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SPANISCHER INFORMHTIONS
DIENST 0213
Niemand, der als K�nsi~
ler empfindet, kann,
noch darf, in diesem
Krieg neutral bleiben.
umente
W�CHENTLICHER AUSZUG AUS UNSEREM "SERVICIO ESPA�OL DE INFORMACI�N1
(Worie Picetsot)
Barcelona, 3 Januar 1938
Av. 14 de Abril, 556
Nummer 2
Indalecio Prieto spricht �ber
die Einnahme von Teruel
"Kein anderes Beer der Weif h�lfe unter den Bedingungen �ek�mpif, unter
denen das republikanische Heer gek�mpft hat"
Paris, 23.�Ein Vertreter der Havas-Agentur an der republikanischen Ostfront, �bermittelt die fol-
genden Erkl�rungen, die der «Minister der nationalem Verteidigung», Don Indalecio Prieto, ihm gege-
n�ber abgegeben hat:
«Den ersch�tternsten Eindruck, den ich w�hrend dieses entsetzlich grausamen Krieges empfan-
gen habe, haben mir gestern die Tausende von M�nnern, Frauen und Kindern gemacht, die auf der
Strasse nach Sagunt Teruel verliessen. Der Anblick dieses Stromes von Menschen zog das Herz zu-
sammen und erstickte allen Siegesjubel. In der tragischen Stille der Nacht erschien er wie ein Gespen-
sterzug, der nur hin und wieder von angstvollem weiblichen Schluchzen und Kinderstimmchen, die
nach ihren M�ttern riefen, unterbrochen wurde. Dieses Schauspiel Hess mich an das unermessliche Ge-
folge von Schmerz denken, das der Krieg mit sich bringt, und indem ich es mir lebendig vor Augen
stallte, f�hlte ich, dass mein Gewissen ruhig war, da die Verantwortung f�r die Entfesselung der
furchtbaren Katastrophe, die Spanien erleidet, nicht auf ihm lastet.
Da ich diese Katastrophe seit langem voraussah, tat ich alles, was in meiner Macht stand, um sie
zu vermeiden, aber alle meine Anstrengungen scheiterten an der Blindheit derer, die nicht an sie glaubten.
Und als sie dann tats�chlich hereinbrach, �bernahm ich leitende Funktionen in der Verteidigung
meines Vaterlandes, der Freiheiten des spanischen Volkes und wer weiss ob nicht auch derjenigen ganz
Europas.
Wenn ich einer der Provokateure dieses Krieges w�re, so w�rde mir, selbst wenn ich dazu gel�nge
die S�ssigkeit des Triumphes zu schmecken, die Verantwortung, eine Katastrophe dieses Ausmasses ver-
ursacht zu haben, die in Spanien eine lange Kette von Schmerz und Tr�mmern hinterlassen wird, die
Seele zerreissen. Diejenigen, welche den Aufstand vom Juli 1936 entfesselt haben, wird die Geschichte
niemals von ihrem monstruoesen Verbrechen freisprechen.
Die Operationen von Teruel sind von allen milit�rischen Operationen, die wir hinter uns haben, die
am vollkommensten ausgef�hrten. Das ist ohne Zweifel dem verbesserten Zustand unseres Heeres, seiner
igroesseren Disziplin und besseren Ausbildung zuzuschreiben, die dazu beitragen, den milit�rischen Wert
des spanischen Soldaten, der schon an und f�r sich prachtvolle Bedingungen mitbringt, zu erhoehen.
Die ersten Tage der Offensive, die bei starkem Schneefall und eisigem Winde stattfand, waren entsetz-
lich. Ich glaube, kein anderes Heer in der ganzen Welt w�re f�hig gewesen, unter solchen Bedingungen
zu k�mpfen. An dem Beobaohtungsort, von welchem aus ich das Vorr�cken der Unseren verfolgte,
konnte man nicht l�nger als zwei Minuten im Freien bleiben, weil das Schneegestoeber es einfach un-
moeglich machte. Dorthin brachte man mir auch die Nachricht, dass mehrere Soldaten erfroren waren.
Der Erfolg unserer Waffen wird wohl viele im Ausland, die der spanischen Hepublik bereits den To-
tenschein ausgestellt hatten, aus ihrem Irrtum reissen. Diese Leute bildeten sich ein, dass das republi-
kanische Heer jedes ernsthaften Vorstosses unf�hig w�re, weil die Propaganda der Aufst�ndischen dies
so ausposaunte. Aber diese Propaganda, die weiten Kreisen in Europa Eindruck zu machen scheint, ist
sehr primitiv.
Die gut ausgedachten, gut geleiteten und gl�nzend ausgef�hrten Operationen beweisen das Vorhan-
densein einer ausgezeichneten technischen Leitung im republikanischen Heere, aber sie zeigen mit noch
groesse?er Klarheit, dass wir �ber prachtvolle Soldaten verf�gen, deren Kr�fte sich durch den Glauben an
ihr Ideal verhundertfachen. Das Heer der spanischen Republik k�mpft als Stossbrigade der europ�ischen
Demokratie und diese sollte, anstatt die blutigen Opfer dieser Stossbrigade mit Ausweichen zu entgelten,
ihr Bewunderung zollen und die Hilfe bringen, welche sie ihr bis jetzt verweigert hat.»
Der "Manchester Guardian", gegen die
falschen informationen Aber Spanien
London, 22.�Der «Manchester Guardian» beginnt heute mit
der Ver�ffentlichung einer Reihe von Artikeln seines Berichter-
statters im republikanischen Spanien. Der erste dieser Artikel be-
fasst sich mit der Frage der falschen Nachrichten, die im Auslande
ver�ffentlicht werden und die Situation in der spanischen Republik
unter einem v�llig faschen Gesichtspunkt darstellen. Die faschi-
stische Propaganda, schreibt das liberale Batt, st�tzt sich auf die
Eroberung des Nordens, mit der die zentrale Regierung nichts zu
tun hatte und ignoriert vors�tzlich die Kr�ftefaktoren des republi-
kanischen Spanien.
der Antipode alles Dogmatismus.
Der echte Humanist bezieht
seine eigene Stellung gegen�ber
der Welt und der Barbarei des
Fanatismus und weigert sich,
vor der materiellen Macht B�ck-
linge zu machen, woher sie auch
komme, und wenn der Tyrann
auch noch so dr�ckt und droht
und der �usserliche Zwang �ber
ihn hereinbricht.
In der Tat sind, inmitten die-
ser unerbittlichen Zerst�rung des
Augenblicks, die h�chsten Werte
ohne Schutz. Es gibt wohl Orga-
nisationen, die sich vorsetzen, die
Freiheit gegen das Dogma, die
liberalen Forderungen gegen die
Diktatur zu verteidigen ;aber man
beobachtet die grosse Schwie-
rigkeit dieser Verteidigung, da
bei denen, die diese Forder-
ungen verk�nden, die Praxis und
das notwendige Beispiel viel zu
w�nschen �brig lassen.
Das Leben ist mehr als die
�konomische Organisation. Das,
was dem Leben Sinn gibt, steht
�ber den materiellen Str�mun-
gen. Im kollektiven Leben sind
die Reibungslosigkeit und der
reichliche Konsum unentbehrli-
che Vorbedingungen ; im indivi-
duellen Leben gibt es dagegen
wertwolle G�ter, die das Biologi-
sche veredeln. Es ist leider wahr,
dass in diesem apokalyptischen
Kriege, der uns Spanier zerr�ttet
und der im Begriffe steht, zu
einem europ�ischen zu werden,
das Geistige als �berfl�ssig an-
gesehen wird und das Morali-
sche das Stigma der Schw�che an
sich tr�gt.
Die Warnung Thomas Manns
richtet sich an alle Europ�er. Er
wirft den faschistischen L�ndern
ihre Unvernunft vor und strei-
tet ihnen das Recht ab, im Na-
men des Lebens, die Vernunft
totzuschlagen. Den Demokratien
sagt er ein trauriges Ende vor-
aus, wenn sie zulange z�gern,
dem Vorr�cken der Diktaturen
Gewalt entgegenzusetzen.
