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Zoologiseher Hand - Atlas
zum
Schulgebrauch und Selbstunterricht
mit besonderer Rücksicht
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seinen „Grundriss" und sein „Lehrbuch der Naturgeschichte"
entworfen
Dr. Hermann Burmeister,
Lelirer der Natursescliiclite am Köllnischen Real - Gymnasium zu Berlin.
Berlin.
Druck und Verlag von G. Reimer.
18 3 5.
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U e b e r
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Plan und Einrichtung des Hand - Atlasses.
Das Studium der Naturgeschichte ist auf Anschauung der Naturkörper gegründet, und nur wo eine solche
Anschauung dem Lernenden geboten wird, darf man hoffen, dass die Gegenstände seiner Beschäftigung
von ihm in ihrer Wahrheit erkannt und begriffen werden. Wie wenige Schulen aber dürften in dem
Falle sein, ja noch mehr, wie wenige dürften jemals in den Fall kommen, eine Sammlung von Naturkör-
pern zu besitzen, die dem nur massig ausgestatteten Vortrage der Zoologie entspräche; und dann, selbst
wenn eine genügende Sammlung vorhanden wäre, würde doch durch die oft nur aus der Ferne mögliche
Betrachtung der Präparate nicht das erreicht werden, was ein sorgfältiger Unterricht erzielen will. Es schien
mir daher zweckmässig, eine Sammlung von Abbildungen zu veranstalten, die mit einer passenden Auswahl
auch die möglichste Treue der Zeichnung, Schönheit der Ausführung, und durch Darbieten analytischer
Detailzeichnungen die Möglichkeit einer klaren Vergegenwärtigung des fraglichen Gegenstandes in sich
verbände. Die Zwecke also, welche bei Anfertigung gegenwärtigen Atlasses dem Verfasser vorschweb-
ten, sind die eben genannten. Die Sammlung sollte so eingerichtet sein, dass keine eigenthümliche cha-
rakteristische Form des Thierrelches fehle, damit ein Jeder, beim Durchlaufen derselben, von der allmä-
ligen und fortschreitenden Umbildung, welche die thierische Organisation in den verschiedenen Gruppen
des Thierreichs erleidet, eine klare und deutliche Vorstellung gewinne. Diese Aufgabe schien mir ge-
löst, wenn bei den niederen Thieren wenigstens aus jeder Familie eine Art, hei den höheren aber aus
jeder Familie mehrere Gattungen in einer besonders charakteristischen acht typischen Art abgebildet
würden. Den nächsten Zwecken, Treue der Zeichnung und Schönheit der Ausführung, glaube ich
dadurch nachgekommen zu sein, dass ich ein anerkanntes Meisterwerk, nehmlich Guerin's Monogra-
phie du regne animal,
als Muster mir vorlegte, und oft geradezu nach den dort gegebenen Abbildungen
die Künstler arbeiten liess. Aber nur ein Theil der Abbildungen, nicht alle, sind aus diesem Werke
entlehnt, manche wurden nach von mir selbst angefertigten Originalzeichnungen gearbeitet, andere nach
grösseren vortrefflichen Abbildungen hier im verkleinerten Massstabe wiedergegeben. So darf sich die-
ser kleine Atlas einer seltenen Treue und Natürlichkeit seiner Darstellungen rühmen, und wird daher
bei allen denen, die das Bild mit der Natur zu vergleichen Gelegenheit haben, eine genügende Aner-
kennung finden müssen. — Aus dem gewählten Format wird man schon abnehmen, dass unser Unter-
nehmen weniger zum blossen Vorzeigen, als vielmehr zur Anschaffung und Benutzung der Schüler selbst
bestimmt ist, und ein Mittel sein soll, wodurch der Schüler während des Vortrages seine Aufmerksam-
keit gefesselt und seine Phantasie geleitet sieht. Deshalb musste vornehmlich ein billiger Preis wünschens«
werth erscheinen, welchen Wunsch die Verlagshandlung ganz besonders zu erfüllen bemüht gewesen ist-
Eine thätige Theilnahme an dem gemeinsamen Unternehmen würde die Gewährung dieses Wunsches am
erpriesslichsten belohnen.
Burmeister.
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U e b ersieht der T a f e In.
Tafel 1. Skelete der Rückgratthiere. J.
C — 2. Affen. "f
—     3. Fledermäuse und Insekten fressende Rauhlhier?.
i — 4. Fleisch fressende Raubthiere. /2
—     5. Beutelthiere und Nager. 2, 1
—     0. Nager und Zahnlose, i
<*_.— 7. Einhufer, Wiederkäuer. JJ
,, ~   -S^ielhufer. ;^^.^
—     9. Flossenfüsser. s
—  10. Raubvögel. *fi
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   11. Sirigvöffd. 45
—   u3 - «SS ;
—   12. Spechtvögel. C j
( — 13. Tauben, Hühner.
—   14. Laufvögel, Reiher. *^
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—   15. Störche, Schnepfen. ? 3
•/- — 16. Schwimmvögel. ~3%
Tafel 21. Knorpelfische, Haftkiefer, Quastenkiemer.
—    22. Weichflosser. \\
—    23. Stachelflosser. {/ >
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24.  Käfer.
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25.  Immen.
Ihl
26.  Falter.
27.  Zweiflügler.
28.  Neuroptereii, Orthopteren.
29.  Orthopteren, Schnabelkerfe. dr-
30.  Arachnoden, Myriopoden. /^3
31.   Isopoden, Amphipoden, Stoniatopoden, Mnkruren.
32.  Brachyuren, Schalenkrebse.
33.    Würmer, f <M                                                     > ..., _..
34.  Schnecken.
35.  Schnecken, Muscheln.
36.  Muscheln. ZÖJ
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7 ,
—   17. Schildkröten, Krokodile.
    87. Strahlthiere.
4, rp    38. Quallen. 2.1 |
-    39. Polypen.
—    40. Infusionsthiere
—   18. Eidechsen. ^T
—   19. Schlangen. <y3
-   20. Nackthänfer. /0*
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/
TAFEL 1.
Skelete der Rückgratthiere.
Fig. ii; Skelet des Elephanten, 25 mal verkleinert.
An diesem Skelet stellt sich der Typus der Säugethiere in so fern vollendet dar, als der quadru-
pede Gang deutlich ausgesprochen ist, und alle Knochen, mit Ausnahme des Schlüsselbeines, vorhanden
sind. Dennoch ist die Darstellung zu klein, um eine Schilderung des Skeletes im Einzelnen zu ver-
suchen , es kommt ja auch nur darauf an, von dem Verhältnisse des Knochengerüstes zum äusseren
Umfange eine Vorstellung zu gewinnen, und dazu wird die Betrachtung dieses Skeletes im Vergleich
mit dem auf Taf. 8. Fig. 6. dargestellten Thiere genügen. Als besonders auffallende Eigenheiten des
Elephantenskeletes, die indess theilweis auch bei anderen, zumal Hufthieren, vorkommen, sind zu er-
wähnen: die sehr weiten nach hinten völlig offenen Augenhöhlen, der lange schmale Jochbogen, an
dessen hinterem Ende die kleine Ohröffnung sichtbar ist; und die röhrenförmig verlängerten Zwischen-
•kiefer, aus denen der, beim indischen Elephanten immer sehr kleine, Stosszahn hervorragt. Hinter dem
Schädel folgen dann 7 nicht Rippen tragende Wirbel, die Halswirbel, von denen der zweite oder
Epistropheus sich durch seine besondere Grösse auszeichnet. Hieran schliessen sich die Rippen tra-
genden Rückenwirbel, deren Zahl aus der Anzahl der Rippen sich also leicht erkennen lässt, und
beim Elephanten 20 ist. Jeder dieser Rückenwirbel hat einen geneigten hohen Dornfortsatz, und es
ist auffallend, dass beim Elephanten nicht bloss die über dem Schulterblatt stehenden sehr hoch sind,
und das sogenannte Widerrüst bilden, sondern auch die mittleren des Rückens (^der 13te bis löte),
so dass dadurch ein zweites kleineres Widerrüst entsteht. Hinter den Hucken wirbeln folgen dann
beim Elephanten noch 3 Lendenwirbel, ein Zahienverhältniss, das gewöhnlich grösser ist, und z.B.
beim Pferd 6 beträgt, heim Menschen 5. Die dann folgenden Beckenwirbel sind inniger unter sich
zum Kreuzbein verwachsen, und hier, des vorragenden Beckens wegen, nicht sichtbar. Wohl aber
bemerkt man hinter diesem die zahlreichen, allmälig kleineren Schwanzwirbel. Zwischen den vorder-
sten 8 Rippenpaaren liegt das beim Elephanten kurze aber dicke, aus Wirbelkörpern bestehende,
Brustbein; das Schlüsselbein aber, welches vom Brustbein zum Schulterblatt hinüber geht, fehlt hier
wie bei allen Hufthieren, den fleischfressenden Raubthieren und einigen Nagern. Das
Schulterblatt selbst hat einen beträchtlichen Umfang, eine trapezoidale Form, und auf der äussern
Fläche einen starken Kamm, welcher von der oberen Ecke diagonal zur untern herabläuft. An dieser
unteren Ecke ist die Gelenkgrube zur Aufnahme des Oberarmknochens. Uebrigens verdeckt das
Schulterblatt 4 Rippen (die 3 — 6te) ganz, und von den nächst folgenden 4 die obere Hälfte. Die
Form des Beckens ist aus der Seitenansicht eines Skelets nicht gut zu erkennen, wir sehen nur den
senkrecht vorspringenden Kammm des Darmbeines und die Protuberauz des Sitzbeines, vor welcher
die Gelenkgrube zur Aufnahme des Oberschenkelknochens angebracht ist. Beide Gliedmafsen haben
im ersten Abschnitt einen Knochen, im zweiten aber zwei; an den vorderen heisst der äussere
Elle (ulnä), der innere Speiche [radius}; jener trägt das grosse hakig verlängerte olecranon,
welches den Haupttheil des Ellenbogens bildet; dieser ist nach unten schwächer, spitzer, und öfters
ganz verkümmert. An den Hiutergliedern liegen beide Knochen mehr hintereinander, und ist alsdann
der vordere, das Schienbein (ft'fo'«), grösser als der hintere, das Wadenbein (fibulaj. Auch
dieses pflegt nach unten kleiner und schmächtiger zu werden, ist jedoch beim Elephanten ebenso wie
beim Menschen auffallend gross. An die Enden dieser Knochen gelenkt der eigentliche Fuss, dessen
Bildung in der Reihe der Säugethiere sehr verschieden ist, beim Elephanten aber der menschlichen
Bildung sich einigermafsen nähert, obwohl der Elephant weder ein Sohlengänger ist, noch vorn Hände
hat. Zunächst an die genannten Knochen des Unterarms und Unterschenkels stossen dort 8, hier 7
kleine Knochen, welche iu 2 Reihen hintereinander liegen und die Fusswurzel hilden. Hinten liegen
in der ersten Reihe nur 3 Knocheu, von denen der hinterste der längste ist und mit seinem stumpfen
Vorsprunge den Hacken bildet. Denn folgen auf die zweite Reihe so viele kurze Röhrenknochen, als
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wie viele Zehen das Thier hat, beim Elephanten also an jedem Fuss 5. Sie sind untereinander durch
Sehnen und Muskeln innig verbunden und bilden bei den Sohlengängern den Plattfuss, beim Menschen
vorn die flache Hand. An jedem dieser 5 Knochen sitzt alsdann eine Zehe, und jede Zehe besteht
wieder aus 3 Knochen, nur der Daumen nicht, welcher bloss 2 enthält. Noch ist die Kniescheibe
zu erwähnen, ein kleiner dicker halbkugeliger Knochen, welcher vorn auf dem Kniegelenk liegt, und
durch eine dicke Sehne mit dem oberen Eude des Schienbeins verbunden ist. Unsere Figur zeigt
ihn schwebend vor den Kniegelenken.
Fig. 2. Skelet des Sperbers (Falco nisus^, £ der natürlichen Grösse.
