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SPANISCHER INFBHMRIISHS
DIENST EÍ3Ü3
"Die letzten Kanonaden der ausländi-
schen Geschütze in Teruel konnten nicht
das Echo unseres ersten Sieges übertönen,
der unter der Mitwirkung aller wieder neu
aufflammen wird zu neuem, entscheiden-
dem Triumph".
AUS DER REDE DR. NEGRINS
umente
WÖCHENTLICHER AUSZUG AUS DEM "SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN"
Barcelona, 28 Februar 1938
Nummer 10
Av. 14 de Abril, 556
Ittl
II.
in Barcelona, 126 fehim, i18 i ¡w
es uns passt. Und Mitte Dezember wurde die Offensive
bei Teruel begonnen. In einer Woche eroberten wir die
befestigte Stadt. Unsere Truppen machten tausende von
Gefangenen. Unsere tausendmal ruhmreiche Aviation
vernichtete zahlreiche deutsche und italienische Apara-
te. Die ganze Welt durchflog damals die Kunde, die
uns zur Genüge bekannt war, dass die Republik über
eine Armee verfügt, welche nicht nur von einem Geiste
und einem Enthusiasmus beseelt ist, der ihn in den er-
sten Monaten befähigte, gegen einen überlegenen Feind
Front zu machen, sondern dass sie auch über die nö-
tigen Bedingungen verfügt, um gewagtere und vom
militärtechnischen Standpunkt schwierigere Unterneh-
mungen mit Erfolg durchzuführen.
Unser Erfolg war ein furchtbarer Schlag für den
Gegner. Das militärische Prestige Italiens und Deutsch-
lands war, wie in Jarama, Guadalajara, Brúñete und
Belehrte, stark erschüttert, was ihre diplomatischen
Manöver kompromitierte. Und auch für das faschisti-
sche Hinterland war das eine Erschütterung—Panik
für die einen, Jubel für die andern, angesichts der er-
wiesenen Stosskraft des republikanischen Heeres. Der
Feind musste daraufhin auf seine Pläne verzichten. Um
Teruel zurückzuerobern, warf er auf unsere Linien
seine besten Stosstrupps, die er für seine Offensive
vorgesehen hatte und während zweier Wochen wurden
ganze Divisionen von unseren draufgängerischen Sol-
daten niedergemacht. Die Wiedereroberung der Stadt,
welche die Rebellenführer bereits seit Anfang. Januar
als sicher ankündigten, schien von unüberwindlichen
Schwierigkeiten begleitet. Die Verräter waren gezwun-
gen, von ihren Gebietern im Auslande neue Hilfe
zu erbitten, und aus den deutschen und italienischen
Häfen trafen in der faschistischen Zone zahlreiche mit
Kanonen und Flugzeugen beladene Schiffe ein. Dank
diesen bedeutenden Verstärkungen an Material, das
mit Stücken unserers Vaterlandes bezahlt wurden,
konnte der Feind nach zwei Monaten verzweifelter
Anstrengungen, ein Gebiet wiedererobern, das zum
Friedhof seiner auserlesener Truppen geworden war.
Nun : an dem Tage, an dem das Volksheer sich Te-
ruels bemächtigte und die letzten Widerstandsnester
in seinem Innern die Waffen streckten, haben wir an
die Sache der Republik mit der gleichen Überzeugung
geglaubt, mit der wir jetzt an sie glauben, wo Teruel,
ausschliesslich durch die Arbeit der deutsch-italieni-
schen Artillerie und Aviation, nicht mehr der Repu-
blik, nicht mehr Spanien gehört. Unser Siegeswille und
unsere felsenfeste Zuversicht sind ungebrochen. Wir
werden sie unversehrt bewahren und sie mit unserem
Enthusiasmus und unserer Arbeit lebendig erhalten.
Dem berechtigten Jubel, der im ganzen Lande aus-
brach, im ganzen Lande, auch in der Zone, die nicht
der Autorität der Regierung unterstellt ist, denn dort
werden die republikanischen Siege mit nicht geringerer
Anteilnahme begrüsst; dem Jubel über die Einnahme
von Teruel hat die Regierung vorsichtshalber einen
leisen Dämpfer aufgesetzt, in der Überzeugung, dass
die schweren Tage noch nicht vorüber sind. Getragen
von ihrer Verantwortung, hat sie ihre Pflicht erfüllt,
indem sie das Land vor übermässigem Optimismus
warnte, da ein Rückschlag schwer zu heilende seelische
Schwankungen hervorrufen könnte. Sie richtete ihre
Warnung sogar an das Parlament, indem sie in ein-
dringlichsten Weise vor dem Risiko eines Übermasses
warnte. Die gleiche Erklärung gibt sie heute ab. Te-
ruel war gestern und ist auch heute noch eine Kriegs-
episode ohne jeden entscheidenden Charakter.
Die Regierung will keineswegs — und das würde
auch nicht zu der spanischen Mannszucht passen, die
Bitterkeit einer schlimmen Nachricht versüssen, unter
anderen Gründen auch deshalbnicht, weil sie sich stark
genug fühlt, um aus dem Missgeschick Kraft zu ge-
winnen, es in nationale Energie zu verwandeln. Aber
ich wiederhole es noch einmal vor euch Spaniern, mit
dem Ernst, den meine Eigenschaft als Chef der Re-
gierung mir auferlegt : dass es unserem militärischen
Spanier :
Die betonte, wenn auch vorübergehende, Überle-
genheit des gegnerischen Kriegsmaterials, hat die re-
publikanischen Truppen gezwungen, Teruel aufzuge-
ben. Die Nachricht von der Evakuierung ist der Öf-
fentlichkeit nicht einen Augenblick vorenthalten wor-
den. Die Regierung ,gab sie bekannt, ehe noch die Re-
bellen ihrerseits die Einnahme der Stadt verkünden
konnten.
Es ist von jeher der Stolz der republikanischen Re-
gierung gewesen, das Land aufs Genaueste über den
Verlauf des Krieges zu informieren. Keine seiner dra-
matischen Episoden ist jemals verheimlicht oder ent-
stellt worden. Getreu den Traditionen einer wahren
Demokratie und der so oft bewiesenen moralischen
Kraft unseres Volkes gewiss, hat sich die Regierung
in ihren Bekundungen stets strikt an die Wahrheit
gehalten und ebenso wahrheitsgetreu die bestimmen-
den Ursachen einer gegebenen Situation gekennzeich-
net und die notwendigen Ratschläge, Orientierungen
und Entschlüsse kundgegeben ; mit einem Wort, sie
hat sich ohne zu schwanken, stets an das Volk gewandt,
sich seine enthusiastische Mitarbeit für den End-
triumph gesichert.
Diese Achtung vor der Wahrheit ist gerechtfertigt
durch das Gefühl des Vertrauens, von dem alle Be-
schlüsse der Regierung getragen sind.
Eine so offene, klare Handlungsweise können sich
nicht alle Regierungen gestatten. Und in unserer Ge-
schichte sind nicht viele ähnliche Fälle zu verzeichnen.
vSo kann nur eine Regierung handeln, die des Ver-
trauens und der Zustimmung des Volkes sicher sein
kann, eines Vertrauens und einer Zustimmung, die
ihr aus tausend Gründen geschenkt wird und die sich
auf tausenderlei Weise kundgibt.
Mit dieser Autorität belehnt, wende ich mich an alle
Spanier, um ihnen allen zu verkünden—denen, die in
den Schützengräben für Spanien und die Republik
kämpfen ; denen, die Arbeit leisten in ihrem Studium,
im Laboratorium, in der Fabrik oder auf den Federn ;
und auch die Feinde, die versteckten und die offenen,
sollen es wissen, dass der volle, unbestrittene, der ent-
scheidende Sieg dem spanischen Volke gehört, das über
genügend Mut und Energie verfügt, um ihn zu ver-
wirklichen.
In Teruel hat die Republik die Pläne des Feindes
vereitelt
Während zweier -Monate fanden an einer unserer
Fronten die heftigsten Kämpfe .seit Kriegsbeginn statt.
