkem Schnaufen be- fallen und niedergest�rzt, aber nach einigen Minuten wieder aufgestanden, der Anfall habe sich am 11. wiederholt, am 14. sei es beim Schrittfahren umgefallen. feucht, �belriechend, ohne erkennbare Acini, linke Niere normal, rechte
etwas vergr�'ssert, an der Oberfl�che dunkelroth, Durchschnittsfl�che feucht, Rindensubstanz braunroth, Marksubstanz diffusroth, Grenzschicht dunkel- blauroth. Maikstrahlen deutlich hervortretend, Glomeruli vergr�'ssert, leicht sichtbar, bei Druck tritt eine schleimig - ser�se Fl�ssigkeit in das Nieren- becken. Harnblase leer." �Halsorgane: Halsgef�sse strotzend mit Blut gef�llt. Die ganze
Halsoiuskulatur hochgradig blutig durchtr�nkt, schwarzroth gef�rbt. In der Muskulatur pfennig- bis markst�ckgrosse blutige Herde, im inter- muskulairen Bindegewebe handtellergrosse Blutlachen. S�mmtliche Kehlkopfmuskeln sind dunkelroth gef�rbt, der hintere Ring- Giesskannenmuskel der linken Seite erweist sich bei genauer Untersuchung um ein geringes schw�cher, als derjenige der rechten Seite." Anmerkung: Die Kehlkopfmuskeln sind bez�glich der Ur-
sache dieser Erscheinung nicht untersucht: daraus, dass sie s�mmtlich dunkelroth gef�rbt waren; d�rfte geschlossen werden, dass in dem linken crico-aryt. post. eine durch mangelnde Innervation bedingte Atrophie nicht vorlag, zeigte sich derselbe um ein geringes schw�cher als der rechte, so konnte das auch durch eine nicht gelten vorkommende kongenitale Schiefstellung der Krista der Ringknorpelplatte vorget�uscht werden. (G.)_(cf. conten). �Schleimhaut des Kehlkopfes und der Tracheadiffus dunkelroth
gef�rbt, Kehldeckel stark ger�thet, in der Schleimhaut desselben punkt- f�rmige Blutungen, Stimmb�nder und Kehldeckelschleimhaut geschwollen, Halslymphdr�sen vergr�ssert, hochgradig blutig infiltrirt, schwarzroth." �Am Gehirn und dessen H�uten keine Ver�nderungen ins-
besondere keine Blutungen oder Staunngserscheinungen. R�ckenmark irn Halstheil hyper�misch, sonst nichts Abnormes." *) ,.Im Ilagen und Darminhalt konnten bei chemischer Untersuchung
weder lletallgifte noch Alkaloide nachgewiesen werden. Die mikro- skopische Untersuchung der Kehlkopfmuskeln und Niere ergab nur die Anwesenheit auf postmortal e Entwicklung zur�ckzuf�hren- der Bakt erie n. Mit St�ckchen aus der Kehlkopfmuskulatur wurden 1 weisse ll�use und 1 Meerschweinchen subkutan geimpft, erstere starben nach einem, letzteres nach 4 Tagen;" (die Fleischst�ckchen waren wohl schon in Zersetzung? G.) �Die bakteriologische Untersuchung derselben, sowie auch der auf angelegten Kulturen erwachsenen Keime er^ah kein positives Resultat." *) Anmerkung. Ich habe dieses auff�llige, bislang einzig
dastehende Obduktionsergebniss der Vollst�ndigkeit wegen hier wieder- gegeben, nehme aber von einer Untersuchung dar�ber, in wie weit es auf die spezifische Wirkung der Lathyrus zur�ckgef�hrt werden darf, Abstand. Als typisch kann es jedenfalls nicht angesehen werden. |
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Untersuchung am 17. November: 1 Pferd, 9 Jahre
alt, zeigt imstande der Ruhe keine Krankheitserscheinungen. Beim Trabf�hren an der Hand tritt nach 3 Minuten starkes Pfeifen, verbunden mit »'rosser Athemnoth bis zur Er- stickungsgefahr ein, es kann sich nicht auf den Beinen halten und schl�gt nieder; nach ruhigem Liegen von zehn Minuten, Av�hrend welcher die aufgerissenen N�stern schwach zusammengedr�ckt wurden, tritt das Ger�usch g�nzlich zur�ck, das Pferd steht wieder auf und ist ganz munter. Bei Besichtigung des Pferdes am 1. December theilt der W�rter mit, dass es auch beim ruhigen Stehen im Stalle Athemnoth gezeigt habe und umgefallen sei. Mitte December waren auch die andern vier hochgradig Kehlkopf- pfeifer. 3. Beobachtung. Fuhrherr D. kaufte etwa gegen
Ende September von demselben H�ndler Erbsen (Lathyr. sat.) und f�tterte seinen Pferden t�glich je 3 Pfund gequellt und trocken. Am 15. November theilte er V�llers mit, dass vor
etwa 4 Wochen eines seiner Pferde beim langsamen Fahren stark ger�hrt habe und dem Pferdeschlachter ver- kauft sei. Um dieselbe Zeit habe ein zweites Pferd starke Athem-
frequenz bei grosser Hinf�lligkeit und Rohren bekundet, er habe es verkauft. Ein drittes Pferd habe er ebenfalls wegen Hinf�llig-
keit an den Pferdeschlachter abgegeben. Gegenw�rtig r�hrten wieder G St�ck. Das Resultat
der am 23. November vorgenommenen Untersuchung unter dem Reiter, an der Longe oder an der Hand war Folgendes: Nr. 1 r�hrte nach :/0 Minute Nr. 2 � � 1/2 � und nach 3 Minuten hochgradig,
Nr. 3 � � x\i � nach l� Min. verst�rktes Pfeifen,
Nr. 4 � � b Minuten.
Nr. 5 � � 5 �
Nr. (') � � 15 � (verst�rkter Trab und Galop.)
Athemnoth bis zur Erstickungsgefahr ist bei keinem
w�hrend der Untersuchung eingetreten. Bei dieser Beobachtung trat das Rohren bei
3 Pferden etwa nach 3 Wochen, bei 15 etwa nach () Wochen nach Beginn der Lathyrusf �tterung ein. Weitere Mittheilungen �ber die sch�dliche Wirkung der
Lathyrus sativus finden sich: Jahresber. Sch�tz-Ellenberger 1885 (aus dem Yeterinary Journal pag. 233) V�llers theilt aus diesem bez�glich des oben erw�hnten Falles von Leather mit: |
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�Es erkrankten in einem Stalle von 74 Zugpferden und
� Tonis (35 Pferde), 19 starben, 2 wurden sp�ter get�dtet, 14 genasen. Die Ponis blieben verschont. In der Kulte er- schienen die Thiere bis auf beschleunigten Puls gesund, bei ewegung Athemnoth, dann Gang schwankend. Tracheotomie half sofort. Oefter asphyktischer Tod. In den meisten schweren F�llen, in denen noch Genesung eintrat, wurde viel Blut beim Husten ausgeworfen. Appetit ungest�rt. Bei der Seetion zeigte sich ausser den durch Asphyxie bedingten Er- scheinungen in einem Falle Schwund der M. crico arytaen. post. et later. und der M. thyro-arytaen., der linke N. recurr. war auffallend d�nner Avie der rechte � also bestand das Pfeifen schon lange vor dem Tode! � . . Sehr g�nstig war der Einfluss der Weide, w�hrend die Thiere, die im Stalle blieben, starben." Ferner: In The Veterinarien LVIII pag. 49� (Sch�tz-
Ellenberger Jahrb. 189(): Call berichtet �ber 2 F�lle von Vergiftung schwerer Arbeitspferde durch Lathyr. sat., in denen die t�dtliche "Wirkung erst nach monatelangem Genuss kleiner Mengen i1/, Pfund Mehl t�glich) erfolgte: Sehwund der linksseitigen Kehlkopfmuskeln � wie lange vor dem Tode das Bohren bestand, ist nicht angegeben. lieber die Wirkung dieses Alkaloids liegt kein Nachweis vor. JahresberichtSch�tz-Ellenberger 1894 pag. 164: Astier
hat in der Lathyr. sat. ein giftiges Alkaloid nachge- wiesen. Nach V�llers cf. Mittli. f. TL 1K96 hat der Ross- arzt Gut zeit in Wandsbeck ebenfalls ein fl�chtiges Alkaloid in derselben aufgefunden. lieber Lathyrus - Wirkung vergl. auch Fr�hner
Toxikologie und Dammann, Gesundheitspflege, Bd. 1, pag. 444. sowie das Bulletin of Miscellaneos Information 1894. Lathyrus cic.er (franz�sisch �Gesse chiche", �Ja-
rosse") Kichererbse. Nach dem Bulletin der Soc. centr. et im per. de med. veter. 1869, p. �l u. ff. berichtete Verrier, aine, in der Sitzung vom 11. Februar 1869 �ber einen ekla- tanten Fall von Vergiftung mit Samen der Kichererbse, welcher, soviel mir bekannt, in der deutschen Literatur einer eingehenderen Wiedergabe bislang nicht gew�rdigt ist, wohl aber sind die Obduktionsergebnisse, welche Verriet* anf�hrt, in derselben unrichtig inferpretirt % ("cf. M�ller 1. c. p. i>8).- Ich gestatte mir deshalb in der Anmerkung*) die Beobachtung niederzulegen.
*) In dem Omnibus-Etablissement zu Ronen erhielten 5+ Pferde
voni 18. Oktober 1807 ab zwei Liter Kichererbse (Jarosse oder gesse chiche) nnd dreizehn Liter Hafer, pro Pferd, t�glich. Liese Erbsen- ration wurde etwa 14 Tage beibehalten, dann, da die Pferde ungern daran |
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Auch diese Verg�tungen weisen nicht auf andere
lokale Erkrankungen als Ursache der Recurrensl�hmung, sondern, �hnlich wie bei Infektionskrankheiten, auf allge- gemeines Ergriffensein des Nervensystems hin, von welchem die Reccurensl�hmung nur ein Symptom war. Besonders auffallend und beachtenswerth erscheint aber
die Thatsache des erst nach lange andauernder Einwirkung der Latliyrus-F�tterung urpl�tzlichen ITervortretens der fraglichen L�hmung, ohne dass sich die Pferde vorher irgend- wie krank gezeigt hatten und dass sogar bis 9 Wochen nach Aufh�ren der Verabreichung der Lathyrus - Arten Kehlkopf- pfeifen auftrat, ohne dass sich an den Kehlkopfmuskeln der sofort gestorbenen eine Ver�nderung fand, sowie das Fort- bestehen des Pfeifens bei allen Ueberlebenden. Ein allm�hlig gingen, vom 3. bis 12. November auf l'/j Liter und von da ab auf 1 Liter
redacirt. Diese Kation wurde bis zum 8. Januar � also etwa zwei Monat beibehalten. Da die Pferde dieselbe gut annahmen, wurde sie wieder auf 2 Liter pro Tag gesteigert. Am 12. Januar 1868 zeigte �Livizzi' grosse Lendenschw�che, am
21. Februar wurde sie vor den Pflug gespannt, zeigte sich aber so schwach und schwankend, dass sie als total uubiauchbar wieder in den Kranken- stall zur�ckgef�hrt wurde. Am 27. Februar war sie im h�chsten Grade Pfeifer, so dass sie
selbst hei geringster Bewegung in h�chster Erstickungsgefahr zu Boden st�rzte, das Maul wurde aufgesperrt, die Zunge wurde vorgestreckt, er- schien geschwollen und cvanotisch. 1 ieser Zustand dauerte etwa 10 Minuten, worauf langsam Beruhigung
eintrat und das Thier aufstand. Eine'' halbe Stunde sp�ter war auch die letzte Spur dieser erschreckenden Erscheinungen verschwunden. Am 28. Februar wurde die Tracheotomie gemacht und konnte das
Pferd unmittelbar darauf ohne die geringste Beschwerde den heftigsten 'Anstrengungen ausgesetzt werden, es wurde wieder in den Omnibusdienst eingestellt, welchen es ohne Unterbrechung bis- zum 9. April leistete, worauf es in wenigen Tagen an einer Brustentz�ndung einging. (Sektion nicht angegeben.) Cesar, welcher wegen Lahmheit �ber einen Monatim Stalle gestan-
den hatte, wurde' am 12. Februar angespannt und hatte im Schritt einen leeren Wagen zu ziehen; unterwegs bekam er einen so heftigen Anfall von Pfeiferdampf, dass er auf der Strasse zusammenst�rzte und asphyk- tisch starb. Emile wurde am 26. Januar hei der Arbeit von Paraplegie befallen
und starb auf der Strasse. Leda zeigte am 20. Februar Lendenschw�che, am 28. wurde sie
vor den Pflug gespannt. Kaum war die Arbeit begonnen, als sich ein so heftiges Rohren einstellte, dass sie ausgespannt werden musste, unter- wegs st�rzte sie zusammen und verendete. In Folge dieser misslichen Erfahrungen wurde das Verf�ttern der
Kichererbse eingestellt (am 1. M�rz?) und s�mmtliche Pferde genar unter- sucht. Die Untersuchung ergab Folgendes: Die Pferde sind im Allgemeinen gut im Haar, haben guten Appetit
und sind munter, leisten ihren sehr penib 1 en Omnibusdiens.t gut; einige indessen sind schwer in der Hand (legen sich auf das Gebiss), die Konjunktiven stark ger�thet, der Puls voll. Man l�sst sie zur Ader. |
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fortschreitendes Erkranken des Nerven und darauf begr�n-
detes Zunehmen des Rohrens war liier ganz ausgeschlossen, ebenso auch selbstverst�ndlich Glottiskrampf. � Delafond-Alfort erw�hnte 1844 in seinen Vor-
lesungen, dass nach der Verabreichung von Lathyrus cicer, sowohl des Samens als auch des Krautes Kehl- kopfpfeifen entstand, er habe diese Erfahrung vor 9 bis 10 Jahren publicirt (ob im Recueil?). Pisum umbellatum, Chokoladen- oder Kapu-
zinererbse (cf. Berl. Th. W. Nr. 46, 1895). Thierarzt Alberts-Rendsburg berichtet: In einem Best�nde von 7 Pfer- den wurden t�glich 12 Pfund Hafer und 8 Pfund Erbsen seit Jahren ohne Nachtheil verabreicht vom 30. April bis 7. Juli aber statt letzterer pisum umbellatum. Am 23. oder 24. Mai 1895 trat bei einem Kehlkopfpfeifen auf, welchem in Zeit von einigen Tagen weitere vier nachfolgten. Zwei starben, eins schon am 4. Juni, an Erstickung, ein drittes musste wegen v�lliger Unbrauchbarkeit geschlachtet werden. Die Pferde waren bis zum Tode stets munter und bei gutem Das Blut scheint sehr reich an Fibrin zu sein, tritt nur schwer aus der
Ader und gerinnt sofort zu einer schwarzen, fast festen Masse, welche nach 24 Stunden weiter keine Aenderung zeigt, als etwas Gl�tte an der Oberfl�che. Erst am dritten Tage erscheint etwas Serum und der weisse: Blutkuchen, doch bleibt der schwarze dreimal so umfangreich, wie die beiden anderen Bestandteile. (Das bei gesunden Pferden im Stande voll- st�ndiger Ruhe aus der Ader entnommene Blut scheidet sich schon in den ersten 24 Stunden und sinkt der Cruor immer mehr zu Boden. Wird dasselbe Pferd unmittelbar darauf etwa f�nfzig Schritte im Trabe bewegt, so erfolgt die Scheidung in �hnlicher Weise, wie hier angegeben. D. Aut.) Behandlung. Alle Pferde werden zur Ader gelassen, erhalten nur
5 Liter, h�chstens 10 Liter Hafer, dftzu an Gewicht soviel Mehl, wie die abgezogene K�rnerration ausmacht in Schlampform, welcher per Tag und Pferd f�nf Gramm tart-\ emet. zugesetzt werden. Carmagnote kommt am 12. Februar wegen Lendenschw�che und
Hodenentz�ndung in den Krankenstall, wird am 23. kastrirt, die Operation scheint g�nstig zu verlaufen; am 4. M�rz st�rzt er beim F�hren im Schritt nieder und stirbt an Erstickung. Sektion: Lunge enth�lt viel schwarzes Blut; die Schleimhaut des
Kehlkcpfes, besonders die der Aryknorpel, zeigt passive Hyper�mie, welche ihre Dicke massig vermehrt. _ M�ller �bersetzt diesen Befund, der im Original lautet: �La muqueuse du larynx, celle des aryte- noides surtout, est le siege d'une hyperemie passive, qui en augmente seusiblement l'epaisseur".....�ergab die Sektion akute
entz�ndliche Erkrankung des Larynx") cf. p. 38 seiner Brocbjroe,
�ber Kehlkopfpfeifen\ Zephir wurde am 20. Februar von Paraplegie befallen. Nachdem
er einige Tage gelegen hatte, erholte er sich allm�hlig. Nachdem er Hergestellt war, wies er sich in so hohem Grade als Rohrer aus, dass ihm echon beim Wiehern der Athem ausging und er zu Boden st�rzte. Nach sofort gemachter Tracheotomie wurde er wieder in Dienst gestellt. |
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Appetit gewesen. Ein viertes erstickte am 15. Juli, bei der
Obduction desselben fand sich �usserte wohnlich starke Atrophie des linken M. crico-aryt. post. und hochgradiges Lungenoedem sonst nichts »weiter. Das f�nfte r�hrte am 10. August noch stark. Die beiden letzten Pferde des Be- sitzeis blieben verschont. Anmerkung: Alberts schliesst aus dieser Beobach-
tung, �dass ein bereits f�r Laien erkennbares Rohren bei scheinbar gesunden Pferden in ca. 3 Wochen entstan- den sei", die angef�hrten Thatsachen beweisen allerdings, dass das Kehlkopfpfeifen pp. 3 Wochen nach Beginn der Erbsenf�tterung auftrat, aber nicht, dass eine pp. '6 w�chiges Trocadero zeigte am 20. Februar dieselben Symptome, jedoch
in schw�cherem Grade. Nach Einf�gen des Tracheotubus nahm er seinen Dienst wieder auf. Solpherino wnrtle am 20. Februar von allgemeiner Paralyse
befallen und starb am 21. Bismarck wurde am 20. Februar von inkompleter Paralyse und
Pfeiferdampf befallen, er kam in den Krankenstall, wurde ausgiebig zur Ader gelassen und bei absoluter Ruhe di�t gehalten. Am 27. Februar stellte sich im Stalle, ohne �ussere Veranlassung ein �usserst heftiges Rohren ein. welches gut drei Stunden anhielt, so dass man jeden Augen- blick den Tod durch Erstickung erwartete. Der Anfall ging allm�lig vor�ber und anderen Tags, als ich den Patienten sah, erschien er voll- st�ndig gesund. Indessen traten in der Nacht des 2. M�rz die Zuf�lle mit erneuter Heftigkeit auf, das Pferd erstickte an denselben. Sektion wie bei Carmagnote. Vergebens suchen wir nach
Alterationen im Nervensystem (weiterhin p. 56 �das giftige Agens �ussert seine Wirkung vornehmlich auf das R�ckenmark und die unteren Kehlkopfnerven, welche sie paralysirt, w�hrend die Pferde sich sonst einer vollkommenen Gesundheit zu erfreuen scheinen"). Judas zeigte am 20. Februar allgemeine Paralyse und statb am
3. M�rz; das Pferd war schon seit langer Zeit heruntergekommen. Negro wurde am selben Tage von einer Schw�che im Hintertheile
befallen, bald darauf wurde er Rohrer. Nach der Tracheotomie h�rte das Rohren auf, aber die Schw�che blieb trotz aller Behandlung. Vom 20. Februar bis 20. M�rz war der Gesundheitszustand der
Pferde ziemlich befriedigend, aber am 20. M�rz meldete ein Postillon, dass zwei seiner Pferde beim Laufen genirt seien und er anhalten m�sse, damit sie erst wieder zu Athem k�men. Beide Pferde waren, wenn auch nur in geringerem Grade vom
Pfeiferdampf befallen, man machte die Tracheotomie und gab sie dem Dienste zur�ck. (p. 54) Obgleich seit dem 13. Februar keine Kichererbsen mehr
verabreicht waren, machte sich ihr verderblicher Einfluss doch noch bis zum 24. April, also noch nach 9 Wochen, bemerklich, indem bis dahin noch 15 Pferde Pfeifer wurden und tracheotoinirt werden mussten. In diesem Falle wurden von 54 Pferden 29 befallen, von denen 9
in Folge von Pfei erdampf oder Paralyse an Erstickung starben. 20 sind noch heute, also nach einem Jahre, Pfeifer und m�ssen fortw�hrend den Tracheotubus tragen." So Verrier, |
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Eii tWicklungsstadium vorlag: Die Recurrensl�hmung
kann ebensowohl erst an dem Tage pl�tzlich entstanden sein, an welchem das Rohren zuerst beobachtet wurde. d. Rheumatische Einfl�sse, Erk�ltungen. Das.
pl�tzliche Entstehen der Recurrens!�hmung nach solchen, Einfl�ssen ist seit langer Zeit festgestellt (Fr. G�nther, sagt (1. c. p. 442): �Wenn nun gleich F�lle pl�tzlicher,. Erscheinung des Pfeiferdampfes �berall nicht sehr selten. sind etc."), sowie auch dass derselbe danach verschieden-, gradig auftreten kann. Diese Thatsache wird durch die. Beobachtungen vieler sehr erfahrener Thier�rzte und auch, durch die meinigen best�tigt. In neuerer Zeit hat Prof. Dieckerhoff (Diagnose des Kehlkopfpfeifens p. 7 u. ?2) diese Thatsachen bestritten und fertigt Prof. Moll er's (1. c. p. 43) bez�gliche Aeusserung � �ein pl�tzliches Auf- treten auf spontanem Wege, d. h. ohne Allgemeinerkrankung, wird ausnahmsweise beobachtet, kann auch bei der Natur des Leidens als Nervenl�hmung nicht auffallen. Von einem Sportsman wurde mir ein Pferd vorgestellt, welches nach dessen Angaben pl�tzlich w�hrend des Reitens hochgra- diger Rohrer geworden war. Aehnliche F�lle beobachtete ich bei Ackerpferden" � kurz ab; er sagt: �Diesen Aus- spruch M � 11 er' s . . . kann ein erfahrener Sachverst�ndiger sicher nicht als Beweis f�r die pl�tzliche Entstehung des Kehlkopfpfeifens gelten lasseh. FA is^ nicht nur Thier- \ �rzten, sondern auch manchen anderen Pferdekennern be- kannt, dass einzelne notorisch seit 1 � 2 Jahren mit dem J Fehler behaftete Pferde nur bei starker Hochhaltung und / Herannahme des Kopfes in der schnellen firab- und Galop- \ bewegung das laute laryngeale Ger�usch bekunden. Sehr \ oft habe ich kennen gelernt, dass ein Besitzer einen solchen Rohrer im Wagen- und Arbeitsdienst viele Monate benutzte, ohne von dem Fehler etwas zu erfahren und dann bei an- strengendem Gebrauche desselben durch das Auftreten des Fehlers �berrascht wurde. Was Sportsman und andere Bc- , sitzer (p. 8 �Laien") in diesem Betracht ausgesagt haben, ist f�r die wissenschaftliche Begr�ndung der Dauer einer Recurrensl�hmung gleichgiltig" � so Dieckerhoff. Dass gar mancher, namentlich phlegmatische Pfeifer
Monate lang und l�nger im ruhigen Zugdienste geht, ohne dass dessen Besitzer den Fehler gewahr wird, ist eine l�ngst bekannte Thatsache, docti* kannjpadurch obige Erfahrung, so unbequem sie auch f�r die von Dieckerhoff aufgestellte Theorie sein mag, nicht aus der Welt geschafft werden. Solchen Thatsachen stehen andere zur Seite, welche von |
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M�nnern der Wissenschaft, sowie von Anderen aufgenommen
wurden, die ihre Pferde in anstrengendem Wagen- oder Reit- dienst glcichm�ssig benutzten, ja in Diensverh�ltnissen, welche von den Pferden die grosstm�glichste Ausgie- bigkeit der Respiration verlangten. Wenn nun bei solchen Anforderungen der Athem gestern noch normal war und heute durch Pfeifen gest�rt wird, so kann auch die strengste Wissenschaftlichkeit an solchen Erfahrungen nichts r�tteln. Dass es auch Leute gibt, welche achtlos neben ihren Pferden hergehen oder �berhaupt nichts von Pferden kennen, kann in der fraglichen Sache nichts �ndern. Uebrigens aber sind es fast in allen F�llen, welche
jjir Beurtheilung des Thierarztes gelangen, gerade die �Laien", denen das abnorme Athemger�usch zuerst aufgefallen ist, es liegt um so weniger Grund vor, ihnen die F�higkeit, st�rende Athemger�usche rechtzeitig wahrzunehmen, ganz allgemein abzusprechen. In der Literatur sind unter anderen auch die nach-
stehenden Beobachtungen niedergelegt. Fr. G�nther (Nebel & Vix p. 344). Der Fuhrmann
Seh. ritt am 24. November 1829 seinen komplet gesunden 8 j�hrigen Schimmelwallach d�nischer Race nach R , um Holz an einen zum Aufladen bequemen Ort schaffen an lassen. Das Pferd stand unter freiem Himmel bei rauher, kalter, schneeiger Witterung mehrere Stunden hindurch an einen Baum gebunden, w�hrend das Gesch�ft anderweit besorgt wurde. Beim Abends nach beendetem Gesch�ft erfolgten 7u-
hausereiten bemerkte der Seh., dass das Pferd nicht mit gewohnter Munterkeit ging, w�hrend ein auffallend hie- mender Ton beim Athemholen, auch selbst bei der Bewe- gung im Schritt, h�rbar war, und dass dem Pferde Erstickung drohte. Zu Hause angekommen, frass das Pferd zwar mit vollem Appetit, indessen hiemte dasselbe auch im Stande der Ruhe mit gleicher Beschwerde fort. So wurde mir das Pferd denselben Abend 10 Uhr zugef�hrt. Ich fand das Pferd in einem Zustande, wie beim h�chsten Grade des Pfeifendampfes (vergl. I. Unters. 3 Kapit.), sonst, trotz aller Untersuchung, nichts Erhebliches an demselben. . . . Das Pferd genas unter dienlicher Behandlung innerhalb 14 Tagen vollkommen, ohne andere Krankheitserscheinungen, als die der Arzneiwirkung gezeigt zu haben, und geht bis heute (1834) in schwerer Arbeit, ohne im geringsten in der Re- spiration genirt zu sein und ohne dass die geringste Spur von Pfeiferdampf zur�ckgeblieben w�re,''' |
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Derselbe Autor berichtet (1. c. p. 285, Fall 7): *).