Am Skelet des Vogels finden sich manche sehr wesentliche Abweichungen von dem der Säuge-
thiere, wie aller übrigen Rückgratthiere. Zu denselben gehören vorzugsweise die Gelenkung und
eigenthümliche Beweglichkeit des Oberkiefers, welche aus der grösseren Figur 12. besser ersehen
werden kann, und daher hier nicht näher erörtert werden soll; ich will nur darauf aufmerksam machen,
dass der mit a bezeichnete Knochen das Quadratbein ist, welches ganz besonders bei dieser Bewegung
mitwirkt. Eine zweite wichtige Eigentümlichkeit ist die Verwachsung der die Schädelhöhle umge-
benden Kopfknochen; eine dritte der einfache, schwach halbirte Gelenkkopf unter dem Hinterhauptsloch
(Fig..12.*). Das Rumpfskelet zeigt immer eine auffallend grosse Menge von Halswirbeln, hier scheinbar
12*), viel weniger Rückenwirbel, nehmlich 8, und theils ebensoviele, wie beim Sperber, theils weniger,
selten mehr Schwanzwirbel. Was die Lenden- und Kreuzbein-Wirbel betrifft, so ist es auffallend,
dass nicht bloss die letzteren, sondern gewöhnlich auch die ersteren, miteinander, wie mit dem schma-
len unten offenen Becken, verwachsen und so einen einzigen sehr grossen Knochen darstellen, von
dem nach vorn die Rückenwirbel, nach hinten die Schwanzwirbel, an den Seiten die Hintergliedmafsen
ausgehen. Die Anzahl dieser verwachsene«, doch in der erstem Jugend getrennten Wirbel beläuft
sich beim Sperber auf 9 oder 10, ist aber bei anderen Vögeln, z. B. Hühnern, viel grösser. Auch
die Rückenwirbel neigen sehr zu Verwachsungen, und hängen alsdann mit dem obengenannten grossen
Beckenknochengerüst so innig zusammen, dass sie als besondere Knochen nur noch an den Rippen,
die sie tragen, erkannt werden können. Deren Anzahl harmonirt immer mit der Zahl der Rücken-
wirbel, und 'ist beim Sperber also 8, in anderen Fällen auch 9. Immer haben die (5 — 6) mittleren
Rippen, die kräftigsten von allen, einen nach hinten gewendeten hakenförmigen Fortsatz, -welcher bis
zur nächstfolgenden Rippe reicht, und mit dieser durch Sehnen verbunden ist. Nach unten stossen die
Rippen an das breite, mit einem hohen Mittelkiel versehene Brustbein (d), dessen hintere abgestutzte
Kante 2 — 4 Ausschnitte oder Löcher hat (Fig. 6. e, e), welche bei den verschiedenen Vögeln zwar
sehr verschieden sind, bei einer und derselben Art aber sehr genau übereinstimmen. An dieses Brust-
bein stossen die Rippen nicht unmittelbar, sondern vermittelst eiues dünnen mit der Rippe unter einem
Winkel zusammentreffenden Verbindungsbeines, welches beim Säugethier ein blosser Knorpel ist.
Ferner stehen mit dem vorderen Ende des Brustbeines die vorderen Gliedmafsen in eine sehr innige
Verbindung. Dies zeigt zumal Fig. 6., am Brustbein des grauen Geyers (Vultur cinereus). Wir
sehen daselbst vom Vorderrande des breiten Brustbeines jederseits neben dem Kamm desselben
einen Knochen ausgehen, der mit breitem aber flachem Grunde entspringt, und sich nach oben kolbig
verdickt. Dieser Knochen (b, b) ist das Schlüsselbein, das keinem Vogel fehlt. An sein verdicktes
Ende stösst ein anderer schmaler säbelförmiger Knochen, welcher neben der Wirbelsäule äusserlich
auf den Rippen liegt (Fig. 2. b, b), und sich ebenfalls an der Verbindungsstelle mit dem Schlüsselbein
kolbig verdickt; er ist das Schulterblatt. Beide bilden am Verbindungspunkte eine Gelenkgrube
(Fig- 6.*) zur Aufnahme des Gelenkkopfes des Oberarmknochens. Ausserdem ist aber noch ein
dritter Knochen vorhanden (Fig. 2. c, Fig. 6. a), welcher wegen seiner Form Gabelbein Cfurcula)
genannt wird, und so vor den anderen liegt, dass der kurze oft ganz fehlende Stiel der Gabel an das
äusserste Ende des Brustbeinkammes stösst, die beiden Spitzen der divergirenden Schenkel mit dem
Schlüsselbein und Schulterblatt an deren Verbindungsstelle zusammentreffen. — Jtn Bau der Glied-
mafsen herrscht nicht die bei den Säugethieren bemerkbare Einheit des Typus, vielmehr eine bei
allen Vögeln ziemlich gleiche Differenz desselben. An den Vordergliedmafsen enthält der Oberarm
einen Knochen, der Unterarm zwei, welche die schon früher bemerkten Namen führen. An das
*) Der erste Halswirbel, der Träger oder Atlas, bat keinen Dornfortsatz uncl wird leicht übersehen, um so mehr, da der Epi-
stropheus (S. zu Fig. l.) sehr entwickelt ist. Die wahre Anzahl Halswirbel (der Atlas mitgerechnet und der erste, frei be-
wegliche, aber Rippen tra«ende Rückenwirbel ausgeschlossen) ist beim Sperber 13.
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Ende dieser stossen zwei kleine Handwurzelknochen, wie man sie als Analoga derselben 8 Kno-
chen des Menschen genannt hat, und darauf folgen die 2 langen Knochen der Mittelhand, gewöhnlich
nicht bloss oben und unten verwachsen, sondern auch in der Mitte noch durch Knochenbogen ver-
bunden. Au den Enden beider Knochen sitzen Finger,- am grösseren vorderen ein zweigliedriger,
am kleineren hinteren ein eingliedriger. Ausserdem trägt der grössere noch einen zweiten einglie-
drigen Finger, der auf einem nach aussen gewendeten Höcker seines Grundtheiles angebracht ist.
Diesen kleinen Finger pflegt man Daumen zu nennen. An den Hintergliedmafsen befindet sich im
Oberschenkel ein Knochen, im Unterschenkel wohl immer zwei, aber der äussere ist oft nur oben
sichtbar, und häufig ganz mit dem inneren grössern Schienbein verwachsen. Eine Kniescheibe, die
auf dem Gelenk zwischen Ober- und Unterschenkel liegt, kommt den meisten Vögeln zu. Ganz eigen-
tümlich aber ist es, dass an das untere Ende des Unterschenkelgerüstes nur ein langer Knochen, der
Laufknochen (tarsus) stösst, welcher einen sehr zarten, mitunter beständig sehnigen Knochen neben
sich hat, mit dem er mehr oder weniger innig verbunden ist. Er trägt die hintere Zehe, und fehlt
ganz, wenn diese Zehe nicht vorhanden ist. Der Laufknochen trägt dagegen 3 Zehen, von denen
nur beim Strauss eine (die innere) fehlt. Sehr allgemein enthält die hintere dieser 4 Zehen 2 Kno-
chen, die innere vordere 3, die mittlere vordere 4, die äussere vordere 5, von denen der letzte ganz
im Nagel zu stecken pflegt. Diese Zahlenverhältnisse erleiden nur einige wenige Ausnahmen.
Das unter Fig. 12. dargestellte Schädelgerüst ist von einem jungen Huhn entnommen. Ich be-
merke aber im Voraus, dass die Nähte, welche der Schädel zwischen den Knochenplatten zeigt, nicht
mehr ganz sichtbar waren, und nach anderen noch jüngeren Schädeln eingetragen wurden. Ferner
ist sowohl der Unterkiefer, als auch der Bewegungsapparat des Oberkiefers aus seiner natürlichen
Lage entfernt, und sind beide nur in der vorderen rechten Hälfte dargestellt. — Die einzelnen Kno-
chenstücke wurden folgendermafseu bezeichnet. 1 Der obere Zwischenkiefer, dessen Fort-
satz (1, b) über die Nasengrube sich erstreckt, dieselbe von oben bedeckt, und an das Nasen-
bein (4) stösst. In ähnlicher Weise geht ein zweiter Fortsatz unter der Nasengrube fort, und bildet
den ganzen oberen Mundrand. Hinter diesem Fortsatze liegt der kleine, nur mit seiner hinteren
Spitze (17) sichtbare Oberkieferknochen. Ausserhalb weben dem JVasenbein 4, welches die hintere
Seite der JVasengrube bildet, liegt das schuppenförmige Tliränenbein 5, und zwischen beiden
Augenhöhlen das dünne Pflugscharbein (vomer) 3. Den oberen Rand der Augenhöhle bildet
das Stirnbein 6, den hinteren Rand derselben Höhle das Schläfenbein 11. — Am unteren
Rande dieses Beines bemerkt mau 3 tiefe Ausschnitte. Der vordere, zunächst hinter der Augenhöhle
befindliche, ist zur Aufnahme eines Muskels bestimmt, welcher das Ouadratbein bewegen hilft; der
zweite mittlere und kleinste Ausschnitt ist eine Geleukgrube, welche die hintere verlängerte Ecke des
Quadratbeines aufnimmt, und so die Hauptstütze der ganzen Kiefergelenkuug bildet; der dritte hinterste
und grösste Ausschnitt ist der obere Rand der Paukenhöhle, und hält das Trommelfell zum Theil mit
fest. Diese Höhle wird nach hinten vom Hinterhauptsbein 2t nach unten vom hinteren
Keilbein 20, a, und nach vorn vom vorderen Keilbein 20, b begrenzt, und enthält in ihrer
Tiefe das Felsenbein, welches die eigentlichen Gehörsorgane in sich aufnimmt. Nur der Eingang
zu den letzteren, das foramen ovale, in dem das untere Ende des Gehörsäulchens {columellu) steckt,
ist als schwarzer Fleck (o) in der Mitte der Paukenhöhle sichtbar. Am Hinterhauptsbein bemerkt
man noch die Zerfallung desselben in mehrere Stücke, und bezeichnet 21, a den Körper, 21, b den
Bogen und 21, c die Schuppe. Zwischen beiden ist das Hinterhauptsloch der Eingang in die Schä-
delhöhle, und unter diesem der durch eine Furche halbirte Gelenkkopf (*) sichtbar. — Der Be-
wegungsapparat der Kiefer besteht aus 4 Knochen. Zuerst das Quadratbein (12), der hinterste
von diesen 4 Knochen, welcher eigentlich nur 3 Hauptecken hat; die obere hintere, welche mit dem
Schläfenbein gelenkt; die obere vordere, an die sich Muskeln setzen; und die untere, womit 2 Kno-
chen verbunden sind, der eine auf der äusseren Seite, der andere auf der inneren. Letzterer (14)
ist das sogenannte Flügelbein (os pterygoideum), welches sich schief nach innen gegen das vordere
Keilbein wendet, und mit diesem in einer Gelenkung, deren Fläche am Keilbein bei (*>;;c) sichtbar ist,
zusammenhängt. Die Fortsetzung dieses zweiten Knochens ist der dritte Knochen und heisst Gau-
menbein Qos palatinnm), geht vom vorigen gleich neben dessen vorderer (Jelenkfläcne aus, und
stösst mit seiner äussersten Spitze an die untere Fläche des Oberkieferknochens (17). Den vierten
Knochen nennt man Jochbein (b* zygomalicurn). Er (15) ist eine lange dünne Gräte, die wenig-
stens aus 2, öfters aus 3 Stücken (a, b, c) besteht, und hinten an die äussere Fläche der unteren Ecke
des Quadratbeines gelenkt, so wie vorn an das unterste Ende des Nasenbeines, da wo dasselbe au
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den unteren Ast des Zwischenkiefers stösst (bei -»*). Vom Unterkiefer ist bloss zu erwähnen,
dass derselbe, wie immer aus 2 Knochen besteht, dem unteren Zwischenkiefer 18, und dem eigent-
lichen Unterkiefer 19, von denen der letztere nach hinten in 2 Fortsätze ausläuft, zwischen denen
die Gelenkstelle liegt, an welcher er mit der unteren Ecke des Quadratbeines in Verbindung steht.
Fig. 3. Skelet von Scincüs officinalis, in natürlicher Grösse.
Das Skelet der Amphibien zeigt grössere Verschiedenheiten bei den Mitgliedern dieser Klasse,
als bei den Säugethieren und Vögeln, daher hier mehrere Repräsentanten dargestellt werden mussten.
