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HANDBUCH
DEK
ANATOMIE DER HAUSTfflERE.
Mit besonderer Berücksichtigung
DES PFERDES.
Zum Gebrauchc bei Vorlesungen und zu eigener Belehrung
FRIEDRICH A. LEYH,
Professor an der konigl. wurUembergischen Thierarznei-Schule zu Stuttgart, correspondirendem ÏHitgliede
des Vereins belgischer ThierSrzte etc.
Mil Holzschnitten nach Origina
zeichnungen.
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STUTTGART.
VERLAG von EBNER * SEUBEUT.
1850.
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m 0 r to 0 r t.
Seit einer Reihe von Jahren mit Anfertigung von Priiparaten fur deu anato-
mischen Unterricht an hiesiger Thierarznei-Schule beschaftigt, besorgte ich zugleicb
die Repetitionen der Anatomie, und seit déni Tode meines Vorfahrers, dem um
die Thierheilkunde so verdienten, aber leider viel zu früh dahin gescliiedenen
Prof. Baumeister, aucb den Vortrag über Anatomie. In dieser Stellung hatte
ich vielfache Gelegenheit die AVahrnehmung zu machen, wieviel Zeit und Mühe es
manchen meiner Zuhörer kostete , den so wichtigen Lehrgegenstand, der die
Grundlage beinahe sammtlicher Fâcher der Thierheilkunde bildet, aus dem so
isolirt dastehendon Texto die Anatomie gründlich zu studiren, wiihrend er Pre-
parate nicht immor vor Augen haben kann. Ja ich möchte sogar behaupten, dass
ein grosser Theil der Thierheilkunde Beflissoner das Studium der Anatomie zu
einem maschinenmâssigen Auswendiglornen gemacht hat, wobei die Köpfe, welche
ihre Hauptkraft im mechanischen Gedachtniss haben, im Vorthoil sind; diejenigen
aber, welche mehr denken als materiel] auffassen, gemeiniglich in Nachthei]
kommen. Der Gedanke nun, diesem falschen Lernsystem entgegenzuarbeiten, so
wie der AVunsch, im Allgemeinen auch mehr Interesse und Liebe zum Studium
der Anatomie zu erwecken, gab die Veranlassung zur Herausgabe dièses Buchs,
niimlkh einer den gegenwàrtigen Anforderungen entsprechenden Anatomie mit in
den Text eingcdruckten naturgetrouen Abbildungen für den praktischen Gebrauch
des thieriirztlichen Publikums. Zu diosem Zwecke sind sâmmtliche Darstellungen
des speciellen Theiles nach eigens dazu augefertigten Prâparaten am Cadaver, von
einom Maler der dafür Sinn und Geschick hatte, gezeichnet, von demselben
Künstler auf's Holz übertragen und die weitere Ausführung einem der Aufgabe
gewachsenen Xylographen übergebon worden. Sâmmtliche Darstellungen sind, wo
es nicht besonders angemerkt wurde, nach Priiparaten ain Pferde aufgenommen,
das auch bei der speciellen Beschreibung der einzelnen Organe don Hauptgegenstand
bildet, indem dio anatomische Beschreibung der Organe der übrigen Hausthiere,
als den Wiedorkauern, dem Schweine, dem Hunde und der Katze, nur vergleichend
mit diesem behandelt wurde.
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VI
Bei der Anfertigung der fiir meinen Unterricht bestimmten Priiparate war
ich stets, um theils Zeit und Mühe, theils unuöthigo Kosten zu ersparen, auf
die Eintheilung des Cadavere bedacht, wodurch es auch kam, dass bei der
Beschreibung der einzelnen Gebilden die bisher übliche systematische Anordnung
derselben nicht eingehalten werden konnte. Dio Muskeln habo ich nach ihrer
Lage, nâmlich Muskeln am Kopfe, Rumpfe etc, dargestellt und beschrieben, um
sowohl obigen Zweck zu erreichen, als auch dadurch das Pràpariren und Operiren
zu erleichtern. In Beziohung der hier eingehaltenen Anordnung der Organe ver-
Tveise ich auf das Inhaltsverzeichniss,
Der AusaTbeitung dièses Buchs lagen hauptsachlich die ausgezeichneten Werke
von Prof. Dr. Gurlt in Berlin iiber vergleichende Anatomie der Haussaugethiere
und von Prof. Dr. Gerber iiber allgemeine Anatomie zu Grunde. Aus letzterem
Werke sind auch die sehr gelungenen microscopischen Darstellungen, welche zur
Versinnlichung der Geweblehro dienen, entnommen. Rücksichtlich der Nomenclatur
habe ich zu bemerken, dass ich der in Schwab's Lehrbuch der Anatomie ange-
nommenen grösstentheils desshalb gefolgt bin, weil dasselbe bei uns allgemein
eingefiihrt und bekannt ist, so dass eine neue Nomenclatur wahrscheinlich mehr
hinderlich als befördernd in der Benützung dièses Bûches gewesen wiire.
Moge nun vorliegendes Buch sowohl dem Jünger der Thierheilkunde, als auch
dem wissenschaftlich und praktisch gebildeton Thierarzte sich fiir den Gebrauch
ebenso nützlich erweisen, als es in meiner Absicht lag, durch Förderung der
Wissenschaft nur Nutzen zu stiften. Dass in mancher Beziehung bei dieser
schwierigen Aufgabe Ausstellungen gemacht werden mogen, ist insofern voraus-
zusehen, weil die Meinungen getheilt sind und Irrungen nicht auszuweichen ist.
Ich werde daher jode geeignete Berichtigung stets nur dankend annehmen und
sehe dem Urtheile Sachverstàndiger, die die Grosse der rnir gestellten Aufgabe
allein richtig bemessen können , getrost entgegen.
Stuttgart im August 1850.
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Scile
i. QEtaUittmg
1
il. JtUgcmeinc JLnotomù........
2
1. Zellgewebe..........
3
2. Fettgewebe.........
4
3. Pigmentgewebe.........
i
4. Hautgewebe .......
5
A. AllgemeineDecke
5
B. Schleimhaute
. - 5
C.Seröse Haute
7
D. Syno\ialhàute
8
5. Fibroso Gewebe........
9
a. Fibrose Haute .........
9
b. Sehnen und Sehnenhâute .......
9
c. Bander ..........
10
6. Elastisches Gewebe........
10
7. Honigewebo.........
11
A. Hornige Gebilde der allgemeinen Decke
11
a. Aeussere Oberhaut . . . , . .
11
b. Haare . . . . . . . .
12
c. Krallen .........
13
d. Klauen .........
14
e. Hufe..........
15
f. Ilörner .........
15
B. Hornige Gobilde der serösen und Schleimhiiute
16
a. Pflasterepithelium .......
10
b. Cylinderepitbelium .......
17
8. Muskelgewebe.........
18
9. Gefassgewcbe.........
20
a. LympkgefHsse .........
20
b. Blutgefiisse .........
20
c. Absonderungsgefasso ........
22
10. Nervengewebe.........
22
1J. Driisengewebe.........
24
A. Drüsen ohne Ausführungsgange ....
24
a. Schilddrüsen .........
24
b. Brustdriise ..........
24
c. Milz . ..........
24
d. Nebennieren ..........
24
B. Drüsen mit Ausführungsgangen , . . . .
24
1. Eiufache Drüsen ........
24
a. Talgbalge ..........
25
b. Schweissdrüsen . . . . . . .
25
c. Schleimbalge .........
25
2. Zusammengesetzte Drüsen .......
26
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Vili
a Z u sainm ongehaui'te Drùsen
1.   Zusainmengesetzte Talgdriisen
2.   Zusanimeugesetzte Scbleimdrilsen
3.   Vorsteberdriiso
4.   Cowper'sche Drüsen
5.  Scbeidendriisen .
b.  Blasige Drüsen .
1.   Thranendrüsen
2.  Harder'sche Drüsen
3.   Speicheldrüsen
4.  Lober
5.  Euter oder Milcbdrüsen
c.   Röhrige Drüsen
1.  Nieren
2.  Hoden
12.  Knorpelgewebe
1.  Zellenknorpel ...
2.  Netzknorpel         ....
3.  Faserknorpel        .
13.   Knochengewebe
14.   Zahngewebe ...
Eintheilung des tbieriscben Körpers
ui. IfConbm Jlitfltomie.
Jtnodjeitleljrc.
a.  Knochenhervorraguugen ......
b.  Knochenvertiefungen         .
c.  Knochenverbindungen         .....
Suramariscbe üebersicht des Skelettes des Pferdes
Summarische Üebersicht des Skelettes des Rindes
Summarische üebersicht des Skelettes des Schweines
Summarische üebersicht des Skelettes des Hundes .
Summarische üebersicht des Skelettes der Katze
Summarische Uebersiclit der einzelnen Knoclien der Haussiiugethiere
Knochen des Kopfes.
A. Des Hirnschadels.
1.  Oberhauptsbeiu
2.  Sichelbein
Vorderhauptsbeiii
Stirnbeirie
Schlafenbeine .
Keilboin .
7. Siebbein .
B. Knoclien des Angesichtes.
Nasenbeine
Thranenbeine
Jochbeine
Grosse Kieferbeine
Kleine Kieferbeine
Rüsselknocheu
Gaumenbeine .
Flügelbeine
Pflugscharbein
Nasenmuscheln
Hinterkiefer .
1.
2.
3.
4.
f).
6.
7.
8.
<).
10.
11.
12. Zungenbein
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IX
Seilo
13. Zïhne............          73
a.  Schneidezâhne ..........          74
b.  Hackenzabne..........          75
e. Backzahne ...........          76
Uebersicht des Ausbruchs und Weclisels der Zahne ....          78
II.  Knoeien des Kumpfes.
A.  Knocben der Wirbelsiiule.
1.  Hals-svirbel...........'         79
2.  Riickemvirbel...........          82
3.  Lendenwirbel ...........          84
4.  Krouzbein ...........          85
5.  Schweifwirbel..........«t .          87
B.  Knochen der Brust.
1.  Kippen............          87
2.  Brustbein...........          89
C.  Knoehen des Beckens.
Darmbein ............         91
Schanibein ............          91
Sitzbein............         92
III.  Knochen der Gliedmassen.
A.  Knochen der vordern Gliedmassen.
, Schulterblatt...........          93
Oberarmbein ...........          95
Vorarmbein ............          96
Ellenbogenbein...........          98
Knieknochen .'..........          99
Schienbein und Griffelbeine .........        102
Sesambeino ............        104
Fesselbein (erstes Zehenglied) ........        105
Kronbein (zweites Zehenglied) ........        106
Hufbein (drittes Zehenglied)........        106
Hufbeinknorpel ...........        107
Strahlbein............        108
B.  Knochen der hintern Gliedmassen.
Oberschenkelbein . .........        109
Kniescheibe ............        110
Grosses Untersclienkelbein . . . . . . ... •        111
Kleines Untersclienkelbein .........        113
Sprunggelenksknochen ..........        113
Schienbeino .............        119
Griffelbeine, Gleicbbeine, Fesselbein, Kronbeiu, Huf- und Strahlbein .        120
IV.   Knochen, w eie h e nicht mit dem S k elette in Verbindung
s te hen.
Schlüsselbein , . , . . , . . ' . . .        121
Herzknochen . ..........        121
Ruthenknochen...........        122
pünbtrlttjrt.
Summarische Uebersicht der Bander, welclie die Knochen bei dem
Pfcrde mit einander verbinden . . . . . . • . 123
I. Bander am Kopfe.
A.  Bander des Hinterkiefergeleukes ........        12S
B.  Bander des Zungenbeines         . .        ... • •                126
C.  Bander des Kopfgelenkes........        !26
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X
II. 'Bander aniKumpfe.
A.   Bander der ty'irbelsâule ....
a.   Gemeinsnbaftliche ....
b.  Besondere ......
B.   Bander der Rippen und des Brustbeiues .
C.  Bander des Kreuzbeines und der Beckenknochen
III.   Bander der vordern G liedmas s e u.
A.  Bander des Armgelenkes          .....
B.  Bander des Ellenbogengelenkes         ....
C.   Bander zwiscben dem Vorarro- und Ellenbogenbeine
D.   Bander des Kniegelenkes         .....
a.   Gemeinschaftlicbo        ......
b.  Besondere ........
E.   Bander zwiscben dem Scliienbeine und den Griffelbeinen
F.  Bander des Fesselgelenkes .....
G.  Bander der Gleicbbeine ......
H. Bander des Krongelenkés         .....
I. Bander des Hufgelenkes .....
K. Bander des Strahibeiues . .                 ...
IV.   Bander der bintern Gli e dm assen.
A.  Bander des Huftgelenkes .......
B.  Bander des Kniegelenkes .......
C.   Bander der Kniescbeibe .......
D.  Bander der Zwischengelenkknorpel .....
a.   Bander des aussern Zwiscbengelenkknorpels
b.  Bander des innern Zwiscbengelenkknorpels
E.  Bander zwiscben dem grossen und kleinen UnterscheukelbeiU'
F.  Bander des Sprunggelenkes ......
a.   Gemeinseliai'tliche Bander ......
b.   Besondere Bander . .        .....
Jïtashcllctjrr.
Summarischo Uebersicbt der Muskeln der Haussàugethiere
Mus k e lu a m Ko pfe.
Erste Muskellage
          ,
Zweite Muskellage
Dritto Muskellage
Vierte Muskellage
Fiinfte Muskellage
Muskeln a m Rumpfe und den Gliedmassen
Erste Muskellage          ......
Zweite Muskellage         .....
Dritte Muskellage          .....
Vierte Muskellage          .....
Fiinfte Muskellage ' .        ....
Secbste Muskellage         .....
Besondere Muskeln der vordern Gliedmassen.
(Die Aluskelu von der aussern Seite betracbtet.)
Erste Muskellage           ..........
Zweite Muskellage         ..........
Dritte Muskellage '.....,..•■
(Die Muskeln von der innern Seite betracbtet.)
Erste Muskellage           ..........
Zweite Muskellage         ..........
Muskeln, welche siob nbr bei dem Kcbweiue und den Fleischfressern
voriinden ............
189
194
195
195
198
200
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XI
Muskeln des Kückens, der Brnst 11 n d des Bauches.                          Seite
Zweite Muskellage..........        202
Dritte Muskellage..........        205
Vierte Muskellage..........        208
Fünt'te Muskellage der Brust........        209
Muskeln der Brust und der bint e in Gliedmasse.
(Von der innern Seite betrachtet.)
Erste Muskellage
           . •               .        .......210
Muskeln des Kückens und der hintern Gliedmasse.
(Von der innern .Seite betrachtet.)
Zweite Muskellage.......... 212
G em eins chaf tliche Muskeln der hintern Gliedmasse.
(Von der aussern Seite betrachtet )
Zweite Muskellage........,
                215
Gemeinschaftliche und besondere Muskeln der hin-
tern Gliedmasse.
Dritte Muskellage.......... 217
Muskeln a m Knul und B e c k e n.
Vierte Muskellage         ■...-....• 219
Muskeln a m B o c k e n.
FiiiiIte Muskellage..........221
Sechste Muskellage.......... 222
Besondere Muskeln der hintern Gliedmasse.         ,        . 224
Muskeln, welche bei den Einhufern und "Wiederkauern nicht vor-
kommen ............ 228
frijn non i>tn (Eiitflerociiieit.
I. Verdauungsorgane
A. Verdauungsorgane a m K o p f e
1. Die Mani- oder Mundhòìile .
a.  Die Lippen
b.  Die Backen
e. Der Gaumen
d.   Das Gaumensegel
e.   Die Zahne
f.   Das Zahnflcisch
g.  Die Zunge
h. Die Speicheldriisen
230
230
230
231
232
233
234
235
235
235
237
237
239
239
240
240
241
241
242
242
243
244
245
249
249
252
257
1.  Die Ohrspeicheldriise .
2.   Die obère Backendriise
::. Rie untere Backendriise
i. I>ie Kinnbarkendriisv
.">. l'i.1 ruter/uugendiiièi'.
!>. \A*i f.ippendriise
7. Die AugenhiililcndriiM"
'i. Verdauungsorgane ara Halse uud in der B
a.   Der Schlundkopf .
b.  Der Schlund oder die Speiseriihre
. Verdauungsorgane in der Bauchhóhle
a. Der Magen ....
Magen der "Wiederkiiucr
1. Das Aeussere des Magens der 'Wiederkauer
2 Das liniere des Magens der Wiederkauer
b. Der Darmkanal ... . ... ..
tibie
i 1 h
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XII
I. Der dunne Darm
1.  Dot Zwölfflngerdarru
2.  Der Leerdarm
3.   Der Krummdarm
II, Der dicke Darm
1.  Der Blinddarm .
2.   Der Grimmdarm
3.  Der Mastdarm
c.  Das Netz
d.  Das Gekriise
e.  Die Leber
f.   Die Bauehspeicheldrüse .
g.  Die Mïlz
II.   Harnorgane
A.  Die Nieren
B.  Die Har ni elter
C.  DieHarnblase
D.  Die Harnröhre
E.  Die Nebennieren
III.  Geschlechtsorgane .
A.  Mannliche Geschlechtstli
a.   Der Hodensack
b.  Die Hoden ,
e. Die Nebenhoden .
d.   Die Saamenleiter .
e.  Die Saamenblaschen
f.  Die Vorsteherdrüse
g.  Die Cowper'schen Drüsen
h. Das maitnliche Glied
1.  Die Vorhaut .
2.   Die schwammigen Körper
3.  Die Harnröhre
4.  Die Eichel
Muskeln der mânniichen Geschlechtstheile
B.  Weibliche Geschlechtstheile
a.   Die Scham
b.   Der Kitzler .
c.   Die Scheide .
d.  Der Fruchthâlter .
e.  Die Muttertrompeten
f.   Die Eierstöcke
g.  Die Brüste oder Euter
C. Die tv e i b 1 i c h e n Geschlechts
Zu stande
a.   Der Fruchtkuchen
b.  Die Lederhaut
0.  Die Harnhaut
d.  Die Schafhaut
e.  Der Nabelstrang
f.   Das Nabelblâsehen
g.  Die Frucht .
IV. Athmungsorgane
A. Athmungsorgane am Kopfe
1.   Die Nasenhöhlen .
2.  Die Nebenhöhlen der Nase .
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XIIÎ
B,  A thm ungsor gane am Halse
1.  Der Iiiiftröhrenkopf ....
2.   Die Lui'trölire .        . . . .
3.  Die Schilddiüseu .....
C.  Athmuugsorgane in der Brusthölile
1.   Die Brusthölile .....
2.   Die Lungen          .....
fcljrc uon istn @£fö|icn.
I. Das Blutgefasssystem ....
A.DasHerz
a.   Die Herzvorkammem . .
b.   Die Herzkammeru
B. Die Arterien
1. Die Lungenarterie
II, Die Aorta ....
I. Die vordero Aorta .
1.  Die Iiückonarterie
2.  Die obère Halsarterie
3.  Die Halswirbelarterie
4.  Die innere Brustartorie
5.  Die üussere Brustarterie
6.  Dio unterò Halsarterie
7.  Die Kopfarterien
1.  Die Oberhauptsarterie
2.  Die innere Kopfarterie
3.   Die âussere Kopfarterie
A.  Die aussere Kinnbackenartarie
B.  Die innere Kinnbackenarterie
8. Dio Achselarterie .....
A.  Die Armarterie         ....
B.  Die vordero Vorarmarterie
C.  Dio liintere Vorarmarterio
D.  Die aussere Schieubeinarterie
E.  Die tiefe Schienbeinarterie
E. Die innere Schienbeinarterie
G. Die Seiteuarterien der Zehe .
II. Die hintore Aorta .....
A.  Der Brusttheil der Aorta
I. Die Luftröhrenastarterie
II. Die Scblundarterie
III.   Die Zwischenrippenarterien .
IV.  Die vordern Zwerchfellarterien
B.  Der Bauchtheil der Aorta
I. Die hintern Zwerchfellarterien
II. Die Bauchsclilagader .
HI. Dio vordero Gekrösarterie . .
IV. Die Nieronarterien
V. Die inneru Saamenartorien .
VI. Die liintere Gekrösarterie
VII. Dia Londenarterien . .
VUL Dio Darmbeinarterien .
A.  Die Oberscheukelarterie
B.  Die Kniokehlenarterie
C.  Die liintere Unterschenkelarteriê
D.  Die vordero Unterschenkelarterie
E.  Die tiefe Schienbeinarterie
F.  Die aussere Schienbeinarterie
G.  Die Seitenarterien
_______
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xrv
IX. Die Beckenarterien         .
I. Die Darmbeiu-Lendenarterie .
II. Die innere Schamarterie
III.  Die Seiten-Kreu/.beinarterie .
IV.  Die vordere Darmbein-Muskelarterie
V.  Die bintere Darmbein-Muskelarteriu
VI.   Die untere Darmbein-Muskelarterie
VII. Die Verstopfungsarterie
C. Die Venen.....
I. Die Lungenveneu
II. Die Venen des Herzens .
III.   Die mordere Hohlvene
I. Die Drosselvenen        .
A.  Die aussere Kinnbackenvene
B.  Die innere Kinnbackenvene
C.  Die untere Gehirnvene .
II. Die innern Brustvenen
III.  Die Halswirbelvenen .
IV.  Die obern Halsveuen .
V. Die ungepaarte Veue .
VI. Die Acbselvenen
A.  Die Seitenvcnen der Zehe
B.  Die tiefe Scliienbeinveno
C.   Die aussere Schienbeinvene
D.  Die innere Schienbeinvene
E.   Die hintere Vorarmvene
F.  Die vordere Vorarmvene
G.  Die Armvene          .
H. Die Achselveue
IV.  Die hintere Hohlvene
I.   Die Darmbeinvenen
I. Die Oberschenkolvenen
A.  Die Seiteuvenen der Zehee
B.  Die hintere Schionbeinven
C.  Die aussere Schienbeinvene
D.  Die innere Schienbeinvene
E.   Die vordere Unterschenkelvone
F.   Die hintere Unterschonkelvene
G.  Die Kniekehlenvene .
H. Die Oberschenkelvene
II. Die Beckenvenen
A.  Die Seiten-Kreuzbeinvene .
B.  Dio innere Schamveue
C.  Die hintere Darmbeinmuskelvene
II.  Die Lerjdenveneii
III.   Die innern Saameiivenen
IV.  Die Nieretivenen .
V. Die Leberveneu
VI. Die Zwerclifellventiii
Vir. Die hinteru Mittelfellvenen .
V.  Die Pfortader ....
I Die vordere Gekriisvene
II.  Pie hintere Gekriisvene
III.   Die Magen-Milzvene .
IL Das Lymphgcfâsssy-stem
A. Lymphgefasse
I. Hauptstiimme der Lynipbgefasse
A.  Der Milchbruslgang
B.   Der rechte Luftröhrenstamm
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XV
II.  Lymphgefasse des Kopl'es .....
III.  Lymphgefasse des Halses .....
IV.  Lymphgefasse der Brust uud der Brusteingeweide
V.  Lymphgefasse des Bauchas und der Baucheingeweide
VI. Lymphgefasse der vordern Gliedmassen
VII. Lymphgefasse der hintern Gliedmassen
]!. L ymplidrüs en
I.  Lymphdriisen an dem Kopfo
II. Lymphdriisen au dem Halse
III.   Lymphdriisen in der Brusthöhle
IV.   Lymphdriisen in der Bauchhöhle
V.  Lymphdriisen der vordern Gliedmassen
VI.  Lymphdmseu der hiutern Gliedmassen
ftljrt «on ben îlernen.
I.   Das Gehiin
A.  Die HirnhSute
1.  Die harte Haut . >
2.  Die Spinuweheuhaut
3.  Die weiche Haut .
B.  Das grosse Gehlrn
C.  Das kleine Gehirn
D.  Der Hirnknoten .
E.  Das verlàngerte Mark
II.  Das Rückenmark
III. Die Nerven
A.  DieHirnnerven
I. Der Riechnerv .
II.  Der Sehnerv ....
III.   Der gemeinschaftliche Augenmuskeln
IV.  Der Rollmuskelnerv .
V. Der dreigetheilte Nerv
VI.  Der âussere Augenmuskeluerv
VII.  Der Angesichtsnerv . .
Vili. Der Hörnerv
IX. Der Zungen-Schlundkopfnerv
X. Der Lungen-Magennerv
XI. Der Beiuerv
XII. Der Zungeufleisehnerv
B.  D ie Rückenm arksnerven
1. Die Halsnerven .
II. Die Riiekennerveu
III.   Die Lendennerven
IV.  Die Kreuznerven
V.  Die Schweifnerven
C.   Der grosse sympathische Nerv
£t\)tt nou ben Stnnesorpnen.
I. Höhere Sinneswerkzeuge         .......
A. DasSehwerkzeug. . . . . . . .
I. Die aussern Theile oder der Schutz- und Hülfsapparat des
Auges..........-,
1.  Die Augenlider         ......        .
2.  Die Bindehaut........
528
528
529
529
530
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XVI
3.   Die Blinzhaut
4.  Die Thràiienkanmkel
5.  Die Thranenwerkzeuge
Die innern Thoile des Auges oder der
1.
Sehapparat
II.
Die undurehsichtige Homhaut
2.  Die durchsichtige Hornhaut
3.  Die Aderbaut .
4.   Die Regenbogenhaut
5.  Die Is'etzhaut .
G. Die wassrige Feuchtigkeit
7.  Die Krystalllinse
8.   Der Glaskürper
B.  D a s G e h ó' r w o r k z e u g
I. Das iiussere Obr
1.  Die Ohrknorpel
2.  Dcr iiussere Gehiirgang
3.   Das Paukenfell
II. Das mittlere Olir
1.  Die Paukenlióble
2.  Die Gehörknüehelelien
3.  Dio Eustachisclie Röhre oder Olirtrompet
4.  Der Luftsack der Ohrtroinpete
III. Das innere Ohr .
               1. Der Vorliof .
2.  Die halbzirkelló'rmigen Kaniile
3.  Die Schnecke
C.  D a s G o r u c h s w e r k z e u g .
II. Niedere Sinneswerkzeuge
D.  D a s G e s c b m a c k s w e r k z e u g
E.  Das T a s t w e r k z e u g
1.   Die Busserà Haut
2.   Die Haare .
3.  Die Hörner
4.  Die Hufe .
A.  Die hornigen Theile des Hufes
1.  Die Hornwand
2.  Die Hornsohle
3.  Der Hornstrahl
B.  Dio fleischigen Theile des Hufes
1.  Die Fleischkrone
2.  Die Fleischwand
3.  Die Fleischsohle
4.  Der Fleisclistrahl
Weitere Producte der allgemoinen Decke
a.  Die Hornwarzen oder Kastanien
b.  Der Sporn ....
Nachtrag
Verbesserungen
Register
sr,7
568
569
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I. EIN L E IT U N G.
Die Anatomie oder Zergliederungskunst (Anatomie der
Thiere, Zootomia) ist als die Basis der wichtigsten Zweige der Thier-
heilkunde zu betrachten; sie begreift die kiinstliche Zerlegung des
thierischen Körpers in seine einzelnen Theile, wodurch deren ver-
sehiedene Lage, Verbind ung, Form, S truc tur u. s. w. darge-
stellt wird.
Die normale Anatomie beschaftigt sich ausschliesslich mit
den einzelnen Organen des thierischen Organismus im gesunden,
die pathologische Anatomie dagegen mit denen im krank-
haften Zustande; wâhrend die Physiologie über die Verrich-
tungen der einzelnen Organe Aufschluss gibt.
Was die Consistenz der einzelnen Theile im thierischen
Körper anbelangt, so ist in dieser Beziehung eine grosse Verschie-
denheit; im Allgemeinen lassen sie sich in fest harte, fest weiche
und fliissige Theile unterscheiden. Zu den fest harten Theilen,
weiche im erwachsenen und gesunden Zustande eine mehr bleibende
Gestalt haben, gehören: die Knochen und die Knorpel; zu den fest
weichen dagegen, weiche wie die fest harten Theile hauptsachlich
die Form des thierischen Körpers bestimmen, sind die Muskeln und
die Eingeweide zu zahlen. Die flüssigen Theile, deren Haupt-
bestandtheil das Wasser ausmacht, welches mit verschiedenen andern
Stoffen in verschiedenen Verhaltnissen gemengt ist, werden früher
gebildet als die festen Theile, und letztere sind auch nur als Producte
der crsteren zu betrachten. Die bekamitesten Flüssigkeiten im thie-
rischen Körper sind folgende : die Lymphe und der Milclisaft {Chylus), das
Blut, das Serum, die Gelenk- und Sehnenscheidenschmiere (Synovia),
der Schleim, Speichel, Magen- und Darmsaft, die Galle, der Harn,
Schweiss und das Hauttalg, der mannliche Saamen, die Flüssigkeiten
der Vorsteher-, Cowper'schen und der Scheidendrüsen (bei der Kuh),
der Eierstöcke, des Augapfels, die Thranenflüssigkeit, die Milch und
bei trachtigeii Thieren die Flüssigkeiten in den Eihauten.
L e y h, Anatomie.
1
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II. ALLGEMEINE ANATOMIE.
Alle festen Tbeile werden aus der L y m plie und dem Blute
erzeugt, und ihr Fortbestehen ist auch nur durch diese Flüssigkeiten
bedingt. Es scheiden niimlicli dieso Flüssigkeiten einen belcbten or-
ganischen (bildungsfahigen) Stoir aus, der durch einen eigenthümlichen
Orgaiiisationsprocess gerinnt und Bi 1 dun g s sto f f, K ei ras t off
(Cytoblastem) genannt wird. Dieser Cytoblast bildet ein gelblich
weisses bis dunkelrothes Körperclien, das ein Kernchen einschliesst,
dessen Grosse sich im Allgemeinen nach der Grosse der Blutkörper-
chen des Individuums richtet. Seine anfangs kngelige Gestalt geht
spater in andere Formen iiber. Aus oder an dieser belebten Substanz
entstehen die Zeilen, indem sich auf der einen Fliiche der ersten ein
Blaschen als Zelle erhebt. Die ncu gebildete Zelle bleibt entweder
Pig j            als solche, oder sie geht in höher organisirte Gebilde
Jun»e neu ent- "ber i gewöhnlich aber plattct sie sich so qb, dass
standene kugelige der kleinere Cytoblast als Kern deren Mitte ein-
Zeilen.
nimmt oder es entsteht im Kern ein Kernchen (Kern-
körperchen). Die nieisten Zeilen im tliierischen Körper
haben den aus dem Cytoblast zuerst gebildeten Zei-
len kern als Grundlage, welche an einer Stelle der
Zelle haftet und nur in seltenen Fallen sich lostrennt.
-Jb
Der Zellenkern besteht entweder aus feinkörniger Masse
oder er ist hohl. Die Zwischenraume, welche durch
a. Juneu Schacblelzclle.
Ij. Eine isolirte Zelle mit
exceiilriscliem Kern.
die Zeilen gebildet werden, enthalten die Zwischen-
zellensubstanz (Intercellularsubstanz).
Durch die weitere Entwicklung dieser Elementartheilchen, welche
als die Urform der höhern Gestaltung im tliierischen Körper anzusehen
sind, entstehen die mamiigfaltigsten Gebilde im tliierischen Organismus.
Die Gestalt der Zeilen in den verschiedenen cinzelnen Organen
ist mannigfaltig. So unterscheidet man:
1)   Isolirte, selbststandige Zeilen, welche aber nur in
den Flüssigkeiten deutlich nachzuweisen sind und keine organische Ge-
webe bilden. Hierher gehören: Die Lymphkügelchen oder Lymph-
körperchen in der Lymphe und dem Chylus, die Blutkügelchen im Blute,
die Schleimkörperchen im Schleime und die Eiterkörperchen im Eiter.
2)   Zeilen, die als solche bleiben und in glosserei- Zahl bei-
sammen sind, so dass sie eine zusammenhangende Masse bilden, wie
die Fettzellen.
3)   Zeilen, die mit einander verschmelzen,
wodurch die Blatte hen (Lamellen) entstehen,
mehr platt werden,
wie bei den Ober-
hauten ; oder
4)   Zeilen, deren Wande mit der Intercellularsubstanz ver-
schmelzen, so dass sich die einzelne Zelle von dieser Substanz nicht
mehr deutlich unterscheiden lasst, wie diess bei den Knorpeln und
Knochen der Fall ist.
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5)   Zeilen, die in Fasern iibergelien und dadurch verschiedene
Gewebe bilden, wie das Zellgewebe, Sehnengewebe etc.
6)    Einzelne Zeilen, die sich schnurformig aneinander reihen,
bei welclien zugleich die Zellenwande und Zellenhòhlen mit einander
verschmolzen sind, wie bei den Muskeln und Nerven.
Durch die verscliiedene Gestaltung, Z us ammenfùgung,
In li alt und Umgebung der einzelnen Zeilen, entstehen aucli die
verschiedenen Structuren folgender organischer Gewebe:
1)   Das Zellgewebe.
2)   Das Fettgewebe.
3)   Das Pigmentgewebe.
4)   Das Hautgpwebe.
5)   Das fibrose Gewebe.
6)   Das elastische Gewebe.
7)   Das llorngewebe.
8)   Das Muskelgewebe.
9)   Das Gefiissgewebe.
10)   Das Netveugewobe.
11)   Das Drüsengewebe.
12)   Das Knorpelguwebe.
18)
   Das Knochengewebe.
14)
   Das Zahngewebe.
1. Uttö MlflMüfk. (Tela cellulosa.)
Das Zellgewebe
Fig. 2.
Bundel und Strange
von ZellstolHaden.
Zellstofffadengewebe, auch Fiicher-
e genannt, besteht aus vielen, iiusserst feinen,
ieinenden, ziemlich elastischen, gleichförmigen
Fasern, die selten einzein, sondera biindelweise und
geschlangelt verlaufen, zalillose grössere oder kleinere
Râume bilden, die im ganzen Körper mehr oder weniger
unter sich in Verbindung stellen, und theils Serum,
theils Fettgewebe enthalten. Das Zellgewebe ist das
allgemeinste und ausgebreitetste Gewebe im thierischen
Organismus, dessen Nutzen mannigfaltig ist; so fiillt
es Zwischenraume aus, um die Bewegung der be-
treffenden Organe zu erleichtern, wie zwischen der
Schulter und dem Ruinpfe, in der Leistengegend etc. ;
oder umgibt es,> als umhüllendes, peripheri-
sches Zellgewebe, die Oberflache der meisten einzelnen
Organe, um diese theils zu schiitzen, theils in ihrer
Lage zu
ganen zu
sichern, und theils um sie mit andem naheliegenden Or~
verbinden; oder aber macht es einen nothwendigen Bestand-
theil der Organe aus, indem es die einzelnen Theilchen eines Organes
unter sich und zu einem Ganzen, als paren chym at ös es oder
Organen-Zellgewobe verbindet: so z. B. sind die einzelnen
Muskelfasern zu Muskelbündeln und diese durch das Zellgewebe zu
einem ganzen Muskei verblinden etc.
In dem Zellstofffadengewebe verlaufen eine Menge Blut- und
Lymphgefasse in Gestalt ausserst feiner Netze, von deren Absonderung
und Aufsaugung dessen ElasticitJit besonders abhangig ist. Durch die
zahlreichcn Gefasse wuchert es sehr leicht, und wird auch sehr bald
und vollstkndig wieder ersetzt. Eigene Nerven scheint das Zellge-
webe keine zu besitzen, indem die Thiere beun Durchschneiden oder
Zerreissen desselben nur dann Schmerzen aussern, wenn man solche
Nerven stark berührt, welche nur durch das Zellengowebe gehen, uni
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sich an andern Organen zu verzwelgen; im entzündliclien Zustand
dagegen zeigt es Empflndung.
2. ÏÜOS £tttQtmbt. (Tela adiposa.)
Das Fettgewebe iindet sich an verschiedenen Stellen des thie-
Fig. 3.
Fettblàschen ans
der Augeuhöhle
Tom Pferd.
rischen Kórpers in dem Zellgewebe und besteht aus
kleinen runden (kugeligen) Blaseheii, welche man auch
Fettblàschen odor Fettzellen nennt, an denen
sich zalilreiche, ausserst feine Gefasse verzweigen. Die
Fettzellen kommen besonders zahlreich zwischen den
Muskeln des aussern Ohres und des Augapfels , in der
Nierenkapsel, zwischen den Blâttern des Netzes und
des Gekröses, unter der allgemeinen Decke etc. vor.
Was das Fett bei unsern Hausthieren selbst anbetrifl't,
so ist es in Beziehung auf F ar bc, Consistenz, Geruch und selbst
chemisches Verhalten verschieden. Der Nutzen des Fettes besteht
hauptsachlich darin, dass es Organe vor feindlichen Einflüssen schiifzt,
wie die Nieren vor dem Druck der Baucheingeweide; ferner dem
Körper als schlecliter Warmeleiter dient, dem Augapfel und dem
aussern Ohr dagegen dient es mehr als Polster; endlich in sofern
es bei 'sparlich gereichten oder gehaltlosen Nahrungsstoffen resorbirt
wird, kann es auch als ernahrender Bestandtheil betrachtet werden.
Bei sehr magern Thiercn enthalten die Fettblàschen statt des Fettes
uur Serum.
3. ÜO0 Piflt!tcntfl«njl)f. [Tela pigmenti migri)
Fig. 4.
Uiiverletzte
Pigmentkiir-
percheu.
Das Pigmentge web e besteht aus schwarzbraun
gefarbten, sehr feinen Körnern, welche übrigens einzeln
nicht schwarz, sondern mehr durchsichtig erscheinen, und
nur wenn sie in grö'ssern Haufen beisammen liegen,
braunschwarz sind.
'Diese Körner bilden entweder die Pigmentkörperchen,
oder aber sind sie in verschieden geformte Zeilen ein-
geschlossen, denen sie dann ihre Farbe mittheilen ;
desshalb ist auch anzunehmen, dass es in allen den
Organen, die schwarzbraun oder schwarz gefiirbt sind,
die dunkle Farbe bedingt; so z. B. in der Aderhaut, den
Traubenkörnern an der Regenbogenhaut, in der allge-
meinen Decke, den hornigen Gebilden etc. Nicht selten
fradet man dièses schwarze Pigment bei Pferden, vor-
zugsweise bei Schimmeln an verschiedenen Organen,
als: an den serösen Hauten, zwischen den Muskeln,
den Speicheldrüsen , am After, der Schweifrübe etc.
in grossen Massen, unter dem Namen M e 1 a n o s e n
abgelagert.
Fig. 5.
Eiue eiuzelue
Pigmentzelle
e™ 400 mal
vergrössert.
ü. DieSchicblungen
derlreppenformig
sich deckenden
Blanchen
b. Per helle (pig-
niemlosc) Kern
der Zeilen.
^Z^^_____
____
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4. Uaö fyatttymtbe. (Tela cutanea.)
Zu dem Hautgewebe gehören: die allgemeine I>ecke,
welche jcdocli bei den SinnesQrganen ausfiihrlicher beschrieben ist, die
Schleimhaute, die serösen Hiiute und die Syno vialhaute.
Sie sind alle mehr oder wenfger ausgebreitet und kommen theils an der
Oberflaehe, theils in den Höhlen verschiedener Organe vor. Verbinden
sich zwei oder mehrere Haute unter sich, so nennt man sie z.usanimen-
gesetzte Haute, zum Unterschiede der einfachen Haute.
A. Die allgemeine Decke. (Cutis.)
Die aussere Haut, welche die ganze aussere Oberflaehe des
Körpers überzieht, besteht aus zwei Schichten, von denen die aussere
oder obère die Ober haut (Ejjidermis), eine dunne, gefass- und
nervenlose Platte ist, welcher bei den hornigen Gebilden besonderer
Erwiihnung geschieht. Die innere oder untere Schichte ist die Leder-
haut (Corium), welche ein contractiles, elastisches Zellstofffadenge-
webe zur Grundlage hat, zahlreiche Empfindungsnerven, Blut- und
Lymphgefasse, eine Menge Talg- und Schweissdrüsclien enthâlt, und
durch lockeres Zellgewebe mit den unter ihr liegenden Theilen ver-
bunden ist. Sie sondert die Oberhaut ab und dient dem Körper zum
Schutze gegen aussere feindliche Einwirkungen. An den natürlichen
Oeffnungen, wie Maul, Nase, After etc., geht sie in die Schleimhaute
über, mit welchen sie auch in einem organischen Geschaftsverbande steht.
B. Die Schleimhaute. (Membranae mucosae.)
Diese sind als Fortsetzungen der allgemeinen Decke zu betrachten,
welche vielleieht mit Ausnahme des aussern Gehörganges ihren Anfang
an allen den Stellen nehmen, wo die âussere Haut an den natürlichen
Oeffnungen sieh nach Innen umstülpt, und als solche die innere Ober-
flaehe dieser Organe auskleidet. Sie lassen sich nach ihrem Vorkom-
men in 3 Hauptabtheilungen bringen.
1)   Die Schleimhaute der Respirationsorgane.
2)     n                n                „Verdauungsorgane.
3)     »                                „ Harn- und Geschlechtsorgane.
Die Schleimhaute der Respirationsorgane beginnen
an den untern Nasenöffnungen, kleiden die Nasenhöhlen, die Rachen-
höhle, den Luftröhrenkopf, die Luftröhre und deren zahlreiche in den
Lungenblüsclien sich endigenden Zweige aus. In der Nasenhöhle und
zwar gleich am Eingang bildet sie durch Umstülpung den Thranenkanal,
der sich in den Thranensack, die Tliranenröhrchen, die Bindehaut des
Augapfels und in die Ausführungsgange der Thranendrüse fortsetzt;
ferner kleidet sie die Nebenhöhlen der Nase, als : die Stirn-, Kiefer-
und Keilbeinhöhlen aus, in denen sie aber viel dunner und blasser
erscheint, so dass sie leicht für eine seröse Haut angesehen werden
könnte, zumai aueh die abgesonderte Plüssigkeit, der Schleim, viel
wassriger ist. In der Rachenhöhle setzt sie sich durch die spaltför-
mige Oeffnung der Eustachischen Rbhre und bildet durch eine sack-
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artige Ervveiteruiig den dem Pferdegeschlecbt eigens zukommenden
Luftsack, von dem eine Fortsetzung durch die Oeffnung am Felsen-
theil des Schlafenbeines in die Paukenhöhle geht und dieselbe auskleidet.
Bei den Verdauungsorganen fangen die Schleimhâute an
den zwei natürlichen Oeffnungen der Maulspalte und dem After an.
Sie überziehen nicht nur inwendig den ganzen Alimentarschlauch, als :
die Maulhöhle, den Schlundkopf, Schlund, Magen und Darmkanal,
sondern auch alle in diese einmündenden Kanàle. In der Maulhöhle
sind es die Speichelgiinge, im Zwölfflngerdarm die Gange der Baueh-
speieheldriise und der Gallengang, von dem sieh die Schleimhaut durch
die Gallenblase, welche übrigens dem Pferde fehlt, bis in die Leber-
gallengiinge fortsetzt.
An den H a r n- und Geschlechtsorganen nehmen die
Schleimhâute bei mannlichen Thieren an der Mündung der Harnröhre
ihren Anfang und setzen sich durch dieselbe in die Harnblase, die
Harnleiter, das Nierenbecken bis in die harnfiihrenden Nierenkanâle
fort. Von dem Beckenstück der Harnröhre verlângert sie sich in die
Ausführungsgange der Vorsteher- und Cowper'schen Driisen, in die
Saamenblaschen und Saamenleiter. Bei weiblichen Thieren entsteht
sie an den Schanilippcn, iiberzieht innen die Scheide, den Fruchthiilter
und endet, die Fallop'schen Böhren auskleidcnd, mit den gefransten
Randern derselben. Von der Scheide erstreckt sie sich durch die
Harnröhre und Harnblase, wie bei den mannlichen Thieren bis in die
Nieren fort. An den Eutern, und zwar an den Zitzen macht die
allgemeine Decke weitere Einstülpungen, welche als Schleimhâute die
Milchbehâlter und .Milchgefâsse auskleiden.
Die Schleimhâute, deren Farbe in den verschiedenen Abstufungen
roth ist, bestehen aus zwei Schichten, dem Oberhautchen als
âussere und der eigentlichen Schleimlederhaut als innere
Schichte. Das Oberhautchen (Epithélium) ist ein dunnes, weiches,
zu den hornartigen Gebilden gehöriges Hâutchen, weiches die eigentliclie
Schleimlederhaut bedeckt, und dieselbe vor feindlichen Einflüssen mehr
oder wcniger schützt. Es besitzt eine Menge kleiner Oeffnungen, welche
die Mündungen der Schleimdrüschen sind. An cinigen Organen ist das
innere Oberhautchen sehr deutlich, z. B. an der Schleimhaut des Mail-
les, Schlundkopfes, Schlundes, der linken Halfte des Pferdomagens und
den erstcn drei Abtheilungen des Magens der Wiederkauer.
Die Schleimlederhaut wird von netzartig unter eüiandcr
verbundenen, sehr dunnen Faserbiindeln gebildet, zwischen welchen sich
viele Blutgefasse, Lymphgefasse und Nerven verzweigen, so dass sie
in ihrem Bau im Wesentlichen mit der aussern Haut übereinstimmt.
Die Drüschen, welche in den Schleimhauten sich befinden, sind theils
einfache Schleimbalge, theils zusammengesetzte Schleimdrüschen.
An den Schleimhauten lasst sich eine au s s er e, durch Zellge-
webe mit den umliegenden Theilen verbundene und eine innere freie,
der Höhle zugekehrte Flâche unterscheiden.
Die Verrichtungen der Schleimhâute bestehen im Allge-
meinen darin, dass die in ihr befindlichen Schleimbalge und Schleim-
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r
drüschen eine schleiinartige Plüssigkeit absondern, welche ihre Ober-
fliiehc bedeckt und schützt; überdiess kommen sie noch mit andern
zu verschiedenen Zwecken bestimmten Stoffen in Beriihrung, so z. B.
die Schleimhaute des Nalirungssclilauches mit dem Speichel, der Galle,
dem Magen- und Darmsaft, sowie auch mit den Nahrungsniitteln ; die
der Ham- und Geschlechtsorgane mit dem Harn, Saamen etc, und
die der Respirationsorgane mit der atmospharischen Luft.
Die Schleimhaute besitzen eine grosse Aufsaugungsfahigkeit, zu wel-
chem Behufe ihre freien Oberflüchen, wie z. B. die des Darmkanales mit
unzahligen Zotten (sog. Darmzotten) zu deren Vergrösserung versehen sind.
An einigen Organen verzweigen sich in den Schleimhauten Nerven,
denen eine eigene Function zukommt, wie in der Nasenschleimhaut
(Riechhaut), die Geruchsnervcn ; in der Maulschleimhaut die Ge-
schmacksnerven, deren Papillen (Geschmackswarzchen) an der Ober-
flache der Zunge deutlich zu sehen sind.
C. Die serösen Haute. (Membranae serosae.)
lm thierischen Körper kleiden die serösen Haute nicht nur alle von
aussen unzuganglichen Höhlen als geschlossene Sacke aus, sondern sie
inachen auch in denselben Fortsetzungen, durch welche die darin gela-
gerten Organe überzogen und auch in ihrer Lage mehr oder weniger
gesichert werden.
Fi G                        Die serösen Haute sind sehr diinn
Dichte seröse Haut aus einer und bestehen aus feinen geschlangelten,
einfacheii Schichte weiienförmig parallel neben einander liegenden Zellstoff-
paraiicl neben einander liegen- Jaden, welche besondere Schichten bilden,
den zolistofffaden ^büaet. die m vei.schieuenen Richtungen einander
durchkreuzen und durchweben. Jede seröse
, * v;             P ri' Haut bat eine âussere rauhe, durch
' r -V i J S Zellgewebe mit den umliegenden Theilen
; .g; -jL jI P i§ verbundene Plache, an welcher die Blut-
.----,-----.—.._...... lm(j Lymphgcfasse , wahrsclieinlich auch
Nerven verlaufen, und eine in nere freie glatte, der Höhle zuge-
kchrte Flache, welche noch mit einem feinen Oberhautchen (Pflaster-
epithelium) bedeckt ist. An der freien Flache wird seröser Dunst und
Plüssigkeit abgesondert und auch wieder aufgesogen, wodurch dieselbe
schlüpfrig erhalten, die Bewegungen der eingeschlossenen Organe
crleichtert, Reibungen und selbst Verwachsungen mit denselben ver-
hindert werden, welche so nachtheilig auf die Function der betreffenden
Organe einwirken würden. Folgende Hiiute gehören zu den serösen:
1)   Das innere Blatt der harten Hirn- und Rückenmarkshaut, die
Spinnwebenhaut und die weiche Hirn- und Rückenmarkshaut.
2)   Das Hâutchen der wiissrigen Feuchtigkeit und die Glashaut.
3) Die Auskleidung der Brusthöhle, das Brustfell genannt, bildet durch
Verdopplung die Mittelfelle, welches zwei geschlossene Sacke sind und zwi-
schen ihren Blattern viele einzelne Gebilde einschliessen und überziehen.
4)   Die innere Haut des Herzbeutels und die Fortsetzung der-
selben, als ausserer Ueberzug des Herzens.
.
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5)   Die innere Haut des Herzens bildet durch Verdopplungen die
verschieden gestalteten Klappen, und setzt sich dann durch die Oeff-
nungen in die grosseren Gefassstamme bis in deren feinste Verzweigungen
fort; ferner kleidet sie auch die in die Blutgefàsse einmùndenden Lymph-
gefasse innen aus, in welchen sie eine Menge Klappen bildet.
6)   Das Bauchfell kleidet nicht nur die Bauch- und Beckenhöhle
aus, sondern sie macht auch mehrere Verlângerungen in diesen, welche
die in genannten Höhlen gelagerten Organe iiberziehen und ihnen zu-
gleich als Bander dienen. Auch geht sie bei mânnlichen Thieren durch
den Bauchring, kleidet den Hodensaek aus und überzieht den Hoden
und Saamenstrang.
7)   Die den Fötus unmittelbar umgebende Schafhaut ist ebenfalls
als seröse Haut zu betrachten.
D. Synovialhaute. (Memorande synoviales.)
Diese Haute kommen ini Allgemeinen den serösen Hauten am
nachsten, indem sie ebenfalls aus Zellstofffasern bestehen, welche aber
in mehreren Schichten übereinander gelagert sind und desswegen auch
dicker erscheinen. Auch bilden sie wie die serösen Haute, jedoch klei-
nere geschlossene Siicke, welche die Gelenkenden ganz und die Sehnen
nur stellenweise umgeben. Ihrc aus s ere Flache steht mit einer
fibrösen Haut oder mit den umliegenden Gebilden in Verbindung. Ihre
innere freie der Höhle zugekehrte und mit einem Pflasterepithe-
lium versehene Flache, sondert die Gelenkschmiere (Synovia) eine
gelbliche, fadenziehende, schliipfrige Fliissigkeit ab, welche sich von
dem Serum nur durch den grossern Gehalt an Eiweissstoff unterscheidet,
und dazu dient, die betreffenden Theile schliipfrig zu erhalten, damit
die Bewegungen erleichtert und Beibungen verhindert werden.
Zu den Synovialhauten gehören die Syno vialsâc ke als
Gelenkkap sein, die Sehnenscheiden, die S chleimbeutel
und die Hautschleimbeutel.
a)  Die Sy novialsacke finden sich an allen überknorpelten zu
Gelenken verbundenen Knochenenden, welche sie sackartig, und zwar
so einschliessen, dass sie an dem Gelenksrande sich iiber die knorpe-
ligen Ueberziige der Knochenenden fortsetzen und die in manchen
Gelenken befindlichen Bander umgeben, welche desshalb auch immer
ausserhalb der Synovialsiicke liegen. Die auss ere Flache des
Synovialsackes verbindet sich mit einer fibrösen Haut, die aber an der
Umstülpung keinen Theil nimmt, sondern direct von dem Gelenksrande
des einen, an den des andern Knochen geht; die innere freie
Flache sondert die Synovia ab und ist mit einem etwas dicken
Epithelium Uberzogen.
b)   Die Sehnenscheiden (Vaginae tendinum synoviales) um-
geben gewohnlich die langen Sehnen an solchen Stellen, wo sie an
Knochen aufliegen. Die Sehne selbst ist unmittelbar mit der Synovial-
haut umgeben, deren freie Flache an dieser nach aussen sieht; langs
der Sehne treffen beide Blatter zusammen, verlassen dieselbe, urn sich
in einiger Entfernung wieder zu trennen; nun geht jedes Blatt nach
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seiner Seite frei um die Sehne, beide vereinigen sich wieder und ver-
binden sicli dann so miteinander, dass sie einen liinglieht geschlossenen
Sack in der Art um die Sehne bilden, dass die freien absondernden
Flachen einander zugekehrt sind. Die in der Sehnenscheide enthaltene
Fliissigkeit nennt man Sehnenschmiere, welche das Hin- und
Hergleiten der Sehnen bei ihren Bewegungen bedeutend erleichtert.
c)   Die Schleimbeutel (Bursae mucosae vesiculares) sind
mehr oder weniger grosse von den Synovialhauten gebildete, meist
rundlich geformte gesclilossene SScke, welche den Sehnen an solchen
Stellen als Unterlage dienen, wo sie über Knochenhervorragungen
gehen. Sie haben denselben Zweck wie die Sehnenscheiden, namlich
die Bewegungen der Sehnen zu erleichtern.
d)   Die Hautschleimb eutel (Bursae mucosae cutaneae)
sind ahnliche Synovialsacke wie die Schleimbeutel, aber nicht selten
durch Zwischenwande in mehrere Abtheilungen gebracht. Sie kommen
nur an solchen Stellen vor, wo die allgemeine Decke auf Knochen-
hervorragungen liegt, wie z. B. an dem EUenbogenhöcker, der Beule
des Fersenbeines etc. Ihre Function besteht darin, der âussern Haut
als Polster zu dienen und ihre Verschiebung zu erleichtern.
5. los ftbröft ($tV0tbt. (Tela fibrosa.)
Die fibrösen Gebilde haben eine weisse oder blassgelbe,
mattglanzende Farbe. Sie bestehen aus vielfach unter einander ver-
bundenen und durchwobenen Sehnenfaden, und elastischem Gewebe,
welch' erstere viel dichter als bei dem Zellgewebe beisammen liegen,
und desshalb auch als festere, derbere Gebilde erscheinen. Sie besitzen
Blut- und Lymphgefasse, dagegen scheinen sie keine eigenen Nerven
zu haben, obwohl sie Oeffnungen zum Durchgange für dieselben lassen;
im entzündeten Zustande iibrigens sind sie sehr schmerzhaft.
Zu den fibrösen Gebilden rechnet man die fibrösen Haute,
die Sehnen, Sehnenhaute und die Bander.
a)   Die fibrösen Haute (Membranae fibrosae)
umgeben verschiedene Organe, deren Form sie oft be-
stimmen, oder dienen sie ihnen zur Befestigung, oder
machen sie selbst einen Theil eines Organes aus. Ihre
aussere und innere Flache steht durch Zellgewebe
mit den nachbarlichen Gebilden in Vërbindung. Als fibrose
Haute waren folgende zu bezeichnen: Die Knochen- und
Knorpelhaut, die aussere Platte der harten Hirn- und
Rückenmarkshaut, der Gelenkskapseln und des Herz-
bcutels, die weisse Haut des Augapfels; ferner finden
sich solche an der Milz, den Nieren, Hoden, Eierstöcken,
dem mannliehen Gliede, der weiblichen Ruthe etc.
b)  Die Sehnen und Sehnenhaute (Tendines
a,   Wellenfönnïger Spil-
li distrati g.
b,   Abçerissene gekriiu-
selie Sehnenfaden.
L e y li, Anatomie.
et Aponeuroses) bestehen theils aus regelmàssig ver-
laufenden, theils sich kreuzenden, gelblich oder weiss
glanzenden, zahen und wenig elastischen Sehnenfaden,
2
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welche Blutgefasse und auch eigene, jedoch vvenige Nerven zu haben
scheinen. Die Sehnen sind bald rund, bald platt etc., und stehen mit den
Muskeln in Verbindung, wo sie entweder zwischen denselben, an einem,
oder an beiden Enden sich befinden, und in letzterm Falie an Knochen
sich anheften. Sie unterstützen die Muskeln in ihrer Wirkung und sind
an manchen Stellen in Sehnenscheiden eingeschlossen und durch Bander
in ihrer Lage erhalten. Die Sehnenhaute sind Fortsetzungen breiter
hautartiger Muskeln, deren Faden theils parallel, theils in verschie-
denen Richtungen verlaufen, sich entweder an Knochen anheften oder
mehrere Muskeln als Scheiden umgeben, wie an dem Vorder- und
Hinterfuss, deren Wirkungen sie dann unterstützen. Obgleich die Seh-
nen und Sehnenhaute Fortsetzungen der Muskeln sind, so fehlt ihnen
doch die den Ietzteren eigens zukommende Reizbarkeit.
c) Die Bander (Ligamenta) haben denselben Bau und Eigen-
schaften wie die Sehnen und Sehnenhaute, nur verlaufen ihre einzelnen
Faden mehr regelmassig d. h. parallel. Sie lassen sich nach ihrer
Lage in quere, aussere, innere etc. ; nach ihrer Form in runde, breite etc.
unterscheiden. Sie befestigen sich gewöhnlich ausserhalb den Gelenks-
kapseln, mit Ausnahme des runden Bandes der Rippen und des Back-
beines, der Zwischengelenkbander des Vorder- und Hinterknie's und des
Sprunggelenkes, welche Bander innerhalb des fibrösen Sackes, aber
ausserhalb der Synovialkapseln liegen. Sie dienen hauptsâchlich sowohl
den beweglichen als unbeweglichen festharten Theilen zur Verbindung.
6. Udo fiufïtfd)* (3tV0tbe. (Tela elastica.)
Das Nackenband, die mittlere Schichte der Arterien,
die Scheid e des grossen schiefen Bauchmuskels, so wie einige Bander
an dem Kehlkopf, des Zungenbeines etc. bestehen aus einem eigen-
thümlichen, sehr elastischen Gewebe, das man ehedem zu den fibrösen
Gebilden gerechnet hat, welches sich aber sowohl durch seine Farbe,
seinen Bau, als auch durch seine chemischen Eigenschaften wesent-
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lich von diesen untersclieidet. Es ist aus einzelnen, gelben, weichen
und sehr elastischen Fasern zusammengesetzt, die sich, wie z. B. bei
dem Nackenbande des Pferdes, in verschiedenen Richtungen durch-
kreuzen und mehr oder weniger grosse Zwischenraume, leere Maschen
bilden. Dièses Gewebe enthalt nur wenige Gefasse, und was die
Nerven anbetrifft, so scheinen solche ihm zu fehlen. Durch Kochen
verandert es weder seine Farbe, noch seine Textur, und gibt keinen
Leim wie die tibrösen Gebilde.
Die Natur scheint dièses elastische Gewebe hauptsachlich an
solchen Theilen angebracht zu haben, die bei der Bewegung einer
grossen Ausdehnung unterworfen sind, wo es dann durch seine grosse
Elasticità^ einen angeinessenen Widerstand zu leisten vermag, bei
nachlassender Ausdehnung aber von selbst seinen ihm vorher ange-
wiesenen Raum wieder einnimmt.
7. lass fyomfttmbt. (Tela cornea.)
Die hornigen Gebilde sind gefUss- und nervenlose, aus
Zeilen bestellende Schichten, welche desshalb auch bei Verletzungen
nicht bluten und keine Empfindlichkeit aussern. Sie werden durch
Absonderung derjenigen Organe gebildet, welche sie zu deren Schutze
bedecken. Die hornigen Gebilde machen die Oberhaut der allge-
meinen Decke mit ihren Anhangseln und die Oberhaute der
Schleim- und serösen Haute aus. Was nun die Bildung der Ober-
haute betrifft, so sind die neu erzeugten Zeilen ursprünglich kugelig
und weich, je mehr sie aber durch Bildung neuer Zeilen von den sie
absondernden Organen entfernt werden, desto mehr verlieren die-
selben durch fiinwirkung der atmospharischen Luft und dadurch be-
dingtem Austrocknen ihre ursprüngliche Gestalt ; in Folge dessen
werden sie mehr platt, so dass die oberflachlichsten zugleich auch
die dünnsten und hartesten sind, als Schüppclien sich abblattern,
wiilirend unter ihnen immer wieder neue Zeilen erzeugt werden, von
welchem Vorgange die Epidermis ein deutliclies Beispiel gibt. Bei
den Oberliauten der Schleim- und serösen Hâuten dagegen bleiben die
neu gebildeten Zeilen als solche und weich, weil sie immer mit
Flüssigkeiten•(Schleim und Serum) in Berührung sind, und über-
diess weniger fremden Einflüssen ausgesetzt sind. Sie dienen im
Allgemeinen dazu, die unter ihnen befindlichen, meistens sehr geföss-
und ncrvenreichen, dalier auch leicht blutenden und sehr empfindliehen
Organe, wie die Lederhaut der allgemeinen Decke, zu schützen.
A. Die hornigen Gebilde der allgemeinen Decke.
Zu den hornigen Gebilden der allgemeinen Decke gehören: die
Oberhaut, die Haare, Krallen, Klauen, Hufe und Hörner.
a) Die âussere Oberhaut. (Epidermis.)
Die Epidermis ist eine gefass- und nervenlose Membran, welche
von der Lederhaut durch immerwahrende Ausschwitzung, Cytoblast und
Zellenbildung entsteht, aus mehreren Schichten Zeilen zusammengesetzt
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12
und mit Ausnalime solclier Stellen, welelie eiuem anhaltenden Druck
oder öftererEeibung ausgesetzt sind, sehr dünn ist. Ihre Farbe wird durch
das Hautpigment, das in der untersten Schichte der Oberhaut unter
dem Namen Malpighisches Schleimnetz gelagert ist, bedingt.
Sie ist schwarz oder graulich, oder wo das Pigment fehlt, wie bei
weissgebornen Pferden, Schafen, Schweinen etc., farblos. An den
meisten Stellen des Körpers wird sie von mehr oder minder starken
Haaren durclibohrt und bedockt. Durch Einstiilpungen bildet sie die
Talg- und Schweissdrüschen, die ihre abgesonderten Flüssig-
keiten durch kleine Oeffnungcn auf ihre freie Oberflache fiihren, die-
selbe bedecken und schützen. An allen natürlichen Oefl'nungen setzt
sie sich als innere Oberhaut (Epithelium) auf den Schleim-
mïuten fort.
b) Die Haare. (Pili n. CrinesS)
Als Haare bezeichnet man die hornartigen, in Eeziehung auf
Lange, Dicke, Weichheit, Farbe, Richtung etc. verschiedene, auf der
Oberhaut des Felles beflndlichen Gebilde, die mit Ausnalime einiger
Stellen die ganze Oberflache des thierischen Körpers bedecken. Man
unterscheidet sie nach ilirem Vorkommen, nach ihrer BescliafTenheit und
Bestimmung: in Deck-, Bart-, Schopf-, Mahnen-, Schweif-,
Zotten- und Tast haare; iiberdiess werden sie bei den verschiedenen
Hausthieren nach ihrer BescliafTenheit mit verschiedenen Ausdrücken be-
zeichnet; so nennt man die gekniuselten hornartigen Gebilde beim Schaf
Wollhaare; die unter den schlichten Deckhaaren bei der Ziege
Flaum, und die gewöhnlichen Deckhaare bei dem Schweine Borsten,
deren Spitzen bei altern Thieren in 2—3 Fasern getheilt sind.
An jedem einzelnen Haar betrachtet man den iiber die freie
Oberflache der âussern Haut hervorstehenden Theil als Haarschaft,
und den in der Lederhaut oder im Unterhautzellgewebe befindlichen
als Haarzwiebel. Das Haar besteht aus einer hornigen, mit Aus-
nahme seiner Spitze, einen Markfaden in sich einschliessenden Röhre,
welche nichts anderes als eine Fortsetzung der Oberhaut des Fells
ist, indem sich diese trichterförmig in die Lederhaut einstülpt, das
eigentliche Haar als H a a r s c h e i d e umgiebt, welche zugleich die
Ausfïïhrungsgange der Talgdriisen aufnimmt, und so den gemeinschaft-
lichen Ausfiihrungsgang dieser Driisen bildet. Die Haarscheide setzt
sich tiefer in die Lederhaut, manchmal sogar bis in das Unterhaut-
zellgewebe foft, erweitert sich als Scheide der Haarzwiebel
(Zwiebelscheide), stulpt sich dann nach innen und oben um, geht in
den Haarschaft iiber, der von der Haarscheide, dem gemeinsphaft-
lichen Ausführungsgange der Talgdriisen umgeben und von dem Haut-
talg eingeölt wird, nun iiber die freie Oberflache der aussern Haut in
schiefer Richtung hervorsteigt. Ara- untersten Theile bildet die Haar-
scheide eine knollenartige Anschwellung, die Rinde der Haarzwiebel,
in deren Mitte sich eine trichterförmige Oeffnung zum Eintritt der
Gelasse und Nerven in das Wurzelmark, auch den Haarkanal
genannt, befìndet. Dieser Kanal ist bei neu gebildeten Haaren weiter
als bei altern, indem er bei letztern allmahlig enger wird.
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13
Die Farbe der Haare, die sich
Fi,j. IV.
Eiu Haar mit den Taigdrüschen aus der m den verschiedenen Lebensperio-
Nalie der Hufkrone des Pferdes etwa
25 mal vergrössert.
den andert, wird durch eine eigen-
thümlich fârbende Substanz bedingt,
welche durch den Haarkanal dem
Haarschaft mitgetheilt wird.
Die meisten Haare, besonders
aber die Deckhaare schützen den
Körper durch ihre Menge, Elastici-
tà^; und Fettigkeit vor feindlichen
Einflüssen ; ferner erwarmen sie zwi-
schen sich die atmosphârische Luft,
und mittelst diesen erwarmten Luft-
schichten dienen sie zugleich auch
als schlechter Warmeleiter, welcher
Verkühlungen massigt und selbst
abhalt. Durch die an den Lippen
lang hervorstehenden Fühlhaare
werden Thiere durch Berührung an
Gegenstânden auf solche aufmerk-
sam gemacht.
c') Die Krallen. (UnguesJ)
Krallen nennt man die homigen
Kapseln bei dem Hunde und der
Katze, welche an den àussersten
Zehengliedern die fortgesetzte sehr
gefass- und nervenreiche Lederhaut,
mit Ausnahme eines kleinen Theiles
an der untern Flache, der durch die
Oberhaut ersetztwird, einschliessen.
Sie bestehen aus mehreren Schich-
Die Lederhaut.
Die hornise Oberhaul.
Die Malpiühische Pig-
menlschichte.
Die Haarscheide.
Die Zwiebelscheiile.
Umstülpung des Wurzel-
balges znr Bildimg der
Haarzwiebel.
. Die Haarzwiebel.
h. Deren von Gefassen,
Nerven und ZelIsloiTge-
fülüe Hòhle.
i. Der Haarfaden
k. Die maulbeerformigen
Talgdrüsen.
'' fncrdc'ètï'af"8 ten verhornter Zeilen, welche von
m. Gemeiuschaftiiche Oeir- der Lederhaut abgesondert werden,
nung der Haarscheide                ,                   , ,            ,                  -,. ,.
und der Taigdruscu. zwisclicn welenen bei gelarbten
Klauen Pigmentzellen oft in bestimniter Richtung liegen, wodurch an
solchen Krallen die dunkeln Streifen entstehen. Bei ungebornen Thie-
ren, wo diese hornigen Kapseln in einer Flüssigkeit, dem Schafwasser
liegen, sind sie weich, faserig, und die einzelnen Zeilen deutlicher als
beim gebornen Thiere, bei welchem sie durch die Einwirkung der Luft
vcrtrocknen, harter werden und dichter beisammen liegen.
An jeder Kralle unterscheidet man den in der Kapsel des letzten
Zehengliedes liegenden Theil als Grund oder Wurzel, welche theil-
weise mit der Epidermis bedeckt und verbunden ist, und den Körper,
der in cine freie Spitze ausgeht; ferner eine au s s ere, nach oben
mehr glatte, nach unten mehr blattrige, und eine innere mit der
Lederhaut innig verbundene Flâche. Die innere Flâche besitzt au der
Wand feine, der Lange nach verlaufende Hornblattchen, welche in die
Fleischbliittchen der Lederhaut genau einpassen; an dem Grande auf
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14
der untern Flache dagegen finden sich an der Lederhaut Papillen, welche
von den an den Krallen befindlichen Oeffnungen aufgenommen werden.
Der Nutzen der Krallen ist hauptsachlich die empfindliche Leder-
haut an den letzten Zehengliedern zu schützen. Bei dem Hunde, der
sie mehr zum Gehen gebraucht, nutzen sich die Spitzen mehr ab und
werden stumpf; bei der Katze dagegen sind die Krallen gewöhnlich
durch besondere Bander so in die Hòhe gehalten, dass sie den Boden ent-
weder nur wenig oder gar nicht berühren, wodurch sie die Spitzen scharf
erhalten, desshalb sich dieselben bei diesen Thieren sowohl zum
Klettern, als auch zum Festhalten ihres Raubes und als Waffe eignen.
d) Die Kiauen. [Vngulae.)
Die bei den Wiederkauern und dem Schweine an den Fussenden
befindlichen Hornkapseln werden Kl au en genannt, welche, wie die
Krallen bei den Fleischfressern, Fortsetzungen der Oberhaut sind und
die unter ihnen liegenden Fleischtheile, aïs Fortsetzungen der Lederhaut
Fiff, U.            ganz umgeben. Jede Klaue lâsst die Klauenwand
EiaseukrechterHorn- und die Klauensohle unterscheiden.
schiiff ans dem obern
Theile des Fersen-
stückes der Homwand
(IS mal Yergrössevt).
Die Klauenwand hat eine a u s s e r e, bald
glatte, bald unebene Flâche, und eine innere, mit
senkrecht stenenden Hornblâttchen versehene Flâche,
welche sich in die ebenso gestellten Fleischblâttchen
der Fleischwand einfügen und innig mit einander
verbinden. Der obereRand der Klauenwand zeigt
auf der innern Flâche eine Rinne, in welcher die
Fleisehkrone liegt, und in derselben eine Menge
trichterformiger Oeffnungen, in welche die an der
Fleisehkrone befindlichen, aus Gefâssen und Nerven
bestenenden kegelförmigen Papillen (Fleischwârzchen)
einpassen, die sich als feine Röhrchen in der Horn-
wand fortsetzen und die Ausführungsgange der Talg-
drüsen enthalten, die anfangs korkzieherartig verlau-
fen, dann enger werden, weniger regelmassige Windun-
gen zeigen und sich am Tragrand der Wand öffnen.
Bei gefarbten Hornkapseln enthalten sie eine von
den Pigmentkörnern herriihrende braunschwarz ge-
farbte, talgahnliche Fliissigkeit. Der un tere Rand
der Klauenwand verbindet sich mit der Klauensohle,
die auf ihrer obern Flache mit âhnliehen Oeff-
nungen versehen ist, welche die an der Fleischsohle
befindlichen Papillen aufnehmen. Die Röhrchen
verhalten sich wie an der Klauenwand, sie öffnen
sich auf der untern Flache der Sohle, von deren
Stârke auch ihre Lange abhangt. Die Hornkapseln
Kin Theil der Kronenrinne.
Einige Blutgefasskegel.
Pigmenlloses glasiges Hom.
Talgdrüsengange zwischen
den Blulgefasskegeln vcr-
laufend.
Die korkzieherartig gedreh-
ten Anscbwellungerl der-
selben.
bestehen aus feinen hornigen, an der Wand von
oben schrag nach unten, an der Sohle in derselben
durchzicht, um sieh an der Riclitung nur mehr schrâg verlaufenden Röhrchen.
des z'n âffnen." "^8" Jedes einzeliie Röhrchen ist aus feinen Blattchen
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I -•■"-■""
15
zusammengesetzt, und die ganze Hornsubstanz wird aus vertrockneten
(verliornten) innig mit einander verschmolzenen Zeilen gebildet, zwi-
schen welchen bei gefarbten Kapseln Pigmentzellen gelagert sind; je
entfernter diese Zeilen von den Fleischtheilen zu liegen kommen,
also je mehr sie der Luft ausgesetzt sind, desto mehr vertrocknen sie
und desto harter wird das Horn.
e) Die Hufe. {TJngulae.)
Hufe heissen die bei dem Pferdegeschlecht an den ungetheilten
Fussenden befindlichen hornigen Kapseln, welche sich sowohl durch
ihre Starke, als durch ihre Gestalt von den Hornkapseln der übrigen
Haussiiugethiere unterscheiden, ihre einzelnen Theile deutlicher er-
kennen lassen, in ihrem Bau aber mit den Krallen und Klauen
Süberein kommen.
An jedem Hufe der Einhufer unterscheidet man die Hornwand,
die Hornsohle und den Hornstrahl. Die Hornwand, welche
die Fleischkrone und die Fleischwand auf ahnliche Art wie die Klauen-
wand umgibt, macht durch Umbiegung zwei Portsatze, welche auf
jeder Seite zwischen der Sohle und dem Strahle nach vom unter dem
Namen Eckstreben gehen. Die Hornsohle, welche die
Fleisclisohle bedeckt, bildet den grössern Theil der untern Wand des
Hornschuhes, sie ist von der Hornwand und deren Fortsatzen einge-
schlossen, und an ihrem gebogenen Rande durch cine dunne Schichte
weisser Hornmasse, als fortgesetzte Hornblattchen der Hornwand, auch
weisse Linie genannt, mit der Hornwand verbunden. Ihre obère
Flâche besitzt viele Oeffnungen, welche die an der Fleischsohle be-
findlichen Papillen enthalten. Der Hornstrahl kommt nur bei den
Einhufern vor, er besteht aus einer weichen, mehr elastischen Horn-
masse und liegt in dem dreieckigen Raume der Hornsohle, von welcher
er aber durch die Eckstreben getrennt ist. Die obère Flache des
4 Hornstrahles verbindet sich mit dem Fleischstrahle auf ahnliche Art,
wie die Hornsohle mit der Fleischsohle. Die Klauen und Hufe
schützen die eingeschlossenen Fleischtheile, und tragen beim Stehen
und Gehen die ganze Körperlast.
t) Dia Hörner. (Cornua.~)
Ueber die aussere Oberflache der Stirnbeine ragen, übrigens nicht
bei allen wiederkauenden Hausthieren, in eine Spitze ausgehende
knöcherne Fortsatze, die Hornfortsatze hervor, welche viele
Furchen besitzen, in denen die Blutgefasse der sie überziehenden
Lederhaut verlaufen, und welch' letztere von hornigen Kapseln, den
Hörnern umgeben ist. An dem einzelnen Home lasst sich der
mit der allgemeinen Decke verbundene Theil als Wurzel, der fort-
gesetzte den Hornfortsatz umgebenden als Körper, und die nur
aus Hornmasse bestehende freie Spitze unterscheiden, so dass
also der Hornfortsatz nicht bis in die Spitze reicht, sondern es gehen
von dessen Ende Fortsetzungen der Lederhaut und deren Gefâsse in
die massive Homspitze, um sich in derselben zu verlieren.
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ÏG
Fig- &■                   Von der den Hornfortsatz umgebenden Leder-
Eine dunne Lamelle \mut werden die Hornzellen abgesondert, deren
100 mal vergrössert aussere Schichten vertrocknen, sich abplatten und
als kleine Blâttchen (Lamellen) erscheinen, zwischen
welchen bei dunkel gefarbtem Horne Pigmentzellen
abgelagert sind, die ebenfalls durch ihre Entfernung
von der Lederhaut hornartig werden und verschieden
gestaltete schwarze Körperchen darstellen. Die Hör-
ner bestehen aus concentrisch sich einschliessenden
Hornschichten, welche abwechselnd durch die innigere
Verbindung der Hornbliittchen langslaufende Erha-
benheiten mit dazwischen liegenden Rinnen bilden,
dalier diese concentrische Schichten beim Querdurch-
schnitte als wellenförmige Linien erscheinen.
Die Hörner, deren Gestalt und Richtung ver-
». iieiies Hyaiiohom.
           schieden ist, entwickeln sich in einer gewissen
I). Schwarzbratine Pigment-                                  7                                                                        o
necken, weiche die faAi- Altersperiode, und dienen den betreffenden Haus-
fien Streifen im geslreiflen . .                . -r^j- «.
Home enragen.             thieren als Waffe.
B. Die hornigen Gebilde der Schleim- und serösen Haute.
(Epithelien.)
Die hornigen Gebilde, welche die freie Oberflache der die innern
Körpertheile auskleidenden Haute bedecken, heissen innere O ber-
li âute (Epithelien), welche auf den Schleim- und serösen Hauten
vorkommen, und sich von der Epidermis dadurch unterscheiden,
dass sie weicher sind, weil sie immer mit Fliissigkeiten (Serum und
Schleim) in Beriihrung sind, und überdiess ihre Zellenkerne sich nicht
wie bei den Hornzellen verlieren. Sie werden von den unter ihnen lie-
genden Organen erzeugt, und wahrend die oberflâchlichsten Zeilen sich
ablösen, werden unter diesen immer wieder neue gebildet. Je weniger
das Epithelium aussem Einflüssen ausgesetzt ist, desto feiner und zarter
ist es, wie das an den serösen Hâuten; je mehr sie aber diesen Ein-
flüssen unterworfen sind, um so starker werden sie erscheinen, um den
darunter liegenden Gebilden den gehörigen Schutz geben zu können.
Nach der Gestalt der Epithelialzellen unterscheidet man zwei ver-
schiedene Formen von Epithelien, namlich: das Pf las ter- und das
Cylinder-Epithelium, welche theilweise an ihren freien Oberflâchen,
also an der âussersten Zellenschichte verschieden gestaltete feine Ver-
lângerungen, die Wimpern, bilden, durch welche eine flimmernde Be-
wegung, behufs der Weiterbeförderung der Fliissigkeiten hervorgebracht
wird, und desshalb auch Flimmer-Epithelien genannt werden,
a) Das Pflaster-Epithelium.
Bei dem Pflaster-Epithelium sind die einzelnen Zeilen mehr
platt, linsenförmig, welche mit der Epithelialflache in einer Ebene stehen,
gewöhnlichKerne mitKernchen enthalten, und entweder eine einfache oder
mehrfache Schichte bilden, deren ausserste in Form kleiner Schüppchen,
jedoch nur sparsam sich abzulösen scheint. Das Pflaster-Epithelium findet
sich auf der freien Oberflache der meisten serösen Haute, und zwar:
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a)  An den Hirn- und Riickenmarkshauten, mit Ausnalime deren Ilöhlen.
b)  An der innern Flache des Herzbeutels und der âussern des Herzens.
c)  In den Herzkammern und den Blutgefâssen.
d)  In den Lymphgefassen.
e)  An dem Brustfell und dessen Fortsetzungen.
f)   An dem Bauclifell und dessen Verlângerungen.
g)  An den Synovialhautcn.
Das Pilaster-Epithelium kommt ferner an folgenden Stellen der
Schleimhaute vor:
a)  In der Maulliöhle und einem Theil der Rachenhöhle, im Schlund
und dem Magen, mit Ausnahme dcr Schlundeinpflanzung.
b)  In den feinsten Ausfuhrungsgângen und Blaschen der Driisen,
z. B. der Leber-, der Speichel- und Schleimdriisen.
c)  In den Saamenbliischen, dem Nierenbecken und der Harnblase, wo
es iibrigens schon zu den Formen des Cylinder-Epitheliums iibergeht.
d)  An der Clitoris und in der Scheide bis zur Mitte des Mutterhalses.
e)  Eine dem Pflaster-Epithelium ahnliche Haut findet sich an allen
den Stellen, wo die allgemeine Decke an den natürlichen Oeffnungen
sich umstiilpt, um in die Schleimhaute überzugehen, als : an der innern
Flache gegen die Riinder der Lippen, der Nasenlöcher und der Augen-
lieder, im aussern Gehörgang und auf der âussern Flache des Trommel-
folls, an der Harnröhrenmündung der inannlichen und am Eingang
der weiblichen Geschlechtstheile, so wie an dem des Mastdarmes;
überdiess findet sich das Pflaster-Epithelium auf der innern Flache
der durchsichtigen und undurchsichtigen Hornhaut und auf der âussern
Flache der Aderhaut.
Fig. 13.
Flimmerndes Pflastiir-
Epithelium.
Das flimmernde Pflaster-Epithe-
lium kommt in den Kammern des Gehirns und
den damit verbundenen Kanalen vor, als: der
Sylvischen "Wasserleitung, dem Trichter und den
Riechnerven.
b) Bas Cylinder-Epittielium.
Dieses Epithelium kommt hauptsachlich nur
i. Flvmmerkratu,
b.  GrundHache enlfernter Flimmer
wimpern.
c.   Kern der Flimmeraellen.
d.   FlimmerwiinnciH.
Fig. U.
Plimmerüdes Cyliiider-
Epithelium.
auf Schleimhauten vor, und die einzelnen Epi-
theliencylinder sind je nach der Zahl der sie
bildenden Zeilen von verschiedener Gestalt, denn
bald besteht der Cylinder nur aus einer, bald
aus mehreren auf einander sitzenden Zeilen, die
mit ihrer manchmal gestielten GrundHache senk-
recht auf einem einfachen Pflaster-Epithelium
sitzen. Jede einzelne Zelle enthalt ein Kernchen
und ist gewbhulich an ihrer Basis schmaler,
als an ihrem freien Ende, wodurch sie eine
becherförmige Gestalt erhalten.
Bei den zusammengesetzten Epithelien-
a- Obrrsi^rKern (Flimmerltügelchen
b- Nàclinlfoleendcr Kern.
c. FlimmerborsU-ii.
Cylindern sitzen mehrere Zeilen übereinander,
die dadurch entstehen, dass sich unter einer
Ì. c y li, Anatomie.                                                                                                             3
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18
Mg. 15.
einfachen becherförmig gestaltetcn
Diircbschnitt der Schleimhaut der Luft-
röhro des Pi'erdes (100 mal vergrüssert).
Zolle cine zweite und unter dieser
eine weitere u. s. f. Zelle erhebt, die
alleanihren Berührungsstellen durch
cine Einschnürung abgegrenzt sind,
und an der freien Oberfiache des
Epitheliums sich, obvvohl nur wenig,
ablösen.
Wie bei dem Pilaster-Epithe-
lium, so ist aucli bei dem Cylinder-
Epithelium das freieEnde der Zeilen
entweder glatt, ohne Wimpern oder
mit Wimpern besetzt, die cine âhn-
liche flimmerndo Bewegung ma-
a. b. c. Das Flimnier-Epillieliiim.
a.   Flimmerkörpercheu.
b.   Die auf der Krono derselben sitzetiden Flimmer-
chen; desshalb unterscheidet man
ein nicht flimmerndes und ein
wimperii.
c.   Dichte, voli elastischem Gewebe gebildete Obrrdaehe
der Schleimhatit, auf welche die Flimmerkórperchen
und ilimmerndcn Zelleiifasern iniltclst ihrcr Stiete
befestigt sind.
d.   AbgcUiste verschieden geslahele einzclne Flimmer-
hörperchen 125 mal vergrussert,
flimmcrndes Cylinder-Epi-
tlielium.
a) Das nicht flimmernde
Cylinder-Ep ithelium kommt
auf der Bindehaut des Augapfels
und dem grössern Theil der Augenlieder, an der Schlundeinpflanzung
im Magen, im Darmkanal, in den grössern Ausführungsgangen
der Speicheldrüsen, der Leber, der Vorsteher- und Cowper'schen Drü-
sen, in den Saamenkanalchen, den Saamenlcitern, den Saamenblaschen
und in der Harnröbre vor.
b) Das flimmernde Cylinder-Epithelium findet sich in
der Nasenhöhle und deren Nebenhöhlen, im Thriincnsack und ïhranen-
kanal, im innern Augenwinkel an der Bindehaut, auf der Rachenflache
des Gaumensegels und einem Theil des Rachens, in der Ohrtrompete,
im Kehlkopf und der Luftröhre, in dem vordern Theil der Scheide,
im Fruchthalter und in den Pallopischen Röhren.
8. $a& MmkÜQmtbe. (Tela muscularis.)
Die Muskein sind aus einzelnen weichen, zarten, elastischen,
mehr oder weniger roth gefarbten, durch Zellgewebe mit einander ver-
bundenen Pasern, Primitivmuskelfasern, zusammengesetzt,
welchc den Organen der Bewegung angehören, und die Eigenthüm-
lichkeit besitzen, auf angebrachte Reize sich zusaminenzuziehen und
nach Aufhebung dieser Reize ihre frühere Lage wieder einzunehmen;
diese Reizbarkeit dauert sogar noch nach dem Tode, und zwar so
lange fort, als noch thierische Warme vorhanden ist. Sie besitzen
viele Gelasse und Nerven, durch welch' letztere weniger die Empfin-
dung, als die Bewegung vcrmittelt wird, daher auch der geringe Grad
von Empfindung und die grosse Reizbarkeit sich erküiren lasst.
Die einzelnen Fasern der Muskeln bestehen aus dicht aneinander
gereihten Körperchen, den Muskelzellen, die durch feinen Zellstofl"
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zu Mnskelbtindeln, und mehrere solche zu verschlcden gestalteten
Muskeln vereinigt sind. Die Muskeln sind durch hïïufiges Zellgewebe,
die Muskolscheide umgeben, welche sie untereinander oder mit
andern Organen verbindet.
Die. Zusammenziehung der Muskeln gesehleht entweder mit dem
Willen des Thieres, als willkiihrliche, oder ohne denselben, als
unwillkührliche Muskeln.
Diejenigen Muskeln, die dem Willen
des Thieres gehorchen, sind mehr an der
Oberflache des Körpers gelagert, heften
sich grösstentheils anKnochenundKnor-
peln an, gehen an ihren Enden hiiuflg in
Sehnen über und sind mehr roth gefarbt.
Die Muskelbiindel verlaufen bei ihnen
gewöhnlich parallel, sind mit Quer-
streifen versehen und dienen nicht
nur zur Bewegung einzelnerKörpertheile,
sondern auch zur Ortsbewegung des
ganzen Körpers ; ihre Nerven erhalten sie
meistens vom Gehirn und Rückenmark.
Die unwillkührlìchen Muskeln
Fig. 16.
VerMndimg der Muskeln mit Sehnen.
Fehi gestreekte Sihnenfaden, welche an die
kegelförmigen Rude di'r Primilivmuskelbiindel
geheftcl siiid.
Fig. 17.
dagegen sind mehr blassroth, ihre zarten
Fasern verlaufen bald parallel in einer
Ebene, wodurch die Muskelhaute
wuikuhriiohe Primittvmuskelbündel gebildet werden, bald kreuzen sie sich
des Pi'erdes (200 mal vergróssert). }n verschiedenen Richtungen, wie an dem
Herz, dem Magen etc. Mit Ausnahme
des Herzens fehlen ihnen die Querstrei-
WffiffiSfï
fen ; sie liegen mit wenigen Ausnahmen
in den Höhlen des Körpers, entweder als
Fig. 18.
Unwillkührliche Primitwmuskelbün-
selbststandige Organe, oder machen sie
nur Theile anderer Organe aus. Ihre
Anheftung geschieht nicht an Knochen,
del
vom Mastdarm des Pferdes
(80 mal
Tergrössert).
auch gehen sie nicht in Sehnen über
und erhalten ihre Nerven grösstentheils
von dem Gangliensystem. Ihre Function
besteht hauptsachlich darin, dass sie sich
ohne Willen und Wissen des Thieres auf
erfolgte mechanische, chemische oder
dynamische Reize zusammenziehen, um
ihren meist flüssigen Inhalt au den ge-
eigneten Ort zu befördern. Zu den un-
willkührliclien Muskeln rechnet man : die
Muskelhaute des Schlundes, Magen- und
n BiiDdel.
b. Ein aiifgelockerter Streng.
Darmkanales, der Maul- und Bauch-
speicheldrüsen, des Gallenganges und
der Gallenblase, der Luftröhre, des Fruchthalters, der Harnblase, der
Saamenleiter, der Saamcnblaschen, und das Herz.
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20
Ein Mittelding niaelien die Kespirationsmuskeln, welche sich so-
wohl ohne, als mit dem Willen des Thieres bewegen, denn sie können
beliebig bewegt werden, bewegen sicli aber auch, wie diess im Schlaf
der Fall ist, ohne den Willen und Wissen des Thieres, um die zur
Erhaltuug des Lebens so nothwendige Kespiration fortzusetzen.
Fia 73                         Dem Muskelgewebe ahnlich ist das con-
Contractiles Gewebe in der Dar- trac ti 1 e Ge we b e , das wie die Muskeln
toshaut unter der aussem Haut aus Fasern gebildet wird, die in verschiede-
des Hodeusackes des Schafbocks. nen Eichtungen einander durchkreuzen und
ebenfalls das Vermogen besitzen, auf ange-
brachte Reize sich zusammenzuziehen.
Dièses aus starken, röthlich gefarbten,
durchscheinenden Fasern gebildete Gewebe
findet sich in und unter der allgemeinen
Decke, wodurch dieselbe z. B. bei Einwir-
kung von Kalte zusammengezogen wird,
derb und die Haare straubend gemacht wer-
den ; sehr deutlich zeigt es sich am Hoden-
sack, als sogenannte Fleischhaut (Tunica
dartos)
; ferner bildet es auch, als auf-
richtendes schwellbares Gewebe (Tela erec-
tilis),
einen Bestandtheil des schwammigen
aa. Stranie von coiilraclilcn Fadtn
i>b. Einzelne Kaden
ecc. ZellstoIFfaden.
Körpers der mannlichen und weiblichen
Ruthe, und selbst die Fasern der Regen-
bogenhaut scheinen dem contractilen Gewebe anzugehören ; auch liegt die
Vermuthung vor, dass es einen Bestandtheil der inittlern Haut der Venen
und Lymphgefasse ausmacht.
9. Hflö ©ffafjflCUtfhe. (Tela vasculosa.)
Die Gefasse bilden zahlreich verzweigte, röhrige Kanale, welche
sich in allen thierisch belebten Organen verâsteln und verschiedene
Flüssigkeiten enthalten, aus mehreren Schichten zusammengesetzt sind,
und sich im Allgemeinen in Lymph-, Blut- und Absonderungsge-
fâsse unterscheiden lassen.
                                                     &
a) Die Lymphgefasse nehmen in allen Weichtheilen des thie-
rischen Körpers als ausserst feine Netze, sowohl an deren Oberflâche,
als in deren Substanz ihren Anfang. Sie begleiten in der Regel die
Venen und gehen haufige Verbindungen (Anastomosen) mit einander
ein ; bald sind sie sackartig erweitert, bald wieder enger. Sie bestehen
aus einer innern, zahlreiche Klappen bildenden serösen Haut, auf
welche als zweite Schichtc feine, spiral und quer verlaufende, röthlich
gefarbte contractile Faden folgen, die durch Zellgewebe, als dritte
Schichte, mit den umliegenden Theilen sich verbinden.
Der Inhalt der Lymphgefasse ist theils cine den thierischen
Bestandtheilen ahnliche, wie die Lymphe, theils eine mehr frémdartige
(heterogene) Flüssigkoit, wie der Nahrungssaft (Chylus), welcher von
den Chylusgefasscn, die zwisehen den Blattern des Gekröses verlaufen^
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aus dem im Darmkanal enthaltenen Futterbrei (Chymus) aufge-
sogen wird.
Die Lymphgefasse bilden in ihrem Verlaufe öfter gedriingte
Gefüssnetze, die, mit Blutgefâssen und Nerven umgeben, mittelst Zell-
gewebe die gewöhnlich röthlichbraun gefarbten Lymphdrüsen aus-
machen, deren Verrichtung darin besteht, die aufgenommene' Fliissigkeit
zu assimiliren, d. h. den thierischen Bestandtheilen ahnlicher zu machen,
und sie so zu ihrem fernern Schicksale vorzubereiten. "Wie sich zur
Bildung der Lymphdrüsen die Lymphgefasse vielfach verzweigen und
oben genannte Netze bilden, so gehen von denselben wieder feine
, Reiser hervor, welche sich zu grössern Zweigen vereinigen und die
organisirte Fliissigkeit entweder nochmals in Lymphdrüsen oder in
Blutgefasse führen.
b) Die Blutgefasse haben als Centralorgan einen vierhöh-
ligen, kegelförmig gestalteten Muskelkörper, das Herz, und werden in
arteriose und venose Gefâsse unterschieden.
Die Ar te ri en oder Pulsadern entspringen mit zwei Haupt-
stammen der Lungenarterie und der Aorta aus dem Herzen.
Sie bestellen aus einer innern serösen Haut, als Fortsetzung der Aus-
kleidung der Herzkammern, welche in diescn Gefâssen glatt anliegt und
uur an dem Herzen, an dem Ursprung genannter Hauptstamme durch
Verdopplungen die halbmondförmigen Klappen bildet; ihre innere, der
Höhle zugekehrte Flachc ist mit einem einfachen Epithelium überzogen
und frei; die aussere dagegen durch Zellgewebe mit der zweiten
Schichte, einem gelben, elastischen, faserigen Gewebe verbunden, dessen
Fasern theils spiral, theils kreisfórmig verlaufen, an den Hauptstammen
viel sterker als an deren Verzweigungen sind, und durcli eine Zell-
gewebsschichte mit den nachbarliclien Gebilden in Verbindung steht.
Nur an der letzten Schichte lassen sich Gefâsse und Nerven und zwar
an den grossen Gefâssen sehr deutlich nachweisen.
Die Venen oder Blut a dem sind ebenfalls aus drei Schichten
zusammengesetzt, die aussere ist Zellgewebe, die innere eine seröse
Haut, welche mit Ausnahme einiger Venen eine Menge Klappen bildet,
und die mittlere Schichte besteht, wie bei. den Lymphgefassen, grössten-
theils aus feinen, reizbaren, spiral und quer verlaufenden contractilen
Faden. Die "Wande der Venen sind viel dunner, als die der Arterien,
desshalb sie auch beim Querdurchschnitt nicht offen stehen bleiben,
wie letztere, sondern zusammenfallen.
Die Arterien nehmen ihreu Anfang am Herzen und führen das
Blut von demselben nach allen Theilen des thierischen Körpers, um
theils dieselben zu ernahren, theils die Absonderungen der den ver-
schiedenen Organen eigens zukommenden Flüssigkeiten zu besorgen. Je
mehr die Gefâsse sich verzweigen, desto kleiner und feiner werden sie,
gehen am Ende in die feinsten, dem blosen Auge nicht sichtbaren
Haar- oder Capillar-Gefâsse über, welche die Capillargefass-
netze bilden, aus denen die Venen anfangs mit ebenso feinen Ge-
fassen hervorgehen, die sich im weitern Verlaufe zu grössern Aesten
und am Ende zu mehreren Hauptstammen vereinigen. Ihre Function
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ist das Blut von den peripherischen Enden der Art eri en zum Herzen
zurückzuführen.
Als Absonderungsgefiisse werden solche bezelchnct, welche
die in den verschiedenen Organen (Driisen) aus dem Blute abgeson-
derten Fliissigkeiten aufnehmen, um solche an ihren Bestimmungsort
zu iïïhren;-so z. B. führen die Gallengefâsse die Galle aus der Leb er
in die Gallenblase und von da in den Darmkanal, die Speichelgefasse
den Speichel in die Maulhöhle und den Darmkanal etc. Diese Gefasse
werden theils durch Umstülpung der aussern Haut, wie das Euter,
oder nur deren Oberhaut, wie die Talg- und Schweissdriisen; oder
durch Umstülpung der Schleimhaute und dem Epitheliuin, oder durch
letztere allein gebildet, wie die Schleimdrüschen.
10. Jloö UttVtngmebt. (Tela nervea.)
Die Nerve
welche sich in a
Fig. 20.
Eine eiförmige
Ganglienkugel.
n sind weisse, mehr oder weniger starke Strange,
Hen Theilen des thierischen Körpers, mit Ausnahme
der hornigen Gebilde vorfinden, und das Gehirn- und
Rückenmark, aus deren Organe sie symmetrisch
entspringen, als Centralorgane haben.
An- dem Gehirn- und Rückenmark lassen sich
zwei, sowohl durch ihre Farbe, als auch durch ihre
Elementartheilchen verschiedene Substanzen unter-
scheiden, nanilich: eine röthlichgraue, feine Blutge-
fasse enthaltende, aus rundlichen, eiförmigen etc.
Kö'rperchen (Gangliën kugeln) bestellende,
welche ara grossen und kleinen Gehirn die iiussere
Schichte unter dem Namen Hinden substan z,
an dem Hirjiknoten, dem verlangerten und Rücken-
mark dagegen die innere Substanz ausmacht. Diese
Substanz kommt auch in dem grossen sympathischen
Nerven vor. Die zweite Substanz ist weiss und aus
dicht beisammen liegenden, in unbestimmter Richtung
verlaufenden Nervenröhrchen zusammengesetzt, welche
am grossen und kleinen Gehirn von der Rindensub-
stanz als Marksubstanz unigeben ist; am Hirn-
knoten, dem verlangerten und Rückenmark bildet
sic die aussere Lage.
Die einzelnen Nervenfasern, welche aus einer zar-
ten, weichen, farblosen, durchscheinenden Sclieide be-
stehen , enthalten eine nach dem Tode schnell
gerinnende feinkörnige Flüssigkeit, als sogenanntcs
Nerven m ark. Mehrere solche Nervenfasern sind
durch Zellstoff zu grössern Bündeln und' Strangen
mit einander verbunden, welche an ihrem Ursprung
von einer zartcn Scheide, einerFortsetzung der weiehen
Hirn- und Rückenmarkshaut, bei ihrem Austritt aus der
Hirn- und Rückenmarkshöhle aber von einer festem
B. Dt-r Kern.
b. Das Kernchen.
Fig. 21.
Zwei frisch beobach-
tete Primithfasern
von Rückenmarks-
ïierven des todten
, Thieres.
lil
A.   Starli vcrgrösscrle Ner-
venfaser.
a. Das Röhrchen.
1). .Der geronncne Inliall.
B.   Kin feines Nervenböndel
in seiner Sclieide.
a.  DiccylindrischeScheide.
b.  Das wellcnförmig gebü-
gene Biindel.
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23
jfibrösen Scheide der fortgesetzten harten Hirn- und Rückenmarkshaut,
der Nervenscheide (Neurilema), umgeben werden, welche durch Zell-
gewebe mit den nachbarlichen Gebilden in Verbindung steht.
Fig. 22.
Ein feiuer Nerven
builde] mit eigent-
liclien Primittvnor
venschlingen.
Die Nerven nehmen mit dem einen Ende, ihrem
Centralpunkt, den Anfang am Gehirn und Riicken-
mark, verlaufen in den Organen immer mehr oder
weniger geschlangelt, begleiten meistens die Blutge-
IfOTjT
fiisse, sind gewöhnlich mit Fettgewebe umhüllt, thei-
len sich unter meist spitzigen Winkeln in immer
kleinere Aeste und Zweige, welche in den Organen
als feinstetf"erzweigungen die Endgeflechte bilden,
von denen einzelne oder einige Nervenröhrehen einen
Bogen bildend ununterbrochen in andere Nerven über-
gehen, und an dieser Stelle gleichsam ihr periphe-
risches Ende haben. Nicht bei allen Nerven sind
diese Endumbiegungsschlingen nachgewiesen;
so geht z. B. der Hörnerve in eine breiartige, in einer
Flüssigkeit schwimmende Masse über, der Sehnerve
breitet sich in Gestalt einer hohlen Halbkugel in eine
markige Haut, die Netzhaut genannt, aus.
Durch das Zusammentreffen mehrerer Nerven,
durch deren Verastlungen und netzartigen Verbin-
dungen entstehen die Nervengeflechte; so
bilden mehrere Gehirnnerven das Rachengeflecht,
Rückenmarksnerven das Arm-, Lenden- und Kreuz-
geflecht etc.
. b. c. Endiunbicgiiiigs-
sclilingen.
Die Nerven zeigen in ihrem Verlaufe, und zwar
hauptsachlich an solchen Stellen, wo sie mit andern
Nerven Verbindungen eingehen, öfter röthlichgrau gefarbte Anschwel-
lungen, Nervenknoten oder Gangliën genannt, die am zahl-
reichsten an dem grossen sympathischen Nerven vorkommen. In den
Gangliën flndet übrigens keine Verschmelzung der einzelnen Nerven-
fasern statt, sondern diese verlaufen in verschiedenen Richtungen und
bilden selbst gedrângte Gehechte, welche mit einem 1'einen Gefass-
netze und Zellgewebe umhüllt sind, aus denen wieder die einzelnen
Nerven hervorgehen und sich in den verschiedenen Organen als netz-
artige Gehechte verzweigen; so z. B. gehen aus dem grossen Bauch-
knoten das Magen-, Milz-, Lebergeflecht etc. hervor.
Das ganze Nervensystem lasst sich in Beziehung auf seine Ver-
richtungen in zwei Hauptabtheilungen bringen. Die erste umfasst die
Gehirn- und Rückenmarksnerven, durch welche theils nur dié* Empfin-
dung, theils nur die Bewegung oder beide zugleich vermittelt werden
und den Organen der Willkühr angehören; wahrend die Nerven
der zweiten Abtheilung das Gangliensystem ausmachen, die Bil-
dungsthatigkeit vermitteln und sich an den der Willkühr nicht
unterworfenen Organen verzwelgen.
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11. Udo UrÜfhtgfmbt. (Tela glandularum.)
Die Drüsen, weiche an verschiedenen Stellen des tliierischen
Körpers gelagert sind, lassen sich in Beziehung auf ihre Functionen
in zwei Hauptklassen bringen, namlich: in Drüsen oline Ausführungs-
gange und in Drüsen mit Ausführungsgangen.
A.   Drüsen oline A usführungsgange, Gefassdrüsen,
unterscheiden sich in Lymph- und Blutdrüsen, weiche die ihncii
zugefülirten Flüssigkeiten, als: Lymphe und Blut nicht in der Absicht
aufnehmen, um aus ihnen einen eigenthümlichen Saft zu bereiten,
sondern es scheint viclmehr mit den genqpnten Flüssigkeiten in diesen
Organen eine Mischungsveranderung vorzugehen, um sie für besondere
Zwecke vorzubereiten und geeigneter zu machen.
Zu den Lymph drüsen, die theils in grössern Gruppen, theils
einzeln an den verschiedenen Organen vorkommen, gehören auch die
Gekrösdrüsen.
Zu den Blutdrüsen, deren nahere Beschreibung bei den be-
treffenden Organen erfolgt, zahlt man:
a)   Die Schilddrüs en, weiche zur Seite der Luftröhre unter-
halb dem Kehlkopf liegen.
b)   Die Brustdrüse. Diese hat ihre Lage in der Brusthöhle
zwischen den Blâttern des vordern Mittelfelles, und erstreckt sich zwi-
schen den beiden ersten Rippen an der untern Flâche der Luftröhre
bis an das untere Ende des Halses.
c)   Die Milz liegt in der Bauchhöhle auf der linken Seite zwi-
schen dem Magen und dem Zwerchfell.
d)  Die Nebennier en. Diese sind in der Lendcngegend in der
Nâhe der Kieren ausserhalb des Bauchfelles gelagert.
Da diese Drüsen im Allgemeinen bei ungebomen Thieren ver-
haltnissmassig mehr ausgebildet sind, als bei Gebornen, die Brustdrüse
bei letzteren sogar ganz verschwindet, so scheint der Schluss daraus zu
folgen, dass sie auch nur bei ersteren einen erheblichen Nutzen haben.
B.   Drüsen mit Ausführungsgangen, Ausscheidungs-
oder Secretionsdrüsen werden hauptsachlicli durch Umstülpung
der Schleimhaute, der aussern Haut odcr nur deren Oberhâute gebildet,
weiche im Verein mit den Verzweigungen der Nerven, Blut- und
Lymphgefasse, so wie mittelst Zellgewebe mehr oder weniger grosse,
rundliche, weiche, in den verschiedenen Abstufungen roth und braun
gefârbte Drüsenkörner darstellen, weiche aus den ihnen zugefülirten
Flüssigkeiten, dem Blute, einen eigenthümlichen Saft bereiten, der
durch eirien oder mehrere Ausführungsgange an die freien Oberflachen
der allgemeinen Decke, oder der Schleimhaute, oder vorerst bis zu
weiterer Verwendung in besondere Behalter, als: die Gallenblase,
Saamenblaschen etc., geführt wird.
Die Secretionsdrüsen lassen sich in einfache und zusammen-
gesetzte unterscheiden.
1) Einfache Drüsen (Glundulae simplices) sind die durch
Umstülpung der Oberhaut des Fells und der Schleimhaute gebildete
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und in dcnselben oder in dem Unterhautzellgewebe befindlichen kleinen
schlauchartigen, mit einem blinden Blaschen sich endigenden, einfachen
Kanale, welche verschiedene, eigenthümliche, mehr oder weniger con-
sistente Flüssigkeiten aus dem Blute bereiten und auf den freien Ober-
flachen obgenannter Haute absetzen.
Die in der allgemeinen Decke vorkommenden einfachen Drüsen
sind: die Talgbalge oder einfachen Talgdrüsen und die
Schweissdrüsen.
a)  Die Talgbalge oder die einfachen Talgdrüsen (Folli-
culi sebacei)
entstehen durch die einfachen TJmstülpungen der Epider-
mis , sie sind besonders zahlreich an dem Ueberzug der Eichel und
der Clitoris, welche Organe sie an der freien Oberflâche mit einer
Art Hautsalbe (Hauttalg), welche einen eigenthümlichen Geruch hat,
überziehen und dadurch auch schützen.
b)  Die Schweissdrüsen (Glandulae sudoriparae) sind grösser
Fig. 23.
Talg- und Schweissdrüsen in der
Vorhaut des Pferdéhengstes, etwa
12 mal vergrössert (gehören streng
genommen zu den zusammenge-
setzteu Driisen).
b
als die Talgdrüsen; ihr trichterförmiger
Anfang geht entweder in ein wenig ge-
schlangeltes (wie bei den Fleischfressern),
oder (wie bei dem Pferde) in ein ver-
schiedene Windungen machendes Röhr-
chen über, das in der Lederhaut oder
unter derselben in dem Zellgewebe, als
ein etwas erweiterter Balg endigt. Die
Schweissdrüsen sondern den Schweiss,
eine mehr wassrige Flüssigkeit ah, welcher
durch die Schweisskanalchen und
derenMündungen, die Schweisslöcher,
auf der freien Oberfiache der Haut abge-
setzt wird. Die Schweissdrüsen lammen
allenthalben in der Haut vor, und sind
besonders deutlich an den aussern Ge-
schlechtstheilen.
In den Schleimhâuten kommen als
einfache Drüschen die Schleimbâlge
oder einfache Schleimdrüschen,
als kleine einfache mehr oder weniger
gestielte, mehr oberflachlich gelagerte
Blaschen vor, welche durch die Einstül-
pungen des Epitheliums entstehen, und
entweder zerstreut, wie an den meisten
Schleimhâuten (im Darmkanal als Brun-
a.  Die Epidermis.
b.  TrichlerFörmige Einslülpung derselben.
c.   Haarscheide.
d.  Wurzelschcide.
e.   Haarzwiebel.
f.   Haar.
p. Tolgdriischen.
h. Aiisfiihningsgang derselben.
i. Schweissdrüsen.
k. AusführungsgSnge derselben.
nersche und Lieberkühnsche Drüschen),
oder in Haufen (Peyerschen Drüschen)
heisammen liegend, vorkommen. In den
Nebenhöhlen der Nase, wo ein mehr
wassriger Schleim abgesondertwird, schei-
nen sie âusserst klein und sparsam zu
sein. Diese Drüschen sondern, mit Aus-
L e y h , Anatomie.                                                                                                          J^
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ïiahme des Magen- und Darmsaftes, den Schleim ab, welcher die freien
Oberflâchen der Schleimhaute bedeckt und schützt.
2)    Zusammengesetzte Driisen (Glandulae compositae)
werden ebenfalls durch Einstiilpungen der aussern Haut, die meisten
aber durch die der Schleimhaute oder deren Oberhaute gebildet. Sie
sind grösser als die einfachen Driisen und theilen sich in mehrere
Aeste, die als verschieden geformte, mehr oder weniger zahlreiche
Blâschen blind endigen, von Blut- und Lymphgefâssen umgeben, und
durch Zellgewebe zu Driisenkörnern mit einander verbunden sind.
Man unterscheidet sie in zusammengehaufte, blasige und
röhrige Driisen.
a) Die zusammengehauften Driisen (Glandulae aggregatae
s. agglutinataè)
werden in der Art gebildet, dass mehrere einfache
Drüschen büsehehveise beisammenliegen und mit einem oder mehreren
kurzen Ausführungsgangen münden.
Fig. 24.                   1) Die zus ammengesetzten Talgdriisen
Durchschnitt des Ho- (Glandulae sebiparae) entstehen durch Einstül-
densackes des Pferdes pmlgen der Epidermis, und sind in d'or obern Schichte
(8 mal vergrossert). ' ?-,,,..„          .               , ~.              ,
a            der Lederhaut im Allgemeinen traubenformig gelagert.
Sie münden entweder für sich allein auf die freie
Oberflâche des Fells, oder was haufiger der Fall ist,
in die Haarscheiden ein. Sie sonderò eine ölige
Flüssigkeit ab, welche die Epidermis zu ihrem
Schutze überzieht. Zu diesen Talgdriisen schei-
nen auch die Meibomschen Drüsen zu geboren,
welche die sogenannte Augenbutter ab-
a.   Kugeliïres Haulwârzchen, SOndem.
von braungefarbier ober- 2) Die zusammengesetzten Schleim-
fluii! il i'd i' (lil
b.  Tnchicrförmige Einsiüi- drüsen (Glandulae muciparae) liegen theils in,
c,Sk"ng£»g"d«T.ig- theiIs unter den Schleimhiiuten im Zellgewebe; sie
drast"-             ' werden durch Einstiilpungen des Epitheliums gebildet,
d. Dit» bcsuncleren Ausfiih-          .,            ...             ,              r, .           ï.i,           i. t
njngsgânge ia einzeinen welclies sich in mehrere Zweige theilt und mit den
..^TaYg'drüsche^i.bra,,- Drasenblaschcn endigt, die zusammengehauft als
n«rn Hauiiaig gemili. traubenförmige Driisenlappchen erscheinen, und mit
ihren Ausführungsgangen auf die freien Oberflâchen der Schleimhaute
münden. Sie kommen am Grande der Zunge und am Gaumensegel in
grössern Haufen vor und sondern den Schleim ab.
3)   Die Vorsteherdrüse (Gianduia prostata) kommt nur bei
mannlichen Thieren vor, und hat ihre Lage auf dem Beckenstück der
Harnröhre, in der Nahe des Blasenhalses, in welche sie mit mehreren
Ausführungsgangen ausmündet.
4)   Die Cowper'schen Drüsen (Glandulae Coivperi) liegen
hinter der vorigen, ebenfalls auf der Harnröhre, und münden mit einem
oder (wie bei dem Pferde) mit mehreren Ausführungsgangen in dieselbe.
Sie sondern wie die Vorsteherdrüse eine eigenthümliche Flüssigkeit ab,
welche beim Act der Begattung, oder überhaupt beim Abfluss des
mannlichen Saamens sich mit demselben vermiseht und abgeht.
5)  Die S che idendrüsen (Glandulae vaginac), welche bei den
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Wiederkauern zu beiden Seiten am Anfange der Scheide liegen, pondera
eine eigenthiimliche Fliissigkeit ab, welche von jeder Druse durch einen
Ausfiihrungsgang in die Scheide gefiihrt wird.
b) Die blasigen Driisen (Glandulae acinosae) bestehen aus
verschieden gestalteten hâutigen Blaschen, welche mit Gefâssnetzen
umgeben und durch Zellgewebe zu Driisenlappchen mit einander ver-
bunden sind. Die von den einzehien Lappchen ausgehenden Kanâlchen
vereinigen sich entweder in einen gemeinschaftlichen Kanal, welcher
den Ausfiihrungsgang der ganzen Druse bildet, oder aber mündet jedes
Lappchen mit einem kleinen Ausführungsgange für sich. Zu diesen
Drüsen geboren : ,
1)   Die Thran endrüs en (Glandulae lacrymales), welche auf'
dem Augapfel, zwischen diesem und dem Augenbogenfortsatz des Stirn-
beines liegen, miinden mit mehreren Ausführungsgangen auf die freie
Oberfiache der Bindehaut. Sie sondern die Thriinen ab.
2)   Die Harder'schen Drüsen (Glandulae Harderi) sind
kleine Drüsen, welche im innern Augenwinkel an den Blinzknorpeln
liegen, und mit zwei oder drei Ausfiihrungsgangen an deren untern
Flâchen miinden. Ihre Verrichtung besteht in Absonderung einer mehr
consistenten Flüssigkeit.
Fig. 25.
Aus der Ohrspeicheldrüse
3) Die Speicheldrüsen (Glandu-
lae salivales), welche den Speichel ab-
i Jahr alten pferdeiüilen. Anfaug sondern, liegen theils am Kopf, wie die
der Ausführungsgauge derselbeu
darstellend.
Backen-, Zungen- und Lippendrüsen,
theils in der Bauchhöhle, wie die Bauch-
speicheldrüse. Diese Drüsen führen den
Speichel entweder durch einen oder meh-
rere Ausführungsgange in die betreffen-
den Organe.
4) Die L e b e r (Hepar), als die
grösste Drüse im thierischen Körper hat
ihre Lage in der Bauchhöhle hinter dem
Zwerchfell, und ist durch Einschnitte in
mehrere grössere Lappen getheilt. Ihre
Functionist, die Galle abzusondern, welche
durch einen Ausführungsgang entweder
vorerst in die Gallenblase, oder wie es bei dem Pferde der Fall ist,
unmittelbar in den Zwölffingerdarm geführt wird.
5) Die Mile h drüsen oder Euter (Mammae), welche durch
Umstülpung der aussern Haut gebildet werden, liegen in der Scham-
gegend an der untern Bauchwand zwischen den grossen schiefen
Bauchmuskeln und der aussern Haut, sie erstrecken sich bei einigen
Hausthieren bis vor zur Brust. Sie sondern die Milch ab, welche
durch die kleinem Milchkanale in einen grössern Milehbehâlter,
von diesem durch einen oder mehrere Ausführungsgange, welche
sich an den Zitzen befinden, gewöhnlich gewaltsam nach aussen
gebracht wird.
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e) Die röhrigen Drüsen ((ìlundulae tubulosae) besteheii
aus feinen diinnhâutigei), aus einer Schleimhaut oder nur deren Ober-
haut gebildeten Röhrchen, welche an der Peripherie der Drüsen blind
anfangen, mit Blutgefassen und Nerven umgeben sind, bald gerade,
bald geschlangelt, bald raehi gewunden verlaufen, in ihrem weitern
Verlauf sich zu grössern Zweigen und am Ende zu einem gemeinschaft-
lichen Ausfiihrungsgange vereinigen. Hierher gehören : die Nieren und
die Hoden.
1 ) Die Nieren (Renes) haben ihre Lage oben in der Lenden-
gegend ausserhalb dem Bauchfell; sie erhalten verhaltnissmassig sehr
starke Blutgefasse, welche in der üussern oder Bindensubstanz den
Harn absondern, der durch die innere oder Marksubstanz in die Nie-
renbecken, von diesen durch die Harnleiter in die Harnblase und von
da durch die Harnröhre nach aussen entleert wird.
2) Die Hoden (TestictiK) liegen bei den Hausthieren in den
verschiedenen Altersperioden theils inner-, theils ausserhalb der Bauch-
höhle, und bereiten einen eigcnthümlichen Saft, den Saamen, welcher
durch die kleinen Saameiikaniilchen in einen gemeinschaftlichen Kanal,
die Saamenleiter, und durch diese entweder unmittelbar in die Harn-
röhre oder vorerst in die Saamenblâschen gcführt wird.
Als zweifelhafte Drüsen glaubt man, die Schleim-, Zirbel- und
Pacchion'schen Drüsen in der Hirnhöhle, so wie die Eierstöcke be-
zeichnen zu mussen.
12. Hoö üttOVpïlQtWtbt. {Tela cartilaginea.)
Die Knorpel sind von blaulich oder gelblich weisser Farbe,
weicher und biegsamer als die Knochen, deren Grundlage sie aus-
machen. An ihrer freien Oberflache sind sie von einer dunnen flbrösen
Haut, der Knorpel haut (Perichondrium), überzogen, in welcher
sich nur wenig Blutgefasse und Nerven verzweigen, die in dem Knor-
pelgewebe aber selbst zu fehlen scheinen, indem sie im gcsunden
Zustande bei zufiilligen oder absichtlichen Verletzungen nur wenig
bluten und keine Schmerzen verursachen. Knorpclsubstanz ersetzt sich
nie wieder. Werden Knorpel anhaltend gekocht, so werden sie zu Leim.
Nach ihrer Dauer unterscheidet man sie in bleibende Knor-
pel, welche bis in das hòhere Lebensalter als solche sich behaupten,
und in verknöchernde (verschwindende) Knorpel, in deren Ge-
webe sich früher oder spater mehr oder weniger Knochenmasse absetzt,
wodurch sie ihre ursprünglichen Eigenschaften verlieren, indem sie
hârter und spröder werden.
Man unterscheidet sie ferner in Gelenk- und Zwischengc-
lenkknorpel; zu ersteren gehören die knorpeligen Uoberzüge der
zu Gelenken verbundenen Knochenenden, und zu letzteren die Knorpeln
am Hinterkiefer- und an den hintern Kniegelenken. Als A n s a t z-
oder Erganzungs knor pel bezeichnet man endlich die Knorpel der
Schulterblatter, der Hufbeine u. dgl.
Wie alle einzehien Gebilde im thierischen Körper anfangs aus einer
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I'ormlosen belebten Masse dera Cytoblastem bestehen, so ist
diess auch bei den Knorpeln der Fall. Es erheben sich nâmlich an
dem Cytoblast Zeilen, welche Kemchen einschliessen und Zwischenraume
bilden, in welchen sich die Intercellularsubstauz (Hyalinsubstanz) * als
eine gleichförmige, durchscheinende Masse ablagert.
Bei mikroskopischer Untersuchung erscheint das Knorpelgewebe
in Beziehung auf seine Structur in drei verschiedenen Formen, nam-
lich: als Zellenknorpel, Netzknorpel und Faserknorpel.
Fig. 26.
Zellenknorpel aus dar Nasenseheide-
wand des erwachseiien Pferdes
(560 mal Yergrossert).
1)   Der Zellenknorpel ent-
hâlt zwischen derlntercellularsubstanz
verschieden gestaltete Zeilen, die ein
oder mehrere Kernchen einschliessen
und Knorpelzellen oder Knor-
pelkörperchen genannt werden.
Zu den Zellenknorpeln gehüren: die
Spitzen der Ohrmuscheln, die Blinz-
knorpeln, die Nasenscheidewand, die
Nasenknorpeln, die S-formigen Knor-
peln der vordern Düttenbeine, die
Eustachische Röhre, die Knorpeln des
Kehlkopfes mit Ausnahme des Keb.1-
deckels, die Knorpelreife der Luft-
:i- Hyalinknorpel (glasige KnurpelsubslanzJ-
b. c. Knorpelzclle mil köïnigem Karn.
b.   Die Zelle.
c.   Der Kern.
Fig. 27.
Netzknorpel aus dem gewölbten Theile
der Ohrmuschel des erwachsenen Pfer-
des (300 mal -vergrössert).
röhre und Luftröhrenaste ; ferner der
Schnabel- ' und Schaufelknorpel am
Brustbein, so wie die Schulter-
blattknorpeln, die Hufbeinknorpeln
und die knorpeligen Ueberzüge an
den zu Gelenken verbundenen Kno-
chenenden. Viele dieser Knorpeln
sind im höhern Alter, oder schon
früher mehr oder weniger der Ver-
knöcherung unterworfen.
2)  Das Netzknorpelgewebe
wird dadurch gebildet, dass in der
schon bestenenden Knorpelmasse neue
Zeilen, und zwischen diesen neue
Hyalinsubstanz erzeugt werden, und
die anfanglich vorhandene Intercellu-
larsubstanz zu einem elastischeii Zwi-
schenzellennetze umgewandelt wird,
H. Die Fadcn des Zwischenzellennctzes mil
elastisehen Gewebe übcreinslimmend.
b. Knorpelzellen (Knorpelkörperchen).
in dessen-Maschen altere und jüngere
Knorpelzellen mit Kern entlialten sind.
(lem
Dièses Gewebe, das sehr selten ver-
knöchert, findet sich am Grande der Ohrmuschel und dem Kehldeckel.
Hyalin oder Glassubstanz ist ein organiscUer, übrigens formloser Be-
standtheil des Körpers, welcher gewöhnlich farblos, durchscheinend bis durchsichtig,
fest und sehr elastisch ist, und als Zwischenzellen substan z (Intercellu-
larsubstauz) eineu ansehnlichen Theil des thierischon Körpers ausmacht.
1
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30
Fig- 28,                             3) Dei- Faserknorpel bildet ein
Faserknorpel aus eiuem Zwiscben-   zâhes, sehr elastisches Gewebe, das aus
gelenkknorpeldesKniegelenkesdes    g;ch kreuzenden fibrösen Fasern ZUsam-
Pierdes (120 mal vergrossert).                                  . _ ,
g                            mengesetzt ist, deren Zwisclienrâutne
mehr oder weniger Knorpelsubstanz ent-
halten. Dièses Gewebe halt die Mitte
zwischen Knorpel und Faserband, und
nâhert sich je nach der Menge der Knor-
pelsubstanz bald mehr diesem, bald mehr
jenem Gewebe. Als Faserknorpel er-
a.   Eine Laffe (iflralleler Fadcn
b.   Rechlwinklich darauf liegende Schichte
scheinen: die Zwischengelenkknorpel der
Hinterkiefer- und der hintem Kniege-
lenke, die verbindende Zwischenschichte der Körper der meisten
Wirbelknochen, so wie einiger andern Knochen, wie zwischen dem
Kreuzbein und den Darmbeinen; selbst in der rolliihnlichen Sehne des
geraden Beugers des Vorarmbeines findet sich ein ahnliches Gewebe.
Die Knorpeln bilden bald die Grundlage gewisser Organe, wie in
dem àussern Olir, dem Kehlkopf etc., bald dienen sie als verbindendes
Material für die Knochen ; im Allgemeinen scheinen sie aber wegen
ihrer grossen Biegsamkeit fast unentbehrliche Theile für den Mecha-
nismus des thierischen Körpers zu sein, indem durch sie die Bewegungen
bedeutend erleichtert werden.
13. Ma& ÛXlofymQtWbe. (Tela ossea.)
Die Knochen sind die harten spröden, gewühnlich röthlichweiss
gefarbten Gebilde im thierischen Körper, welche Knorpelmasse (Kno-
chenknorpel genannt) zur Grundlage haben.
Fig. 29.
Ia Verknücherung begriffene Rippeuknor-
peln des Huudes (160 mal vergrossert)
Die Verknöcherung der Kno-
chenknorpeln erfolgt dadurch, dass
die in ihnen neu gebildete Hyalin-
substanz wieder aufgelüst, flüssig
gemacht wird und dann gerinnt.
Aus diesem Cytoblastem entstehen
durch Gerinnung und Organisation
derneuen Hyalinsubstanz, die Kno-
chenkorperchen (Cytoblaste),
an welchen sich die Knochen-
zeilen erheben ; wahrend nun letz-
tere im Wachsthum begrifTen sind,
entwickeln sich zwischen ihnen und
den schon früher vorhandenen Zei-
len, aus dem durch fortwahrende
Ausschwitzung vorrathigen Cyto-
a. Die vüm cben gebildcteit nclzförniirren Knochen . .                                  ,r         , ...             ?
gcbiidcien zeilen.                                          blastem neue Knochenkorperchen,
li. Kiiochenknorpel (Hyaliiuubsiam).                            wplphp rhirrh (rpfaisqpripn linrpr sipli
o. Knochenkorperchen (Kernc der Knochmzellcnt.           WUUIO UU1C11 VJUdSSUlUl Ullier Hltll
d. Fellblâschen an der Stelle des «sorbirteli Knorpel». jn Vci'bindung Stellen. DÌC Knorpel-
körperchen werden weicher, immer mehr zusammengedrangt und am
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'
31
Piy. 30.
Knochenkörpercheu
(450 mal vergrnssert).
Ende ganz aufgelöst, deren zurückgebliebene
Raume die Markhöhlen und Markkanâl-
chen bilden, welche. durch neu erzeugte Fettzel-
len, dem Knochenmark ausgefüllt werden.
Die Kerne der Knochenzellen, so wie diese selbst
nehmen wahrend diesem Vorgange Kalksalze
auf. Die Knochenkanalchen bilden feine Röhrchen,
welche meistens parallel an den Röhrenknochen
der Lange nach verlaufen, und durch Verbindungs-
iiste mit einander in Verbindung stehen.
Die Verknöcherung beginnt übrigens nicht zu
gleicher Zeit am ganzen Umfang der Knochen,
sondern sie geht von einem Punkt aus, den man
den Verknöcherungspunkt (Ossifica-
tionspunkt) nennt, deren so viele in einem
Knochen sich bilden, aus so vielen. Stücken der-
n. DieKnochenkorpercIten (Kerne
der Knochenzellen).
li. Die Gefnssclien der Knochen-
zeilen, welche iinler sich ein
NeU bilde».
Fig. 31. ■
SenUrecliter Knoclien-
schliff des Oberschenkel-
beines eines 4jahrigen
Pferdcs (12 mal vergr").
selbe zusammengesetzt wird, so dass z. B. in den
aus drei Stücken zusammengesetzten Röhren-
knochen an jedem Stück ein Verknöcherungspunkt
erscheint, von welchem die Verknöcherung bei
den Röhrenknochen der Lange nach, bei den
platten dagegen strahlenfórmig so lange fort-
dauert, bis alle einzelnen Theile zu einer
Knochenmasse verschmolzen sind. Nicht an allen
Knochen beginnt die Verknöcherung zu gleicher
Zeit. Die erste Verknöcherung erfolgt an den
Seitentheilen der Wirbelkörper, dem mittleren
Theil der Rippen, dein Unterkiefer und den
Stirnbeinen.
Aussen sind die Knochen von einer mehr oder
weniger dicken, festen (compacten) Knochenmasse
umgeben, welche eine mehr schwammige, aus
einem Netzwerk dichter Knochensubstanz beste-
llende und Fett enthaltende Masse einschliesst. Die
platten Knochen bestehen aus zwei Tafeln fester
Knochenmasse, welche zwischen sich entweder
eine schwammige Knochenmasse mit Fett (Diploë
genannt), oder eine Höhle enthalten, wie diess
. Knochenknorpel mil einpc-
streuten Knochenkörpercheu.
. Knochenkanalchen (Marlikanal-
chen oder Knochcnçefassc.
. Verbindung derselben durch
Querfiste.
bei einigen Kopfknochen der Fall ist, deren Höh-
len mit einer Schleimhaut ausgekleidet sind.
Die aussere Oberflache der Knochen ist mit
einer fibrösen Haut die Knochen- oder Bein-
haut (Periosteum) überzogen, welche durch die an melireren Knochen,
besonders an den Röhrenknochen deutlich sichtbaren Ernahrungslöcher, in
deren Höhlen dringt und dieselben als eine feine Haut das Mark-
hautchen oder innere Knochenhaut (Periosteum internum s.
Membrana meduUaris) ausklejdet, das Knochenmark absondert "und
_ ..._. ___._
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einschliesst. Die âussere und innere Knochenhaut cnthalten die zur
Ernahrung des Knochens nöthigen Blutgefasse und aucli Nerven.
Die Bestandtheile der Knochen bei erwachsenen Thieren sind:
Knochenknorpel ('/3), phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk, phosphor-
saure Magnesia, Natron (2/8). Beim Pötus sind die thierischen Be-
standtheile vorherrschend, die mineralischen dagegen nelimen mit dem
Alter zu, so dass die Knochen je alter, desto hârter, spröder und
schwerer werden. Bringt man die Knochen in verdiinnte Mineral-
sâuren (Salzsaure), so werden die mineralischen Bestandtheile durch
Auflösung entfernt und der Knochen erscheint weich und biegsam;
umgekehrt, werden die thierischen Bestandtheile durch Aetzlauge oder
das Feuer entfernt, so erscheinen sie hart, spröde und lassen sich
leicht zerbrechen.
Der Nutzen der Knochen besteht hauptsâchlich darin, dem thie-
rischen Körper als'Geruste (Stütze) zu dienen, welches sich zur An-
heftung der Weichtheile eignet, wodurch letztere, wie ein Theil der
Eingeweide, ihre Lage sichern; ferner dient es den Muskeln, welche
die Bewegungen der Knochen vermitteln, zur Anheftung, und überdiess
schützen die Knochen durch Bildung von Höhlen, zarte, leicht ver-
letzbare, für die Erhaltung des Lebens âusserst wichtige Organe
vor feindlichen Einflüssen, wie z. B. die Hirnhöhle "und der Wirbel-
kanal das Gehirn und das Rückenmark.
14. Uoö &(lt)nQtmbt. (Tela dentium.)
Das Zahngewebe, obwohl in Beziehung auf seine Harte und
chemische Zusammensetzung dem Knochengewebe am naehsten, unter-
scheidct sich doch von diesem besonders dadurch, dass bei ihm einmal
keine eigentliche Knorpclbildung vorausgeht, und dass die Zahnsubstanz
sich nicht wieder ersetzt, wie diess z. B. an den Knochen bei
Knochenbriichen der Fall ist.
Die Zahne entwickeln sich in den für sie bestimmten Höhlen der
Kieferbeine, entweder schon frühe beim Fötus oder erst nach der
Geburt. Es bildet sich namlich in der Zahnhöhle ein aus Zeilen
bestehendes, mit fliissigem Cytoblastem erfülltes Sackchen, Z a h n s a e k-
chen genannt, das an seiner âussem Flâche mit zahlreichen Blutge-
fâssen, Nerven und lockerem Zellgewebe umgeben ist. Der Inhalt des
Zahnsâckchens geht spâter in eine festere Masse, die Z a h n p u 1 p e,
über, aus welcher sich nach oben bei den Schneide- und Hacken-
zahnen eine, bei den Backzahnen mehrere Blasen erheben, welche
als Zahnkeim sich zur künftigen Krone heranbilden, an der nach
unten spater die Wurzel anwâchst, die bei den Schneide- und Hacken-
zâhnen einfach, bei den Backzahnen mehrfach getheilt ist, und OefF-
nungen zum Eintritt der Blutgefasse und Nerven besitzt. An dem
nun so weit vorgeschrittenen Zahn setzen sich dann die verschiedenen
Zahnsubstanzen an, welche alsbald verknöchern, das Zahnfleisch durch-
brechen und über dasselbe hervorragen, welcher Theil die Krone,
der von dem Zahnfleisch umgebene der Hals, und der in der Höhle
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befìndliche die Wurzel genannt wird. Wenn der Zahn seine vòllige
Ausbildung erlangt hat, so erlischt aucli sein Wachsthum durcli Mangel
an Ernâhrung dadurch, dass die in der Wurzel beflndlichen Oeffnungen
sicli allmahlig verschliessen und den Eintritt von Gefassen und Nerven
auch in eben dem Verhaltnisse beschranken.
Die Substanzen, welche sich an den Zahnen unterscheiden lassen,
sind: der Schmelz, die eigeatliche Zahnsubstanz und die
Knochensubstanz.
Fig, 32.
Das \on dem Viereck h. Fig. 39. eingeschlossene Stück des Backzahnscliliffes des
Pferdes (etwa 20 mal vergrössert).
a. b. Aeussere Schichte der Knochensubstanz.
a.   Aeusserer Zahurand.
b.   Verbiiidune der àussern Schichlc der Knochensubstanz mit dem Schmelz.
c.        Knochenkörpercheu.
d.       Kiiuchenkanàlchen.
e.       Aeussere Schmclzschichte.
é. Verbindung der àussern Schmelzschiclite mit der Zahnsubstanz-
f.  f. Zahnsubstanz mit den deutlieh sichtbarcn Röhrchen, die bei é in den Schmelz übergchen
g.       Durchschnilt der Centralilache der Zahnsubstanz.
h. Innerc Schmclzschichte.
i. ■ Innerc Schichte der Knochensubstanz.
Der Zahnschnielz oder die Glassubstanz bildet bei den
Pleischfressem die ausserste Schichte an der Krone der Zâhne. Bei
dem Pferde und den Wiederkauern ist sie von einer dunnen Schichte
Knochensubstanz bedeckt. Der Schmelz ist blüulichweiss, sehr spröde
und die hiirteste Substanz im thierischen Körper; bei dem Fötus ist er
von einer eigenen Membran, der Schmelzhaut, eingeschlossen.
Bei mikroskopischer Untersuchung zeigt er sechsseitige, schwach ge-
bogene Prismen, welche fast ganz aus erdigen Bestandtheilen bestehen.
Bei dem Pferde, wo sich die Kronen der Schneide- und Backzlihne
nach innen einstülpen, kleidet der Schmelz auch diese Einstülpung aus,
dasselbe findet auch bei den meisten Backzahnen der Wiederkaucr
statt, so dass er nach erfolgter Abreibung der Zahnkronen auf den
Reibeflachen zwei Lagen zeigt, eine aussere und eine innere.
Die Zahn-, Elfenbein-, auch Röhrensubstanz genannt,
kommt in Beziehung auf Harte gleich nach dem Schmelz und zeigt
an der BruchQaclie einen schillernden Glanü, wie Perlmutter ; sie macht
den grbssten Theil der Zahne aus, und erstreckt sich in der Mitte des
Zahnes von dom Schmelz umgeben, wo sie bei einfachen Zahnen die
einzige ist, von der Krone bis zur Wurzel. Bei den an der Krone
eingestülpten Zâhnen kommt in der Mitte des Zahnes, so weit die
Leyh, Anatomie.                                                                                                          O
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Einstülpung geht, auch Schmelz- und Knochensubstanz vor. Der
Zahnkanal, der von der Zahnsubstanz gebildet wird, fangt an der
Wurzel als eine verschieden grosse Oeffnung an, die zur Aufnahme
von Blutgefassen und Nerven dient. Die Zahnsubstanz besteht aus sehr
feinen, schwach wellenförmig gebogencn, cylindrischen Röhrchen, auch
Zahnkanalchen oder Zahnröhrchen genannt, welene dicht
neben einander liegen und durch Hyalinsubstanz unter sich verbunden
sind. Diese Zahnröhrchen enthalten in ganz frischen Zahnen eine
röthliche Flüssigkeit und fangen mit feinen Oeffnungen im Zahnkanal
an, von wo sie parallel nach aussen bis in den Schmelz laufen, in
welchem sie sich ausserst fein verzweigen.
Die Knochensubstanz ist weicher als die iibrigen Substanzen,
wird zuletzt gebildet und hat eine matte wcissgelbliche Farbe. Sie kommt
bei allen Hausthieren an der Wurzel sammtlicher Zahne als aussere
einfache Schichte vor. Bei den eingestiilpten Schneide- und Back-
zâhnen überzieht sie auch als aussere Schichte die Krone. Bei allen
eingestiilpten Zâhnen bildet sie wie der Schmelz zwei Schichten, indem
sie an den Einstülpungen Theil nimmt. (Siehe Fig. 38 und 39.)
Bei den Pflanzenfressern ist die Knochensubstanz nicht selten,
stellenweise von einer glanzend braunschwarzen Mas_se bedeckt, welche
nicht zum eigentlichen Zahngewebe gehort, sondera als ein Nieder-
schlag des Speiehels zu betrachten ist. Diese Schichte wird auch
mit dem Namen Rindensubstanz bezeichnet.
Die Zahne dienen im Allgemeinen zum Erfassen und Abbeissen
des Futters, zum Kauen und als Waffen.
Die bis jezt beschriebcnen organischen Gewebe bilden durch ihre
mannigfaltige Verbindung die einzelnen Organe, und diese vereinigen
sich wieder zu organischen Systemen. So verschieden auch die Ver-
richtungen der einzelnen Organe sind, welche zusammen ein System aus-
machen, so lasst sich ein harmonisches Zusammenwirken derselben nicht
verkennen, wovon die verschiedenen einzelnen Organe, welche zusammen
das Verdauungssystem ausmachen, ein deutliches Beispiel geben.
Der ganze thierische Körper liisst sich nach seinen aussern
Umrissen in den K o p f, den Rumpf und die Gliedmassen
unterscheiden, welche drei Haupttheile wieder in verschiedene Unter-
abtheïlungen gebracht werden.
A. Der Kopf zerfallt in den Hirnschadel und das Angesicht.
Die einzelnen Parthien des Hirnsc hadels sind :
1)  Das Oberhaupt.
2)  Das Vorderhaupt, zur Seite zwischen beiden liegen die
Ohren, und zwischen diesen bei Pferden der Schop f.
3)  Die Sehlâfen mit den Schlafengruben.
4)  Der obère Theil der Stime, an weicher oben und zu
beiden Seiten bei den gehörnten Wiederkauern die Hörner
angebracht sind.
An dem Gesichte sind zu betrachten:
1) Der untere Theil der Stirhe und zur Seite die
Augenbogen.
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2)  Die Augenlider mit den Augâpfeln.
3)  Die Wangen oder Ganaschen.
4)  Die Backen.
5)  Die Nase mit den untern Nasenlöch ern.
6)  Die Lippen mit der Maulspalte.
7)  Das Kinn und
8)  Der Kehlgang.
B.   Der Rumpf zerfàllt in den Hals, die Brust, den Bauch
und das Be eken.
An dem Hals e unterscheidet man:
1)  Das Genick.
2)  Den Kamm mit der Malin e.
3)  Die beiden S eitenflâchen.
4)  Die K e li 1 e, an deren unterem Ende bei dem Rinde der
obère Theil des Brustlappens sicli befindet.
An der Brust:
1)  Den oben liegenden Widerrist, beim Rind Bug genannt,
welcher den Uebergang vom Hals in
2)  den Riicken macht.
3)  Die Scitenwandungen.
4)> Die sogenannte Brust mit der Brus tspitz e, welche bei
dem Rinde mit dem untern Theil des Brustlappens versehen ist.
Der Bau eh zerfàllt in drei Hauptabtheilungen, nSmlich in cine
vordere, eine mittlere und eine hintere Bauchgegend.
Die vordere Bauchgegend reicht von einer an dem hintern
Rande der beiden letzten Rippen quer gedachten Linie bis vor an das
Zwerchfell, und Üisst eine Brustbeingegend, eine rechte und
linke Unterrippengegend unterscheiden. Die mittlere Bauch-
gegend reicht von der vorhin angenommenen Linie bis zu der, welche
man sich von der linken bis zur rechten Hüfte denkt. Die Unterab-
theilungen dieser Gegend sind: die Lenden- oder Ni crengegend,
die Flanken- oder Weicheng egenden und die Nabelgegend.
Die hintere Bauchgegend endlich erstreckt sich von der eben
erwahnten Linie bis zu den Schambeinen ; sie lasst zu beiden Seiten
die L eist eng egenden und zwischen diesen die S eh a m gegend
unterscheiden, an welcher bei mannlichen Thieren der Hodensack,
Schlauch und die Ruthe, bei weiblichen Thieren das Euter liegt.
An dem Be eken unterscheidet man:
1)  Die Hüften.
2)  Das Kr e uz.
3)  Den Schweif.
4)  Den After.
5)  Das Mittelfleisch.
C.   Die Gli e dm as s en werden in zwei vordere und zwei hin-
tere, und diese wieder in rechte und linke unterschieden.
I. Die einzelnen Theile der vordern Gli e dm a ss e sind:
1)  Die Schulter.
2)  Der Ober arm und an der Verbindung beider
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3G
3)  Der Bug.
4)  Der Vorarm und an dessen innerer Flache die Hom war ze.
5)  Der Ellenbogen.
6)  Das Vorderknie.
7)  Das Schienbein.
8)  Die Köthe mit dem Sporn und der Haarzotte. Bei den
Wiederkauern und dem Schweine mit den Afterklauen.
9)  Der Fessel.
10)  Die Krone und
11)  Der Hu f. Bei den Wiederkauern und dem Schweine die
Klauen und bei dem Hund und der Katze die Krallcn.
II. Die der hintern Glicdmasse sind:
1)  Der Oberschenkel nach vorn mit der Kniescheibe.
2)  Der Unterschenkel und zwischen beiden nach hinten
3)  Die Kniekehle.
4)  Das Sprunggelenk.
5)  Das Schienbein und auf dessen innern Seite am obern
Ende die Kastanie (Ilornwarze). Die Benennung der
übrigen Theile ist ganz so, wie am Vorderfuss.
Unter andern Eintheilungen des thierischen Körpers ist auch die
in eine linke und rechte Körperhalfte bekannt, welche Ein-
theilung dadurch erklârt wird, dass man sich vom Kopf bis zum
Schweif eine Medianlinie denkt. Diejenigen Gebilde nun, die von dieser
gedachten Linie durchschnitten werden, sind nur einfach vorhanden,
d. h. ungepaart; diejenigen hingegen, welche von dieser Linie nicht
berührt werden, also zu beiden Seiten liegen, sind in dop pel ter
Zahl, d. h. gepaart vorhanden. Was die Bezeichnung linke und
rechte Körperhalfte anbetriift, so geschieht solche immer das Thier
von hinten betrachtet.
Die einzelnen Organe im thierischen Körper lassen sich in Be-
ziehung auf ihre Functionen in folgende drei Hauptabtheilungen
bringen: Bildungs-, Bewegungs- und Ernpfindungsorgane,
welche in nachstehender Ordnung abgehandelt werden.
1)   Die Lehre von.den Knochen.
2)     „ „        „ „ Ban dem.
3)     „ „ » » Muskeln.
4)     „ „        „ „ Verdauungsorganen.
5)     „ „        „ „ Harnorganen.
6)     „ „        „ „ Geschlechtsorganen.
7)     „ „        „ dem Fötus.
8)     „ „        „ den Athmungsorganen.
9)     „ „        „ „ Blutbewegungsorganen.
10)     „. „        Lymphgefassen und Lymphdrüsen.
11)     „ „        „ „ Empfindungsorganen.
12)     „ „        „ „ Sinnesorgane n.
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III. BESONDERE ANATOMIE.
3ânod)£nIet)«. (Osteologia.)
Die Knochenlehre betrachtet die einzelnen Knochen im ma-
cerirten Zustande, d. h. trocken und von alien Weichtheilen
entblöst. Es sind die harten, festen, verschieden gestalteten und be-
nannten Körper, welche dem ganzen thierischen Organismus zur Sttitze
und den einzelnen Organen, wie den Bândern und Muskeln zur An-
heftung, oder wie dem Geliirn und Rückenmark etc. zum Schutze dienen.
Manche Knochen, wie die glatten, bestehen nur aus einem, andere, wie
die langen, z. B. die Röhrenknochen, aus mehreren Stücken, die in
früher Jugend nur durch eine Knorpelschichte mit einander verbunden
sind, sich leicht trennen lassen und Knochenansâtze (Epiphyscs),
zum Unterschiede der Knochenhervorragungen Knochenfort-
satze (Apophyses) genannt werden. Man unterscheidet an den ein-
zelnen Knochen F la che n, Rander, Fortsatze und Vertiefungen.
Die Röhrenknochen theilt man am zweckmiissigsten in das obère und
das un tere Ende, und in das dazwischenliegende Mittelstiick oder
den Körper ein.
a) Knochenhervorragungen.
Die Knochenhervorragungen, auch Kno chenfortsatze genannt,
sind alle jene über die aussere oder innere Oberflache der Knochen
hervors tellenden Theile, welche in der Jugend entweder ganz fehlen oder
nicht selten nur als schwache Erhabenheiten angedeutet sind, und erst
bei erwachsenen Thieren deutlich sich erkennen lassen. Dire Bestimmung
ist, den Muskeln, Sehnen, Bandern etc. zur Anheftung zu dienen.
Nach ihrer Gestalt bezeichnet man sie als Kopf-, Knopf-,
walzen-, rollenförmige Fortsatze etc ; ferner als Knorren,
Hoeker, Beulen, Kamm, Graten, Leisten etc. Nach ihrer
Richtung als schiefe, quere etc. Portsatze. Nach ihrer
Aehnlichkeit mit andern Körpern als Griffel-, Dom-, Plügel-,
Warzen-, Zahn- etc. Fortsatze.
b) Knochenvertiefungen.
Die Knochenvertiefungen dienen theils zur Anheftung der Muskeln,
Sehnen, Bander, theils zur Aufnahme verschiedener Organe und theils
zum Durchgange der Gefasse, Nerven etc. Sie werden nach ihrer Ge-
stalt und Bestimmung àìs Eindrüeke, Gruben, Höhlen, Rinnen,
Kanale, Ausschnitte, Spalten, Löcher etc. bezeichnet.
e) Knochen v-e rbindungen.
Die Knochenverbindungen geschehen im Allgemeinen durch
Knochenmasse, Knorpelmasse, Bander, Haute und Mus-
keln. Sie lassen sich je nach dem Grade ihrer Beweglichkeit in
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bewegliche und unbewegli che abtheilen, wovon erstere wieder
in bewegliche Knochenverbindungen mit Synovialkapseln und "
solche oline Synovialkapseln unterschieden werden.
1) Die bewegliche Knochenverbindung (Articulatio
mobilis, Diarthrosis)
mit Synovialkapseln entsteht dadurch, dass zwei
glatte überknorpelte Knochenenden in ein Kapselband eingeschlossen
und durch Bander oder Muskeln so zusammengehalten werden, dass
eine mehr oder weniger starke Beugung, Streckung oder Drehung
stattfinden kann. Nach der Art der Bewegung unterscheidet man sie in
Wechselgelenkc, Drehgelenke, freie und straffe Gelenke.
a)   Das freie Gelenk (Arthrodia) lasst eine Bewegung nach
allen Seiten zu; es entsteht dadurch, dass ein überknorpelter glatter
Gelenkkopf in eine entsprechende Gelenkhöhle aufgenommen wird, zu
deren Verbindung ausser einem Kapselband keine aussere Hülfsbander
vorhanden sirid, wie an dem Arm- und Hiiftgelenk; letzteres hat jedoch
ausser dem Kapselband noch ein Hiilfsband.
b)   Das Wechselgelenk {Ginglymus) hat nebst dem Kapsel-
band noch aussere und innere Hülfsbander, und wird in Beziehung auf
seine Bewegungsart in ein vollkommenes und ein unvollkom-
menes Wechselgelenk abgetheilt.
aa) Das vollkommcne Wechselgelenk, Scharnicrgelenk,
gibt nur die Bewegung in einer Richtung zu, d. h. Beugung und
Streckung. Hier passen namlich die an dem einen Knochenende bo-
findlichen glatten und überknorpelten Erhabenheiten und Vertiefungcn
in die des gegeniiberstehenden Knochens genau ein, so dass cine
Seitenbewegung nicht leicht möglich ist. Hieher gehörcn : das Kopf-
gelenk, die Rippen- und Rippenknorpelgelenke ; ferner das Ellenbogen-
gelenk, die Verbindung der obern Reihe der Knieknochen mit der untern
und mit dem Vorarmbein, das Fessel-, Kron- und Hufgelenk, an der
hintern Gliedmasse ist ausser den drei letztgenannten Gelenken noch
die Verbindung des Rollbeines mit dem grossen Schenkelbeine.
bb) Das unvollkommene Wechselgelenk lasst ausser der
Beugung und Streckung auch noch Scitenbewegungen zu. Hier werden
namlich die überknorpelten glatten Gelenkenden in passende Vertie-
fungen der Zwischengelenkknorpeln aufgenommen ; solche Gelenke sind
die Hinterkiefer- und die hintern Kniegelenke.
c)  Das Drehgelenk (Rotatió) besteht darin, dass ein zapfenahn-
licher Knochenfortsatz in die Hóhle eines andern Knochens so aufgenom-
men wird, dass letzterc an dem Fortsatz des erstern mehr oder weniger
im Halbkreis bewegt wird. Die Bewegung lasst sich mit der eines
Rades an der Axe vergleichen. Es findet sich nur eines dieser Art
vor, das von dem erstcn und zweiten Halswirbel gebildet wird, ■
d)   Das straffe Gelenk [Articulatio semimohilis s. Amphiar-
throsis)
entsteht, wenn zwei oder mehrere kleine, mit überknorpelten
Gelenkflachen versehene Knochen durch sehr kurze Bander so nahe mit
einander verbunden sind, dass nur eine schwache Bewegung zuliissig
ist; solche Gelenke bilden die Knieknochen in einer Reihe, die unterò
Reihe mit dem Schienbcin und den beiden Griffelbeinen, die Sprung-
,-■
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gelenksknochen untereinander, so wie mit dem Schienbein und den
beiden Griffelbeinen.
2)   Die bewegliche Knochenverbindung ohne Syno-
vial kapseln (Syndesmosis, Synchondrosis) ist eine solche, wo an
den Gelenkenden der glatte iiberknorpelte Ueberzug, so wie die
Synovialkapseln fehlen; diess geschieht theils durch Muskeln, wie die
vorderen Gliedmassen mit dem Rumpf, theils durch Knorpelmasse, so,
dass zwei Knochen bald mehr oder weniger frei aneinander in ver-
schiedenen Richtungen, wic die Körper der Wirbelknochen, bald nur
nach Art eines vollkommenen Wechselgelenkes, wie das Kreuzbein
mit dem letztcn Lendenwirbel, bald nur sehr wenig, wie die Scham-
beine unter sich, bewegt werden können. Die Körper der meisten
Wirbelknochen, welche zusammen eine elastische Kette bilden, können
als solche nach irgend einer Seite eine verschieden grosse Biegung
machen, wahrend die Bewegung zweier Wirbel an einander nur
unbedeutend ist. Zu diesen Knochenverbindungen gehören ferner: die
der grossen Zungenbeinaste mit den Felsentheilen der Schlafenbeine,
der Rippen mit den Rippenknorpeln, des Kreuzbeines mit den Darm-
beinen etc.
3)  Die unbewegliche Knochenverbindung (Synarthrosis)
geschieht durch die Naht und durch die Einkeilung.
a) Die Naht (Sutura) kommt an den Kopfknochen in verschie-
denen Formen vor, und besteht darin, dass zwei ebene oder unebene
Knochenrander entweder mit ihren Hervorragungen ineinandergrèifen oder
einander blos berührcn. Man unterscheidet folgende Arten von Nahten :
aa) Die wahrc Naht (Sutura vera) ist diejenige, wo die sage-
zahnförmig geformten Knochenrander gegenseitig genau ineinander
passen, wie z. B. die Vorderhauptsbeine und Stirnbeine unter sich etc.
bb) Die Schuppennaht (Sutura squamosa) besteht darin, dass
die Knochenrander schuppenahnlich übereinander gelagerte Knochen-
blâttchen zeigen, die in ahnliche gegenüberstehende eines andern Knochen
eingreifen und sich auf dièse Art fest mit einander verbinden, wie diess
zwischen den Vorderhauptsbeinen und den Schlafenbeinen der Fall ist.
cc) Die Blattnaht (Sutura foliosa) wird gebildet, wenn dunne,
neben einander gestellte Knochenblattchen ihnen abwechselnd gegen-
überstehende in ihre Zwischenniume aufnehmen und sich dadurch
innig verbinden ; eine solche Naht findet bei der Verbindung der Stirn-
beine mit den Nasenbeinen, so wie dieser mit den Thranenbeinen und
grossen Kieferbeinen statt.
dd) Die falsche Naht oder Harmonie (Sutura spuria) heisst
endlich diejenige, wenn zwei ebene oder unebene Knochenrander nur
einander berühren, ohne in einander zu greifen, und ohne sich gegen-
seitig zu verbinden, wie die Nasenbeine unter sich und der Schlaïen-
fortsatz des Jochbeines mit dem Jochfortsatz des Schlafenbeines.
Die Nahte lassen sich übrigens, mit Ausnahme des untern Endes
der Nasenbeine, nur in der Jugend deutlieh unterscheiden, indem sie
im höhern Alter durch Knochenmasse mit einander verschmelzen,
wodurch die Conturen der einzelnen Knochen öfters ganz verschwinden!
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40
b) Die Einkeilung (Gomphosis) kommt bei den Zalmen vor, die
mit ihren Wurzeln wie ein Keil in den Zahnhöhlen derKieferbeine stecken.
Sammtliche Knochen machen in ihrem natürlichen Zusammen-
hange das Skelett (Sceleton) aus ; diese Zusammensetzung nennt man ein
natürliches Skelett, zum Unterschiede von den mittelst Draht,
Schrauben etc. kunstlicht zusammengesetzten Knochen, als kiinst-
liches Skelett. Das ganze Skelet wird in die Knochen des Kop fes,
des Kumpfes und in die der Gliedmassen eingetheilt.
Sttmnumffht ïlcbcrftdjt btr SkltUt hts fftxhts, hts flinks, hts
hts §anhts
unii ber $a\t.
Fig. 33.
Das Skelett des Pferdes.
\)whts,
Die Knochen des Kopfes werden eingetheilt in die des Hirn-
schiidels und des Angesichtes.
A. Knochen des Hlrnschadels:
Zalil
Zolli
2
2
2
2
1
1
Gehörknöcholchon:
Hammer
Amboso
Steigbügel
Linsen .
Keilbein . .
Siebbein .
Oberhauptsbein a......    1
Sichelbein 6 . •......    1
Vorderhauptsbeine c.....    2
Stirnbeine d.......    2
Schlafenbeine e......    2
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41
R. Knochen des A n g e s i c h t e s :
Ziihl                                                                                                    ?-«lil
Nasenbeme h.......2 Nasenmuscheln ......    4
Thriinenbeine g . . ■ . 2 Hiuterkiefer l.......    1
Jochbeine ƒ ....*.... 2 Zungenbein........    1
Grosse Kieferbeine i.....2 Z a h n e :
Kleine Kieferbeine k . . . . ,2 Schneidezühne r;i.....   12
Gaumenbeine.......2 Hackenzahue ».....    4
FKigelbeine...... .2 Backzïlme o......  24
Pflugscharbein.......1
II. Knochen des Rumpfes.
A. Knochen der Wirbelsaule:
Halswirbel p-v...... . 7 Kreuzbein y.......    1
Rückenwirbel w......18 Schweifwirbel z......  18
Lendemvirbel x......6
B, Knochen der Brust:
Kippen a-a........36 Brustbein *........    1
C. Knochen des Beckens:
Darmbeine 6'.......2 Sitzbeine d'........    2
Schambeine c' ..-..., 2
III. Knochen der Gliedmassen.
A,    Knochen der Tordern Gliedmassen:
Schulterblatter e'......2 Kahnförmige Beine o' • .    2
Armbeine ƒ'.......2 Halbmondförmige Beine p' ■    2
Vorarmbeine g' ......2 Krbsenbeine q'.....    2
EUenbogenbeine h'.....2 Schienbeine r'.......    2
Knieknochen: Griffelbeine s'.......    4
Hackenbeine i'.....2 Gleichbeine t'.....         -4
Vieleckige Beine k' ... 2 Fesselbeiue u'.......    2
Keüförmige Beine (' ... 2 Kronbeine v' .......    2
AVürfelförrnige Beine m' . . 2 Hufbeine io'.....- . .    2
Kegelformige Beine n' . . 2 Strahlbeine x'.......    2
B.    Knochen der hintern Gliedmassen:
Oberschenkelbeine y' .... 2 Kleine Kahnbeine g" . ■
    2
Kniescheiben 2'......2 Pyramidenbeine h" ...    2
Grosse Unterschenkelbeine a" . . 2 Schienbeine........    2
Kleine Unterschenkelbeine b" . .2 Griffelbeine ....■■■■    4
Sprungge lenk sknochen: Gleichbeine........    4
Fersenbeine c".....2 Fesselbeine........    2
Rollbeine d"......2 Kronbeine........    2
Würfelbeine e" ..... 2 Hufbeine .........    2
Grosse Kahnbeine f" ... 2 Strahlbeine........    2
Gesammtzahl der Knochen des Skelettes des Pferdes: 252.
1. e y h , Anatomie-                                                                                                           O
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42
Fig, 34.
Das Skelett des Rindes.
I. Kuochen des Kopi'es.
A. K no eli en des Ili insella de Is:
Zabi
. . 1
Vorderhatiptsbeiiie b
2
Steigbiigel ......
2
2
Gehörknóchelchen:
Hammer .
2
/a lil
2
2
2
IÎ. Knochen des Angesiehtes
Pfliigscharbein
Nasenmuscbeln
Hinterkiefer i
Zungenbein .
Zâhn e:
Nasenbeine h.......
Thrânenbeine e......
Jochbeine d........
Grosse Kieferbeino ƒ
Kleine Kieferbeine g
Schneidezahne
Backzahne
Gaumenbeine.......    2
Flügelbeine........    2
21
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43
II. Knochen des Rumpfes.
A. Knocben der Wi rb els âul e:
ZaM                                                                                                   ZaM
Halswirbel k........7       Kreuzbeiti n........1
Rückenwirbel l.......13       Schweifwirbel o (die Ziegobat nur 9) 20
Lendenwirbel m .         .                  O
li. Knocben der Brust:
. . 26 Brustbein *......... 1
Hippen p-p
C. Knocben des B e c k e u s :
2 Sitzbeine s........2
2
Parmbeine y
S eb arabei n e r
III. Knochen der Gliedmassen.
A. Knocben der vordern Gliedmassen:
Kegolformige Beine !»'...    2
Halbmondförmige Beine e'         2
Schienbeine d'.......    2
Griffelbeine c'......    2
Gleicbboine ƒ' . .....    8
Fosselbeine y'.......    4
Kronbeino h'.....         .4
Klauenbeine t'......    4
Strablbeine fc' . ,.....    4
Sebnlterblatter t......    2
Armbeine u .                  ....    2
Vorarmbeine v.......    2
EUenbogenbeine w.....    2
Knieknochen :
Uackenbeine x .....    2
Vieleckige Beino i/ ....    2
Keilfiirmigo Beine z ...    2
Würfelförmige Beine a' . .     2
B, Knocben der hintern Gliedmassen:
Oberscbenkelbei
. .    2
Runde Beino t'.....    2
Scbienbeine........    2
Obero Gleicbbeine u'.....    2
üntere Gloicbbeine ......    8
Fessolbeiue........    4
Kronbeine........    4
Klauenbeine........    4
Strablbeine........    4
Knicscbeiben m'......    2
Unterschenkelbeine n' ....    2
Sprunggelenksknocben:
Kronenförmige Beine o' .         2
Fersenbeine p' .....    2
Rollbeine q'.....-2
Grosso Kabnbeine r' ■ .    2
IV, Knochen, welclie nicht mit dem Skelett in Verbindung stehen.
Herzknocben ..................
Gesainrntzahl der Knocben des Skelettes des Rindes : 246.
_
:. : ___......_
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44
Fig, 3.5.
Das Skelett des Scliweines.
I. Knochen des Kopfes.
A. K a u c h e ii des Hirnschadels:
7. » li
Oberhauptsbein a ......    1
Vorderhauptsbeine b.....    2
Stirnbeine d.......    2
Schlafenbeine c ......    2
Geliörknö chelchen:
Haramer .......    2
Zahl
■>
■2
■2
i
1
Auibose
Steigbügel
Linseu .
Keilbein .
Siebbein .
B, Knochen des Augesichtes:
Nasenbeine g.......2 Pflugscharbein.......1
Eüsselbein h ...
Thrânenbeine ƒ
Jochbeine e . . . .
Grosse Kieferbeine i .
Kasenmuscheln.......    i
Hinterkiefer l .....    1
Zungenbein........    1
Z siine :
Schneideziihue . . . . .12
Hauzahne.......    4
Backziihne ......  28
Kleine Kieferbeine k .... 2
Gaumenbeine.......2
Flügelbeine........2
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45
II. Knochea des Rurapfes.
A. Knochen der Wirbelsaule :
Zahl
.....7 Kreuzbein j>
. 14 Schweifwirbel y
Zahl
1
18
Halswirbel m ■
Rückenwirbel n
I.endenwirbel o
B. Kil o che n der Brust:
.... 28 Brustbein *
Rippen
C. K noe h en des Beckens:
.....2 Sitzbeine u
. .... 2
Darrnbeme s
Sohambeine t
HT. Knochen der Gliedmassen.
A. Knochen der vordern Gliedmassen:
2
2
2
8
16
Kahnförmige Beine e' .
Halbmondfó'rmige Beine ƒ'
Erbsenbeine g' . . ■ ■
Schienbeine h'......
Gleichbeiue ......
Fesselbeine ì'......
Kronbeine k' . ■. . . .
Strahlbeine .         ....
Klauenbeine V .              . .
Schulterblàtter v ....... 2
Armbeine w
Vorarmbeiue x .
Elleubogenbeine y . . ,
K n i e k u o c h e n :
Hackenbeine z
Vieleckige Beine a'
Keilformige Beine V .
Würfelförmige Beine e'
Kegell'ormige Beine d'
2
2
2
2
2
B. Knochen der hintern Gliedmassen:
Kloinc koilförmige Beine v'
Grosse keilformige Beine W
Schienbeine.......
Obère Gleichbeine re'.....
XJntere Gleichbeine ....
Fesselbeine.......
Kronbeine.......
Klauenbeine.......
Strahlbeine.......
Oberscheukelbeiue m' .... 2
Kniescheiben n'......2
Grosse Unterscheukelbeine o' ■ .2
Kleine Unterschenkelbeine p' . . 2
Sprunggelenksknochen:
Fersenbeino q'.....2
Rollbeine r' ...... 2
Wiirfelbeine s'.....2
2
16
8
8
Grosse Kahnbeine t' , . . 2
Kleine Kahnbeine u' . ■ . 2
Gesammtzahl der Knochen des Skelettes des Scliweines: 325.
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40
Fig. 3G.
Das Skelett des H u n d e s.
I. Knochen des Kopfes.
A. K noe li en des Hirnschadels:
Zolli
Oberhauptsbein a ...... 1
Vorderhauptsbeine b.....2
Stirnbeine c.......2
Schlâfenbeine k.....,2
Gehürkn ö eh ole h en:
Hammer......         2
Zolli
Ambose.......2
Steigbügel ...... 2
Linsen........2
Keübein......... 1
Siebbein .....         . . I
B. Knochen dos  Angesichtes:
Nasenbeine ƒ.......2       Gaumenbeine .
Thrânenbeine e ...... 2       Flügelbeine
Jochbeine d...... . 2       Pflugscharbeiu
Grosse Kieferbeine h .... 2       Nasenmuscheln
Kleine Kieferbeine g .... 2       Hinterkiefor i ,
__
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47
Zahl
i
2 fi
Zahl
l
12
Fangzâhne
Backzahne
Ziingenboiii . •
Z ü li il e ;
Schneidezahne
II. Knochen des Rumpfcs.
A. Knochen der  Wirb elsiiule :
Halswirbel l-l.......1       Kreuzbein o
Rückonwirbel m-m'.....13       Schweifwirbel p-j>
Lendenwirbel n-n.....7
1
20
B. Knochen der Brust:
. 26 Brustbein *
Rippen t-t
C. Knochen des Be ekens:
Darmboine q.......2 Sitzbeine s         ......
Schamboino r ....... 2
III. Knochen dor Gliedmassen.
A. Knochen der vordern Gliedmassen:
2
2
2
10
10
20
10
8
10
Schulterblâtter u
2
2
2
Ellenbogenbeine x
2
K n i o k n o c h e n :
Hackenbeine ;/
2
Vieleckige Beine
s . • .
2
Wiirfelbeine a'
2
Kegelförmige Beine ft'
. 2
Kahnförmige Beine c' . .
Halbmondförmige Beino d'
Erbsenbeine <•'.., ■
Schienbeine ƒ'......
Vordero Gleichbeine h' .
Hintere Gleichbeine g' . . .
Fesselbeine (1. Zehenglieder) i'
Kronbeino (2. Zehenglieder) k'
Klauenbeine (3. Zehenglieder) V
B.
Obeisclienkelbeino m' ....    2
Knioscheiben n'......    2
Gleichbeine o'.....              !
ntern Gliedmassen:
Kleine Kahnbeine w' ...    2
Kleine keiliormigo Beine x' .    2
Grosse keüförmigo Beine ;/' .    2
Schienbeine........    8
Griffelbeine z' .......    2
Hintere Gleichbeine.....   Hi
Vordere Gleichbeine.....    8
Fesselbeine........    8
Kronbeine .......    8
Klauenbeine . *. . . .         8
Grosse Dnterschenk
Kleine Untersclienk
Gleichbeine p' .
S p r ii n g g e 1 e n k s
l'ersenbeine s'
Kollbeine V
Wiirfelbeine u
Grosse Kahnboiue v' ...    2
IV. Knochen, welche nicht mit dem Skelette in Verbindung stehen.
Schlüsselbeine ........ 2 Ruthenknochen'......1
Gesammtzahl der Knochen des Skelettes des Hundes : 340.
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48
Fig. 37.
Das Skelett der Katze.
I. Knochen des KopJ'es.
A. Kii och en des H irn s eli adel s :
Za hl
1
1
2
2
2
Zolil
Gehörkoöchelcben :
Haramer .         .....2
Oberhauptsbein o
Sichelbein
          . ■ .
Vorderhauptsbehie fi
Stirnbeine c ■ .
Schlàfenbeine k • .
Ambose
Steigbiigel
Lirisen
Keilbein .
Siebbein .
2
2
2
B, Kii o uh en des Angesichtes
Nasenbeiue ƒ
Naseumuschelii
Hinterkiefer i .
Zungenbein . .
ZiihiiB:
Schneidezahiie
Fangzahne
Hackziihne
2
I
1
1
12
4
Thrânenbeine r
Jochbeine d
Grosse Kielerbeine h
Kleine Kielerbeine </
Gawnenteiue
Flügelbeine .
Pflugscharbein
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49
II. Knochen des Rumpfes.
A. Knochen dor Wirbelsiiule:
Zalil
. . . 7 Kreuzbein o .......1
. . . . 13 Schweifwirbel p-p.....20
.... 7
B. Knocben der Brust:
.....20 Brustbein * .......1 -
C. Knocben des Becleus;
.....2 Sitzbeine s........2
Halswirbel l-l . ■
Kückenwirbel m-m
Lendeiiwirbel n-n
Kippen t-t
Darmbeine q
Schambeine r
III. Knochen der Gliedmassen.
Knochen der vordern Gliodmassen:
Kalmförraige Beine c' . . .    2
Halbmondf'örmige Beine cl' .    2
Erbsenbeine e!.....    2
Schienbeine ƒ' ......   10
Hintere Gleiclibeiae g' ....  20
Vordere Gleichbeine h' ...   10
Fesselbeine i'.......10
Kronbeine k'.......    8
Klauenbeine V ......  10
Schulterblïtter u
Arnibeine v
Vorarmbeine io
Ellenbogenbeine x.....    2
Knieknochen:
llackenbeine y.....    2
Vieleckige Beine % ...    2
Würi'elboine a'.....    2
Kegelförmige Beine 6' . .    2
B. Knochen der hintern Gliedmassen:
Kleine Kahnbeine w' . . .    2
Kleine keilförmige Beine x' .    2
Grosse keilförmige. Beino y' .    2
Schienbeine........    8
Griffelbeine z'.......    2
Hintere Gleichbeine.....   16
Vordere Gleichbeine .....    8
Fesselbeine........    8
Kronbeine........    8
Klanenbeine .......    8
Oberschonkelbe
.... 2
Kniescheiben n'......    2
Gleichbeine o'.......    4
Grosse Unterschenkelbeine q' , .    2
Kleine Unterschenkelbeine r' . .    2
Gleichbeine p'.......    2
Sprunggelenkskuochen:
Fersenbeine s'.....    2
Eollbeine t'......    2
AVürfelbeine u'.....    2
Grosse Kahnbeine v' . . .    2
IV. Knochen, welche mit dem Skelette nicht in Verbindung stehen.
Schlüsselbeine.......2 Ruthenknochen ......1 .
Gesammtzahl der Knochen des Skelettes der Katze; 329.
L e y li ì Anatomie.                                                                                                          (
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50
Summarisclie Uebersiclit der einzelnen Knoclien der Haussaugethiere.
4
t3
.5
a>
1
rt.
r\>
p—
f*
I—1
02
H
I. Knoclien des Kopfes,
A. Knochen des llirnschadcls:
Oberliauptsbein . . . .
Sichelbein.....
Vorderhatiptsbeine . . .
Stirnbeine.....
Sclilafenbeine ....
Geliürknöclielch e n;
Hammer.....
Amboso .....
Steigbiigel.....
Liuseu ......
Keilbein......
Siebbein......
KnieknocUen:
llackenbeine .
Vieleckige Beine
Keilförmige Beine
"Wiirfelbeine .
Kegelfürmige Beine
Kahiifiiiinige Beine
Halbmondi'ürmige Be
Erbsonbeiiie .
Schienbeine . .
Griffelbeine .
Hintere Gleichbeine
Vordere Gleichbeine
Fesselbeine . . .
Kronbeine
Hufbeino ....
Stralilbeine .
1
J
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
v
2
2
1
!
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
10
20
10
10
B. Knochen des Angesichtes :
Nasenbeine.....
Thranenbeine . . . .
Jochbeine.....
Grosse Kieferbeine . .
Kleine Kieferbeine
Gaumenbeine
           .
Flügelbeine . . . . .
Pflugscliarbein ....
Nasenmuscheln ....
Iliuterkiefer ....
Zungenbein.....
Rüsselkiioclien ....
Zanne:
Schneideziihne . . .
Ilackenzahne . . .
Backzahno ....
II. Knochen des Rumpfcs,
A. Knochen der Wirbelsatilc.
Halswirbel.....
Rückenwirbel ....
Lendenwirbel ....
Kreuzbcin.....
Schweifwirbel (Ziege 9) .
B, Knochen der Brusi :
Kippen......
Brustbein .....
C. Knochen des Becliens :
Darmbeine.....
Schambeine.....
Sitzbeine......
8
8
8
8
S
10
2
2
2
2
2
2
i
4
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
8
8
8
2
16
2
2
10
10
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
2
2
1
1
B. Knochen der hinlern Glied-
massen.
Oberscheiikelbeine .
Knïescheibeii . . . .
Gleichbeine.....
Grosse Untersclienkelbeine
Kleine Untersclienkelbeine
Gleichbeine.....
Sp runggelenks-
knochen:
Krononlörmige Beine
Fersenbeiue .
Rollbeine ....
Würfelbeine . . .
Grosse Kalmbeino .
Kleine Kahnbeine .
Pyramidenbeine .
Kleine keilförmige Beine
Grosse keilförmige Beino
Kunde Beine
Schienbeino .
Griffelboine .
Obère Gleichbeine
Hiutere (untere)Gleichbeino
Vordere (uutere)Gleichbeino
Eesselbeine.....
Kronbeine.....
Hufbeine ......
Stralilbeine.....
IV. Knochen, loelchc mit
dan Skelette nicht in Ver-
bindung steken,
2
2 Schlüsselbeino
2 Herzknoclien
2|Buthenknoclien .
12 8
4
24 24
7 7
13 14
6
1
20
III.
Knochen der Glied-
massen.
A. Knochen der vordern Glied-
massen.
Schulterbliitter .     .     .     .
Armbeine . .     ,     .     .
Vorarmbeine .     .     .     .
Ellenbogenbeino      .     .    .
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51
1. ^nori)en bes ftopfes.
A. Des Hi rns eh ade Is.
Die Knochen des Ilirnschadels haben ihre Lage am obern Theil
des Kopfes, sie bilden zusammen eine mit vielen Oeffnungen versehene
und zur Aufnahme des Gehirns bestimmte Höhle, die Ilirnhöhle,
deren Oeffnungen zum Durchgang der Gelasse und Nerven dienen.
I Sie sind theils gepaart, theils ungepaart, was aus der summarischen
Ucbersieht der Knochen des Skelettes zu ersehen ist.
Das Oberhauptsbein, (Os ocHpitis.)
i)
Das Obcrhauptsbein macht den obersten Theil des Kopfes aus;
es besteht in früher Jugend aus vier einzelnen Stücken und verb.ndet
sich nach vorn und oben mit den Vorderhauptsbeinen und dera Sichel-
bein, zur Scite mit den Schlafenbeinen, nach vorn und unten mit dein
Kcilbein, und hinten durch ein vollkommenes Wechselgelenk mit dem
eisten Halswirbel. Man iintersclieidet an ihm eme au s s er e senr
uncbene und eine in nere, der Ilirnhöhle zugekehrte Flache.
Die au s s er e Flache bat an ihrem obersten Theil den quer-
liegenden G enickfortsatz, wclcher in einer starken, etwas nach
rückwarts gebogenen , zu beiden Seiten in die Graten der Schlafcn-
beine übergehenden Knochenhervorragung besteht. Vor diesem m der
Mitte liegt der Kam m f orts atz, wclcher durch die Grate des Sichel-
beines mit der der Vorderhauptsbeine verbunden ist. Hinter dem
Genickfortsatz befindet sich der Nac'kenfortsatz, als eine zur An- .
heftimg des Nackenbandes bestimmte Kauhigkcit, und unter dieser eine
Grube. Zur Seite ragen die langen, mit ihrer Spitze etwas nach vorwarts
gebogenen Griffelfortsatze hervor, an Avelchen sich der Gnffel-
Hinterkiefermuskel, der Griffel-Zungeiibeinmuskel, der zweibauchige und
der Trager-Griffelmuskel befestigen. Hinter und innerhalb der Grifielfort-
siitze liegen die beiden glatt en überknorpelten Knopffortsiitze, welche
; sich durch ein vollkommenes Wechselgelenk mit dem ersten Halswirbel
verbinden. Zwischcn diesen liegt das grosse Oberhauptsloch, was
zum Durchgang des verlangerten Markes, des eilften Hirnnervenpaares
und der Grundarterie des Gcbirns dient. Innerhalb der Knopffortsatze
liegen die Knopflöcher, auf jcder Seite eines, welche das zwölfte
Hirnnervenpaar und die untore Hirnhautarterie durchlassen. Von den
Knopffortsiitzen setzt sich ùnteu der K eilf orts atz fort, der sich
mit dem Körper des Kcilbeins verbmdet, an welcher Stelle an seiner
hintern gewölbten Flache zwei Beulen zur Anheftung von Muskeln
sich beflnden. Die vordere Fliiche ist glatt und scliwacli vcrtieft; auf
ihr liegt das verlangerte Mark. Der Keilfortsatz bildet zu ieder Seite
mit den Schlafenbeinen und dem Kcilbein das Drosseladerloch,
oder nach seiner Gestalt auch das zerrissene Loch genannt, durch
-ocr page 65-
52
welches die innere Kopfarterie, die mittlere Hirnhautartcrie, der dritte
Ast des fiinften Hirnnervenpaares, so wie das neunte, zehntc und eilfte
Hirnnervenpaar gelit.
Die inner e Fliiche ist scliwach ausgehölilt, mit mehreren
Gehirneindrücken versehen, welche zur Aufnahme eines Theils des
kleinen Gehirns bestimmt sind.
Bei dem Rinde ist das Ob erliaup tsbein grösser nnd liegt
hinten am obern Theile des Kopfes. Die âussere oder hintere Flachc
ist rauh und mit einer Querlinie versehen, welche die Stelle des
Nackenfortsatzes versieht. Das Oberhauptsloch ist grösser und an
jedem Knopffortsatz bcfinden sich zwei Kuopflöcher, von welclien das
untere grösser, als das obère ist. Die GrifTelfortsatze sind breitcr,
kiirzer und ein wenig nach innen gebogen. Der Keilfortsatz ist stark
hervorstehend und bildet an der Vereinigungsstclle mit dem Keilbein
zwei, durch einen langslaufenden Ausschnitt getrennte, rauhe Beulen.
' Die innere Fliiche zeigt die Gehirneindriickc. Zwischen beiden Flachen
befinden sich buchtige Höhlen, welche mit den Stirnhöhlen communi-
ciren und bei dem Schaf und der Ziege fehlen.
Bei dem Schweine ist die hintere Fliiche ausgehölilt, der
Querfortsatz gebogen und stark hervorstehend, der Nackenfortsatz
fehlt. Die Griffelfortsatze sind lang und gerade ; nach innen am
Grunde der Griffelfortsatze liegen die Knopflöcher. Der Keilfortsatz
ist breit, kurz und mit einer langslaufenden Grate versehen. Die
Höhlungen verhalten sich wie bei dem Rinde.
Bei dem Hun de ragt ein schmales, aussen mit einem Kamm ver-
sehencs Knochenstiick zwischen die Vorderhauptsbeine. Die hintere
Flache hat auf jeder Seite ein Loch. Die Griffelfortsatze sind kurz,
der Keilfortsatz breit und rauh.
Das Oberhauptsbcin der Katze weicht von dem des Hundes
hauptsâchlich darin ab, dass das Knochenstiick zwischen den Vorder-
hauptsbeinen (wie bei dem Pferde) einen besondern Knochen, das
Sichelbein bildet. Die zwei Oeffnungen an der hintern Flache fehlen
und-die Griffelfortsatze sind noch kiirzer.
2) Das Sichelbein. (Os falciforme s. Mrormianum.)
Das Sichelbein oder Zwischenscheitelbein ist von vier-
eckiger Gestalt, es hat seine Lage zwischen dem Oberhaupts- und den
beiden Vorderhauptsbeinen. Nur in friiher Jugend, wo es sich auch in
zwei Stücke theilen lasst, ist es durch die Nahte von den umliegenden
Knochen deutlich abgegrenzt, spâter verwachst es mit diesen, so dass
es nicht mehr als ein besouderer Knochen zu erkennen ist. Man be-
trachtet an ihm vier Rand er und zwei Flachen. Die Riinder sind
ein obérer und un ter er, ein rechter und linker gezahnter Rand.
Die iiussere Flâche ist in früher Jugend glatt und erst in vor-
geriicktern Jahren zeigt sie eine in der Mitte langs verlaufende Grate,
welche oben in den Kamm des Oberhauptsbeines, unten in die Grate
der Vorderhauptsbeine iibergeht. Die innerc Flache besitzt den
starken, senkrecht in die Hirnhöhle hereinragenden Sichelfortsatz,
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der mit seiner obern schwach ausgehöhlten Flache dem kiemen Gehirn,
mit seiner untern dem grossen Gehirn zugewendet ist. Die untere
Siche ist durch eine in der Mitte liegende, langslaufende Erhabenheit,
de Sichelgrate, in zwei kleinere, ebenfalls schwach ausgehohlte
Flachen abgetheïlt; beide Flachen besitzen Gehirnemdrucke fur
das kleine und grosse Gehirn. Die Sichelgrate selbst dient dem
obern Theil des Sichelfortsatzes der harten Hirnhaut zur Anheitung.
Zur Scite dièses Fortsatzes liegt je eine Rinne, die nach oben in eme
querlaufende einmündet. Die verdere Flache ist von der hintern durch
zwei Seitenrander geschieden, an welchen sich das Hirnzelt oder
die Ouerscheidewand anheftet.
                                          _
Von den iibrigen Hausthieren hat nur die Kat ze das Zwischen-
scheitelbein, das ebenfalls zwischen dem Oberliauptsbein und den
beiden Vorderhauptsbeinen liegt. Die aussere Flache ist mi; einer
Grato versehen, die innere Flache ist ausgehöhlt und der Sichel-
fortsatz fehlt an ihr.
3) Die Vorderhauptsbeine. (Ossa jmrietalia.)
Die Vorderhauptsbeine sind die breiten gewölbten Knochen, welche
die vordere Wand der Schadclhöhle bilden helfen, und sich nach oben
mit dem Oberliauptsbein, zur Seite mit den Schlafenbemen, unten mit
den Stirnbeinen und innen sich gegenseitig und mit .dem Sicneloein
verbinden. An jedem Vorderhauptsbein betrachtet man eine aussere
und eine innere Flache und vier Riinder.
Die aussere Flache ist gewölbt, rauh und dient dem bcnlaten-
muskel des Hinterkiefers zur Anheftung; an ihrer Vereimgung entsteht
I eine Grate, welche sich oben mit der des Sichelbeines verbmdet, unten
aber sich spaltet und in die Graten der Stirnbeine übergeht. Die
innere Flache ist in dem Vcrhiiltnisse ausgehöhlt, als die aussere
I gewölbt ist. Sie besitzt viele Gehirnemdrucke für das grosse Gehirn.
An ihier Vereinigung bilden sie ebenfalls eine schmale Erhabenheit,
die Sichelgiate, welche zur Anheftung des sichelförmigen Fort-
satzes der harten Hirnhaut dient; neben der Sichelgrate verlauft m
derselben Richtung eine Rinne, in welche der Langenblutleiter, und uber
dieser eine quer laufende Rinne, in welcher die Querblutleiter aufge-
nommen werden. Die Rander sind : ein obérer und unterer, ein ausserer
und innerer. Der obère Rand verbindet sich mit dem Sichel- und
Oberliauptsbein, der untere mit den Stirnbeinen, der aussere mit den
Schlafenbemen und der innere mit dem gegenseitigen Knochen.
Diese Knochen verbinden sich bei dem Rinde an dem hintern
obern Theil des Kopfes unter sich und gehen zu beiden Seiten bis
in die Schlafengruben. Die hintere Flâche ist rauh und zeigt in der
Mitte den Nackenfortsatz, und bisweilen auch mehrere Oeffnungen.
Die Seitenflache ist ausgehöhlt, hilft die Schlafengruben bilden und
ist durch einen stark hervorstelienden Rand von der hintern Flache
getrennt. An der iimern Flache fehlt der Sichelfortsatz ; zwischen
diesen Flachen befinden sich buchtige Höhhmgen, welche mit denen
des Oberhauptbeines und des Stirnbeines in Verbindung stehen.
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Bei dem Schaf e und dor Ziege ist die iiussere Flache dieser
Knoclien, welche don gròssten Theil des Vorderhauptes ausmachcn,
stark gewölbt.
Bei dem S ehwcine haben die Vorderhauptsbeine ihre Lage, wie
beim Pferd, lassen aber vier Flà'chen unterscheiden. Die vordere Pitiche
ist gerade und eben, die Seitenflâche ist etwas ausgchülilt und hilft die
Sclilafengrube bilden, die hintere Plache ist uneben, rauh und von dem
Oberhauptsbeine bedeckt, die innere Plache besitzt starke Gehirnein-
driicke, und statt der Sichelgratc ist hier eine Rinne. Wie bei dem
Rinde schliossen auch dieso Flàehen Höhluiigen ein.
Bei dem Hun do und der Katze verhult sich die iiussere Plache
wie bei dem Pferde. Die innere Fliichc dagegen bildet bei dem
Hunde mit dem Oberhauptsbeine den nach vorwiirts gerichteten mit
einem unebenen freien Rand versehenen Sichelfortsatz. Bei der Katze
wird dieser breitcre Fortsatz von don Vorderhaupts- und Schlafenbeinen
gebildet. Die Sichelgrâte fehlt und bei dem Hunde ist statt ihr gegen
das Siebbein zu eine schmale tiefe Rinne.
i) Die Stirnbeine. (Ossa frontis.)
Die Stirnbeine tragen sowohl zur Bildung dcr vordern Plache
des Scliadels, als auch der vordern Plache des Angesichfs und der
Augenhòhle bei. Sic bestchen aus zwei Knochcnplatten, welche sich
nach oben mit den Vorderhaupts- und Schlafenbeinen, zur Seite mit
den Gaumcn- und grossen Kieferbeinen, nach unten mit den Thranen-
und Nasenbeinen, in dcr Medianlinie unter sich und nach innen mit dein
Siebbein verbinden. An jedem Stirnbeine lassen sich dr ci Pia eli en
und vier Rander unterselieiden'. Die iiussere oder Gcsichtsfliiche,
welene aus der aussern Knochenplatto gebildet wird, ist glatt und
bei den vcrsclnedeuen Kopft'ornien bald eben, bald gewölbt odor ver-
tieft. Sie zeigt an ihrem obern Theil die Stirngrate, wel che als
fortgesetzte Vorderhauptsgrâte von innen nach unten und aussen bis
an den obern Rand des Augenbogenfortsatzes rcicht, welen'
letzterer ein stark nach aussen und unten gebogencs, frei hervorste-
hendes Knochenstück bildet, das sich mit dem Jochfortsatz des Schlii-
fenbeincs verbindet, An dem Grund des Augonbogcnfortsatzes befindet
sich das A u g e n b o g e n 1 o c h, das zum Durcligang der Augenbogen-
arteric und einem Zweig von einem Ast des iünften Hirnnervenpaares
dient. Auf seiner innern Pluche, welcbe einen Theil der Augcnhöhlo
aüsmacht, findet sich cine scichte Grube, in welcbe die Thriinendrüse
aufgenommen wird. Die S ei ten- oder Aug en h ö hl enfi ach e ist
ausgehölilt und bildet den grössern Theil der Augenhöhle. In der Nâlie
des Augenbogenfortsatzes besitzt sie eine Grube, in welcher dio knor-
peligc Rollc fiir den grossen scliiefen Muskei des Augapfels liegt, und
R o 11 g r u b e genannt wird. Nach unten ist die Augcnhühlenfliiche
durch eine liinglichtc Spalto, die A u g e n h ö h 1 e n s p a 11 e, wclche durch
don grossen Flügel des Keilbeins bedeckt wird, in den miteni Augen-
höhleutheil und den obern Schlafcngrubentheil geschieden. An
dem untern Rande des Augenhöhleiitheils ist ein rundlicher Ausschnitt,
w*
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der mit dem Keilbein das vordere Augenhöhlenloch bildet, und
die Augenarterie, so wie einen Nerven von einem Ast des iïïnften
Hirnnervenpaares durchlâsst. Die innero Flache besteht aus der
innern Knochcnplatte, welclie unterhalb der Augcnhöhleiispalte eine
querliegende Erhabenheit zeigt, die mit der der andern Seite den
Siebbeinausschnitt zur Aufnahme des Siebbeines bildet und die
ganze innere Flache in den obern odor Hirnhölilenth eil und den
miteni oder Stirnhöhlentheil abtheilt. Der Hirnhöhlentheil besitzt
viele Gehirneindrücke für das grosse Gehirn. An der Vereinigung beider
Stirnbeine ist die Sichelgrate, an welclicr sicli cin Tlieil des Sichel-
fortsatzes d. h. Hirnhaut anlicftet ; nach aussen bcfindet sich ein halb-
moiulförmiger Aussclinitt, in welchen der grosse Fliigel des Keilbeins
zu liegen kommt. Der Stirnhöhlentheil stelit mit dem Siebbein in
Verbindung. Zwischen den Knocbenplatten liegt die Stirnhöhle, welche
durch cine querlaufende Knochenplatte in zwei Halften gctlieilt ist, die
wieder durch kleinere Knochenplatten mehrere dichten zeigen. Die
Stirnhöhleu beider Stirnbeine sind durch eine knöcherne Sclieidewand
getrennt, welche in friiher Jugend doppelt ist und erst spiiter zu einer
gemeinschaftlichen Sclieidewand verschmilzt. Der obère Rand der
Stirnbeine verehiigt sich mit den Vorderliauptsbeinen, der unterò mit
den Nasen- und Thrânenbeinen. Der hintere Rand verbindet sich mit
dem Sclilafen-, Keil- und dem Thranenbeine, der innere mit dem
Stirnbeine der andern Scito.
Bei dem Rinde sind die Stirnbeine viel brciter, langer und
bilden mit den Nasenbcinen die ganze vordere Fliichc des Kopfes.
Au ihrem obern Theilc ragen zu beiden Seiten bei gehörnten Wicdcr-
kauern die verschieden gestellte Hornfortsatze hervor; zwischen dioscn
Fortsâtzen ist der breite starke obero Rand, der die Stelle des Ober-
hauptsfortsatzes' vertritt, und bei ungehörnten Thiercn eine bedoutende,
in dor Mitte höher stehendc Hcrvorragung bildet. Die Stirngnite
fehlt, das Augeiibogenloch liegt in einer Riniie und der kürzere
Augenbogenibrtsatz verbindet sich mit dem Jochbeine. Das vordere
Augenliöldeiiloch wird allein von dem Stirnbeine gebildet. Zwischen
der àussern und innern Flache liegen die sehr geraumigen Stirnliölilen,
welche unten, besonders aber oben an dem Grunde der Hornfortsatze
geraumiger, als in der Mitte sind. Bei dem S c haf e und der Zi eg e
ist die vordere Flache der Stirnbeine stark gewölbt.
Bei dem Schweine sind die Stirnbeine schraal, verhaltnissmassig
lang mid an ihrem untern Ende auf der aussern Flache etwas vertieft.
Dio kurzen Augenbogenfortsatze haben ein freies nach unten schendes
Ende; die Augenbogcnlöchcr sind in der Mitte der Gesichtsflache
symmetrisch angebracht und setzen sich als schmalo Rinnen bis iiber
die Nasenbeine fort. Der untere Rand vcrlangert sich nach aussen
m eine Spitze, welche zwischen das Nasen- und grosse Kieferbein
aufgenommen wird. Die Stirnliölilen stelien unten mit den Nasenhölilen
und oben mit den Höhlen der Vorderhauptsbeine und dem Oberhaupts-
bein in Verbindung.
Das Stirnbein des Hun des Lat eine iiussere gewölbte, mit einer
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starken Stirngrate verseliene Flache ; das Augenbogenloch fehlt und der
sehr kurze Augenbogenfortsatz verbindet sich mittelst eines Bandes mit
dem Jochbogen. Der untere Rand bildet zwei Fortsâtze, von welchen
der innere langer, als der iiussere ist, zwischen beiden Fortsatzen liegt
ein Ausschnitt, in welchen das grosse Kieferbein, und zwischen beiden
innem ein kleinerer Ausschnitt, in welchen die Nasenbeine aufgenommen
werden. Bei der Kat ze ist die Stirngrate nur schwach angedeutet,
und die iiussere Flache weniger gewölbt. Der Augenbogenfortsatz ist
langer und an seiner aussern Flache rinnenartig vertieft. Wie bei den
Einhufern, so ist auch bei den übrigen Haussaugethieren die Scheide-
wand der Stirnhöhlen in früher Jugend doppelt.
5) Die ScUâfonbeine. (Ossa temporum.)
Die Sehlafcnbeine bilden die Seitenwande der Hirnhöhle. Sie be-
stehen aus zwei getrennten Knochenstücken, welche in den S chu pp en-
und den Felsentheil unterschicden werden. Beide sind von dem
Oberhaupts- und dem Keilbein, von den Vorderhaupts -, Stirn- und
Jochbeinen umgeben, und übcrdiess steht der Schuppentheil durch ein
unvollkommenes Wechselgelenk mit dem Hinterkiefer in Verbindung.
Der Schuppentheil (pars squamosa) ist ein dunner unregel-
massig geformter Knochen, der an seiner innern Flache ausser
den schuppenartig übereinander gelagerten Knochenplattchen mehrere
Gehirneindrücke für das grosse Gehirn, und an dem obern Ende eine
schriig laufende Rinne besitzt, die mit dem Felsentheil und dem Vorder-
hauptsbeine den Schlafengang bildet. Die iiussere F luche ist
rauh, dient zur Anheftung des Schliifenmuskels und macht einen Theil
der Schliifengrube aus. Sie zeigt fünfFortsütze, und zwar den
Jochfortsatz als den grössten, der mit dem Jochbeine und dem grossen
Kieferbeine den Jochbogen bildet; an seiner hintern Flache befindet
sich der querliegende rollalmliche Gelenkfortsatz, der in der Mitte
eine schwache Vertiefung zeigt, glatt, überknorpelt ist und mittelst
des Zwischengelenkknorpels mit dem Hinterkiefer articulirt. Hinter dem
Gelenkfortsatz steht der nach hinten und unten gerichtete Zitzen-
fortsatz; zwischen beiden liegt die Gelenkgrube und innerhalb
dieser die Zitzengrube; über dem Zitzenfortsatz ist eine Oeffnung,
welche in den Schlafengang f'ührt; der obère Rand des Jochfortsatzes
setzt sich als Grate bis zum Querfortsatz des Oberhauptsbeines fort,
unter der Griite ragt der Pyramidenfortsatz hervor, der einen
Theil der Warze bedeckt.
Der Felsentheil (pars petrosa) ist ein rauh er harter, wie Felsen-
stück aussehender Knochen, an dem sich vier Flâchen unterscheiden
lassen. Die ausser e Flache ist uneben und hat an ihrem obern
Theile eine gebogen laufende Rinne, welche den Schlafengang bilden
hilft. Die rauhe Knochenhervorragung unter ihr heisst der Warzen-
fortsatz, an dessen Grunde zwischen dem Zungenbeinfortsatz und
der Pauke sich ein kleines Loch, das Wa,rzenloch, befindet,
welches die Mündung des Spiralganges (Fallopischen Wasserganges)
ist und zum Austritt des siebenten Hirnnervenpaares dient. Vor dem
;                                         f.
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Warzenfortsatz liegt eine cylindrisclie Röhre, der aussere Gehörgang,
an welchem sich das iinssere Ohr befestigt. Am Grunde dièses Fortsatzes
nach vorn liegt die Glaser'sche Spalto, durch welche der
Paukenfellnerv tritt. Nach hinten ist der kleine walzenförmige Zungen-
beinfortsatz, der durch Knorpelmasse mit dem obern Zungenbein-
aste sich verbindet. Am untersten Theile ragt der spitzige nach
vorwârts stehende Griffclfortsatz hervor, an welchem sich die
Gaumenmuskeln und die Eustachische Röhre anheften. Am Grunde
dièses Fortsatzes nach innen befindet sich eine Oeffnung, die Mün-
dung der Eustachischen Röhre, welche in die Paukenhöhle führt.
Die innere F lac h e besitzt mehrere Gehirneindrücke fiir das
kleine Gehirn, zwischen diesen gegen dem untern Theile eine grössere
Oeffnung, den innern Gehörgang, in dessen Tiefe mehrere Löcher
sichtbar sind, die zum Durchgang des siebenten und achten Hirn-
nervcnpaares dienen. Hinter dem innern Gehörgang befindet sich
eine enge Spalte, welche zur Wasserleitung der Schnecke und
über ihm eine grössere Spalte, in welcher ein kleines Loch liegt,
das zur Wasserleitung des Vorhofs führt.
Die vorder e Flache verbindet sich nach aussen mit dem
Schuppentheil, nach innen ist sic frei und mit Gehirneindrücken ver-
sehen. Durch die Verbindung der vordern mit der innern Flache
entsteht ein Kamm, an dem sich theilweise das Hirnzelt befestigt.
Die h in ter e Flache ist oben uneben, porös und mit dem
Griffelfortsatz des Oberhauptsbeines verbunden; unten dagegen ist sie
glatt und etwas gcwölbt', welcher Theil die Pauk e genannt wird
und die Paukenhöhle einschliesst. Am Rande der Pauke, wo die
hintere von der âussern Flache geschieden wird, finden sich einige
stachelige Hervorragungen.
Das Inner e vom Felsentheil der Schlafenbeine wird bei den
Gehörorganen naher beschrieben.
Bei dem Einde bildet der Schuppen- und Felsentheil der
Schlafenbeine nur ein Stück; eben so der Pyramiden- und Warzen-
fortsatz. Der aussere Gehörgang liegt wagrecht von innen nach
aussen und verlângert sich nach unten in eine dunne kapselahnliche
Knochenplatte, in deren Tiefe der Zungenbcinfortsatz liegt. Die Pauke
ist viel grösser und mit dem breiten Griffelfortsatze verwachsen. Der
Jochfortsatz, welcher sich nur mit dem Jochbein verbindet, hat an
seinem Grunde ein rundes Loch, welches in den ziemlich weiten
Schlafengang führt.
Bei dem Schweine ist an dem Schuppentheil des Schlafen-
beines statt des Zitzenfortsatzes nur eine rauhe Grate. Der aussere
Gehörgang steht beinahe senkrecht. Der Zungenbeinfortsatz ist dünn
und liegt in der Tiefe ciner Grube, welche von dem Griffelfortsatz des
Oberhauptsbeines, der Pauke und dem Warzenfortsatz gebildet wird.
Die Pauke ist langlicht und der mit ihr verwachsene Griffelfortsatz
kurz; zwischen beiden Fortsatzen liegt die Oeffnung, welche in den
Schlafengang führt.
L e y h , Anatomie.                                                                                                          Q
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Bei dein Hun de und der Katze befindet sich der Warzen-
fortsatz am Scliuppentheil und bildet mit dem Pyramidenfortsatz eine
Masse. Die Oeffnung in den Schlafengang liegt bei dem Hunde über
dem Zitzenfortsatz, bei der Katze zwischen dem Pyramidenfortsatz und
der Pauke. Der aussere Gehörgang bestelit nur in einer grossen
Oeffnung, welche aussen an der blasigen Pauke liegt. Der verhalt-
nissmassig kleine Griffelfortsatz ist bei dem Hunde grösser als bei der
Katze. Oben und innen an der Pauke liegt das Drosseladerloch.
Bei dem Rindc und dem Hunde zeigt der Felscntheil des Schlii-
fenbeines auf seiner der Schadelhöhle zugekehrten Flâche einen alrn-
lichen, wie bei dem Pferde vorkommenden Kamm, an welchem sich
theilweise das Hirnzelt befestigt; bei dem Schweine und der Katze
dagegen befindet sich dieser Fortsatz an dem Scliuppentheil des
Schlafenbeines und ist bei letzterer mit dem Sichelfortsatz des Yorder-
hauptsbeines verwachsen.
6) Das Keilbem. {Os phenoideum.)
Das Keilbein liegt am Grunde der Hirnhöhle und bestelit in
friiher Jugend aus zwei Stiicken *. Es ist von dem Oberhauptsbein,
den Schlafen- und Stirnbeinen, dem Pllugscharbeiii, den Gaumen- und
den Fliigelbeineiï umgeben. Man unterscheidet an ihm den Körper
und die Fortsatze mit ihren Oeffnungen und Vert ie f un gen.
Der Körper liât eine aussere und eine innere F lach e,
ein obères und ein un tere s En de. Die aussere F la che ist
mehr gewölbt und besitzt bei altern Thieren an der Verbindungsstelle
mit dem Oberhauptsbein zwei starke Beulen zur Anheftung der Beuge-
muskeln des Kopfes. Auf jeder Seite befindet sich eine selir schmale
Rinne, welche mit dem Fliigelfortsatz und dem Flügelbeine den
Vidischen Kanal bildet. Die innere Flâche bat mehrere Ge-
hirneindriicke, und nach vorn und unten in der Mitte den Schnabel-
fortsatz, der sich in den Kamm des Siebbeines fortsetzt und zur
Anheftung der Langenscheidewand des Gehirns dient. Ueber die-
sem Fortsatz liegt eine Querspalte, die Se h grube, welche mit den
S e h lö chern in die Augenhöhlen mündet. In dieser Grube werden die
Sehnerven aufgenommen, welche sich hier kreuzen und durch die Seh-
löclier in die Augenhöhlen und die Augapfel gelangen. Oberhalb der
Sehgrube befindet sich ein schwacher Eindruck, die Schleim grube,
in welcher die Sebleimdrüse des Gehirns liegt. Zur Seite an dem
Körper ist eine schmale seichte Rinne, welche mit dem hintern
Augenhöhlenloch in die Augenhöhle mündet und das dritte,
sechste, den ersten Ast vom fünften, und in Ermanglung des Rollnerven-
loehs auch das vierte Hirnnervenpaar aufnimmt. Das obère Ende
ist breit, rauli und mit dem Keilfortsatz des Oberhauptsbeines verbunden.
Das un tere Ende besitzt zwei durch eine dunne Knochenplatte von
* Es werden Versuche gemaclit, das untere Stück des Keilbeines, welches die
Keilbeinhöhlen enthiüt, für einen Theil des Siebbeines zu halten, was aber insofern
als eine künstliche Trennung erscheinen mag, als beide Stücke durch ihre Ver-
schmelzung die dem Keilbein zugehörigen Oeffnungen bilden,
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einander geschiedene Höhlen, die Keilbeinhöhlen, die durch die
Gaumenhöhlen mit den übrigen Nebenhöhlen der Nase in Verbindung
stelien.
An dem Körper ragen nach hinten und zur Seite die zwei
schmalen Plug elf o rt s at ze hervor, an deren Grunde je eine Oeff-
nung, das F Hi ge 11 och, liegt, durch welches die imïere Kinnbacken-
arterie geht. Nach vorn und zur Seite gehen die hintern oder
kleinen und die vordern oder grossen Flügel hervor. Die
hintern Flügel sind kleiner und jeder besitzt auf der innern
FIS eh e, eine brei te Rinne, welche mit dem Kinnbackenloch
in die Aügenhöhle miindet, sie ist durch eine dunne Knochenplatte
von dem hintern Augenhöhlenloch getrennt und nimmt den zweiten
Ast des fünften Hirnnervenpaares auf, welcher mit der innern Kinn-
backenarterie durch das Kinnbackenloch in die Aügenhöhle gelangt.
Die âussere F la e he zeigt an ihrem untern Theile manchmal ein
kleines Loch, das Rollnervenloch, durch welches das vierte
Hirnnervenpaar tritt.
Die vordern Flügel sind grösser und werden von dem halb-
mondförmigen Ausschnitt des Stirnbeines aufgenommen, an welchem
sie die Augenhöblenspalte sebliessen und dadurch zur Bildung der
Aügenhöhle beitragen. Am Grunde der vordern Flügel befindet sich
das Sehloch, und über diesem ein Ausschnitt, der mit dem Stirn-
bein das vordere Augenhöhlenloch bildet.
Die innere FIâche der beiden Flügel ist ausgehöhlt und
mit verschiedenen Erhabenheiten und Vertiefungen für die einzelnen
Theile des grossen Gehirns versehen. Die âussere Flache bat
mehrere Rauhigkeiten zum Ansatz von Muskeln des Augapfels und
des Augenlides.
Bei dem Rinde zeigt das Keilbein auf seiner innern Flache die
tief liegende Schleimgrube, welche hinten von der stark hervorstelienden
Lehne und vorn von der ziemlich hoch liegenden Sehgriibe begrenzt
ist. Zu beiden Sciteli der Schleimgrube liegen die eirunden Löcher,
welche zum Durehgaiig dor dritten Aeste des fünften Hirnnervenpaares
dienen. Die kleinen oder obern Flügel zeigen je einen Ausschnitt,
welche mit dem Oberhauptsbein und den Schlafenbeinen die verhalt-
nissmassig sehr kleinen Drosseladerlöcher bilden. Am Grunde der
grossen oder untern Flügel, welche aus zwei dunnen Knochenplatten
bestehen, liegt das ziemlich kleine Flügelloch; das hintere Augen-
höhlenloch und das Kinnbackenloch sind in eine ziemlich grosse
Oeffnung mit einander verschmolzen, über welcher das Sehloch liegt.
JJas Rollnervenloch fehlt.
, 'Tei ^em S e h w e i n e kommt das Keilbein im Allgemeinen mit
clem des Rindes überein, nur sind die Drosseladerlöcher viel grösser;
cue eirunden und die Flügellöcher fehlen und die grossen Flügel sind
nach ruckwarts gekrümmt.
Bei dem Hun de und der Kat ze ist der dunne platte Körper
des Keilbemes an seiner aussern Flache eben, die vordern Flügel sind
kleiner als die hintern, die innere Flâche zeigt die stark hervorstehende
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Lebne. Die Oclfnungen, an dem Keilbcine an der iiussern Flache in
der Augenhöble angefangen, sind: das Sebloch, über diesem das
hintere Augenböhlenloch, dann das kleinere Kinnbackenlocb ; auf dièses
folgt das Flügelloch, welcbes bei dem Hunde mit dem Kinnbackenlocb
einen Kanal bildet, in welchen das runde Locli einmiindet. Bei der
Katze feblt dieser Kanal und das runde Locli mündet frei, das hintere
Augenhöblenlocb bildet mit dem Kinnbackenlocb nur eine Oeffnung und
das mehr nach innen liegende Flügelloch ist sehr klein. Neben dem
Fliigellocb liegt das eirunde Loch, über diesem nach aussen die
Miindung der Eustachischen Röhre und nach innen an dieser das ovale
Loch zum Durchgang der innern Kopfarterie, welche beide Oeffnungen
beim Hunde durch ein dunnes Knochenblattehcn getrcnnt sind.
7) Das Siebbein. (Os ethmoidcum.)
Das Siebbein bildet die Scheidewand zwischen der Hirn- und
der Nasenhöhle; es verbindet sich vorn und zu beiden Seitcn mit den
Stirnbeinen, hinten mit dem Pflugscharbein, dem Keilbein und den Gau-
menbeinen, und unten mit den vordern Diittenbeinen. An ihm unter-
scheidet man eine obère und eine un ter e Flache. Die obère,
der Hirnhöhle zugekehrte Flache bildet die horizontal liegende
Siebplatte, welche in der Mitte einen scharf hervorragcnden Rand,
den Ka mm, besitzt, der hinten in den Schnabelfortsalz des Keilbeines
und vorn in die Sichelgrate der Stirnbeine übergeht und zur An-
heftung eines Thcils der Langenscheidewand bcstimmt ist. Zur Seite
des Kammes liegen die Siebgruben, eine linke und eine
rechte, in welchen sich eine Menge Oeffnungen, die Sieblöcher,
zum Durchgange des ersten Hirnnervenpaares befinden. Die unte re,
der Nasenhöhle zugewandte Flâche zeigt in ihrer Mitte, gerade
gegenüber dem Kamin, eine dunne, breite , in die Nasenhöhle
hereinragende Knochcnplatte, die wegen ihrer senkrechten Lage
auch die senk rechte Platte genannt wird ; sie verbindet
sich nach oben mit dem Kamin, nach vorn mit den Stirnbeinen,
nach hinten mit dem Pflugscharbein und nach unten geht sie in die
knorpelige Nasenscheidewand über. Zur Seite der senkrechten Platte
liegen die Labyrinthe, ein reclites und ein linkes, welche aus
vielen dunnen aufgerollten Knochenblattchen, den Siebbeinzellen,
bestehen. Oben befestigen sie sich an der Siebplatte, unten sind
sie tbeils frei in der Nasenhöhle, tbeils mit den vordern Diittenbeinen
verbunden; sie nehmen die einzelnen Riechnervenfaden auf.
Bei dem Rinde ist der Kamm auf der Siebplatte mehr hervor-
stehend und uneben, das vordere Augenhöhlenloch liegt tiefer in der
Siebgrube, die senkrechte Platte ist langer, und die Labyrinthe nicht
so umfangreich als bei den Einhufern.
Bei dem Schweine liegt die Siebplatte schief von hinten nach
vorn und oben, der Kamm ist scharf, die senkrechte Platte ziemlich
lang und die Labyrinthe sind verhaltnissmassig gross.
Bei dem Hunde und der Katze bat die Siebplatte die-
selbe Lage, wie bei dem Schweine, der Kamm bildet ein dunnes
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Knochenblattehen, die Siebgruben sind tiefer und die senkrechte Piatte
ziemlich lang.
B. Enoch en des Angesichtes.
Die Knoehen des Angesichtes machen den untern Theil des Kopfes
aus, und bilden zusammen die knò'cherne Grundlage der Maul- und
Nasenhöhle. Sie unterscheiden sich in die Knoehen des Ober- oder
Vorderkiefers und in den Unter- oder Hinterkiefer.
1) Die Nasenbeino. (Ossa nasi)
Die Nasenbeine sind zwei lange schmale Knoehen, welche
mit den Stirnbeinen den vordersten Theil des Angesichtes ausmachen.
Sie verbinden sich nach oben mit den Stirnbeinen, zur Seite mit den
Tlirânenbeinen, grossen und kleinen Kieferbeinen, und nach innen mit
den vordern Nasenmuschcln und der knorpeligen Nasenscheidewand. Es
■lassen sich an jedem Nasenbeine zwei Flachen und zwei Endstücke
unterscheiden. Die aussere oder vorder e Flâche ist glatt, oben
etwas breiter als unten und bei den verschiedenen Kopfformen, wie die
Stirnbeine, bald eben, bald gewölbt, bald eingedrückt. Die innere
oder h in te re F lach e ist ausgehöhlt, theils glatt, theils rauh und
verbindet sich theilweise mit der vordern Nasenmuschel, mit welcher
sie den vordern Nasengang bildet. An der Vereinigung beider Nasen-
beine entsteht eine Erhabenheit, der Kamm, der zur Anheltung der
knorpeligen Nasenscheidewand dient. Das obère En de ist breit
und bildet mit dem der andern Seite einen dreieckigen Ausschnitt,
welcher die spitzigen untern Enden der Stirnbeine aufnimmt. Das
untere Ende geht in eine freie Spitze, den Nasenfortsatz, aus,
der zur Auheftung von Muskeln bestimmt ist.
Bei dem Rinde sind die Nasenbeine kürzer und ihr unteres
Ende in zwei Spitzen (Nasenfortsatze) getheilt, die vordere Flache
ist stark gewölbt, die hintere nach unten und aussen rauh und
mit der vordern Nasenmuschel verbunden, nach innen rinnenartig
ausgehöhlt.
Die Nasenbeine des Schweines sind verhaltnissmassig lang,
die aussere Flache ist schwach gewölbt und oben mit einer seichten
imne versehen, die innere dagegen stark ausgehöhlt; der aussere
Kand geht keine Verbindung mit dein Stirnbeine ein.
pi- t ^em ^un<^e Ulld der Kat ze lassen die Nasenbeine vier
i> lachen unterscheiden. Die vordere Fliiche ist oben schmaler als
unten und in der Mitte etwas eingedrückt, die hintere rinnenartig
vertieft; die innere Flache ist rauh, mit der des gegenseitigen
Knoehens verbunden und die aussere, ebenfalls rauhe Flache steht
mit dem Stirn-, grossen und kleinen Kieferbein in Verbindung.
, ?bZe nde ist schmal und hat innen eine kleine Höhle, an
dem braten untern Ende steht der Nasenfortsatz nach aussen, so
dass zwischen den Fortsâtzen der beiden Nasenbeine ein Ausschnitt '
bemerkt wird.
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2) Die Thrauenbeine. (Ossa lacrymalìa.)
Die Thranenbeine liegen zur Seite des Angesicbtes, zwischen
den Stirn-, Nasen-, grossen Kiefer- und Jochbeinen, Man unter-
seheidet an jedem drei Pia eli en.
Die âussere oder Gesichtsflache ist mit Ausnahme einer
warzenâhnlichen Hervorragung, dem un te m Thrânenfortsatze,
der sich in der Natie an der Verbindung der Naseiibeine befìndet, glatt.
Die obère oder Augenhöhlenfliich e ist ausgeliöhlt, sie
bildet die innere Wand der Augenhöhle und zeigt ausser dem trich-
terförmigen Anfang des Thranenkanals noch eine kleine
Grube, in welcher sich der kleine schiefe Muskei des Augapfels
anheftet. Diese beiden Flachen sind durcli einen rauhen Rand von
einander geschieden, an dem sich der obère Thranenfortsatz
befìndet, über welchem ein kleiner abgerundeter Ausschnitt, manch-
mal selbst ein kleines Loch angebracìit ist, durcli welches ein Nerv
vom ersten Ast des fünften Paares geilt.
Die innere Pluche bildet einen Theil der Kieferhbhle und
zeigt zwei Gruben, die durch eine abgerundete, den Thranenkanal
theilweise enthaltende Erhöhuiig von einander getrcniit sind.
Bei den Wiederkauern besitzen die verhâltnissmâssig grossen
Thranenbeine an der Augenhöhlenflache eine grosse, durch einen Ein-
schnitt getheilte Kn och en bias e , welche den obern Theil der Kiefer-
höhle bilden hilft; vor dieser Blase liegt der spaltahnliche Anfang
des Thranenkanals. Die Gesichtsflache ist gross und oline untern
Thrënenfortsatz. Bei dem Scliafe, wo diese Flëche eine Schmier-
höhle aufnimmt, ist sie mehr ausgeliöhlt.
Bei dem Schweine gehen die Thranenbeine keine Verbindung
mit den Nasenbemen ein. An der Augenhöhlenflache ist die ziemlich
tiefe Thranengrube ; die Gesichtsflache zeigt eine langliche Vertiefung,
und über dieser die zwei trichterförmigen Anfange des anfangs dop-
pelten Thranenkanales.
Auch die Thranenbeine der PI ei s ebfr e ss er verbinden sich
nicht mit den Nasenbeinen, dagegen aber mit den Gaumenbeinen.
Die Gesichtsflache ist sehr klein, und an ihr fehlt der untere Thranen-
fortsatz ; ebenso fehlt die Thranengrube an der Augenhöhlenflache.
3) Die Jochbeine. (Ossa zygomatica.)
Die Jochbeine, welche zwisehen den Thrânenbeinen, den
grossen Kiefer- und Schlafenbeinen liegen, lassen zwei Flachen
unterscheiden.
Die âussere oder Gesichtsflache besitzt eine nach unten
rauhe Leiste, welche sich mit der des grossen Kieferbeines zu der G e-
sichtsleiste verbindet und zur Anheftung des Masseters bestinimt ist.
Die obère oder Augenhöhlenflache ist glatt, wenig aus-
gehöhlt und bildet einen Theil der Augenhöhle. Beide Flachen ver-
langern sich nach oben und bilden den Schlafenfortsatz, der
sich mit dem Jochfortsatz des Schlâfenbeines zu dem Joch bogen
verbindet.
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Die in nere Flache besitzt an ihrer Verbindung mit dem grossen
Kieferbein viele Knochenblattchen; der übrige Theil ist glatt, etwas
ausgehöblt und tragt zur Bildung der Kieferhöhle bei.
Bei dem Rinde ist das Jochbein grösser, die Gesichts- und die
Augenhöhlenflache ausgehöhlt. Unter dem AugerJiöhlenrand liegt die
gebogene Grate (Jochleiste). Das obère Ende ist in zwei Fortsatze
getheilt; der obère oder Augenbogenfortsatz verbinder sich mit dem
gleichnamigen Fortsatz des Stirnbeines zur Bildung des Augenbogens;
dcr untere oder Schlafenfortsatz dagegen verbindet sich mit dem
Jochfortsatz des Schlafenbcincs zur Bildung des Jochbogens.
Die Jochbeine des S eh wei nes lassen nur zwei Fliiehen unter-
scheiden, wovon die aussere glatt, gewölbt und oline Grate erscheint,
die innere Flache ist ausgehöhlt. Der vordere Rand ist kurz, breit
ausgcschnitten und vertritt die Stelle der Augenhöhlenflache, der hintere
Rand ist mehr schar!', lang und gebogen. Das untere Ende besitzt
eine Schleiragrube und das obère Ende ist wie bei dem Rinde getheilt;
der sehr kurze Augenbogenfortsatz verbindet sich nicht, mit dem des
Stirnbeines, desshalb auch der Augenbogen nur unvollstandig ist.
Bei der Katze ist die Theilung am obern Ende deutlicher und
der Augenbogenfortsatz grösser als bei dem Hunde, bei welchem
übi'igens das untere Ende auch zweiàstig ist. Der obère Rand zeigt
eine schmale Flache und ist kürzer als der untere, beide sind aus-
geschnitten. An der aussern gewölbten Flache ist statt der Grate
eine linienförmige Erhabenheit.
4) Die grossen Kieferbeine. (Ossa maxillaria majora.)
Die grossen Kieferbeine sind die grössten Angesichtsknochen
am Vorderkiefer ; sie helfen die Seitenflachen des Angesichts, das Gau-
mengewölbe und die Nasenhöhle bilden. Nach oben stehen sie mit
den Thranen-, Joch-, Stirn- und Gaumenbeinen, nach unten mit den
kleinen Kieferbeinen, nach vorn mit den Nasenbeinen, nach hinten
unter sich, und nach innen mit dem Pflugscharbein und den hintern
Nasemnuscheln in Verbindung. An jedem grossen Kieferbeine sind
drei Flachen und zwei Endstücke zu betrachten.
Die aussere oder Gesichtsflache hat eine starke, von oben
nach unten laufende Hervorragung, die Leiste, welche mit der des
Jochbeines die Gesichtsleiste bildet. Ueber dem untern Theil
der Leiste liegt das untere Kieferloch, als Ende des Vorder-
kicferkanals, und vor dieser Oeffnung eine schwache rinnenartige Ver-
tiefung, welche die aus dem Vorderkieferkanal sich fortsetzenden
BlutgefSsse und Nerven aufnimmt.
Die hintere oder G au m enfla che bildet mit der Gaumen-
flâche des gegenseitigen Knochens den grössten Theil des Gaumen-
gewölbes, auf welchem der harte Gaumen liegt; sie ist glatt und mit
inebrerei! kleinen Löchern zum Durchgang der Gefasse und Nerven
versehen. Nahe an dem Zahnrande flndet sich eine mit diesem gleich-
laufende Rinne, die Gaumenrinne, als Fortsetzung des Gaumen-
kanals, in welcher die Gaumenarterie und der Gaumennerv liegen.
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Dieso und die aussere Flache sind durch den Zahnhöhlenrand von
einander geschieden, an dessen obérera, grosseren Theil die Höhlcn
für die sechs, seltener sieben Backzahne sich befmden; der untore
Theil des Randes ist frei und bildet mit dem des kleinen Kieferbeines
den Zwischenzahnrand.
Die innere oder Nasenflache zeigt an der Verbindung mit
dem gegenseitigen grossen Kieferbeine eine rauhe Grate, an der
sich das Pflugscharbein befestigt, neben dieser Grate liegt eine langs
laufende Rinne, die den Jacobson'schen Kanal aufnimmt. Nach
oben thcilt sich der Knochen in zwei Platten, welche eine Grube zur
Bildung der Kieferhöhle zwischen sich lassen. An der aussern dunnen
Platte nimmt eine seichte, ctwas breite Rinne, die Thranenrinne,
ihren Anfang, die schief nach unten geht und den grössern Theil des
Thranenkanals enthiilt. Die innere stiirkere Platte zeigt auf
ihrem vordern Theil einen freien abgerundeten Rand, der den Vorder-
kieferkanal einschliesst, in welchem der vordere Zahnhöhlcnnerv uud
die vordere Zahnarterie verlaufen; hinter diesem liegt cine gebogen
laufende Rinne, die mit dem Gaumenbeine den Gaumenkanal bildet,
welcher mit dem obern Gaumenloch in der Augenhöhle anfângt,
und durch das mittlere Gaumenloch als Gaumenrinne bis zu
den kleinen Kieferb einen sich forts etzt.
Das obère Ende liisst über dem letzten Backzahn eine nach hinten
hervorragende Rauhigkeit bemerken, die innen glatt ist und mit dem
Gaumenbeine eine Rinne bildet, in welcher der Gaumenvorhangnerv
und die Gaumenvorhangartcrie verlaufen. Aussen ist der nach oben
stehende Jochfortsatz, der sich mit dem des Schlafenbeines und
dem Schlâfenfortsatz des Jochbeines zu dem Jochbogen verbindet;
innerhalb des Jochfortsatzes befindet sich das obère Kieferloch,
als*Anfang des Vorderkieferkanals, und hinter diesem das von dem
grossen Kiefer- und Gaumenbeine gebildete obère Gaumenloch,
als Anfang des Gaumenkanals.
Das un tere, in eine Spitze ausgehendc Ende zeigt an der
Verbindung mit dem kleinen Kieferbeine bei mannlichen Thieren eine
langliche Grube, die mit diesem die Zahnhöhle für den Hackenzahn
bildet.
Bei den Wiederkiiuern sind die grossen Kieferbeine kürzer,
aber breiter als bei dem Pferde. Die aussere Flache ist gewölbt; die
Leiste wird durch eine rauhe Beule, welche sich nach unten und oben
als eine rauhe Grate verlangert, ersetzt. Das untere Kieferloch, das
über dem ersten Backzahn liegt, variirt in der Zalil, so dass bei
manchen Knochen nur ein Loch, das aber dann ziemlich gross ist,
bei andern dagegen zwei, haufiger aber drei kleinere Lócher vor-
kommen. Die Gaumenflâche ist kleiner, glatt, seicht ausgehöhlt,
ohne Gaumenloch und Gaumenrinne. Vor dem untern Ende des
Zahnrandes setzt sich eine nach innen gebogene Grate fort. Die
Zahnhöhle an dem Zwischenzahnrande für den Hackenzahn fehlt. Die
Nasenflâche ist bedeutend ausgehöhlt, buchtig und hilft die Nasen-
und Kieferhöhle bilden. Die rauhe Grâte an der Vereinigung beider
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Knochen ist stark hervorstehend und unten mit einer Rinne zur Aufnahmé
des Pflugscharbeines versehen. Die Rinne zur Bildung des Gaumen-
kanales fehlt, ebenso die Beule an dem obern Ende, welche durch
einen starken, hinten mit einer Spitze versehenen Kamm ersetzt wird ;
unter dieser Spitze steigt ein dunner Fortsatz in die Höhe, der dem
Schlafenfortsatz entspricht, auf dem die Knochenblase des Thranen-
beines ruht. Der Anfang des Vorderkieferkanales ist spaltförmig. Das
untere Ende ist schmal, innen ausgeschnitten und in zwei Aeste getheilt.
Bei dem Schweine ist dieser Knochen verhaltnissmâssig langer
und schmaler, die Gesichtsflache ausgehöhlt, die Leiste an derselberj
schmal und kurz, und unter ihr liegt das ziemlich grosse untere
Kieferloch. An der Hackenzahnhöhle bildet die â%ssere Knochen-
platte eine starke Hervorragung. Die Gaumenflaehe zeigt das Gau-
menloch und die Gaufflenrinne. Die Nasenflache ist ausgehöhlt. Am
obern Ende ist das ziemlich grosse obère Kieferloch, das in den sehr
geraumigen Vorderkieferkanal führt, in welchem das Nasen- und das
obère Gaumenloch liegt. Der Gaumenkanal wird ganz von dem
grossen Kieferbeine gobildet. Jeder Zahnrand hat sieben Zahnhöhlen,
die von dem ersten bis zu dem letzten an Grosse zunehmen. Die
Zalmhöhle für den Hauzahn (Hackenzahn) an dem Zwischenzahnrande
ist sehr gross.
Bei dein H und e ist das grosse Kieferbein im Verhaltnisse langer
als bei der Katze. Auf der Gesichtsflache fehlt die Leiste, und das
untere Kieferloch liegt über dem dritten Backzahn. An der Gaumenflaehe
ist die Gaumenrinne mehr von dem Zahnrande entfernt und ziemlich
seicht. Der Gaumenkanal wird allein von diesem Knochen gebildet.
Die Nasenflache ist ausgehöhlt und tragt nur zur Bildung der Nasen-
höhle bei, indem die Kieferhöhle ganz fehlt. Bei der Katze ist statt
dem Vorderkieferkanal, dem obern und untern Gaumenloch nur eine
Oeffnung zugegen. Der Zahnhöhlenrand besitzt bei dem Hunde sechs,
bei der Katze dagegen nur vier Zahnhöhlen.
5) Die kleinen Kieferbeine. (Ossa maxillaria minora.)
Die kleinen Kieferbeine sind die untersten Knochen des
vorderkiefers; sie stehen mit den Nasenbeinen, grossen Kieferbeinen,
dem Pflugscharbeine und unter sich selbst in Verbindung. Sie ent-
halten die sechs obern Schneidezahne. Man unterscheidet an jedem
kleinen Kieferbeine ein unter e s und ein obères Ende.
Das untere Ende ist dick und hat eine aussere gewölbte, glatte
oder Lip p enfia che; eine innere rauhe Plache, welche sieh mit
dem Knochen der andern Seite verbindet, zeigt in der Mitte eine
glatte Rinne, die mit dem gegenseitigen Knochen das untere Gau-
menloch (Einschneideloch) bildet, nach oben ist sie glatt und der
Nasenhöhle zugekehrt; und endlich eine hintere, etwas ausgehöhlte oder
Gaumenflaehe, welche mehrere kleine Ernahrungslöcher zeigt. Die
Lippen- und Gaumenflaehe sind durch den Zahnhöhlenrand geschieden,
der drei Höhlen zur Aufnahmé eben so vieler Schneidezahne besitzt.
Das obère Ende ist gabelförmig und hat zwei Fortsâtze :
l e y h, Anatomie.                                                                                                          Q
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den innen stellenden kleinern Gaumenfortsatz und den aussen
stehenden grössern Nasenfortsatz; zwischen beiden ist die Gau-
menspalte. Der Gaumenfortsatz bildet mit seiner hintern glatten, etwas
ausgehöhlten Fliiche den untern Theil des Gaumengewölbes; die vor-
dere Fioche bildet mit dem gleichnamigen Fortsatz des andern kleinen
Kieferbeines eine Rinne als fortgesetzte Pflugscliarrinne, die den untern
Theil der knorpeligen Nasenscheidewand aufnimmt. Die Spitze des
Gaumenfortsatzes verbindet sich mit der des Pilugscharbeines und dem
grossen Kieferbeine. Der Nasenfortsatz hat eine aussere gewölbte,
glatte Flache, und an seinem Grimde an dem Zwischenzahnrand bei
mannlichen Thktfen eine langlichte Grube für den Hackenzahn; die
innere Flache bildet einen Theil der âussern Wand der Nasenhöhle.
Bei den Wiederkiiuern ist das untere Ende mehr platt, dem
gebogenen Rand fehlen die Zahnhöhlen, und statt des untern Gaumen-
loches ist nur eine Spalte. Die Lippenflache ist schmal; an dem obern
Ende ist der Nasenfortsatz sehr stark und die Gaumenspalte sehr gross.
Bei dem Schweine finden sich wie bei dem Pferde in jedem
kleinen Kieferbeine drei Zahnhöhlen für die Schncidezahne. Die
Nasenflache steht mit dem Rüsselbeinc in Verbindung. Das untere
Gaumenloch fehlt und die Gaumenspalte ist mehr eiförmig. Der
Nasenfortsatz ist betriichtlich grösser als der Gaumenfortsatz.
Auch bei dem H un de und der Katze verhult es sich mit den
Zahnhöhlen wie bei dem Pferde. Das untere Gaumenloch, das bei
dem Hunde sehr klein ist, fehlt der Katze.
6) Der Riisselknochen. (O3 rostri.)
Es ist diess ein dem Schweine eigenthiimlicher ungepaarter Kno-
chen, der seine Lage am untern Ende der knorpeligen Nasenscheide-
wand hat und dem Rüssel zur Grundlage dient. Das li in tere Ende
dièses Knochens ruht auf dem Körper der kleinen Kieferbeine; das
vordere Ende ist breit und zeigt drei Winkel, wovon die beiden
untern frei und durch einen seichtcn Aussclinitt getrennt sind, der
obère dagegen verbindet sich mit der Spitze der Nasenbeine. Der
Körper oder der mittlere Theil lâsst eine untere und zwei Sei-
tenflâchen unterscheiden, welch' letztere in einen obern Rand
übergehen, der rinnenartig vertieft ist und das untere Ende der knor-
peligen Nasenscheidewand aufnimmt. Der Riisselknochen steht durch
Bandfasern mit den genannten Knochen in Verbindung.
7) Die Gaumenbeine. (Ossa palatina.)
Die Gaumenbeine haben ihre Lage am obern Theil des Gaumen-
gewölbes , welches sie wie die Nasen- und Augenhöhle theilweise bilden
helfen. Sie verbinden sich nach unten und zur Seite mit den grossen
Kieferbeinen und unter sich, nach oben mit den Stirnbeinen, dem Keil-
beine, den Flügelbeinen, dem Pflugscharbeine und dem Siebbeirie. Man
betrachtet an jedem Gaumenbeine dreiFlachen und zwei Endstücke.
Die Gaumenflache macht den obern Theil des Gaumengewölbes
aus, sie ist glatt mit einigen Ernahrungslöchern versehen und bildet
mit dem grossen Kieferbeine das mittlere Gaumenloch. Die
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Nasenflache ist an ilirem obern Theile glatt, ausgehöhlt und der
Nasenhöhle zugekehrt. Beide Fliichcn sind durch den glatten, abge-
rundeten, freien G a urnen rand von einander geschieden, an dem
sich das Gaumensegel anheftet. Die iiussere F la che ist in der
Mitte glatt und der Augenhöhle zugekehrt; oben verbindet sie sich
durch den kleinern rauhen Theil mit dem Keilbeine und unten durch
den grössern, ebenfalls rauhen Theil mit dem grossen Kieferbeine; an
dem untern rauhen Theil liegt eine glatte Rinne, die Gaumenrinne,
die mit der des grossen Kieferbeines den Gaumenkanal bildet,
und hinter dem Anfang dieser Rinne liegt eine Oeffnung, das Nasen-
loch, zum Durchgang der Nasenarterie und des Nasennerven. Das
obère En de ist breit und aus zwei dunnen Knochenplatten be-
stellend, zwischen welchen die Gaumenhöhle enthalten ist, die mit
der Keilbein- und Nasenhöhle in Verbindung steht; nach hinten ragt
eine breite rauhe, nach aussen gebogene Knochenplatte, der Flüg el-
fo rtsatz, hervor. Das un ter e En de ist schraal, nach innen
gebogen und mit dem der andern Seite verbunden. An der Verbin-
dungsstelle in der Nasenhöhle entsteht zur Befestigung des Pflugsehar-
beines der Nasenkamm.
Bei don Wiederkâuern sind die Gaumenbeine, besonders aber
die Gaumenflachen sehr gross, wel che die manchmal doppelten mittleren
Gaumenlöcher zeigen. Die Nasenflache ist breit und glatt, zwischen
dieser und der iiussern Flache befindet sich die sehr geraumige Gau-
menhöhle. Eine hintere schmale Fliiche lasst das obère Gaumenloch
bemerken, welches in den kurzen Gaumenkanal fiihrt, der ganz in dem
Gaumenbeine liegt. An dem bei dem Pferde freien Gaumenrande
ragen hier zwei breite, schwach nach aussen gebogene Flügelfortsatze
hervor, wodurch dieser Rand drei Ausschnitte bildet, von denen der
mittlere in die Nasenhöhle fiihrt; am Grunde dieser Fortsatze liegen
die verhaltnissmassig sehr grossen Nasenlöcher.
Bei dem Schafe und der Zi eg e wird das mittlere Gaumenloch
von dem Gaumen- und grossen Kieferbeine gebildet.
Beim Schweine hat die Gaumenflache an dem Gaumenbeine
eine mehr dreieckige Form, und zeigt zuweilen mehrere kleine ÖefF-
niingen, die theils nach aussen, theils nach innen in die Nasenhöhle
fiihrcn. Der Gaumenkanal und das Nasenloch fehlen an diesem
Knochen. Die Nasenfliicho ist glatt, und zeigt an der Vereinigung
beider Gaumenbeine den sehr starken Nasenkamm, welcher sich mit
dem Pflugscharbeine verbindet. Der freie Gaumcnrand ist scharf
und die dicken Flügelfortsatze ragen aussen an diesem nach hinten.
Gaumenhöhlen finden sich keine vor.