Die Ostfront hat dadurch eine ausserordentliche natio-
nale und internationale Bedeutung gewonnen. Und der
Verlauf der Operationen ergibt für die Republik eine
unbestreitbar positive Bilanz.
Das italienisch-deutsche Oberkommando des feind-
lichen Heeres hat seit Mitte November eine Offensive
vorbereitet, die durch Presse, Rundfunk und Zei-
tungen der Invasorenländer in grosssprecherischer
Weise angekündigt worden ist, eine Offensive, auf die
sogar die Diplomatie dieser Länder für ihre Machina-
tionen in den Kanzleien spekuliert hat. Die Propagan-
da für diese Offensive, die als entscheidend bezeichnet
wurde, diente dem Gegner an sich schon als Waffe ge-
gen uns. Und sie diente den faschistischen Führern als
Rettungsanker angesichts der niederschmetternden
Moral ihres Hinterlandes. Sie wollten diejenigen ihrer
Parteigänger, welche Überdruss und Zweifel äusser-
ten, mit dem Versprechen eines gewaltigen Sieges er-
muntern. Und sie wollten vor allem diejenigen Spanier,
die in der faschistischen Zone unseren Triumph her-
beisehnen und deren Zahl von Tag zu Tag grösser
wird, entmutigen.
Unter diesen Umständen entschloss sich die Regie-
rung der Republik, eine elementare strategische Regel
anzuwenden : die Pläne des Feindes zum Scheitern zu
bringen, indem man ihm zuvorkommt, ihm unseren
Willen aufzwingt, ihn veranlasst, dort zu kämpfen, wo
Plan bei Teruel gelungen ist, sein fundamentales Ziel,
die Durchkreuzung der feindlichen Pläne, zu verwirk-
lichen, und dass die Evakuation der Stadt durch un-
sere Truppen in keiner Weise an den wesentlichen
Vorteilen, die wir damals errungen haben, etwas zu
ändern imstande ist.
Aufgaben und Pflichten des Augenblicks : Unsere
Soldaten mit dem notwendigen Material zu versehen,
das sie brauchen, um den Sieg zu erringen.
Diese Tatsache legt uns trotzdem Aufgaben und
Verpflichtungen auf, zu denen sich die Regierung of-
fen und freimütig vor dem spanischen Volke bekennt.
Denn weil unsere Erfolge stets nur unsere eigenen sind,
nie entwertet durch beschämende fremde Einmischung,
müssen wir auch mit unseren Schwierigkeiten allein
fertig werden. Unser Volk hat, im Laufe seiner Ge-
schichte, oft genug bewiesen, wozu es imstande ist, um
seine Ehre und seine Unabhängigkeit zu verteidigen.
Ohne Waffen, ohne Heer, verraten von seinen Führern,
hat es vor etwas mehr als einem Jahrhundert, die na-
poleonischen Truppen geschlagen. Waffenlos, von
Treulosigkeit und Verrat umringt, hat es verstanden,
sich den Rebellen im Juni 36 entgegen zu werfen und
sie zu besiegen. Und jetzt, angesichts des Überfalls von
Seiten der faschistischen Mächte, dessen Opfer es wur-
de, ist es ihm gelungen ein mächtiges Heer zu organi-
sieren und es wird alles an Anstrengungen und Opfern
aufbringen, die nötig sind, um es unbesiegbar zu
machen.
Als Abschluss dieser Kampfperiode, welche die
Fähigkeiten unseres Heeres bewiesen hat, kann ich
euch, indem ich die Möglichkeiten des Feindes genau
abschätze, aber auch die unerschöpflichen Energie-
quellen unseres Volkes in Betracht ziehe, ohne befürch-
ten zu müssen mich zu irren, sagen : Wir werden sie-
gen. In den Dienst dieser Überzeugung müssen die
Anstrengungen aller gestellt werden, um das Miss-
verhältnis in der Ausrüstung mit Kriegsmaterial., das
uns benachteiligt, auszugleichen und so den Sieg zu
erkämpfen.
Gegen die ausländische Artillerie und Aviation
müssen wir in gleichen Mengen republikanische Artil-
lerie und Aviation einsetzen. Dieses Ziel kann erreicht
werden. Die Regierung bestätigt es mit wenigen Wor-
ten, aber mit vollster Überzeugung. Diese Sicherheit
schöpft sie aus der Kenntnis, die sie von dem Herois-
mus der antifaschistischen Arbeiter hat, die mit Freu-
den durch eine Steigerung ihrer Produktivität unseren
Soldaten das Material herbeischaffen werden, an dem
es ihnen fehlt, um den Sieg zu erringen. Unsere In-
dustrie einerseits und die Hilfsmittel, über die die Re-
gierung verfügt, andrerseits, werden die augenblickli-
che Differenz inbezug auf das Material, die den Re-
bellentruppen eine vorübergehende Überlegenheit ver-
schafft hat, in absehbarer Zeit zum Verschwinden
bringen. Die Regierung stützt sich bei diesem neuen
Versprechen auf ihre Verantwortung : das Heer mit
den Elementen zu versehen, die unentbehrlich sind, um
den Krieg zu führen und ihn zu gewannen. Alle, die
uns dabei helfen wollen, alle die von dem glühenden
Wunsche beseelt sind, an dieser wichtigen Aufgabe mit-
zuarbeiten, werden in wirksamster Weise dazu beitra-
gen, den Krieg siegreich zu beenden und sie wer-
den den Dank der Republik ernten. Unser Volksheer
wird diese vermehrte Kraftanstrengung des Hinter-
landes zu schätzen wissen. Die Regierung, die genau
weiss, was sie von ausserhalb zu erwarten hat, verlangt
von allen Produzenten erhöhte Leistung.
Der Krieg in Spanien hört deshalb nicht auf, weil
Europa es nicht wünscht. Das republikanische Heer
wird, den Erfordernissen und unserem Wunsche ent-
sprechend, das Material erhalten, das ihm fehlt, um
sich den Truppen der Rebellen und den ausländischen
Soldaten gegenüber durchzusetzen, von denen die einen
sowohl wie die andern, unter sonst gleichen Umstän-
den, unseren Kämpfern unterlegen sind. Gegen ein
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La caricatura y la guerra
GRAPHISCHE BEIGABE DES
SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN
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Seite 2
Spanischer Informationsdienst
Heer, das aus gepressten Kolonialtruppen und Legio-
nären besteht, führt die Republik ein stehendes, spa-
nisches, diszipliniertes Heer ins Feld, das für sich
allein fähig ist, den Krieg zu beenden, wenn Europa, das
Länder von frecher Schamlosigkeit und Nationen von
schimpflichem Servilismus beherbergt, nicht zulassen
würde, dass Italien und Deutschland immerfort den
spanischen Rebellen in ungeheuren Mengen die neue-
sten Modelle ihres Kriegsmaterials senden. Der Krieg
in Spanien hört deshalb nicht auf, weil Europa es nicht
wünscht. Die sogenannte Politik der «Nichteinmi-
schung» ist verantwartlich für unser Missgeschick :
für die Bombardierung offener Städte, für die Pirate-
rie im Mittelmeer, für die Evakuierung Teruels. Das
Material, das die Demokratien der legitimen Regierung
der Republik systematisch verweigert, mit diesem sel-
ben Material versorgen die totalitären Staaten mit Hilfe
dienstbeflissener Sachverständiger, den General Franco.
