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SPANISCHER INFORIMTHMS
DIENST U3Sm
Die Devise ist klar und entschie-
den. Wir m�ssen unsere gesamte
Aufopferungsf�higkeit einsetzen:
mit viel oder wenig Material, mit
oder ohne Brot � durchhalten!
W�CHENTLICHER AUSZUG AUS DEM "SERVICIO ESPA�OL DE INFORMACI�N"
Nummer 15
Av. 14 de Abril, 556
Barcelona, 4 April 1938
Der heroische Verteidigungswille
des spanischen Volkes
EINE AUFR�TTELNDE REDE NEGRINS
Am Montag den 27 M�rz hielt das Haupt der spanischen Regiernng, Dr. Jnan Jegrin, folgende Rundfunkansprache:
Die Hast des Feindes kann die Ursache seiner Niederlage werden
Taten, indem sie das barbarische Zerst�rungswerk des Fein-
des wirksam bek�mpfen.
Unser ganzes Volk ist mit Stolz erf�llt, angesichts der
Heldenhaftigkeit des Heeres, die beweist, dass seine Sol-
daten dem spanischen Namen Ehre machen.
WAS ALLE SPANIER WISSEN
In diesem Heroismus, in dieser Selbstverleugnung des
Heeres der Republik spiegelt sich der Wille des gesamten
spanischen Volkes wider, die Pl�ne der Feinde unseres Va-
terlandes zum Scheitern zu bringen. Dieser Wille erf�llt alle
ehrlichen Spanier, alle gesunden und arbeitsamen Elemente
unseres Landes. Denn alle wissen, was es bedeuten w�rde,
in der entw rdigenden Lage von Kolonialvasallen des ita-
lienischen und deutschen Faschimus zu leben. Das wissen
die Land� und Stadtarbeiter ebenso gut wie die kleinen
Industriellen, der Mittelstand und die Intelektuellen. Sie
wissen, dass dies nicht nur Unterdr�ckung, Ruin und Elend
bedeuten w�rde, sondern die physische Vernichtung; sie
kennen die Abschlachtungen und Verfolgungen, die in den
L�nden organisiert werden, wo der Faschismus triumphiert
hat und in ihren Ohren gellen die Schreie derer, die
in dem Teile unseres Spanien, der uns geraubt wurde, er-
mordet wurden und werden.
Die Basken wissen, was der Faschismus in ihrem Lande
angerichtet hat, wo alle traditionellen Eigenheiten, an de-
nen die Barken so sehr h�ngen, grausam mit F�ssen getreten
worden sind.
Den Katalanen ist ebenfalls nicht unbekannt, dass eines
der ersten Ziele unserer Feinde darin besteht, die Freiheiten,
die die katalanische Region unter der Republik erlangt hat,
brutal zu eliminieren. Das bringen ihnen die Massnahmen
zu Bewusstsein, die in der Rebellenzone ergriffen werden
und die schon das Sprechen des regionalen Idioms als Ver-
brechen bezeichnen.
Diese Ueberzeugung unseres Volkes inbezug auf das,
was der Triumph des Faschismus f�r es bedeuten w�rde
bewirkt, dass alle Spanier sich eng zusammenschliessen, um
ihm den Weg zu versperren. Die Regierung erh�lt t�glich
aus allen Ecken des republikanischen Spanien Anh�nglich-
keitsbeweise und Aufforderungen, den Kampf bis zum
Endsieg ohne Wanken weiterzuf�hren. Das bezeugt die
st�ndige, kriegerische Einsatzbereitschaft Spaniens. Beweise
der Anh�nglichkeit, Initiativen, alles, was das spanische
Volk f�hig ist zu machen und zu schaffen, wenn sein teuer-
stes Gef�hl auf dem Spiel steht: die Liebe zur eignen
Unabh�ngigkeit.
DIESE REGIERUNG IST EINE KRIEGSREGIERUNG
Diese Anh�nglichkeitsbeweise, diese Initiativen, diese
Anerbieten stellen eine unersch�pfliche Energiequelle dar,
die die Regierung auff�ngt und wirksam leiten wird, denn
sie kann und will ihrem Volke zeigen, dass sie es versteht,
eine Kriegsregierung zu sein, eine seiner w�rdige Regierung.
Unser Heeresbestand wird erh�ht werden, wobei der un-
sch�tzbare Freiwilligenzustrom ihm zugutekommen wird.
Die spezialisierten Arbeiter werden in Befestigungsbrigaden
eingegliedert werden. Und auf diese Weise wird man einen
Spanier:
Der Mann, der zu euch als Regierungschef und im Na-
men der Regierung spricht, hat das Recht zu verlangen, dass
ihr ihm vollen Glauben schenkt, denn er hat euch wieder-
holt, und in g nstigeren Augenblicken, vorausgesagt, dass
noch h�rtere Pr�fungen kommen werden, wie zum Beispiel
die, die wir augenblicklich durchmachen. Es sind schwere Ta-
ge, die wir heute erleben. Die Armee der Invasoren hat eine
sehr heftige Offensive unternommen, bei der sie grosse Men-
gen von Kriegsmaterial einsetzt. Diese Offensive zeigt in
Wirklichkeit, in der Form in der sie bewerkstelligt wird, die
angstvolle Eile der Invasoren, die Landkarte Europas zu
ihren Gunsten zu ver�ndern, und Spanien zu annektieren,
oevor sie von der Welle der Entr�stung, die angesichts der
Unterjochungspl�ne der Agressoren durch die Welt geht
und die von Tag zu Tag im Wachsen begriffen ist, erstickt
werden.
Aber gerade diese �berst�rztheit, mit der sie unser
Vaterland in eine Kolonie verwandeln wollen, tr�gt den
Keim zu ihrer eignen Niederlage in sich. Denn unser
glorreiches Heer, und mit ihm das gesamte spanische Volk,
wird daf�r sorgen, dass diese Eile sich in Stillstand ver-
wandelt, Unsere Soldaten, das leugnen wir nicht, haben
sich gezwungen gesehen, Stellungen aufzugeben; aber sie
haben das erst getan, nachdem sie den mit Aviation, Artille-
rie und ausl�ndischen Tanks kombinierten Angriffen einen
�bermenschlichen Widerstand entgegengesetzt hatten. Das
Heer der Invasoren hat sich Rechenschaft davon ablegen
k�nnen, dass es kein leichtes Unterfangen ist, gleichg�ltig
mit welchen Mitteln vorgegangen wird, ein Heer wie das
unsrige zu vernichten, das aus Spaniern besteht, die die
W�rde und Unabh�ngigkeit ihres Landes verteidigen und
damit Prinzipien des Rechtes, der Gerechtigkeit und des
Friedens, die f�r alle V�lker Wert und Geltung besitzen
und nicht deshalb, weil sie anderswo verachtet werden,
aufh�ren, in unserem Spanien ihre unverg�ngliche Wirkung
auszu�ben.
DAS ZERST�RUNGSWERK ZU LANDE UND IN DER
LUFT MUSS WIRKSAM BEK�MPFT WERDEN
In Ober� und Niederaragonien liefern unsere Soldaten
Beweise von Heldenhaftigkeit, die alles �bertreffen, was
die Geschichte kennt. Selbst die ausl�ndische Presse, die
uns feindlich gesinnt ist, hat anerkennen m�ssen, mit
welcher Standhaftigkeit und Tapferkeit das republikanische
Heer die Feuerlawinen der ausl�ndischen Aviation und Ar-
tillerie ertragen hat und wie furchtlos und unersch�tterlich
sich unsere Soldaten den Hunderten von Tanks der Invaso-
ren entgegengestellt haben; wie sie sich eher von ihnen
zermalmen Hessen, als dass sie dem Feinde den Boden unse-
res Vaterlandes freigaben. Aber der Feind ist nicht nur auf
Widerstand gestossen. Das Heer der Republik hat mit sol-
chem Heldenmut gek�mpft, dass in einigen K�mpfen ita-
lienische Gefangene und italienische Tanks erbeutet werden
konnten. Und unsere Flieger, die nicht mit dem Maschinen-
gewehr Frauen und Kinder des Hinterlandes aus der Luft
beschiessen, sondern in sehr ungleichen K�mpfen sich der
Aviation, die Italien und Deutschland in riesenhaften Men-
gen schickt, zum Gefecht stellen, vollbringen ruhmreiche
doppelten Wall aus Zement und aus Soldaten schaffen, an
dem die Feinde Spaniens, der zivilisierten Welt und des
Friedens schliesslich zerschellen sollen.
