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SCHERI
DIENST QZH3
Himmura
WÖCHENTLICHER AUSZUG AUS DEM "SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN"
Die Republik wird nur einen
Friedenspaki annehmen, der
ihre Freiheit und Unabhän-
gigkeit in vollkommener
Reinheit wiederherstellt.
Barcelona, 14 Februar 1938
Av. 14 de Abrí!, 55S
Nummer 8
NEGRIN IN MONTSERRAT
Die spanische Inianierie im Spiegel der
englischen Konservativen Presse
Unter dem Titel «Das neue starke Heer der Spanischen Repu-
blik», veröffentlichen der «Daily Telegraph» und die «Morning Post»
einen Artikel ihres Spezialbericht er statters, der den Operation bei
Teruel beigewohnt hat.
Mr. Henry Bucklev schreibt unter anderem :
«Zum ersten Mal zeigt die Regierung eine ausserordentliche
Wirksamkeit in den Kampfhandlungen und das neue Heer hat
Proben von einer so grossen Manövrierfähigkeit und von solch gros-
ser Disziplin abgelegt, wie sie sich der genaueste Beobachter noch
vor sechs Monaten nicht hätte träumen lassen.
»Das Charakteristischste an der Schlacht von Teruel war die
Überlegenheit der republikanischen Infanterie, und zwar nicht nur
in den Stosstrupps.
»Teruel scheint darauf hinzuweisen, dass wir zum nächsten Früh-
jahr die grösste Schlacht des Bürgerkrieges zu erwarten haben und
dass ihr Ausgang von der Infanterie abhängt.
»Der Gegenangriff Francos richtete sich auf einen schwachen
Punkt : auf La Muela ; aber seine Infanterie hat versagt. Es scheint,
dass er in grosser Zahl halbausgebildete Soldaten ohne jede Erfah-
rung verwandt hat — eine merkwürdige Sache, nach 18 Kriegsmo-
naten.
»Francos Heer hat, allem Anschein nach, seit dem Beginr des
Kampfes keineswegs Fortschritte gemacht.»
(«Le Peuple», 21-1-38.)
Eine Delegation Jugosiavischer
Parlamentarier in Spanien
In Montserrat — inmitten der schönen katala-
nischen Natur, mit Berg und Wald und Meeres-
nähe und der strahlenden Sonne Spaniens im
hochgewölbten, reinen Himmel — sind vor eini-
gen Tagen die Cortes der Republik zusammen-
getreten. Diese Landschaft ist von Legenden um-
woben. Der heilige Graal. Parsival. Über Baum
und Fels schwebte unsichtbar das Geheimnis und
das Singen der Voegel durchzitterte die Luft.
Hoch oben surrten die Motoren unserer Flieger.
Die Piloten sahen von dort oben zugleich das
Kloster, den weissen Schaum der Seeküste, auf-
steigende Rauchsäulen... und vielleicht in der
Ferne einen Piratenkreuzer. Und unten ertönte,
gemessen und wuchtig, die Stimme des Minister-
präsidenten, Don Juan Negrin. Es wurde dort
Rechenschaft abgelegt. Vom ersten Oktober bis
zum ersten Februar sind vier Monate verstrichen.
Sie haben sowohl günstige als ungünstige Ereig-
nisse gebracht : Asturien ist, nach heldenhaftem
Widerstand, verloren gegangen, aber wir haben
die drei Schlachten von Teruel gewonnen und es
ist gelungen, das Hinterland mit Disziplin und
republikanischer Ordnung zu durchdringen. Die
Regierung zog die Bilanz ihrer Tätigkeit. Sie
verbarg nichts. Sie hatte ein starkes Vertrauens-
votum empfangen. Sie legte dar, welchen Ge-
brauch sie davon gemacht hat, auf welche Hin-
dernisse sie gestossen ist, welches Entgegenkom-
men sie angetroffen hat, wer ihr geholfen und
wer sich geweigert hat, ihr bei ihrem Werk zu
helfen...
Parallele Aktionen. Schaffung eines Heeres,
das fähig ist, uns dem Sieg entgegenzuführen.
Radikale Umwandlung eines Hinterlandes, das in
der Hand von Träumern, Phantasten und Leuten,
die im Trüben fischten, Gefahr lief, der vollkom-
menen Demoralisierung zum Opfer zu fallen und
so zu einem schwachen Gebilde zu werden, wäh-
rend es doch die Basis unseres Widerstandes sein
konnte und musste. Welche gewaltige Etappen
sind, von Mai bis Februar, zurückgelegt worden.
Die Beilegung der katalanischen Unruhen, die
Rückgewinnung Aragons für die legitime Regie-
rung, die Reinigung der ganzen Levante von
aufsässigen Elementen und die Aufnahme, Un-
terbringung, Unterstützung, Kleidung, Ernäh-
rung und Anstellung eines ungeheuren, vom Leid
verfolgten Heeres von Flüchtlingen. Die gleich-
zeitige Verstärkung der Fronten und Ersetzung
der Milizen durch Divisionen und Armeekorps ;
die Verwandlung einer diskussionslustigen und
undisziplinierten Schar, — die kindliche und
prachtvolle Schöpfung der Syndikate und Par-
teien — in solide, homogene Einheiten mit fähi-
gen Befehlshabern, die ihr militärisches Hand-
werk verteilen, mit identischem, modernem Ma-
terial ausgerüstet, über volle Lebensmittel = und
Munitionsmagazine verfügend, mit einem tadel-
losen Sanitätsdienst und zahlreichen, guttrenier-
ten Reservetruppen...
Das Wunder ist gelungen, an das niemand jen-
seits der Grenzen und der Hoheitsgewässer
glaubte. Das Wunder, nach dem man seit dem
17 Juli mit Heftigkeit in bewegten Volksver-
sammlungen gerufen hatte. Das Wunder, das
Leute wie Marañon nicht erwarteten und deshalb
flohen. Das Wunder, das weder der römische Fa-
schismus, noch der Berliner Nazismus vorausge-
sehen hatten. Das Wunder, das Franco, den
armen Sepoy mit den Flittertressen eines Gene-
ralissimus, zum Besiegten ohne Hoffnung ge-
macht hat.
Wem das zu danken ist? Dem spanischen Volk,
wem sonst. Seinen fundamentalen Tugenden :
Massigkeit, Tapferkeit, Gelassenheit, Stoizismus,
Opfergeist, Fähigkeit zum Leiden. Aber dieses
Volk brauchte Führer. Führer, die es leiteten,
die ihm Rat erteilten, die es anstachelten, die die
schlechten Keime beseitigten und die in einer
rauhen und harten Sprache zu ihm reden konn-
ten, so wie die Umstände es erforderten, die eiser-
ne Nerven, einen kalten Kopf und ein festes
Herz besassen. Auf dem Gipfel der Verfassungs-
pyramide stand ein hervorragender Mann, Führer
in einer Krisenepoche und vollkommener Aus-
druck des echten und legitimen Spaniens, Gonfa-
loniere des makellosen Ideals, welches die drei
Farben des republikanischen Banners versinnbild-
lichen. Dieser Mann, der von der Verfassung
über alle Gruppen und Tendenzen gestellt wurde,
hatte andere Männer nötig. Und er fand sie. Am
1 Februar waren sie in Montserrat versammelt.
Und in ihrer Vertretung, sprach einer von ihnen,
der Fähigate, der die schwierigste Verantwortung
auf sich genommen hatte, ruhig, überzeugend und
klar, indem er Rechenschaft ablegte über das
Gestern und die Gestaltung der Zukunft verkün-
dete, nicht nur an Spanien, sondern an die in-
ternationale Memuag appellierend, die unbestän-
dig, wechselnd, schlecht informiert, es nicht wahr
haben will, dass die spanische Tragödie der Pro-
log einer Weltkatastrophe ist.