Herr W. machte vom 28. Juni bis 21. Juli im Einsp�nner eine Reise nach den Harz. Das Pferd, eine 14j�hrige Stute, gross, willig und rasch, machte die Eeise bis zum 12. Juli zur v�lligen Zufriedenheit. Am 13. Juli musste ein bedeutender Berg passirt werden und unterblieb des einge- tretenen Regenwetters wegen das sonst bei dergleichen Passagen gewohnte Aussteigen; das Pferd musste also die ganze Last bergauf ziehen. Ueber und �ber vom Schweisse triefend, wurde das Pferd in dem an der Spitze des Berges gelegenen Orte A. in einen Stall gebracht, wo gerade vor dem Kopfe des Pferdes �ber der Krippe eine etwa hand- breite Spalte in der Mauer war, durch welche der Wind heftig einblies. Das angeordnete Yerschliessen dieser Oeff- nung war unterblieben und das Pferd in diesen Verh�lt- nissen kalt geworden. Uebrigens frass und soff das Pferd gut und wurde am 19. Juli zur K�ckreise nach H. ange- spannt. Indessen fing das Pferd, angeblich schon beim Ein- spannen, zu st�hnen und zu husten an, es steigerte sich dieses St�hnen zum Hiemen und artete bei der Be- wegung dergestalt zum f�rmlichen Br�llen aus, dass das Pferd stets zu ersticken drohte und die Aufmerksamkeit aller in die N�he kommenden Personen aufregte. Die R�ck- |
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*) Gerlach (Gerichtl. Th. II. Aufl. p. 245) h�lt diesen, sowie den
von G�nther 1. c. angef�hrten 8. Fall f�r spasmodisch; ebenso auch den von Kopp mitgetheilten (s. oben). Unter Ber�cksichtigung des Ver- laufes dieser F�lle, namentlich ihrer Andauer kann ich ihm nicht bei- stimmen, im ersteren ist sogar die Becurrensl�hmung positiv festgestellt. Die von Fr. G�nther, Fall 8 p. 288 mitgetheilte Beobachtung,
dass ein Pferd �ber Jahr und Tag beim Anreiten so heftig r�hrte, dass es allen Leuten auffiel, das Bohren aber jedesmal nach 1/4si�ndiger, bis zum Schweissausbruch gesteigerter Anstrengung, vollst�ndig ver- schwand und nachher trotz gr�sster Forcirung nicht wieder zu erregen war, sich auch des Nachmittags, wenn das Pferd am Vor- mittng r�hrend geritten war, nicht wieder einstellte, weist auf das Bestimmteste auf ein modifizirbares mechanisches Hinderniss hin, zumal auch das Bohren schlimmer war, wenn das Pferd einige Tage im Stalle gestanden hatte. Nasenausfluss war nie vorhanden. Wenn das Athmen recht erschwert war (p. 293), hustete es einige Male mit Anstrengung, �und dieses befreite dasselbe sichtlich von einem Hindernisse, welches die Bespirationsorgane bel�stigt zu haben schien, denn durch das Maul und die Nasenl�cher wurde nun ein durchsichtiger Schleim entfernt, der sich mit allen vorhanden gewesenen Zuf�llen ebenso schnell ganz verlor." In diesem Falle lag bestimmt ein Balggeschwulst vor, die sich beim Beiten oder Husten entleerte. � Trotz der sehr grossen Zahl von Pfeifern und meiner stets auf dieselben gerichtet gewesenen Aufmerksamkeit, habe ich niemals spasmodische Hartschnaufig- keit beobachtet und muss ich das Vorkommen derselben bezweifeln. M o- mentane L�hmung der Erweiterer hat ganz denselben Er- folg, wie momentaner Krampt der Verengerer. |
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tour konnte nur in langsamem Schritt und die 10�11 Meilen
betragende Entfernung, die das Pferd sonst gew�hnlich in einem Tage abzumachen pflegte, kaum in 2a/2 Tagen, be- endigt werden. . . . Nach mehrt�giger Ruhe wurde das Pferd eingespannt, indessen Meinte es gleich von Haus aus so f�rchterlich, dass man es, da sich die Zuf�lle immer stei- gerten, wieder ausspannen musste. Am 21. August wurde mit dem Pferde eine kleine Tour gemacht, auch da hiemte es gleich vom Hause aus gewaltig, indessen arbeitete es sich bald warm. Wie allm�lig der Schweiss ausbrach, min- derte sich der Meinende Ton und verschwand zuletzt ganz, trat aber wieder hervor, wenn das Pferd angestrengt laufen oder in einem schlechten Wege schwer ziehen musste. Am 23. August untersuchte ich das Pferd; im Stande der Ruhe, im Schritt und im massigen Trabe auf kurze Distanzen war nichts zu bemerken, sowie aber das Pferd unter dem Reiter 3�4 Minuten scharf getrabt hatte, traten die Erscheinungen des Pfeiferdampfes sofort in bedeutendem Grade hervor. Die durch abwechselndes Niederdr�cken der Giesskannen- knorpel ausgef�hrte Untersuchung stellte die L�hmung des linken Recurrens fest. Nach sofort eingeleiteter Behandlung wurde das Pferd am 16. September zur Probe angespannt und vom Pfeiferdampf nicht das Geringste bemerkt; es wurde fernerhin zu seinen gew�hnlichen Arbeiten als Ein- sp�nner benutzt, wobei sich dasselbe auch ferner gut hielt und noch jetzt (1834) ohne irgend genirte Respiration arbeitet." Esser (Mitth. aus der Thier�rztl. Praxis 1873 p. 136)
berichtet (nach Stockfleth, Chirurgie): �Ein Pferd, vor ! Wochen gekauft, war w�hrend der verlaufenen Zeit gesund gewesen und hatte zur vollen Zufriedenheit des Besitzers alle Ackerarbeiten verrichtet, als es eines Morgens beim Pfl�gen pl�tzlich von einer so heftigen Athemnoth er- griffen wurde, dass man es ausspannen musste. Als Esser ein paar Stunden sp�ter eintraf, stand das Pferd scheinbar gesund im Stalle und frass sein Futter. Wieder angespannt, zog das Pferd gleich lebhaft an, musste jedoch, nachdem kaum 100 Schritte zur�ckgelegt waren, angehalten werden, weil es zusammenzust�rzen drohte. Das Athmen geschah pfeifend, br�llend und war im h�chsten Grade angestrengt. Zehn Minuten sp�ter war das Athmen ruhig; ein wieder- holter Versuch ergab dasselbe Resultat, im Stalle zeigte sich das Pferd wieder gesund. Am anderen Tage wurde der Luftr�hrenschnitt gemacht, die Kan�le war aber nicht wie- der zu entbehren." Eine weitere �rztliche Behandlung scheint nicht eingeleitet zu sein. |
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In der �Berliner Thier�rztlichen Wochenschrift" vom
30. M�rz 189:5 theilt Prof. Di eck erhoff in seinem Ober- gutachten einen Fall mit, in welchem ein zu Rennen be- nutztes Vollblutpferd zuerst am 25. September 1890 ein weiterhin als Kehlkopfpfeifen festgestelltes Kehlkopfsger�usch bekundete, welches fr�her nicht vorhanden gewesen war. Bei demselben stellte sich gleichzeitig besondere Reiz- barkeit des Kehlkopfes ein, schon nach einfachem Streichen mit dem Finger in der Kehlkopfsgegend trat 8 bis 10 Mal hintereinander Husten ein, der Husten wird als kurz, rauh und trocken bezeichnet, dabei war leichte Schluck- beschwerde, mangelhafter Appetit und geringes Fieber, aber kein Katarrh vorhanden. Reizbarkeit des Kehlkopfes und Husten minderten sich erst von Mitte Dezember ab. Dieser Fall erinnert lebhaft an den von Gerlach mitgetheilteu (im Jahresbericht der hann. Thierarzneisch. von 1869 bezw. 1871.) Oberrossarzt Rosenfeld schreibt in der Zeitschrift
f�r Veterin�rkunde '895 pg. 161; Im Mai 1892 erkrankte eine sechsj�hrige hannover'sche
Stute nach einem halbst�ndigen Spazierritt unter dem Reiter an einer heftigen Kolik, welche erst nach 30 Stunden wider Erwarten in Genesung �berging. Aloe, Glaubersalz, Mor- phium und Eserin waren in den zul�ssigen Dosen verabreicht worden. Nach der Genesung war das Thier derartig von Kr�ften gekommen, dass es 10 Tage lang zur Erholung im Stalle verbleiben musste. Als es dann bei freundlichem Wetter zum ersten Male durch den Reitknecht wieder an die Luft gebracht und im Schritt einen sanft anstei- genden H�gel von 50 m hinangef�hrt wurde, Hess es laute Athmungst�ne h�ren, welche R. sofort als diejenigen des Kelilkopfpfeifens diagnosticiren konnte. Niemand hatte bei dem Pferde bis dahin Kehlkopfpfeifen geh�rt, auch nicht Rosenfeld, welchem das Thier seit einem Jahre genau be- kannt war. Das Kehlkopfpfeifen besserte sich zwar etwas mit zunehmender Kr�ftigung, blieb aber in erheblichem Grade bestehen.' Das Pferd entzog sich nach 2 Jahren der ferneren Beobachtung Rosenfeld's. Auf welche urs�chlichen Verh�ltnisse die Recuruis-
l�hmung in diesem Falle zur�ckzuf�hren, ist allerdings eben- sowenig zu eruiren, wie die Zeit, zu welcher dieselbe ein- trat, bevor sie erkannt wurde. Zu beachten d�rfte indessen sein, dass das Pferd bei den heftigen Schmerzen in Schweiss gebadet gewesen sein muss und desshalb eine Erk�ltung nicht ausgeschlossen werden kann. |
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Der als Pferdekenner und durch ausgezeichnete Zucht-
resultate r�hmlichst bekannte Thierarzt, Gest�tsdirektor S c h r e n k in Herrenhausen bei Hannover schreibt mir unter dem 4. Juni 1894. �Bei meinen eigenen Gest�tspferden habe ich erfahren, dass Kehlkopfpfeifen binnen einigen Tagen ent- stehen kann. Einmal glaubte ich Erk�ltung als Ursache an- sehen zu m�ssen und zwar bei einem 3j�hrigen Hengste, der in Arbeit genommen, unter meinen Augen 8 Tage t�glich longirt war, ohne den Athem h�ren zu lassen; weil er etwas zu husten anfing, wurde die Arbeit unterbrochen, nach acht Tagen war er im hohen Grade Kehlkopfpfeifer und blieb es." Oberrossarzt Puschmann berichtet (cf. Berl. Thier-
�rztl. Wochenschr. 1895, pg. 59a/2.) Im October er. wurde ich zu einem Pferde in Oester-
reichisch - Schlesien gerufen, das schon 8 Tage vorher ge- ringgradigere Erstickungsanf�lle gehabt haben sollte. Ich fand die ca. 7 j�hrige, gut gen�herte Schimmelstute (tragend) in einem ger�umigen, gut ventilirten Laufstalle, wo sie sich frei bewegen konnte. Athmung ganz normal, Temperatur 38,1 ° C. Nach Erz�hlung des Inspectors sei die Stute vor einem massig beladenen Wagen pl�tzlich unruhig geworden, habe dann angefangen, laut zu athmen. Die Athemnoth habe sich in Zeit von einer Minute derartig gesteigert, dass das Thier die N�stern uud zuletzt das Maul weit ge�ffnet habe, wobei sich profuser Schweissausbruch eingestellt habe, und dass es dann unter Erstickungserscheinungen nieder- gest�rzt sei. Nach einer Dauer von etwa 10 Minuten sei das vollst�ndig ersch�pfte Thier aufgestanden und der Anfall vor�ber gewesen. Dieses habe sich noch an zwei folgenden Tagen wiederholt, worauf es nicht mehr zum Dienste ver- wendet worden sei. Der Appetit sei stets gut gewesen. Zuerst dachte ich an Epilepsie. Ich applicirte dem Schimmel eine mit einigen Tropfen Ol. Croton. gemischte fl�chtige Einreibung in der Nackengegend. Sowie die brennende Wirkung dieser Eimeibung sich bemerkbar machte, wurde das Thier unruhig, ging flott im Stalle herum und nach Ablauf von etwa 2 Minuten begann es laut giemend zu athmen. Die Atliemnoth nahm rasch zu, so dass innerhalb einer halben Minute nicht nur die N�stern, sondern auch das Maul weit ge�ffnet wurde. Der Schweiss rann im wahren Sinne des Wortes stromweise von allen K�rpertheilen. Die Schleimhaut des weit ge�ffneten Mundes war ganz blass. Der Ton bei der Inspiration glich mehr einem Br�llen; schon gleich zu Anfang war die Stute niedergest�rzt und suchte �fters sich zu erheben. Der ganze Vorgang machte einen h�chst be�ngstigenden Eindruck. Nach einer Dauer |
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von etwa 6 Minuten verschwanden die Erstickungserschei-
nungen so weit, dass das Thier nunmehr das Maul schloss, bald aber kehrten sie in weit heftigerem Grade wieder, so dass ich mich veranlasst sali, dem erstickenden Thiere die Tracheotomie zu machen. Nach Einsetzung der Caniile ver- schwanden die be�ngstigenden Symptome rasch, die Stute sprang auf und eilte zur Krippe, um mit lebhaftem Appetit ihr Futter, bestehend aus reinem Hafer, und dann das Heu zu verzehren, als w�re ihr nichts gewesen. Der ganze Vorgang machte den Eindruck, als werde dem
Thiere der Kehlkopf zusammengeschn�rt. Dabei wurde der laute Ton nur bei der Inspiration, nicht aber beim Ausathmen vernommen. Das Futter war in jeder Hinsicht tadellos; es wird nur Hafer mit gutem Roggenstrohh�cksel und gutes Wiesenheu gef�ttert. In der Kehlkopf sgegend zeigte das Thier beim Druck eine geringe Empfindlichkeit, doch war keinerlei Schwellung der in Betracht kommenden Dr�sen festzustellen. Etwa acht Tage nach der Operation soll sich wieder
ein solcher Anfall gezeigt haben, dem das Thier erlegen ist. Ich vermuthe zur Nachtzeit wird sich die Stute die Caniile herausgerissen haben und bei dem darauf eintreten- den Anfalle erstickt sein. Ich hatte Kai. bromat. � 30,0 sechs Dosen veroidnet. Offenbar handelte es sich hier wohl um Kranipf der den Kehlkopf erweiternden (verengernden?) Muskeln. Oder sollte eine jedesmal pl�tzlich eingetretene ephemere L�hmung der beiden Muse, crico - arytaenoid. vor- gelegen haben? Leider habe ich die Section nicht machen k�nnen. Ein entz�ndlicher Zustand lag in keinem Falle vor, denn abgesehen von der normalen K�rpertemperatur erschienen s�mmtliche Schleimh�ute des Kopfes normal, auch war keine Spur eines Ausflusses vorhanden." Es ist eine altbekannte Erfahrung, dass in der bei
weitem �berwiegenden Mehrzahl aller F�lle das Kehlkopf- pfeifen bei bis dahin ganz gesunden Pferden uner- wartet hervortritt, so dass man eine bestimmte Ursache im speciellen Falle gar nicht angeben kann. Einzeln beobachtet mau, dass das Hervortreten des_
Leidens von einem gew�hnlichen, nicht katarrhalischen Husten, der sich h�ufig in k�rzerer oder l�ngerer Folge wiederholt, begleitet ist, derselbe scheint durch die dem Luitbed�rfniss hinderliche Raumbeengung ausgel�sst zu werden, vielleicht auch durch gleichzeitige Empfindlichkeit des N. laryng. sup. bedingt zu sein. Ich bemerke �brigens express, dass ich bei keinem einzigen Kehlkopfpfeifer eine dem Leiden vorhergehende Verminderung seiner Leistungs- f�higkeit angetroffen habe. |
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Erblichkeit des Kehlkopfpfeifens.
I )ie altbekannte Erfahrung, dass das Uebel in manchen
Zuchten sehr verbreitet ist, in anderen dagegen -sehr selten, hat schon fr�h dahin gef�hrt, die Ursachen dieser Erschei- nung in der Vererbung und zwar der solchen Zuchten eigenth�mlichen Kopfformen etc. zu suchen, auf welche man das Rohren zur�ckf�hren zu sollen glaubte. Von diesen Anschauungen haben sich bis heute Viele noch nicht befreien k�nnen. Infolge dieser Annahmen hat man leider vers�umt, den Hauptgrund, die Recurrensl�hmung, ins Auge zu fassen, man hat sich bem�ht und auch erreicht, die verd�chtigen Formen abzugleichen, hat aber die Beseitigung des Kehl- kopfpfeifens damit nat�rlich nicht erreichen k�nnen. Wieweit das Uebel in manchen Zuchten verbreitet war
und ist, geht unter anderem daraus hervor, dass I) e 1 a f o n d in seinen Vorlesungen 1844 behaupten konnte, �alle Norm�nner seien Pfeifer", Andere sch�tzten derzeit die Zahl derselben auf mindestens �/4 des Bestandes. Noch 18(38 behauptete Goux (vgl. Bulletin de la soc. imp. et centr. de med. veter. p. 25 . Viele Pferde der Ebene von Caen (Normandie1, welche f�r die Remonte und den kaiserlichen Marstall ge- kauft wurden, seien mit dem Fehler behaftet, infolgedessen kaufe man die Pferde dieses Landes nur nach einer strengen Probe. Neueren Nachrichten zufolge pfeift dort auch gegen- w�rtig noch eine sehr grosse Zahl. Bei den englischen Pferden, sowohl beim Vollblut wie
auch Halbblut, ist das Leiden gegenw�rtig zum Schrecken der Pferdeh�ndler, die von dort importiren, in enormer Weise verbreitet, leider sind auch unsere Zuchten, die auf die englische basirt sind, nicht frei davon. Bei gemeinen Schl�gen ist es eben sowohl verbreitet. Nach einem Bericht der �Berliner Thier�rztl. Wochen-
schrift" (1892 oder 1893) hat Fleming in einer Bro- ch�re �Roaring in horses" eine umfangreiche Statistik �ber Kehlkopfpfeifen ver�ffentlicht. Hiernach wird es in 96 bis 98 Prozent aller F�lle, wie ich das fr�her schon fest- stellte, (Topogr. Myol. 1866) durch Muskelatrophie (?) her- beigef�hrt und zwar fast immer (99 mal vom 100) durch linksseitige. �Die eingeborenen Pferde Indiens, Australiens, S�dafrikas, Egyptens, S�damerikas, sowie die Vollblutaraber werden sehr selten befallen. In Europa kommen die meisten F�lle in England, in Frankreich, in Hannover und in Hol- stein vor. Das englische Vollblut ist am meisten zum Rohren disponirt^ 1889 waren 5x/8 Prozent aller englischer Rennpferde Rohrer. Am h�ufigsten erkrankten Pferde im |
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Alter von 2 bis 7 Jahren. Auch beim Halbblut ist �brigens
das Leiden h�ufiger." (Wenn allein 51/» Prozent aller eng- lischen Rennpferde Pfeifer sind, so muss es in der englischen Vollblutzucht dort allerdings recht traurig aus- sehen, da bekanntlich nur ein geringer Bruchtheil der Zucht auf der Rennbahn erscheint, der Rest, der in der Konkurrenz keine Chancen hat., sowie die anderen Rohrer scheiden fr�her aus). Die aufmerksame Beobachtung hat nun schon l�ngst
ergeben, dass die Recurrensl�hmung erblich, und dass die Nichtbeachtung dieser Thatsache die wesentlichste Quelle der weiten Verbreitung derselben ist. Die Recurrensl�hmung tritt vorzugsweise, gerade so
wie andere Erbkrankheiten, besonders bei jungen Pferden (sogar bei Saugf�llen) hervor, sie kann ebenso wie diese auf viele Pferde oder wenige vererben, viele freilassen und in der folgenden Generation wieder hervortreten, wodurch ge- rade die Vererbung besonderer Anlage bekundet wird, so dass bei solchen Zueilten rheumatische und infekti�se Ein- fl�sse nur zu leicht den Ausbrach der L�hmung herbeif�hren. Solche Erfahrung is* bei uns und auch anderw�rts, z. B. in Frankreich, vielfach best�tigt; so sagt z.B. Rossigiiol (cf. Bullet, de la soc. imp. et. centr. de med. veter. 1868 p. 216): �Ausser den deutschen Pferden zeigen besonders ge- wisse englische Pferde eine grosse Neigung, Pfeifer zu werden. Von 10 dieser Pferde, welche von Brustkrankheit befallen wurden, blieben 6 Pfeifer." Leblanc pere sagt <p. 217): �In England sind die Yorkshire-Pferde daf�r be- kannt, dass sie eine besondere Neigung zum Pfeiferdampf haben.....Jeder weiss, dass viele Pferde nach Angina oder
Lungenentz�ndung Pfeifer bleiben."
Leider liegt aber auch in der Eigenth�mliclikeit der
ererbten Anlage der Grund zu irrigen Ansichten, die ge- radezu der Verderb der Zuchten werden. So be- hauptet man, mit der Vererbung sei es nicht so schlimm, weil von diesem oder jenem Hengste viele Nachkommen frei bleiben, oder nur in manchen Jahren in gr�sserer Zahl Rohrer werden. Wer den Einfluss der Vererbung �ber- sehen will, darf sich nicht auf solchen kurzsichtigen Stand- punkt stellen, sondern muss vergleichende Untersuchungen in grossem Massstabe vornehmen, er wird dann finden, dass sich ganze Familien durch das h�ufigere Vorkommen des Leidens unter gleichen sonstigen Verh�ltnissen auszeichnen, unter denen andere frei bleiben. Es kostet allerdings viel Selbst�berwindung, einen an
sich vorz�glichen Hengst, der seine hochgesch�tzten Eigen- |
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schatten gut vererbt, wegen dieses Uebels, besonders, wenn
es nicht hochgradig ist, von der Zucht auszuschliessen und das in demselben angelegte Kapital einfach abzuschreiben � und doch ist dieses der einzig richtige Weg zur Erhaltung des Renommees guter Zuchten und des darin steckenden Nationalverm�gens. Auch Besitzer pfeiferd�mpflger Stuten sind oft sehr wenig penibel in der Benutzung derselben Zucht, zumal, wenn sie ihre Pro- dukte als F�llen abgeben, ihnen gen�gt die sonstige gute Qualit�t und der Nutzen, den sie aus ihren Zuchten ziehen. Je weniger man auf die Vererbung R�cksicht nimmt, um-
somehr muss sich nicht nur die Anlage in den Zuchten fest- setzen, sondern auch vergr�ssern, wenn in so veranlagten Zueilten neue Pfeifer wirksam werden. Zum Hervortreten des Leidens bedarf es dann nur progressiv geringerer Ge- legenheitsursachen, die man bei der bei weitem �ber- wiegenden Mehrzahl aller Pfeifer ihre* Gering- f�gigkeit halber geradezu �bersieht; die Zahl der letzteren ist so gross, dass alle �brigen dagegen nur einen ganz geringen Prozentsatz ausmachen. Prof. M�ller hat in seiner Brosch�re p. 39 ff. sehr
wichtige Nachweise �ber die Vererbung zusammengestellt, Avelclie ihrer Bedeutung halber hier folgen m�gen: �In Frank- reich wurde schon fr�hzeitig die Vererbungsf�higkeit des Leidens einstimmig angenommen, und von Godine, Hu- sard, Girard, Dupuy, Bouleyu. A. betont. Die in der zweiten H�lfte des 18. Jahrhunderts nach der Normandie eingef�hrten d�nischen Hengste galten als Verbreiter der- selben. . . . Nach Dupuy (Journ. pratique de med. veter. 1827) waren 2/s der Kinder des Misanthrope mit dem Leiden behaftet. Bouley (Dictionaire Bouley und Reynal 1858) stand auf demselben Standpunkte und gab eine Reihe von Beobachtungen f�r die Vererblichkeit des Rohrens an. Die Z�chter Frankreichs (eleveurs> seien davon �berzeugt. Ein Hengst wurde in seinem 10. Jahre Rohr er, von da an wurden fast alle seine Nachkommen von dem Leiden befallen. � Aehnliches berichtet Charon (Et�de sur le cor- nage chronique 1886) von der Vererbung durch Stuten: �Mary" und ihre Mutter �Precipitate" waren Rohrer; die erste brachte ein Fohlen vom Sorcerer, welclies ebenfalls r�hrte und den Fehler auf seinen Sohn �Back-Jack" ver- erbte. Nimrod (The veterinarian 1840) berichtet von der- selben Stute �Mary", dass sie mit drei verschieden311 Hengsten drei Rohrer gezeugt habe. Charon (1. c.) bringt eine Anzahl von weiteren Beweisen: Easthern, ein Vollblut, |
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hatte unter seinen Nachkommen zahlreiche Rohrer; sein
Sohn Chasseur und Enkel Carnassier waren mit dem Leiden behaftet, der letztere zeugte den ber�hmten Ganymede aus einer Tochter des Chasseur; Ganymede r�hrte und zeugte einen Rohrer gleichen Namens. Unter den Nachkommen des letzteren zeichneten sich namentlich Quebec und Proarn, gleichfalls Rohrer, durch Vererbung des Rohrens aus. Unter den S�hnen des Quebec waren 9, unter denen des Proarn 7 Rohrer. Nach Youatt (The veterinarian 188:)) richtete die
Ansicht, dass das Rohren nicht vererbe, in den Zuchten Norfolk's und Suffolk's grossen Schaden an. �Die Gegenden waren mit Rohrern �bers�et und viele Z�chter ruinirt." Mark harn (The veterinarian 1839) beobachtete, dass von den 8 Nachkommen eines Rohrers 6 mit dem Leiden be- haftet waren. Mackee, Staatsthierarzt in Grevenmacher (Luxemburg)
schreibt in Nr. �l der deutschen Thier�rztl. Wochenschrift 1894: �Ein aus Belgien importirter Hengst war trotz Kehl- kopfpfeifens hierlands angek�rt worden. Von demselben habe ich drei F�llen von ein und demselben Jahrg�nge ge- sehen, welche mit diesem Leiden behaftet waren. Es spricht dieses wohl deutlich genug f�r die Vererbung des Kehlkopf- pfeifens." Es ist die Frage aufgeworfen, ob Pfeifer die nach-
weislich erst nach erlangter Vollj�hrigkeit von dem Uebel befallen wurden, zu einer Zeit also, in welcher die Periode des Hervortretens der Erbkrankheiten �berwunden zu sein pflegt, sowie solche, bei denen dasselbe nach Infektionskrank- heiten etc. auftrat, von der Zucht auszuschliessen seien? � Ich muss diese Fragen ganz unbedingt bejahen, zu- mal gar nicht ausgeschlossen werden kann, dass solche Pferde gerade wegen der ererbten Anlage nach solchen Pfeifer wurden, und auch erworbene Fehler, besonders des Nerven- systems, doch auch andere, nachweislich vererbungsf�hig sind. Hengste aber aus unbekannten Zuchten sollte man �berhaupt nicht, oder doch nur nach erlangter Vollj�hrigkeit und, nachdem sie sich im Dienst bew�hrt haben, zur Zucht verwenden, nur auf solche Weise umgeht man thunliehst in ihnen verborgene Erbfehler. Die Recurrensl�limung, welche nach der Influenza und
anderen Infektionskrankheiten (Druse, Br�une, auch Sealina) zur�ckbleibt unterscheidet sich in keiner Beziehung von anderen Recurrensl�hmungen, sie kann also von jenen auch nicht abgetrennt werden. Warum nun gerade die |
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Influenzal�hmung nicht vererben soll, ist nicht wohl einzu-
sehen. Durch die M�ller'sehe Phrase (1. c. pg. 41), �dass wohl Niemand behaupten wird, dass diese Infektionskrank- heiten erheblich seien", kann diese Frage in keiner Weise beeinflusst werden, da es sich hierbei gar nicht um diese, sondern um einen »'anz anderen Krankheitszustand handelt, welcher, einmal erzeugt, ganz selbstst�ndig dasteht und mit jenen Infektionskrankheiten absolut gar nichts mehr zu schaffen hat. Es ist allerdings sehr willkommen, f�r die Einf�hrung eines Pfeifers in die Zucht dem Zweifler eine Beruhigung durch den Hinweis darauf geben zu k�nnen, dass das Pferd Influenza gehabt habe! Die Recurrensl�h- mung bleibt immer dieselbe! Adoptirt man die Maxiin- M� 11 er 'sehe Idee von der Nichterblichkeit der Influenza- l�hmung des Recurrens, so wird alle Vorsicht- eingelullt: �das Pferd hat ja oder hat gewiss Influenza gehabt", und damit ist der Talisman gefunden, unter dessen Schutze die Pfeifer frank und frei ihren Einzug in die Zucht vollf�hren! Man glaubt den Nachweis der Erblichkeit dadurch er- sch�ttern zu k�nnen, dass man darauf hinweist, dass den positiven Beobachtungen andere gegen�bergestellt werden k�nnen, die das Gegentheil beweisen, eine Argumentation, die sich mit dem heutigen Stande der Vererbungslehre nicht mehr vereinbaren l�sst; auch behauptet man, dass die Re- currensl�hme in den s�dlichen L�ndern nicht von den Eltern auf die Nachkommen �bertragen werde, und will dadurch nachweisen, dass es mit der Vererbung nicht viel zu sagen habe: dieser Behauptung fehlt bislang jeder Boden, ein Nach- weis, dass das Leiden dort nicht vererbe, liegt bislang nicht vor, aber, wenn das auch der Fall w�re, so w�rde solche Thatsache f�r uns in der gem�ssigten Zone ganz irrelevant bleiben m�ssen, da wir ausschliesslich mit den bei uns ge- gebenen Verh�ltnissen zu rechnen haben. Wenn die Sportwelt trotz der bekannten Erblichkeit
auch Pfeifer zur Zucht verwenden will, so ist das ihre Sache, tritt aber die Landespferdezucht, also ein bedeutender Theil des Nationalverm�gens und der Landeswehr in Frage, so muss mit aller Energie auf Reinheit von Erbfehlern gehalten werden, und ist es allerli�cliste Zeit, hier ein Einsehen zu haben; sind doch durch das Kehlkopfpfeifen schon ganze Zuchten in Misskredit gebracht, ja sogar ruinirt. Unsere Zuchten sind jetzt schon, wie die bedeutendsten Pferdeh�ndler bekunden, mit Pfeifern �ber- reichlich gesegnet, f�hrt man fort, r�cksichtslos Pfeifer wirksam werden zu lassen, so ist die Gefahr f�r dieselben eine sehr grosse, zumal im englischen Vollblut, welches |
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wir gar nicht entbehren k�nnen, das Leiden sehr verbreitet
und auch auf das Halbblut �bertragen ist (fr�her war das nicht der Fall, die Ursache d�rfte in der r�cksichtslosen Ver- wendung von Pfeifern in den Zuchten zu finden sein). Man kann dem Reize vielfach nicht widerstehen, von Kehlkopf- pfeifern, die sich auf der Rennbahn ausgezeichnet haben, weiter zu z�chten, indem man nur die sonstige Qualit�t der- selben und deren Einfluss auf Renner folge ber�cksichtigt; dass man zugleich die Disposition zur Recurrensl�hmung fortpflanzt und durch wiederholte Einwirkung allm�hlich fest z�chtet, weiss man entweder nicht oder setzt sich dar�ber hinweg. In solchem unvorsichtigen Verfahren wird man leider durch die Erfahrung best�rkt, dass ebenso wie bei anderen Erbfehlern, viele von den Nachkommen ver- schont bleiben, man vergisst aber, dass dieselben in zweiter, selbst dritter Generation wieder hervortreten k�nnen, selbst wenn die ererbte Disposition bei den Eltern nicht zum Aus- bruch des Leidens gef�hrt hatte, es ist das besonders h�ufig der Fall, wenn gleichvcranlagte Thiere gepaart werden. Die Disposition zum Kehlkopfpfeifen und damit dieses selber kann in den Zuchten (auch kaltbl�tiger Schl�ge) nur dadurch bek�mpft, und allm�hlich getilgt werden, dass �berhaupt keine Pfeifer mehr zur Zucht zugelassen w erden. � Bez�glich der Vererbung erworbener Nervenleiden
glaube ich noch nachstehende Beobachtungen einreihen zu sollen: Ob er stein er (Med. Jahrb�cher 1875, p. 179) f�hrt an, dass rein zuf�llige Zust�nde, lange nach der Geburt ent- standen, sich auf die Nachkommen vererben. Er hat Meer- schweinchen durch Trennung des N. isehiadicus und auch, nach der Westphal'schen Methode, durch einen oder meh- rere kr�ftige Schl�ge auf den Kopf epileptisch gemacht. Er konnte sich ebenso wie Prown-Sequard und Wcstphal Von der Uebertragung der Epilepsie auf die Jungen der ope- rirten Thiere �berzeugen. Brown-Sequard durchschnitt Nervenstr�nge und ein-
zelne Theile des Gehirns und erzeugte dadurch Missbildungen, welche sich auf die Nachkommen der verletzten Thiere bis zur f�nften und sechsten Generation vererbten (cf. Wilkens, Deutsche Zeitschr. f Thierinedizin 1891, p. 169), ferner �dass es Eigenschaften gibt, welche von einem Thiere, w�hrend seines Lebens erworben, vererbt Avordcn sind, wird von keinem Zoologen geleugnet." Zum weiteren Belege f�r Vererbung erworbener Krank-
heitszust�nde f�hre ich beil�ufig nachstehende Erfahrungen an. ,1m hiesigen Marstalle wurde die alte, gelbe Celler Kutsch- 4
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rasse, welche von den fr�heren Herz�gen von Celle vor langen
Jahren etablirt war, weiter gez�chtet. Es waren ausgezeich- nete Pferde, sicher und fromm im Dienst, und ohne irgend welchen Temperamentsfehler. In dieser Zucht wurde ein vor- z�glicher aus derselben stammender Hengst verwandt, der in geringem Grade kollerig geworden war. Alle Nachkommen desselben, verschiedener Generationen zeigten ein so choleri- sches Temperament, dass der ganze Stamm in den vierziger Jahren abgeschafft werden musste. Ich habe diese Pferde �ber ein Jahr lang t�glich zwei-
und viersp�nnig behuf Erlernens des Fahrens selber in der Hand gehabt und kann die Thatsache best�tigen, dass die Pferde nur mit gr�sster Aufmerksamkeit in Ordnung zu halten waren; sie fielen sonst, wenn sie warm wurden, einfach �ber einander her. Kastration half nichts. Wir hatten im hiesigen Marstalle einen ausgezeichneten
Vollbluthengst, Cavalier vom Amandis, der in England lange Zeit auf Jagden geritten war und in Folge der Anstrengungen etwas Spat bekommen hatte, welcher aber bei seiner Hier- kunft (nat�rlich exkl. der Spaterh�hung) geheilt war. Er vererbte seine ausgezeichneten Eigenschaften mit seltener Konstanz, sowie auch seine Formen, leider aber auch eine grosse Anlage zu Spat, so dass man jeden seiner Nach- kommen in dieser Beziehung mit vollem Recht als verd�chtig ansah. Beiram, Halbbluthengst im Celler Landgest�t, ein sonst
ausgezeichnetes Pferd, hatte im Dienste Spat bekommen, der aber bis auf ziemlich erhebliche Spaterh�hung, als er als Besch�ler eingestellt wurde, abgeheilt war. Unter seinen Nachkommen kamen h�ufig Spaterkrankungen vor. Verlauf.