Bei dem Hunde und der Katze reichen die verhaltnissmassig
grossen Gaumenflachen nicht, wie es bei den übrigen Hausthieren der
Fall ist, bis an den Zahnrand der grossen Kieferbeine, sondern sie
liegen mehr in der Mitte des knöchernen Gaumengewölbes. An der
Nasenflache fchlt der Kamm. Die aussere Flache ist oben frei Vnd
nur durch den kleineren untern Theil mit dem grossen Kieferbeine ver-
bunden. Der freie Gaumenrand zeigt an der Vereinigung beider
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Gaumeiibeine einen nach oben stellenden kleinen, spitzigen Fortsatz,
welcher bei dem Hunde deutlicher als bei der Katze ist. Die Gaumcn-
höhlen fehlen ebenfalls.
8) Die Flügelbeine. (Ossa ptcrygoidea.)
Die Flügelbeine sind die kleinen, langlicht schmalen Knochen,
welche sich mit dem Pflugscharbeine, dem Keil- und den Gaumenbeinen
verbinden. An jedem dieser Knochen unterscheidet man zwei F la-
ch en und zwei Endstücke.
Die innere Flache ist glatt und der Rachenhöhle zugekehrt.
Die âussere FIS che ist oben an ihrer Verbindung mit den ge-
nannten Knochen rauh, unten dagegen frei und glatt. Das obère
En de ist etwas dick, dreieckig, in eine Spitze ausgehend und fest-
sitzend; es bildet mit dem Körper des Keilbeines den Vidischen
Kan al. Das untere Ende ist frei nach hinten gebogen und zeigt
an seiner Spitze einen Ausschnitt, über welchen die Sehne des
Griffelrollmuskels des Gaumensegels gleitet.
Bei den Wiederkauern sind die Flügelbeine breiter und ihr
unteres Ende ist hackenförmig nach hinten gekrümmt.
Bei dem Schweine sind die Flügelbeine kurz und breit; das
untere Ende bildet mit dem Keil- und Gaumenbeine eine kleine Grube.
Bei dem Hunde und der Katze bilden die beinahe viereckig
gestalteten Flügelbeine den obern Theil des von den obern Nasen-
öffhungen ausgehenden Halbkanals. Der hintere Rand geht an seinem
obern Theil in ein kleines Hackenen über.
9) Das Pflugscharbein. [Yomer.)
Das Pflugscharb ein ist ein langer, schmaler, ungopaarter
Knochen, der seine Lage in der Mitte der Nasenliöhle hat. Nach
oben steht es mit den Flügel- und Gaumenbeinen, dem Keil- und
Siebbeine, nach unten mit den grossen und kleinen Kieferbeinen in
Verbindung. An ihm sind zwei F lach en., zwei Rand er und
zwei Endstücke zu unterscheiden. Die Flachen sind eine rechte
und linke, beide sind glatt und oben breiter als unten. Der vorder e
Rand ist rinnenartig ausgehöhlt und zur Aufnahme der knorpeligen
Nasenscheidewand bestimmt; der hintere Rand ist oben frei und scharf,
unten rauh und breit, welcher Theil mit den Gaumen-, grossen und
kleinen Kieferbeinen in Verbindung steht. Das obère Ende ist breit,
gabelfórmig und mit seiner hintern glatten Flache der Rachenhöhle
zugekehrt; die vordere rauhe Flâche verbindet sich mit dem Keil-
und dem Siebbeine, den Gaumen- und Flügelbeinen. Das untere
Ende ist schmal und mit seiner Spitze mit den Gaumenfortsatzen
der kleinen Kieferbeine verbunden.
Bei dem Rinde ist der hintere Rand des Pflugscharbeines oben
zum grössern Theil frei, scharf und sensenförmig gestaltet, nur der
untere kleinere Theil ist rauh und mit den grossen und kleinen Kiefer-
beinen verbunden. Die Verbindung mit den Gaumenbeinen und dem
obern Theil der grossen Kieferbeine fehlt. Die Rinne an dem vordern
Rande ist breit und das obère Ende nicht gabelförmig.
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Bei dem Schweine ist das Pflugscharbein sehr lang, das obère
Ende ist anfangs schmal und der hintere freie Rand besitzt hier eine
kleine Rinne; der iibrige Theil des hintern Randes ist rauh und mit
den Gaumen-, grossen und kleinen Kieferbeinen verbunden. An der
Verbindung der Gaumenbeine sind die Flachen am breitesten.
Das Pflugscharbein des Hun des und der Katze stimmt mit
dem des Pferdes am meisten überein.
10)   Die Nasenmuscheln. (Concime nasales.)
Die Nasenmuscheln oder Düttenbeine sind vier an der
Zahl, die in zwei vorder e und zwei hintere àbgetheilt werden,
wovon je eine vordere und eine hintere in jeder Nasenhöhle liegen.
Sie bestehen aus dunnen, haufig durchlöcherten und mehrfach gewun-
ctenen Knochenplatten. An jeder Nasenmuschel betrachtet man zwei
Flachen, zwei Rander und zwei Endstiicke.
Die in nere FI ach e ist frei und der knorpeligen Nasenscheide-
wand gegenüber, die au s s er e F lach e ist rauh und an der vordern
Dutte mit dom Nasenbeine, an der hintern mit dem grossen Kieferbeine
verbunden. Die Rander sind frei und werden in einen vordern
und hintern unterschieden; sie bilden mit dem Nasen- und grossen
Kieferbeine die Nas en g an ge, und zwar der vordere Rand der vor-
dern Nasenmuschel mit dem Nasenbeine, den vordern, der hintere
Rand der vordern Nasenmuschel und der vordere der hintern Dutte
mit dem grossen Kieferbeine, den mittlern, und der hintere Rand
der hintern Dutte mit dem grossen Kiefer- und dem Pflugscharbeine,
den hintern Nasengang.
Das obère Ende der vordern Nas.enmuschel verbindet sich mit
dem Labyrinth des Siebbeines und dem Stirnbeine, und tragt zur
Bildung der Stirn- und Kieferhöhle bei ; das der hintern Dutte ist mit
dem grossen Kieferbeine verwachsen. Das untere Ende der vordern
Nasenmuschel bildet im frischen Zustande eine wulstige Verlangerung ;
das der hintern Muschel ist breiter, stumpf, reicht nicht so weit herab,
und ist durch cine Schleimhautfalte mit den Nasenknorpeln verbunden!
Bei den Wiederkauern ist die hintere Nasenmuschel grösser
una mehr durchlöchert als die vordere, auch besitzt erstere im Innern
eme starke Knochenplatte.
t?1 ^em ^cuweine sm<l die Conchien sehr lang und einfach,
d. h. die dunne Knochenplatte ist nicht so oft gewunden.
Bei dem Hun de und der Katze sind die Nasenmuscheln, be-
sonders aber die hintern am meisten gewunden.
11)    Der Hiiiterlriefer. (Maxilla inferior.)
. f^,er Hinterkiefer ist der grösste Angesichtsknochen, welcher
m iraher Jugend aus zwei Stiicken besteht, die in der Medianlinie
des Jiorpers durch Knorpelmasse und spater durch Knochenmasse derge-
stalt verbunden sind, dass beide Theile nur einen Knochen ausmachen.
a 1.W l" et SÌCh mit dem 0berki<=fer an den Schuppentheilen der
Schlafenbeine durch zwei Wechselgelenke, welche bei dem pflanzen-
fressenden Thiere und beim Schwein zum Behufe des Kauens unvoll-
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kommene, bei den Fleischfressern dagegen zum Behufe des Zerreissens
und Festhaltens der Beute vollkommene Wechselgelenke darstellen.
Der Hinterkiefer enthalt zwölf Backzahne, zwei Hacken- und sechs
Schneideziihne ; man untersclieidet an demselben den Kor per und
die b ei den A est e.
Der Körper ist der unterste Tlieil, der eine hintere, etwas
rauhe, gewölbte, die Kinnfliiche, und eine vordere, mehr glatte,
ausgehöhlte, die Zungenflache, zeigt. Beide Flacheii sind unteti
durch denZahnrand und vorn durch die Zwischenzahnrand er
von einander geschieden. Der Zalinrand hat sechs Höhlen zur Auf-
nalime ebenso vielcr Schneidezâhne. Die Zwischenzahnrander sind
melir oder weniger scliarf, und besitzen bei mannlichen Thieren je
eine Höhle für die Hackenzahne.
Die beiden Aeste, welche aus dom Körper hervorgehen,
werden in einen recliten und linken unterschieden. An jedem
betraehtet man zwei F lachen, zwei Endstücke und zwei Rand er.
Die au ss er e Flâche ist an ihrem obern breitern Theile mit meh-
reren Rauhigkeiten zur Anlieftung des Massetere verselien, der untere
schmalere Theil ist glatt und hat in der Nahe des Körpers eine
Oeffnung, das Kinnlo ch, als Miindung des Hinterkieferb anals,
durch welchen der hintere Zahnnerv und ein Zweig der hintern Zahn-
arterie tritt. Die innere FI a eh e ist an ihrem obern breitern Theil
ausgehöhlt und rauh, und dient dem Flügelmuskel des Hinterldefers
zur Anheftung; an ihr befindet sich in der Nâhe des vordern Randes
eine Oeffnung, das Hint erkief e ri och, als Anfang des Hinter-
kieferkanals, welcher zwischen beiden Flachen, dem hintern
Rand und den Backzahnwurzeln bis zum Kinnloch reicht und mit
diesem endet. Der untere Theil der innern Flache zeigt in der Nahe
des vordern Zahnrandes und in derselben Richtung eine hervorragende
Linie, welche zur Befestigung des Kiefermuskels des Zungenbeines
dient. Gegen den hintern Rand, in der Nahe des Kinnwinkels, flndet
sich an jedem Aste eine warzenahnliche Erhöhung zur Anheftung der
Kinnmuskeln der Zunge und des Zungenbeines.
Das obère Ende hat den in die Schlafengrube hereinragenden
Kronfortsatz, und hinter diesem den überknorpelten G elenk-
fortsatz, der sich mittelst des Zwischengelenkknorpels mit dem
Gelenkfortsatz am Schuppenthcil des Schlafenbeines verbindet. Zwi-
schen beiden Fortsatzen ist ein Ausscbnitt, über welchen ein Nerv
vom dritten Ast des fünften Hirnnervenpaares geht. Das untere
Ende ist schmal und mit dem Körper verblinden, durch welche Ver-
bindung der Kinnausschnitt oder Kinnwinkel entsteht.
Der vordere Rand langt am Kronfortsatz an und reicht bis
zu dem Körper, der obère Theil dièses Randes ist frei, ausgeschnitten
und zur Anheftung von Muskeln bestimmt. Der mittlere Theil oder
Zalinrand hat sechs, selten sieben Zahnliöhlen zur Aufnabme ebenso
vieler Backzahne, der untere Theil ist frei und bildet mit dem Körper
den Zwischenzahnrand oder die Lade. Der hintere Rand
setzt sich von dem Gelenkfortsatz bis zum Kinnwinkel fort, der obère
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Theil ist gebogen, breit, rauh und dient mehreren Muskeln zur Be-
festigung; der untere Theil ist melir gerade, bei jiingern Thieren dick
und abgerundet, bei iiltern dünn und scharf, welche Verschiedenlieit
durch die Backzalme bedingt ist, indem dieselben bei jungen Thieren
mit ihren Wurzeln bis in die Nâhe des Eandes reichen; bei altern
Thieren dagegen entfernen sie sich in dem Verhâltnisse, als der Zahn
abgerieben und nachgeschoben wird. Die beiden Theile des hintern
Kandes sind durch einen Ausschnitt abgegrenzt, über welchen der
Speichelgang, einc Arterie und eine Vene gehen, wesshalb er auch
Gefassaus schnitt genannt wird.
Bei den Wi ederkauern befinden sich am Zahnrand des Körpers,
welcher nnr Sm höhern Alter zu eiucm Stiick verwachst, acht Zahn-
höhlen für die Schneidczahue ; die Kinnlöcher sind sehr gross, an dem
Zwischenzalinrand fehlt die Höhle für den Hackenzahn. Die Aeste
sind kleiner als bei dem Pferde, und besonders an der Verbindung mit
dem Körper verhaltnissmassig sehr schwach. Der obero Theil des
hintern Bandes ist ausgeschnitten und schmal, der Zahnrand enthalt
wie bei dem Pferde sechs Zahnhöhlen, wovon die hintern grösser als
die vordern sind. Der nach rückwarts stchende Kronfortsatz ist langer,
und der Gelenkfortsatz kleiner und etwas ausgehöhlt.
Bei dem Schweine ist dor schon friihe zu einem Stück ver-
wachsene Körper des Hinterkiefers gross. Der Zahnrand enthalt sechs
Zahnhöhlen, von welchen die für die Eckziihne bestimmten die klein-
sten sind, an dem Zwischenzahnrand befindet sich, besonders bei
wilden Schweinen, eine sehr grosse Zahnhöhle für den Hau*hn; in
dem Kinnwinkel liegen zwei Oeffnungen einander gegeniiber, die
innern Kinnlöcher genannt, durch welehe die Blutgefasse und
Nerven zu den Schneidezahnen gelangen. Die Aeste sind an der Ver-
bindung des Körpers sehr stark, der hintere Rand ist oben schmal,
unten breit und der Gefassausschnitt weniger deutlich; der Zahnrand
hat sicben Zahnhöhlen, die erste ist die kleinste und nahe am Hauzahn.
Der Hinterkieferkanal mündet in der Nahe des Körpers mit mehreren
Oeffnungen an der aussern Flache des Hinterkieferastes ; der nach
rückwarts gekrnmmte Kronfortsatz ist sehr kurz, und der weiter ent-
fernt stenende Gelenkfortsatz abgerundet.
Bei dem Hunde und der Katze bleibt der Körper in zwei
Theile getrennt, wovon jeder drei Zahnhöhlen besitzt, der Zwischen-
zahnrand zeigt die Höhle für den Fangzahn (Hackenzahn). Der
Hinterkieferkanal mündet mit drei .Oeffnungen, die bei der Katze vor
und unter dem ersten Backzahn liegen; bei dem Hunde liegt die eine
Oeffnung unter dem dritten Backzahn, eine zweite (die grösste) unter
dem ersten und zweiten Backzahn, und die dritte unter dem mittlern
Schneidezahn. Die aussere Flache des Hinterkieferastes hat oben eine
starke Grube für den grossen Kaumuskel. Der Zahnrand hat bei dem
Hunde sieben und bei der Katze drei Zahnhöhlen für die Backzalme.
Der Kronfortsatz ist breit und etwas nach hinten gerichtet, der Gelenk-
fortsatz bildet eine quer liegende Walze, welche unter und über ihr
emen Ausschnitt zeigt; der untere Ausschnitt ist durch einen stark
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hervorstehenden, gekrümmten Fortsatz begrenzt, welcher zur An-
heftung zweier Kaumuskeln bestimmt ist.
12) Das Zungenbein. {Os hyoideum.)
Das Zungenbein bat seine Lage auf der Rückseite des Ober-
kiefers und zwischen den Hinterkieferasten. Es ist durch Knorpelmasse
'an den Zungenbeinfortsatzen am Pelsentheil der SchMenbeine befestigt,
und bildet mit diesen eine bewegliche Knochenverbindung ohne Synovial-
kapseln. Das Zungenbein dient dem Grand der Zunge zur Befestigung und
sichert zugleich auch dem Kehlkopf seine Lage. An ihm unterscheidet
man die drei gepaarten Aeste und den ungepaarten Körper.
Ae.ste sind es auf jcder Seite drei, welche in die obern, mitt-
lern und un tem unterschiedcn werden. Die obern Aeste sind
die grössten und haben an ihren obern Enden den obern schmalen,
mit dem Pelsentheil des Schlafenbeines verbundenen Gelenkfortsatz,
und den untern breiten, zur Anheftung von Muskeln bestimmten W i n-
kel; beide sind durch einen Ausschnitt geschieden, und gehen in
die ziemlich langen Mittelstücke tiber, die eine àussere, etwas einge-
drückte, und eine innere, etwas gewólbte, glatte Flâche haben. Die
untern Enden sind schmal und besitzen an ihrer Spitze glatte, über-
knorpelte Gelenkflâchen, welche mit denen der mittlern Aeste articuliren.
Die mittlern Aeste liegen zwischen den obern und untern, sind
sehr klein und zeigen zwei glatte überknorpelte Gelenkflâchen, welche
durch Kapselbânder mit den obern und untern Aesten verbunden sind.
Bei alt%rn Thieren findet nicht selten eine Verwachsung der mittlern
Aeste mit den obern statt, so dass sie zu fehlen scheinen. Die untern
Aeste sind grösser als die vorigen, und stehen beinahe senkrecht zwi-
schen den mittlern Aesten und dem Körper. Mit ihren obern Enden ver-
binden sie sich mit den mittlern Aesten, und mit ihren untern Enden mit
den Gelenkknöpfchen am Körper durch unvollkommene Wechselgelenke.
An die untern Aeste reiht sich der gabelförmig gestaltete
Körper an, welcher in das Mittelstück und die Fortsatze
abgetheilt wird. Das Mittelstück liegt quer, ist ziemlich stark
und hat auf jeder Seite am Ende ein glattes Uberknorpeltes Gelenk-
knöpfchen, welche mit den untern Aesten articuliren. Der hintere
Eand ist ausgehöhlt und frei, an dem vordern Rand in der Mitte
ragt nach unten und vorn ein sehr starker Fortsatz, der G riff,
hervor, an dem sich der Grund der Zunge befestigt. Von den Gelenk-
knöpfchen gehen nach hinten und oben zwei Fortsatze, die Gabel-
fortsâtze oder Hörner, beinahe parallel mit den obern Aesten,
deren Entfernung von der Lange der untern Aeste abhangt. Der
Körper, so wie die Aeste des Zungenbeines dienen Muskeln der Zunge,
des Zungenbeines, des Schlund- und Kehlkopfes, und der Körper
auch Bandera des letztern zur Anheftung. Die freie Spitzo der Gabel-
fortsatze ist mit dem Schildknorpel des Kehlkopfes verbunden.
Bei den Wiederkauern besteht das Zungenbein (wie bei den
Einhufern) aus dem Körper und den drei Paar Aesten. Die obern Aeste
haben an ihrem vordern Rand einen nach innen gekrümmten Fortsatz,
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die mittlern Aeste sind grösser und die untern kiirzer und dicker, als
bei dem Pferde. Der Griff am Körper ist kurz und stumpf.
Aucli bei dem S eh wein e ist das Zungenbein aus sieben Stiicken
zusamraengesetzt, die obern Aeste sind rund, scliwach und nach innen
gekriimmt, die untern Aoste sind kurz und breit; an dem ebenfalls
ziemlich breiten Körper fehlt der Griff.
Bei dem Hun de und der Katze lasst das Zungenbein neun
Stiicke unterscheiden, namlich drei Paar Aeste und den aus drei
Stiicken bestenenden Körper. Die obern Aeste sind kleiner als die
mittlern, mit welchen sie in einer Richtung stehen und rund wie bei
dem Schweine sind, die untern Aeste sind kurz und stark. Das
Mittelstiick des Körpers, an dem der Griff fehlt, ist durch Bandfasern
mit den beiden Seitenstücken verbunden.
13) Die Zahne. (Dentés)
Die Zahne sind die hartesten Gebilde im thierischen Körper, sie
liaben ihre Lage theils im Vorder-, theils im Hinterkiefer, wo sie in
besonders dazu bestimmten Höhlen aufgenommen und durch das Zahn-
fleisch noch überdiess in ihrer Lage gesichert werden. Die Substanzen
der Zahne, welche in der allgemeinen Anatomie S. 32 naher beschrieben
wurden, sind die Knochensubstanz, die Glassubstanz und
die Z ahnsubs tanz.
Jeder einzelne Zalm lasst sich in die Kr on e, den Hals und
die Wurzel abtheilen. Die Krone ragt frei über das Zahnfleisch in
die Maulhöhle, steht bei den Schneide- und Backzâhnen mit
den gegenüberstehenden in Beriihrung, und erhâlt durch die gegen-
seitige Abreibung eine verschieden gestaltete Keibeflache. Der Hals
ist der zwischen der Krone und der Wurzel liegende und von dem
Zahnfleisch umgebene Theil, der nur bei Milchzahnen durch eine
Einschniirung sich deutlich erkennen lasst. Die Wurzel macht den
grössteu Theil des Zahnes aus und liegt ganz in der Zahnhöhle. Bei
den Schneide- und Hackenzahnen ist sie ungetheilt, und hat bei
jungen Zalmen eine ziemlich grosse Oeffnung zuin Eintritt der Blut-
gefasse und Nerven, welche sich in den ebenfalls sehr weiten Zahn-
kanal fortsctzüii, so dass der Zahn hohl erscheint; mit zunehmendem
Alter wird der Kanal durch neu gebildete Zahnsubstanz immer enger
und der Zahn dadurch solid. Durch diesen Vorgang wird auch der
Eintritt der Blutgefiisse und Nerven beschrankt und in diesem Verhalt-
nisse die Ernahrung spiirlicher. Bei den Backzahnen ist die Wurzel in
mehrere kurze Aeste getheilt, wovon jeder mit einer Oeffnung versehen
ist. Je alter der Zahn, desto kiirzer ist die Wurzel, was durch die
A.breibung und den Nachschub bedingt ist; denn es wird angenommen,
dass jeder Zahn bei regelmassigem Zahngeschaft jahrlich um eine Linie
abgerieben und um ebensoviel nachgeschoben wird.
In Beziehung auf ihre Verrichtung lassen sich die Zahne in
Schneidezahne (Dentés incisivi), in Hacken-, Hau- oder
Fan gz ah ne (Dentés laniariï) und in Back-, Mahl- oder Stock»
zâhne (Dentés molares) unterscheiden.
I-e y li, Anatomie.                                                                                                        \ Q
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a) Die S e li n e i d e z ii h n e sind zwölf an der Zahl, sie stecken in
den untersten Zalniböblen des Vorder- und Hinterkiefers, und zwar
in jedem kleinen Kieferbeine drei und im Körper des Hinterkiefers scchs.
Uni die Schneideziihne niilier bezeiebnen zu können, tlieilt man sie
ein in die Zangen, als die in der Mitre stenenden, in die Mittel-
z a line, welche zur Seite der Zangen liegen, und in die Eckziihne,
als die aussersten. Die Kronen dieser Ziihne, welche bei den Zangen
gewöhnlich acht, bei den Mittelzalinen scchs und bei den Eckzahncn
vier Linien über das Zahnfleisch hervorragen, reihen sich dicht an
einander an, so dass sie mit einander eine ebene Reibcflache bilden,
die mit der von den Zalmen des Vorderkiefers gebildetcn in Reibung
steht. Die Reibeflachen besitzen in der Mitte Vertiefungen, die man
Kunden, Bob non, auch Marken nennt, und durch die Ein-
stiilpungen der Zalinsaekchen entstehen. An dem Vorderkiefer, wo
die Zahne mehr gebogen und senkrecht stehen, ragen die Kunden
tiefer in den Zalmkaual und verschwinden desshalb auch spâter, als
an den Zahnen des Hinterkiefers, die mehr gerade und wagrecht
stehen. Jede Kunde ist von einer Schichte Glas- und Kiiochensubstanz
umgeben (gleichsam eingefasst), welche Einfassung gewöhnlich eine
braunschwarz gefiirbte, der Rindensubstanz ahnliclic Masse cinschliesst.
Fi 38
                Die Substanzen der Schneidczahne sind in
QuerscUiff der Reibeflache folgender Ordnung gelagert. Die üussere, an
eines Schneidezahnes ans dein der Krone selli' dunne Schichte ist die KllO-
Hinterkiefer eines 5 jïhrigea ch e n s ub s tan z ; die zweite Schichte, die
Pferdes (% mal vergrössert). Qlassubstanz, welche an der Krone starker
als an der Wurzel ist, auf diese folgt nacli
innen die Z a h n s n b s t a n z , dann kommt
wieder eine Schichte Glassubstanz, und auf
diese als die innerste cine Schichte Knochen-
substanz, welche die Kunde begrenzt; beide
a.   Andere Schichte der Knochen- interen Schichten verschwinden mit der ganz-
sultstanz.                                                                                                                                                 °
b.    Aeussere Scliichlc der Glassnbslanz. licllCll Abl'eibimg dei' Kunde. Dei' cillZOlnC
d! Braunè'siutetireifen von pigmeni. Schiieidozahn bat eine mcisselförmige Gestalt ;
c.  ïnnereschichicdcrGiawubsiaiu. an der Krone niimlicli ist der Zalm von vorn
f,        ,,          „ ,t Knochensiibslanz.
g.  Kunde.                              und hinten zusainmengedrückt und breit, nach
unten mehr rund, dann mehr dreieckig und gegen das Ende der Wurzel
von beiden Seiten zusammengedrückt. Durch diese Gestalt des Zalines
und durch die Abreibung und den Nacbschub desselben sind auch
die verschiedenen Formen der Reibeflachen in den verschiedenen Alters-
perioden erklarlich, welche man als Anhaltspunkte zur richtigen Beur-
theilung des Altcrs beniitzt.
Die Schneidezalme unterstützen die Zunge bei der Aufnahme der
Nahrungsmittel und werden selbst als Wafïe gebraucht.
Den Wiederkauern fchlen die Schneideziiline des Vorderkiefers,
dagegen haben sie acht Schneidczahne im Hinterkiefer. Sie werden in
Zangenzahne, innere, âussere Mittel- und Eckzahne oingetheilt. Die Krone
ist schaufelförmig, die Kunden fehlen, und wegen Mangel der Schneidc-
zahne im Oberkiefer erfolgt auch keine gegenseitige Abreibung, wie bei
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den andern Haustliieren ; die Wurzel ist mehr rundlich, bei jungen Zahneu
hohl, bei alten solid und durch den Hals von der Krone deutlicli abge-
grenzt. Im höhern Alter wird die Krone Behartig -, es fallen einzelne
Stücke und selbst nach und nach der ganze Zahn aus, das bei diesen
Thieren um so eher möglich ist, als die Schneidezahne nur locker durch
das Zahnfleisch mit dom Hinterkiefer verbunden sind. Die aussere Sub-
stanz ist die Glassubstanz, welche die Zahnsubstanz einschliesst ; uur an
der Wurzel bildet die Knochensubstanz die dunne aussere Schichte.
Das Schwein bat wie das Pferd sechs Schneidezahne im Vorder-,
und sechs im Hinterkiefer. Die Zahne im Vorderkiefer sind anders
gestaltet als die im Hinterkiefer. Die Zangen im Vorderkiefer sind
die grössten, von aussen nach innen gekrümmt, und die Krone zeigt
an der Reibefliiche eine kleine Kunde. Die Mittelzahne liegen neben
den Zangen, lassen aber einen kleinen Zwischenraum, sie sind kleiner
als diese, und von oben nach unten gekrümmt. Die Eckzahne sind
die kleinsten und stehen in einiger Entfernung von den Mittelzahnen,
ihre Krone ist dreilappig. Die Zangen- und Mittelzahne im Hinter-
kiefer sind mehr gerade und eng zusammengestellt ; die Krone ist
verhiiltnissmassig lang, die Reibeflache langlich viereckig, die vordere
Fliiclie besitzt eine, die bintere zwei Einnen; die Wurzel ist ebenfalls
sehr lang, in eine Spitze ausgehend und der Uebergang in die Krone
unmerklich. Die Eckzahne haben eine kurze Krone oline Reibeflachen
und stehen nur wenig von den Mittelzahnen entfernt. Die Lagen der
Zahnsubstanzen sind wie bei den Wiederkauern.
Der Hund und die Kat ze haben ebenfalls sechs Schneidezahne
im Vorder- und sechs im Hinterkiefer. Die Kronen sind bei jungen
Thieren (bis zum dritten Jahre) dreilappig, und an ihren vordern Flach'en
mit einer quer laufenden Kante versehen. Die Eckzahne sind die
grössten und die Zangen die kleinsten. Die Wurzel ist deutlicli durch
den Hals von der Krone getrennt. Die einzelnen Schichten der
Zahnsubstanzen folgen aufeinander, wie bei dem Rinde angegeben ist.
b) Die Hackenzahne sind vier an der Zahl, und zwar befindet
sich in jedem Zwischenzahnrand, des Vorder- und des Hinterkiefers
einer. Nur bei mannlichen Thieren erscheinen sie vollkommen ausge-
bildet, bei weiblichen fehlen sie in der Regel ganz, oder Sind sie nur
als Rudimento vorhanden. Die jungen Hackenzahne sind an der innern
Plache der Krone mit drei starken Kanten und zwei Rinnen versehen.
Die Wurzel ist hohl und gebogen. Mit zunehmendem Alter'verlieren
sich die Kanten allmahlig und die Krone wird abgeruudet und kolbig.
Der Zahnkanal der Wurzel nach und nach durch Zahnsubstanz
ausgefüllt, und der Hackenzahn erscheint massiv. Eine gegenseitige
Abreibung der Hackenzahne kann nicht statt finden, indem die des
Hinterkiefers immer naher an den Eckzahnen liegen, als die des Vorder-
kiefers, und die Abrundung der Krone scheint hauptsachlich durch die
Bewcgungen der Zunge zu geschehen. Die aussere Schichte an den
Hackenzahnen ist Knochensubstanz, auf diese folgt die Glassubstanz,
welche die innere Schichte, die Zahnsubstanz, einschliesst; letztere
macht bei soliden Hackenzahnen die grösste Masse des Zahnes aus.
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Eiiie eigentliche Function scheinen die Haekenzahne keine zu haben,
und gereichen dem maniilichen Thiere mehr zur Auszeichnung.
Bei den Wi ederkauern kommen keine Haekenzahne vor.
Die Haekenzahne oder Hauzahne sind bei Schweinen (besonders
bei wilden) selir gross, und vier an der Zahl; es beiindet sich nam-
lich (wie bei dem Pferde) in jedem Zwischenzahnrand einer. Die
Kronen sind stark nach aussen und hinten gerichtet, und zeigen nicht
selten (wie bei altera wilden Schweinen) Reibeflachen, welche an den
Hauzâhnen des Hinterkiefers an der vordern, und an denen des Vorder-
kiefers an der hintern Flache sich befinden. Die Wurzcln der Hau-
zahne im Hinterkiefer sind langer, als die der im Vorderkiel'er. Der Hals
fehlt. Die Zahnsubstanzen verhalten sich wie bei den Schneidezahnen.
Die Schweine gebrauchen die Haekenzahne als Wafife.
Bei dem H un de und der Kat ze liegen die vier Hacken- oder
Fangzâhne gleichfalls in den Zwischenzahnrandern. Krone und Wurzel,
welche der Hals trennt, sind gebogen und langer als bei den übrigen
Zalmen. Die Haekenzahne im Hinterkiefer liegen naher an den Schneide-
zahnen als die im Vorderkiefer. Sie zeigen dieselbe Aufcinanderfolge
der Zahnsubstanzen wie alle einfachen Ziihne.
e) Die Backzahne sind die grössten Zahne, und liegen zu je
sechs in den beiden grossen Kieferbeinen und den Hinterkieferiisten,
also 24 zusammen. In manchen Fallen findet man vor dem ersten
Backzahn noch einen siebenten kleinen, sogen. Wolfszahn. Man be-
zeichnet sie als den ersten, zweiten, dritten, vierten, fünften und
sechsten Backzahn, wovon der erste etwas kürzer als die übrigen ist.
Die Kronen sind mit Ausnahme des ersten und letzten dreieckig ge-
stalteten Backzahnes viereckig, und ihre Reibeflachen uneben, mit
abwechselnd stehenden, quer laufenden Erhabenheiten und Furchen
versehen, so dass die Furchen der Zahne des Hinterkiefers die Er-
habenheiten der gegenüberstehenden Zahne des Vorderkiefers auf-
nehmen, und so umgekehrt ; ausser diesen quer laufenden finden sich
noch verschieden gehende geschlangelte Furchen und Erhabenheiten,
welch' letztere von der Glassubstanz und erstere von der Zahn- und
Knochensubstanz gebildet werden. Durch diese Einrichtung und durch
die Seitentrewcgungen des Hinterkiefers ani Vorderkiefer, nach Art
eines unvollkommenen Wechselgelenkes, ist es den Thieren möglich
gemacht, die ihnen angewiesenen, zum Theil ziemlich festen Nah-
rungsstoffe leichter zu zerkleinern und zu zermalmen, und so besser
zur Verdauung vorzubereiten. Dadurch, dass die Zahne im Vorder-
kiefer über die des Hinterkiefers hervorstehen, gescliielit die Abreibung
der Krone in den meisten Fallen schief, wie abgedacht, und zwar so,
dass am Vorderkiefer der gegen die Backen gerichtete Rand hoher,
als der der Zunge zugekehrte Rand ist; am Hinterkiefer verhâlt
es sich gerade umgekehrt. Durch diese schiefe Abreibung entsteht
eine grössere Reibeflaehe zur Befördcrung des Kauens. Der Hals
ist von dem Zahnfleisch umgeben, an welchem sich nach unten die
ebenfalls viereckig gestaltete und drei- bis vierfach getheilte Wurzel
anreiht. Jeder Ast besitzt eine in den Zahnkanal führende Oeffnung.
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Die Seitenflâchen sind durch langs
laui'ende Rinnen und Erhabenheiten
uneben , und greifen in ahnliche, den
Zahnhöhlen angehörigen Rinnen und
Erhabenheiten abwechselnd ein, wo-
durch, so wie durch das Auseinander-
stehen der Wurzelaste die Befestigung
der Zahne um so mehr gesichert ist.
An den Baekzahnen ist die aussere
Schichte Knochensubstanz, dann folgt
die Glassubstanz, auf diese die Zahn-
substanz, dann wieder eine Schichte
Glassubstanz, welche die innerste
Schichte der Knochensubstanz umgiebt.
Die Backzahne der Wieder-
Fiy, 39.
Quersolilïff der Reibflïche eines Back-
/.almes aus dem Vorderkiefer eines er-
wachsenen Pferdes (um l/3 vergriissert).
Aeussere Schichte der Knochensubslanz,
                    „ Glassubslanz.
Zahnsubstanz.
Braune Mittelslreifen von Piement-
liniere Schichte der Glassubstanz-
Scliwarzbraulie Verliefnng, welche nicht vuil
der Knochensubslanz aiisgclïilll ist.
Innere Schichte der Knochensubslanz-
(Sielle Fig 34).
k a u e r sind kleiner als die des
Pferdes, die Zahl und die Lage aber
dieselbe. lm Hinterkiefer ist der erste
Backzahn der kleinste, die übrigen
nehmen bis zum letzten an Grosse
allmahlig zu. Die Backzahne im Vor-
derkiefer sind grösser als die im Hinterkiefer, und bei beiden sind
ihre Wurzeln in zwei bis vier Aeste getheilt. Die Substanzen ver-,
halten sich wie bei dem Pferd, nur ist die sogenannte Rindensubstanz
an den Kronen viel stârker aufgetragen, daher sie auch ein gliinzendes,
schwarzbraunes Aussehen haben.
Das Schwein bat 28 Backzahne, von denen sieben in jeder
Kieferreihe sich befinden. Sie nehmen vom ersten bis zum letzten
an Grosse allmahlig zu. Im Vorderkiefer sind sammtliche Backzahne
dicht aneinander gereiht, wiihrend im Hinterkiefer der erste in einiger
Entfernung von dem zweiten liegt. Die Kronen der drei ersten Back-
zahne sind dreispitzig und scharf, bei dem vierten und fünften beinahe
viereekig, bei den zwei letzten langlich - viereckig und mit vielen
Spitzen versehen. Die Wurzeln sind wie bei den Wiederkauern in
mehrere Aesto getheilt. Die Schichten der Zahnsubstanzen folgen
ahnlich auf einander, wie die der Schneidezahne.
Der IIund hat im Vorderkiefer in jeder Reihe sechs, und im
Hinterkiefer in jeder Reihe sieben Backzahne, zusammen also 2G.
Die Kat ze hat nur 14 Backzahne, von denen im Vorderkiefer in
jeder Reihe vier, und im Hinterkiefer in jeder Reihe drei aufgenommen
werden. Bei dem Hunde stehen die drei ersten Backzahne im Vorder-
und Hinterkiefer etwas auseinander, was bei den übrigen nicht der
Fall ist. Im Hinterkiefer ist der fiinfte, und im Vorderkiefer der vierte
und funfte der grösste. Die Kronen der Backzahne sind beim Hund
und der Katze mehrfach gelappt. Bei der Katze nimmt im Hinterkiefer
der erste bis zum letzten an Grosse zu ; im Vorderkiefer ist der erste
sehr klein, und der dritte der grösste; der vierte, welcher eben-
lalls klein ist, scheint, wie beim Hund der fünfte und sechste im
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Oberkiefer, quer zu stehen. Die Substanzen der Zâhne wie bei den
Schneidezahnen.
Eine weitere Eintheilung der Zahne ist die nach ihrer Dauer. Die-
jenigen, welche iii friiher Jugend erscheinen und zu bestimmten Zeiten
wieder ausfallen, werden Mi leb.zâhne, diejenigen, welche an die
Stelle der Milchzahne treten und nie wieder ersetzt werden, Ersatz-
z aline, und endlicli diejenigen, welche im Leben nur einmal er-
scheinen und als solche bis in's höhere Alter verbleiben, bleibende
Zâhne genannt.
Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht des Ausbruchs und AVech-
sels der Zâhne bei unsern Haussâugethieren.
I.
Schnei-
deziihne.
Pferd.
Wioderkauer.
S c h w e in.
Hund.
Aus-
bruch.
Weclisel.
, , Wechsel.
bruch.
. ," Wechsel.
bruch. j
Aus-
bruch.
Wechsel.
Zangen.
Vor odcr
einige
Tage
nach der
Geburt.
2% Jahr.
Vor oder
einige
Tage
nacb der
Geburt.
ll/2Jahr.
3-4
Monat.
272—3
Jahr.
4—6
Wochen.
3—4
Monat.
Ebenso.
Mittel-
ziihue.
4—6
Wochen.
3% Jahr.
Ebenso.
2V2Jabr.
Ebenso.
Ebenso.
Ebenso.
Ebenso.
Ebenso.
Aeussere
Mittel-
zjihne.
Eck-
zahne.
- ■
14 Tage
nach der
Geburt.
3'/2Jahr.
Vor oder
einige
Tagon.d.
Geburt.
6—9
Monate.
4l/o Jahr.
2—3
Wochen.
4'/2Jabr.
6 Monat.
5 Monat.
II.
Hacken-
zahue.
III.
Back-
zahne.
4—5
Jabr.
-
Einige
Tage vor
od. n. d.
Geburt.
1 Jabr.
5-6
Monat.
2'/j Jahr.
I.
II.
Vor oder
einige
Tagen.d.
Geburt.
Ebonso.
Vor oder
einige
Tagen.d.
Geburt.
Ebenso.
Ebenso.
l'/2Jabr.
Vor oder
einige
Tagen.d.
Geburt.
3—4
Monat,
Ebenso.
2'/2Jahr.
Ebenso.
2 Jahr.
4—5
Wochen.
5-6
Monat.
Ebenso.
III.
Ebenso.
372Jahr.
3l/2Jahr.
Ebenso.
2 Jahr.
Ebenso.
IV.
10-12
Monat.
-
6—9
Monat.
5—6
Monat.
1 Jahr.
Ebenso.
Ebenso.
Monat.
Ebenso.
V.
VI.
l%-2
Jabr.
-
21/oJabr.
4-5
Jabr.
4—5
Jahr.
-
l'/2-2
Jahr.
5—6
Monat.
572-672
Monat.
VII.
3 Jahr.
-
Zabi der
Zâhne.
Mannli<
Weiblii
;he 40.
he 36.
3'
2.
44.
Der Hund 42.
Die Katze 30.
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II. M n o à) t n ìs e & H u m p f t' 0.
A. Knochen der W i r b e 1 s a u 1 e.
Die WirbeMule wird von den Halswirbeln, den Riickenwirbeln,
den Lendenwirbeln, dem Kreuzbeine und dcn Schweifwirbeln gebildet.
Sie, liegen siimmtlich in der Medianlinie des Körpers, sind ungepaart
und schliessen einen mit vielen Oeffnungen verselienen Kanal, den
R ii c k e n m a r k s k a n a 1, ein , der das Riickenmark enthalt.
1) Dio Hiüswirbel. (Vertcbrae Colli.)
Die Zahl der Hals- oder Nackenwirbel ist bei allen Haus-
thiercn sieben. Sic gehen in schiefer Ricbtung von dem Kopfe nach
unten und hinten bis zu dem ersten Rttckenwirbel. Sie machen die
knöcherne Grundlage des Halses aus und sind von allen Seiten mit
Muskeln umgeben. Man unterscheidet an jedem Wirbel den Körper
und den Bogen mit ihren Forts iitzen, Oeffnungen und Aus-
schnitten.
Der eiste Halswirbel oder T r ii g e r (Atlas), welcher in
früher Jugend aus drei, die übrigen aus fünf Stücken zusammengesetzt
sind, steht nach vorn mit dem Oberhauptsbeine durch ein vollkom-
menes Wechsclgelenk, und nach hinten mit dem zweiten Halswirbel
durch ein Drehgelenk in Verbindung. Der Körper oder der untere
Bogen ist kurz, dick und hat an seiner aussern Flache einen r au h en
Hoeker zur Anheftung des Riickentragermuskels. Die innere Flache
hilft das Rückenmarkslo ch bilden, sie besitzt an ihrem hintern
Theil zwei glatte iiberknorpelte Gel enkfliichen, welche mit
dem Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels articuliren und an ihrem
vordern Theil zwei kleine rauhe Gru ben, in welchen sich das
innere Band des Dreligelenkes befestigt. An dem vordern Ende
befinden sich zwei, den Knopffortsiitzen des Oberhauptsbeines ent-
sprechende G e leu k h ö h len ; an dem hintern Ende liegen zwei
f lach e, glatte Gelenkknöpfe, welche sich mit den vordern
schiefen Fortsatzen des zweiten Halswirbels verbinden. Der obère
Bogen liegt dem untern gegenüber, und bildet mit seiner innern
ausgehöhlten Flache die obère "Wand des Rückenmarksloches ; seine
aussere gewölbte Flache hat eine langs laufende Grate. Vorn und
hinten besitzt er einen Ausschnitt zur Anheftung der obern Bander
des Kopf- und Dreligelenkes. Zu beiden Seiten ragen die zwei breiten
Flügel- oder Q u erfortsatze hervor, deren aussere Flache von
dem Achsentragermuskel bedeckt ist, die innere ist ausgehöhlt; die
freien Rander dieser Fortsatze sind breit, etwas aufgeworfen und
zur Anheftung von Muskeln bestimmt. An jedem Fortsatze sind.drei
Löcher, das innere, das aussere und das hintere Loch; die
beiden ersten stehen durch eine Rinne mit einander in Verbindung
und fiihren in den Rückenmarkskanal ; sie dienen dem ersten Hals-
nerven und einem Zweig der Oberhauptsarterie zum Durchgang; das
hintere Flügelloch ist das grösste und lasst einen Zweig der Ober-
hauptsarterie durch.
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Der zweite Halswirbel oder die A elise (Epistropheus) ist
von sammtlichen der langste, und wie die folgenden in friiher Jugend
aus fiiiif' Stücken zusamraengesetzt. Mit dem ersten Halswirbel ver-
bindet er sic.li mittelst Bander zu dem Drebgelenke, mit dem Körper
des dritten durcli Faserknorpel. Der Körper besitzt in der Mitte an
seiner âussern Flache eine der Lange nach verlaufende und an ihrem
untern Ende mit einer Beule versehene Grate. Zur Seite liegen die
zwei, je mit einer Oeffnung, den Wirb ellöch ern, versehenen
Qu er fortsatze, durcli welche die Halswirbelarterie verlauft. Das
vordere Ende zeigt den hervorstehenden, auf seiner untern Flache
glatten überknorpelten, auf seiner obern mit zwei Bandgruben ver-
sehenen Za h n- oder Zapfenfortsatz, der in das Rückenmarks-
loch des ersten Halswirbels aufgenommen wird. Am Grande und zur
Seito dièses Fortsatzes liegen die vordern schiefen Fortsatze,
welche mit ihrer glatten überknorpelten, nach vorwarts gerichteten
Gelenkflache, mit den Gelenkknöpfen des ersten Halswirbels arti-
culiren. Hinter der untern Flache des Zahnfortsatzes und zwisclien
den beiden schiefen Fortsiitzen liegt eine Bandgrube, in welcher
sich das untere Band des Drehgelenkes anheftet. Das hintere Ende
zeigt eine überknorpelte Gelenkgrube, welche durcli Faserknorpel
mit dem Gelenkkopf des nachfolgenden Wirbels verblinden ist. Die innere
Flache ist in der Mitte etwas erhaben und dem Rückenmarksloch
zugekehrt. Der Bogen ist an seiner innern Flache glatt, ausgehöhlt
und bildet mit dem Körper das Rückenmarksloch, was an diesem
Wirbel am liingsten ist; an seiner aussern Flache befindet sich eine
starke liings laufende, hinten gespaltene Hervorragung, der Kamm.
An den hintem Enden der beiden Aeste des Kammes, die durch eine
zur Anheftung des Nackenbandes bestimmte Rinne von einander ge-
trennt sind, liegen die hintem schiefen Fortsatze, deren Ge-
lenkflachen nach unten gerichtet sind, und durch Kapselbiinder mit
den vordern schiefen Fortsiitzen des dritten Halswirbels sich verbinden.
Unter diesen Fortsiitzen befinden sich zwei Ausschnitte, die mit denen
des dritten Halswirbels das rechte und linke Z wischenwi rb el-
io eh zum Durchgang der Gefiisse und Nerven bilden. An dem vordern
Ende des Bogens ist statt des Ausschnittes ein Wirbelloch, durch
welches der zweite Halsnerv und ein Gefiiss geht.
Der dritte, vierte und fünfte Halswirbel sind einander
so ziemlich ahnlich. Auf der untern Flache des Körpers ist die Grate,
zur Seite befinden sich die stark hervorstehenden, je mit einem Wirbel-
loch und zwei freien Enden versehenen Querfortsatze; vorn ist der
Gelenkkopf, hinten die Gel enk vert ie fung. Die innere Flache
bildet mit dem Bogen das Rückenmarksloch. Auf dem Bogen in der
Mitte liegt der kleinere Kamm. An scinem vordern Ende liegen die
mit ihren glatten Gelenkflaclien nach oben gerichteten vordern
schiefen Fortsatze, und am hintern Ende die h intern schie-
fen Fortsatze, deren Gelenkfliichen nach abwarts sehen. Zwischen
diesen und dem Körper bemerkt man die Ausschnitte zur Bildung der
Z w i s c h e n w i r b e 11 ö c h e r.
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Der sechste Halswirbel ist kürzer, aber breiter als die
vorigen. Die Grate am Körper fehlt. Die Querfortsâtze sind drei-
âstig, ihre Wirbellöcher grösser; die schiefen Fortsatze besitzen grössere
Gelenkflachen, und statt des Kammes findet sich auf dem Bogen eiu
kleiner Dornfortsatz.
Der siebente Halswirbel hat schon mehr Aehnlichkeit mit
dem ersten Rückenwirbel. Der ganze Wirbel ist mehr zusammenge-
drangt, die Querfortsiitze sind einfach und ohne Wirbelloch. Die
Gelenkgrube hat je zur Seite noch eine kleine, glatte, überknorpelte,
ausgehöhlte Gelenkflache, welche mit einer ahnliehen des ersten
Rückenwirbels die Gelenkhöhle zur Aufnahme des Rippenkopfes der
ersten Rippe bildet. Die vordern schiefen Fortsatze sind grösser als
die hintern, und der Dornfortsatz auf dem Bogen ist langer. Das
Rückenmarkslocli ist kürzer, aber geraumiger als an den übrigen.
Bei den Wiederkauerii sind die Halswirbel kurz und stark,
an den Querfortsatzen des ersten Halswirbels fehlt das hiutere Loch,
und in dem obern führt noch eine kleine Oeffnung in den Rückenmarks-
kanal. Die Rauhigkcit auf dem obern Bogen ist grösser, ebenso
zeigen auch die Gelenkknöpfe eine grössere Gelenkflache, indem sie
nach unten ineinander iibergehen. Bei dem zweiten Halswirbel ist der
Kamm einfach, die Gelenkflachen der vordern schiefen Fortsatze geheii
nach unten ineinander über; der Zahnfortsatz ist kurz und stark, und
bildet einen Halbkreis, der unten gewölbt und oben ausgehöhlt ist;
die Wirbellöcher sind klein. Von dem zweiten bis vierten Halswirbel
nehmen die Dornfortsatze an Grosse zu, die Querfortsiitze sind zwei-
âstig und die Wirbellöcher wieder grösser. Bei dem sechsten Hals-
wirbel ist der Dornfortsatz grösser, an den Querfortsatzen der untere
Ast breit und stark (flügeliihnlich), und das Wirbelloch sehr gross.
Der siebente Halswirbel hat wegen seinem langen Dornfortsatz viel
Aehnlichkeit mit dem ersten Rückenwirbel, der einfache kleine Quer-
fortsatz ist wie bei dem Pferde ohne Wirbelloch.
Bei dem S c h w e i n e sind die Halswirbel kurz und scheinbar
mehr zusammengedrangt, dalier auch der verhaltnissmassig kurze Hals
dieser Thiere. An dem ersten Halswirbel besitzen die Querfortsiitze
zwei Oeffnungen, welche sich wie bei dem Pferde verhalten, manch-
mal kommt noch eine hintere Oeffnung vor, welche an der untern
Flache des Querfortsatzes anfangt und mit einem kurzen Kanal an
dem hintern Rande dièses Fortsatzes ausmündet. Bei dem zweiten
Halswirbel ist der Zahnfortsatz rund, und der einfache Kammfortsatz
sehr hoch. An den übrigen Halswirbeln sind die Bogen schmal; die
Dornfortsatze nehmen vom dritten bis letzten an Lange zu und sind
spitzig; die Wirbellöcher sind an jeder Seite doppelt und auch beim
siebenten Halswirbel vorhanden. Die Querfortsiitze sind in zwei Aeste
getheilt, wovon der untere breit, flügelförmig und bis zum sechsten
Halswirbel an Grosse zunimmt, der Querfortsatz des siebenten ist
nur einfach. Die Gelenkknöpfe sind flach, und die Gelenkvertiefiuigen
entsprechend ausgehöhlt.
L e y h , Anatomie.                                                                                                       1 1
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ÎM déni H u n d e und der K a t z e ist der obero Bogen ani
ersten Halswirbel viel breiter als der untere, an dem Querfortsatz ist
statt der mittlern Oeffnung nur ein Ausschnitt. Die Gelenkliöhlen am
vordern Ende gehen tief, und an der Stelle der Gelenkknöpfe befinden
sich Gelenkvertiefungen. An dem zweiten Halswirbel ist der scharfe
Kamm sehr lang, die vordern schiefen Fortsàtze sind gewölbt, der
Zahnfortsatz sclimal, rund und verlialtnissmassig lang. Die Wirbel-
löcher zwischen dem Bogen am 'vordern Ende des Körpers fehlen.
Der Dornfortsatz des dritten Halswirbels ist schwach, nimmt aber bis
zum siebenten an Lange zu. Die Querfortsatze sind breit und nach
unten gerichtet. Beim Hund sind die Querfortsatze des sechten Hals-
wirbels denen der Wiederkauer almlich. Bei der Katze sind die
Querfortsatze des sechsten Halswirbels in drei Aeste getheilt. Der
Querfortsatz des siebenten Halswirbels ist bei diesen Thieren einfach,
schmal und verlialtnissmassig lang; der Dornfortsatz ist der langste
und das Wirbelloch fehlt.
2) Die Rückenwirbel. {Vertebrae dorsi,)
Bei dem Pferde, Esel und don Maulthieren kommen achtzehn *
R ü c k e n - oder Brustwirbel vor, welche durchgangig kleiner als
die Halswirbel sind, und zwischen diesen und dem ersten Lendenwirbel
in der Art gelagert sind, dass die sechs ersten von dem letzten Hals-
wirbel aus in einem Bogen nach hinten in die Höhe gehen, und erst
vom sechsten an in gerader, mit den Lendenwirbeln gleicher Kichtung
bis zum Kreuzbeine liegen. Bei dem Esel bilden sammtliche Riicken-
und Lendenwirbel einen nach oben gerichteten Bogen, nach Art eines
Gewölbes, welche Einrichtung zu der grossen Tragkraft dieser Thiere
nicht wenig beitragen mag. Zu beiden Seiten articuliren sie mit den
Rippen und bilden mit deren obern Enden die obère Wand der Brust-
höhle. An jedem Rückenwirbel lasst sich der Körper und der
Bogen unterscheiden.
Der Körper hat vorn den Gelenkknopf, welcher an dem ersten
und zweiten Rückenwirbel mehr kopfförmig ist, hinten die Gelenk-
vertiefung. Auf der untern Plache findet sich an den fünf ersten
Wirbeln eine scharfe langs laufende Grate, an den zwei letzten
ein Kamm; bei den Uebrigen ist der Körper abgerundet. Zur Seite
ist je eine Oefniung zum Durchgang einer Vene. Vorn und binten
sind auf jeder Seite an dem Gelenkknopf und der Gelenkvertiefung
zwei glatte überknorpelte, schwach vertiefte, schief stenende Gelenk-
gruben, die mit denen an dem vorstehenden und nachfolgenden
Wirbel die Gelenkliöhlen zur Aufnahme der Rippenköpfe bilden.,
lm Grunde der Gelenkhöhle ist eine Oeffnung, durch welche das
runde Band des Rippenkopfes in den Rückenmarkskanal geht. An
dem letzten Rückenwirbel fehlen die hintern Gelenkgruben.
Der Bogen bildet mit dem Körper das Rückenmarksloch und
besitzt vorn und hinten einen Ausschnitt zur Bildung der Zwischen-
* Die Skelette zweier englischer Halbblutpferde haben neunzebn Rückenwirbel
luit der entsprechendeu Anzahl Rippen.
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wirbellöclier. In manchen Pallen wird dieser Ausschnitt durch einen knö-
chernen Steg zum vollkommenen Loch. Ueber den Ausschnitten liegen
die scliief en Fortsatze, welche an den zwei ersten am grössten sind. Be;
den vordern sielit die glatte überknorpelte Gelenkflâche nach oben,
bei den hintern nach unten. Zur Seite des Bogens stehen die Quer-
fortsatze hervor, wovon jeder mit einer (lachen Gelenkflâche versehen
ist, nur bei dem ersten und zweiten Wirbel ist sie ausgehöhlt; sie
articuliren mit den Rippenhöckern der Rippen. An den letzten Rücken-
wirbeln verschmelzen die Gelenkflachen der Querfortsatze mit den
vordern Gelenkgruben, so dass sie nicht mehr von einarider abgegrenzt
sind, und ein gemeinschaftliches Kapselband haben. In der Mitte auf
der aussern Plache befinden sich die starken Dornfortsatze. Vom
ersten bis fünften nehinen sie an Lange zu, vom sechsten bis zwölften
wieder allmahlig ab, und von hier bis zum letzten haben sie eine
gleiche Lange. Was ihre Stellung betrifft, so stehen sie vom ersten
bis zwölften schief nach hinten, von diesem bis zum letzten mehr
senkrecht. Ihre beiden Seitenflachen dienen zur Anheftung von
Muskeln, der vordere und hintere Rand zur Befestigung der Zwischen-
dornbander, und ihr obères Ende ist beulenartig aufgetrieben, an dem
sich das Nackenband anheftet.
Die Wiederkauer haben dreizehn Rückenwirbel. Die Dorn-
fortsatze der fünf ersten sind lang und breit, nehmen dann aber bis
zum letzten allmahlig an Grosse wieder ab , sie sind scliief nach hinten
gestellt, nur der letzte bat eine senkrechte Stellung. Bei den zwei
letzten Wirbeln sind die hintern schiefen Fortsatze nach unten gewölbt
und greifen zapfenförmig in die entsprechend ausgehöhltcn, vordern
schiefen Fortsatze ein. Der Körper ist grösser als bei dem Pferde,
die Ausschnitte an demselben fehlen und werden übrigens nur bei dem
Rinde durch Wirbellöclier ersetzt, die am hintern Ende eines jeden
Wirbels angebraclit sind. Die untere Flache des Körpers besitzt eine
Grate, welche an den vordern Wirbeln mehr abgerundet ist. An den
Querfortsatzcn der zwei letzten Wirbeln fehlen bisweilen die Gelenk-
flachen , welche an allen etwas gewölbt erscheinen.
Das Schwein bat vicrzehn Rückenwirbel, deren Dornfortsatze
von dem zweiten bis neunten nach hinten, der erste aber nach vorne
gerichtet ist. Ausser den Zwisclienwirbellöcliern liegen an jeder Seite
des Wirbels am Grunde der Querfortsatze noch zwei weitere Oeff-
nungen, und zwar cine obère und eine untere; beide Oeffnungen
fangen übrigens gemeinschaftlich in dem Rückenmarkskanal an. An
den drei letzten Wirbeln sind die Gelenkflachen an den Querfortsatzen
mit denen am Körper verschmolzen. Der Körper ist an seiner untern
Flache gewölbt. Bei den vier letzten Rückenwirbeln sind die vordern
und hintern schiefen Fortsatze denen der Lendenwirbel ahnlich, indem
sie wie diese zapfenförmig ineinandergreifen.
Der Ilund und die Katze haben wie die Wiederkauer dreizehn
Rückenwirbel. Die Dornfortsatze der drei ersten Wirbel sind am
Iangsten, die der übrigen Wirbel werden bis zum letzten allmahlig
kürzer und immer mehr gerade gestellt. Bei der Katzc, weniger
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deutlicli bei dem Hunde, ist der Dornfortsatz des zwölften Rücken-
wirbels kurz, unten breit, oben spitzig und senkrecht gestellt, wahrend
der des eilften nach hinten, und der des dreizehnten Wirbels nach
vorne gerichtet ist. Die untere Fliiche des Körpers ist gewölbt und
ohne Grate. Die Ausschnitte für die Zwischenwirbellöcher sind wie
bei dem Pferde. Bei der Katze fehlen an den Querfortsatzen der
zwei letzten Rückenwirbel die Gelenkfiiichen.
3) Die Lendenwirbel. (Vertcbrae lumborum.)
Lenden- oder Bauchwirbel hat das Pferd und das Maul-
thier sechs *, der Esel dagegen nur f'ünf, die ihre Lage zwischen dem
letzten Rückenwirbel und dem Kreuzbeine haben. Sie machen den
Uebergang von dem Vorder- zum Hintertheil des Körpers, bilden
gleichsam eine Brücke, welche Stelle, da sie zu beiden Seiten keine
Verbindung eingehen, die schwachste Partine der ganzen Wirbelsanle
ist. Man unterscheidet hier wieder wie an den Rückenwirbeln den
K ö r p e r und den Bogen mit ihren Fortsatzen und O e f f n u n g e n.
Der Körper der drei ersten Lendenwirbel besitzt auf seiner aussern
Flache und in deren Mitte einen stark hervorragenden, langs lau-
fenden Kamm, der des vierten ist mehr abgerundet und der des
fünften und sechsten ist flach. An seinem vordern Ende befindet sich
ein flacher Gelenkknopf, an seinem hintern eine flache Gelenkvertiefung;
zur Seite ragen die langen, wagrecht liegenden Querfortsâtze hcrvor,"
welche bei den vier ersten breit und dünn, bei den zwei letzten
kurz und dick sind. Der Querfortsatz des ersten Lendenwirbels steht
etwas nach rückwarts, der des zweiten, dritten und vierten mehr in
gerader Richtung, und der des fünften und sechsten etwas nach
vorwarts. Der Querfortsatz des fünften Lendenwirbels zeigt an sei-
nem hintern Rande eine seichte langliche Gelenkvertiefung; die des
sechsten ist an seinem vordern Rande mit einer schwach gewölbten
und an seinem hintern mit einer etwas ausgehöhlten Gelenkflache
versehen, erstere ist durch ein Kapsclband mit dem Querfortsatz
des fünften Lendenwirbels, letztere mit dem Fliigelfortsatz des Kreuz-
beines durch ein Kapselband verbunden. Die Ausschnitte zur Bildung
der Zwischenwirbellöcher verhalten sich wie an den Rückenwirbeln,
und die schiefen Fortsatze sind starker als an diesen. Die vordern
haben eine stark ausgehöhlte, die hintern eine entsprechende gewölbte
Gelenkflache. Beide greifen zapfenförmig ineinander, wodurch die
Lendenwirbel untcr sich mehr Festigkeit bckommen. Die Dornfortsatze
sind breit und alle von derselben Höhe wie die des letzten
Rückenwirbels ; ihre Rander sind scharf und zur Anheftung der
Zwischendornbânder bestimmt. Das obère Ende zeigt eine schwaclie
Beule, an der sich das Nackenband befestigt. So weit dicse Wirbel
den Rückenmarkskanal bilden, ist derselbe breiter, aber nicht so hoch
als in den Rückenwirbeln.
* Die hiesige Praparaten - Sammlnng ist im Besitz zweier Skelette von Ori-
ginal arabischen Pferden, wo nur füni' Lendenwirbel sich vorfinden, wahrend die
Zahl der Rückenwirbel normal ist.
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Die Zabi der Lendenwirbel ist bei den Wioderkauern eben-
falls sechs. Die Dornfortsâtze sind breit und nieder. Die nach
vorwârts gekrümmten Querfortsatze sind lang, stark und stehen
weiter auseinander. Die Querfortsatze des ersten Wirbels sind aia
kiirzesten, die des dritten bis fiinften sind gleich lang und die
grössten, die des letzten sind wieder kürzer. Die vordern und bintern
Éânder an den Querfortsatzen siimmtliclier Wirbel sind scharf und
frei, also nicht wie bei dem Pferde mit dem Kreusbeine verblinden.
Die untere Flâche des Körpers ist mit einer schwachen Grate ver-
sehen. Die vier letzten Zwischenwirbellöcher sind selirgross, und
nicht selten trifft man an den zwei ersten Wirbeln statt dieser wirk-
liche Wirbellocher.
Das Schwein bat gewöbnlich sieben, seltener secbs Lenden-
wirbel. Die Dornfortsâtze sind nur wenig nach vorwârts gerichtet.
Die nach unten gebogenen Querfortsatze sind am ersten und letzten
Wirbel am kiirzesten. Am Grande eines jeden Querfortsatzes befindet
sich eine kleine Oeffnung. Die zwei ersten Lendenwirbel haben ausser
den Zwischenwirbellöchern auf jeder Seite noch ehi Wirbelloch.
Der Hund und die Katze baben auch sieben * Lendenwirbel.
Die Dornfortsiitze sind an ihrer Basfs sehr breit. Die hintern schiefen
Fortsatze der vier ersten Wirbel sind in zwei Aeste getheilt, von
denen der aussere schmal und ohue Gelenkflache ist. Die Querfort-
satze nehmen vom ersten bis siebenten Wirbel an Lange zu und sind
stark nach vorn und unten gekriimmt.
4) Das Kreuzbein oder Heiligbein. (Os sacrum.)
Das Kreuzbein, das in früher Jugend aus fiinf einzelnen Wir-
beln besteht, die erst spater zu einenr Knochen verschmelzen, verbindet
sich vorn mit dem letzten Lendenwirbel, hinten mit dem ersten
Schweifwirbel und oben mit den beiden Darmbeinen. Das Kreuzbein,
als ein Knochen betrachtet, lasst ein vorderes und ein hint ere s
Ende, eine obère und eine untere Flâche, zwei Seitenrânder
und die Rückcnmarksh öhle unterscheiden.
Das vordere Ende zeigt die awei grossen, zur Seite stellenden
und etwas nach vorwârts gerichteten Quer- oder Flügelfortsatz e,
deren obère rauhe Flâche durch Faserknorpel mit den Darmbeinen,
die vordere gewölbte Gelenkflâche mit dem Querfortsatz des Jetzten
Lendenwirbels durch ein Kapselband verbunden sind; die untere Flâche
ist glatt, frei und der Beckenhöhle zugekehrt. Die zwei schiefen
Fortsatze sind klein und nehmen mit ihren ausgehöhlten Gelenk-
flâchen die hintern schiefen Fortsatze des letzten Lendenwirbels auf.
Der flache Gelenkknopf ist durch eine dicke Schichte Faser-
knorpel mit der entsprechenden Gelenkvertiefung des letzten Lenden-
wirbels nach Art eines vollkommenen Wechselgelcnkes verbunden;
zwischen diesem und den beiden Querfortsatzen liegen die Aus-
schnitte für die Zwischenwirbellöcher. Das h int er e Ende bat eine
* Bei dem Hunde trifft man manchmal nur sechs Lendenwirbel, dagegen
vierzehn Rückenwirbel und ebenso Yiel Kippen auf jeder Seite.
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Gelenkflâche, welche sich durch Faserknorpel mit dem ersten Schweif-
wirbel verbindet. Die Ausschnitte, wovon je einer zur Seite ist,
werden von dem Bogen und dem Körper gebildet, und dienen dem
fünften Kreuznerven zum Durchgang.
Die obère Flache, welche durch Verschmelzung der Bogen
der einzelnen Wirbel gebildet wird, hat in ihrer Mitte fünf etwas
nach hinten gerichtete Dornfortsiitze, wovon der erste dunner und
schmaler als die iibrigen ist. An ihrem obern Ende sind sie, mit
Ausnahme des ersten, beulenfdrmig. Am Grande zwischen diesen Fort-
satzen befindcn sich die vier Zwischendornlöcher und zur Seite je vier
obère Kreuzbeinlöcher zum Durchgang der obern Kreuznerven.
Die untere Flache entsteht durch die Verwachsung der Körper der
einzelnen Wirbel, sie ist etwas ausgehöhlt und vorn am breitesten;
auf jeder Seite gegen die Rander finden sich vier grosse Löcher, die
untern Kreuzbeinlöcher, welche zum Austritt der untern Kreuz-
nerven dienen.
Die Rander, welche durch die Verwachsung der Querfortsatze
entstehen, werden in einen rechten und linken unterschieden. Sie
sind rauh, vorn breiter als hinten und dienen sowohl Bandera als
Muskeln zur Anheftung. Die Rückenmarkshölile ist am ersten Wirbel
am weitesten, und nimmt gegen den letzten allmahlig ab ; sie enthalt
den Pferdeschweif des Rückenmarkes.
Beiden Wiederkauern besteht das verhiiltnissmassig grössere,
nach oben gebogene Krcuzbein ebenfalls aus fünf falsclien Wirbeln.
Die Fliigelfortsatze sind kurz und breit, und an dem vordern Rande
fehlen ihnen die Gelenkfliichen. Das hintere Ende ist im Verhaltnisse
sehr breit. Die Dornfortsâtze sind haufig ganz mit einander ver-
schmolzen und an den obern Enden aufgetrieben. An der obern
gewölbten Flache sind noch Rudimente von schiefen Fortsatzen wahr-
zunehmen, die grösstentheils unter sich verwachsen sind. Die untere
Flâche ist ausgehöhlt. Die Seitenrânder sind breit und gehen nach
unten in einen scharfen Kamm aus.
Das Kreuzbein des Schweincs ist aus vier falschcn Wirbeln
zusammengesetzt. Die Fliigelfortsatze sind kurz, und die rauhen
Flâchen derselben, welche sich mit den Darmbeinen verbinden, liegen
ganz zur Seite. An der untern, sowie an der obern Flache kommen
nur drei Kreuzbeinlöcher vor. Der Dornfortsatz des zweiten Mschen
Wirbels fehlt, und die Dornfortsiitze der übrigen Wirbel sind klein.
Die Bogen lassen Zwischenraume, und der ganze Knochen ist wie
bei dem Rinde mehr gebogen.
Bei dem Hun de und der Katze ist das Kreuzbein nur aus
drei falsclien Wirbeln zusammengesetzt. Die Fliigelfortsatze sind
breit und verbinden sich wie bei dem Rinde nur mit den Darmbeinen.
Die obère Flâche zeigt drei kleine getrennte Dornfortsaize, auf jeder
Seite die zwei obern Kreuzbeinlöcher und Andeutungen der schiefen
Fortsatze. Die untere Flache ist breit, ausgehöhlt und auf jeder
Seite gleiehfalls mit den zwei untern Kreuzbeinlöchern versehen. Die
Rânder sind stumpf.
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5) Die Schweif- oder Schwanzwirbel. (Ossa caudae s. ioecygis.)
Die Schweifwirbel, deren Zahl bei dem Pferde gewöhnlich
achtzehn ist, sind an dem hintern Ende des Kreuzbeines angehangt,
und die kleinsten, aber auch die beweglichsten Wirbelknochen. Die
drei ersten lassen noch deutlich die einzelnen Fortsatze nachweisen.
An dem kurzen dicken abgerundeten Körper, dessen obère Flache
mit einer Oeflnung versehen ist, beiindet sich vorn und hinten eine
gewölbte, durch Faserknorpel mit den vor- und nachstehenden Wir-
beln verbundene Gelenkflâche. Zur Seite ragen die zwei Querfortsatze
liervor. Der Bogen der drei ersten Wirbeln, welcher mit dem Körper
einen Kanal bildet, hat in der Mitte einen kleinen Dornfortsatz und
vorn Rudimente von schiefen Fortsatzen. Von dem vierten Schweif-
wirbel an fehlen die Dornfortsatze, und statt des Kanals ist oben
nur eine Rinne. Die Querfortsatze werden kleiner, so dass die letzten
Schweifwirbel nur noch als walzenförmige, an beiden Enden etwas
verdickte Knochen erscheinen.
Das Rind und das Schaf haben achtzehn bis zwanzig,* die
Zi eg e dagegen nur neun Schweifwirbel. Bei dem Rinde sind die
vier bis fünf ersten noch mit einem Kanal versehen. Auf dem Bogen
ragt ein kleiner Dornfortsatz hervor, die Querfortsatze sind deutlich;
von den schiefen Fortsatzen, denen die Gelenkflachen fehlen, sind
nur die vordern vorhanden. Bei den übrigen verhult es sich ganz
wie bei denen des Pferdes.
Das Sc li we in hat sechszehn bis achtzehn Schweifwirbel, von
welchen die fünf ersten deutlich zwei Querfortsatze, zwei vordere und
zwei hintere, mit Gelenkflachen versehene schiefe Fortsatze zeigen.
Der Bogen, auf dem statt des Dornfortsatzes nur ein kleiner Kamin
sich beiindet, bildet mit dem Körper einen Kanal. Bei den übrigen
fehlt der Kanal, und die Fortsatze verlieren sich mit dem Kleiner-
werden der Knochen allmahlig.
Der H und und die Kat ze haben zwanzig bis zweiundzwanzig
Schwanzwirbel. Bei den fünf ersten bildet der Körper mit dem Bogen
einen Kanal; die vordern und hintern schiefen Fortsatze sind mit
Gelenkflachen versehen. Die Dornfortsatze auf den Bogen fehlen, und
die Querfortsatze, die bei der Katze. verhaltnissmassig langer sind,
stehen schief nach hinten.
B. Knochen der B r u s t.
1) Die Rippon. {Costaci)
Die Rippen, welche die obern Seitenwandungen der Brust-
höhle bilden, verbinden sich nach oben mit den Rückenwirbeln durch
ein voHkommenes Wechselgelenk uiid nach unten mit den Rippen-
knorpeln. Ihre Zahl richtet sich auf jeder Seite nach der Zahl der
Rückenwirbel, so dass es achtzehn auf jeder Seite und zusammen
sechsunddreissig sind. Die acht ersten, welche sich durch die Rippen-
knorpel mit dem Brustbein verbinden, werden wahre, und die zehn
folgende, welche durch die Rippenknorpeln unter sich in Verbindung
ÜP'-
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stehen, fais che Rippen genannt. An jeder Rippe betrachtet man
das Mittelstück, das obère und unte re End e.
Das obère Ende zeigt den Rippenkopf und den Rippen-
höcker, welclie beide, mit Ausnalime der drei letzten, durch einen
Ausschnitt von cinander getrennt sind. Der Rippenkopf ist, mit
Ausnahme einer Bandgrube, glatt, überknorpelt und wird in die von
zwei Rückenwirbeln gebildete Gelenkhöhle aufgenommen (die Gelenk-
höhle für den Rippenkopf der ersten Rippe wird von dem letzten
Halswirbel und dem ersten Rückenwirbel gebildet); jeder Rippenkopf
ist durch einen in der Mitte hervorstehenden Rand in zwei Flachen
abgetlieilt, die vordere verbindet sich mit der Gelenkflache am hintern
Ende der Rückenwirbel und die hintere mit der am vordern Ende.
Def Rippen hoeker hat eine glatte überknorpelte Gelenkflache,
welche mit einer entsprechenden, am Querfortsatz eines jeden Wirbels
befindlichen Gelenkflache articulirt. An den vordern Rippen steht der
Rippenkopf und Rippenhöcker stark hervor, an den drei letzten sind
die Gelenkflachen beider Fortsâtze in eine verschmolzen, und der
Rippenhöcker ist nur noch an der Gelenkflache erkenntlich.
Das Mittelstück hat eine iiussere gewölbte, vorn mit einer
breiten Rinne versehene, und eine innere ausgehöhlte, hinten mit einer
schmalen Rinne versehene Flâche, welch' letztere die Zwischenrippen-
arterie, die Vene und den Zwischenrippennerv aufnimmt. Der vordere
Raud ist ausgeschnitten und scharf, der hintere weniger scharf. Die
Riinder dienen den Zwischenrippenmuskeln, welche die leeren Raume
zwischen den Rippen ausfiillen, zur Anheftung.
Das untere Ende ist breit, stumpf, rauh und durch Faser-
knorpel mit den Rippenknorpeln verbunden. Die erste Rippe ist die
kürzeste, zugleich aber auch die starkste, fast gerade gestellt und nur
wenig beweglich. Die Lange, Breite, Krümmung und Beweglichkeit
nimmt bis zur neunten Rippe allmâhlig zu, und von dieser bis
zur letzten allmahlig wieder ab. Die letzte Rippe steht beinahe
wagrecht.
Die Wiederkauer haben dreizehn Rippen auf jeder Seite,
welche in acht wahre und fünf falsche unterschieden werden. lm
Durchschnitte sind sie langer und breiter als bei dem Pferde. Der
Hals ist langer, desshalb stehcn auch die Rippenköpfe entfernter von
den Rippenhöckern, deren Gelenkflachen etwas ausgehöhlt sind. Wie
bei den Rückenwirbeln angegeben wurde, dass die Gelenkflachen an
den Querfortsatzen der zwei letzten fehlen, so ist diess auch bei den
Rippenhöckern der zwei letzten Rippen der Fall.
Die Rippen des Sc h weines, deren es vierzehn auf jeder Seite
sind, werden in sieben wahre und in sieben falsche eingetheilt. Der
mittlere Theil der Rippen ist mehr gerade, wahrend der obère und
untere mehr gebogen sind. Die zweite, dritte und vierte Rippe sind
am breitesten, und bei den drei letzten sind die Gelenkflachen der
Rippenhöcker mit denen der Rippenköpfe verschmolzen.
Der Hund und die Katze haben dreizehn Rippen auf jeder
Seite, welche in neun wahre und vier falsche eingetheilt werden.
______________________,____m^___*___jJ
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Die Rippen sind mela- ruhd, und der Katze feblen an den schwach
ungedeuteten Rippenhöckern der zwei letzten Rippen die Gelenkflachen.
2) Das Brustbein. {Sternum.)
Das Brustbein ist ein ungepaarter Knochen, der den vordern
RÛckenwirbeln gegeniiber in der Mcdianlinie liegt; es wird durch die
Rippenknorpeln der wakren Rippen in der Lage erhalten. Dieser
Knochen besteht in der Jugend aus sechs einzelnen Stücken, die
einen schwammigen Bau haben und durch Faserknorpel mit einander
verblinden sind. Das Brustbein als ein Knochen betrachtet, lasst
ein vorderes und ein hinteres Ende, zwei S eitenflachen,
einen obern und einen unte m Rand unterscheiden.
An dem vordern Ende befindet sich eine breite, von beiden
Seiten zusammengedrückte, scnkreclit stellende und nach aufwârts
gebogene Knorpelplatte, welche der Schnabel- oder Habichts-
knorpel genannt wird, und dessen vorderer Theil den Brust-Zungen-
beinmuskeln, den Brustbcin-Schildmuskeln und den Brustbein-Kiefer-
muskcln zur Anhcftung dient. An dem hint er n Ende befindet sich
ebenfalls eine breite, von oben und untcn zusammengedrückte, hori-
zontal liegende Knorpelplatte, der Schaufel- oder Schwertknorpel.
An der obern Flüche dièses Knorpels hoftet sich das Zwerclifell,
und an der untern ein Theil der grossen Brustbeinmuskeln und der
geraden Bauchmuskeln an.
Die rechte und linke S eitenflachen sind am vordern Ende
breiter als am hintern, und besitzen an der Verbindung zweier
Knochenstiicke je eine liinglichtc, glatte, überknorpelte Gelenkflache
für den zweitcn bis achten Rippenknorpel.
Der obère Rand fiingt an dem obern Rande des Sclmabel-
knorpels an und reicht bis zum Schwertknorpel. An der Vereinigung
des Schnabelknorpels mit dem ersten Knochenstiick liegen zwei durch
einen hervorstehenden Rand von einander getrennte Gelenkvertiefungen,
welche die Rippenknorpel der beiden ersten Rippen aufnehmen ; an
dem vierten Knochenstiick geht der Rand in eine Fliiche über, die an
dem Schaufclknorpel am breitesten ist. Der unterò Rand geht von
dem untern Rande des Schnabelknorpels, wo er stark hervorstehend ist
und der Kamm genannt wird, bis zur untern Flaclie des Schaufelknorpels.
An dem Brustbeine der Wiederkaucr sind in der Jugend
deutlich sieben einzelne Knochenstiicke zu unterscheiden, welche
spiiter, mit Ausnahme des ersten, mit einander verwachsen, so dass
also das ganze Brustbein zeitlebens aus einem vordern kleinen und
aus einem hintern grossen Stiick besteht, welche beide ein Gelenk
bilden. Das vordere Ende, an dem sich ein kleiner Schnabelknorpel
anheftet, ist dick, das hintere dreieckig, glatt und mit dem Schaufcl-
knorpel verbunden. Man unterscheidet eine obère und eine untere
Flaclie, welche beide vom schmiiler als hinten sind; einen rechten
und linken Seitenrand, wovon jeder mit acht Gelenkvertiefungen zur
Aufnahme der Rippenknorpel der wahren Rippen versehen ist.
Leyh. Anatomie.                                                              12
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Das Brustbein des Sc h weines besteht aus funf Knoclien-
stücken, von denen das erste, wie bei dem Rinde, durch ein Gelenk
mit dem hintern grössern Stiick verbunden ist. Das hintere, rnehr
aber das vordere Ende, geht an dem freien Theil in eine stumpfe
Spitze aus. Der Schnabelknorpel an dem vordern Ende ist klein.
An den Scitentheilcn finden sich nur sechs Gelenkvertiefungen. Die
Gelenkflâchen für die beiden ersten Rippenknorpel befinden sich oben
an dem ersten Knochenstück, sic sind gewölbt und gemeinschaftlich.
Das Brustbein des Hundcs und der Katze ist aus acht ein-
zelnen liinglichen Knochenstücken zusammengesetzt, die mit Ausnahme
des ersten und letzten an beiden Enden verdickt erscheinen. Man
unterscheidet eine obère und untore schmalc und zwei breitere Seiten-
flachen, welch' letztere sich mit den wahren Rippenknorpeln verbinden.
Die Rippenknorpel werden wie die Rippen in wahre und
fais che abgetheilt. Die wahren, welche die acht ersten Rippen
mit dem Brustbeine verbinden, sind stark und nehmen vom ersten bis
zum achten an Lange zu; an ihren obern breiten Enden sind sie mit
den untern Enden der Rippen, an ihren untern gewölbten, glatten
Gelenkwalzen mit den entsprechenden Gelenkvertiefungen des Brust-
beines durch vollkommene Wechselgelenke verbunden. Der achte und
neunte Rippenknorpel sind bestandig mit einander verwachsen. Die
falschen Rippenknorpel sind lang, schmal und griffelfórmig;
sie verbinden sich mit ihren obern Enden, wie die wahren mit den
Rippen, ihre untern Enden aber gehen in freie Spitzen aus, welche
durch Bandfasern und Muskeln mit einander verbunden sind. Die
wahren Rippenknorpel tragen zur Bildung der Brusthöhle, die falschen
mehr zur Bildung der Bauchhöhle bei.
Bei den Wiederkâuern sind es dreizehn Rippenknorpel au
jeder Seite, welche breiter als die des Pferdes sind. Die acht ersten
werden die wahren und die fünf letzten die falschen Knorpel genannt.
Das Schwein hat vierzehn Rippenknorpel an jeder Seite. Die
beiden ersten sind klein, mit ausgehöhltcn Gelenkflâchen versehen und
wie bei dem Pferde durch ein gemcinschaftlicb.es Kapselband mit dem
Brustbeine verbunden. Man unterscheidet sieben wahre und sieben
falsche Rippenknorpel.
Bei dem Hun de und der Katze kommen, wie bei dem Rinde,
dreizehn Rippenknorpel an jeder Seite vor. Die beiden ersten Rippen-
knorpel sind im Verhaltnisse lang. Sie werden in neun wahre und
vier falsche Knorpel abgetheilt.
C. Knochen des Beckens. (Ossa pelvis.)
Die Beckenbeine oder ungenannte Beine (Ossa innomi-
nata)
bilden mit dem Kreuzbeine die Beckenhöhle, in welcher ein
Theil der Verdauungsorgane, der Harnorgane, der mannlichen und
weiblichen Geschlechtsorgane liegen. .Sic stchen oben durch Fascr-
knorpel mit dem Kreuzbeine und unten durch freie Gelenke mit den
beiden Oberschenkelbcinen in Verbindung. Das ganze Bccken besteht
m
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in friiher Jugend aus zwei Halften und jede Halfte aus drei einzelnen
Knochen, namlicli dem Darmbeine, dem Se h a m beine und dem
S i t z b e i n e.
Das Darmbein (Os ileum) ist der vorderste und grösste der
drei Beckenknochen, an ihm unterscheidet man eine aus s ere oder
obère und eine inner e oder un te re F lac h e, einen innern,
aussern und h in te m Winkel, einen vorder n, obern und
nntern Rand.
Die âussere oder obère FI a eli e ist zwischen den beiden
Winkeln ausgcliölilt und binten wenig gewölbt; sie dient den Darm-
bein - Umdrehermuskeln zur Anheftung. Die innere oder unte re
F la che ist gewölbt und zeigt ungefahr in ihrer Mitte eine langlich
rauhe Flache, welche durch Faserknorpel mit dem Fliigelfortsatze des
Kreuzbeines sich verbindet, nach hinten ist diese Flache durch einen
rauhen hervorstehenden Rand begrenzt, den man die Bo genlinie
nennt, welche die Grenze zwischen dem grossen und kleinen Becken
macht; eine Eintheilung, die bei Thieren keinen besondern Werth hat.
Der innere Darmbeinwinkel steht dem des gleichnamigen Knochens
der andern Seite gegenüber, und ist an seinem freien, nach oben stellen-
den Ende beulenförmig; zwischen beiden liegt der erste Dornfortsatz des
Kreuzbeines ; auch er dient Muskeln und Bandera zur Anheftung. Der
âussere Winkel ist stark, breit und nach aussen stehend, er bildet
die IIüft e, daher auch der Name Iliiftbein; an ihm befindet sich
ein vorderer und ein hintorer Hoeker, beide sind durch einen
Ausschnitt getrennt, und dienen dem Darmbein - Bauchmuskel, dem
grossen Darm-Backbeinmuskel, dem aussern Darmbein-Umdrehermuskel
und dem aussern Darm-Schenkelbeinmuskel zur Insertion. Der h in-
ter e Winkel ist dick, dreieckig, verbindet sich nach unten und
hinten mit dem Sitz- und Schambeine, und bildet mit diesen Knochen
die Gclenkpfanne, welche durch einen scharfen Rand begrenzt ist,
der nach hinten einen Ausschnitt zeigt, in welchen die Sehne des
geraden Bauciimuskels aufgenommen wird. In dem Grunde der Pfanne
befindet sich eine Bandgrube fiir das runde Band des Gelenkkopfes
des Backbeines, mit dem sie ein freies Gelenk bildet. Ueber der
Pfanne ist ein r au her Kamm, nach vorn ein Ern jihrungslocli
und innen eine seichte Rinne, in welcher die Verstopfungsarterie liegt;
aussen sind zwei Sehnengrub en, in welchen sich die gespaltene
Sehne des vordern Darm-Schenkelbeinmuskels anheftet.
Das Schambein (Os pubis) ist der kleinste von den Becken-
knochen, und hat seine Lage an der untern Wand der Beckenhohle
zwischen dem Darm- und dem Sitzbeine. Man unterscheidet an ihm
den vordern und den h intern Ast mit ihren Randem, und eine
obère und untore Flache.
Der vordere grössere, quer liegende Ast verbindet sich nach
aussen mit dem liintern Darmbeinwinkel und dem Sitzbeine zur Bildung
der Gelenkpfanne, nach innen mit dem gleichnamigen Ast des Scham-
beines der andern Beckenliiilfte. Der vordere Rand dièses Astes
besitzt mehrere Ernahrungslöcher, und in der Nahe der Pfanne eine
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stark hervorsteliende Beule, die sich in den Kamm fortsetzt; der
hintere Rand ist ausgeschnitten und bcgrenzt das ovale Loch
von vorn. Der hintere Ast ist kleiner, und geht von dem innern
Thcil des vordern gerade nach hinten, urn sich mit dem Sitzbeine zu
verbinden; der innere Rand ist breit, rauh und verbindet sich mit
dem hintern Ast des gegenüberstehenden Schambeincs; der iiussere
Rand begrenzt das ovale Loch von innen.
Die obère FI a eh e ist der Bcckenhöhle zugekehrt, vorn
etwas vertieft, hinten wenig gewölbt ; die unterò F1 a e h e ist miissig
gewölbt und besitzt in der Nahe der Pfanne cine rauhe Rinne, welchc
die Sehne des geraden Bauchmuskels aufnimmt.
Das Sitzbein, Gesassbein oder Tragb e in (Os ischii) bildet
mit demselben Knochen der andern Beckcnhalfte den hintern Theil der
untern Wand der Beckenhöhle; es steht nach vorn mit dem Dann-
und Schambeine, und nach innen mit dem Sitzbeine der andem Becken-
lialfte in Verbindung. Man betrachtet an jedem Sitzbeine den Körp er,
den aussern und innern Ast.
Der Körp er besteht in einem breiten platten Knochcnstück, das
den hintersten Theil des Sitzbeines ausmacht. Seine obère Fia che
ist glatt und sehwach ausgehöhlt, seine un ter e nach ausscn glatt
und nach innen rauh. Der vordere Rand an dem Körper ist
ausgeschnitten, abgerimdet und bildet den hintern Rand des ovalen
Loches; der iiussere Rand ist click, abgerundet, ebenfalls ausge-
schnitten und wird der a ussero Gesassbein ausschnitt genannt ;
über ihn geht die gemeinschaftliche Sehne des Kreuzbein-Umdrehcr-
muskels und des innern Verstopfungsmuskels. Der in ne re Rand ist
breit, rauh und mit dem des Knochens der andern Scite verbunden.
Der hintere Rand ist dick, rauh und bildet mit dem des Sitzbeines
der andern Seite den hintern Gesassbein ausschnitt. Zwischen
dem aussern und dem hintern Rande befindet sich cine rauhe, stark
hervorsteliende breite Beule, wclcbe nach unten in cinen scharfen
starken Rand, der Kamm genannt, übergeht; beide dienen nichreren
Muskeln zur Anheftung.
Der iiussere Ast ist dick, ziemlich lang und verbindet sich
mit dem Darm- und Schambeine zur Bildung der Gelenkspfanne;
der obère Rand bildet über der Pfanne den Kamm, der sich mit
dem des Darmbeines vereinigt; der innere Rand ist abgerundet,
begrenzt das ovale Loch von aussen und besitzt ein Erniihrungs-
loch; der iiussere Rand verbindet sich mit dem des Körpers
zu dem aussern Gesassbeinausschnitt. Der innere Ast ist klein,
sein inner er breiter rauher Rand verbindet sich mit dem gleich-
namigen der andern Seite, sein aussercr freier Rand ist dem
ovalen Loche zugekehrt; seine obère F lâche ist glatt und scine
untere rauh.
Die Verbindung der Scham- und Sitzbeine der beiden Becken-
hiilften geschieht in der Jugend immer durch Faserknorpel, wodurch
cine, obwohl geringe Beweglichkeit möglich ist. Erst im spiitem
Alter findet, übrigens nicht bei allen Hausthieren , eine wirkliche
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Verwachsung durch Knoclicnmasse statt, so dass beide Beckenhâlften
nur cinen Knoelien auszumachen scheinen.
Das ovale, auch Vcrstopfungsloch genannt, wird von
dem Scham- und Sitzbeine gebildet, indem diese Knoelien zusammen
einen Ring bilden, der das ovale Loch einschliesst. An diesem Ringe
heftet sich ein Band an, das die Oeffnung verschliesst und Ver-
stopfungsband genannt wird. Das ovale Loch dient zum Durchgange
von Gefjissen und Nerven; innen ist dasselbe von dem innern Ver-
stopfungsmuskel, aussen von dem iiussern Verstopfungsmuskel bodeckt.
Bei den Wiederkauern fehlen an den mehr senkrecht stellenden
aussern Darmbeinwinkeln die Hoeker, und der hintere Winkel ist
schwacher, als bei dem Pferde. Das Sitzboin ist breiter und das
ovale Loch grösser. Beide Beckenhâlften verwachsen selten und
uur im liöhern Alter mit einander.
Bei dem Schweine unterscheidet man an dem Darmbeine eine
aussere und eine innere Fliiche, einen vordern, obern und untern
Rand. Der vordere Rand ist gebogen, desshalb ist auch die Grenze
zwischen dom aussern und innern Winkel undeutlich. Die aussere
Flache besitzt eino Griite, welclie in den obern Rand übergeht. Das
Schambein ist schmal und au dem Sitzbeine ist an der Stelle des
Kammes ein zitzcnahnlichcr Fortsatz. Die Gelenkpfanne ist tief.
Bei dem Hun do und der Katze ist der aussere und innere
Winkel des Darmbeines, wie bei dem Schweine, wenigor deutlich
getrennt, indem der vordere Rand in einem Bogen von dem einen
Winkel zu dem andern geht. Die aussere Flache besitzt eine lang-
licho Grube, die innore ist in der Mitte rauli und der hintere Winkel
ist verhaltnissmiissig breit. Die Sitzbeine ragen flügolfürmig nacli
binten und aussen.
Bei dem Schweine, dem Hun de und der Katze stehen die
innern Darmb ein winkel im Verhaltiiisse weiter auseinander, als bei
dem Pferde und den Wiederkauern.
III. ü n o d) t n b t r 11 t ir ut a $ t it.
A. K n o e h e n der vordern G1 i e d m a s s e n.
1) Das Scliulterblatt. (Scapitici s. Omoplata.*)
Das S eh ui terbi a tt ist der oberste Knoelien der vordern Glicd-
niasse, es ist glatt, dreieckig gestaltet und bat scine Lage an der
aussern Seite dos Brustkorbes, so, dass es von dem obern Ende der
sechsten schrag nach vorn und unten an das untere Ende der ersten
Rippe geht. Es steht durch Muskeln mit dem Rumpfe, und mittelst
eines Kapsclbandes mit dem Oberarmbeino durch ein freies Gelenk in
Verbindung.
Man betrachtet an dem Schulterblatt eine aussere und innerc
Flache, einen untern, vordern und hintcrii Winkel und
einen obern, vordern und hintern Rand.
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• Die aussere Flit eh e besitzt etwas mehr nach vorn eine von
oh en nach unten gehende Knochenhervorragung, die Schulterblat t-
grâte. Diese Grate theilt die aussere Flache in eine vordere kleinere
und in eine hintere grössere Gratengrube; beide sind schwach
vertieft und oben breiter als unten. An dem untern Theil der vordern
Griitengrube finden sicli einige Bauhigkeiten und ein grosses Ernah-
rungsloch. Oben und unten geht die Grate allmahlig in die Flachen
iiber, wàhrend der mittlere Theil bervorragend, oben mit einem
rauhen, etwas nach rückwarts gebogenen, unten mehr abgerundeten
Rande versehen ist. Beide Griitengruben sind von don Gràtenmuskeln
bedeckt. Die in nere Plache ist dem Brustkorb zugekelirt, und
wie die aussere oben breiter als unten. In der Bichtung der Schulter-
blattgrate befindet sich eine Grube, die Unterschultergrube
genannt, welche unten eine Gefassrinne zeigt, und oben von zwei
rauhen, mehr ebenen Flachen umgeben ist. ■ Die innere Flache dient
dem Unterscbulterblattmuskel und dem Bippen-Schultermuskel zur
Anheftung.
Der vordere Band ist oben hervorstehend, scharf und rauh,
unten ausgeschnitten und abgerundet; der hintere Band ist dick,
oben breit und rauh, unten ausgeschnitten, abgerundet und theilweise
rauh; beide Bander dienen zur Anheftung mehrerer Muskeln. An dem
obern rauhen Band heftet sich der Schulterblattknorpel an.
Der vordere oder Nackenwinkel wird der Theil des Knochens
genannt, wo der obère und vordere Band zusammentreffen, der hin-
tere oder Biick en win k el steht dem vorigen gegenùber und ent-
steht durch das Zusammentreffen des hintern mit dem obern Bande;
beide Winkel dienen Muskeln zur Anheftung. Der un ter e Winkel
bildet den untersten Theil des Schulterblattes ; er bat eine nach unten
liegende glatte iiberknorpelte, durch einen Gelenksrand abgegrenzte
Gelenkhòhle, welche mit dem Gelenkknopfe des Armbeines articu-
lirt; vor derselben liegt eine rauhe Beule, an welcher sich die Sehne
des geraden Beugers des Vorarmbeines aiihcftet; innen an dieser Beule
befindet sich eine weitere Hervorragung, der Z itzenf ortsatz, auch
Bab enschnabelf ort s atz genannt, an welchem sich der mittlere
Schulter-Armbeinmuskel inserirt. Der engere Theil ùber der Gelenk-
höhle wird der Hals genannt.
Der Schulterblattknorpel, welcher als ein Erganzungs-
knorpel anzusehen ist, sitzt auf dem obern Bande des Schulteiblattes.
Es lassen sich an ihm ein obérer und unterei- Band, eine aussere
und eine innere Flache unterscheiden. Der obère Band ist ge-
bogen, scharf, frei und reicht bis an die Dornfortsâtze des Widerristes,
der un tere Rand ist dicker und mit dem obern Bande des Schulter-
blattes mittelst Bandfasern verbunden. Die aussere Flache ist
etwas gewòlbt, die innere in dem Verhaltnisse ausgehöhlt und von
dem Biickenschultermuskel bedeckt.
Bei den Wiederkâuern ist die Grate auf der aussern Flache
höher und lauft etwas gewunden, an ihr befindet sich noch ein un-
terer ausgeschnittener Band, der mit dem aussern Bande einen stark
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hervorstehenden Winkel bildet. Bei dem Rinde ist die Grate nacli
hinten, bei dem Schafe nach vorn gekriimmt. Die vordere Grâten-
grube ist viel kleiner, als die hintere. Das Ernahrungsloch liegt an
dem untern Theile des hintern Randes.
Bei dem Sc h we in e geht die stark nach hinten gekrümmte, in
der Mitte dreieckig gestaltete Grate unten und oben allmahlig in die
iiussere Flache über. Der hintere Rand ist breit und der vordere
nach vorn gebogen. Das Ernahrungsloch beflndet sich an derselben
Stelle, wie bei dem Rinde.
Bei dem Hun de und der Katze ist die Grate sehr ausgebildet,
und nur schwach nach hinten gekriimmt. Das untere Ende der Grate,
das bis in die Höhe der Gelenkspfanne reicht, ist dem des Rindes so
ziemlich ahnlich. Der obère Rand geht gebogen in den ebenfalls
gebogenen voidern Rand über, so dass der Nackenwinkel abgerundet
erscheint ; der hintere Rand ist unten ausgeschnitten, breit und hier mit
einem Ernahrungsloch versehen. Die Gratengruben sind in Beziehung
auf Grosse wenig verschieden. Die Boule an dem untern Winkel ist
klein, und der Zitzenfortsatz fchlt. Ueber der Gelenkspfanne an dem
hintern Rande ist eine kleine rauhe Beule. Der Schulterblattknorpel fehlt.
2) Das Oberarmbein. (Os humcri s. bracini.)
Dieser Knochen verbindet sich nach oben mit dem Schulterblatt,
und nach unten und hinten mit dem Vorarm- und dem Ellenbogenbeine
durch ein vollkommenes Wechselgelenk ; er geht schrag von oben nach
hinten und unten. Man unterscheidet an ihm ein obères Ende,
ein Mittelstück oder den Körper und ein untcres Ende.
Das obère Ende zeigt nach oben und hinten den glatten,
überknorpeldn, durch einen Gelenksrand begrenzten Gelenkkopf,
der mit der Gelenkshöhle des Schulterblattes articulirt; aussen an dem
Gelenkkopf ist eine glatte, ebenfalls überknorpelte Beule, über
welche die Sehne des hintern Gratenmuskels geht; innen an dem
Gelenkkopf liegt eine rauhe Beule, welche zur Anheftung der Sehne
des Unterschulterblattmuskels bestimmt ist. Vor dem Gelenkkopf liegt
der âussere grössere, der innere kleinere und der mittlere
Rollfortsatz, und zwischen diesen die zwei glatten, überknorpelten
Rollausschnitte, auf welchen die rollahnliche Sehne des Arm-
Vorarmbeinmuskels gleitet; unter dem aussern Rollfortsatz befindet sich
eine Rauhigkeit, an welcher sich die Sehne des hintern Graten-
muskels iuserirt. Zwischen dem Gelenkkopf und den Rollfortsatzen liegt
die Gelenkgrube, welche mehrere Ernahrungslöcher enthalt.
Das Mittelstück oder der Körper liegt zwischen dem obera
und untern Ende, und lasst vier F lachen, die gewunden ineinander
übergehen, unterscheiden. Die vordere Flache ist oben breit,
glatt und unten mit einer Grate, als Fortsetzung des Umdrehers,
versehen; die innere Flâche besitzt oben eine Rauhigkeit, die
Narbe, an welcher sich die Sehnen des grossen Schulter-Armbein-
und des Rücken-Armbeinmuskels inseriren, unten ist ein grosses
Ernahrungsloch; die hintere Flache ist abgerundet und glatt ;
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die au s s ere Fia eh e hat an ihrem obern Thcile eine nach riickwârts
gebogene Erhabenheit, den Umdreher; unter dcmselben ist diese Fliiche
etwas ausgehöhlt. Sâmmtliche Flachen dienen zur Anheftung von Muskeln.
Das unte re Ende articulirt mit dem obern Ende des Vorarm-
beines und mit dem Ellcnbogenbeine, und besitzt an seinem untersten
Theil den glatten, übcrknorpelten, walzenförmigcn Gelenkfortsatz,
der durch zwei seichte Gelenkyerticfungen in cine au s s er e kleine,
eine mittlere nnd cine innere grössere Gelenk erhabenheit
abgetheilt wird; aussen und innen an diesem Fortsatze finden sich
die au ssere und innere Bandgrube; hinter diesem der liussere
kleinere und der in nere grössere Knorren, welche nach hinten
durch die Ellenbogengrub e von einander geschieden sind, und
den Beuge- und Streckmuskeln des Unterfusses zur Anheftung dienen.
Vorn iiber dem Gelenkfortsatz e ist eine Gelenkgrube.
Bei den Wiederkiiuern liegen vor dem Gelcnkkopfe nur zwei
Rollfortsatze, von welchcn der inncre kleiner als der aussere ist, so,
dass es sehcint, letzterer ware mit dem mittlcrn verschmolzen; zwischen
beiden liegt uur ein, cbenfalls glattcr, iiberknorpelter Rollaussclmitt.
Der Körper ist verlialtnissmassig kurz und der Umdreher an dcmselben
klein. Das Ernalirungsloch befindet sich an dem untern Theil der
hintern Flache.
Auch bei dem Schweine sind nur zwei Rollfortsatze und ein
Rollaussclmitt. An dom Körper fehlt der Umdreher; die vordere und
hintere Flache ist viel schmiilcr, als die aussere und inncre. Das
Ernalirungsloch, wie bei dem Rinde. An dem untern Ende steht die
Ellenbogengrube bisweilcn durch ein grosses rundes Loch mit der
Gelenkgrube in Verbindung.
Bei dem H un de und der Kat ze verhalten sich die*Rollfortsiitze
und Rollaussclmitte wie bei dem Rinde und dem Schweine. Der
Körper ist verlialtnissmassig lang, die Narbe an der innern Flache fehlt;
der Umdreher ist durch eine Grate vertretcn. Der Gelenkfortsatz an
dem untern Ende ist innen mchr erhaben, schmal und ruht auf dem
Ellenbogenbeine. Wie bei dem Schweine, so komnvt es auch bei den
Fleischfressern öftcr vor, dass die Ellenbogengrube durch cine Ocffnung
mit der Gelenkgrube in Verbindung steht. Bei der Katze ist überdiess
noch am untewi Ende iiber dem innern Knorren eine liingliche Spalte
zum Durchgang der Gefâsse und Nerven.
3) Das Vorarmbetn. (Radius.)
Das Vorarmbein steht senkrecht zwischen dem untern Ende
des Oberarmbeines und der obern Reihe der Knieknochen, mit welch'
letztern es ein vollkommenes Wechsclgelcnk bildet; nach hinten ver-
bindet es sich mit dem Ellenbogenbeine. Es wird in das obère
Ende, den Körper und das unte re Ende eingetheilt.
Das obère Ende liisst zwei, durch eine von vorn nach hinten
gehende Gelenkerhabenheit getrennte Gelenkgrubcri unter-
scheiden. Zu beiden Seiten liegen der aussere grössere und
der i n n e r e kleinere, rauhe Hoeker, welche zur Anheftung der
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Seitehbander dienen. Voni, mehr nach innen ist eine rauhe Be ui e,
an welcher sich die Sehne des geraden Beugers inserirt. Nach hinten
befindcn sich eine rauhe Erhabenheit und zwei rauhe Vertiefungen,
welche sich mit dem Ellenbogenbeine verbinden.
Der K ö rp e r zeigt eine v o r d e r e gewölbte, grösstentheils glatte,
und eine hintere, etwas vertiefte Flache, welche nach aussen durch
Bandfasern mit dem Ellenbogenbeine verbunden ist. Beide Flâchen sind
durch cinen aussern und innern Hand von einander getrennt und
mit Muskeln umgeben. Gegen das obère Ende ist der Knochen etwas
eingeschnürt, welcher Theil der Hals genannt wird, und mit dem
Ellenbogenbeine die Ellenb ogenspalte bildet, in deren Grunde sich
ein grosses E r n à' h r u n g s 1 o c h für die Markarterie befindet.
Das un ter e Ende bestcht in einem glatten, iiberknorpelten,
walzehförmigen Gelenkfortsatz, welcher mit der obern Reihe der
Knieknochen in Vcrbindnng steht. Die innere Halfte dièses Fortsatzes
ist hüher und articulirt mit dem Wiirfelbeine, die aussere Halfte ist
niederer, aber breiter und articulirt nach vorn mit dem keilformigen
Beine, nach aussen mit dem vieleckigen Beine und nach hinten mit
dem Hackenbeine. Zu beiden Seiten dièses Fortsatzes ist der aussere
und der i n n e r e Bandhöckcr angebraclit, an welchen sich die
Seitenbânder des Kniegelenkes anheften. Vorn iiber dem Gelenkfortsatz
(inden sich zwei, durch eine von oben nach unten laufende Grate von
einander getrennte Sehnenrinnen und eine viel scbmalere Sehnen-
rinne liegt neben dem âussern Bandhöckcr, in welchen die Sehnen des
geraden Streckers des Kniegelenkes und des Streckers des Fesselbeines,
Kron- und Hufbeincs glciten. Hinten iiber dem Gelcnksibrtsatze befln-
det sich cine quer laufende, rauhe Grate zur Ànheftung des hintem
gcmeinschaftlichen Bandes des Kniegelenkes; unter dieser Griite liegt
noch eine kleine G el enk gr ubo.
Auch das Vorarmbein ist wie das Armbein bei den Wieder-
kiiuern vcrhaltnissmiissig kürzcr und zugleich brciter, als bei dem
Pferde. Die Gelenkflache an dem obern Ende zeigt staïkere Gelenk-
gruben. Das grosse Ernahrungsloch liegt über der Ellenbogenspalte. An
der Bildung des Gelcnkfortsatzes an dem untern Ende nimmt auch das
Ellenbogenbein Theil. Die Gelenkerhabenlieiten gehen schief von aussen
nach innen, und die Gelenkvertiefungcn sind tiefer. Die aussere
Sehnenrinne ist breit und wird von dem Ellenbogenbeine gebildet.
Hinten über dem Gelenkfortsatz befìnden sich zwei Gruben und
mehrere Enrfhrungslücher.
Bei dem Schweine ist das Vorarmbein ebenfalls kurz, und
das untore Ende staïker, als das obère. An der hintern Fliiche des
Körpers befindet sich ein Ernahrungsloch. Der Gelenkfortsatz an dem
untern Ende ist dem bei dem Einde ahnlich.
Das Vorarmbein des Hundes und der Katze ist lang, oben
sehmaler als unten. Die Gelenkflache an dem obern Ende besitzt
hinten eine quer liegende, schmale, etwas gewölbte Gelenkflache, welche
mit dem Ellenbogenbeine articulirt. Die hintere Flache ist theijs rauh,
theils glatt, und zeigt an dem aussern Rande über der Mitte des
L c y h , Atialomie-                                                              13
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Körpers eine kleine, langliche, überknorpelte Grube, welche sich mit
einer entsprechenden Erhabenheit des Ellenbogenbeines verbindet ;
oberhalb dieser kleinen Grube ist noch eine kleine Beule zur Anheftung
von Sehnen. Das untere Ende articulirt nur mit einem Knieknochen,
und hat an der âussern Seite eine litnglichte Grube, in welcher ein
Theil des Ellenbogenbeines aufgenommen wird.
4) Das Ellenbogonbein. (Ulna.)
Das Ellenbogenbein liegt theils über, theils hinten am Vorarm-
beine, und ist mit diesem unbeweglich, mit dem Armbeine aber durch
ein vollkommenes Wechselgelenk verbunden. Es sind an ihm ein
obères Ende, der mittlere Theil und ein unteres Ende zu
betrachten.
Das obère Ende ist der starkste Theil des Knochens, und
steht frei über dem Vorarmbeine. Die aussere Flâche ist gewölbt
und rauh, die innere glatt und ausgehöhlt; beide Pluchen besitzen
mehrere kleine Ernahrungslöcher. Der h in ter e Rand ist mehr
abgerundet und der vorder e mehr scharf; zwischen dem obem Theil
der beiden Rander ist ein breiter, rauher Fortsatz, der Ellenbogen-
höcker, der den obersten Theil des Knochens ausmacht, und
den Streckern des Vorarmes zur Anheftung dient. An dem untern
Theil des vordern Randes ragt der etwas gebogene S chna bel fort-
satz, auch Kronfortsatz genannt, hervor, der mit seiner untern,
überknorpelten Gelenkflâche mit der Walze des Armbeines articulirt,
und bei der Streckung dièses Gelenkes in die Ellenbogengrube auf-
genommen wird.
Der mittlere Theil wird nach unten allmahlig schwâcher;
seine v o r d e r e Flache ist rauh, oben und unten mit dem Vorarm-
beine verbunden und in der Mitte frei, welche Stelle mit dem Vorarm-
beine die Ellenbogenspalte bildet, die zum Durchgang von Gefassen
und Nerven dient. Die in nere und aussere Flache ist glatt;
diese Flëchen sind durch den hintern, innern und aussern Rand von
einander geschieden. Das untere, in eine Spitze ausgehende Ende
ist bei altera Thieren mit dem Vorarmbeine verschmolzen.
Bei den Wieder kâuern ist das Ellenbogenbein langer, als das
Vorarmbein. Der Körper verwâchst nie so innig mit dem Vorarm-
beine, wie bei dem Pferde. Das untere Ende macht in früher Jugend
ein besonderes Stück aus, das übrigens früher mit dem Vorarmbeine
verwëchst, als der übrige Theil des Knochens; nach hindn besitzt es
eine Gelenkgrube, welche mit dem vieleckigen Berne articulirt.
Das Ellenbogenbein des Schweines hat mit dem der Wieder-
këuer die grösste Aehnlichkeit, nur ist die Ellenbogenspalte viel kleiner,
und die vordere Flâche zeigt ein kleines, übrigens deutliches Ernâh-
rungsloch. Eine Verwachsung mit dem Vorarmbeine findet nicht statt.
Bei dem Hunde und der Katze hat das obère Ende an seiner
vordern Flâche eine ausgehöhlte, quer liegende Gelenkflâche fur das
Vorarmbein. Der mittlere Theil ist oben stârker, als unten, und lâsst
dieselben Flâchen und Rânder, wie bei den Wiederkauern, unterscheiden.
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Das unterò Ende ist etwas nach aussen gebogen und besitzt naeh innen
eine kleine Beule, welche in eine entsprechende Grube des Vorarm-
beines aufgenommen wird; nach unten articulirt eine kleine glatte,
überknorpelte Gelenkflache mit dem vieleckigen Beine. Dieser Knochen
und das Vorarmbein bleiben stets von einander getrennt.
5) Das Vorderknie oder Vorder-Fusswurzelknochen. [Ossa carpi.]
Das Vorderknie entspricht der Handwurzel des Menschen,
und ist aus acht verschieden grossen, bei allen Hausthieren in zwei
Reihen übereinander gelagerten Knochen zusammengesetzt, die mit
dem Vorarmbeine, so wie beide Reihen mit einander ein vollkom-
menes, und mit dem Schienbeine und den beiden Griffelbeinen straffe
Gelenke bilden. Die einzelnen Knochen des Kniegelenkes, von aussen
angefangen, sind:
Ia der obern Keihe:                    In der nnterii Reihe:
Das Hackenbein.                                       Das kegelförmige Bein.
Das vieleckige Bein.                                 Das kahnförmige Bein.
Das keilförmige Bein.                               Das halbmondförmige Bein.
Das würfelförmige Bein.                            Das Erbsenbein.
a)  Das Hackenbein (Os hamatum) (Os pisiforme d. M.) liegt
aussen und hinten am Kniegelenke, welches sich nach vorn mit dem
Vorarmbeine und vieleckigen Beine verbindet. Man unterscheidet an
ihm zwei Flachen, zwei RUn der und zwei Endstücke. Die
aussere Flache ist rauh, gewölbt und besitzt eine Sehnenrinne,
die innere ist ebenfalls rauh, ausgehöhlt und mit mehreren kleinen
Oeffnungen versehen. Der obère Rand ist abgerundet, der un ter e
mehr scharf. Das hint ere Ende ist beulenartig aufgetrieben, das
vordere Ende besitzt eine obère, ausgehöhlte und eine untere
gewölbte Gelenkflache ; erstere articulirt mit dem untern Ende des
Vorarmbeines, letztere mit dem vieleckigen Beine.
b)  Das vieleckige Bein (Os multangulum) (Os triquetrumd. M.)
hat seine Lage aussen in der obern Reihe, es steht nach oben mit
dem Vorarmbeine, nach unten mit dem kegelfdrmigen Beine, nach
innen mit dem keilförmigen Beine und nach hinten mit dem Hacken-
beine in Verbindung. Man unterscheidet an ihm vier Flachen. Die
aussere Flache ist rauh und porös; die innere Flache hat
eine obère und eine untere. Gelenkflache, welche beide mit dem keil-
förmigen Beine articuliren; die obère ist eine Gelenkflache und
ausgehöhlt, und mit der Walze des Vorarmbeines verbunden; die
untere, grössere Gelenkflache verbindet sich mit dem kegel-
förmigen Beine.
c)  Das keilförmige Bein (Os cuneiforme) (Os semilunare d. M.)
verbindet sich nach oben mit dem Vorarmbeine, nach unten mit dem
kalm- und kegelförmigen Beine, nach innen mit dem würfelfórmigen
und nach aussen mit dem vieleckigen Beine. Es zeigt sechs Flachen.
Die obère Gelenkflache articulirt mit der Walze des Vorarm-
beines, die untere Gelenkflache zeigt zwei Abtheilungen, von
denen die kleinere mit dem kegelförmigen, die grössere mit dem
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kahnfórmigen Beine articulirt; die aussere und innero F la eli e
ist in der Mitte rauli und löclierig, oben und unten mit je einer
Gelenkflaclie versehen, welclie nach aussen mit dem vieleckigen, nacli
innen mit dem "Wiirfelbeine sicli verbinden. Die vorder e Flâche
ist breit, rauli und porös; die bint er e beulenartig.
d)   Das würfelförmige oder Würfelbcin (Os mboideum)
(Os naviculare
d. M.) ist der innerste und zugleich aucb der grösste
Knochen in der obern Reihe; nach oben verbindet er sicli mit dem
Vorarmbeine, nach unten mit dem kahnfórmigen und dem halbmond-
fóïmigen Beine, und nach aussen mit dem keilförmigen Beine. An
ihm sind sechs FI ach en zu betrachten. Die obère und un ter e
Gelenkfliiclie sinduncben, erstere articulirt mit dem Vorarmbeine,
letztcre mit dem halbmondförmigen und dem Kabnbeine; die vorder e,
die hintere und die aussere Flache ist rauli, uneben und
löcherig; die innere Flache ist grössteiithcils ausgehöhlt, oben
und unten mit ciner Gelenkflaclie versehen, welche mit dem keilförmigen
Beine articuliren.
e)  Das kegelförmige Bein (Os coniforme) (Os hamalum d. M.)
ist in der untern Roibe, von aussen angefangen, der erste Knochen,
welcher nacli oben mit dem vieleckigen und keilförmigen Beine, nach
unten mit dem Kopf des iiussern Griffelbeines und dem Schicnbeinc,
und nach innen mit dem kahnfórmigen Beine articulirt. Man betrachte!
daran den Grund, die Spitze und drei Flachen. Der Grund
oder die vorder e Flache ist breit, rauli und porös. Die nach
hinten sehende Spitze ist beulenartig. Die innere F la eh e ist in
der Mitte rauli und vertieft, vorn und hinten mit zwei Gelenkflachen
versehen, welche mit dem Kabnbeine articuliren; die obère, gewölbtc
Gelenkflaclie articulirt nach aussen mit dem vieleckigen, nach
innen mit dem keilförmigen Beine; die untore Gelenk flache ist
durch zwei linienartige Erhabenheiten in drei kleine Gelenkflachen
abgetheilt, von denen die âussere mit dem Kopf des iiussern Griffel-
beines , die zwei innern mit dem Schienbeine sich verbinden.
f)   Das kahnförmige oder das Kahnbein (Os naviculare)
(Os capitatum
d. M.) ist der grösste Knochen in der untern Reihe,
es verbindet sich nach oben mit dem keilförmigen und würfelförmigcn
Beine, nach unten mit dem Schienbeine und dem Kopf des innern
Griffelbeines, nach aussen mit dem kegelfórmigen und nach innen
mit dem halbmondförmigen Beine. An demselben lassen sich sechs
F lachen unterscheiden. Die obère Gelenkfliiclie zeigt drei
Abtheilungen, von denen die innere, vorn liegende und ctwas ver-
tiefte mit dem Wiirfelbeine, die aussere vordere, cbenfalls vertiefte
und die aussere hintere, gewölbtc mit dem keilförmigen Beine arti-
culiren. Die un ter e Gelenkfliiclie ist mehr eben und rubi auf
dem Schienbeine. Die vordere Flache ist breit und rauh, die
hintere schmal und uneben. Die aussere Flache ist in der
Mitte rauh, der übrige Theil glatt, übcrknorpelt und mit dem kegel-
förmigen Beine verblinden; die innere Flache zeigt cine obère
und zwei untore, und cine hintere, kleine Gelenkfliiclie, welche mit
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dem halbmondförmigen Beine und dem Kopf des innern GrifTelbeines
articuliren ; der übrige Tlieil ist vertieft und rauh.
g) Das halbmondförmige Bein (Os semilunare) (Os mul-
tangulum minus
d. M.) liegt innen in der untern Reihe, und steht
nach oben mit dem Wiirfelbeine, nach unten mit dem Kopf des innern
Griffelbeines und nach aussen mit dem kahnförmigen Beine in Ver-
bindung. Es Iasst vier F Lachen bemerken. Die obère Gelen k-
f lach e ist gewölbt und articulirt mit dem Wiirfelbeine; die un ter e
Pia che ist ebcn und sitzt auf dem Kopf des innern GrifTelbeines;
die innere ist gewölbt, rauh und frei; die âussere besitzt drei
Gelenkflachen, welche mit dem Kahnbeine articuliren; der übrige
Theil ist löcherig und rauh.
h) Das Erbsenbein (Os pisiforme) (Os multangulum rnajus
d. M.) bat seine Lage hinten an dem halbmondförmigen Beine. Es
ist ehi kleiner, stark Erbscn grosser Knochen, der nach vorn zwei
Gelenkflachen besitzt, von dencn die obero mit dem halbmondförmigen
Beine und die uiitere mit dem Kopf des innern GrifTelbeines sich ver-
bindet; der übrige Theil des Knochen ist rauh. Die rauhen Plachen
sâmmtlichcr Km'eknochen dienen zur Anheftung der besondern und
gemeinschaftlichen Bander des Kniegelenkes. Bisweilen fchlt dieser
Knochen oder ist sehr klein, abgerundet und ohne Gelenkflachen,
in welchem Falie er in dem gemeinschaftlichen innern Seitenbande
eingeschlossen getroffen wird.
Die Wied e rk au er habcn nur sechs Knieknochen, von denen
vier in der obern und zwei in der untern Reihe liegen.
Knoclien der obern Reihe:               Knochen der untorn Rei h o:
Das Hackenbein.                                        Das kcgelförmige Bein.
Das vieleckige Bein.                                   Das kahnförmigo Boin.
Das keilförmige Bein.
Das würfelförmige Bein.
Das Hackenbein ist kurz, dick und bat an seinem vordern Ende
nur eine Gelenkflache fur das vieleckige Bein. Das vieleckige Bein
articulirt nach oben mittelst einer stark ausgesebweiften Gelenkflache
mit dem Ellenbogenbeine. Das keilförmige und das würfelförmige Bein
zeigen nichts besonders Abwcichcndes. Das kegelförmige Bein ist
gross und mehr viereckig. Das kahnförmige und halbmondförmige
Bein scheinen mit einandcr verschmolzen zu sein.
Das Schwein hat, wie das Pferd, acht Knieknochen.
In der obern Reihe liegen:             In der untern Reihe liegen:
Das Hackenbein.                                       Das kegelförmigo Bein.
Das vieleckigo Bein.                                 Das kahnförmige Bein.
Das keilförmige Bein.                               Das halbmondförmige Bein.
Das würfelförmige Boin.                           Das Erbsenbein.               .
Das tlackenbein ist lang, schmal, sieht mehr von der iiussern nach
der innern Scite und besitzt nur eine ausgehöhlte Gelenkflache, welche
mit dem vieleckigen Beine articulirt. Das vieleckige, keilförmige und
würfelförmige Bein sind denen der Wiederkauer âlmlich; das keil-
förmige Bein hat an beiden Seitenfiachen, das vieleckige Bein an der
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innern Flâche und das würfelfórmige Bein an der âussern Flache einen
Ausschnitt, wodurch zwei Löcher entstehen. Das kegelförmige Bein
gleicht dem des Rindes, und ruht auf dem aussern, falschen und
wahren Schienbeine. Bei dem kahnfórmigen Beine liegt' die untere
gewölbte Flache auf dem innern wahren Schienbeine. Die untere
Gelenkflache des halbmondförmigen Beines sitzt auf dem innern fal-
schen und einem Theil des innern wahren Schienbeines. Das Erbsen-
bein ist, wie bei dem Pferde, ein kleiner Knochen, der hinten am
halbmondförmigen Beine liegt und fiir dièses eine kleine Gelenkflache hat.
Der Hund und die Katze haben in der obern Reihe drei und
in der untern vier Knieknochen.
In der obern Reihe liegen:              In der untern Reihe liegen:
Das Hackenbein.                                       Das kegelförmige Bein.
Das vieleokige Bein.                                 Das kahnförmige Bein.
Das würfelfórmige Bein.                           Das halbmoudförmige Bein.
Das Erbsenbein.
Das Hackenbein ist lang, an seinem hintern Ende dick, und an
seinem vordern Ende durch eine Gelenkflache mit dem vieleckigen Beine
verbunden, das sich nach hinten und unten verlangert. Das Würfel-
bein ist sehr gross, weil es mit dem keilförmigen Beine verschmolzen
zu sein scheint. Das kegelförmige Bein ruht auf dem ersten und
zweiten, das kahnförmige Bein auf dem dritten, das lialbmondförmige
Bein auf dem vierten und das Erbsenbein auf dem fünften Schienbeine
oder den Vorder-Mittelfussknochen.
6) Das Schienbem und die beiden Griffelbeine. (Ossa metacarpi.)
Diese Knochen entsprechen den Mittelhandknochen des Menschen.
Das Schienbein oder der mittlere Vord er-Mittelfusskn o-
chen steht senkrecht zwischen der untern Reihe der Knieknochen,
mit welchen es ein straffes, und dem Fesselbeine, mit dem es ein
vollkommenes Wechselgelenk bildet; es wird in das obère Ende,
den Körper, und das untere Ende eingctheilt.
Das obère Ende zeigt nach oben eine vierfach getheilte
Gelenkflache; auf der innern, vordern und hintern Gelenkabthei-
lung ruht das kahnförmige Bein, und- auf der aussern, vordern und
hintern, welche beide Abtheilungen kleiner sind, das kegelförmige
Bein. Die vordere Flache besitzt eine mehr nach innen liegende rauhe
Beul e, an welcher sich die Sehne des Arm-Schienbeinniuskela inserirt.
Die hintere Flache hat in der Mitte eine rauhe Hervorragung. Zu beiden
Seiten finden sich je zwei kleine Gelenkflachen, die mit iihnlichen der
Griffelbeine articuliren und durch eine Rinne getrennt sind.
Der Körper hat eine vordere, gewölbte, glatte und eine
hintere,-mehr ebene, in der Mitte mit einem Ernahrungsloch ver-
sehene Flache. Die vordere Flache ist von den Strecksehnen des
Unterfusses, und die hintere Flache von dem obern Gleichbeinband und
den Beugesehnen des Kron- und Hufbeines bedeckt. Der au s s er e
und in nere Rand zeigt eine rauhe Rinne, welche mit den Griffel-
beinen durch Bandfasern verbunden sind.
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Das untere Ende besitzt einen walzenförmigen Gelenk-
fortsatz, welcher eine innere grössere, eine aussere kleinere,
schwach gewölbte und cine mittlere schmale, stark hervorstehende
Erhöhung zeigt, wol eh' letztere auch der Kam m genannt wird.
Ueber der âussern und innern Gelenkerhöhung liegt nach hinten je
eine Gelenkgrube, welche durch den nach hinten und oben sich
fortsetzenden Kamm getrennt sind; sie enthalten mehrere Ernahrungs-
löcher. Der vordere und untere Theil des Gelenkfortsatzes articulirt
mit dein Fesselbeine, der hintere dagegen mit den Sesambeinen.
Zur Seite des Gelenkfortsatzes liegt die âussere und innere Band-
grube, in welchen sich die Seitenbander inseriren.
Die Griffelbeine oder die seitlichen Vorder-Mittel-
fussknochen sind eigentlich als verkümmerte Schienbeine zu
betrachten, an welchen man das obère Ende, das Mittelstiick
und das untere Ende unterscheidet.
Das obère Ende, auch der Kop f genannt, zeigt am innern
Griffelbeine zwei Gelenkflachen, deren grössere mit dem halbmond-
förmigen und die kleinere mit dem kahnformigen Beine articulirt; an
dem Kopf des aussern Griffelbeines articulirt die einfache Gelenkflache
mit dem kegelförmigen Beine. Innen an dem Kopf betinden sich zwei
kleine Gelenkflachen, die mit dem Schienbeine sich verbinden; aussen
ist der Kopf rauh, gewölbt, und dient den Seitenbandern des Knie-
gelenkes zur Anheftung.
Das Mittelstiick wird nach unten allmahlig dunner, und lasst
eine aussere gewölbte, glatte, eine innere, etwas ausgehöhlte
und eine vordere, rauhe F la che unterscheiden ; die beiden erstern
sind frei, die letztere aber durch Bandfasern mit den Seitenrandern des
Schienbeines verbunden.
Das untere Ende geht in eine freie Spitze aus, welche an
ihrem untersten Theil eine Anschwellung, das G riffelbeinköpfchen
genannt, zeigt.
Bei den Wiederkauern ist die Gelenkflache an dem obern
Ende des Schienbeines hinten durch einen Ausschnitt und vorn durch
eine glatte, erhabene Linie in zwei Halften getheilt, auf welchen aussen
das kegelförmige und innen das kahnförmige Bein liegt. An dem
Körper zeigt die vordere und hintere Flache oben und unten ein
Ernahrungsloch, welche an der vordern Flache durch eine seichte,
schmale Rinne mit einander in Verbindung stehen. An dem untern
Ende ist der Gelenkfortsatz durch einen tiefen Einschnitt in zwei Fort-
satze getheilt, an denen die innere Halfte höher, als die aussere ist.
Jeder Gelenkfortsatz articulirt mit einem Fesselbeine.
Bei erwachsenen Thieren findet sich an jedem Schienbeine auch
ein' kleines Griffelbein (bei Kâlbern sogar zwei), das eine
Gelenkflache besitzt, welche mit dem obern Ende an der Bückseite
des Schienbeines articulirt. Es ist ein kurzer, platt gedrückter, unten
in eine kleine Spitze ausgehender Knochen.
Das Schwein hat vier Schienbeine, die beiden mittlern oder
wahren Schienbeine sind grösser, als die beiden seitlichen oder
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falschen Scliieiibeine. Nacli oben articuliren sie mit ihren Gelenk-
flàehen mit der untcrn Reihe der Knieknochen zur Seite untcr sich
und nach unten mit den Fessel- nnd Sesambeinen. An den falschen
Schienbeinen ist das untere Ende dicker, als das obère, und der
Gelenkfortsatz an dem un tem Ende vorn einfach, hinten jedoch durch
einen Einschnitt getheilt. Die Grifl'elbcine fehlcn.
Bei dem II un de und der Katze kommen fiinf unten frei neben
einander liegende Schienbeine oder Vorder-Mittelfussknochen vor, von
denen der innerste der kleinste und mehr nach hinten angebracht ist.
An den obem Enden siud die obera Gelenkfliichen einfach und gewolbt,
die seitlichen, wodurch die Knochen unter sich verblinden sind, mehr
eben; an dem iiussern und innern Schienbeine sind letztere nur an
der innern Seite vorhanden; die aussere Seite ist rauh, beulenartig und
zur Anheftung der Seitenbander bestimmt. Der Körper ist nur wenig
nach vorn gebogen und etwas platt. Der Gelenkfortsatz an dem
untern Ende articulirt nach unten mit dem Fesselbeine, nach vorn
und hinten mit den Gleichbeinen.
7) Die Sesambeine. (Ossa sesamoidea.~)
Die Sesam bei ne oder G lei eh b cine sind dreieckig gestaltete
Knochen, welche paarvveise auf der hintern Flache des walzenförmigen
Gelenkfortsatzes am Schienbeine liegen und durch Bander mit diesem,
dem Fessel- und Kronbeine, so wie unter sich verblinden sind. Sie
dienen den Beugesehnen des TJnterfusses als Unterlagc. Man betrachtet
an ilmen fiinf Flachen und drei Winkel.
Die vor der e oder Gelenkflache ist etwas ausgehöhlt, glatt,
überknorpelt und mit der Gelenkwalze des Schienbeincs verbunden ;
die hint er e oder S eh n en flache liegt der vorigen gegenüber, sie
ist etwas gewolbt und rauh; auf ihr gleitet die Beugesehne des Huf-
beines; die aussere Flache ist vertieft, rauh und dient den
Seitenbandern der Gleichbeine zur Anheftung; die innere Flache
ist nach hinten rauh, an welchem Theil sich das Zwischenband der
Gleichbeine ansetzt, nach vorn aber mit einer kleinen liinglichen
Gelenkflache versehen, die mit dem Kamm der Walze articulirt;
die untere Flache ist langlich, viereckig, rauh und löcherig, an
ihr heftet sich das untere Gleichbeinband und das Kreuzband an.
Alle fiinf Flachen sind durch Rander begrenzt. Der obère Winkel
bildet eine stumpfe Spitzo, der untere aussere ist stumpf und
breit, und der untere innere schmal.
Die Wiederkiiuer haben an jedem Schienbeine vier Gleich-
beine. Das aussere Gleichbein an dem âussern Gelenkfortsatz, und
das innere an dem innern liât einige Aehnlichkeit mit dem Hacken-
beine, indem sie sich nach hinten mehr verlangcrn und einen ge-
bogenen stumpfen Rand bilden. Die andern Gleichbeine sind hinten
schwach gewolbt und mehr langlich ; an der untern Flache der Gleich-
beine befindet sich noch eine kleine Gelenkflache, welche auf dem
Fesselbeine ruht. In der Nahe der Sesambeine kommen noch zwei kleine,
rundliche Knöchelchen vor, welche frei in dem sog. Spom liegen.
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Das S eh we in liât an jedem Schienbeine zwei Gleichbeine,
somit acht im Ganzen, welclie im Allgemeinen denen der Wiederkiiuer
ahiilich sind.
Der H und und die Katze haben fünfzehn Gleichbeine, von
denen je zwei hinten zwischen den Vorder - Mittelfussknochen und
den ersten Zchcngliedern (Fesselbeine), zusammen zehn, und je eines
vorn an diesem Gclenke, zusammen fiinf, liegen. Zwischen den ersten
und zweiten Zehengliedern (Pessel- und Kronbeine) liegen vorn keinc
Knochen, sondern Knorpelstiicke.
8) Das Fesselbein oder erstes Zehenglied. (Phalanx prima.)
Das Fesselbein oder erstes Zehenglied verbindet sich
oben mit dem Schienbeine und unten mit dem Kronbeine durch voll-
kommene Wechselgelenke. Es liegt schief von obcn nach vorn und
unten, und wird in ein obères En de, das Mittelstück und ein
un ter e s En de eingetheilt.
Das obère Ende ist breit und besitzt cine dreifachc Ge-
lenk vertiefung, von denen die in ne re etwas grösser, als die
a us s er e ist, die mit tl ere ist schmal, tief und hinten mit einem
x\ussclmitt versehen; sie articuliren mit der Gelenkwalze des Schien-
beines. Zu beiden Seiten, ctvvas nach hinten liegen die Beulen,
welche zur Anheftung der Seitenbander des Kbthengelenkes dienen:
Das Mittelstück hat einc v or de re glatte, " niassig gewölbte
und eine h i n t e r e F lac h e ; ersterc ist von der Strecksehne des
Ilufbeines bedeckt, letztere besitzt zwei, nach unten zusammen-
laufende Lei s ten, an welchen sich die zwei seitliclien Aeste des
untern Gleichbeiiibandes inseriren ; aneli besitzt sie mehrere kleine
Ernahrungslöcher.
Das un te re Ende zeigt zwei glatte, überknorpelte G el en k-
h ii g e 1, welche durch eine von vorn nach hinten laufende, viel
schmalere Gelenkverticfung getrennt sind. Der innere Gelenkhügel
ist etwas grösser, als dcr aussere. Eine aussere und eine innere
rauhe Beul e zur Seite der Gelenkhügel dienen den Seitenbandern
dos Krongelenkes zur Anheftung.
Die Wiederkauer haben zwei Fesselbeine, ein ausseres und
ein inneres. An dem obern Ende des aussern Fesselbeines ist die
aussere, an dem inuern die innere Gelenkvertiefung grösser; auch
findet sich an jeder Gelenkabtheilung nach hinten noch eine kleine
Geleiikflache für die • Sesambeine. Der Körper zeigt eine vordere
und aussere glatte Flache, welche gewölbt in einander iibergehen,
eine hintere, etwas ausgehöhlte, oben mit zwei rauhen, durch
cinen Ausschnitt getrennte Beulen verseliene Flache, und cine innere
rauhe Flache, wrclclie gegen die des gegenüberstehenden Knochens
sieht. Das untere Ende hat zwei schief gestelltc Gelenkhügel, und
zu jcder Seite ist statt den Beulen eine Bandgrube.
Das Schwein hat vier Fesselbeine, welche wie die Schienbeine
in zwei wahre und zwei falsche eingetheilt werden ; auch hier sind
I, f y li, Anatomie.                                                                                                       1 4
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die wahreu grösser, als die falschen. lm Allgemeinen sind sie denen
der Wiederkauer ahnlich.
Der Hund und die Katze haben fünf Pesselbeine oder erste
Zehenglieder, welche sich in Beziehung auf Lange wie die Schien-
beine verhalten.
9)   Das Kronbein oder zweites Zehenglied. (Phalanx secunda.)
Das Kronbein liegt in schiefer Richtung zwischen dem Fessel-
beine, Huf- und Strahlbeine,' es bildet oben und.unten ein vollkom-
menes Wechselgelenk. Man unterscheidet das obère Ende, das
Mittelstiick und das untere Ende.
Das obère Ende zeigt zwei flache, glatte, überknorpelte Ge-
lenkgruben, die durch eine in der Mitte liegende, schwache Erhaben-
heit getrennt sind ; auch hier ist die innere Gelenkgrube ein wenig
grösser, als die aussere. Nach vorn ragt in der Mitte am Gelenk-
rande eine stumpfe Spitze, der Kronforts atz, hervor, hinten liegt
eine quer laufende , auf der Rückseite überknorpelte Le is te, welche
auch die Lehne des Kronbeines genannt wird; über sie gleitet die
Sehne des Hufbeinbeugers. Zu beiden Seiten nach hinten zu befinden
sich die Beulen zur Anheftung der Seitenbânder des Hufgelenkes.
Der Körper hat eine vordere, etwas gewölbte und eine
hintere, schwach ausgehöhlte Flache; beide sind rauh, mit vielen
kleinen Oeffnungen versehen und von Sehnen bedeckt.
Das untere Ende verhalt sich ganz so, wie das des Fessel-
beines, nur liegen zu beiden Seiten statt der Beulen eine iiussere
und eine innere Bandgrube. Der untere Theil des Gelenkfort-
satzes articulirt mit dem Hufbeine, der hintere mit dem Strahlbeine.
Die Wiederkauer haben zwei Kronbeine, deren Gelenkver-
tiefungen am obern Ende den Gelenkserhabenheiten am Fesselbeine
entsprechen. Der Körper lasst eine aussere rauhe Flache, eine innere,
unten mit einer tiefen Bandgrube versehene und eine hintere ausge-
höhlte Flache, so wie einen vordern, innern und iiussern stumpfen
Rand unterscheiden. An dem untern Ende ragt die Gelenkflache des
Gelenkfortsatzes, welche vorn schmaler als hinten ist, beinahe bis
in die Mitte des vordern Randes.
Das Schwein hat zwei wahre und zwei falsche Kronbeine,
wovon erstere grösser als letztere sind, und keine besondere Ab-
weichungen von denen der Wiederkauer zeigen.
Der Hund und die Katze haben nur vier Kronbeine oder zweite
Zehenglieder, indem das an der innersten Zehe fehlt.
10)    Das Hufbein oder das dritte Zehenglied. (Phalanx tertia.)
Das Hufbein ist der unterste Knochen der Gliedmasse, ausserst
porös und bis auf den obern Theil, wo es mit dem Strahl- und dem
Hufbeine articulirt, ganz von dem Hornschuh umgeben. An dem-
selben lassen sich drei F lac h en, zwei Rânder und zwei End-
stiicke unterscheiden.
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Die obère oder Gelenkflàehe ist glatt und ùberknorpelt,
sie zeigt zwei schwache Gelenkvertiefungen, und zwischen diesen eine
Erhabenheit, welche ganz den Gelenkerhöhungen und Vertiefungen
am untern Ende des Kronbeines entsprechen,- mit welchen sie ein
vollkommenes Weehselgelenk bilden. Nach vorn besitzt der Gelenk-
rand in der Mitte eine starke Hervorragung, den Kronfortsatz,
der zur Anheftung der Streckselme des Hufbeines dient; nach hinten
beflndet sich eine schmale, quer liegende Gelenkflàehe, auf welcher
das Strahlbein ruht. Zu beiden Seiten unterhalb der Gelenkflàehe
liegen die aussere und in nere Bandgrube, welche zur Insertion
der Seitenbander des Hufgelenkes angebracht sind.
Die vorder e oder Wandflâche ist gewölbt, porös und mit
der Fleischwand verbunden. Vorn ist diese Flàche grösser, als zu
beiden Seiten. Der innere Theil der Wandflâche ist etwas kiirzer
und steht mehr senkrecht, als der aussere, der mehr schief von oben
nach unten und aussen geht. An jeder Seite befindet sich eine
Rinne, die Wandrinne genannt, welche die Arterie der Fleisch-
wand aufnimmt und in das Astloch iibergeht.
Die un ter e oder Sohlen fioche ist durch einen halbmond-
förmigen Rand in eine vordere gròssere und hintere kleinere Hâlfte
abgetheilt ; erstere ist ausgehòhlt und mit der Fleischsohle verbunden,
letztere vertieft und in der Mitte mit einer rauhen Beu le versehen,
an welcher sich die Beugesehne des Hufbeines inserirt. Zu beiden
Seiten dieser Beule liegt je eine Rinne, die Sohlenrinne genannt,
welche in das Sohlenloch fiihrt und Blutgefasse fiir die Fleisch-
sohle und den Fleischstrahl enthalt.
Der obère oder Gelenkrand begrenzt die Gelenkflàehe des Huf-
beines, und dient dem Kapsel-
band zur Anheftung ; der u n t e r e
Rand ist bogenfdrmig, massig
scharf und macht vorn und zu bei-
den Seiten die Grenze zwischen
der Wand und Sohlenflâche.
Die beiden Endstücke
oder die Hufbeinâste werden
in einen iinken und rechten unter-
schieden, sie stehen zu beiden
Seiten des Hufbeines als kurze
stumpfe Fortsatze nach hinten.
An jedem Aste befindet sich am
obern Rande entweder ein Aus-
sebnitt, der Astausschnitt,
oder eine Oefinung, das Astio eh,
welche sich in die Wandrinne
fortsetzen. An jedem Hufbein-
âste befestigt sich ein Knorpel.
Die Hufbeinknorpel sind
wie die Schulterblattknorpel als
Fig. 40.
lìechter vorderer Unterfuss vom Pferd mit
den Hufbeinknorpeln.
Der  Hiifbeinknorpcl.
a-   Die aussere Flàche.
b.   Das vordere (
Ende-
e.    Das hintere i
d.    Der obère i
e.    Der liniere
Rand.
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Ergânzungsknorpel zu betrachten, und werden in einen rechten und
linken eingetheilt. Man unterscheidet an jedem zwei PI a eh en,
zwei Riinder und zwei Endstücke. Die à'ussere Fliiche
ist etwas gewölbt, die* inner e in déni,Verlialtnisse ausgehöhlt. Der
un ter e Rand ist stark und sitzt mit seinem vordern Theil auf dem
obern Rande des Hufbeinastes; der obère Rand ist mehr scharf
und frei. Das v o r d e r e E n d e ist durch Bandi asem mit der Beuge-
sehne des Hufbeines verbunden, das hintere gebogen und frei.
Die Wiederkauer haben zwei Huf- oder Klauenbeine, welche
beide zusammen dem eines der Lange nach senkrecht durchsagten
Hufbeines des Pferdes ahnlich sind. An jedem Klauenbeine kommt
noch cine innere Fliiche vor, welche in der Nahe des Kronfortsatzcs
cine grosse Oeffnung zeigt. Die aussere Flache ist von der innern
durch den vordern Rand getrennt. Die mehr ebene Sohlenflache
besitzt einige Oeffnungen. Die Zehe ist spitzig, der. Hufbeinast und
die Hufbeinknorpel fehlen. lm Uebrigen sind die Klauenbeine weniger
porös, als beim Pferd.
Bei dem Schweine sind es zwei wahre und zwei falsehe Klauen-
beine , die keine besondere Abweichungen von denen der Wiederkauer
zeigen, nur dass die falschen Klauenbeine, wie überhaupt auch die
übrigen falschen Zehenglieder kleiner sind.
Klauenbeine oder dritte Zehenglieder hat der Hund und die
Katzc fünf. Jede einzelne Klaue liisst den Grund und die Spitze
untersclieiden. Der Grand zeigt eine Gelenkflache fiir das zweite
Zehenglied, und vor dieser eine knöcherne Kapsel, in welche die
hornige Kapsel (Kralle) aufgenommen wird. Die gebogene Spitze
ist hinten dicker als vorn, und bei der Katze mehr in die Ilöhe
gebogen.
11) Das schiffförmige oder Strahlbein. (Os navieulare.)
Das Strahlbein ist ein langlich schmaler, eincm Weber-
schiffchen ahnlicher Knochen, der mit dem Kron- und Hufbeine
articulirt, und der Beugesehne des Hufbeines als Untcrlage dient.
Man betrachtet daran zwei FI ite h en, zwei Rander und zwei
Winkel.
Die vor der e oder Gelenkflache ist in der Mitte erhaben
und articulirt mit der hintern Flache am Gelenkfortsatz des Kronbcines.
Die hintere oder S ehn enfi ach e ist ebenfalls in der Mitte erhaben
und überknorpelt, iiber sie geht die Beugesehne des Hufbeines hinweg.
Der obère Rand ist in der Mitte vertieft, rauh und löcherig; an
ihm befestigen sich die beiden Seitenbiinder des Strahlbeines. Der
untere Rand hat nach vorn eine schmale Gelenkflache, welche auf
der des Hufbeines sitzt, nach hinten ist er rinnenartig vertieft, rauh
und löcherig; dieser Theil dient zur Anheftung des Strahl-Hufbeinbandes.
Die beiden Winkel bilden stumpfe Spitzen, und dienen den Seiten-
bandern des Strahlbeines zur Anheftung.
Die Wiederkauer haben zwei Strahlbeine, welche kiirzer und
breiter sind, als die des Pferdes.
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Das Schwcin hat vier kleine Strahlbeine.
Bei dem Hun de und der Katze fehlen die Strahlbeine, und
an ihrer Stelle beluiden sich bewegliche knorpelige Unterlagen für
die Beugesehnen.
B. Knochen der h intern Gli e dra as s en.
1) Das Oberschenkelboin. (Os Femoria.)
Dieser Knochen wird auch das Backbein genannt und ist der
grösste Röhrenknoclien am ganzen Skelette. Seine Lage ist schief
von oben nach vorn und unten ; nach oben verbindet es sich mit
der Pfanne des Bcckens durch ein freies Gelenk; nach unten mittel-
bar, d. h. durch die zwei Zwischengelenkknorpel mit dem grossen
ünterschenkelbein, durch ein unvollkommenes Wechselgelenk ; nach
vorn und unten liegt die Kniescheibe. Wie bei allen Röhrenknoclien,
so findet auch hier die Eintheilung in ein obères End e, den
K ö r p e r und ein u n t e r e s E n d e statt.
Das obère Ende zeigt nach innen den stark abgerundeten,
glatten, überknorpelten Gelenkkopf, der in die Gelenkpfanne des
Beckens aufgenommen wird ; nach innen befindet sich an ihm cine tiefe,
rauhe Grube, die Bandgrube, zur Anheftung des runden Bandes.
Der Theil unter dem Gelenkkopf wird der Hals genannt. Dem
Gelenkkopf gegeniiber ragt nach aussen und oben ein starker, rauher
Fortsatz, der obère Umdreher, hervor, welcher eine âussere
gewölbto und eine innere ausgehöhlte Flâche zeigt, und dom grossen
Darmbein-Umdrehermuskel und dem aussern Back-Scheiikeibeinmuskel
zur Insertion dient. Zwischen diesem Umdreher und dem Gelenkkopf
liegt eine tiefe Grube, die Umdrehergrub e, in welcher sich der
innere und âussere Verstopfungsmuskel, der Kreuzbein-Umdrehermuskel
und der Zwillingsmuskel anheften. Vor und unter dem grossen
Umdreher liegt der kürzere, aber breitere, mittlere Umdreher,
beide sind nur durch einen Aussclinitt von einander getrennt; innen
ist dieser Fortsatz ausgehöhlt, rauh, mit vielen OefTnungen versehen
und zur Anheftung des kleinen Darmbein - Umdrehermuskels bestimmt,
aussen aber ist er glatt überknorpelt und unten mit einer Rauhigkeit
versehen. Ueber den glatten überknorpelten Theil geht die Sehne
des mittlern Darmbein-Umdrehermuskels, um sich an der Rauhigkeit
zu befestigen.
Das Mittelstück oder der Körper ist lang und oben stârker,
als unten; an ihtn unterscheidet man vier Flachen. Die âussere
Flâche ist glatt, etwas ausgehöhlt und von dem aussern Back-
Schenkelbeinmuskel bedeckt; an ihr nach oben ragt der nach vorwarts
gekrümmte unte re Umdreher hervor, der zur Insertion des aussern
Darmbein-Umdrehermuskels dient. An dem untern Theil dieser Flâche
liegt die âussere, mit Rauhigkeiten umgebenc Sehnengrube, in
welcher sich die Sehne des Back-Kronbeinmuskels und der Back-
Fersenbeinmuskel inserirei!. Die vorder e Flâche ist abgerundet,
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glatt uud von dem vordern Darm - Schenkelbeinmuskel bedeckt. Die
innere F lac h e besitzt oben eine lângliche Rauhigkeit, den K a m m,
der zur Anheftung des Lendenwirbel-Backbeinmuskels und des grossen
Darm-Baekbeinmuskels dient; nach unten zeigt dièse Flâche eïn
grosses Ernâhrungsloch zum Durchgange der Markarterie ; die ganze
Flâche ist von dem innern Darm - Schenkelbeinmuskel bedeckt. Die
h i n t e r e Flache ist oben breit, unten schmal und stellenweise mit
Rauhigkeiten zur Anheftung mehrerer Muskeln versehen.
Das untere Ende zeigt nach vorn den glatten, überknorpelten
Rollfortsatz, dessen innere Rolle viel grösser als die âussere
ist, beide Rollen sind durch eine lange Gelenkgrubc getrennt; auf
ihr liegt die Kniescheibe. Nach hinten befinden sich die grossen,
überknorpelten und stark gewölbten Gelenkknöpfe, von denen der
aussere etwas grösser als der innere ist; beide Gelenkknöpfe werden
von den entsprechenden Gelenkvertiefungen der Zwischengelenkknorpel
aufgenommen. Zwischen den Gelenkknöpfen liegt der Knopfaus-
schnitt, in welchem mehrere Oeffnungen und zwei Bandgruben
für die beiden Kreuzbander zu bemerken sind. Zur Seite eines jeden
Knopffortsatzes befindet sich die innere und aussere Bandgrube
zur Anheftung der Seitenbânder. Zwischen der aussern Rolle und
dem aussern Gelenkknöpfe liegt die untere Sehnengrube, in
welcher die gemeinschaftliche Sehne des Schienbeinbeugers und
grossen Streckers des Fesselbeines, Kron- und Hufbeines ihren
Anfang nimmt.
Bei den Wiederkauern ist der Gelenkkopf, so wie die an
demselben befindliche Bandgrube viel kleiner als bei dem Pierde.
Der obère und mittlere Umdreher erscheinen nur als ein Fortsatz.
An dem Körper fehlt der untere Umdreher, und statt des Kaïnmes ist
unter dem Gelenkkopfe eine rauhe Beule ; die hintere Sehnengrube
ist klein und seicht.. Das untere Ende zeigt von dem des Pferdes
keine besondere Abweiehung.
Bei dem Schweine verhalt sich das obère Ende des Back-
beines wie bei den Wiederkauern. Der Körper ist mehr rund; das
Ernâhrungsloch ist am obern ïheile der vordern Flâche. An der
Stelle der aussern Sehnengrube ist eine Rauhigkeit. Die Gelenkrolle
an dem untern Ende ist mehr gleich.
Bei dem Hunde und der Katze zeigt das Oberschenkelbein
von dem der Wiederkâuer und des Schweines keine wesentliche Ab-
weiehung; nur fchlt der âussern Flâche die Rauhigkeit. Am untern
Ende befindet sich hinten über jedem Gelenkknöpfe eine kleine Gelenk-
flâche, welche mit zwei kleinen Sesambeinen articuliren.
2) Die Knieschoibe. (Patella s. Rotula.)
Die Kniescheibe liegt vorn auf der Rolle des Backbeines,
mit welcher sie, so wie mit dem grossen Unterschenkelbeine durch
Bander verbunden ist. Man betrachtet an ihr zwei Flachen, den
Grund und die Spitze. Die vordere Flache ist gewölbt, rauh,
löcherig und zur Anheftung von Bândern und Sehnen bestimmt.
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Ili
Die h int ere oder Gel enk fia eh e ist glatt iiberknorpelt, in der
Mitte mit ein'er Gelenkerhabenheit versehen, wodurch die ganze
Piacile in eine aussere kleinere und innere grössere Halfte zerfallt.
Der G rund ist oben breit, löclierig und lasst den innern, mittlern,
stark liei'vorstehenden und den aussern stumpfen Winkel unterscheiden.
Die stumpfe Spitze sielit nach unten.
Die Kniescheibe der Wiederkâuer ist verhaltnissmâssig kleiner,
schmaler und die vordere FI a eh e mehr gewölbt und uneben.
An der Kniescheibe des Schweines lasst sich nur ein ein-
facher Grand wahrnehmen. Die vordere Fioche besitzt einen stark
hervorstehenden, stumpfen Rand, wodurch eine aussere grössere und
eine innere kleinere Flache entsteht.
Bei dem Hun de und der Katze ist die einfache Kniescheibe
langlich und mehr platt gedriickt.
3) Das grosse Unterschenkelbein. (Tibia.)
Das grosse Unterschenkelbein oder die Keu 1 e, beim
Menschen das Schienbein genannt, ist ein langer, starker Röhren-
knochen, welcher schief von oben nach hinten und unten geht. Es ver-
bindet sich nach oben durch die Zwischengelenkknorpel mit dem Ober-
schenkelbeine durch ein unvollkommenes, und nach unten mit dem
Rollbeine durch ein vollkommenes Wechselgelenk. Man theilt es in
ein obères End e, den K ör per und ein unteres Ende ein.
Das obère Ende ist viel starker als das untere und liegt mehr
nach vorn. Man betrachtet an ihm einen aussern 'und einen
innern Knorren, welche nach oben mit einer glatten, iiber-
knorpelten Gelenkflache versehen sind, von denen die aussere höher
als die innere liegt, und die Zwischengelenkknorpel des hintern Knie-
gelenkes aufnehmen. Der innere Knorren ist zur Seite rauh und
dient dem innern Seitenband zur Befestigung, der aussere Knorren
hat eine rauhe Grube, in welche der Kopf des kleinen Unterschenkel-
beines aufgenömmen wird. Nach hinten sind die Knorren durch den
Kniekehlenausschnitt, in.welchem Blutgefasse und Nerven liegen,
getrennt; nach oben befinden sich zwischen den beiden Gelenkflachen
der Zahnfortsatz und mehrere Bandgruben zur Anheftung der
Kreuz- und der Zwischengelenkknorpelbander; nach vorn liegt die
Grate, welche oben ziemlich stark ist und unten in den vordern Rand
des Knochens ùbergeht; sie dient den drei untern Bandern der Knie-
scheibe und Aponeurosen mehrerer Muskeln, welche das Schenkelbein
und mit ihm die ganze Gliedmasse bewegen, zur Anheftung. Aussen
an der Grate liegt ein tiefer Ausschnitt, in welchem die gemein-
schaftliche Sehne des Schienbeinbeugers und grossen Streckers des
Unterfusses liegt ; innen an der Grate liegt ein kleiner Ausschnitt.
Der Kor per ist dreieckig, er zeigt drei Flachen und drei
RUn der. Die hintere Flache ist rauh, oben mit einem grossen
E r n a h r u n g s 1 o e h ftir die Markarterie versehen und von dem
gewundenen Back - Schenkelbeinmuskel, dem grossen und kleinen
Schenkel -Hufbeinniuskel bedeckt. Die aussere F lach e ist glatt,
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an ihrem obern Theilo breit und ausgehöhlt, an ibreni miteni selmiul
und eben ; sie wird von dem Bouger des Scliienbeines ùnd dem grossen
Strecker des Hufbeines bedeckt. Die innere FI a eh e ist oben
auch breiter als unten, tlieilweise rauli und nur von der allgemeinen
Decke umgeben. Die aussere und innerc Flache sind durcli den
vordern, unten abgerundeten, oben durcli die Grate mehr scharfen
Rand, und die hintere Flâcbe nach aussen durch den aussern
und nach innen durch den innern rauhen Rand getrennt.
Das untore Ende zeigt zwei glatte, tiberknorpelte Gelenk-
vertiefungen, von denen die aussere mehr seicht ist, sie gehen
schrag von vorn und aussen nach hinten und innen, und sind durch
eine in dcrselbcn Richtung verlaufendc, ausgcschweifte Gelenk-
erhabenheit getrennt; sie articuliren mit dem Rollbeine. Zur
Seite der Gelenkvertiefungen liegen der aussere und innere rauhe
Knöcliel, welclie den Seitcnbaiidcrn zur Anheftung dienen und unten
in einen nach innen gebogenen Rand übergehen, der das Rollbeiii
umfasst. Der aussere, etwas kleinere Knöcliel ist durch eine Selinen-
rinne getheilt, in welcher die Sehne des rnittlern Strcckers des
Unterfusses liegt.
Das grosse Unterschenkelbein der Wieder kauer zeigt an
seinem obern Ende zur Seite des aussern Knorrens statt einer Ver-
tiefung einen kleinen spitzigen, nach unten gerichteten Foitsatz, dei-
die Stelle des kleinen Unterschenkelbeines vertritt. Die Gelenkflachen
der Knorren stehen mehr in einer Ebene. Der Körper ist etwas
nach -hinten und innen gekriimmt, daher auch der aussere Rand
ausgeschnitten und der innere gebogen erscheint. An dem un tem
Ende gehen die Gelenkvertiefungen und die Gelenkerhabenheit nicht
schief, sondern gerade. Der innere Knöcliel verlangert sich nach
unten, und der aussere Knöcliel ist nach unten mit einer unebenen,
glatten, überknorpelten Gelenkflache versehen, welclie mit dem kronen-
fórmigen Beine articulirt.
Bei dem Scliweine verhalten sich die Knorren wie bei dem
Pferde; die zur Aufnahme des kleinen, Unterschenkelbeines bestimmto
Vertiefung an dem aussern Knorren liegt mehr nach hinten. Die
Grate ist stark hervorstehend. Der Körper ist wie bei dem Rinde
etwas nach hinten und innen gebogen; das Emahrungsloch liegt bei-
nahe in der Mitte an dem aussern Rande. An dem untern Ende
sind die Gelenkvertiefungen ebenfalls gerade ; an der aussern Gelenk-
vertiefung ist nach aussen noch eine kleine Gelenkflache für das kleine
Unterschenkelbein; der aussere Knöcliel fehlt und wird durch das
kleine Unterschenkelbein ersetzt.
Bei dem Hnnde und der Katze stehen die Gelenkknorren
gleich hoch. Der Körper und das untore Ende verhalten sich wie bei
dem Scliweine, nur ist bei dem Ilunde der aussere Rand des Körpers
an seiner untern Hiilfte mit dem kleinen Unterschenkelbeine verbunden.
Aussen auf der Gelenkflache am aussern Knorren liegt bei dem
Hunde und der Katze ehi kleines Sesambein, das durch Bander
mit dem grossen Unterschenkelbeine verbunden ist.
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i) Das kleine Ünterschenkelbein. (Fibula.)
Das kleine Ünterschenkelbein entspricht dem Waden-
bein e beim Mensclicn, es ist ein langer schmaler Knochen, der aussen
arn grossen Unterschenkelbeine scine Lage bat. Es wird in das obère
Ende, das Mittelstück und das untere Ende eingetheilt.
Das obère Ende oder der Kopf ist der dickste Tlieil und
plattgedrückt. Die innere Flache stebt durcli Bandfasern mit der
rauhen Grube am aussern Knorren des grossen Untersclienkelbeines
in Verbindung, die aussere Flache ist rauh und dient dem aussern
Seitenband des hintern Kuiegelenkes zur Insertion.
Das Mittelstück ist diinn, griffelförmig, und der obère freie
Thcil bildet mit dem grossen Unterschcnkclbeine eine Spalte, dureb
welche Gefasse und Nerven gelien; der untere Tlieil geht in die
dunne Spitze aus, welche bis unter die Mitte des grossen Unter-
sclienkelbeines reicht und mit diesem durcli das Zwischenknoclienband
verbundeh ist.
Es ist iibrigens zu bemerken, dass das kleine Ünterschenkelbein
nicht seltcn sehr kurz angetroffen wird und oft uur aus dem in eine
kleine Spitze ausgehcnden Kopf bestebt; in diesem Fall wird das
fehlende Stiick durcli Faserknorpel erganzt.
Bei den Wieder kiiuern ist, wie bei der Beschrcibung des
grossen Untersclienkelbeines angegeben, das kleine Ünterschenkelbein
sebr verkümmert. Als das untere Ende dièses Knocliens wird auch
das kronenförmige Bein, welches bei den Sprunggclenkskuochen be-
scbrieben ist, angesehen.
Bei dem Schweine ist das Wadenbein sehr gross. Das obère
breitc Ende verbindet sich mit dem grossen Unterschenkelbeine. Der
Körper ist unten schmaler als oben, er liisst einen vordern und
hintern Band, cine innere rauhe und cine âussere, mit einer Grate
versehene Flache uiiterscheiden. Das untere Ende wird wieder starker,
es articulât nach innen mit dem grossen Unterschenkelbeine und nach
unten mit dem Roll- und Fersenbcine. Die aussere Fliiche ist un-
ebcn, rauh, und ersetzt den am grossen Unterschenkelbeine fchlenden
aussern Knöchel.
Bei dem Hun do und der Katze ist das Wadenbein ebenfalls
sehr lang. Das obère Ende ist kurz, breit und mit dem iiusseru
Knorren des grossen Untersclienkelbeines verbunden. Der Körper ist
oben schmaler als unten. Bei dem Ilunde verbindet sich seine untere
Halfte mit dem aussern Rande des grossen Untersclienkelbeines, was
bei der Katze nicht der Fall ist. Das untere Ende ist dick, breit,
und articulirt mit dem grossen Unterschenkelbeine und dem Rollbeine.
5) Die Knochen des Sprunggelonkes oder der Hinter-Fusswurzel. (Ossa tarsi.)
Das Sprunggelenk entspricht der Fusswurzel des Mensehen,
es ist aus sechs Knochen zusammengesetzt, welche zwischen dem
untern Ende des grossen Untersclienkelbeines und den obern Enden
L c y h , Anatomie.                                                              15
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der Griffelbeine und des Schienbeines gelagert sind. Das Rollbein
bildet mit dem grossen Unterschenkelbeine ein vollkommenes Wechsel-
gelenk, die übrigen Knochen unter sich und mit dem Schienbeine
und den Griffelbeinen straffe Gelenke.
Die Knochen des Sprunggelenkes liegen in drei Reihen iiber-
einander und lassen in ihrer Verbindung vier Flachen unterscheiden.
Die aussere Flache ist etwas mehr gewölbt als die innere, und zeigt
nach oben den hervorstehenden innern Knöchel des grossen Unter-
schenkelbeines ; die vordere Flache ist etwas ausgehöhlt und die
hintere schmal und gerade.
In der obern Reihe liegen:              In der untern Eeihe liegen:
Das Fersenbein.                                        Der untere Theil des Wiirfelbeines.
Das Rollbein.                                             Das kleine Kalmbein.
Das Pyramidenbein.
In der mittlern Reihe liegen:
Das grosse Kalmbein.
Der obère Theil des Wiirfelbeines.
a) Das Fers en- oder Sprungbein (Calcaneus) ist der obère,
hinten und aussen am RoUbeine gelagerte Knochen des Sprunggelenkes,
welcher ein obères und ein unteres Ende unterscheiden lasst.
Das obère En de oder der Hoeker hat eine aussere ebene
und eine i n n e r e glatte, etwas ausgehöhlte Flache; beide zeigen
viele kleine Oeffnungen, und sind durch einen v or dem abgerundeten,
unten mit zwei Gelenkfliichen versehenen und einen hintern breiten,
rauhen Rand begrenzt. Am obern Theile befindet sich eine grosse
B eule oder der Hoeker, welcher Theil in der Jugend ein besonderes
Stück ausmacht; vorn an der Beale heftet sich die Sehne des Back-
Fersenbeinmuskels an, und iiber den hintern glatten, überknorpelten
Theil geht die Sehne des Kronbeinbeugers hinweg. Das untere
End e oder der Körper ist unregelmassig, breit, kurz, und liisst
eine aussere, innere, vordere, hintere und untere Flache
unterscheiden.
Die aussere Flache setzt sich in die des obern Endes fort,
nach unten zeigt sie eine rauhe Beule zur Anheftung der Bander.
Die innere Flache ist schmal, sie hat nach innen und hinten
eine rauhe Beule zur Anheftung der Bander. Die vordere Flache
ist die grösste, in der Mitte vertieft, rauh und mit mehreren kleinen
Oeffnungen versehen; nach aussen besitzt sie zwei kleine und nach
innen eine grosse Gelenkflache, welche sich alle mit dem RoUbeine
verbinden. Die hintere oder Sehnenflache ist abgedacht und
überknorpelt, auf ihr gleitet die Beugesehne des grossen Schenkel-
Hufbeinmuskels. Die untere Flache ist schmal und besitzt eine
ausgehöhlte, glatte, überknorpelte Gelenkflache, welche mit dem
Würfelbeine articulirt.
b) Das Rollbein (Aslragalus) verbindet sich nach oben durch
ein einfaches Wechselgelenk mit dem grossen Unterschenkelbeine,
nach hinten mit dem Fersenbeine, nach unten mit dem grossen
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Kahnbeine und dem Würfelbeine durch straffe Gelenke. Man be-
trachtet daran eine vordere, hintere, au6sere, innere und
untere Flache.
Die vordere Flache zeigt die Rolle, welche durch einen
tiefen Einschnitt in zwei dicke, abgerundete, von oben nach unten
und aussen gehende Gclenkerhabenheiten abgetheilt ist. Die ganze
Rolle ist glatt, überknorpelt, und nimmt das untere Ende des grossen
Unterschenkelbeihes mit seinen entsprechenden Erhabenheiten und
Vertiefungen auf. Am untern Ende der aussern Rolle befindet sich
eine Gelenkgrube. Die hintere Flache lasst aussen mehrere Band-
gruben und drei verschieden grosse Gelenkflachen für das Fersen-
bein unterscheiden. Die aussere Flâche besitzt eine rauhe Band-
grube, die innere ist in der Mitte vertieft, oben mit einer kleinen
und unten mit einer grossern Beule zur Anheftung der Bander ver-
sehen. Die untere Flache hat eine, durch einen linienförmigen
Rand in zwei Abtheilungen gebrachte Gelenkflache; die nach aussen
liegende verbindet sich mit dem Würfelbeine, die nach innen liegende
grössere mit dem grossen Kahnbeine; ungefahr in der Mitte liegt noch
eine langliche Bandgrube.
c)    Das grosse Kahnbein (Os naviculare d. M.) ist ein
plattgedrückter Knochen, der sich nach oben mit dem Rollbeine, nach
unten mit dem kleinen Kahnbeine und dem Pyramidenbeine, und
nach aussen mit dem Würfelbeine verbindet. Es lasst zwei Flâchen
und zwei Rânder betrachten.
Die obère Flache ist glatt überknorpelt, schwach ausgehöhlt
und mit einer Bandgrube versehen, auf ihr ruht das Rollbein; die
untere Flache zeigt nach innen eine kleine Gelenkflache für das
Pyramidenbein, nach aussen cine grössere, welche in der Mitte eine
Bandgrube für das kleine Kahnbein hat; beide Flachen sind durch
cine rinnenartige Vertiefung getrennt. Der vordere Rand ist
gewölbt, gebogen, rauh und zur Anheftung der Bander bestimmt.
Der hintere Rand ist uneben und hat zwei Ausschnitte; an dem
aussern liegen zwei kleine Gelenkfliichen für das Würfelbein.
d)   Das Würfelbein (Os cuboideum d. M.) nimmt aussen am
Sprunggelenk die mittlere und untere Reihe ein; es verbindet sich
nach oben mit dem Persen- und Rollbeine, nach unten mit dem
Schienbeine und dem Kopf des aussern Griffelbeines, und nach innen
mit dem grossen und kleinen Kahnbeine; an ihm lassen sich vier
Flâchen unterscheiden.
Die obère Flache ist glatt überknorpelt, nach hinten und
unten mit einer Bandgrube versehen, und mit dem Fersenbeine ver-
bunden. Die untere Flache hat zwei Gelenkflachen, von denen
die innere mit dem Schienbeine, die aussere grössere mit dem Kopf
des aussern Griffelbeines articulirt. Die innere Plache zeigt in
der Mitte eine bogenförmig verlaufende Rinne, welche mit dem grossen
und kleinen Kahnbeine einen Kanal zum Durchgang der kleinen
Schienbeinarterie bildet; über und unter dieser Rinne liegen nach
vorn und hinten mehrere kleine Gelenkflachen, welche sich mit dem
'
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grossen und kleinen Kahnbeine verbinden. Die ausserc Fliiche
geht gebogen von vorn nach aussen und hinten, sie ist rauh und
mit zwei Beulen versehen, an denen sich Bander und cin Ast des
Schienbeinbeugers inseriren.
e)   Das kleine Kahnbein (Os cuneiforme tcrtium d. M.) ist
kleiner als das grosse Kahnbein, und wie dièses plattgedrückt; es
steht nach oben mit dem grossen Kahnbeine, nach unten mit dein
Schienbeine, nach aussen mit dem Wiirl'elbeine und nach innen mit
dem Pyramidenbeine in Verbindung. Man bemerkt an ihm zwei
PI ach en und zwei Bander.
Die obère Fia che, welche mit dem grossen Kahnbeine arti-
culirt, ist glatt überknorpelt, und in der Mitte mit einer runden,
durch eine Rinne nach innen führenden, rauhen Bandgrube versehen;
die untore Fliiche ist ebenfalls glatt überknorpelt, und ruht auf dem
Schienbeine; in ihrer Mitte liegt eine grosse Bandgrube. Der vorder e
Rand ist gewölbt, rauh und nach innen beulenartig; der hint er e
Rand ist durch cinen in der Mitte hervorragenden Fortsatz in eine
aussere und innere Fliiche abgethcilt, erstere hat zwei Gelenkflachen für
das Wiirfelbein, letztere eine für das Pyramidenbein ; der iibrige Thcil
ist rauh und dient, wie der vordere Rand, Bandern zur Anheftung.
f)   Das Pyramidenbein (Os cuneiforme primum d. M.) ist
der kleinste von den Sprunggelenkknochen, und besteht in manchen
Pallen aus zwei Stücken *. Es liegt an der innern Seite in der
untern Reihe zwischen dem grossen und kleinen Kahnbeine, dem
Schienbeine und dem innern Griffelbeine. Man bemerkt an ihm
zwei Flachen, zwei Riinder und zwei Endstücke.
Die aussere Fliiche ist rauh und zur Anheftung von Bandern
bcstimmt; die in nere ist breit und rauh, welche in der Mitte einen
tiefen, mit mehreren kleinen Oeffnungen versehencn Einschnitt, und
nach vorn cine Gelenkflache für das kleine Kahnbein besitzt. Der
obero Rand zeigt zwei Gelenkflachen für das grosse Kahnbein, der
un tere drei, von denen die beiden hintern mit dem Kopf des innern
Griffelbeines und die vordere mit dem Schienbeine articuliren. Das
hintere Endstück ist breit, und der freie rauhe Rand geht nach
unten in eine Spitze aus; das vordere End e ist stumpf und mit
zwei Gelenkfliichen versehen, von denen die innere mit dem kleinen
Kahnbeine und die untere mit dem Schienbeine sich verbindet.
Bei den Wiederkâuern ist das Sprunggelenk ebenfalls aus
sechs Knochen zusammengesetzt.
In der oborn Reihe liegan:             In dor untern Reihe liegen:
Das Fersenbein.                                     Ein Theil des grossen Kahnbeines
Das Eollbein.                                            (nach aussen).
Das kronenfürmige Bein.                       Das kleino Kahnbein.
Das rundo Bein.
In der mittlern Roiho liogc
Das grosse Kahnbein.
* Die Praparatensammlung der hiesigen Thierarzneischulo ist im Besitz des
Skelettes eines originalarabischen Hongstes, wo das Pyramidenbein aus zwei Stücken
zusammengesetzt ist,
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Das Fersenbein ist verhiiltnissmassig langer als bei dcm Pferde.
Die vordere Fliiche am Körper liât an ihrem âussern Rand eino
Gelenkflache, wclche obcn gewölbt, untcn ausgchöhlt ist und mit
dcm kronenförmigen Beine articulirt.
Au dom Rollbeine ist die Rolle kleiner, die Gelenkrolle geilt
gerade von oben nach unten, und die Gelcnkgrube unter der âussern
Rollo ist gross. Die untore Flâche zeigt zwei durch einen Aus-
schnitt getrennte Gelenkbiigel, die mit dem grossen Kahnbeine arti-
culiren; die hintere Flache ist gewölbt, glatt, überknorpelt und mit
dem Fersenbeine verblinden; die innere Flâche ist uneben und rauli;
die iiussere, in der Mitto vcrtieftc Flache hat cine obère und untore
Gclenkflache für das Fersenbein, und einc weitere Gelenkflache für
das kronenförmige Bein.
Das kronenförmige Bein, welches nur bei den Wiederkâuern
vorkommt, liegt zwischen dcm Unterschenkelbeine, dem Fersen-
und Rollbeine. Man betrachtet an ihm zwei Flachen und vier
Render. Die iiussere Flache ist uneben und rauh, die innere,
ebenfalls unebene Fliiche ist unten rauh und oben mit einer schief
gebonden Gelenkflache für das Rollbein versehen. Der obère Rand
hat cine schmale Gelenkflache und in der Mitte einen kleinen
spitzigen Fortsatz, welcher in das Unterschenkclbein einpasst. Der
unterò Rand ist breiter und mit einer ausgchöhltcn Gelenkflache
für das Fersenbein versehen. Der vordere und hintere Rand sind
stumpf und rauh.
Das grosse Kahnboin ist cigentlich mit dem Würfclbeine verbundon
und macht daher mit diesem nur einen Knochen aus, der sehr gross ist.
Die obero Flache besitzt in der Mitte ctwas nach innen zwei Gelcnk-
gruben und einc Gelcnkcrhabenhcit für das Rollbein, nach ausscn einc
schrag von oben und hinten, nach vorn und unten laufende, schmale
Gclenkflache für das Fersenbein. Die untore Gelenkflache ist ungleich,
indem die iiussere Half te höher als die innere ist, jenc ruht auf dem
Schienbeine, diese auf dem kleinen Kahnbeine, und nach hinten ver-
bindet sic sich mittelst einer kleinen Gelenkflache mit dem runden Beine.
Der vordere Rand, dor einen Bogen bildet, ist ausscn höher als innen,
der hintere, hohe Rand zeigt nach innen einen starken, mehr nach
obcn stehenden Fortsatz, der dem Rollbeine als Lehne dient.
Das kleine Kahnbein ist ein kleiner, glatter, langlich vier-
eckigcr Knochen, welcher den Raum ausfüllt, der von dem grossen
Kahnbeine und dcm Schienbeine gebildet wird, er verbindet sich
durch Gelenkfliichen mit diesem und mit dem runden Beine.
Das runde Bein entspricht dem Pyramidenbeine beim Pferd,
es ist ein kleiner, runder, oben und unten etwas platt gedriickter
Knochen, an welchem man einen broiten, kreisförmigen, rauhen,
nach ausscn mit einer kleinen, für das Kahnbein bestimmten Gelenk-
flache verschenen Rand, eine obère, etwas vertiefte, für das grosse
Kahnbein bestimmte, und eine untore, wenig gewölbte, auf dem
Schienbeine ruhende Gelenkflache unterscheidet.
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118
Das Sprunggelenk des S c h w e i n e s besteht aus sieben einzelnen
Knochen.
In der obern Reihe liegen:
Das Fersenbein.
Das Rollbein.
In der mittlern Reihe liegen:
In der untern Reihe liegen:
Der untere Theil des Würfelbeines.
Das kleine Kahnbein.
Das kleine keilförmige Bein.
Das grosse keilförmige Bein.
Dor obère The.il des Würfelbeines
Das grosse Kahnbein.
Das Fersenbein zeigt von dem der Wiederkâuer keine besondere
Abweichung, nur articulirt die gewölbte Gelenkflâche an dem aussern
Rand der vordern Flache mit dem untern Ende des kleinen Unter-
schenkelbeines, und der hintere, glatte, überknorpelte Theil der
Beule an dem obern Ende zeigt einen Ausschnitt zur Aufnahme der
Sebne des Kronbeinbeugers.
Auch das Rollbein ist dem der Wiederkâuer ahnlich, nur geht
die Gelenkrolle mehr schrag, die obère Flâche articulirt nach aussen
mit dem kleinen Unterschenkelbeine, und der ganze Knochen ist
verhaltnissmassig etwas langer.
Das Würfelbein ist von unregelmassiger Gestalt und bildet (wie
bei dem Pferde) einen besondern Knochen, der an der aussern Seite
die obère und untere Reihe einnimmt. Die obère Flache articulirt
mit dem Fersen- und Rollbeine, die untere mit dem aussern falschen
uiid wahren Schicnbeine, die vordere und hintere Flache sind rauh,
und letztere hat nach oben und unten einen Fortsatz; die iiussere
Flâche ist ebenfalls rauh und unten mit einem Ausschnitt versehen,
die inncre Flache zeigt einige Gelenkflâchen und Bandgruben für das
grosse und kleine Kahnbein.
Das grosse Kahnbein liegt vorn und innen in der mittlern Reihe.
Es verbindet sich nach oben durch cine ausgehöhlte Gelenkflâche
mit dem Rollbeine, nach unten mit dem kleinen Kalmbeine, dem
grossen und kleinen keilförmigen Beine und nach aussen mit dem
Würfclbeine.
Das kleine Kahnbein, welches sich nach oben mit dem grossen
Kahnbeine, nach unten mit dem innern wahren Schienbeine, nach
aussen mit dem Würfelbeine und nach innen und hinten mit dem
kleinen keilförmigen Beine verbindet, zeigt keinen wesentlichen Unter-
schied von dem der AViederkâuer.
Das kleine keilförmige oder Pyramidenbein ist ein kleiner,
lânglich viereckiger Knochen, an dem die hintere Flâche rauh und
uneben ist; die vordere Flâche besitzt kleine Gelenkflâchen für das
kleine Kahnbein. Das obère Ende verbindet sich mit dem grossen
Kahnbeine und das untere mit dem innern wahren Schienbeine.
Das grosse keilförmige Bein ist ein lânglicher Knochen, der
nach innen mehr an der hintern Seite des Sprunggelenkes liegt; es
steht oben mit dem grossen Kahnbeine und unten mit dem innern
wahren und falschen Schienbeine in Verbindung.
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119
Bei dem Hun de und der Katze ist das Sprunggelenk oder
die Hinter-Fusswurzel aus sieben Knochen zusammengesetzt.
In der obern Reihe liegen:              In der untern Reihe liegen:
Ras Fersenbein.                                         Der untere Theil des Würfelbeines.
Das Eollbein.                                              Das kleine Kalinbein.
. ,         „ ., ,.                    Das kleine keilförmige Bein.
In der mittlem Reihe liegen:          Das gr03S(J kei]förmige Bein
Der obère Theil des Würfelbeines.
Das grosse Kahnbein.
An dem Fersen- oder Sprungbeine artieulirt die untere Flache
am Körper alleili mit dem Wiirfelbeine, und die vordere Flache
verbindet sich nach aussen nur mit dem Rollbeine; der innere Theil
ist frei, rauh und zur Anheftung von Bandern bestimmt.
An dem Rollbeine ist die Gelcnkrolle breit, und die innere
Gclenkerhabenheit artieulirt (wie bei dem Schweine) mit dem kleinen
Unterschenkelbeine. Unten bildet das Eollbein einen nach innen
stenenden, kopfahnlichen Fortsatz, der mit seiner untern, gewölbten
Gelenkflache nur auf dem grossen Kahnbeine ruht.
Das Würfelbein hat dieselbe Höhe, wie die beiden auf einander
liegenden Kahnbeine. Die obère Gelenkflâche artieulirt mit dem
Fersenbeine, die untere mit dem ersten und zweiten aussern Hinter-
Mittelfussknochen, die imiere mit dem grossen und kleinen Kahnbeine;
die vordere Flache ist etwas ausgehöhlt undglatt, die aussere und
hintere sind mit Rauhigkeiten versehen, und alle drei frei.
Das grosse Kalinbein ist durch die obère, ausgehöhlte Gelenk-
fliiche mit dem Rollbeine, durch die untere mit drei Gelenkflâchen
versehene, mit dem kleinen Kahnbeine, dem kleinen und grossen
keilförmigen Beine, und durch die aussere mit dem Wiirfelbeine
verblinden.
Das kleine Kalinbein liegt an der vordern Flâche des Sprung-
gelenkes, und ist mehr hoch als breit; seine vordere Flache ist langlich
viereckig und glatt, seine obère Flache verbindet sich mit dem grossen
Kahnbeine, seine untere mit den drei Hinter-Mittelfussknochen, von
aussen gezahlt, und seine âussere mit dem Wiirfelbeine.
Das kleine keilförmige Bein ist viel kleiner, als das vorige, liegt
aber mit diesem in gleicher Höhe; es verbindet sich nach oben
mit dem grossen Kahnbeine, nach unten mit dem innern Hinter-
Mittelfussknochen, nach aussen mit dem kleinen Kahnbeine und nach
innen mit dem grossen keilförmigen Beine.
Das grosse keilförmige Bein liegt innen und hinten in der
untern Reihe ; es ist ein langlicher Knochen, der sich nach oben
mit dem grossen Kahnbeine, nach unten mit dem Griffelbeine und
nach aussen mit dem innern Hinter - Mittelfussknochen und dem
kleinen keilförmigen Beine verbindet.
Obgleich die noch zu beschreibenden Knochen des Hinterfusses
im Allgemeinen sich ganz so verhalten, wie die am Vorderfuss, so
finden doch folgende Abweichungen statt:
Das Schienbein zeigt an seinem obern Ende drei Gelenkflâchen,
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12Ô
vón dellen die mittlere grossere für das kleine Kahnbein, die ausserê
für einen Theil des Würfelbeines, und die innere kleinste für einen
Tlieil des Pyramidenbeinês bestimmt ist. Der Körper ist verhaltniss-
miissig langer, schmaler, mehr rund und am aussern Rande mit einer
der Lange nach verlaufenden, seichten Gefassrinne versehen, in
wclcher die grosse Schiehbeinarterie verlauft.
Die-Grif f elb ei ne sind ebenfalls langer und starker; das ausserc,
besonders der Kopf desselben, ist viel dicker als das inncre.
Die Gleichbeine sind langer und überhaupt etwas grösser.
Das Pesselbein ist gewöhnlich, obwohl wenig, schmaler und
langer.
Das Gleiche gilt auch von dem Kronbeine.
Das Hu f bein ist etwas kleiner, die Wandflache nicht so schriig,
sondcrn mehr steil, besonders nach innen, die Sohlcnflache mehr
ausgchöhlt, und der Knochen an der Zehe mehr spitzig, welchc
Form sich auch dem Hornschuh mittheilt.
Auch das Strahlbein zeigt einen Unterschied, indem es etwas
kürzer und schmaler ist.
Bei den Wiederkauern ist das Schienbein, wie bei dem
Pferde, langer, schmaler und der Körper beinahe viereckig. An dem
obem Ende ist nach innen noch eine kleine Gelenkabtheilung für das
runde Bein, und statt des Ausschnittes ist hinten ein kurzer Kanal,
und nach aussen nebenc diesem eine kleine Gelenkflache, welche mit
einem kiemen glatten Sesambeine articulirt. An der vordern
Flache des Kórpers ist die Rinne tiefer und das obère Loch fehlt;
die beiden untem Lö'cher stehen durch einen quer gehenden Kanal
mit eiuander in Verbindung.
Griffelbei ne fehlen den Wiederkauern, dagegen haben sie das
eben erwahnte Sesambein oben und hinten am Schienbeine.
Auch bei dem Schweine sind sowohl die wahren, als auch die
falschen Schienbeine langer. Die falschen Schienbeine ragen etwas
über das obère Ende der wahren Schienbeine hervor. An den obera
Enden der beiden wahren und dem aussern falschen Schienbeine be-
finden sich an jcdem ein stark nach hinten und oben gekriimiriter
Fortsatz, von denen der an dem innern wahren, nach hinten eine
kleine Gelenkflache für das dreieckig gestaltete Sesambein besitzt.
Der H und und die Katze haben nur vier ganz ausgebildete
Hinter-Mittelfussknochen, die ebenfalls verhaltnissmassig langer, als
die an den vordern Gliedmassen sind. Der aussere und innere Hinter-
Mittelfussknochen stellen mit ihren obera Enden, besonders bei der
Katze, merklicb höher, als die zwei mittlern.
An dem obern Ende des innern Hinter-Mittelfussknochen (Schien-
beines) liegt ein kleines Griffelbein, als Rudiment eines fünftcn
Hinter-Mittelfussknochen. Dieser kleine Knochen a/ticulirt nach oben
mit dem grossen keilförmigen Beine, und ist überdiess durch Band-
fasern mit dem innern Schienbeine verbunden.
Vordere untere Gleichbeine sind es vier, und hintere untere
Gleichbeine acht an der Zabi
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121
Nicht selten kommt bei Hunden von grösserer Race am hin-
tern Fuss noch eiue Afterzehe vor, welche dieselben Knochen ent-
halt, aus denen am Vorderfuss die innere Zehe zusammengesetzt ist;
jedoch sind diese, wie alle rudimentartigen Gebilde, kleiner.
Bei den WiederkSuern und dem Schweine findet sich
ausser den etwas langera Fessel- und Kronbeinen nichts Abweichendes
von denen des vordern Fusses vor.
Auch die Klauenbeine zeigen keino Verschiedenheit.
Der H und und die Katze haben vier erste, vier zweite und vier
dritte Zehenglieder. Wie am Vorderfuss fehlen auch hier die Strahlbeine.
IV. ünodjcn1 meld} e ui rijt mit hnt SktWtte
in icrbtnirunfl ft cl) en.
1) Das Schlüsselbein.     (Os claviniiare s. Clavicula.)
Fig- 41.
                                                                     Fig. 42.
Das Schlüsselbein vom Hiuid                          Das Schlüsselbein von der Katze
(um '»2 mal vergrössert).                                           (natiirliche Grosse).
Das Schlüsselbein ist ein kleiner Knochen, welcher bei dem
H un de und der Katze vorkommt, und 1'rei, also ohne sich mit
andern Knochen zu verbinden, an jedem Vorderfuss zwischen dem
gemeinschaftlichen Muskel des Armes, Halses und Kopfes und dem
Brustbein-Scluiltermuskel liegt. Bei dem Hunde ist das Schlüsselbein
klein, breit, glatt und beinahe dreieckig, bei der Katze dagegen
stellt es einen langlich schmalen, rundlichen und gekriimmten Knochen
dar. Es sind eigentlich nur Rudimcnte der bei dem Menschen und
den Nagethieren ausgebildet vorkommenden Schliisselbeine, bei welchen
sie die Schulterblatter mit dem Brustbeine verbinden.
2) Die Ilerzknochen. (Ossa cordis.)
Fig. 43.
Rechter Ilerzknochen yoqi Kindo
(natiirliche. Grosse).
Die II erzknochen werden in
einen rechten gròssern und einen
linken kleinern abgetheilt; beide lie-
gen ('rei in der Scheidewand der Herz-
vorkammern, und zwar ganz in der
Nâhe an der Scheidewand der Herz-
kammern. Der r e c h t e H e r z k n o c h e n
liegt mehr nach hinten und liisst dr ei
Winkel, zwei F lach en und dr ei
Rand er unterschciden. Der vor der e
W i n k e I ist starker und langer als die
beiden hintern Wink el. Die rechte
Flache ist ein wenig gewölbt, die
linke etwas ausgehöhlt. Der obère
16
a- Der vordpre Winkel.
M). Die hintern Winkel.
c_ Der obère Rund.
d.   Der liniere Rand-
e.   Der hintcre Rand.
f.   Die reehle piacile.
L e y h, Anatomie.
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122
und untore Rand begrenzt die Pluchen nach oben und unten,
der hint er e nach hinten; alle drei sind etwas ausgeschweift. Dei-
linke II e r z k n o e h e n ist viel kleiner, als der rechte, er lasst
ebenfalls drei Winkel, zwei Flachen und drei Riinder unter-
scheiden. Die Winkel sind zwei vorder e und ein hinterer,
die Flachen cine obère und einc untore, und die Riinder ein
hinterer, ein rechter und ein linke r.
Bei dem Pferde und dem S eh wei ne kommt an dersclben
Stelle ein Herzknorpel vor, dor nur bei iiltcm Thieren manchmal
und dami nur theilweise verknöchert angetroffen wird.
3) Der Ruthenknoclien
Fig. U.
Der Ruthenknochon vom llunde
(dio Hâlfte von der natürlichen Grosse
von einem Hun de grösserer Race).
(Os penis.)
Der R u t h e n k n o c h e n ist
n ungepaarter Knochen, wclchcv
e knöcherne Grondlage des
mannlichen Gliedcs des Hu n des
und der K a t z e ausmacht. Er
ist bei dem llunde, je nach
der Grosse diesor Thiergattung,
a a. Die Rinne an den] miteni Rande.
b- Das vorderc Knde.
e. Das hinterc Ende.
oft mehrere Zoll lang ; bei der
K a t z e ist er klein und einem
verschobenen Viereck ahnlich. Er liisst ein vor der es Ende, das
Mittelstiick und ein hinteres Ende unterscheiden.
Das vor der e Ende goht in cine stumpfe Spitzo ans, welche
mit einem kleinen spitzigen Knorpcl versehen ist und von dem
schwammigen Körper der Eichcl umfasst wird. Das Mittelstiick
zeigt cine rechte und linke Seitenflache, cinon obern scharfen und
einen untern, mit einer Rinne verschonen Rand, in welcher das
Ruthenstück der Harnröhre gclagcrt ist. Das h intere Ende ist
dick, rauh und mit dem Zellkörper dor Uu the verbunden.
',
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fanÌJCrkljrf. {Syndesmologia.)
Bei Beschreibung dieser Gebilde werden nur solche in Betracht
gezogen, die entweder aus glanzend weissen oder gelblich elastisehen
Pasern bestellen, und dazu bestimmt sind, die festharten Tbeile
(Knorpel und Knochcn) mit einander zu verbinden, oder andere
Gebilde, wie die Sehnen *, in ihrer Lage zu sichern. Die Knochen-
verbindung durcli Bander ist entwcder bcweglich oder unbeweglich
(siche Seite 38); den unbeweglichen Knochenverbindungen fehlen immer
die Synovialkapseln. Die Bander werden in Kapselbander, deren
nlihere Beschreibung in der allgemeinen Anatomie: Hautgewebe (Seite 8)
angegeben ist, und in Hülfsbander unterSchieden, wclch' letztere
nach ihrer Lage als hintere, innere, âussere, sc-hiefe, quere
Seitenbiinder etc., nach ihrer Gestalt als runde, lange etc.
Blinder bezeichnet werden. Verbindet ein Band nur zwei Knocheii
mit einander, so wird diess ein b e s o n d e r c s Band genannt, zum
Unterschiede der gemeinschaftli chen Bander, wclche mehrere
Knochen mit einander verbinden; solche Bander befinden sich beson-
ders an der Wirbelsiiule, dem Vorderknie- und dem Sprunggelcnkc.
Snmmitrifdjt lebtrfidjt îter pit&cr, uitldje Ut Jùiodjen bei km flftrie
mit tiitnnkr titrMitkn.
I. Bander am Kop f e.
A.   Biindor dos II in torki ef or- 3. Das Kapselband der mittlorn und uu-
gele nkes.                                   torn Aeste. Fig. 46. c.
1.   Das Kapselband.                                     4: Di\s Kapselband der untern Aoste und
2.   Das lussare Seitonband. Fig. 45. b.              des KürPers- Flg' 46' d'
lì. Das hintere Seitenband. Fig. 45. c.          _ ,,.. , _ „ , .„ , „„
8                      C. Bander dos Ko pigoleukes.
B.   Bander des Zungen bei nes. , „. ,. ,... ,
1. Die Kapselbander.
1.   Das Faserbaud. Fig. 4G. a.                    2. Das obère Band. Fig. 48. b.
2.  Das Kapselband der obern und initt- 3. Die Seitenbiinder. Fig. 48. a.
lem Aeste. Fig. 46. b.                       4. Das untore Band. Fig. 49. a.
II. Bander am Rumpfe.
A. Bander der Wirbelsaule.                       b. Besondero Bander,
a. Gemoiuschaftliche Biinder.                   Bander des Drehgelenkes :
1.  Das Nackenband. Fig. 47, und 51. e. 1. Das Kapselband.
2.  Das innere lange Band. Fig. 49. e. 2. Das Zwischenbogonband. Fig. 48. d.
3.  Das iiussero lange Band. Fig. 52. dd. 3. Das obère Band. Fig. 48. e.
* Dio Beschreibung dor Bunder der Sebnen, so wie der des KeMkopfes er-
i'olgt bei niilierer Betrachtung der betreffenden Organo.
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124
6.   Das innere hintere Band des Rippen-
kopfes. Fig. 52. b.
7.   Das runde Band des Rippenkopfes.
Fig. 53. a. und 54. b.
8.   Das Faserband der Rippen. Fig. 55. e.
9.   Das Kapselband der Rippenknorpel.
Fig. 55. f.
10.   Das strablige Band der Rippenknorpel.
Fig. 55. d.
11.   Das Brustbeinband. Fig. 55. e.
0.    Bander desKreuzbeines und
der B e c k e n k n o c h e n.
1.   Das obère Darmbein - Kreuzband.
Fig. 57. a.
2.   Das Kreuzbeinband. Fig 57. b.
3.   Das Seiten - Darmbein - Kreuzband.
Fig. 57. c.
4.   Das breite Beekenband. Fig. 57. d.
5.   Das untere Darmbein-Kreuzband.
Fig. 56. a.
6.   Das Kapselband des Kreuzbeines.
Fig. 56. c.
7.   Das Verstopfungsband. Fig. 56. e.
8.   Das Querband der Scham- und Sitz-
beine. Fig. 56. ff.
4.   Das antere Band. Fig. 50. a.
5.   Das iniiere Band. Fig. 49. b.
e. Bander der übrigen Wirbel.
1.   Die Kapselbander der schiefen Fort-
satze. Fig. 48. e.
2.   Die Kapselbander der Querfortsâtze.
Fig. 56. b.
3.   Die Faserknorpel. Fig. 49. d.
4.   Die Zwischenwirbelbànder. Fig. 50. b.
und 52. e.
5.   Die Zwischenbogenbiinder. Fig. 51. e.
13. Die Zwisehendornbander. Fig. 51. d.
7. Die Zwischenquerbànder. Fig. 56. a.
B. Bander der Rippen und des
Brustbeines.
1.   Das Kapselband des Rippenkopfes.
2.   Das Kapselband des Rippenböekers.
3.   Das aussere vordere Band des Rippen-
höckers. Fig. 51. a.
4.   Das aussere hintere Band des Rippen-
höckers. Fig. 51. b.
5.   Das innere vordere Band des Rippeu-
kopfes. Fig. 52. a.
III. Bander dor vordern Gliedmassen.
A. Bander des Armgelenkes.
1. Das Kapselband. Fig. 58. a,
B. Bander des Ellenbogengelenkes.
1.   Das Kapselband.
2.   Das aussere Seitenband. Fig. 59. a.
3.   Das innere Seitenband. Fig. 59. b.
0.    Bander zwischen dem Vorarm-
und dem Ellenbogenbeine.
1.   Das aussere Querband. Fig. 59. e.
2.   Das innere Querband, Fig. 59. d.
3.   Das Zwischenknochenband.
D. Bander des Kniegel enkes.
a. Gemeinschaftliclie Bander.
1.  Das Kapselbaud.
2.  Das innere Seitenband. Fig. 60. a
3.  Das aussere Seitenband. Fig. 60. b.
4.   Das Kniebogenband. Fig. 61. a.
5.   Das hintere Band. Fig. 61. b b.
b. Besondere Bander,
1.  Das âussere obère Seitenband. Fig. 63. a.
2.   Das aussere untere Seitenband. F. 63. b.
3.  Das innere obère Soitenband. Fig. 62. a.
4.   Das iunere untere Seitenband. F. 62. b.
5.   Das hintere Band. Fig. 62. c.
6.  Die Zwischenbiinder der obern Reihe,
Fig. 60 c c.
7.   Die Zwischenbander der unteru Reihe.
Fig. 60. d d d.
8.  Das Kapselband des Hackenbeines.
9.   Das obère Band des Hackenbeines.
Fig. 63. c.
10.
Das mittlere Band des Hackenbeines.
Fig. 63. d.
1 I.
Das untere Baud des Hackenbeines.
Fig. 63. e.
E.
Bander zwischen dem Schien-
beine und den Griffelbeinen.
1. Die Zwischenknochenbânder. Fig. 62. d.
F. Bander des Fesselgeleukes.
1.   Das Kapselband.
2.   Das aussere Seitenband.
3.   Das innere Seitenband. Fig. 65. a.
G. Bander der Gleichbeiue.
1.   Das aussere Seitenband.
2.  Das innere Seitenband. Fig. 65. b.
3.   Das obero Band. Fig. 64. a.
4.   Das unterò Band. Fig. 64. b b b.
5.   Das Ringband. Fig. 64. e.
6.  Das Querband. Fig. 66. a.
7.   Das Kreuzband. Fig. 66. b.
H. Bander des Krongelf
i uk es.
1.   Das Kapselband.
2.   Das aussere Seitenband.
3.   Das innere Seitenband. Fig.
4.   Die hintern Blinder. Fig, 64.
65. e
d d.
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125
I. Blinder des llufgele nk es.
1.  Das Kapselband.
2.   Das iiussere Seitenband.
3.   Das iiinere Seitenband. Fig. 65. d.
4.   Das Fessel-Hufbeinband. Fig. 65. e.
K. Bander des S tra bib eines.
1.   Das iiussere Seitenband. Fig. 64. e.
2.  Das innere Seitenband. Fig. 64. e.
3.  Das uutere Band. Fig. 64. f.
IV. Bander der h intern Glie dm assen.
A. Bander des Hiiftgel enk os. E.
Bander des innern Zwischen-
gele nk kn orp els.
Das vordere Band. Fig. 70. c.
Das hintere Band.
Bandor zwisc.hen dem gross
1.  Das Kapselband.
2.  Das Erganzungsband. Fig. 67, a.
3.- Das rnndo Band. Fig. 67. b.
15. Bander des K n ie gel enk e s.
1.  Das  Kapselband.
2.   Das  iiussere Seitenband. Fig. 69. b.
3.  Das  innere Seitenband. Fig. 68. a.
4.  Das  vordere Kreuzband. Fig. 70. a
5.  Das  bintere Kreuzband. Fig. 69. c.
C. Bander der Kniescbeibe.
t.  Das iiussere Querband. Fig. 69. a.
2.  Das innere Querband. Fig. 68. b.
3.  Das iiussere gerade Band. Fig. 68. e.
4.  Das mittlere gerade Band. Fig. 68. d.
5.  Das innere gerade Baud. Fig 68. c.
D. Bander des iiu ss ern Z wi schen-
gelenkknorp els.
1.  Das vordere Baud. Fig. 70. e.
2.  Das hintere obère Band. Fig. 69. f.
3.  Das hintere untere Band. Fig 69. g.
uud kleinen Untersch enkelbeiu e.
1.  Das Kapselband.
2.  Das Zwischenknochenband. Fig. 69. h.
G. Bander des Spr unggol e n k es.
a. Gemeinschaftliehe Bander.
Das Kapselband.
Das iiussere Seitenband. Fig 72. a.
Das innere Seitenband. Fig 70. a.
Das vordere Baud. Fig. 72. b.
Das hintere Band. Fig. 71. b.
b. Besondere Bander.
1.  Das iiussere Seitenband. Fig. 73. a.
2.  Das innere Seitenband Fig. 74. b.
3.  DieZvnselienbander, Fig. 73. u. 74.bbb.
Die Bander des Schienbeines und der
Griffelbeine des I'essel-, Kron- und
Uufgelenkes, der Sesambeine und des
Strahlbeines verhalten sicb
am Vorderl'uss.
Irriti1) ct\
I.
êàtùrn am ûopft.
A. Bander des H in t er ki e f ergelenkes.
Fig. 45.
Bander des Hinterkiefergelenkes.
Die beiden Gelenkfortsatze
der Hinterkieferaste sind mittelst
zweier Z wischengelenkknorpel mit
den Schuppentlieilen der Schla-
fenbeine zu unvollkommenen
Wechselgelenken verbunden. Der
Zwischengelenkknorpel
(Fig. 45. a.) gehort zu den Faser-
knorpeln, er hat eine langliche
Gestalt, und zeigt eine obère
und untere ausgehöhlte Gelenk-
fliiche, welche durch einen breiten
hervorstehenden Rand von ein-
ander getrennt sind.
1) Das Kapselband (Zi-
gamentum capsulare) geht von
a- Der Zwischengelenhknorpel.
b- Das àtissere Seitenband. •
c. Das bintere Danti-
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126
dcm Gelenkrande an dcm Schuppentheilc des Schliifenbeincs an den
Rand des Zwischengclenkknorpels nacli untcn bis an dcn Gelcnkrand
am Gclenkfortsatz des Hinterkiefcrastes. Die iiusserc Schichto des
Kapselbandes ist cinl'ach, die innere dagegen bildet durch den Zwi-
scbengelenkknorpel zwei geschlossene Sitcke, von denen der eine die
obère, der andere die untore Gelenkhöhle cinschliesst.
2)  Das âussere Seitenband (Lig. lateraleextemurn) (Fig. 45. b.)
liegt aussen am Hinterkiefergelcnk, es bestcht aus weissgliinzenden
Fasern, und nimmt seinen Anfang iiber dem Gclenkfortsatz an der
âussern Flache des Jochfortsatzes am Schliifcnbeine, ist mit dom Kap-
sclbande und durch dièses mit dem Zwischengelenkknorpcl verblinden,
und endigt aussen unter dem Gelenkfortsatze des Hinterkiefcrastes.
3)   Das h intere Band (Lig. posticum) (Fig. 45. c.) liât seine
Lage hinten am Hinterkiefergelenke, ist gelbfaserig, mehr elastisch
und nicht so stark, als das âussere. Dièses Band entsteht an der
Rauhigkeit iiber dem Zitzcnfortsatz des Schliifenbeines, und endigt
hinten unter dem Gclenkfortsatz des Hinterkiefcrastes. Es komnit
nur bei dem Pfcrde und den Wiederkâuern vor.
B. Bander des Zungenbeines.
Zungenbeines stehen nach oben und
hinten durch Faserknorpel mit
Die grossen Aoste
Fig. 46.
des
Bunder des Zungenbeines.
den Zungenbeinfortsâtzen der
Schlâfonbeine in Verbindung,
die Aeste dagegen unter sich
und mit dem Körper durch
dr ei Paar K âpselbandor.
1)   Das obère P a a r
(Fig. 4G. b.) verbindet die
obern Aestc mit den mittlern.
2)  Das mittlerc Paar
(Fig. 4G. c.) verbindet die
mittlern kleinen Aeste mit den
miteni. In dem Falie, wo die
a.    Steil»;, wo der grosse Zongcnbcinast sich dorch Faserlmorpel
mit den Sclilarerib-ein.cn verbindet-
b.    Kapselband des obern unii mittlern Astes.
c.    Kapsclband des mittlern oud unterò Astes.
d.    Kapselband des unterà Astes nnd des Körpers.
mittlern Aeste mit den obern
zu eincm Knochen vcrschmol-
zen sind, fehlen auch die
Kapselbander.
3) Das untore Paar (Fig. 40. d.) ist nach aussen ctwas stürkcr,
und verbindet die untern Aeste mit dem Körper des Zungenbeines.
C. Bunder des Kop f gelenk es.
Das Kopfgelenk ist ein vollkommenes "Wechsclgelenk, und wird
von dem Oberhauptsbeine und dcm erstcn Halswirbel gebildct.
1) Von den Kapselband e m (Lig. articularia capitis) heftet sich
jcdes im Umkrcise der Knopffortsiitze des Oberhauptsbcines an, und
gcht an den der Gclenkgmbe ain vordern Endc des eisten Halswirbels.
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127
2)   Die S e i t e n b a n d e r {Lig. lateraUa Atlanlis) (Fig. 48. a.)
bestellen aus weiss glanzenden Fasern, wclchc von dem hintern
Rande der Griffclfortsatzc des Obcrliauptsbeines an den vordern Rand
der Qucrfortsiitze des erstcn Halswirbels gelien.
3)   Das obère odor h int er e Band {Lig. obturatorium poste-
rius cervicis
d. M.) (Fig. 48. b.) liegt oben auf dem Kopfgelcnk, und
fiillt don obern Raum zwischen dem Oberhauptsbeine und dem ersten
Halswirbel ans. Seine Fasejn kreuzen sich und stelien mit den
Kapselbündern in Verbindung.
4)   Das unterò oder vorderc Band {Lig. óbtu/rator. anterius
cervicis
d. M.) (Fig. 49. a.) liegt dem obern Bande gcgcniiber, ist nicht so
breit als dièses, und fiillt den untern Raum zwischen dem Oberhaupts-
beinc und dem ersten Halswirbel aus; es verbindet sich ebenfalls mit den
Kapselbündern.
n. Mribix am ttutnpfe.
A. Bander der AVirbelsiiule.
Die Bander der Wirbelsaule sind theils gemeinschaftliche, theils
besondere; die Bewegung zweier Wirbel an cinander ist mit Ausnahme
des Drehgclcnkes nur eine geringe, aber nach allen Richtungen möglich.
Die Bewegung an den Lendcnwirbeln ist wegen dem zapfeniormigen
Incinandergreifcn ihrer Querfortsâtze, und die der Riickenwirbel wegen
der Verbindung mit den Rippen weniger stark, als an den ITalswirbeln.
Fig. 47. Das Nackeiiband.
a Die rundlichen Strânge.
h. Die breile Pialle.
ecce. Besondere Porlioneii als ZwisehciiHammbander.
dddd. Die durcii Zellgewebe und eiiiüclnen elastischen Posera ansgeftilllen Iràume
e. OcITnuug iiher dem Dornforlsatz des ersten und zweitell Halswirbels.
r Fortsclzung des Nnckenbandes.
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a) Gemeitischaftliohe Bander.
1)   Das Nackenband (Lig.nuchae) (Fig. 47. und 51. e.) besteht
aus einem gelbfaserigen, sehr elastischen Gewebe, das sich von dem
Oberhauptsbeine bis zu dem Kreuzbeine erstreckt, und somit das
grosste im thierischen Körper ist.
Das Nackenband entspringt mit zwei durch Zellgewebe mit eiu-
ander verbundenen, anfangs rundlichen, spatcr mehr breiten S tran g en
am Nackenfortsatze des Obcrhauptsbeines, welclie frei iiber die Bogen
des ersten und zweiten Halswirbels gehcn, uni sich am drittcn Halswirbel
mit den breiten Platten, und am vierten Rflckenwirbel mit
dessen Dornfortsatze zu verbinden, von wo es auf den Dornfortsatzen
der iibrigen Riicken- und Lendenwirbcl nach hinten sich fortsetzt.
Am Halse verbinden sich die Strânge mit zwei aus deniselben
Gewebe bestenenden Platten, die breiten Bander genannt, welclie
in der Mitte des Halses nach vorn und unten gehen, und sich mit
starken zahnartigen Verlangerungen an den Kammfortsiitzen des zwreiten
bis siebenten Halswirbels befestigen ; die zwei letzten Zâlme sind nur
schwach. Beide Platten sind durch lockeres Zellgewebe mit einander
verbunden, und bilden die Scheidewaud zwischen den auf der rechten
und den auf der linken Seite oben am Halse liegenden Gebilden.
Die Raume zwischen den zahnartigen Verlangerungen werden durch
Zellgewebe und einzelnen, sich kreuzenden, elastischen Fasern aus-
gefiillt. Vom zweiten bis siebenten Halswirbel sind die Bogen durch
besondere Portionen der breiten Platten, die vom Kamm des einen
Wirbels zu dem des andern gehen, mit einander verbunden.
An den Riicken- und Lendcnwirbeln ist das Nackenband zu
beiden Seiten mit der Aponeurose des langen Rückenmuskels ver-
bunden. In der Gegend des Wiederristcs ist es sehr stark, breit und
in der Mitte mit einer Purché versehen; von hier nach hinten wird
es allmahlig schwacher, und statt des elastischen Gewebes zeigen sich
mehr weissglânzende Sehneiifasern.
Das Nackenband dient zur Verbindung der einzelnen Wirbel
unter.sich, zur Anheftùng von Muskeln, und unterstiitzt zugleich die
den Kopf und liais bewegenden Muskeln.
2)   Das un ter e lange Band (Lig. longitudinale anterius d. M.)
(Fig. 52. d d.) besteht aus weissglanzenden Fasern; es fangt auf der
untern Fliiche am Körper des siebenten Halswirbels an, und setzt sich
iiber sammtliche Riicken- und Lendenwirbcl, des Kreuzbeines bis zu dem
letzten Schweifwirbel fort. In der Gegend des fiinften Riickenwirbels
ist es ziemlich schwach, und nimmt nach hinten in der Art an Stiirke
zu, dass es an den vier ersten Lendcnwirbeln am schmalsten, aber
auch am starksten ist; auf der untern Flache des Kreuzbeines geht
es zu beiden Seiten in die breiten Beckenbander iiber, und vermischt
sich in seinem ganzen Verlaufe mit den Zwischenwirbelbandern.
3)   Das obère lange Band (Lig. longitudinaleposterius d. M.)
(Fig. 49. c.) liegt im Wirbelkanale auf der obern Flache der Wir-
belkörper, und erstrectt sich von dem zweiten Halswirbel bis zu
dem Kreuzbeine. Die Fasern dièses Bandes vermischen sich mit
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den Fascrknorpeln, welche zur Verbindung zweior WirbelkÖrper
dienen; an dieser Stelle ist es aucli starker, als in dor Mitte des
Wirbelkörpers.
Bei dem Rinde tbeilt sich das Nackcnband am Dornfortsatze
des ersten Rückenwirbels in drei Aeste, von den en der mittlere wie
beim Pferde verlauft, die seitlichen aber gehen an den Seiteniiachen
der Dornfortsatze bis zum zehnten Riickenwirbel, wo sie sich wieder
mit dem mittlern Aste vcreinigen.
Bei dem Sc ba f und der Ziege kommt an dem Halse nur cin
Strang vor.
Bei dem Schweine fangt das Nackenband hinten am Kamm
des zweiten Halswirbels an, und geht nur bis zu den letzten Rückcn-
wirbeln. Am Halso fiillt es die Riiume der Dornfortsatze aus, und
bildet hier wirkliche Zwischendornbander.
Auch bei den Fleischfrc ss ern geht das Nackenband nur
von dein zweiten Halswirbel bis zu den letzten Rückenwirbeln ; die
breken Bander am Halse fehlen.
b) H esondare Bander.
Bander des Drehgelonkes.
Der erste und zwcite Halswirbel verbinden sich zu dem Dreh1-
gelenke, und es ist diess das einzige Gelenk dieser Art, was im
thierischen Körper vorkommt.
1) Das Kapselband geht von dem Gelenkrande der Gelenk-
höhlen des ersten Halswirbels an den Gelenkrand der schiefen Fort-
siitze und an den des Zalmfortsatzes des zweiten Halswirbels. Bei dem
Schweine und den Fleischfrc s s ern ist diescs Band doppelt.
Flg 4fj.                                      2) Das Zwischen-
Bander des Kopfgelenkes und der nbrigen Halswirbel. bogenband (Lig. inter-
crurale) (Fig. 48. d.) ist
durch Zellgewebe mit dem
Kapselbande verbunden;
es geht von dem hintern
Rande des Bogens vom
Atlas an den vordernRand
der Achse, und schliesst
so die ziemlich grosse
Oeffnung, welche beide
Wirbel zwischen ihren
Bogen lassen.
3) Das obère oder
Das Seitenband dis Kopfgelenkcs.
Das obère Band des Kopfgelenkes.
Das obère Band des Drehgelenkes.
Das Zwischr/nbogenband des Drehgelenkes.
Das Kapselband der sehiefen Fortsatzc.
nimmt seinen Anfang an der
Zwisc bendo rnband
(Lig. interspinosum At-
lantis et Epistrophci) (Fig.
Rauhigkeit auf dem Bogen des
48. c.)
Theil des Kammes der
welche dem elastischen
17
ersten Halswirbels und geht an den vordern
Achse ; es besteht aus zwei kleinen Strangen
Gewebe angehören.
L e y h , Anatomie.
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4)  Das unte re Band
des Zahnfortsatzes
(Lig. processus odontoidei
inferius)
(Fig. 50. a.) geht
von der miteni Flâche des
Körpcrs vom Atlas nach
binten und unten, um sich
in dem Aussclinitt zwi-
schen den scbiefen Fort-
siitzen ara Grimde des
Zahnfortsatzes zu befe-
stigen. Dièses Band ist
zwcischenkelig , ziemlicb
starle, und feblt dem
S c h w e i n e.
5)  Das obère Band
des Zahnfortsatzes
oder das A u f h a n g c-
b a n d (Lig. suspensorium
processus odontoidei)
(Fig.
49. b.) hat seine Lage ini
Wirbelkanal, es ist ziem-
lich breit, aber kurz, und
geht von der obern Flache
des Körpers vom Trager
an die obère vertiefte
Flache des Zahnfortsatzes
der Achse.
eis chfressern ist der
;ciner Lage crhaltcn.
Fig. i9.
Bander dos Kopfgelenkes und der übrigen Halswirbe]
(Rückenmarkskanal von oben geöffnet).
a     Das liniere liant! des Kopfgelenkes.
li-    Das obère lîand des Zahnfortsatzes.
e.    AnTang des obern langen Bande's der Wiibelsanle.
d    GelenkliSIlle des zneilcn Halswirbels mil Faserhnorpcl.
Fig. 50.
Bander aes Drohgelenkes und der übrigen Ilalswirbel
(die drei ersten Ilalswirbel von unten' gesehen).
a. Das antere Band des Zalmfortsalzes
1). Das Zwischenwirbelband.
Bei dom Schweinc und den F1
Zahnfortsatz noch durch ein Querband in s
c) Bander der übrigen Wirbel.
1)   Die Kapselbander der scbiefen Fortsiitze (Lig.
articularia processuum obliquorum)
(Fig. 48. e.) verbinden die hintern
scbiefen Fortsatze des einen Wirbels mit den vordern des nachfol-
genden, deren Golenkilachen sie begrenzen.
2)  Die Kapselbander der Querfortsatze (Lig. articularia
processuum transversarium)
(Fig. 57. b.) kommen nur bei den Ein-
liufcrn zwischen den Qucrfortsatzen des fünften und sechsten, und
manchmal auch zwischen denen des vierten und fünften Lendenwirbels
vor, an deren Gelenkriinder sie sich befestigen.
3)  Der Faserknorpel (Cartilago interverlebralis) (Fig. 49. d.)
verbindet die Gelenkgrube des einen Wirbels mit dem Gelenkkopfe
des andern so mit einander, class die nur massige Bewegung zwischen
zwei Wirbeln nach allen Richtungen müglicli ist.
4)   Die Zwischenwirbelbander (Lig. intervertebralia)
(Fig. 50. b. und 52. c.) sind kurze, sich kreuzende, weissglanzende
Fasern, welche nach oben mit den Faserknorpeln und nach unten
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mit dem untern langen Bande oder mit Muskeln verbundcn sind;
sie geheu von dem ranlien Gelenkrande des Körpers von einera
Wirbel zum andern.
5) Die Zwischenbogenbander (Lig. Intercruralia) (Fig. 51. c.)
scliliessen die obera Oeffnungen des Wirbelkanals, welclic von zwei
Wirbeln gebildet werden, und gehen von dem hintern Rande eines
Wii'belbogens an den vordern des nachfolgenden.
G) Die Z w i s c h e n d o r n b a n d e r (Lig. ihterspinalia) (Fig. 51. d.)
fiillen die Raume zwischen den Dornfortsatzcn aus, indem die Fasern von
dem hintern Rande des eincn Dornfortsatzes an den vordern des nach-
folgenden gehen. Sie fehlen dem Schweine und den Fleischfressern.
7) Die Z w i s c h c n q u e r b à' n d e r (Lig. intertransversaria)
(Fig. 57. a.) fangen an dem hintern Rande des eincn Querfortsatzes
an, und gehen zu dem vordern Rande des nachfolgenden Wirbels;
sie sind an den Lendenwirbeln am stârksten.
B. Bander der Rippen und des Brustbeines.
Die Rippen bilden mit den Riickenwirbeln und die Rippen-
knorpeln mit dem Brustbeine vollkommene Wechselgelenke ; ebenso
geschieht die Bewegung der Rippen an den Rippenknorpeln nach Art
eines vollkommenen Wechselgelenkes.
1)   Das Kapselband des Rippenkopfes (Lig. capsulare
capituli costae)
befestigt sich im Umkrcise des iiberknorpelten Gelenk-
kopfes und an dem der entspreclienden Gelcnkgrube, die von zwei
AYirbeln gebildet wird.
2)   Das Kapselband des Rippenhöckers (Lig. capsulare
luberculi costae)
geht von dem Gelenkrande desselben an den am
Fig. ôl.
Baader dor Rückonwirbel und der Rippen.
Querfortsatz des Riickenwirbels
sich befindlichen.
An der letzten Rippe ist ge-
wöhnlich die Gelenkflache des
Rippenkopfes mit der des Rippen-
höckers , ebenso die Gelenkhôhle
mit der Gelenkflache des Querfort-
satzes der Wirbel mit einander
verschmolzen, desshalb auch fur
den Rippenkopf und den Rippen-
hocker nur ein Kapselband vor-
handen ist.
3) Das au s s er e vorder e
a.   Jbas ütisserc vordere Band des Rippenhöckers
1).   Das âiissere hintere Band des Rippeuhöcbers.
c lias Zwischenbogenband.
d.'   Das Zwischendornband.
e. Ein Theil des Nackcnbandes-
Band des Rippenhöckers
(Lig. colli costae externuni) (Fig.
51. a.) nimmt seinen Anfang vorn
an dem Bogen des hintern Wirbels
und endet unter dein Gelenkrande des Rippenhöckers.
4) Das au ss ere hint er e Band des Rippenhöckers
(Lig. Iransversarium externuni) (Fig. 51. b.) liegt wie das vorige
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Fig. 52.
Bander dor Rückenwirbel und der Kippen
(von tinten gesehen).
ausson; es ontspringt hinten
am Grande des Querfortsatzes
des Wirbels, geht iiber das
Gelenk hinweg, und-befestigt
sich am hintern Rande der
Rippe unter dein Rippen-
liöcker.
5)  Das innere vordere
Band des Rippenkopfes
(Lig. colli costae internum)
(Fig. 52. a.) entsteht unter
der Gelenkgrube am Wirbel-
körper des vordern Wirbels
und endigt an dem vordern
Rande der Rippe unter dem
Rippenkopfe.
6)   Das i n n e r e h i n t e r e
Band des Rippenkopfes
(Lig. transversarium inter-
num)
(Fig. 52. b.) liegt hintcr
dem vorigen, es ist kurz, breit,
entsteht am Körper des hin-
tern Wirbels unter der Gelenk-
grube, und endigt an dem
hintern Rande und der innern
Flache an dem Rippenhöcker.
a- Das iinierc vurdere Band des Bippeiikopfes.
b.    Das inneie hintere Baud des Rippenkopfes-
c.    Das Zwisehenwirbelbaud-
dd: Eia Tbeil des uiilern tangen Bandes-
Fig. 53.
Bander der Eippen.
a. Das runde Band in seiner Lage-
b b- Die Aesle desselben.
(Der Wirbelkanal ist geöffnel.)
Fig. 54.
Das runde Band aussevbalb seiner La:re.
Fig. 55.
Bander der Kippenknorpel und des Brustbeinos.
d.     Das strahlige Band der liippenknorpel.
e.     Das Faserband.
f.     Das gcullhele Kapselband-
Der Sehnitbelknorpel.
Der Schaufclknorpcl.
Das obère Bruslbeinband
7) Das runde Band (Lig. teres) (Fig. 53. und 54.) nimmt
seinen Aufang in der Bandgrube des Rippenkopfes, geht dann in die
Gelenkgrube zwischen beiden Wirbelkörpern in den Riickenmarkskanal,
wo es sich in zwei Aeste theilt; der kürzere Ast bcfestigt sich au
der obern Flache des vordern Wirbclkörpers, der langere Ast dagegen
geht in der Rinne zwischen beiden Wirbelkörpern auf dem Faser-
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knorpel quei' durcli den Wirbelkanal, und ununterbroeheri in den
langen Ast des runden Bandes der gegenüberliegenden Rippe über, so
dass beide Rippcn ein gemeinscliaftliches Band zu haben schcinen.
8)   Das F as er band der Rippen (Fig. 55. e.) verbindet
die untern rauhen Enden der Rippen mit den obern rauhen Enden
der Rippenknorpel ; seine Fasern vermischen sich innig mit der
Knochen- und Knorpelhaut. Bei den Wiederkauern sind die
untern Enden der zweiten bis neunten Rippe, und bei dem Scliweine
die der zwciten bis fiinften Rippe mit Gelenkflachen versehen, welche
ausser dem Faserband noch ein Kapselband zeigen.
9)    Das Kapselband der Rippen knor pel (Fig. 55. f.)
kommt nur an den acht ersten vor, es entspiïngt an dem Gelenkrande
der Golenkgrube des Brustbeines, und begrenzt den Gelenkrand am
untern Ende des Rippenknorpels. Das erste Rippenknorpelpaar bat,
da es eine gemeinschaftliche Gelenkfliiche am Brustbeine besitzt, ein
genieinschaftliches Kapselband. Dasselbe ist auch bei dem Scliweine
der Fall, bei dem sich die sieben ersten, und bei den Fleisch-
fressern die neun ersten Rippenpaare mittelst der Rippenknorpel
mit dem Brustbeine durch Kapselbandor verbinden.
10)   Das strahlige Band (Lig. radiatum) (Fig, 55. d.) ist
kurz, sehr stark, und besteht aus weissglanzenden Selinenfasern, welche
strahlenförmig an der obern Fliiche des Brustbeines anfangen, und
an der innern Fliiche des Rippenknorpels endigen.
11)   Das obero Brustbeinband (Lig. sterni proprium an-
terius)
(Fig. 55. c.) besteht aus weissglanzenden Fasern; es ontspringt
schmal und dick zwischeii den beiden ersten Rippenknorpeln auf der
obern Fliiche des Brustbeines, lauft nach hinten und theilt sich dann
in drei auseinanderstehende Aeste, die immer breiter, dunner werden,
und sich am Ende in dem Scliaufelknorpel verlieren. Die iibrigen
Hausthicre besitzen überdiess noch ein unteres Brustbeinband.
Bei den Wiederkauern und dem S c h w e i n e, wo das vordere
kleinere Stiick mit dem hintern grössern beweglich verblinden ist,
kommt an der Verbindungsstelle ausser dem Kapselband noch ein
Faserband vor. Die untern Enden der Rippenknorpel der falschen
Rippen stehen durch gelbe, sehr elastische Bandfasern mit einander
in Vcrbhidung.
C. Bander des Kreuzbeines und der Beckenknochen.
Die Beckenknochen unter sich und mit dem Kreuzbeine, so wie
dièses mit dem letzten Lendenwirbel, sind durch Bander mehr oder
weniger beweglich mit einander verbunden; nur an der Verbindung
des Kreuzbeines mit dem letzten Lendenwirbel geschieht die Bewegung
nach Art eines vollkommenen Wechselgelenkes.
1) Das obero Dar mbein-Kreuz band (Lig. iliosacrum breve
d. M.) (Fig. 5C. a.) ontspringt an dor Beule des innern Darmbeinwinkels,
geht nach hinten an die Dornfortsatze des Kreuzbeines und verbindet
sich mit dem gleichnamigen Bande der andern Seite zu einer Masse.
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lig, 56.
Bander des Kreuzbeines uud der Beckenknocheii.
2)   Das Kreuzbeinband (Lig. sacrum) (Fig. 56. b.) besteht
aus weissgliinzenden, starken Sehnenfasern, welche sich an den
Seitenflachen der Dornfortsiitze und den Seitenriindein des Kreuzbeines
befestigen. Bei jungen Thieren, wo die einzelnen Wirbel des Kreuzbeines
noch getrennt sind, scheint es zur Verbindung derselben beizutragen.
3)   Das S e i t e n - D a r m b e i n - K r e u z b a n d (Lig. iliosacrum
longum
d. M.) (Fig. 56. c.) ist breit, dreieckig, nimmt seinen Anfang
an dem hintern ausgeschweiften Rande des innern Darmbeinwinkels,
geht nach unten und hinten, und befestigt sich an dem Seitenrande
des Kreuzbeines.
4)    Das breite Beckenband (LJg. tuberoso - et spinoso-
sacrum
d. M.) (Fig. 56. d.) fangt auf der untern Fliiche des Kreuz-
beines als Fortsetzung des untern langen Bandes an, tritt zur Scite
der Beckenhbhle, befestigt sich hier an dem ersten Schweifwirbel,
an dem Seitenrande des Kreuzbeines und am obern Rande des hintern
Darmbeinwinkels, geht dann schief nach ab- und riickwàrts, um sich
an dem- iiussern Rande und der Beule des Gesiissbeincs zu befestigen.
In der Niihe des Darm- und Kreuzbeines zeigt es mehrere spaltformige
Oeffnungcn, welche zum Durchgange von Nerven und Gefiissen dienen;
eine almliche, aber grössere spaltförmige Oeflhung lâsst dièses Band
an dem aussern freien Gesiissbeinausschnitt, durch welche die gc-
meinschaftliche Sehne des Kreuzbein-Umdrehermuskels und innern
Verstopfungsmuskels geht. Dièses Band, welches bei dem Hun de und
der Kat ze schmitler ist, bildet die Seitcnwand der Beckenhöhle.
5)  Das untere Darmb e in-Kr eu zb and (Lig. laterale anticum
d. M.) (Fig. 57. d.) besteht aus kurzen, starken, weissglânzendeu Sehnen-
fasern, welche an den Rauhigkeiten der untern Fliiche des Darmbeines
anfangen, über den Faserknorpel, welcher das Kreuzbein mit dem
Darmbeine verbindet, hinweggehen, um sich an dem rauhen Rande
der Querfortsiitze des Kreuzbeines zu befestigen.
6)  Das Kapselband des Kreuzbeines (Lig. sacrolunïbale)
(Fig. 57. e.) ist ein starkes Band, welches die Gelenkflachen der
Qucrfortsatze des letzten Lendenwirbcls und des Kreuzbeines be-
grenzt. Bei den iibrigen Haussiiugethieren fehlcn die Gelenkflachen
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Fig.
au genannten Fortsatzen,
Bander der Lcndemvirbel, des Kreuzbeines und der
Beckenknoclien (von unteti gesehen).
und somit auch die Kap-
selbander.
7)  Das Verstopf-
ungsband (Lig. obtu-
ratorium)
(Fig. 57. e.)
ist eine dunne sehnige
Haut, welche an dem
innern Rande des ovalen
Loches sich befestigt und
dasselbe schliesst ; es
besitzt Oeffnungen zum
Durcligange der Nerven
und Gefasse. Oben ist
es von dem innern Ver-
stopfungsmuskel und
unten von dem aussern
Verstopfungsmuskel be-
deckt.
a. nas Zvviseïienquerband der Lendenvvirbcl.
ti. Das Kapselband der Qnerfortsatze des fünften und sechsten Lenden
wirbels.
c. Das Kapselband des Kreuzbeines.
d- Das antere Darmbein - Krenzband.
e. Das Verstonfnlljrsband.
ff. Das Querband der Scham- und Sitzbeine-
8)  Das Querband
d er S eh a m- und Sitz-
beine (Lig. transver-
sum)
ist ungepaart; es
besteht aus kurzen straf-
fen Fasern, welche quer von einem Scham- und Sitzbeine zum andern
gehen; seine Fasern vermischen sich mit dem Faserknorpel.
III. orinÏTfr îsîx votomi ©Itcìnttn^cn.
A. Bander des Arm gel enk e s.
Fig. 58.
Bander des Armgelonkes.
Die vordero Gliedmasse steht durcit
Muskeln mit dem Rumpfe in Verbindung,
und bildet cine jener beweglichen Knochen-
verbindungen oline Synovialkapseln. Das
Sclmlterblatt ist nach unten mit dem obem
Ende des Oberarmbeines durch ein freies
Gelenk verbunden.
1) Das Kap se lb and (Lig. cap sui are
humeri s. brachii)
(Fig. 58. a.) ist ziem-
lich locker, es befestigt sich an dent Ge-
lenkrande der Pfanne und im Umkreise des
Gelenkkopfes des Armbeines. Die festere
Verbindung dieser Knochen geschieht haupt-
sachlich durch Muskeln.
Das Kapselband.
. ___
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B. Bander des Ellenbogcngclenkes.
Das untere Ende des Armbeines bildet mit dem obero Ende des
Vorarm- und Ellenbogenbeines ein vollkommenes Wecliselgelenk.
Fig. 50.
Bandir dos Ellenliognngelenke:
uiid des Vorarm- und Ellen-
bogenbeiD.es.
1 ) Das Kapselband (Lig. cap-
sulare antibrachii)
befestigt sich an dem
Gclenkrande des Gelenkfortsatzes des Arm-
beines, der Gelenkgruben des Vorarmbeines
und der Gelenkflache des Ellenbogenbeines;
es schliesst also die Gelenkflaclien ge-
nannter drei Knochen ein. Von der/Band-
grube des Armbeines erhiilt es einpbedeu-
tende Verstiirkung.
2)   Das au s s e r e S e i t e n ba n cl (Lig.
laterale externum
d. M.) (Fig. 59. a.) ist
kurz und stark, nimmt seinen Ani'ang
in und iiber der aussern Bandgrube des
Armbeines, und endigt an dein aussern
Bandböcker des Vorarmbeines. Bei den
iibrigen Haustbieren ist das untere Ende
dièses Bandes in zwei Aeste gethcilt,
die sicli am Vorarm- und Ellenbogenbeine
inserirei!.
3)    Das innere Seitenband (Lig.
laterale internimi)
(Fig. 59. b.) ist schwii-
clier, aber liinger, als das vorige; es
cntstelit in und über der innern Band-
grube des Armbeines, und geht an den
innern Bandböcker des Vorarmbeines. Bei
den Wiederkaucrn und dem Schweine
ist es kürzer, als das aussere. Bei den
Fleischfresscrn verbindot sich das un-
tere Ende dièses Bandes, wie das aussere,
mit dem Vorarm - und Ellenbogenbeine.
a Das aussere Seitenband des EHenbogen-
gclenkes-
b. Das innere Seitenband des Ellcnbogen-
gelcnlics.
e. Das aussere Querband des Vorarm- und
Ellenbogenbeines.
d. Das innere Querband des Vorarm- und
Ellenbogenbeines.
C. Bander zwischen dem Vorarm- und Ellenbogenbeine.
Bei dem Pferde, den Wiederkaucrn und dem Schweine
findet zwischen diesen Knochen eine unbewegliche Verbindung statt,
bei den Fleischfressern dagegen eine bewegliche. Bei dem Pforde
ist das Ellenbogenbein mit dem Vorarmbeine im höhern Alter durch
Knochenmasso zu einem Knochen verschmolzcn.
1)   Das aussere Querband (Lig. transversum radü et ulnae
externum)
(Fig. 59. c.) besteht aus kurzen Bandfasern, welche quer
von dem aussern Bandhöcker des Vorarmbeines an den aussern Rand
des Körpers des Ellenbogenbeines gehen. An dem Bandhöcker ver-
mischt es sich mit den Fasern des aussern Seitenbandes.
2)   Das innere Querband (Lig. transversum radü et ulnae
internum)
(Fig. 59. d.) ist langer und breiter, als das vorige, liegt
___
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137
ebenfalls quer, und gcht von dem innern Bandhöcker und dem innern
Rande des Vorarmbeines an den innern Rand des Körpers des
Ellenbogcnbeines.
3) Das Z w i s e h e n k n o e li e n b a n d (Lig. interosseum d. M.)
bestelit aus kurzen Bandfasern, welchc die vordere rauhe Flache des
Körpers und die Spitzo des Ellenbogeubeines mit der hintern ent-
sprechenden, rauben Fliiche des Vorarmbeines verbinden. Bei altern
Pfcrden wird es duren Knochenmassc verdriingt. Bei dem Hunde und
der Katzc ist dicscs Band langer, weil die beiden Knochen mehr
entfemt von einander stehen ; die Querbander fehlen ihnen, dagegen
findet sich an dem obern Ende des Vorarm- und Ellenbogenbeines das
ringförmige Band vor, was diese beide Knochen beweglich verbindet.
D. Bander des Kniegclenkes.
Das Kniogelenk wird, wie in der Knocbenlelire schon ange-
gcbcn, bei dem Pierde und Schweine aus acbt, bei dem Rinde aus
scclis, und bei dem Hunde und der Katze aus sieben einzelnen kleinen
Knochen zusanmiengosetzt, welche in zwei Reihen übereinander ge-
lagcrt sind, von denen die obero Reihe mit den Knochen des Vor-
armes und mit der untern Roilio vollkommene Wcchselgelcnke, die
untore Reihe aber mit dem Schicnbeine und den beiden Griffelbeinen,
so wie die Knochen in jcder Reihe unter sich straffe Gelenke bilden.
Fig. 60.
                 Diese Knochen sind theils durch gemein-
GomeinscliaftKoiie uud beson- schaftlichc, theils durch besonderc Bander
doro Bander dos Kniegclenkes
mit einander verbunden.
a. Gom eins chaM'tliche Bander.
