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SPANISCHER INFOMMTIMS
DIENST HR®
Ich stelle fest, dass die französische öffent-
liche Meinung von der Aufrichtigkeit unserer
Gefühle überzeugt ist, die in dem lebhaften
Wunsche gipfeln, den spanischen Krieg auf
das spanische Territorium zu beschränken
und eine Ausdehnung des tragischen und
blutigen Konfliktes zu verhüten.
MARTÍNEZ BARRIO
WÖCHENTLICHER AUSZUG AUS DEM "SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN"
Barcelona, 21 Februar 1938
Av. 14 de Abril, 556
Nummer 9
UNSER HEER
Spanien, das echte Spanien, das treu zu der Regierung der Republik steht, hat immer und wie
sollte es nicht
Freiwillige gefunden, die es verteidigten ; aber heute rechnet es mit einem organi-
sierten Heer, einem Heer, das streng diszipliniert und zugleich im höchsten Grade manövrierfähig, alle
die Elemente enthält, die .ein Heer unbesiegbar machen. Wenn es etwas gibt, was die Geschichte un-
widerleglich bewiesen hat, so ist es die grosse, die überwältigende militärische Überlegenheit der ihrem
innersten Wesen nach friedlichen Völker über die kriegerischen Völker. Das ist die grosse Lehre, die
•wir schon aus den Perserkriegen ziehen können. Darin, wie in allem andern, waren die Griechen Mei-
ster. Aber auch in der neueren Zeit haben wir beobachten können, dass die Heere der Nationen, die für
den Krieg gerüstet sind, diese perfekten Kriegsmaschinen, stets hinter den gewissermassen improvi-
sierten Heeren zurückstanden, die sozusagen aus dem Kampfe... gegen den Krieg entstanden sind. Das
war die grosse Lehre, die Frankreich aus der Marneschlacht zog und die in folgendem Aphorismus Juan
Mairenas ihren Ausdruck findet : «Solange das Denken eine Notwendigkeit ist, wird ein zerbrochener
Kopf immer noch mehr wert sein, als der tadelloseste Reitstiefel.»
Im Grossen oder im Kleinen, dort wo die vom kriegerischen Geist besessenen diejenigen, welche der
rohen physischen Kraft huldigen und als ultima ratio das Schwert in die Wagschale werfen, mit jenen
menschlichen Gemeinschaften zusammenstossen, die sich vorwiegend der Kulturarbeit widmen und die
Waffen einzig und allein zur Verteidigung des Friedens zu ergreifen wünschen, ergibt sich der paradoxe
Fall, dass es gerade die letzteren sind, die ein wirksames Instrument des Kampfes schaffen.
Wir zollen heute dem Volksheer von ganzem Herzen unsere Verehrung, unsere Bewunderung und
versichern es unserer Liebe. In ihm kämpfen wir alle, die wir treu, das heisst, die wir Spanier sind.
Darum müssen wir mit unserem Lobe sparsam umgehen. Der gegenwärtige Krieg trug zu Anfang den
Charakter eines Bürgerkrieges, eines Krieges zwischen Spaniern, die durch gegensätzliche Ideologien
getrennt sind. Dieser Anschein konnte nicht aufrecht erhalten bleiben, weil eine der Parteien, die so-
genannte faschistische, das gemeinsame Vaterland verkauft hat, womit sie, ipso facto, ihre Nationalität
verloren hat. Gegenüber diesen vereinten Verrätern und Invasoren, gegenüber ihrer Kriegsmaschinerie,
dieser gewaltigen dämonischen Macht, die dem Ehrgeiz und dem Verbrechen dient, steht Spanien mit
seinem herrlichen Volksheer, das Spanien, das seinen Willen kundtut, für immer in die Geschichte ein-
zugehen, das sein Recht auf Unantastbarkeit seines Territoriums und auf freie Selbstbestimmung be-
hauptet.
                                                                                                                                                                  ¡
Antonio MACHADO
{Geschrieben für den Span. Informationsdienst.)
Bericht eines Ausländers, der aus dem
faschistischen Lager entkommen ist
Die spanische Republik
verrichtet Kulturarbeit
Die Republik gründet Schulen
Im Verlaufe von 5 fahren wurden in Spanien 27.000 neue
Schulen eröffnet.
1937, mitten im Kriege, wurden auf dem regierungstreuen
Territorium
10.000 neue Schulen eröffnet.
Im Jahre 1937 wurde an Gehältern für die Lehrer der Re-
publik die Summe von
91.000.000 Pesetas bewilligt, gegen
3.724.000 im Jahre 1936.
Im Jahre 1937 hat die Republik 14.000.000 Pesetas für den
Ankauf von Lehrmitteln ausgegeben.
40.000.000 Peseten wurden von der Republik für die Grün-
dung neuer Schulen bewilligt.
Im Laufe des letzten Oktober haben 11.063 Rekruten im
lealen Spanien lesen gelernt.
Auf dem Gebiete der spanischen Rebellen sind in folgenden
Städten sämmtliche höheren Mittelschulen geschlossen worden :
Rivadeo
Zafra
Bcjar
La Estrada
Noya
Priego
Trujillo
Arévalo
Araceña
Betanzas
Burgo de Osma
Carmona
C erver a del Río
Eibar
A charria
Haro
Guernica
Medina del Campo
La Robla
Nerva
Miranda de Ebro
Reino sa
Portugalete
Tafalla
Santoña
Vélez Málaga
Utrera
Sevilla
Málaga
Oñate
Morón
Santander (eMnén-
Molina de Aragón
dez Pelayo)
Monforte de Lemus
Peñarroya - Pueblo
Talavera de la
Nuevo
Reina
Ronda
As torga
Lucena
Tudela
A Igeciras
Bar acaldo
Cazalla de la Sierra
Fregenal de l a
Sierra
Inca
Medina de Rioseco
Peñaranda de Bra-
camonte
Sanlúcar de Bárra-
me da
Toro
Villanueva de Lugo
Ecija
La Linea
Mérida
Santa Cruz de Te-
nerife
Der fünfundzwanzigjährige Chicagoer Student
Walter W. Shaible, der ein Jahr lang in Spanien
auf Seiten Francos gekämpft hat, war vor einigen
Tagen auf der Redaktion der «Daily Express».
Unter anderem sagte er folgendes.
«Mit Francos Heer geht es abwärts. Wenn es
ihm nicht gelingt, mindestens 200.000 Mann zu
bekommen, hat er nicht die geringste Aussicht
auf einen entscheidenden Sieg.
»Er ist in eine Sackgasse geraten. Sein Gene-
ralstab weiss es und — was viel schlimmer ist—
seine Soldaten wissen es auch.»
Vor einem Monat war Shaible Sergeant in der
Legion und leitete eine Maschinengewehrabtei-
lung an der Front von Madrid.