Unter diesen nähern sich die Eidechsen bei weitem am meisten den Säugethieren, ja diff'eriren von
ihnen nur in den Zahlenverhältnissen, so wie im Bau des Schädels und des Brustbeines. Ersterer
schliesst sich an den Typus der Schlangen (siehe Fig.8.), weicht aber besonders darin ab, dass der
Oberkieferapparat innig mit den übrigen Kopfknochen durch Nähte verbunden ist, und dass ebenso die
beiden Hälften des Unterkiefers vorn zusammenhängen. Auch hier ist übrigens ein sehr deutliches
Quadratbein vorhanden. Am Brustbein, das keiner Eidechse, wohl aber allen Schlangen fehlt, findet
sich der Typus der Vögel in so fern wieder, als bei Allen, doch nicht bei den Krokodilen, das Gabel-
bein vorhanden ist. In beiden Fällen ist das Brustbein zumal nach vorn sehr breit und ganz wie das
des Strausses, der bekanntlich keinen Kamm darauf besitzt, gestaltet. Dies zeigt auch Fig. 14. in
der Abbildung des Schultergerüstes des Krokodils, und ist a das Brustbein, mit dem vorderen spa-
telförmigen Fortsatze und den 4 Gelenkgruben für die ersten Rippen, b, b sind die Schlüsselbeine,
c, c die oberen Enden der Oberarmknochen, und d, d die Schulterblätter. Die Zahlenverhältnisse
der Wirbel sind nicht konstant, in unserer Abbildung von Scincüs finden sich 29 Wirbel bis zum
Becken, 2 Wirbel im Kreuzbein und gegen 20 im Schwanz. Von den 29 Wirbeln vor dem Becken
tragen nur die 4 ersten keine Rippen, dann folgen 5 Wirbel, deren kurze breite Rippen noch nicht
an das Brustbein stossen, und hierauf wieder 5, deren Rippen unmittelbar mit dem Brustbein verbunden
sind. Die noch übrigen 15 tragen zwar Rippen, allein dieselben sind am Ende frei, und nehmen zu-
sehends an Grösse ab. Das Becken ist nur klein, doch dem der Säugethiere ähnlich, und nach uuten
geschlossen; das Schulterblatt hat ebenfalls grössere Aehnlichkeit mit dem der Säugethiere, und steht
senkrecht wie bei diesen. Ganz denselben Bau mit den Säugethieren zeigen die Gliedmafsen, und
ist in Bezug auf die Zehen nur der Unterschied merkwürdig, dass dieselbe, wie bei den Vögeln,
von innen nach aussen an Gliederzahl zunehmen. Gewöhnlich hat die innerste Zehe, den Knochen
für die Hand- und Fussfläche abgerechnet, 2 Glieder, die nächstfolgende 3, die mittlere 4, die folgende
sooar 5, allein in der äussersten und letzten sind immer 1—2 Glieder weniger.
Fig. 4. Skelet des Grasfrosches (Rana temporaria^), in natürlicher Grösse.
Die Frösche und die übrigen nackten Amphibien unterscheiden sich von den beschuppten in vie-
len wesentlichen Eigenheiten des Skeletes. So hat ihr Schädel 2 Gelenkköpfe neben dem Hinter-
hauptsloch, während die beschuppten Amphibien, gleich den Vögeln, nur einen besi'tzen. Fernere
Eigenheiten der Schädelbildung sind, wie die genannte, zu versteckt, als dass sie an dieser Zeich-
nung erkannt werden könnten, ich bemerke daher nur, dass c den Quadratknochen bezeichnet, wel-
cher den Jochbogen und den Unterkiefer trägt, und am Grunde eine Ausbiegung hat, welche das
Trommelfell in sich aufnimmt, a und b bezeichnen das bei den Fröschen merkwürdiger Weise
aus 2 Stücken bestehende Schulterblatt, d dagegen das Brustbein. Die Wirbel sind äusserst gering
an Zahl, gewöhnlich nur 10, davon 1 Halswirbel, 7 Rücken- und Lendenwirbel, 1 Kreuzbeinwirbel,
1 Schwanzwirbel. Keiner von diesen W7irbeln trägt Rippen, daher der Unterschied zwischen Rücken-
und Lendenwirbel wegfällt, und der Schwanzwirbel ist ein langer gerader griffeiförmiger Knochen (f)
ohne alle Fortsätze. An den Gliedmafsen zeigt sich eine grössere Uebereinstimmung mit dem Typus
der Saurier wie Landsäugethiere, und ist die Hauptdifferenz der Umstand, dass der Unterarm uud
Unterschenkel nur einen Knochen enthält, und dass die 2 Fusswurzelknochen der ersten Reihe auf-
fallend lang sind. Merkwürdig ist es auch, dass vorn wie hinten die lste und 2te Zehe gleichviel
Glieder haben, nehmlich nur 2; in demselben Fall befinden sich vorn die 3te und 4te Zehe, so wie
hinten die 3te und ote, alle haben 3 Glieder; dagegen hat die 4te hintere Zehe auch 4 Glieder uud
die 5te vordere fehlt. —
Fig. 5. Siehe weiter unten am Schluss.
Fig. 6- Siehe unter Fig. 2.
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Fig. 7. Schädel der Seeschildkröte (Chelonia Mi das), \ der natürlichen Grösse.
Die Schildkröten, deren höchst eigentümliches Skelet schon auf Taf. 18. Fig. 3. a, abgebildet ist,
zeigen auch in der Bildung des Schädels wichtige Unterschiede von den übrigen Amphibien. Mit den
Eidechsen dadurch näher verwandt, dass ihr Oberkiefer unbeweglich ist, unterscheiden sie sich doch
von ihnen nicht bloss durch die auffallende Kürze desselben, sondern auch durch die Unbeweg-
lichkeit des Quadratknochens, welcher, wie indess schon bei den Krokodilen, durch Nähte mit den
übrigen Kopfknochen zusammenhängt. Was die Lage der einzelnen Kopfknocben betrifft, so bezeich-
net 1 den oberen Zwischenkiefer, 17 den Oberkieferknochen, 4 das rechte Nasenbein, 6 das
Stirnbein, 8 die vordere Hälfte des Schläfenbeines, 11 die hintere Hälfte des Schläfenbeines, 9 das
Scheitelbein, 21, c die in einen langen Fortsatz nach oben erweiterte Deckplatte des Hinterhaupts-
beines, 18 den Quadratknochen, 13 das Gaumenbein, 15, a und b die beiden Hälften des Joch-
bogens, 18 den untern Zwischenkiefer und 19 den eigentlichen Unterkieferknochen. Der völlige
Mangel der Zähne in diesen Kieferknochen erinnert wieder an den Typus der Vögel.
Fig. 8. Schädel von Boa canina, in natürlicher Grösse.
Zu den merkwürdigsten Eigentümlichkeiten des Schädels der Schlangen gehören die freibeweg-
lichen Oberkiefer, die vorn nicht verbundenen Unterkiefer, und die zurückgezogene Stellung des Qua-
dratknochens. Die einzelnen Kopfknochen sind ebenso, wie in Fig. 5. 7. und 12. bezeichnet, können
daher leicht auf einander reduzirt werden. Es ist also 1 der obere Zwischenkiefer, dessen unteren
Seitentheile (3, 3) allein getrennt bleiben und die Duplizität desselben noch verrathen; 2, 2 sind die
oberen Vorsprünge der unten neben dem Zwischenkiefer gelegenen Siebbeine; 4, 4 die Nasenbeine,
5, 5 die vorderen und 6, 6 die hinteren Stirnbeine, 7, 7 und 8, 8 die Superorbitalknochen, 9 die
verwachsenen Scheitelbeine, 11, 11 die weit nach hinten gerückten Schuppen der Schläfenbeine,
12, 12 die Quadratknochen, 14, 14 die an das untere Ende des Quadratbeines stossenden, bei
allen Schlangen mit Zähnen besetzten Gaumenbeine; 15, 15 die von letzteren ausgehenden Joch-
bogen; 16, 16 die zum Gehörorgane gehörige Coluinella, welche merkwürdiger Weise mit dem
Quadratknochen in enger Verbindung steht; 17, 17 die mit Zähnen besetzten Oberkieferknochen,
deren äusserste Spitze an die oberen Zwischenkiefer stösstj 18, 18 die vorn getrennten unteren
Zwischenkiefer und 19, 19 die eigentlichen Unterkiefer. —
Fig. 5. Skelet des Karpfen (Cyprinds carpio), -\ der natürlichen Grösse.
Die Fische haben ein sehr zusammengesetztes Kopfskelett, aber ein desto einfacheres Rumpfskelet.
Ersteres besteht aus der eigentlichen Schädelhöhle, aus dem Kieferapparat, und aus dem Kiemengerüst,
welche 3 Haupttheile durch Sehnen und Muskeln zu einem Ganzen verbunden sind. Vom eigent-
lichen Schädel sieht man in dieser Figur nur die obere Seite, und ist No. 1 ein kleiner wirbei-
förmiger Knochen, welcher zwischen dem Oberkieferapparat und dem eigentlichen Schädel liegt, und
beide mit einander verbindet. Er hilft besonders die Bewegung des Oberkiefers mit ausführen. No. 2
ist das Siebbein, hier ein einfacher Knochen, der nach vorn die Wirbelreihe des Schädels schliesst;
6 das Stirnbein, 9 das Scheitelbein, 11 Schuppe des Schläfenbeines. Andere Knochen des Schädels
sind nicht sichtbar. — Zum Kieferapparat gehören folgende Knochen: 12 das Quadratbein, bei
den Fischen gewöhnlich Schläfenbein genannt, allein durchaus missbräuchlich, indem das Schläfenbein
ein Theil des Schädelgerüstes ist, der Quadratknochen aber zum Kiefergerüst gehört; 13 das vordere
Gaumenbein, welches von den benachbarten Knochen zum grössten Theile bedeckt ist; 14 und 15
Verbindungsbeine zwischen Gaumenbein, Quadratknochen und Unterkiefer, deren es 4 giebt, und von
denen die 2 anderen unter 14 und 15 liegen, aber keine Zahlen erhalten haben. Man könnte sie für
Jochbogenstücke erklären und sie mit No. 15 der anderen Schädel parallelisiren; 17 der Oberkieferkno-
chen, 3 der linke obere Zwischenkiefer; 18 der untere Zwischenkiefer, 19 der eigentliche Unter-
kieferknochen. — Das Kiemengerüst ist von aussen nicht sichtbar, da es von überragenden Kno-
chenplatten bedeckt wird. Diese Knochenplatten gehören ursprünglich der Haut an, und sind also
eigentlich Schuppen, man nennt sie jedoch mit dem gemeinschaftlichen Namen Kiemendecke 1.
Derselbe besteht aus 3 Knochen (a, ß, y), wozu als vierter noch der Vorderdeckel (#) gezogen
werden kann, wenngleich dieser wohl eigentlich ein Theil des Quadratknochens ist. Aehnliche modi-
fizirte Schuppen sind die mit f bezeichneten, rund um das Auge herumliegenden Orbitalknochen, deren
der Karpfen 6 hat; 1 über dem Auge, die anderen 5 darunter. Ersterer sitzt fest am Schädel, und
hat hier keine Bezeichnung bekommen.
Zu Tafel 1.
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Das herausgenommene Kiemengerüst erscheint in seiner rechten Hälfte bei Fig. 13. Die kleinen
stielförmigen Knochen a, b, c, d und e entsprechen dem Brustbein, die vorderen 2 jedoch dem Zun-
genbein, da an ihnen die Zunge haftet. Neben dem zweiten Knochen b liegt das grosse Zungenbein-
horn, aus 5 Knochen (f, g, h, i, k) gebildet, von denen der letzte mit seiner äussersten Spitze an das
unterste Ende des Quadratknochens angeheftet ist, und dadurch den ganzen Apparat schwebend er-
hält. An den äusseren freien Rand des Zungenbeinhornes setzen sich die zur Ausspannung der
membrana branchiostega bestimmten Kiemenhautstrahlen, deren der Karpfen drei hat (a, ß, 7). Hinter
dem Zungenbeinhorn folgen dann die eigentlichen Träger der Kiemen, deren es in der Regel 4 Paare
giebt (1, 2, 3, 4). Jede Hälfte derselben besteht wieder aus 2 (bei anderen Fischen 3 oder 4) Kno-
chen (1 und 1, a etc.), die den beiden Knochen der Vogelrippen analog sind. Aeusserlich tragen diese
Knochen die Kiemen. Nach oben sich wendend, nähern sie sich einander dadurch, dass die hinteren
in dem Maasse sich verkürzen, wie die vorderen länger werden, und stossen hier an eine Reihe klei-
ner .Knochen (1, b, 3, b), welche am Boden des Mundes neben den Körpern des Keilbeines und
Hinterhauptsbeines aufgehängt sind, und bei vielen Fischen Zähne tragen. Man hat sie obere Schlund-
knochen genannt. Der eigentliche Ächlundknocken Cos pharyngeum) ist ein den Kiemenbogen in
der Lage analoger, den Eingang des Oesophagus umfassender Knochen (5), welcher gewöhnlich sehr
kräftig ist, und Zähne (5, a) auf seiner Kante trägt. Die Cyprinen haben daselbst 3—5 sehr dicke
starke mit Schmelz bekleidete Zähne, die einzigen Zähne, welche bei ihnen wahrgenommen werden.