Die Recurrensl�hmung kann von Anfang an eine voll-
st�ndige sein, sie kann aber eben sowohl partiell auftreten, so zwar, dass nicht der ganze Nerv, sondern nur einzelne oder mehrere Fasern desselben gel�hmt erscheinen. In beiden F�llen kann die Erkrankung auf dem gegebenen Standpunkt stehen bleiben, im letzteren weitere Fortschritte machen, so zwar, dass schliesslich der ganze Nerv gel�hmt erscheint; auch ist ein tempor�res Ab- und Wiederzunehmen der L�h- mung nicht ausgeschlossen. Aus diesen Verh�ltnissen ergiebt sich, dass das Kehl-
kopfpfeifen mehr oder weniger lange Zeit, sogar zeitlebens, gleichgradig fortbestehen oder allm�hlich rascher oder lang- samer zunehmen, sogar periodisch st�rker oder schw�cher |
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hervortreten kann*). Vollkommene, selbst spontane, Heilungen,
letztere jedoch nur selten **), wurden bislang nur bei erst kurze Zeit bestandenem, aber nicht bei �lterem Uebel be- obachtet. Bei diesem ist die Atrophie der Muskeln un�ber- steigliches Hinderniss. In der Mehrzahl der F�lle h�lt sich das Uebel auf der einmal gegebenen H�he l�ngere oder k�r- zere Zeit und zeigt nur geringere Schwankungen, die oft auf kosmische oder di�tetische Ursachen zur�ckzuf�hren sein d�rften (in letzterer Beziehung z. B. mulstrigo Futterstoffe), so dass die Thiere in dem einen oder anderen, besonders Zugdienst, Jahre lang mehr oder weniger volle Verwendung linden k�nnen, jedoch ist niemals vorherzusohen, ob und wann eine Verschlimmerung eintreten wird, welche die Thiere sogar total unbrauchbar machen kann. Das Alter der Thiere, sowie das Lebensalter, in welchem das Kehlkopf- pfeifen entstand, hat nachweislichen Einfluss auf den ferneren Verlauf nicht, darauf basirte Schl�sse erweisen sich nur zu oft tr�glieh! Diagnose.
Dem Zweck dieser Abhandlung gem�ss beschr�nke ich
die Besprechung der Diagnose auf die Rccurrensl�hmung und lasse dabei Erkrankungen der Nasenh�hle, der Knorpel und der Schleimhaut des Kehlkopfes etc. ausser Acht, die bei solchen vorkommenden Stenosenger�usche k�nnen in den be- z�glichen Handb�chern nachgesehen Averden. Dem Eintritt des Kehlkopfpfeifens geht keine Erschei-
nung vorher, welche auf dasselbe hinweist: mit Eintritt der Eocurrensl�hmung ist auch das Kehlkopfpfcifen vorhanden, *> Bei einem 4j�hrigen Pferde, welches an Vereiterung der gland.
traeh. inf. litt, traten in Zwischenr�umen von einigen Stunden so heftige Anf�lle von Kehlkopfpfcifen ein, dass dasselbe laut br�llte und jeden Augenblick zu ersticken drohte; die Tracheotomie beseitigte die Zuf�lle. Der Abscess �ffnete sich in die Brusth�hle und das Thier starb. **) Stiegler, Oberrossarzt. Heilung eines Pferdes mit
Stimmbandl�hmung. (Bericht �ber das Veterin�rwesen im Kgr. Sachsen f. das Jahr 1895 S. 174.) Ende April 1894 erkrankte ein Pferd nach vorher �berstandener Brustseuche an starker Athemnoth in Forin von Kehlkopfpfeifen ohne andere krankhafte Erscheinungen. Das Leiden trat derart heftig auf, dass das Thier nicht im Stande war, 5 Minuten im Schritt zu gehen. Um es noch als Kr�mperpferd verwenden zu k�nnen, wurde zu Anfang Mai der Luftr�hrenschnitt gemacht und das Pferd mit dem Tracheotubus zum Dienst verwendet. Nach Verlauf eines Vierteljahrs war keine Athemnoth mehr vorhanden, denn, nachdem die Operationswunde mit einem Pfropfen verstopft worden war, konnte das Pferd ohne jedwede Athemnoth anhaltend im Trabe bewegt werden. Die Wunde verheilte bald und das Pferd ist gesund. Spontane Heilungen sind auch nach Vergiftungen Beobachtet (cf. oben: Ursachen �Luzerne"). 4*
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seiu Kundwerden ist ausschliesslich von oben bezeichneten
Verh�ltnissen abh�ngig. Sogcnannte Prodrome des Lei- dens giebt es nicht. Bei Kecurrensl�hmung cventl. vorkommender Husten
hat nichts Charakteristisches: er kommt geradeso bei Pferden vor, die an jener L�hmung nicht leiden und auch ferner nicht befallen werden. Nach der weiter unten beschriebenen Kehl- kopfoperation bleibt aber der Husten charakteristisch, so dass derselbe auf den geschehenen Eingriff wenigstens aufmerksam macht � f�r Zuchtpferde von Belang. Die Untersuchung hat zun�chst allemal festzustellen, ob
�berhaupt ein abnormes Athmungsger�usch besteht, die Spe- zialuntersuchung, auf welche Verh�ltnisse dasselbe zur�ckzu- f�hren ist, folgt erst in zweiter Linie. Die Diagnose des Kehlkopfpfeifens setzt selbstverst�nd-
lich voraus, dass der Untersuchende eine ganz genaue Vorstellung von den bei solchen Leiden auftretenden Stenosenger�uschen besitzt, diese m�ssen ihm jederzeit, sobald er daran denkt, ebenso klar vor die Seele treten, als wenn er sie eben h�rt, ebenso genau muss er auch mit allen den Ger�uschen bekannt sein, die in normalen Verh�ltnissen bei den verschiedenen Dienstleistungen vorkommen, oder durch �ussere Einwirkungen des Geschirrs etc. herbeigef�hrt werden. Solche Kenntnisse erlangt man freilich nicht dadurch, dass man einige Pfeifer geh�rt hat, auch nicht aus B�chern etc., sondern nur durch aufmerksamstes Studium an lebenden Thieren. Man muss sein Geh�r so exakt ausgebildet haben, dass auch der geringste Stenosenton auf das Be- stimmtoste sofort als Kehlkopfston auff�llt, so dass die fernere Untersuchung nur das so gewonnene Re- sultat zu kontroliren hat. � Solange man diesen Standpunkt nicht erreicht hat, bleibt man ein sehr unzuverl�ssiger Beur- theiler, der auf den Namen �Sachverst�ndiger" kaum einen Anspruch erhoben kann. Bei .der Untersuchung hat man sich zu vergegenw�rtigen,
dass das Temperament der Thicre cot. par. auf . das leichter oder schwerer zu erreichende Hervortreten des Pfeifens von sehr grossem Einfl�sse ist, bei phlegmatischen und faulen Thieren m�ssen oft die allergr�ssten M�hen aufgewendet werden, um dasselbe zur Aeussernng zu bringen. Daher kommt es denn auch, dass derartige Pfeifer, besonders in ruhiger Hand, oft lange Zeit arbeiten, ohne dass ein Ton wahrgenommen wird. Der Stenosenton tritt bei Eecurrcnsl�hinung, abgesehen
von sehr hohen Graden, nur bei der Inspiration ein um! bekundet sich je nach der disponiblen Weite der Stinn�ritze |
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als ein tieferes oder h�heres T�nen, Giemen, welches
mit dem Pfeifen vielleicht einige Aehnlichkcit hat, aber so charakteristisch ist, dass das ge�bte Ohr des Kenners den Pfeifer aus allen Eospirationsger�uschen sofort heraush�rt, und ihn auch meist schon bei dem geringsten Laut erkennt. Dieses T�nen erinnert, sobald es erheblich ist, an das
suffokatorischc Kreischen, Hicinen, event. Br�llen erstickender Thiere bei Erdrosselung. Es kann, wie schon oben bemerkt worden, bei ent-
sprechender Lokalkenntniss und Uebung auch bei gesunden Thiercn durch Niederdr�cken eines Gieskannenknorpcls will- k�rlich erzeugt werden, besonders wenn man den anderen soweit mit ber�cksichtigt, dass seine Erhebung vom Stande der K�he ausgeschlossen wird, und ist hierin ein sehr prak- tischer Weg zur unerl�sslichen Ein�bung des Geh�rsinns vor- gezeichnet, den ich nicht angelegentlichst genug Allen denen empfehlen kann, die ihre Ein�bung noch nicht zum Abschluss gebracht haben. Bei sehr geringen Graden des Leidens tritt der
Stenosenton, wie bekannt, unter gew�hnlichen Verh�ltnissen gar nicht hervor, sondern wird erst bei forcirten, oft sehr energischen Anstrengungen des Thicres vernehmbar und l�sst sich auch bei solchen eventuell nicht bei jedem Athemzuge h�ren. Zur physiologischen Erkl�rung dieser Erfahrung mag
nachstehende kurze Analyse des Herganges des Bcspirations- aktes bei solchen Anforderungen dienen (cf. Topogr. Myol. d. Pf. von G�nther), welche zugleich geeignet sein d�rfte, die meist ge�bte' empirische Untersuchung betreffender Pferde auf wissenschaftliche Basis zu stellen. Die Analyse der Bewegung des Pferdes ergibt, dass
dessen Th�tigkeit von der Festigkeit der Wirbels�ule abh�ngig ist. Solche Festigkeit liegt in dem sehr verschie- denen Bau derselben mehr oder weniger vorbereitet, muss aber, den Anforderungen entsprechend, durch Muskelkraft zur Geltung gef�hrt werden; dieses geschieht durch An- spannung der an ihr liegenden Muskeln, der Be- spirations- und Bauchmuskeln. Die Hals- und Kopf- muskeln haben hierbei, soweit sie von den E�ckenwirbeln ausgehen, die Einbiegung der E�ckenwirbels�ule zu hindern, indem sie die Dornforts�tze derselben nach vorn frxiren etc. (cf. Myol.) Wird Hals und Kopf hochgestellt und herangenommen,
so werden die hinteren und vorderen festen Punkte der B�cken- |
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und Stachelmuskeln einander gen�hert, sie w�rden bei st�r-
kerer Anspannung ein Einbiegen des R�ckens zur Folge haben (z. B. Recken der Pferde), da bei solcher Haltung die Hais- und Kopfmuskeln ihren Einfluss auf Stabilit�t der R�ckcn- wirbels�ule m. w. einb�ssen. Da die Fortsetzung des langen R�ckenmuskels, der lange
Stachclmuskcl (M. spinalis et semispinalis d. M.), bei solcher Hals- und Kopfstellung kaum noch als R�ckenst�tze wirksam werden kann, so kommen die Rippenanh�ftungen etc. des long, dorsi nebst den Respirations- und Bauch- muskeln so ziemlich allein noch in Frage. Der long, dorsi haftet am hinteren Rande der
Rippen, besonders stark aber der falschen, an und kann nur dann kr�ftig wirksam werden, wenn diese nach vorn festgestellt sind, sich also in Inspirations- stellung befinden; daher zum Theil die unbedingte Nothwendigkeit raschen und tiefen Einathmens vor jeder bedeutenderen Leistung. In gleicher Lage befinden sich die Bauchmuskeln, die auch erst dann zu gen�- gender R�ckenst�tze dienen k�nnen, wenn ihre vorderen festen Punkte, die Rippen- resp. das Brustbein, nach vorn fixirt sind. Es erhellt, dass w�hrend der Andauer, nament-
lich durch Aufregung und Angst*), vermehr- ter Anspannung dieser Muskeln die Erneuerung der Luft in den Lungen sehr erschwert, wenn nicht geradezu ausgeschlossen ist, selbst der Kehlkopf muss w�hrend der- selben geschlossen gehalten werden. Wird die nachdr�ck- liche, durch Be�ngstigung des Thieres noch gesteigerte Anspannung genannter Muskeln in un- unterbrochenener Folge vorlangt, so steigt nat�r- lich das Respirationsbcd�rfniss, dieses kann dann aber nur in ganz kurzem Moment durch Freilassen der Rippen befriedigt werden, wird selbst evcntl. durch erneute Kraft- anforderung unterbrochen, wodurch das dringende Luftbcd�rf- niss nur noch gesteigert wird. In diesem kurzen Moment muss das Aus- und Wiedereinathmen erfolgen. Der Brustkorb |
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*) Anmerkung: Auf die Aufregung und Be�ngstigung
des Thieres ist ein sehr hoher Werth zu legen, ohne solche wird das Re- sultat unsicher. Ein eklatanter derartiger Fall mag hier Platz rinden: Iu den 40er Jahren war im Hannover'schen Marstall ein vortreffliches Schul- pferd, der Valet, welcher unter ruhiger F�hrung alle G�nge der ganzen hohen Schule auf das Eleganteste ausf�hrte, ohne auch nur deu geringsten Kehlkopfton h�ren zu lassen, aber sofort r�hrte, wenn er durch unruhigen Reiter aufgeregt oder gar be�ngstigt wurde. |
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wird nach dem Ausathmen so rasch und energisch
wie irgend m�glich erweitert, wodurch eine m�g- lichst grosse Lufts�ule mit gr�sster Kraft und Schnelligkeit durch die Nasenh�hlen in die Eachenh�hle gepresst wird. Bis hierher ist der Respirations- weg weiter, als der innere Raum des Kehlkopfes jemals werden kann; hieraus folgt, dass die aspirirte Lufts�ule mit ganzer Wucht auf demselben lasten muss. K�nnen ihr die Aryknorpel nicht aus dem Wege ger�umt werden, so werden sie mit in den Kehlkopfsraum hineingepresst. Schon bei ausschliesslich einseitiger, selbst geringer Recurrens- l�hmung gen�gt dann dieser Luftdruck, um die Stimmritze soweit zu schliessen, dass die Luft h�rbar anschl�gt, weil bei niedergedr�cktem x4ryknorpcl die Stimmtaschc weit ge- �ffnet ist und nunmehr auch in diese die Luft gewaltsam eindringt, den Aryknorpel und das Stimmband m. w. w i d c r- standslos nach der entgegengesetzten Seite hin�berpresst und je nach Ausdehnung der L�hmung den inneren Kehlkopf- raum beengt, eventuell durch Anlegen derselben an die gegen�berliegende Wand der Stimmritze vollst�ndige Stenose herbeif�hrt. Es ist einleuchtend, dass die Herbeif�hrung solcher
Verh�ltnisse um so energischer durchgef�hrt werden muss, je geringgradiger die Recurronsl�hme ist, um Klarheit su er- langen. Nach Aufh�ren solcher forcirter Leistung werden sofort die R�cken-, Respirations- und Bauchmuskeln frei, die Luft wird in langsamerem Strome eingesogen, desshalb h�rt dann auch das Anschlagen derselben auf Bei hochgradigen Pfeifern beruhigt sich die Respiration erst allm�hlich. Dieses ist die wissenschaftliche Basis f�r die
Untersuchung auf Kehlkopfpfeifen. Die Untersuchung kann sowohl unter dem Reiter, wie an der Longe oder vor dem Wagen, eventuell in den Pilaren vorgenommen werden. Die Untersuchung unter dem Reiter wird
bei g e r i n g g r a d i g s t e m Leiden, besonders bei im Ge- brauch der R�ckenmuskeln ge�bten Pferden mit vorz�glicher Wirbels�ule nur dann sicher zum richtigen Resultate f�h- ren, wenn der Reiter energisch und so sattelfest ist, dass er aufgeh�rt hat, das Heruntergeworfenwerden zu f�rchten, und das Pferd mit aller Energie ununterbrochen zur energischsten Anspannung der Muskeln (Spr�ngen etc.) zwingt und so bearbeitet, dass es vor Angst nicht weiss, wo es hin soll. Bei hochaufgerichtetem, herangenommenem Halse und Kopfe treten hierbei von selber seitliche Biegungen des Ge- nicks ein, wodurch namentlich bei kurzem Genick (Ganaschen- |
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zwang etc.) der Kehlkopfraum beengt wird *) (cf. Topogr.
Myol. d. Pf. v. Verf.). Man steigert auf solche Weise das Kcspirationsbed�rfniss
und den Druck der eingeathmetcn Lufts�ule bis zum h�chsten Grade und darf das Untcrsuchungsrcsultat erst darin als negativ betrachten, wenn man die gr�sste Aufregung und Be�ngstigung des Pferdes erreicht hat, ohne den Stenosenton zu erzwingen. Es ist nicht erforderlich, dass derselbe
sich andauernd vernehmen l�sst oder stei- gert, sein Auftreten gen�gt an sich zur si- cheren Diagnose. Die hierzu erforderliche Zeit richtet sich cet. par. nach
der Ausdehnung der Eecurrensl�hmung, dem Temperament etc. des betr. Pferdes. Tritt der Stenosenton hervor, so kann man durch sachverst�ndiges, sofort vorgenommenes Nie- derdr�cken der Aryknorpol feststellen, ob Eecurrensl�hme vorliegt. Die Untersuchung an der Longe hat ganz
dasselbe Endziel, die ununterbrochene andauernde Muskel- spannung und Be�ngstigung und dadurch das rasche, energischste Einathmon grosser Lufts�ulen zu c r z w i n g e n. Das Pferd Avird deshalb so hoch wie m�glich aufgesetzt und nun mit der Peitsche in ununterbrochener Aufregung und Angst zu gr�sstm�glichster Anspannung seiner Kr�fte gezwungen. |
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*) Anmerkung: Durch das Herannehmen und Seitw�rtsbiegen
des Kopfes wird der Raum in der Rachenh�hle beengt, so dass die Ary- knorpel nicht �ber den oberen Rand des Schildes herausgehoben werden k�nnen und besonders bei kurzen dicken H�lsen und Ganaschenzwang in ihrem freien Spiel genirt werden. Liegt Recurrensl�hmung vor, so wird genugende Erweiterung mit dem Grade derselben schwieriger und schl�gt die Luft um so leichter an. Durch solches starke Herannehmen etc. entsteht unter bezeichneten
anatomischen Verh�ltnissen eventl. ebenfalls ein Respirationsger�usch, der �Boiz�u mungston", derselbe ist etwas anders, wie hei Pfeifern, kann aber leicht verwechselt werden. Er h�rt ebenfalls wie bei Pfeifern sofort auf, wenn der Zwang cessirt, nnd kann deshalb dieses Merkmal kein Unter- scheidungsmerkmal abgeben, wie wohl behauptet worden ist; �brigens bleibt zur Controle die Lokaluntersuchung des Kehlkopfes. Dieckerhoff negirt das Vorkommen des Beiz�umungstones und
beruft sich auf Pr. G�nther und Gerlach (cf. Diagn. d. Kehlkopfpf. pg. 13). Ersterem war die Beengung des Kehlkopfes durch solche Haltung bekannt (1. c. pg. 444), er hat aber �nie, auch nicht einmal, die Ursache eines bestehenden Pfeiferdampfes in zu kurzer Z�umung aus- schlieslich gefunden, wohl aher ganz in der Regel dadurch eine Stei- gerung des Athmungsger�usches bei vorhandenem Kehlkopfpfeifen gesehen (cf. 1. c. p. 445)". Gerlach �ussert sich �ber einen Beiz�umungston gar nicht (cf. Gerichtl. Th. II). M�ller erkennt denselben an (1. c). |
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Vor dem Wagen spannt man das Pferd neben ein
starkes, ruhiges Pferd (�Schulmeister" der Pferdeh�ndler), welches sich durch Nichts aus seiner glcichm�ssigen Gang- art bringen, auch nicht vom Nebenpferde zur Seite werfen l�sst, mit k�rzeren Str�ngen an, f�hrt es mit separaten oder k�rzeren Z�geln und be�ngstigt resp. bearbeitet es beim Fahren mit der Peitsche, bis obiges Endziel erreicht ist. Es ist hierbei zu beachten, dass die Peitsche nur den Hals und die Vorhand des Pferdes treffen darf, widrigenfalls es leicht zum Ausschlagen (Schlagen �ber den Strang etc.) veranlasst werden w�rde. Zu solchen Untersuchungen eignen sich besonders die
hohen Brcaks der Pferdeh�ndler mit hoher Schwengcllage und hohem Kutschersitz und ein Terrain, auf welchem die R�der tief einsinken, nicht aber gepflasterte Wege (des Ger�usches wegen, welches geringgradiges Pfeifen verdeckt). In den Pilaren bindet man das Pferd kurz und
hoch an und be�ngstigt es mit der Peitsche etc. Vergleichen wir mit dieser auf wissenschaftlicher
Basis ruhenden Untersuchung das hergebrachte empiri- sche Verfahren. Dieses verlangt zur Feststellung der Verh�ltnisse, dass die Pferde unter dem Reiter, an der Longe oder vor dem Wagen bis zum allgemeinen Schweissausbruchc etwa eine halbe Stunde lang in Trab und Galop be- wegt w e r d o n. *) Eine Analyse der hierdurch herbeigef�hrten Verh�ltnisse
ergibt, dass solche Untcrsuchungsmetliode zur sicheren Feststellung der vorliegenden Verh�ltnisse nicht aus- reichend ist, denn 1. der allgemeine Schweissausbruch erfolgt unter ganz
gleicher Anstrengung sehr verschieden leicht und ist von der �usseren Temperatur, Feuchtigkeit der Luft, Be- haarung, Kraft, Ern�hrungsweise, Aufnahme von Wasser und Ein�bung etc. abh�ngig: ein Beweis daf�r, dass obige Verh�ltnisse, unter denen auch das geringste Kehlkopfpfeifen hervortreten muss, gegeben wa- ren, bietet derselbe nicht! 2. Die Normirung besti mmter Untersuchungs-
zeit nach der Uhr hat ebenso wenig Berechtigung. Es ist ja richtig, dass durch eine halbst�ndige Andauer solcher |
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*) Anmerkung: Von dieser Untersuchung ganz verschieden ist
das �A usprobiren", wie solches von gewandten Reitern und routi- uirten Pferdeh�ndlern vorgenommen wird: bei diesem kommen die vor- bezeichneten Bedingungen der Stenose zum Ausdruck. |
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Anstrengungen das Respirationsbed�rfniss gesteigert wird und
dass hierdurch bei mehr wie geringgradigem Kehlkopfpfeifen dasselbe hervortritt, aber die Pferde sind zu verschieden, was f�r das eine eine hochgradige Anstrengung ist, bleibt f�r das andere, trotz allgemeinen Schweisausbruchs, eventuell nur Spiel. Die Schnelligkeit und Kraft, mit welcher eine
m�glichst grosse Lufts�ule aspirirt wird, sind bei g e- r i n g s t g r a d i g c m Leiden f�r das Eintreten des Stenosentons allein entscheidend, ob diese Be- dingung bei solcher Probe erf�llt wird, das h�ngt davon ab, ob die Art der Untersuchung jene oben bezeichneten Her- g�nge dem speciellen Falle entsprechend er- z w a n g; ein Pferd kann deshalb bei solcher z B. halbst�n- digen Probe an d c in einen T a g c d c n S t e n o s e n ton �ussern und bei sp�terer U n t e r s u c h u n g ei n, negatives Resultat liefern, weil bei ersterer zeitlich ganz gleichen Anstrengung in Trab und Galop zuf�llig z. B. durch Aufregung, Angst, Spr�nge oder kr�ftigere Galopbewegung (R�ckcngalop) die Be- dingungen gegeben waren, bei letzterer aber nicht in gleiche in Masse eintraten. Die Untersuchung nach der gebr�uchlichen empirischen
Methode kann bei der verschiedenen Qualit�t uud dem un- gleichen Temperament der Pferde angesichts dos sehr un- gleichen Grades der Eecurrensl�hmung nur dann den Stenosen- ton erzwingen, wenn sie zuf�llig den im gegebenen Falle vorliegenden, aber bis dahin unbe- kannten Verh�ltnissen entspricht. F�r gew�hnliche F�lle mag sie zur Erkenntniss
vorhandenen Kchlkopfpfeifons gen�gen, zur Feststellung des Freiseins von dem Fehler gen�gt sie nicht! Ich bemerke hierbei, dass F�lle vorkommen, in welchen
solche Untersuchungen bei Pferden versagen, welche bereits ein halbes Jahr, ja sogar Jahr und Tag notorisch geringgradige Pfeifer waren. Bei geringgradigstem Leiden tritt das Bohren
oft nur momentan und zwar nur bei extremstem Druck der Lufts�ule auf den Kehlkopf hervor. Derselbe Hergang findet auch bei geringerem Uobel
statt, nur pflegt bei diesen der Stenosenton unter obigen Ver- h�ltnissen fr�her und bei jeder Inspiration einzutreten, auch mit der Dauer der Anstrengung (Zunahme des Luftdrucks) |
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heftiger zu werden, aber auch hier sistirt er meistens sofort
mit Aufh�ren der Ursache. *) H�hcrc Grade �ussern sich schon bei massiger Be-
wegung und sonstiger Anstrengung, sowohl beim Eeiten wie beim Fahren, selbst ein pl�tzlich rasches Einathmen, wie solches nach forcirtem Hustem, Schlagen oder Stossen mit Stock **) etc. eintritt, l�st mannigfach momentan den Ste- nosenton, wenn auch im geringen Grade, so doch dem ge�bten Ohr erkennbar, aus. Bei solchen Pferden nimmt der Ton mit der Anstrengung an Vernchmlichkeit zu, wird oft sehr laut, hiemend, wobei alsdann die Nasenl�cher weit ge�ffnet er- scheinen, ccssirt aber auch dann, sobald das Pferd angehalten wird, meist sofort. Die aufgeregte Eespiration beruhigt sich sehr rasch. In sehr hohen Graden tritt sogar im Stande der
Ruhe, besonders beim eifrigen Fressen von Hafer aus hoher Krippe ***), der charakteristische Ton hervor, bei der Bewegung tritt rasch starkes Hiemen ein. Werden solche Thierc etwas forcirt, besonders im Trab oder gar im Galop, sei es vor dem Wagen, unter dem Reiter oder an der Longe, so artet das Hiemen rasch in ein f�rmliches Br�llen aus, welches in der Suffokationsnoth auch bei der Expiration fortbesteht, weil die Expiration zu kurz ist, um die durch Luft gespannte Stimmtasche zu entleeren und damit der Luftpassage Raum zu schaffen. Die Nasenl�cher sind auf das Aeusserste aufgerissen, ihre R�nder machen keine Be- *) Diese Erfahrungen werden von gewandten Verk�ufern oft zu
T�uschungen benutzt; sie vermeiden, ihrem Vonheil entgegen, das auf- geregte Mustern der Thiere eventuell unter dem Vorgeben, dass der vor- f�hrende Mann krank sei etc., lassen das Pferd nur vom Beschauer ab im Trabe fortgehen, lassen es weit laufen, sobald sieh ein Ton vernehmen l�sst, anhalten und im Schritt zur�ckkehren etc. Vor dem Wagen suchen sie alle Aufregung des Thieres zu vermeiden, fahren am liebsten nur m�gliehst weit vom Beschauer sch�rferes Tempo, welches bei dem ersten Laut gem�ssigt wird etc., ebenso lassen sie die Pferde unter dem Beiter auseinandergehen, entfernen sieh nach Bed�rfniss mit dem Pferde m�glichst weit, vermeiden geschrobenen Gang, besonders beim eventuellen Galop. Alles wird nach dem Grade des Pfeifens rechtzeitig ausprobirt, um die innezuhaltenden Grenzen genau festzustellen. **) Die viel auf M�rkten oder sonst ge�bte Probe, die Pferde bei
hochaufgerichtetem Halse und seitw�rts gestelltem Kopfe pl�tzlich mit dem Kn�ppel kr�ftigst in die Bippen zu stossen, l�st bei Pfeifern oft ein Brummen oder den charakteristischen Kehlkopfton aus, weil die Pferde dadurch behufs sofortigen Feststellens der Bippen etc. zur Kraft�usserung, zum extrem beschleunigten, tiefen Einathmen gezwungen werden. Das Brummen beweist �brigens nicht ohne Weiteres das Vor- handensein des Kehlkopfpfeifens. ***) Bei solchem eifrigen Fressen verschiebt das Pferd das Einath-
men so lange wie m�glich und muss dann nothgedrungon schleunigst eine gr�ssere Lufts�ule inspiriren etc. |
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wegungen mehr, sondern stehen fest oder zittern. Die
Respirationsmuskeln arbeiten mit gr�sster Anstrengung, k�nnen die Eippen aber nur soweit erheben, wie solches das Einstr�men der Luft zul�sst. Oessirt dieses, so schliesst die Inspiration mit quiekendem Ton ab, die Erweiterung des Brustkorbes wird noch w�hrend eines kurzen Momentes erstrebt, doch sinken dabei die Interkostalr�ume ein, weil die Expansionsf�higkeit der in den Lungen enthaltenen Luft rasch ersch�pft ist, dann sinken auch die Rippen mit raschem Stoss zur�ck. Wird die Bewegung nicht unter- brochen, so st�rzen manche Pferde asphyktisch zusammen, erholen sich aber meistens wieder, andere verenden an Er- stickung. Durch Zuhalten der Nasenl�cher bis auf ein Minimum wird der Luftdruck auf den Kehlkopf gemindert und dadurch die Gefahr eventl. beseitigt;*) man l�sst nur allm�hlich wieder mehr Luft einstr�men. F�r die Untersuchung hat man einen m�glichst
ruhigen freien Platz auszusuchen und w�hrend derselben alle ablenkenden Unterhaltungen etc. zu vermeiden man darf nur Ohr f�r das Untersuchungsobjekt haben und muss seine ganze Aufmerksamkeit unentwegt auf dasselbe kon- zentriren. Wenn man das Pferd nicht selber reiten oder fahren kann, was ganz unbedingt zu empfehlen, wird die Untersuchung am besten so vorgenommen, dass man sich stets in m�glichster N�he des Thieres halten kann, welches durch Bewegung desselben im massig grossen Kreise von etwa 10 Meter Halbmesser erreicht wird. Man stellt sich in die Mitte desselben und tritt von hier aus nach Bed�rf- niss an das vorbeipassirende Pferd heran. Es wird auch wohl empfohlen, die mjt dem einen Z�gel
ausgebundenen Pferde an dem anderen in so kurzem Kreise, dass man sie mit dem Stock oder kurzer Peitsche erreichen kann, um sich herum zu treiben; hierbei wird allerdings bei Forcirung des Thieres der Stenosen ton leichter hervor- gerufen, indessen sind die Pferde zugleich allerlei Be- sch�digungen, als Kronentritten, Verstauchungen etc. aus- gesetzt � Gefahren, deren Herbeif�hrung ein Sachverst�ndiger nicht verantworten kann. Eine Untersuchung der Pferde in den ihnen zuge-
wiesenen Dienstverh�ltnissen, wie M�ller 1. c. verlangt, habe ich niemals erforderlich gefunden - - es handelt sich |
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*) Diese Erfahrung hat Anlass gegeben, dass man, um das Pfeifen
zu hindern, betr�blicherweise dem Kehlkopfpfeifer ein Nasenloch verstopfte oder durch niedrig und fest angelegten Nassnriemen den Zutritt der Luft verminderte. |
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ja nicht darum, ob das Pferd in diesem oder jenem
Dienste r�hrt, sondern darum, ob es �berhaupt Pfeifer ist oder nicht. Ist die Gegenwart des Pfeiferdampfes festgestellt, so
handelt es sich nun noch um die Frage, welche spezielle Ursache dem vorliegenden Falle zu Grunde liegt. Da bei mindestens 96 Prozent aller Pfeifer die linksseitige Bec�rrens- l�hme den Anlass abgibt, so liegt es nahe, Mittel und Wege aufzusuchen, welche solche nachzuweisen verm�gen. Die ersten auch noch gegenw�rtig vollg�ltigen der-
artigen Untersuchungen sind von Fr. G�nther angestellt (cf. 1. c. p. 378). Er �ussert sich bez�glich derselben folgender- massen : � . . Der gel�hmte Giesskannenknorpel giebt n�mlich einem massigen Drucke des Fingers tief nach, tritt in die Stimmritze tief ein und beengt so deren Raum in nach- theiligem Grade, w�hrend der gesunde Giesskannenknorpel einem gleichstarken, massigen Drucke widersteht und jene Erscheinungen nicht beobachten l�sst. . . Be- sonders aufmerksam muss ich darauf machen, dass der Druck auf den Giesskannenknorpel der einen und anderen Seite massig und genau gleichstark sein muss, will man ein richtiges Resultat gewinnen. Uebrigens kann das ge- wonnene Resultat auch durch verst�rkten Druck auf den gesunden Gieskannenknorpel kontrolirt werden. Wird n�mlich ein so starker Druck auf den gesunden Giesskannen- knorpel angebracht, dass derselbe wie zum Schliessen ge- stellt wird, so stockt der Athem sofort, weil der gel�hmte ohnedem schon wie zum Schliessen der Stimmritze gestellt ist und sein Erheben bei gel�hmten Muskeln nicht bewirkt werden kann. Die Untersuchung in der vorstehenden Form setzt �brigens einen freiliegenden Kehlkopf voraus, Pferde mit kurzen, dicken H�lsen lassen sich kaum in der ange- gebenen AYeise (Fixirung des Kehlkopfes von unten und dann Uebergreifen mit dem Finger) genau untersuchen." *) Fr. G�nther f�gt dem noch besonders hinzu: �Es ist be- greiflich, dass solche Untersuchung Sachken ntni ss und Lokal ken ntniss, sowie eine gewisse Ge wandth eit und Uebun g voraussetzt, die �bigens leicht erworben werden k�nnen." |
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*) Bei starken Bohrern, besonders bei aufgeregter Respiration,
muss man mit dieser Untersuchung sehr vorsichtig sein, es kann dabei der Fall eintreten, dass infolge des grossen Luftbediirfnisses der Kehlkopf ganz geschlossen wird und die Thiere zu ersticken drohen. � Beschr�nkung des Luftdruckes im Kehlkopf durch Zuhalten der Nasenl�cher bis auf geringe Oeffnung pflegt den be�ngstigenden Zustand, wenn auch nicht sofort, so doch bald zu beseitigen (cf. Topogr. Myol. p. 08). |
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Ich habe diese Art der Untersuchung fortgesetzt und
gefunden, dass man bei Lokalkenntniss durch aufmerksame Uebung bald dahin gelangt, den entscheidenden Druck auf die Aryknorpel, auch ohne andere Fixirung des Kehlkopfes von unten, in vorgeschriebener Weise mittelst des Zeige- fingers durchzuf�hren, man kann dann auch bei weniger g�nstiger Kehlkopfslage diese Untersuchung sehr oft noch erfolgreich benutzen. In anderen F�llen erreicht man die Unterst�tzung des Kehlkopfes am einfachsten durch Unter- legen des Daumens der untersuchenden Hand unter den unteren Band des Schildes. Kann auf solche Weise die Gegenwart der Recurrens-
l�hmung sehr wohl nachgewiesen werden, so wird dadurch doch noch nichts bez�glich der Zeitdauer ihrer Gegen- wart entschieden � in forensischer Beziehung gerade die wichtigste Frage. Es lag deshalb nahe, wom�glich auch in dieser Beziehung die Lokaluntersuchung nutzbar zu machen. M�ller gibt dar�ber an (1. c. p. 29), �dass es ihm sehr oft gelungen sei, die Muskelatrophie bei warm- bl�tigen Pferden durch Untersuchung mittelst des Fingers auf der Kingplatte bei massig gestrecktem Kopfe festzu- stellen." Ich habe solche Untersuchungen recht oft angestellt und bin zu dem folgenden Resultate gekommen: Die Feststellung der Atrophie begegnet nicht unerheb-
lichen Schwierigkeiten, deren Ueberwindung nicht in der Hand des Untersuchenden liegt; nicht nur die deckende Haut, sondern namentlich auch der Schiundkopf, dessen Dicke sehr ungleich ist, bilden nat�rliche Hindernisse. Selbst bei sektionsm�ssig festgestellter, sehr hochgradiger Atrophie war das Untersuchungsresultat unsicher und namentlich nicht derart, dass ich es mit dem Sachverst�ndigeneid h�tte vertreten m�gen. Der Finger erkennt nur zu leicht eine Atrophie, deren Vorhandensein man zuversichtlich vor- aus s e t z t. Eine manuelle Untersuchung per os ist nur ausnahms-
weise durchzuf�hren, wenn n�mlich der sehr verschieden weite Eingang zur Rachenh�hle weit genug ist, um die untersuchende Hand, die bekanntlich ebenfalls sehr ver- schiedenen Umfang hat, passiren zu lassen, sie kann dann, sobald man die Furcht vor den Z�hnen �berwunden hat, (eventl. auch ohne Maulgatter) sehr wohl durchgef�hrt werden; das Resultat der Untersuchung wird aber durch den beim Ber�hren des Schn�uzchens der Aryknorpel sofort eintretenden Schluckakt sehr beeintr�chtigt und unklar: sie bleibt auf die Pausen der sich folgenden Schluckbe- wegungen beschr�nkt. |
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Neuerdings hat man die Benutzung des Kehlkopf-
spiegels empfohlen. Durch denselben kann man die Be- wegungen der Glottis �bersehen und glaubt man deshalb denselben als Mittel zur Feststellung der Recurrensl�hmung benutzen zu k�nnen. Bei geringgradigem Kehlkopf- pfeifen ist die Bewegung der Glottis bei ganz ruhiger Respiration so gering, dass man sie nur eben sehen kann, auch steht der linke Aryknorpel nur sehr wenig niedriger wie der rechte, das Stimmband ist nicht wesentlich atrophirt und die Stimmtasche nicht auffallend weiter ge�ffnet wie an der rechten Seite. Man muss schon sehr gut ein- ge�bt sein, wenn man diese Verh�ltnisse er- kennen will. Durch erregtere Respiration (cf. oben) wird die Feststellung der L�hmung beg�nstigt. Mittelst des Kehlkopfspiegels kann also die Recurrens-
l�hmung eventl. festgestellt werden, doch wird dadurch weiter nichts erreicht, als was durch rationelle Untersuchung bislang eben wohl und sicher festgestellt werden konnte. Ueber die Zeit der Gegenwart des Leidens d�rfte auf
diesem Wege bislang auch kein Nachweis zu gewinnen sein, da die Beurtheilung fortgesetzt wiederholte Uebung bei Pfeifern und Nichtpfeifern voraussetzt, zu deren Er- langung nur Wenigen Gelegenheit geboten sein d�rfte, zumal sich durchaus nicht alle Pferde die Einf�hrung des Spiegels ohne besondern Zwang gefallen lassen, und der Grad der L�hmung �ber die Zeit ihrer Gegenwart nichts entscheidet. Gew�hrszeit.