1) Das Kapselband (Lig. carpi
capsularc)
besteht, wie alle Kapselbànder,
aus cincr aussern und einer innern Mem-
bran ; die aussere Membran ist sohr stark,
und besteht aus mehroren iibereinanderlie-
genden Pascrschichten, welche auf der
vordern Flachc des Kniegelenkes eigene
Scheiden für die Strecksehnen des Unter-
fusses bilden; sic entspringt am ganzen
Umkreisc des Gelenkfortsatzes des Vorarm-
beines, befestigt sich sodami an den freien
rauhen Flachen der Knieknochen der obern
und untern Rcihe, und endigt an den
Gelenkrandern des Schicnbeines und der
beiden Griffelbeine. Die innere Membran
ist die Synovialhaut, welche drei geschlos-
sene Synovialsacke bildet, in welchen die
Gelenkschmiere eingcschlossen ist; der obère
geht von dem Gelenkfortsatze des Vorarm-
beines an die obern Gelenkiltichen der
Knochen der obern Reihe, mit Ausnahme
18
(•von vorn gesehen).
a,    Das inncre Seitenband.
b.    Das ausserc Seitenbani].
e. Die Zwischenbander der obern Reilic.
ddd. Die Zwischenbander der untern licibc-
1, e y h , Anatomie
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138
Fi'J- fi/'              einer kleinen Gelenkflâche, des Hackenbeines,
Gemeinschaftliçhe Bunder welene mit dem vieleckigen Beine ein eigenes
des Kniegelenkes (von
hinten gesehen).
Kapselband liât; der mittlere von den untern
Gelenkflachen der Knochen der obern Reihe an
die obern Gelenkflachen der Knochen der untern
Reihe, und endlich der untere Synovialsack von
den untern Gelenkflachen der Knochen der un-
tern Reihe an die Gelenkflachen des Schien-
beines und der Griffelbeine. Die obère und
mittlere Gelenkkapsel ist viel geraumiger als
die untere.
2)   Das a u s s e r e Seitenband [Lig.
carpi laterale externurn)
(Fig. GO. b.) entsteht
an dem aussern Bantlhóckcr des VorarmbeineSj
befestigt sich an dem vieleckigen und kegel-
förmigen Beine, und endigt an dem Kopf des
aussern Griffelbeines.
3)   Das inneve Seitenband {Lig. carpi
laterale,- internimi)
(Fig. 60. a.) ist breit, drei-
astig und starker als das vorige; es entspringt
an dem innern Bandhöcker des Vorarmbeines,
befestigt sich ani würfelförmigen, kahni'örmigen
und halbmondförmigcn Beine, und endigt atn
a. Das Kniebogenband.
bb. Das liinlerc Band-
Kopf des innern Griffelbeines und am Schicn-
beine.
4)   Das Kniebogenband (Lig. carpi volare commune d. M.)
(Fig. 61. a.) geht von dem hintern Ende des Hackenbeines an die
innere Seite des Kniegelenkes, wo es sich an den Knieknochen, dem
Schienbeine und dem innern Griffelbeine anheftet; es ist sehr stark
und schliesst die Beugesehnen des Unterfusses chi.
5)   Das h intere Band (Lig. carpi posterius) (Fig. 61. b b.)
bedeckt die hintere Flache des Kniegelenkes, ist mit dem Kapselband
verbunden, und reicht von dem untern Ende unti der hintern Flache
des Vorarmbeines bis zu dem Schienbeine, wo es mit dem obern
Gleichbeinband verwâchst; an tlieser Stelle gibt es einen Verstar-
kungsast an die Beugesehne des Hufbeinbeugers ab; nach aussen
bedeckt es die innere Flache des Hackenbeines, und geht an diesem
in das Kniebogenband über, nach innen ist es mit dem letztern und
mit dem innern Seitenband verbunden.
b) Bosondero Bander.
1)   Das au ss er e obère Seitenband (Lig. carpi laterale
externum superius)
(Fig. 63. a.) entspringt unter dem aussern Band-
höcker des Vorarmbeines, und endigt aussen an dem vieleckigen
Beine.
2)   Das au ss er e untere Seitenband (Lig. carpi laterale
externum inferius)
(Fig. 63. b.) ist zweiastig; der kiirzere Ast geht
von dem vieleckigen an das kegelförmige Bein, und der langere Ast
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139
Fig. 62.
Besoudere Bander dos Knie-
gelenkes (von innen und
hinten gesehen).
von dem vieleckigen Beine an den Kopf
des innern Griffelbeines; Diese und die zwei
folgenden Bander sind von den gemein-
schaftlichen Seitenbandern bedeekt und mit
denselben verwachsen.
3)    Das innerc obère S ei t en b an d
(Lig. carpi laterale internimi superbis) (Fig.
02. a.) entspringt unter dem innern Band-
höcker des Vorarmbeines, und endigt an
dem Würfelbeine.
4)   Das innere untere Seitenband
(Tdg. carpi laterale internimi inferius) (Pig.
02. b.) geht von dem Würfelbeine an das
balbmondförmige Bein und an den Kopf des
innern Griffelbeines.
5)   Das li int ere s cbief e Band (Lig.
carpi volare obliquimi)
(Pig. 02. c.) liegt
auf der hintern Flache des Kniegelenkes,
und ist von dem hintern gemeinschaftlichen
Bande bedeekt ; es geht schicf von dem
aussern Bandhöcker des Vorarmbeines nach
unten und innen an das Wiirfelbein.
6)   Das Kapselband des llacken-
beines (Lig. capsulare ossis hainati) ent-
springt im Umkreise der vordern gewölbten
Gelenkflache dièses Knoclicns, und geht an
den Gclenkrand der hintern Gelenkflache des
vieleckigen Beines.
7)   Das obère Band des Hacken-
b eines (Lig. volare ossis hamati et radii)
(Fig. 03. c.) liegt wie die zwei folgenden an
der aussern Seite des Kniegelenkes; es ent-
springt unter dem aussern Bandhöcker des
Vorarmbeines, und endigt an dem obern
Rande des llackenbeines.
8)   Das m i 111 e r e Band des Hacken-
b e i n e s (Lig. volare ossis hamati et mul-
languli)
(Fig. G3. d.) ist breit, und geht von
der aussern Flache am vordern Ende des
llackenbeines an das vielcckige Bein.
9)   Das untere Band des Haeken-
b e i n e s (Lig. vol. ossis hamati, coniformis
et metacarpi)
(Fig. 03. e.) ist langer, als
die beiden vorigen ; es geht von dem untern
Rande des Hackenbeines an das kegelförmige
Bein und den Kopf des aussern Griffelbeines.
10)    Die Zwischenb ander (Lig. in-
termedia)
(Fig. 00. d.) bestellen aus kurzen,
Das  liniere oliere Hauti.
Das  innere liniere Band.
Das  (liniere schiefe Band.
Das  Zwischenknochenbaud.
Fig. G3.
Besondere Bander des
Kniegelenkes.
a.    Das aussere c-berc Band.
b.    Das Eussere untere Band.
e.    Das ubere Band des llackenbeines.
d.    Das mittlerc Band des llackenbeines
e.    Das liniere Band des llackenbeines.
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140
straffen, weissglanzenden Schncnfasern, welche die Knoclien in einer
Reihe unter sich, und die der obern Reihe mit der untern verbinden.
Bei dem Pferde ist die obère Reihe vorn weder mit dem Vorarmbeine,
noch mit der untern Reihe verbunden.
E. B ti n d c r z w i s c h e n dem S c h i e n b e i n e und clen
Griffelbeinen.
Das- Schienbein ist mit den Griffelbeinen unbeweglich verbunden.
1) Die Zwisc h enk n och en bander (Lig. inter-ossea metacarpi)
(Fig. 62. d.) bestehen aus kurzen Bandfasern, welche die rauhen
riachen der Griffelbeine mit den entsprechenden an der hintern Flaclio
des Schienbeines innig mit einander verbinden; sie kommen nur an
dem obern Ende und dem Mittelstück der Griffelbeine vor, da die
Spitze frei vom Schienbeine absteht.
F. Bander des Fesselgelenkes.
Das Fessel- oder Köthengelenk bildet ein vollkommencs Wechsel-
gelenk; ès entsteht aus der Verbindung des Schienbeines und Fessel-
beines mit den Sesambeinen.
Fig. 64.
Bander der Sesambeine des Kö-
thengelenkes, des Kron- und
Huf'gelenkes (innere Seiten-
ansicht).
1)  Das Kapselband (Lig. capsulare
phalangis primae)
bcgrenzt den Gelenk-
fortsatz des Schienbeines, die Gelenkver-
tiefungen des Fessclbeines und die Gelenk-
flachen der Sesambeine, es ist sehr stark,
vorn mit den Streckselinen des Fessel-
und Hufbeines, und zu beiden Seitcn mit
den Seitenbandem des Fesselgelenkes ver-
blinden.
2)  Das ausscre Seitenband (Lig.
laterale ulnaris phalangis primae)
und
3)   Das innere Seitenband (Lig.
lat. radialis phalangis primae)
(Fig. G4. a.)
liegen an der aussern und innern Seito
des Köthengelenkes ; sie entspringen über
den Bandgrubcn des Schienbeines, und
endigen an den Bandhöekern am obern
Ende des Fesselbeines.
Bei den übrigen Hausthieren richtct
sich die Zahl der Bander des Fessel-
gelenkes nach der Zahl der Gelcnke,
jedoch mit der Ausnahme, dass bei den
Wiederkauern und dem Schwcine die zwei
wahron Schien- und Fcsselbeinc nur zwei
Seitenbandef mit einander haben , von
a. DasinnereSciienbi.nddesFeKeigciciii.c.. ,jenen das eiiie innen an dem innern, das
1). Das liniere Seitenband der Gleichbeine.                                                                                                   '
c.  Das innere seitenband des Krongeienbes. andere ausscn an dem aussern Scliicn-
d.   Das innere Seitenband des llnfeclenkes-            i ti          h               ,
e.  D«s Fessel-Huftelnband.                       Ulld I< eSSclbeinO llCgt.
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141
G. Bander der Glciehbcine.
9' 6S-
                         Die Gleichbeine liegen hinten an déni
Bander der Gleichbeine (von ri„i ie*/ i ci i ? i. •           ■ ^ i
hinten gesehen).
Uelcnkfortsatze des Sehienbemes, sie stehen
durch Bander unter sich, mit dem Schien-
und dem Fesselbeine in Verbindung, und
dienen den Beugesehnen des Kron- und
Ilufbeines als Unterlage.
1)  Das a ussero Seitcnband (Lig.
laterale ossium sesamoideorum superiorum
externwm)
und
2)  Das innere Seitenband (Lig. lat.
ossium sesam. sup. internum)
(Fig. 64. b.)
gehen von der âussern rauhen Seite der
Sesambeine quer nach vorn, und befestigen
sich theils in den Bandgruben des Schien-
beines, theils an den Höckern des Fessel-
beines.
a. Das Ouerbnnd.                                    -.                                              , .
h Das Kreuzband.                          o) Das Querband (Lig. ossium se-
Fig. en.                   samoideorum transversum) (Fig. 6.5. a.)
Bander der Sesambeine, des ]jegt auf der hintern Fliiche und zwischen
Fessel-, Kron-und Huf'geienkes den Sesambeinen, scine Fasern gehen quer
(von hinten gesenen).                    .                     1 .                       °           ?
von einera Sesambeine zum andern, welche
S,               sic mit einander verbinden.
m
4)   Das Kreuzband (Lig. ossium se-
sam, cruciatum)
(Fig. 65. b.) ist kurz und
von dem untern Gleichbeinband bedeckt;
es entsteht mit zwei sich kreuzenden Por-
tionen au der untern Flache der Sesam-
beine , und befestigt sich innerhalb der
Bandhöcker des Fessclbeines.
5)    Das obère Gleichbeinband
(Lig. volare rectum ossium sesamoideorum
superiorum)
(Fig. 66. a.) kommt uur bei
den Einhufern voi', ist sehr stark und ent-
springt an der Rückseite am obern Ende des
Schienbeines, an welcher Stelle es mit dem
hintern gemeinschaftlichen Bande des Knie-
gclenkes verwachsen ist, geht dann frei
an der hintern Flâche zwischen den Griffel-
beinen bis oberhalb der Sesambeine, wo
es sich in zwei Aeste spaltet, die an den
aussern Flachen der Sesambeine sich be-
festigen , und nach vorn an die Strecksehne
des Ilufbeines zwei Aeste abgeben. Bei
a. na* ok-re Gieiehbeinband.                dei1 übrigen Haustliieren ist an der Stelle
bbl>. Das liniere Gleichbeinband               diCSCS BandcS Cin Muskei.
e. Dus rincförmipe Band.                                       n\ t-v                                  n i • i i • i            i
d d Die hintern lìà'ndcr des Krongelenkcs.          li) JUaS untere bri 61CÛ D e in D ft II d
r..°",StIi" *'«SSÜÜ (Lkl- »»'■ ™*>» oulum semm. mfertorum)
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142
(Fig. 66. bbb.) ist dreiastig; der mittlere Ast ist breit, lang, und
entsteht an der untern Flaclie der Gleichbeine, geht frei über die
hintere Flaclie des Fesselbeines, und endigt an der Lelme des Kron-
beines ; die zwei Seitenaste liegen aussen und innen am mittlern Aste,
gelien von den iiussern Winkeln der Gleichbeine sclirag nacli unten
und innen, um sieli an der hintern Flaclie des Fesselbeines zu
befestigen.
7) Das ringförmige Band (Lig. ossium sesam, annidare)
(Fig. 66. c.) geht von der iiussern Flaclie des iiussern Gleichbeines
in einem Bogen quer über die Beugesehneii des Kron- und Hufbeines
an die iiussere Fliiche des innern Gleichbeines ; es halt genannte
Sehnen an dieser Stelle in ihrcr Lage.
H. Bander des Kr ongel enk es.
Das Krongelenk, welches durch die bewegliche Verbindung des
Fessel- und Kronbeines gebildet wird, ist, wie das Fesselgelenk,
ein vollkommenes Wechselgelenk.
1)  Das Kapselband (Lig. capsularephalangis secundae) heftet
sich an dem Gelenkrande am untern Ende des Fesselbeines und an
dem am obern Ende des Kronbeines an; nach vorn ist es mit der
Strecksehne des Hufbeines verwachsen.
2)   Das iiussere Seitenband (Lig. later, idnaris phalangis
secundae)
und
3)  Das innere Seitenband (Lig. lat. radialisphal. secundae)
(Fig. 64. e.) sind kurz, breit, sehr stark und mit den Scitenbiindern
des Strahlbeincs verwachsen ; sie entspringen an den untern Band-
höckern des Fesselbeines, und endigen an denen des Kronbeines.
4)  Die zwei hintern Bander (Lig. posterioraphal. secundae)
(Fig. 66. dd.) unterscheiden sich in ein ausseres und inneres, welche
neben dem mittlern Aste des untern Gleiclibeinbandes liegen; sie
entstehen auf der hintern Seite des Fesselbeines, und endigen an der
Lehne des Kronbeines.
I. Bander des Hufgclenkes.
Auch das Hufgelenk gehort zu den vollkommenen Wechselge-
lenken, und wird durch die bewegliche Verbindung des Kron - und
Hufbeines mit dem Strahlbeinc gebildet.
1)  Das Kapselband (Hg. capsulare phalangis tertiae) befestigt
sich an dem Gelenkrande am untern Ende des Kronbeines, an dem
des Hufbeines und an dem des Strahlbeincs, und umschliesst dieso
drei Knochen.
2)  Das iiussere Seitenband (Lig. letterale ulnari» phalangis
tertiae)
und
3)   Das innnere Seitenband (Hg. later, radial, phalang.
tertiae)
(Fig. 64. d.) liegen aussen und innen am Hufgelenke, sic
sind kurz, dick, entstehen in den Bandgruben des Kronbeines, gehen
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143
scliief nach unteli und hinten, um in den Bandgruben des Hufbeines
zu endigen.
4)   Das a us s ere P e ss el-ITuf b einband (Lig. later, ulnar.
phalang. primae et tertiae)
und
5)  Das innere F e s s e 1 - II u f b e i n ba n d (Lig. laterale radiai,
phalang. primae et tertiae)
(Fig. 64. e.) sind zwei lange, selir starke
Bander, welchc an den Seitenrândern am Körper des Fesselbeines
anfangen, schief nach unten und hinten gchen, in der Gegend des
Krongelenkes sich mit einander vercinigen, um an den Hufbeinasten
und Knorpeln, so wie an der Sohlenflâche des Hufbeines sich zu
befestigen. Sic bilden eine brcite Scheide fur die Beugesehnen des
Kron- und Hufbeines.
Die Hufbeinknorpel stehen durch Bandfasern unter sich,
mit dem Hufbeine, dem Fesselbeine und der Strecksehne des Huf-
beines in Verbindung.
K. B under des Strahlbein es.
Das Strahlbein liegt beweglich hinten an dem Gelenkfortsatzc
des Kronbeines, und steht durch Bander mit dem Fesselbeine, dem
Kron- und dem Hufbeine in Verbindung.
1)   Das aussere und
2)   Das in ne re Seitenband (Lig. latéral ossis. navicularis
extemum et internimi)
(Fig. 66. ce.) entspringen nach aussen an dem
untern Ende des Fesselbeines, gehen schrag nach unten und hinten
an die Winkel des Strahlbeines, auf dessen obern Band sic sich
fortsetzen und in einander ûbergchen.
3)  Das untore Band (Lig. ossis navicularis inferius) (Fig. 66. f.)
ist kurz und breit; es entspringt an dem untern Rande des Strahl-
beines, und endigt unterhalb dem hintern Theil des Gelenkrandes
des Hufbeines.
Bei den iibrigen Hausthieren geht von dem Winkel des Strahl-
beines der einen Zehe zu dem der andern Zehe noch ein besonderes
Querband, welches cine zu starke Entfernuiig der Zehen von einander
verhindert.
IV. Mnistx ïrtr hinten ©lùìrmaflcn.
A. Bander des Hii ft g el enk es.
Das Iliift- oder Nussgelenk gehort, wie das Armgelenk, zu den
freien Gelenken, und wird durch die Verbindung der Gelenkpfanne
des Beckens und dem Gelenkkopfe des Backbeines gebildet.
1)  Das Kap s el band (Lig. capsulare femoris) ist geraumig und
ziemlich stark ; es entsteht im Umkreise des Gelenkrandes der Pfanne
und au dem Ergiinzungsbande derselben, und geht an den Gelcnkrand
des Gelenkkopfes des Backbeines.
2)  Das runde Band (Lig. teres d. M.) (Fig. 67. b.) fangt in der
Bandgrube am Gelenkkopf des Oberschenkelbeines an, und endigt in der
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144
Fig. fi".
Builder des Hiiftgelenkes (\on
und Torn gesohen).
Bandgrube der Gelenkpfanne. Es er-
halt durch die Verbindung mit einom
Sehnenast des geraden Bauchmuskcls
(Fig. 67. e), welcher unter dem Er-
ganzungsbande in die Gelenkhòhle
tritt, eino Verstàrkung.
3) Das Ergiinzungsband (Lig.
cotyloideum)
(Fig. G7. a.) ist mehr
ein Faserknorpel, welcher sich rings
um den Gelenkrand der Pfanne an-
heftet ; an der innern Seite der Pfanne
ist das Erganzungsband am starksten,
indem es den daselbst beiindlichen
Ausschnitt so ausfüllt, dass nur nacli
oben noch cine Oeffnung fiir den
Sehnenast des geraden Bauchmuskcls
übrig bleibt.
An dem miteni Ende des Ober-
Fleischfresscrn vorkoinmenden
unten
a.    Das Erganzimgsband-
b.    Das runde Band.
e- Ast der Stime des geraden Bauchmushels.
sclicnkelbeiiies sind dio bei den
zwei Sesambeine durch Bandfasern an dasselbe befestigt.
B. Biinder des Kniegel enk es.
Das Backbcin bildet mit dem grossen
Unterschenkelbehie, der Kniescheibe und
den Zwischengclcnkkuorpeln ein unvoll-
kommenes Wechselgelenk.
1)  Das Kapselband (Lig. capsu-
lare tibiac)
des Oberschcnkclbeines und
des grossen Untersclienkelbeines bildet
durch die Zwisclicngelenkknorpcl zwei
Abtheìlungen, von denen die obère von
dem Gelenkrande der Knopffortsâtze und
dem miteni Gelenkrande der Gelcnkrollc
des Obersclienkelbeines an den breitcn
Rand der Zwischcngelenkknorpel geht;
die untore setzt sich von hier bis an
den Gelenkrand am obern Ende des
grossen Unterschenkelbcines fort. Die
Synovialkapsel überzieht auch die in
der Gelenkhöhlo liegenden Kreuzbiinder.
Bei dem Hun de und der Kat ze
schlicsst das Kapselband auch das auf
dem iiussern Knorren des grossen Unter-
sclienkelbeines liegende Sesanibein ein.
2)  Das üusserc Seitcnband (Lig.
tibiac laterale externum
tl. M.) (Fig. 60. b.)
entsteht in der iiussern Bandgrube des
Fig. 68.
Bander des hiiitem Kniegelenkes
und der Kniescheibe (von der
innern Seite gesehen).
a.   Das innere Seitcnband des Kniegelenkes.
b-   Das innere Qncrbaiid der Knicsebeibc.
e-    Das innere gerade Band der Kniescheibe.
d.    Das miniere gerade Band der Kniescheibe,
e.    Das àussere gerade Band dcr Kniescheibe-
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145
Backbeines; und endigt aussen an dem aussern Knorren des grossen
und an dem Kopf des kleinen Untcrsclienkclbeines.
3)    Das in u e re Seitcnband (Lig. tibiae laterale internum)
(Fig. 08. a.) ninimt seinen Anfang in der innern Bandgrube des
Backbeines, und endigt au der innern Seite des innern Knorrens des
grossen Untersclienkelbeines.
4)  Das vordere Kreuzband (Lig. cruciatimiantieum) (Fig. 70. a.)
ontspringt aussen an dem Zahnfortsatze des grossen Untersclienkel-
beines, geht sclirag nach hinten und oben, und bcfestigt sicli an der
innern Flaclie des iiussern Knopiï'ortsatzes des Obcrscheiikelbeines.
5)    Das h i n t e r e Kreuzband (Lig. cruciatimi posticum)
(Fig. 60. c.) beginnt an der Rauhigkeit im Kniekehlenaussclinitt des
grossen Untcrsclienkclbeines, geht nach vorn und oben, kreuzt sich
mit dem vorigen, und endigt an der innern Flacho des innern Knopf-
fortsatzes des Oberschenkelbeines.
C. Bander der Kniesch cib e.
Fig. 69.
Bander des hintorn Knie-
gelenkes der Kniesclieibe
und der Zwischengelenk-
knorpel (von der hintern
Seite gesehen).
Die Kniesclieibe, vvelche zur Anheftung und
als Unterlage der Muskoln dient, gleitet auf
dem Rollfortsatz des Oberschenkelbeines, und
ist mit diesem und dem grossen Unterschenkel-
beine durch Bander verbundeii.
1)   Das Kapselband (Lig. patellae cap-
sulare)
begrenzt den Gelenkrand der Kniesclieibe,
und geht an den der Gelenkrolle des Ober-
schenkelbeines; ïiach unten steht es mit dem
Kapselbande des Oberschenkelbeines und des
grossen Untersclienkelbeines in Verbindung.
2)  Das ausscre Querband (Lig. trans-
versum patcllae externum)
(Fig. 69. a.) ent-
springt an der iiussern Flaclie des aussern
Gelenkkopfes des Backbcines, und geht quer
an den aussern Winkel der Kniesclieibe, um
sich daselbst zu bcfestigen.
3)   Das innere Querband (LAg. transv.
patellae internimi)
(Fig. 68. b.) entsteht auf der
innern Flaclie über dem innern
Das ausscre Querband der
Knieschcibe.
Das ausscre Seitcnband des
Kuiegelcnkes-
Das binlerc Kreuzband.
Der è'ussere Zwischcngc-
lenkknoruel-
Der innere Zivisclienge-
Ii'iikknorpel.
Day binlerc ubere Baud
des aussern Zwischcnge-
lcnkknorpels.
Das hintere uulcrc Band
des aussern Zwiscliengc-
leukkuorpels-
Das Zwiscbcnkiiochcnbaiid
des grossen und kleinen
Unterschenkelbcines.
Gelenkknopfe des Backbeines, und
endigt an dem innern Winkel der
Kniesclieibe.
4) Das in ne re gerade
Band (Lig. patellae rectum in-
temum)
(Fig. 68. c.) nimmt seine
Entstehung an dem innern Win-
kel der Kniesclieibe, an welcher
Stelle es mit dem innern Quer-
band verwachsen ist, geht nach
unten, und endigt vorn unterhalb
19
Icyl
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146
der Gelcnkflaclie am innern Knorren des grossen Untersclienkel-
beincs.
5)  Das mit tl ere gerade Band (Lig. patellae rectum medium)
(Fig. 68. d.) liegt zwisehen dem vorigen niid dern folgenden; es ont-
springt an der vordern Flaclie der Spitzo der Knicsclioibc, und endigt
an der Rauhigkeit uuterlialb dem kleinen Aussclmitt zwisehen dem
innern Knorren und der Grate des grossen Unterschenkelbeines.
6)  Das à' u s s e r e gerade Band (Lig. patellae rectum externum)
(Fig. 68. e.) befestigt sicli an der vordern Flaclie in der Nalie des
aussern Winkels der Kniescheibe, und gelit an das obère Endc der
Grate des grossen Unterschenkelbeines. *
D. Bander der Zwiscliengelenkknorpel.
Fig. 70.
Bander des liintern Knie-
gelenkes und der Zwischen-
geleukknorpel (vou Torn
geseben).
Die halbmondfürmigcn Zwischengelenk-
knorpel gehören zu den Faserknorpcln, sic
werden in einen aussern (Fig. 70. d.) und
innern (Fig. 70. b.) abgetheilt; beide Knorpel
lassen zwei Bander und zwei F lach en
unterscliciden. Der au s s e r o Rand ist halb-
kreisformig und breit, dor innere ausgc-
schnittcn und mebr scharf. Die o b o r c
F 1 ii c h e ist ausgehöhlt, und nimmt den
Gelenkknopf des Backbeincs auf, dio untore,
weniger ausgeliöhltc F1 a c h e ruht auf der
Gelenkfliiclie am obern Ende des grossen
Unterschenkelbeines. Sie stehen durch Bander
mit dein Oberschenkelbeiiic und dem grossen
Unterschenkelbeine in Verbindung.
a. Bander des aussern Zwischengelenk-
knorp el s.
1)   Das vorder e Band (Lig. anticum
cartilaginis semilunaris externae)
(Fig. 70. e.)
geht von dem vordern Theile des halbkreis-
förmigen aussern Randes des Zwischengelenk-
a   Dhs vorderc Krcuzband.
b.  Der ìnnere Zwischengclenliknorpel.
c.   Dus vorderc Band dcsselbcn.
d.   Dcr àussere Zwischengelenkknorpel-
e-
  Das vorderc Band dessetben
knorpels in die Bandgrube aussen am Zalin-
fortsatze des grossen Oberschenkelbeinos.
2)    Das h intero obère Band {Lig.
posticum superius cartilag. semil. externae)
(Fig. 69. f.) entspringt an dem hintern Theil des aussern Randes des
aussern Zwischengelenkknorpels, und endigt in dem Knopfaussclmitt
neben dem innern Knopffortsatz des Backbeines.
* Wenn man die Kniescheibe als ein grosses Sesambein betrachtet, so
sind die letztgenannten geraden Biinder als dessen Sebneii anzusehen, so wie
dann die Muskeln, denen es als Sehnenknochen dient, als ein gemeinschaftlicher
Miiske], der die Kniescheibo zur Rolle hat.
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147
3) Das h in tere untore Band (Lig. posticum inferius cartil.
semil. externae)
(Fig. 69. b.) ist viel kürzer, als das vorige, entspringt
mit dicsem au dem âussern Zwischengelenkknorpel, und endigt in dem
Kniekehlenausschnitt an dem aussern Knorren des grossen Unter-
schenkelbeines.
b. Bander des inuern Z wis chengelenkknorp els,
1)   Das vorder e Band (Lig. anlicum cartil. semil. internae)
(Fig. 70. c.) entstclit an dem vordern Theile des krcisförmigen aussern
Randes des innern Zwischengelcnkknorpels, und endigt innen an dem
Zalml'ortsatze des grossen Unterschenkclbeines.
2)    Das h in te re Band (Lig. posticum cartil. semil. internae)
ist von dem hintern Kreuzbandc bedeekt, entspringt am hintern Theile
des aussern Randes des innern Zwischengelcnkknorpels, 'und befestigt
sich hïnter dem Zalmfortsatze des grossen Unterschenkelbeines.
E. Bander zwisclieii dem grossen und kleinen
U n t e r s e h e n k e 1 b e i n e.
Das grosse und kleine Unterschenkelbein verbinden sich durch
ein Kapselband und ein Zwischenknoçjienband. Die Bewegung zwi-
schen beiden ist ausserst gering.
1)   Das Kapselband (Lig. flbulae capsulare) besteht aus straffen
Fasern, welche von dem Kopf des kleinen Unterschenkelbeines an die
aussere Scite des âussern Knorrens des grossen Unterschenkelbeines
gehen.
2)    Das Z wi s eh en kno eh enb and (Lig. interosseum tibiae et
flbulae)
(Fig. 69. h.) verbindet den mittlem Thcil und die Spitzo des
kleinen Unterschenkelbeines mit dem aussern Rande des grossen;
nach oben zeigt es Oeffnungen, welche zum Durchgange der Blut-
gefasse dienen.
F. Bander des Sprunggelcnkes.
Das Rollbein bildet mit dem untern Ende des grossen Unter-
schenkelbeines ein vollkommcnes W'echselgelenk, die übrigen Knochen
unter sich und mit dem Schienbeine und den beiden Griffelbeinen
straffe Gclenko. Wie am Vorderkniegelenke, so kommen auch hier
gemeinschaftliche und besondcre Bander vor.
a. Gemeinschaftliche Bander.
1) Das Kapselband (Lig. tarsi capsulare) ist sehr stark, aus
mehreren Paserschichten zusammengesetzt, und umhüllt das ganze
Gelenk. Die Synovialhaut bildet vier Abtheilungen, von denen die
obère grössere von dem Gelenkrande des untern Endes des grossen
Unterschenkelbeines an die obère Reihe der Sprunggelenksknochen
geht; die zweite ist wie die folgenden kleiner, und geht von der
obern Reihe an die mittlere ; die dritte geht von der mittlem an die
untere Reihe, und die vierte von der untern Reihe an den Gelenkrand
der Gelenkflachen des obern Endes des Schienbcines und der Griffelbcine.
I
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148
Die aussere Scbichte bildet au der vordern
Flache des Sprunggelenkes mcbrere Scheiden
fiir Sehnen von Muskeln des Unterfusses.
2)    Das aussere Seitenband (Lig.
tarsi laterale externum)
(Fig. 72. a.) ist sehr
stark, liegt an der aussern Seite des Sprung-
gelenkes , entspringt an tlem aussern Knöchel
des grossen Unterschenkelbeines, geht nach
unten, befestigt sich an dem Fersen - und
Rollbeine, und endigt an dem Kopf des
aussern Griffclbeines und am Schienbeine.
3)   Das inner e Seitenband (Lig. tarsi
laterale interman)
(Fig. 71. a.) ist ebcnfalls
sehr stark, bedeckt die innere Flache des
Sprunggelenkes, entsteht an dem innern
Knöchel des grossen Unterschenkelbeines,
befestigt sich, nach untcn geliend, an dem
Fersen- und Rollbeine, so wie an den innern
Knochen der mittlern und untern Reihe, und
endigj an dem Kopf des innern Griffelbeines
und am Schienbeine.
4)   Das vordere Band (Lig. tarsi an-
terius)
(Fig. 72. b.) ist breit, kurz und
stark, ontspringt an der Beule an der innern
Flache des RolJbeines, breitet sich über die
vordere Flache des Sprunggelenkes aus, be-
festigt sich vorn an den Knochen der mitt-
lern und untern Reihe, und endigt vorn unter
der Gelenkfliiche am obern Eude des Schien-
beiucs.
5)   Das h i n t e r e Band (Lig. tarsi po-
sterius)
(Fig. 71. b.) ist sehr stark, bedeckt
die hintcre Flache des Sprunggelenkes; ent-
springt hinten unter 'der Beule und dem
hintern Rande des Fersenbeines, geht nach
unten, und endigt an dem Kopf des aussern
Griffelbeines und am Schienbeine. Dicses
Band gibt, wie das hintere Band des vordern
Kniegelenkes, einen starken Ast ab, der
sich nach Art einer Scheide mit den Beuge-
sehnen des Kron- und Hufbeines verbindet.
b. Besondere Biinder.
1) Das aussere kurzc Seitenband
(Lig. tarsi laterale externum breve (Fig. 73. a.)
ist von dem aussern gemeinschaftlichen Bande
bedeckt ; es entspringt unter dem aussern
Knöchel des grossen Unterschenkelbeines,
geht nach unten, und befestigt sich in der
Fig. 71.
Geuieinschaftliche Bander des
Sprunggelenkes (von innen
und hinten gesehen).
ii. Das innere Seitenband.
b. Das hinlere Band.
Fig. 72.
(ìemeinschaftliche Bander des
Sprunggelenkes (von aussen
und vorn gesehen).
a. Das aussere Seitenband.
li ■ Das vordere Rand.
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149
rauhen Grube an der aussern Flache des RoUbeines, von hier geht ein
Ast nach hinten, der an der aussern Flache des Fersenbeines endigt.
Fig. 73.                                                  Fig. 74.
Besondero Büudor dos Sprung-           Besondero Blinder des Sprung-
gelenkes (von dor aussern Seite           gelenkes (von der innorn Seito
gesehen).                                                 gesehen).
a. Das fiusseie Seiteiiband.                                       a. Das inuerc Seilenband-
b b b b. Die Zwischenbander.                                    b b b b. Die ZwiscJienbander.
2)   Das i n n e r e k u r z e S e i t e n b a n d (Lig. tarsi laterale in-
ternum breve)
(Fig. 74. a.) liegt unter dom innern gemeinschaftlichen
Seitenbande, und beginnt unter dem innern Knöchel des grossen
Untersclienkelbeincs, geht schrag nach unten und hinten, befestigt
sich an der innern Flache des RoUbeines, lind thcilt sich dami in
zwei Aeste, von dcnen der eine, am Fersenbeine, der andere am
grossen Kahnbeine endet.
3)   Die Z wis clienbünder (Lig. intermedi.) (Fig. 73. und 74.
bbbb.) sind kuiz und stark; -sic verbinden die einzelncn Knochen
unter sich zu straffen Gelenken.
Die Bander der nachiblgenden Knochen und Gelenke zeigen von
denen des Vorderfusses keine Abvveicliungen.
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Jfl us he Ilei) re. (%<>%*«.)
Die Muskeln (Musculi) geboren den Organen der Bowegung
an, und maclien ein eigenes System, das Muskelsystem,
aus. Sie bestehen aus einzelnen Fasern, welche durch Zellge-
webe mit einander verbundeu die Muskelbündel, und dièse mit
einander grössere Fleischlagen, die Muskeln bilden, die man im
gewöhnlichen Leben Fleisch nennt. Was die Besclireibung der
Muskeln in Beziehung auf ihren Bau, Eigenschaften und ihre
Eintheilung in willkührliche und unwillkiibrliche anbetrifft, so ist
diess in der allgemeinen Anatomie unter der Rubrik „Muskelgewebe"
(Seite 8) naher angegeben worden.
Da die unwillkührlichen Muskeln wesentliche Theile vcrschie-
dener, in den Höhlen des Körpers gelagerten Organe ausmachen,
und bei Beschreibung dieser desshalb niiherer Erwahnung geschehen
muss, so kann auch hier blos von den willkührlichen Muskeln die
Rede sein.
Naeh ihrer Gestalt unterscheidet man die Muskeln in kurze,
lange, dicke, runde, breite , hautartige, gezahnte, zwcibauchige etc. ;
nacli ihrer Function in Streckmuskeln, Beugemuskeln, Schlicss-
muskeln etc. ; naeh ihrer Richtung in gerade, schiefe, quère etc. ;
naeh ihrer Zahl in gëpaarte und ungepaarte. Dienen Muskeln
zur Bewegung mehrcrer Körpertheile zugleich, wie diess bei den-
jenigen, welche die Gliedmassen mit dem Rumpfe verbinden,
der Fall ist , so bczeichnet man sie als gemeinschaftliche, zum
ünterschied der besondern, deren Wirkung sich nur auf einen Theil
beschrankt.
Die breiten Muskeln gehen nicht selten in sehnige Ausbrei-
tungen (Aponeurosen) über, welche, wie an den Gliedmassen, andere
Muskeln scheidenartig umscliliesscn. An den langen Muskeln unter-
scheidet man das obère Ende oder den Kopf, den mittlern Theil
oder den Bauch und das untere Ende oder den Schwanz. Die
langen Muskeln an den Gliedmassen gehen naeh unten mitunter
in sehr lange Sehnen über, eine Einrichtung, welche den Zweck
zu haben scheint, auch auf entfernte Theile, in deren Nahe sie
ihren Ursprung nicht nehinen konnten, wirken zu könncn.
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151
Obgleieli die Hauptbestimmung der Muskeln ist, Bewegungen
zu vermitteln, so tragen sie überdiess auch zur Bildung einiger
Ilöhlen des Körpers, z. B. der Maulhöhle, Brust- und Bauchhöhle bei;
ebenso sind sic es auch, welcho die iiussere rorm des thierischen
Körpers grösstentheils bestimmen.
Die Sehnen *, die entweder an dem einen Ende des Muskels,
oder an beiden zugleich, oder in deren Mitte sich befinden, sind
wie die Muskeln versehieden gcstaltet, namlich bald platt, bald
rund, hohl, bald gespalten etc. Zur Erleichterung ihrer Bewegungen
gehen sie entweder über glatte, überknorpeltc, schlüpfrige Unter-
lagen, odor durch Sehnenscheiden. Damit sie bei den Bewegungen
die Knochen nicht verlassen können, sind sie entweder durch Bander,
Knochenrinnen, oder dadurch in ihrer Lage gesichert, dass sie durch
Oeffnungen andcrer Muskeln gehen, so geht z. B. die Sehne des
zweibauchigen Muskels durch die gespaltene Sehne des grossen
Zungenbeinastmuskels.
Sind die Muskeln mit ihren Enden an beweglichen Theilen
befestigt, so niihern diese sich einander dadurch, dass die gewöhn-
licli geraden Pleischfasern sich verkürzen und gekrümmt erscheinen.
Befestigt sich aber das eine Ende eines Muskels an einem unbeweg-
lichen Theil und das andere an einem beweglichen, so nâliert sich
immer nur der bewegliche Theil dem unbeweglichen. Nur wenige
Muskeln sind mit ihren beiden Enden an unbeweglichen Theilen be-
festigt. Es gibt aber auch Muskeln, deren Enden sich mit einander
verbinden, wie diess bei den Kreismuskeln der Lippen, der Augen-
Iider und des Afters vorkommt.
Hebt cin Muskei die Wirkung eines andern Muskels auf, wovon
die Beuge- und Streckmuskeln eines Theiles ein deutliches Beispiel
geben, so nennt man dieso Gegenwirker (Antagonisten).
Die Muskeln lassen sich im Allgemeinen, wie die Knochen
und Bander, in Muskeln des Kopfes, des Rumpfes und der Glied-
massen einthcilen, wo sie wieder nach den Organen, denen sie
angehören, als Muskeln der Ohren, der Augen, der Zunge etc.
bezeichnet werden. Eine weitere Eintheilung der Muskeln ist die
nach ihrer Lage, in welcher sie vorkommen ; so unterscheidet man
eine erste, zweite etc. Muskellage. Da die letztere Eintheilung beim
Prapariren und Operiren einen wesentlichen Vortheil hat, so habe
ich auch die Zeichnungen nach Priiparaten, welche die erste, zweite
u. s. f. Muskellage am Kopf, Hals etc. darstellten, anfertigen und
die specielle Beschreibung der Muskeln nach dieser Eintheilung
folgen lassen.
* Siehe deren nâhere Beschreibung bei der allgemeinen Anatomie (Seite 9).
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152
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^Sttmmörtfr^c îïebîtftdjt ber Jtohcln ^ Dmtsfiiuflctljicre.
I. Jtahettt (tin Jâopfe.
'erd.
iederk.
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itze. 1
A. Haiitmuskeln.
1. Gesichtshautmuskeln Fig. 75. a- a
E
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E. Muskeln der aussern Ohren.
1. Ohrdrüsenniuskeln Fig. 76. â . ... .
2
2
2
2
2
2- Gemeinschaftliche Ohrmuskeln Fig. 75. h . . . .
2
2
2
2
2
3. Stirnmuskeln des ScMldes Fig. 75. f .
2
2
2
2
2
4. Schlafenmuskeln des Schildes Fig. 75. g
2
2
2
2
2
5. Voiderhauptsmuskeln der Muscheln Fig. 77. c
2
2
2
2
2
6. Àussere ) Fig. 77. d
2
2
2
2
2
7. Mittlere > Naekeninuskeln der Muscheln ,, „ e
2
2
2
2
2
8. Innere ) „ „ f
2
2
2
2
2
9. Àussere untere ) Fig. 7(5. b .
2
2
2
2
2
10. Àussere mittlere > Schildmuskeln der Muscheln ,, ,, c .
2
2
2
2
2
11. Àussere obère ) ,. ,, d .
2
2
2
2
2
12. Innere grosse Schildmuskeln der Muscheln Fig. 77. a
2
2
2
2
2
13. Innere kleine Schildmuskeln der Muscheln Fig. 77. b
2
2
2
2
2
14, Gehörgangsmuskeln Fig. 77 g
2
2
2
2
2
0. Muskeln der Augen.
a. Ver Auijenlider,
1. Kreismuskeln Fig. 76. f. f.......
2
2
2
2
2
"2. Untere Augenlidmuskeln Fig. 75. e
2
2
2
2
2
3, Àussere obère Augenlidmuskeln Fig. 76. e .
2
2
2
2
2
4. Innere obère Augenlidmuskeln Fig. 80. c .
2
2
2
2
2
6. Der Augiipfel.
1. Obère \
2
2
2
2
2
2. Untore f Fig. 79. e .
2
2
2
2
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3. Àussere ) gerade Muskeln „ „ f •
2
2
2
2
2
4. Innere j „ „ g.....
2
2
2
2
2
5. Hintere „ „ h . . . . .
2
2
2
2
2
6. Grosse schiefe Muskeln Fig. 80. b b. ....
2
2
2
2
2
7. Kleine schiefe Muskeln Fig. 80. a.....
2
2
2
2
2
D. Muskeln der Nas e.
1. Grosse Kiefermuskeln Fig. 76. 1 .....
2
2
2
2
2
2. Kleine Kiefermuskeln „ „ m
2
.—
_
3. Nasenbeinmuskeln „ „ n
2
4. Quermuskel Fig. 78. b. b. ......
1
1
5. Kiefermuskeln des Rüssels .......
-
-
2
E. Muskeln der Lippen.
1. Stirnmuskeln Fig. 75. b
2
2
2
2
2
2. Jochmuskeln „ „ d . . . . .
2
2
2
2
2
3. Kiefermuskeln der obern Lippe Fig. 76. g u. 78. a
2
2
2
2
2
4. Kiefermuskeln der untern Lippe „ „ h .
2
2
2
5. Kreismuskel Fig. 79. a. a. .
1
1
1
1
1
6. Kinnmuskel „ „ b .......
1
1
1
1
1
F. Muskeln der Backen.
1. Backenmuskeln Fig. 79. c........
2
2
2
2
2
2. Backzahnmuskeln Fig. 76. i ... ...
2
2
2
2
2
G. Muskeln des Hi n ter kief ers.
1. Jochmuskeln Fig. 76. k ......
2
2
2
2
2
2. Schlafenmuskeln Fig. 79. d......
2
2
2
2
2
3. Flügelmuskeln Fig. 86. b.......
2
2
2
2
2
4. Grlffelmuskeln ,, „ c
2
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153
e
i
5. Zwoibaucliige Muskeln Fig. 80. d .
Pferd,
Wiede
iSchwe
Hund.
Katze.
2
2
2
2
2
6, Brustbein-Kiefermuskeln Fig. 88 b
2
2
2
2
2
H. Muskeln der Zunge.
1. Zungenmuskel Fig. 81. a ......
1
1
1
1
1
2. Zungenbeinastmuskeln Fig. 81. b ......
2
2
2
2
2
3. Zungenbeinmuskeln „ „ c .....
2
2
2
2
2
4. Kinnmuskeln ,, „ d . . ...
2
2
2
2
2
5. Kiefermuskel „ 82. a.....
1
1
I. Muskeln des Zungenbeines.
1. Grosse Zungenbeinastmuskeln Fig. 81. g
2
2
2
2
2
2. Kleine „ „ 83. a ...
2
2
2
2
2
3. Griffelmuskeln „ 81. f ...
2
2
2
2
2
4. Quermuskel „ 83. b .
1
1
1
1
2
5. Kiefermuskeln „ 86. a
2
2
2
2
2
6- Kinnmuskeln ,, 81. e
2
2
2
2
2
7. Brust-Zungenbeinmuskeln ,, 89. a .
2
2
2
2
2
8. Scbulter-Zungenbeinmuskeln „ 88. a .
2
2
2
K. Muskeln des Gaumens egels.
1. Gemeinscbaftlicher Muskei Fig. 81. k .
1
1
1
1
1
2. Griffelmuskeln „ „ h .
2
2
2
2
2
3. Griffel-Rollmuskeln „ „ 1 . . . .' [
2
2
2
2
2
L. Muskoln des Schl undkopfes.
1. Flügelmuskeln . Fig. 31. 1
2
2
2
2
2
2. Obère Zungenbeinastmuskeln „ „ m
2
2
2
2
2
3. Untere Zungenbeinastmuskel ....
2
2
2
2
2
2
2
4. Zungenbeinmuskeln „ „ n .
2
2
2
2
5. Schildmuskeln ,, „ o
2
2
2
2
C. Uingmuskelu „ „ p
2
2
2
2
7. Pyramidenmuskeln ........
2
2
2
2
2!
M. Muskeln des Kehlkopfes.
1. Zungenbein-Schildmuskeln Fig. 84. b .
2
2
2
2
2
2. Brustbein-Schildmuskeln ,, 89. b . .
2
2
2
2
2
3. Ring-Schildmuskeln „ 84. c .
2
2
2
2
2
4. Hintere Ring-Pyramidonmuskeln Fig. 85 b .
2
2
9
2
2
5. Seiten-Riug-Pyramidenmuskelu „ „ c .
2
2
2
2
2
6. Schild-Pyramidenmuskeln „ „ d d
2
2
2
2
2
7- Pyramidenmuskeln „ . „ a
2
2
2
2
2
8. Zungenbein-Kehldeckelmuskel „ 84 a
1
1
1
1
1
II. Jlushcln urn Unmpfe.
A. Haut muskeln.
1. Hals-Hautmuskeln Fig. 87 a
2
2
2
2
2
2. Schulter-Hautmuskeln ,, „ b .
2
2
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3. Brust- und Baucbliautmuskeln „ „ c c .
2
2
2
2
2
B. Muskeln des Halsos.
1. Milzförmige Muskeln. Fig. 89. c
2
2
2
2
2
2. Rücken-Warzenmuskeln ,, 90. b . . .
2
2
2
2
2
3. Rücken.Oberhauptsmuskeln „ 90. a
2
2
2
2
2
4. Seiten-Tragor-Oberhauptsmuskeln „ 91, b
2
2
2
2
2
5. Obère Trâger-Oberbauptsmuskeln „ 91. e
2
2
2
2
2
6. Untere Trager-Oberhauptsmuskeln „ 91. e
2
2
2
2
2
7. Achsen-Tràgermuskeln „ 91 e
2
2
2
2
2
8. Lange Achsen-Oberhauptsmuskeln „ 91. e
2;
2
2
2
2
9. Kurze Achsen-Oberhauptsmuskeln „ 90 d
»1
2
2
2
2
20
L e y li, Aniiloiiiie.
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154
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10. Halswirbel-Oberhauptsmuskeln Fig. 89. e . . .
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2
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11. Trager-Griffelmuskeln „ 92. b
2
2
2
2
2
12. Rippen-Halswirbelmuskeln „ 89. d
1
1
I
1
1
13. Rücken-Tragermuskeln „ 92 a
2
2
2
2
2
14. Zwischenwirbelinuskeln „ 90. c. c. c.
10
10
LO
10
10
C Muskeln des Rückens.
1. Darmbein-Dornmuskeln Fig. 100. d. d .
2
2
2
2
2
2. Quer-Dornmuskeln „ 101. a. a. a .
2
2
2
2
2
3. Zwischen-Dornmuskeln „ „ b .
1
42
38
38
4. Zwischen-Quermuskeln „ „ c c
50
38
4 2
38
38
5. Lenden-Darmbcinmuskeln ,, 104. b .
2
2
2
2
2
6 Viereckige Lendenmuskeln „ 104. a. a
2
2
2
2
2
D. Muskeln der Rippon und des Brustboines.
1. Vordere geziihnte Muskeln Fig. 99. a a .
2
2
2
2
2
2. Hintere „ „ ,. 99. b b .
2
2
2
2
2
3. Genieinschaftliche Rippenmuskeln ,, 101. d. d. d' d' ■
2
2
2
2
2
4. Aufheber der Rippen ,, 101. e. e. e
30
20
26
24
24
5. Àussere Zwischen-Rippenmuskeln „ 99. c. c. c. c. .
34
24
2 li
24
24
6. Innore „ „ ,, 99. d. d
34
24
20
24
24
7. Lendemvirbel-Rippenmuskoln ,, 100. o
2
2
2
2
2
8. Quermuskeln der Rippen „ 99. e
2
2
2
2
2
9. Brustbein-Rippenmuskel ,, 102. a. a .
2
2
2
2
2
10. Zwerchfell „ 103. A. . . .
1
1
l
1
1
E. Muskeln des Bau c h es.
1. Àussere Rippen-Bauchmuskeln Fig. 99. f .
2
2
2
2
2
2. Innore Rippen-Bauchmuskeln ,, 100, b. h .
2
2
2
2
2
3. Darmbein-Bauchmuskeln ,, 100. a . . . .
2
2
2
2
2
4. Brust-Schambeinmuskeln ,, 99. g. g
2
2
2
2
2
F. Muskeln des Schweifes.
1. Obère ) Fig. 107. a
2
2
2
2
2
2. Untere> Kreuzbeinmuskeln ,, ,, c ....
2
2
2
2
2
3. Seiten ) „ „ b . .
2
2
2
2
2
4. Gesâssbeinmuskeln „ „ d
2
2
2
2
2
5. Zwischenquermuskeln ........
34
38
34
38
38
G. Muskeln des Afters.
1. Kreismuskel Fig. 107. e ...... .
L
1
1
1
1
2. Hebemuskeln Fig. 107. f . . ■.....
2
2
2
•2
2
H. Muskeln der mannlichen Goschlechtstheile.
1. Vorstehermuskel ........
1
1
1
1
1
2. Harnröhrenmuskel .......
1
1
1
1
1
3. Gesassbein-Ruthenmuskeln .......
2
2
2
2
2
4. Hodonmuskeln .......
2
2
2
2
2
5. Vorhautmuskeln .......
2
2
2
I. Muskeln der weiblichen Ge s chi echtst h e il e.
1. Schliessmuskel der Scheide Fig. 107. g . ...
1
1
1
1
1
2 Aufrichter des Kitzlers .......
2
2
2
2
2
III. jltuskclti ber ©Hebmnsficii.
J. Mushein der vordem Gliedmasscn.
a. Gemoinschaftliche Muskeln.
A. Muskeln der Schulteru, Arm- und Vorarmb eine.
1. Gemeinschaftliche Muskeln des Armes, Kopfes und Ualscs
Fig 88. c . . .....
2
2
2
2
2
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155
Obero Nackenband-Schultermuskeln  Fig. 88.
Unterò „ „                 „ 89.
Halswirbel-Schulterimiskeln                  ,, ,,
Rippen-Sclioltermuskeln                       „ ,,
Küeken-Scliultermuskeln                       ,, ,,
Brustbein-Schultermuskeln                   „ „ k u
Grosse Rrust-Arnibeinniuskeln             ,, 92. f f
Kleine Brust-Armbeinmuskeln              „ ,, e
Brust-Vorarmbeinniuskeln                     ,, ,, d
Kücken-Arinbeinmuskeln                      ,, 88 e
b. Besandere Muskeln.
A. Muskeln der Armbeine.
Vordero Griitenmuskeln Flg. 93. a
2.
3.
1
5.
6.
7.
8.
9
10.
1 1.
92.
93
b
Fig.
93.
c
94.
a
95.
b
96.
a
llintero Grateumuskeln Fig. 94. b
Grosse )
Mittlere
Scliulter-TJmdrehcrmuskeln
Kleine )
Unter-Schulterblattmuskeln
7.  Grosse i
8.  Mittlere (
Kleine 1
Vordere I
Scbulter-Arinbeinmuskeln
95.
910
lì. Muskeln der Vorarmbeine.
Grosse Schulter-EIlenbogenniuskeln Fig. 93 d
Lange Scliulter-KHenbogenmuskeln ,, 90 d
Aussere j
                                               Fig. 93 e
Innere ! Armbein-EllenbogenmusUeln „ 98. a
11 intere )
                                                 „ 94. e
Selmlter-Vorariiibeiiiimiskeln Fig. 93. f u. 94. c
Arm-Vorarmbeinimiskeln Fig. 94. d
Lange Auswiirtsdreher .....
Kurze Auswartsdreher ...
Bundo Einwartsdreher .....
Viereckige Einwartsdreher ....
Muskeln der Kn i e k n o ch e n (Vorder-Fusswurzel)
les Schienbeinos und der Griffelbeine (Vordere
M i 11 e 1 f u s s k n o c h e n ).
Arm-Schienbeinmuskeln Fig. 93. g
Vorarm-Scliienbeinrauskeln Fig. 93. h .
Aussere Arm-llackenbeininuskelu Fig. 93. i
Innere Arni-Hackenbeinmuskeln Fig. 90. f
Arm-Griffelbeinmuskeln Fig. 90. e
Muskeln der Fessel-, Kron- und Hufbeine (erste
zweito und dritte Zehenglieder).
Armbeinmuskeln der Fessel-, Kron- u. Hufbeine Fig, 93. k
Vorarrabeinmuskel der Fessel-, Kron- u. Hufbeine Fig. 93 1
Arm-Kronbeinmuskeln Fig. 98. b
Arm-Vorarmbeinmuskeln der Hufbeine Fig. 98. c
Schienbeinmuskeln dor Fesselbeine
Griffelbeinmuskeln Fig. 97, a
Wurmförmigo Muskeln Fig. 97. b
Beuger j                            .....
Abzielier \ der 1. Zehen .....
Anzielier )                            .....
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11. Strecker der 2. Zehen ........
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12. Anzieher der 2. Zehen .....
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2
2
2
13. Strecker der innern Zehen .....
---
2
14. Beuger i ....
2
2
2
15. Anzieher) der Sussern Zehen .....
2
2
2
16. Abzielier) ....
--
2
2
2
17. I.ange Spanner der Sohlen .
2
2
18. Kurze Spanner der Sohlen . . .
2
2
2. Muskeln der hintern Gliedmassen.
a. Gemeinschaftliche Muskeln.
A. Muskeln der Ober- und Unterschenkelbe
ine.
1. Àussere 1 Fig. 105. a
2
2
2
2
2
2.   Grosse f _ , . rT , , ,, 106. a
3.   Miniere ( Darmbem-Umdrehermuskeln » wf} &
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4. Kleine ) ,, 108. b
2
2
2
2
2
5. Grosso Gesâss-Backbeinmuskeln Fig. 104. i
2
2
2
2
2
6. Kleine Gesiiss-Backbeinrauskeln ,. 108. e
2
2
2
2
2
7. Lendenwirbel-Backbeinmuskeln „ 104. c
2
2
2
2
2
8.   Grosse Fig. 104. d
9.   Mittlere j Darm-Backbeinmuskeln „ 104. e
10. Kleine ) ,', 109. d
2
2
2
2
2
2
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2
11. Vordere i Fig. 104. f .
2
2
2
2
2
12. Mittlere ! Scham-Backbeinniuskeln „ „ g
2
2
2
2
2
13. Hintere ) „ „ h .
2
2
2
2
2
14.   Vordere 1 Kreuz-Sitzbeinmuskeln „ 105. d. d. d.
15.   Hintere j des Schenkels „ 105. e e .
2
2
2
2
2
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2
2
2
2
16. Àussere Ì Fig. 105. a
2
2
2
2
2
17. Innere > Darm-Schenkelbeinmuskeln ,, 103. b
2
2
2
2
2
18. Vordere ) „ 104. 1
2
2
2
2
2
19. Scham-Schenkelbeinmuskeln Fig. 105. c
2
2
2
2
2
20. Àussere Verstopfungsmuskeln Fig. 109. c
2
2
2
2
2
21. Innere Verstopfungsmuskeln ,, ,, b .
2
2
2
2
2
22. Kreuzbein-Umdrehermuskeln ,, ,, a .
2
2
2
2
2
23. Zwilliugsmuskeln Fig. 108 d d .
2
2
2
2
2
b. Besondere Muskeln.
A. Muskeln der Unterschenkelbeine.
1, Àussere j Fig. 106. b .
2
2
2
2
2
„' », , > Back-Schenkelbeinmuskeln " ...
3. Vordere ( ....
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4, Gewundene) „ 111. a .
2
2
2
2
2
B. Muskeln der Sprunggelenks k no chen (Hinter-Fuss-
wurzel) und der Schien- und Griffelbeine (Hintere
Mittelfussknochen).
1. Back-Fersenbeinmuskeln Fig. 106. c .
2
2
2
2
2
2, Scheukel-Fersenbeinmuskeln Fig 106. d
2
2
2
3. Back-Schenkelbeinmuskeln des Schienbeines Fig. 110. a .
2
2
2
2
2
4. Schenkelbeinmuskeln des Sprunggelonkes ....
2
2
2
2
C. Muskeln derFessel-, Kron- und Hufbeine (erste,
zweito und dritte Z eh englie der).
1.   Backbeinmuskeln 1 der yegsel_ Kron. Fig. UO. b
2.   Schenkelbeinmuskeln l , ,T „, .' ,, ,, c .
„ „ ,,. . , , J und Hufbeine " ,
3.   Kollbeinmuskelu „ „ d
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
4. Back-Kronbeinmuskeln ,, lil. b
2
2
2
2
2
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157
Wiederk. I
Schwein.
Hund. ;
Ì
5. Grosse Schenkel-Hufbeinmusbeln Fig. Ili, e
0. Kleine Schenkel-Hufbeinmuskeln ,, „ d
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
7. Schienbeinmuskelu dcr Fesselbeine
2
2
8
8
8. Griffelbeinmuskeln ....
4
4
9. Wurmförmige Muskeln
10. Strecker der âussern Afterzehen
4
2
2
2
C
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11. Abzieher der iiussern Zelien
_
2
2
12. Anzieher der iiussern Zehen
— ! —
2
2
2
13. Strecker der ionersten Zehen
— I—
2
2
2
14. Anzieher der ersten Zehen .
— 1 —
2
2
2
15. Vlereckige Muskeln der Soklen .
H-
2
2
Jïluektlit am ûoyft.
Erste Muskellage.
Mg. 75.
a.    Der Gesichtshaulmuskel.
b.     Dcr Slirnmuskel der obern Lippe,
b'. Der N'asenast dcsselben.
b". Der Lippenasl dcsselben-
c.     Unteres Ende des grossen Kicfermuskels dcr Nase-
Der Jochmnskel der lippe.
Der untere Aiigenlidmuskel.
Der Slirnmuskel des Schildes.
Der Schlâïenmuskel des Schildes-
Der gemeinschaflliche Ohrimiskel-
1. Der Gesichtshautrauskel (Musculus cutaneus fatiti d. M.) (Fig. 75. aa.)
Der Gesichis- oder Kopfhautmuskel ist ein sehr dunner, gröss-
tentheils aponeurotischer Muskei, der fleischig im Kehlgange anfàngt,
wo er mit dem der andern Seite verbunden ist, dann schrag nach
aussen und vorn über den hintern Rand des Hinterkieferastes auf die
Gesichtsflache geht; hier bildet er nun eine dunne Aponeurose, welche
einzelne Muskelfasern zeigt, die sich nach vorn und oben in der
Haut des Kopfes verlieren; nach hinten geht er in den Halshaut-
muskel über. Die starkere fleischige Portion, welche von dem
'■.■■
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158
untern Rande des Jochmuskels bis in die Hinterlippc reicht, wird
auch Hinterkiefermuskel der Lippen (Af. Eisorius Santorini d. M.)
genannt. Die Wirkung dièses Muskels ist, die Haut des Kopfes zu
bewegen.
Ausser diesem kommt bei dem Rinde noeh cin Stirnhaut-
muskel vor.
2. Der Stirmmiskel dor obern Lippe (M. Levator labii superioris et alae
nasi
d. M.) (Fig. 75. b.).
Es ist diess ein breiter, dunner, theils fleischiger, theils seh-
niger Muskel, der mit einer selinigen Ausbreitung auf dem Stirn- und
Nasenbeine anfiingt, dami schriig über die Seitenflache des Gesichtes
geht und fleischig wird ; nun theilt er sicli in zwei Aeste, zwischen
welchen der grosse Pyramidenmuskel der Nase durchgeht. Der obero oder
Nasenast (b') geht an den iiussern Rand des Nasenloches, der untere
oder Lippenast (b") an den Kreismuskel der Lippen in der Nahe des
Lippenwinkels. Dieser Muskel erweitert das Nasenloch und zieht die
Oberlippe etwas in die Höhe und nach aussen.
Bei den Wiederkauern fehlt der Nasenast.
3. Der Jochmuskel der Lippe. (M. zygomaticus d. M.) (Fig. 75. d.)
Dieser Muskel ist lang, schmal, diinn, entsteht sehnig am obern
Theile der Gesichtsleiste, geht hierauf auf dem Jochmuskel des
Hinterkiefers schriig nach unten bis an den Lippenwinkel, wo er mit
dem Backenmuskel verwachsen ist. Er zieht den Lippenwinkel zuriick
und den untern Theil der Backen nach aussen.
Bei den Fleischfressern erstreckt er sich bis zu dem Schild-
knorpel des Ohres.
i. Der untere Augenlidmuskel. (Af. depressor palpebrar, inferioris.) (Fig. 75. e.)
Der untere Augenlidmuskel besteht aus einzelnen Muskelbttndeln,
welche durch eine Aponeurose mit einander verbunden sind ; er
befestigt sich an der Gesichtsleiste, und endigt in dem Kreismuskel
am untern Augenlide, welches er herabzieht.
5. Der Stirnmuskel des Schildes. (il/, frontalis crans.) (Fig. 75. f.)
Dieser Muskel ist diinn, bandfbrmig, entsteht am obern Rande
und der iiussern Flaehe des Augenbogenfortsatzes des Stirnbeines,
und endigt, nachdem er sich oben mit dem gemcinschaftlichen Ohr-
muskel und unten mit dem Schlafenmuskel des Schildes verbindet,
an dem untern Theile der Uussern Fliiche des Schildknorpels, den
or herabzieht.
6. Der Schlafenmuskel des Schildes. (Af. temporalis auris.) (Fig. 75, g.)
Der Schlafenmuskel nimmt seinen Anfang an der âussern Fliiche
des Jochbogens und am untern Theile des Augcnbogens , wo er sich
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159
mit dem Kreismuskel der Augenlider verbindet, und endigt neben
dem vorigen an der âussern Plache des Schildknorpels. Er unter-
stützt den vorigen Muskel.
7. Der gemeinschaftliche Ohrmuskel. (.if. communis auris.) (Fig. 75. h.)
Dieser Muskel ist diinn, breit, bedeckt den grössern Theil des
Vorderhauptes, entsteht am Kamm und am Querfortsatz des Ober-
hauptsbeines, ist in der Medianlinie des Vorderhauptes mit dem der
andern Seite so verbundcn, dass die Fasern beider Muskeln quer von
dem einen Olir zum andern gehen, und endigt an dem Schilde und
der Ohrmuschcl. Seine Wirkung ist, das Olir zu heben, oder wenn
beide Muskeln zugleich wirken, die Ohreii einander zu nahern.
Bei dem Einde liegt dieser Muskel ganz an der Seite des Kopfes
unterhalb dem Horne, und verbindet sich nicht mit dem der andern Seite,
Zwei te Muskellage.
fig. 76.
c.    Der miniere aiissere Scbildniuskel der Rluschel.              k.   Der Jochmuskel des Hinlerkiefers.
d.    Der obère nussere Schildmiiskel der Musebel.                 1.    Der grosse Kicfermuskel der Nase,
e.    Der âussere obère Augenlidmuskel.                                  m.   Der kleine Kicfermuskel der Nase-
ff. Der Kreismuskel der Augenlider.
                                      n.   Der Nascnbeinmuskel der Nase.
g. Der Kicfermuskel dur obern Lippe.
1. Der Ohrdrüsenmuskel. (M. depressor auris.) (Fig, 76. a.)
Der Ohrdrüsenmuskel liegt zwischen dem Hals - Hautmuskel und
der Ohrspeicheldriise, mit welchen er durch lockeres Zellgewebe ver-
bunden ist; er entspringt mit einer dunnen sehnigen Ausbreitung.an
dem untern Ende der Ohrspeicheldriise und geht, schmaler werdend,
bis an den Grund der Muschel, an welcher er sich befestigt. Er
zieht das Ohr nacli unten und aussen.
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160
2. Der untere aussere Schildmuskel der Muschel. (Af. adductor auris inferior.
Attrahens
d. M.) (Fig. 76. b.)
Dieser ist ein kleiner dunner Muskei, der an der aussern Flache
des Schildknorpels seinen Anfang nimmt,. und an dem Grunde der
Olirmuschel endigt.
Bei den Wiederkauern entsteht er an dem Jochnmskel des
Hinterkiefers, und bei den Fleischfressern am Jochbogen.
3. Der mittlere aussere Schildmuskel der Muschel. (Af. adductor auris médius.)
(Fig. 76. c.)
Dieser kleine Muskei liegt zwischen dem vorigen und dem fol-
genden; er fangt an dem vordern obern Winkel des Schildknorpels
an, und endigt an dem vordern Rande der Muschel.
Der obère aussere Schildmuskel der Muschel.
(Af. adductor auris superior.')
4.
(Fig. 76. d.)
Es ist diess ein langlich schmaler Muskei, welcher auch als ein
Ast des gemeinscliaftliclien Olirmuskels angesehen werden kann; er
beginnt an der âussern Flache am obern Ende des Schildknorpels,
und befestigt sich, nach oben gehend, an dem gewölbten Theile der
Olirmuschel.
Diese drei Schildmuskeln der Muschel bewegen das Ohr nach
vorn und innen.
5. Der grosse inuere Schildmuskel der Muschel. (Af. rotator auris longus.)
(Fig. 77. a.)
Fig. 77.
Muskeln des aussern Ohres.
Dieser Muskei ist
ganz fleischig und von
demSeliildknorpeltheil-
weise bedeckt, auf des-
sen innerer Flache er
entsteht, und an dem
gewölbten Theile am
Grunde der Olirmu-
schel endigt.
6. Der kleine innere
Schildmuskel der Muschel.
(Af. rotator auris brevis.)
(Fig. 77. b.)
Dieser Muskei ist
kleiner als der vorige,
mit welchem er sich
kreuzt; seinen Anfang
nimmt er unter dem
vorigen, und endigt in
der Tiefe am Grunde
der Olirmuschel.
Der grosse innere Schildmuskel der Muschel
Der kleine innerc Schildmuskel der Muschel.
Der Vorderhauptsmuskel der Muschel-
Der aussere Nackenmuskel der Muschel.
Der miniere Nackenmuskel der Muschel.
Der innere Nackenmuskel der Muschel.
Der Gehórgangsmuskel-
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161
Dieser und (1er vorige Muskei drehen das Olir nach vorn und
innen.
7. Der Vorderhauptsmiiskel der Muschel. (Af. levator auris médius. Attolens d. M.)
fFig. 77. c.)
Dieser ist ein lânglicher Muskei, der zwisclien dem gemein-
scliaftliclien Ohrinuskel und dem Schlafenmuskel des Hinterkiefers
liegt ; er fangt mit eincr dunnen Aponeurose an der Griite der
Vorderhauptsbeine an, und endigt mit einer dunnen platten Sehne
am Rücken der Ohrmuscliel. Er zieht das Olir nach oben und innen.
Bei dem Einde ist dieser Muskei nicht von dem geineinschaft-
lichcn bedeckt. Bei dem Schaf e und der Zi eg e liegt er auf dem
Vorderhauptsbeine unter dem gemeinscliaftliclien, und geht unter dem
Schildknorpel hindurch an die Ohrmuscliel.
8. Der iiussere Nackenmuskel der Muschel. (Af. levator auris longus.
Retrahens
d. M.J Fig, 76. d.)
Dieser Muskel ontspringt hinter dem Oberhauptsbeine mit dem
der andern Seite am Nackenbande; er ist fleischig, anfangs breit,
dünn, spâter schmaler, dicker, und heftet sich in dor Mitte am
Rücken der Ohrmuscliel an, wo er die Sehne des Vorderhaupts-
muskels bedockt.
Bei dem Schweine theilt sich dieser Muskel in zwei Aeste,
von denen der eine an die Ohrmuscliel, der andere an den Schild geht.
'.). Der mittlere Nackenmuskel der Muschel. (Af. abductor auris longus.
Retrahens.
d. M.) (Fig. 77. e.)
Dieser ist ein fleischiger Muskel, welcher theils von dom vorigen,
theils von dem Hals - Ilautmuskel bedeckt ist; seinen Anfang nimmt
er sehnig am Nackenbande, und sein Ende fleischig am Grunde
der Ohrmuscliel.
10. Der innere Nackournuskel der Muschel. (Af. abductor auris brevis
Retrahens
d. M.) (Fig. 76. f.) .
Der innere oder tiefe Nackcnmuskel liegt unter dem vorigen, und
ist kleiner als dieser; er entsteht obenfalls am Nackenbande, und
endigt, einen Bogen bildend, am Grunde der Ohrmuscliel.
Die dici Nackcnmuskeln ziehen das Olir nach aussen und hinten. •
11. Der Gchörgaugs- odor GruudmuskeJ des Ohres. (Af. tragicus d. M.)
(Fig. 77. g.)
Dieser Muskel liegt zwisclien dem Schlafenmuskel des Hinter-
kiefers und dein Ringknorpel des Ohres ; er ist klein, langlich schmal,
bcfestigt sich mit einer kleinen, dunnen, platten Sehne an dem hintern
Theil des iiussern Gehörganges, und endet am Grunde der Ohrmuscliel.
Er verkiirzt den knorpeligen Theil des ausserii Gehörganges.
Bei dem Rinde fehlt er, und bei den Fleis chfressern, wo
er am hintern Rande des Hinterkiefers seinen Anfang nimmt, ist er
verhaltnissmiissig grö'sser.
1 e y h , Anatomie.                                                                                         -si
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162
Ausser den bis jetzt angcgebenon Ohrmuskcln finden sich noch
cinzelne kleine Muskelbiindel an der aussern Fliiehe der Ohrmuschel,
denen aber keinc Punction zugeschrieben werden kann.
12. Der aussere obero Augonlidmuskol. (Corrugator supercüii d. M.) (Fig. 70. o.)
Dieser ist ein kurzer platter Muskei, der auf der aussern Pluche
des Stirnbeines seinen Anfang nimmt, und im Kreismuskel des obern
Augenlides, mit dessen Fasern er sich kreuzt, endigt. Er hebt das
obère Angeiilid in die Höhc, und tragt dadurch zum Oeffnen des
Auges bei.
Bei den übrigen Hausthieren ist dieser Muskei vcrhiiltnissmiissig
stiirker.
13. Der Kreismuskel der Augcnlider. (jlf. orbicularis palpebrarum d. M.)
(Fig. 76. ff.)
Der Kreismuskel liegt zwischen der aussern und inncrn Haut
der Augcnlider, mit welchen er innig verbunden ist ; er besteht aus
kreisförmigen Fasern, welche sich an den Augcnhöhlcnrand durch
Zellgewebe und an dem untern Thranenfortsatz durch eine kurze
starke Sehne befestigen. Am obern Augenlide ist er stiirker als am
untern. Er nahert die Augenlider einander, und schliesst dadurch
mehr oder weniger das Auge.
14. Der Kiefermuskel der obern Lippe, (])ƒ. Uvator labü superioris proprius d. M.)
(Fig. 70. g. und 78. a.)
Dieser ist ein langer schlanker Muskei, welcher von dem Stirn-
muskcl der Lippen bedeckt ist ; er nimmt seinen Anfang tleischig an der
Fig. 78.
Muskeln der obern Lippe
und der Naso.
Vcreinigung des grossen Kicferbeines mit
dem Thranen- und Jochbeine, ist an dieser
Stelle breit, dürm, wird dami nach unten
allmahlig schnuiler, aber dicker, und gcht
an dem obern Theil des Nasenfortsatzes des
kleinen Kicferbeines in cine Schne iiber,
welche sich an den untern Enden der Nasen-
fortsatze der Nasenbeine mit der des Mus-
kels der andern Seito zu einer breiten platten
Sehne (Fig. 78. a.) verbindet, iiber den Quer-
muskel der Nase lauft, und sich in der Mitte
der obern Lippe endigt. Er hebt die Ober-
lippe in die Ilöhc.
Bei den Wie derkauern entspringt
dieser verhaltnissmassig schwachcre Muskei
an der Rauhigkeit an der aussern Pliiche des
grossen Kieferbeines, geht nach unten, und
theilt sich in zwei bis drei Selmcn , welche
in der obern Lippe endigen, oline sich mit
den Sehnen des Muskels der andern Seite
zu verbinden.
n. Gemcinschaftliche Sehne beider Kit
fermusfceln der obern Lippe.
bb- Der Quermusbel der Nase.
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163
Bei dein S e li we in e ist er stark, nirmnt seinen Anfang in der
Grube an der aussern Flachc des Thranenbeines, und endigt an
dem Riissel.
liei den Flcisclifressern entsteht dieser Muskel in der Nane
des innern Augenwinkcls ; er ist mit dem Stirnmuskel der Lippe ver-
vvachsen, und endigt fleischig in der obera Lippe.
15. Dit Quormuskol der Naso. (il/, transversus nasi, M. compressor nasi d. M.)
(Fig. 78. bb.)
Der Quermuskel ist ungepaitrt, ziemlich breit, und theilweise
von der gemeinschaftliclien Selme der Kiefermuskeln der obern Lippe
bedeckt. Er liegt ani untern Ende der Nasenbeine auf der aussern
Flacho der innern Fliigelknorpel; seine Fasern gelien quer von dem
einen Knorpel zu dem andern. Er hebt durch seine Zusammen-
ziehung den iiussern Theil der Fliigelknorpel in die Höhe, und
erweitert dadurch die Nasenlöeher.
Bei dem Schweine liegt er auf dem Eüsselknochen, und den
Wiederkauern und Fleischfressern fehlt er.
16. Der Kiei'ormuskel der untern Lippe, (ili. depressor labii infériorisa)
(Fig. 76. h.)
Diescr Muskel. ontspringt gemeinschaftlich mit dem Backzahu-
muskel an dem Kronfortsatz und an dem vordern Rande des Ilinter-
kieferastes, ist unter dem Joclimuskcl des Hinterkiefers mit dem
hintern Rande des Backzahnmuskels verwaehsen, lauft dami frei als
ein rundcr Muskel bis in die Niihe der hintern Lippe, gelit hieiauf
in eine Sehnc liber, deren Fasern sicli in der hintern Lippe verlieren,
wclche er herabzieht.
Bei den Fleischfr esse m kommt diescr Muskel nicht vor.
17. Der Backenniuskel. (Jtf. buccinator d. M. (Fig. 76. i.)
Der Backenniuskel liegt auf dem untern TJieile des Backzahn-
muskels, er ist federförmig, und beginnt mit zwei Portionen an den
Zwischcnzalmrandern des Ober- und Unterkiefers und über den ersten
Backzahnen. Die Fasern beider Portionen, welche an dem Lippen-
winkel mit de*m Kreismuskcl verwaehsen sind, gchen etwas gebogen
in schiefer Richtung von vorn nach hinten gegen die Mitte des
Muskels, wo sic sich an den sehnigen Strcifcn anheften, der beide
Portionen mit einander verbindet. Er hilft die Seitenwand der
Maulhöhle bilden, und wenn er wirkt, so wild dieselbe verengt und
das bcim Kauen in den Backen angesammelte Futter zwischen die
Backzahne gebracht.
18. Der Jochmuskel des Hinterkiefers. (31. masseter d. M.) (Fig. 76. k.)
Diescr Muskel wird auch âusserer Kaumuskcl genannt, er ist
sehr gross, stark sehnig, und auf der Wangenportion des Hinter-
kicferastos gelagert ; man unterseheidet an ihm eine aussere und
cine innere Portion. Die aussere grössere Portion entsteht tlieils
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LU
ileischig, tlieils sehnig an dem unterii Theile des Joelibogcns und
(1er Gesichtsleiste, die Pasern gehen von hier schief von vorn und
oben naeh hinten und unten, wo sie sicli sowohl an der aussern
Fliiche, aïs auch an dem hintern Rande des Hinterkieferastes inseriren.
Die innere kleinere Portion cntsteht an dem obern ïheile des Joch-
bogens, von wo aus die Fasern so nach unten gehen, dass sie sich
mit denen der aussern Portion kreuzen. Oben ist die innore Portion
durch Zellgewebe mit der aussern verblinden, und unten mit dcrsclbcn
vervvachsen. Er zieht den Hinterkiefer an den Vorderkiefer, und
vermittelt auch beim Kauen die Seitenbewegungen.
19. Der pyramideni'örniige oder grosso Kiefermuskel der Nase. (Af. pyramidale
nasi.)
(Fig. 76. 1. und 75. c.)
Dieser Muskel fangt mit einer schwachen Sehne an dem untern
Endo der Gesichtsleiste und mit mehreren kleinen sehnigen Portionen
auf der Gesichtsfliiche des grossen Kieferbeines an, wird dann flei-
schig, breit, flicherförmig, welcher Theil zwischcn den Acsten des
Stirnmuskels der obern Lippe durchgeht, um sich an dem aussern
Rande des Nasenloches und an der obern Lippe zu befestigcn. Er
erweitert die untore Nasenöffnung und zieht zugleich die obère Lippe
etwas nach aussen und zuriick.
Bei den Wiederkauern endet dieser Muskel mit mehreren
Sehnen an dem Nasenloch und an der obern Lippe.
Auch bei dem Schwcine theilt sich dieser Muskel in mehrere
Sehnen, welche um das Nasenloch endigen.
Bei den Fleischfressern endigt dieser Muskel gleichfalls
sehnig an dem Nasenloch.
20. Der kleine Kiefermuskel der Nase (itf. dilatator nasi inferloris )
(Fig. 76. m.)
Dor kleine Kiefermuskel hat seine Lage auf dem Nasenfortsatze
des kleinen Kieferbeines, und verbindet sich nach oben mit dem
folgenden. Seine Fasern liegen quer auf dem kleinen Kieferbeinc,
und verlieren sich in der Haut des falschen Nasenloches und an dem
aussern Fliigelknorpel der Nase. Er erweitert das Nasenloch. Dieser
Muskel fehlt den übrigen Hausthieren.
21. Der Nasenbeinmuskel der Nase. (1/. dilatator nasi superioris.) (Fig. 76. n )
Dieser Muskel liegt an dem freien Rande der Nasenbeine, seine
blassrothen Muskelbündel gehen von hier quer nach der Seite, und
verlieren sich in der Haut des falschen Nasenloches, wclches er
erweitert.
Auch dieser Muskel fehlt den übrigen Hausthieren ; dagegen
kommt bei dem Schweine noch folgender Muskel vor:
22. Der Kiefermuskel dos Rüssels. (Af. depressor rostri.)
Dieser Muskel nimmt an der Gesichtsflache des grossen Kiefer-
beines fleischig seinen Anfang, geht dami in cine ziemlich starke
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165
Sehue über, welche in dem Riisscl sicli endigt. Er zicht den Riissel
etwas nach aussen und unten.
Dritte Muskellagc.
Fiy. 79.
a a.   Der Kreismuskel der Lippen.                                  e.   Der iirjtere gerade  Itluskel   des  Aagapfels-
b.      Der Kinumuskel der Lippen.                                   f.    Der àussere „                  „ »
e.      Der Backzahîlmuskel.                                             g.   Der innere ,,                  ,, „
d.      Der Schlrtfenmuskel des Hinlerkiefers.                    ìi.   Der hinlere ,,                  ,, „
1. Der Kreismuskel der Lippen. (M. orbicularis oris d. M.) (Fig. 79. aa.)
Der Kreismuskel ist ungepaart, und von der imiern und aussern
Lippenliaut eingcsclilossen; er bestelit aus vielen einzelnen Muskel-
bündelii, die kreisfünnig um die üusscrc Maulöfliiung gelidi, mit
Selinenfasern durcliwoben und mit der imiern, besonders aber mit
der aussern Lippenliaut innig verblinden sind. Seinen Anfang nimmt
er auf jeder Scite mit zwei besondern Portionen * an dem Zalinrande
des kleinen Kieferbeines und an dem des Körpers des Hinterkiefers,
welcho in der obern und untern Lippe in die krcisfürmigen Muskcl-
büiideln iibergehen; iiberdiess befestigt sich der Kreisniuskel noch
an der Lippenflachc der kleinen Kieferbeiue und an dem untern
Tbeil der Kinnflaclie des Hinterkiefers. Er tragt zur Bildung der
obern und untern Lippe bei, wobei, wenn er wirkt , dieselben
einander nâhert, und dadurch das Maul schliesst.
2. Der Kiuuniuskel. (AT. quadratili menti d. M.) (Fig. 79.^ b.)
Dieser Muskei ist cbenfalls ungepaart, und liegt in der Mitte
der liintern Lippe, wo er nach vorn und zu beiden Sciten von dem
Kreismuskel umgeben ist. Seine kurzen Muskelbündeln befestigen
sich an der Kiiinfliiche des Hinterkiefers, und endigen an der allge-
mcinen Decke und an dem Kreismuskel. Er macht mit der allge-
* Diese zwei Portionen, als Aul'ango des Kroisniuskels, werden auch als
besondere Muskeln betrachtet, und als vorderer und hiuterer Sebnoidezaliniriuskel
(M. incisivus labii superioris et vnferioris) bezeichnet.
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166
meineii Decke das Kinn aus, und unterstützt die die untore Lippe
bewegenden Muskeln.
3. Der Backzahnmuskel. (Af. malaria.) (Fig. 79. c.)
Der Backzahnmuskel ist oben von dem Jochmuskel des Hinter-
kiefers, unten von dem Backenmuskel und innen von der Maulschleim-
haut bedeckt; er entspiingt mit dem Kiefermuskel der hintern Lippe
an dem Kronfoi'tsatze des Hintcrkiefers, befestigt sich nach unten
und vorn, gegen den Lippemvinkel gehend, aussen an dom Zahnrande
des grossen Kieferbcines und an dem des Hinterkieferastes, und
endigt mehr selinig in dom Kreismuskel der Lippen. Er verengt,
wie der Backenmuskel, die Maulhölile, und bringt das Putter wâhrend
dem Kauen unter die Baekzahne.
i. Der Schlafenmuskel des Hiuterkiefers. (M. temporalis i. M.) (Fig. 79. d.)
Der Schlafenmuskel ist von dem gemeinschaftlichcn Ohrmuskel
bcdeckt, und liegt auf der aussern Flaehe des Vorderhauptsbeines,
des Schuppenthciles des Schlafenbeines und einom Theil des grossen
Flügels des Keilbeines, an welchem er sich, so wie ara Querfortsatze
und Kamm des Obcrhauptsbeines, an der Grate der Vorderhauptsbcine,
Stirn- und Schlafenbcine, so wie am Jochbogen befestigt, gcht dann
in die Schliifengrube, und endigt theils selmig, theils fleischig am
Kronfoi'tsatze des liinterkiefcrastes. Seine aussere Flaehe ist gewülbt
und mit einer glanzenden , blaulich schimmernden Schnenschichte
überzogen. Er zieht beim Kaucn den Unterkicfer nach oben und
et was nach vorn.
Bei den Fleischfressern ist dieser Muskei verhiiltnissmassig
selir stark.
5. Der obère gerade Muskel des Augapfels. (M. rectus superior d. M.)
6.   Der untere gerade Muskel des Augapfels. (Af, rectus inferior d. H.) (Fig. 79. e.)
7.   Der âussere gerade Muskel des Augapfels. (M. rectus externus d. M.) (Fig. 79. f.)
8.   Dor innere gerade Muskel des Augapfels. (Af. rectus internus d. M.) (Fig. 79. g.)
Diese vier geraden Muskeln des Augapfels ontspringen mit kurzen
Sehnenfasern rings um das Sehloch am Keilbeine, werden dann
fleischig, breit, und endigen, jcder auf seiner Scite, mit einer
breiten, dunnen, platten Sehne an der undurchsichtigen Hornhaut
des Augapfels, in der Nahe ihrer Vcrbindung mit der durchsiehtigen
Hornhaut.
Jeder dieser Muskeln zieht den Augapfel nach seiner Scite,
und zwar der obère nach oben, der untere nach unten, der aussere
nach aussen und der innere nach innen; erfolgt aber die Wirkung
bei allen vier Muskeln zugleich, so ziehen sic den Augapfel in scine
Ilòhle zurück.
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9. Der hintero gorado Muskei. (M. rdractor oculi.) (Fig. 79. h.)
Dicser Muskei, auch der Grundmuskel genannt, entsteht rings
uni das Sehloch am Kcilbcin, inncrhalb der andem vier geraden
Muskeln, welche ihn bedecken, und endigt mit mehreren, gewöhnlich
vier starken Portionen, welche den Sehnerven cinschliessen, an der
hintern Flache der undurchsiclitigen Hornhaut. Seine Wirkung ist,
den Augapfel in die Augenhöhle zuriickzuziehen, wodurch das dritte
Augenlid hervortritt und die Fliissigkeiten des Augapfels mehr nach
vorn gedrückt werden.
10. Der kleine oder untere scliiefe Muskei des Augapfels. {M. obliquus
inferior
d. M.) (Fig, 80. a.)
Der kleine oder untere schiefe
Muskei ontspringt in der Thranen-
grube des Thranenbeines, geht
dann nach unten zwischen dem
Augapfel und der Sehne des untern
geraden Muskels an die aussere
Wölbnng der undurchsiclitigen
Hornhaut, um sich daselbst zu
bofestigen. Er dreht den Aug-
apfel nach innen und unten.
11. Der grosso, oder obero scliiefe, oder
Eollmuskel. (Af. obliquus superior d. M.)
(Fig. 80. bb. b'.)
Fig. 80.
Muskeln des Auges.
a.     Der Ideine schiefe Muskel des Augapfels.
bb.  Der grosse schiefe Muskel des Augapfels.
b'.    Dessen Rolle-
c.     Der innere obère Augculidmuskel.
Dicser Muskel ist der langste
von den den Augapfel bewegenden
Muskeln ; er nimnit seinen Anfang
in der Nahe des Schlochs, geht dann schief an der Augenhöhlen-
llaclie des Stirnbcines nach vorn und oben durch eine knorpelige
Rolle, Iaiift von hier quer iiber den obern gewölbten Theil des
Augapfels nach aussen, und endigt mit einer platten Sehne unter
dem Insertionspunkt des obern geraden Muskels. Er dreht oder rollt
den Augapfel nach innen und oben.
12. Der innere obère Augenlidmuskol. (M. levator palpebrai superioris d. M.)
(Fig. 80. c.)
Diescr Muskel hat seine Lage in der Augenhöhle, ist lang,
diinn und schmal; er entsteht an dem Sehloch, geht alsdann auf
dem obern geraden Muskel des Augapfels nach oben und aussen,
und endigt, eine breite Sehne bildend, gemcinschaftlich mit dem
Krcismuskcl an dem Rande des obern Augenlides, welches er in die
Ilöhc hebt, und dadurch das Auge öffnet.
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WS          P^^W^IJ'
1G8
V i e r t e M u s k e 11 a g e.
Fig. 81,
(Der rechte Hinterkieferast ist entferiit.)
a.    Der Zungenmuskcl der Zunge.
bb.   Der Zungeubeinastmuskel der Zunge.
c.     Der Zungenbeinmuskel der Zunge.
d.     Der Kinnmuslfcl der Zunge.
e-    Der Küliimuskcl des Znngenbeines.
f.      Der Griffelmuskcl des Znngenbeines.
g.     Der grosse Zungenbeinaslinuskel des Znngenbeines-
h.
     Der Griffclmuskel des Ganmensegels.
i.     Der Griffel - Rollmuskel des Gaumensegels.
i'.  Dessen Rolle.
k    Der, gemeinschafUiche Gaumenmiiskcl-
1.    Der Flügelmusltel des Scblundliopfes.
m-  Der obère Zungcnbeinastmuskel des Schlundkopfes.
n.   Der Zungenbeinmuskel des Schlundkopfes.
o.   Der Schildmuskcl des Schluiidkopfes-
p.   Der Ringmusktl des Schlundkopfes.
q.   Anfang des Schlundes,
1. Der Zungenmuskel der Zunge. (jlf. lingualis d. M.) (Fig. 81. a.)
Dicser Muskei wird auch der Grundmuskel der Zunge genannt,
woil er seine Lage grösstcntheils ara Grande der Zunge hat; er ist
ungepaart, nach unten und zu beiden Seiten von den andern Zungen-
muskeln und nach oben von der Sehleimliaut dor Zunge nmgeben.
Seinen Befestigungspunkt hat er am Griff des Zungenbcines, von
wo seine mit Fett und Zellgewcbe dnrcliwebten Muskelbündel in
verschiedenen Kichtungeii von hinten nach vorn bis gegen die Mitte
der Zunge verlaufen; Er unterstützt die übrigen Zungcnmuskeln in
ihrer Wirkung.
2. Der Zungeubeinastmuskel der Zunge. (jtf. stylo - glossus d. M.) (Fig. 81. bb.)
Es ist diess ein langer, schmaler und platter Muskei, der seinen
Anfang an dem untern Ende auf der aussern Fliiche des grossen
Zungenbeinastes nimmt, und zur Seite der Zunge von der Sehleim-
liaut derselben bedeckt bis in die Spitze reicht, wo er mit der
Schleimhaut sich innig verbindet. Er zicht die Zunge nach der
Seite, und wenn beide zugleich wirken, nach oben.
3. Der Zungenbeinmuskel der Zunge. (M. hyo - glossus d. M.) (Fig. 81. c.)
Dieser ist ein brciter, (leischiger Muskei, der zur Seite der
Zunge liegt; seine locker verbundenen Muskelbündel fangen am Horn
des Zungenbeines an, gehen schiof von oben nach vorn und unten
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gegen den Rücken der Zunge, um sich in der Gegend der Zungen-
spitze zu verlieren. Er zieht die Zunge nach der Seite, und wenn
beide mit einander wirken, auch auf- und rückwarts.
4. Der Kinnmuskel der Zunge. (il/, gtnio-glossus d. M.) (Fig. 81. d.)
Der Kinnmuskel ist breit, diinn und in der Medianlinie durch
Zcllgewebe mit dem der andern Seite verbunden. Er entspringt mit
einer Sehne gemeinschaftlich mit der des Kinnmuskels des Zungen-
beines in dem Kinnausschnitt, welehe bis in die Nahe des Körpers
des Zungenbeines reicht; von dieser Sehne gehen nun die Muskel-
fasern theils nach oben und hinten gegen den Grund, theils nach
vorn und unten gegen die Spitze der Zunge, so dass der ganze
Muskei federfónnig erscheint. Er dient dazu, die Zunge aus dem
Maule und nach abwarts zu ziehen.
5. Der Kiefermuskel der Zuuge. (M. mylo -glossus.') (Fig. 82.)
Fi9- 82-                     Dieser Muskei ist ungepaart, ungefiihr
Muskeln der Zunge und des handbreit und zwischen den Hinterkiefer-
Zungenbeines (den untern agten             •„ der Mhe deg KinnauSSClmittes
Theil des Kopfes -von hinten , °          . , ,            ,, , . „           
gesehen).               gelagei't; seme blassen Muskelfasern langen
unterhalb dem Zahnrande an der innern
Flache des einen Hinterkief'ers an, und
gehen, den untern Theil des Kiefermuskels
des Zungenbeines bedeckend, an dieselbe
Stelle des andern Hinterkieferastes. Er hilft
beim Abschlucken die Zunge an den Gaumen
zu drücken.
Dieser Muskel fehlt dem Schweine
und den FIeischfressern.
6. Der Kinnmuskel des Zungenbeines. (M. genio-
hyoideus
d. M.) (Fig. 81. e.)
Dieser Muskei liegt im Kehlgange, ist
nach unten von dem Kiefermuskel des Zun-
genbeines bedeckt, und entsteht mit einer
starken Sehne gemeinschaftlich mit der des
!si—k-^;
Kinnmuskels der Zunge im Kinnausschnitt,
geht von da nach oben und hinten, wird
II. Der Kiefermusltel der Zunge.
bauchig, und endigt, schmaler werd end, an
b. oer Kiefermuskel des zungenbeines. <jer Spitze des Grifffortsatzes des Zungenbein-
körpers, welchen er herabzieht, und dadurch den Kinnmuskel der
Zunge in seiner Wirkung unterstiitzt.
Bei den Einhufern wird manchmal noch ein zweiter, aber
viel kleinerer Kinnmuskel angetroffen.
7. Der Griffelmuskel des Zungenbeines. (itf. masto-styloideus.) (Fig. 81. f.)
Der Griffelmuskel ist kurz, breit, mit Sehnenfasein durchwoben
und mit dem Anfang des zweibauchigen Muskels verwachscn ; er geht
Leyh, Anatomie-                                                         22
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170
von dem vordern Rande des Griffelfortsatzes des Oberhauptsbeines
an den Ausschnitt und Winkel am obern Ende des grossen Zungen-
beinastes, welchen er in die Höhe hebt und zugleich feststellt.
8. Der grosse Zungenbeinastmuskel des Zungenbeines. (Af. stylo-hyoideus d. M.)
(Fig. 81. g.)
Dieser Muskel entspringt sehnig an dem Winkel des grossen
Zungenbeinastes; er ist anfangs dumi, wird dann bauchig, geht in
eine Sehne iiber, welche gespalten mit zwei Aesten an dem Horn
des Zungenbeinkörpers endigt. Zwischen beiden Aesten geht die
Sehne des zweibauchigen Muskels durch. Er zicht den Körper des
Zungenbeines und somit auch die Zunge nach oben und hinten.
9. Der kleine Zungenbeinastmuskel des Zungenbeines. (Af. cerato-hyoideus.~)
(Fig. 83. a.)
Fig. 83.
Muskeln des Zungenbeines.
Es ist ein dunner, kleiner,
breiter Muskel, der von dem
Zungenbeinmuskel der Zunge
bedeckt wird und den Raum
zwischen dem Gabelaste, dem
untern, mittlern und dem un-
tern Ende des obern Zungen-
beinastes ausfiillt. Er entsteht
an dem obern Rande des
Gabelastes, und endigt an
dem hintern Rande des untern,
mittlern und untern Endes des
obern Zungenbeinastes. Seine
Wirkung ist, die Aeste des
a.    Der kleine Zuiigenbeinastniusliel des Zungenbeines-
b.    Der Quermuskel des Zungenbeines.
Zungenbeines dem Gabelaste
des Kòrpers zu nahern, und
die Zunge etwas nach oben und hinten zu ziehen.
10. Der Quermuskel des Zungenbeines. (M. hyoideus transversus.) (Fig. 83. b.)
Der Quermuskel ist ungepaart, klein, ganz fleischig und mit
vielem Fett umgeben. Er befestigt sich an der Verbindungsstelle
des mittlern Zungenbeinastes mit dem obern und untern, geht von
da quer an dieselbe Stelle der gegenüberstchenden Zungenbeinâste,
an welchen er sich endigt und dieselbcn einander nahert.
11. Der Griffelmuskel des Gfaumensegels. (](ƒ. levator veli palatini d. M.)
(Fig. 81. h.)
Der Griffelmuskel ist ein kleiner, plattgedriickter Muskel, der
gemeinschaftlich und zwar sehnig mit dem folgenden Muskel an dem
Griffelfortsatze des Schlafenbeines entspringt^, zwischen diesem Muskel
und der Eustachischen Röhre gegen das Gaumensegel geht, und in
demselben fleischig endet. Er dient dazu, das Gaumensegel in die
Höhe zu ziehen und anzuspannen.
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12. Der Griffelrollmuskel des üaumensegels. (Af. tensor veli palatini d. M.)
(Fig. 81. i.)
Dieser ist ein langlicher, dunner Muskei, dessen plattgedrückten
Muskelbauch eine glanzende Soline iiberzieht, und zwischen dem
vorigen und dem Flügelmuskel des Hintcrkiefers gelagert ist. Seinen
Anfang nimmt er gemeinschaftlich mit dem vorigen an dem Griffel-
ibrtsatze des Schlafenbeines, geht dami nach vorn und unten in
eine glatte Sehne über, welche über die Rolle des Flügelbeines
gleitet, au dieser durcli ein kleines Querbandchen in der Lage
erhalten wird, und in der Mitte des Gaumensegels an der breiten
Sehne des gemeinschaftlichen Gaumenmuskels endigt. Er spannt das
Gaumensegel au und zieht es auch etwas zur Seite.
13. Der gemeinscbai'tliclie Gaumenrauskel. (Af. palatinus d. M.) (Fig. 81. k.)
Es ist dieser ein ungepaarter, breiter, dunner Muskei, der
zwischen den Schleimhauten des Gaumensegels eingeschlossen ist.
Er entsteht mit eincr Aponeurose an dem freien Rande der Gaumen-
beine, und auf jcder Seite mit einer fleischigen Portion an den
Flügelbeinen, welche in einen breiten, dunnen Muskei ïtbergehen,
der sich zu beiden Seitcn mit den Flügelmuskeln des Schlundkopfes
verbindet, und in der Mitte an dem freien Rande des Gaumensegels
endigt, das er in die Höhe hebt und verkiirzt.
14. Der Flügelmuskel des Schlundkopfes. (Af. pterygo - pharyngeus s. constrictor
pharyngis superior
d. M.) (Fig. 81. 1.)
Der Flügelmuskel entsteht am Fliigelbeine, geht über das untere
Endc des Griffelmuskels des Gaumensegcls an der hintern Wand
des Schlundkopfes, wo er sich in der Medianlinie mit dem der
andern Seite vereinigt. Er hebt den Schlundkopf in die Höhe und
verengt ihn.
15. Der obère Zungenbeinastmuskol des Schlundkopfes. (Af. stylo -pharynyeus
d. M.) (Fig. 81. m.)
Dieser Muskei ist lang, schlank, nimmt seinen Anfang fleischig
über der Mitte an der innern Flache des grossen Zungenbeinastes,
geht an demselben nach unten und innen, und endigt zur Seite des
Schlundkopfes, wo er sich mit dem gemeinschaftlichen Gaumenmuskel
verbindet. Er zieht den Schlundkopf nach oben und zur Seite,
wodurch derselbe erweitert wird.
16. Der untere Zungenbeinastmuskel des Schlundkopfes. (Af. cerato-
pharyngeus
d. M.)
Dieser Muskei, welcher kleiner als der vorige ist, fehlt den
Einhufern nicht selten. Er entspringt ebenfalls fleischig an der
innern Flache an dem untern Ende des grossen Zungenbeinastes, an
welchem er schrag nach oben und innen geht, und zur Seite des
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Schlundkopfes unter dem Zungenbeinmuskel desselben endigt. Er er-
weitert den Schlundkopf.
17. Der Zungenbeinmuskel des Schlundkopfes. (M. chondro -pharyngeus s.
constrictor pharyngis médius d. M.) (Fig. 81. n.)
Der Zungenbeinmuskel entsteht am hintern Ende des Gabel-
astes des Zungenbeines und mit einer kleinen Portion noch auf der
aussern Flache des Schildknorpels des Kehlkopfes ; er ist breit,
diinn, liegt über dem nachfolgenden zur Seite des Schlundkopfes,
geht an demselben nach hinten, und vereinigt sich in der Mitte mit
dem der andern Seite.
18. Der Schildmuskel des Schlundkopfes. (Af. thyreo-pharyngeus s. constrictor
pharyngis superior
d. M.) (Fig. 81. o)
Der Schildmuskel ist breit, diinn, hat seine Lage ebenfalls zur
Seite und- hinten am Schlundkopfe zwischen dem vorigen und dem
folgenden; seinen Anfang nimmt er am untern Ende auf der aussern
Flache des Schildknorpels, und sein Ende an der hintern Wand des
Schlundkopfes, wo er sich, wie der vorige, mit dem der andern
Seite verbin det.
19. Der Ringmuskel des Schlundkopfes. (Af. crico - pharyngeus s. constrictor
pharyngis inferior
d. M ) (Fig. 81. p )
Der Ringmuskel liegt hinter dem vorigen ; er befestigt sich zur
Seite an dem untern Rande und der aussern Flache des Ringknorpels,
geht schief nach oben und vorn, und verbindet sich ebenfalls in der
Mittellinie an der hintern Wand des Schlundkopfes mit dem gleich-
namigen Muskei der andern Seite.
In der Mittellinie an der hintern Wand des Schlundkopfes, wo
die drei letztgenannten Muskeln zusammenkommen, findet sich ein
sehniger Streifen als Grenze. Ihre Wirkung ist, den Schlundkopf
zu verengern.
20.     Der Pyramidcnmuskel des Schlundkopfes. (Af. arylacno-pharyngeus)
Es ist diess ein kleiner, aus blassrothen Fleischfasern bestehender
Muskei, welcher an dem hintern Rande des Pyramidenknorpels an-
fangt, und sich an der vordern Wand des Schlundes verliert, welchen
er gegen den Kehlkopf zieht.
21.     Der Zungenbcin-Deekelmuskel des Kehlkopfes. (Af. hyo-epiglolticus.)
(Fig. 84. a.)
Dieser ist ein ungepaarter, mit vielem Fett umgebener Muskei,
welcher in der Mitte des halbmondförmigen Ausschnittes des Zungen-
beinkörpers ontspringt, zwischen den Gabelasten nach aufwarts geht,
und von der Schleimhaut bedeckt an der vordern Flache des Kehl-
deckels endigt. Er zieht den Kehldeckel nach oben, und öffnet
dadurch die Stimmritze.
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22.   Der Zungenbein-Schildmuskel des Kehlkopfes.
{M. hyo-thyreoideus d. M.) (Fig. 84. b.)
Dieser Muskei liegt zur Seite und vorn
an dem Kehlkopf, er ist breit, platt, und
nimmt seinen Anfang an dem untern Rande
des Gabelastes, geht von hier in gerader
Richtung nach unten und hinten, und
endigt auf der aussern Flâche des Schild-
knorpels. Er hebt den Kehlkopf zwischen
den Gabelasten in die Höhe.
23.   Der Ring-Sc.hildmuskel des Kehlkopfes. (Af.
crico-thyreoideus d. M.) (Flg. 84. c.)
Es ist diess cin breiter, kurzer Muskei,
der an dem untern Rande und der aussern
Pluche, vorn und zur Seite des Ring-
knorpels entspringt, schief nach oben und
hinten geht, und sich am untern Rande
des Schildknorpels endigt. Er niihert beide
Knorpel einander, wodurch der Kehlkopf
verkürzt wird.
24.   Der Pyramiden- oder Quermuskel des Kehl-
kopfes, (Af. arytaenoidcus transversus d. M.)
(Kg. 85. a.)
Der Quermuskel ist klein, von drei-
eckiger Gestalt und auf der obern Flache
des Pyramidenknorpels gelagert, ito er
von dem Schlundkopfe bedeckt wird. Er
entsteht am aussern Rande des Pyramiden-
knorpels, geht auf der obern Flache dièses
Knorpels quer nach innen, und vereinigt
sich in der Mitte an der Verbindung beider
Knorpel sehnig mit dem gleichnamigenMus-
kei der andern Seite. Seine Wirkung ist,
die Pyramidenknorpel einander zu nâhern,
wodurch die Stimmritze verengt wird.
25.    Der hintere Ring-Pyramidenmuskel des Kehl-
kopfes. (Af. crico - arytaenoidcus posticus d. M.)
(Fig. 85. b.)
• Es ist diess ein ziemlich starker, mit
Sehnenfasern durchwobener Muskei, der
auf der aussern Flache der Platte des
Ringknorpels liegt, an welcher er, so wie
an dem untern Rande dièses Knorpels sich
befestigt, und sehnig am aussern Winkel
des Pyramidenknorpels endet. Er hebt den
vordem obern Winkel des Pyramidenknor-
pels in die Höhe und enveitert dadurch
die Stimmritze.
Ptg. 84.
Muskeln des Kehlkopfes.
a- Der Zungenbcin-Deckelmuskel.
b- Der Zungenbcin-Schildmuskel.
c. Der Ring-Schildmnskel.
Mg. 85.
Muskeln des Kehlkopfes (der
Schildknorpel ist weggenommen).
a.  Der P y ram id en muskei-
b'  Der binlere Ring-I'yramideiimuskel.
c.  Der Sciten-Iïing-Pyramidcnmuskel.
d   Der Schild-Pyramideriiiiuskt'I-
.__.
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26.    Der Seiten-King-Pyramidenmuskel des Kehlkopfes. (M. crico - arytaenoideus
lateralis d. M.) (Fig. 85. c.)
Dieser ist ein kleiner, ziemlich dicker Muskei, der zur Seite
des Kehlkopfes untcr dem Scliildknorpel liegt; er ontspringt an dem
obern Rande der Seitentheile des Ringknorpels, geht schief nacli
oben und hinten, und endigt gemeinschaftlich mit dem vorigen an
dem aussern Winkel des Pyramidenknorpels, mit welchem er auch
einerlei Wirkung hat.
27.    Der Schild -Pyramidenmuskel des Kehlkopfes. (il/, thyreo-arytaenoideus d. M.)
(Fig. 85. d.i
Dieser Muskei liegt zur Seite des Kehlkopfes zwischen der
Schleiinhaut desselben und dem Scliildknorpel. Er besteht aus zwei
starken, fleischigen, neben einander liegenden Portionen, welche vorn
an der innern Flache des Schildknorpels und an dem Schildbande
ihren Anfang nehmeii, von hier schriig nach oben und hinten gehen,
und an der Griite, so wie auf der obern Flache des Pyramiden-
knorpels sich endigen ; die obère Portion verbindet sich in der
Mittellinie des Kehlkopfes auch nocli mit der gleiclinamigen des
Muskels der andem Seite. Beide Portionen driicken den Pyramiden-
knorpcl nieder und tragen so zur Verengerung der Stimmritze bei.
Fünfte Muskellage.
Fig. 80.
(Der Schadel in der Mitte der Lange nach senkrecht durchsiigt.)
a     Der Kiefermuskcl des Znngenbeincs.                     d d. Der zneibauchige Mnskel.
b'.    Der Flügelinuskcl des Hinleikiefer».   "                  e. Der gespallene Theil der Sehne des grossen
b'.   Die aussere Purlioii desselben.                                         Zungenbeinaslmuskels.
c.    Der Griffelmuskel des llinlerkiefers-
1. Der Kiefermuskel des Zungenbeines. (M. mylo - hyoideus d. M.)
(Fig. 82. und 86. a.)
Es ist diess ein breiter, dunner Muskei, der auf dem unteru
Theil der innern Flache des Hinterkieferastes liegt und mit der
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Beinhaut desselben durch lockeres Zellgewebe verbunden ist. Er
cntsteht an dem Zahnrande vom sechsten Backzahn an bis in die Nâhe
des Kinnwinkels, bis wohin er allmahlig schmaler wird; seine Fasern
gehen nach unten und hinten, und verbinden sich in der Mitte des
Kehlganges, wo der Muskei nach oben von dem Gesichts-Hautmuskel,
nach unten von dem Kiefermuskel der Zunge bedeckt ist, mit denen
des Muskels der andern Seite durch einen sehnigen Streif; einen
weiteren Befestigungspunkt hat er an dem Griff, oder in Ermanglung
desselben an dem Körper des Zungenbeines. Er hebt das Zungen-
bein und die Zunge in die Höhe, wodurch letztere an den Gaumen
gedrückt wird.
2. Der Flügelmuskel des Hinterkiefers. (Af. pterygoideus intemus et externus d. M.)
(Fig. 86. b)
Dieser Muskei wird auch der innere Kaumuskel genannt, und
besteht aus zwei Portionen, die durch einen dreieckigen Raum von
einander geschieden sind.
Die innere Portion (M. pterygoideus intemus) (Fig. 86. b.)
bedeckt den obern Theil der innern Flache des Hinterkieferastes,
und ist mit Sehnenfasern durchwoben ; sie nimmt ihren Anfang an
der Beule des grossen Kieferbeines, an dem Fliigclfortsatz des Gaumen-
und des Keilbeines, geht schrag nach unten und hinten, und befestigt
sich sowohl an der innern Flache, als auch an dem obern Theil des
hintern Randes des Hinterkieferastes.
Die aussere Portion (M. pterygoideus externus) (Fig. 86. b'.)
ist kurz, dick und viel kleiner als die vorige ; sie entspringt, bedeckt
von der âussern Portion, an dem Flügelfortsatz des Gaumen- und
Keilbeines, geht gerade nach hinten und etwas nach oben, um sich
auf der innern Flache unter dem Gelenkfortsatz des Hinterkieferastes
zu befestigen.
Beide Portionen ziehen den Hinterkiefer gegen den Vorderkiefer ;
geschieht die Wirkung zwischen beiden abwechslungsweise, so wird
der Hinterkiefer an dem Vorderkiefer seitwarts hin und her bewegt,
cine Bewegung, die bei den Fleischfressern nicht vorkommt.
3. Der Griffelinuskel des Hiuterkiefers. (Af. stylo-maxillaris.)
(Fig. 8G. c.)
Der Griffelmuskel ist stark, sehnig, von der Ohrspeicheldrüse
bedeckt und wird nur bei den Einhufern angetroffen. Er entsteht,
verwachsen mit dem folgenden Muskei, an der Spitze des Griffel-
fortsatzes des Oberhauptsbeines, trennt sich dann von diesem, geht
schrag nach unten und vorn, und endigt an dem obern Theil des
hintern Randes des Hinterkieferastes. Er zieht den Hinterkiefer nach
rückwaïts und etwas nach oben.
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4. Der zweibauchige Muskei. (M. digastricus maxillae inferioris d. M.)
(Fig. 86. dd.)
Dieser Muskei entsteht theils fleischig, theils sehnig, gemein-
schaftlich mit dem vorigen am Griffelfortsatze des Oberhauptsbeines ;
er bildet anfangs einen platten Muskelbauch, der in eine schmale
Sehne iibergeht, die durch die gespaltene Sehne des grossen Zungen-
beinastmuskels lauft, und in der Gegend des Griffes des Zungenbeines
wiederholt einen Muskelbauch bildet, welcher sich mit einer sehnigen
Haut von dem Gefâssausschnitt bis zum Kinnwinkel an dem hintern
Eande des Hinterkieferastes befestigt. Seine Wirkung ist, den Hinter-
kiefer von dem Vorderkiefer zu entfernen.
Bei den übrigen Hausthieren zeigt diesel; Muskel nur einen
Bauch.
II. Jltusluln om Ìiumpfe unir ìsm (SSlùìrmapiflt.
Erste Muskel lag e.
D animus h dn.
on. Dcr Hals - Hautmiiskel.
b. Der Schuller- Hautmuskel.
e e. Dcr Ernst- und Bauch - Hautmuskel.
1. Der Hals-Hautmuskel. (Af. cutaneus colli.) (Fig. 87. a.)
Dieser Muskel entsteht mit einer fleischigen Portion vorn am
Schnabelknorpcl des Brustbeines, welche auf dem gemeinschaftlichen
Muskel des Armes, Halses und Kopfes in die Höhe steigt, und
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mit demselbeii, so wie in der JVIitte der Kehle mit dem gegen-
soitigen Muskei verblinden ist. Zur Seite des Halses geht die
fleischige Portion in cine selmige Ausbreitung iiber, welche sich
nacb vorn mul oben in den Gesicbts - Hautmuskel, nach hinten
und unten in den Scliulter - Hautmuskel fortsetzt, und an dem
Kammrande des Halses sicli mit dem Nackenbande verbindet.
Bei den Wiederkiiuern und den Fleischfress ern fehlt
die Anbeftung am Sclmabclknorpel des Brustbeines.
8. Der Schulter- Hautmuskel. (M. cutaneus humeri.)
(Fig. 87. b.)
Der Schulter - Hautmuskel ist ebenfalls ein sehr dunner, mehr
fleischiger Muskei, dessen Fasern vom Widerrist in gerader Richtung
nach unten gelien und die Schulter bedecken. Er liegt zwischen
dem vorigen und dem folgenden, und geht oben und unten in
cine Aponeurose iiber; die obère fiingt in der Nahe des Wieder-
ristes an, und verbindet sich auf dem Rande desselben mit dem
Nackenbande; die untore Aponeurose beginnt in der Gegend des
Ellenbogengelenkes und bildet, nach unten gehend, cine Scheide
iiber die Muskeln des Vorarmes, an dessen untcrem Ende sie sich
verliert.
Dem S c h w e i n e und den Fleisch fressern fehlt dieser
Muskei.
3. Der grosse oder Brust- und Bauch - Hautmuskel. (Jl/. aHnncvs maximus.)
(Fig. 87. cc.)
Dieser ist der grösste von den genannten. Hautmuskeln, demi er
erstreckt sich von dem hintern Rande der Schulter bis an den hintern
Theil des Oberschenkels, und oben von dem Nackcnband und den
Dornfortsiitzcn des Krcuzbeines bis in die Medianlinie des Bauches,
an welcli' beiden Stellen er mit dem gleichnamigen Muskel der andern
Seite verbunden ist. An der Schulter zeigt er eine aussere und eine
innere Schichte, von dencn die erstere nach vorn in den Schulter-
Hautmuskel übergcht, letzterc abcr miter die Schulter tritt und an
der innern Fliichc des Annbeines sich befestigt. Beide Schichten
vercinigen sich hinter der Schulter zu cincin starken fleischigen
Muskel, der sich nach unten und hinten in eine Spitze verlangert;
s eine Fasern gchen von vorn nach hinten und oben, wo er dann
in eine sehnigc Ausbreitung übergeht, welche die Muskeln des
Kreuzes, des Ober- und Unterschenkels bis zum Sprunggelenke als
Scheide umgibt.
Die Wirkung der Hautmuskeln ist, die Haut (allgcmcine Decke)
zu bewegen.
Lcyh, Analomie.                                                                                                      ~*^
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Z w e i t e M u s k e 11 a g c.
JHnshcln i>fs #0fifrs, |«lfes mi itr flcmeiitfdjnftliditit itt uorbcrn ©Urtmo^t.
a- Der Schuller- Ziinsenbeinimiskel.                                     dd'. Der oliere Nackenband- Schnllermnsltel
b- Der Brustbein - Kierermusket-                                            d- Die Halsporlion dessclben-
e- Der jremeinschaflliche Muskei des  Armes , Halses,         d'. Die Rückenporlion desselben.
and Koufes.                                                                  e. Der Rücken - Arnibcinmiiskei-
1. Der Schutter - Zungenbeinmuskcl. (3/. omo - hyoideus d. M.) (Fig. 88:- a.)
Dieser Muskei ist sehr lang, und nimmt seinen Anfang mit einer
breifcen, diinnen Aponeurose unter der Schulter an der aussern Flache
der beiden ersten Rippen, tritt unter dein Brustbein - Schultermuskel
zur Seite des Halses, wo er, von dein gcmeinscliaftlichen Muskei des
Armes, Halses und Kopfes bedeekt, bis zum dritten Halswirbel scbief
in die Höhe steigt und sich mit demsclben durch kurzes Zellgewebe
verbindet. In der Nabe des Luftröhrenkopfes tritt er unter dem Kiefer-
muskel des Hinterkiofers nach vorn, wird stark fieiscliig, vereinigt
sich mit dem dcr andern Seite und mit dem Brust-Zungenbeinmuskel,
und endigt gemeinscliaftlich mit diesem am hintern Rande des Griff-
fortsatzes des Zungenbeines, welches er herabzieht.
Bei den "Wiederkau ern besteht dieser Muskei aus zwei beson-
dern Portionen, von denen aber nur die obère, wclche an dem dritten
Halswirbel anfangt, bis an das Zungenbein reieht; die untere geht von
dem Brustbeine an den untern Theil des gemeinscbaftlichen Muskels.
Bei dem Schweine ist dieser Muskei, wie bei dem Pferde,
einfach, aber viel kürzer, indem er seinen Anfang schon in der Nabe
des dritten Halswirbels nimmt. Den Pleiscbfressern fehlt er.
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2.   Der Brustbem-Kiefermuskel. (il/, sterno-mctxülaris. Sterno-mastoideus d. M.)
(Flg. 88. b.)
Dieser ist ein langer, schlanker, rundlicher Muskei, der seinen
Ursprung, verwaclisen mit dem der andern Seite, vorn an dem
Schnabelknorpel des Brustbeines nimmt; er geht anfangs unten an
der Luftröhre am Halse in die llöhe, trennt sicli dann ungefahr in
der Mitte des Halses von diesem und liiuft nun zur Seite der Luftröhre
bis in die Niilie des Hinterkieferastes, \vo er sehmiiler wird und in eine
runde Soline iibergebt, wclclie breiter wird und, von der Ohrspeichel-
drüse bedcckt, an dem obern Theil des hintern Randes des Hinter-
kieferastes sich befestigt. Er zicht beim Elaucn den Hinterkiefer vom
Vorderkiefer abwiirts, bleibt aber das Maul geschlossen, so unterstützt
er die Bcugemuskel des Kopfes.
Bei den Wiederkauern ist dieser Muskei zweiastig , von
dencn sich der unterò mit dem Halswirbel - Oberhauptsmuskcl ver-
bindet, und somit auch diesen in seiner Wirkung unterstützt.
Bei dem S c h w e i n e und den F1 e i s c h f r e s s e r n befestigt
er sich am Warzenfortsatz des Schlafenbeines, und hilft desshalb
auch blos den Kopf beugen.
3.   Der geincmschaf'tliclie Muskei des Armes, Halses und Kopfes. (il/, deltoideus
et cleido - mastoideus d. M.) (Fig. 88. c.)
Es ist diess ein langer, platter Muskei, welcher sich von dem
Armbeine bis zu dem Kopfe erstreckt. Seinen Anfang nimmt er theils
am Umdroher, theils untcrlialb an der Grate des Armbeines, steigt
dann vorn über das Schultergelonk an die Seite des Halses, wo er
sich nach innen durch besondere Portionen mit den Querfortsatzen
des fünften bis zweiten Halswirbcls, nach oben mit der Halsportion
des obern Nackcnband-Schultermuskels und nach unten mit der flei-
schigen Portion des Hals - Hautmuskcls verbindet. In der Gegend
des ersten Halswirbcls verwandelt er sich in eine Sehne, welche
mit der des milzförmigen Muskels verwachst, und mit dieser gemein-
schaftlich au dem Querfortsatz des Oberhauptsbeines, so wie an dem
Warzenfortsatz des Schlafenbeines endigt.
Die Wirkungen diescs Muskels sind verscliieden, je nachdem
der fixe Punkt am Halse und Kopf, oder an der Gliedmasse ist; im
ersten Fall strcckt er das Armbein, oder er hilft die ganze Glied-
masse nach vorn bewegen; im letztern Fall, wenn die Muskeln auf
beiden Seiten zugleich wirken, streckt er den Kopf und Hals aus;
wirkt dagegen nur der Muskei einer Seite, so kann er auch den
Kopf und Hals nach der Seite bringen.
Bei dem Schweine und den Fleischfressern theilt sich
dieser Muskei glcich in zwei Aeste, welche beide frei an den
Halswirbeln nach oben gchen, und sehnig am Atlas und dem
Obcrhauptsbeine endigen. An der innern Flâche an dem untern
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Theile dièses Muskels liegt bei den Fleiselifressern das verkiimmerte
Schliisselbein.
4. Der obère Nackenbaud-Sdiultermuskel. (M, trapezius s. cucullaris d, M.)
ÇFig. 88. dd'.)
Dieser Muskel liegt theils am Halse, theils am Rücken, und
liisst dalier einen v or de m Th cil oder die Halsporti on und
einen h intern .Theil oder die E ücken portion unterscheiden.
Der v or de re Theil oder die Halsporti on (31. trapezius
pars superior
d. M.) (Fig. 88. d.) liegt zur Seite des Halses, ist
sehr duim, breit und besteht aus einer dreieckigen ileischigeii Portion,
welche ganz von einer Aponeurose eingeschlossen ist; diese ver-
bindet sieh nach oben vom zweiten Halswirbol bis zu dem dritte»
Eückenwirbel mit dem Nackenbande, nach unten mit dem obern
Eande des vorigen Muskels und nach hinten mit der Rückenportion,
mit welcher sie sieh gemeinschaftlich theils an der Grate des Schulter-
blattes befestigt, theils als Scheide die aussen am Schulterblatt
liegenden Muskeln überzieht. Diese Portion bewegt die Schulter nach
vorn und oben, und unterstützt die Streckmuskeln des Halses.
Bei den übrigen Hausthieren besteht dieser Muskel aus zwei
übereinanderliegenden Portionen, und ist somit verhaltnissmassig
starker als bei dem Pferde.
Der hint er e Theil oder die Rückenportion (M. trapezius
pars inferior
d. M.) nimmt ihren Anfang sehnig an dein Eiickentheil
des Nackenbandes vom dritten bis dreizelmten Eüekenwirbel, wird
dann stark fleischig, welcher Theil auf der Schulter in eine sehnige
Ausbreitung übergeht, die sieh mit der der vordorn Portion verbindet,
und gemeinschaftlich mit ihr an der Grate des Schulterblattes sieh be-
festigt. Die Fasern dieser Portion verlaufen von hinten und oben nach
vorn und unten, in welcher Eichtung sie sieh auch zusammenziehen,
wodurch die Schulter nach hinten und oben gezogen wird.
5. Der Kücken-Arinbeinmuskel. (M, latissimus dorsi d. M.J
(Fig. 88. e.)
Es ist diess ein breiter, platter, dreieckig gestalteter, sehr
grosser Muskel, der unter der Schulter an der Narbe des Armbeines
mit einer breiten, platten Selme, welche mit der des grossen Sehulter-
Armbeinmuskels verwachsen ist, seinen Anfang nimmt, in einiger
Entfernung von diesem fleischig und sehr stark wird, von da immer
breiter werdend sieh ungefahr bis zur dreizehnten Eippe erstreekt,
wo er in eine breite, dunne Aponeurose übergeht, welche sieh an
den Dornfortsatzen und am Nackenbande vom fünften Eückenwirbel
bis zum letzten Lendenwirbel anheftet. Die Fasern dièses Muskels
gehen von vorn und unten nach hinten und oben. Er ist ein Beuger
des Armbeines, und wenn dasselbe feststeht, so bewegt er die ganze
Gliedmasse nach hinten und oben.
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Dritte Muskel lag e.
Jfóusheln ìm fopfes, $<ilfcs mtb ìcr jjcmeinfd)ûftlid)eit iter uorkrn ffilitbrafl^c.
Fig. 8<J.
a.    Der Brust - Zungenbeinmuskel.                                   f.     Der  Halswirbel - Schultermuskcl.
1).    Der Brustbein - Schildmuskel îles Kelilkopfes.           g.    Der  Kippen - Schulterrouskel.
c.     Der mllzförmigc Muskel.                                            h.    Der  uiilcrc Nackenband - Scbulternmskel.
d.     Der Rippen - Halswirbelmuskel.                                 i.     Der  Rileken - Schultermusbel.
e.     Der Halswirbel - Oberhauptsmuskel.                           k-    Das  obère Knde des Brustbein - Schultermoskels-
l. Der Brust-Zungenbuinmuskol. (Af. sterno-hyoideus d. M.) (Fig. 89. a.)
Diesel' Muskel ist lang, schlank, und liegt vorn auf der Luft-
rölire, wo er grösstentlieils von dem Brustbein -Kiefermuskel bedeckt
ist; er entspringt selinig und verwaclisen mit dem gleichnamigeu
Muskel der andern Seite und dem Brustbein - Schildmuskel an dem
vordern Theile des Sclmabelknorpels des Brustbeines, geht dann an
der vordern Flaehe der Luftröhre bis in die Mitte derselben in die
Höhe, wo beide Muskeln in cine gemeinschaftliche Seline übergehen,
wird dann wieder fleischig, tremit sich unterhalb des Kelilkopfes,
so dass der Brust - Zungenbeinmuskel nach vorn au den Hals geht,
mit dem Scliulter - Zungenbeinmuskel verwachst, und mit diesem am
Grift' des Zungenbeines endet. Er zicht das Zungenbein , somit auch
die Zunge nach hinten und unten.
Bei den übrigen Hausthieren ist dieser Muskel verhaltnissmassig
starker, und die Sehnc in der Mitte des Halses fehlt.
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2. Der Brustbein - Schildmuskel des Kehlkopfes. (AT. sterno-thyreoideus d. M.)
(Fig. 89. b.)
Der Brustbein - Schildmuskel ist ebenfalls lang undschlank, und
nimmt mit dem vorigen an der Spitze des Schnabelknorpels des
Brustbeines seinen Anfang, begleitet denselben bis in die Nahe des
Kehlkopfes, wc er ihn verlasst, um mit einer kurzen, breiten, dunnen
Sehne zur Seite an dem untern Theile auf der aussern Flache des
Schildknorpels zu endigen. Seine Wirkung ist, den Kehlkopf naeli
unten zu ziehen.
Nur bei dem Schweine zcigt dieser Muskei eine Abweichung,
die darin besteht, dass sein obères Ende zweiastig an dem Schild-
knorpel sich endigt.
3. Der milzförmige Muskei. (ilf. splenius capüis et colli d. M.) (Fig. 89. c.)
Es ist einer der grössten Muskeln des Halses, zu dessen Seite
er auf dem Riicken-Oberhauptsmuskel liegt. Seinen Ursprung nimmt
er mit einer breiten, starken Sehne, verwachsen mit den Aponeurosen
des vordern gezahnten und des Rippen-Schultermuskels, an der Spitze
der Dornfortsatze des Wiederristes und am Nackenbande, wird dann
fleischig, und steigt als ein starker Muskelkörper gebogen nach unten
und aufwarts; er ist mit seinem obern Rande durch kurze Sehnenfasern
an dem runden Strange des Nackenbandes, und mit seinem untern
Rande durch besondere, theils flcischige, theils sehnige Portionen an
die Querfortsatze des fünften, vierten, dritten und zwciten Halswirbels
befestigt. In der Niihe des zweiten Halswirbels wird er dunner, und
geht in eine breite Sehne über, die sich nach aussen mit der Sehne
des Riicken - Warzenmuskels und des gemeinschaftlichcn Muskels ver-
bindet, und mit diesen an dom Rande des Querfortsatzes des Atlas
sich anheftet; nach innen reicht die Sehne bis zu dem Querfortsatz des
Oberhauptsbeines. Seine Wirkung ist, den Hals und Kopf auszustrecken.
Bei den übrigen Hausthieren nimmt er an den Qucrfortsatzcn der
vier ersten Rückenwirbel seinen Anfang.
<t. Der Rippoii-Halswirbelmuskel. (il/, scalenus antcrior, 7nedius et posterior d. M.)
(Fig. 89. d.)
Dieser Muskei hat am untern Theil des Halses seine Lage, ist
von dreieckiger Gestalt, und besteht aus drei einzelnen Portionen,
die alle am obern Ende und dem vordern Rande der ersten Rippe
entspringen. Die obère und untore Portion gehen an die Querfortsatze
des siebenten bis vierten, die mittlere dagegen, als die kleinste, nur
an den Querfortsatz des siebenten Halswirbels. Auf diesem Muskei
vereinigen sich die Aeste der untern Halsnerven zu dem Zwerchfell-
nerven, auch liisst der obère und unterò Ast eine liinglichc Spalto zum
Durchgange der Nerven des Armgefleclites. Wirkcn die Muskeln auf
beiden Seiten zugleich, so wird der Hals gebeugt, wirkt nur einer,
so zieht er den Hals nach der Seite.
Bei den übrigen Hausthieren ist dieser Muskcl verhaltnissmiissig
grösser, indem er an den obern Enden und der aussern Flache der
vordern Rippen seinen Anfang nimmt.
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183
5. Der Halswirbél- Oberhauptsmuskel. (Af. reclus capitis antieus major d. M.)
(Fig. 89. e.)
Dicscr Muskei liegt am obern Theil zur Seite des Halses, und
ist in seiner Mitte stiirker als an seinen beiden Enden; er ontspringt
an den Querfortsiitzen des fünften, vierten, dritten und zwciten Hals-
wirbels, gelit dann frei unter dem ersten Ilalswirbel nach oben, um
sich auf der untern Fliiche des Keilfortsatzes des Oberhauptsbeines zu
befestigen. Seine Wirkung ist, den Kopf zu beugen.
0. Dor Halswirbél-Schultermuskel. (Ilalsportion des Af. serratus antieus
major
d. M.) (Fig. 89 f.)
Es ist ehi starker, fleischiger Muskei, der vom Nackenwinkel
und vordern Rande am obern Theile des Schulterblattes kommt, nach
vorn und unten geht, und sich mit besondern zahnartigen Portionen
an den Querfortsiitzen des vierten bis siebenten Halswirbels und auf
der iiussern Fliiche der ersten Rippe, wo er mit dem folgenden Muskei
venvachsen ist, befestigt. Er zieht die Schulter nach unten und vorn,
und wenn diese feststeht, unterstützt er die Strecker des Halses.
7. Der Kippen-Schultermuskel. (Brustportion des M. serratus antieus
major
d. M.) (Fig. 89. g.)
Dicscr Muskei hat seine Lage unter der Schulter, und steht mit
seinom vordern Tbeil in inniger Verbindung mit dem vorigen; er ent-
steht theils sehnig, theils fleischig auf der innern Fliiche am obern
Theile des Schulterblattes, geht von hier nach unten und hinten, breitet
sich aus, und endigt mit sepiem bogenförmig gezahnten Rande auf der
iiussern Fliiche der zweiten bis neunten Rippc ; die fünf letzten Zühne
greifen abwechslungsweise in die vordern des iiussern Rippen-Bauch-
muskels ein, von dessen gelber Scheidc er auch an seinem untern Ende
iiberzogen ist. Zwischen dem obern Theile des Muskels und der
Rippen flndet sich hiiufigos Zcllgewebc. Die Wirkung dièses Muskels
ist, die Schulter nach unten und hinten zu ziehen und sic an den
Rumpf zu befestigen; iiberdiess kann er auch die Rippen, an denen
er sich anheftet, erheben, wodurch die Brustliöhle erweitert wird, und
ist in diesem Falie auch als Rcspirationsmuskel thiitig.
Bei dem Schweine und den Fleischfressern geht er nur
bis an die siebente Rippe, und hat somit einige Ziihne weniger.
8. Der unterò Nackenband-Schultermuskel. (Af. Uvator anguli seapulae d. M.)
(Fig. 89. h.)
Dieser Muskei liegt zur Seite des Halses, und zwar oben am
Nackenband; er nimmt seinen Anfang mit einer schmalen Sehne an
dem runden Strange des Nackenbandes in der G-egend des zweiten
Halswirbels, geht dann an dem obern Rande des milzförmigen Mus-
kels nach unten und hinten, wird breiter und dicker, und inserirt
sich, venvachsen mit dem nachfolgenden Muskei, an dem Nacken-
winkel des Schulterblattes, welches er nach oben und vorn bewegt.
Bei dem Schweine reicht er bis an das Oberbauptsbein.
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184
9. Der Rücken-Sclralterrmiskel. (il/, rhomboideus d. M.) (Fig. 89. i.)
Der Rückcn-Schiiltermuskel bat eine uugleicb viereckige Gestalt,
und ist grösstentheils von dem Schulterblattknorpel bedeckt; er ent-
stebt mit kurzen Sehnenfasern an den Doriifortsiitzen des Widerristes
und ara Nackenbande, laiift von hier in schrâger Richtimg nach unten
und hinten, und ondigt auf der ganzen imiern Flachc des Schulterblatt-
knorpels. Er unterstützt den vorigen Muskei in seiner Wirkung.
Bei den Fleis chfressern ist dieser Muskei in cine vordere
grössere und hintere kleinere Portion getbeilt, also doppelt; beide
Portionon erstrecken sicb vom vierten Halswirbel bis zu dem sechstcn
Rückenwirbel.
10. Der Brustbein-Schultormuskol. (Af. pectoralis minor d. M.)
(Fig. 89. k. und 92. g.)
Dieses ist ein langer, fleisebiger, unten dicker, obcn mehr
scbmaler Muskei, wclcher an der Seitenflache und dem untern Rande
am vordern Tbeile des Brustbeines und an der aussern Flachc dei-
vier ersten Rippenknorpeln anlangt, anfangs unter der Schulter liegt,
dann, einen Bogen bildend, iiber die vordere Flachc des Armgelcnkes
auf dem vordern Gratenmuskcl, mit dem er sich verbindet, bis in
die Niihe des Nackeirwinkels des Scliulterblattes nach oben stoigt,
und sich am vordern Rande des Scliulterblattes endigt. Die Wirkung
dieses Muskels ist, die Schulter nach unten und binten zu ziehen.
Den Wiederkauern fehlt dieser Muskei.
a.     Der lïüclten - Oberhanplsmnsliel.
b.     Der Riiclten - Warxennraskel.
ecce. Die Zwischenwlrbelmuskel.
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185
1. Der Rücken-Oberhauptsmuskel. (M. complexus d. M.) (Fig, 90. a.)
Der Rücken - Oberhaupts- oder der durchfloclitenc Muskei ist ein
sehr grosser, starker, mit Sehnenfasern schrag durcliflochtener Muskcl,
der zwiscben dem milzförmigen Muskei und dem Nackenbande zur Seite
des Halses liegt, an den Querfortsatzen der sechs ersten Rückenwirbel
mit sechs unter einander in Verbindung stellenden Schncn seinen Anfang
nimmt, in seinera Vcrlaufe am Halse sich fleiscliig an den scbiefen
Fortsâtzen des sicbenten bis dritten Halswirbels befestigt, und mit
einer starken Sehne zur Seite des Nackenbandes am Querfortsatz des
Oberliauptsbeines endigt. Wenn nur der Muskei der einen Seite wirkt,
so wird der Hals und Kopf auf die Seite bewegt, wirken aber beide
mit einander, dann heben sie diese Theile in die Höhe.
2.   Der Bücken-Warzenmuskei. [M. transversale et spinalis cervicis d. M.) (Fig. 90. b.)
Dieser Muskcl bat seine Lage auf den Halswirbeln, wo er von dem
milzförmigen Muskei bedeckt ist; er bestelit aus zwei langen, schmalen,
fleiscliigen Portionen, die sehnig an den Querfortsatzen der zwei ersten
Rückenwirbel ihren Anfang nelimen, auf den Halswirbeln in die Höhe
steigen, und an deren schiefen Fortsâtzen vom sechsten bis dritten
Wirbel sich befestigen. In der Gegend des zweiten Halswirbels geht
er in cine platte breite Sehne über, welche mit der des milzförmigen
Muskels verwachst und endigt. Er ist ein Strecker des Halses.
3.   Die Zwischenwirbelmuskoln. (M. intertransversarii cervicis d.BI.) (Fig 90. ccc c.)
Es sind diess kleine, mit Sehncnfasern durchwobene Muskelpar-
tliien, die unmittelbar an den Halswirbeln liegen und die Raume zwischen
den schiefen und Querfortsatzen dersclben ausfüllen. Ihre Wirkung im
Allgcmeinen ist, die den Hals bewegenden Muskeln zu unterstiitzen.
Fünfte Muskellagc.
Jïtusheln in gotfts nnb golfes.
Fig. 91.
Dur obère Tra-
ger-Obprfaaujpts-
miiskel
L e y h , Anatomìe
" *- —_
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186
1. Der Achsen- Triigerniuskel. (M. obliquili capitis inferior seu epistrophico-
atlantieus
d. M.) (Fig. 91. a.)
Es ist ein dicker, kurzer, liinglich viereckiger Muskei, der zur
Seite des Drehgelenkes und nnmittelbar auf dem Bogen des ersten
und zweiten Halswirbels liegt; er gelit von dem Bogen und der
aussern Fliiclie des Fliigelfortsatzes des ersten Halswirbels schrag nacli
hinten und oben, um an dem Kanim des zweiten Halswirbels zu
endigen. Er drelit den ersten Halswirbel an dem zweiten, und wenn
beide zugleich wirken, so wird ersterer gestreckt.
2. Der Seiteu-Trager-Oberliauptsmuskel. (M. obliquus capitis superior d. M.)
(Fig. 91. b.)
Dieser kurze, aber dicke Muskcl liât seine Lage zur Seite des
Kopfgelenkes ; er bcginnt an dem vordern Rande des Fliigelfortsatzes
des ersten Halswirbels, geht schriig nach vorn und oben, und endigt
zur Seite an dem Queribrtsatz und an der aussern Fliiclie des Ober-
*hauptsbeines. Er bewegt den Kopf nach seiner Seitc, und wenn
beide Muskeln wirken, so wird derselbe gestreckt.
3. Der lange Achsen-Oberliauptsmuskel. (ilf. rectus capitis posticus major d. M.)
(Fig. 91. c.)
Dieser ist ein kleiner, liinglich schmaler Muskei, der wie die
zwei folgenden von dem Riicken - Oberliauptsmuskel bedeckt ist ; seinen
Anfang niiumt er fleischig an dem hintern Ende des Kammes des
zweiten Halswirbels, geht über das Dreh- und Kopfgelenk hinweg,
und endigt, nachdem er sich mit der Selme des durchflochtenen Mus-
kels verbunden h at, hinten am Querfortsatz des Oberhauptsbeines.
4. Der kurze Achsen-Oberhauptsmuskcl. (M, rectus capitis posticus mcdius.)
(Fig. 91. d.)
Dieser liegt neben dem vorigen Muskei und ist kleiner als dieser,
indem er schon am vordern Ende des Kammes des zweiten Hals-
wirbels seinen Ursprung nimmt, mit dem vorigen in die Höhe steigt,
und sich untcr dem Querfortsatz des Oberhauptsbeines neben dem
Nackenbande endigt.
5. Der obero Triiger-Oberliauptsmuskel. (M. rectus capitis posticus minor d. M.)
(Fig. 91. e.)
Dieser Muskei, welcher kleiner als die beiden vorigen ist, liegt
unmittelbar auf dem Kapselband und dem obern Bande des Kopf-
gelenkes; er entsteht auf der âussern Flâche am obern Bogen des
ersten Halswirbels, geht, von den beiden vorigen bedeckt, nach
oben, wo er hinten am Oberhauptsbeine sich befestigt.
Die Wirkung der drei letztgenannten Muskeln ist, den Kopf
zu strecken.
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«■    Der Riickea - Tragermiiskel.                                         c.    Der lileine Brusi-Armbeinmuskel.
li.    Der Trager-Griffelmuskel.                                           r f.   Der grosse Brusi - Armbeinmuskel.
c     Der liniere Trager - Obcrhauptsniuskel.                        ;r.    Das ruitere Knde des Brustbein - Sehiillermuskcls.
il.    Der Brust - Vorariiibeiiiniuskel.                                                 (Siehe Seite 1810
1. Der Riickon-Trageriinisfce]. (M, longus colli d. M.) (Fig. 92. a.)
Dieser Muskei ist ungepaart, sehr lang, haufig mit Sclinenf'asem
(lurchilochten, und liât seine Lage auf der untern Flacho der ersten
Eiicken- und Halswirbeln. Er entspringt mit zwei Portioncn in der
Brustliülile an den Körpern der seclis ersten Rückenwirbel, welche
zwisclicn den zwei ersten Kippen aus der Brusthölile treten, und
min als cine Masse unmittelbar auf der untern Flache der Körper
der Halswirbcl bis zum ersten in die Höhe steigt, wo er sicli, in
eine Spitze ausgehend, theils sehnig, theils fleischig an dem untern
Hoeker des ersten Halswirbels endigt. An den Halswirbeln gelien die
Muskelbündel, die sclieinbar durcli Sehiicnfasern und Fett gctrennt
zu sein sclieinen, von den Querfortsatzen jeder Seite sclirag nach
innen und oben, wo sic in der Mitte unter einem spitzigen Winkel
zusammenkommen, und an den Graten der Wirbel sicli befestigen.
Dieser Muskei kann sowohl jeden cinzclnen Halswirbcl, als auch den
ganzen Hals beugen.
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2. Der Trager-Griffelmuskel. (il/, rectus capiti* latcralis d. M.) (Fig. 02. b.)
Dicser Muskcl ist sehr klein und fleischig; er ontspringt zur
Seite an der untern Fliiche des ersten Halswirbcls, geht zur Seite
des Kopfgelenkes naeb oben und aussen, und endigt an der innern
Fliiche des Griffelforisatzes des Oberliauptsbeines. Er bewegt den
Kopfzur Seite, und wenn beide wirken, so wird derselbe gcbeugt.
3. Der unterò Trager- Obertiauptsmuskel. (M. rectus capitis anticus minor d. M.)
(Fig. 92. c)
Dieser ist ein kleiner, ganz fleischiger Muskei, der Tinten an dem
Kopfgelenke liegt; er ontspringt auf der untern' Fliiche, etwas zur
Seite des untern Bogens des ersten Halswirbels, geht liber das Kopf-
gelenk, wo er durch Zellgewebe mit dem Kapselbande seiner Seite
verbunden ist, nach oben, und befestigt sich an dem Kcilfortsatz des
Oberliauptsbeines. Er ist ein Beuger des Kopfcs.
4. Der Brust-Vorarmbeinrnusk ei. (M. pectoralis major pars thoraeica d. M.)
(Fig. 92. d.)
Dieser Muskei ist breit, dünn, hat seine Lage theils unten an
der Brust, theils innen am Vorarm; mit seinem vordern Rande ver-
bindet er sich mit dem kleinen Brust-Armbeinmuskcl, mit seinem
hintern dagegen liegt er frei auf dem grossen Brust-Armbeinmuskcl.
Er entsteht, verwachsen mit dem gegenübeiliegenden Muskei, an dem
Kamm des Brustbeines, ungefahr von dem dritten bis siobenten Rippen-
knorpel; seine derben und locker verbundenen Muskelbiindeln gehen von
hier anfangs nach aussen, dami nach unten bis zu dem Ellenbogen-
gelenke, hier verwandeln sie sich in eine schnigc Ausbreitung, welchc
die Muskeln am Vorarmo als Scheide umgibt. Seine Wirkung ist, den
Vorarm gegen die Brust zu ziehen.
5. Der Ideine Brust-Armbeiumuskel. (M. pectoralis major pars clavicula d. M.)
(Fig. 92. e.)
Dieser Muskei liegt an dem vordern Rande des vorigen ; er ist
kurz, dick, und nimint seinen Aufang am untern Rande und zur
Seite am vordern Thoile des Brustbeines, geht dami hinten und unten
bis an das untore Ende des Armbeines, und endigt, wahrend ein
Theil sich mit dem vorigen Muskei vermischt, an der vordern Fliiche
des Armbeines. Er hat die namliche Wirkung wie der vorige.
Dieser Muskei ist bei den übrigen Ilausthieren vcrhaltnissniassig
schwaclier.
0. Der grosse Brust-Armbeinmuskel. (Pars musculi pectoralis miroris d. M.)
(Fig. 92. ff.)
Dieser Muskel ist sehr stark, lang, breit, und sein vorderer Theil
von dem Oberarme bedeckt. Er niinmt seinen» Anfang auf der Soline
des grossen, schiefen Bauchinuskels, auf der aussern Fliiche des
neunten bis vierten Rippenknoipels und des Schaufelknorpols, lâuft
dann, schmaler werdend, nach vorn und etwas nach aufwârts untcr
den Oberarm, geht hier in eino kurze, starke Sehne iibcr. welche
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sich mit der des mittlern Schulter- Armbeinmuskels verbindet, und
tlieils mit diesem am Zitzenfortsatz des Schultorblattes, theils an der
innern Seite am obera Ende des Armbeines endigt. Von letzterer
Stelle geht noch eine breitc, dunne Sehne als Scheide über den
geraden Beuger des Vorarmbeines bis an die aussere Seite am obern
Ende des Armbeines. Die Wirkung dièses Muskels ist, die Glied-
massc nach hinten und zugleich etwas nach unten zu bewegen.
öcfonirm iltttökcln ïrtr Morìicrn ©Iteìimafk.
Erste Muskellago.
(Die Muskeln Ton der iiussern Seite betrachtet.)
1. Der vordere Grâtenruuskel. (il/, supraspinatus d. M.) (Fig. 93. a.)
Der vordere Gratenmuskel ist lang, stark, mit einer Sehnenhaut
iibcrzogen und in der vordcrn Griitengrube des Schulterblattes golagert.
Er nimmt seinen Ursprung ziemlicli schinal auf der aussern Plache
des Schulterblattknorpels, bofestigt sich hierauf in der vordern Griiten-
grube, der Grate und dem vordern Bande dos Schulterblattes, geht
nach unten über den vordern Band desselbon, wird sehr stark fleischig,
und thcilt sich vorn auf dem Anfang des Schulter-Vorarmbeinmuskels
in zwei Aeste, wovon der eine an dem aussern, der andere an dem
innern Roltfortsatz des Armbeines sich inseriti;. Dieser Muskei streckt
das Oberarmbein aus.
•2. Der hintere Gratenmuskel. (Af. infraspinatus d. M.) (Fig. 93. b. und 94. b.)
Dieser Muskei ist grösser als dor vorige, von der breiten Sehnen-
haut des grossen Schulter -Umdrehermuskels bedeckt, und in der
hintern Griitengrube gelagcrt; er entsteht breit und dünn an der
iiussern Flachc des Schulterblattknorpels, geht nach unten, füllt die
hintere Griitengrube aus, befestigt sich an dieser, an der Grate und
dem hintern Rande des Schulterblattes ; er ist an seinem miteni Theile
zweiköpfig. Der kleinere Kopf (Fig. 94. b.), der auch als ein be-
sonderer Muskei betrachtet werden kömite, geht auf dem Kapselband
des Armgelenkes, bedeckt von dem grossen, nach unten, und befestigt
sich oberlialb der aussern Beule des Armbeines ; der grössere Kopf
dagegen bildet eine starke Schnc, wclche über die glatte, über-
knorpelte, aussere Beule des Armbcines hinweggeht, an dieser durch
eine Schnonschcide und ein Querband in der Lage crhalten wird, und
unter dersclben an der Rauhigkeit endigt. Er dreht das Armbein
nach aussen, und unterstützt zugleich auch die Beugemuskeln desselben.
3. Der grosse Schulter- Umdrehermuskel. (Pars posterior musculi deltoidei d. M.)
(Fig. 93. c.)
Man nennt diesen Muskei auch den langen Auswartszieher, der
mit einer sehnigen Ausbreitung an der Grate und mit einer fleischigen
Portion am hintern Rande in der Nalie des Nackenwinkels des
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Fiy, 93. Muskeln des rechten Vorder-
fusses (von anssen gesehen).
Schulterblattes seinen Anfangnimmt;
auf dem hintern Grâtenmuskel, mit
dem er sich verbindet, nach unten
geht, und mit einer breiten Sehne
am Umdreher des Armbeines endet.
Er beugt, und dreht das Armbein
nach aussen.
M
4. Der grosse Schulter-Ellenbogenmuskel.
(M. anconaeus longus d. M.)
(Fig. 93. d.)
Es ist diess ehi grosser, dicker,
dreieckig gestalteter Muskei, welcher
den Raum ausfiillt, den das Schul-
terblatt mit dem Armbehie und
dem Ellenbogenbeine bildet. Seinen
Ursprung nimmt er selinig zwischen
dem vorigen und dem grossen
Schulter-Armbeinmuskel, am hin-
tern Rande des Schulterblattes, von
wo seine Fasern nach hinten und
unten gehen, um in der Nalie des
Ellenbogenhöckers in eine starke
Sehne überzugehen und an dem-
selben zu cndigen. Er streckt den
Vorarm aus.
•*
ö. Der üussero Armbein-Ellenbogen-
muskei. (M. anconaeus extemus d. M.)
(Fig. 93. e.)
Dieser Muskei liegt theils aussen
am Oberarmbeine, theils in einer
eigenen Vertiefung des grossen
Schulter - EUcnbogenmuskels. Er
bat eine laiiglich viereckige Gestalt,
und nimmt seinen Anfang mit einer
breiten, platten Sehne an den Rau-
higkeitcn unter der iiussern Beule
und dem Gclenkfortsatz des Arm-
beines; von hier geht er auf der
iiussern Flache dieses Knochens in
schiefer Richtung nach unten und
hinten gogen den Ellenbogen, wo
er sich mit der Sehne des vorigen
Muskels verbindet, und mit der-
selben am Hoeker des Ellenbogen-
beines endet. Er bat dieselbe Wir-
kung, wie der vorige Muskcl.
Tc
\l£
Der vordere Grâtenmuskel.
Der hinlere Griitenmuske!.
Der grosse Schulter - Umdrehermuskel.
Der grosse Schulter - EHenbogenmuskel.
Der aussere Armbein - Ellenbogenmuskei.
Der Schulter - Vorarmbeinmuskel.
Der Arm - Schienbeinmuskel.
Der Vorarm - Schienbeinmuskel.
Der aussere Arm - Hackcnbcinmuskcl.
Der Armbeinmuskel des Fessel-, Kron- und rlufbcines.
Dessen Sehne.
■ Der Verslörkungsast von dein obera Gleichbehibnnd.
Der Vorarmbeinmuskel d Fessel-, Kron-u Hufbeines-
Dessen Sehne.
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191
fl. Der SchuHer-Vorarmbeinmuskel. (M. biceps bracini d. M.) (Fig. 93. f. und 94. cc'.)
Dicser Muskei wird auch der lange oder gerade Beuger des
Vorarmes genannt; er ontspringt, bedeekt von dem vordern Graten-
muskel, mit einer sehr starken Sehne vorn an der Beule des Schul-
terblattcs, geht über die Rollfortsiitze des Armbeines, und bildet
auf diesen eine entsprechendo Rolle von faserknorpeligern Gewebe
(Fig. 94. c'.), welche mit_ einer Sehnenscheide verseben ist. Sein
dicker, derber, stark sehniger, beinahe runder, in der Mitte mit
einer Langenfurche versehener Muskelbauch lauft nun über die vordere
Fliichc des Armbeines und Ellenbogcngelcnkes, und endigt theils mit
einer starken Sehne nach innen an der Beule am obern Endc des
Vorarmbeines, theils an der Sehnenhaut des Arm-Schienbeinmuskels.
Seine Wirkung ist, das Vorarmbein zu beugen; auch unterstützt er
das Vorgreifen des Vorderfusses.
7.   Der Arm-Schienbeinmuskel. (M. extensor carpi radialis longus et brevis d. M.)
(Fig. 93. g.)
Der Arm-Schienbeinmuskel odor der gerade Strccker des Vorder-
Mittelfusses entstelit theils sehnig, theils fleischig an dem aussern
Knorren und mit einer platten Sehne an dem Umdreher dos Arm-
beines, bildet dami einen starken Muskelbauch, der über das Ellen-
bogengolenk auf die vordere Flache des Vorarmbeines tritt, und hier
mittelst einer Sehnenhaut mit dem geraden Beuger dièses Knochcns
in Verbindung steht. Ueber dem Kniegelenke verwandelt er sich in
cine breite, starke Sehne, welche in der vordern Sehnenrinne des
Vorarmbeines liegt, nach unten über die vordere Flache des Knie-
gelenkes zwischen den Schichten des Kapselbandes geht, und sich
an der Beule am obern Ende des Schienbeines befestigt. Seine
Wirkung ist, das Schienbein zu strecken, und er ist daher besonders
beim steellenden Gange thâtig.
Bei den F1 e i s c h fr e s s e rn ist dieser Muskei doppelt vorhanden,
von denen der aussere starker als der innere ist.
8.   Der Vorarm-Schienbeinmuskel. (M. abductor pollicis longus d. M.) (Fig. 93. h.)
Der Vorarm-Schienbeinmuskel oder der schiefo Strecker ist klein,
dünn, und ninimt seinen Anfang an dem aussern Rande etwas über
der Mitte des Vorarmbeines, geht nach unten und innen auf die
vordere Flache desselben, verwandelt sich hier in eine platte Sehne,
welche schrag von oben nach unten und innen, über die Sehne des
vorigen Muskels, bis zum Kopf des innern Griffelbeines geht und
hier endigt. Er streckt das Schienbein aus.
Bei den andern Hausthieren entsteht dieser Muskei sowohl an
dem Vorarmbeine, als auch an dem Ellenbogenbeine.
9.   Der aussere Arm-Hackenbeininuskel. (M. flexor carpi ulnaris extemus d. M.)
(Fig. 93. i.)
Dieser ist ein platter, mit mehreren Sehnenschichten durcli-
wobener Muskei, der hinten und aussen am Vorarme liegt; er entsteht
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selmig am aussern Knorren des Armbeines, lauft alsdann auf den
Beugern des Kron- und Hufbeines nacb unten, und bildet oberhalb des
Hackenbeines eine platte Sehne, welclie sich sogleieh in zwei Aeste
tlicilt, von den en der hintere starkere am Hackenbein sich befestigt,
der vordere langere, aber schwachere Ast geht in eiuer eigenen Rinne
auf der aussern Flâche des Hackenbeines naeh unten, verwachst dann
mit dem gemeinschaftlichen aussern Seitenband, und endigt mit diesem
an dem Kopf des aussern Grifl'elbeines. Er beugt die Knieknochen
und das Schienbein, und wirkt daher besonders beim erhabenen Gange.
10. Der Arrnbeinmuskel des Fessel-, Kron- und Hufbeines. (il/, extoisor duji-
torum communis
d. M.) (Fig. 93. k k'k". uud 94.'f. g, h.)
Dieser Muskei, auch der gemcinschaftliclte Streeleer des Fessel-,
Kron- und Hufbeines genannt, liegt vorn und aussen am Vorarmc
zwisehen dem geraden Streeleer des Sehienbeines und dem folgenden.
Er ontspringt selmig über der Gclenkrolle an dem aussern Knorren
des Armbeines, dann an dem aussern Hoeker des Vorarmbeines und
an dem aussern Seitenbande des Ellenbogengeleiikes ; tritt über die
vordere Flache dièses Gelenkes an den aussern Thcil der vordern
Flache des Vorarmbeines, verwandelt sich hier in derselben Gegend,
wie der gerade Strecker, in eine übrigens schwachere Sehne, welche
in die mittlere Sehnenrinne des Vorarmbeines aufgenommeu wird, und
an der vordern Flache des Kniegelenkes in einer eigenen Scheide liegt.
Nun setzt sie sich vorn auf dem Schienbcine bis zu dem Köthengc-
lenke, wo sie mit dem Kapselbande vervvachsen ist, fort, wird breiter,
bedeckt die vordere Flâche des Fessel- und Kronbcines, und endigt
am Kronfortsatz des Hufbeines, nachdem sie vorher auf jeder Seite
einen Verstârkungsast (k".) von dem obern Gleichbeinbande erlialfen
hat. Er streckt diese drei Knochen aus.
Dieser Muskei verbindet sich noch mit zwei kleinern Muskeln,
die eigentlich uur als Köpfe desselben zu betrachten sind, und von
Prof. T h i e r n e s s e * und Phillips aufgefunden und naher be-
schrieben worden sind.
Der Muskei von Phillips (Fig. 94. lih'.) ist breit, düun und
lang. Er nimmt seinen Anfang an dem aussern Seitenbande des
Ellenbogengelenkes und an dem aussern Hoeker des Vorarmbeines;
seine Fascrn liegen, schief von oben naeh unten urici vorn gehend,
auf dem fleischigen Theil des gemeinschaftlichen Streckers, mit welchein
sie auch naher verbunden sind. Ungeiiihr in der Mitte, aussen am
Vorarme, geht er in eine dunne, schmale, sehr lange Sehne über,
welche mit der Sehne des vorigen Muskels in derselben Scheide auf
der vordern Flâche des Kniegelenkes liegt, sich vorn am Schienbcine
frei zwisehen den beiden Streckern des Fessel-, Kron- und Hufbeines
(h'.) bis zu dem Köthengelenke fortsetzt, hier mit den Selinen
derselben verwachst, und grossenthcils vorn am obern Ende des
Fesselbeines endigt.
* Découverte d'un nouveau Muscle dans le cheval par M. Thiemesse. (Brussel.)
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Der Muskei von Tliiernesse (Fig. 94. g.) ist kleiner als der
vorige, und entspiingt unter der EUenbogenspalte ani Vorarm- und
am Ellenbogenbeine mit mchreren kleinen Muskelbiindeln, die sich
zu einem kleinen Muskelbauche vereinigen, der ungefahr in der
Mitte des Vorarmbeines in eine feine Sehne übergeht, welclie sich
oberhalb dein Kniegelenke in der Selme des gemeinschaftlichen
Streckers allmahlig verliert und diesen, wie der vorige, in seiner
Wirkung untcrstützt.
Bei den Wied erkauern tbeilt sich die Sehne dièses Muskels
vorn an dem Köthengelenke in zwei Aeste, von denen der innere
starkere an die innere Zebe, und der aussere schwachere Âst an die
aussere Zebe geht.
Bei dem Schweine ist dieser Muskei doppelt. Die Sehne des
innern Muskels theilt sich in drei weitere Sehnen, von denen die
innere an die imiere Afterzehe, und die beiden vordern an die wahren
Zehen gehen ; die Sehne des aussern Muskels dagegen theilt sich nur
in zwei kleinere Schncn, von denen eine an die aussere Afterzehe,
und die andere an die wahren Zehen geht.
Bei den Fleischfressern spaltet sich die Sehne dièses Muskels
in vier Sehnenaste, welcbe über die vordern untern Sesambeine an
die vier letzten Zehen gehen.
11. Der Vorarmbeininuskel dus Fessel-, Kron- und Hufbeines. (il/, extensor
digiti minimi
d. M.) (.Fig. 93. 11'.)
Es ist dicss ehi langer, schmaler Muskei, wclcher aussen am
Vorarme zwischen dem gemeinschaftlichen Strecker des Fessel-, Kron-
und Hufbeines und dem aussern Arm - Jtackenbeiiimuskcl liegt. Er
entspriiigt an dem aussern llöcker des Vorarmbeines, bildet am
Vorarm einen schlanken, von einer Sebncnhaut überzogenen Muskel-
bauch, der oberhalb dem Kniegelenke sich in eine schwache, runde
Sehne verwandelt, welcbe in dem aussern Selmcnausschnitt des Vor-
armbeines liegt. An der aussern Seite des Kniegclenkes, wo diese
Sehne in eine eigene Scheide eingcschlossen ist, geht sie etwas schrag
von aussen nach innen auf die vordere Flache des Schienbeines bis zu
dem Köthengelenke, au welcher Stelle sie sich mit der kleinen Sehne
des Phillip'schen Muskels, und durch diesen mit der Sehne des
gemeinschaftlichen Muskels verbindet, und grösstentheils am Fessel-
beine endet. Dieser Muskei hilft das Fessel-, Kron- und Hufbein
ausstrecken.
Auch dieser Muskei ist bei dem Schweine doppelt vorhanden.
Die Sehne des aussern Muskels theilt sich in zwei Aeste ; der aussere
geht au die aussere Afterzehe, der innere an die aussere wahre Zehe;
die Sehne des innern Muskels bleibt einfach, und endigt an der
aussern Afterzehe.
Bei den Fleischfressern theilt sich die Sehne dicses Mus-
kels in eine starkere und schwachere Sehne, und letztere abermals
in zwei Aeste, die an den Zehengliedern endigen.
Le y ti, Anatomie.                                                            25
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194
Zwei te M
Fig. 94.
Die Muskeln der vordern Gliedmasse
(von der âussern Soite gesehen).
uskellage.
1. Dor mittlere Schutter - Uindreher-
muskel. (M. teres minor.) (Fig. 94. aa.)
Dieser Muskei ist kleiner als
der grosse Schulter-Umdrehermus-
kel, und entsteht sehnig zwischen
diesem und dem hintern Graten-
muskel, ungefahr in der Mitte an
dem hintern Rande des Schulter-
blattes, ist hier breit, dünn und
wird, nach unten gehend, dick
und fleischig, welcher Theil an
dem Umdreher des Armbeines endet.
Er unterstiitzt den grossen Schultcr-
Umdrehermuskel in seiner Wirkung.
2. Der Arm-Vorannbeimmiske]. (M.bra-
chialis internus
d. M.) (Fig. 94. d.)
Man nennt diesen Muskei aucli
den kurzen oder den gewundenen
Bcuger des Vorarmes; er nimmt
seinen Anfang fleischig auf der
hintern Flachc unter dem Gelenk-
kopfe des Armbeines, ist hier breit
und lasst eine kleine Spalto zum
Durehgang des kleinen Schulter-
Armbeinmuskcls. Nun windet er
sich unter dem Umdreher in schiefer
Richtung von oben nach unten iiber
die aussere und vordere Flachc
dièses Knochens; geht dann iiber
die vordere Fliiche des Ellenbogen-
gelenkes auf die innere Seite an
das obère Ende des Vorarmbeines,
wo er schmaler ist, und mit einer
verhiiltnissmiissig schwachen Sehne
unter dem innern Seitenbande endet.
Er ist ehi Beuger des Vorarmes.
3. Der kleine Armbeiu -Ellenbogeii-
muskel. (M. anconaeus parvm d. M.)
(Fig. 94. e.)
Dieser Muskei ist kurz, dick
und fleischig ; er ontspringt auf der
hintern Flache des Armbeines über
der Ellenbogengrube, geht über
derselben, mit dem Kapselband sich
a a- Der miniere Schiilter - Umdrehcrmuskel.
b Der kleinere Kopî des hinterii Gralenmuskels.
e- Der obère abgeschnillene iind oufgesclilagene The
des Schultei - Vorarmbeinmuskels.
e'. Dessen knorpelige Rolle , welche auf der des Ann
beines liegt.
d.      Der Arm - Vorarmbeinmuskel.
e.      Der kleine Armbein - Ellenbogenmuskcl.
f.      Der gemcinschaflliche Slrccker des Fessel- , Kron
und Hufbeines (siehe Scile 192)-
g.      Der Muskei von Thicrnesse-
h' Der Muskei von Phillips,
h'. Sehne desselben-
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195
verbindend, nach hinten, und endigt vorn an dem Hoeker des Ellen-
bogenbeines. Er hilft den Vorarm ausstrecken.
Dritte Muskellage.
Fig. 95.                      1. Der kleino Schnlter-Armbeinmuskel oder der
Das Armgelenk (von aussen Spanner des Kapselbandes. (Af. tensor ligamenti
und liinteu betrachtet).
                             capsularis.) (Fig. 95. a.)
Dieser ist ein sehr kleiner, rundlicher
Muskei, der manchmal zweiâstig angetroffen
wird, und unmittelbar hinten auf dem Kapsel-
band des Armgelenkes liegt. Er nimmt seinen
Anfang ganz unten am hintern Rande des
Schulterblattes, geht auf dem Kapselband,
mit dem er durch Zcllgewebe in Verbindung
steht, nach unten durch die Spalte des ge-
wundencn Beugers des Vorarmes, und endet,
in eine schwachc Sehne übergehend, an der
hintern Fliiche oben am Armbeine. Er spannt
das Kapsclband.
Der kleine SchuUer-Armbeinmuskel. .                                   .
Der kleine Schulter-Umdrehermuskel. I 1' e S S e 1" 11 ielllt Cl'.
uern und den Fleiseh-
i..
■2. Der kleine Sehulter-Umdreliermuskel. (Pars musculi teretis minoris.) (Fig. 95. b.)
Es ist diess ein kleiner, dicker Muskei, der nach aussen am Arm-
gelenke liegt; er entsteht, bcdeckt von dem mittlern Schulter-Umdreher-
muskel, mit dem er sich auch verbindet, über dem Gelenkrande an der
aussern Flache des Schulterblattes; geht nach unten, verbindet sich
durch Zellgevvebe mit dem Kapselbande, und endet über dem Umdreher
aussen am Armbeine, welches er beugen und nach aussen drehen hilft.
3. Der vordere Schulter-Armbeinmuskel. (Pars anterior musculi deltoidei d. M.)
Ein kleiner Muskei, der an dem untern Eude der Schulterblatt-
griitc entspringt, schief nach hinten und unten geht, und über dem
voiigen an dem Armbeine endet. Dem P fer de fehlt er.
E r s t e Muskellage.
(Die Muskeln von der innern Seite betrachtet.)
1. Der Unter-Scliulterblattniuskel. (Af. subscapularis d. M.) (Fig. 96. a.)
Der Unter-Schulterblattmuskel liegt auf der innern Flache des
Schulterblattes, auf der er mit drei Spitzen, von dencn die mittlere die
langste ist, unter der Einpfianzung des Hippen - Schultermuskels an-
fangt, und von hier nach unten an der ganzen Flache dièses Knochens
sich befestigt. An seiner freien Fliiche ist er mit ciner blaulich schim-
mernden Selmenhaut überzogen. Von dem untern Ende des Schulter-
blattes setzt er sich an der innern Seite auf dem Kapselband des
Armgelenkes bis an die innere rauhc Beule des Armbeines fort, urn
sich daselbst zu befestigen. Er zieht das Armbein nach einwiirts.
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196
Mg. 90.                        Bei den F1 e i s e h fi- e s s e r n ist dic-
Kechter Vorderfiiss (von innen ger Muskel verhiiltnissmiissig langer, und
.....'''"'" '■                  an seinem obcrn Endc halbmondförmig
ausgeselinitten.
8. Der grosse Selinlter-Armbeinmnskel, (M. teres
major
d. M.) (Fig. 96. b.)
Dieser Muskel liegt auf der Aponcu-
r.ose des langen Schulter-Ellenbogonmus-
kels und an dem hintern Rande des
vorigen, mit dessen hintern Spitze er
verwachscn ist. Er entsteht spitzig am
Rückénwinkel des Scliulterblattes, geht
dann nach unten, ist in seiner Mitte am
breitesten, und verwandelt sich in der
Niihe des Armbeines in eine breite, platte
Sehne, welene mit der des Riicken-
Annbeinmuskels verwiichst, und mit die-
ser an der Narbe an der innern Fliiche
des Armbeines endet. Seine Wirkung
ist, das Armbein zu beugen und nach
einwarts zu ziehen.
3.   Der mittlere Schulter-Armbeinmuskel. (M.
coraco-brachialis d. M.) (Fig. 96. c.)
Dieser Muskel beginnt mit einer star-
ken, ziemlich langen Sehne an dem
Zitzenfortsatz des Scliulterblattes, geht
von hier schrag über die innere Fliiche
des Armgelenkes nach hinten und unten,
wird fleischig, und endet an der vordern
Fliiche des Armheines, welches er strcckt
und nach einwarts dreht.
4.    Der lange Schiilter-Ellenbogenmuskel. (M.
extmsor cubiti longus.) (Fig. 96. d.)
a    Der Unler - SchuIterblaUmuskel
b.    Der grosse Schriller - Armbernmuslfel
c.    Der miniere Schulter - Armbeinmuskel.
il.
   Der lanire Schulter - Elleubogenmuskel'
e.    Der Arm - Griffelbeinlmiskel-
f.    Der rnnere Arm - Hackerilieinmuskel.
Dieser ist ein langer, breitcr Muskel ;
er nimmt mit einer Aponeurose , die
nach unten und hinten in den fleischigen
Theil übergeht, von dem Rückénwinkel
an an dem hintern Rande des Scliulterblattes seinen Ursprung, und
bedeckt die ganze innere Fische des grossen Schulter-Ellenbogen-
muskels. An der innern Seite des Elleiibogenhóckers hcftet er sicli
mit einer sehnigen Ausbrcitung an, die sich überdicss noch nach
unten verliingert und die Muskeln am Vorarme als Scheide umgibt.
Dieser Muskel iinterstützt den grossen Strecker des Vorarmbeines.
Bei den Wiederkiiuern und F lei schfr e ss ern ist dieser
Muskel verhiiltnissraassig kleiner.
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197
5. Der Arm-Griffelbtiinmüske]. (M. fle.xor carpi radialis d. M.) (Fig. 96. e,)
Der Arm-Griffelbeinmuskel liegt an der innern Seite des Vor-
armes vor dem innern Arm-IIackenbeinmuskel; er entsteht sehnig
an dem innern Knorren des Armbeines, geht von hier in gerader
Richtung nach unten, und bildet einen platten Muskelbauch, der
unter der Mitte des Vorarmes sich in eine runde Sehne verwandelt,
welehe an der innern Seite des Kniegelenkes an dem Kniebogenband
eine eigene Scheide besitzt, und theils am Schienbeine, theils am
Kopf des innern Griffelbeines sich cndigt. Er beugt das Schienbein.
Fig. 97.                    6. Der innere Arm-Hackenbeiiimuskel. (M. flexor
Dio innere Seite des Unter-         c"-rPi ulnari» internus d. M.) (Fig. 96. f.)
fusses
Dieser Muskei ontspringt mit dem vorigen
cbenfalls sehnig an dem innern Knorren des
Armbeines, und mit einer kiemen fleischigen
Portion innen am Hoeker des Ellenbogen-
beines, wo er von dem langen Schulter-
Ellenbogenmuskcl bedeckt ist. An der innern
Flache des Vorarmes bildet er einen Muskel-
bauch, der, wie der aussere Arm-Hacken-
beinmuskel, in der Niihe des Hackenbeines
in eine kurze, starke Sehne übergeht, welehe
an dem hintern Ende und dem obern Rande
des Hackenbeines sich bcfestigt. Er beugt
die Knieknochen und das Schienbein.
Bei dein H u n d e und der K a t z e sind
es zwei innere Arm - Hackenbeinmuskeln,
inde in die bei dem Pferde vorkommende
kleine fleischige Portion hier ganz getrennt
ist, und so als ein besonderer Muskei be-
trachtet werden kann.
7. Die Griffelmuskeln. (Musculi i7iterossei latéra-
les
d. M.) (Fig. 97. a.)
Es sind diess zwei sehr kleine, faden-
förmige Muskeln, die mit einem schwachen
a.     Der GriiTt'lmuskt'1.
b.     Der wurmförmiiie Muskei.
Muskelbauche innen am Kopf der Griffel-
beine ihrcr Seite iliren Anfang nehmen,
sich alsdann in eine dunne, fadenfórmige Sehne verwandein, welehe
zwischen den Seitenrandern des obern Gleichbeinbandes und den
Griffelbeinen nach unten bis zu dem Kotbengelenke gehen, hier sich
ausbrciten und im Zellgewebe sich verlieren.
Den Wiederkâuern fehlen diese Muskeln.
Bei dem Sc h we in e geht jeder an die Afterzehe seiner Seite.
Beide sind mit dem Schienbeinmuskel des Pesselbeines innig verbunden.
Auch don Flcischfress ern fehlen diese Muskeln.
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198
8. Die wurmformigen Muskeln. {Musculi lumbricales d, M.) (Fig. 97. b.)
Die wurmformigen Muskeln sind selir klein, jeder entsteht mit
cinem schwachen Muskelbauch zur Seite der Beugesehnen des Kron-
und Hufbeines iiber dem Köthengelenk, lauft an diesen nach unten,
um sich in eine Sehne zu verwandein, welche ihre Eichtung nach
hinten gegen den Sporn nimnit, und im Zellgewebe an demselben
sich verliert.
Die Wirkung dieser zwei kleinen Muskeln ist ausserst gering;
sie scheinen nàmlich den Sporn ein wenig zu bewegen.
Bei den Wiederkauern und dem S eh wei ne kommt nur
ein wurmförmiger Muskel vor, der in der Niihc der Knieknoclien
zwischen den Beugesehnen des Unterfusses sich befindet.
Der Hund und die Katze haben drei wurmförraige Muskeln,
die mit einem kleinen, gemeinschaftliehen Muskelbauche auf der
hintern Fliiche des Zehenbougers anfangen, und mit drei sehr feinen
Sehnen an dem zweiten, dritten und vierten ersten Zehengliede
(Fesselbeine) enden.
Z w e i t e M u s k e 11 a g e.
1.   Der innere Armbein-Ellenbogenmuskel. (M. anconaeus internus d. M.) (Fig. 98. a.
Dieser Muskel ist viel kleiner als der iiussere Armbein-Ellen-
bogenmuskel; er beginnt, bedeckt von dem mittlern Schulter-Arm-
beinmuskel, an der innern Fliiche iiber und hinter der Narbe des
Armbeines, steigt nach hinten und unten bis in die Niihc des
Ellenbogenhöckers, an dessen innerer Fliiche er sehnig endet. Er
streckt den Vorarm aus.
Bei den Fleischfre ssem entsteht dieser Muskel mit zwei
Aesten an der innern Fliiche des Armbeines.
2.    Der Arm-Kronbeinmnskel. (M. flexor digitorum mbiimis s. perforatus d. M.)
(Fig. 98. b.)
Man bezeichnet dieseri Muskel auch als den Kronbeinbeuger
oder den durchbohrten Beuger; er ist sehr lang, und ontspringt
sehnig mit dem folgenden Muskel an dem innern Knorren des Arm-
beines, tritt dann, von den beiden Arm-Hackenbeinmuskcln bedeckt,
auf die hintere Fliiche des Vorarmes, an welcher Stelle er einen
starken Muskelbauch bildet, der auf dem Hufbeinbeuger liegt. An
der hintern Fliiche des Kniegelenkes verwandelt er sich in eine sehr
starke, mehr platte Sehne, die hier durch Schnenfasern mit dem
Hufbeinbeuger verbunden ist, und ausserdem noch von der Biickseite
und dem untern Ende des Vorarmbeines cine nicht unbedeutende
sehnige Verstiirkung erhâlt. Nun geht die Sehne durch den Kniering
auf die hintere Fliiche des Schienbeines, zwischen der allgemeinen
Decke und der Sehne des Hufbeinbeugers iiber die Sehncnflache der
Gleichbeine bis an die Riickseite des Fesselbeincs, wo sie sich in
zwei Aeste spaltct, die sich àm obern Ende zu beiden Seiten des
Kronbeines anheften. An den Gleichbeinen, wo sie durch das
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199
Fig. 98.
Linker Yorderfuss (von inneu gesehon).
Ringband vor dem Ausgleiten ge-
sichert ist, bildet sie eine sehr
starko Seheide, durch welche die
Sehne des Hufbeinbeugers geht, und
an dem Fesselbeine ist sie durch
das obère und unterò Fesselbeinband
befestigt. Die Wirkung dieses Mus-
kels ist, das Kronbein und mit die-
serò das Fesselbein und Huf bein zu
beugen.
Beiden Wiederkauern zeigt
dieser Muskei zwei Köpfe, deren
Sehnen erst oberhalb des Fessel-
gelenkes sich mit einander verbin-
den, urn unter demselben sich wieder
zu theilen.
Bei dem S c h w e i n e ist er
obenfalls zweiköpfig, und die Sehnen
bleiben getrennt.
Bei den Fleischfressern
theilt sich die Sehne unter dem
Kniegelenkc in vier Aeste.
3, Der Arm-Vorarmbeinmuskel des Huf-
beines *. (il/, flexor digitorum profundus
s. perforans et flexor pollicis longus
d. M.)
(Fig. 98. c.)
Der Arm-Vorarmbeinmuskel des
Hufbeines, auch der Beuger des
Hufbeines oder der durchbohrende
Beuger genannt, ist ebenfalls sehr
lang und starker als der vorige; er
lasst iünf Köpfe unterscheiden, von
denen der eine innen an dem Ellen-
bogenhöckcr, derzweite, dritte und
vierte gemoinschaftli.ch mit einander
und mit dein vorigen Muskei an dem
innern Knorren des Armbeines und
der fiinfte von der hintern Flache des
Vorarmbeines entspringt. Diesegehen
insgesammt an der hintern Flache des
Armbeines, bedeckt von dem Beuger
des Kronbeines, nach unten, und
vereinigen sich, noch ehe sie das
untore Ende des Vorarmbeines er-
reichen, in eine sehr starke Sehne,
a. Der inucrc Armbein - Ellenbogenmuskel-
b' Der Arm - Kronbcinmuskcl-
b'. Dessen Sehue.
b''. Obères Fessclbeinband der Sehne dieses Muskcls-
b"\ Untcres Fesselbeinband der Sebne dièses Muskcls-
e. Der Arm - Vorarmbeinmuskel des Hufbeines.
e'- Der Mtiskelkopf, der vun der liiiitern Fische des
Vorarmbeines kumiut-
c"- Die Sehne dièses Muskels.
c'"- Der Sehnenast, dei von dem hinleru gemein-
scbaflliclien Bande des Kniegelenkes abgeht-
d- Slelle, \vo die Beugesebne des Hufbeines die
des Kronbeines durchbohrt.
* Die Sehne dieses Muskels und die des vorigen sind es, welche bei dem
Sebnenschnitt (Tenotomie) abgeschnitten werden.
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200
welche vor der Sehne des vorigen Muskels durch den Kniering an
die Eückseite des Schienbeines geht, und hier von dem hintern ge-
meinschaftlichen Bande des Kniegelcnkes einen starken Sehnenast
aufnimmt. Nach diesem setzt sie sich, zwischen der Beugesehne des
Kronbeines und dem obern Gleiclibeinbande, durch die Sclieide des
Kronbeinbeugers auf die hintere Flache des Fesselbeines fort, durch-
bohrt nunmehr die Sehne des letztern Muskels, tritt an die Oberflache,
urn über die Sehnenflache des Strahlbeines zu gleiten, und an der
Sohlenflache des Hufbeines sich zu endigen. Er beugt das Hufbein
und unterstiitzt den vorigen in seiner Wirkung.
Bei den Wiederkauern theilt sich die Sehne dièses Muskels
unmittelbar über dem Köthengelenk, wovon jeder Ast seiner Seite
zu dem Klauenbeine geht.
Bei dem Schweine vereinigen sich die Sehnen der Muskel-
köpfe erst unterhalb dem Kniegelenke, und theilen sich dann in
mehrere Sehneniiste, die sich an den wahren und falschen dritten
Zehengliedern endigen.
Bei den Fleischfressern spaltet sich die Sehne dièses Mus-
kels in fiinf kleine Sehnen, von denen jede an einer Zebe sich endigt.
4. Der ScMenbelnmuskel des Fesselbeines. (Musculus interosseus médius d. M.)
Dieser Muskei, welcher den Einhufern fehlt, wird durch das
obère Gleichbeinband (siehe Fig. 6G. a.) ersetzt. Nur in seltenen
Flillen findet sich bei diesen an ihm eine kleine Muskclparthie.
Bei den Wiederkauern ist dieser Muskei mehr selinig und
nur mit einzelnen Schichten Muskelfasern durchsetzt; er geht auf der
hintern Flache des Schienbeines herab, und theilt sich ober den
Sesambeinen in drei Sehnen. Die beiden seitlichen gehen znr Seite
an die Fesselbeine, und die mittlere, die sich noch oinmal spaltet,
endigt oben an den Sesambeinen.
Bei dem Schweine ist dieser Muskei schon mehr fleischig,
theilt sich, nach unten gehend, in zwei Sehnen, welche am obern
Theil der Sesambeiue der wahren Zehen sich befestigen.
Die Wirkung dièses Bandes bei den Einhufern und des Muskels
bei dem Rinde und Schweine scheint ein zu starkes Durchtreten
zu verhindern, und bei letztern überdiess noch das Fesselbein zu
beugen.
Bei den Fleischfr esse rn befinden sich vier Schienbeinmus-
keln, welche ganz fleischig und klein sind. Alle vier entstehen
hinten an der untern Reihe der Vorderfusswurzelknochen und am
obern Ende der Vorder -Mittelfussknochen, gehen auf der hintern
Flâche der letztern nach unten und endigen theils an den Sesam-
beinen , theils an den vier âussern ersten Zehengliedern, welche
durch sie gebeugt werden.
Bei dem Schweine und den Fleischfr esse rn finden sich
noch folgende Muskeln vor:
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201
1. Der Heugei- der ersten (iunern) Zebe, (M. flexor pollicis brevis d. M.)
Es ist ein kurzer Muskei, der von der hintern Flache der innern
Knieknochcn der untern Eeihe an das Sesambein der ersten (innern)
Zebe geht, und dieselbe beugt. Bei dem Schweine felüt er.
2. Der Abzieher der ersten Zehe. (_M, abductor pollicis brevis d. M.)
Dieser ist selir klein und liât seine Lage neben dem vorigen
nacli innen, mit welchem er an genannten Knochen entsteht, und
am obern ïheile innen ani ersten Zeliengliede sieh endigt, welches
er von den andern Zelien abzieht. Bei dem Schweine ist er
verhaltnissmâssig grösser.
3. Der Anzieher der ersten Zebe. [M. abductor pollicis d. M.)
Der Anzieher ist klein, und nimmt seinen Anfang unter dem
vorigen an dcrselben Stelle, tritt niehr nach aussen, und endigt sieh
an der âussern Seite am obern Theile des ersten Gliedes der crsten
Zehe, welche er der zweiten Zehe nahert. Dem Schweine fchlt er.
4. Der Strecker der innern Zebe. (M. extensor pollicis longus i. M.)
Ein kleiner, rnndliclier Muskei, der nur bei der Katze ge-
funden wird; er beginnt am obern Theile vorn am Ellenbogcnbeine,
lauft von hier nach unten, und bildet eine Sehne, welche unter den
iibi'igen Strecksehnen nach der innern Seite geht, um an der innern
Zehe zu endigen, die durcli ilin gestrookt wird.
5. Der Strecker der zweiten Zebe. {-M. extensor indicis d. M.)
Dieser Muskei entspringt gemeiiischaftlich mit dem vorigen an
dem Ellenbogenbeine, bildet, nach unten gehend, cine kleine Sehne,
welche vorn an der zweiten Zehe endet. Bei der Katze reicht die
Sehne bis an das zweite Glied der zweiten Zehe. Bei dem Schweine
entsteht dieser Muskei vorn und oben an dem Vorarmbeine, seine
Sehne theilt sieh in zwei Aeste, von dencn cine an die innere After-
zehe, die andere an die innere wahre Zehe geht.
0. Der Anzieher der zweiten Zehe. {M. adductor indicis.)
Der Anzieher der zweiten Zehe hat gleichen Ursprung mit dem
Anzieher der ersten Zehe; seine kleinere Sehne geht nach innen,
und endigt sieh innen am obern Theile des ersten Gliedes der zweiten
Zehe. Bei dem Schweine geht er an die innere Afterzehe. Er
zieht die zweite an die dritte Zehe.
7. Der Beuger der âussern Zebe. (M. flexor digiti minimi d. M.)
Diess ist ein kleiner Muskei, der an dem Hackenbeine seinen
Anfang, und mit einer feinen Sehne sein Ende an den Sesambeinen
der fiinften Zehe nimmt, welche er beugt.
Leyh, Anatomie.                                                             26
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8. Dur Anziehei der aussern Zohe. (il/, adductor digiti minimi d. M.)
Dieser Muskei ontspringt an der hiiitern Seite der Vorder-
Fusswurzel, geht etwas schief nach aussen, und bildct cine kleine
Soline, welche an dom inncrn Sesambeine der fünften Zebe endet,
die er der vierten nahert.
9. Der Abzieher der aussern Zelie. (M. alductor digiti minimi d. M.)
Der Abzieher ist etwas grösser als der vorige; er ontspringt an
dem untern Rande des Haekcnbeines, geht gcrade nach unten, und
bcfestigt sich mit eincr dunnen Sehne an dem aussern Sesambeine der
fünften Zebe, die er von der vierten entfernt.
10.    Der lange Spanner der Sohle. (M. palmaris longus d. M.)
Es ist diess ein ziemlich langer Muskei, der gemeinschaftlich
mit dem Beuger der dritten Zehcnglieder an dem innern Knorren des
Armbeincs seinen Anfang nimmt, mit den Beugemuskeln des Untcr-
fusses hinten ani Vorarme nach unten geht, bei dem Hun de sich
unten ani Vorarme von dem Zehenbeuger tremit, alsdann in zwei
Selinen sich verwandelt, die an den Sehncnscheidcn der Zehenbeuger
und an der Haut enden. Er spannt die Sohle an. Bei der Katze,
wo er starker ist, theilt er sich in fünf kleine Sehnen, welche an
die fünf Zehcn gehen und dieselben beugen.
11.    Der kurze Spanner der Sohle. (Af. palmaris hrevis d. M.)
Dieser Muskei ist kleiner als der vorige; er entsteht an der
aussern Seite der Beugeselnien der aussern Zehe, und endet an dem
kleinen Sohlenballen, welchen er anspannt. Diescr und der vorige
Muskei kommt bei dem S ch wei ne nicht vor.
JHuskcltt ine Hüdicits, fcer Urufì unì) ïres öoudjes.
Zweite Muskellage.
1. Der Tordere gezalinte Muskei. (M. serratus posticus superior d. M.)
(Fig. «!). aa.)
Dieses ist ein breker, dunner Muskei, der grösstentheils unter
der Schulter liegt, und seinen Anfang mit einer selinigen Ausbreitung,
welche auf dem Darmbein-Dornmuskel liegt, an den Dornfortsatzcn
und dem Nackenbande von der fünften bis zwölften Rippe nimmt, an
welch' letzterer Stelle er mit dem folgenden verblinden ist. Am aussern
Rande des Darmbein -Dornmuskels geht er in sieben fleischige, un-
regelmassige Zàhne über, deren Fasern schief von oben nach unten
und hinten verlaufen, und an der aussern Flache und am vordern
Rande am obern Ende der sechsten bis zwölften Rippe sich befestigen,
welche er nach vorn bcwegt und in die Höhe hebt, wodurch die
Brusthöhle erweitert wird; dieses geschieht beim Einathmen.
Bei dom Rinde hat dieser Muskei nur drei fleischige Zahnc,
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203
welche an die sechste bis achte Rippe gehen; bei dem Schaf und
der Zicge kommen vier solclie Zahne vor, die an die vierte bis
siebcnte Rippe gehen.
Ebenso finden sich bei dem Schweine nur vier Zahne vor,
welche an der fiinften bis achten Rippe sich befestigen.
Bei den Flcisc h fr esserli, wo der vordere gezahnte Muskel
mit einer Sehnc schon am vierten llalswirbel anfà'ngt, bildct er ge-
wöhnlich acht flcischige Zahne, welche sich an der dritten bis neunten
Rippe befestigen.
Fig. 99.
Aeussero Seitenaiisiclit des Rückens, der Brast und des Bauches.
a a. Dct vordere gezaluile Muskel.                                        e.     Der Quermuskel (1er Rippen.
bb. Der hintere gezahnte Muskel.                                          f.      Der Sussere Rippen-Bauchmuskel.
ecce- Die âussern Zwiscbenrippcnmuskeln.                               g g.  Der gerade Bauchmuskel.
d A. Die innern Zwischenrippemnuskcln.
2. Der Mn tere gezahnte Muskel. (M. serratus postions inferior d. M.) (Fig. 99. bb.)
Diescr Muskel entsteht wie der vorige mit einer selinigen Aus-
breitung als Fortsctzung dessclbcn am Nackenbande, an den Dornfort-
siitzon des dreizclinten bis achtzehnten Riickenwirbels und an denen der
Lendcnwirbcl; auch cr geht am âussern Rande des Darmbein -Dorn-
muskels in sieben fleischige Zahne iiber, welche jcdoch rcgelmassiger
gestaltct sind; seine Fasern gehen schief von oben nach vorn und unten,
um an dem hintern Rande der achtzehnten bis zwölften Rippe sich zu
befestigen. Genannte Rippen zieht er nach hinten, und verengt dadurch
den hintern Theil der Brusthöhle; dièses geschieht beim Ausathmen.
Rei dem Rinde zcigt er nur vier Zahne, die an den vier letzten
Rippen sich befestigen; bei dem Schafe und dcr Zi eg e sind es
fiinf an der Zabi.
Bei dem Schweine liât er sechs Zahne, die sich an dcr vier-
zehnten bis neunten Rippe anheften.
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,'
204
Bei den Fleischfressern verhalt er sicli wie bei dem Binde,
nur sind die Zanne verhiiltnissmiissig breiter.
3. Die aussern Zwischen-Rippennuiskeln. (Musculi intercostales externi d. M.)
(Fig. 99. ecce.)
Diese Muskeln haben ihre Lage zwischen je zwei Rippen und
Rippenknorpeln; sie gehen mit ihren theils fleisebigen, tbeils sehnigen
Fasern von dem hintern Rande einer Rippe schief nach hinten und
unten an den vordern Rand der nachfolgenden Rippe.
4. Die innern Zwischenrippenmuskeln. (il/, intercostales interni, d. M.) (Fig. 99. d d.)
Die innern Zwischenrippenmuskeln bilden die innere, viel dunnere
Schichte; sic liegen zwischen dem vorigen und dem Brustfell. Ihre
Fasern gelien von dem hintern Rande einer Rippe nach hinten und
oben an den vordern Rand der folgenden, so dass sie sich mit den
Fasern des vorigen Muskels in Gestalt eines römischen X kreuzen.
Die Wirkung dieser beiden Muskels chi chten ist, die Rippen
einander zu nahern, wodurch sie sich erheben und die Brusthòhle
erweitern ; sie sind somit beim Einathmen thatig.
5. Der Quermuskel dei' Rippen. (31. transversus costarurn.) (Fig. 99. e.)
Diescs ist ein kleiner, theils sehniger, theils fleischiger Muskel,
der unter der Schulter liegt, und seinen Anfang am vordern Rande
und an der aussern Flache am untern Ende der ersten Rippe nimmt,
von hier schrag nach hinten und unten geht, und sich mit besondern
Sehnen an den Rippenknorpeln der zweiten bis vierten Rippe be-
festigt, welche er und durch diese aneli die ilinen angeliörigen Rippen
nach vorn bewegt, wodurch der vordere Theil der Brusthöhle etwas
erwcitert wird; er ist also beim Einathmen beschaftigt.
6. Der aussere Rippen -Iiauchmuskcl oder der grosse odor aussere schiefe Bauch-
inuskel. (Af. obliquus externus d. M.) (Fig 99. f.)
Dieser ist der ausgebreitetste von den übrigen Bauchmuskeln,
und wird von dem Brast- und Bauehhautmuskel bedeckt. Er fangt
mit fleisebigen Zalmen, von denen die fiinf ersten in die des Rippcn-
Schultermuskels abwechselnd eingreifen, auf der aussern Fliiche und
dem hintern Rande am untern Ende der fünfteii bis letzten Rippe
an, und befestigt sich überdiess noch am aussern Darmbeinwinkcl.
Seine Faserbündel gehen in, schiefer Richtung von vorn nach hinten
und unten, und in einiger Entfernung der Rippenknorpeln in eine
sehnige Ausbreitung über, welche nach unten mit der des kleinen
schicfen Bauchmuskels verwiichst, und in der Medianlinie unten am
Bauche sich mit dem Muskel der andern Seite verbindet, wodurch
ein sehniger Streif, die weisse Linie (Linea alba) genannt, entsteht.
Hinten in der Nâhe des Schambeines theilt sich die Aponeurose in
zweiAeste, die eine Oeflnung, den Bauchring (Annulus abdominalis),
zwischen sich lassen, durch welchen bei maiinlichcn Thieren der
Saamenstrang, und bei weiblichen Fleischfressern das runde Mutterband
geht; der innere Ast befestigt sich an dem vordern Rande des
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205
Schambeines, der iiussere Ast.tritt, einen Bogen bildend, an die
inncre Flache des Obcrschenkels, was der Schenkelbogen oder das
Poupartische Band (Arcus cruralis s. ligamentum Poupartii) genannt
wird, über welchen die Gefasse und Nerven an den Schenkel verlaufen.
Der fleiscliige nnd der selinige Theil, also der ganze Muskel ist
überdiess noch mit einer gelben, aus elastisehem Fasergewebe be-
stehenden Scheide iiberzogen.
Die Wirkung dièses Muskels ist verschieden ; zieht er die Hippen
abwarts, so wird die Brusthöhle verengt, und er ist somit beim
Ausathmen thatig, werden die Kippen raehr nach liinten gezogen,
so hilft er auch den Rückeii krümmen. Da alle vier Bauchmuskeln
zur Bildung der Bauchhöhle beitragen, so können sie auch dieselbe
vcrengern, und unterstützen dalier den Mastdarm bei dem Absetzen
der Excremcnte, die Harnblase bei dem Entleeren des Urins und
den Fruchthalter bei dom Austreiben der Leibesfrucht.
7. Der Brust-Schambein- odor der gerade Bauchmuskel. {M. rectus abdominis
d. M.) (Fig. 99. g.)
Der gerade Bauchmuskel bat seine Lage an der untern Brust-
und Bauchwandung, zwischen den Aponeurosen des kleinen schieten
und des innern Rippen-Bauchmuskels. Er entsteht mit fleischigen
Portionen an der iiussern Flache und dem untern Theile der
vier letzten wahren Rippen, deren Knorpcln und der untern Flache
des Schaufelknorpels. Die Muskelbündel geilen in gerader Richtung
von dem Brustbeine zu dem Schambeine, und stossen an der weissen
Linie mit denen des Muskels der andern Seite zusammen ; sie sind
mit Ausnahme ihrer Anheftungspunktc, wo der Muskel auch schmaler
ist, als in der Mitte, in kurzen Zwischenraumen mit einem sehnen-
faserigen Gewebe quer durchflochten. An dem vordern Ast des
Schambeines endigt er mit einer starken Sehne, welche einen Ast
abgibt, der unter dem Erganzungsbande in das Hüftgelenk gelangt,
und dort mit dem runden Bande sich verbindet. Er unterstützt den
vorigen Muskel in seiner Wirkung, und hilft besonders auch beim
Act der Bcgattung das Becken nach vorn zu bewegen.
Bei den Ubrigcn Hausthieren ist der Muskel nicht so haufìg von
dem Sehnengewebe durchflochten.
Dritte M u s k e 11 a g e.
1. Der Darmbein-Bauchmuskel oder der kleine oder innere schiefe Bauchmuskel.
(M. obliquus internus d. M.) (Fig. 100. a,)
Der kleine schiefe Bauchmuskel ist von dem grossen bedeckt,
und ontspringt fleischig am iiussern Darmbeinwinkel; von hier gehen
seine locker verbundenen Fleischbüiidel strahlenförmig nach ab- und
vorwrirts, so dass die vordere obère Portion sich mittelst platter
Selmen an den Rippenknorpeln der vier bis fünf letzten Bippen, und
die hinterc Portion mit einer schwachen Sehne am vordern Rande
des Schambeines befestigt. Die mittlere grössere Portion geht in
cine weissglanzende Aponeurose über, welche in der Medianlinie des
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206
Bauches mit der des Muskels der andern Seite zusammentrifft ; nach
aussen steht sie mit der sehnigcn Ausbreitung des grossen schicfen,
und nach innen mit dem geraden Bauchmuskel genau in Verbindung,
mit welchen dieser Muskei auch einerlei Wirkung hat.
Bei den Wiederkauern und den Fleischfressern nimmt
er überdicss noch seinen Befestigungspunkt an den Querfortsatzen
der Lendenwirbel.
a. Der Darmbein - Bauchrmlsfeel-                  d d'. Der Darmbein - Dommuslrel.
b b. Der innere Riepen-Bauchmuskel,            d. Die Rückenportion desselben.
c. Der Lendenwirbel - Rippenmusltel.            d'. Die HaUporliou desselben.
2. Der innere Kippen-Bauchmuskel oder der Quorrmiskel des Bauches.
(Af. transversus abdominis d. M.) (Fig. 100. b.)
Dieser Muskei liegt zwischen dem vorigen und dem Bauchfell,
und bildet 'die innerste Muskelschichte des Bauches. Seinen Anfang
nimmt er fleischig und gezahnt an der innern Füiche des Schaufel-
knorpels, am untern Ende der drei letzten wahren und aller falschcn
Rippen, so wie an den Querfortsatzen sammtlicher Lendenwirbel.
Die locker verbundenen Muskelbiindcl gehen gerade (quer) nach unten
in eine sehnige Ausbreitung über, welche sich nach hinten an der
innern Flache des Darmbeines und des Schambeines befestigt; nach
innen geht sie bis zur weissen Linie, wo sie sich mit der des
gegcnüberliegenden Muskels verbindet. Er hat dicsclbe Wirkung,
wie die übrigen Bauchmuskel.
Bei den Fleischfressern ist der fleischige Theil verhaltniss-
miissig grösser.
3. Der Lendenwirbel -Rippeiimusliel. (Jlf. retractor costac.) (Fig. 100. e.)
Dieses ist ein kleiner, dunner Muskei, der auf dem Quermuskel
des Bauches liegt, mit einer brcitcn, platten Sehne an der Spitzo
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207
dor QuerfortsStze der drci ersten Lendenwirbel seinen Anfang nimmt,
alsdann fleischig wird, schief nach vorn und unten geht, und ani
hinteru Rande der letzten Rippe sich endigt. Er zieht dieselbe
zurück, und ist somit beim Ausathmen thâtig.
4. Der Darmbein-üornmuskel oder der lange Eückemnuskel. (M. longissimus
dorsi
d. M.) (Fig. 100 d d'.)
Es ist diess ein sehr langer, starker, mit einer glanzenden
Sehncnhaut überzogener Muskei, welclier von dem Darmbeine bis
zu dem zweiten Halswirbel reicht, und in die Rücken- und Hals-
portion sich abtheilen liisst.
Die Riickcnportion (d), wclche von dem vordern und hintern
gczahntcn Muskei bedeckt ist, liegt zwischen den Dornfortsiitzcn der
Lenden- und Rückcnwirbel, den Qucrfortsatzen der Lendenwirbel und
den obern Enden der Rippen. Sic nimmt ihren Anfang an dem
vordcrn Rande, dem aussern und innern Darmbeinwinkcl, geht auf
den Querfortsatzcn der Lendenwirbel, den obern Enden der Rippen
nach vorn, befcstigt sich in diesem Verlaufe an die Dorn- und
Querfortsatze dieser Wirbel, am Nackenbande und mit besondern
sehnigcn Portionen auf der aussern Flache der obern Enden der
Rippen, so wie init mehreren platten Sehncn an den Querfortsâtzen
der zwei letzten Halswirbel. In der Lendcngegcnd besitzt diesc
Portion auf ihrer aussern Flache eine dreieckige Vertiefung, in
wclche der Anfang des grossen Darmbcin-Umdrehcrmuskels aufge-
nommen wird.
Die Ilalsportion (d'), wclche aus zwei Aesten besteht, ist mit
der Riickcnportion innig verblinden, und beginnt in der Nahe des
Widerristes. Der untore kleinere Ast (Af. cervicalis descendons d. M.)
geht nach vorn, und endigt sich mit platten Sehhen an don Quer-
fortsâtzen der vier letzten Halswirbel; der obère grössere Ast (M.
spinaüs et semi spinalis dorsi
d. M.) steigt, bedeckt von dem Rücken-
Oberhauptsmuskel, auf den Bogen der Halswirbel in die Höhe,
befestigt sich an deren schiefen Fortsatzcn und Kammen, und endet
an dem hintern Ende des Kammes des zweiten Halswirbels.
Die Wirkungen dièses Muskels sind mehrfach ; wirken beide
Portionen gemeinschaftlich und die hintern Gliedmassen bleiben fest-
gcstellt, so kann er mit Hilfe des gleichnamigen Muskels der andern
Scite das Vordertheil in die Höhe bringen (beim Steigcn) ; umgekehrt
sind die vordern Gliedmassen festgestellt, so wird durch diese zwei
Muskeln das Hintertheil in die Höhe gebracht (beim Ausschlagen).
Wirkt die Rückenportion der einen Seite, so.vermag sie den Rücken
zu krümmen und selbst die Ex- und Inspirationsmuskeln in ihrer
Wirkung zu untcrstützen. Bcsclirankt sich die Wirkung mehr auf
die Ilalsportion, so ist diese den Streckern des Halses behülflich.
Es ist dies derjenige Muskei, dessen Steifungen das Pferd bei
allerlei Widersetzlichkeiten dazu benützt, urn sich der Zügelwirkung zu
entziehcn, zugleich aber auch der, von dessen richtiger Uebung und
Ausbildung die Gebrauchsfahigkeit des Pferdes grossentheils abhangig ist.
»
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208
V i e r t e M u s k e 11 a g e.
Mg. 101,
Aeussere Seitenarisicht des Rùckens und der Briist.
a a a. Der Qiier - Dornmuskel.                             ddd'd'. Der gemeinschafllichc Rippenmuskcl.
b. Der Zwischen - Dornmuskel.                      e e e- Die Aufheber der Rijipen.
ce- Die Zwischen- Qucrmuskeln.
1. Der Quer-Dornmuskel. (M. multifidus spinae i. M.) (Fig. 101. aaa.)
Dieser Muskel ist sohr lang, von dem Darmbein-Dornmuskel
bedeckt und aus vielen schmalen, dunnen, theils fleiscliigen, tlieils
sehnigen Portionen zusaramengesetzt. Seinen Ursprung nimmt er an
den Lendenvvirbem an den schiefen, und an den Eiickcnwirbeln an
den Querfortsatzen, von welchen die ciiizolnen Portionen zur Seite
der Dornfortsatze schief nach vorn und oben steigen, urn sich an
der Spitze des zweiten bis viertcn vorwarts liegenden Dornfortsatzes
zu befestigen. Ungefahr die zehn vordern Portionen, welclie auch
mehr wagrecht liegen, befestigen sich unterhalb der Spitze der Dorn-
fortsatze , jedoch mit Ausnahme der ersten, welche bis an den Bogen
des siebentcn Halswirbels gelangt. Er untersttitzt den Dannbein-
Dornmuskel in seiner Wirkung.
2. Die Zwischen-Dornruuskeln. (M. interspinales d. M.) (Fig. 101. b.)
Bei dem Pferde kommt nur ein Zwischen-Dornmuskel vor,
der den Raurn zwischen dem Dornfortsatz des letzten Lendenwirbels
und dem ersten Dornfortsatz des Kreuzbeines ausfüllt.
Den Wiederkauern fehlcn diese Muskeln.
Bei dem Schweine finden sie sich zwischen den Dornfort-
sâtzen der Rücken- und Lcndenwirbel, und bei den Fleischfressern
auch noch zwischen den Dornfortsatzen der Halswirbel.
Die Wirkung dieser Muskeln ist, die Dornfortsatze einander
zu nahern.
3. Die Zwischen-Querniuskeln. (M. intertransversales d. M.) (Fig. 101. cc.)
Die Zwischen-Quermuskeln bestehen aus kurzen Fleischbündeln,
welche zwischen den Querfortsatzen der Rücken- und Lcndenwirbel
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liegen, und an denselben sich befestigen. Sie unterstützen den Darm-
bein-Dornmuskel bei der Seitwiirtskrümmung des Riickens. «
4. Der gemeinschaftliche Rippenmuskel. {M. sacro-lumbaris d. M.)
(Fig. 101. ddd'd'.)
Diess ist ein langer, sclimaler Muskei, der, bedeckt von dem
vordern und hintern gezabnten, an dem aussern Rande des Darmbein-
Dornmuskcls liegt. Er entsteht mit einer starken Sehne an dem
Querfortsatz des ersten Rückenwirbcls, wird dami fleiscliig, welcher
Theil, auf der aussern Flache der Rippen sich befestigend, nach hinten
bis an die Qucrfortsiitze der drei ersten Lendenwirbol geht ; an seinen
beiden Enden ist er schmaler als in der Mitte. In seinem ganzen
Verlaufe schickt er nach oben und unten Sehnen an die Rippen ab ;
die obern Sehnen sind breit, diinn, kurz und gehen an den vordern
Rand der drittcn bis letztcn Rippe, die untern dagegen, wclchc langer
sind, heften sich an dem hintern Rande der ersten bis vierzehnten
Rippe an. Wirkt der Muskei mit den obern und untern Sehnen zu-
gloich, so werden durch ihn die Rippen festgestellt, geschieht die
Bewegung dagegen abwcchselnd, so tragt er in so ferii beim Ein-
und Ausathnien bei, als die obern Sehnen die Rippen nach vorn, die
untern nach hinten ziehen, wodurch im ersten Fall die Brusthöhle
crweitert, im lctztern verengert wird.
ft. Die Aufhebor dor Rippen. {M. Icvalorcs rostarum d. M.) (Fig. 101. eoe.)
Es sind kurze, bauchige Muskeln, welche nach Abnahme des
Darmbcin-Dornmuskels zum Vorschein kommen. Sie ontspringen am
Querfortsatz des dritten bis sicbenzehnten Rückenwirbels, so dass jeder
cinzclne Muskel von dem betreffenden Fortsatz schriig nach aussen
und hinten an das obère Ende und den vordern Rand der nachst-
folgendcn Rippe geht, und sich daselbst befcstigt. Diose Muskeln
sind beim Einathmen thatig, indem sie die Rippen nach vorn ziehen,
wodurch die Brusthöhle erweitert wird.
*
Fünfte Muskellage der Brust.
1, Der Brustbein - Rippenmuskel. (M. triangularis sterni d. M.) (Fig. 102. a.)
Dieser Muskel hat seine Lage in der Brusthöhle auf dem Brust-
beine. Seinen Anfang nimmt er, bedeckt von dem Brustfcll, sehnig
auf der obern Flache des Brustbeincs an dem Brustbeinbande, wo er
mit dem der andern Seite in Verbiudung steht; von hier geht er nach
aussen und oben, und endet mit sieben fleischigen Zalmen an der
innern Flache des zweiten bis achten Rippenknorpels und an den
untern Enden der cntsprechenden Rippen; der letzte Zalm reicht nicht
bis an die Rippe. Erfolgt die Wirkung von dem Brustbeine auf die
Rippen und deren Knorpeln, so werden dieso nach vörn bewegt
und der vordere Theil der Brusthöhle crweitert, erfolgt dagegen die
Wirkung von den Rippen auf das Brustbein, so wird dièses etwas
in die Höhe gchoben.
Leyh, Anatomie.
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210
Fiy. 102.
, Das Brustbein, die Kippeiikiiorpel und die untern Endoii dei
wahren Kippen von innen gesehen.
il ti. Die beiden lïruslbein - Rippfnimisheln-
itluekfin ber iînt|ï unis òn hinicrn &litì>ma$e.
(Von der iiiiierii Seite betrachtet.)
Erstc Muskellage.
Fig. 103.
Die geiiffneto Bauchhiihle mit dem Zwerchfell und die Muskeln an der innern
Seite dos Hinterschenkels.
A.
Das Zwerchfell.
a'"
'. Die Schiumi- Oeffnung.
aa.
Dessen sehniger Theil.
a""
'. Die Hohlvcncn - Oeffnung.
a'a'a
'. Dessen (leiscliiger Thcil.
1)
Der innere Darm - Schenkelbeinmuskcl
a" a'
. Der rechte und linke Pfeiler
e-
Der Scham-Schenkelbeinuiuskel'
a"'-
Die Anrtcn - Oeiïnung-
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211
1. Das Zwerchfell. [Diaphragma d. M.) (Fig. 103. A.)
Das Zwerchfell ist cin ungepaarter, sehr ausgebreitcter, dunner,
hiiutiger Muskei, der eine herzförmige Gestalt hat, schief von oben
und hinten nach vorn und unten in der Bauchhöhle liegt, und die
Scbeidewand zwischen dieser und der Brusthöhle bildet. Sein flei-
schige r Theil, welcher den s e h n i g e n Th e il aussen umgibt,
befestigt sich mit besondcrn zahnartigcn Verliingcrungen, die abwechs-
lungsweise in die des Quermuskels des Bauches cingreifcn, an die
innere Fliiche des Schaufelknorpols, die untern Enden der drei letzten
wahren und sammtlichcr falschen Rippcn. Nach innen zeigt der
fleischige Theil cincn gezahntcn Rand, welcher in die Aponeurose
oder den sehnigen Theil des Zwerchfells, auch Spiegel des
Helm ont genannt, ühergeht, dessen wcissglanzenden Fasern in ver-
schiedenen Richtungen vcrlaufen, und nach unten etwas mehr rechts
cine Oeffnung zuin Durcligang der hint er n H o hl vene lassen.
In der Mitte des sehnigen Theils und zwar mehr nach oben beginnen
zwei fleischige, ungleich grosse Schenkel, die Pfeiler des
Zwerchfells genannt, welche in einen rechten und linken
untcìschieden werden; diese gehen in schiefer Richtung nach hinten
und oben an die unterò Flâche der Körpcr der zwei letzten Rücken-
wirbel und der vier ersten Lcndenwirbel, an denen sie selmig enden.
Der rechte grössere Pfeiler zeigt eine O ef fnung, durch welche
dor Schlund und die beiden Lungcnmagennerv en von der
Brusthöhle in die Bauchhöhle gelangen, und zwischen beiden Pfeilern
kommt noch eine weitere Oeffnung vor, welche der Aorta, dem
Milch-Br ustgang, der ungepaarten Vene und den sym-
pathischen Nerven zum Durchgange dient.
An dem Zwerchfell betrachtet man überdiess eine vorder e und
eine hint er o Fliiche, die mit einer serösen Haut, als Fortsetzungen
des Brust- und Bauchfells, überzogen sind. Die vor der e Fliiche
ist im erschlafften Zustand gewölbt (convex) und die hi n te re, an
welcher die Leber durch Bander angehiingt ist, ausgehöhlt (concav)
Wenn sich nun der fleischige Theil des Zwerchfells zusammenzieht
so wird dasselbc nach hinten gezogen, die Wölbung also mehr ausge-
glichcn, und dadurch die Brusthöhle erwcitert; es ist desshalb boim
Einathmcn * thiitig.
Bei den Wiedcrkiiuern liegt die Hohlvenenöffnung mehr nach
oben in dem sehnigen Theil, beinahe in derselben Höhe der Sclilund-
öffnurjg.
2. Der innere Diirm-Schenkelljeinmuskol. (M. sartorius d. M.) (Fig. 103. b.)
Diesos ist cin langer, schmaler Muskei, der in der Bauchhöhle
mit einer sehnigen Ausbreitung an dem Lenden-Darmbeinmuskel seinen
* Mauchmal glanbt man die Ursache des Dampi'es in einer gerade entgegen-
gosetzten Wirkuiig des Zwerchfelles suchen zu mussen, und zwar nimnit man in
diesem Palle an, dass dasselbe beim Einatlimen sich nach vorn uud beim Aus-
athmon nach hinten bewoge — eiue Annahme, die jodoch unwahrscheinlich ist.
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Anfang nimmt, dami einen schlanken Muskelbauch bildet, der iiber
den Lendeuwirbel-Backbcinmuskel und den grossen Darm-Backbein-
niiiskel nach unten an die innere Seite des Hinterschenkels triti;, hier
an dem vordern Rande des Scham-Sclienkelbeinniuskels herablauft
und iiber dem Kniegelenke wieder in einc sehnige Ausbreitung iiber-
geht, welche sich mit der des Scham-Schenkelbeinmuskels vorbindet,
und mit diesem theils an dem innern Querbande der Kniesclieibe sich
befestigt, theils naeh untcn an dio innere Flache des Unterschenkels
sich fortsetzt. Die Wirkung dièses Muskels ist, den Schenkel und
mit diesem die ganze Gliedmasse nach einwarts zu ziehen.
Bei don Fleischfressern nimmt er seinen Ursprung innen
an dem aussern Winkel des Darmbeines, und theilt sich, nach unten
gehend, in zwei Aeste, von denen der vordere an die innere Seite
des Knie's geht, und der hintere mit dem Scham-Schenkelbeinmuskel
sich verbindet.
3. Der Scham-Schenkelbeinmuskel. (A/, yracilis d. M.) (Fig. 103. e.)
Dieser Muskel ist breiter und stiirker als der vorige ; er ontspringt
gemeinschaftlich mit dem gleichnamigen Muskel der andern Seite an
der Vereinigung beider Scham- und Sitzbeinc, geht mit seiner ganzen
Breite au der innern Flâche des Oberschenkcls gerade nach unten,
verwandelt sich ebenfalls in eine breite Aponeuroso, welehe mit ihrem
vordern Rande mit der des vorigen Muskels in Verbindung steht, und
theils innen an der Kniesclieibe, theils an der innern Fliiche des
grossen Unterschenkelbeines sich befestigt. Er hat dicselbe Wirkung
wie der vorige.
Zweite Muskellage.
lïlushelit Öts liiirluits unii ï>rr tjiiiltvii ©liriiimific.
(Von der innern Seito betrachtet.)
1. Der viorockige Lendenmuskel. (M. quadratus lumborum d. M.) (Fig. 104. aa.)
Der viereckige Lendenmuskel hat seine Lage unmittelbar auf
der untern Flâche der Querfortsatze der Leiidenwirbel ; seinen Anfang
nimmt er ganz in der Nâhe der Rippcngelenke an der innern Flache
der siebenzehnten und achtzehnten Rippe, geht, einen Bogen bildend,
an der Spitze der Querfortsatze genannter Wirbel nach hinten, be-
festigt sich in diesem Verlaufe überdiess noch mit besondern Portionen
nach innen an die Querfortsatze, und endet theils an der innern
Flache des Darmbeines, theils an dem Querfortsatz des Kreuzbeines.
Die Wirkung dièses Muskels ist, den Riicken nach der Scite zu
krammen, wirken aber die Muskeln beider Seiten mit einander, so
ziehen sie den Riicken herab.
2. Der Lenden-Darmbeiumuskel. (M. Psoas parvm d. M.) (Fig. 104. b.)
Ein Muskel, der über dem vorigen und unter der Aponeurose
des innern Darm - Schenkelbeinmuskels in der Bauchhöhle liegt. Er
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entsteht mit einer breiten, platten Seline am Kamm des hintern
Darmbeinwinkels, geht von hier nach vorn und oben, und befestigt
sich mit besondern, theils sehnigen, theils fleischigen Portionen auf
der untern Flache der Körper der vier ersten Lenden- und der drei
letzten Rückenwirbel. Er hat dieselbe Wirkung wie der vorige Muskei.
Fig. 104.'
Die Muskeln des Rückens und der hintern Gliedmasse von innen gesehen.
Der viereckige Lendetiinuskcl.
Der Lende» - Darinbeinmnskcl.
Der Lendcmviibel - Backbeinmuskel.
Der grosse Darm - Backbeinmuskel
Der miniere Darm - Backbeinimiskel.
Der verdere Scliam - Backbeinimiskel.
Der  miniere Scham - Backbeinmuskel.
Der  hinlere Scharn - Backbeinmuskel.
Der  grosse Gesass - Backbeinmuskel.
Der  imierc Back - Schenkelbeinmuskel.
Der  vordere Darm - Schenkelbeinmuskel.
ii. Der Lendeuwirbel-Backbeinmuskel. (Af. Psoaa magnus d. M.) (Fig. 104. c.)
Dieser Muskei liegt ebenfalls in der Bauchhöhle an dem aussem
Rande des vorigen, ist stark fleischig, und nimmt-seine Entstehung
an dem hintern Rande und dem obern Ende der zwei letzten Rippen ;
lauft von hier auf den Lendenwirbeln nach hinten, befestigt sich an
deren Körpern und Querfortsâtzen, verlasst dann, schmiiler werdend,
die Bauchhöhle, und geht zwischen dem grossen und mittlern Darm-
Backbeinmuskel, mit welchen er sich verbindet, gegen die innere
Seite des Backbeines, an dessen Kamm er sich sehnig endigt. Ist
der fixe Punkt an der hintern Gliedmasse, so kann er den Rücken
herunter ziehen, ist er dagegen an dem Rücken, so beugt er das
Backbein, oder zieht mit diesem die ganze Gliedmasse nach vom
und innen.
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Bei dem IIun de ist dieser Muskel kiirzer, da cr sclion an dem
drìtten Lendenwirbel anfangt.
4. Der grosse Darm-Backbeinmuskel. (M. flexor femoris magnus. Macus
interims
d. M.) (Fig. 104. d.)
Es ist diess ehi kurzer, dicker, (loiscliiger Muskel, dcr aussen
an dem vorigen liegt; er entspringt an der innern Flache des aussern
Darmbeimvinkels, geht, schmàler werdend, nacb unten und binten,
und endet gemeinscliaftlich mit dem grossen Psoas an dem Kamm
des Backbeines, welebes er beugen hilft.
Den Fleischfressern i'eblt dieser Muskel.
5. Der inittlere Darm-Backbeinmuskel. {M. flexor femoris médius.') (Fig. 104. e.)
Dieser ist viel kleiner als der vorige Muskel; er entstebt auf der
innern Flache des hintern Darmbeimvinkels, tritt zwischen dem grossen
und kleinen Psoas an die Oberflache, und endet mit ersterem an dem
Kamm des Backbeines. Er ist ehi Gehülfe des vorigen.
fi. Der vordere Scham-Backbeiumuskel. (M. adductor longus d. Al.) (Fig 104. f.)
Dieser ist cin runder, dicker, fleischiger Muskel, der an dem
vordern Rande des Schambeines seine Entstehung nimmt, von hier
nach unten und aussen an den Oberschenkel geht, alsdann schmaler
wird, und an der innern Flache unter dem Kamm des Backbeines
sich befestigt.
7.   Der mittlero Sckarn-Backbeinmiiskel. (AT. addudor brevis d. M.) (Fig. 104. g.)
Dieser Muskel liegt liinter dein vorigen, und ist wie dieser von
dem Scham-Schcnkelbeinnuiskel bedeckt; er entsteht an der miteni
Flache an der Vcreinigung dcr beiden Schanibcine, geht nach unten
und aussen, und endet geiiieinschaftlich mit dem vorigen an der
innern Flache des Backbeines.
8.   Der hintern Scham-Baokbeinmuskel. (M. adductor magnus d. M.) (Fig. 104. 11.)
Dieser Muskel ist lang, breit, und bat seine Lage zwischen dem
vorigen und dem grossen Gesass-Backbeimintskel. Seinen Anf'ang
nimmt er an der unten) Flache ganz in der Naho an dcr Vcreinigung
der beiden Scham- und Sitzbeine, geht an der innern Flache des
Oberschcnkels nach unten, und endigt sich iibcr dem innern Knopffort-
satze des Oberschenkclbeines.
Die Wirkung dieser drei letztbemcrkten Muskeln ist, den Ober-
schenkel nach innen zu ziehen.
9.   Der grosse Gesâss-Backbcinmuskel. (M. semimembranosus d. M.) (Fig. 104. i.)
Es ist diess cin grosser, starker Muskel, der hinten und innen
am Oberschenkel liegt; seine Entstehung nimmt cr mit eincr Spitzo
an den Querfortsiitzen der zwei bis drei ersten Sclnveif'wirbcln, und
mit einer viel starkern Portion an der untern Flache und der Beule des
Gesassbeines, geht von hier nach unten, wird brciter, tritt alsdann,
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215
bedcckt von dem Scliam - Schenkelbeinmuskel, auf die innero Seitc
des Obersclionkels, und endigt sich iiber dem innern Knopffortsatz
des Baekbeines. Er streckt das Backbein, und zieht mit diesem den
Oberschenkel nacli innen und hinten.
Bei den F 1 e i s c h f r e s s e r n fehlt die Anheftung an den
Schweifwirbeln.
10.   Der imiere Back-Scbenkelbeinuiuskél. (M. vastua internus d. M.) (Fig. 104. k.)
Dicss ist cin dicker, starker Muskei, der innen unter dem Ge-
lenkkopfe des Baekbeines seine Entstehung nimmt, auf der innern
Flache dièses Knocliens nach unten geht, nach vorn mit dem vordern
Darm - Schenkelbeinmuskel verwachst, und am innern Winkel der
Knicscheibe sich endigt.
11.   Der vordere Darm-Schenkelbeinmuskel. (Af. reclus femoris d. M.) (Fig. 104.1.)
Es ist dicss ebenfalls ein starker, dicker, von einer Schnenhaut
durchzogener Muskei, welcher mit zwei Selmenastcn in den Selmen-
gruben am hiutern Darmbeinwinkel entspringt, auf der vordern Flache
des Baekbeines, zwischen dem vorigen und dem aussern Back-
Sclicnkelbcinmuskel, mit donen er verwachsen ist, nach unten geht,
und an dem mittlern Winkel der Knieschcibe sicli endigt.
Die Wirkung dicses und des vorigen Muskels ist, die Knieschcibe
nach oben zu ziehen, wodurch der Untersclienkel auch gestreckt vvird.
12. Der vordere Back-Schenkelbeinmuskel. (.V. crurali» d. M.)
Ein Mnskel, der den Einhufern fehlt und, von dem vorigen
bedcckt, am obern Ende auf der vordern Flache des Baekbeines
anfangt, aufdicser, zwischen dem âussern und innern Back-Schenkel-
beinnmskel, nach unten geht, und gemeinschaftlich mit dem vorigen
an der Knieschcibe endet, mit dem er auch einerlei Wirkung hat.
®em£inffl)aftUd)ü iïlushcln ircr Ijtntevn ®iicï»ma|Jc.
(Von der Susscrn Seite betrachtet.)
Z we ite Muskellagc.
1. Der aussere Darm-Schenkelbeinmuskel. (Af. tensor fasciae latac d. M.)
[Fig. 105. a.)
Dieser Muskel ist auch unter dem Namen der Spanner der breiten
Schenkelbinde bekannt. Er entsteht mit seinem fleischigen Theil, ver-
wachsen mit dem aussern Darmbein-Umdrehermuskel, an dem aussern
Winkel des Darmbeines, geht von hier nach unten in eine brcite
Aponeurose iiber, welche die Muskeln am Ober- und Unterschenkel
überzieht. Er spannt die Schenkelbinde. Scine Wirksamkeit ist ausser-
dem die, dass er, wahrend die andern Muskeln der Hintergliedmasse
ruhen, durch Anspannen der Aponeurose das Glied in einer, die
Untcrstützung des Körpers bewirkenden Lage erhalt, so dass die
Schcnkelmuskeln im Stehen des Thieres ruhen können.
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216
Fig. 105.
Die aussere Seito des linken Oberschenkels mit dem Kreuz, an dem die Aponeuroso
des Brust- und Baucli-Hautmuskcls als erste Muskellage abgenommen ist.
ddd. Der vordcre Kreuz Silzbcinlnuskel des
Schenkels.
e e. Der bitilerc Kreuz - Sitzbeinmuskcl des
Schenkels-
a.     Der â'usserc Darm - Schenkelboinmuskel.
b.     Der aussere Darmbein - Umdrehermiiskel-
c- Der obère Theil (als Aiifane) des crossen
Darmbein - Unidrehcrmiiskels.
2. Der aussere Darmbein-Umdrehermiiskel. (M. glutaeus maximus d. M.)
(Fig. 105. b.)
Dieser Muskei hat eine dreieckige Gestalt, und ist an seinòm
vordern Rande ausgeschnitten, wodurch ein innerer und ausserer
Kopf entsteht ; der innere Kopf nimmt seinen Anfang an dem
innern, und der aussere, verwacbsen mit dem \origen Muskei,
an dem aussern Darmbeinwinkel. Nun geht er auf dem hintern
Tbeil des grossen Darmbein - Umdrehcrmuskels nacb hinten und untcn,
und endigt sich, schmiiler werdend, mit einer platten Sehne am
untern Umdreher des Backbeines , welches er streckt und naeh
aussen dreht.
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217
:t. Dor vordere Kreuz-Sitzbeinmnskcl des Schenkels, (il. biceps femoris d. M.)
(Fig. 105. ddd)
Es ist diess ein langer, starker Muskei, der zur Seite an dcm
Hinterbacken zwisclien dem vorigen und folgcnden Muskei seine Lage
bat; er ontspringt theils an der Spitze der Dornfortsiitze des Kreuz-
bcines, theils nn der Beule und am Kamm des Gesassbcines, geht
naeh vorn und unten in drei Aeste (Köpfe) aus, von denen der
obère sich am untem Uradreher des Backbeincs und an dem aussern
Rande der Kniescheibe befestigt; der mittlero und untere Ast ver-
wandelt sich dagegen in eine gemeinschaftliche Aponeurose, wclchc
die Muskeln des Unterschenkels als Scheide umgibt.
Die Wirkung dièses Muskcls ist, den Unterschenkel zu beugen,
oder die ganze Glicdmassc nach aussen zu ziehen.
Bei den Wiederkauern und den Floischfressern ist er
zweiköpfig, und bei dem S eh wei ne und den letztern reicht er nicht
bis an das Krcuzbcin, ist also verhiiltnissmâssig kürzer.
4. Der hintere Krenz-Sitzbeinrmiske] des Schenkels. (Hf. semitendinosus d. M.)
(Fig. 105. e e.)
Dieser ist ein sehr langer, zweiköpflger Muskei, der zwisclien
dem vorigen und dem grossen Gesiiss-Backbeinmuskel liegt. Mit dem
obern Kopf nimmt er seinen Anfang an der Spitze der letzten Dorn-
fortsiitze und am Seitcnrande des Krcuzbeincs ; dieser geht nun nach
unten und verbindet sich mit dcm zwciten Kopf, der von der Beule
des Gesassbeines ontspringt. Auf den Köpfen des Back - Fersenbein-
muskels verwandein sich beide in cine gemeinschaftliche Aponeurose,
wclchc sich mit der Schnc des letztern verbindet, und an der Griite
des grossen Unterschenkclbeines endet. Scine Wirkung ist, die
Gliedmasse nach innen und hinten zu ziehen, oder wie der vorige
den Unterschenkel zu beugen.
(!3cittrinfd)aftürf)c unir kfonùm iïtuektln ì>rr hinten ©licumnfK.
Dritte M u s k e 11 a g e.
1. Der grosse Darmbein-Umdrehermnskel. {M. glutaeus médius d- M- (Fig. 100. a.)
Diess ist der grösste und dickstc Muskei der hintern Gliedmasse,
und liegt grösstentheils untcr dcm aussern Darmbein-Umdrehermuskcl;
er bcginnt mit einer dreieckigen, fleischigen Spitze in der Vertiefung
auf der aussern Fliichc des Darmbcin-Dornmuskels, befestigt sich,
nach hinten und unten gehend, auf der iiussern Pluche des Darm-
bcincs von dem innern bis zu dem aussern Winkel desselben und
an dcm Seitcnrande des Kreuzbeines, und endet mit einer sehr starken
Schnc am obern Umdreher, mit einer schwachern, breiten an der
Rückseite des mittlcrn Umdrebers und mit einer kleinen, liinglicli drei-
eckigen Portion über dem nntern Umdreher auf der hintern Fliichc
des Oberscheiikelbeines, wclches er ausstreckt.
Bei den Fleis chfr es seni fchlt die dreieckige fleiscliige Portion
als Anfang.
L e y h , Anatomie.
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218
Fig. 106.
Der linke Ober- und Unterse.lienkel mit dom Krouz von der ausseru Seite gesolien.
n. Der grosse Darmbein - Umdrehermuskel.                    c'. Dessen Selinc (Achilles - Sellile cenarmi).
b- Der aussere Back - Schenkclbeinmuske.1.                    d- Der Schenkel - Fersenbeiiiniiiskel-
c. Der Back - Fersenbeinmiiskel.
2. Der aussere Back-Schenkelbeinmuskel. (M. vastus externus d. M.) (Fig. IOC. b.)
Diess ist ein starker, dicker, bauchiger Muskei, der seinen
Ursprung schnig auf der Eückseite des Baekbeines ani Grimde des
obern und mittlern Umdrehers nimmt ; befestigt sich alsdann, nach
unten gehend, an der ausseru Flachc des Baekbeines, verbindet sich
nach vorn, ungefahr in der Mitte des Baekbeines, mit dem vordern
Darm-Schenkelbeinmuskel, und endigt sich am aussern Winkel der
Kniescheibe, welche er nach oben zieht.
3. Der Back-Fersenbcinmuskel. (M. gastroencmms d. M.) (Fig. 106. cc'.)
Der Back-Persenbeinmuskel entsteht schnig mit zwei starken
Köpfen über den Knopffortsatzen an den Rauhigkeiten zu beiden Seiten
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219
der hintern Sehnengrube des Backbeines ; diese gehen nun, den
Kronbeinbeuger bedeckend, über die hintere Seitc des Kniegelenkes,
wo sie eine Spalte zum Durchgange der Gelasse und Nerven lassen.
Au dcm obern Ende auf der Rückseite des Unterschenkels angelangt,
vereinigen sich beide Köpfe zu einer starken Sehne (c') (Achilles-Sehne),
die anfangs über, dann unter der Sehne des Kronbeinbeugers gegen
das Fersenbein geht, und vorn an der Beule desselben sich befestigt.
Die Wirkung dièses Muskels ist, das Sprunggelenk und dadurch auch
das Schienbein auszustrecken.
4. Der Schenkel-F ersenbeiumuskel. (M. piantarla d. M.) (Fig. 106. d.)
Dieser "kleine, schmale, weiclie Muskei fangt am Kopfe des
kleinen Untersclienkelbeines an, geht auf der aussem Seite des Unter-
schenkels auf dem grossen Beuger des Hufbeines nach unten und
hinten in eine kleine Sehne über, die sich mit dei- des vorigen Mus-
kels verbindet, und dessen Wirkung theilt.
Dem Htm de und der Katze fehlt dieser Muskei.
Vierte Muskellage.
Jttttsktlit am ^rtnj un& peécit.
Fig. 107.
Muskeln des Schweifes, des Al'ters und der weiblichen Geschlechtstheile *
a.    Der obcre Kreuzbeinmuskel des Schweifes.                  e.    Der Kreismuskel des Afters.
b     Der Seiten - Kreuzbeinmuskel des Schweifes.               f-     Der Hebemuskel des Aflcrs.
c'    Der liniere Kreuzbeinmuskel des Schweifes.                §■    Der Schliessmuskel der Scheide.
d.    Der Gesassbeinmuskel des Schweifes.
1. Der obère Kreuzbeinmuskel des Schweifes. (Af. levator caudae.) (Fig. 107. a.).
Dieser Muskei liegt oben auf den Schweifwirbeln, ist sehr lang
und zweiköpfig. Der langere Kopf beginnt oben und zur Seite an
sümmtlichen Dornfortsatzen des Krcuzbcines, der kiirzcre dagegen an
der Spitzo der zwei letzten Dornfortsatzc des Kreuzbeines, bildet dann
cineu runden Muskelbauch, der in seinem Verlaufe bis gegen den
* Dio Muskeln der mannliohen Geschlechtstheile werden bei lïeschreibuug
dieser abgehandelt.
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letzten Schwcifwirbel allmâhlig schmaler wird, und sich mit besondern
sehnigen Fortsatzen an allen Schwcifwirbeln anhel'tet. Er hebt mit
dein der andern Seite den Schweif in die Höhe.
