SPANISCHER INFORMHTIONS
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DIENST 0213
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Niemand, der als Künsi~
ler empfindet, kann, noch darf, in diesem Krieg neutral bleiben. |
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umente
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WÖCHENTLICHER AUSZUG AUS UNSEREM "SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN1
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(Worie Picetsot)
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Barcelona, 3 Januar 1938
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Av. 14 de Abril, 556
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Nummer 2
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Indalecio Prieto spricht über
die Einnahme von Teruel "Kein anderes Beer der Weif hälfe unter den Bedingungen ¿ekämpif, unter
denen das republikanische Heer gekämpft hat" Paris, 23.—Ein Vertreter der Havas-Agentur an der republikanischen Ostfront, übermittelt die fol-
genden Erklärungen, die der «Minister der nationalem Verteidigung», Don Indalecio Prieto, ihm gege- nüber abgegeben hat: «Den erschütternsten Eindruck, den ich während dieses entsetzlich grausamen Krieges empfan-
gen habe, haben mir gestern die Tausende von Männern, Frauen und Kindern gemacht, die auf der Strasse nach Sagunt Teruel verliessen. Der Anblick dieses Stromes von Menschen zog das Herz zu- sammen und erstickte allen Siegesjubel. In der tragischen Stille der Nacht erschien er wie ein Gespen- sterzug, der nur hin und wieder von angstvollem weiblichen Schluchzen und Kinderstimmchen, die nach ihren Müttern riefen, unterbrochen wurde. Dieses Schauspiel Hess mich an das unermessliche Ge- folge von Schmerz denken, das der Krieg mit sich bringt, und indem ich es mir lebendig vor Augen stallte, fühlte ich, dass mein Gewissen ruhig war, da die Verantwortung für die Entfesselung der furchtbaren Katastrophe, die Spanien erleidet, nicht auf ihm lastet. Da ich diese Katastrophe seit langem voraussah, tat ich alles, was in meiner Macht stand, um sie
zu vermeiden, aber alle meine Anstrengungen scheiterten an der Blindheit derer, die nicht an sie glaubten. Und als sie dann tatsächlich hereinbrach, übernahm ich leitende Funktionen in der Verteidigung
meines Vaterlandes, der Freiheiten des spanischen Volkes und wer weiss ob nicht auch derjenigen ganz Europas. Wenn ich einer der Provokateure dieses Krieges wäre, so würde mir, selbst wenn ich dazu gelänge
die Süssigkeit des Triumphes zu schmecken, die Verantwortung, eine Katastrophe dieses Ausmasses ver- ursacht zu haben, die in Spanien eine lange Kette von Schmerz und Trümmern hinterlassen wird, die Seele zerreissen. Diejenigen, welche den Aufstand vom Juli 1936 entfesselt haben, wird die Geschichte niemals von ihrem monstruoesen Verbrechen freisprechen. Die Operationen von Teruel sind von allen militärischen Operationen, die wir hinter uns haben, die
am vollkommensten ausgeführten. Das ist ohne Zweifel dem verbesserten Zustand unseres Heeres, seiner igroesseren Disziplin und besseren Ausbildung zuzuschreiben, die dazu beitragen, den militärischen Wert des spanischen Soldaten, der schon an und für sich prachtvolle Bedingungen mitbringt, zu erhoehen. Die ersten Tage der Offensive, die bei starkem Schneefall und eisigem Winde stattfand, waren entsetz- lich. Ich glaube, kein anderes Heer in der ganzen Welt wäre fähig gewesen, unter solchen Bedingungen zu kämpfen. An dem Beobaohtungsort, von welchem aus ich das Vorrücken der Unseren verfolgte, konnte man nicht länger als zwei Minuten im Freien bleiben, weil das Schneegestoeber es einfach un- moeglich machte. Dorthin brachte man mir auch die Nachricht, dass mehrere Soldaten erfroren waren. Der Erfolg unserer Waffen wird wohl viele im Ausland, die der spanischen Hepublik bereits den To-
tenschein ausgestellt hatten, aus ihrem Irrtum reissen. Diese Leute bildeten sich ein, dass das republi- kanische Heer jedes ernsthaften Vorstosses unfähig wäre, weil die Propaganda der Aufständischen dies so ausposaunte. Aber diese Propaganda, die weiten Kreisen in Europa Eindruck zu machen scheint, ist sehr primitiv. Die gut ausgedachten, gut geleiteten und glänzend ausgeführten Operationen beweisen das Vorhan-
densein einer ausgezeichneten technischen Leitung im republikanischen Heere, aber sie zeigen mit noch groesse?er Klarheit, dass wir über prachtvolle Soldaten verfügen, deren Kräfte sich durch den Glauben an ihr Ideal verhundertfachen. Das Heer der spanischen Republik kämpft als Stossbrigade der europäischen Demokratie und diese sollte, anstatt die blutigen Opfer dieser Stossbrigade mit Ausweichen zu entgelten, ihr Bewunderung zollen und die Hilfe bringen, welche sie ihr bis jetzt verweigert hat.» |
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Der "Manchester Guardian", gegen die
falschen informationen Aber Spanien |
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London, 22.—Der «Manchester Guardian» beginnt heute mit
der Veröffentlichung einer Reihe von Artikeln seines Berichter- statters im republikanischen Spanien. Der erste dieser Artikel be- fasst sich mit der Frage der falschen Nachrichten, die im Auslande veröffentlicht werden und die Situation in der spanischen Republik unter einem völlig faschen Gesichtspunkt darstellen. Die faschi- stische Propaganda, schreibt das liberale Batt, stützt sich auf die Eroberung des Nordens, mit der die zentrale Regierung nichts zu tun hatte und ignoriert vorsätzlich die Kräftefaktoren des republi- kanischen Spanien. |
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der Antipode alles Dogmatismus.