Das Kehlkopfpfeifen in Folge Recurrensl�hmung ist
ein Krankheitszustand, welcher in k�rzester, noch nicht einmal nach Stunden bemessener Frist festgestellt werden kann. Der Nachweis, dass solche pl�tzlich verschieden- gradig entstehen kann, ist gef�hrt; aus den bei den Ur- sachen angegebenen Gr�nden erhellt, dass eine �rtliche Erkrankung, welche auf den Nerv �bertritt, nur in den seltenen F�llen vorkommt (unter einigen tausend F�llen etwa einmal), in welchen der Nerv nicht nur neben dem Krankheitsherde liegt, sondern in denselben einbegriffen ist, und dass Druckl�hmung durch Geschw�lste etc., selbst wenn sie nachgewiesen sein w�rde, wegen ihrer grossen Selten- heit irrelevant bleiben muss; dass dagegen Infektionskrank- heiten, rheumatische, resp. toxische Einfl�sse diesen Nerv ebenso alteriren k�nnen, wie andere Nervenst�mme und die Zentralorgane des Nervensj-stems selber etc. |
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Der Eintritt der Recurrensl�hmung erfolgt ohne
irgendwelche nachweisbare Ver�nderung der Substanz des Nerven. Diese ist bislang ausschliess- lich nach l�ngerem Bestehen nachgewiesen. Sie geh�rt also zu den Neurosen. Ueber die nicht materiellen Vorg�nge im Nerv, durch welche die Funktion beeintr�chtigt oder aufgehoben wird, wissen wir bislang gar nichts*), wir sehen selbst manche Nervenl�hmungen und Leiden ebenso pl�tzlich wie sie aufgetreten sind schwinden, von einem Nerv auf einen anderen springen, und zwar ohne auch nur eine Spur ihrer Gegenwart zu hinterlassen. Aus bei Lebzeiten erkennbaren Ver�nderungen
kann bislang ein Nachweis �ber die Zeit der Gegenwart des Leidens nicht gef�hrt werden, wohl aber kann das Er- gebniss der Section ein l�ngeres Bestehen derselben fest- stellen.**) Aus diesen Gr�nden hat die althannover'sche Schule schon fr�her, vor 1859 (cf. Jahresbericht 1871 pg. 120) vor der Zur�ckdatirung der Becurrensl�hmung bei lebenden Pferden Abstand nehmen m�ssen. |
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*) Eine materielle Ver�nderung im Nerven kann selbst nach viele
Monate bestandener L�hmung und danach erfolgter grossartiger Muskcl- atrophie ausgeschlossen sein, wie aus nachfolgendem Beispiel hervorgeht: Mein H�hnerhund litt vom Herbste her an Paralyse des rechten Kreuz- geflechtes, konnte also den Schenkel nicht benutzen, die Atrophie war im Sommer so bedeutend geworden, dass der Schenkel im h�chsten Grade ab- gemagert erschien. Im Augast fehlte es an einem Hunde zur Entenjagd. Ich arbeitete den Schenkel, den Nervenz�gen folgend, 10 Minuten lang, trotz des Elagens des Hundes mittelst elektrischer Str�me aus dem elektro-magnotischen Induktionsapparat (mit einem Element) nachdr�ck- lich durch, worauf er den Schenkel nicht nur sofort benutzen konnte, son- dern auch anderen Tages die sehr anstrengende Wasserjagd mitmachte und Abends auf allen Vieren munter heimkehrte. Den folgenden Tag war jedoch der Schenkel wieder v�llig unbrauchbar. Erneute elektrische Be- handlung stellte die iServcnth�tigkeit sofort wieder her. Der Schenkel er- langte auffallend rasch seine nat�rliche F�lle wieder und hat mir der Hund noch jahrelang, ohne Becidiv, gedient **) M�ller (1. c. p. 15) gibt an, er habe nach Durchschneiduug des
N. laryng. sup. sechs Wochen sp�ter s�mmtliche Kehlkopfmuskeln der betr. Seite �atrophisch", und bei einem anderen Pferde viereinhalb Monat nach der Operation ..hochgradige Atrophie" derselben ange- troffen und behauptet, dass bei beiden Pferden bis kurz vor dem Tode die Abwesenheit des Kehlkopfpfeifens festgestellt sei, und dass daher die bei der Sektion gefundene Atrophie nicht beweisen k�nne, dass das Pferd' bei Lebzeiten Kehlkopfpfeifer gewesen. � Diese M�llersche Behauptung ist bis auf Weiteres v�llig irrelevant, und zwar weil seine Untersuchungs- methode zur Feststellung des Kehlkopfleidens nicht ausreichend ist und weil dieser Nerv mit der notorischen Innervation der Kehlkopfmuskeln gar nichts zu schaffen hat: die Unrichtigkeit der M�ller'schen Behauptung bat Professor Munk in einem Vortrage in der �Physiolog. Gesellseh." nach- gewiesen (cf. Arch. f. wissensch. und prakt. Thierheikuude Bd. XIX, 3). |
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Ich gebe gern zu, dass in der �berwiegenden Mehr-
zahl aller gerichtlichen F�lle die nachgewiesene Recurrens- l�hme bereits l�ngere Zeit bestanden haben mag und dass praktische Gr�nde f�r ausgedehntere Garantie sprechen m�gen, aber ein Beweis ist wissenschaftlich nicht zu kostruiren; jede Annahme einer Zeit, binnen welcher die L�hmung nicht entstanden sein k�nne, bleibt deshalb eine durchaus willk�rliche, die nach dem Standpunkte des Sachverst�ndigen ad libitum modi- fizirbar ist. Die Behauptung, �dass nach der thats�chlichen Er-
fahrung dar�ber kein Zweifel bestehen kann, dass sich die Entwicklung des Fehlers in allen F�llen langsam voll- ziehe" (Dieckerhoff 1. c. p. 11) hat nur bez�glich der bekannten, meistens langsamen Fortentwicklung, nicht aber bez�glich der Entstehung desselben Berechtigung. Selbst bei nach Infektionskrankheiten zu Tage tretendem
Rohren kann allenfalls nur die M�glichkeit eines Zu- sammenhanges zugestanden werden, mehr aber nicht, da die Thiere durch dieselben gegen andere nervenl�hmende Ein- fl�sse nicht gefeit, ja in ihrem geschw�chten Zustande den- selben vielleicht erst recht zug�nglich sind und auf ererbte Anlage immer R�cksicht zu nehmen ist. Bez�glich der in neuerer Zeit wiederholt beobachteten
toxischen Recurrensl�hmung gen�gt das vorhandene Material noch nicht zur allseitig sicheren Beurtheilung. Alle solche Ursachen sind �brigens nur sehr aus-
nahmsweise vorhanden und haben deshalb �berall nur eine h�chst untergeordnete Bedeutung. Der Diecker- hoff'sehe Ausspruch (1. c. p. 11) �gegen�ber diesen Er- fahrungen ist es nicht angebracht, bei einem Pferde, bei welchem innerhalb der ersten 4 Wochen nach der ent- scheidenden Zeit (Handelsabschluss, Uebergabe, letzteres im Bereich der G�ltigkeit des preuss. Landrechtes) das Kehlkopfpfeifen festgestellt wird, eine schnelle, resp. inner- halb einer k�rzeren Frist geschehene Ausbildung behaupten zu wollen",*) kann den vorstehend er�rterten Thatsachen |
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*) F�r diese seine Behauptung bringt er ausser Theorien keine
anderen Unterlagen bei, als 1. dass er in den letzten Jahren vier F�lle genau zu beobachten Gelegenheit hatte, in welchen erst sechs bis resp. neun Wochen nach Ablauf der spezifischen Brustkrankheit sich der Fehler bemerklich machte und allm�hlich einen h�heren Grad erreichte (1. c. pg. 8) 2. die Behauptung, �dass keine Thatsachen vorliegen (?G.), aus welchen geschlossen werden k�nnte, dass die nach der kontagi�sen Pneumo-Pleuritis oder nach der �Scalma" eatstehende Recurrensl�hme schnell und resp. in weniger als vier Wochen sich ausbilde" und f�gt dem hinzu: �Im Uebrigen geh�rt erfahrungsm�ssig die Entstehung der Recurrensl�hmung 5
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gegen�ber fernerhin nicht wohl aufrecht erhalten werden.
W�re die Dieckerhoff'sche Ansicht zutreffend, so bed�rfte es �berhaupt keiner bez�glichen Sachverst�ndigen-Gutachten, man k�nnte dann einfach gesetzlich festlegen, dass jeder Verk�ufer vier Wochen lang f�r Kehlkopfpfeifen, ohne weiteren Beweis, einzustehen habe � sehr bequem f�r den K�ufer, ob aber ebenso gerecht, unterliegt doch wohl dem Zweifel. Der Verk�ufer w�rde dadurch eventuell f�r Zucht-
fehler und sonstige Vorkommnisse b�ssen m�ssen, f�r die ihn keine Verantwortlichkeit treffen kann; eine vierw�chige Garantie hat solchen gegen�ber ebenso wenig hinl�ngliche Basis, wie die Hildesheimsche Verordnung vom 10. Dez. 1784 mit 12w�chiger Garantie. Der Nachweis, dass das Leiden bereits vor dem ent-
scheidenden Tage bestanden habe,* kann bez�glich lebender |
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als Folge der hier besprochenen akuten Krankheiten zu den excep-
tionellen Ereignissen" (1. c. p. 9) und endlich 3. dass seit langer Zeit in Preussen bei Erstattung massgebender Obergutachten die k�rzeste Ent- wicklungsfrist auf vier Wochen normirt worden sei (1. c. p. 11). Aus diesen Unterlagen kann aber eine 4w�chige Entwicklungsfrist nicht abge- leitet werden, da garnicht feststeht, wann die L�hmung entstand. Anmerkung, Die 4w�chige Garantie st�tzt sich ganz aus-
schliesslich auf den Anhang § 14 zu § 205 Theil I Tit. 11 des Preussischen Landrechts von 1793. Zur Zeit der Emanation desselben gab es noch gar keine Veterin�rwissenschaft, die Kenntniss von Krankheiten beschr�nkte sich nachweislich auf Zusammenstellungen mehr oder we- niger richtig erkannter Symptome. Pathologisch-anatomische Unterlagen gab es noch gar nicht. Von einem Studium der Krankheiten bez�glich ihrer Entwicklungszeit konnte, da man sie selber ja gar nicht kannte, noch keine Rede sein. Speciell bez�glich des Kehlkopfpfeifens ist nachzu- weisen, dass dessen Ursache 40 Jahre sp�ter (bis 1834) noch nicht bekannt war; man hatte bis dahin die grob in die Augen fallenden Ver�nderungen der Kehlkopfmuskeln, welche dasselbe begleiten, noch nicht entdeckt, seine eigentliche Ursache, die L�hmung des N. recurrens wurde derzeit erst fest- gestellt (cf. Fr. G�nther, Nebel & Vix, Bd, 1). Die M�glichkeit, eine Ent- wicklungsfrist bestimmen zu k�nnen, lag damals also noch gar nicht vor. Die im Landrecht aufgenommene Gew�hrsfrist entbehrt sonach jeder Unter- lage, sie ist total willk�rlich, sie steht aber mit dem heutigen Stande der Wissenschaft in schroffestem Widerspruch! Bislang hat denn auch noch in keinem einzigen Falle der Nachweis gef�hrt werden k�nnen, dass die Recurrensl�hmung, also das Kehlkopfpfeifen, einer langsamen, etwa vierw�chigen Entwicklungsfrist bed�rfe um erkennbar hervorzutreten, vielmehr ist nachgewiesen, dass dynamische Nervenl�hmungen, zu welchen auch die Recurrensl�h- mung geh�rt, ohne eine Entwicklungsperiode durchzu- machen, urpl�tzlich hervortreten, dass also die landrechtliohe 4w�chige Entwicklungsperiode lediglich ein Phantasiegebilde war und auch geblieben ist! Sollte der starre Buchstabe des Landrechts heutzutage denn noch
pro foro in Anwendung kommen, so hiesse das die Wissenschaft ignoriren und die Rechtsprechung um ein Jahrhundert zur�ckschrauben! |
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Pferde nur durch den h�chst misslichen Zeugenbeweis er-
bracht werden. Uebrigens wird dadurch der Erwerber auch in keiner
Weise in seinem guten Eechte gekr�nkt, da das Leiden in k�rzester Frist festgestellt werden kann. Die zur Her- beif�hrung der Untersuchung erforderliche Zeit muss dem K�ufer unter allen Umst�nden gelassen werden und m�sste der Verk�ufer w�hrend derselben haftpflichtig bleiben; sie darf jedoch nicht �ber das erforderliche Mass hinaus er- streckt werden. Ein Zeitraum von vier mal vierund- zwanzig Stunden d�rfte zum Ausprobiren des Thieres und zur Herbeif�hrung der Feststellung des Fehlers, wenn auch � in Ermangelung eines Sachverst�ndigen � zun�chst nur in Gegenwart unverd�chtiger Zeugen, im Allgemeinen v�llig gen�gen. Eine wissenschaftlich nicht zu begr�ndende weitere
Ausdehnung der Gew�hrslast des Verk�ufers k�nnte nur mit der bei Pferdenutzern sehr verbreiteten Unkenntniss, resp. Indolenz der K�ufer motivirt werden. Die wenigen F�lle, in welchen trotz des guten Willens des K�ufers eine rechtzeitige Untersuchung resp. Feststellung ausnahmsweise nicht herbeigef�hrt werden kann, bieten keine gen�gende Unterlage, aufzustellende Rechtsnormen zu ersch�ttern. � Das alte Sprichwort: �Wer die Augen nicht aufmacht, macht den Beutel auf," findet auch hier mit Recht An- wendung. � Gutachten
des Prof. Dieckerhoff und der Techn. Deputation. In Folge eines �ber Kehlkopfpfeifen entstandenen Rechts-
streites sind in neuester Zeit vom Professor Dieckerhoff und von der K�nigl. Techn. Deputation f�r das Veterin�rwesen in Berlin unter Uebersendung der Processakten Gutachten ein- geholt, deren Ausf�hrungen ich in der Deutschen Thier�rzt- lichen Wochenschrift entgegengetreten bin. Die so ent- standenen Schriftst�cke gew�hren in forensischer Beziehung eine genaue Uebersicht des heutigen Standes der Ansichten �ber dieses Leiden, ich lasse sie deshalb hier folgen. Der diesen Gutachten zu Grunde liegende Thatbestand
ist kurz folgender: Thatbestand.
Kl�ger kaufte am 29. 9. 93 vom Beklagten eine englische
Fuchsstute (gegen 7 Jahre alt), nachdem dieselbe eod. dato 5*
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von der Offizierpferde-Kommission auf Diensttauglichkeit
und ganz speziell auch auf Kehlkopfpfeifen untersucht worden war: der der Kommission angeh�rige Oberrossarzt bezeugt in seinem Fundschein, dass bei dieser Untersuchung auch nicht das geringste Kehlkopfger�usch wahr- genommen werden konnte. Das Pferd wurde am 5.10.93 dem Kl�ger per Eisenbahn zugesandt. Der Kl�ger schrieb am 8.10. dem Beklagten, dass das Pferd am 6. und 7. sehr gut gegangen sei und dr�ckte ihm seine Zufriedenheit mit demselben aus, ebenso auch am 11.10. Am 9.10.93 wurde, wie sich weiterhin ergab, bei dem
Pferde ein lauter Athem beobachtet und am 20. und 23. das Vorhandensein des Kehlkopfpfeifens festgestellt und als dessen Ursache Kecurrensl�hmung erkannt. Im Laufe des Processes wurde nachgewiesen, dass das Pferd beim Beklagten niemals am Kehlkopfpfeifen litt, stets gesund gewesen, und auch beim Kl�ger bis zur Feststellung des Kehlkopfpfeifens an sonstiger Krankheit nicht gelitten und auch nicht gehustet hat. Gutachten
des Prof. Dr. Dieckerhoff (Berliner Thier�rztl. Wochen- schrift 1895 Nr. 9 pg. 97 ff.) �Der Fehler beruht auf einer L�hmung des Bewegungs-
nerven und des von demselben abh�ngigen Muskelapparats der linken Seite des Kehlkopfes. Nach der wissenschaft- lichen Erfahrung kommt dieser Krankheitszustand stets ganz allm�hlich zur Ausbildung, und es vergeht eine Zeit von mehr als 4 Wochen, bevor derselbe einen so bedeutenden Grad erreicht, dass sich die Erschein- ungen bei anstrengenden Arbeitsleistungen der Pferde und wenn hierbei der Kopf der Thiere stark gegen den Hals herangezogen (beigez�umt) wird, bemerklich machen. Mehrfach ist zwar in der thier�rztlichen Literatur behauptet worden, dass sich der Fehler ausnahmsweise in einer k�rzeren Zeit ausbilden k�nne, aber thats�chlich bewiesen ist eine solche Annahme nicht. Die betreffenden F�lle erkl�ren sich vielmehr dadurch, dass im Entwickelungsstadium des Kehl- kopfpfeifens die Symptome bei der Arbeitsleistung der Pferde noch nicht hervortreten, bezw. dass die charakteristischen Merkmale sich erst kundthun, nachdem die krankhaften Ver�nderungen des Kehlkopfes einen h�heren Grad erreicht haben. Wenn in solchen F�llen der fehlerhafte Zustand l�ngere Zeit hindurch unbemerkt geblieben ist, so liegt des- halb noch kein Grund vor zu der Annahme, dass derselbe in k�rzerer als nach der wissenschaftlichen Erfahr- |
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ung feststehenden Zeit seine Ausbildung gefunden hat.
Bei der Section von Pferden, welche erst seit einigen Tagen die Symptome der Krankheit ge�ussert haben und zuf�llig zu Grunde gegangen sind, werden auch am Kehlkopfe stets �ltere Ver�nderungen gefunden, deren Zustandekommen eine Frist von mehr als 4 Wochen erfordert .... Die Schlussfolgerung, dass das am 20 und 23. Oktober
1893 konstatirte Kehlkopfpfeifen auch schon 4 Wochen fr�her im Keime vorhanden, bezw. in der Entwicklung gewesen ist, rechtfertigt sich nach den wissenschaft- lichen Erfahrungen �ber die Ausbildung des in Rede stehenden Fehlers. Gegen�ber diesen Erfahrungen k�nnen die Befundangaben
des Oberrossarztes F. �ber die Untersuchung des Pferdes vom 29. Sept. 1893 nicht darthun, dass der Fehler zu jener Zeit noch nicht vorhanden, bezw. noch nicht in der Ent- wicklung gewesen ist; denn bei den am Kehlkopfpfeifen in geringem Grade leidenden Pferden wird nicht selten be- obachtet, dass zeitweise auch durch eine ziemlich bedeutende Anstrengung der Thiere und starke Bei- z�umung des Kopfes die Symptome des Pfeifens nicht h e r- vorgeru fen werden, w�hrend zu andern Zeiten die Merk- male sich bei der Arbeitsleistung der betr. Pferde deutlich hervorthun. Es kann demnach auch bei dem hier streitigen Pferde, der Fehler des Kehlkopfpfeifens sehr wohl schon am 29. Sept. 1893 in der Au sbi 1 d�ng begriffen, bezw. im Keime vorhanden gewesen sein, wenn auch bei der von F. beschriebenen Untersuchung ein lauter Kehlkopf- ton nicht vernommen wurde. (Anmerkung des Verf.: in dem bei den Akten befindlichen Fundschein ist von einem lauten Kehlkopfton keine Rede, es heisst daselbst; dass 'auch nicht das geringste Kehlkopfger�usch vorhanden war.) Gutachten.
Die Krankheit des Kehlkopfpfeifens, wie
solche vom Oberrossarzt D. und vom Rossarzt E. nach dem Atteste vom 26. Okt. 1893 bei dem hier streitigen Pferde festgestellt ist, bedarf zu ihrer Entwickelung eines Zeitraumes von mindestens 4 Wochen. Berlin, den 3. Febr. 1894. Dr. Dieckerhoff.
Auf desfallsiges Ansuchen des Beklagten habe ich auf
Grund von demselben erhaltener Data das nachstehende Privatgutachten abgegeben. } |
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Privat-Gegengutachten*) des Verfassers.
�Ein wissen schaft lieh begr�n de ter Nachweis,
dass das bei der fraglichen Stute am 20. und 23. Oktbr. 1893 festgestellte Kehlkopfpfeifen be- reits am Verkaufstage, den 29. September, oder gar 4 Wochen vor Kundwerdung des Fehlers, wenn auch nur im Keime, bestand, ist in keiner Weise zu erbringen. Gr�nde:
Die paralytische Form des Kehlkopfpfeifens liegt in 100
F�llen etwa 96 mal vor, sie ist auch in diesem Falle als vorhanden nachgewiesen worden. Sie wird durch die L�h- mung des Nervus recurrens und nicht durch die erst sekund�re Muskelatrophie veranlasst. Die Funktion der Nerven, speziell auch der Bewegungs-
nerven, so die des hier fraglichen Nervus recurrens, kann auf verschiedenem Wege beeintr�chtigt werden und zwar durch materielle Aenderung der Nervensubstanz und durch anderweite Einfl�sse, bei denen materielle Ver�nderungen derselben bislang nicht nachweisbar sind. Erstere sind in ihrer Entwicklung ev. zu verfolgen, letztere nicht. Wenn deshalb die wissenschaftliche Erfahrung
angerufen wird, um eine langsame Entwicklung . nach- zuweisen, welche mehr als oder mindestens vier Woehen beanspruche, um zu dem Grade zu gelangen, dass die L�hmungserscheinungen endlich hervortreten, so k�nnte sich das nur auf diejenigen F�lle beziehen, in welchen der- artige organische Ver�nderungen des Nerven positiv nachweisbar sind � bei lebenden Thieren sind solche Nervenver�nderungen nicht festzustellen. Nun aber liegen solche Nachweise materieller Ver-
�nderungen des fraglichen N e r v e n �berhaupt nur nach sehr lange Zeit bestandener L�hmung vor, sie fehlen aber sehr vielfach noch nach vielen Monaten und l�ngerem Bestehen des Kehlkopfpfeifens, trotz der in die Augen fallenden Atrophie von ihm innervirter Muskeln. Die Funktionsst�rung des Nerven ist also bedeutend fr�her vorhanden, als irgend welche f�r uns er kennbare Ver- �nderung der Substanz desselben. Die Zeit ihrer Entstehung kann deshalb nur aus derFunktionsst�rung erkannt werden. Auf materieller Basis ist die Behauptung einer an-
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*) (Siehe Nr. 18 der Deutsch. Thier�rztl. Wochenschr. 1894.)