In den ersten Monaten des Krieges wurde aus diesen
Sendungen ein Geheimnis gemacht. Jetzt hat weder
Italien noch Deutschland das mindeste Interesse daran,
Zeit damit zu verlieren, sich noch den Anschein von
Neutralität zu geben. Während die Kanzleien über die
Notwendigkeit grübeln, eine Formel für die Zurück-
ziehung der Freiwilligen zu finden, strömt aus den
See = und Lufthäfen Deutschlands und Italiens das not-
wendige Material in das Überfallene Spanien, das die
Rebellen gebrauchen, um den Krieg zu verlängern. Flug-
zeuge von grösster Geschwindigkeit und militärischer
Potenz, Riesenexemplare schwerer Artillerie, automati-
sche Feuerwaffen... Würden diese Sendungen einge-
stellt, so würde der spanische Krieg, diese äusserste
Bedrohung für den eropäischen Frieden, ganz bald mit
dem Sieg der Republik enden. Wenn die Rebellen zur
Herbeischaffung des Kriegsmaterials auf ihre eigenen
wirtschaftlichen Hilfsquellen angewiesen wären—lange
schon würde der Krieg der Vergangenheit angehören.
Die wirtschaftlichen Reserven, die den Rebellen zur
Verfügung stehen, waren in den ersten Monaten er-
schöpft, und wenn damit nicht auch ihre Lieferungen
aufgehöort haben, so nur deshalb, weil sie in ihrer
mangelnden Liebe zu Spanien, nicht gezaudert haben,
es ihren Waffenlieferanten, Italien und Deutschland,
zu verpfänden, die sich hier für ihre künftigen Agres-
sionen gegen Europa, im Mittelmeer und in den Py-
renäen eine hervorragende Operationsbasis schaffen
wollen. Zu Gunsten des Morgen opfern diese ihr Mate-
rial von heute, überlassen es offen einer Rebellengrup-
pe in einem Lande, das, frei und unabhängig nach in-
ternationalem Recht, auf den Märkten der Welt nie-
mand findet, der ihm Waffen liefert, die es mit gutem
Gelde zu bezahlen gewillt ist. Das ist die fundamen-
tale Wahrheit, vor der die Welt erröten müsste. Auf
ihr basieren alle anderen Vorwürfe, die Europa zu be-
schönigen sucht, indem sie Anteilnahme an den Er-
eignissen in Spanien heuchelt.
Die zu lang anhaltende Vorspiegelung eines Gefühls
trägt die Gefahr in sich, dass irgend ein Misserfolg
seine groteske Scheinexistenz aufdeckt. Im Zusam-
menhang mit unserem nationalen Problem sind solche
Misserfolge der Verstellung konstant geworden ; aber
eine Tatsache verdient ganz besondere Beachtung. Man
beachte, dass während die Republik noch nicht Zeit
gefunden hatte, ihre reguläre Armee auszubauen, das
Gewicht der Zuwendungen an Truppenkontingenten,
welche Deutschland und Italien den Rebellen machten,
bereits ausschlaggebend war. Europa, das besser
unterrichtet war, als wir wollte von der Anwesen-
heit der Invasionstruppen in Spanien nichts wis-
sen, und alle Bemühungen, die gemacht wurden, um
ihm den Ernst dieser Sachlage vor Augen zu führen,
waren vergeblich. Erst mussten die Internationalen
Brigaden—diese edelste Gemeinschaft von Männern,
die spontan aus aller Herren Länder zusammenkamen,
um für die Freiheit zu sterben—, sich an der Vertei-
digung Madrids beteiligen, damit man angesichts ihrer
Stärke, an die Zurückziehung der «Freiwilligen»
dachte, immer auf eine Ausflucht bedacht, um die bei-
den Invasionsmächte nicht zu kränken. Die Verhand-
lungen, damals eingeleitet, dauern auch jetzt noch an.
Und ihr Ende ist nicht abzusehen. Heute hat diese
diplomatische Verhandlung schon kein Interesse mehr
für uns. Zur rechten Zeit begonnen und energisch
durchgeführt, hätte es uns nützlich sein können. Jetzt
nicht mehr. Die Soldaten der Invasoren können von
den Soldaten der Republik aufgehalten und vernichtet
werden—Guadalajara hat es bewiesen. Das Problem der
Invasionstruppen steht auf dem zweiten Plan, auf dem
ersten steht das der Bewaffnung. Aber gerade, weil
seine Bedeutung gross und aktuell ist, vergisst Europa
es zu untersuchen, und heuchelt Ahnungslosigkeit, die
um so komischer anmutet, als es das grösste Interesse
zeigt, die Klasse und die Qualität der neuen Materials
kennen zu lernen, das Italien und Deutschland den
Rebellen schickt. Wir sind berechtigt, die geheuchelte
Anteilnahme abzulehnen, mit der Europa seine schwe-
ren Verfehlungen gegen das internationale Recht uns
gegenüber zu entschuldigen sucht. Das Wesen des spa-
nischen Problems ist immer klar gewesen, aber heute
ist es vielleicht klarer denn je. Dank der Anhäufung
von Material durch Italien und Deutschland in der
Rebellenzone, hat die Republik das von ihren heroi-
schen Truppen eroberte Teruel verloren. Ein Verlust,,
der uns kränkt, aber nicht erschreckt. Wir glauben so
fest an eine freie Zukunft unseres Landes, dass ebenso
wie wir gestern wussten, dass die Republik über ein
vorbildliches, diszipliniertes und heroisches Heer ver-
fügen wird, wir heute wissen, dass wir morgen—noch
rechtzeitig, um den Sieg nicht zu gefährden—über das
nötige Material verfügen werden. Eine Weisheit, die
allen denjenigen zugänglich ist, die den Glauben an
die moralische Kraft unseres Volkes nicht verloren ha-
ben ; unseres Volkes, das über alle anderen Wohltaten
die der Unabhängigkeit stellt, weil es sich bewusst ist,
ohne diese die Freiheit nicht erringen zu können.
Um zu triumphieren, müssen wir alle unsere
Energieen an den Fronten und im Hinterland konzen-
trieren .
Der Verlust von Teruel zwingt uns zu der Erklä-
rung, dass die Regierung an diesen Problemen zwar
mit der grösstmöglichen Energie, jedoch in aller Stille
arbeiten wird ; dass die Regierung ebenso, wie sie die
konfuse und heroische Periode der Milizen überwunden
hat, auch die gegenwärtige Periode überwinden wird,
in der die Ungleichheit in der Rüstung es den Rebel-
len ermöglicht hat, eine Stadt zurückzunehmen, die
sie in einem Augenblick verloren hatten, wo sie mit
grossem Geschrei eine entscheidende Offensive ankün-
digten. Wir werden dieser Ungleichheit ein Ende ma-
chen und unser Heer von neuem in die Lage versetzen,
die Initiative zu ergreifen. Die Regierung hat die Mög-
lichkeit, sich eine Frist für dieses Ziel zu setzen, aber
sie ist gezwungen, sich diese Frist vorzubehalten, und
rechnet damit, dass die Volksmassen daran mitarbeiten
werden, diese Frist abzukürzen. Es handelt sich jeden-
falls um eine kurze Frist. Um so kürzer, je grösser
die Anstrengung der arbeitenden Klasse sein wird, die
sich durch keinerlei tendenziöse Propaganda in ihrem
Vertrauen auf den Sieg beirren lassen darf. Ein Ver-
trauen, das, um fruchtbar zu sein, aktiv und nicht
passiv sein muss. Einen Bürgerkrieg zu führen und zu
gewinnen ist immer schmerzhaft. Einen Bürgerkrieg
führen und gewinnen und dazu noch einen Invasions-
krieg führen, das ist mehr als schmerzhaft, das ist
schwer. Um in dem einen und in dem andern zu trium-
phieren, brauchen wir eine Konzentration von Ener-
gien, die sich an den Fronten und im Hinterland ma-
nifestieren muss, in der vordersten Schanze und in der
entlegensten Fabrik. Keine einzige Handlung ist ohne
Bezug auf den Krieg. Jede einzelne, selbst die fried-