Bei seinem Aufenthalt in Sevilla, wohin man
ihn vorige Woche hatte kommen lassen, um eng-
lisch im Radio zu-sprechen, gelang es ihm un-
bemerkt auf das englische Schiff «Pinto» zu ge-
langen, das im Begriff war, nach London auszu-
laufen. Er hat diesen Entschluss gefasst, weil er
«die Greuel des Krieges nicht länger ertragen
konnte».
Er kam Donnerstag in London an und wurde
als blinder Passagier verhaftet. Gestern wurde er
freigelassen. Shaible begann seine Schilderung,
indem er mir die Liste zeigte, die er von den auf
Francos Seite kämpfenden Ausländern angefer-
tigt hat. Hier ist sie :
Italiener.......    100.000
Deutsche.......      10.000
Mauren .......      65.000
Franzosen . .....        2.000
Legionäre (Deutsche, Ita-
liener, Engländer, Por-
tugiesen, Irländer). . .
5.000
182.000
Shaible fügte hinzu : «Es ist zweifelhaft, ob
unter allen diesen auch nur 5.000 mit dem Herzen
dabei sind.»
«Die brutale Disziplin des Frankistischen
Heeres hat mich tief enttäuscht. Ich habe Dut-
zende von Männern gesehen, die, bis zur völligen
Bewustosigkeit geschlagen und am Boden liegend,
von den Offizieren mit Fusstritten traktiert
wurden.
»Ich wurde ungefähr zu der Zeit der italieni-
schen Niederlage in Guadalajara verwundet. Eine
Kugel traf mich im Gesicht und trat im Nacken
aus.
»Man brachte mich in einem Hospital unter,
in dem sich verschiedene Italiener, die Guadala-
jara überlebt haben, befanden. Das, was ich aus
deren Munde gehört habe, Hess mich den Faschis-
mus für immer hassen.
«Vor Ablauf von drei Wochen war ich wieder
an der Front und es genügten einige Tage, um
mich davon zu überzeugen, dass ich einem Feinde
gegenüberstand, der, trotz der kurzen Zeit, enor-
me Fortschritte gemacht hatte. Unsere Verluste
waren fast doppelt so gross wie die ihrigen.
»Jetzt bin ich ausserhalb Spaniens und ausser-
halb des Krieges. Wenn es von mir abhängt —
für immer.»
{«.Daily Express», 4-2-38.)
Proteste des Amerikanischen Volkes gegen
die faschistischen Bombardements
Washington, 7.—über 470 nordamerikanische Persönlichkeiten,
darunter protestantische Geistliche, Intellektuelle, Künstler, etc.,
haben an Präsident Roosevelt eine Note gerichtet, in der sie im
Namen des nordamerikanischen Volkes gegen die Bombardierung der
spanischen Zivilbevölkerung durch die Faschisten protestieren. «Wir
glauben, Herr Präsident—sagt die Note—, dass ein moralischer Pro-
test Herrn Edens in England und Herrn Chautemps in Frankreich,
die Einstellung dieser barbarischen und wilden Metzeleien herbei-
führen kannt.»
(«Mañana». Barcelona, 8-2-38.)
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DAS WERK DER VERTEIDIGER
VON RELIGION UND KULTUR
(Photographien von der Bombardierung Barcelonas, den 30 Januar 1938)
wmß \
Das faschistische Grosse Hauptquartier von Salamanca hat am nächsten Tage in einem offiziellen Bericht
erklärt: "Wir haben gestern die Verwaltungszentren und Kommandostellen in Barcelona bombardiert"
(Servicio Español de Información)
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Seite 2                                                                    Spanischer Informationsdienst                                                      21 Februar 1938
Andalusien, von deufschen und italieni-
schen Arbeitslosen überschwemm!
Gibraltar, 5. — Nach den Berichten eines aus der faschistischen
Zone Entflohenen, nimmt die Invasion deutscher und italienischen
Arbeitsloser in Andalusien immer grösseren Umfang an. Diese Ar-
beiter werden von ausländischen Militärchefs in Malaga, Ca<Tix, Huel-
va und Sevilla angestellt. Zu diesem Zweck ist die Durchführung der
sogenannten Reform «Bis» eingeleitet, die darin besteht, dass die
kleinen Grundbesitzer, die der Feindseligkeit gegen das Regime
verdächtig sind, enteignet und ihre Güter unter die Ausländer ver-
teilt werden. Die Landmengen, die durch diese Massnahmen zur
Verfügung stehen, sind : 284.000 Hektar in der Provinz Malaga,
180.000 Hektar in Córdoba, 254.000 in Sevilla und 122.000 in Huelva.
In der Provinz Cadix sollen 20.354 kleine Landeigentümer enteignet
werden, deren Land den ausländischen Kolonien zugewiesen wird.
Man befürchtet, dass die kleinen Landeigentümer von Granada in
der Anzahl von 80.981, die über 331.533 Bodenparzellen verfügen,
vom gleichen Schicksal betroffen werden.
(aJournal des Nations», 6-2-38.)
Die Resistenz in den von Fa-
schisten besetzten Provinzen
Paris, 7.—Die Agencia España bringt aus San Juan de Luz fol-
gende Nachricht des Radio Bilbao :
«Seit Beginn des Jahres hat die Guardia Civil in den asturischen
Bergen 166 Flüchtlinge aufgegriffen», und fügt hinzu : «Viele von
ihnen mussten auf der Flucht erschossen werden.»
Mit diesem Bekenntnis—sagt die Agentur—geben die Faschisten
zu, dass der Widerstand in Asturien noch keineswegs aufgehört hat.
Das Martirium Barcelonas
Barcelona hat 25 Bombardierungen durchgemacht. 528 Bomben sind
auf die Stadt abgeworfen und haben 3.467 Opfer gekostet - in der Mehr-
zahl Frauen und Kinder. 864 Häuser sind ganz oder teilweise zerstört.
Die Odissee der spanischen Kinder,
die in England untergebracht waren
sich der Knaben und Hessen sie in Reih und
Glied antreten. Mehrere Kinder, die sich wei-
gerten, wurden durch Schläge gezwungen. Alle
Kinder weinten beim Abschied von ihren engli-
schen Belgeitern.
Eine Frau, deren Kind sich in einer Schulkolo-
nie in England befindet, wandte sich an die eng-
lischen Begleiter mit der flehenden Bitte, ihr
Kind nicht eher zu schicken, als bis das Land
nicht von den Faschisten befreit sei, da sie selbst
am Verhungern sei und man schlimmer als die
Tiere behandelt werde.
Die Zeitungen schildern den Empfang, welcher
der Expedition von 'Flüchtlingskindern, die aus
London im frankistischen Spanien eingetroffen
sind, zuteil wurde. Diese Kinder waren in Eng-
land untergebracht und wurden von den franki-
stischen Machthabern fälschlicherweise im Na-
men der Eltern reklamiert.