Der echte Humanist bezieht
seine eigene Stellung gegenüber der Welt und der Barbarei des Fanatismus und weigert sich, vor der materiellen Macht Bück- linge zu machen, woher sie auch komme, und wenn der Tyrann auch noch so drückt und droht und der äusserliche Zwang über ihn hereinbricht. In der Tat sind, inmitten die-
ser unerbittlichen Zerstörung des Augenblicks, die höchsten Werte ohne Schutz. Es gibt wohl Orga- nisationen, die sich vorsetzen, die Freiheit gegen das Dogma, die liberalen Forderungen gegen die Diktatur zu verteidigen ;aber man beobachtet die grosse Schwie- rigkeit dieser Verteidigung, da bei denen, die diese Forder- ungen verkünden, die Praxis und das notwendige Beispiel viel zu wünschen übrig lassen. Das Leben ist mehr als die
ökonomische Organisation. Das, was dem Leben Sinn gibt, steht über den materiellen Strömun- gen. Im kollektiven Leben sind die Reibungslosigkeit und der reichliche Konsum unentbehrli- che Vorbedingungen ; im indivi- duellen Leben gibt es dagegen wertwolle Güter, die das Biologi- sche veredeln. Es ist leider wahr, dass in diesem apokalyptischen Kriege, der uns Spanier zerrüttet und der im Begriffe steht, zu einem europäischen zu werden, das Geistige als überflüssig an- gesehen wird und das Morali- sche das Stigma der Schwäche an sich trägt. Die Warnung Thomas Manns
richtet sich an alle Europäer. Er wirft den faschistischen Ländern ihre Unvernunft vor und strei- tet ihnen das Recht ab, im Na- men des Lebens, die Vernunft totzuschlagen. Den Demokratien sagt er ein trauriges Ende vor- aus, wenn sie zulange zögern, dem Vorrücken der Diktaturen Gewalt entgegenzusetzen. Aber trotz allem folgen wir
ihm nicht in seinem Pessimis- mus. Die Welt und die Kultur gehen nicht unter, sondern sie werden wiedergeboren. Es ist wohl wahr, dass die alte Welt, |
die antiquierte Form zu Ende
geht, die sich dem Fortschritte zum Neuen, zum Gerechten und Edlen widersetzte. Diese neue Welt ist es, die augenblicklich geboren wird. Und aus dieser schmerzlichen Geburt wird ein Mensch hervorgehen, der ent- schlossen ist, eine Reconquista der Geschichte ins Werk zu setzen. Er wird für sich selbst die eigene Geschichte zurückerobern, die er niemals selbst gestaltete, sondern die man ihm aufzwang. Er wird seine eigene Moral wiedergewin- nen, nicht die Moral, die eine bar- barische und erpresserische Ge- sittung ihm anzüchtete ; er wird die Fortschritte der Technik und der Wissenschaft benutzen und sie in den Dienst aller stellen ; er wird sich bemühen, den Pri- vategoismus zu überwinden und im Sinne des allgemein Mensch- heitlichen, im Sinne der mensch- lichen Würde zu handeln. Nein. Die Welt heute hört
nicht auf, sondern sie fängt an. Wie bei allen schmerzhaften Ge- burten gibt es Unruhe, Angst, Fehlgriffe, heftige Eingriffe. Aber der Mensch wird geboren und die Welt wird einen neuen Lauf nehmen, das Geistige wird wiedergeboren werden und der Fanatismus, welcher Art er auch sei, zurückweichen. Die grossen Werte der Mensch-
heit werben nicht verloren gehen, denn immer wird es Män- ner geben, die die eigene Würde hochhalten, wie Thomas Mann, die ihre Rufe und Warnungen in alle Winde schicken und die der Welt sagen, dass sie geboren sind, damit sie für die Heiterkeit zeugen, nicht für das Martyrium, und damit sie der Welt eine Friedensbotschaft bringen, nicht um den Hass und den Kampf- noch mehr anzustacheln. Wir möchten nicht, dass der
berühmte Autor des «Zauber- berg» und der Joseph-Trilogie sich so sehr seiner Trauer über den Verlust der menschlichen »Substanz überliesse, denn diese Substanz wird aus den Trüm- mern der Tyrannei immer wieder neu hervorgehen. («Mañana», Barcelona, 7-12-37.) |
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Gemüt erquickt und unseren
Geist zum Feste eines herrlichen otiums einlädt. Der Humanismus, sagt er uns
im wesentlichen, hat nichts Scho- lastisches an sich und hat nicht das geringste mit Gelehrsamkeit zu tun. Der Humanismus ist vielmehr ein geistiger Zustand, eine geistige Bereitschaft, ein Zustand der Seele, welcher Ge- rechtigkeit, Freiheit, Erkenntnis und Toleranz einschliesst und ausserdem noch Anmut und Hei- terkeit. Der Humanismus ist der Zweifel, nicht als Ziel betrachtet, sondern als Methode, um die Wahrheit zu finden ; er ist eine sehr mühevolle geistige Anstren- gung, diese Wahereit gegenüber der Anmassung aller jener, die sie ihren Parteiinteressen dienen lassen möchten, souverän sicher zu stellen. Der Humanismus ist |
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Spanisches Echo zun neuesten Buche von
Thomas Plann Warnung an Europa
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So betitelt Thomas Mann sein
kürzlich in Paris erschienenes Buch. Bei seiner Lektüre spürt man das Wehen einer frischen Morgenluft, die die Seele stärkt und den Geist für die grossen Gemütsbewegungen des leiden- schaftlichsten Humanismus offen macht. Ein nachdenkliches und der augenblicklichen Weltstunde angemessenes Buch. Heute, wo alle menschlichen Werte in Ge- fahr sind, in die Brüche zu gehen, wo das Geistige und Mo- ralische durch die barbarische Welle, die durch die Welt geht, |
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sich an den ruhigen Zufluchtsort
dieses von dem echtesten Huma- nismus durchdrungenen Schätz- ungsversuches zurückgeworfen sehen, bereitet diese Schrift den antidogmatischen Menschen auf alle Widerstände vor und gibt ihm neue Kraft zum edelent- schlossenen Vorwärtsschreiten. Für uns, die wir mit Schmerz
erleben, wie die Freiheit ab- nimmt, die Vernunft sich ver- wirrt und das Materielle über- hand gewinnt, ist die heitere und bewegende Prosa dieses würdigen Deutschen ein Trost, der unser |
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Spanischer Informationsdienst
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3 Januar 1938
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Die Hiílerlníerveníion in Spanien
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Wer über die militärische Lite-
ratur im Dritten Reich unterrich- tet ist, hat sich ohne Schwierig- keit überzeugen können, dass es im deutschen Heer Gruppen gab und gibt, die Hitlers Spanienpo- litik als unheilvoll betrachten. Natürlich durfte niemand wagen, diese Meinung offen auszuspre- chen. Man hat vorgezogen, sie hinter militärtechnischen Diskus- sionen zu verbergen. Deshalb ist sie, mit Ausnahme eines kleinen Kreises von Militärwissenschaft- lern, der breiten Masse unbe- kannt geblieben. Aber diese latente Opposition