Don Juan Negrin brachte Tatsachen, Und gab
Urteile ab. Und formulierte Möglichkeiten. Lnd
kündigte bittere und frohe Tage an. Und demen-
tierte tendenziöse Gerüchte. Und er verliess die
gerade Linie seines Redeprogramms nur ein ein-
ziges Mal : mit einem schlichten Akte der Hul-
digung und des Dankes. An seiner Seite befand
sich Don Indalecio Prieto : «Herr Minister der
Nationalen Verteidigung» — sagte er mit nur
schlecht verhüllter innerer Bewegung, gestatten
Sie, dass ich es sei, der in meiner Eigenschaft als
Chef der Regierung und mit dem Einverständnis
aller Regierungsmitglieder, Ihnen vor dem Par-
lament unser aller Dank ausspreche für die
grossartigen Resultate, die Sie durch ihre aufop-
ferungsvolle Tätigkeit erzielt haben.» Und dann :
«Diese Siege—La Granja, Brúñete, Belchite, Te-
ruel sind—das hat mir niemand erzählt, ich habe
es mit meinen eigenen Augen gesehen—dank der
Kampfestüchtigkeit unserer Soldaten und dank
der Intelligenz ihrer Befehlshaber errungen wor-
den. Sie waren es, die diese Siege gewannen und
ihnen gebührt der Siegesruhm. Aber etwas trug
auch in seiner schweigenden, stillen, unermüdli-
chen und beharrlichen Arbeit, der Minister der
Nationalen Verteidigung dazu bei. Dieses etwas,
was er dazu beisteuerte und von dem die Kriegs-
berichte nichts erzählen, diese unermüdliche Kri-
tik, die aber Mut, Vertrauen und moralische Ziel-
bewusstheit in sich schliesst — nennen Sie es wie
Sie wollen, denn es hat viele Namen, die es aber
alle nur unvollkommen umschreiben können—ist
es, was mich zwingt, in der heutigen parlamenta-
rischen Feierlichkeit, ihm dieses kurze Wort zu
sagen : «Dank !»
Die Abgeordneten hatten sich von ihren Sitzen
erhoben und unterschrieben mit ihrem anhalten-
den und lauten Beifall die Worte des Regierungs-
hauptes. Sie waren sicher, das die gesamte Nation
— auf beiden Seiten der Front — in ihren Beifall
miteinstimmte...
Zukunftsprophzeiungen : für eine Zukunft, die
innerhalb von sechs Monaten, innerhalb eines
Jahres — wer kann das wissen ? — beginnen wird.
Die Republik wird nie paktieren. Die Republik
wird nur einen Friedenspakt annehmen, der ihre
Freiheit und Unabhängigkeit in vollkommenr
Reinheit wiederherstellt. Die Republik will, dass
(Fiirt&etzung auf der nächsten S^s
fangen hat, sagte Doktor Jova-
novitsch Folgendes :
—Unsere Anwesenheit beweist
zur Genüge, welches Interesse
der Kampf in Spanien in unse-
rem Lande erweckt hat. Wir
sind hier als Repräsentanten der
verschiedensten demokratischen
Tendenzen Jugaslawiens. Unsere
kollektive Ansicht und die per-
sönliche Ansicht eines jeden von
uns ist die Überzeugung, dass
unsere demokratischen Postúlate,
ebenso wie die jeder beliebigen
anderen Nation mehr oder weni-
ger direkt von dem Resultat
des spanischen Kampfes abhän-
gen.
Fest überzeugt vom Triumph
des republikanischen und demo-
kratischen Spanien, stellen wir
mit grosser Genugtuung fest,
dass der Faschismus sich bereits
auf dem Wege des Niedergangs
befindet und zum Untergang ver-
urteilt ist.
Doktor Dragoljub Jovanovitsch,
Professor an der Universität Bel-
grad und Parlamentsabgeordne-
ter, befindet sich an der Spitze
einer zahlreichen Delegation von
Abgeordneten der verschieden-
sten politischen Richtungen in
Spanien. Die jugoslawischen Ab-
geordneten haben an der denk-
würdigen Tagung der Cortes teil-
genommen und durch Doktor Jo-
vanovitsch ihre Solidarität mit
der Sache des demokratischen
Spanien kundgegeben.
—Die Politik Jugoslawiens ist
ziemlich weit von der spanischen
Wirklichkeit entfernt —- sagte
Doktor Jovanovitch—. Die au-
genblickliche Regierung unseres
Landes hat sich zu sehr durch
eine Taktik der «Mittelmeerkom-
bination» blenden lassen, welche
sie vom ersten Augenblick an
hätte ablehnen müssen, als die
geschickten Verhandlungen einer
totalitären Macht einsetzten. Un-
ser Minister Stoyadinovitsch hat
aus Ängstlichkeit das Schicksal
eines durch und durch demokra-
tischen Volkes aufs Spiel gesetzt,
das nie und nimmer seine Pforten
dem Faschismus hätte öffnen
dürfen. Wir können nicht sagen,
dass der Faschismus sich in Ju-
goslavien festsetzt, denn die
Volksmassen werden das niemals
dulden, aber wir sind uns des
gefährlichen Spiels unserer Re-
gierenden bewusst, welche heute
in ihren Handlungen in keiner
Weise den Willen des Volkes
zum Ausdruck bringen.
Von den Eindrücken, die er bei
seinem Besuch in Spanien emp-
Deutsche Baliunternehmer
in Oviedo
Paris, 24. — Die Agencia Es-
paña teilt aus San Juan de Luz
mit, das Radio in Burgos habe
in seiner gestrigen Sendung ge-
meldet, dass ein deutscher Inge-
nieur in Oviedo eingetroffen sei,
um mit der leitenden Kommis-
sion über den Abschluss eines
Kontraktes zu verhandeln, dem-
zufolge die Wiederaufbauarbeiten
der Stadt Oviedo einer deutschen
Baufirma übertragen werden
sollen.
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La caricatura y la guerra
SUPLEMENTO GRÁFICO DEL «.SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN»
SUPPLEMENT ILLUSTRE DU «SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN*
GRAPHIC SUPPLEMENT TO THE «SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN*
S UPPLEMENTO ILL ÜSTRA TO DEL -SER VICIO ESPAÑOL DE INFORMA CIÓN
GRAPHISCHE BEIGABE DES «SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN*
FRANCO GIBT TERUEL AUF
Der Nazigeneral.-----Seren Sie nicht halstarrig, Herr Generalisimus, es wird leichter sein, Teruel an eine andere Stelle
zu rücken, als es zu nehmen; und Ihre Leute werden sich dann schon beruhigen. Sie sind so unglücklich!
("La Humanität".)
Mussolini treibt ab
("JournaJ de Mo*»u">
*f
o ^
Mj5
_4 v^fl*«**'
DER DEUTSCH-JAPANISCHE PAKT
— Und dann werden wir uns später
in grosse und blonde Arier verwandeln...
("Solidaridad Obrera".)
r
DER "GAENSESCHRITT" IN ITALIEN
— Auf diese Welse werden sie wenigstens gut trainiert sein für den
Augenblick, wo sie in Spanien "die Beine ausstrecken" werden (krepieren).
("Solidaridad Obrera".)
IM ABGRUND
Franco. — Ich bin der Stärkste von allen. Ich habe mit zwei Armeen xu
kämpfen: der republikanischen und der meinigen.
("La Vanguardia".)
•i&ftMsV
" Die Firma Krupp hat dieses Jahr
fünfprozenrige Dividenden verteilt, an-
statt vierprozentige, wie im vergangenen
Jahr." (Zeitungsnotiz.)
— Es lebe der Krieg!
("Claridad".)
DER
ÜBERNAZI
0^*«*"*,«,
ZUR AUFKLAERUNG DER WELT
Japan. — Es handelt sich hierbei um eine Wohltat, die wir unseren Ras-
senbrüdern angedeihen lassen!...
(" U Pepulair« ")
—  Was? Sie fressen Grashalme? Sind Sie verrückt?
—  Aber nicht doch, Herr Schupo, ich bin nur einfach schon zwei Jahre dem Vierjahresplan voraus!
("L'Ordre".)
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Seite 2
Spanischer Informationsdienst
14 Februar 1938
NEGRIN
MONTSERRAT
I IN
(Fartset
Spanien absolut Herr seines Schicksals sei und
dass die Generation, die eben geboren wird, unter
Schmerz, Blut und Kampf, nicht dazu verurteilt
sei, eine Erbschaft von Schmach und Sklaverei
auzutreten. Die Republik wird denjenigen gegen-
über, die sich ihr bedingungslos ergeben und sich
ihrer Milde anvertrauen, Edelmut zeigen ; denn
die Losungen, die sie in der Stunde des Sieges
auf das Banner des Vaterlandes schreibt, dulden
nicht die Nachbarschaft von Trauerfahnen. Ein
edles Versprechen, das erfüllt werden wird und
das von nun an als Garantie und Stachel der
Reue und Zerknirschung wirken kann.