Man wird unerbitdich gegen die Feiglinge und die
�ngstlichen vorgehen, gegen alle, die sich nicht auf der
H�he des heldenhaften Kampfes befinden, den das spani-
sche Volk f�hrt. In dem unerbittlichen Vorgehen gegen
jene wird die Regierung mit ihrem Beispiel vorangehen und
ich an ihrer Spitze.
WEDER STAHL NOCH PULVER K�NNEN EINE
HEILIGE SACHE ZERBRECHEN
Wir m�ssen uns bewusst sein, dass unsere Kraft uner-
messlich ist. Das Vertrauen und die Liebe des Volkes, die
der Regierung auf Schritt und Tritt bezeugt werden � das
ist etwas, was unsere Feinde nicht haben. In ihrem Hin-
terland gibt es Millionen von Spaniern, die ihr Vaterland
nicht der Gewalt des Auslandes ausgeliefert sehen wollen,
und in ihrer Armee, nicht nur unter den Soldaten, sondern
auch unter den Offizieren, ist das patriotische Unabh�ngig-
keitsgef�hl st�ndig im Wachsen begriffen und sie hegen den
gl�henden Wunsch, dass die Republik alle Hindernisse
�berwinden und die Unabh�ngigkeit Spaniens sichern m�ge.
Wir bedeuten mehr als sie, denn wir k�mpfen f�r eine
heilige Sache, die weder durch Stahl noch durch Pulver,
welche sie vom Ausland als Zahlung f�r ihren Verrat erhal-
ten, zerbrochen werden kann.
Und diesem Volk, das uns ermutigt und antreibt, wie-
derholt und best�tigt die Regierung mit allem Nachdruck
die vor den Cortes abgegebene Erkl�rung, dass sie nicht
paktieren und keine Kompromisse schliessen wird. Den
Auftrag, den sie bei ihrer Konstituierung empfing, die
Unabh�ngigkeit des Vaterlandes zu verteidigen, wird die
Regierung ohne Wanken und Weichen, festen Sinnes er-
f�llen. Und dies nicht nur aus dem Ehrgeiz heraus, einer
eingegangenen Verpflichtung ehrenhaft nachzukommen,
sondern weil sie �berzeugt ist, dass Durchhalten in der
Verteidigung des Vaterlandes gleichbedeutend ist mit dem
Siege. Die milit�rische Lage ist schwierig, wir versuchen es
nicht zu verbergen; aber die Schwierigkeit ist gl�cklicher-
weise nicht un�berwindlich. Ich wiedorhole; die beiden
ausl�ndischen Nationen, die zuerst den spanischen B�rger-
krieg provoziert haben und ihn dann in einen Invasionskrieg
verwandelt haben, versuchen mit allen ihnen zu Gebote
stehenden Mitteln, die Etappen zu �berspringen. Sie haben
Eile, mit der spanischen Unabh�ngigkeit Schluss zu machen,
da sie �berzeugt sind, genau so wie wir, dass die Zeit ge-
gen sie k�mpft. Jeder neue Tag des Widerstandes bedeutet
f�r Spanien einen Gewinn.
OHNE WIDERSTAND KEIN MATERIAL
Die Sicherheiten, die die Regierung ihren Soldaten in
materieller Beziehung geboten hat, sind nicht leeres Gerede.
Wenn Widerstand geleistet wird, ist auch Material da. Oder
anders und genauer ausgedr�ckt: wenn wir Widerstand
leisten, werden wir den ersehnten Sieg erringen. Eine einzige
Parole in jedem Gewissen: Durchhalten] Eine umso gehei-
C Farsctzung auf der n�cTisten Seite"
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Seite 2
Spanischer Informationsdienst
4 April 1938
(Fartsetzung)
ligtere Parole, als sie dem Geheiss des spanischen Vaterlandes
entspringt, das in diesen entscheidenden Augenblicken alle
Spanier aufruft: sowohl diejenigen, die an der Front
k�mpfen, als diejenigen, die in dem Hinterland arbeiten:
Durchhalten! Die Aufforderung ist klar und entschieden.
Wir m�ssen unsere gesamte Aufopferungsf�higkeit einset-
zen: mit viel oder wenig Material, mit oder ohne Brot,
durchhalten! Mit jedem neuen Tag des Widerstandes brin-
gen wir die Pl�ne der Invasoren durcheinander, was sie dann
mit immer heftigeren Bombardements auf offene St�dte
zu vergelten versuchen. Sie wollen damit die Moral des
spanischen Volkes brechen, um ihm den Mut zu nehmen
und so der Zeit, die sie bedroht, Herr zu werden. Und
augenblicklich spekulieren sie mit der Idee, dass das katala-
nische Volk nicht f�hig ist, den hartn�ckigem Widerstand
der Madrider Bev�lkerung nachzuahmen. Wir glauben das
Gegenteil: wir vertrauen dem katalanischen Volk und
glauben, dass es f�hig ist, in Heroismus mit allen Volkern
der Erde zu wetteifern, genau so wie wir von der Unein'
nehmbarkeit Madrids vom Anfang an �berzeugt waren.
Katalonien w�nscht seiner eignen Bestimmung treu zu
bleiben und diese eigene Bestimmung kann es nur erf�llen
innerhalb eines unabh�ngigen und republikanischen Spa-
nien. Die innerste Wurzel Kataloniens zieht ihre Nahrung
aus liberaler Substanz. Weder Katalonien noch seine S�hne
sind f�r koloniale Sklaverei geschaffen. Die Invasionsheere
werden auf entschlossenen Widerstand stossen. Und durch
diesen geschlossenen und machtvollen Widerstand wird Ka-
talonien sich selbst retten und zur Rettung Spaniens beitra-
gen. Alle seine materiellen und moralischen Ressourcen
werden eingesetzt werden, mit aller Energie; aber gleich-
zeitig mit Hoffnung. Die Austrengungen Kataloniens wer-
den nicht vergeblich sein, wie keine einzige der von den
Spaniern gemachten Anstrengungen. Wir haben sie alle
n�tig gehabt, um der Welt ringsumher den spanischen Krieg
in seiner richtsigen Perspektive zu zeigen.
DIE DEMOKRATIEN EUROPAS WOLLTEN UNS
KEINE LEIDEN ERSPAREN
Die Demokratien Europas wollten oder konnten uns
keine Leiden ersparen. Sie weigerten uns das, was wir
brauchten, um des Aufstandes Herr zu werden und ihre
Ablehnung hat uns ungeheure Opfer an Blut gekostet und
hat schliesslich zu dem Invasionskrieg gef�hrt, der ausser-
dem noch eine ernste Bedrohung f�r den Frieden Europas
darstellt. Das Versagen der europ�ischen Demokratien hat
�ber unser Land unermessliches Elend gebracht; Elend, das
sich als gering erweisen wird, im Vergleich zu dem, das
�ber Europa hereinbrechen wird, wenn die Demokratien
sich nicht, wie man zu erwarten berechtigt ist, endlich dazu
aufraffen, aus dem Kreis der Bef�rchtungen und Schwan-
kungen herauszutreten, Diese Hoffnung, die schon nicht
mehr allein Spanien angeht, sondern die ganze Welt, kann
in Spanien nicht scheitern. Wir sind entschlossen, den Wi-
derstand fortzusetzen. Wir f�hlen uns stark und gefasst.
Wir fordern von den K�mpfern Heroismus; von der Zi-
vilbev�lkerung Vertrauen. Welches auch die Pr�fungen
sein sollten, durch welche der Eindringling uns niederzu-
dr cken versucht, �durhhaltenl Die Regierung bewahrt
unarsch�tterlich die Festigkeit, die sie von Anfang an
gezeigt hat; sie steht treu zu den Forderungen des Volkes;
sie ist entschlossen zu siegen und, da sie sicher ist, dass die
Mobilisierung der materiellen Hilfsquellen und der mora-
lischen Energieen getragen ist von leidenschaftlichem Wi-
llen �, wird sie siegen!