2. Der Seiten-Kreuzbeinimiskel des Scliweifes. (AI. abductor caudae.) (Fig. 107. t>.)
Dieser Muskei liegt zur Seite des Schweifes, ist cbenfalls sehr
lang, und nimmt seinen Anfang zur Seite am hintern Ende des
Kreuzbeines , geht dann zur Seite des Scliweifes, zwischcn dcm
vorigen und dem folgenden Muskei, bis zu dem letzten Scliweifwirbel,
und verhult sicli in diesem Verlaufe ganz so, wie der vorige. Er
zielit den Schweif nach aussen (zur Seite), und wirkt er gleichzeitig
mit dem der andern Seite und den beiden obern Muskêln, so wird
der Schweif gerade nach hinten festgestellt.
:i. Der untere Kreuzbeinniuskel des Schweifes *. (AI. depressor caudae.)
(Fig. 107. c.)
Dieser Muskei bat seine Lage unten auf den Schwcifwirbeln, ist
anfangs ziemlich stark, und nimmt seinen Ursprung an der untern
Flâche an dem hintern Ende des Kreuzbeines, lauft als dann auf der
untern Flache des Scliweifes bis zu dem letzten Wirbol, und befestigt
sich, wie die beiden vorigen, mit kleinen Sehnen an jedem einzelnen
Wirbel. Er zielit den Schweif lierab.
4. Der Gesassbeininuskel des Scliweifes. (AI. coccyticus d. M.) (Fig. 107. d.)
Diess ist ein breiter, hautartiger Muskei, der zur Seite des
Beckens liegt, und mit einer dunnen Aponeurose an der innern Fliiclic
des breiten Beckenbandes, ganz in der Niilie des hintern Darmbein-
winkels und dem aussern Aste des Gesassbcines, seine Entstcliung
nimmt, wird dann fleischig und geht von hier in schiefer Richtung
nach hinten und oben, bedeckt die Seitcntheile des hintern Endes
des Mastdarmes, gelangt an den Schweif, und endigt sich an den
Querfortsatzen der vier bis ftinf eisten Schwcifwirbel. Die Wirkung
dièses Muskels ist, den Schweif nach unten und seitwarts zu ziehen.
5. Die Zwischen-Quermuskeln des Schweifes. (Museali intertransversales caudae.)
Dieses sind kleine Muskelbiindel, die zur Seite des  Schweifes
zwischen den Querfortsatzen der Schwcifwirbeln liegen, an  denselben
sich befestigen, und den Seitwiirtsziehcr des Schweifes   in seiner
Wirkung unterstiitzen.
6. Der Kreismuskel des Afters. (M. sphincter ani d. M.) (Fig, 107. e.)
Es ist diess ein ungepaarter Muskei, dessen Fasern rings uni
den After, zwischen der allgemeinen Decke und der Schleinihaut des
Mastdarmes, gehen; bei wcibliclien Tliieren mit dcm Scbliessmuskel
der Scheide und bei mannlichen mit den Afterruthenbandern ver-
* Die beiden untern Kreuzbeinmuskeln siud es, welclie bei der Opération
des Englisireus in ihrein Zusaniineuhauge getrennt, d. h. durclisclmitten werden,
um sie ausscr Wirksamkeit zu setzen, darait die betreffenden Thiere den Schweif
mehr in die Höhe tragen.
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bunden ist. Er halt im gesunden Zustande, mit Ausnahme bei der
Entleerung des Darminlialtes, den After geschlossen *.
7. Der llebemuskel des Afters. {M. levatoi- ani d. M.) (Fig. 107. f.)
Dieser Muskel entspringt hinter dem Gesassbeinmuskel des
Schweifes an der inncrn Plâehe des breiten Beckenb/mdes, geht von
vorn und unten nach hinten und oben an die Seite des Afters, und
endet, breiter werdend, in dem Kreismuskel desselben. Er verhindert
das Zuruckbringen des Afters bei Entleerung der Excremente.
8. Der Schliessniuskel der ScUeide. (M. constrictor cunni d. M.) (Fig. 107. g.)
Dieser Muskel ist ungepaart, und bat seine Lage zwisclien der
aussern und innern Haut der Schamlippen; nach oben verbinden sicb
seine Fasern mit dem Kreismuskel des Afters und nach unten mit
dem folgonden Muskel. Er verengt oder scliliesst den Eingang in die
Seheide und vermag auch den Kitzler etwas zu heben.
'J. Der Aufrichter des Kitzlers. (M. erector clitoridis d. M.)
Es ist diess ein kleiner, aus wenigen Fleischfasern bestehender
Muskel, der von dem vorigen umgeben an dem hhitern Clesassbein-
Ausschnitt entspringt, und an dem schwammigen Körper des Kitzlers
sich endigt. Er richlct den Kitzler auf.
F ii n f t e M u s k e 11 a g e.
JMusftcln om pectun.
Fig. 108.
Qemeiuschaftricho Mustela der hmterii Glìedmasse.
(Das Becken und deu obern Theil des Oberscbenkel-
beiues von aussen betrachtet.)
Se,
Der miniere Darmbein-
Umdrehermushel-
Der kleine Darrrïbeln-
Umdreherintiskel,
Die gemeinschaftliche
Senne des Kreuzbeln-
Umdreher- unii innern
Verstopfungsmuskels.
(Siche Seite 223 l.
und 2.)
d.    Die Zwitliiigsmuskelii.
e.    Der kleine Gesnss-Back-
beinmuskel.
* Hei mauchen ICrankhèiten ist er stots geôffuet, in wulchein Fallo daim das
sogeuauute Afterathmeu geschieht
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1. Der mittlere Darmbein-Umdrehermuskel. (M. glutaeus minimus d. M.)
(Fig. 108. a.)
Dieser Muskei nimmt seinen Anfang fleischig auf dem hintern
Theile der obern Flache des Darmbeines, zwischen dem aussern und
innern Winkel, lauft nach hinten und unten, verwandelt sich, schmaler
werdend, in eine.breite, -platte Sehne, welche über die glatto Flache des
mittlern Umdrehers des Backbeines hinweggeht, und an der Rauhigkeit
unter demselbcn sich endigt. Er ist ein Strecker des Oberschenkels.
Bei dem S eh we in e theilt sich dieser Muskei in zwei Aeste
die an der aussern Flache und am obern Umdreher des Backbeines
sich befestigen.
2. Der kleine Darmbein-Umdrehermuskel. {Pars m. glutaei minimi d. M.)
(Fig. 108. b.)
Dieser kurze, dicke, theils sehnige, theils fleischige Muskei ent-
steht am Kamm des hintern Darmbeinwinkels und am obern Rande
des aussern Sitzbeinastes, geht aussen über das Hüftgelenk, wo er
durch Zellgewebe mit dem Kapselbande verbunden ist, nach unten,
und endigt sich am mittlern Umdreher des Oberschenkelbeines. Er
unterstiitzt den vorigen Muskei in seiner Wirkuiig, und kann zugleich
auch das Kapselband anspannen.
i. Die Zwillingsmuskeln. (_M. gemelli s. gemini d. M.) (Fig. 108. d d.)
Es sind diess zwei kleine fleischige Muskeln, welche, bedeckt
von der gemeinscftaftlichen Sehne des innern Verstopfungs- und des
Kreuzbein-Umdrehermuskels, mit der sic sich auch verbinden, unter dem
aussern Gesassbein-Ausschnitt ihren Anfang nehmen, und über dem
aussern Verstopfungsmuskel in der Umdrehergrube des Oberschenkel-
beines enden. Sie helfen das Oberschenkelbein nach auswàïts drehen.
5. Der kleino Gesass-Backbeinmuskel. (M. quadratus femoris d. M.) (Fig. 108. e.)
Diess ist ein kleiner, langlich schmaler Muskcl, der an der
untern Flache am Kamm des Sitzbeines anfângt, zwischen dem
hintern Scham-Backbeinmuskel und dem aussern Verstopfungsmuskel
nach vorn und unten lauft, um sich an der hintern Flache des
Backbeines in der Nâhe des untern Umdrehers zu endigen. Er hilft
den Oberschenkel strecken und die Gliedmasse nach hinten ziehen.
Sechste Muskellage.
illusiteli! am Periteli.
1. Der Kreuzbein-Umdrehermuskel oder der birnförmige Muskel. (M. pyriformis
d. M.) (Fig. 109. a.)
Dièses ist ein langlich' schmaler, platter, in der Beckenhöhle
gelagerter Muskel, der an der Vcreinigungsstelle des Flügolfortsatzes
des Krcuzbeines mit dem Darmbeine seinen Anfang nimmt, auf der
innern Flache des letztern nach hinten und aussen gegen den aussern
Gesassbein-Ausschnitt tritt, sich hierin eine platte Sehne (s. Fig. 108. c.)
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verwandelt, welche mit der des innern Verstopfungsmuskels verwachst,
und zwischen gcnanntem Ausschnitt und dem breiten Beckenbande
ausserhalb der Bcckcnhöhle gelangt, und in der Umdreliergrube des
Backbeines sich cndigt. Er dreht den Oberschcnkel nach aussen.
Bei den Wiederkauern und den Plcisclifressern ent-
springt er an dem Seitenrande des Kreuzbeines, und geht ausserhalb
der Beckenhöhle auf dem breiten Beckenbande an den obern Umdreher
des Backbeines.
Fig. 109.
Gemeinschaftliche Muskeln der hintorn Gliedmasse.
(Das Becl<cn und den obern Theil des Oberschenkel-
beines von innen betraohtet.)
a.     Der Krcuzbem - Umdreher-
muskcl.
b.    Der inncre Verstopfungs-
muskel,
c- Der aussere Verslopfungtt-
muskcl.
(1. Der kleine Danii-Backbciii-
muskel.
WÊÊ ' WÊÊ
2.    Der innere Verstopfungsmuskel. {M. obturator interims d. M.) (Fig. 109. b.)
Der innere Verstopfungsmuskel liegt unterhalb dem vorigen in
der Beckenhöhle; er ist breit, diinn, hautartig, und nimmt seine Ent-
stehung mit mehreren Muskelbündeln im Umkreisc des ovalen Loches
auf der obern Fliiche des Scham- und Sitzbeincs. Genannte Bundel
nehmen ihre Richtung gegen den iiussern Gesassbein-Ausschnitt, ver-
wandein sich dort in cine platte Sehne, welche mit der des vorigen
verwachsen in der Umdreliergrube endet. Er bat dieselbe Wirkung
wie der vorige Muskei.
Bei den Wiederkauern und dem Schweine gelangt die
Sehne dièses Muskels durch das ovale Loch ausserhalb der Becken-
höhle, und bei den Flei schfressern geht sie vor dem aussern
Gesiissbein-Ausschnitt nach aussen.
3.    Der aussere Verstopfungsmuskel. (M". obturator externus d. M.) (Fig. 109. c.)
Dieser Muskei ist kurz, dick und einer umgekehrten Pyramide
tilinlich; er bedeckt das ovale Loch von aussen, und nimmt seinen
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Urspriing mit mehreren Fleiscliportionen rings um dasselbe an dor
untern Flacho des Scham- und Sitzbeines und an dom Verstopfungs-
bande, geht, allmahlig sclimiiler werdend, nach unten und aussen in
die Umdrehergrube des Oberschenkelbeinos, in der er schnig endet.
Er unterstützt die beiden vorigen Muskeln in ihrer Wirkung.
i. Der kleinn Darm-Backbeinmuskel. (M. flexor femoris parvus.) (Fig. 109. d.)
Es jst diess ein kleiner, schlanker Muskei, der dem Kapsclband-
muskel des Armgelenkes entspricht. Er entstelit über der Gelenkpfanne
an der aussern Flache des hintern Darmbeinwinkels, lauft über das
Hüïtgelenk hinweg, verbindet sich mit dem Kapselbande dessclbon
mittelst Zellgowebe, und endigt sich mit eincr schwachen Sehne, welche
cinen sehnigen Ast von dem Kapselbande zur Verstiirkung erhalt, auf
der vordern Flache am obern Ende des Backbeines. Er beugt das
Baekbein, hilft den Oberschenkel nach innen drehen und kann zu-
gleich das Kapselband anspannen.
Den übrigen Hausthieren fehlt er.
öefottirn-c Mu&keln i>n Ijintcrn (Bluòmafst.
1. Der Back-Schenkelbeinmuskel des Schienbeiiies. {M. tibialis antinis d, M.)
(Fig. 110. a.)
Dieser Muskei hat seine Lage auf der aussern Flache des
grossen Unterschenkelbeines, wo er grösstenthcils von dem Backbein-
muskol des Fossel-, Kron- und Hufbeines bcdeckt ist. Seinen Anfang
nimmt er gemeinschaftlich mit diesem, mit einer sclir starken, etwas
plattgodrücktcn Sehne, in der untern Sehnengrube des Obersclienkcl-
bcines; dieso geht nun auf der aussern Flache des grossen Unter-
schenkelbeines bis obcrhalb des Sprunggelcnkes unter das obère
Querband dcsselben. Von der aussern Flache des grossen Sehenkel-
beincs reiht sich eine zweitc fleischigc Portion fcderförmig an die Soline
an. An dem Sprunggelenke tritt sie auf die vordere Soite dessclbon,
und theilt sich in cinen aussern ; mittlern und innern Sehnenast.
Der aussere Ast geht an die aussere Seite des Sprunggelenkes und
befestigt sich an dem Würfelbeine; dor innere doppeltc Ast lauft nach
innen und unten, und inserirt sich an dem Kopf des innern Griffel-
beines, und dor mittlere Ast setzt sich in gerader Richtung nach unten
bis zu dem Schienbeinc fort, an dessen Bculc er sein Ende nimmt.
Er beugt das Schienbein und durcli dièses auch das Sprunggelenk.
2. Der Backbeinmuskei des Fessel-, Kron- und Hufbeines- (Jtf. rxtensor digitorum
pedis longus
d. M.) (Fig. 110. b.)
Dieser Muskei wird auch der grosse Strecker des Fessel-,
Kron- und llufbcines genannt; er entspringt gemeinschaftlich mit
der Sehne des Schienbcinbeugers an der untern Sehnengrube des
Backbeines, geht auf diesem über die vorderc Seite dos Untersclienkels
bis in die Nahe des Sprunggelenkes ; verwandelt sich hier in cine
Sehne, die über die vordere Flache dicses Gelenkes, in einer Sehnen-
schcide eingcschlossen, auf die vordere Seite des Schicnbeines tritt,
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Fùj. 110.
Der rechte Muterò Unterfiiss
(von vorii und aussen be-
trachtet).
und ungefahr in dessen Mitte mit der Sehne
des folgenden Muskels sich vereinigt. Von
hier an verhult sie sich nach unten ganz
so, wie die Sehne des Armbeinmuskels des
Fessel-, Kron- und Hufbeines am Vorderfuss.
Ueber und untcr dem Sprunggelenke ist die
Sehne dièses Muskels durch das obère (b")
und untere Querband (b'") in der Lage er-
halten. Er streckt das Fessel-, Kron- und
Hufbein aus.
Beiden Wieder kauern theilt sich die
Sehne dicses Muskels über dem Köthenge-
lenke in zwei, und bei dem Schweine
und den Fleischfressern in vier Sehnen,
welche an die betreffenden Zehen gehen.
3. Der Schenk elbeinmuskel des Fessel-, Kron- und
Hufbeines. (itf. pcronacus longus d. M.) (Fig. 110. c.)
Der Schenkelbeinmuskel oder der mittlere
Strecker des Fessel-, Kron- und Hufbeines
ist kleiner als der vorige. Er entsteht flei-
schig am aussern Seitenband des Kniegelenkes
und am aussern Knorren des grossen Unter-
schenkclbeines; geht an der aussern Seite
des Untcrsehenkels zwischen dem vorigen
und dem grossen Schenkel-Hufbeinmuskel
nach unten bis an das Sprunggelcnk, wo er
sich in cine schlanke, runde Sehne ver-
\-i'
             wandelt, welche an der aussern Flache des-
selben nach unten und vorn gegen die Mitte
der vordern Fliiche des Schienbeines geht,
und sich hier (c') mit dor Sehne des grossen
Streckcrs vereinigt, dessen Wirkung er
unterstiitzt.
Bei den Wiederkâuern endet die
Sehne dièses Muskels hinten an dem Kron-
beine der aussern Zcho, bei dem Schweine
an dem Kronbeine der aussern wahren Zehe
. Der Ïsack-Schcnkelbciomusliel
des
und bei den Fleischfressern an dem-
selben Knochcn (zweitcs Zehenglied) der
aussern Zehe.
'1. Der Rollbeinmuskel. (Af. extensor digitorum
pedis brevis
d. M.) (Fig. 110. d.)
Der Rollbeinmuskel oder der kleine Strecker
ist ein kleiner, aus locker verbundenen Fleisch-
biindcln bestchender Muskei, der von dem
aussern Aste des Schienbeinbeugers nach
29
Schienbeincs.
'a'a'. Die Acste, in welche dessen
Sehne sich theill.
Der Backbeinmuskel des Fessel-,
Kron- und Hufbeines.
•'. Dessen Sehne-
'-, Der Schenlielbcininnskeldcs Fessel-,
Kron- und Hufbeines.
'■ VeranÌ!:un<rsslelle der Sehne dicses
mil der des voriiirn Muskels.
Der Rollbeinmuskel-
. Das obère Querband des Sprung-
gelenkes.
Das untere Querbund des Sprllng-
gelenkes.
Leyh, Anatomie-
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226
Fig. UI.
Der rechte hiutero Unterfuss
(yon hinten und innen be-
trachtot.)
unten goht, und sich an don Selincn der
beiden yorhergehenden Muskeln befestigt,
dessen dreieckigen Raum, den beide bilden,
er ausfüllt, und dieselbcn in ibrer Wirkung
unterstützt.
Bei dem S c h w oi n e und den F lei s c h-
fr essern geht dieser Muskei unten in drci
Selinen iiber, die sich bei ersterem an den
beiden wahren und der innerii Afterzehe,
und bei letzteni an der crsten, zweiten
und driften Zebe (von aiisscn angefangen)
anheften.
I. Der gewundono Baek-Schenlcelheinmusliei, (71/.
poplüeus d. M.) (Tig. 111. a.)
Man nennt dicsen Muskei auch den ge-
wundenen Bouger dos Sclienkelbeincs ; er
entsteht mit einer kurzen, starken Senno
unter dem Hussein Seitcnbande des Knie-
gelenkes an dem aussern Gelenkknopf des
Backbeincs ; dicse geht hier durcli cine
Selincnschoide, und dami inmehrere, durch
Sehnenfasern getheilto Muskelbündel iiber,
welche von oben und aussen auf der hintern
Füicho des Kniegelenkes, au welcher Stollo
sie durch Zellgewebe mit dom Kapselband
vcrbundcn sind, nach innen und unten bis
unter die Mitte des grossen Unterschenkel-
bcinos gchcn, nm sich an dessen Imiterei-
Flâche und innorem Rande zu befestigen.
Er bcugt das Untcrsclionkelbcin, dreht don
Uiiterschenkel nach aussen , und spanni
zugleich das Kapselband an.
2. Der Back-Kronbeinmnskel oder der durchbohrto
Benger. (jlf. Jlexor digitorum pedis brevis s. per/o-
ralus d. M.) ' (Fig. 111. t> b'b".)
Dieser Muskei ist lang, schlank, meist
sohnig, und nimmt seinen Anfang, bedeckt
von den Kiipfen des Back-Fersenbèinmuskels,
in der hintern Sehnengrube des Backbeincs,
wird daim etwas baucliig, tritt nach unten
iiber die hintere Fliichc des Kniegelenkes,
und verwandelt sich iingefiihr in der Mitte
des Unterschenkcls in cine Soline, welclie
anfangs unter dor des Back-Fersenbeinmuskcls
liegt, iiber dem Fersenbeino aber an die Ober-
flache tritt. Nun geht sie, brcitcr wordend,
a- Der gewundenc Back-Sclienkelbein-
imiskel.
b.     Der Sack-Uronbeinmuskel-
b'. Dessen Sebrie.
b". Slelle , wo die Sellile bber ilie
Spilze des Ferseiibeines geilt.
c.     Der grosse Schenkel - Hufbein-
muskel.
c'. Dessen Seliric.
d.      Der kleine Schenkel - Ilufbein-
mnskel.
d'- Slelle, wo sich die Sellile dièses
ninskels mil dem grossen Sclien-
kel-flnrbeinmuskel vereinlgt*
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liber den glatten, überknorpelten Hoeker des Fersenbeines (b"), be-
i'estigt sicli zu beiden Sciten an diesem, und besitzt bier cine Selmen-
scheide; wird wieder schtnaler und lauft über die hintere Flache des
Sprunggelenkes, auf die Rïickscite des Schienbeines (b'), wo sic die
oberllacblicliste Sebne ist, und sicb nacb unten auf Jihnliche Art, wie
der Kronbeinbeuger am Vordeii'uss, verbalt. Er beugt das Kronbein.
Bei den "YViederkaucrn und dem Sc livre in e theilt sich die
Sebne an dem Fcsselgelenko in zwei, und bei den Fleiscb.fres s ern
in vier Aestc, die bei dem Scbweine an die Kroiibeine der wabren
Zelien geben.
3. Der grosso Schenkel-Iiufbeinmuskel odor der durclibolireude Beugor. (itf. flexor
digüorum pedis lonyus
s. perforans d. M.) (Fig. Hl. cc'.)
Dieses ist ein dickcr, starter, langer Muskei, der mit mebreren
Portionen (Köpfen), die dureb langs laufendc Sebnenfasern getrennt
erseheinen, an der hinteni Flache und dcm obern Eudc mehr nacb
aussen an dem grossen Uiiterscbenkelbeine ontspringt. Auf der
Rückscite dieses Kiiocbens setzt er sicb bis an das Sprunggelenk fort,
verwandelt sich in eine sebr starke Sebne, welche hier eine knorpelige
Unterlage und eine Sehncnscbeide bat; dieso' geht über die Sehnen-
liache des Fersenbeines auf die hintere Flâche des Schienbeines, in
dessen Mitte sie sich mit der Sehne des kleinen Schenkel-Hufbein-
muskels verbindet, und nach unten denselben Verlauf nimmt, wie die
Sebne des durchbohrenden Beugers am Vorderfuss. Er beugt das
Hufbcin und dureb dieses auch das Kron- und Fessolbein.
Bei den Wi ederkauern entspringt diesel' Muskei mit zwei
Köpfen, die sich erst in der Niihe des Sprunggelenkes mit einander
vereinigen; die Sehne theilt sich an dein Köthengclcnke in zwei Aeste,
die an das iiussere und innere Klauenbein goh en.
Bei dem Scbweine verbalt er sich wie bei dem Einde, nur
theilt sich scine Sehne unten in vier'Aeste, von welchen die beiden
mittlcrn an die wabren und die beiden seitlichen, schwachcra an die
i'alschen Klauenbeine geben.
Bei den Flcischfressern geht die Sehne in vier Aeste über,
welche an alle vier Zehen geben.
i. Der kleine Schenkel-Hufbeinmuskel. (M. flexor hallucis longus * d. M.)
(Kig. 111. dd'.)
Dieser Muskei ist viel kleiner als der vorige, und nimmt seine
Entstehung am aussern Knorren des grossen Untcrschcnkelbeines ;
bildet eincn schwachen Muskclbaucb, der in schiefer Bichtung von
aussen und oben nach innen und unten, zwischen dem vorigen Muskei
und dem gewundenen Bcuger, bis ungefahr in die Mitte des Unlei-
schcnkels geht; hier verwandelt er sich in eine dünnc, scblanke Sehne,
welche au der innern Scite des Sprunggelenkes dureb. eine Sclieide,
und von hier in einem Bogen auf die Rückseite des Schienbeines
Bei dem Meiischeu ist dieser Muskei viel grossor als dor vorige.
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tritt, in dessen Mitte sie sich mit der Scline des vorigcn vercinigt,
und somit dessen Wirkung tlieilt.
5.    Der Schenkelbeinnruskel des Schionbeines. ' (M. pcronaeus tcrtius d. M.)
Den Einhufern fehlt dieser Muskei, wenn rnan nicht den
fleischigen Tlieil des Schienbeinbeugers dafür geiten lassen will.
Bei den Wiederkauern nimmt er seinen Anfang an dem
aussern obern Theil des Unterschenkelbeines, lauft, bedeckt von dom
Scliienbeinbeuger, iiber die vordere Flacbe des Sprunggelciikes, bildet
eine Sehne, welche nach innen an dem Sprunggelenke die Sehiie des
Back-Schenkelbeinmuskels des Schienbeincs durchbohrt, und innen
am obern Ende des Schienbcines sich endigt.
Bei dem Sc h we in e, wo er auch seine Anheftung an dem kleinen
Unterschenkelbeine nimmt, geht die Sehne an die innere falsche Klaue.
Bei den Fleischfressern lauft er an der aussern Seite des
TJnterschenkels nach unten, und endigt sich an dem Schicnbeine
(Hinter-Mittelfussknochen) der aussern Zehe. Er ist ein Beuger
dieser Knochen.
6.    Der Schenkelbeinmuskel des Sprunggelenkes. (M. pcronaeus brevis d. M.)
Auch dieser Muskei fehlt den Einhufern.
Bei den Wiederkauern und dem Schweine entspringt er
an dem aussern Knorren des Unterschenkelbeines, lauft an der aussern
Seite des TJnterschenkels und des Sprunggclenkcs nach unten, au
welch' letzterer Stelle seine Sehne in einer Schelde liegt, und endigt
sich mehr nach aussen an der untern Reihe der Sprunggelenksknochen,
welche er beugen hilft.
Bei den Fleischfressern nimmt er ungefahr in der Mitte
des kleinen Unterschenkelbeines seinen Anfang, und endet an dem
aussern Hinter - Mittelfussknochen.
Der Schienbeinmuskel des Fessclbeines, der dem Pferde fehlt,
die Griffelbeinmuskeln und wurmförmigen Muskeln zeigen von denen
des Vorderfusses keino Abwcichung.
Nachstehende Muskeln kommen bei den Einhufern und Wie-
derkauern nicht vor.
1. Der Strecker der aussern Afterzelie. (Af. extensor digiti quarti.~)
Dieser Muskei komrnt nur bei dem Schweine vor, wo er von
dem obern Elìde des kleinen Unterschenkelbeines an die aussere
Afterzehe geht, und dieselbo ausstreckt.
2. Der Abzieher der aussern Zehe. (Af. abductor digiti quinti d. M.)
Es ist diess ein kleiner, aus blassrothen Fleischfasern bestehender
Muskei, der an dem aussern Seitenbande des Sprunggclenkcs seinen
Anfang, und mit einer feinen Sehne an der aussern Zche sein Ende
nimmt, welche^er abzieht. Dem Schweine fehlt er.
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3. Der Anzielier der iiussern Zebe. (itf. adductor digiti quinti d. M.)
Diess ist ebenfalls ein sehr kleiner Muskei, der binten, mebr
nach aussen an der untern Reihe der Sprunggelenksknocbcn cntstelit;
bei dcm Scliwcine an das Scliienboin der ausscrn Afterzclie und
bei den Fleischfressern an das der iiussern Zebe gebt, welche
er einwarts zielit.
4. Der Strecker der innersten Zehe. (M, extensor hallucis longus d. M.)
Dioses ist ein langer, schlanker Muskei, der bei dem Schweinc
am obern Ende des kleinen Unterschenkelbeines anfiingt, und über
dem Sprunggelenke in eine dunne Sehne übergebt, die an der innern
Afterzelie endet.
Bei den Fleischfressern entspringt er über der Mitte der
bintern Flache des grossen Unterschenkelbeines mit eineni kleinen
Muskelbaucli, der sich, ehe er das Sprunggelenk erreicht, in eine
dunne Sehne verwandelt, welche an der innern Zebe endet, und
diesc ausstreckt.
5. Der Anzieher der erston Zehe. (Jtf. adductor digiti primi d. M.)
Dieser Muskei nimnit seinen Ursprung, neben dem Anzielier der
iiussern Zehe, hinten und mebr nacli innen an den Sprunggelenks-
knochen, geht beim Schweine an die innere Afterzelie und bei
den Fleischfressern an die innere Zehe.
6. Der \-iereckige Muskei der Solile, (Caro quadrata d. M.)
Dieser Muskel beginnt fleischig an der hintern Flache des Fersen-
beines, lauft schief nach innen, geht in eine dunne Aponeurose über,
welche sich mit der Sehne des grossen Zehenbeugers vcrbiiidet, und
dicselbe anspannt. Bei dem Schweine kommt dieser Muskel
nicht vor.
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ftytt Mit kit (EtJlfleiUnklt. (Splanchnologia.)
Die Eingeweidlehre,. welchc den wichtigsten Theil der
Anatomie ausmacht, bogreif't inf Allgemeinen allo diejenigen zusam-
niengesetzten Organe, die thcils in, thcils ansserhalb der Ilohlen des
thierischen Körpers ilircn Aufenthalt nehmen. Als solclic werden
hier die Verdauungs-, Harn-, mannliche nnd wcibliche Geschlechts-
und die Athmungsorgane beschrieben. Die andern hierlier beziiglichen
Organe, wie die Blutbewegungsorgane, das Lymphgefiisssystem , die
Emplindungs- und Sinnesorgane, als den Centralorganen des Gcfiiss-
und Nervensystems angehörig, werden als besonderc Lehren abgehandelt.
I. Ö£riiaUUngSOrflai«. (Organa chylopoëUca)
Die Verdauungs organe sind in Bezieliung au f ihren Eau,
Form und Verrichtung ausserst verschicdene Organe. Sie vereinigen
sich aber alle zu dem Endzweck, die aufgenommenen Nahrungsstoffe
verschiedentlicli zu verarbeiten, sie in cincn bcsondern Brei (Speise-
brei, Chymus) aufzulösen, um aus diesem, durcli die dazu bestimmten
Lymphgefiisse (Chylusgefasse), einen eigenthümlichen, weisslich ge-
farbten, milchahnliehcn Saft (Nahrungssaft, Chylus) zu berciteli. Dicser
wird sodami aüfgesogen und dem Blute zugeführt, wahrend der Ueber-
rest den ganzen Darmkaiial passirt, auf welehem Wege ihm immer
noch brauchbare (ernahrende) Stoffe entzogen werden, bis er endlich,
fiir die thicrisclic Oeconomie als unbrauchbar, den Körper durch,den
After verliisst. "
Dièse Organe liegen thcils am Kopfe, thcils am Ilalse und in
der Brusthöhle, und theils in der Bauch- und Bcckenhöhle.
a. icrbatiuiigsorflttue am $o$t.
Die Organe, wclche am Kopfe sich befinden, sind: die Maulhbhle
mit den sie bildenden ïheilen, als den Lippen, den Backen, dem
Gaumcn und dem Gaumcnvorhang, mit den in ihr gelagerten Or-
ganen, als: den Zalmen, dem Zahnfleische und der Zunge, und mit
den in sie einmiindenden Hiilfsorganen, als den Speicheldriisen.
1. Die Maul- oder Mundhölile. (Cavum oris.)
Die Maulhöhle bat die Gaumenbeine, die grossen und kleinen
Kieferbeine und den Hinterkiefer zur knöchernen Grundlage, welche
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Kiiochon den Weichgebilden zur Anheftung dienen. Dieso Hölilc
wird nacli unten von den Lippen, nacli oben von dem Gaumcnsegel,
nach vorn von dem Gaunicn, nacli hinten von der Zunge und zu
beiden Seitcn von den Backen begrenzt.
Man unterscheidet an ihr die unterò Oeffnung als den
E ingang oder das M a ui und dio obère Oeffnung als den
Uebergang in die Raclicnhöhle; ferner eino vorderc, hintere und
zwei Seitenwande. Die ganze Maulliöhle ist mit einer Schleim-
haut ausgekleidet, die aus der Schleimlederhaut und der Oberhaut
(Epiihelium) besteht; diese kleidet durch Umstiilpungen die Speichel-
giinge und Drüsen aus.
a. Die Lippen. (Labiae oris.) (Fig. 112.)
Diese Weichgebilde habeii am untersten Theile des Kopfes ihre
Lage, und werden durch die sie bewcgenden Muskeln • sowohl in
ihrer Lage erlialten, als auch an den Vorder- und Hinterkiefer be-
festigt. Man unterscheidet sie in cine vorderc oder obère Lippe
und in cine hintere oder unterò Lippe; jene ist grösser als
diese, und zeigt in ihrer Mitte nacli aussen eine seichte Langenriiino,
wodurch sie in zwei Hâlften getheilt wird, tiber denen die beiden
miteni Nasenöffnungen aiigcbracht sind. Die untere Lippe bcsitzt in
ihrer Mitte nacli unten eine rundliche Erliöhung, das Ivinn. Zu
beiden Seitcn geht die Ober- in die Untcrlippe über, wodurch der
rechte und linke Lippenwinkel entsteht; die Spalte, welche
beide Lippen zwischen sich lassen, wird das Maul genannt.
Die Lippen werden aussen von der allgenicinen Decke und innen
von einer Schleimhaut gebildet, zwischen welchen die Muskeln, Ge-
fiisse, Nerven und Drüsen cingeschlossen sind. Die ausscre Haut liât
an der Obcrlippc ausser den gewöhnlicheii Deckhaaren noch einzeln
stehendc, langere und stârkere, die Tasthaare. Die blassroth gefarbte
Schleimhaut erhalt nicht selten, durch schwar^o PigmentOecken, ein
marniorirtcs Aussc'hcn, und zeigt eine Menge kleiner Oeffnungen, als
Ausfülirungsgiinge der Lippendrüsen. Da wo die Schleimhaut mit der
aussern Haut zusammenstösst, entsteht der Lippen*and, wclchcr
an den Lippeiiwinkeln wulstig und in der Mitte der Lippen scharf
und nach innen gebogen erschcint; au der Stelle, wo die Schleimhaut
an die Kicfcrbcine und den Hinterkiefer gelangt, hildet sic durch
Vcrdoppelungen die Lippenbiindchen.
Die Muskeln, welche die Lippen bewegen (siehc Seite 152 E.);
die grössern Blutgefasse, die sie enthalten, sind: die Kranzarterien
und Kranzvenen, und die Nerven, welche die Lippengeflechtc bilden,
kommen von den zwcitcii und drittcn Aesten der fünften Hirn-
nervenpaare, so wie von den siebenten Iliriineivenpaaren.
Durch ihren grossen Nervenreichthum dienen sie als Tastorgaiic,
und durch ihre grosse Beweglichkeit zum Erfassen der Nahrungs-
stoffe und zur Schliessung des Maules.
,        Bei dem Rinde ist die wcniger bewogliche Oberlippe, welche
auch mit dem Ausdruck Flotzmaul bezeichnet wird, verhiiltniss-
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massig breit und dick, die aussere Haut unbehaart, im gesunden
Zustnnde immer feuclit und sclilcimig, und mehr eincr Schleimliaut
ahnlich. Die Schleimliaut zeigt an dcm Lippcnrande hervorstehende,
kegelformig gestaltete Warzchen.
Bei dem Schaf und der Zi eg e sind die Lippen beweglicher,
die aussere Haut an der Oberlippe behaart, diesclbe in der Mitte mit
einer Langenfurche versehen und am Rande gekerbt.
Bei dem Schweine ist die Oberlippe sehr schmal, wcnig be-
weglich, und geht in den sclieibenartigen Riissel iibcr, der wcnig
behaart, sehr empfindlich und ziemlich bewcglich ist; er enthiilt die
zwei untern Nasenöffimngen. Auch die Unterlippe ist schmal und
nach vorn mehr spitzig.
Bei den Pleischfresserli zeigen die behaarten und mit starken
Fühlhaaren verschenen Lippen einen, von der Schleimliaut gcbildeten,
gezahnten Band. Die Oberlippe ist durch cine tiefe Langenrinne in
zwei Hâlften getheilt und der obère Theil feucht und unbehaart.
b. Die Backen. {Buccac s. genae.")
Die Backen, welche die Seiténwandc der Maulhöhle bilden,
erstrecken sich von den Lippenwinkeln bis iibcr die letztcn Backzahnc
des Vorder- und Hinteikiel'ers, an deren Zalm- und Zwischenzahn-
riindern sic sich nach vorn und hinten befestigen. Aussen sind sie
nach oben von dem Masseter und nach unten von der allgcmeincn
Decke, innen aber von einer Schleimhaut, als Fortsetzung der Maul-
schleimhaut, überzogen. Diese Theile schlicssen den Backen- und
Backzahnmuskel, die obère und unterò Backcndriise, so wie auch
Blut-, Lymphgefasse und Nerven ein. In der Niilie der Zahnrander
lasst die Schleimliaut viele kleine Oeffnungen wahrnelimen, welches
die Ausmündungcn der Backendriisen sind, und in der Gegend des
dritten Backzahnes findet sich iiberdiess noch cine rundliche, wulstige
.Erhabenheit vor, in deren Mitte cine grösscre Oeffnung, die Aus-
miindung des Speichelganges der Ohrspeicheldriise, liegt.
Die Muskeln der Backen (siche Seite 152 F.) erhalten ihr Blut
von der Wangenarterie und ihre Nerven von den Wangennerven.
Die Backen bilden die Scitenwanduiigen der Maulhöhle, und helfen
der Zunge das Futter wiihrend dem Kauen unter die Backzahne bringen.
Bei den Wiederkaucrn zeigt die Schleimliaut der viel ge-
raumigeren Backen verschieden grosse, kegelformig gestaltete Warzen,
von denen die grössern an ihren Spitzen selbst hornartig erscheincn,
und mit denselbcn theils nach unten und hinten, theils nach innen
gegen die Maulhöhle gerichtct sind. Die Oeffnungen der Aus-
fiilirungsgange der Backendriisen sind nicht so hervorragend', und die
Miiiidung des Speichelganges der Ohrspeicheldriise beflndet sich bei
dem Rinde über dem fünften, und bei dcm Schaf und der Ziege
über dem vierten Backzahn.
Bei dem Schweine ist die Schleimliaut glatt und die Miiiidung
des Ohrspeicheldriisenganges, wie bei dcm Rinde, über dem dritten
Backzahn.
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Bei den Fleisclifressern ist die ebenfalls glatte Schleimhaut
haufig statt blassroth schwârzlich gefarbt.. Bei dem Hun de ist die
Oeifnung des Speichelganges der Ohrspeicheldrüse iiber dem vierten,
und bei der Kat ze iiber dem dritten Backzahn. Ausser dieser
Oeffnung und denen der Backendrüsen kommen bei diesen Thieren noch
die Oeffnungen von den Speichelgangen der Augenhöhleiidrüse vor.
e. Der Gaumen. (Palatum.') (Fig. 113. k.)
Dieser wird auch der harte Gaumen (Palatum durum) ge-
nannt ; er bildet die vordere Wand der Maulhöhle, und hat seine
Lage auf dem Gaumengewölbe, das von den Gaumenbeinen, den
grossen und kleinen Kieferbeinen gebildet wird. Von den Schneide-
zitlmen reicht er bis zu dem Gaumensegel und von dem Zalm- und
Zwischenzahnrande der grossen und kleinen Kieferbeine der einen
zu dem der andern Seite. Die hintere freie, der Maulhöhle zuge-
kehrte Flache ist mit einer Schleimhaut überzogen, die sich zu beiden
Seiten in das Zahnfleisch fortsetzt; an ihr bemerkt man sechszehn
bis achtzehn Querfurchen und zwischen diesen randâhnliche, quer-
liegende, nach riickwarts gestellte Erhabenheiten (Staffeln), die durch
eine in der Mitte laufende Langenfurche in rechte und linke
unterschieden werden; die obern liegen haher beisammen als die
untern. Zwischen der Schleimhaut des Gaumens und der Beinhaut
des knòchernen Gaumengewòlbes betìndet sich ein zahlreiches Blut-
gefassnetz, die Gaumenvenen, ferner die Gaiimenarterien, Nerven
und Lymphgefiisse.
Der Gaumen hilft die Maulhöhle bilden, dient vermöge seiner
Staffeln und Furchen der Zunge beim Abschlucken der Futterbissen
als Anhaltspunkt, und verhindert zugleich auch wahrend diesem Vor-
gange das Abwartsgleiten derselben.
Bei den Wiederkauern ist der harte Gaumen breiter als bei
dem Pferde; die Zahl der Staffeln, welche mit ihrem freien, gezahnten
Rande stark nach riickwarts gerichtet sind, ist gewöhnlich sechszehn.
An dem obern Theil des Gaumens, so weit die knöcherne Grundlage
der Gaumenbeine geht, fehlen die Staffeln und Furchen. An dem
untern Theil lassen sich zu beiden Seiten der Langenfurche zwei
Oeffnungen wahrnehmen, welche zwischen den Gaumenfortsatzen der
kleinen Kieferbeine zur Nasenhöhle und dem Jacobson'schen Kanal
führen.
Bei dem S eh wei ne sind es fünfzehn bis sechszehn Querfurchen,
von denen die untern grösser als die obern sind. Die freien Rânder
an den Staffeln sind eben und scharf, und hinter den Zangenzahnen
finden sich zwei Oeffnungen, die, wie bei demRinde, zur Nasenhöhle
und dem Jacobson'schen Kanal führen.
Bei den Fleischfressern varirt die Zahl der Querfurchen
zwischen sieben und neun, sie sind wie die Staffeln bogenförmig,
und hinter den Zangenzahnen nehmen ebenfalls zwei Oeffnungen, in
Gestalt rundlicher Erhabenheiten, ihren Anfang, die in die Nasen-
höhlen führen.
L e y h , Anatomie.                                                              30
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d. Das Gaumensegel. (Velum palatinum.) (Fig, 113. 1.)
Dieses Gebilde nennt man auch den Gaumenvorhang, den
weichen oder b e vf e g lichen Gaumen (Palatum molle s. mobile),
und ist gleichsam die Fortsetzung des harten Gaumen, von dessen
oberem Theile es schrag nach hinten und unten bis an den Kehlkopf
geht; es macht somit die Scheidewand zwischen der Maul- und
Rachenhöhle. Man betrachtct an ihm zwei End theile und zwei
Flâchen.
Das obère En de befestigt sich in der Mitte an dem hintern
freien Rande der Gaumenbeine und zu beiden Seiten, durch zwei von
der Schleimhaut gebildete Verlangerungen, die vordern P feil er,
an dem Grund der Zunge und an der Beulo der grossen Kieferbeine;
das untere En de zeigt in der Mitte einen freien, etwas ausge-
schnittenen Rand, der zwischen der Maul- und Nasenhöhle nur eine
schmale, halbmondförmige Spalte * zum Durchgangc der Nahrungs-
stoffe beim Abschlucken liisst; zu beiden Seiten setzt es sich nach
hinten fort, und geht in die Schleimhaut des Kehlkopfes über, welche
Verlangerungen die hintern Pfeiler genannt werden.
Die vordere P lac h e wird durch die Maulschleimhaut und die
hint ere durch die Nasenschleimhaut gebildet; beide gehen an dem
freien Rande in einander über und schliessen die das Gaumensegel
bewegenden Muskeln und viele Schleimdriisen ein, welch' letztere
zwischen dem vordern und hintern Pfeiler in Gestalt eincr wulstigen
Erhabenheit ein Driisenconglomerat bilden, das man die M an del
nennt, die mit zahlreichen Oeffnungen auf der Schleimhaut der vordern
Flâche mündet.
Die Blutgeflisse des weichen Gaumens sind: die Gaumenvorhang-
arterien und Venen, und die Nerven : die Gaumenvorhangnerven,
welche von den zweiten Aesten der fiinften Hirnnervenpaare kommen.
Den Nutzen, den das Gaumensegel gewâhrt, ist, die Futterbissen
beim Hinabschlucken unter Mitwirkung der Zunge in den Schlundkopf
zu befördern, dabei die obern Nasenöfliumgen, Choanen, zu schliessen
und die Stirarne zìi modificiren.
Bei den Wiederkauern ist das Gaumensegel viel kiirzer, als
bei den Einhufern, desshalb auch die Ocffnung zwischen dor Maul-
und Rachenhöhle viel grösser ist; die Mandeln sind sehr entwickelt
und ergiessen ihren Inhalt, der zu Schliipfrigmachung des Schlundes
beim Geschaft des Wiederkauens dient, in den Schlundkopf.
Auch bei dem Schweine ist das Gaumensegel kiirzer und die
Oeffnung zwischen der Maul- und Nasenhöhle erscheint mehr rund.
Die hintern Pfeiler gehen in die Schleimhaut des Schlundkopfes über,
und die der Maulhöhle zugekchrte Flache hat in ihrer Mitte mehrere
kegelförmig gestaltete Warzchen. Die Mandel erscheint als cine kleine
rundliche Wulst.
*' Darin liegt auch der Grund, warum die Einhufer nicht durcli das Maul
athmen kunnen, und dass beim Erbrechen, was übrigens bei diesen Thieren zu
dea Seltenheiten gehort, der Mageninhalt grösstcntheils nicht durch das Maul,
sondern bauptsachlich durch die Nasenlöcher zum Vorschein kommt.
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Bei den Fleischfressern ist das Gaumensegel ebenfalls kurz,
die hintern Pfeiler verlialten sich wie bei don Wiederkauern und die
Mand ehi lassen sich auf jeder Seite als langliche Wiilste erkennen.
e. Die ZiiLme. [Dentés.)
Die Zahne, welche sich in Beziehung auf ihre Verrichtungen in
Schneidezahne, Hacken- , Hau- oder Fangzàlme und in Back-, Mahl-
oder Stockzahnc unterscheiden lassen, sind Seite 32 und 73 naher
beschrieben. Sofcrn sie hier als zu den Verdauungsorganen gehörig
vorbemerkt sind, ist zu erwahnen, dass die Schneidezahne zum Er-
fassen, Abbcissen oder Abreissen und die Backzahne zum Zerkleinern
der Nahrungsstoffe dienen, wodurch dieselben zur Verdauung geeig-
neter geinacht werden.
.f. Das Zahnfleiscli. (Gingiva.)
Das Zalinfleisch ist die Portsetzung der Maulschleimhaut,
welches die Zahne vor ibrem Ausbruch ganz bedeckt, und nach dem-
selben sic an ibrem Halse umfasst. Es ist selir gefassreicli, daher
auch die rothe Farbe von derberer Textur als die iibrige Schleim-
haut, und durch kurzes Zellgewebc sowohl mit den betreffenden
Angesichtsknochen, als auch mit deh Zalmen verblinden, • zu deren
Befestigung es, besonders bei den Schneidczàlmen der Wiederkauer,
weseutlich bcitràgt.
g. Dio /unge. [Lingua,') (Fig. 113. m.)
Diese ist ein sehr weiches, iiusserst bewegliches Organ, das
seine Lage in der Maulhöhle bat, und grossentheils aus Muskeln (siehe
Seite 153 H. und I.) gebildet wird, welche es an die Hinterkieferaste
und das Zungenbein befestigen. Die Zunge ist mit eincr Schleim-
baut überzogen, die cine Menge Sclileimdrüsen bedeckt und viele
Oefmungen und Erhabenheiten zeigt. Man theilt sie in den obern
Theil odor den G rund, in das Mittelstück oder den Körper
und in den unte m Theil oder die Spitze ein.
Der Grund macht den dicksten und kürzesten Theil der Zunge
aus, er ist durch Muskeln an dem Zungenbeine und auf jeder Seite
durch einc Verlangerung der Schleimhaut, welche mit den vordern
Pfeilern des Gaumensegels (Fig. 113. n.) verwachsen sind, an die
Beulen der grossen Kiefcrbeine bcfestigt. Die Schleimhaut bildet viele
Runzelii und besitzt eine Menge Warzchen, in deren Mitte je eine
Oeffnung als Ausfiihrungsgang der Sclileimdrüsen liegt. An der Stelle,
wo der Grund in das Mittelstück übergeht, befinden sich auf der
vordern Pitiche des ersteren zwei Ianglich runde Gruben, in denen
viele kleine, wie abgeschnitten erscheinende Warzchen sichtbar sind,
die man nach ihrem Aussehen die abgestutzten Geschmackswarzchen
(Papillae truncatae) nennt.
Das Mittelstück oder der K ö r p e r der Z u n g e liegt zwischen
dem Grund und der Spitze, ist langer als dioser und lasst eine
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obère Flache oder den Rüeken nnd zwei Seitenrander unterscheiden.
Zu beiden Seiten ist der Körper durch eine Verlângerung der
Schleimhaut, und den Kiefermuskel des Zungenbeines an der innern
Flache der Hinterkieferâste, und nach unten durch eine Verdop-
p eIung (Faite) der Schleimhaut dem Zungenbândchen (Frenu-
lum linguae)
(Fig. 113. o.) an die innere Flache des Körpers des
Hinterkiefers befestigt. Auf dem Rückcn der Zunge befinden sich
die kegelförmigen (P. conicae), die haarförmigen (P. filiformes) und
zur Seite noch die mehr zerstreut liegenden linsenförmigen Geschmack-
wârzchen (P. lenticulares), zur Seite der Zunge sieht man überdiess
noch sehr deutlich viele kleine Wârzchen als Ausfiihrungsgange der
Unterzungendriisen.
Die Spitze liegt frei in dem untern Theil der Maulhöhle, sie
reicht von dem Kinnwinkel bis an die Schneidezahne. Man betrachtet
an ihr eine obère, mit Geschmackswârzchcn versehene und eine untere
glatte Flache, einen rechten und linken Seitenrand, die unten zusam-
menkommen und die abgerundete Spitze begrenzen.
Die Arterien, welche in der Zunge sich verzweigen, sind die
grossen und kleinen Zungenarterien. Die Nerven kommen von den
dritten Aesten der fiinften und von den neimten und zwölften Hirn-
nervenpaaren.
Die Zunge dient hauptsachlich als Sinnesorgan des Geschmackes;
durch ihre verschiedene Bewegungen, die sie macht, trâgt sie zur
Modification der Stirarne bei, hilft die Nahriingsstoffe ergreifen, solche
behufs des Kauens unter die Backzâhne schaffen, zu Bissen formen
und in den Schlundkopf bringen.
Bei den Wiederkâuern ist der Körper der Zunge mehr rund
und das untere Ende mehr zugespitzt. Die Oberhaut (Epithelium) ist
sehr stark, hart, und die auf ihr beflndlichen haarförmigen Warzchen
stehen mit ihren hornigen harten Spitzen nach hinten und oben,
desshalb fühlt sich die Zunge auch hart und rauh an. Die abge-
stutzten Geschmackswarzchen sind zahlreichcr, und die linsenförmigen
sieht man auch an der Spitze der Zunge.
Bei dem S eh we ia e ist die Zunge wie die Maulhöhle lang und
schmal ; am Grunde sind die ahgestutzten Warzchen wie beim Pferd
in zwei Gruben gelagert, unter diesen, auf dem Rücken der Zunge,
befinden sich zahlreiche, nach hinten und oben gerichtete, kegcl-
förmige Wârzchen.
Bei dem Hun de kommen, bei der verhaltnissmassig langen
Zunge, am Grunde zwei bis drei abgestutzte Wârzchen vor; die
kegelförmigen sind wie beim Schweine sehr zahlreich, und zwischen
den haarförmigen liegen die linsenförmigen Wârzchen zerstreut. Bei
der Katze verhalten sich die übrigens viel kleineren, haarförmigen
Wârzchen wie bei dem Rinde, daher fühlt sich auch bei diesen
Thieren die Zunge rauh an. Bei dem Hun de und der Katze
befindet sich in der Mitte an der untern Flache der Zungenspitze
unter der Schleimhaut ein kleines Knorpelstückchen, das in ein
rundliches, sehniges Bandenen eingeschlossen ist, und mit dem
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Ausdruck ToUwurm * (Lyssa s. lytta) bezeichnet wurde. Es scheint
die Aufnahme der Nahrungsstoffe, indem die Zunge durch dièses
Bandchen einen Stiitzpunkt hat, zu begunstigen.
h. Dio Speicheldrüsen. (Olandulae salivalcs.)
Die Speiclicldriisen, deren schon in der allgemeinen Anatomie
Seite 27 Erwahnung geschah, geboren zu den blasigen Drüsen, als
Untcrabtheilung der zusammengesetzten. Sie sind an verschiedenen
Stellen des Kopfes angebracht, und werden durch Umstülpungen und
Verâstelungen der Maulscbleimhaut, durch Blut- und Lymphgefâsse
und Nerven gebildet, welche einzelne Theile durch Zellgewebe ver-
bunden, verschieden grosse Driisenmassen darstellen. Ihre Function
ist, einen eigenthümlichen Saft, den Speichel, abzusondem, dor
von jeder Drüse durch einen oder mehrere Ausführungsgange, besonders
wâhrend dem Kauen in grösserer Menge, in die Maulhöhle gefülirt
und dort mit den Nahrungsstoffen vermischt wird.
Auf jeder Seite am Kopfe liegen sechs Speichel drüsen,
welche als Ohrdrüse, obère und untere Backendrüse, Kinn-
backen-, Unterzungen- und Lippendrüse bezeichnet werden.
Bei den Fleiscb.frcssern, wo die obère Backendrüse fehlt, kommt
eine A u g e n h ö h 1 e n d r ü s e vor.
Hg. m.
Die linke Seite des Kopfes mit den oberilâchlichen Speicheldrüsen.
a a. Pie Ohrdrüse.                                      c- Dip obère Backendriise.
b b. Deren Ausfùhrungsgang.                     d. Die untere Backendrüse-
1. Die Ohrdrüse. (Gianduia parotis,~) (Fig. 112. aa. bb.)
Diese ist die grósste von den Speicheldrüsen am Kopfe, demi
sie erstreckt sich von dem Grande der Ohrmuschel bis zur Seite
* Dièses Bândchen, was man eliedem für einen Wurm hielt, schnitt man
heraus, sog. Tollwnrmschneiden, und glaubto dadurch dem Ausbruch der "Wuth
(Rabics) vorzubeugen.
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unterhalb des Kehlkopfes, und füllt den Rauru zwischen dem hintern
obern Rande des Hinterkicferastes und dein Querfortsatz des ersten Hals-
wirbels aus. Man betrachtet an ihr ein obères und ein un ter e s
Ende, einen vordern und hintern Rand und cine iiussere und
innere Flaclie.
Das obère Ende ist nicht so breit als das untere, und um-
fasst den Grund der Ohrmuschel; das untere bréitère Ende
verlangert sich nach vorn und hinten in cine Spitze.
Der vorder e Rand ist unebeii, obon horvorstehend-und auf
dem iiussern Kaumuskel gelagert, mit dem er durch Zellgewebe ver-
blinden ist; der hint ere Rand ist in der Mitte ctwas ausgeschweift,
und durch Zellgewebe mit dem Querfortsatz des ersten Halswirbels
so wie mit den am obern Theile des Halscs liegenden Muskeln verbunden.
Die iiussere Eia che ist mehr eben und von dem Ohrdrüsen-
muskel grösstentheils bedeckt, sie cnthalt mchrere rinnenartige Ver-
tiefungen, in welchen Blutgefiisse und die kleinern Speichelgiinge
verlaufen ; die in nere Flâche ist uneben, indem sie den vertieften
Raum zwischen dem Hinterkieferaste und dem ersten Ilalswirbel ausfiillt.
An den einzelnen Driisenlappchen nehmen die feinen Speichelgefasse
ihren Anfang, welche sich in ihrem weitern Verlaufe zu grössern Aesten
und am untern Ende und vordern Rande der Druse zu dem gemeinschaft-
lichen Ausfiihrungsgange, der Stenonische Gang (DuciusStctionianus)
genannt, vereinigen. Dieser Kanal besteht aus einer iiussern Muskei- und
innern Schleimhaut, hat die Dicke einer Schreibfcder, erstreckt sich in
dem Kehlgang zwischen dem Flügelmuskel des Ilinterkiefers und dem
Gesichtshautmuskel gegen den Gefassaussclinitt des Hinterkieferastes,
tritt hier mit der iiussern Kinnbackenarterie auf die Angesichtsflache,
lauft von dem vordern Rande des Massetcrs schriig nach vorn und
untcn, und mündet in der Niihe des dritten Backzahncs (Fig. 113. g.)
in Gestalt einer rundlichen Wulst in die Maulhöhle ein.
Die Arterien, welche sich an der Ohrdriise verzweigen, sind die
untere, mittlere und obère Ohrdrüsenarterie. Die Venen ergiessen ihr
Blut in die iiussere und innere Kinnbackenvene, und die Nerven
erhiilt sie grösstentheils von dem siebenten Hirnnervenpaar.
Bei dem Rinde hat die Ohrspeicheldriise an dem obern Theile
des vordern Randes einen rundlichen Lappen, der ganz auf dem
iiussern Kaumuskel liegt. Der Stenonische Gang nimmt denselben
Verlauf wie bei dem Pferde, mündet abcr in der Niihe des fünften
Backzahnes in die Maulhöhle. Bei dem Schafe und der Ziege
geht der gemeinschaftliche Speichelgang dieser Drüse quer über den
Masseter, und führt den Speichel in der Gegend des vierten Back-
zahnes in die Maulhöhle.
Die Ohrspeicheldriise des S eh weines ist vcrhaltnissmüssig sehr
gross und mehr am Halse gelagert. Der vordero Rand ist ausge-
sclmitten, das obero Ende umfasst don Grund der Ohrmuschel nicht,
und der Speichelgang, welcher den gleichen Verlauf wie bei dem
Pferde und Rinde nimmt, mündet in der Niihe des sechsten Back-
zahnes in die Maulhöhle ein.
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Bei don Pleischfresserli ist dieso Druse kleiner als die
Kinnbackendrüse, und der Speichelgang, der wie boi dem Schaf e
und dcr Ziege qucr iiber den Jochmuskel geht, miindet beim Hund
in der Niihc des vicrten und bei dcr Katzo in der Nuli e des dritten
Backzahn cs in die JMaulhòhle ein.
2. Die obère lìackendriise. (Gianduia buccalis superior.) (Kig. 112. e. und 113. h.)
Die obero Backendriise ist mcistenthcils von dcm Masseter
bedeckt und liegt an dein vordern Rande der Backen; sic besteht aus
zerstreut liegenden Driisenhaufchen, die vom lctzten bis ungefa.hr zum
dritten Backzahn dos Oberkiefers reichen. Die abgesonderte Plüssigkeit,
den Speichcl, ergiesst sie, mittelst zahlreicher Ausfiihrungsgànge, am
Zahnhöhlenrande des Oberkiefers in die Maulhöhle.
Bei den Wiederkauern liegt diese Druse zwischen dem vor-
dern Rande des âussern Kaumuskels und dem Lippcnwinkel.»
Bei dem Sehweino ist diese Druse lànglich schmal, und den
F lei soli f r essern fehlt sic.
8. Die uutere Backendriise. (Gianduia buccalis infcrior,~) (Fig. 112. d. und 113. i.)
Diese Druse liegt am hintern Rande der Backen, und reicht
ungofahr von dem fiinften Backzahn bis zu dem Lippcnwinkel; ihre
Drüsenkörner sind viel dichter beisammen als bei der vorigen; sie
miindet ebonfalls mit vielen Aiisfiihrungsgiingen an; hintern Rande
der Backen in die Maulhöhle. Diese und die vorige Druse crhalten ihr
Blut von dor Wangenarterie und ihre Nerven von dem Wangennerv.
Bei den Wiederkauern ist dieso Druse im Verhâltnisse ziem-
licli gross, und wie bei dom Schweine dichter beisammen.
Auch bei den Pleischfressern ist dieso Druse nicht unbedeutend.
Fig. 113.
Kechto Seitenansicht des Kopfes mit den tiefer liegenden Speicbeldrüsen. (Dei-
rechte llinterkieferast ist weggenommen und der Backen und die Oberlippo
derselben Seite aufgesclilagen.)
«■ a   Die Kiunbackendruse.                                                 h.   Ausmiindungen der obera lìackendriise.
"■      Deren Ausftthrungsgang.                                             i-    Ausmiindungen der iinlern lìackendriise.
c-      Die Unterzungendrilse.                                                k.    Der harte Ganmen.
d'      Deren AusFührujigsgfinge.                                   -        1-    Der weiche Gaumcn.
e. e   Die Li[t|iendriise.                                                         m.   Die Zunge mit den Gcsclininckswarzciien
'-      Deren Ausrührungsgange.                                            n.    Dcr rfeiler der Zungc und des Gaiimcnsegels-
"■      Miindung des Fpeichelgnngcs der Ohrdrüse.               e     Das Zuiige ondellen-
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4. Die Kiiiiibacken- odor Unterliicferdriise. {Gianduia submaxillaris.~)
(Fig. 118. a a. b.)
Diese ist cine lange, schinale Druse, die von dem ersten Hals-
wirbel in einem Bogen nach vorn und unten bis in die Gegend des
Zungenbeinkörpers reicht. Man unterscheidet an ihr ein obères
und unteres Elide, einen vordcrn und bìntern Rand und
eine a u s s e r e und i n n e r e F1 ii e li e.
Das obère En de ist schmal, von der Ohrdrùse bedeckt und
durch Zellgewebe mit déni Querfortsatz des ersten Halswirbels ver-
bunden; das untore Ende liegt an dem Grunde dcr Zunge. Der
vordere Rand ist etwas ausgeschnitten und der hint er e oben
und unten gebogen. Die aussere Flache steht durch Zellgewebe
mit der Ohrdrùse und dem innern Kaumuskel und die in nere mit
den Halsmuskeln und dem Schlundkopfe in Verbiiidung.
An? vordern Rande der Druse vereinigen sich die kleinern
Öpeichelgange zu dem gemeinschaftlichen Ausfiihrungsgange, auch
Whart oni s eh er Gang (Ductus Whartonianus) genannt; dieser
hat die Dicke eines Rabenkieles, geht alsdann nach vorn unter die
Unterzungendriise, und miindet in Gestalt einer langlich platt gedriickten
Warze, im gewöhnlichen Leben auch Hungerzitze genannt, zur
Seite des Zungenbandchens in die Maulhölile ein.
•Die arteriellen Blutgefasse kommen von der Oberhauptsarterie,
der aussern Kopf- und aussern Kinnbackenarterie, und die Nerven
von dem dritten Ast des fünften Hirnnervenpaares.
Bei den Wiederkâuern ist diese Druse im Verhâltnisse
grösser, und die beinahe knorpelige Hungerzitze an ihrem Rande
gezahnt.
Bei dem Schweine fehlt dem Ausfiihrungsgange zur Seite des
Zungenbandchens die Warzc (Hungerzitze).
Bei den F leis chfr esserli ist sie grösser als die Parotis, ihr
Ausführiingsgang ist ebenso dick als bei dieser und die Ausmündung
ist nicht so auffallend, als bei dem Pferde und den Wiederkâuern.
5. Dio Unterzungendriise. (Gianduia sublinguali».) (Fig. 113. e.)
Dieso ist eine langlich schmale, aus dicht beisammenliegenden
Haufchen bestellende Druse, welche zur Seite der Zunge unter der
Schleimliaut derselben liegt, und sich von dem Zungenbandchen bis
in die Nàhe des Zungengrundes erstreckt. Sie miindet mit vielen
Ausführungsgangen, Rivinisclie Gange (Ductus Rivinianì) genannt,
zur Seite dcr Zunge auf der Schleimliaut in die Maulhölile ein.
Die Arterien erhâlt sie von der aussern Kinnbackenarterie, und
die Nerven werden von dem dritten Aste des fünften Hirnnervenpaares
abgegeben.
Bei den Wiederkâuern besteht diese Druse aus zwei Theilen,
von denen die aussere grösser als die innere ist. Der aussere Theil
zeigt eine röthliche Farbe, und ilne Drüsenkörner liegen dichter
auf einander, so dass sie als cine feste Driisenmasse erscheint, welche
mit mehreren Ausführungsgangen (Rivinische Giinge) in die Maulhölile
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miinden. Der innere kleinere Theil besteht aus locker verbundenen
Driisenhaufchen, und hat ausser den Rivinischen Gangen noch den
grössern Bartholinischen Gang (Ductus Bartholinianus), wel cher
an dem Ausfiihrnngsgang der Kinnbackendrüse liegt, und entweder
sich mit dernselben vereinigt odor ncben ihm in die Maulhöhle
einmiindet.
Bei dein S eh we in e besteht die Unterzungendrüse wie bei den
Wiederkauern aus zwei ïheilen, bei denen die Rivinischen Giinge
theils in die Maulhöhle, theils in den Bartholinischen Gang den
Speichel ergiessen.
Auch bei den Fleischfressern zeigt dieso Druse zwei Theile.
Der vordere Theil besteht aus zerstreut liegenden Driisenhaufchen,
und miindet mit mehreren Gangen zur Seite der Zunge in die Maul-
höhle ; der hintere grüssere Theil ist obcn breiter als unten, und
zeigt zwei Gange, von denen der kleinere in den Whartonischen sich
ergiesst, der grössore aber mit diesem nach unten geht und vor ihm
in die Maulhöhle einmiindet.
<i. Die Lippendrüse. (Gianduia labialis.) (Fig. 113. e e. f.)
Diese Drüse bat ihre Lage unter der Schleimhaut der Ober- und
Unterlippe an dem Lippenwinkel; sie besteht theils aus dicht bei-
sammen liegenden, theils ans zerstreut liegenden Driisenkörnern, die
mit zahlreichen und deutlich sichtbaren Oeffnungen, in Gestalt kleiner
Punkte, auf der Schleimhaut der Lippen miinden.
Bei dem R inde ist diese Drüse ebenfalls ziemlich gross. Bei
dem Schweine und den Fleischfressern dagegen ist sie un-
bedeutend, und die einzelnen Driisenkörner sehr klein.
Dio AugeiihiiMendriise. (Gianduia orbitalis.) (Fig. 114.)
Die Augenhöhlen-
driise kommt nur bei den
Fleischfressern vor,
und scheint die ihnen feh-
lende obère Backendrüse zu
j ersetzen. Es ist cine ziem-
lich grosse, röthlich gefarbte,
rundliche Drüse , welche
nach aussen in der Augen-
höhle auf den MusJceln des
Augapfels gelagert ist, und
mit drei bis vier kleinen Aus-
führungsgangen, die Nucki-
s c h e n Gange (Ductus
NucMani)
genannt, und mit
einem grössern über dem
letzten Backzahn des Ober-
kiefers in die Maulhöhle
einmündet.
31
Fig. 114.
I.inke Seite des Kopfes, mit geöffneter Mani- und
Angenhöhle, -von cinetn Huilde gitfsserer Race.
a. Die Augenhöhlendrtise.
h- Deren giösscrer Ausflihrungsgang.
e. Mündung clesselben auf der iiniein Fische Jet Backen.
Leyh, Analiunie.
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B. îJfrîKtttmtflSorgnite mn §alft nni) tn ber pr»|ll)ôl)(e.
Dieso Organe machen den Uebergang von den Verdauungs-
organen, die ara Kopfe liegen, zu denen, die in der Bauch- und Becken-
höhle ihre Lage haben. Sie bestehen aus dem Schlundkopf und
einer langen cylindrischen Röhre, dem S chi und.
Fig. 115.
Linko Seitenansicht der Tordern Korperhâlfté mit geöffneter Brusthöhle.
a- Der Schlundkopf'                      b- Die Halsporllon
bb'- Der Schiumi.                            b'- Die Btuslporlion.
a. Der Schluüdl;opf. (Pharynx.) (Fig. 115. a.)
Der Schlundkopf ist ein aus Muskcln gebildetes, mit einer
Schleimhaut ausgekleidetes, weiches Organ, das eino Höhle, die
Schlundkopf- oder Raclienhöhle, bildet. Der Schlundkopf
macht den Anfang des Schlundes, und liegt hinter dem Gaumensegel
und den obern Nasenöffnungen-, über dem Kehlkopf, unter den Luft-
sâcken, vvelche nur bei den Einhufern vorkommen, und zwischen den
grossen Zungenbeinasten. Seine Befestigung nimmt er durch die
Schlundkopfmuskeln (siehe Seite 153 L.) an dem Grund des Hirn-
schadels, dem Zungenbeine und dem Kehlkopfe. Die Schlundkopf-
höhle lasst si e ben verschieden gestaltete Oeffnungen wahrnehmen,
wovon eine in die Maulhöhle, zwei durch die obern Nasenöffnungen
in die Nasenhöhlen, zwei durch die Eustachischcn Röhren in die
Luftsacke, eine durch die Stimmritze in den Kehlkopf und eine in
den Schlund führt. Die blassroth aussehende Schleimhaut, welche
den Schlundkopf auskleidet, kommt theils von der Mani- und theils
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von der Nasensclileimbaut; sie setzt sich nach hinten und oben in
den Schlund, und nach hinten und unten in den Kehlkopf fort.
Der Schlundkopf ist dazu bestimmt, die verschiedenartigen
Nalirungsmittcl aus der Maulliöhle aufzunehmen und in den Sclüund
zu befördern, und umgekehrt beim Erbrechen oder Wiederkâuen
(uatürlichcs Erbrechen) die Nalirungsstoffe durch den Schlund aus
dem Magen zu empfangen, und solche entweder durch die Maul-
oder die Nasenhölilen aus dem Körper gelangen zu lassen; bei den
Einhufern ist gewöhnlich nur das lctztere der Fall.
Der Schlundkopf erhalt sein Blut durch Zweige von den Drossel-
arterien, den aussern Kopfarterien und den irmern Kinnbackenarterien.
Die Nerven des Schlundkopfes kommen auf jeder Seite von dëm
Raclien- oder Sclilundkopfgeüeclite (Plexus pharyngeus), das von
Zweigen des siebenten, neuntcn , zehnten, eilften und zwölften Him-
nervenpaares und von dem eisten Halsnerveu gebildet wird.
Nur bei dem Schweine zeigt der Schlundkopf eine wesentliche
Abweichung, die darin besteht, dass an dem hintern engern Theile
desselben iibcr der Stimmritze die Schleimhaut einen Blindsack bildet,
weieher zwischen den Schild- und Eingmuskeln des Schlundkopfes liegt.
b. Der Schlund oder die Speiseröhre. (Oesophagus.) (Fig. 115. bb'.)
Der Schlund ist dasjenige lange, fleischige, röhrige und zu-
gleich engste Gebilde des ganzen Alimentar- oder Nalirungssclilauch.es,
das mit dein Pharynx, als Fortsetzung desselben, die Verbindung
der betreffenden Organe am Kopfe mit denen in der Bauch- und
Brusthöhlc sich befiiidliclien herstellt.
Von dem Scbliuidkopfe aus geht er, als Halsportion (b),
zwischen der Luftröhre und dem Rücken-Tragermuskcl, mit welchen
Gcbilden er sich durch Zellgewcbe verbindet, nach unten bis in die
Gegend des fünften Halswirbels, wendet sich hier auf die linke, in
ausserst seltcnen Fallen auf die rechte Seite, tritt alsdann zwischen
der Luftröhre und der erstcn Rippe derselben Seite in die Brusthöhle,
als Brustp.ortion.
Die Brus tp orti on (b') liegt von den Blattcrn des yordern
Mittclfelles eingeschlossen, verlauft anfangs neben, dann über der Luft-
röhre und setzt sich sodami, durch den Raum, den der Bogen der
hintern Aorta und die ungepaarte Vene lasst, zwischen den Bliittern des
hintern obern Mittelfelles, durch die Schlundöffnung des Zwercbfelles
bis in die Bauchhöhle fort, wo er alsbald in den Magen einmündet.
Der Schlund wird von drei verschiedenen Hautcn gebildet, von
denen die au s s er e eine Muskelhaut, die mit tier e eine zel-
lige Haut und die in nere cine Schleimhaut ist.
Die Muskelhaut, welche zu den unwillkührlichen Muskeln
gehort, und sich durch Zellgcwebo mit den umlicgenden Theilen
verbindet, ist aus einer aussern und innern Schichte zusammengesetzt.
Die aussere Schichte besteht aus Langenfasern und die innere aus
Spiralfasern, welche gegen das hintere Ende des Schlundes mehr
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kreislöiiiiig erscheinen ; durcli erstere wird der Schlund vcrkiirzt und
dadurcb erweitert, durcli letztere dagegen verengt. Diesc Bewegungeii
gesclieben nun beim Hinabschlucken der Nalirungsstoffe abwechselnd,
wodurch dieselbcn nach und nacli in den Magen gelangen. An der
Halsportion ist die Muskelbaut von dunkelrother Parbe, von gleicher
Starke, mehr weicli, desslialb aucb diesc Portion des Schlundes durcli
das Zusanimeiifallen der Muskelhaut plattgedrückt erscheint. An der
Brustportion dagegen ist die blusser gefarbte Muskelhaut, besonders
gegen das hinterc Ende, viel dicker, derber, der Schlund mehr rund
und der innere Raum bedeutend enger.
Die zellige Haut besteht aus vielem sehr lockerein und
weichem Zellgcwcbe; sie liegt zwischen der vorigcn.uiid der folgeiiden
Haut, zu deren Verbindung sic auch dient.
Die Schleimhaut, als die innerste Schichte des Schlundes,
kornuit von der' Schleimhaut des Schlundkopl'es und setzt sich durch
die Schlundöfl'nung des Magens in dcnselben fort; sie ist an ihrer
freien Flache glatt, von weisslieher Parbe, und das Oberhautchen
sehr deutlich zu sehen. lm erschlafften Zustandc besitzt sie viele
dunne Langenfaltchen, wclehe besonders an dem hintern Ende des
Schlundes sehr zahlreich sind, und zur Verengerung des innern
Raumes des Schlundes gleichfalls beitragen; durch diese Faltchcn ist die
Schleimhaut beim Hinabschlucken der Nahrungsstofl'e, wobci sie sich
mehr oder weniger verlieren, einer betrachtlichen Ausdehnung fahig.
Der Schlund befördert, durch die bei Bescbreibung der Muskel-
haut angegebenen Bevvegungen, die Nahrungsstofl'e in den Magen,
oder solche von demselben beim Erbrechen oder dem Wiederkauen
wieder nach aussen.
Der Schlund erhalt sein Blut ani Halse von Zweigen der
Drosselarterien und in der Brusthöhle von der Bronchial-, Schlund-
und Magenarterie. Die Nerven, die an dem Schlunde sich verzweigen,
kommen von den zelmten Hirnnervenpaaren und den grossen sym-
pathischen Nerven.
Bei den Wiederkauern bleibt sich die Starke der Muskel-
haut gleich und die triclitcrförmigc Einpflanzung des Schlundes
geschieht an der Grenze der ersten und zweiten Abtheilung des
Magens.
Bei dem Schweine und den PI eis chfr essern mündet der
Schlund ebenfalls > trichterförmig in den Magen, und die Starke der
Muskelhaut ist, wie bei den Wiederkauern, durchgangig gleich. Bei
den Wiederkauern und den Fleischfressern ist der Schlund im Ver-
haltnisse weiter, als bei dem Pferde und dem Schweine.
c. Daiiûuiiitflsorfltine in ice paadjljfiljk.
1. Dio Bauchhühle. (Cavum abdominis.)
Die Bauchhöhle, deren Imiterei- Raum die Beckenhöhle aus-
macht, ist die grösste Höhle im thierischen Körper, und durch das
Zwerchfell von der Brusthöhle geschieden. Nach oben wird sie von
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den Lendenwirbeln und den dort gelagerten Muskehi, zu beiden Seiten
von den Rippenknorpeln der falsclien Rippen und den Bauchmuskeln,
nacli untcn wieder von letztern und dem Scliaufelknorpcl des Brustbeiiies,
nacli vorn durch das ZwercMell und nacli binten durcli das Kreuzbein,
die Beckenknochen, dem breiten Bcckenbande, dem Verstopfungsbande,
so wie von den die Beckenhöhle begrenzenden Muskeln gebildet.
Bei den Wiederkauern ist die Bauclihölile im Verhaltnisse
am grössten, und bei den I'lcischfressern ara kleinsten.
üm die Lage der einzelnen Vcrdauungsorgane einigermassen naher
bezeicbnen zu können, bat man die Bauclihölile in versebiedene
Gegendcn (Ilegiones abdominis) abgetheilt, und zwar in eine vorder e
Bauchgegend (liegio epigastrica d. M.) , in eine mit tl e re
Baucligegend (Regio mesogastrica d. M.), und in eine hint er e
Bauchgegend (Regio hypogastrica d. M.). Diese Hauptabtheilungen,
so wie deren Unterabtbeilungen sind schon Scite 35 nâher abgeliandelt
worden, desshalb hier keine TViederholung mehr nöthig ist.
Die ganze Bauclihölile ist mit einer serösen Haut, die einen
gcschlossenen Sack bildet, und das Bauchfell oder die Baucbliaut
(Peritonaeimi) genannt wird, ausgekleidet. Das Bauchfell macht ver-
sebiedene Portsetzungen, die den einzelnen Organen tlieils als Ueber-
zug, tlieils als Blinder dienen, wodurch dieselben begrenzt und in
ihrer Lage erhalten werden. Die Fortsetzungen, die das Bauchfell
macht, sind: die Bander der Leber, der Milz,, des Magens, des
Zwölffingcrdarmes, der Harnblase, des Fruchthalters, so wie das Netz,
das Gckröse und die die Saamcnstrange und Hoden umgebende Haut.
Das Bauchfell sondert an seiner freien, der Höhle zugekehrten Flache
serösen Dunst ab, und saugt denselben auch wieder ein, dadurch
wird die freie Oberfiliche der Organe schlüpfrig erhalten und deren
Bewegungcn erleichtert ; die aussere Flache ist rauh und mit den
umliegenden Theilen durch Zellgewebe verbunden. (Die nahere Be-
schreibung der serösen Hiiute siche allgemeine Anatomie Seite 7.)
Zu den in der Bauclihölile gelagerten Verdauungsorganen ge-
boren: der Magen und Darmkanal, das Netz und das Gekrös e,
die Leber, die B auchspeicheldrüse und die Milz.
a. Dor Magen. (Vtntriculus s. stomachus.)
Der Magen ist ein fleischig-hautiger, gekrümmter Behalter,
der hinter dem Zwerchfell zwischen der linken und rechten TJnter-
rippengegend liegt. Er griinzt nach links an die Milz, nach rechts
an die Leber und den Zwölffingerdarm, nach hinten und oben an die
Pfeiler des Zwerchfclles .und an die Bauchspeichcldriise, ûnd nach
hinten und unten an den Blind- und Grimmdarm ; durch den
Schlund, den Zwölffingerdarm und das Magenband ist er in der
Lage gesichert. Man unterscheidet an dem Magen zwei Flâchen,
zwei Kriimmungen oder Bogen, zwei Endstücke und zwei
Oeffnungen.
Die obère F luche ist den Pfeilern des Zwerchfells und der
Bauchspeicheldrüse, und die untore dcm Grimmdarme zugewendet;
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jene wird beim gcfüllteii Magen zur liintern und stösst dann an
den Grimrndarm, diese dagegen zur vordern und stösst an das
Zwerchfell und die Leb er. Bei leerem Magen sind beide Fliichen
mehr flach- und runzlich, bei gefülltem inelir gewölbt. In ilirer
Mitte befindet sicli eine, von der grossen zur kleinen Krümmung
laufende, seiehte Rinne, die den Magen in zwei Hiilften abtheilt,
und zugleich nach innen die Grenze andeutct, welche die Schleimhaut
an de m Uebergang von der linken zur rechten Hâlfte zeigt.
Fig. 116.
Der aufgeblasene Magen des Pferdes toh der Seite gesehen.
n-     Dei linke Sack-
b.    Der reehte Saek-
c-    Der grosse Bogen
d'    Der kleine Bogen-
e-     Der Schlund.
f-     Der ZwölfÜDgerdarm,
Die Krümmungen oder die Bogen unterscheiden sich in
eine grosse und in cine kleine; jene ist, mit Ausnahme eines
kleinen Einschnittes an der Grenze beider Halften, gewölbt, und je
nachdem der Magen leer oder gefiillt ist, nach hinten oder unten
gerichtet ; sie reicht von dem linken zum rechten Sacke, und steht
durch einen Theil des Netzes mit der Milz in Verbindung. Die
kleine Krümmung ist in der Mitte ausgehöhlt, bei leerem Magen
nach vorn, bei gefülltem nach oben gekchrt, und durch einen Theil
des Netzes mit der Leb er in Verbindung.
Die Endstücke sind ein linkes und ein redites. Das
linke En de bildet einen blinden Sack und ist gegen die linke Unter-
rippengegend gerichtet; das rechte Ende liegtan der Leber, macht
cine Krümmung, wird schmâler, und gelit durch die Darmöffnung in
den Zwölffingerdarm oder besser Gallendarm. iiber.
Die O effnungen sind: die Schlun döff'nung und die Darm-
öffnung oder der Pförtner. Die Schlundöffnung oder der
Magen m und (Cardia s. ostium ocsophageum) befindet sich an der
kleinen Krümmung des Magens, am Anfang der linken Ilâlfte desselben ;
sie ist sehr eng, liegt in schiefer Richtung zwisclien denHauten, und
führt in den Schlund. Der Pförtner oder die Zwölffingerdarmöffnung
(Pylorus s. Ostium duodenale) liegt an dem Ende der rechten Halfte,
;;)<£.'
i
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247
er ist weiter als jene und fiilirt in den Zwölffingerdarm. Der Magen
besteht ans dici durcli Zellgewebe mit einander verbundenen Hauten.
Fig. 117.
Der goöffnote Pferdemagen von innen gesehen.
aa. DicSchlrimhaut
in der linbcn
Unifie.
bb- DieSchleimhant
in der rechten
usine.
ecc. Die Grenzczvvi-
schen beiden
Hnlflen.
d.      Die Schlund-
òITniing.
e,      Die Darmöff-
nung odcr der
Pfórlner.
Fig. us.                                 Die aussere oder seröse
Stttck von einem aufgeblasenen und getrock- Haut, als Fortsetzung des Bau ch-
neten Pferdemagen mit der Schlundöffmmg. MS) geht von dem Zwchfell an
das hintere Ende des Schlundes,
als M a g e n b a n d, und an den
Magen, dessen beide Flachen sie
überzieht. An dem kleinen und
grossen Bogen treffen beide Plat-
ten zusammen und setzen sich
an ersterer Stelle an die Lcber,
a- Die Schlnndöffnung.
b. Die balbmondfiirmige Klappe,
Fig. 119.
Stück von eincm aufgeblasenen und getrock-
neten Pferdemagen mit der Pfërtneröffnung,
und an Ietzterer an die Milz als
Portionen des Netzes fort, welche
den Magen mit genannten Orga-
nen verbinden. Ihre freie Fliiche
sondert Serum ab, wodurch sie
schlüpfrig erhalten wird.
Die zweite S c h i c h t e,
welche durch Zellgewebe mit der
vorigen und folgenden Haut sich
verbindet, ist eine M u s k e 1-
haut, deren Fasem theils von
dem grossen zu dem kleinen
a. Die Pfortncröffniing-
bb. Die ringförmige Klappe.
Bogen, theils von dem linken zu
dem rechten Sack gehen, theils
in andem Riclitungen vcrlaufen, vermöge dessen sie den Magen von allen
Sciten zusanimenziehcn können. An der Einpflanzung des Schlundes
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248
und an dem kleinen Bogen ist die Muskelhaut stiirker als an dem
grossen Bogen, und an der Pförtneröffnung bildct sie einen Krcis.
Die dritte oder innerste Schic h te ist eine S chi e im haut,
eine Fortsetzung der Schleimhaut des Schlundes, und liisst sich in
eine linke und rechte Iliilfte abtheilen.
Die Schleimhaut der linken Iliilfte ist von weisslicher
Farbe, an ihrer freien Oberflache glatt und mit einem deutlicli sicht-
baren Epithelium versehen; sie besitzt nur kleine, mit dem blossen
Auge nicht sichtbare Schleimbalge, daher auch ihre Schlcimabsonderung
spiirlich ist. An der Schlundöffnung bildet sie eine Menge verschieden
liegender Falten, welclie diese Oeffnung beinahe ganz verschliessen *,
und im getrockneten Zustande (bei aufgeblasenem Magen) zu einer
halbmond- oder spiral förmigen K la pp e sich gestalten. An
der Stelle, wo die Schleimhaut der linken in die der rechten Halfte
übergeht, ist ein erhabener, gefranster Rand wahrzunehmen, der cine
deutliche Grenze zwischen beiden bildet.
Die Schleimhaut der rechten Halfte ist von röthlicher
Farbe, das Oberhiiutchcn so zart, dass es zu fehlcn scheint, und die
Schleimbalge sind sehr zahlreich ; ihre freie Oberflache bat ein weiches
sammetartiges Aussehen und ist mit vielem Schleim bedeckt. An der
Darmöffnung, durch welche sie sich in den Darmkanal fortsetzt, bildet
sie verschieden grosse und gelegte Falten, die im getrockneten Zu-
stande in eine sehr deutliche r i n g f ö r m i g e K1 a p p e, die P f ö r t n e r-
klappe genannt, übergehen; durch sie wird der Zuriicktritt der
Nahrungsstoflfe aus dem Zwölffingerdarm in den Magen verhindert.
Der Magen bekommt sein Blut durch die Magenarterie einer der
Aeste der Bauchschlagader und durch Zweige der Milz-, Leber- und
Schlundarterie ; die Venen ergiessen ihr Blut grösstentheils in die
Milzvene, welche die Pfortader bilden hilft, und die zahlreichen Lymph-
gefâsse gehen in die Lymphdriisen des Magens und von da in den
Müchbrustgang. Die Nerven erhalt der Magen von den zehnten Hirn-
nervenpaaren und von dem Soniiengeflechte, das von den beiden
grossen sympathischen Nerven gebildet wird.
Die Verrichtung des Magens besteht darin , die in der Maulhöhle
zerkleinerten und eingespeicholten Nahrungsstoffe durch den Schlund-
kopf in den Schlund aufzunehmen, mit dein von den Blutgefassen
abgesonderten Magensaft zu mengen, und mittelst diesem und den
Bewegungen der Muskelhaut dieselben in einen eigcnthümlichen Brei
(Chymus) umzuwandcln, aus welchem in ihm schon ein Theil des
Nahrungssaftes (Chylus) aufgesogcn wird. Nach beendeter Chymification
* Iq dor bei dem Pferde eigenthiimlichen Einpflanzung des Schlundes in den
Magen ist auch das Hinderniss zu suchen, warum diese Thiere sich nicht erbreche'n
kennen, ausgenommen die Schlundöffnung ist sehr erweitert oder es sind die Haute
des Magons theihveiso gerissen. Sogar nach dem ïode ist die Schlundöffnung noch
so eng, dass weun man den Schlund ganz in der Nâhe des Magens abschneidet,
gleichviel, ob auch ein Çruck auf den Magen angebracht wird , nicht das Mindeste
von dem Mageninhalt herauskommt. Daher ist es auch nicht wohl zu begreifen,
wie manche, und sogar angesehene Hippologen annehmen, es worde beim Koppen
nicht Luft geschluckt, sondern aus dem Magen emporgoriilpst.
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wird der Mageninhalt zu weiterer Benützung in den Darmkanal gebracht,
und bei solchen Thieren, die sich erbrechen konnen, je nach Um-
standen durch den Sclilund wieder nach aussen geschafft.
Bei den Wied erkauern zeigt der Magen vier Abtheilungen,
die sowolil von aussen als von innen deutlich von einander abgegrenzt
sind, und in Beziehung auf ihren Umfang, Gestalt, innern Bau und
Verrichtung sich wesentlich unterscheiden. Es sind diess der Pausen,
die H aube, der Psalter und das Lab. Um den Text mit den
Figuren passender zu verbinden, so folgt zuerst die Beschreibung des
Aeussern und nach diesem die des Innern des Magens.
i. fits ^Unfifre \>n jKoflcns ht îDtcbtrkâuer.
Fig. KO.
Der aufgeblasene Magen eines Sjahrigon Ochseti in seinen aussernUmrissen gesehen.
c Das vordere Ende.                                                      "• u" umere noge».         i. v*» umw* i^iuc-
d Das liiulcre Ende.          i. Der grosse Bogen-         o. Das vordere Ende-         v. Der Pförtner.
e- Der obère Bogen.           li- Das linke Ende-             p. Das hinlere Ende.          v. Der Zwölffingerdarm.
L e y h , AiiHlomic.
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250
1. Der Pansen. [Rumen s. Ingluvies.) (Fig. 120. A.)
Der Pansen, Wanst oder die Wampe bildet bei crwach-
senen Thieren die grösste und bei Sauglingen die zweitgrösste Ab-
theilung des Magens, niinmt den grössten Theil der Bauchhöhle ein,
und erstreckt sich in der rechten Untcrrippengegend von dem Zwerch-
felle schrag nach oben auf die linke Seite bis an den Eingang in die
Beckenhöhle. Man unterscheidet an ihm einen obern und untern
Bogen, eine rechte und linke F la che, einen rechten und
linken Sack und an diesen ein vorderes und hint ere s En de.
Der obère gewölbte Bogen ist nach der linken Seite gekehrt
und mit der Milz verbunden; der untere, ebenfalls gewölbte
Bogen sieht nach der rechten Seite und ruht auf den Bauchmuskeln.
Die rechte Flâche ist schief und nach oben gekehrt; auf ihr
ruht ein Theil des Labs und des Darmkanals. Die linke Pia che
sieht nach unten, liegt auf den Bauchmuskeln und ist von dein Netze
überzogen. Beide Flachen sind gewölbt in ihrer Mitte mit einer
langs laufenden Rinne versehen, wodurch der Pansen in einen rechten
und linken Sack abgetheilt wird ; ausser diesen Rinnen befinden sich
noch die Querrinnen als Fortsetzungen der vorigen, welche die hintern
Enden begrenzen. Diese, so wie die Lüngenrinnen deuten nach innen
die Pfeiler an, und sind gewöhnlich mit Fett ausgefüllt.
Fig. 121.
Der anfgeblasene Magen eines neugebornen Kalbes.
a.   Der Pausen.
b.   Die Haiibe.
c.   Der Psalter.
d.   Das Lab.
e.  Der Schltlnd.
F. Der Zvvülffuigerdaiin.
Der rechte Sack liegt unten und ist kiirzer, aber breiter als
der linke; an jedem Sack lasst sich ein vorderes und hint'er es
Ende und ein Mittelstück unterscheiden. Das vordere Ende
des rechten Sackes ist stumpf und stösst an das langere vordere Ende
des linken Sackes, an welchem die Einpflanzung des Schlundes statt-
findet; das h intere Ende des rechten und linken Sackes bildet je
einen Blindsack, die durch Querrinnen von dem Mittelstück und durch
einen Einschnitt unter sich abgegrcnzt sind; der des rechten Sackes
ist besonders bei dem Schafe und der Ziege viel grösser als der
des linken. Das. Mittelstück ist an dem rechten Sack langer und
schmâler als an dem linken.
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2. Die Haube. (Reticulum s. Ollula.) (Fig. 120. B.)
Die Haube, Bienenkappe, Miitze, Garn oder auch der
No tz magen gcnannt, ist die zweite Abtheilung, und der Grosse
nach bei dem Rinde die vierte, bei dem Schaf und der Ziege die
dritte; bei ersterem ist sie melir liinglich, bei letztern mehr rund
gestaltet. Sie hat ihre Lage zwischen dem vordern Ende des linken
Sackes des Pansens und dem Loser, und ruht nach unten auf den
Bauehmuskeln. Man betrachtet an ihr einen grossen und kleinen
Bogen, eine vorder e und hint ere F lach e und ehi recht es
und linkes Ende.
Der grosse Bogen ist gewölbt und liegt an dem Schaufel-
knorpel auf den Bauehmuskeln, der kleine ist ausgeliölilt und dem
Loser zugekehrt.
Die vordere und hint er e Flâche erscheinen gewölbt, erstere
sieht nach vom gegen das Zwerchfell, und letztere nach hinten und
unten gegen die Bauehmuskeln.
Das rechte Ende bildet einen Blindsack und liegt an
dem Zwerchfell, das linke Ende geht in den linken Sack des
Pansens über.
3. Der Psalter. (Omasum s. Centipellio.) (Fig. 120. C.)
Der Psalter, auch der Loser, das Buch, der Blatter-
niagen u. s. w. genaniit, macht nach der Reihenfolge die dritte,
und nach der Grosse bei dem Rinde ebenfalls die dritte, bei dem
Schaf und der Ziege aber die vierte Abtheilung aus. Er liegt an dei-
rechten Bauchwandung zwischen der Haube, dem Pansen und dem
Lab. Man nimmt an ihm einen obern und untern Bogen, eine
rechte und linke Flache, und ein vorder e s und hint er e s
Ende wahr.
Der obère grössere Bogen ist gewölbt und an der rechten
Bauchwandung nach oben gekehrt; der untere kleinere Bogen
dagegen ist ausgeliölilt und der Haube und dem Lab zugewendet.
Die beiden Flachen sind gewölbt; die rechte sieht gegen
die Haube und die rechte Bauchwandung, und die linke gegen
den Pansen.
Das vordere Ende liegt an der Haube und das hintere
an dem Lab.
4. Der Labmagen. (Abomasum s. vcntriculus intestinalis.) (Fig. 120. D.)
Der Lab-, Rahm- oder Kasemagen oder das Lab hat
eine birnförmige Gestalt, und bildet die letzte Abtheilung des Magens ;
in Beziehung auf seine Grosse ist er bei erwachsenen Wiederkauern
der zweite, und bei Sauglingen der erste. Seine Lage behauptet
er in der rechten Unterrippengegend, und ist mit dem Psalter, der
Haube und durch das Netz mit dem Wanste verbunden. An ihm
lassen sich ein unterei- und obérer Bogen, eine rechte
und linke Flache, und ein vorderes und hinteres Ende
miterscheiden.
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Der iintere Bogen ist gewölbt und mit dein Pausen verbunden;
der obère Bogen ist kleiner, etwas ausgehöhlt und dem Psalter
zugekehrt.
Die beiden Flâchen sind gewölbt; die rechte Flâche
sieht gegen das Zwerchfell und die rechte Bauchwandung und die
linke gegen den rechten Sack des Pansens.
Das vorder e grosse re Ende geht in den Psalter und das
kintere schmalere durch die Pförtneröffnung in den Zwölffinger-
darni über.
H. pas Jiintrï bts JHttfltns kr Witïttkiutt.
Die einzelneii Abtheilungen (Pansen, Haube, Psalter und Lab)
des Magens der Wiederkauer stenen alle durch verschieden grosse
Oeffnungen unter einandcr in Verbindung', und sind, wie der Magen
des Pferdes, aus drei Hauten zusammengesetzt, niimlich aus einer
aussern oder serösen Haut, einer mittlern oder Muskelhaut und
einer innern oder Schleimhaut, von denen die letztere in jcder Ab-
theilung einen cigenthüiulichen Bau zeigt.
I. Der Pansen. (Rumen.) (Fig. 122. A.)
Der Pansen besitzt zwei Oeffnungen, es sind diess die
SchIun d- und die Haub en öffn ung. Die trichterförmige Schlund-
Öffnung ist die kleinere, und belindet sich an der linken Flache an
dem vordern Ende des linken Sackes, da wo derselbe in die Haube
iibergeht. Die ziemlich grosse Haubenöffnung, welche den Pansen
mit der Haube verbindet, liegt uach unten an dem vordern Ende des
linken Sackes, und besitzt an der miteni Wand eine lialbinondfórmige,
starke Wulst als Klappe.
Die âus s er e oder seröse Haut, welche sammtlicho Abthei-
lungen überzieht, ist eine Fortsetzung des Bauchfells, und bildet durch
Verlangerungen, die sie an der ersten, dritten und vierten Abtheilung
macht, einen Theil des Netzes.
Die zweite oder die mit tl ere Haut ist eine blassröthlich
aussehende Muskelhaut, die sich durch Zellgewebe mit der aussern
oder serösen und der innern oder Schleimhaut verbindet; sie ist aus
zwei Schichten zusammengesetzt, von denen die âussere aus Querfasern
und die innere aus Langenfasern besteht. lm Verhaltnisse zu dem
grossen Umfange ist sic sehr diinn und schwach, erhalt aber, durch
das haufigere Beisammenliegen der Langenfasern, an den ausserlich
sichtbaren Rinnen eine nicht unbedeutende Verstarkung, die Pfeiler
genannt, welche in einen rechten und linken unterschieden werden.
Beide Pfeiler ragen als langliehe, kahle Wülste in die Höhle des
Wanstes, verlaufen in derselben Richtung, wie die an der aussern
Flache sichtbaren Rinnen, und machen die Grenze zwischen den
Sâcken und deren Abtheilungen aus.
Der linke Pfeiler ist sehr stark, liegt zwischen beiden Sacken,
und geht auf der linken Flache dieser von den vordern Enden gegen
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die Mitte, theilt sich dann in zwei Schenkel, von denen der
kleinere untore in dem rechten Sacke sich verliert, der grössere
obère erstreckt sich zwischen die beiden hintern Enden, und geht
hier in den rechten Pfeiler über.
Fig. 122,
Die vier Abtheilungen des Magens der Wiedor-
küuer vou innen betrachtet.
A. Der Fanseli.
aaa a Die Pfeiler.
li b. Die Papillen.
e-           Die Schlundöffnung-
B B. D ie H au b e.
aa. Die Zeilen.
li- Die SchUindritme,
CC- Der Psalt er.
Die Iiornigen Spitzen an der Hauben-
öffnung.
Die Klappe an der Laböffnung.
Ein grosses Siati*
E in minières Blatt.
Etn kleines Blatt.
Ein linienCórmiges Blatt.
Lab.
1) E
Die LöiigenFalten.
Die PFörtnerölFmmg.
Der Zwólffingerdarm.
Der rechte Pfeiler fangt auf der rechten Flache an dem
vordern Ende des rechten Sackes au, lauft nach hinten, und verbindet
sich zwischen den beiden Blindsacken (hintern Enden) mit dem linken
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Pfeiler. Von ihm geht ein Querast an den rechten und einer an
den linken Sack, welche die Grenzen zwischen den hintern Enden
und der mittleren Theile bilden. ■
Die innerste S chi e lit e ist eine Schleimhaut, die mit
einem schwarzlichbraun gefaïbton und leicht trennbaren Epithelium
überzogen ist. An ihrer freieu, der Höhle zugekehrten Piacile zeigt
sie zahlreiche, stumpfe, verschieden gestaltete, theils aufrecht stehende,
theils dachziegelfórmig übereinander gelagerte Blatte h en und
Wârzchen. Die Blattchen finden sich hauptsachlich in dem
mittleren Theil und den Enden, die Wârzchen dagegen mehr in der
Nâhe der Pfeiler; letztere selbst erscheinen kahl und runzlich. Die
Schleimbâlge sind zahlreich aber klein.
2.    Die Haube. (Rcticulum.) (Fig. 122. BB.)
Die Haube steht durch die Haubenöffnung mit dem Wanste,
durch die Psalteröffnung mit dem Psalter und durch die Schlundrinne
mit dem Schlunde in Verbiiidung.
Die âussere Sc h ie h te ist eine s erös e Haut, die mitt-
lere eine Muskelhaut, die Langen- und Querfasern zeigt, und
die innere eine Schleimhaut.
Die Schleimhaut ist mit einem deutlichen, braunlich gefarbten,
ebenfalls leicht trennbaren Oberhâutchen versehen, und mit vielen
kleinen spitzigen Wârzchen (Papillen) besetzt. Durch Verdoppelungen,
die sie in die Hohle macht, entsteheu eine Mengc verschieden grosse
und gestellte Blattchen, die sich unter einander verbinden, wodurch
fiinf- oder sechseckige Zeilen gebildet werden. Die grössern Zeilen
werden durch kleinere (linienfönriige) Blattchen, welche durch die
an einander gereihten Papillen entstehen, wieder in kleinere Abthei-
lungen gebracht.
In der Haube ist noch eine Einne bemerkbar, die als der fort-
gesetzte, aber geöffnete Schlund betrachtet werden kann, und desshalb
aucli die Schlundrinne genannt wird. Zu beiden Seiten ist sie
von wulstigen Bândern, ihren Lippen, begrenzt, welche von der
Schleimhaut und durch die fortgesetzten Langenfasern der Muskelhaut
des Schlundes gebildet werden ; dièse beginnen an der Schlundöffnung
in dem Pansen, und gehen, stârker werdend, au den kleinen Bogen
der Haube bis an die Psalteröffnung. In der Einne selbst erscheint
die Schleimhaut mehr weisslich gefarbt und glatt, auch liisst sie
kleine Langenfaltchen wahmehmen ; an den Lippen dagegen zeigt sie
kleine Zeilen. Durch die Schlundrinne steht der Schlund mit den
ersten drei Abtheilungen in Verbindung.
3.    Der Psalter. (Omasum.) (Fig. 122. CC.)
Der Psalter als dritte Abtheilung ist mit zwei Ocffnungen
versehen, die vordere verbindet ihn mit der Haube und die h in-
tere mit dem Lab.
Die seröse Haut verhalt sich ganz so, wie an der Haube,
die Muskelhaut besteht gleichfalls aus Langen- und Querfasern,
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aber die Fasern beider Schichten setzen sich zwischen die von der
Schlcimhaut gebildeten Bliitter fort.
Auch in dem Psalter besitzt die Schleimhaut ein ahnliches
Oberhiiutchen wie in dem AVanste und der Haube, und ist wie letztere
mit vielen kleinen kegelförmigen Wiirzchen versehen. Durch Ver-
doppelungen bildet die Schleimhaut viele Falten von verschiedener
Grosse, die man auch die Bliitter nennt, daher die Bezeichnung
das Buch für diese Abtheilimg. An den einzelnen Blattern, welene
zur Aufnahme der Futterstoffe einen Raum zwischen sich lassen,
unterscheidet man einen festsitzenden und einen freien Rand
und zwei S eitenf liich en. Der festsitzende Rand beflndet
sich an der innern Flache des Psalters und ist gebogen; der freie
Rand sieht gegen den kleinen Bogen, ist etwas ausgeschnitten und
wie die beiden freien Flâchen mit Wiirzchen besetzt.
Die Bliitter lassen sich in Beziehung auf ihre Grosse in
grosse, mittlere, kleine und linienförmige unterscheiden,
die in folgender Ordnung sich an einander reihen: ein grosses, ein
linienförmiges, ein kleines, ein linienförmiges, ein mittleres, ein
linienförmiges, ein kleines , ein linienförmiges, dann wieder ein grosses
Blatt u. s. f. Es ist aus dieser Aufeinanderfolge zu ersehen, dass
jedes grosse, mittlere und kleine Blatt an seinem festsitzenden Rande
von einem linienförmigen begrenzt wird, und dass zwischen je einem
grossen und mittlern Blatt ein kleines eingeschalten ist. Die Bliitter
reichen von dem einen Ende des Psalters zu dem andern, sind an
dem grossen Bogen am grössten und nehmen gegen den kleinen Bogen
an jeder Seite verhaltnissmiissig an Grosse ab. An dem vordern
Ende sind die Anfânge der Bliitter etwas verdickt und geben, einen
scharfen Ausschnitt bildend, in die freien Rander über.
Die Schleimhaut besitzt bei dem erwachsenen Rinde an der
HaubenöfFnung und selbst noch in der Schlundrinne mehrere hacken-
förmig gekrümmte, sehwarzbraun aussehende, ho marti g e Spitzen,
welche den Nutzen zu haben scheinen, das Futter in dem Psalter
zurückzubehalten. An der Laböffnung bildet sie durch Verdoppelung
eine kleine Faite (Klappe) , welche zur Verschliessung dieser
Ocffnung beitriigt.
4. Der Labmagon. (Abomasum.) (Fig. 122. D.)
An dem Labmagen finden sich zwei Oeffnungen vor, die
vorder e grössere führt in den Psalter und die hint er e kleinere
durch den Pförtncr in den Zwölffingerdarm.
Die seröse und die Muskelhaut verhalten, sich wi« an dem
Psalter, nur zeigt letztere an der Pförtneröffnung, die sie mitbilden
hilft, Kreisfasern. Die röthlich gefiirbte Schleimhaut ist weich,
sammetartig und mit vielem ziihem Schleim iiberzogen, das Ober-
hautchen ist sehr f ein, mit der Schleimlederhaut innig verbunden, in
welcher die kleinen Schleimbiilge ausserst zahlreich enthalten sind.
Man bemerkt an ihr viele unregelmiissige Langen f alten, die an
der Psalteröffnung als kleine Fiiltchen ihren Anfang nehmen, in der
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25 G
Mitte am grössten sind und gegen den Pförtner sich allmahlig wieder
verlieren; zwischen diesen Falten und der Pförtneröffnung bildet die
Schleimhaut eine Menge verschieden liegender, kleiner, wulstiger Falten.
In Beziehung der Verrichtung des zusammengesetzten Magens der
Wiederkauer diene Nachstehendes als Anhaltspunkt :
Es werden namlich die mittelst den Lippen, der Zurige und den
Zalmen in die Maulhöhle aufgenommenen Nahrungsstoffe eingespeichelt,
nur kurze Zeit, gleichsam oberflachlich gekaut, zu grössern Bissen
geforrat, und dann durch den Schlundkopf in den Schlund geschafft;
von da gelangen sie in den Pansen, ein kleiner Theil wahrscheinlich
auch durch die Schlundrinne in die Haube. In diesen beiden eisten
Abtheilungen erleiden die festen Nahrungsstoffe, ausser der Ein-
weichung durch die daselbst abgesonderte schwach alkalische Fliissigkeit
wenig Veranderung, desshalb sie sich in diesem Zustande nicht in
den Darmkanal eignen, sondern so lange daselbst verweilen, bis sic
zum Wiederkauen vorbereitet sind. Ueber diesen Vorgang herrscht
die Ansicht, dass das Futter von dom Pansen nach und nach in die
Haube, von dieser in kleinen Portionen in die Schlundrinne, und
durch die Zusammenziehung deren Langenfasern durch den Schlund
in die Maulhöhle zurückgebracht werden. Hier nun zum zweitenmal
angelangt, werden sie wiederholt eingespeichelt, sorgfiiltiger zerkleinert
(gekaut), zu kleinen Bissen geforrat und dann wieder von dem
Schlund aufgenomraen ; dieser befördert sie diessmal durch die Schlund-
rinne, welche sich bei diesem Act verkürzt, wodurch die Psalter-
öffnung der Haube, der Schlundöffnung niiher zu liegen kommt, in den
Psalter, der sie zwischen seine Blatter aufnimmt, und nach nicht zu
bestimmendem Aufenthalt in das Lab schafft, -in welchem die Magen-
Fig. 123.
Der aufgeblasene Magen des Schwelnes.
verdauung auch ihr Ende er-
reicht. Von der letzten Abthei-
lung geht nun der Mageninhalt
wie bei dem Pferdemagen durch
den Pförtner in den Zwölffinger-
darm. Fliissige Nahrung, be-
sonders die Milch bei Saug-
lingen, gelangt gewöhnlich
durch die Schlundrinne und
den Psalter gleich in das Lab.
Das mm begonnene Wieder-
kauen wird so lange fortgesetzt,
dass noch eine unbestimmte
Menge Nahrungsstoffe in den
ersten zwei Abtheilungen zu-
rüekbleibt.
Der Magen des Sch wei-
Der BUndsa'i.'m aemsdben                      nes ist einfach und verhalt-
per rechie sack.
                                    nissmiissig selir gross ; an ihm
Der kleine Bogen. ,                                                                  o               o           î
Der grosse Bogen.                                  findetdieselbeEintheilungstatt,
Die Schlundöffnung.                                                 .              -,         x~>r 3                        r~\
Die Darmòffnung.                                    wie an dem Pferdemagen. Der
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257
Mg. 124.
Der aufgeblâseno Magen des Hundes
linke Sack ist gross, mit einem
blindsackformigenAnhangversehen,
welclier gegen den kleinen Bogen
sielit; der rechte Sack ist kleiner
und durch einen Einsclmitt von
jcnem getrennt. An dem kleinen ge-
wölbten Bogen geschieht die trich-
terförmige Einpflanzung des Schlun-
des. Die aussere seröse Haut bildet
an dem Schlundc zwei Querfalten.
Die Muskelhaut ist an dem rechten
IT Sack starker als an dem linken, und
bildet an dem Pförtner eine ring-
förmige Wulst. Die Schleimhaut
hat ein sammetartiges Aussehen,
besitzt viele Schleimbalge, und die
. weisslich aussehende Oberhaut des
Schlundes breitet sich ungefahr
Schlundöffnung aus, an welcher die
a.    Der linke Sack.
b'
    Der rechte Back-
en
    Die Schlundeinpflanzung.
d-
    Der Zwölffiiigerdarm.
einen Zoll im Umkreise der
Schleimhaut cine halbmondförmige Faite macht.
Auch die Fleischfresser haben einen einfachen Magen, an
dem das linke Ende abgerundet und das rechte darmahnlich verliingcrt
ist. Die trichterförmige Schlundeinpflanzung geschieht am kleinen
Bogen, ganz in der Nâhe des linken Endes. Die Muskelhaut ist im
Verhaltnisse stark, und die Schleimhaut, die zahlreiche Schleimbalge
enthiilt, zeigt zahlreiche Falten, die sich selbst bei einem aufgeblasenen
und getrockneten Magen noch erhalten und durchscheinen ; an dem
Pförtner bildet sie cine halbmondförmige Kl»ppe.
B. $ltr pflritlhonttl. (Tubus s. tractus intestinorum.)
Der Dar m kan al ist eine lange, mehïfach gewundene, hautig-
fleischige Röhre, welche sich von dem Pförtner bis zu dem After
erstreckt, in seinem Verlaufe verschiedene Durchmesser zeigt, durch
den Gallengang und die Speichelgange mit der Leber und der Bauch-
speicheldrüse in Communication steht und grösstentheils durch das
Gekröse in seiner Lage erhalten wird. Er ist wie der Magen aus
einer aussern oderserösen, einer mittlern oder musculösen
und einer innern oder Schleimhaut zusammengesetzt.
Die aussere oder seröse Haut kommt von dem Gekröse,
das eine Fortsetzung des Bauchfells ist; ihre innere Flâcho ist rauh
und steht durch Zellgewebe mit der Muskelhaut in Verbindung, ihre
aussere dagegen ist frei, glatt, feuclit und der Bauchhöhle zugekchrt.
Die mittlere oder mus culös e Haut ist von blassrother
Farbe und gehort, wie die des Magens, den unwillkührlichen Muskeln
an. Sie besteht aus einer aussern und innern Schichte, jenes sind
Langenfasern , dièses Krcisfasern ; durch die Lângenfasern wird der
L c y h, Analomie.                                                              33
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Darmkanal verkürzt und dadurcli erweitert, durch die Kreisfasern aber
verengt. Die Wirkungen, welche wahrcnd des Verdauungsprocesses
von den beiden Schichten abwechslungsweise erfolgen, nennt man die
wurrnförmige oder die peristaltische Bewegung, weil sic
mit der eines Regenwurmes Aehnlichkeit hat.
Die innere oder Schleimhaut hat ein röthliches, sammet-
artiges Aussehen, ist gewöhnlich dunner als die im Magen, und mit
dem sehr zarten Epithelium ziemlicb fest verbunden. Ihre aussere
Flache ist rauh und mittelst Zellgewebe mit den Kreisfasern der
Muskclhaut verbunden ; ihre innere, der Ilöhle des Darmes zugekehrte
Flache ist frei, und lasst im Diinndarme viele kleine, fadenförniige
Verlangerungen (Zotten, Villi), die Darmzotten genannt, erkennen,
in welchen angeblich die Aufsaugung des Nahrungssaftes {Chylus)
durch die Saugadern vor sich gehen soli. In dem Dickdarme fohlen
diese, dagegen kommen an der Schleimhaut dicser Darmparthieen
theils viele kleine Faltchen, theils kleine, kolbige Erhabenheiten vor ;
die Schleimhaut enthiilt zahlreiche Schlcimbalge, die entweder einzeln
(zerstreut) oder in grössern Haufen beisammen liegen, und nach den
Entdeckern die Lieberkühnischen, die Peyerischen und die
Brunn er is ch en Drüschen genannt werden.
In Betreft" des Durchmcssers lasst sich der ganze Darmkanal in
don dunnen Darm (Tntestinum tenue) und in den dicken Dar in
(IntesÜnum crassum) abtheilen.
Der dunne Darm, welcher von dem Pförtner bis zu der Hüft-
darmöffnung des Blinddarmes reicht, zerfüllt in
den ZwüH'fiugerdarm,
den Le er darm und
den K m mmd^irm.
Den dicken Darm, welcher von genannter Oeffnung bis zu
dem After reicht, bildet
der BI in ddarm,
der Grimmdarm und
der Mastdarm.
Die ' Grenzen zwischen den Unterabtheilungen des dicken Darmes
sind deutlich, wâhrend die der dunnen Danne willkiihrlich angenommen
werden köimen.
Was die Lange des Darmkanal» in dem Verhaltnisse zu der
Lange des Thierkörpers bei den verschiedenen Hausthieren und deren
Racen anbetrilTt, so herrscht hier eine grosse Verscliiedcnheit ; im
Allgemeinen aber bestiitigt es sich, dass der Darmkanal der Pflan-
zenfresser (Herbivoren) und der Schweine (Omnivoren) verhâlt-
nissmassig langer ist, als der der Fleischfresser (Carnivoren).
Man hat nun durch öfter angestelltc Ausmessungen des Darm-
kanals das Résultat erhalten, dass derselbe bei dem Pferdc 10—12
mal, bei dem Einde 20—22 mal, bei dem Schafe und der Zicge
26-—28 mal, bei dem Schweine 15—17 mal, bei dem Hunde
41/2—5y2 mal und bei der Katze 4—5 mal langer ist, als die
Körperlange von den Lippen bis zu dem After gemesseii.
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Die Lange des ganzen Darmkanals betrâgt bei dem Pierde
ungefahr 100 Schub* (wiirttembergisches Mass), von denen cca 70
auf den Diinndarm kommen; bei dem Rinde cca 150 Schuh (120 Schuh
durine Darme); bei dem Schafe cca 90 Schuh (70 Schuh diinne Danne) ;
bei der Zicge cc° 95 Schuh (70 Schuh diinne Darme) ; bei dem
Schweine cca 65 Schuh (53 Schuh diinne Darme); bei dem Hunde
cca 18 Schuh (16 Schuh diinne Darme) und bei der Katze cc" 5'/j Schuh
(4% Schuh diinne Darme).
I. Per ì)0ntl£ parut. (Intestinum tenue.)
1. Der Zwölffingerdarm. (Intestinum duodenum)
Der Zwölffingerdarm, auch der Gallendarm genannt, wird
als die kiirzeste Partine der dunnen Darme (2 Schuh lang) angenom-
men, und erscheint weiter als der Leer- und Krummdarm. An dem
Pförtner geht er als Anfang des Dünndarmes aus dem Magen hervor,
steigt in der rechten Unterrippengegend zwischen der hintern Flache
der Leber und dem Grimmdarme bis zur rechten Niere in die Höhe;
tritt dann zwischen der vordern und hintern Gekröswurzel auf die
linke Seite und setzt sich unter der linken Niere in den Leerdarm
fort. In diesem Verlaufe macht er drei Krümmungen, die vor-
dere rechte an der Leber, die hintere rechte an der rechten
Niere und die linke an der linken Niere. Durch Vcrdoppelungen
des Bauchfells ist er an die Leber durch das Leber-Zwölffinger-
darmband und an die rechte Niere durch das Nieren-Z wölf-
fingerdarmband befestigt. In der Nahe des Magens steht er
durch Zellgewebe mit der Bauchspeicheldrüse, und ehe er in den
Leerdarm übergeht, durch eine besondere Verlangerung des serösen
Ueberzuges mit dem Grimmdarme in Verbindung. Die Schleimhaut
zeigt an der vordern rechten Krümmung eine ringförmige Wulst, in
welcher der Gallengang und der grosse Ausführungsgang der Bauch-
speicheldrüse ausmünden ; gegenüber dieser Wulst liegt eine kleine
warzenartige Erhöhung, welche die Ausmündung des kleinen Aus-
führungsganges der Bauchspeicheldrüse enthalt.
Der Zwölffingerdarm erhiilt sein Blut durch Aeste der Leborarterie,
seine Venen gehen in die Pfortader, die Saugadern in den Milch-
brustgang und die Nerven kommen von dem Bauchgeflechte.
Bei den Wiedorkauern geht der Zwölffingerdarm von der
Pförtneröffnung des Labes nach vorn an die hintere Flache der Leber;
von dieser setzt er sich wieder nach hinten fort und geht, das Ge-
kröse zwischen den letzten Windimgen des Grimmdannes durchbohrend,
auf der linken Seite in den Leerdarm über. Bei dem Rinde zeigt
die Schleimhaut zwei Oeffnungen, wovon eine dem Gallengang, die
andere dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse angehört. Bei
' Es versteht sich von selbst, dass bei der ungloichen Grosse der ver-
seliiedeuon Thierarten und Racen uur eine Durchsclmittsberoclmung angeuommen
werden konnte.
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dein S e ha fé und der Zi eg e ist, da beide Gange gemeinscliaftlich
münden, nur eine Oeffhung zu bemerken.
Bei dem S eh weine geht er von dem Pförtner nach hinten,
und wie bei dem Rinde durch die letzten Windungen des Grimmdarmes,
und dann in den Leerdarm über. Der Ausfiihrungsgang der Lebcr
und der Bauchspeiclieldrüse münden jeder für sich, daher auch auf
der Schleimhaut zwei Oeffnungen zu bemerken sind.
Bei den Fleischfressern gelangt er von dem Pförtner, zwei
Krümmungen machend, auf der rechten Seite bis in die Leistengegend,
an welcher Stelle sich der Darm wieder nach vorn umbiegt, und
über dem Blinddarme das Gekröse des Grimmdarmes durchbohrt, urn
auf der linken Seito in den Leerdarm überzugehen. Die Schleimhaut
ist bei dem Hunde mit zwei, bei der Katze mit einer Oeffhung
versehen; bei ersterem mündet der Gallengang und der kleine Aus-
fiihrungsgang der Bauchspeiclieldrüse gemeinscliaftlich, und der grosse
der letztern Drüse für sich; bei letzterer ist die Ausmündung des
Gallenganges und des einfachen Ausführungsganges der Bauchspeichel-
driise gemeinscliaftlich.
2.    Der Leerdarm. (Intestinum jéjunum.)
Der Name Leerdarm rührt daher, weil er bei Sectionen in der
Regel leer von NahrungsstoiTen angetroffen wird, er ist eine Fort-
setzung des vorigen, aber von geringerem Durchmesser. Diese Darm-
parthie, welclie durch das Gekröse an der Wirbelsiiule angeheftet ist,
macht den grössten Theil des Dünndarmes aus. Er erstreckt sich,
viele Bogen bildend, über und ncben dem Griinmdarmc von der linken
Unterrippengegend bis in die linke Flankengegend, wo er in den
Krummdarm übergeht; an jedem Bogen lasst sich ein ausgehöhlter
(concaver) und ein gewölbter (convexer) Rand unterscheiden. Die
Schleimhaut enthalt die sogenannten Peyerischeii Drüschen, in grossen
Haufen gedrângt beisammen liegend.
Das Blut wird dein Leerdarme durch zalilreiche Aeste der vor-
dern Gekrösarterie zugefiihrt, und die Venen, Saugadern und Nerven
verhalten sich wie bei dem Zwölffingerdarm.
Bei dem Rinde ist dieser Darm ebenfalls sehr lang, verhaltniss-
massig eng und bildet kleinere Bogen als bei dem Pferde. Seine
Lage hat er auf dem Pansen und wird durch eine Fortsetzung des
Gekröses, welches den Dickdarm ganz umgibt, in seiner Lage er-
halten. Die Haute erscheinen sehr dünn, und die feinen Darmzotten
an der Schleimhaut lassen sich als kleine Scliüppchcn erkennen.
Bei dem Schweine sind die Darmzotten sehr kurz, und die
Peyerischen Drüschen erscheinen als dicke schwammige Wülste.
Bei den Fleischfressern ist der Leerdarm verhaltnissniassig
sehr kurz, die Schleimhaut zeigt viele Runzeln, und die Darmzotten
an derselben sind am aasgebildetsten.
3.    Der Krummdarm. (Intestinum ileum.)
Der Krumm- oder Hüftdarm bildet die hintere Partine des
Dünndarmes, und ist eine Fortsetzung des vorigen. Von der linken
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Flankengegend erstreckt er sich, viele Krümmungen bildend, bis in
die rechte und mündet mit seinem hintern Ende in gerader Richtung
in den Blinddarm ein. An dieser Parthie ist die Muskelhaut sehr
stark, so dass diese Parthie viel Aehnlichkeit mit der Brustportion
des Schlundes zeigt. Die Schleimhaut bildet viele Faltchen und
enthalt die Peyerischen Drüschen in Haufen beisammen liegend. Die
seröse Haut als Ueberzug macht durch Verdoppelung eine Faite,
welche an die kleine Kriimmung und das Mittelstück des Blinddarmes
geht, und beide Dârme mit einander verbindet.
Die Arterien, Venen, Saugadern und Nerven haben denselben
Ursprung und Verlauf wie an dem Leerdarme,
Bei den Wiederkiiuern ist die Muskelhaut nicht dicker als
an dem Leerdarme, und die Einmündung geschieht in schiefer Rich-
tung von rück- nach vorwarts in den Dickdarm.
Bei dem S eh wei ne verhalt sich die Muskelhaut wie bei dem
Pferde, und die Einpflanzung wie bei den Wiederkiiuern.
Bei den Fleischfressern geschieht die Einmündung dièses
Darmes sowohl in den Blind- als Grimmdarm; er nimmt denselben
Verlauf wie bei den Wiederkauern und dem Schweine, und ist etwas
enger als der Leerdarm.
II. Jltr biche Jlltnit. {Intestinum crassum.)
1. Der Blinddarm. (Intestinum coecum.) (Fig. 135. a.)
Der Blinddarm, der besonders bei dem Pferde sehr in die
Augen fallt, macht den Anfang des dicken Darmes, und erstreckt
sich von der rechten Niere und der rechten Flankengegend durch die
rechte Unterrippengegend nach vorn und unten bis in die Brustbein-
gegend. Er wird durch einen Theil der vordern Gekröswurzel in
seiner Lage gesichert und in den Grund, das Mittelstück und
die Spitze abgetheilt.
Der Grund besteht in einem grossen gekrümmten Behalter, dei-
in der rechten Flankengegend gelagert ist, durch das Gekröse an die
Wirbelsaule befestigt und durch Zellgewebe mit dem Grimmdarme und
der Bauchspeicheldrüse verbunden ist. Er lasst zwei Krümmungen
(Bogen), zwei Endstücke, zwei F lach en und zwei O e f f nu ng en
untorscheiden. Die grosse Kriimmung, welche nach aussen und
hinten sieht, ist gebogen; die kleine liegt nach innen auf dem
Anfang des Grimmdarmes und ist ausgehöhlt. Das h intere Ende
bildet einen freien, abgerundeten Blindsack, welcher sich mit dem
obern Quer-Colon verbindet; das vorder e Ende ist durch einen
Einschnitt von dem Mittelstück, in das es übergeht, geschieden. Die
rechte Pitiche sieht nach aussen gegen das Zwerchfell und die
Leber, die linke nach innen und etwas nach oben, wo sie sich mit
dem Grimmdarme und der Bauchspeicheldrüse verbindet. Die obère
oder Hüftdarm- und dieuntere oder Grimmdarmöffnung
liegen an der kleinen Kriimmung; erstere besitzt eine von der Schleim-
haut gebildete, hervorragende Klappe (Valvula Bauhini s. Fallopiï),
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letztere ist grösser als diese und ebenfalls mit einer, aber weniger
hervorragenden Klappe versehen. Beide Oeffnungen werden überdiess
noch durch die Kreisfasern der Muskelhaut verengt.
Fig. 125.
Der aufgeblasene Blind- und Grimmdarm des Pferdos.
a.                 Der Blinddarm,                                                   f-        Das aufsleigendc Colon.
b.  c.           Dessen Bander.                                                  f'.       Das obère Quer-Colon.
d.                 Das hinlere Ende des Krumindarmes.                g.        Der binlere oder Bechenbogen.
e-e', f. f'.
  Der Grimmdarm.                                                h.        Der vorderc oder Hageribogen.
e.                 Das untere Quer-Colon.                                     -f-       Zeichen, welche den Lauf des Darm-
e'.
              Das absleigende Colon.                                     X            Inhaltes andeuleri.
Das Mittelstück, das einen nicht unbedeutenden Umfang hat,
liegt neben dem Aniang des Grimmdarmes, mit dem es auch durch
einen Theil des Gekröses in Verbindung steht. Dieser Theil des
Blinddarmes zeigt an seiner aussern Oberflache beulenartige Erhaben-
heiten (Posclien), welclie durch Einschnitte von einander getrennt
sind. An - der innern Oberflache erscheinen erstcre als sackartige
Erweiterungen und letztere als halbmondförmigo, in die Höhle des
Darmes hereinragende Falten. Die Langenfasern der Muskelhaut bilden
durch theilweises gedrangteres Beisammenliegon vier bandartige Liingen-
streifen, welche kiirzer als der Darm selbst sind, und der verhalt-
nissmassig dunnen Muskelhaut zur Verstârkung dienen. Genanntc
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Erliabenheiten und Vertiefungen gehen quer von einem Bande zu
dem andern.
Die S pit ze, welche ihre Lage gewöhnlich in der Brustbein-
g'egend hat, ist an ihrer iiussem und innern Oberflache glatt, und
bildet einen kurzen, stumpfen, freien Blindsack.
Die Blutgcfasse, welclie sich an dem Blinddarm verzweigen,
kommen von der vordcrn Gekrösarterie; die Venen münden in die
Pfortader, die Saugadern in den Milchbrustgang und die Nerven er-
halt er von dem vordern Gekrösgeflecht.
2. Dor Grimmdarm. (Intestinum colon.) (j?ig. 125, e o', f f.)
Der Grimmdarm macht die grösste Darmparthie der dicken
Diirrne aus, indem er bei dem Pferde über die Halfte der Bauch-
höhlc ausfüllt; sein Durclimesser ist sehr verschieden, denn bald ist
er betrachtlich erweitert, bald wieder sehr verengert. Er erstreckt
sich von der rechten Flankengegend nach unten und vorn bis in die
Brustbeingegend, und von hier nach rückwarts bis in die Becken-
höhle. Man betrachtet an ihm eine untere und eine obère Lage,
welche beide durch einen Theil des Gekröses mit einander in Ver-
bindung stehen.
Die untere Lage fangt ziemlich enge an der Grimmdarm-
öffnung des Blinddarmes an, erweitert sich sogleich zu einem be-
trachtlichen Umfang, sctzt sich dami als un tere s Quer-Colon
(Colon transversum inferius) von der rechten Plankengegend durch die
rechte Unterrippengegend bis in die Brustbeingegend fort; biegt sich
hier gegen die linke Unterrippengegend um und lauft nun als ab-
steigendes Colon (Colon descendent) auf den Bauchmuskeln nach
hinten bis in die Beckenhöhle. In der N&he der Beckenhöhle fângt
der Darm an enger zu werden, wendet sich, einen Bogen bildend,
den man den hintern oder Beckenbogen nennt, nach vorn um,
und geht durch eine Einschnürung in die obère Lage über.
Die obère Lage erstreckt sich von dieser Einschnürung, an
Umfang zunehmend, als aufsteigendes Colon (Colon ascendens)
über dem absteigenden durch die linke Flanken- und Unterrippen-
gegend bis zu dem Magen, an welchem Organ der Darm als obères
Quer-Colon (Colon transversum, superius) sich betrachtlich er-
weitert und mit der Bauchspeicheldrüse und dem Netze in Verbindung
steht. Nun wendet der Darm sich, indem er an Umfang abnimmt,
als vorder er oder Magen bogen auf die rechte Seite, um am
Grunde des Blinddarmes in den Mastdarm überzugehen.
Die seröse Haut geht von der untern zu der obem Lage,
verbindet dadurch beide mit einander und macht einen Theil des
Gekröses aus.
Die Liingenfasern der Muskelhaut bilden wie an dem
Blinddarme langslaufende Bander, welche den ebenfalls verhaltniss-
massig dunnen und schwachen Hauten des Colons zur Verstârkung
dienen. An dem untern Quer-Colon und dem absteigenden Colon
beluiden sich vier Bander, von denen drei sich gegen den Beckenbogen
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verlieren, und nur eines, von dem Gekröse bedeckt, an dem kleinen
Bogen desselben bis an das aufsteigende und óbere Quer-Colon sich
fortsetzt. An dem obern Quer-Colon kommen noch zwei weitere
Bander hinzu, so dass es an dieser Darmparthie im Ganzen drei sind,
von weiehen eines sich gegen den Mastdarm verliert, die beiden
andern aber an den grossen und kleinen Bogen desselben sich
fortsetzen.
Auch an dem Grimmdarme sind an der aussern Flache die
Poschen und die dazwisehen liegenden Einschniirungen, so wie an
der innern Flache die sackartigen Erweiterungen und halbmondförmigen
Falten vorhanden ; diese gehen ebenfalls quer von dem einen Langen-
bande zu dem andern. An der untern Lage sind die Poschen und
Einschniirungen sehr zahlreich, an dem hintern Bogen und dem An-
fang des aufsteigenden Colons fehlen sie, und an dem obern Qner-
Colon sind sie nur seicht.
Die Blutgefasse (Arterien und Venen), die Lymphgefasse und
die Nerven haben denselben Ursprung und Verlauf, wie bei dem
Blinddarme angegeben wurde.
Fig. 126.
Der Blinddarm und dor Anfang des Grimmdarmes des Rinjes.
(Aufgeblasen.)
Der Blinddarm der "Wiederkauer ist durchaus von gleicher
Weite, im Verhaltnisse aber viel enger als der des Pferdes. Der
Grund ist nach vorn gebogen und geht in das Mittelstiick über; die
Bander, so wie die eigentlichen Poschen an dem Mittelstücke fehlen,
dagegen lassen sich seichte Einschnitte an ihm wahrnehinen, die
gegen die abgerundete blindsackförmige Spitze sich verlieren. Die
Krummdarmöffnung besitzt eine Klappe, und der Uebergang in den
Grimmdarm -(Grimmdarmöffnung) ist aussen durch einen kleinen Ein-
schnitt und innen durch eine kleine Faite angedeutet.
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Der Grimmdarm der Wiederkiiuer gelit kaum merklieh aus
dem Blinddarme hervor, ist an seiner âussern und innern Oberflaclie
eben, also oline Posclien und Einschnürungen, und im Verhâltnisse
langer, aber enger als bei dem Pferde, so dass er in seinem weitern
Verlaufe einen nicht viel grössern Durchmesser zeigt, als der dunne
Darm; er bildet ein ganzes Convolut von Darmen, welclies zwischen
den Bliittern des Gekröses eingeschlossen ist. Von dem Blinddarme
aus gelit er, mehrere Kriimmungen maehend, anfangs nach vorn,
dann nacli hinten, wickelt sich nun in concentrischen Schichten nach
innen um, und von der Mitte des Convoluts mit excentrischen
Schichten wieder nach aussen au£, so dass immer eine concentrische
Schichte ncben einer excentrischen ihren Verlauf nimmt. Die letzte
excentrische Schichte entfernt sich von dem Convolut und lauft, einen
grossen Bogen beschreibend, zwischen den Bliittern des Gekröses der
dunnen Darme, ganz in der Nalie derselben, nach vorn um die
Bauchspeicheldrüse lierum bis zur vordern Gekrösarterie; alsdann tritt
sic von dieser Stelle, in einer besondern Portion des Gekröses an der
Wirbelsaule aufgehiingt, nach hinten, um in den Mastdarm überzu-
gelien. Bei dem Schafe und der Zi eg e besteht das Convolut von
Darmen aus melir Darmschichten als bei dem Rinde.
Fig. .727.
Der Blind- und Grimmdarm des Schweines aufgeMasen.
Der Blinddarm des Schweines ist kurz, aber verhâltnissmassig
weit; seinen grössten Durchmesser hat er in der Niihe der stumpfen,
abgerundeten Spitze. Die Lüngenfasorn der Muskelhaut bilden an
ihm drei Bander, zwischen welchen, wie bei dem Pferde, die quer
liegenden Posclien und Einschnürungen sich befinden. Wie bei den
Wiederkauern gelit auch er unmittelbar in den Grimmdarm über.
Leyh, Anatomie-
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Bei dem Sc h wei ne besitzt der Grimmdarm zwei Bandstreifen,
zwischen diesen Poschen und Einschnürungen, und bildet ein ahn-
liches Convolut von Darmen wie bei den Wiederkauern. Von dem
Blinddarme aus macht er namlich drei nach vorwiirts gehende Spiral-
windungen, biegt sich dann um, und beschreibt ebenso violo Win-
dungen wieder nach rückwarts, welche zwischen den crsten Windungcn
verlaufen, bis der Darm endlich ohne Poschen und Einschnürungen
aus dem obern Theile des Convolutes heraustritt, nach hinten geht
und in den Mastdarm sich fortsetzt. Die Windungen stehen durch
einen Theil des Gekröses mit cinander in Verbindung. Die Schleimhaut
zeigt viele Schleimdriischen, die in grössern Hâufchen beisammen liegen.
Fig. 128.
und Grimmdarm dos Hundes
aufgeblasen.
Der Blinddarm des II u n d e s
ist glatt, so ziemlich von gleichem
Durchmesser, und geht ununter-
Der Blind-
brochen in den Grimmdarm über.
Auf dem Krummdarme liegend,
macht er mehrere Spiralwindungen
von vorn nach hinten. Die nach
vorvvarts gerichtete Spitzo bildet
einen stumpfen Blindsack.
Bei dem Hun de zeigt der
kurze Grimmdarm einen verhalt-
nissmassig grossen Durchmesser ;
seinen Verlauf nimmt er von dom
Blinddarm aus nach vorn bis an
den Magen und die Bauchspeichel-
driise, biegt sich hinter diesen Or-
ganen nach der linken Seite um,
lauft von hier wieder nach hinten,
und geht nun in den Mastdarm
i- Der Krummdarm-
i- Der Blinddarm-
Der Grimmdarm-
Fig. VJ9.
und Grimmdarm der Katze
aufgeblasen.
Der Blind-
über.
Der Blinddarm der Katze ist
sehr klein und glatt; er zeigt einc
stumpfe, abgerundete Spitze, in
dessen Nâhe der Krummdarm in das
Mittelstück einmündet, das durch
den Grund ununterbrochen in den
Grimmdarm übergeht. Bei dem
Hunde und der Katze enthalt die
Schleimhaut eine Menge ziemlich
Der Krummdarm.
Der Blinddarm-
Der Grimmdarm.
grosser Schleimdrüschen.
Der Grimmdarm der Katze
ist von gleichem Durchmesser wie der Blinddarm, ohne Poschen und
Zeilen, und nimmt densclben Verlauf wie bei dem Hunde.
3. Der Mastdarm. (Intestinum rectum.) (Fig. 131. eee.)
Der Mastdarm bildet die hinterste Partine des dicken Dannes,
ist durch die hintere Gckröswurzel an die Wirbelsaule befestigt, geht
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aus dem Magenbogen des Grimmdarmes hervor und erstreckt sich
Von diesem bis zu dem After, mit dein er endet. Seine Lage hat
er theils in der Bauch-, theils in der Beckenhöhle, daher er auch
eine v o r d e r e oder Bauch portion und eine h i n t e r e oder
Beckenportion unterscheiden ltisst.
Die v o rd e r e oder B a u c h p o r tio n ist so ziemlich von gleichem
Durchmesser, sehr lang und durch das lange und breite Mastdarm-
Gekröse in seiner Lage gesichert. Dièse Portion geht von dem
Grimmdarme aus auf - die linke Seite, und auf dieser Darmparthie,
mehrere grosse AVindungen machend, nach hinten in die Beckenhöhle.
Die aussere oder seröse Haut ist eine Fortsetzung des Gekröses.
Die Lan g en f asem der verhaltnissmassig starken Muskei haut
bilden zwei Bander, die einander gegenüber liegen, so dass das eine
an dem kleinen, das andere an dem grossen Bogen des Darmes
seinen Verlauf nimmt; zwischen ihnen befinden sich auf jeder Seite
die Poschen, die wieder durch Einschnürungen von einander getrennt
sind und zur Formirung der Kothballen dienen. Die Schleimhaut ist
mit zahlreichen, aber sehr kleinen Schleimdriischen versehen.
Die hintere oder B eckenportion ist viel kürzer, aber weiter
als die Bauchportion, und macht das Ende des Mastdarmes aus.
Dièse Portion befindet sich ganz in der Beckenhöhle unmittelbar
unter dem Kreuzbein und zwischen den breiten Beekenbândern ; bei
miinnlichen Thieren ruht sie auf den Saamenblaschen, den Vorsteher-
driisen, der Harnblase und der Harnröhre, bei weiblichen dagegen
auf dem hintern Theil des Fruchthalters und der Scheide, und steht
mit allen diesen Gebilden durch Zellgewebe in Verbindung. Die aussere
oder seröse Haut als Ueberzug fehlt. Die Fasern der Muskelhaut
sind gleichmassig vertheilt, daher auch keine Bander, Poschen und
Einschnürungen wahrzunehmen sind; dagegen gehen von ihr auf jeder
Seite ein starker Muskelbündel nach oben an den Seitenrand des
Kreuzbeines und einer nach hinten zur Seite an die erstcn Schweif-
wirbel (Fig. 131. f. und g.). Die Schleimhaut bildet viele llunzeln und
Langenfalten, onthult eine Menge Schleimdriischen und geht nach
hinten und aussen an den After in die allgemeine Decke über, an
welcher Stelle sie schr viele Talgdrüsen besitzt. Der After (Anus) ist
hervorstchend, und besteht in einer ringförmigen Oeffnung, welche
innen von der Schleimhaut, aussen von der haarlosen allgemeinen
Decke begrenzt wird, zwischen welchen Hauten die den After be-
wegenden Muskeln (siche Seite 154. G.) eingeschlossen sind. Beim
Absetzen der Kothballen wird der After erweitert und die Schleim-
haut , viele Runzeln und Falten bildend, als sogenannte Rose
hervorgetrieben.
Die Arterien des Mastdarmes kommen von der vordem, haupt-
sachlich aber von der hintern Gekrösarterie, ferner erhiilt die Becken-
portion Zweige von den innern Schamarterien ; die Venen entsprechen
den Arterien. Die Saugadern verlaufen zwischen den Blattern des -
Mastdarm-Gekröses nach vorn durch die Gekrösdrüsen, und er-
giessen ihren Iuhalt in die Saugaderstammc der dunnen Danne.
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Die Nerven crhiilt der Mastdarm theils von dem Becken- und theils
von dem Kreuzgeflechte.
Der Mastdarm der Wiederkauer ist bedeutend kürzer als der
des Pferdes, und die Einschniirungen sind sehr seicht, indem die
Bander fehleu. Die Schleimhaut bildet ringfórmige Palten, und dei-
After steht nicht hervor.
An tìem Mastdarm des Schweines, der durch ein starkes
Muskelbündel an das Kreuzbein und die ersten Scliweifwirbel befestigt
ist, fehlen die Bander, Poschen und Einschniirungen.
Auch bei den Fleischfressern finden sich an dem Mast-
darme keine Poschen und Einschniirungen vor, und die Anheftung an
das Kreuzbein und die Schweifwirbel geschieht wie bei dem Schweine.
In der Nahe des Afters macht die Schleimhaut auf jeder Seite eine
Unistülpung, wodurch zwei kleine Sâcke gebildet werden, die man
die Afterbeu tei nennt. Dièse besitzen an ihrer, der Muskelhaut
zugekehrten Flache viele Driischen, welche den ihnen eigens zukom-
menden übelriechenden Saft durch ihre Ausfiihrungsgangc in die After-
beutel ergiessen und den Excrementen beimischen.
Der Darmkanal hat die Function, den in dem Magen aus den
Nahrungsstofïen mittelst Beimischung der Magenflüssigkeiten bereiteten
Nabrungsbrei (Chymus) aus demselben durch den Pförtner in den
dunnen Darm aufzunehmen, mit der Galle, dem Bauchspeicheldrüsen-
safte und den Darmfliissigkeiten zu mengen, und ihn in seine naheren
Bestandtheile zu zerlegen, d. h. weitern Nahrungssaft [Chylus) aus
ihm zu gewinnen. Dieser wird nun von den Saugadern grösstentheils
aufgesogen, und dem Blute durch den Milchbrustgang als Ersatzmittel
zugeführt. Vermöge der peristaltischen Bewegung kommt der nun
consistenter gewordene Chymus in den Blind- und Grimmdarm, in
welchen Darmparthieen er sich durch liingern Aufentlialt einem neuen
Verdauungsprocesse unterwirft, in Polge dessen die Saugadern des
Blind- und Grimmdarmes das noch Branchbare (Ernahrende) vollends
aufsaugen und ihren Inhalt ebenfalls in den Milchbrustgang ergiessen.
Der nun an Consistenz zugenommene Darminhalt nimmt hier durch
eine angebliche flüssig-ölige Substanz den eigenthiimlichen Kothgeruch
an, wird dann in den Mastdarm befördert, daselbst zu den jeder
Thiergattung eigens zukommenden Kothmassen geformt, und als un-
brauchbarer Ueberrest der Nahrungsstoife durch den After aus dem
Körper geschafft.
Beiden Wiederkâuern, dem Schweine und den Fleisch-
fressern ist der Verdauungsprocess in den dicken Darmen weniger
bedeutend als bei den Einliufern.
C- JlttS Ïlflj. (Omentum s. Epiploon.)
Das Netz ist ein aus zwei dunnen, serösen, durch Zellgewebe
mit einander verbundenen Platten zusammcngesetztes, hautartiges
Gebilde, welches als Fortsetzung des Bauchfells die Leber mit dem
Magen und diesen mit der Milz und dem Grimmdarme verbindet.
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"Es lâsst sich in das kleine Netz {Omentum minus), als die
Magen-Leber-Portion, und in das grosse Netz [Omentum
majus),
als die Magen-Milz-P ortion und die Milz-Grimm-
darm-Portion eintheilen.
Fig. 130.
Die Leber, der Magen, die Milz und der Grimmdarni mit dem kleinen und grossen Netz.
1. Die Leber-                                                                a.    Die Magen - ï.eber - Portion (kleines Netz).
2- Dcr Masen-                                                               1).    Die Magen - Milz- und
3.     Die Milz-                                                                  c.    Die Magen-Milz-Grimmdann - Portion (grosses
4.     Das Ende des Grimmdarmes   und der Anfang Netz).
des Mastdarmes.                                                   c'.   Dessen freier, in der Rauchhôhle liegcnder Theil.
Die Magen-Leber-Portion ( Omentum gastro - hepaticum)
ist kurz und geht von der hintern Flache der Leber an den kleinen
Bogen des Magens bis an den Anfang des Zwolffîngerdarmes. Zwischen
den Blattern dieser Portion verlaufen die Lcberarterien und Nerven,
so wie der Gallengang.
Die Magen-Milz-Portion (Omentumgastro-lienale), welche
zur Verbindung dieser beiden Organe dient, entsteht dadurch, dass
die Blatter der vorigeu an dem kleinen Bogen des Magens sich trennen,
denselben als aussere Haut überziehen und an dessen grossen Bogen
wieder zusammentreffen, von wo sie sich an die Rinne der Milz
fortsetzen und dieselbo überziehen.
Die Ma g en-Milz- Grimmdarm- Portion (Omentum gastro-
colicum)
geht ebenfalls von dem grossen Bogen des Magens und von
der Rinne der Milz an den vordern Bogen des Grimmdarmes und an
den Anfang des Mastdarmes, verbindet diese Theile mit einander und
setzt sich dann von hier frei in die Bauchhbhle fort *.
* Dieser Theil des Netzes gelangt bei maunlichen Thieren raanchmal sogar
durch den Bauchring in den Hodensack, und bildet in diesem Falie den sog. Netz-
bruch, der eigentlich erst bei Castrationen wahrgenommon wird und ohne Naehtheil
für die Gesundheit der ïhiere durch leichtes Ausziehen und nachhoriges Ab-
schneiden eutfernt werden kann.
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270
Die Blutgefasse, die sich in dem Netze verzweigen, stammen"
von der Leberarterie (rechte Netzarterie), von der Milzarterie (linke
Netzarterie), von der Magenarterie und von Aesten der Grimmdarm-
arterien ; die Venen entsprechen den Arterien und die Nerven scheinen
dem Netze, wie den serösen Hauten im AUgemeinen zu fehlen.
Die freien Flâchen des Netzes sondern Serum ab, was sie
sclilüpfrig erhâlt, und bei gut genahrten Thieren nimmt es zwisclien
seine Blâtter Fett auf, das als schlechter Warmeleitcr auch die Ver-
dauung unterstützen mag.
Das ganze Netz der Wieder kâuer ist viel ausgebreiteter als
bei dem Pferde. Das kleine Netz geht von der hintern Flaclie der
Leber an den obern Bogen des Labs und an den Anfang des
Zwölffingerdarmes. Das grosse Netz steht an dem Zwölfiingerdarme
mit dem vorigen in Verbindung; es geht von dem untern Bogen
des Psalters und dem obern Bogen des Labs an die obère und
untere Langenrinne des Pansens, bedeekt den ganzen rechten Sack
desselben und endigt an dem Grimmdarme, nachdem es sich mit
dem Dünndarm-Gekröse verbunden bat.
Bei dem Schweine geschenen die Anheftungspunkte des Netzes
im AUgemeinen wie bei dem Pferde, es ist aber viel ausgebreiteter,
denn es erstreckt sich, die Eingeweide bedeckend, von dem Magen
und der Milz nach hinten bis gegen die Beckenhöhle, schlagt sich
daselbst urn und lauft als zweite Schichte wieder nach vorn.
Auch bei den Fleischfressern geht das Netz, aber auf
der untern Baucbwandung, von dem Magen und der Milz bis an
die Beckenhöhle, schlagt sich dort ebenfalls urn, und verbindet
sich, wieder nach vorn laufend, mit dem Zwölffingerdarme und dem
Gekröse des Grimmdarmes.
D. paS ©ekrflft. (Mescnterium.) (Fig. 131.)
Das Gekröse ist wie das Netz als eine Fortsetzung des Bauch-
felles zu betrachten, indem dessen seitliche Platten in der Lenden-
gegend zusammentreffen, sich in die Bauchhöhle berabsenken, die
Darme überziehen, dieselben unter sich mit cinander verbinden und
als bandartige Verlangerungen an die Wirbelsaule befestigen. Zwischen
beiden Platten, welche durch Zellgewebe mit einander verbunden
sind, verlaufen die Nerven, Blut- und Lymphgefasse (Chylusgefasse)
der Darme, auch enthalten sie die Gekrösdriisen und bei gut ge-
nShrten Thieren Fett.
Man theilt das ganze Gekröse in die vordere oder grosse
Gekröswurzel und in die hint er e oder kleine Gekrös-
wurzel ein; erstere zerfallt in das Gekröse der dunnen Darme
und in das Gekröse des Blind- und Grimmdarmes, letztere
in das Gekröse des Mastdarmes.
Das Gekröse der dunnen Darme (Mesenterium) nimmt
seinen Anfang in der Lendengegend und verlangert sich von hier
nach unten in die Bauchhöhle; es ist sehr lang, vielfach gefaltet,
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tritt an die concaven Rânder der Bogen des Leer- und Krummdarmes,
iiberzielit alsdann diese Darmparthieen und befestigt .dieselben an die
Wirbelsaule. Von dem hintern Ende des Krummdarmes bildet das
Gekröse durcli Verdoppelung noch eine besondere Faite von sichel-
förraiger Gestalt, welche an den kleinen Bogen des Blinddarmgrundes
als Krumm-Blinddarmband geht.
Fig. 131.
Die vordere und hintere Gekröswurzel in ihrer Lage.
a. Die vordere Gekröswurzel.                                     d. Die Liniere Gekröswurzel.
bb- Die Gekrösdrüsen der duurren Dârme.                   e e e, Mastdarmbögen.
ecc. Dünndarmschlingcn,                                               f. g. Bander des Dlastdarrncs,
Das Gekröse des Blind- und G ri mm darm es (Mesocolon)
ist schmal, und macht mit dem vorigen die vordere Gekrös-
wurzel aus. Diese Portion des Gekröses geht von der rechten
Nierengegend an den Blind- und Grimmdarm; an dem Grimmdarme
setzt sie sich zwischen der obern und untern Lage bis an den hintern
Bogen fort, in dessen Nahe sie am hreitesten ist, und diese, so wie
den Blind- und Grimmdarm mit einander verbindet.
Das Gekröse des Mastdarmes (Mesorectum) nimmt seine
Entstehung hinter dem vorigen, an den Lenden und dem vordern
Ende des Kreuzbeines als hintere Gekröswurzel; es ist ziemlich
breit, anfangs sehr lang, wird aber gegen die Beckenhöhle allmahlig
kürzer, und tritt an den concaven Bândern der Mastdarmbögen, mit
Ausnahme der Beckenportion, an diese Darmparthie. Zwischen der
vordern und hintern Gekröswurzel geht der Zwölffingerdarm von der
rechten auf die linke Seite des Bauches, und macht die Grânze
zwischen beiden aus. Die vordere Gekröswurzel erhalt ihre Blut-
gcfassc von der vordern, und die hintere Gekröswurzel von der
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_______________,.. .•■___________1
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hintern Gekrösarterie, und die entsprechenden Venen tragen zur Bil-
dung der Pfortader bei.
Das Gekröse scheint dazu bestimmt zu sein, dem Dannkanal
als Befestigungspunkt an die "Wirbelsaule zu dienen, die einzelnen
Darmparthieeii unter einander zu verbinden; und wie alle serösen
Haute auf seinen freien Oberflachen Serum abzusondern und wieder
einzusaugen; ferner dient es bei gut genahrten Thieren als Fettbehalter,
und enthalt die dem Dannkanal zugehörenden Blutgefasse, Lymph-
gefasse und Lymphdrüsen, so wie die Nervengefiechte.
Bei den Wiederkauern und dem Schweine ist das Gekröse
der dunnen Danne und das des Blind- und Grimmdarmes ein gemein-
schaftliches, indem die beiden seitlicben, in der Lendengegend zu-
sammentreffenden Platten sich sogleich wieder trennen, den Blind- und
Grimmdarm in sich einschliessen, unter den Spiralwindungen dieselbcn
verlassen, sich durch Zellgewebe wieder mit einander vereinigen und
dann erst nach einer kurzen Strecke an die concaven Rander der
dunnen Darme gelangen, so dass diese durch ein kurzes, breites,
viele Falten bildendes Gekröse an dem Dickdarme aufgehangt er-
scheinen. Wie bei dem Pferde, so hat auch bei diesen Thieren der
Mastdarm sein eigenes Gekröse.
Bei den Fleischfressern ist der Blinddarm von dem Gekröse
der dunnen Darme eingeschlossen ; das des Grimmdarmes ist ziemlich
breit und das des Mastdarmes schmal.
E. pje §tbtf. (Hepar s. Jecur.)
Die Leb er ist das grösste drüsige Organ im thierischen Körper ;
sie hat eine plattgedrückte Form und ein braunrothes Aussehen, liegt
in der vordern Bauchgegend, mehr gegen die rechte Unterrippen-
gegend, und ist durch mehrere Bander an der hintern, ausgehöhlten
Flache des Zwerchfelles gleichsam aufgehangt. Nach vorn stösst sie
an das Zwerchfell, nach hinten an den Magen, den Anfang des
Zwölfflngerdarmes, die Bauchspeicheldriise, die rechte Nicre und den
Grimmdarm, nach oben an die Pfeiler des Zwerchfelles, und nach
unten hangt sie frei an dem Zwerchfell. Man betrachtet an ihr zwei
Flachen, zwei Rander, drei Lappen und fünf Bander.
Die vordere Flâche der Leber, welche gewölbt ist, sieht
gegen das Zwerchfell; von dem obera Rande bis gegen die Mitte
findet sich eine Rinne, in weieher die hintere Hohlvene zu dem
Hohlvenenloch des Zwerchfelles herabsteigt. Die hintere Flache
sieht gegen den Magen und Darmkanal, und ist mit ersterem durch
einen Theil des Netzes verbunden, an ihrem obern Theile ausgehöhlt
und in ihrer Mitte mit einer langlich schmalen Rinne versehen, die
man die Leberpforte (Porta hepatis) nennt. Diese nimmt die
Leberarterie, die Pfortader, die Lymphgefassc und Lymphdrüsen, die
Nerven und die Gallengange auf; alle diese Theile -sind von einer
besondern Membran bedeckt, welche die Kapsel des Glisson
(Capsula Glissonii) genannt wird.
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Fig. 132,
Die Leber an der hintern Flâche des Zwerchfells in ihier Lage betrachtet
Der linke Leberlappen.
Der rechte Leberlappen-
Der miniere Leberlappen.
Das Spicgelische Lapp-
chen.
Das linke breite Band.
Das rechle breile Band.
Das sichclförmige Band.
Der Gallcngaug,
Das aufgeschnittene Slücli
des Zwölffingerdarmes
mit den Ausführungs-
giingeii der Leber- und
der Bauchspeicbeldrüpe.
Die Ausniündnng des klei-
nen pancreatischenGan-
ges.
Die Warze in dem geölT-
nelen Zwölfffngerdarm,
welche die Ausmündung
des Gallenganges und
des grossen pnncreali-
schen Ganges enlhâll.
Die Pfortader.
Die hintere Hohlvene.
Der obère Rand, welcher gegen die Pfeiler des Zwerchfells
gerichtet ist, ersclieint stumpf und uneben; an ihm bemerkt man zwei
Ausschnitte, von denen der gegen die rechte Seite die hintere
Hohlvene und der gegen die linke Seite den Schlund aufnimmt. Der
un ter e Rand ist frei, scharf und gebogen, und sieht gegen den
Schaufelknorpel ; dieser besitzt zwei tiefe Einschnitte, wodurch die
Leber in drei gr ossero Lappen abgetheilt wird, welche zusammen
ein Gewicht von cca 8—10 Pfund haben.
Der rechte Lappen ist in den meisten Fallen der grösste und
dickstc *; er liegt in der rechten Untcrrippengegend an der rechten Halfte
des Zwerchfells, sein innorer Rand verbindet sich mit dem mittlern
Lappen, sein Musserei- ist frei und scharf. An dem obern Theile der
hintern Flache findet sich noch ein kleines pyramidenförmiges
Lappchen (Lobulus Spiegelü), das nach aussen mit einer langlichen
Grube vors eh en ist, in welche das vordere Ende der rechten Niere
zu liegen kommt. Der m itti er e Lappen ist der kleinste, liegt
zwischen dem rechten und linken Lappen, und ist an seinem untern
Rande durch mehrcre Einschnitte in Ideine Lappchen getheilt, die in
ihrer Mitte eine Grube, die Nabelgrube genannt, lassen, welche
bei ungebornen Thieren die Nabel vene aufnimmt. Der linke Lappen
1 In Beziehung ani' die Grosse der drei Leberlappen flnden nicht so selten
derartigo Abweichungen statt, dass der linke Lappen grösser als der reclite ist,
oder der eine oder der andere nnr als Rudiment erscheint.
Leyh, Anatomie.                                                                                                       OO
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ist gewöhnlich etwas schmàler und dunner als der rechte, liegt melir
uach links an der hintern Pliicho des Zwerchfells, zwischen diesem
und dem Magen. Der innere Rand verbindet sich mit dem mittlern
Lappen, und der aussere gebogene Rand ist frei und scliarf.
Die Bander der Leb er, welche durch Verdoppelungen des
Bauchfelles gebildet werden, befestigen dieselbe an die hintere, aus-
gehöhlte Flache des Zwerchfells. Das rechte breite Band geht
von dem obern Theile des aussern Randes des rechten Leberlappens
an die Rippentheilo des Zwerchfells. Das linke breite Band ist
langer, als das vorige, nimmt seinen Anfang an dem obern aussern
Theile des linken Leberlappens, und sein Endc an der Aponeurose
der linken Halfte des Zwerchfells. Das Kranzband setzt sich von
der Mitte der hintern Flaclie und dem obern Rande der Lober an die
Pfeiler des Zwerchfells fort. Das mit tier e oder das Aufhüngc-
b an d ist kurz, und geht von der Mitte der vordern Flaclie der Leber
an den mittlern Theil der hintern Flaclie der Aponeurose des Zwerch-
fells. Das sichelförmige oder runde Band, das den Ueberrest
der Nabelvene enthalt, liegt in der Mitte der Aponeurose des Zwerch-
fells, und geht von dem Schaufelknorpel des Brustbeines bis an die
vordere Flache des mittlern Leberlappens in die Höhe, an welcher
Stelle es sich mit dem vorigen verbindet.
Das eigenthiimliche Parenchym der Leber stellt ein braunrothes,
körniges, etwas festes Drüsengewebe dar, welches durch vielfach ver-
zweigte und netzartig unter einander verbundene Blutgefasse, Lymph-
gefasse, Nerven und Gallengjinge gebildet wird; alle diese einzelnen
Theile sind durch ein kurzfaseriges Zellgewebe innig mit einander ver-
bunden und umgeben, und der aussersten Schichte desselben dient
eine serose Haut, eine Fortsetzung des Bauchfells, als Ueberzug.
Die Leberarterie kommt von der Bauchschlagader, und fiihrt das
Blut als ernahrendes Material in die Leber. Die Pfortader tritt mit
genannter Arterie an der Lebcrpforte in die Leber, und verzweigt
sich in derselben als venöses Gefass auf ahnliche Art, wie die Arterie;
aus diesem Biute soli angeblich die Galle abgesondert werden. Das
nicht verbrauchte Blut dieser beiden Gefâsse wird durch die Leber-
venen wieder aufgenommen, und an der vordern Flache dieser Druse
in die hintere Hohlvenc gefiilirt. Die Saugadem, welche an der
Oberflache und in dem Gewebe der Leber ihren Anfang nehmen,
ergiessen ihren Inhalt theils in die Lymphdriisen derselben, theils
gehen sie durch die Saugadern des Magcns in den Milchbrustgang über.
Die Gallengefasse, welche als ein zahlreich verzweigtes Gefass-
netz in der Leber erscheinen, vereinigen sich in der Leberpforte zu
einem gemeinschaftlichen Kanal, dem Lebergallengang (Ductus hepa-
ticus)
, der anfangs neben der Pfortader liegt, dami gegen den Zwölf-
fingerdarni seine Richtung nimmt, in welchen er, nach einem kuizen
Verlaufe, ungefahr Handbreit von dem Pförtner entfernt, unmittelbar
und gemeinschaftlich mit dem grossen pancreatischen Gange in Gestalt
einer rundlichen, hervorragenden Wulst miindet. Der Gallengang ist
aus einer innern oder Schleimhaut und einer aussern oder Muskclhaut
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zusainmcngesetzt, welch' letztere durch Zellgewebe an die nachbar-
lichen Gebilde befestigt ist.
Die Function der Leber ist, ans dem Blute eine eigenthiimliche,
gelbgrünliche, bitter sclimcckcnde Flüssigkeit, die Galle, abzuson-
dern, welche, in dem Darmkanal angclangt, sich mit den Nahrungs-
stoffen vermischt und den Verdauungsprocess auf eigenthümliche Weise
befórdert; endlich ist die Leber auch als Aussonderungsorgan zu
betrachten, indem sie durch die Gallenabsonderung das Blut von
entbehrlichen, vielleicht auch selbst nachtheiligen Stoffen befreit.
Die Leber der Wiederkâuer ist verhaltnissmassig klein und
ganz in der rechten Unterrippengegend gelagert. Sie besteht aus
zwei grössera Lappen, die in einen linken und rechten sich
unterscheiden.
Fig. 133.
Die Leber eines erwachseuen llindes, von -der hintern Seite betrachtet.
n.    Der Unite Lappen.                                                   f-        Der Einschnitt, in welchem die Nabelgrubc
b.     Der rechte Lappen.                                                               sich befìndet.
c.     Das Spiegelische Lappehen.                                    g-         Die Gallenblase.
d.     Das viereckige Lappehen.                                       h h h. Die Lebergatiengângc.
e.     Der obère Rand.                                                    i.         Der Leberblasengang.
e'.    Die libine fur die hintcre  Hohlvene- k-         Der gemeinschartliche Gallengnng,
f.      Der untere Rand,
Der linke Lappen zeigt einen freien, gobogenen und scharfen
Band, der nach unten einen grüssern Einschnitt besitzt, in welchem
die Nabelgrube sich beflndct, und die Grenze zwischen beiden Lappen
ausmacht; beide Flachen dièses Lappens erscheinen gewölbt. Dei-
rechte Lappen ist grösser als der vorige, an seinem obern Theilo
nach der rechten Seitc liegt das Spiegelische und nach der linken
das viereckige Liippchen (Lobulus quadratus d. M.), welch'
letzteres am obern Bande die Verbindung zwischen beiden Lappen
herstellt. Am obern Bande iiber dem viereckigen Lappehen findet
sich cin Ausschnitt, der dieJiintere Hohlvene aufnimmt, wahrend der
l'ür den Schlund fehlt.
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Was die Bander der Leber der Wiederkiiuer anbetrifft, so l'elilt
das mittlere oder Aufhangeband und das sichelfdrmige Band, da die
Nabelvene von dem Nabelringe an irei durch die Bauchhöhle in die
Nabelgrube der Leber gelangt.
Der vordern Flache der Leber fehlt die Rinnc für die Holilvene,
und die hintere Flache zeigt ausser der Leberpfortc noch einc weitere
Grube, in welcher die Gallenblase (Vesicula bilis) liegt. Diese
besteht ans einer aussern oder serösen Haut, welche die ganze
Gallenblase mit Ausnahme der Stelle überzieht, welche in der Grube
der Leber liegt; ferner einer mittlern oder muskulösen Haut
und einer innern. oder S chi e im haut. Die Gallenblase, welche
einen bimförmig gestalteten Behalter darstellt, là'sst sich in don
Grund, das Mittelstiick oder den Körpcr und in den Hals
abtheilen. Der Grund macht den unterstcn, abgerundeten Theil der
Gallenblase aus, welcher an dem untern Rande des rechten Leber-
lappens frei herabhangt. Der Körper als niittlerer Theil ist an
seiner hintern Flàche frei, an seiner vordern durch Zellgewebe in
der Grube des rechten Lappens befestigt. Der Hals endlieh bildet
den obersten Theil der Blase; er wird, nach oben laufend, enger,
und geht in den Blasengallengang (Ductus cysUcus) über, dor
sich an der Leb erp forte mit dem Leber gallen gang (Ductus liepa-
ticus)
zu dem gemeinschaftlichen Gallengang (Ductus chole-
dochus)
vereinigt, durch welchen die Galle in den Zwölffingerdarm
(Gallendarm) geführt wird. Ganz in der Nahe des Blasenhalses
münden noch kleine Gallengange unmittelbar in die Blase ein, welche
man dieLeberblasengânge (Ductus hepatico-cy■stiet) nennt.
Die Lebergallengange führen die Galle in den Leberblasengang
und wahrend der Verdauung auch, wo die Galle in glosserei' Menge
abgesondert wird, in den gemeinschaftlichen Gallengang. Der Blasen-
gallengang nimmt die Galle von dem Lebergallengang auf, fiilirt sie
in die Gallenblase, und wahrend der Verdauung von dieser wieder
zurück in den gemeinschaftlichen Gallengang. Die Gallenblase selbst
dient dazu, die gleichsam vorrathig bereitete Galle bis zur Verdauung
aufzubewahren ; wahrend diesem Aufenthalt wird die Galle waln-
scheinlich durch Résorption eines Theiles ilires Wassers ctwas dicker
und dunkler (concentrirter).
Bei dem Sc ha f e und der Ziege miindet der Gallengang gemein-
schaftlich mit dein Ausfiilirungsgange der Bauchspeiclieldrüse in den
Gallendarm.
Die Leber des S eh weines lasst vier Lappen erkennen, die
sich in einen rechien aussern und innern, und in einen linken aussern
und innern unterseheiden, von denen die aussern grösser als die
innern sind. Die Bander verhalten sich wie bei den Wiederkauern ;
die Rinne für die hintere Holilvene an der vordern Flache fehlt.
Die hintere Flache zeigt an dem rechten innern Lappen cine ver-
haltnissmassig grosse Grube, in welcher die ganze Gallenblase liegt,
so dass der Grund nicht wie bei dem Rinde über den untern Rand
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herabhângt. Die Lcborblasengange fehlen, und der gemeinschaftliche
Gallengang mündet fur sich in den Zwölffingerdarin.
Fig. 134.
Der Magon, die Lober, die Bauchspeicheldriise und der Zwölffingerdarm
von einem Hunde.
Die Leber der Fleischfresser ist durch melir oder weniger
tiefe Einschnitte in sieben bis neun Lappen getheilt, von denen der
linke gewöhnlich der grösste ist; auch ihr fehlen, da die Nabelvene
denselben Verlauf wie bei den Wiederküuern und dem Sehweine
nïmmt, das Aufhange- und das sichelförmige Band. Die Gallenblase
liegt rechterseits in einer Grube der mittlern Lappen, die Lcber-
blasengange fehlen, und der gemeinschaftliche Gallengang mündet
bei dem Hunde und der Katze gemeinschaftlich mit dem pancrea-
tischen Gange in den Gallendarm.
G. |it Pflttdjfpttdjelkttfe. {Pancreas.) (Fig. 135.)
Die Bauchspeicheldriise ist ein grosses, dreieckig gestal-
tetes, röthlichgrau gefarbtes, 8—10 Unzen schweres Organ, das in
Beziehiing auf seinen Bau und seine Vemchtung den Speicheldrüsen
am Kopfe am ahnlichsten ist. Sie hat ihre Lage unter den Pfeilern
des Zwerchfells, steht durch Zellgewebe mit diesen, der hintem
Hohlvene, der linken und rechten Niere, dem Zwölffingerdarme, dem
Blind- und Grimmdarme, so wie mit einem Theile des Bauchfells
in Verbindung. Man betrachtet an ihr drei A es te, zwei Flâchen
und zwei Ausführungsgiinge.
Der linke Ast ist lang, schmal, liegt auf der linken Seite,
reicht bis zur linken Niere, und steht mit dieser, dem linken Sacke
des Magens und dem Grande der MHz in Verbindung. Der rechte
Ast ist kurz, dick, rechterseits gelagert, erstreckt sich bis an die
rechte Niere und ist mit dieser, so wie mit dem Blinddarme ver-
bunden. Der untore Ast entsteht an der Vereinigung der beiden
vorigen; er ist breit, dick, viel grösser als der vorige, und mit dem
Anfang des Zwólfiingcrdarmes und dem Magcnbogen des Grimmdarmcs
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Fi9- 135-                   verblinden. Zwischen dem linken und
injicirten und prKparirteu Spei-
chelgângen.
rechten Aste befindet sich ein Ausschnitt,
in welchem die vordere Gekrösarterie liegt,
und an der Vereinigung der drei Aeste
ist eine grosse ringförmige Ocffnung, welche
der Pfortader zum Durchgange dient.
Die obère Flache der drei Aeste
ist theils durch Zellgewebe an die Pfeiler
des Zwerchfells befestigt, theils von dem
Bauchfell überzogen; die unterò Flache
verbindet sich durch Zellgewebe mit dem
Grunde des Blinddarmes und dem obern
Quer-Colon.
Die feinern Zweige der Speichelgefâsse
dieser Drüse, welche an den einzelnen
Driisenkörnern ihren Anfang nehmen, ver-
einigen sich je in dem linken und rechten
Aste zu einem Hauptstamme, wovon jener
langer und starker als dieser ist. Beide
Der obère linke Ast.
Der obère rechte Ast.
Der unlere Ast-
Der grosse AiisCühniiigsgang.
Der kleine Ausfiihrungsgang.
Die abgeschnitlene Pfortailer.
Hauptstamme setzen sich von den genannten
Aesten bis in den miteni Ast fort, in dessen
Mitte sie sich miter einem spitzigen Winkel
zu dem grossen Ausführungsgange
(Ductus pancreaticus major s. Ductus Wirsungianus) vereinigen,
welcher nach weiterem Verlaufe die Haute des Zwölffiiigerdarmes in
schiefer Bichtung durchbohrt, und auf der Schleimhaut desselben,
von einer rundlicben Wulst umgeben, gemeinscliaftlich mit dem Gallen-
gange mündct. In dem untern Aste der Bauchspeiclieldriise gibt der
linke Hauptstamm noch ein kleineres Gefiiss, den kleinen Aus-
fülirungsgang (Ductus pancreaticus minor) dieser Druse ab, der,
gegenüber dem grossen, die Haute des Zwölffiiigerdarmes durchbohrt
und mit einer kleinern Warze miindet.
Die Arterien der Bauchspeiclieldriise werden von der Bauch-
schlagader und der vordern Gekrösarterie abgegeben, die Venen miinden
in die Pfortader und die Nerven kommen von dem Bauchgeflechte.
Die Verrichtung der Bauchspeiclieldriise ist, eine dem Speichel
ahnliche Fliissigkeit abzusondern und dicselbe durch ihro Ausführungs-
gange in den Zwölffingerdarm zu befördern, woselbst sie sich mit dem
Chymus vermischt und die Verdauung befördern hilft.
Bei dem Rinde zeigt die ziemlich grosse Bauchspeiclieldriise
ebenfalls drei Aeste, welche theils zwischen den Blattern des kleinen
Netzes liegen, theils durch Zellgewebe mit dem Zwölffingerdarme,
dem linken Sacke des Wanstes und einem Theil der Milz verbunden
sind. Sie hat nur einen Ausfiihrungsgang, welcher in ziemlicher
Entfernung von dem Pförtner und dem gemcinschaf]tlichen Gallengange
die Haute des Zwölffiiigerdarmes durchbohrt. Bei dem Schafe und der
Ziege verbindet sich der gleichfalls einzige Ausfiihrungsgang, vor
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seiner Einmündung in den Gallendarm, mit dem gemeiiischaftlichen
Gallengange.
Auch bei dem Schweine zeigt diese Druse drei Lappen,
welche mit dem Magen, dem Zwölffingerdarme, der Leber und der
linken Niere in Verbindung stelien. Wie bei den Wiedcrkauern ist
auch hier nur ein Ausführungsgang, der hinter dem gemeinscliaft-
lichen Gallengange in den Zwölffingerdarm einmündet.
Bei den Fleischfressern stellt sie eine langlich schmale
Drüse (Fig. 134. f. und g.) dar, deren vorderes Ende mit dem kleinen
Bogen des Magens und der Leber sich verbindet, und das hintere
an dem concaven Bogen des Zwölffingerdarmes zwischen den beiden
serösen Hauten liegt. Bei dem Hunde kommen zwei Ausführungs-
gange vor, von dcnen der vordere kleinere mit dem gemeinscliaft-
lichen Gallengange, der hintere grössere aber für sich in den
Zwölffingerdarm einmündet. Bei der Kat ze hat diese Drüse nur
einen AusfUhrungsgang, der sich mit dem gemeinscliaftlichen Gallen-
gange verbindet.
H. glit |Hilj. (Splen s. Lien.) (Fig. 136.)
Die Milz gehort denjenigen drüsigen Organen an, die keine
Ausführungsgiinge besitzen (siche Seite 24); sie hat ihre Lage, von
dem Bauchfell eingeschlossen, in der linken Unterrippengegend, und
ist durch das Aufhangeband an die linke Niere befestigt. Nach aussen
steht sie mit dem Zwerchfell, nach innen durch einen Theil des
grossen Netzes mit dem grossen Bogen des Magens und nach oben
mit der linken Niere in Verbindung; ihre Gestalt ist sensenförmig,
ihre Farbe im frischen Zustande violett - blau, und ihr Gewicht
betragt cca 2—3 Pfund. Man betrachtet an ihr zwei F lac h en, zwei
Rand er und zwei Endstücke.
Fig. 136.
Dio Milz von der innern Seite betrachtet.
a.       Dos obère Kndc.
b.       Das liniere Ende-
e.
      Die innere Fioche,
dd'
    Die fllilzrinne.
e.
       Der vordere Rand-
f-
       Der hintere Rand.
g-
      Dos Aufhangeband.
Die au s s er e Flache ist gewölbt, glatt, frei und gegen das
Zwerchfell gerichtet; die in ne re Flache ist mâssig ausgehöhlt,
sie besitzt gegen den vordern Rand eine gebogen laufende Rinne
(Tlilus lienalis), in wclclier die Blutgefiisse, Lymphgefasse und Nerven
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280
derselben verlaufen; auch heftet sich in diesel' Rinne die Magen-
Milz-Portion des Netzes an. Beide Pluchen sind oben brciter als unten.
Der vordere Rand ist ausgeschnitten .und scharf, und. dei-
hint er e, ebenfalls sellarle Rand ist gebogen. An beiden Randern
finden sich in manchen Fiillen Einschnitte, wodurch dann die Milz
mehrfach gelappt erscheint.
Das obère Ende, welches durch das Aufhangeband auch
Nier en-Milzb and genannt, an die linke Niere befestigt ist, zeigt
einen vordern und hintern Winkel ; das untore, in eine Spitze aus-
laufende Ende ist irei.
Manchmal findet man in der Nithe der Milz zwischen den Blattern
des Netzes kleinere, der Milz ganz ahiiliche Gebilde als sogenannte
Neb en milze n.
Die Arterien der Milz werden von der Bauchschlagader abge-
geben, die Vene vereinigt sich zur Pfortader, die Saugadern gehen
in die Aeste des Magens und der Leber über, und die Nerven kommen
von dem Bauchgeflechte.
Was den Bau der Milz anbetrifft, so ist dieselbe aussen von
einer serösen Haut iiberzogen, auf welcho eine fibrose Haut
folgt, die an ihrer aussern Fliiche mit erstcrer genau verblinden ist,
an ihrer innern aber viele fadenföriuige Verlangerungen macht, die
nach Art eines Netzes sich viell'ach durchweben und verbinden. An
diesem netzartigen Gewebe, welches eine Menge Zeilen bildet, nchinen
auch die feinern Blutgefasse der Milz ihren Vcrlauf, und in den
Zeilen selbst ist eine brauiirothe, weiche, körnige Masse, die das
Paren e h yin der Milz ausmacht. Bei einer frischen Milz von
einem jiingern Thiere lassen sich in dieser Masse zusammenhangende,
kleine, weissliche Körperchen (Blaschen) erkennen ; bei einer alten
Milz von einem altero Thiere kann das Parenchym der Milz durch
die Miizvenc leicht ausgewaschen, dieselbe alsdann aufgeblasen und
getrocknet werden. Schneidet man eine auf dieso Art behandelte
Milz quer durch, so erscheinon das netzartige Gewebe und die Zeilen
sehr deutlich.
Wegen Mangels eines Ausfiihrungsgaiiges kann auch über die
Verrichtung der Milz nichts mit Bestimmtheit angegeben werden ;
doch scheint iibrigens die Vermuthung einigermassen begründet zu
sein , dass die Milz mit dem Magen und der Leber in einem
organischen Geschaftsverbande steht, indem sie diesen Organen
gleiehsam als Hülfsorgan beigegeben ist, da alle drei Organe ihr
Blut aus einem Gefass, dem gemeinschaftlichen Stamine der Bauch-
schlagader, erhalten. Die Milz führt aber durch die kurzen Arterien
des Magens demselben wahrend der Verdauung, wo sie an Volumen
betraclitlich abnimmt, artérielles Blut zu, und nimmt dasselbe nach
vollçndeter Magenverdauung vielleicht in der Absicht wieder auf,
um es zur Gallenabsonderung vorzuberciten und nach diesem Vor-
gange der Leber zu diesem Zwecke zuzuschicken. Dass aber die
Milz als Verdauungsorgan nicht wesentlich notliwendig ist, lasst sich
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281
daraus erklaren, dass sie bei kleinern Thieren versuchsweise, ohne
nachtheiligen Einfluss auf die Verdauung, ausgeschnitten wurde.
Fig. 137.
Die Milz eines erwachsenen Rindes.
Fig. 138.
Die Milz eines Hundes.
Die Milz der Wiederkauer liegt an dem vordern Ende des
linken Sackes des Wanstes, und ist mit diesem und dem Zwerchfell
durch das Bauchfell verbunden. Sie ist verhaltnissmassig klein, platt-
gedrückt, langlich gestaltet und durchaus gleich breit; ihre Rander
sind scharf und ihre beiden Enden abgerundet.
Bei dem Schweine ist die Milz verhaltnissmassig lang, sie hat,
da ihr unteres Ende sich verschmalert, eine zungenförmige Gestalt,
und ist auf âhnliche Art wie bei dem Pferde mit dem Magen
verbunden.
Die Milz der Fleischfresser hat ihre Lage in der linken
Flankengegend, da die Magen-Milzportion des Netzes sehr lang ist;
ihr vorderes Ende ist breiter als ihr hinteres, und an ihrem mittlern
Theile erscheint sie am schmalsten.
II. fyavnOtQaXlt. (Organa uropoèïica.)
Die Ha m werk zeug e begreifen diejenigen Organe in sich,
welche aus dem Blute einen eigenthiimlichen, flüssigen, zum fernern
Lebcn nicht mehr tauglichen Stoff, Harn oder Urin genannt, nicht
nur absondern, sondern auch aus dem Körper ausscheiden. Sie liegen
theils in der Bauch-, theils in der Beckenhöhle ausserhalb des Bauch-
fells, und stehen durch zwei lange Kanâle, die Harnleiter, mit
cinander in Verbindung; zu ihnen gehören: die Nieren, die Harn-
leiter, die Harnblase, die Harnröhre und die Nebennieren.
A. pie HierCIt. (Renes.) (Fig. 139. a. und b.)
Die Nieren sind driisige Organe von braunrother Parbe, die
ihre Lage in der Lenden- oder Nierengegend zwischen den daselbst
gelagerten Muskeln und dem Bauchfelle haben, durch welche Theile
sie, so wie durch die Blutgefasse und die Harnleiter in ihrer Lage
Leyh, Anatomie.                                                               36
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282
erhalten werden. Das Gewicht einer jeden Niere betrâgt nngefiilir
20 — 22 Unzcn.
Jede Niere ist in eine eigene Kapsel, die Nierenkapsel
(Fascia s. Capsula renalis), eingeschlossen, die ans hâufigem Zell-
und Fettgcwcbe besteht, und denselben sowohl zum Schutze, als
auch zur Befestigung dient. Nach ihrer Lage werden sic in cine
rechte und in eine linke Niere unterscliieden.
Fig. 139.
Die Harn- und weiblichen Geschlechtsorgaae in ihrer Lage gesehen (die Bauch-
und die Beckenhöhle ist von der rechten Seito geöffnet).
a.
Die rechte Niere.
h
b.
Die linke Niere.
h
c c.
Die beiden Harnleilcr.
h
C'.
Einmiindnng des rechten Hamletters in die
Harnblase.
i.
(1.
Die Harnblase.
ft.
e.
Das rechte Sciteiiband der Harnblase.
i.
f.
Die Schamlipjien,
m
e-
Die Scheide-
Der Körpcr des r'rnchlhalters-
Das rechte Hom desselben.
Das linke Hom desselben-
Das rechte breitc Miittcrband-
Das linke breitc MuUerband.
Die Fallopischc Itdlire am rechten Hcirn
Der rechte Eierstock.
Der linke Eierstock.
Die rechte Niere, welche eine herzförmige Gestalt hat, liegt
rechterseits an den Körpern der Lendenwirbel, und mehr nach vorn
als die linke; sie steht mit dem rechten Lebcrlappen und mit dem
rechten Aste der Bauchspeicheldrüse in Verbindung.
Die linke Niere ist mehr lânglich, bohnenförmig gestaltet; sie
liegt linkerseits mehr der Beckenhöhle zu, und stcht durch Zellgewebc
mit dem linken Aste der Bauchspeicheldrüse, durch das Aufhangeband
mit der Milz, und bei weiblichen Thieren durch das Bauchfell noch
mit dem Eierstock derselben Seite in Verbindung. An jeder Niere
sind zwei Fliichen, zwei Rand er und zwei Enden zu betrachten.
Die obère F lâche sieht gegen die Lendenmuskeln und dio
untere gegen das Bauchfell; beide Fliichen erscheinen etwas gewölbt,
und sind mit genannten Gebilden durch Zellgewebe verbunden.
Der iiussere Rand sieht nach aussen, und ist an der rechten
Niere viel staïker gebogen als an der linken; der in nere Rand sieht
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283 <
gegen die Körper der Lendenwirbel, er ist ausgehöhlt und zeigt in
der Mitto den sogenannten Ni er en au s s clini tt (Hilus retialis), in
wclchcm die Artericn und Nerven ein und die Venen, Lymphgefasse
und Harnleiter austreten.
Das vorder e En de steht an der rechten Niere mit der Leber
und an der linken mit der Milz in Verbindung; das hint er e End e
beider Nieren ist frei und der Beckenliöhle zugekehrt; die beiden Enden
der rechten Niere liegen naher beisammen als die der linken, und
ersclieincn wie diese abgerundet.
Das Parenchym der Nieren lasst eine a u s s e r e und i n n e r e
Substanz erkennen, welche sich durch ihre Farbe und ihren Bau
wesentlich von einander unterscheiden, und nach aussen von einer
fibrösen Haut, die eigene Haut {Membrana pro-pria) der Nieren
genanut, begrenzt sind. Wie in den andern mit Ausi'iihrungsgângen
verseheiieu Driisen, so machen auch in den Nieren die Ausfiihrungs-
gange mit ihren zahlreichen, aber nicht baumförmigen, sondern
röhrenförmigeii Verzweigungen die grösste Masse der Drüse ans.
„. ,,.                                    Die a u s s e r e oder
Fw. 140.                                          n .     i             ,      ,             In ^
, ...... , ,            .. , , . .„             Rindensubstanz (bub-
bcümtulaclie der wagrecht durehschnittenen                  .            . ,. , v , ,
rechten Niere.                      ' stantia corticahs), welene
die innere oder Marksub-
stanz umgibt, verbindet
sich nach aussen durch
lockeres Zellgewebe mit der
j||
                                                             eigenen Haut, und nach
ÉKEn"                        SHffH             Wk innen geilt sie in letztere
Substanz liber; ihre Farbe
ist rotlibraun und ihre
Structur erscheint körnig.
Diese kleinen Körnchen,
die man auch die Nie-
renk ör neh en oder die
Malpighischeii Kör-
per e h en (Glomeruìi s.
corpuscula Malpighìana)
ii          Dit: eigene Haut der Niere von der aussern Substanz abgclöst
1* b b.   Die aussere oder Rindensubstanz.
cc-      Die innere oder Marksubslanz.
ddd.   Die durehschnittenen Gefassiistc.
e-         Das geóffnete Nierenbecken.
f.         Der abgcscbnütene Harnleiter.
nennt, lassen sich mit dem
blosen Auge, ini frischen
Zustande, nur als sehr
Ideine rothe Punkte er-
kennen, welche von den netzförmig unter einander verbundenen und
verwickelten Blutgefàssen gebildet werden, zwisehen denen sich die
ausserst zahlreichen und geschlangelt verlaufenden Harnkanàlchen be-
finden. Nach innen macht die Rindensubstanz spitzig auslaufende
Fortsatze, welcho zwischen die pyramideniormigen Bundel der Mark-
substanz eingreifen.
Die innere, Mark- oder Ròhrensub stanz (Substantia
medullaris s. lubulosa)
ist von der vorigen bedeckt, und macht die
innere Substanz der Nieren aus. Diese Substanz, welche eine
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blassrothe Farbe liât, besteht aus vielen feinen, dicht beisammen-
liegenden, geraden Röhrclien, auf denen die feinen Blutgefâssnetze
verlaufen, und die Ha rnkan alche n oder die Bellinischen
Röhrclien [Tubuli uriniferi s. Belliniani) genannt werden. Ihre
Entstehung nehmen diese Röhrclien mit freien, sehr feinen Mündungen
in den Nierenwârzchen, dringen nach aussen in die Nierensubstanz,
theilen sich dann unter spitzigen Winkeln in mehrere Aeste, welche
sich strahlehförmig nach allen Seiten hin bis in die Rindensubstanz
fortsetzen, in derselben, zahlreiche Windungen niachend, von Blut-
gefassnetzen uingeben sind, und nach langerem Verlaufe blind endigen.
Durch die Einsenkungen, welche die Rindensubstanz in die Mark-
substanz macht, wird letztere in mehrere Bundel, die Ferreinischen
Pyramiden [Pyramides Ferreinii) getheilt, welche nach aussen breiter
als nach innen sind. Da sich die Ilarnkanalchen in einiger Entfernung
von den Nierenwârzchen in mehrere Aeste theilen, so kommt es auch,
dass sie, je weiter sie sich von diesen entfcrnen, desto zahlreicher
erscheinen. Jedes einzelne Röhrclien entsteht durch die Umstiilpung
der Schleimhaut des Nierenbeckens an den Nierenwârzchen, an welcher
Stelle sie auch den grössten Durchmesser haben.
Die pyramidenförmigen Bundel der Marksubstanz, die, wie so
eben angegeben, aus vielen eng beisammenliegcnden Harnkanalchen
zusammengesetzt sind, miinden entweder, wie bei dem Pferde, dem
Schafe und der Ziege, mit einer, oder, wie bei dem Rinde und dem
Schweine, mit mehreren warzenahnlichen Erliabenheiten, den soge-
nannten Nierenwârzchen [Papillae rénales), in das Nierenbecken ein.
Das Nierenbecken [Pelvis renalis) ist ein hautiger, aus einer
Schleimhaut * bestehender Behalter, der im Grunde des Nierenaus-
schnittes gelagert ist, die Nierenwârzchen an der innern freien Ober-
flache deutlich erkennen liisst und, sich veren^ernd, in den Harnleiter
übergeht.
Die Nieren erhalten ihre Arterien von der hintern Aorta, als
Nierenartci'ien, die Venen miinden in die hintere Plohlvene, die
Saugadern vercinigen sich zu dem Milchbrustgange, und die Nerven
kommen als Nierengeflechte von den grossen sympathisclien Nerven.
B. $n ^milita. (Vreter.) (Fig.139.cc'.)
Der Harnleiter oder Harngang jeder Niere ist als das fortgesetzte
Nierenbecken zu betrachten, er stellt eine hautige, eylindrische Röhre
dar, welche aus einer innern oder Schleimhaut und einer aussern oder
Muskelhaut zusammengesetzt* ist. Seinen Anfang nimmt er in dem
Nierenausschnitt, an dem engern ïheile des Nierenbeckens, lauft von
hier, einen kleinen Bogen bildend, neben der Wirbelsaule, ausserhalb
des Bauchfelles, nach hinten gegen die Beckenhöhle, gelangt alsdann,
* Die Scbloimbaut des Nierenbeckens sondert gewöhnlich einen etivas gelb-
lich gefârbten, mehr consistenten Schleim ab, der bei Sectionen öfters, aber
fàlschlich , für Eiter gehalten wird.
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einen grössern Bogen beschreibend, über die grössern Gefassstamme
des Beckens nach hinten und unten bis an den hintern Theil der
Harnblase, deren Haute er in der Art durchbohrt, dass er cca 1%
Zoll lang zwischen der Muskei- und Schleimhaut in schiefer Richtung
gegen den Blasenhals hin verlauft und ganz in der Nahe desselben
in die Harnblase einmiindet.
Durch diese eigenthiimliche Einmiindung der Harnleiter in die
Harnblase lasst es sich auch leicht erklaren, dass der Harn von der
Harnblase nicht wohl wieder in die Harnleiter zurückfliessen kann,
weil der in der Blase angesammelte Harn die schief durch die Haute
verlaufenden Harnleiter durch die Ausdehnung der Blase zusammen-
drückt. Aus demselben Grunde kann auch nach dem Tode die
in die Harnblase absichtlich und gewaltsam eingebrachte Flüssigkeit
oder Luft (beim Aufblasen) nicht in die Harnleiter gelangen.
Die Blutgefasse der Harnleiter kommen von den Nieren- und
innern Saamenarterien, denen auch die Venen entsprechen; die Saug-
adern gehen grösstentheils in die der Nieren über; die Nerven an
dem vordern Theile kommen von den Nieren- und an dem hintern
von den Beckengeflechten.
Fig4 141 _                                   Bei dem Rinde sind die
Die Niere von einem erwachsenen Rinde. Nieren langlich schmal, lUld
an der aussern Oberflache
durch tiefe Einschnitte in acht-
zehn und mehr verschieden
gestaltete Lappen abgetheilt.
Von jedem einzelnen Lappen
vereinigen sich die zahlreichen
Harnkanalchen in einen ge-
mcinschaftlichen Gang, der als ein kegelförmig gestaltetes Nieren-
wiirzchen in den jedem Lappen zukommenden Nierenkelche oder
Nicrenbecher (Cahjx renalis) einmiindet. Die Nierenkelche
sammtlichcr Lappen stehen alle unter einander- in Verbindung und
vereinigen sich zu zwei grössern Kanalen, die an dem Nieren-
ausschnitte in das Nierenbecken iibergehen, das sich in den Harn-
leiter fortsetzt.
Bei dem Schafe und der Ziege sind die langlich runden
Nieren, da die aussere Flache derselben keine Einschnitte zeigt, unge-
theilt. Die Nierenkelche fehlen und jede Niere miindet mit einem
Nierenwârzchen in das Nierenbecken.
Wie bei dem Pferde, so sind auch bei dem S eh wei ne die
langlich gestalteten Nieren an ihrer aussern Oberflache ungetheilt.
Die Nierenpyramiden vereinigen sich zu zehn bis zwölf Nierenwârzchen,
welche in die Nierenkelche als hohle Portsatze des Nierenbeckena
einmünden.
Die Nieren der Fleischfresser sind ebenfall? langlich ge-
staltet, und jede Niere miindet mit nur einem Nierenwârzchen in das
Nierenbecken ein.
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286
C. JltC Uûfltblllfe. (Vesica urinaria.) (Fig. 139. d.)
Die II a r n b 1 a s e ist ein hautiger Behalter von beinahe
eiformiger Gestalt, welcher. zum grüssten Theilo in der Becken-
höhle, auf den Sitz- und Schambeinen ruhend, seine Lage bat; bei
mannlicheu Tbieren liegen über der Harnblase die Saamenleitcr, die
Saamenblâschen und der Mastdarm, bei weiblichen die Scheide und
der Körper des Fruchthalters. Man unterscheidet an ihr den vordern
The il oder den Grund, den mittlern The il oder den Körper
und den h intern Theil oder den Hals.
Der Grund der Harnblase ist stumpf, abgerundet, von dem
Bauchfell überzogen und der Bauchhöhle zugekehrt ; bei gefiillter
Blase ragt er über den vordern Rand der Schambeine hervor. An
dem vordersten Theile in seiner Mitte nimmt man cine faltige Narbe
wahr, welclies die verschlossene Harnschnur ist, die bei dem Fötus
die Harnblase mit der Harnhaut verbindet; manchmal findet sich an
dieser Stelle eine dureb Verdoppelung der serösen Haut gebildete
kleine Faite, welche dami als mittleres Band der Blase die Ueber-
reste der Harnschnur enthalt, und an dem vordern Rande der Scham-
beine wieder in das Bauchfell sich fortsetzt.
Der rnittlere Theil oder der Körper ist amweitesten, und
liisst zwei gewölbte Flachen unterscheiden. Die untere Flache ist
nach hinten durch Zellgewebe an die Sitz- und Schambeine befestigt,
und nach vorn gegen den Grund von der Bauchhaut überzogen.
Die obère Flache ist ganz von dem Bauchfell umgeben, und durch
dièses bei niannlichen Thieren mit den Saamenblâschen, den Saamen-
leitern und dem Mastdarme, bei weiblichen mit der Scheide und dem
Friichthalter verblinden. In der Nâhe des Grandes steht die obère
Flache noch mit zwei von den Beckenarterien kommenden serösen
Falten des Bauehfelles in Verbindung, welche die verwachsenen Nabel-
arterien des Fötus enthalten und die S eitenb ander der Blase
genannt werden.
Der Hals ist der hinterste und zugleich engste Theil der Blase;
er geht als Fortsetzung des mittlern Theils nach hinten in die Harn-
röhre über. Die obère Flache des Hals es steht bei mannlicheu
Thieren mit der Vorsteherdrüse, den Saainenbliischen und den Saamen-
leitern, bei weiblichen Thieren mit der untern Wand der Scheide in
Verbindung.
Die Harnblase ist aus drei Hiiuten, namlich einer iiussern
oder serösen Haut, einer mittlern oder musculösen Haut
und einer innern oder S chi e ini haut zusammengesetzt.
Die seröse Haut ist eine Fortsetzung der Bauchhaut, welche
von der innern Flache der Schani- und Sitzbeine an die Blase geht,
dieselbe aber nicht ganz, sondera nur an dem Grande, dem grössern
Theile der obera und dem vordern Theile der untern Flache überzieht.
An ihrer freien Oberflache sondert sie Serum ab, ihre innere Flache
ist rauh und durch Zellgewebe mit dem grössern Theile der Muskel-
haut verbunden.
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Die Muskelhaut verbindet sich nach aussen, wie aus dem
eben Angegebenen ersichtlich ist, nicht an ilirem ganzen Umfange
mit der serösen Haut. Ihre blassrothen Fasern, welche biindelweise
beisammenliegen, vcrlaufen in verscliiedenen Richtungen und liegen
in zwei Schichten über einander. Die iiussere Scliichte zeigt
grosstentheils Langenfasern, die unter einander verwoben sind, und
von dcm Grunde gegen den Hals der Blase ihren Verlauf nehmen;
dièse Scliichte wird auch, da sic hauptsachlich die Auspressung des
Ilarns aus der Blase bewirkt, der Auspresser des Harns (Detrusor
urinae)
genannt. Die zweite Scliichte liegt nach innen zwischen
der vorigen und der Schleimliaiit, ihre Fleischfascrn verlauf en theils
in querer (Ringfasern) und theils in schiefer Richtung. An dem
Blascnlialse liegen die Fasern der Ietztern Scliichte viel haufiger
beisainmcn und bilden dadurch an dcmselben cine ringförmige Wulst,
wclche man auch den Schliessmuskel der B 1 a s e (Sphincter
vesicac)
nennt; wirkt dieser Muskel, so wird der Blasenhals dadurch
verengt und der Ausfluss des Harns in die Harnròhre verhindert.
Durch die aussere Scliichte der Muskelhaut wird die Biase verkürzt
und durch die innere verengt.
Die Schleimhaut, als innerste Scliichte der Blase, hat eine
blassrothe, ins Gelbliche scheinende Farbe, und bildet bei leerer Biase
eine Menge Falten. Ihre innere, der Hòhle der Blase zugekehrte
Flâche sondert den Schleim ab und ist mit dem Epithelium innig
verbundcn ; in der Nahe des Blasenhalses, und zwar mehr an der
obern Flache der Blase, bemerkt man zwei in einigcr Entfemung
ncben einander liegende rundliche Oeffnungen, welche die Ausmiin-
dungen der Harnleiter sind, und bei gefiillter Biase durch die Aus-
dehnung derselben so zusammengedrückt werden, dass das Zuriickfliessen
des Harns in die Harnleiter unmóglich gemacht wird (siche' dariiber
auch die Beschreibung der- Harnleiter).
Die Harnblase erhalt ihre Arterien von Zweigen der beiden
innorn Schamarterien, die Venen cntsprechen den Arterien, die Lymph-
gefitsse vereinigen sich mit dem Lendengeflechte, und die Nerven
kommen theils von den Beckengeflechten der beiden grossen sympa-
thischen Nerven und theils von den letzten Kreuznervenpaaren.
Die Harnblase des Rindes ist im Verhaltnisse sdir gross, was
bei dcm S eh afe und der Zicge nicht der Fall ist.
Bei dem Schweine verha.lt sich die Harnblase wie bei dem Rinde.
Bei den FI eischfressern hat die Harnblase eine mehr rund-
liche Form und ist ganz von dem Bauchfell umgeben.
Beiden Wiederkauern, dem Schweine und den Flcisch-
fressern ragt die Harnblase mehr in die Bauchhöhle, als bei
dem Pfcrde.
D. gltC gnrttrfltyrt. (Urethra.)
Die Harnròhre, als eine Fortsetzung des Blasenhalses, erscheint
als cine mehr oder weniger lange cylindrische Röhre, deren hier, da
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288
sie bei den Geschlechtsorgaiien, besonders bei den mannlichen, eine
nahere Beschreibung verdient, nur in sofern Erwahnung geschieht,
als sie einigerraassen an der Function der Harnwerkzeuge Antheil nimmt.
Bei mannlichen Thieren setzt sich die Harnröhre von dem
Blasenhalse aus nach hinten in die Beckenhöhle und über den hintern
Gesiissbeinausschnitt bis an das mannliche Glied fort, an dessen
unterstem Theile, der Eichel, sie ihr Ende erreicht.
Bei weiblichen Thieren ist die Harnröhre bedeutend kürzer
als bei mannlichen; sie geht von dom Blasenhalse nach hinten und
oben und durchbohrt nach einem kurzen Verlaufe die untere Wand
der Scheide.
E. pie îtebtttltierftt. (Glandulac suprarcnales.) (Fig. 142.)
Die Ne beimi eren {Menés succenturiati s. Capsulae atrabilariae)
werden wie die Nieren in eine rechte und linke unterschieden, welene
Fig. U2.
            an dem vordern Ende, mehr gegen den innern
Pie rechte Nebenniere. Rand der Niere ihrer Seite, ihre Lage haben ;
es sind plattgedriickte, langlich geformte, roth-
braun aussehendc, zu den Blutdrüsen gehörige
Organe, die durch die Nierenkapseln mit den
Nieren und durch Zellgewebe mit andern nach-
barlichen Gebilden in Verbindung stehen. An
ihrer freien Oberflache bemerkt man manchmal kleine, verschieden
gestaltete und blasser gefarbte Erhabonheiten.
Jede Nebenniere ist aussen von einer weissen fibrösen Haut
überzogen , auf welche eine aus s er e, rothbraun* gefarbte
Substan z folgt, die eine innere, mehr gelblich gefarbte Su fa-
st an z einsehliesst, in wel cher eine kleine, langliche Höhle sich
befindet, an der aber kein Ausfiihrungsgang zu entdecken ist; diese
Höhle ist wahrscheinlich nichts anderes, als die durchschnittcne, an
dicser Stelle erweiterte Nebennierenvene. Aus diesem Grunde ist
auch die Verrichtung der Nebennieren noch unbekannt ; iibrigens
scheinen sie bei dem Fötus, bei dem sie verhaltnissmassig grösser
als bei gebornen Thieren sind, eincn besondern, aber ebenfalls unbe-
kannten Nutzen zu gewiihren.
Die Arterien der Nebennieren sind kleine Gefasse, die entweder
unmittelbar von der Aorta oder den Nierenarterien abgegeben werden,
denen auch die Venen entsprechen. Die Saugadern verbinden sich
theils mit denen der Nieren, theils gehen sie zu dem Anfange des
Milchbrustganges. Die Nerven erhalten sie von den Nierengeflechten.
Bei den iibrigen Haustbieren zeigen die Nebennieren keine
besondere Abweichung.
Ueber die Verrichtung sammtlicher Harnorgane ist zu erwahnen,
dass der Harn als unbrauchbarer, fliissiger Stoff in den Nieren von
dem in den Blutgefassnetzen enthaltenen arteriellen Biute in die
Bellinischen Röhrehen (Harnkanâlchen) und zwar nicht unwahrscheinlich
in ihrem ganzen Verlaufe abgesondert wird. Diese Röhrehen, welche
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wegen iliren ausserst zahlreichen Verzweigungen cine nicht unbedeu-
tende absondernde Flache erlialten, sickern ihren Inhalt (Harn) immer-
wabrend durcli die Nierenwarzchen in das Nierenbecken; bei dem
Rinde und dem Schweine gelangt er vorlier in die Nierenkelche. Von
dem Nierenbecken wird der Harn in die Harnleiter und von diesen
tropfeinveise in die Harnblase gebracht. Die Harnblase nimmt nun,
als Harnbehalter, eine gewisse Quautitat Harn auf, der alsdann ver-
mittelst der Zusammenziehung ihrer Muskelfasern in die Harnröhre
imd von dieser bei mannlichen Thieren immittelbar, bei weiblichen
dagegen mittelbar durch die Scheide aus dem Körper geschafft wird.
III. GBcfà)kd)t80XQ(mt, (Organa genitalia.)
Unter Geschlechts-, Fortpflanzungs- oder Zeugungs-
organe [Partes génitales s. organa sexuaUa) versteht man diejenigen
Organe, durch welche die Erhaltung einer jeden Thiergattung bedingt
ist. In Beziehung auf ihren Bau und ihre Verrichtung sind sie sehr
verschieden und in zwei Individuen vertheilt, von denen dem
einen ausschliesslich nur die mannlichen, dem andern nur die
weiblichen Geschlechtsorgane zukommen ; erstere âussern
sicli mehr als zeugende, schaffende und letztere mehr als empfangende,
fortbildende Organe. Dire Lage haben sie bei beiden Geschlechtern
tbeils in der Baucli- und Beckenhöhle, theils ausserlialb denselben.
A. ^Îl8ntllid)£ ffiffdjkdjtStljnU. (Partes génitales viriles.)
Die mannlichen Goschlechtstheile machen der Hodensack, die
li od en, die Nebenhoden, die Saamenleiter, die Saam e n-
blascheu, die Vorsteherdriise, die Cowper'schen Driisen
und das ni ii nuli eh e Gli ed aus.
a) Der Hodensack. (Scrotum.) (Fig. 143. a.)
Der Hodensack ist jener hautige Behiilter, der zwischen den
Hinterschenkeln in der Schamgegend mehr oder weniger herabhangt,
die Hoden enthalt und aus einer ausscrn und innern Haut zusammen-
gesetzt ist.
Die âussere Haut ist eine Fortsetzung der allgemeinen Decke,
sehr diinn und mit feinen und kurzen Haarchen sparlich besetzt, so
class die gewöhnlich schwarz gcfarbte freie Oberflache beinahe kahl
erscheint ; sie enthalt zahlreiche Talg- und Schweissdrüsen, welche
ihr Secretionsproduct an genannte Flachc absetzen und dadurch die-
selbe etwas schmierig erhalten, was beim Gehen die Reibungen
zwischen den Hinterschenkeln massigt. An dem untersten Theile des
Ilodensackes bildet die iiussere Haut eine von vorn nach hinten
laufende, lim'eniormigc Faite, welche auch die Naht (Raphe) genannt
wird, die nach innen die Scheidewand des Ilodensackes andeutet.
Leyh, Annlomie.                                                                                                                             " •
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290
Fig. UB.
Die mannHchen Geschlechtstlieile in ibrer Lage betrachtet (dio Bauch-
Beckenhöble ist von der linken Seite geöffnet).
und
a-        Der Hodensack-
a'.       Die allgemeine Dccke.
a".      Die Fleischhaut (Darloshaut)-
a"'.     Die Scheidenhaut.
b.         Der Hodenmuskcl.
c c'-    Der linke Saamcnleitcr.
c.         Dessen ciiifachcr Theil-
c'.
       Dessen fâcheriger Tfieîl-
<1-
        Das linke SaamenblSschen,
e.
         Die Vorsleherdrüse-
f-         Die linke Cowper'sche Druse-
g-        Der Schlauch oder die Vorhaut.
h-        Der schwammigc Körper des mânnlichen Gliede
i. Die Afler - Rulheiibandcr.
k- Der Harnrohrenrniiskel.
I. Der Gesassbein - Rulheiiinnskel-
m. Dit Eïchel.
ii- Die Mi'mdung der Harnröhre au derselben-
o- Der rechte liauchring.
])■ Hautfalle des Bnuchfclls , welche die Bllilgefasse,
die Lymphscras.se und die Nerven des Snamen-
slran<rcs tind Hoileris enllialt-
q. Der rechte Saamcnlt'iler, wo er durch dun Bauch-
riiig in die Bauchhülile gelangt.
r. Die Harnblase.
s Der Masldarm-
Die innere Haut des Hodensackcs, auch miter dem Namen
Fleischhaut (Tunica dartos) (siche Fig. 19.) bekannt, die nach aussen
mit der vorigen in inniger, nach innen mit der aussern Platte der
Scheidenhaut nur locker in Verbindung steht, ist aus Zellgewebe und
contractilen Faden zusammengesetzt, welch' letztcrc durch Znsammen-
ziehen den Hodensack runzeln. Gegenüber der Naht macht die innere
Haut durch Verdoppelung eine senkrecht stehendc Scheidewand
(Septum scroti), wodurch zwei von einander getrennte Sacke gcbildet
werden, welche die Hoden und Nebenhoden aufnehmen.
Der vordere Theil des Hodensackes erhalt sein Blut von der
aussern und der hintere von der innern Schamarterie, denen auch die
Venen entsprcchen, die Saugadern gehen in die Schamdriisen über
und die Nerven kommen von den Lendengeflechten.
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Der Nutzen des Hodensackes ist die in demselben gelagerteu
Hoden zu belierbergen und vor feindlichen Einfliissen zu schützen.
Bei den Wiederkauern (Stier, Schaf- und Ziegenbock) hat
der Hodensack eine lüngliclic G estait und hiingt tiefer herab.
Bei dem Schwcine (Eber), dem Hun de und der Katze
(Kater) liegt der Hodensack ganz hinten und oben zwischen den
Hinterschenkeln, so dass er theilweise über den hintern Rand cler-
selben hervorsteht.
b) Die Hodeu. (Testiculi s. testes.) (Fig. 144. a.)
Fig. 144. .
Ilerabgescbnittene Saamen-
strang mit dem Hoden* dem
Nebenbodcn und dem Saa-
menleiter.
Die Hoden oder Geilen sind eiförmig
gestaltete, drüsige Organe, welche bei erwach-
senen Thieren in dem Hodensacke *, an den
Saamenstriingen aufgehangt, ihre Lage haben.
Man unterscheidet sie in einen rechten und
linken, die in Beziehung auf ihre Grosse
gewöhnlicb einen, obwohl nicht schr bcdeu-
tenden Unterschied zcigen. An jedem Hoden
wird eine ii us se re und in nere FI a che, ein
o b e r e r und u n t e r e r 11 a n d, ein vorderes
und hi n ter es En de betrachtet.
Die au s s ere und die innere Flache
sind gewòlbt, glatt und frei; letztere sieht
nach der von der Fleisclihaut gebildeten Schei-
dewand.
Der obère Rand ist etwas gewòlbt und
durch ein Band mit dem Nebenhoden verbun-
den; der untere Rand ist gebogen und frei.
Das vor de re Ende erscheint wie das
n.
Der Hoden,
Il b'.
Der Nebenhoden,
b'.
Der Kopf.
1).
Der Schweif.
c.
Das Nt-benhodcnband-
1
Der Sauinenslrang.
e.
Der Saamenli'itcr.
f.
Die innere Saomenarlcrio,
liintere abgerundet und stunrpf; ersteres steht
mit dem Kopf des Nebenhodens in Verbindung.
Jeder Hode ist in dem von der Fleischhaut
(Dartoshaut) gebildeten Sacke seiner Seite von
zwei Haut en umgeben, von weiehen die
a ussero die Scheiden haut des H o den s
und S a a m e n s t r a n g e s, die i n n e r e die eigene oder w e i s s e
Haut des II o d e n s genannt wird.
Die Scheid en haut des Hoden s und Saamenstranges
(Tunica vaginalis testis et funiculi spermatici), welche dièse Organe
umgibt, macht gleiclisam die innerste Haut des Hodensackes aus; sie
besteht aus einer aussern oder fibrösen und einer innern oder
serösen Platte. Beide Platten fangen, einen engen Kanal bildend,
an dem Bauchringe (Leistenringe) an, der sich nach unten verlàngernd
* Bei erwachsenon Pierden iindet man manebmal nur eineu Hoden in dem
Hodensaeko, wiihrend der andere, in der Regel etwas verkümmerte. in der
Bauchböble verweilt; oin solcbes Pferd wird mit dem Ausdruck „Spitzbengst"
bezeicbnet.
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zu einem dem Hoden und Nebenhoden entsprechendcn Sacke ervveitert,
und beide Organe frei in sicb aufnimmt. Die f i b r ö s e Platte als
aussere Sc h ie h te entsteht erst, wenn der Hoden die Bauch-
höhle durch den Bauchring verlasst, bei welcbem Vorgange die
Zellgewebsschichte, welche die aussere FJiiche der Bauchhaut mit den
nachbarlichen Gebilden verbindet, mit letzterer Haut ausgedehnt wird
und zu einer fibrösen Hautschichte sich umgestaltet. Die aussere
Flaehe der fibrösen Platte verbindet sich durcli Zcllgewebe theils mit
der Fleischhaut des Hodensackes, theils mit dem Hodenmuskel, die
innere Flaehe derselben steht mittelst Zellgewebe mit der aussern
Flaehe der serösen Platte in inniger Verbindung. Die seröse Platte
als innere S chi eh te ist cine Fortsetzung des Bauchfells, und
nach aussen durch kurzfaseriges Zellgewebe mit der ganzen innern
Flaehe der fibrösen Platte innig verblinden ; ihre innere Flaehe
dagegen erscheint frei, glatt und feucht. Nach innen, d. h. gogen
die Höhle, dié sie bildet, macht sie eine Verdoppelung, welche an
den Hoden, Nebenhoden und Saamenstrang sich fortsetzt, diese
Organe als aussere. Hiille überzieht und ihre freie Oberflache durch
Absonderung des Serums schlüpfrig erliâlt. An dem Saamenstrange
selbst bildet sie durch eine weitere Verdoppelung cine Hautfaltc, in
welcher der Saamenleiter seinen Verlauf nimmt.
Die eigene oder weisse Haut des Hodens (Tunica testis
propria s. albuginea)
gehort zu den fibrösen Hiiuten und bestinimt
in so fern die Form des Hodens und Nebenhodens, als sie dessen
Substanz unmittelbar umgibt; nach aussen ist sie sehr fest mit der
innern Platte der Scheidenhaut, nach innen dagegen nur locker mit
der Substanz des Hodens und Nebenhodens rerbunden.
Wie die Nieren, so geboren auch die Hoden zu den röhrigen
Driisen, ihre graugelbliche, in's braunliche seheiide Substanz (Paren-
chyma testis)
bestcht aus sehr langen, feinen, ausserst zahlreichen und
vielfach geschlangelten Kanalclien, welche man auch die S aam eu-
ro hrchen (Canaliculi séminales) nennt. Durch die Fortsetzungen,
welche die weisse Haut des Hodens an ihrer innern Oberflache als
Schei de wand e in die Hodensubstanz macht, wird dicselbe in viele
kleine Liippchen getheilt, so dass es sclieint, jedes Liippchen
bestehe nur aus einem unzâhlige Windungen machenden Saamen-
röhrchen. Jedes dieser Röhrchen ist von ausserst feinen Blutgcfass-
netzen, Lympligefiisscn und Nerven begleitet und zur Absonderung
des mannlichen Saamens bestimmt. Aus den Saamenröhrchen, die
von den einzelnen Liippchen kommen, gehen durch deren Verschmel-
zungen an dem vordern Ende des Hodens grössere Saamenkanalchen
hervor, die sich netzartig unter einander verbinden und mit den
Scheidewandcben cinen lânglichen Körper bilden, welcher der
H i g h m o r i s c h e Körper ( Corpus Highmori s. rete vasculosum
Halleri)
genannt wird. Von dem Highmorischen Körper treten die
Saamenkanalchen durch die weisse Haut auf die Oberflache des Hodens
und machen als kurze, gerade Ausfiihrungsröhrchen (Vascula efferentia
testis)
den Anfang oder den Kopf des Nebenhodens.
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Bei den W iederkauern liaben die verlialtnissmassig grossen
Hoden eine melir langliche Gestalt und sind an dem Saamenstrange
senkrecht in dem Hodensacke aufgehangt. Die Hodensubstanz zeigt
eihe geluliche Farbe, und die von der weissen Haut gebildeten Lappchen
derselben sind nicht so deutlich zu erkennen.
Auch bei dem S eh w eine sind die Hoden verlialtnissmassig sehr
gross; in Beziehung auf ihren innern Bau kommen sie mit denen
des Pferdes iiberein. Ihre Lage haben sie hinten zwischen deii
Hinterschenkeln.
Bei den Fleis chfre ss ern sind die Hoden klein und rundlich
gefonnt, und wie bei dem Schweine gelagert.
e) Dio Nebenhoden. (Epididymidcs.) (Fig 144. b V.)
Neben hoden (Epididymis) wird derjenige liinglich schmale
Kòrpcr genannt, welcher auf dem obern Rande des Hodens liegt und
an denselben durch das N eb en h o den b and (Ligamentum epididy-
midis),
einer Fortsetzung der innern Platte der Scheidenhaut, befestigt
ist. Er besteht aus den, vielfache Windungen machenden, ausfüh-
renden Saamengangen, welche von Blutgefassen, Lympligefasscn und
Nerven bekleidet, durch Zellgewebe mit cinander verblinden und von
einer fibrüsen Haut (Tunica aibuginea) umgeben sind, auf welche die
innere oder seröse Platte der Scheidenhaut folgt. Jeder Nebenhoden
wird in den Kopf, den mittlern ïheil und den Schweif
eingetheilt.
Der Kopf des Neb en hodens (Caput epididymidis) nimmt mit
den kurzen Saamenröhrchen am vordern Ende des Hodens seinen
Anfang. Diese Röhrchen vereinigen sich nun zu einem sehr kleinen
Ausfiihrungsgang (Canalis epididymidis), der, zahlreicho kegelförmige
Windungen bildend, in den mittlern Theil iibergeht. An dem mitt-
lern ïheile nimmt nun dieser kleine Ausfiihrungsgang allmiihlig an
Umfang zu, lasst grossere, deutlichere Windungen erkennen, welche
an dem hintern Ende des Hodens ein bedeutendes Convolut bilden,
was der Schweif des Neben hodens ( Cauda epididymidis) genanut
wird. Von dem Schweif biegt sich nun der starker gewordene Aus-
fiihrungsgang nach oben urn, und geht in den Saamcnleiter über.
Die Arterien, welche sich an den Hoden und Nebenhoden ver-
zweigen, sind die innern und die aussern Saamenarterien, die von den
entsprechenden Venen begleitet werden, die Lympligcf'Ssse münden in
die Lendendriisen. Die Nerven kommen von den grossen sympathischen
Nerven und bilden die Saamengcdechte.
Die Verrichtung der Hoden besteht darin, eine eigenthümliche
Flüssigkcit, den maiinlichen Saamen, abzusondern, der bei micros-
copisehcr Uutersuchung eine Menge lebender Thierchen, die Saamen-
thierchen (Spermatozoa) *, entha.lt. Der Saame gelangt nun durch dio
Saamenröhrchen in die Nebenhoden und von diesen durch die Saamen-
* Die Saamenthiercheu werden, nach bis jetzt gemachten Beobachtuugon,
nur in dem Saamen zouguugsfahiger Individuen getroffen.
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leiter entweder vorerst in die Saamenblaschen oder unmittelbar in die
Harnröhre, von wo aus er durch das mannliche Glied beim Act der
Begattung in die weiblichen Gescbleclitstheile (Scheide) gespritzt wird.
Bei den Wiedcrkiiuern zeigt der Nebenhoden keine besondere
Abweichung.
Bei dem Schweine ist besonders der Schweif der Nebenhoden
sehr stark, und bei den Fleischfress ern sind sie im Verhiiltnissc
zu den Hoden sehr gross.
d) Die Saamenleiter. (Vasa dfferentia.) (Fig. 143. cc'.)
Der Saamenleiter oder Saamengang (Vas déferais s.
ductus dcferens)
besteht aus einer hautigen cylindrisclien KÖhrc, welche
von dem Schweife des Nebenhodcns ausgeht; von diesem gelangt der
Saamenleiter, einige Windungen macliend, als eine einfache Böhre
innerhalb der Scheidenhaut des Saamenstranges bis zu dem Bauch-
ringe und durch denselbcn in die Bauchhöhlc. Nun setzt er sich
ausserhalb der Bauchhaut, nach obcn und hinten einen Bogen be-
schreibend, bis in die Beckenhöhle fort, in weieher jeder Saamenleiter
auf der Harnblase liegt, viel dicker erscheint mul in der Nahe des
Blasenhalses in die Harnröhre einmündet. So weit der Saainengang
in der besondern Faite der Scheidenhaut des Saamenstranges liegt,
macht er auch einen Theil des letztem aus.
Jeder Saamenleiter ist aus einer au s s ern oder mus culö s en
und einer innern oder Schlei m haut zusammengesetzt. Die aus-
sere Haut, welche ein blassrothes Aussehen hat, verbindet sich
nach aussen in ihrem Verlaufe mit den serösen Ueberziigen und nach
innen mit der Schleimhaut, die als eine Fortsetzung der Schleimhaut
der Harnröhre zu betrachten ist. In der Beckcnhöhle hat der auf der
Harnblase liegende Theil des Saameiileiters, auch der fâcherige Theil
genannt, einen bctrachtlicheren Umfang als der übrige, indem die
musculöse Haut zwischen ihrer innern Flache und der aussern der
Schleimhaut viele fadenförmige Fortsetzungen macht, wodurch ein
faclieriges Gewebe entsteht, das mittelst vieler kleiner Ocffnungen au
der Schleimhaut mit dem verhaltnissmiissig engen Kanal des Saameii-
leiters in Verbindung steht.
Auf der Harnblase sind die beiden Saamenleiter durch eine Ver-
doppelung der Bauchhaut mit einander verblinden und daselbst zugleich
in ihrer Lage gesichert (siche Fig. 145. a').
Die Saamenleiter erhalten ihr Blut von den innern Saamen- und
innern Schamarterien, und ihre Nerven von den innern Saamen- und
Beckengeüechteii.
Die Saamenleiter haben die Function, den Saamen von den
Hoden durch die Nebenhoden aufzunehmen, uni ihn in die Saamen-
blaschen oder die Harnröhre zu fiihren.
Bei dem Einde sind die Saamenleiter vcrhaltnissmassig klein,
und zeigen von denen des Pferdes keine besondere Abweichung.
Bei dem Schweine und den Fleischfressern sind die
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Saamenleiter in ihrem ganzen Verlaufe von gleichem Bau und
Durchmesser.
Der Saamenleiter, die innere und aussere Saamenarterie, die
Saamenvenen, die Lympligefasse und Nerven bilden mit der sie nm-
gebenden Sclieidenhaut einen Strang, der von dem Bauchring bis
nach unten an den Nebenhoden und Hoden reieht und der Saamen-
strang (Funiculus spermaticus) genannt wird (siehe Fig. 144). Der
Saamenstrang bedingt die Lage des Hodens und Nebenhodens, da sie
an ihui aufgeliangt sind, fülirt denselben die Blutgefasse und Nerven
zu, und den Saamen durch den Saamenleiter ab.
c) Die Saamonblasche». (Vesiculae séminales.) (Fig. 143. d. und 145. b. u. g.)
Die Saamenblâschen sind zwei hiiutige, birnförmig gestaltete,
in der Beckcnhöhle gelagerte Bcliiilter, die mit ihrem hintern Theilc
sich nach oben mit dein Mastdarme und nach unten mit dem Blasen-
halse und den Saamenleitern durch Zellgewebe verbinden. An jedem
Saamenblâschen betrachtet man den Grund, den mittlern Theil
und den Hals.
Der Grund ist frei, abgerundet, nach vorn und aussen gerichtet
und mit der Bauchhaut iiberzogen. Der m itti ere Theil liegt mehr
nach hinten, ist enger als der Grand und geht in den hintern
schmiilern Theil, den Hals, über. Der Hals geht, immer enger
werdend., in einen Kanal über, der sich mit dem Saamenleiter der-
selben Seite zu cinem g e m einscha ft lieti en Gange, auch Aus-
spritzungsgange (Dicctus excretorius s. ejaculatorius) genannt,
vereinigt; dieser durchbolirt nun die obère Wand der Harnröhre an
dem sogenannten Schnepfenkopfe, an welcher Stelle die Schleimhaut
durch Verdoppelung cine Art Klappe bildet.
Jedes Saamenblâschen besteht aus einer aussern oder serösen
Haut, welcher Ueberzug sich iibrigens nur an dem Grimde vorfindet,
einer mittlern oder musculösen Haut, welche am Grimde am
starksten ist, und aus einer innern oder Schleimhaut, die viele
verschieden golegte Faltchen bildet.
Bei dem Pferde kommt zwischen den beiden Saamenleitern an
dem hintern Theile der Harnblase noch ein dritte s oder mittleres
Saamenblâschen (Vesicula seminalis tertio s. media) vor, dasselbe
ist sehr klein und miindet mit einem besondern Ausfiihrungsgange
entweder unmittelbar zwischen den gemeinschaftlichen Gangen der
Saamenblâschen und Saamenleitern oder mittelbar durch einen der-
solben in die Harnröhre ein.
Die Blutgefiisse, welche sich an den Saamenblâschen verzweigen,
ontspringen von den innern Schamartcrien, die Saugadern ergiessen
sich in die Beckcndriisen und die Nerven erhalten sie von den
Beckengeflechten.
Die Saamenblâschen empfangen den Saamen durch die Saamen-
leiter und bewahren denselben bis zu dem Acte der Begattung auf,
wobei er durch die Zusammenziehuhg der musculösen Haut in die
Ausfiihrungsgange und von diesen in die Harnröhre gelangt.
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29G
Bei den Wiederkâuern lassen sich die Saamenblaschen, weil
sie sowohl nach ihrem aussern Aussehen, als nach ihrem innern Ban
melir drüsigen Organen gleiclicn, nicht so loicht als wirkliche Saamen-
behalter erkennen. Von aussen gesehen erscheinen sie gelappt, und
ihr innerer Bau lasst viele kleine Kanale walirnchmen, die in einen
grössern Gang iibergehen, der sich mit dem Saamenleiter seiner
Seite verbindet und mit demsclben gemeinschaftlich in die Harnröhre
einmündet.
Auch bei dem S eh we in e kommen, wie bei den Wiederkâuern,
keine eigentliche Saamenblaschen vor; sie sind im Vcrhaltnisse sehr
gross, zcigen aber in Beziehung auf ihren Bau keinen wcsentlichen
Unterschied von denen der Wiederkâïier.
Aus dem Bau der Saamenblaschen bei den Wiederkâuern und
dem Schweine könnte man eher die Annahme geitend machen, dass
sie weniger zur Aufnahme und Aufbewahrung des Saamens, als zur
Absonderung irgend einer bis jetzt aber noch unbekanntcn Fliissigkeit
bestimmt sind.
Den Fleischfressern fehlen die Saamenblaschen, desslialb
wird auch der Saamen durch die einfachen Saamenleiter unmittelbar
in die Harnröhre geführt.
f) Die Vorsteberdrüse. (Prostata.) (Fig. 143. e, und 145. c. u. i.)
Die Vorste h erdrüse ist ungepaart, liegt in der Beckenhöhle
auf der obern Wand der Harnröhre nahe an dem Blasenhalse und
unter dem Mastdarme, mit welchen Gebilden sie sich durch Zell-
gewebe verbindet. Sie ist zweilappig, so dass sie bei oberflach-
licher Betrachtung gepaart erscheint. Die dreieckig gestalteten Lappen
sind von beiden Seiten plattgedrückt und stehen mit ihren gebogenen
Randern nach oben und aussen. Der auf der Harnröhre festsitzende
Theil als Körper wird von don Ausspritzungsgangen (Ducius ejacu-
latorii)
durchbohrt und ist durch Zcllgewebc, so wie durch ihre
Ausfiihrungsgange an die Harnröhre befestigt.
Die Prostata ist von festem Zellgewebe umgeben, das eine
röthlich aussehende Substanz einschliesst, welche zahlreiche kleine
Kanale enthalt, die mit blinden Blaschen anfangen und rechts und
links an dem Sehnepfenkopfe mit ungefâhr 18 Oeffnungen, in Gestalt
kleiner Puncte, in die Harnröhre einmünden.
Die Blutgefasse, Lymphgefasse und Nerven nehmen denselben
Ursprung und Verlauf, wie bei den Saamenblaschen.
Diese Driise sondert einen eigenthümlichen Saft (Suecus prosta-
ticus)
ab, der angeblich bei Ergiessung des Saamens durch ihre Aus-
fiihrungsgange in die Harnröhre ergossen wird, urn sich mit deniselben
zu mengen.
Bei den Wiederkâuern und dem Schweine umgibt die Vor-
steherdrüse gleichfalls die Harnröhre in der Nithe des Blasenhalses,
nur erscheint sie kleiner und von unten und oben plattgedrückt.
Bei den Fleischfressern ist die Vorsteherdriise vcrhaltniss-
miissig gross, und hat cine rundliche Gestalt.
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Die Cowper'scheu Drüsou. (Glandulae Comperi.) (Fig. 143. i. und 145. e. u. f.)
Die Cowp er'schen Drüsen, auch die kleinen Vorst eher-
drüsen genannt, sind gepaart und liaben ilire Lage hinter der
Vorsteherdriise gleichfalls auf der obern Wand der Harnröhre, wo-
selbst sie von einem eigenen Muskei, dem Vorsteherniuskel, einge-
schlossen sind; sie sind kleiner als die Vorsteherdriise, haben eine
rundliche Gestalt und zeigen denselben Bau wie diese. Jede Cowper'sche
Drüse mündet ihrerscits mit mehreren Ausfiihrungsgangen hinter dem
Schnepfenkopfe in die Harnröhre, welche Ausmündungen gewöhnlich
in eiuer Reihe der Lange nach liegen, und als kleine Wârzchen an
der freien Oberflaehe der Schleimhaut erscheinen.
Die Blutgefâsse, Lymphgefâsse und Nerven verhalten sich wie
bei der Vorsteherdriise.
Auch diese Drüse scheint einen eigenthümlichen Saft wie die
Vorsteherdrüse abzusondem, der beim Abfluss des Saamens dem-
selben beigemischt wird.
Beiden Wie derkauern sind die Cowper'schen Drüsen kleiner
und mit einer festen Sehnenhaut umgcben, auf welcher der Vorsteher-
muskel liegt. Jede Drüse ist uur mit einem Ausführungsgange
vcrsehen, welche in einer kleinen Grube am hintern Ende des Becken-
stückes der Harnröhre einmündet.
Bei dem Schweine sind die Cowpcr'scben Drüsen betrachtlicli
grösser als bei dem Pferde und den Wiederkauern ; ihr innerer Bau
erscheint mehr zellig und die kleinen Kaniilchen vereinigen sich zu
einem Hauptausführungsgange, der wie bei den Wiederkauern in die
Harnröhre einmündet.
Bei dem Hun de fehlen die Cowper'schen Drüsen; bei dei-
Kat ze sind sie sehr klein und jede Drüse ergiesst ihren Inhalt durch
einen kleinen Ausführungsgang in die Harnröhre.
h) Das mannliche Glied. (Penis s. membrum virile.) (Fig. 143. h. und m.
und Fig. 145. b.)
Das mannliche Glied oder die mannliche Ruth e liegt
ausserhalb den Körperhöhlen in der Schamgcgend zwischen den beiden
Ilinterschenkeln und den Saamenstrangen, über dem Hodensack und
der Vorhaut, unter der untern Bauchwand und den Sitz- und
Schanibeinen, und erstreckt sich von dem hintern Gesassbeinausschnitt
bis in die Nabelgegend. Die einzelnen Gebilde, welche zusammen
das mannliche Glied ausmachen, sind: die Vorhaut, die schwam-
migen Körper, die Harnröhre und die Eichel.
1) Die Vorhaut. (Praepulium.) (Fig. 143. g.)
Die Vorhaut, auch der S chi auch genannt, ist diejenige
nach vorn mit einer ringförmigen Oeffnung versehene Scheide, die in
der Schamgegend vor dem Hodensacke liegt und den grössern untern
Theil des mannlichen Gliedes einschliesst. Die Vorhaut besteht aus
leyh, Anatomie                                                                                                        ""
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einer au ss cm nnd eincr inncrn Haut, vvelqhe beide durch Iockeres
Zellgowebe, das auch Fettgewebe enthiilt, mit einander verbunden
sind. Die au s s ere Haut, welclie spârlich mit feinen Ilaarchcn
besetzt ist, geht von der untem Bauchwand und dem Hodensacke
nacli innen und vorn, und verbindet sich durch lockeres Zellgewebe
mit dem mannlichen Gliede ; alsdann verliisst sie dasselbe, indem sie
sicb weiter nach vorn fortsetzt, und durch cine ringförmige Oeffnung
sich umstiilpt, wieder nach hinten Iauft und als innere, dunne,
haarlose Haut an das untere Endc der schwammigen Körper gelangt,
an welcher Stelle sie eine ringförmige Wulst bildot. Von hier iiber-
zieht sie als feine Haut die Eichel des mannlichen Gliedes und geht
nun an dieser in die Schleimhaut der Harnröhre über. Die iiusscre
Haut ist mehr glatt, gewolbt, mit vielen Talgdrüschen versehen und
besitzt zu beiden Seitcn in der Niihe der Oeffnung zwei zitzenahnliche
Erhabenheiten ; die innere Haut ist ausgehöhlt, bildet vicie Falten und
enthiilt eine grossere Menge Talgdrüschen, die eine mehr consistente,
specifisch ricchende Schmiere absondern, welche die freie Oberflache
überzieht und vor der nachtheiligen Einwirkung des scharfen Urins
schiitzt. Dieso abgesonderte Schmiere verbindet sich innerhalb des
Sclilauches mit der abgeschuppten Oberhaut zu harten Kliimpchcn,
welche bei grösserer Aiisammlung das Ausschachten der Ruthe bei
dem Uriniren erschweren oder selbst unmöglich machen.
                 -
Die Arterien des Sclilauches nehmen ihren Ursprung von den
iiussern Schamarterien, welche von den gleichnamigen Venen begleitet
werden; die Saugadern ergiessen sich in die Schamdrüsen, und die
Nerven kommen von den Lendengeflechten.
Die Vorhaut, als Scheide des mannlichen Gliedes, schiitzt das-
selbe vor feindlichen Einfliissen und halt es zugleich in seiner Lage,
heides natürlich nur im erschlafften Zustande. Durch das Hin- und
Hergleiten der Ruthe in dem Schlauch entsteht bei Pierden im schnellen
Laufe ein eigenthümlicher Ton, der also nur bei mannlichen Thicren
gehort werden kann.
Der Schlauch der Wi ederkaucr bildet cine lange und zugleich
enge Scheide, die nach vorn befindliche ringförmige Oeffnung ist
ebenfalls enger und die iiusserc Haut an dieser Oeffnung bei dem
Rinde mit langen Haaren, bei dem Schafe mit feiner Wolle besetzt ;
auch besitzt der Schlauch bei diesen Thieren auf jedcr Seite einen
eigenen Muskei (Vorhautmuskel).
Bei dem Schweine ist der Schlauch ebenfalls enge und ver-
hültnissmiissig langer als bei den Wiederkauern. In der Niihe der
Schlauchmündung findet sich nach oben ein sackartiger Behalter, der
durch Einstülpung der innern Haut gebildet und der Nabelbeutel ge-
nannt wird ; er stebt mit der Höhle des Sclilauches in Verbindung
und enthiilt bei dem Eber eine eigcnthiimlicbe, übelriechende, mit
Ham vermiscbte Flüssigkeit, welcher unangenebme Geruch selbst dem
Fleische dieser Thiere mitgetheilt wird. In dem Nabelbeutel bilden
sich auch die sogenannten Vorhautsteine. Die Vorhaut bat wie bei
den Wiederkauern zwei Muskeln, welche sie nach vorn bewegen.