Die Begleiter der Kinder erklären, dass man
ihnen den Aufenthalt auf dem Rebellenterri-
torium nur für kurze Zeit gestattet hat. Italienische
Offiziere und spanische Faschisten bemächtigten
Der Sieg der spanischen Republikaner
garantiert die Sicherheit Frankreichs
und den Frieden im Miitelmeer
von MARTÍNEZ BARRIO, Präsident der Cortes
damit das Leiden, die wirtschaft-
lichen Nöte und das Weh unse-
res Landes aufhören, sondern
auch um zu vermeiden, dass der
Krieg auf andere Völker des
Kontinents übergreift. Die beste
Garantie für den Frieden — für
einen künftigen Frieden—, ist
nicht, wie einige naive Köpfe ge-
glaubt haben, der Triumph der
frankistischen Militärs ; ganz im
Gegenteil, wenn es gelungen
wäre, das spanische Volk mate-
riell zu beherrschen — auf andere
Weise kann es garnicht be-
herrscht werden —, so hätte das
die Gefahren eines allgemeinen
Krieges noch vergrössert. Hinge-
gen wird der Sieg der republika-
nischen Waffen dazu beitragen,
den status quo im Mittelmeer
aufrecht zu erhalten, die südwest-
lichen Grenzen Frankreichs zu
sichern und eine neue politische
Regelung zu ermöglichen, die die
Bedingungen für einen von den
Völkern ersehnten entgültigen
Frieden herbeiführt.
Man darf nicht vergessen, dass
die Republik bei Beendigung des
Krieges über eine fähige und
schlagkräftige militärische Ma-
schinerie verfügen wird, über
eine organisierte Kriegsindustrie,
wie sie eine solche nie besessen hat
und dass die in ihr herrschende
allgemeine Geistesrichtung sich
jedem Druck der Diktaturländer
widersetzt, die, unsere innere
Uneinigkeit ausnutzend, Spanien
überfallen haben.
Seit dem August 1936 haben
wir, die regierungstreuen Spa-
nier, treu unserem Schwur und
unseren politischen Überzeugun-
gen, von der internationalen Öf-
fentlichkeit nichts weiter ver-
langt, als das eine : dass das spa-
nische Problem seiner tatsächli-
chen Lage entsprechend behan-
delt wird, ohne Entstellungen
und Entgleisungen — die einzige
Art, wie die allgemeinen Bestre-
bungen des Landes verständlich
gemacht werden können.
Diese gerechte Einstellung be-
ginnt sich durchzusetzen. Da-
durch gewinnt Spanien und mit
ihm die allgemeine Sache der
Demokratie. Als Spanier begrüs-
se ich die vollzogene Wandlung
und als Mensch, der sich dem
westlichen liberalen und demo-
kratischen Kulturkreise verbun-
den fühlt, gebe ich mich, dank
dieser Wandlung, den . verlock-
endsten Hoffnungen auf die
Zukunft hin.
Paris 11 Februar 1938
(<iL'Oeuvre», 12-2-36.)
Mein erster Eindruck bei mei-
ner Ankunft in Frankreich war
der freudigster Überraschung.
Die Franzosen der verschieden-
sten sozialen Klassen haben end-
lich die Bedeutung der spani-
schen Sache begriffen. Das Ge-
spenst eines vom Kommunismus
beherrschten, von inneren Wir-
ren zerrissenen Spanien, das
allen utopischen Experimenten
zum Objekte dient, ist ge-
schwunden. Für den Durch-
schnittsfranzosen ist die spani-
sche Republik heute das, was sie
immer gewesen ist: ein durch
den Willen des Volkes geschaf-
fenes und durch den gleichen
Volkswillen immer aufs neue be-
stätigtes liberales und demokrati-
sches System. In Spanien gibt es
Kommunisten, wie es Sozialisten
gibt; aber neben ihnen gibt es
starke demokratisch-republikani-
sche Parteien, die sich auf einen
grossen Teil der öffentlichen
Meinung stützen und die kein an-
deres Programm und keine ande-
ren Ziele haben, als die Grund -
linien der nationalen Konstitu-
tion.
Die französische öffentliche
Meinung bestätigt diese Tatsa-
che : die Republikaner, die in
unserer Regierung sitzen, sind
dieselben Republikaner, oder
deren Nachkommen, die während
des grossen Krieges die Sache
der Alliirten verfochten haben ;
die Rebellen von Salamanca hin-
gegen sind dieselben Männer, die
damals mit den Zentralmächten
sympathisierten und ihnen ihre
Unterstützung anboten. 1936 wie-
derholten sich die Charakteristi-
ka von 1914 : ein definitiver An-
griff der autoritären Staaten auf
die Staaten mit demokratischer
Verfassung und das Bestreben,
den Volkswillen durch die politi-
sche Herrschaft einer privilegier-
ten Klasse zu ersetzen.
Ich stelle fest, dass die franzö-
sische öffentliche Meinung von
der Aufrichtigkeit unserer Ge-
fühle überzeugt ist, die in dem
lebhaften Wunsche gipfeln, den
spanischen Krieg auf das spani-
sche Territorium zu beschränken
und eine Ausdehnung des tragi-
schen und blutigen Konfliktes zu
verhüten. Wir Spanier führen
Krieg, weil er uns aufgezwungen
ist und unser heisser Wunsch ist;
ihn beendet zu sehen, nicht nur,
Eine neue, vorbildliche Einrichtung, die
wärend des Krieges entstanden ist
Die "Allgemeine Reparatur
Das trostlose, während dieser
grausamen Kriegsmonate so oft
erlebte Schauspiel der zerstörten
Häuser, der zerbrochenen Möbel,
der zertrümmerten und verloren-
gegangenen Kunstgegenstände,
stellt von Aufang an eine der
grössten Sorgen der Regierung
der Republik dar. Vom Unter-
gang bedrohte Schätze und wert-
volle Gegenstände zu retten, an-
dere, die noch keine Schäden er-
litten haben, vor diesen sicher zu
stellen und so gegenüber der ent-
fesselten Zerstörungswut eine
positive und aufbauende Arbeit
der Bewahrung und Wiederher-
stellung durchzuführen, das war
die Aufgabe, der sich der ver-
diente Organismus der «Allge-
meinen Reparaturenkasse» un-
terzog.
Diese Institution kümmert sich
nicht nur um diejenigen Gegen-
stände, die infolge von Bombar-
dierungen oder Bränden unter
den Trümmern begraben werden,
sondern auch um solche, die zu
Häusern gehören, die von ihren
faschistischen Besitzern im Stich
gelassen wurden.
Die Allgemeine Reparaturen-
kasse verfügt über Arbeiterbri-
gaden, die an den von den Bom-
bardierungen h e i m g esuchten
Stellen tätig sind und dort unter
den Trümmern die wertvollen
Gegenstände, Möbel, Schmuck-
sachen usw. hervorsuchen, die
sonst unweigerlich verlorengin-
und ihr Werk
ten darstellen, doch nicht für ge-
nügend wert gehalten werden,
von der «Junta für die Erhaltung
des nationalen Kunstschatzes»
angefordert zu werden, werden in
den Schaufenstern der Repara-
turenkasse ausgestellt.
