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Dr. CARL FREYTAG,
A. O. PROFESSOR DER LANDWIRTHSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT HALLE.
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MIT ZEICHNUNGEN
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VON"
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H. SCHENCK,
AKAD. ZEICHENLEHRER.
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Mit 20 von H. Sclienck gezeichneten Tafeln, 8 in den Text gedruckten Abbildungen
und einer Karte.
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" OTTO HENDEL.
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1881.
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RIJKSUNIVERSITEITTE UTRECHT
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Das Uebersetzungsrecht haben Verfasser und Verleger
sich vorbehalten. |
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VORWOR T.
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Das vorliegende Buch, welches ichj hiermit der Oeffentlichkeit übergebe, handelt über
einen Theil der europäischen Hausthierzucht und Racenkunde, welcher trotz seine grossen Bedeutung in land- und volkswirthschaftlicher Beziehung bislang nur wenigr bearbeitet worden ist. Eine kurze Umschau in der deutschen, französischen und englischen Literatur über Viehzucht und Racenkenntniss wird dem Fachmanne zeigen, dass die Pferde-Racen Russlands bis auf den heutigen Tag meist unzureichend und zum Theil auch unrichtig beschrieben worden sind. Wir besitzen wohl einige sorgfältigere Beschreibungen russischer Racen aus älterer Zeit, allein diese können heute nicht mehr als zutreffend gelten. Die neuerdings von der russischen Staats-Gestüts-Verwaltung in St. Petersburg" — im
Ministerium der Reichs-Domänen — zusammengestellten statistischen Zahlen über die Ver- theilung der Pferde und Gestüte in den verschiedenen Gouvernements des Czaren-Reiches haben wesentlich dazu beigetragen, dem Einheimischen sowohl wie dem Fremden die Uebersicht über die vielen verschiedenen Racen und Schläge des Landes zu erleichtern, und sind dieserhalb von mir bei der vorliegenden Arbeit thunlichst benutzt worden. Mehrfache Reisen durch Russland haben mir gezeigt, dass den dortigen landwirth-
schaftlichen, ganz besonders aber den viehzüchterischen Zuständen von Seiten der central- und westeuropäischen Schriftsteller und Forscher im Allgemeinen nicht die Würdigung und Berück- sichtigung zu Theil geworden ist, welche dieselben — nach meinem Dafürhalten — verdienen. Es sind in diesem Reiche in den letzten Jahrzehnten auf fast allen Gebieten des Ackerbaues wie der Viehzucht so wesentliche Verbesserungen eingeführt, dass der gute Erfolg derselben für das Land nicht ausbleiben kann. Der deutsche Landwirth und Viehzüchter darf das Fort- schreiten seiner Standes- und Fachgenossen im Osten nicht unterschätzen; er muss sich fort und fort die wiederholt ausgesprochenen Worte grosser Volkswirthe in's Gedächtniss zurück- rufen: Die Concurrenz des gewaltigen Czarenreiches verdient auf fast allen Gebieten des land- wirtschaftlichen Gewerbes unsere vollste Beachtung, und sollte die deutschen Landwirthe gross und klein jederzeit zum energischen Vorwärtsschreiten bei ihrem Wirthschaftsbetriebe animiren. Der Pferde-Export Russland's nach Deutschland und Oesterreioh hat von Jahr zu Jahr
an Umfang zugenommen und wird voraussichtlich in den nächsten Jahren noch bedeutender werden. — Einestheils mit Rücksicht auf das grosse Interesse, welches in der Neuzeit die russischen
Pferde im centralen und westlichen Europa — selbst in England — durch ihre bedeutenden Leistungen auf den Trabrennbahnen erweckt haben, anderntheils wegen des grossen Aufschwunges, welchen das Staats- und Privat-Gestütswesen in Russland in den letzten Jahren genommen hat, hielt ich mich — als Lehrer der speziellen Thierzucht und Racenkunde an der hiesigen Universität — für berufen, das auf meinen Reisen durch jenes Land über die dortige Pferdezucht eingesammelte Material zu bearbeiten. Die russische Fachliteratur sowohl, wie die mir von befreundeten Herren in St. Petersburg und Moskau in bereitwilligster Weise zur Verfügung gestellten schönen Photo- graphien berühmter Pferde der verschiedenen Racen wurden dabei zu Hülfe genommen, und ich |
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IV
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VORWORT.
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übergebe jetzt diese Schrift meinen Zuhörern, Fachgenossen und allen Pferdeliebhabern mit dem
Wunsche, dass dieselbe dazu beitragen möge, das Interesse für Racenkunde zu erwecken resp. zu beleben. — Sehr wohl weiss ich, dass dieses Buch manche Lücke enthält und dass ein jahre- langer Aufenthalt in jenem weit ausgedehnten Ostreiche erforderlich gewesen wäre, um etwas Vollständiges zu liefern; allein hierzu fehlte mir bei meinem Berufe die Zeit, und muss ich daher die Leser des Werkes, ganz besonders meine Fachgenossen hier und in Russland um Nachsicht bitten, sie aber auch gleichzeitig ersuchen, das Mangelnde zu ersetzen und mich auf etwa vorkommende Unrichtigkeiten gefälligst aufmerksam zu machen. Gern lege ich Hand an's Werk und bessere, wo solches geboten erscheint. Die Beschaffung des nöthigen Materials war häufig mit grossen Schwierigkeiten ver-
knüpft, da sich dasselbe zum nicht geringen Theile in russisch geschriebenen Werken und Zeitschriften vorfand, deren Uebersetzung in's Deutsche mir nicht leicht geworden ist und wozu ich des Beistandes mehrerer Freunde bedurfte, welche nicht immer hier am Platze, sondern oft fern in Russland verweilten. Wiederholt war ich genöthigt, russische und polnische Fach- genossen um ihre Hülfe und ihren Rath zu bitten; beides ist mir in gefälligster und ausgiebigster Weise gewährt worden und kann ich nicht unterlassen, nochmals an dieser Stelle hierfür allen jenen Männern, welche meine Arbeit so treu unterstützt haben, verbindlichst zu danken. Schliesslich möchte ich noch der Verlagsbuchhandlung meinen Dank für Ausstattung
des Buches aussprechen; sie hat weder Mühe noch Kosten gescheut dasselbe schön und zweck- entsprechend zu gestalten. Die Abbildungen sind meistens Porträts besonders typischer Pferde und fast alle nach photographischen Aufnahmen des russischen Staatsraths von Brust-Lisitzin vom hiesigenUniversitäts-Zeichenlehrer H. Schenk mit anerkannter Meisterschaft gefertigt, und werden — wie ich hoffe — wesentlich dazu beitragen, den Werth des Werkes zu erhöhen. Halle a/S., im Januar 1881. Prof Dr_ c_ Freytag.
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Zu diesem Buche sind ausserdem noch auf meinen besonderen Wunsch in der Fabrik des
Hrn. VictorDürfeldin Olbernhau im Erzgebirge von der Meisterhand des als Thiermodelleur rühm - liehst bekannten Herrn O. H. Peissler 12 Modelle der wichtigsten Pferde-Racen Russlands angefertigt und zwar in dem Verhältniss von 1 : 10 der natürlichen Grösse. Die mir hier vor- stehenden Modelle sind mit grossem Geschick, vollem Verständniss für Thierformen und — ich sage nicht zu viel — mit Liebe zur Sache ausgeführt, und dürften daher von jedem Pferdelieb- haber mit Freuden begrüsst werden. Sie gewähren eine ebenso hübsche, wie lehrreiche Zimmer-Zierde und sollen von mir ganz besonders allen landwirtschaftlichen Lehr Instituten, Thierarzneischulen etc. angelegentlichst zur Anschaffung empfohlen werden; diese Modelle werden besser als viele Bilder dazu beitragen, das Racen - Studium zu fördern. — Der Preis der ganzen Sammlung (12 Stück) ist in Betreff der sorgfältigen und correcten
Ausführung aller Modelle ein sehr massiger und wird sich auf etwa 90 Mk. stellen. Jede Buchhandlung des In- und Auslandes wird von dem Herrn Fabrikanten in die Lage versetzt, zu obigem Preise die fragliche Sammlung prompt und gut verpackt abzugeben, auch können einzelne Modelle ausnahmsweise von Herrn V. Dürfeid direkt zum Preise von 9 Mk. be- zogen werden. Prof. Dr. C. Frey tag.
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I N II ALT.
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Seite
Literatur................vn Historisches . . f............. I
Allgemeines und Statistisches.........23
Statistisches über das Gestütswesen......27
Pferdehandel..............49
Die Racen und ihre Züchtung........ 54
I. Waldpferde - Racen.
Keite
A. Die Racen der nordöstlichen Gouvernements............... 56
a. Die Pferde an der Kama, im Gouvernement Wjätka........ 56
b. Die Pferde an der Obwa................. 5&
c. Die Pferde der Tschuwaschen in Simbirsk........... 59
d. Die Pferde an der Kasanka................ 60
B. Die Racen des nördlichen Gross-Russland ............... 62
a. Die Pferde am Mesen.................. 62
b. Der Oneskyer Pferdeschlag................ 64
c. Die kleinen Bauerpferde in Olonez und Wologda......... 64
C. Die Pferde in Finnland...................... 65
D. Die Racen in den Ostsee-Provinzen.................. 72
a. Die Pferde in Estland.................. 72
b. Die Klepper und Doppelklepper auf der Insel Oesel....... 77
c. Die Pferdezucht in Livland................. 7^
E. Die Racen in West-Russland.................... 82
a. Das semgallische Pferd.................. 82
b. Die Pferde in Samogitien................. 83
F. Die Pferde in Polen....................... 87
IT. Step pen pferde-Racen.
A. Die Pferde der donischen Steppen.................. 96
B. Die Pferde der Kalmücken, im Gouvernement Astrachan.......... 105
C. Die Pferde der Baschkiren..................... 112
D. Die Pferde der Kirgisen in den Gouvernements Astrachan, Orenburg und Ssamara . 115
E. Die Pferde der uralischen Kosaken.................. 122
F. Die Pferde der nogaischen Steppe und der Krim............, 124
G. Die Pferde in Bessarabien...................... 126
H. Die Pferde i.n Gouvernement Cherson................. 126
I. Die Pferde in Klein-Russland.................... 130
K. Die Pferde in Wolhynien und Podolien................ 141
III. Ge bi rgspferde - Race n.
A. Die Pferde in Kaukasien..................... 14?
a. Das karabaghische Pferd.................. '49
b. Das schirweische Pferd.................. 154
c. Die Pferde in Daghestan................. I55
d. Das tscherkessische Pferd................. 156
e. Das georgische Pferd................... r6o
Die Pferde-Märkte in Kaukasien.......,............ 161
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INHALT.
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IV. Die Pferdezucht in der Region der Schwarzerde.
Seite
A. Die Pferdezüchtung im Gouvernement Woronesch............. 166
a. Die Arbeits- und schweren Zugpferde............. 167
b Die Züchtung der Reitpferde und Traber............ 168
Das Staats- oder Krongestüt Chränowoy.
(Gouvernement Woronesch). a. Der Orlow'sche Reitschlag in Chränowoy............ 17!
b. Die Traber in Chränowoy und an anderen Orten des Gouvernements
Woronesch..................... 174
B. Die Pferde im Gouvernement Tambow................. 187
C. Die Pferde im Gouvernement Pensa.................. 199
D. Die Pferde im Gouvernement Nischnij-Xowgorod oder Nishegorod....... 203
E. Die Pferde im Gouvernement Moskau................. 207
Kachschrift............................ 213
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V ERZEICH NISS
der von H. Schenck gezeichneten Tafeln. Wadim, Traberhengst..............
Prawnuk, Traberhengst und Hauptbeschäler zu Pawloff (Dimitri)
Jachitnik, Hauptbeschäler des Trabergestütes zu Toulinoff . Finnländischcr Hengst..............
Lubcsny, Ksthländischer Doppelklepper........
Artöt, Polnische Zuchtstute in Snopkow........
Donisches Kosakenpferd..........'.'.-.
Pferdehirt der südrussischen Steppen.........
Dobry, aus dem Gestüt Streletzk..........
Kaukasisches Bergpferd..............
Bayaset, Karabagh-Hengst.............
Tscherkesse..................
Frant, Hauptbeschäler in Chränowoy.........
Hengst vom Bitjug...............
Jasnv, Schimmelhengst in Chränowoy ....'.....
Orlow-Hengst (Polkan) aus Chränowoy ........ Plottny, im Gestüt des Fürsten Orlow........
Krutay, Traberhengst...............
Udar, Orlow-Traberhengst.............
Artillerie-Zugpferde aus Tambow..........
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Zu pag
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8
16 24
68
72
02
97
'33 '37 146 149 '56
156 168 '73
176 178
[80 184 198 |
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VERZEICHNIS
der Bücher und Schriften, welche bei Bearbeitung des vorliegenden Buches
vom Verfasser benutzt worden sind. |
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Meyendorff, Baron von. Die Pferdezucht Russlands.
Berlin 1863.
Middendorff, A. von. Das Landgestüt der Livländischen Ritterschaft zu Torgel. Dorpat 1872.
Moerder, J. von. Die Pferdezucht in Russland. Wien 1873. — J. de. Institutions hippiques et les races chevalines
de la Russie. Paris 1869. — Apercu historique sur les institutions hippiques et
les races chevalines de la Russie. Saint-Petei s- bourg 1868. Le trotteur russe. St. Petersbourg 1876.
— Compte rendu de l'Exposition hippique de Moscou
de 1869. St. Petersbourg 1869. — Concours hippique <le Moscou Septembre 1872.
St. Petersbourg [872. — Notice sur le cheval russe et Catalogue des chevaux
presentes ä l'Exposition universelle de Paris. Paris 1867. — J. von. Übersichtliche Zusammenstellung des Pferde-
handels und der Gestüte in Russland. St. Petersburg 187J. (In russischer Sprache verfasst, eine Über- setzung noch nicht erschienen.) — J. von. Der Pferde-Handel in Russland (Jarmarki)
St. Petersburg 1880. (In russischer Sprache verfasst, eine Uebersetzung noch nicht erschienen.) Zusammenstellung der Gestüte in Russland. Herausgegeben
auf Anordnung Sr. Exe. des Ministers der Reichs- domänen in Russland. St. Petersburg 1879. (In russischer Sprache verfasst, eine Übersetzung noch nicht erschienen.) Orth. Die Schwarzerde und ihre Bedeutung für die Kultur.
Die Natur. Neue Folge. III. Band. Jahrgang 1877.
Halle a. d. S.
Pci. Zur Pferdekunde. Wien i860. Petzoldt, A. Reise im westlichen und südlichen Russland
im Jahre 1855. Leipzig 1864. — Der Kaukasus. Leipzig 1866.
__ Beiträge zur Kenntniss des Innern von Russland,
zunächst in landwirthschaftl. Hinsicht. Leipzig 1854.
|
||||||||
Blasius, J. H. Reise im europäischen Russland in den
Jahren 1840 und 1841. I. und II. Band. Braun- schweig 1844. Brehm, A. E. Thierleben. II. Band. Leipzig 1876.
Daniel, H. A. Handbuch der, Geographie. II. Band.
Leipzig 1874. Eckardt, J. Russland's ländliche Zustände seit Aufhebung
der Leibeigenschaft. Leipzig 1870. Kitzinger, L. J. Versuch über die Abstammung des zahmen
Pferdes und seiner Racen. Wien 1858.
Goebel, Fr. Reise in die Steppen des südlichen Russland. I. und IL Band. Dorpat 1838.
Gayot et Moll. La connaissance generale du Cheval. Paris 1861.
Hummel, A., Handbuch der Erdkunde. Leipzig 1876. Hütten-Czapski, Bogdan Graf von. Die Geschichte des Pferdes. Uebersetzt von L. Koenigk. Berlin 1876.
Jessen, P. Zur Frage über die Reinheit der Race des Orlow'sehen Traberpferdes. Wien 1873.
Ignatius, K. E. F. Le Grand-Duche de Finlande. Notes statistiques. Helsingfors 1870.
llowaisky, D. Geschichte des russischen Reiches. Reval r86y. Josch, Ch. Beiträge zur Kenntniss und ßeurtheilung der Pferde-Racen. Wien 1837.
Kloeden, G. A. von. Handbuch der Länder- und Staaten-
kunde von Europa. Berlin 1877. Körte, A. Landwirthschaftl. Kulturbilder. Breslau 1878.
Kopteff, B. de. Les cheveaux etrangers. Paris 1867.
Kotschedoff, Ad. Landwirlhschaftlich- landschaftliche Re-
miniscensen aus einer Reise durch's Moskauische bis in die kaukasischen Bäder und über Jalta in die Krim. Berlin 1879. Lengenfeldt, Th. von. Russland im XIX. Jahrhundert.
Berlin 1875. — Skizzen aus Russland. Berlin 1877.
Leublfing, Th., Graf von. Wanderungen im westlichen
Russland. Leipzig 1875. Löffler, K. Das Pferd. Zucht, Pflege, Veredlung und
Geschichte. Berlin r868. |
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VIII VERZEICHNISS DER Bü
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HER UND SCHRIFTEN ETC.
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Pokorny, G. Skizzen zur Geschichte des Pferdes, des
Reit- und Fahrwesens. Prag i878.
Radde, G. Die Chew'suren und ihr Land. Cassel 1878. Schwab. Taschenbuch der Pferdekunde. München 1818. Schwarzneckei , G. Racen, Züchtung und Haltung des Pferdes. Berlin 1879.
Schong, E. Pieni hewoiskirja. Helsingfors 1876. Silberer, O. Handbuch des Trabersport. Wien, Pest und Leipzig r88o.
Sjöstedt, G. W. Försslag tili ätgärder for widmakthällende och förbättring of Finlands hästafwel.
|
||||||||
Tellais, C. de la. Etude sur les races de chevaux de la
Russie. Paris i860. Thun, A. Landwirthschaft und Gewerbe in Mitteltussland
seit Aufhebung der Leibeigenschaft. Staats- und social-wissenschaftliche Forschungen. Herausgegeben von G. Schmoller. Leipzig 1880. Unterberger, F. Mittheilungen aus dem Innern von Russ-
land, zunächst für Pferdeliebhaber. Dorpat 1853. Wilson, J. Agriculture et economic rurale en Russie.
Apercu statistique. St. Petersbourg 1878. |
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Historisches.
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]em Versuche, eine Beschreibung der Pferde-Racen des europäischen Russland zu
i liefern, schicken wir einen geschichtlichen Abriss voran, um zu zeigen, wie sich in I diesem Reiche eine rationelle Pferdezüchtung allmählig entwickelt hat. J Russland ist, seitdem dies Land uns historisch bekannt geworden, fast immer reich an Pferden gewesen; seine Urbewohner, die Skythen wurden von den alten Griechen ihrer
vortrefflichen Reiterei wegen oft gerühmt und ihre Leistungen als Rossezüchter besonders hervor- gehoben. Karl Neumann sagt in seinem Werke, betitelt: „Die Hellenen im Skythen- lande" Folgendes: „„Das Pferd erscheint überall als der unzertrennliche Gefährte der Skythen. Hero dot nennt die Skythen eine Nation von reitenden Bogenschützen; im Verthei- digungskriege gegen die Perser ist nur von ihrer Reiterei die Rede, die sich der persischen stets überlegen zeigte. — Die skythischen Pferde waren klein, aber feurig und unbändig und von vorzüglicher Ausdauer, — wie noch jetzt in denselben Gegenden die der donischen Kosaken. Auch ihr Aeusseres scheint — wenigstens nach dem Geschmacke des Altert hums — nicht unangenehm gewesen zu sein, denn Philipp von Makedonien fand für gut, 20,000 edle sky- thische Stuten zur Verbesserung der Zucht in sein Land kommen zu lassen. Am liebsten ritten die Skythen auf Stuten, doch schwerlich aus dem von Plinius angeführten Grunde (Scythae per bella feminis [equis] uti malunt, quoniam urinam cursu non impedito reddant), sondern weil diese nicht so wild waren; Strabon bemerkt, dass sie die Hengste, um sie lenk- samer zu machen, zu legen (kastriren) pflegten, und bezeichnet diese Operation als eine den Skythen eigenthümliche. Ganz abgesehen von dem natürlichen Temperament der Thiere, das in der Ungebundenheit einer ununterbrochenen Weidezeit starke Nahrung fand, muss sich das Reiten von Hengsten bei den Wanderungen oder gar bei Bewachung der Heerden bald als eine sehr verdriessliche Sache herausgestellt und frühzeitig den Gedanken einer Operation eingege- ben haben, welche — nach Strabon's Ausdruck zu schliessen — zu seiner Zeit bei anderen Nationen noch nicht gebräuchlich war. — Als Zugvieh scheinen die Skythen Pferde nicht be- nutzt zu haben: vor ihren Wagen werden nur Ochsen erwähnt. — Eben so wichtig wie für den die Steppe durchfliegenden Mann, war das Pferd für die Hausfrau und den skythischen Haus- halt. Das Volk lebte auch von Pferdefleisch; und Stutenmilch war ein so verbreitetes und be- liebtes Getränk, dass die nordpontischen Nomaden zum ersten Mal in der griechischen Literatur schlechtweg unter dem Namen der Stutenmelker auftreten. Die Benutzung der Stutenmilch empfahl sich namentlich dadurch, dass die Säure, welche sie annimmt, nicht so unangenehm wie die der Kuhmilch ist, dass sie also in geniessbarem Zustande viel länger als die letztere aufbewahrt werden kann, — ein Vorzug, der die bereits durch die Natur des Landes gebotene Pferdezucht noch mehr emporheben musste. Dass auch den Skythen die Bereitung gesäuerter Stutenmilch, der Kumiss, bekannt war, ist unzweifelhaft: Hero dot beschreibt dieses Getränk klar genug, ohne aber zu wissen, worauf es hierbei abgesehen war."" |
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Freytag, Russland's Pferde - Racen.
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2 russland's pferde-racen.
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Man ist ausser Stande genau zu bestimmen, in welcher Zeit die Pferdezüchtung im
eigentlichen Russland") als eine regelmässige in's Leben getreten ist und nimmt wohl mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit an, dass erst dann der Reichthum an Pferden und ihre Zucht sich vermehrte, als die Kriege mit den Tataren und anderen asiatischen Völker- schaften stattgefunden und Veranlassung gegeben hatten, dass viele orientalische Rosse nach Russland gebracht wurden, wodurch sich zugleich auf Seite der russischen Fürsten und Bojaren die Neigung zur Zucht von guten Pferden ausbildete und nach und nach weiter verbreitete. Um so mehr wuchs diese Neigung, als die Kriegs - Erfahrungen lehrten, wie dringend es
sei, die Cavallerie nicht nur zu vermehren, sondern auch die Mannschaften mit tüchtigen Pfer- den beritten zu machen, um für immer in der Lage zu sein, den wohlberittenen asiatischen Horden die Spitze zu bieten und dieselben zu überwinden. Die erste Verwendung der Rosse zum Kriegsdienst in grösseren Massen gehört
wahrscheinlich erst der zweiten Hälfte des XL Jahrhunderts an, zu welcher Zeit Russland auch erst zum eigentlichen Staate wurde. I. Als Rjurik (862 — 879) nach dem Tode seiner Brüder sich in Besitz des ganzen
nowg"orodischen Gebiets setzte, traten unter seiner Führung vereinzelt kleine Reiter-Ab- theilungen auf, welche ihm bei der Niederwerfung der sich empörenden Nowgoroder gute Dienste geleistet haben sollen. Unter den Fürsten ältester Zeit that sich zuerst Ol eg, welcher 879 seinem Vetter
Rjurik in der Regierung folgte, als Begünstiger und Verbesserer der Pferdezucht hervor, indem er theils seine Reiterabtheilungen nach Zahl und Pferdematerial tüchtiger machte, theils vermöge seines Verständnisses für Pferdezüchtung auf die Veredlung der gemeinen Land- schläge mit Erfolg hinwirkte und daneben die Bojaren seines Reiches zu bewegen suchte, seinem Beispiele zu folgen. Diese ermangelten denn auch nicht, auf ihren grossen Besitzungen Marställe zu errichten und solche mit edlen Rossen der orientalischen Racen auszustatten. — Mehrere russische Historiker berichten, dass die Reiterei des Fürsten Ol eg sehr bald eine ge- wisse Berühmtheit erlangt und ihm bei der Niederwerfung seiner Gegner, die sich hauptsäch- lich im Lande der östlichen Slaven befanden, vortreffliche Dienste geleistet hätte.**) So erfolgreich das Vorgehen des russischen Landadels auch einerseits für die Hebung
der Pferdezucht gewesen sein mag, so scheint doch erst von dem Zeitpunkte an, wo die Land- bewohner aller Stände gezwungen wurden, dem Grossfürsten eine bestimmte Anzahl Rosse für den Kriegsdienst zu stellen, die Pferdezucht in Russland wesentlich besser geworden und weit umfangreicher betrieben zu sein. Es heisst ausdrücklich, dass jetzt erst — Ende des elften Jahrhunderts — die Einführung- fremder, zum grössten Theil asiatischer Rosse, ohne Nachtheil für die Kriegstüchtigkeit der Armeen, hätte beschränkt werden können; die eigene Landeszucht lieferte nahezu den ganzen Bedarf an Schlachtrossen. |
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*) D. Ilowaisky. Geschichte des russischen Reiches: „Als Gründer des russischen Reiches im Jahre 862 be-
zeichnet man drei Brüder, Fürsten ihres Stammes. Der älteste derselben, Rjurik, Hess sich in Nowgorod, der zweite, Sjineus, am weissen See, und der dritte, Truwor, in Isborsk nieder. — Nach ihnen wurde das Land „Russj" (Russ- land) genannt. — Mannigfaltig hat man sich bemüht, die Frage zu entscheiden, „wer die Russen waren und woher jene Fürsten kamen?" Einige hielten sie für Finnen, Andere für Slaven aus Pommern, noch Andere glaubten, dass sie aus Lithauen, vcn den Mündungen des Niemen eingewandert seien; allein die grösste "Wahrscheinlichkeit kommt der skandi- navischen Abstammung zugute. **) J. Moerder. Apercu historique sur les institutions hippiques et les races chevalines de la Russie. — „La
cavalerie du grand due Oleg etait celebre en son temps et l'amour proverbial de ce prince pour les chevaux passa ä la posterite. Un cheval surtout etait prefere du prince et l'accompagnait partout. Blesse dans une bataille en portant son maitre, le favori suecomba; quelque temps apres, Oleg etant venu visiter ce lieu nefaste, fut pique par une vipere sortie du eräne de son coursier et termina ainsi ses jours sur le lieu meme de la sepulture de son compagnon d'armes. |
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HIS'L'OKI SC HKS.
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Wie werthvoll übrigens in ältester Zeit ein Pferd war, geht wohl aus dem soge-
nannten „Russischen Rechte" des Grossfürsten Jaroslaw I. (1019—1054) hervor, wonach ein Pferdedieb Vermögen und Freiheit einbüsste, und wir dürften nicht fehlgreifen, wenn wir dieser gesetzlichen Vorschrift gleichfalls einigen Einfluss auf die Zunahme der Pferdezucht zuschreiben. Leider hat der grosse Brand zu Moskau im Jahre 1737 alle die Urschriften zerstört,
welche über die Art und den Umfang der Landes-Pferdezucht in ältester Zeit nähere Auskunft geben könnten. In wie weit die russische Staatsregierung im elften und zwölften Jahrhundert die
Pferdezüchtung im Lande unterstützt hat, können wir aus den geschichtlichen Ueberlieferungen nicht genau ersehen; es wird von Mo er der und Anderen nur angegeben, dass ver- schiedene Unterstützungen derselben von Seiten des Staats stattgefunden hätten, jedoch viele Jahrzehnte hindurch ohne jegliche systematische Massregel, und es hätte dieserhalb auch von einer wirklichen Verbesserung oder A^eredlung derjenigen Racen, welche nachweislich aus Asien stammten, keine Rede sein können. Als zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts die Mongolen und Tataren unter
Dschingis-Chan und seinen Söhnen mit ihren starken Heerschaaren in Russland einfielen und den grössten Theil des tapfern russischen Heeres unter Daniil Romänowitsch von Wolüinien bei Kalka so furchtbar auf's Haupt schlugen, dass es nur Wenigen gelang den Dnjepr zu erreichen, verminderte sich in kurzer Zeit die Zahl der besseren Pferde im Reiche ganz bedeutend; viele derselben wurden von den nach Asien wieder zurückkehrenden Tataren fortgeführt und ein beträchtlicher Theil ging durch den Krieg" gänzlich zu Grunde. — Eine so furchtbare Niederlage, wie die bei Kalka, hatten die Russen bis dahin noch nie zuvor er- litten. — Der Baron von Meyendorff bezweifelt, dass Russland damals schon Schlacht- rosse in genügender Zahl besessen habe; er sagt wörtlich Folgendes: „„Hätten die Russen in der Schlacht bei Kalka Reiterei gehabt, so würde ihre Vernichtung nicht eine so allgemeine gewesen sein, wie sie von der Nestorianischen Chronik beschrieben wird. Wenn es ferner heisst, dass die Polowzer, welche als Verbündete der Russen in die Schlacht zogen, während derselben aber von ihnen abfielen, alle diejenigen tödteten, welche vom Schlachtfelde flohen, um sich ihrer Gewänder und Pferde zu bemächtigen, so scheint hieraus hervorzugehen, dass zu jener Zeit nur die Vornehmen und Reichen Pferde besessen haben."" Um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts brachten die tatarischen Reiter des Batui
— die sogenannte Goldene oder kiptschäksche Horde — viele gute Rosse mit in die südlichen und östlichen Steppen Russland's, und es würden solche — nach der Meinung unserer Gewährsmänner — wahrscheinlich günstig auf die Verbesserung der Pferdezucht jener Landestheile eingewirkt haben, wenn nicht durch die unaufhörlichen Kriegs- und Raubzüge dieser Horde jede sorgfältige Thierzüchtung unmöglich gemacht wäre. — Der Zustand des südlichen Russland war nach dem Abzüge der Tataren und Mongolen ein über alle Massen trauriger; vorzüglich hatten die am Dnjepr liegenden Länder in jeder Beziehung sehr gelitten. II. Erst nach Ablauf mehrerer Jahrzehnte kam ein wirklicher Aufschwung in der
Züchtung von Pferden und anderen Hausthieren zur Erscheinung, woran nicht blos viele der zum Nachtheil der Russen ausfallenden Kriege, sondern auch andere Kalamitäten (Missernten, Hungersnoth und Viehsterben) schuld waren, bis in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahr- hunderts unter Ivan III. Wassiljewitsch (1462 —1505) eine bemerkenswerthe Aenderung zum Guten sich kund gab. Diesem einsichtsvollen und thatkräftigen Grossfürsten gelang es, die mit |
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4 russland's pferde-racen.
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Geschick getroffenen, auf die Veredlung der Pferdezucht hinzielenden Einrichtungen mit guten
Resultaten gekrönt zu sehen.*) Alsimjuli 1471 die Feindseligkeiten Ivan's III. mit der Verheerung der nowgorodischen
Gebiete begannen, war dieser Fürst im Besitz sehr gut berittener Cavallerie-Abtheilun- gen. Im Heere des Grossfürsten befanden sich ausser den Moskowitern, grosse Abtheilungen von Tataren, das twersche Contingent und tüchtige Reiter der Pskow'schen Mannschaften. Die Nowgoroder gingen dem Feinde zwar guten Muthes entgegen, wurden aber an den Ufern der Schelonj vom Vortrab des moskowitischen Heeres geschlagen. Beim Beginn des Kampfes hatte sich das berittene Regiment des Erzbischofs geweigert einzuhauen, einmal weil es sagte, gegen die Pskower, nicht aber gegen die moskowitischen Fürsten abgeschickt zu sein, dann aber auch weil es die Tüchtigkeit der Ivan'schen Reiterei fürchtete. — Wir dürfen hiernach wohl annehmen, dass dieser Grossfürst über sehr brauchbare, kräftige Schlachtrosse verfügte, die zum weitaus grössten Theile in seinem eigenen Lande gezüchtet waren. Ferner geben J. Moerder und der Oberstallmeister von Meyendorff an, dass im fünfzehnten Jahr- hundert die tatarischen Gesandten mit ihrem reichen Gefolge von Kaufleuten, Beamten, Dienern etc. auch viele gute Rosse mit nach Russland gebracht hätten; ein grosser Theil dieses Imports soll Ivan III. dazu benutzt haben, das erste Krongestüt zu Khoroschow bei Moskau zu gründen.**) Gegen Schluss des fünfzehnten Jahrhunderts (1496) ernannte Ivan III. — bei der
Bildung seines Hofstaates nach westeuropäischem Mu ster — einen seiner Favoriten, Andre Fedorowitsch Tscheliadine zum Oberstallmeister (Koniuchy) und übertrug demselben die obere Leitung des ganzen Gestütwesens und die Oberaufsicht über die Hof-Marställe in der Reichs-Hauptstadt. Ein Jahr später wurde dem Oberstallmeister in der Person eines pferdekundigen Bojaren Namens Feodor Vikentieff ein Gehülfe beigeordnet, welchem man den Titel „Joselnitschy" (zu deutsch: Krippenwärter oder Futtermeister) verlieh und mit einer grossen Machtvollkommenheit ausstattete. Andre Fedorowitsch Tscheliadine und Feodor Vikentieff sollen für die Verbesserung der russischen Pferdezüchtung in damaliger Zeit nach besten Kräften gewirkt haben; manches gute Pferd ging aus den Krongestüten her- vor und einzelne werthvolle Hengste konnten an die Gestütshöfe der Klöster und Bojaren als Beschäler abgegeben werden. Dies ist nach den Mittheilungen russischer Hippologen der Zeitpunkt gewesen, welcher
als der Anfang einer gereg'elten, zweckmässigen Züchtung von russischen Pferden bezeichnet werden kann; mit dem sechszehnten Jahrhundert also hebt die Hoffnung auf eine rationelle Thierzüchtung in Russland an. Die ungeordneten Verhältnisse früherer Zeiten mach- ten solche fast ganz unmöglich. Die Jahre lang fortgesetzten Kriege der Grossfürsten mit den unruhigen kriegliebenden
Nachbaren im Osten erforderten die Haltung einer tüchtigen, zahlreichen Reiterei, und diese nöthigte die Landleute zur umfangreicheren Züchtung von Pferden. Der Verbrauch an |
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*) D. Ilowaisky. „Ivan III. verfolgte mit Glück und Geschick die von seinen Vorgängern eingeschlagenen
Wege; er verstand es besser als sie die günstigen Umstände zu benutzen, indem er beinahe immer, wenn auch lang- sam, so doch festen und sichern Schrittes sein Ziel erreichte. Seine Regierung ist durch viele wichtige Ereignisse der äusseren und inneren Politik gekennzeichnet. Unter diesen nahm die Vereinigung der bedeutendsten Theilfürsten- thümer des nördlichen Russland mit dem moskowitischen Reiche eine erste Stelle ein." **) In der Zeit der Tributpflichtigkeit Russland's an den Khan der Tataren hielt sich fortwährend ein Ge-
sandter des letzteren in Moskau auf. Im Jahre 1474 'cara ein tatarischer Gesandter, Namens Karatschuk, dahin, den 600 Diener und 3200 Kaufleute begleiteten, und brachten diese 40,000 asiatische Pferde zum Verkaufe mit nach Russ- land. Transporte ähnlicher Grösse begleiteten fast alle Abgesandte des Khan und hierdurch kam eine Menge von Pferden in das Land. |
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HISTORISCHES. =
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Schlachtrossen stieg von Jahr zu Jahr immer mehr und mehr; die Bojaren sahen sich veran-
lasst, neben ihren Hauptgestüten, welche sich meistens in unmittelbarer Nähe ihrer Schlösser befänden, auch auf den entfernter liegenden Vorwerken kleinere Zuchtplätze, Gestüthöfe etc. herzustellen und diese möglichst zweckmässig einzurichten. Nicht allein zum Kriegsdienste be- durfte man tüchtiger Rosse, sondern auch im Frieden wollte man zur Jagd, auf Reisen und für die verschiedenartigsten Vergnügungen brauchbare Reit- und Wagen-Pferde haben, die in ihren Leistungen nicht hinter den, aus westeuropäischen Ländern hin und wieder eingeführten Thieren zurückstehen sollten. — Es wird erzählt, dass schon damals viele russische Bojaren eine besondere Ehre darin suchten, ein Pferde-Material heranzuzüchten, welches für die mannichfachen Gebrauchszwecke tauglich und überall verwendbar war. Erwähnenswerth erscheint uns noch, dass Ivan III. von Sten-Sture, dem derzeitigen
Beherrscher Schwedens, einen kräftigen Hengst von seltener Schönheit zum Geschenk erhielt, welchen er viele Jahre in seinem Hauptgestüte als Beschäler benutzen liess. Dieses Thier soll eine besonders schöne Nachzucht geliefert haben. III. Ivan's Sohn und Nachfolger in der Regierung, der Grossfürst Wassily-
Ivanowitsch, (1505 —1533) stand zwar seinem Vater an Talent weit nach, verfolgte aber doch mit Glück dessen Politik in Betreff der Theilfürsten, der auswärtigen Höfe und der eigenen Unterthanen. Er machte der Selbstständigkeit Pskow's, Rjäsans und des Jsjewer'schen Fürstenthums ein Ende. Für die Verbesserung der Landespferdezucht zeigte auch dieser Fürst Interesse und Verständniss; sie entwickelte sich unter seiner Regierung zu Anfang des sechs- zehnten Jahrhunderts in bester Weise. Im Jahre 1511 wurde eine besondere Administration für das Gestütwesen unter dem
Namen „Koniuchenny Prikas" eingesetzt, und es scheint, dass dieselbe eine Zeit lang höchst segensreich für die Hebung und Besserung der Zucht im ganzen Lande gewirkt hat. Mehrere tüchtige Bojaren waren als Oberstallmeister jenes Grossfürsten unablässig fieissig darüber aus, die Züchtung edler Pferde im Reiche zu vermehren und fehlerhaft eingerichtete Gestütshöfe zu verbessern. Wir dürfen hier nicht unerwähnt lassen, dass zur Regierungszeit Wassily-Jva- nowitsch's — vielleicht auch schon früher — zur Verbesserung mehrerer russischer Pferde- schläge Hengste von der Race der Petschenegen herbeigeholt und in verschiedenen Gestüten der Krone mit bestem Erfolg'e zur Zucht benutzt worden sind.*) Wenngleich unter Ivan IV. (der Schreckliche genannt) der Posten eines Oberstall-
meisters 16 Jahre lang vacant blieb, so machte dessenungeachtet auch zu jener Zeit die Pferde- |
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*) Die Petschenegen, ein tatarischer Volksstaram, bewohnten ursprünglich die Landschaft zwischen der
Wolga und dem laik, und wurden durch ersteren Fluss von den Chazaren getrennt. Vom neunten bis zum elften Jahrhundert hatten die Petschenegen grossen Einfluss auf die Geschicke Europa's, indem sie von Zeit zu Zeit durch ihre grossen Raubzüge Schrecken und Umwälzungen an vielen Orten erzeugten. Im Besitz sehr rascher, gewandter Pferde und guter Reiter fügten sie ihren Nachbaren im Norden und Westen, mit welchen sie oft in Fehde lagen, grossen Schaden zu. — Zuerst taucht dieses Nomadenvolk im Jahre 830 :auf, wo es das Chazaren-Reich angreift, dann bekriegt dasselbe 867 den Grossfürsten von Kiew, und erst nachdem sich die Russen, Chazaren und Uzen ver- bunden hatten, wurden die Petschenegen zurückgedrängt und vertrieben. Sie irrten eine Zeit lang umher, bis es ihnen gelang, sich 883 zwischen Don und Dnjestr Wohnsitze zu erwerben, von wo aus sie sich dann später bis zur Aluta ausbreiteten. Einzelne Stämme der Petschenegen drangen bis nach Galizien, Siebenbürgen, der Moldau und Wallachei vor, machten sich in diesen Ländern ansässig und betrieben hier Ackerbau und besonders Viehzucht mit grossem Ge- schick. Zu Ende des zehnten und in der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts kam ein Theil jenes Volksstammes so- gar bis nach Mähren, siedelte sich an, und soll auch hier für die Ausdehnung und Verbesserung der Viehzucht (Pferde- und Rindvieh-Züchtung) bestens gewirkt haben. Als Reste der Petschenegen hat man die Szekler angesehen. In dem russischen Gouvernement Charkow nennt
man noch jetzt einige Dörfer nach ihnen die „petschenegischen Ortschaften", wo nach Aussage russischer Hippologen noch heute viele brauchbare, gut geformte Pferde gezüchtet werden. |
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6 RUSSLAND S PFERDE-RASSEN.
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zucht im russischen Reiche sichtbare Fortschritte. Durch die Aufstellung und Benutzung edler
Flengste erreichte man selbst auf den entlegensten Dörfern bei der Bauernpferdezucht eine wesentliche Verbesserung; es wurden an vielen Plätzen neue Staatsgestüte errichtet und diese „Koniuchenny-Slobody" genannt. Die Gestütbeamten erhielten die specielle Aufgabe, das Geschäft bei der Auswahl der Zuchtpferde strengstens zu überwachen und alle Uebergriffe von Seiten der Bauern zu bestrafen. Nach den geschichtlichen Ueberlieferungen sind in all' diesen Gestüten vorzugsweise Thiere orientalischer Racen zur Zucht verwendet; Pferde europäischer Abkunft kamen höchst selten vor und wurden nur ausnahmsweise zur Zucht benutzt. Das Jahr 1547 war ein bemer kens wer thes in der Regierung Ivan's IV. Im Januar
desselben wurde dieser Herrscher feierlich gekrönt; er nahm sofort den Titel „Zar" an, was nach damaligen Begriffen mehr bedeutete als Grossfürst. Darauf verheirathete er sich nach eigener Wahl mit der klugen Bojarentochter Anastasia Romänowna, welche auf ihren Gemahl anfänglich einen wohlthätigen Einfluss ausgeübt hat. Von einer Seite wird be- hauptet, dass diese Zarin sich für die Pferdezucht ihrer Unterthanen besonders interessirt und die Beschaffung edler Beschäler mehrfach veranlasst habe. — Als gegen die Mitte des sechs- zehnten Jahrhunderts sich am russischen Hofe ein grosser Glanz und Ueppigkeit bei allen Festlichkeiten entfaltete, ähnlich wie an vielen europäischen Höfen, gebrauchte man natürlich auch eine erhebliche Anzahl schöner, edler Pferde, und es lag dem Oberstallmeister ob, für die Beschaffung derselben zu sorgten, was ihm auch allmählig mit Unterstützung seitens mehrerer Bojaren gelungen sein soll. Die vornehmen Bojaren zeigten gern ihre Pracht und ihren Reichthum an Pferden; sie
Messen es sich angelegen sein, hinsichtlich ihrer Marställe und Gespanne mit dem Grossfürsten oder Zaren in jeder Art zu wetteifern, und selbst die pferdehaltenden Einwohner der Haupt- stadt, reiche Kaufieute und Beamte, hatten ihre Freude daran, der schaulustigen Menge die edelsten Rosse orientalischer Abkunft vorzuführen. In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts brachte der Sieg des General Schereme-
te ff über den Chan der Krimm D ewlet-Guirey dem Lande eine Beute von 60,000 Stück zum Theil sehr schöner Pferde ein, von welchen alle besseren Exemplare (200 Stück) dem da- mals berühmten Arga mack-Schlage angehörten. Diese letzteren kamen in die für Pferde- zucht besonders günstig belegenen Gouvernements und sollen hier wesentlich mit zur Ver- besserung der Landracen beigetragen haben.*) Gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts brachten die Gestüte in den Bauer-
Dorfschaften der südlichen Gouvernements bereits grosse Einnahme durch den Verkauf edler Pferde an fremdländische Fürsten, und ausserdem lieferten'dieselben alljährlich viele Rosse an die Militär-Behörden des Reichs ab, welche zu den verschiedenartigsten Dienstzwecken ver- wendbar waren, sich zur Kriegszeit tüchtig und ganz besonders ausdauernd zeigten. Ueberdies liess der Zar alljährlich noch 8000 Pferde von den Tataren in Asien ankaufen und viele, das heisst alle besseren Individuen dieser Fremdlinge zur Zucht in den Staatsgestüten verwenden. Die Kämpfe um Livland (1558) kosteten dem russischen Reiche sehr viele Pferde;
manches schöne Zuchtthier musste mit in das Feld genommen werden und kehrte niemals wie- der in das Gestüt zurück. Die livländischen Ritter, welche durch Kreuzfahrer in Besitz tüchtiger, besonders kräf-
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*) Im vierten Bande der Zeitschrift über Pferdezucht von General Zorn findet sich folgende Erklärung: „Die
Arga macks sind Pferde von hohem Adel, deren Abkunft lange Zeit unbekannt war. Jetzt steht es unzweifelhaft fest, dass sie arabischer Abkunft sind. Sie sind gross (5 Fuss 4 Zoll oder 1,67 Meter), stark von Knochen, schön gebaut, mit leichten und lebhaften Bewegungen. Die Bewohner von Bokhara und Khiwa führen viele aus Arabien ein; man findet sie auch in Persien und der Kabarda." Auch die Kirgisen sollen Argemacks in ziemlich grosser Zahl besitzen. |
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HISTORISCHES. 7
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tiger Schlachtrosse der westeuropäischen Racen (wahrscheinlich Noriker) gekommen waren,
führten dem Zaren eine vortreffliche Reiterei entgegen und nöthigten diesen mehrfach zum Rückzuge. Es heisst ausdrücklich, dass die „leicht berittenen Russen" dem Anprall der schwe- ren livländischen Cavallerie nicht zu widerstehen vermochten. Nicht nur Livland, sondern auch Polen war in sechszehnten Jahrhundert reich an guten,
kräftigen Pferden. Stephan Batory, der Wojewode von Siebenbürgen, wurde 1575 zum König von Polen
erwählt; er beschloss bald darauf, den früher schon von seinem Vorgänger begonnenen Krieg gegen die Russen mit allen Kräften fortzusetzen; seine polnische Reiterei — im Besitz vor- trefflicher Schlachtrosse — und eine zahlreiche Artillerie, die ebenfalls über gute, starke Zug- pferde verfügte, unterstützte den König bei der Besiegung der regellosen moskowitischen Heerschaaren; diese mussten überall dem Uebergewichte und der Geschicklichkeit der Polen weichen. Nach diesen Angaben unseres russischen Gewährsmannes, D. Ilowaisky, dürfen wir
wohl annehmen, dass die russische Armee damals über ein weniger gutes Material an Kriegs pferden verfügte, als die Polen; möglicherweise verstanden auch die polnischen Reiter, deren Geschicklichkeit und Tapferkeit immer gerühmt wird, die Führung ihrer Pferde etwas besser als die moskowitischen Cavalleristen. IV. Eine besonders hervorzuhebende Förderung der Landespferdezucht fand unter
den nächsten Nachfolgern J van's IV. nicht statt. Eine solche machte sich erst wieder unter dem Vater Peter des Grossen, dem unternehmenden Zar Alexis Michai'lowitsch (1646 — 1676) bemerkbar. — Von allen Geschichtschreibern wird ihm das Verdienst beigelegt, das Ge- stütwesen gehörig organisirt und durch alljährlich sich wiederholenden Ankauf zahlreicher orientalischer Pferde bester Abkunft für das nöthige Zuchtmaterial im ganzen Lande gesorgt zu haben. — Die meisten zur Zucht bestimmten Pferde wurden den turkomanischen Racen ent- nommen; diese gerade Hessen sich ohne Schwierigkeiten in Russland acclimatisiren. Auf den Reisen des Zaren durch die nördlichen und nordöstlichen Gouvernements seines
Reiches hatte er die Beobachtung gemacht, dass hier namentlich die Pferdezucht noch am tiefsten darnieder lag und eine Aufhülfe durch Staatsunterstützungen dringend geboten er- schien. Die Verwendung passender, gedrungen g-ebauter Hengste wurde von den dortigen Züchtern als besonders wünschenswerth bezeichnet; man bat den Landesherrn um Zuführung der damals schon berühmten Pferde des Klepperschlages aus den Ostsee-Provinzen. Baron von Meyendorff berichtet, dass unter der Regierung des Zaren Alexis Michai'lowitsch mehrere Stallmeister desselben zum Hengst-Ankauf nach Asien geschickt, dann aber auch die unter dem Namen „Klepper" bekannten Pferde Livland's und Esthland's nach jenen Gouverne- ments verpflanzt wären, wo sie die Stammeltern der Racen von Ohwa, Wjätka und Kasan ge- worden sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die in späterer Zeit viel genannte und gerühmte
Kasanski-Race ihren Ursprung vorzugsweise jener Vermischung mit livländischem Klepperblut zu verdanken hatte. Nach weiteren Mittheilungen über die Marställe des Zaren Alexis Michai'lowitsch
enthielten dieselben 150 Reit-, Wagen- und Schlitten-Pferde für seinen alleinigen Gebrauch, 50 Stück hochedle Pferde für die Zarin und deren Töchter, 600 für die Gesandten, Bojaren und Stallmeister. Ausserdem befanden sich noch 3000 theils gute, theils geringere Pferde für das Gefolge des Zaren, und 40,000 Pferde zum Dienste in Moskau und in dessen Umgebung. Diese letztgenannte Zahl umfasst jedenfalls auch die Pferde der Artillerie und Cavallerie so |
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8 russland's pferde-racen.
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dass die Bezeichnung „Pferde des Zaren" hier gleichbedeutend mit „Pferden der Krone" zu
verstehen ist. Unter dem Zaren Fe odor Alexjeje witsch (1676 —1682) ist für die Verbesserung der
Pferdezucht nichts Besonderes gethan; es kamen damals die besten Pterde für die Marställe des Landesherrn aus Polen. Hin und wieder trieben auch die südlichen Nomadenvölker, nament- lich die nogaischen Tataren, grosse Pferde-Heerden (tabunüi) nach dem moskowitischen Reiche, wo sie grösstentheils für die Reiterei des Zaren angekauft wurden. Nach D. Ilowaisky bildete gegen das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts die Haupt-
macht des moskowitischen Heeres die zahlreiche Klasse der Edelleute und Bojarenkinder, d. i. der Stand der Besitzer von sogenannten Dienst- und Stellengütern und von Erbgütern. Sie leisteten den Kriegsdienst zu Pferde und mussten nach Massgabe des ihnen angewiesenen Landes in der Regel auch einige bewaffnete Diener mit sich in's Feld führen. Aus den Edel- leuten, die im moskauischen Kreise in die Kriegslisten eingeschrieben waren, wurde das soge- nannte Zaren-Regiment gebildet; dasselbe fungirte gewissermassen als Leib-Garde. Ausserdem waren alle Hofbeamten und Würdenträger Krieger und bildeten eine Cavallerie-Abtheilung zarischer Leibwächter. Diese fanden sich bei der LIeerschau in reichen Rüstungen, in glänzen- den Panzern und Helmen ein; sie hatten theure Säbel und ritten schöne, feurige Pferde aus der Kabardi (Argamaki), die stets mit dem kostbarsten Geschirr geschmückt wurden. Begleitet wurden sie von einer ansehnlichen Menge meistens gut berittener und schön bewaffneter Diener. Jene kabardinischen Rosse wurden in Friedenszeiten von den Edelleuten sehr häufig
zur Zucht benutzt, und werden sicherlich zur Veredlung der russischen Landschläge beige- tragen haben. Nach dem Tode des letztgenannten kinderlosen Feodor Alexjej ewitsch hatte sein
Bruder Ivan V. das nächste Anrecht auf den Thron. Er war aber körperlich und geistig zu schwach, wurde daher übergangen, und von den Bojaren sein Halbbruder Peter zum Zaren ausgerufen, welcher eben erst zehn Jahre alt geworden wTar. Peter's Mutter, Natalja Kirillowna, bekam den Haupteinfluss am Hofe, hatte indessen mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen; es trat ihr ganz besonders die Partei des Bojaren Miloslawsky entgegen, deren Seele die kluge, ehrgeizige Prinzessin Sophie war, eine erste Tochter des Zaren Alex j ei Michai'lowitsch, welcher dann auch zuletzt die Regentschaft übertragen wurde. Unter dieser Regentschaft hat die Pferdezucht in Russland keine Rückschritte, ebenso-
wenig aber Fortschritte gemacht. Die häufigen Kämpfe gegen die Roskoljnike mögen der Regentin wenig Zeit gelassen haben, sich um die Pferdezüchtung des Landes zu kümmern. V. Als der Zar Peter der Grosse im Jahre 1696 die Alleinherrschaft des russischen
Reiches übernahm, konnte er über zahlreiche Reitermassen verfügen, die ihm auch überall bei seinen Kriegen gegen die Schweden, Türken und Tataren vortreffliche Dienste geleistet haben. Klein-Russland allein war zu Anfang des vorigen Jahrhunderts im Stande 60,000 Pferde zu liefern; die Landschaften am Don und die Steppen des Ural waren ebenfalls reich an brauch- baren Soldaten-Pferden; von dort her wurden alljährlich mehr als 20,000 Reiter in's Feld ge- stellt. Die weit ausgedehnten Ebenen am Kuban, vor allen anderen aber die Steppen Sibirien's besassen unzählige Tabunen halbwilder Pferde, die im Nothfalle mit zum Dienste in der Armee herangezogen werden konnten. Des grossen Zaren landesväterliche Fürsorge erstreckte sich bekanntlich auf die ver-
schiedenartigsten Zweige der Regierung und Landeskultur; er wollte seinem Reiche alle diejenigen Einrichtungen geben, welche sich in anderen europäischen Ländern schon als zweckmässig bewährt hatten. Der Zar hörte von der Vorzüglichkeit der' preussischen und |
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Traber-Hengst .Wadim.
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HISTORISCH ES.
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schlesischen Pferdezucht und liess deshalb gleich zu Anfang seiner Regierungsepoche in jenen
Ländern grosse Ankäufe von Zuchtpferden machen, die dann fast ausnahmslos in den Kronge- stüten zur Aufstellung und Verwendung kamen. Ausserdem beauftragte Peter I. mehrere ge- schickte tatarische Handelsleute, welchen er an seinem Hofe gastfreie Aufnahme gewährt hatte, orientalische, ganz besonders persische Hengste für seine Krongestüte anzukaufen, und es wussten sich diese Handelsherren des kaiserlichen Auftrages bestens zu entledigen. Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts befanden sich die vorzüglichsten Staats-oder Kron-
Gestüte in den Gouvernements Kasan, Asow und Kijew; sie waren im Besitz vieler sehr schöner Hengste und einer ansehnlich grossen Zahl brauchbarer Zuchtstuten. Im Jahre 1720 wurde auf Befehl des Kaisers ein grosses Gestüt zu Astrachan errichtet, in welchem die edelsten persischen Hengste und tscherkessische Stuten zur Zucht benutzt wurden. Peter der Grosse genehmigte auch zuerst die Abhaltung von grösseren Pferde-
Rennen und "Wetten (10. Decbr. 1722); er hatte das lebendigste Interesse für diese Art Sport und soll sogar grosse Neigung gezeigt haben, sich bei den Rennen persönlich zu betheiligen. Noch am Ende seiner Regierungsepoche befahl der Kaiser, dass Hengste von der Race
der esthländischen Doppelklepper an die Flussufer der Obwa geführt würden, damit auch hier der alte Landschlag eine Verbesserung erführe und für den Kriegsdienst etwas grösser und tauglicher würde. Nach Allem, was wir über Peter's Bestrebungen zur Hebung der Landespferdezucht
erfahren haben, können wir sicher annehmen, dass unter seiner Regierung viel für dieselbe geschehen ist. Der Zar erhielt zu wiederholten Malen schöne Reit- und Wagen-Pferde vom Fürsten Mentschikow geschenkt, welche dieser damals renommirte Pferdezüchter selbst ge- zogen haben soll und die von den sachverständigen Hippologen damaliger Zeit als höchst werthvolle Thiere der heimischen Zucht bezeichnet wurden. Die zu Anfang des vorigen Jahrhunderts von Holland aus nach Russland (Gouverne-
ments Woronesh und Tambow) geführten Zuchtpferde sindwahrscheinlich auf Befehl Peter's des Grossen in Ost-und West-Friesland angekauft und hier den besten, stärksten Schlägen ent- nommen worden. Später, bei Beschreibung der Bitjug-Race kommen wir auf diese Verwen- dung der holländischen Pferde zur Verbesserung und Verstärkung des russischen Wagen- schlages zurück und wollen hier nur noch bemerken, dass wahrscheinlich auch schwere dänische Pferde zur Regierungszeit des grossen Zaren mehrfach nach Russland zu Zucht- zwecken eingeführt sind. Die hippologischen Schriftsteller Russland's berichten nichts Näheres über dieVerwendung des dänischen Blutes in den kaiserlichen Gestüten zu Anfang des vorigen Jahr- hunderts. Wir entnahmen diese Nachrichten einem älteren Werke über Dänemark's Pferde- zucht und die Verwendung dänischer Pferde zur Verbesserung ausländischer Pferdeschläge. VI. Die Regierung der Kaiserin Anna Ivänowna — Nachfolgerin Peter IL — (1730
— 1740) übertrifft, was äussere Ordnung und regelmässigen Gang der Staatsgeschäfte anbetrifft, sowohl die vorangegangenen, wie die nächst nachfolgenden Regierungen bei weitem. Die Pferdezüchtung des Reiches erfreute sich in dieser Zeit einer grossen Vervollkommnung;
die besondere Aufmerksamkeit, welche jene hochbegabte Herrscherin derselben schenkte, trug wesentlich dazu bei, dass in der Geschichte der russischen Hippologie ihre Regierungsperiode als eine der glücklichsten für die Entwickelung einer rationellen Landes - Pferdezucht verzeich- net steht. — Auf Befehl der Kaiserin wurde im Jahre 1733 eine besondere Kanzlei für das Hof- marstall - Amt eingerichtet und in derselben ein ganz neues praktisches Reglement (Konjou- schenny - Reglement) ausgearbeitet, nach welchem später alle Angelegenheiten der Landes- Pferdezucht geregelt und auf das strengste überwacht wurden. Freytag, Russland's Pferde - Kacen. 2
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io russland's pferde-racf.n.
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Das russische Heer wurde in musterhafter Ordnung gehalten, besonders durch die Be-
mühungen Münnich's, der sehr strenge Mannszucht einführte. Da Anna die zunehmende Bedeutung der Garden für das ganze Heerwesen erkannte, so vermehrte sie deren Zahl um mehrere tausend Mann. Zu den schon trüher gebildeten zwei Regimentern, (dem Preobrashens- kischen und Isamjönowschen) fügte sie noch zwei neue hinzu. Sehr bald nach der Thronbe- steigung Hess die Kaiserin aus Einhöfern der Ukraine das Ismailow'sche Regiment zusammen- setzen, dem man vorzugsweise Deutsche aus den Ostsee - Provinzen als Officiere zutheilte. Et- was später wurde ein Garde - Cavallerie - Regiment errichtet. Da sich jedoch im eigenen Lande für diese Garde-Reiter kein geeignetes Pferde-Ma-
terial auffinden liess und die den Remonte - Kommissionen zugeführten Pferde meistens viel zu klein und zierlich waren, so befahl Anna Ivanowna, dass alle Rosse für die Garde aus Deutsch- land, namentlich aus Holstein und Mecklenburg herbeigeholt werden sollten. Sehr gern kam man den Befehlen der Zarin nach; die in Eolge dieser Verordnungen in Nord - Deutschland an- gekauften 1422 Pferde, welche in einzelnen Transporten nach Russland gingen, waren am 1. December 1732 in Riga, wo das neue Regiment formirt werden sollte, vereinigt. Die Thiere waren drei bis sechs Jahre alt, 1,52 bis 1,60 Meter hoch und kosteten im Ganzen 329,999 Mk., also durchschnittlich 231 Mark, eine für damalige Zeit sehr bedeutende Summe. Von diesen deutschen Pferden kamen 1204 Stück zur Garde, 183 zu den Gestüten und 35 Hengste in den Plofmarstall nach St. Petersburg. Ein livländischer Landrath Graf Loewenwolde — Bruder des Oberhofmarschalls—ge-
langte bei der Zarin zu hohem Ansehen; sie ernannte ihn zum General-Adjutanten und bald darauf auch zum Oberstallmeister, in welcher Stellung er durch mehrere zweckmässige Ver- änderungen im Gestütswesen, auf deren Ausführung er nachhaltig hinwirkte, gute Erfolge erzielt hat. Der mehrere Jahre lang fortgesetzte Ankauf fremdländischer Pferde war aber doch
wieder gegen den Willen der Kaiserin; sie befahl dieserhalb im eigenen Lande die nöthigen Anstalten und Einrichtungen zur Züchtung solcher grossen Reitpferde, wie sie für die Elite- Truppen erforderlich waren, unverzüglich zu treffen. Demgemäss sollten im Jahre 1734 noch 150 neue Militair - Gestüte mit 35,945 Zuchtpferden in's Leben treten, deren Oberaufsicht die Kaiserin dem Oberstallmeister Grafen Loewenwolde mit dem Auftrage übertrug, lediglich auf die Züchtung grosser und starker Pferde zu halten und um die Aufzucht kleiner orientalischer Thiere sich nicht weiter zu kümmern. Nach den Mittheilungen des Baron von Meyendorff ist jener Plan aber nicht in
seinem vollen Umfange zur Ausführung gekommen; es wurde der alte Bestand von 318 Be- schälern und 1320 Stuten nur um 52 Hengste und 190 junge Stuten vermehrt, leider ohne nähere Angabe ihrer Abstammung. Im Jahre 1736 wurden alle fehlerhaften Beschäler ausgemustert und 8 neue, gut gebaute
arabische Hengste angekauft; auch einige deutsche und spanische Stuten wurden in den Staatsgestüten untergebracht. Die zehn Hauptgestüte desStaates enthielten 1739 nach Moerder's Angaben ungefähr
3900Zuchtpferde; von Meyendorff giebt deren Zahl weit niedriger an; sie hätten nur wenige Stücke über 2000 enthalten, nämlich: 1) Bronnitzy (im Gouvernement Moskau) 100 Stuten, welche sich in ihren Formen am
besten zur Bildung eines tüchtigen Reitschlages eigneten.
2) Khoroschew (Gouvernement nicht angegeben) 100 Stuten, welche hauptsächlich zur
Bildung eines grossen Wagenschlages dienen sollten.
3) Gavrilowo (Gouvernement nicht angegeben) 120 Stuten, ohne nähere Bestimmung.
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HISTORISCHES.
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II
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4) Danilow (im Gouvernement Kostroma) 270 Stuten, welche meistens aus Deutschland
bezogen und von schwarzer Haarfärbung waren.
5) Sidorowo (im Gouvernement Kostroma) 130 Stuten sehr verschiedener Racen.
6) Wsjegoditschy (im Gouvernement Wladimir) 209 Stuten von mittlerer Grösse und
meistens Rappen.
7) Skopin (im Gouvernement Rjäsan) 1000 Stuten von dunkler Haarfarbe.
8) Bogoditzk (im Gouvernement Tula) 30 Stuten, verschiedener Racen und meistens
nur geringwerthig.
9) Schekschowo (Gouvernement nicht genannt) 80 Stuten mit scheckigem Haar.
10) Pakrhin (im Gouvernement Moskau) 20 Stuten, von zierlicher Statur. Summa: 2059 Stuten.
Im Pakrhiner Gestüte standen Pferde der Tscheremisse-Race, welche in früherer Zeit viele Liebhaber gefunden haben soll. Die hier gezüchteten Pferde kamen in der Regel als leichte Reit- oder Wagen-Pferde in den kaiserlichen Marstall nach St. Petersburg. Die Stuten des Gestüts zu Schekschowo gehörten dem alten Landschlage an und waren
meistens ziemlich unansehnliche Geschöpfe. Die daselbst später zur Zucht benutzten Hengste waren dänische Schimmel und Schecken, welche zur Verbesserung desWagen-Schlages wesent- lich beigetragen haben sollen. Mit Einschluss der Hengste und Fohlenbesassen — nach vonMeyendorff — die oben-
genannten 10 Gestüte im Jahre 1740 bereits 4400 Pferde, welche sehr verschiedenen Racen angehörten. Da diese Gestüte gewissermassen die Quelle aller derartigen Anstalten für Russland, in damaliger Zeit gebildet haben, so dürfte es vielleicht für manchen Leser dieses Buches von Interesse sein, die Abstammung jener Gestüts-Pferde kennen zu lernen, diese war folgende: 11 Araber. 3 Lombarden. 46 Perser. 38 Friesen.
21 Türken. 45 Holsteiner.
5 Berber. 18 Dänen.
44 Spanier. 7° Engländer.
535 Neapolitaner. 668 Deutsche.
3000 Pferde jener Gestüte gehörten theils den russischen Landschlägen, theils den tscher-
kessischen und kubanschen Racen an. Von allen diesen Gestütspferden wird gesagt, dass sie hübsch und regelmässig gebaut
gewesen wären und meistens auch eine gute Nachzucht geliefert hätten. Die im Jahre 1863 veröffentlichte Geschichte der russischen Garde zu Pferde beweist indessen, dass sowohl die Zahl, wie auch die Qualität der Gestütsproducte für den Bedarf des Kriegsheeres in den vier- ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht genügen konnte. — Das Garde - Regiment verlor im Türkenkriege (1736) über 300 Pferde, und es muss ten dieserhalb nochmals 400 Rosse in Deutschland angekauft werden. Zu derselben Zeit wurden auch noch 1000 Stuten für die Militair-Gestüte von den Kalmücken geliefert; es waren diese Thiere grösstentheils tatarischer Race des Kuban und wenn auch nicht gross, doch von gedrungenem, kräftigem Leibesbau. Im Jahre 1739 kaufte man auf Befehl der Kaiserin eine grosse Anzahl Doppel-Ponies
oder Klepper von der zum Gouvernement Livland gehörigen Insel Oesel. Ein grosser Theil dieser Thiere wurde in den kaiserlichen Marstall der Hauptstadt geführt und der Rest zur Zucht in den Kron-Gestüten verwendet. Der Baron v. Meyendorff giebt ferner an, dass die Kaiserin in einem Manifest vom
Jahre 1739 befahl, dass ausser den Krön- und Regiments-Gestüten auch auf allen Synodal-, bischöflichen und Kloster-Domainen Gestüte errichtet werden sollten. Es wurden auf diese Weise |
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■russland's pferde-racen.
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wiederum 7500 Zuchtstuten grösseren Schlages aufgestellt, für welche man in Deutsch-
land 1000 starke Hengste ankaufte. So unglaublich es uns auch jetzt erscheinen mag, so gab jenes Manifest von 1739 als
Grund für diese Anordnung an, dass die Pferde der russischen Dragoner und der Kalmücken in den letzten Jahren zu schlecht, die Pferde in Deutschland aber leider zu theuer gewesen wären. Ferner theilt unser Gewährsmann mit, dass durch einen Ukas vom 17. Juli 1740 die
Kaiserin ihrem Lieblings-Regimente, der Garde zu Pferde, zur Unterhaltung eines Gestüts die Einkünfte aus den Städten Baturin und Yampol nebst allen Flecken und Dörfern, welche früher dem Verräther Mazeppa gehört hatten, im Ganzen 2234 Feuerstellen, geschenkt hätte. Einer der tüchtigsten Pferdekenner und Züchter des vorigen Jahrhunderts*) Ernst
Johann von Byron, Herzog von Kurland, war bekanntlich ein Günstling der Kaiserin Anna und verfügte als solcher über sehr bedeutende Geldmittel. Im Besitz eines berühmten Gestüts verwendete Byron für den Ankauf edler Zuchtpferde grosse Summen; er richtete auf seinem weitausgedehnten Güter-Komplex mehrere Fohlenhöfe ein und sorgte hier ohne Unter- lass für zweckmässige Haltung derThiere, sowie auch für ausschliessliche Verwendung wirklich gut gebauter Stuten. Fehlerhafte Thiere liess er niemals zur Zucht benutzen. Als nach dem Tode der Kaiserin 1740 der Herzog von Kurland verhaftet und nachPelim in Sibirien gebracht war, wurden seine Güter eingezogen und den Gestüten ihre besten Zuchtpferde genommen. — Bei dieser Gelegenheit erhielt- das Garde-Reiter-Regiment einen neuen Zuwachs für sein Ge- stüt von 29 neapolitanischen Hengsten aus dem Marstalle Byron's. Der Aufschwung, welchen die russische Pferdezüchtung unter der Regierung von Anna
Ivänowna in den Krön- und Militair-Gestüten nahm, rief im ganzen Reiche ein grösseres Interesse für diesen Zweig der Hausthierzucht wach, man giebt an, dass im Jahre 1750 bereits mehr als zwanzig grössere Privatgestüte bestanden hätten. VII. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ernannte die Kaiserin Elisabeth (1741 —
.1761) den Grafen Cyrill Razumowsky zum Hetmann von Klein - Russland und übergab demselben das ganze Zuchtgebiet, welches bis dahin die Gestüte der Garde - und mehrerer Linien - Regimenter inne gehabt hatten. Razumowsky verschaffte sich sehr bald als geschickter Züchter der verschiedenen
Hausthier- Gattungen einen guten Namen; seine Pferde wurden bald sehr gesuchte Handelsar- tikel und in der Regel weit theurer bezahlt als die vieler anderer Bojaren von Klein - Russland. Auch unter den Rindvieh- und Schafzüchtern damaliger Zeit galt jener Graf als einer der strebsamsten und tüchtigsten in ganz Russland. Russische Zootechniker geben an, dass Razumowsky wahrscheinlich die erste Einfuhr
spanischer Merino - Schafe nach Russland in's Werk gesetzt habe. Im Jahre 1755 hob die Kaiserin Elisabeth sämmtliche Regiments - Gestüte auf. v. Meyen-
dorffsagt: „„Die Pferde der Militair - Gestüte wurden in Kabeln zu zehn Stuten und zwei Hengsten, oder zu fünf Stuten und einem Hengste theils verkauft, theils an Privat - Züchter verschenkt, jedoch immer mit der Bedingung, dass Jeder, der zwölf Pferde erhalten hatte, nach vier Jahren zwei, und Jeder, der sechs Pferde erhalten hatte, ein Pferd für jedes Jahr an die |
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*) v. Meyendorff. Die Pferdezucht Russland's. ,,Als der Oberstallmeister Graf Loewenwolde Befehl
erhielt, einen Plan zur Errichtung von Gestüten vorzulegen, erhielt er hierzu von dem Herzog 1734: Notices courtes et experimentees comment on peut soutenir de la maniere la plus süffisante un haras en bon et utile etat dans les contrees septentrionales d'ici, welche der Oberstallmeister auch seiner Ausarbeitung zu Grunde legte. Letzterer über- schickte eine Abschrift jenes Aufsatzes dem Kurfürsten von Sachsen, welcher eine deutsche Uebersetzung dem Diri- genten seines Hauptgestüts Graditz zur Nachachtung des darin Enthaltenen zugehen liess. Dieses Schriftstück befindet sich noch jetzt in den Gestüts-Akten zu Graditz. |
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Krone abliefern oder 115 Rubel in zwei Raten für jedes einzelne Pferd bezahlen musste. — Die
Aufhebung dieser Gestüte erfolgte, um die bedeutenden Ausgaben der Krone zn verringern und zugleich auch der Pferdezucht ausgedehnteren Absatz zu verschaffen; allein dieselbe erwies sich in dieser Ausdehnung doch als ungeeignet, denn schon im Jahre 1760 bestimmte eine Senats- Verfügung die Wiederherstellung des Gestüts der Garde zu Pferde in Potschinsky, einem Flecken des Gouvernements Nijny - Nowgorod." " VIII. Die KaiserinK atharina II (1762 — 1796) war bekanntlich mit mannigfaltigen, glän-
zenden Fähigkeiten ausgestattet; ihr durchdringender Verstand, die Kunst, die gegebenen Um- stände richtig zu benutzen und endlich auch die Gabe, stets die geeigneten Personen zur Aus- führung ihrer vielen, bedeutenden Pläne rechtzeitig ausfindig zu machen, hat jene Zarin als Regentin gross gemacht. Es war ihr nicht unbekannt, dass in den westeuropäischen Staaten gegen das Ende des
vorigen Jahrhunderts nicht nur dem Ackerbau, sondern auch der Viehzüchtung grössere Be- achtung geschenkt und überall viel für die Verbesserung der sogenannten Land-Racen gethan wurde. Die Einführung der spanischen Merino-Schafe nach Deutschland, Oesterreich, Frank- reich, Schweden und Dänemark blieb der Zarin kein Geheimniss und mehrfach soll sie den Wunsch geäussert haben, mit jener berühmten Schaf-Race in Russland Acclimatisations- Versuche zu machen. — Wir entnehmen verschiedenen älteren Werken russischer Hippologen, dass zur Zeit der Thronbesteigung der Kaiserin Katharina II. die früheren Bemühungen der Krone zur Hebung der Landes-Pferdezucht in Russland bereits die besten Erfolge gehabt hatten. Während ihrer Regierungszeit vermehrte sich die Zahl der Privat-Gestüte ganz bedeutend, in- dem sie mehrfach die Grossen ihres Reiches zur Einrichtung von Fohlenhöfen und Zuchtplätzen aufforderte und ihnen Prämien für selbstgezogene edle Pferde in Aussicht stellte. — Die Ge- stüte von Klein - Russland und mehrere Krön - Gestüte lieferten alljährlich viele gute Pferde an den Marstall und die Cavallerie Regimenter. Nur ab und zu wurde über den Mangel kräftiger Gespann-, Artillerie - Zug - und Train-Pferde geklagt. Diese wurden vorwiegend in einigen Ortschaften der Gouvernements Tambow und Woronesh gezüchtet, aber leider immer noch nicht in hinreichender Anzahl. Es erschien der Kaiserin geboten, neue Opfer für die Ver- besserung und Erweiterung der Pferdezucht zu bringen, und so bewilligte sie denn im Jahre 1766 dem Oberstallmeister - Amte eine Summe 1,000,000 Rubel zur besseren Instandsetzung der Krongestüte im ganzen Reiche. — Die Günstlinge der Kaiserin bemüheten sich ähnlich, wie früher Byron und Loewenwolde unter der Zarin Anna Ivänowna, durch Aufstellung edler Hengste und hübsch gebauter Stuten in ihren Privatgestüten eine Verbesserung des alten Land- schlages herbeizuführen. Mehrere von ihnen verwendeten auf die Einrichtung und Besetzung ihrer Stutereien ansehnlich grosse Summen und einzelnen dieser Favoriten gelang es auch wirk- lich, denselben eine gewisse Berühmtheit zu verschaffen. In erster Linie verdient hier der Graf Orlow-Tschesmensky als tüchtiger, streb-
samer Pferdezüchter genannt zu werden; er hatte auf seinen Reisen im Orient die grossen Leistungen der arabischen Pferde aus eigener Anschauung kennen gelernt und kaufte dieser- halb mehrere Hengste und Stuten aus den anerkannt besten Familien der Wüsten-Race (Ned- jed) für seine Güter im Gouvernement Woronesh. Die Thiere kamen im Jahre 1778 glücklich inKhrenowoy an und bildeten hier den Stamm für das daselbst noch in demselben Jahre gegründete, später so berühmt gewordene Hauptgestüt des Grafen Or low. Einige englische Vollblut- und mehrere schöne Pferde anderer westeuropäischer Racen wurden ziemlich gleich- zeitig vom Grafen für Khrenowoy angekauft, und es haben unstreitig auch diese Thiere einen nicht zu unterschätzenden Antheil an der Bildung der jetzt so viel genannten Or low-Traber- |
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Race gehabt. — Durch das gute Beispiel des Grafen Orlow und anderer russischer Bojaren hat
sich am Ende des vorigen und im Anfange dieses Jahrhunderts ohne Frage die Landespferdezucht in Russland beträchtlich gehoben, denn auch die übrigen — meist kleineren — Züchter eiferten ihnen nach, und so war bald die Produktion hübscher grosser Luxus-Pferde im Lande keine Selten- heit mehr. Ob nun hierzu auch die Einrichtung der Rennproben oder Wettrennen die von den Züch- tern eingeführt worden, um eine „Zucht nach Leistungen" zu schaffen, beigetragen hat, können wir mit Besimmtheit nicht angeben, nur das ist sicher, dass Graf Orlow zuerst regelmässige Prüfungen ,,der Kraft und Schnelligkeit" der Pferde in Russland eingeführt und beim grossen Wettrennen in Moskau 1795 für die tüchtigen Leistungen seiner Pferde den sogenannten Kaiser- preis, einen silbernen Pokal und 600 Rubel, erhalten hat. Die Orlow'sche Traber-Race war bereits zu Ende des vorigen Jahrhunderts nicht
bloss in Russland, sondern auch im Auslande bekannt und berühmt; mehrere Thiere derselben kamen in Besitz fremder Fürsten. Im kaiserlichen Marstalle zu St. Petersburg sah man diese Pferde — ihrer grossen Schnelligkeit wegen — sehr gern. Im englischen Rennkalender für das Jahr 178g wird der russische Hengst Borka, ein
Sohn des berühmten Araberhengstes Smetanka (in Khrenowoy Jahre lang als Hauptbeschäler benutzt) aufgeführt und von demselben gesagt, dass er sich durch Schönheit, Knochenstärke und grosse Leistungsfähigkeit ausgezeichnet hätte. Im Jahre 1803 wurden drei Hengste aus dem Orlow'sehen Gestüte dem König von
Sachsen als Geschenk übersendet und später ebenso mehrere Hengste von dort aus dem König von Württemberg zugeschickt.*) Ueber das Orlow'sche Gestüt zu Khrenowoy, welches 1845 in Besitz des Staates über-
gegangen ist folgen später bei der Beschreibung der russischen Kron-Gestüte nähere Nachrichten. IX. Kaiser Paul I, (1796—1801) entwickelte gleich nach seiner Thronbesteigung eine
unermüdliche Thätigkeit; er vervollständigte nach verschiedenen Seiten hin die gouvernemen- talen Einrichtungen Katharina'sII. Von ganz besonderer Bedeutung war damals die Regierung der ländlichen Verwaltung. Ein Theil der Krön-Bauern wurde zum Unterhalt der Glieder der |
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*) In der deutschen Ueberselzung des Meyendorff'schen Werkes über „die Pferdezucht Russlands" findet
sich eine Anmerkung, welche für die deutschen Hippologen nicht uninteressant sein dürfte und desshalb hier wörtlich folgt: „„Von den dem König von Sachsen geschenkten Hengsten kamen 1804 zwei in das Hauptgestüt Graditz, in
dessen Registern sie als „der lichtbraune und der dunkelbraune Araber-Orlow Zesminszy" verzeichnet sind. Der Dunkelbraune wurde 1807 an das Landgestüt abgegeben, während der Lichtbraune sich als Vaterpferd auszeichnete und dem Gestüte eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Zuchtstuten und auch drei Hauptbeschäler „den jungen, den kleinen lichtbraunen und den grossen lichtbraunen Araber-Orlow" lieferte. Als Preussen im Jahre 1815 Graditz übernahm, befanden sich daselbst noch der junge und der grosse licht-
braune Orlow, sowie 13 Töchter der Orlow'schen Hengst- und Zuchtstuten. Obschon man in den beiden ersten Jahren das übernommene Zuchtmaterial übereilt entfernte, so behielt man doch den grösseren Theil jener Stuten noch zurück, was für deren Werth Zeugniss ablegen dürfte, überwies aber den kleinen Orlow schon 1815 und den jungen Orlow 1817 dem Landgestüte. Von den Stuten, welche meist aus spanischen und italienischen Stuten stammten, starb die Leipzigerin 1820, dagegen wurden verkauft 1815: Lisette I, 1816: Courbette 1818: La Reine, Lisette IL, Thunin Moro, 1819: Isabelle, 1820: Fanny, Sirene, 1822: Brühlin, Königin, 1825: La Coulebre und 1829: Fiera. Noch heute (1863) besitzt das Hauptgestüt Graditz mehrere Stuten, welche von den Töchtern des lichtbraunen
Orlow abstammen. — Im Jahre 1839 schenkte der Kaiser von Russland dem Grossherzoge von Weimar 4 Orlow'sche Hengste, von denen 3 aus dem Gestüte Bronnitzy, der vierte aus dem Gestüte des Grafen Kutaisow stammten. Zwei braune, damals 7 und 8 Jahre alte Hengste wurden zuerst als Reitpferde im Marstall und später zum Decken von Privatstuten verwendet, während die anderen, zwei Rappen ohne Abzeichen, 5 und 8 Jahre alt, als Beschäler im Ge- stüt Allstädt (Weimar) berutzt wurden, aber nichts Besonderes leisteten, so dass Nachkommen von ihnen daselbst nicht mehr vorhanden sind. — Die zu verschiedenen Zeiten nach Württemberg als Geschenke gekommenen Orlow'schen Pferde wurden sämmtlich in den Marstall genommen, und keines von ihnen in den Gestüten zur Zucht benutzt " " |
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Zaren-Familie, unter dem Namen der „abgetheilten" oder „Apanage-Bauern" von den übrigen
getrennt; diese wie jene wurden an verschiedenen Orten zur besseren Pferdezüchtung strengstens an- gehalten und ihnen eine für selbstgezogene brauchbare Pferde gute Belohnung in Aussicht gestellt. — Nach von Meyendorff beschloss der Kaiser den Krongestüten einen ausgedehnteren Wirkungs- kreis zu geben und ihr Material hauptsächlich zur Verbesserung der Landespferdezucht zu be- nutzen. „„Ein Ukas vom 1. April 1799 befahl, dass die Gestüts-Verwaltung für jedes Gouver- nement 10 Hengste als Landesbeschäler hergeben sollte. Dieser Leistung waren die Kronge- stüte aber zur Zeit nicht fähig; das Projekt blieb deshalb vorläufig unausgeführt, dagegen ge- nehmigte der Kaiser den \Tor schlag der Gestüts-Verwaltung, dass fortan 8 Gestüte mit je 500 Stuten ausschliesslich für die Bedürfnisse des Hofes sorgen, die drei übrigen aber — mit zu- sammen 2600 Stuten — die Remonten für die Garde-Cavallerie liefern sollten."" Am Ende des vorigen Jahrhunderts besass Russland ausser seinen Krön-Gestüten be-
reits 250 gut bestellte und zum Theil auch hübsch eingerichtete Privat-Gestüte, welche es in mancher Beziehung mit den Privat - Gestüten in den westeuropäischen Ländern aufnehmen konnten. Sie bildeten eine zur Remontirung der Cavallerie und Artillerie nahezu ausreichende Bezugsquelle, und Ankäufe im Ausland waren für das Militair nicht mehr nothwendig. — Hier- aus erklärt es sich auch, dass zu Anfang dieses Jahrhunderts, beim Ausbruch der grossen Kriege gegen Napoleon I. die russische Armee eine reguläre Reiterei von 60,000 gut berittenen Leuten in's Feld führen und man ausserdem noch eine ansehnlich grosse Zahl von brauchbaren Cavallerie- und Artilleri e - Pferden an die preussischen und österreichischen Militair=>Behörden tibgeben konnte. — Es heisst ausdrücklich in den Berichten namhafter Militairs damaliger Zeit, dass die russischen Rosse bei der preussischen wie österreichischen Reiterei ihrer grossen Ausdauer und Genügsamkeit wegen sehr beliebt gewesen wären. Zugleich wird aber auch nicht verschwiegen, dass die „Russen" den jungen Mannschaften beim Zureiten und Anlernen oft grosse Schwierigkeiten gemacht hätten. Russlands irreguläre Reiterhorden, bestehend aus Kosaken, Baschkiren, Kalmücken und
Tataren, sollen nahezu drei Mal so viele Pferde als die reguläre Cavallerie besessen und bei der Verfolgung und Vertreibung der napoleonischen Armeen aus Russland und Deutschland erhebliche Dienste geleistet haben. X. Der Kaiser Alexander I. Pawlowitsch (1801 —1825), dessen Regierungszeit bis
zum Jahre 1815 fast ohne Unterbrechung mit Kriegführungen ausgefüllt wurde, fand anfänglich wenig Zeit, sich um die Verbesserung der Landes-Pferde-Zucht zu kümmern. — Die Krön- und Militair-Gestüte blieben bis zum Jahre 1819 unter einer und derselben Verwaltung. — Nach den Kriegen von 1812 bis 1815 — zum Theil auch schon während derselben — erfuhr die Verwal- tung des Gestütswesens eine etwas bessere Organisation. In allen für die Pferde-Haltung günstiger belegenen Gouvernements wurden neue Privat-Gestüte gegründet, andere verbessert und mehrere der älteren Staats- oder Kron-Gestüte mit werthvollen Zuchtpferden neu besetzt. Der Professor Heim, welcher 1814 Russland bereiste, zählte in 28 Gouvernements be-
reits nicht weniger als 1839Krön-und Privat-Gestüte mit einem Pferdebestand von 345,000 Stück. Ein Ukas vom 4. September 1819 sprach die Trennung der Krön- von den Militair-Ge-
stüten aus. Gleichzeitig wurden sieben Landbeschäler-Depots eingerichtet und für die ganze Gestüts-Verwaltung des Reiches die Summe von 757,248 Rubel Assignaten ausgeworfen. In den Kron-Gestüten kamen 300 und in den Militair-Gestüten 2600 Stuten zur Auf-
stellung. Die Kron-Gestüte wurden dem Oberstallmeister Mukhanow und die Militair-Ge- stüte einer besondern Direktion des Kriegs-Ministeriums untergeordnet. Durch zweckmässige Einrichtungen der englischen und arabischen Pepiniere-Gestüte
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i6 russland's pferde-racex.
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in den verschiedenen Gouvernements des Reiches kam wieder Fluss und Bewegung in die da-
mals etwas stagnirenden Zuchtverhältnisse. Wir dürfen hier nicht unerwähnt lassen, dass der Kaiser Alexander I. nach dem
Friedensschlüsse zu Paris (20. Novbr. 1815) unausgesetzt für die Hebung der Landes-Pferde- zucht seines Reiches gesorgt, auch grosses Interesse und Verständniss für dieselbe gezeigt hat. Die Vergrösserung und Verbesserung der Militair-Gestüte wurde in erster Linie von ihm in Angriff genommen. — Die ersten Ankäufe von Zuchtpferden für die Militair-Gestüte fänden im Jahre 1819 statt, man kaufte damals aus dem Gestüte der Gräfin Orlow-Tschesmensky 9 Hengste für die Summe von 55,000 Rubel. 1820 wurden dreizehn und 1822 noch vierund- zwanzig Hengste aus demselben Gestüte bezogen. Im Zeiträume von vier Jahren wurden für den Ankauf edler Beschäler der Orlow'schen Race 319,000 Rubel Assignaten oder 91,000 Rubel Silber verausgabt. — Im Jahre 1819 kaufte der Oberst Mandrika in Klein-Russland für die Summe von 60,500 Rubel Assignaten 121 Zuchtstuten auf, welche ebenfalls in die Mili- tair-Gestüte geführt wurden. Von den Engländern Jackson, Kerby, Stock und Lucknott wurden 23 Vollblut-Hengste und 27 Stuten für die ansehnliche Summe von 271,800 Rubel ge- kauft, die gleichfalls der Militair-Gestüts-Direktion überwiesen wurden.*) Durch den dänischen Gesandten am St. Petersburger Hofe M. de Blom wurden vier hübsch gewachsene Hengste des schweren dänischen Wagenschlages besorgt. Die Händler Beryaffer und Mink führten den Militair - Gestüten 8 Hengste und 12 Stuten dänischer Race und später noch 16 hol- steinische Stuten zu, für welche zusammen 92,000 Rubel Assignaten gezahlt wurden. Im Jahre 1820 wurden von dem Grafen Rjevoussky in Constantinopel drei orientalische Hengste und drei türkische Stuten erworben. Der russische Konsul zu Aleppo kaufte 1821 für die Krön-Gestüte vier Hengste der
edelsten arabischen Race an. Ziemlich gleichzeitig schickte der Khan von Bokhara fünf tatarische Hengste und der Khan Mustafa von Schirwan 420 Stuten tscherkessischer Race aus Tiflis. Aus der Hochebene Kabarda und aus der Provinz Karabach gelangten 220 edle Pferde nach Russland. Ganz besonders erwähnenswerth sind noch zwei Hengste der truchmenischen Race, die der General Ermoloff geliefert hat und von welchen angegeben wird, dass sie in den Militair-Gestüten eine vortreffliche Nachzucht geliefert hätten. — 1824 holte der Thierarzt Kerstling aus Persien 45 Hengste und 2 Stuten, welche zusammen 232,945 Rubel kosteten. Wir ersehen aus diesen Angaben, dass zur Zeit der Regierung des Kaisers
Alexander I. sehr bedeutende Pferde-Ankäufe im Auslande gemacht worden sind; ob aber die verschiedenen Fremdlinge überall zur Verbesserung der Landschläge beigetragen haben, ist nirgends mit Bestimmtheit ausgesprochen; einzelne russische Hippologen bezweifeln hier und dort den guten Erfolg und sprechen sogar die Vermuthung aus, dass die fremden Racen mehrfach Schaden angerichtet hätten. G. Schwarznecker giebt in seinem Werke über „Racen, Züchtung und Haltung
des Pferdes" an, dass der günstige Zustand der russischen Reiterei sich nach dem Frieden (1815) etwas reducirt hätte, einestheils weil in Folge rücksichtsloser Einführung schlechter englischer Vollblutpferde durch unkundige Händler und Speculanten viel wirklich Gutes ruinirt sei, anderntheils auch weil den Landleuten die Pferdezüchtung verschiedenen anderen Producktionszweigen gegenüber nicht mehr rentabel genug erschien, und sie desshalb an |
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*) Iwan Mo er der: ,,Le personnel des haras militaires etait compose de soldats qui etaient obliges de servir 25 ans pour
avoir droit ä la retraite. Lorsque les 25 ans de service etaient revolus, les soldats admis ä la retraite recevaient un lot de terrain sur les terres appartenant aux haras. Les enfants des soldats, qui servaient dans les haras militaires, apres avoir atteint l'äge de 18 ans, entraient au service dans ces etablissements. Les enfants des sous-officiers attaches au service des haras jouissaient de la prerogative de pouvoir etre promus au rang d'officier apres avoir servi 15 ans comme soldats.'' |
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Druck v. E.A.Funke, Leipzig.
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Prawnuk
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Traberhengst und Beschäler Pawloff (Dmitri).
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manchen Orten gänzlich aufgegeben wurde. — Aehnlich so äussert sich der Baron vonMeyen-
dorff über die Pferdezucht Russland's in damaliger Zeit: „„Die Erfolge des GrafenOrlow hatten die hohe Bedeutung des Vollbluts herausgestellt, und in Folge dessen erreichte die Zahl der eingeführten Vollbluthengste eine beträchtliche Höhe. Dieser glänzende Aufschwung war aber leider kein dauernder und einzelne Fehlschläge machten eine nicht geringe Anzahl von Grundbesitzern einer Prcduktion abwendig, welche dem Lande schon so viel Nutzen gebracht hatte. Das Grundprincip der Pferde-Verbesserung, eine rationelle Verwendung des Vollbluts, wurde stark erschüttert, und hauptsächlich dadurch, dass englische Pferdehändler die starke Nachfrage benutzten, um statt guter, auf der Bahn geprüfter Thiere, englische Pferde an weniger intelligente Züchter zu verkaufen, die entweder von schönen Formen aber leistungsunfähig, oder geprüft, aber fehlerhaft gebaut waren. Hierdurch füllten sich viele Gestüte mit werthlosen Thieren an; sie machten Rückschritte und gingen zum Theil vollständig zu Grunde. Nach dem Frieden hatte die Nachfrage nach Pferden bedeutend nachgelassen, Ackerbau und Fabriken versprachen einen reicheren und schnelleren Lohn, und so gaben viele Grundbesitzer die Pferdezucht gänzlich auf, producirten statt dessen feinwolligeSchafe oder legten Zucker- fabriken an; Andere verkauften ihre Güter und Gestüte, um ihre Gelder anderweitig vortheil- hafter unterzubringen und endlich wurden mehrere grosse Grundbesitze durch Erb- theilungen zerstückelt, bei welcher Gelegenheit deren Gestüte in der Regel aufgehoben wurden." " XI. Die Regierung des Kaisers Nico laus I. Päwlowitsch (1825—1855) hat sich be-
kanntlich in Bezug auf die innere Politik Russland's durch einen conservativen Charakter aus- gezeichnet. Die ersten Jahre seiner Regierung sind unter Kriegen dahingegangen und verhin- derten ihn, tiefgreifende Massregeln für das Innere des Landes zu treffen; erst nach Nieder- werfung der polnischen Insurrection gelang es ihm, mit strenger Consequenz Alles zur Aus- führung seiner grossartigen Pläne für die Organisation im Innern zu thun. Zur Belebung des Handels war schon früher ein eigenes Comite niedergesetzt, welches jedoch nur eine geringe Wirksamkeit äussern konnte, da zu Gunsten der Fabriken die Handelszölle erhöht wurden. Ungleich mehr hat Nicolaus I. für den Landbau und die Viehzüchtung gethan; bei Saratow wurde eine landwirthschaftliche Schule gegründet, und den Gutsbesitzern in den Ostsee-Provinzen bewilligte er beträchtliche Vorschüsse zur Veredlung der Schafzucht und Verbesserung- der Pferdezüchtung. — Die Verhältnisse der hörigen Bauern hat jener Kaiser thunlichst zu verbessern gesucht; er nahm sich derselben gegen die Grundbesitzer kräftig an, ohne jedoch die Leibeigenschaft selbst abzuschaffen. Nach einem Ukas von 1836 wurden ausser den bereits bestehenden Ackerbauschulen,
auf verschiedenen Universitäten und Realschulen Lehrstühle ■ für Landwirthschaft und Handel eingerichtet und den Professoren die Weisung gegeben, Vorträge über die rationelle Vieh- züchtung — ganz besonders aber über Pferdezucht und Schafzucht — zu halten. Die unter Alexander I. in's Werk gesetzten Ankäufe fremdländischer Zuchtpferde
zur Verbesserung der heimischen Zucht wurden auf Befehl des Kaiser's Nicolaus I. in den Jahren 1828—1830 fortgesetzt. Der Rossarzt Kerstling kaufte in der Türkei fünf Hengste und zwei Stuten edler Race für die Summe von 92,815 Rubeln; 1829 wurde derselbe nach England geschickt und kehrte 1830 mit acht Vollbluthengsten zurück, welche der russischen Gestüts-Direktion 66,347 Rubel gekostet haben. Eine im Jahre 1831 von Kerstling unter- nommene Reise nach Dänemark, Holstein und Mecklenburg fiel höchst unbefriedigend aus; er fand dort nur zwei Hengste, welche den Transport werth waren und in den Militair-Gestüten als Beschäler benutzt werden konnten. Im Jahre 1832 fanden sich in russischen Militair - Ge- |
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Frey t a g, Russland's Pferde-Raeen.
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l8 RUSSLAND S PEERDE-RACEN.
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stüten im Ganzen 215 Hengste und 546 Mutterstuten fremdländischer Racen, deren Ankauf
dem Staate 1,223,541 Rubel Assignaten oder 349,557 Silber-Rubel gekostet hatte. 1826 wurde die erste regelmässige Gesellschaft für Pferde-Rennen zu Lebedjan im
Gouvernement Tambow errichtet; eben solche Vereinigungen von Pferdezüchtern und Sportsmen fanden sich 1833 in Moskau und i838 in Tula. — Fast in dieselbe Zeit fällt auch die Gründung der ersten Gesellschaften für Trab-Rennen (d. h. Fahren), nämlich 1834 in Moskau, 1836 in Woronesh und 1837 m Tambow. Durch die Abtretung der persischen Provinzen Eriwan und Nachitchewan — nach dem
Friedensschluss von Turkmantschai 1828 — erhielt Russland eine grössere Zahl von Pferden der verschiedenen orientalischen Racen; diese Thiere waren zwar nur klein und zierlich, aber meistens hübsch gebaut und geschickt in allen Bewegungen; dieselben sollen in verschiedenen Distrikten der südöstlichen Gouvernements wesentlich mit zur Veredlung der Landschläge bei- getragen haben. Die bereits in den zwanziger Jahren mehrfach im Kleinen getroffenen Massregeln der
Verwendung von Krön-Gestütsbeständen zur Verbesserung der verschiedenen Landschläge wurden Ende der dreissiger und zu Anfang der vierziger Jahre auf Befehl des Kaisers Nicolaus I. immer weiter ausgedehnt. Am 11. März 1843 erhielt ein Vorschlag des Domänen-Ministers Grafen Kisselew zur
vollständigen Reorganisation der Gestüts-Verwaltung die kaiserliche Genehmigung. Die neue Verwaltung trat schon mit dem 10. April desselben Jahres in's Leben, und bestand aus folgen- den Abtheilungen: 1) dem Gestüts - Comite, welches mit der oberen Leitung aller Pferde-Angelegenheiten
beauftragt war;
2) der Kanzlei des Comite-Präsidenten;
3) dem Gestüts - Departement, welchem die Ausführung der Anordnungen und die öko-
nomischen Verhältnisse überwiesen wurden;
4) der Special-Commission für die technischen und thierärztlichen Angelegenheiten;
5) der Central-Commission für die Leitung und Ueberwachung der Rennen, sowie aller
anderweitigen Prüfungen.
Eine besondere Commission leitete von jetzt ab die Remontirung der Garde - Cavallerie
durch Ankauf brauchbarer Pferde bei den Privatzüchtern. — Bereits zehn Jahre früher, am 24. Januar 1833, hatten die Militair-Gestüte des Reiches eine bessere Organisation erhalten; die sieben Hengst- oder Beschäler-Depots waren von Neuem mit edlen Hengsten englischer und arabischer Racen besetzt, und für eine bessere Verpflegung der Zuchtpferde und Fohlen zweckmässige Einrichtungen getroffen worden. Im Jahre 1843 wurden alle Militair-Gestüte aufgehoben und statt dieser neue Civil-Ge-
stüte und Beschäler-Depots gegründet; diesen wie jenen ward die Aufgabe gestellt, für die Verbesserung der Landespferdezucht nach besten Kräften zu wirken. Nach den Angaben des Baron vonMeyendorff richtete die neue Verwaltung zunächst
24 Beschäler-Depots zu je 60 Hengsten ein, und zwar 1843 neun in den Gouvernements Saratow, Tambow, Woronesh, Charkow, Poltawa, Katherinoslaw, Cherson, Mohilew undWologda, 1844 sieben in den Gouvernements Simbirsk, Tula, Orel, Kursk, Tschernigow, Wjätka, Perm, 1845 zwei in Volhynien und Rjäsan, 1846 drei in Orenburg, Penza und Wilna, 1847 zwei in Jaros- law und Bessarabien, und endlich 1848 noch eins im Gouvernement Tauris. — Die Hengste wurden aus den Krongestüten an diese Depots abgegeben und die Bedeckung geschah überall gratis; man ertheilte jedoch allen kaiserlichen Gestütsbeamten in diesen Depots die strenge Weisung, nur wirklich gut gebaute, fehlerfreie Stuten von den Staats - Hengsten belegen zu lassen. |
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Im Jahre 1845 erging ein Befehl des Kaisers, die beiden damals berühmtesten Privat-
Gestüte im Reiche, Khrenovoy und Annesky für den Staat anzukaufen. Ersteres war bis da hin in Besitz der Familie des Grafen Or low gewesen und das andere gehörte dem Grafen Rostoptschin. Beide Zuchtplätze besassen ein vortreffliches Material an Hengsten und Stuten und bildeten daher für die Landespferdezucht einen höchst werthvollen Zuwachs. Das Or low' sehe Gestüt war bis dahin streng abgeschlossen gehalten; der alte Graf hatte den Verkauf von Hengsten seiner Traber-Race ein für alle Male untersagt und nur ausnahmsweise wurden Stuten aus Khrenowoy an fremde Züchter abgegeben. Die kaiserliche Gestüts-Verwaltung hob 1846 dieses Verbot gänzlich auf, so dass auch andere Züchter in Besitz der Orlow'schen Race kommen konnten. Dieses ist der Grund, dass der Einfluss jener vortrefflichen Race erst in den letzten dreissig Jahren für Russland's Pferdezucht recht bemerkbar werden und in der Neuzeit geradezu Epoche machend wirken konnte. — In der Umgegend von Khrenowoy und Annesky sah man sehr bald eine Nachzucht heranwachsen, welche den besten Pferden anderer europäi- scher Staaten ohne Scheu an die Seite gestellt werden durfte. — Kaum waren zwei Decennien verstrichen, und die Züchtung der Or low 'sehen Traber-Race hatte sich weit über verschiedene Gouvernements des Kaiserreiches verbreitet. Auf der internationalen Welt-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867 fänden die „Orlows" neben verschiedenen anderen Pferden russischer Race die grösste Beachtung; der Kaiser Napoleon III. spendete denselben ein grosses Lob, indem er den russischen Delegirten gegenüber folgende Worte aussprach: „Vous avez lä des specimens avec lesquels on peut tout faire." — Von dieser Zeit an wurde die russische Traber- Zucht vom Auslande immer mehr und mehr beachtet; viele tüchtige Pferde derselben kamen in die Marställe ausländischer Fürsten und reicher Privaten; einzelne, besonders rasche Orlow- Traber wurden mit fünf, sechs und sieben tausend Rubel bezahlt und mehrere der besten Thiere wurden dem kaiserlichen Marstall in St. Petersburg einverleibt. Die Prüfungen auf Leistungen der Pferde entwickelten sich in Russland schon in den
fünfziger Jahren rasch und gut. Die bald allgemein beliebt gewordenen Trab-Rennen und Prüfungen für Trab-Fahren mit dem Dreigespann (Troika) auf dem Eise der Newa haben un- streitig viel zur umfangreicheren Züchtung der Traber beigetragen, und ohne die stark verbreitete Passion der Russen für rasches Fahren oder „Jagen" würde die fragliche Race wohl kaum in einem so kurzen Zeiträume die schnelle Verbreitung und die Anerkennung gefunden haben, welche ihr jetzt in Wirklichkeit dort zu Theil wird. Im Jahre 1849 bildeten sich im Lande mehrere grosse Gesellschaften für Pferde-Züchtung;
dieselben stellten die verschiedenen Prüfungsarten der Leistungen aller heimischen Racen fest und richteten zu diesem Zwecke mehrere grosse Rennbahnen her. Eine solche Bahn wurde noch in demselben Jahre zu Poltawa und eine andere zu Urupino im Lande der Donischen Ko- saken eröffnet; beide Rennplätze wurden sehr bald von vielen Liebhabern des Sport aufgesucht und mit guten Pferden beschickt. Früher schon hatte man ausschliesslich für die Trab-Rennen grosse Bahnen zu Koslow, Charkow und Penzaw hergestellt; in Rjäsan waren 1849, zu Seletz 1854 und bei Wladimir 1856 zu demselben Zwecke Rennbahnen geschaffen. In St. Petersburg bestand bereits seit 1846 ein Winter-Rennen (Trabfahren) auf dem
Eise, welches stets mit den hervorragendsten Thieren der Traber-Race beschickt wurde. Die im Jahre 1845 bei Zarskoe-Selo gegründete Prüfung sollte hauptsächlich zur Zucht von Reit- pferden aufmuntern; die Sieger bei den dortigen Rennen erhielten sehr bedeutende Preise und wurden dann häufig für den kaiserlichen Marstall angekauft. Der Kaiser erschien an den Renntagen oft auf der Bahn und zeigte stets das grösste Interesse für hervorragende Leistungen der in seinem Lande geborenen Pferde. Zur Aufmunterung der Bauern-Pferdezucht sind damals |
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&.
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russland's pferde-racen.