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Die Vorhaut der Fleischfresser ist an der freien Oberllüehe
der iiussern Haut mit gewölinliclien Deckhaaren besetzt, welclie nacli
unten zu etwas feiner ersclieinen. Die Vorhautöünung ist enge und
die innere Haut geht weiter nach hinten, so dass sie eist am hintern
Ende des Ruthenknochens an den Penis gelangt und hier eine Wulst
bildet. Bei dem Hunde kommen an der Vorhaut auch zwei Muskeln
vor, die aber der Katze fehlen.
2) Die schwammigBii Körper. (Corpora cavernosa penis.) (Fig. 143. h, u. 145. b.)
Die s eh wam mi g en Körper odcr die Zeil körper, welche
die grösste Masse des mannlichen Gliedes ausmachen, entstehen mit
zwei kurzen getrennten Aesten oder Wurzeln sowolil an dem hintern
Gesiissbeinausschnitt, als auch an der untern Pluche der Sitzbeine;
diese gehen von hier nach vorn und unten, verbinden sich innig mit
einander und setzen sich, parallel neben einander verlaufend, bis zur
Eichel fort. Beide Körper sind von einer festen fibrösen Haut um-
geben und durch eine fibrose Scheidewand von einander getrennt.
Die schwammigen Körper, als eine Masse betrachtet, lassen ein
obères Ende oder den Anfang, ein Mit tels tück oder den
Körper und ein unteres Ende oder die Spitze unterscheiden.
Den Anfang machen die beiden Wurzeln oder Aestc, die kurz,
starle sehnig sind und an dem hintern Gesassbeinausschnitt und den
Beulen der Gesassbeine ihren Anfang nehmen; sie sind von den
Gesassbein-Ruthenmuskeln eingeschlossen und noch durch zwei beson-
dcre kurze starke Bander, die Sitzb ei n-Ruth cnbander genannt,
an den hintern Gosiissbeinausschnitt befestigt. Das Mittelstück
erscheint von beiden Seiten plattgedriickt und lasst eine rechte und
linke Pluche und einen obern und untern R and unterscheiden.
Beide F lach en sind glalt, niassig gewölbt und durch lockeres Zell-
gewebe mit dem Schlauch verbunden; der obère Rand ist mit
einer schmalen, seichten Rinne versehen, in welcher Blutgefasse und
Nerven der Ruth e verlaufen, der un ter e Rand besitzt eine breite
und tiefe Rinne, iu^ welche die Harnröhre aufgenommen wird. Das
untore Ende wird schmiiler, mehr rund und ist in drei Aeste ge-
theilt, welche von der Eichel umfasst werden. Der mittlere langere
Ast geht über dem Ende der Harnröhre iii der Eichel nach linten und
scheint ersterer als Stiitzpunkt zu dienen, die zwei seitlichen Aeste
sind kürzer und enden stumpf in dem Gcwebe der Eichel.
Die Zellkörper sind von einer blassgelblichen, elastisclien, sehr
dicken fibrösen Haut von aussen so begrenzt, dass sie an dem Körper
und dem untern Ende nur einen Körper auszumachen scheinen, deren
Grenze aber nach innen durch eine Scheidewand angedeutet ist. Die
fibrose Haut schickt nach innen viele theils runde, theils platte Port-
satze ab, die sich in verschiedenen Richtungcn kreuzen und dadurch
ein netzartiges Gcwebe bilden, in welchem ausser den zahlreichen
und ziemlich weiten venösen Gefàssen, den spiirlichcn, veihaltniss-
massig geringen Arterien und Nerven, blassrotliG Pasern als soge-
nanntcs aufriclitendes Gewobe (siehe auch Seite 20) enthaltcn sind.
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300
Dièses üewebe, und nicht blos der grössere Blutandrang, scheint
auch besonders die Erection der Ruthe hervorzubringen.
Die oben schon erwiihnte Schei de wand liegt senkrecht in der
Mitte zwischen den Zcllkörpern und wird durch einen Theil der Fort-
siitze der aussern fibrösen Haut gebildet; sic ist an einigen Stellen
durchbohrt, wodurch das Gewebe der beiden Körper mit einander in
Verbindung steht.
Zu den Zcllkörpern gehören noch zwei lange, blassroth ans-
sehende, rundliche, durch Zellgewebe mit einander verbundene Muskel-
bündel, welche auch die Aft er - Ruth enbander (Fig. 143. i.)
gcnannt werden. Sie entspringen über dem After an der Schweifrübe,
gehen von hier, das Ende des Mastdarmes umfassend, an den untern
Rand dor Zellkorper und an diesen auf dem Harnröhrenmuskel, mit dem
sie durch Zellgewebe verblinden sind, bis in die Nahe der Eichel. Sie
scheinen dazu bestimmt zu sein, die Ruthe nach dem Hamen oder
nach der Bcgattung in den Schlauch wieder zurückzuziehcn.
lm erschlafften Zustande liegen die Zellkorper in der Schlauch-
höhle, beim Uriniren dïigegen treten sie bei den Einhufern hcrvor und
werden nach dessen Beendigung in den Schlauch wieder zuriick-
gezogen. Bei der Begattungslust nehmen die Zellkorper durch die
Anfüllung der zahlreichen Venen mit Blut bedeutend an Umfang zu
und werden durch die Wirkung des aufrichtenden Gewebcs hart und
steif gemacht (Erectio penis); der Harnröhre dienen sie zugleich zur
Befestigung, dringen mit dieser bei der Begattung durch die Scham-
lippen in die weibliche Scheide ein und kehren nach vollendetem Act,
allmahlig in den friihern erschlafften Zustand zurücktretend, in den
Schlauch wieder zurück.
Bei den Wiederkauern sind die Zellkorper sehr lang,
cylindrisch und verhaltnissmassig diinn ; wie bei dem Pferde entstehen
sie mit zwei Wurzeln an dem hintern Gesiissbeinausschnitt, vor
welchen sie an der untern Flache der Sitz- und Schambeine eine
c/jförmige Krümmung machen und dami in gcrader Richtung in die
Spitze ausgehen , in welchem Verlaufe sie allmahlig an Umfang ab-
nehmen. Die After-Ruthenbander sind stark und über der Mitte der
Zellkorper mit denselben verwachsen; der untere auf der Harnröhre
liegende Theil dieser Biinder ersetzt den an dieser Stelle fehlenden
Harnröhrenmuskel. Das aufrichtende Gewebe ist gleichmassiger ver-
theilt und das schwammige Gewebe zeigt kleinere Zwischenraume.
Die Zellkorper des Schweines sind ebcnfalls sehr lang, diinn
und ihre Wurzeln verhaltnissmassig stark; das Mittelstück ist oline
Scheidewand. Sie bilden, wie bei den "Wiederkauern, an der untern
Flache. des Beckens eine ceförmige Kriimmung, und ihr unterster
Theil zeigt im erschlafften Zustande cine korkzieherartige Windung.
Bei dem Hun de entspringen die Wurzeln der Zellkorper ebcn-
falls an dem hintern Gesassbeinausschnitt, gehen aber beinahe quer
nach innen, um sich mit einander zu vereinigen. Die Sitzbein-
Ruthenbander fehlen und der kurze Körper, dem die Spitze fehlt,
geht nur bis an das hintcre Ende des Ruthcnknochens, mit dem er
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301
auch verwâchst; der übrige Theil des Euthenknochens ist von dem
schwammigen Gewebe der Harnrölire eingcsclilosscn. Bei der Katze
sind die Zellkörper verhaltnissmassig langer als bei dem Hunde, in-
dem sie bis an das vordere Ende des übrigens sehr kleinen Ruthen-
knochens gehen und denselben einschliesscn.
3) Die Harnriihre. (Urethra.) .. (Tig. 145.)
Die Harnrölire ist cine lange, cylindrische, hautige Eöhre,
welchc an dem Halse der Harnblase als deren Portsetzung anfangt,
dann nach hinten bis zu dem hintern Gesassbeinausschnitt lauft, über
dcmselben sich nach unten umbiegt, wodurch sie aus der Beckenliöhle
an den untern Rand der Zellkörper gelangt; in der Rinne nun dièses
Randes angekommen, erstreckt sie sich bis in die Eicliel, an deren
vordern Plache sie sich nach aussen öfl'net. Der Theil der Harnrölire,
welcher in der Beckenliöhle liegt, wird das Beckenstiick, und der,
welcher an der Ruthc verlauft, das Ruthenstück genannt.
Fig. 145.
Das Bflckenstück der Harnrölire -von unten geöffnet..
a.    Der Tacherige Theil des Saamenleiters.
a'. Vcrdoppeliing der Banchhatit, durch welche
beide Saamenieiler mit einander verblinden
sind.
b.     Das rechte Saamenbliischen-
c- Der rechte Lappen der Vc-rstehc'driise-
d. Deren AusiührungscSnge.
e- Die rechte Cowper'sebe Druse.
g. Der Schnrprenhopf mit den beiden Ausmün-
dungen der Ausspritziingsgaiige-
h Aiismiiiidiing des drillen Saamenblcschens,
1 Die Harnblase.
k Atismiindungcn der Uarnleiter in der Nfl'he
des Blasenhalses.
1 Querdurchschnill der Zellkörper-
m- Qiierdurchsehnilt des Riilbenslücks der Harn-
rübre-
f.
Deren Ausfühningssünge.
Das Beckenstiick der Harnrölire erstreckt sich von dem
Halse der Harnblase bis an den hintern GesUssbcinausschnitt, hinter
welchem die Harnrölire an die Zellkörper als Ruthenstück tritt. Nach
unten steht das Beckenstiick durch Zellgcwebe mit der obern Fioche
der Sitzbeine und nach oben mit den Saamenbliischen, der Vorsteher-
drüse und den Cowper'schen Drüsen in Verbindung. Die innere
auskleidende Membran ist cine Schleinihaut, die an der obern Wand
mehr gegen den Blascnhals zu cine in die Hölile hereinragende,
liinglich sclimalc Faite bildet, welche unier dem Namen Hahnen-
oder Schn ep f en kop f (Caput gallinaginis) bckannt ist. An dem
Schnepfenkopfc befinden sich die Ausmiindungen der Saamenleiter und
Saamenbliischen, zur Seite-dicser öfTnen sich die AusführungsgSnge
der Vorsteherdrüse, an welche sich nach hinten die gewöhnlich in
einer Reihe liegenden Ausfiihrungsgange der Cowper'schen Drüsen
anreihen. An dom hintern Theile des Beckenstückes folgt auf die
Schleinihaut ein zelliges, schwammiges Gewebe, das von dem Anfang
des Harnröhrenmuskels bedeckt ist.
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302
Das Ruthenstück der Harnröhre ist eine Fortsetzung des
Beckenstiickes; es nimmt seinen Anfang mit einer Erweitcrung, der
sogenannten Harnröhrenzwieb el (Bulbus urethrae), unter dem
hintern Gesassbeinaussehnitt und zwisclien den beiden Anfiiiigen
(Wurzeln) der Zellkörper, setzt sich dann als eine engere Röhre in
der Rinne an dem untern Rande der Zellkörper bis in die Eichel fort,
an deren vordern Flache dieser Theil der Harnröhre in Gestalt eines
hervorstehenden Cylinders ausmündet. Die Schleimliaut des Ruthcn-
stückes bildet viele Langenfaltchen und ist aussen von einem fiichc-
rigen Gewebe, dem Zellkörper oder schwammigen Gewebe
der Harnröhre (Corpus cavernosum urethrae), umgeben. Dièses
Gewebe ist aussen von einer fibrösen Haut begrenzt, welche cin
zahlreiches Venennetz einscliliesst, das iibrigens wie die Arterien mit
denen der Zellkörper in keiner Verbindung steht. Die sehnigen Paden,
wie sie in den Zellkörpern der Ruthe vorkommen, fehlen hier, so
dass das schwammige Gewebe der Harnröhre uur von den Blutgefiiss-
netzen gebildet wird. .
Der Nutzen der Harnröhre ist sowohl dem Harn, als auch dem
miinnlichen Saamen zur Ausfiihrung zu dienen.
                   . ,
Bei dem Rinde zeigt die Schleimliaut des etwas engern Becken-
stiickes der Harnröhre den stark hervorrageiiden Schnepfenkopf; das
schwammige Gewebe, so wie der Anfang des Ilarnrölireiimuskcls ist
dicker und breiter als bei dem Pferde. Das Ruthenstück der Harn-
röhre ist ganz von der fibrösen Haut der Zellkörper eingesclilossen,
das schwammige Gewebe ist hier dünn, der Hariirölucnmuskel fchlt
und die Harnröhre öffnet sich hinter dem vordern Ende der Ruthe.
Bei dem Schafe setzt sich die Spitze der Harnröhre als ein hohler,
fadenförmiger, nach rückwarts gerichteter Cylinder frei iiber das untore
Ende der Ruthe fort.
Bei dem Schwcine verhult sich die Harnröhre ini Wescntlichcn
wie bei dem Rinde, nur öffnet sich das Ende derselben spaltförmig
unter der schnabelfórmigcn Spitze der Ruthe.
Bei den Fleis chfressern ist das Beckenstück der Harnröhre
sehr lang. Das Ruthenstück liegt bei dem Hun de an dem untern
Rande in der Rinne des Ruthenknochens und ölfnet sich vorn an der
spitz auslaufenden Eichel. Bei der Katze ist der Zellkörper des
Ruthenstückes verhaltnissmassig dunner als bei dem Hunde.
4) Dio Eichel. (Glans s. balanus.) (Fig. Ilo.)
Die Eichel, auch der Kop f des miinnlichen Gliedes (Caput
penis)
genannt, macht den untersten, gefiiss- und neivenrciclien Theil
der Ruthe aus ; sie bildet an der Stelle, wo sie die Zellkörper um-
fasst, eine rundlichc Wulst, die Kronc der Eichel genannt; nach
vorn zeigt sie eine gevvölbte Flâche, die nach unten mit einer Grubc
versehen ist, in welcher das hervorstehende Ende der Harnröhre liegt.
Die Eiphel ist aussen von einei feinen Haut, einer Fortsetzung
der innern Haut des Schlauches überzogen, welche viele Schmicr-
drüscheu enthalt, deren Secret die freie Oberflache derselben überzieht;
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an der Harnröhrenöffnung golit sic in die Schleimhaut der Harnröhre
iiber. Unter der aussern Haut der Eichel befindet sich ein schwam-
raiges Gewebe, ganz ahnlich dem der Harnröhre, von dem es auch
eine Fortsetzung zu sein scheint, da beide Gewebe auch mit einander
in Verbindung stehen.
Bei der Erection des mimnlichen Gliedes nimmt auch die Eichel
durch den grössern Blutandrang an Umfang zu, ohne aber dabei wie
die Zellkörper steif zu werden. In ihr hat auch, da sie sehr nerven-
reich ist, grösstentheils die Wollust ihren Sitz.
Das mannliclie Glied bekommt seine Blutgefâsse von den innern
und aussern Schamarterien und den Verstopfüngsarterien; die Venen,
die sehr zahlreiche Gefassnetze bilden, verlaufen mit ihren Haup tasten
als gleiclinamige mit den Arterien. Die Venen des schwammigen
Gewebes der Harnröhre sind ohne Klappen. Die Saugadern verbinden
sich tlieils mit denen des Beckens, theils gehen sie in die Schara- und
Leistcndrüsen. Die Nerven kommen von den hintern Kreuznervenpaaren.
Bei dem Einde fehlt die eigentlicho Eichel, indem die Spitze
der Zellkörper nur von einem einfachen Venennetze umgeben und von
der Fortsetzung der innern Haut der Vorhaut bedeckt ist, daher ist
auch der Uebergang der Eichel in die Zellkörper weniger bemerkbar.
Bei dem Schafc ist die bogenförmig nach hinten gerichtete und ver-
langerte Harnröhre als der grössere ïheil der Eichel zu betrachten.
Auch bei dem Schweine kann wegen Mangels eines schwam-
migen Gewebes das schnabelförmig gestaltete Ende der Ruthe nicht
als wirkliche Eichel angesehen werden. Die Grube an dem untern
Ende der Ruthe fehlt, und wegen dem einfachen Bau des die Eichel
ersetzenden Gebildes erlangt dieselbe bei der Erection auch keinen
bedeutenden Umfang.
Bei dem Hun de schliesst die verhaltnissmassig lange Eichel den
Ruthenknochen ein. Die aussere Haut ist sehr zart, rötlilich gefârbt
und mehr einer Schleimhaut ahnlich; sie umgibt wie bei dem Pferde
ein schwammiges Gewebe, das durch eine senkrechte Scheidewand
in zwei Hâlften getheilt ist. Das freie, in eine Spitze ausgehende
Ende der Eichel zeigt an dem untersten Theile die Harnröhrenmündung.
Der hinterste Theil der Eichel besitzt da, wo die Vorhaut an sie iiber-
geht, eine ringförmige "VVulst, welche von dem schwammigen Gewebe
der Eichel gebildet wird. Diese Wulst erlangt bei der Begattung durch
den grössern Blutandrang einen verhaltnissmassig enormen Umfang,
viel grösser als die Eichel selbst ist, und wird durch das heftige,
scheinbar krampfhafte Nachschieben mit in die Scheide gebracht,
wodurch sich auch der lange andauernde Begattungsact einigermassen
erklaren liisst. Da min der Hund keine Saamenblaschen besitzt, der
Saamen bei der Begattung also von den Hoden durch die Neben-
hoden und Saamenleiter in die Harnröhre gebracht werden muss, um
ihn in die Scheide einzuspritzen, so scheint auch die Natur den lange
anhaltenden Begattungsact desshalb eingeführt zu haben, um einen,
auf diesem langen Wege nur langsam erfolgenden, vollstandigen
Saamenerguss in die Scheide zu bezwecken.
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Bei der Katzc litsst sicli wie boi dem Rinde und doni Sclnveine
keine eigentliclie Eichel annehraen, da hier wie bei diesen Tliioren
das vordere Elide der Iluthe nur aus einem cinfaelieii Venennetze
besteht, das von der feinen fortgesetzten Vorhaut überzogen ist, an
deren freien Oberflacho kleine, nacli aussen und rückwarts gckelirte
Stacheln (Wiederhackchen) sich befinden, welche bei der Bogattung
durch die Prictionen die Scbleiraliaut der Scheide unangenelim be-
riiliren, desswegen auch die Begattung fiir das Weibchcn schmerz-
haft sein mag.
Iftusheln kr mnmtlidjctt ©cfdjkdjtstljeiU.
a) Der Hodenniuskel. (ili cremaster d. M.) (Fig. 143. b.)
Der Hodenniuskel ist diinn, platt und ninimt seine Entsteliung
mit einer dunnen, breiten Seline zwischen der Aponeurose des iiussern
Darm-Schenkelbeiimiuskels und dom Darmbein-Bauchmuskel, setzt
sich daim, einen schwaclien Bogen nacli aussen bildend, nacli untcn fort
und tritt unter dem Baucliring an den Saamenstrang, an dicsem steht er
durch Zellgewebe mit der aussern Flache der fibrösen Schichtc der
Scheidenliaut des Hodens und des Saamenstranges in Verbindung,
und erreicht sein Ende an dem gewölbten Theile derselben gegeniiber
der âussern Flâche des Hodens. Seine Wirkung ist die Scheiden-
haut und durch diese den Hodcn gegen den Baucliring in die Höhe
zu ziehen.
b) Der Vorstelicrmuskel. (Compressor prostatae.) (Fig. 143. f.)
Dieser Muskei besteht aus einer dunnen Lage Fleischfasern,
welcher die kleinen Vorsteherdriisen (Cowper'sche Drüsen) ganz bedeckt-,
er erstreckt sich auf der obern Wand des Bcckenstückcs der Harn-
röhre nach vorn bis in die Nahe des Blasenhalses und nacli hinten
an den Anfang des Ilarnröhrenmuskels, von dem er auch einu Fort-
setzung zu sein scheint. Bei dem Abflusse des Saamcns scheint er
besonders dazu bestimmt zu sein, die kleinen Vorsteherdriisen gleich-
sam auszupressen und deren abgesonderte Flüssigkeit mit dem Saamen
zu mischen.
Bei den Wiederkauern ist dieser Muskei sehr stark und von
einer Sehnenhaut umgeben.
Die Cowper'schen Drüsen des Schweines besitzen ebenfalls
einen starken Muskei.
Bei dem Hun de, wo die Cowper'schen Drüsen felilen, bedeckt
er die obère Wand der Harnröhre und die mehr in der Mitte derselben
liegende Vorsteherdrüse.
c) Der llarnröhrenmuskel, Harn- oder Saamenschneller. (M. accelerator urinae
s, sperrnatis
d. M.) (ï"ig. 143. k.)
Dieser Muskei liât seine Lage, bedeckt von den After-Ruthen-
bândern, auf dem schwammigen Gewebe der Harnröhre. Seine Ent-
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305
stehung nimmt er in der Beckenhöhle an den Gesiissbeinen, verbindet
sich daselbst mit den Fasern des Vorstehermuskels und umgibt mit
diesem das Beckenstück der Harnröhre, tritt alsdann, schmaler wer-
dend , an das Ruthenstück, welches er als ein langer schmaler Muskei
bis zur Eichel begleitet. Seine quer auf der Harnröhre liegenden
Fasern zeigen in der Mitte der Harnröhre einen sehnigen Streif und
heften sich zu beiden Seiten an den Randern der Zellkörper an,
welche die Rinne für die Harnröhre an denselben begrenzen. Die
quer liegenden Fleischfasern dièses Muskels ziehen sich abwechslungs-
weise gegen die Eichel hin zusammen, wodurch die Harnröhre in
dieser Richtung allmâhlig verengt und die Entleerung des Haras und
Saamens beschleunigt wird.
Bei den übrigen Hausthieren findet sich dieser Muskei nur an
dem Beckenstiicke der Harnröhre und ist daselbst sehr stark.
d) Der Gesâssbein - Ruthenmuskel oder der Aufriehter der Ruthe. (M. erector
s. sustentator penis
d. M.) (Fig. 143. 1.)
Diess ist ein kurzer, dicker, theils fleischigcr, theils sehniger
Muskei, der seinen Anfang an der Beule des Gesassbeines nimmt,
von hier in schiefer Richtung nach unten und innen an den Zell-
körper der Ruthe seiner Seite geht, an dessen Wurzel er sich sehnig
endigt. Er zieht mit dem gleiclmamigen Muskei der andern Seite
die Ruthe zurück, und hebt sie bei der Erection nach oben an
den Bauch, triigt aber, wie schon angegebcn, zur Erection selbst
nichts bei.
e) Der Vorhautmuskel. (Musculus praeputii.)
Es ist diess ein dunner Muskei, der scine Lage unten am
Bauche neben der weissen Linie hat; er entsteht an der untern
Flache der Aponeurose des grossen schiefen Bauchmuskels, verbindet
sich in der Medianlinie mit dem gleiclmamigen Muskei der andern
Seite, verlauft alsdann nach hinten, und endigt sich in der Vorhaut,
welche er nach vorn zieht und die Eichel dadurch bedecken hilft.
Dem Pferde und der Kat ze fehlt dieser Muskei.
13. ltlcilllid)C ffi(fd)lcd)l5tljtile. (Partes génitales femineae.)
Die weiblichen Zeugungsorgane werden, da sie theils ausser-
halb, theils innerhalb der Beckenhöhle gelagert sind, in au s s ere
und in nere unterschieden. Zu ersteren gchören die Scham und
der Kitzler, und zu letzteren die Scheid e, der Fruchthalter,
die Muttertrompet en und die Eierstöcke. Mit den weib-
lichen Geschlcchtsorganen stehen auch die Eu ter in gewissem orga-
nischem Geschaftsvcrbande, desshalb auch deren Bcschreibung hier
nothwendig erfolgen muss. .
I-e y li, Anatomie.                                                              39
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306
Fig. UW.
Din Itimi- und weiblichen Geschlechtsorgane in ihrer Lago gesehon (die Bauch-
nnd Beckenhöhlo ist von der rechten Seito geiiffnet).
Die rechte Nierc.
h.
Der Kiirper des Fruchtlialti rs-
Die linke Nierc-
h'.
Das rt elite Horn dcsselben.
Die beiden Harnleiter-
K-
Das linke Hom desselben.
Einmundung drs rcihten Hamleiters in die
i-
Das rechte breite Blullerband.
Harnblase.
i'.
Das linke breite Jlulterband-
Die Harnblase.
i''-
Das rechte runde illnlleiband.
Das rechte Stfitenband der Uarnblase-
k-
Die Fiillopische Róhre am rechten Hom.
Die Schamlippen-
I.
Der redite Eierstock-
Die Scheidc-
m-"
Der linke Eierstock.
a) Die Scham. (Vulva.) (Fig. 140. f. und Fig. 147. a a.)
Die Scham odor dor Wurf liegt sonkreclit zwischen dem
After und den Sitzbeinen an dem hintern Endc der Sclieide; sic wird
vonden Schamlippen (Lahiae vulvaé) gebildet, welchc eine senk-
recht stellende Spalte, die Schamspalte (Rima vulvae), zwischen
sich lassen, die den Eingang zu den iiinern Zeugungsorganen macht.
Oben und unten gehen beide Lippen ia einander über und bilden
dadurch den obern und untern Winkel der Scham. Der obère
Winkel ist spitzig und durch den Damm oder das Mittelfleisch von
dem After geschieden, der untere Winkel erscheint mchr abgerundet
und beherbergt den Kitzler. Ausserdem zeigt jede Lippe einen
stumpfen Rand, an wclcliem die ëussere Haut sich nach innen
umstiilpt und in die innere Haut der Scham Ubergeht. Die
aussere Haut gehort der allgemeincn Dccke an, sic ist diiiin,
weich, entweder haarlos oder mit ntir wenigen und feincn Haaren
besetzt; in ihr sind sehr viele Talgdriisen, wclche durch ihre abge-
sonderte Schmicre die freie gewölbte Oberflachc derselbcn überziehen.
Die innere Haut nimmt ihren Anfang an don stumpfen Randern,
sie ist blassroth, ohne Haare und setzt sich in die Schleimhaut der
Scheide fort. Zwischen beiden Hâuten werden der Schliessinnskel der
Scheidc, die Blut- und Lyniphgefasse und die Nerven aufgenommen.
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Bei dom Rinde sind die Schamlippen breiter and dicker; der
untore Winkel vcrlangert sicli in eine Spitze, welclie mit Haaren
besetzt ist. Bei dem Schafe und der Ziegc bilden die Schamlippen
an der âussern Haut mehrerc Falten, und der uiitere Winkel geht
in cine lange, von der aussern Haut gebildeten Spitze aus.
Bei dem Schweine ist die Scham klein, gefaltet und. der
untore Winkel veihalt sich wie bei dem Schafe und der Ziege.
Auch bei dem Hunde ist der unterò Winkel der Schamlippen
in eine Spitze vcrlangert. Die Scham der Katze dagegen'ersclieint
mehr rund.
b) Der Kitzler: (Clitoris.) (Fig. 147. b.)
Dieses Gebilde wird auch die weibliche Ru the (Membrum
muliebre)
genannt, welche ihrc Lage in dem untern Winkel der
Scham hat, der mannlichen Ruthe entspricht und aus den Zell-
kbrpern, der Ei elici und der Vorlïaut zusammengesetzt ist.
Fig. 147.
Die weibHchcii Gesclileclitstheile ausserhalb ihrer Lage betraclitet.
Die Zcllkörper oder die schwammigon Körper der
weib lichen Ruthe (Corpora cavernosa clitoridis) nehmon mit
zwei getrennten Acsten an dein hintern Gesassbeinausschnitt ihren
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308
Anfang, setzen sich von hier nach hinten und oben fort, uni sich
nach einer kurzen Strecke mit einander zu vereinigen. Sie sind
aussen von einer fibrösen Haut umgeben, welche nach innen viele
kleine Fortsâtze macht, die zahlreiche Blutgefasse und das aufrichtende
Gewebe enthalten, wodurch ein âhnliches schwammiges Gewebe wie
bei .dem mânnlichen Gliede gebildet wird. Die iiussere Flâchc der
Zellkörper, an welcher die obère und untere Rinne fehlt, erscheint
gewölbt, und ist mit den Aufriclitern des Kitzlers durch Zellgewebe
verblinden.
Die Eichel des Kitzlers liegt an dem hintern Ende der
Zellkörper frei in dem untern Winkel der Scham; sie ist mit einer
gewöhnlich'marmorirt aussehenden, weichen und haarlosen Haut, einer
Fortsetzung der innern Haut der Scham, überzogen. Zwischen dieser
und den Zellkörpern beflndet sich loekeres Zellgewebe, in welchem
zahlreiche Venen ihren Verlauf nehmen.
Vor und iiber der Eichel bildet die Haut derselben eine quer
liegende Faite, welche die Vorhaut des Kitzlers {Praeputium
clitoridis)
(Fig. 147. c.) genannt wird. In der ausseren Haut der
Eichol beflnden sich viele Talgdriischen, die eine talgahnliche, eigen-
thümlich riechende Flüssigkeit absondern, welche die freie Oberflache
derselben überzieht.
In der Brunstzeit nehmen die Zellkörper der Clitoris durch den
grössern Blutandrang an Umfang zu, wodurch mittelst des contrac-
tilen Gewebes eine ahnliche Erection wie bei dem mannlichen Gliede
hervorgebracht wird, und vermöge der vielen Nerven, vvelche an die
Clitoris gehen, wird die Eichel viel einpfindlicher, was den Begattungs-
trieb steigert und die Wollust erhöht.
Bei dem Rinde machen die verhaltnissmassig langern und
dünnern schwammigen Körper der Clitoris einige Windungen. Die
Eichel ist viel kleiner als bei dein Pferde.
Bei dem Schweine gilt dasselbe von den Zellkörpern, und die
ebenfalls kleine Eichel geht in eine freie Spitzo aus.
Bei dem II u n d e ist die Clitoris sehr klein und lasst eine kleine
ringförmige Wulst erkennen. Bei der Katze schliesst die ebenfalls
sehr kleine Clitoris ein Knorpelstückchen ein.
c) Die Scheide. (Vagina.) (Fig. 140. g. und Fig. 147, d d.)
Die Scheide ist ein hiiutiger Kanal, der in der Beckenhöhle
unter dem Mastdarme und über der Harnbiase liegt und sich von der
Scham bis zu dem Halse des Fruchthiilters erstreckt. Man unter-
scheidet an ihr das hint ere und das vor der e Ende und den
mittlern Theil.
Das hintere Ende, auch der Vorhof genannt, ist der Theil
der Scheide, welcher in die Scham übergeht, und das vordere der,
welcher den Hals des Fruchthiilters umfasst, auch ragt in diesen der iius-
sere Muttermund herein.' Der mittlere Theil ist geraumiger àls die
beiden Endtheile und zeigt eine obère und untere, nach aussen ge-
wölbte Wand. Die obère Wand steht durch Zellgewebe mit dem
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Mastdanne, die untere mit dem hintern Theile der Harnblase und
der sie durchbohrenden Harnröhre in Verbindung.
Die Scheide ist aus einer âussern und einer innern Haut
zusammengesetzt. Die aussere Haut ist eine Muskelhaut, in
vvelcher zahlreiche venose Gelasse ihren Verlauf nehmen und durch
liaufiges Zellgewebe mit den umliegenden Theilen verbunden ist, an
dem hintern Ende der Scheide ist sie^ röther und starker als an dem
vordern. Die innere Haut ist eine Schleimmembran von blassrother
Farbe, welche nach hinten in die innere Haut der Sehamlippen, nach
vorn in die des Fruchthalters und nach unten in die der Harnröhre
iibergeht. Vor der Einmiindung der Harnröhre bildet sie durch Ver-
doppelung eine halbmon dförmige oder eine ringförmige Faite,
die Scheidenklappe (Valvula vaginae), welche dem Jungfern-
hautchen (Membrana hymen) beim Menschen analog zu sein scheint,
und das Vorwârtsfliessen des Harnes gegen den Fruchthâlter verhindert.
Vor der Scheidenklappe zeigt die Sehleimhaut einfache Langenfalten
und hinter derselben starke Andeufungen von vielen kleinen dicht
beisammenliegenden Querfalten.
Zu beiden Seiten der Scheide zwischen der Schleim- und Muskel-
haut befinden sich, übrigens nicht bei allen Individuen, zwei enge,
diinnhautige Kanale, die sogenannten S eh eid engânge, welche sich
nach vorn zur Seite der HarnrÖhrenmündung in die Scheide öffnen und
nach hinten in den breiten Mutterbandern blind endigen. Man ver-
muthet sie als Ueberreste der Giinge der Wollfischen Körper, welche
beim Fötus und zwar nur in früher Entwicklungsperiode vorbanden sind.
Die weibliche Harnröhre nimmt wie die mannliche an dem «
Blasenhalse ihren Anfang, geht in gerader Richtung nach hinten und
oben, und durchbohrt nach einem sehr kurzen Verlaufe die untere
Wand der Scheide. Die Sehleimhaut als innere Membran ist eine
Fortsetzung der Sehleimhaut der Scheide, auf sie folgt die aussere
oder Muskelhaut, welche mit der der Harnblase und Scheide in Ver-
bindung steht; das scliwammige Gewebe der Harnröhre, wie es bei
ïiiamilichen Thieren vorkommt, fehlt hier ganz.
Die Arterien, welche sich an den Sehamlippen, der Clitoris und
der Scheide verzweigen, sind Aeste der innern Schamarterien, die in
gleichnamige, aber viel zahlreichere Venen übergehen. Die Saugadern •
begleiten die Venen und endigen in den Beckendrüsen. Die Nerven
erhalten diese Gebilde von den grossen sympathischen und den
Kreuznerven.
Die Scheide ist dazu bestimmt, beim Act der Begattung das
mannliche Glied und durch dièses bei der Ejaculation auch den mSnn-
lichen Saamen aufzunehmen; bei der Geburt die aus dem Fruchthâlter
geschaffte Frucht durchzulassen und den von der Harnröhre erhaltenen
Urin nach aussen zu führen.
Bei den Wiederkauern ist die Scheide langer und die aussere
Hautschichte dicker als bei dem Pferde ; die kleine Scheidenklappe ragt
über die Harnröhrenöffnung hervor. An dem hintern Ende der Scheide
liegt nach aussen auf jeder Seite eine zusammengehaufte Drüse, die
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Scheiden dr use (Gianduia vaginae), welche von Muskelbiindeln
bedeckt ist und mittelst eines ziemlich weiten, aber kurzen Ausfiih-
rungsganges den ihr eigens zukommenden Saft in die Scheide fiihrt.
Bei dem Schweine ist die Lange der Sclieide weniger genau
auszumitteln, da sie allmahlig in die Substanz des Fruchthalters
übergeht. Die Schleimhaut zeigt gegen den Fruchthalter viele Langen-
falten, nach hinten mehrerc Reihen kleiner Piinktchen, den Ausfiih-
rungsgiingen der Vorsteher- und Cowper'schen Drüsen bei naannliclien
Thieren ahnlich, und zur Seite der Einmündung der Harnröhre zwei
kleine Grübchen , die von einer Wulst umgeben sind; die Scheiden-
klappe fehlt.
Bei dem Hun de und der Kat ze ist die ziemlich lange Scheide
gegen die Scham betrachtlich weiter als gegen den Fruchthalter ; ihre
âussere Haut liisst ausser den Fleischfasern auch Sehnenfasern erkennen,
wesshalb sie auch dichter und fester ist. * Die Schleimhaut bildet
viele Langenfalten, welche durch kleine Querfiiltchen unterbrochen
sind. Die Scheidenklappe findet sich nur unvollstandig vor, und die
Scheidengange scheinen diesen Thieren ganz zu fehlen.
d) Der Fruchthalter. (Uterus.) (Fig. HG. h. und Fig. 147. g. g'g'. u. h.)
Der Fruchthalter, auch die G e b ii r m u 11 e r oder der T r a g-
sack genannt, ist ein grosser hâutiger, von der Bauchhaut einge-
schlossener Behâlter, der theils in der Bauch- und theils in der
Beckènhöhle unter dem Mastdarme und über der Harnblase gelagert
ist; er wird durch besondere Bander in seiner Lage erhalten und geht
nach hinten in die Scham und nach vorn in die Muttcrtrompcten
über. Man theilt ilm in den Hals, den Körper und die beiden
H örne r ein.
Der Hals (Collum s. cervix uteri) macht den hintersten Theil
oder gleichsam den Anfang des Körpers aus und ragt als eine rund-
liche, faltige Wulst in den vordern Theil der Scheide frei hcrein.
Die in der Mitte desselben befindliche, von vielen Faken begrenzte
Oeffhung wird der aus s ere Mut ter m und (Oriflcium uteri exter-
num)
und die Oeffhung am vordern Theile des Halses, welche in die
Höhle des Körpers fübrt, der innere Muttermund (Oriflcium uteri
internimi)
genannt ; beide Oeffnungen stehen durch einen Kanal mit
einander in Verbindung. Der âussere Muttermund fiihrt in die Schei-
denhöhle und der innere in die Gebarmutterhöhle.
Der Körper (Corpus uteri) als eine Fortsetzung des Halses
liisst, da er von oben und untcn etwas plattgedrückt ist, eine obère
und unte re Wand und zwei Seite nr ander unterscheiden ; der
vordere Theil oder der G rund (Fundus uteri) sieht gegen die
Bauchhöhle und setzt sich in die Hörner fort.
Die beiden Hörner (Comua uteri) unterscheiden sich in ein
rechtes und linkes; ihren Anfang. nehmen sie am Grunde des
Körpers , setzen sich von diesem, gabelförmig auseinandergehend,
nach vorn und oben fort, um in die Muttertrompeten überzugehen.
Der m itti er e Theil der Hörner, weieher etwas nach aussen
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gewunden ist, liisst eine âussere und innere Flâche, einen
vordern gewöibten und einen hintern ausgeschnittenen E and
erkennen. Das h int er e oder un ter e En de der Hörner ist weit
und steht durch cine grosse Oeffnung mit der Höhle des Körpers in
Verbindung, das vordere oder obère Ende ist àbgerundet und
zeigt innen eine sehr enge, von einer warzenahnliclien Hervorragung
umgebene Oeffnung, welche in die Muttertrompeten führt.
Der Fruchthalfcer ist aus einer aussern oder s erö s en, einer
m itti cm oder musculösen und einer innern oder Schleim-
haut zusammengesetzt.
Die seröse Haut als aussere Membran ist eine Fortsetzung
des Baucbfells, welches an jeder Seite der Lendengegend sich herab-
senkt und mit den beiden Platten den ganzen Fruchthâlter mit Aus-
nahmc des Halses überzieht; ihre freie Flache ist glatt und der
Bauehhöhle zugekchrt, ihre innere rauh und durch Zellgewebe mit
der Muskelhaut verblinden.
Die m itti ere Haut ist eine Muskelhaut, welche sich durch
Zellgewebe mit der serösen und Schleirnbaut verbindet; ihre blassrothen
Fleischfasern liegen in zwei Schichten iiber einander, von denen die
aussere Langen- und die innere Querfasern zeigt, Ietztere sind an
dem Halse sehr zahlreich, daher auch hier die Muskelhaut dicker.
Auch stehen ihre Fasern mit der aussern Haut der Scheide und mit
der mittlern der Muttertrompeten in Verbindung.
Die in ne re oder Schleirnhaut ist sehr gefassreich und eine
Fortsetzung der innern Haut der Scheide; sie beginnt an dem Halse
des Fruchthiilters, gleitet die Höhlen des Körpers und der Hörner
desselben aus und geht an dem obern Ende der Hörner durch die dort
befindliche enge Oeffnung, wo sie eine warzenahnliche Hervorragung
bildet, in die innere Haut der Muttertrompeten über. Ihre freie Ober-
iïache sondert den Schleim ab, welcher sie überzieht und schliipfrig
erhalt, auch zeigt sic viele wellenförmig verlaufende Falten, welche
an dem Halse mehr parallel liegen und durch den aussern Muttermund
sternförmig in die Scheide hervorragen.
Die Bander des Fruchthaltcrs sind die zwei brei ten und die
zwei runden Mutterbânder.
Die brei ten Mutt erbânder (Ligamenta uteri lata) (Fig. 14G.
i i'.) werden durch Verdoppelungen des Bauchfells gebildet und in ein
reclites und linkes unterschieden; jedes dieser Biinder, welches aus
zwei durch Zellgewebe mit einander verbundenen serösen Platten
besteht, fiingt seiner Seite in der Lendengegend an, setzt sich nach
unten fort und überzieht die Eierstöcke , Muttertrompeten und den
Fruchthâlter als âussere Haut derselben. Zwischen den beiden Platten
nehmen die Blutgefasse, Lymphgefasse und Nerven genannter Gebilde,
so wie die Harnleiter theilweise ihren Verlauf.
Die runden Mutterbander (Lig. uteri teretia) (Fig. 146. i".)
sind gleichfalls Verdoppelungen des Bauchfells; jedes entsteht seiner
Seite an der Muttertrompete und dem Eierstöcke, ein freies Ende
bildend, von der aussern Platte des breiten Mutterbandes und geht
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an die Seitenwand der Bauchhöhle in das BauchfclI über. Zwischen
den serösen Platten dieser Bander befinden sich ausser den Blut-
gefassen etc. auch Muskelfasern.
Der Uterus dient in Folge der Zeugung dem Keim des künftigen
Thieres als Aüfenthaltsoit, fiilirt ihm mittelst des Fruchtkuchens er-
nahrende Bestandtheile zu, wodurch dasselbe allmahlig sein Waclistlium
und seine Ausbildung erlangt, bis es reif ist, d. h. ausserhalb des
Körpers der Mutter im Stande ist, ein selbststandiges Leben führcn zu
kunnen. Den Act der Ausschaffung der Leibesfrucht nennt man die
Geburt (Partus) und die zu diesem Zwecke erfolgenden Zusammen-
ziehungen der Muskelhaut des Frucbthalters die Wehen (Dolores).
Die Veriinderungen, welche die Gebarmutter wahrend der Traeh-
tigkeit erleidet, werden bei Beschreibung der weiblichen Geschlechts-
theile im traclitigen Zustande naher angegeben.
Bei dem Rinde ist der Hals des Frucbthalters langer und dicker
als bei dom Pierde, knorpelartig und von vielen Falten umgeben ;
der Körper ist im Verhaltnisse sehr kurz und die Hörner sind an
ihrem Ursprunge mit einander vervvachsen. Die Gebâïmutterwande
sind bei der Kuh unter allen Ilausthieren am starksten; die Muskel-
haut erscheint wégen ihrer rotben Farbe sehr deutlich und setzt sich
mit ihren Fasern zwischen die Platten der breiten Mutterbander fort.
Die innere oder Schleimhaut zeigt an ihrer freien Oberflache viele
kleine, warzenalmliche, mit vielen Poren versehene Hervorragungen,
die im traclitigen Zustande grösser und gefassreicher werden, mit
dem Fruchtkuchen sich verbinden und die sogenannten Gebarmutter-
knöpfe (Cotyledones) bilden.
Bei dem Schafe und der Ziege sind die Hörner langer, mehr
herabhangend, in der Nâhe der Muttertrompeten gewunden und der
Uebergang in dieselben geschieht mehr allmahlig, welcb' letzteres
übrigens auch bei dem Rinde der Fall ist.
Bei dem Schweine ragt der Mutterhals nicht in die Scheide
herein, sondern er geht kaum merklicli in letztere über. Der Körper ist
kurz, die Hörner dagegen sehr lang und darmahnlich gewunden. Die
Schleimhaut ist sehr locker, weich und schliipfrig und in viele ver-
schieden geformte Falten gelegt. Die breiten Mutterbander haben mit
einem Dünndarm-Gekröse einige Aehnlichkeit. Auch bei dem Schweine
ist der Uebergang der Hörner in die Muttertrompeten nicht so abgegrenzt.
Bei dem H un de und der Kat ze ragt der Hals der Gebaïmutter
in die Scheide herein, er ist von grösserem Umfange als der kurze
Körper und ziemlich hart anzufühlen. Die sehr langen Hörner sind
nicht gewunden, sondern sie gehen gerade nach vorn und aussen bis
in die Nierengegend. Die Schleimhaut ist von fester Bescliaffenheit,
sehlüpfrig und an ihrer freien Oberfliiche mit sehr kleinen, etwas
gebogenen Langenfaïtehen versehen. Die runden Mutterbander treten
durch die Bauchringe ausserhalb der Bauchhöhle, welche, wie schon
bei Beschreibung des grossen schiefen Bauchmuskels * angegeben
wurde, nur bei weiblichen Fleischfressern vorkommen.
* Siehe Seite 204 sub. 6.
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e) Die Muttertrompeten oder Fallopische Riihren. (Tubae Fallopianae.)
(Fig. 146. k. und Fig. 147. i.)
Die Muttertrompeten, auch die E i 1 e i t e r (Meatus seminarii)
genannt, sind zwei enge, trichterfórmig gestaltete Kanale, welche
zwischen den Blattern der breiten Mutterbander liegen und die Hörner
der Gebarmutter mit den Eierstöcken verbinden. Jede Trompeté
(Röhre) langt an dem hintern obern Ende des Hornes ihrer Seite mit
einer kleinen, als innere Oeffnung {Ostium uterinum) an, ver-
lauft von da geschliingelt zwischen den Blattern des breiten Mutter-
bandes bis zu dem Eierstocke, an dessen ausgeschnittenem Rande sie
sich mit einer grössern, als au ss er e Oeffnung [Ostium abdominale)
frei miindet. Letztere Oeffnung ist ziemlich weit und ihr freier Rand
in mehrere Lâppchen getheilt, die aus vielen Faltchen bestehen und
die Fransen (Fimbriae) der Muttertrompeten genannt werden.
Die Fallopischen Röhren sind aus drei Ha ut en zusammengesetzt.
Die aus s er e Haut ist eine seröse Membran, welche die Mut-
tertrompeten mit den Eierstöcken verbindet, sie ist eine Fortsetzung
der breiten Mutterbander; die mittlere Haut besteht aus blass-
rothen Muskelfasern und ist eine Fortsetzung der mittlern Haut des
Fruchthalters; die innere Membran ist eine Schleimhaut, und
als die fortgesetzte Schleimmembran des Fruchthalters zu betrachten.
An dem gefransten freien Rande geht die Schleimhaut in die aussere
oder seröse Haut über.
Die Muttertrompeten nehmen das durch die Begattung losgetrennte
Ei als Keim der künftigen Frucht auf und fiihren es in den Frucht-
hiilter, bei welchem Vorgange die Fransen den Eierstock umfassen.
Bei den Wiederkauern-geschieht der TJebergang der Hörner
des Fruchthalters in die Fallopischen Röhren alhnahlig, desshalb auch
die Grenze zwischen beiden weniger deutlich zu erkennen ist, und
da sie langere Windungen machen, erscheinen sie auch langer. Die
Schleimhaut bildet in dem verhaltnissmassig weiten Kanale viele
kleine Faltchen.
Bei dem Schweine machen die Fallopischen Röhren gleichfalls
langere Windungen, auch gehen sie wie bei dem Rinde allmahlig in
die Hörner über; ihre innere Oeffnung ist ziemlich weit und ihre
aussere erscheint deutlich trichterfórmig.
Bei den Fleischfressern fangen die verhaltnissmassig langen
Fallopischen Röhren mit einer engen Oeffnung an den Mutterhörnern
an, gehen dann in geschlangelten Biegungen an die Eierstocke, an
welchen sie mit den dieselben umgebenden Fettkapseln verblinden sind.
f) Die Eierstocke. (Ovaria.) (Fig. 146. 1. u. m., Fig. 147. k. und Fig: 148.)
Die Eierstocke oder die weiblichen Hoden (Testes mu-
liebres),
welche eine den Nieren âhnliche Gestalt haben, liegen zu
beiden Seiten in der Lendengegend an den Fransen der Fallopischen
Röhren ; sie sind durch die breiten Mutterbander in genannter Gegend
befestigt und mit dem Fruchthalter verbunden. Das breite Mutterband
I. e y h, Anatomie.                                                              40
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bildet cine Verdoppelung, welche an das hintere Ende des Eierstockes
geht und das Eierstockband (Ligamentum ovarii) genannt wird.
Wie bei den Hoden, so findet man auch bei den Eierstöcken ge-
wöhnlich den einen grösser als den andern. An jedein Eierstocke
betrachtet man eine au ssere und in nere FI a eh e, einen obern
und untern Rand, und ein vorderes und hinteres Ende.
Beide Flachen sind gewölbt, frei und glatt. Der obère
Rand ist etwas nach ausseii gekebrt, gebogen und frei ; der un tere
Rand sieht etwas naeh innen, er ist ausgeliöhlt und mit den Fransen
der Muttertrompeten in Verbindung. Beide Rander begrenzen die
Flachen und gehen an den abgerundeten Enden in einander über.
Was den Bau des Eierstockes anbetrifft, so ist er aussen von
eincr serösen Haut, welche von dem breiten Mutterbande stammt,
überzogen, auf diese folgt nach innen eine weisse, feste, fibrose
Mem bran (Tunica albuginea), welche mit der vorigen innig ver-
bunden ist und die eigentliche Substanz des Eierstockes einschliesst.
Die Substanz des Eierstockes besteht aus einem dichten, festen,
gelblich ausselienden Gewebe, in wel-
9' "
                  chem violo feine Blutgefasse verlaufen.
Der Eierstock senkreclit dnrch- tv           n iipi • i •        i
„ . ...                      In diesem Gewebe befinden sich m unbe-
senmtten.
stimmtcr Zahl verschieden grosse, mehr
oder weniger rundlich gestaltete Blas-
chen, die sogenannten Graaf's che
Blaschen ( Vesiculae Graafianae s.
Ovula Graaflana)
; diese Blaschen sind
von einer dunnen, durchscheinenden und
gefassreichen Haut begrenzt, und mit einer
hellen, gelblich gefarbten, eiweissartigen
Fliissigkeit erfiillt. Wahrend der Brunst-
aa Geschlossene Graaf'sche Blaschen. zeit Sind die EÏCl'StÖcke Selli' blutrcicll.
b b- GeöfFnete GraaTsehe Blaschen.
                     r j             n v i          ti              -ni" • ^ -i.
In der gelblichen klaren Flussigkeit,
mit welcher die Graaf'schen Blaschen angefiillt sind, liegt das
dem blosen Auge nicht leicht bemerkbare, von eincr körnigen Masse
umgebene Ei'chen (Ovulum), als Keim der künftigen Frucht. Das
Ei'chen selbst liegt aber nicht in der Mitte der Fliissigkeit des
Graaf'schen Blaschens, sondern gewóhnlich an dem Theil der Ober-
fliiche desselben, welcher an dom Eierstocke nach aussen hervorragt,
an welcher Stelle es durch eine aus genannter körnigen Masse be-
stehenden Scheibe in seiner Lage erhalten wird. In Folge einer
befruchtenden Begattung platzt nun eines oder mehrere dieser Blaschen,
wodurcli die Ei'chen von den Muttertrompeten. aufgenommen und in
den Fruchthalter zu ihrer weitern Entwicklung geführt werden. Die
Stelle eines geplatzten Blaschens fangt alsdann an zu wuchern, wo-
durcli dasselbe mit einer gelblichen festen Masse ausgefüllt wird, was
man den gelben Korper (Corpus luteum) nennt.
Der Fruchthalter, die Muttertrompeten und die Eierstocke er-
halten ihre Arterien von den innem Saamen- und innern Schamarterien
die gleichnamigen Venen begleiten die Arterien ; die Lymphgefassc
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crgiesseu sich in die Becken- und Lendendrfisen. Die Nerven kommen
von den grossen sympathischen Nerven als ein rechtes und linkes
Saamengeflecht und von den beiden Beckengeflechten.
Bei den Wiederkauern sind die Eierstöcke klein, rundlicli
und etwas plattgedriickt, und der aussere Ueberzug Iasst die Graaf-
schen Blaschen deutlich durchscheinen.
Bei dem Schweine hangen die Eierstöcke an den breiten
Mutterbandern ziemlich frei vor der Beckenhöhle in die Bauchhöhle
herab; sie sind klein, plattgedriickt und die Graafschen Blaschen
ragen stark über die freie Oberfliiche hervor, wodurch dieselbe beulig
crscheint.
Bei den Fleischfressern liegen die Eierstöcke hinter den
Nieren und sind in dieser Gegend durch kurze Bander an die Wirbel-
saule befestigt. Das Bauchfell macht hier eine Verlangerung, wodurch
cine besondcre, gewöhnjich viel Fett enthaltende Hülle entstelit, welche
den Eierstock bis auf eine kleine Oeffnung ganz umgibt. Die Graaf-
schen Blaschen sind sehr klein und enthalten nicht selten zwei,
höchstens drei Ei'chen.
g) Die Braste, Enter. {Mammae, Ubera.) (Kg. 149. und Fig. 150.)
Die Briiste oder die Eut er sind zwei neben einander liegende,
durch cine Scheidewand von einander getrennte drüsige Organe, welche
durch Umstülpungen der allgemeinen Decke gebildet werden ; ihre Lage
haben sie zwischen den beiden Hinterschenkeln in der Schamgegend,
also an der Stelle der untern Bauchwand, wo bei mannlichen Thieren
der Hodensack und der Schlauch seine Lage hat. Sie erscheinen
von beiden Seiten etwas plattgedriickt und lassen zwei Flachen
unterscheiden.
Die obère F1 a c h e ist mehr eben und durch zwei gelbe,
elastische Bander, den sogenannten Hangebandern, mit der
iiussern Flaehe des grossen schiefen Bauchmuskels, von dem sie auch
Fortsatze sind, verbunden; die untere Flaehe ist uneben, gewöibt
und zeigt zwei zapfenahnliche Hervorragungen, die Zit zen.
Das ganze Euter besteht aus den es umgebenden Hauten und
der eigentlichcn Driisensubstanz, welch' letztere von den Milchgangen,
Blutgefassen, Lymphgefiissen, Nerven, dem Zeil- und Fettgewebe
gebildet wird.
Die Euter sind an ihrer obern Fliiche von eiher gelben, elastischen
Haut, einer Fortsetzung der gelben Scheide des iiussern Rippen-
bauchmuskels, bcdeckt; diese setzt sich langs der Medianlinie des
Bauches senkrecht zwischen beide Drüsen als Scheidewand nach
unten fort, wodurch sie in eine rechte und linke Mil eh druse
unterschieden werden. Die untere gewölbte Flaehe wird von der hier
sehr zarten und weichen allgemeinen Decke gebildet, welche sich nach
innen mit den Milclidriisen verbindet, nach aussen dagegen frei ist und
mit Ausnahme der Zitzen viele kurze und feinc Hàarclien zeigt. Durch
die zahlreichcn Talgdriisen, welche die allgemeine Decke enthâlt, ist
ihrc freie Flache durch die abgesonderte Schmiere auch fettig anzufiihlen.
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Fiy. 140.
Das Euter von der oberu Flache
betrachtet.
Fig. 150.
Das Euter von der uiitern Flacbü
betrachtet.
a.     Die Aponeurosc des aussern Rippenbauehmus- a. Die Aponeurose des aussern schiefen Buuch-
kets on der untern Bauchvvand von der aussern                  muskels,
Flâche gesehen                                                        b. Die losgelrcnnle aussere Haut (allgcmeiue Dccke)
b.     Die obère (herabhüngende) Flâche des Eulers.                  ,,.dcs S"le's' , ,
v                                                                  c. Die gelbe Faserhaut.
ce. Die Hàngcbnnder des Eulers, als Fortsetzungen d. Der geölfnele Dlilchbehôlter.
der gelben Scheide des aussern Rippen-Bauch- e. Die Zilze, welche die zwei Hiindungen des nach
muskels.
                                                                               oussen sich ò'fTnendeu ölilchbchaïlers zcigt.
Jede Zitze, auch die Brustwarze (Papilla mammae) ge-
nannt, sieht mit ihrer freien abgerundeten Spitze nach unten, und
zeigt an derselbcn zwei und bei Eselinnen nicht selten drei kleine
Oeffnungen als die Ausmiindungen der Milchdriise. An jeder Oeffnung
stulpt sich die liussere Haut nach innen und oben um, geht in eine
Schleimhaut über, welche innerbaib der Zitze viele kleine Langcn-
faltchen bildet ; alsdann erweitert sich jeder Kanal zu einer grössern
Höhle, dem Milchb ehal ter (Sinus mammae), von diesem setzt
sich die Schleimhaut nach allen Richtungen fort, bildet dadurch viele,
immer enger werdende Kanale, die Milchgange (Dwctus lattiferi
s. galactophori),
die endlich mit kleinen Blaschen blind endigen und
die grösste Masse der Drüsensubstanz ausmachen. Dadurch, dass
diese Blaschen in Haufen beisammen liegen, erhalt auch die Milch-
driise das gelappte Aussehen. In den Blaschen geht die Absonderung
der Milch vor sich, welche Flüssigkeit dann in die Milchgange und
durch diese in die Milchbehâlter gelangt, deren jede Druse zwei bat,
die nach aussen mit den zwei Zitzenöffnungen miinden.
Der allgemeinen Decke, so wie dem'dartinter liegenden Gcwebe
scheint Nachstehendem zufolge eine Contractionskraft nicht ganz abge-
sprochen werden zu können, mittelst welcher die Thiere entweder die
Druse zusammendrücken und die Milch gleichsam auspressen, oder die
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Zitzenöffnungen willkührlich schliessen können, wie diess bei Stuten
und Eselinnen wahrend der Saugezeit bei Annaherung oder Entfemung
der Sâuglinge schon haufig beobachtet worden ist.
Bei Stuten, die noch nicht gesaugt haben, sind die Euter mehr
fest, klein, die Zitzen stehen nicht so sehr hervor und die Substanz
der Drüsen ist nicht so leicht zu erkennen. Bei alten Zuchtstuten
dagegen erscheinen die Euter schlaff, welk, herabhangend und die
Zitzen verhaltnissmassig langer. Bei Thieren, die mehrere Junge
gebaren, wie z. B. das Schwein und die Pleischfresscr, sind die
Brüste verhaltnissmassig grösser und die Zitzen zahlreicher.
Die Arterien der Euter sind Aeste von den aussern Schamarterien,
die zahlreichen Venen vereinigen sich zu den aussern Schamvenen,
die Lymphgefasse gehen in die Leistcndrüsen und die Nerven erhalten
sie von den ersten Lendennervenpaaren.
Die Euter übernehmen nach der Geburt theilweise die Function
des Fruchthiilters , indem sie dem neugeboriien Thiere ihre erste
naturgemasse Nahrung bereiten, die in einer weissen, süsslich
schmcckenden Fliissigkeit, der Milch, besteht. Die Milch wird
iibrigcns schon einige Zeit vor der Geburt, aber nicht so reichlich
wie nach derselben abgesondert. Wahrend der Saugezeit sind die
Euter grösser, wird aber das Junge abgewòhnt, so hort die Milch-
absonderung, wenn sie nicht absichtlich durch das Melken unter-
halten wird, auf und die Euter nehmen nach und nach an Umfang
wieder ab.
Bei dem Rinde sind ebcnfalls zwei Milchdrüsen vorhanden, von
denen aber jede zwei Zitzen besitzt, hinter welchen nicht selten an jeder
Drüse noch cine kleinere Zitze, sogenannte Afterzitze, sich befindet.
Die Zitzen selbst sind langer als bei dem Pferde und jede nur mit
einer Oeffnung versehen, die den Afterzitzen aber in den meisten
Füllcn fehlcn. Die Milchbehalter, in welche die verhiiltnissmâssig
weiten Milchgânge einmiinden, sind sehr gross und vier an der Zabi.
Auch bei dem Rinde kommt das Zurückhalten der Milch ini ange-
gebenen Falie nicht selten vor.
Bei dem Schaf e und der Zi eg e verhalten sich die Euter, mit
der Ausnahme, dass jede Drüse nur eine Zitze und einen Milchbehalter
hat, ganz so wie bei dem Rinde.
Bei dem Schwein e heissen die Euter auch das Gesiiuge
(Sumeri) und dièses erstreckt sich von der Schamgegend au langs
der untern Bauchwand ganz nach vorn bis an die Brust; auch dièses
ist durch eine liingslaufcnde Scheidewand in eine linke und rechte
Halfte getheilt, wovon jede fünf bis sechs Zitzen hat, jede derselben
aber nur mit einer Oeffnung versehen ist.
Beiden Fleischfressern gehen die Brüste (Gesiiuge) wie bei
dem Schweine von der Schamgegend bis an die Brust. Bei dem Hunde
kommen an jeder Seite fünf, bei der Katze nur vier Zitzen vor,
die sich in Brust- und Bauchzitzen unterscheiden lassen. Bei dem
Hunde liegen an jeder Seitc zwei Zitzen an der Brust und drei
am Bauche, bei der Katze sind es nur zwei am Bauche. Jede
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Zitze ist mit acht bis zehn Oeffnungen versehen. In der Nahe der
Schamgegend sind die Milchdrüsen mehr entwickelt als in der Niihe
der Brust.
c. Jie mciblt^tn ®tfi)Ui)t$t\)tHt int trüdjthjtit |tt|innk.
Wahrend der Brunstzeit der weiblichen Thiere erfolgt zu deren
Geschlechtstheile ein grösserer Blutandrang, die Scham schwillt etwas
an, die Clitoris wird empfindlicher, die Schleimhaut der Sclieidc
sondert eine specifisch riechende Fliissigkeit ab, welclie in grösserer
Menge ausfliesst, der Fruchthalter wird gerötheter, seine Haute
werden aufgelockert und er zeigt wie die Eierstöcke auch eine grössere
Thatigkeit; die Muttertrompeten enveitern sich, die Fransen derselben
richten sich auf und umfassen die etwas grosseren und blutreicheren
Eierstöcke an ihren ausgeschnittenen Randern, die Fliissigkeit in den
Graafschen Blaschen und zwar zuniichst in denen, die an der aussern
Haut des Eierstocks liegen, vermehrt sich, so dass sic über die freie
Oberflache des letztern sich erheben.
Nach stattgehabter befruchtender Begattung platzt eines oder
mehrere * soldier Graaf'schen Blaschen, in Folge dessen sich die
Ei'chen trennen und ungefahr in der zweiten Woche nach der Em-
pfangniss durch die Muttertrompeten in den Fruchthalter gelangen.
Aus dein Ei'chen entwickelt sich nun die kiinftige Frucht (Embnjo) ;
wie nun die Frucht durch die weitere Entwicklung allmahlig an
Umfang zunimmt, in dem Verhaltnisse erweitert sich auch der Frucht-
halter, er gelangt alsdann mehr nach vorn in die Bauchhöhle, ver-
drangt dadurch nach und nach die beweglicheren Baucheingeweide
theilweise aus ihrer Lage, wobei die Bauchmuskeln nach unten und
zu beiden Seiten, das Zwerchfcll aber nach vorn gegen die Brust-
höhle gedehnt wird, welch' letzteres besonders in der letzten Periode
des Trachtigseins (Schwangerschaft, Graviditas) die Respiration mehr
oder weniger beeintrachtigt. Die ira nicht trachtigen Zustande nach
hinten gebogenen Hörner werden langer und mehr gerade, so dass
der Fruchthalter durch das zunehmende Wachsthum der Frucht seine
urspriingliche Form mehr oder weniger verliert. Die Bander werden
stârker, die Muskelhaut behalt trotz der nicht unbedeutenden Aus-
dehnung ihre verhaltnissmiissige Stârke, und die Blutgefasse, besonders
die kleinen erscheinen bedeutend erweitert. Die Schleimhaut, welche
sehr blutreich und aufgelockert ist, lasst bei . dem Pferde, dem
Schweine und den Fleischfressern kleine Griibchen erkennen, die sich
mit der aussern Flâche des Fruchtkuchens verbinden. Bei den
* Was die Zahl der in Folgo der Begattung geborstenen Graaf'schen Blaschen
anbctrifft, so richtet sich dieselbe nach der jeder Thiergattung zukommenden An-
zahl der zu gebarenden Jungen. Da das Pferd, Kind und Schaf iu der Regol nur
ein Junges zur Welt bringen, so berstet gewiihnlich auch nur ein Blaschen; bei
der Ziege gewöhnlich zwei, namlich in jedem Eierstöcke eines; bei dem Schweine
und den Fleischfressern, die mehrere Junge auf einmal gebaren, öffnen sich in jedem
Eierstöcke auch mehrere Blaschen.
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Wiederkaucm erheben sich die warzenahnlichen Hjîrvorragungen an
der Schleimhaut zu grössern Knöpfen, den sogenannten Gebâr-
mutterknöpfen (Cofyledones); diese zeigen eine schwammige
Textur und sind bei dem Einde gewölbt, bei der Ziege dagegen in
der Mitte vertieft.
In Tolge der Empfangniss sondert die Schleimhaut des Fnicht-
halters, was übrigens bei unsern Haussaugethieren nur bei den Fleisch-
fressern vorzukommen scheint, auf ihrer freien Oberflache eine der
gerinnbaren Lymphe âhnliche Flüssigkeit ab, aus welcber sich die
sogenannte h i n f a 11 i g e Haut des H u n t e r's (Membrana decidua
Hunteri)
bildet, die aber nur bis zu einer gewissen Feriode im Fötal-
leben existirt und die Grundlage des Mutterkuchens bildet.
Nicht bei allen Haustliieren nimmt der ganze Fruchthalter an
genannten Veranderungen gleichen Antheil; denn bei solchen Thieren,
die gewöhnlich nur ein Junges gebaren, liegt dasselbe in dem Körper
und dem einen Hora, so dass das andere Horn weniger dabei
betheiligt ist.
Das Ei'chen selbst ist von einem âussern durchsichtigen
Hiiutchen als künftige âussere Flatte der Lederhaut des Eies be-
grenzt, welches in der körnigen Masse der Graaf'schen Blâschen als
ein durchsichtiger Eing erscheint; auf diese folgt cine innere, mehr
zarte, ebenfalls durchsichtige Mem bran, die eine zahe, feinkörnige,
dem Dotter des Vogeleies âhnliche Masse umgibt und das Keim-
blâschen (Vesicula germinativa) einschliesst, welches aus einem
âusserst feinen Hautehen und einer klaren, eiweissartigen Flüssigkeit
besteht und einen kleinen dunklen Fleck als sogenannten Embryonal-
fleck oder Keimfleck (Macula germinativa) erkennen lasst, an
welchem der Embryo sich zu entwickeln beginnt.
In dem Fruchthalter liegt das Ei'chen in den ersten vierzelm
Tagen noch ganz frei, und erst wenn es seine völlige Ausbildung
erlangt hat, lassen sich seine einzelnen Theile, aus denen es jetzt
besteht, dcutlich erkennen; es sind diess, mit der âussern Hiille des
Eies angefangen, der F r u e h t k u c h e n, die L e d e r h a u t, die H a r n-
haut, die Schafhaut, der Nabelstrang und das Nabelblâs-
chen. Von diesen Gebilden entsteht zuerst die Schafhaut, dami das
Nabelblaschen, nach diesen bildet sich die Harnhaut gleichzeitig mit
der Nabelschnur, die Lederhaut und der Fruchtkuchen.
a) Der Fruchtkuchen. (Placenta foetalis.) (Fig. 151. a.)
Der Fruchtkuchen oder Muttcrkuchen bildet nun jetzt
die Musserete Hiille des Eies und stellt eine dunne, roth aussehende
Membran dar, die von den Haargefassnetzen der Nabelvene und
den Nabelarterien, von den scheidenartigen Fortsâtzen der Lederhaut
und von lockerem Zellgewebe gebildet wird; Nerven und Lymph-
gefasse scheinen ihr ganzlich zu fehlen. An der âussern Flâche des
Fruchtkuchens befinden sich zahlreiche kleine, dicht beisammen lie-
gende Warzchen, die auch die Fruchtkuchen zap fc h en genannt
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werden und in d^e an der innern Flache der Schleimhaut des Frucht-
hâlters entstandenen Grübchen so einpassen, dass beide Haute leicht
von einander abgelöst werden können. Da der Fruclitkuchen mit der
ganzen innern Flache der Schleimhaut des Körpers und der Hörner
des Fruchthalters in Verbindung steht, so theilt er auch dessen
Gestalt. Die innere Flache des Fruchtkuchens, welche der Lederliaut
zugekehrt ist, steht mit der ganzen aussern Flàche des aussern
Blattes derselben, aus welcher er auch seine Entstehung nimmt, in
inniger Verbindung, indem die Lederliaut in das Gewebe des
Fruchtkuchens scheidenartige Fortsatze abgibt.
Fig. 161.
Die Eihaute des Pferde - Fötus (umgestülpt).
a. Der Iheil des Fruchtkuchens, welcher in dem Kör-      d d-   Losgetrenntes Sliicli der Ifarnhaiil von der SchaF-
per des Fruchthalters lag und mit der Schleim-
                   haut als innere Portion
haut des Fruchthalters in Verbindung stand.             c e    pje Schafhaul
h. Die von der Harnhaut cntblöste Lederliaut.                       '
c. Losgetrenntes Stiich der Harnhaut von der Lederliaut      r-      "" Nabelschnnr.
nls àussere Portion,                                                   g.     Gestieltes Pferdernil7
Durch den Fruclitkuchen steht die Frucht mit der Mutter im
Zusammenhange, auch scheint er gewissermassen die Function der
Lungen zu iibernehmen, indem er durch die Nabelarterien das Venen-
blut von der Frucht empfàngt, dièses sodann durch die Beimisehung
einer von den arteriellen Capillargefassen des Fruchthalters ausge-
schiedenen milchigen Fliissigkeit (Blutlymphe), so wie angeblich durch
die Beimisehung von Sauerstoff aus dem Blute genannter Gefasse in
Arterienblut umwandeln hilft, welches nach diesem Process durch
die Nabelvene der Frucht als ernahrendes Material wieder zugeführt
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wird. Der Uebergang der Nabelarterien in die Nabclvenen gescbieht
in dem Fruchtkuchen durch die Capillargefasse.
Bei den Wiederkauern richtet sich die Zahl der Frucht-
kuchen ganz nach'der an der Schleimhaut sich entwickelnden und in
einiger Entfernung von einander liegenden Gebiirmutterknöpfen ; sie
sind klein und jeder verbindet sich mit einem Gebarmutterknopfe in dei-
Art, dass die Zotten der erstern in die Poren der letztern sich ein-
senken. Bei dem Einde, wo die Gebarmutterknopfe gewölbt erscheinen,
sind die Fruchtkuchen in dem Verhaltnisse ausgehöhlt. Bei dem
Schafe und der Ziege ist das Verhiiltniss gerade umgekehrt. In den
Zwischenraumen der Fruchtkuchen liegt die Harnhaut frei und Iüsst
die Nabelgefiisse durchscheinen.
Bei dem Schweine, das mehrere Junge gebart, bilden sich
so viele Fruchtkuchen, als sich Friichte entwickeln; jeder Frucht-
kuchen steht aber nur mit einem seinem Umfang entsprechenden
Theile der Schleimhaut des Fruchthalters in Verbindung, desshalb
ist auch ihre Gestalt von der des Fruchthalters unabhiingig. Die
iiussere Fliiche der Fruchtkuchen veibindet sich mit der Schleimhaut
des Fruchthalters auf ahnliche Art ; wie bei dem Pferde, nur sind
die Fruchtkuchenziipfchen noch kleiner und fehlen an den von der
Harnhaut durchbohrten und theilweise bedeckten Enden.
Da die Fleischfress er ebcnfalls mehrere Junge zur Welt
bringen, so liaben sie auch mehrere Fruchtkuchen, von denen jeder
nach Art eines Gürtels nur den mittlern Theil dcr Lederhaut des
Eies umgibt, woher es auch kommt, dass an den Enden die Frucht-
kuchenziipfchen fehlen.
Bei den Fl ei s chfr esscrn lüsst sich cin Mutterkuchen und
ein Fruchtkuchen unterscheiden, ersterer nimmt seine Entstehung aus
der schon angegebenen hinfalligen Haut des Hunter, und letzterer
wie bei den übrigen Hausthieren an der iiusscrn Fliiche der Leder-
haut; beide verwachsen iibrigens genau mit einander.
t>) Die Lederhaut. (Chorion.) (Fig. 151. b.)
Die Lederhaut oder die GefSsshaut ist eine weisse, ziem-
lich feste Membran, welche zwischen dem Fruchtkuchen und der
Harnhaut ihre Lage hat und aus einem aussern und in ne m
Blatte zusammengesetzt ist.
Das âussere Blatt der Lederhaut (Exochorion) existirt
schon in dem Eie des Eierstockes als iiussere Hülle des Eies. Die
iiussere Fliiche dièses Blattes wird allmiihlig mit vielen kleinen Zotten
besetzt, die sich aber nur an den Stellen erhalten, an denen der
Fruchtkuchen aus ihnen sich cntwickelt. An dem aussern Blatte
treten die Nabelgefiisse von innen nach aussen und gehen als feine
defasse in genannte Zotten, welche von diesem Blatte scheidenartig
umgeben sind und in die entsprechenden Vertiefungen an der innern
Haut des Fruchthalters aufgenommen werden. Diese Gefasszotten
Leyh, Anatomie.
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stellen als künftiger Fruchtkuchen die Verbindung zwischen der Mutter
und der Frucht her.
Das innere Blatt der Lederhaut (Endochorion) entwickelt
sich aus der serösen Membran der Keimblase, nach aussen verbindet
es sich mit den Nabelgefiissen und dem aussern Blatte, und nach
innen mit einem Theile der Harnhaut ; zwischen beiden Blattern
nehmen die Nabelgefiisse (Nabelvene und Nabelarteiïen) ihren Verlauf.
An der der Harnhaut zugekehrten Flache zeigen sich manchmal
kleine, sackartige, gestielte Verliiugcrungen, als sogenanntes FüUengift
(Fig. 151. g.), was bei der Harnfiüssigkeit der Harnhaut nâher zur
Sprache kommt.
Die Gefâsshaut als aussere Haut des Eies hat die Bestimmung,
den Fruchtkuchen bilden zu helfen, durch denselben die Frucht mit
der Mutter zu verbinden, so wie die Verzweigungen der Nabelarterien
und der zu dem gemeinschaftlichen Gefass der Nabelvene sich ver-
einigenden Venen zwischen ihre Blatter aufzunehmen und dadurch
ihre Lage zu sichern.
Bei den Wiederkauern ist die âussere Flâche des aussern
Blattes der Lederhaut mit Ausnahme der Verbindungen der einzeln
stellenden Fruchtkuchen frei an der innern Flache der Schleimhaut
des Fruchthalters. Die innere Flache des innern Blattes verbindet
sich, da die Harnhaut nicht die Ausdehnung wie bei dem Pferde hat,
sowohl mit dieser, als auch mit der Schafhaut.
Bei dem Schweine verbindet sich das aussere Blatt wie bei
dem Pferde und das innere wie bei den Wiederkauern.
Bei den Fleischfressern steht das aussere Blatt der Leder-
haut in seiner Mitte mit dem giirtelförmigen Fruchtkuchen in Ver-
bindung, wahrend der iibrige Theil frei an der innern Flache des
Fruchthalters liegt. Das innere Blatt verhâlt sich wie bei dem Pferde.
c) Die Harnhaut, {Membrana allantoides.) (Fig. 151. c. u. d d.)
Die Harnhaut oder der Harnsack wird von einer weissen
durchsichtigen Membran gebildet, welche sich zwischen der Lederhaut
und der Schafhaut ausbreitet; sie nimmt ihre Entstehung aus dem
hintern Ende (Mastdarm) des Fötus als ein enger Kanal, der sich
allmahlig zu einer Blase erweitert, welche durch Zellgewebe mit
der einen Halfte als innere Portion mit der aussern Flâche der Schaf-
haut, und mit der andern als aussere Portion mit der innern Flache
des innern Blattes der Lederhaut verbunden ist. Durch die Blasen-
schnur steht sie mit der Harnblase in Verbindung, und enthâlt eine
trübe Flüssigkeit, das sogenannte falsche Schafwasser (Liquor
amnü spurius),
in welcher verschieden grosse, gewölmlich plattgedrückte,
gelbbraunlich aussehende, ziemlich consistente Körper schwimmen, die
man Pferdemilz oder FüUengift (Hippomanes) nennt, die unter
dem Microscop betrachtet verschieden gebildete Crystalle zeigen.
Die Harnhaut bildet ausserhalb des Fötus einen Sack, welcher
die Harnfiüssigkeit durch die Blasenschnur aus der Harnblase aufnimmt
und durch diese denselben vor mechanischen Einwirkungen schützt.
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Bei den Wiederkâuern und dem S ch wei ne erreicht die
Harnhaut nicbt die Ausdehnung wie bei dem Pferde, indem sie dem
Bauche des Fötus gegeniiber einen liinglichen Sack bildet, der von
dem einen Ende des Eics zu dem des andern sich erstreckt und da-
selbst mit dcr innern Flache der Lederhaut in Verbindung steht.
Bei dem Se h wei ne durchbohrt sie an den Enden des Eies
die Lederhaut, wodurch an deren aussern Flache zwei Anhange
(Appendices s. diverticula allantoïdes) gebildet werden.
Bei den Fleischfressern zeigt die Harnhaut von der des
Pferdes keine wesentliche Versehiedenheit.
d) Die Schafhaut. (Amnion.) (Fig. 151. ee.)
Die Schafhaut besteht aus oiner dunnen, weissen, durch-
sichtigen Membran, welche als ein geschlossener Sack die innerste
Hiille des Eies ausmacht und die Frucht unmittelbar einschliesst. Sie
entwickelt sich aus dem serösen Blatte der Keimhaut in der Art, dass
sie von der Bauchseite der Frucht nach allen Seiten hin um dieselbe
sich umschlagt, um an der Rückenseite zu einer geschlossenen Blase
zu verwachsen, welche eine eiweisshaltige, etwas salzige, triibe
Flüssigkeit, das Frucht- oder Scliafwasser (Lìquor amnìi),
einschliesst.
An der aussern Flache der Schafhaut, welche mit der innern
Portion der Harnhaut verbunden ist, nehmen die, aber nur bei den
Einhufern, mit einer sulzigen Masse umgebenen Nabelgefâsse einen
geschlangelten Verlauf; ihre innere Flache ist der Frucht zugekehrt,
frei, glatt und schliipfrig. An dem Nabel bildet sie eine Scheide, die
Nabelstrangscheide (Vagina funiculi umbilicalis), welche die einzelnen
Gebilde des Nabelstranges umgibt. Da die Schafhaut sich nicht bis
an die Enden der Leder- und Harnhaut fortsetzt, so unterscheidet sie
sich auch noch von diesen durch ihre Gestalt.
Die Schafhaut sondert an ihrer freien glatten Flache das Scliaf-
wasser ab, in welchem die Frucht liegt; wie das falsche Scliafwasser,
so schützt auch diese Flüssigkeit die Frucht vor mechanischen Ein-
wirkungen. Dass das Scliafwasser der Frucht auch als Nahrung
dient, ist weniger anzunehnien, dagegen scheint es, besonders gegen
das Ende der Tragezeit, zu dem Zweck in den Magen zu gelangen,
um die Verdauungskrafte gleichsam zu üben.
Bei den "Wiederkâuern und dem Sehweine verbindet sich
die aussere Flache der Schafhaut sowohl mit der Harnhaut, als auch
mit der Lederhaut.
                                                                *
Bei den Fleischfressern zeigt sie von der des Pferdes keine
wesentliche Versehiedenheit.
Bei dem Geburtsaet werden die Eihaute zerrissen, wodurch der
Inhalt der Ham- und der Schafhaut durch die Geburtswege nach
aussen abfliesst, dieselben schliipfrig macht und dadurch auch den
Abgang der Geburt erleichtern hilft. Ist die Frucht ausgetrieben, so
folgen ihr nach einiger Zeit die Eihaute als sogenannte Nachgeburt
(Secundinae) nach.
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c) Der Nabelstrang. (Funiculus umbilicalis.) (Fig- 151. f.)
Der Nabelstrang odcr die Nabelschnur verbindet die
Frucht mit der Mutter, indem er von dem Nabel der Frucht, von
der Schafhaut umgeben, zu dem Mutterkuchen geht. Er wird von
der Nabelvene, den Nabelarterien und der Bias ens chnur
gebildet, welche einzelnen Theile durcli eine sulzige Masse und Zell-
gewebe mit einander verbunden und von der Nabelstrangsclieide, einer
Fortsetzung der Scbafliaut, umhüllt sind.
i) Die Nabelvene {Vena umbilicaUs) (Fig. 152. bb.) nimmt
mit den Capillargefassnetzen des Fruchtkuchens ihren Anfang, diese
feinen Gefasse gehen in ibrem weitern Verlaufe zwischen den beiden
Blattern der Lederliaut in grössere Zweige und zuletzt in drei Haupt-
âste über, welche sich an dem Nabelstrange zu dem gemeinschaft-
lichen Stararne der Nabelvene vereinigen. An dem Nabelstrange erhalt
sie als das grössere Gefass von der Schafhaut einige Zweige, und ist
von einer sulzigen Masse (Warthonische Sulzc, Gelatìna Warthoniana)
umgeben ; alsdann tritt sie durch den Nabel der Frucht in dié Bauch-
höhle derselben, woselbst sie in der Medianlinie ausscrhalb des Bauch-
fells an der untern Bauchwand nach vorn bis zu dem Schaufelknorpel
des Zwerchfells lauft, von wo sie in der Mitte der Aponeurose des-
selben in einer Verdoppelung des Bauchfells nach oben an den mittlern
Leberlappen steigt, durch die in demselben befindliche Nabelgrube
in die Substanz der Leber eindringt und ununterbrochen in die Pfort-
ader (siehe Fig. 152. c.) übergeht, mit welcher sie sich in der Leber
nach Art der Arterien verzweigt.
Die Nabelvene dient dazu, das Arterienblut von dem Mutter-
kuclien der Frucht zuriickzuführon. Die in den Venen vorkommenden
Klappen fehlen in ihr. Da die Nabelvene bei gebornen Thieren,
nachdem diese an ein selbststandiges Leben angewiesen sind, kein Blut
mehr erhalt, so schliesst sie sich nach und nach und bildet mit der
Verdoppelung des Bauchfells das sichelförmige oder runde Band
der Leber.
Bei den übrigen Ilaussaugethieren setzt sich die Nabelvene in
der Bauchhöhle der Frucht von dem Nabel direct durch die Bauch-
höhle bis in die Nabelgrube der Leber fort, welcher ïheil nach der
Geburt verschwindet, daher auch diesen Thieren das sichelförmige
Band der Leber fehlt.
2) Die Nabelarterien (Arteriae umbiUcales) (Fig. 152. 11'.)
sind zwer Gefasse, welche in der Bauchhöhle des Fötus aus den
beiden innern Schamarterien ihren Ursprung nehmen, in einer Ver-
doppelung des Bauchfells in einem Bogen an den Grund der Harn-
blase und von diesem, die Hanisclmur zwischen sich aufnehmend, an
den Nabel gehen; durch den Nabelring gelangen sie alsdann an den
Nabelstrang, an welchem sie wie die Nabelvene von der Wartho-
nischen Sulze umgeben sind und an die Schafhaut die geschlangelt
verlaufenden Gefasse abgeben. Von dem Nabelstrange treten sie
nun zwischen die Blatter der Lcdcrhaut, verzweigen sich daselbst in
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immer kleinere Aeste und Zweige, bis sie zuletzt in dem Mutter-
kuchen durcli die Capillargefasse in die Venen übergehen,
Durch die Nabelarterien wird das zur Ernahrung weniger taugliche
(venose) Blut von der Frucht zu dem Mutterkuchen geführt, in welchem
es die Umwandlung in Arterienblut erleidet. Nach der Geburt verliert
sich allmahlig der Theil der Nabelarterien, der von dem Grande der
Blase an den Nabel geht, der übrige Theil aber bleibt als blutfüh-
rendes Gefâss, und bildet mit genannter Verdoppelung des Bauchfells
die Seitenbander der Harnblase.
Bei den übrigen Hausthieron verhalten sich die Nabelarterien
wie bei dem Pferde.
3) Die Blasenschnur oder Harnschnur (Urachus) (Fig.
152. m.) ist eine Fortsetzung der Harnblase ; sie geht von dem
Grande derselben, von dem Bauchfell umgeben, als ein enger Kanal
von den beiden Nabelarterien begleitet bis zu dem Nabel und durcli
diesen an den Nabelstrang, an welchem sie sich trichterförmig
erweitert und zwischen der Schaf- und Ledcrhaut den Harnsack
(Allantoïs) bildet.
Durch die Blasenschnur gelangt der Harn von der Harnblase in
den Harnsack. Nach der Geburt zicht sich die Blasenschnur in der
Bauchhöhle allmahlig an den Grund der Harnblase so zurück, dass
sich dieselbe an dieser Stelle schliesst und nur noch die Bauchhaut-
falte als mittleres Band der Harnblase ziiriicklasst.
f) Das Nabelblaschen. (Vesicula umbiUcalis s. tunica erythroidei.)
Das Nabelblaschen oder der Darmsack (Saccus intestinalis)
entsteht aus der Keimblase des Eies; diese bildet namlich, nachdem
die erste Anlage von dem Rumpfe der Frucht sich zeigt, an der
künftigen Bauchseite derselben einen röhrigen Canal, als erste Spur
des Alimentarschlauches. Mit der weitern Entwicklung der Frucht
wird die Keimblase immer von derselben mehr zurückgedrangt, so
dass sie endlich ausserhalb der Bauchhöhle zwischen beide Portionen
der Harnhaut zu liegen kommt, ihren Namen verliert und nun das
Nabelblaschen genannt wird, welchcs in dieser Lage mit der
Frucht durch einen dunnen Gang, dem Nabelblasen-Darmgang
(Ductus omphalo - entericus s. meseraicus) , und durch zwei Blut-
gefasse, den Nab el-Gekrösgefassen (Vasa omphalo-meseraica),
in Verbindung steht. Das eine Gefass ist eine Arterie (Arteria
omphalo-meseraica),
die aus der vordern Gekrösarterie ihren Ur-
sprung nimmt, und das andere cine Vene (Vena omphalo-meseraica),
welche in die Pfortader einmiindet. Der Nabelblasen-Darmgang,
welcher das ovai gestaltete Nabelblaschen mit der Frucht verbindet,
schliesst sich allmahlig und bildet dann einen soliden Faden, der
ungefahr mit 2— 272 Monaten ganz verschwindet, wahrend mit neun
Monaten noch Spuren von den Nabel-Gekrösgefassen zu finden sind.
Das Nabelblaschen als frühere Keimblase übernimmt von dieser
die dem Dotter des Eies ahnliche Fliissigkeit, welche der Frucht zur
ersteii Blutbildung dient. Wenn auch der Nabelblasen-Darmgang
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sich gaiiz geschlossen hat, so scheinen doch die dem Nabelblaschen
eigenthümlichen Blutgofasse (Nabel-Gekrösgefasse), die nun die einzige
Communication zwischen dem Nabelblaschen und der Prucht unter-
halten, letzteren doch immer noch weitere zur Blutbildung taugliche
Stoffe abzugeben.
Bei den Wiederkauern und dem Schweine erlangt das
Nabelblaschen die ganze Lange (1er Frucht, der mittlere Theil des-
selben erscheint ziemlich weit, wahrend die beiden Endtheile enge
Kanale darstellen. Mit 2l/2 Monaten ist gewöhnlich keine Spur von
ihm inehr vorhanden.
Auch bei den Fleis chfr es sern erlangt das Nabelblaschen die
ganze Lange des Eies, und ist wie bei den Wiederkauern und dem
Schweine an beiden Enden aber nur wenig verschmalert. Der Nabel-
blasen-Darmgang verschwindet schon mit drei Wochen, wahrend das
Nabelblaschen und die Nabel-Gekrösgefasse, welche schone Netze bilden,
sich bis zur Reife der Frucht erhalten.
g) Die Frucht. (Embryo s. Foetus.)
Die erste Andeutung des Embryo's zeigt sich an dem Keim-
fleck des Eies, in dem dieser zu einem schmalen Streifen, dem
sogenannten Primitivstreifen, wachst; dieser Primitivstreifen Iasst
nun drei übereinanderliegende Schichten erkennen, von denen die
obère das seröse odor das ani m alisene Blatt, die mittlere
das Gefâssblatt und die un tere das Schleimblatt genannt
wird. Aus dem serösen Blatte bilden sich das Nervensystem, die
Augen, Ohren, Knochen, Knorpel, Bander, willkührliche Muskeln,
die allgemeine Decke und das Amnion (Schafhaut). Das Gefâss-
blatt bildet die Grundlage des Gefâsssystems, indem sich aus ihm
besonders das Herz und die Gefasse entwickeln, und das Schleim-
blatt verwandelt sich in die Verdauungs-, Respirationsorgane und
die Allantois (Harnhaut); andere Gebilde, wie die den Ham- und
Geschlechtsorganen angehörigen, scheinen durch die Theilnahme aller
Blâtter zu entstehen.
An dem einen Ende des Primitivstreifens, der auch Primitivrinne
genannt wird, entfaltet sich der Kopf (Kopfende) und an dem andem
der Schwanz (Schwanzende); nach einiger Zeit erscheinen an seiner
Stelle zwei parallel verlaufende Gebilde, welclie die Riickenplatten
(Laminae dorsales) genannt werden, und zu gleichzeitiger Bildung
dieser erhebt sich zwischen ihnen ein schmaler dunkler Streif als
sogenannte Rückensaite (Chorda dorsalis). Aus jeder Rücken-
platte geht die eine Halfte des Wirbelkanales hervor, welche sich
nach oben verlângern und zu einem Kanal schliessen, der dem Rücken-
marke zur Aufnahme dient. An den Riickenplatten entstehen übrigens
schon vor der Schliessung des Kanals viereckige, dunkle Stellen - als
künftige Wirbel, und an ihrem vordern Ende (Kopfende) erheben
sich drei blasenförmige Gebilde als nachherige Hirnblasen, in
welchen zur Bildung des Gehirnes und in dem Kanal zur Bildung des
Rückenmarkes allmahlig Nervenmasse abgesetzt wird. Durch die an
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dem Kopfende entstandenen blasigen Erweiterungen lasst sich nun
der etwas nach unten gebeugte Kopf deutlicher von der künftigen
Wirbelsaule unterscheiden. Gleichzeitig entstehen zur Seite des Kopfes
und an dem vordern Theile der Rückenplatten die Bauch- oder
Visceralplatten, von denen beide ihrer Sêite nach unten wachsen
und in der Medianlinie an der Bauchseite der Frucht sich au den
Höhlen für die Aufnahme der EingSweide mit einander verbinden.
Aus den Visceralplatten nehmen die Rippen, das Brustbein, die
Respirations- und Bauchmuskeln, die vordern und hintern Extremi-
teiten, so wie die allgemeine Decke ihre Entstehung.
An dem vordersten Theile genannter Visceralplatten entstehen
spaltförmige Oeffnungen, zwischen welchen erhabene Streifen verlaufen,
erstere nennt man Kiemenspalten und letztere Kiemen- oder
Viseeralbogen, eine âhnliche Einrichtung wie bei den Fischen,
nur dass solche bei diesen das ganze Leben hindurch besteht, wah-
rend sie bei den Haussaugethieren nur in der frühern Periode des
Embryonallebens sich vorfindet. Aus den Visceralplatten entwickeln
sich der Ober- und Unterkiefer, das Zungenbein, die Zunge, die
aussern Theile des Ohres und andere Gesichtstheile.
Aus dem Gefassblatte bilden sich zu gleicher Zeit mit den
Visceralplatten die ersten Spuren des Herzens und der Gelasse, und
mit gleichzeitiger Entwicklung des serösen und Gefâssblattes entfalten
sich mit dem Schleimblatte die Verdauungs-, Athmungsorgane und
theilweise die Harn- und Geschlechtsorgane. Bei den Nieren und
Nebennieren ist jedoch die Bemerkung hinzuzufügen, dass ihrer Ent-
wicklung die Bildung zweier Körper, die Wolff'schen Körper
genannt, vorausgeht, welche, wahrend die Nieren und Nebennieren
an Ausbildung immer zunehmen, allmahlig kleiner werden und bei
dem Pferde-Embryo ungefahr mit der zehnten bis eilften Woche ganz
verschwinden.
Nachdem nun die erstc Anlage zu den einzelnen Organen der
Frucht'auf eben angegebene Weise-gemacht ist, schreiten diese in
ihrer weitern Entwicklung so lange vor, bis sie einen für die Selbst-
erhaltung eines neugebornen Thieres nöthigen Grad von Ausbildung
erlangt haben. Die zu diesem Grade von Ausbildung erforderliche
Zeit (Tragezeit) ist aber bei unsern Haussaugethieren sehr verschieden,
so z. B. dauert sie bei dem Pferde gewöhnlich 11 Monate (cca 48
Wochen), bei dem Rinde 9 Monate (cca 40 Wochen), bei dem Schafe
und der Ziege 5 Monate (cca 21 Wochen), bei dem Schweine
4 Monate (cca 17 Wochen), bei dem Hunde 2 Monate und einige Tage
(cca 9 Wochen) und bei der Katze 2 Monate (c°« 8 Wochen).
Was die Lage der Frucht in den Fruchthauten anbetrifft, so kann
diese in der ersten Zeit des Embryonallebens nicht genau bestimmt
werden, hat sie aber schon einen solchen Umfang erreicht, dass sie
mit dem Amnion in Berührung steht, so liegt in der Regel bei den
Thieren, bei denen gewöhnlich nur ein Junges auf die Geburt kommt,
das Vordertheil des Fótus im Körper und das Hintertheil in dem einen
Horne des Fruchthalters ; bei der Ziege liegt gewöhnlich in jedem
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Horn ein Fó'tus; bei dem Schweine und den Fleisclifressern, die
mehrero Junge gebaren, befindet sich in der Regel ein Fötus in dem
Körper, wahrend die andern in den Hörnern vertlieilt liegen. Der
Fötus selbst sieht mit dem etwas nach unten gebeugten Kopfc gegen
den Muttermund und mit dem Hintertheil gegen das Zwerchfell, wobei
der Eiieken nach oben und der Bauch nach unten gerichtet ist; die
vordern Gliedmassen, zwischen welche der Kopf zu liegen kornuit,
sind nach hinten und die hintern Gliedmassen nach vorn unter den
Bauch der Frucht gebcugt; wenn aber die Geburt herannaht, so
ïïchtet sich der Kopf mehr nach oben und die vordern Gliedmassen
werden nach vorn ausgestreckt, so dass sic bei der Geburt die erste
Erscheinung des Fötus sind.
Es folgt nun hier noch cine kurze Uebersicht, in wie weit die
Organe des Fötus von denen des erwachsenen Thicres in ihrer Haupt-
sache von einander abweichen.
In den Knöchen des Fötus ist der Knochenknorpel anfangs
vorherrschend, desshalb sind sie auch weicher und mehr oder weniger
biegsam. Die Knoclienansatze sind leicht zu unterscheiden und lassen
sich auch oline grosse Gewalt von dem betreffenden Mittelstiick ab-
nehmen. Die Verbindung der Kopfknochen geschieht durch Haute,
wodurch die sogenannten Fontanelle entstehen , welche durch die
weitere Ausbildung der Knochen allmahlig verschwinden und den
Nahten (siehe Seite 39) Platz machcn. Die Za line sind grössten-
theils noch in ihren Höhlen (Zahnhöhlen) verborgen, demi nur wenige
treten vor der Geburt aus denselben hervor und sind in diesem
Zustande ganz hohl, wahrend sic bei erwachsenen Thieren solid
ersclieinen.
Die Muskeln haben ein mehr blasses Aussehen und ihre Fasern
sind zarter. Die Bauchmuskeln lassen an ihrer untern Wand eine
Oeffnung, den Nabolring, der zum Durcligange der Blasenschnur und
der Nabelgefasse dient.
Bei den Verdauungsorganen ist zu bemerken, dass die
Maulspalte durch ein dunnes Hautchen bei dem Pferde- Fötus bis
ungefahr zur achtzehnten Woche gesehlossen bleibt, der Magen eine
dem Schafwasser ahnliche Flüssigkeit und der Darmkanal das soge-
uaniite Darm pech oder Fruchtpecli {Mcconium) enthalt, das
angeblich besonders zur Entwicklung cler dicken Darme beitragen soli.
Bei den Wiederkauern ist das Lab als letzte Abtlieilung des Magens
am grössten. Die Leb er ist im Verhiiltnisse sehr gross und nimmt
ausser den Leberarterien und der Pfortader auch noch die Nabelvene
auf, daher auch der grössere Blutreiehthum; die Milz ist dagegen
verhâltnissmassig klein.
Der Entwicklung der Ham- und Geschlechtsorgane geht
die Bildung der Wolff'schen Körper, auch falsche Nieren ge-
nannt, voraus; es sind diess namlich zwei langlich runde, àn beiden
Enden etwas verschmiilerte , zur Seite der Wirbelsaule gelagerte
Körper, an deren innern Randern sich erst die Nieren und Neben-
nieren gleichzeitig mit den Hoden oder Eierstöcken entwickeln.
__—
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329
Jeder Wolffsche Körper besteht aus querliegenden Kanalchen, die
von zahlreichen Blutgcfassen begleitet sind ; an dem innern Rande
desselben geht ein grösserer Kanal hervor, der mit der Kloake *
communicirt. Die Arterien der Wolff'sclien Körper sind mehrere kleine
Zwcige, welche aus der Baucliportion der hintern Aorta ihren Ur-
sprung nehmen, die Venen vereinigen sich zu zwei bis drei kleinen
Stammchen und miinden in die hintere Hohlvene ein.
Die Ncbennieren erscheinen bei dem Pferde-, Schaf- und
Ziegen-Embryo ini Verliâltnisse zu den Nieren sebr gross, indem sie
beinahe die Halfte der Gròsse derselben erreichen. Die Harnblase
ist enge und an ihrem Grunde offen; von diesem setzt sich namlich
die Blasenschnur (Fig. 152. n.) zwischen den beiden Nabel-
arterien bis an den Nabelring und durch diesen ausserhalb der
Baucbhohle der Frucht an den Nabelstrang fort, uni in den Harnsack
(Allatitoì's) iiberzugehen.
Die Hoden liegen anfangs immer in der Bauchhöhle und ge-
langen erst spater durch die Baucliringe in den Hodensack; bei dem
Pferdc geschieht dieso Dislocation der Hoden in der Regel erst
einige Zeit nacli der Geburt, bei dem Rinde mit ungefahr zwanzig
Wochen, bei dem S e haf e, der Ziege und dem Schweine ge-
wöhnlich mit vierzehn bis fiinfzehn Wochen und bei den F Ie is c h-
fressern meistens einige ïage vor der Geburt.
Fig. 152.
Die Brust- und Bauchhöhle eines reifcu Pferde-Fötus von dei linken Seite geüffnet.
h.     Dip Lungenarlcrie.
i-      Por genieinschaftliche Slamm beider Aorten.
i'-     Die vordcre Aorla.
i''.   Die hintere Aorta.
k-     Der Bolallische Gung-
1-      Die linke NabclaFlerie.
!'•     Die rechte Nabclarterie-
m.     Die Harnblase.
n.     Die Blasenschnur (Urachus).
o o. Die Brustdrüse (Thymus;.
* Kloake nennt man die bei den Saugethieren in den frübern Embryonalzu-
standen vorbandene Höble, in welche sicb der  Mastdarm und die Harnblase öffnet.
'•eyh, Anatomie.                                                                                                                 42
d
E
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330
Was die Athmungsorgan e anbelaiigt, so sind die iinterii
Nasenöffnungen wie die Maulspalte durch ein feines Hautchen ge-
schlossen, das aber schon vor der Geburt wieder verscliwindet; die
Scliilddrüsen haben einen verhaltnissmiissig grossen Umfang.
Die Brustdrüse, Bröscheu (Gianduia thymus), welehe bei gebornen
Thieren allmiihlig verschwindet, ist beim Pötus in ilirer grössten Aus-
dehnuiig vorlianden ; sie hat ihre Lage grösstentheils in der Brusthöhle
in dem vordern Mittelfellsraume, in welchem sie nach oben an die
grössern Gufasse und an die Luftröhre, und nach hinten an den Herz-
beutel grenzt, nach vorn setzt sich eine kleine, in zwei Aeste getheilte
Portion zwischen den zwei ersten Kippen bis an die untere Flache des
Halses fort. Bei den übrigen Hausthieren ist die Thymus verhaltniss-
massig viel grösser, denn der vordere Theil derselben erstreckt sich
bei diesen liings der vordern Wand der Luftróhre bis an den Kehlkopf.
Sie stellt eine weiche, blassrothe, aus kiemen Blaschen bestellende
und mit Gefassen diuchwobene Driisenmasse dar. Dieso Blaschen
sind durch Zellgewebe zu grössern Lappchen verblinden, wodurch
dièses Gebilde den zusammeiigesetzten Driisen nicht unahnlieh er-
scheint Ausfiihrungsgange konnten bis jctzt noch keine ausfindig
gemacht werden, desshalb kann auch in Beziehung auf ihre Function
nichts Bestimmtes angegeben werden, dass sie aber beim Fötus eine
gewisse Bestimmung hat, mag daraus hervorgehen , dass sie bei ihm
am grössten und vollkommeiisten ist.
Die Arterien, weiche sich an ihr verzweigen, kommen von den
innem Brustarterien und den Drosselarterien, denen auch die Venen
entsprechen.
                                               v
Die Lungen erscheinen, da sie noch keine Luft enthalten, viel
dunkler, klein, dicht wie leberartig (hepatisirt) und sinken, in das
Wasser gebracht, vermöge ihrer specifischen Schwere zu Boden, wah-
rend sie bei gebornen Thieren auf demselben schwimmen, ein Kenn-
zeichen, ob das Thier todtgeboren oder erst nach der Geburt verendete.
Die auffallendsten Abweichungen im Fötus zeigen die Kreis-
laufsorgane, deren Grund darin zu suchen ist, dass derselbe sein
Blut von dem Fruchtkuchen erhâlt und die Respiration mangelt. An
dem Herzen findet sich, und zwar an der Scheidenwand der Vor-
kammern, eine besondere Oeffnung, das ovale Loch (Foramen
ovale),
welches beide Vorkammern mit einander verbmdet; in der
linken Vorkammer bildet die seröse Auskleidung an dem ovalen Loch
durch Verdoppelung eine Klappe (Valvula foraminis ovalis), weiche
die betreffende Oeffnung nach der Geburt alsbald ganz verschliesst.
Von der Lungenarterie fiihrt ein Kanal, der B o tallis che Gang
(Ductus arteriosus Botalli) (Fig. 152. k.), der sich beim gebornen
Thiere ebenfalls schliesst, in die hintere Aorta; durch diesen Gang
und durch das ovale Loch, so wie durch die Nabelgefasse erleidet der
Lauf des Blutes beim Fötus nachstehende Abanderung:
Die Nabelvene fiihrt namlich das Blut (Arterienblut) von dem
Mutterkuchen durch den Nabelring zur Leber des Fötus, in der sie
sich mit der Pfortader verbindet und verzweigt, alsdann wird das Blut
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durch die Leberveneii in die hintere Hohlvene und durch diese, so
wie durch die vordere Hohlvene in die rechte Herzvorkammer ge-
bracht, von der ein Theil desselben durch das ovale Loch sogleich
in die linke Vorkamnier und der andere in die rechte Herzkammer
fliesst; durch Zusammenziehung der letztern gelangt es nun in die
Lungenarterie und von dieser durch den Botallischen Gang grössten-
theils in die hintere Aorta, welche sich wie die vordere in den ein-
zelnen Theilen des Organismus verzweigt; das nun nicht verbrauchte
und zur Ernâhrung weniger taugliche Blut (Venenblut) wird durch die
Nabelartcrien (Aeste der innern Schamarterien) durch den Nabelring
dem Fruchtkuchen wieder zugeführt.
Die Blutgefâsse der Wolff'schen Körper und die des Nabel-
bliischens, letztere mit Ausnahme bei den Fleischfressern, verschwinden
noch ini Fötusleben und die der Thymus erst nach der Geburt mit
dem alliniihligen Erlöschen dièses Organes. Ueber das Verhalten der
Nabelgefasse nach der Geburt vergleichc man die Beschreibuiig des
Nabelstranges.
Das Gehirn, als das Centralorgan des Nervensystems erscheint
verhaltnissmassig gross.
Die Sinnesorgane anlangend, so findet man die RSnder der
Augenlider durch ein dunnes Hautchcn mit einander verbunden, das
bei dem Pferde, den Wiederkauem und dem Schweine vor, bei den
Fleischfressern aber erst nach der Geburt versclvwindet. Der Aug-
apfel erscheint mehr gewölbt ; der gerade Zweig der Centralarterie der
Netzhaut (Tunica retina) findet sich nnr bei dem Fötus, und die
vordere Flâche der Regenbogenhaut, so wie die Pupille ist von einer
dunnen serösen, aber gefassreichen Memhran, der Pu pillar haut
(Membrana pitpillaris) bedeckt; von der hintern Flache dieser Mem-
bran geht einweiteres, ebenfalls gefassreiches Hautchen als Kapsel-
Pup illarm embran (Membrana capsula -pupiììaris) durch die
Pupille an den Rand der aus drei Stiicken zusammengesetzten Cry-
stalllinse, wodurch ein geschlossener Sack gebildet wird, den man
den Kapsel-Pu pili ar sack (Saccus capsulo-pupillaris) nennt, der
bei den Fleischfressern nach und bei den übrigen Haussaugethiercn
vor der Geburt verschwindet.
Der Hammer eines von den Gehörknöchelchen zeigt bei dem
Fötus an seinem Halse eine besondere , von Meckel entdeckte Her-
vorragung, die sich spater von diesem Knöchelchen ablöst und noch
vor der Geburt sich verliert. Die Feuchtigkeit in der Paukenhöhle
ist bei dem Embryo mehr röthlich gefarbt.
Die a 11 g e m e i n e D e e k e ist anfangs ganz kahl und erst mit
der achtzehuten Woche zeigen sich an den Lippen des Pferde- und
Rinde-Fötus die ersten Spuren von Haaren, wàhrend die Hufe schon
mit der zwölften Woche sich zeigen; letztere sind zum Schutze der
Eihiiute an dem Tragrand der Wand, der Sohle und dem Strahl
von einer weichen, gelblich aussehenden hornigen Masse umgeben.
Von dem Fruchtwasser sind die Haare ganz durchnasst und erscheinen
wie die Haut schlüpfrig und schmierig.
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IV. 3tfl)immg0OrflaiW. (Organa respirationis.)
Durcli die Athmungs- oder Re s pirations organe wird die
atmosphiirische Luft aufgenommen, in den Liingcn mit dem Biute in
Berührung gebracht, durcli den Atliniungsprocess Stoffe gegenseitig
ausgetauscht, in Tolge dessen das zu diesein Zweck in die Lungen
gefïïhrte Venenblut in Arterienblut umgewandelt wird. Durch die Re-
spirationsorgane geschieht zugleich auch die Vermittlung des Ge-
r u e li e s, so wie die B i 1 d u n g der S t i m m e, crsteies findet in den
Nasenhölilen, letzteres hauptsàchlich in dem Kohlkopfe statt.
Die Athniungsorgane sind tlieils ani Kopfe, theils ani Hals e
und theils in der Brusthöhle angebraclit.
a. ^tljmungsorgtttit uro $flpft.
Zu den Athniungsorganen am Kopfe gehbren die Nasenhölilen
mit ihreii N eb en h olii en.
1) Die Nasenhöhlon. (Cavitates narium.)
Die knöclierne Grundlage der Nasenhölilen bilden die kleinen
und grossen Kieferbeine, die Gaumenbeine, die Nasenbcine , die
Nasenmuscheln und das Siebbein : beide werden durcli die seiikrechte
Platte des Siebbeìnes, das Pflugscharbein und die knorpelige Nasen-
scheidewand von einander getrennt und dadurch in cine rechte und
linke Nasenhöhle abgetheilt.
Die knorpelige Nasenscheidewand (Cartilago septi na-
rium)
(Fig. 155. e.) liegt in der Medianlinie des Kopfes senkrecht
zwisclien heiden Nasenhölilen, und lasst zwei Enden, zwei Rand er
und zwei FI ach en bemerken. Das obère En de ist breit, geht
in die seiikrechte Platte des Siebbeines über und wird bei altern
Thieren in der Nâhe der Verbiiidungsstelle nicht selten verknöchert
angetroffen, das untere Ende wird schmaler und verbindet sich mit
den Knorpeln der Nasenfliigel. Der vorder e-Rand steht mit dem
Kamm, der an der innern Flache durch die Verbindung beider Nasen-
beine gebildet wird, in Verbindung, der h in ter e Rand wird in die
Rinne des Pflugscharbeines aufgenommen. Beide FIâchen werden
von der Nasenschleimhaut iiberzogen und in eine rechte und linke
unterschieden.
Bei den Wiederkauem und dem Schweine setzt sich die
knorpelige Nasenscheidewand an ihrem untern Ende nach aussen,
sowohl an der rechten als linken Nasenöffnung, in einem Bogen bis
an die Nasenfortsiitze der kleinen Kieferbeine fort.
Auch bei den Fleis chfress ern biegt sich das untere Ende
der Nasenscheidewand auf jeder Seite nach aussen um und vertritt
dadurch zugleich auch die Stelle der Fliigelknorpel.
Jede Nasenhöhle lasst den E in g an g als untere Nas en off-
ri u n g, den A u s g a n g als o b e r e N a s e n ö f f n u n g und den zwischen
beiden liegenden mit tl ern Th eil betrachten.
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a) Die unte re Nas en öffnung oder das unterò Nasen-
loch (Apertura nasi inf'crior) wird durcli eine Verdoppelung der
allgemeinen Decke und den Flügelknorpel gebildet ; beide untern
Nasenlöcher liegen neben einander über der Vorderlippe und machen
den Eingang als recht es und link es Nas en loc h in die rechte
und linke Nascnhöhlc.
Durch die Umbiegung, welche die allgemeine Decke an jedem
Nasenloch von aussen nach innen in die Nasenliöhle macht, entstehen
zwei Rânder, zwei Winkel und zwei Flachen. Deraussere
Rand ist abgerundet und weich, weil die Hautfalte hier nur Weich-
theile einsehliesst, er setzt sich von dein obern Winkel, einen starken
Bogen nach aussen beschreibend, bis an den untern Winkel fort und
begrenzt dadurch den aussern Nasenflügel; der in nere Rand ist
gewülbt und hiirter anzufiihlen, indem die Hautfalte daselbst einen
Knorpel einsehliesst, wodurch auch der innere Nasenflügel ent-
steht ; er geht über dem aussern Rande von dem obern Winkel bis an
den untern. Beide Winkel entstehen durch das Zusammentreffen
beider Rander; der untere Winkel ist mehr stumpf als der obère.
An der aussern gewölbten Flache erscheint die Haut bei edlen
Pferden dünn, fein und nur sparsam behaart, an der innern Flache
geht die Haut als fortgesetzte aussere nach oben in die Schleimhaut
der Nasenliöhle über, sie ist feiner als an der aussern Flache und mit
weniger, aber liingern Haaien besetzt, die sich gogen die Schleimhaut
Fig. 153.
Das untere Ende des Vorderkiefers
mit den Flügelknorpeln der iintern
Nasenölïnungen von vorn be-
traclitet.
hin ganz verlieren. Auch bildet die Haut
an der iiinern Flache zwischen dem Nasen-
fortsatz des kleinen Kieferbehies und dem
untern Ende des Nasenbeines eine blind-
sackförmige Verlangerung, die das f ai-
se h e Naseiiloch oder die Na sen-
ti-ompete genannt wird und nur bei
den Einhufern vorkommt. An der Stelle,
wo die innere, gewöhnlich dunkel gefarbte
Haut des Nasenloches in die röthlich ge-
farbte Schleimhaut übergeht bemerkt man
an der untern Wand eine kleine Oeffnung
als die Miindung des Thranenkanals.
Die Flügelknorpel (Alaenarium)
sind gepaart und liegen an dem untern
Ende der knorpeligen Nasenscheidewand,
an welche sie auch befestigt sind und die
Grundlage der Nasenlöcher bilden. Jeder
Knorpel lasst ein obères und ein u n-
teres Ende unterscheiden. Das obère
Ende besteht in einer querliegenden,
„,, ,.■,,„.,„„„„,„ ,u, ,,,■.„,„:Na.,„- hrciten, dreieckig gestalteten Knorpel-
'oches.
                                platte, die nach aussen frei in der Haut-
Der Flügelknorpel des linken Nasen- i ,. , XT          . . ..                -, -,
loches!                                 faite des Nasenloches liegt und den innern
Des «mere Ende der knotpeiigen Nasenfliigel bilden liilft, nach innen ver-
Naseuacheidewand,                                                °                                 J
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bindet sie sich mit demselben ïlieile der Knorpelplatte des neben-
liegenden Nasenloches; auf der obern Flache beider Knorpelplatten liegt
der Quermuskel der Nase. Das un te re En de ist lang, scbmal und
geht von dem innern Theile der dreieckigen Platte in einem Bogen naeh
unten und aussen bis zu dem untern Winkel des Nasenloches, an dem
es mit einer freien Spitze endet. Beide Knorpel in ihrcr Lage betrachtet
lassen sich mit einem römischen X vergleichcn.
Bei den Wiederkauern liegt das obère Ende des Nasenflügels
nicht wagrecht, mithin fehlt auch die Aehnlichkeit ruit einem römischen
X, und das untere gebogene Ende theilt sich in zwei Aeste.
Bei dem Schweine bestehen die Flügelknorpel aus zwei breiten
Knorpelplatten, woTon jede ihrer Seite von dem ltüsselbein nach aussen
und unten lauft, urn in die knorpeligcn Anhange der hintern Nasen-
muscheln überzugehen.
Bei den Fleischfressern werden sie durch zwei Fortsatze
der knorpeligen Nasenscheidewand ersetzt, welche sich wie bei dem
Schweine in die Knorpel der hintern Nasenmuscheln fortsetzen.
b) Die obère Nasenöffnung (Apertura nasi superior s.
Choana narium)
(Fig. 155. b.) liegt am obersten Theile der Nasenhóhle
und macht den Uebergang derselben in die Kachenhöhle, sie ist von
ovaler Form und wird von dem Pflugscharbein, welches in der Mittc
zwischen beiden Oeflhungen liegt, dem Keilbein und dem Gaumenbein
begrenzt.
Fig. 154.
Rechte Hiili'te des Kopfes mit abgenommener Nasenscheidewand und geiiffneter
rechten Nasenhühle und Kachenhöhle.
a.    Die vordere Nasenmuschel-                                g.    Die Oeffnung der Eustaehischen Röhrc-
b-     Die hiiitere Nasenmuschel.                                 h.    Die Oeffnung in die Itlaulhöhle.
c_     Der vordere Nasengang.                                    i.     Die Oeffnung in die Nasenhóhle.
d'    Der miniere Nasengang.                                     k.    Die Oeffoung in den Kehihopf.
e.     Der hinlere Nasengang.                                      I.     Die Oeffnung in den Sehlundliopf.
f.      Die geöffnele Rachenhühle.
c) Der mittlere The il der Nasenhóhle liegt zwischen der
obern und untern Oeffnung und lasst vier Wande betrachten. Die
obère oder vordere Wand wird von dem Nasenbein, die untere
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oder hint ere Wand von dem kleinen und grossen Kieferbein und
dem Gaurnenbein, die in nere Wand von dem Pflugscliarbein und
der knorpeligen Nasenscheidewand und die âussere Wand von dem
kleinen und grossen Kieferbein und den Düttenbeinen (Nasenmuscheln)
gebildet. Durch die Nasenmuscheln, dem Nasenbein, grossen Kiefer-
bein und dem Gaurnenbein entstchen an der aussern Wand drei
Rinnen, die man die Nasengange (Meatus narium) nennt, und in
einen vordern, mittlern und hint e m abgetheilt werden.
Der vor de re Nase n gang (Meatus narium anterior) ist lang,
schmal und setzt sich von der untern Nasenöffnung ' zwischen dem
Nasenbein und der vordern Nasenniuschel bis zu den Siebbeinzellen fort.
Der m'itti er e Nasengang (Meatus narium médius) liegt
zwischen beiden Nasenmuscheln und dem grossen Kieferbein, er fiihrt
theils in die Siebbeinzellen, theils durch eine spaltförmige Oeffnung in die
Kieferhöhle und durch diese in dieStirnliöhle, Gaumen- und Keilbeinhöhle.
Dor h in te re Nasengang (Meatus narium superior) * ist am
geraumigsten und wird von der hintern Nasenniuschel, dem Pflug-
scliarbein, dem grossen Kieferbein und dem Gaurnenbein gebildet,
er fiihrt an seinem obern Ende durch die obère Nasenöffnung in die
Rachenhöhle und an seinem untern in den Thranenkanal.
Die hintere Nasenniuschel hat an ihrem untern Ende den j/2 fb'r-
migen Knorpel, der nach innen gegen die Nasenhóhle etwas ausgehöhlt
und nach aussen gegen die innere Flache des kleinen Kieferbeines in
dem Verhaltnisse gewölbt erscheint ; er ist wie die Düttcnbeine von
dor Nasenschleimhaut umgeben.
Jede Nasenhóhle ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, welche
an der innern Flache der untern Nasenöffnung aus der allgemeinen
Decke hervorgeht und die Nasenhaut oder Riechhaut (Membrana
pituitaria s. Schncideriana)
genannt wird, sie ist von blassrother
Farbo und mit einem dunnen Epithelium überzogen; durch die obère
Nasenöffnung geht sie in die Schleimhaut der Rachenhöhle, durch
den obern Nasengang in die der Siebbeinzellen, durch die in dem
mittlern Nasengange befindliche Spalte in die der Nebenhöhlen der
Nase und an der Ausmündung des ïhranenkanals in die Schleimhaut
desselben über.
Zur Seite des Pflugscharbeines befindet sich in der Nasenhóhle,
bedeckt von der Nasenschleimhaut, ein langes dunnes Knorpelplattchen,
das einen Kanal enthalt und die Jacobson'sche Röhre genannt
wird, in ihr verlaufen feine Nervenfaden des ersten und fünften
Hirnnervenpaares.
Die Arterien, wejche sich in der Nasenschleimhaut verzweigen,
kommen von den obern Nasenarterien, den Augenarterien und den
Gaumenarterien, die Venen gehen in gleichnamige Aeste zurück; die
Saugadern gehen in die Kehlgangsdrüsen und in die obern Lymphdrtisen
* Durch den hintern Nasengang gelangt man bei Pferden, wenn irgend ein
Hinderniss in den Sfhlingorganen vermuthet wird, mittelst eines eingeführten
Katheters durch die Rachen- oder Sohlundkopfliöhle leicht in den Schlund, in
welchem Fallo dann das Thier zu schlucken anfângt.
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des Halses, und die Nerven erhalt sie hauptsiichlich von den Riech-
nerven, den Nasennerven und den Gaumcnnerven.
Die Bestimmung der Nasenhöhle ist, die atmospharische Luft
beim Einathmen aufzunehmen, wobei sie theils durch die Nasengtinge
in die Nebenhöhlen der Nase, grösstentlieils aber durch die Raelien-
höhle, den Kehlkopf und die Luftröhre in die Lungen gelangt und
nach vollbrachtem Athnmngsprocess beim Ausatlimen Luft wieder aus-
zustossen. Aile Hausthiere, mit alleiniger Ausnahine der Einhufcr
und zwar vermöge der eigenthiimlichen Lange ihres Gaumensegels,
kennen die Respiration eben so gut durch die Maulhòhle als die
Nasenhöhlen bewerkstelligen. In der Nasenschleimhaut selbst hat
überdiess noch der Geruchsinn seinen Sitz.
Die untern Nasenöffnungen der Wiederküuer sind verhaltniss-
massig klein, und bei dem Rinde ist die Haut an der iiussern Flâche
oline Haare und im gesundcn Zustande bestandig feucht ; die Nasen-
flügel haben weniger Beweglichkeit als bei dem Pferde. In der Nasen-
höhle kommt eine weitere Röhre vor, die unter der Jacobson'schen
ihre Lage hat und die Stenon'sche Röhre genannt wird; sic geht nach
unten in dem hintern Nasengang in den Kanal über, der die Nasen-
höhle mit der Maulhöhle verbindet.
Bei dem S eh wei ne befinden sich die zwei untern Nasenöffnungen
an der untern Flache des seheibenformigen Rüssels (Rostrum suis),
dem der Rüsselknochen und zwei Knorpelplatten zur Grundlage dienen.
Die Oeffnungen selbst. sind klein und rundlich und die aussere Haut
sparlich mit dunnen Haaren besetzt. Die Nasenhöhle selbst ist lang,
aber eng und enthalt sowohl die Jacobson'sche als Stenon'sche Röhre.
Bei den Fleischfressern sind die Nasenhöhlen weniger ge-
raumig und die Nasenhaut bietet wegen don haufigen Windungen der
Düttenbeine eine grössere Oherfliiehe dar, was auf den mchr ent-
wickelten Geruchsinn bei diesen Thieren nicht ohne Einfluss sein mag.
Der eine Kanal als Jacobson'sche Röhre lehlt.
2) Die Nebenhöhlen der Nase, (Sinus narium.)
Jede Nebenhöhle steht auf ihrer Seite mit mehreren von den
nachbarlichen Knochen gebildcten Ilöhlen in Verbindiing, namlich mit
der Kinnba ckenhöhle, der Stirnhöhle, der Gaumenhöhle
und der K e i 1 b e i n h ö h 1 e.
a) Die Kinnbacken- oder Kieferhöhle (Sinus maxillaris
s. antrum Highmorï)
ist die geraumigste von allen, sie hat ihre Lage
zur Seite der Nasenhöhle und wird von dein grossen Kieferbein,
Joclibein, Thranenbein und der vordern Naserunuschcl gebildet. An
den der Höhle zugekehrten Fliichen betreffende)' Knochen ragen kleine
diinne Knoehenplattchen hervor, wodurch die Kieferhöhle in mehrere
kleine Gruben und durch eine grössere Knochenplatte in eine obère
grössere und eine untere kleinere Abtheilung zerfallt. Die kleinere
Abtheilung ist ganz in dem grossen Kieferbein enthalten; die grössere
Abtheilung zeigt an dem Thranenbein eine Iangliche abgerundete
Erhöhung, welche den. Anfang des Thriinenkanals enthalt, eine ahnliche,
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aber langere, die den vordern Nasengang einschliesst und von dem
vordern Düttenbcine gebildet wird, lauft von dem Stirn- und Siebbein
zu dem Nasenbein herab ; in beiden Höhlen liegt gegen die Nasen-
höhlé zu der von dem grossen Kieferbein gebildete Vorderkieferkanal.
Die Kieferhöhle steht durcli eine enge Spalte, welche an dem obern
Theile des mittlern Nasenganges angobracht ist, mit der Nasenhöhle
in Communication, nach hinten und oben geht sie in die Stirnhöhle
und nach hinten und unten in die Gaumenhöhlo übcr. Da in dem
grossen Kieferbeine die Höhlen für den vierten, fünften und sechsten
Backzahn in die Kieferhöhle hereinragen, solche bei'jiingern Thieren
die langeren und daher auch tiefer steekenden Wurzcln bezoichneter
Zahne enthalten, so kommt es auch, dass die Kieferhöhle mit zuneh-
mendem Alter der Thiere dureh die alljahrliche Abreibung und den
dadurch bedingten Nachschub der Ziihne, wodurch die Zahnhöhlen
nach und nach kleiner werden, an Umfang allmahlig zunimmt. Den
Fleis chfressern fehlt die Kieferhöhle.
b)   Die Stirnhöhle (Sinus frontalis) * liegt über der Kiefer-
höhle, sie ist nicht so gross wie diese und von dem Stirnbein, Nasen-
bein , Siebbein und dem obern Ende der vordern Nasenmuschel
begrenzt; sie lasst wie die Kieferhöhle cine obère und untore Abtheilung
unterscheiden, von denen jede mit vielen und tief gebonden Buchten
versehen ist. Die Stirnhöhle der einen Seite ist dureh eine knöcherne
Scheidcwand von der der andern Seite getrennt; nach unten geht die
untore Abtheilung dureh eine grössere Ocffnung in die Kieferhöhle über.
Bei den Wiederkauern sind die Stirnhöhlen viel umfang-
reicher, indem sie sich bis nach oben in die Höhlen der Hornzapfen
und in die der Vorderhauptsbeino und des Oberhauptsbeines erstrecken.
Bei dem Schweine verhalten sich die Stirnhöhlen, mit Aus-
nahme der Hornzapfenhöhlen, ganz so wie bei den Wiederkauern.
Bei den Fleischfressern stimmen die Stirnhöhlen mit denen
des Pferdes im Allgemeinen überein, nur gehen sie nach unten wegen
Mangel der Kieferhöhlen in die Nasenhöhlen über.
c)   Die Gaumenhöhlo (Sinus palatinus) ist eine kleine, eben-
falls buchtige Höhlo, welche von dem Gaumenbein, dem Pflugschar-
bcin und dem Siebbein gebildet wird; nach unten geht sie in die
Kieferhöhle und nach oben in die Keilbeinhöhle über, verbindet also
beide mit einânder. Bei dem Schweine ist die Gaumenhöhle verhalt-
nissmiissig klein und den Fleischfressern fehlt sie.
d)   Die Keilbeinhöhle (Sinus sphcnoidalis) ist klein und bat
ihre Lage in dem Körper des Keilbeines; beide KeilbcinhÖhlcn sind
dureh eine senkrecht stehende knöcherne Platte von einander geschieden.
Bei den Fleischfressern, wo die Kiefer- und Gaumenhöhle fehlt,
geht die Keilbeinhöhle nach unten in die Nasenhöhle über.
* Urn liei chronischem Catarrh der Sinus sich von der Beschaffonheit der
ScWeimbaut odor dem Inhalte dieser oder der . Yorigen Hühle zu überzeugen, so
öffnet man dieselben zu diesem Zwecko am besten mittelst eines Trepan's, welche
Opération, um die Stirnhöhle zu öffnen, an der Gesichtsflache des Stirnbeines,
und um die Kieferhöhle zu öffnen an der Gesichtsflache des Jochbeines und dem
angrenzenden Theile des grossen Kieferbeines vorgenommen wird.
I* e y h , Anatomie.                                                               43
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338
Die Nebenhöhlen der Nase, deren sieh also vier auf jeder Seite
befinden, sind mit einer Schleimhaut, ciner Fortsetzung der Nasen-
scbleimhaut, ansgeldeidet, welche durch die Spalto ara mittlern Nasen-
gang in dieselben gelangt und mit der Bcinhaut in inniger Verbindung
steht; von der Nasqnschleimhaut unterschcidet sie sich aber besonders
durch ihre blasse Parbe, durch ihrc Zartheit, durch den Mangel an
Schleimbalgen, durch die weniger zahlreichen Blutgefâsse und durch
die Absonderung einer rnehr wasserigen Fliissigkeit, so dass sie
diesen Eigenschaften zufolge loicht für eine seröse Haut gehalten
werden könnte.
In Bezichung auf den Nutzen der Nebenhöhlen der Nase verdient
angefiihrt zu werden, dass sie das Gewicht des Kopfes, besonders
bei dein Pferde, oline Beeintrachtigung seiner Forra nicht unbedeutend
vermindern und die' von den Nasenliöhlen aufgenommene atmospha-
rische Luft erwarmen.
Zu den Athmungsorganen, die am Halse gelagort sind, geboren
der Luftröhrenkopf, die Luftröhre und die Schilddriisen,
erstere zwei Organe stellen die Verbindung zwischen den Athmungs-
organen am Kopfe und denen in der Brusthöhle her.
Fig. 105.
Summarische Uebersicht der Respirationsorgaue in ihrer Lage, die vordere Kfirper-
halfte ist von der linken Seite geöfïnet und dadurcli die Athmungsorgane blosgelegt.
Die Nasenscheidewand-
gg
Die obère NasenofFnung (Choana),
h.
Der Luftröhrenkopf.
h'-
Die Luflröhre-
h".
Die Schilddriise.
h*"
Das vordere MiUelfell*
h'"
Das hintere obère BÜtlcifell.
Der linke Lungenflügcl-
Das vordere Ende desselben.
Das hiotere Ende desselben.
Desben obérer Fand.
Dessen unlerer Rand.
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339
1) Der Luftrühreukopf oder Kehlkopf. (Larynx.) (Fig. 15ft. c., Fig. löü.
und Fig. 157.)
Der Kehlkopf macht den Anfang der Luftröhre, wie der
Schlundkopf den Anfang des Schlundes ; seine Lage hat er zwischen
den Gabelfortsiitzen des Zungenbeincs, hinter dem Gaumensegel und
dem Grurid der Zunge, vor der Luftröhre und unter dem Schlund-
kopf. Es dienen ihm mehrere Knorpel zur Grtmdlage, die durch
Bander beweglich mit einander verblinden, von einer Schleimhaut
ausgekleidet sind und durch Muskeln an einander bevvegt werden
(lctztere siehe Seite 153 sub. M.).
Die Knorpel des Kehlkopfes sind: der Schild knor pel, der
Ringknorpel, die beiden Pyramidenknorpel und der
K e h 1 d e c k e 1.
a)    Der Sc hildkn orp el (Cartilago thyrcoidea) (Fig. 157. 1.)
besteht aus zwei, einem verschobenen Vierecke âhnlichen Knoclien-
platten, welche die Seitenwande und mittelst des mittlern Ring-
Schildbandes auch die vordere Wand der KchlkopfhÖhle bilden helfen.
An jeder Platte betrachtet man zwei Flâchen, vier Riinder und
vier Winkel.
Die aussere Flâche erscheint gewölbt und dient mit ihreni
obern grüssern Theile dem Zungenbein-Schildmuskel und mit ihrem
untern kleinern Theile dem Schildinuskel des Schlundkopfes zur An-
heftung; in der Nahe des obern hintern Winkels ist eine langlichnmde
Oeffnung zu bemerken, welche den obern Kchlkopfnerv durchlasst.
Die innere Flâche ist etwas ausgehöhlt und dient den beiden
Portionen des Schild - Pyramidenmuskels zur Insertion.
Der obère Rand ist durch das mittlere Zungenbein-Schildband
mit dem Körpcr des Zungenbeines und durch das Sehild-Kehldeckcl-
band mit dem Kehldeckel verblinden; der un tere Rand sieht nach
unten gegen den Ringknorpel und dient dem Ring-Schildinuskel zur
Anlieftung ; der vordere Rand steht durch das mittlere Ring-
Schildband mit dem gleichnamigen Rande der Knorpelplatte der andern
Seite in Verbindung; der hint er e Rand ist etwas ausgeschnitten
und frei.
Der obère vordere Winkel ist mit dem der andern Seite
verbunden, wodurch eine beulige Hervorragung, beim Menschen der
Adamsapfel genannt, entsteht; der obère h in te re Winkel zeigt
ein kleines Knorpelstückchen, das ihn mit der Spitze des Gabelastes
des Zungenbeines seiner Seite verbindet ; der untere vordere
Winkel ist stumpf und mit dem mittlern Schild-Ringband in Ver-
bindung; der untere hinter e Winkel ist mit einer kleinen Gelenk-
flachc versehen, die mit dem Ringknorpel articulirt.
b)    Der Ringknorpel (Cartilago cricoidea) (Fig.' 156. 3. und
Fig. 157. 2.) liegt nach hinten zwischen den beiden Platten des
Scliildknorpels, unter don Pyramidenknorpeln und über dem ersten
Reif der Luftröhre; er bildet sowohl die hintere Wand, als auch den
untern Theil der Kehlkopfhöhle und liisst sich, da er viel Aehnliclikeit
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mit einem Siegclring bat, in die Platte (das Petscbaft) iind in den
Ring unterscbeiden.
Die Platte bestebt aus einem starken, viereckig gestaltefen
Knorpelstiick, das zwei Flacben und vier Rand er unterscbeiden
liisst. Die âus s er e Flache besitzt in ihrer Mitte einen toh oben
nach unten gebonden Kamm, der sie in zwei seitliche Gruben abtbeilt,
die den bintern Ring - Pyramidenmuskeln zur Befestigung dienen; die
innere F1 la eli e ist scbwacb ausgehöblt, glatt und von der den
Kehlkopf auskleidenden Schleimhaut iiberzogen. Der obère Rand
ist wulstig und an seinen beiden Enden mit zwei Gelenkfliichen ver-
sehen, welcbe mit den Pyramidenknorpeln aiticuhïcn; der un te re
Rand gebt von beiden Seiten scbief nacb hinten und unten in eine
breite, mit zwei hervorstebenden knopfförmigen Fortsiitzen versebene
Spitze aus; die S eitenrander geben in den Ring über und zeigen
eine starke Griite, auf der sich eine kleine seiebte Gelenkvertiefung
befindet, die mit den untern bintern Winkeln des Scbildknorpels
articuliren.
Der viel scbmalere Ring zeigt eine iiussere, auf beiden Seiten
in der Nahe der Platte rinnenartig vertiefte Fliiche, an welcher sich
die Ring-Schildmuskeln anheften; die in nere Flache ist glatt
und von der Schleimhaut des Kehlkopfes bedeckt. An dem mittlern
ausgeschnittenen Theile des obern Randes inserirt sich das mittlere
Ring-Schildband und an dem untern Rande des Ringes das Ring-
Luftróhrenband.
c) Die Pyramiden- oder Giosskannenknorp el (Cartila-
gines arytaenoidcae)
(Fig. 156. 2.) sind zwei kleine Knorpel, die über
dem Ringknorpel und zwischen den Platten des Scbildknorpels ihre
Lage haben. Jeder Pyramidenknorpel liisst drei Flacben, fiinf
Rand er und vier Winkel unterscbeiden.
Die obère Flache ist schwach vertieft und von dem Pyra-
midenmuskel und der obern Portion des Schild-Pyramidenmuskels
bedeckt; die au ssere Flâche ist schmaler als die vorige und von
dieser durch eine stark hervorstehende Griite geschieden, an ihr heftet
sich die untore Portion des Schild-Pyramidenmuskels an ; die i n n e r e
Flache ist glatt und mit der Schleimhaut des Kehlkopfes iiberzogen.
Der innere Rand ist dem gleichnamigen des gegenù'berliegenden
Knorpels zugekehrt; der Susse re Rand wird von der Griite ge-
bildet; der vorder e Rand geht gebogen von dem vordern obern
bis zu dem vordern untern Winkel, sein obérer Theil ist frei,
wulstig und von der Schleimhaut umgeben, sein unterei- dagegen durch
die Schleimhaut mit dem Schildknorpel und dem Kehldeckel ver-
bunden; der hint ere Rand liegt zwischen dem innern und aussern
•Winkel, er ist etwas ausgeschnitten und dem obern Rande der Platte
des Ringknorpels zugekehrt, zwischen beiden findet sich eine kleine
Grube; der unte re Rand erstreckt sich von dem aussern zu dein
vordern untern Winkel und ist durch die Schleimhaut mit der innern
Flache des Schild- und Ringknorpels verblinden.
Der âussere Winkel liegt an der Vereinigung des hintern und
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untern Randes; nach unten zeigt er eine kleine Gelenkflâche, welche
mit der Platte des Ringknorpels articulirt, und nach oben geht er in
die Griite iibcr; der innere Winkel verbindet sieh mit dcm gleich-
namigen des Knorpels der andern Seite; der vordere obère AVinkel
ist der starkste und bildet eine stark nach riickwârts gebogene Spitze,
die mit der gleichnamigeu des nebenliegenden Pyramidenknorpels eine
rinnenartige Vertiefung nach oben lâsst; die Winkel beider Knorpel
helfen die Stimmritze bilden; der vordere untere Winkel er-
scheint eckig, er entsteht durch das Zusammentreffen des vordern
und untern Randes und steht mittelst der Schleimhaut mit der innern
Flache des Schildknorpels in Verbindung, auch dient er dem Stimm-
ritzenbande zur Befestigung.
d) Der Kehldeckel oder Stimmritzendeckel (Epiglottis)
(Fig. 156. 1.) besteht aus einer weichen, porösen, dreieckigen Knorpel-
platte, welche vor den Pyramidenknorpeln und innerhalb dem obern
Theile der innern Flache des Schildknorpels ihre Lage hat; an dem
Kehldeckel betrachtet man einen Grund, die Spitze, zwei F lach en
und zwei Rander.
Der Grund ist der breiteste Theil und mittelst eines Bandes
an die innere Flache ganz in der Nahe des obern Randes des Schild-
knorpels bei'estigt, er gibt auf jeder Seite einen îanglich schmalen,
gegen die Pyramidenknorpel gehenden Fortsatz ab, die man die
keilförmigen Knorpel (Cartilagines cunéiformes) nennt. Die
Spitze, welche nach vorn und oben umgebogen ist, macht den
vordern obern freien Theil des Kehldeckels aus. Die vordere
Flache erscheint ausgeschweift und dient dem Zungenbein-Kchldeckel-
muskel zur Anheftung; die hint ere Flache ist an der Spitze
gewölbt und an dem Grande gegen die Mitte etwas ausgehbhlt. Die
beiden S ei t e nr ander gehen gebogen von dem Grande an die
Spitze, wo sic in einander iibergchen, sie sind wulstig, gekerbt und
begrenzen beide Flâehen.
Bei den Wiederkâuern besteht der Schildknorpel nur aus
einem Stück, da der Ausschnitt zwischen beiden Platten fehlt. Man
betrachtet desshalb an dem Schildknorpel als ein Stück eine innere
Flache, w-elche in der Mitte in der Nahe des untern Randes eine
kleine Grube besitzt; die âussere Flache ist an der Stelle, wo nach
innen die Grube sich befindet, mit eincr abgerundeten, stark hervor-
stehenden Beule versehen. Der obero Rand ist in der Mitte ausge-
schnitten und daselbst ohne Beule ; der untere Rand ist eben und nur
an der Beule ctwas ausgeschweift, und die hintern Rander, die sich
wie bei dem Pferde verhalten, werden in einen rechten und linken
unterschieden. Die vordern Rander, so wie die obem vordern und
die untern vordern Winkel fehlen. Die obern Winkel verbinden sich
mit den Gabelasten des Zungenbeines und die untern Winkel stellen
lange schmale, etwas nach unten und vorn gekrümmte Fortsatze dar;
beide Paare werden als rechte und linke bezeichnct. An dem untern
Rande der Platte des Ringknorpels fehlen die zwei kiiopfförmigen
Fortsatze und an dem obern Rande des Ringes der Ausschnitt. An
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den Pyramidenknorpeln sind die vordern obera Winkel kürzer und
breiter, ebenso erscheint auch der Kehldeckcl.
Bei dem Schweine besteht der Schildknorpel auch nur aus
einein Stück ; er weicht aber von dem des Rindes in der Hauptsache
darin ab, dass an der aussern Fliiclie statt der Beule zwei kleine
rundliche Erhöhungen sicli befindcn, der untere Rand in der Mitte
einen kleinen spitzigen Portsatz zeigt, die obern Winkel abgerundet
und nicht mit den Gabclasten verblinden und dass die untern Winkel
breiter, starker und nicht gekriimmt sind. Der Ring des Ringknorpels
erscheint wie nach hinten und unten gezogen, der obère Rand ist zur
Seite gebogen und in der Mitte vertieft, und der untere Rand in
der Mitte etwas hervorstehend. Die vordern obern Winkel der Pyra-
midenknorpel sind an ihrer Spitzo mit einem kleinen, ungepaarten,
rinnenartig ausgehöhltcn Knorpelstiick verwachsen, wesshalb sie auch
verhaltnissmassig langer sind, die iiussere Flache ist mit einer Grate
versehen und zwischen den innern Winkeln dieser Knorpel ist ein
kleiner rundlicber, ebenfalls ungepaarter Knorpel als Z wis chen-
knorpel (Cartilago interarticularis) gelagert. Der Grund des Kehl-
deckels verbindet sich mit dem Schildknorpel nur mittelst der
Schleimhaut, die stumpfe Spitze ist abgerundet, so dass nur ein
halbkreisförmig ersclieinender Rand angenommen werden kann. Die
keilförmigen Knorpel an dem Grunde des Kehldeckels sind so kurz,
dass sie zu fehleu scheinen.
Bei den Fleischfresserli verhalt sich der Schildknorpel wie
bei dem Pferde, nur sind die untern hintern Winkel verhaltnissmassig
sehr stark und aussen mit einer Grate versehen, ebenso zeigen der
Ringknorpel, die Pyramidenknorpel keine besondere Abweichung und
die keilförmigen Knorpel gehen nicht voh dem Grunde des Kehlkopfes
ab, sondern sind fur sich bestellende Knorpclstücke, welche von der
Schleimhaut eingeschlossen zwischen dem Kchldeckel und den Pyra-
midenknorpeln gelagert sind. Auch hier kommt wie bei dem Schweine
und an demselben Ort ein Zwischenknorpel vor.
Die Bander, welche die Knorpel des Kehlkopfes mit einander,
so wie dièse mit dem Zungenbein und der Luftröhre verbinden, sind:
a)   Das Zungcnbein-Kehldeckelband (Ligamentum hyo-
epiglotticum)
(Fig. 156. a.) besteht aus gelben elastischen Fascrn,
welche von der Mitte des Ausschnittes von dem Körper des Zungen-
beines an die vordere Flache des Kehldeckels gehen.
b)   Das Schild-K eh ldeckelband [Lig. thyreo-epigloltkum)
(Fig. 156. b.) zeigt dieselben Fasern wie das vorige, ist aber breiter,
indem es von dem obern Rande der beiden Platten des Schildknorpels an
den Grund des Kehldeckels gelangt. Bei dem Schweine fehlt dièses Band.
c)   Das mittlere Zungen b ein-Schildband (Ligam. hyo-
thyrcoideum medium)
(Fig. 157. a.), welches gleichfalls von elastischen
Fasern gebildet wird, ist ziemlich breit und in der Mitte langer als
zu beiden Seiten ; es nimmt seinen Ursprung an dem Körper und den
Hörnern des Zungenbeines und endigt sich an dem obern Rande beider
Platten des Schildknorpels.
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Fig. me.
Der Kehlkopf mit dem Körper
des Zungenbeines und dem An-
fang der Luftröhre von hinten
betraclitet (die Stimmritze ist
mittelst einer durchgesteckten
Nadel und einer Schlinge bei-
nahe geschlossen).
d)    Das Seiten-Zungenbein-
Schildband (Lig. hyo-ihyreoideum la-
terale)
(Fig. 157. a'.) geht auf jeder Seite
von der Spitze der Gabelaste des Zungen-
beines an den obern hintern "Winkel des
Schildknorpels. Es fehlt dem Schweine.
e)  Das Seiten-Ring-Schildband
(Lig. crico - thyreoideum laterale) (Fig.
156.   ee.) besteht aus einem Kapselband,
dessen aussere Schichte ziemlich starke
Bandfasern zeigt, es verbindet auf jeder
Seite die Gelenkflache an dem untern
hintern Winkel des Schildknorpels mit
denen an der Platte des Ringknorpels.
f)  Das mittlere Ring-Schildband
(Lig. crico - thyreoideum medium) (Fig.
157.  b.) besteht aus weissglanzenden und
elastischen Fasern, wêlche den Raum an
der vordern Wand des Kehlkopfes zwi-
schen dem Ausschnitt beider Platten des
Schildknorpels ausfüllen und nach unten
bis an den obern ausgeschnittenen Rand
des Ringes des Ringknorpels gehen.
g)  Das Py rami denband (Lig. car-
tilaginum arytacnoidearum)
(Fig. 156. c.)
ist aus kurzen Bandfasern zusammenge-
setzt, die von dem innern Rande und
1.      Der KehldecM.
2.      Der Pyramidcnknorpel der linken Scile.
3.      Die Halle des Ringhnorpels.
a.      Das Zungenbein-Kehldeckclband.
b.      Das Schild-Kciildccbelband.
c.       Das Pyramidenband.
d d.   Die Ring-Pyramidenbànder.
e e.    Die Seilen-Fing-Schildbà'nder.
dem innern Winkel .des Pyramidenknor-
pels an die gleichnamigen Theile des
gegeniiberliegenden gehen.
h) Das Ring-Pyramidenband
(Lig. crico-arytaenoideum (Fig. 156. dd.)
ist ein Kapselband, das die Gelenkflache an dom iiussorn Winkel
des Pyramidenknorpels mit der am obern Rande der Platte des Ring-
knorpels verbindet.
i) Das Ring-Luftröhrenband (Lig. crico-tracheale) (Fig.
157. c.) kommt von dem untern Rande des Ringknorpels und endigt
sich an dem obern Rande des ersten Ringes der Luftröhre.
k) Das Pyramiden-Kehldeckelband (Lig. arytaeno-
epiglotticum)
ist dünn und geht mit seinem breiten Theile von der
aussern Flache des Pyramidenknorpels, schmiiler werdend, nach vorn
an den seitlichen Fortsatz (keilfbrmigen Knorpel) des Kehldeckels.
Den Wiederkauern fehlt dièses Band.
1) Das Schild-Pyramidenband (Lig. thyreo-arytaenoideum)
nimmt seinen Anfang an der innern Flâche des Schildknorpels und
sein Ende an dein vordern untern Winkel des Pyramidenknorpels;
es liegt unter dem vorigen, ist etwas stârker als dièses und auch
unter dem Namen Stimmband (Lig. vocale) bekannt.
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Fig. 157.                         m\ £)je Bander des Z wis che n-
Der Kehlkopf mit dem Körper knorpels /jj mruiaginis interarti-
des Zungenbomes und dem Au-             . \            ,                   ,             t-,
fang der Liiftröhre -von vora cularis) bestenen aus kleinen Faserbiin-
betrachtet.
                 dein, welche den Zwischenknorpel auf
jeder Seite mit den Pyramidenknorpeln
verbinden. Sie kommen nur bei dem
Schweine und dem Hunde vor.
Die Kehl kopfliöhlc, welche von
den eben bezeichneten Knorpeln und
Bandoni, so wie von den Seite 153 sub.
M. summariseb aufgezahlten Muskeln zu-
sammengesetzt wird, ist mit einer Schleim-
haut, einer Fortsetzung der Maul- und
Nasenschleimhaut ausgekleidet, die sich
durch die Luftröhre bis in die Bronchien
fortsetzt. Sie bildet mit den vordern obern
Winkeln der Pyramidenknorpel und dem
Gruncle des Kelikleckcls cine langlicbe
Spalto, die von wulstigen Randern be-
grenzt ist und den Eingang in die Kehl-
kopfhöhle als sogenannte Stimmritze
(Glottis) macht. An dem Kehldeckel und
an den wulstigen Randern der Pyramiden-
knorpeln cnthalt sie zahlreiche Schleim-
Die Pialle des Schildknorpels.
Der Ring des Hingknotpels.
Das miniere Zungenbeiii-Schildbend.
Das Seilcn-Zungenbein-Schildband.
Das miniere Eing-Schildband.
Das Ring-Luflröhrcnband.
driisen, welche mit ihren Ausfiihrungs-
gangen die Knorpel durchbohren. In der
Kehlkopfhöhle selbst überzieht sie an
jeder Seite das Pyramiden-Kchldeckelband
und das Stimmband, tritt dann zwischen die beiden Portionen des
Schild-Pyramidenmuskels bis an die innere Flâche des Schildknorpels
und bildet daselbst einen Blindsack, den man den Stimmsack oder
die Morgagni s che Tasche (Ventriculus Morgagni) nennt. Von
jedem Stimmbande, oder auch die Stimmsaite genannt, setzt sich cine
weitere Faite nach vorn bis in die Mitte der Vereinigung der obern
vordern Winkel beider Platten des Schildknorpels fort, an welcher
Stelle sie unter einem spitzigen Winkel zusammentreffen und eine
kleine, vorn spitz zulaufende Grube zwischen sich lassen. Ueber
diesòr Grube und unmittelbar unter dem Grande des Kehldeckels
liegt überdiess noch eine weitere, etwas grüssere Grube, welche als
drittos Stimmsackclien bezeichnet wird. Nachdem nun die Schleimhaut
diese Fortsatze. abgegeben hat, kleidet sie den übrigen Theil der
Kehlkopfhöhle vollends aus, um nach unten und hinten in die der
Luftröhre angehörigen Schleimhaut überzugehen.
Die Arterien des Kehlkopfes kommen von den obern Schild-
driisenarterien und den aussern Kopfarterien, die Venen gchen in
die obern Schilddrüsenvenen über, die Lymphgefasse ergiessen sich
in die Lymphdrüsen des Halses und die Nerven erhalt er von den
zehnten Hirnnervenpaaren.
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"~                    .........."
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Die Functìòn des Kehlkopfes * ist, die atmosphàrische Luft von
der Rachenhòhle zu empfangen, um sie durch die Luftröhre in die
Lungcn zu fiihren urid umgekehrt dieselbe von diesen Organen wieder
aufzunehmen, um sie in die Rachenholile und von dieser entweder
durcli die-Nasenliölilen oder die Maulhöhle nach aussen zu leiten;
gelangen aber dcr Respiration nachtheilige Stoffe in den Kehlkopf,
so erfolgt sogleich chi gewaltsames Ausstossen von Luft (Husten),
um dieselben wieder auszutreiben, oder aber wird der Kehlkopf
scheinbar krampfhaft zusammengezogen, dass dadurch dessen Ein-
gang mehr oder weniger verengt wird.
Bei den iibrigen Einhufern (Esel und Maulthier) sind die
Stimmsacke verhiiltnissmiissig grösser und öffnen sich ganz in der
Nahe am Grande des Kelildeekels in die Kehlkopfhòhle, desshalb
erscheinen auch die von don Sthnmsaiten ausgehenden Falten der
Schleimhaut, ebenso die dazwischen liegende Grube kiirzer.
Den Wiederkàuern fehlen sowohl die seitlichen Stimmsacke,
als auch das mittlere Stimnisackchen.
Bei dem Schweine sind die Stimmsaiten und Stimmsacke viel
tiefer angebracht. *
Bei den Fleischfressern, wo das dritte Stimmsiickchen fehlt,
liegen die seitlichen Stimmsacke, so wie die Stimmsaiten nàlier beisammen.
2) Die Luftriihro. (Trachea a. arteria aspcra.) (Fig. 155. d.)
Die Luftröhre ist ein langer, röhrenförmiger, aus knorpeligen
Ringen zusamrnengesctztcr Kanal, der von dem Kehlkopf an der
vordern Fliiche der Kôïper der Halswirbel nach unten geht, zwischen
dem ersten Rippenpaar in die Brustliöhle tritt und in dieser, von den
Blâttern des vordern Mittelfclles cingcschlossen, sich bis unter den
fünften bis sechsten Rückcnwirbel fortsetzt, um sich in den Lnngcn
zu verzweigen. Die Luftröhre ist von vorn. und hinten etwas platt-
gedriickt und von ungefiihr fiinfzig Knorpelringen, Band- und Mus-
kelfasern und eincr Schleimhaut zusammengesetzt, an denen sich
Blutgefüsse und Nerven verzweigen.
Man betrachtet an ihr ein obères und unter es Ende, das
Mittelstiick, cine vordere und hintere und eine rechte uud
linke Wand.
Das obère Endc verbindet sich mittelst des Ring-Luftröhren-
bandes mit dem untern Rande des Ringknorpels und macht den Anfang
der Luftröhre ; das antere Ende liegt in der Brustliöhle und
geht von dem ersten Rippenpaar zwischen den Bliittern des vordern
Mittelfclles bis an den Grund des Herzens, woselbst es sich in einen
rechten und linken Luftröhrenast theilt, die in dem rechten und
linken Lungenflügel ihre Verzweiguiig nehmen. Das Mittelstiick
liegt am Halse und erstreckt sich von dem obern Ende bis an den
Eingang der Brustliöhle, wo es in das unterò Ende übergeht.
* Bei der Untersuchung über den Gesundheitszustand der Kespirationsorgaue
bringt man unter Anderom auch mit der Hand einen Druck auf den Kehlkopf an,
um die Beschaffenheit (Qualitat) des Hustens auszumittoln.
!■ c y li, Anatomie.
44
■■■■■■
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Die vorder e Wand ist an dem Jlalstheil der Luftröhre von
den Brustbein-Kiefermuskeln, den Brust-Zungenbeinmuskeln und don
Brustbein-Schildmuskelu bedeckt; an dem obern Theile der hint er n
Wand liegt der Schlund und an den S ei ten wanden verlaufen die
beiden Drosselarterien und Venen, die grossen sympathisclien Nerven
und die Stimmnerven, wiihrend an dem untern Theile der linken
Seitenwand die Halsportion des Sclilundes sich fortsetzt.
Die Knorpel der Luftröhre bestehen aus langen schmalen,
nach hinten offen stellenden übereinanderlicgenden Ringen, welche ein
Mittelstück und zwei En dtheile, eine aussere und innere
Flâche und einen obern und untern Rand unterscheiden lassen.
Das Mittelstück ist schmal, stark und tragt zur Bildung der
vordern Wand der Luftröhre bei. Die En dtheile sind zu beiden
Seiten des Mittelstückes angebracht, erscheinen breitcr, aber dunner
als dièses und tragen zur Bildung der hintern Wand der Luftröhre
bei, wiihrend die Umbiegungsstellen, welche den Uebergang von dem
mittlern Theile in die Endtheile bilden, die Seitenwiinde ausmachen.
Beide Endtheile stchen durch haufiges Zellgewebe und Muskelfascrn
mit einander in Verbindung. Die aussere Fliiche ist gewölbt und
frei, die innere ausgehöhlt und von den Muskelfascrn und der
Schleimhaut bedeckt. Der obère Rand des ersten Ringes ist durch
das Ring-Luftröhrenband mit dem Ringknorpel und der obère Rand
der iibrigen Ringe aber mit dem untern Rande der vorhcrgelienden
verbunden. Der erste Luftröhrenring ist in der Regel am breitestcn,
die folgenden zeigen bis zu dem Theilungswinkcl der Luftröhre keine
besondere Abweichung von einander; öfter finclet man zwei Ringc
zu einem verwachsen, oder den einen ungleich breiter als den
nebenliegenden.
Was die Bander der Luftröhre anbetrifft, so bes'tehen diese
aus kurzen Bandfasern (Lig. annulorum tracheac), die von dem
untern Raad eines Ringes an den obern des niichstfolgenden gelien
und so sâmmtliche Knorpelringe zu ciner Röhre vereinigen.
Die Mus kei haut der Luftröhre lasst Langen- und Quer-
fasern unterscheiden, erstere liegen an der vordern Wand der Luft-
röhre und setzen sich, von der Schleimhaut bedeckt, auf der innern
Fliiche der Ringe von dem Ringknorpel bis an den Theilungswinkel der
Luftröhre fort, letztere gehen von der innern Fliiche des einen End-
theiles an die des andern und schliesscn mit der Schleimhaut die
knorpelige Röhre an ihrer hintern Wand. Durch die Langenfasern
werden die mittlern Theile der Ringe und durch die Querfasern die
Endtheile derselben einander geniihert, so dass die Luftröhre durch
erstere etwas verkiirzt und durch letztere verengt wird.
Die Schleimhaut der Luftröhre ist eine Fortsetzung der
Schleimhaut des Kehlkopfes und geht in die der Luftröhreniiste über;
ihre aussere Fliiche steht an der vordern Wand der Luftröhre durch
kurzes Zellgewebe mit den Liingenfasern und an der hintern Wand
mit den Querfasern der Muskelhaut in Verbindung; ihre innere der
Höhle zugekehrte Fliiche zeigt kleine Langenfaltchen und ist mit
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Sclileim bedeckt. In Beziehung auf die Empfindlichkeit der Luftröhren-
schleimhaut kann icli die Bemerknng nicht untcrlassen, dass sie an
dem obern und untern Ende der Luftröhre auf aiigebrachte Reize durch
Eindringen fremder Körper, z. B. beim Eingeben flüssiger Arznei etc.,
sich sehr empfindlicli zeigt, was durch den sogleich heftig erfolgenden
Husten dargethan wird; an dem Mittelstiick dagegen scheint dièses
durchaus nicht der Fall zu sein, indem man nach gemachter Tracheo-
tomie (Luftröhrcnschnitt) mit den Fingern durch die gemachte Oeffnung
die Schleimhaut lange und stark berühren (reizen) kann, oline dass
auch nur der geringste Husten erfolgen würde.
Das obère Ende und das Mittelstiick der Luftröhre erhalten ihre
Aiteiien von den Drosselarterien und die Venen gehcn in die Drcssel-
venen iibcr; das untore in der Brusthöhle zwischen den Blattern des
vordern Mittelfelles gelagerte Ende erhalt Zweige von der Bronchial-
und Schlundarterie ; die Lvmpligefasse crgiessen sich in die Halsdrüsen
und die Nerven kommen von den zehnten Hhnnervenpaaren.
Die Luftröhre nimmt die Luft von dem Kchlkopf auf und befördert
sie in die Lungen und von diesen wieder in den Kehlkopf zurlick.
Die Luftröhre dor Wiederkauer hat ungefiihr dieselbe Anzahl
Knorpelringe wie bei dem Pferde, nur ist sie von beiden Seiten etwas
zusammengedriickt; die Knorpelringe sind an dem Mittelstiick verhalt-
nissmiissig schmaler und die Enden derselben legen sich gegenseitig
so an einander an, dass dadurch an der hintern Wand der Luftröhre
ein starker Kamm entsteht. Das untere Ende der Luftröhre theilt sich
an den Lungen in drei Aesto, wovon zwei dem rechten und einer
dem linken Lungciifliigel angehörcn.
Bei dem Schweine zahlt die Luftröhre ungefiihr dreissig Knor-
pelringe und das untere Ende theilt sich ebenfalls wie bei den Wieder-
kauern in drei Aoste.
Bei den Fl eischfr ess ern ist die mehr cylindrisch gestaltete
Luftröhre aus ungefahr 42 Knorpelringen zusammengesetzt, die aber mit
ihren Endtheilen einander nicht berühren, wodurch ein Zwischenraum
entsteht, der jedoch bei dem Hunde viel grösser als bei der Katze ist.
3) Die Scliilddiüseii. (Glandulae thyreoidcae.) (Fig. 157. o.)
Wenn gleich die Schilddrüs'en zur Respiration selbst nichts
beitragen, so folgt ihre Beschreibuiig aber desshalb hier, weil sie mit
diesen Organen zunachst in Verbindung stehen. Es sind mimlich zwei
kleine, langlich runde, rothbraun aussehende driisige Organe, die unter
dem Kehlkopf zur Seite an dom obern Ende der Luftröhre ihre Lage
haben, und schon Seite 24 bei don Blutdrüsen vorgemerkt wurden.
Jejle Drüse steht mit ihrer in n ern Fl fiche durch Zellgewebe
mit den Knorpelringen der Luftröhre in Verbindung, die aussere
F la che ist mehr gewölbt und irei. Das obère End-e der Schild-
drifse ist abgerundet und stiunpf, das untere dagegen durch eine
bandartige Verlangerung mit dem gleichnamigen Ende der Drüse der
andern Seite verblinden ; in manchen Ffillen aber geht von dem untern
Ende ein lSnglicher, ziemlich starker, von der Substanz der Drüse
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gebildeter Portsatz nach unten und innen ununtcrbroclien in einen
ahnlicheii der gegenüberliegenden Driise über, wodurch dann die Ver-
bindimg beider Driisen deutlicher erscbeint und beide dann aucli als
eine Driise betrachtet werden können. Jede Scbilddrüse ist aussen
von einer eigenen festen Haut umgeben, welche das Parenchyma der
Driise oinschliesst, das aus Zellgewebe, zalilreiclien BlutgofJissen und
kleinen Blâschcn besteht.
Die verhiiltnissmassig sebr grossen Arterien der Scbilddrüse geben
als untere und obère Schilddrüsenarterie aus dem obern Ende der
Drosselarterie hervor, die gleicbnamigen Venen ergiessen sicli in die
Drosselvenon und die Lympbgcfasse in die Halsdrüsen ; die Nerven
erbalt sie von dem zebntcn Hirnnervenpaar.
Uebcr die Bestimmung dièses Organes ist niclits Genaues bekamit,
zumai sie keine Ausführungsgange bcsitzt; ob aber vielleicht das ibr
zugeluhrte Blut eine Misclmngsiinderung erleidet, odor ob sie bei de.m
Fötus, bei dem sie im Verhiillnisse grösscr erscbeint, auf die Ent-,
wicklung des Keblkopfes, an den sic Blut abgibt, odor selbst auf die
Stirarne Einfluss bat, muss dabin gestellt bleiben. Eine krankbafte
Vergrösserung der Schilddriiscn ist unter dein Namen Kr op f (Struma)
bekannt.
Bei den Wied erkauern ersebeinen die Schilddriisen im Ver-
haltnisse langer, schmalor, mebr platt und wie aus kleinen. Lappchen
zusammengesetzt.
Bei dem S eh wei ne liegen die ebenfalls liinglichen Scbilddrüsen
mebr an der vordern Wand der Luftrühre und ganz nabe beisammen,
so dass sie nur eine Driise auszumacben scheinen.
Aucli bei den Fleischfress cm baben die verhaltnissmassig
sébr grossen Scbilddrüsen eine mebr langliche Form ; sie liegen zur
Seite dor Luftröhre und sind an beiden Enden verschmalert.
c. ^ltljnmnjsorjnnc iit &cr pru(lt)ôl)k.
1) Die Brusthöhle. (Cuvum thoracis.)
Die Brusthöhle ist eine grosse geraumige, oben von den
Körperu der Rückenwirbel und den obern Enden der Rippen (obère
Wand), zu beiden Seiten Aron dem übrigen Theile sammtlicher Rippen,
den Rippcnknorpeln der wahren Rippen und den Zwiscbenrippenmus-
keln (reebte und linke Seitenwand), und unten von dem Brustbeine
(untere Wand) gebildete Höble, die nach vom au ihrem Eingang
(vorderes Ende) zwiseben dem ersten Rippcnpaar durch die Luftröhre,
denSchluiid, Muskeln, die Gcfiisse und Nerven, und beim Fötus und
neugebornen Tbiercn aucb noch durch die Brustdrüse verscblossen,
und nach hinten (hinteres Ende) durch das Zwerchfell von der Bauch-
höhle geschieden ist. Diese Wiinde machen zusammen den soge-
nannten Brustkorb oder Brustkasten (Thorax) aus, der folgende
Durchmesser unterscheiden lasst.
Der Liingendurchmesser erstreckt sich an der obern Wand
der Brusthöhle yon dem Körper des ersten bis zu deni des letzten
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Riickenwirbels und nimmt gegen die untere Wand in dem Verhaltnisse
ab, als das Zwerchfell sich nach vorn neigt.
Der Quer dure lime s ser liât an dem vordern Ende der Brust-
hölile, wo die Rippenpaare einander am nâchsten stehen, den geriiigsten
Umfang, nimmt aber gegen die Mitte der Brusthöhle allniahlig zu, so
dass er zwisclien dem neunten Rippenpaar am grössten ist und von
hier gegen das liinterc Ende alhnahlig an Grosse wieder abnimmt.
Der senkrechte Durchmesser ist an den beiden Enden
der Brusthöhle am kleinsten und in der Niihe des Scliaufelknorpels
am grössten.
Die Brusthöhle ist mit einer serösen Haut, dem Brust-
oder Rippenfell (Pleura), ausgekleidet, das zwei iieben einander
liegende, geschlossene Sacke (Saccipleurae) bildet, welclie in einen
rechten und linken unterschieden werden. Von den Seitenwanden
der Brusthöhle gehen die aussern Platten der Sacke nach oben
an die Körper der Rückenwirbel, biegen sich daselbst nach innen und
unten um, und setzen sich dami theils durch Zellgewebe mit einander
verbunden, theils verschiedene Organe zwisclien sich einschliessend in
der Mitte der Brusthöhle ihrer ganzen Lange nach als in ne re Platten
der Sacke oder sogenanntes Mittelfell (Mediastimmi) bis an die
untere Wand der Brusthöhle fort. Die innern Platten der Sacke bilden
in der Brusthöhle eine Scheidewand, wodurch diese in eine linke
und rechte Halfte abgetheilt wird; beide Platten kommen an der
obern und miteni Wand und an den Enden der Brusthöhle zusammen,
wodurch dann die Sacke entstehen. Das ganze Mittelfell liisst sich in
ein vòrd eres und hinteres Mittelfell unterscheiden, wovon jedes
cinen Raum zwisclien sich liisst, den man den Mittelfellsraum
(Cavum mediastini) nennt.
Das vordere Mittelfell (Mediastinum anticum) (Fig. 157. ff.)
geht von den Körpern der sechs ersten Rückenwirbel nach unten bis
an das Brustbein, und erstreckt sich von dem Eingang der Brusthöhle
nach hinten bis an den Bogen der hintern Aorta und den Herzbeutel,
an welchem sich beide Platten trennen, dcnsclben überziehen und ihn
dann als hinteres Mittelfell wieder verlassen. In dem Raum des vor-
dern Mittelfelles befinden sich der vordere Theil der Brustportion des
Schlundes, das untere Ende der Luftröhre, der vordere Theil des
Milchbrustganges und der ungepaarten Vene, die vordere Aorta mit
ihren Hauptasten, die vordere Hohlvene, ein Theil der Zwerchfell-
nerven, die Lungen - Magennerven, Aoste der grossen sympathischen
Nerven und beim Fötus auch noch tlieilweise die Brustdiüse.
Das hint er e Mittelfell (Mediastinum po sticum) (Fig. 157. g g.)
kann füglich in eine obère, eine untere linke und eine untere
rechte Abtheilung gebracht werden. Die obère Abtheilung
erstreckt sich von dem Bogen der Aorta und dem obern Theile des
Herzbeutels bis nach hinten an die vordere Fioche des Zwerchfells,
und von den Körpern der übrigen Rückenwirbel bis an den obern
Rand der Lungen, welche sie auch überzielit; zwisclien den Blattern
dieser Abtheilung sind die Brustportion der hintern Aorta, der grössere
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Theil des Milchbrustganges und der ungepaarten Vene, die lialb unge-
paarte Vene, der liintcre Theil der Brustportion des Schlundes mit
seinen Gefassen, die Lungen-Magennerven und der Anfang der Ein-
geweidenerven enthalten. Die untere linke Abtheilung, welche
als Fortsetzung der vorigen zu betrachten ist, liegt zwisclien dem obern
Rande der Lungen, dem Herzbeutel und dem Zwerchfell, die untere
ree li te Abtlieilung dagegen zwisclien dem Brusttheil der hintern
IToblvene, dem Herzbeutel und dem Zwerchfell; diese beiden Ab-
tlieilungen liaben ein spinnenwebenartiges Aussclien und lassen einen
grössern Raum zwisclien sicli, der zur Aufnalime des mittlern Lungcn-
lappens dient; aucli verlaufen an ibnen die Zwcrchfellnerven.
Ausser den den scrösen Hauten zukommenden Eigenschaften hat
das Brustfell, besonders aber die Mittelfelle, noch die Function, so-
wohl den in der Brusthöhle gelagerten, als auch den in derselben
verlaufenden Organen ihre Lage zu sicliern.
2) Die Lungen. (Pulmone.i.) (Fig. 157. h.)
Die Lungen liaben ihre Lage in der Brusthöhle zwisclien den
innern Platten der Brustsacke, von dencn sie sackartig umgebcn sind,
verdrangen aber, wenn sie mit Luft angefiillt sind, dieselben, so dass
sie nun den ganzen loeren Raum der Brusthöhle einnehmen; ihre Sub-
stanz erscheint weich und schwammig und ihre Farbe blassrotli *,
beim Fötus dagegen, wo sie noch keinc Luft enthalten, mehr dunkel-
roth. Man unterscheidet sie in einen rechten und linken Lungen-
flügel, welche beide durch die Luftröhre, die grössern G.efasse
(Lnngenarterien und Lungenvenen) und einer Fortsetzung des Brustfells
in ihrer Lage erhaltcn werden.
Der r e ch t e L ungenf lü g cl oder Lungenlappen nimmt die
rechte Hiilfte der Brusthöhle ein und ist etwas grösser als der linke,
er ist durch einen Einsclniitt in zwei Lappen gethcilt, wovon der kleinere,
dreieckig gestaltete, auch der mit tl er o Lungenlappen genannt,
in den Raum aufgenommen wird, den beide uniern Abtheilungen des
hintern Mittelfelles zwisclien sich lassen; der linke Lungenflügel
ist uiigetheilt und in der linken Hâlfte der Brusthöhle gelagert. An
jedem Lungenflügel betrachtet man zwei Enden, zwei Flachen
und zwei Rander.
Das vordere Ende besteht aus einem liinglich schmalcn, un-
regelmassig gestalteten, kleinen Lappen, der frei zur Seite des Herz-
beutels liegt und sich nach vorn bis zur ersten Rippe erstreckt; das
hint er e Ende ist viel breiter als das vorige und reicht von dem
Zwerclicll bis an den Herzbeutel, wo es in. das vordere übergeht;
es ist durch eine Verdoppelung der Brusthaut, das Lungen band
* Bei Sectionen flndet man gewolmKeh den einen Lungenflügel viel dunlder
gefarbt als den andern, oline dass die Substanz desselben eine krankhafte Ver-
iinderuug naclnveisen liesse, eine scbeinbare Abnormitiit, die immer nur an dem
Lungenflügel beobachtet wird, auf deren Seite das Thier verendete., oder nacblier
langere Zeit noch gelegen hatte und von einer grössern Ansammlung des Blutes
herrülirt, das namlicli vermöge seiner Scliwero in die unten liegenden ïheile fliesst.
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(Ligamentum pulmonis) genannt, an den obern Theil der Aponeurose
des Zwerchfells befestigt.
Die au s s ere gewölbte Piacile ist glatt und der ausgeliöhlten
Seitcnwand der Brusthölile zugekehrt; die innere, ebenfalls glatt e
Flâche liegt an dem Mittelfell, dem Herzbeutel und dem Zwercbi'ell, und
ist in dem Verhaltnisse ausgehölilt, als diese Tlieile gewölbt erseheinen.
Der obère lì and ist stumpf, abgerundet und an dem vordern
Ende gebogen, hinten an dem Herzbeutel stebt er nach innen durch
die Luftröhre, die Blutgefasse und Nerven und weiter hinten durch
Zellgewebe mit dem Lungenfliigel der andern Seite in Verbindung; der
un te re Band ist scharf, hinten gebogen und vorn etwas ausge-
schnitten, aucli zeigt er an dem vordern Ende eiuen kleinen Einschnitt;
beide Rander begrenzen die Flachen und gehen an den Enden in
einander über.
Das Gewebe der Lungen wird hauptsachlich durch die vielfach
verzweigten und mit zahlreichen kleinen Bliischen sich endigenden Luft-
röhreniiste, so wie durch die Verzweigungen der Blutgefasse, der Lymph-
gefasse und Nerven gebildet, welche einzelnen Theilc durch Zellgewebe
zu einer schwammigen Masse mit einander verbunden und aussen von
einer serösen Mem bran, einer Forts etzung des Brustfells (Pleura
pulmonalis)
, umgeben sind.
Die Luftröhrenaste oder Luftgefasse (Bronchi) gehen mit
ihren beiden Hauptstammcn an dem Theilungswinkel aus dem hintern
Ende der Luftröhre hervor, jeder setzt sich dann in dem Lungenfliigel
seiner Seite in der Richtung des obern Randes bis in die Nâhe des
hintern Endes fort, und verzvveigt sich in demselben der Art, dass die
Aufangs noch regelmiissig gestalt'eten Knorpelringe, je weiter namlich
die Nebenaste von dem Hauptstamme sich entfernen, immer kleiner
werden, sich in mehrere Stücke theilen, deren Zahl sich allmalilig
vermindert, so dass sie bei fortgesetzter Verzwcigung einzelne, kleine
halbkreisförmige Knorpelstücke spiiter nur noch kleine -Knorpelplatt-
chen erkennen lassen, die sich zuletzt ganz verlieren und nur noch die
sie auskleidende Schleimhaut übrig lassen. Die Luftgefasse, welche
jetzt von der Schleimhaut allein gebildet werden, machen als enge
Kanale weitere Verzweigungen, bis zuletzt die fcinsten Luftgefasse mit
kleinen, blind endigenden Erweiterungen aufhören, die man die Lungen-
blâschen oder die Luftzellen (Vesiculae s. cellulitepulmonales)
nennt. Die einzelnen Lungenblaschen, welche die eigentliche Lungen-
substanz ausmachen, sind mittelst Zellgewebe zu grössern Lappchen
mit einander verbunden, die jedoch bei dem Pferde, nach Abnahme
des serösen Ueberzuges, weniger deutlich erseheinen. Durch die fort-
gesetzte Verzweigung der von der Schleimhaut gebildeten Luftgefasse
gewinnt dieselbe nicht unbedeutend an Flâche, wodurch auch der
Athmungsprocess eine viel grössere Ausdehnung erlangt.
Die Blutgefasse der Lungen sind die Lungenarterie, die Luft-
röhrenastartcrie und die den Arterien entsprëchenden Venen.
Die Lungenarterie nimmt als ein grosses Gefâss aus der
rechten Herzkammer ihren Ursprung, tritt alsdann, nach hinten geliend,
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an den Theilungswinkel der Luftröhre, um sich mit den Luftröhrenasten
in den Lungen zu verzweigen. An den feinsten Luftgefassen und den
Lungenblasclien bilden die Arterienzweige die feinen Hamgefassnetze,
welche den Uebergang zu den Venen macheti, diese beglciten die
Arterien, gehen immer in grössere Zweige, Aeste und am Ende in
mehrere Hauptstâmme iiber, welche als Lungen venen bezeichnet
werden und in die linke Herzvorkammer einmünden. Die Lungenartcrie,
welche venöses Blut ent h alt, führt dassèlbe von dem Herzen in der Ab-
sicht in die Lungen, um es in Arterienblut umwandeln zu lassen, welches
nachher durch die Lungenvenen dem Herzen wieder zugeführt wird.
Die L uftröhr en as t arterien entspringen mit einem gemein-
schaftlichen Stiimmchen aus der Brustportion der hintern Aorta, gelangen
wie die Lungenarterie an den Theilungswinkel der Luftröhre und
verzweigen sich mit den Luftröhrenasten; die entspreclienden Venen
veremigen sich' zu der L uftröhr en ast ven e , welche sich in die
ungepaarte Vene ergiesst. Die Luftröhrenastarterie führt den Lungen
das Blut zur Ernahrung zu.
Die zahlreichen Lymphgefâsse verlaufen sowohl an der Ober-
flache als in dem Gewebe der Lungen; sie gehen mit den Arterien
und Venen an dem Theilungswinkel der Luftröhre aus denselben heraus,
führen alsdann ihren Inhalt in die daselbst gclagcrten Lymphdrüsen
(Bronchialdrüsen) und von diesen durch weitere Lymphgefâsse in den
Milchbrustgang.
Die Nerven der Lungen, welche die Lungengeflechte bilden,
sind Aeste der grossen sympathischen Nerven, grösstentheils aber der
Lungen - Magennerven.
Beim Einathmen (Inspiratio) strömt die atmosphaïische Luft durch
die Luftröhre in die Lungen, woselbst sie in den feinsten Luftgefassen
und deren blinden Endigungen, den Lungenblasclien, mit dem der Lungen-
arterie angehörigen schwarzrothen, mit Chylus und Lymphe vermiscliten
Venenblute in nahere Beriihrung kommt, wodurch dassèlbe eine solche
Veranderung erleidet, dass es als hellrothes Arterienblut durch die
Lungenvenen dem Herzen wieder zurückgeführt wird. Beim Ausathmen
(Exspiratio) wird ein Theil der eingeathmeten Luft von den Lungen
durch die Luftröhre ausgestossen, die aber durch den Athmungsprocess
reicher an Wasserdunst und Kohlensauregas und armer an Sauerstofï
geworden ist.
Bei den Wiederkauern ist der rechte Lungenfiügel durch Ein-
schnitte an dem mittlern Theile des untern Randes der Lungen in vier,
und der linke in zwei Lappen getheilt; auch lassen sich, iibrigens nur
bei dem Rinde, die Lungenlappchen, weil sic durch hüufigeres Zellgewebe
mit einander verbunden sind, viel deutlicher erkennen als bei dem Pferde.
Bei dem Schweine verhalten sich die Lungen im Allgemeinen
wie bei dem Rinde.
Bei den Fleischfressern zeigt der rechte Lungenfiügel vier und
der linke drei Lappen; die Lappchen scheinen ganz zu fehlen und die
Lungenblasclien verhaltnissmassig weiter als bei den Pflanzenfressern.
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fdjre 0011 0Ctt ^ffd^n. {Angiologia.)
Die Gefasse * maehen ein eigenes System aus, das von den
Ar te ri en, Venen und Lymphgefâss en gebildet wird; diese
breiten sich namlich, zalilreiche Anastomosen bildend, als mehr oder
w eniger grosse, röhrenförmige Kanale nach Art eines Netzes in den
einzelnen Theilen des Organismus aus. Das ganze Gefâsssystem lasst
sich in Beziehung auf die Verschiedenheit des Inhaltes und der
Function in das B1 u t g e f a s s s y s t e m und in das Lymphgefâss-
system abtheilen.
i. Das 3Ölut0ffa^fi),fem.
Das Blutgefasssystem, auch die Blutb e wégungs or-
gane genannt, handelt von der Beschreibung der Blu tg e fasse
(Vasa sanguifera), die in Art eri en und Venen unterschieden
werden, und das Herz als Centralorgan haben. Die Blutgefasse
führen das Blut von dem Herzen zu den einzelnen Gebilden des
thierischen Körpers und von diesen zum Herzen wieder zuriick, wo-
durch der Kreislauf des Blutes entsteht, der bei der Beschreibung
des Herzens naher erwahnt werden soli.
A. p(lS $tX). (Cor.) (Fig, 160. b. c.)
Das Herz liât seine Lage in dem vordern Tlieil der Brusthöhle,
ungefahr zwischen dem dritten bis siebenten Rippenpaar, mehr auf
der linken als auf der rechten Seite und etwas schief von vorn und
oben nach hinten und unten; es ist durch die grössern Gefassstamme,
die aus ilnn ihren Ursprung nehmen, an der Wirbelsaule gleichsam
aufgehângt und von dem Herzbeutel eingeschlossen.
Der Herzbeutel (Pericardium) (Fig. 160. aa.) erscheint als
ein hautiger geschlossener Behalter, der das Herz frei umgibt; er ist
von den innern Platten der Brustsacke eingeschlossen und aus zwei
H au ten zusammengesetzt. Die fibrose Membran als aussere
* Da die Absonderungsgefasse bei ihreu betreffendeu Organen niiber besclirie-
ben wurden, so kann hier natüilich blos von der Beschreibung der Blut- und
Lymphgefasse die Rede soin. Ueber die Gefasse im Allgemeinen sieho Seite 20
unter der Rubrik „Gefassgewebe".
I. eyh, Anatomie.                                                              45
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Schicht e besteht aus weissglâuzenden sehnigen Fasern, die sich
oben an den grossen Gefâssstammen und unten an dem obern Rand
des Brustbeines zwischen den vier letzten Brustknochen befestigen;
ihre âussere Flâche ist gewölbt und durch Zellgewebe mit den Platten
der Brustsâcke verbunden, ihre innere ist in dem Verhâltnisse aus-
gehöhlt und mit der innern Schichte in inniger Verbindung. Die
innere Schichte ist eine seröse Membran, welche an ihrer
innern freien, der Höhle des Herzbeutels zugekehrten Plâche Serum
aushaucht, um dieselbe schliipfrig zu erhalten ; wâhrend nun die
fibrose Haut nach oben mehrere Oeffnungen zum Durchgange der
grössern Blutgefâsse besitzt,- stulpt sich die seröse Haut an dieser
Stelle an dem Ursprung der grössern Gelasse um, und setzt sich als
âussere Haut des Herzens nach unten fort, so dass die innere Haut
des Herzbeutels mit ihrer freien Flâche der der âussern Haut des
Herzens gegenüber liegt; zwischen beiden bleibt ein leerer Raum,
der die Be#«igungen des Herzens erleichtert.
Der HerJft)eutel gewâhrt dem Herzen den Nutzen, dass er das-
selbe befestigen hilft, vor'dem Druck der umliegenden Organe schützt
und durch die Ausdünstung an der freien Oberflaclie der serösen
Membran Reibungen verhindert.
Der Herzbeutel erhalt seine Arterien hauptsiichlich von den
innern Brustarterien, die Venen gehen in gleichnainige zurück, und
die Saugadern gehen in die des Herzens und der Lungen über.
Bei deh Fleischfressern verbindet sich der Herzbeutel nach
unten nicht mit dem Brustbein, sondern mehr nach hinten mit dem
Zwerchfell.
Das Herz ist ein, den unwillkührlichen Muskeln angehöriges,
dunkelrothes, kegelförmig gestaltetes, von beiden Seiten etwas platt-
gedrücktes hohles Organ, das sowohl aussen von einer serösen Haut,
einer Fortsetzung der innern Haut des Herzbeutels, umgeben, als
auch innen von einer serösen Haut ausgekleidet ist. Die Muskel-
fasern, die wie die der unwillkührlichen Muskeln auch Querstreifen
besitzen, lassen besonders an den Herzkammern deutlich mehrere
Schichten erkennen, von denen die Fasern der aussern Schichte in
schiefer Richtung von dem Grunde gegen die Spitze, die der mittlern
quer von der einen Langenrinne zur andern und die der innern Schichte
in verschiedenen Richtungen verlaufen, so dass die Herzkammern
von allen Seiten zusammengezogen werden können. An dem Herzen
unterscheidet man den Grund und die Spitze, eine rechte und
linke Seitenflâche und einen vordern und hintern Rand.
Der Grund macht den obern breitern Theil des Herzens aus,
der mit den grössern Gefâssstammen in Verbindung steht; die stumpfe
Spitze sieht nach unten gegen das Brustbein und liegt frei in dem
Herzbeutel. Die S ei tenflachen erscheinen gewölbt und sind mit
einer Quer- und zwei Lângenfurchen versehen; die Quer-
furche ist kreisförmig und liegt zwischen den Vorkammem und den
Herzkammern, deren Grenzen sie auch anzeigt, die Langen furche
geht auf jeder Seite von der Querfurche in schiefer Richtung nach
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unten bis an die Spitze, diese deuten nach innen die Scheidewand
der Herzkammern an ; in genannten Rinnen, welche zur Aufnahme
der grössern Gefâssaste des Herzens bestimmt sind, ist gewöhnlicli
mehr oder weniger Fett abgelagert. Der vorder e Rand ist ge-
bogen und der hintere gegen die Spitze etwas ausgeschnitten; beide
sind abgerundet und gehen in die Seitenflâchen über.
Das ganze Herz scbliesst vier Höhlen ein, die man auch die
Herzkammern nennt, die zwei obera kleinern bezeichnet man als
Herz vorkammern und die zwei untern grössern als Herzkammern.
a) Die Herzvorkammern. [Atria cordis.) (Fig. 158. 2. und Fig. 159. 2.)
Die Herzvorkammern oder Vorhöfe sind die zwei kleinern
Höhlen, die am Grunde des Herzens über den Herzkammern liegen;
man unterscheidet sie in eine rechte und eine linke, die beide
durch eine Scheidewand von einander geschieden sind. Jeder
Vorhof wird von einer gewölbten Seitenwand und einer ge-
melliseli aftl ichen Scheidewand begrenzt, und steht durch
mehrere Oeffnungen sowohl mit den Herzkammern, als auch den
grössern Venenstammen in Communication.
Die Seitenwand besteht aus einer aussern und einer
innern serösen Membran und der dazwischen liegenden Mus-
kelschicht, deren Bundel nach verschiedenen Richtungen laufen;
nach aussen ist die Muskelsubstanz mit Ausnahme eines gekerbten
Randes eben, nach innen dagegen ragen die Muskelbündel in die
Höhle der Kammer, verbinden sich netzartig unter einander und werden
die Fleischbalkeri (Trabeculae carneae) genannt, die unregel-
massige Vertiefungen (Buchten) zwischen sich lassen. An jedem Vor-
hof bildet die Seitenwand durch eine Verlangerung einen blindsack-
i'örmigen hohlen Anfang, den man das Herzohr [Auricula) nennt,
dadurch zerfallt die Höhle in zwei Halften, namlich in die eigentliche
Höhle der Vorkammer und in die Höhle des Herzohres, erstere wird
besonders durch die Erweiterung der beiden Hohlvenen gebildet.
Die gemeinschaftliche Scheidewand (Septum atriorum) be-
steht aus einer Muskellage, in der. die Fasern innig mit einander
verbunden sind. Beide Flâchen der Scheidewand sind eben, gegen
die Höhlen der Vorkammern geriebtet und mit deren innern Hauten
überzogen. In der Muskelsubstanz der Scheidewand liegt bei dein
Pferde ein unregelmassig gestalteter Knorpel (Cartilago cordis), dei-
bei altera Thieren mehr oder weniger verknöchert angetroffen wird
und dein Herzknochen des Rindes analog ist.
1) Die rechte Vorkammer oder der Hohlvenensack
(Atrium dextrum s. venarum cavarum) (Fig. 158. 2.), welche nach
vorn, aber mehr gegen die rechte Seite über der rechten Herzkammer
liegt, lasst vier Oeffnungen bemerken. Die Oeffnung der vor-
dern Hohlvene ist gross und belindet sich nach vorn und oben an
der Seitenwand; die Oeffnung der h intern Hohlvene liegt
mehr nach hinten und unten zwischen der Seitenwand und der
Sclicidewand; die Oeffnung der Kranzvene liegt unter der vorigen
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ganz in der Niihe der viert en Oeffnung, die zur rechten Herz-
kanmier führt, sie ist die kleinste und mit einer halbm on dier-
mi g en Klappe (Valvula Thebesü) versehen, die den Rücktritt des
Blutes in die Vene verhindert. In der rechten Vorkammer bemerkt
man an der Scheidewand eine 1 Sn glie h runde Grube (Fossa
ovalis)
, die mit einera von der Muskelsubstanz gebildeten Ring
(Isthnius s. annulus fossac ovalis) umgeben ist ; es deutet diess niim-
lich diejenige Stelle an, wo bcim Fötus das eirunde Loch war.
2) Die linke Vorkammer- oder der Lungenvenensack
(Atrium sinistrimi s. venarum pidmonalium) (Fig. 150. 2.) liât ihrc
Lage hinter der vorigen und iiber der linken Herzkammer. Das
Herzohr an ihr ist kleiner als an der rechten; die Seitenwand wird
nach oben und hinten von den Lungenvenen durchbohrt, deren
es si e ben bis neun S tamme sind; nach unten geht sie durch eine
grössere Oefihung in die linke Herzkammer iiber. Die Stelle an der
Scheidewand, wo beim Fötus die Klappe des ovalen Loches angc-
bracht war, erscheiiit etwas faltig.
b) Die Herzkammern. (Ventricidi cordis.) (Fig. 158. 1. und Fig. 159. 1.)
Die Herzkammer n liegen unter den Vorkammern, sind
grösser als diese, indem sie sich von dem Grund bis an die Spitze
des Herzens erstrecken ; auch
sie werden wie die Vorkammern in
eine rechte und linke H e r z-
Fig. 158.
Das llerz mit geiiffneter rechter Vorkammer
und Herzkammer.
kammer abgetheilt, von denen
jede durch die Seitenwancl
und die gemeins chaftlichc
Scheidewand gebildet wird,
sie stehen durch mehrcre Oefl-
nungen mit den grössern Arte-
rienstammen und den Vorkam-
mern in Verbindung.
Die Seitenwand besteht
aus einer starken Fleischlage,
die an ihrer âussern gewölbten
Flache von einer Fortsetzung der
serösen Haut des Herzbeutels
und an ihrer innern ausgehöhlten
Flache von einer Fortsetzung
der serösen Auskleidung der Vor-
kammern umgeben ist ; die Mus-
kelfasern sind, wie schon ange-
geben , verschiedenartig mit ein-
Die gcölTnete rechte Herzkanimer.
Die durchschniilent! unti zurâckgelegte Seitenwand.
Die Fleischbnlken und die Verliefungen zvvischen
denselben.
Die Arleitenüffiiunir.
Die halbinundförmigcn Klappen au dcrsclbcn.
Die geöffncte rechte YorkBiiimer.
Die Fleischlialken und Buchlen.
Die OelTnuniT der vordern llohlvene.
Die OeITniing dei hinieru Hohh'enc.
ander verwoben. An der innern
Flache der Seitenwand, besonders
in der Niihe der Spitze, bilden
die Muskelfasern eine Menge
netzartig unter einander ver-
bundenc Bundel (Fleischbalken).
ii ii.
Ii!..
d.
re c.
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welche in die Höhle der Kamrner hereinragen und verschieden gestal-
tete Vertiefungen (Buchten) zwischen sich lassen. Ausser diesen
kommen noch weitere kegelförmig gestaltete Hervorragungen vor, die
man auch die warzenförmigen Muskeln (Musculi papillares)
nennt, und den Sehncnfaden (Chordae tendineae), welche den
Klappen der Venenöffnung der Herzkammer angehören, zur Anheftung
dienen. Die Schei de wand (Septum vcntriculorum), welche die
Grenze zwischen beiden Herzkammern macht, ist sehr stark und geht
in die Seitcnwande derselben übcr, in der rechten Herzkammer er-
scheint sie stark gewölbt und in der linken etwas ausgehöhlt; sie ist
in jeder Kanimer von der serösen Auskleidung überzogen. Die Mus-
kelfasern der Scheidcwand diirchkreuzen sich mannigfaltig und gehen
in die der Seitenwande, aber nicht in die der Vorkamniern über.
Von der Scheidewand setzen sich in beiden Kammern ein oder zwei
fleischigc Bundel als sogenannte Querb alken irei durch die Kammer
an die Seitenwand fort; diese Querbalken bestellen in manchen Fallen
nur àus Sehnenfasern und scheinen eine allzustarke Ausdehnung der
Kammern zu verhindern.
1) Die rechte Herzkammer oder die Lungenkammer
(Ventriculus dexter s. pulmonalis) liegt nach vorn und neigt sich
wie die rechte Vorkammer mohr nach der rechten Seite hin; ihre
Seitenwand ist viel dunner als an der linken, und mehr breit als
lang, weil sie nicht bis an die Spitze des PJerzens reicht; daher
kommt es auch, dass der Querdurchmesser grösser und dei-
Langen durchm esser kleiner, als in der linken Kammer ist. Sie
ist mit zwei Oeffnungen versehen, von denen eine in die rechte
Vorkammer und die andere in die Lungenarterie fiihrt.
Die Oeffnung zur Vorkammer oder die Venenöffnung
(Ostmm venosumj liegt oben au dem Grund, sie ist sehr gross und
mit einem weissen, aus festem Zellgewebe bestehendem Ring
(Limbus) umgeben. An diesem Ring bildet die seröse Auskleidung
durch Vcrdoppelung drei bis vier Klappen, die an ihrem Ursprung
mit einander in Verbindung stehen, nach unten aber, schmaler wer-
dend, sich trennen und in drei bis vier Zipfel sich theilen, welche
mit den Sehnenfasern der warzenförmigen Muskeln in der Art sich
verbinden, dass die Sehnenfasern zwischen ihren Hauten sich aus-
breiten und dieselben dadurch verstarken. Diese Klappen,. welche in
die Herzkammern herunterhangen, werden nach ihrer Gestalt als
dreispitzige oder dreizipfclige Klappen ( Valvulae tricuspides)
bezeichnet.
Die Oeffnung zur Lungenarterie oder die Art eri en-
öffnung (Ostium arteriosum) ist kleiner als die vorige, sie liegt
ebenfalls oben, aber mehr links neben der Scheidewand. Die innere
Membran, welche sich durch diese Oeffnung in genannte Arterie
l'ortsetzt, bildet an dem Ursprung der Arterie einen Ring und durch
Vcrdoppelung drei neben einander liegende halbm ondförmige
Klappen (Valvulae semïïunarcs), deren gebogenener festsitzender
Rand nach dem Horzen und der freie ausgehöhlte Rand nach der
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Arterie sieht. Au dem freien .Rande, ungefahr in der Mitte einer
jeden Klappe, befindet sich ein kleines rundliches Knötchen, das von
der an dieser Stelle verdickten Membran entsteht und das Arantische
Knötchen (Nodulus Arantii) genannt wird.
Der Nutzen dieser Klappen scheint darin zu beruhen, dass die
beiden Oeffnungen sowohl bei der Zusammenziehung des Herzens
(Systole *), als auch bei Erweiterung (Diastole) desselben durch sie
geschlossen werden. Wenn namlich die rechte Herzkammer das Blut
von der rechten Vorkammer aufgenommen hat, so ziehen sich ihre
Wandungen zu dem Zweck zusamnien, um es in die Lungenarterie
ausziitreiben, damit es aber durch die Venenöffnung nicht wieder in
die Vorkammer zurückfliessen kann, so verschliessen die dreispitzigen
Klappen in diesem Moment diese Oeffnung; nachdem nun diess ge-
schenen, erweitert sich die Herzkammer wieder, um von der Vor-
kammer weiterBlut aufzunehmen, damit aber wahrend diesem Vorgange
das in der Lungenarterie enthaltene Blut schon vermöge seiner Schwere
in die nun momentan leere Herzkammer nicht wieder zurückfliessen
kann, verschliessen die halbmondförmigen Klappen die Arterienöffnung.
2) Die linke Herzkammer oder die Aortenkammer
Fig, 159.
Herz mit geöffneter linker Vorkam-
mer und Herzkammer.
(Ventriculus sinister s. aorticus)
liegt hinter der rechten, aber mehr
nach der linken Seite ; ihre S e i t e n-
Das
wand ist betrachtlich dieker als
die der rechten Kammer und auch
langer, indem sie sich bis zur Spitze
des Herzens erstreckt. Die Durch-
messcr verhalten sich denen der
rechten Herzkammer gegenüber ge-
rade umgekehrt, so dass die Kam-
mer schmaler, aber langer ist. Wie
die rechte Herzkammer, so besitzt
auch die linke zwei Oeffnungen,
die übrigeus etwas naherbeisammen
liegen. Die Venenöffnung führt
in die linke Vorkammer und die
Arterienöffnung in den gemein-
schaftlichen Stamm der Aorten. An
der Venenöffnung kommen zwei bis
drei mützenförmige Klappen (Val-
vulae murales)
vor, die sich auf
ahnliche Art, wie die dreispitzigen
Klappen in der rechten Herzkam-
Die geötTncle linke Herzkammer.
Die durchscriniUenc und zurückgelegle Seilen-
wand.
Die Fleischbündel und Buchlen.
Ein Qucrnalken.
.Die dreispitzigen (mülzenförmigen) Klappen.
Die Sehnen derselben.
Die geöffiiele linke Vorkammer.
Die Fleisclibalken und Buchlen.
Die Oeffnungen der l.ungenvenen.
ddd.
d'd'.
2.
mer, mit den Sehnenfaden der war-
zenförmigen Muskeln verbinden.
An der Arterienöffnung sind eben-
* Die Zusammenziehung des Herzens crfolgt aber nicht an allen Kammern zu
gleicher Zeit, wahrend namlich die beiden Vorkammern sich zusammenziehen, er-
weitern sich die heiden Herzkammem und so umgekehrt.
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359
falls drei halbmondförmige Klappen angebracht, an denen aber die
Arantischen Knötchen deutlicher hervortreten, als an den Klappen
der rechten Herzkammer.
Die Arterien des Herzens kommen als rechte und linke Kranz-
arterie von dem gemeinschaftlichen Stamm beider Aorten, und nehmen
in den Rinnen an der âussern Flache des Herzens ihren Verlsuf, die
den Arterien entsprechenden Venen vereinigen sich zu einem gemein-
schaftlichen Stamm, der Kranzvene, welene ihren Inhalt unmittelbar
in die rechte Vorkammer fiihrt. Die Lymphgefasse ergiessen sich in
die Luft'röhrendrüsen und die Nerven kommen von'den Herzgeflechten,
die von Aesten der zehnten Hirnnervenpaaren und den grossen sym-
pathischen Nerven gebildet werden.
Das Herz hat die Bestimmung, das Blut durch die Arterien nach
den einzelnen Theilen des Körpers zu befördern, und durch die Venen
dasselbe wieder aufzunehmen, welchen Lauf des Blutes man den
Kreislauf nennt, der aber wieder in den grossen und kleinen
unterschieden wird. Um sich nun eine richtige Vorstellung von dem
Kreislaufe des Blutes zu machen, stellt man sich die linke Herz-
kammer voli mit Blut vor, worauf sich diese zusammenzieht, ihren
Inhalt in Folge dessen in den Aortenstamm und durch diesen in die
vordere und hintere Aorta austreibt. Diese beiden grössern Gefass-
stamme theilen sich, indem sie zu den einzelnen Gebilden des Körpers
gelangen, in immer kleinere Aeste, Zweige, *Reiser, und gehen am
Ende in die feinen Haar- oder Capillargefasse über, die in dem Ge-
webe der Organe âusserst zarte Gefâssnetze bilden. Aus diesen gehen
nun die Venen hervor, welcbe sich in ihrem weitern Verlaufe zu
immer grössern Gefasseu und am Ende zu zwei, den beiden Aorten
entsprechenden Hauptstammen, namlich der vordern und hintern
Hohlvene vereinigen , und endlich das Venenblut in die rechte
Herzvorkammer und von dieser in die rechte Herzkammer führen.
Diesen Lauf des Blutes bezeichnet man als den grossen Kreislauf.
Der kleine Kreislauf entsteht dadurch, dass das Venenblut von
der rechten Herzkammer durch die Lungenarterie zur Umwandlung in
die Lungen und von diesen durch die Lungenvenen das uunmehrige
Arterienblut in die linke Vorkammer und von da in die linke Herz-
kammer geführt wird. Ausserdem theilt man den Kreislauf auch ein
in die artérielle und venose Halfte. Die artérielle beginnt
in dem Capillargefassnetz der Lunge, von wo das Arterienblut durch
die Lungenvenen in die linke Vorkammer, von da in die linke Herz-
kammer geleitet und von dieser durch die Aorten dem Capillargefass-
netze des Körpers zugeführt wird. Die venose Hâlfte nimmt ihren
Ursprung in dem Capillargefassnetze des Körpers, von wo das Venen-
blut durch die Körpervenen in die Hohlvenen gelangt, durch diese in
die rechte Vorkammer und Herzkammer geleitet, und von dieser durch
die Lungenarterie dem Capillargefassnetze der Lunge zugeführt wird.
Die Abweichung, welche im venösen Kreislaufe in der Pfortader
stattfindet, wird bei dieser beschrieben werden. Den Kreislauf beim
ungebornen Thiere siehe Seite 330.
»
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360
Bei den Wiederkauern kommt an der Mitte der Seitemvand
der linken Herzkammer noch eine dritte Liingenrinne vor. In der
Scheidewand der Vorkammern und theils noch in der der Herzkammern
liegt der Herzknoclien, dessen nahere Beschreibung Seite 121 zu
ersehen ist.
Das Herz des Schweines ist au seiner freien Spitze mehr
abgerundet, die Rinnen an der aussern Pluche stammen mit denen des
Pferdes iiberein und der Herzknoclien entwickelt sich viel spater als
bei den Wiederkauern aus dem Knorpel.
Bei den Fleis chfressern erscheint das Herz noch mehr rund
als bei dem Schweine, und der Herzknoclien fehlt.
B. Pie JlrttnClt. (Arteriae.)
Die Arterien, Schlag- oder Pulsadern sind runde, hau-
tige, elastische Röhren, welche mit zwei Hauptstümmen, namlich
der Lu n genarte rie und der Aorta, aus der rechten und linken
Herzkammer entspringen, von denen sic auch das Blut aufnehmen
und nach den einzelnen Gebilden des Körpers fiihrcn. Je mehr nun
dièse Stâmme von dem Herzen sich entfernen, desto haufiger geschieht
auch ihre Theilung, und zwar unter verschiedencn Winkeln, in Aeste
und Zweige, wodurch ihre Zahl vermehrt, ihr Uinfang aber vermindert
wird; ebenso nehmen" auch mit dieser Vertheüung die Wande der
Arterien an Stiirkc allmahlig ab, so dass bei den feinsten Zweigen,
den Haargefâssen (Vasa capillaria), in die sie übergehen, die
mittlere Haut ganz zu fehlen scheint.
Die Arterien gehen in ihrem Verlaufe haufige Verbindungen
(Anastomoses) ein, d. h. es geht von einer Arterie ein Zweig ununter-
brochen in eine andere Arterie über ; mit ihren feinsten Enden, den
Haargefâssen, bilden sie ausserst teine und zablieiche Gefassnetze, in
welchen der Uebergang in die Venen erfolgt. Die Arterien liegen mit
einigen Ausnahmen mehr in der Tiefe der Organe, und an den Ge-
lenken an der Beugeseite, was den Vortheil zu liaben scheint, dass
sie bei der Bewegung nicht so leiclit gedelint odor selbst gezerrt
werden können, was offenbar auf die Circulation des Blutes, bei
jeder Beugung und Streckung des Gelenkes storend einwirken müsste,
An manchen Organen, wie z. B. an den Saamenstriingen und den
Hoden, machen die kleinern Aeste der Arterien eigenthümliche Win-
dungen, wâhrend die grössern Gefasse gewöhnlich in gerader Kichtung
verlaufen.
Die Arterienwande sind, wie schon bei den Blutgefiissen Seite 21
angegeben wurde, aus drei Haut en zusammengesetzt, von denen die
iiussere eine Zellliaut (Tunica cellulosa), die mittlere eine
gelbe f as erige Haut (Tunica elastica) und die innere eine
seröse Haut (Tunica serosa s. intima) ist. In den Arterien wird
das Blut mit ziemlicher Gewalt und stossweisc ausgetrieben, wodurch
der Aderse h lag oder Puls (Pulsus) hervorgebracht wird, der
an den an der Oberflâche des Körpers liegenden Arterien deutlicli
!
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gefiililt werden kann. Die ans elastischen Kreis- und Spiralfasern
bestehende mittlere Haut verhalt sich gegen den Pulsschlag völlig
passiv und hat den Nutzen, dass sie jeder Blutwelle einen kleinen
Widerstand entgegensetzt, durch sie etwas ausgedehnt vvird und sich
hinter ihr wieder etwas zusammenzieht. Durch diese Einriehtung wird
der Stoss der Blutwellen gegen die zarteren Organe gemildert, so dass
er in den feineren dem Capillargefasssystem nahe liegenden Verzwei-
gungen beinahe ganz unmerklich ist. Da die mittlere Haut der Arterien
eine verhâltnissmassig betrachtliche Stiirke hai, so behalten auch die von
Blut entleerten Gefasse ihre Rundung und die Oeffnung der quer durch-
schnittenen Arterien fallt nicht zusammen, sondern bleibt ofl'en stehen.
I, Dio Lungenarterie. (Arteria pulmonalis.) (Fig. 160. f.)
Die Lu n gena r t e rie ist ein sehr grosser Gefassstamm, dessen
Wande gegenüber denen der Aorta verhaltnissmâssig diinn sind; sie
kornuit linkerseits am Grimde des Herzens aus der rechten Herzkammer
hervor, gelit alsdann, an ihrem Ursprung von dem Herzbeutel umgeben,
zwischen der Aorta und der linken Herzvorkammer in einem Bogen
nach oben und hinten bis an den Theilungswinkel der Luftröhre, an
welchem sie sich in einen rechten und linken Ast spaltet. Jeder
Ast begleitet nun den Luftröhrenast der Liinge seiner Seite, theilt
sich sofort wie dieser in viele kleinere Aeste, die am Ende in die
feinsten Zweige (Capillargefasse) übergehen, welche an den Wanden
der Lungenblaschen die Capillargefassnetze bilden, in denen der Stoff-
wechsel zwischen der atmosphaïischen Luft und dem Blute vor
sich geht.
Nachdeni die Lungenarterie den Herzbeutel verlassen hat, ver-
bindet sie sich durch ein rundes Band, auch das arteriose
Band (Ligamentum arteriosum) genannt, mit der hintern A orta, das
der Ueberrest des bei dem Fötus beschriebenen Botallischen
Ganges (Ductus arteriosus BotaJli) ist.
Die Lungenarterie führt das Venenblut von der rechten Herz-
kammer zur Umwandlung in Arterienblut in die Lungen und macht
mit den ihr entsprechenden Lungenvenen den kleinen Kreislauf aus.
II. Die Aorta. (Arteria Aorta.) (Fig, 160. e.)
Die Aorta, als der Hauptstamm der Arterien des grossen Kreis-
laufes, geht an dem Grunde des Herzens rechterseits aus der linken
Herzkammer hervor, steigt alsdann, umgeben von den beiden Herz-
vorkammern und der Lungenarterie, senkrecht in die Höhe bis in die
Gegend des vierten Rückenwirbels, woselbst sie sich in die vorder e
kleinere und hint e re grössere Aorta theilt. Sie ist grösser als
die Lungenarterie und ihre Wande betriichtlich starker. An ihrem
Ursprung, wo sie wie die Lungenarterie von dem Herzbeutel umgeben
ist, gibt sie zwei Arterien ab, die als K r a n z a r t e r i e n des
Herzens (Arteriae coronariae cordis) bezeichnet und als solche iu
eine rechte und linke unterschieden werden.
I, e y h , AnWomie.                                                             46
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1) Die rechte Kranzarterie. (Arteria coronaria dextra.)
Die rechte Kranzarterie geht vorn aus dem Stamm der
Aorta ganz nahe an ihrem Ursprung hervor, tritt hcrnach zwisclien
der rechten Vorkammer und der Lungenarterie nach vorn an den
Grund der rechten Herzkammer, geht dann zwischen dieser und der
rechten Vorkammer in der Querfurche auf die rechte Seitenflache des
Herzens, und lauft an dieser in der Langenrinne bis zur Spitzo herab ;
in ihrem Verlauf gibt sie Zweige an den Stamm der Aorta und die
Lungenarterie, an die rechte Herzvorkaramer und die rechte und
linke Herzkammer.
2) Die liuke Kranzarterie. (Arteria coronaria sinistra.) (Fig.-160. d.)
Diese Arterie entsteht linkerseits an dem Ursprung der Aorta,
geht dann zwischen der linken Vorkammer und der Lungenarterie an
den Grund d.er linken Herzkammer, wo sie sich in den querlaufenden
und den absteigenden Ast theilt; ersterer geht zwischen der linken
Vorkammer und der linken Herzkammer in der Querfurche nacli hinten
und gibt oben und unten Zweige an die Muskelsubstanz genannter
Kammern ab, letzterer, als der starkere Ast, lauft in der Lângen-
furche der linken Seitenwand des Herzens nach unten bis gegen die
Spitze, und gibt vordere und hintere Zweige an die rechte und linke
Herzkammer ab.
I. Die vordero Aorta, (Aorta anterior.) (Fig. 160. e'.)
Die vordere Aorta setzt sich zwischen den Blattern des vordern
Mittelfelles unmittelbar unter dem hintern Ende der Luftröhre nach
vorn bis in die Gegend der dritten Rippe fort, und theilt sich dann
in einen rechten und linken Hauptast. Der rechte wird die
Arm-Kop fart erie oder unbenannte Arterie (A. anonyma)
jind der linke die linke Achselarterie (Schlüsselbein-
arterie, A. subsclavia sinistra d. M.) genannt. Jeder dieser beiden
Hauptaste lauft dann weiter nach vorn zwischen das erste Rippenpaar
und theilt sich in folgende Arterien.
Arterien des rechten Haupt-          Arterien des linken Haupt-
ast es *.                                                       astes.
1.  Der gemeinschaftliche Ast der Rücken- 1. Die Rückenarterie.
und obern Halsarterie.                            2. Die obère Halsarterie.
2.  Die Halswirbelarterie.                                 3. Die Halswirbelarterie.
3.  Der gemeinschaftliche Stamm beider 4. Die innere Brustarterie.
Kopfarterien.                                            5. Die aussere Brustarterie.
4.  Die iunere Brustarterie.                             6. Die untere Halsarterie.
5.  Die aussere Brustarterie.                            7. Die linke Achselarterie.
6.   Die untere Halsarterie.
7.  Die rechte Achselarterie.
* Bei Beschreibung der Arterien kann die Reihenfolge, wie sie hiej ange-
geben, desshalb nicht immer eingehalten werden, weil in manchen Fâllen die
Beschreibung eines Gefasses zu entfernt von der betreffenden Figur zu stehen
kommen würde.
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Bei den Wiederkauern weicht die Verzweigung des rechten
Hauptastes darin ab, dass jede Kopfarterie für sich entspringt.
Bei detn Schweine verhJilt sich der Ursprung der Kopfarterien
wie bei dem Pferde, und bei den Pleischfressern wie bei dem
Binde. lm übrigen muss noch bemerkt werden, dass die Verzweigung
der beiden Hauptaste bei dem Rinde, Schweine'und den Fleisch-
fressern nicht so deutlich erscheint, als bei dem Pferde, indem oft
drei oder vier mit einem gemeinschaftlichen Aste aus dem Hauptstamm
ihren Ursprung nehmen.
I) Die Rückenarterie. (Arteria dorsaiis.) (Fig. 160. ]. und Fig. 161. b.)
Diese Arterie entspringt auf der rechten Seite gemeinschaftlich
mit der obern Halsarterie aus der Arm - Kopfarterie, auf der linken
dagegen für sich aus der linken Achselarterie, geht dann zur Seite
des Schlundes und des Rücken - Tragermuskels, unter der innern
Platte des Brustsackes nach oben gegen die dritte Rippe und theilt
sich daselbst in zwei Aeste.
Fig. 160.
Das Herz mit den grössern Oefâssstâmmen in ihrer Lage betracbtet (die Brustbühle
ist von der linken Seite get'iffnet).
a a.    Der  geóffnete Herzbeiilel.
b.       Die  linlie Hcrzkamrner.
c.        Die  rechte Herzkdmmer.
d.       Die  linlie Kranzarterie.
e.       Die  Aorla.
e'.      Die  vordere Aorta.
e".    Die  hintere Aorla.
r.       Die  Hiilerbiindene Lnngennrlt'ric.
p.       Die  vordere Hohlvene.
li. ■ Die hintere Hohlvene.
i.        Die Arm - Kopfarterie.
k.       Die linke Achselarterie.
I.        Die linke Hücktnarteric.
in.       Die linke obère Hnlsarteiie.
n.       Die linke llalswirbelarteric.
o.       Die linke liniere Ilalsarlerie.
]>.       Die linke aiisscrc Bruslarletic.
o.       Die linke innere Bruslartcrie.
'
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a)  Der kleinere Ast Iauft an den Rippengelenkeii nach binten
und jfibt die dritte und vierte Zwischenrippenartcrie und Zweige an
den Rücken-Triigermuskcl ab. Jede Zwischenrippenartcrie setzt sich
an dem hintern Rande der cntsprechenden Rippe nach unten fort und
anastomosirt mit der innern Brustarterie.
b)   Der g rossere Ast oder die qu erlauf cnde Nacken-
arterie (A. transversa cervicis) geht zwisclien der zweiten und dritten
Rippe ausserhalb der Brusthöhle ; sie verzweigt sich, nachdem sic an
dem Durchgange die zweite Zwischenrippenarterie abgegeben bat, in
dem Rücken-Schultermuskel, obeni und untern Nackenband-Schulter-
muskel, Rippen-Schultermuskel und dem Darmbcin-Dornmuskel.
c)' Von der Rückenarterie gelien imierhalb der Brusthöhle auch
kleine Zweige an den Schlund, die Luftröhre und das Mittelfell.
Bei den "Wied er k au e m gibt der kleinere Ast die erste, zweite
und dritte Zwischenrippenarterie ab, und der grössere Ast geht iiber
den vordem Rand der ersten Rippe ausserhalb der Brusthöhle.
Bei dem Schweine kommen von dem kleinen Ast die zweite,
dritte und vierte Zwischenrippenarterie, und der grössere Ast, der
zwisclien der ersten und zweiten Rippe nach aussen geht, gibt die
erste Zwischenrippenarterie ab.
Bei den Fleis chfressern entspringt von dem kleinen Ast die
zweite und dritte Zwischenrippenarterie, und der grössere Ast schlingt
sich, wie bei den Wiederkauern, um den Rand der ersten Rippe.
2) Die obero Halsarterie. (Arteria ccrvicalis superior.) (Fig. ICO. m. und
Fig. 161. cc.)
Diese Arterie entspringt auf der linken Seite gleich nach der
vorigen und auf der rechten gemeinschaftlich mit dieser. Sie geht zur
Seite des Rücken - Tragermuskels in die Höbe und zwisclien der ersten
und zweiten Rippe nach aussen an den Hals, wo sie sich dami in
zwei Aeste theilt. Aus ihr kommen:
a)  Ein kleiner Zweig an das verdere Mittelfell und den Herzbeutel.
b)  Die erste Zwischenrippenarterie, welche zwisclien der
ersten und zweiten Rippe in den Zwischcnrippenmuskeln nach unten
lauft und mit der innern Brustarterie anastomosirt.
c)  Der querlaufende Ast geht in der Richtung nach den ersten
Dornfortsatzen der Rückcnwiibel hin und verzweigt sich in dem
Darmbein-Dornmuskel, dem milzförmigen, dem Rücken-Oberhaupts-
muskel, dem Rücken-Warzenmuskel u. s. w.
d)  Der aufsteigende Ast setzt sich zwisclien dem Nacken-
bande und dem Rücken-Oberhauptsmuskel an dem Halse nach oben
fort, verzweigt sich in diesen und bildet mit der Halswirbelarterie an
dem zweiten Halswirbel eine Anastomose.
Bei den Wiederkauern ontspringt sie ausserhalb der Brust-
höhle von der Halswirbelarterie, und gelangt zwisclien den Querfort-
satzen des ersten Rückenwirbels und des letzten Halswirbels an den
Hals, an dem sie sich auf ahnliche Art wie bei dem Pferde verzweigt;
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die erste Zwischenrippenarterie gibt nicht sie, sondera die Rücken-
arterie ab.
Bei dem Schweine ontspringt sie in der Brusthöhle und gelangt
zwischen der zweiten und dritten Rippe an den Hals.
Bei den Fleischfress ern bat sie mit der obern Halsarterie,
gemeinscbaftlichen Urspruiig; sie geht entweder zwischen der ersten
und zweiten Rippe, oder der ersten Rippe und dem letzten Halswirbel
an den Hals.
3) Die Halswirbelarterie. (Arteria vertebralis.) (Fig. 160. n. und Fig. 161. d.)
Die Halswirbelarterie ist das dritte Gefâss, das sowobl rechts
als links aus der obern Wand der beiden Hauptâste kommt; sie
geht in der Brusthöhle von ihrem Ursprung an schrag nach vorn
und oben gegen das obère Ende der ersten Rippe, an welcher sie die
Brusthöhle verlâsst, und von dem Rippen-Halswirbelmuskel bedeckt
unter dem Querfortsatz des siebenten in das "Wirbellocli des sechsten
Halswirbels tritt. Von hier setzt sie sich nun durch die Wirbellöcher
der iibrigen Halswirbel fort und geht an dem des zweiten wieder
nach aussen, anastomosirt an dem Drehgelenke mit einem Ast der
Oberhauptsarterie und gibt in ihrem Verlauf nachstehende in nere
und au ss ere Zweige ab.
a)   Die i nn ern oder Riic ke limarle s z weige (Bami spinales)
gehen durch die Zwischenwirbellöcher neben den Halsnerven in den
Rückenmarkskanal, in wclchem sie sich an der harten Haut des
Riickenmarkes verzweigen und mit der Rückenmarksarterie verbinden.
b)    Die aus s ern oder Muskelzweige (Rami musculares)
sind mehrere kleine Gefasse, welche in dem Raume zweier Quer-
fortsâtze von dem frciliegenden Theil der Halswirbelarterie entstehen,
und theils nach oben, thcils nach unten gehen. Die obern Zweige
verasteln sich besonders an den Kapselbândern der schiefen Fortsiitze,
dem Kapselbande des Dreligelenkes, f ern er an dem Rücken -Warzen-
muskei, Rücken-Oberhauptsmuskel, milzfönnigen Muskei, dem gemein-
schaftlichen Muskei des Armes, Halses und Kopfes, dem langen und
kurzen Achsen-Oberhauptsmuskel an der Halsportion des obern Nacken-
band - Schultermuskels, dem Hals - Hautmuskel und der allgemeinen
Decke. Die untern Zweige gehen an den Rücken-Tragermuskel und
den Halswirbel-Oberhauptsmuskel.
Bei den Wied erkau ern geht die Halswirbelarterie durch die
Wirbellöcher am Halse nach oben, und gibt in diesem Verlauf gleich-
falls Rückenmarkszweige und Muskelzweige ab, von denen erstere in
dem Rückenmarkskanal bemerkenswerthe Netze bilden. Oben am Halse
tritt sie alsdann durch das von dem zweiten und dritten Halswirbel
gebildeten Zwischenwirbelloch in den Rückenmarkskanal zwischen die
harte Rückenmarkshaut und die Wirbelkörper, verbindet sich daselbst
mit dem gleichnamigen Aste der Arterie der andern Scite, und theilt
sich sodami in zwei Aeste. Der innere Ast gelangt durch das grosse
Oberhauptsloch in die Hirnhöhle und trligt, nachdem er sich mit
einem Zweig der Oberhauptsarterie verblinden hat, zur Bildung des
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wunderbaren Netzes (Rete mirabile) bei. Der aussere Ast gelit durcli
das obère Loch des ersten Halswirbels nach aussen, und verzweigt
sich in den daselbst gelagerten Muskeln.
Bei dem Schweine verhalt sich die Halswirbelarterie wie bei
dem Pferde, nur geht sie weiter nach oben durch das hintere Loch
des Triigers.
Bei den Fleischfressern theilt sich die Halswirbelarterie
zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel in drei Aeste. Der erste
Ast ist der starkste und gleichsam die fortgesetzte Halswirbelarterie;
er geht nach aussen und oben, und verzweigt sich in den Halsmuskeln.
Der zweite Ast geht durch das Zwischenwirbelloch zwischen dem
zweiten und dritten Halswirbel in den Rückenmarkskanal zwischen
die Haute des Riickenmarkes, verbindet sich daselbst mit dem gleich-
namigen Aste der Halswirbelarterie der andern Seite, und bildet da-
durch die Grundarterie des Gehirns, die nach vorn Iauft, und die
Riickenmarksarterie abgibt, welche in dem Kanal nach hinten sich
fortsetzt. Der dritte Ast cndlich geht durch das Wirbelloch des zweiten
Halswirbels nach vorn und oben, gibt Muskelzweige ab und gelangt
dann durch das hintere Loch des Triigers, unter dessen Fliigelfortsatz
und durch das obère Loch dièses Wirbels in den Rückenmarkskanal,
wo er sich mit der Grundarterie des Gehirns verbindet.
4) Die innere Brustarterie. (Arteria mammaria interna.) (Fig. 160. q.)
Die innere Brustarterie entspringt aus der untern Wand, sowohl
aus dem rechten, als linken Hauptast; sie geht von hier an der
innern Flache der ersten Rippe, von dem Brustfell bedeckt, in einem
Bogen bis zu dem vordern Ende des Brustbeines herab, und von
diesem an den Rippenknorpelgelenken nach hinten bis an den Schaufel-
knorpel, an welchem sie sich dann in die un tere Zwerchfell-
arterie und die vordere Bauchdeckenarterie spaltet. Aus
ihr gehen folgende Zweige hervor:
a)   Beim Fötus mehrere Zweige an die Brustdrüse -(Arteriae
thymicae)
, die beim gebornen Thiere mit dem Erlöschen dieser Drüse
sich auch allmahlig verlieren.
b)  DiemittlereZwerchfellarterie (Arteriaphrenicamedia)
ist ein langes dunnes Gefass, das mit dem Zwerchfellnerven nach hinten
lauft, Zweige an das Mittelfcll, den Herzbeutel abgibt, und an dem
mittlern Theil (Aponeurose) des Zwerchfelles endet.
c)   Die untern Muskelzweige (Rami musculares inferiore»)
sind grössere Gefâsse, welche zwischen zwei Rippenknorpeln nach
aussen und tinten gehen, und sich in dem Brustbein-Schultermuskel,
dem grossen und kleinen Brust-Armbeinmuskel, dem Brust-Vorarmbein-
muskel und in der allgemeinen Decke verzweigen.
d)   Die obern Muskelzweige (Rami musculares superiores)
gehen in den Zwischenrippenmuskeln nach oben und anastomosiren
mit den Zwischenrippenarterien, die von der vordern und hintern Aorta
abgegeben werden. Diese Zweige verasteln sich besonders in den
Zwischenrippenmuskeln und dem Quermuskel der Rippen.
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367
e)  Die unterò Zwerchfellarterie (Arteria phrenica inferior)
geht von der Theilung der innern Brustarterie von dem Knorpel der
siebenten Kippe, an den Knorpein der nachfolgenden bis zur Ietzten
Kippe ; sie gibt Zweige an den fleischigen Theil des Zwerchfelles, an
den miteni Theil der Zwischenrippenmuskeln und an den innern Rippeii-
Bauclimuskel ab.
f)   Die vorder e Bauchdeckenarterie (A. epigastrica an-
terior)
ist der zweite Ast, der von der Theilung der innern Brustarterie
von dem Schaufelknorpel nach hinten geht, zwischen den geraden
Bauchmuskel und den Quermuskel des Bauches tritt und in diesen
sich verzweigt; ungefahr in der Mitte des Bauches bildet sie mit der
hintern Bauclideckenarterie eine Anastomose.
Bei den iibrigen Hausthieren zeigt die innere Brustarterie in
ihren Verzweigungen von der des Pferdes keine wesentliche Ab-
weichung.
Fig. 161.
Die Arterien des Halses von der linken Seite blosgelegt.
a.
Die vordere Aorlit.
F'.
Die linke Kopfarterie.
a'.
Der linke Hauplasl derselben.
r".
Die rechte Kopfarterie.
il".
Der reclile Hauplasl derselben.
e ir.
Scblundzweige.
b.
Die linke ttiickenarteric.
hh.
tiirtröhrenzweige.
c c.
Die linke obère Halsartcrie.
i i.
Muskclzweige.
d.
Die linke Halswirbelaiterie.
k.
Die unlere Schilddrüsenarteric
e.
Die rechte untere Halsarteric.
1.
Die obère Schilddrüsenarteric.
f.
Der Stamm der Kopfarterieii.
m.
Die unlere Ohrdriisenarterie.
5) Die anssere Brustarterie. (Arteria mammaria externa.) (Fig. 160. p.)
Die âussere Brustarterie verhalt sich anf der rechten, wie auf dei-
linken Seite; sie ist kleiner als die vorige, und geht gewöhnlich an
der innern Plache der ersten Rippe aus ihrem entsprechenden Haupt-
aste hervor, tritt alsdann unter die Schulter und lauft unter dem Bauch-
Hautmuskel nach hinten, in welchem sie auch ihr Ende erreicht.
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368
Diese Arterie verzweigt sich insbesondere in dem Brustbein-
Schultermuskel, dem grossen Brust-Armbeinmiiskel, dem Brust-Vorarm-
beinmuskel, dem Brust- und Bauch-Hautmuskel, sowie in der allge-
meinen Decke.
Sie weicht bei den übrigen Hausthieren in der Hauptsache von
der des Pferdes nicht ab.
6) Die unterò Halsarterie. (Arteria cervicalis inferior.) (Fig. 160, o. und
Fig. 161. e.)
Diese Arterie entsteht an jeder Seite an der innern Flache der
ersten Rippe aus den beiden Hauptasten, setzt sich dann, bedeckt von
dem Brustbein-Schultermuskel und dem gemeinschaftlichen Muskei des
Armes, Halses und Kopfes, linten an dem Halsc nach vorn und oben
fort, und theilt sich, nachdem sie Zweige an das vordere Mittelfell
und die Lymphdrüsen abgegeben hat, in zwei grössere Aeste.
a)   Der aufsteigende Ast (Arteria adscendens) geht unter
dem gemeinschaftlichen Muskei des Armes, Halses und Kopfes bis
über die Mitte des Halses, verzweigt sich dami in diesem Muskei,
den Lymphdrüsen des Halses, dem untern Ende des Brustbein-
Kiefermuskels u. s. w.
b)  Der querlaufende Ast (Arteria transversa) bildet mit der
vorigen beinahe einen rechten Winkel; er geht von der Theilungsstelle
zwischen dem Brustbein - Schultermuskel und dem kleinen Schulter-
Armbeinmuskel nach unten bis in das untere Ende des gemeinschaft-
lichen Muskels und verzweigt sich in genannten Muskeln.
Bei dem Schweine entspringt gewóhnlich die Schilddrüsenarterie
und bei den Fleischfressern die vordere Schuiterarterie aus der
untern Halsarterie.
7) Die Kopfarterien. (Arteriae carotides.) (Fig. 161. f', f' und f".)
Der gemeinschaftliche Stamm der Kopfarterien liegt in der Brust-
höhle unten an dem hintern Ende der Luftröhre, geht dann zwischen
dem ersten Rippenpaar nach aussen, und theilt sich an der vordern
Wand der Luftröhre unter einem spitzigen Winkel in eine rechte und
linke Kopf- oder Drosselarterie. Beide Arterien gehen anfangs unten,
dann neben und hinten an der Luftröhre am Halse in die Höhe, die
linke hat den Schlund zur Seite und jede ist nach aussen durch
den Schulter - Zungenbeinmuskel von der Drosselvene getrennt. Beide
Kopfarterien theilen sich über dem Kelilkopf, von der Ohrspeicheldriise
bedeckt, in drei Aeste; es sind diess: die Ob erhaup tsart e rie,
die innere Kopf ar ter ie und die au s s er e Kopfarterie. Bis
zu dieser Theilung gibt jede folgende Zweige ab:
a) M u s k e 1 zweige (Httïrii wruscutaves) (Fig. 161. ii.); dieso
gehen an den Brustbein-Kiefermuskel, Brustbein-Schildmuskel, Brust-
Zungenbeinmuskel, Schulter-Zungenbeinmuskel, den Halswirbel-Ober-
hauptsmuskel., den gemeinschaftlichen Muskei des Armes, Halses
und Kopfes, den Hals-Hautmuskel und in die- allgemeine Decke.
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369
b)   Z w e i g e an den S e h 1 u n d (Rami oesophagei) (Fig. 161. g g.) ;
es sind diess kleine Gefasse, welche theils aus der Drosselarterie, theils
aus den vorigen in die Haute des Schlundes gehen.
c)   Zweig e an die Luftröhre (Rami trachéales) (Fig. 161. h h.);
diess sind ebenfalls kleine Gefasse, welche sieh an der Luftröhre
verzweigen und wie die vorigen viele Anastomosen bilden.
d)   Die untere Ohrdrii senarterie (Arteriaparotidis inferior)
(Fig. 101. m.) geht schrag nach vorn und unten an das untere Ende
der Ohrdrüsc und verzweigt sich in diesem.
e)   Die untere Schilddriisenarterie (A. thyreoidea inferior)
(Fig. 161. k.) geht an dem uutern Ende in die Schilddriise, und ver-
zweigt sich daselbst; auch gibt sie vor ihrem Eintritt in die Schild-
driise kleine Zvveige an die Luftröhre ab. Sie fehlt zuweilen, in
welchem Fall dann die obère starker ist.
f)   Die obère Schilddriisenarterie (A. Ihyroidca superior)
(Fig. 161. 1.) ist im Verhaltnisse zu der kleinen Druse sehr gross; sie
geht von der Carotis aus nach oben bis iiber die Schilddriise, dann
gelangen Zweige, einen Bogen nach hinten beschreibend, an das
obère Ende und den mittlern Theil der Druse, welche sich in der
Druse verzweigen. Aus ihr kommen:
aa) Muskelzweige, die sich in dem obern Theil des Brustbein-
Schildmuskels, des Brust-Zungenbeinmuskels und des Schulter-Zungen-
beinmuskels verasteln.
bb) Zweige an das obère Ende der Luftröhre.
cc) Die untere Arterie des Kehlkopfes (Arteria laryngea
inferior)
; diese ist ein grösseres Gefass, welches in die Muskeln des
Schlundkopfes und des Kehlkopfes dringt, dann zwischen dem Ring-
und Schildknorpel in das Innere des Kehlkopfes gelangt und in der
Schleimhaut desselben sein Ende erreicht.
dd) Die untere Arterie des Schlundkopfes (A.pharyngea
inferior)
ist kleiner als die vorige, geht mit dem Schlund in die
Höhe zu dem Schlundkopf und verzweigt sich, nachdem sie kleine
Gefasse an den obern Theil des Schlundes abgegeben bat, in dem
untern Theil desselben.
Bei den Wiederkauern entspringt jede Kopfarterie für sich,
der gemeinschaftliclie Stamm fehlt also, sie nehmen denselben Verlauf
wie bei dem Pferde, theilen sich aber oben am Kopfe in vier Aeste,
namlich in die Oberhauptsarterie, die Zungenarterie, die iiussere (fehlt
dem Schaf und der Ziege) und innere Kinnbackenarterie. Die untere
Schilddriisenarterie fehlt in der Regel.
Bei dem Schweine nehmen die rechte und linke Drosselarterie
wie bei dem Pferde mit einem gemeinschaftlichen Stamm ihren Anfang;
die Schilddrüsenarterien der rechten und linken Seite ontspringen mei-
stens mit einem gemeinschaftlichen Ast aus der rechten untern Halsarterie.
Bei den Fleischfressern haben die beiden Kopfarterien
gleichen Ursprung wie bei den Wiederkauern, wahrend sie sich oben
am Kopfe in dieselben drei Aeste theilen, wie bei dem Pferde. Die
untere Ohrdrüsen- und die untere Schilddriisenarterie fehlt; dagegen
Leyh, Anatomie.                                                                                                                            ^*
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gpF                           -m
'tÌP?- J*W*
370
entspringt die untere Arterie der Kinnbackeiidrüse ans der obern
Scbilddriisenarterie.
1) Die Oberhauptsarterie. (Arteria occipitalis.) (Fig. 162. 1.)
Die Oberhaupts- oder Hinterhauptsarterie ist der erste Ast, der
an der ïheilungsstelle der Drosselarterie nnter dem Querfortsatz des
ersten Halswirbels hervorgebt; sie lauft Anfangs, bedeckt von der
Obrdriise, nacb hinten und oben zwischen dem Oberhauptsbein und
dem ersten Halswirbel gegen das Kopfgclenk, und gibt folgende
Zweige ab :
a) Die obero Arterie der Kinnbackendriise (A. glandulae
submaxillaris superior)
(Fig. 162. a.); dieso Arterie besteht aus einem
kleinen Zweig, der in das obère Ende der Kinnbackcndrüse geht und
sich darin verzweigt.
Fig. 162.
Die drei Aeste der Carotis (Kopfarterie), und deren Verzweigungen an der rechten
Seita des Knpi'es blosgelegt, der reclite Hintorkieferast ist abgenommen.
li.
Die
liniere Arterie der Kinnbackcndrüse
II.