In den alten Adelspalästen in
Madrid, den aristokratischen
Häusern, die vielfach von der
aufständischen Aviation und Ar-
tillerie heftig bombardiert wor-
den sind, konnten so viele wert-
volle Gegenstände, viele schöne
Exemplare von Möbeln und pri-
vaten Sammlungen gerettet wer-
den, unter denen einige Kristall-
und Porzellansammlungen von
wahrhaft artistischem Wert her-
vorragen.
Viele augenblicklich evakuirte
Personen, die ihre Wohnung im
bombardierten Madrid, den fein-
lichen Bomben und Geschossen
ausgesetzt, zurückgelassen haben
und ihre Möbel für immer ver-
loren glauben, werden dank den
unter Lebensgefahr geleisteten
Arbeiten der Reparaturenkasse
vielleicht einige davon wiederfin-
den können.
Die verdienstvolle Arbeit die-
ser Organisation erstreckt sich
auf das gesamte leale Gebiet und
sorgt dafür, dass ein wichtiger
und kostbarer Teil des spani-
schen Nationalschatzes, der von
dem zerstörerischen Hass der Fa-
schisten bedroht ist, nicht unter-
seht.
Die englische öffentliche Meinung gegen
die Barbarei Francos
Unter dem Titel «Barbarei»
veröffentlicht die «News Chroni-
cle» folgende Betrachtung :
«Es ist unmöglich sich eines
Gefühls des Ekels zu enthalten,
angesichts der Abschlachtung der
Kinder in Barcelona durch die
Flugzeuge Francos. Die spani-
sche Regierung hatte sich bereit
erklärt, von jeder Bombardierung
offener Städte abzusehen, wenn
Franco das Gleiche tun wollte.
»Franco erwiderte, dass er mit
den «roten Marxistenhorden»
keine Unterhandlungen führe
und schickte seine Flugzeuge nach
Barcelona ; seine Antwort waren
hunderte von Leichen. Sogar,
wenn seine phantastische Be-
zeichnung der legitimen republi-
kanischen Regierung stimmen
würde, wenn das leale Spanien
das wäre, was er sagt, sieht
Franco denn nicht, dass er das
spanische Volk lehrt, dieses Spa-
nien dem von ihm und seiner
Bande von Kindesmördern vor-
zuziehen.
Wie kann er nach alledem vor-
geben, für Spanien zu kämpfen ?
Zieht er es vor, Herr in einem
Schlachthause zu sein, als lealer
Bürger eines glücklichen Lan-
des?
Das Geringste, was man von
England erwarten darf, ist dass
es unmittelbar, mit den ener-
gischsten Worten seine restlose
Abkehr von so brutaler Barbarei
zum Ausdruck bringt.»
Die Reproduktion
sämtlicher Artikel
dieses Blattes ist
gestattet
gen und der Habgier von herum-
lungernden Dieben ausgesetzt
wären. Diese geretteten Gegen-
stände werden zunächst zu den
Restaurierungswerkstätten ge-
bracht, wo man sie sorgfältig
ausbessert und rekonstruiert und
dann in Lokale, wo sie katalo-
gisiert und streng bewacht wer-
den.
Die Besitzgüter derjenigen
Personen, gegen welche wegen
Reginiefeindlichkeit ein Prozess
läuft, werden provisorisch zur
Allgemeinen Reparatunrenkasse
geschafft, bis seitens des Tribu-
nals die Fällung der Urteils er-
flogt. Kunstgegenstände, die,
obgleich sie wertvolle Kuriositä-
Bruno Mussolini, Mörder der
spanischen Frauen und Kinder
Paris, 7. — Die französische
Presse veröffentlicht in einem
Bericht aus Rom eine Notiz der
italienischen faschistischen Zei-
tung «II Messagero», in der ge-
sagt wird, dass Bruno Mussolini,
«um das Ideal der lateinischen
und christlichen Kultur zu ver-
teidigen, Legionär des antibol-
schewistischen Kampfes am
Himmel Spaniens» geworden sei.
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Seite 3
Spanischer Informationsdienst
21 Februar 1938
ärungen der Abgeord-
neten der Trade-Unions
Madrid, 8.—Die Abgeordneten Brown und Brady, Vertreter der
«Trade-Union», äusserten während ihres Aufenthaltes in Madrid
einem Reporter gegenüber folgendes :
«Der Antifaschismus rechnet in London mit grossen Organen der
öffentlichen Meinung. Die hervorragendsten sind «Daily Herald» mit
einer Auflage von 2 Millionen Exemplaren und die «News Chroni-
cle» mit 1.500.000. England steht jetzt unter dem Eindruck der Bom-
bardierung der letzten Schiffe : des «Endymion» und der «Alcira».
Die Intervention Mussolinis im spanischen Kriege hat eine lebhafte
Reaktion hervorgerufen. Die enlische Regierung hat bereits Schrit-
te unternommen, um diesen unerträglichen Agressionen ein Ende zu
machen. Auch die Antwort Salamancas auf die Aufforderung, mit
der Bombardierung der Ortschaften des Hinterlandes Schluss zu
machen, hat lebhaften Unwillen erregt.
Die Reaktion in England war äusserst heftig. Das Volk ist über
alles dieses aufs tiefste empört. Wir Trade Unions und Arbeiterpar-
teiler glauben, dass die begonnene Agressionspolitik die englische
Regierung aus ihrer kontemplativen Haltung reissen wird. Wir sind
sicher, dass es uns gelingen wird, dies zu erreichen, denn wir sind
entschlossen, mit unserem Druck nicht nachzulassen, oder aber zu
bewirken, dass die Vertreter einer solchen Politik abtreten. England,
mit der alleinigen Ausnahme seiner Grosskapitalisten, ist mit uns,
mit dem lealen Spanien. Wenn man jetzt ein Plebiszit veranstal-
ten würde, so ergäbe das für uns ein Resultat von 10 zu 1. Wir
rechnen mit der Unterstützung von einer Million englischer Arbeiter.
Der Faschismus hat keine Aussicht auf Sieg. Die Welt wird sich bald
davon überzeugen. Wenn er in Rom, Berlin und Wien gesiegt hat,
so musste er doch vor Madrid Halt machen. Und Teruel ist der erste
Markstein auf dem WTege zu Francos Niederlage.
Eine neue Infamie der Rebellen
Die «Dépéche de Toulouse-» vom 14 Februar veröffentlicht in ihrem Tagesbericht aus dem spani-
schen Krieg folgendes :
»Wir melden lächelnd, dass der Sender des Radio Nacional de Salamanca gestern die folgende of-
fiziöse Nachricht verbreitet hat :
«Wie wir erfahren, beabsichtigt man in der «roten» 'Zone Flugzeuge zu verwenden, die mit den «na-
tionalen» Farben (rot und gelb) getarnt sind, um die katalanischen Ortschaften zu bombardieren und
gleichzeitig Bomben auf französisches Gebiet fallen su lassen.»