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20
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an verschiedenen Orten des Reichs ebenfalls Wettfahrten und Rennen eingerichtet; die
Sieger auf denselben bekamen entweder hübsche Ehrenpreise oder Geld - Prämien. Die kaiserliche Gestüts-Verwaltung schenkte auch dem Pferde - Handel in den letzten
dreissig Jahren grössere Beachtung, als in früherer Zeit. Die Ein- und Ausfuhr von Pferden wurde völlig frei gegeben; die Plätze, auf welchen die zum Theil sehr umfangreich gewordenen Pferde - Messen und -Märkte abgehalten wurden, Hess man zweckmässiger herstellen, und in St. Petersburg, wie in Moskau rief man grosse Verkaufs-Institute — ähnlich dem Londoner Tatter- sal — in's Leben, in welchen die Verkäufe auf dem Auctionswege stattfanden. Die Bemühungen der Behörden und Zucht-Gesellschaften, das Ausland zum Ankauf russischer Pferde mehr und mehr zu veranlassen, blieben nicht ohne' Erfolg; eine grosse Anzahl derselben ging schon in den fünfziger Jahren über die Grenzen nach Oesterreich, Deutschland und Frankreich. Die Schwierigkeiten, welche der Transport von Pferden auf den Eisenbahnen in Russland bis in die sechsziger Jahre verursachte, wurden nach und nach geringer und überall war man ernst- lich darüber aus, Verbesserungen auch nach dieser Seite hin eintreten zu lassen. Endlich ist hier noch zu erwähnen, dass die in den letzten Jahrzehnten in kurzen Inter-
wallen wiederholten Ausstellungen als Collectiv-Ausstellungen mit bedeutenden Preis-Ver- theilungen in Moskau und St. Petersburg ebenfalls zu der gedeihlichen Entwickelung der russischen Pferdezucht viel beigetragen haben. — Auf den grossen internationalen Ausstellungen zu Paris 1867, zu Wien 1873 und wiederum zu Paris I878 erschienen russische Pferde in grösserer Anzahl und in schönen Exemplaren; sie fanden überall grosse Anerkennung; das Ausland über- zeugte sich hier bald, dass Russland die Concurrenz auf diesem Gebiete der Hausthierzucht mit anderen Ländern nicht mehr zu scheuen habe. Bis zum Tode des General-Adjutanten Grafen von Lewaschow (1848) verblieb die russische Gestüts-Verwaltung in derselben Weise, wie sie 1843 organisirt war, dann aber wurde dieselbe auf kaiserlichen Befehl dem Ministerium der Reichs - Domänen untergeordnet. Am 28. Juni 1850 bestätigte der Kaiser Nicolaus I. das neue Statut der Krongestüte, und bis zum November 1856 verblieb jene Verwaltung bei ge- nanntem Ministerium. XII. Der jetzt regierende Kaiser Alexander IL Nikolajewitsch, ältester Sohn des
Kaisers Nico laus L, bestieg am 2. März 1855 nach dem Tode seines Vaters den russischen Thron und wurde am 7. Septbr. 1856 in Moskau gekrönt. Schon im Jünglingsalter, als Grossfürstthronfolger, zeigte derselbe für die Züchtung und
Veredlung der heimischen Pferde-Racen grosses Interesse; er verfolgte die in den dreissiger und vierziger Jahren überall vorgenommenen Verbesserungen in dem Gestüts-Wesen mit ganz besonderer Aufmerksamkeit. Sein Gouverneur, der Oberst vonMoerder, ein pferdekundiger Mann, scheint die Passion des Prinzen zum Reit-Sport etc. etc. nach Kräften befördert und ihn auch in Betreff der Pferdezüchtung bestens belehrt zu haben. Im Jahre 1840 war der Thronfolger zum Gross-Attamann sämmtlicher Kosaken-Heere
ernannt, wodurch er häufig Gelegenheit erhielt, die vortrefflichen Leistungen der Donischen Kosaken - Pferde aus eigener Anschauung näher kennen zu lernen. Die Veredlung dieser Race durch Benutzung schöner orientalischer Beschäl-Hengste hat den strebsamen Grossfürsten sehr lebendig beschäftigt; er liess es bei den Züchtern dieser Thiere niemals an Aufmunte- rungen etc. fehlen, unternahm auch mehrfach grössere Inspections-Reisen durch das Land des Donischen Heeres, um sich hier von den Erfolgen einer rationell betriebenen Pferdezüchtung selbst zu überzeugen. Als dem Thronfolger im Jahre 1849 die Ober-Leitung des gesammten Militair-Bildungs-
wesens übertragen wurde, hat er sich dieser Aufgabe mit grösstem Eifer hingegeben und sich |
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HISTORISCHES.
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2 I
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unstreitig um das Gedeihen desselben grosse Verdienste erworben. — Ausserdem wurde damals
die Einrichtung getroffen, dass viele Officiere in den Krön- und Militair-Gestüten Beschäfti- gung fanden zur Erwerbung von Kenntnissen in Bezug auf Veredlung und Züchtung der Pferde, welche Einrichtung sicherlich nicht wenig dazu beigetragen hat, dass Russland in der Armee sehr bald viele Männer besass, welche im Stande waren die Leitung und Verwal- tung eines Gestüts erfolgreich zu übernehmen. Seit dem Jahre 1857 bildet die russische Gestüts-Administration eine selbstständige, mit
einer bedeutenden Machtvollkommenheit ausgestattete Behörde. Den grossen Aufschwung, welchen die Pferdezucht in den letzten Jahrzehnten in Russland genommen hat, verdankt sie unstreitig zum nicht geringen Theil dem Fleiss und der Tüchtigkeit der Beamten, welche in jener Gestüts - Administration thätig waren und zum Theil noch jetzt wirksam sind. —- Die Leitung dieser Behörde von Seiten des General-Dirigenten von Grunwald war vortrefflich, ja in jeder Beziehung rationell zu nennen. Ebenso hat auch vor ihm der Präsident des Ge- stüts-Comites, Oberstallmeister Baron von Meyendorff, für die Hebung der Pferdezucht in seinem Vaterlande fleissig gearbeitet. In der allerneuesten Zeit haben Russland's Pferdezucht-Vereine, wie z. B. die Gesell-
schaft für die sogenannten Kaiser-Rennen in Zarskoje -Selo und die Gesellschaften für Trab- Rennen und Fahren in St. Petersburg und Moskau die Zahl und den Werth der Preise für die Sieger in den verschiedenen Rennen bedeutend erhöht, so dass solche jetzt nicht mehr hinter den grossen Rennpreisen in den westeuropäischen Ländern zurückstehen. Die General-Direktion der Gestüte hat auch ihrerseits die Summe der Staats - Unter-
stützungen beträchtlich erh'ht: es kommen jetzt alljährlich 114,000 Rubel als sogenannte Staats -Preise zur Vertheilung und steht zu erwarten, dass diese Summe in den nächsten Jahren noch vermehrt werden wird. Der jetzige Präsident des russischen Minister-Conseils, Graf Walouiew, welcher bis
zum Herbste vorigen Jahres (187g) Minister der Reichs-Domänen gewesen ist, hat als tüchtiger Pferdekenner die Landespferdezucht in Russland auf das sorgfältigste überwacht und überall — wenn nöthig — Aenderungen und Besserungen im Gestütswesen eintreten lassen. Wir sagen nicht zu viel, wenn wir hier aussprechen, dass erst unter der Oberleitung
dieses Mannes, welcher seit Jahren von zuverlässigen und kundigen Räthen bei seinen Bestre- bungen unterstützt worden ist, das „russische Pferd" einen europäischen Ruf erlangt hat; noch vor wenigen Decennien wurde in den westeuropäischen Staaten häufig über die kleinen, unansehnlichen Pferde Russland's gespöttelt, man wollte von ihnen nichts wissen und hielt sie insgesammt für geringwerthige Thiere ihrer Gattung. Erst in der Neuzeit wenden sich die Blicke der Hippologen von Mittel- und West-Europa wieder*) nach Russland; man bemerkt, dass jetzt auch dort Rosse gezüchtet werden, die es in mancher Beziehung mit den besten Pferden des Westens wohl aufnehmen können und in einzelnen Leistungen diese sogar übertreffen. Wer den Männern, welche jetzt in der russischen Gestüts-Administration thätig sind,
näher getreten ist, und deren Anordnungen etc. in den Staats-Gestüten kennen gelernt hat, muss ihnen das Zeugniss ausstellen, dass ihre Bestrebungen wohl „Achtung gebietende" ge- nannt werden können. Man behandelt dort alle Züchtungsfragen mit einem Ernste, welcher für dergleichen Geschäfte nothwendig ist, und wie wir solchen auf unseren Reisen durch die Länder des südlichen und südwestlichen Europa nur ausnahmsweise wieder gefunden haben. |
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*) Weiter oben haben wir angeführt, dass zu Anfang dieses Jahrhunderts bereits viele russische Pferde von der
preussischen und österreichischen Cavallerie benutzt worden sind. |
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22 russland's pferde-racen. historisches.
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Der zeitige Minister der Reichs-Domänen, Fürst Li even, wird voraussichtlich — gleich seinem
Amtsvorgänger — die Pferdezüchtung seines Vaterlandes streng überwachen und jede gebotene Aenderung im Gestütswesen rechtzeitig eintreten lassen. Ebenso verspricht man sich in Russ- land vom Amtsgehülfen (Adjoint) des Ministers, Herrn Koulomsine, eine kräftige Unter- stützung bei allen Geschäften, welche sich auf Verbesserung und Hebung der Landespferde- zucht beziehen. Nach unseren eigenen Wahrnehmungen auf den Studien-Reisen in Russland, Finn-
land und Polen — im Sommer 1876 und im Herbst 187g — bezweifeln wir nicht, dass Russ- lands Pferdezüchtung sich auch ferner gut entwickeln und in kürzester Zeit die Aufmerksam- keit aller Hippologen Europas auf sich lenken wird. Russland's Literatur über Pferdezucht und Racen-Kenntniss ist nicht zu unterschätzen.
Die Arbeiten von Unterberger, von Benningsen, Middendorf, von Moerder> von Meyendorff und Anderen, auch Jess en's eingehende Abhandlungen über die Race- Reinheit der Or low'sehen Traber-Race liefern uns hinreichende Beweise, dass man im Zaren- reiche die Züchtungsfragen mit einer Gewissenhaftigkeit und einem Fleisse untersucht und erörtert, wie es dieser wichtige Zweig der Hausthierzucht fordert und verdient. Schon seit dem Jahre 1842 veröffentlicht die kaiserliche Gestüts - Verwaltung eine Zeit-
schrift für Pferdezucht und Jagd; im Jahre 1845 erschien „der Versuch einer Theorie der Pferdewissenschaft" und später ein „Abriss der Grundsätze über Zucht, Aufzucht und Wartung der Pferde." — Alle diese Arbeiten verfolgten den Zweck unter den Züchtern Russland's bessere Pferdekenntniss zu verbreiten und eine rationelle Züchtung im Lande allgemein zu machen. — Endlich haben wir noch anzuführen, dass auf Veranlassung des Ministers Walou- iew im Winter 1878—79 eine jgrosse hippologische Karte von Russland angefertigt ist, welche den besten derartigen Werken aus dem westlichen Europa in keiner Weise nachsteht, manche sogar im Werthe weit übertrifft. |
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Allgemeines und Statistisches.
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en neuesten Aufstellungen des statistischen Central-Bureaus in St. Petersburg zufolge
giebt es jetzt im europäischen Russland nahezu 18 Millionen Pferde, 24% Millionen Stück Rindvieh, 48 !/2 Millionen Schafe, 1,400,000 Ziegen und 10 Va Millionen Schweine. Wir sehen hier ab von der Aufzählung des Bestandes an Büffeln, Kameelen, Ren- thieren, Eseln und Maulthieren, welche ebenfalls in verschiedenen Gouvernements des Reiches als Hausthiere eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben und daher auch an manchen Orten in verhältnissmässig grosser Zahl gezüchtet und gehalten werden. Wenngleich nach den Angaben der Statistiker der Pferdebestand des europäischen
Russland in den letzten Jahrzehnten (hauptsächlich erst nach der Aufhebung der Leibeigenschaft durch das Manifest vom ig. Februar 1861) der Zahl nach etwas zurückgegangen ist, so ist doch unzweifelhaft die Qualität dieser Hausthiergattung in der Neuzeit wesentlich besser geworden. — Immerhin behauptet das Zarenreich, was seinen Pferdereichthum anbetrifft, noch den ersten Platz in Europa, da es zwei und ein halb bis drei mal mehr Pferde besitzt als jeder der anderen vier Grossstaaten England, Frankreich, Oesterreich und Deutschland und sieben mal mehr als Italien. — Es kommen im europäischen Russland auf hundert Einwohner 24,4 Pferde. In den ostasiatischen Ländern und in den südöstlichen Gouvernements Russland's rechnet
man sogar auf jeden Bewohner männlichen Geschlechts ein Pferd. Nach J. Wilson's „Apercu statistique" besass 1872 das ganze russische Kaiserreich in
Europa und Asien zusammen 21,570,000 Pferde
abgesehen von den Provinzen Syr-Daria und Semiretchie, in welchen eine Viehzählung damals
nicht vorgenommen werden konnte. Hiervon fielen auf: 1. Das europäische Russland . . . 16,134,000 Pferde
2. Finnland.......... 263,000 „
3. Kaukasien......... 532,000 „
4. Sibirien.......... 2,318,000 „
5. Central-Asien........ 2,323,000 „
Summa: 21,570,000 Pferde
In den centralasiatischen Provinzen zählte man damals 179,3 Pferde auf hundert Einwohner.
Wenn man die (1872 gezählten) Pferde auf die Zahl der Einwohner vertheilt, so kommen auf je ioo Einwohner in Sibirien...........70,1 Pferde
dem Europäischen Russland . . . 24,4 „
Finnland..........14,6 „
Kaukasien..........14,4 „
Polen...........13,7
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RUSSLAND S PFERDE-RACEN.
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und behuf Vergleichs von Russland mit anderen Staaten Europa's sind je auf ein Pferd zu rechnen in
Russland......... 3,5 Einwohner
Oesterreich.....■ . . 10,1 „
Preussen......... 11,1 „
Grossbritannien....... 11,3 „
Frankreich........ 12,1 „
Italien.......... 27,0 ■ „
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In verschiedenen der am meisten östlich belegenen und in fast allen südöstlichen
Gouvernements des europäischen Russland, wo bekanntlich schon seit vielen Jahren die Land- wirthschaft auf einer höheren Stufe der Entwickelung steht, als in den meisten anderen Landes- theilen des Reiches, sind die Verhältnisse für die Viehzüchtung im Allgemeinen sehr günstig zu nennen; man findet dort fast alle Hausthiergattungen in grosser Zahl und gewöhnlich auch in guter Qualität vertreten; die Züchtung derselben wird an manchen Orten unleugbar mit Sorgfalt betrieben, und werden die geneigten Leser aus den später folgenden Beschreibungen der verschiedenen Pferde-Racen jener Districte ersehen, dass Russland dort über ein schätzens- werthes Zucht- und Veredlungs- Material verfügt. Auch in einzelnen Bezirken der nördlichen Gouvernements, wo der Boden nur bei
starker Düngung zum Ackerbau verwendbar ist, herrscht kein Mangel an Hausthieren; es sind ausschliesslich die an Wiesen und guten Weiden ärmeren Gouvernements der westlichen und südwestlichen Landestheile nicht mehr reich an Nutzvieh zu nennen. Im Süden, wo der überaus fruchtbare Boden, die sogenannte „Schwarzerde" (Tscherno-
Sem) kaum der Düngung bedarf und solche auch nur ausnahmsweise zur Kultur der Handels- und Garten-Gewächse in Anwendung kommt, benutzen die Bewohner ihre Hausthiere (Pferde und Rinder) zur Bestellung der Felder und zum Transport der Landesprodukte nach den nächsten, oft zwar sehr weit entfernten Marktorten. Wir finden hier in einigen Districten die Pferdezucht gewöhnlich etwas besser und auch
umfangreicher betrieben, die Züchtung anderer Hausthiere aber meistens noch sehr vernach- lässigt. An manchen Orten sind in der allerneuesten Zeit die Grossgrundbesitzer an die Hebung und Besserung der Viehzucht herangetreten und haben durch die Beschaffung fremden Zucht- materials die Landschläge zu veredlen gesucht. In den centralen Districten und in den Niederungen der grossen Flüsse werden zwar
nicht so viele Pferde aufgezogen, wie in den östlichen und südlichen Landestheilen; es sind dieselben aber in der Regel von weit edlerem Schlage und gehören ohne Frage mit zu den besten Racen Ost-Europa's. Hier befinden sich auch die meisten Staats- und Privat-Gestüte mit vielen edlen Zuchtpferden beiderlei Geschlechts. In denjenigen Gouvernements von Mittel-Russland, wo in der Neuzeit viele Wiesen
und Weiden urbar gemacht wurden, hat sich die Zahl der Pferde sehr vermindert; man gab uns an, dass jetzt dort jährlich acht Prozent weniger Pf erde als vor zwanzig Jahren aufgezogen würden, die Staatsregierung bemühe sich jedoch ernstlich, gerade in diesen Gouverne- ments, welche man für die Pferdezucht aus verschiedenen Gründen ganz besonders günstig hält, dieselbe wieder zu heben und die Zahl der Zuchtpferde zu vermehren. Zur Bestellung der Felder hat man früher in den mittleren und südlichen Gouverne-
ments sehr häufig Pferde des kleinen Landschlages benutzt, jetzt aber sieht man vor- wiegend Rinder vor den Pflug gespannt; auch zum Transport der Lasten auf den Heerstrassen benutzen die Eingesessenen meistens ihre Rinder und zwar in der Regel die grossen, starken |
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Druck v E.A.Funke,Leipziq.
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Jachitnik.
Hautptbe.schäler in Toulinoff. |
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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Ochsen der grauweissen Steppen-Racen, welche sich von Podolien aus immer weiter gen
Osten über einen grossen Theil des mittleren und südlichen Russland verbreitet haben. Nach Wilson's Angaben wächst jetzt die Zahl der Pferde besonders stark in den
Gouvernements von Klein- und Neu-Russland; aber auch in den südwestlichen Landestheilen und in einigen Gouvernements von Gross - Russland bemerkt man neuerlich eine Zunahme der Pferdebestäride. — Verschiedene der dortigen Grossgrundbesitzer zeigen sich opferwillig, indem sie für die Beschaffung edler Zuchtthiere ansehnlich grosse Geldsummen verausgaben und den kleineren Züchtern gestatten, ihre Stuten von den herrschaftlichen Hengsten belegen zu lassen, und zwar meistens ohne Zahlung eines Sprunggeldes. Wir lassen in der nachstehenden Tabelle einen Nachweis über die Pferdebestände in
den Gouvernements des europäischen Russland folgen, wie solcher im Jahre 1878 zur Kenntniss des statistischen Central-Bureau's in St. Petersburg gekommen ist. |
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Uebersicht.
Anzahl der Pferde in den 68 Gouvernements
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des europäischen Russlands.
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Freytag, Rnssland's Pferdo-Kaccn.
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20 RUSSLAND's PFEROE-RACEN,
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Anmerkung: Die beigefügte Karte lässt mit einem Blick ein Bild von dem Zustand der Pferdezucht in den ver-
schiedenen Gouvernements gewinnen. |
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VERBREITUNG DER PFERDE IM EUROPÄISCHEN RUSSLAND.
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Weniger als 1 Pferd auf
d. Quadrat-Werst. |
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4 bis 5 Pferde auf d.
Quadrat-Werst. • 5 bis 6 Pferde desgl.
| ü bis 7 Pferde desgl.
! 7 bis 8 Pferde desgl.
S 8 bis 9 Pferde
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0 bis 10 Pferde auf d.
Quadrat - Werst. |
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10.
11.
12.
13. |
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11 bis 12 Pferde desgl.
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12 bis 13 Pferde desgl.
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Mehr als 13 Pferde auf
d. Quadrat - Werst. |
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES. 2~J
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Statistisches über das Gestütwesen.
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Ein im Jahre 1878 auf Befehl Seiner Excellenz des Ministers der russischen Reichs-
Domänen von Jwan Moerder herausgegebenes Verzeichniss der Privat-Gestüte in Russland*) enthält in der Einleitung bemerkenswerthe statistische Notizen, ferner mehrere tabellarische Nachweise sowohl über die Privat-Gestüte, wie auch über die kaiserlichen Hauptgestüte, Be- schäler-Depots und die Zuchtplätze im Lande der Donischen Kosaken und in den südöstlichen Steppenlandschaften. — Wir lassen diese Notizen und Nachweise in deutscher Uebersetzung folgen, soweit sie uns von Interesse zu sein scheinen. Im Jahre 1876 erschien in St. Petersburg ein Ukas, nach welchem alle Privat-Gestüte
von der Remonte-Pflicht d. heisst von der Lieferung von Pferden für die Militair - Verwaltungen befreit worden sind.
Als Gestüt soll jede Zucht-Anstalt angesehen werden, welche nicht weniger als fünf
Mutterstuten zur Erzeugung von Fohlen edler Race enthält, wobei aber noch ausdrücklich bestimmt wird, dass die Stuten solcher Privat-Gestüte nur ausnahmsweise zur Arbeit herange- zogen werden dürfen. — Leider ist in dem Mo er der'sehen Werke nicht angegeben, ob die Gestütsbesitzer auch
zur Haltung von Beschäl-Hengsten verpflichtet sind; wir bezweifeln, dass diese Bestimmung von der Regierung erlassen worden ist. — Es gab Ende des Jahres 1878 in Russland 3430 Privat-Gestüte, in welchen zusammen
92,791 Stuten und 9560 Hengste gehalten werden (siehe Tabelle Nr. I). Hiervon befinden sich 3312 Gestüte mit 90,799 Stuten in 44 russischen Gouvernements, während Polen, wo man gegen- wärtig die Pferdezucht wieder ziemlich umfangreich betreibt, 88 Gestüte mit 184 Hengsten und 1249 Mutterstuten besitzt. In vier Gouvernements des Kaukasus und Sibiriens giebt es nur 30 grössere Gestüte mit 79 Hengsten und 743 Stuten. - In den anderen vier Gouvernements dieser letztgenannten Länder ist die Zahl der Gestüte so klein, dass es sich nicht lohnte, darüber Er- kundigungen einzuziehen. — Die Gouvernements, in welchen keine solche Privat-Gestüte existiren, sind folgende:
Archangelsk, Wologda, Mogilew, Wjätka, Olonetz, Orenburg, Kaiisch und Lomza. Dasselbe ist der Fall im Grossfürstenthum Finnland. Um jedoch auch in Letzterem die alte Land-Race zu verbessern, kauft die Regierung von Zeit zu Zeit Zuchthengste besseren Schlages und übergiebt dieselben an zuverlässige Privat-Personen in den für Pferdezüchtung besonders günstig belegenen Bezirken, jedoch ein für alle Male unter der Bedingung, dass diese Hengste zum allgemeinen Gebrauch der Pferdezüchter aufgestellt werden und denselben jeder Zeit gegen Zahlung eines geringfügigen Deckgeldes zur Verfügung stehen sollen. - Ausserdem haben sich in Finnland in der Neuzeit mehrere Privat-Gesellschaften und
Vereine gebildet, welche Beschäl-Hengste der beachtenswerthesten in- und ausländischen Racen |
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CniicoKt laCTHHX* kohckhx'i, saBOßOBT, wt Pocciw. Il3ÄaH0 no pacnopjmeHiro Ero BucoKonpeBO-
cxosHTejitcTBa r. MiiMCTpa rocyaapcTBeHHHra IlMymecTB*. C. IleTepÖypra, 1478. |
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28 RUSSLAND S P FE RDE-RA CEN.
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ankaufen, um durch deren Benutzung zur Zucht eine Veredelung der alten Land-Race zu
bewerkstelligen. — Von der ordnungsmässig betriebenen Pferdezucht in den Gestüten der vierundvierzig
russischen Gouvernements sondert sich scharf und deutlich die Pferdezüchtung im Lande der Donischen Kosaken ab, wo sich 782 Stutereien mit 3113 Hengsten und 38,509 Mutterstuten be- finden. Es muss aber dabei bemerkt werden, dass das Wort „Stuterei" in Folge der am Don herrschenden, eigenthümlicheu Zuchtmethode und der localen Verhältnisse in einem etwas anderen Sinne zu nehmen ist, worüber wir später bei Beschreibung der Donischen Kosaken- Pferde specielle Angaben bezüglich der Einrichtung jener Stutereien machen werden. Behufs besserer Uebersicht bringen wir nachstehend die verschiedenen Privat-Gestüte
Russlands in vier Gruppen. 1) Die erste Gruppe umfasst die Gouvernements Cherson, Woronesch und Tambow, in
welchen sich weitaus die meisten Gestüte mit einer bedeutenden Anzahl von Pferden vorfinden. — Wenngleich das Gouvernement Cherson der Zahl nach nur den dritten Theil der Gestüte des Landes der Donischen Kosaken besitzt (249 Zuchtanstalten mit 559 Hengsten und 6023 Mutter- stuten), so nimmt dasselbe aber seiner Bedeutung nach die erste Stelle hinter dem Zuchtgebiete im Lande der Donischen Kosaken ein. Im Gouvernement Woronesch befinden sich 242 Gestüte mit 464 Hengsten und 3639 Stuten
und im Gouvernement Tambow 209 Gestüte mit 644 Hengsten und 5187 Stuten. Die Zahl der Gestüte im Gouvernement Woronesch ist zwar um ^5 höher als in dem letztgenannten, doch ist die Anzahl der Zuchtpferde im Ganzen in Tambow weit grösser als in Woronesch. — Einzelne Privat-Gestüte im Tambow'schen Gouvernement haben einen sehr bedeutenden Umfang; sie erstrecken sich über mehrere Quadrat-Werst und weisen nicht selten einen Bestand von einigen hundert Zuchtpferden auf. — 2) Die zweite Gruppe der Gestüte, deren Anzahl zwischen 101 und 185 schwankt, bilden
die Gouvernements Poltawa, Taurien, Jekaterinoslaw, Kursk und Podolien. Die höchste Anzahl von Hengsten (371) und Stuten (4917) wurde im Gouvernement Jekaterinoslaw und der geringste Bestand an Zuchtpferden in Kursk angetroffen. Hier zählte man nur 250 Hengste und 1800 Mutterstuten. 3) Zu der dritten Gruppe sind die folgenden Gouvernements zu zählen: Tula, Orel,
Saratow, Rjäsan, Pensa, Charkow, Livland, Bessarabien, Simbirsk, Samara und Kiew, in wel- chen je 40 bis go Gestüte vorkommen. Livland besitzt 595 und Bessarabien 1648 Stuten, welche ausschliesslich der Zucht wegen gehalten werden. (Die Anzahl der dort vorkommenden Beschäl- hengste ist von J. Mo er der nicht angegeben.) 4) Was endlich die vierte Gruppe betrifft, so finden sich die zu solcher gerechneten Privat-
Gestüte, welche nach Zahl und Umfang ziemlich unbestimmt sind, in 32 Gouvernements der meist westlich gelegenen Landestheile. Im Gouvernement Witebsk fand man nur ein einziges grösseres Gestüt mit 20 Pferden
und in Tschernigow 36 Stutereien verschiedener Grösse. — Die meisten Zuchtpferde dieser letzten Gruppe besitzt das Gouvernement Ufa (679). Im Durchschnitt kommen in 52 Gouvernements auf einen Hengst (Beschäler) 9,7 Mutter-
stuten. In den acht Gouvernements des Königreichs Polen fallen nur 6,8 Stuten und in den übrigen 44 Gouvernements 9,8 Stuten auf einen Hengst. In 17 Gouvernements schwankt diese Zahl zwischen 5 und 5,9. In 12 Gouvernements kommen 7 bis 7,9 Stuten und in 10 Gou- vernements 6 bis 6,9 Stuten auf einen Beschäler. Im Gouvernement Jekaterinoslaw ist die An- zahl der Beschäler weit geringer; hier zählte man auf 13,2 Mutterstuten nur einen Hengst. Auch die Züchter in Taurien und im Lande der Donischen Kosaken halten für ihre Stuten nicht so |
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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viele Hengste, wie die der meisten anderen Gouvernements. Im Kosakenlande kommen durch-
ThnittHch und in Taurien sogar .,9 Stuten auf einenHengst. In Bessarabien und Cherson Tl7 M der Beschäler wieder etwas grösser; hier rechnet man 10,8 und dort xo,2 Stuten
ward die Zahl der B^aler J Nischny-Nowgorod 9,4 Stuten auf einen auf einen Beschaler. In Podohen ^^ * scnWanken diese Zahlen zwischen 8,0 und 8,3.
Hengst. In Samara, Tambow, Lubhn und Poltawa schwa _ ^^
In Twer kommen 4,9 und in Pkow sogar nur 44^tu^t S Gouvernements
dass in 40 Gouvernements auf einen Hengst 5 bis 8 Stuten^e ^
übersteigt die Anzahl der auf einen HengstJ^^^Z sich in der Tabelle No. I. -
nements ist die Zahl ^^J^Z die Anzahl der Gestüte in jedem Gouver- Dle anderen vier ^»^^Z Nachweise über die hauptsächlichsten Nutzungs- nement und enthalten in ^Unterabtoiu^ Reitpferde, Gespann- oder Wagenpferde
arten (Schläge) der daselbst aulgezogenon I terde als. P
und Arbeitspferde. - Gouvernements, getrennt nach darin
Die Tabellen giebt ^J^*«* ^ ^^ _ fa procenten ausge.
gezüchteten Schlägen an, und die Tabelle g
drückt - ^i^«^S^ 5, Gouvernements sind 609 oder 18 Prozent solche, welche
Von den ^^|5 6 prozent züchten Wagenpferde; 39-' oder n^^^^*«- »» - 35 accent Gestüte befassen
11 Prozent -^^ pferden ffir die verSchiedenartigen Gebrauchszwecke, sich mit der Züchtung vonj Ausnahmestellung sich befindenden Stutereien im und III folgendes andere Resultat:
,8s Stück oder 11% Gestüte für Reitschläge
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für Wagenschläge
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1134 >! " "+J ,u
150/0 „ für Arbeitsschlage
3Io/0 „ für gemischte Schläge.
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t n Moerder sagt, dass man aus diesen Zahlen - in Vergleich
Unser Gewährsmanr^ ^ ^^ ^ ^ Rm^ ^ ^^ zu früheren ---^^ ^ wohingegen die Gestüte, welche die Züchtung
für Reitschläge im Abnehmen beg ^ ^ ^ ^ ^ ^^ zunähmen. _ der Wagenschläge betrieben denUmstand ansehen, dass es an günstigen Gelegenheiten
Als Grund hierfür kann man ^ bekommeI1) ums0mehr als die Preise, welche
fehlt, für Reitpferde angemes Militair-Reitpferde zahlen, seit Jahren als unzu-
die ^monte-CommlSS1°7müssen (Man zahlte im vorigen Jahre (1*79) ata höchsten Preis für
länglich bezeichnet werden muss { ^ ^ ^ ^ ^^ ^^ ^ ^ sieben- und achtjährige Reitpferde -;> ^
^^l^T1^^.8'^^^^ die Aufzucht der Reitpferde erwachsen, sind
Die Kosten, welche ^j^*^ yon Wagen.Pferden. Diese letzteren werden nun genauso hoch, wie d^en«en ; tztdasssie nur einigermassen gute Traber sind, zwei, drei und aber zur Zeit in Russland, «^S-Remonten "der sonstige gute Reitpferde. Um einen vier maltheurer bezahlt, als ^ ^ Cavallerie - Pferde zu erzielen, müssen die Züchter sogenannten vollen Remon hsene Thiere vorstellen und das will dortsagen:
den ^monte-Cp—onen vola g ^ ^ ^ ^^^ ^ Jahre /u
mindestens sechsjährige P erde ^ ^^ deg Wagenschlages (Traber)
Hause zu füttern und stets gut zu nairen,
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3o russland's pferm-races.
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ihre Pferde oft schon als Jährlinge, in der Regel aber als zweijährige Fohlen zu hohen Preisen
abgeben können. Es kommt jetzt nicht selten vor, dass die sogenannten Säuger, das heisst die schon abgesetzten Fohlen, welche den besseren Traberschlägen angehören, nahezu so theuer bezahlt werden, wie die englischen Vollblut - Fohlen gleichen Alters in den Ländern des west- lichen Europa. — Die Remonte-Commissionen kaufen hin und wieder auch zwei- und dreijährige Fohlen
des Reitschlages, bezahlen diese aber in der Regel so schlecht, dass die Züchter sich mit den Preisen nicht zufrieden erklären können----- Es giebt in Russland sehr viele (31 Prozent) Gestüte, welche früher ausschliesslich nur
Reitpferde aufgezogen haben, jetzt aber Pferde für die verschiedenartigen Gebrauchszwecke züchten, um auf diese Weise bei der Züchtung ein besseres, sicheres Geschäft machen und allen Anforderungen der verschiedenen Abnehmer genügen zu können. — In den Gestüten von 25 Gouvernements werden neuerdings sowohl Reit-, wie Wagen -
und Arbeits-Pferde gezüchtet; ebenso finden sich dort auch viele Gestüte für die gemischte Zucht. In 13 Gouvernements fehlt die eine Art dieser Zuchten gänzlich; in acht anderen züchtet man nur Reit- und Wagen-Schläge und in sechs Gouvernements werden allein Reitpferde ge- züchtet. Die Züchtung der Reitschläge erreicht ihr Maximum (41 Prozent) im Lande der Do- nischen Kosaken, wenngleich auch hier die Zahl der Gestüte behufs Züchtung von Pferden für die verschiedemirtigen Gebrauchszwecke noch ziemlich bedeutend ist (47%) und in den letzten Jahren noch sehr zugenommen hat. — Ohne hier näher auf die Züchtungsweise in den Privat- Gestüten einzugehen, giebt uns Moerder in seinem Werke diejenigen Schläge an, welche vor- wiegend in den ersten zwanzig Gouvernements die auf den Tabellen II, III und IV genannt sind, gezüchtet werden. In den Gouvernements Kijew, Podolien und Poltawa macht die Züchtung des Reit-
schlages 30 bis 35 Prozent aus. Die Züchtung von Pferden für die verschiedenartigen Nutzungs- weisen ist in den Gestüten dieser drei Gouvernements ebenfalls noch sehr bedeutend, und schwankt zwischen 36 und 48 Procent. — Bezüglich der Zucht des Wagenschlages sind die Gouvernements Tambow, Rjäsan, Sa-
ratow, Orel und Tula die wichtigsten; es umfasst deren Züchtung in den Privatgestüten allein 74 bis 86 Prozent der ganzen Pferdezucht. — Hierauf folgen die Gouvernements Pensa, Kursk, Simbirsk, Woronesch, in welchen 50 bis 68 Prozent aller Gestüte sich mit der Züchtung von Wagenschlägen befassen. In Samara werden zwar etwas weniger Wagenpferde, als in den zu- letzt genannten Gouvernements gezüchtet; doch es bilden auch hier die Gestüte für den Wagenschlag den grössten Prozentsatz (39 Prozent). Alle übrigen in Samara vorkommenden Gestüte unterscheiden sich nicht sehr auffällig von denjenigen, welche man in Pensa, Kursk, Simbirsk, und Woronesch antrifft. — In den Gouvernements Bessarabien, Livland, Cherson und Taurien überwiegt die Zahl der Gestüte behufs Züchtung von Pferden für die verschiedenen Gebrauchszwecke (41 bis 83 Prozent). In dem Gouvernement Charkow werden fast ebensoviele Wagenpferde, wie Thiere ge-
mischten Schlages aufgezogen (37 bis 38 Prozent) und endlich im Gouvernement Jekatorinoslaw umfasst die Züchtung der Pferde für die verschiedenen Nutzungsweisen 32 Prozent des Ganzen; ebenso werden aber auch dort gleich viele Wagen- und Arbeitspferde aufgezogen. Die Züch- tung des Reitschlages ist hier neuerdings eingeschränkt worden. — Die Tabelle No. IV. liefert einen Nachweis über die Zuchtplätze der Traber-Race. Es
giebt jetzt in 36 Gouvernements im Ganzen 661 Gestüte, welche ausschliesslich die Züchtung von Trabern in die Hand genommen haben. Nach den allerneuesten Zählungen befassen sich |
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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5'
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25 Prozent aller Privat-Gestüte (die im Lande der Donischen Kosaken ausgenommen) mit der
Züchtung von Harttrabern. — Diejenigen Gestüte, welche bislang Wagen-Pferde gewöhnlichen Schlages gezüchtet haben und jetzt zum nicht geringen Theile nebenbei auch Traber züchten sind in den obengenannten Zahlen nicht mit einbegriffen. Ihre Anzahl beträgt 110, wir finden sie über 26 Gouvernements vertheilt und theilweise wird von ihnen bereits recht Tüchtiges geleistet. — Die grösste Anzahl von Gestüten mit Traber-Züchtung befindet sich im Gouvernement
Tambow (149) oder von allen Traber - Gestüten des Landes 71 Prozent. Hierauf folgen die Gouvernements "Woronesch, Kursk, Tula, Saratow, Rjäsan und Orel, welche je 41 bis 82 Traber- Gestüte aufweisen können. In drei dieser Gouvernements sind je 22 bis 24 derartige Gestüte in fünf anderen sind 10 bis 14 und in allen übrigen jener 36 Gouvernements giebt es weniger als 10 Gestüte, die sich mit der Züchtung der Traber-Race befassen. — Die Tabelle Nr. V. — in fünf Columnen getheilt — giebt die Anzahl der Gestüte für je
eine Gebrauchsart der daselbst gezogenen Pferde an; nach derselben besitzt Russland zur Zeit: 773 Gestüte für den Reit- und Wagenschlag,
175 „ ,, „ Wagen- und A.rbeitsschlag, 135 „ „ „ Reit-, Arbeits- und Wagenschlag,
66 ., „ „ Reit- und Arbeitsschlag.
Für die übrigen 26 Privat-Gestüte des Reiches konnten die daselbst gezüchteten Schläge
von Moerder nicht genau ermittelt werden. Die Tabelle Nr. VII liefert uns eine Uebersicht der verschiedenen Hengst-Depots oder
Beschäler-Stationen des Staats, nebst Zahlen-Angabe der in denselben zur Züchtung der ver- schiedenen Schläge aufgestellten Beschäler. Endlich bringt die Tabelle Nr. VIII einige Nachweise über die sogenannten wilden
Gestüte in den Steppen der östlichen und südöstlichen Landschaften, welche jedoch als zuver- lässig schwerlich werden gelten können, weil das Nomadenleben der dort vorkommenden Volks- stämme eine genaue Zählung ihrer Tabunen und Züchtereien selbstverständlich fast unmög- lich macht. Wir sehen uns schliesslich veranlasst, auf die schon oben erwähnte hippologische Karte,
welche unter dem Titel: „Versuch einer Pferdezucht-Karte im europäischen Russland"*) dem Verzeichnisse der Privat - Gestüte pp. beigefügt und ebenfalls von J. Moerder auf Befehl des Ministers der Reichs-Domänen herausgegeben ist, mit um so grösserer Empfehlung hinzuweisen, als dieselbe einen leichten Ueberblick von Lage und Umfang der im europäischen Russland vorhandenen Pferdezucht-Plätze gewährt und im besonderen jedem Hippologen, welcher diese Zuchtanstalten persönlich in Augenschein nehmen will, vermöge ihrer praktischen Darstellung vortreffliche Dienste behufs Orientirung an Ort und Stelle zu leisten im Stande ist. — Diese Karte verdient nach unserer unmassgeblichen Ansicht vor mancher ähnlichen Arbeit bei weitem den Vorzug. |
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OiruT-B K0Hii03aB0,!i,CK0ä KapTH EBponeficKOH Pocchi. Il3.a;aH0 no pacnopuatemio MirancTpa Tocy-
AapcTBeHHMxi» ILiyiii,ecTBr&. CocTaBiut Hb. Mep^epi, cocToamiii npn TjaBHOMt YnpaBjieHiH Tocy- ßapcTBeHHaro KoHH03aBO,a,CTBa, C. Ilerepoyprt, 1878. |
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RUSSLAND S PFER.DE-R ACEN.
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32
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Tabelle L
Nachweis über die Anzahl der Privat-Gestüte und Zuchtpferde
in den Gouvernements und Kreisen Russlands. |
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33
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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Zuchtpferde
Mutter-
|
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Zuchtpferde
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernements
und
Kreise.
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||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernements
und
Kreise.
|
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Mutter-
Stuten. |
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Hengtse.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hengste.
|
Stuten.
|
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XIV. Kowno.
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X. Jekaterinoslaw.
Jekatorinoslav . .
Alexandrowsk . . . Bachmut.....
Werchne - Dnjepr-
provska ....
Nowomoskowsk . . Pawlograd .... Rostow.....
Slawenoserbsk . .
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
81
67 9 98 43 27 |
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Kowno . . . •
Wilkomir . . . Nowoalexandrowsl* Rossieny . . . Telschi .... Schawli .... |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
o0 1 2l6l
15 250
44 483
112 906
42 289
20 263
41 466
12 99
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
44
ii 16 39
7
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13
2
18
8
5 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
59
|
325
|
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XV. Kostroma.
Bui ....
Galitsch . . Kineschma. . Kologriew . . Nerechta . . Soliaralitsch |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
49'7
54
127
22
5
1 xz |
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3/
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
152
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
26
3i
11
15
18 |
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XI. Kasan.
Kasan . .
Laischew Mamadysch
Sswiashsk . Sspask . . Zaremoskok |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9
17
2
1
21
2 52
5
7 10
2 4 3 4 9 2 3
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
109
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVI. Kurland.
Windau .
Hasenpot Goldingen Grubin . Illuxt . . Tukum . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
So
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
24
24 16 16 7 19 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2
5
2 4
1 4
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
OD
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XII. Kaluga
Kaluga . . .
Borowsk. . . Schisdra. . Lichwin . . . Malo-Jaroslowez Medyn . . . Mjeschtschowsk Mossalsk . . Peremyschl Tarusa . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
40 65
26 22 9 24 58 12 14
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
106
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVII. Kursk.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
65
29 21 81 72 3' 64 23
162 85
290 107 330 123 31? |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9
2 4
9 5 6 9
6 2
18
35
17 35 18 |
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Kursk . .
Bjelgorod . Graiworon . Dmitriew Korotscha . Lgow. . . Nowyj -Oskol Oboja . . Putiwl . . Rylsk . . , Staryj - Oskol Sudscha Tim . . . Fatesch . . Schtschigry . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1
6 4
3 3 j 6 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
287
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
49
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XIII. Kijew
Kijew. . .
Berditschew Wassilkow . Swenigorodka Lipowez . . Radomysl . Skwir . . Taraschtscha Uman . . Tschigrin . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
64
39
147 24 65 20 309
254
86
42
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
i
2
2 I 3'
i 13
.9 6 2
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6
20 3
10
4
41 31
11
6
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
4
26
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1800
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
250
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1050
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
141
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
40
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Frey tag, Kussland's Pferde - Racen.
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RUSSLAND S PFERDE-RACEN.
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34
|
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Zuchtpferde
|
Zuchtpferde
Mutte
Hengste. |
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Gouvernements
und
Kreise.
|
Gouvernements
und
Kreise.
|
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Mutter-
Stuten. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hengste.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
O
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXIII. Orel.
Orel......
Bolchow..... 10
Jelez...... il
Liwny ..... 19
Malo-Archangelsk . 11
Msensk..... 5
Ssjewsk..... 6
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVIII. Livland.
Riga......
Walk ,.....
Wenden.....
Werro.....
Wolmar.....
Dorpat.....
Pernau . . .
Fellin.....
Oesel.....
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
15
33 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
i
9
i 17
2 19
3
7
2 |
4
15
2 28
3
29
8
11
3
103
5
5 1 19
. 5
|
25
100
11
135
18 154
67 53 32 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
33
7
28
230
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
77
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
61
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXIV. Pensa.
Pensa . . . Gorodischtsche Jnsar . . . Kerensk . . Krasno - Sslobodsk Mokschansk Nawotschat Nischny - Lomow Ssaransk . . Tschembar . . |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
595
19
18
5
7
140
30
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XIX. Minsk
Minsk . .
Bobruisk Borissow Jgumen . . Nowogrudok Ssluzk . . |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
6 5
8 2 7 4 2 17
5
|
30
13
18 35
3
20
11
9
42
21
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1
1
15 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
23
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
33
3
15 12 4
3
1 5
5 5 1 |
219
18
114 73 13' !3
10
21 47
27 5
|
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XX. Moskau
Moskau .
Bogorodsk . Werlreja Wolokolamsk Dmitrow Swenigorod Klin . . . Moschaisk . Podols . '. Sserpuchow |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
66
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
202
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXV. Perm
Jekaterinburg
Jrbit .... Kamyschlow . Ossa .... Schadrinsk . . |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
16
9
13 2
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
50
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
57
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
341
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXI. Nischnij Now
gorod Ardatow
Arsamäs
Balächna
Wassil .
Gorbatow
Lutojanow
Makar'jew
Ssergatsch
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXVI. Podolien.
Kamjeniec-Podolsk .
Balta |......
Braclaw.....
Winniza.....
Haysyn.....
Letitschew ....
Litin......
Mohilew.....
Nowouschitsk . . .
Olgopol.....
Prosskurow . . .
Jampol..... |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
15
60
6
66
7
305
5
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
41
53 12 14
3i 12 15
8 20 11 21 20 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
24
21
2
5
9 8 4
4 9 3 7 5 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
12
2 28
1 11
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
60
3
4
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
562
15
25 40
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
25
1
1 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXII. Nowgorod.
Kirilow.....
Stara-Ruasa . . .
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
^
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rtp
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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Zuchtpferde
|
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Gouvernements
und
Kreise.
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Zuchtpferde
I Mutter-
Hengste, j stuten_ |
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Gouvernements
und
Kreise.
|
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Mutter-
Stuten. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hengste.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ÜJ
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
106
12 |
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Nowyi-Usen
Stawropol . |
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XXVII. Polätwa
Poltawa . .
Gadjatsch . Seükow . Solotonoscha Kobeljaki . Konstantinogiad Krementschug Lochwitza Lubny Mirgorod Perejaslawl Pirjatin . Priluld . Romny . Chorol . |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
161
203 98
262 260 403
189 93
202 180 7i
299 237 ISO
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
24
31
12 28 28 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
13 4
15 11 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2114
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
255
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
44
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXXI. St. Peters-
burg. Gdow.....
Peterhot ....
Jamburg..... XXXII. Sarätow
Saratow .
Atkarsk . Balaschew Kamyschin Petrcnvsk Sserdobsk Chwalynsk Zarizvn . |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
11
14
10 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
35
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
18
15
I 7
27 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXVIII. Pskow
Noworschew . .
Opastcha . . . Porchow . . . Toropez .... |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1627
276 22
14 75
283 92
168 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
76
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13
49
15 102
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXXIII. Simbirsk
Simbirsk
Alatyr . Ardatow. Buinsk . Karssun . Knrmysh Ssangithej |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
14
1 1
4
12 5
9 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
23
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXIX. Rjäsan
Kjäsan .
Doiikow . Jegorjewsk Saraisk . Kassimow Michailow Pronsk . Oranienbur Rjashsk . Saposhok Skopin . Spask |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6
14
I 5
3 6 3
16 4
6 3
9
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
20 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
46
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
121
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXXIV. Smolensk
Smolensk .
Bjely . . . Wjasma . ■ Gshatsk . . Dorogobush Duchowtschina Jelna . . • Krassnyj Porjetschje Roslawl . . Sytschewka. Juchnow |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
64
11 7
33
31 44 91 33 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
o
1 2
6
8
14
5
2 4
14
2
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1
3
2
1
6
3
1 3
6 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1400
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXX. Samara.
Samara .
Bugulma Buguruszlan Busuluk Nicolajewsk
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
36
70 23
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5
4
27
62
39
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
217
469 SÖ2
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
14
5
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
451
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
35
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5'"
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
_ ^O
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|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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|
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|
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36
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
RUSSLAND S I'FERDE-RACE \.
|
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|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
J§L
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
&
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"^
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
#~
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
37
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zuchtpferde
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernements
und
Kreise.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zuchtpferde
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernements
und
Kreise.'
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mutter-
Stuten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mutter-
Stuten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hengste
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hengste
|
o
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
es
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nowoalexandrowsk .
Tomaschow . . • Cholm..... XLVIII. Petrokow.
Bendsin.....
Lodz......
Noworadomsk . .
Rava...... XLIX. Plock.
Lipno.....
Zjechanow ....
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I
I 23
|
5
15
196
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I
I
12
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XLIII. Esthland.
Hapsal.....
Reval......
Weissenstein . . .
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
61
4'
38 140
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IO
6
6 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
364
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
45
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
21
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
3
4
2 5
2 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5
4 6 2 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XLIV. Jaroslaw
Danilow
Mologa . . .
Myschkin . .
Romanowo \
Borissogljebsk J
Rybinsk . . .
Uglitsch . .
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
11
48
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
s6 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
89
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
27
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
46
18 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
182
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
32
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
64
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zusammen in 44 Gou-
vernements . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
90,799
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
L. Radom.
Kosenizy . . .
Konsk . . . . Sandomierz . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9297
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3312
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
73
23
110
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
0
11 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XLV. Warschau
Warschau . .
Wlozlawsk . . Gorna - Kahvaria Gostyn . . . Skierniewice . Ssochatchew . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
48
13 24 11 48
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
206
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
26
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LI. Suwalki.
Wladislaw . . .
Wolkowyschki. . Mariampol . . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
93
50
5
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
14
4
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
182
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
30
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
14
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
148
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XLVI. Kjelzy.
Andrej ew
Wloschow . Miechow Olkuscha . Stopnitza |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LH. Sjedlez.
Wlodawo . . .
Garwolin . . . Lukow .... Sokolow.... |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
21
67
12 5
21 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3
14
3 1 3
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
11
26 18 15 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
126
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
24
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13
|
70
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XLVII. Lublin
Lublin . .
Grubeschow Zamosc . Krasnotaw . Lubartow . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zusammen in 8 Gou-
vernements . . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1249
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
184
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Summa in 52 Gou-
vernements . . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
92,048
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
34 00,
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
%>
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
38
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
RUSSLAND S P F E R D E-R A C EN.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tabelle IL
Die Anzahl der Privat - Gestüte in 56 Gouvernements, nebst Angabe der daselbst für die
verschiedenen Gebrauchszwecke gezüchteten Schläge. Die Zahl der Gestüte nach Schlägen getrennt.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arbeits-
Schlag. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gemischter
Schlag. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Reit-
Schlag.
|
Wagen-
Schlag. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernements.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nr.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Summa.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Land der Doni
sehen Kosaken
Chersson Woronesch . Tambow. Poltawa . . Taurien . Jekatorinoslaw Kursk Podolien Tula . . Orel . . . Saratow . . Rjäsan . Pensa . . Charkow Livland . Bessarabien |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
368
105
26 II 66
70 49 30 44 14 12 7
9
18
24
40 45
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
782
249 242 209 185
171 152
111
IOI
90
77
76 76 66 65
61 54
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
324
38 8
5
55
20
18
2
30
4
3
3
|
90
47
120
180
4i
5o
ä 2
74
13 67 58
60 62 45
25
5
6
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
59
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
j
4
5 6 7
8 9
10 11 12 13 14 15 16 17
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3i
43
5
H
5
4 6 5
->
o 3
15
1
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13
1 2
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
&_
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
J&
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
^
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
K U S S L AND S P F E RDE; R A C E N.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
40
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tabelle III.
Die Anzahl der Privat-Gestüte in 56 Gouvernements nebst Angabe der daselbst
gezüchteten Schläge in Prozenten.
Aus der Gesammtzahl der Gestüte kommt auf jeden Schlag folgender Prozentsatz.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
^
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ftp
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tabelle IV.
In t224 Gestüten für Wagen-Schläge finden sich Traber-Gestüte
in nachgenannten Gouvernements: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Zahl
der Traber- Gestüte. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernement.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nr.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
149
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tambow
Woronesch . Kursk . • Tula . . • Saratow . . Rjasan . • Orel . . • Pensa . • Jekaterinoslaw Simbirsk |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I
2
3
4 5 6 7
8 9
10 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
46
46 45
43 41 24
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
-#
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I'rfvtr,", Russ!and's Pferde - Kaien.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
&
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
«
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ry
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
RUSSLANDS PFERDE-RACEN.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Zahl
der Traber- Gestüte. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Zahl
der Traber- Gestüte. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernement.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nr.
|
Nr.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gouvernement.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wladimir
Perm
Astrachan
Minsk
Wolhynien
Grodno .
Nowgorod
St. Petersbourg
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tschernigow . .
Nischniy-Nowgorod Kaluga .... Kiew.....
Ufa.....
Bessarabien
Das Land der Doni
sehen Kosaken
Chersson |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
29
30 3i 32
33 34 35 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
21
22 23 24
25 26 27
28 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5
5 5 4 4 4 3
3
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Summa
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
66
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausserdem existiren noch Traber-Gestüte in den Gouvernements Tomsk (4) und
Tobolsk (1). |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tabelle V.
In 1175 Gestüten, welche Pferde verschiedenen Schlages züchten, befinden sich
nachgenannte Schläge:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- Arbeits- und Wagen-Schläge.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte
ohne besondere
Angabe der
Schläge.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- und
Wagen -Schläge.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Wagen- und Arbeits-Schläge
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- und
Arbeits-Schläge.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nr.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Land der Doni-
schen Kosaken Chersson Woronesch Tambow Poltawa . Taurien . . Jekaterinoslaw Kursk . . Podolien Tula . . . Orel . . . Saratow . . Rjäsan . . Pensa . . Charkow Livland . . Bessarabien Simbirsk. . Samara . . Kiew . . |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
368
5i
22 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
24
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
-o
3 I 7
3
7
9 8 4
4 7 6 6 21 1 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
37
22 41
20
26
6
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9
10 11 12
13
14
15
16 17
18 19
20
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
17
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9
44
1
2
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
■3
3
13
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
&
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
43
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
UND STATISTISCHES.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ALLGEMEINE!
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte
ohne besondere
Angabe cier
Schläge.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- Arbeits- und Wagen-Schläge
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- und
Arbeits-Schläge
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
"Wagen- und
Arbeits-Schläge
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gestüte für
Reit- und
Wagen-Schläge
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kr.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tschernigow
Smolensk
Ufa . . Kowno . Wilna . Nischnij Nowg Kasan Kaluga . Minsk . Moskau . Lublin . Jaroslaw Perm Wolynien Esthland Twer . Warschau Grodno . Radom . Kjelce PetroküW Kostroma Kurland . Pskow . Wladimir Sjedlez . Suwalki . Plotzk . Astrachan St. Petersb Nowgorod Witebsk . |
11
1
2
16
16 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
21
22
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
•^0
2b 27
28 29
3° 3i 32 33 31 35 36 37 38 39
40 4i
42 43
44 45 46 47
48 49
50 5i 5 2 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
26
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
66
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
175
|
L33
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
773
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Summa
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6*
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
44
|
RUSSLAND S PF E RD E-R A C E N.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tabelle VI.
Verzeichniss der Staats- und donischen Heer-Gestüte.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
w
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
^
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ALLGEMEINES UND STATIST [SC]
Tabelle VII.
Verzeichniss der Staats-Beschäler Depots.
In denselben linden sich Hengste der nachgenannten Schläge.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
45
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zahl der
Besct.-iier
im
Ganzen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Reit-
scMag. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rein-
blut. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arbeits-
schlag. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ort der Beschäl-Stationen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Traber.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
schlag.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Potschinkowsk.
Gouvernement Nishnij -Nowgorod, Kreis Lukojanowsk in der Stadt Po- tschinki............ II. Chränow.
Gouvernement Woroneseh, Kreis Bo-
browskij im Dorfe Chränowoi .... III. Elisabethgrad.
Gouvernement Cherson, in der Stadt
Elisabethgrad ... ..... IV. Janow.
Gouvernement Siedletz, Kreis Kon-
stantynöw........... V. Tambow.
In der Stadt Tambow...... |
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164
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46
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29
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109
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39
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15
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68
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101
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11
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48
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90
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69
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J9
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J9
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21 10
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VI. Smolensk.
In der Stadt Smolensk
VII. Charkow.
In der Stadt Charkow . .
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66
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24
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'7 13
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66
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37
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VIII. Limarewsk.
Gouvernement Charkow, Kreis Staro-
bielsk im Dorfe Limarew..... IX. Kamenetz-Podolskij.
Gouvernement Podolien, Kreis Ka-
menetz - Podolski im Markt - Flecken Baiin............ X. Poltawa.
In der Stadt Poltawa......
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io
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57
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7 4
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13
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XI. Kijew.
Gourvernement Kijew, Kreis Skwirinsk
im Dorfe Werchowno....... XII. Saratow.
Gouvernment Saratow, Kreis Serdobsk
im Dorfe Pestschranka...... |
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58
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12
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16
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oo
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&
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&
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^
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russland's pferde-racen.
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46
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Bemerkung: Das Verzeichniss der Staats-Gestüte ist im Jahre 1877 am I. December angefertigt, und
das der Beschäler Depots am I. Januar desselben Jahres. |
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*) 17 Englische, 16 Araber, und 4 Englisch-Araber Halbblut.
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Tabelle VIII.
Nachweise über die wilde Zucht in den Steppen.
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Anzahl der Heerden-
Zuchtpferde.
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Gouvernements, Bezirke
und Districte. |
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Race der Pferde.
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Stuten.
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Hengste.
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I. Astrachan.
Astrachan..........
Krasnojarsk.........
Jenotajewsk.........
Zarewsk...........
In den kalmückischen An-
sied lungen (Ulnsy). Ikizochurowsk....... . . .
Jadikowsk..........
Motschagi ..........
Erketenewsk.........
Charachusowsk........
Abtheilung von Maloderbetowsk . .
Choschoutowsk ........ Bagazochurowsk........
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2596
41 II
760
1698
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Kreuzung von Kirgisischen und
Kalmückischen Pferden. Kalmückische und Russische
Reit- und Wagen-Pferde. |
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:503
710 112 177 |
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9165
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3502
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1674
455
688 795
2614 3859
533
3549
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1024
220 250 272
757
2002 50
J433
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• Kaimucken Schläge.
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14167
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6008
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Zusammen im Gouvernement
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8510
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23j
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&.
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.#
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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Gouvernements, Bezirke
und Districte. |
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II. Donische Kosaken
In den Tablinen finden sich:
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i. Abtheilung in
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in io
in 20
in 21
in 27
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Zusammen im Bezirke
III. Orenburg.
Orenburg (267 Kasjak
Troitzsk (30 Kasjal Tscheliabinsk (17 Kasjak Werchneuralsk (434 Kasjal« Zusammen im Gouvernement
in 748 Steppen-Kasjaken..... IV. Astrachansche Kosaken.
In den Stanitzen der 1. Militair-Ab-
theilung . |
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Baschkiren, meistens kl. Schlag.
Desgl. mittelgross.
Kirgisische Race.
Baschkiren und Kirgisen. |
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Zusammen in den Militair-Bezirken
V. Bakinsk.
Schemachinsk (24 Kasjack).....
Kubinsk (65 Kasjak)
Lenkoransk (11 Kasjak) Geoktschajsk (2 Kasjak Zusammen im Gouvernements
in 102 Steppen-Kasjaken VI. Enisej.
Enisej (182 Kasjak)
Atschinsk (839 Kasjak . . Minusinsk (3237 Kasjak) . Kansk (2456 Kasjal Zusammen im Gouvern. in 6714 Kasjaken
VII. Semipalatinsk Semipalatinsk .
Ustkamenmogorsk Pawlodarsk . . Karkaralinsk Station Saisafl _____________________
Zusammen im Bezirk
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. Reit- Arbeits- u. Wagen-Schläge.
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Reit- und Wagen-Schläge der
' Kirgisen.
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*) Kasjal* gleich dem deutschen Weiler.
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES. 49
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Pferdehandel.
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Bei der sehr beträchtlichen Anzahl von Pferden, womit das gewaltige Zarenreich - wie
man aus den vorhergehenden Mittheilungen ersehen haben wird - von der Natur gesegnet ist, werfen sich unwillkürlich die Fragen auf, wo, in welchen Gouvernements, an welchen Orten findet ein regelmässiger Handel mit Rossen statt, auf welche Weise geht derselbe nach Ge- wohnheit und Sitte vor sich und welche Anstalten und Massregeln hat die russische Staats- regierung zu treffen bislang für zweckmässig erachtet, um diesen Verkehrszweig sowohl fur die Züchter, wie für die Abnehmer, mit andern Worten für die Verkäufer und Käufer von Pferden oder für die Producenten und Konsumenten erspriesslich zu machen. — Die Erfahrung lehrt, dass ein Industriezweig nur dann gedeihen und zur vollen Blüthe
gelangen kann, wenn seine Erzeugnisse fort und fort einen gesicherten Absatz finden und beim Verkauf derselben die Productionskosten mindestens gedeckt werden. Sollte also die Industrie der Pferdezüchtung nicht nur für die ländliche Bevölkerung, welche sich mit derselben be- schäftigt, sondern für den Staat selbst von günstigem Erfolge sein und nutzbringend werden, für Letzteren theils mittelbar, theils unmittelbar, so lag es in seinem Interesse, Anordnungen zu treffen, welche gleichsam nach zwei Seiten den nämlichen Zweck, den Pferdehandel im Lande möglichst zu beleben, mit Energie verfolgten. Zunächst musste dem Staate darum zu thun sein, vermittelst seiner Gestütsverwaltung
die Privatzüchter dergestalt zur Verbesserung ihrer Gestüte und Zuchtplätze in den Stand zu setzen, dass dieselbe ihnen die Möglichkeit schuf, von ihr - aus den Krongestüten - zu be- stimmten Zeiten gute edle Zuchtthiere zu angemessenen Preisen anzukaufen. Zu solchem Behuf ward höchsten Orts genehmigt, dass jedes Jahr (im Frühjahr oder Herbst) aus den ver- schiedenen Staatsgestüten einige Hengste und Stuten, auch eine Anzahl Fohlen beiderlei Geschlechts an die Privatzüchter freihändig verkauft würden, was in neuerer Zeit dahin ausge- dehnt ist dass die Staatsgestüte, ähnlich wie im Königreich Preussen alljährlich eine Anzahl älterer und jüngerer Zuchtpferde verauctioniren lassen. Ausserdem trug auch die kaiserliche Verfügung vom Jahre 1845, wonach den Privat-Züchtern für eingeführte fremdländische Pferde edler Race die Abgaben erlassen werden, wesentlich dazu bei, den Privat-Gestüten die Kosten ihrer Industrie zu verringern, da sie nun in die Lage kamen, arabisches und englisches Vollblut, Normannen Holländer, Flamländer, Dänen etc., als gutes, brauchbares Zuchtmaterial auf be- quemere und billigere Weise als bisher zu erwerben. Dem Staate aber gereichten diese Be- stimmungen indirect zum Vortheil, da die Veredlung uud Verbesserung der inländischen Pferde- schläge undRacen in nationalökonomischer wie volkswirtschaftlicher Rücksicht ohne Frage von grosser Bedeutung für das ganze Land wurden. - Darüber konnte kein Zweifel herrschen, dass sobald nur erst die Privatzüchter im Grossen und Ganzen dem Betriebe ihrer vervollkommneten Industrie eine grössere Sorgfalt zu theil werden liessen und in Folge dessen besseres Material erzeugten und solches zweckmässig ernährten, dieses dann auch auf den Märkten zu höheren, mehr befriedigenden Preisen abgegeben werden konnte, und fremdländische Kaufer mehr und mehr herbeigezogen wurden, als solches in früherer Zeit der Fall war. Eine ähnlich grosse Bedeutung für die Privatzüchter, wie die vorbezeichneten Kaufgelegen-
heiten haben jetzt die Remonte-Ankäufe für die Cavallerie, welche sowohl für die Garde, wie für |
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Vo Freytag, Kussland's Pferde-Kacen. nj
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die Linie ausschliesslich bei den russischen Privatzüchtern und nicht mehr im Auslande statt-
finden müssen. Mehr als die im Vorstehenden erwähnten Anordnungen haben indessen auf den Pferde-
handel und dessen Förderung die nach und nach an vielen Orten eingeführten Pferde-Messen und Märkte*) Einfluss gehabt. — Es liegen über das russische Pferde-Markt-Wesen bereits mehrere Veröffentlichungen in der neueren hippologischen Literatur vor, zu welchen ganz kürzlich (Februar 1880) noch eine hübsche Arbeit von Iwan Moerder gekommen ist, welche unter dem Titel: |
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EoHCKaa ToproBJia bü Pocciii OHpaiapKH). HsaHa Mep^epa. C. üeTepöyprt, 1880.
in St. Petersburg herausgegeben wurde, und für um so werthvoller und glaubwürdiger
erachtet werden kann, als durch dieselbe alle bisherigen Angaben über den fraglichen Gegen- stand auf Grund neuer Ermittelungen und Erklärungen sach- und lokalkundiger Personen berichtigt und vervollständigt worden sind. — Aus diesem Buche, welches auch die oben gedachten Auctionen nicht ausser Acht lässt,
verfehlen wir nicht, behufige Auszüge in deutscher Uebersetzung, wie folgt, mitzutheilen. Die nachstehende Tabelle weist nach, dass in 60 Gouvernements und zwar in 471 Ort-
schaften jedes Jahr im Ganzen 1090 Pferdemärkte abgehalten werden, wovon fallen in: |
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Summa 1090 Märkte.
Unter den Pferdemessen und Märkten zeichnen sich diejenigen in den nachgenannten
66 Ortschaften ganz besonders aus, weil hier die grösste Menge Pferde, welche im Laufe des Jahres von 1500 bis 10,000 Stück variirt, zu Markt geführt wird und weil daselbst jährlich im Ganzen 240,000 Stück zur Aufstellung gelangen: |
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im Gouvernement Podolien.
„ Kjew.
„ Kijew.
„ Tambow.
„ Bessarabien.
„ Tula.
„ Kursk.
„ Poltawa.
„ Tambow.
,, Woronesch.
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Die Russen gebrauchen dafür unser deutsches Wort, und sagen: „Jarmarki.'
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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51
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Kirchdorf Orechowo im Gouvernement Woronesch.
Stadt Jeletz „ „ Orel.
Stadt Liewni „ „ Orel.
Kirchdorf Karpowo im Lande der donischen Kosaken.
Stadt Bobrow im Gouvernement Woronesch. |
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II.
12. 13-
H- 15-
16. 17-
18.
19. 20. 21. 22. 23-
24- 25- 26.
27. 28. 29. 30- 3i-
32.
33- 34- 35- 36. 37- 38. 39-
40. 41. 42. 43- 44- 45- 46. 47-
48. 49. 50- 51- 52- 53- 54- 55- 56. 57- 58. 59-
60. |
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Warschau.
Rjäsan.
Taurien.
Jaroslaw.
Jaroslaw.
Pskow.
Woronesch.
Chersson.
Woronesch.
Woronesch.
Saratov.
Saratow
Tula.
Rjäsan
Chersson.
Tschernigow.
Tambow.
Wjätka.
Kursk.
Poltawa.
Rjäsan.
Kursk.
Kijew.
Jaroslaw.
Tula.
Tambow.
Woronesch.
Tula.
Tschernigow.
Podolien.
Rjäsan.
Podolien.
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Stadt Lowitsch
Kirchdorf Jakimetz Marktflecken Kachofka Stadt Poschechonje Stadt Rostow Stadt Welikije Luid Stadt Ostrogoschsk Stadt Jelisawetgrad Kirchdorf Tischanka Kirchdorf Kastornoje Kirchdorf Bolonda Kirchdorf Bekowo Stadt Bogoroditzsk Stadt Rjäsan Stadt Wossnesensk Stadt Gluchow Kirchdorf Uwarowo Stadt Rotjelnitsch Stadt Kursk Stadt Krementschug Stadt Dankow Stadt Fatesch Marktflecken Schaschkow Stadt Ribinsk Stadt Kaschir Kirchdorf Burnacki Kloster Tolschewskü Stadt Epifan Stadt Mglin Marktflecken Medschibosch
Stadt Szaraisk Marktflecken Jarmolintzi |
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Station (Stanitza) Urjupinskaja im Lande d. donischen Kosaken
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im Gouvernement Wjätka.
Saratow. Simbirsk. Taurien. Tschernigow. Wjätka. Tambow. Woronesch. Rjäsan. Kursk. Kurland. Tschernigow_ Tambow. |
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Stadt Wjätka
Kirchdorf Rudnja Stadt Simbirsk Marktflecken Tockmack Colonie Klimow Kirchdorf Bachesinskoje Stadt Koslow Kirchdorf Beketowo Stadt Ranenburg Kirchdorf Monturowo Stadt Mitau Stadt Starodub Stadt Demschinsk |
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RUSSLAND's PFERD E-RACEN.
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52
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Ortschaften, in welchen alljährlich Pferdemärkte stattfinden:
62. Marktflecken Janischki „ „ Kowno.
63. Kirchdorf Semiluki „ „ Woronesch.
64. Station (Stanitza) Kriworoschje im Lande d. donischenKosaken.
65. Vorstadt Beresnjegowatic im Gouvernement Chersson.
66. Kirchdorf Beilskoje „ ,, Wjätka.
Andere 26 Jahrmärkte bringen eine Pferdezuführung von nicht mehr als 27,000 Stück
und noch andere 28 Ortschaften eine solche von 28,000 Stück des Jahres zu Wege, während die übrigen 334 Pfer.demärkte annähernd etwa nur 65,000 Stück jährlich zugetrieben erhalten. Demnach wird man das Richtige in der Annahme treffen, dass auf sämmtlichen
471 Märkten jedes Jahr ungefähr 360,000 Rosse zum Verkauf gestellt werden. Welcher erhebliche Geldumsatz mit diesem regelmässigen Pferdemarkt - Verkehr ver-
bunden ist, zeigt das einfache Rechenexempel, dass insofern nur die Hälfte der zuletzt ange- führten Gesammtpferdezahl (180,000 Stück) verkauft und durchschnittlich jedes Pferd mit 50 Rubel bezahlt wird, ein Umsatz von 9 Millionen Rubel auf den Pferde-Märkten stattfindet. Moskau ist seit langer Zeit der Haupthandelsplatz für russische Pferde aller Art. Die
Resultate des Handels daselbst werden von Moerder folgendermassen geschätzt. Auf den Märkten, in den Gasthäusern und bei den zahlreich vorhandenen Pferdehändlern dieser Stadt werden jährlich 15,600 Pferde verkauft; man bezahlt dieselben durchschnittlich mit 57 bis 58 Rubel; es werden mithin daselbst 893,000 Rubel durch den Pferdehandel umgesetzt. —■ Wir selbst haben uns überzeugt, dass in den Ställen der renommirteren Rosshändler
Moskau's einzelne Pferde der Orlow'schen Harttraber-Race mit 4000 und 5000 Rubel bezahlt werden. Nachrichten über den Pferdehandel in St. Petersburg hat uns Moerder leider nicht liefern
können; wenn der Plandel hier auch nicht ganz so bedeutend, wie in der alten Hauptstadt des Zarenreiches genannt werden kann, so ist derselbe doch immerhin sehr gross; viele Pferde werden von dort aus auf dem Seewege nach fremden Ländern ausgeführt und manches Ross geht aus den Ställen der dortigen Händler in den Besitz des reichen Adel- und Kaufmannstandes über. Moerder giebt ferner an, dass alljährlich aus den kaiserlichen Gestüten etwa 430 Pferde
für den Betrag von 90,000 Rubel und im Wege der Versteigerung aus den kaiserlichen Ställen zu Moskau und St. Petersburg durchschnittlich das Jahr 216 Pferde zu 38,000 Rubel verkauft würden. Auf die vorbeschriebene Weise kommen demnach jährlich rund 196,000 Pferde im innern
Verkehr zum Gesammtwerthe von 10,021,000 Rubel zum Verkauf. Unser Autor fügt die aus- drückliche Bemerkung hinzu, wie er überall bei diesen Angaben und Berechnungen die Minimal- zahlen angesetzt hätte, jedoch der Ansicht sei, dass in Wirklichkeit der Pferdehandel den von ihm angegebenen Umfang wahrscheinlich noch übersteige. — Was endlich den Ausfuhr-Pferdehandel anbetrifft, so hat Russland in den 11 Jahren:
Im Jahre 1868 .......x 1,425 Pferde
1869 .......I9>875
1870.......20,259
1871 .......10,642
1872 .......13,290
1873 .......22,083
1874 .......28,393
1875 ....... 34.927
1876 .......43,424
1877 ....... 1,649
1878....... 16,245
Summa: 222,212 Pferde
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ALLGEMEINES UND STATISTISCHES.
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über die Grenzen seines Reiches ausgeführt, im Durchschnitt also pro anno 20,200 Stück; wenn
man den Preis für jedes ausgeführte Pferd zu 100 Rubel rechnet, was der Wahrheit nahe kommen wird, so stellt sich der Gesammt-Ausfuhrwerth auf etwas mehr als 2 Millionen Rubel heraus, beinahe der fünfte Theil des oben verzeichneten Gesammtwerthes für die im Innern des Reiches gehandelten Pferde. Uebrigens enthält die Moerder'sche Schrift noch viele specielle Angaben über Ort und
Zeit, wo und wann die Verkäufe aus den bezüglichen Staats- und Privat-Gestüten in Russland stattfinden, sowie über die verschiedenen Pferde-Schläge, welche daselbst veräussert werden, so dass dieselbe in der That für Kaufiiebhaber sehr nützliche Nachweisungen bringt. — - Eine Ausnahme von den mitgetheilten, den Pferdehandel betreffenden Bestimmungen
und Gewohnheiten macht der Handel im nördlichen Kaukasus, und es scheint uns angemessen, das dortige Verkauf - Verfahren an der Stelle zugleich abzuhandeln, wo wir über die Kauka- sischen Pferde-Racen des Weiteren uns auslassen werden. |
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Die Racen und ihre Züchtung.
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in so grosses Reich wie Russland, welches sich durch 40 Breiten- und mehr als
212 Längen-Grade ausdehnt und in Folge dessen bezüglich des Klima's, der Boden- erhebungen, der Bodenbeschaffenheit und der damit im engen Zusammenhange stehenden Vegetations - Verhältnisse die grössten Verschiedenheiten zeigt, bietet natürlicherweise auch sehr grosse Unterschiede in Betreff seiner Haus- und Heerdenthiere dar, deren Formen, Grösse, Stärke, Behaarung, Eigenschaften und Leistungen eine solche Mannig- faltigkeit zur Erscheinungen bringen, wie kein anderes Land in Europa. Jeder Fremde, welcher zum ersten Male dorthin kommt und die Thiere auf ihren heimath-
lichen Weiden erblickt, wird durch den gewaltigen Formen - Reichthum überrascht. — Wir sprechen hier ohne Scheu die Meinung aus, dass in dieser Beziehung Russland alle übrigen europäischen Staaten bei weitem übertrifft, und daher eine Reise durch jenes Land für jeden Zootechniker und Freund der Hausthier-Racen ebenso lehrreich, wie unterhaltend ge- nannt werden darf. — Ueber die verschiedenen Racen des russischen Rindes haben wir bereits im Jahre 1877
einige Mittheilungen veröffentlicht, und wollen nun im Nachstehenden versuchen, dem geneigten Leser dieses Buches eine Beschreibung der wichtigsten russischen Pferde-Racen zu liefern. Die beigefügten Abbildungen, welche nach photographischen Aufnahmen des russischen Staats- rats v. Brust-Lisitzin vom hiesigen Universitäts-Zeichner Herrn. Schenck angefertigt sind, werden voraussichtlich zum Verständniss der Beschreibungen wesentlich beitragen und dieserhalb wohl Jedem willkommen sein. — Mehrere russische Hippologen, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigt und
ihre heimathlichen Pferde-Racen und Schläge sorgfältig untersucht haben, sprachen uns gegen- über die Behauptung aus, dass in Russland jetzt noch mehr als 60 verschiedene Pferde-Racen existirten; sie blieben uns aber leider die Aufzählung und Beschreibung derselben bis heute schuldig. — Andere Zootechniker jenes Landes geben diese Zahl etwas niedriger an und be- gnügen sich mit der Aufzählung von nahezu 50 verschiedenen Racen und Schlägen. Wir sind der unmassgeblichen Meinung, dass bei den vielfachen Kreuzungen und Blut-
mischungen, welche in Russland sowohl, wie in allen anderen Ländern stattfinden, die Anzahl der gut und scharf typirtenRacen fort und fort im Abnehmen begriffen ist, und dass es selbst dem allertüchtigsten Pferdekenner und Racekundigen — hier wie dort — sehr schwer werden wird, einen genauen Nachweis über die Anzahl der noch bestehenden reinen Racen zu liefern. — Soviel wir auf unseren Reisen durch Russland einmal persönlich wahrgenommen, dann
aber auch von Sachverständigen erfahren haben, sind dort neuerdings in fast allen pferde- züchtenden Gouvernements so viele Kreuzungen mit edlen asiatischen und westeuropäischen (vorwiegend englischen) Racen zum Zweck der Veredlung vorgenommen worden, dass es immer |
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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55
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schwerer wird, beachtenswerthe Repräsentanten der reinen, unvermischten Land-Racen aus-
findig zu machen. — Immerhin kann darüber kein Zweifel herrschen, dass Russland heute noch mehr als irgend ein anderes Land Europa's Pferde-Racen besitzt, welche als „primitive" hinzu- stellen sind. Wir haben solche sowohl im Jahre 1876 in Finnland und Gross-Russland, wie auch im vorigen Herbste (1879) in Polen zu sehen bekommen, und werden später bei Beschreibung der Pferderacen dieser Länder nähere Angaben über dieselben zu machen haben. — Wir wollen uns in diesem Buche darauf beschränken, die Pferde - Züchtung in den ver-
schiedenen Bezirken des Zarenreiches näher zu schildern und lediglich von denjenigen Racen eine Beschreibung liefern, welche uns von sachverständigen russischen Hippologen als rein, unver- mischt und acht bezeichnet und in sorgfältig ausgewählten Exemplaren vorgeführt worden sind. Was nun endlich die Gruppirung der verschiedenen Typen anbetrifft, so erscheint es
nicht unzweckmässig, dieselben nach der topographischen Beschaffenheit ihrer heimathlichen Bezirke in vier Gruppen zu bringen und folgendermassen zu unterscheiden: I. Waldpferde-Racen.
IL Steppenpferde-Racen. III. Gebirgspferde -Racen.
IV. Racen der Schwarzerde.
Die ad I genannten Racen finden sich hauptsächlich im Norden des Reiches, umfassen
die Schläge in Samogitien und Semgallen, die Pferde Finnland's und der Ostsee-Provinzen, wie auch die Bauern-Pferde in Polen, die kleinen Klepper der Obwa, des Mesen, und endlich noch die Ponies der Kama in den Gouvernements Wjätka und Kasan. — Die ad II aufgezählten Steppen-Racen treffen wir im Süden und Süd-Osten Russlands,
im Lande der donischen Kosaken, in den Steppen der Baschkiren, Kalmücken und Kirgisen. — Die Racen der dritten Gruppe, die Gebirgspferde, begegnen uns im Kaukasus, im Kreise
Karabagh des Gouvernements Schamacha, ferner in der Kabardei (Provinz in Tscherkessien) und an anderen Orten der südöstlichen Berglandschaften. Die Racen der vierten Gruppe endlich umfassen alle Pferde schwereren Schlages,
welche in den mittleren und südlichen Gouvernements der Schwarzerde (Tscherno-Sem) aufge- zogen werden; die besten Repräsentanten derselben sind die Bitjugs und die Harttraber in den Gouvernements Tambow und Woronesh. — Die Bergpferde-Racen liefern die vorzüglichsten Renner, die Steppenracen sehr gute
Sattel-Thiere, die Waldpferderacen zum Theil tüchtige Zug- und Arbeits-Pferde und endlich die Racen der Schwarzerde ausgezeichnete Last- und Karrenpferde für den schweren Zug. |
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RUSSLANü's PFERDE-R.ACEN.
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I. Waldpferde -Racen.
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A. Die Racen der nordöstlichen Gouvernements.
a. Die Pferde an der Kama, im Gouvernement Wjätka.
In den waldreichen Distrikten der 228 Meilen langen Kama — von den Wotjäken,
Tschuwaschen und Tataren gewöhnlich „Weisser Fluss" oder auch „Kleine Wolga" genannt, werden langhaarige, kleine, aber kräftige Pferdchen aufgezogen, die sich augenscheinlich weit weniger vom Naturzustande entfernt haben, als die in den mehr westlich belegenen Gouverne- ments Russland's. — Der Zoolog J. H. Blasius sagt in seiner „Reise im europäischen Russland" ganz richtig:
„Die Ursprünglichkeit der Form jener Thiere im nordöstlichen Russland scheint gleiches Mass mit der Ursprünglichkeit der Lebensweise einzuhalten. — Nirgend wird den Hausthieren im Norden des Reiches eine Pflege zugewandt, wie im Westen. Tag und Nacht gehen sie frei herum, und suchen sich ihren Unterhalt, für den der Besitzer nur im Winter Sorge trägt. Schafe und Ziegen ergehen sich meist auf Aengern und Rasenplätzen in der Nähe der Ortschaften. Das Rindvieh muss schon die Wälder suchen, denen die Pferde fast aus- schliesslich angehören." — Die Bezeichnung „Waldpferde" erscheint uns für die Rosse im nördlichen und nordöstlichen Russland durchaus passend zu sein. — „Die grosse Freiheit der dortigen Hausthiere ist Grund, dass jeder Bauer sein Ackerland
mit einem Zaune umgiebt, um auf diese Weise sein Getreide gegen die weidenden Hausthiere zu schützen. Das Vieh scheint aber daran gewöhnt, sich nicht gar zu weit in die Wälder hinein zu begeben. Auch ohne Hirten hält es sich heerdenweise zusammen, um den Nach- stellungen der Raubthiere desto sicherer zu entgehen. Das milchliefernde Rindvieh findet sich zur bestimmten Stunde zum Melken am Hofe ein, und übernachtet in der Nähe der Wohnungen im Freien, sowie auch die Pferde des Nachts das freie Feld und die Nähe der Wohnungen zu lieben scheinen. Ein glücklicher Instinct scheint die Naturtriebe dieser Thiere mit den An- forderungen der Menschen in passenden Einklang zu bringen. Jede jüngere Generation von Menschen und Vieh gewöhnt sich an das einmal bestehende idyllische und durchaus unabhängige Verhältniss. — " In der morastig'en Quellengegend der Kama, am südwestlichen Abhänge des Urals im Kreise
Glasow, Gouvernement Wjätka, auf einer spärlich bewachsenen Waldhöhe finden sich nach den Angaben aller Reisenden die kleinsten Ponies oder Klepper dieser Art; meist dickköpfige Ge- schöpfe von grauer, isabellgelber oder dunkler Färbung und langem zottigen Deck- und Mähnen- Haar. Ueber den Rücken, zum Theil auch über das Kreuz zieht sich sehr oft ein dunkler, meist schwarz gefärbter Haarstreifen (Aalstrich), wie auch an den Beinen der Thiere häufig dunkle Haarringe bemerkbar sind. Diese Klepper werden in ihren heimathlichen Ortschaften hauptsächlich bei der Feldarbeit und dem Fuhrwesen benutzt und leisten gewöhnlich mehr als man den kleinen, winzigen Thieren zutrauen sollte. In einigen Bezirken des Gouvernements Wjätka hat man neuerdings wieder versucht, durch Aufstellung und Verwendung von Beschäl- hengsten der finnischen Race — sogenannte Szwedkis — eine Verbesserung des alten Land- schlages zu erreichen. Wir wollen den dortigen Züchtern den besten Erfolg von dieser Kreu- |
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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zung wünschen und sind der Meinung, dass gerade diese vortreffliche Race des nordwestlichen
Russlands, welche wir im Jahre 1876 aus eigener Anschauung" kennen gelernt haben, wohl dazu angethan ist, andere kleine Schläge jener nordischen Ländergebiete zu verbessern. — Aehnliche Blutmischungen der Wjätka-Ponies mit esthländischen oder Oeseler Klepper-Hengsten, welche in früherer Zeit mehrfach — schon zur Zeit Peters des Grossen — dort vorgenommen wurden, sollen freilich auf die Dauer keinen besondern Erfolg gehabt haben; vielleicht ist damals die Auswahl der Beschäler nicht mit der nöthigen Sorgfalt zur Ausführung gebracht worden. Die mangelhafte Fütterung, welche den Thieren während der langen Winterzeit in der
Regel dort zutheil wird, mag wohl hauptsächlich an ihrer oft sehr kümmerlichen Entwickelung schuld sein. Es wird in jenen Bezirken gewöhnlich zu wenig Futter für den Winter geborgen. — Die Kama bleibt in ihrem oberen Laufe von Mitte October bis gegen Mitte April, 180 Tage lang, bei Perm aber und 4 Grade südlicher bis Anfang April, also 160 Tage lang, gefroren. Für eine so langdauernde Winterzeit sind grosse Futtermengen zu einer hinreichenden Ernährung der Hausthiere erforderlich, diese aber nur selten vorhanden; Pferde wie Rinder und Schale kommen im Frühjahr sehr oft in einem durchaus kläglichen Zustande auf die Weide. Jeden- falls sollten die dortigen Landwirthe und Pferdezüchter etwas mehr für die Verbesse- rung ihrer Futterschläge und Wiesen thun, als es bislang der Fall war. — Blasius führt be- züglich dieser Zustände Folgendes an: „Ausser in Feldern und Gärten waltet überall die freie Hand der Natur, wo nicht hin und wieder die Zerstörungswuth des Menschen eingreift. Die Wiesen sind sich selbst überlassen, höchstens sucht man an einzelnen Orten die Sanddünen durch geregelte Bewässerung in Wiesen umzuwandeln, die aber, einmal entstanden, nicht weiter beachtet werden. Die Arten, welche hier den Graswuchs bilden, sind fast ganz dieselben, wie im mittleren Europa." Durch den Anbau neuer Grasarten würde weniger Vortheil zu erreichen sein, als durch
eine zweckmässige Behandlung der vorhandenen. Dass in dieser Hinsicht verhältnissmässig noch mehr für die Wiesen, als für den Ackerbau zu erreichen sein würde, zeigt schon der üppige Graswuchs der Ueberschwemmungs- und Bergwiesen, die ganz allein der Natur überlassen sind. — Für Waldwuchs hat die Natur in jenen nordöstlichen Districten im Uebermass gesorgt, wie die zerstörende Hand der Menschen für die Vernichtung der wichtigsten Holzarten. — An den Orten, wo eine strengere Aufsicht über die Waldungen nicht ganz unmöglich ist, empfahl Blasius schon damals den Bewohnern jener Landschaften die Anpflanzung der beiden wichtigsten Holzarten des Nordens, der Lärche und Zirbelkiefer, Larix europaea et Var. und Pinus cembra L. — Soviel uns bekannt geworden, sind in neuerer Zeit solche Anpflanzungen an mehreren Orten mit Erfolg ausgefürt; in den meisten anderen Districten aber bleibt auch in dieser Beziehung dort noch viel zu wünschen übrig. — Die kleinen, selten mehr als 1,35 Meter hohen Pferdchen an der Kama betrachten sich in ihrer Heimath gewissermassen als Herren der Wälder; sie treiben sich in denselben, — Hengste und Stuten gemeinschaftlich — von früh bis spät, meist nur schlecht bewacht, umher, und es würde ihre Vermehrung sicherlich eine weit grössere sein, wenn nicht manches Fohlen den Raubthieren zur Beute fiele und nicht ander- seits viele derselben in den langen harten Wintern aus Mangel an Nährmitteln und Schutz gegen die Kälte zu Grunde gingen. Iwan Moerder nennt die Pferde von Wjätka in seinem Buche be- sonders „intelligent", beschreibt sie als leichte, zierliche Geschöpfe, die keine besondere Sorgfalt bezüglich ihrer Haltung etc. erforderten. Auch andere Hippologen rühmen die Klugheit, wie die Genügsamkeit dieses Pferdeschlages und Einzelne bezeichnen dieselben gerade zu für die „beste Race" des nördlichen Russland; ihre festen Gliedmassen nebst guten Hufen machten die Thiere für ihre heimischen Wirthschaftsverhältnisse äusserst werthvoll; sie verdienten aber auch an anderen Orten mehr Beachtung, als ihnen bislang zu Theil geworden wäre. |
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Froytag, Itusslaud's Pferde - Racen.
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russland's pferde-racen.
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Nach dem, was wir in allerjüngster Zeit über die Wjätka-Klepper und deren neuerliche
Verbreitung erfahren haben, scheint man jenen Anweisungen Gehör geschenkt und viele Thiere von der Kama nach anderen Bezirken des nördlichen Russland ausgeführt zu haben.*) — Nach den Angaben des Grafen von Hütten-Czapski züchtet im wjätkaischen Gouverne-
ment das Gestüt des Herrn Depreis, welches 25 Mutterstuten enthält, Pferde der englischen und arabischen Race; das Gestüt des Stallmeisters Inszkow, welches aus 110 Müttern und 12 Hengsten besteht, züchtet englische, arabische, holländische, orlowsche, obwinkische und wjätkische Pferde. — Man findet jetzt unter den Kleppern im Gouvernement Wjätka häufig Thiere des mesenschen Schlages, welche die Einwohner von Ustjug vorzugsweise zum Ziehen der Böte auf der Suchona benutzen. — b. Die Pferde an der Obwa.
Das 6032,31 □ Meilen grosse Gouvernement Perm bildet einen wichtigen Theil des
Urallandes und ist bekanntlich reich an mannigfaltigen Erzlagerstätten, die fast unerschöpf- lich genannt werden können. Drei Viertheile des Gouvernements sind mit Wald bedeckt und nur ein Zwölftel des Ganzen ist urbar gemacht. Bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts waren diese Gegenden schwach bevölkert und dienten nur für die Heerden-Thiere der verschiedenen Völkerschaften, welche hier nomadisirend weilten, zum Weideplatze. — Das Klima in Perm ist rauh und ganz besonders unfreundlich an und auf dem Gebirge. — Die Bewohner sind: Russen, Tar- taren, Baschkiren, Teptjären, Permier, Tscheremissen. Die letzteren beschäftigen sich gern mit der Züchtung ihrer kleinen Pferde, welche am besten an dem Nebenflusse der Kama, die Obwa genannt, wovon sie die Obwinskischen Klepper heissen, in den Districten von Perm, Ochansk und Solikamsk aufgezogen werden und im nordöstlichen Russland überall bekannt sind. — Ueber die Entstehung dieses Pferdeschlages gehen die Ansichten der russischen Hippologen ein wenig auseinander. Baron von Meyendorff giebt an, dass auf Befehl des Zaren Alexis Michailowitsch, Vater Peter des Grossen, mehrfach Klepper von der Insel Oesel in jene Landschaft an der Obwa gebracht worden und aus diesen der Obwinskische Schlag entstanden sei. — Nach Moerder verdankt derselbe seine Entstehung oder Verbesserung den esthländischen Klepper-Hengsten, welche Ende des siebenzehnten und zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, auf Anweisung Peter des Grossen in den obengenannten Districten hauptsächlich auf den Gütern des Grafen Strogonow als Beschäler benutzt worden sind. — Die Pferde an der Obwa besitzen leidlich gute Körperformen mit kräftigen Gliedmassen;
ihr Kopf könnte etwas leichter und hübscher gebildet sein. Sie erreichen im fünften Lebensjahre durchschnittlich eine Höhe von 1,40 Meter. Wenn die Thiere im Fohlenalter gut ernährt werden, so kommen sie ausnahmsweise später wohl'mal zu einer Grösse von 1,45 Meter. Man rühmt allge- mein die kräftige Constitution dieser Pferde; sie ertragen die Unbilden ihres heimathlichen rauhen Klima's ganz vortrefflich und werden selten von Krankheiten befallen. Bei der Arbeit im Felde oder vor dem Wagen sind sie fleissig und schnell, auch zeigen sie bei derselben eine Ausdauer, wie kaum ein anderer Pferdeschlag im nordöstlichen Russland. In drei Jahren ist der Hengst vollständig ausgebildet, wird zum Verkauf gestellt und auch gewöhnlich schon in diesem jugend- lichen Alter zu den Stuten gelassen. — Die muntern Pferdchen an der Obwa haben ein sanft- müthiges Temperament; sie sind fromm und gelehrig. Bei zweckmässiger Behandlung kann der Bauer mit ihnen — im Verhältniss zu ihrer geringen Grösse —■ wirklich sehr viel ausrichten, sie bis zu einem Lebensalter von 20 Jahren und darüber zum Dienste verwenden. — |
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*) Auf unserer vorjährigen Reise zur internationalen Ausstellung in Kilburn bei London hatten wir in
Rotterdam Gelegenheit, viele Pferdchen der nordrussischen Wald-Race zu sehen, die von russischen Wärtern als „Wjätkas" bezeichnet und nach England eingeschifft wurden |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Im Perm'schen Gouvernement, an der Obwa, sieht man meistens Isabellen mit Aalstrich
oder dunklem Rückenstreifen; aber auch Füchse kommen dort nicht selten vor; Dunkelbraune und Rappen erblickt man nur ausnahmsweise, Schimmel höchst selten; diese scheinen bei den Landleuten jener Gegend nicht recht beliebt zu sein. Nicht allein die Isabellen besitzen die ■charakteristischen Merkmale der primitiven Pferde-Racen, den Aalstrich auf dem Rücken und das dunkel gefärbte Schulterkreuz, sondern auch bei den Füchsen, ganz besonders bei den Hell- füchsen ist derselbe bemerkbar, wie auch bei diesen nicht selten dunkle Haarringe an den Vorderbeinen wahrzunehmen sind. — In verschiedenen Privat - Gestüten der Grossgrundbesitzer jenes Gouvernements sind in
den letzten Decennien grössere Hengste der asiatischen Racen als Beschäler zur Verwendung gekommen; man weist dieselben den besseren, möglichst fehlerfreien Stuten des alten Land- schlages zu, und erreicht auf diese Weise, dass die Nachzucht etwas grösser, stattlicher ausfällt, und, herangewachsen, entweder leidlich brauchbare Reitpferde oder auch rasche Wagenpferde für die Troika liefert. — Das Gestüt der Gräfin Natalia Strogonow soll heute die besten Pferde züchten; ein gut gehaltenes Paar Wagenpferde wird nicht selten mit 1500 Rubel bezahlt; man rühmt das lebhafte Temperament dieses Schlages: im Lauf wären sie äusserst schnell und aus- dauernd und zeigten nach 24 im schnellsten Lauf zurückgelegten Werst noch keine Ermüdung.— Das Loos der Reitpferde ist in jenen Bezirken Russland's ein viel beneidenswertheres
als das der Wagenpferde; erstere werden in der Regel weit besser gehalten, meist gut gefüttert und sorgfältiger gepflegt als die Wagenpferde; besonders dann, wenn diese im Postfuhrwesen Verwendung finden, haben sie einen sehr beschwerlichen Dienst zu verrichten. — Eine einzige Fahrt mit einem russischen Postwagen wird dem Pferdeliebhaber genügen, um wahrzunehmen, welches Loos solchen Pferden dort beschieden ist; um dasselbe im vollsten Masse kennen zu lernen, muss man im Frühjahr, wenn der Schnee aufgethaut ist und die Feldwege nahezu grundlos genannt werden können, eine Post-Fahrt über Land unternehmen. — Wir werden später noch Gelegenheit nehmen, unseren geneigten Lesern von den ver-
schiedenartigen Fuhrwerken Russland's eine Beschreibung zu liefern und schliessen diese Schilderung von der Pferdezüchtung an der Obwa mit dem Bemerken, dass nach der Aussage russischer Hippologen auch in jenen Bezirken, besonders auf den guten Weiden an den Ufern des genannten Flüsschens sich für die Pferdezucht ein ganz günstiger Boden findet und dieselbe durch rationellere Auswahl der Zuchtthiere und ordnungsmässige Fütterung und Pflege noch viel gebessert werden könnte. — c. Die Pferde der Tschuwaschen in Simbirsk.
Das Gouvernement Simbirsk, 896,86 geogr. QMeilen gross mit 1,192, 510 Bewohnern, liegt im
Westen der Wolga und wird von der Sura durchflössen. Ueber ein Drittheil des Ganzen be- steht aus Waldungen, vier Zehntel sind cultivirte Landschaften, welche meist wellenförmige Lage haben, grösstentheils dem Gebiete der Schwarzerde angehören und daher sehr fruchtbar sind. — Bei der Entlegenheit der grossen Dörfer von den dazugehörigen Aeckern wird dort der Landbau fast nomadisch betrieben, indem die Bauern zeitweise eine Zeltstadt beziehen und von hier- aus Feldbestellung und Ernte in's Werk setzen. Unter den Bewohnern sind ungefähr 125,000 Tschu- waschen, welche zum nicht geringen Theil Pferdezucht betreiben. In älterer Zeit galten die mittelgrossen Rosse dieses Volksstammes mit für die besten im unteren Wolgalande. Zu An- fang dieses Jahrhunderts soll dieser Schlag in Folge sorgloser Züchtung und schlechter Haltung et- was zurückgekommen sein. Der Graf Chapski giebt Folgendes an: „„Um die Pferdezucht in den Dörfern der Tschuwaschen zu heben, wo in dieser Beziehung sich eine arge Sorglosigkeit be- merklich machte, wurde um 1833 in dem Dorfe Geluszewo im alatyrskischen Kreise des Gou- |
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ÖO RUSSLAND S PFERDE-RACEN.
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vernements Simbirsk eine Beschälstation errichtet, und 1839 führte das Ministerium des kaiser-
lichen Hauses daselbst obwinskische Hengste ein, welche von da ab zur Vermehrung in den Dörfern, welche zu den Gütern des kaiserlichen Hauses gehören und grösstentheils von Tschuwaschen bewohnt sind, gebraucht wurden. Der Sprung war gratis und ausserdem gab die Regierung noch denjenigen Züchtern ansehnliche Belohnungen, welche sich durch Sorgfalt in Wartung der Fohlen, die nach obwinskischen Hengsten gefallen waren, auszeichneten. Eines der wirksamsten Mittel zur Hebung der Pferdezucht in diesen Gegenden besteht darin, dass die Ortsbehörden jährlich junge Hengste ankaufen, welche aus der Kreuzung von Obwinskis mit tschuwaschischen Stuten hervorgegangen sind. Unter solchen Antrieben züchtet jetzt das vor Kurzem noch halbwilde Tschuwaschenthum mit jedem Jahre eine grössere Menge von Pferden, die zum Verkauf gestellt werden; und wenn auch nicht alle verkauft werden und mancher in seinen Hoffnungen getäuscht wird, so sind die Leute jetzt doch an eine ordentliche Pferdezucht gewöhnt. Die angekauften besten jungen Hengste werden zu Dorfbeschälern gemacht an Stelle von gefallenen oder ausgebrauchten Obwinskis."" d. Die Pferde an der Kasanka.
Das 1157,13 g. □ Meilen grosse Gouvernement Kasan wird von der Wolga, unteren
Kama, der Kasanka und anderen kleinen Flüsschen durchflössen, ist rechts von der Wolga 16 bis 32 Meter hoch, links von unübersehbaren Wiesen und Morästen erfüllt. Nahe bei der Stadt Kasan steigt die Gegend zu einem wirklichen Berglande auf, dessenHöhen 195 Mtr. erreichen. Zwei Dritttheile dieses Gouvernements bestehen aus Waldungen, die zum grössten Theile aus Nadelholzarten gebildet werden. Hin und wieder ist demselben auch Laubholz ziemlich stark beigemischt. Nach A. von Kloeden gehören die vier Elftel des Ganzen bildende Culturstrecke der Schwarzerde an, welche in der Regel reiche Ernte an verschiedenen Getreidearten liefern. — Im Norden des Gouvernements wohnen Tscheremissen, im Süden Tschuwaschen oder
Berg - Tataren, welche türkisch sprechen. Diese wie jene sind Freunde der Viehzucht und kümmern sich mit Vorliebe um die Aufzucht ihrer heimischen Pferde-Racen. — Die tiefen Thaleinschnitte, in denen die Tscheremissen-Dörfer, von Grün umgeben, liegen, bilden die an- muthigsten Bilder der Landschaft; das hier im Sommer weidende Vieh, gewöhnlich in gutem Nährzustande, trägt unstreitig sehr viel zur Verschönerung des Landes bei. Trotz des strengen Klima's* ist Acker- und Gartenbau blühend und ergiebig zu nennen. Nicht selten werden be- trächtliche Mengen Obst nebst verschiedenen Getreidearten und Hanf aus diesem Gouverne- ment ausgeführt. Am ausgedehntesten und besten wird die Pferdezucht im Norden des Gouvernements
betrieben. Die üppigen Weiden in der Umgegend von Zarewkokschaisk begünstigen die Auf- zucht der Fohlen. — Die Kasanki - Pferde haben grosse Aehnlichheit mit den Pferden von Wjätka, sind
aber in der Regel noch etwas keiner als diese. Moerder giebt an, dass sie 1 Archin und 10 Wershock bis 1 Archin und 14 Werschock (etwa gleich 1,30 bis 1,38 Meter) hoch werden. Unstreitig sind sie mit dem Klepperschlage an der Kama, (in Wjätka), nahe verwandt, wahr- scheinlich aus der Kreuzung dieser mit Thieren des alten Landschlages von Kasan hervorge- gegangen. Hin und wieder sollen auch hier Esthländer Hengste zur Verbesserung der Zucht benutzt worden sein. — Die kurzbeinigen Pferde der Kasanki - Race sind meistens gut geformt, haben starke Gliedmassen, derbe Sehnen und gute, etwas breite Hufe. Leib und Kruppe sind hübsch gebildet, ihr Kopf ist aber häufig etwas gross und für ihre geringe Leibeshöhe zu schwer. In der Regel sind diese Thiere Rothschimmel und haben gewöhnlich einen dunkelrothen oder |
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG. 0I
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braunen Haarstreifen über dem Rücken; es giebt aber auch viele Füchse und Goldbraune im
Kasan'schen Gouvernement. — Man benutzt diesen Pferdeschlag vorherrschend zum Zuge; sein Gang ist rasch und
sicher; die Bewegungen der Thiere sind geschickt und gewandt zu nennen. Die kleinen Ge- schöpfe ziehen selbst auf schlechten Wegen — vor die ortsüblichen plumpen Lastwagen ge- spannt — Ladungen von 20 Puds vom frühen Morgen bis späten Abend willig fort, und machen dabei keine grossen Ansprüche an gute Fütterung oder sorgfältige Pflege. — Kar- dätsche und Striegel erscheinen den dortigen Bauern noch als ziemlich überflüssige Instrumente des Pferdestalles; man begnügt sich beim Putzen in der Regel mit dem Strohwisch oder einem Tuche von Pferdehaaren. — Die Behandlung, welche den Arbeitsthieren dort zutheil wird, ist in der Regel nicht zu loben; von der Peitsche macht der Fuhrmann den ausgiebigsten Gebrauch; man kann sich daher auch nicht wundern, dass gar häufig über die Bösartigkeit dieser Pferde Klage geführt wird. Grobe Neckereien und unverdiente Strafen vergisst bekannt- lich ein kluges Pferd nicht so leicht wieder und versucht es auch wohl, sich gegen die Peiniger zur Wehr zu setzen. — Bei einer ordentlichen Behandlung, guten Pflege und hinreichenden Ernährung zeigen sich die kleinen Thierchen zwar munter und muthwillig, aber nicht bösartig. — Die russischen Fuhrleute behaupten, man dürfe mit den.Pferden nicht zu zart umgehen, denn je zarter und schmeichelnder dieselben angeredet würden, desto langsamer gingen sie von der Stelle. Der Fuhrmann ist während der Fahrt ununterbrochen in der Unterhaltung mit seinen Pferden begriffen; alte Fuhrleute sprechen, pfeifen und singen fast immer. Wenn die Steppen-Fahrt rasch von statten gehen soll, werden alle möglichen Scheltworte gebraucht; mit dem „Wald- teufel" fängt man an; mit welchem Worte aber der erhitzte — zuweilen auch angetrunkene — Kutscher endlich seine willigen Pferde zum raschesten Laufe anzufeuern versucht, wollen wir hier lieber verschweigen. — Es hat uns auf unseren Post-Reisen durch Russland und Polen dieses tolle Jagen der
Pferde immer unangenehm berührt, und allein der Umstand hat uns mit den Kutschern wieder einigermassen ausgesöhnt, dass sie nach vollbrachter Fahrt ihren Thieren in der Regel Lieb- kosungen erweisen, auch wohl Schmeichelreden, Lobeserhebungen und dergl. mehr laut werden lassen und endlich für möglichst gute Fütterung derselben Sorge tragen. — Die Frauen er- scheinen bei der Heimkehr des Fuhrwerks von der Arbeit für die Pferde oft noch besorgter als die Männer; sie sind schnell bei der Hand, die Thiere abzuspannen, in den Hof oder Stall zu führen und ihnen hier das beste Futter vorzulegen. Mit Pferd und Wagen weiss das russische Bauernweib schnell und sicher umzugehen. — Wie überall die Viehstallungen im nordöstlichen Russland noch manche Besserung er-
fahren müssen, ehe sie nur leidlich gut zu nennen sind, so auch die Pferdeställe im Kasan'schen, welche von Holz erbaut, meist eng, niedrig und dunkel sind, und worin die Thiere, besonders in der langen Winterzeit, ein trauriges Dasein fristen werden. Bei sehr strenger Kälte werden die Fohlen mit in die Wohnungen der Bauern genommen. |
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russland's pferde-racen.