Die
Unteuuneenarlerie.
111.
Kin
Zweig fiir die Kehlganesdriisen.
B
Die
innere Kinnbackenarterie.
n,
Dit:
miniere Uirnhautarlerie.
O 0.
Die
vordern Schlafenarterien.
p-
Die
Aucenarterie.
1-
Die
Waneenarterie.
r.
Die
liniere Augenlìdarterie.
s.
Die
vordere Zahnarterie.
t.
Die
hintere Nasenarterie.
u.
Die
Gaumenarterie
V
Die
Gaumenvorhangarterie.
I.        Die  Obeihaiiptsarteric.
a.         Die  obère Arterie der Kìmibackendriise.
b.         Die  liniere Hirnhaularterie.
e.
        Die  obère Himhaularlerie.
Ce'.
    Rluskelzweigc.
d.         Der  hintere Ast.
e.         Der  vordere Ast.
'2.
        Die  innere Kopfarterie.
3.
        Die  àussere ((oprartene.
f.          Die  miniere Arlcrie der Kinnbackendriise.
g.         Die  obère Arterie des Liiftrohrcnkoijfes.
A.
       Die  àussere Kirmbnrkenaiterie.
h.
        Die  obère Arterie des Schlundkopres.
ii.       Die  Zungtnarlerìe.
b) Die untere Hirnhautarterie (A. meningea inferior)
(Fig. 162. b.) ist ebenfalls ein kleineres Gefiiss, welches unter dem
Griffclfortsatz des Oberhauptsbeines in die Höhe steigt, durch das
3£nopfloch dièses Knochens in die Hirnliölile geht, und sich daselbst
an dem untern und Seitentheil der harten Hirnhaiit verzweigt.
e) Die obère Hirnhautarterie (A. meningea superior)
(Fig. 162. e.) ist ein grösserer Zweig, der ani hintern Rande des
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Griifelfortsatzes des Oberliauptsbeines ïiach oben steigt, durch den
Sclilafengang in die Hirnhöhlc gclangt, und sich ïnelir au dem
obern Theil der harten Hirnhaut in der Nahe des Hirnzeltes verzweigt.
Vor dem Eintritt in den Sclilafengang gibt sie Muskelzweige (e' e') ab,
die nach oben an das Kopfgelenk geheiviuid die daselbst liegenden
Streckmuskeln des Kopfes versehen.
d)   Die fortgesetzte Oberhauptsarterie theilt sich untcr dem Fliigel-
fortsatz des ersten Halswirbels, nachdeni sic vorher Zweige an die
Beugemuskeln des Kopfes abgegeben hat, in zwei grössere A e s t e.
e)   Der h intere Ast oder die zurücklau fende Arterie
(A. posterior s. rccurrens) (Fig. 102. d.) geht durch das hintere Loch
im Querfortsatz des Tragers nach hinten und aussen an diesen Fovtsatz,
anastoinisirt daselbst mit Zweigen der Halswirbelarterie und verzweigt
sich insbesondere in dem Achsen-Tragermuskel.
f)    Der vorderc Ast (A. anterior) (Fig. 162. e.) lauft nach
oben gegen das Kopfgelenk, geht darm durch das aussere Loch ini
Querfortsatz des Tragers in die Rinne, und von dieser durch das
innere Loch in den Riiekenmarkskanal. In der Rinne geht ein Ast
nach aussen, der sich in dem Achsen-Tragermuskel, langen und kurzen
Achsen-Oberhauptsmuskel, obern und Seiten-Trager-Oberhauptsmuskel
verzweigt. Der durch das innere Loch des Tragers in den Riieken-
markskanal sich fortsetzende Ast geht in demselben, die harte Haut
durchbohrend, nach vorn durch das grosse Oberhauptsloch, verbindet
sich dann innerhalb desselben mit dem gleichnamigen Ast der Arterie
der andern Seite, wodurch dann
g)    die G run dart e ri e des Gehirns (Arteria basila?'is) (Fig.
163. e.) gebildet wird, welche in der Rinne an der untern Flache des
verlangerten Markes und des Hirnknotens nach. vorn lauft, und sich in
einen linken und rechten Ast theilt, die mit den innorn Kopfarterien
anastomosiren. Aus ihr nehmen folgende Arterien ihren Ursprung:
aa) Die Rii eken marksarte rie (Arteria spinaìis) geht an der
Verbindungsstello der Aeste der Oberhauptsarterien aus der Grundarterie
hervor, setzt sich alsdann nach hinten durch das grosse Loch des
Oberliauptsbeines in den Riiekenmarkskanal fort, und lauft mm in
diesem in der Rinne an der untern Flache des Rückenmarkes nach
hinten bis zu dem Pferdeschweif desselben, an welchem sie auch ihr
Ende nimmt. In ihrem ganzen Verlaufe in dem Riiekenmarkskanal ver-
bindet sie sich auf jeder Seite mit Zweigen der Halswirbelarterien, der
Zwischenrippenarterien, Lendenarterien und der Kreuzbeinarterien.
bb) Mehrere Zweige an das verlangerte Mark (Arteriae
medullae oblongatae).
cc) Die un te re Arterie des kleinen Gehirns (A. cerebelli
inferior)
geht auf jeder Seite aus der Grundarterie hervor, und ver-
zweigt sich an dem verlangerten Marke, dem Ilirnknoten und an dem
untern Theil des kleinen Gehirns.
dd) Die inner e G e h orar te ri e (A. auditiva interna) ist ein
kleines Gefass, welches gewöhnlich aus der vorigen kommt, mit dem
Hórnervei) durch den innern Gehörgang in das Labyrinth tritt, und
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sicli daselbst in der Sehnecke, dem Vorhof und den halbzirkelförmigen
Kanalen verzweigt.
ee) Die obère Arterie des kleinen Gcliirns (A. cerebelli
superior)
entsteht mehr nach vorn als die untere aus der Grondartene,
geht dann an die obère FliiChe des kleinen Gehirns und dringt daselbst
in die Substanz desselben ehi ; von ihr gehen auch kleine Zweige an
die Zirbeldriise und das mittlere Adergeflecht.
ff) Kleine Zweige an die Schleimdriise des Gehirns und an
den Trichter.
Bei den Wiederkâuern ist die Oberhauptsarterie im Verhaltnisse
kleiner als bei dem Pferde, und gibt die mittlere Hirnhautarterie ab.
Die obère Arterie der Kinnhackendriise wird von der innern
Kinnbackenarterie abgegeben.
Die obère Hirnhautarterie konimt von der hintern Schlafenarterie
und die sie vertretende Arterie gibt hier nur Muskelzweige ah.
Auch die Grondartene des Gehirns konimt nicht von der Ober-
hauptsarterie, sondern von den innern Kopfarterien.
Bei dem Schweine zeigt die Oberhauptsarterie von der des
Pferdes keine besondere Abweichuiig, nur ist zu bemerken, dass der
hintere Ast nicht durch das hintere Loch des ersten Halsvvirbels geht.
Bei den Fleiscb.fressern ist die Oberhauptsarterie sehr klein.
Die obère Arterie der Kinnbackendrüse entsteht aus der obérn Arterie
derOhrdrüse und die Grundarterie des Gehirns aus den Halswirbelarterien.
2) Die intiere Kopfarterie.
(Arteria rarotis interna
und Fig. 163.)
cercbralis.) (Fig. 162. 2.
Die innere Kopfarterie, welche bald vor, bald hinter der Ober-
hauptsarterie aus der Drosselarterie entspringt, ist der kleinste von den
drei Hauptasten. Sic steigt an dem Luftsacke nach oben, indem sie
Anfangs nach vorn, dann nach hinten und dann wieder nach vorn
sich neigt, bis zu dem Drosseladerloch in die Höhe und durch dièses
j?i„_ ]6;j                  .            in die Hirnhöhle zwischen die
Die geöffuete Schadelhöhle mit dor Grundarterie Grundflache des Hirnscllüdels
des Gehirns und den innern Kopfarterien nach und die harte Hirnhaut, WO
einen. n,j,dn,„ Imparato.                   gie zm g^ der Schleimdriise
des Gehirns liegt ; hier gibt
sie einen Verbindungsast zu
der gleichnamigen Arterie der
andern Seite und gelangt als-
dann in den facherigen lïlut—
leiter. Nachdem sie nun Zweige
an die Schleimdriise, den Blut-
leiter, so wie an den dritten,
Der vordere Ast der rechten innern Kopfarterie.
Der vordere Ast der linken innern Kopfarterie.
Der hintere Asl der rechten innern Kopfarterie.
Der hintere Ast der linken innern Kopfarterie.
Verbindungssteile der beiden vordern Aeste nnter sieh.
vierten, den ersten und zweiten
Ast des fünftcn und an den
sechsten Hirnnerven abgegeben
Verbindungsslellcn der beiden hintern Aeste mit den liât , durcllbohl't SÌC die hai'tC
ii.i.
beiden Aesten der Grundarterie.
Hirnhaut und theilt sich so-
Die Grundarterie.
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gleich in eiiien vordern und hintern Ast. Der vordere Ast lauft nach
vorn zwisehen die vordern Enden der beiden Hirnhalften und verbindet
sich mit dem gleichnamigen Ast der Arterie der andern Seite ; der
hintere Ast lauft nach hinten und verbindet sich mit dem Aste der
Grundarterie seiner Seite, wodurch nun ein langlicher Kreis gebildet
wird, der die Sehnerven, die Schleimdrüse und das Markkügelchen ein-
schliesst, und der Cirkel des Willis (Circulus Willisii) genannt wird.
Aus dem vordern Aste nehmen folgende Gefasse ihren Ursprung:
a)   Ein kleiner Zweig, der an dem Sehnerven nach hinten und
oben in die Seitenkammer des Gehirns gelangt, und dort an das Ader-
geflecht geht. ,
b)   Einen kleinen Zweig an die sichelfórmige Scheidewand der
harten Hirnhaut; er geht in dieser nach oben und hinten und ver-
zweigt sich in ihr.
c)   Die obère Arterie des grossen Gehirns (A. cerebri
superior)
theilt sich in mehrere Aeste, welche nach der obern Flaehe
des grossen Gehirns gehen und daselbst in die Hirnsubstanz eindringen.
d)  Die mittlere Arterie des grossen Gehirns (A. cerebri
media s. fossae Sylvii)
geht 'in der Sylvischen Grube nach oben und
verzweigt sich an den Seitentheilen des grossen Gehirns.
e)   Die untêrn Arterien des grossen Gehirns (Arteriae
cerebri inferiores)
sind mehrere kleine Aeste, welche an die untere
Pluche des grossen Gehirns gehen.
f)   Die Centralarterie der Netzhaut [Arteria centralis re-
tinae)
ist ein kleines Gefass, das den Sehnerven bis in die hintere
Augenkammer begleitet; sie verzweigt sich in der Ausbreitung des
Sehnerven, die Netzhaut genannt. Ein gerader Zweig, der durch
den Glaskörper an die hintere Wand der Linsenkapsel geht, kommt
nur beim Fötus vor.
g)   Die Arterie des Hirnbalkens (A. corporis callosi) lauft
von dem Bogen, den die beiden vordern Aeste bilden, zwisehen den
beiden Halbkugeln nach oben, und gibt Zweige an die Eiechnerven-
stamme, an das untere Ende beider Halbkugeln und an den Him-
balken, von dem sich feine Gefasse zu dem Gewölbe und der durch-
sichtigen Scheidewand fortsetzen.
li) Die Siebbeinarterien (Arteriae ethmoidales) sind kleine
Zweige, welche in die Siebgruben gehen, sich daselbst mit der obern
Nasenarterie verbinden und Zweige an die Riechkolben abgeben; als-
dann treten sie mit den Riechnervenzweigen durch die Sieblöcher in
die Nasenhóhle, um sich in der Nasenschleimhaut zu verlieren.
Von dem hintern Ast kommt :
i) Die tiefe Hirnarterie (Arteria cerebri profunda), welche
sich zwisehen dem Schenkel und dem hintern Ende des grossen Ge-
hirns ihrer Seite nach oben umbiegt und Zweige an diese, so wie
an das Adergeflecht der Seitenkammer abgibt. '
Die Arterienzweige des vordern und hintern Astes der innern
Kopfarterie bilden an den cinzelnen Tlieilen des Gehirns sowohl unter
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374
sich, als auch mit denen der Arterie der andern Seite zahlreiche
Anastomosen.
Bei den Wiederkauern entspringt die innere Kopfarterie aus
der innern Kinnbackenarterie, und bildet mit der untern Hirnhaut-
arterie und einem Ast der Halswirbelarterie ein grösseres Geflecht,
das sogenannte wunderbare Netz (liete mirabile), das zwischen der
Grundflache der Schadelhöhle und der harten Hirnhaut liegt. Aus der
innern Kopfarterie entspringt auch die Grondartene des Gehirns.
Bei dem Schweine lasst die innere Kopfarterie kcinen wesent-
lichen Uiiterschied nachweisen, als dass sie wie bei den Wiederkiiuern
das wunderbare Gefassnetz bildet.
Bei dem H un de gelangt die innere Kopfarterie durch das ovale
Loch in die Schadelhöhle, ohne sich daselbst mit der Arterie der
andern Seite zu verbinden.. Bei der Katze theilt sich die innere Kopf-
arterie vor ihrem Eintritt in die Gehirnhöhle in drei Aeste, von denen
der erste in die Beugemuskcln des Kopfes dringt, der zweite durch
das ovale Loch und der dritte durch das eirunde Loch in die Hirn-
höhle geht.
3) Die âussere Kopfarterie. {Arteria caroti» externa.) (Fig. 1(>2. 3.)
Diese Arterie ist der starkste von den drei Hauptâsten, da sie
gleichsam als die fortgesetzte Drosselarterie zu betrachten ist; sie geht
gauz in der Tiefe, bedeckt von der Ohrdrüse und dem Griffelmuskel
des Hinterkiefers, gegen das obère Ende des grossen Zungenbeinastes,
in dessen Nahe sie sich nach einem kurzen Verlaufe in die au s se re
und in die innere Kinnbackenarterie theilt. Aus ihr ontspringen:
a)   Die mittlere Arterie der Kiunback en druse (Arteria
glandulae submaxillaris media)
(Fig. 162. f.); sie efscheint als ein
kleiner Zweig, der den mittlern Theil der Kinnbackendrüse versieht;
auch gibt sie kleine Zweige an die dort gelagerten Lymphdrïisen ab.
b)   Die obère Arterie des Kehlkopfes (A. laryngea su-
perior)
ist gleichfalls ein kleines Gefass, welches in den Zungenbein-
Schildmuskel geht, und einige Zweige an den Schild- und Ringmuskel
des Schlundkopfes abgibt.
Bei dem Rinde kommen diese beiden Arterien aus der iiussern
Kinnbackenarterie und bei den übrigen Wiederkiiuern aus der
Zungenarterie.
Bei dem Schweine hat die mittlere Arterie der Kinnbackendrüse
denselben Ursprung, wie bei dem Rinde, und die obère Arterie des
Kehlkopfes wie bei dem Schaf und der Ziege.
Bei den Fleis chfressern verhalt sich die aussere Kopfarterie
wie bei dem Pferde.
A) Die âussere Kinnbackenarterie. (Arteria maxiUaris externa.) (Fig. 162. A.
und Fig. 164.)
Die aussere Kinnbackenarterie ist der schwaehcre von den beiden,
und erstreckt sich von dem hint er n Rande des grossen Zungenbeinastes,
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an der freien Fliiche des innern Kaumuskels bis zu dem Gefâssausschnitt
des Hinterkieferastes, und gibt bis hierher folgende Arterien ab :
a)   Die ob ere' Arterie des Schlundkopfes (A. pharyngea
superior)
(Fig. 162. Ii.) verzweigt sich in dem obern Theil des Schlund-
kopfes und in dem Gaumensegel.
b)   Die Zungenarterie (A. lingualis) (Fig. .162. ii.) liegt an-
fangs zur Seite des Zungenbeinmuskels des Schlundkopfes, tritt dann
zwisclien dem Zungenmuskel und dem Kinnmuskel der Zunge in die
Tiefe an den Grund der Zunge und gibt Zweige an genannte Muskeln,
den Quermuskel, den grossen und kleinen Zungenbeinastmuskel des
Zungeubeines, so wie die Arterie des Zungenriickens [A. dor-
salis linguae)
ab; dièses Gefâss, welches in der Schleimhaut des Znngen-
grundes endet, gibt Zweige an den Zungenmuskel der Zunge und den
Zungenbein-Kelildeckelmuskel ab. Der fortlaufende Stamm geht als
tiefe Zunge nar ter ie (A. profunda linguae s. ranina) etwas ge-
schlangelt zwischen dem Zungenmuskel und dem Kinnmuskel der Zunge
bis in deren Spitze, wo sie in die gleichnamige Arterie der andern
Seitc übergeht ; von ihr gehen zahlreiche Zweige nach oben und unten
an die Muskeln und die Schleimhaut der Zunge, auch anastomosirt
sie mit der Unterzungenarterie.
e) Die untorn Arterien der Kinnbae kendrüs e (Arteriae
glandulae submaxillaris inferiores)
(Fig. 162. k.) sind zwei bis drei
kleine Gefasse, welche in das untere Eude der Kinnbackendriise ein-
dringen und daselbst sich verzweigen.
d)    Die Unterzungenarterie {Arteria sublingualis) (Fig.
162. II.) entspringt nach der vorigen und ist kleiner als die Zungen-
arterie; sie geht zwischen dem Kiefermuskel und dem Kinnmuskel des
Zungenbeines in den Kehlgang herab, rauft hernach über dem Kinn-
winkel an die Maulschleimhaut neben dem Zungenbandchen nach vorn
und unten, und endigt in dieser, so wie in dem Zahnfleisch, welches
die Sehneideziihne des Unterkiefers umfasst. In ihrem Verlaufe gibt
sie Zweige an die Muskeln der Zunge und des Zungenbeines, so weit
sie nâmlich in dem Kehlgang liegen, in die Kehlgangsdriisen, in die
Unterzungendriise und die Haut; ferner entspringt aus ihr ungefahr in
der Mitte der Zunge die Unterkirinart erie (A. submentalis), welche
zwischen den beiden Hinterkicferasten nach aussen und vorn geht,
urn sich in dem Kiefermuskel der Zunge und der allgemeinen Decke
zu verâsteln.
e)   M u s k e 1 z w e i g e (Rami musculares) an den Fliigelmuskel
und den zweibaucliigen Muskei des Hinterkiefers, den obern Theil
des Brust- und Schulter-Zungenbeinmuskels.
f)   Die G es ie ht sar ter ie (A. facialis *) (Fig. 164. ü-) ist der
fortlaufende Ast, der an dem Gefâssausschnitt des Hinterkiefers sich
nach aussen und oben an den vordem Rand des Jochmuskels umbiegt
und an der Gcsichtsflache folgende Aeste abgibt:
* An der Stelle, wo die Gesichtsarterie an dem Gefâssausschnitt des Hinter-
kieferastes liegt (Fig. 164. i.), wird bei den grossern Hausthieren gewölinlicb. der
Puls gefiihlt.
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aa) Zweige, welche in den Jochmuskel des Hinterkiefers, den
Gesichtshautmuskel und in die Haut gehen.
bb) Die Kranzarterie der untern Lippe (/1. coronaria
labii inferioris)
(Fig. 164. kk.) lauft an dem hintern Rande der
Backenmuskeln, bedeckt von dem Kiefermuskel der hintern Lippe,
nach unten und vorn an die Unterlippe, und in dem Kreismuskel bis
in die Mitte derselben, wo sie sich mit der gleiclinamigen Arterie der
andern Seite zu dem Gefassbogen der Unterlippe verbindet; sie gibt,
nachdem sie Zweige an die Backenmuskeln, den Kiefermuskel, Joeh-
muskel der Lippen und die untere Backendriise abgcschickt hat, die
Maulwinkelarteri e (A. anguli oris) ab, welche in die Oberlippe
geht und mit der Kranzarterie derselben anastomosirt. In der Unter-
lippe sendet sie Zweige an den Kreismuskel, den Kinnmuskel, die
allgemeine Decke und die Schleimhaut und anastomosirt mit der
hintern Zannartene.
Fig, 164.
Die aussere tind innere Kinnbackenarterie mit iliren Verzweigungen an der
Gesichtsflache.
A e s » e  der in n e r 11 Kinnbackeoaiterie.
a.         Die Kaumuskelarlerie.
a'.       Die hinterc Arterie des Jochmuskels.               ^
b.         Die obère Arterie der Ohrdrüsc.
c.         Die hintere Ohrarterie.
d.         Die vordcrc Ohrarterie.
e.         Die tiritere Ohrarterie.
f.          Die Schlafenarteric
tr.        Die querlaufeitdc Gesichlsarterie.
g'.       Die vordere Arterie des Jochmuskels.
cc) Die Kranzarterie der o
superioris) (Pig- 164. 1.) entspringt
dem vordern Rande des Jochmuskels
Rande der Backenmuskeln bis in die
tr". Die mittlere Arterie des Jochmuskels.
h. Die hintere Schlafenarteric.
t e
der Sussern Kinnbac
k e il a r t e r
i Ì.
Die Gesichtsarleric.
kit.
Die Kranzarlerie der untern
Lippe.
1.
Die Kranzarterie der obern
•ippe.
ui.
n.
0.
Die Seitenarterie der Nasi'.
Die Nasermickcnarlerie.
Die Augemvinkelarlerie.
beni Lippe (A. coronaria labii
vor und unter der Jochleiste an
, setzt sich dann an dem vordern
obère Lippe fort, in deren Mitte
_>
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sie von dem Kreismuskel eingeschlossen, in die Kranzarterie der audern
Seite ununterbrochen übergeht, wodurch der Gefassbogen der Oberlippe
entsteht; sie anastomosirt mit der Kranzarterie der Unterlippe und der
Gaumenarterie. In ihrem Verlaufe gibt sie Zweige an die Backen-
ïnuskeln, den Jochmuskel der Lippen, die Muskeln der Nase, den
Stirnmuskel und den Kreismuskel der Lippen, so wie an die allgemeine
Decke und Schleimhaut der Nase und der obern Lippe.
dd) Die Seitenarterie der Nase (A. nasi laterali») (Fig.
164. m.) entsteht über der vorigen aus der Gesichtsarterie, sie geht
nach vorn und oben gegen das falsche Nasenloch und verzweigt sich
in dem Kiefermuskel der obern Lippe, dem Stirnmuskel, Nasenbein-
und Kiefermuskel der Nase, der aussern Haut des falschen Nasenloches
und der Schleimhaut der Nase.
ee) Die Nasenrückenarteri e (A. nasi dorsalis) (Fig. 164. n.)
geht nach vorn und oben an den Nasenrücken, und gibt Zweige an
den Kiefermuskel und Stirnmuskel der obern Lippe, den Gesichtshaut-
muskel und die Haut ab.
ff) Die Augenwinkelarterie (A. angularis) (Fig. 164. o.)
ontspringt mit der vorigen, lauft aber nach hinten und oben gegen den
innern Augenwinkel, wo sie mit der untern Augenlidarterie anastomosirt;
sie verzweigt sich besonders in dem obern Theil des Stirn- und Kiefer-
muskels der obern Lippe, dem Kreismuskel, untern Augenlidmuskel
und der Haut der Augenlider.
Bei den Wiederkauern kommt die aussere Kinnbackenarterie
nur bei dem Rinde vor.
Die obère Arterie des Schlundkopfes kommt aus der innern
Kinnbackenarterie.
Die Zungenarterie, aus welcher die untere Arterie der Kinnbacken-
driise und die Unterzungenarterie entspringt, ist einer von den vier
Hauptasten, in die sich die Drosselarterie bei diesen Thieren theilt.
Bei dem Schafe und der Zicge entspringt die Gesichtsarterie aus der
querlaufenden Gesichtsarterie, einem Ast der innern Kinnbackenarterie.
Bei dem Schweine zeigt die aussere Kinnbackenarterie folgende
Abweichungen von der des Pferdes.
Die obère Arterie des Schlundkopfes wird von der Zungenarterie
abgegeben.
Die Zungenarterie entsteht unmittelbar aus der aussern Kopfarterie
und gibt nicht selten die untere Arterie der Kinnbackendriise und die
Unterzungenarterie ab.
Von der Unterzungenarterie geht in der Nahe des Kinnwinkels
ein Ast durch das innere Kinnloch in den Körper des Hinterkiefers
und versieht die Schneidezahne ihrer Seite.
Die Gesichtsarterie ist doppelt und gibt nur Zweige an den Joch-
muskel des Hinterkiefers und den Gesichtshautmuskel, indem die
übrigen Aeste von der Wangenarterie ünd der obern Zannartene
abgegeben werden.
Die Verzweigung der aussern Kinnbackenarterie lasst auch bei
den Fleischfressern Abweichungen erkennen.
Leyh, Anatomie.                                                                                                       
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Die obère Arterie des Schlundkopfes und die Zungenarteric haben
denselben Ursprung wie bei dem Schweine.
Die untere Arterie der Kinnbackendriise kommt aus der Schild-
driisenarterie.
Die Kranzarterie der untern Lippe ist baufig doppelt, und die der
obern Lippe entspringt aus der obern Zahnarterie.
Die Seitenarterie der Nase, die Nasenriickeu- und die Augen-
winkelarterie werden durch Zweige der obern Zalinarterie ersetzt, da
sie nicht als besondere Gefasse betrachtet werden können.
B) Die innere Kinnbackenarterie. (Art. maxillaris interna.) (Fig. 102. B. u. Fig. 164.)
Die innere Kinnbackenarterie ist grösser als die vorige und ent-
springt mit dieser aus der âussern Kopfarterie ; sie steigt alsdann,
anfangs von der Ohrdriise bedeckt, an der innern Flâche ganz in der
Nahe des hintern Randes des Hinterkieferastes iiber die âussere Flâche
am obern Ende des grossen Zungenbeinastes und an dem Luftsack
nach oben bis an das Keilbein, an welchem sie in das Flügelloch
tritt, und von diesem durch das Kinnbackenloch in die Augenhöhle
sich fortsetzt.
Von ihrem Ursprung bis zu dein Flügelloch ontstellen aus ihr
nachstehende Gefasse:
a)  Kleine Zweige an den Luftsack.
b)  Die Kaum u sk elarterie (Arteria masseterica) (Fig. 164. a.)
geht an dem hintern Rande des Hinterkieferastes nach unten und aussen
an den Masseter, an dessen hinterem Theile sie sich als h i n t e r e
Arterie des Joch music els verzweigt; auch gibt sie die mittlere
Arterie der Ohrdriise (A. parotidis media), Zweige an den GrifTel-
muskel des Hinterkiefers und den zweibauchigen Muskel ab.
e) Die obère Arterie der Ohrdriise (A. parotidis superior)
(Fig. 164. b.) entspringt iiber der vorigen an dem hintern Rande des
Hinterkieferastes, und steigt in dem obern Ende der Ohrdriise, an
welche sie viele Zweige abgibt, bis gegen den Grand der Ohr-
muschel, woselbst sie sich in die vorder e, hint ere und untere
Ohrarterie theilt.
aa) Die vordere Ohrarterie (A. auricularis anterior) (Fig.
164. d.) ist ein kleiner Zweig, der unter dem Ohrdrùsenmuskel an den
Grund der Ohrmuschel tritt, alsdann an dem iiussern Rand derselben
bis zur Spitze in die Höhe geht und daselbst mit der hintern Ohrarterie
eine Anastomose bildet. Diese Arterie verzweigt sich in genanntem
Muskel, der aussern und innern Haut der Muschel und im Knorpel selbst.
bb) Die hintere Ohrarterie (A. auricularis posterior) (Fig.
164. e); diese Arterie ist etwas starker als die vorige, geht ebenfalls
an den Grund der Ohrmuschel, und theilt sich daselbst in zwei kleinere
Zweige, von denen der âussere an dem Rücken der Muschel bis zur
Spitze und der innere an dem innern Rande der Muschel bis zur
Spitze geht, an welcher beide mit einander anastomosiren; beide Zweige
geben Gefâsse an die âussere und innere Haut, an den Muschel- und
Schildknorpel, das Fettgewebe, die Schildmuskeln und die Nacken-
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muskeln der Muscliel, dem Vorderhaupfsmuskel der Muscliel und dem
gemcinschaftlichen Ohrmuskel.
cc) Die untere Ohrartcrie (A. auricularis inferior) (Fig.
164. e.) gelit an den aussern Gehörgang und gibt hier die Arterie
der Paukenhöhle (A. tympanica) ab, welche durch das Warzen-
loch des Schlafcnboines in die Paukenhöhle gelangt, in dieser einen
Bogen urn das Trommelfell beschreibt, Zweige an dièses, die Muskeln
der Gehörknöclielchen und an die aussere und innere Wand der
Pauckenhöhle schickt. Die fortlaufende Olirarterie lauft hernach unter
den Schildknorpel an den Gruiid der Muschel, dringt durch ein
kleines Loch in dieselbe und verâstelt sich in deren innern Haut;
unter dem Schildknorpel gehen von ihr kleine Gelasse an die innern
Schildmuskeln der Muschel.
d)   Die Schlafenart crie (A. temporalis) (Fig. 164. g.) ist ein
kurzer Ast, der an dem hintern Rande des Hinterkieferastes unter
dem Hinterkiefergelenke liegt und sich daselbst in zwei Aeste theilt.
aa) Die querlaufende Gesichtsarterie (A. transversa fatici)
(Fig. 164. g'g".), als der grössere Ast, geht unter dem Hinterkiefer-
gelenke auf die aussere Seite, lauft dann anfangs unter dem Gesichts-
Hautmuskel, dann in der Tiefe des Jochmuskels in der Richtung der
Gesichtsleiste als vorder e Arterie des Jochmuskels herab,
welche sich in dem vordern Theil dièses Muskels verzweigt. Von ihr
geht ein Zweig nach oben an das Hinterkiefergelenk als G el enk-
ar te ri e, ein starkerer Zweig tritt in den mittlern Theil des Masseters
als mittlere Arterie des Jochmuskels; ferner gibt sie Zweige
an den Gesichts-Hautmuskel und an die Haut; nach vorn und tinten
anastomosirt sie mit der aussern Kinnbackenarterie.
bb) Die hintere Schlafenarterie (A. temporalis posterior)
(Fig. 164. h.) steigt an der hintern Flache des Hinterkiefergelenkes
gerade nach oben unter den Schildknorpel des Ohres in den hintern
Theil des Schlafenmuskels, in dem sie ihr Ende nimmt ; in ihrem
Verlaufe sendet sie Zweige an die Schildmuskeln der Muschel, den
gemeinschaftlichen Ohrmuskel, den Stirn- und Schlafenmuskel des
Schildes, die Muschel und den Schildknorpel.
e)   Die hintere Zahnarterie (A. alveolaris posterior) lauft
von der innern Kinnbackenarterie nach unten zwischen den Flügel-
muskel, tritt alsdann, bedeckt von diesem, mit dem hintern Zahn-
nerven durch das Hinterkieferloch in den Hinterkieferkanal und in
diesem bis zu dem Kinnloch. Ehe die Arterie in den Kanal tritt,
gibt sie mehrere Zweige an den Fliigclmuskcl des Hinterkiefers und
in dem Kanal selbst kleine Zweige an die Wurzeln der Backzahne;
auch gehen zwischen den Platten des Hinterkiefers feine Gefasse
nach oben und durch die an den Zahnrandern beflndlichen kleinen
Oeffnungen bis in das Zahnfleisch. In der Nahe des Kinnbacken-
loches theilt sich die hintere Zahnarterie noch innerhalb des Kanals
in zwei Aeste, von denen der kleinere Ast zwischen den Knochen-
platten des Hinterkieferastes sich nach vorn bis in den Körper des-
selben fortsetzt und den Hackenzahn, so wie die Schneidezahne
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dieser Seite versieht; der starkere Ast gelangt durch das Kinnloch
nach aussen und verzweigt sieh, indem er mit der Kranzarterie der
hintern Lippe anastoniosirt, in der hintern Lippe.
f)    Die mittlere Hirnhautarterie (A. meningea media)
(Fig. 162. n.) entspringt als ein kleines Gefiiss in der Niihe des
Keilbeines, geht dann duroh das Drosselad.erloch in die Ilirnhöhle,
und verzweigt sich an dem mittlern Tlieile der harten Hirnhaut.
g)   Kleinere Zweige an den Flügehiiuskel des Hinterkiefers und an
das Gaumensegel.
Die Aeste, welche die innere Kinnbackenarterie abgibt, nachdem
sie durch das Kinnbackenloch in die Augenhöhle gelangt ist, sind
folgende :
h) Die vordern Schlafenarterien (Arteriae temporales
anieriores)
(Fig. 162. o o.) sind zwei bis drei Aeste, die theils inner-
halb des Kinnbackenloches, theils ausserhalb desselbcn in der Augcn-
höhle entspringen, nach oben gehen und in dem vordern Theile des
Schliifenmuskels des Hinterkiefers sich verzweigen.
i) Die Augenarterie (A. ophthalmica) (Fig. 162. p.) entsteht
gewölinlich noch innerhalb des Kinnbackenloches aus der inuern
Kinnbackenarterie, lauft dann durch die Augenhölilenhaut in die
Augenhöhle und theilt sich in folgende Aeste:
aa) Die Stimar te rie (A. orbitalis s. supraorbitalis) entspringt
inanclinial auch unniittelbar aus der innern Kinnbackenarterie ; sie geht
an der obern Wand der Augenhöhle bis zu dem Augenbogenfortsatz
des Stirubeines in die Höhe, und setzt sich durch das Augenbogenloch
dièses Fortsatzes ausserhalb der Augenhöhle fort. Sie gibt Zweige
an den innern obern Augenlidmuskel, den grossen schiefen Muskei,
den aussern obern Augenlidmuskel, den Kreismuskel, so weit er in
dein obern Augenlid liegt, an die allgemeine Decke und an die
Bindehaut.
bb) Mehrere kleine Zweige fiir die geraden Mtiskeln, den kleinen
schiefen Muskei des Augapfels, an die Thranendriise, das Fettgewebe
und an die Augenhölilenhaut.
cc) Die Art eri en der Ader haut und E egen bogen haut
(Arteriae ciliares) sind kleine Gefasse, welche durch die wcisse oder
undurclisichtige Hornhaut in das Innere des Augapfels dringen und in
genannten Hâuten sich verzweigen. Die Gefasse der Aderhaut bilden
hiiufige Anastoniosen mit einander, die nach sorgfaltiger Abnahme der
weissen Haut deutlich erscheinen. Die Gefasse der Regenbogenhaut
vereinigen sich theilweise am âussern Rande dieser zu einem Kreise,
den man den grossen Gefasskreis der Regenbogenhaut
(Circuius arteriosus iridis magnus) nennt, von welchcni die Pupillar-
membran beim Fötus ihre Gefâsse erhâlt.
dd) Die obère Nas en arterie (A. nasalis superior) ist der
fortlaufende Ast der Augenarterie, welcher zwischen dein grossen
schiefen und innern obern Augenlidmuskel zwei Bogen beschreibt und
dann durch das vordere Augenhöhlenloch in die Hirnhöhle tritt; in
der Augenhöhle gibt sie Zweige an genannte Muskeln, die Nickliaut
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und die Tlirânenkarunkel ab. In der Hirnhöhle geht sic, nachdem
sie mit Zweigen der innern Kopfarterie anastomisirt hat, durch eines
der Sieblöcher in die Nasenhöhle und verzwcigt sich daselbst in der
Schleimhaut der Siebbeinzellen, der vordern Nasenmuschel und der
Scheidewand.
k) Die Wangen arterie (A. buccinatone/.) (Fig. 162. q.) lauft
iiber die Beule des grossen Kieferbeines in die Backenmuskeln, und
gibt Zweige an diese, den Joch- und Flügelmuskel des Hinterkiefers,
die obère Backendrüse, das Zahnfleisch und an die Schleimhaut der
Backen ab.
1) Die unte re Augcnlidarterie (A. palpebralis inferior)
(Fig. 162. r.), welche aus der obern Zahnarterie entspringt, steigt an
der innern Augenhöhlenwand nach oben in das untere Augenlid, und
gibt Zweige an den kleinen schiefen Muskei des Augapfels, den
Thriinensack, den Kreismuskel des untern Augenlides, den untern
Augenlidmuskel, die Bindehaut und die allgemeine Decke ab.
m) Die voi-de re Zahnarterie (A. alveolaris anterior) (Fig.
162. s.) gelangt durch das obère Kieferloch in den Vorderkieferkanal,
in welchem sie Zweige an die Wurzeln der Backzàhne schickt und
sich dann in der NHhe des untern Kieferlochs in zwei kleinere Aeste
spaltet. Der au ssere Ast geht durch das untere Kieferloch nach
aussen, anastomosirt mit der Serenartene der Naso und gibt Haut
und Muskelzweige ab; der innere Ast setzt sich zwischen den
Platten der kleinen Kieferbeine bis zu den Schneideziihnen fort, welche
er, so wie den Hackenzahn versieht.
n) Die hintere Nasenarterie (A. nasalis posterior) (Fig.
162. t.) tritt durch das Nasenloch des Gaumenbeines in die Nasen-
liölile und theilt sich in diesor in zwei Aeste, von denen der innere in
die Schleimhaut der Nasenscheidewand und der aussere in die der
hintern Nasenmuschel, des hintern Nasenganges, der Rachenhöhle und
der Nebenhöhlen der Nase geht.
o) Die Gaumenarterie (A. palatina) .(Fig. 102. u.) gelangt
durch das obère Gaumenloch in den Gaumenkanal und durch das mitt-
lerc in die Gaumenrinne, in welcher sie sich bis zu dem untern
Gaumenloch (Einschneideloch) fortsetzt und dort mit der Gaumenarterie
der andern Scite anastomosirt. In diesem Vcrlaufe gibt sie einige
Zweige an den weichen und zahlreiche Zweige an den harten Gaumen,
das Zahnfleisch und die Nasenschleimhaut ab, letztere Zweige gehen
durch die kleinen Oeffniingen der grossen Kieferbeine, welche von der
Maulhóhle in die Nasenhöhle führen. Durch das untere Gaumenloch
geht sie alsdann nach aussen und spaltet sich in zwei Aeste, die sich
in den Muskeln der obern Lippe, deren Schleimhaut und dem Zahn-
fleisch endigen; sie anastomosirt mit den Kranzarterien der obern Lippe.
p) Die Gaumen vorhang art eri e (A. veli palatini) (Fig.
102. v.) ist ein kleines Gefiiss, das zwischen dem obern Ende des
grossen Kieferbeines und dem Gaumenbeine an das Gaumensegel geht
und in demselben sich verzweigt.
Bei den Wieder kauern lauft die innere Kinnbackenarterie
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nicht durch das Flügel- und Kinnbackenloch, sondern frei in die
Aügenhöhle ; sie zeigt folgende Abweichungen in ihrer Verzweigung.
Die Kaumuskelarterie ist im Vcrhaltnisse sehr klein.
Die hintere Schlafenarterie gibt Zweige an die Gefâsshaut der
Hornfortsâtze, dann geht auch ein Zweig von ihr durch den Schlafen-
gang an die harte Hirnhaut als obère Hirnhautarterie.
Die mittlere Hirnhautarterie kommt von der Oberhauptsarterie.
Die Augenarterie bildet in der Aügenhöhle ein Gefassnetz.
Die Gaumenarterie geht, da das untere Gaumenloch fehlt, durch
die Gaumenspalte der kleinen Kieferbeine in die Nasenhöhle.
Auch bei dem Schweine geht die innere Kinnbackenarterie frei
in die Aügenhöhle.
Die Kaumuskelarterie wie bei den Wiederkauern.
Die untere Zahnarterie theilt sich am Ende des Hinterkieferkanals
in mehrere Zweige, welche durch die aussern Kinnlöeher nach aussen
gehen. Der innere Zweig für die Schneidezahne wird von der Unter-
zungenarterie abgegeben.
Die starkere Wangenarterie setzt sich bis an die Unterlippe fort.
Die untere Augenlidarterie lauft über dem innern Augenwinkel
nach aussen und verzweigt sich an der Stirne.
Die obère Zahnarterie ist ziemlich stark und theilt sich ausser-
halb dem untern Kieferloch in mehrere Aeste, die bis zur Nase und
der obern Lippe herabgehen.
Die Gaumenarterie verbindet sich mit der der andem Seite und
gelangt mit dieser an die obère Lippe.
Bei dem Hun de geht die innere Kinnbackenarterie wie bei dem
Pferde durch das Flügel- und Kinnbackenloch des Keilbeines, und
bei der Kat ze wie bei dem Schweine und dem Rinde frei in die
Aügenhöhle.
Die obère Arterie der Ohrdrüse gibt die obère Arterie der Kinn-
backendrüse ab und die vordere Ohrarterio ontspringt aus der hintern
Schlafenarterie.
Die vordern Schlâfenarterien machen hier nur ein Gefass aus.
Die Augenarterie bildet wie bei den Wiederkauern zwischen den
Muskeln des Augapfels ein Gefassnetz, das durch kleine Zweige mit
der innern Kopfarterie in Verbindung steht.
Die der Seitenarterie der Nase, der Nasenrückenarterie und die
der Augenwinkelarterie entsprechenden Gefasse kommen von der obern
Zahnarterie, ebenso die Kranzarterie der vordern Lippe.
Die Gaumenarterien gehen, ohne sich mit einauder zu verbinden,
durch die Gaumenspalten in die Nasenhöhlen.
8) Die Achselarterie. (Arteria axülaris.)
Die Achselarterie ist rechterseits die fortlaufende Arm-K opfarterie
und linkerseits die fortlaufende linke Achselarterie. Jedc biegt sich
ihrer Seite an dem vordern Rande der ersten Rippe unter dem Rippen-
Halswirbelmuskel nach aussen und hinten um, und geht unter der
Schulter bis zu dem Armgelenk. Sic gibt ab:
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a)   Die vordere Schuiterarterie (A. scapularis anterior)
(Fig. 165. a.) Iauft als ein kleiner Ast an der innern Plache des
Armgelenkes nach vorn und theilt sich in folgende Gefâsse:
aa) Einen Zweig, der vorn an der Schulter in die Höhe geht,
und sich in dem Unter-Schulterblattmuskel, dem obern Theil des
Brustbein-Schultermuskels, hauptsachlich aber in dem vordern Grâten-
muskel verastelt.
bb) Die obern Ernahrungsarterien des Armbeines
(Arteriae nutritiae superiores) sind mehrere kleine Zweige, die zwi-
schen der Sehne des geraden Beugers des Vorarmbeines und dem
Kapselband nach vorn in die Gelenkgrube des Armbeines, und in
dieser durch die Ernahrungslöcher in die Hóhle desselben gehen.
b)   Die mittlere Schuiterarterie (A. scapularis media)
(Pig. 165. b.) ist ein sehr starker Ast, der an dem hintern Rande
des Schulterblattes in die Höhe steigt und folgende Gefâ'sse abgibt:
aa) Die hintere Schuiterarterie (A. scapularis posterior)
(Fig. 165. b'.) setzt sich als ein langes Gefâss auf dem grossen
Schulter-Armbein- und dem langen Schulter-Ellenbogenmuskel in einem
Bogen nach hinten und oben fort, und theilt sich in zwei Zweige,
die sich in genannten Muskeln, dem Rù'cken-Armbeinmuskel und dem
Brust - Hautmuskel verzweigen ; vor ihrer Theilung gehen Zweige an
die obern Armdriisen.
bb) Die aussere Sc hul ter art eri e" (A. scapularis externa)
(Fig. 165. b".) entspringt nach der vorigen und ist grösser als dièse;
sie geht zwischen dem Kapselband und dem grossen Schulter-Ellen-
bogenmuskel iiber die hintere Flache des Armgelenkes auf die aussere
Seite, und gibt an das Kapselband, den mittlern und kleinen
Schulter-Armbeinmuskel, den grossen Schulter-Ellenbogenmuskel, hin-
tern Gratenmuskel, grossen, mittlern und kleinen Schulter-Umdreher-
muskel, aussern Armbein-Ellenbogenmuskel, gewundenen Beuger des
Vorarmbeines, das untere Ende des gemeinschaftlichen Muskels des
Armes, Halses und Kopfes und die Ernâhrungsarterie des Schulter-
blattes Zweige ab.
cc) Die i n n e r e Schuiterarterie (A. scapularis interna)
(Fig. 165. b"'.) entsteht weiter oben an dem hintern Rande des
Schulterblattes und theilt sich an diesem in zwei Aeste. Der innere,
gewöhnlich grössere Ast geht nach vorn und oben, und verzweigt
sich in dem Unterschulterblattmuskel; der aussere kleinere Ast geht
in den vordern Gratenmuskel und das obère Ende des Brustbein-
Schultermuskels.
dd) Die fortlaufende mittlere Schuiterarterie (Fig. 165. b"".)
setzt sich an dem hintern Rande des Schulterblattes an der innern
Flache des grossen Schulter -Ellenbogenmuskels nach oben fort und
gibt vordere und hintere Zweige ab. Die vordern Zweige gehen in
den obern Theil des grossen Schulter-Armbeinmuskels, Unterschulter-
blattmuskels, den hintern Gratenmuskel und den grossen Schulter-
Umdrehermuskel; die hintern Zweige dringen in den grossen und
langen Schulter - EHenbogenmuskel.
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Mg. 165. Die Arterienverzweigung am
obern 'J'heil des linken Vorderfusses an
dor innern Seite blosgelegt.
A. Die Armarterie. (Arteria brachialis.)
(Fig. 165. 2.)
Dieso Arterie geht gegenüber der
mittlem Schulterarterie an der innern
Seite des Armgelenkes aus der Ach-
selarterie liervor, lauft dann an der
innern Plache des Armbeines nach
unten und theilt sich vorn iibcr dem
Ellenbogengelenk in die vordere
und hintere Vorarmart eri e.
Die Aoste, welclie die Armartene
abgibt, sind :
a)   Die uni s chlungene Arm-
heinarterie (A. circumflexa hu-
meri)
(Fig. 165, e.) geht zwischen
dem mittlern Schulter- Arinbeinmuskel
und dem obern Ende des Armbeines
nach vorn und aussen, und ver-
zweigt sich in diesem Muskel, dem
geraden Beuger des Vorarmbeines.
dem grossen Brust-Armbeinmuskel
und dem Anfang des gemeinschaft-
lichen Muskels des Armes, Halses
und Kopfes; sie anastomosirt mit
der aussern Schulterarterie.
b)  Die tiefe Armheinarterie
(A. profunda brachii) (Fig. 165. d.)
ist ein starker Ast, bisweilen doppelt,
der ungefahr in der Mitte des Arm-
beines aus der Armarterie seinen
Ursprung nimmt, nach hinten lauft
und sich alsbald in mehrere Zweigc
theilt, die sich in den Ausstreckern
und dem gewundenen Beuger des
Vorarmbeines verâsteln.
e) Muskelzweige (Rami
musculaires),
die in den grossen
Brust-Armbeinmuskel, den grossen
Schulter - Armbeinmuskel und den
geraden Beuger des Vorarmbeines
dringen.
d) Die Ellenbogenarterie
(A. ulnaris) (Fig. 165. e.) entspringt
vor der Theilung der Armartene
und geht an der innern Flache des
untern Endes des Armbeines nach
hinten bis an den Ellenbogenhöcker.
Aus ihr kommen:
aa) Die untere Ernahrungs-
1.     Die Achselarlerie.
a.           Die vordere Schullcrarlerie.
b.      . Die miniere Schuiterarterie,
b'.
         Die hintere Schultcrarterie.
b". Die àussere Schultcrarterie.
b'"'. Die iunere Schuiterarterie.
b"". Die fortlaufcnde miniere Schuiterarterie.
2.     Die Armarlcrie.
e.          Die nmschlunecne Armheinarterie.
d.           Die liefe Armheinarterie.
e.           Die EUcnbogenarterie.
e'.
         Die Ernahrungsartcric.
e". Zweige an die untern Armdriisen.
e'" e'". Die hintere Hautarlcrie.
e"". Die vordere Dentartene.
3.     Die vordere Vorarmarleri e.
4.     Die hintere Vorarmarleri e.
f.            Die Zwischenknochenartcrie.
f'.         Die Arterie des hintern Netzca der Vorder-
Fussvvurzel.
g.           Muskelzweige.
5.     Die àussere Schienbeinarterie.
6.     Die liefe Schienbeinarterie.
7.    Die innere Schienbeinarterie.
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arterie des Armbeines (A. nutrititi inferior) (Fig. 165. e'.) ist
ein kleiner Zweig, der in manchen Fàllen aueh unmittelbar aus der
Armartene ontspringt und durch das Ernàhrungsloch an der innern
Flâche des Armbeines in die Hóhle desselben dringt und in der
Markhaut sich verzweigt.
bb) Zweige an dio untern Armdriison (Fig. 165. e".) und
Muskelzweige.
ce) Die vordere Hautarterie (A. subcutanea anterior) (Fig.
165. e"".) lauft von der Ellenbogenarterie nach vorn über das untere
Ende des geraden Beugers des Vorarmbeines, setzt sich dann auf
der vordern Seite des Vorarmes bis zu dem Kniegelenke fort und
verzweigt sich in den Aponeurosen des Vorarmes und in der Haut.
dd) Die hintere Hautarterie (A. subcutaneaposterior) (Fig.
165. e'"e'".) geht von der Ellenbogenarterie nach hinten, an die
hintere Seite des Vorarmes, und an diesem zwischen den Arm-
Hackenbeinmuskeln nach unten bis zu dem Kniegelenke, wo sie
sich mit der aussern Schienbeinarterie verbindet; sie gibt Zweige an
die Aponeurosen und an die Haut ab.
B. Die Tordere Vorarmarterie. (Arteria radialis anterior) (Fig. 165, 3.)
Die vordere oder kleine Vorarmarterie geht, bedeckt von den
Beugern des Vorarmes, iiber die vordere Flache des Ellenbogen-
gelenkes an die vordere Seite des Vorarmes, wo sie unter dem
Arm-Schienbeinmuskel und dem Armbeinmuskel des Fessel-, Kron-
und Hufbcines bis zu dem Kniegelenke herablauft. Sie schickt Zweige
an die Muskeln, welchc an der vordern Seite des Vorarmes liegen,
an 'das Kapselband des Ellenbogengelenkes und des Kniegelenkes.
C. Die hintere Vorarmarterie. (Arteria radialis posterior.) (Fig. 105. 4.)
Die hintere oder grosse Vorarmarterie ist die fortgesetzte Arm-
arterie , welche anfangs an der innern Flache des Ellenbogengelenkes,
dann hinten an der innern Seite des Vorarmbeines an den Beugc-
muskcln des Unterfusses bis gegen das Kniogelenk herabgeht, und
iiber demselben sich in die aussere, tiefe und innere Schien-
beinarterie fheilt. Sie gibt folgende Zweige ab:
a)   Gelenkzweige (Rami articulâmes), welche an das Kapsel-
band des Ellenbogengelenkes gehen.
b)   Die Bogenarterie oder Zwisc h enk noe henarterie
(A. interossea) (Fig. 165. f.) geht als ein ziemlich starker Ast zwi-
schen dem Vorarmbcin und dem Ellenbogenbein nach aussen an den
Vorarm, und an diesem bis zu dem Kniegelenke herab, wo sie sich
in folgende Gefâsse theilt:
aa) Die Ernahrungsarterie (A. nutritia) entspringt in der
Ellenbogenspalte und tritt durch das daselbst befindliche Ernahrungs-
loch in das Vorarmbein; ebenso dringen kleinere Ernahrungsgefasse
in das Ellenbogenbein.
bb) Die zurücklaufende Arterie (A. recurrens) ist ein
dunnes Gefass, das an der âussern Flache des Ellenbogenbeines
L e y h , Anatomie.                                                                   49
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38G
nach oben lauft, Muskelzweige abgibt und mit der tiefen Armbein-
arterie sich verbindet.
cc) Muskelzweige an den aussern Arm-Hackenbeiimiuskel, den
Vorarmbeinmuskel des Pessel-, Kron- und Hufbeines, den Arm- und
Vorarm - Schienbeinmuskel.
dd) An der vordern Fliiclie des Kniegelenkcs bildet die fort-
laufende Bogenarterie ein Gefassnetz, das vordere Netz der
Vorder-Fusswurzel (Rete carpi dorsale), von dem zwei dunne
Gelasse als innere und aussere Griffelbeinarterien ausgeben; jede dieser
Arterien lauft ihrer Seite zwischen dem Schien- und dem Griffelbein
nach unten, gibt Hautzweige ab und verbindet sich über dem Köthen-
gelenk mit den Schienbeinarterien.
e) Die Arterie des hintern Netzes der Vorder-Fuss-
wurzel (Fig. 165. f'.), welche an der hintern Fliiche des Vorarinbeines
über dem Kniegelenke entspringt, bildet an der hintern Fliiclie des
Kniegelenkes, das hint ere Netz der Vorder-Fusswurzel
(Bete carpi volare), von welchem kleine Gelasse zu dein vordern
Netze gehen.
d) Mehrere starke Muskelzweige für die Bcugemiiskeln des Schien-,
Fessel-, Kron- und Hufbeines.
D. Die aussere Schienbeinarterie. (Arteria volaris externa.) (Fig. 165. und
Fig. 166. 5.)
Diese ist ein dunnes Gefass, das über dem Kniegelenke (Vorder-
Fusswurzel) aus der hintern Vorarniarterie entspringt, nach hinten
über die Kückseite des Kniegelenkes, über dem sie sich, bedeckt von
den Sehnen der Arm-Hackenbeinmuskeln, mit der hintern Hautarterie
verbindet und den oberfliichlichen Gefassbogen (Arcus volaris sublimis)
bildet, an die aussere Seite des Schienbeines tritt und an dieser zur
Seite der Beugesehnen nach unten lauft; über dem Köthengelenk
gelangt sie alsdann unter dem obern Gleichbeinband auf die Rückseite
des Schienbeines und anastomosirt unterhalb dem Kniegelenke mit
der tiefen Schienbeinarterie, vvodurch der tiefe Gefassbogen (Arcus
volaris profundus)
entsteht.
Die aussere Schienbeinarterie gibt feine Zweige an die Haut,
die Beuge'sehnen des Kron- und Hufbeines, den âussern Griffel- und
wurmförmigen Muskei und an das obère Gleichbeinband ab.
E. Die tiefe Schienbeiuarterie. (Arteria volaris profunda.) (Fig. 165. und
Fig. 16G. 6.)
Die tiefe pder kleine Schienbeinarterie entspringt mit der innern
über der Vorder-Fusswurzel aus der hintern Voravmartcrie, geht
alsdann, in den Schichten des Kniebogenbandes eingeschlossen, an der
innern Seite des Kniegelenkes nach unten und hinten zwischen das
obère Gleichbeinband und die hintere Fliiclie des Schienbeines, an
welcher sic an dem innern Griffelbeine sich bis oberhalb des Kóthen-
gelenkes fortsetzt und mit der vorigen sich verbindet. Sie schickt
Zweige an das vordere und hintere Netz des Kniegelenkcs, au das
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obère Gloichbeinband, den Griffel- und wurmförmigen Muskei dieser
Seite. Am obern Ende des Scbienbeines gibt sie die Ernâhrungs-
arterie desselben ab.
             i
Die innere Schienbeinarterie. (Arteria vularis interna.) (Fig. 165. und
Fig. 166. 7.)
Fig. 166.
Die Arterienverzweigung am un-
tern The.il des linken Vorderfusses
an der innern Seite blosgelegt.
Die innere oder grosse Schienbeinar-
terie ist starker als die beiden vorigen,
sie geht mit den Beugesehnen durch den
Kniering und Iauft dann an der innern
Seite der Beugesehnen nach unten bis über
das Kötliengclenk, wo sie sich mit den
beiden andern Schienbeinarterien und den
Griffelartcrien zu dem Sesambogen (Arcus
volaris)
verbindet, von dem die beiden
Seitenarterien der Zebe ausgehen.
G. Die Seitenarterien der Zche. (Arteriae digi-
tales.)
(Fig. 166. 8. und 9.)
Jede dieser Arterien geht von dem
Sesambogen als iiussere und innere Seren-
artene zui' Seite des Köthengelenkes, des
Fessel- und Kronbeines bis zu dem Huf-
bein herab und theilt sich in folgendc
Gefasse:
a)   Zweige an das Köthengelenk.
b)   Die vordere Fesselarterie
(Fig. 166. h.) Iauft an die vordere Flâche
des Fesselbeines, und
5.
nic
aiisserc Schienbeinarterie.
(1.
Die
tiefe Schienbeinarterie.
7.
Die
innere Schienbeinarterie.
8.
Die
innere Scitenyrterie der Zebe.
!).
Die
ausserc Seitenarterie der Zebe
li.
Die
vordere Fesselarterie.
i.
Die
hintere Fesselarterie.
k.
Die
Fersenarterie.
1.
Die
vordere Kronbeinarterie.
m.
Die
hintere Kronbeinarterie.
n.
Die
vordere Hufbeinnrterie.
0.
Die
hintere Iltifbeinarteric.
e) die h i n t e r e Fesselarterie
(Fig. 166. i.) an die hintere Flache des-
selben ; beide anastomosiren mit deiien der
andern Seite und geben Zweige an die
Beuge- und Strecksehnen und an die
Haut ab.
d) Die Fersenarterie (Fig. 166. k.)
setzt sich von dem obern Ende des Kron-
beines nach hinten und unten in den Fleischstrahl fort, und verzweigt
sich in diesem.
e)   Die vordere Kronarterie (Fig. 166. 1.) oder die Arterie
der Kronenwuist geht theils an die vordere Flache des Kronbeines und
theils in die Fleischkrone, in welcher sie mit der gleichnamigen Arterie
der andern Seite zu einem Bogen sich verbindet, von dem zahlreiche
Gefasse in die Fleischkrone und in die Hornröhrchen der Homwand
dringen. Ausser diesem grössern Gefass gehen noch kleinere aus den
Seitenarterien hervor, die nach vorn laufen und sich in der Ausstreck-
scline des Hufbcines, der Haut und der Fleischkrone verasteln.
f)   Die hintere Kronarterie (Fig. 166. m.) geht an die
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388
hintere Flâche des Kronbeines, verbindet sich hier mit der Kronarterie
der anderil Seite und endigt in den Beugesehnen, dem Kapselband
des Krongelenkes, dem Kronbein und in der Haut.
g) Die vordere Hufbeinarterie (Fig. 1G6. n.) tritt durcli
das Astloch, oder in Ermanglung desselben durch den Astaussehnitt
nach vorn an die Wandflache des Hufbeines, in deren Rinne sie
ihren Verlauf nimmt, mit der gleichnamigen Arterie der andern Seite
sich verbindet und zablreiche Zweige au die Fleischwand, so wie
aucli Zweige an das Hufbein selbst abgibt.
li) Die hintere Hufbeinarterie (Fig. 1G6. o.) geht nach
unten und hinten in die Sohlenrinne und von dicser durch das Sohlen-
loch in das Hufbein ; sie versieht das Hufgelenk, den Fleischstrahl,
die Fleischsohle und das Hufbein, in welchem die kleinen Gcfiisse
durch die Oeffnungen an der Wandflache bis in die Fleischwand sich
fortsetzen. Sowohl diese als die vorige Arterie bilden ausgebreitete
Gefassnetze in genaniiten Fleischthcilen des Hufes und zablreiche
Anastomosen mit den gegenüberliegenden Arterien.
Bei den Wie derkau ern weicht die Verzweigung der Achsel-
arterie ini AVesentlichen in Folgendem ab :
Die aussere Schuiterarterie gibt die tiefe Armbeinarterie ab.
Die Ellenbogenarterie gelangt nicht bis zu dem Kniegelenke
herab, desshalb fehlt aucli die Verbindung mit der aussern Schien-
beinarterie.
Die untore Ernahrungsarterie kommt von der vordern Vorarin-
arterie und
Die Bogenarterie von der Armarterie.
Die vordere Vorarmarterie entsteht am obern Ende des Vor-
armes aus der hintern Vorarmarterie, sie geht dami vorn am Vor-
arme über das Kniegelenk bis ungefiihr in die Mitte des Schienbeines,
theilt sich daselbst in zwei kleinere Aeste, von denen einer sich
mit der grossen Schienbeinarterie zu dem oberflachlicbcn Gefass-
bogen und der andere zu dem tiefen Gefassbogen verbindet, aus dem
die Ernahrungsarterie für das Schienbein kornmt. Ein weiterer Zweig
geht am Schienbein von der vordern Vorarmarterie ab, welcher theils
durch das obère Loch des Schienbeines nach hinten, theils an die
Beugesehnc des Fesselbeines geht.
Aus dem tiefen Gefassbogen lauft ein Zweig als vordere
Zehenarterie durch das unterò Loch des Schienbeines nach vorn an
die Zehen; ferner entspringt aus ihm die innere und âussere Seiten-
arterie der Zebe, welche aussen an den beiden Zehen nach unten
gehen und Zweige an die Afterklauen abgeben.
Die grosse Schienbeinarterie, welche wie bei dem Pferde
die fortgesetzte hintere Vorarmarterie ist, theilt sich hinten am
untern Ende des Schienbeines zwischen den beiden Afterklauen in
zwei Aeste, namlich in die aussere Seitenarterie der innern Zebe
und in die innere Seitenarterie der âussern Zebe ; beide gehen also,
zwischen den Zehen einander gegeniiberliegend, bis zu der innern
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Plâche der Klaueubeine herab, und dringen durch die daselbst befind-
lichen Oeffnungen in dieselben ein.
Bei dem S eh w eine bat die Àchselarterie in der Hauptsache
denselben Verlauf und Verzweigung wie bei dem Rinde, nur ist bei
der Verzweigung' der grossen Schienbeinarterie folgender Unterschied.
Die grosse Schienbeinarterie geht namlich, nachdera sie über
den Gleichbeinen die Arterien für die innere und die Arterie für
die âussere Afterzehe abgegeben bat, zwischen die beiden wahren
Zehen, woselbst sie sich in die âussere Seitenarterie der iiussern
Zehe und in die innere Seitenarterie der innern Zehe theilt; erstere
gibt die innere Seitenarterie der iiussern Zebe, letztere die âussere
Seitenarterie der innern Zebe ab, so dass also jede wahre Zehe eine
innere und aussere Seitenarterie bat, die mehrfache Verbindungen
unter einander eingehen. Wie bei dem Rinde geben aucb bei dem
Schweine die innern Seitenarterien beider Zehen in die Löcher der
Klaueubeine.
Bei den Fleischfr esserli entspringt aus der mittlern
Schulterarterie :
Die tiefe Armbeinarterie.
Die Armarterie zeigt nur bei der Katze eine Abweichung in
Beziehnng ihres Verlaufes, indem sie durch die Spalte über dem
innern Knorren des Armbeines geht.
Die aus der mittlern Schuiterarterie entspringende tiefe Arm-
beinarterie gibt einen Zweig ab, der an der vordern Flâche des Vor-
armes bis zu dem Kniegelenke geht, daselbst das vordere Netz der
Vorder-Fusswurzel bildet, aus dem die vordern Seitenarterien der
Zehen ontspringen.
Die Ellenbogenarterie reicht nicht so weit herab, wie bei
dem Pferde.
Die unterò Ernahrungsarterie des Armbeines hat denselben Ur-
sprung, wie bei dem Rinde.
Das hintere Netz der Vorder-Fusswurzel wird von einem Zweig
der Bogenarterie gebildet.
                                        /
Die hintere Vorarmarterie verbindet sich mit der aussern Schien-
beinarterie zu dem oberflâchlichen Gefâssbogen, aus dem die Seiten-
arterien der Zehen entspringen.
Bei der Katze theilt sich die Armarterie am obern Ende des
Vorannes in drei Aeste, namlich in die vordere und hintere Vorarm-
arterie und in die Bogenarterie, beide erstern bilden durch Anasto-
mosen den tiefen Gefâssbogen ; der oberflâchliche Gefâssbogen fehlt.
11. Die hintere Aorta. (Aorta posterior.)
Die hintere Aorta ist stârker und viel langer als die vordere und
entspringt mit dieser aus dem gemeinschaftlichen Starnili. Von diesem
geht sio, die Lungenarterie links, die Lnftröhre und den Schhind rechts
lassend, in einem Bogen nach oben und hinten bis ungefâhr an den
Körper des sechstcn Rückenvvirbels ; setzt sich dann von diesem unten
'•<Éf
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an der linken Seite der Körper der übrigen Rückenwirbel, von den
Bliittern des hintern Mittelfelles eingeschlossen, bis zu dem Zwerch-
fell fort, welcher Theil der Brusttheil der Aorta (Pars thoracica
arteriae Aortae)
genannt wird. Aus diesem Theil nehruen folgende
Gefasse ihren Ursprung:
1.  Die Luftröhrenastarterie.             '3. Dio Z-wischenripponarterien.
2.  Die Schlundarterie.                      4. Die Yordern Zwerohfellarterien.
Nachdem die Aorta diese Gefiisse abgegeben hat, verliisst sie
die Brusthöhle, indem sie durch das Aortenloch des Zwerclifells in
die Bauchhöhle tritt und in diescr, ausserhalb des Bauehfells, unten,
aber ebenfalls mehr an der linken Seite der Körper der Lendenwirbel,
sich bis in die Nâhe des sechsten fortsetzt. Dieser Theil, welcher
als der Bauchtheil der Aorta (Pars abdominalis arteriae Aortae)
bezeichnet wird, gibt folgende Aeste ab :
1.  Die hintern Zwerchfellarterien.               B. Die  hintero Gekrösarterie.
2.   Die Bauehschlagader.                              7. Die  Lendenarterien.
3.  Die vordere Gekrösarterie.                     8. Die  Darmbeinarterien.
i. Die Nierenarterien.
                                 9. Die  Beckenarterien.
5. Die innern Saamenarterien.
A. Der Brusttheil der Aorta. (Pars thoracica arteriae Aortae.) (Fig. 167. aa.)
I. Die Luftröhrenastarterie. (Arteria bronchialis.) (Fig. 167. b.)
Die Luftröhrenast- oder Bronchialarterie ist ein kleines unpaariges
Gefass, das aus der untern Wand, mehr gegen die rechte Seite, aus
dem Bogen der hintern Aorta entspringt, nach unten und hinten zwischen
den Blâttern der obern Abtheilung des hintern Mittelfelles an den Thei-
lungswinkel der Luftröhre tritt, Zweige an den vordern Theil der
Brustportion des Schlundes, das untere Ende der Luftröhre und an
das Mittelfcll abgibt, und sich dann in einen rechten und linken Ast
theilt. Jeder Ast verzweigt sich mit dem Luftröhrenastc seiner Seite
und geht bis in die feinsten Verzweigungen derselben ; auch bilden
die Bronchialarterien an der ganzen Obeiflache der Lungen, unter
dem serösen Ueberzuge, zahlreiche feine Gefassnetze, die mit Zweigen
der Bauchschlagader anastomosircn. Diese Arterie führt den Lungen
das Blut als emahrendes Material zu.
II. Die Schlundarterie. [Arteria oesophagea.) (Fig. 167. c.)
Diese und die vorige Arterie ontspringen gcwöhnlich mit einem
gemeinschaftlichen Stammchen aus der Aorta ; sic ist kleiner als diese,
ebenfalls ungepaart und geht, nachdem sie Zweige an den vordern
Theil der Brustportion des Schlundes und das untere Ende der Luft-
röhre abgegeben hat, zwischen den Blattern des hintern Mittelfelles,
in einiger Entfernung über dem Schlunde, nach hinten bis in die
Nâhe des Zwerclifells, wo sie mit dem Schlundaste der Bauchschlag-
ader anastomosirt; in ihrem Verlaufo schickt sie kleine Zweige an
das Mittelfell, den hintern grössern Theil dor Brustportion des Schlundes
und an die Mittclfellsdriisen.
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Fig. 167.
Der Iîrusttheil der Mutera Aorta mit den aus ihm entspringenden Gefasse
(die Brusthöhle ist von der linken Seito geöffnet).
il a. Der Driistlheil der hintcrn Aûrla.                           à il. Die Zwischenrippenarterien.
b.        Din Lnflriilirenaslarleric.                                         e. Die vordern Zwcrchfcllarlerien.
c.        Die Schliindarterie.
III. Die Zwischenrippenarterien. (Artcriae intercostales.) (Fig. 167. d d.)
Die hintere Aorta gibt in der Brusthöhle auf jeder Seite vier-
zehn Zwischenrippenarterien ab, die einander gegenüber aus der
obern Wand derselben entspringen, so dass es im Ganzen achtzehn
Paar sind, da die vordere Aorta die vier ersten Paar abgibt. Die
fiinfte und sechste Zwischenrippenarterie entsteht gewöhnlich mit einem
gemeinschaftlichen Stammchen. Sie gehen an den Kórpern der Kücken-
wirbeln nach oben zwischen den Ranni zweier Rippen und theilen
sich in folgende Gelasse :
a)   Kleine Zweige an die Aorta, das Brustfell, die Körper der
Riickeuwirbel und an den grossen synipathischen Nerven.
b)   Eincn Rii ckenmarksz weig (Ramus spinalis), der durch
das Zwischenwirbelloch zweier Riickenwirbel in den Riickenmarkskanal-
tritt, an der harten Haut desselben sich verzweigt und mit der
Rùckenmarksarterie anastomosirt. Bevor dieser Zweig in den Kanal
gelangt, gibt cr einen Muskekweig ab, der nach oben geht, sich
besonders in den Zwischen-Quennuskeln, dem Quer-Dornmuskel
und langen Rückenmuskel veriistelt.
c)   Einen Riickenzweig (Ramus dor salis); dieser geht-durch
die Zwischenrippenmuskeln nach oben an denRucken und schickt
Zweige in die vorhin genannten Riickenmuskeln, die Aufheber der
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Kippen, den gemeinschaftlichen Rippenmuskel, den vordern und hin-
tern gezâhnten Muskei.
d) Die eigentliclie Z wischenripp enarterie ist das fort-
gesetzte Gefass, das anfangs in den Zwisclienrippenmuskeln, spater
unter dem Brustfell, nach unten in die Geflissrinne an dem hintern
Rand einer Rippe geht und sich in den Zwisclienrippenmuskeln, dem
Brustfell, der Beinhaut der Rippen und den Bauchmuskeln verzweigt.
An dem untern Ende der Rippe anastomosirt sie mit Zweigen der
innern Brustarterie.
Bei den Wieder kauern gibt die vordere Aorta drei und die
hintere zehn Zwischenrippenarteriôn auf jeder Seite ab, zusammen
also dreizehn Paar. Die vierte und fünfte hat, wie bei dem Pferde die
fünfte und sechste, ein gemeinschaftliches Stammchen ; aucli gehen die
Zwischenrippenarterien mehr an der Seitenwand aus der Aorta hervor.
Bei dem Schweine beschreibt die hintere Aorta einen starken
Bogen nach oben und geht in einiger Entfemung der Körper der
Rückenwirbel zwischen den Bliittern des hintern Mittolfellcs nacli
hinten. Die ganze Zahl der Zwischenrippenarterien betriigt vierzehn
Paar, von denen die vier ersten Paar aus der vordern und die
zehn folgenden Paar aus der hintern Aorta entspringen; bei letzteren
entsteht jedes Paar mit einem gemeinschaftlichen Stammchen, das in
dem Mittelfell nach oben geht und an dem Körper des Rückenwirbels
sich erst in eine rechte und linke Zwischenrippcnarterie theilt.
Bei den Fleischfr esserti finden sich dreizehn Paar Zwischen-
rippenarterien vor, von denen die drei vordern der vordern und die zehn
hintern der hintern Aorta angehören ; auch gibt die sechste Zwischcn-
rippenarterie der rechten Seite die Luftröhrenastarterie ab.
IV. Rie \ordern Zwerchfellarterieii. (Arterine phreuicae miterions.) (Fig. 107. e.)
Diese Arterien gehen entweder als eine rechte und linke zu
beiden Seiten oder nur mit einem, aber stârkern Stammchen aus der
untern Wand der Aorta an der Stelle derselben hervor, wo sie durch
das Zwerchfell in die Bauchhöhle gelangt. Die rechte Zwerchfellarteric
versieht den rechten und die linke den linken Pfeiler des Zwerchfells,
an dessen vorderer Flache sich beide nach unten fortsetzen.
Den übrigen Hausthieren fehlen sie.
B. Der Bauchtheil der Aorta. (Pars abdominalis arteriae Aortat.) (Fig. 168.)
I. Die hintern Zwerchfellarterien. (Arteriae phrenicae posteriores.)
Diese Arterien finden sich bei dem Pferde nicht immer vor.
Bei den übrigen Haussaugethieren entspringt die rechte gewöhnlich
aus der Bauchschlagader und die linke unmittelbar aus der Aorta an
ihreni. Durchgang durch das Zwerchfell; beide Gefasse verzweigen
sich hauptsaehlich an dem mittlern ïheil der hintern Flache des
Zwerchfells.
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393
II. Die Banchschlagader. (Arteria coeliaca.) (Fig. 168. 1.)
Die Bauchschlagader ist ehi starkes unpaariges Gefass, das ganz
in der Nahe des Zwerchfelles an der untern Wand aus der Aorta
ontspringt, und den gemeinscliaftliclien Starnili. der Arterien für den
Magen, die Leber, die Milz, die Bauchspeicheldriise, das Netz und
den Zwò'lffingerdarm bildet. Dieser Stamm geht zwischen den Blattern
des Bauchfelles nach unten und theilt sich nach einem kurzen Ver-
lauf zwischen dem linken Ende des Magens und dem linken Aste der
Bauchspeicheldriise in drei grössere Aeste, welche Theilung auch der
Haller'sche Dreifuss (Tripus Halleri) genannt wird, namlich in die
Magenarterie, die Leberarterie und die Milzarterie.
Fig. 168.
Pie Verzwcigung des Bauclitheiles der liintern Aorta. (Die Bauchhöhle ist von der
linken Seite geöffnet und das Zwerchfell auf dieser Seite abgenommen.)
I.
• Die Aorta.
. ce.
Die Milzarlcrie.
II.
Die Leber.
e'.
Eiu Zweig ari die Baiiclisueicheldrùse.
III.
Dor Majrcn.
e" e".
Die kwzen Arterien des Magens.
IV.
Die Milz.
e'".
Die linke Magen-Netzarleric.
v. ■
Die linke (herabhungcndc) Niere.
2.
Der abgeschnitlcne Stamm der \
ordern Ge-
VI.
Der Mastdarm.
krosarterie.
1.
Die Bauchschlagader.
3.
Die linke Nierenarteiie.
n.
Die Magenarlerie.
4.
Die ahfreschniltene linke innerc Saamcnnrterie
n'.
Der obère Ast derselbcn.
5.
Die hintere Gckrosarterie.
h '.
Der liniere Ast derselbcn.
dd.
Die mittlern Wastdarmarterien.
n"'.
Dcr Schlundast dcrsclben.
d d'd'
Gcfàsshògen derselbcn.
bb.
Die Liberartene.
.1".
Die hintere Mastdurmarlerie.
.
b\
Die Pförlnerarlerie.
fi-G.
Die Lcndenartcrìen.
!>■'.
Die Zwölffingcrdarmarlerie.
e-c.
Riickenmarksziveige derselbcn.
b'"b"
'. Die rechle Magcn-Nclzarterie.
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1 h. Anatomie.
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394
1) Die Magenarterie oder die linke Kranzarterie des Magens. (Arteria coronaria
ventriculi sinistra.)
(Fig. 168. a.)
Die Magenarterie ist der mittlere und zugleich auch der kleinste
Ast der Bauchschlagader, der in die Niihe des kleinen Magenbogens
geht und sich in einên obern und untern Ast theilt. Aus ihr
kommen :
a)   Der Schlundast (Ramus oesophageus) (Fig. 168. a'".),
welcher an den Schlund tritt, mit diesem durch das Zwerchfell in
die Brusthöhle gelangt, daselbst mit der Sclilnndarterie anastomosirt
und sich dann in zwei Aeste theilt, die in dem Lungenbande des
rechten und linken Lungenlappens an dieselben treten und zwischen
der Lungenpleura und der Lungensubstanz ein Gefassnetz bilden, das
mit dem von der Bronchialarterie gebildeten sich verbindet.
b)   Zweige an den linken Ast der Bauchspeicheldrüse
(Artcriae pancreaticae).
c)   Der obère Ast (Fig. 1G8. a'.) geht an dem kleinen Bogen
an die obère Flache des Magens, wo er sich zwischen der serösen
und Muskelhaut in mehrere grössere Zweige theilt, die einen ge-
schlangelten Verlauf nehmen und sowohl gegen die Mitte, als das
rechte und linke Ende gehen; sie verzweigen sich in den Hauten,
besonders der Schleim- und Muskelhaut des Magens, und anastomo-
siren mit den kurzen Arterien, die von der Milzarterie an den grossen
Bogen des Magens gehen, und mit der Pfortnerarterie, die der Leber-
arterie angehört.
d)  Der untore Ast (Fig. 168. a".) geht an dem kleinen Bogen
an die untere Flache des Magens, und zeigt in Beziehung auf seine
Verzweigung und Verbindung von dem vorigen keine Abweichung.
Von beiden Aesten gehen auch kleine Gefiisse zu den Lymphdrüseri
des Magens, die am kleinen Bogen liegen.
2) Die Leberarterie. (Arteria hepatica.) (Fig. 168. bb.)
Die Leberarterie, als der starkste Ast der Bauchschlagader, lauft
zwischen der Bauchspeicheldrüse und der Pibrtader an die hintere
Flache der Leber und theilt sich in folgende Aeste:
a)   Einige Gefiisse an den linken und rechten Ast der Bauch-
speicheldrüse.
b)   Die Pfortnerarterie (A. pylorica) (Fig. 168. b'.) gelangt
an den Pförtner des Magens, woselbst sie sich in mehrere Zweige
theilt, die an den kleinen Bogen und das rechte Ende des Magens,
so wie an den Anfang des Gallendarmes gehen. An dem Magen
verbindet sie sich mit der Magenarterie.
c)  Die Zwölffingerdarmarterie (A. duodenalis) (Fig. 168. b".)
ist starker als die vorige ; sie gibt Zweige an den untern Ast der
Bauchspeicheldrüse, tritt dann an den Zwölfflngerdarin, an welchom
sie sich verzweigt und mit einein Aste der vordern Gekrösarterie
anastomosirt.
d)   Dié rechte Magen-Netzarterie. (A. gastro-epiploica
dextra)
(Fig. 168. b'"b"'.) ist ein langes Gefass, welches über dem
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Zwölffingerdarin an das rechte Ende des Magens geht, Zweige an
dieso abgibt, sich dann in der Nahe der grossen.Krümmung des Magens
zwischen den -Blattern des grossen Netzes von der rechten nach dei-
linken Seite fortsetzt und ununterbroclien in die ihr entgegen kom-
mende linke Magen - Netzarterie übergeht, wodurch ein Gefâssbogen
gebildet wird, der Zweige an das Netz und den grossen Bogen des
Magens abgibt.
e) Die eigentliche Leberarterie tritt an der Leberpforte
in die Leber, theilt sich dort in drei A est e, die mit den drei Haupt-
asten der Pfortader in den rechten, mittlern und linken Leberlappen
eindringen, um in der Lebersubstanz sich zu verzweigen; der rechte
Ast versieht zugleich auch das Spiegel'sche Lappchen, ebenso gehen
auch Zweige an die Lymphdrüsen der Leber. Die Leberarterie fiihrt
das Blut zur Ernührung in die Leber.
3) Die Milzarterie. (Arteria splenica s. lienalis.) (Fig. 168. cc.)
Die Milzarterie kommt der Leberarterie in Beziehung auf Grosse
beinahe gleich, und ist sogar in manchen Fallen noch grösser als
diese. Sie geht über dem linken Ende des Magens an den Grund der
Milz, und von dieserò in der Milzrinne bis an die Spitze derselben.
Aus ihr nehmen folgende Gelasse ihren Ursprung:
a)   Mehrere Zweige an den linken Ast der Bauchspei-
cheldrüse (Fig. 168. c'.).
b)    Die eigeutlichen Milzarterien sind starke ' Zweige, welche in
der Milzrinne in die Substanz der Milz eindringen und in derselben sich
verzweigen ; auch versehen sie die Lymphdrüsen der Milz.
c)    Die kurzen Arterien des Magens (Arteriae brèves)
(Fig. 168. c"c".) gehen von der Milzarterie zwischen den Blattern
der Magen-Milzportion des Netzes an den grossen Bogen des Magens,
von dem sie sich an beiden Flâchen fortsetzen, in den Hauten des
Magens sich verzweigen und mit den beiden Aesten der Magenarterie
anastomosiren.
d)   Die linke Magen-Netzarterie (A. gastro - epiploica
sinistra)
(Fig. 168. c'".) geht als fortgesetzte Milzarterie zwischen den
Blattern des grossen Netzes von der linken nach der rechten Seite,
und verbindet sich, wie schon angegeben, mit der rechten Magen-
Netzarterie ; sie schickt Zweige an das Netz und den grossen Bogen
des Magens.
Bei den Wieder k a uern ist der Stamm der Bauchschlagader
langer als bei dem Pierde; er geht nach der rechten (obern) Flache
des linken. Sackes des Wanstes und theilt sich dort in vier Aeste,
niimlich in eine rechte, mittlere und linke Magenarterie und in die
Leberarterie.
Die rechte Magenarterie theilt sich nach einem kurzen Verlauf
in zwei grössere Aeste, von denen der obère über den obern ge-
wölbten Bogen des Psalters an den obern ausgeschnittenen Bogen
des Laabmagens geht und in diesen beiden Abtheilungen, so wie in
dem Netze sich verzweigt. Der unterò Ast geht zwischen dem vordern
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Ende des Pansens, der Haube und dem Psalter an den untern ge-
wölbten Bogen des Laabmagens, verzweigt sich an diesem und ana-
stomosirt mit den Gefassen des obern Astes.
Die mittlere Magenarteriè schickt einen Ast an die linke (unterò)
Fliiche des Wanstes, der bis zur Haube geht und an beiden sich
verzweigt; ferner entspringt aus ihr die Milzarterie, welche an die
Milz tritt, dort sich in mehrere Aeste theilt, die in die Substanz der
Milz gehen. Die fortlaufende mittlere Magenarterie lauft auf der
rechten Flâche des Pansens gegen das vordere Ende und zwischen
den gleich bezeichneten Enden des rechten und linken Sackes an die
linke Flache desselben, in deren Langenrinne sie sich nach hinten
fortsetzt. Sie versieht die Haute des Pansens und das Netz.
Die linke Magenarterie ist der grössere Ast; sie geht in der
Lângenrinne an der rechten Flache des Pansens nach hinten und in
dem Ausschnitt zwischen den liintern Enden des rechten und linken
Sackes an die linke Flâche, wo sie mit der mittlern Magenarteriè
anastomosirt. Sie verzweigt sich an beiden Flâchen des Pansens.
Die Leberarterie gibt mehrere Zweige an die Bauchspeicheldrüse
und die Arterie der Gallenblase (A. cystica) ab, welche an dem
Blasengallengang an die Gallenblase tritt und in deren Hauten sich
verzweigt; von ihr geht überdiess ein Zweig an die Leber und die
Pförtnerarterie ab. Die fortlaufende Leberarterie theilt sich an der
hintern Flache der Leber nur in zwei grössere Aeste, der rechte ver-
sieht den rechten und der linke den linken Leberlappen, letzterer gibt
auch noch die rechte Magen - Netzarterie ab. Eine eigentliche linke
Netzarterie fehlt und wird durch Gefasse der Magenarterien ersetzt.
Bei dem S eh wei ne theilt sich der kurze Stamm der Bauch-
schlagader, nach Abgabe der rechten hintern Zwerchfellarterie, nur in
zwei Hauptaste, es sind diess die Leberarterie und die Milzarterie.
Die Leberarterie ist der grössere Ast und gibt Zweige an die
Bauchspeicheldrüse, die Zwölffingerdarmarterie und die Pförtnerarterie
ab, die hier aus mehreren Zweigen besteht. Ausser diesen Gefassen
theilt sie sich in die eigentlichen Leberarterien, deren es drei sind,
in die Arterie der Gallenblase, von welcher auch Zweige an die
Leber gehen, und in die obère Magenarterie, die sich zahlreich an
der obern Flache des Magens verzweigt.
Die Milzarterie ist kleiner als die vorige, und zeigt von der des
Pferdes die hauptsachlichste Abweichung, dass sie die untere Magen-
arterie abgibt, die sich an der untern Flache ganz so, wie die obère
an der obern Flache des Magens verzweigt. Bisweilen nimmt sie
ihren ürsprung aus der Leberarterie.
Bei den Fleischfr ess ern gibt der Stamm der Bauchschlagader
ebenfalls die rechte hintere Zwerchfellarterie ab, und theilt sich wie
bei dem Pferde in die Magen-, Leber- und Milzarterie. ■
Die Magenarterie verhalt sich wie bei dem Pferde.
Die Leberarterie gibt ausser den Zweigen, die bei dem Pferde
sich vorfinden, noch die Gallenblasenarterie ab, die eigentlichen
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Leberarterien sind auch hier nur drei Aeste und eine eigentliche
rechte Magen - Netzarterie fehlt.
Die Milzarterie geht nicht in der Rinne der Milz, sondern zwi-
schen den Blattern der Magen-Milzportion des Netzes nach der rechten
Seite, theilt sich aber in dieselben Aeste wie bei dem Pferde.
III. Die vordere Gekrösarterie *. (Arteria mesenterica anterior.) (Fig. 168. 2.)
Die vordere Gekrösarterie ist die nachste Arterie, die
nach der Bauchschlagader aus der untern Wand der Aorta entspringt;
sie ist unpaarig und das grösste Gefâss, welches die Aorta abgibt.
Der kurze, aber sehr starke Hauptstamm geht zwischen den Blattern
der vordern Gekröswurzel nach unten und theilt sich alsbald in nach-
stehende Aeste :
Fig. 169.
Das ausgebreitete Gekrös mit den Arterien der dunnen Danne.
I.          Der abgeschnitlenc Stamm der vordern Gekrösarterie.
a-a. Die Arterien der dünntn Darme.
a'-a'. Deren Gefassbögen.
a) Die Arterien des dunnen Darmes (Arteriae intestinales)
(Fig. 169. a-a.) sind viele, ziemlich lange Aeste, welche zwischen
* Gewiss in den meisten Fallen flndet man die vordere Gekrösarterie bei er-
wachsenen Pferden krankhaft verandert, so dass dièses Gefass nicht blos bedeutend
erweitert {Puisadergesehwuist, Aneurysma), sondern auch die Haute desselben verhalt-
nissmiissig sehr stark oder selbst theilweise verknochert erscheinen, wodurch diese
Arterie zugleich auch als Band fur den Dünndarm, den Blind- und Grimmdarm dient.
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den Blattern der vordern Gekrüswurzel, immer mehr sich von einander
entfernend, nach unten in die Nahe der concaven Rander der
Darmbbgen gehen unddaselbst
sich in zwei kleinere Aeste
theilen. Diese Aeste gehen
nun in cntgegengesetzterRicli-
tung so auseinander, dass sich
der vordere mit dem hintein
Aste der vorhergehenden und
der hintere mit dem vordern
A ste der nachfolgenden Arterie
zu einem Gcfassbogen (a') ver-
bindet, von dem zahlreiche
Zweige in dem Gekröse sich
vollends an die concaven Ran-
der des Darmcs fortsetzen und
an dessen Haute sich netz-
artig verzweigen. Die Zweige
des vordern Astes anastomo-
siren mit der Zwölffingerdarm-
arterie und die des hintern mit
der Krumrn-Blinddarmai'terie.
An der Gekröswurzel geben
sie überdiess noch Zweige an
die Gekrösdrüsen der dunnen
Darme ab.
b) Die vordere M ast-
dar marte rie (A. haemorr-
hoidalìs antcrior)
(Fig. 170. a.)
ist ein starkes Gefiiss, das an
dem concaven Rande an der
Bauchportion des Mastdarmes,
da wo dieselbe aus dem Grimm-
darnie hervorgeht, verlauft,
und zahlreiche Zweige an diese
Darmparthie abschickt; in ih-
rem weitern Verlaufe anasto-
mosirt sie mit Zweigen der
hintern Gekrösarterie.
e) Die obère G r i m m-
d a r m a r t e r i e (A. colica su-
perior)
(Fig. 170. bbb.) lauft
an der obera Lage des Grimm-
darmes, von dem Gekröse be-
deckt, bis an den Becken-
bogen, an welchem sic, einen
Bogen bildend (Fig. 170. d.), in
d) Die untore Grimm-
Fig. ITO.
Der Blinddarni, Grimmdarm und der Anfang der
Bauchportion des Mastdarmes mit den Arterien.
I.        Dei'  abgeschmllenc Stamm der vordern Gekrösarteric.
a.        Die  vordere Mastdarmarlerie.
b b b.   Die  obère Grimmdarmarlcrie.
b'.       Zweige au die Bauchspcicbeldriise.
ecc.    Die  unlete Grimrndarmarlerie.
d.         Der  Gcfassbogen beider Grimindarmartcrien.
e.         Die  Krumm-Bliiidiarmarteric.
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dar ra ar te ri e (A. colica inferior) (Pig. 170. ecc.) iibergeht, die der
vorigen gegeniiber an der untern Lage des Grimmdarmes ihren Ver-
lauf nimmt. Beide Arterien geben Zweige an das Gekröse, die
Gekrösdrüsen und an die Haute des Colons; letztere sind âusserst
zahlreich, bilden haufige Anastomosen und ausgebreitete Gefâssnetze
an den Darmwanden. Von der obern Grimmdarmarterie geht ein
starker Zweig an die Bauclispeicheldrüse (Fig. 170. b'.).
d) Die Krumm-Blinddarmarterie (Fig. 170. e.) hat mit
der untern Grimmdarmarterie gleichen Ursprung und theilt sich so-
gleich in drei Aeste, namlich in die untere und obère Arterie
des'Blinddarmes und in die Art e ri e des Krum m darmes. Die
beiden Blinddarmarterien laufen an dem Blinddarme von dem Grande
bis zur Spitze und geben zu beiden Seiten zahlreiche Zweige an die
Haute dieser Darmparthie ab, die sich wie an dem Grimmdarme ver-
halten; die untere Blinddarmarterie ist etwas langer als die obère.
Die Krummdarmarterie geht in der Nahe des ausgehöhlten Randes
zwischen den Blattern des Gekröses an dem Krummdarme nach vorn,
gibt Zweige an das Ende dièses Darmes und anastomosirt mit Zweigen
der hintern Arterien der dunnen Darme. Die beiden Blind- und
Grimmdarmarterien versehen zugleich auch die Gekrösdrüsen des Blind-
und Grimmdarmes.
Bei dem Rinde spaltet sich der langere, aber schwachere
Hauptstamm der vordern Gekrösarterie, der auch Zweige an die
Bauclispeicheldrüse abgibt, in drei grössere Aeste, namlich einen
obern, mittlern und untern.
Der obère Ast breitet sich, nachdem er Zweige an den Krumin-
und Blinddarm abgegeben hat,- an dem Convolut des Grimmdarmes
aus, indem die einzelnen Zweige die concentrischen und excentfischen
Schichten desselben begleiten und an denselben Gefassbögen bilden.
Der mittlere Ast verzweigt sich an dem untern Theil des
Grimmdarm-Convoluts und an dem hintern Theil des Leerdarmes, wo
er mit der Krumm-Blinddarmarterie anastomosirt.
Der untere Ast geht zwischen den Blattern des Gekröses nach
unten und hinten an den Leerdarm, an welchem er sich verzweigt
und in den vorigen Ast übergeht.
Bei dem Schaf e und der Zie ge fehlt der mittlere und wird
durch Zweige des untern Astes ersetzt.
Auch bei dem S eh wei ne ist der Haup'tstamm der vordern
Gekrösarterie im Verhaltniss langer, aber schwacher als bei dem
Pferde. Aus ihr kommen Zweige an die Bauclispeicheldrüse, eine
obère Grimmdarmarterie, welche die vordere Mastdarmarterie abgibt,
eine untere Grimmdarmarterie, aus der die Krumm-Blinddarmarterie
entspringt und eine Menge Aeste an den Dünndarm, als Dünndarm-
arterien, welche, in Folge ihrer haufigen Verbindungen, schone Gefâss-
netze an demselben bilden.
Bei den Fleischfressern theilt sich der ebenfalls verhaltniss-
massig lange Stamm der vordern Gekrösarterie in
Die Grimmdarmarterie, welche sich an dem Grimmdarme verzweigt
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und die Krumm-Blinddarmarterie abgibt, die den Blinddarm und das
Ende des Krummdarmes versieht.
Die Diinndarmarterien, welche sicli zwischen den Blattern des
Gekröses gabelförniig theilen, bilden an den concaven Randern des
Dünndarmes Bogen, von denen die Zweige dann an die Haute des
Darmes gelien.
IV. Die Nierenarterien. (Arteriae rénales.) (Fig. 168. 3.)
Es sind diess zwei starke Gefasse, die aus der Seitenwand der
Aorta hinter der vordern Gekrösarterie ihren Ursrjrung nehmen und
in eine rechte und linke unterschieden werden; jene ist gewohnlich
etwas langer und ontspringt auch etwas mehr nach vorn als diese.
Jede Nierenarterie geht an den Nierenausschnitt der Niere ihrer Seite
und spaltet sich an diesem in mehrere Aeste, welche an verschie-
denen Stellen die Nierensubstanz durchbohren und in derselben sich
verzweigen; in der Rindensubstanz bilden sie die Seite 283 beschrie-
benen Nierenkörnchen (Glomeruli). Ehe sie aber in die Substanz dei-
Nieren eindringen, gibt jede noch folgende Gefasse ab:
a)   Die Neb e nni er enart er ie (A. suprarenalis) ist ein kleines
Gefass, das in die Substanz der Nebennieren eindringt und in der-
selben sich endigt. Bisweilen entspringt sie auch unmittelbar aus
der Aorta.
b)   Die Nierenfettarterien (Arteriae adiposac) sind mehrere
kleine Gefasse, welche an die Nierenkapsel gehen und sich in dein
Zeil- und Pettgewebe derselben verzweigen.
c)   Die Arterien der Lymphdriisen der Nieren (Arteriae,
glandulae lymphaticae)
bestehen ebenfalls aus kleinen Gefassen, die
in die Lymphdriisen gehen.
V. Die innern Saamenarterien. (Arteriae spcrmaticae intemae.) (Fig. 168. i.
und Fig. 171. a.)
Diese Arterien sind die diirinsten Hauptâste, welche die hintere
Aorta abgibt; sie nehmen. als rechte und linke innere Saamen-
arterie zwischen den Nierenarterien und der hintern Gekrösarterie aus
der untern Wand der Aorta ihren Ursprung, und zeigen in Beziehung
auf diesen nicht selten Abweichungen, so dass sie schon von den
Nierenarterien oder der hintern Gekrösarterie abgegeben worden sind.
Bei den mannlichen Thieren gehen sie an die Hoden und bei den
weiblichen Thieren an die Eierstöcke.
Bei mannlichen Thieren geht jede innere Saamenarterie
ihrer Seite ausserhalb des Bauchfelles an dem grossen Psoas und dem
grossen Darm-Backbeinmuskel neben dem Harnleiter nach hinten,
gibt Zweige an diesen, und setzt sich dann durch den Bauchring
nach aussen an den Saamenstrang fort. An dem Saamenstrang lauft
sie, von der Scheidenhaut umgeben, viele Windungen machend, nach
unten zu dem Hoden, in welchem Verlaufe sie feine Zweige an die
Scheidenhaut des Hodens und Saamenstranges und starkere Zweige
an den Nebenhoden schickt. An dem Hoden geht sie von der Mitte
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des obern Randes gegen das hintere Ende und von diesem an dem
untern Rande in einem Bogen bis zu dem vordern Ende, wo sie zu
beiden Seiten ebenfalls geschliingelt verlaufende Gefasse an die Seiten-
flâchen des Hodens abgibt, die in die Substanz des Hodens eindringen
und sich in viele kleine Zweige theilen, welche die Saaraenröhrchen
begleiten.
Bei w ei b lichen Th ie ren lauft jede innere Saamenarterie
zwischen den Blattern des breiten Mutterbandes nach hinten zu dem
Eierstocke ihrer Seite, spaltet sich an diesem in mehrere Zweige, die
an dem Eierstock, der Muttertrompete, dem Ende des Gebiirmutter-
hornes, dem breiten und runden Mutterbande ihre Verzweigung nelimen;
an dem Fruchthalter anastomosirt sie mit Zweigen der innern Scham-
arterie. Bei dem Fruchthalter im trachtigen Zustande erweitert sich
der Hauptast, so wie die Nebenzweige der innern Saamenarterien
nicht unbedeutend.
VI. Die hintere Gekrösarterie. (Arteria mesenterica posterior.) (Fig. 168. 5.)
Die hintere Gekrösarterie ist kleiner als die vordere, aber eben-
falls ungepaart; sie entspringt gewöhnlich hinter den vorigen mit einem
kuizen Stamm aus der untern Wand der Aorta, der gleich von den
Blattern der hintern Gekröswurzel aufgenommen wird und daselbst
sich alsbald in zwei Aeste thcilt.
a)    Die mittlere Mastdarmarterie (A. haemorrhoidalis
media)
(Fig. 168. dd.) spaltet sich sogleich in mehrere ziemlich starke
Aeste, welche zwischen den Blattern des Gekröses an die concaven
Rander des Mastdarmes gehen ; in einiger Entfernung von diesen
spaltet sich nun jeder Ast in zwei kleinere Aeste, die in die kleineren
Aeste der nachbailichen Gefasse übergehen. Dadurch entstehen nun
ahnliche Gefassbögen (Fig. 108. d'd'd'.) wie an dem Diinndarme,
von denen dann auch erst die Zweige an die Haute des mittlern
Theiles des Mastdarmes gehen. Der vordere Ast verbindet sich mit
der vordern Mastdarmarterie.
b)   Die hintere Mastdarmarterie (A. haemorrhoidalis
posterior)
(Fig. 168. d''.) setzt sich zwischen den Blattern des Mast-
darm-Gekröses in gerader Richtung bis nach hinten in die Beckenhöhle
fort; sie verzweigt sich in dem hintern Theil des Mastdarmes und
anastomosirt mit der innern Mastdarmarterie. Von den Aesten beider
Arterien gehen Zweige an die Gekrösdrüsen des Mastdarmes.
Bei den Wieder kauern und dem Schweine ist die hintere
Gekrösarterie im Verhaltnisse zu der des Pferdes sehr klein.
Bei den Fleischfressern gibt die hintere Gekrösarterie auch
Zweige an den Grimmdarm ab.
VII. Die Lendenarterien. (Arieriae lumbales.) (Fig. 168. 6-6.)
Die Lendenarterien sind fünf Paar Aeste, die an der rechten
und linken Seite aus der obern Wand der Aorta entspringen, zur
Seite der Körper der Lendenwirbel nach obeïi und zwischen den
leyh, Anatomie.                                                             51
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Querfortsatzen dersclben nach aussen gelien. Das erste Paar setzt
sicli zwischen den Querfovtsatzen der zwei ersten und das letztc
zwischen den Querfortsatzen der zwei letzten Lendenwirbel nach
aussen fort. Folgende Aeste entstelien durch ihre Theilung :
a)   Muskelzweige, welche sich in dem grossen und kleinen
Psoas, dem grossen und mittlern Darm-Backbeinmuskel und dem
viereckigen Lendenmuskel verasteln ; auch geben sie kleine Gefasse
an den grossen sympathischen Nerven ab.
b)   Ein Kücken m ar kszweig (Fig. 168. e.); dieser geht durch
das Zwischenwirbelloch der Lendenwirbel neben dem Lendennerven
in den Kanal und verzwelgt sich, ïiachdem er mit der Rückenmarks-
arterie anastomosirt hat, in der harten Haut des Riickenmarkes.
e) Ein Rückenzweig, welcher zwischen zwei Querfortsatzen
nach obenund aussen geht und in dem hintern Ende des Darmbein-
Dornniuskels, Quer-Dornmuskels, in der Haut und theilweise auch
in dem Anfang des grossen Darmbein-Umdrehermuskols sich verzweigt.
d) Die forti au fende Lenden arte rie geht an dom Quer-
fortsatze eines Lendenwirbels nach aussen und tritt zwischen den
innern Rippcn-Bauclmiuskel und den Darmbein-Bauchmiiskel, Iauft
in diesen nach unten und verzweigt sich in samnitlichcn Bauchmuskeln,
dem Bauch-Hautinuskel nnd in der Haut.
Die Wiederkau er haben ebenfalls fünf, das Schwein und
die Fleischfresser dagegen sechs Lendenaiterien an jeder Seite.
VIII. Die Darmbeiuarterien. (Arteriae iliacac.) (Fig. 171. b.)
Die Darmbeiuarterien sind cine linke und rechte, welche vor
der Theilung in die beiden Beckenarterien aus den Seitenwanden dei-
Aorta entspringen. Jede geht ihrer Seite zwischen dem Bauchfell,
dem kleinen Psoas und dem grossen Darm-Backbeinmuskel gebogen
nach aussen und unten an den hintern Darmbeinwinkel und von dicsem
bis zu dem vordern Aste des Schambeines herab, in dessen Nalic
sie iiber das Poupart'sche Band nach aussen an die innere Seite des
Oberschenkels tritt, ihren Namen verliert und die Oberschenkel-
arterie genannt wird. Aus ihr entspringen:
a) Die umbogene D armbeinarterie [A. circumflexa ilii)
(Pig. 171. b'.) ist ein starkes Gefass, welches am Ursprung der
Darmbeinarterie oder in manchen Fallen selbst unmittelbar aus der
Aorta entsteht; sie lauft auf den Muskeln an der innern Plache des
Darmbeines bis zu dem aussern Darmbeinwinkel und theilt sich, nach-
dem sie vorher Zweige an die innern Darmbeindriisen (Pig. 171. b".)
abgegeben hat, in zwei Aeste.
aa) Der vor der e Ast gibt Zweige an die Lendenmuskeln, den
grossen Darm-Backbeinmuskel, setzt sich dann nach vorn und unten
fort und verzweigt sich in dem Darmbein - Bauchmiiskel und dem
innern Rippen - Bauchmuskel.
bb) Der h in te re Ast gibt Zweige an die aussern Darmbein-
driisen (Fig. 171. b'".) und lauft dann an der innern Seite des
aussern Darm - Schenkelbeinmuskels nach unten, schickt Zweige an
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diesen, verliert sich dann in dem Bauch-Hautmuskel und in der Haut
an der inncrn Seite des hintern Kniegelenkes.
Fig. 171.
Die Verzweigung des hintern Endos der Aorta (die BeckentiÖhle ist von dor
linken Seite geöïTnot).
Der abgeschnüiene Saamtiistrang.
Die Scheidewand des Hodensackes.
Das mfinnliche Glierl.
Die Harnblasc
Das linke Saamcnblà'sthen.
Das hinterc Ende des Maatdarraes,
Das Iiiiitere Ende des Bauchtheils dei Aorla.
Die rechte innere Saamenarterie.
Die rechte Darnibeinarterie.
Die umbogeiie Darnibeinitrlerie.
Zweige an die innern Darmbcindrüscn.
Zweige an die aussern Darmbcindriisin.
. Die Öiissere Saamenarterie.
Die Bauthdecfccnarteric.
Die hinlere Bauchdeckenarlerie.
Die Sussere Schamarlerie.
Die beiden Beckenarterien.
Die linke Darmbcin - Lenden arterie.
Die linke innere Schamarlerie.
Die Nabelarteric.
Die intiere aiastdarinaricric.
Die Hnke S ei teil - Kreuzbeinafteric.
Die rechte vordere Darmbeiiimtiskelarlerie.
Die rechte hinterc Darmbeinmiiskclarterie.
Die rechte untere Dannbeiiimuïkclarlcrie.
Die rechte Yerslopfungsarterie.
:».
4.
5.
6.
A.
it.
b.
b\
b".
[.-"
b-
b) Die au ssere Saamenarterie (A. spermatica externa)
(Fig. 171. b"",) ist ein kleines Gcfiiss, welclies an dem miteni, nicht
seltcn aber auch mehr au dem obern Theil der Darnibeinarterie ent-
springt, von dem Bauclifell bcdeckt gegen den Baucliring lauffc und
,etwas über dcmselben an den Hodenrauskcl tritt, mit wclcliem es sich
nach unten fortsetzt, Zweige an diesen und an die Schcidenhaut des
ïlodens und Saamenstranges abgibt. Bei weiblichen Thieren acht
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404
dièse Arterie in dem runden Mutterbande zu dem Hom des Frucht-
halters und verzweigt sich in diesem.
c) Die Bauchdecken arte rie (A. epigastrica) (Fig. 171. c.)
entspringt in der Nahe des vordern Schambeinastes über dem Poupart'-
schen Band aus der Darmbeinarterie, oder wie es nicht so selten der
Fall ist, aus der tiefen Oberschenkelbeinarterie; sie geht nach vorn
und unten und theilt sich zwischen dem Bauchfell und der Aponeurose
des innern Rippen-Bauchmuskels hinter dem Nabel in zwei Aeste.
aa) Die h intere Bauchdeckenarterie (A. epigastrica po-
sterior)
(Fig. 171. c'.) setzt sich zwischen dem Brust-Schambeinmuskel
und dem Quermuskel des Bauches bis gegen die Mitte des Bauches
fort, anastomosirt daselbst mit der vordern Bauchdeckenarterie, welche
der innern Brustarterie angehört, und den Lendenarterien; in ihrem
Verlaufe gibt sie Zweige an genannte Muskeln, den Darmbein-
Bauchmuskel und das Bauchfell ab.
bb) Die aus s e re Scha mart e rie (A. pudenda externa) (Fig.
171. e".) lauft unter dem Poupart'schen Band nach unten und vorn
zwischen der ausseren Flache der Bauchwand und den ausseren Ge-
schlechtstheilen in die Schamgegend, wo sie Zweige an die Scham-
drüsen, den Schlauch, die vordere Arterie des Hodensackes
(A. scrotalis antcrior) und die untere Rut henarterie (A. dor salis
penis inferior)
abgibt, welche in die Zellkörper und die Eichcl ein-
dringt. Bei weiblichen Thieren ist diese Arterie kleiner und verzweigt
sich in den Schamdrüsen und dem Euter.
A. Die Oberschenkelarterie. (Arteria cruralis s. femoralis.) (Fig. 172. 1.)
Die Oberschenkelarterie ist der fortlaufende Stamm der Darmbein-
arterie , welcher ausserhalb der Beckenhöhle zwischen dein vordern
Scham-Backbeinmuskel und dem innern Darm - Schenkclbeinmuskcl
von vorn nach hinten an das obère Ende und die innere Flache des
Oberschenkelbeines gelangt; an dieser lauft sie nach unten und an
dem untern Ende des Oberschenkelbeines wendet sie sich nach hinten,
tritt zwischen die Köpl'e des Back-Fersenbeinmuskels und wird dann
als Knickehlenarterie bezeichnet. Sie gibt ab:
a) Die tiefe Oberschenkelbeinarterie (A. femoris pro-
fonda)
(Fig. 172. a a a.) geht als ein grösseres Gefass aus dem obera
Theil der. Oberschenkelarterie liervor, lauft dann zwischen dem untern
Ende des grossen Darm-Backbcinmuskels und dem Scham-Schenkel-
beinmuskel nach hinten und unten und spaltet sich, nachdom sic
Zweige an genannte Muskeln, den aussern Verstopfungsmuskel, an
die Scham-Backbeinmuskeln und das Kapselband abgegeben liât, in
zwei Aeste.
aa) Der in nere Ast setzt sich nach hinten und unten fort und
verzweigt sich in dem grossen Gesass-Backbeinmuskel und dem vor-
dern und hintern Kreuz-Sitzbeinmuskel des Schenkels.
bb) Der aussere Ast gelangt zwischen dem obern Ende des
Backbeines und dem hintern Scham-Backbeinmuskel auf die aussere
Seite, er gibt Zweige an diese Muskeln, eine obère Ernahrungsarterie
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Fiy- 172-                              fur das Backbein (A. nu-
Die Arterien des linken Oberachenkels an der trìtio, superior) und an die
innern Seite blosgelegt.
                        ^ Kö?fe deg ^^
Kreuz - Sitzbeinmuskels des
Schenkels.
b) Die vord ere Ober-
Li n li n 11 ir rt I T-. r* . »-. .. «. A .» .. i ..
b l I! V. Jl IV U I U li I Jl 11 I L li 1 I U
(4- femoris anterior) (Fig.
1.72. b.) ist ebenfalls ein
starker Ast, der unter der
vorigen, aber in entgegen-
gesetzter Richtung dieser,
aus der Oberschenkelarterie
ontspringt, dann , bedeckt
von dem innern Darm-
Schenkelbeinmuskel, nach
vorn geht, Zweige an diesen
und die Leistendrüsen ab-
schickt; hernach tritt sie in
die Spalte zwischen dem
obern Ende des innern Back-
Schenkelbeinmuskels und
des vordern Darm-Schenkel-
beinmuskels, urn sich in
diesen zu verzweigen.
e) Die innere Haut-
art e ri e (A. subcutanea in-
terna)
(Fig. 172. c.) ist ein
langes dunnes Gefâss, wel-
ches ungefahr in der Mitte
des Backbeines aus der Cru-
ralarterie ontspringt, alsdann
zwischen dem Scham-Schen-
Der Hauptstamm der Oberschenkelarterie
Die liefe Oberschenkelbeinarterie.
Die vordere Oberschenkelbeinarterie.
Die innere Hautarterie.
IQuskelzweige.
Die Ernâhrungsarterie des Oberschenkelbeines.
Die untore Oberschenkelbeinarterie.
Der aufsteigende Ast derselbcn.
Der absleigende Ast derselbcn.
Die innere Sprunggelcnkaiterie.
Die zuriicklaufrnde Unterschcrikelbeinarterie.
Die hintere Schienbeinartcrie.
kelbeinmuskel und dem in-
nern Darm - Schenkelbein-
dddd.
e.
f.
I".
f".
muskel in einem Bogen an
die innere Flache des Ober-
schenkels tritt, an dieser,
von der Haut bedeckt, an die
des Unterschenkels herab-
lauft und sich in zwei Aeste
spaltet, von denen der hintere mit dem absteigenden Ast der untern
Oberschenkelbeinarterie unddurch diesen mit der zurücklaufenden Unter-
schenkelbeinarterie anastomosirt. Sie gibt Zweige an die bezeichneten
Muskeln, die Aponeurose des Unterschenkels und an die Haut ab.
d) Mehrere verschieden starke Muskelzweige (Fig. 172.
dddd.), welche sich in vordcre und hintere unterscheiden lassen; die
vordern laufen von der Arterie nach vorn an den Oberschenkel und
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406
verzweigen sich in dem innern Back-Schenkelbeinmuskel, dem innern
und vordern Darm - Schenkelbeinmuskel, die hintern in dem Scham-
Schenkelbeinmuskel, den Scham-Backbeinmuskeln, dem kleinen und
grossen Gesass-Backbeinmuskel und selbst in dem untern Ende der
Kreuz - Sitzbeinmuskeln des Schenkels.
e)   Dieuntere Ernahrungsarteri e des Oberschenkel-
beines (A. nutritici inferior) (Fig. 172. e.) tritt als ein kleines
Gefass durch das Ernahrungsloch an der innern Flache des Obcr-
schenkelbeines in diesen Knochen und verzweigt sich in der Markhaut.
f)   Die untere Oberschenkelb einarterie ÇA. femoris in-
ferior)
(Fig. 172. f.) ontspringt an dem untern hintern Tbeil der
Oberschenkelarterie mit einem kurzen Aste an den Köpfen des Back-
Fersenbeinmuskels, der sich sogleich in einen obern und untern
Ast theilt.
aa) Der obère oder aufsteigende Ast (Fig. 172. f.) lauft
an der Rückseite des Backb eines nach obcn und verzweigt sich in
dem aussern Back-Schenkelbeinmuskel und den Kreuz-Sitzbeinmuskeln
des Schenkels.
bb) Der untere oder absteigende Ast (Fig. 172. f".) gelit
durch die Köpfe des Back-Fersenbeinmuskels auf dem Kronbeinbeugcr
an die innere Flache des Unterschenkels bis in die Nahe des Sprung-
gelenkes herab, wo er-sich mit der zurücklaufenden Unterschenkelbcin-
arterie und mit dem hintern Zweig der innern Hautarterie verbindet;
er verastelt sich in den genannten Muskeln, der aponeurotischen
Scheide des Unterschenkels und in der allgemeinen Decke.
B. Die Kniekehlenarterie. [Arteria poplitea.) (Fig. 173. 1.)
Diese ist die fortgesetzte Oberschenkelarterie, welche auf der
Rückseite des Hinterkniegelenkes (Kniekehle) zwischen den Köpfen
des Back-Fersenbeinmuskels nach unten lauft und sich, bedeckt von
dem gewundenen Back-Schenkelbeinmuskel, auf der hintern Flache
am obern Ende des grossen Unterschenkelbeines in die hint er e und
vorder e Un t er s eh en keiarterie theilt. Aus ihr entspringen :
a)  Muskelzweige, welche in den gewundenen Back-Schenkel-
beinmuskel, Back-Fersenbeinmuskel und den Back-Kronbeinmuskel
dringen.
b)   Die Gelenkarterien (Arteriae articulares) bestehen aus
mehreren kleinen Gefassen, die sich in den Kapselbândern des hintern
Kniegelenkes verzweigen.
C. Die hintere Untersehenkelarterie. [Arteria tibiali) postica.) (.Fig. 173. 2.)
Diese Arterie ist der kleinere Ast von den beiden, in welche
sich die Kniekehlenarterie theilt; sie geht anfangs bedeckt von dem
gewundenen Back-Schenkelbeinmuskel, dann zwischen dem grossen
und kleinen Schenkel-Hufbeinmuskel auf der hintern Flache des
grossen Unterschenkelbeines nach unten bis in die Nahe des Sprung-
gelenkes. Sie gibt folgende Gefasse ab:
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Fig- 173.                            a) Die Ernahrung sart erie
Dio Àrterien des linken Untersohen- <Jes grossen Untei'schenkelbei-
K«'N an der aussern Seite blosgelegt. neg
^ nutritia) tritt durch das Er.
nâhrungsloch an der hintern Flâche
dièses Knochens in dessen Höhle.
b) Mehrere Muskelzweige, die
in den gewundenen Back-Schenkel-
beinmuskel, den grossen und kleinen
Schenkel -Hufbeinmuskel, den Back-
Persenbein- und den Back-Kronbein-
muskel dringen.
e) Die au ssere Sprungge-
lenkarterie (A. malleolaris ex-
terna)
entspricht der aussern Knöchel-
arterie d. M. ; sie geht an die âussere
Flâehe des Sprunggelenkes, theilt sich
in mehrere Zweige, die an das Kap-
selband des Sprunggelenkes und an
die Haut gehen und unter einander,
so wie mit dera absteigenden Aste der
untern, Backbeinarterie anastomosiren.
d) Die innere Sprungge-
lenkarterie (A. malleolaris in-
terna)
(Fig. 172. g.) ist die Fort-
setzung der hintern Unterschenkel-
arterie, die über dem Sprunggelenke
unter dem grossen Schenkel-Hufbein-
muskel, einen halbzirkelförmigen Bo-
gen nach oben beschreibend, an die
innere Seite des Unterschenkels tritt
und folgende Aeste abgibt:
aa) Die ziirücklaufende Un-
1.     Pie Kiiiekehlenarterie.
22.   Die hintere Unlersehenkelarlerie.
33.   Die vordere UnlerscheiiKelarteric.
a.      Die Arterie des kleinen Unterschenkcl-
beities.
b.      Muskelzweige.
4.      Die tiefe Schienbeinarlcric.
5.      Die âussere Scbienbeinarlerie.
t erschenkelb einarterie (A. re-
currens tibialis)
(Fig. 172. h.) geht
von dem Bogen in gerader Richtung
vor der Beugesehne des Kronbeines
nach oben in den absteigenden Ast der
untern Oberschenkelbeinarterie über.
bb) Mehrere Gelenk- und Hautzweige.
cc) Die hintere S chienb einarterie (A. plantaris postica)
(Fig. 172. i.) ist die fortlaufende innere Sprunggelenkarterie, welche
mit der Beugeschne des grossen Schenkel - Hufbeinmuskels über die
innere Flachc des Sprunggelenkes nach unten lauft und an dem obern
Ende des Schienbeines sich in zwei Aeste theilt, von denen der innere
schwacher als der âussere ist. Beide gehen zwischen den Beuge-
sehnen des Kron- und Hufbeines in paralleler Richtung nach unten
und bilden durch eine Anastoniose mit einander den oberflach-
lichen Sohlenbogen (Areus plantaris sublimis); weiter unten
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408
treten beide Aeste unter die Sehne des Hufbcinbeugers, verbinden
sich daselbst mit der kleinen Schienbeinarterie, wodurch der tiefe
Gefâssbogen (Sohlenbogen) (Arcus plantaris profundus) ent-
steht. Sie gibt Zweige an die Bander des Sprunggelenkes, die Bcuge-
sehnen, den aussern Griffelmuskel und an die Haut ab ; auch anasto-
mosirt sie mittelst eines kleinen Zweiges, der zwischen dem aussern
Griffelbein und dem Schienbein unter dem obern Gleichbeinband lierab
geht, mit der grossen und durch einen andern Zweig mit der kleinen
Schienb einarteri e.
D.    Die vordere TJnterschenkelarterie. (Arteria tibiali* antica.) (Fig. 173. 3.)
Die vordere TJnterschenkelarterie ist grösser als die vorige ; sie
lauft von der hintern Fliiche am obern Ende des grossen Unter-
schenkelbeines schrag' nach aussen und vorn durch das Zwischen-
knochenband, welches das kleine mit dem grossen Unterschenkelbein
verbindet, an die aussere Fliiche des letztern. An dieser geht sie
zwischen dem Beuger des Schienbeines und dem mittlern Strecker
des Fessel-, Kron- und Hufbeines nach unten über die vordere
Flâche des Sprunggelenkes bis nach aussen .zu dem Würfelbein, in
dessen Niihe sie sich in die tiefe und aussere Schienbein-
arterie spaltet. Bis zu ihrer Theilung gibt sie folgende Aeste ab:
a)    Die Arterie des kleinen Unters chenkelbeines {A.
peronaea)
(Fig. 173. a.) ist ein staikerer Zweig, der an diesera
Knochen bald mehr oben, bald mehr unten aus der vordern TJnter-
schenkelarterie hervorgeht, seinen Weg an der aussern Seite des
Unterschenkels nach hinten und unten nimmt, um sich in dem mitt-
lern Strecker des Fessel-, Kron- und Hufbeines und in dem grossen
Schenkel-Hufbeinmuskel zu verasteln.
b)   Muskelzweige (Fig. 173. b.), welche nach aussen und
vorn in den grossen und mittlern Strecker des Ünterfusses und in den
Beuger des Schienbeines gehen.
c)   Gel enk zweige, die in den Bandern des Sprunggelenkes
sich verzweigen.
E.    Die tiefe Schienbeinarterie. (Arteria plantaris profunda.) (Fig. 173. i.)
Die tiefe oder kleine Schienbeinarterie tritt durch die Oeffnung,
welche von dem Würfelbein, dem grossen und kleinen Kahnbein ge-
bildet wird, auf die hintere Fliiche des Schienbeines, an welcher sic
ganz in der Niihe des innern Griffelbeines, von dem obern Gleich-
beinband bedeckt, nach unten lauft und mit der grossen Schienbein-
arterie sich zu dem Gefâssbogen verbindet. Sie gibt ab :
a)   An dem Durchgange Gelenkzweige, die an die Bander des
Sprunggelenkes gehen.
b)   Einen Verbindungsast (Eamus communicans), der auf dem
obern Gleichbeinband nach aussen geht und mit einem Zweig der
hintern Schienbeinarterie anastomosirt.
c)   Die Ernahrungsarterie für das Schienbein, welche durch das
Ernahrungsloch an der hintern Flache in die Höhle desselben tritt.
J
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409
d) Zweige an das obère Gleichbeiiiband und den innern Griffel-
muskel.
F. Die aussere Schieabeiiiarterie. (Arteria piantarla externa.) (Fig. 173. 5.)
Die aussere odor grossa Schiènbeinarterie ist die fortgesetzte
vordcre Unterschenkelarterie, welche scliriig nach aussen und unten
in die Rinne tritt, die von dem Schienbein und aussern Griffelbein
gebildet wird; in dieser lauft sic nach unten und iiber dem Kò'then-
gelenk zwisclicn dem untern Ende des aussern Griffelbeines und dem
Schienbein an die hintere Fliiche dièses Knochens, uni sich mit den
beiden andern Schienbeinarterien zu dem Sesambogen (Arcus plan-
taris)
zu verbinden, aus dem, wic-ani Vorderfuss, die Seitenarterieu
liervorgelien. Von ihr gehen kleine Gcfasse an die Strecker des
Fessel-, Kron- und Hufbeines, so wie an die Haut; eia grosserer
Zweig lauft an den Beugerii des Kron- und Hufbeines wieder nach
oben, gibt Zweige an dièse und verbindet sich mit der innern
Sprunggelenkarterie.
G. Dia Seiteoarterien. (Arteriae digitales plantâtes.)
Die Seitenarterieu gehen an der aussern und innern Seite des
Köthengelenkes, des Fessel- und Kronbeines bis zu dem Hufbeine
herab und theilen sich in ihrem Verlaufe ganz in dieselben Gelasse,
wie sie bei Beschreibung der Seitenarterieu des vordern Fusses ange-
geben wurden.
Die Abweichungen, welche die Darmbeinarterien in ihrem Ver-
laufe bis zu dem Hufe herab bei den Wiederkauern zeigen,
sind folgende:
Der aussern Schauiarterie fehlt die untore Arterie der Ruthe.
Die innere Hautarterie ist ira Verhiiltnisse sehr stark und theilt
sich an dem Sprunggelenk in drei Aeste, niimlich in die inuere und
aussere Sprunggelenkarterie und in die tiefe Schiènbeinarterie.
Die Kniekehlenarteric wie bei dem Pferde.
Die hintere Unterschenkelarterie besteht aus einem kleinen Ge-
fiiss, das nur Muskelzweige abgibt, und zvvar an die Muskcin, welche
auf der hintern Seite des grossen Unterschenkclbeines liegen.
Die zurùcklaufende Unterscheukelbeinarterie fehlt.
Die aussere und innere Sprunggelenkarterie kommen ans der innern
Hautarterie.
Die vordere Unterschenkelarterie gibt die Emahrungsarterie für
das grosse Unterschenkclbein ab.
Die tiefe Schiènbeinarterie gehort der innern Hautarterie an ;
sie gibt ab:
Zweige an die Beugesehnen des Unterfusses und die Haut.
Die innere Seitenarterie der innern und die aussere Seitenarterie
der aussern Zebe.
Zweige an die Afterzehen,
Leyh, Amatimi'-.                                                                       52
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410
Die grosse Schienbeinarterie lauft in der Rinne an der vordern
Plache des Schienbeines nach unten, triti dami zwischen beide Zehen
und spaltet sich in zwei Aeste, niimlich in die aussere Seitenarterie
der innern und in die innere Seitenarterie der aussern Zebe.
Bei dem S c h w e i n e finden sich bei der Verzweigung der
Darmbeinarterie folgende Unterscliiede.
Die Bauchdeckenartcrie als gemeinschaftlicher Ast fehlt, indem
sowohl die hintere Bauchdeckenarterie, als auch die aussere Scham-
arterie ihren Ursprung unmittelbar aus der tiefen Oberscheukelbeinarterie
nehmen; letztere Arterie verzweigt sich bei mannlichen Thieren nur an
der Vorliaut, dem Nabelbeutel und den Schamdriisen, bei weiblichcn
an den Schamdriisen und dem Gesauge.
Die tiefe Oberschenkelbeinarterie gibt die hintere Bauchdecken-
und aussere Schamarterie ab.
Die vordere Oberschenkelbeinarterie liât mit der untern Darmbein-
muskelarterie gemeinschaftlichen Ursprung.
Die innere Hautarterie ist wie bei den Wiederkâuern verhâltniss-
miissig starker und theilt sich in die aussere Sprunggelenk- und die
tiefe Schienbeinarterie.
Die Kniekehlenarterie gibt ausser den Gelenk- und Muskelzweigen
auch noch die Arterie des kleinen Unterschenkelbeines ab.
Die hintere Unterschenkelarterie ist starker als bei dem Rinde
und lauft auf dem Zwisclicnknoclienband an der hintern Seite zwisclien
dein grossen und kleinen Unterschenkelbein bis in die Nâhe des
Sprunggelenkes. Aus ihr kommen :
Die Ernahrungsarterie für das grosse Unterschenkelbein.
Muskelzweige.
Die innere Sprunggelenkarterie.
Die zurücklaufende Unterschenkelbeinarterie fehlt.
Die vordere Unterschenkelarterie tritt ebenfalls durch das Zwischen-
knochenband des grossen und kleinen Unterschenkelbeines nach vorn.
Die Arterie des kleinen Unterschenkelbeines kommt von der
Kniekehlenarterie.
Die tiefe oder kleine Schienbeinarterie entspringt aus der innern
Hautarterie; sie theilt sich unter dem Sprunggelenke in zwei Zweige,
von denen der grössere hinten an den Beugesehnen und der kleinere
in der Tiefe nach unten lauft, wo-beide mit einander, so wie mit der
hintern Schienbeinarterie sich verbinden und die Seitenarterien der
Afterzehen abgeben.
Die grosse Schienbeinarterie geht vorn zwischen den beiden
wahren Schienbeinen nach unten bis in die Zehenspalte der wahren
Zehen, wo sie sich wie am Vorderfuss verzweigt.
Bei den Pleischfr essern hat die Darmbeinarterie nach-
stehende Abweichungen.
Die Bauchdeckenarterie wie bei dem Pferde, aber
Die aussere Schamarterie verzweigt sich wie bei dem Schweine.
Die tiefe Oberschenkelbeinarterie wie bei dem Pferde.
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Die vordere Oberschenkelbeinarterie ontspringt gemeinschaftlich
mit der untern Darmbeinmuskelarterie.
Die innere Hautarterie ist wie bei den Wiederkâuern verhâltniss-
mâssig starker und tlieilt sich in zwei Zweige. Der kleinere Zweig
geht von der innern Seite des Unterschenkels schrag naeh vorn iiber
die vordere Flâche des Sprunggelenkes nach unten und tlieilt sich in
mehrere kleinere - Gefâsse, welche vorn an den Zehen herabgehen.
Der grössere Zweig spaltet sich in drei A este, namlich in die aussere'
und innere Sprunggelenkarterie und die kleine Schienbeinarterie, welch'
letztere bis zu den Zehen herablauft und zwischen diesen sich verzweigt.
Die hintere Unterschenkelarterie ist ein kleines Gefass, das nur
Muskelzweige und die Ernahrungsarterie für das grosse Unterschenkel-
bein abgibt. Die übrigen Gefâsse fehlcn ihr.
Die vordere Unterschenkelarterie gibt wie bei dem Pferde die
Arterie des kleinen Unterschenkelbeines ab.
Die kleine Schienbeinarterie ontspringt aus der innern Hautarterie.
Die grosse Schienbeinarterie lauft zwischen dcm ersten und zweiten
Hinter-Mittelfussknochen auf die Rückseite und bildet mit einem früher
abgegebenen Zweige den Sesambogen, von dem mehrere kleinere
Gefâsse an die Sehienbeinmuskeln der Fesselbeine gehen und mit der
kleinen Schienbeinarterie anastomosiren.
IX. Die Beckenarterien. (Arteriae hypogastricae.) (Fig. 171. BB.)
Sobald die Aorta die beiden Darmbeinarterien abgegeben hat,
spaltet sie sich sogleich in zwei Hauptstamme, namlich in die rechte
und linke Beckenarterie. Diese gehen unter einem spitzigen Winkel
auseinander, wo sich dami jede nach cinein kurzen Verlaufe wieder in
si eb e n H au p taste theilt; es sind diess:
1.  Die Darmbein-Lendenarterie.             5. Die hintere Darmbeinmuskelarterie.
2.  Die innero Sehamarterie.                    6. Die untere Darmbeinmuskelarterie.
3.   Die Seiten-Kreuzbeinarterie.              7. Die Verstopfungsartcrie.
4.   Die ■vordere Darmbeinmuskelarterie.
Aus dem Theilungswinkel der beiden Beckenarterien geht manch-
mal ein kleines ungepaartes Gefass hervor, wclches an der untern
Flache des Kreuzbeines sich nach hinten bis in den Kreismuskel des
Afters fortsetzt und als mit tier e Kr euzb ein arterie (A. sacralis
media)
bezcichnet wird; sic gibt nach heiden Seiten Zweige an die
Kreuzbeinnerven ab und endigt sich im Kreismuskel des Afters.
I. Die Darmbein-Lendenarterio. {Arteria ilio - lumbalü.) (Fig. 171, d.)
Diese Arterie geht, bedeckt von den Lendenmuskeln, zwischen
dem Querfortsatz des letzten Lendenwirbels und dem des Kreuzbeines
nach aussen und theilt sich in folgende Zweige:
a)   Mehrere Gefâsse, die sich in den Lendenmuskeln und dem
grossen Darm - Backbeinmuskel verzweigen.
b)   Einen Rückenmarkszweig, der durch das Zwischenwirbelloch
der genannten Knochen in den Wirbelkanal tritt, au dem Rückenmark
'-■'"^ —-——- . ....—.————————_________________________________.........._
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412
und dessen Haute sich verzweigt und mit der Rückenmarksarterie
sich verbindet.
c)   Einen Rückeiizweig,, der sich in dem Darmbein-Dormnuskel,
Quer-Dornmuskel und in der Haut verzweigt.
d)  Die fortlaufende Darmbein-Lendenarterie geht nach aussen und
•unten und verzweigt sich hauptsaehlich in dem Quermuskel und dem
kleinen schiefen Muskei des Bauchcs und in der Haut.
II. Die innere Schamarterie. (Arteria pudenda interna.) (Fig. 171. e.)
Es ist diess ein kleinerer Ast als der vorige; er ïiimmt an der
untern Wand der Beckenarterie seinen Ursprung und theilt sich in
folgende Aeste:
a)   Die Nabel art e rie (/1. umbüicalis) (Fig. 171. e'.) Iauft in
einem Bogen nach aussen und unten an den Grund der Harnblase,
gibt Zweige an diesen und an den Körper der Blase.
Uebcr das Verballen der Nabclartcrio beim Fötus siebe Seite 324
und Fig. 152. 1.)
b)   Die innere Mast dar m ar ter ie (A. haemorrhoidalis in-
terna)
(Fig. 171. e".) geht zwischen dem Mastdarme und der Seiten-
wand der Beckenhöhle nach hinten und gibt bei mannlicben Tbieren
Zweige an die Harnblase und Haniröhre, an die Saamenbliischen,
Vorstehcr- und Cowper'schen Driisen; bei weiblichen Tbieren ont-
springt von ihr die Gebarmutterarteric (A. uterina'), wclcbe sich an
der Harnblase und Harnröhre, der Scheidc und dem Fruchthalter
verzweigt und an letztcrem mit der inncrn und aussern Saamenarterie
anastomosirt.
c)   Die fortlaufende innere Schamarterie geht an der
inncrn Flliche des breiten Beckenbandes nach hinten und unten, und
theilt sich an der obern Flache des Sitzbeines in zwei Aeste.
aa) Die Mit t elf lei s charte ri e (A. perinaei) lauft nach hinten
und aussen an das Mittelfleisch, gibt Zweige an den Kreismuskcl des
Afters und an den Anfang des Ilarnröhrenmuskcls, daim setzt sie
sich unter der Haut nach unten und vorn fort, um an dem hintern
Theil des Hodensackes als hintere Arterie des Hodensackes
(A. scrotalis posterior) zu endigen. Bei weiblichen Thieren endigt
eie in dem obern Winkel der Scliamlippen.
bb) Die Ruth en art e ri e (A. penis) ist starker als die vorige
und theilt sich alsbald in die obère und tiefe Ruthenarterie.
Die obère Ru then arterie (A. dor salis penis superior) geht ùber
den hintern Gesassbeinausschiiitt an die mannliche Ruthe und ver-
zweigt sich in ihr; sie anastomosirt auch mit Zweigen der Ver-
stopfungsartcrie. Die unterò Ruthenarterie wird von der aussern
Schamarterie abgegeben. Die tiefe Ruthenarterie (A. penis
profunda)
geht an die Harnröhre und verzweigt sich an dieser sowohl
in dem schwammigen Gewebe, als auch in der Schleimhaut und dem
Harnröhrenmuskel ; kleinere Gefâsse gelangen auch in die Zellkörper
der Ruthe. Bei weiblichen Thieren gehen dièse Arterien in die
Schamlippen und die Clitoris.
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III. Die Seiten-Kreuzbeinarterie. (Arteria sacralis lateralis.) (Fig. 171. f.)
Diese Arterie geht an dem Seitenrande des Kreuzbeines nach
binten und durch das breite Beckenband ausserhalb der Beckenliöhle.
A us ihr ontspringen:
a)  Muskelzweige fiir den obern Kreuzbeinmuskel des Scbwéifes.
b)  Rù* ck enmarkszweige, wefche durch die untern Kreuzbein-
löcher in das Ende des Wirbelkanales gelangen, sich daselbst an der
harten Haut des Riickemnarkes verzweigen und mit der Rückenmarks-
arterie verbinden.
e) Die miniere Schweifarterie (A. caudae media) ist.
ein ungepaartes Gefass, das hiiufjger aus der linken als aus der
rechten Seiten-Kreuzbeinarterie entspringt, und zwischen den untern
Kreuzbeinmuskeln an der untern Flache des Sehweifes verlauft; sie
gibt Zweige an diese Muskeln und an die Haut ab.
d)   Die untere S eitenarterie des Sehweifes (A. caudae
lateralis inferior)
ist starker als die vorige; sie geht zwischen dem
untern und Seiten-Kreuzbcinmuskel des Sehweifes nach hinten, an
welchen sie sich, so wie au dem Gesassbeinmuskel, den Zwischen-
Quermuskeln und der Haut verzweigt. Sie gibt ferner ab :
aa) Die obère S eitenarterie des Sehweifes (A. caudae
lateralis superior)
; diese geht als cin kleineres Gefass am Anfang
des Sehweifes an die obère Seite desselben und lauft unter dem obern
Kreuzbeinmuskel nach hinten ; von ihr gehen Gcfüsse an diesen Muskei,
die Zwischen -Quermuskeln und an die Haut.
e)  Die Ges assb ein art.eri e (A. ischiadica) ist die fortlaufende
Sciten - Kreuzbeinartcrie, welche durch das breite Beckenband nach
aussen und unten an die Hinterbacken geht, sich dann in mehrere
Aeste theilt, die sich in dem grossen Gesass-Backbeinmuskel und dem
vordern und hintern Kreuz - Sitzbeinmuskel des Schenkels verzweigen.
IV.   Die vordere Darmbeinmuskelarterio. (Arteria iliaca s. glutaea anterior.)
(Fig. 171. g.)
Es ist diess ein starker Ast, weieher auf der xmt'em Flâche des
Darmbeines nach vorn und aussen zu dem aussern Winkel desselben
lauft, Zweige an den Kreuzbein-Umdrehermuskel, grossen Darm-
BackbeinmuskeJ, Lendenwirbel-Backbeinmuskel, Darmbein-Dornmuskel
und den grossen Darmbein-Umdrehermuskel abgibt.
V.   Die hintore Darmbeinmuskelarterie. (Arteria iliaca s. glutaea posterior.)
(Fig. 171. L.)
Diese Arterie ist starker als die vorige, und entspringt ihr ge-
wöhnlich gegenüber aus der Beckenarterie; sie geht au dcm Rande des
Kreuzbeines zwischen dem hintern Rande des Darmbeines und dem
breiten Beckenbande nach aussen, theilt sich dann in mehrere Aeste,
welche besonders die Darmbein-Umdrehermuskeln versehen.
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414
VI, Die iintere Darmbeinmuskelarterie. (Arteria iliaca s. glutaca inferior.)
(Fig. 171. i.)
Die untere Darmbeinmuskelarterie ist ebenfalls ein ansehnlicher
Ast, welcher unter den beiden vorigen entspringt unti iiber die vordere
Fliiche des hintern Darmbeinwinkels, an welcher Stelle sie eine Er-
nahrungsarterie abgibt, nach vom und unten lauft, sich in mehrere
starke Aeste theilt, die an den'grossen und mittlern Darm-Backbein-
muskel, Lendenwirbel-Backbeinmuskel, vordern und aussern Darm-
Schenkelbeinmuskel und an den aussern Back-Schenkelbeinmuskel gehen.
VII. Dio Verstopfuugsarterie. (Arteria otturatoria.) (Fig. 171. k.)
Die Verstopfungsarterie gelit mit der vorigen unter einem spitzigen
Winkel aus der Beckenarterie hervor, lauft dami an der innern Fliiche
des hintern Darmbeinwinkels und an dem Kreuzbein-Umdrchermuskel
nach unten und unter dem innern Verstopfungsmuskel durch das ovale
Loch ausserhalb der Beckenhöhle, wo sie sich dami in zwei grössere
Aoste theilt. Sie gibt ab :
a)   Muskelzweige für den Kreuzbein - Umdrehermuskel und den
innern Verstopfungsmuskel.
b)  Zweige an die Harnblase, an das Fett- und Zellgewebe.
e) Eine Ernahrungsarterie, welche durch das kleine Er-
nahrungsloch an dem aussern Rande des ovalen Loches in das
Sitzbein eindringt.
d)   Der untere Ast (Ramus inferior) geht in dem aussern
Verstopfungsmuskel nach unten und hinten, gibt Zweige an diesen,
so wie an den kleinen und grossen Gesass-Backbeinmuskcl und an die
Kreuz-Sitzbeinmuskeln des Schenkels ab.
e)   Der h in te re Ast (Bamus posterior) geht an der untern
Fliiche des Sitzbeines gegen den hintern Gesassbeinaussclmitt, und
theilt sich, nachdem er Zweige an den Aufrichter der Ruthe, die
Gesass-Backbeinmuskeln und die Krcuz - Sitzbeinmuskeln abgegeben
hat, in zwei Aeste. Der iiussere Ast tritt an den obern Rand der
Zellkörper und anastomosirt mit der obem Ruthenarterie, einem Ast
der innern Schamarterie; der innere Ast dringt an der Wurzel des
mânnlichen Glïedes in das Gewebe der Zellkörper, wo er mit der
tiefen Ruthenarterie Verbindungen eingeht.
Bei den übrigen Hausthieren gehen die verhaltnissraiissig
langern Beckenarterien an der Seitenwand der Beckenliöhle nach hinten
und theilen sich in folgende Aeste :
Die Nabelarterie entspringt als ein besonderer Ast aus der Becken-
arterie, und gibt bei weiblichen Thieren die Fruchthalterarterie ab.
Die Darmbein-Lendenarterie verlauft wie bei dem Pferde.
Die innere Schamarterie gibt weder die Nabelarterie , noch
die Mittclfleischarterie ab, verhult sich aber im Uebrigen wie bei
dem Pferde.
Die mittlere Kreuzbeinarterie, welche denselben Verlauf nimmt,
wie bei dem Pferde, gibt den gemeinschaftlichen Ast für die rechte
und linke Seiten-Kreuzbeinarterie und den für die rechte und linke
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415
Schweifarterie ab, die ebenfalls als untere und obère an dem Schweife
verlaufen.
Die vordere Darmbeinmuskelarterie wie bei dem Pferde.
Die hinterc Darmbeinmuskelarterie besteht aus melireren Aesten,
von denen jeder fiir sich aus der Beckenarterie entspringt.
Die untere Darmbeinmuskelarterie, welche bei dem Rinde den-
selben Ursprung wie bei dem Pferde hat, entspringt bei dem Schweine
und don Fleischfressern gemeinschaftlich mit der vordern Oberschenkel-
beinarterie aus der Oberschenkelarterie.
Die Verstopfungsarterie ist ein kleines Gefass, das bcinahe senk-
recht bis zu dem Verstopfungsloch gelit, sich aber nur innerhalb der
Beckenhòhle in den Muskeln und dem Zellgewebe verzweigt.
C. glie ìDflttn, (Tenue.)
Die Venen oder Blutadern sind diejenigen Gefiisse, welche in den
Capillargefâssnetzen ihren Anfang nehmen, das zur Ernahrung minder
geeignete Blut (Venenblut) von den einzelnen Theilen des Körpers
aufnehmen und dem Herzen, als dem Mittelpunkt des Blutgefà'ss-
systems, wieder zufiihren ; sie helfcn also mit den ihnen entsprechenden
Arterien den Kreislauf bilden. Die Pfortader und die Nabelvene (beim
Fòtus) fiihren jedoch das Blut nicht unmittelbar zu dem Herzen, sondern
vorher in die Leber, verzweigen sich in diesel' einer Arterie âhnlich,
indem sie mit den Lebervenen ein Capillarnetz bilden, und lassen von
diesen aus das Blut in die hintere Hohlvene und durch diese in die
rechte Vorkammer gelangen.
Was den Bau der Venen anbetrifft, so lassen sie wie die Arterien
drei Haute erkennen, von denen die aussere aus Zellgewebe, die
mittlere aus feinen spirai und quer verlaufenden contractilen Faden
und die innere aus einer serösen Haut besteht. Alle drei Haute sind
innig mit einander verbunden, so dass sie sich weniger deutlich
unterscheiden lassen, wie bei den Arterien. Die seröse Haut bildet
an ihrer freien Oberflache durch Verdoppelungen vide halbmondförmige
Klappen, welche in einer mchr oder weniger grossen Entfernung je zu
zwei, und zwar so neben einander liegen, dass ihr freier Rand dahin
sieht, wohin der Blutstrom geht, und ihr festsitzender gegen den
Blutstrom. Aber nicht in allen Venen finden sich diese Klappen vor,
so z. B. felilen sie in den grössern Venenstammen, wie in den beiden
Hohlvenen, den Lungenvenen, der Pfortader (mit Ausnahme der Milz-
vene); ferner in den Venen des Fruchthalters, dem Zellkörper der
Harnröhre und in einigen andern. In Betreft der Menge der Klappen
gilt im Allgemcinen, dass je mehr das Blut in den Gefassen in die
Höhe zu steigen hat, wie z. B. an den Gliedmassen, desto haufìger
sind aucb die Klappen angebracht. Die mittlere Haut der Venen ist im
Verhiiltnisse zu dem Umfang der Gefâsse, mit Ausnahme der grossen
Venenstâmme des Herzens und dem Stamm der Pfortader, wo sie aus
rothen Muskelfasern besteht, sehr dünn, und bei den feinern Venen-
zweigen scheint sie gar nicht mehr zu existiren. Aus diesem Grunde
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besitzen auch die Venen weniger Elasticitiit als die Arterien; ferher
haben sie ein blauschwarzes Aussehen, weil das Blut durchscheint,
selbst ihre Wfinde scheinen durchdringlicher zu sein, da sie wie die
Lymphgefasse die Fahigkeit haben zu resorbiren ; sind sie blutleer,
so behalten sie ihre Rundung nicht wie die Arterien, und schneidet
man cine Vene quer durch, so fallt die Oeffnung zusammen.
Die Venen sind viel zahlreicher als die Arterien, denn man
findet sehr hiiufig, dass eine Arterie von zwei Venen begleitet wird ;
auch bilden sie zahlreichere und stürkere Anastomosen, liegen mehr
oberilachlich und verlaufen weniger gewunden als die Arterien. Die
tiefer liegenden bcgleiten in der Regel die glcichnamigen Arterien,
wahrend die oberflachlichen hàulìg oline Begleitung sind. Der Quer-
dui'chmesser der Venen ist im Verhaltnisse zu dem der Arterien weiter
und an manchen Stellen bemerkt man sogar sackartigc Erweiterungen.
Das Blut lauft in ilinen gleichmassig und wird, wie aus deren Struktur
erhellt, nicht mit Gewalt und auch nicht stossweisse in innen bewegt,
wie in den Arterien, dalier auch der Mangel des Puises.
Wie nun die Arterien mit ihren Ilauptstammen aus den Herz-
kammern ontspringen, sich in ihrem weitern Verlaufe in immer kleinere
Gefasse theilen und zuletzt in die feinen Haargefasse übergehen, so
findet bei den Venen gerade das Gegentlieil statt, indem diese in dem
Gewebe der Organe als Haargefasse ihren Anfang nelimen, die sich,
je mehr sie dem Herzen sich nahern, zu grössern Zweigen, Aesten
und am Ende zu mehrcren Hauptstiimmen vereinigen, die theils un-
mittelbar, theils mittelbar in das Herz einmiinden. Es sind diess:
1.  Die Lungenvenen.                          4. Die Muterò lloMveue.
2.  Die Venen des Herzens.                5. Die Pfortader.
3.  Die gordere Uohlvene.                   C. Die Nabelveue *.
I, Die Lungenvenen. (Vtnar pulmonales.)
Die Lungenvenen, welche den Lungenarterien entsprechen, nelimen
an den Lungenblasclien in den von deii Arterienzweigen gebildeten
Capillargefâssnetzen ihren Anfang; sie verlaufen in jedem LungenfJügel
an den Luftröhrenasten neben den Aesten der Lungenarteric bis zu dem
Theilungswinkel der LuftröTire, wo sie mit vier bis acht Ilauptstammen
hervortreten. Diese gehen nun etwas nach der linken Scitc und durch-
bohren nach einem kurzen Verlauf die Seitenwand der linken Vor-
kammer an verschiedenen Stellen. Der serösen Haut fehlen die Klappen,
und nur an der Stelle, wo zwei Veneniiste zusaminenkommen, ent-
steht cine halbmondförmige Hervorragung nach Art einer Klappe.
Die Lungenvenen führen das Arterienblut von den Lungen in
die linke Herzvorkaramer, wodurch sie sich auch von den übrigen
Venen unterscheiden.
II. Die Venen des Herzens. (Vcnae cordis.)
Die Venen des Herzens, welche grösstentheils mit den Kranz-
arterien ihren Verlauf nelimen, werden in eine linke und rechte
* Die Besclireibung der Nabelvene sielie Seite 324 sub. 1.
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Kranzvene unterschieden; beide vereinigen sich zu einem gemeinschaft-
lichen Stamm, der unmittelbar in die rechte Herzvorkammer einmündet.
a)   Die linke Kranzvene des Herzens (Vena coronaria
cordis sinistra)
ist das grössere Gefâss von beiden ; sie entsteht an
der Spitze der linken Seitenflache des Herzens, an welcher sie in der
Lângenfurche neben der entsprechenden Arterie nach oben lauft, in
die Querfurche tritt und in dieser zwischen der linken Vor- und der
linken Herzkammer nach hinten auf die rechte Seite, dann wieder
nach vorn geht, um neben der Scheidewand der Vorkammern in die
rechte Vorkammer einzumiinden, an welcher Stelle sie mit einer Klappe
(Thebesische Klappe, Valvula Thebesii) versehen ist. In ihrem Ver-
lauf nimmt sie Zweige von der Seitenwand der linken und rechten
Herzkammer, so wie von der linken und rechten Vorkammer auf.
b)   Die rechte Kranzvene des Herzens (Vena coronaria
cordis dextra)
entspringt an der rechten Seitenflache des Herzens, in
der Nâhe der Spitze, lauft alsdann in der rechten Langenrinne nach
oben und vereinigt sich, nachdem sie Zweige von der rechten und
linken Herzkammer und von der rechten und linken Vorkammer auf-
genommen bat, in der Nahe ihrer Einmiindung in die rechte Vorkammer
mit der linken Kranzvene.
III. Die vordere Hohlvene. (Vena cava antcrior.) (Fig. 175. II.)
Die vordere Hohlvene erscheint als ein sehr starker Venenstamm,
der in dem vordern Theil der Brusthöhle unter der Luftröhre und
der vordèrn Aorta, aber mehr gegen die rechte Seite liegt; sie setzt
sich von dem ersten Rippenpaar, an welches sie durch eine band-
artige Verlangerung befestigt ist, nach hinten bis zur rechten Vor-
kammer fort, um in dieselbe sich zu ergiessen. Der vordere langere
Theil ist von den Blattern des vordern Mittelfelles und der hintere
kiirzere, aber weitere Theil von dem Herzbeutel eingeschlossen. Die
Hauptaste, welche in sie einmünden, sind :
1.  Die rechte und linke Drosselvene.         i. Die rechte und linke Halswirbelvene.
2.  Die rechte und linke Achselvene.          5. Die rechte und linke obère Halsvene.
3.  Die rechte und linke innere Brustvene. 6. Die ungepaarte Vene.
I. Die Drosselvenen. (Venae jugulares.) (Fig. 174. 4. *.)
Die Drosselvenen befinden sich zu beiden Seiten des Halses, sie
sind mit den Drosselarterien gepaart, liegen aber mehr oberflachlich als
diese. Jede fangt mit einem starken Stamm an dem untern Ende der
Ohrdrüse und zur Seite des Kehlkopfes an, welcher dann am Halse
auf dem Schulter-Zungenbeinmuskel und bedeckt von dem Hals-Haut-
muskel in der Rinne zwischen dem Brustbein-Kiefermuskel und dem
gemeinschaftliclien Muskei des Armes, Halses und Kopfes nach unten
lauft und vor dem Eingang der Brusthöhle neben der Drosselvene der
andern Seite in die vordere Hohlvene einmündet. Der Hauptstamm
* Die Drosselvenen sind für Blutentziehungen (Aderlass, Venaesectio) die
geeignetsten Gefâsse.
Leyh, Anatomie.                                                                             "^
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jeder Drosselvene whi durch die Vereinigung der âussern Kinnbacken-
vene, der innern Kinnbackenvene und der untern Gehirnvene gebildet.
Mg. 174.
Die Venen des Kopfes und Halses -von der rechten Seite blosgelegt.
I.
Die âussere Kinnbackenvene.
'2.
Die inncre Kinnbackenvene.
A.
Die Gesichts- oder Lippenvene.
h.
Die obère Ohrdriisenvene.
a.
Die Kranzvene der obern Lippe.
i.
Die Sehlâfenvene.
b.
Die Maulwinkelvene.
U.
Die hititcre Schlafenvene.
c.
Die Kranzvene der unlern Lippe.
1,
Die querlaufcnde Gesichlsvcnc.
c'.
Der gemcinschaftliche Slamm beider Kranzvenen.
m.
Die obère Gehirnvene.
d.
Die Augen winkel ven e.
n.
Die âussere Kaumuskelvetie.
e.
Die Nasenrückenvene.
3.
Die unlere Gehirnvene.
e'.
Die Seiteiivene der Nase.
4.
Die Drosselvene.
f.
Der obère Verbindingsast.
0 0 U.
Muskei-, Schlund- und LnftrÖhrenzwcige der
£■
Der uulere Verbindungsasl.
selben.
A. Die âussere Kinnbackenvene. (Vena maxillaris externa.) (Fig. 174. 1.)
Die âussere Kinnbackenvene begleitet grösstentheils die gleich-
namige Arterie, mit welcher sie auch von der Gesiohtsflâche über den
Gefassausschnitt des Hinterkieferastes in den Kehlgang geht, in diesem,
von dem Gesichts -Hautmuskel bedeckt, nach hinten und unten iiber
das obère Ende des Brustbein-Kiefermuskels lauft, um sich an dem
untern Ende der Ohrdrüse mit der innern Kinnbackenvene zu der
Drosselvene zu verbinden. In die aussere Kinnbackenvene münden ein :
1) Die Gesichts- oder Lippenvene (Vena facialis s. la-
bialis)
(Fig. 174. A.), welche den Anfang des Hauptstammes der
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aussern Kinnbackenvene macht, liegt an dem untern Rande des aussern
Kaumuskels; sie verbindet sich unter der Jochleiste mit der querlau-
fenden Gesichtsvene und nimmt folgende Venen auf.
a)  Die Augenwinkelvene (V. angularis) (Fig. 174. d.) geht
von dem innern Augenwinkel, wo sie mit Zweigen der Augenvene
anastomosirt, naeh vorn und unten, und verbindet sich mit der Nasen-
rückenvene zu der Gesichtsvene. Sie nimmt Zweige von der Haut,
dem Gesichts-Hautmuskel, Stirnmuskel und dem Kiefermuskel der
obera Lippe auf.
b)   Die Nasenrückenvene (V. dor salis nasi) (Fig. 174. e.)
lauft von der Gegend des falschen Nasenloches nach hinten und ver-
bindet sich mit der vorigen; sie erhalt Zweige von der Haut des falschen
Nasenloches, der Nasenschleimhaut und den Nasenmuskeln.
c)  Die Seitenvene der Nas e (V. nasi lateralis) (Fig. 174. e'.)
begleitet die gleichnamige Arterie und miindet beinahe gegenüber der
querlaufenden Gesichtsvene in die Gesichts- oder Lippenvene ein.
d)   Der obère Verbindungsast (Ramus communicans su-
perior)
(Fig. 174. f.) lauft als ein starkes Gefass von der Beule des
grossen Kieferbeiues an dem vordern Rande der Backen, von dem
Masseter bedeckt, nach vorn und unten in die Gesichtsvene; in der
Nahe der Beule zeigt sie eine betrachtliche Erweiterung. In sie er-
giessen sich :
aa) Zweige der untern Ge h ir n vene (Rami venae cerebra-
lis inferiores) ;
diese gehen aus dem fâcherigen Blutleiter der harten
Hirnhaut durch das Drosseladerloch nach aussen und durch das Fliigel-
und Kinnbackenloch in die Augenhöhle, wo sie mit der folgenden
gleichsam den Anfang des obern Verbindungsastes machen.
bb) Die Augenvene (V. ophthalmica) entsteht durch die Ver-
einigung der obern Nasenvene (V. nasalis superior), welche die
obère Nasenarterie begleitet, der Stirnvene (V. frontalis), die von
der Stirne durch das Augenbogenloch in die Augenhöhle gelangt, an
deren innern Wand nach unten lauft und Zweige von der Thranen-
drüse aufnimmt, und der Venen der Ader- und Regen bogen-
haut (Venae ciliares); letztere Gefasse, welche mit den gleichnamigen
Arterien die undurchsichtige Hornhaut durchbohren, vereinigen sich
auch mit den Augenmuskelvenen.
cc) Die untere Augenlidvene (V. palpebralis inferior) ent-
springt in den Hanten und dem Kreismuskel des untern Augenlides,
lauft an der aussern Wand der Augenhöhle nach unten und erhalt
Zweige von dem Thrânensack.
dd) Die h in te re Nasenvene (V. nasalis posterior) ist mit
der gleichnamigen Arterie gepaart, hat daher auch denselben Verlauf ;
ebenso gilt diess von
ee) Der vordern Zahnvene (V. alveolaris anterior), die mit
einem grössern Gefass auf der Gesichtsflache anfangt, welches dann in
den Vorderkieferkanal tritt, Zweige von den Wurzeln der Schneide-
und Backzahne aufnimmt und dann durch das obère Kieferloch in die
Augenhöhle gelangt.
,^i^aii.
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ff) Die Gaumenvene (V. palatina) nimmt ihren Anfang mit
feinen Gefâssen in der Schleimhaut des harten Gaumens und in dem
Zahnfleisch; diese bilden nun zwischen der Beinhaut des knöchernen
Gaumengewölbes und der Schleimhaut mit den Gefassen der gleich-
namigen Venen der andern Seite ein zahlreiches Gefassnetz, das sich
von dem Zahnrand der kleinen Kieferbeine bis zu den Gaumenbeinen
erstreckt. An dem obern Ende des harten Gaumens geht alsdann auf
jeder Seite der Hauptast der Gaumenvene hervor, der nach der Beule
des grossen Kieferbeines, aber nicht durch den Gaumenkanal, sondern
hinter demselben nach hinten lauft und sich in den obern Verbin-
dungsast ergiesst.
e)   Muskelzweige, welche von dem Masseter, dem Gesichtshaut-
muskel und der Haut kommen.-
f)   Die Kranzvene der obern Lippe (V. coronaria labii
superioris)
(Fig. ] 74. a.) fangt mit Zweigen in den Muskeln und der
Haut der Oberlippe an, lauft hernach in der Richtung der Maulspalte
nach hinten, verbindet sich hinter dem Lippenwinkel mit der Maul-
winkelvene und setzt sich dann, von dem Backzahnmuskel bedeckt,
bis in die Nahe des Masseters fort, wo sie sich mit
g)   Der Kranzvene der untern Lippe (V. coronaria labii
inferioris)
(Fig. 174. c.) zu einem gemeinschaftlichen Aste vereinigt,
der gegenüber dem untern Verbindungsaste in die Gesichtsvene ein-
mündet. Diese Vene entspringt mit kleinen Zweigen aus den Muskeln
und der Haut der Unterlippe; beide Kranzvenen bilden zwischen den
beiden Kranzarterien an den Backen ein Venennetz.
h) Der unte re Verbindun gaast (Eamus communicans in-
ferior)
(Fig. 174. g.) liegt unter dem obern und ist wie dieser von
dem Masseter bedeckt; er entspringt gegenüber dem gemeinschaftlichen
Aste der Kranzvene aus der Gesichtsvene, lauft dann von hier anfangs
an dem hintern Rande des Backens, hernach auf demselben nach
hinten und oben, wo er ebenfalls eine sackartige Erweiterung bildet,
über den vordern Rand des Hinterkieferastes auf dessen innere Seite,
wo sie nun als innere Kinnbackenvene bezeichnet wird.
2)  Zweige von dem innern Kaumuskel, dem zweibauchigen, Brust-
und Schulter-Zungenbeinmuskel und der Haut.
3)  Die untern Venen der Kinnbackendrüse (Venae glan-
dulae submaxïllaris inferiores)
sind mehrere Zweige, welche aus dem
untern Ende der Kinnbackendrüse kommen.
4)   Die Zungenvene (Vena lingualis) nimmt in der Züngen-
spitze ihren Anfang, lauft alsdann, indem sie Zweige von den Zungen-
muskeln erhâlt, neben der gleichnamigen Arterie zwischen dem
Grund- und Kinnmuskel der Zunge nach hinten und am Grunde der
Zunge an die Oberflache, um in die aussere Kinnbackenvene über-
zugehen.
5)  Die Vene des Zungenrückens (V. dor salis linguae) siehe
bei dem untern Verbindungsast.
6)  Die Unterzungenvene (F. sublingualis) ist mit der Unter-
zungenarterie gepaart; sie lauft mit dieser in dem Kehlgang zwischen
_____fa_______________^j
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dem Kiefermuskel und dem Kinnmuskel des Zungenbeines naeh.hinten
und ergiesst sich theils in die aussere Kinnbackenvene, theils in die
Zungenvenc. Sie nimmt Zweige auf von der Maulschleimhaut und
dem Zahnfleisch des Hinterkiefers, von den Muskeln und der Haut
in dem Kehlgang, von der Unterzungendrüse und die Unterkinn-
v e n e (V. submentalis).
7) Mehrere Zweige aus dem untern Ende der Ohrdriise.
Die Wiederkauer haben an jeder Seite des Halses zwei
Drosselvenen, welche in eine aussere und innere unterschieden werden ;
erstere wird durch die Vereinigung der aussern und innern Kinnbacken-
vene gebildet, und nimmt denselben Verlauf wie bei dem Pierde;
letztere ist kleiner als diese und entsteht durch die Vereinigung der
Oberhauptsvene, der Venen der Schilddrüse und des Kehlkopfes; sie
liegt in der Tiefe neben der Carotis, an welcher sie auch am Halse
nach unten geht und in die aussere Drosselvene vor ihrer Einmündung
in die vordere Hohlvene übergeht.
Die aussere Kinnbackenvene wird durch die Verbindung der
Gesichtsvene mit der Zungenvene gebildet. Die Abweichungen, die
sie darbietet, sind folgende:
Die Augenwinkelvcne nimmt die durch das Augenbogenloch
gehende Stirnvene auf.
Der obère Verbindungsast fchlt und die bei dem Pferde in den-
selben sich ergiessenden Gefasse miinden hier in die innere Kinnbacken-
vene, mit Ausnahme der Augenvene, die in die hintere Schlafenvene
übergeht.
Die vordere Zahnvene nimmt überdiess noch eine Vene auf, die
von den Backen kommt.
Die Kranzvcne der obern Lippe mündet in die obère Zahnvene
und die Kranzvene der untern Lippe in die Gesichtsvene.
Bei dem S eh we in e findet sich ebenfalls eine aussere und innere
Drosselvene, die sich ganz so wie- bei dem Rinde vcrhalten.
Die Unterschiede, welche die aussere Kinnbackenvene von der
des Pferdes zeigt, sind nachstehende:
Die Augenwinkelvene nimmt wie bei dem Rinde auch die Stirn-
vene auf.
Der obère und untere Verbindungsast entspringen mit einem ge-
meinschaftlichen Stamm aus der Gesichtsvene, welcher sich aber
alsbald theilt und im Uebrigen sich ebenso wie bei dem Pferde verhalt.
Jede Kranzvene mündet für sich in die Gesichtsvene ein.
Die ünterzungenvene und nicht die vordere Zahnvene nimmt die
Venen von den Wurzein der Schneidezahne des Hinterkiefers auf,
welche sich zu einem Gefâss vereinigen, das durch das innere Kinn-
loch in den Kehlgang gelangt.
Wie bei den Wiederkauern und dem Schweine, so sind auch bei
den Fleischfressern an jeder Seite des Halses eine aussere
und innere Drosselvene, die in Beziehung auf ihre Zusammensetzung
und ihren Verlauf von denen genannter Thiere keine besondere Ab-
weichungen zeigen.
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Die aussere Kinnbackenveue lasst folgende Abweichungen be-
merken :
Die Augenwinkelvene empfângt wie bei dem Rinde und dem
Schweine die Stirnvene.
Die Kranzvene der untern Lippe ist im Verhàltnisse stâïker, weil
sie die Wangenvene aufnimmt.
Der untere Verbindungsast fehlt.
Die Zungenvene nimmt die Ünterzungenvene alleili auf.
B. Die innere Kinnbackenvene. ( Vena maxìllaris interna.) (Fig. 174. 2.)
Die innere Kinnbackenvene nimmt ihre Entstehung mit dem untern
Verbindungsast aus der Gesichtsvene (siehe auch oben) ; sie lauft an
der innern Seite des obera Theiles des Hinterkieferastes bis in die
Nâhe des Ohrmuschelgrundes in die Hòhe und von diesem in der Ohr-
drüse nach hinten und unten bis zu deren unterem Ende, an welchem
sie sich mit der aussern Kinnbackenvene unter einem spitzigen Winkel
zur Bildung der Drosselvene vereinigt. Die Venen, welche zur Bil-
dung der innern Kinnbackenvene beitragen, sind:
1)   Der untere Verbindungsast, der von der Gesichtsvene
auf der aussern Flache der Backen nach hinten und oben bis zur Beule
des grossen Kieferbeines geht, nimmt folgende Gefasse auf:
a)   Die Wangenvene (V. buccinatorid) nimmt ihren Anfang
in den Backenmuskein, bildet daselbst ein Veuennetz, aus dem der
Hauptast hervorgeht und unter dem Masseter in den untern Ver-
bindungsast einmtìndet.
b)   Die Vene des Zungenriickens (V. dor salis linguae),
welche durch Zweige der ünterzungenvene, der Zungenmuskeln, der
Schleimhaut der Zunge und des Kehldeckels gebildet wird, tritt unter
den innern Kaumuskel und lauft auf der innern Flache des Hinter-
kieferastes nach hinten und oben in den untern Verbindungsast.
c)   Die hintere Zahnvene (V. alveolaris piosterior) liegt in
dem Hinterkieferkanal und nimmt ihren Ursprung mit einem aussern
Zweig, der von der untern Lippe durch das Kinnloch in den Kanal
tritt und sich mit dem innern Zweig vereinigt, welcher von den Wur-
zeln der Schneidezahne in dem Hinterkiefer nach hinten geht. In dem
Kanal empfangt sie Zweige von den Wurzeln der Backzahne und geht
dann durch das Hinterkieferloch nach aussen, um sich in den untern
Verbindungsast zu ergiessen.
d)   Die Flügelmuskelvene (V. pterygoidea) beginnt in dem
Fliigelmuskel des Hinterkiefers und mündet neben der vorigen ein.
e)  Die vorder n S chi a f en venen (Venae tempora les anteriores)
entspringen in dem vordern Theil des Schlafenmuskels, sie nchmen
auch Zweige von dem Fettgewebe der Augenhöhle auf und bilden mit
dem Aste der untern Gehirnvene, welcher durch das Flügelloch nach
aussen geht, eine Anastomose.
2)   Die Schlafenvene (V. temporalis) (Fig. 174. i.) ist ein
grösseres Gefass, welches unter dem Hinterkiefergelenk am hintern
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Rande des Hinterkieferastes liegt und durch die Verbindung nach-
stehender Gefasse gebildet wird.
a)   Die querlaufende Gesichtsvene (V. transversa faciei)
(Fig. 174. 1.) entspringt in dem vordern Theil des Masseters, ver-
bindet sich unten mit der Gesichtsvene und lauft in genanntem Muskel
unter der Gesichtsleistc nach hinten und oben, um unter dem Hinter-
kiefergelenke in die Schlâfenvene iiberzugehen. Sie nimmt Zweige
von dem âussern Kaumuskel auf und verbindet sich auch mit dem
obern Verbindungsast.
b)    Die hintere Schlâfenvene (V. temporalis posterior)
(Fig. 174. k.) entspringt in dem hintern obern Theil des Schlafen-
muskels, lauft mit der ihr entsprechenden Arterie nach unten und
verbindet sich mit der folgenden Vene.
e) Die obère Gehirnvene (V. cerebralis superior) (Fig. 174. m.)
geht aus dem Querblutleiter der harten Hirnhaut hervor, gelangt dann
in den Sclilafengang, in welchem sie mit der obern Hirnhautarterie
nach unten lauft, alsdann zwischen dem Felsen- und Schuppentheil
des Schlâfenbeines aus demselben tritt und sich mit der vorigen
vereinigt.
3)   Die obère Ohrdrtìsenvene (V. parotidis superior) (Fig.
174. h.) liegt in dem obern Theile der Ohrdriise, nimmt Zweige von
dieser und die vordere, hintere und untere Ohrvene auf.
4)   Die Kaumuskelvene (V. masseterica) entspringt theils
in dem aussern, theils in dem innem Kaumuskel; beide Zweige ver-
einigen sich am hintern Rande des Hinterkieferastes mit einander und
miinden gemeinschaftlich beinahe gegenüber der vorigen in die innere
Kinnbackenvene.
5)    Mehrere Zweige aus dem mittlern und untern Theil der
Ohrdriise.
Die innere Kinnbackenvene zeigt bei den Wiederkâuern fol-
gende Verschiedenheit :
Der obère Verbindungsast fehlt, daher gehen die bei dem Pferde
in denselben sich ergiessenden Venen, mit Ausnalime der Augen-
vene, welche in die hintere Schlâfenvene einmündet, in die innere
Kinnbackenvene über ; sie empfangt also mehr Gefasse als die
des Pferdes.
Die vordern Schlafenvenen miinden nicht in den untern Verbin-
dungsast, sondern unmittelbar in die innere Kinnbackenvene ein.
Bei dem S e h w e i n e nimmt die innere Kinnbackenvene dieselben
Gefasse auf, wie bei dem Pferde, nur ist zu erwâhnen, dass die
Venen der Sclineidezaline des Hinterkiefers nicht in die hintern Zahn-
venen miinden, sondern durch die innérn Kinnlòcher in die Unter-
zungenvenen sich ergiessen.
Bei den Fleischfressern kommen an der innern Kinnbacken-
vene folgen de Abweichungen vor:
Da der untere Verbindungsast fehlt, so miinden dessen Aeste,
mit alleiniger Ausnahme der Wangenvene, welche sich in die Kranz-
vene der Unterlippe ergiesst, in die innere Kinnbackenvene.
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C. Die untare Gehirnvene. (Vena cerebralis inferior.) (Fig. 174. 3.)
Die untere Gehirnvene nimmt ihre Entstehung in dem facherigen
Blutleiter * der harten Hirnhaut, von diesem tritt sie durch das
Drosseladerloch aus der Hirnhöhle, lauft alsdann neben der innern
Kopfarterie nach unten und hinten und ergiesst sich entweder in der
Nahe des dritten Halswirbels in den Stamm der Drosselvene oder
weiter oben in die innere Kinnbackenvene, wie es aucli bei Fig. 174. 3.
der Fall ist. Sic nimmt auf:
1)   Die untere Hirnhautvene (V. meningea inferior) geht
von dem Oberhaupts-Blutleiter der harten Hirnhaut durch das Knopf-
loch des Oberhauptsbeines nach aussen und ergiesst sich an dem
Keilfortsatz dièses Knochens sogleich in die untere Gehirnvene.
2)    Die Oberhauptsvene (V. occipitalis) beginnt in dem
Oberhaupts-Blutleiter, setzt sich dann von diesem durch das grosse
Loch des Oberhauptsbeines in den Wirbelkanal und von diesem durch
das innere Loch im Querfortsatz des Tragers nach aussen in die
Rinne, welche dièses mit dem aussern Loch verbindet, fort. Nach-
dem sie in dieser Rinne einen Muskelzweig von den Streckern des
Halses und Kopfes aufgenommen hat, gelangt sie durch das aussere
Loch unter den Querfortsatz des Tragers und ergiesst sich in die
untere Gehirnvene. Die Vereinigung beider Aeste geschieht öfter erst
unter dem Querfortsatz des Tragers.
Bei den Wiederkauern miindet die untere Gehirnvene in die
innere Kinnbackenvene, und die Oberhauptsvene triigt zur Bildung
der innern Drosselvene bei.
Bei dem S e h w e i n e hilft die untere Gehirnvene die innere
Drosselvene bilden; in sie ergiesst sich auch die Oberhauptsvene.
Bei den Fleischfressern verbindet sich die untere Gehirn-
vene mit der Oberhauptsvene und der obern Schilddrüsenvene zur
innern Drosselvene.
In den Stamm der Drosselvene ergiessen sich am Halse folgende
Gelasse :
a)   Die obère Schilddrüsenvene (V. thyreoidea superior)
geht aus dem obern Ende der Schilddriise hervor und miindet unter
der Vereinigung der beiden Kinnbackenvenen in den Anfang der
Drosselvene ein. Sie nimmt die untere Kehlkopfvene (V. laryngea
inferior),
die untere Schlundkopfvene (V. pharyngca inferior)
und die, übrigens nicht immer vorkommende, untere Schilddrü-
senvene (V. thyreoidea inferior) auf. Nicht so selten ist es der
Fall, dass sich die untere Gehirnvene in die innere Kinnbackenvene
ergiesst, und dann die obère Schilddrüsenvene den dritten Ast der
Drosselvene bildet.
b)   Zweige von den umliegenden Muskeln, so wie Schlund- und
Luftröhrenzweige (Fig. 174. o o o.).
* Da die Blutleiter der harten Hirn- und Rückenmarkshaut angehören, so
werden sie auch erst bei Besohreibung dieser ausführlich erwahnt.
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425
e) Die untere Hals ven e (V. cervicalis inferìor) begleitet die
untere Halsarterie und nimmt dieselben Zweige auf, mit Ausnahme
des absteigenden Astes, der sich in die Achselvene ergiesst, in
welche sich die Arterie theilt.
d) Die innere Hautvene (siehe die Beschreibung der
Achselvene).
Bei den Wiederkauern miinden in die âussere Drosselvene
Muskel- und Hautzweige, die untere Halsvene und die innere Haut-
vene; in die innere Drosselvene die obère Schilddriisenvene, Schlund-
und Luftröhrenzweige.
Bei dem Schweine ergiessen sich in die iiussere und innere
Drosselvene dieselben Zweige wie bei den Wiederkauern.
Bei den Fleischfressern tragt die obère Schilddriisenvene zur
Bildung der innern Drosselvene bei, im Uebrigen verhalten sich die
Zweige, welche in die âussere und innere Drosselvene einmiinden,
wie bei den Wiederkauern und dem Schweine.
Fig. 175.
Die -von der rechten Seite geöffnete Brusthöhle mit der vordern Hohlvene und den
in dieselbe einmiindenden Gefassen.
f.
Der gemeinschaftliche Slamm der olimi
Hals- und Rückenvene.
f'.
Üie obère Halsvene.
f'.
Die Ri'icltenvene.
K-
Die ungepnarte Vene-
c'.
Die Schluiidvene.
£"•
Die Bronchialvene.
g'"g
'". Die Zwischenrippcnveiiçn.
Die vordere Hohlvene.
Die linke Achselvene.
Die abgeschnittene rechte Achselvene.
Die linke Drosselvene.
Die rechte innere Brustvenc.
Eine Mittelfellvene.
Die rechte Halswirbelvene.
II.
Die innern Brustvenen. (Venae mammariae internae.) (Fig. 175. d.)
Diese Venen liegen in der Brusthöhle neben den gleiehnamigen
Arterien; jede geht namlich von den letzten Brustknochen an den
Leyh, Anatomie.                                                                                                        ^*
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Rippenknorpelgelenkcn nach vorn bis zu dem erstcn, von diesera her-
nach an der innern Plâche der ersten Eippe in einem Bogen nach
oben, um an der untern Wand der vordern Hohlvene gleich hinter
der Achselvene einzumünden. Die Venemiste, welche die innere
Brustvene aufnimmt, sind:
a)  Die v or de re Ban ehd e eken vene (V. epigastrica (interior)
anastomosirt mit Zweigen der hintern Bauclideckenvene; sie entspringt
ungefahr in der Mitte des Bauches in dein geraden Bauchmuskel und
dem Quermuskel des Bauches, lauft dann neben der gleichnamigen
Arterie nach vorn, tritt zwischen dem Schaufelknorpel des Brustbeines
und dem Rippenknorpel der neunten Hippe in die Brusthöhle, wo sie
sich sogleich mit der folgenden zur Bildung der innern Brustvene
verbindet.
b)   Die untere Zwerchfellvene (V. phrenica inferior) ent-
spricht der untern Zwerchfellarterie ; sie nimmt ungefahr an der letzten
Rippe ihren Anfang und lauft in dem fleischigen Theil des Zwerch-
felles, in welchem sie mit den Zwerchfellvenen der hintern Hohlvene
anastomosirt, nach untcn und vorn bis in die Gegend des Rippenknorpels
der siebenten Rippe, wo sie sich mit der vorigen verbindet. Sie
empfangt Zweige von dem innern Rippen-Bauchmuskel, den Zwischen-
rippenmuskeln und dem fleischigen Theil des Zwerchfelles.
c)   Die O beril Muskelveuen (Venae musculares superior es)
nehraen ihren Anfang in den Zwischenrippenmuskeln ara untern Ende
zwischen zwei Rippen, gehen in diesen Muskeln zwischen zwei Rippen-
kiiorpeln nach unten und ergiessen sich in die innere Brustvene.
d)   Die untern Muskei venen (Venae musculares inferiores)
liegen den vorigen gegenüber; sie fangen mit Zweigen in dem Brust-
Vorarmbeinmuskel, dem grossen und kleinen Brust - Armbeinmuskel
und dem Brustbein-Schultermuskel an, laufen in diesen Muskeln nach
oben, treten zwischen zwei Rippenknorpel und ergiessen sich den
vorigen gegenüber in die innere Brustvene.
e)  Die mittlere Zwerchfellvene (Vena phrenica media) ist
ein kleiner Venenzweig, der von dem mittlern Theil des Zwerchfelles
kommt, neben der gleichnamigen Arterie in der Brusthöhle zur Seite
des Herzbeutels nach vorn lauft und in die innere Brustvene in einiger
Entfernung vor ihrer Einmündung in die vordere Hohlvene übergeht.
Manchmal ergiesst sich diese Vene auch unmittelbar an der untern
Wand in die vordere Hohlvene (Fig. 175. d'.).
f)  Mehrere Zweige von der Brustdrüse (Venae thymicae), deren
Starke und Zahl sich ganz nach der Entwieklung dieser Druse richtet.
III. Die Halswirbelvenen. {Venae vertébrales.) (Fig. 175. e.)
Die Halswirbelvenen unterscheiden sich wie die gleichnamigen
Arterien, mit denen sie gepaart sind, in eine rechte und linke. Jede
nimmt ihren Anfang an dem zweiten Halswirbel, lauft dann durch
die Wirbellöcher an den Halswirbeln nach hinten und unten bis
zu dem sechsten, an dessen Wirbelloch sie nach aussen unter den
Querfortsatz des siebenten Halswirbels tritt und zwischen dem ersten
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Rippenpaar in die Bauclihöhie gelangt, wo sie an der obern Wand
vor der obern Halsvene in die vordere Hohlvene einmiindet. In sie
ergiessen sich in ihrem Verlaufe folgende Gefàsse:
a)  Kiickenmarkszweige; an jedera Zwischenwirbelloch geht
von dem Wirbel-Blutleiter ein Zweig nach aussen, der sich in die
Ilalswirbelvene ergiesst.
b)  Muskelzweige; diese kommen von denselben Beuge- und
Streckmuskeln, welche von den Zweigen der gleichnamigen Arterien
versehen werden.
Bei den Wiedorkiiuern zeigt die Ilalswirbelvene die Ab-
weichung, dass sie den gemeinschaftlichen Stamm der obern Halsvene
aufnimmt.
IV, Die obern Halsveiien. (Venete cervicales superiores.) (Fig. 175. f f' f".)
Die oberen Halsvenen bilden mit den Rückenvenen auf jeder
Seite einen gemeinschaftlichen Stamm (f.), der jedoch auf der linken
Seite langer als auf der rechten ist, und zwischen der Halswirbelvene
und der ungepaarten Vene in die vordere Hohlvene übergeht; beide
Venen begleiten die gleichnamigen Arterien und liegen mit ihren
Hauptasten zwischen den Platten des vordern Mittelfelles.
a)  Die obère Halsvene (Vena cevvicalis superior) ({'.) nimmt
in der Tiefe des Halses, in der Niihe des zweiten Halswirbels in dem
Nackenbande und dem Rücken-Oberhauptsmuskel ihren Ursprung,
lauft zwischen diesen Gebilden nach unten und tritt zwischen der
eisten und zweiten Rippe in die Brusthöhle, in welcher sie schrâg
nach binten und unten geht, mit der Riickenvene sich vereinigt und
dann an der obern Wand in die vordere Hohlvene einmündet. Sie
nimmt auf:
aa) Zweige aus dem Nackenbande, dem grossen durchflochtenen,
niilzförmigen, Darmbein - Dornmuskel und dem Rücken - Warzenmuskel.
Von den grössern Zweigen begleiten je zwei den aufsteigenden und
querlaufenden Ast der gleichnamigen Arterie.
bb) Die erste Z wischenripp envene ist ein kleines Gefass,
welches die gleiclmamige Arterie begleitet und am Durchgang zwischen
der ersten und zweiten Rippe in die obère Halsvene einmündet.
cc) Zweige von dem Mittelfell und dem Herzbeutel.
b)   Die Riickenvene (Vena dorsalis) ((".) entsprhigt mit zwei
verschieden grossen Aesten theils in den Rückenmuskeln, theils in der
Brusthöhle, tritt mit ihrem Hauptaste zwischen der zweiten und dritten
Rippe in die Brusthöhle, geht in dieser hinter der obern Halsvene
nach unten und endigt sich, mit der vorigen verblinden, in der
vordern Hohlvene.
aa) Der grössere Ast oder die querlaufende Nacken-
veue (V. transversa cervicis) entspringt in dem Darmbein-Dornmuskel,
Rippen-Schulternmskel, obern und untern Nackenband-Schultermuskel
und dem Rücken - Schultcrmuskel, tritt dami zwischen der zweiten
und dritten Rippe in die Brusthöhle und nimmt an dem Durchgange
die zweite Zwischenrippenvene auf.
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bb) Der kleinere Ast liegt in der Brusthohle quer an den
Rippengelenken der vierten und dritten Rippe, und verbindet sich,
nachdem er die vierte und dritte Zwischenrippenvene aufgenommen
hat, vor der dritten Rippe mit dem vorigen Ast. Ferner empfangt sie:
cc) Kleine Zweige von dem Rücken - Oberhauptsmuskel.
Bei den Wiederkauern mündet, wie schon angegeben, die
obère Halsvene in die Halsvvirbelvene.
V. Die ungepaarte Vene. {Vena azygos.) (Fig. 175. g.)
Die ungepaarte Vene nimmt in der Lendengegend in der Niihe des
rechten Lendenwirbels mit kleinen Zweigen aus der ersten rechten
Lendenvene und den Pfeilern des Zwerchfelles ihren Ursprung, lauft
dann zwischen den Pfeilern desselben nach vorn in die Brust-
hohle , in welcher sie sich auf der rechten Seite an den Körpern der
Riickenwirbel, über dem Milchbrustgang und dem Brusttheil der hintern
Aorta bis zu dem Körper des sechsten Rückenwirbels fortsetzt. Von
diesem an beschreibt sie nun einen ahnlichen Bogen, wie die Aorta, an
der rechten Seite des Schlundes und der Luftröhre nach unten, um in
die obère Wand der vordern Hohlvene, bevor diese von dein Herz-
beutel umfasst wird, einzumiinden. In manchen Fâllen geschieht ihre
Einmündung aueh unmittelbar in die rechte Vorkammer. Die Gefâsse,
welche sie aufnimmt, sind:
a)   Die Zwischenrippenvenen (Vetiae intercostales) (Fig.
175. g'-g'.) der rechten Seite und die fiinfte bis dreizehnte Zwischen-
rippenvene der linken Seite. Jede Zwischenrippenvene ontspringt an
dem untern Ende der Rippen, in den Zwischenrippenmuskeln, anasto-
mosirt daselbst mit Zweigen der innern Brustvene, geht dann in Be-
gleitung der Zwischenrippenarterie nach oben, biegt sich hier nach
innen und unten um und ergiesst sich, nachdem sie einen Zweig aus
dem Wirbel-Blutleiter aufgenommen hat, in die ungepaarte Vene.
Die Zwischenrippenvenen der linken Seite lanfen zwischen den Körpern
der Rückenwirbel und der Aorta auf die rechte Seite.
b)   Die halb ungepaarte Vene (Vena hemiazygos) entstelit
in der Lendengegend mit Zweigen aus der linken ersten Lendenvene
und den Pfeilern des Zwerchfelles, geht zwischen diesen in die Brust-
hohle, wo sie auf der linken Seite bis ungefahr zu dem Körper des
dreizehnten Rückenwirbels nach vorn, und unter diesem über der Aorta
auf die rechte Seite geht, um sich in die ungepaarte Vene zu ergiessen.
In der Brusthohle empfangt sie die fünf oder sechs letzten Zwischen-
rippenvenen der linken Seite.
c)   Die Schlund.vene (V. oesophagea) (Fig. 175. g".) liegt
zwischen den Blattern des hintern Mittelfelles über dem Schlund, nimmt
Zweige von diesem, dem Mittelfell und gewöhnlich auch die Bronchial-
vene auf.
d)   Die Luftröhrenastvene (V. bronchialis) (Fig. 175.. g'".)
begleitet die Verzweigung der Luftröhrenastarterie ; sie geht an dem
Theilungswinkel der Luftröhre mit einem Stâmmchen aus den Lungen
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hervor und ergiesst sich in die ungepaarte Vene, oder was hâufiger
der Fall ist, in die vorige.
Bei den Wiederkâuern und dcm Schweine kommt nur eine
ungepaarte Vene vor, welche aber die Stelle beider vertritt; sie liegt
namlich auf der linken Seite in der Brusthöhle, so dass sie der halb
ungepaarten Vene entspricht, und nimmt sowohl die Zwischenrippen-
venen dieser als der rechten Seite auf.
Bei den Fleischfressern nimmt die halb ungepaarte Vene,
welche unter dem neunten Rückenwirbel nach der rechten Seite geht,
um sich in die ungepaarte Vene zu ergiessen, nur die drei letzten
Zvvischenrippenvenen der linken Seite auf.
VI. Die Achselvenen. {Venae axillares.)
Die Achselvenen sind eine rechte und linke, welche den Achsel-
arterien entsprechen und zugleich aueh die grò'ssten Gefâsse, die sich
in die vordere Hohlvene ergiessen ; ihren Ursprung nehmen sie in den
Fleischtheilen des Hufes und mit ihrem Hauptstamm lauft jede, von
der Schulter bedeckt, iiber den vordern Rand der ersten Rippe, unter
den Rippen-Halswirbelmuskel an den Eingang der Brusthöhle, wo sie
sich gegenseitig und mit den beiden Drosselvenen zu dem Anfang der
vordern Hohlvene vereinigen. Jede Achselvene nimmt in ihrem Ver-
lauf, mit einigen Ausnahmen, folgende den gleich bezeichneten Ar-
terien entsprechende Venen auf.
A. Die Seiteirvenon der Zebe. (Venue digitales.)
Diese Venen werden wie die mit ihnen übereinkommenden Arlerieu
in eine aussere und innere unterschieden. Sie entspringen in dem
Capillargefassnetz der Fleischtheile des Hufes, gehen dann, auf jeder
Seite in einen Ast sich vereinigend, an der âussern und innern Seite
des Kron- und Fesselbeines nach oben und iiber dem Köthengelenk
nach hinten, woselbst sie sich zu dem Sesambogen verbinden. In sie
ergiessen sich:
a)   Die Venen der Fleischsohle; diese stellen ein zablreich
verzweigtes Gefassnetz dar, welches mit dem der Fleischwand und der
Fleischkrone in Verbindung steht.
b)  Die Venen der Fleischwand bilden ein âhnliches Gefass-
netz wie die vorigen, sie gehen theils in diese, theils in die Venen
der Fleischkrone über.
c)  Die Venen der Fleischkrone oder die vordern Kronbein-
venen bilden wie die gleichnamigen Arterien einen Gefâssbogen, der
zu beiden Seiten in die Seitenvenen einmündet; sie nehmen auch am
Kronbein Sehnen- und Hautzweige auf.
d)   Die hintern Kronbeinvenen entstehen durch hintere
Haut- und Sehnenzweige an der hintern Seite des Kronbeines.
e)   Die Fersenvenen, welche mit den Venen der Fleischsohle
und der Fleischwand sich verbinden.
f)  Die vordern Fesselvenen und
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g) Die h in ter n Fessel venen veiiauf'en mit den Zweigen, in
welclie die gleichnamigen Arterien sich theilen.
B.    Die tiefe Schienbeinvene. ( Vena volaris profunda.)
Diese Vene entspringt aus dem Sesambogen , lauft mit der gleich-
namigen Arterie zwischen dem obern Gleichbeinband und dem Schien-
beine nach oben bis zu dem Kniegelenke, wo sie in die hintere Vorarm-
vene iibergeht; sie nimmt ausser Sehnen- und Hautzweigen auch die Er-
nahrungsvene des Schienbeines auf und anastomosirt mit der folgenden.
C.    Die aussere Schienbeinvene. (Vena volarÌ3 externa.)
Die aussere Schienbeinvene ist mit der ebeiiso genannten Arterie
gepaart; sie ist grösser als diese, geht ebenfalls aus dem Sesambogen
hervor, lauft dann an der aussern Seite der Beugesehnen des Kron-
und Hufbeines nach oben, nimmt Sehnen- und Hautzweige auf und
geht über dem Kniegelenke in die hintere Vorarmvene iiber. Sie anasto-
mosirt überdiess noch mit der vorigen und der folgenden Schienbeinvene.
D.    Die innere Schienbeinvene. (Vena volaris interna.)
Die innere Schienbeinvene, auch die grosse Schienbeinvene ge-
nannt, begleitet die innere Schienbeinarterie ; sie entspringt mit den
beiden vorigen aus dem Sesambogen, steigt an der innern Seite des
Schienbeines neben den Beugesehnen in die Höhe und ausserhalb des
Kniebogenbandes an die innere Seite des Vorarmes. Von dem untem
Ende des Vorarmes, wo sie sich mit der hintern Vorarmvene ver-
bindet, lauft sie als innere Hautvene (V. subcutanea interna),
auch die Bugader genannt, schrag nach vorn und oben an die
vordere Flâche des Vorarmes, an welcher sie sich in zwei Aeste theilt.
a)   Der kürzere Ast geht als Verbindungsast iiber das untere
Ende des geraden Beugers des Vorarmes nach oben und hinten in die
Armvene oder in die hintere Vorarmvene iiber.
b)  Der liingere Ast ist die fortgesetzte innere Hautvene; diese
lauft, von der Haut bedeckt, nach vorn und oben über das obère
Ende des Arm - Schieubeimnuskels an die vordere Plache des geraden
Beugers des Vorarmbeines, setzt sich dann von hier zwischen dem
kleinen Brust-Armbeinmuskel und dem gemeinschaftlichen Muskei des
Armes, Halses und Kopfes in die Tièfe fort, um entweder in die
Drosselvene oder in die Achselvene ihrer Seite sich zu ergiessen.
Dieser Ast nimmt auch eine vordere Hautvene auf.
E.    Die hintere Vorarmvene. (Vena radialis posterior.)
Die hintere Vorarmvene, welche über dem Kniegelenke aus der
tiefen und aussern Schienbeinvene hervorgeht, ist gewöhnlich doppelt;
sie liegt hinten am Vorarm, steigt neben der gleichnamigen Arterie,
von den daselbst liegenden Beugemuskeln bedeckt, bis an das
obère Ende des Vorarmbeines, und von diesem über die inncre Seite
des Ellenbogengelenkes in die Höhe, über welchem sie in die Ann-
vene ' iibergeht. In sie ergiessen sich Zweige von oben bezeichneten
:*■
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Beiigemuskeln, die mit der glcichnamigen Arterie verlaufende Bogen-
vene und Gelenkzweige. Sie anastomosirt mit der innern Hautvene
nnd mit der folgenden.
F. Die vordere VorarmTone. (Vena radialis anterior.)
Die vordere Vorarmvene entspricht der ebenso benannten Arterie ;
sie liegt vorn an dem Vorarm, Iauft unter den Streckern des Unter-
fusses nach oben bis an die innere jSeite des Ellenbogengelenkes und
miindet iiber der vorigen in die Armvene. In sie ergiessen sich
Zweige von den auf der vordern Flâche des Vorarmbeines liegenden
Muskeln und Hautzweige.
G. Die Armvene. [Vena brachialis.)
Die Armvene, welche neben der Armarterie an der innern Flâehe
des Armbeines ihre Lage bat, entsteht durch die Vereinigung des
Verbindungsastes der innern Hautvene mit der vordern Vorarmvene
und geht unter dem Schultergelenk in die Achselvene iiber. Sie nimmt
iblgende Gefasse auf:
a)  Muskelzweige.
b)  Die Eli en bogen ven e (V. ulnaris) ist mit der Ellenbogen-
arterie gepaart; dièse nimmt auch die Ernâhrungsven e auf.
c)   Die tiefe Armbeinvene (V. profunda brachii) entsteht
durch Zweige von den Streckern des Vorarmes und dem gewundenen
Beuger desselben.
d)  Die umschlungene Armbeinvene (V. circumflexa humeri)
begleitet die ebenso bezeichnete Arterie.
H. Die Achselvene. (Vena axillaris.)
Die Achselvene, als die fortlaufende Armvene, liegt an der innern
Seite des Armgelenkes ; sie bildet einen kurzen starken Starnm, der
mit der Achselarterie gepaart ist und folgende Venenstanime aufnimmt:
a)  Die vordere Schultervene (V. scapularis anterior) und
b)  Die mittlere Schultervene (V. scapularis media); beide
sind mit den gleichnamigen Arterien gepaart.
c)  Die aussere Brustvene (V. mammaria externa), die auch
unter dem Namen Sporader bekannt ist, entspringt. in dem âusscm
Rippen-Bauchmuskel mehr an der untern Bauchwand, lauft dann in
dem Brust- und Bauch-Hautmuskel nach vörn, tritt unter den grossen
Brust-Armbeinmuskel und den Brustbein-Schultermuskel, und endigt
sich in der Achselvene und selbst auch mit Zweigen in der Armvene.
Sie nimmt Zweige von genannten Muskeln und der Haut auf.
Die Unterschiede, welche die Aeste der Achselvenen bei den
Wiederkauern darbieten, sind folgende:
Seitenvenen, welche in den Fleischtheilen der Hufe (Klauen) ihren
Ursprung nehmen, sind es vier an der Zabi, so dass jeder Klaue eine
aussere und innere zukommt. Die aussere Seitenvene der âussern Zehe
und die innere Seitenvene der innern Zehe laufen aussen und innen
am Fusse nach oben und vereinigen sich iiber dem Köthengelenke unter
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den Beugesehnen zu dem Sesambogen. Die innere Seitenvene der
aussern Zehe und die âussere Seitenvene der innern Zebe liegen in
dem Zehenspalt, in welchcm sie sich zu einem Ast verbinden, der
an den Beugesehnen nach oben steigt, über dem Kniegelenke die
innere Hautvene abgibt und dann sich in die hintere Vorarmvene
ergiesst.
Die grosse Schienbeinvene oder innere Hautvene verbindet sich
mittelst eines starken Astes mit 4er hintern Vorarmvene. Der kürzere
oder Verbindungsast, der zur Annvene geht, fehlt, und der langere
Ast nimmt die vordere Hautvene auf, welche an der vordern Flache
beider Zehen ihren Anfang nimmt.
Die tiefe und âussere Schienbeinvene fehlen.
Die hintere Vorarmvene entspringt mit einem âussern und innern
Ast aus dem Sesambogen, beide Aeste laufen auf der hintern Flâche
des Schienbeines nach oben, verbinden sich mit einander zu einem
Ast, der alsdann die gleichnamige Arterie begleitet.
Von den übrigen Venen zeigt nur die Achselvene eine Abweichung,
indem sie ausser den Gefâssen, die sic bei dem Pferde empfangt, auch
noch den absteigenden Ast der untern Halsvene aufnimmt.
Die Achselvene des Schweines unterscheidet sich in folgendem:
Die Seitenvenen verhalten sich in der Hauptsache ganz so wie
bei dem Rinde, nur nehmen die aus dem Zehenspalt sich fortsetzenden
Venen noch Zweige von den Afterzehen auf.
Die aussere Schienbeinvene entspringt aus dem tiefen Gefâss-
bogen, geht von diesem nach oben, verbindet sich mit der hintern
Vorarmvene und gibt die grosso Schienbeinvene ab, die sich ebenso
wie bei den Wiederkauern verhalt.
Die tiefe Schienbeinvene fehlt, dagegen iindet sich ein andercr
Zweig vor, welcher die grosse Schienbeinvene begleitet.
Die hintere Vorarmvene ist wie bei dem Pferde doppelt, nur
lauft der eine Ast mehr oberflâchlich.
Die noch im Rückstand befindlichen Venen kommen mit denen
der Wiederkâuer überein.
Bei den Fleischfressern zeigt die Achselvene folgende Ab-
weichungen :
Seitenvenen kommen hier zehn vor, von denen fünf vorn und
fünf hinten an den fünf Zehen unter der Haut liegen, die Seiten-
venen der innersten Zehen sind die kleinsten ; die fünf hintern Seiten-
venen vereinigen sich unter dem Kniegelenke zu dem oberflachliehen
Gefassbogen,
Die âussere Schienbeinvene entspringt aus dem oberflachliehen
Gefassbogen und geht in die hintere Vorarmvene über.
Die grosse Schienbeinvene oder innere Hautvene nimmt eben-
falls aus diesem Bogen ihren Ursprung, steigt nach oben an die
vordere Flâche des Vorarmes, wo sie sich mit der hintern Vorarmvene
verbindet. Der Verbindungsast, welcher zur Armvene geht, fehlt,
und die vordere Hautvene geht mit mehreren Zweigen aus den vor-
dern Seitenvenen hervor.
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Die hintere Vorarmveue ist doppelt, sie begleitet die glcich-
namige Arterie und nimmt auch die àussere Schienbeinvene auf.
Die vordere Vorarmvene, Arm- und Achselvene sind mit den
gleichbezeichneten Arterien gepaart.
IV. Die hintere Hohlvene. (Vena cava posterior.) (Fig. 175. und Fig. 176 1.)
Die hintere Hohlvene gehort den Venen der hintern Körperhalfte
an, sie ist viel langer als die vordere und theils in der Bauchhöhle,
theils in der Brusthöhie gelagert. Ihren Anfang nimmt sie durch die
Vereinigung beider Darmbeinvenen ungefahr an dem Körper des
füuften Lendenwirbels fiber der Aorta, lauft alsdann neben dieser
an der rechten Seite der Körper der Lendenwirbel bis gegen die
Pfeiler des Zwerchfelles und von diesen, einen schwachen Bogen nach
vorn und unten bildend, in diè Rinne an der vordern Plâche der
Leber bis zu dem sehnigen Theil des Zwerchfelles. An diesem tritt
sie durch die für sie bestimmte Oeffnung in die Brusthöhie, in
welcher sie, mit Ausnahme der Anheftung der untern rechten Ab-
theilung des hintern Mittelfelles, frei und in gerader Richtung nach
vorn lauft, die aussere Haut des Herzbeutels durchbohrt, um sich der
vordern Hohlvene gegenüber in die rechte Herzkammer zu ergiessen.
In ihrem Verlauf durch die Bauch- und Brusthöhie nimmt sie
folgende Gefasse auf:
1.  Die rechte und linke Darmboinvene. 4. Die rechte und linke Nierenvene.
2.   Die Lendenvenen der rechten und 5. Die Lebervenen.
linken Seite.                                         6. Die Zwerchfellvenen.
3.  Die rechte und linke innere Saa- 7. Die hintern Mittelfellvenen.
menvene.
I. Die Darmbeinvenen. (Venae üiacae.) (Fig. 176. a. und b.)
Die Darmbeinvenen begleiten die rechte und linke Darmbein-
arterien und machen, wie schon bemerkt wurde, durch ihre Ver-
einigung den Anfang der hintern Hohlvene; jede besteht aus einem
kurzen Stamm, der durch das Zusammentreffen der Oberschenkelvenc
und der Beckenvene gebildet wird und folgende Gefasse empfangt:
a)   Die mittlere Kreuzb einven e (V. sacralis media) liegt
als ein kleines ungepaartes Gefâss an der untern Flache des Kreuz-
beines, das in dem Mastdarm seinen Anfang und in dem Winkel, der
durch die Zusammenmündung beider Darmbeinvenen entsteht, sein Ende
nimmt. Wie die gleichnamige Arterie, fehlt auch diese Vene öfter.
b)    Die Darmbein - Lenden ven e (V. itio-lumbalis) (Fig.
176. c.) entspricht der gleichnamigen Arterie und nimmt dieselben
Gefâsse auf, in die sich genannte Arterie theilt.
c)   Die um bogen e Darmbein ven e (V. circumflexa UU) ist
doppelt und begleitet die ebenso benannte Arterie in ihrer Verzweigung.
In manchen Fallen mündet sie ùnmittelbar in die hintere Hohlvene ein.
I. Die Oberschenkelvenen. [Venue crurales.) (Fig. 176. b'.)
Die rechte und linke Oberschenkelvenen sind mit den beiden
Oborschenkelarterien gepaart, zeigen aber in Beziehung auf die Zahl
I- e y li, Anatomie.                                                                                                                            "
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ihrer Aeste einige Abweiclmngen von diesen. Jede Oberschenkelvene
entspringt in den Fleischtheilcn des Hufes und nimmt in ihrem Ver-
laufe folgende Aeste auf:
A. Die Seitenvenen der Zelte. (Venae digitales.)
Diese Venen gehen als eine rechte und linke aus dem Capillar-
gefâssnetze der Fleischtheile des Hufes hervor; sie begleiten die
gleichuamigen Arterien, bilden über den Sesambeinen den Sesambogen
und nehmen in ihrem Verlaufe dieselben Aeste auf, wie die Seiten-
venen am Vorderfuss.
Fig. 176.
Die Bandi- und Beckenhöhle sind von der rechten Seite geöffnet und die
Eingeweide lierausgenommen.
1. Die hintere Hohlvene, so    wei) sie in der            c.        Die rechte Darnibein-Lendenvcne.
Baiichhóble liegl.                                                     e' c'.   Die Lcndenvcnen der rechten Seite.
a.     Die rechte Darmbeinvene.                                            d.        Die linke innere Saanienvenc.
b.     Die linke Darmbeinvene. e.        Die- rechle Nierenvene.
b'. Die linke Oberschenkelvene. ff.
      Die Lebervenen.
b". Die linke Beckenvene.                                                  g.        Der rechte Ast der Zwerchfellvenc.
B. Die hintere Schienbeinvene. {Vena piantana postica.)
Diese Vene entspringt wie die nachfolgenden Sehienbeinvenen
aus dem Sesambogen, lauft alsdann zwisehen dem innern Griffelbein
und dem Schienbein, bedeckt von dem obern Gleichbeinband, bis
an die Eüekseite des Sprunggelenkes und von dieser mit der tiefen
Schienbeinartérie durch die Sprunggelenksknochen an die vordere
Flâche, an welcher sie in die vordere Unterschenkelvene übergeht.
Sie entspringt gewöhnlich mit zwei Aesten, die sich am obern Ende
des Schienbeines vereinigen und ausser Haut- und Sehnenzweigen'
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auch die Ernahrungsvene des Schienbeines aiifnimmt; iiberdiess ana-
stomosirt sie mit der aussern Schienbeinvene.
C. Dia âussere Schienbeinvene. (Vena piantarla externa.)
Diese Vene gelit von dem Sesambogen an déni aussern Griffel-
bein zwischen dem obern Gleichbeinband .und der Beugesehne des
Hufbeines nach oben bis an die Riickseite des Sprunggeler.kes und
von dieser an die innere Seite desselben, nm in die innere Sprung-
gelenksvene iiberzugehen. Sie erhalt Haut- und Sehnenzweige.
D.    Die innere Schienbeinvene *. (Vena piantana interna.)
Die innere ist die grösste von den drei Schienbeinen, sie laul't
von dem Sesambogen an dem innern Griffelbein neben den Beuge-
sehnen in die Höhe und an dem .obern Ende des Schienbeines schrâg
nach vorn und oben an die vordere Flache des Sprunggelenkes,
erhalt hier Haut- und Sehnenzweige und setzt sich dânn an der
innern Seite des Untersch enkels unter der allgemeinen Decke als
innere Hautvene oder Schrankader (V. subcutanea interna) nach oben
fort, tritt dann zwischen dem aussern Darm-Schenkelbeinmuskel und
dem Scham - Schenkelbeinmuskel neben der innern Hautarterie in die
Tiefe, uni ungefahr in der Mitte des Oberschenkclbeines sich in die
Oberschenkelvene zu ergiessen. Sie anastomosirt mit der vordern
Unterschenkelvene und nimmt Haut- und Muskelzweige auf.
E.    Die vordere Unterschenkelvene. (Feria tibialia antica.)
Die vordere Unterschenkelvene besteht aus zwei grössern Aesten,
welclie die gleichnamige Arterie begleiten ; sie entspringt theils aus
der hintern Schienbeinvene, theils mit Zweigen aus dem Beuger des
Schienbeines und den Streckenr des Fessel-, Kron- und Hufbeines
an der vordern Flache des Sprunggelenkes, steigt von hier an der
aussern Flache des grossen Unterschenkelbeines in die Höhe, erweitert
sich nicht unbedeutend und tritt dann durch das Zwisehenknochenband
des grossen und kleinen Unterschenkelbeines nach hinten, Um sich
als Kniekehlenvene weiter nach oben foitzusetzen. Sie empfângt
Muskelzweige, Hautzweige, die Vene des kleinen Unterschenkelbeines
(V. peronaea) und verbindet sich an dem Sprunggelenke mit der
innern Hautvene und den Sprunggelenkvenen.
F.    Die hintere Unterschenkelvene. (Vena tibialia poatiea.)
Dicse Vene entsteht durch die Vereinigung der aussern und
innern Sprunggelenkvene (V. maïïeolaris externa et interna), jene ent-
springt in den Bandern des Sprunggelenkes und diese ist die fort-
laufendc iiussere Schienbeinvene. Sie steigt an der hintern Flache
* Eine krankhafte Erweiterung dieser Vene (Blutadergeschwulst , Varix),
welche innen und vorn zwischen dem obern Ende des Schienbeines und dem
Sprunggelenke bisweilen vorkommt, wird mit dom Ausdrnck „Blutspat" bezeichnet;
eine pathologische Veranderung, welche die Brauchbarkeit der Thiere auch nicht
ira Mindesten beeintrSchtigt.
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des grossen Unterschenkelbeines in die Höhe, nimmt Muskelzweige
und die Ernâhrungsvene des grossen Unterschenkelbeines auf und
vereinigt sich dann am obera Ende dièses Knochens mit der vordern
Unterschenkelvene zu der Kniekehlenvene.
G. Die Kniekehlenvene. ( Vena poplitea.)
Die Kniekehlenvene ist ein kurzer Stamm, weleher an der hintern
Flache des hintern Kniegelenkes neb en der Kniekehlenarterie nach
oben lauft und sich an dem unterei Ende des Backbeines in die
Oberschenkelvene fortsetzt. Sie erhalt Zweige von dem Back-Fersen-
beinmuskel, dem Beuger des Kronbeines und Gelenkzwcige.
H. Die Oberschenkelvene. (Vena cruralis.)
Die Oberschenkelvene als fortlaufender Stamm der Kniekehlenvene
steigt an der innern Seite des grossen Oberschenkelbeines, von der
Oberschenkelarterie begleitet, in die Höhe, verliisst dann den Ober-
schenkel, indem sie iiber dem Poupart'schen Bande in die Bauchhöhle
tritt, hier neben der Darmbeinarterie nach vorn und oben lauft und
gewöhnlich unter dem Flügelfortsatz des Kreuzbeines sich mit der
Beckenvene zur Bildung der Darmbeinvene vereinigt. In sie er-
giessen sich:
a)   Mehrere Muskelvenen von den umliegenden Muskeln, welche
bei den diesen Venen entsprechenden Muskelarterien nâher ange-
geben sind.
b)  Die un tere Ernahrungsvene des Oberschenkelbeines.
e) Eine aussere Hautvene (V. subcutanea externa), welche
mit Zweigen in der Haut und den Bandera an der âussern Seite des
Sprunggelenkcs entsteht, an der Achillessehne in die Höhe steigt und
unter dem vordern Kreuz - Sitzbeinmuskel in die Tiefe tritt, um am
untern Ende des Oberschenkelbeines in die Oberschenkelvene einzu-
miiuden; bisweilen geht sie auch in die vordere Unterschenkelvene übcr.
d)  Die in ne re Hautvene (V. subcutanea interna), welche bei
der innern Schienbeinvene beschrieben ist.
e)  Die untere Oberschenkelbeinvene (V. femoris inferior)
begleitet die ihr entsprechenden Arterie.
f)   Die vordere Ober schenk elb ein ve ne (V. femoris an-
terior)
entspringt mit Zweigen in dem innern und vordern Darm-
Schenkelbeinmuskel, dem innern Back-Schenkelbeinmuskel etc.
g)  Die tiefe Oberschenkelbeinvene (V. femoris profunda)
entspringt mit zwei grössern A esten, welche mit kleinen Zweigen aus
dem grossen Gesass-Backbeinmuskel, dem vordern und hintern Kreuz-
Sitzbeinmuskel hervorgehen; ferner nimmt sie die obern Erniihrungsvenen
des Oberschenkelbeines und Gelenkvenen von dem Hüftgelenk auf.
h) Die aussere Schamvene (V. pudenda externa) nimmt
ihren Ursprung in den âussern Geschlechtstheilen. Bei mannlichen
Thieren entspringt sie in dem Hodensack, dem Schlauch, der Eichel
und den Zellkörpern der Ruthe, und bildet ein zahlreichcs Venennctz,
das mit dem der andern Seite hâufige Verbindungen eingeht; aus
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diesem Netz gelit ein Ast in die hintere Bauchdeckenvene, und der
Hauptstamm, welcher an der untern Fliiche der Schambeine mit dem
der andern Seite anastomosirt, lauft unter dem Schambeine quer nach
aussen, urn über der Pfanne an dem hintern Darmbeinwinkel in die
Oberschenkelvene tiberzugehen. Bei weiblichen Thieren entspringt sie
in dem Euter und der Scham. Sie erhalt :
aa) Die Bauchhautvene (V. subcutanea abdominis); diese
nimmt mit Zweigen in der Nahe der Rippenknorpel der falschen
Rippen in dem Bauch-Hautmuskel und der Haut ihren Anfang, ana-
stomosirt daselbst mit der vordern und hintern Bauchdeckenvene, lauft
dann in gerader Richtung unter der Haut nach hinten und ergiesst
sich in der Nahe der Schambeine in die âussere Schamvene, seltener
in die hintere Bauchdetkenvene.
i) Die hintere Bauchdeckenvene (V. epigastrica inf'erior)
hat ihren Anfang ungefahr in der Mitte des Bauches, wo sie mit
der vorigen, der vordern Bauchdeckenvene und mit Zweigen der
Lcndenvenen sich verbindet; sie empfiingt Zweige von dem innern
Rippen -Bauchmuskel, dem Brust-Schambeinmuskel und den aussern
Geschlechtstheilen, und ergiesst sich nach diesem über dem Poupart'-
schen Bande in die Oberschenkelvene.
k) Die Verstop fu ngsvene (V. obturatoria) entspringt ausser-
halb der Beckenhöhle mit zwei Aesten; der hintere Ast als der klei-
nere liegt an der untern Flüche des Gesassbeines, und kommt aus dem
Gesassbein - Ruthenmuskel und dem grossen Gesiiss - Backbeinmuskel ;
der untere grössere Ast nimmt seine Entstehung hauptsachlich in den
Kreuz-Sitzbeinmuskeln des Schenkels; beide gehen nun vereinigt mit
der ihr angehörigen Arterie durch das Verstopfungsloch in die Becken-
höhle und in dieser schrag nach vorn und oben in die Oberschenkel-
vene. In der Beckenhöhle nimmt sie die Ernâhrungsvene des Sitzbeines,
Zweige vón den Verstopfungsmuskeln und dem Kreuzbein-Umdreher-
muskel auf.
1) Die untere Darmbeinmuskelvene) V. iliaca s. glutaea
inferior)
ist mit der gleichnamigen Arterie gepaart, aber doppelt, so
dass die Arterie zwischen den beiden Venenasten liegt. Sie nimmt dem-
nach von denselben Muskeln Zweige auf, welche die Arterie versieht.
m) Die vordere Darmbeinmuskelvene (V. iliaca s. glu-
taea anterior)
ist ebenfalls doppelt, und verhult sich in Beziehung
ihrer Aeste gerade so, wie die ihr entsprechenden Arterie; bisweilen
ergiesst sie sich unmittelbar in die Darmbeinvene, seltener in die
Beckenvene.
Auch bei den Wiederkaucrn entstehen die Darmbeinvenen
durch die Zusammenmündung der Oberschenkelvenen und der Becken-
vcnen; sie nehmen dieselben Gefasse auf wie bei demPferde, nur ist
die mittlere Kreuzbeinvene, welche die gleichnamige Arterie begleitet,
grösser, und erhalt die gleichcn Aeste, in die sich die Arterie theilt.
Die Oberschenkelvene entspringt gleichfalls in den Fleischtheilen
der Hufe (Zehen), aber mit vier Seitenvenen, wovon je zwei einer
Zebe angehören. Die aussere Seitenvene der aussern Zehe und die
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innere Seitenvene der innern Zehe laufen aussen uud innen ani Fusse
nach oben bis zu dem Köthengelenk, iiber dem sie sich an der hintern
Seite des Schienbeines, von den Beugesehnen des Kron- und Hufbeines
bedeckt, zu dem Sesambogen verbinden. Die innere Seitenvene der
aussern Zehe und die aussere Seitenvene der innern Zehe, welche
im Zehenspalt liegen, vereinigen sich iiber den Krongelenken in einen
Ast, der vorn in der Spalte nach oben bis an das nntere Ende des
Schienbeines steigt und min die vordere Schienbeinvene genannt wird.
Die vordere Schienbeinvene liegt neben den Streckern des Unter-
fusses auf der vordern Flache des Schienbeines ; sie erhalt an dem
untern Ende desselben von der aussern Seitenvene der aussern Zehe
einen starken Verbindungsast, geht dann in schiefer Richtung iiber
die vordere Flache des Sprunggelenkes an die aussere Seite des
Unterschenkels, an welcher sie in die aussere Hautvene ùbergeht.
Sie bekommt Zweige von dem Venengeflecht, das an der vordern
Seite des Sprunggelenkes liegt und anastomosirt mit ,der vordern
Unterschenkelvene.
                                                        •< .:
Die hintere Schienbeinvene entspringt mit zwei Aésten aus dem
Sesambogen, welche auf der hinteru Flache des Schienbeines unter
dem Fesselbeinbeuger nach oben laufen, uni sich an dem Sprung-
gelenke zu einem Aste zu vereinigen, der dann schrag von der hintern
Seite des Sprunggelenkes an die aussere Seite des Unterschenkels geht
und nun die aussere Hautvene genannt wird. Diese steigt alsdann
an genannter Seite des Unterschenkels in die Höhe, nimmt die vordere
Schienbeinvene auf und ergiesst sich in die Oberschenkelvene. An
dem Sprunggelenke geht ehi Zweig zwischen den Knochen desselben
durch an die vordere Seite, wo er sich mit dem Venennetze verbindet.
Die aussere Schienbeinvene fehlt.
Die vordere Unterschenkelvene ist doppelt, die hintere dagegen
verhàltnissmassig sehr klein.
Die Kniekehlenvene und die Oberschenkelvene weichen mit ihren
Aesten von denen des Pferdes nur wenig ab. Die Bauchhautvene
ist bei Kiihen im Verhaltnisse sehr stark und die Verstopfungsvene
ergiesst sich in die Beckenvene.
Bei dem Schweine miinden gleichfalls die Oberschenkelvenen
und Beckenvenen in die Darmbeinvenen. Die mittlere Kreuzbeinvene
verhalt sich wie bei dem Rinde und die Darmbein- Lenden venen, so
wie die umbogene Darmbeinvene wie bei dem Pferde.
Der Ursprung der Oberschenkelvene verhalt sich so ziemlich wie
bei den Wiederkâuern, nur nimmt die aussere Seitenvene der aussern
wahren Zehe und die innere Seitenvene der innern wahren Zehe die
Vene der falschen Zehe ihrer Seite auf.
Die vordere Schienbeinvene wie bei den Wiederkâuern.
Die hintere Schienbeinvene kommt aus dem Sesambogen und
ergiesst sich in die aussere Hautvene.
Die innere Schienbeinvene tritt zwischen den Knochen des Sprung-
gelenkes an die vordere Seite und geht hier in
Die vordere Unterschenkelvene iiber.
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Die hintere Unterschenkelvene, Kniekehlenvene und Oberschen-
kelvene gleichen mit ihren Aesten in der Hauptsache denen der
Wiederkauer.
Bei den Fleischfressern geschieht die Bildung der Darmbein-
venen wie bei den andern Hausthieren und die Aeste, die sie auf-
nehmen, verhalten sich wie bei den Wiederkauern und dem Schweine.
Die Oberschenkelvene entspringt mit vordern und hintern Seiten-
venen an den Zehen. Die vordern Seitenvenen der Zehen gehen an
den Schienbeinen (Hinter-Mittelfussknochen) in drei und an dem
Sprunggelenke in einen Hauptast über, der iiber die vordere Seite
des Sprunggelenkes in die Hòhe steigt und in die aussere Hautvene
sich ergiesst. Die hintern Seitenvenen der Zehen sind nicht so stark
als die vordern, sie verbinden sich unter den Sohlenballen zu dem
Sesambogen.
Die hintere innere Schionbeinvene geht aus dem Sesambogen
hervor und miindet in die vordere innere Schienbeinvene, welche
sich dann als vordere Unterschenkelvene fortsetzt.
Die hintere aussere Schienbeinvene entspringt ebenfalls aus dem
Sesambogen und geht in die aussere Hautvene über, welche einen
starken Ast von den vordern Seitenvenen erhalt.
Die innere Hautvene, welche theils aus den vordern Seitenvenen,
theils an der innern Seite des Sprunggelenkes entspringt, begleitet
die gleichnamige Arterie.
Die vordere Unterschenkelvene ist die fortlaufende vordere innere
Schienbeinvene; sie ist doppelt und hat denselben Verlauf wie bei
dem Pferde.
Die hintere Unterschenkelvene ist im Verhâltnisse klein.
Die Kniekehlenvene und die Oberschenkelvene kommen mit denen
der Wiederkauer überein, nur ist die Bauchhautvene im Verhâltnisse
bedeutend schwâcher.
II. Die Beckenvenen. (Venae hypogastricae.) (Fig. 176. b".)
Die rechte und linke Beckenvenen sind kurze Stamine, welche
iiber den Beckenarterien ihre Lage haben und mit den beiden Ober-
schenkelvenen die Darmbeinvenen bilden. Sie sind nicht mit allen
den Aesten gepaart, in welche sich die Arterie theilt und nehmen
daher nur folgende Gefasse auf.
A, Die Seiten-Kreuzbeiuvene. (Vena sacralis lateralis.)
Diese Vene ist mit der gleichnamigen Arterie gepaart; sie liegt
mit ihrem Hauptstamme zur Seite des Kreuzbeines neben der Arterie
und empfângt nachstehende Aeste:
a) Die obère und unte re Seitenvene des Schweifes
(V. caiidae lateralis superior et inferior) entspringen in den Muskeln
und der Haut des Schweifes, begleiten die ebenso benannten Arterien,
und ergiessen sich am hintern Ende des Kreuzbeines in die Seiten-
Kreuzbeinvene.
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b)   Die mittlere Vene des Sc h weifes (V. caudae media)
nimmt ihren Verlauf neben der Arterie ; sie eiitspringt wie die
vorigen, mit welchen sie Anastomosen bildet, in der Haut und
in den Muskeln des Schweifes, und endigt sich mit diesen in den
Hauptstamm.
c)   Die Gesâssbeinvene (V. ischiadica) ontspringt -in den
Kreuz-Sitzbeinmuskeln des Schenkels, lauft dann an dem Rande des
Kreuzbeines durch das breite Beckenband in die Beckenliölile, in
welcher sie sogleich in den Hauptstamm übergeht.
d)   Mehrere Riickenmarkszweige (Venae spinales), welche
neben denArterien durch die untern Kreuzbeinlöcher nach aussen treten.
B. Die intiere Schanrvene. (Vena pudenda interna.)
Dièse Vene liegt mit ihrem Hauptstamme neben der vorigen in
dem breiten Beckenbande; sic nimmt auf:
a)   Die tiefe Ruthenvene (V. profunda penis) entspringt bei
mannlichen Thieren in dem schwammigen Körper der Harnröhre und
in denen der Ruthe, in welchen sie zahlreiche Gefiissnctze bildet ;
alsdann geht sie an dem hintern Gesassbeinausschnitt aus der Ruthe
heraus, verbindet sich hier mit der gleichnamigen Vene der andcrn
Seite und miindet dann, nachdem sie die obère Ruthenvene
(V. dorsalis penis superior) erhalten bat, in die Scliamvene ein. Bei
weiblichen Thieren nimmt sie ihren Ursprung in der Scham und dem
Kitzler, und anastomosirt wie bei den mannlichen Thieren an der
untern Flache der Sitzbeine mit der aussern Scliamvene.
b)  Die Mittelfleischvenc (V. peronaei) nimmt ihren Anfang
mit Zweigen in dem Harnröhrenmuskel, dem Kreismuskel des Aftcrs
und der allgemeinen Decke.
e)   Die innere Mastdarmvene (V. haemorrhoidalis interna)
nimmt Zweige von den Vorsteherdriisen und Saamenblaschen, bei
weiblichen Thieren von dem Fruchthalter, fenici- ergiessen sich in
sie die Venen der Harnblase und des Mastdarmendes.
C. Die hintere Darmbeinmuskelvene. {Vena iliaca s. glutaea pmtcrìor.)
Die hintere Darmbeinmuskelvene begleitet die gleichnamige Ar-
terie; sie entspringt mit mehreren starken Aesten in den Darmbein-
Umdrehermuskeln, gelangt dann neben der Arterie durch das breite
Beckenband in die Beckenliölile, in welcher sie sich sogleich in die
Beckenvene ergiesst.
Die Beckenvene der übrigen Hausthiere ist verhâltniss-
mâssig kleiner und lâsst folgende Abweichungen wahrnehmen:
Die Seiten-Kreuzbeinvene ist ein kleines Gefâss, das in die
mittlere Kreuzbeinvene übergeht, dasselbe ist auch der Fall bei der
mittlern und den Seitenvenen des Schweifes.
Bei den Aesten der innern Schamvene zeigt die innere Mast-
darmvene die Verschiedenheit, dass sie gewöhnlich unmittelbar in die
Beckenvene einmündet.
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II. Die I,endenkenen. (Tenae lumbales.) (Fig. !7G. e'e'.)
Die Lendenvenen kommen in Bezieliung auf ilire Zahl mit den
gleichnamigen Arterien ùberein, so dass also fiinf Lendenvenen vor-
kommen, welche von ebenso viel Lendenarterien begleitet werden.
In jede Lendenvene ergiessen sich:
a)   Ein Rùckenzweig (Ramus dor salis), welcher in dem Darm-
bein-Dornmuskel entspringt und zwischen zwei Querfortsatzen der Len-
denwirbel in die Bauchhöhle gelangt; er erhalt Zweige von dem Darm-
bein-Dornmuskel und dem Quer-Dornmuskel, ferner einen Zweig, der
von dem Darmbein-Bauchmuskel und dem innern Eippen-Bauchmuskel
kommt und in diesen Muskeln mit der liintern Bauchdeckenvene anasto-
mosirt. Dieser letztere Zweig begleitet die fortlaufende Lendenarterie.
b)    Ein Riickenmarkszweig (Ramus spinalis), der in dem
Wirbelblutleiter entspringt und durch das Zwischenwirbelloch nach
aussen tritt.
e) Muskelzweige (Rami musculares), welche aus den Lenden-
muskeln kommen.
Bei den Wiederkauern kommen ebenfalls fiinf und bei den
•üb rigen H aus t hi er en sechs Lendenvenen vor.
III. Die innern Saamenvenen. (Venne spennaticele interneic.) (Fig. 176. d.)
Die beiden innern Saamenvenen, welche mit den ebenso be-
nannten Arterien gepaart sind. fangen bei mânnlichen Thieren in den
Hoden und bei weiblichen Thieren in dem Fruchthalter, den Mutter-
trompetcn und den Eierstöcken an. Sie sind wie die Arterien Ideine
lange Gefasse, jedoch woiter als diese, und lassen sich in eine rechte
und linke unterscheiden.
Bei m ânnlichen Thieren entspringt jede innere Saamenvene
mit vielen Zweigen in dem Hoden und Nebenhoden, welche dann an
den Saamenstrang treten, an deinselben, so weit er ausserhalb der
Bauchhöhle liegt, sich netzartig mit einander verbinden, wodurch ein
Adergeflecht gebildet wird, welches man auch das rankenförmige
Geflecht (Plexus pampini f or mis) nennt. An dem Bauchring ver-
einigen sich diese Aeste zu dem Hauptstamm, der durch den Bauch-
ring in die Bauchhöhle gelangt und in dieser neben der gleichnamigen
Arterie nach oben steigt, um neben der Nierenvene in die hintere
Hohlvene oder in die Nierenvene selbst einzuinünden. In der Bauch-
höhle empfangt sie Zweige von dem Bauchfell, dem Harnleiter und
der Nierenkapsel.
Bei weiblichen Thieren kommt jede innere Saamenvene von
dem Hom des Fruchthalters, der Muttertrompete, hauptsâchlich aber
von dem Eierstock ihrer Seite; sie bildet ebenfalls ein Adergeflecht,
das aber kleiner als bei mânnlichen Thieren ist. Aus diesem Geflecht
geht nun der Hauptast hervor, der nach einem kurzen Verlauf in die
hintere Hohlvene sich ergiesst. Sie empfângt auch die Fruchthalter-
vene, welche bei trâchtigen Thieren, wie auch sie selbst, sehr stark
ist und über den ganzen Fruchthalter ein Gefassnetz bildet.
56
L e y h, Anatomie.
sr '■ ,■■■ .-
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Bei den übrigen Haustliieren verhalten sich die innern
Saamenvenen wie bei dein Pferde.
IV. Die Nierenvenen. (Venae rénales.) (Fig. 176. e.)
Die Nierenvenen sind starke Gefasse, die mit feinen Zweigen in
der Substanz der Nieren anfangen, an dem Nierenausschnitt der Niere
ihrer Seite sich zu dem Hauptaste vereinigcn, der dann von hier
nacli der hintern Hohlvene lauft, nra in dieselbe einzumünden. Da
die linke Niere ïriehr entfernt von der Hohlvene als die rechte liegt,
so ist auch die Vene der ersteren lauger als die der letzteren. Jede
Nierenvene nimmt auf:
a)   Zweige vdn den Lymphdrüsen der Nieren, welche an dem
Nierenausschnitt liegen.
b)   Zweige von der Nierenkapsel, andere gehen von dieser auch
in die innere Saamenvene.
c)   Die Nebennierenvenen (Venae, suprarenales) sind zwei
kleine Gefasse, die in der rechten und linken Nebenniere ihren Ur-
sprung n ehm en und entweder in die Nierenvenen ihrer Seite oder
nnmittelbar in die hintere Hohlvene iibergehen.
Auch die Nierenvenen verhalten sich bei den übrigen Hausthieren
wie bei dem Pferde.
V. Die Leberveuen. {Venae hepatieae.) (Fig. 17G. ff.)
Die Lebervenen ontspringen mit sehr feinen Gefassen in dem
Parenchyma der Leber; diese vereinigen sich nun in ihrem weitern
Verlaufe zu drei oder vier grosseria Aesten, welche an der vordern
Flâche der Leber ganz in der Nahe des Ztferchfelles in die hintere
Hohlvene sich ergiessen; ausser diesen grössern Aesten gehen in die
hintere Hohlvene aber auch noch mehrere kleine Zweige, welche über
den vorigen in der Rinne an der vordern Plache der Leber in sie
iibergehen. Die Lebervenen nehmeii das durch die Leberarterie und
die Pfortader in die Leber geführte Blut auf, urn dasselbe in die
hintere Hohlvene zu bringen.
VI. Die Zwerchfellvenen. (Venae phrenicae.) (Fig. 176. g.)
Diese Venen bestehen aus zwei, bisweilcn auch aus drei Haupt-
asten, vvovon jeder seiner Seite mit kleinen Zweigen in dem fieischigen
Theile des Zwerchfelles bcginnt, daselbst mit Zweigen der innern
Brustvene anastomosirt, in dem sehnigen Theile nach innen und
unten lauft und an dem Durchgange der Hohlvene durch das Zwerch-
fell in dieselbe einmiindet.
Vu. Die hintern Mittelfellveuen. (Venae mediastini posteriores.)
Die hintern Mittelfellvenen liegen in der Brusthb'hle; sie be-
stehen aus zwei bis drei kleinen Zweigen, welche in den Blâttern
des hintern Mittelfelles entspringen und in den Brusttheil der hintern
Hohlvene sich ergiessen.
.ij.
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r
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V. Die Pfortader. [Vena portarum.) (Fig. 177.)
Fig. 177.
Die Pfortader mit ihren Aesten.
I
1
n
1.
Die Milt.
b.
Die vordere Gekrüsvene.
2.
Der Magen.
b*b'.
Venen des Dünndarmes.
8 3.
DünndiirmscliÜngeii.
b".
Die Krumm-Bllnddarmvene.
4.
Der Blinddarm.
b".
Die Grimmdarmvene.
5.
Der Grim m da rui.
c c.
Die liintere Gelirösveiie.
6 6.
Der Masldarm.
d.
Die Magen -MHzvene.
7.
Die Büuchspeiclieldritse.
d'.
Die obère Kranzvene des Magens.
8.
Die Leber.
il".
Die Milz'vene.
■d a.
Der Hauplslatnm der
Pfortader.
d"'.
Die kurzcii Venen des Magens.
Die Pfortader stelit mit den so eben beschriebenen Venen des
Körpers nur in mittclbarer Verbindung und -zwai- durch die Leber;
sic maelit ein besonderes Gefasssystem, das Pfortadersystem, aus,
das seine Lage in der Bauchhöhle hat. Sie ontspringt mit vielen
kleinen Gefassen, welche in ihrem weitern Verlaufe in drei grössern
Aesten zusamraenkommen, theils in den Hautcn des Magens und
Darmkanales, theils in dem Parenchyma der Milz und der Bauch-
speicbeldriise. Diese drei Aeste vereinigen sich sodann in der Nahe
der vordern Gekrösarterie zu dein Hauptstamme, der sonach durch die
Oeffnung der Bauchspeicheldrüse nach der rechten Seite geht und nach
einem kurzen Verlaufe an der hintern Fioche der Leber in die Leber-
pforte tritt. In dieser theilt sich die Pfortader nach Art der Arterien
in drei grösscre Aeste, wovon je einer einem Lebcrlappcn zukommt,
dann in immer kleinere Zweige und Reiser, die am Ende in die f ein en
....... -^MB....._.____
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Capillargefâsse übergehen und als solchc einen Theil der Lebersubstanz
ausmacben. Sie fiibrt das Venenblut von bezeichneten Organen zu
dem Zweck in die Leber, um, wie man glaubt, zu Absonderung
der Galle mitzuwirken. Die dr ei Aeste, welche den Aufang der
Pfortader grüuden , sind die vordere Gekrösvene, die h in ter e
Gekrösvene und die Magen-Milz ven e.
I. Din vordere oder grosse Gekrösvene. (Vena mesenterica (interior s. major.)
(Fig. 177. b.)
Dièse Vene bildet einen kuizen, aber starken Venenstamm, der
reehterseits an der vordern Gekrösarterie zwischen den Blattern der
vordern Gekröswurzel in den Stanim der Pfortader iibergeht und fol-
gende-Gelasse aufnimint:
a)    Die Venen des dunnen D a r m e s ( Venue intestinales)
(Fig. 177. b' b'.) liegen neben den Arterien zwischen den Blattern des
Gekröses; sie entspringen mit âusserst feinen Gefâssen in den Darm-
zotten der Schleiinhaut und in der Muskelhaut, vereinigen sich dann
zu grössern Zweigen, welche gegen die concaven Bogen des Darmes
laufen. Von hier treten die grössern Zweige nun zwischen die Blâtter
des Gekröses, bilden in einiger Entfernung des Darmes ahnliche
Gefassbögen wie die Arterien, laufen dann mit diesen in die Höhe
und kommen in der Niihe der vordern Gekrösarterie in einen Stamm
zusammen, der sich in die vordere Gekrösvene ergiesst.
b)   Die vordere M a s t d a r m v e n e ( V. haemorrhoidalis anterior)
ist mit der gleichnamigeii Arterie gepaart, desshalb entspringt sie au
dem vordern Ende de3 Mastdannes und endet in der vordern Gekrösvene.
c)    Die Kruin m-Blind darm ven e (Fig. 177. b".) wird aus
drei Aesten zusaminengesetzt, namlich aus der Krummdarmvene und
der obern und untern Blinddarmvene. Diese drei Aeste sind mit den
gleichnamigen Arterien gepaart und vereinigen sich nahe vor der Ein-
miindung in die vordere Gekrösvene zu einem gemeinschaftlichen Ast.
d)   Die Grimmdarmvene {V. colica) (Fig. 177. b'".) entspringt
mit zwei Aesten an dem absteigenden und aufsteigenden Colon ; beide
Aeste gehen an dem hintern Bogen des Colons in einander über,
wodurch ein ahnlicher Gefassbögen wie bei den Arterien gebildet wird.