WIR WERDEN DEN VERLORENEN BODEN BEFREIEN
Wir durchleben einen kritischen Augenblick, gewiss;
aber er ist, zum Gl�ck f�r unsere Sache, nicht kritischer
als andere Augenblicke, die wir bereits �berstanden haben.
Wir werden uns mit kollektiven Kr�ften den Schwierigkei-
ten entgegenstemmen und den verlorenen Boden befreien^
der darnach schreit, die Unabh�ngigkeit wiederzugewinnen.
Katalonien wird uns mit seiner Entschlossenheit eines li-
beralen Volkes bei diesem Werke der Wiedereroberung
helfen. Sein innerster Nerv, das Proletariat und der Mittel-
stand, sind von jeher fest entschlossen, ihre Freiheiten nicht
dem Eindringling preiszugeben. Katalonien hat spontan das
Gel�bde geleistet, durchzuhalten. M�ge das �brige leale
Spanien seine Entschlossenheit und Festigkeit nachahmen.
M�ge der Heroismus der Arbeiter dem Heroismus der Sol-
daten entsprechen. M�gen Spaten und Hacke die Arbeit
der Gewehre erleichtern. M�ge der Geist des Volkes sich
stosskr�ftig und entschlossen zeigen. Mit einem Wort, m�-
gen alle Energien sich in h�chster Spannkraft auf die
Fronten richten, wo f�r den Endsieg gek�mpft wird.
Durchhalten, durchholten, durchhalten! Schaffen, schaff
jen,
und schaffen! Jeder Tag der Resistenz und der Arbeit
gibt uns eine neue Siegesm�glichkeit. Ein Verr�ter, wer von
seiner Arbeit desertiert! Ein Verr�ter, wer zul�sst, dass die
Willenskraft geschw�cht wird; Ein Verr�ter, wer ein mut-
loses Wort hervorbringt; Wo das Schicksal Spaniens auf
dem Spiele steht, ist f�r nichts anderes mehr Raum, als f�r
ein Fieber des Heroismus und leidenschaftliche Hingabe an
den Dienst der Sache. Vor aller Welt und im Angesicht
unseres durch Leiden zusammengeschweissten Vaterlandes,
rufe ich allen Spaniern zu:
«Vorw�rts im Widerstand gegen den Eindringling!
Beharrlichkeit in der Verteidigung unserer Unabh�ngigkeit!
Widerstand leisten und durchhalten heisst siegen!»
HUNDERTE VON JUGENDLICHEN PILOTEN WAR-
TEN MIT SCHMERZLICHER SEHNSUCHT DARAUF,
DASS MAN IHNEN FLUGZEUGE GIBT
Die Regierung weiss, dass sie euch nicht zu einem frucht-
losen Opfer aufruft, wenn sie euch zum Durchhalten er-
mahnt. Jede Woche, jeder Tag, den wir gewinnen, dient
dazu, um das Missverh�ltnis im Material dem Feinde ge-
gen�ber auszugleichen. Seit dem Tage, wo ich zu euch
sprach und euch versicherte, dass die Aussichten inbezug
auf eure Versorgung mit Kriegsmaterial g�nstig sind, hat
die Schlagkraft des republikanischen Heeres bedeutend zu-
genommen. Sonst w�re der augenblickliche Widerstand
nicht m�glich gewesen. Nur inbezug auf das Flugzeugmate-
rial konnte der Rythmus nicht in einer Weise beschleunigt
werden, um der �bermacht des Feindes wirksam entgegen-
zuarbeiten. Aber unsere Hartn�ckigkeit wird nicht nachlas-
sen und wir werden es auch in der Luft erreichen. Hun-
derte und Aberhunderte von jugendlichen spanischen Pilo-
ten warten mit schmerzlicher Sehnsucht darauf, dass man
ihnen Flugzeuge gibt.
M�GEN DIE AUSL�NDER NACHDENKEN, WENN
SIE WOLLEN
Und denjenigen Ausl�ndern, die immer noch hartn�ckig
die Augen vor der Wirklichkeit verschliessen � dieselben,
die in den Anf�ngen der Nicht-Intervention die Ankunft
deutscher und italienischer Flugzeuge leugneten; die unse-
ren Angaben �ber die Teilnahme regul�rer italienischer
Divisionen und deutscher Formationen, die in heuchleri-
schem Euphemismus «freiwillige Truppen» genannt wurden,
keinen Glauben schenken wollten; die mit dreister Heuche-
lei den Ausdruck vom «unbekannten Unterseeboot» gepr�gt
haben, um sich von ihren unentrinnbaren Versprechungen
zu dr�cken; die, welche glauben, dass die Schw�rme feind-
licher Aviation, die unser Land verw�sten, spontan dem
spanischen Boden entstiegen sind �, allen diesen rate ich,
wenn sie, wie es sich zeigt, ihren eigenen. Informationsque-
llen nicht trauen, die konkreten Berichte zu lesen, die unser
Verteidigungsministerium �ber die Ankunft von Material
und Technikern soeben herausgibt.
M�gen sie dar�ber nachdenken, ob die deutschen Schif-
fe, die in Bilbao 28 Zentimeter-Kanonen ausgeladen haben
und die, welche schwere moderne Artillerie nach Pasajes ge-
bracht haben, die sie l�ngs der franz�ssisch-spanischen Grenze
aufstellen und die, welche weittragende Gesch�tze von
gr�sster Potenz nach Melilla und viele andere Orte gebracht
haben; m�gen sie � wiederhole ich � dar�ber nachdenken,
ob man annehmen kann, dass dieses Material dazu bestimmt
ist, in den K�mpfen an den Fronten von Aragon, vom Zen-
trum, im Westen oder in Andalusien verwendet zu werden!
Und ob man glauben kann, dass die deutschen Techni-
ker, die sich hier endg�ultig mit ihren Familien niederlassen,
dies nur zu dem Zweck tun, um den Triumph der Faschi-
sten zu sichern!
Wiederholen wir es noch einmal mehr; Wiederholen
wir noch einmal mehr, dass unser Kampf kein B�rgerkrieg
ist: es ist ein Verteidigungskampf gegen die Invasion und
die ausl�ndische Tyrannei, die Spanien bedroht. Es ist ein
grosser Irrtum, wenn die Faschisten glauben, dass ihr
Triumph der Triumph Francos und seiner Phalangisten sein
w�rde! Nein. Sein Triumph w�rde bedeuten, Generationen
der spanischen Jugend zu S�ldnern eines k�nftigen Krieges
zu machen, in dem sie sich auf ausl�ndischem Boden f�r
die deutschen und italienischen Interessen opfern m�ssten;
es w�rde die Auspl�nderung unserer Felder und Bodensch�t-
ze bedeuten, die ein Raub der Invasoren und neuen Herren
sein w�rden; es w�rde eine schn�de Knechtschaft unseres
Volkes bedeuten, das versklavt w�re von denen, die in ihrer
aufgeblasenen �berheblichkeit und in ihren herdenm�ssigen
P�belinstinkten von Arrivierten im tiefsten Innern Verach-
tung empfinden f�r ein Volk, das sie in seiner Gr�sse,
seinem Adel und seinen Vorz�gen nie zu begreifen imstande
sein werden.
DAS PR�LUDIUM EINES KRIEGES UM DIE
HEGEMONIE
Was in Spanien ausgefochten wird, ist nicht ein Kampf
der Ideologien. Die blutigen Wunden unseres Landes dienen
als Vorspiel, das ohne den Kraftaufwand unseres Volkes
entscheidend sein k�nnte, zu einer Auseinandersetzung um
die Hegemonie, erst in Europa und dann in der Welt. Und
welches auch unsere politischen und sozialen Anschauungen
seien, welches auch der Boden sei, den wir unser Vaterland
nennen, jeder Mensch, der Stolz auf sein Land, Stolz auf
seine Rasse in sich tr�gt, kann nicht anders, als sich gegen
diejenigen auflehnen, die... sich f�r das auserw�hlte Volk
haltend, die �brigen V�lker zu Vasallen machen wollen.