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B. Die Racen des nördlichen Gross - Russland.
a. Die Pferde am Mesen.
In dem Wald- und Tundern - Gebiet der Petschora, des Mesen, der Dwina, Onega, des
Onega-Sees, des Seen-Gebiets im Westen des weissen Meeres und der Halbinsel Pola — 23,800 □ Meilen gross, von Finnen, Lappen, Ssamojeden, Syränen und Russen bewohnt — ist die Pferdezucht nur von geringer Bedeutung; es kommen daselbst, nach neueren statistischen Ermittelungen, zwischen 6 und 10 Pferde auf 100 Einwohner. Nach Hütten-Czapski besitzt der szenkurskische Kreis die meisten Pferde, weil dort viele Leute wohnen, die sich mit Trans- porten und Postwesen beschäftigen. Zu den Hausthieren gehören in jenen Ländern des nördlichen Russland bekanntlich auch
die Renthiere (Cervus tarandus). Nach Theodor von Lengenfeldt giebt es im Gouvernement Archangelsk jetzt noch 263,000 Thiere dieser Art, welche sich ganz vortrefflich dazu eignen, jene Landschaften, die im Sommer eigentlich nur einen Morast und im Winter ein einziges Schneefeld bilden, zu bewohnen. Ihre breiten Hufe erlauben ihnen ebensogut über die sumpfigen Stellen und die Schneedecke hinwegzugehen, wie an den Halden umherzuklettern. An manchen Orten ist das Renthier die einzige Stütze und der Stolz, die Lust und der Reichthum der Bewohner; nach ihren Begriffen steht derjenige, welcher seine Rens nach Hunderten zählt, auf dem Gipfel menschlicher Glückseligkeit. — Das beste Zuchtgebiet für die Pferde findet sich im nördlichen Gross-Russland im Gou-
vernement Archangelsk oder Pomorien, an den Ufern des Mesen, eines schiffbaren, rechten östlichen Beifiusses der Dwina; derselbe begrenzt gegen Westen die kleinländischen Tundern, ist etwa 80 Meilen lang, kommt von einer sumpfigen Waldhöhe, ist reissend, gegen 780 Meter breit, 7 bis 14 Meter tief und mündet in die Mesenbucht im Westen der Halbinsel Kanin. — Das Gouvernement Archangelsk ist etwa 2,5 mal so gross als der Preussische Staat, zu
5/8 ganz nutzloses Land und über ein Drittheil Wald. In den Wäldern wächst viel Klee, verschiedene Wicken und reichlich wilder Hafer. Im südlichen Theile des Gouvernements wird der Ackerbau schon mit einigem Vortheil betrieben; im Norden ist derselbe sehr unbe- deutend und wenig einträglich. — Die beste Rindviehzucht trifft man in der Umgegend der Stadt Cholmogory, an der Pinega-Mündung; die daselbst vorkommende Race ist zu Anfang des vorigen Jahrhunders durch Einführung niederländischer oder friesischer Stiere wesentlich verbessert worden und es gilt heute die Cholmogorysche Kuh für eine der milchergiebigsten im ganzen nördlichen Russland. — Von dem Kreise Mesen, der östlichen Hälfte Pomorien's, werden zwei Drittheile durch
die Wüste Bolschaja-Semlja gebildt. In diesen Tundern frieren die Flüsse Mitte September zu und gehen erst Mitte Juni a^if; hier folgt auf monatelange Nacht und rasende Schneestürme ein vom 6. Mai bis 13. Juni dauernder Tag, welcher im südlichen Theile eine massige Vege- tation hervorruft, einige Grasarten neben Moosen und Flechten aufkommen lässt. Hier nun ist das Zuchtgebiet der kleinen Mesen'schen Ponies oder Klepper, deren Schnelligkeit und Dauerhaftigkeit von allen Reisenden gerühmt wird. Die bescheidenen Bewohner jener Land- schaften schätzen ihre Pferdchen sehr hoch; sie verkaufen nur ausnahmsweise einzelne Thiere dieser Race an die benachbarten Kreise und Gouvernements und erzielen für dieselben in der Regel verhältnissmässig hohe Preise. — In der Körpergestalt, in der Grösse, Stärke und Behaarung zeigen die Pferde am Mesen
grosse Aehnlichkeit mit dem obwinski'schen Schlage. Ihre Entwickelung geht aber meistens etwas langsamer von statten; sie erreichen ausgewachsen kaum eine Höhe von 1,40 bis 1,43 |
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DIE RAGEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Meter, haben kräftige Gliedmassen und sind gewönlich noch dauerhafter als die Klepper
von der Obwa. Man verwendet sie hauptsächlich zum Fuhrwesen und zur Bestellung der Felder. Da bei der kurzen Sommerzeit jener Gegenden alle Feldarbeiten möglichst rasch aus- geführt werden müssen, so kommt den Bauern die grosse Schnelligkeit' und Ausdauer ihrer Ponies sehr zu statten. Bei sehr bescheidenen Futter-Rationen arbeiten dieselben vom frühen Morgen bis spät in die Nacht willig und unverdrossen, und leisten für ihre Körpergrösse un- streitig recht Befriedigendes. Im Winter vor den Schlitten gespannt, traben und galoppiren diese Ponies über die
Schnee- und Eisflächen ihrer heimathlichen Tundern mit einer Ausdauer, wie solche besser wohl kaum bei einer andern Race des Nordens wiedergefunden wird. Sie wetteifern in dieser Beziehung oft mit den Renthieren und stehen letzteren im Werthe keinenfalls nach, wie hin und wieder von Reisenden irrthümlich behauptet wird. Bisweilen erscheinen die Pferde jenes Schlages vom Mesen auch vor den Droschken und
Schlitten in St. Petersburg; die Bauern kommen nach beendigter Feldarbeit mit ihren Thieren her- beigezogen, um in der reichen Hauptstadt des Landes einige hundert Rubel zu verdienen und dann im Frühjahr wieder heimzukehren. Die feste, harte Constitution dieser Pferde ist be- wundernswerth; ihre derbe Haut, wie ihre lange und dichte Behaarung befähigt sie, vor dem Fuhrwerk Nacht und Tag ohne Nachtheil für ihre Gesundheit auszuhalten; manche dieser Pferd- chen lernen in St. Petersburg kaum den Stall kennen; sie fressen ihre Mahlzeiten aus dem vor- gebundenen Beutel und ruhen so gut es gehen will auch zur Nachtzeit im Geschirr. Wir haben stets bewundert, dass die Pferde bei solcher Haltung ein so hohes Alter erreichen, wie uns von glaubwürdigen Männern dort angegeben wurde; sie sollen nicht selten 25 bis 30 Iahre alt werden und bis an ihr Lebensende diensttauglich bleiben. Bezüglich der Entstehung oder Verbesserung des Mensen'schen Pferdeschlages führt
Iwan Moerder an, dass die Kaiserin Katharina der Pferdezüchtung im Gouvernement Archan- gelsk besondere Beachtung geschenkt hätte; sie liess 1768 mehrere gutgewachsene Hengste aus den westlichen Landestheilen für jene Gebiete am Mesen herbeiholen und diese hier zur Kreuzung mit den Stuten des Landschlages verwenden. — Von anderen russischen Hippologen wird an- gegeben, dass schon im Jahre 1711 durch den Fürsten Galitzyn eine Veredlung der Pferde im Gouvernement Archangelsk angestrebt worden sei. Jener Fürst war eine Zeit lang Günstling der Zarin Sophie, fiel aber zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts in Ungnade und wurde bald darauf nach Pinega verbannt. Hier suchte er persönlich die an der Pinega und am Mesen hin und wieder vorkommenden besseren Weide- plätze auf, trieb unter die dort grasenden Pferde - Heerden — während der Sommer - Monate — seine kräftigen Hengste der grossrussischen Racen und suchte auf diese Weise eine Vergrösse- rung der alten Landschläge jener Gegenden in's Werk zu setzen. Der Fürst Galitzyn liess die Stuten der Bauern von seinen Hengsten stets gratis bedecken, und sorgte auch ab und zu für Beschaffung' des für die Nachzucht erforderlichen Winterfutters. 1778 wurden auf Befehl der Kaiserin Catharina IL zwölf dänische Hengste unter die Bewohner der archangelschen, cholmogorskischen und mesenschen Kreise vertheilt; von diesen erhielt man durch die Nachzucht am Mesen 30 Hengste und ebensoviele Stuten, aber das Unglück wollte, dass die Eigenthümer dieser Pferde, von Noth gedrängt, dieselben zu früh verkauften und auf diese Weise die Einwurzelung einer verbesserten Race verhinderten. Mit der Zeit wurden die eingeführten Hengste alt und der letzte derselben, der sich im Dorfe Kojnask im mesenischen Kreise befand, fiel 1786. Da nun diese fremdländischen Hengste in diesem Kreise länger ausdauerten, als in anderen Kreisen, so wollen einige schliessen, dass hier die Bemühungen der Regierung nicht ganz ohne heilsame Wirkungen gewesen seien. Die Pferde dieses Kreises gelten heute noch für die besten aller |
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64 RUSSLAND S P FERDE-RACEN.
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Rosse des Gouvernements Archangelsk. Der Graf Hütten - Czapski, welchem wir diese Notizen
verdanken, weiss nicht, ob jener Kreis seine hübschen Pferde dem dänischen Blute zu ver- danken hat, bezweifelt es aber. — Die grosse Opferwilligkeit des Fürsten Galitzyn und anderer Grossbojaren für die Hebung der Landespferdezucht wird von den russischen Geschichts- schreibern mehrfach rühmlichst hervorgehoben. b. Der Oneshkyer Pferdeschlag.
Im Kreise Onega des Gouvernements Archangelsk, hauptsächlich in den Niederungen
des Flusses Onega wird von den Bauern ein kleiner Pferdeschlag gezüchtet, der ein eigenthüm- lich wildes Aussehen zeigen und in den Körperformen sich ein wenig von den am Mesen ge- zogenen Pferden unterscheiden soll. — Die meist dunkelhaarigen, oft ganz schwarzen Rösslein an der Onega werden kaum 1,25 Meter hoch, sind in der Regel dickköpfig und kurzhalsig; ihr gut gerundeter Leib ruht auf derben Füssen, welche meistens etwas kurz gefesselt sind. Im Winter wird ihr Dickhaar sehr lang und zottig, neigt auch zum Verfilzen. Die Mähnen- und Schweif- haare sind immer sehr lang und dick. Man sagt in' Russland diesem Oneshkyer Pferdeschlage nach, dass er äusserst dauerhaft und widerstandsfähig gegen die Unbilden des Wetters sei; auch fänden sich unter diesen Thieren viele vortreffliche Renner, das soll heissen tüchtige Traber. Ihre Galoppsprünge erscheinen etwas unbehülflich, wohingegen die Schritt- und Trabbe- wegungen gewöhnlich leicht und behende genannt werden. Auf die Züchtung und Verbes- serung jenes Schlages wird wenig Sorgfalt verwendet. — Man treibt im Sommer die Hengste und Stuten zusammen auf die Weide und überlässt ihnen selbst die Auswahl bei der Paarung. — Es soll dort leider nicht selten vorkommen, dass die Thiere schon im Fohlenalter sehr stark zur Arbeit herangezogen, und in Folge dessen frühzeitig dienstuntauglich werden. Ueberall dort, wo man den Thieren in der Jugend die nöthige Ruhe gönnt, und dieselben erst im vierten oder fünften Lebensjahre vor den Wagen spannt, zeigen sie sich später ausdauernd und erreichen nicht selten ein sehr hohes Alter. c. Die kleinen Bauerpferde in Olönez und Wologda.
In den Gouvernements Olönez und Wologda ist die Pferdezucht sehr geringfügig; die
Bewohner dieser Landestheile, Finnen, Russen und Lappen, nähren sich durch Waldwirthschaft, Jagd und Fischerei. — Das Gebiet des Onega-Sees in Olönez — mit einer der finnischen Land- schaft ähnlichen Oberfläche — zeigt einen Wechsel von Wäldern, wüsten Triften, grossen und kleinen Seen, Sümpfen, auch zum Theil schon Moos- und Flechtensteppe; 4/5 sind Wald, fast V5 ist Unland und nur i'äö Kulturland. — Aehnlich so sind die Verhältnisse im Gouvernement Wolagda, wo 87/ioo des ganzen Terrains aus Wald bestehen. Das Kulturland liefert hier wie dort Flachs, Hanf, Roggen, Hafer und Gerste; diese giebt durchschnittlich nur das dritte, in ganz besonders günstigen Jahren vielleicht mal das fünfte Korn. Nach Moerder's hippologischer Karte werden in dem Gebiete zwischen dem Oneg-a-
und dem Latschu-See in verschiedenen Ortschaften Bauerpferde des altrussischen Landschlages gezüchtet; diese Thiere befriedigen wohl die Ansprüche ihrer Züchter und Besitzer, sind aber meist unansehnliche Geschöpfe mit struppigem Haar, langen Mähnen, dickem Schweif, ziemlich starken Knochen und breiten Hufen; sie können in der Regel recht genügsam genannt werden und leisten bei spärlichem Futter und schlechter Haltung noch leidlich viel im Zuge. Als Reit- pferde sind sie nicht zu verwenden. Ordnungsmässig eingerichtete Privat - Gestüte kommen weder hier noch in anderen
Orten des nördlichen Gross-Russland vor; ebensowenig sah sich der Staat veranlasst, dort Krongestüte zu schaffen. |
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DIE RACEN UND IHRE ZUCHT U N G.
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Der Ladoga-See ist reich an Inseln. Die südlichste heisst Konowez (Pferdeinsel), 5 Werst
lang und 16 im Umfange haltend, und soll in früherer Zeit besonders reich an guten Pferden ge- wesen sein; die jetzt dort gezogenen Klepper haben keinen besonderen Werth und genügen kaum den bescheidenen Ansprüchen der auf der Insel wohnenden Bauern. Trotz der sandigen, mit der Meererbse (Pisum maritimum) bewachsenen Ufer schmückt diese Insel eine theilweise sehr dichte Waldung, deren meterdicke Fichten von ausnehmender Schönheit sind. Das Innere von Konowez bildet eine Art Hochebene, auf welcher an einigen Orten die Einwohner mit Vortheil Acker- und Gemüsebau betreiben. — Zum besseren Betrieb der Pferde- und Viehzucht sollen neuerdings von Seiten mehrerer Grossgrundbesitzer die nöthigen Schritte durch Aufstellung besserer Hengste und Stiere gethan sein. |
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C. Die Pferde in Finnland.
Das Grossfürstenthum Finnland (finnisch: Suomenmaa oder Suomi, d. i. Land der Sümpfe)
bildet den nordwestlichen Abhang derjenigen Thalsenkung auf der Erdoberfläche, welche dem nördlichen Europa seine eigenthümliche Gestalt gegeben hat und deren tiefste Stelle von der Ostsee eingenommen wird. — Nach Süden und Westen wird das Land von den beiden Busen des erwähnten Meeres, dem finnischen und bottnischen, umarmt. Trotz seiner nördlichen Lage besitzt dieses Grossiürstenthum ein ziemlich mildes Klima; seine Meerbusen frieren fast niemals ganz zu. Die über dieselben hinstreichenden Winde kommen gewissermassen lau auf dem Fest- lande an. Die Städte Abo, mit einer mittleren Jahrestemperatur von -f- 4,6° Rr. und Helsing- fors mit -f- 4,9 ° Rr. haben ein wärmeres Klima als Samara und Orenburg, obgleich diese Ort- schaften um viele Grade südlicher liegen. Ehemals gehörte Finnland zu Schweden; aber seit 1809 ist der Kaiser von Russland
zugleich Grossfürst von Pinnland. — Das Land bildet jedoch nicht einen Theil des russischen Reiches, sondern besteht für sich; es ist ihm seine politische Selbständigkeit bis auf den heu- tigen Tag gelassen. Der an der Spitze stehende General - Gouverneur Finnland's legt die Staats- beschlüsse dem Kaiser zur Bestätigung vor und präsidirt auf dem finnischen Landtage. Nach der letzten Zählung (1878) besitzt Fmnland 1,990,848 Einwohner. Die Bevölkerung
besteht überwiegend aus Finnen oder Finnländern (85 Prozent der ganzen Volksmenge), dann kommt die Bevölkerung schwedischer Abkunft, etwa 14 Prozent, wozu der grösste Theil der gebildeten Klassen, die Einwohner Alands, sowie der Küsten der Gouvernements Nyland und Wasa und eines Theils des Archipels bei Abo gehören. Ausserdem giebt es im Lande noch 6000 Russen (ohne Militär) 1200 Deutsche in Wiborg und Helsingfors, 1000 Zigeuner, welche meistentheils in den östlichen Bezirken des Landes umherstreifen, und etwa 600 Lappen, die in den nördlichen Gegenden ein kärgliches Dasein fristen. Die Landwirthschaft bildet das Hauptgewerbe in Finnland und beschäftigt nahezu 80
Prozent der ganzen Bevölkerung. — Der dortige Ackerbau war lange Zeit gleichsam nomadisch und bestand im Abschwenden des Bodens, d. h. man begann stets mit der Nieder- brennung des Waldes, kultivirte dann den Boden einige Jahre mehr oder weniger sorgfältig und nahm stets neue Waldstrecken in Anspruch, sobald die alten Felder ausgebaut waren. So lange diese Abschwendung noch allgemein gebräuchlich war, wohnte die Bevölkerung in grossen, dicht gebauten Dörfern und hatte mit Ausnahme der nächst den Dörfern liegenden, allmälig zu wirklichen Aeckern umgewandelten Feldern, keine getheilten Grundstücke. — Die grossen Wälder waren gemeinsames Eigenthum, wo jeder Dorfbewohner nach Belieben Holz hauen und abschwenden konnte. — |
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Dr. F. Ignatius berichtet in seinen „statistischen Mittheilungen", welche zur Zeit der
finnischen allgemeinen Ausstellung 1876 herausgegeben wurden, dass mit der steigenden Kultur Finnland's auch das private Besitzrecht der ländlichen Bevölkerung immer genauer begrenzt worden sei. Bei den ältesten Grundstücktheilungen blieb man so viel wie möglich bei den bestehenden Verhältnissen und theilte, ohne die Grenzen der Baustellen zu verändern, die Län- dereien nach der Beschaffenheit des Bodens und nach anderen natürlichen Vortheilen. Dieses hatte zur Folge, dass einzelne Besitzungen und Dörfer ihre Ländereien nicht im Zusammenhange bekamen, sondern dass die Antheile in einer Menge kleinerer, oft sehr weit von einander ent- fernt liegender Loose bestanden, welche nachher mit der steigenden Volksmenge und der daraus entstehenden Theilung der Grundstücke immer zahlreicher und kleiner wurden. Welchen nachtheiligen Einfluss eine solche Zerstückelung auf die Entwickelung des
Ackerbaues und der Viehzucht ausüben musste, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Erst in der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wurde die Theilung der Ge- meindegüter nach einer Methode ausgeführt, wodurch ein möglichst grosser Zusammenhang der zu einem Besitzthum gehörenden Felder, Wiesen und Wälder zuwegegebracht werden sollte. (Schwed. „Storskifte" d. h. grosse Theilung)."" Diese Theilung des Grundbesitzes ist in Finnland epochemachend gewesen. Die
Wirkungen derselben können an dem äusseren Aussehen der Ortschaften, an der Bauart der Häuser und Beschaffenheit der Aecker leicht wahrgenommen werden, abgesehen von dem Ein- flüsse, den sie auf das physische und moralische Wohlbefinden der Bevölkerung ausgeübt haben. Durch diese Theilung sind die grossen, von Feuersbrünsten sehr oft heimgesuchten Dörfer all- mälig verschwunden und durch zerstreute, alleinstehende Höfe ersetzt worden, deren geräu- mige und zierliche Wohnhäuser einen Kontrast zu den ehemaligen plumpen Bauarten bilden. Aecker und Wiesen liegen nicht mehr in kleine Theile zerstückelt mitten unter denen der Nach- barn, sondern im Zusammenhange mit einander, und ebenso sind auch die Wälder dort vertheilt. Der Boden Finnland's besteht fast ganz aus rothem, leicht verwitterndem Granit. Das
100 bis 200 Meter hohe Tafelland ist so mit Seen überladen, dass in manchen Districten die Wasserfläche die Landfläche stark überwiegt. Flüsse besitzt das Land nur wenige und diese sind von geringer Bedeutung. — Die Konfiguration der Bodenoberfiäche ist eine ganz eigenthümliche; das Vorkommen
der vielen grösseren und kleineren Seen hat unstreitig auf die wirtschaftlichen Verhältnisse grossen Einfluss ausgeübt. Die Seen nehmen dort 12 Prozent der ganzen Fläche ein, und für Sümpfe und Moore sind mindestens noch 20 Procent in Rechnung zu stellen. In der unmittel- baren Umgebung dieser Wasserflächen findet man vorwiegend Wiesen und Weiden; die Aecker liegen gewöhnlich etwas höher, leiden aber dennoch sehr häufig durch allzugrosse Feuchtigkeit. Dichte Nebel und heftige Regengüsse, welche im Frühjahr und Herbst in reichlicher Menge auf das Land niederfallen, erschweren die Kultur und erhalten dasselbe fast immer feucht und lange Zeit kalt. Die fmchtbarsten Landschaften trifft man in den Gouvernements Wasa, St. Michel,
Kuopio und Wiborg. — Die von dem Ackerbau in Benutzung genommenen Flächen umfassen ein Areal von nahezu 850,000 Hektare. Zwei Dritttheile dieses Ackerlandes werden alljährlich mit Weizen, Roggen, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Klee und anderen Futterkräutern, auch mit Hanf und Lein bestellt. 250,000 Hektare liegen als Brache und Weiden nieder und dienen zum grössten Theil zur Ernährung der Hausthiere während der Sommermonate. — In dem Gouvernement Wasa und am Kyroflusse im Gouvernement Abo wird der beste
Roggen gebaut; derselbe ist in den Nachbarländern als Saatgut immer sehr gesucht. In der |
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Regel muss der finnische Roggen auf Darren getrocknet werden, und ebenso kommen auch die
Gerstegarben gewöhnlich in grosse Trockenhäuser, bevor sie ausgedroschen werden. Der Ackerbau Finnland's ist im Vergleich zur Viehzucht allerdings unbedeutend zu
nennen, nur bei ganz günstigen Ernten findet eine nennenswerthe Getreide-Ausfuhr statt. Im Durchschnitt der Jahre wird der Getreide-Konsum des Landes durch die eigenen Landes-Pro- dukte nicht gedeckt; es wird in der Regel viel Mehl (meistens von Roggen) und auch Hafer (zur Ernährung- der Pferde) aus Russland herbeigeholt. — Bevor wir zur Beschreibung von Finnland's Pferdezucht übergehen, schicken wir eine
Uebersicht des ganzen Hausviehbestandes, welcher im Winter 1870 auf den Ställen ernährt wurde, voraus: In absoluter Zahl. Auf 1000 Einwohner.
Pferde und Fohlen....... 254,820 144
Ochsen und Stiere....... 68,160 3
Kühe............ 692,896 392
Junges Rindvieh und Kälber .... 236,904 135
Schweine........... 190,326 108
Schafe............ 92I>745 521
Renthiere........... 59,622 —
Die Renthierzucht beschränkt sich jetzt nur noch auf 212 □ Meilen im Gouvernement
Uleäborg; früher sollen auch in den weiter südlich belegenen Districten Renthiere gezüchtet worden sein. — In denjenigen Bezirken Finnland's, wo seit alter Zeit das Abschwenden des Waldes
leider auch heute noch in Gebrauch ist, steht die Menge des gehaltenen Viehes fast auf jedem Gehöfte im unrichtigen Verhältnisse zum Areal des bebauten Ackerlandes und der nutzbaren Wiesen. — Da£ hier gewonnene Heu (von den Futterkräutern und Gräsern) erhalten in erster Linie die Pferde, während die Rinder im Winter grösstentheils mit Stroh, Spreu, Laub, Kar- toffelschalen, Renthierfiechten u. A. kärglich ernährt oder — richtiger gesagt — nur am Leben erhalten werden. Erst im Sommer wird den Rindern auf den Weiden eine bessere, hinreichende Ernährung zu Theil. In den südlichen Gouvernements ist neuerdings viel für die Hebung der Rindviehzüchtung geschehen. Durch rationellere Fütterung und bessere Haltung dieser Haus- thiere sind die dortigen Milchwirthschaften in die Lage versetzt, ansehnliche Mengen sorgfältig fabricirter Meierei-Producte in den Handel zu bringen und zu exportiren. Der Bestand an Pferden in Finnland hat sich in der Neuzeit nicht unbeträchtlich ver-
grössert. Nach der letzten Zählung vom Jahre 1878 besitzt das Grossfürstenthum 275,281 Pferde und Fohlen, welche sich auf die acht Gouvernements folgendermassen vertheilen: |
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Finnland's Pferde, von den Russen häufig „Finki" oder „Szwedki" genannt, sind un-
streitig sehr tüchtige, kräftige, gut trabende, aber meistens unschön geformte Thiere. — Wenn |
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auch von einzelnen Hippologen Russland's behauptet wird, dass die finnischen Rosse — wie
die Esthländer und Livländer — als Klepper bezeichnet werden könnten, so treten hiergegen wieder viele andere Sachverständige und unter diesen besonders der ausgezeichnete Pferdekenner A. von Middendorff mit Entschiedenheit auf und erklären: „„Die finnischen Pferde sind eben keine Klepper."" — Nachdem wir im Jahre 1876 sowohl auf der landwirtschaftlichen Ausstellung in Helsingfors, wie an anderen Orten des südlichen Finnlands Gelegenheit gehabt haben, viele Thiere dieser Race zu besichtigen und mit esthnischen Kleppern zu vergleichen, schliessen wir uns der Ansicht A. von Middendorff's an und vermuthen, dass die Stammeltern der finnischen Pferde vor langer Zeit aus Schweden nach Finnland übergeführt worden sind. -— Die kleinen kräf- tigen Rosse in der schwedischen Provinz Norrland haben nach unseren Wahrnehmungen die grösste Aehnlichkeit mit den finnischen Pferden. Leider fehlen uns zuverlässige Nachrichten über die Entstehung und Bildung dieser letzteren. Wenn von den Historikern angegeben wird, dass die Finnen, welche früher am mittleren Lauf der Wolga gewohnt haben sollen, durch die dauernden Einfälle der Bulgaren gezwungen wären, ihre alten Wohnsitze zu verlassen, in Finnland eine andere Heimath zu suchen und ihre Hausthiere — wenigstens Pferde und Rinder — mit dort- hin zu nehmen, so haben wir zwar keinen Grund, diese Angaben zu bezweifeln, allein nirgends haben wir die Notiz gefunden, dass die finnischen Pferde ihre Stammeltern unter den Vorfahren der tatarischen Rosse an der Wolga zu suchen hätten. Jedenfalls steht fest, dass die Pferde, welche uns jetzt in Finnland begegnen, den Steppenrossen an der mittleren Wolga nicht ähnlich sind. — Wir wissen sehr wohl, dass unter dem Einflüsse von Klima und Boden bei den Haus- thieren mit der Zeit grosse Veränderungen in Form, Charakter und Bewegungsart vorgehen können, doch bezweifeln wir die Möglichkeit derartiger Umformungen, wie sie mit den tatarischen Pferden in Finnland hätten geschehen müssen, wenn aus diesen eine Thierart hätte werden sollen, wie uns solche jetzt an den meisten Orten jenes Landes begegnet. — Wir bitten die ge- neigten Leser, die beigefügte Abbildung des finnischen Hengstes mit der eines tatarischen Steppenpferdes sorgfältig vergleichen, zu wollen. — Die finnischen Pferde standen schon vor Jahrhunderten als Reitthiere in bestem Rufe.
Der Graf von Hutten-Czapski giebt in seiner Geschichte des Pferdes an, dass König Carl XL auf einem Pferde der fraglichen Race 150 Kilometer von Stockholm nach Kungsbek in 9 Stunden und 33 Minuten geritten sei. Ein finnischer Edelmann hatte dem Könige dieses Pferd geschenkt und wurde dafür mit seinen Nachkommen für alle Zeiten von allen Abgaben befreit. — Zu schwedischen Zeiten wurden die finnischen Rosse häufig für die Cavallerie verwendet.
Gustav Adolf formirte 1624 verschiedene Dragoner-Schwadronen in diesem Lande und im Jahre 1658 stellte Finnland drei Reiter-Regimenter. Unter Carl XL gab es vier finnländische Regi- menter, das äbosche, nylandische, das wiborgsche und karelische. Jedes dieser Regimenter zählte tausend Pferde. Die finnländische Cavallerie machte alle Campagnen Carls XII. von 1700 bis 170g mit. Nachdem Finnland in Russland incorporirt worden war, wurden diese Re- gimenter sehr bald aufgelöst. Peter der Grosse, welcher die Dauerhaftigkeit und andere gute Eigenschaften der finnischen Rosse kennen gelernt hatte, liess eine bedeutende Anzahl der- selben in das wjätkaische und kasanische Gouvernement führen und hier zur Zucht verwenden.— Finnland's Pferde sind von kleinem Körperbau, durchschnittlich nur 1,45 Meter hoch,
aber stark, dauerhaft und ganz vortrefflich fundamentirt. Nach den uns kürzlich zugegangenen Mittheilungen des Präsidenten des Pferdezucht-Vereins von Nyland und Tavastehus sind die karelischen Rosse die grössten und stärksten im ganzen Grossfürstenthum; dieselben erreichen nicht selten eine Höhe von 1,55 Meter und darüber. Wir treffen unter denselben sehr viele „knochige" Individuen mit einem etwas grossen Kopfe und breiter Stirn, leicht convex ge- bogener Nase und tief angesetzten, breiten Ohren. Ihr kurzer Hals neigt fast immer zur |
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Finiüändischer Hengst
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Speckbildung; derselbe ist auch nicht hübsch, meist etwas zu tief angesetzt. Wenngleich die
Tiefe des Körpers bei den finnischen Pferden in der Richtung vom Brustbeinkamme bis zum Widerrist etwas grösser ist als beim esthländischen Klepper, so ist doch der Brustkorb der Finnen minder tonnenrippig als bei diesem Pferdeschlage. Der kräftige Rücken des finnischen Pferdes ist ziemlich gerade, auch das breite, starke Kreuz nur wenig abschüssig. Zuweilen be- gegnet man Pferden der finnischen Landschläge, welche eine Anlage zu aufgeschürzten Flanken und zur Hochbeinigkeit zeigen, welche durch sichtlich längere Proportionen der im ge- bogenen Sprunggelenke gar breiten Unterschenkel und Vorderarme bedingt wird. Der dicke Schweif ist in der Regel ziemlich hoch angesetzt. Wie der Schwanz, so ist auch die Mähne am Halse und der Schopf auf der Stirnhöhe sehr stark, dicht und von langen Haaren gebildet. Auch am Fesselgelenke findet man immer einen starken Behang. Man liebt es in Finnland nicht, das Mähnen- und Schweif haar zu kürzen, sorgt aber meistens für Sauberhaltung der langen Haare. — Fast ausnahmslos trifft man bei dem finnischen Pferde eine gute Muskulatur, feste
Sehnen, derbe Knochen und einen massig grossen Huf von guter Hornsubstanz. Obwohl das Land fast überall steinig und bergig ist, so sieht man doch nur selten Pferde stolpern; ihr Gang ist ungemein sicher. — Nach allen Richtungen hin ist Finnland von wild durcheinander geworfenen Felsen
durchschnitten und die dazwischen liegenden Thäler sind voll Steingerölls und groben, scharfen Kieses, was den Huf leicht angreift und in seinen weichen Theilen Schmerzen verursacht. Da nun das Pferd von Jugend auf dieses Terrain kennen lernt, so läuft es stets mit Vorsicht, tritt leicht auf und macht kurze aber schnelle Schritte, so dass sein gewöhnlicher Gang, ein wie an- geborener kurzer Trab ist. Am häufigsten sieht man in Finnland Füchse und Hellbraune mit einem sogenannten
Aalstreifen über den Rücken. Bei den Hellfüchsen und Isabellen (letztere sind nicht selten) kann man die schwarze Haarfärbung des Aalstreifens bis tief in die Schwanzspitze verfolgen. Das Winterhaar dieser Pferde wird meistens sehr lang, auch wohl hin und wieder kraus oder gewellt und liefert den Thieren im Freien sowoh1 wie in ihren oft sehr mangelhaft gebauten Stallungen vortrefflichen Schutz gegen die Unbilden des dortigen Klimas. Im Sommer und bei guter Stallpffege auch schon zeitig im Frühjahr, wird das Deckhaar kurz und glänzend. Immer steht dasselbe sehr dicht auf der Haut, welche selbst sehr dick und derb genannt werden kann Die Bewegungen der fmnländischen Pferde sind geschickt und gewandt; sie kommen im
Trabe sehr rasch vom Platze. Wenngleich die meisten Pferde des alten Landschlages nur kleine, rasch auf einander folgende Schritte machen, so giebt es doch auch sehr viele vortreffliche Traber, welche mit den Beinen weit ausgreifen und in ihren Trableistungen kaum hinter den Orlow -Trabern zurückstehen. Der Graf von Hutten-Czapski sagt bezüglich der eigenthümlichen Gangart der finnischen
Pferde, dass dieselbe sich dadurch entwickelt hätte, dass man in jenem Lande auf den steilen felsigen Höhen nur im Trabe schnell und sicher vorwärts kommen könne, während der Galopp gefährlich und zuweilen unmöglich sei. — Wir selbst haben bei unserer Reise durch Finnland fast überall mit Erstaunen bemerkt, dass die Fuhrleute von den Anhöhen im scharfen Trabe herunter fahren und dabei nur selten von einer Hemmvorrichtung Gebrauch machen. Als Reitthiere haben die Finnen keinen besonders hohen Werth, dagegen sind sie im
^eichten Wagen oder vor dem Schlitten vortreffliche Gänger. Auch zu den Feldarbeiten sind sie ihres raschen, sicheren Ganges und ihrer Ausdauer wegen mit Vortheil zu verwenden. Der Graf von Hutten-Czapski sagt ganz richtig: „Ein gutes Pferd ist für den finnischen Bauer eine Hauptbedingung seines Wohlstandes, denn es ist sein unermüdlicher Gehülfe bei seinen Wirth- |
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Schaftsarbeiten; es bringt ihn an Sonn- und Festtagen zur Kirche, nicht selten zehn und mehr
Kilom. weit, ferner leistet es das ganze Jahr hindurch den Postdienst, wozu der finnländische Bauer verpflichtet ist; weil aber während der Arbeitszeit in der Wirthschaft die Abwesenheit des Bauern immer schwierig und lästig ist, so Avird ein Junge oder auch ein Mädchen mit den Pferden zur Post geschickt. Das Pferd wird in Finnland so allgemein geliebt, dass auch vor- nehme Damen ihre vor den Wagen gespannten kleinen, feurigen Pferdchen meilenweit selbst lenken. — " Man sagte den finnischen Pferdeschlägen sowohl in ihrem Heimathlande, wie in Esth-
land nach, dass das Futter bei ihnen minder gut anschlüge, als bei den esthländischen Kleppern. Wir selbst sind der Meinung, dass die Fütterung der Pferde an vielen Orten Finnland's als unzureichend bezeichnet werden kann. Im nördlichen Finnland gedeiht kein Hafer und die gewöhnliche Nahrung der Pferde ist dort Heu und eine eigenthümliche Art gebackenen Brotes (Knaekke Broed), welches in Stücke gebrochen den Pferden aus der Hand verabreicht wird, ausserdem kommt auch Häcksel und Gerstenstroh, das mit Roggen- oder Gerstenschrot bestreut wird, in Gebrauch. Professor G. W. Sjösted in Finnland äussert sich in einer Broschüre, betitelt: „Förslag
tili atgärder for widmakthallande och för battering af Finnland hästafwel" über die Pferde- fütterung in seinem Vaterlande folgendermassen: „Die Fütterung ist im Allgemeinen zu knapp und besonders für die jungen Thiere nicht ausreichend. Gewöhnlich verwendet man für die Pferde angefeuchteten Häcksel. Diese Häckselfütterung trägt unzweifelhaft dazu bei, den Pferden Fülle zu verleihen, aber weniger, um ihnen Kraft zu geben. In der Winterzeit friert das ange- feuchtete Häckselfutter sehr leicht und im Sommer wird dasselbe sehr bald sauer. Diese Säuerung entsteht in den grossen und tiefen Krippen, welche schwierig rein zu halten sind und denen nicht immer die nöthige Aufmerksamkeit zutheil wird, sehr leicht. Bei der Züchtung guter Pferde sollte man alles vermeiden, was dem Gedeihen der Thiere störend entgegen tritt."*) Ebenso klagt auch der Generallieutenant Ehrerooth in seinem letzten Berichte sehr über
die knappe Fütterung der finnischen Pferde; er sagt geradezu: „Die Verwahrlosung und die Flungernahrung der Füllen in ihrer ersten Entwickelungsperiode war mit Schuld an dem Rückgange der finnischen Race, welcher vor Jahren überall bemerkbar wurde." In den Sommermonaten müssen sich die Pferde sehr oft mit dem Weidegrase begnügen
und erhalten nur in dem Falle etwas Körnerfutter, wenn sie andauernd arbeiten müssen. — Die in Finnland fast allgemein übliche knappe Körnerfütterung ist auch wohl der Grund, dass die dortigen Bauernpferde im Grossen und Ganzen etwas weniger leisten, als die Klepper in Esth- land und Livland, welche in der Regel besser ernährt werden. — Nach A. von Middendorff's Angaben gebraucht das in den Ostsee-Provinzen gehaltene
finnische Pferd mehr Hafer bei der Arbeit, als der Esthländer Klepper. — Der Doctor K. E. E. Ignatius in Helsingfors sagt in seinem schon weiter oben citirten
Buche bezüglich der finnischen Pferdezucht wörtlich Folgendes: „Die Verwahrlosung, welcher die dortige Race vor Jahren sowohl in Folge der Ueberanstrengung und schlechten Pflege, wie auch durch die starke Ausfuhr und den Verkauf des besten Zuchtviehes nach Russland aus- gesetzt worden ist, hat glücklicherweise sowohl die Aufmerksamkeit der Regierung, als die- |
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*) „Fodringen iir i allmänhet och synnerligen för despäda djuren för knapp; man begagnar for allmänt
sörpfader at hästarne; det fuktade gröpfodret bidrager wisserljgen alt gifwa hasten fyllighet, min ej sa mycket att fram- kalla kraft; det sorpade fodret fryser wintertiden lätt, och surnar sommartiden, hwilket sednare beiordras genom de stora och djupa krubborna, somdels uro mycket swara at halla rena, dels ej egnas den oaflatliga uppmärksamhet, som är nödig. Wid fodringen mäste man wid uppdragandet af goda hästar, andvika allt; som är störande för djurens trefnad." — |
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jenige der Privaten auf sich gezogen und wirksame Massregeln zur Beseitigung des Uebel-
standes hervorgerufen. Auf Kosten der Regierung sind taugliche Zuchthengste in verschiedenen Theilen des Landes placirt und ausserdem Prämien für die besten Läufer und Zuchtthiere aus- gesetzt worden." Sachverständige Hippologen überwachen jetzt in verschiedenen Bezirken des Grossfürsten -
thums die Landes-Pferdezüchtung; es haben sich zu diesem Zwecke mehrere Zuchtvereine ge- bildet, welche an der Veredlung und Verbesserung des heimischen Pferdeschlages energisch arbeiten, indem sie besonders befähigte und für Pferdezucht sich interessirende Persönlichkeiten anstellen, die von Zeit zu Zeit in den Zuchtgebieten von Ort zu Ort reisen, die Stutereien in- spiciren und mit Rath und That den Züchtern beistehen. Gross-Heerden und umfangreiche Gestüte in der eigentlichen Bedeutung dieser Worte
besitzt Finnland nicht. Die Fohlen werden von Stuten geboren, die man zu den verschiedenen Ar- beiten verwendet; die Nachzucht wird verkauft und befriedigt in den meisten Fällen die Bedürf- nisse des Landes. — Die Liebhaberei für rasches Fahren findet man bei den Finnen — wie bei den Russen —
in allen Ständen verbreitet; man will immer in möglichst kurzer Zeit sein Reiseziel erreichen und nicht gar zu lange auf den oft sehr schlechten Wegen, häufig auch bei ungünstigem Wetter, zubringen. Die finnländischen Fuhrleute, Kutscher, Postillone und vor allen die Pferdebesitzer sind aber auch ehrgeizig, sie wollen mit ihren heimischen Rossen nicht gern hinter den neuerdings mehrfach nach Finnland eingeführten Orlow-Trabern zurückbleiben, und man sucht dieserhalb jetzt an vielen Orten nach Mitteln und Wegen, um die heimischen Landschläge noch schneller und leistungsfähiger zu machen. Viele Züchter verwenden zu diesem Zweck in der neueren Zeit fast ausschliesslich nur die besten Traber-Hengste der heimischen Race als Beschäler zur Zucht, und man hofft auf diese Weise das vorgesteckte Ziel bald zu erreichen, nämlich einen Pferdeschlag zu erhalten, welcher bei den Trabfahrten — auf den Rennbahnen — nicht mehr hinter den be- rühmten Pferden der Orlow-Traber-Race zurückbleibt. — Um die Leistungen der zur Zucht ausgewählten jungen Pferde (Hengste wie Stuten)
genau kennen zu lernen, werden seit Jahren zur Winterzeit an verschiedenen Orten des Landes — unter der Controle von Regierungsbeamten - grosse Wettfahrten auf dem Eise oder auf der Schneebahn veranstaltet, bei welchen den Besitzern der besten Läufer hohe Preise zuerkannt werden. Für Zuchtpferde, die zugleich tüchtige Traber sind, werden von den Pferdezucht -Ver- einen auch noch Extra-Prämien bewilligt. — Wir ersehen aus allen Nachrichten, die uns in letzter Zeit aus Finnland zuge-
gangen sind, dass auch dort der Traber-Sport sehr stark in Mode gekommen ist und dass in Folge dessen für tüchtige Traber - Hengste Preise gezahlt werden, welche uns gerade- zu fabelhaft erscheinen; man gab uns an, dass für die Sieger auf dem letzten Rennen zu Hel- singfors den Besitzern 3000 bis 4000 Rubel offerirt worden wären. — Neben den karelischen und kurgirnskischen Stämmen, welche sich durch guten Wuchs,
Kraft und Grazie der Formen auszeichnen, werden die besten Stämme der finnischen Race jetzt im Gouvernement Tavastehus ■— hauptsächlich von den grösseren Grundbesitzern — gezüchtet; hier trifft man in der Regel die kräftigsten Thiere; aber auch in den Gouvernements Abo Hel- singfors und St. Michel giebt es gut eingerichtete Züchtereien, in welchen tüchtige Traber heran- gezogen werden. Im Nordwesten des Grossfürstenthums sollen mehrfach Kreuzungen mit schmudischen Hengsten aus Lithauen vorgenommen sein und reinblütige Pferde des alten Land- schlages nur noch selten vorkommen. In den südöstlichen Landestheilen sieht man bei den Bauern viele kleine Pferdchen, welche sich in der Gestalt und Leistung nur wenig von den Rossen unterscheiden, welche im nördlichen Gross-Russland aufgezogen werden und mit diesen |
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wahrscheinlich häufig gekreuzt sind. Neuerdings sind in Wiborg einige Stutereien für finnische
Traber reiner Race in's Leben gerufen, die bereits mehrere tüchtige Läufer auf die Renn- bahnen geliefert haben. — Schliesslich haben wir noch zu erwähnen, dass nach den „Statistiska Tabellar ofwer
Täflingskörningarna (Wettfahrten) i Finland aren 1862— 1877" die besten Traber die Rennbahn, welche in Helsingfors 3 Werst lang ist, in 6 Minuten und 34 Sekunden durchlaufen haben. In jeder Secunde legten diese tüchtigen Gänger eine Strecke von 27,2 bis 27,4 Fuss zurück. Be- sonders hervorragend war im vergangenen Jahre (1879) die Leistung des siebenjährigen Pferdes „Hawa" aus Samja, welches bei dem Schlitten - Rennen zu Helsingfors am 7. Februar in jeder Secunde 29,5 Fuss und die im Ganzen 3 Werst lange Bahn in 6 Minuten und 5 Secunden durch- lief. Aehnliche grosse Trab - Leistungen zeigten im letzten Winter mehrere andere Pferde der kleinen finnischen Race, und finden wir es daher, sehr erklärlich, dass nicht nur in Hel- singfors und St. Petersburg, sondern auch an anderen Orten in den baltischen Provinzen, wo die Flarttraber beliebt und der Traber-Sport in Mode gekommen ist, jenen Pferden des Nordens immer grössere Beachtung zu theil wird. *) |
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D» Die Racen in den Ostsee - Provinzen.
a. Die Pferde in Esthland.
Das Gouvernement Esthland — auf esthnisch Wiroma, d. h. Grenzland — am finnischen
Meerbusen gelegen, ist etwa so gross wie Westfalen oder Nieder-Oesterreich, 367,71 geogr. n Meilen mit 322.668 Bewohnern. — Das ganze Land dacht sich in nördlicher und nordwestlicher Richtung ab, ist fast
überall eben; nur wenige Berge — der ,, Johannisberg " auf Dagen und die „drei Brüder" in Wierland — nebst einigen Kalkhügeln unterbrechen diese an Sümpfen und Morästen reiche Landschaft. Ueber 280 Seen, unter welchen der Peipus-See der bedeutendste ist, dienten in früherer Zeit theilweise als Befestigungsmittel, zur Sicherung und Vertheidigung des Landes. Die meisten derselben sind reich an wohlschmeckenden Fischen, wodurch es vielen Anwohnern möglich gemacht wird, sich durch den Fischfang und Fischhandel ihren Lebensunterhalt zu schaffen. Ein Viertel der Bodenfläche Esthland's ist mit Wäldern bestanden, und wenn wir für
den Begriff „Urwald" nur das Fehlen menschlicher Kultur und Pflege verlangen, so ist hier noch mancher Urwald vorhanden. Das Laubholz tritt in diesen Wäldern gegen das Nadelholz stark zurück. Von Wild giebt es dort noch immer viele Bären, Wölfe, Luchse und Dachse; die sehr geschätzten Elenthiere sollen hing'egen in der neueren Zeit sehr viel seltener geworden sein. Das Landvolk in diesem Gouvernement gehört zum grössten Theile dem finnischen
Stamme an. Die esthnischen Bauern sind energische, aber meistens etwas schmutzige Leute |
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*) Das diesjährige grosse Wettfahren in Helsingfors um die Staatspreise lieferte trotz der ungünstigen Beschaffen-
heit der Bahn immerhin sehr befriedigende Resultate. Den ersten Preis für Hengste erhielt der Züchter I. Klärichs von Esbo für seinen Fuchshengst „Ampiainen," 5 Jahre alt, 9 Quartier und 5Z0II hoch, welcher die 3 Werst lange Bahn in 6 Minuten und 5 Sekunden durchlief und dabei nur 3 kurze Galoppsprünge machte, sonst aber immer in der Trabgang- art verblieb. — Den 2. Preis erhielt E. Salmis von Ruovesi für seinen schwarzen Hengst „Polka" 9 Jahre alt, 9 Quar- tier und 5 Zoll hoch, welcher die Bahn in 6 Minuten und 12 Secunden durchlief und nur einen kurzen Galoppsprung machte. — Bei den AVettfahren der Stuten zeichnete sich kein Thier derartig aus, dass man den 1. Staatspreis ausgeben konnte; den 2. Preis erhielt der Züchter S. Kuittinens von Inunga für die rothbraune „Rebakk," 7 Jahre alt, 9 Quar- tier und 4 Zoll hoch. Sie durchlief die 3 Werst lange Bahn in 6 Minuten 21 Sekunden. Den dritten Preis erhielt A. Tuorilas von Jämsä für seine dreijährige braune Stute „Pikku", welche in 6 Minuten und 25 Secunden die Bahn durchlief. Den vierten Preis erhielt Th. Boströms von Jittis für seine zehn Jahre alte braune Stute „Tytto", welche die Bahn in 6 Minuten und 43 Secunden durchlief. — |
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Druck v.LA Funke;Leipzig
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Esthlandischer Doppelkiepper Lubesny.
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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von rauhem und schroffem Wesen. Sie wohnen in Dörfern beisammen, doch lassen ihre Woh-
nungen, in denen sehr oft Menschen und Thiere zusammen hausen, noch viel zu wünschen übrig. — Die niedrigen, fast ganz von Holz erbauten Hütten sind zumeist nach wenigen Jahren baufällig und stets mit Rauch erfüllt. Nur ausnahmsweise trifft man in Esthland Ortschaften an, welche eine geordnete An-
lage zeigen; mitunter machen die grösseren Gutshöfe des Landadels eine rühmliche Ausnahme; hier findet man besser gehaltene Gebäude, auch hin und wieder einmal umfangreiche Schlösser mit leidlich guten Viehstallungen, Scheunen und gewöhnlich an der Rückseite des Schlosses einen grossen Garten oder Park nebst Anlagen für den Gemüse- und Obstbau. — Auf dem zum Theil sehr fruchtbaren Boden dieses Gouvernements wird hauptsächlich
Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen angebaut; Weizen ist dagegen seltener und liefert nur an wenigen Orten befriedigende Erträge. Grosse Flächen Landes werden dort alljährlich der Kartoffel-, Hanf- und Flachskultur überwiesen. Durch die am 31. October 183g von der russischen Regierung bestätigte esthländische
ökonomische Gesellschaft ist für die Hebung des Ackerbaues, sowie der Viehzüchtung recht Beachtenswerthes geleistet worden. Beide Zweige des landwirtschaftlichen Betriebes haben seit jener Zeit einen bedeutenden Aufschwung genommen. Früher soll in Esthland sowohl der Ackerbau, wie auch die Züchtung der Hausthiere sehr nachlässig betrieben worden sein, und noch jetzt stehen einzelne Districte des Landes bezüglich der rationellen Wirthschaftsführung und Einrichtung des Betriebes hinter den südlich belegenen Nachbarlandschaften ziemlich weit zurück. — Wenngleich die Anzahl der in Esthland aufgezogenen Hausthiere der verschiedenen
Gattungen nach den neuesten statistischen Ermittelungen zwar nicht mehr ganz gering zu nennen ist, so befriedigt doch ihre Qualität, wie ihre Leistungsfähigkeit die Bewohner des Landes nur theilweise. — Für die grossen Gutswirthschaften des Adels wurden neuerdings wieder viele Rinder — meist Stiere — fremdländischer Racen eingeführt, und die Autstellung edler Race-Hengste wird jetzt sowohl in den Staats-Beschäler-Depots, wie in den Privat-Ge- stüten mit grossem Eifer betrieben. — Wir sehen hier ab von der Beschreibung der in Esthland heimischen Rinder, Schafe,
Schweine etc. und wenden uns sogleich zur Betrachtung der dortigen Pferdezüchtung. — In dem nördlichsten Theile der baltischen Provinzen, auf dem Festlande von Esthland,
wie auf den zu diesem Gouvernement und zu Livland gehörigen beiden Gestade - Inseln Dago (deutsch Dagen) und Oesel kommt ein eigenthümlich gebauter Pferdeschlag vor, der seine typischen Formen an manchen Orten bis in die Neuzeit beibehalten hat und seiner guten Eigenschaften wegen mehrfach zur Verbesserung anderer nordrussischer Racen benutzt sein soll. — Was zunächst die auf dem Festlande von Esthland gezüchteten Pferde — in der Regel
„Klepper" genannt — betrifft, so unterscheidet man nach Grösse und Stärke der Thiere seit langer Zeit schon zwei Schläge dieser Pony-Race, nämlich „Doppelklepper" werden die grösseren und einfach „Klepper" werden die kleineren Thiere genannt. — In beiden Schlägen kommen häufig hellfarbige Individuen, aber wenig Schimmel vor.
Die Isabellen, Grauen und Hellfüchse besitzen in der Regel einen dunklen Rückenstreifen, wie auch schwarze oder braune Haarringe an den Vorderbeinen. Ab und zu sieht man in Esthland auch Braune, Rappen und Dunkelfüchse; Schecken kommen dort nur selten vor. — Die Doppelklepper erreichen bei zweckmässiger Haltung und guter Ernährung — von
frühester Jugend an —. eine Höhe von 1,50 Meter. Moerder und der Graf v. Hütten-Czapski geben ihre durchschnittliche Grösse zu 2 Archinen und 1 Werschok (ppr = 1,46Meter) an, und |
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Frey tag, Russland's Pferde-Racen
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sagen, dass die gemeinen, einfachen Klepper stets von geringerer Grösse wären. — Ihre Höhe
und Stärke scheint in der Neuzeit durch Verwendung grosser Zuchtpferde etwas bedeutender geworden zu sein. — Die einfachen Klepper sind in der Regel weit zierlicher, feinknochiger aber meistens eben so hübsch gebaut, wie die Klepper des grossen Schlages. Keinenf alls ist der Unterschied in den Körperformen dieser beiden Schläge noch so gross, wie früher von einzelnen Schriftstellern angegeben wurde. — Die esthländischen Klepper haben einen mittelgrossen Kopf mit breiter Stirn und leicht
gebogener Ramsnase, hübsche, feurige Augen und mittellange, gut gestellte Ohren. Ihr dicker Hals ist nicht lang, eher kurz zu nennen; derselbe ist in der Regel etwas tief angesetzt, wo- durch das Ansehen der Thiere leicht beeinträchtigt wird. Der Reiter wird vom Halse und Kopfe des Kleppers schlecht gedeckt; auch ist in Folge dieser ungünstigen Kopf- und Hals- stellung die Führung dieser Pferde sehr oft erschwert. Wenngleich ihre Widerristpartie meistens etwas niedrig ist und bei allen gut ernährten Individuen rund und fleischig erscheint, so kann man dennoch diesen Körpertheil nicht schlecht gebaut nennen; derselbe vereinigt sich hier bei dieser Race mit einer weiten Brust und starken Muskulatur des ganzen Vorderkörpers. Ihr Leib ist mittellang und für die Grösse und Höhe der Thiere wohl als umfangreich zu be- zeichnen. Der Rücken ist geradlinig, ihre breite Kruppe massig abgerundet und an derselben ein ziemlich dicker Schweif weder zu hoch noch zu tief angesetzt. Die Beschaffenheit und Stellung der unteren Gliedmassen ist bei allen besseren gut gezogenen Exemplaren des Klepper- schlages untadelhaft, wodurch sich auch die grosse Leistungsfähigkeit, der rasche Gang und schnelle Lauf der Thiere leicht erklärt. Ihre Hauptgangart ist der Trab; alle gut funda- mentirten Klepper leisten in dieser Gangart fast so viel wie die Pferde der Orlow-Race. Mehrere esthländische Doppetklepper sollen sich neuerdings auf den Rennbahnen ausgezeichnet und noch tüchtiger, besonders viel ausdauernder gezeigt haben, als jene viel genannten und viel ge- rühmten Harttraber aus dem Gouvernement Woronesch. — An allen Orten der baltischen Provinzen rühmt man — und auch wohl mit vollem
Rechte die grosse Ausdauer des esthländischen Pferdeschlages. Die Klepper leisten selbst noch bei schlechter Pflege und mangelhafter Ernährung recht Befriedigendes im Geschirr; sie ver- richten willig ihre oft nicht leichte Arbeit beim Feldbau, wie vor dem plumpen Wagen des Bauern vom frühen Morgen bis spät in die Nacht und traben im Winter vor dem Schlitten mit einer Schnelligkeit und Energie, die den edelsten Pferden der westeuropäischen Racen Ehre machen würde. — Im Winter wird das Deckhaar dieser Thiere lang und zottig und giebt ihnen — nach
unseren Begriffen — leicht ein wildes, unschönes Aussehen; den dortigen Bewohnern ist aber die starke Behaarung ihrer Pferdchen schon recht; sie schützt dieselben bestens gegen die Unbilden des Wetters; man sagt, dass sie eine Temperatur von 30 ° R. unter Null ohne Nach- theil aushalten könnten. Im Sommer bekommen die Klepper ein kurzes, glatt anliegendes Haarkleid, welches bei guter Fütterung und Pflege einen hohen Glanz annimmt. — Verschie- dene Grossgrundbesitzer Esthland's machten den Versuch, das lange Winterhaar ihrer Pferde im Herbst abzuscheeren, wurden aber bald belehrt, dass dieses Verfahren für die dortigen klimatischen Verhältnisse, Stallbeschaffenheiten etc. etc. nicht angebracht ist und besser unter- bleibt. Man scheint auch dort die matte Mausfarbe der geschorenen Rosse durchaus nicht zu lieben. — Das Temperament der fraglichen Race ist bis auf wenige Ausnahmen lobenswerth zu
nennen; bei grosser Energie und Lebendigkeit zeigen sich die meisten Thiere gutmüthig, ge- horsam und folgen ihrem Herrn ohne besondere Führung auf Schritt und Tritt. Ihre Genüg- samkeit — besonders die des kleinen Schlages — ist sprichwörtlich geworden; sie nehmen |
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häufig mit dem Futter fürlieb, womit wir in Deutschland wohl die Esel zu ernähren pflegen. —
Bei nur einigermassen guter Fütterung und Pflege erreichen die Klepper ein hohes Alter und können viele Jahre ohne Unterbrechung ihren gewohnten Dienst, der oft anstrengend genug ist, verrichten. — In Esthland kommt — wie in vielen anderen Fandschalten Russland's — unter den
Pferden nicht selten die Beulenseuche (die sibirische Jaswa) vor; diese gefährliche Krankheit ist eine Form des Milzbrandfiebers und richtet unter den Pferde-Tabunen oft sehr grosse Ver- heerungen an. Die von derselben befallenen Thiere sterben meistens schon 12 bis 24 Stunden nach den ersten Erscheinungen der Krankheit.*) — Als Ursache letzterer giebt man Sumpf luft an, die besonders bösartig in der Nacht wirken soll. Thatsache ist, dass Pferde, welche vor Sonnenuntergang in Ställe geführt und erst nach dem Aufgang der Sonne wieder auf die Weide getrieben werden, von der Krankheit weit seltener befallen werden, als jene, die Nachts im Freien bleiben. Die beim Ausbruch der Seuche erkrankenden Pferde sterben gewöhnlich alle; später erst wendete man mit einigem Erfolg das Brennen der Beulen mit dem glühenden Eisen und kalte Begiessungen an, innerlich giebt man verdünnte Säuren. Aderlass wird an manchen Orten als Vorbeugungsmittel angewendet. Strenge Absperrungsmassregeln scheinen überall geboten zu sein. — Ueber den Ursprung der esthländischen Klepper theilt uns J. Moerder in seinem vor-
trefflichen Werke, betitelt: „Apercu historique sur les Institutions hippiques et les Races che- valines de la Russie " mehrere höchst interessante Daten mit, welche wir in der Uebersetzung auszugsweise hier folgen lassen: „Einige der aus dem Orient von den Kreuzfahrern mitgebrachten arabischen Pferde
kamen durch den Norden Deutschlands in die baltischen Provinzen, wurden hier zur Zucht und Kreuzung mit den dort schon heimischen kleinen Pferdchen benutzt; diese Paarung lieferte eine Nachzucht, welche sich durch hübsche Gestalt, grösste Schnelligkeit und ein geduldiges Wesen höchst vortheilhaft von den Thieren der alten Fandschläge auszeichnete. —" „Adam von Bremen, welcher im XL Jahrhundert eine Reise durch Schweden und Liv-
land unternahm, berichtet über den grossen Reichthum der Livländer, welcher hauptsächlich aus Gold, aber auch aus sehr schönen Reitthieren (montures) bestände. — Die Geschichts- schreiber über die Invasion jener Länder am Rigaer-Meerbusen durch die Deutschen, er- wähnen mehrfach die schönen, kräftigen, robusten Rosse, welche man dort vorgefunden hätte, sie wären zwar klein, aber dennoch für den Kriegsdienst recht tauglich gewesen. Die Esth- länder und Fivländer, welche fort und fort im Kriege mit ihren Nachbarn lagen, waren mei- stens gut beritten und griffen die Feinde stets mit grossem Ungestüm an; ihre kräftigen, muthigen Rosse leisteten ihnen hierbei den besten Beistand. —" „Während der Kriegszeit im XIII. Jahrhundert bewährte sich der in jenen Ostseeländern
heimische Pferdeschlag für die verschiedenartigsten Gebrauchszwecke in allerbester Weise. Im Jahre 1223, während der Schlacht bei Dorpat, wurde eine Reiterabtheilung — mit den vor- züglichsten Rossen versehen — zu einer Umgehung des Feindes bestimmt; sie löste ihre Auf- gabe musterhaft, legte in 24 Stunden eine Strecke von 140 Werst ohne Unfall zurück, und ähnliche grosse Leistungen soll die esthnische und livländische Reiterei in damaliger Zeit mehrfach aufgewiesen haben. — " |
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*) Bei den Menschen bringt die Beulenseuche leicht die Karbunkelkrankheit hervor; höchst wahrscheinlich
dadurch, dass Insekten, welche mit kranken Thieren in Berührung kommen, den Ansteckungsstoff auf die Menschen, z. B. auf die im Freien bei den Pferdeheerden schlafenden Hirten übertragen. Bei richtiger Behandlung ist die Kar- bunkelkrankheit, welche auch wohl die „blauen Blattern" genannt wird, selten tödtlich. — |
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„Die Kriege im XVI. Jahrhundert verwüsteten Livland und einen Theil von Esthland
in schrecklichster Weise und machten das Land arm; viele Bauern starben den Hungertod und die Uebrigbleibenden konnten nicht mehr an die Züchtung ihres braven Pferdeschlages denken. Zu jener Zeit sollen viele Tausende dieser Hausthiergattung zu Grunde gegangen sein. Nur in einigen Distrikten wurden kleine Reste des alten Pferdeschlages erhalten und diese erregten bald wieder die Aufmerksamkeit der Nachbarvölker." — Houpel erzählt uns, dass die schwedischen Heerführer ihre Soldaten mit esthländischen Klepper - Pferden beritten gemacht hätten. — Als im Jahre 1561 das von den Russen hart bedrängte Esthland sich frei- willig unter Schweden's Schutz begab und bis Ende 1710 mit diesem Staate vereint blieb, sollen in dieser Zeitperiode nicht selten Pferde aus Norrland in die esthländischen Land- schaften gekommen sein, die man ihrer tüchtigen Leistungen und guten, kräftigen Körper- formen wegen gern zur Zucht gebrauchte. — Auch die esthländischen Klepper werden von den Russen nicht selten „Szwedkis" genannt. — Im XVII. Jahrhundert blühte die Pferdezucht und der Pferdehandel in jenen Provinzen
wieder von Neuem auf. — Peter der Grosse erkannte sehr bald den grossen Werth der esth- ländischen Rosse; er Hess viele gute Hengste aus dem Lande führen und in den Gouvernements Perm und Wjätka als Beschäler verwenden, wodurch die Pferdeschläge dieser Bezirke damals wesentlich verbessert sein sollen. — Houpel berichtet ferner noch, dass zur Regierungszeit der Kaiserinnen Anna und Elisabeth
der Adel Esthland's und Livland's der Krone eine grosse Anzahl prächtiger Reitthiere aus den heimathlichen Gestüten zugeführt und geschenkt hätte. Etwa um dieselbe Zeit kamen auch mehrere Grossbojaren und Gestütsbesitzer'aus dem Inneren Russland's nach Esthland, um hier gutes Zuchtmaterial zur Verbesserung ihrer heimischen Pferde-Schläge anzukaufen. — Aus anderen historischen Notizen über Russland's Pferde-Racen entnehmen wir, dass
Ende des vorigen Jahrhunderts ein bedeutender Rückgang der esthländischen Pferdezüchtung durch die immer mehr um sich greifende grosse Verarmung der Bauern entstanden sei; diese waren damals nicht mehr in der Lage, Pferde zu züchten und ihre Hausthiere hinreichend zu ernähren; sie sahen sich genöthigt, manches werthvolle Zuchtthier an fremdländische Händler zu Spottpreisen abzugeben und konnten nur die allernothwendigsten Stücke Arbeitsvieh halten. — Diese Zustände blieben den Grossgrundbesitzern selbst in dem Pralle nicht unbekannt, wo sie fern von ihrem väterlichen Erbgute in grossen Städten oder in der Fremde lebten, und nöthigten sie, Opfer zu bringen und umfassende Massregeln zur Aufbesserung der Landespferde_ zucht zu ergreifen. Einzelne besonders aufmerksame Gutsbesitzer nahmen wahr, dass inzwischen auch die auf ihren Besitzungen gehaltenen Klepper viele der oft gepriesenen, guten Eigen- schaften des alten Schlages eingebüsst hatten, und eine Blutauffrischung mit Pferden von der Insel Oesel erschien dringend geboten, um auf diese Weise dem Uebelstande entgegen zu arbeiten. — Andere, weniger sorgfältige Züchter, denen an der Erhaltung des altrenommirten Klepperschlages nicht viel lag, entschlossen sich zur Einführung lithauischer Ponies oder pol- nischer und deutscher Pferde, und benutzten diese wie jene eine Zeit lang zur Kreuzung mit den Resten ihres heimischen Klepperschlages. — Diese Vorgänge bei der dortigen Pferdezucht machen es begreiflich, dass man heute noch in Esthland neben vielen guten Doppelkleppern (alten Schlages) auch manches werthlose Kreuzungsproduct, Bastarde der verschiedensten Art zu sehen bekommt. Um den guten Ruf des esthländischen Klepperschlages wieder herzustellen, hat sich der Adel in den baltischen Provinzen im Jahre 1855 dazu entschlossen, in Torgel, einem Dorfe des livländischen Distriktes Pernau, ein Landgestüt zu errichten, und werden wir bei Be- schreibung der Pferderzucht im Gouvernement Livland einige Mittheilungen über die Erfolge dieses Kleppergestüts zu machen haben. — |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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e. Die Klepper und Doppelklepper auf der Insel Oesel.
Die vor dem Rigaer Meerbusen gelegene, zum Gouvernement Livland gehörende Insel
Oesel ist 45,54 □ Meilen gross, bildet meist hügeliges Land, an einigen Stellen steile, hohe Küsten, besitzt einige grössere und kleinere Seen, aus denen mehrere Flüsse (Naswa) und viele Bäche dem Meere zufliessen. Ein mildes Klima und fruchtbarer Boden begünstigen das Gras- wachsthum, wie auch die Kultur aller wichtigeren Getreidearten, den Anbau von Hanf, Flachs und vieler Gemüsearten. — Nach der letzten Zählung (1872) wird die Insel von 35,000 Menschen bewohnt; die Landleute sind Esthen (vom finnischen Stamme), welche in Dörfern beisammen wohnen und vom Ackerbau, Fischfang und der Viehzüchtung leben. Mehrere Grossgrundbe- sitzer und viele Bauern betreiben mit einer besondern Vorliebe die Aufzucht ihrer kleinen hei- mischen Pferde-Race. Man zählte dort 1872 einen Bestand von 13,500 Rossen, so dass auf eine □ Meile ppr. 296 und auf je 1000 Einwohner 385 Pferde kamen. — Nach Allem, was wir über die fragliche Race erfahren haben, scheint dieselbe auf jener Insel seit undenklichen Zeiten heimisch gewesen zu sein. Baron von Meyendorff giebt an, dass ihre Entstehung wahrschein- lich auf die Zeit der Kreuzzüge zurückzuführen sei; es hätten damals die deutschen Ritter orientalische Rosse aus dem heiligen Lande mit auf die Insel gebracht und solche dort zur Zucht benutzt. — In der Uebersetzung des Meyendorffschen Buches über Russland's Pferdezucht finden wir bezüglich der Abstammung der Oeseler Rosse folgende Anmerkung des Uebersetzers, welche uns nicht uninteressant erscheint: „Ueber die Abstammung der Pferde auf Oesel bestehen verschiedene Lesearten. Nach der einen sollen um die Mitte des XIII. Jahrhunderts arabische Pferde durch deutsche Ritter nach Oesel gekommen sein, aber da es feststeht, dass die Oeseler schon vor jener Zeit reich an guten Pferden waren, so dürfte diese Annahme nicht richtig sein. Nach einer andern Lesart schreibt sich der Ursprung jener Pferde von tatarischen Pferden her, welche seit dem Einfalle der Mongolen ihren Weg auch bis in den Norden gefunden haben könnten, aber beide Racen sind in ihrem Habitus durchaus verschieden. Der Thierarzt Weide- mann endlich nimmt an, dass die Normannen aus Unteritalien und Sicilien arabische Pferde mit in ihre Heimath gebracht hätten, und dass deren Nachzucht sich von Schweden aus auf die Insel Gothland und von hieraus nach Oesel verbreitet habe, während Professor Unterberger in Dorpat glaubt, dass die esthnischen Pferde und mit ihnen die der Insel Oesel Abkömmlinge jener Pferde seien, welche die Esthen bei ihrer Auswanderung in die Baltische Provinz aus Asien mitbrachten. Die letztere Annahme hat jedenfalls am meisten für sich." — Wenngleich von einigen russischen Zootechnikern angegeben wird, dass bedauerlicher Weise die Oeseler Pferde kleiner geworden wären, an Kraft und Schnelligkeit Einbusse erlitten hätten, so geben dagegen wieder andere Sachverständige an, dass diese Race bis in die allerneuste Zeit ganz vor- treffliche Doppelklepper liefere, die sich zur Verbesserung anderer kleiner Pferdeschläge sehr wohl eigneten. — Zur Zeit Peter des Grossen und auch später noch, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, sind Oeseler Klepper-Hengste mehrfach in das nördliche Russland übergeführt, um die dortigen Landschläge zu verbessern. — Die Pferdezüchter in den Baltischen Gouverne- ments schätzen diese Pferde sehr hoch und verwenden dieselben überall gern zur Zucht. — A. von Middendorff führt in seiner Schrift über das Landesgestüt der Livländischen „Ritter- schaft zu Torgel" ausdrücklich an, dass eine Kreuzung von Oeseler Klepperstuten mit Ardenner Hengsten in Livland sehr erfreuliche Resultate geliefert hätte. Die Ardenn-Oeseler-Klepper- füllen seien ohne Ausnahme wohlgenährter als die Füllen der Ardenner Reinzucht, offenbar weil die Klepper-Mütter ihre Füllen besser nährten, obgleich dieselben keinen Hafer, die Ar- denn-Stuten dagegen täglich 3 Garnitz dieser Kornart bekommen hätten. — F erner theilt uns j ener Autor mit, dass unter allen Klepperheerden der Baltischen Provinzen die Inselpferdchen, |
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also die Oeseler, obgleich die kleinsten an Wuchs, doch die stärcksten auf den Beinen, die
„tonnenrippigsten," auch die „feurigsten1' wären und vorwaltend „gute Tragestuten" abgäben. Der berühmte Hengst ,,Wapsikas", welcher 1867 auf der internationalen Ausstellung die grosse silberne Medaille erhielt und als „russischer Klepper" daselbst das grösste Aufsehen machte, war einer Oesel'schen Stute entsprungen.*) — Man unterscheidet auf jener Insel, wie überall in den Baltischen Provinzen, Klepper und
Doppelklepper; wir sind der Meinung, dass beide Schläge ein und derselben Race angehören und diese Bezeichnungen nur der geringeren oder grösseren Entwickelung der Thiere gelten können. — Auf Oesel herrscht die kleine Klepperform vor; diese Pferde erreichen eine Höhe von 1,35 bis i,4o Meter; sie besitzen sehr gefällige Körperformen; der orientalische Typus ist bei den meisten gut gezogenen Thieren unverkennbar ; ihr Kopf ist nicht so dick und schwer wie bei vielen anderen russischen Pferden, sondern massig gross und trocken. Sie haben eine gerade, breite Stirn, das Nasenbein ist nach unten zu etwas hochgebogen; die Ganaschen sind voll und breit, die kleinen Ohren gut angesetzt. Ihr Auge ist gross und lebendig. Der kurze Hals ist ge- drungen und mit kurzem Mähnenhaar dicht besetzt. Der Widerrist ist nicht sehr hoch, die Brust breit, der Rippenkorb gut aufgewölbt, der Rücken gerade, die Flanken der Thiere sind in der Regel gut geschlossen, die Kruppe ist hübsch abgerundet, und nur massig abschüssig. Der Ansatz des dicken Schweifes ist gewöhnlich gut zu nennen. Ihre schräg gestellten Schultern sind lang und breit, die Ellenbogen abstehend. Bei den meisten Klepperpferden von Oesel sieht man breite Vorderkniee, einen massig langen Unterarm und kurze Schienbeine. Die kurzen Fesseln sind immer gut gestellt, ihr Haarbehang ist nicht so dick und lang wie bei den meisten anderen russischen Klepperpferden. Ihr Huf ist klein und von fester Hornsubstanz. Fast ausnahmslos findet man eine gute, kräftige Hinterhand, wodurch dieselben zu tüchtigen Leistungen im Trabe und Galopp befähigt werden. — Endlich ist noch rühmenswerth das Tem- perament dieser Inselpferdchen; bei einem muthigen, feurigen Wesen zeigen sie sich doch meistens gehorsam gegen ihre Herren; sie sind sehr gelehrig und daher leicht abzurichten. — f. Die Pferdezucht in Livland.
Das Gouvernement Livland, 854,10 geogr. □Meilen gross, mit 990,784 Bewohnern, ist
eine hügelige, wasserreiche, zum Theil recht fruchtbare Landschaft, in welcher sich die Jahres- zeiten zwar nicht so schroff, wie in Russland scheiden, aber auch keine so milden Uebergänge zeigen, wie in Deutschland. Eigenthümlich ist in Livland die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens; es tröpfelt hier oft nicht nur einzelne Tage, sondern Wochen lang, ohne dass es zu einem kräftigen Niederschlag oder Regen und dann nachdem zu einer wirklichen Aufheiterung des Himmels kommt; daher finden sich auch in diesem Gouvernement die vielen, weit ausge- breiteten Sümpfe und Moräste, welche die Bewirthschaftung der Aecker und Wiesen in der Regel sehr erschweren. Fast alle Ackerfelder sind von Gräben durchschnitten, um das Wasser möglichst rasch abzuführen; die meisten Wege sind erhöhte Dämme, deren Herstellung an manchen Orten grosse Kosten verursacht. — Wo die Bodenbeschaffenheit es erlaubt, bilden sich auf natürlichem Wege kleinere oder grössere Seen, deren Ufer sich meist in niedriges, sumpfiges Erdreich verlieren. — |
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*) Wapsikas Erfolge waren ausserordentlich zu nennen; trotz seines geringen Wuchses schleppte derselbe in
einen Blockwagen gespannt (bei eisernen Achsen auf der Chaussee) auf der Ausstellung zu Riga 1869 358 Pud fort. In Moskau zog dieses Pferd auf abscheulichem Pflaster auf ungeschlachter Telege mit hölzernen Achsen, deren Räder an angehängten schleifenden Gewichten sich glänzend gerieben hatten, 200 Pud bergan, soweit die Fahrt offen stand, und kehrte darauf frisch und fröhlich zu seinem Stande zurück. ■— |
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Die Seen und Sümpfe spielten von jeher in der Geschichte jenes Landes eine grosse
Rolle. — Die Besitzer der alten Edelhöfe wählten gewöhnlich einen See zum Anhaltepunkt. — Weite Strecken sind in Livland von Waldungen bedeckt; nach Z. A. von Kloeden bestehen fünf Elftel des ganzen Landes aus Wald; sogenannte Urwälder sind hier wie in den anderen Gouvernements der Ostsee-Provinzen nicht selten zu finden; sie bedecken mit ihren Jahr- hunderte alten, himmelanstrebenden Fichten oft mehrere Quadratmeilen der Oberfläche und gewähren demWildpret (Bären, Wölfe, Luchse, Füchse, Hirsche und Elen) zusagende Aufent- haltsorte. Livland producirt Getreide aller Art: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte,
Hanf, Flachs, (Rigaer Leinsamen bekanntlich sehr berühmt), Gemüse, Honig, Wachs und an Hausthieren eine nicht geringe Anzahl von Pferden, Rindern und Schweinen. Die Schafzucht ist daselbst von geringerer Bedeutung; auch Ziegen werden verhältnissmässig nur wenige gehalten. —
Die Einwohner sind Esthen, Letten, Deutsche, Russen, Schweden etc.; das Landvolk —
meistens Esthen — unterscheidet sich von den in Esthland wohnenden Bauern in keiner Weise; sie haben dieselben Haus- und Hofeinrichtungen und wohnen wie diese in Dörfern zusammen. Nur im südlichen Livland besteht das Landvolk aus Letten, die meistens auf vereinzelt liegenden Höfen wohnen und zum lithauischen Stamme gehören. — Die Pferde des alten livländischen Landschlages — die gemeinen Klepper der Bauern —
unterscheiden sich wenig von den Pferden Esthlands; sie sind in der Regel noch kleiner als diese und gewöhnlich von etwas feinerem Gliederbau. Zur Verbesserung des livländischen Klepperschlages sind in den letzten Decennien von
Seiten der Grossgrundbesitzer beachtenswerthe Anstrengungen gemacht und grosse Opfer ge- bracht worden. — Wir lassen hier Einiges über die neuzeitigen Züchtungen in Livland folgen und verweisen zugleich auf die sehr sorgfältig ausgearbeitete Züchtungsstudie des Herrn A. von Middendorff, welche unter dem Titel: „Das Landgestüt der Livländischen Ritterschaft zu Torgel" 1872 in Dorpat erschienen ist. — Das zu Anfang der fünfziger Jahre in jenem Lande allgemein fühlbar gewordene Ver-
kommen der früher so sehr bewährten inländischen Klepper-Race hatte die Aufmerksamkeit der dortigen Ritterschaft mehr und mehr auf sich gelenkt, und es erschien derselben dringend nothwendig, zur Hebung der Pferdezucht ihres Vaterlandes energische Schritte zu thun. — Auf ihre am 6. Juni 1854 deshalb eingereichte Supplik wurden derselben am 29. April 1855 die Domänengüter Torgel und Awinorm auf 24 Jahre in billige Pacht gegeben und zwar dem Wortlaute der Petition gemäss „zur Hebung der Pferdezucht, insbesondere für das Bedürfniss des Bauernstandes." Die Ritterschaft erwählte hierauf zu diesem Behuf aus livländischen Grundbesitzern eine
Commission, welche ermächtigt wurde zu beschliessen, ob ein oder zwei Gestüte angelegt und wie dieselben eingerichtet werden sollten, und es wurde zu solcher Anlage aus der Ritter- schaftskasse ein Kapital von 20,000 Rubeln zur Verfügung gestellt. — Die Commission verwarf glücklicher Weise einige Vorschläge der Ritterschaft, welche
auf Beschäler-Stationen hinzielten und in damaliger Zeit offenbar noch verfrüht gewesen wären. __ Ein sehr rühriges Mitglied jener Commission, der Herr von Stael -Staelondorf, trat von vorn- herein gegen die Zucht von Luxuspferden auf, welche damals von einem anderen einflussreichen Mitgliede der Ritterschaft in Aussicht genommen war. Man entschied sich sehr bald für die Anlegung nur eines Gestüts und zwar in Torgel.
Es wurde festgesetzt, im Lande 60 Klepperstuten, vorzugsweise in den berufenen Gegenden der Insel Oesel, ferner in Leal, Merjama, Keblas, Weissenstein, Fellin, Oberpablen und Wesenburg |
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anzukaufen. Nur der Bau der Stuten sollte berücksichtigt, von ihrer, vielleicht sehr geringen
Grösse aber ganz abgesehen werden. — Diese Pferde sollten zur Hälfte mit (2) Klepper- Hengsten, zur anderen Hälfte mit (2) Araber-Hengsten gedeckt werden, behufs Auffrischung des degenerirten Blutes, jedoch mit Vorsicht, damit man in der Veredlung nicht zu weit gehe. Hengste jeglicher Farbe wurden gestattet, indessen immer nur einfarbige Thiere, ohne Abzeichen. Gute Klepperstuten waren in den fünfziger Jahren nur spärlich im Lande vorhanden.
In den vierziger und Anfangs der fünfziger Jahre hatte das Domänen-Ministerium viele der besten Pferde Livland's für die Krongestüte ankaufen lassen; auch stellte sich damals schon in St. Petersburg eine grosse Nachfrage nach hübschen Gebrauchs-Kleppern ein und man spannte sehr gern nicht nur Walachen, sondern auchHengste jener gutartigen Race vor den Kutsch- wagen. — A. von Middendorff sagt bezüglich dieser Ausfuhr livländischer Klepper wörtlich Folgendes: „ Das Beste wurde exportirt; die niedrigen Pferde - Preise im Lande vermochten mit
dem auswärtigen Angebote nicht zu concurriren; den von der Frohne auf Pacht übergehenden Bauern kam die unerwartet reichlich zuströmende Baarzahlung sehr genehm; für Conservirung guten Materials wurde nirgends gesorgt; aus dem Pleskau'schen fluthete ein ausserordentliches billiges, freilich auch missgebildetes Ackerpferd herein, das sich durch Tabak- und Zucker- fuhren aus den südwestlichen Gouvernements schon hauptsächlich bezahlt gemacht hatte und nun für ein Spottgeld losgeschlagen wurde." Leider wurden damals viele dieser gemeinen russischen Bauernpferde zur Zucht benutzt
und lieferten dann in der Regel eine ziemlich werthlose Nachzucht. — Die finnischen Pferde waren in den fünfziger Jahren ungleich besser und werthvoller als die Esthländer, und mehr- fach wurde den livländischen Züchtern von der Direktion für Reichsgestütswesen in St. Peters- burg empfohlen, eine Kreuzung mit Hengsten aus Finnland vorzunehmen. Die Pferdezucht-Commission Livlands stellte bald darauf im Principe fest, dass in
Torgel einerseits Klepper, und anderseits finnische Pferde neben einander unvermischt ge- züchtet werden sollten. — Im Jahre 1856 wurden für Torgel drei hochedle arabische Hengste aus dem königlichen
Gestüte zu Stuttgart zum Preise von 4500 Gulden angekauft und Jahre lang zur Kreuzung mit den Klepper - Stuten benutzt. — Da man auf der Insel in jener Zeit keinen brauchbaren Hengst des dortigen Land-
schlages auffinden konnte, so begnügte man sich mit der Beschaffung guter Oeseler Klepper- stuten, welche man von einem finnischen Hengste (Popka) bedecken Hess. —• Ferner berichtet A. v. Middendorff bezüglich der Torgelschen Züchtung:
„Am Schlüsse des Jahres 1856 gelangten zwei überzählige Klepperhengste, sowie auch
zwei Finnen zur Vertheilung im Lande, behufs Stationirung. Sie wurden der unentgeltlichen Benutzung durch die Bauern freigegeben, den Stuten des Gestüts Torgel, auf dessen Kosten sie unterhalten wurden, aber der Vorzug eingeräumt." Ende des Jahres 1859 waren im Gestüte 66 Hengst- und 54 Stutfüllen vorhanden, und zwar:
Hengstfüllen. Stutfüllen.
Araber-Klepper (Halbblut)..... 9 9
Klepper alten Schlages...... 44 20
Finnen (Reinblut)........ 2 9
Klepper-Oeseler und Finnen-Oeseler 6 10
Thiere gemischten Blutes..... 5 6
Sa.: 66 54
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Im Jahre 1862 besass das Gestüt Torgel bereits 260 Pferde verschiedenen Alters. Seit
1868 wurden daselbst im Ganzen ppr. 160 Pferde gehalten und zwar 5—6 Hengste, 48 Mutter- stuten und etwa 100 Fohlen der verschiedenen Altersklassen. Auf Befürwortung der kaiserlichen ökonomischen Societät von Livland beschloss der
Landtag im Januar 1862 den Ankauf von Ardenner-Pferden für das Torgelsche Gestüt. Einer der tüchtigsten Pferdekenner in den Ostsee-Provinzen, A, v. Middendorft erhielt den Auftrag, 2 Hengste und 10 Stuten aus den belgischen Ardennen herbeizuholen, und entledigte sich dieses Auftrages in bester Weise. — Durch die Hinzunahme des Ardenner-Blutes änderte sich die Züchtung in Torgel
wesentlich. Es wurden zugetheilt: den Araberhengsten je 5 Ardenner-, Finnische und Klepper- Stuten, den Klepper-Hengsten 28 Klepper-, 2 Araber-Klepper-, 8 Finnische und 5 Ardenner- .Stuten, dem Ardenner - Hengste 10 Klepper- und 5 Oeseler-Stuten. In ähnlicher Weise wurden die Kreuzungen in Torgel bis in die Neuzeit fortgesetzt;
doch scheint man die Verwendung des arabischen Blutes mehr und mehr eingeschränkt zu haben, und wahrscheinlich nicht zum Nachtheil der dortigen Klepperzucht. Man behauptet, dass nur allein aus der Kreuzung von Araber-Hengsten mit Ardenner und Finnischen Stuten be- friedigende Resultate erzielt worden wären. — Der Klepperhengst Wapsikas, welcher auf der mternationalen Ausstellung zu Paris 1867 die grösste Beachtung fand und dem Torgel'schen Gestüte die grosse silberne Medaille eintrug, hat unstreitig im vorigen Jahrzehnt dem Gestüte eine ganz vortreffliche Nachzucht geliefert und wesentlich dazu beigetragen, der dortigen Klepper- zucht auch im Auslände einen guten Namen zu schaffen. Eine rationelle Fütterung, welche den Pferden in Torgel von vornherein zu theil geworden ist, hat ebenfalls viel dazu beigetragen, dass die Fohlen dieses Gestüts sich in der Regel rasch und gut entwickelten und schon im . ersten Lebensjahre zu einer ansehnlichen Höhe und einem recht befriedigenden Lebendgewicht gelangten. — (A. v. Mittendorff's kleinster Klepper wog 305 Kilogr., der grösste 405 Kilogr. bei einer Höhe von 1,48 Meter.) Es würde uns hier zu weit führen, wenn wir über die dortigen Verhältnisse hier nähere
Angaben machen wollten, und verweisen deshalb auf das schon oben genannte Buch des Herrn von Middendorff, welches in mehreren Tabellen Nachweise über Grösse und Lebendgewicht der Torgelschen Gestütpferde liefert. — Dieser Autor sagt von dem dortigen Gestüte noch Fol- gendes, was uns hier der Beachtung werth erscheint: „Torgel ist erst seit Kurzem zu einem steten, gerade auf das Ziel gerichteten Gange
gelangt. Wenn es von nun ab gelingt, jährlich beispielsweise 30 Thiere als tüchtiges Zucht- material in's Land zu schicken, so werden dennoch 30, 40 und mehr Jahre dazu gehören, bis die Pferdezucht auf dem flachen Lande (in Livland) so weit ist, dass sie der centralen Bezugs- quelle entrathen kann. Unterdessen wird aber auch der geleistete Nutzen ein ausserordentlich grosser gewesen sein und der Mehrwerth der 150,000 Pferde, welche Livland angeblich besitzt, sich künftig mit vielen Millionen Rubeln beziffern lassen." — Dem Herrn von Stael-Staelendorf, welcher 20 Jahre lang als Praeses der Zucht-Kom-
mission in Livland vorgestanden und zugleich als Gestüts-Direktor in Torgel unermüdlich thätig gewesen, dürften die Pferdezüchter in den Baltischen Provinzen zu grösstem Danke ver- pflichtet sein, und A. v. Middendorff sagt wohl ganz richtig: „Das Gestüt Torgel ist von An- fang an ganz als sein Werk zu betrachten." — Nach dem, was wir neuerdings über die dortige Pferdezucht erfahren haben, hat die-
selbe jetzt nicht nur auf den grossen Gütern der adeligen Herren, sondern auch auf vielen Bauerhöfen bedeutende Fortschritte gemacht; die Nachfrage nach livländischen Kleppern ist von Jahr zu Jahr grösser geworden; auf den landwirthschaftlichen Ausstellungen in Dorpat Frey tag, Russland's Pferde-Racen. S . >N. II
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und St. Petersburg wird denselben mit Recht die grösste Anerkennung zutheil, und viele aus-
ländische Händler suchen Klepper dieses Schlages zu acquiriren. Der Durchschnittspreis gut gewachsener Thiere stellte sich in den letzten Jahren auf etwa 150 Rubel pro Kopf; einzelne schöne weibliche Exemplare der Torgelschen Nachzucht wurden sogar mit 250 Rubel bezahlt, und für einen vortrefflichen Repräsentanten des Araber-Klepperschlages erzielte man aut einer Auction den hohen Preis von 301 Rubel Silber. — |
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E. Die Racen in West - Russland.
a. Das semgallische Pferd.
Das Gouvernement Kurland und Semgallen, 495,54 georgr. □ Meilen gross, mit
527,288 Bewohnern, ist fast durchgehends eben (den höchsten Punkt bildet der Hügel Kreewe Kales bei dem Schloss Amboten, etwa 200 Meter hoch), an den Küsten zum Theil mit Dünen um- neben, und im Ganzen fruchtbar zu nennen. Ein Dritttheil der Bodenfläche dieses Gouverne- ments ist noch jetzt mit Wald bedeckt. Auch Kurland ist wie die übrigen Baltischen Provin- zen reich an Seen (über 300), Sümpfen nnd Moorbrüchen. Das Klima ist im Ganzen rauh, nebelig, feucht und in hohem Grade unbeständig; der Winter dauert vom November bis März und ist gewöhnlich sehr kalt. Einen mildernden Einfluss übt das Meer auf die Temperatur derjenigen Districte, welche diesem nahe liegen. Die_ Einwohner sind meist Kuren, ein Stamm der Letten, zum Theil auch Russen, Polen
und Deutsche. Der zahlreiche, zum nicht geringen Theile sehr wohlhabende Adel des Landes stammt aus Polen und Deutschland und besitzt heute noch ansehnliche Vorrechte. In Semgallen, dem weit östlich in das Lithauische vorspringenden Zwickel, liegt die
Hauptstadt von ganz Kurland, Mitau, lettisch Jelg-awa, von deutschen Colonisten um ein, 1276 vom Heermeister Konrad von Medem angelegtes Schloss in sandiger, niedriger Gegend an der Aa, gegründet. Die Viehzuht des Landes, welche in älterer Zeit ziemlich vernachlässigt worden ist,
hat neuerdings manche Besserungen erfahren, besonders hat man der Pferdezucht grössere Auf- merksamkeit geschenkt und lür die Aufstellung tüchtiger Hengste grosse Opfer gebracht. Die semgallische Pferde-Race verbreitete sich zu polnischen Zeiten — vielleicht auch
schon früher — über ganz Lithauen. Es wird uns erzählt, dass Gedymin, Kiejstut, Olgierd und seine Söhne ihre Kriege meistens auf Thieren dieser Race unternahmen, auch soll die leichte Reiterei Lithauens, welche in den Fürstenthümern des Hauses Rurik an der Spitze stand, auf semgallischen Pferden kühne Reiterstücke vollführt haben. Die Historiker berichten, dass die Lithauer auf Pferden dieses Schlages die Tatarenschädel zertrümmert hätten und zwar zu einer Zeit, als noch Niemand wagte, den Tataren Widerstand zu leisten. Auf semgallischen Rossen wurde auf dem kulikowschen Felde der Sieg über die Tataren erfochten, und der Zar Alexander züchtete diese Thiere in grossen Heerden. Leo Zaleski, ein Correspondent der Zeitschrift für Pferdezucht in St. Petersburg, schreibt
den Ursprung der semgallischen Race einigen Pferden zu, welche Gedymin von den Tataren am schwarzen Meere mitgebracht, und welche sein Sohn Kiejstut mit grosser Sorgfalt gepflegt und die später der Orden der Schwertritter, welcher Semgallen wiederholt überfiel und plünderte, nach der Insel Oesel verpflanzt haben soll. Der Graf Hutten-Czapski hält diese Ansicht jedoch für ebenso unbegründet wie diejenige, welche die esthländischen Klepper von palästinensischen Proto- plasten ableitet; er glaubt, dass die Ostseegelände, welche heute von verschiedenen Nationen bevölkert sind, nur allein das finnische Pferd besessen haben; wenn man also das semgallische |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Pferd für einen Abkömmling der finnischen Race hielte, so würde man der Wahrheit am
nächsten kommen. In der That unterscheiden sich die besseren Pferde des alten semgallischen Schlages nur wenig von den finnischen Rossen. — Erstere haben — ähnlich wie diese —■ einen kleinen Kopf mit flacher Stirn und etwas starken Ganaschen. Ihre grossen Augen treten stark hervor; ihre Ohren sind kurz, werden fast unaufhöhrlich gespitzt und verleihen hierdurch dem Aeusseren der Pferde einen Anschein von grosser Energie. Der dicke Hals des Semgallen ist hochstehend, • meistens etwas besser aufgesetzt als der der Finnen, und bildet sich bei den Hengsten häufig zum Speckhalse aus. Ihre breite Brust besitzt eine hinlänglich stark ent- wickelte Fleischmässe; der gut abgerundete Leib wird von kurzen, etwas dicken, aber meist trockenen Beinen getragen. Sie sind in der Regel kurz gefesselt und haben einen runden glatten Huf von mittlerer Grösse. Ihr Hintertheil ist kräftig entwickelt, die Kruppe nur wenig abschüssig und der Schweif nicht zu tief angesetzt. Man findet bei den meisten Pferden dieses Schlages ein gutes Temperament; sie
sind ihrem Herrn gehorsam und leisten geduldig die ihnen zugemutheten Anforderungen bei der Arbeit, welche nicht immer mit der Grösse und Stärke derThiere zu harmoniren scheinen. Ihre Widerristhöhe schwankt zwischen 1,35 und 1,45 Meter; nur ausnahmsweise sieht man bei den sem- gallischen Bauern grössere Pferde. Man benutzt sie sowohl zu den verschiedenen Feldarbeiten wie auch zum leichten Fuhrwerk. Sie zeigen bei der Arbeit eine wunderbare Ausdauer, laufen vor dem Wagen oder Schlitten viele Meilen weit, ohne grosse Ansprüche an eine ordnungsmässige Abfütterung zu machen. Auch zum Reitdienst werden sie nicht selten benutzt; sie gehen unter dem Sattel sehr angenehm und entwickeln selbst noch unter schweren Gewichten eine grosse Schnelligkeit. — Fuchshaarige Pferde scheinen in Semgallen besonders beliebt zu sein; man sagt denselben nach, dass sie ausdauernder wären, als Braune, Rappen und Schimmel. Nach Hütten-Czapski ist eine der Ursachen der geringen Grösse dieser Pferde darin
zu suchen, dass man mit den Stuten zu roh und sorglos umgeht. Da man die Walachen leicht zu höheren Preisen als die Stuten verkaufen kann, so hält es der Wirth für ein grosses Unglück, wenn ihm eine Stute geboren wird, und so wird das arme Stutenfohlen auf jede Weise ver- nachlässigt und oft schon im Alter von 20 Monaten vor den Wagen gespannt. Auf diese, Weise ist es erklärlich, dass die zukünftige Mutterstute nicht immer eine befriedigende Nach- zucht liefert und sehr häufig winzige Fohlen zur Welt bringt. In neuerer Zeit haben sich mehrere der dortigen Grossgrundbesitzer angelegentlichst bemüht, die Bauern zu einer grösseren Schonung ihrer Fohlen anzuhalten und ihnen Prämien zu versprechen, wenn sie gut ausge- wachsene Mutterstuten auf die landwirthschaftlichen Ausstellungen führten. An einigen Orten des Gouvernements soll der gute Erfolg einer besseren Haltung bereits bemerkbar sein. Auf den Jahrmärkten zu Mitau erscheint jetzt nicht selten manches brauchbare Wagenpferd, welches von fremdländischen Händlern gern gekauft und oft mit 130 Rubel und darüber bezahlt wird. Die russische Regierung hat schon seit längerer Zeit ihre Aufmerksamkeit auf die
semgallische Race gerichtet, und seit i860 durch jährlich wiederkehrende Ausstellungen und Prämiirungen die Pferdezucht in jener Gegend der Baltischen Provinzen zu heben gesucht. b. Die Pferde in Samogitien.
Samogitien oder Schama'iten nennen die Russen und Polen jene Landschaft in West-
oder Weiss - Russland, welche zwischen Kurland, der Ostsee, Preussen und dem eigentlichen Lithauen belegen, etwas kleiner als die Schweiz, 738,08 geogr. □ Meilen gross ist und nach der letzten Zählung (1870) von 1,131,248 Menschen bewohnt wird. — Im XIV. Jahrhundert unterwarfen sich die Bewohner dieses Landes — ursprünglich
Letten — den Grossfürsten von Lithauen, und von diesen wurde es später an den deutschen 11*
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Orden abgetreten; jedoch schon 1408 musste der Orden Samogitien wieder an Lithauen zurück-
geben, mit welchem vereinigt es dann später zu Polen kam. — Jetzt bildet diese Landschaft das Gouvernement Kowno, und wird hauptsächlich von Imuds oder Samogitiern bewohnt, welche grösstentheils recht tüchtige Ackerbauer und leidlich gute Viehzüchter sind. Man findet dort bei den Bauern eine grössere Wohlhabenheit, auch etwas mehr Bildung, als bei den echten Lithauern; ihre Dörfer sind regelmässiger gebaut; sie leben meistens etwas besser und rein- licher als diese und sind dem Trünke nicht gar zu sehr ergeben. — Das Gouvernement Kowno ist sehr waldreich, fast ein Fünftel des Ganzen besteht aus grossen Wäldern, die erst in neuerer Zeit längs der Flüsse etwas gelichtet sind. Vier Neuntel der dortigen Wälder sind Eigenthum der Krone von Russland; in denselben sollen sich über 100 verschiedene Holzarten befinden, von welchen sich die Linden im Datnowsker Walde durch ihr schönes Wachsthum besonders auszeichnen. *) — Der Flachsbau wird von den Samogitiern sehr umfangreich und überall mit Sorgfalt be-
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Pocius. Falbhaariger Heiigst der Imuds (1,50 Meter hoch.)
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trieben; aber auch der Getreidebau hat in den letzten Jahrzehnten eine Besserung erfahren, die
es dem Lande möglich macht, durchschnittlich im Jahre fünf Sechstheile der ganzen Ernte aus- zuführen. Die Ausfuhr nach Preussen betrug in letzter Zeit nahezu 700,000 Pud Getreide, meist Roggen und Hafer. Der Entwickelung des National Wohlstandes ist hier, wie in andern Landschaften des westlichen Russland, der Umstand hinderlich, dass der Handel und die Gewerb- thätigkeit der ursprünglich polnischen oder auch russischen Bevölkerung bislang kaum zugänglich war, weil beide sich daselbst in den Händen der Juden befinden. Diese machen dort fast alle |
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*) In der kleinen samogitischen Stadt Smorgonyi ist der Hauptsitz der Tanzbären-Abrichtung und wird sie daher
auch wohl scherzhaft die Bärenakademie genannt. — |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Handelsgeschäfte und vermitteln an jedem Orte den Kauf und Verkauf von Vieh. Der Bauer
kann ohne den Beistand des Juden kaum ein Fohlen verhandeln. An den Flussufern des Njemen und der Wilija liefert der Wiesenbau alljährlich ansehn-
liche Mengen Heu, welche in der Winterzeit vorherrschend zur Ernährung der Pferde und Rinder verwendet werden. Sehr schöne Pferdeweiden kommen in der Nähe der Stadt Schmuid- ki (7 V'2 Meilen nordöstlich vonKowno) vor, und es scheint, dass seit ältester Zeit, wahrscheinlich seit der Regierungs-Epoche des lithauischen Fürsten Gedymen, welcher von 1315 —1324 dort regierte, und für die Verbesserung der landwirthschaftlichen Zustände seines Reiches viel gethan haben soll, hier das beste Zuchtgebiet der kleinen Pferde-Race in Samogitien gewesen ist. Man nennt die Thiere jener Gegend „Schmuden" oder „Imuds" und bezeichnet sie als den vorzüglichsten lithauischen Pferdeschlag. — Der Fürst Michael Oginski in Kozilsk lieferte uns eine sehr gute Beschreibung (nebst
beistehenden Abbildungen) dieser Race, welche wir hier im Auszuge folgen lassen. Fig 2.
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Laugminowa. Kastanienbraune Stute der Imuds. (1,42 Meter hoch).
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„Die Schmuden-Pferde haben im Körperbau grosse Aehnlichkeit mit den schwedischen
Ponies, sind aber meistens etwas grösser und stärker als diese. Sie erreichen im Durchschnitt eine Höhe von i Arschin und 14 Werschock oder 1,37 Meter. Bei sehr guter Haltung werden die Schmuden zuweilen 2 Archin und 2 Werschock oder 1,51 Meter hoch. Diese Pferde besitzen einen sehr schönen, breiten und tiefen Brustbau, einen kurzen Hals mit dickem Nacken und sehr starker, langer Mähne. Ihr Kopf ist ziemlich klein, die Stirn breit; ihre Augen sind gross, lebendig und deuten auf ein kluges , munteres Wesen. Ihre kurzen Ohren sind häufig etwas tief angesetzt. Die unteren Gliedmassen sind kurz, trocken und stämmig, auch meistens gut gestellt; ihre Sehnen sind stark und die etwas breiten Hufe von guter Hornsubstanz. Ihr dicker Schweif ist an der gut abgerundeten Kruppe massig hoch angesetzt; die Schwanz-, Mähnen- |
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RUSSLAND S PFERDEE-K.AECN.