in der Reichswehr ist nun end- lich in die Öffentlichkeit gedrun- gen und zwar durch eine kleine Schrift, die den sensationellen Titel führt: «Vom Krieg in Spanien zum Weltkrieg. Die Verantwortung Deutschlands». Diese anonym herausgekommene Schrift zirkuliert heimlich in Deutschland und ist kürzlich auch ins Ausland gelangt, wo sie zum ersten Mal im «Vendemiai- re» vom 20 Oktober 1937 veröf- fentlicht wurde. Wenn man um das Vorhandensein der oppositio- nellen Strömungen in der Reichs- wehr weiss, und den Stil des Dokumentes in Betracht zieht, kommt man zu dem Schluss, dass der Autor ein höherer Of- fizier aus dem deutschen Gene- ralstab sein muss, wahrschein- lich aus dem «Hindenburgkreis», zu dem auch einige Freunde des am 30 Juni ».mordeten Ge- nerals von Schleicher gehören. Das Werkchen zerfällt in drei
Teile. Seinen Ausgangspunkt bildet die dialektische Methode von Clausewitz, der bekannt- lich den Standpunkt verteidigt, dass man ein militärisches Un- ternehmen nicht nach den mehr oder weniger zufälligen Anfangs- erfolgen beurteilen darf, sondern sämtliche Faktoren, die das Un- ternehmen beeinflussen können, berücksichtigen muss. In dem ersten Teil verteidigt der Autor die These, dass in dem bis jetzt «nur in Spanien», ertönenden Kanonenlärm, das Vorspiel eines grösseren Krieges zu erblicken ist, und die Frage, die man gründlich untersuchen muss, ist die, ob Deutschland mit seiner augenblicklichen politischen, mo- ralischen, ökonomischen und mi- litärischen Kraft einen Sieg erhoffen kann. Der Verfasser bezweifelt das
von Anfang an. Er betont be- sonders die Überstürztheit der deutschen Aufrüstung und sagt, dass Deutschland sich in die spa- nische Äff aire gemischt hat, ohne genügend die Folgen zu erwägen, und dass der unabsehbare Kon- flikt, in dem es sich einer wieder- auferstandenen «Entente» gegen- übersehen wird, es dazu zwingen werde, mit seinen schon sehr geschwächten Kräften, die ver- hängnisvollste Aktion seiner Ge- schichte zu unternehmen. Diese Schwächung seiner Kräfte ist hauptsächlich der Tatsache zuzu- schreiben, dass Hitler, bis Juli 1937, Franco 550 Flugzeuge, 300 Tanks, 550 schwere Artillerie- geschütze und. 6000 Maschinen- gewehre geliefert hat, ohne das Kriegsmaterial mitzuzählen, was der Belagerungs und Verteidi- gungsartillerie dient, noch die Gewehrmunition, noch die Hand- granaten. Das deutsche Volk — wir folgen immer dem Autor — seigt dem spanischen Abenteuer segenüber ein Unverständnis, |
bedroht ist. Er verlangt — be-
sonders in der Wahl von Bundes- genossen — eine realistische Po- litik und verwirft alle Politik, die sich von ideologischen Moti- ven leiten lässt. Schliesslich bringt der Autor ein Argument gegen die HTtlerintervention in Spanien, das vollkommen dem Geiste von Clausewitz und Scharnhorst entspricht, die sehr wohl den Zusammenhang begrif- fen, der zwischen der nationalen und sozialen Frage besteht. Auf Grund von Forschungen, die er in bezug auf die kotnerziellen Interessen gewisser ausländi- scher Unternehmen in Spanien, angestellt hat, ist er zu dem Schluss gelangt, dass diese In- teressen zum Schaden der natio- nal-spanischen Belange gefördert worden sind und dass höchst- wahrscheinlich gewisse Trusts an der Entfesselung und Aufrecht- erhaltung des spanischen Krie^ ges nicht unbeteiligt sind. Er stellt folgende Frage : Ist das Blut der deutschen Soldaten so wenig wert, dass man es rein ko- merziellen Interessen aufopfern dürfte ? Und er fährt fort : Nur diejenigen, die dem Volke gegen- über eine tiefe Verachtung fühlen, können die Augen vor der Tatsache verschliessen, dass, gerade weil das Volk fühlt, dass es für eine Sache zu kämpfen gezwungen wird, die es nichts angeht, die deutsche Intervention in Spanien der unpopulärste Krieg der deutschen Geschichte ist. Wenn diejenigen Offiziere der
Reichswehr die das Volk ver- stehen und Gegner des spanischen Abenteuers sind, sich endlich dazu entschliessen könnten, mit Hitler in klarer und unmissver- ständlicher Sprache zu reden, so würde das deutsche Volk viel eher die ganze Tragweite des Verbrechens, das der «Führer» in Spanien begeht, begreifen und könnte sich mit seiner eigenen Kraft widersetzen, um endlich mit der deutschen Intervention in Spanien Schluss zu machen. Peter MASLOWSKI
(Ciarte 12-37.) Alle Veröffentli-
chungen in diesem Blatte befolgen den Grundsatz absolu- ter Wahrheitstreue |
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das ganz natürlich ist, da dieser
Krieg hinter seinem Rücken ge- führt wird. Der Verfasser versi- chert, dass die Kriegsziele nie mit einem uneinigen oder unter- drückten Volke verwirklicht wer- den können. Die Meinung des deutschen Volkes in bezug auf Spanien, die auf gewisse hohe Funktionäre der Nazipartei und der Diplomatie, wie auch auf die Führer der Arbeitsfront und des Heeres (Admiral Forster) nicht ohne Wirkung geblieben ist, kann in folgenden Satz zusam- mengefasst werden : «Warum mischen wir uns in etwas ein, was uns nichts angeht ?» Im zweiten Teil des Schrift-
chens finden wir die Argumente aufgezählt, die die Verteidiger der Intervention anführen. Sie werden mit absoluter Objektivität geprüft, und zwar von einem Fachmann, der uns ohne Zweifel ein getreues Bild der Absichten übermittelt, die Hitler in Spanien verfolgt. Im dritten Teil nimmt der
Autor selbst das Wort, um die Argumente zugunsten der deut- schen Intervention in Spanien Punkt für Punkt zurückzuwei- sen. Ein kurzer Epilog, der die bezeichnende Überschrift trägt : «Zurück ! Wir sind am Rande des Abgrundes!», beweist, dass das, was den Autor dazu getrieben hat, diese Schrift auszuarbeiten, die Unruhe ist, von der er in be- zug auf die Zukunft seines Va- terlandes erfüllt ist. Wie er sich allerdings diese «Rettung am Rande des Abgrundes» vorstellt, kommt dabei nicht sehr klar zum Ausdruck. Wir finden nur eine schwache Andeutung, dass es nötig ist, «die politische Basis, die das spanische Abenteuer mög- lich machte, zu ändern». Er bezeichnet die Nationalsozialisten als «Emporkömmlinge», «die ihre fixen Ideen mit der Ehre und der Würde einer ganzen Na- tion verwechseln» und sagt, dass die ernsten und verantwor- tungsbewussten Elemente diese hirnverbrannte Politik bekämp- fen müssen. Der Interessanteste Teil der
Schrift befasst sich mit dem Pro und Contra der Intervention in Spanien und verdient daher ganz besondere Aufmerksamkeit. Der Verfasser setzt zunächst die so- genannte Stützpunkttheorie aus- einander, welche die Nazifüh- rer mit Hilfe der Intervention in Spanien verwirklichen wollen und die hauptsächlich gegen Frankreich und England gerich- tet ist. Spanien soll dazu dienen, Frankreich vom Rücken her zu treffen und. zu gleicher Zeit soll es die Vorbereitung zur mariti- men Auseinandersetzung mit England erleichtern, die man als unvermeidlich ansieht. Das zweite Argument zugun-