lichste, trägt dazu bei, den Krieg zu gewinnen. Unser
Defizit liegt im Material. Italien und Deutschland ha-
ben die Rebellen, unter der wohlwollenden Duldung
der europäischen «Wächter» von unzweifelhafter Neu-
tralität in einer Weise bereichert, dass es ihnen gelun-
gen ist, uns zu übertreffen. Die Regierung verfügt
über genügende ökonomische Hilfsqtxellen, um sich auf
dem Weltmarkt das Kriegsmaterial zu beschaffen, das
es in den Stand setzt, diese Überlegenheit zu neutrali-
sieren. Nach internationaler
Übereinkunft darf nie-
mand uns dieses Kriegsmaterial verkaufen. Folglich
müssen wir es produzieren. Und wir werden es pro-
duzieren. Es ist ein Gelöbnis, das wir vor unserem
Heer ablegen. Unsere Soldaten werden ihr Vaterland
nicht allein mit ihrem Gewehr und ihrem Heldenmut
verteidigen und wiedererobern müssen. Sie werden über
Artillerie und Flugzeuge verfügen, die ihnen den
Weg für ihre Siege bereiten werden. Die Ungläubigen
werden es sehen und die Skeptiker werden es bestäti-
gen müssen. Und eines Tages wird man von der Eva-
kuirung Teruels als von der einzigen militärischen
Operation sprechen, die trotz aller Anzeichen einer
Niederlage, einer der Punkte sein wird, von denen der
republikanische Sieg seinen Ausgang nehmen wird. In
langen Kriegen—und der unsere ist es bereits—,pflegt
es nicht selten vorzukommen, dass der Gegner, aus
Gründen der Eitelkeit oder aus Halsstarrigkeit, die
Potenz dessen betont, den er vernichten will. Wenn die
Einnahme Toledos durch den Zeitverlust, den er für
die Rebellen bedeutete, das Scheitern des Angriffs auf
Madrid veranlasste — die Behauptung ist bereits zum
historischen Problem geworden, aber sie hat genügend
Wahrscheinlichkeit für sich—so ist es möglich, dass
der Verlust von Teruel—wir werden es bald genug
sehen—für die Rebellen den Anfang von Ende des
Krieges bedeutet. Es hängt von unserem Arbeitswillen
und von unserem Sieges willen ab. Es hängt von uns
ab. Von uns, das heisst von allen Spaniern. Von uns,
die wir, in Reih und Glied, auf die Stimme der Erde
antworten, von der wir stammen, wenn sie Einspruch
erhebt gegen die Misshandlungen und die Wunden, die
ihr diejenigen schlagen, welche an ihr ihre Fähigkeit
zur Unterdrückung und ihre Macht zur Unterjochung
erproben. Fassen wir diese grundlegende Wahrheit zu-
und nicht, wie manche hartnäcking behaupten, ausser-
sammen : Das Geheimnis des Sieges ist in uns selbst
halb des Bereiches unserer Macht. Die übrige Welt
soll den Frieden bewahren, denn wenn man es auch
nicht wahr haben will—seine Störung könnte unseren
Triumph nur erschweren oder aufs Spiel setzen, Ge-
waltsame Lösungen sind nicht empfehlenswert und die
Regierung schaltet sie aus ihren Berechnungen aus,
unter anderen Gründen deshalb, weil sie sie nicht
braucht. Um m ihrer Zuversicht bestärkt zu werden,
hat sie genügend Elemente in dem Heroismus der Sol-
daten und in dem Enthusiasmus des Hinterlandes. Aus
diesem Heroismus und diesem Enthusiasmus entnimmt
sie, zugleich mit der zuversichtlichen Hoffnung auf
den Sieg, das Vertrauen, um in ihrer Arbeit fortzufah-
ren, die für die gegenwärtigen und zukünftigen Bedürf-
nisse sorgt. Das ist der Grund, weshalb sie es vorzieht,
die leicht zu fassenden Entschlüsse, die dem Egoismus
schmeicheln, der schwerwiegengen Voraussicht zu op-
fern, die für den morgigen Tag wirkt, und die den
Krieg, möge er noch so lange dauern, nicht zu einem
Verlust für die Republik werden lässt. Von diesem
Entschluss beseelt, kann ich versichern, dass das
Volksheer, von unerschütterter Moral und beseelt von
Heroismus, in reichlichem Masse über alle die Mittel
verfügen wird, die ihm, auf seine Initiative hin, Teruel
wiedergeben werden. Und Teruel symbolisiert für den
Unabhängigkeitsdrang des Volksheeres Spanien. Für
diesen Sieg hat die Regierung genug Hilfsmittel be-
reit, die sie, mit Hilfe der Arbeiterklasse in Kriegs-
material verwandeln wird. Aus der Zusammenarbeit der
drei Faktoren—Heer, Hinterland und Regierung—wird
der republikanische Sieg entstehen, von dem Spanien
seine Wiedergeburt erhofft.
Männer und Frauen Spaniens ! : An den Kampf-
fronten haben wir ein hervorragendes Heer, das schon
manche Ruhmestaten hinter sich hat und das neue
Lorbeeren ernten wird. An dieses Heer wendet sich
heute die Regierung und sagt ihm in eurem Namen :
Ihr, Soldaten des Volkes, werdet alle Waffen haben,
die ihr braucht, um durch euren Mut und eure Ge-
schicklichkeit entscheidende Siege im Kampfe um Spa-
niens Freiheit zu erringen. Dafür wird unser Hinter-
land alle seine Kräfte einsetzen, es wird mehr und bes-
seres leisten, angespornt durch den edlen Wunsch, Op-
fer zu bringen für den schnelleren Triumph in diesem
Kampf, der alle, die an ihm teilnehmen, mit Stolz
erfüllt.
Es ist jetzt nicht an der Zeit, an etwas anderes zu
denken, etwas anderes zu wollen, als nur das eine : den
Feind zu vernichten. Ihn zu vernichten im Kampfe an
der Front, ihn zu vernichten durch Mehrarbeit im
Hinterland, ihn zu vernichten, indem man ihn verfolgt
und ihn entlarvt, wenn er sich unter uns verbirgt.
Denn der Feind legt weniger Wert auf seine militäri-
schen Erfolge, als auf seine zersetzende Arbeit in un-
serem Hinterland. Er bedient sich dazu der Kleingläu-
bigen und Mutlosen, derjenigen, denen der Glaube an
das Volk fehlt und die deshalb an seinem Siege zwei-
feln. Er benutzt die Feiglinge, diejenigen, denen jeder
Erfolg zu Kopf steigt und die meinen, dass die Opfer
sofort aufhören müssen ; die von jedem Windhauch
umgeworen werden und von Flucht, Waffenstreckung
und ausländischer Vermittlung träumen.
Als Verräter muss unser Volk den behandeln, der
sich darin gefällt, die augenblickliche Überlegenheit
der feindlichen Rüstung hervorzuheben.
Und auch den, der nicht mithilft, alle Kräfte des
spanischen Volkes zu mobilisieren und nicht auch seine
eigene Kraft dazu verwendet, unsere Rüstung zu ver-
doppeln und zu verhundertfachen. Das sind dieselben,
die noch vor einiger Zeit die Möglichkeit geleugnet
hätten, das in Spanien Flugzeuge hergestellt werden
können. Und heute bauen wir Flugzeuge und Kriegs-
material an Orten, von denen man sich nicht hätte
träumen lassen, dass dort Kriegsmaterial hergestellt
werden könnte.
Unser ganzes Problem besteht darin, mehr zu pro-
duzieren. Darauf müssen wir uns mit allen Mitteln
Konzentrieren. Als Verräter muss der angesehen wer-
den, der nicht jede andere Frage zurückstellt hinter
den gemeinsamen Willen, den Feind zu vernichten und
die Regierung in diesem Werk zu unterstützen. Und
der daran zweifelt, dass unser Volk die Anstrengungen
machen kann, die notwendig sind, um die Bedürfnisse
unseres Heeres zu befriedigen:
Für ein unabhängiges, freies und glückliches
Spanien
Es sind dies Augenblicke der Aufopferung, aber
auch der Siegesgewissheit.
Augenblicke, die es noch mehr erforderlich machen,
den gemeinsamen Willen zu stärken, der uns Spanier
alle eint im Kampfe gegen den Feind des Volkes.
