SPANISCHER mFORMflTIONS
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DIENST V3SB
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"Mexiko hat, von der ersten Stunde der Spanischen
Tragödie an, seine Haltung festgelegt und alle Konse- quenzen mit in den Kauf genommen, in bewusster Verantwortung und getrieben von der Begeisterung seiner eigenen, schon länger als ein Jahrhundert seiner Geschichte währenden Kämpfe, um die Schaf- fung eines Regimes sozialer Gerechtigkeit". (AUS DER REDE DES MEXIKANISCHEN BOTSCHAFTER)
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umente
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WÖCHENTLICHER AUSZUG AUS DIN "SERVICIO ESPAÑOL DE INFORMACIÓN'
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Barcelona, 7 März 1938
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Av. 14 de Abril, 556
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Nummer 11
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Die Rede de§ neuen Mexikanischen Bot Schauers in Span
ien bei der Überreichung des Beglaubigungsschreibens |
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Fortschritts kämpft, deren Fundamente die Gerechtig-
keit und die Rechte der Arbeiterklasse darstellen. |
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Anlässlich der Überreichung des Beglaubigungs-
schreibens richtete der neue Mexikanische Botschafter in Spanien, Don Adalberto Tejeda, an den Präsidenten der spanischen Republik die folgenden Worte : Herr Präsident :
In Erfüllung eines hohen Auftrages, der meinen
Verdiensten nicht entspricht, habe ich die Ehre, Ihrer Exzellenz das Beglaubigungsschreiben zu überreichen, das mich bei der Regierung der Republik als Gesand- ten der Vereinigten Mexikanischen Staaten bestätigt, .zugleich mit den Rücktrittsdokumenten meines verehr- ten Vorgängers. Indem ich hiermit die hohe Mission, die man mir
anvertraut hat, antrete, möchte ich Ihrer Exzellenz vor allem meine tiefe Befriedigung ausdrücken über die Ehre, die mir durch meine Regierung zuteil geworden ist, indem sie mich zu ihrem Vertreter in dem kraft- vollen und heroischen Spanien ernannt hat, das seine Autonomie und seine Institutionen gegen den ungerecht- fertigten Überfall derer, die ihm seinen Bestrebungen ■entgegengesetzte Normen aufzwingen wollen, mit er- staunlicher Tapferkeit verteidigt. In meiner kommenden Tätigkeit werde ich uner-
schütterlich die Linie beibehalten, die Mexiko in seiner Beziehung zu den anderen Völkern befolgt, indem es, im Einklang mit seiner historischen Überlieferung, in peinlicher Achtung der fundamentalen Forderung des Rechtes, die Pflicht einer befreundeten Nation erfüllt. Die mexikanische, aus dem Willen des Volkes entsprun- gene Geste der Unterstützung einer befreundeten Re- gierung findet innerhalb des reinsten und unwiderleg- lichsten Kriteriums des internationalen Rechtes ihre volle Rechtfertigung. Daher hat Mexico, von der ersten Stunde der spanischen Tragödie an, seine Haltung fest- gelegt und alle Konsequenzen mit in den Kauf genom- men, in bewusster Verantwortung und getrieben von der Begeisterung seiner eigenen, schon länger als ein Jahr- hundert seiner Geschichte währenden Kämpfe um die Schaffung eines Regimes sozialer Gerechtigkeit. In keinem anderen Lande wie in Mexiko hat die
Volksseele einen so tiefbewegten Anteil an dem Schicksal genommen, das das spanische Volk mit bei- spiellosem Opfergeist und Mut erträgt. Das ist der Tatsache zuzuschreiben dass die mexikanische Ge- schichte von ähnlichen Episoden erfüllt ist und die gleiche Tragik kennt. Seit dem Unabhängigkeitskrieg, der die Kennzeichen einer Erhebung gegen die Unter- drückung durch die Monarchie und eine privilegierte Klasse von Priestern und Herren trug, ähnlich wie sie in Spanien das Volk geschunden hat—ist unser natio- nales Leben ein ständiger Kampf gegen ausländische Invasionen, gegen die Herrschaft von Abenteurern, die, unterstützt von Verrätern, die Republik zwingen, sich in einen Fetzen des nationalen Territoriums zu flüchten. Der Präsident Juárez, welcher schon vorher die Reformgesetze erlassen hatte, bekämpft den Invasor mit einer Handvoll Männern und streitet gegen eine Diktatur, die das Volk jahrelang in tiefer sozialer Un- gerechtigkeit darniederhält. Zuletzt war es nötig, wie jetzt in Spanien, ein Prätorianerheer zu bekämpfen und zu vernichten, das in gemeinsamer Verschwörung mit dem Klerus und den reichen Bonzen, die Regierung angriff und dabei den höchsten Vertreter der Nation ums Leben brachte. Aber in diesem langen Kampfe verankert sich im nationalen Bewusstsein immer fester eine fortgeschrittene revolutionäre Ideologie, deren prachtvolle Verwirklichung wir im Leben des mexika- nischen Volkes im gegenwärtigen Augenblisich vollzie- hen sehen, der erfüllt ist von Zufriedenheit und frucht- baren Hoffnungen für die arbeitende Klasse. |
Spanien und Mexiko gehen auf verschiedenen
Wegen auf dasselbe Ziel zu, das auf unwiderlegliche Prinzipien gestützt ist, die ebensowohl das Einzelleben wie das Leben der Völker regieren. Der soziale Konflikt entspringt aus der biologischen
Ordnung als ihre natürliche Konsequenz. Zwei Kräfte sind es, die in verschiedener Richtung sich bewegend, im sozialen Leben des Menschen hervortreten. Der Instinkt der individuellen Selbsterhaltung, der aus dem Menschen den Gegenstand, den Sinn und das Gravi- tationszentrum der juridischen und wirtschaftlichen Auffassungen macht, und der Instinkt der Arterhal- tung, der das Interesse der Alllgemeinheit verteidigt, indem er der Kollektivität die Verwirklichung eines höchsten Zieles zuweist. Die Zusammenwirkung beider Kräfte ,das heisst ihre Resultante, bringt das Phäno- men unserer aufsteigenden organischen Anpassung her- vor, deren Grösse und entscheidende Veränderungen die Modalitäten bestimmen, die die Auffassung der Ge- rechtigkeit in der Geschichte durchläuft. Es ist Aufgabe des Soziologen und Politikers die
Koordination der Interessen zu suchen, die diese beiden Kräfte in einem technischen, integralen und menschli- chen Prozesse darstellen, wobei zu beachten ist, dass die ' Resultante sich zwangsmässig der Komponente annähern muss, die das höhere Interesse, das Interesse der Gattung, das heisst das Kollektivinteresse, dar- stellt. Die in diesen Gedankengängen enthaltene Ethik verpflichtet sowohl den Einzelmenschen, als die Völker oder Rasseneinheiten zu gegenseitiger brüderlicher Un- terstützung im Sinne des materiellen und kulturellen Fortschritts der Allgemeinheit und des Einzelnen, frei von aller Exklusivität und der arroganten Überheblich- keit, die die Schuld tragen an dem verzweifelten Zu- stand der heutigen Welt. Daher wendet sich Mexiko jederzeit an das Weltgewissen, sei es als Mitglied in- ternationaler Institutionen, sei es durch direkte Ver- handlungen mit den Regierungen anderer Länder, und verteidigt die Achtung der Souveränität und des Rech- tes des spanischen Volkes und die Anerkennung und Behauptung der legitimen Prärogativen seiner Regie- rung. Es ist kein Zweifel, dass, wenn man gleich im An-