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geblichen wissenschaftlichen Erfahrung also nicht
aufzurichten; diese beschr�nkt sich bislang auf die Beobacht- ung, dass die Recurrensl�hmung 6 bis 9 Wochen nach Ab- lauf von Infektionskrankheiten auftreten kann. (Dieckerhoff, Diagnose etc.) Von solchen aus kann aber, zumal sie �ber- haupt nur Ausnahmef�lle darstellen, nicht geschlossen werden, dass die Entstehung von Recurrensl�hmung allgemein l�ngere Zeit beanspruche, und zwar um so weniger, als Nervenl�hmungen, laut Erfahrung, nach jenen in bedeutend k�rzerer Zeit, ja sogar w�hrend derselben pl�tzlich auftreten k�nnen, zu einer Zeit also, in welcher organische Ver�nderungen der Nerven noch gar nicht eingetreten sein konnten; auch ist bei solchen Infektions- l�hmungen bislang in keinem einzigen Falle eine materielle Ver�nderung von Nerven recht- zeitig, d. h. zu einer Zeit, wo die Dauer ihrer Gegenwart noch erkannt werden konnte, nachgewiesen. Man hat diese vielmehr nur willk�rlich angenommen und bez�glich des Recurrens ihre M�glichkeit darzuthun, erfolglos sich bem�ht (s. Dieckerhoff, Diagnose etc.): solche nicht weiter zu basirende Theorien k�nnen aber nicht als Basis dienen, und k�nnen darauf namentlich keine Schl�sse gest�tzt werden, auf Grund deren eine Zeit normirt werden will, innerhalb welcher die Recurrensl�hmung nicht entstehen k�nne. Kehlkopfpfeifen, welches nach Infektionskrankheiten auf-
tritt, ist, extreme F�lle ausgeschlossen, immer erst dann festzustellen, wenn sich die Thiere so weit erholt haben, dass sie der. dazu erforderlichen, in hohem Grade anstrengen- den und starke Aufregung verlangenden Untersuchung unter- zogen werden k�nnen: die Zeit der Entstehung der L�hmung ist deshalb in solchen F�llen garnicht zu kontroliren, also auch nicht festzustellen. Auch von einem Keime oder einem Entwicklungs-
stadium des Fehlers kann beim Kehlkopfpfeifen keine Rede sein, da etwas Materielles, welches sich weiter ent- wickeln kann, bislang rechtzeitig im Nerv nicht nachgewiesen ist, und, trotz Funktionsst�rung, sehr oft auch weiterhin, selbst nach sehr langer Zeit nicht hervortritt! Unbasirte Keim- oder Entwicklungtheorien haben aber weder wissenschaftlich noch forensisch irgend welchen Werth. Auch, wenn man eine langsame Entstehung der Recur-
rensl�hmung annehmen wollte, so w�rde man doch noch nicht in der Lage sein, irgend einen Zeitraum zu normiren, innerhalb welches sie nicht entstehen k�nne, da jeder Anhalt dar�ber, was in dem Nerv vorgeht, fehlt |
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und etwas f�r uns Unfassbares zeitlich nicht gemessen werden
kann. Materielle Ver�nderungen des Nerven sind also
zur St�rung seiner Verrichtung nicht erforderlich, wie weiter- hin auch daraus erhellt, dass Nervenl�hmungen oft von einem Nerv auf einen anderen, mit sofortiger v�lliger Wiedergenesung des erst befallenen, �berspringen und dass sogar Nervenl�hmungen nach �ber halbj�hrigem Bestehen in wenigen Minuten durch elektrische Str�me dauernd be- seitigt sind, sowie auch daraus, dass die Funktion von Nerven, auch die des Recurrens, im ganzen Umfange oder partiell sehr verschiedengradig pl�tzlich gehemmt werden kann. Solche den Materialisten unbequeme Erfahrungen, mit
denen die Notwendigkeit eines langsamen Aufbaues patho- logischer Vorg�nge im Nerven bis zur endlichen L�hmung hin unvereinbar ist, suchen sie dadurch aus der Luft zu schaffen, dass sie behaupten �pl�tzliche L�hmung des Recurrens sei nicht erwiesen", wiewohl authen- tische Nachweise vorliegen und sich der Recurrens in dieser Beziehung in keiner Weise von anderen Nerven unterscheidet. Sie glauben dieselbe auf T�uschung zur�ck- f�hren zu d�rfen, welche dadurch entstehen soll, �dass die Symptome im E n t wicklun gsta dium (?) des Kehlkopf- pfeifens bei der Arbeitsleistung noch nicht gen�gend hervor- treten und deshalb �bersehen werden". Dass geringgradiges Kehlkopfpfeifen bei der gew�hnlichen Arbeitsleist- ung m�glicherweise nicht hervortritt, wird von Niemanden bezweifelt, doch wird dadurch die Tragweite vorliegender exakter Beobachtungen in keiner Weise tangirt oder gar vermindert. Zur Rechtfertigung des materiellen Standpunktes be-
hauptet man, �dass die Symptome des Kehlkopfpfeifens erst hervortreten, nachdem die krankhaften Ver�nde- rungen des Kehlkopfes einen h�heren Grad erreicht haben", solches ist aber ganz ausschliesslich dann der Fall, wenn daselbst pathologische Prozesse vorliegen, welche nicht durch die Recurrensl�hmung bedingt sind. Auf solche allein ist auch die Angabe zu beziehen, dass bei der Sektion von Pferden, welche erst seit einigen Tagen die Symptome der Krankheit ge�ussert haben und zuf�llig zu Grunde gegangen sind, auch am Kehlkopfe stets �ltere Ver�nderungen gefunden werden, deren Zustande- kommen eine Frist von mehr als 4 Wochen erfordert" � Ansichten, die sich mit den Resultaten meiner sehr ausge- dehnten Untersuchungen und mit dem pl�tzlichen Entstehen des Kehlkopfpfeifens nach rheumatischen und toxischen Ein- |
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Aussen, bei welchen zun�chst gar keine Ver�nderung an
den Muskeln zu finden sind, nicht in Einklang bringen lassen. Wenn aber auch unter solchen Umst�nden die Folgen der Recurrensl�hmung gefunden wurden, so wird dadurch doch nur nachgewiesen, dass die L�hmung in dem betreffenden Falle bereits l�ngere Zeit bestand und durch ordnungs- m�ssige Untersuchung erkannt werden musste, obgleich das Kehlkopfpfeifen unter den Verh�ltnissen, unter welchen das Thier lebte, nicht bemerkt worden war. Es beweist das aber keineswegs, dass eine langsame Entwicklung von Ver�nderungen im Kehlkopfe erforderlich ist, um endlich das Leiden hervortreten zu lassen. Der L�hmung des Recurrens folgt die L�hmung der
bez�glichen Kehlkopfmuskeln und somit die Raumbeengung der Luftpassage im Kehlkopfe, auf welcher das Kehl- kopfpfeifen beruht, auf demFusse nach. Die Muskeldegeneration ist die erst sp�ter eintretende irrelevante Folge der fehlenden Innervation, also nicht die Ursache der Funktionsst�rung, sondern neben- s�chliche Erscheinung. Der f�r die Luftpassage im Kehlkopf disponible Raum
wird lediglich dadurch beengt, dass der Aryknorpel etc. je nach L�hmung des Recurrens durch die aspirirte Luft- s�ule m. w. wiederstandslos in den Kehlkopfraum hinein- gepresst wird, ob die Muskeln noch ihre Form etc. besitzen, oder ob sie schon bis auf die letzte Spur geschwunden sind, ist hierbei v�llig belanglos; nach Abschneiden des Nerven folgt trotz v�llig- intakter Muskeln sofort das Pfeifen. Von Bedeutung wird die Muskelatrophie nur dann, wenn der Nerv etwa fr�her oder sp�ter seine Funktion wiedererlangen sollte, und nun an Stelle von Muskeln nur Residuen derselben vorfindet, wodurch eine Heilung des Kehlkopfpfeifens nat�rlich ausge- schlossen wird, und wenn es sich darum handelt, eine l�ngere Gegenwart des Kehlkopfpfeifens sektionsm�ssig festzustellen; � bei Lebzeiten des Thieres ist aber ein Sektionsbefund verborgen und fehlt hiermit jede Unterlage f�r irgendwelche Fristbestimmung zu solcher Zeit. Aus dem Grade des vorhandenen Kehlkopfpfeifens
kann auch nicht auf die Zeit des Bestehens der L�hmung geschlossen werden, da derselbe lediglich davon abh�ngig ist, in welcher Ausdehnung die L�hmung den Nerv trifft und diese jederzeit, sogar in ganzem Umfange erfolgen kann. Eine einmal entstandene Recurrensl�hmung macht im
Allgemeinen nur langsame Fortschritte oder bleibt wie sie |
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ist; ihr weiterer Verlauf pflegt ein chronischer zu sein; jedoch
folgt daraus ebensowenig, wie aus der langsamen Fortent- wicklung des befruchteten Eies geschlossen werden kann, dass die Entstehung der Befruchtung eine l�ngere, etwa nach Wochen zu bemessende Zeit beanspruche � dass die Entstehung dieser L�hmung auf langsam fortschreitenden Zust�nden beruhe, welche von langer Hand her vorbereitet sein m�ssten, um endlich die Erscheinungen der L�hmung des Nerven in die Augen treten zu lassen. Die Entstehung und der weitere Verlauf sind eben
ganz verschiedene Dinge. Die zu beobachtende allm�hliche Verschlimmerung des
Fehlers beruht darauf, dass die Funktion des Nerven nicht sofort im ganzen Umfange erlosch, sondern dass Fasern desselben in mehr oder weniger weit von einander liegenden Zeitr�umen, also nach einander ihre Funktion ein- stellen, wie aus den verschiedenen Stadien der Degeneration der Muskelfasern (selbst in ein und demselben Muskel neben gesunden Fasern) nachgewiesen wird. Die Vorg�nge, welche der Funktionsst�rung im Nerv
vorhergehen, entziehen sich, wie schon bemerkt, bislang, so- bald sie nicht materieller Natur sind, unserer Beobachtung vollst�ndig; sie sind deshalb f�r uns wissenschaftlich und forensisch erst von dem Zeitpunkte an vor- handen, zu weichem die L�hmungserscheinungen hervortreten, f�r irgend welche Zur�ckdatierung ihrer Entstehung fehlt zur Zeit jede Unterlage; eine solche muss deshalb bis auf Weiteres als verfr�ht bezeichnet werden. Jedes Kehlkopf pfeifen, auch wenn es nur in geringem
Grade besteht und bei der gew�hnlichen Arbeitsleistung noch nicht hervortritt, ist in k�rzester, noch nicht einmal nach Stunden, sondern nur nach Minuten z�hlender Frist, durch ordnungsm�ssige Untersuchung zur Kennt- niss zu bringen, ebenso auch das Freisein von demselben. Dass in geringerem Grade vorhandenes Kehlkopfpfeifen zeitweise bei solcher nicht erkannt werden konnte, wie Dieckerhoff angibt, ist mir trotz meiner sehr aus- gedehnten Erfahrungen in diesem Kreise, sowie anderen kompetenten Beobachtern, auch nicht ein einziges Mal vorgekommen. Wenn deshalb der kl�gerische Gutachter das negative Untersuchungsresultat des Oberrossarztes K. vom 29. 9. 93 als irrelevant bei Seite schieben will, so h�tte er nachweisen m�ssen, dass dessen Untersuchung nicht ausreichend war, um den Fehler zur Aeusserung zu bringen. � |
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Beil�ufig m�chte ich an diesem Orte noch bemerken,
dass Ger lach, der von Vielen zu den bedeutendsten Autorit�ten gez�hlt wird, in der zweiten Auflage seiner �Gerichtlichen Thierheilkunde" von irgend einer Zur�ck- datirung des Kehlkopfpfeifens Abstand nimmt; er sagt nur, dass die bisherige Gew�hrszeit im preussischen Landrechte von 28 Tagen zu lang sei, weil eine D�mpfigkeit � Kehl- kopfpfeifen eingeschlossen � erfahrungsm�ssig in dieser Zeit entstehen kann. Er normirt die Gew�hrszeit f�r D�mpfig- keit generell auf 14�15 Tage und sagt �innerhalb dieserZeit hat der Kauf er Zeit genug, denFehler zu erkennen resp. feststellen zu lassen", er setzt also voraus, dass derselbe bereits beim Besitzwechsel vor- handen war, und f�gt dem hinzu �gilt nebenbei noch das r�mische Recht, so ist die Gew�hrszeit selbst bis auf 10 Tage abzuk�rzen, weil in allen F�llen, wo in dieser Zeit eine Feststellung nicht erfolgen konnte, noch der Weg der Beweisf�hrung gegeben ist". Eine Zur�ckdatirung l�sst er zu, wenn der �Pfeiferdampf" nach einer hartn�ckigen, be- sonders bei oder nach Influenza entstandenen Kehlkopfsent- z�ndung oder nach einer Quetschung resp. Verwundung am Halse auftritt, und zwar nur bis zu diesen Leiden hin. Bei ersterer geht er von der irrigen Annahme einer myopathischen Hartschnaufigkeit aus, bei letzteren vom Vorhandensein einer Verletzung des Recurrens. � Als sich das vorstehende Gutachten bereits unter der
Presse befand, wurde ich vom Prozessgerichte unter Zu- sendung der Akten zu einer weiteren Aeusserung aufge- fordert*), und sollten die nachstehenden Fragen besonders Ber�cksichtigung finden: 1. �Kommen F�lle vor, in denen das Kehlkopfpfeifen
f�r seine Entwicklung bis zur �usseren Erkennbar- keit nur eine Frist von wenigen Tagen, ev. von wie- viel Tagen gebraucht", und 2. �Unter welchen Umst�nden findet eine solche Ent-
wicklung statt?" welcher Auflage ich mich entledigte, wie folgt:
Gerichtliches Gegengutachten des Verfassers.
ad. 1. Es kommen F�lle vor, in welchen das
Kehlkopfpfeifen f�r seine Entwicklung bis zur *) Bei den Akten befand sich das vorstehende Privatgut-
achten nicht und bitte ich die in dem folgenden vorkommenden Wiederholungen deshalb entschuldigen zu wollen. |
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�usseren Erkennbarkeit einer nachweisbaren
Frist �berhaupt nicht bedarf, dasselbe kann viel- mehr jed erzeit urpl�tzlich und in jedem Grade erkennbar hervortreten. ad, 2. Die Bedingungen, unter welchen
solch pl�tzliches Hervortreten statthat, sind nicht genau zu pr�zisiren. Gr�n de.
ad. 1. Das Kehlkopfpfeifen wird durch die L�hmung
des Nervus recurrens und nicht durch die Degene- ration von Kehlkopfmuskeln bedingt, diese ist irrelevante Folge der ersteren. Das betreffende Pferd ist wissen- schaftlich und forensisch entweder Pfeifer, oder es ist Nicht pfeif er. In beiden F�llen kann der Zustand desselben durch ordnungsm�ssige Untersuchung jedes- mal festgestellt werden. Je nach dem Grade des Fehlers tritt derselbe leichter oder weniger leicht hervor. Dass vorhandenes Kehlkopfpfeifen �zeitweise", wie
in dem kl�gerischen Gutachten behauptet wird, nicht festgestellt werden k�nne, ist mir so wenig, wie anderen Sachverst�ndigen und kompetenten Beurtheilern � sobald eine ordnungsm�ssige Untersuchung vorgenommen wurde � jemals vorgekommen, ich muss das Vorkommen desselben ganz entschieden in Abrede stellen. Hat man vorhandenes Kehlkopfpfeifen �zeitweise" nicht feststellen k�nnen, so lag das lediglich daran, dass man nicht ordnungsm�ssig untersucht hat. Im vorliegenden Falle ist die Untersuchung von einer
aus Offizieren bestehenden Kommission vorgenommen, in welcher ein Oberrossarzt fungirte, und muss bis zum Nachweise des Gegentheils angenommen werden, dass wenigstens der letztere in vollem Masse kompetent war und bei der 15 Minuten dauernden Galopprobe in 2 Fuss tiefem Sande die bez�gliche Untersuchung auf wissenschaft- licher Basis durchgef�hrt hat. Diese Zeit war mehr als ausreichend, das Kehlkopf-
pfeifen, auch wenn es nur in geringem Grade bestand, fest- zustellen. Der negative Befund, wie solcher vom Oberrossarzt K. bescheinigt wird, schliesst demnach das Vorhanden- gewesensein des Fehlers zur Zeit der Unter- suchung am 29. September 1893 aus. Wenn demgegen�ber in dem kl�gerischen Gutachten von
einem �Keime" gesprochen wird, und darauf ein �zeitweise" auch bei jener Untersuchung ev. noch nicht erkennbares |
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�Entwicklungsstadium" basirt werden will, so ist das nicht
wohl verst�ndlich: ein �Keim" des Kehlkopfpfeifens ist bis- lang von Niemandem nachgewiesen worden und ebensowenig ein �Entwicklungsstadium" desselben, sondern nur verschiedene Grade, welche davon abh�ngig sind, ob der N. recurrens ganz oder nur theilweise gel�hmt ist. Die Annahme eines �Keim-" oder �Entwicklungsstadiums"
des Kehlkopfpfeifens k�nnte sich nur auf ein �Entwicklungs- stadium" der Paralyse im Recurrens selber (oder an anderer bez�glichen Stelle des Nervensystens) beziehen, f�r solche fehlt aber bislang jeder Anhalt, da zur Zeit des Eintritts der L�hmung Ver�nderungen des Nerven absolut fehlen und nur nach langem Bestehen im Gefolge der Funktionsst�rung hervortreten. Es sind das unfruchtbare Theorien, denen jeder wissenschaftliche und forensische Werth abgeht. Selbstverst�ndlich sind solche Theorien nicht ausreichend,
unfassbaren Keimen oder Entwicklungsstadien einen be- stimmten Zeitraum von z.B. �mindestens 4 Wochen" anzuweisen, binnen welchem sie fr�hestens das Kehlkopfpfeifen zu Tage f�rdern k�nnten; mit weit mehr Recht k�nnte man ein Keim- resp. Entwicklungsstadium ev. bis zur Geburt, selbst bis zur Zeugung zur�ckdatiren, da die Recurrensl�hmung bekanntermassen erblich ist. Die alleinige Ursache des Kehlkopfpfeifens beider
hier fraglichen paralytischen Form ist die L�hmung des N. recurrens, welche die sofortige L�hmung der betr. Muskeln nach sich zieht, ohne dass zun�chst irgendwelche Ver�nderung an letzteren wahrnehmbar wird, solche folgt erst im weiteren Verlaufe wegen mangelnder Innervation. Mit dem Eintritt der Recurrensl�hmung tritt, der Ausdehnung derselben entsprechend, das Kehlkopfpfeifen verschieden- gradig, aber durch ordnungsm�ssige Untersuchung sofort erkennbar ein. Die Angabe des kl�gerischen Gutachters, �dass das
Kehlkopfpfeifen erst hervortrete, nachdem die Ver�nder- ungen des Kehlkopfes (also die Muskeldegeneration) einen h�heren Grad erreicht haben" � ist deshalb eine nicht zutreffende. In gleicher Weise ist auch seine weitere Beweisf�hrung, �dass man bei Pferden, die erst seit einigen Tagen die Krankheit ge�ussert haben und zuf�llig zu Grunde gingen, stets �ltere Ver�nderungen am Kehlkopf finde, deren Zustandekommen eine Frist von mehr als 4 Wochen erfordere � abgesehen davon, dass sie den thats�chlichen Verh�ltnissen nicht gen�gend Rechnung tr�gt � ungeeignet, |
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ein verborgenes Entwicklungsstadium nachzuweisen; es be-
weist das nur, dass die Nervenl�hmung bereits l�ngere Zeit be- stand und durch eine ordnungsm�ssige Untersuchung erkannt werden musste, wenn sie auch unter den Verh�ltnissen, un- ter welchen das Pferd lebte, noch nicht bemerkt worden war. Anderseits hat man daraus, dass das Kehlkopfpfeifen
6�9 Wochen nach Infektionskrankheiten beobachtet wurde, geschlossen, dass die Recurrensl�hmung mindestens 4 Wochen zu ihrer Entwicklung bed�rfe, ohne f�r solche Schlussfolgerung irgend einen Beweis beibringen zu k�nnen; man hat nur Theorien aufzu- stellen vermocht, die die M�glichkeit der Entstehung l�hmender materieller, aber bislang nichtnachgewiesener Ver�nderungen des N. recurrens eventuell erkl�rlich machen k�nnten. Soweit zur Zeit die Kenntniss der urs�chlichen Ver-
h�lt nisse der Recurrensl�hmung reicht, liegt kein Anhalt vor» aus welchem eine langsame Entstehung derselben ab- geleitet werden k�nnte. Selbst wenn man der Ansicht huldigt, dass der endlichen L�hmung des Nerven eine all- m�hlich zunehmende Schw�che oder sonst Etwas vorhergehe, w�rde man bez�glich der Bestimmung einer Zeit, welche die L�hmung zu ihrer Entstehung bed�rfe, auch nicht weiter kommen, weil kein Merkmal vorhanden ist, welches uns solche Schw�che- etc. Zust�nde enth�llen k�nnte, und weil unbasirte Theorien nicht als Unterlage dienen k�nnen. � Die Wissenschaft hat bislang den Nachweis einer
langsamen Entstehung der Recurrensl�hmung, also des Kehlkopfpfeifens, nicht erbracht, dagegen liegen un- umst�ssliche Nachweise des pl�tzlichen Entstehens der- selben in der Literatur vor, welche durch die Beobachtungen erfahrener Thier�rzte, die volles Vertrauen verdienen, sowie durch die meinigen best�tigt werden. Dass Nervenl�hmungen urpl�tzlich hervortreten
k�nnen, hat noch Niemand in Zweifel gezogen, nur bei dem Recurrens hat man eine Ausnahme eintreten lassen zu d�rfen geglaubt � doch ist man den Beweis schuldig ge- blieben. Man hat sich zu der Annahme einer langsamen Entstehung wahrscheinlich dadurch verleiten lassen, dass der Nerv recht oft, ja meistens nicht sofort in allen seinen Fasern gel�hmt wird, sondern nur partiell, und dass dem- entsprechend ein geringerer oder erheblicherer Grad des Kehlkopfpfeifens beobachtet wird, welcher sich nach Mass- gabe weiterer L�hmung bis dahin verschont gebliebener Fasern mit der Zeit verschlimmern kann � man hat die Fortentwicklung mit der Entstehung verwechselt. |
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Da die pl�tzliche L�hmung des ganzen Nerven und
dementsprechend sofortiges heftiges Kehlkopfpfeifen zu den weniger h�ufigen F�llen geh�rt, hat man die gew�hn- lichen F�lle, in welchen dasselbe geringgradig aufzutreten pflegt, auf ein nicht nachweisbares Entwicklungs- stadium zur�ckf�hren zu sollen geglaubt, ohne dadurch irgend etwas zur Kl�rung der Sache beitragen zu k�nnen. Der Nachweis einer langsamen Entstehung der
�ecurrensl�hmung, also des Kehlkopfpfeifens, ist daher bislang nicht gef�hrt, wohl aber ist ein urpl�tzliches Entstehen derselben nachgewiesen.� ad. 2. Die Frage, �unter welchen Umst�nden eine
pl�tzliche Entstehung stattfinde?" � kann nur dahin beantwortet werden, dass der Vorgang w�hrend der Funktion in gesunden Nerven, auch wenn man denselben auf elektrische Str�mung zur�ckf�hrt, nicht n�her bekannt ist, und dass die Wege, auf welchen die Funktion derselben pl�tzlich gehemmt werden kann � sobald materielle Ver�nderungen fehlen, unbekannt sind. Wir haben nur die Erfahrung, dass infekti�se, toxische
und rheumatische Einfl�sse � Erk�ltungen � und unbekannte Ursachen dieselben herbeif�hren k�nnen. Es ergibt sich aber aus dem Vorstehenden, dass eine
wissenschaftliche Erfahrung, nach welcher die Ent- stehung des Kehlkopfpfeifens einen Zeitraum �von mindestens 4 Wochen" beanspruche � nicht vorliegt, wohl aber, dass das Kehlkopfpfeifen jederzeit und zwar in jedem Grade urpl�tzlich entstehen kann. � |
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Erstes Obergutachten
der K�nigl. Techn. Deput. f�r das Veterin�rwesen
zu Ber 1 in.*)
Die zur Beantwortung gestellten Fragen lauteten:
�Ob das am 20. Oktober 1893 konstatirte Kehlkopfpfeifen
der Fuchsstute auf eine Erkrankung zur�ckzuf�hren ist,
welche bereits vor dem 29. September 1893 stattgefunden
hat?"
�ob �berhaupt die Krankheit, welche in der thier�rzt-
lichen Wissenschaft als Kehlkopfpfeifen bezeichnet wird,
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*) (cf. Heft 9 der Deutsehen Thier�rztl. Wochenschrift vom
2, M�rz 1895.) |
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bis zu dem Zeitpunkte, wo der Ton des Kehlkopfpfeifens
wahrgenommen werden kann, eine Entwicklung von mindestens 4 Wochen gebraucht?" und �ob dementsprechend im vorliegenden Falle mindestens
4 Wochen vorher die k�rperliche Ursache des sp�ter kon- statirten Kehlkopfpfeifens entstanden sein muss?" Gutachten.
Aus dem Fundberichte der Sachverst�ndigen H. und B.
geht hervor, dass die streitige Stute zur Zeit der Unter- suchung dieser Sachverst�ndigen am 20. und 23. Oktober 1893 mit dem sogenannten Kehlkopfpfeifen behaftet war. Nach dem Ergebniss der Beweiserhebungen muss angenommen werden, dass das streitige Pferd auch schon vor dieser Zeit die Erscheinungen des Kehlkopfpfeifens gezeigt hat; denn der Major Seh. hat bezeugt, dass er bereits im Anfange des Monats Oktober 1893, in tiefem, trockenem Sande neben der Stute reitend, von letzterer einen Ton geh�rt habe, welchen er f�r den charakteristischen Ton des Kehlkopfpfeifens hielt. Wenn wir ber�cksichtigen, dass berittene Offiziere im All-
gemeinen die Eigenth�mlichkeit des lauten Athemger�usches, welches beim Kehlkopfpfeifen auftritt, kennen und weiter in Erw�gung ziehen, dass der Zeuge S. Pr�ses einer Offizier- pferde-Kommission ist, so m�ssen wir nach Lage der Sache annehmen, dass bei der streitigen Stute bereits im Anfange des Monats Oktober das Kehlkopfpfeifen hervorgetreten ist. Hierzu kommt, dass auch dem Zeugen D. sehr bald nach
der Ankunft des Pferdes in J., auch vor der thier�rztlichen Untersuchung, aufgefallen ist, dass das Thier, wenn es an- gestrengt wurde, einen eigenth�mlichen pfeifenden Ton von sich gab. Das Kehlkopfpfeifen der Pferde wird mit sehr geringen
Ausnahmen durch die einseitige L�hmung eines Kehlkopf- nerven hervorgerufen; im Bezug auf das Zustandekommen die- ser L�hmung muss darauf hingewiesen werden, dass Nerven- l�hmungen im Allgemeinen nach den klinischen Erfahrungen und Ergebnissen diesbez�glicher Versuche sowohl pl�tzlich als auch allm�hlich entstehen k�nnen, je nach den Ur- sachen, welche die L�hmung bedingen. Nach den wissen- schaftlichen Erfahrungen liegt nun kein Grund zu der Annahme vor, dass der Kehlkopfnerv, dessen L�hmung die Erscheinungen des Kehlkopfpfeifens zur Folge hat, hinsichtlich der Zeitdauer der Ent- wicklung derL�hmung eine Ausnahmestellung gegen- �ber den �brigen gleichartigen Nerven einnimmt, |
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es muss vielmehr angenommen werden, dass auch in Frage
kommender Nerv unter Umst�nden schnell, unter anderen Umst�nden langsam gel�hmt werden kann. Die M�glichkeit einer pl�tzlichen Entstehung der L�hmung dieses Nerven, welche von einigen bestritten wird, wird unter Anderem da- durch bewiesen, dass man durch absichtliche Verletzung des Nerven im Stande ist, die L�hmung und damit das Kehl- kopfpfeifen pl�tzlich hervorzurufen. In diesem Punkte m�ssen wir daher der Ansicht des
Sachverst�ndigen G�nther beitreten und zugeben, dass unter Umst�nden das Kehlkopfpfeifen pl�tzlich entstehen kann. Eine solche pl�tzliche Entstehung des Kehlkopfpfeifens ge- h�rt aber zu den seltensten Ausnahmef�llen. Sie ist, an bestimmte, nur selten zu beobachtende urs�chliche Verh�ltnisse gekn�pft. Der Regel nach entwickelt sich die L�hmung des fraglichen Kehlkopfnerven und des hierdurch bedingten Kehlkopfpfeifens all- m�hlich. Es vergeht, wie wir im Gegensatze zu dem Sach- verst�ndigen G�nther bekennen m�ssen, nach der tier- �rztlichen Erfahrung in den gew�hnlichen F�llen ein Zeitraum von mindestens 4 Wochen, ehe die L�hmung des Nerven soweit vorgeschritten ist, dass das Kehlkopfpfeifen bei Anwendung eines bestimm- ten Untersuchungsverfahrens in die Erscheinung tritt. Nur ganz ausnahmsweise, im Anschluss an ge- wisse Krankheiten, oder im Gefolge gewisser Vergift- ungen ist beobachtet, dass sich die allm�hliche Entwicklung des Kehlkopfpfeifens bez�glich seiner k�rperlichen Ur- sachen in einer k�rzeren Frist als 4 Wochen vollzog. Im vorliegenden Falle haben die Beweisverhandlungen
keinen Anhaltepunkt(P) daf�r erbracht, dass nach der�eber- gabe bei dem streitigen Pferde bemerktes Kehlkopfpfeifen eine ausnahmsweise schnelle Entstehung gefunden hat. Die Sach- verst�ndigen H. und R. haben bei der hier fraglichen Stute, als sie dieselbe am 20. Oktober 1893 untersuchten, ausser dem Kehlkopfpfeifen keine krankhaften Erscheinungen wahr- genommen. R. gab bei seiner Vernehmung am 1. Oktober 1894 noch besonders an, dass das Pferd keinerlei Symptome einer �usseren oder inneren Erkrankung gezeigt habe. Ferner bekunden die Zeugen H., � und D. �bereinstim-
mend, dass das im Streit befindliche Pferd in der Zeit vom 5. Oktober 1893, dem Tage der Ankunft in J., bis zur thier- �rztlichen Feststellung des Kehlkopfpfeifens den Eindruck v�lliger Gesundheit, beziehungsweise einen guten, gesunden Eindruck gemacht habe, frisch und munter gewesen sei, nicht ungew�hnlich geschwitzt und auch nicht gehustet habe. Der 6
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Zeuge H. gab ausserdem noch an, dass an dem Pferde �usser-
liche Verwundungen nicht wahrnehmbar gewesen seien, und Zeuge D., dass das Thier eine ganz besondere Fresslust ge- zeigt und seinen Stallgenossen gern das Futter weggefressen habe. Hiernach ist anzunehmen, dass das Pferd in der Zeit
zwischen der Ankunft in J. und der Feststellung des Kehl- kopfpfeifens an einer Krankheit nicht gelitten hat, welche das Kehlkopfpfeifen h�tte zur Folge haben k�nnen. Ebensowenig ist durch die aktenm�ssige Feststellung ein
St�tzpunkt daf�r gegeben, dass das streitige Pferd in Folge einer Vergiftung das Kehlkopfpfeifen erworben haben k�nne. Eine derartige Entstehungsursache ist vielmehr in Anbetracht des Umstandes, dass nur die streitige Fuchsstute, nicht aber auch das zweite vom Beklagten an den Kl�ger verkaufte Pferd, beziehungsweise die anderen Pferde, welche unter den- selben Verh�ltnissen gehalten wurden, wie das streitige, Kehl- kopfpfeifen zeigten, im vorliegenden Falle mit Bestimmt- heit auszuschliessen. Da nun ferner das fragliche Pferd nach der eidlichen
Bekundung des Beklagten, sowie nach den Behauptungen des Beklagten, welche auf das Zeugniss des Rossarztes H., der Unteroffiziere H. H. Gr., des Wachtmeisters K. und der Ar- tilleristen J. und Th. gestellt sind, auch vor der Abliefe- rung in J. keine Erkrankung gezeigt hat, welche mit dem sp�ter nachgewiesenen Kehlkopfpfeifen in Ver- bindung gebracht werden k�nnte, so muss gefolgert werden, dass sich bei dem streitigen Pferde das Kehlkopf- pfeifen in der gew�hnlichen Weise allm�hlich ent- wickelt hat und dass die dem Kehlkopfpfeifen zu Grunde liegende Nervenl�hmung mindestens 4 Wochen vor dem Auftreten des Kehlkopfpfeifens in der Entwickelung begriffen gewesen ist. Das Kehlkopfpfeifen ist bei dem streitigen Pferde, wie
wir bereits ausgef�hrt haben, schon im Anfange Oktober 1893 wahrgenommen worden. Mithin muss nach den obigen Dar- legungen auch angenommen werden, dass die Erkrankung, auf welche das Kehlkopfpfeifen im vorliegenden Falle zur�ckzu- f�hren ist, in der Entwickelung schon vor dem 29. Sep- tember 1893 zugegen war. Diese Schlussfolgerung wird dadurch nicht widerlegt, dass
weder der Kl�ger noch der Beklagte noch die von dem Be- klagten vorgef�hrten Sachverst�ndigen (H. und S.) und die Zeugen (H. H. G. K. J. Th.) bei dem streitigen Pferde vor dem 29. September 1893 Kehlkopfpfeifen geh�rt haben, denn das Kehlkopf pfeifen tritt im Anfange der Entwickelung |
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der Nervenl�hme, wie schon dargelegt wurde, nicht
immer hervor. Aus diesem Grunde streitet auch der von dem Sachverst�ndigen K. am 29. September 1893 erhobene Befund nicht gegen unsere Annahme; obwohl die Art der K.'schen Untersuchung geeignet war, um bereits nachweisbares Kehlkopfleiden zur Wahrnehmung zu bringen. Hiernach geben wir das erforderte Gutachten ab, wie
folgt: Gutachten:
1. Es ist nach Lage der Sache anzunehmen,
dass das von dem Oberrossarzt H. am 20. Oktober 1893 konstatirte Kehlkopfleiden (Pfeifen) der Fuchs- stute auf eine Erkrankung des Pferdes zur�ckzu- f�hren ist, welche bereits vor dem 29. September 1893 bestanden hat. 2. Das Kehlkopfpfeifen kann ausnahmsweise
in kurzer Zeit auftreten, in der Regel bedarf aber die dem Kehlkopfleiden zu Grunde liegende Erkrankung bis zum Zeitpunkte, wo das Kehl- kopfpfeifen wahrgenommen werden kann, zu ihrer Entwicklung eines Zeitraumes von min- destens 4 Wochen. Berlin, den 7. Januar 1895.