Vor einigen Tagen hat ein internationaler Aben-
teurer in zynischer Weise seine Absicht verkündet, von
Deutschland aus über die Geschicke unseres Volkes zu
bestimmen. Das wird ihm nie gelingen, niemals. Nie
hat das spanische Volk sich einem fremden Willen
gebeugt. Es hat gekämpft in der Vergangenheit und
kämpft heute für sein Recht, selbst über sein Schicksal
zu bestimmen.
Die letzten ausländischen Kanonaden in Teruel ver-
mochten das Echo unseres ersten Sieges nicht zu über-
tönen, das wieder neu erklingen wird in neuen ent-
scheidenden Siegen.
Der Wille zum Sieg muss wie ein Lied der Zuver-
sicht und der Entschlossenheit aus dem Rattern der
Maschinen, von Ambos und Drehbank ertönen, in der
Arbeit des Bauern, in Büro und Werkstatt. Und mit
einem vorbildlichen Hinterland, das voll und ganz in
den Dienst unserer Waffen gestellt ist, können wir
unseren tapferen Kämpfern zurufen :
Offiziere, Kommissare und Soldaten des Volkshee-
res ! Alle Spanier wetteifern miteinander, um sich selbst
zu übertreffen. Leistet auch ihr euer bestes. Keinen
Schritt unseres Bodens dem Ausländer. Durch streng-
ste Disziplin, durch unentwegte Vervollkommnung,
durch unüberwindlichen Heldenmut macht aus unse-
rem Heer das siegreiche Heer eines unabhängigen,
freien und glücklichen Spanien.
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La caricatura
y la guerra
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IN ANDEREN LAGER
—Hast Dm bemerkt, wie miserabel
die rote Aviation zielt?
—Ja, wahrhaftig. Sie haben nicht
ein einziges Kind getroffen.
("Treball".)
IM GEBIETE FRANCOS
—  Donnerwetter, ein Spanier!
—  Diese Leute machen sich dach Überall breit!..
"Frente Rojo".)
Das Spanien des Cervantes, so wie Franco es sich wünscht«.
("L'OEuvre".)
HUMANISIERUNG DES KRIEGES
-—Tun sie 10 Tropfen Jasminessenz
an die Explosivmischung der Brand-
bomben...
("Marianne".)
GENERAL QUEIPO DE LLANO VER-
LASST DAS MIKROPHON
— Adiós, señoras! Adiós, señoritas!
Adiós señores! Die Wiederaufnahme un-
serer Sendungen findet bei der Wieder-
einnahme von Madrid statt.
("Le Canard Enchainé.")
DIE FASCHISTISCHE WIRKLICHKEIT
Hier ist der bildliche Ausdruck des internationalen Prestiges Francos in
seinen "diplomatischen Beziehungen".
("Frente Popular", da Nueva York.)
AUFGESESSEN
Queipa. — Das Portefeuille des Kriagsministers hat man mir nicht gegeben
und Jetzt verschliefst man mir nach den Schnabel... Wie, wann Ich wieder
Republikaner würde?...
("II Noticiero Universal".)
"NAZI"...ONALISTISCHE KULTUR
Dar schone Franco "zivilisiert" die Rlfborboren.
("La Voz", da Nueva York.)
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28 Februar 1938                                                           Spanischer Informationsdienst                                                                        Seite 3
Europa am Scheidewege
Die schwerste Stunde der europäischen Krise hat geschlagen.
Die bewaffnete Faust Hitlers ist auf das österreichische Volk
herabgefallen.
Durch militärischen Druck wird Österreich dem Reiche des Ter-
rors einverleibt.
Mussolini und Hitler überschwemmen Spanien mit neuen Liefe-
rungen von Bombenflugzeugen und mörderischer Artillerie, die gegen
die Heere der Demokratie eingesetzt werden sollen.
Es wird offen bekannt, dass die Besitzergreifung Österreichs den
ersten Schritt bedeutet zur Besitzergreifung der Tschechoslovakei
und der Botmässigkeit «aller Deutschen», das heisst — nach den
Worten Hitlers—«Die Thränen des Krieges bereiten die Ernte der
kommenden Welt».
Von seinen Stützpunkten jenseits der Pyrenäen und in Zentral-
europa bereitet der Faschismus seine Bombardements auf das Frank-
reich der Volksfront vor. In der Nazipresse fordert man bereits
Elsass-Lothringen.
Hitler geht seiner grosssprecherisch angekündigten «Ernte des
Weltkrieges» entgegen. Bedeutet das idem Britischen Volke nichts?
Die österreichischen Arbeiter richten Hilferufe an uns. Die Re-
solution der Fabrikdelegierten kündet ihre «leidenschaftliche Bereit-
schaft, die Freiheit und Unabhängigkeit» ihres Landes zu verteidi-
gen. Die heroischen österreichischen Arbeiter, dieselben, die vor vier
Jahren als erste die Fahne des Kampfes gegen den Faschismus erho-
ben, rufen uns.
Bedeutet das alles der Britischen Arbeiterschaft nichts!
«Wir können nichts machen», sagen die Wortführer der Arbeiter-
partie—das Echo der Regierung.
Das ist ein Irrtum. Hitler hätte nie gewagt, sich in Österreich
festzusetzen, Mussolini hätte nie gewagt, seine neue Offensive in
Spanien ohne die Mitwirkung der britischen Regierung zu beginnen.
In diesem Augenblick bereitet die englische Regierung neue An-
leihen und Kredite für Italien und Deutschland vor, ohne welche
diese ihre Agressionen nicht fortsetzen könnten.
Die Zukunft Europas—Krieg oder Frieden—liegt in den Händen
der britischen Arbeiterschaft. Die britische Arbeiterschaft muss sich
mit der übrigen internationalen Arbeiterbewegung vereinen, um an
die demokratischen Regierungen die folgenden Forderungen zu
stellen :
«Schluss mit jeglicher wirtschaftlichen und finanziellen Bezie-
hung zu Deutschland und Italien, solange diese nicht ihre Agressoin
gegen Spanien und Österreich einstellen.
Schleunige Einberufung des Völkerbundes zur Beschlussfassung
über diese Massnahmen.
Sofortige Wiederherstellung der Rechte des republikanischen
Spanien auf Ankauf von Waffen.
Das ist der Weg, um Hitler in die Zügel su fallen ; es, ist der
Weg, um den Krieg aufzuhalten.
«Spanien—sagte Pollit in seiner denkwürdigen Rede am Don-
nerstag—ist die Welt am Scheidewege.»
Helfen wir dem spanischen Volke ! Helfen wir dem österreichi-
schen Volke!
Nur so können wir den Faschismus zerschmettern und die Welt
vor den «Thränen des Krieges» eines Hitler retten.
(«Daily Worker», 19-2-38.)
GREUEL
Die «Illustration» bringt in einer ihrer letzten Nummern eine
Serie Photographien von den von Republikanern begangenen Greueln.
Es handelt sich um einige Christus = und Marienbilder, die
beschädigt worden sind.
Diese Dokumente werden alle Bewohner des Abendlandes, die
dieses Namens würdig sind, zum Schaudern bringen.
Aber diese Liebhaber der schönen Künste hatten bisher keine
Gelegenheit, gegen die Plünderung der, übrigens Frankreich gehö-
renden, Casa de Velazquez durch die Mauren Francos zu protes-
tieren. Heute bietet sich ihnen ein guter Ersatz.
Was die «Illustration» betrifft, deren Objektivität allen bekannt
ist, so verspricht sie, in einer der nächsten Nummern weitere Doku-
mente zu veröffentlichen.
Diesmal wird es sich zweifellos um Photographien der in Barce-
lona von der Francoaviation ermordeten Kinder handeln.
{«he Canard Enchainé», 16-2-38.)
Kulturarbeit an der Kampffront
Ostfront.—Das Kommissariat fährt mit seiner Erziehungs = und
Bildungsarbeit unter den Soldaten während ihres Aufenthaltes in den
Ortschaften fort.