fang des blutigen Konfliktes diese Haltung eingenom- men hätte, die Republik in der Lage gewesen wäre, die Ordnung auf spanischen Boden wieder herzustellen, und es wäre nicht zu den schweren internationalen Konflikten gekommen, die sicherlich die Welt in die schrecklichste aller Hekatomben stürzen werden, falls die die Gerechtigkeit und den Frieden zwischen den Nationen garantierenden Normen weiterhin von der Institution, deren Pflicht es wäre, über ihre Einhal- tung zu wachen, preisgegeben werden. In diesem Kampf Spaniens verteidigen die Soldaten
der Republik gleichzeitig die Freiheiten der gesamten Menschheit und deshalb ist zu hoffen, dass ihr helden- haftes Opfer die Demokratie dazu bringt, die Hal- tung, die sie infolge ihrer Kurzsichtigkeit und einer oberflächlichen Analyse der Ursachen und des Cha- rakters des spanischen Kampfes, eingenommen haben, zu ändern, denn der Verlauf des Konfliktes enthüllt uns seine universelle Tragweite. Ich möchte zum Schluss Ihrer Exzellens im Namen
de/ Herrn Präsidenten Cárdenas und in meinem eige- nen, meine aufrichtigsten Wünsche für den Triumph der republikanischen Waffen zum Ausdruck bringen. Der Triumph der Republik ist der notwendige Ab- schluss dieses glorreichen Kapitels Ihrer Geschichte, das mit dem edelmütig vergossenen, fruchtbaren Blute des tapferen spanischen Volkes geschrieben wird, wel- ches für den Anbruch einer Aera des Friedens und des |
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Die Antwort des Präsidenten der Republik
Herr Botschafter :
Ich empfange mit Befriedigung aus Ihren Händen
das Beglaubigungsschreiben, das Sie als Botschafter der Vereinigten Mexikanischen Staaten bestätigt und nehme zugleich die Rücktrittsdokumente Ihres Herren Vorgängers entgegen. Ich ergreife hierbei mit Genug- tuung die Gelegenheit, mit dankbarer Erinnerung der hervorragenden Eigenschaften, die Don Ramon P. de Negri in der Ausübung seines Amtes entfaltete, zu gedenken. Ich akzeptiere dankend, Herr Botschafter, die brü-
derlichen Worte der Verbundenheit, die Sie an die spanische Nation richten, die das Schicksal wieder ein- mal gezwungen hat, mit den Waffen für Unabhängig- keit und Freiheit zu kämpfen, deren Aufrechterhal- tung, wie schon mehrmals, eng an die Achtung des Rechtes und des allgemeinen—bedrohten oder gebro- chenen—Friedens gebunden ist. Es ist sehr richtig, Herr Botschafter, dass Mexiko
seine Beziehungen zu den anderen Völkern im Sinne der loyalen Erfüllung der durch das internationale Recht festgesetzten Pflichten gestaltet. Es verwirft die Anwendung von Gewalt Es verwirft die Einmischung fremder Mächte in die inneren Angelegenheiten eines Volkes, Diese Haltung ist um so bewunderungswerter, als wir in zahlreichen Fällen ihr Gegenteil sich breit- machen sehen. Spanien kennt sehr wohl die saubere und entschiedene Haltung, mit der die mexikanische Regierung und das mexikanische Volk sich für das Recht der spanischen Republik einsetzen, das im letz- ten Sinne kein anderes ist, als das Recht der Nation, frei das Regime, das sie sich geben wird, wählen zu können. Dies hat sie während der letzten Jahre mehr- mals getan und wird es wieder tun, sobald sie in nor- maler Weise wieder wird zusammenberufen werden können. Das spanische Volk kämpft für die Anerken- nung und Aufrechterhaltung der Legitimität der Ent- scheidung der Mehrheit des Landes. Keine Minder- heit, unter welchem Banner sie auch kämpfe, hat das Recht, sich die Mehrheit des Landes zu unterwerfen. Die Kraft, die dazu nötig ist, der harten Schicksalspro- be des Augenblicks die Stirn zu bieten, gründet sich auf folgende, aus der Erfahrung hervorgegangene Überzeugung : die ungeheure Mehrheit des spanischen Volkes will nicht unter einem despotischen und unver- antwortlichen Willen geknechtet leben. Kein politi- sches Regime in keinem Lande der Welt, in keiner Epoche der Geschichte, zählt mit der einmütigen Zu- stimmung aller Staatsbürger, noch konnte es mit ihr zählen. Aber an dem Punkt, zu dem der politische Fortschritt der zivilisierten Völker gelangt ist, ist ein friedliches Zusammenleben mit den Dissidenten und Unzufriedenen in einem intelligenten und toleranten Staat immer möglich, der die individuelle Gewissens- freiheit respektiert, die zivile und politische Freiheit sichert, die soziale Gerechtigkeit fördert und durch seine Gesetzgebung der menschlichen Persönlichkeit zu ihrer Entwicklung und Steigerung freie Bahn macht. Die der gegenwärtigen Tragik des spanischen Vol- kes ähnlichen Leiden Mexikos ins Gedächtnis zu rufen, ist, Ihrerseits, Herr Botschafter, eine Geste, die von Ihrem feinen Takte zeugt. Mexiko vergisst in diesem Augenblick, indem es sich des unschätzbaren Gutes des Friedens erfreut, nicht seine Leiden. Es wahrt sich |
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Spanischer Informationsdienst
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Seite 2
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7 März 1938
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selber, seinem historischen Wesen, die Treue. Eure
eigene Erfahrung dient euch dazu, die Tiefe dieser spanischen Krise zu ermessen und die Entschlossen- heit, mit der Ihr Euch für das klare Recht des spani- schen Volkes einsetzt, ist nicht nur eine politische und juridische Stellungnahme, sondern ein Ausdruck einer warmen Empfindung. Es ist auch richtig, dass die Re- gierung und das mexikanische Volk so handeln, weil sie die wachsende Gefahr, die der bewaffnete Angriff |
gegen die spanische Republik in sich schliesst, erken-
nen, sowie das allgemeine Interesse an der baldigen Wiederherstellung einer normalen internationalen Lage. Sie können sicher sein, Herr Botschafter, dass Sie
von meiner Seite und vonseiten der spanischen Regie- rung alles nötige Entgegenkommen zur Erleichterung Ihres Amtes finden werden wozu noch die aufrichtige Sympathie, mit der unser Volk stets die eindeutigen |
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Beweise der Freundschaft und Solidarität Mexikos auf-
genommen hat, beitragen wird. Ich biete Ihnen, Herr Botschafter, ein herzliches
Willkommen und spreche Ihnen für das Wohlergehen des Herren Präsidenten der Vereinigten Mexikanischen Staaten und für den Frieden und das Gedeihen Mexi- kos meine besten Wünsche aus. Barcelona, 5 März 1938.
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Die Wirtcbaftlage im heutigen Spanien
Die Wirtschafslage in Spanien kann, wenn auch nicht glänzend
so doch jedenfalls gut genannt werden. Die Zahlen, die das Finanzministerium angibt, bestätigen das.