Aber trotz allem folgen wir
ihm nicht in seinem Pessimis-
mus. Die Welt und die Kultur
gehen nicht unter, sondern sie
werden wiedergeboren. Es ist
wohl wahr, dass die alte Welt,
die antiquierte Form zu Ende
geht, die sich dem Fortschritte
zum Neuen, zum Gerechten und
Edlen widersetzte. Diese neue
Welt ist es, die augenblicklich
geboren wird. Und aus dieser
schmerzlichen Geburt wird ein
Mensch hervorgehen, der ent-
schlossen ist, eine Reconquista der
Geschichte ins Werk zu setzen.
Er wird f�r sich selbst die eigene
Geschichte zur�ckerobern, die er
niemals selbst gestaltete, sondern
die man ihm aufzwang. Er wird
seine eigene Moral wiedergewin-
nen, nicht die Moral, die eine bar-
barische und erpresserische Ge-
sittung ihm anz�chtete ; er wird
die Fortschritte der Technik und
der Wissenschaft benutzen und
sie in den Dienst aller stellen ;
er wird sich bem�hen, den Pri-
vategoismus zu �berwinden und
im Sinne des allgemein Mensch-
heitlichen, im Sinne der mensch-
lichen W�rde zu handeln.
Nein. Die Welt heute h�rt
nicht auf, sondern sie f�ngt an.
Wie bei allen schmerzhaften Ge-
burten gibt es Unruhe, Angst,
Fehlgriffe, heftige Eingriffe.
Aber der Mensch wird geboren
und die Welt wird einen neuen
Lauf nehmen, das Geistige wird
wiedergeboren werden und der
Fanatismus, welcher Art er auch
sei, zur�ckweichen.
Die grossen Werte der Mensch-
heit werben nicht verloren
gehen, denn immer wird es M�n-
ner geben, die die eigene W�rde
hochhalten, wie Thomas Mann,
die ihre Rufe und Warnungen
in alle Winde schicken und die
der Welt sagen, dass sie geboren
sind, damit sie f�r die Heiterkeit
zeugen, nicht f�r das Martyrium,
und damit sie der Welt eine
Friedensbotschaft bringen, nicht
um den Hass und den Kampf-
noch mehr anzustacheln.
Wir m�chten nicht, dass der
ber�hmte Autor des «Zauber-
berg» und der Joseph-Trilogie
sich so sehr seiner Trauer �ber
den Verlust der menschlichen
»Substanz �berliesse, denn diese
Substanz wird aus den Tr�m-
mern der Tyrannei immer wieder
neu hervorgehen.
(«Ma�ana», Barcelona, 7-12-37.)
Gem�t erquickt und unseren
Geist zum Feste eines herrlichen
otiums einl�dt.
Der Humanismus, sagt er uns
im wesentlichen, hat nichts Scho-
lastisches an sich und hat nicht
das geringste mit Gelehrsamkeit
zu tun. Der Humanismus ist
vielmehr ein geistiger Zustand,
eine geistige Bereitschaft, ein
Zustand der Seele, welcher Ge-
rechtigkeit, Freiheit, Erkenntnis
und Toleranz einschliesst und
ausserdem noch Anmut und Hei-
terkeit. Der Humanismus ist der
Zweifel, nicht als Ziel betrachtet,
sondern als Methode, um die
Wahrheit zu finden ; er ist eine
sehr m�hevolle geistige Anstren-
gung, diese Wahereit gegen�ber
der Anmassung aller jener, die
sie ihren Parteiinteressen dienen
lassen m�chten, souver�n sicher
zu stellen. Der Humanismus ist
Spanisches Echo zun neuesten Buche von
Thomas Plann
Warnung an Europa
So betitelt Thomas Mann sein
k�rzlich in Paris erschienenes
Buch. Bei seiner Lekt�re sp�rt
man das Wehen einer frischen
Morgenluft, die die Seele st�rkt
und den Geist f�r die grossen
Gem�tsbewegungen des leiden-
schaftlichsten Humanismus offen
macht. Ein nachdenkliches und
der augenblicklichen Weltstunde
angemessenes Buch. Heute, wo
alle menschlichen Werte in Ge-
fahr sind, in die Br�che zu
gehen, wo das Geistige und Mo-
ralische durch die barbarische
Welle, die durch die Welt geht,
sich an den ruhigen Zufluchtsort
dieses von dem echtesten Huma-
nismus durchdrungenen Sch�tz-
ungsversuches zur�ckgeworfen
sehen, bereitet diese Schrift den
antidogmatischen Menschen auf
alle Widerst�nde vor und gibt
ihm neue Kraft zum edelent-
schlossenen Vorw�rtsschreiten.
F�r uns, die wir mit Schmerz
erleben, wie die Freiheit ab-
nimmt, die Vernunft sich ver-
wirrt und das Materielle �ber-
hand gewinnt, ist die heitere und
bewegende Prosa dieses w�rdigen
Deutschen ein Trost, der unser
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Spanischer Informationsdienst
3 Januar 1938
Die Hi�lerln�erven�ion in Spanien
Wer �ber die milit�rische Lite-
ratur im Dritten Reich unterrich-
tet ist, hat sich ohne Schwierig-
keit �berzeugen k�nnen, dass es
im deutschen Heer Gruppen gab
und gibt, die Hitlers Spanienpo-
litik als unheilvoll betrachten.
Nat�rlich durfte niemand wagen,
diese Meinung offen auszuspre-
chen. Man hat vorgezogen, sie
hinter milit�rtechnischen Diskus-
sionen zu verbergen. Deshalb ist
sie, mit Ausnahme eines kleinen
Kreises von Milit�rwissenschaft-
lern, der breiten Masse unbe-
kannt geblieben.
Aber diese latente Opposition
in der Reichswehr ist nun end-
lich in die �ffentlichkeit gedrun-
gen und zwar durch eine kleine
Schrift, die den sensationellen
Titel f�hrt: «Vom Krieg in
Spanien zum Weltkrieg. Die
Verantwortung Deutschlands».
Diese anonym herausgekommene
Schrift zirkuliert heimlich in
Deutschland und ist k�rzlich
auch ins Ausland gelangt, wo sie
zum ersten Mal im «Vendemiai-
re» vom 20 Oktober 1937 ver�f-
fentlicht wurde. Wenn man um
das Vorhandensein der oppositio-
nellen Str�mungen in der Reichs-
wehr weiss, und den Stil des
Dokumentes in Betracht zieht,
kommt man zu dem Schluss,
dass der Autor ein h�herer Of-
fizier aus dem deutschen Gene-
ralstab sein muss, wahrschein-
lich aus dem «Hindenburgkreis»,
zu dem auch einige Freunde
des am 30 Juni ».mordeten Ge-
nerals von Schleicher geh�ren.
Das Werkchen zerf�llt in drei
Teile. Seinen Ausgangspunkt
bildet die dialektische Methode
von Clausewitz, der bekannt-
lich den Standpunkt verteidigt,
dass man ein milit�risches Un-
ternehmen nicht nach den mehr
oder weniger zuf�lligen Anfangs-
erfolgen beurteilen darf, sondern
s�mtliche Faktoren, die das Un-
ternehmen beeinflussen k�nnen,
ber�cksichtigen muss. In dem
ersten Teil verteidigt der Autor
die These, dass in dem bis jetzt
«nur in Spanien», ert�nenden
Kanonenl�rm, das Vorspiel eines
gr�sseren Krieges zu erblicken
ist, und die Frage, die man
gr�ndlich untersuchen muss, ist
die, ob Deutschland mit seiner
augenblicklichen politischen, mo-
ralischen, �konomischen und mi-
lit�rischen Kraft einen Sieg
erhoffen kann.