Am Rumpfskelet des Karpfen (Fig. 5.) erscheint zunächst hinter dem Kiemendeckel das Schulter-
gerüst, welches die Brustflossen trägt, dann kommen Rippen tragende Wirbel, zwischen deren Dorn-
fortsätzen oben die Knochen eingeschoben sind, welche die Rücken strahlen tragen. Auf die Rippen
tragenden Rückenwirbel folgen die nach oben und unten Dornfortsätze ausschickenden Schwanzwirbel,
und daran haften hinten wie unten die Spitzen der Knochen, welche der Schwanz- und Afterflosse
zur Stütze dienen. Das Becken dagegen (ß), welches denjenigen Fischen fehlt, die keine Hinter-
glieder haben, liegt frei im Fleische des Bauches, höchstens durch eine Sehne oder einen Knorpelstreif
mit dem Ende der benachbarten Rippen verbunden. — Noch bemerkt man die seitlich und schief von
den Wirbelkörpern ausgehenden, sehr dünnen Intermuskulargräten, deren jede nach unten sich gabel-
förmig spaltet, um zugleich an den Wirbel und dessen Dornfortsatz sich anzuheften.
Fig. 9. Ansicht eines Schwanz wirbeis von der Verbindungsfläche, um die Durchbohrung der
Dornfortsätze, so. wTie die Vertiefung der Verbindungsfläche zu zeigen.
Fig. 10. Derselbe von der Seite.
Fig. 11. Längsdurchschnitt zweier Wirbelkörper, woraus die Vertiefung an der Verbindungs-
fläche, welche mit einer weichen Knorpelmasse ausgefüllt ist, noch mehr ersehen werden kann.
Fig. 12. Siehe unter Fig. 2.
Fig. 13. Siehe unter Fig. 5.
Fig. 14. Siehe unter Fig. 3.
\                                                                                          »
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TAFEL 2.
1. Klasse. Säug'ethiere. Mamma lia.
2. Zunft. VIERHÄNDER. Quaärumana.
Wesentlicher Charakter. Sie haben alle 3 Zahnarten in ununterbrochener Reihenfolge, stumpfhöckerige Backzähne,
Schlüsselbeine und vorn wie hinten Hände mit 5 Fingern, doch fehlt bisweilen der Daumen an den vordem. 2 Zitzen an
der Brust.
1. Familie. Affen der alten Welt. Simiae catarrhinae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben -j- Schneidzähne, ^Backzähne, eine schmale Nasenscheidewand und Plattnägel
an allen Fingern.
Fig. 1. Der Orangutang (Tithecus satyrus), 16mal verkleinert.
Unter allen Affen nähert sich dieser am meisten dem Menschen in seiner Bildung. Er hat ei-
nen ziemlich rundlichen Kopf, desseu nacktes Gesicht nur wenig hervorragt, und einen Gesichtswinkel
von 65° zeigt; indess ist die Nase kurz, platt und am Grunde breit, wodurch sie mit der Negernase
einige Aehnlichkeit bekommt. Sein Gebiss ist viel stärker als das des Menschen, namentlich ragen
die Eckzähne mehr hervor. Der Körperbau ist unbeholfen, der Rumpf dick, die Gliedmassen schwach,
aber die Hände sehr gross, die Zehen lang. Der ganze Leih ist, besonders an der Aussenseite und
auf dem Rücken, von rothbraunnen, ziemlich langen Haaren bedeckt, doch sind die Brust, die Innen-
seite der Hände und die Zehen nackt. Letztere haben eine bläuliche Färbung. Die Haare des Vor-
derarms stehen rückwärts, wodurch am Ellbogengelenk ein Kamm entstellt. Einen Schwanz bemerkt
man nicht, eben so wenig Backentaschen und Gesässschwielen, welche bei den meisten Affen der al-
ten Welt vorkommen. — Die wenigen Exemplare dieses Affen, von welchen wir bisher JVachricht
erhalten haben, waren junge Tliiere, deren Höhe nur 2| — 3§ Fuss betrug. Sie zeigten in ihrem
Betragen viel Klugheit, waren aufmerksam auf ihre Umgebung, und lernten menschliche Verrichtungen
mit grosser Schnelligkeit nachmachen; ja aus eigenem Antriebe erfanden sie für ihre Bedürfnisse de-
nen der Menschen ähnliche Befriedigungsmitttel, namentlich machten sie weiche, bequeme Lager, und
hüllten sich in Tücher und Kleidungsstücke, welche sie erhalten konnten. Bire Nahrung waren be-
sonders saftige Baumfrüchte, durch deren Darbietung sie sich leicht herbeilocken Hessen; sie frassen
diese sitzend, sich mit den Vorderhänden dieselben vorhaltend. Allein ihr gewöhnlicher Gang war
nicht der aufrechte, vielmehr gingen sie auf vieren, wie die übrigen Affen, doch auf ebener Erde sehr
ungeschickt, aber sehr gewandt verstanden sie auf Bäume, an Masten und Schiffstakelwerk zu klettern.
Die Gefangenschaft ertrugen alle nicht lange, sondern starben durchweg in 1 — 2 Jahren. Man kennt
daher den alten Orangutang noch nicht genau, vermuthet jedoch, dass ein sehr grosser, 6 — 7' hoher
Affe, welcher manche Aehnlichkeit mit den jungen Orangs besitzt, und einmal an der Küste von Su-
matra erlegt wurde (Vergl. asiatic. researches Vol. XV. p. 941), der ausgewachsene Orang sey. Die
Jungen erhielt man an vershiedenen Punkten, an den Küsten der Inseln Borneo, Sumatra, so wie der
Halbinsel Malakka, und glaubt dass sie die unzugänglichen Wälder im Innern dieser Länder bewoh-
nen. Mit dem Pongo, welchen Ouvier für den alten Orang ausgiebt, hatte der erwähnte ausgewach-
k sene Affe Sumatra'» wenig Aehnlichkeit.
Fig. 2. Der Chakma-Pavian (Cynocephalus comatus Kühl., Simia Sphingiola Herrn.,
Cyn. porcarius Geoffr. Fr. Cuv. Desm.~), 16mal verkleinert.
Die Paviane zeichnen sich sich aus durch den länglichen Kopf, die hundeartige, hervorragende
Schnautze, das sehr starke Gebiss (vergleiche den Schädel des Maudrill, Fig. 2 »3» die Anwesenheit
der Backentaschen, den lang und dicht behaarten Leib, den nicht sehr langen, oft ganz kurzen Schwanz,
die nackten, grossen Gesässschwielen und die verhältnissmässig kürzeren Gliedmassen. Sie bewoh-
nen das mittlere und südliche Afrika, leben auf Bäumen und gehen auch ziemlich geschickt auf vieren,
bisweilen mit Hülfe eines Stabes auf zweien; sie sind wild und unbändig, sehr beissig, Feinde des
Menschen, die ihn auch ungereizt anfallen und ihm durch ihre grosse Muskelkraft, so wie durch ihre
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heftigen Bisse, gefährlich werden. Die abgebildete Art hat einen grünlich-grauen Pelz, indem auch
bei ihr, wie bei den meisten Arien, die Haare abwechselnd gelbgrün und braun geringelt sind; jiur
die Bart- und Stirnhaare sind heller, weisslich; dass nackte Gesicht und die nackten Pfoten haben
eine bläuliche Färbung, aber die Augengegend und die Gesässschwielen sind fleischroth; der Schwanz
ist etwas länger als die Hiuterglieder, ziemlich lang behaart, am Ende zottig, eben so haben der Nacken,
Hals und Vorderleib längere Haare. Der Chakma findet sich im südlichen Afrika, und erreicht eine
Höhe von %\ Fuss, er kommt in Menagerien bisweilen vor, da er am Kap gemein ist, viel häufiger
indess sieht man den rothnasigen Man drill (Cynocephalus Maimon und Mormon) mit blauen ge-
furchten Backen, welcher unter den Pavianen der gemeinste ist.
Fig. 3. Der türkische Äffe (Inuus sylvamis~), lOmal verkleinert.
Unter den. Makaker., zu welchen dieser AfFe gehört, zeichnet er sich besonders durch den
völligen Mangel des Schwanzes aus. Die Makakeu haben einen zierlichen rundlichen Kopf, eine nur
wenig hervorragende Schnautze mit nach oben gerichteten Nasenlöchern, deutliche Backentaschen an
den Wangen, und 5 Höcker am letzten unteren Backzahn jeder Seite. Ihre Augen liegen tief, indem
die Augenbraunenränder sehr stark hervorragen. Alle sind verschlagene, kluge, sehr bewegliche
Thierchen, die sich in der Jugend durch besondere Gelehrigkeit auszeichnen, mit zunehmendem Alter
aber stumpfer, boshaft werden, daher man den Alten nicht mehr trauen darf. Sie bewohnen fast alle
das südliche Asien, die abgebildete Art dagegen das nördliche Afrika, und hat sich seit langer Zeit
auch in Spanien angesiedelt, besonders an der Westseite des Felsens von Gibraltar, woselbst mau
sie schaarenweis mit den Jungen auf dem Rücken die unzugänglichsten Felsenspitzen erkletternd be-
obachten kann. Er erreicht die Grösse eines kleinen Z*udels, ist gelbgrau von Farbe, doch am Bauch
wie an der Innenseite der Glieder weisslich; das Gesicht, ist fleischroth; Scheitel, Schultern undllük-
kenseite der Hände dunkler rolhgelb; Zehen fleischfarben. Die Gesässschwielen eben so gefärbt, aber
klein. Gewöhnlich sieht man diesen Affen bei Bärenführern, da er sich wegen seiner grossen Geleh-
rigkeit besonders zu deren Kunststücken eignet; in der Gefangenschaft schliesst er sich gern an an-
dere Thiere, z. B. Hunde, und lebt mit ihnen in freundlichem Verhältnisse.
Fig. 4. Die Mona-Meerkatze (jOercopithecus ßfona), 8mal verkleinert.
Die Meerkatzen sind unter den Affen der alten Welt die zierlichsten und behendesten. Sie
haben einen kleinen, runden Kopf, einen Gesichtswinkel von 50 — 52°, eine wenig hervorragende
Schnautze, nach oben gerichtete Nasenlöcher, sehr grosse und weite Backentaschen, und 4 Höcker
am hintersten, unteren Backzahn. Alle besitzen einen zierlichen, schlanken Körperbau, sehr lange
Gliedmassen, mit 5 Fingern, vorn wie hinten, und einen sehr langen, gleichmässig behaarten Schwanz.
Durch, die Mannichfaltigkeit ihres Kolorits sind sie besonders geeignet zur Ergötzung zu dienen, zu-
mal da die Farben oft gleich Kleidungsstücken am Leibe vertheilt sind (daher Kl ei de raffe nj, auch
macht sie ihr sanftes, wenngleich etwas dreistes und zudringliches Naturell, verbunden mit ihrer Klug-
heit und Gelehrigkeit, besonders zu Possenreissern geschickt. Sie sind entweder in Indien oder im
tropischen Afrika zu Hause. -— Die abgebildete Art ist auf dem Bücken und an den Seiten braun, am
Bauch und der Innenseite der Gliedmasseu weiss, das Gesicht ist fleischfarben, der Scheitel goldgelb,
die Backen strohgelb, die Ausseuseite der Glieder dagegen und der Schwanz sind schwarz, doch liegt
am Grunde des letzteren und der Schenkel unter den Gesässschwielen jederseits ein weisser Fleck.