Die staatlichen Einkünfte weisen in allen ihren Phasen eine monat- liche Steigerung auf. . Das in Umlauf befindliche Geld genügt allein schon zur Deckung
der Kriegskosten. Die Regierung hat sich die Unterstützung der Banken zum Ziel
gesetzt, und in dieser Hinsicht äusserst günstige Resultate erzielt. Die Banken stehen unter Staatskontrolle, behalten aber gleichseitig ihre Autonomie bei. Die Banken im Dienste des Staates werden von jetzt ab die Auf-
gabe übernehmen, die Initiative zur Steigerung der Produktion an- zuregen. Die Regierung hat Vorsorge getroffen, um ihre Konten bei der
Bank von Spanien auszubalancieren und auf diese Weise auch das Gleichgewicht der letzteren herzustellen. Die in Spanien befindlichen Reserven sind mehr als Garantie für das im Umlauf befindliche Papiergeld. Die Bemühungen der Regierung gehen dahin, öffentliche An-
leihen anzuregen, nicht nur von Seiten der Banken, sondern auch von Seiten der kleinen Sparer. Die staatliche Kontrolle in der Industrie, sichert die vollkommene
Übersicht über die Produktion, und erleichtert die Verteilung und die Beschaffung der Rohmaterialien. Diese Kontrollmassnahmen durch den Staat haben die Inbe-
triebsetzung von stillstehenden Industrien ermöglicht, die—von ihren Besitzern verlassen—das zur Aufrechterhaltung des Betriebes not- wendige Kapital entbehrten. Verschiedene, von Vertretern des Staates und der Produzenten
gebildete Exportzentren sind errichtet worden, die es der Regierung ermöglichen, ihren Export genau so gut zu kontrollieren, wie das die ausländische Konkurrenz bei ihrem Export vermag. Der Staat übt auch über die Minen Kontrolle aus, wobei er jedoch
das ausländische Kapital durchaus respektirt. Als Resultat dieser Kontrolle haben die spanischen Minen ihre Produktion bedeutend erhöht. Alle diese Massnahmen haben einen wirtschaftlichen Auf- schwung des Landes ermöglicht. Es darf nicht vergessen werden, dass, als die ersten Tage der
Verwirrung, die auf die faschistische Rebellion folgten, vorüber waren, die Bürger im legalen Spanien wieder begannen, Steuern zu zahlen wie zu normalen Zeiten. Ausser in ganz seltenen Fällen, hatte die Regierung es nicht nötig, zu Repressivmassnahmen zu greifen, um die Steuern von privaten Personen oder kaufmännischen und in- dustriellen Unternehmen beizutreiben. Die im Februar 1938 veröffentlichte Statistik der Regierung zeigt,
dass der Steuereingang im Januar 38 den des gleichen Monats im Jahre 37 um 60 Millionen übertrifft. Der Ministerpräsident Dr. Negrin, der zugleich Finanz = und
Wirtschaftsminister ist, hat zu wiederholten Malen erklärt, dass das- leale Spanien über genügend wirtschaftliche Resistenz verfügt, um den Krieg durchzuhalten, so lange er auch dauern mag._ Das ist wohl ein genügender Beweis dafür, dass die wirtschaft-
liche Lage der spanischen Regierung eine gesunde und solide ist. |
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Die Regierung dsr Republik Öffnet den inen des Volkes die Pforten der Bildungsstätten
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Dieses Dekret findet bezeich-
nenderweise bedingungslose An- wendung bei den Waisen und Kindern der Kämpfer des repu- blikanischen Heeres, den Waisen der alten antifaschistischen Mili- zionäre und der vor dem 19 Juli im Kampfe gegen Reaktion und Faschismus Gefallenen, ebenso wie bei den Kriegsinvaliden, die sich ihr Gebrechen in der Volks- miliz oder in den Reihen des re- publikanischen Heeres zugezogen haben. Zur Erlangung der Unterstüt-
zungen und Stipendien in den mittleren und höheren Unter- richtszentren, in den Normal- schulen, den Arbeitsschulen und in den Zentren der künstlerischen Ausbildung, ist der Beweis bei- zubringen, dass der Antragsstei- ler über keinerlei Existenzmittel verfügt. Gleichzeitig ist die Able- gung eines Eintrittsexamens in dem entsprechenden Institut er- forderlich, das seine Befähigung für die betreffenden Studien er- weisen soll. Zu denjenigen, denen die Mit-
tel zur Fortsetzung des Studiums fehlen, rechnet man auch die, die eine bezahlte Arbeit aufgeben müssen und keine anderen Ein- nahmequellen besitzen ; ferner die Kinder aus solchen Familien, in denen die Eltern oder das Fa- milienoberhaupt keine anderen Einnahmen besitzen, als die aus ihrer Arbeit, wobei diese Einnah- men 6000 Peseten jährlich nicht übersteigen dürfen, falls sie bis zu drei Kindern haben, 8000 — bei fünf, und 12.000 bei sechs oder mehr Kindern. Was die Höhe der Subsidien
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betrifft, so sind sie für Lernende
unter 18 Jahren, die über keine anderen Einkünfte verfügen, auf 200 Peseten monatlich fest- gesetzt ; für Studierende über 18 Jahren — auf 300 Peseten und den vollen Ertrag ihrer Arbeit, falls sie eine solche des Studiums wegen aufgeben müssen. Ausser- dem werden ihnen Diäten in Höhe von 5 Peseten täglich als Zuschuss zu den Subsidien Zuge- billigt, für den Fall, dass sie ihren bisherigen Aufenthaltsort verlassen müssen. Die Stipendiaten erhalten aus-
serdem das Recht auf Befreiung von. Studiengeldern, freie Lehr- mittel, Bücher, etc. Bei Beendi- gung des Studiums erhalten sie ihren Titel ebenfalls kostenlos. Die Gewährung von Stipendien ist einzig und allein vom Fleisse und von den Leistungen des Stu- dierenden abhängig. Die Unter- stützungen hören nur in dem Fall auf, wenn die materielle Lage des Lernenden sich ändert. Diese Bestimmungen erschlies-
sen den bildungshungrigen Mas- sen Spaniens ungeahnte Mög- lichkeiten. Mit dem Tage, wo dieses Dekret erlassen wurde, beginnt für Spanien eine Periode unaufhaltsamen kulturellen Auf- stiegs, was im Verein mit ande- ren Erlassen des Unterrichtsmi- nisteriums, die die Gründung von Arbeitsinstituten und von techni- schen und Berufsschulen betref- fen, geeignet ist, Spanien von der auf ihm lastenden Unkultur —■ dieser traurigen Erbschaft aus langen Jahrhunderten sozialer Ungerechtigkeit, und reaktionä- rer Unterdrückung—, zu be- freien. |
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Eines der brennendsten Pro-
bleme Spaniens war von jeher das Problem der Volksbildung. In diesem Augenblick, wo der Ex- Marquis de Lozoya die Schuld an allem Schweren, das das Va- terland erduldet, dem «stupiden Unterfangen der Republik, alle Spanier lesen zu lehren» zu- schreibt —• ein Ausspruch, der einen an die Zeiten Ferdinands gemahnt—, ist unsere Regierung um die Wiedergutmachung eines jahrhundertealten Unrechts be- müht, indem sie die Pforten der Bildungsinstitute, der techni- schen Schulen und Universitäten, in weitherzigster Weise allen denjenigen jungen Menschen öffnet, die sich durch ihre Be- gabung für wissenschaftliche Disziplinen auszeichnen. Von jetzt an ist die Zulassung
zu den Vorlesungen, zur Absol- vierung eines Studiums, die Mög- lichkeit, sich intellektueller und wissenschaftlicher Arbeit z u widmen, nicht mehr das Privileg einer Kaste oder Klasse. Jedem, der die Befähigung dafür auf- weist, steht diese Möglichkeit offen, ohne dass ökonomische Hindernisse seinen Bestrebungen im Wege stehen. Es hätte nicht genügt, den