Der Verfasser bezweifelt das
von Anfang an. Er betont be-
sonders die �berst�rztheit der
deutschen Aufr�stung und sagt,
dass Deutschland sich in die spa-
nische �ff aire gemischt hat, ohne
gen�gend die Folgen zu erw�gen,
und dass der unabsehbare Kon-
flikt, in dem es sich einer wieder-
auferstandenen «Entente» gegen-
�bersehen wird, es dazu zwingen
werde, mit seinen schon sehr
geschw�chten Kr�ften, die ver-
h�ngnisvollste Aktion seiner Ge-
schichte zu unternehmen. Diese
Schw�chung seiner Kr�fte ist
haupts�chlich der Tatsache zuzu-
schreiben, dass Hitler, bis Juli
1937, Franco 550 Flugzeuge, 300
Tanks, 550 schwere Artillerie-
gesch�tze und. 6000 Maschinen-
gewehre geliefert hat, ohne das
Kriegsmaterial mitzuz�hlen, was
der Belagerungs und Verteidi-
gungsartillerie dient, noch die
Gewehrmunition, noch die Hand-
granaten. Das deutsche Volk �
wir folgen immer dem Autor �
seigt dem spanischen Abenteuer
segen�ber ein Unverst�ndnis,
bedroht ist. Er verlangt � be-
sonders in der Wahl von Bundes-
genossen � eine realistische Po-
litik und verwirft alle Politik,
die sich von ideologischen Moti-
ven leiten l�sst. Schliesslich
bringt der Autor ein Argument
gegen die HTtlerintervention in
Spanien, das vollkommen dem
Geiste von Clausewitz und
Scharnhorst entspricht, die sehr
wohl den Zusammenhang begrif-
fen, der zwischen der nationalen
und sozialen Frage besteht. Auf
Grund von Forschungen, die er
in bezug auf die kotnerziellen
Interessen gewisser ausl�ndi-
scher Unternehmen in Spanien,
angestellt hat, ist er zu dem
Schluss gelangt, dass diese In-
teressen zum Schaden der natio-
nal-spanischen Belange gef�rdert
worden sind und dass h�chst-
wahrscheinlich gewisse Trusts an
der Entfesselung und Aufrecht-
erhaltung des spanischen Krie^
ges nicht unbeteiligt sind. Er
stellt folgende Frage : Ist das
Blut der deutschen Soldaten so
wenig wert, dass man es rein ko-
merziellen Interessen aufopfern
d�rfte ? Und er f�hrt fort : Nur
diejenigen, die dem Volke gegen-
�ber eine tiefe Verachtung
f�hlen, k�nnen die Augen vor
der Tatsache verschliessen, dass,
gerade weil das Volk f�hlt, dass
es f�r eine Sache zu k�mpfen
gezwungen wird, die es nichts
angeht, die deutsche Intervention
in Spanien der unpopul�rste
Krieg der deutschen Geschichte
ist.
Wenn diejenigen Offiziere der
Reichswehr die das Volk ver-
stehen und Gegner des spanischen
Abenteuers sind, sich endlich
dazu entschliessen k�nnten, mit
Hitler in klarer und unmissver-
st�ndlicher Sprache zu reden, so
w�rde das deutsche Volk viel
eher die ganze Tragweite des
Verbrechens, das der «F�hrer»
in Spanien begeht, begreifen und
k�nnte sich mit seiner eigenen
Kraft widersetzen, um endlich
mit der deutschen Intervention in
Spanien Schluss zu machen.
Peter MASLOWSKI
(Ciarte 12-37.)
Alle Ver�ffentli-
chungen in diesem
Blatte befolgen den
Grundsatz absolu-
ter Wahrheitstreue
das ganz nat�rlich ist, da dieser
Krieg hinter seinem R�cken ge-
f�hrt wird. Der Verfasser versi-
chert, dass die Kriegsziele nie
mit einem uneinigen oder unter-
dr�ckten Volke verwirklicht wer-
den k�nnen. Die Meinung des
deutschen Volkes in bezug auf
Spanien, die auf gewisse hohe
Funktion�re der Nazipartei und
der Diplomatie, wie auch auf die
F�hrer der Arbeitsfront und des
Heeres (Admiral Forster) nicht
ohne Wirkung geblieben ist,
kann in folgenden Satz zusam-
mengefasst werden : «Warum
mischen wir uns in etwas ein,
was uns nichts angeht ?»
Im zweiten Teil des Schrift-
chens finden wir die Argumente
aufgez�hlt, die die Verteidiger
der Intervention anf�hren. Sie
werden mit absoluter Objektivit�t
gepr�ft, und zwar von einem
Fachmann, der uns ohne Zweifel
ein getreues Bild der Absichten
�bermittelt, die Hitler in Spanien
verfolgt.
Im dritten Teil nimmt der
Autor selbst das Wort, um die
Argumente zugunsten der deut-
schen Intervention in Spanien
Punkt f�r Punkt zur�ckzuwei-
sen. Ein kurzer Epilog, der die
bezeichnende �berschrift tr�gt :
«Zur�ck ! Wir sind am Rande des
Abgrundes!», beweist, dass das,
was den Autor dazu getrieben
hat, diese Schrift auszuarbeiten,
die Unruhe ist, von der er in be-
zug auf die Zukunft seines Va-
terlandes erf�llt ist. Wie er sich
allerdings diese «Rettung am
Rande des Abgrundes» vorstellt,
kommt dabei nicht sehr klar zum
Ausdruck. Wir finden nur eine
schwache Andeutung, dass es
n�tig ist, «die politische Basis,
die das spanische Abenteuer m�g-
lich machte, zu �ndern». Er
bezeichnet die Nationalsozialisten
als «Empork�mmlinge», «die
ihre fixen Ideen mit der Ehre
und der W�rde einer ganzen Na-
tion verwechseln» und sagt, dass
die ernsten und verantwor-
tungsbewussten Elemente diese
hirnverbrannte Politik bek�mp-
fen m�ssen.
Der Interessanteste Teil der
Schrift befasst sich mit dem Pro
und Contra der Intervention in
Spanien und verdient daher ganz
besondere Aufmerksamkeit. Der
Verfasser setzt zun�chst die so-
genannte St�tzpunkttheorie aus-
einander, welche die Nazif�h-
rer mit Hilfe der Intervention in
Spanien verwirklichen wollen
und die haupts�chlich gegen
Frankreich und England gerich-
tet ist. Spanien soll dazu dienen,
Frankreich vom R�cken her zu
treffen und. zu gleicher Zeit soll
es die Vorbereitung zur mariti-
men Auseinandersetzung mit
England erleichtern, die man als
unvermeidlich ansieht.
Das zweite Argument zugun-
sten der Intervention ist die Not-
wendigkeit, Rohstoffe zu erhal-
ten. In bezug auf Blei � Kupfer
� und Quecksilbervorkommen
steht Spanien an erster Stelle in
Europa. Es verf�gt ausserdem
�ber Zink, Schwefelkies, Eisen-
erze, Manganmetalle und Stein-
kohle. Die Verteidiger der In-
tervention behaupten, dass es nur
zwei Wege gibt : entweder die
totale Aufr�stung Deutschlands
bricht von vornherein zusammen,
oder «wir verschaffen uns durch
die Intervention in Spanien ein
Mittel, unserem Mangel an die-
sen Stoffen abzuhelfen.»
Ein weiterer Grund f�r das
spanische Unternehmen Hitlers
ist der Wunsch, das neue deut-
sche Kriegsmaterial zu erproben.
Der deutsche Generalstab be-
trachtet das spanische Operations-
feld als eine praktische Schule
zur Erprobung der modernen
Milit�rtechnik, in der man aus-
serdem noch Gelegenheit hat, das
Material des Gegners sorgf�ltig
zu studieren. Das vierte Argu-
ment der Interventionisten ist die
Notwendigkeit der gemeinsamen
Bek�mpfung des Bolschewismus
durch alle M�chte, die die Ord-
nung wollen. «Dieses Argument,
das rein ideologischer Natur ist,
dient hapts�chlich Propaganda-
zwecken, um die wirkichen Mo-
tive (St�tzpunkttheorie, Blitz-
krieg, Eroberung von Rohstof-
fen, Materialerprobuug) zu ver-
decken.