Das Vaterland ist Afrika. Unter allen Meerkatzen besitzt der Mona die lieblichsten Eigenschaften,
und mau rühmt seine zierliche Gestalt, sein gefälliges Betragen, sein sanftes Naturell, und die Klug-
heit seines Ausdrucks ganz besonders. An das europäische Klima pflegt er sich leicht zu gewöhnen.
2. Familie. Affen der neuen Welt. £. platyrrhinae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben -| Schneidezähne, ^ Backzähne, eine breite Nasenscheidewand, seitlich gewen-
dete Nasenlöcher, keine Backentaschen und Gesässschwielen und Plattnägel an allen Zehen.
Fig. 5. Der Araguato oder bärenartige Brüllaffe (Mycetes ursinus^ 8mal verkleinert..^
Die Brüllaffen bilden eine höchst merkwürdige leicht kenntliche Affenform, welche die Gipfel
der Wälder Südamerikas bewohnt. Sie haben einen ziemlich rundlichen Kopf (Fig. 5 a), dessen Ge-
sichtswinkel etwas über 30 Grad beträgt; das Gebiss zeigt nichts Eigenthünuiches, dagegen fällt am
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Unterkiefer seine bedeutende Breite, besonders des aufsteigenden Theiles, sehr in die Augen. Dieser
breite Knochenfortsatz dient zum Schutz einer dahinter gelegenen knöchernen Höhle, welche vor dem
ebenfalls sehr grossen Kehlkopf am Zungenbein sitzt, und in der Zeichnung über den unteren Band
des Kiefers hervortritt. In dieser Knochenhöhle liegen Hautsäcke, welche mit der Höhle des Kehl-
kopfes in Verbindung stehen, und zur Hervorbringung des lauten, bisweilen klagenden Geschreies benutzt
werden, welches diese Affen von Zieit zu Zeit hören lassen. Aeusserlich ist die Knochenhöhle bloss
von der Haut bedeckt, welche am Halse einen weiten, meistens nackten Sack bildet. Im Uebrigen
haben die Brüllaffen wenig Eigentümliches. Ihre Hände haben vorn und hinten 5 Zehen, und der
lange Schwanz ist kurz hehaart, unten aber an der Spitze nackt, schwielig und wickelt. Sie fühlen
mit dieser nackten Stelle sehr gut, und halten sich damit fest, wenn sie sitzen CGreifschwanz).
Die abgebildete Art hat überall eine rothgelbe, ins Braune spielende Färbung ihres dichten und lan-
gen Haarkleides, nur der untere Theil des nackten Gesichtes ist schwarz, und von einem sehr star-
' ken Barte überall umgürtet; die Brust ist leichter und kürzer behaart, und die Innenseite aller vier
Hände nackt. Der Leib vom Scheitel bis zum Anfange des Schwanzes misst 20 Zoll, der Schwanz
allein 21. Der Araguato bewohnt ganz Südamerika und hat in den nördlichen Gegenden eine mehr
"rothbraune, in den südlicheren eine dunklere fast braune Färbung.
Fig. 6. Der grossköpfige Sapajou (Cebus monachus Fr. Cuv.~), ßmal verkleinert.
Zu denSapajous oder Winselaffen (Cebus) gehören die gemeinsten südamerikanischen Af-
fen; sie besitzen einen kleineren, runden Kopf, einen Unterkiefer von gewöhnlicher Form, ziemlich
grosse Augen und Ohren, aber keine hervorstehende Sehnautze. In ihrem schlanken, allermeist sehr
hebenden Körperbau gleichen sie den Meerkatzen, und haben, wie diese, einen langen, ziemlich
kurz behaarten Schwanz, dessen eingekrümmtes Ende nicht nackt ist, aber ebenfalls zum Wickeln und
Festhalten benutzt wird (Wickelschwänz). Ihre Hände haben beständig 5 Zehen. Die Lebens-
weise unterscheidet sie ebenfalls von den Brüllaffen, in so fern sie, freilich wie jene gesellig auf ho-
hen Bäumen sich aufhaltend, ein munteres, bewegliches Naturell verratheii, und statt der lauten Stim-
me jener, nur flötende oder weinerliche, schwache Töne von sich gehen. Ihre Nahrang sind eben-
falls Baumfrüchte, doch besuchen sie gern die Kornfelder der Pflanzer, vorsichtig Wachen voraus-
schickend, und lassen sich den ßeiss gut schmecken. Die abgebildete Art unterscheidet sich auffallend
durch die kurzen, fast wie geschoren aussehenden Kopfhaare von weisslicher Färbung und das von
einem schwarzen Saume eingefasste fleischfarbene Gesicht. Hals, Schläfen, Brust und Oberarme sind
hell gelbroth; der Bauch und die Innenseite der Gliedmassen weisslich, die Unterarme, Beine, der
Schwanz und die Bauchseiten schwarz, nur der Rücken schwarzbraun und rothbraun gescheckt. Die
Heimath dieses Affen ist Südamerika, woselbst er an den Ufern der grossen Ströme gefunden wird,
und nach dem Alter in der Farbe und Zeichnung verschieden zu sein scheint, so dass die von Spix
als Cebus xanthocephalus und dem Prinzen Max v. Ne.uwied als C. xanthostemus (Sl. variegata
Humb., Ceb. variagatus GeoffrJ
beschriebenen Affen wohl mit diesem einerlei Art sein dürften.
3. Familie. Eichhornaffen. Arctopitheci.
Wesentlicher Charakter. Sie haben — Schneidez., jpg- Backz., keine Backentaschen und Gesässschwielen, stets 5 Fin-
ger, al>er Krall nägel an allen, nur nicht am Daumen der hinteren, -welche allein Hände sind, die vorderen mehr Pfo-
ten. Sie leben bloss in Südamerika.
Fig. 7. Der gemeine Titi (Hapale Jacchus), 4mal verkleinert.
Er hat die Grösse eines Eichkätzchens, einen kleinen runden Kopf, ein fast nacktes Gesicht,
vor jedem Ohre einen Büschel langer, weisslicher Haare und einen dichten, wolligen, ziemlich langen
Pelz, der auch den langen, schlaffen, hängenden Schwanz bekleidet, aber die Pfoten und Hände nicht,
diese haben kürzere, kleinere, dicht anliegende Haare. Die Farbe ist am Kopf, Halse und Nacken
ein dunkles Rothbraun, mit Ausnahme der weissiichen Ohrbüschel, der übrige Körper ist sclnvarzgrau,
auf dem Rücken und an den Schenkeln mit dunkleren Querstreifen, am Schwanz mit schwärzen Quer-
ringen, nur die Pfoten und Hände haben eine hellere weissgraue Färbung. Der Titi ist einer der
kleinsten Affen, und lebt, wie die übrigen Affen, gesellig in den Urwäldern Brasiliens, sich von Baum-
früchten ernährend, doch frisst er auch Insekten gern. Man sieht sie diese sitzend verzehren, wo-
bei sie den Bauch fest au die Zweige andrücken, aber den Schwanz schlaff herabhängen lassen. Das
Junge trägt die Mutter, gleich den übrigen Affen, so lange mit sich, a*s es sich noch nicht selbst er-
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nähren kann; gewöhnlich sitzt es der Alten auf dem Rücken, oder hängt ihr vorn an der Brust, letz-
teres besonders dann, wenn die Mutter ruht. In ihren Bewegungen sind die Eichhörnchenaffen eben
so munter und lebhaft als die Winselaffen, zeigen aber wenig Gelehrigkeit. Dennoch hält man sie
gerne zum Vergnügen in Häusern, da ihre lustigen mannigfachen Bewegungen sich recht gut ausneh-
men, besonders wenn sie sich im Laube verstecken und, gleich Spechten, hinter den Zweigen oder
zwischen den Blättern ihren zierlichen, beständig beweglichen Kopf hervorstrecken. Gegen Abend
stellen sie diese Munterkeit ein, rollen sich zusammen und schlagen den Schwanz um sich, zum Schutz
gegen die oft empfindliche Kälte der Nächte. Daher können sie auch das europäische Klima nicht
gut ertragen und sterben gewöhnlich schon während der Ueberfahrt
4. F a m i 1 i e. M a k i s. Prosimiae.
Wesentlicher Charakter, Schneidz. unbestimmt, Back?.. ^, oder gjjj, oder ^, oder.g^, mit spitzeren Höckern. Vorn
und hinten Hände mit Plattnägeln, nur am Zeigefinger der hinteren «in Krallnagel. Sie bewohnen Afrika und Südasien.
Fig. 8. DerweissköpfigeMaki (Lemur albifrons), 8mal verkleinert.
Die Gattung der ächten Makis oder Lemuren hat in ihrer Gesammtform etwas Katzenarti-
ges, wiewohl die Schnautze mehr hervorragt. Die Mitglieder derselben haben £ Schneidezähne (8 a),
von welchen die oberen senkrecht stehen und in der Mitte durch eine Lücke getrennt sind; die un-
teren viel längeren und spitzeren (8 b) dagegen stehen fast horizontal, und ragen über die oberen ein
wenig hervor. Die Eckzähne sind zugespitzt, kegelförmig und die Backzähne (|^) sind ungleich, die
vorderen schmäler, mit einer Spitze versehen, die hinteren breiter mit 2 stumpfen Höckern. Die Ohren
haben noch die Form wie bei den ächten Affen und sind nackt, aber das Gesicht ist, wenngleich kurz,
behaart. Die Gliedinassen sind schlank, die Hände zierlich, der Schwanz hat bei allen, eine bedeu-
tende Länge, ist gleichmässig behaart und schlaff. Sie bewohnen fast alle die Insel Madagaskar,
leben gesellig auf Bäumen, sind wie die Eichhörnchenaffen sehr beweglich, behende und scheu, er-
nähren sich auch, wie diese, von Insekten und Früchten unterschiedlich. Die abgebildete Art hat ganz
die Grösse einer Katze, nur einen schlankeren Rumpf und längere Beine; ihr dichtes, leicht gekräusel-
tes Wollhaar besitzt eine rothbraune Färbung, allein Hinterhaupt, Schultern und Nacken spielen ins
Graue. Gesicht, Hände und Schwanzspitze sind schwarz, aber der Vorderkopf bis zu den Ohren rein
weiss beim Männchen, weisslich beim Weibchen; der ganze Bauch hat eine hellere Färbung.
Fig. 9. Der faule Lori (Stenops tardigradus), 4mal verkleinert.
Ein sehr merkwürdiges Thierchen, welches durch sein Betragen an die Faulthiere erinnert.
Der Kopf ist rundlich und hat eine nur Aveuig hervorragende Schnautze, allein sehr grosse, katzen-
artige Augen mit runder Pupille, welche mehr als bei den Makis nach vorn gerichtet sind; dagegen
sind die Ohren unter den stärker behaarten Backen fast ganz versteckt. Das Gebiss weicht von dem
der Makis dadurch ab, dass im Oberkiefer nur 2 Schneidezähne vorkommen (9. a), sonst aber hat es
dieselbe Bildung. Eben so wenig zeigt der Rumpf auffallende Unterschiede, als nur in dem Mangel
des Schwanzes. Die Loris überhaupt sind Nachtthiere, welche sich durch die Langsamkeit ihrer
Bewegungen auszeichnen, welcher Umstand darin seinen Grund zu haben scheint, dass die Armschlag-
ader sich bald in viele Aeste tbeilt, welche mit einander ein dichtes Gefässnetz bilden. Dadurch scheint
die schnelle Zirkulation des Blutes im Arm gehindert zu werden. Aehnlich, doch weniger entwickelt,
ist der Bau au den Beinschlagadern. (Vergl. Heusingers Zeitschr. f. d. org. Physik II. 452.) Sie
finden sich bloss in Ostindien und auf den benachbarten Inseln, leben auf Bäumen, und beschleichen
kleine Vögel und Insekten, von welchen, wie auch von Baumfrüchten, sie sich ernähren. Die abge-
bildete Art ist ziemlich die grösste, erreicht 13 Zoll Länge und hat eine gelbbraune Färbung, welche
in der Mitte des Rückens und um die Augen dunkler ist, namentlich auf dem Rücken selbst einen
Längststreif bildet.
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TAFEL 3.
1. Klasse. Sällgethiere. Mammalia.
3. Zunft. FLA T T E R E R. Clilroptera.
Wesentlicher Charakter. Alle 3 Zahnarten, 2 Zitzen an der Brust, Vorder- und Hinterglieder durch eine grosse Flug-
haut verbunden.
i. Familie. K u b z z e h k r. Dermaloptera.