Die K�niglich Technische Deputation f�r das
Veterin�rwesen. (folgen die Unterschriften s�mmtlicher Mitglieder excl. der
Di eck erhoff's). Kritik
des ersten Obergutachtens der Technischen
Deputation f�r das Veterin�rwesen zu Berlin.*) Der Schwerpunkt dieses Obergutachtens liegt in der
Behauptung, dass die L�hmung des Recurrens ein Ent- wicklungsstadium durchzumachen habe und dass dieses mindestens 4 Wochen Zeit in Anspruch nehme, bevOi die L�hmung soweit gediehen sei, dass das Kehlkopfpfeifen in Folge derselben e r k e n n b a r hervortrete. Rationelle Gr�nde f�r diese Behauptung sind weder in dem Gutachten der Technischen Deputation und Dieckerhoffs noch in |
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*) (cf. Nr. 9 der Deutschen Thier�rztl. Wochenschr. 2. M�rz 1895).
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den Arbeiten M � 11 e r's (Kehlkopfpf. d. Pf.) und in dem von
Eggeling in der rubr. Streitsache abgegebenen Privat- Gutachten oder sonst irgendwo beigebracht. Dieckerhoff ignorirt in seinem Gutachten, welchem
sich Eggeling in allen St�cken anschliesst, bei seiner Be- weisf�hrung den Antheil des Recurrens an dem Zustande- kommen des Kehlkopfpfeifens vollst�ndig und basirt seine Beweisf�hrung auf ganz irrelevante Folge- erscheinungen der Recurrensl�hmung. Die Muskeldegeneration hat aber mit dem Kehlkopfpfeifen ab- solut gar nichts zu schaffen, sondern ausschliesslich die L�hmung, wie dadurch nachgewiesen wird, dass nach dem Abschneiden des Recurrens trotz v�llig intakter Muskeln das Kehlkopfpfeifen sofort � also erkenn- bar � auftritt. Die Nervenl�hme resp. das Kehlkopfpfeifen ist also in
solchen F�llen, wie sie Dieckerhoff anf�hrt, schon lange vor der Zeit, als es erkannt wurde, vorhanden gewesen, wenn es auch wegen nicht vorgenommener sach- kundiger Untersuchung bis dahin verborgen geblieben war � durch ein Nichterkennen vorhandener L�hmung kann aber logischerweise ein Entwicklungs- stadium nicht begr�ndet werden! Auch Professor M�ller scheint der Ansicht jener beiden
Professoren zu huldigen, er sagt in seiner Brosch�re �ber das Kehlkopfpfeifen der Pferde pg. 15, dass nach Durch- schneidung des N. laryng. sup. 6 Wochen sp�ter s�mmtliche Kehlkopfmuskeln der betr. Seite, �atrophisch" und bei einem anderen Pferde 4^2 Monat nach der Operation �hoch- gradige Atrophie" derselben angetroffen wurde, dass aber trotzdem bei beiden Pferden bis kurz vor dem Tode die Abwesenheit des Kehlkopfpfeifens festgestellt sei!! M�ller verlangt also f�r das Zu- standekommen des Pfeifens noch mehr als 4x/2 Monat resp. mehr als hochgradige Atrophie!! Es kann, beil�ufig bemerkt, nur angenommen werden, dass seine Untersuchung nicht ausreichend war, um das vorhandene Kehlkopfpfeifen fest- zustellen, und dass �berhaupt eine T�uschung vorliegt. (Der N. laryng. sup. hat mit der Innervation der Kehlkopfmuskeln absolut garnichts zu schaffen!) (cf. Prof. Munk, Archiv f. wiss. und prakt. Th. Bd. XII 3). Uebrigens aber geht die Technische Deputation auf solche myopathische Beweisf�hrungen nicht weiter ein. F�r die Existenz eines Entwicklungsstadiums wird
weiter von Dieckerhoff (Diag. d. Kehlk. pg. 8) angef�hrt, dass er beobachtet habe, dass sich erst 6 resp. 9 Wochen |
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nach Ablauf der spez. Brustkrankheit der Fehler bemerkbar
machte und allm�hlich einen h�heren Grad erreichte, sowie dass Besitzer das Rohren bei den betreffenden Pferden erst 7�8 Wochen nach Beginn der Krankheit beim Reiten h�rten. Er schliesst hieraus, dass das Kehlkopfpfeifen einer Ent- wicklungszeit von mindestens 4 Wochen bed�rfe. Solche Thatsachen berechtigen aber durchaus nicht zu der Annahme eines Entwicklungsstadiums, also auch nicht einer mindestens 4 w�chigen Dauer desselben, da es einmal gar nicht feststeht, wie lange die Recurrensl�hmung vor- der Zeit, als sie erkannt wurde, bereits bestand, und weil dieselbe sehr wohl erst zu der Zeit, als das Kehlkopfpfeifen be- merkt wurde, eingetreten sein konnte: treten doch Recurrens- und andere Nervenl�hmungen bei und nach Influenza pl�tzlich auf, sowie auch andere Nervenleiden selbst einige Wochen resp. einige Monate nach derselben pl�tzlich erscheinen und auch nach Vergiftung z. B. mit Lath. cicer, selbst bis zur 9. Woche, nachdem die Verab- reichung derselben aufgeh�rt hatte, pl�tzlich Kehlkopf- pfeifen hervortrat (cf. oben, Anmerkung), ohne dass am Recurrens oder den Kehlkopfmuskeln irgend welche Ver�nderung gefunden wurde. Die Behauptung Dieckerhof f's (Diag. pg. 9), dass keine
Thatsachen vorliegen, welche die Annahme einer pl�tzlichen Entstehung des Kehlkopfpfeifens rechtfertigen, ist von mir bereits als nicht zutreffend nachgewiesen und auch von der Technischen Deputation als begr�ndet nicht anerkannt. Auf Grerlach's und Bruckm�ller's �myopathische"
Formen des Kehlkopfpfeifens brauche ich wohl nicht n�her einzugehen, da ich deren Nichtexistenz bereits fr�her nachgewiesen habe (Jahresber. d. Th. z. H. 1871, pg. 105, und Deutsche Thier�rztl. Wochenschr. 1894, pg. 421) Nervenl�hmungen entstehen bekanntermassen entweder
in Folge materieller Aenderungen der Substanz oder in Folge anatomisch nicht nachweisbarer dynamischer St�rungen. Bei ersteren ist eventuell ein Entwicklungsstadium nachzuweisen, bei letzteren nicht. Makroskopischund mikroskopisch wahrnehmbare Aenderungen der Substanz treten bei letzteren immer erst nach l�ngerem Bestehen der Funktionsst�rung hervor und so findet man denn auch bei notorisch monatelangem Bestehen des Kehlkopfpfeifens und in Folge der Nervenl�hmung entstandener sehr hoch- gradiger Muskelatrophie recht oft noch keine Aenderung der Substanz des Nerven. Nun aber ist es einem jeden erfahrenen praktischen Thier-
arzte bekannt und wird das auch von den drei Mitgliedern |
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der TechnischenDeputation,ProfessorenDieckerhoff, M�ller
und Eggeling, den einzigen, denen eigene ausgiebigere, in thier�rztlicher Praxis oder Klinik, erworbene Erfahrung zur Seite stehen d�rfte, best�tigt werden, dass sich Nerven- l�hmungen bei Thieren nur ganz ausnahmsweise und sehr selten in Folge anatomischer Vorg�nge langsam entwickeln, dass dieselben vielmehr regel- m�ssig und ohne alle Vorbereitung urpl�tzlich hervortreten, sich also als dynamische s. g. Neurosen charakterisiren. Ich erinnere hier nur an die partiellen und centralen L�hmungen des Facialis, der oberen Halsnerven, einzelner St�mme des Plexus brachialis, des Cruralis und des Plexus sacralis etc. Dieser positiven Erfahrung entgegen nimmt die Technische
Deputation gleichwohl keinen Anstand zu behaupten, dass die Entstehung der Recurrensl�hme in der Regel und mit nur sehr seltenen Ausnahmen langsam erfolge und zu ihrer Entwicklung bis zum erkennbaren Kehlkopfpfeifen eines Zeitraumes von mindestens 4 Wochen bed�rfe! wiewohl sie mit vollem Rechte ausdr�cklich betont, dass sich der N. recurrens bez�glich des Vorkommens von L�hmungen hinsichtlich der Zeitdauer ihrer Entwicklung von anderen Nerven nicht unter- scheide! Bez�glich der Folgen der L�hmung macht sich
zwischen diesen und jenen nur der Unterschied geltend, dass sich die Funktionsst�rungen bei letzteren sofort durch Formver�nderungen zu Tage liegender K�rpertheile, resp. durch auffallende Unth�tigkeit der von denselben versorgten Muskeln offenbaren, w�hrend die vom Recurrens ver- sorgten Muskeln verborgen liegen und ihre ge- st�rte Innervation erst dann zu unserer Kenntniss gelangen kann, wenn eingeathmete Lufts�ulen so heftig auf den Aryknorpel dr�cken, dass dieser wegen m. w. gest�rten Leistung seiner Muskeln dem Druck nachzugeben gezwungen ist und in den Kehlkopf hinein gepresst wird. Wann und wie heftig solche Zust�nde eintreten, ist einmal davon abh�ngig, in welcher Ausdehnung der Nerv gel�hmt ist, und dann davon, in welchen Verh�ltnissen sich die Thiere befinden. Der Kehlkopf ist, selbst bei Recurrensl�hme, immer ge�ffnet, sein freier Raum gen�gt, eventuell durch die Bewegung des Aryknorpels der gesunden Seite, f�r gew�hnliches Luftbed�rf- niss, erst wenn letzteres gr�sser, resp. sehr gross wird, muss weitere Muskelth�tigkeit eingreifen; das ist besonders der Fall, wenn durch pl�tzliche und energische aus- |
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giebige Erweiterung des Brustkorbes eine f�r
die gegebenen Verh�ltnisse zu grosse Luft- s�ule mit Gewalt auf den Kehlkopf gepresst wird. Ob und wann die Folgen der Recurrens-
l�hmung wahrnehmbar werden, ist also von dem Auftreten dieses r�umlichen Missverh�ltnisses ganz ausschliesslich abh�ngig. Im Falle ausgedehnterer oder vollkommener L�hmung des
Nerven gen�gt schon eine etwas rasch eingesogene, wenn auch nicht bedeutende Lufts�ule, um den von Muskelkraft verlassenen Aryknorpel mit fortzureissen, und tritt dann das Kehlkopfpfeifen, namentlich bei jungen Pferden, bei welchen die Verbindungen des Aryknorpels noch keine be- sondere Rigidit�t erlangt haben, sofort hervor. K o m- p 1 e t e pl�tzliche L�hmung ist allerdings nicht h�ufig, sie ist aber bei und nach Infektionskrankheiten, Erk�ltungen, Lathyr. cicer., Lathyr. sativ. etc. und nach noch nicht n�her bekannt gewordenen Ursachen genugsam festgestellt. In der �berwiegenden Mehrzahl aller F�lle erfolgt die
Recurrens]�hmung zun�chst nur partiell, wie der patholo- gische Zustand der von ihm versorgten Muskeln nachweist. Je nach den Dienstanforderungen kann dann
das Kehlkopfpfeifen vielleicht erst l�ngere Zeit nach dem Entstehen der Recurrensl�hmungzu Tage treten, wird auch wohl wegen Indolenz oder Un- kenntniss der Pferdebesitzer �berh�rt, wiewohl dasselbe sofort durch eine ordnungsm�ssige Untersuchung erkannt sein w�rde. Man k�nnte vielleicht sagen, dass es sehr wohl denkbar
sei, dass anf�nglich nur ein so geringer Theil des Nerven gel�hmt werde, dass sich eine Funktionsst�rung der Muskeln noch nicht bemerkbar mache, und dass solches erst bei weiterem Fortschreiten der L�hmung eintrete. Denken kann man sich allerdings sehr vielerlei, aber nachweisen nicht, und darauf k�mmt es doch gerade an, wenn man, namentlich aber bei Rechtsstreiten, ein Entwick- lungsstadium als Basis einer langsamen Entstehung des Kehlkopfpfeifens heranziehen will. Eine L�hmung, die nicht nachweisbar ist, existirt weder wissen- schaftlich noch forensisch, eine Zur�ckdatirung kann nur auf positive Unterlage, nicht aber auf Hypothesen gest�tzt werden. Ist man nun wohl berechtigt, daraus, dass der Eintritt
der Recurrensl�hmung nicht sofort, wie bei anderen |
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Nervenl�hmungen in die Augen f�llt � auf ein minde-
stens 4 Wochen dauerndes Entwicklungsstadium zu schliessen und die Existenz desselben sogar als �wissenschaftliche E rf ahrung" (!) hinzustellen, w�hrend, wie auch die Tech- nische Depatation zugibt, die Recurrensl�hmung jederzeit pl�tzlich selbst im ganzen Umfange ent- stehen kann? Dazu liegt denn doch gar keine Be- rechtigung vor! Welches sind denn die Zust�nde dynamisch gel�hmter
Nerven, die eines Zeitraums von mindestens 4 Wochen bed�rfen, um endlich zur Funktionsst�rung zu f�hren? So lange diese nicht nachgewiesen sind, liegt auch keine Berechtigung vor, ein solches Entwicklungsstadium (einen paralytischen Keim [!!]) anzunehmen, zumal solches bei gleichen L�hmungen an- derer Nerven fehlt und deshalb auch von Niemandem be- hauptet wird. Fehlt aber ein Entwicklungsstadium der
Recurrensl�hmung, so fehlt dasselbe auch bez�g- lich desKehlkopfpfeifens, da dieses kein selbst�ndiges Leiden ist, sondern ausschliesslich durch die Recurrensl�hmung bedingt wird. Ist sonach die Unterlage, auf welcher sich das Ober-
gutachten der Technischen Deputation aufbaut, als eine un- erwiesene sogar mehr als k�hne Hypothese nachge- wiesen, so m�ssen auch die auf dieselbe gest�tzten weiteren Ausf�hrungen und Behauptungen von selber fallen, doch will ich auch diese einer weiteren Analyse nicht entziehen. Die Technische Deputation sagt: �Es sei nur ganz aus-
nahmsweise im Anschluss an gewisse Krankheiten oder in Folge von Vergiftungen beobachtet, dass sich die allm�hliche Entwicklung des Kehlkopfpfeifens be- z�glich seiner k�rperlichen Ursache in k�rzerer Frist als 4 Wochen vollzogen" und �dass die pl�tzliche Ent- stehung der Recurrens]ahme an bestimmte nur selten zu beobachtende urs�chliche Verh�ltnisse gekn�pft sei", und folgert weiter, �da sich das Pferd weder vor noch nach dem 29. Sep- tember 1893 jemals krank gezeigt habe, dass auch in diesem Falle das Kehlkopfpfeifen in der gew�hnlichen Weise lang- sam entstanden sein m�sse." Was man damit sagen will, �dass sich die allm�hliche
Entwicklung des Kehlkopfpfeifens bez�glich seiner k�rper- lichen Ursache in einer k�rzeren Frist als 4 Wochen voll- zogen", scheint mir nicht ganz klar. K�rperliche, also greifbare Ursachen fehlen bei dynamischen Nerven- l�hmungen zun�chst stets, sie sind bei auf anderen |
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Verh�ltnissen beruhenden Kehlkopfpfeifen vorhanden, um
solche handelt es sich aber nur ganz ausnahmsweise, und zwar bei etwa 4o/0 aller Pfeifer, in diesem Falle aber nicht. In fast allen F�llen von Recurrensl�hmen bilden dyna- mische Missverh�ltnisse den Ausgangspunkt des Leidens, jene d�rften deshalb auch hier wohl ganz ausge- schlossen bleiben. Bez�glich der urs�chlichen Verh�ltnisse des rascheren
Entstehens der Recurrensl�hme kann ich dem Gutachten leider auch nicht beipflichten. Die Technische Deputation behauptet, �dass das pl�tzliche resp. fr�here Auftreten des Kehlkopfpfeifens (vor 4 Wochen) nur ganz ausnahmsweise im Anschluss an gewisse Krankheiten oder in Folge gewisser Vergiftungen beobachtet werde." Diese Be- hauptung widerspricht der sehr bekannten Erfahrung, dass das Auftreten pl�tzlicher Recurrensl�hme geradeso, wie anderer Nervenl�hmungen, durchaus nicht an das Vor- handengewesensein gewisser Krankheiten oder Ver- giftungen gebunden ist, dass solche vielmehr in der bei Weitem �berwiegenden Mehrzahl aller F�lle ja fast immer bei bis dahin ganz gesunden, vorher nicht krank gewesenen Thieren auftreten, ohne dass man eine bestimmte Ursache nachweisen k�nnte�man bleibt dann auf die Annahme rheumatischer etc., also unbekannter Einfl�sse beschr�nkt. Mit der Behauptung, dass die pl�tzliche Entstehung
der Recurrensl�hmung an bestimmte urs�chliche Ver- h�ltnisse gekn�pft sei, eilt die Technische Deputation dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft weit voraus: eine n�here Bezeichnung derselben w�rde sehr erw�nscht sein. Bislang haben solche Behauptungen keinen Werth, sie k�nnen deshalb auch nicht als Beweismaterial benutzt werden. Die Argumentation des Gutachtens, dass deshalb, weil
ein pl�tzliches Entstehen hier nicht nachgewiesen sei(?!) und weil das Pferd nach dem 5. Oktober 1893 an keiner Krankheit gelitten hat, welche das Kehlkopf- pfeifen h�tte zur Folge haben k�nnen � die L�hmung die gew�hnliche langsame Entwicklung durchgemacht haben m�sse � entbehrt sonach jeder Begr�ndung, zumal letztere gar nicht nachzuweisen ist. Bez�glich der Vergiftungsfrage kann ich mich ganz kurz
fassen, da Jedermann weiss, dass zu einer Vergiftung immer eine gewisse Dosis erforderlich ist, die nach Individualit�t abweichen kann, und dass daraus, dass andere Pferde, die in demselben Stalle standen etc., nicht erkrankten, nicht |
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gefolgert werden kann, dass auch dieses nicht vergiftet sein
konnte � doch das hat ja in diesem Falle, wo eine Einwirkung von Gift gar nicht nachgewiesen ist, keine weitere Bedeutung. Schliesslich behauptet das Gutachten (gleich Diecker-
hoff), dass das Kehlkopfpfeifen im Anfange der Entwicklung der Nervenl�hme nicht immer hervortrete, und will damit beweisen, dass das negative Untersuchungsresultat der Offi- zierspferde-Kommission vom 29. September 1893 deshalb nicht gegen die Annahme streite, dass dieselbe bereits damals in der Entwickelung begriffen war; sie erkennt aber an, �dass diese Untersuchung geeignet war, bereits nachweis- bares Kehlkopfpfeifen zu erkennen." Woher weiss denn die Technische Deputation, dass das Kehl-
kopfpfeifen im Anfange der Entwicklung (?) der Nervenl�hme nicht immer hervortritt? Ist eine Entwicklung dynamischer Nervenl�hme trotz fehlender Funktionsst�rung schon jemals nachgewiesen? Woran erkennt sie denn die Gegenwart des Entwicklungsstadiums? Sind das vielleicht noch Nachkl�nge des myopathischen Standpunktes, oder der nicht zu erweisen- den Annahme, dass die Nervenl�hme zun�chst nur einen ganz irrelevanten Theil des Nerven treffe und sich deshalb noch nicht durch Funktionsst�rung �ussern k�nne? Jedenfalls bleibt auch diese Behauptung der Techni-
schen Deputation bislang ohne jede Begr�ndung, sie kann also auch nicht dazu dienen, den Werth des Untersuchungs- resultats vom 29. September 1893 in irgend einer Weise zu beeintr�chtigen. � Nach Lage der Akten steht fest, dass das Pferd a m
29. September 1893 mit dem Kehlkopfpfeifen noch nicht behaftet war, aber sp�ter an demselben litt; es muss deshalb, wie aus vorstehenden Er�rterungen erhellt, ange- nommen werden, dass die L�hmung des Recurrens erst nach dem 29. September 1893 entstanden ist. Die Gegenwart des Leidens am Lieferungstage, am 5. Ok- tober 1893, ist weder behauptet noch nachgewiesen, also kann auch nicht angenommen werden, dass es bereits zu dieser Zeit bestanden habe. � Zu der Annahme eines verborgenen Entwicklungs-
stadiums der Recurrensl�hmung �berhaupt undzuder einer mindestens 4 Wochen langen Dauer desselben, liegt nach vorstehenden Er�rterungen weder eine wissen- schaftliche noch eine durch die Erfahrung begr�n- dete Berechtigung vor, also auch nicht zu der Behauptung, dass das Kehlkopfpfeifen eines Zeitraumes von mindestens �4 Wochen bed�rfe, um erkennbar hervorzutreten. � |
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Zweites Obergutachten
der Technischen Deputation f�r das Veterin�rwesen
zu Berlin.*)
�In Bezug auf das von uns bereits abgegebene Gutachten
bemerken wir, dass wir auch ohne Zuziehung des Professor Eggeling zu keinem abweichenden Ergebniss gelangen. Prof. Eggeling war bei der Fassung des Gutachtens nicht betheiligt, sondern hat sich demselben lediglich durch Namen s- unterschrift angeschlossen. Wir verweisen daher hinsichtlich der Erledigung des Beweisbeschlusses vom 4. 7. 94. auf das schon erstattete Gutachten, welches wir in allen Punkten aufrecht erhalten. Dieses Gutachten erleidet auch bei Ber�cksichtigung der Ausf�hrungen des Beklagten in den Schrifts�tzen vom 17.2. und 27.3.95 und durch das Resultat der fortgesetzten Beweisaufnahme keine Aenderung. Insbesondere wiederholen wir, dass auch bei gegen-
w�rtiger Sachlage kein Anhaltspunkt daf�r vorliegt, dass in» dem gegebenen Falle das Kehlkopf pfeifen eine ausnahmsweise schnelle Entwicklung gefunden hat, und daher diese Art der Entwicklung des in Rede stehenden Leidens bei dem streitigen Pferde nach Lage der Akten als ausgeschlossen betrachtet werden muss, denn die Zeugen Habicht und Ditszum haben auch bei ihrer neuerlichen Vernehmung im Wesentlichen dieselben Thatsachen bekundet, wie bei der ersten. Die Behauptung des Beklagten, dass das Kehlkopfpfeifen bei der streitigen Stute nur einer sehr kurzen Entwicklungs- frist bedurft habe, beziehungsweise urpl�tzlich entstanden sei, findet somit in dem aktenm�ssigen Thatbestande keine St�tze, sondern wird durch denselben wider- legt. (!?) Die Annahme des Beklagten hinsichtlich der Aufnahme
von Giften als m�gliche Entstehungsursache des Kehlkopfpfeifens bei dem streitigen Pferde und die Be- hauptung, dass eine Verletzung oder L�hmung des zur�cklaufenden Nerven durch Schlag, Stoss oder Druck eintreten k�nne, ohne dass ausser lieh �berhaupt etwas wahrnehmbar sei, sind willk�rlich und k�nnen daher eine weitere Beachtung nicht beanspruchen. Aehnlich verh�lt es sich mit der Ansicht des
Beklagten �ber die Zur�ckdatirung des Kehlkopf- pfe�'ens in jenen F�llen, in welchen eine Allgemein- *) cf. (Nr. 35 der Deutschen Thier�rztl. Wochenschrift 1895.)
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erkrankung oder eine Erkrankung des den Nervus
recurrens umgebenden Gwebes nicht nachgewiesen ist. Wir haben bereits in unserem ersten Gutachten die Umst�nde angegeben, aus welchen wir die An- nahme ableiten mussten, dass das streitige Pferd bereits vor dem 29.9.93 mit dem Kehlkopfpfeifen, beziehungsweise dessen k�rperlicher Ursache be- haftet gewesen ist,(?) hiernach ist die Feststellung des Beginns des fraglichen Leidens genau auf den Tag, von welchem Beklagter in seinen Schrifts�tzen mehrfach spricht, unerheblich. Da auch die �brigen Ausf�hrungen des Be- klagten die Schlussfolgerungen unseres ersten Gutachtens nicht zu �ndern verm�gen, so geben wir das erforderte Gut- achten dahin ab: Gutachten:
�Das von uns bereits erstattete, Blatt 160
bis 173 der Akten befindliche Gutachten vom 7. Januar 1895 ist auch bei gegenw�rtiger Lage der Sache in allen Punkten aufrecht zu erhalten." Berlin, den 8. Mai 1895.
Die Kgl. Techn. Deputation f�r das Veterin�rwesen. (Folgen die Unterschriften s�mmtlicher Mitglieder mit
Ausschluss der Prof. Dieckerhoff, Eggeling und M�ller (cf. oben), letzerer war bei seinem Abg�nge aus dem Staats- dienste ausgeschieden, erstere beiden hatten bereits Privat- gutachten abgegeben und waren deshalb ausgeschlossen.) Kritik
des zweiten Obergutachtens der Deputation.*)
Die vorstehende zweite obergutachtliche Aeusserung der
Techn. Deputation gibt, abgesehen von den vorstehenden Aus- f�hrungen der Kritik des ersten Obergutachtens derselben, auf welche hier besonders Bezug genommen wird, zu nachstehenden Ausstellungen Anlass: Die Deputation behauptet, �dass eine schnelle Ent-
wicklung des in Rede stehenden Leidens bei dem streitigen Pferde nach Lage der Akten als ausgeschlossen be- trachtet werden m�sse, denn die Zeugen Habicht und Ditszum haben bei ihren neuerlichen Vernehmungen im Wesentlichen dieselben Thatsachen bekundet wie bei der ersten." |
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*) (cf. Nr. 35 der Deutschen Thier�rztl. Woclienachr. 1895.)
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Anmerkung. Der Zeuge Habicht hat bei dieser Ver-
nehmung nur bekundet: �Die in Rede stehende Fuchsstute wurde, als sie
nach J. kam, in den H.'sehen Pferdest�llen eingestellt, in denen unter anderen auch mein Pferd stand. Der Kl�ger unterstellte es meiner Aufsicht. Ich sah mehr- mals des Tages nach, ob das Pferd gut bedient wurde, beobachtete auch, wenn es im Hofe geputzt wurde, und besah es mir �usserlich genau, insbesondere, wenn ich es ritt. Eine Untersuchung auf innere Verletzungen habe ich nicht vorgenommen, da mir dazu die Sach- kenntniss fehlte, der Nervus recurrens ist mir bis jetzt ganz unbekannt gewesen." �Am Montage den 9.10.93 bin ich auf der Fuchs-
stute mit dem Major Seh. zusammengetroffen. Ich weiss, dass es an einem Montage in der ersten H�lfte des Oktober war, nach meiner Berechnung kann es kein anderer Tag als der 9. gewesen sein. Der Kl�ger war erst ganz kurze Zeit im Besitze des Pferdes, wie lange, kann ich nicht angeben." Auf Befragen des Anwalts des Beklagten gab der Zeuge noch an, �dass er das Pferd durch Betrachten (Betasten?) und Beklopfen nicht untersucht habe, ausser dass er etwa nach dem Reiten an den Beinen strich." (Die Aussage des Zeugen, Major Seh., ging bei seiner fr�heren Vernehmung dahin, dass er damals, als er neben dem Zeugen Habicht in tiefem trockenen Sande ritt, den Kehlkopfton geh�rt habe.) Zeuge Ditszum machte nachstehende Aussage:
�Ich habe die Fuchsstute �berhaupt nicht geritten, ich ritt aber �fters daneben, wenn der Kl�ger dieselbe ritt. Den pfeifenden Ton habe ich nur geh�rt, wenn sie an- gestrengt wurde, sowohl im Galopp als im Trab. Nach meiner Ansicht kam der Ton aus der Nase und nicht aus dem Maule, doch bin ich dazu nicht sachverst�ndig genug, um das beurtheilen zu k�nnen Ob ich den Ton bereits vor oder erst nach dem 12.10.93 wahrgenommen habe, ist mir nicht bekannt. Dem Kl�ger habe ich von meiner Beobachtung nicht sofort, sondern erst nach einer gewissen Zeit Mittheilung gemacht, n�her kann ich die Zeit nicht bestimmen." Begr�ndet wird die Ausschliessung eines raschen
Entstehens des Leidens durch diese Aussagen also nicht; ebenso wenig haben die Akten irgend einen sonstigen Anhaltspunkt f�r solche Ausschliessung ergeben, wie auch nicht f�r die Annahme, dass sich das Leiden bei der Stute langsam entwickelte; sie enthalten in beiden Beziehungen |
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keine einzigen weiteren Angaben, als die durchaus
willk�rliche Behauptung Dieckerhoff's, Eggeling's und der Deputation, �dass die Entwicklung des Kehl- kopfpfeifens, bis zur Erkennbarkeit, eines Zeit- raumes von mindestens 4 Wochen bed�rfe", eine Be- hauptung, die, trotz wiederholter �ffentlicher Auf- forderung, bislang ohne die allergeringste Begr�ndung ge- lassen worden ist. Die Behauptung der Deputation, dass nach Lage
der Akten eine schnelle Entstehung des Kehlkopfpfeifens als ausgeschlossen betrachtet werden m�sse, entspricht deshalb dem aktenm�ssigen Thatbestande nicht! Es d�rfte Pflicht der Deputation sein �den Wortlaut der Akten" zu ver�ffentlichen, auf welchen sich diese ihre Be- hauptung gr�ndet. Mir hat es trotz grosser Aufmerksamkeit nicht gelingen wollen, in denselben auch nur den allerge- ringsten Anhalt daf�r aufzufinden. Ebenso wenig haltbar erscheint auch die Annahme
der Deputation: �die Behauptung des Beklagten, das Kehl- kopfpfeifen habe bei der Stute nur einer sehr kurzen Ent- wicklungszeit bedurft, beziehungsweise sei urpl�tzlich ent- standen, finde in dem aktenm�ssigen Thatbestande keine St�tze, werde vielmehr durch denselben widerlegt" (!!) Aktenm�ssig ist festgestellt, dass das streitige
Pferd, so lange es im Besitze des Beklagten war, niemals am Kehlkopfpfeifen litt, und dass es auch bei der am 29.9.93, dem Tage des Handelsabschlusses, ad hoc vorgenommenen sachverst�ndigen Untersuchung, deren Exaktheit von Niemandem bestritten worden und von welcher die Deputation in ihrem ersten Obergutachten sagt, �dass sie geeignet war, um bereits nachweisbares Kehlkopfpfeifen zur Wahrnehmung zu bringen" � v�llig frei vom Kehlkopfpfeifen gefunden worden ist. Das Leiden wurde zuerst am 9. 10. 93 beobachtet und am 20. 10. 93 durch thier�rztliche Untersuchung festgestellt. Ich frage nun, was verlangt denn die Deputation sonst
noch an Nachweisen f�r eine rasche Entwicklung des Kehlkopfpfeifens? Existirt �berhaupt ein nicht nachweis- bares Kehlkopfpfeifen? Hat die Deputation ein solches jemals wahrgenommen, oder ist das nur ein Phantasiegebilde? Ich wiederhole: In dem aktenm�ssigen Thatbestande
findet sich auch nicht ein einziges Wort, welches gegen eine schnelle Entwicklung des Leidens bei dem streitigen Pferde spricht, oder eine langsame Ent- |
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stehung auch nur entfernt vermuthen lassen k�nnte!