sten der Intervention ist die Not- wendigkeit, Rohstoffe zu erhal- ten. In bezug auf Blei — Kupfer — und Quecksilbervorkommen steht Spanien an erster Stelle in Europa. Es verfügt ausserdem über Zink, Schwefelkies, Eisen- erze, Manganmetalle und Stein- kohle. Die Verteidiger der In- tervention behaupten, dass es nur zwei Wege gibt : entweder die totale Aufrüstung Deutschlands bricht von vornherein zusammen, oder «wir verschaffen uns durch die Intervention in Spanien ein Mittel, unserem Mangel an die- sen Stoffen abzuhelfen.» Ein weiterer Grund für das
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spanische Unternehmen Hitlers
ist der Wunsch, das neue deut- sche Kriegsmaterial zu erproben. Der deutsche Generalstab be- trachtet das spanische Operations- feld als eine praktische Schule zur Erprobung der modernen Militärtechnik, in der man aus- serdem noch Gelegenheit hat, das Material des Gegners sorgfältig zu studieren. Das vierte Argu- ment der Interventionisten ist die Notwendigkeit der gemeinsamen Bekämpfung des Bolschewismus durch alle Mächte, die die Ord- nung wollen. «Dieses Argument, das rein ideologischer Natur ist, dient haptsächlich Propaganda- zwecken, um die wirkichen Mo- tive (Stützpunkttheorie, Blitz- krieg, Eroberung von Rohstof- fen, Materialerprobuug) zu ver- decken. Unsere Strategen, die die
Stützpunkttheorie und den Blitz- krieg verteidigen — so beginnt der Autor des Schriftchens seine Widerlegung der Argumente der Interventionisten — sehen die kompliziertesten Probleme der Weltpolitik unter dem stumpfen Gesichtswinkel der Militärgeo- graphie, anstatt sämtliche Fak- toren zu berücksichtigen und vor allem den politischen Aspekt nicht zu vernachlässigen. So hat zum Beispiel die grosse Lektion von 1918, als die Alliierten Deutschland bezwangen, gar- nichts gefruchtet. Diese Lektion, die Deutschland hätte warnen müssen sich ein zweites Mal in ein kriegerisches Abenteuer zu stürzen, in dem es von neuem den furchtbaren Dreibund England, Frankreich und Russland zum Gegner hat. Der Verfasser beruft sich auf den grossen deutschen Historiker Delbrück, der im März 1919 in den «Preussischen Jahrbüchern» schreibt, dass es eine Verrücktheit wäre, an eine Vergeltung zu denken, bevor nicht die Entente auseinander- gebrochen sei. Aber — sagt der Verfasser —
gerade Spanien hat den Block der Entente wieder fest zusam- mengeschweisst und es hängt ganz von England ab, ihn im ge- gebenen Moment wirksam wer- den zu lassen. Und das ist der katastrophale Irrtum der nazisti- stischen Politik, der es mit sich bringt, dass allen anfänglichen Triumphen eine nur sekundäre Bedeutung zukommt. Es kann gar kein Zweifel bestehen, dass Deutschland einer englisch-fran- zösisch-russischen Koalition nicht gewachsen ist. Durch das spani- sche A b e n t e uer verwickelt sich Deutschland unheilvoll und schwächt seine militärische Kraft in einem sinnlosen und von vor- neherein aussichtslosen Unter- nehmen, während die Demokra- tien schadenfroh zusehen und in aller Ruhe ihre Rüstungen ver- stärken. Auch mit den Illusionen des «Blitzkrieges» räumt der Verfasser — der als Militärfach- mann sein Thema beherrscht—, rücksictslos auf. Er stützt sein Argument auf die in Spanien ge- machten strategischen Erfahrun- gen und sagt im wesentlichen Folgendes : Der «Blitzkrieg» muss nach den Worten Hitlers, erfolgen «wie ein Blitz in der Nacht». Aber dann sind wir praktisch schon so gut wie be- siegt, denn es spricht alles dafür, dass ein Sieg mittelst Blitzkrieg unmöglich ist. Vor allem hat die erfolgreiche Verteidigung Ma- drids bewiesen, dass trotz der |
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modernen Waffen die Defensiv-
kraft beträchtlich zugenommen hat. Und wenn Madrid, das nicht vorbereitet war, eine so grosse Defensivkraft entwickeln konnte, dann darf man sich in bezug auf die Maginot-Linie — dieses mächtige Verteidigungssystem, das sich von der Nordsee bis zu den Alpen erstreckt—, nicht der Illusion eines raschen Sieges durch «Blitzkrieg» hingeben. Die spanische «Materialprü-
fung» hat ausserdem bewiesen, «dass wir eine sehr übertriebene Meinung in bezug auf die Qua- 1 i t ä t unseres Kriegsmaterials haben», wie der Verfasser sagt. Auch was die Reserve an Men- schen angeht, ist Deutschland den gegnerischen Mächten unter- legen. Die Motorisierung mit ihrem gewaltigen Verbrauch an Menschenmaterial, würde die Menschenreserve Deutschlands im Fall eines Krieges gefährlich erschöpfen. Und was die Rohs- toffe betrifft, so hat Deutschland weder genügend Kohle, noch genügend Eisen und gar kein Petroleum. Auch der italienische Bundesgenosse besitzt keinen einzigen dieser drei notwendigen Rohstoffe. Überhaupt ist das Bündnis mit Italien von höchst zweifelhaftem Wert. Der Negus war von vorneherein ein sehr unterlegener Gegner und der abessinische Sieg beweist nichts für die militärische Potenz Ita- liens. Die Niederlage von Gua- dalajara dagegen spricht eine sehr deutliche Sprache. Im Kriegsfalle würde Italien auf die Dauer für Deutschland nur eine finanzielle Last bedeuten und. mit Sicherheit zum raschen Zusam- menbruch beitragen. Der Verfas- ser der Schrift ist der Meinung, dass die deutsche Politik in Spa- nien lediglich darauf hinauslau- fen wird, das deutsche Reich vollständig in das englische Netz einzuwickeln. England wird aus der Reserve, die es sich in der spanischen Frage auferlegt hat, erst in dem Augenblick heraus- treten in dem Deutschland den grösseren Teil seiner Kräfte ver- pulvert haben wird. Und nicht Deutschland, sondern Albion wird die Früchte des spanischen Krieges einheimsen, ohne in die- ser Angelegenheit auch nur einen Finger gerührt zu haben. Und was die Sowjetunion an-
geht, so ist der Verfasser über- zeugt, dass ein deutscher Sieg unmöglich ist, solange Deutsch- land diese Macht zum Gegner hat und so ständig im Rücken |
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Wie Deutschland sich von den
Rebellen bezahlen lässt Hendaye.—Personen, welche aus dem faschistischen Lager kom-
men, versichern, dass vor einigen Tagen ein deutsches Schiff in Bilbao Fässer geladen hat, wobei beobachtet wurde, dass eines der- selben Silbermünzen enthielt. Die gleiche Beobachtung wurde bei mehreren Kisten gemacht,
die als Frachtgut auf einer Eisenbahnstation verladen wurden. Diese Nachrichten stimmen mit den kürzlich verbreiteten überein,
wonach zwischen Deutschen und Italienern wegen dieses Silbers Uneinigkeit entstanden sei. Tatsächlich scheinen die Quellen der Gewinnung der diversen
Produkte, mit denen die Kriegsmateriallieferungen bisher bezahlt wurden, auf dem Wege der Requisierung erschöpft zu sein. So ist heute das Silber ausserordentlich gesucht und es werden alle Anstren- gungen gemacht, es herbeizuschaffen, um es nach Deutschland und Italien zu senden. Die Heimlichkeit, mit der das geschieht, ver- hindert trotz aller Bemühungen doch nicht, dass es in der Öffent- lichkeit bekannt wird. («Solidaridad Obrera». Barcelona, 3-12-37.)