;ung)
solchen bestehen lässt, keine einzige unbekannte,
unanfgedeckte, und keine in der Luft schwebenden
Drohungen duldet. Wir werden kämpfen, leiden,
blutige Tränen weinen. Aber Spanien ist fähig,
den Kampf mit den finsteren Schicksalsmächten
aufzunehmen. Spanien ist fähig, mit festem Griff
das Ideal —. das weiss und rund ist, wie eine
Hostie — herunter zu holen, es am Boden festzu-
machen und es an die harte Realität der Tatsa-
chen anzuschmieden. Spanien hat sich selbst ge-
funden..Es hat mit Staunen entdeckt, dass es viel
mehr wert war, als sein Ruf und selbst als .seine
Legende. Und es hat ausserdem, im rechten Au-
genblick, eine Gruppe von echten Rettern gefun-
den, die fähig sind, es zu führen, zu leiten, an-
zufeuern und ihm Disziplin zu geben. Aus dieser
Verbindung des sich seines Wertes voll bewusst
gewordenen Spaniens, mit dieser Gruppe uns von
der Vorsehung geschenkter Männer werden ein
Volk und ein Staat hervorgehen — schon jetzt
gehen sie daraus hervor — die in nichts dem
Staat und dem Volk vor April gleichen werden...
Fabián VIDAL
(Geschrieben für den Span. Inf.)
Der «Servicio Español de Infor-
mación» wird täglich in spani-
scher und französischer Sprache
herausgegeben. Ein wöchent-
licher Auszug erscheint ausser-
dem jeden Montag, Mittwoch
und Freitag in deutscher, italie-
nischer und englischer Sprache.
Noch nie hat Spanien eine Regierung wie diese
besessen, noch nie über solch eine absolute Zu-
stimmung zu einer legal konstituierten Gewalt
verfügt. Negrin und seine Kollegen halten die
gesamte materielle und geistige Kraft der Nation
in ihren Händen. Sie wissen.es und, weil sie es
wissen, werden sie bis zum Ende gehen. Bis zum
Ende : das heisst, bis zum überwältigenden,
vollständigen Sieg, der keinen einzigen Feind als
habt. Ihr kämpft für die Frei-
heit aller Völker.
Aus den Reden der Abgeord-
neten der Labour-Party geht
ihre feste iVbsicht, der spani-
schen Republik beizustehen, klar,
hervor. Sie bestätigen die Ein-
drücke, welche ihre Genossen, die
vorher schon in Spanien waren,
nach England gebracht haben.
Spanien kämpft gegen eine Front
von Ländern, die ebenso erklärte
Feinde Englands und der übri-
gen demokratischen Länder sind.
Anstatt Spanien zu helfen, setz-
ten sich die letzteren über die in-
ternationalen Gesetze hinweg, die
sie dazu verpflichteten, und be-
gingen die grosse Ungerechtig-
keit — und zugleich den grossen
Irrtum—, die Verteidigung der
Republik zu erschweren. Spa-
nien, das sich mit übermenschli-
cher Anstrengung durch alle
Hindernisse hindurch seinen
Weg bahnt, schlägt die Armee
der faschistischen Länder auf
den Schlachtfeldern von Teruel,
organisiert sein bürgerliches Le-
ben und erfüllt unverrückt alle
Prinzipien seiner demokratischen
Konstitution. Es ist ehrenvoll,
sich der soldatischen Disziplin
zu fügen unter der Autorität
einer Regierung, die, mit makel-
loser Ehrlichkeit diese Prinzi-
pien anwendend, die Geschicke
einer Nation zu lenken befähigt
ist.
Das ist im wesentlichen das,
was die englischen Parlamenta-
rier gesagt haben. Die spanische
Wahrheit hat eine ungeheure
Kraft. Es ist die Wahrheit an
sich, die die Sympathie für un-
sere Sache entzündet und ver-
tieft. Herr Negrin hat zu den
ausländischen Parlamentariern
gesagt, dass er nur wünscht,
ihnen die Wahrheit zu zeigen.
Niemand weiss es besser als er,
wie überzeugend diese ist. Die
Sache, die das spanische Volk
seit über anderthalb Jahren mit
dem Blute seiner besten Söhne
verteidigt, muss logischerweise
von Tag zu Tag wachsen und
sich ausbreiten, bis der Moment
gekommen ist, wo allen demo-
kratischen Ländern, auch wenn
sie es nicht wollen, keine andere
Wahl bleibt, als sie ebenfalls zu
verteidigen. Und nicht deshalb,
weil Spanien sie in ihre inneren
Probleme hineingezogen hat, son-
dern im Gegenteil : weil der Bür-
gerkrieg sich vom ersten Augen-
blick an in einen. internationalen
Krieg verwandelt hat, in den die
faschistischen Länder alle Demo-
kratien verstrickt haben.
Die ausländischen Abgeordneten
besuchen einige spanische S:
deren Brust noch ein Funke von
Gefühl für Gerechtigkeit und
Freiheit lebt. Das sagen uns die
in Schutt gelegten Häuser ; das
bestätigen uns die unter den
Trümmern Liegenden mit ihrem
Blute. Diese Bomben, die gegen
die Freiheit und das Leben der
Nichtkämpfer gerichtet sind ; die
die Demokratie vernichten sollen,
bringen eine ihrer Absicht voll-
kommen entgegengesetzte Wir-
kung hervor und wecken im spa-
nischen Volke ungeahnte Kräfte
des Widerstandes.
—Die spanische Republik kann
nicht verlieren — sagte Herr
Vandervelde, als Abschluss der
Unterredung.
* * *
I
Später waren wir mit einer De-
legation der Labour-Party in ei-
nem Hospital der Internationalen
Brigade. Hier waren Männer
aller Nationalitäten. Sie alle ha-
ben sich für dasselbe Ziel geop-
fert : für den Sieg über den in-
ternationalen Faschismus, der
Spanien überfallen hat, um es in
eine Waffe gegen die Freiheit
anderer friedlicher Nationen zu
verwandeln. Die Abgeordnete
Barbara Goold sprach lange mit
den Verwundeten. Viele gaben
den Abgeordneten Briefe an ihre
Angehörigen in England mit.
Wir verliessen die Säle, die
wie ein Wald aus geschienten
Armen und in speziellen Apara-
ten ruhenden Beinen erschienen.
Wir begaben uns in die Räume,
in denen die genesenden Solda-
ten über eine hervorragende Bi-
bliothek, ein Kino und andere
Unterhaltungsmittel verfügten,
die ihnen halfen, ihre Mussezeit
nützlich und belehrend zu gestal-
ten. Hier strömte eine grosse
Anzahl von Verwundeten zusam-
men, an die die Deputierten eine
Ansprache richteten. Ihre Worte
waren erfüllt von Verantwort-
lichkeit und getragen von war-
mem Gefühl.
—Wir in England haben auf
euer Opfer nicht mit den entspre-
chenden Taten geantwortet —
sagte Lord Listowell. Ihr seid
freiwillig hierhergekommen, um
die Demokratie zu verteidigen.
Ihr habt uns mit dem spanischen
Volke im Kampfe gegen die fa-
schistischen Länder, die auch
unsere Feinde sind, verbunden.
Ihr habt euch mit diesem gros-
sen Volke solidarisch erklärt,
indem ihr das Letzte eingesetzt
eines Volkes geboten, das sich
mit ganz ausserordentlicher
Ruhe, in bewunderungswürdiger
Energie und Ordnung rekon-
struiert. Der Fall des spanischen
Parlamentes, das sich über die
grössten Wirren unangetastet
hinübergerettet hat, hat tiefen
Eindruck auf einen jener Män-
ner gemacht, die niemals den
Glauben an die Demokratie ver-
loren haben ; an die Demokratie,
die allein imstande ist, die
Schwierigkeiten zu überwinden,
mit denen augenblicklich die
Mehrzahl der Nationen zu kämp-
fen hat. Das demokratische
Regime ist in Spanien unverletzt
aus den härtesten Proben her-
vorgegangen. Gerade die Demo-
kratie, der Respekt gegenüber
ihren Grundsätzen und eine von
diesen Grundsätzen geleitete Re-
gierung sind es, die in Spanien
den Triumph gegen Feinde mög-
lich machen, welche dieses Volk
mit allen ihren, im Laufe von
Jahren gesteigerten militärischen
Machtmitteln bekämpfen.