jungen. Studenten die Befreiung von den Studiengeldern zu si- chern, da diese Jünger der Wis- senschaft häufig auf ihren jungen Schultern einen grossen Teil der Verantwortung für die materielle Versorgung der Familie mit zu tragen haben und in dem Augen- blick, wo sie sich dem Studium widmen, gezwungen sind, ihrer Familie diese wesentliche, häufig sogar einzige Unterstützung zu entziehen. War schon die weit- herzige Anwendung von Schul- geldbefreiung und die Gewäh- rung von Stipendien, von den Re- gierenden der vorausgehenden zweijährigen Reaktionsperiode, die in ihren sozialen und politi- schen Traditionen die Gesinnung eines Ex-Marquis de Lozoya teil- ten, fast völlig unterdrückt wor- den ; war also schon diese gross- zügige Regelung ein gewaltiger Schritt vorwärts, so blieb jedoch die Regierung dabei nicht stehen. Die Stipendien bildeten nur eine kleine Beihilfe und die Befreiung von den Studiengeldern nur eine Entlastungsmassnahme. Es galt die materielle Situation des Stu- dierenden von Grund auf zu re- geln, ihn und seine Familie vor jeder Not zu schützen, seinen Geist und seine Phantasie von allen materiellen Sorgen freizuh- alten, so dass er sie voll und ganz auf das seinen Fähigkeiten ent- sprechende S t u d ium richten kann. Der Geist tiefer sozialer Ge-
rechtigkeit, von dem diese Mass- nahmen getragen sind, wurde mitten in Krieg und Revolution verwirklicht. Die Aufbauarbeit, welche die Regierung der Repu- blik leistet und die im stärksten Kontrast zu dem Werke der Zer- störung des internationalen Fa- schismus steht, findet in dem vom Unterrichtsministerium er- lassenen Dekret über die Gewäh- rung von Unterstützungsgeldern und Stipendien an begabte Stu- denten einen beredten Ausdruck. |
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Der Faschismus bedroht die Welt
New-York, 22-2.—Mr. Harold Ickes, Minister des Innern in cien
Vereinigten Staaten, richtete heute an die Hörer englischer Zunge die erste Ansprache aus einer Serie, benannt aAmerika spricht», die einen heftigen Angriff auf den Faschismus darteilt, den er als die grösste Gefahr für die heutige Welt ansieht. «Das totalitäre Prinzip—sagte er—komme es von rechts oder von
links—ist dem Geiste, der die Demokratieen englischer Zunge be- seelt, fremd. Obleich Mr. Ickes sich sehr hütete zu sagen, dass er nicht den
Standpunkt der Regierung oder des Präsidenten Roosevelt teile, haben die Ereignisse der letzten Tage seiner Rede eine fast sensa- tionelle Bedeutung verliehen. «In keinem Lande kann die Demokratie neben dem Faschismus
bestehen»—fügte er hinzu. Wir in Amerika sind uns völlig darüber im Klaren, dass die in-
neren Angriffe und die Überfälle von aussen die demokratischen Na- tionen zu grösster Wachsamkeit verpflichten ; sie dürfen nicht die Augen vor der Tatsache verschliessen, dass die Institutionen, die mit so grosser Mühe und unter so gewaltigen Opfern geschaffen wurden, nicht ohne eine energische und tatkräftige Verteidigung aufrecht zu erhalten sind. Wir müssen unsere Wachsamkeit von Tag zu Tag steigern, be-
sonders gegen den hinterlistigen" Faschismus. Wie wir zu unserer Bestürzung feststellen müssen, erliegen die
demokratischen Nationen der vergiftenden Bezauberung durch den Faschismus. Der Faschismus ist eine rückschrittliche Bewegung. Menschliche
Wesen werden unter seinem Einfluss zu politischen und wirtschaft- lichen Marionetten. Der Faschismus entfesselt gegen unschuldige Völker alle Greuel des modernen barbarischen Krieges. Angesicht« der Phalanx der faschistischen Staaten, müssen Ame-
rika und alle demokratischen Nationen zeigen, dass die demokrati- sche Regierungsform nicht nur die grössten politischen Freiheiten und die grössten ökonomischen Sicherheiten gewährleisten kann, sondern auch gewährleisten wird. Unter allen Nationen der Welt bekennt sich eine überwiegende
Mahrheit zu den Grundsätzen der Demokratie.» «News Chronicle», 23-2-1938.)
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Faschistischer Terror in Andalusien
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die einzigen Morde. Täglich wer-
den neue verübt. Die Mütter her- anwachsender Töchter leben in ständiger Todesangst, da es zur Genüge bekannt ist, welches Ausmass die Bestialitäten der Faschisten annehmen. Der Hass in den andalusischen Ortschaften gegen diejenigen, die sie als ihre Feinde betrachten, ist unbe- schreiblich. Viele Jünglinge von 17-18 Jah-
ren sind in die Berge geflüchtet, um nicht an die Front zu müs- sen, und ziehen es vor, auf stän- diger Flucht vor der Guardia Ci- vil zu leben, die sie mit erbitter- tem Hass verfolgt, als in den Ottschaften zu bleiben, wo sie zum Militärdienst gezwungen oder nach furchtbaren Erniedri- gungen und Martern ermordet werden. |
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Gibraltar. — Nachrichten, die
aus der faschistischen Zone hier eintreffen, melden, dass in den nahliegenden andalusischen Ort- schaften schrankenloser Terror herrscht. Die Faschisten fahren fort zu morden, indem sie ihre Opfer, ehe sie sie vernichten, entsetzlichen Qualen aussetzen. Kürzlich wurden in einer nah
bei Gibraltar gelegenen Ortschaft etliche junge Mädchen, verhaftet, die verdächtig waren, Beziehun- gen zu einigen in die englische Zone geflohenen antifaschisti- schen Elementen zu unterhalten. Lediglich auf Grund dieses Ver- dachtes wurden sie, nachdem ihnen die Haare abrasiert wur- den, in einem Lastwagen durch die Strassen geführt und darauf erschossen. Aber das sind nicht |
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DER NACHDRUCK DER
ARTIKEL AUS DIESEM BU- LLETIN IST ERWÜNSCHT |
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Spanischer Informationsdienst
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7 März 1938
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Seite 3
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FRANCO, DER ANTISEMIT
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Spaniens Intellektuelle sind bereit, dem
Rnfe der Regierung Folge zn leisten |
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Der Rassenmischer beugt sich vor dem
Vorkämpf er für ein reinrassiges Europa |
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Wir haben die ermahnenden
und vertrauensvollen Worte ge.- hört, die der Präsident des Mi- nisterrates, im Namen der legiti- men Regierung, die unser Land in so würdiger Weise vertritt, an das spanische Volk gerichtet hat. Zutiefst durchdrungen von seinen Worten, die so klar, so tapfer, so spanisch sind, ohne Beschöni- gungen und Verschleierungen — und die, wie er mit voller Berechtigung gesagt hat, s o sein können, weil die Regierenden Spaniens heute von dem unerschütterlichen Ver- trauen des spanischen Volkes getragen sind— , wollen wir, Männer der Wissenschaft, Schriftsteller und Künstler, hiei vor aller Welt feierlich der Re- gierung der spanischen Republik unsere vollste Zustimmung und unsere Bereitschaft aussprechen, bis zum Endsieg an der Vertei- digung der Unabhängigkeit und Freiheit Spaniens mitzuarbeiten. Wir wenden uns an die Intel-