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und Deckhaare neigen zur Kräuselung; im Winter wellt sich das Deckhaar in der Regel sehr
stark und verleiht den Thieren einen guten Schutz geg"en die Unbilden ihres heimischen Klimas." Bezüglich der Haarfärbung wird angeführt, dassHell- und Kastanienbraune am meisten
vorkommen, die Mäusefalben aber am höchsten geschätzt und von ausländischen Händlern hauptsächlich gesucht werden. — Der Fürst Oginski lobt das Temperament dieser Pferde; er nennt sie gutwillig und zugleich
auch ausdauernd. Im leichten Wagen oder unter dem Reiter läuft das Schmuden-Ross auf schlechten Wegen in einer Tour 7 — 8 Meilen, ohne dass eine Abfütterung nothwendig erscheint. Auf der landwirthschaftlichen Ausstellung zu Rossieny wurden mehrere Versuche über
die Leistungsfähigkeit dieser Pferde im Gespanne gemacht, wobei sich herausstellte, dass die besseren und stärkeren Exemplare im Stande waren, eine Last von 182 Pud fortzuziehen. Be- rücksichtigen wir hierbei, dass man zu solchen Prüfungsbahnen niemals die besseren Wege, son- dern gewöhnlich einen Platz auf dem freien Felde oder auf dem Gemeinde-Anger auswählt, so dürfen wir diese Leistungen der kleinen Pferde wohl als befriedigend bezeichnen. In der Genügsamkeit scheint dieser Pferdeschlag alle übrigen russischen zu übertreffen;
bei knappem Futter von geringem Nährwerth verrichtet derselbe dem samogitischen Bauer alle Feldarbeiten mit dem Pfluge, vor der Egge und Walze mit einer bewundernswerthen Ausdauer. Die Preise, welche man für diese Ponies bewilligt, sind gering; man kauft dort auf den
Märkten gute, fehlerfreie Thiere dieses Schlages im Alter von 3 bis 4 Jahren für 40 bis 50 Rubel; der Fürst Oginski ist der Meinung, dass die Züchter ihre Schmuden noch billiger verkaufen könnten wenn ihnen nicht fort und fort durch Diebstahl Pferde nach Kurland undPreussen von den Weiden, ja selbst aus dem Stalle entführt würden.*) — In den sechziger Jahren dieses Jahrhunders soll die Züchtung in jener Landschaft ein
wenig zurückgegangen sein; an manchen Orten wurden unzweckmässige Kreuzungen mit russischen Pferden vorgenommen, und in einzelnen Districten war in Folge schlechter Haltung und mangelnder Pflege der alte Landschlag so vollständig degenerirt, dass es schwer hielt, passendes Zuchtmaterial ausfindig zu machen. — Der Erste unter den Grossgrundbesitzern Samogitien's, welcher damals seine Aufmerk-
samkeit auf die Hebung der sehr herabgekommenen Pferde-Zucht der heimathlichen Bezirke lenkte, war der verstorbene Fürst Ireneusz Oginski. Mit grösstem Eifer ging dieser ebenso strebsame wie intelligente Landwirth an die Verbesserung des altberühmten Pferdeschlages, indem er jährlich zur Frühlingszeit tüchtige Hengste der Schmuden -Race, welche durchaus frei von fremdem Blute sein mussten, in die Bauerdorfschaften schickte und sie hier gratis die Stuten der kleinen Leute bedecken liess. — Jener Fürst hielt strenge auf sorgfältige Aus- wahl der Zuchtpferde, wie auch auf eine zweckmässige Ernährung der Nachzucht. Er scheute weder Mühe noch Arbeit, die Lage seiner Bauern zu verbessern, ihre Höfe, d. h. die Felder ertragreicher zu machen, indem er die Leute zu einer ordnungmässigen Bestellung und regel- mässigen Düngung anhielt. Fortwährend empfahl Oginski seinen Bauern, ihren treuen Gehülfen bei der Feldarbeit, den kleinen Schmuden, eine bessere Pflege und Fütterung zukommen zu lassen, da ohne solche die Züchtung nicht wieder emporkommen könne. Der Fürst rief in Gemeinschaft mit anderen samogitischen Grossgrundbesitzern landwirtschaftliche Aus- stellungen, Thierschauen ins Leben, welche jährlich in Retowo abgehalten wurden. Mehrere *) Wir haben nach eigenen Wahrnehmungen auf unserer vorjährigen Reise durch Polen keinen Grund, an der
Richtigkeit der Aussage jenes Fürsten zu zweifeln. Es wurden damals einem befreundeten Gutsbesitzer zur Nachtzeit zwei Pferde aus einem Stalle gestohlen, dessen Thür nicht nur versch'ossen, sondern durch eiserne Stangen von Innen verriegelt war. — |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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dieser Ausstellungen sollen mit 200 (und mehr) schönen Pferdchen der Schmuden-Race beschickt
worden sein. Die Besitzer aller besseren Thiere erhielten ansehnliche Geld-Preise und andere Belohnungen für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht. Manches hübsche Fohlen wurde vom Fürsten angekauft und meistens unverhältnissmässig hoch bezahlt, um auch auf diese Weise die Bauern zur sorgfältigeren Zucht anzuregen. — Oginski's Erfolge Hessen nicht lange auf sich warten; nach einem Jahrzehnt hatte die Züchtung in der Umgegend von Retowo bereits einen so grossen Ruf in ganz West- oder Weiss-Russland erlangt, dass die Pferde der sogenannten Retowo-Race einen sehr gesuchten Handelsartikel bildeten und sich bald über die ganze Landschaft auf dem rechten Ufer des Njemen bis zum Baltischen Meere und an die Grenze von Kurland verbreiteten. Auch J. Moerder lobt in seinem schon mehrfach citirten Werke die Schmuden-Race
und glaubt, dass sie zur Zeit der Kriege Li viand's gegen die Lithauer aus der Kreuzung von livländischen Kleppern und kleinen lithauischen Ponies hervorgegangen sei. Die besten Pferde der fraglichen Race sollen jetzt in den Districten von Kowno, Rossieny, Schawli und Telschi gezüchtet werden. |
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F. Die Pferde in Polen.
Das Königreich Polen oder das General-Gouvernement Warschau, im Stromgebiete
der Weichsel belegen, 2216 geogr. □ Meilen gross, mit 5,705,607 Seelen, bildet vorwiegend ein gut bewässertes Flachland; nur der Süden ist durch Zweige und Ausläufer der Karpathen gebirgig. — Das - Land enthält verschiedene weitausgedehnte Sumpfstrecken, zahlreiche grosse Waldungen und in den Flussthälern vortreffliche Wiesen, aber auch viel (etwa zur Hälfte) mehr oder weniger werthvolles Ackerland. Man rechnet in Polen auf etwa 1000 □ Meilen Waldungen etwas über 600 Q Meilen Ackerland und Wiesen. Der Rest besteht aus Weiden, Unland und Sümpten. — Die Wiesen und Weiden zeigen zum grössten Theil einen schönen Graswuchs und es würden die erstem sicherlich in den meisten Jahren sehr gute Pleuernten liefern, wenn man nur auf die Kultur derselben etwas mehr Sorg'falt verwenden wollte. — Die Qualität des P'utters lässt an manchen Orten viel zu wünschen übrig. — Der Boden des König- reichs darf im- Grossen und Ganzen fruchtbar, in einzelnen Districten sogar recht ergiebig genannt werden; ein beträchtlicher Theil desselben ist als schwerer Weizenboden zu bezeichnen. Auch Polen besitzt in vielen Kreisen Schwarzerde (Tschernosem), welche der russischen im Werthe nicht nachsteht. —Ueberall dort, wo dem Ackerlande eine gute Kultur bereits seit längerer Zeit zutheil geworden ist, werden jetzt im Durchschnitt der Jahre befriedigende, oft sogar reiche Kornernten gemacht. Selbst in Missjahren kann das Land noch viel Getreide ausführen. In neuerer Zeit haben sich durch Einführung von Colonisten (meistens Deutschen), deren Wirhu -haftseinrichtungen und Betriebsweisen vielfältig Nachahmungen gefunden haben, der Acker- und Gartenbau, wie auch die Viehzucht bedeutend gehoben. — In den westlichen Gouvernements wird in den verschiedenen Orten Zuckerrüben-Anbau seit Jahren mit bestem Erfolg betrieben. Die Fabriken liefern in der Regel sehr gute Reinerträge und weisen Vieh- bestände auf, welche im Werthe, den in preussisch Polen vorkommenden Heerden keineswegs nachstehen. — Die Rübencultur hat unstreitig auf die Pferdezucht dieser "Landestheile einen günstigen Einfluss ausgeübt, indem hier die Nachfrage nach schweren, etwas grösseren Arbeits- oder Zugpferden von Jahr zu Jahr grösser geworden ist und viele Landwirthe dazu bestimmt hat, die Züchtung von Rossen schweren Schlages hauptsächlich in's Auge zu fassen. Es werden jetzt in mehreren Ortschaften des Gouvernements Warschau bereits ganz tüchtige und brauch- bare Wagenpferde aufgezogen. — |
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88 RUSSLAND's PFER.DE-RACEN.
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Polen's Klima hat wegen der häufigen Nord- und Oststürme zwar nicht die Milde
unseres norddeutschen Vaterlandes, ist aber durchaus nicht so rauh, wie der grösste Theil von West- und Gross-Russland. In den Gärtnereien der grösseren Gutsbesitzer sahen wir im Herbst vorigen Jahres (1879) die edelsten Obstsorten reifen; selbst Pfirsiche, Aprikosen und Nüsse kommen in den meisten Jahren zur vollen Reife und guten Entwickelung. — Die Polen (d. h. soviel wie Bewohner der Ebene) sind bekanntlich ein von der Natur reich begabtes Volk, gewöhnlich voll starken Nationalgefühls; geschickt und gewandt wie sie bei den meisten Beschäftigungen sich zeigen, könnten dieselben als Ackerbauer und Viehzüchter ohne Frage recht Tüchtiges leisten, wenn sie nur etwas mehr Beständigkeit besässen und ein wenig fleissiger wären. In früheren Jahrhunderten hatten die Polen sowohl als Pferdezüchter, wie als Reitervolk
(Ulanen) einen sehr guten Namen. *) Die polnischen Pferde waren ihrer Gewandtheit, Schnellig- keit und Ausdauer wegen in allen europäischen Armeen bekannt und beliebt; sehr häufig wurden grosse Transporte dieser geschätzten Race über die Grenzen in's Ausland geführt. — Der Graf Marian von Hütten- Czapski sagt in seinem vortrefflichen Werke: „Geschichte
des Pferdes," bezüglich der Bedeutung des polnisches Pferdes in älterer Zeit Folgendes: „Polen hat dem Westen alle seine Dienste zu Pferde geleistet, denn das mit weiten Ebenen und wenig Küste ausgestattete Land stand niemals weder durch sein Fussvolk, noch durch seine P lotte in hohem Rufe. Seine Fusstruppen waren niemals zahlreich, seine Flotte aber, an deren gehörige Ausrüstung wohl zuweilen gedacht wurde, wie davon die pacta conventa mit seinen Wahl- königen Zeugniss ablegen, erfreute sich nur eines einzigen Admirals, des alten Gdanski (ein Danziger), dem Kazimir der Jagiellone auf ewige Zeiten den Titel dieser Würde verlieh. Im Pferde also und auf ihm beruhete die ganze Macht dieses Landes; auch war Polen seit alten Zeiten schon als ein Stammland guter Pferde angesehen."—■ Gabriel Rzacynski, der in seinem Werke: „LIistoria naturalis regni Poloniae" auf die Autorität vieler auswärtiger Schriftsteller sich beruft, sagt: „Das ganze Königreich Polen nährt fast zahllose Scharen guter Pferde, welche an Schnelligkeit und Ansehen kaum den spanischen und türkischen nachstehen, an Stärke und Aus- dauer aber jene bei weitem übertreffen. Obwohl kein Land an Pferden fruchtbarer war, so gab sich doch das polnische Volk der Sorgfalt um dieselben mit solchem Eifer hin, dass nirgendwo, wenngleich mit grossen Kosten aus Italien oder Thracien erworben, grössere Massen von Kampfrossen gesehen werden können als in Polen." — Das Pferd war in Polen mit dem Leben aller Stände so verwebt, so mit ihren Gewohn-
heiten und Sitten verwachsen, so leidenschaftlich von dem Volke geliebt, dass der grosse Kanzel- redner Skarga mit bitterem Zorn ihm zurief: „Den Sohn der Stute habt ihr lieber als den Sohn Gottes." Hütten-Czapski führt hierauf zur Entschuldigung der polnischen Pferdeliebhaberei an:
„ Indessen darf man diese Liebe zum Pferde doch nicht für eine Hippomanie oder blinde Leiden- schaft halten, es war das vielmehr ein Gefühl, jener Freundschaft vergleichbar, von der man sagt: man liebt den Freund wie der Reiter das Pferd, mit ihm, auf ihm herumzuschweifen — aber solche Freundschaft reibt dem Freunde den Nacken wund." „Das Pferd nur lieben, es zur Hatz nicht brauchen,
Heisst gleich der Henne gaken und keine Eier legen." So war dem Menschen sein Pferd der treueste Freund und Gefährte, und sein Verlust
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*) Das Wort „Ülan'; kommt zuerst bei der ehemaligen polnischen Reiterei vor und soll von einem tartarischen
Anführer der Polen namens „Ullan" herstammen. |
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gehörte zu den schmerzlichsten Erlebnissen. Dem Andenken des Pferdes werden Grabdenkmäler
mit wehmüthigen Epitaphien errichtet."" Julius Ruggiere sagt in seinem Bericht vom Jahre 1565: „Die polnischen Pf erde sind sehr
tüchtig, hochgewachsen und schön, im Laufe zwar weniger schnell als die türkischen, aber stärker und schöner; sie sind meistentheils Passgänger und die lithauischen sind viel kleiner und schwächer, so dass man sagen kann, dass 10,000 polnische Reiter soviel bedeuten, wie 20,000 lithauische." Ferner äussert sich derselbe Autor über die Art der polnischen Reiterei etwa folgendermassen: „Die polnische Art, Pferde zuzureiten und sie dann vorzuführen, welche vorzugsweise im Auge hatte, dass das Pferd den Schneckenlauf hin und zurück in möglichst kurzer Zeit machte, sei nichts weiter als ein sich im Kreise drehen und sollte allerlei Kunst- stücke zeigen." — An einer andern Stelle sagt der zuerst gedachte Autor: „Die Kriege, welche Polen un-
aufhörlich führte, übten ihren Einfiuss nicht nur auf den hippischen Stand des Landes, die Ver- mehrung der Zahl der Pferde oder die Verbesserung der Race, sondern sie dienten auch als offenes, weites Feld für Prüfung und Beweis der Tüchtigkeit des polnischen Pferdes. Sie hatten für die Züchtung der Gestüte in jenen Zeiten dieselbe Bedeutung, welche in.der heutigen und auf Frieden bedachten Epoche (?) den Wettrennen allein zugeschrieben wird. Schon damals sagte man: „Das Pferd erzeugt ein Pferd und kein Maulthier" oder auch: „Fortibus generan- tur fortes." — D. Iloweisky giebt in seiner Geschichte des russischen Reiches an, dass zur Zeit des
Zaren Feodor Alexjejewitsch (1676—1682) für die Marställe des Landesherrn die besten Pferde aus Polen herbeigeholt, und andere russische Historiker theilen uns mit, dass im XVII. Jahrhundert viele vortreffliche Reitpferde aus Polen in den Besitz russischer Bojaren übergegangen wären. Im XVIII. Jahrhundert sah man die polnischen Rosse in der österreichi- schen und preussischen Armee sehr gern; sie zeigten sich meistens ausdauernder und genüg- samer als die deutschen Pferde. Jahrzehnte hindurch, besonders während des Aufruhrs in diesem Jahrhundert, hat
Polen's Pferdezucht sehr darnieder gelegen; nur an wenigen Orten konnte dieselbe noch mit Erfolg betrieben werden; die Bauern, wie die Grossgrundbesitzer hatten ihr Zuchtmaterial eingebüsst und zu der Beschaffung eines Ersatzes fehlten fast immer die nöthigen Geldmittel. Die Liebhaberei für Rosse und Reiten — besonders für ein gewandtes Tummeln der
Thiere — hat sich bei den Polen bis auf den heutigen Tag erhalten. Man sieht dort viele ge- schickte Reiter, welche ihre Pferde sicher zu führen verstehen. In der russischen Armee sind die Polen als Cavalleristen überall gern gesehen; sie zeigen sich nicht nur im Sattel tüchtig, sondern verpflegen auch ihre Pferde nach vollbrachter Arbeit auf das Sorgfältigste. — Noch kürzlich wurde uns von einem russischen Reiter-Öfficier mitgetheilt, dass die Polen im letzten Türkenkriege willig das letzte Stückchen Brod mit ihren Pferden getheilt hätten, d. h. in dem Falle, dass die Fourage-Wagen mit dem Futter nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen wären. Aehnliche Beweise von sorgsamer Verpflegung und grosser Zuneigung zu den
Pferden von Seiten der Kutscher und Reitknechte haben wir in Polen mehrfach erhalten. — Während der Arbeitszeit verlangt man dort meistens viel, sehr viel vom Pferde; sobald jene aber beendigt und dieses wieder in den Stall geführt ist, sorgt der polnische Herr wie sein Knecht in bester Weise für das Thier. —- Das schönste Futter, das beste Heu wird für die Pferde herangefahren, wohingegen die übrigen Hausthiere sich oftmals mit dem Heu schlechterer Qualität begnügen müssen. — Wir sind — nach unseren im Herbst 1879 dort gemachten Wahrnehmungen — der
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Frey tag, Russland's Pferde -Racen
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festen Meinung, dass in Polen sehr bald wieder ein durchaus tüchtiger Landschlag, welcher
nicht allein den Bedürfnissen der Kleinbauern, sondern auch den Grosswirthen genügt, aus- gebildet und aufgezogen werden könnte, wenn man nur von dem sehr verwerflichen Verfahren, die Fohlen schon im jugendlichen Alter (oft schon zweijährig) zur vollen, schweren Arbeit zu verwenden, abstehen und bei der Auswahl der Zuchtstuten etwas sorgfältiger zu Werke gehen wollte. — Die Leute muthen dort den kleinen, zierlichen Fohlen sehr oft Leistungen zu, die man im westlichen Europa kaum von einem ausgewachsenen Pferde schweren Schlages ver- langen würde. — Man kann sich gar nicht darüber wundern, dass bei dieser, in Polen seit vielen Jahren üblichen Praxis der altberühmte Landschlag immer mehr und mehr entartet ist und die jetzt dort vorkommenden Rosse immer werthloser gsworden und nicht mehr entfernt das zu leisten im Stande sind, was das altpolnische Bauerpferd sowohl im eigenen Lande, wie in der Fremde geleistet haben soll. Das polnische Bauerpferd, wie es heute noch in den meisten Gouvernements unver-
edelt und unverbessert vorkommt, soll aus der Kreuzung von russischen Steppenrossen mit uralisch-tatarischen Bergpferden hervorgegangen sein. — Bestimmte, zuverlässige Nachweise über die Entstehung der fraglichen Race fehlen uns leider gänzlich. Der Graf Czapski sagt darüber in der Encyclopädie*) der Landwirthschaft etwa Folgendes: „Die polnische Race entstand aus der Kreuzung der alten Vandalen- und Dacier-
Pferde mit Rossen der edlen arabischen, türkischen und tatarischen Race. Heute ist diese Race nicht mehr zahlreich vorhanden, aber noch am Ende des vorigen Jahrhunderts war die- selbe in ganz Europa für den Dienst der leichten Cavallerie sehr gesucht." Derselbe Autor spricht sich in seiner Geschichte des Pferdes über die Herkunft des
polnischen Pferdes folgendermassen aus: „Zu wiederholten Malen habe ich erwähnt, dass die Länder, aus welchen Polen vorzugsweise und am liebsten seine Beschäler holte, die östlichen waren. Arabien, die Türkei und die Steppen der tatarischen Horden waren in dieser Beziehung am höchsten geschätzt. Es gab in Polen kein Gestüt, in welchem sich nicht Abkömmlinge des Orients befunden hätten, und es fehlt nicht an Sprüchwörtern, in Versen und Prosa, welche dafür Zeugniss ablegen; indessen verachtete man auch Pferde aus anderen Gegenden nicht. Italienische Pferde, spanische Genets und englische Renner wurden nicht selten ebenso geschätzt, wie Bedaws, Argamaks und Bachmats." Jetzt sieht man den polnischen Bauerpferden nur vereinzelt die Verwandtschaft mit
diesen edlen orientalischen Racen an; die meisten Pferde, welche wir dort in den Bauerdörfern und kleinen Landstädtchen gesehen haben, waren kleine, unansehnliche, racelose Geschöpfe, die mehr oder weniger grosse Aehnlichkeit mit dem Bauerklepper im nördlichen und westlichen Russland zeigten und wie diese als „echte Waldpferde" bezeichnet werden könnten. — Die veredelten Pferde Polen's, welche man jetzt bei den Grossgrundbesitzern und
Züchtern zu sehen bekommt, sind Bastarde aus mehrfachen Kreuzungen mit orientalischem, englischem und preussischem Blut. Nur in einigen Privatgestüten werden Orientalen, Engländer oder Preussen rein gezüchtet; in den allermeisten Stutereien wird aber heute noch tapfer darauf los gekreuzt und zwar nicht überall zum Vortheil der Besitzer wie der Landespferdezucht. — Wir wollen hier zuerst das gemeine Bauerpferd Polen's betrachten. Dessen Grösse
schwankt zwischen 1,40 und 1,50 Meter und nur in einigen Kreisen der westlichen Gouverne- ments und in der Umgegend von Warschau sieht man in den Bauerwirthschaften etwas grössere |
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*) Encyklopedia Rolnictwa i Wiadomosci zwiazek z niem majacych pod Redakcya J. T. Lubomirskiego,
E. Stewiskiego i S. Przystanskiego (Warszawa 1875K |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Pferde. — Der Kopf des Ersteren ist im Verhältniss zur Körpergrösse eher gross als
klein zu nennen; dessen Nasenlinie ist in der Regel gerade und nur ausnahmsweise begegnet man Pferden mit einem sogenannten Hechtkopfe. Meistens haben diese Pferde ein hübsches, feuriges Auge, welches auf ein gutes, lebendiges Temperament schliessen lässt. Ihre Ohren sind mittellang und nicht zu tief angesetzt. Der lange, oft verkehrte, selten regelmässig gebildete Hals ist fast ausnahmslos schlecht an- und aufgesetzt, wie auch der Kopfansatz bei den meisten Bauerpferden unschön genannt werden muss. Bei fast allen Pferden kleineren Schlages ist der Hals am Widerriste zu stark und
bei den grösseren Thieren gemeinen Schlages in der Regel zu schmal und zu dünn. Das Mähnenhaar ist grob, dick und wird oft sehr lang und hängt dann gewöhnlich verworren am Kopfe und Halse nieder. Die Neigung zur Bildung des sogenannten Weichselzopfes ist bei den Bauerpferden in Polen sehr hänfig wahrzunehmen. Durch sorgfältigere Pflege der Pferde überhaupt und Reinhaltung der Mähnenhaare dürfte dieser hässliche Fehler wahrscheinlich zu beseitigen sein. Wir haben viele dieser Pferde etwas langleibig gefunden; ihr Rumpf war in Verhältniss
zur Höhe der Gliedmassen eher zu lang, als zu kurz; auch waren dieselben meistens flachrippig, ihre Flanken oft hohl und sozusagen aufgeschürzt. Die Brust der Thiere könnte etwas breiter und tiefer sein. Häufig ist der Widerrist nur massig hoch, der Rücken leidlich gerade, aber nicht selten als „scharf" zu bezeichnen. — Sehr viele Individuen dieses Schlages besitzen einen starken Rücken, der das Tragen ansehnlicher Lasten oder schwerer Reiter ohne Nachtheil zu- lässt. Bei manchen Pferden fanden wir eine hübsche, ziemlich gerade Kruppe mit massig hohem Schweifansatz, aber auch wieder bei anderen ein hohes Kreuz, welches nach hinten stark abfiel und mit Recht „abgeschliffen" genannt werden konnte. — Ihr Schweif ist gewöhn- lich dick und oft sehr lang. — Die Schultern sind in der Regel platt, die Schenkel häufig et- was zu schwach und die Hüften hervortretend. Ihre unteren Gliedmassen sind leidlich stark und gewöhnlich viel kräftiger als bei den stammverwandten Bauerpferden in Galizien und der Bukowina (Huzzulen); meistens sind ihre Beine gut gestellt; nur vereinzelt fanden wir bei den polnischen Bauerpferden am Hintertheile eine zu enge, kuhhessige Gliederstellung. Die Winke- lung der einzelnen. Knochen am Hinterschenkel lässt wenig zu wünschen übrig, ebenso sind auch die Fesselgelenke vorn und hinten meistens von mittlerer Länge, normal gestellt, so dass eine mitten durch dieselben gezogene senkrechte Linie hinter und an den Ballen auf den Boden trifft. Gewöhnlich haben diese Pferde derbe, feste Sehnen und gute, mittelgrosse Hufe von hübscher Form. — Die ziemlich dicke Haut der Thiere ist immer dicht behaart. Ihr Deckhaar wird im Winter sehr lang und oft zottig. Dunkelgefärbte Pferde sieht man in Polen am häufigsten, doch kommen daselbst auch viele Hellbraune, Füchse und Schimmel vor. Die von einzelnen Rei- senden aufgestellte Behauptung, dass man dort auffallend viele Schecken zu sehen bekäme, können wir nach unseren Wahrnehmungen auf das Bestimmteste widerlegen. Nur vereinzelt trifft man dort bei den Pferden bizarre Haarfärbungen, so z. B. findet sich bei einigen Landwirthen im Gou- vernement Siedlec am Bug eine Liebhaberei für die Züchtung von Porzellan- oder Tiger-Schecken. Man theilte uns mit, dass die so gefärbten oder gezeichneten Pferdchen — es waren meist kleine Thiere von zierlichem Bau — immer guten Absatz nach dem Auslande fänden und in der Regel theurer bezahlt würden, als die einfarbigen Braunen oder Rappen. — Die Bauern einiger polnischen Districte zeigen überdies grosse Vorliebe für die schwarzhaarigen Rosse und behaupten, dass diese besonders widerstandsfähig gegen die Unbilden des Wetters und ausdauernder bei der Arbeit wären. Die körperliche Entwickelung fast aller Pferde gemeinen Schlages geht etwas langsam
von statten; unzureichende Ernährung der Fohlen mag häufig schuld daran sein. Die Thiere |
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gl RUSSLAND S PFERDE - RACES.
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sind gewöhnlich erst im sechsten Lebensjahre vollkommen ausgewachsen. Bei den edleren
Halbblut - Pferden Polen's geht die Entwickelung ungleich rascher von statten, wenn auch nicht ganz so schnell, wie bei den edlen Racen im westlichen Europa. Ueber das Temperament der Bauerplerde lauten die Angaben verschieden; von Vielen
wird behauptet, dass dieselben in der Regel bei zweckmässiger Ernährung lebendig, fleissig und ausdauernd, dabei aber immer tückisch, kopfscheu und boshaft wären; auch zum Beissen und Schlagen stets grosse Neigung zeigten. Wir haben gefunden, dass in Polen neben vielen eifrigen, neissigeri und lebendigen Thieren auch manches träge und schlaffe Individuum vorkommt, welches fort und fort mit Peitschenhieben zur Arbeit angetrieben werden muss. Der Vorwurf, dass die gemeinen Bauerpferde fast immer bösartig wären, erscheint uns nicht gerechtfertigt. wir haben im Gegentheil dort bemerkt, dass die meisten Pferde sowohl die Peitschenhiebe wie alle übrigen — nicht immer verdienten — Strafen, welche ihnen von Seiten ihrer Wärter und Treiber in reichlichem Masse zu Theil wurden, geduldig hinnahmen, auch sind wir der Mei- nung, dass in Polen, wie an anderen Orten, die Bösartigkeit der Pferde sehr oft schon im Fohlenalter durch unzweckmässige, schlechte Behandlung und Neckereien ausgebildet wird, dass aber auch anderseits durch ordentliche Behandlung und rechtzeitige Bestrafung der Fohlen und Pferde dergleichen Unarten bald -zu beseitigen sind. — Die Polen rühmen sehr gern die grosse Unerschrockenheit ihrer Rosse und erzählen
uns hierauf bezügliche Geschichten, die man jedoch sehr oft als Fabeln hinnehmen muss. Nach Allem, was uns von glaubwürdigen Schriftstellern über die Unerschrockenheit der polnischen Pferde alten Schlages berichtet wird, können wir nicht bezweifeln, dass es unter ihnen viele sehr energische, muthige Thiere gegeben hat, die — von tüchtigen, gewandten Reitern geführt — kein Hinderniss scheuten, in der Schlacht niemals Furcht vor dem Knalle der Ge- schosse zeigten, sich immer brav dem Feuer der Carre's entgegenwarfen und zum Atta- quiren der feindlichen Heerschaaren stets die grösste Neigung an den Tag legten. —■ Nach un- serer Ansicht legen diese, der polnischen Reiterei nachgerühmten Leistungen weit mehr für die Kühnheit und den Muth der alten polnischen Cavalleristen Zeugniss ab, als dass sie für die Un- erschrockenheit der Pferde jenes Landes sprächen; auch glauben wir, dass die allermeisten Rosse jedweder Race — vielleicht mit Ausnahme sehr nervöser Thiere — Aehnliches leisten, sobald nur ihre Reiter die Führung und Zügelung verstehen und von den Sporen stets den richtigen Gebrauch zu machen wissen. Die polnischen Bauerpferde kleineren, leichteren Schlages, Thiere von 1,35 —1,40 Meter
Höhe, wie solche uns heute dort noch an vielen Orten begegnen, können nimmermehr als brauchbare Cavallerie - Dienstpferde bezeichnet werden; dieselben sind wohl für die Feldarbeiten und den leichteren Zug verwendbar, werden aber keineswegs den Ansprüchen genügen, welche man im westlichen Europa an ein Arbeits- und Wagen- oder gar an ein Reitpferd stellt. Sobald man in Polen grössere Lasten fortzuschaffen hat, wird ein Vier- oder Fünfgespann er- forderlich ; selbst vor dem Pfluge sieht man häufig drei und vier Pferde ziehen; doch nur selten konnte uns die Tiefe der Ackerfurchen genügen, wie auch die Eggen-Arbeit auf den bäuer- lichen Feldmarken viel zu wünschen übrig liess. Die Futteransprüche dieser kleinen Pferdchen sind sehr beseheidene und ungleich ge-
ringer als bei den Halbblutpferden grösseren Schlages. Auf diesen Umstand legt aber der arme polnische Bauer ein grosses Gewicht; denn die Haltung seiner Pferde darf täglich nicht mehr als einige Kopeken kosten. In einigen Districten der westlichen Gouvernements werden von den Bauern Pferde
grösseren und stärkeren Schlages, welche für den Cavallerie- und Artillerie-Dienst tauglich sind, aufgezogen. Die Züchtung der Remonten überlässt man dort aber vorwiegend den grösseren |
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Druckv. E.A.Funke,Leipzig.
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Artöt.
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Polnische ZiichtsLute in Snopkow.
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG. gj
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Gutsbesitzern und Pächtern. Diese Herren verwenden meistens nur die besseren, kräftigeren
Stuten des alten Landschlages zur Zucht, und paaren dieselben entweder mit orientalischen oder mit ostpreussischen und englischen Hengsten. Wenn auch nicht immer die erste Nachzucht aus diesen Kreuzungen befriedigend aus-
fällt, so genügt doch sehr oft schon die zweite und dritte Generation. Wir haben unter diesen Kreuzungsproducten dort manches gute, brauchbare Thier bemerkt, welches unter einem geschickten Reiter oder auch vor dem leichten Jagdwagen (im Juckergespann) ganz Beachtens- werthes leistete ; wir liefern hier beistehend die Abbildung eines solchen polnischen Halbblut- pferdes, welches von dem Herrn Bobrowski zu Snopköw im Gouvernement Lublin gezogen worden ist. Das Pferd besitzt gute Formen, normale Gliedmassen und zeigte im Wagen, wie unter dem Reiter sehr tüchtige Leistungen. Diese braune Stute „Artöt," aus der polnisch-ara- bischen Halbblutstute „Urocza" und dem englischen Vollbluthengste „Atylla," kann als eine werth- volle Repräsentantin der modernen polnischen Halbblutzucht gelten; sie fand auf mehreren Ausstellungen grösste Beachtung und wird voraussichtlich auf der diesjährigen Thierschau zu Warschau ihrem Besitzer und Züchter den Staatspreis einbringen. Mehrere jüngere Pferde und Fohlen desselben Züchters, welche wir auf der hübsch eingerichteten Stuterei zu Snopköw gesehen haben, versprechen Aehnliches zu leisten wie die Stute „ Artot" und sollen sich im Verlauf der letzten 10 Monate sehr gut entwickelt haben. Man trifft unter den polnischen Halbblut-Pferden manche Thiere mit guten Glied-
massen und kräftigem Rücken, welche befähigt sind, ziemlich schwere Reiter ohne Nachtheil zu tragen; auch zeigen sich dieselben meistens sehr ausdauernd, können grosse Touren — Distanz-Ritte — vortrefflich aushalten und sind in der Regel tüchtige Fresser. Selbst bei schlechterem Futter, z. B. bei saurem oder schlecht geborgenem Heu, einigen Kilogramm Hafer und etwas Häcksel bleiben sie leistungsfähig und behalten ihre hübsch abgerundeten Formen bei. Auch den Durst können diese Pferde nach unseren Wahrnehmungen länger und besser aushalten, als manches unserer westeuropäischen Rosse. Man versteht es dort aber auch sehr gut, die Rosse „genügsam" zu erziehen. Diese eben genannten lobenswerthen Eigenschaften der dortigen Halbblut - Thiere machen
sie als Campagne-Pferde recht brauchbar und es erklärt sich deshalb auch die neuerdings in Russland wie in Preussen sehr bemerkbar gewordene grössere Nachfrage nach solchen polnischen Pferden. Man zahlt für dieselben jetzt ganz ansehnliche Preise', in Russland fast ebenso viel wie in Preussen und Oesterreich für ähnlich gezogene Producte der hei- mischen Racen. Die polnischen Züchter sprachen sich 1879 sehr befriedigend über die Erfolge ihrer
modernen Pferdezüchtung, sowie über die beim Verkauf der Thiere erzielten Preise aus. Man hofft dort mit Zuversicht, dass Polen's Pferdezucht sehr bald wieder den guten Ruf früherer Zeiten zurückerwerben wird. Durch die Aufstellung geeigneter Beschäler auf dem Staatsgestüte zu Janow, wie auf
den Privatgestüten vieler opferwilliger Herren des alten Landadels wird jedoch — nach unserer unmassgeblichen Ansicht -— Polen's Pferdezucht allein nicht zu heben sein; es müssen in jenem Lande nicht nur von den Grossgrundbesitzern, sondern auch von den kleineren Wirthen, Pächtern und Bauern mehr brauchbare, gut gewachsene Stuten grösseren Schlages bei der Züchtung zur Verwendung kommen. Wir haben uns bei dem Aufenthalte in Janow mehrfach davon überzeugt, dass die
Mehrzahl aller, den dortigen Hengsten zugeführten Stutpferde, kleine, unansehnliche Geschöpfe aus den Bauerdörfern waren, die zur Zucht gar nicht benutzt werden sollten. Jeder Züchter weiss heute sehr wohl — oder sollte es wenigstens wissen —, dass .selbst der beste Hengst |
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94 kussland's pferde-racen.
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nur in dem Falle eine gute Nachzucht zeugen kann, wenn die ihm zur Begattung vorgeführten
Stuten fehlerfreie und gut gewachsene Individuen sind. Wir halten den in Polen von den Züchtern oft gehörten Vorwurf, dass die Kaiserliche
Gestüts-Verwaltung in Janow oder die Ober-Verwaltung des Gestütswesens in St. Petersburg in der Neuzeit nicht mehr für die Aufstellung passender, für die dortigen Verhältnisse geeigneter Hengste genügend sorgte, mindestens für unbegründet; wir haben daselbst ein ganz gutes Material, manchen hübsch gewachsenen, brauchbaren Beschäler gefunden — zum Theil Halb- blut-Englisch, vorwiegend aber Halbblut-Arabisch —, und sind der Meinung, dass mit einem solchen Hengst-Material sehr wohl die Verbesserung des dortigen Pferdeschlages zu erreichen wäre, wenn nur — nochmals sei es gesagt — die zugeführten Zuchtstuten mit grösserer Sorg- falt ausgewählt würden. — Die allbekannte Züchter-Regel, welche lautet: „Nicht all' und jede Stute ist zur Mutterstute tauglich, sondern nur allein das fehlerfreie, gut gewachsene Indivi- duum," sollte auch von Polen's Pferdezüchtern beherzigt und befolgt werden; bevor dies nicht geschieht, ist eine Besserung der dortigen hippologischen Verhältnisse nicht zu erwarten. Ebenso wird man auch an manchen Orten auf die Ernährung und Haltung der Mutter-
stuten und Fohlen etwas grössere Sorgfalt verwenden können. Es genügt den jungen Thieren im Sommer der Weidegang auf den oft nur sehr mittelmässigen Grasplätzen ebenso wenig, wie das Winterfutter in dumpfigen Ställen, welches in der Regel aus etwas Heu und eingestäubten Scheunen-Abfällen besteht. — Sogenannte Hungerfütterungen der Fohlen, wie sie dort nicht selten im Winter vorkommen sollen, können selbstverständlich einen heruntergekommenen Land- schlag nicht wieder emporbringen. Der Haferkasten darf sozusagen im Fohlenstalle niemals leer werden; nur dann wird die körperliche Entwickelung der jungen Pferde rasch und gut von statten gehen, wenn denselben neben freier Bewegung auf guten Weideplätzen oder im ge- räumigen, luftigen Stalle auch die Gelegenheit geboten wird, sich mit gesundem Hafer hin- reichend zu ernähren. Wir lassen hier endlich noch einige Mittheilungen über die Einrichtung und den Pferde-
Bestand des kaiserlichen Hauptgestüts zu Janow folgen und schliessen diese Beschreibung der Pferdezüchtung in Polen mit Aufzählung derjenigen Pferdezüchter des Landes, welche sich in der Neuzeit durch ihre Privat-Gestüte, Aufstellung edler Beschäler, wie brauchbarer Mutterstuten unleugbar grosse Verdienste um die Hebung der polnischenPferdezucht erworben haben. Janow liegt im Gouvernement Siedlec, im Kreise Konstantinow und 19 Werst von der
Stadt Biela (Eisenbahnstation) entfernt. — Dieses Gestüt wurde im Jahre 1817 vom Kaiser Alexander I. gegründet, mit 55 Hengsten und 100 Stuten besetzt, welche sämmtlich aus den damals aufgehobenen Privat-Gestüten der Herren von Potchinsky, Gavrilow, Khorochew und Skopine stammten. Der Bestand wurde bald darauf completirt durch mehrere in England ge- kaufte Vollblut - Hengste. 1867 wurde das Gestüt unter die Oberaufsicht der grossen Gestüts- Verwaltung in St. Petersburg gestellt, und gleichzeitig die Bestimmung getroffen, dass jährlich im Frühjahr 40 Hengste auf die Beschäler-Depots des Königreichs Polen kommen und sie da- selbst die ihnen zugeführten Stuten der Privat-Personen gratis bedecken sollten. — Nachdem die englischen Hengste alt und zur Zucht untauglich geworden waren, trat man in Janow die Bestimmung, dass nur allein die daselbst geborenen und erzogenen Halbblut-Hengste (80) für die Depots benutzt wurden und fünf arabische und englische Vollblut-Hengste als Hauptbe- schäler in Janow dienten. Die Zahl der Zuchtstuten wurde später bis auf 80 Stück gebracht. — Im Jahre 1879 fanden wir in Janow einen Bestand von 90 Hengsten vor; 7 derselben waren reinblütige Orientalen, 48 Halbblutpferde des Reitschlages, 23 Halbblut - Pferde des Wagen- schlages, 8 starke Halbbluthengste des Arbeitsschlages und endlich waren noch 4 Orlow-Traber- Hengste im Gestüte vorhanden. |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und Gestüte im Königreich Polen. |
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Zuchtpferde
Hengste. Stuten. |
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Gebrauch.
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Namen der Züchter und Gestüts-Orte.
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Gouvernement.
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1. Krasinski, Ludvig Grf.
2. Mysyrpsicz, Wladislaus
3. Kronenberg, Leopold
4. Potocki, Maurikip Grf.
1. Bobrovsky. Anton
2. Zamojsky, Thomas .
3. Grabovsky, Ludvig .
4. Lubienski Grf. . .
5. Pollettylo, Leopold Grf
6. Tschesiecki ....
7. Matecki.....
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Warschau:
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Urdinov
Los Schimanov
Jablonna Snopkow
Mihalev
Syrniki
Zulin
Wo j staurice
Siedliszere
Chitin
Sieciechow
Kozenic
Rogov
Lonev ,
Rakoszn
Siedliska Kurozwenki Kruschyn
Kedremb Matawies Osmolicy
Jarchen
Podzamcze
Holgudischki N.
Kudule
Dydwina
Krasne
Czarne Velga Sornuwko |
Reit- u. Wagenpferde.
Reitpferde. „ Engl. - Arab.
Reit-----Engl.-Pferde.
Reit-jWagenpf. - ^2 Engl.
i) )j )> Reit-, "Wagen-, Arbeitspf.
j> >j >>
j? j) jj
„ (Engl.-Arab.)
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29
24 17 11 60
32 14 32 15 36 28 32
24 17 20 21
20 15 12
18
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4
4 3 3 4
4 3 3 4 1 3
3
4 3 3 3
3
2
2
1 2 3
1 3
10 4
4 4
2 2 |
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Lublin:
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Radom:
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1. Horodinski, Stanislaus
2. Den, Wladimir . .
3. Lewicki, Stanislaus .
4. Moszynski, Georgius
1. Suchecki, Ignatius
2. Zbijewski, Michail
3. Popiel, Martin . . .
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Kielec:
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1. Lubommirki, Eugenij
2. Rogawski, Anton . .
3. Mikutowski, Heinrich
1. Krasinski, Ludvig
2. Podowski, Leon .
3. Zamojski, Stanislaus
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Piotrkow:
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16
18 10 80
13
50
18
24
13
9
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Wagenpferde.
„ und Reitpf.
j»
Vollblut- u. 1/2 Blutpf.
Vä Bl.-, Engl.-, Arabpf. Reit-, Wagen-u. Arbeitspf. Reit-, Arab. u. Engl.
,, u. Wagen-Pferde. |
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Siedlec:
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1. de Keidel, Franz .
2. Offenberg, Peter .
3. Gejschtor, Zenon.
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Suwalki:
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1. Krasinski, Ludwig Grf.
2. Plionskovski, Ignatius .
3. Mionczynski, Witold Grf.
4. De-la Srange ....
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Plock:
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q6 russland's pfekde-racen.
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II. Steppen - Pferde - Racen.
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A. Die Pferde der Donischen Steppen.
Die Provinz des Donischen Heeres, von einigen das Land der Donischen Kosaken") ge-
nannt, umfasst 2913 □ Meilen mit 1,010,135 Einwohnern, einschliesslich der heute noch nomadi- sirenden 21,000 Kalmücken, welche letzteren in 3 Uluss zerfallen und in etwa 500 Filzhütten (Jurten) ihre Lager aufschlagen. Das Land wird von der unteren Hälfte des Don und Donez, von der Medwjediza, dem
Choper, Tschur, der Kalitwa und dem Ssal durchflössen. Zwischen dem letztgenannten Flusse und dem See Manytsch findet sich eine sehr schöne Weidelandschaft mit vielen Privatgestüten reicher Fürsten und (sogenannter) herrschaftlicher Bauern. Ein Viertheil der ganzen Provinz besteht aus fruchtbarem Ackerland, welches besonders
in den Flussthälern reiche Getreide-Ernten liefert. Drei Fünftel des Landes setzen sich aus Wiesengründen vorzüglichster Qualität zusammen, und diese gewähren ihren Besitzern in den meisten Jahren schöne Futter- und Heu-Erträge, welche eine zweckmässige Ernährung der zahl- reich gehaltenen Haus- und Heerdenthiere möglich machen. Etwa 2,65 % des Grund und Bodens werden als beständige Weide für Pferde, Rinder und Schafe benutzt; 2,2% sind Wald und zum grössten Theile recht gut bestanden; etwa ein Zehntel gilt als unbenutzbar, ist moorig, sumpfig und liefert nur schlechte, ungesunde Weiden. Trotz der strengen Winter und der häufigen Stürme nennen die Russen und Kosaken
das Klima jener Landschaft milde und angenehm. Man behauptet, dass der von Peter dem Grossen am Donez eingeführte Weinbau vorzüglich schöne Reben liefere, aus welchen alljährlich mehr denn 14,000 Eimer Wein gepresst würden. — In sehr strengen Wintern ist der Don, wie die übrigen Flüsse des Landes, vom November bis Mitte März mit Eis bedeckt; doch rechnet man im Allgemeinen für die Dauer des Winters nur die Monate, in welchen die Tempera- tur unter 250 Reaumur herabsinkt. |
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*) Zur Zeit Wassily Tjömnüi's erwähnen die Chroniken zum ersten Mal der Kosaken (Kasaki), und namentlich
der rjäsän'schen, gegen 1444). So wurden leichtbewaffnete Krieger genannt, welche in den südlichen ukrainschen Städten dienten, als Grenzwachen gebraucht wurden und als solche die Bewegungen der Tataren in den Steppen beobachten mussten. Dies waren „städtische Kosaken." Ihren Namen entlehnten sie von den Tataren. In der Horde wurden auch die niederen Krieger ,,Kosaken" genannt; die Krieger aus dem adligen Stande hiessen „Ulanen", und die aus dem höch- sten Stande „Mursen". (Im Russischen wird jetzt „Kasak" statt des früher üblichen „Kosak" gebraucht, und so müsste es auch im Deutschen geschehen). Neben den städtischen Kosaken bildete sich in den Steppen eine andere Art Ko- saken aus Russen, welche ein freies, ungebundenes Leben führen wollten und ein weites Feld für ihre Thatkraft und Gewandtheit suchten. Das rasche, gewandte Pferd war ihnen das liebste Hausthier, ohne dasselbe erschien ihre Existenz unmöglich. In die Steppe flüchteten vorzugsweise Solche, denen das Leben in der Heimath unerträglich schien z. B. viele Leibeigene. Nach und nach bildeten sich unabhängige Gemeinden, welche ihre Angelegenheiten in der „Wjetsche" (Versammlung) oder in einem Kreise (Krug) entschieden und sich selbst ihre Anführer (Atamanüi) wählten. Die freien Kosaken der Steppe Hessen sich gewöhnlich an fischreichen Flüssen nieder. Sehr oft hatten sie verzweifelte Kämpfe gegen die benachbarten Nomadenvölker zu bestehen, aber bisweilen verbanden sie sich mit ihnen zu Einfällen in's mos- kauische und polnische Gebiet und Hessen überhaupt keine Gelegenheit vorüber, Karawanen, die aus Russland kamen, oder nach Russland gingen, zu plündern. Je mehr die mongolischen Horden an Stärke abnahmen und sich von den russischen Grenzen entfernten, desto mehr nahmen die Kosaken an Stärke und Zahl zu. Im XVI. Jahrhundert hatten sie schon alle südlichen Steppen der Ukraine inne und zerfielen in zwei Hauptzweige: in die des Don und die des Dnjepr oder kleinrussische Kosaken). Die Ersten bildeten sich vorzugsweise aus Flüchtlingen aus dem östlichen oder moskowitischen und die Anderen aus Flüchtlingen aus dem südwestlichen oder Hthauischen Russland. |
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Donisches Kosakenpferd.
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Die Bewohner der Provinz des Donischen Heeres betreiben die Züchtung ihrer Haus-
thiere mit besonderer Vorliebe. Es wird nicht nur das Pferd als Reit- und Zugthier hochgeschätzt, sondern es werden auch verschiedene Rinder- und Schaf-Racen in sehr grosser Zahl gehalten. Diese, wie jene, bilden die Haupteinnahme-Quellen des Landes. Die ganze Provinz zerfallt in sieben Bezirke, von denen einer nach der Hauptstadt
Nowo-Tscherkask. die übrigen nach ihren Flüssen benannt werden; nämlich erster und zweiter Donischer, Ust-Medwjediza'scher, Chöper'scher, Donez'scher und Miusz'scher Bezirk. — In den beiden Donischen Bezirken wird vorwiegend Viehzüchtung betrieben, wohingegen die Bezirke Choper und Ust-Medwjediza als die eigentliche Ackerbau-Region des Landes gelten. Hier ist auch an manchen Orten ein weit — oft bis in's Feld — ausgedehnter und sorgfältig betrie- bener Obst- und Gartenbau zu finden. — Wohlschmeckendes Gemüse, saftige Früchte, unter anderen schöne grosse Melonen und Arbusen trifft man auf allen Marktplätzen. Nach Theodor von Lengenfeldt's Berichten sind die südlichen Gouvernements, ganz
besonders die Landschaften der donischen Kosaken und Kalmücken am viehreichsten. Man rechnet hier auf 100 Einwohner 111,8 Stück Rinder und eine doppelt grosse Zahl von Schafen der fettschwänzigen und fettsteissigen Racen. — Unbedeutend dagegen bleibt noch immer die Züch- tung der fast gänzlich unveredelten Landschweine. Die letzte Viehzählung (1878) im Lande der donischen Kosaken ergab einen Pferde-Be-
stand von 393,100 Stück. Die meisten dieser Kosaken-Pferde alten Schlages gehören wie die der nomadisirenden
Kalmücken einer primitiven Race an. — In jener Steppenzone entwickelte sich das donische Pferd, wahrscheinlich die Nachkommenschaft der transkubanischen Bachmats und der tatarisch- nogaischen Rosse, in Consequenz dessen, dass die Kosaken, weniger sorgsam als die Tataren, der Natur freien Spielraum Hessen, in ganz eigenthümlicher Weise. Die Pferde pflanzten sich ä volonte fort und erhielten in der Regel nicht die geringste Pflege. Die meisten derselben sind von kleiner, nicht gerade schöner Gestalt, selten über 1,60 Meter hoch, mit einem breiten, schweren Kopfe versehen, der an dem ziemlich feinen, mittellangen Halse nicht besonders hübsch angesetzt ist. Das Auge des gemeinen Kosaken-Pferdes ist nicht gross, aber hell, etwas zurücktretend und häufig melancholischen Ausdrucks. An der schmalen Stirn stehen die ziemlich langen, sehr beweglichen Ohren enge an. Sehr häufig ist das Nasenbein dieser Pferde stark gekrümmt, nach oben gebogen, und es sollen an manchen Orten der donischen Provinz die Thiere mit Ramsnase sehr gesucht sein; man hält diese Bildung für schön und ver- achtet dort alle Pferde mit sogenanntem Hechtskopf. Auf dem Kamme des Halses findet sich eine dicke, zottige, nicht sehr lange Mähne.
Der Widerrist ist hoch, stark geneigt, der Rücken gerade; die Lenden sind äusserst breit und kräftig. Diese Pferde haben fast niemals eine niedrige Vorhand, im Gegentheil findet man oft- mals den Fehler, dass sie dieselbe giraffenartig besitzen. — In Folge des vorzüglichen Rücken- baues können die Kosaken-Pferde grosse Lasten lange Zeit, selbst auf schlechten Wegen, ohne Nachtheil tragen. Diese ausserordentliche Tragfähigkeit, auch ihre kräftigen Sehnen, haben sie wahrscheinlich von den asiatischen Vorfahren ererbt. — Sie zeigen unter den meist sehr kräftig gebauten Reitern jener Landschaften, welche oft noch schweres Gepäck mit sich führen, eine fabelhafte Ausdauer. Ihre massig abhängende Kruppe, an welche ein starker Schweif leidlich hübsch angesetzt ist, ist ebenfalls gut und kräftig gebaut; erstere besitzt eine vorzügliche Muskulatur, auf bester Grundlage. Das ganze Hintertheil kann untadel- haft, wenn auch nicht gerade schön genannt werden. So z. B. sind die Hüften, wie die Ober- schenkelbeine lang, in der Regel auch weit kräftiger, als bei den meisten anderen verwandten Schlägen der grossen tatarischen Race, zu welcher die gemeinen Kosaken - Pferde unstreitig Frey tag, Russlands Pferde - Racen. i ?
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Qö RUSSLAND S PFERDE'RACEN.
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heute noch gezählt werden müssen. — Ihre Hüften und Schenkel sind länger und meist gerader
als bei anderen Pferden orientalischer Abkunft. Die Stellung der Hinterfüsse ist in der Regel breit zu nennen. Die unteren Gliedmassen dieser Thiere zeigen sich am Vorderkörper wie am Hinter-
theile kräftig und fest gebaut, von derber Knochensubstanz, mit frei hervortretenden Sehnen, welche in starke, doch immerhin trockne Muskeln übergehen. Die Hufe, gewöhnlich etwas gross, breit, aber von fester Hornsubstanz, besitzen eine
grosse Dauerhaftigkeit und verlangen kaum einen Beschlag. Man darf sagen, dass die Mehr- zahl dieser Pferde mit vorzüglichen Gliedmassen auf das Beste ausgestattet ist. — Wenn uns auf Schlachten-Bildern des neuesten russisch-türkischen Krieges Kosaken-Pferde vorgeführt werden, welche einen traurigen, abgeschlagenen Eindruck machen, so dürfen wir uns nicht zu dem Glauben verleiten lassen, als entsprächen diese Abbildungen dem. Zustande, wo- rin sich die Rosse in der Steppe am Don befinden. Im Gegentheil trifft man gerade dort sehr viele, kräftige und muthige Thiere, welche Jedermann gefallen, und deren Leistungen selbst den verwöhntesten Sportsman befriedigen müssen. Man findet leider nur zu häufig, dass die Zeichner, Schlachtenmaler etc. etc. mit besonderer Vorliebe schlechte Typen der fraglichen Race zum Modell wählen. Andere Künstler, welche Gelegenheit hatten, die Pferde der donischen Steppe in ihrem Freileben kennen zu lernen und wirklich treue Abbildungen dieser muthigen, kernigen Geschöpfe in ihr Skizzenbuch einzutragen, liefern uns ganz andere Bilder dieses eigen- thümlichen Typus. Wir verweisen auf die beistehende Abbildung eines Kosaken-Pferdes, welche unser
Zeichner nach der von uns aus der Steppe mitgebrachten Photographie angefertigt hat. In der Regel machen die Thiere der Steppe auf den Fremden den Eindruck von Wildheit
und Unbändigkeit und sie sind auch in der That sehr muthig, trotzig und nicht selten bösartig-. Wenn jedoch das junge Pferd nicht allzuspät von geschickter Hand geführt und regelrecht zu- geritten wird, so lässt sich dasselbe in einigen Monaten ganz hübsch zähmen und zeigt dann im Dienste meist untadelhafte Eigenschaften, namentlich grösste Ausdauer bei einer wunderbaren Genügsamkeit. In ihrer Heimath erhalten sie gewöhnlich nur geringe Mengen reines Körnerfutter. sie müssen sich im P'rühjahre, Sommer und Herbst grösstentheils mit dem Weidegrase, im Winter mit Heu oder Stroh begnügen, wobei wir jedoch ausdrücklich bemerken, dass im Stroh jener Landschaften ungleich mehr Körner zurückbleiben, als bei uns, wo die Dreschmaschine selbst die letzten kleinen Körner aus der Aehre schlägt. Wenngleich das Kosaken-Pferd mehr Reit- als Zugthier ist, so wird es doch häufig auch
zum Zuge benutzt, wobei es aber — wenigstens im schweren Zuge — nicht immer Befriedigendes leistet. Den Thieren dieses Schlages fehlt gewöhnlich zu grösseren Zugleistungen die nöthige Kraft der Schultern und die wünschenswerthe Brustbreite der westeuropäischen Wagenpferde. Nur eine einzige Race am Don, oder, besser gesagt, an einem Nebenflusse des Don, am
Bitjug, besitzt die für Zugpferde erforderlichen Körperformen und Eigenschaften. — Wir wer- den von diesem Bitjug-Pferden an anderer Stelle, unter den Racen der Schwarzerde, eine nähere Beschreibung nebst Abbildung liefern. Die Gangarten der gemeinen Kosakenpferde sind zwar nicht besonders hübsch, aber
rasch und energisch. Beim Galoppiren machen sie grosse, weite Sprünge. Zur regelmässigen, nicht übereilten Trabgangart, welche man in West-Europa vor Allem liebt, zeigen sich diese Pferde, welche oft Passgänger sind, nicht recht geschickt. Ihre Bewegungen und Wendungen werden gewandt ausgeführt. Mit grösster Leichtig-
keit übersteigen oder überspringen sie alle Hindernisse, kommen gut nieder, und der Reiter fühlt sich auf seinem Thiere stets durchaus sicher. |
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Sind nun auch diese Pferde im Rennlauf nicht ganz so schnell, wie die eng-
lischen Vollblut-Renner, so kann man doch mit ihren Leistungen auch im Rennlauf wohl zu- frieden sein. Iwan von Moerder erzählt in seinem „Apercu historique sur les Institutiones hippiques
etc." von unveredelten Pferden der fraglichen Race, welche eine Wegstrecke von 6 Werst in Minuten durchliefen, vorausgesetzt, dass das Gewicht ihrer Reiter 4 Puds (zwischen 62 und 63 Kilogramm) nicht überstieg. Das Kosaken-Pferd macht lang ausgreifende Schritte; in der Stunde legt dasselbe im
Schritt 6 bis 7 Werst zurück. Die meisten Thiere dieses Schlages zeigen bis an ihr Lebens- ende eine grosse Ausdauer; wenn ihnen eine ordentliche Behandlung und leidlich gute Fütterung zutheil wird, können sie bis zum zwanzigsten Lebensjahre ihren Dienst verrichten. Nicht selten erreichen sie ein Alter von 25 bis 30 Jahren. Von frühester Jugend an wird das donische Steppenpferd an grelle Witterungs-
und Futterwechsel gewöhnt; es hält die Unbilden des harten Winters wie die Dürre und Hitze des Hochsommers sehr gut aus, wobei ihm sein dickes, grobes Haar wohl zu- statten kommt. Die Deckhaare stehen sehr dicht auf der Haut, hängen im Winter oft lang und zottig am Körper nieder und schützen die Thiere ebenso gegen die Kälte, wie gegen die Insektenstiche. An der Stelle vor der Brust, wo die Pferde mit dem Kopfe die Insekten nicht vertreiben können, bemerkt man nicht selten, in Folge dieser Stiche, kleine Haut- entzündungen. Der Steppenbewohner bevorzugt im Allgemeinen die hellgefärbten Thiere; Schimmel.
Graue, Füchse in allen Nuancen sind ihm zum Reiten lieber, als die dunkelhaarigen Rosse. Er hält jene für dauerhafter, zäher, und glaubt auch, dass die Braunen und Rappen leichter Krankheiten unterworfen sind. — Wir haben jedoch auch sehr viele Braune, doch nur wenige Rappen am Don zu sehen bekommen. Die Sinne dieser Pferde sind sehr gut entwickelt. Ihre mittelgrossen, lebendigen
Augen zeugen von einem vortrefflichen Sehvermögen. — Die sehr beweglichen, langen Ohren, welche sich bei der geringsten Bewegung hoch aufrichten, deuten auf ein feines, scharfes Gehör. Sie wittern ihre Feinde unter den Raubthieren schon auf grosse Entfer- nungen, wissen sich aber in den meisten Fällen recht gut zu vertheidigen. Nur die Schwachen, Kränklichen oder die jungen Fohlen werden mitunter eine Beute der ihnen immer nach- stellenden Wölfe. Sobald eine Pferdeheerde, welche in der Regel von einem Leithengste geführt ist, von
den oft in grossen Rudeln erscheinenden Wölfen angegriffen wird, laufen die einzelnen weidenden Thiere rasch in Haufen zusammen, möglichst in unmittelbarer Nähe des Leithengstes, und ver- theidigen sich gegen ihre Angreifer durch Schlagen mit den Vorderfüssen, auch wohl durch heftiges Umsichbeissen auf das tapferste. Nicht selten soll es vorkommen, dass ein kräftiger muthiger Hengst einen der Wölfe mit den Zähnen erfasst, ihn aufhebt und todtbeisst. Nur in dem Falle, wo die Wölfe in allzustarken Rudeln auftreten, ergreifen die Pferde die Flucht, suchen sich aber dann noch durch Hintenausschlagen möglichst gut zu vertheidigen. Wir haben wohl kaum zu erwähnen, dass die Erzählungen einzelner Reisenden, wonach die von Wölfen angegriffenen Pferde in einen kreisrunden Haufen zusammenlaufen, die Köpfe zusammen- stecken und sich nur durch Ausschlagen mit den Hinterfüssen zu vertheidigen suchen, in das Reich der Fabel gehören. Scheue, furchtsame Pferde sind auf der Steppe eine Seltenheit. Wie sich die Steppen-
pferde den Raubthieren gegenüber muthig zeigen, so auch sollen sie bei den Raubzügen ihrer Herren, wir wollen lieber sagen: im ehrlichen Kampfe gegen bewaffnete Feinde, einen erstau- |
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IOO RUSSLANü's PFERDE-RACEN.
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nenswerthen Muth an den Tag legen.*) Aus dem letzten russisch-türkischen Kriege wird mehr-
fach über diese Eigenschaft der Steppenpferde günstig berichtet. Der Graf Hütten-Czapski sagt bezüglich des Temperaments und der Lebensweise vom
Kosakenpferde wörtlich Folgendes: „ Dieses intelligente, mit gutem Gedächtniss begabte Thier besitzt vorherrschend ein cholerisches Temperament mit einer geringen Dosis sanguinischen und keiner Spur nervösen oder phlegmatischen Temperaments. Sein Charakter ist häufig jähzor- nig, hart, ziemlich feurig, aber etwas misstrauisch; für Schenkel und Kantschu wenig empfindlich, ist das Pferd doch gehorsam und geduldig. — Es verbringt sein Leben meist unter freiem Himmel auf der Weide, die im Frühling reich, aromatisch ist, im Winter aber nur spärliche Nahrung bietet, die noch dazu mühevoll mit dem harten Hufe unter dem Schnee hervorgescharrt werden muss, und glücklich sind noch die Tage, wenn es, vorwärtsschreitend, mit den Vorder- füssen sich eine Furche in den Schnee graben kann, um ein wenig verdorrtes Gras zu finden. Aber es kommen auch Tage, wo der Athem sich vor Frost in Eis verwandelt (?) und die ganze Oberfläche des Bodens mit blankem Eise bedeckt ist, die armen Thiere hinstürzen und nicht im Stande sind, die Eisdecke zu durchhauen, um etwas Nahrung zu finden. Im Sommer werd en sie von einer unerträglichen Hitze und einer Anzahl bissiger und stechender Insekten gepeinigt, im Herbst aber plagen sie anhaltende Regengüsse und eine Kälte, welche sie mit einem Eis- harnische umgiebt, an dem die Zapfen herunterhängen." Die Russen nennen die Rosse der donischen Steppe höchst intelligente Geschöpfe.
Man erzählte uns verschiedene Geschichten, die, wenn wahr, darüber keinen Zweifel lassen, dass jene primitive Race an Intelligenz und Klugheit den hochgezogenen (high-bred) Vollblut- pferden England's nicht nachsteht. Der stete Verkehr mit dem Menschen, die freundliche Behandlung der Thiere von Seiten der Hirten machen dieselben zutraulich und verständig. Bei dem fast ununterbrochenen Zusammenleben mit jenen zeigen die Thiere bald — wie wir uns selbst überzeugt haben, sogar schon die einjährigen Fohlen — eine grosse Anhänglichkeit an ihre Pfleger und Wärter. Ihre geistigen Fähigkeiten werden auf der öden Steppe oft in einer Weise ausgebildet, wie man es kaum erwarten sollte. Auch die wechselvollen Stimmungen der Natur jener Landschaften spiegeln sich gewissermassen in ihrem Leben und in ihren Geberden wieder. Sobald ein Sturm oder ein Gewitter heranzieht, laufen sie zusammen, suchen sich gegenseitig zu schützen oder bei ihren Hirten Schutz zu finden. Auf den besser gehaltenen Weideplätzen sind wohl hin und wieder Schuppen angebracht,
zu welchen die Heerden bei ungünstigem Wetter hingetrieben werden, in der Regel aber müssen sie die heissesten Sonnenstrahlen, Regen, Kälte und Schneestürme im Frühjahr und Herbst ertragen. Die Kosakenpferde sind gern thätig, fleissig und lebendig, auch in der Regel gehorsam und geduldig; von der Peitsche oder der Knute, welche der Kosak bekanntlich immer mit sich führt, sollte seltener Gebrauch gemacht werden, als es meistens der Fall ist. Auch die Zügel- führung der Kosaken ist belästigend für die Thiere und schwer zu nennen. Wir haben wenigstens bei vielen Reitern der Steppe eine Zügelf ühiung wahrgenommen, die man bei westeuropäischen Pferden niemals in Anwendung bringen dürfte. Es ist nicht zu leugnen, dass das Zureiten manches jungen Steppenpferdes oft mit Schwierigkeiten verbunden ist und einen ebenso tüchtigen, wie kühnen Reiter verlangt, doch ist es auch bekannt, dass in dem Kosaken- reitervolke sich viele Individuen finden, welche eine „derbe," „harte" Faust besitzen, die das feine Gefühl des Pferde-Maules durch ihre Zügelführung verderben und die Thiere „hart- mäulig" machen. |
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*) Iwan von Moerder: „Parmi ces chevaux on rencontre rarement un sujet craintif; le cheval du Don va
toujours droit, ne reculant devant aucun obstacle, pas meme devant le feu de Pennemi. |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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IOI
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Was nun die in neuerer Zeit vorgenommenen Veredelungen des Kosakenpferdes alten
Schlages anbetrifft, so fügen wir darüber noch das Nachstehende an. Schon zu Anfang dieses Jahrhunderts unternahmen es mehrere Hetmans, in besonders
günstig belegenen Distrikten am untern Don, durch Einführung edler orientalischer Hengste, welche als Beschäler für die bestgebauten Kosaken-Stuten benutzt wurden, die alte, primitive Race zu verbessern. Diese Heerden reicher Leute wurden sehr bald Pflanzschulen der aus- gezeichnetsten Beschäler des Orients wie des Occidents. Als hervorragende Züchter werden von den russischen Hippologen damaliger Zeit
folgende Atamane genannt: Der Graf Platow, D. J. Ilovaisky und der General Martynow, welche alle drei mit grosser Ausdauer das schwierige Geschäft der Veredelung ihrer grossen Pferdeheerden leiteten und meistens selbst überwachten. Später (1844) erwarb sich der Hetman*) V. D. Ilovaisky durch sorgfältigere Züchtung der Pferderace am untern Don grosse Verdienste. Derselbe errichtete in verschiedenen Stanitzen**) (d. h. Niederlassungen, Dorfschaften der Ko- saken) gehörig überwachte Gestüte, in welchen, nicht mehr wie früher allgemein und zum Theil noch heute an manchen Orten der Steppe, die Hengste zusammen mit den Stuten auf die Weide getrieben, sondern getrennt von diesen gehalten, und den rossigen Stuten, nach vorausgegan- gener Wahl von Seiten der Gestütsdirigenten, die Beschäler zugeführt wurden. — Jener kundige Hippologe scheint dort zuerst den „Sprung aus der Hand" eingeführt zu haben. Man erzählte uns, dass es ihm auf diese Weise in verhältnissmässig kurzer Zeit gelungen sei, einen sehr schönen Pferdeschlag auszubilden, welcher nach ihm selbst „der Ilovaisky'sche" genannt wurde. — Sein Gestüt enthielt in den verschiedenen Tabunen etwa 500 Stuten und 34 Hengste von hochedler orientalischer Race. Der Graf Platow, welcher der Kaiserin Catharinall. Hetman im Kaukasus war, schickte mehrfach prächtige arabische Hengste in das Gestüt des Grafen Orlow- Tschesmenski, versorgte gleichzeitig aber auch mehrere Stanitzen am Don mit edlen Beschälern, und förderte so nicht unerheblich die Veredelung vieler Tabunen. Im Jahre 1806 hatte er eine, aus meist edlen arabischen Pferden bestehende Tabune am Kuban erworben, welche er in seine Bezirke schickte und zur Veredelung der Landrace verwenden liess. Die besten Weiden wurden für diese Zucht ausgesucht, sorgfältigst wurde diese überwacht und alles vermieden, was ihr schaden, sie vielleicht zurückbringen konnte. Iwan von Moerder sagt von dieser Tabune, dass sie den Kern der veredelten Pferde-Race des ganzen donischen Kosaken-Landes gebildet habe und letztere mit vollem Rechte „die Platow'sche" genannt wurde. — Obwohl nun diese Race sich mit der Zeit wieder verändert hat, so liefert sie doch noch heute in einigen Heerden, z. B. in derjenigen Persianows, Pferde mit arabischer Figur, welche meist weiss geboren werden. Endlich wäre noch über die hippologischen Leistungen des Generals Martynow anzu-
führen, dass dieser tapfere Kosakenführer im Jahre 1809, als er von Danzig zurückkehrte, sehr schöne und starke dänische Stuten mit in sein Vaterland brachte, die er von den besten arabischen Hengsten des Orlow'schen Gestüts bedecken liess. So erzielte er eine Nachkommen- schaft, welche sich durch grosse Statur, Kraft und sonstige gute Eigenschaften vortheilhaft *) Hetman oder Ataman nennt man das Oberhaupt, den Herzog der Kosaken. Zuerst wurde den donischen
und ukrainischen Kosaken 1576 vom polnischen König Stephan Bathori das Recht gegeben, sich einen Hetman aus ihrer Mitte zu wählen, der aber von dem König bestätigt, mit seiner Würde belehnt und durch Uebergabe eines Stabes, der Fahne und des Siegels eingesetzt wurde; seine Einkünfte bestanden in einem Theil der Krongüter und Zölle. Nach- dem unter russischer Herrschaft die alte Macht des Ataman geblieben war, wurde nach Mazeppa's Verrafh 1708 von Peter dem Grossen die Würde des Hetmans auf das Amt eines Gouverneurs herabgesetzt, später unter Catharina II, nach Pugatschew's Aufstand, der Ataman der ukrainischen Kosaken ganz aufgehoben. Die donischen Kosaken haben noch immer einen Hetman, doch war jener Graf Platow der letzte, welcher seinen Sitz und Wohnung unter ihnen hatte; jetzt wird der Hetman aus den Generalen der regulären Kosaken gewählt und ist ganz vom Kaiser abhängig. **) ,,Stanitza" hiess ursprünglich ein Trupp oder Haufe von Kosaken; ein von Kosaken bewohnter Flecken
aber wurde „Gesodok" genannt. |
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102 russland's pferde-racen.
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auszeichnete, auch sehr wohl im Stande war, alle Entbehrungen auf der Steppe ohne Nach-
theil zu ertragen. Die Erben des Generals besitzen diesen werthyollen Pferdeschlag leider nicht mehr; derselbe wurde vor längerer Zeit verkauft und nur ein kleiner Theil jenes Stammes ging in den Besitz des kundigen Pferdezüchters Basil Ilova'isky über. Mit diesem hat letzt- genannter Hetman in neuerer Zeit (1836) Kreuzungsversuche in der Weise vorgenommen, dass er seine Stuten zu Prowal mit persischen, karabachischen und anderen orientalischen Hengsten belegen liess. Die Nachzucht fiel in jeder Beziehung befriedigend aus. Sie lieferte viele schöne, schnelle Reitpferde, welche nicht nur von russischen, sondern auch von ausländischen Händlern gern gekauft und verhältnissmässig theuer bezahlt wurden. — Seit den letzten 40 Jahren gedeihen am Don in zwei Tabunen zwei verschiedene Racen, nächst der Platow'schen jedenfalls die besten Pferde jener Bezirke. Die Tabunen enthalten theils karabach'sche, theils Martynow'sche Pferde, im Ganzen etwa 600 Stück. Nach Hütten - Czapski's Angaben haben sich diese Racen durch Verkauf, Geschenke und Diebstahl am Don der Art stark verbreitet, dass man sagen kann, sie bilden die Hälfte aller donischen and kalmückischen Tabunen. Man kann dieselben schon von Weitem erkennen, sie haben nämlich grösstentheils ein goldbraunes Deckhaar, einen hohen Wuchs und die eleganten Formen und Bewegungen der edeln Orientalen. Ausser den oben genannten Männern haben sich in der allefneusten Zeit noch verschie-
dene andere Grossgrundbesitzer, ja selbst herrschaftliche Bauern in den Steppen am Don durch ihre ebenso umfangreich, wie zweckmässig betriebenen Zuchten veredelter Pferde einen guten Namen erworben. Hierdurch erklärt es sich auch, dass jene Provinz augenblicklich vor anderen im Stande ist, die Nachfrage nach brauchbaren Officier-Reitpferden decken zu helfen. Ein deutscher Officier, welcher vor einiger Zeit Gelegenheit hatte, die Pferdezüchtung
am Don kennen zu lernen, schreibt uns bezüglich der dortigen Race Folgendes: „Durch sorg- fältige Zuchtwahl haben sich die Formen dieser Pferde wesentlich verschönert, auch sind sie grösser und stärker geworden, so dass im Allgemeinen die Figur des preussischen leichten Cavallerie-Pferdes erreicht worden ist. Der dadurch für die russische Cavallerie erreichte Vortheil ist sehr bedeutend. Während früher die Regimenter nur ausnahmsweise donische Pferde einstellen durften, sind bei der Remontirung*) 1875 drei Fünftel der Gesammtzahl do- nischer Abkunft gewesen resp. aus donischen Gestüten entnommen. Die Gegner der Neuerung behaupten, dass unter der Veränderung die eigenthümliche Qualität des donischen Pferdes et- was gelitten habe, namentlich dessen ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen klimatische Einflüsse und Entbehrungen. — Solche veredelte donische Pferde haben aber auf der Rennbahn erfolgreich mit englischen Vollblut-Pferden mehrfach concurriren können, wie noch in diesem Sommer (1878) in Zarskoje-Selo, ohne, nach vollbrachter Arbeit, einen „ausgepumpten" Eindruck zumachen. Es kann daher behauptet werden, dass man für das militairischeBedürfniss in jenen Landschaften am Don auf dem richtigen Wege ist, um so mehr, als in Folge des Zurückgehens der Reitschlage - Zucht im übrigen Russland (?) die Provinz der donischen Kosaken bald die Hauptressource für die Remontirung der Cavallerie sein wird." In Nowo-Tscherkask am Don finden alljährlich 4 bis 5 grosse Wettrennen für Pferde
der englischen Vollblut-Race (in Russland geboren) statt; ausserdem werden daselbst auch Rennen für Pferde der donischen Steppen-Race abgehalten. Bei den letzteren werden die Pferde nicht von Jokeys, sondern von Herren oder Officieren des donischen Heeres geritten. — Hin und wieder finden dort auch sogenannte Volks- oder Bauern-Rennen statt, bei welchen die gemeinen Kosaken ihre eigenen, selbst gezogenen Pferde reiten. Bei den meisten dieser Rennen werden in der Arena verschiedenartige Hindernisse
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*) Remontirungsbedarf für Cavallerie und Artillerie jährlich 8000 Pferde.
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DIE K.ACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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I03
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hergestellt oder man wählt zu diesem Zwecke als Rennbahn ein koupirtes Terrain mit natür-
lichen Hindernissen aus. Im Jahre 1879 wurde an genanntem Orte ein Officier-Wettrennen auf einer sechs Werst langen Bahn abgehalten, und ausserdem fanden daselbst noch vier Bauern- oder Kosaken-Rennen statt, von welchen zwei auf einer 8 Werst, eins auf einer 9 Werst und das letzte Rennen auf einer 15 Werst langen Bahn geritten wurden. — Bei allen Rennen war die Betheiligung eine sehr befriedigende; es gingen beispielsweise bei dem letzten Rennen 12 Pferde über die Bahn und bei den Rennen auf kürzern Entfernungen liefen 20 und mehr Pferde. Bei den Flachrennen und kürzerer Distanz (bis zu 8 Werst) durchlief das erste Pferd die Werst in 2 Minuten und 15 Secunden. Auf der 15 Werst langen Bahn kam das erste Pferd nach 40 Minuten und 2 Secunden am Ziele an, das letzte hingegen erst nach 55V2 Minuten. Sämmtliche Thiere erschienen nach vollbrachtem Rennen durchaus munter und keineswegs so erschöpft, wie viele englische Vollblut - Pferde, wenn sie eine 6000 Meter lange Bahn durch- laufen haben. Die Leistung der donischen Kosaken-Pferde, besonders ihre Ausdauer im Renn- lauf, sind über alles Lob erhaben. Nach Hütten-Czapski zerfallen die jetzigen Tabunen und Gestüte am Don in folgende
Gruppen: 1. Die Militair-Pferde-Pepiniere. 2. Die Gemeinde-Heerden in 108 Ständen, die in Jurten- Steppen nomadisirend weiden. 3. Privat-Heerden in der Zahl von 104, welche in der Steppe jen- seit des Don an dem Flusse Manicz weiden. 4. 150 kalmückische Tabunen in den Steppen. 5. Eine Menge kleinerer Heerden und Gestüte, welche, auf dem rechten Ufer des Don Besitzern in verschiedenen Kreisen gehörend, nicht für militairische Zwecke unterhalten werden. Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und Stutereien in der Provinz des Don'schen Heeres. |
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Zuchtpferde
Hengste. Stuten. |
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Lage der Stutereien.
am Fluss Manischki
am Fl. Mittel-Jegorlicka Kugulta.... Emuita .... am Fl. Mittel-Jegorlicka Mittel-Ajul.... am Fluss Manischka Chomutetz . Ober-Ajul ... . am Fl. Mittel-Jegorlicka do.
Mittel-Ajul. . . am Fl. Mittel-Jegorlicka Chonsula . . . Ajul ..... am Fl. Mittel-Jegorlicka Daselbst.....
am Fluss Manischka .
am Fl. Mittel-Jegorlicka Ajul......
am Fl. Mittel-Jegorlicka
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Namen der Züchter.
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I. Westlicher Theil, jenseit des Don.
Birjukoff's, Timofei, Erben.......
SolotarefFs, Peter, Erben
Solotareff, Basil, Oberst........
Scherebkoff, Iwan .... .....
Ilowaiski, Stefan (Staats-Rath) u.Fräul.Elisabeth
Iljiri's, Nicolai (Heeres-Aeltester), Erben . . Karaseff, Iwan...........
Kirsanoff, Feodor, Oberst, Frau Alexandra .
Konkoff, Maria, Frau Oberst......
Konkoff, Emeljan, General-Major.....
Kulgatscheff, Alexei, General-Major ....
Kuleinikoff, Stefan, General-Major .... Menschikoff, Wladimir, Fürst, General-Adjutant Derselbe.............
Mitrofanoff, Basil, General-Major, Frau Maria
Platoff, Matwei, Graf, Kammer-Junker . . Posdeijeffs, Boris, Titular-Rath, Erben . . Sarinoff's, Nicolai, Rittmeister, Erben . . . Trubetzkoi, Peter, Sophie & Maria, Fürstin . TscherefFkoff, Barbara, Frau Lieutenant . . Andrijanoff, Natalia, Fräulein, Tochter des General-Majors..........
Tschernosubof, Gregor, Oberst.....
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Tm westlichen Theile sind im Ganzen 53 Stutereien mit 837 Hengsten und 10,149 Stuten.
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Zuchtpferde
Hengste. Stuten. |
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Name der Züchter.
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Lage der Stutereien.
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Bemerkungen.
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II. Oestlicher Theil, jenseit des Don.
Wedernikof's, Iwan, Erben ...... Grekof, Michael, Wirklicher Staats-Rath .
Iwanof, Michael . . . .•......
Kopülkof, Andreas, Oberst......
Kopülkof, Alfanasii.........
Krjukof, Peter, Lieutenant......
Lottoschnikof, Dmitri, Major.....
Markof, Michael, Oberst.......
Menschikoff, Basil, Fürst (General-Adjutant)
Naumowa, Anna, Wittwe.......
Poljakoff, Alexei, Oberst.......
Poljakoff, Victor..........
Poljakoff, Dmitri..........
Poljakoff, Iwan..........
Poljakoff, Michael, Lieutenant.....
Poljakoff, Nicolai.........
Poljakoff, Fedosei.........
Popof, Alexander, General-Major . . .,
Sawnikof, Iwan, Kaufmann......
Sari not, Basil, Oberst........
Sarinof, Iwan, Lieutenant......
Choperski, Feodor, Oberst......
Tscherefkof, Peter (Amts-Altester) .
Tschernosubowa, Katharina, Wittwe . . |
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Nagornaja . . .
Schumkoba Tschekolda . . Bulutka .... Daselbst Suchaja-Tolenka Tchernosubowa . Gorodijche . . Tschekolda . . Tuschkanschik . Chorewa Chorewa . . .
Troinaja . . . Starikowa . . . Chorewa . . . Malaja-Kuberlja . Troinaja . . . Chorewa Tolenka gr. Kuberlja . .
Daselbst . . . Kresti . . . . Kamenaja . Troinaja . . . |
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Reit- u. Wagenschi
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24
23 15 19 21 20 30
22 53
20 22 18 25 25 16 21 21 37
40 26 22
19
28
20 |
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212
250
204 243 247 l80 240 291 645
327 282 220 273
289 240 244 341 571 379
239 296 232
300 |
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Im östlichen Theile jenseit des Don giebt es jetzt 46 Stutereien mit 830 Hengsten und 9806 Stuten und in beiden
Theilen zusammen 99 Stutereien mit 1667 Hengsten und 19,955 Mutterstuten. |
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Bezirk Tscherkask, diesseit des Don.
Samtschalofs Erben.......
Kusnezof, Iwan, Kosak......
Persijanof. Michail Iwanow.....
Bokof Paula, Generalmajors-Wittwe
Gorskof Stephan........ Kamennof Iwan.........
Kosmyn Basil.........
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Kolonie Samtschalowo
West. Manischkischer Stan......
Rodrikof's Kolonie
im Iljinskyschen Amt . Bolsche-Neswitaisky im Süden von Nowo-
Tscher - Colonie Mi-
chailofs.
im Jljinskischen Amt Nischni Politschki .
Staro-Tscherkaski Stan: |
Reit- u. Wagenschi.
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170
80 87 |
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48
40
36 |
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Don'scher (Reit.)
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Im Ganzen existiren in den sieben Bezirken der Provinz des donischen Heeres diesseit des Don 368 Stutereien
mit 522 Hengsten und 5456 Mutterstuten. |
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&.
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3i
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG. I05
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B. Die Pferde der Kalmücken,
im Gouvernement Astrachan.
Die westlichen Mongolen oder Kalmücken, auch Oi'raten genannt, wohnen in der
Dsungarei, vom Altai und Ubsa-See nach Westen hin bis an die „Grosse Kirgisen-Horde", und von den Grenzen Russland's südlich bis an den Himalaya. Die altai'schen oder schwarzen Kalmücken bewohnen das Gouvernement Tomsk, die Landschaften nördlich und südlich vom Altai', bis an die chinesische Grenze. — Ueber die Pferdezüchtung in diesen Ländergebieten haben wir am anderen Orte berichtet,*) und beschränken uns hier auf eine Beschreibung der kalmückischen Pferde, wie solche jetzt noch im europäischen Russland am Don und der Wolga vorkommen. Etwa um die Mitte des XVII. Jahrhunderts (nach Moerder's Angaben schon 1630).
brach ein Theil des kalmückischen Hauptstammes aus der Dsungarei auf, wandte sich dem Ural und der Wolga zu, suchte hier neue Weideplätze für seine zahlreichen Viehheerden auf und unterwarf sich freiwillig dem russischen Czar. Nördlich vom Kaukasus, in den unabsehbaren Steppen des Gouvernements Astrachan,
zwischen dem Schwarzen Meere und Caspischen See, sind die Kalmücken jetzt über eine Fläche von 1500 D Meilen verbreitet. Das Gouvernement Astrachan, 4076,63 geogr. QMeilen gross, mit 573,954 Bewohnern,
bildet die eigentliche Wolga-Niederung und ist überall flach, eine öde Steppe, voller Salzlachen, von Triebsand bedeckt und mit wenig fiiessendem Wasser versehen. — Neueren Angaben zufolge giebt es unter den Bewohnern dieses Gouvernements 130,000 Kalmücken. Seit die Hauptlinie ihrer Erbfürsten erloschen ist, haben sich viele Kalmücken vom Gouvernement Astrachan aus, theils nach dem Don hingezogen und den Donischen Kosaken beigesellt, theils nach dem Ili hin zurück nach Asien gewandt. Der Khan dieser westlichen Kalmücken residirt in Krasni-Jar an der Wolga.
Fast alle Kalmücken sind Anhänger des Schamanismus. In ihrem Wesen sind dieselben
munter, neugierig, sorglos, gastfrei, dienstfertig, aber schmutzig und meistens dem Trünke ergeben. Der Arme lebt mit dem Reichen. Ihre Wohnungen bestehen aus kegelförmigen Filzzelten, die oben eine Oeffnung haben. Da das Volk ein Nomadenleben führt, so werden die Zelte bei dem Abzüge mit den Viehheerden abgebrochen und erst auf dem neuen Halteplatze wieder aufgestellt. Ihre Hauptbeschäftigung ist Viehzucht, Jagd, Spiel im Pferderennen etc. Mit dem Ackerbau be- schäftigt sich nur ein sehr kleiner Theil dieses Volksstammes. Die westlichen Kalmücken besitzen ungefähr**) 500,000 Pferde, 150,000 Rinder, 800,000 Schafe (der Fettsteissracen) und 23,000 Kamele und Ziegen. Nach den Angaben russischer Geschichtsschreiber besassen die Kalmücken an der
Wolga im XVII. und XVIII. Jahrhundert weit mehr Pferde als jetzt. — Russische Kaufleute kamen wahrscheinlich schon um die Mitte des XVII. Jahrhunderts des Handels wegen zu ihren Lagern oder Jahrmärkten nach Czarny-Jar und anderen Orten, wohin schon damals die Kalmücken ihre Pferde in grosser Anzahl trieben, um sie zu verhandeln. Erst seit 1771 soll der Antrieb kalmückischer Pferde zu diesen Märkten geringer geworden sein. Eine Reihe |
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*) C. Freytag: „Die Pferde - Racen des Orients und der südeuropäischen Staaten." Halle 1874.
**) Jean Moerder: Apercu historique sur les Institutions hippiques et les Races chevalines de la Russie.
,,11 serait difficile de fixer meme approximativement, le nombre des chevaux appartenant aux Kalmoucks, mais ce norabre est tres - considerable , car on compte de 100 ä 150,000 kibitkas, et plusieurs proprietaires possedent jusque 3000 chevaux." |
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Frey tag, Russland's Pferde-Racen.
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von strengen Wintern hatte ihre Heerden stark decimirt; auch soll Ende des vorigen Jahr-
hunderts in manchen kalmückischen Lagern die Rindviehzucht umfangreicher als die Pferdezucht betrieben worden sein. Endlich wird auch noch erwähnt, dass die donischen Kosaken und Tataren, diese geriebenen Pferdehändler, den gutmüthigen Kalmücken das beste Zuchtmaterial aus ihren Pferde-Tabunen ausgesucht und abgehandelt hätten, wodurch die Pferdezüchtung der letzteren eine Zeit lang grosse Einbusse erlitt. Verschiedene unserer älteren hippologischen Schriftsteller waren der Meinung, dass die
Kalmücken-Pferde Sibiriens, am Altai' und die an der Wolga ein und derselben Race ange- hörten; neuere Untersuchungen haben jedoch das Gegentheil ergeben. Die sibirischen Kal- mücken-Pferde gehören vielmehr zur Gruppe der Berg-Rosse, wohingegen die an der Wolga echte Steppenpferde sind, und als solche zu den Thieren der Ebene gerechnet werden müssen. — Es liefern uns diese Pferde wieder einmal den Beweis, dass nicht die Abkunft aus diesem oder jenem Lande, von diesen oder jenen Vorfahren allein die Race bildet, sondern dass dauernde Einflüsse, Gebrauchsweisen, Haltung, Fütterung etc., welche zum Theil durch die Natur, andrerseits durch die Hand des Menschen geboten und veranlasst werden, und welche von Generation zu Generation am neuen Zuchtplatze (nahezu) dieselben bleiben, eine Umbildung der Stamm-Race verursachen und neue Formen und andere Charaktere ausbilden können. Die Pferde des Altai', welche in ihrer bergigen und felsigen Heimath zum Lasttragen
verwendet und wesentlich anders ernährt werden als die Kalmücken - Pferde an der Wolga, haben — abgesehen von vielen anderen Eigenschaften — einen viel stärkeren Rücken, auch kürzere und kräftigere Beine, als diese Kalmücken-Pferde der Steppe; nur zwei Eigenschaften haben sie mit einander gemein, nämlich den Hirschhals und die sehr stark entwickelten Schweif-Muskeln, wodurch sich das hohe Schwanztragen dieser Pferde erklären lässt. Die kalmückischen Pferde im europäischen Russland sind ebenso wenig schön gebaut,
wie die in Sibirien, doch sollen letztere in der Regel noch hässlicher geformt sein, als die Thiere an der Wolga. Diese sind gewöhnlich von mittlerer Grösse, etwa 1,45 bis 1,47 Meter hoch. Ihr meist schwerer Kopf ist länglich geformt, massig breit in der Stirn und starkknochig im Unterkiefer. Das Nasenbein ist bei vielen Individuen convex aufgebogen. Ihre Ohren sind von mittlerer Länge und werden gut getragen. Die lebhaften Augen dieser Pferde deuten auf ein feuriges Temperament. Der lange Hals ist fast immer verkehrt, tief aufgesetzt und steigt in einem nach unten und vorn gerichteten Bogen in die Höhe. Der untere Halsrand erscheint häufig platt und breit. Das Genick ist meistens etwas kurz und die Ohrdrüsenpartie stark gefüllt, so dass ihr Kopf, bei breiter Ganaschenbildung und hohem Ansätze, eine mehr horizontale, als senkrechte Stellung bekommt und hierdurch die Pferde in der Regel als Stern- gucker bezeichnet werden können. Ihr Leib ist ziemlich gedrungen und erscheint hübsch abgerundet, sobald nur den Thieren eine leidlich gute Nahrung zutheil wird. Das kräftige Kreuz ist in der Regel etwas abgeschliffen und ihr Schweif massig hoch angesetzt. Bei vielen Pferden dieser Race sind die Hüftbeine ein wenig hervorstehend; die unteren
Gliedmassen besitzen eine feste Musculatur, derbe Sehnen und fast ausnahmslos gute, feste Hufe, welche meistens normal gestellt sind. — Ihre, zu den Röhrenbeinen verhältnissmässig langen Vorderarme befördern den räumigen Schritt dieser Pferde. Das Mähnen- und Schweif- haar ist stark, wird ziemlich lang und selten von den Kalmücken beschnitten. Ihr Deckhaar ist im Sommer sehr kurz und glänzend, im Winter aber stets lang und zottig. Bezüglich der Haarfärbung ist anzuführen, dass man Rappen am seltensten unter ihnen findet; Schecken und Tigerpferde sieht man häufig, aber Dunkelgraue und Schimmel gelten für die besten, raschesten Thiere deser Race. Auch Hellfüchse sollen an einigen Orten der Kalmücken-Steppe sehr beliebt sein. — In Russland rühmt man die Dauerhaftigkeit dieses Schlages und sieht |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG.
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deshalb immer gern kalmückische Rosse in der leichten Reiterei. — Ihre Gangarten sind leicht,
behende, schnell und rasch fördernd. Die meisten dieser Pferde haben einen etwas wilden, unbändigen Charakter und ein scheues
Wesen, was sich durch die rohe Behandlung erklärt, welche ihnen gewöhnlich von Seiten der Kal- mücken zutheil wird. Nur ausnahmsweise geht der Pferdewärter und Hirt gut mit den Thieren um; schon bei der ersten Zähmung werden sie sehr oft roh behandelt und bleiben desshalb auch gewöhnlich bis an ihr Lebensende misstrauisch. Gegen Bekannte, wie Fremde zeigen sie sich meist tückisch. — Die Wildheit ihres Charakters erklärt sich aber auch dadurch, dass sie in ihren heimathlichen Steppen grösstentheils unter freiem Himmel umherstreifen und hier volle Freiheit gemessen. — Bei dieser Lebensweise geht ihre körperliche Entwickelung fast ausnahms- los etwas langsam von statten. Sie sind meistens erst im sechsten Lebensjahre voll ausge- wachsen und dürfen nicht früher zur Dienstleistung herangezogen werden. Bezüglich der Erziehung und Züchtung der kalmückischen Pferde giebt der Graf Hutten-
Czapski Folgendes an: „Die Art und Weise der Erziehung, wie die rauhe Natur der Steppen wirken zusammen, um die Resultate hervorzubringen, dass sie Hitze und Durst, Kälte wie Hunger und andere Beschwerden mit solcher Ausdauer ertragen und 100 Kilometer ohne Halt und Futter durchlaufen können. Die Züchtung der Kalmücken - Pferde ist ganz naturgemäss, d. h. die Stuten werden im Freien belegt und sie fohlen auch unter freiem Himmel. Anfänglich, etwa ein paar Wochen lang laufen die Fohlen mit ihren Müttern zusammen, dann aber werden sie von denselben entfernt und nur des Nachts zu ihnen gelassen. Nach einem halben Jahre werden sie gänzlich von der Mutter getrennt. — Die alten Pferde, Hengste wie Stuten, ebenso auch die Jungen, bleiben den Winter über auf den allgemeinen Weideplätzen der oberen Steppen und gehen erst im Sommer auf die Wolga-Wiesen. Die Thiere dieser Steppen kennen die Sorgfalt nicht, mit welcher sonst der Mensch seine Hausthiere pflegt, und obwohl das Pferd dem Kalmücken mit seiner Kraft und Milch bei Lebzeiten, mit Fleisch und Fett nach (seinem Tode dient, und obwohl es für ihn das unentbehrlichste aller Geschöpfe ist, so kümmert sich der herzlose, an Praedestination glaubende Kalmücke doch nur sehr wenig um dasselbe. Das Pferd aus der Heerde mit der Schlinge zu fangen, sich hinaufzuschwingen, auf ihm herum- zujagen bis es unterwürfig geworden, den Gegner im Wettrennen auf 40 und mehr Kilometer hinter sich zu lassen, sich durch Gewandtheit und Muth im Reitergefecht gegen den Feind auszuzeichnen, das ist das kalmückische Leben; aber für sein gutes Thier zu sorgen, daran denkt kein Kalmücke." „Unbesorgt um die Zukunft, entlässt er seine Pferde in die weite Steppe, sowohl des
Sommers, wenn die Gluth der Luft 40° erreicht und die armen Thiere sich dicht zusammen- drängen, um sich gegenseitig zu beschatten, als auch im Winter, wenn bei 20 ° Kälte die Schnee- stürme über die Steppe wehen und oft ganze Heerden überschütten. Das Einzige, was der träge Kalmücke diesen braven Thieren zuweilen leistet, ist, dass er im Sommer, wenn Flüsse oder Rieselungen fehlen, Brunnen gräbt, um ihnen die Tränken damit zu füllen. Der Winter befreit ihn auch von dieser Mühe, denn in dieser Jahreszeit brauchen die Pferde kein Wasser, indem sie ihren Durst mit Schnee löschen und zwar an demselben Orte, wo sie ihre Nahrung unter dem Schnee hervorscharren. Nicht selten ist diese armselige Nahrung trotz aller Energie und heftiger Huf schlage dem Pferde kaum zugänglich, und zwar gewöhnlich dann, wenn auf Thauwetter und Regen plötzlich wieder Fröste eintreten und Alles mit einer eisigen, festen Hülle bedecken. Man kann sich leicht vorstellen, mit welchen Mühseligkeiten das arme Thier dann auf
glattem Eise unbeschlagen zu kämpfen hat, um an der dürftigen Nahrung sein Leben zu fristen. — Um die Fohlen kümmert sich der Kalmücke fast gar nicht; bald nach der Geburt, 14*
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am Tage von den Müttern getrennt, verbringen sie den ganzen Tag bei den Zelten, die man
dort Kibitki nennt, angefesselt. Der Sonnengluth und den Angriffen der Insekten blosge- stellt, erwarten diese unglücklichen Wesen geduldig den Untergang der Sonne, wo die Stuten von der Weide zum Melken herbeigetrieben werden und die kalmückischen Weiber sich er- barmen und ihnen etwas von der zum Kumiss bestimmten Milch verabreichen.*) Sind sie einigermassen herangewachsen, so werden sie, paarweise am Halse zusammengekoppelt, in die Heerde getrieben. Nur die Häuptlinge der Horden, die Tataren und die Kosaken gehen mit den Fohlen nicht ganz so barbarisch um, und lassen sie Tag und Nacht, den ganzen Sommer hindurch, bei den Müttern, aber im Winter müssen sie, wie die anderen Pferde, sich ihre Nah- rung unter dem Schnee hervorsuchen." Alle Reisenden rühmen die Vorzüge der Kalmücken-Pferde als Reitthiere; sie behaupten,
dass ihre Hauptgangart der Pass oder Halbpass sei; man könne ohne grosse Ermüdung auf ihnen täglich 25 bis 30 Meilen lange Wegstrecken zurücklegen und am anderen Tage unbe- denklich gleich grosse Touren unternehmen. Wir halten diese Angaben für etwas übertrieben. — Allerdings ist der Kalmuck der allerbeste, gewandteste Reiter Russlands; selbst die Kosaken geben zu, dass sie auf dem Rücken des Pferdes nicht so Viel und so Tüchtiges zu leisten ver- möchten, als der Kalmuck. Dieser gebraucht in der Regel kein so scharfes Stangengebiss wie die meisten anderen Orientalen; er richtet den Pferdehals nicht so stark in die Höhe, damit er Lanze und Spiess frei handhaben kann; auch arbeiten die Kalmücken ihre Pferde nicht so sehr auf das Hintertheil, wesshalb diese Thiere aber auch bei weitem weniger, als die westeuropäischen in den Sprunggelenken biegsam sind. Noch ist hier eine Fertigkeit dieses Schlages zu erwähnen, welche nicht allen ostrussischen Pferden eigen ist; die kalmückischen Rosse durchschwimmen nämlich mit grosser Sicherheit breite, reissende Ströme; ein Durchschwimmen des Don und der Wolga scheint für sie eine „leichte Arbeit" zu sein. Trotz der oft sehr rohen Behandlung, welche den Pferden auf der Steppe zutheil wird,
werden ihnen dennoch manche Kunststückchen und stets strenger Gehorsam beigebracht. Man pflegt sie auf den Pfiff abzurichten; sobald das Signal gegeben und von den weidenden Thieren verstanden wird, kommen sie ihrem Herrn oder Hirten eiligst entgegen gelaufen, und legen die letzten zehn oder zwanzig Schritte nicht selten auf den Hinterbeinen marschirend zurück. Leider herrscht noch jetzt an einigen Orten der Steppe an der Wolga die alte Sitte,
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*) Nach den uns neuerdings von einem russischen Gelehrten mitgetheilten Analysen von der Milch der Kal-
mücken-Stuten, besteht dieselbe im Mittel aus 6,5 °/„ Zucker, 4,6 00Fett und 2,4 0/0 Casein, Albumin und Lactoprotein; nur ausnahmsweise steigt der Zuckergehalt der Milch auf 8,5 0/q. Der grosse Zuckergehalt der Stutenmilch macht sie zur Kumissbereitung besonders tauglich; diese beruht auf
einem Verfahren, durch welches der Milchzucker in den der geistigen Gährung fähigen Zucker (Galoktose) umgewandelt wird. Die frischgemolkene, noch warme Milch kommt in hohe, schmale Fässer, in welchen sich auf je zehn Flaschen Milch eine Flasche bereits fertiger Kumiss befindet. Im Sommer bei gewöhnlicher Temperatur, im Winter aber in der Nähe des warmen Ofens wird die Milch in den Fässern mit einem langen Rührstabe in Pausen von 5 zu 5 Minuten geschlagen oder behutsam umgerührt; hierdurch verhindert man einestheils das eigentliche Sauerwerden, anderntheils erzielt man eine möglichst innige Berührung der Flüssigkeit mit. der atmosphärischen Luft. Je nach der Sorgfalt und Routine der Arbeiter, die Temperatur der Gährung anzupassen und die gährende Flüssigkeit weder zu wenig noch zu stark zu schlagen, fällt der Wohlgeschmack und die Güte des Kumiss verschieden aus. Nach etwa zwei- oder drei- stündiger Behandlung der Milch ist die Flüssigkeit zum Abfüllen auf kleinere Gefässe fertig; sie kommt jetzt in stark- wandige Flaschen, wird gut verkorkt und in möglichst kühlen Räumen bis zum Gebrauch aufbewahrt. — Der Geschmack dieses Getränkes soll äusserst wohlthuend und angenehm sein; es schmeckt fein säuerlich und wirkt nur ein wenig berauschend; sich förmlich in Kumiss zu betrinken, ist unmöglich, aber man kann sich eine leichte Fröhlichkeit antrinken, welcher niemals die geringsten unangenehmen Gefühle nachfolgen..— Der Kumiss ist in der Neuzeit auch im westlichen Europa ein beliebtes Medicament bei der Kur von Brust- und Lungen-Leiden geworden. Es giebt auch bei uns in Deutschland bereits mehrere solcher Kumissanstalten, welche jedoch — soweit uns bekannt — niemals Stutenmilch ondern Kuhmilch verwenden, der man einige Prozente Milchzucker und alten, weissen Käse zusetzt. |
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dem Pferde die Nasenlöcher aufzuschlitzen, indem man glaubt, es auf diese Weise während des
raschen Laufes besser bei Athem halten zu können. Nach Christoph Josch weihet der Kalmücke das schönste Pferd aus dem Gestüte seinem
Gotte; dasselbe bleibt bis zum Tode unveräusserlich. Die Leiche zerlegen die Leute mit gros- ser Andacht, senden einige Stücke davon, als heiliges Fleisch, an ihre Freunde und Verwandte und diese verzehren dann solches mit grossem Appetit. An den Orten, wo die Kamele mit den Pferden zusammen auf einer Weide gehen,
leisten erstere diesen im Winter bei starker Schneedecke eigenthümliche Dienste, indem sie nämlich den Schnee mit ihren breiten Füssen gewissermassen ausgraben, denselben zur Seite schieben und es auf solche Weise sich selbst und den Pferden möglich machen, zu dem Gras- wuchs der Steppe zu gelangen. —In harten, lang anhaltenden Wintern ist der Verlust an Pferden, besonders an Fohlen, in jenen Landschaften an der Wolga sehr gross, im Winter von 183g zu 1840 sollen Tausende von Hausthieren dort zu Grunde gegangen sein. Die Tabunen der Kalmücken sind, wie man sagt, neuerdings wieder sehr viel zahlreicher
geworden; die Besitzer derselben liefern viele Pferde auf die russischen Märkte und es kommen die- selben bei den Bewohnern der westlichen und nordwestlichen Gouvernements als Reitpferde nicht selten in Gebrauch und werden hier häufig ihrer grossen Ausdauer wegen zum Postdienste verwendet. Mit der Züchtung der fraglichen Race beschäftigen sich jetzt nicht allein die Kal- mücken, sondern auch viele Tataren und Kosaken; diese wie jene betreiben nicht immer Reinzucht, sondern kreuzen oft mit anderen orientalischen Racen und sollen hin und wieder eine schöne und leistungsfähige Nachzucht erzielen. Nach Hütten-Czapski's Angaben weiden die berühmten Heerden des Häuptlings der
choszontowskischen Horde fast immer auf den an der Wolga gelegenen Wiesen, wo auch für sie gutes nahrhaftes Heu für die lange Winterzeit aufgespeichert wird. Bei sehr harten Wintern kommen diese Heerden gewöhnlich in Stallungen, wo sie dann fast ausschliesslich mit Heu ernährt werden. Seit einiger Zeit beginnen die Kalmücken dieses Lagers, in welchem die Ent- wickelung der kalmückischen Pferdezucht am besten vor sich gehen soll, und wo nicht selten mehr als 10,000 Stück gehalten werden, auf die Haltung der Thiere grössere Sorgfalt zu ver- wenden. Einige Tabunen - Besitzer haben Schuppen für ihre Pferde errichtet; sie sammeln für den Winter Heu in genügender Menge ein; sie trennen die krank gewordenen Pferde von den gesunden, um im Falle eines Seucheausbruches die Sterblichkeit in den Tabunen auf ein Minimum zu beschränken. — Zu dergleichen Reformen hat wahrscheinlich das Beispiel und die Anordnung der aufgeklärten Häuptlinge, der Fürsten Tiumenow, den Anstoss gegeben. Diese Züchter besitzen Heerden, welche 1600 Pferde enthalten; für dieselben beschaffen sie per- sische, arabische und englische Beschäl-Hengste und suchen auf solche Weise die alte Race zu veredeln. Auch die Häuptlinge anderer Lager besitzen viele arabische und persische Hengste, welche aber leider nicht alle der Zucht wegen, sondern zum eigenen Vergnügen ge- halten werden. In dem choszontowskischen Lager ist hinreichender Vorrath an Futter sowohl für die
Heerden des Häuptlings, wie auch für die der Untergebenen, deren Heerden man 40, aber immer von verschiedener Grösse, rechnet. Die kleinsten Tabunen der Untergebenen bestehen mindestens aus 100 Pferden, viele andere besitzen auch wohl 1000 und mehr Stück. Der Heu- schnitt wird gewöhnlich auf den Wiesen am linken Wolgaufer zusammengefahren; die Stallungen für jene Heerden liegen aber immer auf den höheren Steppen des rechten Ufers, und hierdurch kann der Fall eintreten, dass in sehr harten, schneereichen Wintern das Heu auf dem linken Ufer unbenutzt liegen bleibt, weil man die Ueberfahrt über den reissenden Strom nicht bewerk- stelligen kann. |
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Bezüglich der Behütung der Pferde-Tabunen berichtet der Graf Hütten-Czapski endlich
noch Folgendes: „Die Heerden der Sajssangen und gemeinen Kalmücken werden entweder durch sie selbst oder durch gemiethete Leute gehütet. Die Aufsicht über die Pferde der Häupt- linge wird einigen Untergebenen anvertraut, welche erblich vom Vater auf den Sohn die Pflichten von Hirten ausüben, die dann, von allen übrigen Obliegenheiten beireit, auf Kosten des Häupt- lings unterhalten werden. Sie haben darüber zu wachen, dass keine Pferde gestohlen, und dass sie im Winter nicht durch Schneestürme auseinander gesprengt werden. Im Falle von Sterbefällen, in Folge grosser Kälte oder Seuchen, müssen sie sofort die Heerdenbesitzer davon in Kenntniss setzen und selbst alle möglichen Mittel ergreifen, dem Umsichgreifen des Uebels vorzubeugen, indem sie die kranken Pferde von den gesunden trennen und die Heerden an Orte treiben, wo sie Schutz und bessere Nahrung finden. Sie dürfen die Pferde auch nicht auf einen Augenblick verlassen, ihre besondere Aufmerksamkeit haben sie auf die Mütter und Fohlen zu richten, welche sie, im Falle zu strenger Kälte, mit in ihre Kibitken nehmen müssen. Im Frühling und während der ersten Hälfte des Sommers werden die Heerden in einzelne Trupps (Kassiaki) zu 12 bis 15 Stuten und einem Hengst getheilt. Die einem einzelnen Eig'en- thümer gehörenden Kassiaki werden nachher zu einer Heerde zusammen getrieben und einem Aufseher anvertraut." " „ Die Pferdezucht des Kosakenthums im Gouvernement Astrachan unterscheidet sich
wenig von der der Kalmücken. Die . Zahl der Pferde, welche verschiedenen Personen der astrachanischen Truppen angehören, beläuft sich auf 10,360, alle sind kalmückischer oder kir- gischer Race. Manche Beamte dieser Truppen haben ihre kleinen Heerden, deren es im Ganzen 54 giebt, die 4150 Pferde zählen. Die grösseren derselben haben 100 bis 400 Pferde, die kleineren 30 bis 100. Die Einkünfte für verkaufte Pferde, welche dazu bestimmt werden, die Familien der Militairs zu erhalten, sind nicht sehr bedeutend. Alle diese Thiere sind Reitpferde, welche auch zu Post - und Remonte - Pferden für die leichte Kavallerie verwendet werden. Während sehr schneereicher und harter Winter wird ihnen soviel Heu verabreicht, dass sie nicht vor Hunger sterben. In einigen kosakischen Standquartieren giebt es leider nur wenig Heu Werbung." In neuerer Zeit beschäftigen sich auch die russischen Bauern, welche sich im Gouverne-
ment Astrachan niedergelassen haben, erfolgreich mit der Pferdezüchtung. Dieselben bemühen sich, gut gewachsene junge Stuten von den Kalmücken zu erwerben und führen dann solche im Alter von vier und fünf Jahren den hier und dort bei wohlhabenden Besitzern sich vor- findenden orientalischen Beschäl-Hengsten zu. Die Nachzucht aus diesen Kreuzungen soll an mehreren Orten recht befriedigend ausgefallen sein, doch sei zu bedauern, dass die Bauern auf die Ernährung der Pferde immer noch zu geringe Sorgfalt verwenden. Sie treiben ihre Pferde im Frühjahr auf die hohen Stellen der Steppe, wo sie meistens nur kümmerliche Nahrung finden, da hier im Sommer das Gras fast vollständig verdorrt und in der Regel grosser Wasser-Mangel herrscht. Erst im Herbst, nach der Heuernte, treibt man die Pferde auf die Wiesen, wo sie sich dann bei günstigem, feuchtem Wetter wieder etwas erholen und in einem leidlich guten Futterzustande in den Winterstall oder Schuppen kommen. Die russischen Hippologen unterscheiden innerhalb der Region der kalmückischen Lager
drei besondere A-btheilungen (Ulussen) für Pferdezucht. Wir lassen nachstehend ein Ver- zeichniss der hervorragendsten Pferde-Züchter und Stutereien in den Steppen im Astrachanschen Gouvernement folgen. |
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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Rayon der kalmückischen Lager in der Provinz des Donischen Heeres
und im Gouvernement Astrachan.