Und Spanien ist es, das unter
ungeheuren Opfern bewirkt, dass
die Demokratie in den Ländern,
wo sie das Fundament des Regi-
mes bildet, einen neuen Auf-
schwung erlebt. Das behaupteten
sowohl Herr Vandervelde, als
die französischen .Abgeordneten,
die mit ihm sprachen. Die De-
mokratie verfügt über unver-
gleichliche Möglichkeiten, u m
die Völker zum Wohlstand zu
führen ; sie ist eine unersetzliche
Kraftquelle. Die führenden
Männer der arbeitenden Klassen
aller Nationen, die sich für sozia-
le Gerechtigkeit und für das
Wohlergehen der Massen einset-
zen, haben neuerdings begonnen,
die demokratischen Prinzipien
mit einer Energie zu verteidigen,
die in den letzten Jahren verloren
gegangen war. Spanien hat ein
Beispiel aufgestellt und in Spa-
nien sehen alle Nicht-Faschi-
sten das, was Emil Vandervelde
gleich zu Anfang begriffen hat :
dass sich hier die demokratische
Zukunft der Völker entscheidet.
Ein französischer Abgeordne-
ter sprach einen sehr richtigen
Gedanken aus. Er sagte : —In
Spanien geht es um unser aller
Köpfe.
Diese Wahrheit bricht sich all-
mählich mit unwiderstehlicher
Kraft Bahn. In Spanien geht es
tatsächlich nicht nur um das Le-
ben, sondern um die Zukunft der
Menschen in der ganzen Welt, in
«In Spanien geht es um
unser aller Köpfen
— sagt
ein französischer soziali-
stischer Abgeordneter, in-
dem er auf die Bedrohung
Frankreichs durch den Fa-
schismus anspielt.
«Wir in England haben
auf euer Opfer nicht mit
entsprechenden Taten ge-
antwortet})
— sagt ein eng-
lischer Abgeordneter der
Labour Party zu den Ver-
wundeten der Internatio-
t nalen Brigade.
Wir haben den ausländischen
Parlamentariern, welche auf Ein-
ladung unserer Regierung nach
Spanien gekommen waren, um
der soeben stattgefundenen
Eröffnung der Cortes beizuwoh-
nen, das Geleit gegeben. Unsere
hohen Gäste haben einige der
weit von der Front gelegenen
Städte besucht, die der barbari-
schen Zerstörungswut der Fa-
schisten zum Opfer gefallen sind.
Es kann kein vernichtenderes
Urteil über diejenigen geben,
die sich diesem Werk des Vanda-
lismus widmen ,als die W7orte
dieser Ausländer angesichts der
furchtbaren Bilder, die sich ihren
Augen boten. Gleichzeitig ver-
sprachen sie, sich in ihren respek-
tiven Ländern mit allen ihren
Kräften dafür einzusetzen, dass
die gewaltige öffentliche Mei-
nung, deren Vertreter sie sind,
erwacht und mit der nötigen
Energie einen wirksamen Druck
auf ihre Regierungen ausübt,
welche bis jetzt eine völlig passi-
ve, wenn, nicht feindliche Hal-
tung gegenüber der legalen Re-
gierung Spaniens eingenommen
haben.
Eine Gruppe französischer Ab-
geordneter und Journalisten
sprach mit Herrn Vandervelde
über unseren Krieg und die selbst-
mörderische Haltung der de-
mokratischen Staaten. Der be-
deutende Politiker schilderte die
Eindrücke, die er im republikani-
schen Spanien gewonnen hatte.
Diese können nicht schmeichel-
hafter für uns sein. Der Ex-Prä-
sident des belgischen Minister-
rates ist gewohnt, mit dem Volke
zu sprechen und er kennt es zur
Genüge. Sein Urteil ist scharf
und sicher und die spanische
Republik, die er aus nächster
Nähe gesehen, in deren Inner-
stes er Einblick gewonnen hat,
hat ihm das grosse Schauspiel
Die spanische Marokkozone in der Hand
von Deutschen und Italienern
Tanger. — Im Zentrum des
marokkanischen Unterrichtswe-
sens in Tetuan ist vor kurzem
ein Lehrstuhl der italienischen
Sprache errichtet worden, den der
bekannte Propagandist Mussoli-
nis, Giovanni Calabritto, ein-
nimmt. Gleichzeitig sind auch
in Melilla, Ceuta, Larache, Alca-
zarquivir, Arcila und anderen
marokkanischen Städten eben-
falls Lehrstühle dieser Sprache
errichtet worden, die augenblick-
lich für den Aufenthalt in den
offiziellen Zentren der faschisti-
schen Zone unentbehrlich ist.
Es herrscht offensichtlich eine
heimliche Rivalität z w i s chen
Deutschland und Italien, die dar-
auf gerichtet ist, die in der Un-
wissenheit der Kabylen erzoge-
nen Muselmanen für sich zu ge-
winnen. Rom und Berlin wollen
sich um jeden Preis des spani-
schen Marokkos, wegen seiner
günstigen geographischen Lage,
bemächtigen, und das wirksam-
ste, Mittel, um diesen Schritt
vorzubereiten, ist die Gewinnung
der eingeborenen Elemente durch
intensive Propaganda, unter der
Maske pädagogischer Arbeit. Im-
mer häufiger liest man in der fa-
schistischen Presse Meldungen
über die Eröffnung von deut-
schen und italienischen Sprach-
kursen. Und inzwischen strömen
u n u n terbrochen Expeditions-
korps deutscher Zivil = und Mi-
litäfteehniker nach Spanisch —
Marokko, die sich der Industrie
und der militärischen Ausbil-
dung der Eingeborenen bemächti-
gen. Italien seinerseits überflutet
allmählich die Städte des Magreb
mit regulären Truppen und beide
Mächte üben eine systematische
Kontrolle in den offiziellen Zen-
tren aus, wo die Konsuln der bei-
den Nationen die Zügel der Ver-
waltung und der Regierung Spa-
nisch - Marokkos faktisch in
ihren Blanden halten.
Die Faschisien fluchen denen, die sie von
iinmaner Gesinnung bewegen lassen
Paris, 27. — Die «Agencia España» hat eine Depesche aus Gi-
braltar erhalten, wonach die faschistische Zeitung «La Información»
von Cadix, in der Nummer vom u Januar, sich zu dem vom Bischof
von Teruel an die republikanischen Behörden gerichteten Brief, in
dem er die ihm zuteil gewordene gute Behandlung rühmt, in fol-
gender Weise äussert :
«Verflucht seien vor Gott und Spanien, nicht nur die Roten, son-
dern auch die, welche auf unserem Territorium angebliche Akte der
Menschlichkeit preisen!»
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La caricatura
y la guerra
f — I *»'S GRANO
DIE RELIGIOESE KULTFREIHEIT
—  Ich geh« in die Moschee, um etwa* Trost sa suchen.
—  Na gut, dann gehe ich »um italienischen Konsulat, um mir etwa*
Gehl su hol*«.
("Dimanch* Illustre".)
Der Fried«.
^ mm rvoncras , Darcviofw. i
GEIER
"Früher waren wir die ekelhaftesten Geschöpfe die in der in der Luft herumflogen!"
(Gestern wurde gemeldet da** durch* einen Neenzig-Sekunden Raid über Barcelona 400 Personen getütet und 1.200
verwundet wurden.)                                                                                                                                                   ("Daily HeroM")
DIE OBSESSION
—   Was werden. Sie nehmen, Herr
General?
—  Wer, ich? Ich wäre schon zufrie-
den, wenn man mir das zurückgäbe,
was man mir genommen hatl
("Meridtt".)
DER SPEAKER VON SEVILLA WIRD IRR
—  Du härtest sehen sollen, wie die Sache mit Teruel auf Queipo ge-
wirkt hat!
—  Ja, das war für ihn ein bitterer Schluck.
("La Correspondencia de Valencia".)
DIB FLEISCHFRESSENDEN VOEGEL
Dar Rabe. — Mir schmeckt am bestem da* Fleisch von hingen Tieren.
Der Franc«. — Ich stehe da* Fleisch von Frauen und Kindern vor.
("La Rambla".)
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14 Februar 1938                                                               Spanischer Informationsdienst                                                                             Seite 3
Ein Aufstand in Zaragossa
Unstimmigkeiten zwischen Äranda und Moscardó
Ostfront, 26.—Durch Personen, die aus Aragonien kommen, er-
fährt man Einzelheiten über den Putsch, der am 4 Januar in der
vom Aragonesischen Infanterieregiment Numero 17 besetzten Ka-
serne stattgefunden hat.