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Seite 3
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Spanischer Informationsdienst
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3 Januar 1938
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Picasso in Europa und Amcriha
Die moralische LeKflon des ¿rossen, spanischen Künstlers
"Wir sind im Krieg" |
Ein neuer diplomatischer Stil
Spanien redet durch den
Mund seines Präsidenten |
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scher Flamme auf eine Leinwand
geworfen hat, die eine der Wän- de des «hall» im spanischen Pa- villon auf der Pariser Weltaus- stellung bedeckte. Diesem präch- tigen Gemälde, das als Ausdruck modernster Kunst starke Beach- tung fand und auch preisgekrönt wurde, hat Picasso folgende Un- terschrift gegeben : «Un sublime acto de execración contra la bar- barie fascista». «Ein sublimer Akt der Verabscheuung gegen- über der faschistischen Roheit». Es wird, in Übereinstimmung mit dem spanischen Unterrichts- ministerium, zusammen m i t Werken yon Matisse, Braque und anderen bekannten Künst- lern, nach Kopenhagen, Oslo und Stockholm gebracht werden zu einer Wanderausstellung, die man in diesen Tagen in den skandinavischen Länder veran- stalten wird. Und gleichzeitig mit der Reise
nach Nordamerika und der Ini- tiative der Rosemberg - Galerie wird Picasso stark von London aus verlangt, wo man eine Aus- stellung eröffnen wird, welche die hervorragendsten Werke der modernen Kunst zeigen wird und die, als Zusammenfassung der zeitgenössischen Werke der bes- ten Künstler von Cézanne bis Picasso, der von dem deutschem Faschismus organisierten «Aus- stellung entarteter Kunst» entge- genwirken soll. Und in diesem Wettstreite, in
dem die besten Maler mit je zweien ihrer Gemälde konkurrier- ten, unter ihnen die Spanier Ben- jamin Palencia und Sola, wurde Pablo Picasso ausgezeichnet, in- dem man die Zusendung von fünfzehn seiner Werke verlang- te, was die hohe internationale Wertschätzung, deren sich unser grosser, antifaschistischer Künst- ler erfreut, beweist. Das republikanische Spanien
wird in Nordamerika — vor dem Konklave aller positiven Werte im Bereich der plastischen Küns- te — glänzend vertreten sein. |
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Das spanische Unterrichtsmi-
nisterium hat, auf.Vorschlag der Dirección General de Bellas Ar- tes, den Maler Pablo Picasso zum Vertreter Spaniens auf dem internationalen K ü n s tlerkon gress, der in der zweiten Januar- hälfte in New-York stattfinden wird, ernannt. Die Bedeutung der Persönlich-
keit Picassos und der West seiner künstlerischen Produktion, die er mit der prachtvollen Selbst- verständlichkeit seiner instinkt- sicheren Deutung in den Dienst der Republik stellte und die aus allen Kritiken und Ausstellun- g e n siegreich hervorgegangen ist, rechtfertigt darchaus die Wahl des Direktors des Prado- Museums als Vertreter der spa- n i s c h e n, antifaschistischen Kunstströmungen in Nordameri- ka, wo sie mit betonter und er- wartungsvoller Genugtuung be- grüsst wurde. Durch die Pariser literarischen
Kreise zirkuliert eine Anekdote, die seinen loyalen Antifaschis- mus kennzeichnet. Jedes Jahr finden sich auf dem Friedhofe von Montparnasse, am Grabe des Dichters Guillaume Apollinaire, dessen treue Freunde und Be- wunderer zu einer kleinen Ge- denkfeier zusammen. Dieses Jahr trafen dort Marinetti und der Dichter Andre Salmón, der als Kriegsberichterstatter des «Petit Parisién» im Lager Francos tätig war, mit Pablo Picasso zu- sammen. Beide streckten unse- rem Künstler freundschaftlich die Hand entgegen, aber keiner der beiden fand in dem höflichem Grusse Picassos etwas anderes als Kälte. Als Marinetti darüber erstaunt schien, rief Picasso: «Wir sind im Krieg» ! Jetzt geht also Picasso nach
Nordamerika. Aber zu gleicher Zeit wird sein Name auch Lon- don und die skandinavischen Länder erfüllen. Rufen wir uns sein prächtiges Gemälde «Guer- nica» in Erinnerung, das er mit der Genialität eines tiefen Ge- fühles und mit echt republikani- |
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Die von don Manuel Azaña, bei Gelegenheit
der feierlichen Überreichung des Beglaubigung- schreibens durch den neuen französichen Botschaf- ter, monsieur Labonne, gehaltene Rede bedeutet einen Bruch mit den traditionellen Formen der diplomatischen Gebräuche. Keinen Augenblick zwar hat sich der Präsident der Republik von der rituellen Linie, die das Protokoll vorschreibt, entfernt. Das äussere Profil der Zeremonie und die Beobachtungen der Höflichkeit — die in die- sem Fall Ausdruck wirklicher Hochachtung, auf- richtiger Sympathie und herzlichen Einverneh- mens waren — konnten selbst die in bezug auf die äusserlichen Riten offizieller Feierlichkeiten ansprutihsvollsten Geister voll zufriedenstellen. Die vom Staatsoberhaupt in seiner gestrigen Rede eingeführte Neuerung betrifft nicht die Äusser- lichkeiten der Zeremonie. Ihre Wirkungen rei- chen tiefer. Herr Azaña hat die Rezeptensamm- lung der von den Kanzleiapothekern geheiligten Formeln ausser Gebrauch gesetzt und hat sich gänzlich neuer Formeln bedient, in denen das neue Spanien seinen eigenen diplomatischen Stil entwickelt. Das einzige was in der feierlichen Zeremonie einer Überreichung von Beglaubi- gungsschreiben gewechselt hat, ist die Sprache. Diese Sprache von heute ist eine lebendige Spra- che, eine Sprache mit Kolorit und Präzision, die in nichts den vagen, kalten und farblosen Worten ähnelt, die eine steife Vorsicht ineinander zu fädeln pflegte nachdem sie die Begriffe auf un- erbittliche. Weise sterilisiert hatte. Der Präsident der Republik weigert den protokollarischen Re- geln nicht seine Anerkennung. Aber das Protokoll ist nicht eo ipso ein Hinderniss für wesentliche Inhalte. Die erschütternde Wirklichkeit Spaniens darf
unter keinem Umständen durch diplomati- schen Formelkram verdeckt werden. Die spanische Republik ruht auf einer festen, legitimen Grund- lage und kann das Recht, auf das sie sich stützt, jederzeit offen vertreten. Viel schlimmer, als dass andere dieses unser Recht vergessen, wäre es, wenn wir selber der Erinnerung an die Gerechtig- keit, die man uns schuldig ist, verlustig gingen. Das Staatsoberhaupt betont in seinen seltenen Reden, dass dies keinesfalls geschehen darf und dass das Memorial unserer gerechten Forderun- gen uns ständig vor Augen sein muss. Der Herr Botschafter der französichen Republik hatte Ge- legenheit, aus dem Mund des Staatsoberhauptes die Gründe zu vernehmen, die Spanien denjenigen Nationen gegenüber, die es mit ihrer Freund- schaft ehren, zu seiner Verteidigung anführen kann. Wenn die demokratischen Mächte von Frie- den reden, pflegen sie eine offenkundige Tatsache zu vergessen, die Tatsache nämlich, dass der Friede de facto gobt-ochen ist. Der europäische Friede wurde gebrochen, in dem Augenblick, in dem ausländische Heeresabteilungen es wagten, in unser Land einzufallen. Man kann nicht eher vom Frieden sprechen in Europa, als bis man ihn dort, wo er umgestossen wurde, wiederher- stellt. Während der ersten Wochen des Bürger- krieges erlebte Spanien eine innere Konvulsion. Das war unsere Sache, und niemand, ausser uns Spaniern, war dazu berufen, sich in diese Sache hineinzumischen. Die spanische Republik braucht |
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keine ausländische Hilfe, um einem nationalen