lektuellen des vom Faschismus geknechteten Spanien, damit sie, ihrer Pflicht bewusst und das von der Geschichte unserem Volke bestimmte Geschick erkennend, auch ihrerseits an dem Sieg der Republik mitarbeiten, der für unser Land Befreiung und Er- neuerung bedeutet. Wir wenden uns zugleich an
die Intellektuellen aller Länder, damit sie sich mit all ihren Kräf- ten für das spanische Volk ein- setzen, das nicht nur sich selbst verteidigt, sondern die Freiheit und Kultur der ganzen Welt. Der Krieg hat uns hart ge-
macht und hat unser patrioti- |
sches Gefühl noch mehr erstar-
ken lassen. Heute mehr denn je fühlen wir uns als ein Teil un- seres Volkes. Und wir wissen, dass es kein Opfer gibt, das das spanische Volk in seinem uner- schütterlichen Entschluss, den Krieg zu gewinnen, indem es dem glorreichen Volksheer als Base, Stütze und Hilfe dient, wankend machen könnte. In den Schulen, in den Labo-
ratorien, in den Studios oder wo man uns auch hinstellen mag, werden wir uns von heute ab mit noch grösserem Eifer der Arbeit widmen, in dem sicheren Bewust- sein, dass auch die übrigen Ar- beiter in Fabriken und Werkstät- ten das gleiche tun werden. Un- ser Volk kann auf den Ruf, den die legitime Regierung soeben durch den Mund ihres Präsiden- ten an unser Volk gerichtet hat, nicht anders antworten. Wir sind bereit diesem Ruf mit grösster Energie Folge zu leisten ! Einen wir uns alle, um Spanien zu ret- ten, das verraten und überfallen, aber unerschütterlich und seines Sieges gewiss ist! Rafael A Iberti Schriftsteller ;
Julio Alvarez del Vayo, Schrift- steller ; Jacinto Benavente, Schriftsteller; José Bergantín, Schriftsteller; Ignacio Bolívar, Naturforscher ; Louis Calandra, Mediziner ; Antonio Machado, Schriftsteller; Juan Ramón Ji- ménez, Schriftsteller ; Odön de Buen, Naturwissenschaftler; Bartolomé Pérez Casas, Medizi- ner ; Felipe Sánchez Roman, Ju- riskonsul ; Pío del Río Ortega, Histologe, etc.. es folgen mehre- re hundert Unterschriften. |
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Als ob in dem Spanien, das dem absurdesten
Exotismus ausgeliefert ist, nicht schon genug Pa- radoxa und Widersinnigkeiten beständen, machen es sich die Verräter unseres Landes neuerdings zur Aufgabe, unseren gequälten Brüdern in der von ihnen besetzten Zone die Wohltaten, jener neuen Aera zu vermitteln, deren Zivilisation ban- krott ist und die sich mangels eines inneren Gehaltes in wilden Hassausbrüchen und grausa- mer Verfolgung Luft macht. Franco, der durch die niederdrückende Last des
Verrates auf seinen Schultern klein, ganz klein geworden ist, geht in seinem Servilismus seinen Drahtziehern gegenüber so weit, Julius Streicher, dem Herausgeber des antisemitischen Blattes «Der Stürmer» zum neuen Jahr eine Photogra- phie mit eigenhändiger Unterschrift und der fol- |
genden Widmung in deutscher Sprache zu sen-
den : «Dem grossen Paladin eines neuen reinras- sigen Europa, in Bewunderung und Zuneigung.— Franco.» Von Mussolini übernimmt er das dünkelhafte
Gehabe und von Hitler die Hasspsychose. Wer aber hat diesem unnatürlichen Sohn Spaniens die Feder geführt, um in deutschen Sprache, die er ■nicht kennt, den Adel einer Rasse zu schänden, die die halbe Welt umfasst? Franco vergisst, ohne Zweifel, dass Spanien von
Ariern und Sarazenen überfallen ist, und dass, wenn Deutschland seine Rasse zu reinigen beab- sichtigt, er nichts anderes ist, als ein Rassenmi- scher, der sich vor demjenigen beugt, der ihn un- weigerlich demütigen und verachten muss. |
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Um die Errettung der Welt
gegen der Krieg
"Schreien" ist Pflicht
von Francois Mauria c, von der Französischen Akademie
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sen, werden in dieser Welt nie
wieder spielen. * * *
Aber gerade darum, weil alle
Rassen, alle Klassen, alle Lebens- alter von derselben Gefahr be- droht sind, ist dieses allgemeine Schweigen so erschreckend, diese stillschweigende Ergebenheit von Millionen von Schafen und Läm- mern in das Schicksal, das ihnen von den Wölfen, die ihnen als Hüter dienen, bereitet wird. Wozu schreien ? — höre ich
fragen. Alle Geschichtsforscher sind sich darüber einig, dass der Terror des Jahres 1793 niemals so blutig gewesen wäre, wenn man das Wehklagen der Opfer vernommen hätte. Ihre eigene Resignation war es, die jene Hin- richtungen zu einem normalen, gewohnten Vorgang stempelten. Wenn mehr von den Verurteilten ein solches Geheul vollführt hät- ten, wie die Mme. Dubarry, ohne sich wie diese soweit zu erniedri- gen, den Henker um Gnade anzu- betteln, wenn viele an die Men- ge apelliert und ihre Unschuld beteuert hätten ■— die Metzelei wäre weniger leicht gewesen und das Volk hätte nicht so viele Mo- nate gewartet, um seinen Ab- scheu zum Ausdruck zu bringen und «Genug!» zu schreien. Das Traurigste ist, dass sich
dieser Resignation den Metze- leien gegenüber und der Gleich- gültigkeit des Volkes ein Ele- ment der Mitschuld beimischt. Sie rufen, wie die Ereignisse der letzten Monate beweisen, bei manchen Franzosen nicht mehr das gleiche Entsetzen hervor wie früher. Jedenfalls ist die «Cagoule»
nichts anderes als ein extremer, aber glücklicherweise beschränk- ter Ausdruck für diesen Geistes- zustand... Aber ohne, dass es zu Attentaten kommen muss, wird so mancher anständige Mensch davon angesteckt und gerät in einen Zustand der Verwirrung. Es gibt viele Anzeichen dafür und die geringfügigsten sind häufig die bedeutsamsten. Ich war, zum Beispiel, diesen Herbst frappiert, auf den Seiten einer biederen Familienzeitschrift, einer wahrhaften Spiesserzeit- scihrift, den infamen Satz zu lesen: «Ich b i n überzeugt, dass die steigende Entwertung der zivilisierten Na- tionen von dem lächerlichen Re- spekt vor dem Leben herrührt». |
Ein tötlicher Satz : was aus die-
sem Samen keimt, haben wir in der traurigen «Cagoulard» — Af- faire gesehen, in die neben echten Verbrechern auch einige anstän- dige Menschen verwickelt waren, die nicht zu Verbrechern geboren sind. Es ist ein Satz, der nicht unserem Boden entstammt. Eine verlogene Phrase vor allem! Wir glauben, dass die Achtung
vor dem Leben das Merkmal wahren Heldentums ist. Das Wort Christi : «Es ist keine grössere Liebe, als die ihr Leben hingibt» (hingibt, um das Leben anderer zu retten), dieses Wort ist es, das Helden nach unserem Sinne schafft, und macht, dass an dem Tage, wo wir überfallen werden, unser ganzes Volk sich wie ein Mann erhebt. Aber weil wir dieses Volk sind,
dürfen wir die Anschläge auf das Leben nicht stillschweigend dul- den. Wir dürfen zu den ermor- deten Kindern nicht schweigen. Es darf nicht sein, dass die, welche das Blut Abels vergies- sen,'. uns für gleichgültig, ein- geschüchtert oder gar für mit- schuldig halten. Denn wenn sie auch unfähig sind, auf Ver- nunftgründe zu reagieren, so wissen sie doch, dass im Fall eines Konfliktes diese Gründe sich mit verhängnisvoller Gewalt gegen die kehren werden, die sie misjssachtet haben. Deutschland hat es 1914 am eigenen Leibe gespürt; und wir glauben nicht, dass ihre Führer an schlechtem Gedächtnis leiden. Es ist also nötig, dass unsere