Diese Bewegung scheint von grosser Bedeutung zu sein, auch
scheinen noch andere militärische Formationen darin verwickelt.
In der obengenannten Kaserne kam es zu einer heftigen Schies-
serei, in deren Verlauf es etliche Tote und Verwundete gab. Die
Folge war die Erschiessung von 2 Hauptleuten, 4 Offizieren und
10 Soldaten.
Ausserdem hat man erfahren, dass zwischen den Generälen Aran-
da und Moscardó grosse Unstimmigkeiten ausgebrochen sind, die in
einem Fall zu heftigen Kompetenzstreitigkeiten führten. Aranda gab
Morcardó eindeutig zu verstehen, dass, dessen Absichten in Bezug
auf gewisse Operationen nicht in die Praxis umgesetzt würden.
Das Café «Ambos Mundos» in Zaragossa ist in ein Hospital um-
gewandelt, denn angesichts der grossen Zahl von Verwundeten, die
aus dem Osten eintreffen, sind nicht genügend Räumlichkeiten vor-
handen, um sie aufzunehmen. In Casetas wurde ein Sanitätszug durch
den Schnee aufgehalten und kam in Zaragossa, infolge der Unmög-
lichkeit, ärztliche Hilfe zu bringen, mit 84 Toten au.
Alle Veröffentlichungen in die-
sem Blatte befolgen den Grund-
satz absoluter Wahrheitstreue
Der Ex-General Queipo de Llano spricht
voller "Mitgefühl" von den Abgeordneten der
Labour-Party, die Spanien besuchen
«Die Aermsten kamen nach Valencia und auf dem Heimweg von einer öffentlichen Kundgebung
bestreuten unsere Flugzeuge — aber nicht etwa mit Blumen — die Strassen, durch welche sie führen,
wobei eines ihrer Autos zertrümmert wurde—, obwohl sie versichern, dass ihnen nichts passiert sei... Wie
schade wäre es doch, wenn ihnen etwas zugestossen wäre, nicht wahr?»
Rivalität zwischen Franco und Queipo de Llano
Paris (FP). — Über 5.000 Mitglieder der «Fa-
lange Española» sind unter Umständen verhaftet
worden, die grosse Ähnlichkeit mit denen in Ber-
lin im Juni 1934 haben. Diese Nachricht stammt
aus faschistischer Quelle.
Franco durch Mola zu ersetzen und nach dessen
Tode begann der Kampf zwischen den Parteien
der Generäle Cabanellas, Queipo de Llanos, des
Coronel Yagüe und des Coronel Moscardó, des
Verteidigers von Alcázar. Franco benutzte die
Uneinigkeit, um die Falange aufzulösen und eine
einige Partei zu schaffen.
Ein Leader der spanischen Faschisten gibt zu,
dass in der Falange grosse Unzufriedenheit
herrscht ; aber er versichert, dass die alte Garde
an dem Komplott keinen Anteil habe, und
schreibt es den «Marxisten» zu, die sich seiner
Meinung nach mit der Falange vereinigt haben,
um den Krieg anzufangen. Er behauptet, dass
keine Partei in der RebeUenzone seit dem Juli
1936 einen solchen Zulauf hatte, wie die Falange ;
dass vielleicht die. Türen der Parte- zu weit offen
standen, so dass viele Sozialisten, Kommunisten
und Syndikatsmitglieder sich hineinflüchten konn-
ten, um ihr Leben in den ersten Tagen zu retten.
Er beschuldigt die «Marxisten» die Opposition
gegen Deutsche und Italiener—die «Freunde des.
Nationalistischen Spanien»—und gegen Franco zu
schüren ; aber er widerlegt keineswegs die Klagen
der alten faschistischen Garde über die Bevorzu-
gung der Ausländer in den Hotels, in der Eisen-
bahn und bei allen öffentlichen Vorstellungen auf
dem Rebellenterritorium.
Obwohl der Name des eventuellen Nachfolgers
Francos nicht genannt worden ist, so munkelt
man, dass es Queipo de Llano sein soll, der Ge-
neral vom Radio Sevilla, Sympatisierender der
Verschwörung.
(«Solidaridad Obrera», 25-1-38.)
Die französischen und portugiesischen Grenzen
sind geschlossen worden, um ein Entweichen der
an der missglückten Verschwörung gegen das
Leben Francos Beteiligten zu verhindern. Die
«Reinigung» wird mit Hilfe von ausländischen
Formationen und Mauren gegen eine Koalition
der alten faschistischen Garde und der Carlisti-
schen Requetés durchgeführt.
Ein bekannter spanischer Faschist sagt, dass
die spanischen Faschisten anfangs Franco gegen
die Prätensionen Molas, Queipo de Llanos und
einiger anderer unterstützt haben ; aber dass die
von Tag zu Tag wachsende Bevorzugung der
deutschen Techniker und der deutschen und ita-
lienischen Truppen eine Krise innerhalb der
Partei hervorgerufen habe. Auf den Rat der aus-
ländischen Generalstäbe hat Franco die «Falan-
ge» aufgelöst und eine einzige Partei gebildet,
wodurch er sich die Feindschaft der alten Garde
zugezogen hat. Der Beweis dafür ist die Verfol-
gung des phalangistischen Führers Manuel He-
dilla.
Es scheint, dass das Komplott gegen Franco
bereits vor vielen Monaten vorbereitet worden ist ;
es wurde aber hinausgezögert durch den Tod
Molas ,der die erste Rebellenregierung in Burgos
gebildet hatte und der totalitären Regierung Fran-
cos in Salamanca nie seine Zustimmung gegeben
hat. Man hatte daran gedacht, den 'winzigen
ren in Ceuta und Melilla ange-
kommen sind, die man in Mauri-
tanien rekrutiert und in Ifni zu-
sammengezogen hat. Augenblick-
lich werden sie militärisch ausge-
bildet und dann nach Spanien
kommen, wo sie neben den Ma-
rokkanern, Lybiern, Eriträern,
Somaliländern und Abessiniern
kämpfen werden. Reuter berich-
tet auch, dass Mussolini die ita-
lienische Aviation auf Mallorca
beträchtlich verstärkt hat. Sehr
wahrscheinlich sind es diese
Verstärkungen, die die letzten
verbrecherischen Attentate gegen
Valencia und Barcelona, Reus,
Figueras, Puigcerda u. s. w. ve-
rübt haben. Als Repressalie sind
wir dann, zu unserem grossen
Schmerze, nach Salamanca, Se-
villa und Valladolid geflogen.
Wir taten, dies nicht, damit Fran-
ko oder seine exotischen Impres-
sarios, sondern damit das Hin-
terland des faschistischen Spa-
nien nachdenklich werde. Es isf
nichts leichter, als offene Städte
zu bombardieren. Man riskiert
damit kaum etwas und Ruhm
gibt es selbstverständlich bei die-
sen «raids» nicht zu ernten. Wir
können in den Provinzen, die das
Unglück haben, unter der Herr-
schaft der Aufständischen zu le-
ben, ebenso viel Schaden anrich-
ten, wie diese es im republicani-
schen Spanien tun. Aber es wi-
derstrebt uns, zu solchen Ein-
schüchterungsmitteln Zuflucht
zu nehmen, denn wir sind loyale
und anständige Kämpfer und
nicht gemeine Mörder. Wir emp-
finden tiefen Schmerz um Spa-
nien, unser aller Mutter, und
sehen in allen Spaniern, selbst in
den verranntesten, in den feind-
lichsten, unsere Brüder. Aber die
Rebellen und ihre italo-deutschen
Mentoren werden diese Sprache
nicht verstehem...
(Informationsbülletin der Nach-
richtenabteilung des General-
stabs der Landstreitkräfte
.)
Die Militärische Lage
Klare Gelassenheit und ruhige Energie
Die Faschisten zahlen
keinen Sold
Gibraltar. — Unter den Solda-
ten, die von den spanischen Re-
bellen gewaltsam rekrutiert wor-
den sind, herrscht grosse Miss-
timmung. Auch die Unzufrieden-
heit unter den übrigen Truppen
steigt täglich, da seit kurzem die
Unterstützung von drei Peseten
täglich für die Familien der Sol-
daten abgebaut ist.
Damit diese Unruhe nicht auf
die Schützengräben übergreift,
ist jede Korrespondenz mit den
andalusischen Fronten unterbun-
den.