Aufstand gegenüber die Herrschaft des Rechtes wiederherzustellen. Unsere politischen Kämpfe sind Ereignisse, die nur uns angehen und wir haben es nicht nötig, die Aufmerksamkeit—und noch weniger die Unterstützung—der Ausländer. zu erbitten, um mit unseren Angelegenheiten fertig zu werden. A ber Spanien ist das Opfer eines Invasionskrieges, der gegen seine Unabhängigkeit gerichtet ist und vielleicht auch gegen die terri- toriale Integrität anderer Länder. Die ausländi- sche Einmischung in unsere Kämpfe bildet seit vie- len Monaten denjenigen Faktor, der hauptsächlich an der Aufgewühltheit der internationalen Lage Schuld trägt. Wir stehen hier vor einem schweren Problem, das schon nicht mehr ausschliesslich unser ist. In seiner Antwortrede an,den franzö- sichen Botschafter hat Herr Azaña klar die ver- schiedene Haltung der Republik auseinanderge- setzt, jenachdem es sich um den einen oder an- deren Aspekt unseres Kampfes handelt. Zum Wohle des europäischen Friedens — wenn nicht Würde und Anstand dazu verpflichtetm — hält die Republik es für nötig, dass der auf spani- schem Boden ausgebrochene Konflikt eingedämmt und isoliert wird, aber diese Isolierung müsste eine vollständige sein, ohne ausländische Dugues- clins, die ihrem Herrn zu Hilfe kommen, in Ver- tretung von höheren Herren, zu denen jener, man weiss nicht recht ob im Verhältnis eines Lehns- mannes oder eines Schildknappen steht. Diejeni- gen, welche dulden, dass in Spanien die Verlet- zungen des internationalen Rechtes fortgesetzt werden, tragen nicht dazu bei, unseren Konflikt zu isolieren, sondern sie helfen, ihm auszubreiten, zu isolieren, sondern sie helfen, ihn auszubreiten, französiche Botschafter bedeutsame Worte über das politische Fühlen Frankreichs, wo die Ach- tung vor dem Einzelmenschen und der Freiheit des Denkens, ebenso wie der Wille zur sozialen Gerechtigkeit fundamentale Züge des nationalen Charakters darstellen. Der diplomatische Vertre- ter der Nachbar-Republik gab seinem Wunsch Ausdruck, in Spanien den Frieden auf ähnlichen Prinzipien errichtet zu sehen. Diese Worte sind in der Rede des Staatsoberhauptes nicht ohne Echo geblieben. Spanien erstrebt einen Frieden, der allen Staatsbürgern die geistige und morali- sche Freiheit garantiert. Aber auf diesem. Wege, sagte Herr Azaña — wird die Republik auch nicht auf den geringsten Teil ihrer Autorität ver- zichten. Das spanische Volk, einmal im Wieder- besitz seiner Rechte, wird zusammengerufen wer- den, damit es seinem Willen Ausdruck gebe. Die Geschicke Spaniens liegen in der Hand der Spa- nier. Von neuem hat Herr Azaña vor aller Welt,
in klarer und edler Sprache, die auf unser Recht und die Gerechtigkeit unserer Sache gegründeten Forderungen erklärt. Die klare und kräftige Sprache des Präsidenten führt einen neuen Stil in den diplomatischen Gebräuchen ein. Dieser Stil besteht einfach darin, ohne schönrednerische Verschleierungen die Wahrheit zu sagen. Es ist allerdings wahr, dass dieser Stil nur dann an- gewendet werden kann, wenn man sicher ist, das volle Recht auf seiner Seite zu haben. («Política». Madrid, 12-10-37.) |
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Ein Telegramm Picassos in den Kongress
der liütsfler in Ncitfork
Pablo Picasso hat an den Kongress Amerikanischer Künstler fol-
gendes Telegramm gerichtet : «Ich bedaure lebhaft, nicht—wie es ■mein Wunsch war — auf dem Kongress Amerikanischer Künstler sprechen zu können, um Ihnen als Direktor des Prado-Museums zu sagen, dass die Demokratische Regierung der Republik alle Anstal- ten getroffen hat, um den in Sicherheit befindlichen Kunstschatz Spaniens in diesem ungerechten und grausamen Krieg vor Schäden zu bewahren. «Ich möchte ausserdem sagen, wie ich denke und immer gedacht
habe, dass niemand, der als Künstler empfindet, in diesem Konflikt, in dem es um die letzten Werte geht, neutral bleiben kann, noch darf. «Von unserem Siege überzeugt, sende ich der amerikanischen De-
mokratie und den Künstlern des Kongresses einen warmen Gruss.» Der faschistische
Terror in Zaragossa |
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37 gesessen hatte. Er sagte, die
wahren Mörder des Proletariates von Zaragossa seien der General Urrutia, der Oberstleutnant im Generalstab, Dario Gazapo, die Polizeikommissare Derqui (Kom- mandant) und Cogerqui, gegen- wärtiger Polizeikommissar von Zaragossa ; ferner der Chef der Falange, Mulo; der Lokalchef Villuendas und die Falangisten — gegenwärtig Polizisten: La- marca, López del Olmo ; Pinilla, Soro, Navarro, Herrero Treval, alle von der Organisation der Falange in Ruiseñores. Ausser- dem seien Mörder im wahren Sinne des Wortes die Leute von der Sicherheitspolizei und die vom Überfallkommando der Guardia Civil. Das sind diejeni- gen, welche die Morde ausführen und unter ihnen zeichnet sich besonders ein Offizier der Guar- |
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dia Civil aus der Garnison des
Stadtviertels von Marera, dessen Namen ihm nicht bekannt ist, durch seine Grausamkeit und die unmenschliche Art seines Verhal- tens den Arbeitern gegenüber aus. Als wahren Blutrausch muss
man den Mord an dem Kamera- den Antonio Piano, dem Vice- präsidenten des Provinzialrates von Zaragossa, bezeichnen, dem man in Gegenwart des Zeugen die Augen ausstach, bevor man ihn ermordete. Er berichtete gleichfalls über den Fall des Stadtrates von Zaragossa, von der Izquierda Republicana, Ló- pez Conde, den man zu Tode prügelte; das heisst, er starb, noch ehe man ihn erschoss. An- dere Fälle sind : Der Bibliothe- kar des Gemeinderates, Manuel Mari Sancho, der gleichfalls vor |
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dem Erschiessen geprügelt wur-
de ; der Inspektor des Gesund- heitswesens der Provinz von Za- ragossa, Albiñana, den man gleichzeitig mit seinem Sohne, einem Offizier der Falange, hin- richtete, und der Genosse Gallo von der Vereinigten Sozialisti- schen Jugend, den seine Ange- hörigen, als sie seine Leiche abholten, mit durchgeschnittener Kehle vorfanden und dessen Mutter, als sie sich deswegen beschwerte, von den Falangisten mit Püffen und unter Hohnge- lächter hinausbefördert wurde. Er berichtete ferner, dass er
ungezählte Personen gesehen habe, die aus dem Gefängnis ent- lassen wurden, um erschossen zu werden, darunter der hervorra- gende Professor der naturwissen- schaftlichen Fakultät, don Fran- (Fortsetzung auf der nächsten Seite)
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An einem der in der Nähe des
Ebro gelegenen Frontabschnitte sah man einen Mann Zeichen geben, die verhindern sollten, dass von uns aus geschossen würde. Gleich darauf unternahm dieses Mann einen rasenden Lauf in der Richtung auf unsere Schützengräben, unter einem Kugelregen, der ihn dank einem glücklichen Zufall unver- sehrt liess. Bald darauf erschien er auf unserem Territorium und |
erklärte, dass er ein dem fa-
schistischen Terror entflohener Student der Medizin sei. Zur Bekräftigung seiner Aus-
sagen machte er interessante Miteilungen aus dem Informa- tionsdienst der spanischen.Falan- ge, in der calle Ponzano Nr. 5, wo er vom 23 August 36 bis An- fang September desselben Jahres festgehalten worden war und aus dem Provinzialgefängnis von Za- ragossa, wo er bis zum 19 August |
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Seite 4 Spanischer Informationsdienst 3 Januar 1938
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Der unfreiwillige Humor des
Herzogs von Alba und Berwick Der Herzog von Alba und Berwick, in (London als Handelsbeauf-
tragter Franco-Spaniens bekannt, hatte, in Ermanglung eines beru- feneren Fürsprechers eine Unterredung mit dem Journalisten Jan Colviu. Die Londoner Presse—«The Daily Telegraph» und «Morn ingpost»—veröffentlicht in ihrer Nummer vom 8 Dezember die Er- klärungen des Aristokraten und Traditionisten, welcher die wenig rühmliche Aufgabe, die ihm sein neues Amt stellt, seinem Adelstitel vorgezogen hat. «Es ist dies—so sagte er—für mich, und ich möchte sagen für
alle, eine neue Situation. Ich müsste mich an das Foreign Office wenden und sagen : hier bin ich. Aber nach -wem soll ich fragen? Und wenn es der Laufbursche sein soll—gut und schön—obgleich es sich gehören würde, dass man mich davon in Kenntnis setzt. Glück- licherweise verfügt das Foreign Office ebenso wie wir über genügend Sinn für Humor. Ich bin sicher, dass wir uns sehr gut vertragen werden.» Sie tun nicht gut daran, so sicher zu sein, Herr Herzog von Alba.