Unsere Strategen, die die
St�tzpunkttheorie und den Blitz-
krieg verteidigen � so beginnt
der Autor des Schriftchens seine
Widerlegung der Argumente der
Interventionisten � sehen die
kompliziertesten Probleme der
Weltpolitik unter dem stumpfen
Gesichtswinkel der Milit�rgeo-
graphie, anstatt s�mtliche Fak-
toren zu ber�cksichtigen und vor
allem den politischen Aspekt
nicht zu vernachl�ssigen. So hat
zum Beispiel die grosse Lektion
von 1918, als die Alliierten
Deutschland bezwangen, gar-
nichts gefruchtet. Diese Lektion,
die Deutschland h�tte warnen
m�ssen sich ein zweites Mal in
ein kriegerisches Abenteuer zu
st�rzen, in dem es von neuem den
furchtbaren Dreibund England,
Frankreich und Russland zum
Gegner hat. Der Verfasser beruft
sich auf den grossen deutschen
Historiker Delbr�ck, der im
M�rz 1919 in den «Preussischen
Jahrb�chern» schreibt, dass es
eine Verr�cktheit w�re, an eine
Vergeltung zu denken, bevor
nicht die Entente auseinander-
gebrochen sei.
Aber � sagt der Verfasser �
gerade Spanien hat den Block
der Entente wieder fest zusam-
mengeschweisst und es h�ngt
ganz von England ab, ihn im ge-
gebenen Moment wirksam wer-
den zu lassen. Und das ist der
katastrophale Irrtum der nazisti-
stischen Politik, der es mit sich
bringt, dass allen anf�nglichen
Triumphen eine nur sekund�re
Bedeutung zukommt. Es kann
gar kein Zweifel bestehen, dass
Deutschland einer englisch-fran-
z�sisch-russischen Koalition nicht
gewachsen ist. Durch das spani-
sche A b e n t e uer verwickelt
sich Deutschland unheilvoll und
schw�cht seine milit�rische Kraft
in einem sinnlosen und von vor-
neherein aussichtslosen Unter-
nehmen, w�hrend die Demokra-
tien schadenfroh zusehen und in
aller Ruhe ihre R�stungen ver-
st�rken. Auch mit den Illusionen
des «Blitzkrieges» r�umt der
Verfasser � der als Milit�rfach-
mann sein Thema beherrscht�,
r�cksictslos auf. Er st�tzt sein
Argument auf die in Spanien ge-
machten strategischen Erfahrun-
gen und sagt im wesentlichen
Folgendes : Der «Blitzkrieg»
muss nach den Worten Hitlers,
erfolgen «wie ein Blitz in der
Nacht». Aber dann sind wir
praktisch schon so gut wie be-
siegt, denn es spricht alles daf�r,
dass ein Sieg mittelst Blitzkrieg
unm�glich ist. Vor allem hat die
erfolgreiche Verteidigung Ma-
drids bewiesen, dass trotz der
modernen Waffen die Defensiv-
kraft betr�chtlich zugenommen
hat. Und wenn Madrid, das nicht
vorbereitet war, eine so grosse
Defensivkraft entwickeln konnte,
dann darf man sich in bezug auf
die Maginot-Linie � dieses
m�chtige Verteidigungssystem,
das sich von der Nordsee bis zu
den Alpen erstreckt�, nicht der
Illusion eines raschen Sieges
durch «Blitzkrieg» hingeben.
Die spanische «Materialpr�-
fung» hat ausserdem bewiesen,
«dass wir eine sehr �bertriebene
Meinung in bezug auf die Qua-
1 i t � t unseres Kriegsmaterials
haben», wie der Verfasser sagt.
Auch was die Reserve an Men-
schen angeht, ist Deutschland
den gegnerischen M�chten unter-
legen. Die Motorisierung mit
ihrem gewaltigen Verbrauch an
Menschenmaterial, w�rde die
Menschenreserve Deutschlands
im Fall eines Krieges gef�hrlich
ersch�pfen. Und was die Rohs-
toffe betrifft, so hat Deutschland
weder gen�gend Kohle, noch
gen�gend Eisen und gar kein
Petroleum. Auch der italienische
Bundesgenosse besitzt keinen
einzigen dieser drei notwendigen
Rohstoffe. �berhaupt ist das
B�ndnis mit Italien von h�chst
zweifelhaftem Wert. Der Negus
war von vorneherein ein sehr
unterlegener Gegner und der
abessinische Sieg beweist nichts
f�r die milit�rische Potenz Ita-
liens. Die Niederlage von Gua-
dalajara dagegen spricht eine
sehr deutliche Sprache. Im
Kriegsfalle w�rde Italien auf die
Dauer f�r Deutschland nur eine
finanzielle Last bedeuten und. mit
Sicherheit zum raschen Zusam-
menbruch beitragen. Der Verfas-
ser der Schrift ist der Meinung,
dass die deutsche Politik in Spa-
nien lediglich darauf hinauslau-
fen wird, das deutsche Reich
vollst�ndig in das englische Netz
einzuwickeln. England wird aus
der Reserve, die es sich in der
spanischen Frage auferlegt hat,
erst in dem Augenblick heraus-
treten in dem Deutschland den
gr�sseren Teil seiner Kr�fte ver-
pulvert haben wird. Und nicht
Deutschland, sondern Albion
wird die Fr�chte des spanischen
Krieges einheimsen, ohne in die-
ser Angelegenheit auch nur einen
Finger ger�hrt zu haben.
Und was die Sowjetunion an-
geht, so ist der Verfasser �ber-
zeugt, dass ein deutscher Sieg
unm�glich ist, solange Deutsch-
land diese Macht zum Gegner
hat und so st�ndig im R�cken
Wie Deutschland sich von den
Rebellen bezahlen l�sst
Hendaye.�Personen, welche aus dem faschistischen Lager kom-
men, versichern, dass vor einigen Tagen ein deutsches Schiff in
Bilbao F�sser geladen hat, wobei beobachtet wurde, dass eines der-
selben Silberm�nzen enthielt.
Die gleiche Beobachtung wurde bei mehreren Kisten gemacht,
die als Frachtgut auf einer Eisenbahnstation verladen wurden.
Diese Nachrichten stimmen mit den k�rzlich verbreiteten �berein,
wonach zwischen Deutschen und Italienern wegen dieses Silbers
Uneinigkeit entstanden sei.
Tats�chlich scheinen die Quellen der Gewinnung der diversen
Produkte, mit denen die Kriegsmateriallieferungen bisher bezahlt
wurden, auf dem Wege der Requisierung ersch�pft zu sein. So ist
heute das Silber ausserordentlich gesucht und es werden alle Anstren-
gungen gemacht, es herbeizuschaffen, um es nach Deutschland
und Italien zu senden. Die Heimlichkeit, mit der das geschieht, ver-
hindert trotz aller Bem�hungen doch nicht, dass es in der �ffent-
lichkeit bekannt wird.
(«Solidaridad Obrera». Barcelona, 3-12-37.)
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Spanischer Informationsdienst
3 Januar 1938
Picasso in Europa und Amcriha
Die moralische LeKflon des �rossen, spanischen K�nstlers
"Wir sind im Krieg"
Ein neuer diplomatischer Stil
Spanien redet durch den
Mund seines Pr�sidenten
scher Flamme auf eine Leinwand
geworfen hat, die eine der W�n-
de des «hall» im spanischen Pa-
villon auf der Pariser Weltaus-
stellung bedeckte. Diesem pr�ch-
tigen Gem�lde, das als Ausdruck
modernster Kunst starke Beach-
tung fand und auch preisgekr�nt
wurde, hat Picasso folgende Un-
terschrift gegeben : «Un sublime
acto de execraci�n contra la bar-
barie fascista». «Ein sublimer
Akt der Verabscheuung gegen-
�ber der faschistischen Roheit».
Es wird, in �bereinstimmung
mit dem spanischen Unterrichts-
ministerium, zusammen m i t
Werken yon Matisse, Braque
und anderen bekannten K�nst-
lern, nach Kopenhagen, Oslo und
Stockholm gebracht werden zu
einer Wanderausstellung, die
man in diesen Tagen in den
skandinavischen L�nder veran-
stalten wird.
Und gleichzeitig mit der Reise
nach Nordamerika und der Ini-
tiative der Rosemberg - Galerie
wird Picasso stark von London
aus verlangt, wo man eine Aus-
stellung er�ffnen wird, welche
die hervorragendsten Werke der
modernen Kunst zeigen wird und
die, als Zusammenfassung der
zeitgen�ssischen Werke der bes-
ten K�nstler von C�zanne bis
Picasso, der von dem deutschem
Faschismus organisierten «Aus-
stellung entarteter Kunst» entge-
genwirken soll.