Deshalb verteidigt Spanien, in dem es sich verteidigt,
die ganze Welt.
Vertraut auf den Sieg, Spanier! Spanien l�sst sich nicht
verschlingen; Spanien ergibt sich nicht und ein Volk, das
sich nicht ergibt, kann nicht besiegt werden. Die Haltung
Spaniens ist vorbildlich f�r die ganze Welt. Und �berall
weiss man es genau, dass mit Spaniens Schicksal das Schick-
sal der von der faschistischen Habgier bedrohten freien und
friedlichen L�nder eng verbunden ist. M�gen einige L�nder
nicht vergessen, dass wenn die Schlachten, die das spanische
Volk heute liefert, in ihren Endresultaten ung�nstig f�r uns
ausgingen, sie in ihrem R�cken ein Millionenheer h�tten,
das bereit ist, sie anzugreifen.
ALLE IN DEN KAMPF!
Die Welt ist auf unserer Seite. Millionen von M�nnern
und Frauen aus allen L�ndern folgen angsterf�llt unserern
Kampf. Die Sache Spaniens erregt und bewegt heute die
Geister in allen L�ndern, die nicht in ein Gef�ngnis verwan-
delt sind. Zeigen wir uns der Bewunderung w�rdig, die uns
gezollt wird und des Vertrauens in unseren Sieg, der alle
beseelt. Zeigen wir der Welt unseren edlen Wetteifer, unser
Land zu retten, r�sten wir uns ein jeder, den Posten auszu-
f�llen, auf dem er am meisten gebraucht wird. Wenn man
unseren unersch�tterlichen Siegeswillen sehen wird, werden
Millionen in der ganzen Welt von neuem Eifer erf�llt wer-
den, uns zu helfen.
Alle in den Kampf! Mobilisieren wir alle unsere Ener-
gien!
Offiziere der Armee: Denkt daran, dass ihr der Tradi-
tion jener Helden folgt, die in der Vergangenheit die Ein-
dringlinge zu zerschmettern wussten!
Kriegskomissare: Seid im Heere die Dolmetscher der
humanen und gerechten Sache, welche unser Volk vertei-
digt. Fahrt fort in eurem gl�nzendem Kapitel der Selbstver-
leugnung und des Heroismus!
Soldaten: Setzt eure heroische Verteidigung des spa'
nischen Bodens fort! Haltet durch, haltet durch! Eure
Regierung wird euch die Mittel dazu geben und auch, um
den Feind hinterher anzugreifen und zu vernichten.
Spanier: Vertrauen auf den Sieg! Vorw�rts!
Hoch die Republik!
Hoch Spanien!»
Protestschrift hinzu � hat die
Republik die. Zahl der Lehrer
um 10.000 erh�ht und zwischen
September 1936 und Januar
1937, trotz der Kosten des Bur-
gerkrieges und neben anderen
betr�chtlichen Ausgaben f�r die
Volksbildung, 4.000 neue Schu-
len gebaut.»
                                    ,
Das Dokument lenkt die Auf-
merksamkeit auf die Bildungsar-
beit unter den Erwachsenen, die
auf dem lealen Territorium ge-
leistet wird, mit ihren «fliegenden
Kulturbrigaden» in den Sch�t-
zengr�ben. Die Unterzeichner
berichten, dass in einer gemisch-
ten Brigade im Jarama, allein rm
Mai 1937, 4-587 Soldaten lesen
und schreiben gelernt haben.
(Fartieteung auf der n�chsten Sei)
Universit�t Colorado ; Doktor
Mary E. Wooley, Ex-Pr�sident
des "Mount Holyoke College und
Charles H. Warren, Dekan der
Scientfic School, von der Univer-
sit�t Yale.
In diesem Dokument versi-
chern die amerikanischen Profes-
soren, dass in den zwei Jahren,
die auf die Proklamierung der
Republik im Jahre 1931 folgten,
in Spanien 9.620 neue Schulen
er�ffnet und 30.000 stellungslose
Lehrer eingestellt wurden, zu
welchen Zweck das Budget des
Unter richtsministeriuims um
50 % erh�ht und 2.400.000 Pe-
seten j�hrlich f�r Schulkantinen
bestimmt wurden.
«Unmittelbar nach dem Mili-
t�rputsch Francos � f�gt die
EIN PROTEST DER INTELLEKTUELLEN NORDAMERIKAS
ten, die Regierung der Republik
Schulen baue und das Analpha-
betentum mit einer Beharrlich-
keit bek�mpfe, die bewunde-
rungsw�rdig sei.
Der Protest dieser auserlese-
nen Kerntruppe von M�nnern
der Wissenschaft ist unterst�tzt
von der F�deration of University,
Democracy and Intelectual Free-
dom und ausserdem unterzeich-
net von Doktor Wesley C. Mit-
chel, Pr�sident der Association
American for the Progress of
Science ; Doktor Frank G-
Graham, Pr�sident der Universi-
t�t yon Nord-Carolina ; Doktor
George Norlin, Pr�sident der
Vor einiger Zeit schrieb der
Redakteur der «Atlantic Month-
ly» nach seiner R�ckehr von
einem Ausflug in die spanische
Rebellenzone ,in einem Aufsatz,
dass in Spanien 40 % der Bev�l-
kerung weder lesen, noch schrei-
ben, ja kaum denken k�nne.
Diese Behauptungen, die so
wenig den Tatsachen entspre-
chen, haben einen Sturm des
Protestes in den intellektuellen
und wissenschaftlichen Kreisen
der vereinigten Staaten entfesselt
und die Veranlassung dazu gege-
ben, dass in der gesamten nord-
amerikanischen Presse ein h�chst
bedeutsamer Protest ver�ffent-
licht wurde, der von hundert und
f�nfzehn Professoren unter-
schrieben ist, unter denen sich
Namen befinden, wie Doktor Ha-
r�ld G. Urey (Nobelpreistr�ger
f�r Chemie) und der bedeutende
Gelehrte Franz Boas, Professor
der Antropologie an der Univer-
sit�t Columbia.
Als Antwort auf die willk�rli-
chen Behauptungen des Mr.
Sedgwick versichern die Unter-
zeichner, dass w�hrend der spa-
nische «F�hrer» und seine Kom-
plizen die spanische Bildung
v�llig vernachl�ssigen, oder sie zu
einer ausschliesslich r�misch-ka-
tholischen Angelegenheit mach-
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4 April 1938
Seite 3
Spanischer Informationsdienst
Wie Deutschland und Italien den
Nicht-Interventions-Pakt respektieren
MB aller DeullichKeit
Unter diesem Titel richtet der Sekret�r der Kommunistischen
Partei Spaniens, Jos� Diaz, ein interessantes Schreiben an die Re-
daktion der Zeitung «Mundo Obrero», dem wir die folgenden Abs�t-
ze entnehmen :
«Liebe Genossen ! in der Nummer vom 23 M�rz des «Mundo
Obrero» ist ein Artikel erschienen, auf den notwendigerweise eure
besondere Aufmerksamkeit und die der ganzen Partei gelenkt werden
muss. Der Artikel beginnt mit dem Satz : «Alles, was die Massen
desorientieren kann, muss mit der gr�ssten Sorgfalt gekl�rt werden».
Niemand kann die Richtigkeit dieser Behauptung anzweifeln, und
gerade deshalb richte ich diesen Brief an euch, da sich in dem Ar-
tikel weiter unten folgende Behauptung befindet :
«...Man kann nicht, wie das eine Zeitung tut, sagen, dass die
einzige 'L�sung f�r unseren Krieg die ist, dass Spanien weder fa-
schistisch, noch kommunistisch sein darf, weil Frankreich es so
will.»
Ich kenne die Zeitung nicht, gegen die sich eure Polemik richtet.