Abgesehen davon, dass der Sinn für Humor, den wir Spanier besi- tzen, ebenso wie der Sinn für Ehre—grundvrschieeden ist von dem, den sie für sich in Anspruch nehmen. Sie waren, Herr Herzog, Besitzer von 34.455 Hektar spanischer
Erde. Auf diesem ansehnlichen Besitztum hatten sie ein Palais, mehrere Tennisplätze und einen Marstall. Der Rest der 34.455 Hek- tar, grösstenteils unkultiviertes Land, diente als Staffage, als male- rischer Hintergrund, um den Nimbus des ebenso prächtigen, wie sterilen Stammgutes aufrecht zu erhalten. Sie besassen ein Palais. Lassen wir Jan Calviu berichten : «Sein
Palacio de Liria», heute fast völlig eingeäschert, öffnete allen Eng- ländern in Madrid seine gastlichen Tore. Denjenigen, die Tennis spielen wollten, standen die Tennisplätze des Herzogs zur Verfü- gung ; einem ungeschriebenen Gesetz gehorchend, hatte der britische Gesandschaftsattaché seine Pferde stets im Marstall des Herzogs.» Von dieser gerühmten Grossmut' und verflossenen Herrlichkeit
ist wenig übrig geblieben. Fast nichts. Ein Haufen glimmender Asche. In einem Brand vernichtet, den Sie selber vorsätzlich ent- facht haben. War auch das Sinn für Humor, Herr Herzog von Alba? Nein.
Eher Familientradition. Sie haben das Beispiel einer Ihrer Vorfahren nachgeahmt, —das der Herzogin von Alba und Edlen von Crepúscu- lo (1), —Herzogin bei Licht und Buhlerin bei Nacht—, welche ihren Palast, den gleichen Palacio de Liria, in Brand stecken Hess, um der blossen Laune willen, die Flammen der Feuersbrunst bei einem nächt- lichen Fest in Madrid leuchten zu sehen. Und wiederum brannte der Palacio de Liria an jenem tragischen
Morgen. Der Palast derer von Alba. Und Sie sind es, Herr Herzog von Alba, Edler ohne Adel und Ritter ohne Ritterlichkeit, —der Sie heute in London mit zweifelhaftem Humor, aber in zweifellos schlech- ter ¡Laune jene Generäle repräsentieren, welche etwas mehr, als nur die Tore ihrer Paläste geöffnet haben, nämlich—aus Gastfreund- schaft oder aus gastfreundlichen Humor gegenüber den ausländischen Invasoren?—die Tore des Vaterlandes. Aber Sie Herr Herzog, haben Ihre Tennisplätze verloren. Sie
haben Recht, sich zu beklagen. Sie, ein so gewissenhafter Vollstrecker ungeschriebener Gesetze, haben sich den Namen eines Spaniers ver- schertzt auf Grund eines geschriebenen Gesetzes, das zu befolgen Sie nicht verstanden. Und das ist schlimmer. Obwohl Ihnen nach der Ansicht Jan Calvins ein anderer Titel verblieben ist: der eines «Pro- tektors der schönen Künste». Eine Ihrer Sorgen bildet, wie wir lesen, das Schicksal der unschätzbaren Sammlung des Prado. Diese Besorg- nis ist begreiflich bei jemand, der unbegreiflicherweise—dies ist echt spanischen Humor—Präsident des Museumspatronates war. Aber Sie werden auch mit diesem Gewissensknäuel schon fertig
werden. Es sei denn, dass Sie sich nicht für das Geschick, sondern für das Missgeschick interessieren, von welchem die Gemälde von Velázquez, von Goya und Greco betroffen werden konnten, als sie jenem Luftangriff von Seiten der «nationalem» Flieger dieser soge- nannten «Nation», welche Sie zu vertreten vorgeben, zum Ziele dienten. Glücklicherweise sind die Sammlungen gerettet. Sie brauchen
nicht daran zu zweifeln. Ihr Freund, M. Frederic Kenyon, hat vor noch nicht langer Zeit einen Bericht über seinen Aufenthalt in Ma- drid, Valencia und Barcelona geschrieben, den Sie, nicht nur aus diplomatischer Höflichkeit, zu lesen und zu glauben verpflichtet sind. Und dann, Herr Herzog? Dann, Herr Herzog, wenn Sie noch
immer nicht überzeugt sein sollten, wird die spanische Republik zur Überraschung ihrer Anhänger und Widersacher ihre eigenen Angreifer zu Zeugen aufrufen müssen. Dann werden Sie eingeladen werden, sich selbst zu vergewissern, wie die Schätze der Kunst und Wissenschaft, welche Ihnen so sehr am Herzen liegen, gegen die Luftangriffe geschützt werden. Sie werden, nach Spanien kommen. Und in Spanien werden Sie nicht mit dem Laufburschen reden, son- dern—mit dem Richter. |
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Was hinter den effektvollen Gesten
und grossen Phrasen des Doce steckt |
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Mussolini hat den Völkerbund ohne jede Grazie
verlassen. Wer die italienische Presse der letz- ten Tage nicht gelesen hat, kann sich schwer einen Begriff von der aus ser gewöhnlichen Heftig- keit machen, mit der auf Befehl des Führers eine Institution angegriffen wird, in der sein Land 18 Jahre lang vertreten war und deren Werk er soweit untertützt hat, als diese Institution den Raubzügen der Faschisten keinen Widerstand entgegensetzte. Die Skribenten der Regierung haben natürlich vergessen, dass Italien sich im Jahre 1931 der Verurteilung des ersten Überfalls von Seiten Japans auf China angeschlossen hat. Hat nicht Mussolini selbst 1934 einen heftigen Artikel gegen den japanischen Imperialismus geschrieben, welcher den unmittelbaren Protest der Regierung von Tokio zur Folge\ hatte! In Nachahmung der Verantwortungslosigkeit
und Brutalität ihres Chefs haben die italienischen Zeitungen jeden Sinn für Mass und Ziel verloren. Sie verkünden, dass Genf nichts anderes ist, als eine «Heilige Allianz, dazu bestimmt, die jungen Völker daran zu hindern, sich einen Platz unter der Sonne zu schaffen« («Gazetta del Popólo»). Die «Popólo dJItalia» findet Mussolini «gran- dios-» in seiner Grossmut und Geduld, mit der er «den Charlatanen vom Genfersee Zeit genug ge- lassen hat, um zu Kreuze zu kriechen-». Der Ver- fasser dieser Schmähschrift, ein gewisser Polve- relli, ein alter Beamter im Presseministerium, ta- lentloser Schrifsteller und Vertrauensmann des Duce, beglückwünscht seinen Chef dazu, dass er sich von den «Fesseln konservatier Beschränkt- heit befreit habe, um sich denjenigen Völkern anzuschliessen, die sich in ihren Bestrebungen von den Anderen nichts dreinreden lassen» Fa- rinacci vom «Regime Fascista», sieht im Völker- bund ein Kriegswerkzeug in der Hand der Frei- maurer und Juden, und drückt seine Befriedigung darüber aus, dass sein Land atisgetreten ist, und so den Provokateuren, Hochstaplern und ausge- machten Dummköpfen die Tür vor der Nase zu- geschlagen hat.» Alle diese Liebenswürdigkeiten sind begleitet