Und in diesem Wettstreite, in
dem die besten Maler mit je
zweien ihrer Gem�lde konkurrier-
ten, unter ihnen die Spanier Ben-
jamin Palencia und Sola, wurde
Pablo Picasso ausgezeichnet, in-
dem man die Zusendung von
f�nfzehn seiner Werke verlang-
te, was die hohe internationale
Wertsch�tzung, deren sich unser
grosser, antifaschistischer K�nst-
ler erfreut, beweist.
Das republikanische Spanien
wird in Nordamerika � vor dem
Konklave aller positiven Werte
im Bereich der plastischen K�ns-
te � gl�nzend vertreten sein.
Das spanische Unterrichtsmi-
nisterium hat, auf.Vorschlag der
Direcci�n General de Bellas Ar-
tes, den Maler Pablo Picasso
zum Vertreter Spaniens auf dem
internationalen K � n s tlerkon
gress, der in der zweiten Januar-
h�lfte in New-York stattfinden
wird, ernannt.
Die Bedeutung der Pers�nlich-
keit Picassos und der West seiner
k�nstlerischen Produktion, die
er mit der prachtvollen Selbst-
verst�ndlichkeit seiner instinkt-
sicheren Deutung in den Dienst
der Republik stellte und die aus
allen Kritiken und Ausstellun-
g e n siegreich hervorgegangen
ist, rechtfertigt darchaus die
Wahl des Direktors des Prado-
Museums als Vertreter der spa-
n i s c h e n, antifaschistischen
Kunststr�mungen in Nordameri-
ka, wo sie mit betonter und er-
wartungsvoller Genugtuung be-
gr�sst wurde.
Durch die Pariser literarischen
Kreise zirkuliert eine Anekdote,
die seinen loyalen Antifaschis-
mus kennzeichnet. Jedes Jahr
finden sich auf dem Friedhofe
von Montparnasse, am Grabe des
Dichters Guillaume Apollinaire,
dessen treue Freunde und Be-
wunderer zu einer kleinen Ge-
denkfeier zusammen. Dieses Jahr
trafen dort Marinetti und der
Dichter Andre Salm�n, der als
Kriegsberichterstatter des «Petit
Parisi�n» im Lager Francos
t�tig war, mit Pablo Picasso zu-
sammen. Beide streckten unse-
rem K�nstler freundschaftlich
die Hand entgegen, aber keiner
der beiden fand in dem h�flichem
Grusse Picassos etwas anderes
als K�lte. Als Marinetti dar�ber
erstaunt schien, rief Picasso:
«Wir sind im Krieg» !
Jetzt geht also Picasso nach
Nordamerika. Aber zu gleicher
Zeit wird sein Name auch Lon-
don und die skandinavischen
L�nder erf�llen. Rufen wir uns
sein pr�chtiges Gem�lde «Guer-
nica» in Erinnerung, das er mit
der Genialit�t eines tiefen Ge-
f�hles und mit echt republikani-
Die von don Manuel Aza�a, bei Gelegenheit
der feierlichen �berreichung des Beglaubigung-
schreibens durch den neuen franz�sichen Botschaf-
ter, monsieur Labonne, gehaltene Rede bedeutet
einen Bruch mit den traditionellen Formen der
diplomatischen Gebr�uche. Keinen Augenblick
zwar hat sich der Pr�sident der Republik von der
rituellen Linie, die das Protokoll vorschreibt,
entfernt. Das �ussere Profil der Zeremonie und
die Beobachtungen der H�flichkeit
die in die-
sem Fall Ausdruck wirklicher Hochachtung, auf-
richtiger Sympathie und herzlichen Einverneh-
mens waren
konnten selbst die in bezug auf
die �usserlichen Riten offizieller Feierlichkeiten
ansprutihsvollsten Geister voll zufriedenstellen. Die
vom Staatsoberhaupt in seiner gestrigen Rede
eingef�hrte Neuerung betrifft nicht die �usser-
lichkeiten der Zeremonie. Ihre Wirkungen rei-
chen tiefer. Herr Aza�a hat die Rezeptensamm-
lung der von den Kanzleiapothekern geheiligten
Formeln ausser Gebrauch gesetzt und hat sich
g�nzlich neuer Formeln bedient, in denen das
neue Spanien seinen eigenen diplomatischen Stil
entwickelt. Das einzige was in der feierlichen
Zeremonie einer �berreichung von Beglaubi-
gungsschreiben gewechselt hat, ist die Sprache.
Diese Sprache von heute ist eine lebendige Spra-
che, eine Sprache mit Kolorit und Pr�zision, die
in nichts den vagen, kalten und farblosen Worten
�hnelt, die eine steife Vorsicht ineinander zu
f�deln pflegte nachdem sie die Begriffe auf un-
erbittliche. Weise sterilisiert hatte. Der Pr�sident
der Republik weigert den protokollarischen Re-
geln nicht seine Anerkennung. Aber das Protokoll
ist nicht eo ipso ein Hinderniss f�r wesentliche
Inhalte.
Die ersch�tternde Wirklichkeit Spaniens darf
unter keinem Umst�nden durch diplomati-
schen Formelkram verdeckt werden. Die spanische
Republik ruht auf einer festen, legitimen Grund-
lage und kann das Recht, auf das sie sich st�tzt,
jederzeit offen vertreten. Viel schlimmer, als dass
andere dieses unser Recht vergessen, w�re es,
wenn wir selber der Erinnerung an die Gerechtig-
keit, die man uns schuldig ist, verlustig gingen.
Das Staatsoberhaupt betont in seinen seltenen
Reden, dass dies keinesfalls geschehen darf und
dass das Memorial unserer gerechten Forderun-
gen uns st�ndig vor Augen sein muss. Der Herr
Botschafter der franz�sichen Republik hatte Ge-
legenheit, aus dem Mund des Staatsoberhauptes
die Gr�nde zu vernehmen, die Spanien denjenigen
Nationen gegen�ber, die es mit ihrer Freund-
schaft ehren, zu seiner Verteidigung anf�hren
kann. Wenn die demokratischen M�chte von Frie-
den reden, pflegen sie eine offenkundige Tatsache
zu vergessen, die Tatsache n�mlich, dass der
Friede de facto gobt-ochen ist. Der europ�ische
Friede wurde gebrochen, in dem Augenblick, in
dem ausl�ndische Heeresabteilungen es wagten,
in unser Land einzufallen. Man kann nicht eher
vom Frieden sprechen in Europa, als bis man
ihn dort, wo er umgestossen wurde, wiederher-
stellt. W�hrend der ersten Wochen des B�rger-
krieges erlebte Spanien eine innere Konvulsion.
Das war unsere Sache, und niemand, ausser uns
Spaniern, war dazu berufen, sich in diese Sache
hineinzumischen. Die spanische Republik braucht
keine ausl�ndische Hilfe, um einem nationalen
Aufstand gegen�ber die Herrschaft des Rechtes
wiederherzustellen. Unsere politischen K�mpfe
sind Ereignisse, die nur uns angehen und wir
haben es nicht n�tig, die Aufmerksamkeit
und
noch weniger die Unterst�tzung
der Ausl�nder.