M�glich, dass diese Zeitung f�r Leute geschrieben ist, die unsere
Partei nicht m�gen, noch auch die Probleme unseres Krieges be-
greifen. Aber die Behauptung, dass es «die einzige L�sung f�r un-
serem Krieg ist, dass Spanien weder faschistisch noch kommuni-
stisch sein darf», ist v�llig korrekt und entspricht vollkommen dem
Standpunkte unserer Partei.
Es ist notwendig, es immer wieder zu wiederholen, und es unter-
liegt nicht dem gerinsten Zweifel ; das spanische Volk k�mpft in
diesem Krieg f�r seine nationale Unabh�ngigkeit und f�r die Ver-
teidigung der demokratischen Republik.
Es k�mpft, um die barba-
rischen deutschen und italienischen Eindringlinge vom Boden un-
seres Vaterlandes zu vertreiben ; es k�mft, weil es nicht will, dass
Spanien in eine Kolonie des Faschismus verwandelt wird ; es k�mpft,
damit Spanien nicht faschistisch wird. Es k�mpft f�r die Freiheit
und verteidigt das demokratische und republikaniische Regime, das
rechtm�ssige Regime unseres Landes, welches einen sozialen Fort-
schritt im weitesten Ausmasse erm�glicht.
Die kommunistische Partei, die gemeinsam mit der Sozialisti-
schen die Partei der spanischen Arbeiterklasse darstellt, kann keine
anderen Interessen und Ziele haben, als das ganze Volk. Unsere
Partei hat niemals augenommen, dass das Ziel dieses Krieges die
Errichtung eines kommunistischen Regimes sein k�nnte. Wenn
die Massen der Arbeiter, der Bauern und des Mittelstandes uns
folgen und uns m�gen, so deshalb, weil sie wissen, dass wir die
aufrechtesten Verteidiger der nationalen Unabh�ngigkeit, der
Freiheit und der republikanischen Verfassung sind.
Der grosse K�nstler Pablo Cas�is
ist nach Spanien zur�ckgekehrt
Das Ministerium der Nationalen Verteidigung
hat neue Daten �ber die Mitwirkung der ausl�n-
dischen Elemente am spanischen Krieg erhalten
und nachpr�fen k�nnen. Es handelt sich um die
folgenden sehr unvollst�ndigen und nur auf die
letzten Wochen bez�glichen .Daten :
Flugzeugmannschaft. � Am 27 Februar gin-
gen von Totow bei Stralsund 28 deutsche Pilo-
ten in zwei Junkersflugzeugen 86 in direktem
Flug nach Burgos ab.
Am 28 gingen So deutsche Piloten aus der
Magdeburger Fliegerschule in direktem Flug
nach Portugal ab, von wo sie sich in die faschi-
stische Zone begaben.
Am 19 M�rz gingen vom Flugplatz Zeilsdorf
54 Flieger, ebenfalls Deutsche, ab. Augenblick-
lich studieren an der Fliegerschule in L�neburg
85 Individuen, die noch diesen Monat nach Spa-
nien geschickt werden sollen.
Am 16 kam in Sevilla das Handelsschiff «Fran-
ca Fassio» an, auf dem sich 250 italienische Flie-
ger befanden.
Truppen und Material. � Am 2 M�rz kamen
im Hafen von Bilbao Schiffe mit deutschen
Truppen an. Bevor diese ausgeladen wurden,
mussten sich die Neugierigen, die sich in der
Umgebung des Hafens befanden, entfernen.
Am 10 M�rz kamen in Cadix die spanischen
Handelsschiffe «Andraca-Mendi» und «�lia-Men-
di» und «Jupiter» an, begleitet von zwei italieni-
schen Zerst�rern und mehreren Flugzeugen, und
am li landete im gleichen Hafen das italienische
Hospitalschiff «Trieste». Diese vier Schiffe hat-
ten 4.500 Infanteriesoldaten, 500 «Schwarzhem-
den», 90 Soldaten mit dem Fliegerabzeichen, 200
Artilleristen und mehrere Wagenf�hrer, alles
Italiener. Es wurden ferner abgeladen : 15 Jagdfl-
ugzeuge, drei Bomber, 5 grosse Tanks, 10 kleine,
4 Sanit�tsambulanzen drei Lastautos mit Petro-
leumbeh�ltern, 300 Flugzeugbomben, von gr�ss-
ter Potenz und eine Menge Kisten mit leichten
Kanonen, Maschinengewehren und Geschossen.
Ausserdem ludern die italienischen Zerst�rer eine
geh�rige Anzahl Kisten mit dem gleichen Mate-
rial ab.
Am 16 kam in Cadix das spanische Schiff «Mar
-^egro», von dem Zerst�rer «Velasco» und einem
Minenleger begleitet, mit ebenfalls aus italieni-
scher Quelle stammendem Kriegsmaterial an.
Am 19 lud ein italienisches Kriegsschiff in
Cadix Kart�tsehen und Gewehre aus.
Am 11 landeten in Algeciras zwei italienische
Handelsschiffe, die 71 Milit�rtechniker an Land
brachten, die sofort nach Zaragossa weiterbef�r-
dert wurden.
Am 11 und 13 brachte die Post aus Ceuta Mau-
rentruppen nach Algeciras. In der zweiten dieser
Expeditionen kamen 240 Knaben von circa 16
Jahren an, die f�r die Front bestimmt waren.
Hierzu ist zu bemerken, dass die Faschisten fort-
fahren, in der franz�sischen Zone von Marokko
Eingeborene zu rekrutieren. Am 6 M�rz kamen
in Alcazarquivir aus Moxerah in Lastwagen 300
Eingeborene an, die zu den franz�sischen Kaby-
len jener Region geh�ren und die in die Regul�-
ren Truppen eingereiht wurden.
Am 11 M�rz um acht Uhr kamen in Cadix
zwei italienische Handelsschiffe an, die 40 Last-
autos, Machinen, Flugzeugmaterial und Muni-
tion ausluden.
In Bilbao luden drei deutsche Schiffe abmon-
tierte 28 Zentimeter Kanonen aus. Jede Woche
treffen in jenem Hafen Munition und Artillerie
aus derselben Quelle ein. Diese Frachten pflegt
der deutsche Kreuzer «Emden» zu sch�tzen. Die
nordspanischen H�fen werden jetzt in grossem
Ausmasse zur Ausschiffung des deutschen
Kriegsmaterials benutzt, mit dem viele Artille-
risten und Techniker eintreffen. Im Hafen von
Pasajes sind 30 modernste Artilleriegesch�tze ein-
getroffen, die an strategischen Punkten der fran-
z�sisch-spanischen Grenze Verwendung finden,
wo in aller Eile Befestigungen aufgef�hrt werden.
Viele Deutsche, die im Norden eintreffen, brin-
gen ihre Familien mit. Allein in Pasajes sind die
Familien von 300 deutschen Offizieren einge-
troffen.
In Villa Alhucemas brachte ein deutsches Schiff
am 18 Mais, Weizen und drei Batterien von 15-5,
die in Morro Viejo, bei Punta Fraile installiert
werden.
Am 6 traf in Ceuta ein deutsches Handels-
schiff ein, das eine grosse Anzahl Munition aus-
lud, die am n�chsten Tag nach Algeciras weiter-
bef�rdert wurde.
Am 17 brachte das deutsche Schiff «Porto»
Kriegsmaterial nach Sevilla. Desgleichen am 20
die «Catarnia», ebenfalls deutsch, nach Motril.
Am 7 trafen in Larache aus Tetuan 7 deutsche
Milit�rs ein, die vierundzwanzig Stunden sp�ter
nach Alcazarquivir abgingen. Es scheint, dass es
sich um Techniker handelt, die den Befehl haben,
die Verst�rkung der Verteidigung der franz�-
sisch-spanischen Grenze in Marokko zu studieren,
wohin ziemlich viel Truppen geschickt werden.
Marine. � Italien hat soeben an die spanischen
K�sten des Mittelmeeres 20 «Vedette» von 12
Meter L�nge, die mit zwei Motoren «Issota Fra-
schini» von 500 C. V. versehen sind, gesandt.
Diese Fahrzeuge, die eine Geschwindigkeit von
85 Kilometer pro Stunde erreichen, sind mit zwei
Torpedos von 250 Kilo geladen.