In den Zeitungen des lealen
Spanien sind in der letzten Zeit
Artikel erschienen, die tiefschür-
fende Diskussionen ausgelöst ha-
ben. Man stritt sich in ihnem um
die psychologischen Motive der
phalangistischen Strategie inbe-
zug auf Teruel. Welchen Beweg-
gründen gehorchte diese ? Der
Notwendigkeit, dem exotischen
Impressario vorteilhafte Bilan-
zen vorzuweisen ? Der Angst vor
der Demoralisierung des eigenen
Hinterlandes ? In Wirklichkeit
ist Franco im Netz der eigenen
Umstände gefangen. Er kann
sich ohne die dauernde Unter-
stützung Hitlers und Musssoli-
nis nicht halten. Und er wird
sich noch weniger halten können,
wenn die Provinzen, die er au-
genblicklich aussaugt, aufhören,
an seinen baldigen und vollstän-
digen Sieg zu glauben. Er weiss
natürlich trotz seiner prahleri-
schen Mittelmässigkeit ganz ge-
nau, dass seine Operationen vor
TerueTin vollkommenem Widers-
pruch zu allen militärischen Re-
geln stehen. Aber er befürchtet,
dass die schwere Wunde, die
seinem Prestige geschlagen wur-
de, falls sie nicht geheilt wird,
sich noch weiter öffnen und so
tötlich sein könnte. Irrt er sich?
Technisch ja, und von Xylander
wirft es ihm vor.. Politisch viel-
leicht nicht. Aber Politik und
Krieg gehen in diesem konkreten
Fall der Schlachten von Teruel
auseinander.
* * *
Ist die neue und heftige Offen-
sive Francos gegen Teruel nur
eine Fortsetzungsoffensive, ein
strategisches Spiel, oder der An-
fang eines verzweifelten Gross-
angriffs? Diese Frage kann,
trotz der inzwischen verflossenen
Zeit, nicht klar beantwortet wer-
den. Die Rebellen erwarteten
ohne Zweifel einen Vortoss von
unserer Seite in irgend einem
aragonesischen oder kastiliani-
schen Sektor. Und sie glaubten
durch die Hinausziehung des
Kampfes um Teruel diesen er-
warteten Vorstoss von vornehe-
rein zu durchkreuzen. Rechtfer-
tigt diese Annahme die Ver-
schwendung an Blut, Eisen und
Explosivstoffen, die sie in den
wilden Kämpfen von Alfambra
geopfert haben ? Darüber möge
die unparteiische Kritik urteilen.
Teruel ist ein spanisches Ver-
dun. Aber man erinnere sich,
dass der Kronprinz und Falken-
havn, um vor dem deutschen
Volke die ungeheuren Metzeleien
an der Mass zu rechtfertigen,
sagten, dass wenn sie auch die
Festung nicht einnähmen, doch
wichtige Resultate erzielten, denn
sie erschöpften auf diese Weise
die französischen Reserven und
machten die grosse Durchbruchs-
aktion, die Joffre und Douglas
Haig während des Winters vor-
bereitet hatten, unmöglich. Aber
diese Erklärung bewahrheitete
sich nicht. Verdun blieb unein-
nehmbar. Und die Schlacht an
der Somme fing an dem von den
französischen und englischen Ge-
nerälen festgesetzten Tag an.
Die Befehlsstellen müssen küh-
len Kopf bewahren, sich nicht
von der Leidenschaft beherrschen
lassen, die Möglichkeiten berech-
nen, sich häufig fragen, ob sie
nicht mit einer bestimmten mili-
tärischen Operation zu viel aufs
Spiel setzen, an den Morgen den-
ken und daran, dass sie den
Krieg nicht nur im Raum, son-
dern auch in der Zeit führen. Es
scheint, dass man in Salamanca,
mehr als erlaubt wäre, diese ele-
mentaren Wahrheiten vergisst.
Man liest dort nicht genug den
Österreicher Clausewitz, und
den Schweizer Jomini, noch un-
seren Santa Cruz de Marcenado.
Wir bedauren das selbstverständ-
lich nicht. Was uns angeht, so
sorgen wir dafür und werden da-
für sorgen, dein heterogenen
Söldnergemisch, das die Unab-
hängigkeit und Freiheit Spaniens
bedroht, die klare Gelassenheit
und ruhige Energie entgegenzu-
setzen, denen zuletzt die totalen
Triumphe vorbehalten bleiben.
Während wir diesen Kommen-
tar beendigen und unsere Trup-
pen den Gegner, der versucht,
das verlorene Teruel wiederzuer-
obern, hart bedrängen, erreichen
uns einige interessante ausländi-
sche Pressemeldungen. Ihnen zu-
folge haben Hitler und Mussoli-
ni, den Bitten Francos nachge-
bend, beschlossen, ihm neue Hil-
fe zu gewähren. Diese wird, wie
«The Daily Chronicle», «L'Oeu-
vre», «L'Humanité» und andere
Zeitungen berichten, von Seiten
Mussolinis in der Sendung von
50.000 «Freiwilligen» bestehen
und von Seiten Hitlers in der
Lieferung einer grossen Zahl von
Kanonen, Flugzeugen und
Tanks, mit der entsprechenden
Munition und einem Haufen von
Spezialisten.
Reuter meldet ausserdem, dass
mehrere tausend halbwilder Mau-
Die Faschisten heben in
Marokko Rekruten aus
Die Rekrutierung der Mauren in Marokko dauert an. In Melilla
traf kürzlich ein bedeutender Kontingent von Ifni-Negern ein, die
durch deutsche Instruktoren militärsich ausgebildet werden, um in
der ersten Hälfte des Februar in den Kampf gegen das republikani-
sche Spanien geschickt zu werden.
Es sind bereits ca 2000 Mann aus Ifni von Melilla nach Spanien
eingeschifft worden, arme Eingeborene, die, angesichts der Notwen-
digkeit, die Terueifront zu verstärken, nach Spanien transportiert
wurden.
Diese Unglücklichen betrügt man, indem man ihnen vorspiegelt,
sie für landwirtschaftliche Arbeiten mit einem Tageslohn von 12 Pe-
seten zu verwenden. Erhaltenen Nachrichten zufolge werden auch
im Süden (in der Zone des französischen Protektorats) Aushebungen
gemacht. Dort wirkten die Agenten Francos bereits im vorigen Jahre,
so dass die französische Verwaltung genötigt war, energische Mass-
nahmen dagegen zu ergreifen.
Über diese Manipulationen der Faschisten schreibt die Zeitung
«Democracia» aus Tanger folgendermassen :
«Wir machen die französischen Behörden darauf aufmerksan,
dass erhöhte Wachsamkeit an den Grenzorten geboten ist, da die
Rebellen, unseren Informationen zufolge, nachdem sie die Ressour-
cen in der spanischen Zone erschöpft haben, beabsichtigen, die Aus-
hebung in der französischen Zone intensiver zu betreiben.»
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Seite 4
14 Februar 1938
Spanischer Informationsdienst
Die Herzogin von Benavente unter dem
großmütigen Schutz der Republik
Solange die faschistische Bestie nicht unschäd~
lieh gemacht ist, wild es5 keinen Frieden geben
Ein englisches Blatt hat eine Notiz veröffent-
licht, welche die Agenturen in der ganzen Welt
verbreitet haben : Mister Eden wird, nach Been-
digung seiner Ferien, nach London zurückkeh-
ren, um einen neuen Plan zur Befriedung Euro-
pas auszuarbeiten, der Hitler genehm ist.
Wenn das wahr ist, welch eine bewunderungs-
würdige Ausdauer von Seiten Englands ! Schade
nur, dass sie nicht besseren Zwecken dient. Denn
der Führer des deutschen Reiches gibt uns seit
langem schon Beweise dafür, dass sein Ziel alles
audere ist, als die Befriedung Europas ; im Ge-
genteil : seine ganze Energie ist mit unerhörter
Beharrlichkeit darauf gerichtet, die krieg.streiben-
den Kräfte anzustacheln, was nur zur Folge ha-
ben kann, in der Welt einen Kriegsbrand zu ent-
fesseln, der weit furchtbarer sein wird, als der
von 1914. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen,
dass die Engländer von heute weniger berechnend
in ihrer Politik sind, als ihre Vorgänger. Wenn
dem aber so ist, so müssen es schwerwiegende
nationale Beweggründe sein, die das britische
Kabinett veranlassen, in einem Augenblick Hitler
neue Chancen zu bieten, wo die Achse Rom-Berlin
ihre Angriffe gegen Grossbritannien verschärft.