zu erbitten, um mit unseren Angelegenheiten
fertig zu werden. A ber Spanien ist das Opfer eines
Invasionskrieges, der gegen seine Unabh�ngigkeit
gerichtet ist und vielleicht auch gegen die terri-
toriale Integrit�t anderer L�nder. Die ausl�ndi-
sche Einmischung in unsere K�mpfe bildet seit vie-
len Monaten denjenigen Faktor, der haupts�chlich
an der Aufgew�hltheit der internationalen Lage
Schuld tr�gt. Wir stehen hier vor einem schweren
Problem, das schon nicht mehr ausschliesslich
unser ist. In seiner Antwortrede an,den franz�-
sichen Botschafter hat Herr Aza�a klar die ver-
schiedene Haltung der Republik auseinanderge-
setzt, jenachdem es sich um den einen oder an-
deren Aspekt unseres Kampfes handelt. Zum
Wohle des europ�ischen Friedens
wenn nicht
W�rde und Anstand dazu verpflichtetm
h�lt
die Republik es f�r n�tig, dass der auf spani-
schem Boden ausgebrochene Konflikt einged�mmt
und isoliert wird, aber diese Isolierung m�sste
eine vollst�ndige sein, ohne ausl�ndische Dugues-
clins, die ihrem Herrn zu Hilfe kommen, in Ver-
tretung von h�heren Herren, zu denen jener, man
weiss nicht recht ob im Verh�ltnis eines Lehns-
mannes oder eines Schildknappen steht. Diejeni-
gen, welche dulden, dass in Spanien die Verlet-
zungen des internationalen Rechtes fortgesetzt
werden, tragen nicht dazu bei, unseren Konflikt
zu isolieren, sondern sie helfen, ihm auszubreiten,
zu isolieren, sondern sie helfen, ihn auszubreiten,
franz�siche Botschafter bedeutsame Worte �ber
das politische F�hlen Frankreichs, wo die Ach-
tung vor dem Einzelmenschen und der Freiheit
des Denkens, ebenso wie der Wille zur sozialen
Gerechtigkeit fundamentale Z�ge des nationalen
Charakters darstellen. Der diplomatische Vertre-
ter der Nachbar-Republik gab seinem Wunsch
Ausdruck, in Spanien den Frieden auf �hnlichen
Prinzipien errichtet zu sehen. Diese Worte sind
in der Rede des Staatsoberhauptes nicht ohne
Echo geblieben. Spanien erstrebt einen Frieden,
der allen Staatsb�rgern die geistige und morali-
sche Freiheit garantiert. Aber auf diesem. Wege,
sagte Herr Aza�a
wird die Republik auch
nicht auf den geringsten Teil ihrer Autorit�t ver-
zichten. Das spanische Volk, einmal im Wieder-
besitz seiner Rechte, wird zusammengerufen wer-
den, damit es seinem Willen Ausdruck gebe. Die
Geschicke Spaniens liegen in der Hand der Spa-
nier.
Von neuem hat Herr Aza�a vor aller Welt,
in klarer und edler Sprache, die auf unser Recht
und die Gerechtigkeit unserer Sache gegr�ndeten
Forderungen erkl�rt. Die klare und kr�ftige
Sprache des Pr�sidenten f�hrt einen neuen Stil
in den diplomatischen Gebr�uchen ein. Dieser Stil
besteht einfach darin, ohne sch�nrednerische
Verschleierungen die Wahrheit zu sagen. Es ist
allerdings wahr, dass dieser Stil nur dann an-
gewendet werden kann, wenn man sicher ist, das
volle Recht auf seiner Seite zu haben.
(«Pol�tica». Madrid, 12-10-37.)
Ein Telegramm Picassos in den Kongress
der li�tsfler in Ncitfork
Pablo Picasso hat an den Kongress Amerikanischer K�nstler fol-
gendes Telegramm gerichtet : «Ich bedaure lebhaft, nicht
wie es
■mein Wunsch war
auf dem Kongress Amerikanischer K�nstler
sprechen zu k�nnen, um Ihnen als Direktor des Prado-Museums zu
sagen, dass die Demokratische Regierung der Republik alle Anstal-
ten getroffen hat, um den in Sicherheit befindlichen Kunstschatz
Spaniens in diesem ungerechten und grausamen Krieg vor Sch�den
zu bewahren.
«Ich m�chte ausserdem sagen, wie ich denke und immer gedacht
habe, dass niemand, der als K�nstler empfindet, in diesem Konflikt,
in dem es um die letzten Werte geht, neutral bleiben kann, noch darf.
«Von unserem Siege �berzeugt, sende ich der amerikanischen De-
mokratie und den K�nstlern des Kongresses einen warmen Gruss.»
Der faschistische
Terror in Zaragossa
37 gesessen hatte. Er sagte, die
wahren M�rder des Proletariates
von Zaragossa seien der General
Urrutia, der Oberstleutnant im
Generalstab, Dario Gazapo, die
Polizeikommissare Derqui (Kom-
mandant) und Cogerqui, gegen-
w�rtiger Polizeikommissar von
Zaragossa ; ferner der Chef der
Falange, Mulo; der Lokalchef
Villuendas und die Falangisten
� gegenw�rtig Polizisten: La-
marca, L�pez del Olmo ; Pinilla,
Soro, Navarro, Herrero Treval,
alle von der Organisation der
Falange in Ruise�ores. Ausser-
dem seien M�rder im wahren
Sinne des Wortes die Leute von
der Sicherheitspolizei und die
vom �berfallkommando der
Guardia Civil. Das sind diejeni-
gen, welche die Morde ausf�hren
und unter ihnen zeichnet sich
besonders ein Offizier der Guar-
dia Civil aus der Garnison des
Stadtviertels von Marera, dessen
Namen ihm nicht bekannt ist,
durch seine Grausamkeit und die
unmenschliche Art seines Verhal-
tens den Arbeitern gegen�ber
aus.
Als wahren Blutrausch muss
man den Mord an dem Kamera-
den Antonio Piano, dem Vice-
pr�sidenten des Provinzialrates
von Zaragossa, bezeichnen, dem
man in Gegenwart des Zeugen
die Augen ausstach, bevor man
ihn ermordete. Er berichtete
gleichfalls �ber den Fall des
Stadtrates von Zaragossa, von
der Izquierda Republicana, L�-
pez Conde, den man zu Tode
pr�gelte; das heisst, er starb,
noch ehe man ihn erschoss. An-
dere F�lle sind : Der Bibliothe-
kar des Gemeinderates, Manuel
Mari Sancho, der gleichfalls vor
dem Erschiessen gepr�gelt wur-
de ; der Inspektor des Gesund-
heitswesens der Provinz von Za-
ragossa, Albi�ana, den man
gleichzeitig mit seinem Sohne,
einem Offizier der Falange, hin-
richtete, und der Genosse Gallo
von der Vereinigten Sozialisti-
schen Jugend, den seine Ange-
h�rigen, als sie seine Leiche
abholten, mit durchgeschnittener
Kehle vorfanden und dessen
Mutter, als sie sich deswegen
beschwerte, von den Falangisten
mit P�ffen und unter Hohnge-
l�chter hinausbef�rdert wurde.
Er berichtete ferner, dass er
ungez�hlte Personen gesehen
habe, die aus dem Gef�ngnis ent-
lassen wurden, um erschossen zu
werden, darunter der hervorra-
gende Professor der naturwissen-
schaftlichen Fakult�t, don Fran-
(Fortsetzung auf der n�chsten Seite)
An einem der in der N�he des
Ebro gelegenen Frontabschnitte
sah man einen Mann Zeichen
geben, die verhindern sollten,
dass von uns aus geschossen
w�rde. Gleich darauf unternahm
dieses Mann einen rasenden
Lauf in der Richtung auf
unsere Sch�tzengr�ben, unter
einem Kugelregen, der ihn dank
einem gl�cklichen Zufall unver-
sehrt liess. Bald darauf erschien
er auf unserem Territorium und
erkl�rte, dass er ein dem fa-
schistischen Terror entflohener
Student der Medizin sei.
Zur Bekr�ftigung seiner Aus-
sagen machte er interessante
Miteilungen aus dem Informa-
tionsdienst der spanischen.Falan-
ge, in der calle Ponzano Nr. 5,
wo er vom 23 August 36 bis An-
fang September desselben Jahres
festgehalten worden war und aus
dem Provinzialgef�ngnis von Za-
ragossa, wo er bis zum 19 August
-ocr page 4-
Seite 4                                                                   Spanischer Informationsdienst                                                          3 Januar 1938
Der unfreiwillige Humor des
Herzogs von Alba und Berwick
Der Herzog von Alba und Berwick, in (London als Handelsbeauf-
tragter Franco-Spaniens bekannt, hatte, in Ermanglung eines beru-
feneren F�rsprechers eine Unterredung mit dem Journalisten Jan
Colviu. Die Londoner Presse�«The Daily Telegraph» und «Morn
ingpost»�ver�ffentlicht in ihrer Nummer vom 8 Dezember die Er-
kl�rungen des Aristokraten und Traditionisten, welcher die wenig
r�hmliche Aufgabe, die ihm sein neues Amt stellt, seinem Adelstitel
vorgezogen hat.