Sie sind aus Italien in geschlossener Gruppe
ausgegangen und zur Versenkung von Schiffen
bestimmt, die das republikanische Spanien ver-
proviantieren. Sie fahren unter der Rebellen-
flagge.
In Cadix ist die Anwesenheit von zwei Unter-
seeflottillen festgestellt ; eine von kleinem Typ
und die andere von grossem. Die Besatzung, die
durchweg deutsch ist, tr�gt keine Uniform.
Der grosse Chellist Pablo Ca-
s�is ist von der k�nstlerischen
Tournee, die er jedes Jahr durch
Europa und Amerika zu machen
pflegt, nach Spanien zur�ckge-
kehrt. Seit langem abgeschlosse-
ne Vertr�ge hatten ihn gezwun-
gen, Spanien auf einige Monate
zu verlassen. Pablo Cas�is hat
von seiner Reiseroute nur einige
Namen gestrichen : die von St�d-
ten in L�ndern, die der spanis-
chen Republik feindlich gesinnt
sind. Auf seiner �brigen Marsch-
route hat Cas�is seine glorreichen
Triumphe erneuert, die seinen
Ruhm begr�ndet haben. Die aus-
l�ndische Presse hat uns das
Echo der enthusiastischen Kund-
gebungen der auserlesensten Au-
ditorien der Welt gebracht, die
von der genialen Kunst unseres
Landsmannes bezwungen und
hingerissen waren.
Cas�is ist nicht nur K�nstler,
er ist ausserdem ein Mensch, der
alles das mitempfindet, was sein
Volk bewegt. Das hat er deutlich
bei der Gr�ndung der Arbeiter-
Konzertvereinigung durch die
folgenden Worte bewiesen :
�Von fr�hester Jugend auf
haben mich die sozialen Proble-
me besch�ftigt. Ich habe viele
Stunden damit verbracht, �ber
die soziale Ungleichheit nachzu-
gr�beln, die den einen alle Ge-
n�sse verschafft und die anderen
alles entbehren l�sst. Ich war
�berzeugt, dass es meine unum-
g�ngliche Pflicht ist, denen zu
helfen, die Hilfe brauchen. Ich
weiss nicht, was in einer anderen
Umgebung oder unter anderen
Umst�nden aus mir geworden
w�re. Und ich habe nie, auch in
sp�teren Jahren nicht, meine
ersten schwierigen Zeiten verges-
sen. Immer trug ich die Idee in
mir, dass wir alle die Verpflich-
tung haben, materiell oder gei-
stig dazu beizutragen, das Schick-
sal des Volkes zu verbessern.
Aber Pablo Cas�is hat auf sei-
ner Rundreise durch das Aus-
land noch etwas mehr getan, als
das erlesendste Auditorium der
Welt durch seine Kunst zu ent-
z�cken : er war enthusiastischer
Propagandist f�r unsere Sache,
indem er mit der Autorit�t, die
ihm sein Ruhm verleiht, das
L�gengewebe des Feindes zer
rissen hat. Immer wieder hat er
das Recht des spanischen Volkes
verteidigt und seinem Stolz Aus-
druck verliehen, B�rger der Re-
publik zu sein. Und er hat seine
Tournee nicht beendet: er ist in
sein Vaterland zur�ckgeeilt, um
die N�te des Krieges mit seinen
Landsleuten zu teilen. Er ist auf
seinen Ehrenplatz zur�ckge-
kehrt, auf seinen Kampf = und
Arbeitsplatz, mit der vorbildli-
chen Schlichtheit, mit der wun-
derbaren Schlichtheit des Man-
nes, der seine Pflicht zu erf�llen
weiss. .
Ein Protest der Intellektuellen...
{Farsetzung)
Jorge Manach, Clyde R. Miller,
Gardner Murphy, Jeste J. New-
lon, R. S. Reynolds, John H.
Randall, Bernhard Stern, Nor-
man Tor rey.
Universit�t Nemi-York : J. U.
Barlow, Rudolf M. Binder,
Lyman L. Bradley, Carleton
Brown, Robert Chambers, Philip
W. L. Cox, P. Villa Fernandez,
Samuel L. Hamilton, H. C.
Heaton, Charles H. Hogges,
Beryl Parker, Roy Peel, Wallace
S. Sayre, Margaret Schlauch, C.
L. Chuchard, Robert K. Speer.
«.College» der Stadt New-
York
: Morris R. Cohen,
Ephraim Cross, Morton Gott-
schal, Clifford Mac-Avoy, H. A.
Oversteer.
Hunter College : Mathew G.
Bach, V. Jerald Magill, Louis
Weissner.
Brooklyn College : M. I. Be-
nardete, F. C. Lathrop, Louis
M. Miner, Austin F. Wood,
Theresa Wolfsohn und John
White.
Das Dokument hat in allen
Kulturzentren der Vereinigten
Staaten einen ungeheuren Ein-
druck gemacht.
sen ge�ussert : «Alle unsere Uni-
versit�ten werden k a t h olisch
sein. Unser Spanien muss im so-
zialen wie im kulturellen Sinne
ein katholischer Staat sein».
Nach dem Wortlaut der Kon-
stitution der Republik, sagen die
Professoren, hat Spanien «keine
offizielle Religion».
Die amerikanischen M�nner
der Wissenschaft spielen auch
auf die Hinrichtung des Rektors
der Universit�t von Oviedo, Leo-
poldo Alas, an ; auf die Erschlies-
sung von Professor Salvador Vila
Hern�ndez, Rektor der Universi-
t�t von Granada, sowie des Dok-
tor Jes�s Yoldi Bereau, Profes-
sor der Universit�t Granada und
vieler anderer Professoren und
Intellektuellen.
Ausser den bereits genannten
Professoren ist der Protest noch
von folgenden hervorragenden
Namen unterzeichnet:
Universit�t Columbia : Walter
Rautenstrauch, L. C. Dumn,
James Egbert, Salo W. Baron,
Ruth Benedict, George S.
Counts, John Dawey, Mark van
Doren, I. L. Kandel, William
H. Kilpatrick, Robert S. Lind,
Gleichzeitig �■ erkl�ren
amerikanischen Professoren
die
f�rdern die Republikaner
h�here Schulbildung und
wissenschaftliche Forschung
zum Beispiel ist die Arbeit
die
die
So
der
Junta zur Erweiterung der wis-
senschaftlichen Studien und For-
schungen in Madrid bedeutend
gesteigert worden, in Valencia
:st ein Haus der Kultur geschaf-
fen worden und eine ungeheure
Arbeit wurde geleistet, um die
Kunstwerke vor der Vernichtung
zu retten.
General Franco dagegen �
sagt das Dokument weiter � hat
das Grabmal des Kardinal Cisne-
ros, eines der wertvollsten Denk-
m�ler spanischer Kunst durch
seine Bombenflugzeuge vernich-
tet ; er hat am 15 September
x937 ein offizielles Dekret erlas-
sen, wonach die Schliessung von
Schulen und h�heren Lehranstal-
ten angeordnet wird, als «Mass-
nahme, die geeignet ist, das
Budget zu entlasten».
Ferner wird in dem Dokument
^agt, Franco habe sich zu
einem Journalisten folgendermas-
DER NACHDRUCK DER
ARTIKEL A US DIESEM B U-
LLETIN IST ERW�NSCHT
-ocr page 4-
4 April 1938
Spanischer Informationsdienst
Seite 4
Der Mann und das Buch
An den Herausgeber des "Manchester Guardian"
Die Bombardements von Barcelona
Ein Brief der Herzogin von Atholl an den Heransgeber der "The Telegraph and Morning Post"
Geehrter Herr! Die Brutalit�t
des Hitler-Einfalles in �ster-
reich beweist unserem Lande er-
neut, dass wir es mit einem Geg-
ner zu tun haben, auf dessen
Wort man nichts geben kann.
Dieser Akt der Agression ist ein
neuer, an den deutschen Volks-
st�mmen begangener Verrat.