Wesentlicher Charakter. Alle Zehen von gewöhnlicher Lange und mit Krallen versehen, stecken mit in der dicht be-
haarten Flughaut.
Fig. ti Der fliegende Maki oder Pelzflatterer (Galeopithecus rufus), 6mal verkleinert.
Ist die einzige bekannte Art der ganzen Familie: hat \ Schneidezähne, von denen die unteren
breit, kammförmig und bis auf die Wurzel in schmale Blätter gespalten, die mittleren oberen aber sehr
kurz sind, kurze Eckzähne, und ^| spitzzackige Backzähne (Fig. 1. a. stellt die unteren Schneidezähne dar).
Ohren kurz abgerundet. Vorder- und Hiuterglieder von ziemlicher Länge, durch die Flughaut ver-
bunden, worin sich auch der lange Schwanz befindet. Die Krallen gross, hakig und stark zusammen-
gedrückt. Der fliegende Maki ist oben dunkel bräunlichgrau, unten rostfarben, hat die Grösse eines
Kaninchens, und bewohnt die Inseln der Südsee. Er klettert gern auf Bäume, und bedient sich der Flug-
haut nur als Fallschirm beim Springen; fliegen kann er nicht. Seine Nahrung besteht in Insekten,
saftigen Früchten, und auch wohl kleinen Vögeln. Die auf dem Bücken weisslich gefleckten Jungen
Sind oft für eigene Arten ausgegeben -worden.
2. Familie. Fledermäuse. VespertiUonea.
Wesentlicher Charakter. Schneidezahne klein, oft ungleich; Eckzahne massig, sehr spitz. Vorderglieder sehr verlängert,
besonders die Zellen, welche, mit Ausnahme des kurzen Daumens, in der fast nackten Flughaut stecken und dieselbe spannen.
Hiiiteizelieu gleich lang, ausserhalb der Flughaut.
Die Fledermäuse sind in der Regel kleine Thiere, welche die Finsterniss lieben, sich daher am
Tage in allerhand Schlupfwinkeln verstecken und erst in der Abenddämmruiig hervorkommen, um ihrer
Nahrung nachzugehen. Diese besteht allermeist in Insekten, doch auch im Blut der warmblütigen Rück-
gratthiere und in Bauuifrüchten. Die Bewohner der gemässigten und kalten Zonen fallen daher in
einen Winterschlaf, welchen sie in grossen Gesellschaften ausführen, und sich zu diesem Endzweck
au den Hinterbeinen aufhängen. Viele haben grosse Ohren oder häutige Nasenaufsätze, welche sehr
empfindlich sind, und als Tastorgan dienen. Eben diesen Zweck hat auch mit die Flughaut, obwohl
sie eigentlich zum Flattern bestimmt ist. Zu diesem Geschäft spannen sie dieselbe gleich Flügeln
mit Hülfe der 4 Vorderzehen, beim Gehen aber wird sie wie ein Vogelflügel angeklappt, und liegt dann
so am Leibe, dass die Handwurzel deu Boden berührt, wobei der freie Daumen allein auftritt.
A. Ohne blattartigen Nasenaufsatz.
a. Mit slumpfhöckerigen Backzähnen.
Fig. 2. Der langzüngige Vampyr (Pteropüs minimus), 4mal verkleinert.
Die Gattung der Vampyre hat einen Nagel am Zeigefinger, £ konische Schneidezähne, 4—6 Back-
zähne jederseits in jedem Kiefer, kurze, behaarte Ohren, und eine weite, grosse, ziemlich behaarte
Flughaut, die am Schwanz ausgeschnitten ist oder ganz fehlt. Die Arten erreichen eine für Fleder-
mäuse sehr bedeutende Grösse, bewohnen die Tropenzone der östlichen Hemisphäre, saugen aber kein
Blut, sondern nähren sich von saftigen Früchten und Insekten, verfolgen jedoch auch kleine Vögel.
Der Kiodot unterscheidet sich von den übrigen Mitgliedern seiner Gattung durch einen stark verlängerten
Kopf und eine ziemlich lange, etwas ausstreckbare Zunge; sonst steht er den ungesch wänzten Vam-
pyren am nächsten. Er wird gegen 3J Zoll lang, hat bis 10 Zoll Flugweite, und ist von Farbe
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lebhaft rothbraun, mit gräulich isabellfarbenem Anflug. Sein Pelz ist wollig, seine Ohren sind massig
lang, die Augen gross mit gelber Iris, und die vorschiessbare Zunge erreicht eine Länge von 2 Zoll.
Er pfeift sehr grell, trägt nur ein Junges, lebt auf Java und in Ostindien, und wird gegessen.
Fig. 10. Kopf von Harpyia Pallasii.
Diese auf den Molucken lebende Fledermaus ist dadurch ausgezeichnet, dass sie gleich den Vam-
pyren am Zeigefinger einen Nagel und Backzähne mit breiter fast glatter Krone hat; sie unterschei-
det sich von Pteropus dadurch, dass sie im Oberkiefer nur 2 Schneidezähne hat, und von Cephai-otes,
welcher Gattung man sie früher beizählte, dadurch, dass die beiden Schneidezähne des Unterkiefers
bald ausfallen. Auch fehlt bei Ceph. der Nagel am Zeigefinger. Sie hat ferner einen grossen Kopf
mit kurzen ovalen Ohrmuscheln, grossen Augen, röhrenförmigen, durch die Scheidewand deutlieh ge-
trennten Nasenlöchern, verlängerten, abgestutzten Kiefern und dicken Lippen. Fig. 10. a. stellt die Vor-
derzähue dar.
fo. Mit spitzzackigen Backzähnen. Allen fehlt der Nagel am Zeigefinger.
Fi«. 3. Das Langohr (Vespertilio auritus), 4mal verkleinert.
Die ächten Fledermäuse (Vespertilio) haben - °^e-r - Sehneidezähne, deutliehe Eckzähne, und 4—6
Backzähne, von denen die vorderen meist kleine einzackige Lücke uz ahne sind. Oberlippe unge-
teilt, Ohren gross, mit grosser Deckelklappe und ziemlich langem Schwanz, der mit der Flughaut ganz
zusauuncngewachsen ist. Die zahlreichen Arten sind über den ganzen Erdboden verbreitet, und nähren
sich von Kerfen. Nach der Grösse der Ohren theilt man die ächten Fledermäuse in 2 Gruppen, nehmlich
1) sät massigen, und 2) mit sehr grossen am Grunde verwachsenen Ohren (Plecotus Geo/fr.). Zu
letzterer Abth. gehört das gemeine Langohr, welches sich in ganz Europa, und selbst in den Pyramiden
Aegyptens findet, bei uns sehr häufig in Häusern und alten Mauern verweilt, und noch später als die
übrigen Fledermäuse umherflattert. Es wird lf—3£ Zoll lang, seine Flugweite beträgt 8—10^y/;
seine Ohren sind beinahe so lang als der Leib und vorn 2 Linien hoch mit einander verwachsen; sein
Pelz ist braungrau, unten grau. Es kann auf allen Vieren gehen, und wird so zahm, dass es die
Fliegen aus der Hand holt
Da alle Fledermäuse ziemlich dieselbe Körnerform haben, nud die Gattungsunterschiede lediglich
im Bau des Kopfes und des Gebisses ausgedrückt sind, so schien es hinreicliend, bloss die Köpfe eini-
ger Hauptgattuugen darzustellen. Wir wählten die folgenden:
Fig. 8. Kopf von Taphozous mauritianus.
Die Gattung der Grabhüter {Taphozous) hat im Oberkiefer keine, im unteren 4 dreilappige
Schneidezähne, tätigere, konische Eckzähne und 5 Backzähne, von denen die 2 vorderen Lfickenzähne,
die übrigen spitzzackige Fleischzähne siud. Fernere Auszeichnungen sind die ungeteilte Nasenspitze,
eine Grube im Gesicht vor den Auge», und massige Ohren mit kleiner Deckelklappe. Die abgebildete
Art lebt auf der Insel Moritz (Isle de France), wird bis zur Schwanzspitze 3| Zoll lang, und ist
oberhalb kastanienbraun, unten rofhbraun. Fig. 8. a. zeigt die Seitenansicht.
Fig. D. Kopf von Nyctebis Geoffroyi.
Die Gatt. Nyctebis bat £ Schneidezähne, oben stets 4, unten 4 oder 5 Backzähne und eine merk-
würdige Nase mit einer Längsrinne, so wie ki den Nasenlöchern eine Klappe, wodurch sie geschlos-
sen werden können; endlich grosse, am Grunde verbundene Ohren mit einer Deckelklappe. Durch die
hinten geöffneten Backenlaschen kann zwischen Haut und Muskeln Luft eingepresst werden, vermit-
telst welcher die Thiere sich aufblähen, um sich das Flattern zu erleichtern. Die Klappen iu der Nase
dienen zum Sohlt essen derselben während des Blähens, damit die Luft nicht durch die Nase entweiche.
Die abgebildete Art lebt in Aegypten, erreicht eine Länge von 1 Zoll 10 Linien, und ist oberhalb
braun, unten weissgrau. Sie hat von allen Gattungsverwaudten die grössten Ohren-
B. Mit blaüarligeni Nasenaufsatz und spitzzackigen Backzähnen.
Fig. 5. Kopf von Phy^lostoma crenulatum.
Die Blattnasen sind die so iibel berüchtigten Blutsauger Südamerikas, welche man gewöhnlich
mit dem Namen Vampyre zu bezeichnen pflegt. Sie haben L£^ü Schneidezähne, von denen die obe-
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ren mittleren viel grösser als die übrigen sind, deutliche konische Eckzähne, grösser als die Vorder-
zähne, und jederseits oben und unten 4-—6 Backzähne, von denen die 2 oder 3 ersten einzackige
Lückenzähne bilden- Die Nasenflügel bilden habkreisförmige Muscheln, und die Nasenscheidewand
ist zu einem aufrechtstehenden, lanzettförmigen Blatt ausgewachsen. Die massigen Ohren sitzen seitlich,
und haben einen gezackten Ohrdeckel. Die rundliche Zunge ist vorstreckbar, und wie bei den Katzen,
mit scharfe» aber mehrspitzigen Warzen besetzt. Die Blattnasen fressen Insekten, kleine Vögel
und Säug'hiere, und saugen in Ermangelung dieser Nahrung mit Hülfe ihrer stacheligen Zunge das
Blut schlafender warmblütiger Thiere. Sie haben entweder keinen Schwanz, wie Ph. spectrum, des-
sen Gebiss in der Fig. 5. b. dargestellt ist; oder der Schwanz ist kurz und steckt ganz in der Plug-
haut, wie bei Ph. hastalum« dessen Gebiss die Fig. 5. a. zeigt, oder endlich der Schwanz ist am Ende
frei, wie der von Ph. crenulatum.
Fig. 4. Kopf des Lowo (Mkgaderma trifohum).
Die Gattung der Klappnasen, zu welcher der Lowo gehört, hat J Schnz. und oben 4, unten
5 Backzähne. Ihre Ohren sind gross, die Vorderränder auf der Stirn zusammengewachsen, Ohrdeckel
mehrsspitzig; Nasenlöcher in trichterförmiger Vertiefung. Auf der Nase befinden sich drei Lappen
hinter einander, von denen der vordere hufeisenförmig, der mittlere geneigt und der hintere aufrecht ist.
Die Mitglieder dieser Gattung bewohnen die alte Welt. Der Lowo (M. trifolium s. spasmo) zeich-
net sich durch seine grosse Nasenklappe aus, hat einen mausgrauen Pelz, wird fast 3 Zoll lang, und
lebt auf Java.
Fig. 6. Kopf der ägyptischen Hufeisennase (Rhinolophus tridens).
Die Hufeisennase n haben ihren Namen von einem gefalteten hufeisenförmigen Nasenaufsatz er-
halten. Sie besitzen % Schneidezähne, und oben stets 5 unten 5 — 6 Bckz., grosse Ohrmuscheln ohne
Deckelklappe, und leben in der alten Welt. Die ägyptische Hufeisennase ist au ihrem dreispitzigeu
N asenblatt leicht zu erkennen; sie wird 2 Zoll lang, und hält sich in den Berghöhlen und den Ge-
wölben der Königsgräber Aegyptens auf.