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Hengste.
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Ort der Stutereien.
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Stuten.
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Abtheilungen (Ulussen.)
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Namen der Züchter.
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gros. Mokra Sawda
gr. Mokra. Sawda . . gr. Mokra Sawda . . gr. Mokra Sawda . . beim Fluss Pande, Sal gr. Morka Sawda . . gr. Urtiugura .... gr. Mokra Sawda . . beim Fluss gr. Gaschun
beim Fl. Klein Gaschun |
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Oberer Uluss:
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Darbakow, Dejurnij-Kasak . . .
Djadakow, Emgen-Abuscha-Kasak Djambinow, Sanjik-Kasak . . . Mumanginow, Zakiz.....
Porhosow, Lidza Kasak ....
Schakirow, Kasak......
Mangikow, Sckekdar-Kasak. . .
Kostikow-Kasak...... |
12
6 8 12
6
6 2
6
19
ii 7
5
7
8 9
io 5
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153
135 "3 147 86 75
60 73
240
153 I25 75 100 100 157
120 102 115
90
92 82 75
75 75 253
215 442 283 180 215
196 *75
131 132 120 120 108 148 |
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Uschanow, Zeren . . .
Cedenow, Arscha . . . Cedenow, Jerembil. . . Tschultschinow, Kertul Tschultschinow, Umak Schuwannow, Bata . Seldinow, Kaprak . . . Archinow, Altscha . . . Burinow, Nosta . . . Bakbuschow, Schawaldin Kalaschew, Umak . . . Tschundurow, Tschorak . Tschumpirow, Wasil . Suchurow, Burgus . . Burnikow, Uta . . . Djengurow, Och . . , |
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Mittlerer Uluss:
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beim Fluss Sala. . .
gr. Kicpitschnaja . . beim Fl. Klein Gaschun gr. Mazanka . . . . beim Fl. Klein Gaschun gr. Chosarta . . . |
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4
7 6 2
4
18
16 26 15
10 15
H
14
11
12
9
9
8
13
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gr. Kirpitschnaja . .
beim FL Kleine Kuberla gr. Chosarta . . . . beim Fluss Sala. . . gr. Kamiennaja . . .
gr. Elmuth . . . . |
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Unterer Uluss:
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Baromangikow, David .
Zuwikow, Abscha Mangikow, Roman . . Mangikow, Andreus Mangikow, Kuska . . Urus, Emgenof . . . Tatrinow, David . . Urusowa, Badma Renzinow, Potak . . Manginow, Basan . . Muchinowa, Baschonda Mikulinow, Socha . . Boldunow, Bultuk . . Schurgutchewa, llumza |
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gr. Sundowaja . . .
beim Fluss Sala. . . b. Gremutschij Kotodez gr. Dwojnaja . . . . |
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gr. Kytschej . .
gr. Elmuth. . . beim Fluss Sala |
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RUSSLANDS PFE.RDE-R A CEN.
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C. Die Pferde der Baschkiren.
Die Baschkiren, eigentlich Basch-kurt d. h. Bienenzüchter, wohnen in den Gouverne-
ments Wjätka, Perm, Samara, Ufa und Orenburg, etwa 300,000 Seelen an Zahl, sind muhame- danischen Glaubens und meistens sehr abergläubisch. Sie zittern vor ihren Zauberern und Aerzten. Ihre Geistlichen stehen unter dem tatarischen Mufta in Ufa. Die Sprache dieses Volkes ist ein tatarischer Dialekt. Die Baschkiren sind auch tatarischer Abkunft, aber mit einer Beimischung finnischen und mongolischen Blutes und haben wie diese in der Regel ein plattes Gesicht mit grossen Ohren und meistens nur schwachem Bartwuchs. Sie besitzen einen starken, breiten Brustbau, kräftige Schultern und zeigen bei ihrem Nomadenleben sowohl, wie auch als Soldaten im Felde eine grosse Ausdauer. Gewöhnlich sind die Baschkiren dem Fremden gegenüber gefällig und dienstfertig. Fast alle Männer dieser Völkerschaft sind vortreffliche Reiter und gewandte Krieger. Sie lieben das Pferd über Alles, gelten aber auch bei den deutschen Kolonisten in Samara als ausgemachte Pferdediebe und Rossetäuscher. Dem Brannt- wein-Genuss sind sie fast ohne Ausnahme sehr zugethan, doch auch Kumiss, A'iran (gesäuerte Kuhmilch), Kwass und Busa (Bier) werden in grossen Mengen von ihnen verzehrt. — Die Kumiss-Bereitung verstehen sie vortrefflich und viele Mutterstuten werden hauptsächlich ihrer Milch wegen gehalten. Krut (saurer Käse), Makham (gehacktes Pferde- und Rindfleisch), namentlich aber ein Gemenge von Mehl und gehacktem Fleisch, welches sie Bischbarmak nennen, sind ihre Lieblingsspeisen. Der Winter hält alle Baschkiren in stehenden Dörfern, welche meistens auch Schulen
besitzen, zusammen; sie bewohnen hier Holzhäuser, die leidlich reinlich gehalten werden. Im Sommer — gewöhnlich erst Mitte Juni — ziehen die Männer mit ihren Pferde-, Rinder- und Schafheerden nomadisch in den Steppen umher. Auch ihre zahlreichen Bienenstöcke nehmen sie mit auf die Reise. Nur Greise, Kranke, Weiber und Kinder bleiben in den Dorfschaften zurück. — Die Kibitken für die Nachtruhe in der Steppe werden von Filz gefertigt und schützen hinreichend gegen die Unbilden des Wetters. Die alten Waffen, Pfeil und Bogen, mit denen ihre Vorfahren in den Freiheitskriegen
(1813—1815) bei uns im westlichen Europa erschienen, sind in der Neuzeit mit der Flinte und Lanze vertauscht worden. — Ihre sehr fruchtbare Landschaft zwischen dem Uralgebirge, Ural- üuss, dem grossen Ik, der Bjelja und der Kaspa, ist in 28 Cantonnements getheilt und leider nur sehr spärlich angebaut. Die günstigen Bodenverhältnisse und die feuchtwarme Tempe- ratur, welche fast den ganzen Sommer hindurch dort vorherrscht, hätten die Baschkiren längst veranlassen sollen, das Nomadenleben aufzugeben und feste Ansiedelungen mit ausgedehnterem Ackerbau zu gründen, zumal die russische Regierung fort und fort bemühet ist, in ihren Bezirken alle möglichen Verbesserungen eintreten zu lassen. Allein das Festhalten an alten Ueber- lieferungen, Sitten und Gebräuchen ihrer Voreltern hat die Baschkiren bislang noch verhindert, eine vollständig angesiedelte Nation zu werden, und nur ganz vereinzelt haben sich dieselben zum Ackerbau bequemt. — Sie werden in der Regel von Kosaken überwacht, die sie jedoch ^m Grenzdienste von Zeit zu Zeit unterstützen müssen. — Viele ihrer Stämme gelten als^unver- söhnliche Feinde der uralischen Kosaken, denen sie an Muth und Kraft auch gewöhnlich über- legen sind. Die Landschaft, welche jetzt das Gouvernement Orenburg — 3,475,37 geogr. Q Meilen
gross, mit 804,704 Einwohnern — bildet, war im XVI. Jahrhundert als Baschkirei bekannt und wurde nur von Nomadenvölkern bewohnt und durchzogen. Erst im Jahre 1556, nachdem die Baschkiren von den Kirgisen hart bedrängt waren, unterwarfen sie sich den Czaren von Moskau. 1708 wurde das Land zum Gouvernement Kasan geschlagen, und erst 1744 das Gouver- |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG. 113
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nement Orenburg gebildet. Im Jahre 1866 wurde der östlich vom Uralgebirge gelegene Theil
als Gouvernement Ufa davon abgetrennt.. Fast drei Zehntheile von Orenburg sind jetzt noch Wald; zwei Zehntheile sind in Kultur
genommen und etwa die Hälfte des ganzen Gouvernements ist als Unland zu bezeichnen. Hier, wie auf den Hochebenen wächst das Federgras (Stipa), welches die Baschkiren „Karyl" nennen und als Futter für ihre Heerden hochschätzen. Die Niederungen liefern schöne, süsse Gräser und saftige Kräuter, welche unstreitig einen ungleich höheren Nährwerth, als jene Pfriem- oder Federgrasarten besitzen. Zum weitaus grössten Theile bildet Orenburg eine breite Berglandschaft, nicht ganz
ohne anmuthige Scenerie; ein Theil kann als echte Steppe bezeichnet werden, die im Westen von den Baschkiren, im Süden und Osten von Kirgisen durchzogen wird. Die Viehzüchtung wird hier sehr umfangreich betrieben; die Steppenlandschaft dieses
Gouvernements ist ganz besonders reich an Pferden, welche meistens der alten unveredelten Baschkiren-Race angehören, und welche nach der Zählung vom Jahre 1870 im Ganzen ungefähr auf die Summe von 580,000 Stück sich belaufen sollen. Man unterscheidet daselbst zwei Schläge der Baschkiren-Race: Gebirgs- und Steppen-
Pferde. Beide Schläge sollen finnisch-mongolischen Ursprungs und der alten Kirgisen - Race sehr nahe verwandt sein. — Die Bergpferde sind kürzeren (im Rumpfe) und kleineren Wuchses, werden ungefähr 1,42 bis 1,44 Meter hoch und können auf Körperschönheit keine besonderen Ansprüche machen. Die grösseren, etwa 1,48 bis 1,50 Meter hohen Steppenpferde unterscheiden sich von den kirgisischen Rossen der Steppe in so weit, als sie in der Regel etwas schöner von Gestalt, kräftiger und dauerhafter, auch meistens noch etwas rascher im Lauf sind, und in der Passgangart noch mehr als diese leisten. Der Kopf der Baschkiren - Steppenpferde ist gewöhnlich gross, mit gerader Stirn und
leicht gebogener Nasenlinie. Ihre mittelgrossen Augen deuten auf ein ruhiges, geduldiges Temperament. Die Ohren sind häufig etwas breit und dick, meistens tief angesetzt, nach vorn geneigt und schleudern bei den Bewegungen des Kopfes schlaff auf und nieder. In der Regel ist der Hals dieser Pferde langer als der der kirgisischen Race, auch fehlt ihm gewöhn- lich der Adamsapfel. Eine breite, starke Brust findet man bei den meisten Baschkiren-Rossen, ebenso auch eine gute Schulter- und Widerrist-Partie. Ihr Rumpf ist etwas länger als der aller anderen Racen jener Ländergebiete im Osten. Besonders fällt dieser Unterschied bei der Untersuchung und Vergleichung der Bergpferde mit den Steppen-Rossen auf. Trotz der Länge des Rückens erscheint derselbe jedoch meistens kräftig, und befähigt sie zum Tragen schwerer Lasten. Sogenannte Karpfen-Rücken kommen bei der fraglichen Race nicht selten vor. Ihre Kruppe ist nur massig abschüssig, zuweilen auch gerade, und der starke Schweif ziemlich hoch angesetzt. Fast alle Thiere dieses Schlages besitzen eine derbe Muskulatur, starke Knochen und feste, deutlich bemerkbare Sehnen. Ihre g'ut gestellten Füsse sind mit mittelgrossen, starken Hufen auf das beste ausgestattet; ein Beschlag derselben erscheint kaum nöthig und geschieht auch nur dann, wenn man mit den Thieren grössere Reisen auf schlechten Wegen unternehmen will. Ihr dichtstehendes Deckhaar, in der Regel von dunkler Färbung, ist im Sommer
kurz und glänzend, wird aber im Winter sehr lang und zottig. Mähne und Schweif sind immer buschig. Weichseizöpfe in der Mähne, wie im Schweif zeigen sich häufig bei den Pferden dieser
und anderer Steppen-Racen, doch gewöhnlich nur so lange, wie die jungen Thiere in den Tabunen auf der Steppe verbleiben. Später, wenn sie täglich zur Arbeit benutzt, geschoren und gekämmt, stets sauber gehalten werden, kehrt dieses Uebel nicht wieder. Frey tag, Rnssland's Pferde - Racen. 15
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114 RUSSLAND S PFERDE-R.ACEN.
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Man verwendet das Baschkiren - Pferd als Reit- und Zugthier; für den Reitdienst soll
dasselbe jedoch weniger tauglich sein, als die stammverwandten Kirgisen-Rosse. Ihr ruhiges, zuweilen sogar etwas phlegmatisches Temperament wird von ihren Besitzern ebenso gerühmt, wie die Geduld und Ausdauer, mit welcher sie die verschiedensten Dienste als Zugthiere leisten. Man sieht in den östlichen Gouvernements Russlands nicht selten Pferde dieser Race vor dem Postwagen; sie zeigen selbst auf den schlechtesten Wegen guten Willen und eine erstaunliche Ausdauer. Ihre verschiedenen Gangarten lassen nichts zu wünschen übrig; tüchtige Passgänger und gute Traber giebt es unter den Baschkiren sehr häufig. Von den Bergpferden der Baschkiren wird gesagt, dass sie, in der Gestalt den Steppenpferden
sehr ähnlich, ihrer Leistungen wegen jenen häufig vorzuziehen wären. Zu den grössten Vor- zügen, welche sie besitzen, gehöre die ausserordentliche, oft an's Unglaubliche grenzende Sicher- heit, mit welcher die Thiere selbst über die gefährlichsten Stellen im Gebirge hinweg kämen. Für die Winterfütterung der Pferde sorgt der nomadisirende Baschkire — wie alle
übrigen Steppenbewohner — schlecht: auch dort müssen sich die Thiere ihr Futter auf der Weide unter dem Schnee hervorsuchen. Christoph Josch sagt, dass sie im Frühling sehr oft wandelnden Skeletten ähnlich sähen. Die Pferdezucht in den Steppenlandschaften beruht fast durchweg auf dem System der
Kassiaks. Ein Hengst bildet mit 12 bis 15 Stuten eine räumlich abgeschlossene Familie, eine kleine Gruppe (Kassiak) welche nicht in die grosse Gruppe der Tabunen zusammentritt, wie noch heute bei den Kirgisen und Kalmücken. Ein Hengst orientalisch-asiatischer Abkunft hütet seine Stuten mit einer bewundernswerthen Klugheit und Sorgfalt; Hengste von westeuro- päischen Racen, die man versuchsweise in solcher Weise als Beschäler und Kassiaken-Führer verwerthen wollte, verstanden es nicht, dieses Geschäft zur Zufriedenheit der Heerden-Besitzer auszuführen; sie wurden häufig von den Stuten gar nicht angenommen, oft auch maltraitirt, ja es soll mehrfach vorgekommen sein, dass sie von den bösar^gen Thieren todtgeschlagen wurden. Unstreitig liegt in diesen Verhältnissen eine grosse Schwierigkeit für die Veredlungs-
Bestrebungen einzelner Heerdenbesitzer. In den vier Bezirken des Orenburger Gouvernements zählte man 1878 im Ganzen 748
Kassiaks mit 995 Hengsten und 8645 Zuchtstuten. Im Bezirk Orenburg mit 267 Kassiaks fand man 340 Hengste und 3306 Stuten der Baschkiren-Race, meistens vom kleinen Schlage. Im Bezirk Troitzk gab es nur 30 Kassiaks mit 34 Hengsten und 325 Stuten von mittlerer Grösse, und im Bezirke Werschneuralsk fanden sich 434 Kassiaks mit 563 Hengsten und 4798 Stuten, welche zum Theil der Baschkiren-, zum Theil der Kirgisen-Race angehörten. Im Bezirk Tschelabinsk bemerkte man ausschliesslich Kirgisen - Pferde. Endlich berichtet der Graf Hütten - Czapski bezüglich der Pferdezüchtung in der alten
Baschkirei Folgendes: „Inmitten der Niederlassungen jener Nomadenvölker finden sich, nament- lich im orenburgischen Gouvernement, Heerden von Privaten oder militairischen-Corporationen, welche Pferde orientalischer Racen züchten; so ist z. B. in derjenigen Jazykows das arabische Blut vorherrschend, in den Heerden Babkins, Koramsins und Osorgius sind die Mütter englischer und arabischer Abkunft, bei Strzelkow ist gemischtes Blut; die kosakische Heerde von den Ufern der Gusicha und die Heerde der kosakisch-uralischen Truppen besteht aus chiwanischen Argamaken, baschkirischen und kirgisischen Pferden. Die Heerde Paszkows in Bialorczk hat nur englische, in Daryusk nur baschkirische Mütter." „In den mehr bevölkerten und ackerbautreibenden Gegenden führen die Bauern im
Sommer ihre selbstgezüchteten Pferde auf die von den Baschkiren gepachteten Räume, denn die Armuth derselben gestattet ihnen selbst nicht mehr die Pferdezucht auf der Höhe zu erhalten, auf welcher sie früher stand. Die Völker, welche heute die Baschkirei bewohnen, |
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sind sehr verschiedene und unterscheiden sich von einander je nach dem Charakter, der Art
und Weise ihres häuslichen Lebens, was folgerecht nicht ohne Einfiuss auf die Pferdezüchtung" sein kann und auch die ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Formen in den baschkirischen Pferden bestätigt und erklärt. Bei den Ansiedlern mssischer Abkunft sind die Pferde meist in gutem Zustande und nur dadurch gefährdet, dass sie im Allgemeinen zu früh zur Arbeit benutzt werden, was oft Krankheiten zur Folge hat, welche in jenen Landschaften intensiver und verheerender auftreten als anderswo. Diese für den häuslichen Bedarf aufgezogenen Pferde werden in der Regel sorgfältiger gepflegt als die baschkirischen, tatarischen, tschuwessischen und tschermissischen Thiere, welche nur zum Verkauf gezüchtet werden. Die Baschkiren, welche früher nur ihre eigene Pferderace züchteten, sind im Allgemeinen heute so verarmt, dass ihre besseren Pferde der alten Race nur noch bei den Reichen und bei ihren Häuptlingen anzutreffen sind. Auch bei den Tataren, Tschermissen, Tschuwaschen und anderen nomadisirenden Völkerschaften findet man noch eine in Wuchs und Formen degenerirte Baschkiren-Race, welche immer noch gegen rauhes Klima unempfindlich ist, auch Mangel an Nahrung zu er- tragen vermag und sich stets kräftig, lebendig und feurig zeigt." Vom russischen Staate ist in der Neuzeit in Orenburg (150 Werst von der Hauptstadt des
Gouvernements entfernt) ein Hauptgestüt gegründet worden, welches im Jahre 1879 im Ganzen 9 Beschäler, 72 Mutterstuten und 245 Fohlen verschiedenen Alters enthielt. — Diese Zuchtpferde gehören theils der alten, guten Baschkiren-, theils der donischen Kosaken-Race an. Man hofft durch dieselben den gemeinen Steppenschlag wieder verbessern und mit der Zeit aus jenen Steppen einen tüchtigen Reitschlag für die leichte Cavallerie beziehen zu können. — Bislang hatte das baschkirische Steppenpferd für die Reiterei Russlands keinen besondern Werth. |
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D. Die Pferde der Kirgisen
in den Gouvernements Astrachan, Orenburg und Ssamara.
Die Gesammtzahl der Kirgisen, soweit sie den Russen unterworfen und bekannt sind,
beträgt — nach neueren Zählungen — etwa 1,350,000 Seelen, welche sich mit ihren verschie- denen Horden über einen Flächenraum von 40,7 7ogeogr. QMeilen verbreiten.— Sie sind weder reine Tataren, noch echte Türken. — Der mongolische Typus ist vorherrschend, der türkische ist streng auf den Adel beschränkt. — Man unterscheidet (in Asien und Europa) zwei grosse Stämme dieses Volkes, nämlich: die Kirgiss-Kaissaken und die eigentlichen oder echten Kirgisen, welche letzteren von den Russen Dikokamannye (d. h. Kirgisen der wilden Felsen), hin und wieder aber auch schwarze Kirgisen genannt werden. Die Kirgiss-Kaissaken bestehen aus: 1. „ Der Kleinen Horde, welche auch Orenburgische
genannt wird, weil sie diesem Gouvernement zugetheilt ist. 2. Der Mittleren oder sibirischen Horde mit 100,000 Kibitken und etwa 400,000 Seelen; sie wohnt zwischen der Kleinen Horde und der ehemaligen Grenze China's in der Mitte. 3. Der Grossen Horde mit 75,000 Kibitken, bewohnt den südöstlichen Theil der Steppe zwischen der chinesischen Grenze, dem Gebirge Ala-Tan und dem Balkasch-See. Diese Horde zahlt keine Steuern, muss aber fort und fort Relais für die Kosaken-Abtheilungen stellen. 4. Der Inneren oder Bukejew'schen Horde. Wir sehen hier ab von der Beschreibung der Pferde-Racen und Zucht der.Kirgisen in den asia-
tischen Ländern, die bereits von uns an anderem Orte geliefert,*) und beschränken uns auf die Be- trachtung der Kirgisen-Pferde in den Steppen der Gouvernements Ssamara, Orenburg und Astrachan. *) C. Freytag. „Die Pferde-Racen des Orients und der südeuropäischen Staaten. Halle 1874.
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RUSSLAND 's PEER D E-RA CEN.
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i. Die ,,Kleine Horde" mit den 3 Stämmen von Amuli, von Bajuli und Semirodsk ist
die kriegerischeste und kräftigste von allen, und steht unter der Oberaufsicht der General - Gou- verneurs von Orenburg und Ssamara. Ihr Territorium begreift das Land der Kosaken des Ural und Orenburg, erstreckt sich bis zum 100. Meridian und bis zum Aral-See, und zerfällt in drei Districte, welche zusammen einen Flächenraum von 17,250 □ Meilen umfassen. — Diese Horde, welche in 200,000 Kibitken wohnt, wird auf 650,000 Köpfe geschätzt; man sagt derselben nach, dass sie die Pferdezüchtung zwar umfangreich, aber immer noch ziemlich sorglos betreibe, und nur vereinzelt bei reichen Hordenführern Rosse von edlem Schlage angetroffen würden. Da diese Kirgisen der Kleinen Horde im östlichen Theile häufig zusammen mit Abtheilungen der Mittleren Horde nomadisiren, so ereignet es sich nicht selten, dass eine Vermischung und Kreuzung ihrer Pferdeschläge vorkommt, wodurch nicht immer eine Verbesserung der Zucht erreicht wird. Ihre Pferde sind meistens von mittlerem Wuchs, ziemlich kräftig gebaut, aber nicht
immer schön geformt. Man rühmt ihre Schnelligkeit, Gewandtheit und Ausdauer und behauptet, dass sie zum leichten Reitdienste sehr tauglich wären. —Wenn der Sommer nicht zu trocken, sondern mehr feucht und warm ist, so entwickelt sich auf den salzhaltigen Steppen eine üppige Gras-Vegetation, welche den weidenden Rossen zugutekommt, sie dick und fett macht. — Die Stuten liefern in günstigen Jahren verhältnissmässig grosse Mengen Milch, die von den Kirgisen entweder frisch genossen oder zur Kumiss - Bereitung verwendet wird. Auf den Orenburger Jahrmärkten werden immer viele Pferde jener Horde verkauft, aber
meistens nur schlecht, mit 10 oder 20 Rubel per Stück, bezahlt. Dieselben erscheinen auf den Märkten des östlichen Russland häufig unter dem Namen Steppen- oder Baschkiren-Rosse, ge- wöhnlich in Partien von 100 Haupt, und werden ihrer grossen Zähigkeit und Ausdauer wegen von den russischen Bauern meistens lieber gekauft, als die edleren Pferde vom Don, welche in der Regel viel höher im Preise stehen. Der Graf Hütten - Czapski sagt von diesen Pferden Folgendes: „Kraft, Feuer und
Schnelligkeit verleihen den Kirgisen-Rossen einerseits ihre Race - Eigenthümlichkeit, anderseits die unaufhörlichen Proben, die sie zu bestehen haben, sei es beim Wechseln des Weideplatzes oder bei Ueberfällen, sei es bei Spielen oder Wettrennen. Sobald die Heerden das Gras rings- um abgefressen oder niedergetreten haben, oder, wenn es sonst dem Herrn plötzlich in den Sinn kommt, aufzubrechen und weiter zu wandern, werden die Kamele an die Arben, d. h. schwere, grosse zweirädrige Karren gespannt, auf welche die aufgerollten Kibitken geladen werden. Männer, Weiber und Kinder besteigen das Pferd, und während die Karren langsam im Schritt von den Kamelen fortgeschleppt werden, amüsiren sich jene mit allerlei Spielen und Wettrennen, theils auch um sich durch Geschicklichkeit und Schnelligkeit Ruhm zu erwerben. Hat man sich wieder irgendwo niedergelassen, und sich vielleicht eines irgend einmal erlittenen Unrechts erinnert, oder irgend einen anderen beliebigen Grund ausfindig gemacht, so sitzt plötz- lich die ganze männliche Bevölkerung zu Pferde, durchrennt 100 und oft mehr Werst, um- zingelt eine fremde Heerde und treibt sie in Galopp zu dem eigenen Lagerplatze. Heute wer- den dergleichen Excursionen, welche man dort „Barante" nennt, immer seltener, denn die Wach- samkeit der russischen Regierung hat sie ausser Mode gesetzt, aber vor etwa 20 Jahren ver- breiteten sie Schrecken unter den Kosaken-Ansiedlungen, von denen jede einzelne sich unauf- hörlich im Vertheidigungszustande halten musste, so dass bis auf den heutigen Tag noch die Dörfer russischer Ansiedler den Namen von Castellen (Krepost) führen." 2. Die Innere oder „Bukejewsche Horde" (Orda) der Kirgisen — in den Gouvernements
Ssamara, Orenburg und Astrachan vorkommend — zählt etwa 189,000 Köpfe, welche in 16,500 Ki- bitken oder Jurten wohnen und zu ihrem Nomadenleben einen Flächenraum von 1082 51 □ Meilen benutzen. Sie sind im Besitz von 496,000 Pferden, 165,000 Rindern, 99,300 Kamelen (ausschliess- |
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lieh Dromedare) und 824,500 Schafe der Fettsteiss-Race. — Früher betrug die Anzahl der
Schafe 3 Millionen; sie ist jedoch durch strenge Winter, Stürme und Seuchen in den letzten Jahren sehr zusammengeschmolzen. Diese Horde zerfällt in 20 Stämme, die unter Chodschis stehen und ein sehr unstätes
Leben führen. Die Lager ihrer Khan's befinden sich im Osten des Elton-See's; sie nehmen jetzt die Landstriche ein, welche 1771 nach der Flucht der Kalmücken frei geworden sind und zum grössten Theile aus fruchtbarem Boden bestehen. — Im Jahre 1801 erhielt der Khan Buke'i von der russischen Regierung die Erlaubniss, mit der Bukej ewschen Horde auf dem ganzen Steppengebiete zwischen der Wolga und dem Ural zu nomadisiren; er kam auf diese Weise bis in das Astrachan'sche Gouvernement, woselbst er für seine zahlreichen Viehheerden schöne Weideplätze und zum Theil auch üppige Wiesengründe vorfand, die seinen Unterthanen eine Heuwerbung für den langen Winter möglich machten, leider aber bislang sehr wenig von ihnen benutzt worden sind. — Nur im Falle eines ausserordentlichen strengen Winters kommen die Kirgisen den sichtlich immer mehr abmagernden Thieren mit etwas Heu zu Hülfe, niemals aber in erforderlicher Menge, und so sind die letzteren auch hier wie an anderen Orten des südöstlichen Russland sehr oft genöthigt, ihr Futter auf der Steppe unter dem Schnee hervor- zukratzen. Man kann sich hiernach nicht wundern, dass dort jährlich viele Tausende von Pferden, Rindern etc. den Hungertod sterben. Nach den uns kürzlich aus Russland zugegangenen Berichten ist besonders im letzten Winter (1879 bis 1880) der Verlust an Haus- und Heerden- Thieren gerade in jenen Steppen der Kirgisen am Ural wieder sehr gross gewesen. Unser Gewährsmann berichtet wörtlich Folgendes: „Auf den reichen Weideplätzen der kirgisischen und uralischen Steppe, welche zur
Ernährung von Millionen Rindern und Pferden mehr als genügendes Futter liefern könnten, in jenen Gegenden, welche dazu geeignet sind, ganz Russland mit gutem und billigem Fleisch zu versorgen, fällt das Vieh zu Tausenden vor Hunger und die reichsten Pferde - und Vieh- züchter werden in wenigen Wochen zu Bettlern. Die Uralische Zeitung schildert in grellen Farben das herrschende Elend. Und wodurch werden solche, für die Oekonomie des ganzen Reiches schwerwiegende Zustände herbeigeführt? Einzig und allein durch eine für die Be- wohner civilisirter Länder unbegreifliche Sorglosigkeit und Fahrlässigkeit. Die Besitzer der beträchtlichen Tabunen und Viehheerden in jenen Steppen yerabsäumen es, die nöthigen Heuvorräthe für den Winter zu besorgen. Kommt das Frühjahr, so wird unser Herrgott wie- der Gras wachsen lassen, heisst es; das ist aber nach einem anhaltenden, ungewöhnlich strengen Winter nicht geschehen, es gab weder frisches noch trockenes Futter, daher im Allgemeinen Hungersnoth und der Vieh all und infolge dessen auch die Verarmung der Menschen." Wie General Krischanowsky, Gouverneur von Orenburg, der russischen Regierung
mittheilt, hat die ausserordentliche Kälte des letzten Winters solche Verheerungen unter den Heerden der Kirgisen angerichtet und dadurch die Transportmittel in einer Weise vermindert' dass der augenblickliche Nothstand in eine ernstliche Hungersnoth auszuarten droht. Im Bezirke Turgae haben von 860,000 Stück Vieh nur 50,000 den Winter überlebt. Nach Baron von Meyendorff s Berichten bleiben die Pferde Winter und Sommer in Ta-
bunen von 1000 Stück und mehr auf der Weide; sie werden von 2 bis 3 berittenen Hirten gehütet und wechseln häufig die Weidestelle. Im Sommer ziehen die Kirgisen auf niedrig liegende, feuchte Weiden, auf denen vom Winter her noch Wasser steht, und im Herbst suchen sie festen Boden auf, dessen trockener, salzhaltiger Graswuchs bei dem eintretenden Frost seine Schärfe verlieren und die Pfe,rde so fett machen soll, dass sie die Kälte und Stürme des Vor- winters leicht ertragen können. |
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Il8 RL'SSLAND S PFERDERACEN.
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Nach den oben citirten Berichten scheint jedoch dieser herbstliche Fettzustand die
Pferde nicht immer vor dem Erfrieren und dem Hungertode zu bewahren. Die Kirgisen-Pferde in den Gouvernements Orenburg, Ssamara und Astrachan bilden
eine eigene Race; sie sind kaum von mittlerer Grösse, werden etwa i ,48 Meter hoch und können im Allgemeinen als leidlich hübsche Geschöpfe ihrer Art gelten. Nur einzelne Stämme und Familien der Race besitzen unschöne, hässliche Körperformen. — Ihr breitstirniger Kopf mit abgestumpftem Maul und leichter Ramsnase wird in der Regel hoch getragen. Das Auge dieser Pferde ist gewöhnlich nicht gross, das gut gestellte Ohr wird häufig eingeschnitten. Ihr mittellanger Hals erhebt sich von der Brust in schräger Richtung aufwärts und zeigt sich nur am oberen Ende leicht gebogen. Fleischige Nackenpartie bemerkt man bei ihnen nicht selten. Die Brust ist massig breit, der Widerrist nicht sehr erhaben, der Leib massig lang, der Rücken kräftig, und besonders stark sind die Lenden bei diesem Schlage entwickelt. Ihre ziemlich breite Kruppe ist etwas kurz und meist abschüssig, der Schweif aber dennoch leidlich hoch an- gesetzt; man kann denselben mit Recht freiständig oder freiangesetzt nennen, da derselbe auch .beim Stillstehen der Thiere frei vom Körper absteht. Die Stärke des Schweifes ist nicht so bedeutend wie bei den Baschkiren- und Kalmücken-Rossen, ihre Mähne aber meistens ziemlich dick, gewellt und mittellang. — Die unteren Gliedmassen der Kirgisen-Pferde sind gewöhnlich untadelhaft, stark von Knochen und Sehnen, mit derben Muskeln versehen, frei von Ueber- beinen und ähnlichen Fehlern, und die kurzen Fesseln gut gestellt. Ihre mittelgrossen Hufe sind von derber, dauerhafter Hornsubstanz und Huf fehler sollen bei dieser Race selten vorkommen. Das Haarkleid der Kirgisen-Pferde ist sehr verschiedenartig; Hellbraune, Falben, Schecken,
sogenannte Tiger und Graue kommen am häufigsten vor; seltener sind Schimmel und Füchse und nur ausnahmsweise bemerkt man in jenen Steppenlandschaften Rappen oder schwarz-braune Pferde. — Ihre Behaarung steht sehr dicht auf dem Körper, wird im Sommer ziemlich kurz, im Winter aber immer sehr lang und zottig, wellt sich oft sehr stark und verleihet dann den Thieren ein pudelartiges Exterieur. , Bei der Mehrzahl jener Pferde findet man eine Verfilzung der Mähnenhaare in Form
von kleineren und grösseren Zotten, die „Koltun" genannt werden, aber diese lassen sich sehr leicht entfernen und kehren bei einer leMlich guten Pflege der Haut und der Haare nicht wieder. Der eigentliche "Weichselzopf soll bei den kirgisischen Rossen nicht vorkommen. Nach von Meyendorff zerfallen die Rosse der Bukejew'schen Horde in zwei Klassen,
nämlich in die Pferde des Khan und die der übrigen K/rgisen. Die ersteren haben sich durch 10 Hengste aus den Militairgestüten, welche der Kaiser Alexander I. dem Khan Djanguer schenkte, ausserordentlich verbessert. Letzterer, ein geborener Kirgise, aber in Europa erzogen, suchte für seine Hengste 140 der besten Stuten aus seiner Tabune aus und liess diese Elite- Heerde abgesondert weiden, obschon die an das rauhe Steppenleben nicht gewöhnten Hengste den Winter über in Ställe genommen wurden. — Jener Khan war ein tüchtiger Pferdekenner, musterte stets sämmtliche Produkte seiner Heerde selbst und liess alle werthlosen Hengstfohlen sofort kastriren; er führte auch über die Heerde ein besonderes Stammregister oder Heerdbuch. Nach 26 Jahren war seine Tabune 4000 Köpfe stark; allein es gingen davon in dem harten Winter 1848 über 1500 Stück zu Grunde. — Diese Pferde haben alle gute Eigenschaften der alten Kirgisen- Race beibehalten, sind aber etwas grösser als die gemeinen Rosse und erreichen nicht selten eine Höhe von 1,60 Meter. Die meisten derselben eignen sich vorzüglich für den Dienst der leichten Cavallerie und übertreffen in der Schnelligkeit und Ausdauer die Pferde vieler anderen Schläge der Steppen-Race. Auf einem Rennen zu Ryn-Peski durchlief ein solches edles Kirgisen-Pferd die Strecke
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DIE RACES UND IHRE ZÜCHTUNG.
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von 42,V deutschen Meilen in 43 Minuten und zeigte mithin eine Schnelligkeit und Ausdauer,
wie solche in Russland bislang von keinem englischen Vollblutpferde erreicht worden ist. Die zweite Klasse, welche nach den Angaben des Baron von Meyendorff alle übrigen
gemeinen Kirgisen - Pferde umfasst, besitzt im Grossen und Ganzen die Formen und Eigen- schaften derjenigen Rosse, welche wir weiter oben beschrieben haben. Unser Gewährsmann ist der Meinung, dass die Mehrzahl aller gemeinen Kirgisen-Pferde durch die fortgesetzte Ver- wendung schlechter Beschäler neuerdings bedeutend zurückgegangen, kleiner und schwächer geworden sei. Ein preussischer Officier, welcher in der Neuzeit vielfach Gelegenheit hatte, die Pferde
der fraglichen Race kennen zu lernen, berichtete uns Folgendes über dieselben: „Klein, mit hässlichem Kopf und Hals, aber mit ausserordentlich entwickelter Mus-
kulatur und vortrefflicher Lunge, ist das Kirgisen-Pferd überraschend tragfähig und von seltener Ausdauer in weiten und schnellen Touren unter den durchschnittlich grossen und schweren Kirgisen. Es würde für irreguläre Cavallerie ein vortreffliches Reitpferd sein; für das Hand- gemenge ist es jedenfalls zu klein, daher für reguläre Cavallerie nicht zu verwerthen. Es ist schon viel darüber geschrieben und discutirt worden, was aus dem Kirgisen-Pferde zu machen sei, um das in der Naturanlage so vortreffliche Material für die Armee dienstbar zu machen. Die Regierung hat in der Absicht, die Kirgisen-, Baschkiren- und Kalmücken-Pferde zu ver- edeln, ein Gestüt in Orenburg gegründet, bis jetzt ohne wesentlichen Erfolg, da die Kirgisen sich der Neuerung abgeneigt zeigen, namentlich nicht dazu zu bewegen sind, dem jungen Pferde die Muttermilch unverkürzt zu belassen. Sie sind der festen Ueberzeugung, dass Plunger und Entbehrungen nothwendig sind, um ein brauchbares Ross zu erhalten und — trinken daher die Pferdemilch lieber selbst. — Die Pferde der Turkmenen sind ein Beweis dafür, dass die Zucht wesentlich verbessert werden kann, wenn es nur im grossartigen Maassstabe geschieht, Die eigenthümliche Haltung der Thiere mag wohl an ihrer Entartung zum nicht ge-
ringen Theile schuld sein. — Kaum ist das Fohlen geboren, so wird es von seiner Mutter getrennt und ihm nur gestattet, nach dem Abendmelken die Nacht über bei der Stute zu verbleiben und die im Euter verbliebene geringe Milchmenge zu verzehren. Sobald der Morgen graut, wird es angebunden und steht so den ganzen Tag ohne Nahrung in der Sonnenhitze vor den Jurten seines Herrn. Auf diese Weise vergeht fast der ganze erste Sommer seines Lebens; erst im September, wenn die Lactationsperiode der Stute ihr Ende erreicht, kommen die Fohlen, fern von den Mutterstuten, mit anderen Pferden auf die Weide. Den ganzen Sommer hindurch werden die Stuten in besonderen Tabunen, getrennt von
den Wallachen und Fohlen, gehütet, d. h. man überlässt die Hütung der Kassiaks — bestehend aus \2 bis 15 Stuten — den Hengsten, welche es vortrefflich verstehen, ihre Stuten zu führen und gegen die Angriffe der Wölfe etc. zu vertheidigen. Zur Winterzeit werden alle einzelnen Kassiaks zusammengetrieben, und es bilden dann die Stuten, Wallachen und Fohlen (ver- schiedenen Alters) eine grosse Heerde, die ihre Nahrung auch jetzt wieder auf der Steppe suchen muss und nur ausnahmsweise etwas Heu vorgelegt bekommt. Im Wesen und Temperament zeigen die Pferde der Kirgisen grosse Aehnlichkeit mit
den Baschkiren-Rossen; meistens sind sie noch muthiger und wilder als diese. Beim Einfangen machen sie den Leuten oft grosse Umstände. Sobald das Pferd auf der Steppe die Schlinge über dem Kopfe fühlt, läuft es anfänglich in weiten, später in immer kleineren Kreisen um den Pfahl, an welchem die Leine der Schlinge befestigt ist; das geängstigte Thier läuft so lange bis es, von der Schlinge zusammengeschnürt, zu Boden sinkt. Dieser Augenblick wird von dem gewandten Pferdebändiger dazu benutzt, demThiere eine Trense anzulegen und sich auf dessen Rücken zu schwingen. Wenn die Schlinge abgenommen ist, richtet sich das Pferd gewöhnlich |
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i2o russland's pferderacen.
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rasch empor, bäumt sich, schlägt mit den Vorderfüssen um sich und läuft mit dem Reiter, wel-
chen es fort und fort abzuschütteln versucht, wild in die Steppe hinaus. Dieser erste wilde Ritt erfordert selbstverständlich einen ebenso kühnen, wie gewandten Reiter, und ist oft von ziemlich langer Dauer, denn es kehren Ross und Reiter nicht früher wieder zum Lager zurück, als bis beide vollständig ermüdet sind und das Pferd durch den Ritt und viele Peitschenhiebe zu der Ueberzeugung gelangt ist, dass es von seinem Reiter vollständig beherrscht wird. Von dieser Zeit an wird das Thier für den Sattel geeignet sein, d. h. es kann nun jeder-
zeit als Reitthier verwendet werden. Anders aber ist es, wenn man dasselbe zum Ziehen der Wagen benutzen will. Die Ausbildung des kirgisischen Steppenpferdes zum Zugthiere macht ungleich grössere Schwierigkeiten; hat man diese aber überwunden, so erhält man ein Thier von ausserordentlicher Ausdauer bei der Arbeit. Dr. Fr. Göbel berichtet uns bezüglich ihrer Leistungen als Zugpferd wörtlich Folgendes:
,, Nachdem die für die Equipage bestimmten Pferde eing'espannt worden waren, was nicht ohne grosse Mühe geschah, denn oft gelang es erst, nachdem man Vorder- und Hinterfüsse gefesselt hatte, wurde zunächst das Ziehen der leeren Equipagen mit ihnen versucht, da sie sich zum ersten Male eingespannt sahen. Nur der ausserordentlichen Gewandtheit der Kirgisen im Pferdebändigen und Reiten gelang es, diese wilden Bestien ihrem Willen unterthänig zu machen. Es waren vor jede Equipage 6 Pferde gespannt, zu drei nebeneinander; auf den vier äusseren Thieren ritten Kirgisen und neben diesen wieder andere auf nicht angespannten Pferden, mit der Plette'") drohend und zuschlagend, um sie zum Anziehen zu bringen und in der Richtung des bestimmten Weges zusammenzuhalten. Voran ritt ein Kirgise, drei Leinen vom Kopfe der Vorderpferde in der Hand haltend, welchen nun die Uebrigen, sobald sie in Gang gebracht worden waren, folgten. Da sie nicht gleichförmig anzogen, so rissen bisweilen bei dem einen Pferde die Stränge, während ein anderes sich bäumte, ausschlug, oder mit dem Reiter sich niederwarf, um der ungewohnten Pein ledig zu werden; allein nie wurde ein Kirgise getreten, wenn er auch zwischen den Pferden lag, unter welchen er ebenso rasch, als er darunter ge- kommen war, wieder hervorkroch und sich von Neuem auf das Pferd schwang. War durch rasches Anziehen die Equipage in Bewegung gebracht worden, so ging es nun in der Carriere eine Strecke vorwärts, worauf sich der Zug in Trab und endlich in Schritt setzte. Die Pferde zogen nun, auf vorbeschriebene Weise zusammen gehalten, ruhig weiter, nur durfte nicht ein- gehalten werden, weil sonst der Tanz von neuem losging-. Ein solches Pferdebändigen ist aber auch nur in der Steppe möglich, wo es weder Gräben noch Berge giebt, und wo man bei der Geschicklichkeit und Kühnheit der Kirgisen in der That keine Gefahr läuft, obgleich das Ganze sehr halsbrechend aussieht." Auch Goebel lobt an mehreren Stellen seines Werkes die Schnellig- keit und grosse Ausdauer dieser Rosse; er sagt, es sei nichts Ungewöhnliches, dass ein Kirgise an einem Tage mit 2 bis 3 Pferden 100 bis 150 Werst zurücklegte, indem er sich auf das eine Thier setzt, die beiden anderen führt und sich dann auf ein anderes setzt, sobald das Gerittene ermüdet scheint. Bei dem Pferde - Rennen in Uralsk durchläuft oftmals ein guter Renner die 20 Werst lange Bahn in 20 bis 30 Minuten.**) |
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*) Plette ist eine Art Kantschu oder Knute.
**) Ueber die Fuhrwerke in den kirgisischen Steppen erzählt uns Dr. F. Göbel in seiner „Reise in die Steppen
des südlichen Russlands" Folgendes: „Eine Fahrt in die Steppe, wo es weder Bäume noch Sträucher giebt, wo man selten einen Stein findet, wo es überhaupt an jedem Hülfsmittel zu irgend einer Reparatur und zur Anschaffung irgend eines Bedürfnisses gebricht, erfordert auch andere Vorbereitungen und anders eingerichtete Equipagen, als eine Fahrt auf geebneten Landstrassen in cultivirten Ländern. Die Equipagen müssen leicht, bequem, aber auch so eingerichtet sein, dass man im Stande ist, jede Reparatur daran selbst aufszuühren. Ich hatte eine sogenannte Karandasse und als Packwagen eine russische Kibitke anfertigen lassen. Erstere enthielt ausser dem Beschlag der Räder und den eisernen Büchsen in denselben, kein Eisen, und doch habe ich in dieser Equipage gegen 8000 Werst zurückgelegt. Nur |
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DIE RACEN UND IHRE ZÜCHTUNG. 121
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Bei dem Auflegen der meist zierlich und zweckmässig construirten Hufeisen zeigen sich
die kirgisischen Rosse gewöhnlich unartig und böswillig; es erscheint in den meisten Fällen nöthig, die Thiere in die sogenannten Zwangs- oder Nothställe zu führen, um sie hier ohne Gefahr für den Schmied beschlagen zu können. Zu diesem Zwecke bringen mehrere starke und gewandte Männer das sich auf alle erdenkliche Weise sträubende Pferd unter Peitschen- hieben, Ziehen und Schieben in den Nothstall, welcher in der Regel aus starken Balken erbaut ist und dem Thiere nur eben Raum zum Stehen lässt, aber kein Rück- und Seitwärtstreten gestattet. Die Brust des Pferdes lehnt sich an einen Balken, der das Vorrücken desselben verhindert und zugleich als Mittel dient, die Zügel des Thieres straff anzuziehen und zu halten. Die Bewegungen der Vorderfüsse werden durch einen dünneren Balken, welchen man in der Höhe der Kniegelenke hinter den Füssen vorschiebt, unmöglich gemacht. Nachdem das Pferd in solcher Weise vorn festgestellt ist, werden zwei Gurte unter dem Bauche desselben durchgezogen und an der einen Seite des Nothstalles gut befestigt, an der anderen Seite aber mit einer Winde in Verbindung gebracht und durch einige Umdrehungen so straff angezogen, dass das Pferd in gerader Stellung nur eben noch mit den Füssen den Boden berührt. Obgleich das Pferd fort und fort den Versuch macht, sich seinen Peinigern zu entziehen, so wird ihm dieses doch durch die ihm gegebene Stellung unmöglich gemacht. Hierauf wird um den zu beschlagenden Hinterfuss eine starke Schlinge geworfen und durch rasches Anziehen derselben der Fuss auf einen vor resp. hinter dem Nothställe liegenden Klotz gestellt und durch mehrfaches Umwickeln der Schlinge oder des Seiles festgezogen und somit der Fuss festgehalten. Dann erst tritt der Schmied zur Arbeit an das gefesselte Thier, reisst in unbarmherziger Weise mit seinem plumpen Wirkmesser grosse Stücke Horn vom Hufe ab und legt endlich das Eisen auf, welches mit sechs Nägeln fest geschlagen wird. Nach Be- endigung des Beschlags erscheint das Thier wie im Schweiss gebadet; es zittert am ganzen Körper und sieht schnaubend und keuchend um sich. — Es ist einleuchtend, dass ein solches rohes Verfahren im Nothställe für manches Pferd,, das sonst bei richtiger Behandlung wohl zu zähmen gewesen sein würde, nur höchst nachtheilige Folgen haben und seine Unbändigkeit oder Widerspenstigkeit vergrössern wird. — Nachstehend lassen wir ein von der kaiserlichen Gestüts-Verwaltung in St. Petersburg
veröffentlichtes Verzeichniss der hervorragendsten Zuchtgebiete in den kirgisischen Steppen- landschaften, nebst Angabe der Zahl aller daselbst gehaltenen Zuchtpferde folgen. — Zum Schluss führen wir noch an, dass nach J. Wilson die Kirgisen im Ganzen 42,000
Hengste und 331,000 Stuten zur Zucht halten.*) — |
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die Vorderräder wurden einmal neu beschlagen und zwei Mal neue Vorderachsen angelegt, die durch das schnelle Fahren
in Brand gerathen waren. Auf den beiden Achsen ruhten zwei 21 Fuss lange. 2*/2 Zoll dicke Stämme von gutem Birken- holz, und auf diesen, in einem Abstände von 21/2 Fuss von jeder Achse, ein aus dünnen Brettern angefertigter, mit Wachstuch überzogener Kasten von Gestalt einer Halbchaise. — Diese Halbchaise befindet sich in einer auf- und niederschaukelnden Bewegung, durch die elastischen Stämme, ihre Unterlage, hervorgebracht, so dass man bequemer, als in der besten Ressortsequipage fährt. Sie ist geräumig genug, um möglichst viel Gepäck ohne Unbequemlichkeit mitnehmen zu können und gewährt den grossen Vortheil, dass sie, wegen ihrer Länge, nie umfallen kann, ein Vortheil, der mir später sehr zu statten kam, besonders in der Steppe, bei den des Ziehens ganz ungewohnten Pferden- ich hatte sie ausserdem so einrichten lassen, dass meine beiden Reisegefährten und ich bequem neben einander unter dem Verdecke sitzen konnten." — *) J. Wilson. Agriculture et Economie rurale en Russie. Apercu statistique. „L'elevage des chevaux en
tabouny ou en cossiaks ne s'est conserve de nos jours, que dans la province du Don, parmi les Cosaques d'Orembourg, du Kouban, du Terek et autres, ainsi que chez les populations nomades des steppes de lAsie centrales. Le nombre de ces chevaux est evalue ä plus de 68,000 etalons et^JtSJfe^irftei^s poulinieres, dont la plus grande moitie appartieut aux Kirghizes." — y^JV**- L **<£A>\ A: )i\
Trey tag, Russland's Pferde • Racen. / 16
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RUSSLANDS PF ER D E - R A C E N.
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Verzeichniss
der kirgisischen Bezirke, in welchen Stutereien vorkommen, nebst Angabe der in denselben gehaltenen Zuchtfperde.
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E. Die Pferde der uralischen Kosaken.
Zu dem Gouvernement Ssamara gehört auch der Bezirk der uralischen Kosaken mit der
Stadt Uralsk, bewohnt von etwa 17,000 Menschen, am Ural, Tschangar - Mündung, früher Jailskoi- Gorodök genannt, und 48 geographische Meilen vom Kaspischen See entfernt belegen. Die Stadt ist der Hauptsitz der Jaik- oder Uralkosaken, und wahrscheinlich schon im Jahre 1613 von diesem Volksstamme erbaut worden. Die uralischen Kosaken haben seit Anfang dieses Jahrhunderts eine gut geordnete Civil-
und Militär-Verwaltung, und bilden jetzt unstreitig ein glückliches Völkchen, welches weit aus- gedehnte Landstrecken besten, fruchtbarsten Bodens erb- und eigenthümlich besitzt. Viehzucht, Viehhandel und Fischfang sind der Haupterwerb dieser Kosaken. Erstere
treibt die wohlhabende Klasse, letzteren die ärmere. Der Uralfluss liefert den Anwohnern Hausen und Bjolungen, die zuweilen 300 Kilogr. schwer werden, 1,90 bis 2,6 Meterlange Störe oder Ossetra, 100 Kilogr. schwere Shipps, ferner auch Ssewrugen und Sterled's, die den Fluss hinauf- und herabschwimmen. Die Fische werden theils frisch, theils gesalzen versendet, jährlich mehr als 130,000 Zoll-Centner, nebst etwa 20,000 Zoll-Centner Kaviar, zusammen für 3V2 Millionen Rubel Waaren des Fischfanges. — Nach Beendigung der Fischerei, im Herbst, bringt eine Deputation von kosakischen Reiter- Officieren ihrem Kaiser einige der grössten Fische nach St. Petersburg und empfängt dafür einen mit Ducaten gefüllten Pokal. Bei dieser Gelegenheit werden gewöhn- lich auch einige der schönsten und besten Pferde des uralischen Kosaken - Schlages mit in die |
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DIE PFERDE DER URÄMISCHEN KOSAKEN.
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J23
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Haupts tadt des Kaisers geführt, wo sie wegen ihrer grossen Schnelligkeit, Gewandtheit und Aus-
dauer immer grosse Beachtung und stets zu hohen Preisen Abnehmer finden. Am Obtschei-Syrt und in der Umgegend von Uralsk beschäftigen sich viele wohlhabende
Bewohner mit dem Ackerbau. Auf dem vortrefflichen Boden, welcher zum weitaus grössten Theile der Schwarzerde angehört, werden fast alljährlich die reichsten Korn-Ernten gemacht, von dem Weizen und Roggen wird nicht selten das 25. Korn erzielt. — Die Goldhirse (Panicum milaceum aureum). welche ab und zu auch als Pferdefutter Verwendung findet, haupt- sächlich aber zur Nahrung der Menschen dient, soll zuweilen einen 200fältigen Ertrag liefern. (Da das Saatquantum bei dieser Hirse sehr gering ist, etwa 3 Metzen pro Morgen beträgt, so erscheint dieser hohe Ernteertrag immerhin glaubwürdig). Die Fülle der köstlichen Melonen und Arbusen ist unermesslich und gestattet einen all-
gemeinen Genuss dieser saftigen, wohlschmeckenden Früchte. Das Land ist auch reich an schönen Wiesengründen, welche es den Kosaken möglich
machen, ihre Hausthiere — besonders die Pferde — im Winter reichlich mit Heu zu versorgen. Der Oberstallmeister von Meyendorff giebt an, dass die Kirgisen im Gouvernement Orenburg von ihren Nachbarn, namentlich von den uralischen Kosaken Wiesen pachteten, sobald das Gras oder Heu zur hinreichenden Ernährung ihrer Pferde nicht mehr ausreichte. Die Reichen des Landes am Ural besitzen ausser ihren zahlreichen, oft 3 bis 4000 Stück
haltenden Pferde-Tabunen auch viele Rinder- und grosse Schaf heerden. Einzelne Kosaken sollen 20 bis 30,000 Schafe — die meistens der Fettsteiss-Race (Kurtjuk) angehören — ihr Eigen nennen. In der neueren Zeit hat man jedoch die Schafhaltung etwas eingeschränkt, hingegen die der Pferde weit umfangreicher als früher betrieben. Eine nicht unerhebliche Preissteigerung für die gut gezogenen Rosse soll diesen Wandel hervorgerufen haben. Die Pferdezucht bildet jetzt an vielen Orten des Bezirks die Hauptbeschäftigung der
Einwohner; man verwendet auf dieselbe ungleich grössere Sorgfalt als die Kirgisen in den an- grenzenden Steppen zu thun pflegen. Die wohlhabenden Kosaken benutzen zur Zucht fast aus- schliesslich Beschäler der edlen orientalischen Racen und erzielen in Folge dessen eine sehr werth- volle Nachzucht, die sich hauptsächlich zum Reitdienste eignet. Solche Pferde werden auf den Jahr- märkten von Uralsk von den aus dem Westen und Norden kommenden Händlern gern gekauft und verhältnissmässig theuer bezahlt. — Aber auch der alte, unveredelte Pferdeschlag jenes Landes besitzt mehrere lobenswerthe Eigenschaften, vor allen anderen aber eine grosse Gewandtheit und Schnelligkeit in der Bewegung. Dr. F. Göbel giebt an, dass er von 5 Uhr Morgens bis Nach- mittags 2 Uhr einen Weg von 74 Werst (10V2 deutsche Meilen) mit Thieren dieser Race zurück- gelegt, dabei aber noch 3'/2 Stunden an einem Orte ausgeruht habe. „Es ist unglaublich, wie schnell man im Lande der uralischen Kosaken fährt. Die beiden
Seitenpferde ziehen jedes nur an einem Strange, der an der inneren Seite des Kumtes befestigt ist. Beim Einspannen sind immer 6 bis 8 Kosaken thätig, indem jedes Pferd besonders gehalfen werden muss. Ist alles in Ordnung, so setzt sich der Fuhrmann auf den Bock, erfasst die Zügel und kaum können die vor die Pferde gestellten Kosaken diese noch halten. Sobald sie loslassen, gehen die Pferde gewöhnlich im Carriere vorwärts, und nun wird abwechselnd Carriere und Trab bis zur nächsten Station gefahren, wobei wenigstens in einer Stunde 15, 17, ja selbst 19 Werst zurückgelegt werden." Andere Reisende berichten, dass sie dort Wege- strecken von 200 Werst in 24 Stunden zurückgelegt hätten. Ueber die Abstammung dieses Landschlages wird von den russischen Hippologen ange-
geben, dass derselbe wahrscheinlich aus der Kreuzung von Baschkiren- und Kirgisen-Rossen hervorgegangen sei, aber meistens etwas gefälligere Formen als diese besässe. — Die kräftig gebauten Thiere der uralischen Kosaken-Race haben in der Regel einen massig schweren Kopf |
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124 RUSSLAND S PFERDERACEN.
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und mittellangen Hirschhals, gut abgerundeten Leib und ein kräftiges Kreuz mit leichtem
Abfall nach hinten. Ihre Beine sind kräftig, mit derben Sehnen und guten, festen Hufen aus- gestattet. Sie erreichen selten eine Höhe von 1,50 Meter und sind durchschnittlich nur 1,45 Meter hoch. Ausser der grossen Schnelligkeit dieser Plerde rühmt man noch ihre Leichtigkeit und
Sicherheit in der Bewegung; man sagt: „Diese Rosse durchschiessen die Steppe gewisser- massen wie Pfeile, kaum den Boden berührend und ohne nur im mindesten zu straucheln." Be- züglich ihrer Haarfärbung wird angegeben, dass sie meistens dunkelbraun wären. Die hin und wieder dort vorkommenden Füchse, Isabellen und Falben haben gewöhnlich einen dunklen Rückenstreifen und zuweilen auch schwarze Ringe an den Beinen. Tüchtige Passgänger sollen unter den uralischen Kosaken-Rossen nicht selten zu finden
und immer hoch geschätzt sein. Die Reiter des Ostens lieben bekanntlich diese Gangart mehr als einen ordentlichen, regelrechten Trab. |
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F. Die Pferde der nogaischen Steppe und der Krim.
Die nogaische Steppe, südlich vom unteren Dnjepr (das alte Mäotien), bildet eine weite
von Schluchten häufig unterbrochene Niederung mit fruchtbarem Boden, welcher von den verschiedenartigsten Steppenkräutern und Grasarten dicht bewachsen ist. Im Frühling und in den, ersten Sommermonaten bilden diese eine grosse Blumendecke, welche aber leider schon frühzeitig verschwindet; die heissen Ostwinde verdorren dieselbe im Hochsommer sehr bald und gestalten die Landschaft zu einer unfreundlichen Steppe im wahren Sinne des Wortes; fast gänzlich ohne Baumwuchs gleicht sie im Hochsommer meistens einer kahlen Wüste. Auf den heissen, trockenen Sommer folgt gewöhnlich ein strenger Winter mit seinen Schrecken für die weidenden Viehherden. In der nogaischen Steppe findet sich an vielen Stellen salzhaltiges Grundwasser,
wogegen es häufig an gesundem Trinkwasser mangelt. Die Heuschrecken suchen diese Land- schaft oft heim und verwüsten dann vollends grosse Flächen des bebauten Landes. — Das Getreide gedeiht in den vom Wetter begünstigten Jahreszeiten sehr gut und kommt in der Regel zu einer grossen Fülle; der Weizen liefert besonders schönes Korn und reichlich Stroh von grosser Stärke. Auch der Garten- und Weinbau wird an manchen Orten mit bestem Erfolg betrieben. Ein Theil der dortigen Bevölkerung — wohl gegen 60,000 Menschen — sind nogaische
Tataren, die Reste des ehedem hier herrschenden Volkes. Noch am Ende des XVIII. Jahr- hunderts war die Krim ein Tataren-Reich, welches gewöhnlich die „kleine Tatar ei" genannt wurde. Viele Tataren hatten aber schon damals, nach dem Vorbilde der bereits vor Jahr- hunderten dort eingewanderten deutschen Colonisten, ihre Filzhütten oder Jurten mit massiven Häusern vertauscht, und bewohnten in drei Stämmen etwa 70 Dorfschaften. Die Viehzüchtung hat bei diesem Volke von jeher eine der wichtigsten und liebsten
Beschäftigungen gebildet, namentlich waren die von ihnen gehaltenen Pferde- und Schaf - Heerden sehr zahlreich, und noch heute durchziehen vom Frühjahr bis zum Herbste die Tabunen der nogaischen Tataren die ganze Halbinsel von Norden nach Süden. Auch Ziegen, Büffel und Kameele sind dort in grosser Zahl vorhanden, werden aber meistens schlechter gehalten als die Pferde und Schafe. Bienenzucht wird überall stark betrieben. Der Hauptflecken der Tataren ist Nogajsk, mit 3100 Einwohnern, am Asow'schen Meere
sehr schön belegen. |
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DIE PFERDE DER NOGAISCHEN STEPPE UND DER KRIM. 125
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Das nogaische Steppenpferd ist wahrscheinlich aus der Vermischung der verschiedenen
orientalischen Racen hervorgegangen. Fitzinger nennt dasselbe einen Blendling des kaspisch- tatarischen Pferdes mit dem abchasischen Tscherkessen-Rosse. Die russischen Hippologen sind der Meinung, dass die Race der Krim, welche heute zu einer der besten in den süd- russischen Steppen gehört, erst durch mehrfache Kreuzungen mit polnischem und ukrainischem Blute zu der tüchtigen Leistungsfähigkeit gekommen sei, welche man jetzt bei vielen Thieren derselben wahrnimmt. — Diese Pferde sind in der Regel von mittlerer Grösse, etwa 1,50 Meter hoch, leicht und zierlich gebaut mit gestrecktem Rumpf, kleinem Kopfe, feinen Kinnbacken und einer massig breiten Stirn. Ihr Hals ist meistens dem der Hirsche ähnlich geformt, die Brust gut proportionirt, der Widerrist hoch, das Kreuz ziemlich gerade, der leichte, nicht zu dicke Schweif ist hoch angesetzt und wird fast ausnahmslos hübsch getragen. Ihre feinen Beine — mit etwas flachen Knieen — besitzen gute Sehnen und feste, zierliche Hufe. Die Gangarten dieser Race lassen nichts zu wünschen übrig, besonders schön und
fördernd soll der Trab derselben sein. Im Dienste unter dem Reiter zeigen sie grosse Ausdauer und stehen in dieser Beziehung nicht hinter ihren Stammverwandten im Kaukasus zurück. Der Tatar Bielaj brachte 1858 aus der Krim ein kleines schwarzes Pferd zu dem Rennen
nach Antonin, welches durch seine Schnelligkeit das grösste Aufsehen erregte und mit den besten englischen Vollblutpferden erfolgreich concurriren konnte. In wie weit nun der Graf Hütten-Czapski in seinem schon mehrfach citirten Werke das
Recht hat zu sagen: „Die eigentliche krim'sche Race ist, seitdem Russland diese Halbinsel im Besitz hat, immer mehr im Verschwinden; heute halten nur einige Heerden noch diese Race, während die meisten anderen Heerden gemischte Pferde züchten oder ganz fremde Racen eingeführt haben," vermögen wir leider nicht bestimmt anzugeben. Alle russischen Hippologen haben sich uns gegenüber stets lobend über die heute dort noch existirende alte nogaische Steppen-Race ausgesprochen und den Wunsch geäussert, dass dieselbe in alter Weise fort- gezüchtet werde; sie liefere ein vorzügliches Reitpferd für die Cavallerie und stände im Werthe keiner anderen südrussischen Steppenrace nach. Es folgt hier das Verzeichniss der berühmtesten Züchter und Zuchtplätze in jener
Landschaft des südlichen Russlands. |
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120 RUSSLAND S PFERD E K AC E N.
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G. Die Pferde in Bessarabien.
Das Gouvernement Bessarabien umfasst 660,72 geogr. □ Meilen mit einer Bevölkerung
von 1,052,000 Seelen. Nahezu ein Fünftheil des Ganzen ist in Kultur, fast die Hälite bildet Weideland und ein Elftheil ist mit Waldungen bedeckt. Trotz der häufig im Sommer vor- kommenden Trockniss und gewaltigen Hitze sind die Getreide-Ernten hier meistens sehr ergiebig; aber leider verdirbt das Korn oftmals durch den lang anhaltenden Herbstregen (z. B. in diesem Jahre 1880) auf dem Felde. Weizen und Mais werden in Bessarabien hauptsächlich angebaut. Obst- und Maulbeerbaumzucht wird fast überall im Lande mit Erfolg betrieben; auch der Wein giebt alle drei Jahre einen ausgezeichneten Ertrag. — In den zahlreichen Colonien der deutschen Bauern ist in der Neuzeit Mancherlei unternommen worden, um den Ackerbau, wie die Vieh- zucht des Landes zu heben; ihr Wein gilt als der beste, ihre Wolle als die feinste im Gouverne- ment. Auch zur Verbesserung der Pferdezucht haben die Deutschen, neben den Russen, viel gethan. Sie sind im Besitz mehrerer sehr gut eingerichteten Gestüte, in welchen man haupt- sächlich orientalisches Blut zur Veredlung der alten Landrace verwendet. Auf den üppigen Weiden finden die Pferde, wie die übrigen Heerdenthiere fast das ganze Jahr hindurch ein sehr nahrhaftes Futter. Stallfütterung wird nur ausnahmsweise betrieben. Das bessarabische Pferd gehört der ukrainischen Race an, welche später eingehend behandelt wird. — Auf dem Gestüt der Herren Krystofowicz hat man früher Mecklenburger Hengste als Beschäler benutzt und auf diese Weise einen tüchtigen Wagenschlag ausgebildet, der sich noch heute eines guten Rufes erfreut. In dem Gestüte des Herrn Balz kreuzt man mit englischem, arabischem, persischem und türkischem Blut und erzielt so einen leidlich brauchbaren Reitschlag. |
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H. Die Pferde im Gouvernement Cherson.
Dieses Gouvernement ist 1,294,56 geogr. □ Meilen gross und wird von 1,497,000 Menschen
bewohnt. Nahezu die Hälfte des ganzen Areals besteht aus unfruchtbarem, wenig angebautem Lande. Fast ein Drittheil wird als Weide genutzt, ein Fünftel ist Kulturland und 1 Procent der Fläche besteht aus Waldungen. — Cherson ist das Steppenland zwischen Dnjestr und Dnjepr; es wird vom Bug, Ingul und Ingulez durchflössen; im Norden, wo es sich an die Region der schwarzen Erde anschliesst, ist der Boden sehr fruchtbar und liefert alljährlich reiche Getreide- Ernten und grosse Futtermengen zur Ernährung der Hausthiere. — Auch dieses Land, dessen Bewohner einem Dutzend Nationalitäten angehören, war in früherer Zeit dem Chan der Krim unterthänig. Der unter den Türken noch sehr wüste, völlig unbebaute Boden ist erst durch die Russen (seit 1739) und westeuropäischen Kolonisten zum Theil in eine fruchtbare Landschaft umgewandelt. Wilhelm von Hamm berichtet über die dortigen Steppen folgendermassen: „Nach dem Regen entwickelt sich die Vegetation in fast unglaublicher Ueppigkeit. Die ganze Steppe überzieht ein dichter Teppich hochhalmiger Gräser, deren Aehren und Rispen sich manch- mal bis zu einer Höhe von 2 Meter erheben. Dieser Graswald ist in saftigem Gewirr mit allerlei Kräutern, Ranken und Stauden durchflochten, aus welchen prächtige Blumen bald einzeln ihre Köpfchen strecken, bald sich zu bunten Matten, gewissermassen zu Steppengärten vereinen. Neben dem Nützlichen und Schönen erhebt sich hier aber auch das Widerwärtige und Schäd- liche. Das ist der Burian, unter welchem Namen man dort alle unnützen Stauden der Steppe begreift. Merkwürdige, geheimnissvolle Gewächse sind darunter: die Steppennadel (Stipa), deren spitzer, mit Widerhaken gezähnter Samen den Thieren durch Haut und Muskeln in's Herz und in die Eingeweide dringt, so dass sie elendiglich erliegen müssen. Auch das |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT CHERSON. 127
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„betrunkene Kraut," dessen Genuss die Pferde toll machen und lähmen soll, während es den
Rindern nicht schadet; die Choleraklette, welche zum ersten Male mit der Seuche erschien und ein specifisches Heilmittel gegen die Hundswuth sein soll, und endlich noch der Kurai, das gemeine Salzkraut, sind dort zu finden. Wenn im Herbst die Winde schärfer über die Ebene zu pfeifen beginnen, dann fängt auf einmal da und dort eine Steppe an zu wandern. Es scheint, als löse sich die Rasendecke des Bodens freiwillig los, rolle sich zusammen und kugele nun in lustigen Sprüngen vor dem Winde her, schneller als das schnellste Ross zu laufen vermag. Bald schreitet die räthselhafte Bewegung vor in langgestreckten, fast gradlinigen Kämmen, bald bricht sie diese Linien und wirbelt im tollsten, ung"eberdigsten Tanze umher. Manchmal stauen sich die Massen an irgend einem unscheinbaren Hinderniss, Gewicht hängt sich an Gewicht, Hügel erbauen sich, luftige Säulen und Thürme, bis endlich das Ganze den Halt oder Schwer- punkt verliert, überkugelt, und nunmehr, vom schadenfrohen Winde geblasen, mit doppelter Eile wieder vor diesem dahinfliegt. Alle diese kugelnden Gebilde sind Stauden des Salzkrautes, deren Aeste beim Zusammendörren sich zu einem Ball zusammenwölben, und deren Stengel oberhalb der Wurzeln abfault. Oft scheint eine einzige Pflanzenart sich grosser Regionen bemächtigt zu haben. So erblickt man häufig, so weit das Auge reicht, völlig ebene dunkle Flächen, gebildet aus einer Art Wolfsmilch, welche kein Thier berührt. — An besonders günstigen Stellen erheben sich wahre Gebüsche, Buriandickichte, gebildet von stachelichten Disteln und Kletten, die fast in Baumesstärke und Höhe emporwachsen, und ihre bewehrten Aeste malerisch ausbreiten, gleich riesigen Armleuchtern. Schlanke, blüthenvolle Königskerzen schiessen dazwischen empor wie gelbe Lanzen; grosse Flockenblumen, grüne Wermuthbüsche und wuchernde Amaranthen verschränken sich zu einem fast undurchdringlichen Dickicht. Solch ein Versteck ist das Sommerlager der Wölfin; hier wohnt der unheimliche Scheltopusik, eine harmlose Eidechse ohne Füsse, deren Grösse und Schlangengestalt den Wanderer öfters erschreckt. So leer und öde die Steppe auch dem Blicke erscheint, so birgt sie doch mannig- faltiges, wimmelndes Leben." Die hier vorkommenden Pferde haben in ihrem Körperbau grosse Aehnlichkeit mit den
ukrainischen Rossen und werden wahrscheinlich auch von diesen abstammen, vielleicht auch durch Kreuzung mit orientalischen Hengsten etwas verbessert worden sein. Sie zeigen fast alle eine grosse Ausdauer unter dem Reiter, wie auch vor dem Post- und dem Jagdwagen des Adels und der jüdischen Handelsleute, welche mit ihren Drei-, Vier- und Fünfgespannen das Land nach allen Richtungen durcheilen. Im Cherson'schen giebt es mehrere Gestüte, welche hauptsächlich mit englischem Blute
arbeiten und durch die Kreuzung mit Vollblut-Hengsten den alten Landschlag zu veredeln und zu vergrössern suchen. Die Herren Sagajdakows, Warabiews, Isajews und Andere sollen in der Neuzeit tüchtige und hübschgebaute Pferde erzogen haben. An anderen Orten dieses Gouvernements sieht man in den Gestüten auschliesslich orientalische Pferde der verschiedensten Racen zur Zucht benutzt; allein nicht überall wird auf letztere die Sorgfalt verwendet, welche sie beansprucht und in Folge dessen giebt es oftmals eine Nachzucht, welche weder für den Reitdienst, noch für das Fuhrwesen besonders tauglich ist. In einzelnen Stutereien werden jetzt Orlow'sche Hengste und Stuten zur Zucht verwendet, und bemüht man sich, hier tüchtige Traber auszubilden, welche mit den besseren Pferden aus den Gouvernements Tambow undWoronesch auf der Rennbahn in Concurrenz treten können. — Die deutschen Colonisten Cherson's betreiben in der Regel die Pferdezüchtung mit groser Vorliebe, wenn auch nicht immer mit bestem Erfolg. Es ist zu bedauern, dass ihre Mittel in der Regel nicht dazu ausreichen, sich in Besitz edler Deckhengste zu setzen. Man lässt gewöhnlich die ukrainischen Stuten von älteren, brackirten orientalischen Hengsten belegen, die aus den Gestüten der adligen Herren &_______________________________________________________________________________'
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128 RCSSLAKD S P F E K D E R A C EN.
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zu massigen Preisen erworben werden. Auf diese Weise erhalten die Colonisten meistens nur leid-
lich gute Reitpferde, selten aber einen tüchtigen Arbeits- oder Wagenschlag. Die von ihnen gezoge- nen Wagenpferde sind in der Regel zu leicht und zu klein; sie besitzen aber gewöhnlich grosse Ge- wandtheit, Ausdauer und Genügsamkeit und befriedigen die bescheidenen Ansprüche der Bauern. Cherson ist reich an kleinen Gestüten und besitzt in Folge dessen auch eine ansehnlich
grosse Zahl von Pferden, nach Moerder's Angaben 354,782 Stück. Man rechnet dort auf 1000 Einwohner etwa 360 Pferde, und auf 1 □ Meile 226 Stück. Im bebriniecer Kreise finden sich — nach Hütten - Czapsky — zwei namhafte Gestüte
und zwar Skargynski's in Trikrat und Drabrowski's in Iwanowko, wo das Blut der polnischen Pferde conservirt wird, das gewissermassen aus den Gestüten der Czartoryski's stammt; unter den Müttern dieser Zuchtplätze sollen sich viele tscherkessische Thiere finden. Beide Gestüte zusammen zählen etwa 200 Stuten; die Züchtung ist eine halbwilde auf den Steppen. Die Hengste werden stets mit den Stuten zusammen ausgetrieben und haben bei der Begattung freie Wahl. |
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Messen und Märkte im Gouvernement Cherson.
1. Kreis Cherson: In der Stadt Cherson. Pfingstmarkt. Zufuhr: 300 Stück Arbeits-
pferde. Wenn Pfingsten bald nach dem 9. Mai — d. i. nach dem Jahrmarkt in Kachowka (Dnjepr'scher Kreis, Taurisches Gouvernem.) — fällt, führen die Pferdehändler ihre Thiere nach dem Jahrmarkte in Balta (Gouvernement Podolien), alles was nicht in Kachowka ver- kauft wurde, kommt nach Cherson. In der Vorstadt Bereznogswataja 2 Messen: a) Mittfastenmesse in der 4. Woche der
grossen Fasten, b) 15. August, Zu der ersten kommen bis 500 Stück Arbeitspferde (local.), es kommen auch Vorsp.-Pferde vor, mitunter ganz gute Pferde aus der localen Production. Zur zweiten kommen bis 1000 Stück Arbeitspferde und Pferde aus verschiedenen Tabunen, unter welchen man oft 75—100 Remontepferde auswählen kann. Im Dorfe Schesterna findet der Markt eine Woche nach Ostern statt. Zufuhr: 500
Arbeits-, Vorspann- und Remontepferde. Hier kann man immer 25 — 50 für die Remonte dienliche Pferde und viele gute russische Pferde zum Preise von 300 Rubel pro Stück finden; besonders gute Pferde werden aus dem Dorfe Kazanka zugeführt. 2. Kreis Jelisawetgrad: In der Stadt Jelisawetgrad 4 Messen: a) in der 4. Woche der
grossen Fasten, b) 23. April, c) 29. Juni, d) 1. Sept. Zu der ersten werden bis 1000 Stück haupt- sächlich Arbeitspferde und 100—150 Vorspann-Pferde gebracht. Zur zweiten 1000—1500 Stück Reit-, Vorspann-, Arbeits- und Tabunen-Pferde. Zur dritten bis 500 Stück Arbeitspferde; mit- unter werden bis 1000 Stück Tabunenpferde (vom Schwarzen Meere und Kaukasus) hierher getrieben, welche auf anderen nahen Pferdemessen nicht Abgang fanden. Zur 4. ungefähr 500 Stück Arbeitspferde und ca. 100 Stück Remontepferde. In der Stadt Wosnosensk 3 Messen, a) 9. Mai. b) 1. August, c) 1. October. Zur
ersten kommen bis 1000 Vorspann- und Arbeitspferde, sehr selten Remontepferde. Zur zweiten bis 1000 Stück Remonte-, Arbeits- und Vorpann-Pferde. Hier werden alle Pferde, welche man auf der Elvasmesse zu Pultawa (10. Juli— 1. August) nicht verkauft, ä tout prix losgeschlagen; ebenso verkaufen hier die Remonteurs den Rest der Ausschusspferde. Zur dritten: bis 1000 Stück hauptsächlich Arbeits- und Vorspann-Pferde. In der Stadt Nowomirgorod 2 Messen: a) 8. September, b) 26. October. Zur ersten
kommen bis 300 Stück Arbeitspferde. 3. Tiraspol'scher Kreis: In der Stadt Tiraspol 1. Oct. Hier wird in der Regel
nur eine unbedeutende Zahl Arbeits- und Vorspannpferde, im Ganzen bis 150 Stück angetrieben. |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT CHERSON.
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I2g
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und Gestüte im Gouvernement Cherson. |
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Frey tag, RugslantTs Pferde-Racen.
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17
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13°
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RÜSSLAND S PFERDERACKN
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BL Die Pferde in Klein-Russland.
Klein-Russland oder die Ukraine (russisch Ukrama, d. i. Grenzland, weil es lange Zeit
die Grenze zwischen Russland und der Türkei bildete) besteht aus vier Gouvernements, welche aber historisch niemals ein Ganzes ausgemacht haben, nämlich aus Kijew, Tschernigow, Poltawa und Charkow. Diese Gouvernements umfassen im Ganzen 3772 □ Meilen und werden von 7,388,258 Menschen bewohnt. Fast das ganze Gebiet der Ukraine gehört der fruchtbaren Region des Ackerbaues
und zwar der schwarzen Erde (Tscherno-Sem) an; nur der südliche Theil reicht in das Steppengebiet und besteht aus leichteren Bodenarten. Die Ukraine ist recht eigentlich das Land des mittleren Dnjepr und seiner Nebenflüsse, sowie des oberen Donez. Die Boden- oberfläche ist hier keineswegs einförmig; die grosse Ebene wird im Gegentheil häufig von tiefen Flussthälern durchrissen, deren rechtes Gehänge nicht selten bis zu 70 Meter aufsteigt. Diese Höhen tragen zum Theil die Städte und grossen Klöster des Landes, während in den Thälern sich schöne Wiesen- und Weideflächen finden. Man darf wohl mit Recht sagen, dass jene Landschaft einen steten Wechsel von Feldern, Wiesen und Waldungen bietet; diese letzteren haben an manchen Orten eine grosse Ausdehnung und sind reich an prächtigen Eichen, Buchen, Ahorn u. s. w. Der Ackerbau liefert vortreffliches Korn sowie auch Zucker- und Futter-Rüben bester Qualität; die Wiesen geben reiche Heuernten und Futter von hohem Nährwerthe. Auf den Weiden mit üppigstem Graswachsthum sieht man während der Sommer- monate schöne Viehheerden aller Hausthiergattungen. *) Die schilfigen Flussufer und die Wasserlachen in den Niederungen bergen ein über-
raschend reiches Thierleben, namentlich von Wasservögeln. Auf dem Boden der Steppe, der an vielen Orten sehr reich an Salpeter ist, finden die Hausthiere zwar nicht immer eine so reichliche Nahrung, wie auf den Wiesen und Weiden der Schwarzerde, aber immerhin so viel, dass ihre Ernährung im Sommer ohne Darreichung von Zufutter möglich ist. Der Nährwerth der Steppengräser ist unstreitig kein geringerer, als derjenigen Kräuter, welche auf dem besten Boden der schwarzen Erde wachsen. Von der starken Bevölkerung der Ukraine wohnt etwa nur der zehnte Theil in Städten.
Die grossen, weit auseinander gebauten Dörfer der Kleinrussen liegen meistens an den Ab- hängen der Thalschluchten, in der Nähe der Flüsse und Bäche. In der Regel sind die Häuser aus Holz erbaut, mit Stroh, Rohr oder Schindeln gedeckt. Gärten mit Obstbäumen fehlen leider fast immer; nur hin und wieder bemerkt man kleine Gemüsegärten mit einigen Blumenbeeten. Die Gehöfte umgiebt man gewöhnlich mit hohem, dürren Dornwerk, zum Schutze gegen
Wölfe und herrenlose Hunde. Die Dorfstrassen sind im Frühjahr und Herbst, zur Zeit der stärkeren Niederschläge, sehr schlecht, kaum zu betreten, und die Wegebesserungen werden fast überall in unzureichender Weise ausgeführt. In die grössten Vertiefungen werden einige Bündel Reisig, Tannenzweige etc. geworfen und damit ist die Ausbesserung beendigt. Man sieht nicht selten 6 und 8 Pferde vor einem leichten Jagd- oder Ackerwagen gespannt, um in dem Morast nicht stecken zu bleiben und rechtzeitig an dem Bestimmungsorte einzutreffen. Mit Klein-Russland betreten wir die Heimath der ukrainischen Kosaken oder freien
Bauern. Die Zahl der leibeigenen Bauern war früher hier sehr gross, und es haben die Kosaken |
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*) Wir haben in diesem Sommer (1880) in der Ukraine Halme von Wildweizen (Triticum) gesehen, welche
1,80 Meter lang waren. |
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stets von diesen getrennt ihre Wohnsitze erbaut und solche meistens etwas reinlicher und
freundlicher gestaltet, als die der Bauer-Dorfschalten. Ueber den Ursprung dieser Kosaken sind sehr abweichende Ansichten aufgestellt
worden; so lassen manche Historiker sie von den Tscherkessen, andere von Tataren abstammen, noch andere behaupten, dass sie aus allerlei Flüchtlingen, besonders aus Gross-Russland, zu- sammengelaufen wären. Die echten Kosaken sind ohne Zweifel ein eigener slawischer Volksstamm und zunächst den Kleinrussen verwandt, als deren Nachbaren sie auch zuvörderst auftreten, und denen sie in ihrem Aeusseren viel näher stehen als den Grossrussen. Der Kosak vom ukrai- nischen Stamme hat meist einen hohen, schlanken Wuchs und angenehme Gesichtszüge, ohne tatarische oder gar mongolische Beimischung; Augen und Haare sind gewöhnlich braun oder schwärzlich. Gutmüthigkeit, heiterer Sinn und Sorglosigkeit sind den Kosaken in hohem Grade eigenthümlich, und ihre Gemüthsruhe bewahren sie selbst unter den schwierigsten Lebensverhält- • nissen, wobei ihnen der Fatalismus immer gute Dienste leistet, dem sie fast alle, wie die Türken, ergeben sind. Dagegen fehlt dem Kosaken aller Trieb zu irgend einer regelmässigen Thätigkeit; weder Ackerbau noch Viehzucht noch Fischerei oder Schifffahrt vermag ihn dauernd zu fesseln; er lässt sich davon nur soweit in Anspruch nehmen, als es das gerade vorhandene dringende Bedürfniss erfordert. Seine Sorgfalt für die Zucht der Pferde widerspricht dem nicht, denn das Pferd ist ihm kein Gegenstand des Erwerbes, sondern ein Theil seiner selbst. — Wir sahen auf unserer Reise durch die Ukraine sehr häufig kleine, fünf- oder sechsjährige Kosaken-Knaben auf ungesattelten und ungezäumten Rossen über die Felder jagen, über breite Gräben springen, und haben nie zuvor an anderen Orten des Ostens gleich kühne Reiter in so jugendlichem Alter, wie diese ukrainischen Buben, zu sehen bekommen. Die Lieblingsbeschäftigung des Kosaken ist, zu Ross in der Steppe umherzuschweifen, ohne dass dabei ein besonderer Zweck, wie etwa Jagd, nothwendig vorhanden sein müsste, und zur Abwechselung sich zu Flause in geselliger Unthätigkeit durch Erzählungen oder durch Gesang, Tanz und dergl. zu amüsiren. Diese Neigung zum Umherschweifen zog früher ganz natürlich die Räubereien nach
sich, wozu auch in älterer Zeit die Lage des ukrainischen Kosakenlandes, auf der Grenze zwischen verschiedenen unter sich feindlichen Völkern und namentlich zwischen der christlichen und muhamedanischen Welt, besonders günstig war, da sie den Kosaken häufig Gelegenheit gab, bei den Kriegen der Nachbarvölker in der Eigenschaft von Bundesgenossen des einen oder des anderen Theils das Rauben im Grossen zu betreiben. Nach Dr. Ilowaisky würdigte die polnische Regierung schon frühzeitig die Wichtigkeit
dieses kriegerischen Kosaken - Standes, welcher dem Reiche als sichere Schutzwehr gegen die benachbarten tatarischen Horden dienen konnte. Siegesmund I. liess es sich angelegen sein, die Kosaken einer kriegerischen Disciplin zu unterwerfen und ihnen feste Organisation zu g'eben. Diese wurde hauptsächlich durch Stephan Batöry vollendet. Lange Zeit standen die Kosaken unter einem nationalen Oberhaupte von sehr beschränkter Machtvollkommenheit, dem Ataman (Hetman), in einer sehr lockern Abhängigkeit von Polen. Von den Königen dieses Landes zur Unzufriedenheit gereizt, schlössen sie sich im XVII. Jahrhundert mehr an Russland, und geriethen mit der zunehmenden Entwickelung dieses Reiches in ein immer abhängigeres Ver- hältniss, das jeweilige Aufstände und Verbindungen mit Russland's Feinden nur drückender machte; Dinge dieser Art hatten sogar die theilweise Verpflanzung der Kosaken nach anderen Theilen des Reiches zur Folge. Doch es ist die Stellung der Kosaken gegen die der eigentlichen Russen noch immer bevorzugt und von diesen beneidet. „So frei wie ein Kosak" ist eine Redensart, welche man in Russland häufig hört. Die Kosaken sind persönlich frei, zahlen keine Abgaben, sondern thun statt dessen im Frieden 6 Jahre Dienste als berittene Hüter der 17*
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Grenzen des Reiches, worauf sie für eine gleiche Zeitdauer nach Hause zurückkehren und sich
zum Kriegsdienste bei der leichten Reiterei verpflichten. — Während des letzten türkischen Krieges haben sich die ukrainischen Kosaken von Neuem bewährt, sich überall brav geschlagen und den donischen Kosaken als muthige, gewandte Reiter nicht nachgestanden. Von den ukrainischen Kosaken, die ansässig waren und ein Familienleben führten, muss
man diejenigen unterscheiden, welche weiter nach Süden, an dem unteren Lauf des Dnjepr wohnten und den Namen der „unteren Kosaken" oder der „Saporöger" erhielten. Obgleich auch diese zum polnischen Reiche gezählt wurden, so bildeten sie doch in der That einen ganz freien Stand und waren keiner fremden Macht unterthan. Hier ist auch wahrscheinlich die Wiege und Pflanzschule der eigentlichen Kosaken gewesen. Bezüglich der Rosse dieser Saporöger berichtet der Graf Hütten-Czapski: „Die ersten
Pferde, welche auf den unbevölkerten Steppen zwischen dem Bug und Dnjepr weideten, waren polnische, welche zugleich mit den ersten Stiftern der Säporögerthums hierher gekommen sind; später zeigten sich in dem Maase, als die Brüderschaft Mitglieder auch aus anderen Gegenden erhielt, moldauische, wallachische, siebenbürgische und ungarische Pferde am Dnjepr, und nach den ersten glücklichen Gefechten auch tatarische und türkische. Die alten Chroniken erzählen von Heerden wilder oder halbwilder Pferde auf diesen Steppen, die aber sicher keinen Theil an dem Entstehen der ukrainischen Race gehabt haben. Alle Pferde, welche sich nur immer in der Dnjepr-Gegend zusammenfänden, gingen in der Hand der unternehmungslustigen Saporöger in einander über und daraus entwickelte sich mit der Zeit eine eigne Race, welche man die ukrainische nennt, deren charakteristische Merkmale aber heute sehr schwankend sind." Diese Pferde ertragen Anstrengung und Hunger, sind von mittlerem Wuchs, selten 1,50 Meter hoch, besitzen einen hübsch geformten Kopf mit lebendigen, feurigen Augen, mittel- langen Hals mit starker Mähne, eine breite Brust und schön geformte Kruppe, an welcher der ziemlich starke Schweif sich meistens hoch angesetzt findet. Die Schenkel sind fein und so auch die Unterfasse immer zierlich gebaut; ihre Hufe sind hübsch geformt und von fester Hornmasse. Man lässt diese Pferde häufig barfuss gehen. Die dunklen Haarfärbungen herrschen bei diesem Schlage vor, doch sieht man auch nicht selten Schimmel, Hellfüchse und Schecken. — Das ge- meine ukrainische Ross ist klug und gelehrig, aber häufig tückisch und bösartig. Wir sind der Meinung, dass diese letztgenannten ungünstigen Eigenschaften in Folge der ihnen meistens zu Theil werdenden schlechten Behandlung entstehen. Der Kosak, wie der ukrainische Bauer, geht schlecht mit den Pferden um und verlangt Leistungen, die sehr oft weit über ihr Kraftmass hinausgehen. Wenngleich dieser Pferdeschlag in der Regel zur Reiterei bestimmt wird, so sehen wir doch auch viele dieser Thiere so vor dem Postwagen und im Ackergespann ganz Tüchtiges leisten. Wenn die Ukraine nicht im Besitz einer vorzüglichen, zur Arbeit sehr tauglichen Rind- vieh-Race wäre, so würden die Pferde voraussichtlich noch weit mehr zur Feldarbeit und zum Ziehen der Lastwagen benutzt werden, als es jetzt der Fall ist. — Wir bemerkten in verschie- denen Distrikten, wo in den letzten Jahren die Rinderpest viele Ochsen weggerafft hatte, fast auschliesslich Pferde vor dem Pfluge, vor der Egge und dem Ackerwagen, und konnten ihre Leistungen meistens ganz befriedigend nennen. Der polnische und russische Adel der Ukraine hat schon seit längerer Zeit für die
Hebung der Pferdezucht grosse Opfer gebracht; man hat sowohl orientalische, wie englische Hengste in den Privat-Gestüten zur Aufstellung gebracht, an mehreren Orten auch Reinzucht mit arabischem Blut betrieben und zu diesem Zwecke hochedle Original -Araber aus der Wüste Nedjd herbeigeholt, welche zum Theil eine vortreffliche, höchst werthvolle Nachzucht geliefert haben, die als Officier-Reitschlag in ganz Russland, besonders in den Hauptstädten des Landes sehr gesucht ist und mit 1000 bis 2000 Rubel pro Stück bezahlt wird. — Wir hatten |
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Gelegenheit, die arabischen Gestüte des Grafen ßranicki zu Bialacerkow im Gouvernement Kijew
zu besuchen, und können nur Gutes über die dortigen Leistungen berichten. Es war uns besonders interessant in Bialacerkow zu sehen, wie die daselbst geborenen Pferde (von rein orientalischem Blute) weit grösser und stärker werden als ihre Eltern, die Original-Araber. Die prächtigen, üppigen Weiden im Sommer und hinreichende Korn- und Heu - Fütterung im Winter tragen dort unstreitig sehr viel zu der vortrefflichen, raschen Entwickelung der Fohlen bei; wir sahen hier nicht nur einige wenige, sondern eine grosse Anzahl von Jähr- lingen, welche in der Grösse und Stärke den jährigen Vollblut-Fohlen Englands gleichkommen und nahezu so gross wie ihre Väter aus der Wüste waren. Im Kijew'schen Gouvernement besitzen ausser den beiden Grafen Branicki die Herren
Markowski zu Parchomowka, Naryskins, Fundeklejs, Rylskis, der Graf Maszcynski, der Fürst Lopuchin und Andere sehr schön eingerichtete und gut gepflegte Gestüte, in welchen meistens arabisches Blut rein gezüchtet, hin und wieder aber auch mit englischem Vollblut gekreuzt wird. Die Grafen Branicki und Herr Markowski haben neuerdings auch mit der Züchtung von Percherons begonnen und zum Theil recht befriedigende Resultate erzielt. Wenn auch die Produkte der ersten Kreuzung von Percheron-Hengsten und ukrainischen Stuten zuweilen noch etwas schwach und schlecht proportionirt ausfallen, so liefert doch schon die zweite Generation, welche aus der Paarung von Percheron-Hengsten mit dem besseren Percheron-Ukrainer Halb- blut hervorgeht, in der Regel ganz brauchbare Ackerpferde, die in den dortigen Zucker- fabriks-Wirthschaften sowohl im Pfluge, wie vor dem Wagen ungleich mehr leisten als die ukrainischen Wagenpferde alten Schlages. Es wurde uns sogar angegeben, dass die Dreiviertel- blut-Percherons bessere Zugpferde lieferten, als die in Russland viel genannten und viel ge- rühmten schweren Pferde der Bitjug-Race aus dem Gouvernement Woronesch. — An einigen Orten der Ukraine werden auch Pferde dieses letztgenannten Schlages gezüchtet, doch — wie uns gesagt wurde — nicht immer mit gutem Erfolg. An der wolhynischen Grenze, im Gouvernement Kijew, lieget die grosse Handelsstadt
Berditschow mit mehr als 100,000 Einwohnern, welche zum nicht geringen Theile Juden sind und den Pferdehandel sehr umfangreich betreiben. Alljährlich finden hier vier grosse Jahr- märkte statt; der dritte vom 13. bis 20. August alten Styls ist der bedeutendste, und es sollen zuweilen 4000—5000 Pferde daselbst aufgetrieben werden. In diesem Jahre (1880) war die Zahl der am Markte stehenden Pferde etwas geringer, aber immerhin gross genug und der Besuch desselben für uns in hohem Grade interessant. Wir sahen auf diesem Markte fast alle süd- russischen Racen vertreten, zum Theil in sehr schönen, kostbaren Exemplaren. Die Züchter und Bauern von Klein-Russland führen hier die Rosse ihres Arbeitsschlages an den Platz und sehr viele Pferde vom Don werden durch die Kosaken angetrieben. Ebenso hatten wir dort Ge- legenheit kubanische und tscherkessische Pferde zu sehen, welche in grossen Heerden von ihren heimischen Steppen und Bergen angetrieben waren und nie zuvor einen Zaum im Maule gefühlt oder einen Sattel getragen hatten. Das Einfangen dieser halbwilden Geschöpfe wurde von den Tscherkessen und kubanischen Kosaken mit grossem Geschick ausgeführt; nur selten entkam eins der eingefangenen Thiere, es lief in diesem Falle aber immer wieder zu der grossen Heerde zurück und suchte bei dem zweiten Einfangen stets sehr geschickt zu entkommen. Viele dieser Pferde werden für die Grenzwachen in . Bessarabien und Podolien angekauft, andere gehen über die Grenze nach Oesterreich und Rumänien und der kleinere Rest bleibt im Lande zu Zuchtzwecken. — Die sogenannten Rosstäuscher sollen auf diesen Märkten in Berditschew eine grosse Fertigkeit bei ihrem betrügerischen Handwerke an den Tag legen, und mancher Unerfahrene kauft dort alte, aber fett gefütterte Rosse im Glauben, dass er frische Sechs- jährige bekomme. — |
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Das Gouvernement Charkow — 989,87 geogr. □ Meilen mit 1,681,486 Bewohnern —
wurde früher die slobodische Ukraine, d. h. das Grenzland, genannt. Dasselbe wird vom Donez und seinen Nebenflüssen durchströmt, ist ziemlich hoch auf der Schwarzerde gelegen, besitzt mehrere grosse Sandstein- und Steinkohlen-Lager, sowie auch an verschiedenen Orten mächtige Gypsstöcke. Charkow betreibt auf der schönen, fruchtbaren Schwarzerde einen sehr umfangreichen Getreidebau; aber auch Kartoffeln, Tabak, Flachs und Hanf werden daselbst cultivirt und liefern in den meisten Jahren reiche Ernten; erstere kommen meistens in die Branntweinbrennereien, welche in diesem Gouvernement in ziemlich grosser Zahl vorhanden und neuerdings mit besseren Apparaten ausgestattet sind. — Die schönen Laubwaldungen Charkows nehmen etwa 13 Prozent der ganzen Fläche ein; an den hohen Flussufern sahen wir neben prächtigen Eichen und Buchen auch viele wilde Aepfel-, Bim-, Kirsch- und Pfirsichbäume, deren Früchte in Missjahren aushelfen müssen. Etwa ein Viertel des ganzen Landes besteht aus Wiesen und Weiden, auf welchen Stipa pennata und capillata, ferner Caragana frutescens, Euphosia lutea und Salsola kali vorkommen. — Caragana frutescens verletzt mit ihren Stacheln sehr oft die weidenden Pferde. Auch Prunus chamaecerasus sieht man auf den Charkow'schen Weiden sehr häufig, wird aber von den Hausthieren ungern genossen. — Schafzucht und Seidenbau wird hier sehr umfangreich betrieben, noch wichtiger ist aber die Pferdezucht für dieses Gouvernement, welche nach Qualität wie Quantität keineswegs hinter der, in den mehr nördlich belegenen, Gouvernements der Ukraine betriebenen, zurücksteht. — Im Jahre 1876 zählte man im Charkow'schen etwa 238,000 Pferde, die zum weitausgrössten Theile im Lande selbst gezüchtet sein sollen. Die hier vorkommenden 65 Privatgestüte verwenden ihre 151 Hengste und 1183 Stuten hauptsächlich zur Zucht von Reit- und Wagenpferden; in 9 Gestüten werden jetzt ausschliesslich sogenannte Orlow-Traber gezüchtet und mehrere derselben haben bereits sehr tüchtige Läufer an die Märkte resp. auf die Rennbahnen geliefert. Im Starobelskischen Kreise des Charkow'schen Gouvernements liegen die altberühmten
Belawodskischen Gestüte, vier an der Zahl, welche 1712 auf Befehl Peters des Grossen eine neue Einrichtung erhalten haben. Das Jahr ihrer Gründung ist nicht bekannt. — Der General Zorn sagt, dass der Kaiser Peter der Grosse jenen Gestüten eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte und zuerst Zuchtpferde aus Schlesien und Preussen, später aber solche aus Mecklenburg habe verwenden lassen. — Diese vier Gestüte besitzen zusammen 6460 Hectare Land, von welchen 3880 Hectare als Weiden bezeichnet werden. 2580 Hectare kommen auf die Gestütshöfe, Gärten und Viehweiden der Gestütsdiener. Ausserdem hat jedes Gestüt noch ansehnlich grosse Wiesengründe zur Heugewinnung, welche es ermöglichen, dass daselbst zur Winterzeit eine starke Heufütterung der Pferde stattfindet. 1. Derkul ist das älteste und schönste der Belawodskischen Gestüte, und es soll dessen
Einrichtung nichts zu wünschen übrig lassen. Der Professor Unterberger sagt, dass gerade dieses Gestüt auf ihn einen höchst imposanten Eindruck gemacht habe; er bezweifelt, dass es ein zweites Gestüt in der Welt giebt, welches sich, was die Zucht von Kürassier-Pferden anbetrifft, mit Derkul messen könne. „Die Thiere besitzen eine ungewöhnliche Grösse — 2 Arschin und 4 bis 8 Werschok oder 1,59 bis 1,77 Meter —, ihr Hals ist gut herausgewachsen, Widerrist hoch, die Schultern sind gut gestellt, der kurze Rücken ist nur leicht eingesenkt, die lange Kruppe meist gerade und die kräftigen Extremitäten sind regelmässig gestellt; ihre Flufe sind gesund. Man findet bei diesen Pferden Leichtigkeit und Freiheit in der Vorhand und Hinterhand." 1852 fand Unterberger in Derkul 24 Hengste und 254 Stuten; die Thiere waren grösstentheils braun von Farbe, aber auch Rappen, Füchse und einige Schimmel bekam er dort zu sehen. ,,Die Derkul'sche Zucht ist ursprünglich aus einer Kreuzung neapolitanischer, spanischer, dänischer und normannischer Rosse hervorgegangen und erst in neuerer Zeit ist |
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das Blut des Orlow'schen Reitschlages hinzugekommen. — Auch Percherons und die schwersten
englischen Karrenpferde hat man eine Zeit lang in Derkul zur Zucht benutzt. — Nach Auf- hebung des Poczinskischen Gestüts wurden dessen Pferde ebenfalls hierher gebracht. — Seit i860 ist Derkul zur Produktion von Wagen- und Arbeits-Pferden bestimmt; es besitzt das- selbe jetzt 15 Beschäler, 147 Stuten und etwa 320 Fohlen. Unter den letzteren bemerkt man häufig sehr grosse Thiere; Jährlinge von 1,60 Meter sollen nicht selten vorkommen und unter den Saugfohlen des letzten Jahrganges befanden sich viele Individuen, welche — herangewachsen — voraussichtlich den alten guten Namen Derkuls nicht schmälern werden. — Auf den gras- reichen Weiden dieses Gestüts entwickeln sich die jungen Thiere ganz vortrefflich; andererseits wird aber auch die sorgfältige Pflege und gute Stalleinrichtung Derkuls nicht wenig zur schönen Entwicklung der dortigen Zucht beitragen. — 2. Limarewsk. Dieses Gestüt liegt ebenfalls im Starobelskischen Kreise und besitzt
neben zweckmässig eingerichteten Stallungen ein grosses Hauptgebäude mit sehr gefälliger Facade und einer hübschen inneren Einrichtung. Vor den Stallfenstern hat man hier Jalousien ange- bracht, während man sonst in Russland meistens nur Strohbauschen oder Matten als Fenster- verschluss zu sehen bekommt. Bei dem Charkow'schen Klima sind die Jalousien nothwendig, um den Zutritt der Sonnenstrahlen im Hochsommer etwas verhindern zu können. — Die Grün- dung dieses Gestüts fällt in die Jahre 1815 — 1819; es wurde damals wegen Ueberfüllung der Gestüte Derkul und Streletzk errichtet und erhielt von diesen Plätzen unstreitig ein sehr gutes Zuchtmaterial. Später wurden in Limarewsk Pferde aus dem Orlow'schen und dem Rostopt- schin'schen Gestüte neben Engländern und Arabern zur Zucht benutzt und es bildete sich auf diese Weise daselbst ein Mittelding zwischen Kürassier - und leichten Cavallerie-Pferden aus. — 1865 kaufte der Staat für dieses Gestüt 2 Hengste in Kijew bei dem arabischen Händler Abdallah; der erste hiess „Ganadahi," war rein weiss von Farbe und soll in Damaskus 80,000 Piaster gekostet haben. Der andere Hengst „Kejlan" war ein Fliegenschimmel mit dunkler Mähne und dunklem Schweif (eine grosse Seltenheit). Ausser diesen beiden Hengsten importirte man aus Frankreich den Hengst „Propre ä tout," welcher nach einem Boulogner Hengst und einer Percheron - Stute gefallen war, jedoch in Limarewsk keine befriedigende Nachzucht geliefert haben soll. Das Limarewsk'sche Gestüt hat gegenwärtig die Aufgabe, einen leichten Wagen- und
hübschen Reitschlag, sowie auch einige Traber und Arbeitspferde zu liefern. Die Produktion von tüchtigen Artillerie - Zugpferden, welche schon in den fünfziger Jahren dort hauptsächlich ins Auge gefasst wurde, scheint auch heute noch energisch verfolgt zu werden. Prof. Unterberger sagt bezüglich dieser Zuchtrichtung in Limarewsk Folgendes: „Ein Artillerie - Zugpferd braucht nicht gross zu sein, hat keinen schönen Hals nöthig, wenn es nur, bei kräftigen Formen und fehlerlosem Fundamente, Gelenkigkeit in den Bewegungen zeigt, und diese Eigenschaften findet man bei den Pferden dieses Gestütes, namentlich bei den Stuten. Sie sind im Durchschnitte 2 Arschin und 21/2 Werschok (etwa = 1,54 Meter) hoch; sie haben eine gehörig breite Brust, gute Schulterlage, ein starkes Kreuz und reine, kräftige Extremitäten." — 1852 waren 21 Be- schäler und 225 Mutterstuten vorhanden und viele derselben waren Füchse. — Unter den Beschälern gab es damals einige Thiere, in welchen das Blut von Jaschma, Glasuntschik und Hektor floss, andere waren asiatischer und englischer Abkunft; auch die Orlow'sche Traber- Race war unter denselben repräsentirt. Unterberger bemerkte seiner Zeit auf den Weiden bei Limarewsk zum ersten Male eine Karabagh-Stute, Hellfuchs mit dunkler, mehr röthlicher Mähne und Schweif und einem dunklen Rückenstreifen. Obgleich dieses Pferd kein hübsches Auge und dabei Schlaffohren hatte, der Kopf auch schönheitswidrig nach vorn gestreckt war, so gefiel dasselbe unserem Gewährsmanne doch wegen seines kräftigen, trockenen Körper- |
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baues ganz besonders gut. — Den besten Beweis für die Constanz dieser kaukasischen Race
lieferte die Nachzucht jener Stute. Obgleich ihre Fohlen nach den verschiedenartigsten Hengsten gefallen waren, so ähnelten dieselben dennoch niemals ihren Vätern, sondern stets der Mutter.— In Limarewsk wird im Winter ausser dem Heu der Wiesen nur selten Hafer geiüttert; man giebt den Thieren meistens Gerste in gemahlenem Zustande. Die Weiden des Gestüts leiden im Sommer bei der Dürre ganz gewaltig, und man sieht zu der Zeit häufig viele magere Pferde. — Die wilde Kirsche und das Pfriemengras kommen auf den Steppen in grosser Menge vor. 1876 standen im Limarewsk im Ganzen 7 Beschäler, 31 Mutterstuten und etwa 70 Fohlen.