Empörung sich ohne jede Scheu äussert. Die Initiative, welche die französiche Regierung zur Ver- teidigung offener Städte ergrif- fen hat, muss nicht nur durch die Presse aller Richtungen unter- stützt und ermutigt werden, son- dern auch durch den Mann der Strasse. Es ist Zeit, dass die französische Nation sich dessen bewusst wird, was sie den Augen der Welt darbietet : einen Herois- mus, der auf der Achtung vor der menschlichen Persönlichkeit ba- siert. Je höher diese Flamme steigt, um so eher werden die brüllenden Bestien zum Schwei- gen gebracht. Nicht, dass dies allein schon
genügen könnte, ohne die Macht der Waffen Aber stützen wir uns nicht nur auf die materielle Kraft. Unsere Gegner schöpfen ihre Macht vielleicht nicht so sehr aus ihren Kanonen und |
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Unter der Monarchie sagte
man, das Schweigen der Völker sei die Weisheit der Könige. Aber nicht die Weisheit der Dik- tatoren, denn diese zwingen ihre Völker zum Schweigen und sind stolz, wenn sie das Gleiche beim Ausland erreichen. Sie sehen im Schweigen ein Zeichen von Furcht, von Feigheit. Sie schöp- fen aus ihm eine Aufmunterung zur Verdoppelung ihrer Kühn- heit. Die Öffentlichkeit ist nicht zu
der gleichen Zurückhaltung ver- pflichtet, wie die Diplomatie. Sie hat genug Möglichkeiten, ihren Schmerz, ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen. Ich bin be- drückt durch die Apathie unserer Öffentlichkeit, durch ihre Gleich- gültigkeit gegenüber den schänd- liehen Angriffen auf das Schwächste, das Schutzloseste, das es in der menschlichen Ge- meinschaft gibt : auf Frauen und Kinder. Im Kino lassen die grausigsten
Aktualitäten die schlummernde Menge kalt. Auf der Leinwand erhebt sich eine Chinesin, eine Katalanin aus den Trümmern und scheint die 'rauchenden und schweigenden Europäer mit vor- wurfsvollen und schmerzlichen Blicken zu betrachten. Und doch weiss ein jeder, dass
dieser Schrecken auch vor unse- ren Türen lauert. Die jungen Menschen machen keine Pläne mehr ; sie sehen keine Zukunft mehr vor sich. Sie betrachten sich als einen Teil der ungeheuren Rüstung, an die alle Nationen Europas in fieberhafter Hast die letzte Hand anlegen. Sie sind sich bewusst, ein Teil davon zu sein, Schütze und Ziel zugleich, und wissen, dass man sie nicht vor dem letzten Augenblick brau- chen wird. Und inzwischen schweigen sie und geben im Vor- aus ihre Einwilligung. Das liegt in der Natur der Sache : alle Ge- nerationen ,die dem Untergang geweiht waren, wussten das und haben geschwiegen. Aber wir, ihre Väter, ihre Freunde? Unser Los wäre, zweifellos,
kein anderes als das ihre. Paul Valerie versicherte mich, dass man in diesen schönen Tagen, die uns vielleicht erwarten, an der Maginotlinie sicherer sein werde, als in der Rue de Ville- just. Vorigen Sonntag haben die Flieger in Barcelona das bestä- tigt ; fünfundachzig Kinder, mitten aus ihren Spielen geris- |
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auf die Tschechoslowakei, Polen
und Oesterreich zu legen... Eben- so täuscht uns Italien über seine wirklichen Absichten, wenn es theatralisch von der Moskauer Gefahr spricht. Ich fand gestern ein seltsames Zitat wieder, das vor vier Jahren im «Popólo d'Ita- lia» am Tage nach der Unter- zeichnung des Vertrages zwi- schen den Sowjets und Italien (2. September 1933) erschienen ist. Das offiziöse Organ Musso- linis feierte damals die russische Revolution : «Die beiden grossen Revolutionen, die fascistische und bolschewistische, begegnen sich, unterstützen sich mit dem Ziel, sich gegenseitig zu verste- hen, zusammenzuarbeiten und die anderen zu ermahnen. Die beiden Regierungssysteme, die Erneue- rer sind und zwischen Vergan- genheit und Zukunft stehen, werden wahrscheinlich die neuen Ziele der Menschheit erfüllen!» Kann man ehrlich sein, wenn man, nachdem man solche Dinge geschrieben hat, sich jetzt in ei- nen mystischen Kreuzzug gegen den Kommunismus wirft? Nein, wenn man brüsk den Ton ge- wechselt hat, so deshalb, weil plötzlich im Hirn des grossen Römers, der der Duce ist, Er- oberungs- und Ruhmesphantasien aufgetaucht sind. Er träumt von Korsika, Syrien, Tunis, Algier, Aegypten, Afrika.» Henri de Kerillis in «L'Epoque». |
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«Ich glaube, dass Charles
Maurras und ich die einzigen in der französischen Presse gewesen sind, die auf das deutsche Manö- ver hingewiesen haben, als Hit- ler 1936 in Nürnberg den Ge- danken des. Kreuzzuges gegen die Demokratien lancierte und als er dann aus diesem Kreuzzug gegen die Demokratien einen Krieg ge- gen den Kommunismus im Zei- chen einer heiigen Allianz Deutschland-Italien machte. Die Ereignisse in Asien müssen, so glaube ich, jedem die Illusionen rauben. Japan führt keinen Krieg gegen den Kommunismus. Wenn es Chinesen hinmetzelt, so führt es in Wirklichkeit damit Krieg gegen die Weissen. Es bekriegt Europa. Der ideologische Vor- wand des Antikommunismus ver- birgt den imperialistischen Be- weggrund eines beutelüsternen Volkes, das Russland in die Step- pen Nordsibiriens zurücktreiben und England und Frankreich aus Südasien hinauswerfen will, um allein den gewaltigen gelben Kon- tinent zu beherrschen. In der glei- chen Wejse verbirgt Deutschland seine geheimen Absichten. Es tut so, als wolle es den Kommunis- mus zerstören, den es bei sich besiegt hat, und der es in keiner Weise bedroht, während es nur daran denkt, seine Eisenhand |
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Luftschiffen, als aus einem stu-
ren Idealismus. Lasst uns unser Ideal nicht verraten. Diese Treue zum Geist — dem «Geist, des Teil wir sind»—, wird uns letz- ten Endes, und — so Gott will, ohne Krieg — den einzigen er- strebenswerten Sieg bringen : einen Sieg des Friedens in einem versöhnten Europa. |
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Seite 4
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Spanischer Informationsdienst
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7 März 1938
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"Menschenzüchterei" im Dienste
des "totalen Krieges" |
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sen, ihren neue Kräfte einflössen
und sie befeuern»... (wenn — fügen wir hinzu — diese «Hel- den» wie das häufig der Fall ist, nicht der Ansicht sind, dass die Beziehung zu Frauen verweich- licht und dass «der wahre Kämp- fer» deshalb auf andere Weise Befriedigung suchen muss). Die terroristische Praxis der