An der Stelle nun, wo das aufsteigende Colon durch eine Kriimmung
in das obère Quercolon übergeht, treffen beide zu einem gemein-
schaftlichen Aste zusammen, der alsdann zwischen dem obern und
uiitern Quercolon nach oben lauft, um sich in die vordere Gekrös-
vene zu ergiessen.
II. Die tiritere oder kleine Gekrösvene. (Vena mesenterica posterior s. minor.)
(Fig. 177. cc.)
Die hintere Gekrösvene, welche viel kleiner als die vordere ist,
liegt zwischen den Blattern der hintern Gekröswurzel; sic entspringt
in der Beckenportion des Mastdarmes, wo sie mit der innern Mast-
darmvene anastomosirt, geht dann mit ihrem Hauptaste neben der
gleichnamigen Arterie in dem Gekröse in horizontaler Richtung nach
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vorn und mündet gewöhnlich neben der Magen - Milzvene in die
Pfortader ein. Sie nimmt die hintern und mittlern Mastdarinvenen
auf, welche auf dieselbe Weise wie die Venen des Dünndarmes in den
Hauten des Mastdarmes entspringen, und ahnliche Gefassbögen wie
diese bilden.
III. Die Magen-Müzveue. (Vena gastro-Uenalis.) (Fig. 177. d.)
Diese Vene ist in Beziehung auf Grosse die mittlere von den
drei Hauptasten; sie bildet einen kurzen Stamm, der durch die Ver-
einigung der Milzvene und der obern Vene des Magens gebildet wird,
und in den Stamm der Pfortader sich ergiesst, ehe derselbe die
Bauchspeicheldrüse durchbohrt.
a)   Die Milzvene (V. splenica s. Uenalis) ist mit der gleich-
namigen Arterie gepaart, sie liegt neben dieser in der Rinne der Milz
und nimmt folgende Zweigé auf:
aa) Die linke Magen-Netzvene (V. gastro-epiploica sinistra)
macht den Anfang der Milzvene; sie entspringt ungefâhr in der Mitte
an dem grossen Bogen des Magens mit kleinen Zweigen, welche in
den Hauten des Magens und des Netzes beginnen, hierauf geht der
Hauptast zwischen den Blattern des Netzes von der rechten nach der
linken Seite und an der Spitze der Milz in die Milzvene über.
bb) Die eige'ntlichen Milzvenen, welche in der Substanz
der Milz ihren Ursprung nebmen und in der Rinne derselben sich in
die Milzvene ergiessen.
cc) Die kurzen Venen des Magens [Venue brèves) (Fig.
177. d'".) entstehen mit kleinen Zweigen an beiden Flâchen des
Magens, welche an dem grossen Bogen desselben zusammenkommen
und nun neben den ebenso bezeichneten Arterien zwischen den Blattem
der Magen-Milzportion des Netzes gegen die Rinne der Milz sich fort-
setzen, und in dieser in die Milzvene einmündeu.
b)   Die obère Kranzveiie des Magens (Vena coronaria
ventriculi superior)
(Fig. 177. d'.) entspringt mit mehreren kleinen
Zweigen aus dem Venennetze in den Hauten an der obern (hintern)
Flache des Magens, lauft hernach als ein Ast von dieser über das
linke Ende des Magens und vereinigt sich mit der Milzvene zu der
Magen - Milzvene, welche noch vor ihrer Einmündung in die Pfortader
Zweige von dem linken Aste der Bauchspeicheldrüse aufnimmt.
In den Hauptstamm der Pfortader ergiessen sich überdiess noch
folgende Zweige:
a)  Zweige von den drei Aesten der Bauchspeicheldrüse.
b)  Die Z wolf finger darmven e (V. duodenalis) entspricht der
gleichnamigen Arterie ; sie nimmt daher Zweige von dem Zwölffinger-
darme und dem untern Aste der Bauchspeicheldrüse auf, und mündet
in den Stamm der Pfortader gleich nach seinem Durchgange durch
die Bauchspeicheldrüse.
c)  Die rechte Magen-Netzvene (V. gastro-epiploica dextrd)
nimmt in der Mitte am grossen Bogen des Magens ihren Anfang, ver-
bindet sich dort mit der linken Magen - Netzvene, erhâlt Zweige von
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dem Magen und Netz, lauft dann zwischen den Blattern des Netzes
von der linken nach der rechten Seite über den Zwölffingerdarm, nimmt
die Pförtnervene (V. pylorica) auf und crgiesst sich dann in
die Pfortader.
d) Die untere Kranzvene des Magens (V. coronaria ven-
triculi inferior);
diese Vene liegt der obern gegeniiber, indem sic in
dem Venennetze in den Hauten an der untern (vordern) Flache des
Magens ihren Anfang nimmt, über das rechte Ende des Magens lauft
und an der Leber in die Pfortader sich ergiesst.
Bei den Wiederkauern wird die Pfortader ebenfalls durch
die Zusammenmündung der vordern und hintern Gekrösvene und der
Magen-Milzvene gebildet.
Die grosse und kleine Gekrösvene verhalten sich ganz so, wie
die ihnen entsprechenden Arterien.
Die Magen - Milzvene ist der grösste von den drei Hauptasten,
sie wird von der rechten, mittlern und linken Magenvene und der
Milzvene zusammengesetzt. Diese Venen sind mit den gleichnamigen
Arterien gepaart und ergiessen sich mit ihrem Hauptstamm in die
Pfortader.
Der Hauptstamm der Pfortader empfângt die rechte Magen-
Netzvene und die Venen der Bauchspeicheldriise.
Auch bei dem Schweine wird die Pfortader durch die Verei-
nigung der vordern und hintern Gekrösvene und der Magen - Milzvene
gebildet.
Die Aeste der vordern und hintern Gekrösvene sind mît den
Aesten der gleichnamigen Arterien gepaart.
Die Magen-Milzvene verhâlt sich in Beziehung auf Grosse und
der Aufnahme der Aeste wie bei dem Pferde.
In den Hauptstamm der Pfortader ergiessen sich die nâmlichen
Aeste wie in den des Pferdes.
Bei den Fleischfr esser n verhâlt sich die Pfortader im
Wesentlichen ganz so wie bei dem Schweine, nur geht hier die untere
Kranzvene des Magens nicht in den Stamm der Pfortader, 'sondern
in die Magen-Milzvene über.
n. Uas fj)mpl)flffofi|i)!tatt.
Das Lymphgefasssystem verbreitet sich im Allgemeinen in den-
jenigen Organen, deren besondere Aufgabe ist, die für die Ernahrung
des Organismus tauglichen Stoffe, gleichviel ob sie schon im Körper
vorhanden oder auf irgend einem Wege, wie z. B. durch den Nah-
rungsschlauch, die Respirationsorgane, die Haut etc., erst in den Körper
gebracht worden sind, aufzunehmen und solche wahrscheinlich auch
durch irgend einen Process eine Mischungsânderung erleiden zu lassen,
d. h. sie für die Blutbildung und die Ernahrung geeigneter zu mach en
und nach diesem dem Venenblute zuzuführen.
Nicht bei allen Hausthieren ist übrigens das Lymphgefasssystem
gleich stark éntwickelt, sondern es ist im Allgemeinen anzunehmen,
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dass dasselbe bei den Pflanzenfressern mehr als bei den Fleischfressern
und bei dem Pferde am meisten entwiekelt erscheint.
Dièse Organe, welche demnach den Anfang des Blutgefass-
systemes machen, werden als Lymphgefasse und Lymphdrüsen
bezeichnet.
A. gite |"t)mj)l)JCfttp£. (Vasa lymphatica.)
Die Lymphgefasse oder Saugadern (Vasa lymphatica s.
ahsorbentia)
unterscheiden sich hauptsachlich dadurch von den Blut-
gefâssen, dass sie keine rothe Flüssigkeit (BJut), sondern entweder
eine ungeförbte, mehr oder weniger helle oder eine weisse, milchige
und trübe Flüssigkeit führen; erstere Flüssigkeit findet sich in den
meisten Theilen des Körpers und wird als Lymphe (Lympha) be-
zeichnet, letztere kommt dagegen nur in dem Magen und Darmkanal
vor und wird Nahrungssaft oder Milchsaft (Chylus) genannt,
desshalb kann man sie auch in Lymphgefasse (Vasa lymphatica)
und in Chylus- oder Milchsaftgef as s e (Vasa chylifera s. lactea)
unterscheiden.
Die Lymphgefasse haben in mancher Beziehung viel Aehnlichkeit
mit den Venen; sie entspringen namlich mit âusserst feinen Gefass-
netzen in den einzelnen Theilen des Körpers, aus denen sich dann
erst die grössern Zweige bilden, welche in grössere Aeste übergehen,
hüufig mit den Venen verlaufen, sich in mehrere Aeste theilen, die
sich wieder mit einander vereinigen odçr in Lymphdrüsen einmünden.
In ihnen lauft der Inhalt langsam, #eniger regelmâssig als in den
Blutgefiissen und ohne Stoss. Sie bilden haufige Anastomosen unter
einander und sind ausserst zahlreich im Körper verbreitet ; besonders
zahlreich aber kommen sie in dem Zellgewebe, Fettgewebe, den
serösen und Schleimhauten vor, weniger haufig trifft man sie in den
Knorpeln, und ganz zu fehlen scheinen sie in den Knochen. Obwohl
ihr Dasein in manchen Organen noch nicht nachgewiesen worden ist,
so scheinen sie, wie man der Analogie nach schliesst, doch in den-
selben vorzukommen.
Nach der Lage theilt man sie ein in oberflachliche Lymph-
gefasse (Vasa lymphatica superficialia), welche an der Oberflâehe
der Organe oder unter der Haut entspringen und verlaufen, und in
tiefliegende Lymphgefiisse (Vasa lymphatica profunda), die
in dem Parenchyma der Organe ihren Ursprung und Verlauf nehmen;
femer unterscheidet man sie in zuführende Gefasse (Vasa in-
ferentia),
die ihren Inhalt in die Lymphdrüsen führen und in aus-
iti h r e n d e Gefasse (Vasa efferentia), welche in den Drüsen
entspringen und von diesen die wahrscheinlich umgeânderte Flüssigkeit
empfangen, um sie weiter zu befördern. Die ausführenden Gefasse
sind gewöhnlich weniger zahlreich, aber stârker als die zuführenden.
Die Lymphgefasse sind aus drei Hauten zusammengesetzt, die aber
sehr dünn und innig mit einander verbunden sind. Die âussere Haut
besteht aus einer dunnen Zellgewebsschichte, die mittlere, ebenfalls
sehr dunne Haut aus contractuel! Faden (Langen- und Kreisfasern)
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und die innere ist eine seröse Haut, welche durch Verdoppelungen
Klappen bildet, die viel zahlreicher als in den Venen und viel zahl-
reicher in den kleinen als in den grossern Lymphgefassen getroffen
werden; wie bei den Venen, so verhindern auch hier diese Klappen
das Zurücklaufen der Flüssigkeit. Auch in Beziehung ihres Durch-
messers zeigen sie Verschiedenheiten; denn bald sind sie sehr enge,
bald sackartig erweitert. Die in den Hiiuten der Lymphgefasse ver-
laufenden Blutgefasse und Nerven sind iiusserst fein, fast unsichtbar.
Die Function der Lymphgefasse ist, den Nahrungssaft (Chylus)
in dem Magen und Darmkanal oder andere Flüssigkeiten (Lymphe) in
dem Körper aufzunehmen, solche vorerst in die Lymphdrüsen und von
diesen dann dem Blute als neues Bildungsmatcrial zuzuführen. Sie sind
als die hauptsachlichsten Aufsaugungsorgane im thierischen Körper zu
betrachten.
Sammtliche Lymphgefasse, welche sich zu zwei grössern Haupt-
stammen vereinigen, zerfallen in folgende Ilauptparthieen :
1.   Lymphgefasse des Kopfes.                      4. Lymphgefasse des Bauches und der
2.  Lymphgefasse des Halses.                                 Baucheingeweide.
3.  Lymphgefasse der Brust und der 5. Lymphgefasse der vordernGliedmassen-
6. Lymphgefasse der hintern Gliedmassen.
Brusteingeweide
Fig. 775.
Die Brusthöhle von der rechten Seite geöffnet.
ce. Acste, welche ans dein Milchbruslgang entspringen
und in denselben wieder einmiinden.
d. Die Einmiindiingsstelle des Milchbrnstganges in
die linke Achselvene.
c. Der Luftröhrrnstamm.
e'. Einmiindungsstelle desselben. in den Milchbrustgang.
1.       Ein Stoelt-der Aorta.
2.       Die am Eingang (1er Brusthöhle abgeschniltene
Luftröhre.
a a. Der rechte und linke Ast des hier anlangs
dc-ppclten Milchbrustganges.
b. Vereinigungsstelle beider Acste.
i. Dait|)tftâmtitf ber fpjiljgtffifit.
A. Der Milchbrustgang. {Ductus thoracicus.) (Fig. 178. a a.)
Der Milchbrustgang als der starkere Hauptstamm fangt in derBauch-
höhle ungefahr an dem Körper des zweiten oder dritten Lendenwirbels
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zwischen den Pfeilern des Zwerchfelles mit einem sackartigen, dünn-
hautigen Behalter an, der auch die Milch- oder Lenden-Ci s terne
(Receptaculum s. cisterna chyli) genannt wird. Dieser Behalter, welcher
an der rechten Seite neben dem Ursprung der vordern Gekrösarterie
liegt, eutsteht durch die Zusammenmiindung der Lymphgefasse der
hintern Gliedmassen und durch die des Bauches und der Baucheinge-
weide; nun geht der Kanal, enger werdend, nach vorn und mit der
Aorta durch das Zwerchfell in die Brusthöhle, in welcher er sich auf
der rechten Seite zwischen der Aorta und der ungepaarten Vene bis
ungcfiihr zu dem Körper des sechsten oder fünften Eiickenwirbels
fortsetzt, unter diesem und über der Aorta, dann über dem Schlunde
nach der linken Seite lauft, dort von den Blattern des vordern Mittel-
felles aufgenommen wird und in diesem, eìnen Bogen nach vorn und
unten beschreibend, bis in die Nahc der ersten Rippe gelangt, um
sich daselbst in die linke Achselvene zu crgiessen.
Der Milchbrustgang zeigt in seinem Verlaufe sehr hâufig Ab-
weichungen, demi so ist es nicht selten der Fall, dass er sich an
dem Zwerchfell in zwei Aoste theilt, welche in der Brusthöhle rechts
und links neben der Aorta verlaufen und sich bald mehr hinten, bald
mehr vorn an den Körpern der Eückenwirbel zu einem Stamm wieder
vcreinigen; ebenso kommt es öfter vor, dass aus dem Hauptstanime
in der Brusthöhle kleinere Aeste hervorgehen, und nach einigen
Kriimmungen, die sie machen, in denselben wieder einmiinden; ferner
ergiesst er sich zuweilen in die rechte Achselvene, in welchem Falie
er dann nicht auf die linke Seite tritt, oder aber geht er unmittelbar
in die vordere Hohlvene über.
Die Klappen sind in dem Milchbrustgange weniger zahlreich vor-
handen und der Durchmesser desselben ist sehr verschieden ; denn er
erscheint abwechselnd bald enger, bald wieder weiter. An der Ein-
niündungsstclle in irgend einer der genannten Venen bildet die seröse
Haut eine starke halbmondförmige Klappe, welche das Eindringen des
Blutes von diesen Gefassen in den Milchbrustgang verhindert.
Der Milchbrustgang nimmt die Lymphgefasse der hintern Glied-
massen, des Bauches und der Baucheingeweide, der Brust und der
Brusteingeweide, der linken vordern Gliedmasse und die der linken
Hülfte des Kopfes und Halses auf.
B. Der rechto Luftrolu'oustamm. {Truncus trachcalis dexter.) (Fig. 178. e.)
Der rechte Luftröhrenstamm steht dem Milchbrustgang an Grosse
bedeutend nach, indem er kaum die Dicke eines Gansekiels hat;
seine Lage hat er an der rechten Seite der Luftröhre unweit dem
Eingang in die Brusthöhle, innerhalb dem Rippen-Halswirbelmuskel,
und seine Entstehung nimmt er durch das Zusammentreffen der Lymph-
gefasse der rechten Halfte des Kopfes und Halses, der rechten vordern
Gliedmasse und theilweise der rechten Seite des Brustkorbes. Der
Hauptstamm lauft alsdann an der Luftröhre nach unten und ergiesst
sich innerhalb der ersten Rippe der rechten Seite in die rechte Achsel-
vene, bisweilen aber auch direct in den Milchbrustgang.'
L e y h , Anatomie,
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ii. Jj)tttpl)j)ff«|ie bes JUpfes.
Da die Lympbgefasse theils an der Oberflache, theils in der Tiefe
der einzelnen Theile des Körpers ihren Urspruiig nehmen, so lassen
sie sich auch bei allen diesen Hauptparthieen in oberflachliche
und tiefliegende unterscheiden, die aber litiufige Verbindungen mit
einander eingehen.
Die ob erfltichlichen Lympbgefasse (Vasa lymphatica
superficialia),
welche in der aussein Haut und den Muskeln der Lippen,
Backen, Nase, Stime u. s. w. entspringen, bilden unter der allgemeinen
Decke ein Gefiissnetz, welches mit den tiefliegenden anastomosirt; von
diesem gehen dami die grossen Aeste über den hintern Rand des
Hinterkieferastes in den Kehlgang, und ergiessen sich in die daselbst
liegenden Drüsen (Kelilgangsdrüsen), so wie in die obern Halsdrüsen.
Die tiefliegenden Lympbgefasse (Vasa lymphatica pro-
funda)
entspringen in der Nasenhöhle, der Maulhöhlo und deren
Organe, den xiugen, dem Kehlkopfe, dem Schlundkopfe und den
Speicheldrüsen. Diese Gefasse begleiten meistens die Venen dieser
Organe und gehen theils in die obern Lymphdrüsen des Halses, theils
in die Saugadern des Halses über.
in. §j)mp\)$cf&$t la |alffs.
Die ober fl Uc h lic h en Saugadern des Halses (Vasa lympha-
tica cervicalia superficialia)
entspringen in der allgemeinen Decke und
in den Muskeln an den Seitentheilen des Halses ; sie ergiessen sich
theils in die tiefliegenden Saugadern, theils in die Achseldrüsen.
Die tiefliegenden Lympbgefasse des Halses (Vasa l.
cervicalia profunda)
sind grösscre Aeste, welche zur Seite und vorn
an der Luftröhre liegen, und daselbst durch mehrere kleine Lymphdrüsen
gehen; sie kommen theils aus den obern Halsdrüsen und den Kelil-
gangsdrüsen, theils aus den Schilddrüsen, dem Schlund, der Luftröhre
und den tiefer liegenden Muskeln am Halse; auch nehmen sie Lympb-
gefasse von dem Kehl- und Schlundkopfe auf. Die Gefasse, welche
der linken Seite des Halses angehören, gehen theils in die untern
Halsdrüsen und theils in den Milchbrustgang über, und die der
rechten Seite zum Theil in die Halsdrüsen und zum Theil in den
rechten Luftröhrenstamm.
iv. fi)itt|)l)flffflfk In Irtifi ititi iicr pru/letitgctwctïre.
Die Lympbgefasse der Brust werden in die der âussern Brust-
wand und in die der innern Brust wand unterschieden.
Die Lympbgefasse der âussern Brustwand (Vasa l. tho-
racis externa)
entspringen in der Haut und dem Brust - Hautmuskel ;
sie gehen theils mit der âussern Brustvene nach rorn unter die Schulter
in die obern Armdrüsen, theils über die Schulter in die Achseldrüsen
über. Sie nehmen auch Saugadern von der aussern Bauchwand auf.
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Die Lympligefiisso der innern Brustwand (Vasa l. tho-
racis interna)
unteischeiden sich in die der Seitenwande und in die
der untern Brustwand. Die Lymphgcfiisse der Seitenwande entspringen
in dera Rippenfell und den Zwisclïenrippcnmuskeln, beglciten die
Zwiscbenrippenvenen, gehen mit diesen an die obère Wand, nehmen
Gefasse von dem Rippenfell, den Rückenmuskeln und von dem Wirbel-
kanal auf, treten durch die zu beiden Seiten der Wirbclsaule zerstreut
liegenden Driisen, und ergiessen sich dami in die Lymphdriisen der
Lungen. Die Lympligefasse der untern Brustwand begleiten die innern
Brustvenen ; sie empfangen die Gefasse von dem untern vordern Theil
der Bauchhohle, dem Zwerchfell, dem untern Theil der Zwisehenrippen-
muskeln und den Brustbcin-Rippenmuskeln. Die Gefasse der linken
Scito ergiessen sich in die vordern Mittelfelldrüsen und in den Milch-
brustgang, und die der rechten Seite in die vordern Mittelfelldrüsen
und in den rechten Luftrohrenstamm.
Die Lympligefasse der Brusteingeweide sind die Lympli-
gefasse des hintern und vordern Mittelfelles, des Herzens
und der Lungen.
a)  Die Lympligefasse des hintern Mittelfelles (Vasai,
mediastini posteriora)
, welche zwischen den Blattern desselben liegen,
nehmen die Lympligefasse des Schlundes und des hintern Mittelfelles
auf, verbinden sich nach hinten mit den Lymphgefassen des Zwerch-
felles, gehen dami durcli die Lymphdrüseii des hintern Mittelfelles,
und ergiessen sich hauptsachlich in die Broiichialdrüsen.
b)  Die Lympligefasse des vordern Mittelfelles (Vasai,
mediastini anteriora)
nehmen ihren Verlauf in demselben; sie ent-
springen in dem vordern Theil der Brustportion des Schlundes, dem
untern Ende der Luftröhre, der Brustdrüse und dem vordern Mittelfell,
verbinden sich nach oben mit den Lymphgefassen der innern Brust-
wand, nach hinten mit dcnen des llerzens und des Herzboutels, und
ergiessen sich zum Theil in die vordern Mittelfelldrüsen, zum Theil
auch unmittelbar in den Milchbrustgang und rechterscits in den rechten
Luftrohrenstamm.
c)   Die Lympligefasse des llerzens (Vasa l. cordis) ent-
springen sowohl an der Oberflache, als auch in der Substanz des
llerzens. Die ober fl ach lic h en liegen unter dem serösen Ueber-
zug, vercinigen sich mit den tiefliegenden und mit denen des
Ilerzbeutels, und gehen theils in die vordern Mittelfelldrüsen, theils
in die Bronchialdrüsen über.
d)   Die Lymphgefasse der Lungen (Vasa l. pulmonum)
sind wieder oberfliichliche und tiefliegende. Die ober fi acli lichen
bilden zwischen dem serösen Ueberzuge und der Substanz der Lungen
ein ausgebreitetes Gefassnetz, das seinen Ursprung in genannten
Theilen nimmt, dann in grössere Gefasse übergeht, welche in die
Bronchialdrüsen und in die vordern Mittelfelldrüsen einmünden. Die
tiefliegenden nehmen in der Substanz der Lungen ihren Anfang,
gehen mit ihren grössern Aesten an dem Theilungswinkel der Luft-
röhre aus den Lungen hervor, verbinden sich mit den oberfiachüchen,
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und ergiessen sich in die Bronchialdriisen, von denen weitere Gofasse
die Lymphe in den Milchbrustgang fiihren.
v. |j)iiij)l)!)ffn|ie iti pandjes »it& ïtt fauàjtin&tmììst.
Wie bei don Lymphgefassen der Brust unterscheidet man sie
auch hier in die L y mp h ge fit ss e der aussern und in die der
innern Bauchwand.
Die Lymphgefasse der aussern Bauchwand (Vasa l.
abdominis externa)
entspringen in dem Bauch-Hautmuskel und in der
Haut; sie gehen nach rorn theils in die Lymphgefasse der aussern
Brustwand und in die Achscldrüsen iiber, theils laufen sie nach hinten,
und ergiessen sich hauptsachlich in die Schamdrüscn und in die
Lymphdriisen der Kniefalte.
Die Lymphgefasse der innern Bauchwand e (Vasa l.
abdominis interna)
ontspringen sowohl in den Bauchmuskeln, als
auch in dem Bauchfell; sie ergiessen sich theils nach oben in die
Lendendriisen und aussern Dannbeindriisen, theils nach unten in die
Leistendrüsen.
Die Lymphgefasse der Baucheingeweide zerfallen in folgendo
Hauptparthieen :
a)   Die Lymphgefasse der Geschlechtstheilo (Vasa l.
genitalium)
unterscheiden sich in die der aussern und der innern
Geschlechtstheile.
Die Lymphgefasse der aussern Geschlechtstheile ent-
springen bei mannlichen Thieren in der Vorhaut und dem Hodensack,
bei weiblichen Thieren in dem Euter, den Schamlippen und dem Kitzler,
und ergiessen sich in die Leistendrüsen und in die Schamclriisen.
Die Lymphgefasse der innern Geschlechtstheile ent-
springen bei mannlichen Thieren theils in den Hoden, dem Saamen-
strang , der Scheidenhaut des Hodens und Saamenstranges, sie
begleiten die innern Saamenarterien und gehen in die Lendendriisen
iiber; theils nehmen sie ihren Ursprung in den Vorsteherdriisen, den
Cowper'schen Drüsen und in den Saamenblaschen, und endigen sich
in den Becken- und innern Dannbeindriisen. Die Lymphgefasse des
mannlichen -Gliedes gehen theils in die Becken- und theils in die
Leistendrüsen iiber. Bei weiblichen Thieren kommen sie zum Theil
von den Eierstöcken und den Muttertrompeten, zum Theil von der
Scheide und dem Fruehthiilter, und gehen in die Lenden- und Becken-
drüsen iiber.
b)  Die Lymphgefasse der Harhwerkzeuge (Vasai, orga-
norum uropoëticorum).
Die Lymphgefasse derHarnblase und der Ham-
letter gehen in die Lenden- und Beckendriisen, die der Nieren entspringen
theils an der Oberflaclie, theils in der Substanz derselben, vereinigen
sich in dem Nierenausschnitt einer jeden Niere mit einander, gehen her-
iiach durch die daselbst liegenden Lymphdrüsen, begleiten die Blutge-
fâsse, und ergiessen sich, nachdem sie die Lymphgefasse der Nebennieren
und die der Nierenkapseln aufgenommen haben, in die Lendendrüsen.
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e) Die Lymphgefasse dei' Leber (Vasai, hepatis) sind sehr
zahlreich ; sie entspringen sowohl an der Oberflache, als auch in dem
Parenchyma derselben. Die oberflachlichen liegen an der vordern und
hintern Flache zwischen dem serüsen Ueberzug und der Substanz der
Leber, zvvischen welchen Theilen sie netzartig ausgebreitet sind; die
an der vordern Flache befindlichen geben zum Theil in dem sichel-
förmigen, zura Theil in dem rechten und linken breiten Bande in die
Lymphgefasse des Zwerchfelles iiber; die an der hintern Flache lie-
genden dagegen vereinigen sich zu mehreren grössern Aestcn, welche
theils in die Loberpforte durch die dort befindlichen Lymphdriisen
gehen, um sich mit den tiefliegenden zu verbinden, theils durch die
Magen - Leberportion des Netzcs in die Magendriisen sich ergiessen.
Die tiefliegenden Lymphgefasse der Leber fangen ebenfalls mit zahl-
reichen Zweigen in der Substanz der Leber an, anastomosiren hiiufig
mit den oberflachlichen und begleiten die Aoste der Pfortader bis zur
Leberpforte ; in dieser nehmen sie grösstentheils die oberflachlichen
Lymphgefasse auf, gehen durch die Lymphdriisen der Leber, ver-
einigen sich dann zu einem grössern gemeinschaftlichen Starnili, bis-
weilen auch zu zvvei, die mit der Leberarterie nach oben laufen, um
sich mit dem Milz- und Magenstamm zu dem Eingeweidestamm
(Truncus coeliacus) zu verbinden.
d)   Die Lymphgefasse der Milz (Vasa l, lienalis) sind âus-
serst zahlreich und entspringen sowohl an der Oberflache als in dem
Parenchyma derselben. Die oberflachlichen, welche mit den tief-
liegenden hiiufig anastomosiren, bilden an beiden Flachen der Milz
zwischen der serösen Haut und der Substanz ein grosses Gefassnetz,
dessen Zweige von der Spitze gegen die Rinne und den Grund laufen;
in der Rinne treten die Gelasse durch die Lymphdriisen der Milz,
gehen von diesen in der Magen - Milzportion des Netzes gegen das
linke Ende des Magens und an diesem in die Lymphgefasse desselben
iiber. An dem Grunde der Milz kommt eine Parthie der oberflach-
lichen von beiden Flachen und der tiefliegenden in einem grössern Ast
zusammen, der in dem Aufhiingeband sich nach oben fortsetzt und
mit dem Eingeweidestamm sich verbindet.
e)  Die Lymphgefasse der Bauchsp eicheldrüse (Vasa l.
pancreatis)
entspringen in der Substanz derselben, und ergiessen sich in
die Lymphgefasse, Lymphdrüsen der Leber, der Milz und des Magens.
f)  Die Lymphgefasse des Magens (Vasa l. ventriculï) sind
ebenfalls sehr zahlreich, sie bilden sowohl an der Oberflache, mimlich
zwischen der serösen und Muskelhaut, als auch in der Tiefe in der
Schleim- und Muskelhaut Gefassnetze, welche hiiufig mit einander
anastomosiren und in mehrere Hauptiiste übergchen. Von dem ober-
flachlichen und dem tiefliegenden Gefassnetze laufen die Acste zum
Theil an den grossen Bogen des Magens, treten hier zwischen die
Blatter des Netzes und gehen in diesen in die Lymphdriisen der Milz,
zum Theil kommen sie an dem kiemen Bogen des Magens zusammen,
gehen durch die daselbst liegenden Lymphdrüsen durch, um sich mit
den Lymphgefâssen der Leber zu verbinden, zum Theil laufen sie
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gegen das linke Ende des Magens, an welcliem sie in grössere Aeste
übergehen, mit denen der Milz sich verbinden und mit diesen, so wie
mit denen Leber den Anfang des Eingeweidestammes bilden.
g) Die Lymphgefiisse des Netzes (Vasa l. omenti) ent-
springen in demselben, vereinigen sich mit den Magengei'assen und
ergiessen sich .theils in die Lymphdrüsen der Milz, theils gehen sie
in die Hauptaste der Lymphgefiisse der Leber iiber.
h) Die Lymphgefiiss'e des Darmkanals (Vasa l. intest inorimi)
werden auch Chylus- odcr Milchsaftgefasse (Vasa chylifera s. lactea)
genannt; man unterscheidet sie in die Gefasse der dunnen Dârme, des
Blind- und Grimmdarmes und in die des Mastdarmes.
aa) Die Lymphge fasse des dunnen Dar mes entspringen
als oberflachliche und tiefliegcndo in dessen Hauten , bilden in ihnen
zahlreiche Gcfiissnetzc, von welchen die grössern Gefasse an den
concaven Bogen des Darmes zusammenfreffen ; an diesen Bogen treten
sie nun zwischen die Blâtter des Gekröses, laufen dami in demselben
zum Theil frei, zum Theil die Blutgefiisse begleitend, nach oben, um
in die GekrÖsdrüsen der dunnen Darmc iiberzugehen. Von diesen
setzen sie sich hernach, in zwei bis drei grössere Stamine vereinigt,
neben der vordern Gekrösarterie in die Höhe fort, um sich mit dem
Hauptstamm des Blind- und Grimmdarmes in die Lenden-Cisterne
zu ergiessen.
bb) Die Lymphgefiisse des Blind- und Grimmdarmes
entspringen wie die des dunnen Darmes als oberflachliche und tiet-
liegende in den Darmhauten, bilden in denselben cbenfalls Gefassnetze,
deren grössere Aeste die Hauptiiste der Blutgefiisse beider Darm-
partliieen begleiten und durch die au denselben zerstreut liegenden
GekrÖsdrüsen gehen; nun vereinigen sich die Gelasse des Blinddarmes
mit denen des Grimmdarmes in der Nahe der vordern Gekrösarterie
zu mehreren grössern Aesten und am Ende zu dem Hauptstamm, der
sich, verbunden mit den Hauptstümmeii des dunnen Darmes, in die
Lenden - Cisterne ergiesst.
cc) Die Lymphgefiisse des Mastdarmes entstehen iihnlich
wie die der übrigen Darmpartliieen in den Hauten dièses ; sie kommen
ebenfalls an den concaven Bogen ztisammen, treten durch die theils
unmittelbar auf den Darmwiinden, theils zwischen den Blattern der
hintern Gekröswurzel zerstreut liegenden GekrÖsdrüsen durch, und
ergiessen sich sowohl in die Chylusgefasse des dunnen Darmes, als
auch in die Lenden-Cisterne selbst. Von diesem Verlauf niachen jedoch
die Lymphgefdsse der Beckenportion des Mastdarmes eine Ausnahme,
indem dièse sich mit denen der innern Geschlechtstheile verei-
nigen und theils in die Becken-, theils in die innern Darmbeindmsen
übergehen.
vi. fppdfltf^t brr wkrit ffilitiuitflfiktt.
Die Lymphgefâsse der vordern Gliedmassen zerfallen wie die
meisten der übrigen Organe in oberflachliche und tiefliegende.
&£■■■■            ■■■■
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Die oberflâchlichen Lymphgefâsse (Vasai, superficìalia)
entspringen sowohl in der Haut, als auch in der sehnigen Scheidc,
welche die Muskeln des vordern Fusses einschliesst; sie haben ihre
Lage theils an der âussern, theils an der innevn Seite des Fusses,
und begleiten mitunter die oberflachlich gelagerten Venen, besonders
die Hautvenen. Die an der âussern Seite gehen an der âussern
Schienbeinvene in die Höhc, trctcn über die aussere Seite des Knie-
gelenkes an die vordore Seite des Vorarmes nach oben bis an die
aussere Flache der Schulter, an welcher einige Gefasse sich mit
denen der aussern Brustwand verbinden, andere aber in die Achsel-
driisen sich ergiessen. Die an der innern Seite liegen mit ihren
Hauptâsten neben der innern Schienbeinvene und der innern Haut-
vcne; sie gehen theils in die untern Armdrüsen über, theils laufen
sie mit der innern Hautvene nach oben, und ergiessen sich in die
Achsel- und untern Halsdriisen.
Die ti e f 1 i e g e n d e n L y m p h g e f ii s s e (Vaso l. profunda) haben
ihren Ursprung in dcn Flcischtheilon des Hufes uud in den an dem
Vorarm, Armbein und der Schulter liegenden Muskeln ; sie sind
weniger zahlreich, begleiten die tiefer liegenden Blutgefâssc und er-
giessen sich in die untern und obern Armdrüsen. Aus den letztern
entspringen einige stiirkcre Aeste, welche in die untern Halsdriisen
übergehen ; auch anastomosiren sie mit dcn Lymphgeiassen der aussern
Brustwand. Der Inhalt der Lymphgefâsse des linken Vorderfusses
wird in den Milchbrustgang und der des rechten in den rechten
Luftröhrenstamm geführt.
vu. fjjmpljoefiific ber Ijiiitcrit (Slicii)iittficn.
Die Lymphgefâsse der hintern Gliedmassen zerfallen ebenfalls
in oberflachliche und ticfliegende.
Die oberflâchlichen Lymphgefâsse (Vasai, superfteiàlia)
sind in betràchtlicher Zahl vorhanden, sie entspringen überall in der
Haut und der aponeurotischen Scheide des Hinterfusses. An der
aussern Seite begleiten die grössern Aeste die iiussere Schienbeinvene
und die iiussere Hautvene, sie bilden mehrere Netze unter der Haut
und ergiessen sich dann zum Theil in die Kniekehlcndrüsen, zum
Theil weiter oben in die Schamdrüsen. Die an der innern Seite be-
findlichcn sind in grösscrer Anzahl vorhanden, begleiten die innere
Schienbeinvene und die innere Hautvene, bilden viele Netze, welche
sich mit denen an der aussern Seite verbinden und sich theils in die
Schamdrüsen, theils in die Drüsen der Kniefalte ergiessen.
Die tiefliegenden Lymphgefâsse (Vasa l. profunda) sind
weniger zahlreich, sie nehmen ihren Ursprung in den Muskeln und
dem Zellgcwebe, liegen mit ihren grössern Aesten neDen den Haupt-
âsten der tiefliegenden Blutgefiisse und gehen in die Kniekehlendrüsen
und Leistendrüsen über; auch ergiessen sich mehrere Gefasse des
Oberschenkels und der Hinterbacken in die Beckendrüsen.
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456
Ê. pie fl)m|)j)kii«lt. (Glandulae lymphatìcaé.)
Die Lymphdrüsen odor S a u g a d e r d r ü s e n {Glandulae
lymphatìcaé s. conglobatae)
machcn die zweite Abtheilung des Lymph-
gefasssystemes aus; sie liegen theils zerstreut, theils in grò'ssern
Gruppen beisammen, und finden sich immer nur an der Oberfliiche
der verschiedenen Organe vor, denn in dem Gewebe derselben hat
man sie bis jetzt mit Ausnahme der Lungen noch nicht aufge-
funden. In Beziehung auf ihre Grosse, Gestalt und Farbe variren
sie sehr von einander, denn bald erscheinen sie von dei* Grosse
einer Linse, Boline, Haselnuss etc., bald von langlicher, plattge-
driickter, rundcr etc. Gestalt, bald von blassrother, braunrother oder
selbst schwarzlicher Farbe. Sie sind meistens von Fettgewebe um-
geben und stehen durch die ausfiihrenden Lymphgefasse mit einander
in Communication.
Was den Bau der Lymphdrüsen anbetrifft, so machen die zu-
und ausfiihrenden Gelasse den grössten Theil derselben aus; diese
bilden namlich ein bedeutendes, aber dicht beisammenliegendes Gefass-
netz, das von Artericn, Venen und feinen Nervenfaden begleitet ist
Zellgewebe verbindet diese ïheile innig mit einander und bildet zu-
gleich auch die aussere Bedeckung der Druse, so dass das umhüllendc
mit dem Organen-Zellgewebe in genauem Zusammenhange stelit.
Die Lymphdrüsen empfangen die Lymphe und den Chylus von
den Saugadern, Undern diese Flüssigkeiten auf einem eigenthümlichen,
noch weniger bekannten Wege so um,- dass sie wahrscheinlich zur
Blutbildung geeigneter gemacht werden. Aus diesem Grunde möchte
es auch sehr selten, vielleicht fast nie vorkommen, dass ein Lymph-
gefass aus dem Parenchyma eines Organes sich unmittclbar entweder
in den Milchbrustgang oder in den rechten Luftröhrenstamm ergiesst,
also oline vorher durch cine Lymphdrüse gegangen zu sein.
Die grössern Gruppen der Lymphdrüsen sind nachstehende :
i. |i)mpl)kiiseit nit km #opft.
a) Die Kehlgangsdrüsen {Glandulae submaxittares) haben
ihre Lage in dem Kehlgange zwischen dem Grand der Zunge und
dem Gesichts-Hautmuskel an der freien Flâche' des Flügelmuskels des
Hinterkiefers. Man unterscheidct sie als rechte und linke, welche
die oberfiiichlichen und durch diese auch einige tiefliegende Lymph-
gefasse aufnehmen.
H. fijmpljbrüifit uit km $alff.
a) Die obern Lymphdrüsen des Hals es {Glandulae cervi'
cales superiores)
bilden mehrere kleine Gruppen, welche innerhalb
der Ohrspeiclieldrüsen, über und zur Seite des Echi- und Schlund-
kopfes und unter dem ersten Halswirbel liegen; sie empfangen die
tiefliegenden Lymphgefasse des Kopfes und theilweise auch die aus-
führenden Gefasse der Eehlgangsdrüsen.
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457
b)  Die un tem Lymphdriisen des Halses (Gland, cervicales
inferiore.?)
liegen unten an der vordern Flâche der Luftröhre an dem
Eingang in die Brusthöhle; sie sind sehr zahlreich, nehmen die tief-
liegenden Lymphgefiisse des Halses, die Gefasse von den obern Hals-
driisen und den Achseldriisen auf. Auf der linken Seite gehen die
ihnen angeliörigen ausführenden Gefasse in den Milchbrustgang und
auf der rechten in den rechten Luftröhrenstamm über.
ut. Iqmjjljkitstit in îitr 13rn|ll)öl)U.
a) Die vordern Mittelfelldrüsen (Gland.mediastinianteriores)
befinden sich zwischen den Blattem des vordern Mittelfelles unter und
neben der vordern Hohlvene; sie erhalten Gefasse von dem Schlunde,
der Luftröhre, der Brustdriise, dem Herzbeutel, dem Herzen, der grossen
Gefasse, der untern Brustwand und von dem vordern Mittelfell.
h) Die hintern Mittelfelldrüsen (Gland, mediastini poste-
rions)
haben ihre Lage in dem hintern Mittelfell hinter dem Grund
dos Herzens an dem Bogen der hintern Aorta und an dem Schlunde;
sie nehmen Gefasse von dem Schlunde, dem hintern Mittelfell und
dem Zwerchfell auf.
c)  Die Lungen- oder Br onchialdrü s en (Gland, bronchioles)
sind in dem Th eilungswinkel der Luftröhre angebracht, sie gehören
zu den grössern Grappen und empfangen die Lymphgefasse von den
Lungen, die ausführenden Gefasse der Lymphdrüsen des hintern
Mittelfelles, Gefasse von der innern Brustwand, dem Herzen und
Herzbeutel.
Bei den Wiederkauern liegt eine weitere, ziemlich grosse,
langlicli gestaltete Lymphdrüse * zwischen den Blattern des hintern
Mittelfelles über dem Schlunde.
iv. fnmpl)ìir«ffn in ber p(ind)l)iil)k.
a)   Die Lymphdrüsen der Leb er (Gland, hepatis) liegen
zahlreich in der Leberpforte, und nehmen den grössern Theil der
Lymphgefasse der Leber und Gefasse von dem Pancreas auf.
b)  Die Lymphdriisen der Milz (Gland, lienales) sind mehrere
kleine Drüsen, welche in der Milzrinne zerstreut liegen, und die
Lymphgefasse der Milz, einen Theil der Lymphgefasse des Magens,
des Netzes und der Bauchspeicheldrüse aufnehmen.
c)   Die Lymphdrüsen des Magens (Gland, gastricae) sind
ebenfalls einige kleine Drüsen, welche an der kleinen Krümmung des
* Bisweilen erreicht diese Drüse oft eine betrachtliche Grosso, vrodurch die
Rumination in so ferii unterbrochen wird, ais sie durch den Druck, den sie ver-
mögo ihrer Schwere , bosonders beim Stehen der Thiere, auf den Schiund macht,
beim Wieder-kauen das Aufsteigen der Bissen in -die Maulhöhlo verhindert, ivess-
halb dann das nur einmal gekante Futter. in dem Magen nicht in die gewöhnliche
Magengahrung, sondern in die gemeine saure Gâhrung übergeht, Gasarten entwickelt
und so Veranlassung zu iifter wiederkehrender (chronischer) Aufblahung gibt.
I. e y h , Anfllomie.                                                                                                       
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Magens liegen; sie uehmcii einen Tlieil der Lymphgefasse des Magens
und der Bauchspeicheldrüse auf.
d)   Die L y ra ph dr il s en des Dar m kan als ncnnt man auch
die Gekrösdriis en (Gland, mesentericae) und werden in die des
dunnen, des Blind- und Grimmdarmes und in die des Mast-
darmes unterschiedcn.
aa) Die Lyraphdrüs en des dunnen Dar m es liegen in ineb-
rerei! Haufen zwischen den Blattern des Gekröses ara Anfang der vor-
dern Gekröswurzel neben dem Hauptstamm der vordern Gekrösarterie ;
sie nehmen die Chylusgefasse des dunnen Darmes auf.
bb) Die Lymphdriisen des Blind- und Grimmdarmes
sind zerstreut und liegen unmittelbar an der aussern Seite der Darm-
wande, und zwar an den Stellen, wo sich an dem Darme das Gekrös
befestigt; durch sie treten die Lymphgefasse beider Darmparthieen.
cc) Die Lymphdriisen des Mast darm es liegen ebenfalls
zerstreut, theils unmittelbar an den concaven Bogen, theils in eiuiger
Entfernung von denselben zwischen den Blattern der hintern Gekrös-
wurzel , theils weiter oben im Gekröse in grössern Haufen beisammen
und nehmen dio Lymphgefiisse des Mastdarmcs auf; ihre ausführenden
Gefiisse gehen theils in die Lymphgefasse der dunnen Danne, theils
in die Lenden-Cisterne über.
Bei den Wiederkauern und dem Schweine erscheinen die
Gekrösdrüsen im Verhaltnisse viel grösser; sie liegen theils in dem
Gekröse, theils an den Windungen des Grimmdarmes.
Bei den Fleischfressern flndet sich ausser mehreren kleinen
am dicken Darme liegenden Driisen noch cine grössere vor, welchc
ihre Lage an der Arterie des Krummdarmes einem Ast der vordern
Gekrösarterie hat.
e)   Die Lenden driisen (Gland, lumbales) sind mehrerc zer-
streut liegende Driisen, welche an der obern Bauchwand zwischen dem
Beekeneingang und den Nieren ihre Lage haben; in sie ergiessen sich
ein Theil der Lymphgefasse der Harnwerkzeuge, der innern Geschlechts-
theile, die ausführenden Gefiisse der Leisten- und innern Darmbein-
drüsen, so wie Lymphgefiisse der umliegendcn Theile.
f)  Die innern Darmbeindriisen (Gland. Uiacae internae) liegen
an dem Ursprung der Darmbeinarterie in dem Winkel zwischen dieser
und der umbogenen Darmbeinarterie; sie empfangen Lymphgefasse von
den innern Geschlechtstheilen und der Beckenportion des Mastdarmes ;
ihre ausführenden Gefiisse verbinden sic mit den Lendendrüsen.
g)  Die aussern Darmbeindriisen (Gland. Uiacae externac)
liegen an der innern Flache in der Niihe des aussern Darmbeinwinkels,
und erhalten die Lymphgefassc der innern Bauchwand und die aus-
führenden Gefiisse der Driisen der Kniefalte.
h) Die Beekendriisen (Gland, hypogaslricae) liegen hinter
den beiden Beckenartcrien an der untern Flache des Kreuzbeines, und
nehmen Lymphgefasse der innern Geschlechtstheile, der Harnwerk-
zeuge , des hintern Endos des Mastdarmcs, von den Oberschenkcln
und den Hintcrbacken auf.
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v. fi)inpl)òruffit ber oorbern ffilitimtn^n.
a)    Die un tem Armdrüsen (Gland, brachiales inferiores)
liegen an der innern Seite des Arrabeines etwas über dem Ellenbogen-
gelenke und nehmen tbeilweise die tiefer liegenden Lymphgefasse der
vordern Gliedmasse auf; durch ihre ausführenden Gofasse stel)en sie
auch mit den obern Armdrüsen in Verbindung.
b)  Die obern Armdrüsen (Gland, brachiales superiores) sind
an der innern Floche des Armbeines etwas unter dem Armgelenke
gclagert ; sie nehmen von den ticfliegenden Lymphgefiissen des vordern
Fusses, die ausführenden Gelasse der untern Armdrüsen und einen
Theil der Lymphgefasse der aussern Brustwand auf.
e) Die A clis e 1 dr ü s en (Gland, .axillares) liegen vorn an der
Bugspitze zui' Seite des Halses unter dem gemeinschal'tliclien Muskei
des Armes, Halses und Kopfes ; sie bestehcn aus mehreren Parthieen,
und empfangen einen Tlieil der oberflachlichen Lymphgefasse "des
Halses, der vordern Gliedmasse und der Lymphgefasse der aussern
Brustwand.
vi. £i)iin)l)&rüfcit iit Ijinttrn ffilieiutittlkit.
a) Die Kuiekehlendriisen (Gland, popliteae) liegen über der
Kniekehle zwischen den Köpfen des Back-Fersenbeinmuskels und den
Kreuz-Sitzbeinmuskeln des Schenkels ; sie sind weniger zahheich, und
nehmen von den oberflachlichen und tieflicgenden Lymphgefiissen der
hintern Gliedmassen auf.
h) Die Lymphdrüson der Knie fait e (Gland, plicae genu)
werden auch die Weichendrüscn genannt; ihre Lage haben sie zwi-
schen der Faite des Bauch - Ilautmuskels und dem aussern Darm-
Schenkelbcinmuskel; in sie ergicssen sich ein Theil der Lymphgefasse
der -aussern Bauchwand und der oberflachlichen Lymphgefasse der
hintern Gliedmasse.
c)   Die Schamdrüsen (Gland, pubis) liegen bei mainilichcn
Thieren an der untern Bauchwand, über dem Schlauch und dem Hoden-
sack, und bei weiblichen über dem Euter; sie sind in mehreren Haufen
beisammen und empfangen die Lymphgefasse der aussern Geschlechts-
theile, die oberflachlichen an der innern Seite der hintern Gliedmasse,
einen Theil der Lymphgefasse der aussern Bauchwand und der Haut.
d)  Die Leistendrüsen (Gland, inguinales) liegen in der Nâhe
der Cruralarterie zwischen dem innern Darm - Schenkclbeinmuskel
und dem Scham-Schenkelbeinmuskel; in sie ergiessen sich ein Theil
der Lymphgefasse des mannlichen Glicdes und der tieflicgenden
Lymphgefasse der hintern Gliedmasse.
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ff (Ht OOn fait Ïlfrüfn. {Neurologia.)
Die Organe, welche in der Nerveiilehre abzuhandeln sind, be-
sitzen das Vermogen zu empfinden, eine Lebensausserung, die ent-
weder durch iiussere Eindriicke oder durch gewisse Vorgange im Innern
des Körpers selbst hervorgerufen wird. Dièse Organe machen ein
eigenes System, das Nervensystem, aus, welches die Bewegungs-
und Bildungsorgane beherrscht. Die einzelnen Gebilde des Nerven-
systems sind zum Tlieil in knöchernen Höhlen eingeschlossen, wie
das Gehirn in der Schadelliöhle und das Bü eken mark in dem
Wirbelkanal, zum Theil in dem ganzen Körper ausgebreitet, wie die
Nerven, deren Gewebe bei der allgemeinen Anatomie Seite 22
schon betrachtet wurde.
I. BaS> ©Cljtrn. (Encephatmn.)
Das Gehirn bildet mit dem Bückenmark das Centralorgan
des ganzen Nervensystems; es hat seine Lage in der Schadel-
liöhle, die in dem obern vordern Theile des Kopfes angebracht ist
und von dem Oberhauptsbein, dem Siclielbein, den Vorderhaupts-,
Stirn-, Schlafenbeinen, dem Keil- und dem Siebbein gebildet wird.
Das ganze Gehirn, welches von drei Hauten, den sogenannten
Hirnhiiuten, umgeben ist, lâsst mehrere einzelne, mehr oder
weniger deutlich von einander abgegrenzte Pàrthieen unterscheiden,
es sind diess : das grosse Gehirn, das kleine Gehirn, der
Hirnknoten und das verlangerte Mark.
A. |)ie £jit'!ll)iutü. (Membranae encephali.)
Die Hirnhâute umhüllen in drei übereinanderliegenden Schichten
das Gehirn ; sic gehören theils den fibrösen, theils den serösen Ge-
bilden an und werden als eine aus sere oder harte Haut, als
eine mittlere oder Spinnweb enhaut und als eine innere oder
weiche Haut bezeichnet.
1) Die aussere oder barte Haut. (Membrana extema s. dura mater ». meninx.)
Dièse Haut liât die Gestalt der Hiriihöhle, indem sie unmittelbar
an der innern Flâche der Schadelknochen anliegt und so zuglcich auch
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die Stelle der innern Béinhaut vertritt. An dem grossen Oberhaupts-
loch gelit sie in die harte Haut des Rückenmarkes über und an den
kleinern Oefi'nungen der Schadelhöhle tritt sie nach aussen, umgibt
die durcli dieselben ein- und austretetiden Blutgefâsse und Nerven
scheidenartig, und verbindet sich auch mit der aussem Beinhaut. Sie
erscheint als eine weisse glanzende, mehr oder weniger starke Faser-
haut, die eine âussere und innere Flâche unterscheiden lâsst.
Die âussere Flâche ist rauh und mit der innern Flâche der
Schâdelknochen verbunden, am innigsten findet dieso Verbindung an
den Nâhten dieser Knochen statt. Die innere Flâche steht in
genauer Verbindung mit dem âussern Sacke der Spinnwebenhaut, so
dass sie dadurch glatt erscheint und Serum absonderjj. Die harte
Haut kann demnach als eine aus zwei Platten zusammengesetzte
Membran betrachtet werden, von denen die âussere zu den fibrösen
und die innere zu den serösen Hâuten gehort. Der vorhin erwâhnte
scheidenartige Ueberzug, den die harte Haut an den durch die Oefi'-
nungen der Schadelhöhle tretenden Blutgefassen und Nerven macht,
beschrânkt sich bei der serösen Platte nur auf die in der Hirnhöhle
verlaufenden, wâhrend die fibrose Haut als âussere Platte durch die-
selben nach aussen tritt.
Die harte Haut bildet an einigen Stellen durch Verlângerungen,
die sie in die Schadelhöhle macht, zwei Fortsâtze, es sind diess:
a)   Der Sichelfortsatz (Processus falciformis s. falx cerebri)
oder die Lan g en schei de wand; er liegt in der Medianlinie der
Schadelhöhle zwischen den beiden Hirnhâlften und erstreckt sich an
der vordern "Wand der Schadelhöhle von dpm Keilbein bis zu dem
Sichelbein. Mit dem vordern convexen Rande bofestigt sich der
Sichelfortsatz an dem Schnabel des Keilbeines, dem Kamm des Sieb-
beines, an der Sichelgrâte der Stirn- und Vorderhauptsbeine und der
Sichelgrâte des Sichelbeines, theilt sich an letzterer in zwei Aeste,
die zu jeder Seite in das Hirnzelt übergehen. Der hint ere Rand
dièses Fortsatzes ist ausgeschnitten, frei und scharf und der vordern
Flâche des Hirnbalkens zugekehrt.
An der innern Flâche der harten Haut finden sich, obwohl nicht
immer, langs des Siehelfortsatzes kleine plattrundliche, bald weisslich,
bald gelbröthlich gefârbte Körperchen, welchen der Name Pachionische
Drüsen (Glandulae Pacchioni) beigelegt worden ist.
b)  Das Hirnzelt (Tentorium cerebelli) oder die Qu er schei de-
wan d befindet sich in dem obern Theil der Schadelhöhle, in welcher
es quer zwischen dem grossen und kleinen Gehirn liegt und nur nach
unten eine Oeffnung für die Verbindung dieser beiden Gehirntheile
übrig lasst. Das Hirnzelt heftet sich mit seinem vordern rauhen
Rande an den Seitenrandern des Siehelfortsatzes des Sichelbeines und
zu beiden Seiten an den Kammen der Felsentheile der Schlafenbeine an.
Der hint er e Rand ist ausgehöhlt, frei und zwischen dem grossen
und kleinen Gehirn gelagert.
Die harte Hirnhaut lâsst an verschiedenen Stellen zwischen ihren
beiden Platten leere Raume bemerken, welene in ihrem Innern von
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Faserbàndchen dnrchzogen sind, und die Venen des Geliirns, die
auch die Blutleiter (Sinus) genannt werden, aufnelnnen. Sie heissen:
a)  Der Lan gen blutleiter (Sinus longitudinalis); dieser nimnit
seinen Verlauf in dem Sichelfortsatz der harten Hirnhaut, er ist der
grò'sste von allen und niramt die Venen von den vordern und innern
Flâchen beider Hirnhiilften, dem Hirnbalken und die Venen der Ader-
geflechte des grossen Geliirns aiif; letztere vereinigen sich zu einem
grössern Venenast, welcher die grosse Gehirnvene (Vena magna
Galcnï)
genannt wird. Der Langcnblutleiter geilt nach oben in
b)   Die Querblutleiter (Sinus transversi) iiber; dieso liegen
als ein linker und ein rechter in dem Hirnzelte, nehnien ausser dem
vorigen noclL Venen von dem grossen und kleinen Gehirne auf, ver-
einigen sich^ann auf jeder Seite zu der obern Gehirnvene, welche
durch den Schlâfengang nach aussen gelangt und in die Sehlafenvene
ihrer Seite iibergeht.
c)   Die fâcherigen Blutleiter (Sinus cavernosi) werden in
einen rechten und linken unterschieden; beide liegen zur Seite des
Körpers des Keilbeiues und auf dem Drosseladerlocb, so dass sie
die zwischen ihnen liegende Schleimdrüse des Geliirns umgeben; sie
nehmen die Venen von dieser und von der Grundfliiche des Gehirns
auf und gelien tlieils in die untere Gehirnvene, theils in die Ober-
hauptsblutleiter iiber; auch treten durch sie die innern Kopfarterien
und das sechste Hirnnervenpaar.
d)   Die Oberhauptsblutleiter (Sinus occipitales) liegen als
ein rechter und ein linker zu beiden Seiten des Keilfortsatzes des
Oberhauptsbeines und erstrecken sich von dem Drosseladerloch bis
zu dem grossen Oberhauptsloch. In sic ergiessen sich die Venen des
Hirnknotens, des kleinen Geliirns und des verlangertcn Markcs; nacli
unten verbinden sie sich mit den fâcherigen und nach oben mit den
Wirbelblutleitern ; in ihnen entspringen die Obèrhauptsvenen, welche
in den Wirbelkanal gelangen, und die untern Hirnliautvenen, welche
durch die Knopflócher des Oberhauptsbeines treten, um in die untern
Gehirnvenen überzugehen.
2) Die mittlere oder Spinnwebenhaut. {Membrana media s. arachnoidea.)
Die Spinnwebenhaut ist eine feine dunne , den serösen Hauten
angehörige Membran, welehe zwischen der harten und weichen Hirn-
haut ihre Lage hat, und durch eine Umstiilpung, die sie macht,
zwei Sacke bildet. Der âussere Sack ist mit seiner aussern Flaclie
mit der innern der harten Haut genau verbunden und mit seiner innern
freien glatten Flaclie gegen die aussere, ebenfalls freic und glattc
Flaclie des innern Sackes gekehrt, so dass beide Sacke einen loeren
Raum zwischen sich lassen, der Serum enthalt. Die innere Flaclie
des innern Sackes umgibt das Gehirn mittelbar, indem sie sich durch
Zellgewebe mit der weichen Hirnhaut bald mehr locker, bald mehr
fester verbindet, so dass sie von dieser an einigen Stellen sebr leicht,
an andern dagegen nur sehr schwer getrennt werden kann. Auch
setzt sie sich mit der weichen Hirnhaut in die Hölilcn des Geliirns
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fort und umgibt die in denselben liegenden Adergeflechten. An dem
grossen Obcrhauptsloch geht sic in die Spinnwebenhaut des Riicken-
rearkes iiber.
Beide Sacke der Spinnwebenhaut sondera an ihren freien glatteu
Flâchen Serum ab, wodurcli dieselben schlüpfrig erlialten werden.
3) Die innere oder weiche Haut. (Membrana interna s. pia mater.)
Die weiche Haut des Gehirns wird auch als Gefasshaut
(Meninx vasculosa) bezeichnet ; sie stellt eine zarte dunne , aus
faserigem Gewebe und feinen Gefiissen bestenenden Membran dar,
weiche nicht nur die freie Oberflache des Gehirns unmittelbar iiber-
zieht, sondern sich auch in die Einschnitte (Furchen), so wie in
die Höhlen desselben fortsetzt, diese gemeinschaftlich mit der Spinn-
webenhaut auskleidet und die Adergcflechte umgibt. Ihre aussere
Flache ist theils frei und ausdiinstend, theils rauh und mehr oder
minder genau mit der innern Flache der Spinnwebenhaut verblinden;
ihre innere Flache dagegen steht in innigem Zusammenhang mit der
Gehirnsubstanz. Wie die beiden vorhin bescliriebenen Haute, geht
auch sie an dem grossen Obcrhauptsloch in die Haute des Riicken-
markes iiber.
Werden nun genannto Hiiute beseitigt, so kommen die Substanzen
des Gehirns, die sich nach ihrer Furbe in eine grauröthliche und eine
weisse unterscheiden lassen, zum Vorschein. Die grauröthliche Sub-
stanz, weiche aus verschieden geformten kleinen Körperchen, den
sog. Ganglienkugeln, besteht, bildet an dem grossen und kleinen
Gehirn die aussere oder Rindensubstanz (Substantia cinerea s. corti-
calis)
(Fig. 181. 1.), an dem Hirnknoten und dem verlangerten Marke
dagegen die innere Substanz. Die weisse Substanz wird am grossen.
und kleinen Gehirn als innere oder Marksubstanz (Substantia alba s.
meduUaris)
(Fig. 181. 2.) bezeichnet, wâhrend sie an dem Hirnknoten
und dem verlangerten Marke die aussere Substanz ausmacht; sie
besteht aus dicht beisammenliegenden Nervenröhrchen, die in ver-
schiedenen Richtungen verlaufen.
B. J)n8 grOpC ©tljtrtt. (Cerebrum.)
Das grosse Gehirn macht die grösste Masse der Gehirnsubstanz
aus, denn es erstreckt sich von dem Hirnzelte bis zu dem Siebbein,
so dass es seine Lage in dem untern grössern Theil der Schadelhöhle
hat. Es ist von langlicher Gestalt und wird durch eine Langeti-
spalto (Fissura longitudinalis), weiche sich an seiner vordem Flache
befindet, in zwei symmetrische Halften getheilt, die man auch die
Hemispharen des Gehirns (Hemisphaeria cerebri) (Fig. 179. aa'.)
nennt, weiche in eine rechte und linke unterschieden werden. Jede
Hemisphare zerfallt wieder durch eine zur Seite befindliche, von hinten
nach Yorn laufende seichte Rinne, weiche die Sylvische Grube
(Fossa Sylvii) genannt wird, in zwei Theile, von denen der eine als
obérer Lappen (Lobus superior) und der andere als unterer
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464
Fig-179.                       Lappen (Lobus inferior) bezeichnet
Das grosse und kleine Gehirnvon w;rd Jeder Lappen ist an geinem
der vordern beite betrachtet.
          „ . ... . .             , , ,
ireien Ende abgerundet, das des obern
stösst an das Hirnzelt und das des
untern an das Siebbein.
An jeder Ilemisphare lassen sich
drei F lac h en unterscheiden, nâmlich
cine innere, vordere'und hintere.
a) Die in nere PI âch e als die
kleinste ist lang, aber schraal; sie sieht
gegen den Sich elfo rtsatz der harten Hirn-
haut und ist durch diesen von der gegen-
überliegenden innern Flâche der andern
Hirnhalfte geschieden ; nach vorn geht
sie in die vordere Flâche und nach
hinten in den Ilirnbalken iiber, der
hier beide Hirnhâlften mit einander
verbindet.
Der Hirnbalken odcr die Ilirn-
Die linke Hemisphare des grossen Gehirns.
Die rechte Hemisphare desselbcn.
Der untcre Lappen dersclbcn.
Der obère Lappen dersclben.
Der Hirnbalken.
Slelle, wo die grosse Gelrirnvene nach
aussen IriH. »
Das kleine Gehirn.
Der Wurm.
Der linke Lappen.
Der rechte Lappen.
s c h w i e I e (Traps cerébri s. corpus
callosum)
(Fig. 179. b.) liegtim Grimde
der Langenspalte beider Hirnhâlften ;
er besteht grösstentheils aus Marksub-
dd'd
cl.
d'.
d".
stanz, welche dcutliche Langen- und
Querfasern zeigt, die sich zu beiden
Seiten in die Marksubstanz der Hirn-
halften fortsetzen; diese hat hier, von der Rindensubstanz einge-
schlossen, eine eifórmige Gestalt, und wird daher auch der eifórmige
Mittelpunkt (Centrum ovale) genannt. An dem Ilirnbalken betrachtet
man eine vordere und hintere Flâche und ein obères und
unteres Ende.
den freien Rand des
mit einer Langenfurche,
Flâche ist gegen die
Die vordere Flâche, welche gegen
Sichelfortsatzes sieht, ist frei und in der Mitte
der Na ht (Raphe), versehen; die hintere
Hirnkammern gekehrt und dient der halbdurchsichtigen Scheidewand
zur Befestigung.
Das obère Ende biegt sich nach oben und hinten um und
geht in die obern Schenkel des Gewölbes über; das untere Ende
biegt sich nach unten und hinten um und geht in die untern Schenkel
des Gewölbes über.
b) Die vordere Flâche ist bedeutend grösser als die innere;
sie erscheint gewölbt und liegt sowohl an der vordern als auch an
der Seitenwand der Schadelhöhle. Sie zeigt wie die vorige und die
folgende Flâche eine'Menge Wiilste, die Windujigen (Gyri) genannt,
welche durch seichte Einschnitte oder Furchen (Suiti) von einander
getrennt werden ; letztere werden durch Einsenkungen der weichen
Hirnhaut gebildet. Die Windungen bestehen aussen ans grauröth-
licher und innen aus weisser Substanz.
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465
e) Die hintere oder die Gr un dfl fiche beider Hirnhalfteu
ruht auf dem Keilbein und lasst folgende einzelne Theile betrachten.
1) Die Schenkel des grossen Gehirns (Crura s. pedun-
euli cerebri)
(Fig. 180. aa.) sind zwei starke, langlichplatte Körper,
Fig. 180.
                    welche als eine Masse in dem ver-
Die Grundflache des grossen Gehirns, langerten Marke anfangen , vor dem
des Hirnknotens und des verlangerten Hirnknoteil nacll unten laufen , Ullter-
Alarkes.                    \\aXb diesem sich in einen rechten und
linken Schenkel trennen, von den en
jeder an der Grundflache in der Mitte
der beiden Hemispliaren in deren Sub-
stanz übergeht. Ihre obère Flâche
bildet den Boden der dritten Gehirn-
kammer und ihre untere Flache dient
dem dritten Hirnnervenpaar zum Ur-
sprung. Sie bestehen aus der wcissen
Substanz, welche aussen, und aus der
grauröthlichen Substanz, welche innen
ist. Diese Schenkel verbinden das grosse
Geliirn mit dem Hirnknoten und dem
verliingerten Marke.
2)   Das Markkügelchen (Glo-
bulus medidlarïs s. corpus mammillare)
(Fig. 180. b.) ist ein kleiner, halb-
kugeliger, weisser Körper, der zwischen
den Schcnkeln des grossen Gehirns und
der Kreuzung der Selmerven liegt, und
Die Schenkel des grossen Gehirns.
Das Markkügelchen.
Der Trichter.
Der Hirnanhang.
Die Zitzenfortsalze.
Die grauen Hügel.
Der Hirnknoten.
Die Seitenschcnkel des kleinen Gehirns
Das verlangerte Mark.
Die Pyramidenkörper.
Die Olivenkörner.
Die strickförmigen Körper.
f.
g-
s'e'
h.
sich sowohl mit dem Trichter, als auch
mit den Selmerven verbindet.
3)   Der Trichter (Infundibidum)
(Fig. 180. c.) liegt unmittelbar unter
dem Markkügelchen und verbindet als
ein kurzer, aus weisser Substanz bestehender Kanal die dritte Gehirn-
kammer mit dem Hirnanhang.
4)   Der Hirnanhang oder die Schleimdriise (Hypophysis
cerebri s. Gianduia pituitaria)
(Fig. 180. d.) stellt eine rotlibraune,
plattgèdrückte, beinahe kreisförmige Masse dar, welche innerhalb dei-
harten Hirnhaut in der Schleimgrube des Keilbeines ihre Lage hat.
Ihre hintere Flache steht in inniger Verbindung mit der harten Hirn-
haut und ihre vordere Flache nimmt den Trichter auf.
5)   Die dreieckigen Hügel oder die Zitzenfortsâtze
(Colliculi triangulares s. Processus mammillares) (Fig. 180. e.) sind
birnförmig gestaltete Körper, die zur Seite der Schenkel hervorragen;
ihre hintere Flache ist gewölbt und frei und von der grauen Substanz
gebildet, ihre vordere Flache dagegen ausgehöhlt und ebenfalls frei,
so dass jeder eine kleine Höhle bildet, in welchen der obère Gang
der Seitenkammer ihrer Seite blind endigt.
50
Leyh, Anatomie.
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4GG
C) Die grau en Hiigel (Tuberà cinerea) (Fig. 180. f.) liegen
unterhalb den vorigen zwischen den Sehnerven- und Riechnerven-
wurzeln ; sie sind schwacb gevvölbt und gehören eigentlich den
gestreiften Körpern an.
Weitere Gebilde, die an der Grundflache des Gehirns wahrge-
nommen werden, sind: das erste, zweite und dritte Hirnnervenpaar,
deren Beschreibung bei den Nerven erfolgt.
Werden beide Hemisphaien etwas unter der Holie des Ilirn-
balkens quer durclischnitten, so öffnet man die Sei ten kam meni
des grossen Gehirns (Ventricidi latérales), die in eine rechte und
linke Kammer unterschieden werden; jede liegt in dem eiförmigen
Mittelpunkte der Hinihâlfte ihrer Seite und wird somit ganz von der
Marksubstanz begrenzt. In jeder Seitenkammer bctraciitet man eine
aussere und innere, und eine vordore und hintere Wand.
Die aussere schmalere Wand wird von dem Seitentheilc
der Hirnhalfte und die in nere breitere von der halbdurchsichtigen
Scheidewand gebildet.
Die lialbdurchsiclitige Scheidewand (Septum pelluciduni)
(Fig. 181. a.), welche scnkrecht zwischen beiden Seitonkammcrn
angebracht ist, besteht aus zwei
9' '
                      von der weissen Substanz gebildeten
!>,- Kn„s, <,,hir„ mit .1.MI p..,-.ilì.ct..n p,attenj die dne k]eino Höhle ein_
Seitenkarmnern von obfin b.etrachtet.
schliessen , welche die Kammer
der halbdurchsichtigen Schei-
dewand (Ventriculus septi pellucidi)
genannt wird ; nach oben verbindet
sie sicli mit der hintern Flache des
Hirnbalkens und nach unten mit der
vordern Flache des Gewölbes.
Die vorder e Wand oder das
Dach (Tegmentum) ist die zuriick-
gelegte Partine, welche von dem
Hirnbalken und dem vordern Theil
der Hirnhalfte gebildet wird. Die
li in te re Wand oder der Boden
(Pavimentimi) wird von dem hintern
Theil der Hirnhalfte und detti Ge-
wölbe gebildet, und lasst folgende
einzelne Theile unterscheiden :
1) Das Gewölbe (Fornix) (Fig.
1 1-   Die grnurölhliche Substanz.
22.   Die weisse Substanz.
a.       Die halhdurchsLchtigc Scheidewand.
b.       Der Hirnbalken.
c c.    Die obern Schenkel des Gewrilbes.
d.       Der Satini des rechten Schenkels.
e.       Das Adergeflecltt der linken Seitenkammer.
ff.
     Die gestreiften Körper.
:r.      Der unlere Gang.
h.      Der obère Gang.
181. cc. d.) ist ein langlicher, oben
breiter, unten schmaler Körper, der
zwischen beiden Hirnhalften, unter
dem Hirnbalken und der halbdurch-
sichtigen Scheidewand liegt und eine
vordere und hintere Flache
unterscheiden lasst. Die vordere Flâche ist gewölbt und ver-
bindet sich mit der Scheidewand, die hintere Flache ist nach
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467
unteli mit den Hirnhâlften verblinden, nach oben dagegen irei und
den Selinervenhügeln zugekehrt; mit diesen bildet sie nach vorn die
Monro'sche Oeffnung (Foramen Monroi), durch welches die
dritte Gehirnkammer mit den Seitenkammern uiid diese unter sich
eomniuniciren. Das ganze Gewölbe wird in die zwei un tem und
in die zwei obern Schenkel abgetlieilt.
Die unte m Schenkel (Crura fornicis infcriora) liegen als
weisse, langlich schmale Erhabenheiten zwischen den gestreiften
Körpern; sie gehen nach linten in den Hirnbalken und nach oben
und hinten in das Markkügelchen über. Diese Schenkel sind durch
kurze querlaufende markige Bundel, welche das un ter e Mark-
ba n d c h e n (Commissura cerebri inferior) genannt werden, mit
einander verbuuden.
Die obern Schenkel oder die Ammonshörner (Crura
fornicis superiora s. cornua ammonis)
(cc), welche viel ausgebreiteter
erscheinen als die untern, gehen von der Scheidewaiid in eineni Bogen
etwas gewunden nach oben und aussen bis in die obern Giinge der
Seitenkammern, so dass beide nach oben auseinander stehen und mit
ihrer obern gewölbten Fliiche einen Theil des Bodens der Seiten-
kammern bilden. An der untern Fliiche befindet sich in dem Raum
zwischen beiden Schenkeln cine dreieckige, mit weisscn Streifen ver-
sehene Fliiche, die man auch die H a rie (Psalterium) nennt. Der
iiussere freie Rand eines jeden Aminonshornes ist mit einem weissen
bandartigen , durch eine seichte Rinne von demselben getrennten
Streif gleichsam eingefasst, dalier man ihn auch den S au m (Fimbria
s. taenia)
nennt.
2)  Die gestreiften Körper (Corpora striata) (Fig. 181. ff.)
bilden den untern Theil des Bodens der Seitenkammern, in den en
sic durch die Gange von den umliegenden Theilen getrennt sind; sie
erscheinen als langlich abgerundete Wiilste, die von unten und
innen nach oben und aussen laufen und grösstentheils von grauer
Substanz gebildet werden, welche im Innern mit weissen markigen
Streifen durchzogen ist, was man beim senkrechten Durchschnitt
sehr deutlich sehen kann. An ihren freien, den Seitenkammern zuge-
kehrten Flachen sind sie gewölbt und mit einem dunnen Mark-
plattchen überzogen; nach hinten verlieren sie sich in den grauen
Hügeln so, dass sie mit diesen an jeder Hirnhalfte nur einen Körper
auszumachen scheinen.
3)   Die Gange oder Hörner (Cornua) liegen auf dem Bodçn
in jeder Seitcnkammer und werden in ein unteres und. ein obères
Hom untofschieden.
Das untere Horn (Cornu inferius) (Fig. 181. g.) liegt zwischen
der liussern Wand der Seitcnkammer und dem gestreiften Körper,
und fiihrt von der Seitenkammer in den Kanal der Riechnerven.
Das obère Hom (Cornu superius) (Fig. 1.81. h.) ist viel
langer als das vorige, denn es geht von der Monro'schen Oeffnung
zwischen dem gestreiften Körper und dem Gewölbe nach oben und
hinten, urn in der Höhlc des dreieckigen Hiigcls blind zu endigen.
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4C8
4) Die A dergcflecli te der Seitenkammern (Plexus elio-
roidei latérales)
(Fig. 181. e.) unterscheiden sich in ein redites und
lilikes; sic bestellen aus feinen zahlreiclien Blutgefassen, die durch
die Spinnweben- und weiche Hirnhaut zu einem Strange verbunden
sind, der in jeder Seitenkammer von der Monro'schen Oeffnung an
neben und auf dem Saum nach oberi Iauft, unter das Gewölbe tritt,
um sich mit dem Adergeflechte der gegeniiberliegenden Kammer zu
dem niittlern Adergeflechte zu verbinden. In dem Adergeflechte
werden haufig kleine, theils einzeln liegende, theils mit cinander
versehmolzene krystallinische Körpeichen als sogeiiannter Hi m s and
(Acervulus cerebri) angetroffen, deren unorganischer Bestandtheil haupt-
sachlich kohlensaurer und phosphorsaurer Kalk ist.
Nach sorgfaltiger Entfernuiig des Gewölbes kommen nachstehende
eiiizehie TÌieile zum Vorschein.
1 ) Das m i 111 e r e Aderge-
f 1 e c h t (Plexus choroideus médius)
entsteht durch die Vereinigung der
beiden Seitengeflechte; es liegt hinter
den Aminonsliörncrn und vor den
Sehnervenhiigeln, den Vierhiigeln und
der Zirbeldrüse. Aus ihm entspringt
die grosse Gehirnvene.
2)    Der Grenzstreif oder
Hornstreif (Strìa terminalis s.
cornea)
(Fig. 182. e.) ist ein langer
markiger Streif, der in jeder Seiten-
kammer zwischen dem gestreiften
Körper und dem Sehnervenliiigel in
dem obern Gange liegt und von
dem Seitengeflecht der Gehirnkammer
bedeckt wird.
3)    Die S e h n e r v e n h ü g e 1
(Thalami s. colüculi nervorum op-
ticorum)
(Fig. 182. d d.) sind zwei
grosse gewölbte, nebenoinanderlie-
gende KÖrper, weiche über sich das
vordere Paar der Vierhiigel und iintci
sich die gestreiften Körper haben,
von denen sic durch die Grenzstreifeii
und die obern Giinge der Seiten-
kammern getrennt sind» Zwischen
beiden bemerkt man an der vordem
freien Flache cine seichte Kinne,
durch weiche sie in einen rechten
und linken Iliigel abgetheilt werden;
am obern Theilc dieser Rinne be-
findet sich ein querliegender markiger
Bundel, der das obère Mark-
Fig. 182.
Die geöffneten Seitenkamniorn des gros-
sen Gehirns nach Entfernung des Ge-
wölbes , so wie das in der Mitto der
Lange nach senkrecht durcliscliuitteno
kleine Gehirn von oben gesehen.
;i B.
Die geslreiflen KÖrper.
b/
Ein Theil des enifernten Gewölbes.
c c.
Die G mus ire ifen.
dà.
Die Sehnerveflhügel.
e.
Die nach oben znrückgelegle Zirbeldriise.
f.
Die untore Hirnöflnunj;.
g.
Die obère HirnöfFnung.
h li.
Dns untere Paar der Vierhüirel.
i i.
Das obère Paar der Vierbügel.
kk.
Die unterii Schenkel des kleinen Gehirns.
k'k'
Die obern Schenkel dessclben.
1.
Die Himklappe.
m.
Die linke Halfte des kleinen Geliirns
in'.
Die rechte Halfte desselben mit dem Leb en
baum.
11.
Die Kammer des kleinen Gehirns.
O.
Die dreïcckij;e Grnbe.
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469
bandchen (Commissura cerebri superior) genannt wird, und unter
dieser Rinne" liegt eine kleine Höhle, die Kammer der Sehnervenhügel
(siehe diese weiter unten).
                             ,
4)  Die Vierhügel oder die vi er f ach e Erhabenheit (Cor-
pora s. eminentia quadrigemina)
(Fig. 182. hh. ii) liegen ais abge-
rundete Körper zum Theil auf dem Hirnknoten, zum Theil auf den
Schenkeln des grossen Gehirns zwischen den Sehnervenhügeln und
den miteni Schenkeln des kleinen Gehirns; sie bestellen grösstentheils
aus grauröthlicher Substanz, die von einem dunnen Markplattchen
bedeckt ist. Eine seichte querlaufende Rinne theilt sie in ein un-
ter es und obères Hiigelpaar; das untere Paar ist durch eine
langslaufende Rinne in einen rechten und linken Hügel getheilt,
das obère Paar ist bedeutend kleiner als das untere und steht durch
zwei markige Schenkel mit dem kleinen Gehirn in Verbindiing, auch
es ist durch eine langslaufende Rinne in einen rechten und linken
Hügel geschieden. Hinter der Liingenrinne beider Hiigelpaare liegt
ein enger Kanal, der die Wasserleitung des Sylvius genannt
wird und die Kammer der Selihügel mit der des kleinen Gehirns
verbindet.
5)   Die Zirbeldrüse oder die Zirbel (Gianduia pinealis s.
conarium)
(Fig. 182. e.) stelit einen kleinen grauröthlichen, beinahe
eiförmig gestalteten Körper dar, der seine Lage auf der obern Hirn-
öffnung zwischen den Sehnervenhügeln und dem unterà Paar der
Vierhügel hat, und von dem mittlern Adergeflechte bedeckt ist. Sie
steht durch zwei kleine markige Streifen mit den Sehnervenhügeln in
Verbindung, und zeigt im Innern einzeliie kleine Höhlen, und in
manchen Fallen auch den bei den Adergeflechten angeführten Himsand.
6)   Die untere Hirnöffnung (Ostium cerebri inferius) (Fig.
182. f.) bildet eine kleine rundliche Oeffnung, welche vor dem miteni
Querbândchen zwischen den untern Schenkeln des Gewölbes liegt und
die Seitenkammern mit der Kammer der Sehnervenhügel verbindet.
7)   Die obère Hirnöffnung (Ostium cerebri superius) (Fig.
182. g.) liegt über der vorigen zwischen den Sehnervenhügeln und
vor dem obern Querbândchen; sie ist theilweise von der Zirbeldrüse
bedeckt und führt sowohl in die Kammer der Sehhügel, als auch in
die Sylvische Wasserleitung.
8)   Die Kammer der Sehhügel oder die dritte Gehirn-
k a mm er (Ventriculus tertius) erscheint als eine kleine, langlich
gestaltete Höhle, welche zwischen den Sehnervenhügeln und vol-
den Schenkeln des grossen Gehirns ihre Lage hat; nach vorn wird
sie von dem untern Querbândchen begrenzt und nach oben geht sie
in die Wasserleitung des Sylvius über, welche sie mit der Kammer
des kleinen Gehirns verbindet; ferner steht sie durch die untere und
obère Hirnöffnung mit den Seitenkammern und durch den Trichter
mit dem Hirnhang in Verbindung.
9)   Die Wasserleitung des Sylvius oder der Kanal der
Vierhügel (Aquaeductus Sylvii s. canalis corporum quadrigemi-
norum)
erscheint als ein enger Gang, welcher sich von der dritten
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Gehirnkammer liinter den Vierhiigeln und vor dem Hirnknoten nach
oben bis zur vierten Gehirnkammer fortsetzt, und so diese beiden
Kammern unmittelbar mit einander verbindet.
c. f us kleine ©eljim. (Cero>dium.)
Das kleine Gehirn bat bei weitem nicht den Umfang,v wie das
grosse, über welchem es in dem obern vordern Theil der Schadel-
höhle liegt, daselbst auf dem verlangerten Marke ruht und sicli von
dem Hirnzelt bis in die Nâhe des grossen Oberhauptsloches erstreckt.
An seiner aussern Oberflache befinden sich ein Adernetz, drei
Aderge fi echte und zwei tiefe langslaufende Einschnitte, wodurcli
es in drei grössere Stücke oder Lappen zerfallt, die sich durch
drei Paar markige Schenkel mit dem grossen Gehirn, dem Hirnknoten
und dem verlangerten Marke verbinden.
1)   Das Adernetz besteht aus feinen Gefassen, welche auf
der âussern Oberflache des Gehirns verlaufen und mit den Ader-
geflechten sich verbinden.
2)   Das mittlere Adergeflecht liegt, von dem obern Ende
des mittlern Lappens bedeckt, in der dreieckigen Grube des ver-
langerten Markes.
3)   Das rechte und
4)   Das linke Adergeflecht; beide sind grösser als das
vorige und zwischen den Seitenlappen und dem verlangerten Marke
gelagert; sie nehmen die Blutgefasse von den einzelnen Theilen des
kleinen Gehirns und dem verlangerten Marke auf.
5)   Die Seitenlappen oder Hemispharen des kleinen
G ehi rn s- (Lobi latérales s. liaemisphaeria cerebelli) (Fig. 179. d'd".)
werden in einen rechten und linken unterschieden ; jeder bat seinc
Lage zwischen dem mittlern Lappen und dem verlangerten Marke,
und zeigt an seiner âussern Oberflache ahnliche, aber tiefer gehende
Furchen (Sitici), so dass die in verschiedenen Riclitungen gehende
Windungen (Gyri) als kleine unregehnassige Lappchen erscheinen.
6)   Der mittlere Lappen oder der Wurm des kleinen
Gehirns (Lobus médius s. vermis cerebelli) (Fig. 179. d.) macht
den mittlern, höher stehenden und an beiden Enden nach hinten
gekriimmten Theil des kleinen Gehirns aus; zu beiden Seiten geht er
in die Seitenlappen über, und mit seiner hintern freien Flache hilft
er die Kammer des kleinen Gehirns bilden. Auch an ihm gehen die
Furchen sehr tief, liegen aber wie die Windungen nur in querer
Richtung.
7)   Die untern Schenkel des kleinen Gehirns (Crura
cerebelli inferiora)
(Fig. 182. kk.) sind zwei abgerundete, langliche,
markige Körper, welche zu beiden Seiten auf dem verlangerten
Marke liegen und den Wurm mit dem obern Paar der Vierhügel
verbinden.
8)   Die Seiten se h enkel .des kleinen Gehirns (Crura
cerebelli lateralia)
(Fig. 180. g' g'.) gehen aus den Seitenlappen her-
vor; jeder tritt dann seiner Seite über den untern Schenkel und
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das verlangerte Mark nach unten und hinten, um in den Hirnknoten
überzugehen.
9) Die obern Schenkel des kleinen Gehirns (Crura
cerebelli superiora)
sind etwas starker als die beiden vorigen; jedèr
ontspringt an dem Seitenlappen seiner Seite, und endigt sich in dem
Seitentheile des verlangerten Markes.
Wird der Wurm in seiner Mitte der ganzen Lange nach senk-
recht durchschnitten, so erseheinen folgende einzelne Theile:
1)   Der Lebensbaum (Arbor vitae) (Fig. 182. mm'.); dieser
wird durch die Marksubstanz in der Art gebildet, dass sie innerhalb
der Rindensubstanz eine baumartige Verastelung zeigt.
2)   Die Hirnklappe oder das Marksegel (Valvula cerebelli
s. velum medullarè)
(Fig. 182. 1.) wird durch eine Verdoppelung der
weichen Hirnhaut gebildet, in wclcher raehrere markige Streifen ver-
laufen ; ihre Befestigung nimmt sie an dem obern Paar der Vierhiigel,
den untern Schenkeln des kleinen Gehirns und dem untern Ende des
"Wurmes. Sie tragt zur Bildung der vierten Hirnkammer bei.
3)    Die Kammer des kleinen Gehirns oder die vierte
Hirnkammer (Vcntriculus quartus) (Fig. 182. u.) stellt eine lang-
liche Höhle dar, welche von der vordern Flache des verlangerten
Markes und der des Hirnknotens, an weichen sich eine Iangslaufende
Rinne beflndet, den untern Schenkeln des kleinen Gehirns, der Hirn-
klappe und dem Wurme gebildet wird. Nach unten geht sie in
die Sylvische Wasserleitung und nach oben in die dreieckige Grube
des verlangerten Markes über.
D. Ptr gtfltlllUltflt. (Nodus encephali.) (Fig. 180. g.)
Der Hirnknoten oder die Varolsbrücke (Pons Varolii) ist
derjenige Körper, der an der Grundflache des Gehirns zwischen den
Schenkeln des grossen Gehirns und dem verlangerten Marke liegt,
und auf dem Keilfortsatz des Oberhauptsbeines ruht; er lâsst zwei
Flachen und zwei Endtheile unterscheiden.
Die vorder e Flâche verbindet sich zum Theil mit den Seh-
nervenhügeln und den Vierhügeln, zum Theil tragt sie zur Bildung
der vierten Hirnkammer bei; die h intere Flâche ist abgerundet
und gewölbt und durch eine Langenrinne, in welcher die Grundarterie
verlaul't, in einen rechten und linken Hügel getheilt, sie wird sowohl
nach oben von dem verlangerten Marke, als auch nach unten von
den Schenkeln des grossen Gehirns durch eine querlaufende Rinne
geschieden. Die beiden Endtheile liegen zu beiden Seiten und
verbinden sich mit den Seitenschenkeln des kleinen Gehirns. Der
Hirnknoten, welcher aussen aus weisser und innen aus grauröthlicher
Substanz besteht, dient hauptsâchlich dazu, das grosse Gehirn mit
dem kleinen und. mit dem verlangerten Marke zu verbinden.
E. Jas «erlRttgtrte JÏÏUrh. (Meditila oUongata.) (Fig. 180. h.)
Das verlangerte Mark macht den obersten Theil des Gehirns
aus, der zwischen dem kleinen Gehirn und dem Keilfortsatz des
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472
Obei'hauptsbeines liegt, und sieh von dem Ilirnknoten bis zu dem
grossen Oberhauptsloch erstreckt, an welchem es ununterbrochen in
das Rückenmark übergeht; seine Gestalt ist langlich und von vorn
und hinten etwas plattgedrückt; aussen besteht es aus weisser und
innen aus grauróthlicher Substanz. Man betrachtet an ihui eine
v o r d e r e und h i n t c r e F1 a c h e.
Die vorder e F lâche ist grösstentheils von dem kleinen Gehirn
bedeckt ; sie besitzt eine langliche, in der Mitte mit einer langs-
laufenden Rinne versehene Vertiefung, welche nach ihrer Gestalt die
dreieckige Grube (Fossa triangularis) genaunt wird. Der untere
breitere Theil der Grube geht in die vierte Hirnkammer iiber und
der obère schmalere Theil, auch die Schreibfeder (Calamus
scriptorius)
genannt, setzt sich als ein enger Kanal in das Rücken-
mark fort.
Die hint ere Fliiche, welche auf dem Oberhauptsbein ruht,
zeigt in der Mitte eine Langenrinne, in der die Grundarterie ihren
Verlauf nimmt; durch diese Rinne wird das verlângerte Mark in zwei
symmetrische Hâlften gebracht, an denen folgende Erhabenheiten zu
betrachten sind.
1)    Die Pyramidenkörper oder Pyramidenerhaben-
h e i t e n (Corpora pyramidalia s. eminentiae pyramidales) (Fig.
180. ii.) liegen als zwei langliche, abgerundete, schwache Erhaben-
heiten zu beiden Seiten der Langenrinne, welche unten etwas breiter
als oben sind und in die untern Strânge des Rückenmarkes sich fort-
setzen. Da wo sie sich mit dem Ilirnknoten verbinden, sind sie
durch eine Querrinnè begrenzt.
2)   Die Olivenkörper oder olivenförmigen Erhaben-
heiten (Corpora olivaria s. eminentiae olivaies) (Fig. 180. kk.)
haben ihre Lage zwischen den vorigen und den folgenden, und sind
von diesen durch seichte Lângenrinnen geschieden; sie sind schwaeh
gewölbt und gehen ebenfalls in das Rückenmark über.
3)   Die strickförmig en Körper (Corpora restiformia) (Fig.
180. 11.) liegen neben den vorigen an den Seitenrandern des ver-
langerten Markes und sind von diesen durch eine seichte Langenrinne
getrennt; nach unten verbinden sie sich mit den obern Schenkeln
des kleinen Gehirns und nach oben gehen sie mit den beiden vorigen
in das Rückenmark über. Von diesen drei Paar Körpern nehmen
mehrere Hirnnerven ihren Ursprung.
Die Hirnhâute und das Gehirn erhalten ihre Arterien von den
Oberhauptsarterien, den innern Kopfarterien und den innern Kinn-
backenarterien, und die Venen ergiessen sich in die Blutleiter.
Was die Functionen der grössern Gehirntheile anbetrifft, so kam
man durch vielfach angestellte Versuche bei verschiedenen Thieren zu
der Annahme, dass das grosse Gehirn von grosser Bfideutung für die
höhere Geistesthâtigkeit ist, das kleine Gehirn insbesondere die Mus-
kelbewegungen ordnet, der Hirnknoten diejenigen Bewegungen leitet,
welche zur Erhaltung des Gleichgewichtes des Körpers nöthig sind, und
dass das verlângerte Mark die Athmungsbewegungen bewerkstelligt,
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473
in ihm zugleich der Sitiz des WiUenseinflusses auf die willkührlichen
Muskeln, so wie des Empfindungsvermögens ist.
Bei den Wiederkauern sind die beiden Hemispharen an der
vordern Flache nicht so deutlich von einander geschieden, indem die
Langenspalte sehr seicht ist. Der Hirnanhang liegt ausserlialb dei-
harten Hirnhaut, so dass diese von dem Trichter durchbohrt wird.
Die obera Schenkel des Gewölbes und die Vierhügel sind im Ver-
haltnisse grösser als bei dem Pferde.
Bei dein Schweine erscheint das Gehirn sehr klein und die
Langenspalte verhalt sich wie bei den Wiederkâuern. Die Zirbeldrüse
und die Vierhügel sind im Verhaltnisse gross.
Bei den Fleischfressern sind die Windungen und Furchen
schwâcher als bei dem Pferde. Das Markkügelchen ist doppelt und
das obère Paar der Vierhügel grösser als das untere.
II. JPftS ÏïÜdiCltmark. (Meditila spinalis s. dorsalis.)         ;
(Fig. 183., Fig. 184. und Fig. 185.)
Das Eückenmark wird derjenige rundliche, von oben und uuten
etwas plattgedrückte Markstrang genannt, der seine Lage in dem von
den Hals-, Rücken-, Lenden- und Kreuzwirbeln gebildeten Kanal hat;
man kann desshalb auch das ganze Rückenmark in den Hals-, Rücken-,
Lenden- und Kre.uztheil unterscheiden. In seinem Verlaufe zeigt es
verschiedene Durchmcsser, so z. B. ist der Halstheil am dicksten und
mehr rund; der Rückentheil nimmt allmàhlig an Dicke ab und er-
scheint ebenfalls mehr rund; der Lendentheil ist wieder etwas breiter
und von oben und unten plattgedrückt; der Kreuztheil endlich macht
das Ende des Rückenmarkes aus und bildet keinen eigentlichen Strang
mehr. Wenn gleich dicse Durchmesser sich im Allgemeinen nach der
Gerâumigkeit des Wirbelkanals selbst richten, so füll£ das Rückenmark
doch nicht den ganzen Kanal aus, denn zwischen ihm und der harten
Haut bleibt ein ziemlicher Zwischenraum.
Wie das Gehirn, so ist auch das Rückenmark von einer aussern,
mittlern und innern Haut umgeben.
1) Die au s s er e oder harte Rückenmarkshaut {Membrana
externa s. dura mater spinalis)
stellt einen langen geraumigen Schlauch
dar, der das Rückenmark scheidenartig umgibt und aus einer aussern
und innern Platte zusammengesetzt ist. Die aussere Platte ist eine
fibrose Haut, die aber hier nicht wie in der Schadelhöhle fest, sondern
nur locker an den Wirbeln anliegt, so dass zwischen beiden ein Zwi-
schenraum sich vorfindet, der ein fettreiches Zellgewebe und die Blut-
leiter des Rückenmarkes enthalt. Die innere seröse Platte'schickt als
ausserer Sack der Spinnwebenhaut zwischen je zwei Rückenmarks-
nerven einen Fortsatz an den innern Sack derselben ab, die zusammen
an jeder Seite das gezahnte Band (Ligamentum denticulatum)
bilden. Jeder einzelne Fortsatz, der die Gestalt einer dreieckigen
Zacke hat, besteht aus Fasern der harten Haut, die von der Spinn-
webenhaut umgeben sind; er liegt mit seiner breiten, nach innen
L e y h , Anatomie.                                                                    60
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gerichteten Grundflache an dem Seitenrande des Rückenmarkes, und
geht mit seiner nach aussen gestellten Spitze in die harte Haut über.
Fig. 183.                               Fig. 184.                                Fig. 185.
Das Rückenmark  durch Oeffnen des Wirbelkanals von oben blosgelegt.
Der Halstheil des
              Der Eückentheil des         Der Lenden- und Kreuztheil
Rückenmarkes.                     Rückenmarkes.                      des Rückenmarkes.
a. Das Gehirn.
b-b. Das Rückenmark.
c-c. Die Halsnerven.
Die Venen des Rückenmarkes bilden an jeder Seite zwischen
der harten Haut und der innern Flache des Wirbelkanals die Wirbel-
blutleiter (Sinus columnae vertebrali^). Jeder Wirbelblutleiter
geht seiner Seite aus dem Oberhauptsblutleiter hervor, setzt sich
dann rechts und links auf der untern Flâche des Wirbelkanals neben
dem innern langen Bande bis zu dem Kreuzbein fort, empfângt die
Venen von dem Rückenmark und seinen Hauten, und gibt an jedem
Zwischenvvirbelloch einen Ast nach aussen ab, die am Halse in die
Halswirbelvenen, an dem Rücken in die Zwischenrippenvenen, an
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den Lenden in die Lendenvenen und an dem Kreuzbein in die Kreuz-
beinvenen sich ergiessen.
2)   Die mittlere oder Spinn web enhaut des Rücken-
markes {Membrana media s. arachnoidea) zeigt mit Ausnahme des
vorhin erwahnten gezahnten Bandes keine Abweichung von der des
Gehirns.
3)   Die innere oder weiche Haut des Rückenmarkes
(Membrana interna s. pia mater spinaux) scheint etwas dichter und
stàrker zu sein aïs am Gehirn, stimmt aber im Uebrigen ganz mit
derselben iiberein.
An dem Riickenmark betrachtet man ein v or de re s und h in-
teres Ende, eine obère und untere Flâehe, zwei Seiten-
r an der und den Kan al des Rückenmarkes.
Das v orde re Ende ist ziemlich stark und geht an dem grossen
Oberhauptsloch in das verlangerte Mark über; das h intere Ende
ist schmaler und theilt sich in viele einzelne Nervenstrange, was
Veranlassung gab , das hintere Ende auch als Pferdesch weif
(Cauda equina) zu bezeichnen.
Die obère F lâche ist etwas gewölbt und in der Mitte mit
einer seichten Liingenrinne versehen, wodurch das Riickenmark in
zwei gleiche Halften zerfallt; die untere, ebenfalls etwas gewòlbte
Flache ist mit einer tiefern Lângenrinne versehen , weiche die Rücken-
marksarterie aufnimmt.
Die S eit enrânder begrenzen als ein rechter und linker
die beiden Flachen; an ihnen kommen die "Wurzeln der Riickenmarks-
nerven zusammen, die in ihrer Nàhe an der obern und untern Flache
ihren Ursprung nehmen.
Der Kanal des Rückenmarkes (Canalis medullae spinalis)
ist die fortgesetzte Schreibfeder des verlangerten Markes; er ist sehr
enge, reicht bis in das hintere Ende und enthàlt etwas seröse Flüssig-
keit, weiche mit der in den Hirnkammern in Verbindung steht.
Das Riickenmark làsst dieselben Substanzen erkennen wie das
Gehirn; an ihm macht die weisse Substanz die âuss er e und die
grauröthliche die innere Lage aus. Wird nun das Rückenmark
an irgend einer Stelle quer durchschnitten, so erscheint die grau-
röthliche Substanz an der Durchsclmittsflache in Gestalt eines H, das
von der weissen Substanz glcichsam wie eingefasst ist.
Was nun den Bau des Rückenmarkes selbst anbetrifft, so besteht
es aus zwei gleichen Hâlften und jede Halfte wieder aus mehreren
Strangen, die nicht sehr schwer von einander zu trennen sind; man
kann namlich jede Halfte in drei obère und zwei untere verschieden
starke S tran ge theilen, woraus ersichtlich ist, dass jede Hâlfte aus
fiinf einzelnen ungleich grossen Strangen zusammengesetzt ist.
Die Arterien, die sich an dem Rückenmark und seinen Hâuten
verzweigen, sind : die Rückenmarksarterie, ein Zweig von Aesten der
Oberhauptsarterien, die Rückenmarkszweige von den Halswirbel-,
Zwischemippen-, Lenden- und Seiten-Kreuzbeinarterien; die Venen
gehen in die Wirbelblutleiter über.
:, .JV±. . . ._           ____             -. _. , .... ^.. .,                        ______                _
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Dem Rückenmark wild eine ahnliche Function zugeschrieben wie
dem verliingerten Marke, von dem es eigeiitlich auch nur als eine
Fortsetzung zu betrachten ist; es scheint demnach ebenfalls die be-
wegende Kraft luid die Empfindung zu leiten.
Bei den iibrigen Hausthieren zeigt das Rückenmark keine
besondere Abweichungen.
Ìli. Me tttwm. (Nervi.)
Die Nerven sind theils weisslich, theils röthlich aussehende
strangförmige Weichgebilde, die ihr Centralende an dem Gehirn
und Rückenmark, und ihr p erip h eris ches Ende in dem Gewebe
der Organe haben ; sie bestellen aus einzelncn Nervenfasern, von denen
mchrere mit einander einen Nervenbündel (Fasciculus nervosus)
und mehrere solche zusammen einen Nervenstrang (Funiculus
nervosus)
ausmachen.
Jeder Nerv ist in eine eigene ziemlich feste Hülle, der soge-
nannten Nervenscheide (Neurilema),' eingeschlossen. die aber an
manchen Nerven in so fern eine Ausnahme macht, als sie âusserst
dünn ist, wie z. B. bei den Riech- und Hòrnerven, so dass diese
gegenüber von andern Nerven viel weicher erscheinen.
Die Hauptaste der Nerven gehen theils gerade, theils geschlangelt
n. s. f., begleiten als tiefliegende gewöhnlich die Arterien und als
ob erf) achlich e die Hautvenen. In ihrem Verlaufe gehen sie hàufige
Verbindungen (Anastomoses) mit einander ein, die aber auf
mehrere Arten geschehen ; denn so trifft man, dass ein oder mehrere
Nervenbiindel ihren Hauptast, gewöhnlich miter eiiiem sehr spitzigen
Winkel, verlassen, nach einer mehr oder weniger grossen Strecke
sich an den Hauptast eines andern Nerven aiischliessen, oline also
in dessen Substanz selbst iiberzugehen, und alsdann mit deinselben
verlaufen und sich verzweigen ; oder aber geht ein Nervenbiindel
ununterbrochen in den eines andern Nerven iiber, wodurch eine
sogenannte Bogenschlinge (Ansa aciformis) gebildet wird, wie
z. B. die Sehlingen in den Lippen etc.
                 \
Wenn mehrere Nerven in ihrem Verlaufe in irgend einem Organe
zusammentreffen, sich iiberkreuzen und mit einander verbinden, so
entsteht dadurch ein Nerven gè fi echt (Plexus nervosus). An den
peripherischen Enden bilden die sehr feinen Nervenbiindel, durch
haufige Anastomosen, den sogenannten Endschlingen oder End-
umbiegungsschlingcn (Ansae terminales), zahlreiche Geflechte,
welche atfeh die EndgefIechte (Plexus terminales) genannt werden.
Auch bilden die Nerven in ihrem Verlaufe Anscliwellungen, die
als Nervenknoten (Ganglio) bezeichnet werden; diese haben ge-
ïvöhnlich eine grauröthliche Farbe und eine platte, rundliche u. s. f.
Gestalt; bald sind sie so klein, dass sie nur mit dem bewaffneten
Auge wahrgenommen werden können, bald aber so gross, dass sie
sogleich in die Augen fallen. In grössern Knoten bilden mitunter
die Fascili der Nervenbiindel ein dicht beisammen liegendes Geflecht,
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das man als ein g an gli ös es Geflecht (Plexus gangliosus) be-
zeichnet. Jeder Nervenknoten ist mit einer mehr oder minder starken
Scheide umgében, die feine Blutgefâsse enthalt und die Knoten mit
den nachbarlichen Gebilden verbindet.
Was die Function der Nerven anbelangt, so sind sie theils die
Trager der Bewegung und Empfmdung in den der Willkühr unter-
worfenen Organen, wie die Hirn- und Rückenmarksnerven, theils, wie
die Gangliennerven (grosse symphatische Nerven), die Trager der
Bildungstliatigkeit in den der Willkühr nicht unterworfenen Organen.
Sammtliche Nerven zerlallen in drei Hauptabtheilungen, namlich
in die H i r n n e r v e n, die Rückenmarksnerven und in die
Gangli ennerven.
A. gite $trnrtert>eit. (Nervi encephall)
Die Hirnnerven ontspringen symmetrisch aus den einzelnen Theilen
des Gehirns, treten alsdann durch die in die Schadelhöhle führenden
Oeffnungen nach aussen, um sich in verschiedenen, bcsonders am
Kopfe gelagerten Organen zu verzweigen, nach denen sie aueh mit
wenigen Ausnahinen ihre Namen erhalten haben. Man nimmt ge-
wöhnlich zwölf Hirnnervenpaare an, obgleich eines, als soge-
Fig. 1S6.
Die Grtindfliiche des Gehirns mit dem
Ursprung der XII Hirnnervenpaare.
nannte Beinerven, seinen Ursprung
in dem Halstheil des Rückenmarkes
nimmt, durch das grosse Oberhaupts-
loch in die Schadelhöhle gelangt und
durch die Drosseladerlöcher wieder aus
derselbeu tritt. Von den untem Hirn-
lappen an nach qben bis zu dem ver-
langerten Marke kommen die Hirn-
nerven in nachstehender Reihenfolge
nach einander, und um einen summa-
rischen üeberblick über den Ursprung
derselben zu haben, wird dieser mit
der darauf bezüglichen und hier ein-
geschaltenen Figur zugleich beigefügt.
I.  Paar: der Ri echn erv (Nervus
olfactorius)
(Fig. 186. a.) entspringt
mit drei Wurzeln theils an dem drei-
eckigen und grauen Hügel, theils an
der Grundflache des grossen Gehirns.
II.  Paar: der Sehnerv (N. opti-
cus)
(Fig 186. b.) nimmt seinen Ur-
sprung in dem Sehhügel und der vor-
dern Erhabenheit der Vierliügel.
III.   Paar: der gemeinschaft-
liche Augenmuskelnerv (AT. ocu-
lomotorius)
(Fig. 186. c.) entspringt
mit mehreren Wurzelfaden an dem
Schenkel des grossen Gehirns.
Das I. Paar : der Gcrnchsnerv.
Das H. Paar: der Sehnerv.
Das III. Paar: der gemeinschaflliche Augen-
muskelnerv.
Das IV. Paar : der Rollmuskclnerv.
Das V. Paar: der dreigclhcille Nerv.
Das VI. Paar: der aussere Augenmuskelnerv.
Das VII. Paar: der Angesichtsnerv.
Das VIII. Paar : der Höraerv.
Das IX. Paar: der Zungen- Schlundkopfnerv.
Das X. Paar: der Lungcn-JIngcnnerv.
Das XI. Paar: der Beinerv.
Das XII. Paar: der Znngen-Fleischnerv.
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IV.  Paar: der Eollmuskelnerv (N. patheticus) (Fig. 186. d.)
entsteht mit mehreren Wurzelfâden an dem untern Schenkel des
kleinen Gehirns, der Hirnklappe und der hintern Erhabenheit der
Vierhügel.
V.  Paar: der dreigetheilte Nerv (N. trigeminus) (Fig. 186. e.)
geht mit mehreren Wurzelfâden aus dem Hirnknoten, dem Seiten-
schenkel des kleinen Gehirns, dem Oliven- und strickförmigen Körper
des verlangerten Markes hervor.
VI.   Paar : der aussere Auge n muskei nerv (2V. abduccens)
(Fig. 186. f.) entspringt mit zwei Wurzeln aus dem Pyramidenkörper
des verlangerten Markes und dem obern Schenkel des kleinen Gehirns.
VII.   Paar: der Angesichtsnerv (N. facialis) (Fig. 186. g.)
entspringt zwischen dem fünften und achten Paar in dem Hirnknoten
und dem obern Schenkel des kleinen Gehirns.
VIII.  Paar: der Hörnerv (N. acusticus) (Fig. 186. h.) nimmt
seinen Ursprung hinter der dreiecldgen Grube in dem verlangerten
Marke und in dem obern Schenkel des kleinen Gehirns.
IX.    Paar: der Zungen-Schlundkopfnerv (AT. glosso-
pharyngeus)
(Fig. 186. i.) entsteht in dem strickförmigen und Öilven-
körper des verlangerten Markes.
X.   Paar: der Lungen - Magenn erv (N. pneumo-gastricus)
(Fig. 186. k.) hat seinen Ursprung wie der vorige in dem strick-
förmigen und Olivenkörper des verlangerten Markes.
XI.   Paar: der Beinerv (N. accessorivs Willisü) (Fig. 186. 1.)
entspringt an dem Halstheil des Riickenmarkes, indem er mit einem
feinen Faden zwischen dem sechsten und siebenten Halsnerven aus
dem obern aussern Strang des Riickenmarkes hervorgeht, neben dem
gezahnten Bande nach oben lauft und durch das grosse Oberhaupts-
loch in die Hirnhöhie tritt, wo er an dem strickförmigen Körper
des verlangerten Markes seine Lage hat.
XII.   Paar: der Zungen-Fleischnerv (N. hypo-glossus)
(Fig. 186. m.) entspringt mit mehreren Wurzelfâden sowohl an dem
Pyramidenkörper, als auch dem Olivenkörper des verlangerten Markes.
I. Der Riechnerv. (Nervus olfactoriw.)
Der Riechnerv oder der Geruchsnerv ist ein starker, hohler,
innen aus grauröthlicher Masse bestehender Nerv, der an der Grund-
flaehe des Gehirns liegt und daselbst mit drei Wurzeln seine Ent-
stehung nimmt. Die âussere Wurzel ist die langste, indem sie schon
in dem obern Theile des obern Lappens des grossen Gehirns ihren
Anfang nimmt, dann neben dem dreiecldgen Hügel in einem nach
aussen gerichteten Bogen herablauft und in den Hauptstamm iibergeht,
die mittlere viel kürzere Wurzel geht aus dem dreieckigen Hügel
hervor und die innere Wurzel entspringt in dem untern Lappen des
grossen Gehirns ganz in der Nâhe der grauen Hügel.
Alle drei Wurzeln vereinigen sich nun zu dem Hauptstamm, der
in einer eigenen Vertiefung an der Grundflàche des grossen Gehirns
nach unten bis in die Siebgrube des Siebbeines lauft, und in dieser
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eine bedeutende Anschwellung, den Riechkolben (Bulbus nervi
olfactorii),
bildet. Von diesem Kolben oder Knollen gehen nun erst
die eigentlichen Riec h nerven (Rami bulbi olfactorii) durch
die Siebbeinlöcher in das Labyrinth des Siebbeines, an welchem sie
sich zwischen der Schleimhaut und den gewundenen Knochenplattchen
verzweigen. Mehrere Paden gehen zum Theil an die aussere Wand
der Nasenhöhlë, und verzweigen sich in der Schleimhaut der vordern
und theihveise auch der hintern Nasenmuschel, zum Theil laufen sie
an die innere Wand, an welcher sie sich in der Schleimhaut der Nasen-
scheidewand verasteln; von den letztern lassen sich zwei bis drei
kleine Zweige bis in die Jacobson'sche Röhre verfolgen, in der sie
mit Zweigen des fünften Hirnnervenpaares zusammentreffen.
Durch die Riechnerven wird die Geruchsempfindung vermittelt,
und nur sie sind die einzigen Trager dieser Empfindung.
II. Der Sehnerv. (Nervus opticus.) (Fig. 187. aa.)
Der Sehnerv ist von weisslicher Parbe, der von den Sehnerven-
hügeln und mit einigen Wurzelfaden auch von der vordern Erhabenheit
der Vierhügel entspringt; mit seinem anfangs platten, dann mehr
runden Theil geht er von oben in schiefer Richtung nach hinten und
über den Schenkel des grossen Gehirns seiner Seite nach unten und
innen bis unter das Markkügelchen, mit dem er, so wie mit dem
Schenkel, in genauer Verbindung steht.
Unter dem Markkügelchen und dem Trichter verbindet und
kreuzt sich zugleich der Sehnerv in Gestalt eines X mit dem gleich-
namigen Nerv der andern Seite, was man die Kreuzungsstelle
der Sehnerven (Chiasma nervorum opticorum) nennt. In dem
Chiasma geschieht ab er nur eine theilweise Kreuzung der Nerven-
fasern und zvvar bei den innern, so dass also nur diese von der
entgegengesetzten Seite des Gehirns kommen.
Von dieser Kreuzungsstelle setzt sich nun jeder Sehnerv durch
das Sehloch des Keilbeines seiner Seite bis in die Augenhöhle fort;
in dieser geht er, von dem hintern geraden Muskei eingeschlossen,
nach dem Augapfel und durchbohrt, nachdem er zwei Krümmungen
gemacht hat, dessen undurchsichtige Hornhaut und Aderhaut, urn
sich in der hintern Augenkammer zwischen letzterer Haut und dem
Glaskörper des Augapfels als Netzhaut auszubreiten (siehe deren Be-
schreibung weiter unten bei dem Auge).
Die Wirkung der Sehnerven erfolgt nur durch Gesichtsempfin-
dungen, die sowohl durch aussere als innere Reize hervorgebracht
werden können.
III. Der gemeinschaftliche Augenmuskelnerv. (Nervus oculomotorius.) (Fig. 187. b.)
Dieser ist ein kleiner, etwas plattgedrückter Nerv, der an der
Grundflache des grossen Gehirns liegt und an dieser mit mehreren
Wurzelfaden ungefahr in der Mitte aus dem Schenkel des grossen
Gehirns hervorgeht; er lauft alsdann, von der harten Hirnhaut schei-
denartig umgeben, nach unten und etwas nach aussen durch den
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facherigen Blutleiter und von diesem in die schmale, zur Seite des
Körpers des Keilbeines liegende Rinne, welche er wieder verlasst,
indem er mit dem ersten Ast des dreigetheilten und dem aussern
Augenmuskelnerven durcli das hintere Augenhöhleiiloch in die Augen-
höhle tritt und sieli daselbst alsbald in einen obern und untern
Ast spaltet.
1) Der obère Ast (Ramus superior) ist der kleinere von beiden;
er geht in den obern geraden Muskei des Augapfels, theilt sich
daselbst in mehrere kleine Zweige, von denen einige auch den innern
obern Augenlidmuskel versehen.
Fig. 187,
Die Augenhöhle mit den Nerven des rechten Auges von aussen geöffaet.
a a.   Der Sebnerv.                                                              d'".   Der Naseniierv.
b.       Der gemeinschaflliche Augenmuskelnerv.                   e.       Der a'ussere Augentnuskelnerv.
c.       Der Follmuskelnerv.                                                   e'.     Der a'ussere gerade Mnslfel.
d.       Der erste Asl des V. Hirnnervens.                             f.       Der milere Augenlidnerv vom zweiteu Ast des
d'.
     Der Thrënennerv.                                                                     V. Hininerven.
d".    Der Slirnaerv.
2) Der unte re Ast (Ramus inferior), welcher grösser und
starker als der vorige ist, lauft nacli unten und gibt folgende
Zweige ab.
a) Einen kurzen feinen Zweig, der sich mit dem Augenknoten
verbindet und die kurze Wurzel des Augenknotens (Radix
brevis ganglii ophthalmici)
genannt wird. Der Augenknoten oder
Ciliarknoten (Ganglion ophthalmicum s. ciliare) liegt in der Nalie
des untern Astes des dritten Hirnnerven ; er ist klein, an beiden
Seiten etwas plattgedrückt und von röthlichweisser Farbe; durch die
kurze Wurzel verbindet er sich mit genanntem Aste und mit einem
lângern-Faden, die lange Wurzel (Radix longa) genannt, mit
dem Nasenaste des dreigetheilten Nerven. Von dem Augenknoten
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gelien nun feine Nervenfaden ab, die sich mit ahnlichen des ersten
und zweiten Astes des dreigetheilten Nerven zu dem Blendungs-
geflecht (Plexus ciliaris) vereinigen, von dem dami die sehr feinen
Blendungsnerven (Nervi cüiares) hervorgehen, die theils den
Sehnerven, theils die Gefasse der Ader- und Regenbogenhaut be-
gleiten und mit diesen die undurchsichtige Hornhaut des Augapfels
durchbohren, um an den zwei erstgenannten Hauten sich zu ver-
zweigen. In dor Nahe des aussern Randes der Regenbogenhaut bilden
die feinen Nervenfaden einen Kranz.
b)   Ein stiirkerer Zweig geht von dem untern geraden Muskei
nach unten, und verastelt sich in dem kleinen schiefen Muskei des
Augapfels.
c)  Mehrere kleine Zweige an den untern und innern geraden Muskei.
Der gemeinschaftliche Augenmuskelnerv leitet die Bewegung ge-
nannter Muskeln.
Bei den Wiederkauern ist dieser Nerv im Verhâltnisse viel
starker als bei dem Pferde; er geht ebenfalls durch das hintere
Augenhöhlenloch des Keilbeines, das aber hier mit dem Kinnbacken-
loch eine gemeinschaftliche Oeffnung bildet, in die Augenhöhle.
IV. Der Rollmuskelnerv. {Nervus trochlearis.) (Fig. 187. c.)
Dieser Nerv wird auch der pathetische Nerv (N. patheticus)
genannt ; er ist unter allen Himnerven der kleinste, und entspringt
mit mehreren Wmzelfaden theils an dem untern Schenkel des kleinen
Gehirnes, theils in den Markstreifen der Hirnklappe und theils in der
obern Erhabenheit der Vierhügel. Zwischen dem Hirnknoten und
dem obern Lappen der Hemisphare seiner Seite tritt er, durch das
Hirnzelt gehend, an die Grundflache des Gehirns, an welcher er
aussen an dem zweiten Ast des dreigetheilten Nerven nach unten
und vorn lauft, und dann durch das fïïr ihn bestimmte Rollnerven-
loch des Keilbeines in die Augenhöhle tritt. In dieser durchbohrt er
die Augenhöhlenhaüt, geht dann übcr den andern Augennerven nach
vorn, um sich in dem grossen schiefen Muskei des Augapfels alleili
zu verzweigen. In Ermanglung des Rollnervenloches gelangt er durch
das hintere Augenhöhlenloch in die Augenhöhle.
Der Rollmuskelnerv leitet die Bewegungen des grossen schiefen
Muskels; auch scheint er einige sensible Nervenfasern zu besitzen.
Da das Rollnerveuloch bei den übrigen Hausthferen fehlt, so geht
er bei diesen durch das hintere Augenhöhlenloch, welches bei den
Wiederkauern und dem Rinde mit dem Khmbackenloch cine gemein-
schaftliche, bei dem Hunde und der Katze aber eine besondere
Oeffnung bildet.
V. Der dreigetlieilto Nerv. (Nervus trigeminus.)
Der dreigetheilte, oder der dreiastige, oder der mittlere
sym pat bische Nerv (N. symphaticus médius) entspringt mit meh-
reren Wurzelfaden in dem Hirnknoten, dem strickförmigen und Oliven-
körper des verlangerten Markes ; diesc vereinigen sich zu zwei grössern
I. e y h , Anatomie.                                                             .01
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Wurzelasten, welche dann in einen Knoten, der halb mondf örniige
pder Gasser'sche Knoten (Ganglion semilunare s. Gassen) genannt,
übergehen, aus dem nun drei Hauptiiste hervortreten. Es sind diess der
Augenast, der Vorderki ef erast und der Hinterki e f erast.
I. Der Augenast. {Ramus ophthalmicus.) (Fig. 187. d.)
Der Augenast ocler der erste Hauptast des' fünften Hirnnerven
ist der kleinste von diesen, er lauft, anfangs genau mit dem Vorder-
kieferast verbunden, durch den facherigen Blutleiter nach unten,
tritt dann, naehdem er denselben verlassen hat, mit dem dritten
und sechsten Hirnnerven in die seiclite schmale Rinne des Kcilbeines
und von dieser durch das hintere Augenhöhlenloch in die Augenhöhle,
in welcher er sich in drei grössere Aeste theilt.
1)   Der Thriinennerv (Ramus lacrymalis) (Fig. 187. d'.) ist
ein kleiner Stamm, der zwischen dem aussern und obern geraden
Muskel an die obère Wand der Augenhöhle geht, kleine Zweige an
das Blendungsgeflecht abgibt und sich hernach in zwei Zweige theilt.
a)   Der innere Zweig theilt sich in mehrere Nervenfaden, die
sich theils in der Thranendrüse verzwcigen, theils durch dieselbe und
unter dem Augenbogenfortsatz des Stirnbeines in die Bindehaut und
das obère Augenlid gehen.
b)   Der iiussere Zweig lauft nach vorn und oben über dem
Augenbogenfortsatz bis an das Vorderhaupt, verbindet sich hier mit
Nervenzweigen des siebenten und dem Unterkieferaste des fünften
Hirnnerven, und endigt sich dann in der Haut. In der Augenhöhle
steht er überdiess noch durch zwei Zweige mit dem Unter-Augen-
lidn erven in Verbindung.
2)  Der Stirnnerv (Ramus frontalis) (Fig. 187. d".) ist grösser
als der vorige; er besteht aus mehreren Nervenbündeln, welche an der
innern Wand der Augenhöhle nach vorn laufen, durch das Augen-
bogenloch des Stirnbeines aus der Augenhöhle treteu und sich in
der Haut an der Stime verzweigen ; auch dieser Nerv verbindet sich
mit einem Zweig des siebenten Hirnnerven.
3)  Der Nasennerv (Ramus nasalis) (Fig. 187. d'".) wird auch
als Nasen-Augenast (Ramus naso - ciliaris) bezeichnet. Dieser
Nerv kommt dem vorigen- an Grosse gleich, und liegt mit seinem
Hauptstamme ganz in der Tiefe, im Grunde der Augenhöhle, zwischen
dem hintern und obern geraden Muskel; hier beschreibt er nun einen
Bogen und tritt dann durch das vordere Augenhöhlenloch, das von
dem Stirn- und Keilbein gebildet wird, in die Schadelhöhle. Er
spaltet sich in folgende Aeste:
a) Den Blendungsnerven (Ramus ciliaris)] dieser theilt sich
in zwei Zweige, von denen einer, die lange Wurzel des Augenknotens
genannt, mit diesem Knoten sich verbindet, der andere dagegen theilt
sich in zwei Zweige, die mit mit dem Sehnerven gegen den Augapfel
gehen, an diesem sich wieder in mehrere kleine Zweige theilen, welche
alsdann den hintern Theil der undurchsichtigen Hornhaut durchbohren
und in dem Augapfel bis zur Regenbogenhaut sich fortsetzen.
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b)   Den un tem Au gen li das t (Bamus palpebrai: inférions),
welciier an der innern Wand der Augenhöhie bis an den innern
Augcnwinkel lauft, an diesem aus der Augenhöhie tritt, und in der
aussern Haut des untern Augenlides sich endigt. In der Augenhöhie
schickt er Zweige an den Thranensack, die Thranenkarunkel, die
Harder'sche Drüse und die Bindehaut.
c)   Den Siebbein nerven (Nervits ethmoidalis) ; es ist diess
der fortlaufende Nasennerv, der durcli das vordere Augenhöhlenloch
in die Schadelhöhle getreten ist, dieselbe aber wieder verlâsst, indem
er durch ein Loch der Siebgrube in die Nasenhöhle sich fortsetzt, in
dieser an der senkrechten Platte des Siebbeines herabgeht und in der
Schleimhaut der Nasenscheidewand und der vorderu Nasenmuschel
sich verzweigt.
II. Der Vorder- oder Oberkieferast. (Bamus maxUlaris superior.) (Fig. 188. a.)
Der Vorderkieferast oder der -zweite Hauptast ist betrachtlich
starker als der eiste, mit welchem er anfangs verbunden ist, nachher
sich aber von ihm wieder trennt, da er in die breite Rinne zur Seite
des Körpers des Keilbeines und von dieser durch das Kinnbackenloch
in die Augenhöhie geht, in welciier er sich in drei Aeste spaltet; es
sind diess der Unter-Augenlidn erv, der Keilb ein-Gaumen-
n e r v und der u n t e r e Augenhöhlennerv.
1)   Der Unter-Augenlidn erv (Nervus palpebrae inferioris)
(Fig. 187. f. und Fig. 188. b.) geht von dem Vorderkieferast gewöhn-
lich noch innerhalb des Kinnbackenloches ab, lauft dann nach vorn,
durchbohrt die Augenhöhlenhaut, um in die Augenhöhie zu gelangen ;
in dieser steht er durch zwei Zweige mit dem Thranennerv in Ver-
bindung, geht dann an der âussern Wand der Augenhöhie nach unten
und vorn, um sich in dem untern Augenlide zu verzweigen.
2)   Der Keilbein-Gaumennerv (Nervus spheno-palatinus)
(Fig. 188. b'.) besteht aus einem kurzen, aber stârkern Stamme als
der vorige, der an der âussern Fliiche des vordern Fliigels des Keil-
beines und des Gaumenbeines liegt und sich in folgende Aeste theilt.
a) Der obère Nasennerv (Nervus nasalis superior) (Fig.
188. c.) ist auch unter dem Namen Nasen-Gaumennerv (N.naso-
palatinus)
bekannt; er liegt an dem Augenhöhlennerv und ist somit
der oberste Ast des Keilbein - Gaumennerven. Er tritt durch das
Nasenloch des Gaumenbeines in die Nasenhöhle, bildet hier einen
kleinen Knoten, der Nasen-Gaumenknoten (Ganglion naso-
palatinum)
genannt, und spaltet sich dann in einen innern und
aussern Ast.
aa) Der innere Ast oder der Nasenscheidewandast
(Bamus internus s. septi narium) geht an die innere Wand der Nasen-
höhle, die von der Nasenscheidewand gebildet wird, und verzweigt
sich in der Schleimhaut derselben ; aus ihm kommt auch der Nerv
der J a c o b s o n ' s c h e n R ö h r e, der sich in dieser Röhre mit Zweigen
von dem Riechuerven verâstelt. Fin weiterer Zweig, den der innere
Ast abschickt, geht an der Jacobson'schen Röhre nach unten, tritt
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dann durch die Gaumenspalte des kleinen Kieferbeines nach hinten
an den harten Gaumen, um sich in diesem und dem Zahnfleisch der
Schneidezahne zu verasteln.
bb) Der au s s er e Ast (Bamus externus) tritt an die Schleimhaut
der âussern Wand der Nasenhöhle,, und verzweigt sich besonders in
dem mittlern und hintern Nasengang und in der hintern Nasenmuschel.
Fig. 188.
Die Nerven an der rechten Seito des Kopfes blosgelegt (der rechte Hinterkieferast
ist entferut und die rechte Backe aufgeschlagen).
a.
Der zweile Ast des fiinften Hivnneivcii.
h.
b.
Der Unter- Augenlidnerv.
i.
a'.
Der Keilbein - Gaumennerv.
k.
c.
Der obère Nasennerv.
1.
i.
Der grosse Gaumennerv.
m
e.
Die obern Zahnnerven.
n
f.
Der kleine Gaumennerv.
0
g-
Der Unter - AugeiihÖhlenncrv.
0
t-r'-
Der Naseiiriiclienncrv.
P
g"-
Der unlere Nasenncrv.
P'
g"
Der Nerv der Oberlippe.
P'
Der dritte Ast des fiinften llirnnervcn.
Der aussere Katimuskelnerv.
Die vordern Schlöfennerven.
Der in nere Kaumuskelnerv.
Der Wangennerv.
Der oberflachüche Schlâfenneiv.
Der binterc Zahnnerv.
Der Kinnast desselben.
Der Ziinrzennerv.
Der ober(làchlic!ic Ast desselben.
Der tiefe Ast desselben.
b) Der grosse Gaumennerv (Nervus palatinus major) (Fig.
188. d.) ist ein stalker Ast, der durch das obère Gaumenloch in
den Gaumenkanal und von diesem durch das mittlere Gaumenloch
in die Gaumenrinne des grossen Kieferbeines geht, in welcher er bis
zu den Schneidezahnen hcrablauft. Von ihm gchen einige feine Nerven-
faden vor dem Eintritt in den Gaumenkanal an das Gaumensegel. und
einige durch den Knochen in die Gaumenhöhle, um sich hauptsachlich
in der Schleimhaut derselben zu verzweigen; in der Gaumenrinne
gehen Zweige durch die Ocffnungen des grossen Kieferbeines in die
Nasenhöhle. und verasteln sich in der Nasenschleimhaut. die den
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liintern Nasengaiig auskleidet; zahlreiche Zweige schickt er an den
harten Gaumen selbst, die mit denen des Nervens der andern Seite
ein grosses Nervengeflecht bilden, von dem Zweige an die Schleim-
haut des harten Gaumens und das Zahnfleisch der Backzahne gehen.
c)    Die obern Zahnnerven (Rami dentales superiores)
(Fig. 188. e.) sind einige kleine Nervenzweige, welche durch kleine
Oeffnungen an der Beule des grossen Kieferbeines durchgehen, urn
sich an den Wurzeln der hintern Backzahne zu verzweigen.
d)   Der kleine Gaumen nerv (Nervus palatinus minor) (Fig.
188.'f.) ist bedeutend kleiner als der grosse; er lauft auf der Beule
des grossen Kieferbeines nach hinten und unten, geht dann um' die
Rolle des Flügelbeines und verzweigt sich in dem Gaumensegel.
e)  DasKeilbcin-Gaumengeflecht (Plexus spheno-palatinus)
liegt zwischen dem Kcilbein-Gaumennerven und den Knoehen; es ist
aus vielen feinen Nerven zusammengesetzt, die grösstentheils von
diesem, dem Thranennerven und dem Vorderkieferaste des fünften
Hirnnervens kommen, einige kleine Knoten, die Keilbein-Gaumen-
knot en (Ganglia spheno - palatina) genannt, bilden, und Zweige
an den Siebbeinnerven und das Blendungsgeflecht schicken. Aus
diesem Geflechte geht
aa) Der Flügelnerv odcr der Vi dis che Nerv (Nervus
pterygotdeus s. Vidianus)
hervor. Es ist diess ein feiner Nerv, der
nach oben in den Vidischen Kanal geht, in der Höhe des Flügel-
loches des Keilbeines aus demselben wieder tritt, dann sich zwischen
dem Keilbein und der Eustachischen Böhre weiter nach oben fortsetzt
und hier zwei kleine Zweige an den grossen sympathischen Nerven
sendet; nach diesem geht er durch das Warzenloch in den Spiral-
gang, in welchem er sich mit dem siebenten Hirnnerven verbindet.
In dem Vidischen Kanal gehen von ihm einige diinne Zweige an die
Schleimhaut der Eachenhöhle.
3) Der Unter-Augenliöhlennerv (Nervus infraorbitalis)
(Fig. 188. g.) liegt hinter dem Unter-Augenlidnerven und über dem
Keilbein - Gaumcnnerven ; er besteht aus mehreren locker beisammen-
liegenden Nervenbiindeln und ist der starkste von diesen drei Aesten,
da er als der fortlaufende Stamm des Vorderkieferastes zu betrachten
ist. Durch das obero Kieferloch gelangt er in den Vorderkieferkanal
und durch das untere Kieferloch wieder aus demselben an die Gesichts-
flache, an weieher er sich bis zur Naso und der Vorderlippe fortsetzt.
Aus ihm gehen nachstehende Aeste hervor.
a) Der vordere Zah nnerv (Nervus alveolaris anterior) trennt
sich in dem Vorderkieferkanal von dem Hauptaste, setzt sich dann
in einem kleinen, von dem grossen und kleinen Kieferbein gebildeten
Kanal nach vorn und unten bis zu den Schneidezâhnen fort, in welchem
Verlaufe er Zweige an die Wurzeln der vier ersten Backzahne, des
Hackenzahnes und der drei Schneidezahne seiner Scite schickt.
d) Der Nasenrückennerv oder der oberflachliche Nasen-
nerv (Nervus nasalis superfleialis) (Fig. 188. g'.) geht ausserhalb
des Kanals, von dem Kicfermuskel der Vorderlippe bedeckt, von
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dem Hauptast ab, theilt sich dami alsbald in mehrcre Aeste, die
nach vorn und unten durch die Muskelu der Lippen und der Nase
laufen, und sich in der Haut des Nasenriickens und dein untern Theil
der Nasenschleimhaut endigen.
c)   Der unte re Nasennerv (Nervus nasalis inferior) (Fig.
188. g".) ist starker als der vorige, mit dem er übrigens gleichen
Ursprung hat ; er lauft ebenfalls nach vorn und unten, theilt sich in
mehrere Aeste, die dann, bedeckt von dem kleinen Kiefermuskel der
Nase, über den freien abgerundeten Rand des Nasenfortsatzes des
kleinen Kieferbeines bis in den untern Theil der Nasenhöhle gehen,
hier Zweige an die Schleimhaut derselben abgeben, hernach durch
das untere Nasenloch wieder nach aussen gehen und in der Haut
der Vorderlippe sich endigen.
d)   Der Nerv der Oberlippe (Bamus labii superioris) (Fig.
188. g"'.) ist der starkste Ast des Unter-Augenhöhlennervs; er geht
nach unten bis in die Oberlippe, in welchem Verlaufe er sich in
mehrere Aeste theilt, die sich mit Zweigen des Angesichtsnerven
kreuzen und verbinden, alsdann durch die Muskeln der Oberlippe
gehen und sich in der Haut der Oberlippe endigen. In den Lippen
geht an jedes Tastbaar ein feiner Nervenfaden.
III. Der Hinter- oder Unterldeferast. (Ramus maxülaris inferior.) (Fig. 188. h.)
Der Hinterkieferast als dritter Ast des fünften Hirnnerven ist
stàrker als die beiden vorigen, er entspringt mit einer grössern Portion
aus dem Gasser'sehen Knoten und mit einer ldeinern, die nur durch
Zellgewebe locker mit dieser verbunden ist, aus dem Gehirn selbst;
sein kurzer Hauptstamm tritt durch das Drosseladerloch ausserhalb der
Schadelhöhle und theilt sich in der Niihe der Eustachischen Röhre
in mehrere Hauptaste. Es sind diess :
1)  Der au s s ere Kau muskeln er v (Ramus mas setericits) (Fig.
188. i. und Fig. 189. b.) geht über dem halbmondförmigen Ausschnitt
zwischen dem Kron- und Gelenkfortsatz des Hinterkiefers nach aussen
und verzweigt sich in dem âussern Kaumuskel.
2)    Die vordern Schlafennerven (Bami temporales ante-
riores)
(Fig. 188. k.) entspriiigen gewöhnlich aus dem vorigen noch
innerhalb des Hinterkiefergelenkes ; sie bestellen aus mehreren Zweigen,
die unterhalb dem Gelenkfortsatz des Schlafenbeines nach vorn laufen
und sich in dem untern Theil des Schlafenmuskels verzweigen.
3)  Der innere Kaumuskelnerv oder der Fliigelnerv (Bamus
pterygoideus)
(Fig. 188. 1.) ist ein kleiner Ast, der an dem Luftsack
nach unten und hinten lauft, um in dem innern Kaumuskel sich zu ver-
asteln. Aus ihm kommt ein Ast für den Spanner des Pauken-
felles (Bamus tensoris tympani), der nach hinten und oben über den
Ohrknoten lauft und neben der Eustachischen Röhre in die Paukenhöhle
tritt, um sich in dem Spanner des Paukenfellcs zu verasteln.
Der Ohrknoten oder der Arnold'sche Knoten (Gajiglion
oticum s. Arnoldi)
stcllt einen liinglichrunden, etwas plattgedrückten,
kleinen, gewöhnlich grauröthlich aussehenden Körper dar, der an der
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innern Oberflàche des llinterkieferastes des dritten Hirnnervens, von*
dem er auch einige Faden empfangt, ganz in der Nahe an dem Ur-
sprung des innern Kaumuskelnervens liegt. Von ihm gehen einige
feine Nervenfaden mit dem Nerven des Spanners des Paukenfelles
durch die Paukenhöhle zu dem grossen sympathischen Nerven.
4)   Der Wangennerv (Nervus buccinatorius) (Fig. 188. m.)
lauft als ein starker Ast anfangs zwischen dem innern Kaumuskel,
dann iiber die Beule des g'rossen Kieferbeines zwischen die Muskeln
und die Schleimhaut der Backen bis zu den Lippen herab. In diesem
Verlaufe gibt er einen Zweig an den innern Kaumuskel, zahlreiche
Zweige an die Muskeln und die Schleimhaut der Backen und an
die Backendrüsen ab, und endigt sich mit vielen Zweigen in dei-
Vorder- und Hinterlippo ; auch verbindet er sicli mittelst eines Zweiges
mit dem siebenten Hirnnerven.
5)   Der oberflachliche Schlâfennerv (Nervus temporalis
superficialis)
(Fig. 188. n. und Fig. 189. c. und d.) setzt sich zwischen
dem Luftsack und der Ohrdrüse bis nach hinten unterhalb des Hinter-
kiefergelenkes fort; nun biegt er sich, nachdem er Zweige an die
Ohrinuschel, das Paukenfell, die Ohrdrüse und den Ohrdrüsenmuskel
abgegeben h at, nach aussen um, und theilt sich dann an der Gesichts-
flache sogleich in zwei Aeste.
a)   Der vorder e Ast (c.) geht hint er der Gesichtsleiste, von
der Haut bedeckt, nach unten, und verzweigt sich an der Backe in
dieser und in dem Gesichts - Hautmuskel.
b)   Der hintere Ast (d.) ist starker als der vorige; er lauft
auf dem Masseter von vorn und oben in schrâger Richtung über den
vordern und hintern Ast des vordern Backennerven nach hinten und
unten bis zur Hinterlippe, verbindet sich genau mit genannten Aesten,
und schickt Zweige an den aussern Kaumuskel, den Gesichts-
Hautmuskel und an die Haut.
6)   Mehrere kleine Zweige gehen in die Ohrdrüse, in welcher
sie sich zahlreich verzweigen, und so mit Zweigen des Angesichts-
nerven das Ohrdrüsengeflecht bilden ; von diesem gehen auch Zweige
an den Ohrdrüsenmuskel.
7)   Der hintere Zahnnerv (Nervus alveolaris posterior)
(Fig. 188. o.) ist ein starker Ast, der mit dem Zungennerven gleichen
Ursprung hat; er lauft zwischen dem Flügelmuskel des Hinterkiefers
und der innern Flache des Hinterkieferastes bis zu dem Hinterkiefer-
loch herab, und tritt dann durch dièses in den Hinterkieferkanal;
von ihm gehen ab :
a)    Der Nerv des Kiefermuskels des Zungenbeines
(Nervus mylohyoideus); dieser entspringt vor dem Eintritt in den
Hinterkieferkanal von dem Hauptstamm, lauft dann als ein langer
dunner Zweig in genanntem Muskei nach unten, sendet Zweige an
diesen Muskei und setzt sich dann in der Nahe des Kinnwinkels
zwischen dem Hinterkiefer und dem zweibauchigen Muskei nach hinten
und aussen fort, um in der Haut des Kinnes zu endigen.
b)   Der Zahnast (Reimus dentalis) trennt sich erst in dem
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Hinterkieferkanal von dem folgenden, lauft aber mit diesem in dem
Kanal nach unten an dem Kinnloch voriiber, und tritt dann in einen
engen Kanal, der bis unter die drei Schneidezahne seiner Seite
reicht; er schickt an die Wurzeln der Backziihne mehrere Zweige
an die des Hackenzahnes und der Schneidezahne dagegen nur einen
feinen Zweig.
c) Der Kinnast (Ramus mentalis) (Fig. 188. o'.) ist viel starker
als der vorige; er verlâsst durch das Kinnloch den Kanal, lauft dann
von diesem nach unten und theilt sich in mehrere starke Zweige,
die als Nerven der Unterlippe {Nervi labiales inferiores) theils
in der Haut derselben sich endigen, theils die sogenannten Bogen-
schlingen mit den Nerven des Kinnastes der andcrn Seite bilden.
8) Der Zungennerv (Nervus lingualis) (Fig. 188. p p' p".)
ist ebenfalls ein starker Ast, der zwischen dem Hinterkiefer und dem
innern Kaumuskel nach unten lauft und über dem Kiefermuskcl des
Zungenbeines an die Zunge tritt. An seinem Ursprung verbindet er
sich mit dem Paukenfellnerven, der dem Angesichtsnerven angehört
und durch die Glaser'sche Spalte aus der Paukenhöhle tritt. Er
theilt sich, nachdein er Zweige an den Flügelmuskel des Hinterkiefers
und an die Kinnbackendrüse abgegeben hat, in zwei grössere Aeste.
a)   Der oberflachliche Ast (Ramus superficialis) (p'.) lauft
zwischen der Schleimhaut und dem Zungenbeinastmuskel der Zunge
nach vorn durch die Untorzungendrüse, und dann mit dem Aus-
führungsgang der Kinnbackendrüse bis in das Zahnfleisch der Schneide-
zahne des Hinterkiefers ; er sendet Zweige an die Muskeln der Zunge,
den Kiefermuskel des Zungenbeines, die Unterzungendriise und an die
Maulschleimhaut.
b)   Der tiefe Ast (Ramus profundus) (p".) ist starker als der
vorige ; er geht über den Zungenbeinastmuskel der Zunge in die Tiefe
und lauft nun geschlangelt zwischen dem Zungenbeinmuskel und Kinn-
muskel der Zunge bis in die Spitze derselben; seine Verzweigung
nimmt er sowohl in den Muskeln, als auch in der Sclileimhaut der
Zunge und verbindet sich sowohl mit dem oberflachlichen Ast, als
auch mit dem neunten und zwölften Hirnnerven.
Das fünfte Hirnnervenpaar ist grösstentheils nur Empflndungsnerv
und leitet als soldier insbesondere die Schmerzensempfindungen des
Auges, des Ohres, des Geruclis- und Geschmacksorganes, so wie der
allgemeinen Decke des Kopfes. Der Zungennerv wurde früher als
Geschmacksnerv betrachtet, übrigens haben viele Versuche an Thieren
und selbst Beobachtungen an Menschen dargethan, dass er nicht die
Gesohmacksempfindungen, sondern nur die Tast- und Schmerzens-
empfindungen der Zunge vermittelt. Ueber die Geschmacksnerven
siehe das neunte Paar.
Die Abweichungen, welche das fünfte Hirnnervenpaar bei den
Wiederkaucrn zeigt, sind folgende.
Der Augenast geht ebenfalls durch das hintere Augenhöhlenloch
nach aussen, das aber hier mit dem Kinnbackenloch in eine Oeffnung
verschmolzen ist.
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Ber innere Zweig des Thraneiinervens sendet auch ehi en Zweig
an die Schleimhaut der Stirnhöhle, der aussere Zweig, der im Ver-
lialtnissc stiirker als bei dem Pferde ist, versieht zugleich auch die
Gefasshaut des Hornzapfcns seiner Seite.
Der Stirnnerv geht nicht durch das Augenbogenloch, sondern
unter dem Augenbogenfortsatz des Stirnbeines aus der Augenhöhle.
Der Nasennerv zeigt nur in so fern cine Abweichung, als er
verhaltnissniiissig viel stârker als bei dem Pferde ist.
Der Vorderkieferast verhult sich im Wesentliehen ganz sb wie
bei dem Pferde, nur zeigt der vordere Zahnnerv die Abweichung,
dass er, nachdem er in dem Vorderkiei'erkanal die Zweige an die
Wurzeln der Backzahne abgegeben hat, mit seinen sàmmtlichen
Nervenbündeln, wegen Mangels des Hackenzahnes und der Schneide-
zabne im Vorderkiefer, durch das untere Kieferloch nach aussen an
die Gesichtsflache tritt, daselbst sich in mehrere Aeste theilt, die
bis zur Nase und der VorderUppe herabgehen und in diesen Theilen
sich endigen.
Der Hinterkieferast gelangt durch das eirunde Loch aus der
Schadelhöhle und lâsst im Uebrigen koinè wesentliehen Abweichungen
erkennen.
Bei dem S c h w e i n e linden sich an den Aesten des funften
Hirnnervenpaares folgende Verschiedenheiteu.
Der Augenast kommt mit dem der Wiederkâuer in der Haupt-
sache ganz überein.
Der Vorderkieferast ist bei dem Schweine im Verhaltnisse sehr
stark; er sendet auch- Zweige an den Rüssel, lasst aber sonst von
dem des Pferdes nichts Abweichendes bemerken.
Der Hinterkieferast geht wie bei dem Pferde durch das Drossel-
aderloch aus der Schadelhöhle.
Der hintere Zahnnerv spaltet sich in dem Hinterkieferkanal in
mehrere Aeste, die sammtlich als Kinnnerven durch die âussern
Kinnlöcher treten, so dass die Zweige an die Wurzeln der Schneide-
zâhne ihm fehlen.
Der oberflachliche Ast des Zungennervens sendet einen Zweig
durch das innere Kinnloch zu den Wurzeln der Schneidezahne.
Bei den Pleischfressern theilt sich das fünfte Hirnnerven-
paar in dieselben Aeste wie bei dem Pferde, nur zeigen sie theil-
weise in Beziehung auf Stârke und den Austritt aus der Schadelhöhle
Verschiedenheiten.
Der Augenast tritt wie bei dem Pferde durch das hintere Augen-
höhlenloch aus der Schadelhöhle.
Der aussere Zweig des Thranennervens verbindet sich mit dem
hintern Schlafennerven, einem Ast des sicbenten Hirnnervens.
Der Stirnnerv geht wie bei dem Rinde unter dem Augenbogen-
fortsatz des Stirnbeines nach aussen.
Der Nasennerv stimmt mit dem" des Pferdes überein.
Der Vorderkieferast geht durch das runde Loch nach aussen,
das bei der Katze frei mündet, bei dem Hunde dagegen in einen
Leyh, Anatomie.                                                             62
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Kanal führt, von dem dann der Nerv erst durch das Kinnbackenloch
in die Augenhöhle gelangt. lm Allgemeinen zeigt er von dem des
Pferdes keine bemerkenswerthe Abweichung.
Der Hinterkieferast tritt durch das eirunde Loch aus der
Schadelhöhle.
Der hintere Zahnnerv zeigt die Verschiedenheit, dass er sich
in dem Hinterkieferkanal in drei Kinnnerven theilt, die durch eben-
soviel Kinnlöcher denselben verlassen.
VI. Der âussere Augenmuskelnerv. (Nervus abducens 9. oculomuscularis externus.)
(Fig. 187. e.)
Der aussere Augenmuskelnerv oder der Augen abziehende
Nerv ist der kleinste nach dem vierten Hirnnerven; er entspringt
mit mehreren Wurzeln über dem Hirnknoten in dem obern Schenkel
des • kleinen Gehirns und dem Pyramidenkörper des verlangerten
Markes, lauft hernach hinter dem Hirnknoten nach unten, durch den
Raum des facherigen Blutleiters hindurch, schliesst sich dann dem
dritten und dem ersten Ast des fünften Hirnnervens an und geht mit
diesen, an ihrer hintern Oberflache liegend, durch das hintere Augen-
höhlenloch in die Augenhöhle. Er gibt einen oder zwei feine Nerven
ab, die sich mit dem Vidischen Nerven verbinden und mit diesem
zu dem grossen sympathischen Nerven gehen. In der Augenhöhle
angelangt, theilt er sich in zwei Aeste.
a)  Der obère kürzere Ast verzweigt sich in der aussern und
obern Portion des hintern geraden Muskels des Augapfcls.
b)   Der untere langere Ast geht an den aussern geraden
Muskei, um in diesem sich zu verzweigen.
Das sechste Hirnnervenpaar scheint wahrscheinlich nur als Be-
wegungsnerv betrachtet werden zit diirfen.
VII. Der Angesichtsnerv. (Nervu3 facinlis.) (Fig. 189.)
Der Angesichtsnerv, der Antlitznerv oder der kleine
sympathische Nerv (N. sympathicus parvus) liegt zwischen dem
fünften und achten Hirnnerven, zwischen welchen or mit mehreren
Wurzelfaden aus dem Hirnknoten und dem obern Schenkel des kleinen
Gehirns hervorgeht. Mit dem Hörnerven steht er durch Zellgewebe
und einem kleinen Verbindungszweigchen in Verbindung, geht alsdann
mit diesem bis an den innero Gehörgang, an welchem er sich wieder
von demselben trennt. Nun lauft er in dem Spiralgang bis zu dem
Warzenloch, verbindet sich daselbst mit einem Faden des Vidischen
und des zehnten Nervens, tritt dann durch das Warzenloch wieder
nach aussen, und lauft nun in der Ohrdriise nach vorn und unten,
und unter dem Hinterkiefergelenk auf die Gesichtsflache. Die Aeste,
in die er sich theilt, sind:
1) Der Zweig für den Steigbiigelmuskel [Ramus ad mus-
culum stapedium)
ist ein feiner'Nerv, der im Innern des Gehöres
von dem Hauptstamme abgeht und in bezeichnetem Muskei sich
verzweigt.
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Fig. 189.
Her zweite und dritte Ast des fünften Hirnnerven und der siebente Hhnuerv an
der linken Seite des Angesiclites blosgelegt.
a.       Der fortlaurcnde Atigenhöhicnnerv.                                  i.         Der Hals-Haulnerv.
b.       Der rhisserc Kaumriskelneiv.                                           k.        Der Griffelnerv.
c.       Der obère AsI des oberflachlic.hen Schlafennervens.         111.     Zweige für die Ohrdrüse.
d.       Der unlere Ast desselben.                                              in.       Der Gcsichtsnerv.
e.       Der vordere Ohrnerv.                                                      n.        Der vordere Backennerv.
T.
       Der innere Ohrneiv.                                                        n'.       Dessen vordcrer AsI.
e:.      Der hintere Ohrnerv.                                                      n".      Dessen hinterer Ast.
h h.   Der hintere Schljifcnnerv.                                               o.        Der hintere Backennerv.
2)   Der Paukcnfellnerv oder die Paukensaite (Chorda
tympani)
ist wie der vorige ein feiner Nerv, der vor dem Austritt
durch das Warzenloch von dem Hauptstamm abgeht, in einem engen
Kanalchen nach hinten und oben lauft, sich dann aber nach vorn
umbiegt und in die Paukcnhöhle gelangt; in dieser geht er zwischen
dem Halse des Hammers und dem langen Fortsatz des Amboses "
durch, sendet hier Zweige an den Spanner des Paukenfelles und
vcrlasst dann durch die Glaser'sche Spalte die Paukenhöhle wieder.
Von dieser Spalte an geht nun der jetzt an Stiirke etwas zunehmende
Nerv an dem Luftsack nach unten und vorn, um sich mit dem Zungen-
nerven vom Hinterkieferast des dritten Hirnnervens zu verbinden.
3)  Der vordere Ohm erv (Nervus auricularis posterior) (Fig.
189. e.) geht vorn am Grunde der Ohrniuschel in der Ohrdrüse in
die Ilöhe, gibt Zweige an dièse, an die vorn liegenden Ohrniuskeln
und endigt sich in der aussern Haut der Ohrniuschel.
4)   Der innere Ohrnerv (Nervus auricularis iniernus) (Fig.
189. f.) entspringt neben dem vorigen, steigt ebenfalls in dem obern
Ende der Ohrdrüse in die Höhe bis an den Grund der Ohrniuschel,
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an welchem er durch ein kleines Loch an die innere Flache derselben
tritt und daselbst in der Haut sich verzweigt.
5)  Der hintere 0 limer v (Nervus auricularis posterior) (Fig.
189. g.) ontspringt hinter dem vorigen, geht dann iiber die Sehne
des milzfórmigen Muskels nach oben an die Muschel, schickt Zweige
an die Nackenmuskeln und endigt sich in der Hussein Haut der
Ohrmuschel.
6)  Der hintere Schlâfennerv (Nervus temporalis posterior)
(Fig. 189. hh.) ist stârker als die vorigen, er geht iiber die hintere
Flache des Hinterkiefergelenkes in der Ohrdriise nach oben, dann
zwischen dem Sclilafenniuskel des Hinterkiefers und dem Stirn- und
Schlafenmuskel des Schildes nach unten und vorn bis an die Stirn,
an welcher er sich mit dem aussem Zweig des Thranennervens und
dem Stirnnerven verbindet. Von ihm gehen Zweige an genannte Theile,
in den Kreismuskel der Augenlider und in die allgemeine Decke.
7)   Der Griffelnerv (Nervus styloideus) (Fig.- 189. k.) wird
auch als Griffel-Zungenbeinmuskelnerv (N. stylohyoideus)
bezeichnet; er ist ein dunner Nerv, der in der Ohrdriise von dem
Antlitznerven abgeht, nach vorn und unten Iauft und sich in dem
Griffelniuskel des Hinterkiefers und des Zungenbeines, so wie in dem
obern Bauch des zweibauchigen Muskels verzweigt.
8)  Der Hais-Haut nerv (Nervus subeutaneus colli) (Fig. 189. i.)
ist ein diinner langer Nerv, der am miteni Eande des Àntlitzncrvens,
von der Ohrdriise bedeckt, seine Entstehung nimmt, durcli die Druse
nach aussen tritt und nun zwischen ihrer aussern Oberflàche und
dem Ohrdriisenmuskel herablauft; er schickt Zweige an dièse Ge-
bilde und an die Haut, und verbindet sich auch mit Zweigen des
zweiten Halsnervens.
9)   Die Ohrdriise n zweige (Rami parotidei) (Fig. 189. 111.)
bilden mit Zweigen des oberflSchlichen Schlafennervens vom dritten
Ast des fünften Hirnnerven das Ohrdriisengeflecht (Plexus
parotideus).
10)   Der Gesichtsnerv (Nervus facialis) (Fig. 189. m.) ist
ein starker platter Nerv und die Fortsetzung des Hauptstammes ; er
tritt unter dem Hinterkiefergelenke an die Gesichtsflache, verbindet
sich hier mit dem oberflachlichen Schlafennerven und theilt sich nach
einem kurzen Verlauf in den vordern und hintern Backennerven.
a) Der vordere Backennerv (Nervus buccalis anteriori)
(Fig. 189. nn'n".) besteht aus einem kurzen starken Aste, der sich
auf dem Jochmuskel des. Hinterkiefers sogleich in einen vordern und
hintern Ast theilt.
Der vordere Ast (n'.) kreuzt sich mit dem hintern Aste des
oberflachlichen Schlafennervens, indem er an dessen innern Flache
nach vorn und unten geht, anfangs auf dem Jochmuskel des Hinter-
kiefers unter der Gesichtsleiste, dann auf den Backenmuskeln bis zu
der obern Lippe herablauft und in deren Muskeln sich verzweigt.
Auf dem Jochmuskel bildet er mit dem hintern Ast, dem hintern
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Backen- und dcm oberflachlichen Schlafennerven durch haufjge Ana-
stomosen ein starkes Geflecht.
Der hint ere Ast (n".) geht mit dem vordern Aste unter einem
spitzigen Winkel aus dem Stamm hervor, er lauft unter dem vorigen
auf dem Jochmuskel nach unten, theilt sich auf diesem in mehrere
Aeste, von denen einige in den Muskeln der Backen und den Lippen
sich verzweigen.
b) Der h intere Backennerv (Nervus buccalis posterior)
(Fig. 189. o.) geht an dem hintern Rande des Hinterkieferastes mit
dem vordern aus dem Hauptstamm hervor, lauft hernach auf dem
Masseter hinter dem untern Aste des vordern Backennervens, mit
dem er mehrere Verbindungen eingeht, nach unten und hinten bis
zur Hinteriippe herab. Er sendet Zweige an die Muskeln der Backe
und der Hinteriippe; auch geht er eine Verbindung mit einem Zweig
des Wangennervens vom dritten Ast des fünften Hirnnervens ein.
Der Angesichtsnerv ist hauptsiichlich Bewegungsnerv, scheint
aber auch durch die Verbindung, die er mit dem zehnten Hirnnerven
eingeht, wenn auch nur beschrankt die Empflndung zu vermitteln.
VIII. Der Hörnerv. (Nervus acusticus.)
Der Hörnerv oder der Gehörnerv (N. auditorius) entspringt über
dem vorigen unter der dreieckigen Grube in dem verlangerten Marke,
und mit einigen Wurzelfaden auch in dem obern Schenkel des
kleinen Gehirns ; nun biegt er sich über den strickförmigen Körper
seiner Seite nach aussen und unten, um sich mit dem Angesichts-
nerven zu verbinden, mit welchem er dann auch in den innern Gehör-
gang tritt. In diesem angelangt, verlasst er denselben und theilt sich
in zwei Aeste.
a)   Der Schneckennerv (Nervus cochleae) theilt sich in meh-
rere Zweige, welche an die Spindel der Schnecke gehen, an dieser
zwischen den Spiralplâttchen gewunden verlaufcn und an der innern
Haut derselben sich vcrlieren.
b)   Der Vorhofsnerv (Nervus vestibuli) ist der kleinere von
den beiden Aesten; er theilt sich in mehrere feine Nerven, welche
durch die kleinen Oeffnungen des innern Gehörganges in den Vorhof
und von diesem in die halbzirkelförmigen Kanale gelangen, in deren
Hauten sie auch ihre Verzweigung nehmen.
Der Hörnerv gehort wie der Geruchsnerv zu den weichen Nerven,
und enthalt wie dieser auch grauröthliche Substanz.
Durch die Gehörnerven wird nur die Gehörempfindung vermittelt.
IX. Der Zungen-Schlundkopfnerv. (Nervus glosso-pharyngeus.) (Fig. 190. bb'V.)
Der Zungen-Schlundkopfnerv oder der Geschmacks-
empfindungsnerv (N. gustatorius linguae) geht über dem achten
Paar mit mehreren Wurzelfaden zwischen dem Oliven- und strickför-
migen Körper an der untern Flâche des verlangerten Markes hervor.
Seine zahlreichen Bundel vereinigen sich nun am Seitenrande des ver-
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langerten Markes zu einem rundlichen Stamm, der die harte Himhaut
durchbohrt und nebst dem dritten Ast des fïinften, des zehnten und
eilften Hirnnerven durch das Drosseladerloch naeh aussen gelangt.
An dem Durchgang dureh die harte Haut bildet er ein kleines graii-
röthliches Knötehen, welches das obère Z u n g e n - S c h 1 u n d k o p f-
knötchen oder das Knötehen von Muller (Ganglion n. glosso-
phari/ngei superius s. Mülleri)
genannt wird. Naeh einem kurzen Verlauf
bildet er einen grossern langlichrunden Knoten, den man den untern
Z u n g e n - S e h 1 u n d k o p f k n o t e n oder den Knoten von Andersen.
(Ganglion n. glosso-pharyngei inferius s. petrosum Anderschii) nennt.
Aus ihm gehen hervor :
1)    Der Pauken Zweig (Ramus tympanicus) ; dieser geht als
ein kleiner Nerv zwiseben der iiussern und innern Wand der Pauken-
liöhle in dieselbe, verbindet sicb daselbst mit einem Zweig vom
Vidischen Nerven und dem grossen sympathischen, so wie mit einem
vom Ohrknoten kommenden, wodurch die sogenannte Jacobson'sche
Anastomose gebildet wird, von der ein feiner Faden zu dem
runden und einer zu dem eirunden Penster geht.
2)   Die V e r b i n d u n g s z w e i g e mit dem zehnten Paar und dem
obern Knoten des grossen sympathischen Nerven.
3)   Ein Zweig, der an dem Luftsacke nach unten lauft und teine
Zweige an das Rachengeflecht abgibt. Andere feine Faden verbinden
sich mit Zweigen des Schlundkopfnerven des zehnten Paares und
bilden mit diesen an dem Theilungswinkel der Carotis ein kleines
Geflecht, das Zweigenen an die Haute dièses Gefâsses sendet.
Nach Abgabe dieser Zweige setzt sich nun der Zungen-Schlund-
kopfnerv an dem hintern Rande des obern Astes des Zungenbeines
bis an dessen unteres Ende fort, und tlieilt sich dann in den Schlund-
kopfast und den Zungenast.
4)   Der Schlundkopfast (Ramus pharyngeus) (b'.) ist von
den beiden Aesten der kleinere ; er theilt sich alsbald in mehrere
Zweige, welche zu den Muskeln des Schlundkopfcs, bosonders in die
Zungenbeinastmuskem desselben, zu dem Gaumensegol und zu dem
Rachengeflechte gehen.
5)   Der Zungenast (Ramus lingualis) (b".) ist starker als der
vorige; er lauft unter diesem an den Grund der Zunge und theilt
sich, nachdem er einen Zweig fiir den Schlundkopf und das Gaumen-
segel abgegeben hat, in zwei Aeste.
Der obère Ast verzweigt sich in der Schleimhaut des Zungen-
grundes und der des Gaumensegcls.
Der unterò Ast ist starker als der vorige, er gcht an dem
untern Aste des Zungenbeines an den Zungengrund, verbindet sich
mittelst eines Zweiges mit dem Zungennerven des dritten Astes
vom fünften Hirnnerven, und sendet dann zahlreiche feine Zweigchen
an die Schleimhaut der Zunge, die in den Geschmackswarzchen
sich endigen.
Das ncunte Hirunervenpaar ist es, welches das Vermogen be-
sitzt, die wahren Geschmacksempfindungen zu ermitteln.
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Fig. 190.
Der neunte, zeliute, eilfte und zwiilfte Hirunery, der erste Halsnerv und der
Kopfthoil des grosseu sympathischen Nervens an der liuken Seite des Kopfes
blosgelegt (der linke Hinterkioferast und die Ohrdrüse sind eutfernt).
a.
Die Carolis.
I).
Der Zimgen - Schliindkoiifiierv
b'.
Der Schlundkopfast.
b".
Der Zungenast.
c c.
Der Langen - Mageiinerv.
c',
Der Schiumi kop fiierv.
c".
Der obère Kehlkopfnerv.
d.
Der Beincrv.
X.
Der Lungen - Mag e mier
Der unlere Asl desselben.
Der obère Ast desselben.
Der Zungenfleischnerv.
Der grosse sympnlhische Nerv.
Der spindclförmige Knolen desselben.
Verbindungsstelle des grossen sympallnschen
Nerven mil dein zehnlen rjironerven.
Der erste Halsnerv.
v. (Nervus pneumo - gastrieus.) (Fig. 190. cc.)
Das zehnte Paar oder der herums chweifende Nerv
(JV. vagus) entspringt über dem neunten Paar mit vielen Wurzelfaden
in dem strickförmigen und Olivenkörper des verlangerten Markes,
welche sich an der freien Flache dieser Körper zu zahlreichen Bün-
deln vereinigen, die dann nach aussen laufen und in einen gemein-
schaftlichen flachrunden Hauptstamm übergehen ; dieser tritt nun durch
eine eigene Oeffnung der harten Hirnhaut mit dem dritten Ast des
fünften, dem neunten und eilften Hirnnerven durch das Drosseladerloch
aus der Schadelhöhle. Sobald der Hauptstamm durch die Oeffnung
der harten Haut getreten ist, bildet er einen lânglichrunden, etwas
abgeplatteten Knoten , den man als den o b e r n K n o t e n des
Lungen-Magennerven (Ganglion superius nervi vagi) bezeichnet.
Aus diesem Knoten gohen hervor:
1) Der Ohrast des Lungen-Magennerven (Ramus auri-
cularis nervi vagi)
; dieser Nerv lauft nach unten und vorn, tritt
dann in den Spiralgang, verbindet sich durch feine Zweige mit dem
Angesichtsnerven und geht mit diesem hernach wieder aus dem
Gang heraus. Alsdann lauft er unter dem aussern Gehörgang nacli
hinten und oben, gibt einen Zweig an den hintein Ohrnerven, theilt
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sicli hierauf in zwei Zweige, welene in den aussern Gehörgang tieten
und in dessen Haut sich verâsteln.
2) Je einen feinen Faden an den Paukenhöhlennerv des Zungen-
Schlundkopfnerven und an den obersten Halsknoten des grossen
sympathischen Nervens.
Von dem obern Halsknoten an lauft nun der Lungen-Magennerv
in der Nâhe der innern Kopfarterie und des grossen sympathischen»
Nervens nach unten und hinten, und verbindet sich am obern Ende
der Drosselarterie durch Zellgewebe mit dem grossen synipathischen
Nerven. Unweit und unterhalb des Drosseladerloches bilden seine
Hauptbündel ein ganglienahnliches Geflecht, das auch als der unterò
Knoten des Lungen-Magennerv'en (Ganglion inferius nervi
vagi)
bezeichnet wird.
Aus diesem Knoten und von dem Hauptstamm unter ihm
geli en ab :
1") Mehrere Verbindungszweige mit dem Zungen - Schlundkopf-
nerven, dein Beinerven und dem Zungenfleischnerven.
2)  Der Schlundkopfnerv (Nervus pharyngeus) (Pig. 190. c'.)
lauft an dem Luftsack über die innere und aussere Kopfarterie nach
unteh, und theilt sich in zwei Zweige.
a)   Der obère Zweig geht in die Muskeln und die Schleim-
haut am obern Theile des Schlundkopfes, und schickt auch Zweige
an das Eachengellecht.
b)   Der untere Zweig theilt sich in mehrere kleine Zweige,
welche mit einander und mit ahnlichen Zweigen des Zungen-Schlund-
kopfnerven des neunten, dem obern Kehlkopfnerven des zehnten,
des eilften und zwölften Hirnnerven, so wie des grossen sympathischen
und des ersten Halsnerven Verbindungen eingehen, wodurch das
sogenannte Rachen- oder Schlundkopfgeflecht (Plexuspharyn-
geus)
gebildet wird.
3)   Der obère Kehlkopfnerv (Nervus laryngeus superior)
(Fig. 190. c".) geht in dem Rachengeflecht innerhalb der Carotis in
einem Bogen nach unten zu dem Schlund- und Kehlkopf; er steht
durch Verbindungszweige mit genanntem Geflecht, dem Hauptstamm
und dem obern Halsknoten des grossen synipathischen Nerven in
Verbindung. An dem Schlundkopfe sendet er kleine Zweige au den
untern Zungenbeinastmuskel und den Zungenbeinmuskel des Schlund-
kopfes; nach diesem tritt er an dem obern hintern Winkel des
Schildknorpels durch eine daselbst befjndliche Oeffnung in den Kehl-
kopf, in welchem er sich hauptsachlich in der Schleimhaut desselben
und theilweise auch in dem Schild - Pyramidenmuskel verzweigt.
Nach Abgabe dieser Aeste verbindet sich nun der Lungen-
Magennerv am obern Theile des Halses durch Zellgewebe mit dem
grossen sympathischen Nerven, von dem er auch mehrere feine
Zweige empfangt, lauft dann mit diesem an der Carotis nach unten
bis zu dem Eingang der Brusthöhle, vor welchem er sich wieder von
ibm trennt und dann zwischen den beiden ersten Rippen in die
Brusthöhle tritt; in dieser gehen aus ihm hervor:
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4)   Der untere Kehlkopfnerv, oder der Stimmnerv, oder
der zurüeklaufendo Nerv (Nervus laryngeus inferior s. vocalis
s. recurrens)
(Fig. 195. cc.); es ist diess ein langer dunner Nerv,
der in der Brusthöhle an dem Theilungswinkel der Luftröhre aus dem
Hauptstamme entspringt, hernach, der rechte um den gemeinschaft-
lichen Stamm der Rücken- und obern Halsarterie, der linke um den
Bogen der Aorta an das untere Ende der Luftröhre tritt. Zwischen
diesem und den grössern Gefassstammen lauft der Nerv alsdann nach
vorn bis an den Eingang der Brusthöhle, und an diesem zwischen
den beiden ersten Rippen nach aussen; nun steigt er zur Seite des
Halstheiles der Luftröhre vor der Carotis nach oben bis zu dem
Kehlkopf, an welchem er zwischen dem untern Ende des hintern
Ring-Pyramidenmuskels und dem Ring-Schlundkopfmuskel in dessen
Höhle gelangt. Er gibt ab:
a)   Kleine Zweige zu dem vordern Lungengeflecht und dem
Herzgeflecht.
b)  Einige grössero Zweige an den untern Halsknoten des grossen
sympathischen Nervens.
c)   Mehrere Zweige an den Stamm des sympathischen Nervens.
d)   Mehrere feine Nerven an den Schlund, welche nach hinten
und oben gehen.
e)   Mehrere Nerven an die Luftröhre, welche an dieser nach
vorn und oben laufen, Verbindungen unter einander und mit ahn-
lichen Zweigen des Nervens der andern Seite eingehen, wodurch das
Luftröhrengeflecht (Plexus trachealis) gebildet wird.
f)   Zweige an den hintern und Seiten-Ring-Pyramidenmuskel,
den Quermuskel, den Schild-Pyramidenmuskel und selbst, aber wenige
Zweige an die Schleimhaut des Kehlkopfes, an welcher sie mit dem
obern Kehlkopfnerven Verbindungen eingehen.
5)   Das vorder e Lungengeflecht (Plexus pulmonalis an-
terior)
liegt in der Brusthöhle zwischen dem untern Ende der Luft-
röhre und den grossen Gefassstammen ; es wird von einigen Zweigen
des Lungen - Magennervens, des untern Kchlkopfncrvens und des
sympathischen Nervens gebildet. Von dem sympathischen Nerven
kommen die Aeste aus dem untern Halsknoten, dem ersten, zweiten
und dritten Brustknoten. Aus diesem Geflechte gehen die Nerven
des untern Endes der Luftröhre und deren Aeste und die der grössern
Gefassstamme hervor.
6)-Das Herzgeflecht (Plexus cardiacus) steht mit dem vor-
dern Lungengeflecht in Verbindung, es wird wie das vorige von
Nervenfaden des Lungen-Magennervens, des zurUcklaufenden und
des sympathischen Nervens gebildet. Die Nerven gehen mit den
Gefassen durch den Herzbeutel hindurch, bilden Netze um diese,
laufen alsdann in verschiedenen Richtungen zwischen der Muskel-
substanz und dem serösen Ueberzug des Herzens nach unten, und
verzweigen sich in dem Herzen und dessen Blutgefassen.
7) Das hi n te re Lungengeflecht (Plexus pulmonalis poste-
rior)
befindet sich an dem Theilungswirikel der Luftröhre, es wird
leyh, Anatomie.                                                                                                       
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hauptsaehlich Ton Zweigen des Hauptstammes, dann auch von Zweigen
des obern und untern Astes des Lungen - Magennervens gebildet, und
empfângt überdiess auch Nerven von dem untern Halsknoten, dem
dritten, vierten und fünften Brustknoten des sympathischen Nervens.
Von diesem Gefleehte gehen die Lungennerven hervor, welche die Luft-
röhrenaste begleiten und in der Substanz der Lungen sich verzweigen.
Der Hauptstamm des Lungen-Magennervens theilt sich, nach-
dem er Zweige an die Luftröhre und den Schlund (Rami trachéales
s. oesophagei)
abgeschickt hat, an dem Theilungswinkel der Luftröhre
in einen obern und untern Ast.
8)   Der obère Ast (Fig. 190. e.) lauft zwischen den Blâttern
der obern Abtheilung des hintern Mittelfelles über dem Schlunde
nach hinten gegen das Zwerchfell, in dessen Nahe er sich mit dem
gleichnamigen Aste des Lungen-Magennervens der andern Seite ver-
bindet. Die beiden obern Aeste senden bis dahin mehrere Zweige
nach unten an den Schlund, an welehem sie sich mit âhniichen
Zweigen der untern Aeste zu dem Schlundgeflechte (Plexus
oesophageus)
verbinden, das den hintern Theil der Brustportion des
Schlundes versieht. Nach diesem geben die vereinigten obern Aeste
einen Zweig an die ebenfalls mit einander verbundenen untern Aeste ab,
gehen dann durch das Schlundloch des Zwerchfelles in die Bauchhöhle,
in welcher sie an die obère oder hintere Flache zwischen die Haute
des Magens treten, daselbst sich mit Zweigen des Eingeweidenervens
verbinden und als obères oder hinteres Magengeflecht
(Plexus gastricus superior s. posterior) sich ausbreiten.
9)   Der untere Ast (Fig. 195. f.) verbindet sich schon in der
Nahe des Theilungswinkels der Luftröhre mit dem untern Aste des
gleichnamigen Nervens der andern Seite zu einem gemeinschaftlichen
Ast; dieser tritt ebenfalls zwischen die Blatter der obern Abtheilung
des hintern Mittelfelles, lauft hernach unter dem Schlunde nach hinten,
schickt Zweige nach oben an den Schlund, welche mit Zweigen der
obern Aeste das Schlundgeflecht bilden und geht dann, nachdem er
von den obern Aesten noch einen starken Zweig empfangen bat, mit
dem Schlunde in die Bauchhöhle. In dieser gelangt er an die untere
oder vordere Flache des Magens, zwischen dessen Hauten er sich mit
Zweigen des sympathischen Nergens verbindet, und als un ter es oder
vorderes Magengeflecht (Plexus gastricus inferior s. anterior)
sich ausbreitet. Von dem untern Magengeflechte gehen auch Zweige
mit der untern Kranzvene des Magens zu dem Lebergeflechte:
Bei den Wieder kauern fehlt der Verbindungszweig mit dem
obern und untern Ast vor dem Eintritt durch das Zwerchfell in die
Bauchhöhle. Dasselbe ist auch bei den Fleischfressern der Fall.
Der Lungen - Magennerv scheint besonders Empfindungsnerv zu
sein, soli aber auch nach Angabe Einiger Bewegungsfasern besitzen.
XI. Der Beinerv. {Nervus avcessorius.) (Fig. 190. d d'd".)
Das eilfte Paar oder der Beinerv (V. accessorius Willisii)
gehort grösstentheils dem Halstheil des Rückenmarkes an, indem er
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mit einem feinen Nervenfaden zwischen dem sechsten und siebenten
Halsnerven aus dem aussern obern Strange desselben entspringt. In
dem Wirbelkanal lauft er an dem Seitenrande des Rückenmarkes, mit
dem er anfangs durch die Spinnwebenhaut verbunden ist, nach oben
bis zu dem grossen Oberhauptsloch, in welchem Verlaufe er feine
Faden von dem RUckeumark erhalt und sich so auf diese Art
allmâhlig verstarkt. Nachdem.er nun durch das grosse Oberhaupts-
loch in die Schadelhöhle getreten ist, geht er an dem Seitenrande
des verlangerten Markes nach unten, einpfangt mehrere Faden von
diesem, verbindet sich hernach durch die Spinnwebenhaut mit dem
Lung^n - Magennerven, verlasst denselben aber alsbald wieder und
durchbohrt alsdann über ihm die harte Hirnhaut, urn durch das
Drosseladerloch aus der Schadelhöhle zu gehen, wo er sich wiederholt
mit dem zehnten Hirnnerven verbindet, sich aber sogleich wieder
von ihm trennt. Er gibt nachstehende kleinere Zweige ab und theilt
sich dann in zwei grössere Aeste.
1)   Kleine Zweige an den zehnten und zwölften Hirnnerven und
an den obern Halsknoten des grossen sympathischen Nervens.
2)   Einen langern Zweig zu dem Rachengeflecht, der sich mit
einem feinen Zweig des ersten Halsnervens zu einer Schlinge verbindet.
3)   Der. untere Ast d'.) verbindet sich durch einen feinen
Zweig mit dem obern Aste und mit einem ahnlichen, der vom
Hauptstamm oberhalb der Theilung abgeht ; alsdann lauft er nach
hinten und unten, tritt in das obère Ende des Brustbein-Kiefermuskels,
in welchem er nach unten geht und sich auch in ihm verzweigt.
4)   Der obère Ast (d".) geht nach hinten und oben zwischen
den gemeinschaftlichen Muskei des Armes, Halses und Kopfes und
den milzförmigen Muskei; bis hierher nimmt er Zweige von dem
zweiten und dritten Halsnerven auf. Nun lauft er 'zwischen diesen
Muskeln am Halse nach hinten, tritt dann an die Oberflâche des-
selben, an welcher er, von dem Hals-Hautmuskel bedeckt, sich
noch weiter nach hinten über das obère Ende und die âussere Flache
des vordern Grâtenmuskels bis in die Rückenportion des obern Nacken-
band-Schultermuskels fortsetzt. Er sendet Zweige an genannte Muskeln
und an den Rücken-Schultermuskel.
Der Beinerv ist wahrscheinlieh nur rein als Bewegungsnerv zu
betrachten.
XII. Der Zungenfleischnerv. (Nervus hypoglossus.) (Fig. 190. e e.)
Der Zungenfleischnerv oder der Un terzungen nerv
(N. sublingualis) ist der zwölfte Hirnnerv, welcher seinen Ursprung
mit mehreren Wurzelfaden an dem strickförmigen und Olivenkörper
des verlangerten Markes hat. Diese vereinigen sich hernach, indem
sie nach aussen gehen, in zwei oder drei Bundel, von denen jeder
für sich die harte Hirnhaut durchbohrt und dann erst zu dem
Hauptstamme sich verbinden, der hernach durch das Knopfloch
des Otjerhauptsbeines die Schadelhöhle verlasst. Nun geht er zwi-
schen dem zehnten und eilften Hirnnerven in schrager Richtung von
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hinten und oben nach vorn und unten zur Seite des Flügelmuskels
des Schlundkopfes bis zu dem untern Aste des Zungenbeines, an
welchem er sich nach innen umbiegt und unter dem Zungenbeinast-
muskel der Zunge an den Grund derselben tritt. Von ihm gehen
folgende Zweige ab:
1)   Zwei feine Zweige an das obère Ende des spindelförmigen
Knoten des grossen sympathischen Netvens.
2)  Einen Faden an den Lungen - Magennerven und zwar an den
Schlundkopfast desselben.
3)  Einen Faden an den ersten Halsnerven.
4)  Einen Zweig an das Rachengeflecht.                             
5)  Mehrere kleine Zweige an den Kehlkopf.
6)  Zweige an das untere Ende der Kinnbackendrüse, in welcher
sie sich mit Zweigen des dritten Astes des fünften Hirnnerven verbinden.
Hierauf theilt sich min der Zungenfleischnerv in einen aussern
und innern Ast.
7)   Der au s s er e Ast ist schwacher als der innere, er geht
zwischen dem Zungenbeinastmuskel und dem Zungenbeinmuskel der
Zunge nach unten bis in die Nahe der Zungenspitze; seine Ver-
zweigung nimmt er hauptsachlich in genannten Muskeln und dem
Zungenmuskel der Zunge.
8)   Der innere Ast, welcher stârker als der vorige ist, geht
zwischen dem Zungenbeinmuskel und dem Kinnmuskel der Zunge
in die Tiefe, und verzweigt sich iri dem Fleisch der Zunge, wo er
sich auch mit Zweigen des Zungenastes des fünften Hirnnerven ver-
bindet und mit diesen zahlreiche Gefiechte bildet.
Das zwölfte Hirnnervenpaar ist höchst wahrscheinlich nur als
Bewegungsnerv thatïg.
B. |ie ïJÖafmitarhsncrilelt. (Nervi medullae spinalis.)
(Fig. 183., Fig. 181. und Fig. 185.)
Die Rückenmarksnerven, oder wie sie auch genannt
werden, die Zwischenwirbelnerven (Nervi intervertébrales)
entspringen symmetrisch aus den einzelnen Abtheilungen des Rücken-
markes, und zwar jeder Nerv mit einer obern und untern Wurzel.
Die Faden der obern Wurzeln gehen aus den obern Strangen in der
Nâhe der Seitenrânder an der obern Flache des Rückenmarkes hervor,
sie sind stârker als die untern und gehören den Empfindungsnerven
an; die Faden der untern schwachern Wurzeln entspringen aus den
untern Strangen an der untern Flache des Rückenmarkes und sind
rein motorische Nerven (Bewegungsnerven). An jeder Wurzel ver-
einigen sich die in Beziehung der Zahl und Starke von einander
abweichenden Faden zu verschieden starken Bündeln, die von der
obern Flache des Rückenmarkes nach aussen und unten, und von
der untern Flâche nach aussen und oben laufen, alsdann die harte
Haut an verschiedenen Stellen durchbohren und erst ausserhalb,dieser
sich zu dem Hauptstamm vereinigen, welcher, mit Ausnahme des
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ersten und zweiten Halsnervens, durch das von zwei Wirbeln gebil-
dete Zwischenwirbelloch nach aussen tritt.
Die Bundel der obem Wurzeln bilden, nachdem sie durch die
harte Haut nach aussen getreten sind, gewöhnlich innerhalb des
Zwischenwirbelloches die sogenannten Spinalknoten, deren Zahl
an den kleinern Rückenmarksnerven zwischen 1 und 2, und bei den
grössern zwischen 2 und 5 varirt. Sie kommen an allen Rücken-
marksnerven mit Ausnahme der Schweifnerven vor,' und sind an ge-
nannten Stellen von dem fettreichen Zellgewebe umgeben.
Sammtliche Rückenmarksnerven theilen sich gleich nach dem
Austritt aus dem Wirbelkanal in einen obern und untern Ast;
sie werden, je nachdem sie an irgend einer Abtheilung des Rücken-
markes ihren Ursprung nehmen, in folgende Nerven unterschieden.
1.    Die Halsuerven.                        4. Die Kreuznerven.
2.    Die Rückennerven.                   5. Die Schweifnerven.
3.    Die Lendennerven,
I. Die Halsnerven, (Nervi cervicales.) (Fig. 183. c-c.)
Hals- oder Nackennerven sind es acht Paar, von denen das
erste und zweite Paar durch die Wirbellöcher des ersten und zweiten
Halswirbels und die folgenden durch die Zwisehenwirbellöcher der
übrigen Halswirbel jedoch so gehen, dass das letzte Paar durch die
Zwisehenwirbellöcher, welche von dem letzten Halswirbel und dem
ersten Rückenwirbel gebildet werden, nach aussen gelangt.
1) Der erste Halsnerv. {Nervus cervicalis primus.) (Fig. 190. g.)
Dieser ist der kleinste von den Halsnerven, er entspringt, wie
angegeben, mit zwei Wurzeln an der obern und untern Flache des
Rückenmarkes. Der Hauptstamm tritt nun in das innere Loch des
ersten Halswirbels und theilt sich innerhalb diesem in zwei Aeste.
a)  Der obère Ast, welcher durch das aussere Loch des ersten
Halswirbels nach aussen tritt, lauft zwischen dem Aehsen-Trager-
muskei und dem langen und kurzen Aehsen - Oberhauptsmuskel nach
oben und hinten, theilt sich hernach in mehrere Zweige, welche
sich in genannten Muskeln, dem obern und Seiten-Trâger-Oberhaupts-
muskel, so wie in den Nackenmuskeln und dem gemeinschaftlichen
Muskei des Ohres verbreiten.
b)  Der un ter e Ast ist schwacher als der vorige, er geht durch
das aussere Loch des Tragers nach unten und vorn, tritt unter den
Querfortsatz desselben und theilt sich hier wieder in zwei grössere
Zweige. Der langere Zweig verbindet sich durch je einen Paden
mit dem spindelförmigen Knoten des grossen sympathischen Nervens,
dem zwölften Hirnnerven und dem ersten Halsnerven. Nachdem er
einen weitern Paden zu dem Rachengeflechte abgegeben hat, setzt
er sich weiter nach unten fort, theilt sich in mehrere Zweige, die
sich hernach in dem obem und mittlem Theil des Brustbein-Schild-
muskels, Brust-Zungenbeinmuskels und des Schulter-Zungenbeinmuskels
verasteln. Der kürzere Zweig verbreitet sich in dem untern Trâger-
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Oberhauptsmuskel, dem Trager - Griffelmuskel und dem Halswirbel-
Oberhauptsmuskel.
2) Der zweite Halsnerv. (Nervus cervicalis secundus.)
Dieser Nerv geht durch das Wirbelloch am vordern Ende des
Bogens der Achse nacli aussen, er ist starker als der vorige und
theilt sich ebenfalls in zwei Aeste.
a)   Der obère Ast lauft nach oben und tritt zwisclien das
Nackenband und den grossen durchflochtenen Muskel; er gibt Zweige
an diesen, an die kleinen Strecker des Kopfes, die am Nacken liegen,
und an die Haut in der Nâhe der Achse ab.
b)   Der untereAst ist starker als der vorige, er lauft nach
unten und gibt einen Faden an den ersten Halsnerven, den Antlitz-
nerven und an den untern Ast des Beinervens ; ferner gehen aus
ihm hervor:
1)   Der Ohr-Hautnerv (Nervus subcutaneus auricularis);
dieser lauft am Rande des Querfortsatzes des Atlas nach vom und
oben bis an die Ohrmuschel; er verzweigt sich in der allgemeinen
Decke an dieser, an der Ohrspeicheldiiise und an dem ersten
Halswirbel.
2)  Der Hals-Hautnerv (Nervus subcutaneus colli) theilt sich
sogleich in mehrere Aeste, die zum Theil nach vorn an die Haut
des Kopfes und die Kehlgangsdrüsen, zum Theil nach hinten an die
Haut des Halses gehen.
3) 4) 5) Der dritte, vierte und fiinfte Halsnerv. [Nervus cervicalis tertius,
quartus et quintus.)
Diese Nerven gehen durch die Zwischenwirbellöcher, die von
dem zweiten bis fünften Halswirbel gebildet werden, aus dem Wïrbel-
kanale hervor und theilen sich, wie der erste und zweite Halsnerv,
in einen obern und untern Ast.
a)   Die obern Aeste dieser Nerven sind schwacher als die
untern, sie gehen über die Zwisclien - Quermuskeln und die Halsportion
des langen Rückenmuskels nach oben an die innere Plache des
Rücken-Oberhauptsmuskels, theilen sich dann in viele Zweige, welche
mit einander Verbindungen eingehen, und sich hauptsachlich in den
Muskeln, die zur Seite und oben am Halse ihre Lage haben, so wie
an dem Seitentheil des Halses in der Haut verzweigen.
b)  Die untern Aeste derselben laufen nach unten und theilen
sich in obère und hintere Zweige, die sich hierauf in den Muskeln,
die zur Seite und unten am Halse gelagert sind, und in der allge-
meinen Decke verbreiten.
Der fiinfte Halsnerv gibt überdiess noch einen Zweig an den
obern Ast des sechsten und einen Zweig zur Bildung des Zwerch-
fellsnerven ab, welch' letzterer auf dem Rippen-Halswirbelmuskel
nach unten und hinten lauft, und sich mit einem ahnlichen Zweig
des sechsten Halsnerven verbindet.
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6) 7) 8) Der sechste, siebente und achte Halsnerv, (Nervus cervicalis sextus,
septimus et octavus.)
u
Die drei letzten Halsnerven treten durch die Wirbellöcher zvvi-
schen dem fiini'ten Halswirbel und dem ersten Rückenwirbel nach
aussen, sie sind starker als die vorigen, und theilen sich ebenfalls
in zwei A e s t e.
                                         ,
a)   Der obère Ast des sechsten verhâlt sich wie die vorher-
gehenden, der des siebenten und achten dagegen lauft zwischen der
Halsportion des langen Rückenmuskels nach oben, verzweigt sich in
diesem, dem untern Nackenband - Schultermuskel und in der Haut.
b)   Die untern Aeste dieser Nerven gehen nach unten, ver-
zweigen sich besonders in dem gemeinschaftlichen Muskei des Armes,
Halses und Kopfes, dem Rücken - Trâgermuskel, dem Rippen-Hals-
wirbelmuskel und in der Haut.
Von dem untern Aste des sechsten und des siebenten Halsnervens
geht je ein Zweig ab, die sich mit dem vom fünften zu dem
Zwerchfellnerven verbinden; ferner gibt jeder der drei letzten
Halsncrven einen Ast ab, von denen der des siebenten der stârkste
und der des sechsten der schwachste ist, die sich mit einander und
mit dem untern Ast des ersten Rückennërvens zu dem Armgeflechte
verbinden.
Die übrigen Hausthiere haben dieselbe Anzahl Halsnerven
wie das Pferd.
II, Die Rückennerven. (Nervi dorsales.) (Fig. 184. b-b.)
Diese Nerven werden auch die Brustwirbelnerven (Nervi
thoracici)
genannt, es sind achtzehn Paar, von denen das erste,
das zugleich auch das starkste ist, durch die Zwischenwirbellöcher
des ersten und zweiten Rückenwirbels und das letzte durch die des
letzten Rückenwirbels und des ersten Lendenwirbels nach aussen tritt.
Auch sie spalten sich ausserhalb des Wirbelkanals in einen obern
und untern Ast.
a)   Die obern Aeste der Rückennerven treten zwischen den
Querfortsatzen der Rückenwirbel nach oben und verzweigen sich in
den Aufhebern der Rippen, dem gemeinschaftlichen Rippenmuskel,
den Zwischen - Dornmuskeln, den Zwischen-Quermuskeln, dem Quer-
Dornmuskel, dem langen Rückenmuskel, dem vordern und hintern
gezahnten Muskei und in der Haut des Rückens.
b)   Die untern Aeste senden je einen feinen Zweig an den
grossen sympathischen Nerven; der untere Ast des ersten Rücken-
nërvens geht zu dem Armgefleclit, und der des zweiten verbindet sich
durch einen Ast (Fig. 191. d.) mit dem des ersten. Die untern Aeste
der letzten Rückennerven geben auch Zweige an die Psoasmuskeln ab.
Aus ihnen gehen
1) Die Zwischenrippennerven (Nervi intercostales) hervor;
jeder Zwischenrippennerr tritt an den hintern Rand einerRippe, lauft
hierauf an diesem zwischen dem innern und aussern Zwischenrippen-
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504
muskel bis unterhalb die Mitte der Rippe nacli unten, und theilt
sich dann in einen a u s s e r n und innern Zweig.
Der âuss er e Zweig dringt durch den aussern Zwischenrippen-
muskel, um sich bei den vordern Rückenneryen in dem Rippen-
Sehultermuskel, dem Rücken-Armbeinmuskel und dem Brust- und
Bauch-Hautmuskel und bei den hintern theils in diesen Muskeln,
theils in dem âussern Rippen-Bauchmuskel zu verzweigen.
Der innere Zweig setzt sich zwischen dem innern Zwischen-
rippenmuskel und dem Brustfell bis zu dem untern Ende der Rippe
fort, und gibt wie der vorige Zweige au die Zwischenrippenmuskeln ab.
Die fortlaufenden Zweige der vordern Rückennerven gehen zwischen
den Rippenknorpeln nach aussen und breiten sich in den unten an
der Brust liegenden Muskeln aus, die der hintern Rückennerven,
ungefiihr vom achten an, senden Zweige an das Zwerchfell, und gehen
dami an der innern Seite der Rippenknorpeln nach unten, um sich
in dem innern Rippen-Bauchmuskel, dem Darmbein-Bauchmuskel
und dem Brust - Schambeinmuskcl zu verasteln.
Die Wiederkâuer und die F leis chfres s er haben dreizehn
Paar Rückennerven, und das Schwein vierzehn Paar.
UI. Die Lendennerven. (Nervi lumbares.) (Fig. 185. b-b.)
Die Lenden- oder Bauchwirbelnerven (Nervi abdominales)
ontspringen aus dem Lendentheil des Rückenmarkes, und zwar wie
die übrigen Rückenmarksnerven mit zwei "Wurzeln. Es sind sechs
Paar, von denen das erste durch die Zwischenwirbellöcher der zwei
ersten Lendenwirbeln und das letzte durch die, welche von dem letzten
Lendenwirbel und dem Kreuzbein gebildet werden, ausserhalb des Wir-
belkanals tritt. Bei solchen Pferden, die nur fünf Lendenwirbel besitzen,
wie es nicht selten bei orientalischen vorkommt, so wie auch bei dem
Esel finden sich dann auch nur fünf Lendennervenpaare vor.
Die Theilung der Lendennerven ausserhalb des Kanals gesebieht
ahnlich wie bei den übrigen Rückenmarksnerven.
a)   Die obern Aeste gehen zwischen den Querfortsâtzen der
Lendenwirbeln nach oben und verzweigen sich in dem hintern Ende
des langen Rückenmuskels, des Quer-Dornmuskels, der Zwischen-
wirbelmuskeln, dem hintern gezahnten Muskei, dem vordern Ende des
grossen Darmbein-Umdrehermuskels und in der allgemeinen Decke.
b)  Die untern Aeste senden Zweige nach unten an die Psoas-
muskeln, den viereckigen Lendenmuskel, ferner je einen Zweig an
den grossen sympathischen Nerven und verschieden grosse Aeste zu
dem Lendengeflecht.
Bei den Wiederkauern kommen ebenfalls sechs Paar Lenden-
nerven vor, bei dem Schweine und den Fleischfressern aber
sieben Paar.
IV. Die Krenznerven. (Nervi sacrales.) (Fig. 185. d-d.)
Die Kreuznerven entspringen in dem Kanal des Rückenmarkes;
es sind fünf Paar, die sich aber noch in dem Kanal in obère und
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untern Aeste theilen. Diese Aeste treten, mit Ausnahme des letzten
Paares, das zwischen dem hintern Ende des Kreuzbeines und dem
ersten Schweifwirbel nach aussen geht, durch die Oeffnungen des
Kreuzbeines ausserhalb des Kanals.
a)  Die obern Aeste sind schwiicher als die untern, sie gehen
dureh die obera Kreuzbeinlöcher aus dem Kanal heraus, und ver-
zweigen sich in den auf dem Becken und Kreuzbein liegenden Mus-
keln, die theils nach unten an die Gliedmasse, theils nach hinten
an den Schweif gehen.
b)   Die untern star kern Aeste gelangen durch die untern
Kreuzbeinlöcher aus dem Kanal, sie geben feine Zweige an die
Beckengeflechte der Eingeweidenerven, je einen Zweig an den Stamm
des grossen sympatliisclien Nerven, und verbinden sich dann zu dem
Kreiizgeilecht.
Die Wiederkauer haben ebenfalls fünf Paar Kreuznerven,
das Schwein dagegen nur vier und die Fleischfress er nur
drei Paar.-
V. Die Schweifnerven. (Nervi caudae.) (Fig. 185. c.)
Die Schweifnerven sind die letzten Nerven des Rückenmarkes,
von dem sie aus dem hintern Ende liervorgehen, und theilweise noch
den sogenannten Pferdeschweif bilden helfen; es sind gewölinlich vier
Paar, denen aber die Spinalknoten fehlen. Das erste Paar geht
zwischen dem ersten und zweiten Schweifwirbel und das letzte zwi-
schen dem vierten und fünften nach aussen. Jeder Schweifnerv theilt
sich hierauf sogleich in einen obern und untern Ast.
a)   Die obern Aeste verbinden sich mit einander zu einem
starken Nerven, der in dem obern Kreuzbeinmuskel des Schweifes bis
in die Spitze desselben lauft, und Zweige an diese Muskeln, die
Zwischen - Quermuskeln und an die Haut sendet.
b)    Die untern Aeste vereinigen sich gleichfalls zu einem
Hauptast, der zwischen dem Seiten- und untern Kreuzbeinmuskel neben
der untern Seitenarterie des Schweifes bis an die Spitze desselben lauft,
und sich in diesen Muskeln, den Zwischen-Quermuskeln und der
Haut verzweigt. Auch geht aus den untern Aesten der Kreuzbein-
nerven beider Seiten ein Zweig hervor, der die mittlere Schweif-
arterie begleitet.
Der obère und untere Ast des ersten Schweifnervens empfangt
von den gleichnamigen Aesten des letzten Kreuznervens einen Ver-
bindungszweig.
Bei Beschreibung der Riickenmarksnerven wurden mehrere Ge-
flechte erwahnt, aus denen die Nerven der Gliedmassen und auch
anderer Organe liervorgehen; diese Geflechte sind das Armgeflecht,
das Lendengeflecht und das Kreuzgeflecht; ferner vereinigen
sich Aeste der Rückeumarksnerven auf jeder Seite zu einem langen
Nerven, der in die Brusthöhle tritt, in dieser bis zu dem Zwerchfell
gelangt und der Zwerclifelln erv genannt wird.
Leyh, Anatomie.                                                                                                                           "^
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I. Das Armgeflecht. {Plexus braehiatis.) (Fig. 191. und Fig. 192.)
Das Armgeflecht oder Achselgeflecht (Plexus axillaris) wird durch
die Vereinigung der untern Aeste des sechsten, siebenten und achten
Ilalsnervens, des ersten Riickennervens und Zweigen des grossen sym-
pathischen Nerven gebildet, es triti, durch die Spalte des Rippen-
Halswirbelmuskels gehend, unter die Schulter, umschlingt hier die
Achselarteriè und Vene, und gibt folgende Nerven ab.
1)   Die vordern Brustnerven (Nervi thoracici anteriores)
(Fig. 191. e.) sind mehrere Aeste von verschiedener Starke, welche
vorn aus dem Armgeflecht hervorgehen, nach vorn und unten laufen
und sich insbesondere in dem grossen und kleinen Brust-Armbein-
muskel, dem Brust-Vorarmbeinmuskel, dem Brustbein-Schultermuskel
und dem untern Ende des gemeinschaftlichen Muskels des Armes,
Halses und Kopfes verzweigen.
2)   Die hintern Brustnerven (Nervi thoracici posteriores)
(Fig. 191. f.) bilden gewöhnlich drei grössere Aeste, die aus dem
hintern Theil des Armgeflechtes entspringen, nach hinten und unten
laufen und sich in dem Kippen-Schultermuskel, dem grossen Schulter-
Armbeinmuskel, dem grossen Brust-Armbeininuskel, dem Rückcn-
Armbeinmuskel und dem Brust- und Bauch-Hautmuskel verzweigen.
Fig. 191.
Das Armgeflecht 'und dessen Aeste am rechten
Vorderfuss blosgelegt.
Der siebente Hahnerv.
Der achle Halsnerv.
Der erstc Riickennerv.
Der Vcrbindungszweig desselbe» mil
dem zweiten Rückennervcii.
Die vordern Brustnerven.
Die hintern Brustnerven.
Der vordere Schulternerv.
Der miniere Schulternerv.
Der hintere Schulternerv.
Der Ellenbogennerv.
Der vordere Armnerv.
Der hintere Armnerv.
Der miniere Armnerv.
Der vordere Vorarmnerv.
Der hintere Vorarmnerv.
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507
3)  Der vordere Sc h ulte r ne rv (Nervus scapularis anterior)
(Pig. 191. g.) entspringt vorn aus dem Armgeflecht, geht dann nach
hinten und unten bis in die Nâhe des untern Winkels des Schulter-
blattes; hier tritt er nun zwischen dem Unterschulterblattmuskel und
dem vordern Grâtenrouskel auf die aussere Seite der Schulter, an
welcher er unterhalb der Grate über die aussere Flache des hintern
Gratenmuskcls nach hinten lauft, Zweige an genannte Muskeln abgibt
und sich hieraui' in den drei Schulter -Umdrehermuskeln endigt.
4)   Der mi111 ere Schulternerv (Nervus scapularis médius)
(Fig. 191. h.) ist etwas schwacher als der vorige, er entspringt hinter
ihm aus dem Armgeflecht, lauft ebenfalls nach hinten und unten
bis ungefahr in die Mitte des Unterschulterblattmuskels, theilt sich
hier in mehrere Aeste, die sich sodann in diesem Muskei verbreken.
5)  Der h intere Schulternerv (Nervus scapularis posterior)
(Fig. 191. i.) geht zwischen den beiden vorigen über die innere
Flache des Unterschulterblattmuskels nach hinten und unten, tritt
alsdann an dem untern Ende der Schulter zwischen dem grossen
Schulter-Armbeinmuskel und dein Unterschulterblattmuskel, dann zwi-
schen der hintern Flache des Schultergelenkes und dem grossen Schulter-
Ellenbogenmuskel nach aussen; er verzweigt sich in genannten Mus-
keln, dem grossen, mittlern und kleinen Schulter-Armbeinmuskel,
dem hintern Griitenmuskel, dem Anfang des gemeinschaftlichen Mus-
kels des Armes, Halses und Kopfes und dem Schulter-Hautmuskel.
Auch gibt er einen Hautnerven ab, der an der innern Seite des
Vorarmes nach unten lauft, Zweige an den Brust-Vorarmbeinmuskel
sendet und sich dami in der Haut verliert.
6)   Der Ellenbogennerv (Nervus ulnaris) (Fig. 191. k.) ist
ein langer, nicht sehr starker Nerv, welcher über die innere Flâche
des Unterschulterblattmuskels und die Sehne des grossen Schulter-
Armbeinmuskels, dann über die innere Flache des Oberarmes nach
unten bis an die Rückseite des Ellenbogengelenkes lauft. Von hier
geht nun der Nerv auf dem Beuger des Kronbeines, von den.Arm-
Hackenbeimnuskeln bedeckt, an der hintern Seite des Vorarmes bis
in die Nâhe der Rückseite des Kniegelenkes, wo er sich in zwei
Aeste theilt. Vor der Theilung gehen aus ihm hervor:
a)   Der innere Hautnerv (Nervus cutaneus internus); dieser
entspringt ungefahr in der Mitte des Oberarmes aus dem Hauptstamra,.
lauft hernach an der innern Seite des Vorarmes nach unten, theilt
sich in mehrere Zweige, die in der Haut sich verasteln.
b)   Mehrere Muskelzweige, welche in die Muskeln dringen, die
an der hintern Flache des Vorarmes liegen.
c)   Der innere schwâchere Ast (Fig. 192. s.) geht unter
den Sehnen der Arm - Hackenbeinmuskeln schrâg nach vorn und
unten, um sich an der innern Seite des Kniegelenkes mit dem âussern
Schienbeinnerven (Fig. 192. t) zu verbinden.
d)   Der aussere starkere Ast (Fig. 192. s'.) tritt durch
die Spalte der Sehnen der Arm - Hackenbeinmuskeln hindurch, geht
hernach an die aussere Seite des Kniegelenkes und theilt sich dann
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in drei Zweige, welehe sich in der Haut ani Kniegelenke und dem
Schienbein verbreiten.
7)   Der vordere Armnerv (Nervus brachialis anterior) (Pig.
191. 1.) entspringt hinter den vordern Brustnerven aus dem Arm-
geflecht, lauft dann nach unten bis an die innere Flâche des Arm-
gelenkes, schlingt sich hier um die Achselarterie nach hinten und
unten um, und theilt sich dann in zwei Aeste.
a)  Der grosse re Ast verbindet sich mit dem mittlern Armnerven.
b)  Der kleinere Ast dagegen lauft unter dem Armgelenke zwi-
schen dem obern Ende des Armbeines und dem mittlern Schulter-
Armbeinmuskel nach unten und vorn in den geraden Beuger des
Vorarmbeines, in welchem er sich auch endigt. Er sendet aber vorher
Zweige an den gewundenen Beuger des Vorarmes und an den mittlern
Schulter - Armbeinmuskel.
8)  Der h intere Armnerv (Nervus brachialis posterior) (Fig.
191. m.) ist ein ziemlich starker Ast, der aus dem hintern Theile des
Anngefiechtes hervorgeht, alsdann in schiefer Richtung von vorn und
oben über das untere Ende des grossen Schulter-Armbeinmuskels nach
hinten und unten bis ungefahr in die Mitte des Oberarmes geht, au
welchem er sich in zwei g ross er e Aeste theilt.
a)  Der obère Ast spaltet sich alsbald in mehrere Aeste, welche
sich in den Ausstreckern des Vorarmes verzweigen.
b)   Der untere langere Ast geht zwischen diesen Streckern
und dem gewundenen Beuger des Vorarmes an die iiussere Seite des
Ellenbogengelenkes und von hier nach unten an die vordere Fliiche
des Vorarmes, wo er sich in dem untern Ende des Arm-Vorarmbein-
muskels, dem geraden Strecker des Schienbeines, den Streckern des
Fessel-, Kron- und Hufbeines, und in dem aussern Arm-Hackenbein-
muskel verzweigt. An dem Ellenbogengelenke gibt er mehrere Zweige
ab, die sich in der Haut an der aussern Seite des Vorarmes als
âussere Hautnerven (Nervi cutanei externi) verhoren.
9)   Der mittlere Armnerv oder der Mittelnerv (Nervus
medianus)
(Fig. 191. n.) geht aus dem mittlern Theil des Arm-
geflechtes hervor und ist der starkste und langste Ast desselben,
indem er die Achselarterie bis zu dem Hufe herab bcgleitet. Er lauft
über die innere Flache des Armgelenkes bis unter die Mitte des
Oberarmes nach unten und theilt sich dann in den vordern und
hintern Vorarmnerven.
a)   Der vordere Vorarmnerv (Nervus radialis anterior)
(Fig. 191. o.) ist der kleinere Ast; er geht über dem Ellenbogen-
gelenk in schrager Richtung zwischen der vordern Flache des Arm-
beines und dem Schulter-Vorarmbeinmuskel an die vordere Flache
des Vorarmes, an welcher er sich in mehrere Aeste theilt, die in
den daselbst liegenden Muskeln und der Haut sich verzweigen. Die
Hautzweige setzen sich in der allgemeinen Decke bis zu dem Fessel-
gelenk fort.
b)    Der hinter e Vorarmnerv (Nervus radialis posterior)
(Fig. 181. p.) ist bedeutend starker als der vorige, er setzt sich,
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509
die Arm- und hintere Vorarmarterie begleitend, über die innere
Flâche des Ellenbogengelenkes und des Vorarmes naeh unten bis in
die Nane des Kniegelenkes fort. Er gibt ab :
aa) Zweige an die Muskeln, die hinten am Vorarm liegen,
bb) Den Zwischenknochennerven (Nervus interosseus);
dieser geht, nachdem er Zweige an die Beugemuskeln abgegeben hat,
mit der Zwischenknochenarterie durch die Ellenbogenspalte an die
iiussere und vordere Seite des Vorarmes und verzweigt sich in den
daselbst liegenden Muskeln.
Oberhalb dem Knicgelenke theilt sich nun der Hauptstamm in
den âussern und innern Schienbeinnerven.
Fig. 192.
Die innere Seite des lin-
ken Ünterfusses mit den
Nerven.
e) Der âussere Schienbeinnerv (Ner-
vus volaris externus)
(Fig. 192. q.) geht zwischen
den Schichten des Kniebogenbandes nach unten
und aussen an die âussere Seite der Beuge-
sehnen des Kron- und Hufbeines, und an dieseu
neben der iiussern Schienbeinarterie bis zu dem
Köthengelenk herab. Ueber dem Kniegelenke
nimmt er den innern Ast des Ellenbogennervens
(Fig. 192. t.) und etwas unter der Mitte des
Schienbeines einen Verbindungsast des innern
Schienbeinnervens auf; auch schickt er einen
Zweig in die Tiefe an die Riickseite des Schien-
beines und mehrere Zweige an die Oberfliiche
in die Haut. Von dem Köthengelenke an nimmt
er denselben Veilauf wie der folgende Nerv.
d)  Der innere Schienbeinnerv (Nervus
volaris internus)
(Fig. 192. r.) geht mit der innern
Schienbeinarterie und denBeugesehnen desKron-
und Hufbeines durch den Kniering nach unten
bis an die innere Seite des Köthengelenkes, an
welchem er in den innern Seitennerven iibergeht.
Ungefahr in der Mitte des Schienbeines schickt
er einen Ast (Fig. 192. u.) ab, der schief von
oben auf der Beugesehne des Kronbeines nach
q. Der aussere Schienbeinnerv.
r. Der innere Schienbeinnerv.
s. Der inaere Ast des Ellenbogen-
nervens.
s'. Der aussere Ast desselbcn.
t. Verbindungsstelle des intiem
Astes des Ellenbogennervens
mit dem aussern Schienbein-
nerven.
il. Verbindungsast mit dem iiussern
und innern Schienbeinnerven.
v. Der innerc Seitennerv.
unten und aussen lauft, und sich mit dem
aussern Schienbeinnerven verbindet.
e)   Der aussere und in nere Seite n-
nerv spaltet sich sogleich in einen vordern
und hintern Zweig.
aa) Der vordere Zweig (Ramus anterior)
geht mit der Seitenarterie und Vene nach unten,
theilt sich in mehrere kleinere Zweige, die sich
in der Haut am Fessel und der Krone, in der Fleischkrone und der
Fleischwand ausbreiten.
bb) Der hintere Zweig (Ramus posterior) ist stàrker als der
vorige, er geht hinter der Seitenarterie nach unten und hinten, theilt
' ■
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sich ebenfalls in mehrere Zweige, die sich in der Fleischwand,
Fleisclisohle und dem Fleischstrahl verâsteln.
Bei den Wiederkauern geschieht die Bildung des Arm-
geflechtes auf âhnliche Art wie bei dem Pferde; die Aeste, die aus
ihm entspringen, zeigen folgende Verschiedenheiten.
Der Ellenbogennerv theilt sich ebenfalls in zwei grössere Aeste,
von denen der eine am Vorarm in die Tiefe tritt und an der hintern
Seite des Fusses bis zu den Sesambeinen herablauft, Zweige an
den Schienbein-Fesselbeinmuskel abgibt und dann mit dem aussern
Schienbeinnerven sich verbindet.
Der Mittelnerv spaltet sich erst an den Schienbeinen in die zwei
Schienbeinnerven, welche die Arterien begleiten.
Der aussere Schicnbeinnerv verbindet sich mit einem Zweig des
innern Astes und tritt dann in die Zehenspalte, woselbst er sich in
den âussern Seitennerven der innern Zehe und den innern Seiten-
nerven der âussern Zehe theilt; ferner gibt er ab den aussern Seiten-
nerven der âussern Zehe und einen Zweig an die aussere Afterzehe.
Der innere Schienbeinnerv ist nicht so stark als der vorige, aus
ihm kommen der innere Seitennerv der innern Zehe, ein Zweig fur
die innere Afterzehe und ein Zweig fiir den aussern Schienbeinnerven.
Bei dem Schweine verhalten sich die Aeste des Armgeflechtes
wie bei den Wiederkauern, nur gibt der Ellenbogennerv den âussern
und innern Zweig der âussern Afterzehe ab und
Der Mittelnerv theilt sich iiber den Sesambeinen in drei Aeste
(Schienbeinnerven), von denen der innere Ast die beiden Seitennerven
der innern Afterzehe und den innern Seitennerven der innern wahren
Zehe abgibt; der mittlere Ast ist der stârkste, er tritt mit dei-
Arterie zwischen die beiden wahren Zehen, und theilt sich hier in
den âussern Seitennerven der innern Zehe und den innern Seiten-
nerven der âussern Zehe; der aussere Ast endlich ist der kleinste
und geht als âusserer Seitennerv der âussern wahren Zehe nach unten.
Auch bei den Fleischfressern wird das Armgeflecht von
denselben Nerven gebildet wie bei den übrigen Haustliieren. In seiner
Verzweigung zeigt es nachstehende Aenderungen.
Der Ellenbogennerv, welches der stârkste Ast ist, der aus dem
Armgeflecht hervorgeht, theilt sich ebenfalls in einen âussern und
innern Ast. Der aussere Ast ist der kleinere, er geht unter der
Haut an der âussern Seite des Fusses nach unten, theilt sich dann
in zwei Aeste, die als ein vorderer und hinterer âusserer Seitennerv
an der âussern Zehe sich fortsetzen ; der funere stârkere Ast geht
unter den Beugcsehnen der Zehen nach innen, gibt Muskelzweige ab
und theilt sich dann in die hintern Seitennerven der Zehen, welche
sich wie die vordern bis zur Zehenspitze fortsetzen-.
Der vordere Armnerv gibt den vordern Vorarmnerven ab, der
bei den übrigen Thieren von dem mittlern Armnerv kommt.
Der hintere Armnerv theilt sich erst am Vorarm in einen âussern
und innern Ast. Der aussere Ast lauft bis zur Vorder - Fusswurzel
nach unten und theilt sich dann in drei Zweige; dicse trcten min in
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die Zehenspalten der vier gròsse™ Zehen, woselbst sich jeder wieder
in zwei kleinere Zweige theilt, die hernach als vordere Seitennerven
die Arterien bis zur Zehenspitze begleiten.
Der mittlere Armnerv (Mittelnerv) ist im Verhaltnisse schwach,
er geht über das Arragelenk, und bei der Katze durch die lângliche
Spalte am untern Ende des Arrnbeines nach unten bis an die innere
Seite des Vórarmes herab und theilt sich, nachdem er Zweige an
die umliegenden Muskeln abgeschickt hat, in zwei Zweige. Der
ausscre Zweig lauft nach unten bis zu den Sesambeinen, wo er sich
mit einem Zweig des innern Astes des Ellenbogennervens verbindet.
Der innere Zweig theilt sich nach einem kurzen Verlaufe in den
hintern aussern Seitennerven der ersten und den hintern innern Seiten-
nerven der zweiten Zebe.
II. Das Leudengeflecht. [Plexus lumbaris.)
Das Lendengeflecht entsteht durch zahlreiche Verbindungen der
untern Aeste der Lendennerven, und steht durch den fünften und
sechsten Lendennerven mit dem Kreuzgeflecht in Verbindung. Aus
ihm gehen nachstehende Nerven hervor:
1)   Der Lenden-Bauchnerv {Nervus lumbo-hypogastricus)
wird von den ersten Lendennerven abgegeben, er lauft zwischen dem
viereckigen Lendenmuskel und dem Lendenwirbel - Backbeinmuskel
nach aussen und spaltet sich hierauï in zwei Aeste.
a)   Der vordere Ast geht zwischen dem Darmbein-Bauch-
muskel und dem innern Rippen-Bauchmuskel nach unten und hinten,
gibt Zweige an diese Muskeln ab, durchbohrt dann die Aponeurose des
aussern Rippen-Bauchmuskels, um an die Oberflâche zu treten und in
der Haut an der aussern Seite des Oberschenkels sich zu endigen.
b)   Der hintere Ast tritt zwischen den innern Rippen-Bauch-
muskel und das Bauchfell, lauft zwischen diesen beiden Gebilden nach
unten und hinten bis an den Bauchring und gibt Zweige an genannte
Muskeln, den Brust-Schambeinmuskel und einen weitern Zweig ab,
der unterhalb dem Poupart'schen Bande die Bauchhöhle verlasst und
sich in den Lymphdriisen, in der Vorhaut, und bei weiblichen Thieren
in dem Euter verzweigt; bisweilen verbindet er sich mit dem hintern
Aste des Lenden-Leistennervens.
2)   Der Lenden-Leistennerv [Nervus lumbo - inguinalis)
geht mit zwei Wurzeln aus dem ersten und zweiten Lendennerven
hervor, lauft zwischen denselben Muskeln wie der vorige nach aussen
und theilt sich ebenfalls in zwei Aeste.
a)  Der vordere Ast tritt zwischen den innern Rippen-Bauch-
muskel und den Darmbein-Bauchmuskel und nimmt denselben Verlauf
wie der gleichnamige Ast des Lenden - Bauchnervens.
b)  Der h intere Ast lauft zwischen dem innern Rippen-Bauch-
muskel und dem Bauchfell nach unten und hinten bis oberhalb des
Bauchringes, verbindet sich hier mit einem Zweig des aussern Saamen-
nervens, tritt dann nach aussen, um sich in dem Schlauch, dem
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■^•v, -.« -■-
512
Hodensaeke, den Leistendriisen, nnd bei weiblichen Thieren in der
âussem Haut des Euters und den Schamlippen zu verzweigen.
3)   Der âussere Saamennerv (Nervus spermaticus externus)
(Fig. 193. a.) nimmt seinen Ursprung aus dem dritten und vierten
Lendennerven, dringt dann durcb den Lenden -Darmbeinmuskel hin-
durch, lauft hierauf auf diesem nach hinten und theilt sicli gleichfalls
in zwei A este.
a)   Der au ssere Ast lauft nach aussen an die Bauchmuskeln,
gibt Zweige an dièse, verbindet sich alsdann mit dem hintern Aste
des Lenden-Leistennervens und verzweigt sich in denselben Gebilden
wie dieser.
b)   Der innere Ast lauft nach unten und tritt dann iiber dem
Bauchring aus der Bauchhöhle, sendet Zweige an den Hodenmuskel,
die Scheidenhaut des Hodens und Saamenstranges, den Hodensack
und an den Schlauch; bei weiblichen Thieren verzweigt er sich in
dem Euter.
4)  Der âussere Hautnerv des Schenkels (Nervus cutaneus
femoris externus)
hat denselben Ursprung wie der vorige, indem er
ebenfalls aus dem dritten und vierten Lendennerven hervorgeht; er
tritt zwischen dem Lendenwirbel-Backbeinmuskel und dem Darmbein-
Lendenmuskel hervor, lauft hierauf zwischen ersterem Muskel und dem
grossen Darm-Backbeinmuskel nach aussen bis unterhalb des aussern
Darmbeinwinkels, um hier die Aponeurose des aussern Rippen-
Bauchmuskels zu durchbohren. Nun setzt er sich an der innern
Seite des aussern Darm-Schenkelbeiiimuskels am Oberschenkel nach
unten, sendet Zweige an diesen Muskel und an die Haut, und theilt
sich dann in zwei kleinere Zweige, welche sich in der Haut in dem
Umfang der Kniescheibe verlieren.
5)   Der vordere O b ers ch enkelner v (Nervus cruralis (in-
terior)
(Pig. 193. bb'b".) entspringt mit mehreren Wurzeln aus den
letzten vier Lendennerven und ist der starkste Ast des Lenden-
geflechtes; er geht zwischen beiden Psoasmuskeln nach aussen, lauft
hierauf auf dem grossen Psoas nach unten und über dem Poupart'schen
Bande aus der Bauchhöhle ; alsdann lauft er über das untere Ende des
grossen Darm - Backbeinmuskels und theilt sich in zwei ungleich
grosse Aeste.
a)  Der innere Hautnerv des Schenkels (Nervus cutaneus
femoris internus)
(b') geht zwischen dem innern Darm-Schenkelbein-
muskel und dem Scham-Schenkelbeinmuskel neben der Schrankader
nach unten an die innere Plache des Unterschenkels ; er theilt sich
in mehrere Aeste, welche sich in diesen Muskeln, in den Leisten-
drüsen und in der Haut an der innern Plache des Ober- und Unter-
schenkels verzweigen.
b)  Der fortlaufende Oberschenkelnerv (b") ist ebenfalls
in mehrere Aeste getheilt, welche zwischen dem vordern Darm-
Schenkelbeinmuskel und dem innern Darm-Backbeinmuskel in die
Tiefe treten und sich in diesen Muskeln, so wie in dem aussern
Back - Schenkelbeinmuskel verbreiten.
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513
6) Der Verstopfungsnerv (Nervus obturatorius) (Pig. 193. cc.)
ontspringt mit mehreren Wurzeln aus dem vierten, fünften und sechsten
Lendennerven, lauft dann auf dem hintern Darmbeinwinkel in Be-
gleitung der Verstopfungsarterie nach unten und hinten, und durch
das Verstopfungsloch ausserhalb der Beckenhöhle, worauf er sich
in zwei Aeste theilt.
a)  Der vorder e Ast geht zwischeu dem Uussern Verstopfungs-
muskel und dem hintern Kreuz-Sitzbeinmuskel nach unten, um sich
in diesen Muskeln, so wie in den Scham-Backbeinmuskeln und dem
Scham - Schenkelbeinmuskel zu verzweigen.
b)   Der h intere Ast lauft nach hinten und verzweigt sich in
dem aussern Verstopfungsmuskel, dem grossen und kleinen Gesass-
Backbeinmuskel.
Fig. 193.
Das Lenden- und Kreuzgeüecht an der rechten Halfte des Hintertheiles
blosgelegt. (Die Bauch- und Beckenhöhle sind geöffnet, die Eingeweide
herausgenomnien und das hreite Bockenband entfernt.)
-.
1.
Der U-tzte Lcndenncrv.
d'.
Der hintere Gesassnerv.
2.
Oer erste Kreitznerv.
à".
Der hintere Hautnerv des 0
a.
Der êussere Saamennerv.
schenkels.
b.
Der vordere Obcrschenkelnerv.
e e'.
Der Uiiftiierv.
b'.
Der itinere Hautnerv desselben.
r.
Der hintere Oherschenkelnerv.
b"
Der forllaufende Stamm
g.
Der miniere Oberschenkelnerv
c c
Der Verstopfungsnerv.
b.
Der Ideine Unlerschenkelncrv.
d.
Der vordere Gesassnerv.
i.
Der grosse Untcrsrhenktlnerv.
L e y h ,
Anatomie.
05
Ober-
__.__.____
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514
7) Mehrere starke Miiskelzweige, welche die Psoasmuskeln, den
grossen und mittlern Darm-Backbeinmuskel versehen.
Bei den Wiederkiiuern entsteht das Lendengcflecht ebenfalls
durch die Verbindungen der untern Aeste der Lendennerven und
theilt sich auch in dieselben Aeste wie bei dem Pferde. Bei der Ver-
zweigung diescr Aeste findet nur an dem hintern Aste des Lenden-
Leistennervens eine Abweicliung statt, indem sich dieser in dem hintern
Ende des Brust-Schambeinmuskels endigt und keine Zweige in die
aussern Geschlechtstheile schickt.
Bei dem Schweine und den Pleischfressern niramt der
letzte (siebente) Lendennerv keinen Antheil an dem Lendengcflecht,
und die Aeste, die aus ih m hervorgehen, sind dieselben wie bei
dem Pferde. Der hintere Ast des Lenden-Leistennervens verhult sich
ganz so wie bei dem Rinde.
III. Das Kreuzgeflecht. (Plexus sacralis.) (Fig. 193.)
Das Kreuzgeflecht oder Hüftgeflecht (Plexus ischiadicus)
wird durch die Vereinigung der untern Aeste der Kreuznerven ge-
bildet; es steht mit dem fünften und seehsten Lendennerven in Ver-
bindung und gibt folgende Aeste ab.
1)    Der vorder e Gesâssnerv (Nervus glutaeus anterior)
(Fig. 193. d.) entspringt mit zwei Wurzeln aus den zwei letzten
Lendennerven und mit einer aus dem ersten Kreuznerven, er gibt
Zweigo an den Kreuzbein-Umdrehermuskel, tritt hernach durch eine
Oeffnung des breiten Beckenbandes nach oben und aussen, und
theilt sich dann in zwei Aeste, von denen der eine nach vorn und
der andere nach hinten lauft, um sich in den Darmbein-Umdreher-
muskeln zu verzweigen.
2)   Der hintere- Gesâssnerv (Nervus glutaeus posle'rior)
(Fig. 193. d'.) gcht mit zwei Wurzeln aus dem ersten und zweiten
Kreuznerven hervor, lauft dann auf dem breiten Beckenbande nach
hinten und unten, und mit der Gesassbeinarterie an den Oberschcnkel,
an welchem er sich in mehrere Aeste theilt, die sich hauptsachlich
in den Kreuz-Sitzbeinmuskeln des Schenkels verbreken.
3)   Der hintere Hautnerv des Oberschcnkels (Nervus
cutaneus femoris posterior)
(Fig. 193. d".) entspringt wie der vorige
mit zwei Wurzeln aus dem ersten und zweiten Kreuznerven ; er theilt
sich gewöhnlich in zwei grössere Aeste, welche iiber dem aussern
Gesassbeinausschnitt nach aussen und hinten durch die Kreuz-Sitzbein-
muskeln und don grossen Gesass-Backbeinmuskel gehen, Zweige an
dieso Muskeln abgeben und sich dann an der hintern Flache des
Oberschenkels in der allgemcinen Decke endigen.
4)  Der innere Schamnerv (Nervus pudendus interims) ent-
springt hinter dem vorigen aus dem dritten Kreuznerven, und steht
durch einen Zweig nach vorn mit dem Hüftnerven und nach hinten
mit dem vierten Kreuznerven in Verbindung; er sendet Zweige an
den Gesassbeinmuskel des Schweifes und den Hebemuskel des Afters
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515
und theilt sich dann in den m itti cm Mast dar mn er v en und den
Rü eken nerven der Ru the.
a)    Der mittlere Mastdarmnerv (Nervus haemorrhoidalis
médius)
lauft mit dem Mastdarme nach hinten, und verzweigt sich
in diesem, den Saamenbliischen und den Vorsteherdrüsen bei mânn-
lichen Thieren, bei weiblichen dagegen in der Scheide und dem
Fruchthalter.
b)   Der Rückennerv der Rut h e [Nervus dorsulis penis) ist
der starkere von den beiden Aesten und geht mit der ibrtlaufenden
innern Schamarterie über den hintern Gesassbeinausschnitt an das
mannliche Glied; an diesem lauft er nun in der obern Rinne in
geschlangeltcr Richtung nach vorn bis zur Eichel, gibt Zweige an
diese, die Zellkörper der Ruthe und der Harnröhre und an den
Schlauch ab. Bei weiblichen Thieren gelangt dieser ^erv zu den
Schamlippen und dem Kitzler.
5)   Der hint er e Mastdarmnerv (Nervus haemorrhoidalis
poslerior)
ist der fortlaufende vierte Kreuznerv, er geht nach hinten
und unten, verbindet sich durch einen Zweig mit dem innern Scham-
nerven und verastelt sich in dem hintern Ende des Mastdarmes und
dessen Kreismuskel, auch sendet er bei weiblichen Thieren Zweige
in die Schamlippen.
6)   Muskelzweige, welche aus dem fünften Kreuznerven ent-
springen und in dem untern Kreuzbeinmuskel des Schweifes sich
endigen. Von dem untern Aste des letzten Kreuznervens geht auch ein
starker Verbindungszweig an den untern Ast des ersten Schweifnervens.
7)   Der Hüftnerv oder der ischiadische Nerv (Nervus
ischiadicus)
(Fig. 193. e e.) ist nicht nur der grosste Nerv des Kreuz-
geflechtes, sondern auch der grösste im ganzen Körper; er entspringt
mit drei Wurzeln, von denen die mittlere die stiirkste ist, aus dem
letzten Lendennerven und den beiden ersten Kreuznerven, lauft
hierauf, auf dem breiten Beckenbande liegend, nach hinten und
unten, sendet Zweige an den Kreuzbein-Umdrehermuskel, den innern
Verstopfungsmuskel und die Zwillingsmuskel. Nun tritt er über dem
üussern Gesassbeinausschnitt an die hintere Seile des Oberschenkel-
beines und spaltet sich hier in drei grössere Aeste.
a)   Der hintere Oberschenkelnerv (Nervus cruralis poste-
rior)
(Fig. 193. f.) geht in der Nahe des Sitzboines vom Hauptaste ab,
lauft dann am Oberschenkel nach hinten und unten, theilt sich sofort
in mehrerc Aeste, die sich in dem grossen und kleinen Gesass-Backbein-
muskel, dem vordern und hintern Kreuz-Sitzbeinmuskel verzweigen.
b)  Der mittlere Oberschenkelnerv (Nervus cruralis médius)
(Fig. 193. g.) lauft vor dem Hauptstamm an der Rückseite des
Oberschenkelbemes nach unten bis zu dem Anfang des Back-Fersen-
beinmuskels, gibt Zweige an die Kreuz - Sitzbeinmuskeln ab und
sotzt sich hierauf zwischen dem vordern Kreuz-Sitzbeinmuskel des
Schenkels und dem aussern Kopf des Back-Fersenbcinmuskels an
die ausscre Seitc des Unterschenkels fort, an welchem er sich in
zwei Aeste theilt.
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51G
aa) Der kleinere Ast geht an dem kleinen Schenkel - Huf-
beinmuskel nach unten bis an die anssere Seite des Sprunggelenkes ;
er gibt Zweige an dièse Muskeln und an die Haut ab.
bb) Der grössere Ast lauft zwischen dejn grossen Sehenkel-
Hufbeinmuskel und dem Backbeinmuskel des Fessel-, Kron- und
Hufbeines auf die vordere Seite des Unterschenkels, und an dieser
an der iiussern Seite des letztgenannten Muskels nach unten über die
vordere Seite des Sprunggelenkes bis zu dem Schienbein herab. Er
gibt Zweige an bezeichnete Muskeln, den Beuger des Schienbcines,
den Rollbeinmuskel und an die Haut ab.
c) Der fortlaufende Hiiftnerv (Fig. 193. e'.) geht zwischen
den beiden vorhin genannten Obersclienkelnerven an der hintern Fioche
des Oberschenkelbeines bis zu dem Kniegelenk herab; er tlicilt sich,
nachdem er einen Hautnerven abgegeben bat, in den kleinen und
grossen Unterschenkelnerven.
Fig. 194.
Die Nerven des bintern
Unterfusses von der innern
Seite gesehen.
aa) Der h intere Hautnerv des Un-
terschenkels (Nervus cutaneus posterior
tibiae)
ist ein langer Nerv, der ungefahr in der
Mitte des Oberschenkelbeines von dem Haupt-
stamm abgeschickt wird, mit diesem bis zu
dem Kniegelenke herabgeht, dann über den
iiussern Kopf des Back-Fersenbeinmuskels an
die iiussere Seite der Achillessehne tritt und
an dieser bis zu dem Sprunggelenke lauft, an
welchem er sich in der Haut endigt.
d)   Der kleine Unterschenkelnerv
(Nervus tibialis parviis) (Fig. 193. h.) theilt
sich an der Kniekehle in mehrere Aeste, welche
zwischen den Köpfen des Back-Fersenbein-
muskels an die Rückseite des grossen Unter-
schenkelbeines gehen und sich in diesem Muskei,
dem Schenkel-Fersenbeinmuskel, dem gewun-
denen Back - Schenkelbeinmuskel, dem Back-
Kronbeinmuskel , dem grossen und kleinen
Schenkel - Hufbeinmuskel verzweigen.
e)   Der grosse Unterschenkelnerv
(Nervus tibialis magnus) (Fig. 193. i.) ist der
fortlaufende Stamm, der sich zwischen den
Köpfen des Back-Fersenbeinmuskels nach unten
fortsetzt, an die innere Seite des Unterschen-
k. Der intiere Hautnerv des Unter-
schcnliels.
1. Der Sussere Scbicnbeinnerv.
ni. Der intiere Schieiibeinnerv.
n. Der Verbindungsasl für beide.
o. Der innere Seitennerv.
kels tritt, hier zwischen der Achillessehne und
dem grossen Schenkel-Hufbeinmuskel bis ober-
halb des Sprunggelenkes lauft und sich dann
in den iiussern und innern S chi en bei n-
nerven theilt. Aus ihm kommt kurz vor seiner Theilung :
aa) Ein Hautzweig (Fig. 194. k.), der über die innere Flâche
des Sprunggelenkes nach unten an die innere Seite des Schienbcines
geht und sich daselbst in der Haut endigt.
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517
f)   Der a u s s e r e S e h i e a b e i n n e r v [Nervus pìantaris externus)
(Fig. 194. 1.) lauft an der innern Seite des obern Endes des Fersen-
beincs nach unten, und zwischen dessen hinterem Rande und der
Beugesehne des Kronbeines schief nach aussen und unten an die
iiussere Seite der Beugesehnen des Unterfusses bis zu dem Köthen-
gelenk herab. An diesem geht er in den âussern Seitennerven über,
wclchcr sich, wie der Schienbeinnerv selbst, ahnlich so -wie die-
gleichnamigen Nerven am Vorderfuss verhâlt.
g)   Der in nere Schienbeinnerv {Nervus plantaris internus)
(Fig. 194. m.), welcher sich unter einem spitzigen Winkel von dem
vorigen trcnnt, geht an der innern Seite des Sprunggelenkes neben
der Sebne des grossen Schenkel-Hufbeinmuskels an die innere Seite
•1er Beugesehnen des Kron- und Hufbeines, und mit diesen bis zu
dem Kötliengelenk lierai). Er steht wie der gleichnamigc Nerv des
Vorderfusses durch einen Verbindungsast (ri'.) mit dem âussern
Schienbeinnerven in Verbindung. Auch er geht am Kötliengelenk in
den Seitennerven über, der denselben Verlauf wie der gleichbezeichnete
Nerv am Vorderfuss nimmt.