«Es ist dies�so sagte er�f�r mich, und ich m�chte sagen f�r
alle, eine neue Situation. Ich m�sste mich an das Foreign Office
wenden und sagen : hier bin ich. Aber nach -wem soll ich fragen?
Und wenn es der Laufbursche sein soll�gut und sch�n�obgleich es
sich geh�ren w�rde, dass man mich davon in Kenntnis setzt. Gl�ck-
licherweise verf�gt das Foreign Office ebenso wie wir �ber gen�gend
Sinn f�r Humor. Ich bin sicher, dass wir uns sehr gut vertragen
werden.»
Sie tun nicht gut daran, so sicher zu sein, Herr Herzog von Alba.
Abgesehen davon, dass der Sinn f�r Humor, den wir Spanier besi-
tzen, ebenso wie der Sinn f�r Ehre�grundvrschieeden ist von dem,
den sie f�r sich in Anspruch nehmen.
Sie waren, Herr Herzog, Besitzer von 34.455 Hektar spanischer
Erde. Auf diesem ansehnlichen Besitztum hatten sie ein Palais,
mehrere Tennispl�tze und einen Marstall. Der Rest der 34.455 Hek-
tar, gr�sstenteils unkultiviertes Land, diente als Staffage, als male-
rischer Hintergrund, um den Nimbus des ebenso pr�chtigen, wie
sterilen Stammgutes aufrecht zu erhalten.
Sie besassen ein Palais. Lassen wir Jan Calviu berichten : «Sein
Palacio de Liria», heute fast v�llig einge�schert, �ffnete allen Eng-
l�ndern in Madrid seine gastlichen Tore. Denjenigen, die Tennis
spielen wollten, standen die Tennispl�tze des Herzogs zur Verf�-
gung ; einem ungeschriebenen Gesetz gehorchend, hatte der britische
Gesandschaftsattach� seine Pferde stets im Marstall des Herzogs.»
Von dieser ger�hmten Grossmut' und verflossenen Herrlichkeit
ist wenig �brig geblieben. Fast nichts. Ein Haufen glimmender
Asche. In einem Brand vernichtet, den Sie selber vors�tzlich ent-
facht haben.
War auch das Sinn f�r Humor, Herr Herzog von Alba? Nein.
Eher Familientradition. Sie haben das Beispiel einer Ihrer Vorfahren
nachgeahmt, �das der Herzogin von Alba und Edlen von Crep�scu-
lo (1), �Herzogin bei Licht und Buhlerin bei Nacht�, welche ihren
Palast, den gleichen Palacio de Liria, in Brand stecken Hess, um der
blossen Laune willen, die Flammen der Feuersbrunst bei einem n�cht-
lichen Fest in Madrid leuchten zu sehen.
Und wiederum brannte der Palacio de Liria an jenem tragischen
Morgen. Der Palast derer von Alba. Und Sie sind es, Herr Herzog
von Alba, Edler ohne Adel und Ritter ohne Ritterlichkeit, �der Sie
heute in London mit zweifelhaftem Humor, aber in zweifellos schlech-
ter �Laune jene Gener�le repr�sentieren, welche etwas mehr, als nur
die Tore ihrer Pal�ste ge�ffnet haben, n�mlich�aus Gastfreund-
schaft oder aus gastfreundlichen Humor gegen�ber den ausl�ndischen
Invasoren?�die Tore des Vaterlandes.
Aber Sie Herr Herzog, haben Ihre Tennispl�tze verloren. Sie
haben Recht, sich zu beklagen. Sie, ein so gewissenhafter Vollstrecker
ungeschriebener Gesetze, haben sich den Namen eines Spaniers ver-
schertzt auf Grund eines geschriebenen Gesetzes, das zu befolgen Sie
nicht verstanden. Und das ist schlimmer. Obwohl Ihnen nach der
Ansicht Jan Calvins ein anderer Titel verblieben ist: der eines «Pro-
tektors der sch�nen K�nste». Eine Ihrer Sorgen bildet, wie wir lesen,
das Schicksal der unsch�tzbaren Sammlung des Prado. Diese Besorg-
nis ist begreiflich bei jemand, der unbegreiflicherweise�dies ist echt
spanischen Humor�Pr�sident des Museumspatronates war.
Aber Sie werden auch mit diesem Gewissenskn�uel schon fertig
werden. Es sei denn, dass Sie sich nicht f�r das Geschick, sondern
f�r das Missgeschick interessieren, von welchem die Gem�lde von
Vel�zquez, von Goya und Greco betroffen werden konnten, als sie
jenem Luftangriff von Seiten der «nationalem» Flieger dieser soge-
nannten «Nation», welche Sie zu vertreten vorgeben, zum Ziele
dienten.
Gl�cklicherweise sind die Sammlungen gerettet. Sie brauchen
nicht daran zu zweifeln. Ihr Freund, M. Frederic Kenyon, hat vor
noch nicht langer Zeit einen Bericht �ber seinen Aufenthalt in Ma-
drid, Valencia und Barcelona geschrieben, den Sie, nicht nur aus
diplomatischer H�flichkeit, zu lesen und zu glauben verpflichtet sind.
Und dann, Herr Herzog? Dann, Herr Herzog, wenn Sie noch
immer nicht �berzeugt sein sollten, wird die spanische Republik
zur �berraschung ihrer Anh�nger und Widersacher ihre eigenen
Angreifer zu Zeugen aufrufen m�ssen. Dann werden Sie eingeladen
werden, sich selbst zu vergewissern, wie die Sch�tze der Kunst und
Wissenschaft, welche Ihnen so sehr am Herzen liegen, gegen die
Luftangriffe gesch�tzt werden. Sie werden, nach Spanien kommen.
Und in Spanien werden Sie nicht mit dem Laufburschen reden, son-
dern�mit dem Richter.
Was hinter den effektvollen Gesten
und grossen Phrasen des Doce steckt
Mussolini hat den V�lkerbund ohne jede Grazie
verlassen. Wer die italienische Presse der letz-
ten Tage nicht gelesen hat, kann sich schwer
einen Begriff von der aus ser gew�hnlichen Heftig-
keit machen, mit der auf Befehl des F�hrers eine
Institution angegriffen wird, in der sein Land
18 Jahre lang vertreten war und deren Werk er
soweit untert�tzt hat, als diese Institution den
Raubz�gen der Faschisten keinen Widerstand
entgegensetzte. Die Skribenten der Regierung
haben nat�rlich vergessen, dass Italien sich im
Jahre
1931 der Verurteilung des ersten �berfalls
von Seiten Japans auf China angeschlossen hat.
Hat nicht Mussolini selbst
1934 einen heftigen
Artikel gegen den japanischen Imperialismus
geschrieben, welcher den unmittelbaren Protest
der Regierung von Tokio zur Folge\ hatte!
In Nachahmung der Verantwortungslosigkeit
und Brutalit�t ihres Chefs haben die italienischen
Zeitungen jeden Sinn f�r Mass und Ziel verloren.
Sie verk�nden, dass Genf nichts anderes ist, als
eine «Heilige Allianz, dazu bestimmt, die jungen
V�lker daran zu hindern, sich einen Platz unter
der Sonne zu schaffen« («Gazetta del Pop�lo»).
Die «Pop�lo dJItalia» findet Mussolini «gran-
dios-» in seiner Grossmut und Geduld, mit der er
«den Charlatanen vom Genfersee Zeit genug ge-
lassen hat, um zu Kreuze zu kriechen-»
. Der Ver-
fasser dieser Schm�hschrift, ein gewisser Polve-
relli, ein alter Beamter im Presseministerium, ta-
lentloser Schrifsteller und Vertrauensmann des
Duce, begl�ckw�nscht seinen Chef dazu, dass er
sich von den «Fesseln konservatier Beschr�nkt-
heit befreit habe, um sich denjenigen V�lkern
anzuschliessen, die sich in ihren Bestrebungen
von den Anderen nichts dreinreden lassen» Fa-
rinacci vom «Regime Fascista», sieht im V�lker-
bund ein Kriegswerkzeug in der Hand der Frei-
maurer und Juden, und dr�ckt seine Befriedigung
dar�ber aus, dass sein Land atisgetreten ist, und
so den Provokateuren, Hochstaplern und ausge-
machten Dummk�pfen die T�r vor der Nase zu-
geschlagen hat.»