Faschisten auf diesen Gebieten nimmt ganz unwahrscheinliche Formen an. Die heutigen Gebie- t e r Deutschlands zerstören, während sie in grossen Tönen die «Heiligkeit der Ehe» proklamie- ren, langjährige gemischte Ehen durch erzwungene Scheidung, nehmen den «rassisch unzuver- lässigen» Eltern gewaltsam die Kinder weg und verüben Schwei- nereien, von denen zu sprechen sogar schwer fällt. Nicht genug damit, dass sich auf die «Verrä- ter und Verräterinnen an der Rasse» das ganze widerliche Spü- licht der faschistischen Literatur ergiesst, die «Hüter der Rassen- reinheit, vollführen eine wilde Hetze gegen ihre Opfer, zwingen sie nackt, mit schändlichen Pla- katen, auf die Strasse zu gehen, treiben sie zum Wahnsinn, schlagen sie halbtot. Und die fa- schistische Regierung gewährlei- stet nicht nur all diesen Verbre- chen und Verhöhnungen, sie ver- mehrt sie noch um ein neues un- geheuerliches Verbrechen — die Massenanwendung der Sterlili- sierung als Terrormittel gegen Andersdenkende und als Mittel der physischen Vernichtung der unterdrückten Nationalitäten und der deutschen Werk tätigen. Hans Dietrich, faschistischer Reichstagsabgeordneter, fordert die Sterilisierung aller hartnäcki- gen Antifaschisten : «Sie brau- chen nicht zu sterben, aber auss- terben müssen sie»—, das ist seine Formel. Eine Reihe faschi- sticher «Eugenetiker» fordert die Massensterilisierung aller Re- präsentanten «niederer Rassen» und «Mischlinge» und eine fa- schistische Zeitung versteigt sich sogar zu der Forderung, alle ari- schen Mädchen, denen asserehe- licher Verkehr mit Juden nach- gewiesen, wird, zu sterilisieren. Gleichzeitig mit dieser fanati-
schen Campagne gegen die Men- schen «niederer Rasse», gegen «Rassenschänder» und «Minder- wertige», wird im Lande der triumphierenden blonden Bestie eine wahrhaft sinnverwirrende Propaganda zu gunsten der Fort- pflanzung der «Rassenreinen» und «Vollwertigen» getrieben. Eine umfangreiche Literatur über das «Ariertum» und die «Rassenauswahl» ist entstanden, die Zeitungen sind voll von In- seraten, in denen «Mädchen von rein arischem Blut» gesucht wer- den» — die Rassenpsychose hat sich des deutschen Bürgers be- mächtigt. Und in dieser vergifte- ten Atmosphäre sind Projekte der «Menschenzüchterei» ent- standen, die sogar einen an die faschistischen Orgien des entfes- selten Terrors gewöhnten Men- schen verblüffen müssen. Der junge Veterinär und
Reichswirtschaftsminister Walter Darre, trat mit dem Plan an die Öffentlichkeit, eine reinrassige Menschheit auf rein zootechni- schen Grundlagen zu züchten. Zur Organisierung dieses Planes schlägt Darre vor, die besten «Produzenten» und «Produzentin- nen» auszuwählen, im ganzen Lande spezielle Zuchtstätten, |
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HEGEHÖFE genannt, zu eröff-
nen, an deren Spitze sogenannte ZUCHTWARTE stehen, denen das Recht uneingeschränkter Kontrolle über das Familienle- ben des deutschen Bürgers zu- steht. Und ein so hirnverbranntes Projekt wird in der deutschen Presse ernsthaft diskutiert, von führenden Persönlichkeiten der Hitlerpartei beifällig aufgenom- men und von den «gelehrten» Schuhputzern des Faschismus begrüsst. Der «Weltanschauungsgene-
ral» der Nazi-Partei, Alfred Ro- senberg, tritt für die Zweckmäs* sigkeit der Polygamie ein, und behauptet, dass der Kampf des Christentums gegen die Polyga- mie einen unmittelbaren Still- stand in der politischen und kriegerischen Entwicklung der germanischen Rasse zur Folge hatte. Darre, der Protagonist einer völkischen Menschheit, empfiehlt bei der Verteidigung seiner «fruchtbaren» Idee ausser- dem Harems und Beischläferin- nen einzuführen. Bezeichnend, dass es in faschistischen Kreisen sogar Frauen gibt, die für solche Vorschläge stimmen, die charak- teristisch sind für die «Moral» der faschistischen «Herrenras- se» , die sich nicht mit der wirtschaftlichen und po- litischen Versklavung der werk- tätigen deutschen Frau begnügt, sondern sie noch dazu in seine Sklavin und Beischläferin ver- wandeln möchte. Dieser Geist, «der Herren
eigner Geist», um mit Goethe zu sprechen, geht in seiner gren- zenlosen Schamlosigkeit so weit, die Vergewaltigung politisch zu rechtfertigen. A. Rose nberg fordert die Bestrafung (und das auf Grund des Strafrechtes von... 1532) der Vergewaltigung nur in dem Fall, wo es sich um einen «Rassenfremden» handelt. Wenn aber der Vergewaltigungsakt durch einen Mann der «Oberras- se» verübt wird, so ist das schon keine Vergewaltigung mehr, son- dern die «rechtmässige» Hand- lung eines «energischen Man- nes», oder wie Darre sich aus- drückt, ein Akt der «Unkeusch- heit», der seinen möglichen Folgen nach sogar «rassisch- zweckmässig» sein kann. Ein anderer Pg., Rudolph Horsleben, ist Anhänger des «jus primae noctis» und hat eine besonders Theorie des Dauereinflusses des ersten Mannes auf die folgenden Geburten aufgestellt (Fernzeu- gung)... In Deutschland existie- ren bereits seit mehreren Jahren besondere weibliche Konzentra- tionslager, die der Gewalt der «energischen Männer» ausgelie- fert sind. Der faschistische «Pro- fessor» Tomalla aus dem Gesund- heitsministerium, rät zur breite- sten Anwendung von Massenar- beitslagern für beide Geschlech- ter gemeinsam als Mittel zur Hebung der Geburtenziffer. Sol- che gemischte Arbeitslager sind bereits eingeführt und geben, wenn man dem Zeugnis der Pres- se Glauben schenken kann, «gute Resultate». Das sind die «Gipfel» der Ge-
schlechtsmoral der faschistischen «Herrenrasse» das sind die «neuen Wege» der faschistischen «Menschenzüchterei», die beru- fen ist, eine Massenproduktion der zukünftigen Soldaten des «totalen Krieges» zu organisie- ren. I. SILBERFARB
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Der alte Soldat des kaiserli-
chen Deutschland, Generalfeld- marschall von Ludendorff, spricht in seinem Aufsehen erre- genden Buch «Der totale Krieg» von der Notwendigkeit, die Frau zu veranlassen, ihre Mutter- pflichten als heiligen Dienst am Volkstum zu betrachen. Nur auf diese Weise —■ versichert er—, kann der ungeheuren Gefahr des Geburtenrückgangs, der sich im Heer immer mehr fühlbar macht, gesteuert and eine gesunde und fruchtbare Generation erzeugt werden, die dem Heer viele kräf- tige Soldaten liefert, die fähig sind, den «totalen Krieg» zu führen. Die mit Hilfe des Mo- nopolkapitals an die Macht ge- langten Nationalsozialisten wa- ren berufen, diese Forderungen des deutschen Imperialismus zu vollstrecken und bereits bei der Aufstellung des faschistischen Parteiprogramms verkündete sein Autor und Kommentator Gott- fried Feder, das Weib müsse «Dienerin der Nation sein und ihr Soldaten gebären». Bei der Aufrollung dieses Pro-
blems ist es den deutschen Fa- schisten keineswegs darum zu tun, das Recht auf Mutterschaft sicherzustellen, es handelt sich vielmehr um eine planmässige Organisierung der Massenpro- duktion künftiger Soldaten, ein Teil des allgemeinen Planes zur Vorbereitung einer neuen Welt- schlächterei. «Auf den Trüm- mern der Welt .— schreibt der faschistische Professor Frust Bergman in seinem Buche : «Der Geist der Erkenntnis und das Recht auf Mutterschaft»—, wird diejenige Rasse, die sich als die stärkste erweist, ihre Siegesfahne hissen und die ganze Kulturwelt in Rauch und Asche verwandeln. «Und deshalb — schlussfolgert er ■— sei es Zeit, von der tradi- tionellen Idee der elementaren Geburten Abschied zu nehmen und zu einer organisierten Men- scheit überzugehen. Wissen- schaft, Gesetzgebung und alle möglichen praktischen Massnah- men des dritten Reiches, alles müsse vereint auf das eine Ziel gerichtet sein. Die Frau muss vor allem und