Bei den Wiederkauern hat das Kreuzgeflecht dieselbe Ent-
stehung wie bei dem Pferde, aber die aus ihm entspringenden Aeste
zeigen einige Abweichungen.
Von dem mittlern Oberschenkelnerv, der im Verhaltnisse starker
als bei dem Pferde ist, geht der an der âussern Seite des Schenkels
verlaufendc Ast bis zu dem miteni Ende des Schienbeines herab, an
welchem er sich in drei Aeste theilt. Der stârkere Ast tritt vorn
in die Zehenspalte und theilt sich in den âussern Seitennerven der
innern Zehe und den innern Seitennerven der âussern Zehe ; der
schwâchere Ast geht hinten in die Zehenspalte und theilt sich in
dieselben Seitennerven der Zehen wie der vorige, so dass also hier
vordere und hintere Seitennerven zu unterscheiden waren. Der dritte
Ast endlich geht nach vorn an die innere Zehe und bildet dort den
innern Seitennerven derselben.
Der aussere Schienbeinnerv geht, nachdem er einen Zweig an
die âussere Afterzehe geschickt hat, hinten an der âussern Zehe als
âusserer Seitennerv nach unten.
Der innere Schienbeinnerv theilt sich über den Sesambeinen in
zwei Aeste. Der âussere Ast lauft mehr nach aussen an den Beuge-
sehnen nach unten, tritt hinten in die Zehenspalte und verbindet
sich mit den liintern Seitennerven der Zehe. Der innere Ast lauft
an der innern Seite der Beugesehnen nach unten, gibt einen Zweig
an die innere Afterzehe ab, und geht dann hinten an der innern
Zehe als innerer Seitennerv derselben nach unten.
Bei dem Schweine ist das Kreuzgeflecht aus den untern
Aesten des sechsten und siebenten Lendennervens und dem ersten
und zweiten Kreuznerven zusammengesetzt. Die Aeste, die aus ihm
hervorgehen, verhalten sich in der Hauptsache wie die bei den
Wiederkauern, nur hat jede Afterzehe, gerade wie jede wahre
Zehc, einen âussern und innern Seitennerven, welche von dem
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mittlern Oberschenkelnerven und dem âussern und innern Schienbein-
nerven kommen.
Das Kreuzgeflecht vvird bei den Fleischfressern von den
untern Aesten des fünften, sechsten und siebenten Lendennervens
und des ersten Kreuznervens gebildet.
Der mittlere Obersclienkelnerv geht auch hier nach unten bis
zu den- Zeben ; er theilt sich ebenfalls in zwei grössere Aeste,
die sich wiederholt spalten und an den Zehen als Seitennerven
verlaufen.
Die Schienbeinnerven versehen zum Theil die kleinen Muskeln
an den Zehengliedern, und gehen zum Theil auch als Seitennerven
der Zehen nach unten.
IV. Der Zwerchfellnerv. (Nervus phrenicus.) (Fig. 195. ggg.)
Der Zwerchfellnerv entspringt auf jeder Seite mit drei Wurzeln
aus den untern Aesten des fünften, sechsten (g'.) und siebenten (g".)
Halsnervens; diese vereinigen sich nun auf dem Rippen-Halswirbel-
muskel zu einem genreinschaftlichen Stamine, der nach hinten und
unten lauft und zwischen den beiden ersten Rippen in die Brust-
höhle tritt. In der Brusthöhle angelangt, verbindct er sich mittelst
sehr feinen Zweigchen mit dem grossen sympathischen und bisweilen
auch mit dem herumschweifenden Nerven, geht hierauf auf der linken
Seite zwischen der Achselarterie und der untern Halsarterie nach
hinten, anfangs zwischen das obère Ende des Herzbeutels und die
innere Platte des Brustsackes, hernach zwischen die Bliitter der
untern Abtheilung des hintern Mittelfells seiner Seite bis zu der
Aponeurose des Zwerchfells. An dem Zwerchfell theilt er sich in
mehrere Zweige, die nach allen Seiten ausstrahlen und in demselben
sich verasteln.
C. gflfr jrO^f fljmjIfltlnYdje Ïltr». (Nervun sympathicus magnus.)
(Fig. 190., Fig. 195. und Fig. 196.)
Der grosse sympathische Nerv wird auch der Ganglien-
oder D r e i h ö h 1 e n n e r v (Nervus gangliosus s. trisplanchnicus) ge-
nannt; er ist der langste Nerv im Körper, da er sich auf jeder Seite
von der Grundflache des Schadels, am Halse nach unten, durch die
Brust- und Bauchhöhle bis in das Beeken erstreckt und in demselben
sich alsdann endigt. In seinem Verlaufe bildet er viele Geflechte
und verschieden starke Knoten (Ganglio), welche durch mehr oder
minder starke Zweige mit dem dreigetheilten Nerven, dem aussern
Augenmuskelnerven, dem Hörnerven, dem Angesichtsnerven, dem
Zungen-Schlundkopfnerven, dem Lungen - Magennerven , dem Bei-
nerven , dem Zungenfleischnerven und den sammtlichen Rückenmarks-
nerven in Verbindung stehen, so dass diesem zufolge angenommen
werden kann, dass er weder dem Gehirn noch dem Rückenmark
angehört, sondern ein eigenes System, das sogenannte Gangliën-
system (Systema nervorum gangliosum) ausmacht, das sieh
__:
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in denjenigen Organen ausbreitet, die der Willkühr nicht unter-
worfen sind.
Man theilt den grossen sympathischen Nerven in den Kopf-
und Halsthcil, den Brusttheil, den Bauch- und Beeken-
theil ein.
I. Der Kopf- und Halstheil. (Pars cephalica et ccrvicalis.) (Fig. 190. ff.)
Dieser Theil des Dreihöhlenncrvens reicht vom Grunde der
Schadelhöhle bis an den Eingang der Brusthöhle; am Halse ist er
durch Zellgewebe und durch einige, gewöhnlich vier Nervenzweige
mit dem herumschweifenden Nerven verblinden, ebenso erlialt er
aucli etliche kleine Zweige von dem Stimmnerven. Er bildet sowohl
am obern als auch am untern Theile des Halses einen Knoten.
1) Der oberste Halsknoten oder der spindelförmige
Knoten (Ganglion cervicale supremum s. fusiforme) (Fig. 190. f1.)
ist ein langlichrunder, ziemlich starker Knoten, der aus grauröth-
licher Masse bestelit, und in der Mitte gewöhnlich etwas dicker als
an beiden Enden ist, daher auch die Bezeichnung spindelförmig.
Seine Lage hat er unterhalb dem Keilfortsatz des Oberhauptsbeines
an der innern Kopfarterie. Er steht an seinem obern Ende durch
mehrere verschieden starke Nervenzweige mit dem fünften bis letzten
Hirnnerven und dem untern Ast des ersten Halsnervens in Verbindung;
an seinem untern Ende setzt er sich in den Hauptstamm des grossen
sympathischen Nervens fort. Die Verbindungen, welche der spindel-
förmige Knoten mit gcnannten Nerven eingeht, sind nachstehende.
a)   Der dreigetheilte Nerv verbindet sich mit dem obern
Ende des obersten Halsknotcns durch mehrere graue Nerven, die mit
der innern Kopfarterie in die Schadelhöhle treten,. das Kopfpuls-
adergeflecht (Plexus caroticus) bilden, von dem sich dann ein
Faden bis zu dem Hirnanhang fortsetzt ; ferner steht der obère Hals-
knoten durch die zwei kleinen Zweige des Vidischen Nervens mit
dem Keilbein-Gaumengeflecht und dessen Knoten, und durch einen
weitem Zweig mit dem Arnold'schen Knoten in Verbindung; ebenso
gehen von dem Ursprung des Augenastes und des Vorderkieferastes
zwei kleine Zweige an den obern Halsknoten.
b)   Die Verbindungszweige mit dem sechsten Hirnnerven
gehen in der Schadelhöhle aus dem Kopfpulsadergeflecht hervor, um
sich mit dieserò Nerven zu verbinden.
e) Der Antlitznerv und der Hörnerv erhalt ebenfalls einen
Zweig von dem Kopfpulsadergeflecht, der mit einem Zweig des
Vidischen Nervens in den Spiralgang geht und sich dort mit diesen
Nerven verbindet.
d) Der Zungen-Schlundkopfn erv empfàngt von dem obern
Ende des spindelförmigen Knotens einen Zwéig, der zwischen der
aussern und innern Wand der Paukenhöhle in letztere tritt, hier sich
mit dem Paukenhöhlennerven des neunten Hirnnervens verbindet, und
dadtirch zur Bildung der Jacobson'schen Anastomose beitragt; ferner
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geht ein Nervenfaden von dein obera Ende des spindelförmigen Knotens
in den Knoten yon Andersch über.
e)   Der heruinschweifende Nerv steht ebenfalls mit dein
so eben erwâhnten Zweig, der auch an den Knoten des Andersch
gebt, mit dem obern Ende des obersten Halsknotens in Verbindung;
ausserdem gehen aber auch noch feine Reiser mehr von dem untern
Ende des obersten Halsknotens an das Rachengeflecht. Ein weiterer
Faden geht endlich von dem obern Kehlkopfnerven an den Stamm
des Dreihóhlennervens.
f)  Der Beinerv erhâlt einen Verbindungszweig von dem obern
Ende des spindelförmigen Knotens an der Stelle, wo er sich von dem
Lungen - Magennerven entfernt.
g)   Der Zungenfleischnerv verbindet sich gleich nach
seinem Hervortritt aus dem Knopfloch des Oberhauptsbeines mit zwei
Zweigen, die aus dem obern Ende des spindelförmigen Knotens
hervorgehen.
h) Endlich ist noch eines Verbindungszweiges zu erwahnen, der
von dem obern Halsknoten in den untern Ast des ersten Hals-
nervens übergeht.
2) Der unterste Halsknoten (Ganglion cervicale inftmum)
(Pig. 195. i.) liegt entweder etvvas vor oder innerhalb der ersten
Rippe zur Seite der Luftröhre, also am Eingang der Brusthöhle; er
ist ziemlich stark, plattgedriickt und von grauröthliclier Farbe; nach
unten und vorn geht er in den Hauptstamm des Halstheiles, und
nach hinten und oben beinahe unmerklich in den ersten Brustknoten
über. Aus ihm kommen :
a)  Zwei starke Aeste, welche zu dem untern Aste des siebenten
und achten Halsnervens gehen.
b)  Ein Zweig., der an der Luftröhre nach hinten zu dem vordern
Lungengeflecht geht.
c)    Mehrere Zweige zu dem Herzgeflecht und dem hintern
Lungengeflecht.
d)   Zwei Zweige, die sich mit dem zuriicklaufenden Nerven des
zehnten Hirnnervens verbinden.
Bei den Wiederkiiuern ist der Stamm des Kopf- und Hals-
theiles des Dreihóhlennervens im Verhâltnisse dunner und der obère
Halsknoten etwas nâher an der Grundflache des Schadels. Die Ver-
bindungszweige des obersten Halsknotens mit den bei dem Pferde nâher
bezeichneten Hirnnerven zeigen keine erhebliche Verschiedenheit, nur
scheinen sie etwas zahlreicher zu sein.
Bei dem Schweine gilt dasselbe, was bei den Wiederkauern
angeführt wurde, nur liegt der oberste Halsknoten etwas weiter von
der Grundflache des Hirnschadels entfernt.
Auch bei den Fleischfressern seheint der Kopf- und Halstheil
des grossen sympathischen Nervens von dem des Schweines keine
wesentliche Abweichungen zu zeigen. Was den untersten Brustknoten
der drei letztgenannten Hausthiere anbetrifft, so ist zu bemerken, dass
er deutlicher von dem ersten Brustknoten geschieden ist.
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521
Fig. 195.
Die Yoii der Hnken Seite geiiffnete Brusthöhle zeigt die Verzweigung des Zweroh-
fellnervens, des Lungen - Magennervens und ■ des Brusttheils des grossen sympa-
thiseren Nervens.
i.
Das Herz.
c.
Der obère Ast des zehnlen Hirnncrvens.
2.
Die vordere Aorta.
f.
Der unterc Ast desselben.
3.
Die h intere Aorta.
ggg-
Der Zwerchfellnerv.
4 4.
Die Luflrrthre.
g'-
Dessen Wurael vom sechsten Halsnerven.
5 5.
Der Schlnnd.
g".
Dessen Wurzel vom sicbcnlen Halsnerven.
6
Der sicbeiite Halsiierv.
h.
Ende des Halstheils des Dreihöhlenncrvens.
7.
Der aclile Halsiierv.
i.
Der nnterste Halsknoten desselben.
8.
Der erste Riickennerv.
k.
Der erste Brustknoten.
9 9.
Das Zwerchfell.
11!.
Der Brusttheil des grossen symuathischen Nerveus.
a.
Stelle, wo sicli der Lungen-Magennerv vod dein
m in.
Verbindungsstellen desselben mil Zweigen der
grossen syrapalhischen wieder trennl.
miteni Aoste der Rückennerven.
1).
Der Lungen - Magennerv.
n.
Der forllaiifende sympalhisciie Nerv.
c c.
Der zurticklaiifciidc Nerv desselben.
0.
Der Eingeweidenerv.
d.
Die Herznerven-
2) Der Brusttheil. (Pars thoracica.) (Fig. 195. 111.)
Der Brusttheil erscheint als ein langer, plattgedrückter, aus
mehreren einzelnen Bündein zusammengesetzter Nervenstrang, der
aus dem untersten Halsknoten hervorgeht, dann zur Seite der Körper
der Rückenwirbel unterhalb den Rippengelenken und ' ausserhalb des
Brustfells nach hinten lauft und durch das Zwerchfell in die Bauch-
höhle tritt. An jeder Rippe empfiingt er von den untern Aesten
sammtlicher Rückennerven einen Zweig (mm.), wodurch ebensoviel
Knoten, sogenannte Brustknoten (Ganglia thoracica), gebildet werden,
als es Rückennerven sind.
1) Der grosse oder erste Brustknoten (Ganglion thorad-
ami maximum s. primum)
(Fig. 195. k.), als der grösste von allen
iibrigen, ist mit dem untersten Halsknoten beinahe in eine Masse
Le y h, Anatomie.                                                             66
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522
verschmolzen, so dass die Grenze zwischen beiden weniger deutlich
erscheint ; er bat ebenfalls eine plattgedrücktc Form und eine
grauröthliche Farbe, und liegt etwas hinter der ersten Rippe in
der Nahe ihres obern Gelenkes an dem Riicken - Tragermuskel.
Er gibt ab:
a)   Einen starken Zweig an die Halswirbelarterie, der dieselbe
bis zu dem zweiten Halswirbel begleitet, und an jedem Zwischen-
wirbelloch einen kleinen Zweig an die untem Aeste des sechsten bis
zweiten Halsnervens abgibt; auch sendet er feine Zweigcheri an die
Halswirbelarterie und Vene.
                                     
b)  Mebrere Zweige zu dem Herzgeflecht und dem hintern Lungen-
geflecht, so wie zu dem Armgeflecht.
2) Die iibrigen Brustknoten, welche bedeutend kleiner als der
erste sind, geben nachstehende Zweige ab.
a)   Mehrere Zweige gehen von dem zweiten Brustknoten an das
Herz- und hintere Lungengefleeht.
b)   Mehrere Zweige gehen aus dem dritten, vierten, fiinften
und sechsten Brustknoten an das vordere Lungengefleeht und an
das Schlundgeflecht.
e) Von dem ersten bis aehtzehnten Brustknoten gehen Ideine
Verbindungszweige an die Zwischenrippennerven , Zweige an die
Zwischenrippenarterien und Zwischenrippenvenen ; andere dagegen
laufen an den Brusttheil der Aorta an die ungepaarte und halb
ungepaarte Vene und an den Milclibrustgang und verâsteln sich in
deren Hauten.
Aus dem Brusttheil des grossen sympathischen Nervens selbst
gehen folgende Nerven hervor:
a)  Ein feiner Zweig, der zwischen der zweiten und dritten Rippe
abgeht, verbindet sich mit dem Zwerchfellnerven seiner Seite.
b)  Der grosse Eingeweidenerv {Nervus splanchnicus major)
(Fig. 195. o.) geht ungefahr an der sechszehnten Rippe aus dem
Hauptstamm hervor, lauft hernach an der Wirbelsaule nach hinten,
dann an dem Rippengelenk der letzten Rippe durch das Zwerchfell
in die Bauchhòhle, indem er einen Bogen von vom und oben über
die Aorta nach hinten und unten beschreibt, und zwischen dem
Ürsprung der Bauchschlagader und der vordern Gekrösarterie in den
Bauchknoten übergeht.
e) Der kleine Eingeweidenerv (Nervus splanchnicus minor)
entspringt gewöhnlich aus dem vorigen, geht dann neben diesem
ebenfalls in die Bauchhòhle und in dieser in den Bauchknoten iiber.
Er fehlt bisweilen und scheint dann in diesem Falle mit dem grossen
Eingeweidenerven zu einem Stamme verschmolzen zu sein.
Bei den iibrigen Hausthieren ist der erste Brustknoten ina
Verhaltnïsse grösser und von dem untersten Halsknoten deutlicher
abgegrenzt. Da sich, wie oben angegeben, die Zahl der Brustknoten
nach der der Rückennerven richtet. so finden sich auch bei dem
Schweine nur vierzehn, bei den Wiederkauern und den
Fleischfressern aber nur dreizehn Brustknoten vor.
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3) Der Bauch- oder Lendentheil. (Pars abdominalis s. lumbaris.) (Fig. 196.)
Dieser Theil des grossen sympathischen Nervens geht von dem
letzten Brustknoten zur 'Seite der Körper der Lendenwirbel, von
dem Lenden - Darmbeinmuskel bedeckt, nach hinten bis zu dem
vordern Ende des Kreuzbeines und an diesem in den Kreuztheil über.
Er verbindet sich an jedem Zwischenwirbelloch mit einem von den
untern Aesten der Lendennerven kommenden Zweig, so dass dadurch
sechs, iibrigens ungleich grosse Lendenkno-ten (Ganglia lumbaria)
gebildet werden. Aus dem Lendentheil gehen ab :
a)  Zweige an die Lendenarterien und Venen.
b)  Zweige nach unten an den Bauchtheil der hintern Aorta und
an die hintere Hohlvene, an welchen sie sich geflechtartig verbreiten.
c)   Starke Zweige an das vordere und hintere Gekrösgeflecht.
Bei den Wiederkauern kommen an dem Lendentheil eben-
falls sechs, bei dem S ch wei ne und den Fleischfressern aber
sieben Lendenknoten vor.
4) Der Boeken- oder Kreuztheil. (Pars hypogastrica s. sacralis.)
Der Kreuztheil bildet das hintere Ende des grossen sympathischen
Nervens, er nimmt an dem letzten Lendenknoten seinen Anfang, lauft
hierauf über der Beckenarterie und ■ der Darmbeinvene nach hinten
anfangs an dem Seitenrand, dann nach innen gegen die Mitte der
untern Flache des Kreuzbeines bis zwischen den ersten und zweiten
Schweifwirbel. An dieser Stelle verbindet er sich nun mit dem
gleichnamigen Nerven der andern Seite zu einem kleinen platten
Knoten, der an der mittlern Schweifarterie liegt und der Schweif-
knoten (Ganglion coccygeum) genannt wird. Der Hauptstamm
erhalt in seinem Verlaufe von den untern Aesten der Kreuznerven
Verbindungszweige, wodurch mehrere Anschwellungen entstehen, welche
die Kreuzbeinknoten {Ganglia sacralia) genannt werden. Aus
ihm gehen hervor:
a)  Ein ziemlich starker Ast, der ungefâhr an dem dritten Kreuz-
beinwirbel entspringt daim an dem Seitenrande des Kreuzbeines nach
hinten bis in die Nahe des sechsten Schweifwirbels geht, und sich
mit den hintern Kreuz- und den ersten Schweifnerven verbindet.
Auch empfangt er Zweige von den untern Aesten der Kreuznerven,
so dass dadurch die hintern Kreuzbeinknoten gebildet werden, welche
im Ganzen fünf an der Zahl sind.
b)   Zweige an das hintere Ende des Mastdarmes und an die
Beckengeilechte.
5) Nervengefleclite der Eingeweidenerven. (Fig. 196.)
Die beiden Eingeweidenerven der rechten und linken Seite bilden
mit Zweigen des Hauptstammes des grossen sympathischen Nervens
in der Bauchhöhle verschieden grosse Knoten, aus denen zahlreiche
Nerven hervortreten, die auf das Mannigfachste sich durchkreuzen
und unter einander verbinden, die Arterien nctzartig umstricken, mit
___.. ,-,,.
___
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524
diesen zu den Organen gelangen und deren Nervengeflechte bilden.
Diese Geflechte sind folgende:
1) Das Bauchgeflecht oder Sonnengef le eh t (Plexus
coellacus s. solaris)
geht aus einem grossen Knoten (Fig. 196. c.)
hervor, der von den Eingeweideiierven beider Seitcn an dem Ursprung
der Bauchschlagader und der vordern Gekrösarterie gebildet wird.
Dieser Knoten besteht aus einer rechten und linken Halfto, und
wird auch der haibmondförmige oder Baucliknoten (Ganglion
semilunare s. coeliacum)
genannt. Aus dem Sonnengeflechte nehmen
ihren Ursprung :
Fig. 196.
Der Bauchtheü des grossen sympathischen Nervens . so wie der Eingeweidenerv
Ton der linken Seite der Bauchhöhle betrachtet.
11.
Der Bauchlheil der hinlerii
Aorta.
a" a'
. Verbindungszweigc des Syrnpathikiis mit dem
2.
3.
Die Leb er.
Der Magen.
b.
hintern Gekrosgcticchle.
Der Eingeweidenerv.
4.
Die fllilz.
c.
Das Bnnchgeflecht.
5.
Die vordere Gekröswurzel.
d.
Das Lebcrgeflecht.
5'5'
11 ü nuda nu celili mi;in.
e.
Das MagengeOecïit.
0.
7.
Die linke Niere.
Die hintere Gekròswurzel.
F.
Das Milzgctlechl.
Das vordere Gekrcisgcflecht.
7'.
Der Mastdarm.
h.
Das linke Nierengeflecht.
.'i ».
Der Bauchlheil des grossen s
ympathischenNer
vens.
i.
Das hintere Gekrösgeflecht.
a' a'.
Verbind wigszwcige der Lendeniierven
mit
dem
k.
Das iinlte Saamengeflecht.
sympalhischen Nerven.
a) Das Magengeflecht (Plexus gastricus) (Fig. 196. e.); dicses
besteht aus vielen Nervenasten, welche sich um die linke Kranzarterie
des Magens schlingen, mit dieser an dieselbe gehen und auch Zweigc
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525
an die Bauchspeicheldrüse senden. An der Theilung der Arterie
theilt sich dièses Geflecht in ein obères oder hinteres und ein
un ter e s oder vor der e s Kr an z geflecht.
aa) Das obère oder hint er e Kranzgeflecht [Plexus coro-
narmi superior s. postcrior)
begleitet den obern Ast der Magenarterie
und verbreitet sich in den Hâuten an der obern oder hintern Flâche
des Magens.
bb) Das untere oder vordere Kranzgeflecht (Plexus coro-
narius inferior s. (interior)
geht mit dem untern Aste der Magenarterie
an die Haute an der untern oder vordern Flâche des Magens und
verzweigt sich daselbst. Beide Geflechte verbinden sich an dem Magen
mit dem obern und untern Magengeflecht des zehnten Hirnnervenpaares.
b)   Das Leber geflecht (Plexus hepaticus) (Fig. 196. d.) ist
aus mehreren ziemlich starken, weissen Nerven zusammengesetzt, die
gewunden an der Leberarterie verlaufen und mit dieser an der Leber-
pforte in die Leber eintretcn, um sich in ihr zu verzweigen. Vor
dem Eintritt in die Leber gehen aber auch Zweige an den Gallen-
darm und die Bauchspeicheldrüse.
c)   Das Milzgeflecht (Plexus lienalis) (Fig. 196. f.) besteht
ebenfalls aus starken Nervenâsten, die mehr aus der linken Hâlfte
des Bauchknotens hervortretcn, hernach mit der Milzarterie an den
Grund der Milz und von diesem in der Milzrinne bis zur Spitze
gehen. Das" Milzgeflecht sendet Zweige in die Bauchspeicheldrüse,
die Substanz der Milz und Zweige, welche die kurzen Artericn des
Magens begleiten, an den grossen Bogen desselben.
d)  Das Bauchspeicheldrüsengeflecht (Plexus pancrea-
ticus)
wird aus kleinen Nervenzweigen gebildet, die von dem Bauch-,
Magen-, Leber-, Milz- und dem vordern Gekrósgeflechte kommen
und in den drei Aesten dieser Druse sich verbreiten.
2)   Das vordere Gekrösgeflecht (Plexus mesentericus
anterior)
(Fig. 196. g.) geht an dem Ursprung der vordern Gekrös-
arterie aus dem Bauchknoten hervor; es steht mit dem Bauchgeflecht
in Verbinduug, umschlingt die vordere Gekrösarterie, begleitet deren
Aeste an den Dünndarm, den Blinddarm, den Grimmdarm und an
das vordere Ende des Mastdarmes. In diesem Verlaufe bilden die
Aeste dièses Geflechtes, in dem sie sich öfters theilen, an den
Arterien viele Anastomosen und verzweigen sich dann in den Hâuten
genannter Darmparthieen und in den betreffenden Arterien. Auch
gehen von ihm Zweige an die Bauchspeicheldrüse.
3)    Die Nierengeflechte (Plexus rénales) (Fig. 196. h.)
treten als ein r e c h t e s und 1 i n k e s aus dem hintern Ende und der
untern Flâche des Bauchknotens hervor; jedes geht nun an den
Stamm der Nierenarterie seiner Seite, umschlingt diesen, so wie
dessen Aeste und dringt dann mit diesen in die Nierensubstanz ein,
um sich in derselben zu verzweigen. Von ihnen gehen auch Zweige
in die Nebennieren.
4)  Das hintere Gekrösgeflecht (Plexus mesentericusposterior)
(Fig. 196. i.) wird zum Thoil aus Aesten des Bauchknotens und zum
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Theil aus Aesten des Hauptstammes des grossen sympathisclien Ner-
vens gebildet, jene laufen nach hinten, diese nach unten zwischen
'die Blatter der hintern Gekröswurzel an den Starnai der hintern
Gekrösarterie, an welchem sie einen kleinen, ebenfalls halbmondförmig
gestalteten Knoten bilden, den man auch als den hintern Gekrös-
knoten [Ganglion mesentericumposterius) bezeichnet. Die Nerven-
aste gehen nun mit den Aesten der Arterie zu dem Mastdarm, urn
sich in dessen Hâuten zu verzweigen. An dem vordern Ende des Mast-
darmes verbinden sie sich mit Zweigen des vordern Gekrösgeflechtes.
5)  Die Saamengeflechte (Plexus spermatici) (Pig. 196. k.)
werden wie die Nierengeflechte in ein ree h tes und link es unter-
schieden ; jedes, welches von Zweigen des Nierengeflechtes gebildet
wird, begleitet die innere Saamenarterie seiner Seite, und geht bei
mannlichen Thieren durch den Bauchring an den Saamenstrang, Hoden
und Nebenhoden, bei weiblichen dagegen als Muttergeflechte
(Plexus uterini) an die Eierstöcke, die Muttertrompeten und an die
Hörner des Fruchthalters.
6)  Die Beek en ge fl echte (Plexus hypogastrici), ebenfalls ein
recht es und ein link es, gehen mit mehreren Aesten aus dem
hintern Gekrösgeflechte hervor; diese laufen alsdann zur Seite über
die grössern Gefâsse nach hinten in das Becken, theilen sich hierauf
in viele kleine Zweige, welche sich mit einander und mit Zweigen
der hintern Kreuznerven geflechtartig verbinden und an den im Becken
liegenden Harn- und Geschlechtsorganen, so wie in den Hauten der
grössern Gefassen und dem Mastdarme netzartig ausbreiten. In jedem
Beckengeflechte befinden sich gewöhnlich zwei kleine Knoten, die
Becken knoten (Ganglia hypogastrica) genannt.
Bèi den übrigen Haustbieren verhalten sich die Knoten
und Geflechte der Eingeweidenerven in der Hauptsache ganz so wie bei
dem Pferde, nur ist zu bemerken, dass das Lebergefiecht zugleich auch
die bei diesen Thieren vorkommende Gallenblase mit Nerven versieht.
Der grosse sympathische Nerv ist sowohl als Empfindungsnerv,
als auch als Bewegungsnerv thatig, nur zeigt er das Eigenthümliche,
dass die durch ihn geleiteten Empfindungen, selbst bei krankhaften
Zustanden, zu keiner klaren Vorstellung kommen, und dass die
Bewegungen, die durch ihn an den betreffenden Organen geleitet
werden, unwillkührHch geschehen. Seine hauptsachlichste Function
besteht in der Leitung des Ernahrungs- und Absonderiingsprocesses,
und zugleich scheint er das Gemeingefühl zu vermitieln.
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pljre mn fait Simtmpm.
Sinnesorgane oder. Sinneswerkzeugo (Organa sensuum)
werden diejenigen Gebilde im thierischen Körper genannt, welche die
Eigenthümlichkeit liaben, nur für gewisse specifische aussere Eindrücke
empfanglich zu sein. Sie stellen niimlich eigene Apparate dar, welche
unter der Leitung der Sinnesnerven stehen, aber auch Nerven besitzen,
durch welche sowohl die Bewegungen, als auch die Schmerzens-
empfindungen- geleitet werden. Der Apparat selbst leitet die aussere
Einwirkung vorerst zu dem Sinnesnerven, und dieser tibernimmt dann
eist die Weiterleitung zu dem Gehirn. Die aussere Einwirkung erfolgt
theils mechanisch durch Widerstand und Schallschwingungen auf
die Gefiihl- und ' Gehörorgane, theils chemisch durch unmittelbare
Berührung der Objecte mit der Schleimhaut der Nase und der Zunge
auf die Geruchs- und Geschmacksorgane, und theils dynamisch durch
Kalte, Warme und Licht auf die Gefiihl- und Sehorgane.
Wie bei dem Menschen, so werden auch bei den Thieren fünf
Sinne unterschieden, es sind diess: das Gesicht (Augen), das
G e h ö r (Ohren), der G e r u c h (Nase), der Geschmack (Zunge)
und das Gefiihl (allgemeinc Decke). Obgleicli bei den Sinnesorganen
in Beziehunj^ auf ihre Function eine gegenseitige Unterstiitzung statt-
findet, so sind doch die Augen, die Ohren und die Nase als die höher
stenenden zu betrachten, indem sie einmal viel complicirtere Apparate
bilden, durch ihre Nerven in naherer Beziehung zu den Hauptparthieen
des Gehirns stehen und in sofern die niederstehenden, als die Zunge
und die Haut, die blos aus einfachen Hervorragungen an der Schleim-
haut und der Lederhaut bestehen, beherrschen. Die höher stehenden
Sinnesorgane werden schon durch mehr oder minder entfernte Objecte
in Thatigkeit gesetzt, wahrcnd diess bei den nieder stehenden erst
durch unmittelbare Berührung derselben erfolgt. Die Sinnesorgane
liegen zum Theil sehr nahe an dem Gehirn, wie die Augen und
Ohren, zum Theil mehr entfernt, wie die Nase und Zunge, zum
Theil sind sie am ganzen Körper verbreitet, wie die allgemeine Decke.
Nicht bei allen Thiergattungen scheinen die Sinnesorgane in
gleichem Grade ausgebildet zu. sein, denn so ist bekanntlich bei dem
Hunde der Geruchssinn mehr entwickelt als bei andern Thiergattungen.
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528
Bei den Tliiereu ist die Thâtigkeit der Siniiesorgane niehr be-
schrankt, demi sie sclieinen ihnen nur insofem Nutzen zu gewâhren,
als sie ihnen das Auffinden der Nahrungsstoffe, so wie die Gcschlechts-
unterscheidungen möglich machen, wodurch sowohl die Erhaltung
des thierischen Lebens, als auch die Erhaltung der Thiergattung sclbst
bedingt wird.
I. fytytxt Stnu£0«)n-k3ntfle.
A. f US Sfljtttfrhjtng. (Organon visus.)
Das Sehwerkzeug oder das Gesichtswerkzeug ist das
re.chte und linke Auge, beide sind* zur Seite des Kopfes zwi-
schen den Schadel- und Gesichtsknochen in den eigens fiir sie be-
stimmten Höhlen, die Augenhöhlen (Orbitae) genannt, angebracht.
Jede Augenhöhle (Orbita), welche -nach oben von dem Augen-
bogenfortsatz des Stirnbeines (obère Wand), nach unten von dem
Thranenbein, Jochbein und dem obern Theil des grossen Kieferbeines
(untere Wand), nach innen von dem Stira- und Keilbein (innere WTand)
und nach aussen von dem Jochfortsatz des Schlâfenbeines und dem
Schlafenfortsatz des Jochbeines (aussere Wand) gobildet wird, ist
von einer festen fibrösen, mit elastischen Fasern versehenen Haut
ausgekleidet, welche die Augenhöhlen haut (Periorbita) genannt
wird. Sie erscheint als ein trichterfórmiger Sack, der mit seinem
engern, in eine Spitze auslaufenden Theil, auch der G rund genannt,
in der Umgebung des Sehioches sich anheftet und daselbst in die
fibrose Platte der harten Hirnhaut übergeht, mit seinem weitern
Theil, oder dem Ein gang, liegt er nach vorn und aussen, und
setzt sich in die Beinhaut des Schlafen-, Stira-, Thranen- und Joch-
beines fort. Die Augenhöhlenhaut schliesst den Augapfel und dessen
Theile als Muskeln, Gefasse, Nerven, Driisen, Haute, Zellgewebe
und Fett ein, welch' letzteres dem Augapfel und seinen genannten
Theilen als Polster dient.
Bei den Wiederkâucrn trâgt das Stirnbein und das obère
Ende des grossen Kieferbeines in sofern mehr zur Bildung der Augen-
höhle bei, als sie eine grössere Flache für dieselbe darbieten.
Bei dem Schweine wird die obère Wand nur theilweise von
dem kurzen Augenbogenfortsatz des Stirnbeines gebildet, da der
übrige, gleichsam fehlende Theil durch ein Band ersetzt wird. Die
untere Wand wird nur von dem Thrânen- und Jochbein und die
aussere von dem Jochbeine gebildet.
Bei dem Hun de wird die obère Wand beinahe ganz von einem
den Augenbogen ersetzenden Bande gebildet. Bei der Kat ze, wo
dièses Band bedeutend kleiner ist, nimmt an der Bildung der obern
Wand ausser dem Augenbogenfortsatz des Stirnbeines auch der Augen-
bogenfortsatz des Jochbeines Theil.
Die einzelnen Theile des Gesichtswerkzeuges lassen sich in
aussere oder den Schutz- und Hiilfsapparat, und in innere
oder den Se h apparat unterscheiden.
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1. Die âussern Tlieile oder der Sehutz- und Hiilfsapparat des Auges.
Zu diesen Theilen gehoren die Augenlider, die Binde-
haut, die Blinzhaut, die Thrânenkarunkel, die Thrânen-
werkz.euge, so wie die-die Augenlider und Augapfel bewegenden
Muskeln (siehe deren summarische Aufzahlung Seite 152).
1) Die Augenlider. (Palpebrae.) (Fig. 197. a. und b.)
Die Augenlider sind die freien, beweglichen Weichgebilde, welchc
am Eingang der Augenliöhle auf der freien Flache des Augapfels
liegen und denselben entweder nur theìlweise oder ganz bedeckeii.
Sie werden aussen von der allgemeinen Decke und innen von einer
Schleiinhaut gebildet, zwischen beiden liegen Muskeln, Drüsen, Ge-
lasse und Nerven. Man unterscheidet ein obères und un ter e s
Augenlid, und an jedem zwei Flâchen, einen freien Rand
und zwei W i n k e 1.
a)   Die Flâchen sind eine aussere und eine innere. Die
aussere F lac h e an beiden Augenlidern ist gewölbt und von der
allgemeinen Decke gebildet, welche mit kurzen feinen Haaren besetzt
ist und an dem freien Rande in die Schleimhaut der innern Flache
übergeht. An dem untern Augenlide, welches etwas kleiner als das
obère ist, befinden sich ausser den kurzen aueh noch langere, ziem-
lich starke Haaïc als sogenannte Fühlhaare. Die in nere Flache
eines joden Augenlides ist ausgehöhlt und von einer Schleimhaut gebildet,
in welche die aussere Haut übergeht; nach aussen verbindet sie sich
an dem freien Rande mit der âussern Haut und nach innen steht sie
mit der Bindehaut des Augapfels in Verbindung.
b)  Der freie Rand des obern und untern Augenlides erscheint
wulstig, mehr fest und matt glanzend; beide lassen zwischen sich eine
Fig. 197.
Die Augenlider von der
betrachtet.
langliche, von oben und aussen nach
innern Flache unten und innen gehende Spalte,
welche die Augenlidspalte (Fis-
sura palpebrariim)
genannt wird.
Der freie Rand des obern Augen-
lides enthalt viele, in drei bis vier
Reihen'stellende steife Haare, die
Augenwimp er n (Cilia) (Fig.
197. g.), welche sich gegen die
Winkel hin verlieren ; in dem un-
tern Augenlide sind sie sparsamer
und kürzer, bei dein Rinde da-
gegen beinahe ebenso zahlreich und
stark. Die Rander des obern und
untern Augenlides enthalten :
aa) Die Augenlid drüsen
oderdieMeibora'schenDrüsen
(Glandulae palpebrarum s. Mei-
bomianae) (Fig. 197. e e.); es sind
67
Das ubere Augenlid.
Das untere Augenlid.
Der innere Augemvinkel.
Der aussere Augenwinkel.
Die Qleibom'schen Utüsen am Rande des obern
' Augenlides.
'. Dieselben am unlern Augenlide.
Die Thrânenkarunkel.
Die Augenwimpern.
Leyh, Analomie,
__^
____
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530
diess lângliche, parallel und senkrecht neben einander liegende Talg-
drüsen, wovon jede mit einer kleinen Oeffnung an der Grenze zwi-
schen der aussern und innern Haut der Augenlider frei mündet.
Sie sondern eine dickliche, weissgelblich aussehende fettige Fliissigkeit
ab, die unter dem Namen Augenbutter oder Augentalg (Lerna
s. Sebum •palpebrale)
bekannt ist. Auch scheinen sie die bei den
Thieren fehlenden Augenlidknorpeln in so fern zu ersetzen, als sie
durch ihre senkrechte Stellung und ihr dichtes Beisammenliegen die
Augenlider ausspannen helfen.
c) Die Winkel der Augenlider werden in einen aussern und
innern unterschieden. Der aussere Augenwinkel oder der
Schlafenwinkel (Canthus oculi externus) (Fig. 197. d.) entsteht
durch das Zusammentreffen des freien Randes des obern und untern
Augenlides in der Nâhe der Verbindung des Augenbogenfortsatzes des
Stirnbeines mit dem Jochfortsatz des Schlafenbeinos. Der innere
Augenwinkel oder der Nas en winkel (Canthus oculi intemus)
(Fig. 197. c.) ist mehr stumpf als der aussere, und entsteht durch
den Uebergang des freien Randes des obern Augenlides in den des
ünteru an dem rauhen abgestuinpften Rande des Thranenbeines.
Die Arterien, welche sich in den Augenlidern verzweigen, kommen
von der Augenarterie und der Augenwinkelarterie, die Venen gehen
in gleichnamige Gefasse zurück, und die Nerven geboren dem ersten
und zweiten Ast des fünften Hirnnervens an.
Die Augenlider schiitzen den Augapfcl ebensowohl vor feind-
lichen Einwirkungen, als auch vor zu starkem Lichtreiz.
2) Die Bindehaut. (Conjunctiva.)
Die Bindehaut ist eine Schleimhaut und eine Fortsetzung der
iiussern Haut der Augenlider, sie verbindet die innere Flâche der
Augenlider mit dem Augapfel, und wird daher auch in die Binde-
haut der Augenlider und in die des Augapfels unterschieden.
a)  Die Bindehaut der Augenlider (Conjunctivapalpebrarum)
fangt an dem freien Rande und den Winkeln der Augenlider an und
überzieht sodann die ganze innere ausgehöhlte Flâche der Augenlider;
sie ist von röthlichem Aussehen und mit vielen Schleimdrüschen ver-
sehen, welche besonders zahlreich an dein innern Winkel und an
der Umbeugungsstelle an den Augapfel sind.
b)   Die Bindehaut des Augapfels (Conjunctiva bulbi s.
Adnata oculi)
lasst sicli wieder indie Bindehaut der Sklerotiea
(undurchsichtigc Hornhaut) und "in die der Cornea (durchsichtige
Hornhaut) unterscheiden.
aa) Die Binde h-a u t der Sklerotika (Conjunctiva scleroticae)
ist derjenige Theil der Schleimhaut, der sich von der innern Flache
der Augenlider an den vordern Theil der Sklerotika umschlagt und
denselben bis zum Hornhautring, aber nur locker, iiberzieht. Dieser
Theil der Bindehaut, welcher dunner als der Augenlidtheil und
gewöhnlich braunlich oder schwarzlich gefarbtist, stellt die eigentliche
Verbindung zwischen den Augenlidern und dem Augapfel lier.
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bb) Die B in deh au t der Cornea (Conjunctìva corneae) ent-
steht an dem Hornhautring, und iiberzieht als eine dunne, zarte,
durchsichtige Membran die aussere gewölbte Flâche der Cornea.
Die Bindehaut verbindet die Augenlider mit dem Augapfel, und
erhalt deren Oberflache durch Absonderung des Schleimes feucht
und scbliipfrig.
3) Die Blinzhaut. (Membrana niclitans.)
Die Blinzhaut, Nickhaut, Vcgelhaut oder das dritte
Augenlid (Palpebra tertia) liegt in dem innern Augenwinkel, sie wird
durch eine Verdoppelung der Bindehaut der Augenlider gebildet, welche
einen Knorpel einschliesst. Der Blinzknorpel (Cartilago nictitans)
ist ein dunner, platter, mehr dreieckig gestalteter Körper, an dem
sich Folgendes unterscheiden lasst: zwei hint er e, dunne, abge-
rundete und ein vorder er dicker, im Fett der Augenhöhle liegender
Winkel, ein hint er er scharfer und ein obérer und unterei-,
mehr stumpfer Band, so wie eine aussere gewölbte und eine
innere ausgehöhlte F Ui che. Ungefahr in der Mitte des Knorpels
liegt eine gelbröthlich aussehende Drüse, die Harder'sche Drüse
(Gianduia Harderi) genannt, welche von einer festen fibrösen Membran,
um die gewöhnlich auch etwas Fett gelagert ist, überzogen wird; sie
sondert eine mehr consistente fettige Flüssigkeit ab und mündet mit zwei
oder drei kleinen Ausfiihrungsgangen an der innern Flache der Blinzhaut.
Bei dem Rinde ist sie verhâltnissmassig grösser und die Aus-
führungsgange sind weiter.
Die Blinzhaut als drittes, aber verkümmertes Augenlid dient wie
die beiden andern dem Augapfel ebenfalls zum Schutze.
i) Die Thranenkarunkel. (Caruncula lacrymalis.) (Fig. 197. und Fig. 198. f.)
Die Thranenkarunkel ist ein kleiner, langlichrunder, braun oder
schwarzlich gefarbter Körper, der in dem innern Augenwinkel gelagert
und auf seiner freien Oberflache mit einigen feinen Haaren besetzt ist.
Sie wird von einer Fortsetzung der allgemeinen Decke gebildet, welche
kleine Talgdrüschen einschliesst und dann in die Bindehaut der Augen-
lider Ubergeht. Sie sondert eine talgartige Flüssigkeit ab, welche die
aussern Theile des Auges schiitzen hilft.
Bei dem Rinde und dem S ch w e i n e ist die Karunkel sehr klein.
5) Die Thranenwerkzeuge. (Organa lacrymalla.)
Die Thranenwerkzeuge lassen sich in die Thrânen abs on-
de rn den und in die Thrânen abführenden Organe unter-
scheiden; zu den erstern gehort die Thrânen drüse mit ihren
Ausführungsgangen und zu den letztern die Thranenröhrchen,
der Thrânensack und der Thr an enk an al.
a) Die Thranendrüse (Gianduia lacrymalis) (Fig. 198. a.),
welche zu den blasigen Drüsen gehort, hat ihre Lage in der Augen-
höhle zwischen dem Augapfel und dem Augenbogenfortsatz des Stirn-
beines, sie ist ziemlich gross, von blassrother Farbe und von oben
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und unten plattgedrückt ; mit ihrer oberii, etwas gewölbten Piacile
liegt sie in der seichten Grube des Augenbogenfortsatzes, und mit
ihrer untern, etwas ausgehöhlten Flache ruht sie auf dein Augapfel.
Sie mündet mit zwölf bis sechszehn Ausfiilirungsgangen (Ductus
lacrymales gìandulares)
in der Nahe des aussern Augenwiukels an
der innern Flache des obern Augenlides, indcm diese daselbst die
Bindehaut durchbohren.
b) Die Tbr an en r olir e h en (Canaliculi lacrymales) sind zwei
kurze, von der Schleimhaut der Augenlider gebildete Kanalchen,
welclie sich an dem innern Augenwinkel befinden; beide, das obère
und un ter e, fangen mit zwei kleinen punktiihnlichen Oeffnungen
iiber und unter der Karunkel an und fiihren in den Thriincnsack.
Diese Oeffnungen nennt man auch die Thran enpu nkte (Puncta
lacrymalia)
(Fig. 198. cc), und unterscheidet sie ebenfalls in eincn
obern und untern; durch sie gelangen die Thriinen in die
Thranenröhrchen.
Fig. 198.
Das Auge mit den Thranenwerkzeugen an der rechten Seite des Kopfes dargestellt.
a.       Die Thranendrüse.                                                      d. Der Thranenkanal.
b.       Die Mündungen deren Ausführringsgange.                  e. Dessen Miindung in der Nasenhöhie.
c c. Die Thranenpunltle.
                                                    f. Die Thranenltaninkel.
c)  Der Thriinensack (Saccus lacrymalis) bildet eincn kleinen,
von einer Schleimhaut gebildeten Behâlter, welcher in dem von dem
Thrânenbein gebildeten trichterförmigen Anfang des Thranenkanals
liegt und daselbst mit seiner aussern Flache innig mit der Beinhaut
verbunden ist. Er besitzt drei Oeffnungen, von denen zwei in die
Thranenröhrchen und eine in den Thranenkanal fiihren.
d)   Der Thranenkanal (Canalis lacrymalis) (Fig. 198. d. und e.)
wird auch als Thrânen-Nasengang (Ductus naso - lacrymalis)
bezeiehnet; er stellt eine lange hüutige Röhre dar, welche als eine
Fortsetzung des Thranensackes zu betrachten ist. Er lauft anfangs
in dem knöchernen Kanal des Thrancn- und grossen Kieferbeines
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533
nacli unten, tritt dann durcli cine spaltfömiige Oeffnung in die Rinne
an der innern Flache des grossen Kieferbeines, lauft hierauf in dieser
über den Nasenfortsatz des kleinen Kieferbeines bis in die Nahe des
untern Nasenloches, woselbst er mit einer rundlichen Oeffnung (Fig.
198. e.) an der Stelle in die Nasenhöhle ausmündet, wo die dunkel-
gefarbte âussere Haut in die röthlichgefarbte Schleimhaut übergeht.
Bisweilen mündet er mit zwei Oeffnungen.
Die Arterien der Thranenwerkzeuge kommen von der Augen-
artcrie und von der untern Augenlidarterie, die Venen gehen in
gleichnamige Aeste über, und die Nerven gehören dem ersten und
zweiten Ast des fünften Hirnnervens an.
Die Thranendriise sondert eine wâssrige, etwas salzig schmeckende
Flüssigkeit, die Th r an en (Lacrymae) ab; diese Fliissigkeit gelangt
durch deren Ausführungsgange an dem aussern Augenwinkel auf die
vordere freie Flache des Augapfels, an welcher sie, von den Augen-
lidern unterstützt, bis zu dem innern Augenwinkel fliesst, dort durch
die Thranenpiinkte in die Tliranenröhrclien uud den Thranensack, und
von diesem durch den Thranenkanal in das untere Ende der Nasen-
höhle gefiihrt wird.
Durch die Thranen wird der vordere freie Theil des Augapfels
stets feucht gehalten, wodurch Trübungen und Ueberreizungen des-
selben verhütet werden.
Bei dem Rinde ist die Thranendriise im Verhaltnisse gross
und bei dem Schafe finden sich ausser den genannten Thranen-
werkzeugen in der Grube an der Gesichtsflache des Thranenbeines
noch mehrere Talgbalge, welche cine fette, gelblich aussehende, ziem-
lich consistente Schmiere absondern.
Bei dem Schweine geht das obère und untere Tliranenröhrclien
ebenfalls getrennt durch die zwei knöchernen Kanale des Thranen-
beines in den Thranensack.
Bei den Fleischfressern zeigen die Thranenwerkzeuge von
denen des Pferdes keine erhebliche Abweichung.
II. Dio innern Theile des Anges oder der Sehapparat.
Den Sehapparat macht der in der Augenhöhle liegende, kugelig
gestaltete Augapfel {Bulbus oculi) aus, dessen vorderer freier Theil,
der von der Bindehaut überzogen ist, mehr oder weniger von den
Augenlidern bedeckt, und so das Auge bald mehr, bald minder
geschlossen wird. Er steht durch die Bindehaut mit den Augenlidern,
durch die ihn bewegenden Muskeln mit der Augenhöhle und durch
den Sinnesnerven mit dem Gehirn in Verbindung.
Die Haute, die ihn von aussen begrenzen und seine Gestalt
bedingen, sind: die undurchsichtige und die durchsichtige
Hornhaut, welche weitere Theile, namlich die Aderhaut, die
Regenbogenhaut und die Netzhaut, ferner die wâsserige
Feuchtigkeit, die Krystalllinse und den Glaskörper
einschliessen.
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534
1) Die undurchsichtige Hornhaut. {Cornea opaca.) (Fig. 199. a.)
Dièse Haut wird auch die li art e Haut oder die wei ss e Haut
{Sclerotica s. Albuginea) genannt, sie begrenzt den hintern gró'ssern
Theil des Augapfels, indeni sie sich von der Einsenkung des Seh-
nervens bis zu dem Hornliautring erstreckt. Sie stellt eine feste,
aus fibrösem Gewebe bestellende weisse Haut dar, die ihren ursprung
von der harten Hirnhaut nimmt, und an dem Eintritt des Sehnervens
starker als in der Nfihe des Hornhautringes ist. Man betrachtet an
ihr zwei g rossere und mehrere kleinere Oeffnungen und
zwei Plachen.
a) Die Sehnervenöffnung, wclche sich an dem hintern
Theile der Sklcrotika, aber nicht im Mittelpunkt, sondern mehr zur
Seite nach aussen befindet, erscheint als eine siebartig durch-
löcherte Platte, die, wie allgemein angenommen wird, nicht von
Fig. 199.                der Sklerotika, sondern von dem Sehnerven
Der Augapfel von vorn und und dessen Hullen gebildet wird. Bei dem
der Seite betrachtet. Eintritt des Sehnervens an der Sklerotika
werden namlich dessen Bundel durch die
innere Nervenscheide netzartig von einander
getrennt, wahrend die iiussere Scheide in die
undurchsichtige Hornhaut übergeht. Diese
siebartige Platte lasst sich durch Macération
der Sklerotika, besonders an dem Auge des
Rindes und Schweines, deutlich darstellen,
indem durch dièses Verfahren das Nerven-
mark sich auflöst und das von der innern
Hiille des Nervens gebildete Netz zurückbleibt.
b) Die Hornhautöffnung ist sehr
b. S« s°ehne«!icl"isc H°"lh'""' gross > von eiförmiger Gestalt und an dem
cc. Die durchsichiige Homhaut. vordem Theile der Sklerotika angebracht;
sie verbindet sich mit der Cornea, wodurch der sogenannte Horn-
haut ring gebildet wird. Die Verbindung beider Haute scheint
dadurch zu erfolgen, dass Faserbiindel der Sklerotika in das Gewebe
der Cornea und Fasern der Cornea in das Gewebe der Sklerotika
übergehen. Durch diesen allmahligen üebergang scheint die Ansicht
doch auch etwas für sich zu haben, dass die Cornea nur eine ver-
vollkommnete Sklerotika sei.
•c) Mehrere kleine Oeffnungen entstehen durch das Ein- und
Austreten der Ciliararterien und Venen und der Ciliarnerven.
d) Die Flachen sind eine aussere und eine innere. Die
Sus sere F lach e ist gewölbt, rauh, und dient an ihrem vordern
Theil der Bindehaut und an ihrem hintern Theil den Augenmuskeln
zur Anheftung. Die innere FI ach e ist in dem Verhaltnisse ausge-
höhlt, als die âussere gewölbt ist, nicht so rauh als diese und mit
einem dunnen, zellfas erigen, braunschwarz aussehenden
Hautchen (Lamina fus ca) (Fig. 200. b.) verbunden.
Die undurchsichtige Hornhaut gibt dem Augapfel seine Gestalt,
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und dient überdiess den zu seiner Bewegung dienenden Muskeln zur
Anheftung.
2) Die durchsichtige Hornhaut. (Cornea pellucida.) (Fig. 199. cc.)
Die durchsichtige Hornhaut oder die Hornhaut [Cornea),
welche den vordern kleinern Theil des Augapfels ausmacht, steht an
der Hornhautöffnung der Sklerotika mit dieser Haut in inniger Ver-
bindung. Sie ist einc starke, dicke, durchsichtige Membran, die aus
fibrösen Fasern zusammengesetzt ist und eine Fortsetzung der Skle-
rotica zu sein scheint. Die Faserbündel durchkreuzen sich in den
verschiedensten Richtungen, bilden kleine Blatte h en [Lamellen),
die in unbestimmter Zahl über einander liegen, so dass die Cornea
ein blattriges Gewebe zeigt, das von einer durch sichtigen Flüs-
sigkeit [Humor corneae)' durchdrungen ist. Jede einzelne Lamelle
besteht aus netzartig unter einander verbundenen Fasern, die sich
mit denen der übrigen Lamellen verbinden, wodurch eine innige
Verbindung sammtlicher Blattchen zu Stande gebracht wird.
Die Cornea lasst eine vord ere und h intere Fia e he betrachten.
Die vord er e oder aussere Flache ist gewölbt und von der Binde-
haut der Cornea ùberzogen; die h in ter e oder innere F lach e ist
in dem Masse ausgehöhlt und mit einer dunnen Haut verbunden,
welche die Haut der wassrigenFeuchtigkeit oder die Des-
cemet'sche Haut [Membrana humoris aquei s. Descemetiana)
genannt wird. Dièse Haut erscheint etvvas glasartig, sie ist durch-
sichtig und lasst sich leicht in Gestalt kleiner Glasschuppen von der
Cornea trennen; ihre aussere Flache ist rauh und mit der innern
Flâche der Cornea verbunden, ihre innere Flache ist glatt und soli
angeblich die wassrige Feuchtigkeit absondern. Sie scheint nicht blos
die innere Flache der Cornea zu überziehen, sondern auch auf die
vordere Flache der Regenbogenhaut überzugehen.
Die durchsichtige Hornhaut tràgt zur Bildung des Augapfels bei,
auch lasst sie die Lichtstrahlen durchgehen, welche durch ihre Wölbung
eine Brechung erfahren.
3) Die Aderhaut. (Tunica chorioidea.) (Fig. 200. e.)
Die Aderhaut oder die Gefiisshaut [Tunica vasculosa) ist
diejenige Membran, welche sich zwischen dem schwarzbraunen Hautchen
der Sklerotica und der Netzhaut von der Sehnervenöffnung nach vorn
bis zur Regenbogenhaut ausbreitet; sie ist dünn, schwarzbraun gefârbt
und aus Zellstofffasern, zahlreichen feinen Blutgefassen und Nerven
und aus schwarzem Pigment [Pigmentum nigrum) zusammen-
gesetzt. An ihr betrachtet man:
a) Zwei Flachen, namlich eine aussere und eine innere.
Die aussere gewòlbte Flache ist mit Ausnahme des Strahlenbandes
ganz von dem schwarzen Pigment bedeckt, sie erscheint von der
zwischen der Sklerotika und Aderhaut ausgehauchten wassrigen Feuch-
tigkeit etwas glanzend und feucht, und ist mit der innern Flache des
schwarzbraunen Hâutchens der Sklerotica nur locker verbunden. An ihr
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verlaufen die Ciliarnerven als weisse Streifen in gerader Riehtung nach
vorn, theilen sich dami an dem vordern Theil der Aderhaut 'unter
Fig 200.
                   spitzigen Winkeln in kleinere Zweige,
Der Augapfel mit einera zurückge- welche zuletzt in das Strahlenband
legten Theile der Skierotika und dem eindringen. Die in nere ausgehöhlte
braunschvarzen Hautchen \on der P1 a C h e Steht mit der Netzhaut
in
Seite betrachtet.
Berührang, oline jedocli sich mit ihr
zu verbinden; an ihrem vordern Theil
ist sie von dem schwarzen Pigment und
an ihrem hintern von einem farbigen
Ueberzug, dem sogenannten Tapetum,
der ein schönes bliiulich schimmerndes
Aussehen hat, bedeckt. Dièses Tapetum
bildet ein besonderes, übrigens sehr
dunnes und leicht ablösbares Hautchen,
das aus festen, mehr parallel verlau-
fenden Zellstofffasern besteht.
b) Der h in tere und der vorder e
Theil. Der hintere Theil ist dicker
und fester und von dem Sehnerven
durchbohrt. Der vordere Theil liegt
an der Hornhautöffnung der Skierotika
Die Shterolika.
Das braunschwarzc Hâulcheu.
Die Aderhaut.
und an der hintern Flache der Regen-
bogenhaut.
Die au s s ere Flache des vordern Theiles zeigt einen weissen
Ring, welcher das Strahlen- oder Ciliarband (Orbiculus ciliaris
s. Ligamentum ciliare)
(Fig. 202. aa.) genannt wird; dièses wird aus
Zellstofffadengewebe gebildet, welches von den Ciliarnerven gefiecht-
artig durchzogen wird, Blutgefasse scheinen nur in geringer Menge
und das Pigmentgewebe gar nicht vorhanden zu sein, daher auch die
weisse Farbe. Das Ciliarband verbindet die Cornea, Skierotika und
die Iris mit einander. Der sogenannte
Fig. 201.
Der vordere Theil der Aderhaut an
der innern Flâche betrachtet.
Fontana'sche Kanal (Canalis Fon-
tanae)
, welcher auch bei den grössern
Hausthiereu vorkommen soli, scheint,
bei diesen aus einer kreisförmig ver-
laufenden Vene zu bestellen, welcher
auch der Name der Venenk reis des
Ciliarbandes (Circulus venosus or-
biculi ciliaris)
beigelegt worden ist.
An der innem Flâche des vor-
dern Theiles befindet sich der soge-
nannte Faltenkranz oder Ciliar-
körper {Corona ciliaris s. Corpus
ciliare)
(Fig. 201. bb.), welcher dadurch
Die Pupille.
bb.
Der Faltenkranz.
gebildet wird, dass die Aderhaut an
ihrer innem Flâche viele vorspringende Falten bildet, die an dem
Rande der Krystalllinse von der Regenbogenhaut strahlenförmig nach
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hinten laufen und sich vorii ain hinten) Theile der Aderhaut wieder
verlieren. Man unterscheidct zweierlei Palten, namlich grosse und
kleine. Die grossen Falten oder die Ciliarfortsatze (Processus
ciliares)
sind sterker und langer als die kleinen und sehr zahlreich;
die kleinen Falten oder die Ciliarfalten (Plicae ciliares) liegen
zwischen den vorigen und sind noch zahlreicher als diese. Beide
treten mit ihren vordern Enden an die hintere Flache der Regenbogen-
haut, und mit ihren hintern Enden verlieren sie sich allmahlig in der
Aderhaut; mit ihren freien Flâchen sind sie einander zugekehrt, und
mit ihren freien Randern liegen sie auf dem vordern Theil der Glas-
haut, mit der sie besonders im frischen Zustande ziemlieh genau
verbunden sind.
Durch die schwarze Farbung der Aderhaut wird nicht nur alles
storende Licht, das seinen Weg nicht durch die Pupille nimmt, abge-
halten, sondern auch die Reflexion desjenigen Lichtes verhiitet, das
schon durch die Netzhaut gedrungen ist; desshalb erhalten auch Tliiere,
denen dièses schwarze Pigment in der Aderhaut fehlt, kein so deut-
liches Licht von den Gegenstânden. Das Strahlenband scheint die
Regenbogenhaut und der Faltenkranz die Linse festzustellen.
Bei den Wiederkauern ist das Tapetum grünlich-blau, und
bei dem Schweine scheint es ganz zu fehlen.
Bei den Fleischfressern hat der gewöhnlich etwas röthlich
erscheinende farbige Ueberzug ein mehr perlmutterartiges Aussehen.
4) Die Regenbogenhaut. (Iris.) (Fig. 202. bb.)
Die Regenbogenhaut o
der Mitte von einer Oeffnun
der Blendung gleicht einer runden, in
g (Sehloch) durchbohrten Scheibe, die wie
ein Vorhang senkrecht in der Höhle des
Augapfels hinter der Hornhaut und vol-
der Krystalllinse herabhangt, wodurch diese
in eine vordere kleinere und eine hintere
grössere Augenkammer zerfallt. Sie ist
eine weiche, schwammige, ziemlieh dicke,
reizbare und meist braunschwarz aus-
sehende Membran, die aus Zellstofffaden-
gewebe, zahlreichen Blutgefâssen (Ciliar-
gefâssen) und Nerven (Ciliarnerven), aus
'contractilem Gewebe und schwarzem Pig-
ment zusammengesetzt ist.
Das contractile Gewebe lâsst theils
strahlige, theils kreisförmige Bundel er-
kennen; die strahligen gehen von dem
vordersten Theile des Ciliarbandes, ihrem
fixen Punkte, von allen geiten in die
Substanz der Iris, in welchem sie sich
strahlenförmig b"is zu dem innern freien
Rande fortsetzen und an demselben in
68
Mg. 202.
Der Augapfel, an dem die Cornea
und der mit ihm verbundene Theil
der Sklerotika, so wie die wass-
rige Feuchtigkeit eutfernt ist, von
vorn betracbtet.
Die Sklemtilia.
2. Die â'usscre Flâche des
Theiles der Aderhaut.
a a. Das Ciliarband.
b b. Die Regenbogenhaut.
o. Die Pupille,
dd. Die Traubenkörner.
Leyh, Anatomie.
voidern
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einen dichten Bundel übergehen, der den Pupillenrand nach Art eines
Schliessmuskels umgibt. Die kreisförmigen Bundel erscheinen als
kleine Fâltchen, die concentrisch zwischen dem âussern und innern
Rande der Iris liegen. Durch die strahligen contractilen Bundel wird
die Pupille erweitert und durch die kreisförmigen verengt.
An der Regenbogenhaut unterscheidet man eine vorder e und
hintere Flâche und einen âussern und innern Rand.
a)   Die vordere Flache sieht gegen die hintere Flache der
Cornea, und bildet mit dieser die vordere Augenkammer; sie ist von
der Descemet'schen Haut überzogen und gewöhnlich braunschwarz
gefârbt. Bei manchen Pferden fehlt das schwarze Pigment und die
Iris erscheint weisslich oder hellgelblich, erstere Augen nennt man
Glasaugen und letztere Birkaugen. An ihr ragen die concentrischen
Fâltchen, welche von den kreisförmigen Bündeln gebildet werden,
deutlich hervor.
b)   Die hintere schwarzgefarbte FIS che ist der Krystalllinse
und dein vordern Theil der Aderhaut zugekehrt, sie bildet mit diesen
und der Skierotika die hintere Augenkammer; man nennt sie auch
die Traubenhaut (Uvea).
c)   Der âussere Rand (Margo externus s. ciliaris) steht mit
dem Ciliarbande und dem Faltenkranz in Verbindung; er ist fest-
sitzend und grösser als der innere.
d)   Der innere Rand (Slargo internus s. pupillaris) ist frei
und begrenzt das S ehi oc h (Pupille, S eh e, Pupilla s. Pupilla);
dièses ist eine langlichrunde, querliegende Oeffnung, welche in der
Mitte der Regenbogenhaut angebracht ist und einen innern und
âussern Winkel, einen obern und untern Rand unterscheiden
lâsst. An dem obern Rande befinden sich einige braunschwarz
gefârbte, lockere, schwammige Körperchen, die iiber die Pupille
herunterragen und als Traubenkörner (Fig. 202. dd.) bezeichnet
werden; âhnliche, aber viel kleinere bemerkt man auch an dem
untern Rande.
Die Iris bildet die Scheidewand zwischen der vordern und hintern
Augenkammer, und lâsst als solche die Lichtstrahlen durch die Pupille
zur Linse gelangen. Bei grellem blendendem Licht wird sie verengt,
wodurch eine zu starke Reizung und Blendung der Netzhaut verhütet
wird; werden dagegen ferii liegende Gegenstânde fixirt, so erweitert
sie sich, dass die zur Deutlichkeit nötbige Menge von Strahlen auf
die Netzhaut einfallen können.
Bei dem Rinde hat die vordere Flache der Regenbogenhaut
eine hellere Farbe als bei dem Pferde; die hintere Flfiche ist in der
Nâhe des âussern Randes mit vielen kleinen Fâltchen versehen, die
sich gegen den innern freien Rand verlieren. Bei dem Schaf e ist
die vordere Flache der Iris gelbbrâunlich und bei (1er Z i e g e blaulich
gefârbt. Das Seliloch ist mehr ovai.
Bei dem S eh w e in e- erscheint die vordere Flâche der Iris brâun-
lich und die Pupille ist wie bei dem Hunde rund.
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Bei dem Hun de ist die vordere Flaehe ebenfalls braunlich
gefàrbt und die Pupille rund. Bei der Kat ze bat die vordere Flaclie
der Iris ein grünliches Aussehen und die Pupille stellt eine schmale,
senkreeht stehende Spalte dar, an der man einen aussern und innern
Rand und einen obern und untern spitzen Winkel unterscheidet.
5) Die Netzhaut. (Tunica retina.) (Fig. 203. d.)
Die Netzhaut oder Nerven haut (Tunica nervea) ist eine
zarte, leicht zerreissbare, weissliche Membran, welche durch die
Ausbreitung des Sehnervens ge-
g' '                        bildet wird; ihre Lage hat sie
lier Augapfel „n blosgel^er Netzl,a„t von Mm der ^^ md deffl
Glaskörper, und reicht von dem
Eintritt des Sehnervens bis zu
dem Faltenkranz der Aderhaut,
an welchem sie auffallend dunner
ist und ihr Ende zu erreicben
scheint. Sie besteht aus mehre-
ren mehr oder minder genau mit
einander verbundenen Schichten.
Die iius sere Schicht, welche
unmittelbar an der innern Flaclie
der Aderhaut liegt, wird die
a.    Die undureiisichtige Homhani.                           S t a b c h e n s e hi c h t oder Ja-
b.     Das schwarzbraune Hautcnen derselben.
c.    Die Aderhaut.                                                             COD SCDC Haut (btratum 0O-
d' Die Ne,z1"""-                                          cülosum s. Membrana Jacobiana)
genannt; sie ist sehr diinn und besteht aus zahlreichen durchsich-
tigen, âusserst kleinen, parallel neben einander stehenden Körperchen
(Stabchen). Die mittlere oder Faserschicht (Stratum fibrillo sum)
wird von den feinen Nervenfasern der Netzhaut gebildet, indem sich
dièse vielfach theilen, âusserst feine Geflechte und selbst Endumbie-
gungsschlingen bilden; ihre Fasern liegen so dicht beisammen, dass
sie sich nur als sehr dilnne parallele Fasern erkennen lassen, die an
ilirer innern ausgehölilten, nach andern auch an ihrer aussern ge-
wölbten Seite mit einer Schicht verschieden grosser und geformter
Körperchen (Btratum globulosum), die mit den Ganglienkugeln der
Rindensubstanz verglichen werden, umgeben sind. Die in nere oder
Gè fàs s chi eli t der Netzhaut (Lamina vasculosa retinae) endlich,
welche aus zartem Zellgewebe und den feinen Verastelungen der
Centralarterie zusammengesetzt ist, bildet die innere ausgehòhlte Flaehe
der Retina, so dass also zwischen ihr und der Jacob'schen Haut die
eigentliche Nervensubstanz eingeschlossen ist.
Die Arterie dieser Membran ist die Centralarterie der Netzhaut
(Arteria centralis retinae), ein feines Gefass, das in der Hirnhòhle
von dem vordern Aste der innern Kopfarterie abgegeben wird und mit
dem Sehnerven in das Auge tritt, die der Arterie entsprechende Vene
ergiesst sich gewöhnlich in den facherigen Blutleiter, seltener in die
Augenvene. '
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Die Netzhaut ist die wichtigste Haut des Augapfels, da nur sie
fiir die Lichtstrahlen empfânglich und nur durch ihre Thatigkeit das
Sehen möglicli ist. Die in Folge der Unthatigkeit des Sehnervens
eingetretene Blindheit nennt raan Schönblindheit oder schwarzen
Staar (Amaurosis).
ti) Die wâssrige Feuchtigkeit. (Humor aqueus.)
Die wassrige Feuchtigkeit ist eine klare, farblose, seröse Flù'ssig-
keit, welche die vordere Augenkammer ausfiillt und walirscheinlich
vonder Descemetischen Haut abgesondert wird; durch die Pupille
gelangt sie auch in die hintere Augenkammer. Wenn sie nach Ver-
wundung der Cornea ausfliesst, so erzeugt sie sich nach Schliessung
derselben alsbald wieder.
Diese Fliissigkeit scheint die Wòlbung der Cornea zu erhalten,
die Eeweglichkeit der Iris zu erleichtern und selbst die Lichtstrahlen,
wenn auch nur mâssig, zu brechen.
7) Die Krystalllinse. (Lens crystalUna.) (Fig. 204. a.)
Als Krystalllinse oder L i n s e wird derjenige linsenfórmig
gestaltete, durchsichtige, farblose Körper bezeichnet, der in der hintern
Fig. 204.
Die Krystalllinse und der Glas-
körpernachAbnahme der Cornea,
Iris und dem vordern Theil der
Sklerotika fon der vordern Seite
des Augapfels dargestellt.
Augenkammer vor dem Glaskörper und
hinter der Iris seine Lage hat, und von
dem Faltenkranz umfasst wird. An ihr
betrachtet man zwei Fia eh en und einen
Rand. Die vordere Flache ist massig
gewölbt, frei und gegen die Traubenhaut
und Pupille gekehrt; die hintere Flache,
welche mehr gewölbt als die vordere ist,
liegt in einer eigenen Vertiefung des Glas-
körpers, in der sie mit der Glashaut innig
verblinden ist, der Rand ist frei, kreis-
förmig und begrenzt beide Flachen.
Was das Gewebe der Krystalllinse
anbetrifft, so liisst sich an ihr die Lin-
senkapsel und die Linsensubstanz
unterscheiden.
a) Die Linsenkapsel (Capsula lentis
Die Krystalllinse.
bb.
crystallinae) stellt eine dunne, spröde,
durchsichtige Membran dar,
welche einen geschlossenen Sack bildet,
der die Linsensubstanz enthàlt. Die aussere Flache dièses Sackes
ist gewölbt, frei und glatt, die innere Flache dagegen ist ausgehöhlt,
sie liegt an der Linsensubstanz, oline jedoch mit ihr verwachsen zu
sein, da sich zwischen beiden eine dunne flüssige Schicht, die Mor-
gagnische Feuchtigkeit (Liquor Morgagni), befindet, welche
aus durchsichtigen farblosen Blasen (Linsenkugeln, Globuli lentis)
besteht, die durch eine durchsichtige Fliissigkeit mit einander ver-
bunden sind; desshalb kann auch die Kapsel beim Oeffnen leicht
von der Substanz abgezogen werden. Das Gewebe der- Linsenkapsel
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scheint mit dem der Deseemetischen Haut am Meiaten übereinzu-
stimmen.
b) Die Linsensubstanz (Humor crystalUnus) erscheint als eine
ziihe, klebrige, durchsichtige, blattrige Masse von verschiedener Con-
sistenz, die, wie die Blatter einer Zwiebel, in concentrischen Schichten
geordnet sind, und sich bei verhârteten Linsen (durch Weingeist,
Kochen u. s. w.) deutlich erkennen lassen. Jedes einzelne Blâttchen
besteht atis ausserst feinen Fasern (Fibrillae lentis), die ohne sich zu
kreuzen dicht neben einander liegen, und durch eine eigene Binde-
masse , die wahrscheinlich aus einer formlosen oder feinkörnigen
Flüssigkeit besteht, zusammengehalten werden.
Die Blutgefasse der Krystalllinse sind bei altern Thieren schwer
nachzuweisen, da sie kein rothes Blut führen und die gewöhnlichen
Injectionsmassen nicht in sie eindringen. Beim Fötus dagegen er-
scheint sie sehr blutreich, sie erhâlt ihre Gefasse von der Centralarterie
der Netzhaut und einen besondern Zweig, aber nur so lange das Fötal-
leben besteht, von diescr Arterie, der in gerader Richtung durch den
Glaskörper geht und an die hintere Flache der Linse tritt, an welcher
er sich aber nur in der Kapsel zu verâsteln scheint, indem keine
Zweige in die Linsensubstanz verfolgt werden können. Saugadern
und Nerven hat man in ihr bis jetzt noch keine entdeckt.
Durch die Krystalllinse erfahren die durch die Pupille auf sie
einfallenden Lichtstrahlen eine starke Brechung. Die Blindheit in
Folge der Verdunkelung (Triibung) der Krystalllinse nennt man grauen
Staar (Cataracta).
8) Der Glaskörper. (Corpus vitreum s. Iiyaloideum.) (Fig. 204. bb.)
Der Glaskörper füllt als eine klare, durchsichtige, ha'utig flüssige
Masse den grössten Theil der hintern Augenkammer aus, in welcher
er zwischen der Netzhaut und der Krystalllinse liegt, von deren Aus-
höhlung und Wölbung auch seine Form abhangt. Er zerfallt in die
Glashaut und die Glasfeuchtigkeit.
a) Die Glashaut (Tunica vitrea s. hyaloidea) erscheint als eine
sehr dunne, glatte, durchsichtige und farblose Membran, die den
serösen Hauten angehört, und in einen hintern grössern und vordern
kleinern Theil unterschieden wird. Der hintere Theil reicht
von dem Sehnerveneintritt bis in die Nâhe des Hornhautringes und
der vorder e von hier bis zur Krystalllinse, welche daselbst in einer,
ihrer hintern gcwölbten Flâche entsprechenden Vertiefung liegt. Ihre
aussere gewölbte Flâche ist an dem hintern Theil mit Ausnahme an
der Eintrittsstelle des Sehnervens mit der Netzhaut nur locker, an
dem vordern Theil dagegen mit der Retina und der Linse innig ver-
bunden ; auch schickt sie von Ietzterem Theil ein dunnes Plattchen,
das Strahlenplattchen (Lamina ciliaris s. Zonula Zinniï), an den kreis-
förmigen Rand der Krystalllinse, wodurch an diesem ein ringförmiger,
freier Raum entsteht, welcher der Petit'sche Kan al (Canalis s,
circulus Petiti)
genannt wird, der eine wassrige Flüssigkeit (Humor
Petiti)
enthalt. Die innere Flache der Glashaut schickt viele kleine
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Fortsatze nach innen ab, wodurch viele Zeilen gebildet werden,
welche die Glasfliissigkeit einschliessen.
b) Die Glasfeuchtigkeit (Humor vitreus) ist eine völlig
durchsichtige, farblose, scheinbar consistente Feuehtigkeit, welche
von der Glashaut begrenzt und in deren Zeilen eingeschlossen ist.
Obwohl der Glaskörper keine blutführenden Gefasse erkennen
lâsst, scheint er doch von der Centralarterie der Netzhaut plasma-
führende Gefasse (Vasa decolora) zu erhalten.
Der Glaskörper dient besonders zur Brechung der Lichtstrahlen ;
er scheint aber auch in sofern dem Sehapparat niitzlich zu sein, als
durch ihn die Netzhaut und somit auch das Gesichtsfeld eine grössere
Ausbreitung erlangt.
B. pns ©tl)(irH)trkjeMg. (Organon auditus.)
Das Gehörorgan ist das rechte und linke Ohr, welche zu
beiden Seiten des Kopfes an und in dem Felsentheil des Schlâfen-
beines sich befinden; sie sind die schallempfindenden Werkzeuge,
deren Sinnesnerv der Hörnerv ist, besitzen aber ausser diesem auch
noch Bewegungs- und Schmerzempflndungsnerven.
Der ganze Gehörapparat lasst sich in das au s sere, ni itti er e
und innere Ohr unterscheiden.
I. Das aussere Ohr. (Auris externa.)
Das aussere Ohr besteht aus den Ohrkn orpelli, dem aussern
Gehörgang und dem Trommelfell; diese bilden mit einander
eine trichterförmige Röhre, welche unten durch das Trommelfell ge-
schlossen wird und die Schallstrahlen sammelt.
1) Die Ohrknorpel. (Cartilaginea auris.)
An jedem aussern Ohr lassen sich drei verschieden gestaltete
Knorpel unterscheiden; es sind diess: die Ohrmu schel, der S eh il d-
knorpel und der Ring.
a) Die Ohrmu schei (Concha auris) (Fig. 205. 1.), welche
der grösste Knorpel des Ohres ist, hat ihre Lage zur Seite am obern
Theile des Kopfes ; sie ist durch Muskeln und die allgemeine Decke mit
den andern Knorpeln und dem Kopfe verbunden, und lasst ein obères
und unteres Ende, eine aussere und innere Flâche und einen
aussern und innern Rand unterscheiden. Das obère Ende oder
die Spitze ist frei, stumpf und entsteht durch das Zusammentreffen
beider Rânder; das untere Ende oder der Grund ist trichter-
förmig und in zwei Fortsatze getheilt, der vordere ist kurz abge-
rundet und der hintere lang, grifTelförmig; beide verbinden sich mit
dem Ringknorpel und machen mit diesem den knorpeligen Theil des
aussern Gehörganges aus. Die aussere Flache oder der Ru eken
ist gewölbt und in der Mitte am breitesten; sie dient mehreren
Muskeln zur Anheftung. Die innere Flache ist ausgehöhlt und
mit einer Leiste versehen. Der aussere Rand ist gebogen und
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der inner e in der Nahe der Spitze etwas ausgeschnitten, beide kommen
oben an der Spitze zusammen, wahrend sie unten über einander liegen.
b)   DerRingknorpel (Cartilago annularis)
Fig. 205.
Knorpel des aus-
sern Ohres.
(Fig. 205. 2.) ist viel kleiner als der vorige, und
liegt zwischen dem untern Ende der Muschel und
Di
dem aussern Gehörgang, mit welchen Theilen er
durch die innere Haut der Muschel verbunden ist.
Er stellt einen offenen Ring dar, und lasst eine
au ss er e gewölbte und eine innere ausgehöhlte
Pia che, so wie einen obern, etwas ausgeschnit-
tenen und untern freien Rand unterscheiden.
c)   Der Schildknorpel (Cartilago scuti-
formis)
(Fig. 206.) besteht aus einer kleinen Knor-
pelplatte, welche mehr unten auf dem Schlâfen-
nmskel liegt und durch Muskeln an die Kopf-
knochen und die Muschel befestigt ist. An ihm
unterscheidet man eine au s s ere und innere
Fia che, beide sind eben und zur Anheftung von
Muskeln bestimmt; einen vordern abgerundeten,
einen hintern obern und einen hintern un-
tern Winkel, welche wie ein Theil der Flachen
Die Muschel.
Das obère Ende.
Das untcre Ende.
Die aussere Flache.
Die intiere Flâche.
Der aussere Rand.
Der innen: Rand.
Der Hingltnorpei.
Die àussere Flâche.
Der obère Rand.
Der ttntere Rand.
zur Befestigung einiger Ohrmuskeln dienen; einen
obern, etwas gebogenen, einen untern und
hintern, etwas ausgeschnittenen Rand.
Die Ohrmuschel ist an ihrer aussern und innern
Flache von der allgemeinen Decke überzogen, die an
ersterer mit kurzen feinen und an letzerer mit langen
Haaren besetzt ist. An der âussern Flâche ist die
Fig. 20G.
Der Schildknorpel.
Haut dicker und lockerer mit der Muschel verbunden
als an der innern, an welcher sie sich bis in den
Ringknorpel und den aussern Gehörgang fortsetzt.
An den letztern Gebilden sind ihre Haare feiner und
sparsamer, und ihre Talgdrüschen sondern das soge-
nannte Ohrenschmalz (Cerumen aurium) ab.
Die Muskeln, die zur Bewegung der Ohrknor-
Die aussere Flache.
Der vordere Winkel.
Der hintere obère Winkel.
Der hintere untere Winkel.
Der obère Rand.
Der untere Rand.
Der hintere Rand.
peln dienen, sind Seite 152 aufgezahlt. Die Ar-
terien der Ohrmuschel kommen von einem Ast der
innern Kinnbackenarterie (Seite 378), die gleich-
namigcn Venen ergiessen sich in die innern Kinn-
backenvene, und die Nerven erhalt sie von dem
Angesichtsnerven und dem obern Aste des ersten Halsnervens.
Bei den übrigen Hausthieren zeigt mit Ausnahme der Hunde,
welche starkes Behang haben, von den Ohrknorpeln nur der Schild
in Beziehung auf seine Form einige unbedeutende Abweichungeü.
2) Der aussere Gehörgang. (Meatus auditorius externus.) (Fig. 207. a.)
Der aussere Gehörgang besteht aus einer kurzen knöchernen
Röhre, welche ein Portsatz des Felsentheiles des Schlafenbeines ist
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und an diesem nach ausseii hervorragt. Das kus s er e En de des-
selben ist uneben und mit dem Ringknorpel verblinden, das in ne re
En de geht in einen langlichrunden Rand, der Pau ken f e I hing
(Annulus membranae tympani) genannt, über, der dem Trommelfell
zur Befestigung dient. Seine âussere Flache ist gewölbt und
rauh, seine innere dagegen ausgehöhlt, glatt und von einer Fort-
setzung der innern Haut der Obrmuschel ausgekicidet; diese enthalt
viele Talgdrüscben und endigt sich an dem Trommelfell blindsack-
fórmig. In ihr verzweigt sich der Onrast des Lungen-Magennervens.
3) Das Paukenfell. (Membrana tympani.) (Fig. 207. b.)
Das Pauken- oder Trommelfell ist cine dunne, durch-
sichtige, elastische, langlichrund gestaltete Membran, welene an dem
Ring des âussern Gehörganges ausgespannt ist und die Scheidewand
zwischen dem âussern und mittlern Ohr bildet. Es wird, obgleich
es sehr dünn ist, aus drei verschiedeiien Haut en zusammengesetzt.
Die âussere Haut (Tunica externa s. cutanea) ist dünn und
eine Fortsetzung der Haut, welche den âussern Gehörgang auskleidet.
Die innere Haut (Tunica interna s. tympaniea) ist weich, feucht
und eine Fortsetzung der Schleimhaut, welche die Paukenhöhle aus-
kleidet. Die mittlere oder eigene Haut (Tunica media s. propria
s. fibrosa membranae tympani)
hat einen faserigen Bau und ist die
festeste von alien; ihre Fasern sind weder elastisch noch musculös,
sondern glanzend und sehnig, sie verlaufen in verschiedenen Rich-
tungen und scheinen wenigstens theilweise der Beinhaut anzugehören.
Nicht ganz in der Mitte des Paukenfelles befindet sich zwischen der
innern und mittlern Haut der Griff des Hammers, so dass dasselbe
an dieser Stelle etwas dicker erscheint.
Die Arterien des Trommelfelles kommen von der untern Ohr-
arterie, die von der obern Ohrdrüsenarterie abgegeben und von der
gleichnamigen Vene begleitet wird, die Nerven kommen von dem
fiinften, dem siebenten und dem zehnten Hirnnerven.
Das Paukenfell begrenzt die Paukenhöhle von aussen und den
âussern Gehörgang von innen ; an ihm sammeln sich die Schall-
strahlen, welche sich dann mittelst der Gehörknöchelchen bis zu dem
ovalen Fenster und durch dièses bis in das Labyrinth fortpflanzen.
II. Das mittlere Ohr. (Auris media.)
Dieser Theil des Gehörapparates wird von der Paukenhöhle,
den Gehörknöchelchen, der Eu stachis chen Röhreunddem
Luftsack gebildet.
1) Die Paukenhöhle. (Cavita» tympani.)
Die Pauken- oder T r o m m e 1 h ö h 1 e enthâlt die Gehör-
knöchelchen und wird von dem Labyrinth, der Pauke und dem
Trommelfell gebildet; sie stelli eine Ideine mit Luft gefüllte Höhle
dar, an der man eine âussere und innere Wand unterscheidet.
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a) Die aussere Wand (Fig. 207.), welche ausgehöhlt ist,
hat die Pauke, das Paukenfell und den Paukenfellring zur
Fig. 207.
Dio aussere Wand
kenhöhle.
Grundlage. Von diesem Ring gehen zu
der Pau- beiden Seiten und nach unten dunne, mehr
oder weniger breite Knochenpliittehen bis
an die innere Fliiche der Pauke ; sie lassen
Ieere Eaume, die Pa uk en zeil en (Cellulae
tympanicae)
, zwischen sich, welclie wieder
durch kleine schmale Knochenpliittehen, die
an der Pauke hervorragen, in kleinere Raume
getheilt werden. An jedem einzelnen Platt-
chen unterscheidet man zwei freie Flachen,
einen festsitzenden und einen freien, der
Hölile zugekehrten Rand. Nach vorn und un-
ten beflndet sich die Oeffnung für die Eusta-
chische Röhre. Nur dem Schafe undderZiege
fehlen die Knochenplattchen und die Zeilen,
b) Die in ne re Wand (Fig. 208.)'ist
Der aussere Gchö'rgang.
Das PauKenfell.
Der (lammer.
Die Zeilen und Knoclicnplatlchen
an der üussern Wand.
Der Paukenfellring.
Die Oeffnung für die Eustachische
iiöhrc.
uneben, sie liegt der vorigen gegenüber
und wird von dem aussersten Tlieile des
Labyrinthes gebildet. An ihr betrachtet man:
aa) Das ovale oder Vorhofsfenster
(Fenestra ovalis s. vestibuli) (Fig. 208. e.);
lid.
e e.
r.
es ist diess cine kleine Oeffnung, welche
Fig. 208.
innere "Wand der
kenhöhle.
Die
von der Paukenhöhle zu dem Vorliof des
Pau-
Labyrinthes führt und von dem Steigbiigel
ganz verschlossen wird. An seinem innern
Rand bemerkt man ein sehr dunnes, hervor-
stehendes Knochenplattchen, welches mit
dem Grunde des Steigbügels sich verbindet.
bb) Das runde oder Schnecken-
f e n s t e r (Fenestra rotunda s. cochleae)
(Fig. 208. d.) ist eine beinahe runde Oeff-
nung, die neben der vorigen liegt, von einer
dunnen Membran, dem sogenannten Neben-
trommelfell (Membrana tympanì secun-
daria)
, bedeckt wird und zur Paukentreppe
der Schnecke führt.
cc) Das Vorgebirge (Promontorium)
Der Spiralgang.
Das Vorgebirge.
Das ovale Penster.
Das runde Fenster.
(Fig. 208. b.) stellt einen kleinen Hügel
dar, der zwischen beiden Oeffnungen hervor-
ragt und mit einer Furche für die Jacob-
son'sche Nervenanastomose versehen ist.
dd) Der Sp iralgang oder der Fallopische Kanal (Canalis
s. Aquaeductus Faliopü)
(Fig. 208. a.) fangt an dem innern Gehör-
gange an, lauft iiber den Fenstern und dem Vorgebirge in einem
Bogen nach aussen und miindet mit dem Warzenloch. In ihm lauft
der Antlitznerv durch die Paukenhöhle hindiuch. Am Anfang dicses
G 9
Leyb, Anatomie.
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Kanals und über dem ovalen und runden Fenster bemerkt man eine
rundliclie tiefe Grube, in welcher der Muskei des Steigbügels sich
anheftet, mehr nach aussen an dieser Grube und über dem Spiralgang
befindet sich eine weitere Grube, in welcher der Kopf des Hammers,
der Körper des Amboses und der Spanner des Paukenfelles liegt.
Die Paukenhöhle ist ausser der Beinhaut auch noch mit einer
zarten Schleimhaut ausgekleidet, die eine Fortsetzung der Schleimhaut
der Eustachischen Röhre ist und die innere Membran des Paukenfells
bildet. Die Paukenhöhle ist mit atmosphârischer Luft angefüllt, die
sie beim Athmungsprocess durch die Eustachische Röhre erhalt.
2) Die Gehörknöchelchen. (Ossicula auditus.)
Diese kleinen Knochen bilden in der Paukenhöhle eine beweg-
liehe Kette, welche das Paukenfell mit dem ovalen Fenster in Zu-
sammenhang bringt; durch Bander werden sie mit einander verblinden
und durch Muskeln bewegt. Es sind diess der H a m m e r , der
Ambos, das Linsenbeinchen und der Steigbügel.
a)   Der Hammer {Maliens) (Fig. 207. c.) hat weniger Aehn-
lichkeit mit einem Hammer als mit einer am obern Ende gekrümmten
Keule ; seine Lage hat er zwischen dem Paukenfell und dem Ambos,
und wird in den Kopf, den Hals und den Griff abgetheilt. Der
Kopf (Capitulum) ist der obère und zugleich der starkste Theil des
Hammers, er ist nach aussen stark gewölbt, nach innen dagegen
etwas ausgehöhlt und mit einer Gelenkflâche versehen, die mit einer
entsprechenden des Amboses articulirt. Der Hals (Collum s. cervix)
ist der kurze, schmale, etwàs plattgedrückte Theil, der zwischen
dem Kopf und dem Griff liegt und mit mehreren kleinen Ernahrungs-
löchern versehen ist; über ihn geht die Paukensaite. Der Griff
(Manubrium) bildet den untern schmalern Theil des Hammers, er
ist ziemlich lang, plattgedrückt und in dem Trommelfell einge-
schlossen ; auch làsst er eine obère, etwas gewölbte und eine
un ter e, etwas ausgehöhlte F lach e, einen au s s er n geraden und
einen innern, etwas gewölbten Rand, so wie einé stumpfe
S p i t z e unterscheiden.
An dem Hammer kommen noch zwei Fortsatze vor. Der
kurze Fortsatz (Processus brevis) ragt am innern Rande des
Griffes hervor und dient der Sehne des Paukenfellspanners zur In-
sertion; der lange Fortsatz (Processus longus) besteht aus einer
dunnen, etwas breiten Grate, die am Kopf und Hals hervorsteht und
an dem untern Rande des Paukenfellringes befestigt ist.
b)  Der Ambos (Incus s. Dens molaris) ist ein dicker, kurzer,
mit zwei Schenkeln versebener Knochen, der die grösste Aehnlichkeit
mit einem kleinen zweiwurzeligen Backzahn hat. Man unterscheidet
ar» ihm den Körper und die beiden Schenkel. Der Körper
(Corpus incudis) ist der sterkere Theil, der eine in der Mitte erhabene
Gelenkflâche besitzt, welche mit einer entsprechenden am Kopfe des
Hammers articulirt. Der kurze Schenkel (Crus breve) ist klein,
stumpf und geht gegenüber der Gelenkflâche aus dem Körper hervor;
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er liegt wagrecht, sieht nach hinten und oben und zeigt eine kleine
Gelenkflâche, welche mit der innern Wand der Paukenhöhle sieh
verbindet. Der lange Schenkel (Crus longum) ist langer, aber
dunner als der vorige; seine Stellung ist mehr senkrecht und sein
freies gekrümmtes Ende steht mit dem Linsenbeinchen in genauem
Zusammenhange.
c)  Das Linsenbeinchen (Ossiculum lenticulare) ist das kleinste
von den Gehörknöchelchen, das am meisten einer sehr kleinen Linse
gleicht; es zeigt einen freien, ovai gestalteten Rand, eine glatte
Flache, welche mit dein Köpfclien des Steigbügels articulirt, und
eine in der Mitte mit einer erhabenen Rauhigkeit versehene Flache,
welche ununterbrochen in den langen Portsatz des Hammers übergeht.
d)   Der Steigbügel (Stapes) liegt zwischen dem Linsenbeinchen
und dem ovalen Fenster, er führt seinen Namen von der grossen
Aehnlichkeit mit dem Steigbügel eines Reiters ; er wird in das
Köpfchen, die Schenkel und den Grund eingetheilt. Das
Köpfclien (Capitulum), das den dicksten Theil des Steigbügels
bildet, ist nach aussen gekehrt und mit einer Gelenkflâche für die
Linse, so wie mit einer Rauhigkeit zur Insertion des Steigbügel-
muskels versehen. Der obère und unterò Schenkel (Crus su-
perius et inferius)
laufen von dem Köpfclien nach innen, entferuen
sich immer mehr von einander und gehen in die beiden Enden des
Grandes über, mit dem sie eine eirunde Oeffnung bilden, die von
einer doppelten Zwischenknochenhaut (Membrana otturatoria
stapedis)
verschlossen wird. Die aussere Flâche eines jeden Schenkels
ist gewölbt, die innere, der Oeffnung z'ugekehrte dagegen ausgehöhlt.
Der Grund (Basis) oder der Fusstritt besteht aus einer eiförmigen
Platte, die an ihrer âussern Flache glatt, an ihrer innern aber wie
die der Schenkeln ausgehöhlt ist, seine beiden Enden verbinden sich
mit den Schenkeln zu der eirunden Oeffnung.
Bander der Gehörknöchelchen.
a)   Das Kapselband des Hammers (Ligamentum capsulare
mallei)
geht von dem Gelenkrande der Gelenkflâche am Kopfe des
Hammers an den Gelenkrand der Gelenkflâche am Körper des Am-
boses; es ist sehr kurz und wird aussen durch weitere Bandfasern
verstârkt.
b)   Das Au fhâng eband des Hammers (Lig. suspensorium
mallei)
entspringt an dem obern Theil der âussern Wand der Pauken-
höhle und befestigt sich an dem obersten Theile des Kopfes des
Hammers ; es besteht aus Sehnenfasern.
c)   Das Kapselband des A m b o s e s (Lig. capsulare incudis)
ist sehr zart und verbindet die Gelenkflâche am kurzen Schenkel des
Amboses mit einer entsprechenden an der innern Wand der Paukenhöhle.
d)   Das Kapselband des Steigbügels (Lig. capsulare
stapedis)
geht von dem Gelenkrande des Steigbügelköpfchens an den
der Linse.
e)  Das ringförmige Band des Steigbügels (Lig. annularc
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stapedis) eutsteht ringsum an dem freien Rande des Steigbügel-
grundes und geht an das hervorstehende Knochenplattchen an déni
ovalen Fenster.
Muskeln der Gehörknöchelcheu.
a)  Der Spanner des Paukenfelles oder der innere Ham-
in ermus kei (Tensor tympani s. musculus malici internus) ist der
grösste von den Muskeln der Gehörknöchelchen ; er entspringt in
einer kleinen Grube an der innern Wand der Paukenhöhle vor dem
Körper des Amboses und endigt sich sehnig an dem kurzen Fortsatz
des Hammers. Er zieht die Gehörknöchelchen nacli innen, wodurch
sowohl das Paukenfell, als das Labyrinth gespannt wird, da bei
dieser "Wirkung zugleich auch der Steigbiigel in das ovale Fenster
gedrückt wird.
b)  Der aussere Hammermuskel [Musculus malici externus)
ist ein kleiner sehniger Muskei, der in der Nahe des vorigen ent-
springt und über ihm an dem Halse und dein langen Fortsatze des
Hammers sich endigt. Er unterstützt den vorigen in seiner Wirkung.
c)   Der Steigbügelmuskel (Musculus stapedius) ist klein
und mit einem rundlichen Bauch versehen; seinen Anfang nimmt er
in der rundlichen Grube über den beiden Fenstern und sein Ende
an der Rauhigkeit des Steigbügelköpfchens. Er ist ein Antagonist
der vorigen, indem er den Steigbiigel von dem ovalen Fenster zieht
und dadurch das Labyrinth öffnet, auch scheint er das Trommelfell
zu erschlaffen.
Durch die Gehörknöchelchen und deren Bandern und Muskeln
werden das Trommelfell und Labyrinth bald gcspannt, bald erschlafft
und geöffnet und die Schallstrahlen von ersterem zu letzterem gcleitet.
3) Die Eustachische Röhre oder Ohrtrompete. (Tuba Eustachii s. Tuba acustica.)
Die Eustachische Röhre besteht aus einer langen, mit einer
Rinne versehenen Knorpelplatte, welche an jeder Seite des Kopfes
von der Schlundkopfhöhle bis zur Pauke reicht. An jeder betrachtet
man ein ob ere s Ende, das Mittelstück und ein un ter es Ende.
Das obère oder hint er e Ende ist rinnenartig vertieft und an
dem Rande der Oeffnung der Eustachischen Röhre befestigt. Diese
Oeffnung, welche die Rinne der Eustachischen Röhre mit der Pauken-
höhle verbindet, wird die Pauken öffnung (Ostium tympanicum)
genannt. Das Mittelstück liegt zwischen dem obern und untern
Ende zur Seite des Keilfortsatzes des Oberhauptsbeines und unter
dem Körper des Keilbeines. An diese Knochen ist es mit seinem
obern Rande befestigt, wahrend die beiden untern Rander frei sind
und einen offenen Kanal zwischen sich lassen, der theilweise von
den Griffelmuskeln des Gaumensegels bedeckt wird. Das un ter e
oder vordere Ende bildet ein breites Knorpelstück, das frei zur
Seite in der Schlundkopfhöhle liegt und mit den Hâuten dieser eine
spaltförmige Oeffnung, die sogenannte S eh lundk opf ö ffnung
{Ostium pharyngeum) bildet.
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Der Knorpel der Eustachischen Eölire ist ein Zellenknorpel, der
an seiner aussern Plache von einer festen fibrösen Haut uingeben und
an seiner innern, der Rinne, von einer Schleimhaut ausgekleidet ist;
diese ist eine Fortsetzung der Schleimhaut des Schlundkopfes, verliert
aber, je mehr sie sich dem obern Ende naliert, immer mehr die Eigen-
schaft als solche und geht dann durch die Paukenöffnung in die Haut
der Paukenhöhle über.
Die Eustachische Eöhre gewahrt dem Hörapparat den Nutzen,
dass sie atmospharische Luft in die Paukenhöhle führt, wodurch
zvvischen der Luft dieser Höhle und der von aussen auf das Trom-
melfell eindringenden ein Gleichgcwicht erhalten wird, das ungleiche
Spannungen und selbst Zerreissungen des Trommelfells verhütet.
4) Der Luftsack der Ohrtrompete.
Der Luftsack ist ein dem Pferdegeschlecht eigenthümlicher,
hautiger, ziemlich geraumiger Behâlter, der mit der Eustachischen
Röhre in genauer Verbindung steht und durch eine sackartige Er-
weiterung der Schleimhaut derselben gebildet wird. Seine ëussere
rauhe Fliiche verbindet sich durch Zellgewebe nach innen mit dem
Luftsack der andern Seite, nach oben mit den Beugemuskeln, die
sich an dem Keilfortsatz des Oberhauptsbeines inseriren, nach aussen
und unten mit der obern Wand des Schlundkopfes, der innern
unebenen Flache der Ohrdrüse, dem Griffelmuskel des Hinterkiefers,
dein obern Aste des Zungenbeines, den grössern Gefassen des Kopfes
d mit einigen Hirnnerven ; seine innere freie Flâche sondert Schleim
. Durch das obère Ende der Eustachischen Röhre steht er mit
der Paukenhöhle und durch das untere mit der Schlundkopfhöhle in
Verbindung.
Da der Luftsack nichts als atmospharische Luft enthalt und mit
der Eustachischen Röhre in genauer Verbindung steht, so scheint
sein Zweck wahrsclieinlich auch kcin anderer zu sein, als die Function
der Eustachischen Röhre zu unterstützen.
Das mittlere Ohr bekommt seine Arterien, die aus feinen Reisern
bestehen, besondcrs von der untern Ohrarterie, einem Zweig der
innern Kinnbackenarterie. Die Eustachische Röhre und der Luftsack
erhalt solche von der obern Arterie des Schlundkopfes, der Ober-
hauptsarterie, aussern und innern Kopfarterie; diese Arterienzweige
werden von den gleichnamigen Venen begleitet. Die Nerven desselben
stammen von dem fünften, siebenten und neunten Hirnnerven, so wie
von dem grossen sympathischen Nerven ab.
III. Das innere Ohr. (Auris interna.)
Diese Abtheilung des Gehörapparates, wolche von dem Laby-
rinth, der hartern Partine des Felsentheiles, gebildet wird, muss als
der wichtigste Abschnitt des Ohres betrachtet werden, da er in dem
alleinigen Besitz des Hörnervens ist, durch welchen auch nur die
Schallstrahlen empfunden werden. Von dem aussern und mittlern
Ohr kömien Theile verletzt odcr ganz entfernt werden, oline dass
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das Gehör dadureh ganz verloren ginge, wahrend dasselbe aber danti
der Fall ist, wenn die Flüssigkeiten des Labyrinthes ausfliessen und
dessen Höhlen vertroeknen. Das Labyrinth zerfallt in den Vorhof,
die halbzirkelförmigen Kanàle und in die Schnecke.
1) Der Vorhof. (Vestibulum.)
Der Vorhof stellt eine kleine rundliche Höhle dar, welche zwi-
schen der Schnecke und den halbzirkelförmigen Kanalen liegt, und
durch das ovale Fenster sich in die Paukenhöhle öffnet. In dieser
Höhle bemerkt man ein kleines dunnes, hervorstehendes Knochen-
plattchen, die Vorh ofslei ste (Crista vestibuli), welches sie in
zwei kleine Gruben scheidet, von denen die obère nach ihrer
Gestalt als eiförmige oder halb ellip tisch e Grube {Fovea
ovalìs s. hemiettiptica)
und die unterò als rundliche oder halb-
kugelförmige Grube (Fovea rotunda s. hemisphaerica) bezeichnet
wird. In der eiförmigen Grube befindet sich cine feine Furche,
welche in die Wasserleitung des Vorhofs fiihrt. Ausser dem Ein-
gang der Wasserleitung des Vorhofs besitzt der Vorhof noch sechs
Oeffnungen.
a)   Das eirunde Fenster, welches in die Paukenhöhle fiihrt.
b)   Die vier Mündungen der halbzirkelförmigen Kanale.
c)   Der E in gang der Vorhofstreppe der Schnecke.
2) Die halbzirkelförmigen Kanale. (Canales semirirculares.)
Die halbzirkelförmigen Kanale oder Bogengânge sind|
sebr enge, mehr oder minder lange, ■ knöcherne, bogenförmig ver'
laufende Kanâle, die von dem Vorhof ausgehen und in denselben
wieder einmünden. Nach ihrcm Verlauf unterscheidet man- sie in den
obern, den untern und den âussern Bogengang.
a)   Der obère Bogengang (Canalis semicircularis superior)
nimmt oben und aussen in dem Vorhof mit einer besondern Oeffnung
seinen Anfang, besclireibt dann in dem Labyrinth nach unten und
innen einen Bogen, der mit dem Ende des untern Bogenganges
gemeinschaftlich wieder in den Vorhof einmiindet.
b)   Der unte re Bogengang (Canalis semicircularis inferior)
liegt dem vorigen theilweise gegenüber, er besclireibt von unten und
aussen, wo er mit dem Ende des aussern Bogenganges gemein-
schaftlich in dem Vorhof beginnt, einen Bogen nach oben und innen,
um mit dem Ende des obern Bogenganges gemeinschaftlich zu endigen.
c)  Der aussêre Bogengang (Canalis semicircularis externus),
welcher der kleinste und der Paukenhöhle zugekehrt ist, besclireibt
von oben nach unten einen Bogen, der mit einer besondern Oeffnung
anfangt und mit dem Anfang des untern Bogenganges gemeinschaftlich
wieder in den Vorhof einmiindet. Diesem zufolge haben die drei
Bogengânge zwei abgesonderte und zwei gemeinscbaftliche Oeffnungen
in dem Vorhof.
Di e Wasserleitung des Vorhofs (Aquaeductus vestibuli)
beginnt mit einer engen Oeffnung ani Ende der feinen Furche in der
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eiförmigen Grube, lauft hierauf über den Bogengângen nach innen
und oben und mündet dann an der innern Plache des Felsentheiles
über dem innern Gehörgange in einer daselbst befindlichen spaltfórraigen
Oeffnung frei aus.
3) Die Schnecke. (Cochlea.) (Fig. 209.)
Die 'Schnecke erscheint als ein schraubenförmig gewundener
knöclierner Gang, der in dem Labyrinthe vor und unter dem Vorhof
angebracht ist und mit der Sehale einer Garten-
F' s • v ri Th schnecke die grösste Aehnfichkeit hat. Durch das
rinthes" woran ein runde Fenster steht sie mit der Paukenhöhle, durch
Theü der Schnecke den Eingang der Vorhofstreppe mit dem Vorhof,
sich beflndet. durch ihre Wasserleitung mit der innern Flâche
des Felsentheiles und durch mehrere kleine Oeff-
nungcn mit dem innern Gehörgang in Verbindung.
An ihr unterscheidet man die Spindel, das
Spiralplatt und die Treppen.
a) Die Spindel oder die Axe (Modiolus s.
Axis)
(Fig. 209. a.) liegt in der Mitte der Schnecke
und stellt einen knöchernen Kegel dar, um den
«■ nie spinaci
            sich die Spiralplatte wendet. Ihr breker Theil oder
der Grund ruht auf dem innern Gehörgang und
ist mit mehreren sehr kleinen Oeffnungen versehen, die den Eintritt
der Nerven und Gefasse in die Schnecke gestatten ; ihr schmaler Theil
oder die Spitze, welche der innern Wand der Paukenhöhle zuge-
kehrt ist, bildet mit dem Ende der Spiralplatte einen leeren Raum,
den man auch nach seiner Gestalt den Trichter (Scyphus s. infun-
dïbulum)
nennt, der mit einer Oeffnung, dem Trichterloch, ver-
sehen ist, das in die Paukentreppe führt.
b)   Die Spiralplatte [Lamina spiralis) (Fig. 209. b.) besteht
aus einem dunnen Knochenplattchen, das in 2lf2 Windungen sich
spiralförmig um die Spindel wendet; die Windung der Spiralplatte
fângt zwischen dem ovalen und runden Fenster an und endet in dem
Trichter, in welchem Verlauf sie an Breite allmahlig abnimmt. An
dem rechten Olir geschieht sie von rechts nach links, und an dem
linken von links nach rechts. Der innerc Rand der Spiralplatte ist
hohl und an der Spindel festsitzend,. der âussere dagegen ist gewölbt
und frei. Die obère Flache derselben sieht gegen die Vorhofstreppe
und die untere gegen die Paukentreppe der Schnecke. Zwischen der
ersten und zweiten Windung der Spiralplatte geht von der die Schnecke
begrenzenden Knochenmasse ein der Spiralplatte ahnliches Knochen-
plattchen an die Spindel, welches sich um dieselbe wie die Spiral-
platte bis zum Trichter spiralförmig wendet.
c)   Die Treppen (Scalae) werden durch die Windungen der
Spiralplatte gebildet, indem dadurch die Röhre der Schnecken-
windungen in eine obère und untere Abtheilung gebracht wird.
Die obère Treppe, welche in den Vorhof führt, wird die Vor-
hofstreppe (Scala vestiboli) und die untere Treppe, welche
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durch das runde Fenster in die PaukenhÖhle fiihrt, die Pauken-
treppe (Scala tympani) genannt. An dem Vorhof und dem runden
Fenster sind die Treppen sehr geraumig, werden aber gegen die
Spitze der Spindel zu allmahlig enger.
Die Wasser-Ieitung der Schnecke (Aquaeductus cochleae
s. Cotunnii)
farigt mit einer trichterförmigen Oeffnung am Boden der
Paukentreppe in der Niihe des runden Fensters an, lauft hierauf, in
einen sehr engen Kanal übergehend, nach hinten und innen, um
mit einer sehr kleinen Oeffnung in einer Spalte hinter dem innern
Gehörgang an der innern Flache des Felsentheiles zu miinden.
Die einzelnen Theile des Labyrinthes, namlich der Vorhof, die
Bogengânge und die Schnecke, sind an ihrer innern freien Flache
mit einem zarten Hiiutchen überzogen, das aus zwei verschiedenen
Membranen zusammengesetzt ist. Die iiussere Membran ist das zarte
Beinhautchen und die innere scheint einer serösen Membran zu ent-
sprechen, welche eine farblose, durchsichtige Fliissigkeit, das Wasser
des Labyrinths (Serum labyrinthi $. Aquula Cotunnii) absondert
und die freie Oberflache feucht erhalt. In diesem Hautchen geschieht
die Verzweigung der Blutgefasse und Nerven.
Die Arterie, welche sich in dem Labyrinth verzweigt, ist die
innere Gehörarterie, ein Zweig der Grundarterie des Gehirns; diese
tritt namlich mit dem Hörnerven durch den innern Gehörgang in das
Labyrinth und theilt sich dann in mehrere feine Zweige. Der Nerv
des Labyrinths ist der achte Hirnnerv.
In dem Labyrinthe werden die von dem Trommelfell mittelst der
Gehörknöchelchen durch das ovale Fenster geleiteten Schallstrahlen
immer mehr concentrirt, dem Hörnerven mitgetheilt, der alsdann die
eigenthümliche Empfindung des Schalies vermittelt.
C. JllS ffitrttdjSœtrhjeBfl. (Organon olfactus.)
Der Geruchsinn hat seinen Sitz in der die beiden Nasenhöhlen
auskleidenden Schleimhaut (Membrana pituitaria s. Schneideriana).
Die Nerven, durch welche allein der Geruch vermittelt wird, ist das
erste Hirnnervenpaar oder die Geruchsn erv en (Nervi ol-
factorii);
dies.e gehen mit ihren zahlreichen Aesten, in die sie sich
theilen, durch die Sieblöcher des Siebbeines in die Nasenhöhlen und
breiten sich in der Schleimhaut der Siebbeinzellen, der Nasenscheide-
wand, der Nasenmuscheln und Nasengange aus. Die Siebbeinnerven
der ersten Aeste, so wie die obern Nasennerven und die Zweige der
Gaumennerven der zweiten Aeste des fünften Hirnnervenpaares, welche
sich ebenfalls in der Nasenschleimhaut verzweigen, sind rein als
Sensibilitâtsnerven des Geruchsorganes zu betrachten.
Eine Hauptbedingung, um riechen zu können, ist die, dass die
Nasenschleimhaut bestandig feucht erhalten wird, was theils durch den
Inhalt des Thranenkanals, grösstentheils aber durch die Absonderung
der zahlreichen Schleimdriischen geschieht. Der Schleim selbst scheint
besonders geeignet zu sein, die Gerüche, welche beim Ein- und
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Ausathmen in die Nasenhöhlen gelangen, aufzunehmen, von dem sie
hernach erst durch die Schleimhaut auf die Verbreitung der Riech-
nerven wiiken. Eine je grössere OberSache die Riechhaut darbietet,
einen je ausgebildeteren Geruchsinn wird man finden.
Fur die Thiere ist das Geruchsorgan, das- bei ihnen anch bei
vveitem mehr entwickelt ist als bei dem Menschen, vbn nicht geringer
Bedeutung. Da sie einmal auf eine ziemlich weite Entfernung riechen
können, ist es ihnen auch dadurch möglich, mittelst des Geruches
Nahrungsstoffe, die ausser dem Bereich des Gesichtssinnes sich be-
finden , aufzufinden, ferner schadliche von zutrâglichen Nahrungsstoffen
zu unterscheiden und insofern auch das Geschuìacksorgan unterstiitzen.
Denn bekanntlich werden von ihnen aile Nahrungsstoffe durch den
Geruch vorerst untersuchi und dann erst in die Maulhbhle aufge-
nommen. Durch den Geruchsinn kommen sie auch andern Thieren
auf die Spur und können so schon von der Ferne Freund und Feind
unterscheiden ; auch finden sich durch ihn, besOuders wahrend der
Brunstzeit, beide Geschlechter zur Begattung zusammen. Durch das
Geruchsorgan wird aber auch die atmospharische Luft gleichsam ge-
priift, ob sie sich für den Athmungsprocess eignet oder nicht.
Eine ausführlichere Beschreibung der Nasenhöhlen ist bei den
Athmungsorganen, denen sie hauptsachlich angehören, Seite 332
zu finden.
il. ittfötM Stnitt0u>erk3fugf.
D. |)flB ffitfdjmttéStBCrhjCUg. {Organon (lusttis.)
Das wichtigste Geschmacksorgan ist die in der Maulhöhle ge-
lagerte Zunge, deren Schleimhaut mit zahlreiehen, aber verschieden
gestalteten Wârzchen, den Geschmackswarzchen (PapiUae
gustatoriae)
, versehen ist, in denen iibrigens nicht blos der Sitz des
Geschmackes, sondern auch theilweise der Sitz des Tastsinnes der
Zunge zu sein scheint. Diesen Wârzchen liegt ein feines faseriges
Gewebe zu Grunde, in dem sich die Gefasse und Nerven verzweigen
und das von dem ziemlich starken Epithelium überzogen ist.
Die Nerven der Zunge 'sind sehr zahlreich und ihre Function
ebenso verschieden als ihr Ursprung. So erhalt sie auf jeder Seite
den Zungenast des dritten Astes des dreigetlieilten Nervens, der die
Tast- und Schmerzensempfindungen, den Hauptstamm des
Zungenfleischnervens, der die Bewegungen der Zunge und den
Zungenast des Zungen-Schlundkopfnervens, der nur die wahren
G es ch macksempfin dun g en zu vermitteln scheint.
Eine Geschmacksempfindung wird aber nur dann wahrgenommen,
wenn die freie Oberflâche der Zunge feucht und die schmeckbaren
Objecte auflöslich sind, weil sie nur in diesem Zustand auf die Ver-
breitung der Geschmacksnerven einwirken können. Ausser der Zunge
scheint auch das obère Ende des Gaumensegels das Vermogen zu
L e y h , Anatomie.                                                                                                                            • vi
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besitzen, Gesclimacksempfindungeii zu vermitteln, indem dièses Organ
auch Nerven von dem neunten Hirnnervenpaar erhült. Die nahere
Beschreibung des Gaumensegels und der Zunge siehe Seite 234
und 235.
.E. |oa Cû)lttlfrhjenB. (Organon tactus.)
Der Gefühl- oder Tastsinn ist nicht blos über die ganze
allgemeine Decke ausgebreitet, sondern hat auch seinen Sitz in allen
den Organen, an welchen diese sich durch die natiirlichen Oeffnungen
des Körpers nach innen umstiilpt, wie an der innern Oberflache der
Lippen, der Nase, der Augenlider, der aussern Geschlechtstheile etc.
Bei den ïhieren ist er im Allgemeinen weniger entwickelt als bei dem
Menschen, da bei diesen die den Fingerspitzen entsprechenden Gebilde
in hornige Kapseln eingeschlossen sind.
Als Tastorgane waren nun die aussere Haut oder die allgemeine
Decke, so wie deren angehörigen Theile, als: die Haare, Hörner,
Hufe, KI au en und Krallen zu beschreiben.
1) Die aussere Haut oder die allgemeine Decke. (Cutis s. integumentum
commune.)
Die aussere Haut begrenzt den Organismus von aussen, indem
sie dessen ganze aussere Oberflache überzieht und an allen natiirlichen
Oeffnungen dcsselben durch Einstülpung in die Schleimhaut übergeht.
Diese Oeffnungen sind: die Maulspalte, die Nasenlöclier, die Augenlid-
spalten, die Zitzenmündungen, der After, die Schamspalte und die
Harnröhrenmündung. Ihre aussere Oberflache ist frei und grössten-
theils mit Haaren besetzt, ihre innere dagegen ist durch Zellgewebe
mit den unter ihr liegenden Theilen mehr oder minder fest verblinden.
An manchen Stellen des Körpers bildet sie durch Verdoppehmgen
Falten, wie in den Flankengegenden die Kniefalten, in der Scham-
und Nabelgegend den Schlauch und bei dem Rinde an dem untern
Theile des Halses und an dem vordern der Brust den Brustlappen
oder Triel ; kleinere Fâltchen erscheinen als sogenannte Nahte an dem
Mittelfleisch und dem Hodensack. Bei Ziegen und auch bei Schweinen
kommen mitunter an der Kehle an dem obern Theil des Halses zitzen-
âhnliche Verlangerungen als sogenannte' Glöckchen vor, die ge-
wöhnlich ein langlichschmales Knorpelstückchen und einige kleine
Muskelbündel enthalten. Bei dem Schafe macht sie in der Hölie
des Krongelenkes in der Zehenspalte eines jeden Fusses noch eine
besondere Einstülpung, wodurch das sogenannte Klauensiickchen
(Sinus cutaneus ungularum) gebildet wird. Dièses Sâckchen fângt an
genannter Stelle mit einer kleinen Oeffnung an, die in einen Kanal
führt, der sich nach hinten und oben umbiegt, sich dann etwas
erweitert und mit einem nach vorn genenden Blindsack endet. Seine
innere Oberflache besitzt mehrere feine Haare, in deren Nahe sich
die Ausmündungen der Talgdrüschen befinden, die eine weissliehe,
fettige, mehr consistente Schmiere absondern, welche die Zehenspalte
schlüpfrig erhâlt. Was die Stârke der Haut anbelangt, so fìndet
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man sie gewöhnlich auf dem Riicken am starksten (dicksten) und an
den aussem Gesclilechtstheilen, der innern Flâche der Oberschenkel,
so wie an einigen Stellen des Kopfes am schwachsten (dünnsten).
Die au ssere Haut ist aus zwei übereinanderliegenden Schich-
ten zusammengesetzt, von denen die aus s e re als Ober haut und
die innere als Lederhaut bezeichnet wird.
a)   Die O b e r h a u t (Epidermis), welche schon in der allgemeinen
Anatomie Seite 11 bei dem Horngewebe beschrieben wurde, ist ein
Product der Lederhaut, welches durch fortwahrende Ausschwitzung
von Cytoblast und Zellenbildung erzeugt und erhalten wird. Sie
besteht aus mehreren sehr dunnen, übereinanderliegenden Zellen-
schichten, welche, microscopisch betrachtet, in dr ei Lagen er-
scheinen. Die innerste Lage steht mit der aussem Flache der
Lederhaut in genauem Zusammenhange und lasst deutlich die neu-
erzeugten, mehr regelmassig gestalteten Zeilen erkennen ; sie wurde
friiher als eine besondere Schichte der aussern Haut betrachtet und
als Malphigisches Schleimnetz (Bete Malphigii) bezeichnet.
Die mittlere Lage zeigt schon abgeplattete Zeilen, die als dunne,
leste, schon mehr hornartige Blâttchen erscheinen. Die au ss e rs te
Schichte ist die harteste und wird von den altesten, mehr abge-
platteten, unregelmassig gestalteten hornigen Blattchen gebildet, die
in Gestalt kleiner Schüppchen sich bestandig ablösen. Die innerste
Schichte enthalt das Hautpigment, welches die graue oder schwarze
Farbe der Oberhaut bedingt, und nur wo dièses fehlt, wie bei weiss-
gebornen Thieren, erscheint sie weiss. An den meisten Stellen des
thierischen Körpers ist sie mit Haaren besetzt, welche sie wie die
Ausiïihrungsgange der Talg- und Schweissdrüschen durchbohren, wo-
durch eine Menge feiner Oeffnungen in ihr entstehen.
Die Oberhaut, welche als horniges Gebilde weder Gelasse noch
Nerven besitzt, scheint das unter ihr liegende sehr empfindliche Tast-
gewebe der Lederhaut nicht blos vor feindlichen Einwirkungen zu
schützen, sondern dasselbe auch im Interesse des Tastsinnes bestandig
feucht zu erhalten, da durch sie die Verdunstung aus den Gefassen
der Lederhaut, so wie zu grelle Einwirkungen auf deren Tastwarzen-
gewebe gemassigt werden. Ebenso scheint sie auch die von aussen
vielleicht nachtheilig auf den Organismus einwirkenden Fliissigkeiten
abzuhalten.
b)   Die Lederhaut (Corium s. Derma) liegt als eine dickere
Membran unter der vorigen und lasst wie diese ebenfalls dr ei auf-
eiiianderliegende Schichten unterscheiden. Die innere Schichte
besteht aus lockerem Zeil- und Fettgewebe, durch welches sie mit
den unter ihr liegenden Gebilden in Verbindung steht. Die mittlere
als die dickste Schichte wird von einem dichten, elastischen, netz-
artig verflochtenen faserigen Gewebe gebildet, in dem sich die Gelasse
und Nerven ausserst zahlreich verzweigen. Die aussere Schichte
bildet das sogenannte Tastwarzengeweb e (Textus papillaris s.
Corpus papillare), welchen Namen es von seiner Eigenschaft, zu
tasten, erhalten hat. Dièses Gewebe besteht aus einzeln hervorragenden
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Tast- oder Gefühlswarzcheu (Papillae tactus), denen eine
dichte structurlose Substanz zu Grimde liegt, in die sicb die feinsten
Fasern des Coriums fortsetzen, die feinsten Reiser der Arterien in die
Venen iibergehen und die Nerven ihre Endumbiegungsschlingen mach en.
Die in der iiussern Haut ausserst zahlreicb enthaltenen Talg- und
Schweissdrüsen, welche durch einfache Umstülpungen der Epidermis
gebildet werden, sind schon bei Beschreibung des Driisengewebes
Seite 24 naher erörtert worden.
Die Fuuctioneri der aussern Haut sind mehrfach. Dieselbe, ais
Tastorgan betraehtet, hat bei den Thieren bei weitem nicht den
AVerth wie bei dem Menschen. Durch das Tastwerkzeug wird im
Allgemeinen nicht blos das Gefühl des Widerstandes, sondern zugleich
auch die Schwere und die Verschiedenheit der Oberflache der Objecte,
letzteres in Beziehung auf ihre Form, Gliitte, Rauhigkeit, Harte,
Weichheit u. s. w. vermittelt. Sie ist aber auch als sogcnanntes
Reinigungs- oder Ausscheidungsorgan zu betrachten, da durch sie
bestândig für die thierische Oeconomie untaugliche oder selbst krank-
hafte Stoffe theils als Schweiss, theils in Form von Dunst ausge-
schieden werden. In dieser Beziehung steht sie mit andern Organen,
denen eine ahnliche Function auferlegt ist, wie den Lungen, den
Harnorganen, dem Darmkanal u. s. w. in einem gewissen organischen
Geschaftsverbande, was auch schon daraus erhellen mag, dass in
Folge einer mangelhaften oder selbst ganzlich aufgehörten Function
eines dieser Organe, die Thàtigkeit eines andern in dem Maasse dann
gesteigert wird. Ueberdiess scheint die aussere Haut mit der sië
umgebenden atmospharischen Luft in einem gegenseitigen Wechsel-
verhaltnisse zu stehen, so dass sie dieser gewisse brauchbare Stoffe
entzieht und gewisse, dem Organismus weniger zutragliche Stoffe
ihr beimengt.
2) Die Haare. (l'ili s. crines.)
Haare ncnnt man jene feinen, dunnen, verschieden langen,
hornigen Gebilde, welche als harte, biegsame und elastische Faden
mit ihrem einen Ende, dem Haarschaft, frei über die iiussere
Oberflache der allgemeinen Decke hervorstehen und-mit ihrem andern,
dem Haarz wiebel, in derselben befestigt sind. Eine genauere
Beschreibung über die Eintheilung eines einzelncn Haares und dessen
Entstehung ist bei der allgemeinen Anatomie Seite 12 zu finden.
Die Farbe der Haare, die von einer eigenthümlich farbenden
Substanz herrührt, ist bei den Thieren sehr verschieden, denn
so gibt es weisse, rothe, braune und schwarze Haare, die aber
wieder in den verschiedcnsten Verhaltnissen mit einander gemischt
vorkommen, wodurch bei jeder so eben angegebenen Grundfarbe cine
Menge Unterabtheilungen entstehen. In den verschiedenen Lebens-
perioden ist die Farbe der Haare manchem Wechsel unterworfen,
denn so findet man dieselben in der Jugend oft ganz anders gefarbt
als bei erwachsenen Thieren ; dunkle Haare förben sich im hohen Alter
oft ganz weiss. Bei Pierden mit dunkel gefârbten Haaren trifït man
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sehr hà'utìg melir oder minder unifangreiclie Stellen an dem Kopf
und an den untern Theilen der Gliedmassen ganz weiss gefarbt,
wodurch die sogenannteri Abzeichen (Kopf- und Fussabzeichen)
gebildet werden. Grossen Einfluss auf das Wachsthum der Haare
liât das Klima, die Jahreszeit, die Nahrung u. s. f.; ferner ist es auch
bei den verschiedenen Thiergattungen und deren Racen sehr ver-
schieden. In Beziehung auf Lange und Starke zeigen die Haare an
den verschiedenen Stellen des Körpers ebenfalls grosse Verschieden-
heiten. Die meisten Haare sind aber auch hinsichtlich ihrer Dauer
einem Wcchscl unterworfen, was man das Abhaaren nennt; diess
findet jiihrlich gewöhnlieh nur einmal und zwar im Frühjalir und nur
in seltenen Fallen zum zweitenmal im Spâtjahr statt.
Die Haare werden je nach den verschiedenen Theilen des Körpers,
die sie besetzen, und nach ihrer Beschaffenheit in nachsteliende Arten
unterschieden:
a)   Die Deckhaare sind die schlichten, weichen, mehr oder
minder dicht beisammenliegenden kurzen Haare, welche den grössten
Theil der freien Oberflaclie der aussern Haut bedecken. Bei dem
Rinde sind sie etwas langer und an der Stirne gekrâuselt. Bei dem
Schafe nennt man sie nach ihrer Beschaffenheit Wolle und bei dem
Schweine Borsten. Bei dem Hunde richtet sich die Lange, Starke
und Beschaffenheit der Deckhaare nach den verschiedenartigen Racen.
Bei der Katze sind sie dünn und schlicht und bei gewissen Racen
(Angora-Katzen) im Verhaltnisse sehr fein und lang.
b)   Die Tast- oder Fiihlhaare sind die langen, steifen Haare,
welche an der obern und untern Lippe, so wie an den untern Augen-
lidern zerstreut liegen. Dem Schweine fehlen sie und bei den
Fleischfressern, besonders bei der Katze, sind sie am
ausgebildetsten.
c)  Die Augenwimpern sind ebenfalls langere steife Haare, die
an den freien Riindern, besonders der obern Augenlider, hervorstehen.
d)   Die Barthaare werden die langen starken Haare genannt,
die an demKinn, aber nur bei der Zi e ge sich vorfinden.
e)   Das Schop f haar besteht aus langen steifen Haaren, die'
am Kamm des Oberhaupts befestigt sind und als ein starker Büschel
zwischen den Ohren, bisweilen bis auf die Stirne herabhangen. Das
Schopfhaar kommt nur bei dem P f er de vor.
f)    Die Mahnenhaare sind die mehr oder minder langen,
starken, steifen Haare, welche am Kamm des Halses zwischen dem
Schopf und dem Widerrist befestigt sind und nach irgend einer Seite
am Halse herunterhangen. Sie finden sich nur bei dem Pferde vor.
g)   Die Schweifhaare besetzen die obère Flache der Schweif-
rübe, sie sind die stiirksten und zugleich langs ten Haare, die am
Körper vorkommen. Bei dem Rinde zeigen sie sich nur an dem
freien Ende der ziemlich langen, aber dunnen Schweifrübe. Bei den
ü bri g en Hausthieren lassen sich keine eigentliche Schweifhaare
unterscheiden.
h) Die Zot teilhaar e, welche als ein Büschel starker, mehr
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oder minder langer Haare an der hinten) Fliiche des Köthengelenkes
herunterhangen, schliessen eine hornige Masse, den Sporn, ein.
Aucb diese Haare sind dem Pferde eigen.
i) Das Wo 11 li a ar oder die Wolle kommt nur bei dem Schafe
vor und vertritt bei demselben die Stelle der Deckhaare. Der untore
Theil des Angesichtes, so wie die untern Theile der Glicdmassen sind
aber mit schlichten Deckhaaren besetzt.
k) Das Flaumhaar oder der Flaum besteht aus feinen, etwas
gekrauselten Haaren, die nur bei der Zi eg e unter den schlichten
Deckhaaren sich vorfinden.
1) Die Borstenhaare oder die Borsten werden die ziemlich
langen und steifen Deckhaare bei dem Schweine genannt; sie sind
besonders auf dem Riicken sehr stark und bei alteren Thieren an
ihren freien Spitzen gewöhnlich in zwei bis drei Fasern getheilt.
Ausser diesen Borsten ist die Haut aber auch noch mit feinen
weichen Haaren besetzt.
Die Deckhaare schiitzen die Haut vor feindlichen Einwirkungen,
als: Nasse, Kâlte u. s. w., und dienen dem Körper zugleich auch
als schlechte Wârmeleiter, indem sie die zwischen ihncn beiindliche
Luftscliiclite erwârmen. Die Fiililliaare unterstiitzen den Tastsinn, und
mittelst der Schweifhaare bedienen sic sich zum Abwehren der fiir sie
lastigen Insekten.
3) Die Hó'rner. (Cornua.)
Hörner nennt man die zwar nicht bei allen Wiederkauern vor-
kommenden hornige Kapseln, welche die Hornfortsatze der Stirnbeine
umgeben. Au jedem einzelnen Horn betrachtet man zwei FI a c h e n,
die Wurzel, den Körper und die Spitze-.
a)  Die Flachen sind eine au ss ere und inn ere. Die iiussere
Flache ist die grösste, da sie vom Grund bis zu dem freien Ende
der Spitze reicht; sie ist an ihrem obern Theile glatt und an ihrem
untern, besonders in der Nahe der AYurzel, etwas rauh, mit ring-
förmigen Wiilsten * versehen und eine Streckc von einer Fortsetzung
der Epidermis überzogen. Die in nere Flache ist ziemlich glatt
und von geringerer Ausbreitung, indem sie in der Spitze fehlt, sie
steht mit der Gefasshaut des Hornfortsatzes in genauer Vcrbindung.
Diese Gefasshaut ist sehr gefâssreich und sondert als eine Fortsetzung
des Coriums das Horn ab, über dessen Bildung und Textur schon
Seite 15 das Nahere abgehandelt wurde.
b)   Die, Wurzel oder der Grund macht den untersten und
weitesten Theil des Hornes aus, der an der Stirne mit der Epidermis
in genauester Verbindung steht. Die Wande sind an ihr am diinnsten
und die Höhle am geraumigsten.
* Diese Ringe zeigen sich besonders deutlich bei Küheii, weniger bei manri-
lichen Thieren und werden von manchen als Anhaltspunkte zur Beurtheilung des
Alters benützt. Es soli sich namlich bei jeder Triichtigkeit ein soldier King bilden,
woraus man alsdann auf die schon erstandeneu Geburten schliessen und darnach die
Anzahl der -verlebten Jahre berechnen will. Den gemachten Erfahrungen zufolge bleibt
diess aber immer ein unsicheres Mittel fiir dio Beurtheilung des Alters des Kludes.
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c)   Der Kòrper oder der mittlere Theil erstreckt sich vom
Grund bis zum Anfang der Spitze und bildet den grössten Theil des
Hornes; sein ausserer Umfang und die Höhle nehmen gegen die Spitze
allmiihlig ab und die Wand an Stârke allmâhlig zu.
d)   Die Spitze ist der obère, mit einem freien stumpfen Ende
versehene Theil des Hornes, sie ist ganz solid, also oline Höhle.
Die Lange, Stellung und Form der Hörner ist nicht blos bei den
einzelnen Racen, sondern auch bei den Geschlechtern verschieden.
Bei dem F arren sind die Hörner im Allgemeinen sehr stark,
kurz und dick, bei der Kuh langer, aber schmâler, und bei dem
Ochsen stark, gross und lang. Einer englischen Race fehlen die
Hörner ganz.
Bei dem mannlichen Schafe (Widder) erscheinen die Hörner
plattgedriickt und gewunden; weiblichen Schafen fehlen sie in
der Regel.
Bei den Ziegen sind die Hörner ebenfalls plattgedriickt, ziem-
lich lang und mebr oder minder nach hinten und aussen gewunden.
Manchen Ziegenracen fehlen die Hörner ganz.
Mit den Hörnern suchen sich diese Thiere gegen irgend einen
Feind zu vertheidigen.
4) Die Hufe. (ünijulae.)
Die Hufe sind die starken hornigen Kapseln, die sich an den
Fussenden der Einhufern befinden, und daselbst die das letzte Zehen-
glied (Hufbein) umgebenden Fleischtheile des Hufes nach Art eines
Schuhes umgeben ; man betrachtet demnach an jedem Huf oder
Hornschuh die hornigen und die fleischigen Theile, die aber
in innigem Zusammenhange mit einander stehen.
A. Die hornigen Theile des Hufes.
Diese bestehen aus mehreren einzelnen, verschieden grossen und
gestalteten Stücken, welche mit einander verbunden den Huf oder
Hornschuh darstellen, der von den fleischigen Theilen erzeugt und
erhalten wird. (Eine nâhere Erlâuterung darüber siehe Seite 14.) Die
einzelnen Theile des Hufes sind: die Hom wand, die Hornsohle
und der H or n s trahi.
1) Die Hornwand.
Die Hornwand, welche den grössten Theil des Hornschuhes
ausinacht, bildet den vordern Theil und die beiden Seitentheile des-
selben ; sie geht in schiefer Richtung von der Fleischkrone nach unten
und aussen, und bedeckt diese, so wie die Fleischwand. Sie zerfallt
in die Zehenwand, die innere und âussere Seitenwand.
Die Zehenwand ist der vordere langere und starkere Theil, die
imi ere Seitenwand ist weniger schief gestellt und zugleich etwas
schwàcher und niedriger als die âussere; den hintern Theil einer
jeden Seitenwand bezeichnet man auch als Trachtenwand. Die
ganze Hornwand lâsst eine âussere und innere Flâche, einen
*
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obern und untern Rand und ein ausseres und inneres Ende
unterscheiden.
Die aussere freie, glatte, bisweilen aber auch mit schwach her-
vorragenden ringförmigen Erhabenheiten versehenc, gewölbte Flache
(Fig. 210. a.) beschreibt von der aussern Trachtenwand zur innern
einen mebr oder minder grossen Bogen; sie hat ein mattglanzendes
Ausseben und ist in der Nahe des obern Randes von einer Portsetzung
der Epidermis überzogen. Die in nere Flache (Fig. 210. b.) er-
scheint rauh und der Fleischwand zugekekrt, sic ist in dem Verhaltnisse
ausgehöhlt als die aussere gewölbt ist. An ihr ragen kleine, ungefalir
eine Linie breite Blattchen, die Hornblattchen, hervor, die in
gerader Richtung von dem obern bis zu dem untern Rande verlaufen
und gewöhnlicli wegen Mangels des schwarzen Pigmentes weiss aus-
sehen; ihre Lange richtet sich ganz nach der Höhe der innern Wand,
desshalb sind sie auch an der Zehenwand am langsten und an den
Trachtenwanden am kürzesten. Jedes einzelne Blattchen hat einen
aussern festsitzenden und einen innern i'reien, scharfen Rand,
zwei Seitenflachen und ein obères und un ter e s Ende. Die
freien Seitenflachen sammtlicher Hornblattchen lassen schmale
freie Raume zwischen sich, welche zur Aufnahme der ahnlich gestal-
teten Fleischblattchen der Fleischwand dienen, so dass immer ein
Fleischblattchen zwischen zwei Hornblattchen oder umgekehrt ein Horn-
blattchen zwischen zwei Fleischblattchen zu liegen kommt. Durch das
wechselseitige Ineinandergreifen dieser Blattchen wird auch eine genaue
Verbindung zwischen der Hornwand und der Fleischwand hergestellt.
Fi2/0
                       Das obère Ende der Blattchen
Der Hornschuh von obea und der Seite verliert sich allmahlig in der Saum-
betrachtet.
rinne; das untere Ende bildet
an der Bodenflache des Hufes zwi-
schen derHornsoble und Hornwand
einen weissen schmalen Streif, die
weisse Linie (Fig. 211. cc.)
genannt, welche genannte Horn-
theile innig mit einander verbindet
und zugleich auch begrenzt. An der
weissen Linie scheinen die Horn-
blattchen in eine Masse verschrnol-
zen zu sein.
a.     Die aussere Flache der Hornwand.
b.     Die innere Flache derselben.
c.     Der obère Rand
d.     Die Saumrinne an dem obern Rande.
e.     Die obère Flache der Hornsohle.
f.     Die obère Flache des llornslrahles.
f'.
    Der Kammlortsalz desselben.
Der obère Kronen- oder
Saumrand (Fig 210. c.) umgibt
die Fleischkrone ; an seinem ober-
sten Theile ist er sehr scharf, an
seiner aussern Flache eben und mit
einëm dunnen, schmalen Hornblattchen, dem sogenannten Saumband,
einer Portsetzung der Epidermis, verbunden, an seiner innern Flache
zeigt er eine Furche, die an der Zehenwand am tiefsten und breitesten
ist, an den Seitenwanden aber allmahlig seichter und schmaler wird und
an den Eckstreben sich verliert, und auch als Saumrinne (Fig. 21.0. d.)
-. '_____________________ ■ ■" —i                                                                                 " "'
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bezeichnet wird. In dieser Saumrinne bemerkt man eine Menge
kleine, trichterfórmige Oeffnungen, in welche sieh die an der freien
Flache der Fleischkrone befindlichen und kegelförmig gestalteten Pa-
pillen einsenken und in die Hornwand fortsetzen (siehe Fleischkrone).
Der untere Rand, welcher auch der Trag- oder Sohlenrand
(Fig. 210. bb.) genannt wird, ist breiter als der obère, frei, mit
vielen kleinen Oeffnungen, den Mündungen der Rölirchen der Horn-
wand, versehen und durch die weisse Linie mit der Hornsohle ver-
bunden. Der Tragrand hilft den Boden des Hufes bilden und ist
zugleich auch derjenigo Theil desselben, der beim Beschlag für die
Aufnahme der Hufnagel bestimmt ist.
Die beiden Enden, welche den hintersten Theil der Trachten-
wande bilden, sind durch den Stralli von einander geschieden ; an
jedem beflndet sich eine scharfe Kante, von der ein starker Fortsatz,
die sogenannte Eckstrebe (Fig. 211. aa.), zwischen der Hornsohle
und dem Hornstrahl nach vorn und innen Iauft, um vor der Spitze
des Strahles sich mit dem gegeniiberliegenden zu verbinden. Die
innern Flâchen beider Eckstrebcn lassen einen langlich dreieckigen
Raum zwischen sich, in den der Hornstrahl zu liegen kommt; die
au ssere F la che einer jeden Eckstrebe bildet mit der weissen
Linie der Seitenwand ihrer Seite ebenfalls einen dreieckigen Raum,
der aber kleiner und mit seiner Spitze nach hinten gekehrt ist, und
den seiner Seite entsprechenden Ast der Hornsohle aufnimmt. Auch
besitzt die aussere Flâche an ilirem hintern Theil ahnliche, aber sehr
kurze Hornblattchen wie die innere Flache der Hornwand. Der obère
Rand der Eckstrebe ist nach hinten mit einer schmalen, seichten
Furche versehen, mit welcher die Saumrinne der Wand ihr Ende
nimmt; der untere Rand ragt zwischen der Hornsohle und dem
Hornstrahl hervor und tragt somit zur Bildung des Bodens des Hufes bei.
2) Die Hornsohle.
Die Hornsohle liegt als eine breite platte Hornplatte inner-
halb dem Tragrand der Wand und der aussern Flache der Eckstreben
an dem Boden des Hufes ; sie besteht aus einer weichern Hornmasse
als die Wand, und enthâlt ahnliche Hornröhrchen wie diese, die
gleichfalls schrag von oben und innen nach unten und aussen laufen.
An ihr betrachtet man einen aussern und innern Ast, eine obère
und untere Flâche und einen aussern und innern Rand.
Die beiden Aeste (Fig. 211. d'd'.), welche die Eckstreben
und den Hornstrahl zwischen sich haben, sind von dreieckiger Gestalt
und werden in den ihrer Form entsprechenden Raum aufgenommen,
der von der aussern Flache der Eckstreben und der innern Flache
der Seitenwande gebildet wird.
Die obère oder innere Flache (Fig. 210. e.) erscheint
gewölbt und ist der Höhle des Hornschuhes zugekehrt. Sie lasst
eine unzâhlige Menge kleiner Oeffnungen erkennen, welche die an
der freien Flache der Fleischsohle befindlichen Papillen aufnehmen
I. eyh, Anatomie.                                                               71
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562
und dadurch eine ahnliche Verbindung zwischen der Horn- und
Fleischsohle, wie zwischen der Hornwand und der Fleischkrone
Fig. SII.
Der Hornschuh von der Boden
fliiche betrachtet.
herstellen. Die un te re, .au s s er e oder
Bodenflache (Fig. 211. d.) ist mehr oder
weniger ausgehöhlt und rauh ; an ihr lost
sich die weichere Hornmasse in verschieden
grossen Stücken ab. An ihr bemerkt man
ebenfalls zahlreiche Oeffnungen, welches die
Mündungen der Hornröhrchen sind.
Der à' u s s e r e gebogene Rand ist
durch die weisse Linie mit dem Tragrand
der Hornwand verbunden ; der i n n e r e
Rand begrenzt den Ausschnitt zwischen
dem aussern und innern Ast und steht mit
der aussern Hache der Eckstreben in inniger
Verbindung.
8) Der Hornstrabl.
Als Hornatl'ahi bezeichnet man den
am Boden des Hufes zwischen den Eck-
streben und den Aesten der Hornsohle her-
vorstehenden, keilförmig gestalteten Theil
Die Eckslreben.
Der Tragrand der Hornwand.
Die weisse Linie.
Die unlcre Flache der Hornsohle.
Die beiden Aeste derselben.
Die Slrahlfnrchc.
Die Schenkel des Strahles.
Die binlern Eoden der Schenkel.
Das vordere Ende derselben.
H).
cl.
d d
des Hufes, der aus einer weichern,
elastischen Hornmasse besteht und
mehr
nach-
stehendes wahrnehmen lasst.
Vier Flachen. Die obère oder innere Flache (Fig. 210. f.)
fângt an dem vordern Ende des Strahles mit einer schmalen Furche
an, die dann, etwas breiter werdend, nach hinten lauft und hier
durch einen in der Mitte kammförmig hervorstehenden Fortsatz (Fig.
210. f.) in eine aussere und innere Furche getheilt wird. Sie ist
mit vielen punktfórmigen Oeffnungen verselien, die zur Aufnahme
der Papillen des Fleischstrahles bestimmt sind. Die untore oder
aussere Flache (Fig. 211. e'e e'.) ist nach vorn schmal, nach
hinten wird sie aber allmahlig breiter und ist mit einer langlichen
Grube, der Strahlgrube, verselien, wodurch dieser Theil des
Hornstrahles in zwei Aeste getheilt wird. Die Seitenflachen,
namlich eine aussere und eine in nere, sind breit, nach oben
rauh und mit den innern Flachen der Eckstreben in genauem
Zusammenhange, nach unten dagegen sind sie frei und bilden mit
den innern Flachen der Eckstreben die rechte und linke
Strahlfurche.
Das vordere Ende (Fig. 211. g.) lauft in eine stumpfe
Spitze aus, die in den-von den Eckstreben gebildeten spitzen Winkel
aufgenommen wird. Das hintere Ende (Fig. 211. ff.) ist breit,
stumpf und an jeder Seite mit einem dunnen, etwas breiten Fortsatze
versehen, der von dem Ast der Hornsohle seiner Seite ausgeht und
sich mit den Trachten und dem Saumbande innig verbindet.
Wenn gleich die einzelnen Horntheile des Hufes, als Wand,
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563
Sohle und Stralli, bei oberflâchlicher Betrachtung an den Vorder-
und Hinterfiissen im Allgemeinen mit einander übereinstimmen, so
findet doch zwischen dem Hornschuh des Vorderfusses und dem des
Hinterfusses in Beziehung auf Form, Stellung und Stârke
manche Abweichung statt. Was die Form der Hornwand anbetrifft,
so beschreibt am Vorderhuf der Tragrand an dem Zehentheil einen
mehr runden, halbkreisförmigen Bogen, ani hintern dagegen einen
mehr langlichen, ovai gestalteten ; auch sind die Trachtenwande an
dem Vorderhuf im Verhaltnisse niedriger als an dem hintern. Die
Hornsohle hat am Vorderhuf einen grössern Umfang und ist weniger
gewölbt als am Hinterhufe. In Betreff der Stellung findet man
die Wand am Vorderhuf, besonders an dem Zehentheil, mehr schief
und die Trachtenwande einander mehr genàhert als am Hinterhuf.
Was endlich die S t a r k e anbelangt, so ist der Zehentheil der
Hornwand am Vorderhuf sttirker, die Trachten dagegen schwacher
als am Hinterhuf.
Die Farbe der Hufe, welche durch das farbende Pigment der
hornigen Theile bedingt wird, ist verschieden, denn bald sehen sie
ganz schwarz, bald ganz weiss, bald gestreift etc. aus. lm Allge-
meinen aber findet man, dass sich die Farbe der Hufe entweder
nach der Farbe der Haare des Körpers oder nach der Farbe derjenigen
Haare richtet, welche die Abzeichen der Gliedmassen bilden.
Wie allen hornigen Gebilden, so fehlen auch den Hufen Gefâsse
und Nerven, daher der Mangel an Blut und die Uiiempfindlichkeit.
Der Hornschuh schützt die fleischigen Theile vor feindlichen
Einwirkungen, besonders aber schützt er die Fleischtlieile beim Auf-
treten auf den Boden, wo sic die ganze Last des Körpers zu tragen
haben, vor Quetschungen.
B. Die fleischigen Theile des Hufes.
Nach Abnahme der hornigen Theile, die einer verdickten Ober-
haut entsprechen, erscheinen die fleischigen Theile, die als eine
Fortsetzung der Lederhaut (Corium) zu betrachten sind. Als fleischige
Theile unterscheidet man die Fleischkrone, die Fleischwand,
die Fleischsohle und den Fleisehstrahl.
1) Die Fleischkrone. (Fig. 212. a.)
Die Fleischkrone erscheint als eine dicke, wulstige Erhaben-
heit, welche zwischen der allgemeinen Decke und der Fleischwand
in der Saumrinne der Hornwand liegt; an der Zehenvvand ist sie
etwas höher und hervorstehender als an den Seitenwanden, an denen
sie sich nach hinten /ortsetzt und in den Aesten des Fleischstrahles
sich verliert. Sie ist sehr gefiiss- und nervenreich und bat ein
dichtes, festes, zelligfaseriges Gewebe zur Grundlage; an ihrer freien
Oberflache ragen eine Menge kegelförmig gestaltete Papillen hervor,
die sich in die trichterförmigen Oeffnungen der Saumrinne einsenken,
dann als feine Röhrchen in der Hornwand in gerader Richtung nach
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564
unten sich fortsetzen, die Ausfiihrungsgànge der ïalgdrüschen enthalteri
und an dem Tragrand der Wand frei ausmünden.
Durch die Fleiscbkrone wird die Hornwand gebildet und erhalten,
indem sie fortwâhrend Hornmasse absondert, wodurch das, was an
dem Tragrand allmahlig abgeniitzt, von der Krone aus immer wieder
durch neu gebildete Hornmasse ersetzt wird, so dass die Natur zwischen
der Abniitzung und dem Wachsthum der Hornwand bestandig das
Gleichgewicht zu erhalten sueht.
2)   Die Fleischwand. (Fig. 212. b.)
Die PI eis eh wand ist eine Fortsetzung der Fleischkrone, aber
dunner als diese; sie liegt zwischen dieser und dem untern Rande
Fi 2/9                        des Hufbeines, dessen Wandflâche
Die Fleischtheile des Hufes von der Seite sie Sanz ^eckt. Ihre innere
betrachtet.                       F luche ist rauh und mit der
Wandflache des Hufbeines fest
verwachsen; ihre âussere, freie,
gewölbte Fliiche ist mit vielen,
den Hornblattchen der Hornwand
entsprechenden Fleischblatt-
chen besetzt ; dieso Blattchen
fiigen sich, wie schon bei der
Beschreibuiig der Hornwand an-
gegeben wurde, wechselseitig in
einander ein, wodurch eine feste
Verbindung zwischen Hornwand
und Fleischwand hergestellt wird ;
an der Zehenwand sind sie am
liingsten, nehmen dann nach bei-
den Seitcn bis zu den Trachten
allmahlig an Liinge ab und ver-
Die Fleischkrone.
Die Fleischwand.
lieren sich zuletzt ungefahr in der
Mitte an der aussern Flache der
Eckstreben ganz. Die Fleischblattchen lassen einen innern fest-
sitzenden und einen aussern freien Rand, und ein obères und
unteres Ende unterscheiden; das obère Ende verliert sich in
der Fleischkrone und das untore an dem untern Rande des Huf-
beines in der Fleischsohle.
Die Fleischwand scheint durch ihre innige Verbindung mit den
Hornblattchen der Hornwand einigen Antheil an deren Erhaltung
(Ernâhrung) zu nehmen, und nur bei absichtlicher oder zufalliger
Entfernung eines Theiles der Fleischkrone und der Hornwand eine
hornige Masse abzusondern, deren Textur aber von der von der
Fleischkrone erzeugten Hornwand sehr verschieden ist, zumai sie keine
Hornröhrchen besitzt und mehr blattrig erscheint.
3)   Die Fleischsohle. (Fig. 213. aa.)
Die Fleischsohle bedeckt den vordern grössern Theil der
Sohlenflache des Hufbeines, und besteht aus einem ahnlichen Gefass-
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565
und nervenreichen Gewebe wie die Fleischwand. An ihr unterscheidet
man einen aussern Rand, eine obère und untere Flâche.
Fia. 213.               Der Su s s er e . Rand ist bogenförmig und
Dio Fleischtheile des Hufes setzt sich an dem untern Rande des Hufbeines
von der Bodenflache be- jn aas untere Ende der Fleischblattchen fort;
der in nere ausgeschnittene Rand geht in die
Aeste des Fleischstrahles über. Die obère,
etwas gewölbte F1 a c h e verbindet sich genau
mit der untern Flache des Hufbeines ; die
untere, ein wenig ausgehöhlte Flache ist
frei und mit vielen Papillen (Gefasszotten)
versehen, welche sich in die kleinen Oeff-
nungen an der obern Flache der Hornsohle
einsenken und in ihr fortsetzen.
Die Fleischsohle erzeugt und erhalt die
Hornsohle, die sich an der Bodenflache des
Hufes in mehr odor minder grossen Stücken
abschuppt.
a a. Die Fleischsohle.
b. Der Fleischstrahl.
4) Der Fleischstrahl. (Fig. 213. b.)
Der Fleischstrahl liegt als ein dicker, schwammiger, elasti-
scher, langlicb dreieckig gestalteter Körper in dem Ausschnitt der
Fleischsohle unter dem hintern kleinern Theil der Sohlenflüche des
Hufbeines und über dem Hornstrahl; er lasst in Beziehung auf seinen
Bau und Function zwei verschiedene Schichten unterscheiden.
Die untere oder Gefiissschichte ist eine Fortsetzung der
Fleischsohle, sie ist dünn und lasst ein ahnliches Gewebe wie diese
erkennen; ihre freie Oberfliiche zeigt ahnliche, aber kleinere Papillen
wie die Fleischsohle, welche in die Oeffnungcn an der obern Flache
des Hornstrahles treten und beide Theile innig mit einander verbinden.
Die obère dickere S chi elite, welche den Raum zwischen beiden
Hufbeinâsten und Knorpeln ausfiillt, besteht aus einem schwammigen,
zellig-faserigen Gewebe, das eine gelblich aussehende, gallertartige
S.ubstanz enthalt und uur sparsam von Blutgefiissen und Nerven
durchdrungen wird.
An der untern freien Flache des Fleischstrahles ist cine langliche
Grube wahrzunehmen, die denselben in einen rechten und linken Ast
theilt. Beide laufen nach hinten und aus einander bis zu den Trachten,
au welchen sie in die Fleischwand iibergehen, und an diesen Stellen
zwei abgerundete hervorstehende Erhabenheiten bilden, die man die
F er s en oder Ballen nennt. Jeder Ballen wird zum Theil von der
Saumrinne der Trachtenwande und zum Theil von der hier ziemlich
starken Oberhaut bedeckt und geschützt.
Die untere oder Gefiissschicht des Fleischstrahles erzeugt den
Hornstrahl; die obère zellig-faserige Schicht scheint besonders beim
Auftreten des Fusses auf den Boden durch ihre Elasticitiit die über ihm
liegenden Weichgebilde gegen nachtheilige Einwirkungen zu schützen.
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566
Die Arterien der Fleischtheile des Hufes stammen von den
Seitenarterien der Zehen ab, die Venen gehen in die gleichnainigen
Aeste zurück; die Lymphgefasse ergiessen sich in die Lymphdriisen
der vordern und hintern Gliedmassen, und die Nerven erhalten sie
am Vorderfuss von dem Ende des Mittelnervens, einem Ast des
Armgeflechtes, und am Hinterfuss von dem Ende des Hüftnervens,
einem Ast des Kreuzgeflechtes.
Bei den Wiederkâuern nennt man die hornigen Kapseln an
den getheilten Fussenden Klauen, denen aber der Stralli fehlt, so
dass sie nur aus der Wand und der Solile bestehen. Der âussere Theil
der Wand ist wenig gewölbt, glatt und an der Zehenspitze nach innen
gebogen; der innere Theil, welcher in der Nâhe der Zehenspitze
etwas ausgehöhlt erscheint, ist kürzer, schwacher und mehr senkrecht
gestellt als der aussere. Die innere Flâche der Wand ist wie bei den
Hufen mit Hornblattchen besetzt, die aber im Verhaltnisse kürzer sind,
die Saumrinne dagegen aber breiter und seichter ist; diese nimmt den
über dem obern Rande der Fleischwand schwach hervorragenden Theil,
der der Fleischkrone entspricht, auf. Der Tragrand steht gewöhnlich
etwas über die aussere Flache der Solile hervor und die Eckstreben
fehlen. Die Solile, welche zwischen dem aussern und innern Theil der
Wand liegt, ist schmal, nach vorn geht sic in cine Spitze aus, nach
hinten aber ist sie breit und etwas nach aufwiirts gebogen, welche
Parthie den Ballen aufnimmt. Die Klauen des Vorderfusses sind breiter,
aber nicht so lang als die des Hinterfusses.
Die Klauen, die ebenfalls zum Schutze der Fleischtheile dienen,
vermogen wegen ihrer schwachen Wand nicht den Widerstand gegen
aussere Einwirkungen zu leisten wie die Hufe, daher kommt aucb das
Ausschuhen oder nur die theilweise Lostrennung der hornigen von den
fleischigen Theilen bei den Wiederkâuern eher und öfter vor als bei
den Einhufern.
Die Wiederkauer haben an der hintern Flâche des Fesselgelenkes
einer jeden Zehe noch cine kleine rundlich gestaltete hornige Kapsel,
als sogenannte Afterklaue, die einen kleinen Knochen enthalt, der
mit dem Skelett in keiner Gelenksverbindung steht.
Bei dem Schweine sind an jedem Fusse vier Klauen, nam-
lich zwei grössere oder wahre Klauen, die auf dem Boden
ruhen, und zwei kleinere oder Afterklauen, die frei hinter und
über den wahren liegen, ohne beim Stehen oder Gehen den Boden zu
berühren. Im Uebrigen verhalten sie sich wie bei den Wiederkâuern.
Bei den Fleischfressern werden die hornigen Kapseln, welche
die letzten Zehengliedern umgeben, Kr all en genannt, deren Textur,
Eintheilung und Nutzen schon Scite 13 ausführlicher mitgetheilt wurde.
Weitere Producte der allgemeinen Decke sind:
a) Die Hornwarzen oder Kastanien; diese bestehen aus
einer plattgedrückten, langlich runden, hornigen Masse, welche an
der innern Seite des Vorarmes über dem Kniegelenke und an der
innern Seite am obern Ende des Schienbeines dicht unter dem Sprung-
gelenke mehr oder minder hervorragen.
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567
b) Der Sporn stellt cine kleine abgerundete Hornmasse dar,
welclie an der hintern Flâche des Köthengelenkes liegt und daselbst
von der Haarzotte umgeben ist.
Die Kastanien, so wie der Sporn sind als rudimentâre Extremi-
tatenglieder zu betrachten.
ït a à) t x a g.
Seite 202 sind nach „11) Der kurze Spanner der Solile" noch
nachstehende Muskeln einzuschalten.
12) Der lange Auswartsdreher. (Musculus supinator longus d. M.)
Diess ist. ein langer dunner Muskei, welcher über dem âussern
Knorren des Armbeines entspringt, hernach über die Muskeln am
Vorarm an die innere Seite des Vorarmes lauft und sich an dem
innern Bandhöcker des Vorarmbeines endigt. Er dreht den Vorarm
und mit diesem den untern Theil des Fusses nach aussen.
Dieser Muskei wird bei dem Hunde nicht selten vermisst.
13) Der kurze Auswartsdreher. (M. supinator brevis d. M.)
Es ist diess ehi kleiner Muskei, der an dem âussern Knorren
des Armbeines entsteht, dann in schiefer Eicbtung nach innen und
unten lauft und sich unter dem innern Hoeker des Vorarmbeines
endigt. Er hat dieselbe Wirkung wie der vorige.
14) Der runde Einwartsdreher. {M. pronator teres d. M.)
Dieser kleine runde Muskei nimmt seinen Anfang an dem innern
Knorren des Armbeines und sein Ende unter dem vorigen an dem
obern Ende des Vorarmbeines. Er ist ein Antagonist der vorigen,
indem er den Fuss nach einwarts dreht.
15) Der viereckige Einwartsdreher. (M. pronator quadratus d. M.)
Dieser ist ein dunner platter Muskei, der bei dem Hunde im
Verhaltnisse langer als bei der Katze ist und seine Lage an der
hintern Flâche des Vorarmes hat, wo er von den Beugemuskeln bedeckt
wird. Er entspringt mit kurzen Fleischfasern an der ganzen innern
Flâche des Ellenbogenbeines, die dann schief nach unten und innen
laufen und an dem ganzen innern Rande des Vorarmbeines sich endigen.
Er unterstützt den vorigen in seiner Wirkung.
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568
if rbefff rungttt.
Seite 77 Fig. 39. lies sub h. (Siebe Fig. 32. statt 34.).
Seite 127 Fig. 47. lies sub e. Rückenwirbols statt Halswirbels.
Seite 291 Fig. 144. lies b. statt b'. Der Kopf und b'. statt b. Der Schweif.
Seite 440 Zeile 25 von obeu lies perinaei statt pcronaei.
Seite 491 Zeile 7 von unten lies (interior statt posterior.
Seite 512 Zeile 3 von unten lies Back-Schenkelbeinmuskel statt Darm-Backbeinmuskel.
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K f g i - ft f r.
Aquaeductus vestibuli 550.
Aquula Cotunnii 552-
Arantische Knötchen 358.
Arbor vitao 471.
Arcus plantaris profundus 408.
        sublimis 407.
Arteria alveolaris anterior 381.
         posterior 379.
angularis 377.
anguli oris 376.
aspera 345.
auditiva interna 371.
auricularis anterior 378.
          inferior 379.
          posterior 378.
axillaris 382.
basilaris 371.
brachialis 384.
bronohialis 390.
buccinatoria 381.
carotis externa 374.
,, interna 372.
caudae lateralis inferior 413.
            „ superior 413,
„ media 413.
centralis retinae 373.
cerebralis 372.
cerebelli inferior 371.
        superior 372.
cerebri media 373.
„ profunda 373.
„ superior 373.
cervicalis inferior 368.
         superior 364.
circumflexa humeri 384.
          ilü 402.
coeliaca 393.
colica inferior 399.
„ superior 398.
coronaria cordis dextra 362.
,,
            „ sinistra 362.
coronaria labii inferioris 376.
           „ superioris 376.
„ ventriculi sinistra 394.
corporis callosi 373.
T2
Abliaaren 557.
Abomasum 251.
Abomasum 255.
Adergcflecht, mittleres 468.
           der Seitenkammern 468.
           des kleinen Gehirns 470.
Aderhaut 535.
Adnata oculi 530.
After 267.
Afterbeutel 268.
Afterklauen 566.
Alae narium 333.
Allgemeine Decke 5.
AHgemeine Decke 554.
Amaurosis 540.
Ambos 546.
Amnion 323.
Ammonshörner 467.
AmphiartUrosis 38.
Anatomie 1.
Angiologia 353.
Animalisches Blatt 326.
Annulus fossae ovalis 356.
        membranae tympani 544.
Ansa aciformis 476.
Ansae terminales 476.
Antrum Highmori 336.
Anus 267.
Aorta, Bauchtheil der 392.
„ Brusttheil der 390.
„ anterior 362.
„ hintere 389.
„ posterior 389.
„ vordere 362.
Apertura nasi ioferior 333.
          „ superior 334.
Aponeuroses 9.
Apophyses 37.
Appendices allantoïdes 323.
Aquaeductus cochleae 552.
            Cotunnii 552.
           Fallopii 545.
            Sylvii 469.
t • y h, Anatomie.
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570
Arteria cruraiis 404.
:,      dorsaiis 363.
..,          ,, linguae 375.
          „ penis profunda 412.
          „ ., superior 412.
      duodenalis 394.
      epigastrica 404.
n             anterior 367.
             „ posterior 404.
      f'acialis 37ó.
-,      femoralis 404..
.,      femoris anterior 405.
           „ interior 406.
n           n profunda 404.
      fossae Sylvii 373.
      gastro-epiploiea dextra 394.
          „ sinistra 395.
      glandulae submaxillaris media 374.
«            „ „ superior 370.
      glutaea anterior 413.
»          „ inferior 414
,,          posterior 413.
      haemorrhoidalis anterior 398.
»                  „ interna 412.
n                  „ media 401.
»                  „ posterior 401.
      hepatica 394.
,,      iliaca anterior 413.
;,         „ inferior 414.
         „ posterior 413.
      ilio-lumbalis 411.
      interossea 385.
      ischiadica 413.
      laringea inferior 369.
n            superior 374.
      Henalis 395.
      lingualis 375.
      malleolaris esterna 407.
             „ interna 407.
.,      mammaria esterna 367.
.,            ,, interna 366.
      masseterica 378.
»      maxillaris externa 374.
i,             „ interna 378.
      meningea inferior 370.
            „ media 380.
            „ superior 370.
,,      mesenterica anterior 397.
a              posterior 401.
      nasalis posterior 381.
n          „ superior 380.
,,      nasi dorsaiis 377.
         „ lateralis 377.
      obturatoria 414.
      occipitalis 370.
      oesophagea 390.
,,      omphalo-rnesoraica 325.
      ophthalmica 380.
      orbitalis 380.
,i      palatina 381.
Arteria palpebralis inferior 381.
parotidis inferior 369.
        media 378.
         superior 378.
penis 412.
perinaei 412.
peronaea 408.
pharyngea inferior 369.
          superior 375.
phrenica media 3G6.
„ inferior 367.
plantaris externa 409.
„ postica 407.
,, profunda 408.
poplitea 406.
profunda bracini 384.
„ linguae 375.
pudenda oxterna 404.
„ interna 412.
pulmonalis 361.
pylorica 394.
radialis anterior 385,
,, posterior 385.
ranina 375.
recurrens tibialis 407.
sacralis lateralis 413.
scapularis anterior 383.
          externa 383.
          interna 383.
          media 383.
          posterior 383.
spermatica externa 403.
splenica 395.
spinalis 371.
sublingualis 375.
submeutalis 375.
supraorbitalis 380.
suprarenalis 400.
temporalis 379.
          posterior 379
thyroidea inferior 369.
         superior 369.
tibialis antica 408,
„ postica 406.
transversa cervicis 364.
          faciei 379,
tympanica 379.
ulnaris 384.
umbilicalis 412.
veli palatini 381.
vertebralis 365.
volaris externa 386.
„ . interna 387.
„ profunda 386.
Arteriae 360.
brèves 395.
carotides 368.
cerebri inferiores 373.
ciliares 380.
digitales 387.
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571
Arteriae digitales plantares 409.
.,        ethmoidales 373.
        glandulae submaxillaris inferro
res 375.
,,        hypogastricae 411.
        iliacae 402.
intercostales 391.
        intestinales 397.
        lumbales 401.
        medullae oblongatae 371.
        pancreaticae 394.
        pbrenicae anteriores 392.
,,              „ posteriores 392.
        rénales 400.
        spermaticae internae 400.
,,        temporales anteriores 380.
.,        thymicae 366.
,,        unibilicales 324.
Arterie, Aclisel- 382.
      Arm- 384.
      Armbein-, tiefe 384.
      Armbein-, umschlungene 384.
.,      Augen- 380.
,,      Augenlid-, untere 381.
,,      Augemvinkel- 377.
      Bauchdecken- 404.
,,               „ bintere 404.
                ,, vordere 367.
      Bogen- 385.
,,      Brust-, aussere 367.
,,          „ inuere 366.
      Central- der Netzhaut 373
,,      Darmbein-Lenden- 411.
      Darmbein-, umbogene 402.
,,      Daruibeinmuskel-, bintere 413.
                 „ untere 414.
                 ,, verdere 413.
      Ellenbogen- 384.
      Ernalirungs-, unterò, dos Arm-
beines 384.
,,      Gaumen- 381.
      Gaumenvorhaug- 381.
,,      des grossen Gehims, mittlere 373,
obère 373.
        „ „ „ untere 373.
      des kleinen Gehirns, obère 372.
        „ „ „ untere 371.
,,      Gehór-, innere 371.
      Gekrös-, hiutere 401.
,,          ,, vordere 397.
      Grimmdarm-, obère 398.
             ,, untere 398. ^
      GTund-, des Gebirns 371.
,,      Gesâssbein- 413.
      Gesichts- 375.
    -Gesicbts-, querlaufende 379.
,,      Hals-, obère 364.
         „ untere 368.
,,      Hàlswirbel- 365.
      Hirn-, tiefe 373.
Arterie des Hirnbalkens 373.
      Hirnhaut-, mittlere 380.
      Hirnhaut-, obère 370
             ,, untere 370.
,,      Hufbein-, hintere 388.
            ,, vordere 388.
,,      Kaumuskel- 378.
      Keblkopfs-, obère 374.
            „ untere 369.
      Kinnbacken-, aussere 374.
,,             ,, iunere 378.
,,      derKinnbaekendrüse,mittlere 374
,,       ,, „ obère 370.
,,      Kniekeblen- 406.
      Kopf-, aussere 374.
         „ innere 372.
,,      Kranz-, des Herzens, linke 362.
          „ „ „ rechte 362
          „ der obern Lippe 376.
          „ „ untern ,, 376.
          „ des Magens, linke 394.
,,      Kreuzbein-, Seiteu- 413.
,,      Kron-, hiutere 387.
         „ vordere 387.
,,      Krumm-Blinddarm- 399.
      Leber- 394.
      Luftrölireuast- 390.
,,      Lungen- 361.
      Magen- 394.
,,      Magen-Netz-, linke 395.
,,          „ ,, rechte 394.
,,      Mastdarm-, innere 412.
            „ bintere 401.
            ,, mittlere 401.
,,            „ vordere 398.
      Mauhvinkel- 376.
      Milz- 395.
,,      Mittelfleiscb- 412.
      Nabel- 412.
,,      Nabel-Gekrös- 325.
,,      Naeken-, querlaufende 364.
,,      Nasen-, hiutere 381.
          „ obère 380.
      Seiten-, der Nase 377.
,,      Nasenrücken- 377.
,,      Nebennieren- 400.
      Oberliaupts- 370.
      Oberschenkel- 404.
      Oberschenkel-, tiefe 404.
              ,, untere 406.
               ,, vordere 405.
      Olir-, hintere 378.
        „ untere 379.
,,        „ vordere 378.
      Ohrdrüsen-, mittlere 378.
            „ obère 378.
,,            „ untere 369.
      des Paukenfells 379.
      Pförtner- 394.
      Rückeu- 363,
-ocr page 585-
572
Arterie, Rückeniuarks- 371.
      Euthen- 412,
      Saanien-, âussere 403.
      Scham-, âussere 404.
          „ innere 412.
      Schienbein-, âussere 386.
409.
             „ hintere 386.
407.
             ;, innere 387.
             „ tiefe 408.
      Schilddriisen-, obère 369.
               „ uutere 369.
      Schlâfen- 379.
            ,, hintere 379.
      Schlund- 390.
      Schlundkopf-, obère 375.
              „ untere 369,
      Schulter-, âussere 383.
            „ hintere 383,
            „ innere 383.
            „ mittlere 383.
            „ vordere 383.
      Schweif-, mittlere 413.
            „ Seiten- 413.
      Sprunggelenk-, âussere 407.
               „ innere 407.
      Stira- 380.
      Unterkinn- 375.
      Unterschenkel-, hintere 406.
,,                 ,, vordere 408.
                 „ zuriicklaufende
407.
      des kleinen Unterschenkelbeiaes
408.
      Unterzungen- 375.
      Verstopfungs- 414.
      Vorarm-, hintere 385.
            „ vordere 385.
      Wangen- 381.
,,      Zahn-, hintere 379.
,,         „ vordere 381.
      Zungen- 375.
          ,, tiefe 375.
      des Zungenrückens 375.
      Zwerchfell-, mittlere 366.
              „ untere 367.
      Zwölfflngerdarm- 394.
Arterien 360.
        der Aderhaut 380.
        der Bauchspeicheldriise 394.
        Becken- 411.
        Darmbein- 402.
,,        Dünudarm- 397,
        Ernâhrungs-, obère , des Arm-
beines 383.
        untare, derKinnbackendrüse375.
        Kopf- 368.
        Lenden- 401.
,,       Magen-, kurze 395.
Arterien, Nieren- 400.
,, Saamen-, innere 400.
,, Schlâfen-, vordere 380.
„ Seiten-, der Zehe 387.
ïï               )i              » jj 409.
,,        Siebbein- 373.
,, Zwerchfell-, hintere 392.
                           vordere 392.
„ Zwischenrippen- 391.
Arthrodia 38.
Articulatio mobilis 38.
         semimobilis 38.
Atlas 79.
Atria cordis 355.
Atrium dextruni 355.
,, sinistrimi 356.
Aufrichtendes Gewebe 20.
Augapfel 533.
Augenbutter 530.
Augenhöhle 528.
Augenhöhlendrüse 241.
Augenhöhlenhaut 528.
Augenlid, drittes 531.
Augenlider 529.
Augenliddrüsen 529.
Augenlidspalte 529.
Augentalg 530.
Augenwiuipern 529.
Augenwinkel 530.
Auricula 355.
Auris esterna 542.
„ interna 549.
,, media 544.
Auspresser des Harns 287.
Backen 232.
Balanus 302.
Ballen 565.
Bander 10.
Bander, After-Ruthen- 300.
„ der Gehörknöchelcben 547.
„ der hintern Gliedmassen 143.
„ der vordern Gliedmassen 135.
„ am Kopfe 125.
„ am Rumpfe 127.
„ Sitzbein-Ruthen- 29«.
„ des Zwischenknorpels 344,
Bànderlehre 123.
Band, arteriöses 361.
,, Aufhânge-, der Leber 274.
„ gezahntes 473.
,, Kranz-, der Leber 274.
„ Krumm-BHnddarm- 271.
„ Leber-Zwölfrlngerdarm- 259.
„ linkes breites, der Leber 274.
,, der Lungeh 350.
„ mittleres, der Leber 274.
„ mittlores, Ring-Schild- 343,
-ocr page 586-
573
Band, mittleres, Zungenbein-Schild- 342.
„ Nieren-Milz- 280.
„ Nieren-Zwölfflngerdarm- 259.
„ Pyramiden-, 343.
„ Pyramiden-Kehldeckel- 343.
,, rechtes breites, der Leber 274.
„ Ring-Luftröhren- 343.
„ King-Pyramiden- 343.
„ rundes, der Leber 274.
Schild-Kehldeckel- 342.
„ Schild-Pyramiden- 343.
„ Seiten-Ring-Schild- 343.
„ Seiten-Zungenbein-Schild- 343.
„ sichelfòrmiges, der Leber 274.
,, Stimm- 343.
„ Zungenbein-Kehldeckel- 342.
Bartholinischer Gang 241.
Banchfell 245.
Bauchgegenden 35.
Bauchhaut 245.
Bauchhòhle 244.
Bauchplatten 327.
Bauchschlagader 393.
Bauchspeicheldriise 277.
Beinhaut 31.
Bellinische Röhrchen 284.
Bienenkappe 251.
254.
Bildungsstoff 2.
Bindehaut 530.
Blattermagen 251.
254.
Blasengallengang 276.
Blasenschnur 325.
Blendung 537.
Blinddarm 261.
Blinzhaut 531.
Blutgefâsssystein 353.
Blutadern 415.
Blutleiter 462.
        lacheriger 462.
        Langen- 462.
        Oberhaupts- 462.
Quer- 462.
Bogengânge 550.
Bogenschliiigen der Nerven 476.
Botallischer Gang 330.
.. 361.
Bróschen 330.
Bronchi 351.
Brüste 315.
Brustdrüse 330.
Brustfell 349.
Brusthühle 348.
Brustwarze 316.
Buecae 232.
Buch 251.
„ 254.
Bulbus nervi olfactorii 479.
Bulbus oculi 533.
Bulbus urethrae 302.
Bursae mucosae cutaneae 9.
           „ vesiculares 9.
c.
Calamus scriptorius 472.
Calyx renalis 285.
Canales semicirculares 550.
Canaliculi lacrymales 532.
         séminales 292.
Canalis corporum quadrigeminorum 469.
„ epididymidis 293.
„ .Fallopü 545.
„ Fontanae 836.
„ lacrymalis 532.
,, medullae spiualis 475.
„ Petiti 541.
Canthus oculi 530.
Capsula Glissonii 272.
„ lentis crystallinae 540.
„ renalis 282.
Capsulae atrabilariae 288,
Caput epididymidis 293.
„ gallinaginis 301.
„ penis 302.
Cardia 246.
Carnivoren 258.
Cartilagines arytaenoideae 340.
          auris 542.
          cunéiformes 341,
Cartilago annularis 543.
         cordis 355.
,,        cricoidea 339.
         interarticularis 342.
         nictitans 531.
         scutiformis 543.
         septi narium 332.
         thyreoidea 339. ■
Caruncula lacrymalis 531.
Cataracta 541.
Cauda epididymidis 293.
„ equina 475.
Cavitas tympani 544.
Cavitates narium 332.
Cavum abdominis 244.
,, mediastini 349.
„ oris 230.
„ thoracis 348.
Cellulae pulmonales 351.
Centipellio 251.
254.
Cerebellum 470.
Cerebrum 463.
Cerumen aurium 543.
Cervix uteri 310.
Chiasma nervorum opticorum 479.
Choana narium 334.
Chorda dorsalis 326.
,. tympani 491,
._*,^. -*.«-„-*(--—- Vi
-ocr page 587-
574
Chordae tendirieae 357.
Choriou 321.
Chylus 447.
„ 230.
Chymus 230.
Cilia 529.
Ciliarband 536.
Ciliarfalten 537.
Ciliarfortsâtze 537.
Ciliarknoten 480.
Ciliarkörper 536.
Circulus arteriosus iridis magnus 380.
venosus orbiculi ciliaris 536.
„. Willisii 373.
Cisterna chyli 449.
Clitoris 307.
Cochlea 551.
Colliculi nervorum opticorum 468.
„ triangulares 465.
Collum uteri 310.
Colon ascendens 263.
., descendons 263.
., transversum inferius 263.
                         superius 263.
Commissura cerebri interior 467.
               „ superior 469.
Conarium 469.
Ooncha auris 542.
Conjunctiva 530.
Contractiles Gewebe 20.
Cor 353.
Corium 555.
Cornea opaca 534.
„ pellucida 535.
Coriiua 15.
„ 558.
„ ammonis 467.
„ uteri 310. .
Corona ciliaris 536.
Corpora cavernosa clitoridis 307.
,,
                       penis 299.
„ olivaria 472.
„ pyramidalia 472.
,, restiformia 472.
„ . striata 467.
„ quadrigemina 469.
Corpus callosum 464.
„ cavernosum urethrae 302.
„ ciliare 536.
„ hyaloideum 541.
„ Hygbmori 292.
„ luteum 314,
,. mamillare 465.
,, papillare 555.
„ uteri 310.
„ vitreum 541.
Corpuscula Malpighiana 283.
Cotyledones 319.
Crines 12.
„ 566.
Crura cerebelli inferiora 470.
           „ lateralia 470.
,,          „ superiora 471.
„ cerebri 465.
Crura fornicis inferiora 467.
          „ superiora 467.
Cutis 5.
„ 554.
Cylinder-Epithelium 17.
Cytoblastema 2.
; D. '
Dannkanal 257.
Darmpech 328.
Darmsack 325.
Dartoshaut 290.
Dentés 73.
„ laniarii 73.
,, incisivi 73.
„ molares 73.
Derma 555.
Descemetisclie Haut 535.
Detrusor uriuae 287.
Diartbrosis 38.
Diastole 358.
Dickdarm 261.
Diverticula allantoïdes 323.
Dolores 312.
Dreieckige Grube 472.
         Hügel 465.
Drüsen, Brunner'scbe 258.
„ blasige 27.
„ Cowper'tcbe 297.
„ eiufache 24.
,, Harder'sche 531.
„ Lieberkühn'sche 258.
,, Meibom'sche 529.
„ Pacchion'scbe 461.
„ Peyer'sche 258.
,,
        röbrige 28.
„ zusammengehüufte 26.
        zusammengesetzte 26.
Drüsengewebe 24.
Ductus Bartboliniauus 241.
,, arteriosus Botalli 330.
,. 361.
,, choledochus 276.
„ cysticus 276.
„ deferens 294.
„ ejaculatorius 295.
„ excretorius 295.
,, galactopliori 316.
;, hepatico-cystici 276.
„ hepaticus 276.
,, lacrymales glandulares 532.
,, lactiferi 316.
,, naso-lacrymalis 532.
„ Nuckiani 241.
,, omphalo-meseraicus 325,
-ocr page 588-
575
Fasciculus nervosus 476.
Faserknorpel 30.
Fenestra cocbleae 545.
,, vestiboli 545.
Fenster, ovales 545.
,, rundes 545.
Ferrein'sche Pyramiden 284.
Fersen 565.
Fettgewebe 4.
Fibröses Gewebe 9.
Fimbriao 313.
Fissura palpebraruni 529.
Kleischbalken 355.
Fleiscbhaut 290.
Fleischkrone 563.
Fleischsohle 564.
Fleischstrabl 565.
Fleischwand 5G4.
Flotzmaul 231
Fötus 320.
Folliculli sebacei 25.
Fontana'scber Kanal 530.
Foramon Monroi 407.
        ovale 333.
Fornix 406.
Fossa ovalis 350.
„ Sylvii 403.
,, triangularis 472.
Fransen 313.
Frenulum linguae 230.
Frucbt 320.
Fruchthalter 310.
Fruchtkucben 319.
Fruchtkuchenzapfchen 319.
Fruchtpech 328.
Fruchtwasser 323.
Füllengift 322.
Funiculua nervosus 476.
,,         spermaticus 295.
         umbüicalis 324.
G.
Gallo 275.
Gallenblase 276.
Gallendarm 259.
Gallengang, gemeiuschaftlicher 270.
Ganglia 470.
„ bypogastrica 520.
,, sacralia 523.
„ spbeno-palatina 485.
,, tboracica 521.
Gangliensystem 518.
Ganglion Arnoldi 486.
,, cervicale infimum 520.
              ,, supremum 519.
„ ciliare 480.
„ coccygeum 523.
„ coeliacum 524.
„ fusiforme 519,
Ductus omphalo-entericus 325.
„ pancreatica major et minor 27S
„ Riviniani 240.
,, Stenonianus 238.
Ductus thoracicus 448.
,, Warthonianus 240.
,, AVirsungianus 278.
Dünndarm 259.
Dura mater 460.
,, ,, spinalis 473.
„ meninx. 400.
E.
Eckstreben 501.
Eichel des manulicuen Gliedes 302.
        „ weiblichen Gliedes 308.
Ei'chen 314.
Eierstockband 314.
Eierstöcke 313.
Eilei ter 313.
Eingeweidelehre 230.
Eingeweidestamm 453.
Einkeilung der Knochen 40.
Eintlieilung des Körpers 34.
Elastiscbes Gewebe 10.
Elfenbeinsubstanz 33.
Embryo 326.
Embryonalileck 319.
Eminentia quadrigemina 469.
Eminentiae olivaies 472.
,,          pyramidales 472.
Eiicephaliim 400.
Endgeflechte der Nerven 476.
Endochorion 322.
Endschlingen der Nerven 476.
Epidermis 11.
Epidermis 555.
Epididymidis 293.
Epiglottis 341.
Epiphyses 37.
Epiploon 208.
Epistropheus 80.
Epithelieu 16.
Erbabenheit, vierfaclie 409.
Erliabenheiten, oliveniormige 472.
,,             pyramidenförmige 472.
Eustachische Röhre 548.
Euter 315.
Exochorion 321.
Exspiratio 352.
F.
F ach ergew eb e 3.
Fallopischer Kanal 545.
Fallopische Röhren 313.
Faltenkranz 530.
Falx. cerebri 401.
Fascia renalis 282.
-ocr page 589-
576
Ganglion Gasseri 482.
„ inferius n. Tagi 496.
,, mesentericum posterior 526.
„ Mülleri 494.
,, naso-palatinum 483.
,, n. glosso-pharyngei inferius 494.
il         ,, ,,            „ superius 494.
„ ophthalmicum 480.
,,        oticum 486.
„ petrosura Anderschii 494. •
„ superius nervi vagi 495.
„ thoracicum maximum 521.
Gasser'scher Knoten 482.
Gaumen, harter 233.
veieher 234.
Gau'menhöhle 337.
Gaumensegel 234.
Gaumenvorhang 234.
Gebarmutter 310.
Gebarmutterknöpfe 319.
Gefassblatt 326.
Gefâssgewebe 20.
Gefasshaut 321.
         des Gelürns 463.
Geflecht, rankenförmiges 441.
Gefühlswarzchen 556.
Gefühlswerkzeug 554.
Gehirn 460.
Gehirn, grosses 463,
„ kleines 470.
Gehirnkammern, Seiten- 466.
Gehirnkammer, dritte 469.
            vierte 471.
Gehörgang, âusserer 543.
Gehörknöchelchen 546.
Gehörwerkzeug 542.
Geilen 291.
Gekrös 270.
Gelatina Warthoniana 324,
Gelber Körper 314.
Gelenk, Dreh- 38.
„ freies 38.
,, straffes 38.
„ Wechsel- 38.
Genae 232.
Geruchswerkzeug 552.
Gesauga 317.
Geschmackswerkzeug 553.
Geschmackswârzchen 235.
Geschlechtsorgane, mannliche 289.
                weibliche 305,
                               im trâchti-
gen Zustande 318,
Gestreifte Körper 467.
Gevvólbe 466.
Gingiva 235.
GiDglimus 38.
Gianduia buccalis inferior et superior 239,
„ Harden 53.
„ labialis 241,
Gianduia lacrymalis 531.
„ orbitalis 241.
„ parotis 237.
„ pinealis 469.
„ pituitaria 465.
„ sublingualis 240.
,, submaxillaris 240.
,, thymus 330.
,, vagiuae 310.
Glandulae acinosae 27.
         aggregatae 26.
         axillares 459.
         brachiales inferiores et supe-
riores 459,
,,         bronchiales 457.
,,         cervicales inferiores 457.
                       superiores 456.
,,         compositae 26.
         conglobatae 456.
         Cowperi 297.
,,         gastricae 457.
,,         hepatis 457.
,,        hypogastricae 458.
         iliacae internae et externae458.
,,         inguinales 459.
         lienales 557.
         lumbares 458.
         lymphaticae 456.
         mediastini ant. et. post. 457.
,,         Meibomianae 529.
,,         mesentericae 458.
         muciparae 26,
         Pacchioni 461.
         palpebiarum 529.
,,        plicae genu 459.
,,         popliteae 459.
,,         pubis 459.
         salivales 237.
         sebiparae 20.
         simplices 24.
         submaxillares 456.
         sudoriparae 25.
         suprarenales 288,
         tubulosae 28.
         thyreoideae 347.
Glans 302.
Glaser'sche Spalte 57.
Glasfeuchtigkeit 542.
Glashaut 641.
Glaskörper 541.
Glassubstanz 29.
Glied, mannliches 297.
Glisson'sche Kapsel 272.
Globulus medullaris 465.
Glöckchen 554.
Glomeruli 283.
Glottis 344.
Gomphosis 40.
Graafsche Blaschen 314.
Graue Hügel 466.
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577
Graviditas 318.
Grenzstreif 468.
Grimmdarm 263.
Gyri 464.
Hirnbalken 464.
Hirnhaute 460.
Hirnklappe 471.
Hirnknoten 471.
Hirnnerven 477.
Hirnüffmmg, obère und untere 469.
Hirnschwiele 464.
Hirnzelt 461.
Hoden 291.
Hoden, weibliche 313.
Hodenmuskel 304.
Hodensack 289.
Hórner 15.
,, 558.
Hohlvenensack 355.
Horngewebe 11.
Hornliaut, durchsiclitige 535.
,,          undurchsichtige 534.
Hornscliuh 559.
Hornsohle 561.
Hornstrahl 561.
Hornstreif 468.
Hornwand 559.
Hornwarzen 566.
Hiife;-15.
„ 559.
Humor aqueus 540.
,, corneae 535.
,, crystallinus 541.
„ Petiti 541.
,, vitreus 542.
Hungerzitze 240.
Hunter's hinfallige Haut 319.
Hyalinsubstanz 29.
Hypophysis cerebri 405,
J.
Jacob'sche Haut 539.
Jacobson'sche Anastomose 494.
             Röbre 335.
Jecur 272.
Incus 546.
Infundibulum 465.
551.
Ingluvies 250.
252.
Inspiratio 352.
Integumentum commune 554.
Intercellularsubstanz 2.
Intestinum crassum 261.
,,          coe.cum 261.
           colon 263.
,,          duodenum 259.
           ileum 260.
          jéjunum 260.
          rectum 266.
,,          tenue 259.
Iris 537.
Isthmus fossae ovalis 356.
73 ■
H.
Haare 12
„ 556.
Haargefàsse 360,
Haarkanal 12.
Haarschaft 12.
Haarscheide 12.
Haarschopf 557.
Haarzotte 557.
Haarzwiebel 32.
Haute, fibrose 9.
,, Scbleim- 5.
,, Sehnen- 9.
,, seröse 7.
,, Synovial- 8.
Hahnenkopf 301.
Haller's Dreifuss 393.
Hammer 546.
Harfe 467.
Harnblase 286.
Harngang 284.
Harnhant 322.
Harnkanalchen 284.
Harnleiter 284.
Harnorgane 281.
Harnröhre 287.
301.
Harnröhrenmuskel 304.
Harnröhrenzvriebel 302.
Harnsack 322.
Harnschnur 325.
Haube 251.
„ 254.
Haut, âussere 554.
,, eigene der Nieren 283.
,, welsse des Eierstockes 314.
           „ „ Hodens 292.
Hautgewebe 5.
Hautschleimbeutel 9.
Hemisphaeria cerebelli 470.
             cerebri 463.
Hepar 272.
Herbivoren 258.
Herz 353.
Herzbeutel 354.
Herzkammern 356.
Herzkuochen 121.
Herzknorpel 122.
Herzvorkammern 355.
Highmorischer Kórper 292.
Hilus lienalis 279.
„ renalis 283.
Hippomanes 322.
Hirnanhang 465.
Leyh, Anatomie.
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578
Knorpel, Ring- des Ohres 543.
„ Pyramiden- 340.
„ der Rippen 90.
,, Schaufel- 89.
„ Schuabel- 89.
„ Schild- des Kehlkopfes 339.
,,            ,, ■ „ Ohres 543.
,, _ des Schulterblattes 94.
„ ' Schwert- 89.
„ Zwischen- 342.
Knorpelgewebe 28.
Knorpelhaut 28.
Krallen 13
Kreislauf 359.
Kropf 348.
Krummdarm 260.
Krystalllinse 540.
L.
Lab 251.
„ 255.
Labiae oris 231.
,, vulvae 306.
Labmagen 251.
Lacrymae 533.
Lamina ciliaris 541.
„ fusca 534.
,, spiralis 551.
,, vasculosa retinae 539.
Laminae dorsales 326.
Lappen, mittlerer deskloinen Gehirns 470.
Seiten-, „ „
           „ 470.
Larynx 339.
Lebensbaum 471.
Leber 272.
Leberblasengauge 276.
Lebergallengang 274.
Leberpforte 272.
Lederhaut der allgemeinen Decke 552.
         des Eies 321.
Leerdarm 260.
Lema palpebrae 530.
Lenden-Cisterne 449.
Lens crystallina 540.
Lieu 279.
Ligamenta 10.
,,         uteri lata 311.
           „ teretia 311.
Ligamentum annulorum tracheale 346.
          arteriosum 361.
          arytaeno-epiglotticum 343.
          cartilaginis interarticularis
344.
          cartilaginnm arytaenoidea-
rum 343.
,,
          ciliare 536.
          crico-arytaenoideum 343.
             „ thyreoideum laterale
343.
E.
Kâsemagen 251.
»          255.
Kammer der halbdurclisichtigen Schoide-
■wand 466.
Kammer des kleinen Gehirns 471.
„ der Sehhügel 469.
Kammern, Seiten- des Gehirns 466.
Kanale, halbzirkelförmige 550.
Kanal des Rückenmarkes 475.
„ Vidischer 58.
„ der Vierhügel 469.
Kapsel-, Pupillarmembran 331.
„ Pupillarsack 331.
Kastanien 566,
Kehldeckel 341.
Kehlkopf 339.
Kehlkopfhöhle 344.
Keilbeinhöhle 337.
Keimblaschen 319,
Keimfleck 319.
Keimstoff 2.
Kiemenbogen 327.
Kiemenspalten 327.
Kinnbackendrüse 240.
Kinnhackenhöhle 336.
Kitzler 307.
Klappe, halbmondförmige am Magen 248.
„ ringförmige am Magen 248.
Klappen, dreiziptlige 357,
„ halbmondförmige 357.
„ miïtzenförmige 358.
Klauen 14.
Klauensackchen 554.
Kloake 329.
Kuochenansâtze 37.
Knochenfortsatze 37.
Knochenhaut 31.
Knochengewebe 30.
Knochenlehre 37.
Knochen der hintern Gliedmassen 109.
,,         „ -vorderu                     93.
Knochenhervorragungen 37.
Knochen des Kopfes 51.
          „ Runipfes 79.
Knochenverbindungen 37.
Knochenvertiefungen 37.
Knochen, welche nicht mit dem Skelette
in Verbindung stehen 121.
Knorpel, Blinz- 531.
„ Fliigel- 333.
„ Giosskannen- 340.
„ Habichts- 89.
„ Herz- 355.
„ des Hufbeines 107.
,, keilförmige 341.
Ohr- 542.
„ Ring- des Kehlkopfes 339.
J
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Ligamentum crico-thyreoideum medium
343.
          crico-tracheale 343.
          denticulatum 473.
,,          epididymidis 293.
,,          liyo-epiglotticum 342.
          hyo-thyreoideum laterale
343.
          hyo-thyreoideum medium
342,
          ovari i 314.
           pulmonis 351.
           thyreo-arytaenoideum 343.
i,              ,, epiglotticum 342.
          vocale 343.
Limbus 357.
Lingua 235.
Linsenbeinchen 547,
Linsenkapsel 540.
Linsensubstanz 541.
Lippen 231.
Lippendrüse 241.
Liquor amnü 323.
          „ spurius 322.
,, Morgagni 540.
Loch, ovales 330.
Lobulus quadratus 275.
„ Spiegelii 273.
Loser 251.
„ 254.
Luftgefasse 351.
Luftröhre 345.
Luftrölirenaste 351.
Luftröhrenkopf 339.
Luftröhrenstamm, rechter 449.
Luflsack der Ohrtrompeto 549.
Luftzellen 351.
Lungen 350.
Lungenarterie 361.
Luiigenblasehen 351.
Lungenvenensack 356.
Lympha 447.
Lymphe 447.
Lymphdrüsen 456.
in der Bauchhöhle 457.
            in der Brusthöhle 457.
            der hintern Gliedmassen
459.
            der vordern Gliedmassen
459.
            am Halse 456.
             „ Kopfe 456.
Lymphgefasse 447.
            des Bauches und der Bauch-
eingeweide 452.
            der Brust und der Brust-
eingeweide 450.
            der hintern Gliedmassen 455
            der vordern Gliedmassen
454.
Lymphgefasse des Halses 450.
* „
              „ Kopfes 450.
Lympfgefass-Systetn 446.
Lyssa 237.
Lytta 237.
M.
Macula germinativa 319.
Mannlicb.es Glied 297.
Magen 245.
„ der "Wiederkiiuer, ausseres 249.
» „
            ,,            inneres 252,
Magenmund 246.
Magensaft 248.
Malleus 546.
Malpighische Körperchen 283.
Malpighisehes Schleimnetz 12.
Mammae 315.
Markbandchen, obères 468.
             unteres 467.
Markhâutchen 31.
Markkügelchen 465.
Marksegel 471.
Mastdarm 266,
Maul 231.
Maulhöhle 230.
Meatus auditorius externus 543.
,, narium 335.
„ seminarii 313.
Meconium 328,
                          »
Mediastinum 349.
Medulla dorsalis 473.
„ oblongata 471.
„ spiralis 473.
Meibom'sche Driisen 529.
Membrana allantoïdes 322.
          aracbnoidea 462.
          capsula-pupillaris 331.
          decidua Hunteri 319.
          Descemetiana 535.
          humoris aquei 535.
          hymen 309.
          Jacobiana 539.
          medullaris 31.
          nictitans 531.
          pituitaria 335.
          pupillaris 331.
,,          Schneiderianà 335.
         tympani 544'.
»               secundaria 545.
Membranae encephali 460.
          flbrosae 9.
          mucosae 5.
,.,          serosae 7.
          synoviales 8.
Membrum muliebre 307.
         virile 297.
Meninx vasculosa 463,
Mesenterium 270
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Mesocolon 271.
Mesorectum 271.                                      *
Mikhbehalter 316.
Milohbrustgaiig 448.
Milch-Cisterne 449.
Müchdrüsen 315.
Milchgânge 316.
Müchsaft 447.
Milchsaftgefàsse 447.
Milz 279.
Mittelfell 349.
Modiolns 551.
Monro'sclie Oeffnung 467.
Morgagn'sche Feuohtigkeit 540,
             Tasche 344.
Musculi papillares 357.
Muskelgewebe 18.
Muskellehre 150.
Muskeln der Gehörknöchelchen 548.
„ am Kopfe 157.
„ der mannlichen Geschlechtstheile
304.
,, airi Rumpi'e und der Gliedmassen
176.
Mutterbiinder, breite 311.
,,
              runde 311,
Mutterkuchen 319.
Muttermund, ausserer 310.
             innerer 310.
Muttertrompeten 313.
Myologia 150.
N.
Nabelarterien 324.
Nabelbeutel 298.
Nabelblaschen 325.
Nabelblasen-Darmgang 325.
Nabelgekrösgefasse 325.
Nabelschnur 324.
Nabelstrang 324.
Kabelstraugscheide 323.
Nabelvene 324.
Nachgeburt 323.
Naht, Blatt- 39.
,, falscbe 39.
„ Schuppen- 39.
„ wahre 39.
Nasengânge 335.
Nasenhaut 335.'
Nasenhöhlen 332.
Nasenloch, falsches 333.
Nasenmuscheln 69. 334.
Nasenöfl'riung, obère -334.
             untere 333.
Nasenscheidewand 332,
Nasentrompete 333,
Nebenhoden 293.
Nebeiibodenbaiid 293.
^ebenhöblen'der Nase 336.
Nebenmilzen 280.
Nebenuieren 288.
Nebentromroelfell 545.
Nerv,  Arm-, hinterer 508.
         „ mittlerer 508.
,,         „ vordeier 508.
,,       Angesichts- 490.
,,      Augenmuskel-, ausserer 490.
,,                  ,, gemeinschaftlicber
479.
       Backen-, hinterer 493.
,,             ,, -vorderer 492.
      Bei- 498.
,,      Dreiâstiger 481.
,,       Dreigetbeilter 481.
,,       Dreihöhlen- 518.
,,       Ellenbogen- 507.
,,       Eirigeweid-, grosser 522.
,,                ,, kleiner 522.
       Fliigel- 485.
       Gangliën- 518.
,,       Gaumen-, grosser 484.
,,             ,, kleiner 485.
       Gesass-, hinterer 514.
,,             ,, vorderer 514.
       Gesichts- 492.
       Griffel- 492.
       Hals-Haut- 492.
       herumschweifender 495.
       Hör- 493.
.,       Hüft- 515.
       Kaumuskel-, ausserer 486.
                „ innerer 486.
       Kehlkopf-, obérer 496.
               ,, unterer 497.
       Keilbein-Ganmen- 483.
,,       des Kieferniuskels des Zungen-
beins 487.
       Lenden-Bauch- 511.
             „ Leisten- 511.
,,       Lungen-Magen- 495.
       Mastdarm-, hinterer 515.
,,               ,, mittlerer 515,
       Mittel- 508.
       Nasen-, oberor 483.
,,           ,, unterer 486,
,,           „ des dreigetheilten 482.
,,       Nasenrücken- 485.
,,       der Oberlippe 486.
,,       Oberschenkel-, hinterer 515.
                  „ mittlerer 515.
,,                  ,, vorderer 512.
       Olir-, hinterer 492.
,,           „ innerer 491.
           ,, vorderer 491.
       Ohr-, des Lungen - Magennervens
495.
       Paukenfell- 491.
,,       des Paukenfellspanners 486.
       Riech- 478.
-ocr page 594-
Nerv , Roilmuskel- 481.
      Rücken der Ruthe 515.
,,      Saamen-, ausserer 512.
      Scham-, innerer 514.
      Schienbein-, ausserer 509.
»               h jï 517.
,,              „ innerer 509.
Ki 7
>J                             )) )! Vit,
,,      Schlafeu-, hinterer 492.
            „ oberflachlicher 487.
            „ vorderer 486
      Schlundkopf-, des neunten Hirn
nergens 494.
               ,, des zehnten Hirn-
nervens 496.
      Schnecken- 493.
      Schulter-, hinterer 507.
            ,, mittlerer 507.
,,            „ vorderer 507.
      Seh- 479.
,,      Siebbeiu- 483.
,,      des Steigbügelmuskels 490.
      Stimru- 497.
      Stiru-, des dreigetheilten 482.
      sympathischer, grosser 518.
                 „ kleiner 490.
,,                 „ mittlerer 481.
      Thranen- 482.
      Unter-Augenhiihlen- 485.
,,      Ünter-Augenlid- 483.
      Unterschenkel-, grosser 516.
                 „ kleiner 516.
      Unterzungen- 499.
,,      Verstopfuugs- 513,
      Vidi'scher 485.
      Vorarm-, hinterer 508.
            ,, vorderer 508.
      Vorhofs- 493.
      Wangen- 487.
      Zalin-, hinterer 487.
,,          „ vorderer 485.
      Zungen-, des dreigetheilten 488.
,,           „ des neunten Hirnnervens
494.
      Zungen-Schlundkopf- 493.
      Zungenfleisch- 499.
,,      Zuruckiaufender des zehnten Hirn-
nervens 497.
      Zwerchfell- 518.
Nerven 476.
      Bauchwirbel- 504.
      Blendungs- 481.
,,      Brust-, lnntere 506.
          ,, vordere 506.
      Brustwirbel- 503.
      Hals- 501.
      Kreuz- 504.
      Lenden- 504.
      Rücken- 503.
      Rückenmarks- 600.
Nerven Schweif- 505.
„ Zahn-, obère 485.
,, Zwischenrippen- 503..
,, Zwischenwirbel- 500.
Nervengeflecht 476,
           Achsel- 506.
           Arm- 506.
           Bauch- 524.
            Bauchspeicheldrüsen- 525.
           Blendungs- 481.
,,           gaugliöses 477.
            Gekrös-, hinteres 525.
                 „ vorderes 525.
            llerz- 497.
Hüft- 514.
           Keilbein-Gaumen- 485,
,,           Kopfpulsader- 519.
,,           Kranz-, des Magens, obères
525.
                 „ „ „ unteres
525.
            Kreuz- 514.
            Leber- 525.
,,            Lenden- 511.
            Luftröhren- 497. •
           Lungen-, hinteres 497,
,,                 „ vorderes 497.
            Magen-, obères 498.
                 „ unteres 498,
            Milz- 525.
,,            Ohrdrüsen- 492,
            Nasen- 496.
Schlund- 498.
            Schlundkopf- 49«.
            Sonnen- 524.
Nervengeflochte, Becken- 526.
            derEingeweidenerven 523.
            Mutter- 526.
            Nieren- 525.
,,            Saamen- 520.
Nervengewebe 22.
Nervenknoten 476.
            der, von Andersch 494.
             „ „ Arnold 486.
            Augen- 480.
,,           Bauch- 524.
           Becken- 526.
           Brust-, grosser 521.
            Ciliar- 480.
,,            Gekrös-, hinterer 526.
,,           Hals-, obérer, des grossen
syrnpathischen Nervens
519.
,,
           Hals-, unterer, des grossen
sympathischen Nervens
520.
,,
           Keilbein-Gaumen- 485.
           Kreuzbein- 523.
           obérer, des Lungen-Magen
nervens 495,
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582
Nervenknoten unterer, des Lnngen-Magen-
nervens 496.
            der, Ton Muller 494.
            Nasen-Gaumen- 483.
            Ohr- 48G.
,,           spindelfüriniger 519.
            obérer Zungen-Schlundkopf-
594.
,,
            unterer Zungen-Scbluud-
kopf- 494.
            Schweif- 523.
Norvenbüudel 476.
Nervenscheide 476.
Nervenstrang 476.
Nervi 476.
„ caudae 505.
„ ciliares 481.
„ dentales superiores 485.
„ dorsales 503.
,, eneephali 477.
„ intercostales 503.
„ intervertébrales 500.
,, labii inferiores 488.
„ lumbares 504.
„ medullae spinalis 500.
,. sacrales 504.
,, cervicales 501.
i, temporales auteriores 486,
j, tboracici 503.
          ,, anteriores 506.
j.          „ posteriores 506,
Nervus abducens 490.'
„ accessorius Willisü 498.
,, acusticus 493.
„ alveolaris anterior 485.
7i             ,,           posterior 487.
„ auditorius 493.
,, auricularis anterior 491.
ji                       internus 491.
ij                       posterior 492.
„ brachialis anterior 508.
»            ,,          posterior 508.
„ buccalis anterior 493.
j,           „ posterior 493.
„ buccinatorius 487.
„ cochleae 493.
,, cruralis anterior 512.
i,           „ niedius 515.
»           ,, posterior 515.
„ cutaneus femoris externus 512.
!,            ,,            ;, internus 512.
!i                        ,, posterior 514.
i,            ,, posterior tibiae 516.
„ etbmoidalis 483.
„ facialis 490.
,, frontalis 482.
„ gangliosus 518.
„ glosso-pharyngeus 493-
7, glutaeus anterior 514.
7i            „ posterior 514.
Nervus gustatorius linguae 493.
„ baemorrboidalis médius 515.
                              posterior 515.
,, hypoglossus 499.
„ infraorbitalis 485.
„ iscbiadicus 515.
,, labii superioris 486.
„ lacrymalis 482.
., laryngeus interior 497.
,,
            ,,          superior 496.
„ lingualis 488.
„ lumbo-bypogastricus 511.
,.
          ,, inguinalis 511.
„ "massetericus 486.
,, mcdianus 508.
„ mentalis 488.
„ ad musculum Stapedium 490.
., mylobyoideus 487.
., nasalis 482.
,,
           ,, interior 486.
,,           ,, superflcialis 485.
,,           ,, superior 483,
„ naso-ciliaris 482.
., naso-palatinus 483.
,, obturatorius 513.
,. oculomotorius 479.
., oculomuscularis externus 490.
olfactorius 478.
„ ophthalmicus 482.
„ opticus 479.
palatinus major 484.
,,
                     minor 485.
,, palpebrae inferioris 483.
patheticus 481.
,, pharyngeus 494.
., phrenicus 518.
„ plautaris externus 517.
                   iuternus 517.
„ pneurno-gastricus'495.
pterygoideus 485.
pudendus internus 514.
,, radialis anterior 508.
,,
           „ posterior 508.
recurrens 497.
scapularis anterior 507.
           ,,          médius 507.
,,                     posterior 507.
,, spermaticus externus 512.
„ spheno-palatinus 483.
,, splanchnicus major 522.
                          minor 522.
„ styloideus 492.
,, subcutaneus colli 492.
sublingualis 499.
„ syropatbicus magnus 518.
                         médius 481.
                        parvus 490.
temporalis posterior 492.
                       superflcialis 48^
„ tensoris tympani 486.
-ocr page 596-
583
Nervus tibiali» magmis 516.
          „ parvus 516,
„ trigemiiius 481.
„ trisplanchnicus 518.
„ trochlearis 481.
„ uluaris 507.
„ vagus 495.
„ vestibuli 493.
„ Vidianus 485.
„ Tocalis 497.
„ volaris extemus 509.
          internus 509.
Netz 268.
Netzhaut 539.
Netzknorpel 29.
Netzmagen 251.
254.
Neurilema 476.
Neurologia 460.
Nickhaut 531.
Nieren 281.
Nierenbecher 285.
Nierenbecken 284.
Nierenkapsel 282.
Nierenkelch 285.
Nierenkörnchen 283.
Nlerenwarzchen 284.
Nodulus Arantii 358.
Nodus encephali 471.
Nuckische Gange 241.
0.
Oberhaut, aussere 11.
             ,. 555.
         innere 16.
Oesophagus 243.
Obr, ausseres 542.
„ inneres 549.
„ mittleres 544.
Ohrdrüse 237.
Ohrenschmalz 543.
Ohrmuschel 542.
Obrtrompete 548.
Olivenkörper 572.
Olitila 251.
„ 254.
Omasum 251.
254.
Omentum 268.
        gastro-colicum 269.
            „ hepaticum 269.
           ,, lienale 269.
Omnivoren 258.
Orbiculus ciliaris 536.
Orbita 528.
Organa cliylopoé'tica 230.
„ genitalia 289.
„ lacryrnalia 531.
„ respirationis 332.
Organa sensuum 527.
„ uropoëtica 281.
Organon auditus 542.
,, gustus 553.
,,
        olfactus 552.
„ tactus 554.
„ -visus 528.
Orificium uteri externum 310.
           „ internum 310.
Ossicula auditus 546,
Ossiculum lenticulare 547.
Osteologia 37.
Ostium abdominale 313.
„ arteriosurn 357.
„ cerebri inferius 469.
           „ superius 469.
„ duodenale 246.
        oesophageum 246.
,, uterinum 313.
,, venosum 357.
Ovaria 313.
Ovula Graaflana 314.
Ovulum 314.
Pacehionische Driisen 461.
Palatum durum 233.
„ molle 234.
Palpebra tertia 531.
Palpebrae 528.
Pancreas 277.
Pausen 250.
„ 252.
Papilla mamman 316.
Papillae conieae 236.
„ filiformes 236.
„ lenticulares 236.
„ rénales 284,
„ tactus 556.
,, truncatae 235.
Parenchyma testis 292.
Pars abdominalis arteriae Aorta» 392.
„ thoracica
                       ,, 390.
Partes génitales femineae 305,
            „ viriles 289.
Partus 312.
Paukenfell 544.
Paukenfellring 544.
Paukenhóble 544.
Paukensaite 491.
Paukentreppe 552.
Pavimontum 466.
Pedunculi cerebri 465.
Pelvis renalis 284.
Penis 297.
Pericardium 353,
Perichondrium 28. '
Periorbita 528.
Periosteum 31.
-ocr page 597-
584
Periosteum internum 31.
Peritonaeurn 245.
Petit'scher Kana] 641,
Pferdemilz 322.
Pferdeschweif des Eückenmarkes 475.
Pflaster-Epithelium 16.
                       flimmerndes 17.
Pförtner 246.
Pfórtnerklappe 248.
Pfortader 443.
Pharynx 242.
Pia mater 463.
,, ,. spinalis 475.
Pigmentgewebe 4.
Pili 12.
„ 556,
Placenta foetalis 319,
Pleura 349.
„ pulmonalis 351.
Plexus axillaris 506.
,, brachialis 506.
„ cardiacus 497.
,, caroticus 519.
„ choroidei latérales 468.
., choroideus médius 468.
„ ciliaris 481.
., coeliacus 524,
,, coronarius anterior 525.
                      posterior 525.
„ gangliosus 477.
„ gastricus 524.
            „ anterior 498.
            „ posterior 498.
,, hepaticus 525.
„ hypogastrici 526.
,, ischiadicus 514.
,, lienalis 525.
„ lumbaris 511.
,, meseutericus anterior 525.
,,              ,,           posterior 525.
,, nerTosus 476.
,, oesophageus 498.
,, pampiniformis 441.
„ pancreaticus 525.
„ parotideus 492.
,. pulmonalis anterior 497.
                        posterior 497.
„ rénales 525.
,, sacralis 514.
„ solaris 524.
„ spermatici 526.
,, spheno-palatinus 485.
„ trachealis 497,
„ uterini 526.
Plicae ciliares 537.
Pons Varolii 471.
Porta hepatis 272.
Poschen 262.
Praeputium clitoridis 308.
          penis 297.
Processus ciliares 537.
,, falciformis 461.
,, mammillares 465.
Primittvstreifen 326.
Promontorium 545.
Prostata 296.
Psalter 251.
„ 254.
Psalterium 467.
Pulmones 350.
Pulsus 360.
Pulsadern 360.
Puncta lacrymalia 532.
Pupilla 538.
Pupillarhaut 331.
Pupula 538.
Pylorus 246.
Pyramidenkiirper 472.
Pyramides Ferreinii 284.
R.
Rachengeflecht 496,
Rachenhöhle 242.
334.
Eeceptaculum chyli 449.
Regenbogenhaut 537.
Regio epigastrica 245.
„ hypogastrica 245.
,, mesogastrica 245.
Regiones abdominis 245
Renes 281.
,, succenturiati 288.
Rete carpi dorsale 386.
,, ,, volare 386.
„ Malpighii 555.
,, vasculorum Halleri 292.
Reticulum 251.
.,
        254-
Riechhaut 335.
Riechkolben 479.
Riechnerven 479.
Rimae -vulvae 306.
Rippenfell 349.
Rivinische Gange 240.
Ròhrensubstanz der Zahne 33.
Rotatio 38.
Riickenmark 473.
Riickenmarkshaut 473.
Riickenmarksnerven 500.
Rückenplatteu 326.
Rückensaite 326.
Rüsselknochen 66.
Rumen 250.
„ 252.
Ruthe, mânnliche 297.
„ weibliche 307.
Ruthenknochen 122.
__________________________________.___________________________ ____________,__________________
-ocr page 598-
585
Schwammige Körper des Kitzlers 299.
              ,, der Euthe 307.
Schwangerschaft 318.
Schweifhaare 557.
Schweissdriisen 25.
Schweisskanalchen 25.
Schweisslöcher 25.
Scrotum 289.
Scyphus 551.
Sébum palpebrale 530.
Secundinae 323. "
Sehloch 538.
Selmen 9.
Sennenhaute 9.
Sehnenscheiden 8
Sehnervenhügel 468,
Sfthwerkzeug 528.
Seitenkammern des grossen Gehirns 466.
Seitenlappen des kleinen Gehirns 470.
Septum atriorum 355.
„ narium 332.
„ pellucidum 466.
„ scroti 290.
,, ventriculorum 357.
Sichelfortsatz der harten Hirnhaut 461.
Sinus cavernosi 462.
„ columnae vertebralis 474.
,, frontalis 337..
,, longitudinalis 462.
,, occipitalis 462.
,, mammae 316.
,. mamillaris 336.
„ narium 336,
„ palatinus 337.
„ sphenoidalis 337.
„ transversi 462.
Skelett des Huudes 46.
,, der Katze 48.
,, dos Pferdes 40.
,, „ Riudes 42.
        „ Schweines 44.
Speicheldriisen 237.
Speiseröhre 243.
Spermatozoa 293.
Sphincter vesicae 287.
Spindel 551.
Spinnwebenhaut des Gehirns 462.
,,              des Riickenmarkes 475.
Spiralgang 545.
Spiralplatto 551.
Splanchnologia 230.
Splen 279.
Sporn 567.
Staar, grauer 541.
,, schwarzer 540.
Stabchenschicht 539.
Stapes 547.
Steigbiigel 547.
Steuonischer Gang 238.
Stenonische Eöhre 336.
74.
S-
Saamenblâschen 295.
             mittleres 295.
Saamengang 294.
Saamenleiter 294.
Saamenröhrchen 292.
Saaraenstrang 295.
Saamenthierchen 293.
Sacci pleurae 349.
Saccus capsulo-pupillaris 3 31.
„ intestinalis 325.
„ lacrymalis 532.
Saugadern 447.
Saugaderdriisen 446.
Saum 467.
Scala tympani 552.
,, vestibuli 651.
Sceleton 40.
Schafhaut 323.
Schafwasser, falscbes 322.
Scham 306.
Sckamlippen 306.
Schamspalte 306.
Seharniergelenk 38,
Scheide 308.
Scheidenhaut des Hodens und desSaamen-
stranges 291.
Scheidenklappe 309.
Scheidendriise 310.
Scheidengauge 309.
Scheidewand, halbdurchsichtige 466,
            der Herzkammern 357.
            der Herzvorkammeru 355.
            des Hodensackes 290.
            der Nase 332.
Schenkel des grosseu Gehirns 465.
          „ kleinen Gehirns, obère 471.
          „ ,,            „ Seiten-470.
          ,, „            „ untere 470.
,,          ,, Gowölbes 467.
Scliilddriisen 347.
Sclilagadern 360.
Schlauch 297.
Schleiinblatt 326.
Schleimbalge 25.
Schleimbeutel 9,
Schleirndrase des Gehirns 465.
Sohleimdrüschen, einfache 25.
               zusammengesezte 26,
Schliessmuskel der Blase 287.
Schlund 243.
Schlundkopf 242.
Schlundöffuung 246.
Schlundrlnne 254.
Schuecke 551.
Schneckenfenster 545.
Schnepfenkopf 301.
Schreibfeder 472.
Schwammiges Gewebe der Harnröhre 302.
I. e y h , Anatomie.
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586
Stimmritze 344.
Stimmsack 344.
Stirnhöhle 333.
Stomachus 245.
Strahlenband 536.
Strahlenblattchen 541.
Stratum bacillosum 539.
„ globulosum 539.
Stria cornea 468.
„ terminalis 468.
Strickförmige Körper 472.
Struma 348.
Succus prostaticus 296.
Sulci 464.
Sumen 317.
Sutura 39.
„ foliosa 39.
„ spuria 39.
„ squamosa 39.
„ vera 39,
SyMsche Grube 463.
Synarthrosis 39.
Synchondrosis 39.
Syndesmologia 123.
Syndesmosis 39.
Synovialhâute 8.
Synovialsacke 8.
Systema nervorum gangliosum 518,
Systole 358.
T.
Taenia 467.
Talgbalge 25.
Talgdrüsen, einfache 25.
          zusammengesetzte 26.
Tapotum 536.
Tastsinn 554.
Tastwarzengewebe 555.
Tastwarzchen 556.
Tastwerkzeug 554.
Tegmentum 466.
Tela adiposa 4.
„ cartilaginea 28.
„ cellulosa 3.
„ cornea 11.
„ cutanea 5.
„ dentium 32.
„ elastica IO.
„ erectilis 20.
„ fibrosa 9.
„ glandularum 24.
„ musoularis 18.
„ nervea 22.
„ ossea 30.
„ pigmenti nigri 4.
„ vasculosa 20.
Tendines 8.
Tentorium cerebelli 461.
Testes 291.
„ muliebres 313.
Testiculi 291.
Textus papillaris 555.
Thalami nervorum opticorum 468.
Thorax 348.
Thrànen 533.
Thrànendriise 531.
Thranenkanal 532.
Thranenkarunke] 531.
Thrânen-Nasengang 532.
Thrànenpuncte 532.
Thranenröhrchen 532.
Thrànensack 532.
Thrànenwerkzeuge 531.
Tollwurm 237.
Trabeculae carneae 355.
Trachea 345.
Tractus intestinorum 257.
Tragezeit 327.
Tragsack 310,
Traps cerebri 464.
Traubenhaut 538.
Traubenkömer 538.
Treppen 551.
Trichter des Gehirns 465.
„ der Schnecke 551.
Tripus Halleri 393.
Trommelfell 544.
Trommelhöhle 544,
Truncus coeliacus 453.
„ trachealis dexter 449.
Tuba acustica 548.
„ Eustachii 548,
Tubae Fallopianae 313.
Tuberà cinerea 466.
Tubuli Belliniani 284.
„ uriniferi 284.
Tubns intestinorum 257.
Tunica albuginea 292,
        31*.
      cellulosa 360.
      choroidea 335.
      dartos 290.
      elastica 360.
,,      erythroides 325,
,,      hyaloidea 541.
      intima 360.
,,      nervea 539.
      retina 539.
,,      serosa 360.
      testis propria 292,
,,      tympani 544.
      vaginalis testis et funiculi sper-
matici 291.
      vitrea 541.
u.
Ubera 315.
Uebersicht des Ausbruchs und Wechsels
der Zàhne 78.
-ocr page 600-
Uebersicht, summarische der Bander 123.
                              „ Knochen 50.
                             „ Muskeln 152,
Ungues 13.
Ungulae 14.
„ 559.
Unterkieferdriise 240.
Unterzungendriise 240.
Uracnus 325.
üreter 284.
Urethra 287.
301.
Urin 288.
Uterus 310^
Uvea 538.
Y.
Vagina 308.
., funiculi umbilicalis 323.
Vagiuae tendinum synoviales 8.
Valvula Bauhini 261.
„ cerebelli 471.
„ Fallopii 261.
„ foraminis ovalis 330.
„ Thebesii 356.
„ vaginae 309.
Valvulae mitrales 358.
„ semilunares 357.
„ tricuspides 357.
Varix 435.
Varolsbriicke 471.
Vas deferens 294.
Vasa absorbentia 447.
chylifera 447.
efforentia 447.
infereutia 447.
lactea 447.
lymphatica 447.
          abdominis externa 452.
                         interna 452.
          cordis 451.
         geuitalium 452.
          hepatis 453.
          intestinorum 454.
          lienalis 453.
          mediastini anteriora 451.
,,                „ posteriora 451,
          omenti 454.
          organorum uropoè'tico-
rum 452.
          pancreatis 453.
         pulmouum 451.
          thoracica externa 450.
,,                       interna 451.
         ventriculi 453.
omphalo-meseraica 325.
sanguifera 353.
Vascula efiferentia testis 292.
Velum meduUare 471,
Velum palatinum 234.
Vena  alveolaris anterior 419.
           „ posterior 422.
     angularis 419.
     axillaris 431.
,,     azygos 428.
     brachialis 431.
     bronchialis 428.
     buccinatoria 422.
     cava anterior 417.
       „ posterior 433.
     caudae lateralis inferior 439.
         ,, „ superior 439.
         „ media 440.
     cerebralis inferior 423.
            „ superior 423.
     cervicalis inferior 425.
           „ superior 427.
     circumflexa numeri 431.
            „ ilii 433.
     colica 444.
     communicans inferior 420.
             „ superior 419.
     coronaria cordis dextra 417.
            „ „ sinistra 417,
           „ labii inferioris 420.
,,           „ „ superioris 420.
            „ ventriculi inferior 446.
            „ „ superior 445.
     cruralis 436.
,,     dorsalis 427.
          „ linguae 422.
          „ nasi 419.
          „ penis superior 440.
     duodenalis 445.
,,     epigastrica anterior 426.
           „ inferior 437.
     facialis 418.
     femoris anterior 436.
          „ Inferior 436.
          „ profunda 436.
     frontalis 419.
     gastro-epiploica dextra 445.
        „ „ sinistra 445.
         ,, lienalis 445.
     glutaea anterior 437.
         inferior 437.
,,         „ posterior 440.
     haemorrhoidalis interna 440.
     haemiazygos 428.
     iliaca anterior 437.
        inferior 437.
        posterior 440.
     ilio-lumbalis 433.
     ischiadica 440.
     labialis 418.
     laryngea inferior 424.
     lienalis 445.
     lingualis 420.
     magna Galeni 462,
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588
Vena  malleolaris externa 435.
           interna 435.
     mammaria externa 431.
     masseterica 423.
     maxillaris externa 418.
           „ interna 422.
     meningea inferior 424.
     mesenterica anterior 444.
           posterior 444.
nasalis posterior 419.
          superior 419.
     nasi lateralis 419.
     obturatoria 437.
,.,     occipitalis 424.
     oesophagea 428.
     omphalo-meseraica 325.
     ophthalmica 419.
     palatina 420.
     palpebralis inferior 419.
parotidis superior 423,
     perinaei 440.
     peronaei 435.
     pharyngea superior 424.
     phrenica inferior 426.
          media 426.
     plantaris externa 435.
          interna 435.
           postica 434.
     poplitea 436.
     portarum 443.
     profunda bracini 431.
           penis 440.
     pterj'goidea 422.
     pudenda interna 440.
,,     pylorica 446.
     radialis anterior 431.
          ,. posterior 430.
n     sacralis lateralis 439.
,,         media 433.
;,     scapularis anterior 431.
,,            media 431.
,-,     splenica 445.
;,     subcutanea abdominis 437.
     sublingualis 420.
     submentalis 421.
     temporalis 422.
     thyreoidea inferior 424.
,,             ,, superior 424.
,,     tibialis antica 435.
          „ postica 435.
     transversa cervicis 427.
ii            ,, faciei 423.
     ulnaris 431.
     umbilicalis 324.
     volaris externa 430.
»         ,, interna 430.
         „ profunda 430.
Venae 415.
      axillares 429.
,,      brèves 445,
Venae cervicales superiores 427.
„ ciliares 419.
„ cordis 416.
„ crurales 433.
„ digitales 429.
„ 434.
      glandulae submaxillaris inferiores
420.
      hepaticae 442.
,,      hypogastricae 439.
      iliacae 433.
,, intercostales 428.
„ intestinales 444.
,,     jugulares 417.
„ lumbales 441.
„ mammariae internae 425.
,, mediastini posteriores 442.
,, phrenicae 442.
pulmonales 416.
„ rénales 442.
spermaticae internae 441,
„ suprarenales 442.
temporales anteriores 422.
tliymicae 426.
„ vertébrales 426.
Vene, Achsel- 431.
     Arm- 431.
,,     Armbein-, umschlungene 431.
                     tiefe 431.
     Augen- 419.
.,     Augeulid-, untere 419.
,,     Augenwinkel- 419.
     Bauchdecken-, hintere 437.
ii                           vordero 426.
,,     Bauchliaut- 437.
     Brust-, àussere 431.
     Darmbein-, umbogene 433.
ii     Darmbeinmuskel-, hintere 440.
ii                                 untere 437.
»                                  pordere 437.
    Ellenbogen- 431.
i,     Fliigelmuskel- 422.
ii     Gaumen- 420.
ii     Gehirn-, grosse 462.
n          „ ' obère 423.
ii          „ untere 424.
,,     Gekrös-, grosse 444.
ii            ,, kleine 444.
ii     Gesàssbein- 440.
ii     Gesichts- 418.
ii                  querlaufende 423.
ii     Grimmdarm- 444.
ii     halb ungepaarte 428.
h    Hais-, obère 427.
il „ untere 425.
ii    Hirnhaut-, untere 424.
,.     Hohl-, hintere 433.
n         „ vordere 417.
,i     Kaumuskel- 423.
     Kelilkopf-, untere 424,
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589
Vene, Stirn- 419.
„ ungepaarte 428.
,, ünterkinn- 421.
„ ünterschenkel-, hintere 435.
                            vordere 435.
„ Unterzungen- 420.
„ Verbindungs-, obère 419.
                          untere 420.
„ Verstopfungs- 437.
„ Vorarrn-, hintere 430.
                   vordere 431.
„ Wangen- 422.
,, Zahn-, hintere 422.
        „ vordere 419.
„ Zungen- 420.
„ des Zungenrückens 420.
„ Zwerchfell-, mittlere 426.
                       untere 426.
„ Zwölfflngerdarm- 445.
Venen 415.
Achsel- 429.
„ der Aderhaut 419.
„ Becken- 439.
„ Brust-, innere 425.
„ der Brustdriise 426
„ Darmbein- 433.
„ Drossel- 417.
„ des dunnen Darmes 444.
Halswirbel- 426.
Fersen- 429.
„ Fessel-, hintere 430.
,,
           „ vordere 429.
., der Fleischkrone 429.
„ „ Fleischsohle 429.
„ „ Fleischwand 429.
„ des Herzens 416.
„ untere der Riunbackendrüse
„ Leber- 442.
„ Lenden- 441.
„ Lungen- 416.
„ kurze des Magens 445.
„ Mittelfell-, hintere 442.
„ Nebennieren 442,
„ Nieren- 442.
,, Oberschenkel- 433.
„ der Kegenbogenhaut 419.
„ des Rückenmarkes 474.
„ Saamen-, innere 441.
„ Schlaefen-, vordere 422.
„ Seiten-, der Zehe 429.
„ „ 434.
„ Zwerchfell- 442.
„ Zwischenrippen- 428.
Venenkreis des Ciliarbandes 536.
Ventriculi cordis 356.
         latérales 466.
Ventriculus 245.
          aorticus 358.
          dexter 537.
          intestinalis 251, 255,
Vene, Kinnbacken-, aussere 418.
                          innere 422.
    Kniekeklen- 436.
    Kranz-, linke des Herzens 417.
         „ rechte „         „ 417.
,,         ,, der Oberlippe 420.
,,          ,,        ,, Unterlippe 420.
         „ obère des Magens 445.
          „ untere „ „ 446,
,i    Kreuzbein-, mittlere 433.
                      Seiten- 439.
j>     Krumm-Blinddarm- 444.
h    Lenden-Darmbein- 433.
,,    Lippen- 418.
n    Luftröhrenast- 428.
ij    Magen-Milz- 445.
n     Magen-Netz-, linke 445.
         „ „ rechte 445,
),     Mastdarm-, innere 440.
            .,          vordere 444.
»     Maulwinkel- 420.
     Milz- 445.
,,     Mittelfleisch- 440.
     Nabel- 324.
     Nabel-Gekrös- 325.
,,     Nasen-, hintere 419.
,,
         „ Seiten- 419,
,,     Nasenriickcn- 419.
     Oberhaupts- 424.
,,     Oberschenkel- 43C.
                         tiefe 436.
                          untere 436.
,,                          vordere 436.
»     Ohrdriisen-, obère 423.
    Piortuer- 446.
    Riicken- 427.
»    Ruthen-, obère 440.
          „ tiefe 440.
il     Scharu-, àussere 436.
i,
           „ innere 440.
h     Scbienbein-, aussere 430.
„ 435.
il
             ,,           hintere 434,
u             ,,           innere 430.
»                                „ 435.
ii                         tiefe 430.
,,     Schilddrüseu-, obère 424.
,i
                          untere 424.
     Schlâfen- 422.
),
                   hintere 423.
„'    Schlund- 428.
i,     Sclvlundkopf-, uutere 42*.
,,     Schulter-, mittlere 431.
h
                    vordere 431.
n     mittlere des Schweifes 440.
»     obère „                   439.
,,     Seiten- „          ,,         439.
,,     untere „                   439.
n     Sprunggelenk-, àussere 435.
»
                           innere 435,
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590
Wasserleitung des Vorhofs 57.
               550.
Weibliche Harnröhro 309.
Weiblicbe Hoden 313.
Ruthe 307.
Whartonischer Gang 240.
            Sulze 324.
Wiederkauen 256.
Windungen des Gehirns 464.
Wirbelblutleiter 474.
Wollfsche Körper 328.
Wollhaare 558.
Wurf 306.
Wurm des kleinen Gehirns 470.
z.
Zahne 43.
Zahnausbruchstabelle 48.
Zahnaeisch 235.
Zahngewebe 32.
Zahnkeim 32.
Zahnpulpe 32.
Zahnsâckchen 32.
Zahnscbmelz 33.
Zahnsubstanz 33.
Zeilen 2.
Zellenknorpel 29
Zellgewebe 3.
Zellkörper der Harnröhre 302.
         des Kitzlers 307.
          der Ruthe 290.
Zergliederungskunst 1.
Zirbeldrüse 469.
Zitzen 316.
0- Zootomia 1.
Zonula Zinnii 541.
Zotten 258.
Zunge 235.
Zungenbândcheu 236,
Zwerchfell 211.
Zwischenzellensubstanz 2.
Zwölfflngerdarm 259,
Zwölf&ngerdarmöffnung 246.
Veutriculus Morgagni 344,
          pulmonalis 357.
           quartus 471.
          septi pellucidi 466.
          sinister 351.
          tertius 469.
Verdauungsorgane 230.
Verlângertes Mark 471.
Vermis cerebelli 470.
Vësica urinaria 286
Vesicula buis 276.
„ germinativa 319.
„ umbilicalis 325.
Vesiculae Graaflanae 314.
„ pulmonales 351.
„ séminales 295.
Vestibulum 550,
Vierfache Erhabenheit 469.
Vierhügel 469.
Villi 258.
Visceralbogen 327.
Visceralplatten 327.
Vogelhaut 531.
Vorgebirg 545,
Vorhaut des Kitzlers 308.
der Ruthe 297.
Vorhof 550.
Vorhofsfenster 545.
Vorbofstreppe 551.
Vorsteherdrüse 296.
Vulva 306.
w.
Wâssrige Feuchtigkeit deB Augapfels
Wampe 250.
252.
Wanst 250.
252.
Wassergang, Fallopischer 56.
Wasserleitung der Schnecjse 54.
j,               „ „           552.
            des Sylvius 469.
a /êê