England, Frankreich und Italien
garantierten die Unabh�ngigkeit
�sterreichs, aber ebenso wie in
Abessinien und Spanien, wichen
die Demokratie und der gesunde
Menschenverstand zur�ck vor
Milit�rstiefeln und S�belrasseln.
Unsere Staatsm�nner sollten
Hitlers «Mein Kampf» sorgf�ltig
studieren. Er folgt Schritt f�r
Schritt der in seinem Buch vor-
gezeichneten Aktionslinie. Er
verlacht den Gedanken der Auf-
rechterhaltung der deutschen
Grenzen von 1914. Das Dritte
Reich muss �sterreich und alle
kontinentalen V�lker germanis-
chen Ursprungs einschl�ssen. Er
stellt definitiv fest, dass Frank-
reich zerst�rt werden muss und
dass Italien und England f�r
diesen Zweck als Bundesgenossen
gewonnen werden m�ssen. Der
anglo-deutsche Seevertrag von
1935 wTar der erste Schritt zum
B�ndnis. Hitler erkl�rt offen,
dass je dicker aufgetragen die
L�ge ist, sie desto leichter ge-
glaubt wird,�
«da die breite Masse eines Vol-
kes im tiefsten Grunde ihres
Herzens leichter verdorben, als
bewusst und absichtlich
schlecht sein wird, mithin bei
der primitiven Einfalt ihres
Gem�tes einer grossen L�ge
leichter zum Opfer f�llt als
einer kleinen.»
(S. 252)
K�nnen wir dulden, dass, in-
folge der Kurzsichtigkeit unserer
Regierenden, wir diesem Nazi-
System zum Opfer fallen ? Hitler
wird alles versuchen, um unsere
Unterst�tzung bei der Ausf�h-
rung seines Vorsatzes zu gewin-
ne. So sagt er in seinem Buch.
Er w�nscht Frankreich zu iso-
lieren. Nicht Russland, sondern
Frankreich bietet ihm in der au-
genblicklichen Konjunktur Eu-
ropas das schwierigste Problem.
Er will unseren guten Glauben
als Werkzeug benutzen, um
Frankreich zu zerst�ren.
«�ber eines muss volle Klar-
heit herrschen : der Todfeind des
deutschen Volkes ist und bleibt
Frankreich.»
Der deutsche Diktator hat an
unsere Regierung die k�hne For-
derung gestellt, sie solle die Frei-
heit unserer Presse beschneiden,
damit, so vermute ich, unser
Volk ebenso wenig die Wahrheit
erf�hrt, wie die in der Diktatur
lebenden V�lker. Wir haben ge-
sehen, dass in Wien der legitime
Versuch Schuschniggs, eine
Volksabstimmung zu organisie-
ren, durch den Gebrauch der
Gewalt verhindert wurde. Erst er-
z�hlt Hitler der Welt, dass seine
Truppen sich nicht bewegen und
gleich darauf sind sie schon in
�sterreich und am Brenner, als
Omen f�r die deutsche Bev�lke-
rung S�dtyrols. Man erz�hlt uns,
Schuschnigg h�tte die Abstim-
mung zu seinen Gunsten
«drehen» wollen, dadurch, dass
er nur den Staatsb�rgern �ber
24 Jahren das Recht zur Abstim-
mung gegeben habe, Aber seit
der �sterreichischen Verfassung
von 1 Mai 1934, ist dieses Alter
als das Wahlalter im Fall meiner
Volksabstimmung fes tgesetzt.
Die blosse Tatsache, dass Hitler
n�tig hat, seine ganze Nazi-Ma-
schinerie arbeiten zu lassen, um
eine «wirkliche Volksabstim-
mung» zu erzielen, sollte Europa
genug sagen. Hatte er Angst vor
dem Resultat?
Es ist ein Witz, wenn Hitler
von Rassenunterdr�ckung redet.
Er hat wohl seine eigenen Juden-
verfolgungen vergessen. W i e
Mar, HoQver letzte Woche �us-
serte, steuert dieser Mann mit
Volldampf darauf hinaus, alles
Wertwolle in Europa zu zerst�-
ren, wenn wir ihm erlauben, zu
denken, dass wir seine Kriegs-
maschine f�rchten. Die Diktator-
schaft ruht lediglich auf Sensa-
tionsmacherei. Die innere Struk-
tur ist schwach. Wir haben nicht
das Recht, diese Systeme am
Leben zu erhalten, indem wir
ihnen Kredite gew�hren. Wir
m�ssen auf unsere gegenw�rtige
Regierung einen Druck aus�ben,
damit allen Zugest�ndnissen an
Italien oder Deutschland ein
Ende gemacht wird.
Ihr sehr ergebener
Harold Davies
Frankreich h�tte im Kriegsfall drei Grenzen zu
verteidigen, statt zwei, wie 1914, und seine wich-
tigsten Munitionsfabriken, die sich jetzt im S�-
den befinden, sind den Luftattacken im h�chsten
Grade ausgesetzt, w�hrend die Besetzung von
Mallorka und Ibiza durch die Rebelleo oder die
Italiener ihre Truppentransporte aus Nordafrika
aufs �usserste gef�hrdet.
Unsere Verbindungen mit den Dominions
durch das Mittelmeer und �ber S�d-Afrika, w�-
ren in der gleichen Gefahr, und jede Ersch�tte-
rung der Position unseres Alliierten w�rde auch
uns treffen.
Frankreich ist, jedenfalls, der n�chste Nach-
bar des republikanischen Spanien und, nach der
Meinung milit�rischer Experten, ist es f�r
Frankreich und England leichter, den Sieg der
Rebellen zu verhindern, als f�r Deutschland und
Italien, ihn zu sichern. K�nnen wir deshalb nicht
jetzt noch, in dieser sp�ten Stunde, der spani-
schen Regierung den Ankauf aller der Waffen
erm�glichen, die sie braucht, um die endg�ltige
Unabh�ngigkeit ihres Landes zu sichern?
Die spanische Regierung wird von allen den
Schichten ihres Volkes unterst�tzt, die uns im
letzten Krieg freundlich gesinnt waren. General
Franco hingegen hat auf seiner Seite alle die, die
es nicht waren. Sie hat M�nner, tapfere M�nner,
aber sie sind gezwungen, der �bermacht an Ma-
terial zu weichen, das zu senden die L�cken im
Kontrollsystem der «Nicht-Intervention» Italien
und Deutschland erlauben. K�nnen wir ruhig zu-
sehen, wie sie sermalmt werden?
Ihre...
Katharine ATHOLL
Unterhaus, 21 M�rz 1938.
Mein Herr,
Jeder Mensch mit humanen Instinkten muss
«das Entsetzen und den Abscheu» des Premier-
ministers �ber die Bombardements von Barcelo-
na teilen, die haupts�chlich «gegen bewohnte Ge-
genden und nicht gegen milit�rische Objekte» ge-
richtet waren.
Aber geben wir uns auch Rechenschaft von der
Verantwortung, welche das durch die Politik der
«Nicht-Intervention» errichtete Kontrollsystem
an diesen raids tr�gt, indem es der spanischen Re-
gierung verbietet, Jagdflugzeuge und Abwehrge-
sch�tze zu kaufen, die die notwendigen Elemente
zur Abwehr solcher Attacken sind? Gewiss wer-
den auch auf dem regierungstreuen Territorium
einige Flugzeuge fabriziert, aber nicht gen�gend,
um die Verteidigung Barcelonas und anderer
St�dte sicherzustellen, in einem Augenblick, wo
alle Flugzeuge auf dem Schlachtfelde gebraucht
werden, um gegen die ungeheure Menge deut-
scher Apparate auzuk�mpfen, die Franco ohne
allen Zweifel k�rzlich erhalten hat. Ausserdem :
die Fabrikation von Waffen, die dringend an der
Front gebraucht werden, geht der von Abwehr-
gesch�tzen vor.
Und deshalb liegt es haupts�chlich in unseren
H�nden, diese furchtbaren Opfer zu verh�ten.
Wenn die Franzosen und wir sofort die Sperre
f�r den Kauf von Jagdflugzeugen und Abwehr-
gesch�tzen aufheben, kann der Mord an den Kin-
dern und anderen Nichtk�mpfern in der lealen
Zone bedeutend eingeschr�nkt werden.