Und die «Dépéche» fügt hinzu : «Es ist selbstverstänlich, dass diese Nachricht niemand irreführen
wird. Und erinnern wir uns daran, dass eine analoge Nachricht von den spanischen Rebellen verbreitet
wurde als die ersten Piraten-Unterseebote im Mittelmeer auftauchten.»
DIE DEMOKRATIE IN DER D.R.S.S.
sich viele Interessen verschwo-
ren. Aber auf die Dauer hat sie
in den schwierigsten Schlachten
den Sieg davongetragen. Man hat
ihr zum Vorwurf gemacht, dass
sie immer eine Klassendiktatur
aufrecht erhalten und mit drasti-
schen Mitteln jede oppositionelle
Politik verhindert habe. Und
dennoch, während ihre Feinde es
so hinstellen, als wäre die Sowjet-
union von inneren Kämpfen zer-
mürbt, liefert sie uns dieses ge-
waltige Schauspiel ideologischer
Einmütigkeit, die sie berechtigt,
für eine Verfassung zu stimmen
und sie durch unumschränkte
Machtorgane zu realisieren, de-
ren Rechtmässigkeit von nie-
mand angezweifelt werden kann.
Die Stärke ihrer Institutionen
hat ihren Ursprung im Volke
selbst, das seine grundlegende
Revolution durchgeführt hat,
nicht um dem Cäsarismus zu ver-
fallen, noch um sich in katastro-
phale Abenteuer stürzen zu las-
sen, sondern um den föderativen
Staat zu konsolidieren, in dem
ein demokratischer Mechanismus
auf normale Weise funktioniert.
Die freiheitlich gesinnte Welt
erwartet viel von den neuen
Formen der Sowjetdemokratie.
Schliesslich und endlich liefert
sie uns den Beweis dafür, dass
ein Volk über genügend Macht
tig aufzulösen, die, aus dem
Schosse der faschistischen Partei
geboren, nur die Impotenz des
Systems bestätigt.
Was das Nazideutschland be-
trifft, so hat der Versuch das
gleiche Resultat gezeitigt. Der
Reichstag funktioniert nicht,
obwohl er das Werk Hitlers ist,
der von Zeit zu Zeit darin er-
scheint, um eine seiner demago-
gischen Reden vom Stapel zu
lassen. Jenes berüchtigte Plebis-
zit, durch welches der Führer
auf Lebenslänge zum Kanzler
und obersten Chef des deutschen
Staates berufen wurde, gehört zu
den politischen Komödien der
Zeitgeschichte. Durch politischen
Terror zwang man die Deut-
schen, die Diktatur Hitlers anzu-
erkennen, indem man ihre Rech-
te auf ein einsilbiges Wort — das
Wörtchen «Ja» — beschränkte.
Einen anderen Ausweg Hess das
Wahlrecht, das der Nationalso-
zialismus seinen Untertanen zu-
billigte, nicht zu. Seitdem übt
Hitler in den schwierigsten Fra-
gen der Aussenpolitik unum-
schränkte Gewalt aus.
Die Liebe seines Volkes zu er-
ringen ist ihm schwerlich gelun-
gen ; dafür aber lässt er sich auf
Altären anbeten, wo er den Gott
der Christenheit ersetzt.
Gegen die Sowjetunion haben
Die Demokratie in den Sow-
jewtstaaten funktioniert bereits
in normaler Weise. Nach der
Volksbefragung, in der die Ver-
treter nach gleichem, direktem
und geheimem Wahlrecht ge-
wählt wurden, sind soeben die
Kammern des Abgeordnetenhau-
ses zusammengetreten, um eine
gemeinsame Sitzung abzuhalten,
in der eine Besprechung über di-
versen Verbesserungen in der
Staatsverfassung stattfinden soll.
Der Oberste »Sowjet und die
Nationalitätenkammern repräsen-
tieren zweifellos den Willen des
grossen russischen Volkes, das es
nach einer schwierigen Über-
gangsperiode jetzt erreicht hat, die
Demokratie zu errichten, ohne
sich vor dem Angriff des inneren
und äusseren Feindes fürchten
zu müssen. Man kann vom neuen
Russland nicht mehr sagen, dass
es von der Gnade eines persönli-
chen Willens abhängig ist, noch
auch, dass der Staat die Bürger-
rechte missachtet. Die URSS hat
eine so gewaltige politische Mo-
bilmachung zustande gebracht
dass ca 90 % der Wahlberech-
tigten an den Wahlen teilgenom-
men haben. Die Zusammenset-
zung der beiden Kammern ent-
spricht restlos dem Volkswillen
und sie sind gewillt gemäss den
Grundsätzen der Verfassung zu
arbeiten. Damit sind die Vorur-
teile widerlegt, in denen manche
befangen sein dürften, wonach
die Demokratie nicht über genü-
gend Kraft verfüge, um ein neues
Regime anzukurbeln.
Die Erfahrung auf diesem Ge-
biet ist vor allem wichtig als
Kontrast zu der inneren Lage der
faschistischen Länder, die durch
heftige Unstimmigkeiten zerris-
sen sind und es nicht wagen, zu
irgend einer der Formeln zu grei-
fen, durch welche die öffentliche
Meinung ihren Willen kund gibt.
Sie geben vor, die demokrati-
schen Prinzipien aus ideologi-
schen Gründen zu bekämpfen ;
denn wenn die demokratischen
Prinzipien Bestand haben, so ist
mit dem Regime der Diktatur
bald aufgeräumt und die Aben-
teurergruppen, die die Macht an
sich gerissen haben, sind erle-
digt. Angesichts der Einmütig-
keit der Volksstimmung, welche
die Sowjetmacht durch die Ab-
stimmung erreicht hat, ist der
pathetische Akt, in dem Musso-
lini vor dem Venezianischen Pa-
last vor einigen Tausenden blin-
der Anhänger seinen Entschluss,
den Völkerbund zu verlassen,
kundgibt, von einzigartiger Ko-
mik. Der italienische Faschis-
mus hat mehrmals die Karika-,
tur eines repräsentativen Regi-
mes aufgezogen, um vor der Welt
den Eindruck zu erwecken, dass
ganz Italien sich mit dem Duce
identifiziert. Dennoch hat er es
niemals fertiggebracht, dieses
Parlament, das durch Dekret,
ohne Anteilnahme des italieni-
schen Volkes zustande gekom-
men ist, auf die Dauer tagen zu
lassen. Gerade jetzt denkt man
Die spanische Kultur durfte
nicht durch Repressalien aufs
Spiel gesetzt werden, welche die-
jenigen, die pädagogische Arbeit
leisten, so tief entwürdigen.
Wenn solche Ungeheuerlichkei-
ten weiter um sich greifen, wird
man unmöglich behaupten kön-
nen, dass das Spanien Francos
berufen sei, die spanische Kultur
zu verteidigen und die Achtung
vor den Vertretern der Volkskul-
tur zu erhalten.