Neben der unübertrefflichen Ausführung der sanitären Desin-
fektionsarbeiten befindet sich der Soldat, sobald er den Schützen-
graben verlässt, unter der Obhut des Kommissariates, das mit brü-
derlicher Herzlichkeit über ihm wacht.
Es sind zahlreiche Kulturzentren eröffnet worden ; das Heim des
Soldaten; das Heim des Mitkämpfers; «fliegende und stehende
Bibliotheken ; mit einem Wort, es wird pädagogische Arbeit unter
den Soldaten geleistet, die von ausserordentlicher Bedeutung ist.
Augenblicklich bereitet das Kommissariat, gemeinsam mit diver-
sen Elementen der nationalen Lehrerschaft und aus Universitätskrei-
sen, Lehrkurse vor, die in den von der Kampfzone weiter abliegenden
Ortschaften abgehalten und mittelst Lautsprecher bis in die vorde-
ren Linien der gesamten Ostfront übertragen werden sollen.
Franco-Propaganda-Hade In Germany
Die nebenstehende Abbildung ist der «NS.
Frauen-Warte» entnommen (Januar-Heft S. 465).
«Bild und Text», steht darunter, «sind einem von
der Nationalsozialistischen Hilfsaktion verteilten
Aufruf an die Bevölkerung der von den nationalen
Truppen eroberten Gebiete entnommen.»
Dieses «Bild und Text» ergänzt den Artikel
eines Mitglieds der weiblichen spanischen Falan-
gisten, in dem bei der NS.-Frauenschaft in der
Weise für Franco Propaganda gemacht wird, dass
laut «Augenzeugenbericht» das republikanische
Spanien nach Brot schreie, während bei Franco
alles in Butter, also noch grossartiger als in den
autarken Kochtöpfen der NS.-Frauen ist.
In dem Text unterhalb der Abbildung ist auch
die Rede von «den hungernden Kindern der Dör-
fer, die der Hass dem Boden gleichgemacht hat».
Wobei allerdings der Name der Dörfer, z. B.
Guernica, nicht genannt wird, den spanischen
bezw, deutschen Frauen und Müttern auch nicht
gesagt wird, dass zur Abreagierung dieses «Has-
ses» das Franco-Spanien sich mit Vorliebe deut-
scher und italienischer Flieger sowie deren Bom-
ben bedient. Vielleicht ist darin, in der Massa-
krierung spanischer Frauen und Kinder, nur eine
besondere und besonders vorbedachte Wohlfahrts-
aktion zu sehen : um die Frauen und Kinder des
republikanischen Spanien vor den angeblichen
Hungerqualen zu bewahren, killt man sie mit
Fliegerbomben kurz und bündig ab. Was ja wohl
der soldatische Humanismus ist.
Bei der Wiedergabe dieser Abbildung ist der
Schriftleitung der «NS. Frauen-Warte» das
Malheur passiert, dass in der Eile, mit der sie das
von der zuständigen Propaganda-Schwindelstelle
zugeleitete Material zum Druck geben musste,
von ihr ganz offenbar übersehen wurde, dass der
«Nationalspanier», der die Zeichnung geliefert
hat, auf den arteigenen spanischen Namen St.
Frank hört. Was vielleicht ein Pseudonym ist:
die Uebersetzung von Franco ins Nationalspani-
s.che.
Wenn das der Schriftleitung der «NS.-Frauen-
Warte» auch nicht aufgefallen ist, so ist es
enorm doch aufgefallen dem Leserkreis, der viel-
leicht gar nicht so dumm ist, wie von der «Reichs-
leitung der NS. Frauenschaft» angenommen zu
werden scheint. Es ist verschiedenes andere auch
noch aufgefallen. Die Arbeiterfrau und die beiden
¿*?:
hungernden Kinder sind nämlich gar nicht spani-
sche, durch Franco ausgehungerte Kinder, son-
dern es sind hungernde deutsche Kinder mitsamt
ihrer hungernden deutschen Mutter. Dieser Zeich-
ner St. Frank, wenn er überhaupt existieren,
wenn er nicht bloss die Erfindung einer Greuel-
propagandastelle sein sollte, die im Gebrauch von
spanischen Namen sich noch nicht so auskennt,
dieser also Franco-Frank ist nämlich ein Abzeich-
ner, ein glatter Fälscher.
Seine Zeichnung ist wortwörtlich, Strich um
Strich abgeklaut von Käthe Kollwitz, einem
Plakat, das die Kollwitz für die Berliner Arbei-
terhilfe gezeichnet hat. Auch unter dem Original
steht in den Schriftzügen der Käthe Kollwitz die
Unterschrift «Brot!» Abgebildet bei Bonus : Das
Käthe Kollwitz-Werk. Dresden, Carl Reissner,
vS. 113. Abgebildet bei Heilborn : Die Zeichner
des Volkes. Käthe Kollwitz, Heinrich Zille. Zeh-
lendorf, Rembrandt-Verlag, S. 25. Der Rem-
brandt-Verlag hat davon auch eine sehr verbrei-
tete Postkarte herausgebracht ,die aber nicht mehr
ausgeliefert werden darf. Doch sowohl die Zeich-
nung wie auch die Zeiclmerin Käthe Kollwitz sind
auch im Dritten Reich noch so bekannt, dass viele
Leserinnen der «NS. Frauen-Warte» sich und
nicht nur sich gefragt haben, wie kommt das,
dass Käthe Kollwitz auf einmal — Propaganda
für Franco-Spanien macht? Angeblich ist das
doch der «Kulturbolschewismus», der das deut-
sche Volk bezw dessen Seele zersetzt. Wie kommt
es, dass die Franco Propaganda kulturbolsche-
wistisch das deutsche Volk bezw auch das spani-
sche zersetzen darf ? !
Es besteht der begründete Verdacht, dass diese
blöderweise mit Frank .statt mit Franco signierte
Propaganda garnicht auf spanischem Mist ge-
wachsen, sondern autark bestimmt ist als Ablen-
kung für die deutschen Mütter, Frauen und Bräu-
te, die mehr und mehr sich fragen, warum, wozu
und in wessen Interesse ihre nach Franco-Spanien
verschickten Söhne, Männer und Bräutigammer
zu Krüppeln oder auch totgeschossen werden.
Arriba España! Aufwärts mit der Schwindel-
Hilfe der Berliner Fälscher-Zentrale.
P. W.
Die Original-Vorlage von Käthe Koll-
witz und die Original-Fälschung in der
«NS. Frauen-Warte» werden in der Aus-
stellung «Fünf Jahre Hitler-» ausgestellt.
Broíí
Otuifá);
pklenlus nlficrs eis Eipcifta.
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ttn Olf Broóirrrun.q Of." DCn otn nationalen Irupjst» ír&brriín Gfttitt! cnlnorp nen
Der "Manchester Guardian" über Teruel
Paris, 24.—Die «Agencia España» meldet aus
London, dass der «Manchester Guardian» folgen-
den Artikel veröffentlicht hat :
«Die Faschisten haben 61 Tage gebraucht, um
Teruel zurückzuerobern. Was sie wiedererobert
haben, sind die Ruinen einer Stadt und ein Teil
ihres verlorenen Prestiges. Vom strategischen Ge-
sichtspunkt hat der Erfolg der Faschisten nicht
die geringste Bedeutung. Die ungeheuren Verlu-
ste rechtfertigen, nach der Ansicht der deutschen
und englischen Sachverständigen, in keiner
Weise den geringen Wert, den Teruel besitzt. Je
länger der Krieg dauert, um so glänzender wer-
den sich die Aussichten der Republikaner gestal-
ten. Wenn Franco nicht andere Unterstützung
von ausserhalb bekommt, wird die Schlagkraft
der Republik steigen, während die Francos sinken
wird.»