Siegten aber die Rebellen, so w�rden dadurch
die Kr�fte derer, die solche Greuel eines Tages
auch in London und Paris ver�ben k�nnten, noch
gest�rkt.
Barcelona nach der Feuerprobe
Barcelona sp�rt noch die
Nach wehen jener drei Tage, an
denen es erbarmungslos bombar-
diert worden ist. Von einem Bal-
kon aus sieht man in den Fich-
tenw�ldern an den H�ngen des
Tibidabo und an den benachbar-
ten H�geln, kleine kampierende
Gruppen mit Decken, Matratzen
und St�hlen. Die Kinder tollen,
diesen ausgedehnten Ausflug
b e i herrlichem Wetter aus-
nutzend, fr�hlich umher. Es sind
meist Leute, die den �rmeren
Klassen angeh�ren. Viele andere
suchen bei einbrechender Dun-
kelheit die Metro zum Schlafen
auf.
Wie in Madrid im November
36, haben die Bomben es nicht
vermocht, eine �bergabe zu er-
zwingen. Das Terrorsystem hat
auch hier versagt. Es bleibt ab-
zuwarten, ob es eine heimliche
Wirkung gehabt hat; aber es
scheint, dass man allein mit Ter-
ror bei einer stolzen und tapferen
Rasse nichts Entscheidendes er-
reichen kann. Ausserdem ist das
Gef�hl, dass der Kampf um die
Freiheit gewonnen ist, tief im
Volke eingewurzelt. Die Ent-
schl�sse der republikanischen
F�hrer k�nnen nicht durch eine
lokale Trag�die, wie gross sie
auch sei, bestimmt werden. Das
Bombardement ist ein Ungl�ck,
ein furchtbarer Ungl�cksfall,
aber kein entscheidender Fak-
tor. Als grosses, in Europa unbe-
kanntes Ereignis, er�ffnet es
ernste Konsequenzen und mahnt
zum Nachdenken. Eine grauen-
hafte Suche.
Ununterbrochen, bei
Tage unter hellem Sonnenschein
und nachts bei k�nstlichem
Licht, dauert die Bergung der
unter den Haufen von Schutt ver-
grabenen Leichen an. Maschinen
sind zwecklos. Das muss mit den
H�nden verrichtet werden. Die
Leute arbeiten mit Hacke und
Spaten und grosse Bastk�rbe er-
setzen die Tragbahren.
Es ist anzunehmen, dass man
jetzt nur Reste zerst�ckelter
Oft sind die Resultate h�chst
sonderbar und die Wirkung ist
st�rker in der Entfernung, als
in der N�he. Der Luftdruck, den
die Explosion einer Bombe aus-
l�st, fegt alles auf seinem Wege
hinweg. Die Aussenw�nde eini-
ger Geb�ude sind umgerissen
worden ,als wenn sie von einer
riesenhaften Schaufel umgelegt
w�ren ; andere sind eingest�rzt,
ohne von irgend einem Geschoss
getroffen zu sein ; ein Fahrrad,
eine N�hmaschine oder ein son-
stiges M�belst�ck wirbelt in der
Luft umher oder bleibt einen
Augenblick in der Luft h�ngen
wie ein Gewinn in einer Tombo-
la. Wie �berall ist auch bei
einem Bombardement das Trivia-
le und das Tragische nah bei-
sammen.
Gliedmassen findet. Vermutlich
liegen irgendwo in den Kellern
unbesch�digte K�rper von Er-
stickten, die darauf warten, zu
ihren Leidensgef�hrten ins
Schauhaus gebracht zu werden.
Die Szenen, die sich dort und in
den Hospit�lern abspielen, sind
grauenhaft : Angeh�rige, die
ihre verschwundenen Lieben su-
chen, finden sie in Verb�nden
vermummt, verwundet ober Ver-
kr�ppelt, oder keuchend und
noch bet�ubt von dem Schock.
Oft finden sie sie auch, ganz oder
in St�cken, auf den Marmorti-
schen des d�steren Totenhauses.
NEUE WAFFEN
Unwillk�rlich fragt man sich,
wozu das alles? Hofft General
Franco nicht, eines Tages dieses
Volk zu regieren und kann er
hoffen, nach den Geschehnissen
der letzten Woche ihre Neigung
zu gewinnen ? Oder ist, wie man-
che hier annehmen, Franco selbst
das Opfer des teutonischen Be-
schlusses, ihre neuen Waffen
auszuprobieren? Allm�hlich sind
die verschiedensten Bombensor-
ten, in ihrer Wirkung deutlich
unterschieden und von stets
wachsender Potenz, ausprobiert
worden. In Dezember und Januar
wTurden Bomben abgeworfen, de-
ren Wirkung auf eine gewisse
Zeitdauer eingestellt ist. Sp�ter-
hin wurden kleinkalibrige Bom-
ben in gr�sseren Mengen ver-
wendet. Im Gegensatz zu Ma-
drid, wurden hier keine Brand-
bomben geworfen. Nur die Tech-
niker sind kompetent, ihr Urteil
dar�ber abzugeben, welches, aus
begreiflichen Gr�nden, geheim
bleibt ; aber der Mann der Stras-
se hat auch Gelegenheit gehabt
� und so mancher hat es am
eigenen Leibe gesp�rt � sich
von der ungeheuren zerst�renden
Wirkung der modernen Explo-
sivgeschosse zu �berzeugen.
Das christliche Spanien ist das
republikanische Spanien
Auf dem am 8 M�rz in Bordaux angekommenen
Schiff befand sich der Pater P�rez Colomo, ein
spanischer Priester, der sich auf dem Wege in
das republikanische Spanien befand.
Von dem Berichterstatter der Agence Espagne
�ber die Motive seines Entschlusses und die
Gr�nde befragt, aus denen er sich in das repu-
blikanische Spanien und nicht in das Spanien
Francos begibt, sagte Pater Colomo :
«Ich bin dem Befehl meines Gewissens folgend,
hierhergekommen. Es gibt hier ein grosses Werk
der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und N�ch-
stenliebe zu verrichten, bei denen, �ber die un-
versehens eine blutige Trag�die hereingebrochen
ist, die sie weder provoziert noch verdient haben.
Als Christ sehe ich auf dem Rebellenterrito-
rium meine Religion und mein christliches Ge-
wissen verfolgt. Ist es n�tig z:u beweisen, dass die
faschistische Idee, ebenso wie die Kastendoktrin
des deutschen Nazismus das ungeheuerlichste At-
tentat gegen die Lehre Christi darstellt?
Was die Form betrifft, wie die Geistlichen auf
der einen und der anderen Seite behandelt wur-
den, muss ich, ohne mich von dem Schmerz, den
mir die Erinnerung an meine Br�der, die das
Leben oder die Freiheit verloren, beeinflussen zu
lassen, sagen, dass ich keinen einzigen Fall kenne,
wo die Regierung einen Priester h�tte hinrichten
lassen. Diejenigen, die auf republikanischem Ter-
ritorium umgekommen sind, waren Opfer einer
Menge, die durch die niedertr�chtige Agression,
der sie soeben zum Opfer gefallen war, aufs �us-
serste erbittert war. Und wenn die Regierung
das im ersten Augenblick nicht verhindern konn-
te, so eben deshalb, weil die Rebellion sie ihrer
wesentlichen Organismen beraubt und sie dadurch
zur Ohnmacht verurteilt hatte. Die Rebellen tra-
gen an erster Stelle die Schuld daran und sie ha-
ben mit diesen Opfern ihr Gewissen und ihre Ve-
rantwortung schwer belastet.
In krassem Gegensatz hierzu steht das Rebel-
lenspanien, in dem es die F�hrer selber waren,
die vorbildliche Geistliche zu Dutzenden hinrich-
ten Hessen.
Das christliche Spanien � gleichviel ob es
selber es weiss und sagt oder nicht � ist das re-
publikanische Spanien. Das andere � gleichviel,
ob es sich dessen bewusst ist oder nicht, ob es
-das leugnet, oder nicht, ist unbestreitbar der
Feind Christi.