von schlecht verhüllter Drohung, zu den Waffen zu greifen —■ gegen was oder gegen wen ist nicht ersichtlich. Es ist die ohnmächtige Wut einer vor dem Ruin stehenden Regierung, die in der Zwickmühle unerbittlicher wirtschaftlicher Not- wendigkeiten, nach Wiederherstellung ihres Pres- tiges durch unmögliche Eroberungen dürstet, und die vor allem gezwungen ist, eine ungeduldige öffentliche Meinung und ein gequältes Volk durch Lügen zu beschwichtigen. * * * Der Bruch mit Genf hat im italienischen Volke
und vor allem bei den kleinen Kapitalisten eine |
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wahre Panik hervorgerufen. Man ist sich darüber
klar, dass Mussolini das Land in einen Krieg hineinsteuert und dass dieser Krieg unvermeid- lich ist. Ja, man flüstert sich sogar schon den Zeitpunkt zu: Anfang des kommenden Früh- jahrs... Die Reichen, die längst das Vertrauen zur Re-
gierung verloren haben, haben bereits begonnen, Massnahmen zu treffen, um ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen. Wer irgend kann, ver- schiebt sein Kapital ins Ausland. Kürzlich führte die Panik zu einem Ansturm auf die Banken Rwecks Abhebung der laufenden Konten. Das in der vorigen Woche umlaufende Gerücht über eine Herabsetzung des Papiergeldwertes durch Über- stempelung, rief natürlich äusserste Beunruhigung hervor. Zu den Kriegsgerüchten gesellte sich letzthin noch die Furcht vor ausserordentlichen Massnahmen, die angeblich zur Steuerung der Goldknappheit erwogen wurden. Man spricht neuerdings von einem Diskont der
laufenden Konten und von einer Generalinventur aller gemieteten und privaten Geldschränke. Die Regierung hat die Entwertungsgerüchte offiziell dementiert, während sie auf den neuerlichen Alarm nur mit einer schwächlichen und indirek- ten Ableugnung reagiert hat. Sie verkündet in einem Finanzbläitchen, dass es sich durchaus nicht um eine neue Kapitalsteuer handle, und dass die ausländischen Kapitalisten unbekümmert nach Italien kommen könnten, und hier ein Asyl vor den gegen das Kapital gerichteten Angriffen finden würden (sie). Alle diese, mehr oder weniger tendenziösen
Nachrichten und die sie begleitenden Dementis, werfen von Tag zu Tag mehr Licht auf die ver- zweifelte Lage der italienischen Wirtschaft. 1938 wird Mussolini, der sein Land bereits aufs äus- serste ausgepresst hat, neue Einnahmequellen im Innern finden müssen, um die laufenden Ausga- ben zu decken und dem täglich wachsenden Defi- zit im Staatshaushalte .zu begegnen. Er wird vor allem genötigt sein, das Gold zu finden, das er nicht hat, um Rohstoffe im Auslande zu kaufen, deren Erwerb auf Kredit seine Gewaltpolitik ihm unmöglich gemacht hat. Um die leeren Kassen der Nationalbank zu
füllen, um dem «Haus Italien» wieder auf die Beine zu helfen, genügen weder die effektvollen Gesten und sensationellen Aufmärsche auf der Piazza di Venezia, noch die dröhnenden Drohre- den gegen den Frieden. |
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Antonin POGGIO
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(«La Lumiére», 17-12-37.)
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DER FASCHISTISCHE TERROR IN ZARAGOSSA
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dem Gewissen haben. Diese bei-
den Individuen gehörten zu dem Trupp, welchen die Aufgabe der Füsilierungen zufiel und sie ge- hören heute zur Leibgarde des Generals der fünften Division. Diese Subjekte kannten alle Ka- meraden aus den revolutionären Organisationen von Zaragossa und sie nutzten ihre Kenntnisse aus, um sie erst zu denunzieren und dann zu füsilieren. Die Guardia Civil, welcher die
Bewachung der Gefangenen an- vertraut war, verfährt mit ihnen auf unmenschliche Weise. Miss- handlungen mit dem Gewehr- kolben sind an der Tagesord- nung. Infolge dieser Misshandlun-
gen sind verschiedene schwere Fälle im Hospital eingeliefert worden. |
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(Fortsetzung)
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cisco Aranda ; ferner die Brüder
Muniesa, Professoren der medi- zinischen Fakultät; der Zivil- gouverneur, don Angel Vera Co- ronel, und drei-und-vierzig Frei- maurer, allein für das Vergehen solche zu sein, und eine Unzahl anderer Bürger. Er schilderte auch die Art, wie
die Gefängnisbeamten mit den Gefangenen umgingen. Der Kommandant Julián Díaz brüs- tete .sich mit der barbarischen Grausamkeit, mit der er einen armen blinden Greis, der aus dem Gefängnis entlassen worden war, ermordet hatte ; andere Ge- fängnisbeamte — Manuel Astra- na, José Muñoz, Angel Martín, zeichneten sich ebenfalls durch barbarische Behandlung der Ge- fangenen aus. Im Stadtviertel von Arrabal
wurde eine grosse Anzahl von Personen auf Anregung folgen- der Kaziken erschossen : Fran- cisco Barcelona, Keksfabrikant; Manuel Benedi Cerruz, Eigentü- mer einer Möbelfabrik ; Vicente Molina, Fabrikant von Mehlpro- dukten ; Manuel Acutia, Rene- gat der Sozialistischen Jugend und rabiater Falangist. |
Besonders hervorgetan haben
sich innerhalb der Informations- zentrale der Chef Kapitän Tena und ein gewisser Garrido, welche den zweifelhaften Ruhm gemes- sen, Tausende gemordet zu ha- ben. Ein gewisser Marquesa, welcher im Tercio eine Rolle spielt, brüstet sich ebenfalls mit seinen Heldentaten beim Er- schiessen der Gefangenen von Belchite. Auch zwei Individuen, welche früher der FAI angehört haben und die in Zaragossa unter dem Spottnamen der Brü- der Al Capone bekannt sind, weil sie bei allen Revolten bewaffnet auf der Strasse zu sehen waren, gehören zu denjenigen, welche die meisten Erschiessungen auf |
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(1) Doppelsinnig. Spanisch: alba = Morgendämmerung, Crepúsculo = Abenddämmerung.
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IM »RUTEN «EICH
Einführung einer Musikzemur
Berlin, 19.—Von heute ab ist alte ausländische Musik der Zensur
unterworfen. In der aus diesem Anlass veroeffentlichten Verordnung erklärt
der Präsident der Musikkammer, dass diese Massnahme die Be- kämpfung des schädlichen Einflusses bezweckt, den die unerwünschte Musik auf das deutsche Volk ausübt. («Ge Soir», Brüssel, 21-12-37.)
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KINDSTAUFE BEI CÍANOS
Ein Telegramm aus Rom meldet, dass Graf Ciano, der italienische
Minister des Aeussern, seinem jüngsten Sproessling den Namen Mars gegeben hat. Zu Ehren des Kriegsgottes.
Der nächste Sproessling des Grafen Ciano wird, wenn es ein
Junge ist, den Namen Pest und wenn es ein Mädchen ist, den Namen Cholera tragen. («Le Canard Enchainé», 22-12-37.)
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