-ocr page 6-
Seite 4                                                                         Spanischer Informationsdienst                                                          28 Februar 1938
Es gibt In Europa ein Land: Spanien
Der «Servicio Español de Infor-
mación» wird täglich in spani-
scher und französischer Sprache
herausgegeben. Ein wöchent-
licher Auszug erscheint ausser-
dem jeden Montag, Miltwoch
und Freitag in deutscher, italie-
nischer und englischer Sprache.
kann der Weltkrieg sie weder erschrecken noch
überraschen. Sie kann hingegen den übrigen
Völkern mit Recht vorwerfen dass sie widerstands-
los dem Untergange entgegengehen, dass sie ein-
willigen zu sterben, wenn der Tod allmählich,
fast schmerzlos eintritt, ohne dass man mehr
verspürt, als einen bitteren Stich in die verbor-
genste-Wurzel — Herz, Hirn oder Seele — der
Menschenwürde.
Die lezten Ereignisse bei Teruel zeigen, gemes-
sen an den internationalen Begebenheiten, dass
es nicht gerade die spanische Republik ist, der
Zeichen von Schwäche anzumerken sind. Ein
Volk, das spanische, ist, kaum von heftigen
Erschütterungen genesen, entschlossen, entweder
ritterlich, als «Gentlemen» zu leben, oder als
Mann zu sterben, der sich angesichts der uner-
bittlichen Wirklichkeit nicht in zweideutige Han-
delsgeschäfte einlässt, der keineswegs bereit ist,
an ein widriges Schicksal zu glauben, dem man
nicht entgehen kann. Ein ganzes Volk lehnt sich
dagegen auf, in dem einen Punkte einzulenken,
in eben diesem winzigen. Punkte der Ehre, die zu
retten es sich auf seine Weise anheischig macht
— so viele Faschisten es auch angreifen.
Man vergleiche nun den Verlust von Teruel—
ein Schritt zurück — mit dem Wettlauf der de-
mokratischen Nationen im Zurückweichen. Die
Republik hat eine Stadt verloren. Österreich hat
sein Selbstbestimmungsrecht verloren. England
seinen Stolz. Die Tschechoslowakei ihr Vertrauen.
Wird Frankreich seine Geduld verlieren? Hitler
hat die Haarsträhne, mit der er seine halbe Stirn
und seine Absichten verdeckte, zurückgestrichen
und in zynischer Herausforderung der Welt den
blutigen Handschuh hingeschleudert. Eden hat
den Kopf abgewandt. Mr. Chautemps hat den
Blick auf 1914 zurückgelenkt. Nur ein einziges
Volk hat, verantwortungsbewusst, den Hand-
schuh aufgehoben und die Herausforderung zum
Zweikampfangenommen. Dieses Land ist Spanien.
Es ist bereit sich bei Tagesanbruch auf dem Fel-
de der Ehre einzufinden. Es ist bereit sein Letztes
herzugeben : seinen Heldenmut. Es ersucht die
in Furcht erstarrten Länder nur um das eine :
um Waffen zur Verteidigung seines Bodens. Wei-
ter nichts.
Daniel TAPIA BOLÍVAR
(Geschrieben für den Span. Informationsdienst.)
Aufstand gegen die spanische Republik am 10
August 32. Militärputsch gegen das Volk am
18 Juli 36. Dann ein Bürgerkrieg. Später ein
Unabhängigkeitskrieg. Und jetzt — der europäi-
sche Krieg.
Ob das Weltgewissen es akzeptiert oder
ablehnt, die Tatsache besteht. Die faschistische
Provokation, die mit einer Harlekiniade begann,
wurde bald zu einer ernsthaften Bedrohung. Sie
ist nun zur dramatischen Wirklichkeit geworden ;
es besteht nicht nur eine eminente Gefahr, sie
ist bereits in diesem Augenblick zur Agression
geworden. Der Faschismus ist nicht mehr die
finstere Wolke, die sich am klaren Horizont zu-
sammenballt, auch nicht ein stürmisches Prälu-
dium, das die friedlichen Grenzen bedroht. Es ist
bereits das Unwetter mit allen seinen verhäng-
nisvollen Auswirkungen, der Sturm, aus dem es
nur einen würdigen Ausweg gibt : sich zu schüt-
zen. Wenn es ein Land in Europa gibt, wo Klar-
heit herrscht, so ist dieses Land Spanien. Spanien
hat es verstanden, rechtzeitig Massnahmen zu
treffen. Der Wirbelwind in den Strassen vom 10
August fand es gerüstet. Der Orkan vom 18 Juli
ebenfalls. Auch das Erdbeben, das es in zwei
Teile spaltete. Auch die Windsbraut, die den fri-
schen Lorbeer seiner Unabhängigkeit wie ein
welkes Blatt hinwegzuwehen drohte. Und noch
weniger können es die ersten Nebel einer sich
heranwälzenden Kriegsflut aus der Fassung brin-
gen. Besser gesagt : die ersten Spritzer einer
Flut, die sich nicht erst nähert, die bereits in das
Haus eingedrungen ist und das Heim einer jeden
Nation bedroht.
In Spanien leuchtet noch ein Hoffnungsstrahl.
In dem angestammten Haus des spanischen Vol-
kes sind die Scheiben zertrümmert und das Holz
der Fenster geborsten. Nichts hält mehr die Un-
bill der Witterung ab, die die Haut der jungen
Republik gegerbt hat. Der ehrenhafte Spanier,
der Spanier, der seit zwei Jahren kämpft und
leidet, um die subtilen Errungenschaften eines
Volksentscheids zu verteidigen, ist vom ersten
Augenblick seines erbitterten Kampfes an—nicht
im Zustand der Agonie, denn niemals ist die Re-
publik in Hoffnungslosigkeit verfallen und nie
hat sie um moralische Unterstützung nachge-
sucht, sondern stets nur um materielle — aber
sie ist auf das Schlimmste gefasst. Und deshalb
Ein diabolischer Handel
Ein Brief an den Chefredak-
teur des «Manchester Guardian» :
Mein Herr!
Vorige Woche las ich im «Spec-
tator» folgendes : «In Barcelona
gab es in der Nähe einer der
Hauptstrassen einen Kinderhort.
Unmittelbar nach den ersten
Bombenexplosionen machten sich
die Kinder auf den Weg nach
dem nächsten Luftschutzunter-
stand. Einige Sekunden später
wurde der Kinderhort von zwei
Bomben getroffen, die kurz nach-
einander explodierten... In
dreitägigen Aufräumungfitarbei-
ten fand man die Leichen von 66
Kindern ; die übrigen 20 wurden
nicht gefunden.»
Die «Sphére» bringt in der vo-
Der Redakteur des Blattes
spricht noch nicht von dem un-
vergleichlichen Heroismus des
Volkes von Madrid, aber er lässt
ihn durchblicken. Sein Urteil ist
nicht präzisiert, aber es ist be-
zeichnend für die Haltung, die
das Blatt durch die Tatsachen
einzunehmen gezwungen wird,
und es lohnt sich es wiederzuge-
ben. Er sagt:
«Um den Widerstand Madrids
zu brechen, müsste man einen zu
hohen Preis an Menschenleben
bezahlen. Einmal in der Stadt
drin, würde jedes der riesigen
8-9 stöckigen Häuser, die es dort
im Überfluss gibt .— kleine
Häuser gibt es wenig und sie
sind weit von einander entfernt,
— sieh in eine Festung verwan-
deln ; eines nach dem anderen
müsste erobert werden. Unter
diesen Umständen würde Franco
seine überlegene Rüstung wenig
nützen und er wäre genötigt, sich
auf seine schwächste Waffe, die
Infanterie, zu stützen.»
Weiterhin, wo er von der künf-
tigen Regierungsform Spaniens
spricht, sieht er für längere Zeit
nichts anderes voraus, als den
Fortbestand der Volksfront, ge-
festigt und unterstützt durch die
Koalition der Sozialisten und
Kommunisten. Inbezug auf die
wirtschaftliche Lage versichert
er, dass die Finanzen des Rei-
ches, im Rahmen der durch den
Krieg gezogenen Grenzen, mit
der grössten Umsicht und im
Hinblick auf künftige Schwierig-
keiten, gehandhabt werden.