Wenn die in der Zone der na-
tionalen Schmach und Entehrung
glauben, für die Kultur des Vol-
kes zu wirken, indem sie sich
von ihren niederen Instinkten
leiten lassen, so müssen sie sich
darüber klar sein, dass sie sich
durch ein solches Regime der
Repressalien selbst das Urteil
sprechen.
Aber es ist ein bedeutsames
und äusserst lehrreiches Symp-
tom, dass die eigenen Zeitungen
Francos die Passivität anpran-
gern, mit der die Bürgerschaft
diese Repressivmassnahmen auf-
nimmt. In der obenzitierten
Nummer der «La Información»
von Cadix veröffentlicht das Re-
visionskomite der Lehrer-
schaft der Provinz Cadix einen
Artikel, in dem es sich in kla-
genden Tönen über das mangeln-
de Interesse der Bürgerschaft
auslässt, wodurch es in seiner
Arbeit gehemmt werde.
verfügt, um seine Geschicke
selbst zu lenken, wenn die his-
torischen Hindernisse beseitigt
sind, die einer wahren Volksre-
gierung im Wege stehen.
Eine Demokratie kann sich er-
neuern, aber sie ist ein ewiger
Begriff, der alle Krisen über-
dauert. Eine parlamentarische
Regierung, das Recht der Mehr-
heiten und Minderheiten, die
Freiheit der Entschliessungen
und der Initiative haben dort
Bestand, wo eine Willkürherr-
schaft mit ihrem Hass gegen
Recht und Gesetz regiert. Dikta-
turen vergehen, die Demokratie
bleibt ewig bestehen.
Die Verfolgung und Misshandlung der Lehrerschaft
im faschistischen Spanien
daran, diese Institution endgül-
Der Faschismus, der eine Ver-
neinung von Kultur und Fort-
schritt darstellt, musste logischer-
weise im Francospanien Anhän-
ger haben, die die absurdesten
Ungeheuerlichkeiten verherrli-
chen, und diejenigen, die bemüht
sind, sich von jedem rückschrittli-
chen Einfluss freizuhalten, aufs
Grausamste verfolgen. So stehen
die Lehrer der städtischen Schu-
len in der faschistischen Zone un-
ter der äusserst strengen Kon-
trolle einer sogenannten Kultur-
kommission der technischen Jun-
ta von Burgos. Die genannte
Kommission hat die peinlichste
Überwachung eines jeden Leh-
rers in der Francozone einge-
führt. Während der eineinhalb
Jahre der schmachvollen Terror-
herrschaft ist die Reinigung der
Lehrerschaft von Elementen, die
verdächtig sind, mit der Repu-
blik zu sympathisieren, mit
grösster Strenge durchgeführt
worden. Die obengenannte Kom-
mission verfügte, dass über jeden
nationalen Lehrer Personalakten
geführt werden, die ein Füh-
rungszeugnis eines, in der Nach-
barschaft des betreffenden Leh-
rers lebenden Familienvaters ent-
halten müssen. Wie man sieht—
und die Zeitung «La Informa-
ción» enthält eine sehr deutliche
Klage—, wurden diese Akten
nicht mit der erwünschten
Schnelligkeit ausgefertigt, d a
eine grosse Anzahl der Einwoh-
nerschaft gegen die Zumutung
protestiert hat, Auskunft über
Lehrer zu geben, die sie nicht
genügend kennen. Das hatte zur
Folge, dass die Bestimmungen
über diese Akten einer Revision
unterzogen wurden ; daraufhin
wurde den Nachbarn der betref-
fenden Lehrer strengste Anony-
mität ihrer Aussagen zugesi-
chert. Aber auch dies gab nicht
die gewünschten Resultate. Die
Kommission von Cadix, die von
Burgos aus delegiert worden
war, machte bekannt, dass sie die
Akten über die Lehrer in die
Hauptstadt des faschistischen
Spanien zurücksenden und die
Namen der betreffenden Fami-
lienväter, die die Auskunft unter
irgend einer Entschuldigung
oder auch ohne jede Begründung
v e r w eigerten, veröffentlichen
werde.
293 faschistische Flugzeuge
im Jahre 1937 zerstört
Die Feinde haben im gleichen Jahre nur
92 republikanische Apárale zerstört
(Laut Statistik des Ministeriums der Nationalen Verteidigung)
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Seite 4
Spanischer Informationsdienst
21 Februar 1938
im belagerten Madrid
weshalb die Jesuüen beschlossen haben,
das faschistische Territorium zu verlassen
Paris, 8.—In der Jesuitenversammlung, die in der Basílica de
Azpeitia stattfand und in der über die Lage im faschistischen Spa-
nien beraten wurde, ist—wie man weiss mit grosser Stimmenmehrheit
—beschlossen worden, dass die Gesellschaft Jesu das faschistische
Territorium verlässt. Die als Parteigänger Francos bekannten Prie-
ster Vilarino und Chalvau haben an der Versammlung nicht teil-
genommen.
Der Grund, weshalb die Gesellschaft Jesu diesen Beschluss ge-
fasst hat, ist der folgende : Der Papst hatte allen hohen Würden-
trägern des faschistischen Spanien befohlen, auf allen kirchlichen
Zeremonieen, die auf ihrem Territorium stattfänden, die päpstlichen
Enzykliken, und speziell diejenige, die sich auf die Verfolgung der
Kirche im Nazideutschland bezieht, verlesen zu lassen. Kardinal
Moma machte Franco davon Mitteilung ; aber dieser liess die Lesung
der Enzykliken suspendieren, bis er sich mit dem deutschen Ver-
treter in Salamanca darüber verständigt haben würde. Der Gesandte
Hitlers erbat von seiner Regierung diesbezügliche Instruktion.
Schliesslich genehmigte Franco die Verlesung der Enzykliken bis auf
die, welche sich auf die Verfolgung der Katholiken in Deutschland
bezieht. Daraufhin beschlossen die Jesuiten, nach heftigen Ausein-
andersetzungen mit den Regierungsvertretern, das spanische Terri-
torium zu verlassen.
Übrigens haben sich die Falangisten, die heute mehr Einfluss
haben, als die Requetés, ebenfalls den Jesuiten widersetzt.
(«La Vanguardia», 8-2-38.)
Vor der verbrecherischen Re-
bellion der Faschisten gab es in
Madrid sieben oder acht Volks-
büchereien. Es waren dies stille,
intime, anheimelnde Stätten, in
denen sich die Arbeiter aus den
entferntesten Stadtteilen von un-
widerstehlichem Wissensdrang
getrieben, in ihren freien Stun-
den einfanden. Die Leser, die
diese Büchereien besuchten, ge-
hörten zu denen, die nicht in der
Lage waren, die grossen Madri-
der Bibliotheken zu benutzen, die
dem Publikum nur zu einer Zeit
zugänglich waren, die für diese
sympathischen K u 1 turjünger,
die genötigt waren, von früh bis
spät zu arbeiten, um ihr tägliches
Brot zu verdienen, nicht in Fra-
ge kam. Die Republik richtete
ihr Augenmerk ganz besonders
auf diese Volksbüchereien und
versah sie nicht nur mit literari-
scher Produktion der verschie-
densten Richtungen, sondern
auch mit populär-wissenschaftli-
chen Schriften, die den Arbeitern
helfen sollten, ihre technischen
Kenntnisse zu erweitern und zu
vertiefen.