Von den dreijährigen Hengstfohlen werden die tauglicheren Individuen als Beschäler verwendet und alle anderen Thiere verkauft. — Ganz in der Nähe des Gestütes befindet sich ein Staats- Beschäler - Depot, in welchem 65 Hengste aufgestellt sind; 7 derselben sollen reinblütige Araber und 32 Stück Halbblut für den Reitschlag sein. 8 Hengste sind Orlow-Traber, 10 Hengste gehören dem Wagenschlage und 8 Stück dem Arbeitsschlage an. Es werden jedem dieser verschiedenen Hengste alljährlich etwa 25 Stuten zum Bedecken zugeführt. Die Pferdezüchtung hat in der Umgegend dieses Gestütes neuerdings sehr an Umfang zugenommen. 3. Nowo-Alexandrowsk. Dieses Gestüt ist im Jahre 1823 gegründet worden und
zwar mit Pferden, die aus den anderen Belovodskischen Stutereien abgegeben wurden: Türken, Perser, Tscherkessen, Dänen, Engländer und einige lombardische Zuchtpferde. — Die Gestüts- gebäude machen einen gefälligen, angenehmen Eindruck; in der Mitte des Häuser - Complexes steht ein hoher, runder Thurm, welcher oben mit einem Kreuze versehen und an der Stelle, wo er aus dem Dache der Kirche hervorsteigt, mit einem Gange für den wachhabenden Auf- seher umgeben ist. Im Innern der Stallungen ist für die Bequemlichkeit und Reinlichkeit bestens gesorgt; frische Luft und Licht finden überall genügenden Zutritt. Besonders schön und geräumig sind hier die Fohlenställe eingerichtet; sie haben Vorhäuser, so dassbeim Oeffnen der Thüren die kalte Luft nicht unmittelbar die Thiere trifft, auch sonst sind die nöthigen Vor- kehrungen getroffen, um die Thiere vor Unfällen und Beschädigungen zu schützen. Unter den Zuchtpferden in Nowo-Alexandrowsk — 16 Hengsten und 146 Mutterstuten
__ sind die meisten von kräftigem Körperbau und ansehnlicher Grösse, etwa 1,60 Meter hoch.
Bei der Reorganisation wurde dieses Gestüt zur Produktion eines tüchtigen Wagenschlages
bestimmt, und es wurden zu diesem Zwecke mehrere Hengste aus dem Traber - Gestüt von Chränowoy herbeigeholt, ebenso aber auch einige dänische und englische (Cleveländer) Kutsch- pferde-Hengste als Beschäler verwendet. Das braune (bay) Deckhaar scheint bei der Auswahl der englischen Zuchtpferde besonders berücksichtigt zu sein, denn man sieht daselbst vorwiegend braune Thiere dieses Schlages. Der dortige Wagenschlag hat gewöhnlich einen etwas langen, hübsch gebogenen Hals, eine breite Brust, starke Schultern und eine gut gerundete Kruppe. Fast alle Pferde sind bestens fundamentirt und verrathen in ihrem Aeusseren, dass sie von gutem Blute abstammen; einige derselben sind bei kräftiger Natur wirklich schön zu nennen. In der Neuzeit hat man in Nowo-Alexandrowsk wieder mehr die Züchtung des Reit-
schlages in's Auge gefasst und zu diesem Zwecke orientalische Hengste als Beschäler benutzt. Die Halbblutpferde dieses Gestüts sollen von russischen Cavallerie - Offizieren gern gekauft werden. — Im Ganzen stehen daselbst 16 Hengste, 146 Stuten und etwa 320 Fohlen. Die Auf- zucht der letzteren wird von Seiten der oberen Gestütsbeamten in Nowo - Alexandrowsk auf das sorgfältigste überwacht; die Leute werden stets dazu angehalten, die Fohlen gut zu behandeln und sie an den Verkehr mit Menschen zu gewöhnen. Gleich nach dem Absetzen, Entwöhnen der Fohlen, legt man ihnen einen, mit einem langen Stricke versehenen Half ter an, mit welchem sie längere Zeit frei umherlaufen müssen. Durch Auftreten auf den herabhängenden Strick gewöhnen sich die jungen Thiere allmälig- an den Widerstand und gebärden sich dann später |
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Dobry
aus dem Gestüt Slrelotsl-
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DIE PFERDE IN KLE IN-RU SSLAND. iff
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meistens nicht unbändig, wenn sie an die Krippe gebunden werden sollen. Man lässt die
Fohlen in der Regel von jungen Burschen reinigen und putzen, auch von diesen in der grossen Reitbahn umherführen, wobei man ihnen von Zeit zu Zeit die Füsse aufhebt und beklopft, damit sie sich frühzeitig an das Beschlagen der Hufe gewöhnen. Nach Allem, was wir über die Pferdehaltung dieses Gestüts gehört haben, müssen wir annehmen, dass dort eine vor- treffliche Oberleitung vorhanden ist und mit Lust und Liebe gearbeitet wird. 4. Streletzk. Die Gründung dieses Gestüts fiel in die Jahre 1813 und 1814; man wollte
daselbst hauptsächlich einen leichten Cavallerie-Reitschlag züchten; die Direktion liess zu diesem Zwecke 3 Hengste und 74 Stuten aus dem Kaukasus herbeiführen und erzielte hierdurch sehr bald viele tüchtige, gewandte Reitpferde mit schönen Formen und eleganten Bewegungen. — 1849 wurden die Streletzker Gestütsgebäude durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört und ein grosser Theil — etwa 50 Stück — der edlen Nachzucht kam in den Flammen um. — Unter- berger fand im Jahre 1852 daselbst einen Bestand von 21 Hengsten und 250 Stuten; die Meisten waren Pferde von geringer Grösse, kaum 1,50 Meter hoch, aber fast alle hübsch von Gestalt; — In den letzten 30 Jahren wurden in diesem Gestüte mit Vorliebe Original - Araber als Be- schäler benutzt, man erreichte auf diese Weise sehr bald, dass die Streletzke'sche Nachzucht früher als die der anderen Staatsgestüte die typischen Formen der Araber aufweisen konnte. In den fünfziger Jahren kamen auch mehrere Zuchtpferde des Orlow'schen und Rostoptschiner Reitschlages nach Streletzk, und es sollen gerade diese Thiere einen günstigen Einfluss ausgeübt und Fohlen gezeugt haben, die sich — herangewachsen — durch ihre Schnelligkeit und Ge- wandtheit sowohl auf dem Exerzierplatze, wie auf der Rennbahn auszeichneten. — Das weisse oder Schimmel-Haar war von jeher dort besonders beliebt und noch heutigen Tages sieht man in diesem Gestüte mehr Schimmel als dunkelhaarige Pferde. Der Anblick der weissen Tabunen auf den Weiden von Streletzk liefert ein köstliches Bild für alle Pferdeliebhaber. Wir verweisen hier auf die beistehende Abbildung des Streletzke'schen Schimmels
„Dobry," welcher im Jahre 1879 eines der allerschönsten Pferde im Garde-Husaren-Regimente zu St. Petersburg gewesen sein soll. Die Bewegungen dieses Pferdes zeigen eine Eleganz und Gewandtheit, wie solche besser kaum vorkommen können. Bei den Streletzke'schen Rossen spricht sich der asiatische Typus noch jetzt unver-
kennbar aus. Die Thiere haben fast ausnahmslos sehr trockene Köpfe mit hervorstechenden grossen Augen, dazu ziemlich lange Ohren, eine breite Stirn und schön geformte Ganaschen. — Der Reh- oder Hirschhals kommt häufig bei ihnen vor. An den schön gerippten Leib schliesst sich eine lange, gerade Kruppe gut an; ihr feiner Schweif ist hoch und frei angesetzt; ihre feine Haut ist mit hochglänzenden, seidenartigen Haaren bedeckt und die Adern treten deutlich hervor. Ihre feinen Extremitäten haben trockene Muskeln und gut markirte Sehnen. — Die hohen Hufe sind von glänzender, fester Hornsubstanz. Sehr oft haben diese Pferde etwas lange, aber dennoch nicht durchtretende Fesseln. — Das Temperament dieser Thiere ist im Allgemeinen lobenswerth; nur ausnahmsweise sollen bösartige Hengste in diesem Gestüte vorkommen. Die Pferde lassen sich leicht und bequem an- und zureiten; viele derselben können als Damenpferde Verwendung finden, und einzelne Individuen zeigen eine Gelehrigkeit, die sie als Kunstreiter- oder Circus-Pferde besonders werthvoll macht. In Streletzk werden die verschiedenen Fohlen-Jahrjänge von Jugend auf an die un-
günstigen athmosphärischen Einflüsse gewöhnt; selbst im Winter befinden sie sich grössten- teils im Freien und nur bei ganz rauhem Wetter und starkem Schneefall kommen sie auf den Stall. Es ist nicht zu leugnen, dass ein solches Abhärtungssystem bei der Erziehung sehr viel zu der Kraft und Ausdauer, welche Eigenschaften dieser Pferdeschlag in hohem Grade be- sitzen soll, beiträgt. Die aufgestallten Pferde werden stets sauber gehalten, und ebenso |
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Freylag, Russland's Pferde - Itacen.
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stehen die dortigen Heerden unter der Aufsicht tüchtiger Leute. Auf den Weiden sieht man
grosse Schuppen angebracht, welche die Pferde bei heftigem Regen oder Schneegestöber auf- nehmen können. Unser Gewährsmann, Professor Unterberger, giebt ferner noch an, wie es ihm auf-
gefallen sei, dass bei den Streletzke'schen Stuten asiatischer Abkunft die Trächtigkeitsperiode von längerer Dauer, als bei den Pferden anderer Racen sei; eine jener Stuten („Rasboiniza" genannt), trug fast immer ein Jahr und sieben Tage. |
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In den Reichs- oder Staats-Gestüten werden die Stuten erst nach zurückgelegtem
vierten Lebensjahre zur Zucht benutzt; bei der Auswahl der Zuchtstuten geht man stets streng und vorsichtig zu Werke. Die Erfahrung hat hier gelehrt, dass die Stute einen grösseren Einfiuss auf den Wuchs der Nachzucht ausübt als der Hengst; aus diesem Grunde wählt man dort auch gern die grössten Individuen zur Zucht aus und verwendet nur in dem Falle die kleineren Thiere, wenn solche ganz besonders schön gewachsen sind und elegante Gangarten zeigen. — „Bei der Beurtheilung der Grösse wird aber weniger auf die Höhe, d. h. die Entfernung von der Sohlenfiäche bis zum Widerrist Rücksicht genommen, als auf den Umfang des Körpers, so dass in den Augen der Züchter in den Staats-Gestüten eine Stute von 2 Arschin und 3 Wer- schok (ppr. 1,55 Meter) oft grösser erscheint als jene, die 2 Arschin und 5 Werschok (ppr. 1,64 Meter) hoch ist. —" „Verwandtschaftszucht in den nächsten Graden ist verpönt und nur ausnahmsweise in
der zweiten Generation zulässig. — Grundsatz ist gegenwärtig in den Reichsgestüten, nur Pferde einer Abstammung mit einander zu paaren (Inzucht) und Kreuzungen verschiedener Racen so viel als möglich zu vermeiden. Dass diese Massregel gute Früchte tragen wird, kann mit Gewissheit vorausgesagt werden." (Unterberger). Die Deckzeit beginnt in sämmtlichen Staats - Gestüten am 1. Februar und dauert bis
zum 15. Juni. Nur in Ausnahmefällen lässt man die Stuten schon im Januar zum Hengste. Der- selbe Zeitraum ist auch für die Landbeschäler der staatlichen Hengst-Depots bestimmt, und den Wärtern derselben wird aufgegeben, während der ganzen Deckzeit immer nur 25 Stuten von einem Hengste belegen zu lassen. Diese Depot-Hengste sowohl, wie jene in den Staats- Gestüten, werden erst im fünften Lebensjahre zur Zucht verwendet; anfänglich theilt man ihnen nur 8 bis 10 Stuten und im sechsten Lebensjahre 15 bis 20 Stuten während der Deckzeit zu. In den Staatsbeschäler-Depots fehlen noch sehr häufig die sogenannten Probir-Hengste; auf den Gestüten werden 2 oder 3 ältere Hengste zu diesem Zwecke gehalten. Die belegte Stute wird dem Hengste am achten Tage nach dem ersten Sprunge wieder
vorgeführt und dieses wiederholt sich so lange, bis sie den Hengst energisch abschlägt. Nur in dem Falle wird von dieser Vorschrift abgesehen, wenn sich die Stute schon am dritten oder vierten Tage nach der Begattung sehr brünstig zeigt. Von den trächtig gewordenen Mutter- Stuten werden die Saugfüllen schon im fünften Monate getrennt; sollte die Stute aber aufge- nommen haben, so verschiebt man die Abwöhnung bis in den siebenten oder achten Monat. Auf die übrigen Vorschriften und Regeln für die Beamten in den Staats - Gestüten und
Hengst-Depots können wir hier nicht näher eingehen, wollen jedoch nicht unterlassen anzu- führen , dass die meisten derselben mit den unsrigen — in deutschen Gestüten — ziemlich übereinstimmen. 1876 standen in dem Gestüte zu Streletzk 12 Hauptbeschäler, 4 Reserve- oder Probir-
Hengste, 47 Mutter-Stuten und 240 Fohlen. |
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DIE PFERDE IN KLEIN-RUSSLAND.
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In der Stadt Bielawodsk finden jährlich 3 Pferdemärkte statt: in der Osterwoche, am
Pfingstsonntage und am 6. September. Es werden daselbst Pferde der verschiedensten Schläge, hauptsächlich aber Reitpferde angetrieben, deren Preis zwischen 25 und 200 Rubel schwankt. Die vier Märkte der Kreisstadt Sumy sind von geringer Bedeutung.
In der Stadt Charkow finden in jedem Jahre fünf Pferdemärkte statt, von welchen der
Ostermarkt der wichtigste und grösste sein soll; der Antrieb stellt sich auf 250 bis 300 Pferde des Arbeitsschlages, die meistens von den Bauern des Gouvernements gezüchtet und zu Preisen von 30 bis 100 Rubel verkauft werden. Ferner sind noch Pferdemessen oder Märkte in den Kreisen Woltschansk, Kupjansk
undStarobjelsk, von welchen jedoch keiner eine besondere Bedeutung hat. Im Dorfe Arapowka werden auf den'Herbst-Markt (am 1. October) selten mehr als 300 Bauerpferde getrieben; die- selben gehören meistens dem Arbeitsschlage an, und nur ein kleiner Theil kann hier von den Remonte - Commissionen für die leichte Cavallerie angekauft werden. Verzeichniss
der hervoragendsten Züchter und Zuchtplätze in der Ukraine. |
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RUSSLAND S P F ER D E-R A CEN.
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DIE PFERDE IN WOLHYNIEN UND PODOL1EN.
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KDie Pferde in Wolhynien und Podolien.
a. Das Gouvernement Wolhynien umfasst 1,304,67 □ Meilen mit 1,643,270 Bewohnern.
Etwa der dritte Theil des Landes ist angebaut und liefert auf dem meist aus mildem Lehm beste- henden Boden im Durchschnitt der Jahre ganz befriedigende Getreide-Ernten, reichlich Kartoffeln und an einigen Orten auch gute Rüben-Ernten. In den Flussthälern finden sich schöne Wiesen- gründe, die ein nahrhaftes Heu liefern. — 42 Procent der ganzen Fläche sind mit Waldungen bestanden und etwa 20 Procent müssen als Unland bezeichnet werden. Auf diesem und auf den leichteren Lehm- und Sandboden-Flächen finden die Hausthiere in der Regel nur kärgliche Nahrung; auf den Weiden des Culturlandes hingegen bemerkten wir in diesem Herbste (1880) einen üppigen Graswuchs, und es sollen diese Fläche auch in den meisten Jahren das Weide- vieh reichlich ernähren. ■— Nach Süden zu steigt das Gouvernement etwas an und geht hier in die Steppenlandschaften über, welche grösstentheils als Weiden für Pferde, Rinder, Schafe und Schweine benutzt werden. — Die Bewohner dieses Gouvernements beschäftigen sich anscheinend gern mit der Viehzüchtung und verwenden auf dieselbe an manchen Orten grössere Sorgfalt als die Bauern in den angrenzenden Königreichen Polen und Galizien. Der Adel, meist Polen, besitzt grosse Herrschaften (Klutschi) mit zum Theil recht statt-
lichen Schlössern und zweckmässig eingerichteten Wirthschaftsgebäuden, geschmackvoll ange- legten Parks und grossen Gemüsegärten. Der Obstbau lässt auch hier noch Manches zu wünschen übrig. Unter der sehr gemischten Bevölkerung sind Juden zahlreich zu finden; sie bilden in den kleineren Städten wie auf dem Lande das Factotum; sie machen, bewirken und schaffen Alles. Es war uns besonders auffällig, dass die dortigen Juden sich nicht — wie bei uns — vor den schwersten Arbeiten fürchten und solchen aus dem Wege gehen; sie betreiben im Gegentheil alle Handwerke; so z. B. haben wir auf dem Gute des Fürsten Sanguszko in Slawuta Juden als Hufschmiede arbeiten sehen, die den Beschlag bösartiger Hengste mit grösster Bravour und viel Geschick bewerkstelligten. Im Gouvernement Wolhynien fehlt aber auch die Industrie nicht gänzlich; es giebt
daselbst unter anderen 6 Zuckerfabriken und 45 Tuchfabriken, welche meistens die eigenen Landesprodukte verarbeiten. Die fürstliche Sanguszkö'sche Tuchfabrik in Slawuta beschäftigt mehrere 100 Arbeiter und liefert Tuche von feinster Qualität, hauptsächlich aber gröberes Militairtuch für den Bedarf des Heeres. Im Gouvernement Wolhynien haben die Pferde der Bauern und zum Theil auch die der
reichen Grundbesitzer sehr grosse Aehnlichkeit mit den gemeinen polnischen Bauerpferden; sie sind wie diese in der Regel kleine, schwache, unansehnliche Geschöpfe von 1,25 —1,35 Meter Höhe; aber rasch und gewandt in ihren Bewegungen, dabei genügsam, fleissig und ausdauernd bei der Arbeit. Einzelnen Thieren dieses Schlages kann man die Abstammung vom orientalischen Blute
wohl heute noch ansehen; diese haben einen edlen Kopf, hübsche Halsung, gerade Kruppe und feine Gliedmassen; andere aber ähneln in ihrem Leibesbau den weniger schönen tatarischen Rossen und können auf Körperschönheit durchaus keinen Anspruch machen. — Wenn L. T. Fitzinger in seinem „Versuch über die Abstammung des zahmen Pferdes und seiner Racen" angiebt, dass die wolhynische Race in Russland die besten Pferde für die leichte Reiterei liefere, so kann der geschätzte Autor unmöglich die Bauerpferde dieses Gouvernements gemeint haben, sondern wahrscheinlich nur die edlen Thiere aus den schönen Gestüten der beiden Fürsten Sanguszko zu Slawuta und Christowka, oder die anderer Grossgrundbesitzer dieses Landes. — Das gemeine wolhynische Bauerpferd eignet sich nur allein zur Feldarbeit auf dem leichten Sandboden, |
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RUSSLANü's PFERDE -RACEN.
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und auch hier sieht man sich oft genöthigt, drei, vier, ja sogar sechs Thierchen vor einen
Pflug zu spannen, um die gewünschte Furchentiefe von 0,13 — 0,15 Meter zu erreichen. Die Gestüte des Fürsten Sanguszko sind unstreitig die grössten und sehenswertesten
in Wolhynien, ja vielleicht im ganzen westlichen Russland. Dieselben erfreuten sich schon im XVI. Jahrhundert eines guten Rufes. In der Matrikel Wolhynien's, welche 1528 alle wolhyni- schen Edelleute registrirt, wird angegeben, dass Andreas Alexandrowicz Sanguszo $2 Reitern aus seinen Gestüten, ßasilius, Fürst von Kowel, das Haupt des zweiten Zweiges dieses Hauses, 38, und Andreas, Fürst von Koszyr, das Haupt des dritten Zweiges, 46 Reiter gestellt habe. Es wurden mithin von einem einzigen Hause für den Bedarf des Landes 126 Pferde und Reiter ins Feld gestellt. Alle diese Pferde wurden aus einem Gestüte, dessen letzte Nachkömmlinge das zaslawskische oder, wie man es jetzt allgemein nennt, das slawutkische Gestüt bilden, entnommen. Hutten-Czapski sagt wohl mit vollem Rechte: „Von allen Gestüten Alt-Polens ist dieses Gestüt zu Slawuta bis auf den heutigen Tag das am regelrechtesten, liebevollsten und sorgfältigsten unterhaltene." — Wir selbst haben uns im Herbste 1880 bei dem Besuche dieses Gestütes und der dazu gehörigen Zucht- oder Fohlenhöfe überzeugt, dass die dortige Züchtung und Haltung der Pferde nichts zu wünschen übrig lässt. Die edelsten originalarabischen Hengste werden daselbst als Beschäler benutzt; die Stuten sind ebenfalls alle reinblütige Araberinnen und meistens in den Gestüten jener Fürsten geboren. Bei der Auswahl der Zuchtthiere geht man sehr gewissenhaft zu Werke; nur die besten, schönsten Individuen werden zur Zucht verwendet und alles Mittelmässige ausgemärzt. Die Aufzucht der Fohlen wird streng überwacht und stets für eine hinreichende Ernährung der Thiere Sorge getragen. Wenngleich die Pferde in Slawuta in der Grösse ein wenig hinter den Stammverwandten der gräflich Branicki'schen Zucht im Gouvernement Kijew zurückstehen, so bemerkt man jedoch unter ihnen viele Thiere mit den edelsten Formen und sehr graziösen Bewegungen. Besonders auf- fällig war uns hier, dass sich unter den Schimmeln — nicht selten sogenannte Honigschimmel — in der Regel die feinsten und edelsten Individuen finden, wohingegen die Füchse und Braunen meistens tüchtigere Leistungen zeigen und dieserhalb auch mehr gesucht sind und besser bezahlt werden, als die Schimmel von Slawuta. Nach Deutschland und Oesterreich werden all- jährlich viele Pferde dieser Race zu hohen Preisen verkauft. — In den Marställen des Kaisers und verschiedener Grossfürsten von Russland sind die Pferde aus den Sanguszko'schen Ge- stüten in den schönsten Exemplaren vertreten.0) Wenngleich die meisten Pferde der Gestüte zu Slawuta und Constantinow einen gut-
artigen Charakter besitzen und als Damenpferde benutzt werden können, so findet man unter den Hengsten doch hin und wieder auch mal böse Gesellen, die ihren Reitern nicht geringe Schwierig- keiten machen. Einer der schönsten Hengste in Slawuta zeigte eine Marotte, welche wir nie früher bei einem Pferde wahrgenommen haben; das Thier Hess sich nämlich nach dem Vorführen auf dem Gestütshofe nicht wieder in den Stall führen; erst nachdem sich ein Reitknecht auf den Rücken desselben geschwungen hatte, ging der Hengst geduldig in den Stall zurück. Aehn- liche Grillen und Launen sollen bei den arabischen Pferden mehrfach vorkommen. Auf einer Besitzung des Fürsten Sanguszko, in der Nähe der Stadt Slawuta, sehr hübsch
am Flusse Gory belegen, findet sich eine, im Jahre 1879 von Tataren gegründete Kumiss-Kur- Anstalt. — Wir haben Gelegenheit gehabt, diese Anstalt zu besichtigen, und waren erstaunt darüber, dass die hier zur Milchproduktion aufgestellten Stuten (60 bis 70 Stück) keineswegs |
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*) Der Marstall zu Slawuta wurde früher häufig vom Stallmeister des Königs von Württemberg besucht, um
daselbst Einkäufe zu machen; und noch jetzt sieht man unter den schönsten Pferden des Stuttgarter Marstalles Nach- kommen der Sanguszko'schen Zucht. |
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DIE PFERDE IN WOLHYNIEN UND PODOLIEN. 143
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den tatarischen oder kirgisischen Racen entnommen, sondern kleine Pferdchen des wolhynischen
oder podolischen Landschlages waren. — Die Tataren hatten bei der Gründung dieser Anstalt einige Stuten ihrer heimischen Race vom Kuban mitgebracht; nachdem man sich aber überzeugt hatte, dass die Stuten der wolhynischen Landrace auf den schönen Weiden an den Ufern des Gory fast ebensoviel und eine ebenso zuckerreiche Milch lieferten, wie die tatarischen Stuten, hat man den umständlichen und kostspieligen Ankauf der letzteren aufgegeben und sich aus- schliesslich darauf beschränkt, die gemeinen Landstuten zur Aufstellung zu bringen. Die Kumissbereitung wird in Slawuta wie im Oriente mit der grössten Sorgfalt betrieben;
der günstige Erfolg der Kumiss - Kur wurde sehr bald weit und breit bekannt, und viele Kranke eilten nach dieser Anstalt, so dass man sich in diesem Jahre genöthigt sah, eine Erweiterung des Kurhauses vorzunehmen und für eine comfortable Einrichtung desselben Sorge zu tragen. In diesem Sommer war die Anstalt von mehreren hundert Lungenkranken besucht und
man denkt daran im nächsten Frühjahr ein neues, noch grösseres Kurhaus zu errichten, sowie auch die Anzahl der Mutterstuten zu vermehren. Schliesslich wollen wir noch erwähnen, dass in Slawuta die Fohlen sehr bald nach der
Geburt von ihren Müttern getrennt, verkauft oder geschlachtet werden, und man es nicht — wie in den Kumiss bereitenden Steppenlandschaften des östlichen Russlands — für nothwendig erachtet, die Fohlen ihren Müttern während des Melkens „zur Ansicht" vorzuführen. In der besten Melkzeit sollen die kleinen, kaum 1,30 Meter hohen, wolhynischen Stuten
täglich 6 bis 7 Liter Milch geben. Zur Zeit unseres Dortseins, im September — etwa 4 Monate nach dem Abfohlen — lieferten die Thiere nur noch 1 bis 2 Liter Milch in den Eimer des Tataren, welcher das Melken derselben in geschickter Weise und ziemlich rasch besorgte. In Miropol besteht seit alter Zeit ein hübsches Gestüt des Grafen Czapski, in welchem
60 Mutterstuten altpolnischer Race mit englischen Vollblut- und Halbblut-Hengsten ge- paart werden; manches brauchbare, ausdauernde Reitpferd soll aus diesem Gestüt hervor- gegangen sein. b. Das Gouvernement Podolien (d. h. Niederland) oder Kamjeniec umfasst 763,0g geogr.
GMeilen mit 1,946,761 Bewohnern. Dasselbe liegt auf dem südrussischen Landrücken, und bildet eine mit vielen Hügeln übersäete Hochfläche, die an manchen Orten recht hübsche Land- schaftsbilder aufzuweisen hat. Besonders schön, malerisch liegt die Hauptstadt des Gouverne- ments, Kamjeniec-Podolsk, auf hohem, steilem Felsen, der rings von tiefem Grunde umgeben ist. — Elf Fünfzehntel des Gouvernements sind Kultur- und Weideland. 15 Procent bestehen aus Waldungen. Man erntet auf dem, zum grössten Theil sehr fruchtbaren Boden (Tschernosem) schönes Getreide aller Art, Rüben, Melonen, Arbusen, Obst, auch Wein und Maulbeeren; auf den Wiesen und Weiden sieht man im Frühjahr und Sommer ein üppiges Graswachsthum; nur wenn die Sommermonate arm an Regen sind, was hin und wieder der Fall sein soll, erscheinen die Weiden im Spätsommer und Herbste trocken, dürr, und liefern dann für die weidenden Rinder, Pferde und Schafe nur spärliche Nahrung. — Die Rindviehzucht wird in Podolien an den meisten Orten sehr umfangreich betrieben; die grossen weissgrauen Ochsen der dortigen Landrace liefern bekanntlich ein sehr tüchtiges Arbeitsvieh, wodurch sich die hier etwas be- schränktere Aufzucht und Haltung von Zugpferden erklären lässt. In den Gestüten der Gross- grundbesitzer züchtet man hauptsächlich nur Reitpferde oder einen leichten Kutschschlag für das Posfuhrwerk und die zierlichen Jagdwagen des Landadels. In den schönen Laubwäldern Podoliens findet eine grosse Bienenzucht statt. — Das
Land hat 41 Rübenzuckerfabriken, 22,6 Procent sämmtlicher Zuckerfabriken des Reiches, welche 8,5 Procent des russischen Zuckers liefern. Die Bewohner des Landes sind zum weitaus grössten Theile Russniaken oder Rothrussen,
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russland's pferdee-racen.
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die wir als die rohesten aller Slaven kennen gelernt haben; beim Ackerbau leisten sie
nicht Viel, wohl aber als Hirten ganz Tüchtiges. Den Bürgerstand repräsentiren hier, wie in Wolhynien, die Juden; Polen bilden den Adel und Grossrussen den Beamtenstand und das Militair. Die grosse Mehrheit der hier von den Bauern gezüchteten Pferde gehört der alten
unveredelten ukrainischen Landrace an; meistens sieht man dort zierliche, kaum 1,40 Meter grosse Geschöpfe mit wenig ansprechenden Körperformen; ihre Haltung lässt in der Regel recht viel zu wünschen übrig. Da sie in ihren Leistungen beim Ackerbau weit hinter den podolischen Rindern zurückstehen, so erklärt sich wohl hierdurch die Vernachlässigung der dortigen Pferdezüchtung, und soviel auch in der Neuzeit von Seiten der russischen Regierung, durch Er richtung eines Staatsgestüts oder Hengstdepots in Baiin — unweit Kamjeniec — für die Hebung der dortigen Pferdezucht geschehen ist, so bemerkt man doch nur vereinzelt einen Wandel zum Besseren. Bei der Auswahl der Zuchtstuten gehen die Bauern sorglos zu Werke, und ebenso werden die kleinsten, schmächtigsten Hengste der Bauern zur Zucht verwendet. Nur allein in denjenigen Ortschaften, welche die kaiserlichen Beschäl- oder Hengst - Stationen in der Nähe haben und dorthin ihre Stuten zum Belegen führen, sieht man bessere, etwas grössere Rosse, die dem leichten Wagenschlage angehören. Kleine Reitpferde mit raschen Gangarten und befriedigender Ausdauer bemerkt man in Podolien am häufigsten. Eines der besten Privat-Gestüte dieses Gouvernements ist das des alten Fürsten
E. Sanguszko in Satanow, welches wir selbst zu sehen Gelegenheit hatten. Dasselbe ist schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gegründet worden und zwar mit der ausdrücklichen Be- stimmung des Gründers, daselbst nur arabisches Blut zu züchten. Wie uns angegeben wurde, hat man bis auf den heutigen Tag in Satanow an dieser Bestimmung fest gehalten und mehrfach Original-Araber aus der Wüste herbeigeholt, um von Zeit zu Zeit eine Blutauf- frischung vornehmen zu können. Die zur Zucht verwendeten Hengste gehören fast aus- nahmslos der edelsten Nedjed-Race an und stehen den Koheiles Arabien's wohl kaum im Werthe nach. — Der alte Fürst Sanguszko scheut keine Opfer, wenn er sich in den Besitz von edeln Thieren setzen will. — Bei der Auswahl der Zuchtstuten wird äusserst strenge verfahren, und so erklärt es sich, dass man in den Ställen und auf den Weiden von Satanow fast nur die schönsten Thiere dieser vielgenannten und vielgerühmten Race findet. Die dortigen Weiden, im coupirten Terrain, sind unstreitig für das Wachsthum der
Fohlen sehr günstig; die Thiere entwickeln sich rasch und gut; auf ihre Haltung, Fütterung und Pflege während der Wintermonate im Stalle wird grösste Aufmerksamkeit verwendet; ein geschickter Stallmeister, der zugleich Thierarzt ist, überwacht das ganze Zuchtgeschäft mit grosser Liebe und Sorgfalt. Von Krankheiten und erblichen Fehlern weiss man in Satanow nicht viel; geräumige
Ställe und gesundes P'utter bei täglichem Austrieb in's Freie begünstigen den vortrefflichen Gesundheitszustand der Satanower Zuchtheerden. Die Schimmelfarbe herrscht auch hier vor und scheint besonders beliebt zu sein. Unter
den Jährlingen fanden wir einen Honigschimmel, der ein hervorragendes Pferd zu werden verspricht und durch seine schönen Körperformen und eleganten Bewegungen wohl jedem Pferdeliebhaber gefallen muss. — Alljährlich im Frühjahr oder Spätherbst*) werden die vier- jährigen, meist etwas angerittenen Hengste in den Auctionen zu Slawuta verkauft und Preise |
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*) Soeben — am 25. November 1880 ■—■ geht uns vom Fürsten Sanguszko die Nachricht zu, dass in diesem
Jahre am 3. December in Slawuta 80 vierjährige Pferde aus den Gestüten von Christowka und Satonow verauctionirt werden sollen. |
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DIE PFERDE IN WOLHYNIEN UND PODOLIEN.
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von 800 bis 2000 Rubel erzielt. Alle gutgewachsenen Stuten benutzt man zur arabischen Rein-
Zucht und die weniger werthvollen Thiere werden in den Wirthschaften zur Halbblutzucht verwendet. — Nach Beendigung des letzten türkischen Krieges erhielt der Grossfürst Nicolaus Nicolajewitsch einen Hengst aus dem fürstlichen Gestüte zu Satanow, welcher durch seinen prächtigen Gliederbau und seine hocheleganten Bewegungen in allen Gangarten das grösste Aufsehen gemacht haben soll. Auf den grossen Pferde-Ausstellungen in Moskau wie in St. Petersburg tragen die
Sanguszko'schen Rosse in der Regel den Sieg davon; die höchsten Ehrenpreise sind diesen Pferden oder ihren Züchtern bereits mehrfach zuerkannt worden. Andere hervorragende Privatgestüte sind diejenigenPodhorski's, Gudowicz's, Czarkowski's,
in welchen Pferde der fürstlich Sanguszko'schen Zucht mit Thieren anderer orientalischen Racen gekreuzt werden; hin und wieder benutzt man an diesen Orten auch englisches Blut zur Kreu- zung — Gizyzki's und Janiszewski's Pferde sollen der altpolnischen Race angehören und das Aussehen haben, als ob sie von polnisch-armenischen Rossen abstammten. Auf der Beschälstation zu Baiin stehen vorzugsweise Hengste des leichteren Reitschlages von arabischer Race, ausserdem aber auch mehrere schwerere Hengste für den Wagen- und Arbeitschlag, nach Moerder's An- gaben im Ganzen 57 Beschäler. — Die Zucht von Traber-Pferden scheint neuerdings auch in Podolien an einigen Orten in Mode gekommen zu sein. |
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und deren Gestüte in Wolhynien und Podolien. |
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Frey tag, Russland3 Pferde-Racen.
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RUSSLAND S PFERDE-RACES.
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Kaukasisches Bergpferd.
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN.
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IIL Gebirgs-Pferde-Racen.
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A. Die Pferde in Kaukasien,
Den zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere gelegenen Isthmus bezeichnet man
gewöhnlich mit dem Namen Kaukasien, obschon man auch häufig dafür den Namen „Kaukasus" substituirt, während es doch richtiger sein würde, die letzte Bezeichnung nur für die mächtige Gebirgskette in Anwendung zu bringen, welche diesen Isthmus in diagonaler von NW. nach SO. gehender Richtung in nahezu zwei gleiche Hälften theilt, in eine nördliche (Cis-Kaukasien) und in eine südliche (Trans-Kaukasien). Wir verdanken Alexander Petzholdt (früher Professor in Dorpat), der in den Jahren 1863 und 1864 eine Studien-Reise durch den Kaukasus unter- nommen hat, sehr wichtige Aufschlüsse über die land- und volkswirthschaftlichen Zustände jener russischen Provinz, und werden hier mehrfach Gelegenheit nehmen, dessen Mittheilungen über das Land, die Leute und die Hausthierzucht im Kaukasus zu benutzen. Die beiden Hälften: Cis- und Trans-Kaukasien, unterscheiden sich nach den Angaben
unseres Gewährsmannes in jeder Beziehung wesentlich von einander, indem die nördliche Hälfte noch durchaus zu dem Gebiete der grossen südrussischen Steppe gehört, welche hier am Fusse der gewaltigen Mauer des Kaukasus ihr südliches Ende erreicht, während die südliche Hälfte Kaukasien's ihrem grössten Theile nach den Charakter eines Gebirgslandes trägt, und dem- gemäss eine Menge sehr verschiedenartiger Erscheinungen aufweist, welche der einförmig gestalteten Steppe überall abgehen. Da wir nachstehend nur die Gebirgspferde-Racen — von den Russen „Gorny" genannt
— betrachten wollen und von der Beschreibung der Steppen-Pferde in Cis-Kaukasien hier
absehen müssen, da uns leider zuverlässige Angaben über diese fehlen, so erscheint es wohl angemessen, mit einer kurzen orographischen Schilderung des Kaukasus, dem heimathlichen Boden jener Pferde, zu beginnen. — Dieses Gebirge hat von seinen westlichen Ausläufern bei Jenikale bis zu den östlichen flachen Rücken der Halbinsel Abscheron eine Länge von 160 Meilen. — Besonders schön und imposant ist dessen Anblick von der europäischen Seite aus. Ueber die
dunkeln, bewaldeten Vorberge ragen Eiskolosse in den bizarrsten Formen empor, hier Hörner, Zacken und Nadeln, dort Säulen, Kuppen und Pyramiden bildend. Man begreift erst beim Anblick dieser Gebirgslandschaften, warum der Orientale den Kaukasus als den „Tausend- gipfeligen" bezeichnet. — Auf der Nordseite finden sich fast überall massig hohe Vorketten, auf der Südseite entwickeln sich diese Vorketten nur westlich von der Quelle des Rion; östlich stürzt die Hauptkette steil ab. Gleich den Schweizer-Alpen gliedert sich der Kaukasus in seiner östlichen Hälfte in zwei Flügel. Der südliche setzt die Hauptkette fort, der nördliche erfüllt mit seinen Vorgruppen das Gebiet bis zum Terek; vom Quellgebiet des Rion rankt ein Seitenzweig südlich zum Berglande von Armenien. Jene Vorketten bestehen meist aus aufgerichteten Kalkschichten; in der Hauptkette herrschen Granit, Syenit und Serpentin vor. Der Hochkette sind eine grosse Anzahl von Riesengipfeln aufgesetzt. Da die Mittelhöhe der Kette 3300 Meter beträgt, die Schneegrenze aber in etwa 3200 Meter Höhe zeigt, so weichen bei vielen der Kaukasusgipfel die Schneekappen niemals. Die gewaltigsten Bergriesen sind der zweikuppige, einst vulkanische Elbrus (5450 Meter) im Nordwestrevier, und der Kasbek (5030 Meter), welcher als der eigentliche Centralstock des Gebirges zu bezeichnen ist. 19*
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russlasd's pferderac en.
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Bei der leichter zur Verwitterung neigenden geognostischen Beschaffenheit der Vor-
ketten sind diese fast überall mit den üppigsten Laubwaldungen bedeckt; die granitischen Felsmassen der Mittelkette sind dagegen auf weite Strecken nackt und kahl. — Der Einfluss jener Waldungen auf den Wasserreichthum ist hervorstechend. Nach M. Wagners Angaben zeichnen sich die mittleren und unteren Regionen des Kaukasus durch überaus reiche Bewässe- rung aus. Quellen und Bäche stürzen lustig tosend über die Bergwände herab und bilden hier und da Wasserfälle von der malerischsten Wirkung. Ebenso ausserordentlich ist der Reich- thum an mineralischen Quellen. Wagner zählte auf den Raum einer halben □ Stunde über fünfzig Quellen, deren Wässer stark eisenhaltig waren. Vier Ströme dienen als Wassersammler der Kaukasusfiüsse. Jede Gebirgsseite bietet
zwei derselben Raum zur Entwickelung; ebenso empfängt jeder der Kaukasus-Meere zwei Zu- flüsse. Dem Elbrusstocke entquillt der Kuban, der Zufluss des Schwarzen Meeres. Die Ge- wässer zwischen Elbrus und Kasbek sammelt der Terek, der sich zum Kaspischen Meere wendet. Auf der Südseite hat der Rion, der Zufluss des Schwarzen Meeres, nur ein kleines Stromgebiet. Um so gewaltiger ist aber der zum Kaspischen Meere gehende Wassersammler, der Kur, welcher sich tief ins armenische Bergland einflechtet und eine grosse Anzahl südlich strömender Kaukasusgewässer in sich zieht; die grössten heissen Jora und Alazan. Der rechte Nebenfluss des Kur, der Aras (Araxes), gehört dem armenischeu Berglande an. Der Mangel an Querthälern, welcher den Kaukasus charakterisirt, bedingt die fast
völlige Unwegsamkeit dieser mächtig'en Bergmauer, und machte das Gebirge von Alters her zur Feste kriegerischer Volksstämme. Hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse, der Pflanzen und Thierwelt bildet der Kaukasus
eine sehr scharfe Grenze und scheidet schroffe Gegensätze, indem er deren Ausgleichung durch Abhaltung der entgegengesetzten Luftströmungen hindert. Die Alpen selbst haben eine rauhe Luft und fast nordische Vegetation, die der nördlichen ist der mitteleuropäischen ähnlich und es ist dieselbe wegen Mangel an Feuchtigkeit nicht üppig; dagegen ist die Vegetation der fruchtbaren südlichen Vorberge und Abfälle fast überall eine reiche zu nennen; es gedeihen hier wild die mittel- europäischen Obstsorten und der Weinstock, man kultivirt Reis, Baumwolle, Mandeln, Feigen etc. Die Bewaldung scheint auf der Hauptkette, dem Hochlande von Lesghistan und zum
Theil in dem Lande zwischen dem Hauptzuge und den nördlichen Secundärgebirgen gänzlich zu fehlen; sie ist aber reich längs des Schwarzen Meeres und auf den Secundärgebirgen, auch in einem grossen Theile des Andischen Kaukasus und besteht hauptsächlich aus Laubholz. Nach Petzholdt's Angaben würde sich die Bevölkerung Kaukasiens in runder Summe auf
5 Millionen Einwohner belaufen, wenn nicht Ende der 50er und zu Anfang der 60 er Jahre eine starke Auswanderung der Bergbevölkerung aus dem Kuban - Gebiete stattgefunden hätte. Veran- schlagt man diesen Bevölkerungsverlust Kaukasiens auf circa 500,000 Köpfe, so verblieben damals (1865) 4V2 Millionen Einwohner. — Die russischeBesiedelung und Colonisation im Kaukasus hat aber in den letzten Jahren wieder grosse Fortschritte gemacht und ist in Folge dessen die Be- völkerung neuerdings um einige 100,000 Seelen angewachsen. Das ganze Land hat 8129 □ Meilen, 447,644 QKilometer (mit den Gewässern) und wird
nach der Zählung von 1871 von 4,893,332 Menschen bewohnt. Hummel*) sagt mit vollem Recht: „Die Kaukasusländer sind ein Gebiet der grössten ethnographischen Mannigfaltigkeit. So viel sich über die noch sehr wenig bekannte Bevölkerung sagen lässt, sitzen in den zahlreichen Bergwinkeln und Hochthälern an 150 verschiedene Stämme mit etwa 70 verschiedenen Sprachen. Am nördlichen Rande des östlichen Kaukasus wohnen die Lesphier, ein Sammelname für die |
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*) Handbuch der Erdkunde. Leipzig 1876. J. M. Gebhardt's Verlag.
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Druck V.E.A.Funke, Le
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN.
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Stämme der Avaren, Kasikumyken, Akuscha, Kürinen und Uden. Ihre Nachbarn gegen
Westen nennen sich selbst Nochtschuoi; ihnen gehören die Tschetschenzen an, die durch ihren kühnen Unabhängigkeitskampf gegen die Russen unter ihrem Emir Schamyl sich einen grossen Namen als Kriegsvolk erworben haben. Die westlichen Bergvölker zerfallen in die Abschasen, welche beide Abhänge des Kaukasus und den grössten Theil des Küstensaumes vom Ingur bis zum Kuban inne haben, und in die Adige oder Tscherkessen, welche westlicher und nördlicher sitzen. Zwischen dem Kaukasus und dem nördlichen Absturz des armenischen Hochlandes wohnen Völker mit verschwisterten Sprachen. Es sind dies im Südwesten auf türkischem Ge- biet die Lasen, im nordwestlichen Küstenlande die Mingrelier, dann im Längenthal des Ingur, südlich von den Pässen, die zum Elbrus führen, die rohen, fast noch gänzlich unabhängigen Suanen, endlich als Binnenvölker im Gebiet des obern und mittlem Kur die Gorgier, die sich selbst Karthulhi nennen, von den Russen aber Grusen genannt werden." Diese Völkerschaften sind fast ausnahmslos unruhigen Geistes; sie lebten von jeher von
Raub und beschäftigten sich gleich den Beduinen in den Algierischen Wüsten immer mit Ein- fällen in fremdes Gebiet und Razzias. Das Pferd ist ihr unzertrennlicher Begleiter, und wenn diesen Bergvölkern auch die wahrhaft väterliche Fürsorge des Arabers für jenes fast gänzlich abgeht, so besitzen sie doch zahlreiche Heerden dieser Thiergattung und nicht selten Individuen vom höchsten Werthe. Die schönste und edelste Race aller kaukasischen Bergrosse bildet unstreitig
a. das karabaghische Pferd.
Das Gouvernement Baku umfasst die ehemaligen Chanate Karabagh und Schirwän,
welche seit 1822 unter russischer Oberhoheit sind.*) Karabagh, unter dem 39O nördlicher Breite und 440 östlicher Länge, zwischen dem Kur- und Aras-Flusse belegen, bildet grösstentheils eine Gebirgslandschaft mit verschiedenem Klima, im Allgemeinen gemässigt warm, für die Züchtung der Hausthiere zuträglich und günstig. Nach Südosten dacht sich die Gebirgslandschaft terrassenförmig ab, bildet Hochebenen, dann Niederungen und endlich ein sumpfiges Moorland. Nach Petzholdt wird Karabagh**) vorwiegend von Tartaren bewohnt, welchen aber schon
ein ansehnlicher Theil Armenier beigemengt ist. Diese wie jene benutzen das Land theilweise zum Ackerbau, theils auch zur Viehzüchtung. Während man in den Thälern Weinbau und Seidenraupenzucht treibt, beschäftigt man sich auf den Plateaus mit Ackerbau und Hausthier- zucht. Die Zucht der Pferde wird hauptsächlich von den Tartaren, seltener von den Armeniern in grösserem Massstabe betrieben. „Man thut aber der Sache wohl etwas zu viel Ehre an, wenn man, wie es so häufig geschieht, von Karabagh'schen „Gestüten" spricht. Es wird dadurch die Meinung erweckt, als handele es sich hier um Einrichtungen, wie man solche in Europa mit diesem Namen besitzt, was doch keineswegs der Fall ist, da man diese Pferde in ganz ähnlicher Weise hält, wie die Tabunenim südlichen Russland, nur mit dem Unterschiede, dass sie während des Sommers eine Gebirgsweide gemessen, was den Pferden der südrussischen Steppen leider ver- sagt ist. Von einem „Sprung aus der Hand" ist bei diesen Pseudogestüten nicht die Rede." (Petzholdt.) Nach Fitzinger ist das karabaghische Ross ein Blendling des hyrkanisch-persischen Pferdes
mit dem edlen arabischen Pferde und wäre daher ein Halbbastard reiner Kreuzung. — Der *) Seit 1822, d. h. von der Zeit ab, als die russischen Truppen die Feste Schuscha eroberten, wobei der
letzte unabhängige Chan Karabagh's, Ibrahim, fiel, hat Russland seine Oberhoheit hier geltend gemacht. Mit gewissen Beschränkungen wurde das Chanat dem Bruder des gefallenen Ibrahim, dem Chan Mechti-Kuli, anvertraut. Nach dessen 1846 erfolgtem Tode aber wurde das karabaghische Chanat in den schuschiner Kreis umgewandelt, der Name „Karabagh" verlor seine officielle Bedeutung und die Gewalt des Chans ging in diejenige russischer Behörden über. **) Diese Landschaft verdankt ihren türkischen Namen „Karabagh" (d. h. „schwarzer Garten") der dunklen,
aber schwachen Belaubung eines dort häufig vorkommenden Dornstrauches. |
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150 RU S SLA ND's. PFERDE RACEN.
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Graf Hütten-Czapski, welcher uns in seiner „Geschichte des Pferdes" eine hübsche Beschrei-
bung der fraglichen Race liefert, sagt bezüglich der Abstammung derselben Folgendes: „Karabagh ist das Vaterland der edelsten, fast wild gezüchteten Familie von Pferden, welche Russland besitzt. Das dortige Klima, gewisse locale Eigenthümlichkeiten, die erblichen Sitten und Gewohnheiten der Einwohner, die Existenz des unversehrten Restes der arabischen Kehlane, die, Jahrhunderte lang acclimatisirt, sich fortwährend unter einander paarten, haben die typische Familie der Pferde des Chanats der „Goldenen Horde" alten Blutes (Kehlansarylar) auch hier gebildet. Alles dies bewirkte, dass dieses Land, welches zehn Jahrhunderte hindurch die Zufluchtsstätte aller orientalischen Racen war, in den jüngsten Zeiten das Vaterland einer ziemlich reinen Race von Sarylaren oder „goldigen" Pferden wurde. Alle Privat-Gestüte Kara- baghs haben dieses Blut in verschiedenem Grade, das Gestüt des Chans indessen behielt dasselbe auf's Reinste und producirt Hengste, welche als Beschäler für alle Privat - Gestüte (d. h. also Pferde-Heerden) ausserordentlich begehrt werden." Ivan von Moerder hält die Pferde von Karabagh für Kreuzungsproducte der arabischen
und truchmenischen (oder turkomanischen) Race und sagt, dass sie unter den asiatischen Schlägen denselben Werth hätten, wie die englischen Vollblut-Pferde unter den europäischen Racen und glaubt, dass sie ihre ansehnliche Grösse hauptsächlich dem truchmenischen Blute zu verdanken haben. An allen Orten, wo die Züchtung schon seit längerer Zeit mit grösserer Sorgfalt be- trieben wurde, erreichen die ausgewachsenen Pferde dieser Race eine Höhe von etwa 1,50 Meter; doch giebt es auch sehr viele Thiere in der Landschaft Karabagh, welche kaum 1,45 Meter hoch sind.*) — Auf den Flochebenen der Landschaft finden sich hauptsächlich die kleineren Pferdchen, wohingegen auf den Weiden an den Abhängen der Berg'e, wo sich gewöhnlich ein üppiger Graswuchs findet, die Pferde grösser und stärker heranwachsen. Die karabaghischen Gebirgspferde sind fast ausnahmslos von gedrungenem Bau und
ihre Glieder von fester Knochensubstanz. Am Kopfe ist der obere Theil, die Stirn und das Nasenbein, sehr stark entwickelt ; erstere tritt immer deutlich hervor, ihre feurigen Augen sind hervorstechend, aber etwas niedrig gestellt; die mittellangen Ohren stehen weit von einander ab. Nase und Maul sind in der Regel schmal und selten so schön wie bei den edeln arabischen Wüsten-Pferden gebildet. Der hochaufgesetzte Hals ist eher kurz als lang, mit dem Kopfe aber hübsch verbunden, — Leib und Rücken sind kurz, der Widerrist ist hoch und das kurze Kreuz sehr kräftig gebaut. In der Regel sind die Beine der Thiere etwas weit gestellt und fast immer mit derben Sehnen bestens ausgestattet. Alle Muskeln am Körper sind trocken, scharf markirt und jede Fettbildung soll unterdrückt zu sein. Der zierliche, harte Huf erscheint an der Krone oft etwas stark zusammengedrückt. Bei den Bewegungen dieser Pferde bemerkt man sofort, dass sie ein heftiges, feurig'es Temperament besitzen; sie schreiten rasch und energisch aus und zeigen dabei eine grosse Gewandtheit, welche sie auch befähigt, bei den plötz- lichen Veränderungen der Körperlage das Gleichgewicht zu behalten und im raschesten Laufe plötzlich anzuhalten. — Hütten - Czapski sagt: „Der Kehlan (d. i. der edle Karabagh) steht anderen Pferden beim Lauf in der Ebene an Schnelligkeit nach, aber übertrifft alle an Gewandt- heit und Sicherheit, wenn es sich darum handelt, bergan oder bergab zu laufen." — Alle Rei- senden, welche Gelegenheit hatten, edle Pferde dieser Race auf ihren heimathlichen Bergen im Kaukasus kennen zu lernen, behaupten, dass sie äusserst schreckhaft wären; sie zitterten oft am ganzen Körper, ständen bei einem lauten Schall oder Knall wie festgemauert am Boden und suchten nicht — wie die Steppenpferde — in unüberlegter Flucht ihr Heil. |
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*) Der Gestütsinspector Irmer will drei Pferde dieser Race gesehen haben, deren Höhe 1,65 bis 1,70 Meter
betrug, und äussert sich ganz enthusiastisch über die Schönheit derselben. |
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN. 151
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Als besondere Merkmale für edle Pferde dieser Race ward angegeben: Feine Haut
mit hochglänzendem, kurzem Deckhaar und sehr weichen, feinen Mähnen - und Schweif haaren. Ihre Züchter sagen: Das Deckhaar muss funkeln, wie ein Edelstein. An den Augen, auf den "Wangen, an der inneren Seite der Füsse und Schenkel finden sich häufig haarlose Stellen; auch sind nicht selten die Ohrmuscheln im Innern frei von Haaren. — Bei dieser Feinheit von Haut und Haar zeigen die Pferde aber auch grosse Empfindlichkeit; sie erkälten sich bei rauhem Wetter sehr leicht, und viele Thiere gehen im Winter schon bei massiger Kälte (und Hunger) zu Grunde. — Der Begattungstrieb soll bei den meisten karabaghischen Rossen sehr stark entwickelt sein. Die Pferdezüchter von Karabagh kreuzen hin und wieder ihre Race mit turkomanischen
Pferden und erhalten auf diese Weise eine Nachzucht mit einem sehr schönen Vordertheil, be- sonders hübsch geformtem Schwanenhals und Thiere mit eleganten Gangarten; es heisst aber, dass diese Blendlinge auf den Gebirgspfaden niemals so sicher und gewandt vorwärts kämen, als die reinblütigen karabaghischen Rosse; der Schwanenhals der Mischlinge besitze den Fehler zu grossen Schwankens und verhindere die Ausführung schneller Wendungen. Bezüglich der Haarfärbung der reinblütigen Karabaghs wird von Hütten - Czapski Folgendes mitgetheilt: „Ein Umstand, der die karabaghischen Kehlane besonders charakterisirt, ist ihre Haarfärbung, welche die Einwohner „Naryndz" nennen und wofür es in keiner anderen Sprache eine Be- nennung giebt. Dieselbe nähert sich am meisten derjenigen, welche wir Isabellen nennen. Es ist das ein citronenfarbig dunkles Gelb mit sehr deutlichem Funkelglanz an den Spitzen der einzelnen Haare; Mähne und Schweif sind kastanienbraun mit blutrother Schattirung an den Enden. Die Kreuzung dieser Pferde mit anderen vorherrschend heimischen Schlägen hat die goldigen Pferde producirt, welche in ganz Persien unter dem Namen „Sarylar" bekannt sind. Daher schreiben sich alle anderen Färbungen, wie: goldig-kastanienbraun (Sarykara), goldig- dunkel (Sary-karakiuran), goldig-braun (Sarykeher), goldig-Schwefel-braun (Sary-kara-keher) u. s. w. Ich leite die Aufmerksamkeit des Lesers darauf, dass Europa an seinen beiden südlichen Rändern, sowohl im Westen, wo es an Afrika stösst, wie im Osten, wo es nach Asien vor- geschoben ist, d. h. in Spanien wie in Karabagh, Pferde besitzt, deren besondere Färbung und gewisse Anomalie der Gangart eine seltsame Annäherung zu einander zeigen (?). Die Aehnlichkeit des Ganges der iberischen Pferde mit demjenigen der persischen wurde schon von den Schriftstellern aus alter Zeit bemerkt; die Aehnlichkeit der Färbung beider aber, welche doch so weit von einander entfernt durch Berge und Meere geschieden sind, mag wohl von den Zeiten datiren, wo die Araber beide Theile inne hatten (?). Dass die „Naryndz'- ge- nannte Färbung aus den glühenden Sandsteppen Arabiens nach Karabagh gekommen sei, dafür sprechen ausser der Tradition noch manche anderen Umstände: i) Diese Färbung findet sich weder in den südlicher als Karabagh gelegenen Provinzen Persiens noch auch irgendwo rund umher. 2) Der Mischling eines Naryndz von einer gewöhnlichen Stute nimmt zwar eine gewisse „Goldigkeit" an, ist aber nicht im Stande dieselbe auf seine Nachkommenschaft zu vererben. 3) Sobald die Verbindung von Mischlingen des ersten Grades ihrer Progenitur „Goldigkeit" mittheilt, so geschieht das, wenn überhaupt, nur in sehr geringem Grade, keines- falls verpflanzt sich dieselbe aber weiter. 4) Eine bereits in dritter Generation „goldige" Mutter bewahrt diese Goldigkeit in ihrer Nachkommenschaft, während der Hengst eine längere Kreuzung erfordert. 5) Mütter reiner Race produciren Goldigkeit ohne alle menschlichen Bemühungen. 6) Den Funken am Haar sehen dortige Gelehrte (?) als ein nur den Wende- kreisen eigenthümliches Product, als den höchsten Grad von Farbengluth an. Pferde also, welche diesen Grad von Beständigkeit der Goldfärbung haben, den die karabaghischen Thiere besitzen, mussten entweder durch aus Arabien eingeführte Beschäler erneuert worden sein, |
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152 russland's pferde-racen.
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oder es muss, was wahrscheinlicher ist, einst hier eine Pepiniere arabischer Pferde existirt
haben, die sich rein bis auf unsere Zeiten erhalten hat und welche in Verbesserung der Landes- race im Stande ist, die verschiedenen Grade von Goldigkeit hervorzubringen, welche die Landeseinwohner mit verschiedenen Namen belegen, wie: Kalyn-Sarylar, d. h. einfach goldig, Sarylar, goldig im ersten Racengrade, Sarylar-Azyusywar, Dzyngs - Sarylar und Sarylar- Kehlan. — Von der ganzen Pferdemenge, welche sich in Karabagh befindet, ist kaum der zehnte Theil Sarylars, das zweite Zehntel bilden Pferde sehr edlen Bluts, aber nicht goldiger Färbung, und diese heissen Soforaats, d. h Reitpferde; acht Zehntel bilden einfache Pferde, Kalyn genannt, deren niedrigste Gattung „Jabu" heisst und nur zum Lasttragen be- nutzt wird," Wir selbst hatten im Jahre 1879 bei Gelegenheit eines Besuches der Marställe des
Tscherkessen-Regiments in Warschau Gelegenheit, mehrere goldgelbe oder goldfüchsige Pferde der berühmten Karabagh-Race zu sehen und können hier nur bestätigen, was der Graf Hutten- Czapski bezüglich des hohen Glanzes dieser Race (Farbengluth) angiebt; jene Thiere besassen ein wunderbar schönes Deckhaar, dessen Glanz von uns vielleicht als „Metallglanz" bezeichnet werden dürfte. — Bei sehr gut gehaltenen Kupferfüchsen edler Race kommt auch bei uns in Deutschland dieser eigenthümliche Metallglanz beim Sommerhaar bisweilen vor, und verleiht den Thieren stets ein sehr schönes Ansehen. Nach den Angaben der tscherkessischen Offiziere kommen innerhalb der Karabagh-
Race aber auch viele Schimmel und zwar häufig Weissgeborene vor, die in der Regel als Atlas-Schimmel, oft auch als Rosen-Schimmel bezeichnet werden. Das hierneben abgebildete Karabagh-Pferd hat seiner schönen Formen und tüchtigen Leistungen wegen auf der letzten Thier schau in St. Petersburg die allergrösste Beachtung gefunden und wurde dieserhalb auch vom Staatsrath von Brust-Lisitzin photographirt und uns zur Abbildung ganz besonders empfohlen. Die Ernährung und Haltung der Pferde wird von den Bewohnern von Karabagh nicht
überall in zweckmässiger Weise ausgeführt; die Mutterpferde kommen fast niemals in den Stall, bleiben immer in den Heerden auf der Weide und sind hier den Unbilden des Wetters fort und fort ausgesetzt. Wenn im Winter das Weidegras knapp wird, Schnee und Frost eintritt, wird häufig eine grosse Zahl derselben durch Hunger und Kälte aufgerieben. — Die zur Zucht be- stimmten Hengste werden in der Regel etwas besser gehalten; diesen reicht man in den Ställen oder Schuppen etwas Gerste, Heu, Stroh und Wurzelwerk. Die Thiere, welche den Winter mehr oder weniger gut überstanden haben, erholen sich beim Erwachen der Vegetation im Früh- jahr meistens sehr bald. Die Bewohner des Kaukasus behaupten, dass die Pferde edler Race bei nicht zu kaltem Winter den Hunger weit besser ertrügen, als die gemeinen Rosse; jene aber sollen weit empfindlicher gegen Kälte als diese sein. Im Frühjahr, wenn die Beschälzeit herannaht, werden die Hengste den Mutterheerden
zugetheilt; gewöhnlich rechnet man auf 15 bis 18 Stuten einen Beschäler und lässt selten mehr als 20 Züchtpferde von einem Hirten behüten. In den ersten Tagen nach der Zerstückelung der grossen Heerden in kleinere Trupps muss man Sorge tragen, dass diese weit von einander entfernt geweidet werden, damit kein Zusammenlaufen derselben stattfinden kann und ein Kampf zwischen den Hengsten vermieden wird. — An einigen Orten wird der Leit-und Sprung-Hengst von dem Hirten unter den Sattel genommen und auf diese Weise eine Ueberanstrengung des- selben beim Beschälen am ehesten vermieden. — Unter den dortigen Pferdehirten sollen sich die kühnsten und gewandtesten Reiter des Kaukasus finden. An den Orten Karabagh's, wo man Maulthierzucht betreibt, verwendet man gewöhnlich
persische Esel aus dem Stamme Gamma-Dan als Beschäler und sucht für diese Bastardzüchterei in der Regel die grössten und kräftigsten Mutterstuten gemeinen Schlages aus. — Die Maulthier- |
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DIE PFERDE IN KACKASIEN.
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zucht wird neuerdings in den westlichen Bezirken von Karabagh am ausgedehntesten betrieben;
schöne, starke Thiere sollen aus derselben hervorgehen. Ueber die Dressur der jungen Pferde theilt uns der Graf Hütten - Czapski Folgendes mit:
„Der ganze Unterricht der Fohlen findet in den ersten Monaten des dritten Lebensjahres im Schritt statt, wobei das Thier belehrt wird, sich dem Willen des Reiters durchaus zu fügen und die mög- lichste Schnelligkeit im Schritt zu erreichen. Die normale Schnelligkeit der Reitpferde in Kara- bagh ist 7 Kilometer auf die Stunde im Schritt, doch erachtet man diese Schnelligkeit für ein Race- pferd nicht für genügend, da ein solches mit Bequemlichkeit 9 Kilometer zurückzulegen ge- wohnt ist, wobei seine Bewegung ganz regelrecht und die Stellung der Füsse diagonal ist. Für den Trab üben die Landesbewohner ihre Pferde nicht ein, obwohl alle Kehlane, namentlich die vom Stamme Karny-Ertych, vortrefflich traben. — Ein voller, gestreckter Schritt, inKara_ bagh gewöhnlich „Erjuschy" genannt, darf kein häufiges Trippeln sein, dabei muss das Pferd den Kopf hoch tragen, ihn leicht auf und nieder bewegen und darf auch nicht auf dem Leit- seil liegen. Um einen schnellen, räumigen Schritt zu besitzen, muss es Kraft in der Hinterhand, lange Vorarme und Schienbeine, Breite in der Stellung der Füsse, einen hohen Flals und einen leichten Kopf haben. Alle diese Eigenthümlichkeiten besitzen die Araber und Kehlane von Natur; andere verdanken diese Eigenschaften der Kreuzung". Bei schwacher Hinterhand und Kuhfüssen und bei stark entwickelter Vorhand trippelt das Pferd bei schnellem Schritt und ermüdet sich und den Reiter sehr bald. Bei starker, am häufigsten runder Hinterhand und einer engen Stellung der gewöhnlich kurzen Füsse läuft das Pferd ziemlich schnell im soge- nannten Wolfsgange, der für den Reiter nur auf kurze Distanzen erträglich, für längere Reisen aber höchst ermüdend ist. — Unter den Reitpferden Karabagh's kommen zuweilen in Folge der Kreuzung von Pferden, die nicht zu einander passen, von Berg- und Steppen-Pferden, Pro- genituren vor, die in Folge ihres Baues durch die Dressur eine Gangart annehmen, welche vorn ein schneller, kühner Trab ist, während die Hinterfüsse das Tempo des Galopps machen. Diese Gangart nennt man „Inczar" und ihre Schnelligkeit beträgt 20 Kilometer auf die Stunde. — Der Passgänger (Jurga) wird in Karabagh nicht geschätzt und zwar wegen der bergigen und steinigen Beschaffenheit des Bodens. Der Uebergang vom Schritt in den Renngalopp tritt bei der asiatischen Dressur so plötzlich ein, dass das Pferd die ersten Lectionen im Rennen mit Angst erfüllt. Das Anhalten im stärksten Rennen ist gleicherweise sehr gewaltsam, so dass eine solche Dressur nicht ohne Gefahr für die Füsse des Pferdes ist. Zugeritten nennt man dort ein Pferd, wenn es ohne Zügel alle Befehle des Herrn ausführt, wenn es unter dem Sattel ruhig bleibt und auf den ersten Wink des Herrn tollkühn wird und ohne Rücksicht auf sich selbst blindlings dahin stürzt, wohin man es lenkt." Ferner giebt Hütten - Czapski an, dass die Pferdezüchter im Kaukasus der Ansicht sind,
dass bei der Auswahl des Zuchthengstes stets der Klang seiner Stimme entscheiden müsse; Thiere, welche kein feines, klangvolles Wiehern hören Hessen, dürften zur Zucht nicht be- nutzt werden. Auf die edle Abkunft des Beschälhengstes wird aber in erster Linie Werth gelegt;
man sagt, es sei besser, einen Beschäler mit Fehlern oder ein physisch schwach entwickeltes Thier in der Heerde zu haben, als einen kräftigen, gesunden und fehlerfreien Hengst von unedlem Blute. Nach den Erfahrungen dortiger Züchter ist für die Gesundheit und Fehler- losigkeit der Nachzucht nur allein der Einfluss des Mutterthieres von Bedeutung; sie sagen, das männliche Zuchtpferd pflanzte der Nachzucht ausschliesslich die Race, den Adel ein, und wehe dem Züchter, welcher hierauf nicht achtete. Wir theilen — nach den hier gemachten Erfahrungen — diese Ansichten der dortigen
Züchter nicht ganz. |
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Frey tag, Russland's Pferde -Kaeen
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154 RUSSLAND's PFERDE-RACEN.
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Jahr ein, Jahr aus sind die karabaghischen Hengste mit Decken belegt, damit die
Sonne sie nicht unmittelbar bescheinen kann; bei grosser Hitze wird die ßrustdecke entfernt und die die Lenden verhüllenden Enden aufgebunden. Die Decken werden mit langen Bändern, welche das Pferd kunstreich einige Male umgürten, befestigt. Nach den Berichten der meisten Reisenden werden die zum Dienst benutzten kara-
baghischen Pferde von ihren Herren oder Dienern gewöhnlich gut geputzt; mit Striegel und Rossschweif wird der Staub und Schmutz beseitigt und endlich auch — wenn irgend möglich — für eine gute Streu gesorgt. Die Anzahl der in Karabagh gehaltenen Pferde ist im Verhältniss zur Einwohnerzahl
des Landes viel grösser als in allen anderen Ländern Transkaukasiens. Das kleine Land zählt über ioo grössere und kleinere Heerden. Es giebt daselbst nicht einen muselmännischen Bek, welcher nicht Pferde züchtete und es sind dort mehr als 20 Heerden, welche je 50 bis 100 Mutterstuten zählen, und nur zwei dieser grösseren Heerden gehören den Christen, und zwar die eine Familie den armenischen Schachnazurowschen Melichen, und die zweite den Erben des vormaligen Gouverneneurs der muselmännischen Provinzen, des Fürsten Madatow, den Doluchanows und Piriumaws. In den Aras - Gegenden, hauptsächlich aber in dem Karabagh'schen Gebirge sah
Petzholdt auch kurdische Reiter auf hübschen Pferden in voller Kriegsausrüstung; die Kurden stehen dort in dem Renommee von Räubern, und überall ward er vor ihnen gewarnt. Nach Moerders Berichten über die kaukasische Pferde-Race war lange Zeit das Gestüt
(oder die Heerde) des Generals von .Madatow eins der vorzüglichsten in Karabagh; dasselbe erlitt jedoch durch viele Diebstähle und Räubereien — vielleicht auch durch die Nachlässigkeit der Beamten — so arge Verluste, dass der General die Auflösung dieses Gestüts beschloss und den Rest der Heerde in das Gouvernement Charkow und nach anderen Plätzen Süd- Russlands führen Hess. Madatows Erben haben diese Pferde später an verschiedene Züchter verkauft. — Es wurde uns auf der Reise durch Süd-Russland mitgetheilt, dass mehrere charkowsche Gestüte ihr schönes Blut jenen karabaghischen Pferden zu verdanken hätten. — Schliesslich theilt uns Moerder noch mit, dass jetzt in Karabagh nur wenig gute
Pferde der alten Race zu finden wären; die besten kämen in der Neuzeit aus den Besitzungen des Obersten Djafar-Kouli-Khan; doch es bezweifelt unser Gewährsmann nicht, dass in jenem Lande des Kaukasus sehr leicht eine Veredlung und Verbesserung der etwas herunter- gekommenen Zucht wieder vorgenommen werden könnte, wenn man nur ernstlich an's Werk gehen und die Züchtung rationell betreiben würde. Sowohl die klimatischen, wie die Boden- und Weide - Verhältnisse sind in Karabagh ganz besonders günstig für diesen Zweig der Hausthierzucht. b. Die schirwanischen Pferde.
In der Provinz Schirwan (im Alterthum Albania genannt), welche 1812 von Persien
an Russland abgetreten und zunächst als die sogenannte kaspische Provinz der kaukasischen Statthalterschaft zugetheilt wurde, beschäftigen sich die dort neben Persern, Armeniern und Parsen zerstreut wohnenden Turkmenen mit der Züchtung eines Pferdeschlages, der bis in die neueste Zeit seiner lobenswerthen Eigenschaften wegen oft genannt wurde und auch hier kurze Erwähnung verdient. Derselbe scheint aus der Kreuzung der edlen natolischen Hengste mit Stuten der hyrkanisch-persischen Race hervorgegangen, soll aber neuerdings häufig mit arabischem Blute gemischt worden sein. — Die schirwanischen Rosse stehen zwar in der Körpergestalt und Schönheit der Formen ihren Stammeltern in Anadoli ein wenig nach, sind aber in der Regel noch schneller, gewandter und ausdauernder als diese. Sie werden in der |
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DIE PFERDE IN KAI" KASI EX. 155
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russischen Cavallerie gern gesehen und häufig von hohen Officieren geritten. — In einigen
Ortschaften der Provinz Schirwan wird die Züchtung dieser Pferde wirklich mit lobenswerther Sorgfalt betrieben; die russische Regierung lässt es hier an Aufmunterungen nicht fehlen und ertheilt lür hervorragende Leistungen stets ansehnlich hohe Prämien. c. Die Pferde in Daghestan.
Der Bezirk Daghestan (d. i. Gebirgsland) bildet ein ungleichseitiges Dreieck zwischen
der Hauptkette des Kaukasus und einer nach Nordosten laufenden Vorkette, dem andischen Kaukasus. Es fehlt dieser Landschaft an der nöthigen Bewässerung, sowie auch an Wäldern. Die Kopfzahl der Bewohner soll etwa 400,000 betragen; die meisten derselben sind Lesgier, welche wiederum in mehrere Stämme zerfallen, die verschiedene,, obschon einer und der- selben Wurzel angehörige Sprachen reden.*) Der allgemeine Charakter dieser Bergbewohner hat seine eben so guten wie schlechten
Seiten. Der Lesgier ist muthig, körperlich gewandt und ausdauernd; er vermag in kurzer Zeit ohne auszuruhen ungeheuer grosse Strecken Weges zurückzulegen. Allein er ist auch räuberisch und rachgierig; die Blutrache erstreckt sich bei diesem Volke nicht nur auf be- stimmte Personen, sondern auf ganze Familien und Dorfschaften, und dauert oft Jahre lang. — Die Lesgier sind gastfrei, jedoch auf ihre eigene Art, indem sie zwar Gastfreundschaft für etwas heilig Gebotenes erachten, aber von ihren Gästen als Gegenleistung Geschenke erwarten. Zeit hat bei dem Lesgier gar keinen Werth. Er liebt ein apathisches Nichtsthun, sei
es unter freiem Himmel, in der Nähe der Moscheen oder auf dem Bazar, dabei raucht er leiden- schaftlich, obschon auch dieses Vergnügen ihm eigentlich untersagt ist. Vor der russischen Eroberung hatten die Lesgier, wie die übrigen Bewohner von
Daghestan, erbliche Chanate und freie Communitäten. — Ihre Dörfer oder Aouls liegen meistens in Schluchten oder an leicht zu vertheidigenden Felsvorsprüngen, auch am Rande von Ab- gründen. Man dürfe sich nicht darüber wundern, sagt Petzholdt, dass diese Bergbewohner nicht viel Landwirthschaft betrieben, da wenig kulturfähiges Ackerland vorhanden sei. Felder und Gärten existirten kaum anderswo als auf schmalen Terrassen, welche nicht selten künstlich angelegt und mit dorthin transportirter Erde bedeckt wären. Wo irgend kulturfähiges Land sich darbietet, da wird es auch benutzt. Natürlich ist es nicht allerwärts im ganzen Lande so schlimm bestellt. So enthält z. B. das Land der Awaren, trotzdem dass es von hohen Gebirgen umschlossen ist, im Innern fruchtbare, mit üppigen Wäldern besetzte Thäler. Aeusserst fruchtbar ist ferner auch der Landstrich Tabasseran, wo Seide, Baumwolle und Getreide aller Art geerntet resp. producirt wird. Das Vieh — Pferde wie Rinder — ist an eine sehr dürftige Nahrung gewöhnt, und
sucht sich dieselbe mühsam zwischen Felsen und Steinen hervor. Der ganze Reichthum des Lesgiers besteht in Wirklichkeit nur aus Schafen, namentlich in denjenigen Theilen des Landes, wo sich, wie z.B. im östlichen Daghestan, gute Weideländereien vorfinden. Das Rind- vieh ist klein; ebenso gehören auch die Pferde jener Landschaft zu den kleinen Schlägen der kaukasischen Gebirgsrace. Selten erreichen dieselben eine Höhe von 1,45 Meter. Sie haben einen trockenen Kopf mit stark entwickelter Stirn, hübsche feurige Augen, massig lange Ohren, die eine grosse Beweglichkeit zeigen. Ihr Hals ist ziemlich lang und meistens nicht gut aufgesetzt. Im Laufe tritt die Kehle gewöhnlich hirschartig hervor. Ihr Leib ist massig gestreckt, der Widerrist hoch und die Kruppe hübsch geformt. Die unteren Gliedmassen dieser Pferde sind mager, aber doch fest, mit derben Sehnen und harten Hufen bestens aus- |
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*) A. Petzholdt: Die gesammte lesgische Bevölkerung das Kaukasus wird zu 650,000 Köpfen angenommen.
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156 RUSSLANd's PFERDE-K.ACEN.
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gestattet. — Bezüglich der Haarfärbung dieses Schlages wird angegeben, dass hellfarbiges
Deckhaar am häufigsten vorkommt; die Füchse und Schimmel sind besonders beliebt und es werden die Goldfüchse als Beschäler am meisten gesucht und stets weit theurer bezahlt, als die dunkelhaarigen Hengste. Die Gangarten der lesgieschen Pferde sind denen der anderen Bergpferde ähnlich; ihr
Schritt ist sicher und ausgiebig; sie galoppiren sehr rasch und stehen im Rennlauf den kara- baghischen Pferden kaum nach. Ihre Ernährung beschränkt sich vorwiegend auf das Weide- gras ; nur im Winter und auf Reisen reicht man ihnen etwas Gerste und Stroh. — Gerstenstroh gilt überall im Kaukasus für besser und zuträglicher als das Stroh der anderen Getreidearten. Man füttert gewöhnlich nur zwei Mal am Tage: Morgens vor dem Tränken und Abends nach dem Tränken bekommen die Thiere ihre kleinen Portionen Gerste vorgelegt. Das Pferd wird vom Lesgier besser behandelt als seine Frau; diese ist sein Lastthier
und muss als solches sehr oft mit dem Esel zusammen das geerntete Getreide nach Hause tragen. — Auch die Abwartung, Fütterung und Pflege besorgen in der Regel die Weiber, während die Männer sich einem apathischen Nichtsthun hingeben. Wir können leider nicht angeben, ob die russische Regierung zur Hebung der Pferde-
zucht in Daghestan bereits ernstliche Schritte gethan hat; nur so viel ist bekannt, dass die Lesgier und ihre Pferde in der russischen Reiterei gern gesehen sind; beide sollen Tüchtiges leisten und die Tschetschenzen in Bezug auf kriegerisches Wesen bedeutend übertreffen. Petzholdt sagt: „Beim Angriff sind die Lesgier vielleicht weniger schnell und nicht so kühn wie die Tschetschenzen; allein sie sind entschlossener und zäher. Sie scheinen sich weit mehr zu einem taktischen Kriege zu eignen, der systematisch und energisch geführt werden soll, während der Tschetschenze bei isolirten und kühnen Ueberfällen den Vorzug verdient." Wir liefern hier beistehend die Abbildung eines lesgieschen Kriegers nebst Pferd des
dortig'en Gebirgsschlages; dieses Bild wurde von unserem Zeichner nach einer Photographie Herrn von Brust-Lisitzin angefertigt. d. Das tscherkessische Pferd.
Unter Tscherkessen im weitesten Sinne des Wortes versteht man jene grosse, auf etwa
500,000 Köpfe veranschlagte Bevölkerung, die den westlichenTheil des „grossenKaukasus" be- wohnt. — Man unterscheidet die Adighe, welche wiederum in zahlreiche kleine Stämme zerfallen, von den ebenfalls in verschiedene Stämme sich zerspaltenden Abchasen, und bildet aus den, am meisten östlich sich vorfindenden Bewohnern der Kabarda wohl noch eine dritte mit dem Namen der „Kabarder" bezeichnete Abtheilung. Die Adighe sind infolge ihrer völligen Unterwerfung unter Russland in den letzten
Jahren fast sämmtlich nach der Türkei ausgewandert; ihre einst so wichtige kaukasische Rolle hat in ihrem Vaterlande ausgespielt, und Petzholdt sagt wohl mit Recht: „Schade um dieses Volk! Ein ausserordentlich tüchtiger Kern in rauher Schale!" Die Abchasen (gegen 120,000 Seelen), den Adighe sprachverwandt, wohnen theils an
der Küste des Schwarzen Meeres im Süden des Kaukasus, theils an den oberen Zuflüssen des Kuban, sowie auch auf der Nordseite des Gebirges, in dem zwischen der Teberda und dem Chodsflusse gelegenen, sich nach den nördlichen Niederungen hinziehenden Landstriche. Wenngleich ihre Sitten und Einrichtungen denen der Tscherkessen ähnlich sind, so stehen sie diesen nach Bodenstedts Untersuchungen — doch in mancher Beziehung nach; sie be- sitzen weder den ritterlichen Sinn der Adighe, noch die Biederkeit der Georgier, noch den
poetischen Hang der benachbarten Mingrelier und Imeriter, kurz, sie haben keine der hervor- stechenden Eigenschaften, wodurch sich die übrigen Gebirgsvölker des Kaukasus mehr oder |
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Druck f.E.A. Funke Leipzig.
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.Tscherkesse.
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN.
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weniger auszeichnen. — Bodenstedt nennt sie rachsüchtig, blutdürstig, diebisch und treulos.
Sie sind dem grössten Theile nach Muhamedaner und gelten schon seit längerer Zeit als unterworfen. Die Abchasen treiben Ackerbau, leben aber hauptsächlich von der Viehzüchtung. — Ihre Pferde erfreuten sich schon in ältester Zeit eines guten Namens. Fitzingcr betrachtet das abchasische Ross als den Grundtypus der tscherkessischen Race oder als das in den Hausstand übergegangene wilde, zottige oder weisse, orientalische Pferd (Equus Caballus hirsutes), welches nach seiner Meinung bloss durch Zähmung, Zucht und Kultur etwas ver- ändert ist. Wenngleich von verschiedenen Autoren angegeben wird, dass die Abchasen heute nur
noch wenige gute Pferde besässenund die dortige Race imWerthe sehr zurückgegangen sei, so berichtet doch andrerseits Adolf Kotschedoff ,*) dass er auf seiner Reise durch den Kaukasus am Fusse des Elbrus im Lande der Abchasen die schönsten und kräftigsten Pferde gefunden hätte, welche ihn zu den westlichen Ausläufern der kaukasischen Bergkette auf die Halbinsel Taman, längs des linken Ufers des Flusses Kuban getragen hätten. — Diese Leistung spricht für die Vortrefflichkeit und Ausdauer des fraglichen Pferdeschlages. Auch von anderen Seiten haben wir die Ausdauer, Sicherheit und Genügsamkeit dieser Bergpferde rühmen hören. Wir erhielten nachstehende Beschreibung über die Körperformen des abchasischen
Tscherkessen-Pferdes. Dasselbe ist kaum von mittlerer Grösse, etwa 1,43 Meter hoch, meist von gedrungenem Leibesbau mit kräftigen Gliedmassen und einer vortrefflichen Muskulatur ausgestattet. Wenngleich die Formen dieser Race gewöhnlich nicht ganz so schön, wie die der edlen arabischen und syrischen Pferde sind, so übertreffen sie doch sehr häufig an Schönheit die stammverwandten persischen Rosse. Ihr Kopf ist ziemlich leicht, trocken und gut geformt; sie haben meistens eine hohe Stirn und einen massig gewölbten Nasenrücken. Besonders schön ist das Auge dieser Pferde, fast immer gross und lebhaft, und es deutet dasselbe auf ein feuriges Temperament. Der sogenannte Hirschhals der abchasischen Pferde — mit stark entwickelter Mähne — ist meistens gut aufgesetzt, aber dünn und lang. Bei manchen Pferden dieses Schlages nimmt der Hals erst in der schnelleren Bewegung die Hirschhaltung an; dann erscheint auch das Thier gewöhnlich wie in ein Netz von Adergeflecht eingehüllt. Ihre Brust ist breit und der Rücken nur leicht gesenkt. Viele Thiere dieses Schlages besitzen eine schön geformte Kruppe, doch sollen auch nicht selten Pferde mit etwas abschüssiger Kruppe vorkommen. Der starke Schweif ist ziemlich hoch angesetzt und wird in der Regel hübsch getragen. Ihre meist gut gestellten Beine sind von fester Knochensubstanz; sie haben gute Sehnen und feste, hübsch geformte und klingend harte Hufe, welche den Beschlag kaum nöthig machen. An den Köthen wird das Haar sehr lang; dasselbe schützt die Thiere gegen die Unbilden des Wetters, wie auch gegen Beschädigungen auf den oft sehr schlechten Gebirgspfaden ihrer Heimath. Bezüglich der Haarfärbung dieser Pferde wurde uns mitgetheilt, dass alle Farben bei ihnen vor- kämen, Schimmel jedoch am häufigsten angetroffen würden. Diese Schimmel kommen fast immer schwarzhaarig zur Welt, wechseln aber sehr bald
ihre Farbe und werden früher weisshaarig, als die Schimmel der westeuropäischen Racen. Ihr Gang ist sicher und ausgiebig; im Trabe leisten sie in der Regel nicht ganz soviel wie im Galopp. Träge Pferde sollen nur ausnahmsweise vorkommen; die Thiere tragen ihre stattlichen, meist schweren Reiter von frühem Morgen bis zur Nacht willig und sicher fort. Auch als Last- oder Packpferde werden sie wegen ihres starken Rückens in der russischen Armee von den |
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*) Landwirthschaftliche Jahrbücher. Band VIII. Landwirtschaftlich-landschaftliche Reminiscenzen aus einer
Reise durch das Moskau'sche bis in die kaukasischen Bäder und über Salta in die Krim. |
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Druck v. E.A.Funke,Leipzig
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Frant.
Hauptbeschäler in Khrenowoy. |
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RUSSLAND'.S PFERUE-RACEN.
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Train - Colonnen gern verwendet. Ihre Sinne sind fast immer sehr gut entwickelt; in der dunkel-
sten Nacht kann sich der Reiter auf das scharfe Auge seines Pferdes ruhig verlassen; es wird ihn sicher über die gefährlichsten Gebirgswege fortbringen. Die Unbilden des Wetters erträgt das Thier ohne Nachtheil; dasselbe ist nicht so empfindlich gegen Kälte und Schneestürme wie das karabaghische Ross. — Ueber das Temperament dieser Race werden sehr verschiedene Angaben gemacht; wenn auch von vielen Russen und Tscherkessen behauptet wird, dass diese Pferde frei von Capricen wären, so haben wir uns in St. Petersburg, wie in Warschau mehr- fach selbst überzeugt, dass es unter den Pferden der Tscherkessen-Regimenter recht viele bös- artige Geschöpfe giebt, welche die Annäherung des Fremden durchaus nicht dulden; sie beissen und schlagen. Um z. B. die Grösse dieser Pferde messen zu können, mussten wir sehr vor- sichtig zu Werke gehen; gewöhnlich stellten sich zwei Tscherkessen an den Kopf der Thiere, und ein Dritter erfasste den Schweif derselben; dann erst gestatteten die Offiziere, dass wir mit dem Massstabe hinzutraten und möglichst eilig die Messung ausführten. — Beim Zureiten machen die jungen Pferde den Tscherkessen sehr oft grosse Schwierigkeiten und erfordern ebenso gewandte, wie kühne Reiter. Die Reiterspiele und Manoeuvres der Tscherkessen bieten jedem Pferdeliebhaber viel
Interessantes. Die grosse Gewandtheit und Kühnheit dieses Bergvolkes setzen uns in Er- staunen; man glaubt eine ganze Abtheilung'von Kunstreitern vorsieh zu haben, wenn man diese Deute auf dem Exercierplatze ihre Evolutionen und Kunststücke ausführen sieht. Wir können hier auf eine Beschreibung der einzelnen Piecen nicht näher eingehen, wollen aber nicht unter- lassen zu bemerken, dass uns die Art des Parirens der Pferde besonders interessant gewesen ist. Wenn die Thiere im tollsten Rennlauf begriffen sind, werden sie auf den leisesten Druck des Zügels sofort wie festgemauert zum Stehen gebracht oder auch — wenn ihr Reiter es will — im ruhigsten Schritt weiter geführt. Die Ausrüstung der tscherkessischen Pferde ist ziemlich leicht; sie besteht aus einer vierfach zusammengelegten Filzdecke, die dem Sattel als Unterlage dient. Der ebenso zierliche als bequeme Sattel wird mit einem runden Lederkissen bedeckt, welches durch einen festen Gurt gehalten wird. — Das ganze Sattelzeug ist mit rund- köpfigen, silbernen Nägeln beschlagen. Der Zügel besteht aus einem einfachen Zaum, meist mit gegliedertem Gebiss, und wird von zwei grossen Ringen gehalten. Das beigefügte Bild giebt den Typus des gemeinen abchasischen Tscherkessen-Pferdes
in grosser Anschaulichkeit wieder. |
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Die Kabarder — etwa 40,000 Köpfe — sind derjenige Volksstamm, welcher von allen
kaukasischen Gebirgsvölkern am frühesten unter die russische Botmässigkeit gebracht und dauernd unter derselben erhalten wurde. Die grosse von Stawropol nach Tifiis führende Militairstrasse durchschneidet das von ihnen bewohnte Land, bildet zwei Theile, einen west- lichen, die „grosse Kabarda," und einen östlichen, die „kleine Kabarda" genannt. In der grossen Kabarda grenzt dieser Volksstamm mit abchasischen und ossetischen, in der kleinen Kabarda mit den tschetschenzischen Stämmen zusammen. Nach Petzholdt's Beschreibungen sind die Kabarder nach Physiognomie, Sitten und
Gebräuchen den Adighe sehr ähnlich. Ihre Dörfer gleichen, aus der Ferne gesehen, fast den russischen Dorfschaften; erst bei näherer Betrachtung verschwindet diese Aehnlichkeit; es fehlen ihnen die grossen, breiten Strassen, welche man in den meisten russischen Dörfern findet; die aus Lehm erbauten, mit Binsen gedeckten Häuser der Kabarder stehen in Gruppen zu- sammen. Die innere Einrichtung der Gebäude ist in der Regel besser, als die anderer Tscher- kessen-Häuser. Der Fussboden ist gedielt und die breiten Schlaf bänke an den Wänden sind mit Filzen und Teppichen reich bedeckt. |
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN. 159
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„Bis zur Stunde besitzt der Kabarder noch keinen dem Einzelnen gehörigen Grund-
besitz. Ein Jeder macht sich die das Dorf umgebenden Ländereien zunutze, und bebaut das Land, insoweit es noch von keinem Anderen bereits genommen worden ist, eine Einrichtung, welche häufig die Quelle lebhafter Streitigkeiten wird. Auch ist diese Unsicherheit des Besitzes die Hauptursache des schlechten Zustandes der Landwirthschaft. Der Wald ist ebenfalls das gemeinsame Eigenthum aller Kabarder, und ein Jeder mag denselben für seinen eigenen Bedarf benutzen, wie er will; allein Niemand darf das pfolz nach aussen hin verkaufen, ohne eine bestimmte Geldsumme in die gemeinsame Kasse zu zahlen. — Der Kabarder bebaut so viel Land, als zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse nöthig ist. Der Feldbau wird an den meisten Orten der grossen und kleinen Kabarda ziemlich sorglos betrieben. Dagegen blüht aber die Viehzucht umsomehr und zahlreiche Heerden von Pferden und Schafen bilden den Hauptreichthum dieses Volksstammes." Nächst dem karabaghischen Rosse hat unter allen kaukasischen Pferden das der
Kabarda den besten Namen, und alljährlich wandert eine nicht unbedeutende Anzahl solcher Pferde von seiner ciskaukasischen Heimath nach Transkaukasien, um dort verkauft zu werden. Sehr häufig werden dieselben hier zur Veredlung der Steppenpferdeschläge benutzt. Die Angaben Fitzinger's, dass das kabardinische Ross in Ansehung seiner äusseren
Formen kaum von dem abchasischen Tscherkessen - Pferde zu unterscheiden und höchstens für eine auf Zucht und Pflege beruhende Varietät desselben zu betrachten sei, stimmen nicht ganz mit den neueren Beschreibungen dieser beiden Schläge überein. — Die kabardinischen Pferde sind edler und feiner in den Formen als die abchasischen. Die besten Pferde sind diejenigen, welche den Namen „Tecke" fuhren und den Bewohnern der grossen Kabarda ge- hören. Im Allgemeinen sind sie von mittlerer Grösse — 1,45 bis 1,50 Meter hoch, — besitzen einen trockenen, hübsch proportionirten Kopf, mit einer platten aber grossen Stirn, eine schöne Halsung, breite Brust, einen starken Rücken und eine gerade Kruppe mit gut angesetztem Schweif von massiger Stärke. Ihre Hinterhand ist sehr muskulös, die gutgestellten Beine besitzen kräftige Sehnen und äusserst feste Hufe. An den felsigen Boden ihres Heimathlandes von Jugend auf gewöhnt, galoppiren sie meist unbeschlagen, ohne die Hufe abzunutzen oder an den Beinen zu leiden, was wohl mit dem Umstände zuzuschreiben ist, dass sie verhältnissmässig viel leichter sind als die meisten westeuropäischen Pferde und in Folge dessen auch viel leichter über den Boden hinweggehen als diese. Ueberall rühmt man die grosse Gelehrigkeit des fraglichen Schlages; die jungen Thiere
gewöhnen sich bald an ihren Herrn, fügen sich dem Willen desselben, ohne sich zu widersetzen; sie ertragen geduldig die grösste Entbehrung an Nahrung, und behalten trotzdem ihr feuriges Temperament bei. Die Kabarder behaupten, dass ihre Pferde die muthigsten, aber auch die Vorsichtigsten in Kaukasien wären; für die Reiterei könne es in der ganzen Welt keine bessere Race geben. Zum Zuge werden sie selten benutzt. Die Kabarder bedienen sich zum Ziehen der Lasten kleiner zweirädriger Karren, welche immer von Ochsen gezogen werden.*) — Was die Haltung der Pferde anbetrifft, so ist diese jedenfalls besser als die der übrigen
Hausthiere Kaukasiens; wenigstens wird, wenn es an's Hungerleiden geht, das Pferd zuletzt an die Reihe kommen. |
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*) A. Petzholdt. ,,Die Kabarder essen das Fleisch von Ochsen und Pferden, welches zur Herbstzeit in solcher
Menge eingeschlachtet wird, dass es gesalzen und getrocknet bis zum Monat Mai ausreicht. Von da bis zum October nährt er sich von Käse, saurer Milch und anderen ähnlichen Dingen. Der kabardinische Käse ist sehr fett, wohl- schmeckend und lange haltbar. Das Brod wird gewöhnlich aus Hirsemehl bereitet. Ebenso stellt man aus Hirse und Hopfen ein gegohrenes Getränk her." |
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russland's pferderackn.
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Nach Petzholdt liefert die Türkei und Persien fort und fort Pferde nach Kaukasien,
und wennschon in den wenigsten Fällen dabei von der Absicht ausgegangen wird, sich dieser Fremdlinge als Zuchtthiere zur Verbesserung der heimischen Racen zu bedienen, so macht sich doch das gelegentlich von selbst. Von einem planmässigen, ein bestimmtes Ziel verfolgenden Betriebe der Pferdezucht ist bis jetzt in der Kabarda leider noch nicht viel zu bemerken ge- wesen. Zwar hat die russische Regierung schon seit dem Jahre 185g die nöthigen Mittel bewilligt. um in Kaukasien ein wirkliches Gestüt zu begründen, welches als Muster dienen und zugleich Zuchtthiere von karabaghischer, kabardinischer und truchmenischer Race liefern sollte. Allein — soviel uns bekannt geworden — hängt die Beendigung dieser Angelegenheit noch heutigen Tages in der Schwebe. — e. Das georgische Pferd.