4. Zunft. RAUB T HIER E. Ferne. (Siehe Tafel 4.)
A. Fleischfresser, Carnivorae. (Siehe ebenda.)
B. Kerffresser, Insectiforae.
Wesentlicher Charakter. Kleinere Raubthiere mit spitzer, hervorstehender Schnautze, ungleichen Schneidezähnen, Schlüs-
selbeinen und meist nackten, 5zehigen Pfoten, deren ganze schwielige Sohle den Boden berührt.
a. Vorderzehen ganz frei, wie die hinteren bloss zum Gehen geschickt.
Fig. 11. Der gemeine Igel (Eiunaceüs europaeus), 3mal verkleinert.
Er hat | Schneidezähne, von denen die mittleren oberen gross und durch eine weite Lücke ge-
trennt sind, undeutliche Eckzähne, und ^Z Backzähne, von denen oben 3, unten 2 Lückenzähne sind;
eine hundartige nackte, am Rande gekerbte Schnautze, kleine gerundete Ohren, und ziemlich grosse Au-
gen. Besondere Auszeichnungen sind der kurze Schwanz und die unregelmässig gestellten, kurzen
Stacheln seines Rückens, welche aber nicht, wie beim Stachelschwein, aufgerichtet werden können.
Dafür hat das Thier unter der Rückenhaut einen grossen scheibenförmigen Muskel, vermittelst welches,
wenn es sich zusammenkugelt, die Rückenhaut über den ganzen Leib weggezogen werden kann. Will
man den Igel dann fangen, so muss man Wasser von unten auf ihn giessen, wodurch er zur Flucht
gereizt und genöthigt wird, sich wieder auszudehnen. Der Igel war schon den Alten als ein halb
unterirdisches Thier bekannt; er gräbt zwar selbst keine Höhlen, lebt aber in Erdlöchern, Felsenklüf-
ten, auch wohl in dichten Gebüschen und Hecken, und ist in Europa überall gemein. Er hält keinen
Winterschlaf, obgleich er öfters lethargisch wird; nie aber sammelt er Wiutervorräthe ein, wie man
wohl behauptet hat. Er ist träge, sanft, schläft bei Tage, hat ein sehr schlechtes Gesicht, aber einen
feinen Geruch, vielleicht weil seine Nase mit 6 Reihen franzenartiger Kämmcheu besetzt ist. Er frisst
zwar Obst, gehört aber dessenungeachtet zu den nützlichsten Thieren; denn seine Lieblingsnahrung
besteht aus Mäusen, Fröschen, Insekten und anderem Ungeziefer. Besonders vertilgt er Heuschrecken
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und Schaben (Blatta orientälis), weshalb er von vielen Leuten in Wohnungen gehalten wird. Er
wirft im Juli oder August 3 bis 0 Junge, die gleich anfangs keine Stacheln haben, und füttert sie
gern, wenn sie etwas grösser geworden sind, mit Weinbeeren. Er erreicht eine Länge von einem
Fuss und eine Höhe von 5 Zoll. Von Farbe ist er röthlieh graugelb, mit schwarzer Augeneinfassuug
und schwarzem Fleck auf der Brust. Die Stachelbedeckung fängt in der Mitte der Stirn an, und be-
deckt die ganze Oberseite bis zum kahlen Schwanz. Die Stacheln sind ungefähr § Zoll lang, schwarz-
braun mit weissen Spitzen.
Der Schädel (Fig. H.a.) ist kegelförmig, niedergedrückt, breit, mit Meinen Hinterhauptshöckern und
ganzen Jochbogen, so wie auch Jochbeinen; im Uebrigen fast ohne alle Leisten.
Fig. 12. Kopf und Nase des Desmans (Myogalea moschatä).
Der Desman hat f Schneidezähne und M Backzähne, von denen nur die 3 hintersten Mahlzälme
sind. Seine Oberlippe und Nase sind in einen langen, knorpeligen, zusammengedrückten, sehr beweg-
lichen Rüssel verlängert. Die Augen sind klein und die Ohrmuscheln nicht vorhanden. Der Leib ist
mit langen Haaren besetzt; der Schwanz von den Seiten zusammengedrückt, hoch, beschuppt
und sparsam behaart, an seiner Wurzel linden sich Drüsen, die Zibeth absondern; die fünfzehigen Füsse
haben Schwimmhäute. Der Desman bewohnt Südrussland, wo man ihn Wuchuchel nennt, gräbt sich
Löcher an den Ufern der Seen, sucht mit seinem Rüssel im Schlamm Blutegel und Insektenlarven auf,
und riecht stark nach Zibeth. Er ist etwas grösser, besonders plumper, als eine Ratte.
Fig. 13. Die gemeine Spitzmaus (Sobex araneus), in natürlicher Grösse.
Die Gattung der Spitzmäuse liat f Vorderzähne, die oberen zweispitzig, die unteren denen der
Nager ähnlich, sehr gross, horizontal geneigt, oben gekerbt, und |^| Backzähne, von denen oben 4, unten
3 Mahlzähne sind, eine rüsselartig verlängerte Nase, sehr kleine Augen, an jeder Seite eine Reihe
borstiger Haare, zwischen welchen eine Drüsenöffnung ist; einen langen Tturzhaarigen Schwanz mit
nach nuten hervorstehendem Haarkiel; fünfzehige Füsse und 6 —10 Zitzen an Brust und Bauch. Die
Gestalt aller Arten ist mausähnlich. Sie sind über dem ganzen Erdboden verbreitet, und unter ihnen
finden sich die kleinsten Säugelhiere. Sie leben in selbst gegrabenen Erdlöchern, gehen nur des
Nachts hervor, und nähren sich von Würmern und Kerfen. Die gemeine Spitzinaus ist etwas klei-
ner als die Hausmaus, 2 \ Zoll lang, auf Rücken und Schwanz röthlichgrau, am Bauche gelblichweiss.
Sie hat kahle Füsse und starke Schnurrhaare, findet sich in Europa, Nordasien in Feldern, Wälder«,
Ställen, Steinhaufen, auf Wiesen u. s. w. und liebt feuchte Gegenden. Sie läuft geschwind, ist lustig,
zwifschert und pfeift viel, erstarret nicht, frisst Gewürm, benagt Baumwurzelu, t-ödtet sogar kleine
Vögel und schleppt sie fort. In den Häusern liebt sie Mehl, Brod, Getreide, Fleisch, vorzüglich Fett,
Lampeuöi n. s. w., und kann 8 Jahre alt werden. Mit Unrecht ist sie für giftig verschrieen worden,
denn die Katzen fressen sie nur deshalb nicht, weil sie sehr stark nach Moschus riecht. Bei Fig. 13- »•
ist die Seiteudrüse abgebildet.
b. Vorderzehen etwas verwachsen, bilden Pfoten zum Graben.
Fig. 14. Der gemeine Maulwurf (Talpa europaea), 2mal verkleinert.
Die Maulwürfe haben | Schneidezähne, grosse, hakige Eckzähne, von denen die oberen längeren die
unteren eiuschHessen, und ^ Backzähne, darunter die 3 ersten oben und unten Lückenzähue. Ohr-
muscheln sind nicht vorhanden und die Augen sehr klein; die Nase ist spitz und knorpelig, der Schwanz
kurz; die nach .aussen gewendeten Vorderfüsse haben 5 Krallen. Der gemeine Maulwurf ist die ein-
zige genau bekannte Art seiner Gattung, denn alle andre sind noch nicht hinreichend unterschieden.
Sein weiches Haar ist blauschwarz, die kleinen Füsse fleischfarben; doch variirt er sehr;. und es giebt
Albinos, Schecken u, dgl. m. Er ist durch ganz Europa und sehr weit durch Asien verbreitet, findet
sich auch in Amerika, legt überall weite und tiefe Gänge in der Erde an, wirft aus denselben grosse
Haufen loser Erde an die Oberfläche, zerstört dabei viele zarte Pflanzen, und wird daher in Wiese«
und Gärten lästig. Er stellt aber den schädlichen Insekten und Würmern nach, und richtet grosse
Verheerungen unter den Regenwürmern, Maulwurfsgrillen und Engerlingen an, so dass er auf diese
Weise den Schaden wieder aufhebt. Seinen künstlichen Bau verlässt er nicht ohne Noth, und kehrt
jedesmal nach seinen Streifereien in der Nachbarschaft, die er der Nahrung wegen unternimmt, dahin
zurück. Selten verirrt er sich bis über die Erde, nur zur Begattuugszeit verfolgt ein Männchen das
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andere oft so sehr, dass dies irgendwo anders Schutz suchen muss. Aber auch dann wird ihm
oft noch von Menschen nachgestellt, die sich aber vor seinen Bissen in Acht nehmen müssen. Ausser-
dem sind Schlangen, Igel, Wiesel, Hunde und Katzen seine Feinde, doch sein grösster ist die Was-
serfluth. Am Schlüsse des Winters, den er grösstentheils unthätig zubringt, paaret er sich, und im
Mai wirft das Weibchen auf ein Lager von Moos und Blättern 4—-5 nackte und bliude Jungen, die
es an den Bauchzitzen säugt und die nach etlichen Tagen wie junge Katzen spielen. Fig.14. a. stellt
seinen Schädel und Fig. 14. b. die Schneidezähne dar.
Fig. 15. Käse von Rhinaster cristatus.
Der Sternmaulwurf hat f grosse Schneidezähne, oben grosse, unten lückenzahnähnliche Eckzähne, ||
Backzähne, die 4 vorderen Lückenzähne, die oberen mit einer, die unteren mit 3 Zacken. Seine
Nasenspitze trägt einen merkwürdigen, sternförmigen Knorpelaufsatz, welcher aus 2 Reihen besteht,
und wohl beim Wühlen in der Erde ihm behülflich ist; Ohrmuscheln fehlen, Augen sehr klein. Gestalt,
Crosse und Lebensweise hat er mit dem Maulwurf gemein; sein Vaterland ist Nordamerika.
5. Zunft. BEU T ELT HIER E. Marsupiatia.
W esentlicher Charakter. Gebiss verschieden, schwankt zwischen dem der Raubthiere und Nager. Die Zitzen ata Bauch
nicht frei, sondern in einem Beutel -oder hinter seitlichen Hautfalten verborgen» Schlüsselbeine nicht vorhanden. Die Jun-
gen kommen -in sehr unvollkommenem Zustande zur Welt, und erhalten erst ihre vollkommene Ausbildung im Zitzeusack.
Alle leben in heissen Gegenden ausserhalb Europa und Afrika,
1. Familie. Fleischfresser. Creatophaga.
Wesentlicher Charakter. Gebiss wie das der Raubthiere, mit starken Eckzähnen, spitzhöckerigen Backzähnen and oben
tnchr SchneidezähneB als unten. Nahrung besteht ia Kerfen, kleinen Vögeln, Säugethieren und Aas.
Fig. 16» Das Opossum fDioe&phys *pir<rinianft~), lOmal verkleinert.
Die Bentelratten, zu denen auch das Opossum gerechnet wird, haben ^Schneidezähne, ~& spitz-
zackige Backzähne, von denen der erste ein Lückeuzahn ist, die drei ersten kegelförmig sind; eine her-
vorragende rüsselförmige, spitzige Nase, nackte Ohren und Pfoten, einen dünn behaarten, schuppigen
Wickelschwanz und unverbundene Zehen mit einem freiabstehenden, nagellosen Daumen an den Hinter-
füssen. Sie leben in Wäldern Amerikas, klettern auf Bäume, würgen Federvieh, plündern Vogelnester
und fressen auch Früchte. Das Opossum hat einen wirklichen Beutel um die Zitzen, nackte schwarze
Ohren mit gelblich weissen Spitzen, weissen Kopf und Hals, und langes weisses Borstenhaar in den
dunkelbraunen Pelz eingemischt. Es bewohnt Virginien, Luisiana, Kanada, und schleicht sich des
Nachts in die Hänser, um Hühnerblut zu trinken und Hühnereier zu essen. Es geht sehr langsam, so
dass man es bei gewöhnlichem Schritt einholen kann, klettert aber schnell, lässt sich zähmen und folgt
dann wie ein Hund, stinkt aber sehr und sieht immer beschmutzt aus. Gefangene Weibchen stellen
sich todt, und lassen sich am Schwanz, der von selbst einen Zweig fasst, aufhängen und so todt quälen,
ohne den Beutel zu öffnen. Die ungleich entwickelten Jungen, oft 16 an der Zahl, hangen schon an
den Zitzen, wenn sie nicht grösser als ein Taubenei sind, und lassen sie erst los, wenn sie die Grösse
einer neugebohrnen Katze erreicht haben und die Augen öffnen, welches am öösten Tage nach ihrer
Geburt geschieht. Aber auch dann noch, bis sie halb erwachsen sind, suchen sie bei drohender Gefahr
Sehute in dem Zitzenbeutel der Mutter. Das Gebiss ist in der Fig. 16. a. abgebildet.