Hitlers Position im Innern würde dadurch bedeu-
tend gestärkt; und was das Ausland betrifft, so
würde er den kleinen Mächten gegenüber die
Rolle des Weltrichters spielen, eine Rolle, die er
im Verein mit Mussolini anstrebt. Irgend einen
Grund wird England wohl haben, um so zu han-
deln, wenn die Zeitungsmeldung sich bestätigt ;
aber leider entziehen sich diese Gründe der
Kenntnis der Uneingeweihten.
Die Reise der Lord Halifax nach Berlin hat
zur Genüge erwiesen, dass die Gesichtspunkte
des germanischen Nazismu.s unvereinbar sind mit
den Interessen Englands sowohl als mit denen des
Friedens. Hitler will vor allen Dingen die Kolo-
nien wiederhaben, die der Versailler Vertrag
Deutschland fortgenommen hat. Weiter verlangt
Deutschland «freie Hand in Zentraleuropa» und
endlich wünscht es, dass man ihm die Mittel gibt,
um aus der furchtbaren Krise herauszukommen,
in die die nationalsozialistische Regierung
Deutschland gestürzt hat. Diese drei Punkte des
Minimalprogramms der Forderungen Hitlers
dürften genügen, um jeden Versuch einer euro-
päischen Einigung unmöglich zu machen. Die
Rückgabe kolonialen Territoriums an Deutsch-
land würde kein einziges der deutschen Proble-
me lösen, da die Deutschen, wie sie seinerzeit be-
wiesen haben, äusserst schlechte Kolonisatoren
sind und überhaupt nur ein ganz geringer Pro-
zentsatz der von ihnen benötigten Rohstoffe in
den 'Kolonien gewonnen werden können. Ausser-
dem würde man dadurch eine ganze Reihe von
Völkerschaften, die das Recht auf Verbesserung
ihrer Lebensbedingungen und menschliche Be-
handlung haben, an Händen und Füssen gefes-
selt, dem Nazismus ausliefern.
Würde man den deutschen Bestrebungen in-
Zentral = und Osteuropa entgegenkommen, so
würde das bedeuten, Hitler neue Versorgungs-
quellen und Ausbreitungsmöglichkeiten zuzufüh-
ren, was eine ernste Gefahr für Recht und Frie-
den bedeuten würde. Österreich und die Tsche-
choslowakei würden deutsch ; Rumänien und Ju-
goslavien würden ihm so lebenswichtige Produkte
wie Eisen und Petroleum liefern ; Polen würde
ihm erlauben die URSS anzugreifen und Ungarn
würde als Geisel dienen, um gelegentlich als
Tauschobjekt benutzt zu werden. Die gesamte
französiche Politik wäre zunichte gemacht und
Frankreich wäre von Sowjetrussland getrennt und
von Feinden umgeben, Um das Bild zu vervollstän-
digen, müssten dem germanischen Imperium noch
genübend Mittel zur Verfügung gestellt werden,
um seine agressiven Pläne gegen... seine eigenen
Gläubiger zu verwirklichen. Ein Regime, das sei-
ne gesamten Mittel dazu verwendet, um einen Ex-
pansionskrieg vorzubereiten und es vorzieht, lieber
zu hungern, als auf seine Rüstung zu verzichten,
— ein solches Regime bietet so ungeheure Gefah-
ren, dass man ihm wohl kaum zutrauen kann, ein
aufrichtiger Verteidiger des Friedens zu sein.
Das Foreign office und Mister Eden wissen zur
Genüge, dass Hitler zu den Kanzleien die Spra-
che des Friedens spricht,'um hinterher mit Ka-
nonen und Flugzeugen anzugreifen, wie er es in
Spanien macht.
Was bedeutet also dieses Senkblei Englands ?
Es handelt sich zweifellos darum, Rom und Ber-
lin zu trennen und die inneren Gegensätze der
Achse zu verschärfen. Inzwischen schreitet die
englische Rüstung zu Lande, zur See und in der
Luft vorwärts. Aber Rom und Berlin sind be-
reits auf Gedeih und Verderb verbunden durch
die gemeinsame Verstrickung in demselben Ver-
brechen. Sie gleichen jenen nächtlichen Wegela-
gerern, die ihre Seele dem Bösen verschrieben
haben und sich nicht nehr von einander trennen
können, so gern sie es auch wollten. Sie haben
den Krieg als Ziel gewählt und versprechen ihren
Völkern, dass auf ihn die Glückseligkeit folgen
wird. Sie müssen sich in diese gemeinsame Aktion
stürzen, auch wenn sie dabei zu Grunde gehen.
Es kann und wird keinen Frieden geben, ehe die
wilde Bestie nicht restlos in die Enge getrieben
und unschädlich gemacht ist.
In dem grossen, geräumigen
Zimmer reiht sich Bett an Bett
in regelmässigen Abständen. Die
Greisinnen ruhen bereits ; nur in
einer Ecke lässt die innere Un-
rast eine Greisin von 78 Jahren
nicht den Schlummer finden. Es
ist Doña Maria de los Dolores,
Hipolyta, Petra de Alcántara,
Julia, Ana de la Trinidad Téllez
Girón y Dómine, die 18 te Mar-
quesa de Llombay, iojie Condesa
16 Duquesa de Gandía, lite Mar-
quesa de Javalquinto, vier mal
Grande von Spanien erster Klasse,
zwei davon von ältestem Adel,
mit «Auszeichnung» vom Jahre
1520 ; Princesa de Anglona y de
Squilache. Eine nahe Verwandte
des Herzogs von Alba.
Die Umstände haben es mit
sich gebracht, dass diese Herzo-
gin von Benavente (das ist der
Titel, unter dem man sie am
meisten kennt), in einem Asyl in
Madrid unterkommen musste.
Ihre Persönlichkeit ist äusserst
interessant, ihr Plaudern von
grossem Charme ; aber ihr aus-
sergewöhnlicher Charakter zeigt
sich in den scharfen und witzi-
gen Kommentaren, mit denen sie
trotz ihres hohen Alters, jede
ihrer Unterhaltungen würzt, und
die von ihrer ungewöhnlich hohen
Kultur zeugen.
Zwischen den Decken ihrer
Bettes erscheint sie klein und
zierlich. Aber aus den Kissen
ragt ihr Kopf mit seiner hohen
Stirn, den weissen Haaren, der
Adlernase und den ausserordent-
lich lebhaften, hinter Brillenglä-
sern funkelnden Augen. Ihre
Hände tragen den untrüglichen
Stempel des Adels und an ihren
Fingern errät man die Tausende
und Abertausende von Buchsei-
ten, die sie in ihrem Leben um-
geblättert haben.
Alle Vorfahren der Plerzogin
von Benavente waren von jeher
als liberal bekannt. Das war
Grund genug für ihre Verwand-
ten, im ersten Augenblick der
Rebellion die von allen Mitteln
entblösste Duquesa im Stiche zu
lassen, während sie selbst in die
faschistische Zone flüchteten.
■—Mich nannten sie eine «Rote»
— sagte sie uns lächelnd.
Die erste öffentliche. Kundge-
bung, an der die Herzogin von
Benavente teilnahm, war das ge-
waltige republikanische, von Ma-
nuel Azaña einberufene Meeting
in Comillas, im Winter 1935, zu
dem aus ganz Spanien über eine
halbe Million Menschen zusam-
mengeströmt waren. Seitdem gab
es kaum einen öffentlichen Akt,
gleichgültig ob von Republika-
nern, Sozialisten, Kommunisten
oder Anarchisten organisiert, an
dem die Herzogin von Benavente
nicht teilgenommen hätte. Nun,
da ihre Mittel zu Ende waren,
sah sie sich gezwungen, sich der
Grossmut der Republik anzuver-
trauen und in einem Asyl Unter-
kunft zu suchen. Sie ist tapfer,
und das was ihr zustösst, er-
scheint ihr durchaus nicht als
etwas Aussergewöhnliches, da so
viele Tausende und Abertausen-
de von Frauen sich in der glei-
chen Lage befinden wie sie. An-
dererseits ist die Soziale Assis-
tenz bemüht, ihre individuellen
Bedürfnisse nach Möglichkeit zu
befriedigen. So sagte uns der De-
legierte von Madrid, Don José
Conrado Menéndez, dass sie be-
reits morgen in ein tiefer gele-
genes Asyl überführt werden
würde, weil das Asyl, in dem sie
sich jetzt befindet, durch seine
Höhenlage in Anbetracht der Ar-
teriosclerose, an der die Herzogin
leidet, für sie sehr ungünstig sei.