Wie die Deputation Angesichts solchen Sachverhaltes be- haupten kann, dass durch den aktenm�ssigen That- b est and die Annahme einer sehr kurzen Entwicklungs- frist, beziehungsweise eines urpl�tzlichen Entstehens � keine St�tze finde, sondern sogar widerlegt werde � ist v�llig unerfindlich. Ferner: Die Annahme des Beklagten hinsichtlich der
Aufnahme von Giften als Entstehungsursache des Kehlkopf- pfeifens bei streitigem Pferde und die Behauptung desselben, �dass eine Verletzung oder L�hmung des Recurrens durch �ussere Einwirkung, ohne dass �usserlich �berhaupt etwas wahrnehmbar sei, entstehen k�nne," bezeichnet die Depu- tation als �willk�rlich" und versagt ihnen des- halb jede weitere Beachtung. Thats�chlich kann die Recurrensl�hmung nach solchen
Ursachen pl�tzlich entstehen (cf. oben und Gerichtl. Thier- heilkunde, Ger lach etc.); ob sie in diesem Falle eingewirkt haben oder nicht, ist allerdings nicht nachzuweisen. Wenn aber die Deputation �willk�rlichen" Be-
hauptungen mit Recht jeden Werth abspricht, wie kann sie dann verlangen, dass ihren eigenen will- k�rlichen Behauptungen, denen, trotzdem ihnen eventuell die Bezeichnung �wissenschaftliche Er- fahrung"^) beigegeben wird, bislang auchnicht die allergeringste Begr�ndung zur Seite steht � ein gr�sserer Werth beigemessen werde und dass _ sie sogar dem Richter als Unterlage zur Entscheidung von Rechtsstreiten dienen sollen?! Die Ansicht des Beklagten �ber die Zur�ckdatirung des
Kehlkopfpfeifens stellt sie mit dem vorstehenden Passus auf gleiche Linie und beruft sich bez�glich der Widerlegung derselben, statt der bei diesem Kardinalpunkt der ganzen Kontroverse allein, aber dringend gebotenen Angabe von Gr�nden � auf die bereits widerlegten willk�rlichen Behauptungen ihres ersten Gutachtens, ja sie geht jetzt sogar noch einen Schritt weiter und behauptet� dem aktenm�ssigen Thatbestande also geradezu widersprechend �, dass das streitige Pferd bereits am 29.9.93 mit dem Kehl- kopfpfeifen, beziehungsweise dessen k�rperlicher Ursache behaftet gewesen sei! Es ist h�chst bedauerlich, dass die h�chste Instanz,
trotzdem ihre, denen des Herrn Professor Dr. Di eckerhoff konformen Behauptungen als total haltlos und irrig �ffentlich nachgewiesen sind, auf ihrem Standpunkte |
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beharrt und ihre Behauptungen kraft h�chster In-
stanz durchzudr�cken versucht, ohne trotz wieder- holter �ffentlicher Aufforderung auch nur ein einziges Wort wissenschaftlicher Begr�ndung vorzubringen, oder vor- bringen zu k�nnen! � Anmerkung. Das Prozessgericht hat in dieser Sache am 15. Juni
1895 nachstehendes Urtheil verk�ndet: Urtheil erster Instanz.
Kl�ger wird mit seiner Klage abgewiesen und
werden ihm die Kosten des Rechtsstreites zur Last gelegt. Gr�nde.
Der Antrag des Kl�gers geht auf Verurtheilung des Beklagten zur
R�ckzahlung des Kaufpreises von 2000 Mk. nebst 5 °/° Zinsen seit 1. November 1893 gegen R�ckempfang der Fuehsstute in J. als Ort der Uebergabe. Zur Begr�ndung dieses Antrages behauptet der Kl�ger, dass die Stute schon vor der Uebergabe an ihn mit dem Fehler der D�mpfig- keit (das Kehlkopfpfeifen ist eine Art der D�mpfigkeit) behaftet gewesen sei. Zwar habe er diesen Fehler erst nach der Uebergabe festgestellt, beziehungsweise feststellen lassen, doch sei nach Anhang § 14 zu 205 f. 11, A. L. R. zu vermuthen, dass dieser Fehler schon vor der Uebergabe, welche der Kl�ger auf den 5.10.93 setzt, vorhanden gewesen sei. Habe er auch erst durch sein Schreiben vom 21.10.93 dem Beklagten (diesem am 24.10.93 zugegangen) das Vorhandensein des Kehlkopfleidens mit- getheilt, so sei doch die Frist des § 200 gewahrt, da die Untersuchung �ber den Zeitpunkt der Entstehung dieser Krankheit auch noch nach dem 22.10. sehr wohl erfolgen konnte. Dieser Ansicht der Wahrung seitens des Kl�gers
konnte nicht beigetreten werden. Zun�chst ist dem Pr�judiz des fr�heren Obertribunals folgend,
daran festgehalten, dass der § 200 a. a. O. sich auch auf Anhang § 14 bezieht. Da weiter der Kl�ger die Stute erst am 22.23.10 durch den Ross-
arzt R. und Oberrossarzt H. hat untersuchen lassen, w�hrend der Kl�ger, wie aus dessen Briefen vom 11. und 22.10. zu entnehmen ist, das Kehl- kopfpfeifen bereits am 12.10. erkannt hatte, so ist unter Ber�cksichtigung, dass nach dem Gutachten des Professor G�nther wie nach dem Gut- achten der Techn. Deputation zu Berlin � nach der Ansicht des ersteren das Kehlkopfpfeifen auch pl�tzlich, nach der Ansicht des letzteren in kurzer Zeit auftreten kann � ein 8t�giges Warten, wie es Seitens des Kl�gers geschehen ist, eine S�umniss, durch welche der Kl�ger die Ver- muthung aus § 14 Anhang verloren hat. Der Kl�ger hat deshalb den Beweis zu erbringen,
dass das Pferd schon zur Zeit der Uebergabe an ihn mit dem Kehlkopf leiden behaftet, bezw. der Krank- heitsgrund schon vor der Uebergabe imThiere vor- band o n w a r. (§ 203 a. a. O. und Entschd. des fr�heren Obertribunals vom 17. November 1891.) Diesen Beweis hat der Kl�ger durch das Gutachten des Prof.
Dr. Dieckerhoff und der Techn. Deputation f�r das Veterin�rwesen zu Berlin angetreten, und der Beklagte hat durch das Gutachten des Oberrossarzt K. und des Prof. G�nther den Gegenbeweis angestrebt. Auf die an die Sachverst�ndigen nach den Beweisbeschl�ssen vom
30.12.93 und 4.7.94 gerichteten Fragen haben geantwortet: |
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1. Prof. Dr. Dieck erhoff:
�Die Krankheit des Kehlkopfpfeifens, wie solche vom Oberrossarzt
H. und dem Rossarzt R. nach deren Attest vom 26. Oktober 1893 bei dem streitigen Pferde festgestellt ist, bedarf zu ihrer Entwicklung eines Zeitraumes von mindestens 4 Wochen." 2. Prof. G�nther:
�Es kommen F�lle vor, in welchen das Kehlkopfpfeifen f�r seine
Entwicklung bis zur �usseren Erkennbarkeit einer nachweisbaren Frist �berhaupt nicht bedarf, dasselbe kann vielmehr jederzeit urpl�tzlich und zwar in jedem Grade erkennbar hervortreten; die Bedingungen, unter welchen solch pl�tzliches Hervortreten statt hat, sind nicht genau zu pr�zisiren." 3. Technische Deputation f�r das Veterin�rwesen
zu Berlin: �Es ist nach Lage der Sache anzunehmen, dass das von dem Ober-
rossarzt H. am 20. Oktober 1893 konstatirte Kehlkopfleiden (Kehlkopf- pfeifen) der Fuchsstute auf eine Erkrankung des Pferdes zur�ckzuf�hren ist, weiche bereits vor dem 29.9.93 bestanden hat." �Das Kehlkopfpfeifen kann ausnahmsweise in kurzer Zeit auftreten.
In der Regel bedarf aber die dem Kehlkoijfleiden zu Grunde liegende Erkrankung bis zu dem Zeitpunkte, wo das Kehlkopfpfeifen wahrge- nommen werden kann, zu ihrer Entwicklung eines Zeitraumes von mindestens 4 Wochen." Auf Grund dieser Gutachten ist das Gericht zu der Ansicht ge-
kommen : 1. Die Behauptung des Kl�gers, dass in der Regel die dem Kehl-
kopfpfeifen zu Grunde liegende Erkrankung bis zu dem Zeit- punkte ihrer �usseren Erkennbarkeit eines Zeitraumes von min- destens 4 Wochen bedarf und dass das Kehlkopfpfeifen nur aus- nahmsweise in kurzer Zeit auftrete � ist wissenschaftlich nicht unanfechtbar.
2. Im vorliegenden Falle hat der Kl�ger dadurch, dass derselbe
nach Erkennen des Kehlkopfleidens 8 Tage hindurch (vom 12. Ok- tober. Tag seiner Wahrnehmung des Leidens, bis 20. Oktober, Untersuchung durch Oberrossarzt IT.) die Stute Weder in sorg- f�ltiger, sachverst�ndiger Pflege gehalten hat, noch �berhaupt thier�rztlich hat. untersuchen lassen � sich ausser Stand gesetzt, ausreichende St�tzpunkte daf�r zu beschaffen, ob das Kehlkopf- leiden auf chronischer oder akuter Erkrankung beruht. � Auch die Technische Deputation f�r das Veterin�rwesen
kommt nur nach Lage der Sache zu der Annahme, dass das am 20. Oktober konstatirte Kehlkopfleiden auf eine Erkrankung zur�ckzuf�hren ist, welche bereits vor dem 29. September 1893 (Tag der Uebergabe nach Behauptung des Beklagten) bestanden hat. Die Lage der Sache ist jedoch durch die eben zu 2 erw�hnte S�umniss des Kl�gers nicht derartig zureichend festgestellt, um den dem Kl�ger obliegenden Beweis f�r erbracht zu erachten, dass das Kehlkopf- leiden oder auch nur der Grund dieser Krankheit in dem Thiere schon vor dem 29. September oder 5. Oktober vorhanden war.....
.....Nimmt man indessen auf Grund der Sch.schen Aussage an,
dass die Stute am 9. 10. mit dem Kehlkopfleiden behaftet war, so ist
doch nicht ausgeschlossen, dass sich das Kehlkopfleiden in der Zeit vom 7. Oktober ab akut entwickelt hat. Es ist hier zu beachten, dass der Kl�ger am 7. Oktober dem Be-
klagten mittheilte, nicht nur, dass die Pferde gut angekommen, sondern auch, dass sie gestern und heute sehr gut gegangen sind. Beachtet |
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man weiter, dass die Pferde am 29.9.93 zu E. von dem Oberrossarzt K.
im Beisein der �brigen Mitglieder der Offizierpferde-Kommission auf das Genaueste, speziell auch auf Kehlkopfleiden, untersucht worden sind, und besonders diese Stute in einer Art, welche nach der Erkl�rung der Technischen Deputation etc. geeignet war, ein bereits nachweisbares Kehlkopfpfeifen zur Wahrnehmung zu bringen, so ist die Annahme einer akuten Entwicklung
nicht ausgeschlossen.
Das Kehlkopfleiden entwickelt sich nach dem Gutachten des Prof.
G�nther pl�tzlich, ohne dass die Bedingungen, unter welchen solch pl�tzliches Hervortreten des Leidens statt hat, sich genau pr�zisiren lassen. Dieser Sachverst�ndige sagt weiter: �Die Erkennbarkeit des Kehlkopfleidens tritt bei sachgem�sser Untersuchung in jedem Grade hervor." Dass die K.sche Untersuchung am 29.9.93 nicht sachgem�ss gewesen sei, diese Annahme ist ausgeschlossen: das Pferd ist bei dieser Untersuchung am 29.9.1893 mit herangenommenem (beigez�umtem) Kopfe �ber '/* Stunde in 2 Fuss tiefem, frisch aufgesch�ttetem Sande galoppirt worden, ein verd�chtiges Kehlkopfger�usch ist nicht bemerkt worden. Stellt man hierzu das vom Beklagten angezogene Rostocker Gut-
achten des Prof. Dr. Dieckerhof'f, welches lautet: �Der abnorme Ton (des Kehlkopfpfeifens) wird bei vielen Kehlkopf-
pfeifern im ersten Krankheitsstadium und oft mehrere Monate selbst 1�2 Jahre hindurch nur dann hervorgerufen, wenn die Pferde mit heran- gezogenem (beigez�umtem) Kopfe in anstrengender Galopbewegung ge- braucht werden/ � so befremdet die Annahme der mindestens 4-w�chent- lichen Entwicklungsfrist in vorliegendem Falle um so mehr, als die Feststellung des Kehlkopfpfeifens durch den Zeugen Seh. am 9.10.93, durch den Kl�ger selber am 12. cj. und des hochgradigen Kehlkopf- pfeifens durch H. und B. am 20. und 23. Oktober, somit in einen Zeit- raum f�llt, welcher nach der Ansicht des Prof. Dr. Dieckerhoff, wie der Technischen Deputation zu Berlin nicht in dem ersten Krank- heitsstadium liegt. Auch der Prof. G�nther verwirft die Annahme der mindestens
4-w�chigon Entwicklungsfrist. Dass seine Ansicht eine unwissenschaft- liche sei, zu dieser Annahme konnte der Richer nicht gelangen, auch die G�nther'sche Ansicht beruht auf Beobachtungen aus der Erfahrung. Im vorliegenden Falle bietet die Sachlage so wenig brauchbare,
bezw. zuverl�ssige St�tzpunkte, dass sich die richterliche ueberzeugung nicht dahin festsetzen konnte, dass eine pl�tzliche Erkrankung der Stute ausgeschlossen sei. Dass entgegen der landrechtlichen 4-w�chentlichen Entwicklungs-
frist andere deutsche Gesetzb�cher weit k�rzere Fristen stellen, sei nebenbei bemerkt. Aus diesen Gr�nden ist der dem Kl�ger obliegende Beweis, dass
die Fuchsstute schon zur Zeit der Uebergabe an den Kl�ger � mag die Uebergabe am 29.9. oder erst am 5.10.93 erfolgt sein � mit dem Kehlkopfleiden behaftet gewesen ist, f�r gef�hrt nicht erachtet worden. Solange dieser Beweis nicht gef�hrt ist, gilt die Krankheit erst nach der uebergabe entstanden. Die Klage war daher abzuweisen und dem Kl�ger nach § 87 C.P.O.
die Kosten des Verfahrens aufzulegen. K�nig 1. Amtsgericht zu T.
gez. B. |
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Gegen dieses Urtheil hat Kl�ger Berufung beim Landgerichte ein-
gelegt; die darauf ergangene Gerichtsentscheidung lautet wie folgt: Die mir jetzt zugegangene Entscheidung der IL Instanz
in Sachen B./W. lautet wie folgt: Der Beklagte wird verurtheilt:
a. dem Kl�ger die von demselben am 29. September
1893 zu E. verkaufte Fuchsstute Preciosa in J. ab- zunehmen und an den Kl�ger 2000 Mk. nebst 5°/o Zinsen seit dem 2. Dezember 1893, als dem Tage der Klagezusl allung, zu zahlen; b. die Kosten des Rechtsstreites zu tragen.
Gr�nde:
.... Der Beklagte hat auch noch ein weiteres schrift-
liches Gutachten des Geheimen Medizinalraths, Direktors der Thier�rztlichen Hochschule a. D. zu Hannover, Professors K. G�nther vom 2. Dezember 1895 (Promemoria),*) dessen Unterschrift beglaubigt ist, vorgelegt, in dem dieser Sach- verst�ndige seine schon in erster Instanz aufgestellte Ansicht von der M�glichkeit des urpl�tzlichen Entstehens der hier in Rede stehenden Pferdekrankheit, der D�mpfigkeit, eingehend begr�ndet hat und hat beantragt, n�thigenfalls noch ein Gut- achten der thier�rztlichen Hochschule zu Hannover und der Veterin�rdeputationen zu Dresden, M�nchen und Stuttgart zu erfordern. Das Berufungsgericht h�lt durch das Gutachten
der K�nigl. Techn. Dep. f�r das Veterin�rwesen zu Berlin vom 8. Mai 1894 und 7. Januar 1895 zu seiner Ueberzeugung f�r dargethan, dass das vom Beklagten an den Kl�ger am 29. September 1893 verkaufte Pferd, das am 23. Oktober 1893 als unzweifelhaft d�mpfig befunden worden ist, den Keim dieser Krankheit bereits vor diesem Zeitpunkte in sich getragen hat; mindestens ist bei der wissenschaftlichen Bedeutung, die diesen Gut- achten beizulegen ist, nach dessen Inhalt der nach dem Zwischenurtheile vom 5. November 1895 dem Beklagten noch obliegende Beweis des Gegentheils diesem nicht gelungen, und es kommt deshalb der Anhang § 14 zu § 205 Allg. Landr., Theil I, Tit. 11, gegen ihn zur Anwendung, woraus sich ergiebt, dass er dem Kl�ger f�r die D�mpfigkeit aufkommen muss. |
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*) S. Deutsche Thier�rztl. Wochenschr. 1895 Nr. 50.
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Selbst durch die am 29. September 1893 von der Pferde-
kommission in Erfurt vorgenommene genaue Pr�fung des Pferdes auch auf D�mpfigkeit ist der Gegenbeweis nicht ge- f�hrt, wie ebenfalls nach den Gutachten der vorbenann- ten Beh�rde anzunehmen ist. Auch ist ein Verzicht des Kl�gers auf seine Rechte aus
der Gew�hr im Anschluss a,uf diese Pr�fung nicht nachgewiesen. Unter diesen Umst�nden kann es nicht darauf ankommen,
ob die Uebergabe des Pferdes rechtlich schon als am 29. Sep- tember oder erst am 5. Oktober 1893 erfolgt zu gelten habe, da nach dem Vorausgef�hrten die Entstehung der Krankheit in die Zeit vor dem 29. September f�llt. Der hinsichtlich einer ausdr�cklichen Verabredung �ber
die Art der Uebergabe vom Kl�ger dem Beklagten zuge- schobene, von ihm angenommene Eid ist deshalb unerheblich. Es musste deshalb der Beklagte, wie geschehen ist, zur Zur�ck- nahme des sich jetzt in J. befindlichen Pferdes und Heraus- zahlung des Kaufpreises ' von 2000 Mk. verurtheilt werden. Da ihm die Klage erst am 2. Dezember 1893 zugestellt ist, so ist er erst seit dieser Zeit im Verzug, wobei in Betracht kommt, dass erst durch die Zustellung der Klage der Be- klagte volle Gewissheit dar�ber erlangt hatte, dass die Vor- verhandlungen des Kl�gers mit ihm �ber die Zur�cknahme des Pferdes zur Erhebung eines rechtlichen darauf gerichteten Anspruchs des Kl�gers gef�hrt hatten, und geh�rig pr�fen konnte, ob dieser Anspruch beg�ndet sei. Anderweit hat aber dem Kl�ger das Pferd wegen seines
Fehlers keinen dienstlichen Nuzen gew�hrt*) und es kann deshalb der Beklagte, der dem Kl�ger das Pferd zur Verwendung im Milit�rdienste verkauft hatte, eine Aufrech- nung der seit dem 2. Dezember 1893 laufenden Zinsen des Kaufpreises gegen solchen Nutzen nicht verlangen.....
(Folgen die Unterschriften.)
Anmerkung. Durch diese Entscheidung wird dargethan,
dass sich das Landgericht verpflichtet h�lt, den Darlegungen der auch zur Abgabe massgebender Obergutachten eingesetzten Fachbeh�rde unbedingt Folge zu geben, indem es als ganz selbstverst�ndlich voraussetzen zu m�ssen glaubt, dass die h�chste veterin�rwissenschaftliche Instanz Preussens *) Bei der am 20. und 23.10.1893 vorgenommenen Untersuchung trat
das Kehlkopfpfeifen bereits nach 3 Minuten langer Galopprobe hervor. Nach der Zeit muss sich dasselbe wesentlich gebessert haben, denn der Kl�ger hat jezt dem Beklagten das Pferd, nachdem der Prozess entschieden war, trotzdem es nun fast 3 Jahre �lter geworden ist, f�r den Preis von 1300 Mk. von neuem abgekauft. lieber den Verlauf des Leidens bei diesem Pferde Authentisches zu erfahren, habe ich mich leider vergebens bem�ht. |
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in ihren Obergutachten dem gegenw�rtigen Standpunkte der
Wissenschaft voll Rechnung getragen haben m�sse und habe. Die technische Deputation erscheint demnach im Auge des Gerichts � unfehlbar! Die Entscheidung f�llt also auf die Deputation zur�ck,
sie k�nnte event. dazu beitragen, eine die Wissenschaft und die Rechtsprechung sch�digende Uebersch�tzung ihrer wissen- schaftlichen Bedeutung gross zu ziehen und sie bei Abgabe ihrer Obergutachten weniger vorsichtig zu machen, zumal, wenn ihre Gutachten, wie das bislang geschieht, nachdem sie von Richter und Rechtsanwalt (vielleicht auch von Parteien), also jedenfalls nur von nicht sachverst�ndigen Personen gelesen, von der Bildfl�che verschwinden; sie werden dadurch jeder �ffentlichen Kritik Sachverst�ndiger, welche Verirrungen wirksam entgegenarbeiten k�nnten, ent- zogen ! Welche Beh�rde Preussens erfreut sich gleich unkon-
trolirbarer und unantastbarer Aus�bung ihres Berufs? Selbst die h�chsten richterlichen Instanzen treten im �ffentlichen Interesse mit ihren Entscheidungen freiwillig an die Oeffent- lichkeit! Von einer zur Abgabe massgebender wissen- schaftlicher Obergutachten berufenen Fachbeh�rde sollte man doch im Interesse der Wissenschaft und der Rechtsprechung f�glich Gleiches erwarten, hat sie doch die gleiche Pflicht, durch gediegene Obergutachten aufkl�rend und belehrend im Kreise der Fachgenossen zu wirken; sehr viele Prozesse w�rden dadurch vermieden werden! In wissenschaftlicher Beziehung wird durch diese
Gerichtsentscheidung absolut gar nichts ge�ndert, auf der Deputation bleibt nach wie vor der Makel haften, dass sie f�r ihre, einer vernichtenden Kritik �ffentlich unterzogenen obergutachtlichen Behauptungen kein Wort wissenschaftlicher Rechtfertigung zu finden vermag. Die technische Deputation hat aber als h�chste Instanz
im Interesse der Wissenschaft und Rechtsprechung die heiligste Pflicht, die gegen ihre Obergutachten ge- richteten Angriffe in wissenschaftlicher Begr�ndung �ffent- lich zu widerlegen; thut sie das nicht, so k�nnte angenommen werden, dass sie sich ausser Stande f�hlt, ihre Behauptungen vor dem Auge der Wissenschaft aufrecht zu erhalten, dass sie aber gleichwohl kein Bedenken tr�gt, sich im Vollgef�hl ihrer hohen Staatsstellung �ber �solche Kleinigkeiten" hinwegzusetzen und sich als Selbstherrscherin der Wissen- schaft zu geriren, welche derselben willk�rlich Gesetze vorschreiben und ihrem Fortschritt hindernd ent- gegentreten kann und darf. |
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Sollte diese Anschauung zutreffen, so w�rde sie das �ffent-
liche Vertrauen, von welchem eine h�chste Instanz ganz unbe- dingt getragen sein muss � zumal sich die Gerichte nicht in der Lage befinden, den Werth solcher Obergutachten zu pr�fen � nicht bewahren k�nnen: die Rechtsprechung w�rde sich eventuell, wie das vorstehend geschehen zu sein scheint, zum Nachtheil der prozessirenden Partei auf willk�rliche Behaup- tungen st�tzen, w�hrend sie glaubt, auf wissenschaftlicher Basis zu fussen! Dadurch w�rde ein ganz unhaltbarer Zustand geschaffen werden, eine Rechtsunsicherheit, die gebieterisch Abh�lfe verlangen m�sste! Prozesse wegen Kehlkopfpfeifens der Pferde schweben
fortw�hrend in sehr grosser Zahl, sie m�ssen sich leider bei der stetig zunehmenden Verbreitung des Leidens naturgem�ss noch vermehren: es ist deshalb dringend geboten, dass die Wissenschaft �ber die Beurtheilung dieses Fehlers pro foro nach hundertj�hriger Lethargie endlich zum Abschluss gelange! Im eigensten Interesse der h�chsten Instanz, in dem der
Wissenschaft und Rechtsprechung, ergeht deshalb an die technische Deputation nochmals die Aufforderung, die in ihren bez�glichen Obergutachten aufgestellten Behauptungen wissen- schaftlich zu begr�nden und die auf dieselben erfolgten An- griffe �ffentlich zu widerlegen, oder aber event. ihren Irrthum freim�thig einzugestehen, damit die Rechtsprechung soliden Boden wieder gewinne und die Bahn der Wissenschaft frei werde; irren kann ja Jeder, namentlich aber in Erfahrungs- wissenschaften � durch solche That w�rde ihr Ansehen nur gewinnen k�nnen. Aus den vorstehenden Nachweisen ergeben sich folgende
Resultate: Aphorismen.
1. Das auf Recurrensl�hmung beruhende Kehlkopfpfeifen
ist dadurch bedingt, dass der Aryknorpel der aspi- rirten Lufts�ule nicht aus dem Wege ger�umt werden kann und dem Drucke derselben folgend den Kehl- kopfsraum beengt: es tritt deshalb ganz aus- schliesslich unter dieser Bedingung hervor. 2. Das Kehlkopfpfeifen beruht bei mindestens 96°/o
aller Pfeifer auf linksseitiger Recurrensl�hmung, welcher sich ab und zu eine Betheiligung des recht- seitigen Nerven beigesellt, diese ist denn aber, jener gegen�ber, stets weniger erheblich. L�hmung des rechtsseitigen Recurrens f�r sich allein ist nicht nachgewiesen. |
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3. Bis zum Nachweise anderer Ursache muss im
speziellen Falle die Recurrensl�hme als vorhanden angesehen werden. 4. Das Kehlkopfpfeifen folgt der Recurrens-
l�hmung auf dem Fusse nach, ohne dass an dem Nerv oder den Muskeln zun�chst irgend eine Ver�nderung wahrnehmbar ist. 5. Die Atrophie der Kehlkopfmuskeln ist die irrelevante
Folge der L�hmung des Recurrens, also nicht die Ursache des Kehlkopfpfeifens. 6. Materielle Alterationen des Nerven kommen
bei frischen L�hmungen unter vielen tausend F�llen kaum einmal vor; die Nervenl�hmung muss deshalb als eine dynamische angesehen werden. 7. Die L�hmung kann Infektionskrankheiten
begleiten oder folgen ebenso auch bestimmten Vergiftungen. In der bei Weitem �berwiegenden Mehrzahl aller F�lle, denen jene gegen�ber kaum in Betracht kommen, tritt die L�hmung bei bis dahin ganz gesunden Pferden urpl�tzlich ein, ohne dass ihrem Auftreten irgend ein Symptom von Krankheit oder Unp�sslichsein vor- hergeht: Prodrome fehlen. 8. Ein langsames Entstehen dynamischer Re-
currensl�hmung, also des Kehlkopfpfeifens, ist bislang in keinem einzigen Falle nach- gewiesen, das pl�tzliche Entstehen derselben dagegen sehr vielfach festgestellt. 9. Die Annahme eines Entwicklungsstadiums des
Kehlkopfpfeifens, also auch die eines solchen von mindestens 4 w�chiger Dauer, ist absolut willk�rlich. 10. Ein Pferd ist entweder Kehlkopfpfeifer oder
es ist frei von dem Leiden, einen Mittel- zustand gibt es nicht. 11. Das Kehlkopfpfeifen kann durch ordnungsm�s-
sige Untersuchung jedesmal festgestellt werden, ebenso auch das Freisein von dem Leiden. 12. Die Recurrensl�hmung (Kehlkopfpfeifen) ist erblich.
Therapie.