Alle diese Liebensw�rdigkeiten sind begleitet
von schlecht verh�llter Drohung, zu den Waffen
zu greifen
�■ gegen was oder gegen wen ist nicht
ersichtlich. Es ist die ohnm�chtige Wut einer
vor dem Ruin stehenden Regierung, die in der
Zwickm�hle unerbittlicher wirtschaftlicher Not-
wendigkeiten, nach Wiederherstellung ihres Pres-
tiges durch unm�gliche Eroberungen d�rstet, und
die vor allem gezwungen ist, eine ungeduldige
�ffentliche Meinung und ein gequ�ltes Volk durch
L�gen zu beschwichtigen.
* * *
Der Bruch mit Genf hat im italienischen Volke
und vor allem bei den kleinen Kapitalisten eine
wahre Panik hervorgerufen. Man ist sich dar�ber
klar, dass Mussolini das Land in einen Krieg
hineinsteuert und dass dieser Krieg unvermeid-
lich ist. Ja, man fl�stert sich sogar schon den
Zeitpunkt zu: Anfang des kommenden Fr�h-
jahrs...
Die Reichen, die l�ngst das Vertrauen zur Re-
gierung verloren haben, haben bereits begonnen,
Massnahmen zu treffen, um ihr Verm�gen in
Sicherheit zu bringen. Wer irgend kann, ver-
schiebt sein Kapital ins Ausland. K�rzlich f�hrte
die Panik zu einem Ansturm auf die Banken
Rwecks Abhebung der laufenden Konten. Das in
der vorigen Woche umlaufende Ger�cht �ber eine
Herabsetzung des Papiergeldwertes durch �ber-
stempelung, rief nat�rlich �usserste Beunruhigung
hervor. Zu den Kriegsger�chten gesellte sich
letzthin noch die Furcht vor ausserordentlichen
Massnahmen, die angeblich zur Steuerung der
Goldknappheit erwogen wurden.
Man spricht neuerdings von einem Diskont der
laufenden Konten und von einer Generalinventur
aller gemieteten und privaten Geldschr�nke. Die
Regierung hat die Entwertungsger�chte offiziell
dementiert, w�hrend sie auf den neuerlichen
Alarm nur mit einer schw�chlichen und indirek-
ten Ableugnung reagiert hat. Sie verk�ndet in
einem Finanzbl�itchen, dass es sich durchaus
nicht um eine neue Kapitalsteuer handle, und
dass die ausl�ndischen Kapitalisten unbek�mmert
nach Italien kommen k�nnten, und hier ein Asyl
vor den gegen das Kapital gerichteten Angriffen
finden w�rden (sie).
Alle diese, mehr oder weniger tendenzi�sen
Nachrichten und die sie begleitenden Dementis,
werfen von Tag zu Tag mehr Licht auf die ver-
zweifelte Lage der italienischen Wirtschaft.
1938
wird Mussolini, der sein Land bereits aufs �us-
serste ausgepresst hat, neue Einnahmequellen im
Innern finden m�ssen, um die laufenden Ausga-
ben zu decken und dem t�glich wachsenden Defi-
zit im Staatshaushalte .zu begegnen. Er wird vor
allem gen�tigt sein, das Gold zu finden, das er
nicht hat, um Rohstoffe im Auslande zu kaufen,
deren Erwerb auf Kredit seine Gewaltpolitik ihm
unm�glich gemacht hat.
Um die leeren Kassen der Nationalbank zu
f�llen, um dem «Haus Italien» wieder auf die
Beine zu helfen, gen�gen weder die effektvollen
Gesten und sensationellen Aufm�rsche auf der
Piazza di Venezia, noch die dr�hnenden Drohre-
den gegen den Frieden.
Antonin POGGIO
(«La Lumi�re», 17-12-37.)
DER FASCHISTISCHE TERROR IN ZARAGOSSA
dem Gewissen haben. Diese bei-
den Individuen geh�rten zu dem
Trupp, welchen die Aufgabe der
F�silierungen zufiel und sie ge-
h�ren heute zur Leibgarde des
Generals der f�nften Division.
Diese Subjekte kannten alle Ka-
meraden aus den revolution�ren
Organisationen von Zaragossa
und sie nutzten ihre Kenntnisse
aus, um sie erst zu denunzieren
und dann zu f�silieren.
Die Guardia Civil, welcher die
Bewachung der Gefangenen an-
vertraut war, verf�hrt mit ihnen
auf unmenschliche Weise. Miss-
handlungen mit dem Gewehr-
kolben sind an der Tagesord-
nung.
Infolge    dieser Misshandlun-
gen sind
   verschiedene schwere
F�lle im
    Hospital eingeliefert
worden.
(Fortsetzung)
cisco Aranda ; ferner die Br�der
Muniesa, Professoren der medi-
zinischen Fakult�t; der Zivil-
gouverneur, don Angel Vera Co-
ronel, und drei-und-vierzig Frei-
maurer, allein f�r das Vergehen
solche zu sein, und eine Unzahl
anderer B�rger.
Er schilderte auch die Art, wie
die Gef�ngnisbeamten mit den
Gefangenen umgingen. Der
Kommandant Juli�n D�az br�s-
tete .sich mit der barbarischen
Grausamkeit, mit der er einen
armen blinden Greis, der aus
dem Gef�ngnis entlassen worden
war, ermordet hatte ; andere Ge-
f�ngnisbeamte � Manuel Astra-
na, Jos� Mu�oz, Angel Mart�n,
zeichneten sich ebenfalls durch
barbarische Behandlung der Ge-
fangenen aus.
Im Stadtviertel von Arrabal
wurde eine grosse Anzahl von
Personen auf Anregung folgen-
der Kaziken erschossen : Fran-
cisco Barcelona, Keksfabrikant;
Manuel Benedi Cerruz, Eigent�-
mer einer M�belfabrik ; Vicente
Molina, Fabrikant von Mehlpro-
dukten ; Manuel Acutia, Rene-
gat der Sozialistischen Jugend
und rabiater Falangist.
Besonders hervorgetan haben
sich innerhalb der Informations-
zentrale der Chef Kapit�n Tena
und ein gewisser Garrido, welche
den zweifelhaften Ruhm gemes-
sen, Tausende gemordet zu ha-
ben. Ein gewisser Marquesa,
welcher im Tercio eine Rolle
spielt, br�stet sich ebenfalls mit
seinen Heldentaten beim Er-
schiessen der Gefangenen von
Belchite. Auch zwei Individuen,
welche fr�her der FAI angeh�rt
haben und die in Zaragossa
unter dem Spottnamen der Br�-
der Al Capone bekannt sind, weil
sie bei allen Revolten bewaffnet
auf der Strasse zu sehen waren,
geh�ren zu denjenigen, welche
die meisten Erschiessungen auf
(1) Doppelsinnig. Spanisch: alba = Morgend�mmerung, Crep�sculo = Abendd�mmerung.
IM »RUTEN «EICH
Einf�hrung einer Musikzemur
Berlin, 19.�Von heute ab ist alte ausl�ndische Musik der Zensur
unterworfen.
In der aus diesem Anlass veroeffentlichten Verordnung erkl�rt
der Pr�sident der Musikkammer, dass diese Massnahme die Be-
k�mpfung des sch�dlichen Einflusses bezweckt, den die unerw�nschte
Musik auf das deutsche Volk aus�bt.
(«Ge Soir», Br�ssel, 21-12-37.)
KINDSTAUFE BEI C�ANOS
Ein Telegramm aus Rom meldet, dass Graf Ciano, der italienische
Minister des Aeussern, seinem j�ngsten Sproessling den Namen Mars
gegeben hat.
Zu Ehren des Kriegsgottes.
Der n�chste Sproessling des Grafen Ciano wird, wenn es ein
Junge ist, den Namen Pest und wenn es ein M�dchen ist, den Namen
Cholera tragen.
(«Le Canard Enchain�», 22-12-37.)