—Und ich bedaure das — sag-
te sie zu uns — denn hier unter
diesen Freunden fühle ich mich
sehr wohl. Ich geniesse eine Be-
handlung, wie man sie sich bes-
ser nicht wünschen kann. Ich be-
komme immer die Diät, die mir
verordnet ist und überhaupt
kann ich mich nicht über das Ge-
ringste beklagen. Wenn ich nur
nicht immer so müde wäre !...
Das Gespräch ging dann auf
das Thema unseres Krieges über.
Sie kritisierte offen und ener-
gisch die Verräter, die Spanien
ans Ausland verkauft haben.
—Wie konnten sie uns nur an
die «Boches» und an die «Bam-
binos» verkaufen! Mussolini,
dieser hassenswerte Mussolini...
wissen Sie, er träumt von einem
neuen Römischen Imperium.
Und er will in der ganzen WTelt
Besitztümer und Kolonien haben.
Er will sie, wie in vergangenen
Zeiten, auch in Spanien haben.
Aber ich glaube nicht daran, dass
ihm das gelingt.
Dann fällt ihr eine auf den ita-
lienischen Diktator bezügliche
Anekdote ein, deren sie sich von
einer ihrer Reisen nach Italien
erinnert :
—Ich glaube, es war in Nea-
pel. Eines Tages musste ich in
einer Apotheke irgend etwas
kaufen. Es hing da an der Wand
ein Bild des Diktators, mit sei-
n e m gewohnten bestialischen
Gesicht. Ich muss sagen, ich
begriff nicht, was Mussolini mit
der Apotheke zu tun hatte. Ich
ging näher und las den darunter
stehenden Text. Er lautete un-
gefähr : «Ich empfehle das Ab-
führmittel «X» als das vorzüg-
lichste aller Abführmittel». Es
war gezeichnet : Benito Mussoli-
ni. Ich war perplez. Die Sache
war grotesk, und unwillkürlich
dachte ich daran, was in Spanien
geschehen würde, wenn eine hohe
Persönlichkeit sich etwas Ähnli-
ches geleistet hätte. Aber
schliesslich muss er wohl Erfah-
rung auf diesem Gebiet haben,
durch die Praxis, den Menschen,
die er foltern will, Rizinus ein-
zuflössen...
Die Herzogin von Benavente
zweifelt nicht an dem Erfolg re-
publikanischen Waffen. Man er-
zählt von ihr, dass sie, als die
Italiener in Guadalajara vordran-
gen, fragte :
—Sind sie allein?
-Ja.
—Dann ist nichts zu befürch-
ten, sie werden davonlaufen wie
Tolle. Ich habe sie in Caporetto
rennen sehen.
Es nützte nichts, dass man ihr
sagte, dass sie mit dem modern-
sten Kriegsmaterial ausgerüstet
seien.
—Wenn sie auch noch so gut
ausgerüstet sind ■— wiederholte
sie—sie werden laufen, wie Ver-
rückte.
Vor einiger Zeit — vor langer
Zeit, denn es sind 78 Jahre her,
seitdem die Herzogin von Bena-
vente in Segovia das Licht der
Welt erblickte, — hat sie, nach-
dem sie das Erbe ihres gräflich-
herzoglichen Besitztumes ange-
treten hatte, Land parzelliert,
Und lange, ehe jemand in Spa-
nien an etwas Ahnliches dachte,
hat sie es unter die armen Bauern
verteilt. Als wir darauf zu spre-
chen kamen, sagte sie :
—Ich Hess sie eine kleine ganz
unbedeutende Rente zahlen, denn
ich wollte nicht, dass sie das Ga-
fühl haben sollten, dass es ein
Almosen sei.
Die Herzogin von Benavente
Kerker begnadigt. Felipe Man-
terola wurde zu 12 Jahren ver-
urteilt und sein Bruder Txomin,
nur aus dem Grunde, weil er sein
Bruder ist, zu 6 Jahren. Das Hab
und Gut der Beiden wurde kon-
fisziert und ihre Familien blieben
gänzlich mittellos zurück, so dass
die Grosseltern sie bei sich auf-
nehmen mussten.
Ein hochangesehener Greis,
der alte Rotaxe, starb vor Scham
und Kummer. Sein Palais in Zu-
biate wurde konfisziert und seine
Witwe mit den Kindern sass auf
der Strasse und musste die Gast-
freundschaft einer befreundeten
Familie annehmen.
Alle baskischen Nationalisten,
Männer und Frauen, die irgend
ein Amt bekleidet haben, sind im
Gefängnis. Republikaner, Sozia-
listen, Kommunisten—alle erdul-
den die gleiche Behandlung.
Der Geldmangel im Lande ist
katastrophal und die Bevölke-
rung verheimlicht jede Möglich-
keit, sich welches auszuleihen
und lehnt jede Hilfe ab, weil es
trotz aller Vorsichtsmassregeln
nicht möglich ist, der mit mei-
sterhafter Geschicklichkeit insze-
nierten Ausplünderung durch die
Faschisten zu entgehen. Das
Fehlen des Geldes macht alle
Einkäufe unmöglich, was im
Verein niit der ununterbrochenen
Ausfuhr der Produkte nach
Deutschland einen Hunger in
solchem Ausmass erzeugt, dass
viele sich dazu drängen, ins Ge-
fängnis zu kommen, nur um
etwas zum essen zu haben.
Das Baskendiand unter
faschistischem Terror
Auf diese Weise soll der Wille
des Volkes gebrochen werden,
wobei durch ein solches Vorgehen
nichts anderes erreicht wird, als
den latenten Widerstandsgeist
des baskischen Volkes zu stär-
ken.
An verschiedenen Orten neh-
men die Hetzen und Quälereien,
mit denen die Einheimischen ver-
folgt werden, solche Formen an,
dass kein links oder national ein-
gestellter Mensch dort leben
kann. Jeder Neid, jeder persön-
liche Hass macht sich in niedrig-
ster Angeberei Luft. Man geht
der Anzeige nach und die Rach-
sucht des Denunzianten ist befrie-
digt. Das Gemeindegut ist ver-
nichtet und die Rathäuser und
Bürgermeistereien von den pri-
vilegierten Mördern des Volkes,
die das kommunale Eigentum als
ihr eigenes betrachten, geplün-
dert.
Die Morde nehmen im ganzen
Baskenlande kein Ende. Allein
am 14 Dezember wurden 80 Bas-
ken hingerichtet. Täglich finden
Gerichtssitzungen statt, in denen
Personen abgeurteilt werden, de-
nen kein anderes Verbrechen
nachgewiesen werden kann als
das, Nationalist, Republikaner
oder Sozialist zu sein. So wurde
unter anderen ein junger Lehrer,
namens Inchaurbe, zum Tode ver-
urteilt und dann zu 30 Jahren
Paris. — Alle Nachrichten, die
aus dem Baskenlande kommen,
tragen denselben Stempel : Hun-
ger und Terror.
Die Verfolgungen nehmen im-
mer grösseren Umfang an und
machen weder vor dem Alter,
noch vor dem Geschlecht halt.
findet nur Worte der Anerken-
nung für die Republik, welche
hohes Verständnis für ihre Si-
tuation gezeigt und, wie stets, in
Erfüllung ihrer Pflicht, sie vol-
ler Güte aufgenommen hat, um
sie vor einem unbeschützten Al-
ter zu bewahren.
—Und das mitten im Krieg —
sagte sie zu uns—, und einer
Person gegenüber, die einer Klas-
se angehört, welche sich immer
durch ihre Tyrannei den Arbei-
tern gegenüber ausgezeichnet
hat.
Die Herzogin von Benavente
äusserte noch einen letzten
Wunsch : Zeitungen zu bekom-
men. Als leidenschaftliche Zei-
tungsleserin, hat die Einsamkeit,
in der sie sich seit drei, vier Ta-
gen befindet, sie — wie sie sich
ausdrückt — von der Welt ab-
geschnitten. Aber die Republik
und die Republikaner werden
auch dieses Bedürfnis der ehr-
würdigen Greisin zu befriedigen
wissen.