Angesichts der niederschlagenden Erfahrung, dass es bis-
lang nur selten und zwar fast nur bei m�glichst frischer |
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Recurrensl�bmung gelungen ist, eine Heilung zu erreichen,
muss es erw�nscht sein, weitere Versuche zu unternehmen. Die fr�her benutzte Behandlungsweise bestand in Warm-
halten, Abf�hrungen, scharfen Einreibungen resp. Haarseilen auf die Ohrdr�senpartie, Terpenthin, Arsenik, Strychnin etc. Kann ich nun auch keine andere bereits von Erfolg gekr�nte Therapie bezeichnen, so m�chte ich doch auf die augenschein- lich vortheilhafte Wirkung des Veratrins bei Nervenl�hmungen auch Nervenschmerzen*) aufmerksam machen. � In fr�herer Zeit, als das Veratrin noch keinen Eingang gefunden hatte, benutzten wir Pulv. Rhis. veratr. albi. Bei seit l�ngerer Zeit an Recurrensl�hmung leidenden Pferden, die schon beim Pressen so stark r�hrten, dass man es trotz geschlossener Stallth�r weithin h�ren konnte, verschwand dasselbe nach einer Gabe von 8 Gramm (mit Konstituens zur Latwerge gemacht) in vier Dosen pr. 24 Stunden und bei einige Tage lang t�glich fortgesetztem Gebrauche von 4 Gramm, im Stalle g�nzlich. Nach den ersten starken Gaben trat W�rgen ein, durch die sp�teren wurde eine Uebelkeit anhaltend unterhalten. Nach ausgesetzter Behandlung hielt die erreichte Besserung mehrere Tage an, dann trat das Rohren, wie vordem, wieder ein, konnte aber wieder durch veratrum album auf den bezeichneten Stand- punkt zur�ckgef�hrt werden. Weitere bez�gliche Erfahrungen liegen mir bei �ecurrensl�hmung nicht vor. Auf Grund dieser Erfahrungen habe ich L�hmungen des N. cruralis, auch solche einzelner Nerven des Armgeflechtes, des Halses, pl�tzliche L�hmungen des VII., des VIII. und II. Nerven (cf. Jahresber. d. Hann. Thier. 1873, p. 75) durch innerlichen Gebrauch des Mittels, verbunden mit �usserlicher, dem Laufe der Nerven folgender Einreibung von Tinct. veratr. alb. (1:8) nach vorheriger Rei- zung der Haut durch Tinct. cantJi. mit recht g�nstigem Erfolge behandelt. [Umgefallene Speckh�lse (Halskamm) widerstanden jeder Behandlung, sie sind bleibend.] Der Gest�tsthierarzt War necke in Celle behandelte in solcher Weise auf meine Veranlassung ein Pferd, welches seit einigen Monaten an einer L�hmung des N. radialis litt, mit grosser Ausdauer und erzielte nach wochenlangen M�hen schliesslich vollen Erfolg. Anmerkung. In neuester Zeit hat sieb ein Herr Lindemann
zu Hasserode am Harz (cf. �roch�re �Theorie der Heilung des Kehlkopf- pfeifens der Pferde 1895" bei Lindemann in Hannover) gem�ssigt go- |
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*) Bei Nervenschmerz im Biceps brachii habe ich nach Einreibung
von Veratrin 0,05 Spt. vin. 30,00 sofort Linderung gehabt und nach an- dauerndem Gebrauch und Waimhalten Heilung erzielt. Bei frischem sehr heftigen Hexenschuss f�hrte die Einreibung sofort Linderung der Schmerzen und, in 24 Stunden mindestens vier Mal kr�ftig wieder- holt, Heilung herbei. Die Wiederholung der Einreibung hatte jedesmal statt, wenn die Schmerzen wieder zunahmen. |
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sehen, seine bez�gl. Ansichten zu publiziren und dem Kriegsministerium
zur Anregung weiterer Forschungen zu unterbreiten. Derselbe gedenkt das Kehlkopfpfeifen durch methodisch fortgesetzte Ein�bung und Kr�f- tigung der Kehlkopfmuskeln beseitigen zu k�nnen, indem er den Zutritt der Luft durch Verengerung der Nasenl�cher' so regulirt, dass ein Fort- reissen des Aryknorpels vermieden wird, welches nach seiner Meinung st�rend auf die Kr�ftigung der Muskeln einwirken soll. Abgesehen da- von, dass dergleichen im Resultate gleiche Experimente unbewusst seit uralter Zeit tagt�glich, ohne jeden Erfolg, bei Pferden gemacht werden, welche notorisch Pfeifer sind, aber im gew�hnlichen Dienste Jahr und Tag nicht r�hren, so dass ihre Besitzer gar keine Ahnung davon haben, dass dieselben am Kehlkopfpfeifen leiden, f�llt seine Theorie schon dadurch zusammen, dass das Kehlkopfpfeifen n.cht durch das erst sekund�re, ganz irrelevante Muskelleiden, sondern aus- schliesslich durehdieRekurrensl�hme bedingt ist, welche durch �gymnastische* Uebungen von Muskeln nicht beseitigt werden kann. Muskeln, deren Nerv gel�hmt ist, sind f�r die Zeit der L�hmung motorisch todt! Todte motorisch zu �ben, um sie zu neuem Leben zu erwecken, ist � neu!! Derselbe Herr hat auch ausfindig gemacht, dass das Pferd event.
zur Zeit nur eine Lunge zum Athmen benutzt und beim Schrittgehen 122�144 Mal in der Minute athmet� (cf. das. pag. 16). In neuester Zeit ist ebenfalls allen Ernstes vorgeschlagen worden, den gel�hmten Recurrens abzuschneiden und das periphere Ende in einen k�nstlichen Spalt des Vagusstammes einzupflanzen (The Veterin. LXVII) � nur so weiter! Kehlkopfoperation.
Bei der bisherigen Unzul�nglichkeit jeder Behandlung habe
ich seit 1845 die Beseitigung des Kehlkopfpfeifens auf opera- tivem Wege versucht. Den Zugang zum Kehlkopf er�ffnete ich mir bei mit vorge-
strecktem Halse und Kopfe auf dem R�cken liegenden nicht narko- tisirten Pferden durch Einstechen eines �istoures durch Haut, Mus- keln und Luftr�hren-Ringband bis in die Lultr�hre und verl�ngerte diese Wunde sofort bis zur Vereinigung der Schildknorpel (die Mittellinie ist bei Lokalkenntniss sehr leicht gewahrt, kann auch leicht durch Feststellung des Vereinigungspunktes der Schildknorpel und den am hinteren Rande des Ringes meist vorhandenen Ausschnitts ermittelt werden; doch ist zu beachten, dass Hals und Kopf gerade ausgestreckt sein m�ssen und dass die Stirnfl�che des Kopfes wagerecht auf dem Boden liege). Nach solcher Er�ffnung liess ich die Enden des Ringknorpels beiderseits in die Schlinge eines einfachen Messingdrahthakens aufnehmen und mittelst derselben den Ring soweit auseinander halten, als zum Zweck des Einblicks und der Operation erforderlich, nlso nur sehr wenig. Trennung von Luftr�hrenringen behufs liaumgewinnung f�r die Operation habe ich nie erforderlich gefunden. Nachdem mittelst Stockschw�mmchen das Blut, sofort nach dem Schnitt und so lange die Blutung andauerte, in rascher Folge aus der Luftr�hre genommen, vollf�hrte ich, |
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an der rechten Seite des Thieres sitzend, die bez�glichen
Operationen und zwar: 1. Entfernung beider Stimmb�nder: Das so operirte
einj�hrige F�llen konnte ich 4 Wochen nach der Operation nach Belieben auf dem Hofe umherjagen lassen, ohne dass auch nur der geringste Ton wahrnehmbar wurde, trotzdem es vorher sehr starker Rohrer war. Mit zunehmender Verk�rzung der Narbe, welche beide Aryknorpel nach der Vereinigung der Schildknorpel hin tief in den Keblkopf herabgezogen hatte, stellte sieh das Rohren wieder ein, erneuete Operation verschlimmerte das Leiden. 2. Das Stimm band der kranken Seite allein ent-
fernt, lieferte Verst�rkung des Rohrens. Der Aryknorpel wird durch die sich verk�rzende Narbe tief in den Kehlkopfs - ■ r�um hineingezogen.
3. Das Stimmband der kranken Seite sammt der
medialen Wand der Stimmtasche entfernt, so dass die Schildknorpelh�lfte der Stimmtasche intakt blieb; die Pferde r�hrten alle, einzelne mit schlotterndem Ger�usch, bei diesen hing der Aryknorpel nach vollendeter Vernarbung sehr beweglich in den Kehlkopfsraum hinein. 4. Den Aryknorpel einer Seite vor. dem Ringknorpel e x a r -
tikulirt und nebst Stimmtasche und Stimm- band entfernt, also vollkommen exstirpirt, ohne die Schleimhaut der unteren Schiundkopfwand zu verletzen; die so operirten Anatomiepferde starben alle, wie das erwartet war, in der ersten Zeit nach der Operation an Lungenentz�ndung, weil der Kehlkopf beim Sehlucken nicht mehr gen�gend ge- schlossen werden konnte. Ich habe diese Operation destralb zur Heilung des Kehlkopfpfeifens nicht in Anwendung bringen k�nnen. 5. Den Aryknorpel der gel�hmten Seite vorderhalb
der Gelenkfl�che, in seinem dreieckigen Theile durchschnitten und ihn sammt Stimmtasche und Stimmband entfernt. Einzelne Resultate brillant, andere wegen Verk�rzung der Narbe ungen�gend, so viel wie gar kein Resultat, nur trat auch bei extremster Anstrengung, trotzdem manche sehr stark br�llten, keine Erstickungsgefahr wieder ein. In einem Falle trat Caries des Knorpels und be- deutende Verbildung ein, so dass das Thier st�rker r�hrte als vor der Operation. 6. Die Stimmtasche zwischen Schild- und Ary-
knorpel entfernt, aber das Stimmband ge- schont, (der senkrechte Theil des Aryknorpels wurde dabei bis nahe unter die Gelenkfl�che von der Kehlkopf swand getrennt, so dass er aufw�rts nur durch die Schleimhaut und abw�rts durch das Stimmband mit dem Schildknorpel in Verbindung blieb); in einzelnen F�llen heilte die �ussere Fl�che des Ary- knorpels sehr gut an dem Schildknorpel fest, und die Pferde waren und blieben geheilt, in anderen F�llen heilte der Knorpel zu niedrig an und die Thiere blieben Rohrer, in noch anderen F�llen heilte der Aryknorpel nicht fest genug an und die Thiere r�hrten mit schlotterndem Ger�usch.� In einem einzelnen Falle, bei dem das Rohren von verbildetem
Aryknorpel einer Seite herr�hrte, gelang die Heilung durch Exstirpation des Theiles desselben, welcher sich bei gesundem Knorpel vor dem zwischen beiden Aryknorpeln und der Ringplatte befindlichen, durch Fettpolster gef�llten R�ume befindet, vollkommen; indessen bildete sich im letzteren sp�ter ein Haselnuss grosser Abscess, mit welchem das |
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Pferd 10 Wochen nach der Operation stark r�hrend wieder pr�sentirt
wurde. Das Rohren sollte sich Tags zuvor eingestellt haben; war aber so stark, dass das Pferd kaum das Schulterrain erreichte und dann asphyktisch zusammenbrach! Die sofort durch raschen Schnitt in die Tiachea gemachte Tracheotomie konnte das Lei en nur noch um einige Athemz�ge fristen; Oedem des Kehlkopfes hatte sein Lumen fast v�llig geschlossen. In einem anderen Falle, bei dem Veibildung beider Aryknorpel
sehr starkes Rohren veranlasste, liefeite die wie oben angegebene voll- f�hrte Entfernung eines Theiles beider Knorpel kein g�nstiges Resultat; die "Narbe zog beide tief in den Keblkopf herab; nach wiederholter Operation wurde die Oeffnung im Kehlkopfe, wie das zu erwarten war, so eng, dass kaum noch ein Zeigefinger durch den nahe vor der Ver- einigung beider Schildknorpel offen gebliebenen Gang hindurchgef�hrt werden konnte. Anmerkung. Die unter Nr. 5 bezeichnete Operation f�hrte
ich mit der rechten Hand folgendermassen aus*) (fr�her operirte ich an der linken Seite des Thieres knieend mit der linken, war aber mit dieser nicht so sicher, wie ich es w�nschte). Jch f�hrte die Klinge dicht �ber die Spitze des Schn�uzchens, nahm, ohne dieses zu be- ruh r en, genau Mass, dr�ckte dieselbe, �ber die Hand schneidend, zwischen beiden Aryknorpeln bis zum medialen hinteren Fortsatz des linken ein, gab ihr von da ab sofort die Richtung nach aussen und schnitt den Knorpel mit kr�ftigem Druck in seinem dreieckigen Theile, also dicht vor der Gelenkt lache ganz durch, ohne jemals den Schildknorpel oder den Ring zu verletzen, auch blieb ausnahmslos die dem Giesskannenknorpel hinter dem Schn�uzchen nur sehr locker an- liegende Schleimhaut intakt. Der ganze Schnitt war innerhalb kaum einiger Sekunden durchgef�hrt und immer vollendet, bevor der nach Ber�hrung des Schn�uzchens stets rasch erfolgende Schluckakt eintrat. Hierauf hakte ich einen mit Widerhaken versehenen langen Haken in dem senkrechten Theile des abgeschnittenen Knorpeltficiles fest und unterst�tzte dadurch die sofort folgende Vollendung der inneren Kehl- kopfs-Operation, die im Ganzen keine volle Minute Zeit in Anspruch nahm. Ich beeilte die Vollendung der Oj^eration aus dem Grunde, weil nach derselben stets Blut in die Luftr�hre resp. Lungen fliesst. Die Thiere wurden dann schleunigst entfesselt und auf die Beine gebracht, worauf sie das Blut durch Senken des Kopfes und Husten thunlichst aus- warfen. � Fremdk�rper-Pneumonie trat nach dieser Operation nie ein, sondern nur nach Exartikulation des Aryknorpels. Bis zu eintretender Schwellung r�hren die Operirten bei Verschluss
der �usseren Wunde nicht. Die Misserfolge beruhen, Moll er's Behaup- tung (cf. 1. c. p. 62) entgegen, darin, dass die Narbe des Aryknorpels der ge- sunden Seite, von welcher der der gel�hmten abgetrennt wurde, mit der Narbe des resezirten verw�chst, und dass beide, so wie auch der Ring- knorpel, durch die Narbe raumbeengend m. w. tief nach dem vorderen Winkel des Kehlkopfraumes hin in diesen hineingezogen und fixirt werden, wodurch zugleich nicht nur das Herausheben des Knorpels der gesunden Seite schwer beeintr�chtigt, sondern auch dieser selber zur Einengung des Raumes mit herangezogen wird. |
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*) Das von mir benutzte �Arytom" war ein f�r die linko Hand bestimmtes Huf-
knorpelmesser (cf. Gourdon, Elements de Chirurgie voterinaire unter dem Namen: �Feuille de sauge simple" beschrieben), zwischen dessen Heft und Klinge eine 8 cm lange Stahlstange eingef�gt war. Die Konkavfl�che der Klinge war senkrecht und die Konvexfl�che schr�g gegen diese herangeschliffen, um deren Schnitt schon mechanisch die Eichtung nach dem zu exstirpirenden Theile hin zu geben. Das von Stockfleth als das meinige beschriebene entspricht dem von mir benutzten nicht. |
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An Kehlk�pfen solcher Pferde, die nicht nn B.ecurrensl�hmung
litten, pflegt die Vernarbung ohne Raumbecngung vor sieh zu gehen, von diesen kann aber nicht auf jene geschlossen werden, Bei wirk- lich geheilten Pfeifern fehlt die st�rende Narbenverk�rzung. Der getrennte Ringknorpel verheilt unter Abflachung seiner
Rundung gleich den getrennten Luf'tr�hrenringen mit nach aussen vorstehender, stumpfer Kante und verliert f�r die Folge seine Spannung. Ungeschicktes Zusammenpressen des oberen Luftr�hren- theils, um Husten zu erregen, veranlasst dann bleibende weitere Verengerung des Raumes. (Um Pferde zum Husten zu veranlassen, dr�ckt man das Eing-Lu ftr �hrenband fest zusammen und lasst es dann pl�tzlich aus den Fingern schnellen, wobei ein knuppender Ton laut h�rbar wird; es folgt dann meist sofort Husten, welcher durch Er- sch�tterung der Kehlkopfscbleimhaut ausgel�st wird. Das Experiment muss zuweilen in rascher Folge mehrmals wiederholt werden, um Erfolg zu erzielen. Ist auf diesem Wege kein Husten zu erregen, so gelingt es meist noch durch starkes Niederdr�cken eines Aryknorpels. Zu- sammenpressen der oberen Luftr�hrenringe hat f�r den Zweck nur sehr untergeordneten Werth. Bei Pferden, die h�ufig auf M�rkten gewesen sind oder sonst den Besitzer oft gewechselt haben, findet man die oberen Luftr�hrenringe in Folge dieser Prozedur mannigfach m. w. zusammen- gedr�ckt, also Vorsicht!) Nach meiner ersten bez�glichen Ver�ffentlichung (cf. To-
pogr. Myol. 1866) habe ich noch folgende drei Methoden er- folglos versucht: 1. den Aryknorpel unter der Leiste quer ab- geschnitten und. incl. Stimmband und Stimmtasche entfernt; 2. vom hinteren Rande des Aryknorpel aus ein Band zwischen diesem und dem Schilde eingezogen und aus der Stimmtaschen- Oeffnung wieder heraustreten lassen (um den Aryknorpel durch nachfolgende Narbe zu fixiren): das Band blieb 14 Tage liegen ■� es trat Khorpelerkrankung mit derber chronischer Verbildung des Bindegewebes ein; 3. zu gleichem Zweck vom unteren, hinteren Winkel des Aryknorpels aus, dessen Ver- bindung mit dem Schilde mittelst des Fingers bis zur Leiste getrennt. Ich gestattete verschiedenen Herren die Untersuchung des Operationsfeldes mit dem Finger, wodurch eine wesentliche Erweiterung der urspr�nglichen Losl�sung entstanden war. Folgen wie bei der vorigen Operation. Wegen der Unsicherheit des Erfolges habe ich meine Ope-
rationsmethoden niemals empfohlen und habe sie deshalb auch nicht von den Studierenden ein�ben lassen. Stockfleth hat auf Grund meiner 1857 erhaltenen
m�ndlichen Mittheilungen ein von dem meinigen abweichendes Operationsverfahren versucht (cf. dessen Chirurgie p. 263). Er entfernte das Schn�uzchen und einen Theil des Aryknorpels der linken Seite mittelst eines vom hinteren Ende des ersteren bis zum hinteren unteren Winkel des Giesskannenknorpels ge- f�hrten senkrechten und von hier nach vorn bis zum Eingang der Stimmtasche fortgesetzten � (also Winkel-)Schnittes. Sein Resultat war unbefriedigend; er sagt: �Der gl�ckliche Ausgang |
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der Operation h�ngt also fcheils davon ab, dass man ein ge-
n�gend grosses St�ck von dem Giesskannenknorpel entfernt, ohne das Stimmband und den Schildknorpel zu verletzen, und fcheils davon, dass die Wunde ohne Bildung gr�sserer Binde- gewebegeschw�lste heilt, welche die durch das Wegschneiden des Giesskannenknorpels geschaffene Oeffnung ausf�llen w�rden. Man soll also zweimal Gl�ck haben." In neuerer Zeit hat Prof. M�ller in Berlin die Kehlkopf-
operationen wieder aufgenommen, �nachdem f�r ihn (I.e.p.48) der letzte Zweifel beseitigt war, dass das Hinderniss nicht in der Glottis (pars vocalis), sondern in einem nach unten und gegen das Zentrum des Kehlkopfes, R�cken des Aryknorpels, erblickt werden muss" (diese Thatsache war l�ngst bekannt (Fr. G�nther 1. c. 1834)! Er gibt (1. c. p. 48) seine Methoden an, wie folgt: 1. Giesskannen-Ringknorpelgelenk ge�ffnet, Resultat ungen�gend, 2. Myotomie des gel�hmten hinteren Ring-Giess- kannenmuskels, Resultat ungen�gend; 3. Befestigung des Ary- knorpels am Ringknorpel. Leber diese Operation sagt er, er habe den Aryknorpel ohne Oeffnung der Trachea und des Kehlkopfes mit einer Ligatur in erh�hter Stellung an den Schildknorpel festgeheftet (?) � den Operationsmodus gibt er leider nicht n�her an � Erfolg ungen�gend, und end- lich, 4 mein Operationsverfahren (ct. oben Nr. 5) dahin modi- fizirt, dass er den Aryknorpel gerade so weit, wie ich angegeben habe, abtrug, aber alle Weichtheile des Kehl- kopfes incl. Stimmband und Stimmtasche intakt liess. Wie M�ller den wesentlichsten und schwie-
rigsten Theil der Operation, die Abtrennung des Aryknorpels vor der Gelenkfl�che, als von ihm ausgehend bezeichnen und als eine wesentliche Verbesserung meiner Operations- methode hinstellen kann (l. c. p. 59), ist mir unverst�ndlich. Schon die allerfl�chtigsfce Betrachtung der Knorpelschnitt- H�chen, � deren Oberfl�che (er p. 59 1. c.) �brigens viel zu gering auf kaum 1 cm angibt (sie betr�gt etwa das Dop- pelte) � musste es ihm sofort zweifellos machen, dass bei dem von ihm als n e u angegebenen Verfahren auch nicht die Nagelprobe mehr vom Aryknorpel entfernt wurde, wie bei dem von mir bezeichneten, dass vielmehr der Schnitt auf derselben Stelle den Knorpel traf, die ich vorgezeichnet hatte. Es war mir deshalb von vornherein klar, dass durch sein
Operationsverfahren andere und bessere Resultate nicht zu er- zielen sein w�rden, als ich sie erreicht habe. Um so mehr musste ich erstaunt sein, als ich (p. 61 1. c.)
die n�heren Angaben seiner Resultate las, nach welchen von 30 operirten Pferden 22 geheilt wurden(?) bei 5 das Leiden in geringerem Grade fortbestand, eins an Bruch der |
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Wirbels�ule, eins an phlegmon�ser Laryngitis und eins an
Sephth�mie starb. (Letztere habe ich bei keinem meiner Ope- rierten, trotzdem sie nicht antiseptisch behandelt wurden, auf- treten gesehen.) M�ller gibt weiterhin an: �Bei Wagenpferden gestaltet
sich der Verlauf im allgemeinen g�nstiger als bei Reitpferden. Unter den 22 geheilten waren 11 Reit- und 11 Wagenpferde. Mit Ausnahme eines Falles wurden die operirten Wagen- pferde alle geh eilt (?) Aber auch bei Reitpferden wird selbst unter ung�nstigen Umst�nden oft noch-Heilung erzielt Durch die Gebrauchsart, namentlich durch starke �eiz�umung wird bei Reitpferden die Entstehung eines lauten Tones beim Athmen beg�nstigt, zumal der Bedarf an Luft erheblich gr�sser ist." Das heisst doch mit anderen Worten: �Vom Kehlkopf-
pfeifen sind sie geheilt; nur darf man sie nicht unter- suchen, sonst r�hren sie!" Heilung ist aber nur dann vorhanden, wenn auch
die exakteste Untersuchung kein Kehlkopfpfeifen mehr er- kennen l�sst. Solange durch die Gebrauchsart des Thieres Differenzen in dem Resultate der Operation herbeigef�hrt werden, k�nnen die angegebenen Resultate zur Nacheiferung nicht anspornen. Di eckerhoff .sagt 1. c. p. 4 (bez�glich der Heilbarkeit):
�denn in dieser Hinsicht fallen die in den letzten Jahren wieder aufgenommenen Versuche zur Beseitigung des Keblkopfpfeifens auf operativem Wege nicht ins Gewicht. Ueberdies d�rfte gegenw�rtig auch allgemein bekannt sein, dass die Versuche nicht den gew�nschten Erfolg gehabt haben." M�ller sagt selber (I. c. p. 62): �Bisher wurde die Ope-
ration auf solche Pferde beschr�nkt, die unter dem Einfl�sse des Rohrens in ihrer Arbeitskraft litten, dagegen da nicht empfohlen, wo das laute Athmen nur mit Unbequemlichkeit f�r Reiter und Pferd verbunden war. Hoffentlich wird sich das Verfahren jedoch so weit vervollkommnen lassen, dass dasselbe auch auf diese ausgedehnt werden kann. M�ller erkennt also trotz seiner angeblichen, brillanten Erfolge die Unbrauchbarkeit des Verfahrens zur Beseitigung des Rohrens selber an. Auch haben die bedeutendsten Pferdeh�ndler Hannovers, denen j�hrlich Tausende von Pferden durch die H�nde gehen, nach einigen von M�ller an ihren Pferden eigenh�ndig ausgef�hrten Operationen, von weiteren Versuchen Abstand genommen und verwerthen vorkommende Pfeifer, nach wie vor, f�r sehr geringen Preis, trotzdem ihnen daraus all- j�hrlich sehr bedeutende Verluste erwachsen. Berliner Pferde- h�ndler haben mit der Operation dieselben ung�nstigen Er- fahrungen gemacht. Die brillanten Erfolge des Chefthieravzt.es |
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der englischen Armee, Flemming, der mein Verfahren Nr. 5
in Anwendung brachte, haben nicht mehr Werth als die M�ller'sehen, (Roaring in horses 1889.) Ich musste mir weiter die Frage vorlegen, wie M�ller
�berhaupt zu den vielz�hligen g�nstigen Operationsresultaten gelangen konnte, und meine, den Schl�ssel dazu vielleicht in seiner, schon von Di eckerhoff (1. c. p. 15) als zur Fest- stellung der Gegenwart des Kelilkopfpfeifens unbrauchbar bezeichneten Untersuchungsmethode (cf. 30 1. c.) erblicken zu k�nnen; denn in der That sind durch dieselbe h�here Grade des Leidens wohl, mittlere, namentlich bei phlegmatischen Thieren, kaum, geringere aber garnicht festzustellen. Ich glaube hier bemerken zu sollen, dass auch ich, gleich
M�ller, eventl. vollst�ndige, dauernde Heilung erreicht habe, aber auch, dass mir Besitzer operirter Pferde vielfach ihre v�llige Zufriedenheit mit dem Operationsresultate ausdr�ckten und Heilung behaupteten, wiewohl dasselbe berechtigten An- forderungen an Respirationsfreiheit nicht entsprach und die Pferde als vom Pfeifen geheilt nicht angesehen werden konnten. Die Anspr�che, welche manche Pferdenutzer an .Re- spirationsfreiheit stellen, decken sich mit den von der Wissen- schaft und im �ffentlichen Leben sanktionirten nicht; erkennt man solche Zeugnisse einfach an, dann w�chst allerdings die Zahl der angeblich geheilten. 1893 hat Cadiot, Professor der Thierarzneischule zu Alfort,
eine Brosch�re �ber die Heilung des Kehlkopfpfeifens auf opera- tivem Wege ver�ffentlicht. Er operirte nach M�ller's Methode und heftete im Innern des Kehlkopfes die Schleimhaut mit drei Heften �ber der Knorpelwunde zusammen, wie M�ller dasselbe in seiner Chirurgie empfiehlt, f�llte den Kehlkopf mit antisep- tischer Watte etc. Er r�hmte seine vorl�ufigen Erfolge. Auf eine Interpellation (cf. Bulletin de la societe de
med. veter. 1895, III. Trimester, pag. 287, vorletztes Alinea) antwortete Cadiot: �In Deutschland und England hat man in den ersten Jahren die Zahl der Erfolge �bertrieben hoch angegeben. Es ist indessen nicht zu bezweiflen, dass die Operation neben einigen Besserungen auch einige dauernde Heilungen herbeif�hrt." Cadiot's Erfahrungen best�tigen also die meinigen, n�mlich dass die Operation f�r Beseitigung des Leidens keine Empfehlung verdient. An merkung. Als eventl. Folgen der Operation f�hrt Cadiot
folgende an: 1. Verletzung des bleibenden Aryknorpels kann zu bedeutenden
sich verh�rtenden Schwellungen Anlass geben, welche enorme Starke erreichen und Fortbestehen des Rohrens veranlassen. 2. Verschlucken der in den Kehlkopf geschobenen Watte.
3. Fremdk�rper-Pneumonie, sie ist sehr selten und soll am leich-
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testen vermieden werden, wenn man den operirten Thieren das
Futter und Getr�nk m�glichst niedrig vorsetzt. 4. Ueberm�ssige Graunlationsbildung in der Kehlkopfwunde � sehr
selten. 5. Seitliche Abplattung der gespaltenen oberen Luftr�hrenringe,
durch welche der Querdurchmesser der Luftr�hre bis auf 1 cm reduzirt werden kann. 6. In der Luftr�hre k�nnen an der Stelle, an welcher der Kautschuk-
apparat lag, rasch zunehmende derbe Neubildungen eintreten, 1 welche das Lumen derselben fast vollst�ndig schliessen.
7. Nachbleibender Husten und Ausfluss von Futterstoffen und Ge-
tr�nk aus der Nase, meist erst gegen die 4 Woche nach der Operation. 8. Sepht�mie und Tetanus. �
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Es ergibt sich sonach, dass ein operatives Verfahren ani
den bisherigen Wegen nicht zum Ziele f�hrt. Eines Versuches d�rfte es vielleicht noch werth sein, in das Bindegewebe zwischen dem Aryknorpel und Schildknorpel eine reizende Fl�ssigkeit (etwa verd�nnte tinct. canth. oder sonst etwas) aseptisch ein- zuspritzen und zwischen beiden Knorpeln breit zu vertheilen, um den Aryknorpel durch Narbengewebe festzulegen. Frei- lich ist zu bef�rchten, dass danach Knorpelerkrankung mit derber chronischer Verbildung des Bindegewebes auftreten kann, welche den Verlust des Thieres zur Folge haben w�rde. In den F�llen, in Avelchen auf die Aeusserlichkeit des
Pferdes weniger Werth gelegt wird, besitzen wir in der Tracheotomie ein vortreffliches Mittel, auch den st�rksten Kehl- kopfpfeifer sofort arbeitsf�hig herzustellen, und liegt deshalb gar kein Anlass vor, solche Thiere der trotz alledem vorhan- denen Gefahr und dem zweifelhaften Erfolge der Kehlkopf- operation auszusetzen. � |
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Inhalts -Yerzeichniss.
Seite
Anatomisch-physiologische Verh�ltnisse ........ 4
Stimmritze, Glottis.............. 8
Pathologisch-anatomische Verh�ltnisse......... 11
Ursachen..................... 12
a. f�lschlieh beschuldigte:
Ramskopf, enge Ganaschen........... 13
Lange, d�nne H�lse.............. 13
Entfernung des Herzens von der ersten Rippe .... 14
Druckl�hmung durch die Luftr�hre........ 14
Starke Gef�ssentwicklung und Fettarmuth..... 14
Gr�ssere L�nge des linken Recurrens....... 15
Druckl�hmung durch Geschirr.......... 15
Druckl�hmung durch Dr�senanschwellungen..... 15
Hydropericard und Herzhypertrophie........ 16
Myopathische L�hmung............. 1*!
b. wahre Ursachen:
Druse................... 16
Br�une, Angina................ 16
Influenza.................. 19
Bleivergiftungen............... 24
Luzerne, medicago sativa............ 24
Platterbse, lathyrus sativns.......... . 25
Kichererbse, lathyrus cicer........... 33
Chokoladenerbse, Kapuzinererbse, pisnm nmbellatnm . . 35
Rheumatische Einfl�sse, Erk�ltungen........ 37
Erblichkeit des Kehlkopfpfeifens......... 44
Verlanf..................... 50
Diagnose..................... 51
Untersuchung . . .�............... 52
Gew�hrszeit................... 63
Gutachten des Prof. Dr. Dieckerhoff....... 67
Privat-Gegengutachten des Verfassers....... 10
Gerichtliches Gegengutachten des Verfassers..... 15
Erstes Obergutachten der Techn. Depnt. f. d. Veterin�rw.
zu Berlin................. 79
Kritik desselben.............. 83
Zweites Obergutachten der Techn. Depnt....... 91
Kritik desselben.............. 92
Entscheidung des Prozessgerichts I. Instanz..... 96
Entscheidung der IL Instanz........... 99
Anmerkung zu derselben........... 100
Aphorismen.................... 102
Therapie..................... 103
Kehlkopfoperation............... 105
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