Der Südwesten von Transkaukasien wird von Völkern iberischen oder georgischen Stam-
mes bewohnt, deren Verwandtschaft mit den Bergvölkern des Kaukasus noch von Einzelnen be- stritten wird. — Die Georgier bewohnen auch weite Strecken ausserhalb des russischen Gebietes, insofern auch die Lassen, welche in den benachbarten türkischen Provinzen am Schwarzen Meere sesshaft sind, zu diesem Volksstamme gezählt werden müssen. Sehen wir aber von den Lassen ab und betrachten nur die innerhalb der Grenzen Transkaukasiens wohnenden Georgier, so kann man verschiedene Zweige dieses Hauptstammes unterscheiden, von denen die wichtigsten die Grusier (im engeren Sinne des Wortes), die Imeriter, die Min- grelier und Gurier sind, während dieSuaneten, Chewsuren, Tuschinen und Pschawen als minder wichtig erscheinen. Der Georgier ist bekanntlich physisch von der Natur sehr wohl ausgestattet und gehört
ohne Frage in die erste Reihe der schön gebauten Menschen. Dabei ist die ganze Haltung seines Körpers, selbst bei dem ärmsten Bauer, eine durchaus ungezwungene, ja geradezu edle zu nennen. Zu Pferde giebt er eine besonders hübsche Erscheinung ab; der Georgier hält sich im Sattel ganz vortrefflich und weiss in der Regel auch sein Ross sehr gut zu führen. — Aber auch seinem Charakter nach ist der Georgier im Allgemeinen zu loben; er ist ein seinem religiösen Glauben ergebener, loyaler, biederer, tapferer, meist gutmüthiger und geselliger Mensch, nur könnte er etwas weniger prunksüchtig, dagegen fleissiger und zuverlässiger sein. Die Haupterwerbsquellen dieses Stammes sind Ackerbau (vorzüglich der Anbau von
Weizen und Gerste), Weinbau und Viehzucht. Mit dem Handel beschäftigt er sich weniger, da ein solcher seinen Neigungen meistens nicht entspricht; was ein Grund dafür sein mag, dass es dem Armenier dort so leicht ward, den gesammten Handel des Landes an sich zu bringen. Die georgischen Pferde haben grosse Aehnlichkeit mit den abchasischen Tscherkessen-
Rossen; sie sind aber gewöhnlich etwas kleiner — kaum 1,45 Meter hoch — und feiner von Knochen. — Diese Thiere besitzen in der Regel einen hübschen, ausdrucksvollen Kopf mit grossen, feurigen Augen. Der Hals ist mittellang, häufig wie beim Hirsche nach unten heraus- gebogen. Ihre Brust ist breit, der kräftige Rücken kurz und die Kruppe hübsch geformt. Das Mähnen- und Schweif haar ist fein und wird gewöhnlich ziemlich lang. Auch an den Köthen findet sich olt ein Behang von feinen, langen Haaren. Die Beine und Hufe lassen nichts zu wünschen übrig. — Die Thiere haben einen raschen und sichern Gang und sollen im Rennlauf mit den besten Tscherkessen - Pferden fortkommen. Trotz all dieser guten Eigen- schaften der georgischen Pferde wird dennoch ihre Züchtung nicht mit der Sorgfalt und in dem Umfange betrieben, wie in den weiter nördlich und östlich gelegenen Theilen Kaukasiens. Obgleich das Land der Georgier die herrlichste Lage zur Züchtung edler Pferde besitzt, so beschränkt sich dieselbe doch nur auf einige Besitzungen reicher Herren, welche für dieselbe |
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DIE PFERDE IN KAUKASIEN. 101
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besonderes Interesse an den Tag legen. — Weitaus die meisten Pferde, welche in diesem Lande
vorkommen, sind aus benachbarten Provinzen, insbesondere aus der Kabarda, eingeführt worden. — Die Rindvieh - und Schafzucht wird von den Georgiern viel umfangreicher als die der Pferde betrieben. |
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Die Chews'uren, welche — wie weiter oben bereits angegeben wurde — zum Haupt-
stamm der Georgier gestellt werden müssen, sind im Besitz eines mittelgrossen, kräftigen Pferdeschlages, der seines raschen und sicheren Schrittes wegen von allen Reisenden, die in das Land der Chews'uren kamen, gelobt wurde; nur dessen Charakter sei zu tadeln; es kämen dort viele wilde und bösartige Thiere vor, die dem Reiter häufig grosse Umstände machten. — Der Chews'ure hält das Reitpferd, welches sich im Kampfe oder bei den Wettrennen tüchtig erwiesen hat, hoch in Ehren; das erprobte Thier folgt bei seinem Begräbniss gleich hinter den Leidtragenden. Dr. Gustav Radde berichtet in seinem prächtigen Werke, betitelt: „Die Chews'uren
und ihr Land" Folgendes: „Bei der Beerdigung des Chews'uren hält der Chuzesse (Kirchen- diener) ihm eine Rede, dabei immer den Reiter lobend. Etwa spricht er so: Fürchte dich nicht, dein Ross ist gut, aber hüte dich, von ihm todt getreten zu werden. Dabei giesst er auf den Kopf des Pferdes von dem mitgebrachten Branntwein." Nach der (oberirdischen) Beerdigung veranstalten die Männer grosse Wettrennen, die Radde „halsbrechende" nennt. Der Sieger wird durch Prämien belohnt, welche bei den Reichen aus Rindvieh und Schafen bestehen. Die Chews'uren sind sattelfeste, gewandte Reiter; sie jagen die steilsten und gefährlichsten Gebirgspfade bergauf und bergab, um die ersten Preise zu erringen, und ist zu bewundern — sagt Radde —, dass sie bei diesem tollkühnen Treiben den Hals nicht brechen. — Nach Eristow wird das Pferd des Verstorbenen stets dem besten Freunde ge- schenkt und es deutet dieser Gebrauch wohl darauf hin, dass der Chews'ure den Besitz eines guten Pferdes zu schätzen weiss. — Eine nähere Beschreibung der chewsurischen Rosse hat uns Radde leider nicht geliefert. In Grusien werden am Tage des heiligen Georg, dem Schutzpatron der Provinz, im
ganzen Lande grosse Reiterfeste und Spiele mit den Pferden veranstaltet, an welchen die ganze Bevölkerung, Männer, Weiber und Kinder, theilnimmt. An diesem Tage allein dürfen sich die Frauen ohne Schleier zeigen. |
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Die Pferde-Märkte in Kaukasien.
Der Pferdehandel im nördlichen Theile Kaukasien's findet auf allen Jahrmärkten der
Städte und grösseren Dorfschaften statt und zwar zumeist mit minderwerthigen Rossen; nur ausnahmsweise sieht man hier bessere, edle Pferde, welche für den Militärdienst tauglich oder als Lastthiere verwendbar sind. Die russischen Händler zahlen für die besseren Thiere 60 bis 90 Rubel. Zuweilen kommen auf diesen Märkten auch Pferde des leichteren Reitschlages, der für den Kosaken-Grenz- und Postdienst brauchbar ist, vor. -Für die besten Thiere dieser Art bezahlt man 100 bis 120 Rubel, für das gemeine Reitpferd aber nur 40 bis 50 Rubel. Aus den Kuban'schen Distrikten kommen zuweilen leidlich brauchbare Artillerie- und
Trainpferde, die stets etwas theurer bezahlt werden als die Reitpferde jener Steppen- und Berglandschaften. In den Kuban'schen und Ter'schen Distrikten, sowie im Gouvernement Stawropol werden
Seitens der Regierung für alle Städte, Dorfschaften und Niederlassungen (Weiler) die fest- |
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Freytag, RusslancTs Pferde-Raeen.
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102 KUSSLAN'D S PF£ K DE-R A CEN.
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gesetzten Markttage frühzeitig bekannt gemacht, und ist hierdurch dem Publikum Gelegenheit
gegeben, einmal ihr Vieh und ihre Viehprodukte rechtzeitig zu veräussern, wie auch andrer- seits die für den Hausstand nöthigen Gegenstände einzuhandeln. Ein Tauschhandel mit Pferden und Wirthschaltsgegenständen findet auf diesen Märkten sehr häufig statt. — Man zählte im nördlichen Kaukasien letzthin ungefähr 75 Ortschaften mit derartigen Jahrmärkten, und es werden solche in jeder Ortschaft 2 oder 3 mal im Jahre abgehalten. Vor Beginn des wirklichen Jahrmarktes findet überall ein Nebenmarkt, der auch Vieh-
markt genannt wird, wo Horn- und Schaf-Vieh und Pferde zum Kauf ausgestellt werden, statt. Für den Pferdehandel ist hier ein besonderer Platz (Totschok) bestimmt, auf welchen man die Pferde entweder am Zügel zuführt oder in Heerden (Tabunen) antreibt. Die Heerden- Rosse sind meistens halbwilde und sehr oft bösartige, widerspenstige Geschöpfe, welche beim Einfangen den Tscherkessen und Tataren viele Umstände machen. —■ Die Zahl und der Preis der hier angetriebenen Pferde lässt sich schwer ermitteln und konnte von unserm Gewährs- mann, Iwan von Moerder, leider nicht angegeben werden. Sobald der Frühling in Kaukasien spät eintritt, sieht man auf den Frühjahrsmärkten
gar keine Heerden-Pferde, wohingegen dann auf den Herbst-Märkten sehr viele Pferde er- scheinen, und es wird zu dieser Zeit gewöhnlich auch ein umfangreiches Geschäft von den Rosshändlern gemacht. Bei den Herbst-Märkten übt aber der Umstand wieder einen starken Einfluss hinsichtlich des Absatzes und der Preise der Pferde aus, wie sich die Gras- und Getreide-Ernte im laufenden Jahre gestaltet hat. Nach günstigen Ernten zahlt man willig einige Rubel mehr pro Stück, als nach knapper Futter- und Korn-Ernte. Ebenso wird der Pferdehandel auf den Jahrmärkten des Kaukasus in den Fällen mehr
oder weniger stark beeinträchtigt, wenn vorher auf den Weideplätzen und in den Stutereien der Züchter grössere oder kleinere Verkäufe von Rossen an die Grosshändler, an Militair- Behörden etc. etc. stattgefunden haben. Man gab uns an, dass auf den Märkten in Kaukasien jährlich im Ganzen etwa
83,000 Pferde angetrieben und gegen 35,000 Stück verkauft werden. |
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DIE PFERDEZUCHT IN DER REGION DER SCHWARZERDE.
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IV. Die Pferdezucht in der Region der Schwarzerde.
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Die im südlichen und einem grossen Theile des centralen Russlands vorkommende
Schwarzerde (Tscherno-Sem), seit ältester Zeit durch ihre charakteristische schwarze oder schwarzbraune Farbe und grosse Fruchtbarkeit bekannt, nimmt nach J. Wilson's Angaben*) im europäischen Russland einen Flächenraum von ca. 20,000 □ Meilen ein. Nahezu die Hälfte der ganzen Bevölkerung des Landes — nur Finnländer und Polen ausgenommen — wohnt m Gebiete der Schwarzerde; man erfreut sich hier fast alljährlich der reichsten Korn-Ernten, welche dem Boden nahezu ganz ohne Düngung abgewonnen werden und nicht nur den grössten Theil des russischen Reiches, sondern auch viele andere Länder Europa's mit Getreide ver- sorgen. — Wir verdanken dem Professor Dr. Orth in Berlin, welcher im Jahre 1871 eine Studien-
Reise durch das südliche Russland unternommen hat, nachstehende Schilderung der Boden- Verhältnisse in jener für Russland so wichtigen Schwarzerde - Region: **) „Man stellt sich das mittlere und südliche Russland, und so auch das Gebiet der
Schwarzerde, vielfach als eine fast horizontale Ebene vor. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es ist vielmehr ein wellig - muldiges Terrain mit nicht selten so bedeutenden Erhebungen, dass dadurch der Verkehr wesentlich behindert wird und dass dem Postreisenden, welcher auf steilen Abhängen auf dem mit drei Pferden bespannten Bauerwagen vom Kosak in scharfem Trab bergab gefahren wird, der Weg stellenweise gefahrvoll genug erscheint. Namentlich am Rande der steil eingeschnittenen Flussthäler, wie am Don und an der Wolga, kommt der Wechsel und die Erhebung des Terrains deutlich zum Ausdruck, zumal an dem steil abfallenden rechten Ufer, dessen Schroffheit gegenüber dem flachen linken Wiesenufer von dem im November 1876 in Dorpat verstorbenen grossen Naturforscher Ernst von Baer zur Begründung des nach ihm benannten Gesetzes verwerthet worden ist." „Der Grund und Boden dieses muldig-welligen Schwarzerdegebietes gehört meist dem
Diluvium an, namentlich ist es der Diluvialmergel, welcher in grossen Strecken die Grundlage des oberen Bodens bildet. Von der Wolga durch die Donische Steppe bis Taganrog, sowie bei Odessa, konnte dies von mir überall nachgewiesen werden. Es bekundet sich auch hier der Diluvialmergel als eine der für die Kultur wichtigsten geologischen Bildungen der Erde. An einzelnen Stellen tritt allerdings auch festes Gestein nahe an die Oberfläche, wie man es in ausgezeichneter Weise an dem rechten Thalrande der Wolga zwischen Saratow und Ka- myschin beobachten kann. Wer auf einem der grossen Wolgadampfer von Nischnij - Nowgorod nach Astrachan fährt, vermag dies beim Verlassen des nördlichen Waldgebietes, südlich von Samara, an zahlreichen Profilen wahrzunehmen, besonders an der genannten Stelle, wo der unterhalb vorhandene Kreidekalk, vom Flusse aus gesehen, oberhalb durch eine schwarze Linie (Schwarzerde) eingefasst wird. Es wird dadurch erklärlich, weshalb der dunkle Boden an solchen Stellen erhebliche Mengen von kohlensaurem Kalk (bis 30 Procent) enthält, und mag dieses Vorkommen, worauf bereits Göbel in seinem bekannten Werke*) aufmerksam machte, |
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*) J. Wilson. Agriculture et Economie rurale en Russie. Apercu statistique. St. Petersburg 1878.
**) Die Natur. Neue Folge, III. Band, Jahrgang 1877. Die Schwarzerde und ihre Bedeutung für die Kultur. Von Prof. Dr. Orth in Berlin. 21*
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164 RUSSLAND S PFERDER.ACEN.
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gegenüber den Anschauungen über die Gleichartigkeit der überall „kalkarmen" Schwarzerde
besonders hervorgehoben werden." „Die Mächtigkeit des Diluvialmergels ist meist eine bedeutende. In einer senkrechten
Wand ist nur beispielsweise bei Taganrog, unterhalb der hochgelegenen Stadt, derselbe nach dem Meere zu aufgeschlossen und ähnlich tritt er auch auf der Höhe von Odessa auf. Seiner Beschaffenheit nach ist es ein gelbbrauner steinfreier Lehmmergel. Die darauf lagernde Schwarzerde kann als ein humoser Lehm- und Thonboden bezeichnet werden und beträgt die Mächtigkeit, wo ich sie beobachten konnte, überall nur zwischen 0,5 und 1 Meter Gehalt von organischen Beimengungen (Humus)- meist unter 10 Procent." Das typische Schwarzerdeprofil des südlichen Russland's ist deshalb (unter Benutzung
der Anfangsbuchstaben der bezüglichen Bodenarten) nach Orth's Ansicht folgendermassen dar- zustellen: H. L. 0,5 — 1 Meter über
M. (mächtig).
„ Die humosen Beimengungen sind ursprünglich auf die Uebergangszeit von der Diluvial-
periode zur Gegenwart, in welcher bei anderen Feuchtigkeitsverhältnissen die Bedingungen für vegetative Bildung günstiger waren als jetzt, zurückzuführen. Dieser Entwickelungsprocess ist aber im Wesentlichen als abgeschlossen zu betrachten. „Die russische Schwarzerde ist grösstentheils noch wenig kultivirt, im Westen allerdings
weit mehr, als im Osten. Sie hat auch hier zu einer erheblichen Rübenzucker-Industrie Ver- anlassung gegeben und liefert in günstigen Jahren grosse Massen von Weizen und Roggen zum Export. Zahlreiche Eisenbahnverbindungen machen dieselben gegenwärtig den europäischen Märkten weit zugänglicher, als früher, und jährlich wird dieses Verhältniss durch die Eröffnung neuer Linien noch günstiger für die Ausfuhr, resp. für die Konkurrenz." Die Weideverhältnisse in der Region der Schwarzerde sind grösstentheils vortrefflichster
Art; an vielen Orten stehen hier die Viehweiden den besten Marschweiden des westlichen Europa's im Werthe nicht nach. Die Hauptstädte Russland's decken ihren ansehnlich grossen Fleischbedarf hauptsächlich durch diejenigen Rinder, Schafe und Schweine, welche ihnen aus dem Gebiete der Schwarzerde zugeführt und hier vorwiegend auf den Weiden ernährt und gemästet werden. Ebenso liefern die zahlreichen Schafheerden dieser Region Jahr für Jahr die grossen Mengen Wolle und Pelze, welche zur Bekleidung der Bevölkerung erforderlich sind. Man darf wohl mit vollem Rechte sagen, dass Russland's Reichthum grösstentheils auf dem Vorkommen der Schwarzerde beruht, und wir können dem gewaltigen Czarenreiche nur wün- schen, dass durch eine rationellere Bearbeitung dieser kostbaren Fundgrube sich die Getreide- produktion des Landes noch heben möge. Der Ackerbau wird sowohl im südlichen, wie im grössten Theile des centralen Russ-
land noch in höchst einfacher Weise betrieben; von einem Feldersystem kann hier kaum die Rede sein; je nach der Fruchtbarkeit des Bodens wird dieser vier bis fünf Jahre hintereinander mit Getreide, Hirse, Mais, Bohnen, Raps, Lein und dergl. bestellt, um ihn sodann wieder kürzere oder längere Zeit, oft 10 bis 20 Jahre, als Weide liegen zu lassen. — In der Neu- zeit findet man in einzelnen Gouvernements bei den Grossgrundbesitzern, wie auch bei den Colonisten (Mennoniten) eine bessere Bewirthschaftungsweise in Gebrauch, und es hat sich an diesen Orten auch der Reinertrag der Güter in den letzten Jahren bereits wesentlich höher gestellt. |
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*) Fr. Göbel. Reise in die Steppen des südlichen Russland. Dorpat 1838.
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DIE PFEDEZUCHT IN DER REGION DER SCHWARZERDE. 165
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Die Art der Bodenbearbeitung lässt aber an den meisten Orten noch immer recht viel zu
wünschen übrig. Der primitive Pflug, eine Art Haken und die Socha reissen den Boden einige Zoll tief auf; der Samen wird mittelst einer hölzernen Egge (Smick) oberflächlich mit Erde bedeckt und nur in den seltensten Fällen wird von der Walze oder von anderen Ackerinstru- menten Gebrauch gemacht. In der Region der Schwarzerde herrscht das sogenannte Continentalklima vor, welches
von dem grössten Belang für die Vegetationsverhältnisse derselben ist; dasselbe zeichnet sich aus durch warme Sommer und sehr kalte Winter. Der Unterschied des heissesten und kältesten Monats beträgt etwa 50 ° Celsius. Im Juli erreicht die Durchschnittstemperatur nahezu + 20 ° C. und im Januar lallt sie auf — 30 ° C. zurück. Die Sommer sind dabei nicht selten so trocken, dass dadurch der Vegetation — trotz
des so äusserst fruchtbaren Bodens — häufig grosser Nachtheil erwächst und zuweilen Miss- wachs der Feldfrüchte eintritt. Die Dürre erreicht in den südlichen Theilen des Schwarzerde- Gebietes nicht selten sehr hohe Grade; die Quellen versiegen, die Bäche und Flüsse vertrocknen und selbst die sparsame Erquickung der Pflanzen durch den nächtlichen Thau bleibt zuweilen mehrere Wochen lang aus. — Zu dieser Zeit leidet das Vieh auf der Weide durch den oft nur unzureichend zu stillenden Durst grosse Noth. Die Thiere müssen in solchen Zeiten in der Regel grosse Wegstrecken zurücklegen, um an eine Tränke oder an einen Brunnen zu gelangen. So wie die Dürre des Sommers, so bringt andrerseits auch die Strenge des Winters
sowohl für die Vegetation, wie für die Thierwelt erhebliche Nachtheile mit sich. Grosse Eichenbestände gehen durch den Frost nicht selten zu Grunde, indem die Bäume von den Gipfeln ab bis weit herunter absterben. Die Viehheerden leiden in der meistens sehr strengen Winterzeit besonders in dem Falle grosse Noth, wo ihre Herren und Besitzer in den Sommer- und Herbst- Monaten nicht für die Anfuhr hinreichender Futtermengen (Heu etc.) Sorge getragen haben. Selbst das Strohfutter reicht sehr oft bei langanhaltenden Wintern nicht recht aus; dazukommt noch, dass die vorhandenen Ställe und Schuppen die Thiere nur wenig gegen die Kälte schützen; sobald die Temperatur bis auf — 20° C. zurückgeht, sterben viele derselben vor Hunger und Kälte. |
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Der im südlichen und centralen Russland sich immer weiter und weiter ausdehnende
Ackerbau, sowie auch die Zunahme der Industrie, g'anz besonders aber die Zuckerrüben- Fabrikation und der von Jahr zu Jahr vermehrte Handel, welcher sich bis in die entlegensten Theile des Reiches erstreckt, haben bereits seit mehreren Decennien an die Pferdezüchter •jener Landstriche die Anforderung gestellt, die Züchtung eines tüchtigen, schweren Arbeitsschlages ernstlich in's Auge zu fassen und die Aufzucht der kleineren, leichteren Steppenpferde, welche im schweren Zuge nur selten Befriedigendes leisten, mehr und mehr einzuschränken. Die kaiserliche Militair- Verwaltung in St. Petersburg forderte schon seit längerer
Zeit für die Bespannung- ihrer Artillerie- und Train-Colonnen einen grösseren, kräftigeren Wagenschlag, der in den Leistungen nicht hinter den westeuropäischen Schlägen dieser Art zurückstehen sollte, und man bezahlte seit Jahren für alle Remonten, die sich für die ange- gebenen Gebrauchszwecke besonders tauglich zeigten, weit höhere Preise, als für die leichteren Reit- und Wagenpferde. — Oftmals sah man sich (d. h. in älterer Zeit) in Russland genöthigt, die stärkeren Wagenpferde zur Deckung des Bedarfes aus fremden Ländern — Dänemark, Holland, Deutschland, Frankreich und selbst aus England — herbeizuholen; allein nicht immer acclimati- |
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russland's pferderacen.
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sirten sich diese Fremdlinge in befriedigender "Weise; andererseits stellte sich auch der Preis für
dieseThiere durch die grossen Transportkosten etc. zu hoch, und man wollte endlich im eigenen Lande den Bedarf zu decken versuchen. — Nach Allem, was die russischen Hippologen über die Züchtung des schweren Arbeitsschlages uns mittheilen, dürfen wir annehmen, dass die Züchtung desselben noch heute eine sehr beschränkte sein würde, wenn nicht einsichtsvolle und opferwillige Männer sich gefunden und dazu bereit erklärt hätten, die Züchtung solcher Pferde energisch zu unterstützen. Vor allem Anderen sorgte die hohe Staatsregierung (Ver- waltung für Pferdezucht im Ministerium der Reichsdomänen) an vielen Orten für die Auf- stellung tüchtiger Beschäler des schweren Arbeitsschlages. Bei den Prüfungen der Zugkraft von verschiedenen Arbeitsschlägen hatte man zwar hin und wieder unter den Bauerpferden ganz tüchtige Schlepper (Lomowoi) entdeckt, die im Stande waren, Lasten von 80 Ctr. und mehr fort zu schaffen; allein die Anzahl solcher Thiere war verhältnissmässig gering und auf die Züchtung derselben hatte man bislang keinen besonderen Werth gelegt, auch wurden noch vor 20 und 25 Jahren solche Pferde schweren Schlages meistens weit schlechter bezahlt, als die leidlich hübsch gewachsenen Reitpferde. Erst von der Zeit an, wo man für die Karren- oder schweren Arbeitspferde (Bitjugs etc.) 150—200 Rubel pro Stück zahlte, entschloss sich eine grössere Anzahl von Landwirthen zur Verfolgung dieser Züchtungsrichtung; dieselbe kam dann bald in Mode und bildete für den Landmann ein sehr einträgliches Geschäft. Wir sehen heute, dass sich nicht nur viele Bauern, sondern auch die grossen Herren, Fürsten und Grafen mit derselben beschäftigen, und zweifeln auch jetzt keinen Augenblick mehr an dem guten Erfolge dieser in Russland beliebt gewordenen Züchtung. |
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A. Die Pferdezüchtung im Gouvernement Woronesch.
Dieses Gouvernement ist 1196,56 geogr. □ Meilen gross und wird von 2,069,00 Menschen
bewohnt. Ein grosser Theil dieser Bewohner besteht aus Klein-Russen, nämlich 600,000; ausserdem leben hier 2600 Zigeuner und 1000 Armenier; die Hauptbevölkerung machten hier früher die Reichsbauern, 426,500 und über 20,000 Apanagebauern aus. Das Gouvernement Woronesch wird in seiner grössten Ausdehnung vom Norden zum
Süden vom Don durchflössen; an den Ufern dieses Flusses finden sich die schönsten Wiesen und Weiden mit einem üppigen Graswachsthum, welcher zahlreichen Viehheerden eine hin- reichende und zusagende Nahrung gewährt. — Wir selbst hatten im Jahre 1876 Gelegenheit, dieses Gouvernement aus eigener Anschauung kennen zu lernen und wollen nicht unterlassen hier anzuführen, dass diese Landschaft auf uns einen sehr angenehmen Eindruck gemacht hat. Wenn auch sonst die centralen und südrussischen Steppenlandschaften auf den Reisenden, welcher aus Westeuropa dorthin kommt, im Allgemeinen leicht einen öden, unfreundlichen Eindruck machen, so nehmen wir hier in Woronesch eine wohlthuende Abwechselung in den Landschaftsbildern wahr. Anmuthige, wellenförmige Gegenden sind mit Getreide aller Art, mit Hanf- und Hirse-Feldern bedeckt; auch grosse Flächen des Landes sind mit Sonnen- blumen bestanden, und die fleissigen Gärtner in der Nähe der grösseren Städte und Dorf- schaften kultiviren edles Obst, vortreffliche Kohlsorten, Melonen, Arbusen und nicht selten hübsche Zierpflanzen. Sehr schön gehaltene Gärten haben wir besonders in der Gouvernements- Hauptstadt, wie auch auf dem kaiserlichen Hauptgestüte zu Chränowoy — in der Mitte der woroneschen Steppe — zu sehen bekommen. Neben dem Acker- und Gartenbau betreibt die dortige Bevölkerung die Züchtung der
Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Bienen mit anerkennungswerther Sorgfalt. |
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DIE PFERDEZÜCHTUNG Hl GOUVERNEMENT WORONESCH. 167
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a. Die Arbeits- und schweren Zugpferde.
Wir begegneten im Gouvernement Woronesch zuerst der Züchtung des schweren Arbeits-
schlages, welche am besten und ausgedehntesten in der Landschaft an der Bitjuga, einem Nebenfluss des Don, betrieben wird, und man hat den hier vorkommenden Schlag einfach nach diesem Flusse „Bitjug" genannt. Die Thiere desselben sind ihrer grossen Leistungen wegen seit alter Zeit in ganz Russland bekannt und wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, dass die „Bitjugs" als schwere Last- oder Karrenpferde dort allgemein hochgeschätzt und be- rühmt sind. Diese Pferde erinnern in ihrem Leibesbau häufig an den grossen Arbeitsschlag der
holländischen oder friesischen Landrace, und es sollen auch wirklich die an der Bitjuga gezüch- teten Rosse Nachkommen derjenigen Thiere sein, welche der Czar Peter der Grosse am Ende des XVII. oder zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts aus den Niederlanden kommen und in dem Gouvernement Woronesch aussetzen, d. h. an dortige Bauern vertheilen Hess. Die Reichs- und Apanage - Bauern jener Gegend, welche sich hauptsächlich mit der
Züchtung des Pferdeschlages befassten sollen schon im vorigen Jahrhundert grosses Geschick und Interesse für dieselbe an den Tag gelegt haben, und noch heute verstehen es die dort wohnenden Bauern sehr gut, ihre Mutterstuten und Fohlen zweckmässig zu halten und sorgsam zu pflegen. Im Besitz der vorzüglichsten Wiesen am Ufer der Bitjuga und guter Weiden auf den weit ausgedehnten Feldern der Schwarzerde ist es ihnen möglich sowohl während des Sommers, wie auch in der oft 7 lk Monate anhaltenden Winterzeit ihre verschiedenen Hausthiere stets reichlich zu ernähren. — Die Pferde, als die Bevorzugten der Wirthschaft, bekommen in der Regel das beste Futter, das schönste Heu und gewöhnlich weit mehr Hafer, als die Pferde anderer russischer Bauerwirthschaften. Hierdurch erklärt es sich auch, dass die Entwickelung der Saugfohlen und das Wachsthum der Jährlinge dort meistens gut und rasch von statten geht. Die Bitjuga-Fohlen kommen schon im Alter von 3 Jahren zu einer Höhe von 1,60 Meter, und nicht selten erreichen die voll ausgewachsenen Pferde dieses Schlages eine Grösse von 1,70 Meter. Abgesehen von den grossen Rossen der Orlow'schen Traber-Race erlang'en die Pferde aller übrigen russischen Racen nur ausnahmsweise eine solche Leibeshöhe. — Die Bitjugs besitzen einen mittelgrossen, breiten, leicht geramsten Kopf mit grossen lebendigen Augen. Ihr nicht allzukurzer Hals ist mit einem langen und starken Mähnenhaar dicht besetzt und der Schopf auf dem Haupte fällt tief auf das Nasenbein herab. Die Thiere haben in der Regel einen langen Leib, aber dabei doch kräftigen Rücken und eine gute Lendenpartie. Ihre etwas abgeschliffene Kruppe ist ein wenig gespalten. Der dicke Schweif, ziemlich hoch angesetzt, wird nicht gerade schön getragen. Die unteren Gliedmassen dieser Pferde sind äusserst kräftig; sie besitzen eine vorzüglich gute Muskulatur, derbe Sehnen und grosse, breite Hufe von nicht besonders schöner Form; Platthufe findet man bei ihnen leider nicht selten. Die Stellung ihrer Gliedmassen ist meistens untadelhaft; auch ihr Gang ist im Schritte sowohl wie im Trabe normal zu nennen. Das Temperament der Bitjugs wird ganz besonders gelobt; sie zeigen bei der Arbeit eine grosse Energie, den besten Willen, schreiten rasch und lebendig vorwärts, sind ihren Herren und Wärtern gehorsam, folgsam und können fast ausnahmslos als sanftmüthige Geschöpfe bezeichnet werden. Die von der Weide eingefangenen jungen Pferde lassen sich leicht zähmen, auch sehr
bald bequem führen und ohne grosse Umstände einfahren. Wir möchten mit dem russischen Hippologen Iwan von Moerder sagen, dass die Bitjugs alle diejenigen Eigenschaften besitzen, welche der Landwirth und Fuhrmann von einem guten Zug- und Arbeitspferde nur immer ver- langen kann. Sie zeigen im Dienste eine Ausdauer und Zugleistungen, wie solche besser kaum |
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RTSSLANü's PFERDE
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-RACEN.
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gewünscht werden können.*) Man sagte uns, dass diese Pferde oft bis zum 30. Lebensjahre
diensttauglich wären und die allerschwerste Arbeit im Lastfuhrwerke stets willig vollführten. Das Loos solcher Zugpferde ist in Russland — bei der im Frühjahr und Herbste meistens sehr schlechten Beschaffenheit aller Heerstrassen — fürwahr kein beneidenswerthes. Die russischen Militär-Verwaltungen schätzen das kräftige und gut ausdauernde Bitjug-
Pferd für den Artillerie- und Traindienst sehr hoch, und man giebt demselben für diese Gebrauchszwecke den Vorzug vor vielen anderen Schläg'en der östlichen und südlichen Gouvernements. Durch die Nähe des berühmten Staatsgestütes zu Chränowoy ist es den Bauern an der
Bitjuga bequem gemacht, ihre Zuchtstuten dorthin zu führen und sie für ein geringfügiges Sprungg-eld von den vorzüglichsten Hengsten des hier aufgestellten schweren Zug- und Arbeits- schlages belegen zu lassen, wovon sie auch — nach Aussage dortiger Gestütsbeamten — seit Jahren den umfangreichsten Gebrauch machen, und es soll gerade hierdurch der Bitjug-Schlag in den letzten 30 Jahren wesentlich verbessert worden sein. Soviel uns bekannt geworden, kommen von diesem Schlage nur selten Exemplare in's Aus-
land; die Russen kennen den grossen Werth dieser Thiere zu gut, als dass sie viele — und zwar die besseren — Individuen an ausländische Händler abgeben sollten. Fast in allen Gouvernements des südlichen und centralen Russland sind jetzt die Bitjgus (Hengste wie Stuten) in den Gestüten sehr gesucht und werden hier immer verhältnissmässig theuer bezahlt. Die fehler- freien, gutgewachsenen Walachen kosten auf den Märkten von Woronesch 200 Rubel und darüber; Mutterstuten und Hengste werden oft mit 300 und 500 Rubel pro Stück bezahlt. Das hier abgebildete Pferd ist von dem Bauer N. Boyow im Gouvernement Woronesch
gezüchtet und auf der letzten grossen landwirthschaftlichen Ausstellung zu Moskau (1872) von Sachkennern als ein vortrefflich typirtes Thier der fraglichen Race bezeichnet worden. Dem Züchter desselben wurde ein grosser Preis zuerkannt. b. Die Züchtung der Reitpferde und Traber.
Neben den Bitjug's und den gemeinen Arbeitspferden der Bauern wird in diesem
Gouvernement seit etwa 100 Jahren eine Race gezüchtet, welche ohne Frage als eine der vorzüglichsten und schönsten des ganzen Czaren-Reiches hingestellt werden kann. Wir meinen nämlich die Orlow-Race, die nicht nur in ganz Russland, sondern auch weit über die Grenzen des Reiches hinaus, in Deutschland, Oesterreieh, Frankreich etc. bekannt und seiner grossen Leistungen wegen berühmt ist. Schon seit längerer Zeit haben sich russische und ausländische Hippologen mit der
Frage über die Reinheit der Race des Orlow'schen Traberpferdes beschäftigt und noch heute steht diese Frage sehr oft auf der Tages-Ordnung der Pferdezucht-Vereine Russlands.**) |
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*) Die Prüfungen der Zugkraft der Bauerpferde findet mit Fahrzeugen statt, die anfänglich nur mit 1050 Kilo-
gramm belastet werden, aber sobald das Pferd im Zuge ist, werden in bestimmten Distanzen eiserne Gewichte so lange aufgelegt, bis dasselbe stehen bleibt. Diese Proben haben öfters Beispiele von der bedeutenden Leistungsfähigkeit der russischen Bauerpferde geliefert; von einem Pferde fortbewegte Lasten von 3500 Kilogramm kommen sehr häufig vor, zuweilen aber übersteigen dieselben 525° Kilogramm. Immer nach 15 Schritten wird ein Gewicht von 80 Kilogramm auf das Fahrzeug gelegt. Professor Unterberger, der 1851 einer solchen Zugprüfung in Simbirsk beiwohnte, erzählt, dass die drei ersten Pferde 4440, 4110 und 4060 Kilogramm gezogen haben. Der Sieger war ein sechsjähriger, 1,46 Meter grosser Schimmel von baschkirisch-russischer Race. Ausser diesen nur für Bauerpferde bestimmten Zugprüfungen giebt es noch andere für Thiere edlerer Race, namentlich zu Lebedjan und St. Petersburg. (Baron von Meydorff). **) Wir verweisen unsere Leser auf eine sorgfältige Zusammenstellung der höchst interessanten Verhandlungen
und Berichte über die Entstehung der Orlow-Race, welche im Jahre 1878 in Wien bei Wilhelm Braumüller in deutscher Uebersetzung erschienen ist und vom Professor P. Jessen in Dorpat unter dem Titel: „Zur Frage über die Reinheit des Orlow'schen Traberpferdes" herausgegeben wurde. |
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ruckV.E..A.Funke, Leipiij
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Hengst vom Bitju;
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DIE PFERDEZÜCHTUNG IM GOUVERNEMENT WORONESCH. 169
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Werfen wir zuerst einen Blick auf die zahlreichen Privatgestüte dieses Gouvernements,
so bemerken wir, dass in 242 Stutereien die ansehnlich grosse Zahl von 464 Beschälern und 3630 Mutterstuten gehalten wird. — 3 Procent dieser Gestüte züchten ausschliesslich Reit- pferde, 50 Procent Wagenpferde, 36 Procent Arbeitspferde, 11 Procent Pferde gemischten Schlages. — In 82 Gestüten werden sogenannte Orlow-Traber aufgezogen, und unter diesen finden sich mit die besten Pferde von ganz Russland. Vielleicht übertrifft nur allein die Züch- tung an einigen Plätzen im Gouvernement Tambow die Traberzucht von Woronesch. Die Züchtung des Reitschlages, welche im vorigen Jahrhundert und noch bis zur Mitte
dieses Saeculums im Gouvernement Woronesch mit besonderer Vorliebe und in ziemlich grosser Ausdehnung betrieben worden ist, hat in den letzten dreissig Jahren immer mehr und mehr an Bedeutung verloren und scheint der Traberzucht bald ganz und gar das Feld einräumen zu sollen. Die Liebhaberei für den Traber-Sport und die hohen Preise, welche für tüchtige Traber jetzt willig gezahlt werden, hat dieser Züchtung grossen Vorschub geleistet, hingegen die Auf- zucht der Reitpferde wesentlich beeinträchtigt. Die Gestüte von Woronesch haben in älterer Zeit sicherlich viele hochedle Hengste
der verschiedenen orientalischen Racen zur Züchtung des Reitschlages verwendet, und man hat es dort unstreitig auf diesem Gebiete der Pferdezucht zu einer grossen Vollkommenheit gebracht. Man berichtet uns, dass aus diesem Gouvernement lange Zeit hindurch, die prächtigsten Reitpferde hervorgegangen, hingegen die edelsten und besten Thiere nicht immer aus dem Staatsgestüte zu Chränowoy, sondern sehr oft aus den Stutereien der Privaten gekommen seien. Unter den dortigen Züchtern des Reitschlages sollen sich früher mehrfach kleinere Guts-
besitzer rühmlichst hervorgethan und Pferde auf den Markt oder auf Ausstellungen geführt haben, die ihrer schönen Formen und Leistungen wegen von den Grossgrundbesitzern gern zu Zuchtzwecken angekauft wurden. Die Landwirthe, gross und klein, zeigen in jenem Gouvernement grosses Geschick und
Verständniss für diesen Zweig der Hausthierzucht und scheuen auch keine Opfer, um dieselbe mit Erfolg betreiben zu können. Es wird nachgewiesen, dass neben den orientalischen Hengsten in einzelnen Jahren viele englische Vollblutpferde zur Züchtung des Reitschlages nach Woronesch gekommen sind, und es sollen diese wie jene an mehreren Orten eine höchst werthvolle Nachzucht geliefert haben; man müsse hierbei aber ausdrücklich bemerken, sagt unser Gewährsmann, dass die in den Privatgestüten aufgestellten englischen Pferde nur in geringem Masse zu den Zwecken, zu welchen sie in anderen Ländern benutzt würden, Verwendung gefunden hätten. Die dortigen Züchter des Reitschlages äusserten uns gegenüber, dass das englische Vollblut, pferd nur da rein weiter gezüchtet werden könne, wo der Stahl seiner Knochen, die Elasticität seiner Muskeln und der Umfang seiner Kraft diejenigen Sitten und Gebräuche vorfänden, welche seine Dienste mit Freuden aufnehmen und ausbeuten; in Russland aber und ganz besonders in Woronesch würde das englische Vollblutpferd niemals das leisten, was man dort fordere, wohin- gegen eine Kreuzung des englischen und orientalischen Blutes den vortrefflichen Reitschlag producire, welcher in Russland sowohl wie in anderen Ländern des europäischen Continents immer gesucht sein würde. Die mit grossen Kosten importirten englischen Vollblutpferde sind in Woronesch, wie
in den Gouvernements von Südrussland hauptsächlich zur Züchtung eines schweren Reitschlages (Kürassier-Pferde) benutzt worden, indem man die englischen Hengste mit russisch-orien- talischen Halbblutstuten paarte und stets für eine reichliche Ernährung der Fohlen Sorge trug. Von den Reitpferden im Gouvernement Woronesch verdient vor .allen anderen hier
unsere Berücksichtigung und Erwähnung der Rostoptschin'sche Reitschlag, über dessen Ge- Frey t a g , Russland's Pferde - Racen. 22 |
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russland's pferderacen.
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schichte der Ober - Stallmeister Baron von Meyendorff Folgendes berichtet:*) „Der Graf
Rostoptschin hatte im Jahre 1802 im Dorfe Woronow des Gouvernements Moskau ein Gestüt gegründet, welches später in den Besitz des Herrn Woyeikow überging. Er schaffte für dasselbe von vorn herein arabische Hengste edelsten Blutes an, nämlich den Kadi, Dragut, Kaimak und Richan, welche in der Nähe von Mekka gekauft waren, und für diese Hengste beschaffte der Graf dann mehrere sehr edle englische Stuten. — Zur Vergrösserung des Gestütes wurden später noch einige persische, türkische und englische Hengste gekauft; unter letzteren befand sich der berühmte Picker, welcher eine vorzügliche Vererbungskraft besessen und eine höchst werthvolle Nachzucht geliefert haben soll." „Als die Franzosen 1812 nach Moskau kamen, wurde das Gestüt des Grafen Rostopt-
schin nach dem Dorfe Kozmodemiansk im Gouvernement Orel, und 1815 nach dem Dorfe Anna im Gouvernement Woronesch verlegt." Hier hat nun hauptsächlich das Gestüt seinen guten Namen durch die Züchtung hochedler Reit- und Rennpferde begründet, unter welchen sich auf der Rennbahn zu Lebedjan ganz besonders die Hengste Anubis, Khlopetz und Tele- mach durch sehr grosse Schnelligkeit hervorgethan haben. Der Anubis, ein Schimmel mit Senfflecken, war 1827 vom Araber Kaimak und der
englischen Halbblutsstute Kora geboren; er übertraf im Rennlauf fast alle Pferde damaliger Zeit; kaum konnte sich ein anderes Pferd auf der Rennbahn mit ihm messen. Trotzdem er viel gelaufen war, verliess er die Bahn mit ganz fehlerfreien Beinen, und nutzte dem Gestüte noch Jahre lang als Beschäler. Als im Jahre 1845 die russische Regierung das Gestüt des Grafen ankaufte, zählte es
8 Beschäler und 76 Stuten, welche sämmtlich Nachkommen der Hengste Kaimak und Kadi waren und in ihrer weiteren Nachzucht bis in die neueste Zeit den alten, guten Ruf des Rostoptschiner Reitschlages aufrecht erhalten haben. Viele Pferde dieser Familie sind später in das Hauptgestüt zu Chränowoy und in andere Staatsgestüte übergeführt. In allen Gestüten des Landes, wo die Nachkommen jener berühmten Orientalen zur
Zucht Verwendung fanden, erfreute man sich sehr bald vortrefflicher Renner, die zum Reit- dienste ganz besonders tauglich waren. Die Russen sagen dem Rostoptschiner Reitschlage nach, dass fast alle Thiere desselben sich durch bildschöne Köpfe, grosse Kraft und eine seltene Ausdauer im Dienste ausgezeichnet hätten; es sei nur zu bedauern, dass sie nicht etwas grösser gewesen wären ; selten erreichten dieselben eine Höhe von 1,57 Meter, und waren durchschnittlich nur 1,50 Meter gross. — Das Schimmelhaar in den verschiedenen Nuancen kommt bei den Nachkommen dieses Reitschlages am häufigsten vor, ist aber jetzt nicht mehr so beliebt als früher. — Auch in Woronesch ist heute das braune Ross oder der Fuchs lieber gesehen als die Schimmel, und man behauptet, dass die letzteren weniger robust und selten so ausdauernd, wie die dunkelhaarigen Pferde wären. Wir schenken diesen An- gaben nicht immer vollen Glauben und wollen hier nicht unerwähnt lassen, dass wir in jenem Gouvernement sehr viele Schimmel in hohem Lebensalter gesehen haben, die ihre Reiter ganz sicher über die Steppe trugen. Es wird auch dort, wie überall, sehr viel darauf ankommen, welche Jugendzeit die Thiere verlebt haben. Wenn dieselben schon im Fohlenalter zu schwerer Arbeit herangezogen oder von gewichtigen Reitern geritten werden und in ihren besten'Lebens- jahren eine Ueberanstrengung bei knapper Fütterung erfahren, können sie selbstverständHch kein so hohes Alter erreichen, wie Thiere, die rechtzeitig geschont werden. |
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*) Die Pferdezucht in Russland. Vom Baron von Meyendorff. In's Deutsche übertragen von C. G. Berlin 1863.
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DAS STAATS- ODER KRONGESTÜT CHRÄNOWOY IM GOUVERNEMENT WORONESCH.
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Das Staats- oder Krongestüt Chränowoy.
(Gouvernement Woronesch.)
Der Name „Chränowoy" glänzt in der Geschichte der russischen Hippologie mit „gol-
denen Lettern." Die Zeit der Gründung dieses prächtigen Hauptgestütes fiel in das Jahr 1778. Der Gründer desselben war ein Mann, den die Russen wohl mit vollem Rechte den grossen Reformator ihrer heimischen Pferdezüchtung nennen: Graf Alexej Orlow-Tschesmensky. Etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte derselbe im Kirchdorfe Ostrowa bei Moskau eine Stuterei mit 20 werthvollen Pferden eingerichtet, welche er mit Genehmigung der Kaiserin Katharina aus verschiedenen Hofgestüten entnommen und mit grossem Geschick ausgewählt hatte. — In den Jahren 1774 und 1775 Hess die kaiserliche Regierung 30 Hengste arabischer Race zur Verbesserung der Landracen ankaufen. Achtzehn dieser Thiere wTurden den Krongestüten überwiesen und 12 Hengste — nebst 9 Stuten — an das gräfliche Gestüt zu Ostrowa abgeliefert. Nach von Meyendorff's Angaben waren diese Pferde nur zum Theil im Orient gekauft,
viele derselben bildeten das Lösegeld der in der Seeschlacht bei Tschesme gefangen genom- menen höheren türkischen Offiziere. Zu Anfang der siebziger Jahre des vor. Jahrhunderts hatte der Graf Orlow einen sehr
werthvollen, hochedlen Hengst englischer Race mit Namen „Balaban" angekauft, und ausserdem noch einige englische Stuten, einen holländischen Hengst, sieben holländische Stuten und ein dänisches Mutterpferd für sein Privat-Gestüt kommen lassen. Mehrere dieser Thiere sollen in Ostrowa eine höchst werthvolle Nachzucht geliefert haben. Von den im Jahre 1775 diesem Gestüte zugeführten 12 arabischen Hengsten zeichneten
sich besonders zwei durch grosse Kraft und Körperschönheit aus; sie Wessen Bouroy-Saltan (gewöhnlich nur Saltan oder Sultan genannt) und Smetanka. Beide Pferde gelten bis auf den heutigen Tag als Stammväter der berühmten Orlow'schen Reit- und Traber-Race. — Bouroy- Saltan ist der Stammvater der ersteren und Smetanka der der letzteren. Dieser war ein Silberschimmel von 2 Arschinen 21/2 Werschok Höhe, mit einem überzähligen Rippenpaar (ig) ausgestattet und wahrscheinlich kein gewöhnliches Wüstenpferd. Im Jahre, 1778 fand die Uebersiedlung" eines Theiles der ostrowischen Gestütspferde
nach Chränowoy statt; es befanden sich unter den hier eingeführten Thieren sämmtliche Nach- kommen des Saltan sowohl, wie des Smetanka, und es waren meistens ausgezeichnet tüchtige Individuen. Wir wollen nachstehend zuerst den Orlow'schen Reitschlag beschreiben. a. Der Orlow'sche Reitschlag in Chränowoy.
Vom Hengste Saltan ist 1777 aus einer Stute, deren Abstammung leider nicht bekannt
geworden ist, ein Hengstfohlen, — Bouroy-Saltan IL, — gefallen, welches durch seine Kraft und Gewandtheit die Hippologen damaliger Zeit in grösste Aufregung versetzt haben soll; dieses schöne Thier wurde im zehnten Lebensjahre als Reitpferd für den Kaiser Paul Petrowitsch be- stimmt und hat demselben 10 Jahre lang die vortrefflichsten Dienste geleistet. — Aus einer arabischen Stute Gulliwaya (und vom Saltan) wurde 1777 ein Fohlen geboren, welches man den „braunen Saltan" nannte, und nach der uns zugegangenen Beschreibung ein vorzüglich schön gebautes Pferd gewesen sein muss. Dieser Hengst zeugte 6 Söhne und 41 Töchter, die sämmtlich im Gestüte verblieben und zum Theil eine höchst werthvolle Nachzucht geliefert haben. Von den nachgeborenen Hengsten dieser Familie zeichneten sich als Reitpferde ganz besonders der ,,Swierepoi Grafskoi" aus; das Thier zeigte prächtige Gangarten und einlobenswerthes Tempera- |
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172 russland's peerde-racen.
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ment, und vererbte seine guten Eigenschafen wie auch die schönen Formen auf 7 Söhne, von
welchen einer der schönsten Aschanka gewesen sein soll. Es wurde uns angegeben, dass die Nachkommen des Jaschma L, welcher ein brauner Sohn des Aschanka war, bis auf den heutigen Tag den Orlow'schen Reitschlag am besten repräsentirten. Der hier abgebildete Hengst Jassny soll einer dieser Nachkommen jenes Jaschma I. sein. Jaschma I. ist lange Zeit in Chränowoy Hauptbeschäler gewesen. —
Der Graf Orlow — ein höchst einsichtsvoller Züchter — hat sich nicht damit begnügt, ausschliesslich orientalische Zuchtpferde in seinem Gestüte zur Ausbildung des Reitschlages zu verwenden, sondern hat auch aus England Hengste herbeiholen lassen, so z. B. zwei Söhne des berühmten Vollbluthengstes Eclipse — den Hackwood und Gunpowder —, auch ferner noch die Hengste Mongry, Tandam nnd Trumpet, welche sich fast alle ohne Ausnahme als Zuchtpferde in Chränowoy ausgezeichnet haben. Diese letztgenannten Vollblutpferde hatten schon in England auf der Rennbahn Hervorragendes geleistet und brachten einen sehr guten Ruf mit nach Russland. Später liess der Graf noch zwei Söhne des Highflyer, — Skylock und Escape, — kommen und endlich noch die Hengste Cinnabar, Dadalus, Symmetry und Roob in England ankaufen. Ziemlich gleichzeitig mit diesen Hengsten kamen 53 Stück englische Stuten in das Gestüt zu Chränowoy. Wir können nicht in Zweifel darüber sein, dass auch das englische Vollblut auf die Bildung des dortigen Reitschlages einen sehr günstigen Einnuss ausgeübt hat. — Nach von Meyendorff's Angaben sind vom Grafen Orlow auf seinen Gestüten im Ganzen 22 Hengste englischer Race als Beschäler verwendet worden. — Als im Jahre 1845 die verschiedenen Abtheilungen des Gestüts zu Chränowoy von der
Gräfin Orlow-Tschesmensky der kaiserlichen Gestüts-Verwaltung überwiesen, d. h. an dieselbe verkauft wurden, zählte man daselbst 9 Hengste und 12 Mutterstuten des Reitschlages. Mehrere derselben wurden uns als „wahre Prachtexemplere," geradezu für die „schönsten Pferde" damaliger Zeit geschildert, und es ist nicht zu bezweifeln, dass der Chränowoy'sche Reitschlag seinen g'uten Namen und Ruf, welchen derselhe heute noch in ganz Russland besitzt, zum nicht geringen Theile den damals (1845) übernommenen Zuchtpferden zu verdanken hat. |
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Das Orlow'sche Reitpferd ist im Durchschnitt 1,60 Meter hoch, hat einen gestreckten
schlanken, aber kräftigen Leibesbau und alle seine Körpertheile zeigen das schönste Ebenmass. Die massig langen Ohren sind an den feinen, trockenen Kopf sehr hübsch angesetzt und deuten durch ihre grosse Beweglichkeit auf ein lebendiges Temperament dieses Schlages. Die Stirn der Pferde ist breit; die Augen sind gross und feurig; die Nasenlinie ist sehr häufig etwas eingebogen; ihre Nasenlöcher sind gross und werden bei der Bewegung weit geöffnet. Der Kehlgang ist geräumig, der mehr flache, aber hoch angesetzte Hals hat in der Regel eine sehr hübsche Form und zeigt vor dem scharf markirten Widerriste einen sanft gerundeten Aus- schnitt. Der Rücken und die Kruppe sind gerade, letztere ist bei den meisten Pferden des Orlow'schen Reitschlages in Chränowoy schön gerundet, und der hoch angesetzte Schweif wird bei der Bewegung der Thiere stets hoch gebogen getragen. Ihre regelrecht gestellten, mit markirten Muskeln und elastischen Sehnen gut ausgestatteten unteren Extremitäten haben eine lobenswerthe Stärke und die ovalgeformten, glänzenden Hufe sind von fester Hornsubstanz. Bei der Bewegung zeigt das Pferd grosse Regelmässigkeit in allen Gangarten, Freiheit in der Schulter und grosse Kraft in der Hinterhand. Die Thiere besitzen meistens eine grosse Gelenkigkeit und Lebendigkeit und "zeigen im Dienst eine grosse Ausdauer; selbst unter schweren Reitern ermüden sie nicht so leicht, wie viele andere russische Reitpferde. Ihre Frömmigkeit und Gelehrigkeit hat sie bei allen Reitern besonders beliebt gemacht. |
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Schimmelhengst, 16 Jahre alt. t Archm und 3"Werschock(gleich 1,56Meter) hoch. Vom Jarmut aus der Brilliantowa..
Hauptbeschäler in der Äbtheiliing rar den Reitschlag des kaiserlichea Gestüts zu Khrenowoy, Gouvernement Woronesh |
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DAS STAATS- ODER KRONGESTÜT CHRÄNOWOY IM GOUVERNEMENT WORONESCH. 173
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Auf der internationalen Ausstellung zu Paris im Jahre 1867 machten die Orlow'schen
Reitpferde Frant, Fakeil und Fasan aus dem Chränowoyer Gestüte sehr grosses Aufsehen. Der damals achtjährige braune Hengst Frant (siehe die beistehende Abbildung) fand daselbst wegen seiner hocheleganten Formen und graziösen Bewegungen in allen Gangarten die meiste Beachtung. Die Hengste Fakeil und Fasan wurden damals vom Kaiser Alexander IL dem Kaiser der Franzosen geschenkt und sollen noch im Jahre 1870 im Pariser Marstalle die schönsten und besten Reitpferde gewesen sein. Beim Besuch der 1867 er Ausstellung sprach Napoleon in der russischen Abtheilung bei Besichtigung der ausgestellten Pferde die Worte aus: ,,Vous avez des specimens avec lesquels vous pouvez tout faire."'*) Es ist nicht zu leugnen, dass man es in Chränowoy sehr wohl verstanden hat, mit dem
Orlow'schen Zuchtmaterial „Tüchtiges" zu leisten und dem dortigen Gestüte einen „Weltruf" zu verschaffen. Eines der schönsten und edelsten Exemplare des Chränowoyer Reitschlages war in der
neueren Zeit der hier abgebildete Hengst Jassny, welcher im Alter von 25 Jahren immer noch einer der besseren Beschäler des Getutes in der Abtheilung für Reitpferde genannt wurde. Im Jahre 1876 standen in dieser Abtheilung zu Chränowoy 8 Hauptbeschäler, 3 Reserve-
hengste, 97 Mutterstuten und etwa 250 Fohlen der verschiedenen Altersklassen. Die Besichtigungen dieser uns damals vorgeführten Thiere, sowie die Fahrten über die
Weiden werden uns ewig unvergesslich bleiben. Wenn wir gern zugeben wollen, dass die Orlow'schen Traber von Chränowoy in ihrer Art ungleich mehr und wirklich Hervorragendes leisten, so können wir doch nicht unterlassen an dieser Stelle auszusprechen, dass uns die Figuren und Gangarten des Chränowoyer Reitschlages ungleich besser gefallen haben, als die der berühmten Harttraber. In Chränowoy existirt seit etwa 20 Jahren eine Abtheilung für die Züchtung engli-
scher Vollblutpferde, die nach Aussage russischer Sportsmen Mittelmässiges geleistet haben soll. 1876 bestand dieselbe aus 4 Hauptbeschälern, 2 Reservehengsten, 36 Mutterstuten und etwa 60 Fohlen der verschiedenen Altersklassen. Bei unserem Besuch von Chränowoy haben wir unter den Vollblutpferden nur wenige
beachtenswerthe Individuen gefunden, hörten aber neuerdings, dass einige derselben auf der Rennbahn zu Zarskoe-Selo und an anderen Plätzen mehrfach gesiegt hätten. Wir sind leider nicht in der Lage, an diesem Orte über Russland's Züchtung des englischen Vollblutes d. h. der Reinzucht mit Pferden dieser Race Mittheilungen machen zu können, und verweisen unsere Leser deshalb an die russischen Zeitschriften über Rennwesen etc. |
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Von Chränowoy aus hat sich die Züchtung des Reitschlages über viele Ortschaften des
Gouvernements Woronesch verbreitet; sie scheint jedoch immer mehr und mehr durch die iucrativere Züchtung von Harttrabern verdrängt zu werden. Einzelne der dortigen Privat- gestüte, welche die Züchtung des Reitschlages beibehalten haben, liefern jährlich auf die Märkte des Gouvernements, sowie nach Moskau und St. Petersburg manches hübsche und brauchbare Reitpferd. **) |
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*) Siehe J. Moerder. Apercu historique sur les Institutions hippiques et les Races cbevalines de la Russie.
**) Siehe J. Moerder. Tous les autres haras de chevaux de seile en Russie doivent leur creation aux deux
races Orlow et Rostoptschine, ou bien au cheval des steppes, ennobli par de.s chevaux arabes, turcs, persans et anglais. |
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b. Die Traber in Chränowoy und an anderen Orten
des Gouvernements Woronesch. Die Orlow- Traber -Race ist die eigentliche Specialität Russlands, und es wird deshalb
auch an dieser Stelle geboten sein, derselben eine etwas eingehendere Betrachtung zuzuwenden. Schon weiter oben wurde angeführt, dass der arabische Schimmelhengst Smetanka,
welcher im Jahre 1775 in Morea vom Grafen Orlow für die Summe von 60,000 Rubel angekauft worden ist, wohl mit Recht als der Stammvater jener berühmten Traber-Race angesehen werden kann. *) Die von Smetanka gezeugten und 1778 geborenen Hengste waren: der Schimmel
Eölkersahm aus der englischen Stute Okhotnitschia, der Grauschimmel Lubimetz aus der arabischen Stute Saiga, der braune Bowka aus der arabischen Stute Glawhoi und endlich noch der berühmte Schimmel Polkan aus einer ungenannten Stute dänischer Race. — Smetanka ist leider nur ein Jahr als Vaterpferd im Gestüte benutzt worden. Fölkersahm, Lubimetz und Polkan verblieben als Beschäler im Gestüte, der Bowka
aber wurde nach England verkauft und soll daselbst in dem Gestüte zu Southall Jahre lang für 10 Guineen gedeckt haben. Die Engländer behaupten, dass dieses Thier sich durch Schönheit, Knochenstärke und Aktion besonders ausgezeichnet und die Aufmerksamkeit aller Hippologen seiner Zeit auf sich gelenkt habe. Fölkersahm erzeugte 7 Hengste und 59 Stuten, die fast alle sehr schöne und kräftige
Individuen gewesen sein sollen und sämmtlich in Chränowoy zur Zucht benutzt worden sind. Polkan erzeugte ebenfalls 7 Hengste, unter denen sich Bars I. (geb. 1784) ganz besonders als Traber auszeichnete. — 21 Töchter Polkan's hatten als Mutterpferde einen hohen Werth, da ihre Nachkommen sämmtlich tüchtige Läufer wurden. Von dem Hengste Lubimetz sind leider keine Nachkommen im Gestüte zu Chränowoy
verblieben. — Bars I. war der Sohn einer holländischen Stute; da nun sein Vater — Polkan I. —
von einer dänischen Stute gefallen und der Grossvater ein Araber — Smetanka — war, so können wir ihn als arabisch-dänisch-holländisches Pferd bezeichnen, und als ersten Repräsen- tanten der Orlow'schen Traber-Race hinstellen. Die Leistungen dieses Hengstes —in der Trab- gangart — setzten am Ende des vorigen Jahrhunderts die russischen Hippologen in grösstes Erstaunen, und der Graf Orlow erklärte, dass dieses Thier alle diejenigen Eigenschaften besässe, welche man bei einem Harttraber nur immer wünschen könne. Bars I. diente dem Gestüte 17 Jahre lang als Vaterpferd und besass am Ende seines
Lebens eine eben so zahlreiche wie werthvolle Nachkommenschaft. Die besten seiner Söhne, hervorgegangen aus einer Paarung mit Stuten arabischer und englischer Abkunft, waren die Hengste Silinsky, Besimanka, Pochwalnuy, Usann und Dobry. die ihrerseits wieder viel zur Vermehrung der Traber-Race beigetragen haben. Am meisten aber befestigte den Ruhm seines Vaters der jüngste Sohn von Bars L, nämlich der Hengst Lebed L, aus einer Tochter des Fölkersahm, einer Enkelin also von Smetanka. Dieses Pferd zeigte auf der Rennbahn die grösste Schnelligkeit und eine wunderbare Ausdauer. — Der Graf bestimmte seine Hengste zu Beschälern immer erst nach bestandener Prüfung im Trabe, und legte bei der Züchtung dieses Schlages denHauptwerth auf die Reinheit des männlichen Geschlechtes, hingegen legte |
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*) In Chränowoy wird ein Theil von dem Skelette Smetanka's, welches 1812 verloren gegangen war und erst
1850 durch die Vermittlung einer hochgestellten Person wieder herbeigeschafft worden ist, aufbewahrt. Leider fehlen viele Knochen an demselben, unter anderen der Vorderkiefer, einige Rückenwirbel und Rippen, so dass die bei dem Pferde vorhanden gewesene Ueberzähligkeit der Rippen jetzt nicht mehr constatirt werden kann. Sämmtliche Knochen sind ungewöhnlich compact und die flachen Theile derselben an manchen Stellen durchscheinend. (Unterberger). |
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er keinen besonderen Werth auf die Mutterpferde; er verkaufte oftmals ohne Bedenken gute
Mutterstuten aus seinem Gestüte. Jener einsichtsvolle Züchter gedachte durch den Typus der Hengste, welche Nachkommen von Bars I. waren, diese oder jene wünschenswerthe Eigenschaft auf die Nachzucht zu übertragen und er soll das vorgesteckte Ziel auch sehr bald erreicht haben. — Der Graf Orlow-Tschesmensky hielt bei der Züchtung seiner Traber einerseits hart-
näckig an dem Blute von Pochwolnuy I. und an den diesem gleichblütigen Töchtern von Polkan I. und Polkan II. fest, mischte aber auch andererseits in die anderen Linien von Bars I. mehr und mehr Blut vom Reitschlage, und zwar rein englisches in Silinsky und Dobry, arabisch- mecklenburgisches in Lubesny I. und Lebed I. In den weiteren Versuchen blieb der Graf nicht beim alten Verfahren stehen, sondern gab dem Dobry — väterlicherseits ein Enkel des arabischen Hengstes Starik — die englische Stute Udalaja und züchtete den prächtige Krolik I., ferner noch die englische Stute Podjemnaja, Mutter der ausgezeichneten Hengste Lejtan I., Gronostaj IV. und Wissapur I. Andererseits wurden die von Müttern des Reit- schlages geborenen Kinder des Bars I. meistens wieder mit Stuten aus dem Blute dieses Beschälers gepaart. Sehr häufig wurde die Orlow'sche Traber-Race — sogar noch im Jahre 1840 — durch Mütter gehoben und verfeinert (ausgetrocknet), welche in nahen, aufsteigenden Generationen Erzeuger von ganz reinem Blute des Reitschlages aufwiesen. Indem der Graf auf diese Weise Jahre lang mit Kenntniss und grösster Umsicht bei
der'Züchtung vorging, schuf er die nach ihm benannte Orlow'sche Traber-Race. — Auf die reine Abstammung der Beschäler wurde in Chränowoy bis zum Tode des alten Grafen streng gehalten, wohingegen oftmals eine Blutauffrischung bei den Mutterpferden vorgenommen wurde. Von verschiedenen Hippologen Russlands wird behauptet, dass die Orlow-Race bereits
in den ersten 30 Jahren unseres Jahrhunderts eine solche Constanz und einen so scharf ausge- prägten Typus besessen hätte, dass kaum ein Pferd von dem anderen innerhalb des Gestüts hätte unterschieden werden können. Wir können diesen Angaben keinen vollen Glauben schenken, halten dieselben viel-
mehr für übertrieben und verweisen dieserhalb auf die glaubwürdigen Berichte sachkundiger Männer, welche in dem schon weiter oben genannten Werke von Jessen zum Abdruck ge- kommen sind. — Zur Zeit des alten Grafen besass das Gestüt 3000 Pferde, von welchen nahezu die Hälfte als ,,Traber" bezeichnet wurden; es ist nicht anzunehmen, dass sich diese Pferde alle so ähnlich gesehen haben, dass eine Unterscheidung derselben Kennern hätte schwer werden können. Der Akademiker von Middendorf sagt in seinem Berichte vom 6. März 1867 an den
Oberdirigirenten der Reichsgestüte Folgendes: „Die Orlow'schen Traber-Pferde, obgleich her- vorgegangen aus der Mischung sehr verschiedenartiger und durchaus ungleicher Racen, werden jetzt schon 80 Jahre in der Race gezüchtet, sind hinlänglich ausgeglichen unter einander und bewahren in einem bedeutenden Grade ihre Eigentümlichkeiten. Diese höchst schätzens- werthen Eigenschaften sind treu ausgedrückt in der Besonderheit ihres Körperbaues und werden sichtlich schon in dem künstlich angelernten Gange auf die Nachkommen übertragen. Aus- reichende Beispiele giebt es davon, dass diese eigenthümlichen Vorzüge in ausserordentlicher Entwickelung und mit grosser Sicherheit auf die Nachzucht übergehen, sowohl von Seiten aus- gezeichneter Väter als Mütter. Daher müssen ohne Zweifel die Orlow'schen Traberpferde, welche ohne Beimischung anderen Blutes von Bars I. und Polkan IL abstammen, als von reiner Race anerkannt werden, zum Theil sind sie sogar reinen Stammes." Wir haben keinen Grund, die Angaben dieses ausgezeichneten Forschers zu bezweifeln,
wissen aber auch sehr wohl, und ersehen solches aus der uns vorliegenden Literatur, dass die |
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Veredlung und Verbesserung der fraglichen Race zum nicht geringen Theile erst in der Zeit
von 1830 bis 1870 stattgefunden, jedenfalls in diesem Zeiträume sehr grosse Fortschritte gemacht hat. — Es würde ungerecht sein, wenn wir den grossen Werth und die Bedeutung der russi- schen Traber-Race hier anzweifeln wollten; nur können wir nicht zugeben, dass die Züchter derselben im Allgemeinen berechtigt sind, zu behaupten, dass sie bereits am Ziel ihrer Züchtung angelangt wären; es bleibt bezüglich der Form dieser Pferde noch Mancherlei zu bessern übrig. Im Fohlen-Alter erscheinen die Traber sehr oft schwammig und unedel; sie werden erst nach und nach trockener und gefälliger in den Körperformen. Nach Schwarznecker züchtet man in Chränowoy übrigens zwei Linien dieser Traber, die
grössere mit vorherrschend holländischem Typus, unedler aber gängiger, die andere mit über- wiegend orientalischem Typus hat schärfere Contouren und straffere Textur, aber weniger die charakteristisch schnelle Action; man kann diesen Unterschied in der Form recht evident im Leibstalle Sr. Majestät des deutschen Kaisers in Berlin wahrnehmen, wo die alten Orlow's die erstere unschönere Linie vertreten, während die neu acquirirten kleiner, tiefer, geschlossener und eleganter gebaut sind, aber auch ä conto dieser grösseren Schönheit ein gutes Theil ihrer Schnelligkeit eingebüsst zu haben scheinen. — In dieser Weise äussert sich jener tüchtige Hippologe, der königliche Gestütsinspector
in Wickrath über die Orlow'sche Traber-Race. Auch dieser Forscher leugnet nicht, dass die aus ziemlich bunter Kreuzung hervorgegangene Race ihre vorzüglichen Eigenschaften, beson- ders die charakteristische Trabbewegung vielen anderen russischen Schlägen mitgetheilt hat, sagt aber bei der Gelegenheit: „allerdings zum grossen Leidwesen der Reinzucht-Theoretiker, denen diese Erscheinung durchaus nicht in ihr System passt, dass er aus Kreuzungen, und noch dazu aus so heterogenen Kreuzungen, hervorgegangenen Thieren jede Berechtigung zu constan- ter Vererbung abdecretire." Sowohl der Gründer dieser Race, der Graf Orlow, wie sein Nachfolger in Chränowoy,
der tüchtige Schiskin, hat das Zuchtgeschäft in diesem Gestüte stets sorgfältigst überwacht; Beide haben für die Verbesserung und Veredlung der Pferdezucht in Russland unstreitig Her- vorragendes geleistet und das ganze Land ist ihnen hierfür grossen Dank schuldig. Sie verlangten von ihren Traberhengsten, wie Stuten nicht allein, dass sie sich auf der Rennbahn durch grosse Schnelligkeit, sondern auch durch Reinheit ihres Trabes auszeichneten. Pferde, welche in der Trabgangart Unregelmässigkeiten zeigten, wurden sehr bald von der Zucht ausgeschlossen. Der Graf Orlow wachte eifersüchtig über den Ruhm seines Gestütes und verkaufte
niemals einen Traberhengst, wohl aber manche Stute. — Man sagte uns, dass an dieser Maxime auch nach dem Tode des Grafen von seinen Erben so streng festgehalten wurde, dass selbst der Kaiser Alexander I. von der Gräfin G. A. Orlow statt der vier erbetenen Traberhengste nur vier Wallachen erhielt. Der russische Hippolog W. Koptjeff berichtete 1866 an den Oberdirigirenten der
Reichs-Gestüte in St. Petersburg, den , General-Adjutanten von Grünwaldt, bezüglich der Schnelligkeit und regelmässigen Gangart der Traber etwa Folgendes: „Die Bewegung dieser grossartigen Rosse war so regelmässig, dass man auf die Kruppe des Pferdes ein gefülltes Glas Wasser hätte stellen können, ohne dass es übergeschüttet wäre, so ruhig ging das Vor- schreiten des Pferdes im fliegenden Trabe von statten und nur die Extremitäten brachten in schnellen, regelmässig abgemessenen Schritten, wovon der Takt der Hufschläge Kunde gab, den Traber vorwärts. Augenzeugen erzählten mir, dass die Bewegung der Füsse des Potjäschnoi (der Erfreuende, Tröster etc.), des Lieblingswallachs des Grafen, der ihn mehr als andere Pferde erfreute, so schnell gewesen sei, dass, wenn man den Blick auf seinen Trab richtete, in einem und demselben Augenblicke alle vier glänzenden Hufeisen unter der in der |
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Oiiow-Hengst aus Khrenowo
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Luft schwebenden Masse des Trabers gesehen wären. Die älteren Leute behaupten, dass die
Traber des Grafen die Strecke von 200 Faden*) in etwa 30 Sekunden durchliefen, und erinnern sich, dass während des Rennens einer der Diener des Grafen mit einer tellergrossen Uhr in der Hand dastand, um am Ende des Laufes dem Grafen über die Schnelligkeit, womit das Pferd die Strecke durchlaufen hatte, genau berichten zu können. Selten überstieg die gebrauchte Zeit 30 Sekunden. Nachdem der Graf auf solche Weise das Ende der Bahn erreicht hatte, durchfuhr er die halbrunde Biegung — etwa 60 Faden — im Schritt, dann wurden die Zügel auf's Neue angezogen, auf's Neue durchflog sein Traber 200 Faden bis an's entgegen- gesetzte Ende der Bahn und abermals wurde die Biegung im Schritt zurückgelegt. Wenn er in dieser Weise vier Bahnlängen zurückgelegt hatte, setzte sich der Graf in einen anderen Schlitten, oder in eine andere Droschke und fuhr wieder vier Enden mit einem anderen Traber; grössere Strecken muthete er seinen Pferden aber niemals zu." Auf den Rennbahnen der Neuzeit leisten die Orlow- Traber — nach Moerder's Angaben
— fast noch mehr, als ihre Voreltern in Chränowoy. Die Sieger bei den grossen Rennen auf dem Eise der Newa müssen oftmals in einer Tour 12 Werst durchlaufen.**) In Russland nennt man jetzt nur allein diejenigen Pferde „Traber," welche die Strecke
von einer Werst mindestens in 2 Minuten durchlaufen.'"**) Nach dem Tode des Grafen A. G. Orlow (1812) übernahm W. Schischkin die Verwaltung
des Gestüts zu Chränowoy; auch dieser Mann hat für die dortige Traberzucht bis Ende des Jahres 1830 viel gethan, stets mit Geschick und Sachkenntniss gearbeitet und soll besonders für die Verbreitung der Liebhaberei des Traber-Sport in Russland nach Kräften gewirkt haben. Erst von dieser Zeit an erschienen die berühmten Orlow'schen Wallachen in den Strassen und auf den Rennplätzen von Moskau und St. Petersburg. Die Traberzucht erhielt — nach Victor Silberer's Angaben — in Russland einen neuen
Impuls, als der Verwalter Schischkin ein eigenes Gestüt begründete und darin sowohl Hengste als Stuten aus den besten Orlow'schen Traberstämmen züchtete und diese verkaufte, denn damit war nun erst die Gelegenheit geboten, für die echten Orlow'schen Traberstuten auch ebenbürtige Traberhengste, wenngleich für schweres Geld, zu kaufen. — Schon damals wurden an Schischkin für tüchtige Hengste willig 1000 Rubel und mehr bezahlt. — Noch mehr aber wurde die Traberzucht gefördert, als die Krone im Jahre 1845 das Gestüt zu Chränowoy der Gräfin Orlow abkaufte, die Reste der echten Traber - Race sorgfältig erhielt, dieselben ver- mehrte und durch ihre Hengste in den Beschälstationen verallgemeinerte. Ende der vierziger und zu Anfang der fünfziger Jahre wurden nicht allein an ver-
schiedenen Orten des Gouvernements Woronesch und Tambow, sondern auch in vielen Ort- schaften des centralen und südlichen Russland — besonders in der Region der Schwarzerde — viele Gestüte ausschliesslich zu dem Zwecke gegründet, Traberpferde zu züchten, und einzelne derselben haben in den letzten Jahrzehnten bereits recht Tüchtiges geleistet. — Wir nennen hier vor allen anderen das Gestüt des Fürsten Nicolai Nikolaewitsch
Orlow zu Pody, in welchem 1876 etwa 100 Stuten und 16 Hengste zur Zucht benutzt wurden. |
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*) Ein Faden ist gleich 3 Archin oder 7 Fuss englisch. Ein Archin ist gleich 0,71119 Meter.
**) Les hippodromes sont ordinairement formes en ovale, de I rh ä 2 verstes de parcours; il est difficile de
lancer plus de deux chevaux ä la fois et en supposant quil y ait plusieurs concurrents on fait courier, les plus rapides entre eux jusqu'ä ce que les prix soit decerne an plus vite. -- De cette facon, il arrive quelques fois que la course n'etant que 3 verstes, les chevaux gagnants en ont fait 12, ayant subi 4 contre - epreuves avec plusieurs concurrents. Fourtant il y a des prix pour lesquels les contre-epreuves ne sont pas exigees, et, dans ces cas, le cheval arrive premier recoit le prix immediatement. ***) Die Russen schreiben und nennen diese Pferde nicht Traber, sondern Traber.
Freytag, Russland's Pferde - Eacen. 23
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Brust -Lisitzin, welchem wir die Photographie des hier abgebildeten Hengstes Plottny — in
Pody geboren — zu verdanken haben, gab uns an, dass daselbst 24,000 Morgen Land zur Unterhaltung der grossen Stuterei dienten. Der Fürst verkauft nur die fehlerhaften Pferde seines Gestütes, alle besseren Individuen werden entweder von ihm selbst zur Zucht benutzt oder verschenkt. Unterberger sagt bezüglich Pody's, dass er daselbst die schönsten Gestüts- gebäude mit sehr geschmackvoller Architectur gesehen hätte. Der Gestütshof liegt auf einer Anhöhe; in der Tiefe erblickt man links die Kirche von Pody, rechts einen Kirchhof, grasreiche Wiesen, Arbusen- und Melonenfelder, und zwischen ihnen schlängelt sich die den Pferdelieb- habern wohlbekannte Bitjuga. Die Gebäude bilden ein Viereck, das einen grossen Hof ein- schliesst, in welchem die geräumige Manege hineinragt. Die letztere ist durch eine mit grossen Fenstern versehene Loge in zwei Hälften getheilt und an den Wänden mit schönen Basreliefs und dem Wappen des Fürsten geziert. — Die Stallungen sind in Pody sehr hoch und geräumig; die Hengste stehen in Kasten, die Stuten in ähnlichen Ständen wie in Potschinkow. Fohlenhöfe sind hier nicht vorhanden, doch werden jeden Winter Vorkehrungen getroffen, damit die Fohlen zu jeder Zeit die ihnen so nothwendige Bewegung im Freien geniessenkönnen. — Einer der berühmtesten Hengste früherer Zeit war der Rappe Lowky, ein Sohn von
Lebed IV. aus Chränowoy. Dieses Thier zeigte eine besonders schnelle Bewegung und fiel durch das lange Haar auf, welches nicht nur hinter dem Fesselgelenk, sondern auch vor demselben und dem vorderen Kniegelenk bemerkbar war. Auch der schwarzbraune „Wissapur" war ein berühmtes Pferd in Pody; er hatte sehr lange Mähnen und einen starken Schweif, besass die echten Traberschultern und Füsse mit grossen Hufen. Im Stande der Ruhe erinnerte dieses Pferd an die holländische Abkunft der Orlow-Traber, bei der Bewegung aber schien ein Araber in ihm verborgen zu sein. Der Reitschlag in Pody wurde lange Zeit auf das Vorteilhafteste durch den Beschäler
Jochont repräsentirt, dessen Stammbaum in dem Blute Saltan's I. wurzelte, der im Jahre 1774 von dem Grafen A. G. Orlow aus Arabien eingeführt wurde. — Auch jetzt besitzt dieses Gestüt vortreffliche Thiere des Reitschlages — im Ganzen 5 Hengste und 29 Mutterstuten —, die ihrer grossen Schnelligkeit, befriedigenden Höhe und Gewandtheit wegen allgemein bekannt und berühmt sind. Als Traber des fürstlich Orlow'schen Gestüts sind nennenswerth: Die Hengste Pavline,
Arab, der junge Buky und die Mutterstute Nesabwennaya, die sich alle vier als Zucht- pferde durch ihre vortreffliche Vererbungskraft ausgezeichnet haben. Das Gestüt Sr. Kaiserl. Hoheit des Grossfürsten Nikolaus Nikolaewitsch in Tschesmenska
besitzt 14 Beschäler und 91 Mutterstuten, zum Theil arabisches Vollblut und englisches Halb- blut, grösstentheils aber Traber ersten Ranges. *) Der Grossfürst ist ein ebenso sachkundiger, wie passionirter Pferdezüchter; er über-
wacht die Züchtung seines prächtigen, altberühmten Gestütes sehr streng und lässt daselbst stets nur die besten Pferde zur Zucht verwenden. — Wir sind leider nicht in der Lage, eine Abbildung von Pferden aus diesem Gestüte hier liefern zu können, nennen aber vor allen andern Hengsten den tüchtigen Tugoy, welcher auf der St. Petersburger Ausstellung 1879 einen grossen Preis erhielt. Vom Reitschlage zu Tschesmenska zeichnete sich der Hengst Dant durch seine hübsche Gestalt und guten Gangarten vortheilhaft aus; auch für dieses Pferd erhielt der Grossfürst 1879 eine Prämie. |
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*) Diese Vollblut-Pepiniere war zuerst in der Stadt Skopin im Gouvernement Rjäzan eingerichtet, und bestand
aus Pferden, welche man im Orient und in England angekauft hatte. Als die Regierung 1843 von der Gräfin Orlow Ländereien im Gouvernement AVoronesch angekauft hatte , wurde jenes Gestüt zuerst nach dem Flecken Tschesmenska und später erst nach Chränowoy verlegt. (von Meyendorff.) |
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Plottny
imGestiitdes Fürsten Orlow.
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ODER KRONGESTÜT CHRÄNOWOY IM
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GOUVERNEMENT W ORONESCH.
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DAS STAATS-
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Endlich ist hier noch zu erwähnen das Gestüt des Majors Wassily Pawlowitsch Ochot-
nikow in Alexieewka, in welchem jetzt 12 Beschäler und 63 Mutterstuten der Traber-Race, wie des Reit- und Arbeitsschlages gehalten werden. Auch in diesem Gestüte wird die Züchtung mit Sachkenntniss betrieben; mehrere Pferde desselben haben sich durch tüchtige Leistungen her- vorgethan. — Ueber das grösste Privat - Gestüt im Gouvernement Woronesch, welches jetzt im Besitz des Ehrenbürgers Mitrofan Strabonow ist, haben wir leider keine Nachrichten erhalten. Die Höhe des Orlow'schen Traber-Pferdes stellt sich im Durchschnitt auf 1,65 Meter;
einzelne Thiere der Race erreichen eine Grösse von 1,75 Meter, doch giebt es auch viele Exemplare, welche kaum 1,60 Meter gross werden. Die meisten dieser Pferde imponiren durch ihren krättigen, wohlproportionirten Körperbau. Sie besitzen einen trockenen Kopf mit schönen, grossen Augen und erinnern in dieser Beziehung an ihre orientalische Abkunft. Selten bildet Stirn und Nase eine gerade Linie, die letztere ist häufig etwas herausgebogen. Der Kopf ist in der Regel hoch aufgerichtet und an den etwas starken, sonst aber gut geformten Hals meistens hübsch angesetzt. Ihre Brustdimension ist nicht bedeutend, sie erscheint im Gegen- theil häufig etwas flach und nur massig tief, wenn auch lang im Brustbeine, so dass der Raum für die Athmungsorgane wenigstens in einer Richtung ausgiebig genannt werden kann. Der trockene Widerrist der Orlow-Traber verläuft allmälig in einen breiten, kräftigen
Rücken, welcher besonders voll in der Nierenpartie zu sein pflegt. Ihre lange Kruppe ist bald mehr, bald weniger abschüssig, in der Regel eigenthümlich gewölbt, aber nicht — wie es bei den Friesen und Holländern gewöhnlich der Fall ist — gespalten oder gekerbt. Volle Flanken lullen den schmalen Raum zwischen Rippen und Hüften gut aus. An den Gliedmassen dieser Pferde bemerkt man meistens eine vorzügliche Winkelbildung und gute Muskulatur. Ihre breiten, langen Schulterblätter, mit strammen, deutlich markirten Muskeln bedeckt, haben eine schräge Lage und bilden mit dem Querbeine nahezu einen rechten, zuweilen auch einen etwas stumpfen Winkel. Die Ellenbogenbeine stehen von der Brust ab, die Unterarme der Vorder- beine sind lang, die Schienbeine kurz, auch die Fesseln nicht zu lang und meistens gut gestellt. Ihre Beine sind massig stark in den Gelenken, besonders in den Sprunggelenken weder hervorragend breit, noch allzu kräftig. Die grossen Hufe dieser Pferde besitzen in der Regel eine gute Form. An den Vorarmen, wie an den etwas langen Hosen findet sich gewöhnlich eine gute Muskulatur. Meistens haben die Orlow-Traber eine weiche, elastische Haut, welche mit feinen Deckhaaren dicht besetzt ist. Mähne und Schweif sind vollhaarig und lang; auch der Behang an den Köthen ist lang und wird nur selten gestutzt. Der Schweif wird nicht besonders schön getragen. Rappen und Schimmel kommen in dieser Race am häufigsten vor doch sieht man sowohl in Chränowoy wie in den anderen Traber - Gestüten auch viele braun- und fuchshaarige Pferde, und es scheint fast, dass diese letztgenannten Haarfärbungen bei den Orlows jetzt in Mode kommen. — Im Allgemeinen bemerkt man in der Traber-Race viele hochbeinige, wenig rumpfige
und nicht sehr edle Thiere, die uns anfänglich, besonders wenn sie „unter sich" stehen, nicht recht gefallen können; wir söhnen uns aber sehr bald mit ihren Formen aus, wenn sie in Be- wegung kommen; sie verändern sich dann in auffälligster Weise. Schon im Schritt überragt die Spur der Hinterfüsse die der vorderen Extremitäten und beim Traben ist solches noch weit mehr der Fall, so dass, wenn alle vier Füsse ihre Aktion vollendet haben , sehr olt eine Strecke von drei Körperlängen zurückgelegt ist. Victor Silberer sagt: „Fest an das Gebiss g-elehnt, hübsch im hochstehenden Halse
gebogen, von lebhaftem Temperamente, arbeiten diese Pferde mit einer Tüchtigkeit und Gleichmässigkeit einer Maschine. Während die Vorderbeine, stark in den Knieen gebogen, fast an den Leib anschlagen, werden die Hinterbeine über die vordere Hufspur hinwegge- 23*
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i8o russland's pferde-racen.
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schoben und man kann thatsächlich in einzelnen Momenten alle 4 Hufeisen in der Luft blinken
sehen und dabei ist die Seitwärtsbewegung der Kruppe fast unmerklich. — Die Schnelligkeit eines russischen Trabers erster Klasse aus dem kaiserlichen Orlow-Gestüte ist heute der- artig, dass er 3 Kilometer in 4% Minuten zurücklegt und mit dieser Schnelligkeit eine grosse Ausdauer verbindet, was einer Ziffer von 2 : 32 für eine englische Meile entspricht." — Die Chränowoyer Gestüts- Chronik berichtet über die Leistungsfähigkeit der dortigen
Traber-Race unter vielen anderen Historien noch folgende: „Im Jahre 1815 besuchte der Kaiser Alexander I. das Gestüt des Grafen Orlow in Chränowoy; nach Besichtigung der ihm vorge- führten Pferde wollte der Kaiser einen Abstecher nach Tschesmenka, wo sich jetzt das Gestüt des Grossfürsten Nicolaus Nikolajewitsch befindet, machen und Hess zu diesem Zwecke das beste Dreigespann des Grafen Orlow vorfahren. Tschesmenka liegt von Chränowoy etwa 30 Kilometer entfernt, der Weg war damals noch sehr schlecht — heute soll er etwas besser sein. — In der Gabel der Tro'ika ging ein Traber, rechts und links von diesem liefen auf der Wildbahn zwei englische Vollblutpferde, welche fortwährend neben dem Gabelpferde im Ga- lopp gehen mussten. Auf dem Wege nach Tschesmenka stürzten die beiden Wildbahnpferde todt zusammen, der Traber aber war nach beendigter Fahrt in einem solchen Kraftzustande, dass er, am Ziele angekommen und nach einem etwa zweistündigen Aufenthalte des Kaisers in Tschesmenka, wieder zur Rückfahrt benutzt werden konnte. Zwei frische Wildbahnpferde englischer Race wurden dem Traber zugespannt, allein auch diese mussten das Schicksal der ersteren theilen; sie gingen an den Folgen der Ueberanstrengung zu Grunde, während jener Orlow-Traber frisch und munter in Chränowoy ankam und später noch manche ähnliche Fahrt gemacht haben soll." — Alljährlich finden auf verschiedenen Rennbahnen der russischen Grossstädte Wettfahrten
mit Traber-Pferden statt; die Zeitschrift für Liebhaber des Sport (Herausgeber Ladigin) und Iwan von Moerder's Journal für das Gestüts- und Jagdwesen in Russland berichten über die grossen Leistungen der Orlow-Traber aus den verschiedenen Krön- und Privat - Gestüten. — Im Jahre 1875 zeigten die nachgenannten Traber die grösste Schnelligkeit und gingen
als Sieger über die Bahn : 1) Bei einer Distanz von i1^ Werst: Der Schimmelhengst Potechny, 5 Jahre alt, im
Besitz des Hrn. Wolkow, in 2 Minuten und 35 Sekunden oder die Werst in 1 Minute und 43x/2 Sekunden, auf dem Rennen zu Moskau. 2) Distanz: 2 Werst. Die Schimmelstute Mogontchaya, 6 Jahre alt, im Besitze des Hrn.
V. P. Iwanow, in 3 Min. 40 Sek. oder die Werst in 1 Min. 50 Sek., auf dem Rennen in Kiew, 3) Distanz: 3 Werst. Der Schimmelhengst Kroutoy IL (siehe Abbildung), 7 Jahre alt
im Besitz des Hrn. Daziaro und der Schimmelhengst Wariague, 7 Jahre alt, im Besitz des Hrn. von Bauvais. Beide Pferde durchliefen die Bahn zu Moskau in 5 Min. 7 Sek. oder die Werst in 1 Min. 42^2 Sek. 4) Distanz: 4 Werst. Die Schimmel-Stute Mogontchaya, 6 Iahre alt, im Besitz des Hrn
Iwanow, in 7 Min. 13 Sek. oder die Werst in 1 Min. 48 V4 Sek., Rennen in Kiew. 5) Distanz: 4V2 Werst. Der Schimmelhengst Ousserdny, 7 Jahre alt, im Besitz des Hrn.
Iwanenkow, in 7 Min. 55 Sek. oder die Werst in 1 Min. 45V2 Sek., Rennen in Tambow. 6) Distanz: 5 Werst. Der braune Hengst Swetliak, 7 Jahre alt, im Besitz des Fürsten
D. Obolensky, in 9 Minuten 20 Sekunden oder die Werst in 1 Minute 52 Sekunden, Rennen in St. Petersburg. 7) Distanz: 6 Werst. Der dunkelbraune Hengst Krolik, 7 Jahre alt, im Besitz des Hrn.
Tegler, in 10 Min. 34 Sek. oder die Werst in 1 Min. 45% Sek., Rennen in Moskau. 8) Distanz: 250 Faden. Der dunkelbraune Hengst Petel, 10 Jahre alt, im Besitz des
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Traber Hengst.
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DAS STAATS- ODER KRONGESTÜT CHRÄNOWOY IM GOUVERNEMENT WORONESCH. l8l
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Hrn. Grafen Worontzow-Daschkow, in 14 Min. 35 Sek. oder die Werst in 1 Min. 56% Sek.,
Rennen in Moskau. Am 20. Jan. 1880 fand das erste Trab-Rennen auf der Newa, — vis ä vis dem Winter-
palast des Kaisers — statt, welches alljährlich zur Erinnerung an die grossen züchterischen Leistungen des Grafen Orlow-Tschesmensky vom Vereine der Liebhaber für Traber-Sport da- selbst abgehalten wird. Den ersten Preis (1000 Rubel) auf diesem Rennen erhielt der Schimmelhengst Dim, im
Besitz des Herrn Bowe, welcher die 3 Werst lange Bahn in 5 Min. 39 Sek. durchlief. Dem Züchter dieses Pferdes, Fürsten Golizin, wurde als Preis ein goldener Becher mit dem Wappen des Grafen Orlow zuerkannt. — Das zweite Rennen (an demselben Tage) war für Pferde im Alter von 5 bis 6 Jahren
angesetzt, die nie zuvor ein Trab-Rennen mitgemacht hatten. Sieger war die Schimmelstute Lewata, im Besitz des Herrn Strachow; sie durchlief die 4 Werst lange Bahn in 8 Min. 3 Sek. Bei dem dritten Rennen, um den grossen Staatspreis, für Pferde, welche nicht früher
als im Jahre 1874 geboren waren, erschienen 2 Traber ersten Ranges: Der berühmte Sieger Mirawoy, im Besitz des Hrn. Wapukow, und der Hengst Swet des Grafen Woronzow-Daschkow. Obgleich der Swet noch sehr jung und erst im Sommer 1879 seine Siegeslaufbahn begonnen hatte, so schlug er dennoch den Mirawoy und ging als Sieger über die Bahn. Swet durchlief die 3 Werst lange Bahn in 5 Min. 29 Sek. — Bei dem Rennen am 2. Febr. 1880 siegte ebenfalls der Swet und brachte seinem Be-
sitzer den zweiten Staatspreis ein. — Der Hengst Talismann, im Besitz des Hrn. Malutin, ge- wann das zweite Rennen und den grossen Gestütspreis; er durchlief die 3 Werst lange Bahn in 5 Min. 48 Sek. — Ferner siegte noch an demselben Tage die Stute Neft, im Besitz des Hrn. Wolkonsky.
— Den Preis für die Troikas erhielt ein Herr Dmitriew, dessen Gespann alle Concurrenten auf dem Eise weit hinter sich Hess und eine fabelhafte Ausdauer an den Tag legte. Am 14. Februar 1880 erhielt den ersten Preis (700 Rubel und einen goldenen Becher)
ein Herr Golowin, den zweiten Preis bekam Herr Wauakow und den dritten Preis (für Stuten) erhielt der Graf Robopierre. Den letzten Preis für Troikas erhielt an jenem Tage ein Herr Holodakow, dessen Dreigespann die 5 Werst lange Bahn in 9 Min. 14 Sek. durchlaufen hatte. Diese Angaben über die Schnelligkeit und Ausdauer der Orlow-Traber in Russland
werden unseren Lesern vielleicht genügen; andernfalls verweisen wir auf die weiter oben ge- nannten Zeitschriften für den russischen Traber-Sport. — Die Orlow-Traber haben aber auch im Auslande durch ihre Leistungen grösstes Auf-
sehen erregt, so z. B. in Frankreich die Hengste Peretz, Polkantschik, Werny und die Stute Krosotka. — Victor Silberer berichtet über dieselben Folgendes: „Peretz, Hengst, 8 Jahre alt, nach Worojey von Bulatonga, gegenwärtig in Frankreich im Gestüte zu Chamboudoin (Loivet), ist einer der vorzüglichsten Traber Russlands; seine beste Leistung war 2 englische Meilen in 5 Min. 1/4 Sek. und zwar im Drogki (russischen vierräderigen Wagen). Ihm zunächst kommt Polkantschik, Grauschimmelhengst nach Dujok von Zabada, Eigenthümer Herr Popow. Dieses Pferd gewann am 7. Sept. 1879 beim internationalen Trabrennen zu Vincennes den ersten Preis; es lief 5000 Meter in 8 Min. 31 Sek. — Die dunkelbraune Stute Krasotka durchlief 2 englische Meilen in 5 Min. 13 Sek. — Werny wurde am 5. Juli 1879 von Hrn. Blaisel geritten und legte die Strecke vom Bois de Boulogne über St. Germain, Nantes, Rosny und retour — 128 Kilo- meter — in 9 Stunden 5 Minuten zurück. — Der hier abgebildete Hengst Krutoy IL, im Besitz des Herrn Daziaro, ist einer der be-
rühmtesten Orlow-Traber der Neuzeit; der Staatsrath von Brust-Lisitzin nennt ihn das „beste |
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russland's pferde-racen.
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Pferd Russlands." Als besonders schönes Pferd dieser Race ist der ebenfalls hier abge-
bildete Hengst Udar zu bezeichnen, der seit Jahren vom russischen Grossfürsten-Thronfolger als Einspänner benutzt wird und durch seine hervorragenden Leistungen und Schönheit der Formen stets das grösste Aufsehen in St. Petersburg macht. Auf der letzten Pferde-Ausstellung wurde dem Züchter dieses chränowoyschen Pferdes die grosse goldene Medaille zuerkannt. Der beistehend abgebildete Traber - Hengst Polkan war längere Zeit Einspänner des
Grossfürsten Konstantin Nikolajewitsch, und wurde nur unter der Bedingung in den Marstall desselben von der Gestüts-Verwaltung verkauft, dass er nach einigen Jahren wieder in das Chränowoyer Gestüt zurückgegeben würde, was auch bereits geschehen ist. Endlich verdient hier noch abgebildet zu werden der prächtige Traberhengst Wadim, der, wie die anderen, in Chränowoy geboren, auch daselbst aufgezogen wurde und Jahr für Jahr eine vorzügliche Nachkommenschaft geliefert haben soll. — Im Jahre 1880 sind auf 28 russischen Arenen 289 Orlow-Traber über die Bahn ge-
gangen. Die Hengste Peretz und Lubesny haben die meisten Siege davon getragen und gelten zur Zeit (December 1880) für die besten Traber Russland's.*) Der Professor P. Jessen in Dorpat liefert uns in seinem schon weiter oben erwähnten
Buche: „Zur Frage über die Reinheit der Race des Orlow'schen Traberpferdes" einen Schluss- artikel, welcher für viele unserer Leser nicht uninteressant sein dürfte, und geben wir daher denselben im Auszuge hier wieder: „Der Ober-Dirigirende der Reichspferdezucht, General-Adjutant R. J. Grünwaldt, be-
stimmt von dem Wunsche, die Vorzüge der von dem Grafen A. G. Orlow begründeten Traberpferde-Race mehr hervorzuheben, und in der Absicht, möglichst sichere Grundlagen für die Festsetzung der zur reinen Race zu zählenden russischen Traber zu gewinnen, regte in einem an die Hippologen und Pferdezüchter Russlands gerichteten Schreiben vom 6. März 1865 die Frage über die Reinzucht der Orlow'schen Traberpferde an. Als Beantwortung dieser Aufforderung des Ober - Dirigirenden sind zwanzig Meinungen
von Specialisten in Sachen der Pferdezucht eingegangen, Dieselben enthalfen im Wesentlichen Folgendes: Von 20 Züchtern verwarfen nur 2 die Bedeutung der Reinheit der fraglichen Race; j 8 derselben sprachen sich unbedingt für den Nutzen der Anerkennung der Orlow'schen Race als reine Race aus; in Betreff der Festsetzung der Zahl von Generationen waren die Meinungen getheilt. Die Idee von dieser Anerkennung der Orlow'schen Traberrace als „reing'ezü cht et" be-
gegnete im Allgemeinen dem Beifälle der Züchter, und eine Ausnahme machten nur sehr wenige. Nichtsdestoweniger wartete die damalige Ober-Direktion die Beendigung der grossen
Pferde-Ausstellung in Moskau aib, um durch den Augenschein sich von dem Factum zu über- zeugen, dass die russische Traber-Race sich schon so viel Selbstständigkeit angeeignet hätte, *) Le trotteur le plus rapide pour le dernier temps en Russie doit etre considere l'etalon Peretz (Tlepeur)
ne' en 1871 dans le haras di Tshebotaren, par Vorojey et Boulatneya. Les vitesses fournies par Peretz sont Jes suivantes : I*/s verstes (1 mile anglais) en ete) 2 m. 2J1;ä sec.
2 verstes (en hiver) 5 m. I4-3/s sec.
3 verstes (en ete) 5 m. "t sec.
4 verstes (en hiver) 7 m. 2 3fe sec.
4.1/2 verstes (en ete) 7 m. 45 sec. 5 verstes (en ete) 8 m. 56'/a sec.
6 verstes (en ete) 10 m. 35 see.
En 1880, l'etalon Loubesny haras Oznobichine par Loubesny et Pestroukha a fourni une vitesse plus grande
encore que Peretz et c'etait: 41/? verstes en 7 m. 443'i sec, 6 verstes en 10 m. 28 sec. Moerder. |
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DAS STAATS- ODER KRONGESTÜT CHRÄNOWOY IM GOUVERNEMENT WORONESCH. 183
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dass ein grösserer oder geringerer Grad von Racen-Reinheit in der Schönheit der Form, der
Schnelligkeit und dem Typus der Pferde bemerkbar hervorleuchtete. Die erste Ausstellung in Moskau (1865) rechtfertigte die Erwartung; als die besten
Pferde in der Form und gleichfalls in der Schnelligkeit stellten sich diejenigen heraus, welche der reinen Orlow'schen Abstammung am nächsten kamen. Auf Grundlage aller dieser Daten ist vom Conseil der Ober - Direktion in der Sitzung
am 15. October 1866 Folgendes bestimmt worden: Pferde, die von beiden Seiten, d. h. von väterlicher und mütterlicher Linie, 4 auf-
steigende Generationen als reine Traber, ohne Beimischung anderer Racen zählen, wenn sie auch auf der Rennbahn nicht gelaufen haben, werden der reinen Race zugezählt. |
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Tafel
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ß Ururgrossmutter rein.
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Ururgrossvater rein. 0
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Q Urgrossmutter rein.
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Urgrossvater rein. Q
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Grossvater rein. 3S
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O Grossmutter rein.
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Q Mutter reir
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Vater rein. Q
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Zuzucht reiner Race.
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Pferde, bei welchen zwei männliche Generationen, d. h. der Vater und Grossvater
gelaufen haben, in weiblicher Linie zwei Generationen, d. h. die Mutter und Grossmutter, wenn auch nicht gelaufen haben, aber rein sind, werden gleichfalls der reinen Race beigezählt. |
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Tafel B.
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Grossvater gelaufen. ©,
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,© Grossmutter rein.
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Vater gelaufen. O
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,,© Mutter rein.
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O
Zuzucht reiner Race. |
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Pferde, bei denen zwei weibliche Glieder, d. h. die Mutter und Grossmutter gelaufen
haben, in väterlicher Linie zwei Geschlechter, d. h. der Grossvater und der Vater, obwohl nicht gelaufen haben, aber rein sind, werden ebenfalls der reinen Race zugerechnet. |
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Tafel C.
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Grossvater rein. O
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Q Grossmutter gelaufen.
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Vater rein, Q
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0 Mutter gelaufen.
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Zuzucht rein.
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184
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RUSSLAND S PFERD E-R ACE N.
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Alle Pferde, die ausschliesslich von den zur Zeit des Grafen A. G.Orlow-Tschesmensky in
Chränowoy geborenen Thieren abstammen, oder von Pferden, die noch während seinen Lebens- zeit (bis 1810) in den Bestand des Gestütes eintraten, werden gleichfalls als rein in der Traberrace anerkannt. Die Urgrossmütter und so weiter hinauf, welche als dem chränowoyschen Gestüt an-
gehörig bezeichnet sind, wenn auch kein Geschlechtsregister, aber Beweise vorhanden sind: a) dass in der That die Urgrossmütter u. s. f. aus dem chränowoyschen Gestüte stammte, und
b) dass in ihre Race kein Blut von Pferden eintreten konnte, welche nach 1810 angekauft wurden,
werden auch als rein in der Traber-Race anerkannt. Indem nun die Ober-Direktion auf solche Weise die Regeln festgestellt hatte, nach
welchen die Pferde als zur reingezüchteten Race gehörig gezählt werden, beschloss dieselbe, das erste Gestütsbuch über die Traberpferde in Russland, mit Einschluss der Traber-Abtheilung in dem Reichsgestüt zu Chränowoy, herauszugeben. In dieses Buch kommen alle Hengste und Mutterstuten der Traber-Race, selbst diejenigen, welche nur zwei reine Generationen in der väterlichen Linie (d. h. Vater und Grossvater) haben, wo aber die Mutter nur 3/4, die Gross- mutter zur Hälfte von der Traber-Race abstammt. Tafel D.
Grossvater rein. © ß Grossmutter t/2 Traber.
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Zuzucht wird verzeichnet.