Als die Faschisten vor den To-
ren Madrids standen, dieses un-
besiegten Madrid,' vor dem alle
ihre Anstrengungen scheitern,
um schliesslich mit einer Katas-
trophe für sie zu enden, da war
es unvermeidlich, einige dieser
Büchereien zu schliessen, da der
Aufenthalt in ihnen, infolge ihrer
Lage in von der feindlichen Ar-
tillerie bedrohten Zonen, für die
Leser eine unmittelbare Gefahr
darstellte.
Wie berechtigt diese Massnah-
me war, bewiesen die durch Ge-
schosse verursachten Schäden in
den Bibliotheken des Paseo de las
Delicias und der Ronda de To-
ledo. In dieser letzteren schlug
ein Projektil in den Lesesaal und
auf die erstere stürzte die Mauer
des von einer riesigen Granate
getroffenen Nachbarhauses. Auf
beiden Stellen waren durch die
Schliessung Opfer an Menschen-
leben vermieden.
Aber der Krieg, den das spa-
nische Volk — nach einem gelun-
genen Ausspruch des Verteidi-
gungsministers—, gegen dreiein-
halb Nationen führen muss, wird
nicht nur den Angreifer aus dem
nationalen Umkreis vertreiben ;
er wird auch das Volk, das so
heldenmütig sein Blut für das
Vaterland vergiesst, würdig ma-
chen, die neuen Wege des künfti-
gen Spanien zu beschreiten, eines
Spanien, das durch die titanische
Anstrengung seiner besten Söhne
geschaffen wird.
Von so edlem Streben beseelt,
hat die Regierung der Republik
mit Hilfe des Unterrichtsmini-
steriums mit bewunderungswür-
diger Energie die Versorgung
der arbeitenden Klassen mit dem
nötigen Material zur Erweite-
rung ihres geistigen Horizontes
in Angriff genommen. So wur-
den die Bücher aus den geschlos-
senen Lokalen in andere Biblio-
theken übergeführt, wo sie die
hohe Mission erfüllen können,
für die sie bestimmt sind. Und
wenn der Leser nicht in die Bi-
bliothek kommen kann, um sei-
nen Wissensdurst zu befriedigen,
so wird das Buch in die
Wohnstätte des Lesers kommen
und diese Aussaat auf dem
fruchtbaren Acker seines Geistes
muss in der lichten Zukunft, der
wir entgegensehen, unschätzbare
Früchte in unserem • Volke tra-
gen. Diesem wahrhaft patrioti-
schen Zweck ist der bereits in ei-
nigen Volksbüchereien eröffnete
Dienst gewidmet, der die Aus-
leihung der Bücher in den
Volksbibliotheken organisiert.
Wenn man diese bescheidenen
Büchereien, die von den faschi-
stischen Geschossen getroffen
sind, aus der Nähe betrachtet, so
fühlt man tiefe Entrüstung über
die Barbarei, welche die faschisti-
s c h e Rebellion kennzeichnet.
Und während wir mit dem Leiter
des Lesesaales in der Ronda de
Toledo sprechen, hören wir das
Rattern der Maschinengenge-
wehre, das uns keinen Augen-
blick die unversöhnliche Wirk-
lichkeit des Krieges vergessen
lässt.
—Sehen sie — sagt der Leiter
der Bibliothek zu uns, indem er
auf ein riesiges Loch in der
Decke des Saales zeigt—-: hier
ist ein Projektil eingedrungen.
Wie ist es möglich, dass sie, die
Museen und Bibliotheken be-
schiessen, sich Verteidiger der
Kultur nennen! Wenn sie das
hier vor dem Kriege gesehen
hätten ! Hier gab es eine spezielle
Kinderabteilung m i t Büchern
und Zeitschriften für Kinder.
Mit welchem Ernst studierten
sie die Zeitungen ! Und — es ist
schwer zu glauben — aber sie
sprachen kaum je ein Wort.-
Der Bibliothekar, der dabei ist,
die Bücher in die neuen Lokale
zu transportieren, ist voll Enthu-
siasmus. Im Saal herrscht lautlo-
se Stille. Aus diesem Frieden
reisst uns das ratternde Geräusch
der Maschinengewehre und
mahnt uns von neuem an den
Krieg.
dens. Zur Hälfte entvölkerte
Städte. Paralysierte Industrien.
Brachliegende Felder. Das sind
die Spuren des Faschismus...
von Sevilla, der von Granada und
Cadix, es ist der Fall von Cordo-
va, von Extremadura, Castilien
und Galizien ; es ist der des Nor-
Faschistische Kulturpolitik
scher Abstammung, soweit sie
nicht getötet sind, im Kerker
oder sind in anderen spanischen
Gebieten interniert, und die Er-
satzpriester, die man in die bas-
kischen Ortschaften geschickt
hat, sprechen nur kastilianisch
und können sich somit mit der
Bevölkerung nicht verständigen.
Man ist so weit gegangen, die
baskischen Namen von den Stras-
sen zu entfernen und sogar die
Städtenamen zu ändern und man
beabsichtigt die gesamte Euska-
rische Toponimie auszurotten.
Er beendet seine Ausführungen
mit einem Apell an die ganze
Menschheit, deren Aufmerksam-
keit er im Namen der baskischen
Regierung auf das Treiben der
Faschisten lenkt, die im Begriff
sind, eine uralte demokratische
Kultur und Tradition zu vernich-
ten.
Ton Blombergs Sohn desertiert
Paris, 17. — «Agence Infor-
mation» meldet aus Genf, dass
die «Volksstimme», sozialisti-
sches Organ der Ostschweiz, aus
sicherer Quelle berichtet, dass
der Sohn Marschall von Blom-
bergs, des von Hitler verabschie-
deten Ex-Kriegsministers, sich
unter den 40 deutschen Fliegerof-
fizieren befindet, den Mitglie-
dern jenes berühmten Geschwa-
ders Richthofen, die vor kurzem
desertiert und nach Österreich
geflüchtet sind, nachdem sie den
Befehl erhalten hatten, sich ins
faschistische Spanien zu begeben.
Don José de Lizaro, der Bevoll-
mächtigte der Baskischen Regie-
rung an der spanischen Botschaft
in London, hat folgende Erklä-
rung abgegeben :
«Als ein Beweis mehr dafür,
w e 1 che Repressivmassnahmen
Franco anwendet, um das Natio-
nalgefühl eines Volkes zu un-
terdrücken und die baskische
Kultur zu vernichten, bestätigt
sich die Nachricht, dass der Ge-
brauch des Éuscaro, einer der äl-
testen lebenden Sprachen, unter
Androhung strengster Strafen
verboten ist. Auch ist das Tra-
gen der Nationaltracht aus-
drücklich untersagt.