ausschliesslich Gebärmaschine sein. Grosse und kleine faschi- stische «Führer» und «Führer- chen» werden nicht müde das zu versichern. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau — sagt Hitler — ist eine Erfindung des «jüdischen Intellektes». Die deutsche Frau braucht sie nicht. Sie begnügt sich mit ihrer «klei- nen Welt». Diese Welt, die der Frau so grosszügig zugewiesen wird, ist wirklich sehr klein; wenn sie früher von den Vertre- tern des deutschen Obskurantis- mus durch die traditionellen vier K gekennzeichnet wurde, so ist jetzt, wo man es vorzieht, an- gesichts der Verarmung des Vol- kes durch die faschistische Wirt- schaft von KÜCHE und KLEI- DERN nicht zu sprechen, wo sogar die KIRCHE sich häufig weigert die unmenschliche Dik- tatur der braunen Banditen zu rechtfertigen, das ganze Schwer- gewicht der Hitlerschen «Frauen- politik» auf das eine gerichtet : die KINDER. Das Programm der n a t i o n a ^sozialistischen Frauenbewegung — sagt der «Führer» — besteht nur aus einem Punkt. Dieser Punkt ist— das Kind... Und die Leiter der faschistischen Frauenorganisatio- nen werden nicht müde zu wie- |
derholen : wenn es die Bestim
mung des Mannes ist, «für das Vaterland zu sterben», so ist es die der Frau, «sich der Produk- tion von Soldaten für dieses Va- terland zu widmen». Um das ganze Leben der Frau
auf die Funktionen der Vermeh- rung zu beschränken, ist es vor allem notwendig, alles das zu ver- nichten, was die Frau selbstän- dig macht, alles, was ihrer Ent- sklavung dient. Hieraus resul- tiert der Feldzug gegen die Frau- enarbeit, gegen Frauenbildung, gegen die Teilnahme der Frau am politischen Leben. Das «Deutsche medizinische Wochen- blatt» schreit, die grösste biolo- gische Gefahr für das deutsche Volk sei... der Bildungswahn- sinn, auf den der Geburtenrück- gang hauptsächlich zurückzufüh- ren sei und die eugenetischen Finsterlinge der Universitäten verkünden ex cathedra, dass die Selbstständigkeit der Frau einen «rassenschädlichen», «antiselek- tionalen» Faktor darstellt. 1933 führte der faschistische
Staat sogenannte Ehedarlehens- kassen ein, indem er verlangte, dass die Neuvermählte ihre be- zahlte Arbeit aufgebe (hier wollte man zwei Fliegen mit einem Schlag treffen!). Eine solche «Stimulierung» der Eheschlies- sungen hatte anfangs einen ge- wissen Erfolg : 1933-34 stieg die Zahl der Eheschliessungen in Deutschland und die faschisti- schen Politiker sahen hoffnungs- voll in die Zukunft. Aber schon der Herbst 1935 brachte ihnen eine Enttäuschung : angesichts der allgemeinen Teuerung und der Verschlechterung der Le- benshaltung, hörten die unbedeu- tenden Zuschüsse auf, die Jugend zu reizen und wieder begann die Zahl der Eheschliessungen zu sinken und zwar in steigender Progression. Im ersten Halbjahr 1935 fiel die Zahl der Eheschlies- sungen im Vergleich zum Vor- jahr um 5,2 %, in den folgenden drei Monaten um 16,4 % u. s. w. Die Anstrengungen der «Men- schenzüchter» , den Rassenzu- wachs zu steigern, misslang. Da beschloss der faschistische
vStaat zu billigeren Druckmitteln zu greifen : zu Polizeiterror und dogmatischer Propaganda. An- statt der Zuschüsse begann man den Neuvermählten «geistige Werte» zu geben, wie z. B. das Buch «Mein Kampf» oder ein Jah- resabonnement auf den «Völki- schen Beobachter». Ferner wur- de die Organisation der soge- nannten «Mutter und Kind-Hil- fe» ins Leben gerufen, welche sich in öffentlichen Schaustellun- gen der besten Exemplare der Kinderzucht, in feierlicher Eröff- nung der Denkmäler «Mutter und Kind», in der Einführung eines besonderen «Muttertages», eines Feiertages der Familie und der Geburt und ähnlichen psy- chologischen Effekten äusserte. Einige faschistische Stadtver-
waltungen verabfolgten den kin- derreichen und vorbildlichen Müttern so «reichliche» Prämien wie monatliche Freikarten für Theater und Kino und in Berlin ist man sogar auf den Trick ver- fallen, ein besonderes Institut der städtischen Patenkinder zu er- richten. Was die erfinderischen Kriegs-
faschistischen Menschenzüchter auch ausdachten, es kam bei alledem doch nichts heraus. So- gar der «Völkische Beobachter» muss zugeben, dass die infolge |
der Ankurbelungsmittel aufstei-
gende Geburtenkurve vom Jahre 1935 an wieder steil zu fallen be- ginnt. Inzwischen steigt die Sterblichkeitsziffer unter dem fa- schistischen Regime ununterbro- chen und die faschistischen offi- ziösen Blätter jammern laut dar- über, dass «die Armut an Kin- dern zur nationalen Gefahr ge- worden ist» und die Zeitschrift «Nationalsozialistische Frauen- warte» äussert sogar die Befürch- tung, dass Deutschland am Ende dieses Jahrhunderts nicht mehr als 40 Millionen Einwohner ha- ben werde und zieht den Schluss : «Wir sind nicht mehr ein Volk ohne Raum, bald werden wir ein Raum ohne Volk sein». Der Grund des Geburtenrück-
gangs und der steigenden Sterb- lichkeitsziffer im faschistischen Deutschland ist allen klar. Es genügt die Feststellung, dass so- gar nach den offiziellen Daten des Reichsstatistischen Büros der Arbeitstag wächst, während der Lohn der Arbeiter und Angestell- ten unaufhaltsam fällt und die Kosten der Lebenshaltung stei- gen. Es genügt daran zu erin- nern, dass sogar Goering seiner- zeit zugeben musste, dass in Deutschland mehr als 13 Millio- nen ein Hunger = und Bettler- dasein führen, während Hitler vor aller Öffentlichkeit auf dem faschistischen Parteitag erklär- te, dass von einer Erhöhung der Löhne keine Rede sein könnte. Die Politik des organisierten Hungers, die Hitlers Regierung verfolgt, hat die schwierige wirt- schaftliche Lage des Volkes noch verschlimmert und hierin liegt natürlich der Hauptgrund des Geburtenrückganges und der zu- nehmenden Sterblichkeit.. Aber die faschistischen Führer wollen und können das natürlich nicht zugeben. Der «Völkische Beo- bachter», bemüht das «Rätsel der Geburtenziffern» zu lösen, stellt die Dinge vollends auf den Kopf, indem er behauptet, am Geburtenrückgang trügen «Li- beralismus, Materialismus und Marxismus», die Schuld, die im deutschen Volke noch immer nicht ausgerottet wären. Über- haupt wird die Geburtenzahl, nach der Ansicht der offiziösen faschistischen Zeitung, nicht durch äussere Faktoren be- stimmt, sondern durch die «Denk- art» . des Volkes ; und deshalb ist nicht Hebung des Lebensni- veaus der Massen, nicht mate- rielle Unterstützung der Kinder- reichen erforderlich, sondern nur eine Verstärkung des Kampfes gegen den «boshaften Materialis- mus» . Herr Rosenberg droht der
deutschen Frau mit allen nur er- denklichen Skorpionen, wenn sie sich «freiwillig mit einem Neger, einem Gelben, Mestizen oder Juden einlässt». Und Göbbels drückt sich noch bilderreicher aus, indem er fordert, dass man «die Jüdinnen zum Teufel schicken» soll und erklärt, dass er «eine gewöhnliche ehrliche deutsche Prostituierte» jeder ver- heirateten Jüdin vorzieht. (In Klammern müssen wir dazu be- merken, dass die Prostitution im faschistischen Deutschland eine niegekannte Blüte erreicht hat und dass der Propagandamini- ster, indem er gegen «Pharisäer- tum und engstirniges Spiesser- tum» wettert, für die Anerken- nung der «Freudenmädchen» eintritt, welche aunseren natio- nalen Helden das Leben versüs- |
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Alle Veröffentlichungen in die-
sem Blatte befolgen den Grund- satz absoluter Wahrheitstreue |
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