Trotzdem der Rest des Arti-
kels Irrtümer und Ungenauigkei-
ten enthält, die sich zwar nicht
auf das Resultat des spanischen
Kampfes, sondern auf Einzel-
heiten seiner Abwicklung bezie-
hen, so ist es doch interessant,
den Umschwung festzustellen,
der in den Zeitungen der äus-
sersten Rechten zu Gunsten der
Republik stattgefunden hat, de-
ren Endtriumph in den Augen
der Welt immer sichtbarer wird.
rigen Woche Aufnahmen von
den Rettungsbrigaden, die dabei
sind, die Leichen aus den Trüm-
mern hevorzuholen, während die
Zuschauer ängstlich nach dem
Himmel spähen, um eventuellen
neuen Angriffen rechtzeitig zu
entfliehen. Obgleich unsere See-
len und unser Gewissen diesen
beispiellosen Metzeleien gegen-
über bereits stumpf geworden
sind, wird man beim Anblick
dieser Bilder von namenlosem
Grauen gepackt.
In einer Londoner Zeitung,
die Anspruch auf Glaubwürdig-
keit hat, lese ich heute, dass un-
sere Regierung Mittel und Wege
sucht, um der italienischen Re-
gierung eine Anleihe von 20 Mil-
lionen Pfund zu geben und dass
unser Premierminister, Mr.
Chamberlain, diesem Projekt ge-
neigt ist, während Mr. Anthony
Eden dafür ist, es fallen zu las-
sen. Ich weiss nicht, inwieweit
diese Nachricht authentisch ist ;
sollte sie aber stimmen, und die
Anleihe Zustandekommen, so be-
deutet das einen unauslöschli-
chen Schandfleck auf der Ehre
unseren Nation. Italien ist mehr
als irgend eine andere Nation
verantwortlich für die in Spanien
verübten Greuel ; es ist mehr als
ein Verdacht, dass es seine Flug-
zeuge sind, gelenkt von italieni-
schen
Piloten, welche die An-
griffe auf jene Nation verübt ha-
ben, von denen der letzte auf Bar-
celona nur eine Probe war. Auch
der Raub von Abessinien lebt un-
vergessen in unserer Erinnerung.
Müssen wir unsere Hände mit
dem Blut der spanische Kinder
besudeln, um den britischen
Bürgern Dividenden zu verschaf-
fen ? Der Gedanke ist zu furcht-
bar, um ihn auszusprechen.
Wenn wir das tun, wird es sich
furchtbar rächen. Gott ist nicht
tot. Wir leben in einer Welt, die
durch Moralgesetze regiert wird,
wenn wir es auch vergessen ha-
ben, und wir können diesen dia-
bolischen Handel nicht verwirk-
lichen, ohne dass ihm die Strafe
auf dem Fusse folgt.
Haben wir denn wirklich nichts
gelernt von all den Ungereimt-
heiten, die wir die letzten 17
Jahre begangen haben? Wollen
wir mit diesem neueu Verbre-
chen unseren guten Ruf entgül-
tig vernichten ? Wenn das so ist,
so können wir sicher sein, in we-
nigen Monaten Stürme zu ernten.
Es ist noch nicht zu spät für un-
sere Regierenden, diesen üblen
Kontrakt abzulehnen. Das müs-
sen die Bürger laut und ener-
gisch fordern !
Ihr etc.
gezeichnet : Angus Watson
Newcastle-on-Tyne, 14 Februar
(«The Manchester Guardian», 16-
2-38.)
Die iltrihiuNihei Zeifunoen e
und die litiii der republikanischen Renierunn i
ke, die um so interessanter sind,
als sie auf den Seiten eines Blat-
tes zu lesen sind, das für ge-
wöhnlich gegen unsere Sache
eingestellt ist.
«Von dem Augenblick an, wo
die spanische Regierung ihre po-
litische Situation in Barcelona
befestigt und ihren erstaunlichen
Erfolg bei Teruel erzielt hat —
sagt das Blatt—, ist in unserem
Lande das Interesse für die
Kräfte, über die sie verfügt und
für ihre Absichten ständig ge-
stiegen.»
Der Redakteur, der beauftragt
ist, die Fragen der Leser des
«Daily Telegraph» zu beantwor-
ten, ist Mr. Henry W. Buckley.
Hier ist eine seiner Auskünfte
auf die Anfragen der Leser :
«Indalecio Prieto, sozialisti-
scher Minister der Nationalen
Verteidigung, ein «Selfmade-
man», hat die oberste Leitung
über Heer, Marine, Luftschif-
fahrt und Munition.
«Der hochgebildete Dr. Ne-
grin, ein Gelehrter von scharfem
Verstand, und hoher Intelligenz,
Präsident des Ministerrates, ver-
waltet das Volksvermögen und
leitet das gesamte Wirtschafts-
leben.
«Die Resultate seiner Tätig-
keit können leicht gekennzeich-
net werden, indem man die Si-
tuation des Spanien von heute
mit der vom Mai 1937 vergleicht
— der Monat, in dem die heutige
Regierung gebildet wurde. Die
«Die Popularität der po-
litischen und militärischen
Führer ist eine ausseror-
dentliche und die Regie-
rung verwaltet ihre Finan-
zen ausgezeichnet» — sagt
der Daily Telegraph.
«Wenn Franco von
neuem versuchen sollte, in
die spanische Hauptstadt
einzudringen, würde seine
schwache Infanterie ihm
nichts nützen.»
Alle Zeitungen der Welt, wel-
cher Richtung sie, auch immer
sind, sprechen mit Hochachtung
vom republikanischen Spanien.
Sie verteidigen oder bekämpfen
es, aber sie haben den frivolen
und absprechenden Ton verlo-
ren, in den sie während des
ersten Kriegs Jahres so oft verfal-
len sind. Wir sprechen nicht von
der zynischen italienischen Pres-
se, eine Sache die uns nicht
Wunder nimmt, da wir an ihre
Veantwortungslosigkeit zur ge-
nüge gewöhnt sind.
Der «Daily Telegraph and
Morning Post», eine Ultrakon-
servative Zeitung, veröffentlicht
einen Artikel über das Thema :
«wie sich die Dinge im republi-
kanischen Spanien von heute ge-
stalten». Dieser Artikel ent-
spricht nicht in allem den Tatsa-
chen ; aber er trifft in vielen
Dingen zu und er gibt manche,
für unser Volk günstige Ausblic-
einzige Kritik, die ich inbezug
auf die Leistungen dieser Män-
ner gehört habe, ist die Aner-
kennung der ungeheuren Last,
die die Lösung der in ihren Wir-
kungskreis fallenden Aufgaben
ihnen auferlegt.
«Diese beiden Männer verfü-
gen über eine ausserordntliche
Exekutivmacht, die aus der ab-
soluten Zustimmung der Parteien
imd Syndikate resultiert. Weder
Prieto, noch Negrin verfügen je-
doch über irgend eine Quelle per-
sönlicher Macht.
«Andere Persönlichkeiten von
Bedeutung sind : Gonzalez Peña,
Präsident der mächtigen Federa-
tion der Syndtikate der «Union
General de Trabajadores» ; fer-
ner der General Vicente Rojo,
ein kultivierter Mensch von 42
Jahren, der das Heer reorgani-
siert hat und allmählich eine mi-
litärische Organisation ausbaut;
General Miaja, der Verteidiger
von Madrid, und die kommuni-
stische Abgeordnete Dolores Iba-
rruri, die «Pasionaria». Die bei-
d e n Letzteren geniessen die
grösste Popularität im Volke.
«Die Reden des Präsidenten
Azaña sind von grösster Ein-
dringlichkeit und Prägnanz und
seine Popularität und sein Ein-
fluss sind ausserordentlich.»
Die Leser des «Daily Tele-
graph fragen unter anderem,
weshalb Franco eigentlich im-
mer noch «anderthalb Meilen vor
Madrid» stehe.