Durch ein offizielles Dekret ist
das Euskaro nicht nur als Um-
gangs—und Schriftsprache, son-
dern auch in allen kirchlichen
Angelegenheiten verboten. We-
der dürfen die Priester in der
baskischen Sprache predigen,
noch ist es den Gläubigen gestat-
tet, in ihrer Muttersprache zu
beten, eine Verfügung, die den
Gesetzen der Kirche zuwider-
läuft.
Diese Verordnung wird logi-
scherweise grosses Aufsehen in
den Dörfern und Ortschaften er-
regen, wo das Volk keine andere
Sprache als das Euskaro kennt,
so dass alle Einwohner notge-
drungen dieses Gebot übertreten
müssen, selbst auf die grosse Ge-
fahr hin, die angekündigten
schweren Strafen erleiden zu
müssen.
Was die Priester betrifft, so
befinden sich diejenigen baski-
Die Spuren des Faschismus
Die Zeitungen von Malaga
veröffentlichen eine offiziöse Be-
kanntmachung der Stadtverwal-
tung, in der sämtliche Arbeiter
der Stadt, die imstande sind,
Strassenarbeiten zu verrichten,
aufgefordert werden, sich auf
dem Rathaus zu melden, da man
dringend Pflasterer, Asphaltar-
beiter, Steinhauer, Strassenkeh-
rer, etc., benötige. Wie aus die-
ser Notiz hervorgeht, befinden
sich die Strassen der Stadt in
jämmerlichem Zuztand und es
gibt nicht genug Arbeitshände,
um sie, wenn auch nur proviso-
risch, instand zu setzen und die
notwendige Reinigung der Stadt
durchzuführen.
spiellose Schlächterei durch Schaf-
fung von sogenannten Kriegsge-
richten. Und seitdem ist kein
Tag vergangen, wo sie nicht neue
Verbrechen begehen Wie hoch
ist die Zahl der Opfer von Mala-
ga? 20.000? 30.000? Natürlich
werden wir die genaue Ziffer erst
dann wissen, menn wir die Stadt
wiedergewinnen und die Zahl
derjenigen feststellen können, die
den Schlächtereien der modernen
Hunnen, dieser Schmach der Zi-
vilisation und Schandfleck der
Geschichte, zum Opfer gefallen
sind.
* * *
Wir wollen uns bei der obenzi-
tierten Anzeige, auf die wir uns
berufen, noch ein wenig aufhal-
ten, denn wir halten uns streng
an die Wahrheit und kommentie-
ren nur solche Nachrichten, die
genau nachgeprüft sind. Also
diese Note ist in der Zeitung der
Falange von Malaga, «Sur», in
der Nummer vom 22 Dezember
erschienen (Das Original liegt
bei uns auf) und lautet folgender-
massen :
«Es werden gesucht : Strassen-
kehrer, Pflasterer, Bruchstein-
maurer, etc. Personen, die diese
Berufe ausüben können und ar-
beiten wollen, können sich in den
Büros für öffentliche Arbeiten
des Hohen Rates der Stadt Ma-
laga, an Wochentagen von 10-12
melden. Malaga, 20 Dezember,
im zweiten Jahre des Triumphes.
— Der Delegierte für Öffentliche
Arbeiten, Carlos Rein.»
Sogar Strassenkehrer werden
gesucht! Es finden sich nicht
einmal Leute, die die Strasse
kehren wollen ! Wo ist das Pro-
letariat von Malaga? Wo ist es?
Entweder in die leale Zone ge-
flüchtet oder auf dem Friedhof,
in den Kerkern und Gefängnis-
sen... Es wird den Falangisten
nichts anderes übrig bleiben, als
selbst zum Besen zu greifen,
Spaten und Spachtel in die Hand
zu nehmen, den flüssigen Asphalt
auf die Strassen zu giessen und
den Bürgersteig zu pflastern.
Es gibt keine Arbeiter in der
faschistischen Zone. Sie sind ge-
flüchtet oder ermordet. Sie fehlen
in den Bergwerken, bei den öf-
fentlichen und privaten Arbeiten,
in Fabriken und Werkstätten,
auf Feldern und Äckern. Die
Olivenernte konnte in den von
Franco und Konsorten tyranni-
sierten Provinzen nur unter den
grössten Schwierigkeiten durch-
geführt werden. Im Sommer und
Herbst 1936 sahen die Reichen
mit Genugtuung, wie die Armen
ausgerottet wurden. Sie dachten,
es würde ihnen noch genug Skla-
venfleisch übrig bleiben. Aber
jetzt sehen sie mit Beunruhigung,
dass man für die bequeme Aus-
beutung, die sie erträumten,
nicht genug am Leben gelassen
hat. Die Dinge haben sich über-
spitzt. Sie sind weitergegangen,
als es sogar für einen gesunden
Egoismus ratsam war. Was
fängt man ohne Arbeiter an ?
Wie soll man den Acker pflügen
und die Ernte einbringen ; wie
die Herden hüten, die Erze för-
dern ; wie in Meeren und Flössen
fischen und wie fabrizieren,
bauen, transportieren, Brot bac-
ken und bedienen ? Und die Auf-
rufe häufen sich, die Falangi-
sten bilden Arbeitsbrigaden und
man zieht die Frauen zur Arbeit
heran...
Der Fall von Malaga ist der
Überlegen wir uns einmal, was
die obenzitierte Tatsache zu be-
deuten hat. In Malaga gibt es
nicht genug Handarbeiter, um
die städtischen Arbeitstrupps zu
formieren. Und dabei handelt es
sich keineswegs um schwierige
Spezialarbeit, sondern um die
primitivsten Berufe.
Malaga war die fünftgrösste
Stadt Spaniens, mit mehr als
150.000 Einwohnern. Wie gross
ist heute ihre Einwohnerzahl?
Vor ihrer Besetzung durch die
Faschisten, im Februar vorigen
Jahres, flüchteten über 50.000
Personen in der Richtung nach
Almería. Viele andere flohen in
die Dörfer der Provinz. Bekannt-
lich widmeten sich die Rebellen,
kaum dass sie den Fuss in die
Stadt gesetzt hatten, dem Raub,
dem Mord und der Vergewalti-
gung. In der ersten Woche wur-
den 10.000 Männer, Frauen und
Kinder ermordet. Später organi-
sierten und regelten sie die bei-
Der «Servicio Español de Infor-
mación» wird täglich in spani-
scher und französischer Sprache
herausgegeben. Ein wöchent-
licher Auszug erscheint ausser-
dem jeden Montag, Mittwoch
und Freitag in deutscher, italie-
nischer und englischer Sprache.