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Alle diejenigen Traberrosse, welche nach den oben angeführten Bestimmungen für die
Reinzucht, in Uebereinstimmung mit den Tafeln A, B und C stehen, werden zur Seite mit den Buchstaben T. P. (Tschistaga - Poroda — Reine Race) bezeichnet. Da nun aber in dem Bestände der Trabergestüte auch Pferde vorkommen, welche der
Traber-Race nicht angehören, so wird dem herauszugebenden Gestütsbuche eine vervoll- ständigende Abtheilung hinzugefügt, in welche alle Mütter, die nicht der Traber-Race angehören oder nicht 2 Ahnen im Traberblut haben, von den Pferdezüchtern aber mit Traberhengsten beschält werden, mit ihrer Abkunft eingetragen werden. Hengste, welche der reinen Traber-Race nicht angehören oder in Bezug auf die Anzahl
von Generationen nicht der Tafel D entsprechen, finden ihren Platz in dem Gestütsbuche nur bei ihren Nachkommen unter den Müttern, mit Bezeichnung des Schlages, welchem der Vater angehört. — Die erste Traber-Ausstellung im Jahre 1865 in Moskau war mit 60 Pferden, die
zweite im Jahre 1872 aber bereits mit 120 Trabern beschickt. |
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0 ri ow -Trab erhengst Udar.
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DIE PFERDEZÜCHTUNG IM GOUVERNEMENT WORONESCH. 185
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Die Pferdemärkte im Gouvernement Woronesch.
1. Kreis Woroneschsky: In der Stadt Woronesch 4 Märkte: a) in der Fleisch-
woche vor der Butterwoche; b) 9. Mai; c) vom 15. bis 29. August; d) vom 2. bis 6. December. Zum ersten Markt beträgt der Antrieb gegen 500 Stück Bauerpferde und zum Theil Vor- spannpferde für die Artillerie. Zu den übrigen Märkten kommen Pferde verschiedener Art, aber meist nur in geringerer Zahl. Beim Kloster To Is chew sky: dem Markte vom 6. Juli bis 7. August werden gegen
2000 Stück Bauer-, Reit- und zum Theil auch Traberpferde zugeführt. Im Dorfe Semiluki: in der 11. Woche nach Ostern, dauert 7 Tage. Antrieb gegen
1500 Stück Vorspann-, Bauer- und zum Theil auch Reitpferde. 2. Kreis Biriutschensky: Im Dorfe Alexieewka 3 Märkte: a) vom 8. bis 14. März ;
b) Pfingstmarkt, dauert eine Woche; c) vom 12. bis 14. September. Der Antrieb zum ersten ist gegen 700, zum zweiten gegen 500 Stück Bauer- und Vorspannpferde des gemeinen Landschlages. Im Dorfe Ilinka: 20. Juli. Gegen 400 Stück Bauerpferde.
3. Kreis Bobrowsky: In der Stadt Bobrow drei Märkte: a) vom 21. Februar bis
1. März; b) vom 4. bis 9. Mai; c) vom 9. bis 15. September. Es sind Bauer-, Vorspann- und zum Theil Remontepferde. Zum ersten Markte erscheinen gegen 3000 Stück, zum dritten gegen 1000 Pferde. Im Dorfe Tischanka, zwei: a) Pfingstmarkt durch 10 Tage; b) vom 29. August bis
8. September. Es erscheinen da Artillerie-, Fracht- und zum Theil Remontepferde, haupt- sächlich localer Production, zum zweiten Markte in einer Anzahl von 2000 bis 3000 Stück. Im Dorfe Maslowka: den 25. März, 7 Tage dauernd. Es werden gegen 500 Stück
Bauerpferde gewöhnlichen Schlages zugeführt. 4. Kreis Bogutscharsky: Im Dorfe Kalatsch: vom 1. bis 16. August. Antrieb gegen
500 Stück, zum Theil Zuchtpferde, hauptsächlich aber einfache Bauer- und donische Ko- saken-Pferde. 5. Kreis Zemlianky: Im Dorfe Oriechovo erscheinen auf dem Markte vom 25. März
bis 24. April gegen 5000 Stück Reit-, Vorspann- und zum Theil Traberpferde, welche haupt- sächlich im Gouvernement gezogen sind. Im Dorfe Kastornoe: vom 18. Februar bis 1. März. Antrieb 8000 Bauer-, zum Theil
Remontepferde. Im Dorfe Nischniaia- Grai woronka: vom 21. bis 24. April. Es werden gegen
800 Stück Vorspann- und zum Theil Reitpferde zugeführt. 6. Kreis Nischediewitzky. In der Stadt Nischediewitzka drei: a) vom 7. bis 18 März;
b) Himmelfahrtsmarkt, fängt eine Woche vor Himmelfahrtstag an und dauert sieben Tage;
c) vom 25. September bis 2. October. Zum ersten Markte beträgt der Antrieb g'egen 5000 Stück
Bauerpferde, brauchbar für Artillerie; zum dritten 500 Stück, hauptsächlich Bauerpferde; zum zweiten ist der Antrieb localer Bauerpferde nicht bedeutend. Im Dorfe Beketowa zwei: a) in der sechsten Woche der grossen Fasten; b) vom 27.
bis 29. Juni. Zum ersteren beträgt der Antrieb gegen 1500 Stück Bauer- und Remontepferde, zum letzteren gegen 300 Stück, fast ohne Ausnahme Bauerpferde. 7. Kreis Nowochopersky. Im Dorfe Krasnoe: vom 24. Februar bis 2. März. Antrieb
etwa 1000 Stück Vorspann- und theilweise Reitpferde. 8. Kreis Ostrogoschsky. In der Stadt Ostroschsk drei: a) am 10. Freitag nach
Ostern, 5 Tage dauernd; b) vom 9. bis 14. September; c) vom 3. bis 7. Dezember. Zum ersten beträgt der Antrieb gegen 1200, zum zweiten gegen 2500 Stück Bauer- und theilweise Remonte- pferde; zum dritten Markte erscheinen gegen 500 Stück, beinahe ausnahmslos Bauerpferde. |
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F reytag, Russlands Pferde-Racen.
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24
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und deren Gestüte in Woronesch. |
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DIE PFERDE [M GOUVERNEMENT IAHBOIV. 187
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B. Die Pferde im Gouvernement Tambow.
Das Gouvernement Tambow ist nach A. von Kloeden 1208,07 geogr. □ Meilen gross
und wird von 2,055,778 Menschen bewohnt. — Dasselbe bildet das Quellplateau der Zna, der Mokscha, Woronesch, Bitjuga u. s. w., lässt aber in Rücksicht auf die natürliche Bewässerung manches zu wünschen übrig, da leider hier die der Schifffahrt am meisten günstigen Flüsse an den Grenzen des Gouvernements nur hinstreifen. Abgesehen von der fast ganz ebenen Beschaffenheit der Oberfläche des Landes, in
welcher Beziehung — nach A. Petzholdt's Ansicht — das Tambow'sche Gouvernement ein Miniaturbild der grossen russischen Ebene darstellt, und abgesehen von dem Klima, welches als das mittlere dieser grossen Ebene bezeichnet werden kann, so erinnern die Vegeta- tionsverhältnisse im nördlichen Theile durchaus an diejenigen, welche in der ganzen nörd- lichen Hälfte der grossen Ebene vorkommen, während uns der südliche Theil des Gouverne- ments einen deutlichen Vorgeschmack von jenen der Steppen-Region Süd-Russlands verschafft, da sich hier die Steppe von Süden her in das Tambow'sche Gouvernement hereinzieht. Fast die ganze Hälfte, des Kulturlandes zeichnet sich durch grosse Fruchtbarkeit aus,
und es gehört Tambow unstreitig zu den allerfruchtbarsten Gouvernements des Czaren- reiches, wozu ausser dem günstigen Klima eine hier fast überall auftretende Schwarzerde (Tschernosem) die wesentlichste Veranlassung giebt. Feste Gesteine kommen nirgends an der Oberfläche vor, sondern treten nur hin und wieder in den tieferen Regenschluchten, sowie an den steileren Gehängen der Bäche und Flüsse zu Tage. Nur etwa 17 Procent des Gouvernements sind Wald, und es kann Tambow, im Vergleich
mit der Bewaldung der weiter nördlich gelegenen Gouvernements, waldarm genannt werden. In manchen Gegenden, hauptsächlich im Süden, herrscht an vielen Orten grosser Holzmangel; man feuert hier sehr oft mit Stroh und Mist. — Die Holzarten, aus denen die Waldungen bestehen, sind zum grössten Theil Laubhölzer, besonders Linden und Eichen; die Pappeln, Weiden und Erlen nehmen einen untergeordneten Rang ein; und von Nadelhölzern ist es fast ausschliesslich die Kiefer, welche an geeigneten Stellen die Waldungen dieses Gouvernements zusammensetzt und theilweise ganz hübsche Bestände bildet. Die südlichen Steppenlandschaften sind nur schwach bevölkert; die dort vorhandenen
Dorfschaften liegen meilenweit von einander entfernt, und sind meistens in den natürlichen Vertiefungen des Bodens verborgen. Die ganze Oberfläche des Landes ist an nicht kultivirten Stellen mit Gras bedeckt und
im Sommer mit den herrlichsten Wiesenkräutern reich geschmückt; diese stehen oftmals in grossen Gruppen beisammen, so dass dadurch bunte Fleckchen auf grünem Grunde gebildet werden. Kamillen, Schafgarbe, Ranunkel-Arten und purpurrothe Pechnelken kommen auf den Wiesen und Weiden sehr häufig vor. Etwa vier Fünfzehntel des ganzen Areals bestehen aus Wiesen und Weiden, welche
eine hinreichende und zweckmässige Ernährung der Hausthiere aller Art sowohl im Sommer, wie im Winter ermöglichen. Die ausserordentliche Fruchtbarkeit dieses Gouvernements knüpft sich — wie A. Petz-
holdt sagt — an das A^orkommen der dort sehr mächtig auftretenden Schwarzerde. — Wir verdanken diesem fleissigen Forscher eine sorgfältige physikalisch-mineralogische und chemische Untersuchung der tambow'schen Schwarzerde, sowie manchen andern interessanten Aufschluss über dieselbe und können nicht unterlassen, Nachstehendes im Auszuge hier wieder- zugeben. |
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24*
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i88 russland's pferde-racen.
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Der Tschernosem zeigt in diesem Gouvernement eine sehr verschiedene Mächtigkeit; er
bildet daselbst Schichten von 0,15 bis 3 Meter Dicke, welch' letzterer Fall häufig an den soge- nannten Regenschluchten wahrzunehmen ist. Die Unterlage der Schwarzerde besteht meistens aus hellgefärbtem Sande, der gegen die dunkle Farbe des Tschernosem grell absticht. In trocknem Zustande ist letzterer dunkel graubraun und nach erst längerem Regen braunschwarz gefärbt. Ausgetrocknet zeigt er sich sehr „bindig", und erfordert dann bei der Bearbeitung eine sehr starke Anspannung; man muss dieserhalb auch bei der Wahl des Zeitpunktes der Feldarbeiten sorgfältig zu Werke gehen. Sehr trocken gepflügter Schwarzerde => Acker setzt der Egge grossen Widerstand entgegen, und es erfordern die beinahe steinharten Schollen dieses Bodens eine energische Bearbeitung mit schweren Walzen, Schollenbrechern etc. Ist der Boden aber durchnässt, so verwandelt er sich in Schlamm und bildet in diesem Zustande einen sehr fett und schlüpfrig anzufühlenden Brei. — Ein deutlicher Thongeruch, wie sich solcher bei ähnlichen Bodenarten in West-Europa zu erkennen giebt, fehlt der Schwarzerde Russland's gänzlich. — Auffällig ist bei derselben noch das seltene Vorkommen aller grösseren Gesteinsbrocken. Beim Schlemmprozesse bleibt nur eine geringe Menge sehr feinkörnigen Sandes zurück. Der grösste Theil der Sandkörnchen gehört zur Familie der Quarze; wenn man diese mit der Lupe betrachtet, so erkennt man kleine Bergkrystalle, Rosenquarze, Milchquarze, Opale, Chalcedone, Carneole etc. Die grösseren Gesteinsbrocken — wenn sie hier und da einmal vorkommen — sollen Bruch- stücke verschiedener Sandstein-Varietäten sein. Petzholdt hat drei verschiedene Proben des Tschernosems von dem Uwaroff'schen Gute
— im Kreise Kirsanow des Tambow'schen Gouvernements — chemisch untersucht, und theilen wir die Resultate dieser drei Analysen in den nachfolgenden Tabellen, in welchen die Proben unter A, B und C aufgeführt sind, hier mit. A. ist die Probe einer gedüngten Schwarzerde, auf welcher Hanf, Mohn, Kartoffeln,
Kohl und andere Gemüsearten angebaut waren. B. ist Schwarzerde, welche einem niemals gedüngten Graslande und zwar in einer
solchen Tiefe entnommen wurde, bis zu welcher die Wurzeln der Pflanzen nicht herabdrangen, also die Probe eines durchaus „jungfräulichen" Bodens. C. ist ebenfalls niemals gedüngte Schwarzerde, jedoch der Oberfläche eines Feldes ent-
nommen, welches nach den Regeln der Dreifelder-Wirthschaft (aber ohne Düngung) Jahre lang benutzt worden war. Hundert Theile Schwarzerde enthielten:
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Der bei diesen Untersuchungen von Petzholdt eingeschlagene Gang war wesentlich der
von Fresenius angegebene und wurde von ihm an einem anderen Orte, in Erdmann's Journal, Band LI., S. 1 ff., veröffentlicht. |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT TA5IDOW.
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Die prozentische Zusammensetzung des in Salzsäure löslichen Theiles der Schwarzerde
war nachstehende: |
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Hundert Theile des in Salzsäure unlöslichen Antheiles der Schwarzerde waren zusammen-
gesetzt aus: |
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A.
86,67 °/o
1,84 „
5,77 >,
0,32 „ 0,16 „ 4,26 „ 1,76 „ |
B.
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90,85 °/o
1,93 ...
4,99 ,.
0,81 „ |
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38,85 °/o
1,98 „ 5,68 „ o,55 „ |
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Kieselerde .
Eisenoxyd . Thonerde . Kalk. . . Magnesia . Kali . . . Natrium |
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Spuren
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3,50
1,80 |
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o,97 ..
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102,36 0/0.
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ioi,44°/o
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100,78 %
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Petzholdt glaubt nun, dass sich auf Grund der von ihm angestellten Untersuchungen
des Tambow'schen Tschernosems recht wohl die Ursache seiner hohen Fruchtbarkeit erklären Hesse und sagt: „ Abgesehen von dem grossen Gehalte des Bodens an organischen Substanzen, deren Wirkung überhaupt eine vorherrschend mechanische ist, so dass man also aus ihrem Vorhandensein oder ihrem Fehlen keinen Schluss auf die Fruchtbarkeit des betreffenden Bodens machen kann (Hermann z. B. fand in der Ackerkrume eines Tschernosem, dessen Fruchtbar- keit durch vieljährige Kultur schon merklich erschöpft war, 8,98 Procent organische Substanzen während die Ackerkrume eines von mir untersuchten, niemals gedüngten und in bester Kultur stehenden Tschernosem nur 8,287 Procent organische Substanzen enthielt), so ist das am meisten Auffallende, wenn man den von mir untersuchten Tschernosem mit anderen Boden- arten vergleicht, jedenfalls in seinem grossen Gehalte an Alkalien und namentlich an Kali zu finden. „Aber auch in Betreff eines anderen, für die Ernährung der Kulturpflanzen besonders
wichtigen Körpers, ich meine nämlich die Phosphor säur e, ist unser Boden sehr reich, und es ist mir auch in dieser Beziehung kein zweiter Boden bekannt geworden, der sich, was die Menge der Phosphorsäure anlangt, mit dem Tschernosem zu messen vermöchte. Ferner ist der Zustand, in welchem sich ein Theil der Kieselsäure in dieser Erde befindet, von grossem Belange, da es gewiss einen Unterschied macht, ob und wie viel amorphe Kieselerde oder |
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russland's pferde-racen.
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190
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Kieselsäurehydrat in einem Boden vorhanden ist. Der von mir untersuchte Tschernosem
enthielt im Boden A. 8 Procent solcher Kieselerde, der Boden C aber, der niemals gedüngt worden war, enthielt 7 Procent; der Boden B. blieb in dieser Rücksicht ungeprüft. — Endlich zeigt noch ein Blick auf die Tabelle, dass der Tschernosem selbst in den nicht in Salzsäure löslichen Theilen dennoch Material enthält, welches der langsamen Verwitterung fähig ist, und als Vorrathskammer verbrauchter Alkalien für spätere Zeiten betrachtet werden muss. Offenbar können noch lange Zeiträume verstreichen, ehe man einen, an Pflanzennahrungs- mitteln so reichen Boden durch die Kultur erschöpft haben wird." Diese Abhandlung wurde vom Professor Petzholdt im Jahre 1851 verfasst; jetzt (1880)
äusserten sich Sachverständige, welche Gelegenheit hatten, den Ackerbau im tambow'schen Gouvernement aus eigener Anschauung kennen zu lernen, nicht ganz so günstig über die Unerschöpfiichkeit der dortigen Schwarzerde und berichten uns, dass die Landwirthe an vielen Orten in den letzten Decennien die Erfahrung gemacht hätten, dass die gänzlich ungedüngten Felder von Jahr zu Jahr im Ertrage nachgelassen und sich daher auch schon viele Wirthe zu einer Düngung ihrer Felder bequemt hätten. Für die Entwickelung der Gräser und mancher Futterpflanzen auf den Wiesen und
Weiden des Gouvernements ist die chemische Zusammensetzung der fraglichen Schwarzerde unstreitig von allergrösster Bedeutung; das üppige Wachsthum jener Pflanzen giebt den dortigen Heerdenbesitzern in den meisten Jahren die Möglichkeit, ihren Hausthieren sowohl im Sommer aul der Weide wie im Winter auf dem Stalle eine ebenso reichliche wie zweckmässige Ernährung zu Theil werden zu lassen; und so erklärt es sich, dass wir im tambow'schen Gouvernement sehr kräftige Pferde des schweren Wagenschlages in einer so grossen Anzahl zu sehen bekommen, wie in keinem anderen Gouvernement des Kaiserreiches. Die Zählung vom Jahre 1876 ergab einen Pferdebestand von 732,980 Stück, welche zum weitaus grössten Theile dem Wagen- und Arbeitsschlage angehörten. Der bei weitem grösste Theil der Bewohner dieses Gouvernements besteht aus Gross-
russen, denen Kleinrussen , Tataren und Mordwinen beigemischt sind. Die tambow'schen Bauern gehören einem sehr kräftigen Menschenschlage an, und können es hinsichtlich ihrer Körperconstitution mit den deutschen Bauern wohl aufnehmen. Man rühmt ihre Gutmüthig- keit, Gastfreiheit und Reinlichkeitsliebe. Die Nahrung der Bauern ist sehr einfach und ohne besondere Abwechslung; Roggenbrod, Grütze aus Buchweizen und der nationale Kohl (Brassica oleracea capitata) bilden im Sommer und Winter das hauptsächlichste Nahrungsmittel. Fleisch kommt nur selten auf den bäuerlichen Tisch. — Der Quass bildet ihr beliebtes Getränk. — Auch in diesem Gouvernement errichten die Bauern ihre Wohngebäude, sowie die Magazine für das Getreide etc. immer von Holz, nach Art der Blockhäuser, und selbst der Grund dieser Fläuser besteht höchst selten aus Stein, da sich zur Gewinnung dieses Materials nur an wenigen Orten Gelegenheit findet. Die Dächer werden mit Stroh gedeckt. — Das Vieh wird meistens in Ställen unter-
gebracht, welche aus Flechtwerk hergestellt werden, das man aber thörichterweise»nur selten mit Lehm bewirft; in Folge dessen haben die Thiere oft grosse Kälte auszuhalten. An einigen Orten werden die Stallwände auch wohl 'mal von Mist hergestellt. Petzholdt behauptet, dass man es im tambow'schen Gouvernement mit einem Volke zu
thun habe, welches eine angeborene Vorliebe für Ackerbau oder Viehzucht besitzt, wie man eine solche lür Ackerbau bei den germanischen und für Viehzucht bei den tatarischen Völker- stämmen anzunehmen berechtigt ist. Er rühmt die angeborene grosse Geschicklichkeit der dortigen Bauern, welche sich bei jeder Beschäftigung zu erkennen gäbe. „Der Zimmermann ist im Handhaben seiner Axt ein wahrer Virtuos, indem sie ihm Hobel, Säge und Beil zugleich |
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ist, mit der er Unglaubliches ausführt." — Der Ackerbau bildet zwar die Hauptbeschäftigung-
der tambow'schen Bauern, allein sie betreiben denselben fast niemals mit besonderer Energie, sondern stets einfach und mit ziemlich viel Indifferentismus. Der Winterroggen ist in Tambow die Hauptfrucht und liefert fast alljährlich reiche Ernten,
wenngleich die Bestellung und Methode der Aussaat meistens noch viel zu wünschen übrig lässt. Weizen wird weniger angebaut als Roggen und ist bei Weitem nicht so sicher im Ertrage wie dieser, da er weder die sehr harten Winter, noch die trockenen Sommer gut vertragen kann. Hafer und Buchweizen nehmen unter den Sommerfrüchten die Hauptstelle ein und liefern fast ausnahmslos reiche Ernten. Auch Hirse wird an vielen Orten kultivirt, die Gerste aber nur vereinzelt. — Von sogen. Handelsgewächsen sieht man im tambow'schen Gouverne- ment Hanf, Mohn und Flachs, aber auch Gurken, Kohl und Zwiebeln werden auf vielen Feldern und in den Gärten häufig angebaut; die Kartoffeln scheint man nicht zu lieben, diese kommen nur vereinzelt auf den Feldern vor. - Zur Ackerbestellung benutzen die Bauern noch immer die Socha, welche jedoch in ihrer Construction etwas von dem ostpreussischen Haken abweicht. — Die hölzerne Egge ist das zweite nothwendige Geräth zur Bearbeitung des Bodens und ist nur vereinzelt — auf den grösseren Gütern — durch eiserne Eggen verdrängt worden. Walzen kommen auf den Bauerfeldern nur selten in Gebrauch, offenbar aus Mangel
an dazu geeigneten starken Hölzern. Erst in der allerneuesten Zeit sieht man auf den Gütern der grossen Herren hin und wieder einmal eiserne Walzen. Als Transportgeräthe benutzt man im Sommer kleine Wagen und im Winter auf der
Schneebahn den Schlitten. Der untenstehend abgebildete tambow'sche Bauerwagen hat eine eigenthümliche Con-
struction; Petzholdt beschreibt denselben folgendermassen: „Die Wagen sind besonders durch die Form ihres Korbes oder Kastens, sowie durch
die Stellung desselben und durch die hohen Vorderräder auffällig; denn um der Vortheile hoher |
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Vorderräder theilhaftig zu bleiben, und doch den Wagen nicht ganz ungelenk zu machen,
lässt man den Boden des Kastens nach vorn in die Höhe steigen, ihn auf einen Aufsatz der |
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Vorderaxe befestigend, so dass trotz der hohen Vorderräder ein gutes Umlenken möglich ist,
und um bei der daraus hervorgehenden Verfiachung des vorderen Theiles des Kastens nicht gezwungen zu sein, durch ungleiche Vertheilung der Last die Hinteraxe zu stark zu beschweren, so setzte man dem vorderen Theile des Kastens an Breite zu, was ihm an Tiefe verloren geht, sodass bei solcher Einrichtung der vordere Theil des Kastens ebenso geräumig wird als der hintere; die Schardeichsel, aus zwei einzelnen Stangen bestehend, ist bei diesem, wie bei allen anderen echtrussischen Bauerwagen, stets unmittelbar an der Vorderaxe befestigt, und zwar so, dass die linke Stange links, die rechte natürlich rechts mittelst einer dazu bestimmten Oeffnung an ihrem hintersten stärksten Ende auf die Axe ihrer Seite aufgesteckt wird, noch ehe man das Rad aufschiebt. Die Axe ragt diibei auf jeder Seite aus der Radnabe etwas weiter hervor, als es zur blossen Befestigung des Rades durch einen Vorstecker nothwendig ist, weil man stets noch etwas Raum bedarf, um einen eisernen Ring mit aufzustecken, an welchem sich ein Haken befindet, mittelst dessen man einen von dem vorderen Viertheile jeder Stange ausgehenden Strick festhält. Durch diese letzte Einrichtung werden bei starkem Anziehen dieser Stricke die vorderen Stangenenden so weit auseinandergehalten, dass das Pferd zwischen der so gebildeten Gabel hinreichenden Platz findet, wie denn auch dadurch einem Zerbrechen der Stangen bei plötzlichem Seitensprunge des Pferdes vorgebeugt ist." „Was endlich die Art und Weise betrifft, wie der Tambow'sche Bauer sein Pferd
anspannt, so ist es die russische, welche sich von der deutschen mehrfach und zwar vortheil- haft unterscheidet." |
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„ Die Zäumung ist die gewöhnliche, nur geht der Aufsatzzügel nach dem sogenannten
Krummholze hoch hinauf, wo er durch einen Ring, und sein Ende alsdann an einem Schenkel des Krummholzes befestigt wird (siehe Fig. 4). Das Kummet — denn man fährt in Russland niemals mit Sielengeschirr — ist im Verhältniss zu dem Kummet der deutschen Arbeitspferde klein und eng, könnte daher dem Pferde gar nicht über den Kopf gesteckt werden, wenn es nicht unten zum Oeffnen und Schliessen eingerichtet wäre; dafür legt es sich aber auch um so besser an den Hals, die Brust, die Schultern und den Widerrist des Pferdes an, den Druck auf die genannten Partien während des Ziehens möglichst gleichmässig vertheilend. Nachdem |
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das geöffnete Kummet über den Kopf des Pferdes gesteckt worden ist, befestigt man mittelst
der Bauchgurte ein kleines Tragsättelchen auf dem Rücken des Thieres, und legt das Hinter- geschirr auf, welches durch den Rückenriemen an den hinteren oberen Theil des Kummets angeschnallt wird, während man das Hinterblatt durch zwei seitliche Fortsetzungen mit den Seitentheilen des Kummets in Verbindung bringt. Mehrere Schleppriemen verbinden den Rückenriemen mit dem Flinterblatte und seinen seitlichen Fortsetzungen, das Ganze in der angemessenen Lage erhaltend. Hierauf werden die vorderen Enden der beiderseitigen Stangen der Schardeichsel mittelst Schlingen oder Riemen an einer starken, aus Leder gefertigten Oese, deren sich an jeder Seite des Kummets eine befindet, an das Kummet befestigt, und zwar so, dass man gleichzeitig die unteren Enden eines gebogenen Holzes, des sogenannten Krummholzes, zwischen die Oesen des Kummets und die Stangenenden einschaltet, und ist alles dieses geschehen, so schliesst man mittelst einer starken, ledernen Schnur unter kräftigem Anziehen derselben das bis jetzt noch offen gebliebene Kummet (siehe Fig. 5). Noch ist aber der russische Anspann nicht vollendet, denn es kommt jetzt noch ein Riemen hinzu, dessen Mitte die linke Stange in der Gegend der Bauchgurte umschlingt, und dessen eines Ende man |
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über den Tragsattel hinweg nach der rechten Stange herüber führt, wo man ihn so straft
anzieht und durch Umwickelung befestigt, dass dadurch dem Nacken des Pferdes die Last des Kummets sowie der Stangen ganz genommen und dem Rücken zugetheilt wird; das andere Ende dieses Riemens wird durch eine Oese der Bauchgurte, unter dem Bauche des Pferdes herum, ebenfalls der rechten Stange zugeführt und an ihr so befestigt, dass weder das Kummet noch die Stangen in die Höhe schnellen können. Ganz zuletzt endlich nimmt man vermittelst des bereits beschriebenen Aufsatzzügels, indem man ihn durch den oben am Krummholze befindlichen Ring zieht und fest macht, den Kopf des Pferdes in die Höhe, schnallt oder bindet den Leitzügel in den Maulring, und setzt das Fuhrwerk in Bewegung. — Bei leichten Feldarbeiten, z. B. beim Eggen und Pflügen, macht man viel weniger Umstände mit dem Anspann, wie aus Fig. 6 hervorgeht. Man legt dem Pferde das Kummet auf, befestigt die Zugleinen der Egge oder die Stangen der Socha oder Kosula an den Oesen desselben, bindet es zu und ist fertig'." Aus dieser Beschreibung und den beistehenden Abbildungen wird der Leser ersehen,
d ass der russische Anspann weit complicirter ist als der deutsche, allein es bietet derselbe dem Fuhrmanne und dem Gefährt etwas grössere Sicherheit als unsere Anspannungs- |
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arten, da man bei jenem das Pferd vollständig in seiner Gewalt hat; jedenfalls ist der Vorwurf
unbegründet, dass beim russischen Anspann das Pferd in der freien Bewegung seiner Glied- massen behindert würde, im Gegentheil dürfen wir sagen, dass dem Thiere die Last des Kum- mets wie der Stangen von dem Halse abgenommen und auf den Rücken verlegt wird. Die Viehzüchtung des GouvernementsTambow steht — abgesehen von den grösseren
Gestüten und Schäfereien der Grossgrundbesitzer — noch immer auf einer ziemlich niedrigen Stufe. Der Bauer verwendet sowohl auf die Rindvieh-, wie Schafzucht keine besondere Sorg- falt; und ebenso liegt auch dem dortigen Bauer die Notwendigkeit fern, der Pferdezucht grössere Aufmerksamkeit zu schenken, da sein Pferd — wenngleich nicht schön geformt — kräftig und dauerhaft ist, sodass es seine Ansprüche vollständig befriedigen kann. — Das gemeine, unveredelte Pferd der Bauern zeigt in seinem Exterieur auf den ersten
Blick, dass es von dem tatarischen Rosse abstammt, und mit diesem nahe verwandt ist. Es jst von mittlerer Grösse, etwa 1,40 bis 1,50 Meter hoch, in der Regel aber breiter und fester gebaut als das tatarische Steppenpferd. Die meist reichliche Ernährung auf den üppigen Weiden dieses Gouvernements trägt unstreitig sehr viel zur kräftigeren Entwickelung der Thiere bei. Die tambow'schen Bauerpferde besitzen einen ziemlich langen und starken Kopf mit platter Stirn und massig aufgebogenem Nasenbein; ihr Hals ist schlank und häufig ähnlich wie beim Hirsch geformt, auch stets mit einer langen, starken Mähne geziert. Ihre Brust ist breit, der Widerrist ziemlich hoch und scharf, der Rücken von mittlerer Länge, und das starke Kreuz gewöhnlich spitz zu nennen. Ihr starker, langer Schweif, welcher oft bis auf die Hufe herab- reicht, ist massig hoch angesetzt, wird aber immer schlecht getragen. Ihre Beine sind stark und stämmig, nicht immer schön gestellt, besonders hinten meist
zu enge. Muskeln und Sehnen sind derb und die ziemlich grossen Hufe von fester Horn- substanz. Langgefesselte Pferde sollen in den tambow'schen Bauerpferde-Tabunen oft bemerkt werden. An den Köthen und Unterbeinen findet sich stets eine lange Behaarung. Im Winter wird ihr Deckhaar sehr lang und zottig, wohingegen das Sommerhaar kurz und glänzend erscheint. Hellgefärbte Pferde und Schecken 'sieht man auf den Weiden am häufigsten, doch giebt es auch viele Braune und Rappen unter ihnen. — Als Zugpferd ist dasselbe viel taug- licher als zum Reitdienst; es zeigt eine grosse Willigkeit und Ausdauer, ist dabei genügsam und seinem Herrn folgsam. Ihr Temperament wird immer gelobt; bösartige Geschöpfe sollen nur ausnahmsweise vorkommen. Für den Postdienst sind sie ihrer Schnelligkeit und Ausdauer wegen besonders tauglich und daher für diesen Gebrauchszweck auf den Märkten in Tambow und den anderen Orten des Gouvernements immer sehr gesucht. Die Bauerpferde halten die grössten Strapazen, selbst Hunger und Durst ohne sicht-
baren Nachtheil aus. Sie werden im Sommer auf der Weide ernährt, wohin sie schon vor Sonnenaufgang getrieben werden. Die gesammten Pferde einer Dorfschaft, alt und jung im bunten Gemische, werden von einem oder zwei berittenen Hirten, die mit langen Stangen be- waffnet sind, am Morgen ausgetrieben und Tags über leidlich gut bewacht. Petzoldt sagt: „Von dem Weidegange hält man nur diejenigen Pferde im Stalle zurück,
welche zur Arbeit des Tages gebraucht werden, und sollten unvorhergesehene Fälle mehr Pferde nöthig machen, so reitet man auf die Weide und fängt sich ein, soviel man bedarf. So weit wäre alles in der Ordnung und nichts liesse sich dagegen einwenden. Allein der Sommer vergeht und mit ihm hat der Weidegang sein Ende erreicht; die Pferde werden jetzt im Stalle gehalten, und damit beginnt die Zeit, wo das tambow'sche Pferd (der Bauern) zeigen kann, was es aus- zuhalten vermag. Man bedenke die Läng-e und Strenge des dortigen Winters, betrachte die gewöhnlich nur aus Flechtwerk gebauten Ställe, und wahrlich, man wird Respect vor dieser „Pferdenatur" bekommen. Von allen Seiten her erlauben diese Ställe dem eisigen Steppen- |
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winde tausendfältigen Zugang, so dass es ein Jammer sein muss, diese frierenden Thiere zu
sehen. Kommt noch dazu, wie es häufig der Fall sein soll, dass es in Folge missrathener Heu- ernte oder aus Sorglosigkeit der Bauern gegen Ende des Winters an genügendem Futter fehlt, so muss in der That der Zustand dieser armen Thiere ganz unerträglich werden." Zur Verbesserung der Zucht von Arbeitspferden für Stadt und Land führt jetzt die
Regierung stetig das Blut der besten ausländischen Racen ein, vielleicht mit zu grosser Vor- liebe für den schweren Schlag behufs Fortbewegung grosser Lasten im Schritte. Dem Be- dürfnisse der dortigen Bauern entspricht am besten ein zugkräftiges aber dabei leicht bewegliches Ross, da hier durchschnittlich sehr grosse Entfernungen zurückzulegen sind und zwar sehr oft auf Wegen und mit Wagen, die nicht für den Transport grosser, schwerer Lasten geeignet erscheinen. Die Fuhrleute aus der Umgegend von Tambow haben für diesen Dienst neuerdings mit
bestem Erfolge Kirgisen- und Kalmücken-Pferde verwandt, welche für 30 bis 40 Rubel an der unteren Wolga zu haben sind und sich auf den reichen Weiden oder besser noch bei ordnungs- mässiger Stallfütterung in diesem Gouvernement sehr gut halten. Die Zählung der Pferde im Jahre 1876 ergab für solches einen Bestand von
732,978 Stück. — In 209 Privatgestüten standen damals 644 Beschäler und 5187 Mutter- stuten. Die Besitzer derselben beschäftigen sich fast ausschliesslich mit der Züchtung von Wagenpferden, und nur vereinzelt werden Reitpferde aufgezogen. In 14g Gestüten werden Harttraber gezüchtet, und es finden sich unter diesen sehr oft die besten Läufer in ganz Russland. In der Stadt Tambow besteht seit geraumer Zeit ein sehr zweckmässig eingerichtetes
Staats-Beschäler-Depot, in welchem im Jahre 1876 etwa 70 Hengste verschiedenen Schlages aufgestellt waren. 19 Beschäler gehören dem Reitschlage an und sind meistens orientalischer Abkunft. 19 Hengste sind Orlow- Traber, 21 gehören dem grossen, starken Wagenschlage und 11 dem gewöhnlichen Arbeitsschlage an. — Das Geschäft der Züchtung wird in den grössten tambow'schen Gestüten auf das sorgfältigste überwacht; den jüngeren, noch unerfahrenen Züchtern wird von Seiten der Gestütsbeamten Rath ertheilt, und es fehlt hier niemals an Aufmunterungen zum Betriebe einer rationellen Pferdezüchtung. — Es wurde uns noch kürzlich berichtet, dass die dortige Depotverwaltung sehr viel zur Hebung der Züchtung des schweren Wagen- und Arbeitsschlages gethan habe. Tambow und Woronesch concurriren in diesem Punkte um die Siegespalme. Die kaiserliche Militair-Verwaltung in St. Petersburg bezieht aus dem tambow'schen
Gouvernement eine grosse Anzahl der besten Artillerie-, Zug- und Train-Pferde, welche in der Regel alle die Eigenschaften besitzen, welche jetzt von den Rossen dieses Schlages gefordert werden: Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer bei einem nicht zu unterschätzenden Mass von Gewandtheit. Wir liefern hier die Abbildung von drei Artillerie - Zugpferden aus dem Gouvernement
Tambow; dieselbe ist nach einer Photographie angefertigt, welche wir der Güte des Herrn von Brust-Lisitzin zu verdanken haben. Unsere Leser werden aus dem nächstfolgenden Verzeichniss der hervorragendsten
Züchter und Gestüte in Tambow ersehen, dass sich die meisten und grössten Privat - Gestüte im Kreise Tambowsky befinden; aber auch der Usmansky'sche Kreis ist reich an gut einge- richteten Gestüten, aus welchen Jahr für Jahr die prächtigsten Wagen- oder — wie die Russen sagen — Vorspann-Pferde hervorgehen. — Die Herren F. M. Zimmermann zu Feodowka, Iwan Iwanowitsch Raebmanioff zu Kasinka, der Fürst Leonid Dmitriewitsch Wiasemsky zu Lotorewo und der Oberst Konstantin Jacowlewitsch Sawelieff hielten in diesem Jahrzehnt die meisten Zuchtpferde, und viele derselben waren Traber ersten Ranges. |
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter und deren Gestüte im Gouvernement Tambow. |
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Pferde - Märkte und Messen im Gouvernement Tambow.
Bezüglich der Pferde-Märkte in diesem Gouvernement giebt J. von Moerder Fol-
gendes an: i) Kreis Tambowsky. In der Stadt Tambow jährlich 2 Märkte: a) in der g. Woche
nach Ostern; b) vom 5. bis 22. October. Der Antrieb stellt sich bei dem ersteren ungefähr auf 4000 Stück Pferde aller Gattungen; zu dem letzteren kommen etwa 1500 Wagen-, Arbeits- und Remonte-Pferde. Der Juni-Markt im Dorfe Razkazowo ist von geringerer Bedeutung. 2) Kreis Borisogliebsky. Im Dorfe Uwarowo finden 2 Märkte statt: a) vom 10. bis
17. März; b) in der 7. Woche nach Ostern. Auf dem ersteren erscheinen durchschnittlich 2000 Stück und auf letzterem etwa 500 Pferde. Auf beiden Märkten sieht man viele Remonte- und Arbeitspferde. — Im Dorfe Barnaki: vom 27. Januar bis 2. Februar. Antrieb gegen 2000 Pferde für die Artillerie und den Train tauglich, zum Theil auch Arbeitspferde geringerer Art. — Im Dorfe Oleschki: vom 1. bis 5. Januar. Antrieb 500 Pferde des Wagenschlages. — Im Dorfe Matschkopo: vom 1. bis 7. März. Es werden diesem Markte gegen 1000 Wagenpferde zugeführt. 3) Kreis Lebediansky. In der Stadt Lebedjan finden 3 Märkte im Jahre statt: a) vom
27. December bis 8. Januar; b) Pfingstmarkt, welcher etwa zwei Wochen währt, c) vom 15. September bis 1. October. Der Antrieb ist auf dem ersteren ziemlich unbedeutend. Zum zweiten Markte kommen gegen 300 Stück und zum dritten etwa 200 Pferde, Man zahlt hier durchnittlich für die Arbeits- und Wagenpferde 50 Rubel und für die Remonten 100 bis 150 Rubel.*) 4) Kreis Lipetzky. In der Stadt Lipetzk. Vom 12. bis 15. August werden diesem
Markte gegen 1000 Gespann- und Bauerpferde zugeführt. 5) Kreis Usmansky. In dem Dorfe Poletaewo finden jährlich 2 Märkte statt: a) vom
1. bis 7. Mai; b) vom 1. November bis 1. December. Der Antrieb beträgt hier zu jedem Markte etwa 4000 Stück, meistens Wagenpferde. Hin und wieder erscheinen auf diesen Märkten aber auch gute Remonte - und schwere Lastpferde aus dem Gouvernement Woronesch. Man zahlt daselbst 200 bis 300 Rubel für die Thiere besseren Schlages; für kleine Bauerpferde gewöhnlich nur 20 und 30 Rubel. Im Dorfe Archangelsk giebt es 2 Märkte: a) vom 7. bis 9. Mai; b) vom 1. bis 7. December. Zu dem ersteren kommen etwa 500 Traber. In der Stadt Domschinsk ist nur ein Markt, vom 27. bis 31. August. Antrieb gegen 1500 Pferde ver- schiedenen Schlages. |
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*) Auf diesen Märkten fanden sich in der Neuzeit viele Pferde, welche zur Remontirung der Garde-Cavallerie
geeignet erscheinen. — Die Remontirung geschieht dort durch eine besondere Commission, welche aus einem General - Inspekteur und 15 Offizieren besteht. Der Remontepreis für Kürassier-Pferde stellt sich jetzt durchschnittlich auf 210 Rubel. Für ein leichtes Cavallerie-l'ferd bezahlt man 160 bis 170 Rubel. — |
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Artillerie Zugpferde
aus Tambow. |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT TAMBOW.
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C. Die Pferdezucht im Gouvernement Pensa.
Dieses Gouvernement — 705,37 geogr. [jMeilen gross mit 1,197,400 Bewohnern — wird von
der Mokscha und Sura durchflössen; es bildet eine Ebene mit einigen massigen Hügelreihen und gehört in allen Theilen der schwarzen Erde an. Die Hälfte von Pensa ist Kulturland, mehr als ein Drittheil ist mit Waldungen bedeckt, welche grösstentheils schöne Eichen enthalten. 1/7 der Fläche bildet vortreffliche Wiesen. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist in diesem Gouver- nement besonders gross, das Klima mild und angenehm, nur zuweilen nimmt im Hochsommer die Dürre etwas überhand. — Das Land bringt Getreide aller Art, Hanf, Flachs, die ver- schiedenartigsten Gartenfrüchte, einiges Obst und viele Waldbeeren. Die Viehzucht wird in den meisten Kreisen umfangreich und nicht gar zu sorglos betrieben. Verschiedene Produkte derselben werden in grossen Mengen ausgeführt, so z. B. Seife, Talg, Leder und Wolle. Ein grosser Theil der letzteren wird in den Tuchfabriken dieses Gouvernements verarbeitet. In Pensa finden sich viele schöne Landgüter im Besitz der adligen Herren; manche derselben haben stattliche Schlösser und gut gehaltene Parks. Auf den meisten Gütern, auch in ver- schiedenen Bauerdorfschaften wird jetzt der Feldbau ungleich besser betrieben, als vor 15 und 20 Jahren; man bemerkt hier fast überall einen grossen Fortschritt bei der Bestellung der Felder. Ebenso hat sich auch bei der Auswahl und Haltung der Zuchtthiere aller Gattungen eine grössere Sorgfalt zu erkennen gegeben; man trifft dort manchen werthvollen Zuchthengst nicht nur im Besitz des Adels, sondern auch bei den Bauern. Die Anzahl der zur Zucht be- stimmten Pferde soll sich in den letzten Jahren nicht unerheblich vermehrt haben. Es gab in diesem Gouvernement 1876 bereits 66 Privat-Gestüte mit 202 Hengsten und 1232 Mutter- stuten, und im Ganzen 365,800 Pferde, mithin einen sehr grossen Bestand im Vergleich zu anderen Gouvernements von Ost-Russland. Man züchtet in Pensa hauptsächlich einen kräftigen Wagenschlag. Von jenen 66 Ge-
stüten beschäftigen sich 45 ausschliesslich mit der Aufzucht von Zugpferden und nicht ein einziges Gestüte ist für die Züchtung von Reitpferden bestimmt. In 21 Gestüten sieht man Pferde, welche sich für die verschiedenartigen Gebrauchszwecke eignen, vorwiegend aber solche, welche Arbeitsrosse genannt werden können. Leider finden sich aber auch in den nördlichen Theilen dieses Gouvernements bei den
Bauern noch viele elende, schwache Pferdchen, die hin und wieder zur Zucht benutzt werden. Das Mästen der dreijährigen Hengste, welches in Russland bei den Bauern an vielen Orten, besonders im Simbirskischen Gouvernement, beliebt ist, soll auch in den östlichen und nord- östlichen Kreisen von Pensa noch häufig vorkommen. Sehr oft werden die Hengstfohlen, nachdem sie entwöhnt sind, in Klewu (Mastställe)
aufgestellt und zu sogenannten Wykormkis (Gemästete) herangebildet. Da nun bei der Er- ziehung dieser Fohlen alle Bedingungen erfüllt werden, die zur Mästung erforderlich sind, nämlich Mangel an Bewegung und Licht, Ueberfluss an leicht verdaulichem Mehlfutter und Wärme, so erreichen diese Treibhauspflanzen, wenn Iman sie so nennen darf, im Laufe von zwei bis drei Jahren, eine für ihr Alter ungewöhnliche Höhe und Corpulenz. Nach vollendetem zweiten Lebensjahre wird ein solches Hengstfohlen schon zur Zucht benutzt, indem man ihm zwei bis sechs Stuten giebt; im folgenden Frühjahr werden ihm noch mehr Stuten zugeführt. Nach beendigter Sprungzeit wird das Thier gereinigt, gewaschen, geschoren und zuletzt auf den nächsten Markt geführt. Hier handelt es sich hauptsächlich darum, den dreijährigen Hengst in's beste Licht zu stellen, welcher aber schon ohne dies viel Bestechendes für Un- kundige durch seine runden Formen besitzt. — Durch die Nähe einer Stute und durch den all- |
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RUSSLAN'D S PFERDE-RACEN.
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gemeinen Lärm des Jahrmarktes aufgeregt, wird das sonst gewöhnlich etwas schläfrige, fette
Thier in einen exaltirten Zustand versetzt; es scharrt und stampft mit den Füssen, wiehert, setzt den Schweif gerade vom Körper ab und macht alle Bewegungen des Körpers mit einer auf- fälligen Leichtigkeit und Gewandtheit. Auf diese Weise werden manche Fehler am Thiere vom Kauflustigen übersehen und man findet bei oberflächlicher Besichtigung an demselben nichts zu tadeln. An Käufern fehlt es in der Regel auf den dortigen Märkten nicht, auch sind hier immer die sogenannten „guten Freunde" zu finden, welche dazu dienen, den Preis in die Höhe zu treiben, und oft ist das Mastpferd für ioo bis 200 Rubel sehr schnell verkauft. Nun muss man aber selbst einmal Besitzer solcher Mastpferde gewesen sein — sagt
Professor Unterberger — und sich von der Metamorphose, die mit ihnen vorgeht, überzeugt haben, um nicht an der Wahrheit jener Beschreibung zu zweifeln. „Das künstlich hervorge- brachte Feuer, welches das Pferd auf dem Markte zeigte, kehrt nur auf kurze Zeit bei dem neuen Besitzer in der Wirthschaft wieder, wenn der junge Hengst Stuten in seiner Nähe wittert. und es verliert sich auf immer nach der Kastration, ohne welche der oft unanständig werdende Hengst weder als Zug- noch als Reitpferd benutzt werden kann. Im Laufe eines Jahres wächst ein solches Thier nur in die Höhe und nicht in die Länge und Breite, verliert daher die ge- fällige Proportion in seinen einzelnenKörpertheilen sehr bald; es liefert dann mit seinen schlaff herunter hängenden Ohren und der dummen Physiognomie das Bild einer ganz gemeinen Mähre und ist kaum noch die Hälfte des Preises werth, welcher auf dem Markte für dasselbe be- willigt wurde. Ausserdem treten noch alle Folgen, die ein schlaffer Faserbau und frühzeitige Benutzung zur Zucht mit sich bringen, ein, als: Kreuz-, Lenden- und Schulterlahmheit und Mauke, letztere oft mit sehr bösartigem Charakter." Es wird von allen Reisenden, die in, der Neuzeit nach den Gouvernements Pensa und
Simbirsk gekommen sind, berichtet, d^ls jene Wykormkis mehr und mehr verschwinden und besseren rationell gezüchteten und zweckmässig ernährten Pferden Platz machen. — Die kaiserlichen Beschäler-Depots und die gut eingerichteten Privat-Gestüte des Landadels haben, wie es scheint, vortheilhaft auf die Verminderung der Wykormkis eingewirkt. Bezüglich der Pferdemärkte im Gouvernement Pensa giebt J. von Moerder Folgendes an:
In der Stadt Pensa finden jährlich 2 Märkte (am 24. Juni und in der ersten Dezember-Woche) statt, auf welchen Pferde aller Art erscheinen. Ferner sind in der Stadt Nischny-Lomow im Mai und Juli und im Dorfe Golowinschina in der neunten Woche nach Ostern Pferdemärkte, auf welchen gewöhnlich zwischen 300 und 500 Pferde verschiedenen SchUiges erscheinen. Die Gebräuche, welche in jenen Landsclmften des Ostens beim Pferdehandel herrschen,
weichen sehr auffällig von den in anderen Ländern vorkommenden ab. Der höhere Grad der K ultur in den westlichen Gouvernements hat so viel künstliche Mittel ersonnen, theils um Fehler zu verdecken, theils um wirklich nicht existirende Eigenschaften zu fingiren, dass der Käufer sich dort lange besinnt, ehe er auf den Kauf eingeht; oft geht ein ganzer Tag über dem Handel hin, ehe der Verkauf zum Abschluss kommt. Der russische Bauer in den östlich belegenen Landestheilen macht aber dergleichen Geschäfte in der Regel mit ein paar Worten ab und verlässt sich gewöhnlich auf die Versicherung des Verkäufers, dass sein Pferd gut, ohne Fehler und zu diesem oder jenem Gebrauchszwecke besonders tauglich sei. Auf den Märkten aller Länder, in Russland, wie in West-Europa, spielen ungebetene Vermittler eine grosse Rolle; im Westen Russlands, wie bei uns in Deutschland vermitteln die Juden und im Osten die Zigeuner und Tataren das Pferdehandel-Geschäft. |
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DIE PFERDEZUCHT [ JE G 0 U V E RN E JE E NT PENSA.
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Verzeichniss
der hervorragendsten Züchter im Gouvernement Pensa. |
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Freytag. Russland's Pferde - Racen.
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D. Die Pferde im Gouvernement Nischnij - Nowgorod
oder Nishegorod.
Das von 1,262,913 Menschen bewohnte Gouvernement Nishegorod umfasst einen Flächen-
raum von 931,16 geogT. □ Meilen; es wird von der Wolga, Sura, Wetluga und Oka durchflössen und bildet mit Ausnahme der hohen rechten Ufer der Flüsse eine ziemlich ein- förmige Ebene, auf welcher die Hälfte des g_anzen Areals mit Wald bedeckt ist, zwei Drit- theile aber dem Ackerbau dienen, und auf der schwarzen Erde meistens reiche Ernten liefern. Nischnij-Nowgorod gilt mit dem Gouvernement Samara für die Kornkammer beider Residenzen des Czaren- Reiches. An vielen Orten des Gouvernements findet sich neben dem Ackerbau ein ausgedehntes Fabrikwesen und bildet solches hier im Winter die Hauptbeschäftigung der Bewohner. — Es wurde uns angegeben, dass im Nishegorod'schen 628 Fabriken vorhanden wären, die nahezu 15,000 Arbeiter beschäftigten. — Die Seifen-, Licht- und Leimfabriken, wie auch einzelne Kalbleder-Gerbereien sollen in der Neuzeit ganz rationell und an einigen Orten auch sehr umfangreich betrieben werden. Die Bevölkerung besteht aus Russen, Mordwinen, Karakalpaken und Tscheremissen. —
Die Mordwinen sind die südlichsten Finnen, aber meist ganz russificirt. Unter den an einzelnen Orten vorkommenden Ansiedlern finden sich viele Deutsche. — Bei der Entlegenheit der grösseren Ortschaften von den zu denselben gehörigen Aeckern wird auch hier wie in anderen östlichen Gouvernements — der Landbau gewissermassen nomadisch betrieben, indem die Bauern zeitweise eine Zeltstadt beziehen und von hier aus ihre Felder bestellen resp. dieselben abernten. Neben dem Ackerbau beschäftigen sich viele Bewohner — besonders die Moidwinen und Russen — mit der Züchtung von Pferden, Rindern, Schafen etc. Die vornehmsten Ausfuhrartikel sind Korn, Hanf, Pferde, Rinder, Talg, Seife, Leim, Kalb- und Lammfelle (Tulupus), auch Leder und gefrorene Fische etc. etc., wozu die Wolga den Haupt-Handels- weg" anweist, werden exportirt. — Nischny-Nowgorod ist eine der grössten Handelsstädte Russlands, der Sammelplatz
von zahlreichen Caravanen, und es herrscht daselbst während der Sommermonate eine sehr rege Schifffahrt sowohl auf der Wolga, wie auf der Oka. In dieser Stadt findet seit 1817 alljährlich im Juli und August die grosse Peter-Pauls-Messe statt, die bedeutendste im ganzen Kaiserreiche, auf welcher der Hauptverkehr zwischen Asien und Europa vermittelt wird und die daher im hohen Grade interessant ist. Die sehr verschiedenartigen, in ungeheuren Mengen herbeigeführten Waaren aller Gegenden sollen im Jahre 1864 einen Werth von 108,900,000 Rubel repräsentirt haben, und verkauft wurden für 92,300,000 Rubel. 186g schätzte man hier den ganzen Waarenumsatz auf 80 Millionen Rubel. Zur Zeit der grossen Messe findet in Nishnij-Nowgorod auch ein Pferdemarkt statt, auf welchem oft tausend und mehr Rosse verhandelt werden. Im Kirchdorfe Powyj werden jährlich mehrere Pferde - Märkte abgehalten, von welchen der Juni-Markt in der Regel am stärksten beschickt wird. Bezüglich der Pferdezüchtung im Nishegorod'schen wird uns von russischen Hippologen
Folgendes berichtet: „Die Lage und klimatischen Verhältnisse dieses Gouvernements, ganz besonders aber dessen Bodenbeschaffenheit, sowie der Reichthum an Wiesen und Weiden, welche letztere hier mit nahrhaften, süssen Gräsern und Kräutern dicht bewachsen sind, machen diese Landschaft für die Aufzucht der Pferde besonders tauglich. Wenn auch neuer- dings durch den regeren Betrieb des Ackerbaues viele Weiden urbar gemacht und in Feldland umgewandelt wurden, auch die Futtermittel jetzt an vielen Orten etwas theurer geworden sind, so bietet dennoch dieses Gouvernement dem Pferdezüchter manchen Vortheil, welcher sich in anderen nordöstlich und östlich belegenen Gouvernements nicht in dem Masse finden. — Die |
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Anzahl der hier gehaltenen Pferde ist in der That ziemlich gross; sie betrug im Jahre 1876
etwa 232,000 Stück, und es soll dieselbe in den letzten Jahren noch bedeutend gewachsen sein; mehrere neue Privat - Gestüte sind hinzugekommen und einige der älteren haben an Umfang zugenommen." — Die Grösse und die Körperbeschaffenheit der Pferde ist in den verschiedenen Kreisen
Nishegorod's nicht ganz gleich; ihre Hohe schwankt zwischen 1,40 und 1,60 Meter. Die von den Bauern aufgezogenen Rosse halten gewissermassen die Mitte zwischen den grösseren Wagenschlägen der Schwarzerde - Region und den mittelgrossen Waldpferden des Nordens. — In den Kreisen Bolachna und Gorbatow, wo viele Mordwinen wohnen, sollen die Pferde kleiner, kaum 1,40 Meter hoch sein. Die meisten und besten Pferde — ein guter Wagenschlag- — werden im Kreise Lutojanow gezüchtet; es gab daselbst 1876 9 Privatgestüte mit 28 Hengsten und 305 Mutterstuten. — Im sergatschkischen und wasiliskischen Kreise des Gouvernements Nishegorod wohnen
einige tatarische Familien, welche eine kleine Anzahl Mutterstuten zur Zucht der alten tatarischen Race halten; deren Nachzucht wird von den nishegoroder Bauern sowohl zur Feld- arbeit wie zum Transportiren der Handelswaaren gern gekauft, weil diese Thiere sich stets sehr ausdauernd und genügsam zeigen. Im Allgemeinen besitzen die Pferde dieses Gouvernements leidlich gute Körperformen
meist trockene Köpfe, kräftige Gliedmassen und feste, aber etwas breite Hufe. Viele dieser Pferde erinnern in ihrem Leibesbau an die livländischen Klepper, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass in früherer Zeit mehrfach Klepperhengste hier eingeführt und zur Kreuzung mit den Landstuten alten Schlages benutzt worden sind. Auf die Trennung der Geschlechter wird in den Bauerwirthschaften und Stutereien
meistens nicht gesehen. Ohne Unterschied des Geschlechts, des Alters, der Grösse und der sonstigen Eigenschaften befinden sich die Pferde in der Regel auf den gemeinschaftlichen Wei- deplätzen der Dorfschaften. Paarungen finden hier statt, wie man sie nicht immer wünschen kann; Fohlen, deren Körper kaum zur Hälfte entwickelt ist, belegen und empfangen, bleiben dann in der Ausbildung ihres eigenen Körpers sehr zurück und erzeugen gewöhnlich nur Schwäch- linge, sind nun aber noch unter den sich paarenden Thieren fehlerhafte Individuen vorhanden, so gehen die Fehler auf die Nachkommenschaft über und diese verschlimmern sich von Gene- ration zu Generation. Zweijährige Stuten, ja oft noch jüngere Thiere müssen die Egge ziehen oder werden
vor den Wagen gespannt; mit drei Jahren wird das Bauerpferd zu allen Arbeiten, selbst den schwersten, herangezogen. Wenn dann am Abend das arme Thier, von der Arbeit ermüdet, nach den. Hofe zurückkehrt, welche Pflege wartet hier seiner? Keine Hand rührt sich, um durch Putzen, sei es auch nur mit dem Strohwische, den Schmutz und Staub zu beseitigen. Von dem juckenden Hautreiz sucht es sich durch Wälzen zu befreien; da aber ein reinge- haltener Hof in jenen Gouvernements zu den Seltenheiten gehört, so verunreinigt sich das Thier nur noch mehr, so dass, wenn nicht endlich ein wohlthätiger Regen kommt, es sich sehr oft schwer unterscheiden lässt, welche Haarfarbe das Pferd besitzt. Bevor dasselbe sein kärgliches Futter vorgelegt erhält, geht es mit seinen Gefährten noch einige Zeit frei im Hofe umher, stillt seinen ersten Hunger mit den umherliegenden, oft sehr unreinen, staubigen Heu- und Stroh- halmen und löscht auch wohl gar seinen Durst aus einer gerade vorhandenen Pfütze. Bei günstiger Jahreszeit wird das eben heimkehrende Ross abgeschirrt und sogleich auf die nächste Weide oder in den Wald getrieben. Die Stallungen für die Pferde lassen hier, wie an vielen anderen Orten des östlichen
Russlands, leider noch viel zu wünschen übrig; sie bestehen meistens aus Schuppen von Flecht- 26*
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werk, welches hier und da mit Lehm verschmiert ist. In diesen dumpfigen Räumen stehen die
armen Geschöpfe dicht gedrängt im Schmutze und finden zuweilen kaum den nöthigen Platz, sich niederzulegen. Die hölzernen Ställe (Klewü), welche sich in einigen Dorfschaften finden, sind sehr niedrig, haben immer nur kleine Thüren und winzig schmale Fenster oder Luftlöcher; die Dunkelheit, der Schmutz und Dunst in diesen Stallungen sollen noch weit schlimmer als in den Schuppen von Flechtwerk sein. So viel nun auch in der Neuzeit von Seiten der Regierungsbehörden, der Gestütsbeamten
und einzelner reicher Privatleute dafür gearbeitet wird, die Bauern des Landes zu einer besseren Unterbringung und zweckmässigen Haltung ihrer Pferde zu bewegen, so ist doch leider nur vereinzelt ein Wandel zum Besseren wahrgenommen worden. Die Bauern erklären den Beamten etc. auf ihre Ermahnungen gewöhnlich, dass ihre
Rosse von Jugend auf an eine solche Haltung und Behandlung gewöhnt seien, auf diese Weise auch am besten abgehärtet würden, und später bei der Arbeit die Ungunst des Wetters weit besser aushalten könnten, als die gut gehaltenen, verweichlichten Luxuspferde in den schönen Stallungen der wohlhabenden Guts- und Gestütsbesitzer. Was die vielgerühmte Ausdauer jener Bauerpferde anbetrifft, so ist zwar nicht zu
leugnen, dass sie bei ihrer geringen Körpergrösse eine Zeit lang wirklich Erstaunliches leisten, aber schon im zehnten Lebensjahre in den Leistungen bedeutend nachlassen und selten länger als bis zum 15ten Lebensjahre dienstbrauchbar bleiben. Offenbar liegt die Schuld dieser kurzen Nutzbarkeit jener Pferde an der meist schlechten Haltung und frühzeitigen Verwendung der- selben. Für die Beseitigung dieser Uebelstände soll zwar in der Neuzeit die Regierungsbehörde jenes Gouvernements die geeigneten Massregeln angeordnet haben, doch es lassen sich bei Völkern, wie die Mordwinen und Tscheremissen, die wohlthätigen Folgen derselben erst nach Decennien erwarten. Eine der wichtigsten Massregeln für die Verbesserung der Pferdezüchtung war hier —
wie in anderen Gouvernements des Ostens — die Aufstellung von tüchtigen Beschälhengsten, und wenngleich schon vor Jahrzehnten mehrere sehr brauchbare Hengste besserer Racen in's Land geschickt worden sind, so haben dieselben doch nur vereinzelt eine werthvollere Nach- zucht produciren können, weil die ihnen zugeführten Stuten im Grossen und Ganzen zu klein und schwächlich waren. — Eine andere Aufmunterung bestand darin, dass von den Orts- behörden jährlich einige junge Hengste, welche aus der Kreuzung von edlen Beschälern und heimischen Landstuten hervorgegangen waren, zu verhältnissmässig hohen Preisen angekauft wurden. Man zahlte für diese Kreuzungsproducte 50 bis 100 Rubel per Stück, ein Preis, welcher bedeutend höher als der ist, welcher sonst für die gemeinen Bauerpferde Nishegorod's erzielt wurde. Auf diese Weise erreichte die Behörde, dass die Anzahl der zum Verkauf vor- bereiteten jungen Pferde sich von Jahr zu Jahr vermehrte. Ein Theil der männlichen Thiere, d. h. nur die besser gewachsenen Individuen, wurden von den Bauern zum Beschälen benutzt; sie mussten die durch Todesfälle oder Unbrauchbarkeit entstandenen Lücken unter den ur- sprünglich eingeführten fremden (Veredelungs-) Hengsten ausfüllen und zugleich als Arbeits- pferde Dienste verrichten. — Leider aber verwenden die dortigen Züchter des Bauern- standes die Hengstfüllen schon nach beendigtem zweiten Lebensjahre zur Zucht, indem man ihnen anfänglich acht bis zehn Stuten giebt und sie mit diesen auf die Weide schickt. Im dritten Jahre theilt man ihnen sehr oft schon die doppelte Anzahl Stuten zu, und im vierten Jahre werden die Hengste hübsch geputzt und kurz geschoren auf den nächsten Markt geführt, um hier verkauft zu werden. — Die Veredlung in den Gestüten des Landadels wurde schon seit mehreren Decennien
mit weit grösserer Sorgfalt als in den Stutereien der Bauern zur Ausführung gebracht, und es |
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lässt sich nicht leugnen, dass in Folge dessen jetzt aus jenem Gouvernement manches brauch-
bare und werthvolle Ross des nishegorodschen Schlages auf den Märkten in der Hauptstadt des Landes, wie auch in Moskau und anderen Orten erscheint, welches den besseren Pferden von Tambow Concurrenz machen kann. Es giebt in Nishegorod fünf Gestüte für die Traber- Race, die zum Theil höchst rasche Läufer produciren sollen. Das Hauptbeschäler-Depot Potschinkowsk dieses Gouvernements liegt im Lukojonow'-
schen Kreise, in der Nähe der Stadt Potschinki, und ist eins der ältesten im Reiche. Dasselbe besitzt jetzt die meisten Hengste (164), mehr als irgend eins der anderen Depots. Früher war hier ein grosses Staats- oder Krön-Gestüt, in welchem 17 Hengste und 152 Mutterstuten ge- halten wurden. Die Gebäude Potschinkowsk's sind alle nur massiv, von Stein erbaut, und besitzen
eine sehr gefällige Architectur. Die Ställe sind geräumig und hinreichend mit Fenstern ver- sehen. — Auf den Gestüten der Privaten findet man dort leider sehr häufig noch dunkle und niedrige Stallungen mit schlechter Ventilation. — Die Beschäler in Potschinkowsk befinden sich in grossen Kastenständen, in welchen sie sich unangebunden, frei bewegen können. Das Körnerfutter sowohl, wie Heu und Häcksel erhalten die Pferde in Krippen vorgelegt. . Von den daselbst aufgestellten Hengsten ist nur ein Einziger als Vollblut-Araber
zu bezeichnen, 63 sind Halbblutpferde für den Reitschlag, 25 sind Traber, 46 gehören dem Wagenschlage an, 29 Hengste sind gemeineren Schlages und hauptsächlich zur Erzeugung von Arbeitspferden bestimmt. Diese letzteren sind ziemlich gross von Wuchs — 1,60 Meter und darüber hoch —, meistens von brauner Farbe; sie besitzen fast alle eine breite Brust, einen gut aufgewölbten Rippenkorb, derbe Gliedmassen mit kräftigen Knieen, breiten Sprunggelenken, kurzen Fesseln und grossen Hufen. — Mehrere der dortigen Beschäler sollen von dem 1850 aus England importirten Suffolk-Hengste Samson, und Andere von dem Clydesdaler-Hengste Her- cules abstammen. Beide Pferde waren vortreffliche Repräsentanten ihrer Racen und lieferten in Potschinkowsk, sowie im ganzen Lukojanow'schen Kreise eine sehr werthvolle Nachzucht, die bis auf den heutigen Tag in schönen Exemplaren daselbst vorkommen soll. Auch das Stutenmaterial dieses Gestütshofes ist in früherer Zeit von bester Beschaffen-
heit gewesen. Bei einer kolossalen Figur besassen die Stuten schöne, gefällige Körper- formen und rasche Gangarten. Man rühmte ihr gutes Temperament und ihre grosse Ausdauer bei der Arbeit; beide Eigenschaften sind bekanntlich für Wagen- und Arbeitspferde von grösstem Werthe und es sollten dieselben bei der Auswahl der Zuchtpferde stets in erster Linie berück- sichtigt werden. Die Pflege und Fütterung ist in Potschinkowsk eine musterhafte. Alle Pferde sind gut
gehalten und zweckmässig ernährt. Die Weiden sind in der Umgegend dieses Depots ganz vortrefflich und gerade iür die Ernährung von jungen Pferden sehr geeignet. Das Areal hat eine hügelige Lage, und gutes Wasser zur Tränke ist in genügender Menge vorhanden, auch schattige Plätze fehlen auf den Weiden nicht und man darf diesem Beschäler - Depot wohl mit Recht nachsagen, dass es bezüglich seiner Einrichtung nichts zu wünschen übrig lässt. Nach den Angaben unseres Gewährsmannes finden sich auf den dortigen Weiden unter
den Gräsern besonders stark vertreten: Phleum pratense, Panicum ciliare, Lolium perenne, Alopecurus pratensis und Anthoxantham odoratum. Der günstige Einfluss dieses Beschäler-Depots auf die Verbesserung der Pferdezucht im
Gouvernement Nishegorod soll besonders im Lukojanowsk'schen Kreise neuerdings sehr bemerkbar geworden sein; es werden aus den Dorfschaften unweit Potschinki's jetzt viele tüch- tige Wagen- und Arbeitspferde an den Markt gebracht, wohingegen die Züchtung von Reit- pferden etwas abgenommen haben soll. |
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R ü SSI.AND S PEERDERACEN.
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Verzeichn is;s
der hervorragenden Züchter und Gestüte im Gouvernement Nishegorod. |
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Namen der Züchter.
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Kreise.
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Gestüte.
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Bemerkunger..
Wagenpferde
Arbeits- u. Reitpf. Arb.-Pf. (Loc Schi.) " u
Engl. u. arab.Reitpf.
Wagenpferde
Wagenpf. (Traber)
?' j,
Wagenpferde (halb
Traber)
Wagenpferde Wagen-(Trab.), Reit- u. Arbeitspferde
Reit- (engl. u. arab.) u. Arbeitspferde
r 4 u. 31 Traber \ 8 u. 91 Arbeitspf. Wagenpf. (Traber; 1 11.6 schw. Arb.-Pf. 6 Reitpferde
Arb.- u. Wagenpferde (Vered. Loc.-Schlag) Arbeitspferde
Wagen-,Traber,Reit- Fngl., Arab. u. Ar-
beitspferde Wagenpf. Traber Wagenpf.(edleTrab.) Reit-(engl, u.arab.) u. Arb.-Pf. (Baschkir.)
Arbeits- u. Wagenpf. |
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Priklonsky, Peter......
Rosen, Friedrich, Baron . . . .
Kotlubitzky, Alexander u. Nicolai Panjutin, Dmitri.......
Hotjaintzew, Alexander . . . .
Worobijeff, Paul.......
Karatajeff, Alexander.....
Kirejeff, Katharina......
Gagarin, Nicolai, Fürst ....
Jomini, Nicolai, Baron . . . . Tatarinow, Maria...... |
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Fedotowo .
Sablukowo. .
Kostjanka
Tschularowo
Tschuwarlei
Katunki. . .
Trischkino. .
Osinki . . .
Parkowaja
Molokojedowka
Troitzkoje
Eiisarowo . .
Obrotschnoc .
Gross-Boldin .
Weschowo .
Merlin owka .
Kotschkari. . Mafessewa a/R.
Schutilowo. . |
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Ardatow
Arsamass |
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Bai achin
Wasilsk |
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Beklemischew, Alexsei
Gorstkin , Paul, Oberst . |
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Gorbatow
Lukojanow |
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Ssibin, Wladimir, Rittmeister
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Lubänowsky, Nicolai, Oberst a.D.
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Panjutin, Dmitri. . .
Panjutin, Torfir, Major |
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Protopopow, Dmitri
Rusinow, Nicolai |
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Philosofof, Michael, Hauptmann . . .
Rjumin, Paul.......... Corvin-Krukowsky, Nicolai.....
Aiexandrow, Peter Ilja und Alexei . .
Priklonsky, Iwan, Oberst..... |
Kemlja . . .
Nikitino
Schowa .
Tschularowo . Apraksino . . |
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Makarjew
Sergatsch |
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Starinskoje
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Priklonsky, Nicolai, Oberst.
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DIE PFERDE IM O-O ü VERNEMENT .MOSKAU.
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E. Die Pferde im Gouvernement Moskau.
Dieses Gouvernement umfasst 604,81 geogr. QMeilen mit 1,678,784 Menschen. Es
kommen daselbst etwa 2780 Einwohner auf eine QMeile; kein anderes Gouvernement im Czarenreiche weist eine so dichte Bevölkerung wie Moskau auf; dieselbe besteht zumeist aus Grossrussen griechischer Confession; aber auch Katholiken, Armenier, Muselmänner und Juden kommen dort, wenn auch nur in geringer Zahl, vor. — Etwa zwei Fünftel des Gouvernements sind heute noch mit Wald bestanden; fast die
Hälfte des übrigen Arnals ist in Kultur genommen und nahezu ein Fünftel kann als Unland bezeichnet werden. — Die Landschaft dieses Gouvernements ist grösstenteils wellenförmig und hügelig, reich an Seen und Flüssen , und das Klima durchaus nicht ungünstig zu nennen. Die Russen bezeichnen das Klima von Moskau geradezu als milde und angenehm. — Wenn auch nicht überall im Gouvernement die besseren und besten Bodenarten vorherrschen, so darf man doch sagen, dass jene Landschaft eine mittlere Fruchtbarkeit besitzt und bei ordnungsmässiger Kultur in den meisten Jahren befriedigende Ernten liefert. Das Moskauische ist weit besser angebaut, als viele andere Gouvernements von Gross-Russland. Man kultivirt daselbst alle Getreidearten, auch Flachs und Hopfen neben Futtergewächsen und verschiedenen Handels- und Arznei-Pflanzen. — Die Rindvieh- und Schaf - Züchtung- hat in neuerer Zeit wesentliche Verbesserungen er-
fahren und wird jetzt in den meisten Kreisen des Gouvernements ungleich sorgfaltiger als früher betrieben. Moskau ist der an Fabriken reichst!1 Theil von g'anz Russland; es werden daselbst in
den verschiedenen Etablissements über 80,000 Arbeiter beschäftigt. Man fertigt schöne Tuche, Hüte, Seiden- und Baumwollen-Waaren, auch Leinwand, Leder, Papier, Glas u. s. w. Der Handel blüht in der alten Czarenstadt von Jahr zu Jahr mehr auf, und es hat fast den An- schein, als wolle Moskau sich bald wieder zum H auptlmndelsplatz für die Binnen - Gouverne- ments des Reiches erheben und der Residenzstadt St. Petersburg als eine beachtenswerthe Concurrentin an die Seite treten. — Im Moskauischen zählte man im Jahre 1876 im Ganzen 223,767 Pferde, von welchen aber
nur ein geringer Prozentsatz im Lande selbst gezüchtet wurde. Die Bauern zeigen dort — wie in den Gouvernements Jaroslaw, Twer, Nowgorod, Rjäsan und St. Petersburg' — kein grosses Interesse für die Pferdezüchtung; sie decken ihren Sommerbedarf an Pferden hauptsächlich durch Ankäufe auf den Frühjahrsmärkten und verkaufen im Herbst wieder die meisten der- selben zu sehr massigen Preisen an die Händler aus den westrussischen Gouvernements. Ein Theil dieser Pferdchen kommt in die Hände von Droschken- oder Schlitten-Besitzern der Gross- städte, und werden wir nachstehend noch Einiges über die russischen Droschkenkutscher (Iswo- schtschik) und deren Pferde anzuführen haben. — Auf den Märkten zahlen die Bauern im Frühjahr 150 bis 300 Rubel für die Arbeits-
oder Zugpferde, und im Herbst bekommen sie oft nur die Hälfte für die abgetriebenen, meistens schlecht g-ehaltenen Rössletn wieder zurück. Die gemeinen, unveredelten Bauerpferde im Moskauischen haben keinen besondern Cha-
rakter; sie ähneln jetzt noch vielfach den tatarischen Rossen alten Schlages und erreichen selten eine Höhe von 1,50 Meter, die meisten sind nur 1,40 bis 1,45 Meter gross und haben in der Regel ein zottiges Haar, besitzen aber eine Fig-enschaft, welche sie für ihre bäuerischen Be- sitzer besonders werthvoH macht; sie können nämlich die Unbilden des Wetters vortrefflich aushalten, sind dabei äusserst genügsam, und machen an eine besondere Abwartung und gute Pflege durchaus keine Ansprüche. Diese Eigenschaften scheinen eine Erbschaft der alten |
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RUSSL A N D ' S PF E R D ii - K A C E N.
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Steppenrace zu sein, aus welcher sie unstreitig hervorgegangen sind. — Die Massregeln, die
neuerdings von Seiten der Staatsregierung zur Hebung der Bauerpferdezucht im Moskauischen, wie an anderen Orten des Reiches ergriffen worden sind, werden voraussichtlich auch hier be- friedigende Resultate liefern. — Die Ausstellungen von Hausthieren aller Gattungen, besonders aber die von Pferden, bei welchen gewöhnlich Preis- oder Probe-Ziehen und Wettrennen statt- finden, haben bereits viele Bauern veranlasst, bei der Auswahl ihrer Zuchtpferde etwas sorg- fältiger zu Werke zu gehen. Wenn sich ein Pferd bei solchen Proben oder auf der Rennbahn auszeichnet, so wird dasselbe sehr oft vom Departements-Chef für die Pferdezucht des Staate? zu verhältnissmässig" hohem Preise angekauft, oder man empfiehlt dem bäuerlichen Besitzer, dasselbe als „Zuchtthier" besonders gut zu halten und die Stuten nur den besseren Hengsten des Staats-Beschäler-Depots zuzuführen. — In unmittelbarer Nähe von Moskau befindet sich ein solches Hengst- oder Beschäler-
Depot der Krone, in welchem zur Zeit sechs tüchtige Hengste aufgestellt sind. Drei derselben gehören der Orlow'schen Traber-Race, zwei dem leichteren Reitschlage an und einer ist zur Produktion von schweren Arbeitspferden bestimmt. Man denkt daran, die Zahl der Beschäler in diesem Depot zu vermehren, da neuerdings die Nachfrage nach Hengsten schweren Schlages wesentlich zugenommen hat. — Die Beschäler für den Reitschlag im moskauischen Depot ge- hören der orientalischen Race an und sollen hochedle Individuen sein. Der Hengst für den Arbeitsschlag kommt von der Bitjuga im Gouvernement Woronesch. — Die Ställe dieses Depots lassen nichts zu wünschen übrig, sind durchaus zweckmässig eingerichtet und bieten genügenden Raum für eine grössere Zahl von Thieren. Die Hengste stehen in sogenannten Kastenständen; an jedem derselben ist eine Tafel angebracht, welche die Genealogie des be- treffenden Hengstes enthält und zugleich auch die Höhe des für denselben zu zahlenden Sprunggeldes angiebt. Man zahlt dort für das Belegen einer Stute gemeineren Schlages 2 bis 5 Rubel; der höchste Satz (40 oder 50 Rubel) wird für die Orlow-Traber berechnet. — Im Dorfe Woronow des Gouvernements Moskau wurde im Jahre 1802 von einem
Grafen Rostoptschin ein Gestüt zur Züchtung edler Reitpferde gegründet. Dasselbe hat Jahre lang Hervorragendes geleistet und ist lange Zeit eins der besten Gestüte Russland's ge- wesen. Jener Graf hat damals für die Hebung der Pferdezucht im Lande sehr grosse Opfer gebracht, indem er die werthvollsten orientalischen Hengste aus der Wüste Nedjd für seine eigenen Stuten kommen und diese Hengste dann auch später (für ein geringfügiges Sprung- geld) zum Beschälen der Stuten in der Nachbarschaft verwenden Hess. — Vor dem Einmarsch der französischen Armee in Moskau besass die Umgegend von Woronow einen sehr tüchtigen Reitschlag, der aber schon in den zwanziger Jahren mehr und mehr verschwunden ist. Nachdem das Dorf und Gestüt zu Woronow vom Grafen Rostoptschin verkauft und in den Besitz eines Herrn Woyeskow übergegangen war, scheint dessen P^influss auf die Besse- rung der Züchtung von Reitpferden grosse Einbusse erlitten zu haben; man bevorzugte später mehr die Aufzucht von Wagen- und Arbeitspferden, und auch jetzt ist im Moskauischen die Zucht von Reitpferden von weit geringerer Bedeutung, als die der Wagen- und Orlow - Pferde. — 1876 besass das Gouvernement im Ganzen 21 Privatg"estüte mit 57 Beschälern und 341 Mutterstuten. Nur 5 °/o derselben dienten zur Züchtung von Reitpferden; die meisten anderen züchteten Wagen- und Arbeitspferde und 13% aller Gestüte beschäftigten sich mit der Auf- zucht von Orlow - Trabern. — Von den vielen Merkwürdigkeiten der an Sehenswürdigem reichen Czarenstadt Moskau
interessirten uns bei unserem Dortsein (1876) vor allem Anderen die prächtigen Equipagen mit den zum Theil sehr schönen Pferden, welche hier aus allen Gouvernements des Reiches zu- sammentreffen. — |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT MOSKAU. 20Q
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Die Kutscherwelt bildet in den Städten Moskau und St. Petersburg gewissermassen eine
Volksklasse für sich. Die Anzahl dieser in Russland überall gleich gekleideten Rosselenker soll sich in Moskau — mit Einschluss der Kutscher der zweispännigen Lohnfuhrwerke — auf etwa 25,000 belaufen. In St. Petersburg giebt es ungefähr eine gleich grosse Anzahl, vielleicht noch einige Hundert mehr. — Man sieht unter diesen Kutschern oder Iswoschtschiks sowohl zwölfjährige Knaben, wie siebenzigjährige Greise; jedes Lebensalter ist unter ihnen ver- treten, und wenngleich viele dieser Leute nach ihrer Art ein angenehmes Leben führen, gut essen und trinken, so ist doch anderseits das Loos der Allermeisten kein beneidenswerthes zu nennen. Der Iswoschtschik hat zwar keine von der Obrigkeit frxirte Fahrtaxe und kann unter günstigen Umständen an einem Tage viele Rubel verdienen; allein es kommen auch Zeiten vor, in welchen er sich sehr bescheiden einrichten muss und kaum so viel verdient, class er für sein Pferd das nöthige Futter und für sich selbst ein Stückchen Schwarzbrod beschaffen kann. Der Iswoschtschik findet weder am Tage noch in der Nacht Ruhe; er muss zu jeder
Zeit bereit und willig sein, dem Publicum sein Gefährt anzubieten und oft mit einem billigen Lohn fürlieb nehmen. Die Strasse ist sein Heim; in allen Strassen, auf allen Plätzen, an den Brücken, vor den Bahnhöfen, wie auch an den entferntesten Ecken der Vorstädte und Villen- Viertel (Datschi) ist er zu finden, und überall ist der Iswoschtschik „zu Hause." Er hält die Sommerhitze wie die Winterkälte geduldig auf dem Bocke seiner Droschke oder seines Schlittens aus, und wehe demjenigen dieser Leute, welcher für diesen Dienst nicht eine soge- nannte „eiserne Gesundheit" mitbringt. Das Fahren ist in Russland nicht allein Sache des Vergnügens und des Luxus, sondern
häufig bedingt durch die grossen Entfernungen, welche man sowohl in den Städten, wie auf dem Lande zurückzulegen hat. Wenn man nur einigermassen schnell von Platz zu Platz kommen will, so muss entweder eine herrschaftliche Equipage oder der Iswoschtschik benutzt werden. Es herrscht dort nun einmal die .Sitte, immer zu fahren, und so sieht man nicht selten die vom Markte heimkehrenden Dienstboten, die zur Arbeit verschickten Handwerker (mit ihren Werkzeugen), Militairs aller Rangklassen, Schulkinder wie Greise und viele andere Menschenkinder fahren, die im westlichen Europa gewöhnlich ganz bescheiden zu Fuss ihre Wege zurücklegen. — Nirgends wird so s chnell'gefahren, wie in den russischen Städten, ganz besonders
aber in Moskau und St. Petersburg. Das Pferd kennt hier nichts als den schärfsten Trab oder Galopp. Hierdurch geben die zahllos an einander vorüberjagenden Gefährte in der That das Bild einer ununterbrochenen Wettfahrt ab. — In unseren deutschen Städten wehrt der Schutzmann den allzu schnell Fahrenden
.strenge zurück, in Russland aber treibt der Polizeisergeant (Butotschnik) den Säumigen 7.U1- Eile an. Der Iswoschtschik bietet seine Dienste an, wie sein College 111 anderen Ländern,
aber jener stets in einer bescheidenen Weise. Er nennt seinen Preis, wird jedoch sogleich von den umstehenden Kameraden heruntergeboten , und dem Wenigstfordernden, welcher in der Regel auch der schmutzigste ist, die schlechteste Droschke und das elendeste , kleinste Rösslein besitzt, bleibt unter Umständen die Fahrt. Der wohl situirte Russe geht bei der Auswahl des zu miethenden Iswoschtschik ziemlich sorgfältig zu Werke, und bezahlt gern für einen guten Wagen und ein starkes, rasches Pferd — selbst bei kleinen Wegstrecken — 20 oder 30 Kopeken mehr für die Fahrt, als sonst üblich ist. — Die Kutscher sind dort immer höflich, sie ziehen bei jedem Worte ihren Hut ab und betrachten den Miether ihres Fuhr- werks für die Dauer der Fahrt als ihren Herrn und Gebieter. Ein Trinkgeld wird nicht erwartet, Freytajr, Russland's Pferde-Uacen. 2"J
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2IO RUSSLAND S PF KR D E-R AC EN.
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auch niemals gefordert, aber stets gern genommen. „Genügsamkeit ist seine Devise", sagt mit
vollem Recht der Graf Theodor von Leublfmg in seinem hübschen Buche, betitelt: ..Wande- rungen in Russland." Der Iswoschtschik bezieht alle seine geringen Lebensbedürfnisse vom Colporteur der
Strasse. Von ihm kauft er das Heu wie den Hafer für die jedesmalige Fütterung seines Pferdes; ebenso auch sein eigenes Mittagsmahl, etwas schwarzes Brod, rohe Gurken, oftmals auch Johannisbrod als beliebtes Dessert, und lässt sich dazu aus einer weitbauchigen Flasche ein Glas Kwass*) einschenken. Fleisch und Bier genehmigt seine Sparsamkeit nicht recht. Er schläft häufig auf seinem Bocke und sieht dieserhalb auch meistens etwas übernächtig und struwelpeterlich aus. Sein niedriger, grober Filzhut ist oben stark ausgeschweift, etwa in der Weise geformt wie der Tschako unserer Soldaten zu Anfang dieses Jahrhunderts. Sein bis auf die Füsse reichender dunkelblauer Leibrock ist faltig und häufig mit Schafpelzen gefüttert. Er trägt derbe, hohe Stiefel und einen blauen oder rothen Leibgurt (Ku:;chack). Die besser situirten Kutscher besitzen einen Zweispänner (Caretta) mit Verdeck; diese
ist gewöhnlich mit Tuch ausgeschlagen und bietet Raum für 2 — 4 Personen. Die einspännige Droschke, mit grossen C-Federn, hat einen dachlosen, halbrunden Sitz, auf welchem zur Noth zwei Personen Platz finden, ist aber eigentlich nur für einen Fahrgast bestimmt. Beim raschen Fahren auf schlechtem Pflaster ist die Position auf dem kleinen Sitze dieser Droschken eine sehr precäre und kann unter Umständen — z. B. nach einer guten, russischen Mahlzeit — lebensgefährlich werden. — Die beigefügten Holzschnitte — Fig-. 7 u. 8 — liefern unserem Leser das Bild einer
russischen Droschke und eines Schlittens, wie solche im Sommer oder Winter von den Iswoscht- schiks in den Städten dem fahrlustigen Publikum zur Verfügung gestellt werden. —■ |
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Drogki.
Der herrschaftliche Kutscher Russland's ist eine verfeinerte Ausgabe des Iswoschtschiks.
Auch dieser trägt denselben altrussischen Anzug von dunkelblauer Farbe, welcher aber stets von feinerem Tuche angefertigt wird. Ihre Leibbinden sind oftmals schön gestickt und von feuer- oder kirschrother Farbe. — |
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*1 Kwass ist ein Getränk aller Volksklassen Russlands, und wird aus Wasser, Honig, Salz, Roggen- und
Weizenmehl bereitet. |
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DIE PFERDE III GOUVERNEMENT MOSKAU. 211
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Man sieht unter diesen Kutschern nicht selten hübsche, vollbärtige Männer, die sich
in der Regel sauber und reinlich halten; beim Fahren legen sie eine Gewandtheit an den Tag, die uns häufig in Erstaunen versetzt hat. Sie treiben ihre Pferde meistens durch Zungenschlag Fig. 8.
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Sanki oder Sani.
oder dergl. Laute zum schärfsten Trabe an und winden sich dabei durch die unzähligen Fuhr-
werke der Strassen so geschickt, dass nur selten ein Streifen der Räder vorkommt. A.ber es bedarf dieses Fahren auch straffer Zügel und der grössten Aufmerksamkeit, denn das geringste Versehen würde hier leicht einen Umsturz herbeiführen. Ueberall dort, wo man die Pferde „russisch" anspannt, trägt der Kutscher das natio-
nale Kostüm; wenn man aber englisch fährt, bekommt der Kutscher eine Livree nach eng- lischem Muster. Die Pferde der Orlow-Traber-Race sind jetzt als Wagenpferde in Moskau und St.Petersburg besonders beliebt; beim Einspänner geht ein hölzerner Bogen über die Gabel und den Hals des Pferdes fort und verleiht dem Anspann einen sicheren Halt. Das Kutsch- geschirr zeichnet sich bei den Russen wie bei den meisten Slaven und Orientalen durch einen Reichthum silberplattirten Schmuckes aus; überdies hängen gewöhnlich noch viele Riemen und Troddeln am Kopfe und Leibe des Thieres nieder. Bunt gefärbtes Leder wird hierzu am häufigsten verwendet. Auf dem Titelblatte unseres Buches liefern wir die Abbildung eines russischen Drei-
gespannes— Troika genannt. -—Bei demselben läuft ein kräftiger Traber als Mittelpferd in der Gabel und unter dem Bügel; die beiden Aussenpferde, mittelst des verkürzten, äusseren Zügels stark abgebogen, gehen auf der Wildbahn und galoppiren fortwährend rechts und links neben dem Traber her; dieser aber darf niemals aus seinem scharfen Trabe in die Galoppgangart verfallen. — Man findet — wie schon früher gesagt — bei den russischen Wag-enpferden, ganz besonders aber bei den Trabern, in der Regel ein lebendiges Ter. p erament; dieses kommt den Kutschern der Dreigespanne ganz besonders zu statten, sie haben nur selten ein Antreiben der Pferde nöthig; die Thiere laufen stets willig vorwärts und zeigen sich nur ausnahmsweise träge. Vorzü<;liche Läufer, d. h. Traber erster Klasse, zu besitzen, ist der Stolz aller wohlhabenden Herren in Moskau, St. Petersburg und in anderen grossen Städter, des Reiches; solche Pferde geschickt zu führen und mit ihnen „das Grösste" zu leisten, ist der Stolz der Najesdniks.*) *) Najesdniks nennt man die Kutscher für die Traber-Gespanne.
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212 RUSSLAND'S PFERDE-RACEN.
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Es vergeht in den Grossstädten kaum ein Tag, an welchem man nicht Gelegenheit
erhält, auf den häufig mit Holz gepflasterten breiten Strassen Zeuge von förmlichen Trabrennen oder Wettfahrten zu sein. — Eins der anziehendsten Schauspiele aber, welches man als Pferde- liebhaber dort geniessen kann, bildet unstreitig im Winter ein Trabrennen auf der spiegel- glatten Fläche der hart gefrorenen Flüsse. Die Pferde, im reichsten Geschirr, sind vor die winzig kleinen Schlitten gespannt und werden entweder vom Kutscher oder vom Eigenthümer selbst gelenkt. Letzterer hat bei solchen Gelegenheiten in der Regel ein nationalrussisches Kostüm angelegt und findet mit seinem dicken Pelze kaum den nöthigen Raum für seine Füsse, hingegen stets volle Armfreiheit zum Lenken seines Renners. — Victor Silber er berichtet in seinem schon mehrfach citirten Handbuche des Traber - Sport's
Folgendes: „Bei diesen Trabrennen auf dem Eise ist das Führen und somit auch der Gebrauch jeder Peitsche ausgeschlossen; *) das einzige Mittel, um den Traber zur grössten Schnelligkeit anzu- eifern, besteht in der Anwendung des Begleitpferdes. Dieses, ein flinker, ausdauernder Renner wird von einem „Poddoujny'' in weit ausholendem Galopp neben dem Traber so geritten, dass er demselben immer um eine Kopflänge voraus ist und auf diese Weise den Traber vor dem Schlitten zum raschesten Gange anspornt. Die Aufgabe, die dem Reiter des Begleitpferdes zugewiesen wird, ist eine äusserst schwierige, denn er ist sozusagen der Regulator des Trabers und muss genau sowohl die Schnelligkeit, als die Ausdauer der Thiere kennen, anderseits es aber auch sorgfältig vermeiden, dem Traber aus was immer^ für einer Ursache zu nahe zu kommen oder gar denselben zu berühren. — In neuerer Zeit kommt aber die Anwendung des Begleitpferdes bei den Trabrennen immer mehr ab, und es wird dasselbe nur noch beim Trai- ning benutzt. Bei den mit kaiserlichen Rennpreisen dotirten Trabrennen ist der Gebrauch des Begleitpferdes ausdrücklich verboten." — Der Kaufherrnstand Moskaus zeichnete sich schon in älterer Zeit durch die noble
Passion, mit schönen Pferden zu fahren oder zu reiten, vortheilhaft vor vielen andern Kauf- leuten des Landes aus, und auch heute besitzen die reichen Kaufleute dieser Stadt die vor- züglichsten Carrossiers im Kaiserreiche. Wer sich in jener Stadt den Anblick ausgezeichneter Orlow-Traber verschaffen will, dem können wir nur rathen, sich zur Mittagszeit in diejenigen Strassen zu begeben, welche zur Börse führen; er wird hier sicherlich immer Gelegenheit haben, die kostbarsten Rosse von ganz Russland zu sehen. — Die Eigenthümer der renommirtesten Privat-Gestüte des Landes senden ihre Remonten
nach Moskau, und das Beste kommt hier auf den Markt. Seit dem Jahre 1846 wird zur Wrinterzeit eine grössere Anzahl von Pferden aus dem Staats-Gestüte zu Chränowoy in der alten Hauptstadt in Auktionen verkauft. Aber auch an grossen Pferdehändlern fehlt es hier nicht; man findet dort bei den ersten Firmen — z. B. bei Bardin & Comp. — die schönsten Rosse fast aller Racen, besonders aber die Orlows, gut vertreten. Die für diese Pferde gefor- derten Preise erscheinen uns zwar anfänglich etwas hoch, doch söhnt man sich bald mit den- selben aus, wenn man die hervorragenden Leistungen dieser Thiere zu sehen bekommt. Für edle Reitpferde der orientalischen oder englischen Racen werden in Moskau 1000 bis 2000 Rubel und für tüchtige Traber und Carrossiers sogar 2000 bis 3000 Rubel und mehr gezahlt. — Zum Schluss liefern wir noch ein Verzeichniss der besten Züchter und deren Gestüte im
Gouvernement Moskau; die meisten derselben sind zweckmässig eingerichtet und verfügen über ein werthvolles Zuchtmaterial der besseren orientalischen und russischen Racen. — |
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*) Meistens verwendet man jetzt zum Antreiben der Pferde kleine viereckige Metallplatten, die am mittleren
Theile des Leitziigels derartig befestigt sind, dass sie zum Aufschlagen auf die Kruppe des Pferdes mit Erfolg benutzt werden können. |
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DIE PFERDE IM GOUVERNEMENT MOSKAU.
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Verzeichnis.s
der bedeutendsten Züchter und deren Gestüte im Gouvernement Moskau. |
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Zuchtpferde
Hengste | Stuten |
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Bemerkungen.
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Namen der Züchter.
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Gestüt.
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Kreis.
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Vorsppf. (z.Th.Trab.)
Vorspannpf. (Trab.) |
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18
26 24 . 45
56
13 33
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Collegienrath Mitrofan Sergieew. Mazurin
Oberst Valerian Dmitriebitsch Woeikoff Arzt Sergtej Iwanowitsch Kolesoff . . Ehrenbürg. Iwan Zacharowitsch Mopozoff Die Erben des wirkl. Staatsraths Peter
Petrowitsch Woeikoff...... Der Moskauer Kaufm. Wasilij Semeno-
witsch Perlow......... Wirkl. Staatsr. Nikolai Pawlow. Schipoff
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Reiitowo
Litwinowo .
Riazantzy . Schereb- tschichi Subbotino .
Smirdino . Ostaschewo
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Moskowskij
Bogorodskij
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Vorsppf. (z.Th.Trab.)
u. Arbeitspferde. Vorspannpf. (Trab.) |
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We'rcjskij
Dmitrowskij Moschaiskij |
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214
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KACHSCHRIFT.
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Nachschrift.
Soeben — Anfang des Jahres 1881 — geht uns aus St. Petersburg die Mittheilung zu,
dass in diesem Sommer eine grosse Ausstellung in Moskau stattfinden soll. Dieselbe wird zu den, laut Reichstagsbeschluss, regelmässig alle 10 Jahre wiederkehrenden allgemeinen russischen Industrie - Ausstellungen gehören, die programmmässig abwechselnd in St. Petersburg und Moskau abgehalten werden müssen. — Die letzte Ausstellung fand 1870 in St. Petersburg statt, und es hätte hiernach die diesjährig-e Ausstellung eigentlich schon im vorigen Jahre in Moskau stattfinden sollen. In Ansehung der kritischen Lage, in welcher die wirthschaftlichen und industriellen Verhältnisse Russlands durch die schlechte Ernte von 187g und durch andere Umstände sich befanden, wurde die Ausstellung auf dieses Jahr verschoben. Erweitert ist ihr Programm dadurch, dass in gesonderten Abtheilungen eine landwirthschaftliche und eine Gartenbau-Ausstellung mit derselben verbunden wird. — Der Herr Verwalter des Domänenministeriums, Fürst Lieven, hat an die Hauptver-
waltung des Reichsgestütswesens ein Circular erlassen, welchem wir nachfolgende Bestimmungen über die in Moskau stattfindende Pferdeausstellung entnehmen: Auf der allgemeinen russischen Pferdeausstellung werden Prämien für hervorragende Formen und Gänge vertheilt werden, wobei namentlich die Reitpferde unter dem Sattel im Schritt, Trab und Galopp, auch ohne zugeritten zu sein, geprüft werden sollen, — die Wagenpferde im Anspann. Die Experten sollen bei Prüfung der Pferde vor Allem die Thatsache in's Auge fassen, dass der Werth des Pferdes nicht in der Schönheit einzelner Formen besteht, sondern in einem regelrechten, pro- portionirten Bau und in richtigen Verhältnissen der Körpertheile, durch welche Kraft und Regelmässigkeit der Bewegungen bedingt wird, — mit einem Worte, dass als Massstab für den Werth des Pferdes dessen Leistungsfähigkeit gelten muss, d. h. das Pferd muss den An- sprüchen, welche an die betreffende Gattung gestellt werden, in möglichst befriedigender Weise gerecht werden. Bei Prämiirung der Reitpferde, d. h. der Vollblutengländer, der Araber u. s. w. soll sich die Expertise möglichst fest an folgende Regeln halten: „Bei Beurtheilung des Reitpferdes muss geachtet werden auf Reinheit des Blutes,
Trockenheit, Knochen, Muskelentwicklung, leichte regelmässige Bewegung, das Pferd soll die Form eines Kavalleriepferdes haben und sich vorzugsweise für den Kavalleriedienst eignen. Selbstverständlich wird bei Rennpferden auf Pedigree und Erfolg in Rennen gesehen." „Bei Prüfung der Arbeitspferde hat man deren Aussehen in soweit zu beachten, als
dasselbe Kraft, Ausdauer und Brauchbarkeit an den Tag legt, Grösse, Breite, starke Knochen, feste Muskeln, Trockenheit und Energie müssen aufgewiesen werden. Das Lastziehen hat in derselben Weise stattzufinden, wie es auch sonst nach dem Reglement für Ausstellungen von Bauerarbeitspferden geschieht." Nach denselben Grundsätzen hat die Expertise auch die Wagenpferde zu prüfen. Bei
Trabern muss ein Pedigree vorgestellt werden, und kommen etwaige Erfolge auf der Rennbahn ebenfalls in Betracht. Ueberdies hat sich die Expertise nach folgenden Bestimmungen zu richten: a. Es existiren zwei Prämiirungsklassen: die eine für vierjährige, die andere für
ältere Pferde.
b. Bei gleichen Arorzügen zweier Pferde entscheidet~ der Umstand, ob der Besitzer
Züchter ist, oder nicht. Dem Züchter wird die Prämie ertheilt, wenn sein
Konkurrent nicht Züchter ist. c. Von zwei gleich werthvollen Pferden wird das grössere prämiirt.
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NACHSCHRIFT. 215
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Pferden, die keine Geldprämien erhalten, können Medaillen oder Belobigungs-Attestate
ertheilt werden. Es ist Jedermann gestattet, Pferde in unbeschränkter Anzahl auszustellen. Die auszustellenden Hengste und Stuten dürfen nicht jünger sein als i und nicht älter als 10 Jahre inclusive, und müssen Zeugnisse über ihre Abstammung vorgestellt werden. Falls eine grössere Anzahl von Reitpferden eines Züchters prämiirt wird, so kann er einen besonderen silbernen Ehrenpreis von 300 Rubeln erhalten oder eine goldene Medaille im Werthe von 100 Rubeln, falls die Pferde anderen Abtheilungen zugetheilt sind. In Anbetracht der Thatsache, dass von den Pferdebesitzern allerseits über die Unzuver-
lässig! eit der Stallleute Klage geführt wird, sollen von der Hauptverwaltung des Reichsgestüts- wesens Belobigungsattestate an solche Stallaufseher, Trainer, Bereiter, Jockeys, Reitknechte u. s.w. ertheilt werden, welche sich einer Belohnung für Pflege der ihnen anvertrauten Pferde, nach Zeugniss der Expertise, würdig gezeigt haben. Diese Belobigungsattestate haben den Zweck, das Stallpersonal zu grösserem Eifer anzuspornen, und können dieselben nur ertheilt werden: a) im Falle der Besitzer des Gestütes, resp. Stalles sich für seinen Bedientesten verwendet,
b) wenn der Bewerber mindestens 5 Jahre bei einem und demselben Herrn gedient hat.
Die Prämien werden folgendermassen auf die einzelnen Abtheilungen vertheilt: I. Abtheilung (Reitpferde).
A. Vollblut-Engländer.
Vierjährige Pferde :
1. Hengste ,500 Rubel und 300 Rubel.
2. Stuten 300 und 200 Rubel.
Aeltere Pferde: 1. Hengste 500 und 300 Rubel.
2) Stuten 300 und 200 Rubel. B. Vollblutaraber.
Vierjährige Pferde:
1. Hengste 500 und 300 Rubel.
2. Stuten 300 und 200 Rubel.
Aeltere Pferde: 1. Hengste 500 und 300 Rubel.
2. Stuten 300 und 200 Rubel.
C. Schwere Reitpferde.
Vierjährige Pferde:
1. Heng-ste 400 und 200 Rubel.
2. Stuten 200 und 150 Rubel.
Aeltere Pferde: 1. Hengste 400, 200 und 100 Rubel.
2. Stuten 200 und 150 Rubel.
D. Leichte Reitpferde:
Dieselben Prämien, wie für die schweren, nur fällt der
dritte Preis von 100 Rubeln fort. E. Donische und sonstige Steppenpferde.
Vierjährige Pferde:
1. Hengste 250 und 200 Rubel.
2. Stuten 200 und 150 Rubel.
Aeltere Pferde: Dieselben Prämien, wie für jjährige.
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NA CHS CUR I FT.
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II. Abtheilung (Wagenpferde).
A. Traber:
Dieselben Prämien, wie beim Vollblut.
B. Schwere Wagenpferde.
Vierjährige Pferde:
i) Hengste 300 und 200 Rubel.
2) Stuten 200 und 150 Rubel. Aeltere Pferde: Dieselben Prämien.
Anmerkung: Die Züchter, deren Pferde eine erste Prämie erhalten, werden ausserdem mit einer goldenen Medaille von 100 Rubeln Werth prämiirt. III. Abtheilung- (Arbeitspferde).
A. Schwere Lastpferde.
Vierjährige Pferde:
1. Hengste 200 und 100 Rubel.
2. Stuten coo und 75 Rubel.
Aeltere Pferde: Dieselben Prämien.
B. Schwere Arbeitspferde.
Vierjährige Pferde:
1. Heng'ste 150 und 100 Rubel.
2. Stuten 100 und 75 Rubel.
Aeltere Pferde: Dieselben Prämien.
C. Kleine Arbeitspferde.
Vierjährige Pferde:
i. Heng'ste 100 und 75 Rubel,
2. Stuten ebenso. Aeltere Pferde: Dieselben Prämien.
Anmerkung: Züchter, deren Pferde den ersten Preis erhalten haben, werden mit einer Silbermedaille prämiirt. |
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