Fig. 17- Die schwimmende Beutelratte (Chironectes palmatä), 4mal verkleinert.
Sie unterscheidet sich von der vorigen Gattung durch ganze Schwimmhäute der Hinterbeine und
den noch längeren, runden, schuppigen, leicht behaarten Schwanz, hat aber im Uebrigen mit dem Opos-
sum alle Merkmahle gemein. Von Farbe ist sie oben dunkelbraun mit 4 grauen, in der Mitte unter-
brochenen Querbinden auf dem Rücken, unten weisslich. Sie wohnt an den Ufern der Flüsse von
Guyana und Brasilien, kann gut schwimmen, und ist etwa so gross als eine Ratte,
Alle übrigen Gattungen dieser Familie leben in Neuholland, haben keinen deutlichen frei abste-
henden Daumen an den Hinterfiissen, und ähneln Füchsen, Wieseln, Beutelratten und flie-
genden Eichhörnchen in Gestalt und Lebensweise,
Zu Tafel 3.
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f(>
2. F a m i 1 i e. P f i» a n z e n r « k s s e r. Phytophaga*
Wesentlicher Charakter. Sie haben im Unterkiefer keine Eckzahne und nur 2 lange, schief nach vorn gerichtete Schneide-
zähne, im oberen 2— 6, von denen im letztern Falle die 2 mittleren grösser sind. Sie nähern sich im Typus den Nagern
und selbst den Wiederkäuern» Ihre Nahrung bestellt in Früchten und Blättern. Alle leben in Neu-Holland und auf
den benachbarten Inseln.
Fig. 18. Das Riese«kängurufi {HAiiMATuRus gigaMens), S4mal verkleinert.
Die Gattung der Känguruh hat | Schneidezähne, gar keine Eckzähne, 4—-5 schmelzfaltige, hock*
rige Backzähne, daumenlose 4zehige Hinterfüsse, deren beide innersten Zehen verwachsen sind, an ver-
längerten Springbeiuen, und einen ziemlich stark behaarten, bisweilen schuppigen, sehr starken Schwanz.
Das Riesenkanguruh gehört zu denen Arten mit 4 Backz. (Macropus Cuv.') und sehr starkem
dicht behaartem Schwanz. Es hat die Grösse eines Schaafs, kann aber, wegen der langen Hinterbeine,
sich höher als ein Mensch aufrichten. Auf diesen Beinen sitzt es allein, und bedient sich der sehr
kleinen Vorderpfoten nur, um beim Grasen darauf zu ruhen, oder zur Verteidigung. Sieht bräunlich-
grau aus, hat eine schwarze Rückenlinie, ebensolche Schwanzspitze und einen hasenähnlichen Kopf.
Es ist schüchtern, lebt heerdenweise zu 30 bis 40 Stück mit einer Wache, hüpft geschickt auf den
Hinterbeinen, macht 12' lange Sätze, geht aber mit grosser Beschwerde auf allen Vieren. Es findet
sieh in Neubolland, woselbst es das grösste Säugethier Ist, und kommt oft bis au die brittischen Nie-
derlassungen. Das Gebiss ist Figur 18. a. abgebildet.
Fig. 7. Kopf von Plbcotus tlmoriensls,
»v
          e Aa* r««=0i Timor lohende Art ist von Farbe schwarzbraun und hat breite, mit einander
ansieht des Kopfs und Fig. 7. b. zeigt das Gebiss. (& den lext zu «ig. j.j
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TAFEL 4.
l. Kl asse. Sällgethiere. Mamma lia.
4. Zunft. RAUBTHIERE. Ferae.
Wesentliclier Charakter. Sie haben alle 3 Zahnarten, besonders hakige Eckzähne un(j m;t SD;tzen Höckern vpr«plienf
Backzähne; ihre Zehen (4 oder 5) sind mit hakigen Krallen bewaffnet.
a. Fleischfresser. F. carnivorae.
Wesentliclier Charakter. Sie haben g- Schneidezähne, unregelmässige Backzähne, und keine Schlüsselbeine.
a. Zehengänger. Sie treten nur mit den Zehen auf. Digitigrada*
Familie Hunde. Caninae.
Die Vorderfüsse haben fünf Zehen, die hinteren nur vier, alle mit unbeweglichen Krallen bewaff-
net. Hinter dem Eckzahn zwei Höckerzähne (la. 1 b). Zunge glatt. Keine Drüsentaschen neben
dem After.
Fig. 1. Der gemeine Fuchs (Canis vulpes^), lOmal verkleinert.
Er hat, wie die übrigen Hunde-Arten, eine spitze nach vorn stark verlängerte Schnautze, und darin
ein sehr ausgebildetes Geruchsorgan. Die Schneidezähne sind klein (1 a 1 b), die Eckzähne hoch
aber nicht dick, und rückwärts gebogen; die Backzähne anfangs klein, kugelig (Lückenzähne), dann
folgen zwei dreikantige, spitze, von beiden Seiten scharf zusammengedrückte Höckerzähne, und zuletzt
mehrere, grosse, mit Mahlkronen versehene, aber noch immer sehr spitzhöckerige Backzähne, im Ganzen
^y- (la Oberkiefer, 1b Unterkiefer). Eine besondere Eigenthümlichkeit, wodurch er sich den Katzen
nähert, ist die senkrechte elliptische Pupille, sonst zeichnet ihn der lange, überall dicht behaarte,
buschige Schwanz vor anderen Hunde-Arten aus. Er hat eine gelblich rothe Rückenfarbe, die am
Bauch, der Kehle, und der inneren Seite der Gliedmassen in die weisse übergeht; die äussere Seite der
Füsse, sowie der grossen Ohren, ist schwarz. Er erreicht ohne den Schwanz fast 2 Fuss Länge
kommt noch jetzt überall bei uns vor, bewohnt Erdlöcher, die er gegraben hat, und ist wegen seiner
List, womit er den kleineren, ihm als Nahrung dienenden, Thieren, besonders Haasen, nachstellt, be-
rühmt. Das Weibchen wirft mehrere Junge, die halb erwachsen einen sehr stumpfen Kopf und ein
einfarbig schmutzig braunes Haarkleid haben.
Es giebt übrigens Füchse in allen Gegenden, doch am meisten in der nördlichen Hälfte beider
Erdtheile; die übrigen Hunde mit runder Pupille und kürzerem Schwanz, wohin der Wolf, bewohnen
fc. Th. die heissen Gegenden, besonders Afrika.
Familie Katzen. Fei
mae.
Sie haben eine rauhe mit fast hornigen Stacheln besetzte Zunge, und keinen Höckerzahn hinter
dem Reisszahn des Unterkiefers, dagegen einen kleinen im Oberkiefer.
Fig. 2. Die gestreifte Hyäne (Hyaena striata^, 20mal verkleinert.
Die Hyänen haben einen stumpferen Kopf als die Hunde, woran ziemlich grosse aber nackte Ohren.
Das Gebiss ähnelt am meisten dem der Katzen, man bemerkt ~ Backzähne (2 a Oberkiefer, 2 b Unter-
WGSClnltJll'-----------      m^i UOVU^U^^IIV     M.»*i^m.      X*\S**M. -t-m.*«/^-. j      -----—.     v««*_/     «JHU1 \A\sM.      «J^UÜÜJ      \\ CIUJÜ V I C l' 15L tili R/CItlCll
Füssen. Die Krallen sind unbeweglich, die vorderen Gliedmassen länger als die hinteren, daher der
Leib vorn höher steht als hinten. Bei der gestreiften Hyäne ist der Leib überall lang behaart, nur
nicht am Kopf und den Beinen, und die Haare bilden auf dem Rücken einen Kamm, welchen das Thier
sträuben und senken kann, wenn es gereizt wird oder in Furcht geräth. Die Grundfarbe ist ein schmutziges
Grau, worüber dunkel schwarzbraune Querstreifen laufen; der Schwanz kurz aber buschig. §jje ue_
wohnt Nord-Afrika und das westliche Asien, besonders aber Habessynien, wo sie das gefährlichste
Raubthier ist. Ihre Gehässigkeit und Gier sind bekannt, ja sie scharrt Leichname aus der Erde und
verzehrt sie. Dabei ist sie jedoch furchtsam, und flieht den Menschen. Sie erreicht mit dem Schwanz
eine Länge von fast 4 Fuss.
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Fig. 3. Der bengalische Tiger (Felis Tigris'), 20mal verkleinert.
Die Gattung der Katzen (FelisJ, zu welcher der Tiger gehört, besitzt einen runden Kopf mit we-
nig hervorragender ziemlich platter Schnautze, kleine runde behaarte Ohren, und ~ Backzähne, von
welchen der erste des Oberkiefers ein Höckerzalm ist, und der letzte sehr kleine quer steht (3 a Ober-
kiefer, 3 b Unterkiefer). Ferner zeichnet diese Gattung aus der lange nicht stark behaarte Schwanz,
die Zahl der Zehen, nehmlich vorn fünf hinten vier, deren Krallen in eigenen Hauttaschen zurückge-
schlagen liegen, den Boden beim Gange nicht berühren, aber beim Erpacken der Beute, deren sie sich
von einem Hinterhalte aus im Sprunge bemächtigen, kräftig herausgeschlagen werden. — Der Tiger
unterscheidet sich von den übrigen Arten schon durch seine bedeutende Grösse, worin ihm nur der
Löwe gleichkommt. Er hat einen schlanken, ziemlich gestreckten, besonders von beiden Seiten zusam-
mengedrückten Körper, welcher überall von kurzen angedrückten Haaren bedeckt ist, die indessen
am Bauch und am Kopf, von den Ohren bis zur Kehle, etwas länger sind, und hier einen buschigen
Halskragen bilden. Die Grundfarbe seines Körpers ist das schönste Orange, welches am Bauch, der
Kehle und der inneren Seite der Beine weiss wird. Rücken, Kopf, Gliedmassen und Schwanz sind mit
\ Zoll breiten, ziemlich regelmässigen, dunkel schwarzbraunen Querstreifen bedeckt, welche zumal am
Kopf sehr symmetrisch vertheilt sind. Der Tiger bewohnt die Wälder Bengalens, und nährt sich nur
vom Fleische frisch gefangener Säugethiere, besonders Hufthiere, die er während des Wechsels über-
rascht und zu Boden schlägt. Oft legt er sich auch an Landstrassen in einen Hinterhalt, und bemächtigt
sich der Reisenden, ja man hat Beispiele, dass er Soldaten auf dem Marsch in der Mitte ihrer zahlreichen
Kameraden angefallen und erwürgt hat. Schon deshalb stellt man ihm sehr nach, jagt ihn, auf Elephan-
ten reitend, und schiesst nach ihm mit vergifteten Pfeilen.
Familie V i v e n n e n. Viverrinae.
Sie haben einen spitzeren Kopf, eine gleiche Zehenzahl an beiden Füssen, und Drüsentaschen in
der Gegend des Afters, welche eine schmierige stark riechende Feuchtigkeit absondern. Heimath die
wärmeren Himmelsstriche.
Fig. 4. Die afrikanische Zibethkatze (Vivebba civetta), 12mal verkleinert.
Die eigentlichen Viverren haben 5 Zehen an allen Füssen, deren Krallen ein wenig zurück-
gezogen werden können, und eine sehr grosse Drüsentasche unter dem After. Bei Fig. 4a ist die
Aftergegend dargestellt, und man bemerkt bei A die Afteröffnung und daneben die Ausgänge (bb)
zweier kleiner Drüsen (c); darunter ist der weite, von zwei wulstförmigen Klappen (dd) verschlos-
sene Eingang der grossen zweitheiligen Drüsentasche (e), in welcher der Zibetli abgesondert wird.
Die abgebildete Art wird ohne den Schwanz 3— 3 Fuss lang, ist lang behaart, besonders auf dem
Rücken, wo die Behaarung eine Mähne bildet, und hat eine grauliche Färbung, die am Kopf und an den
Seiten heller ist, aber hier, an der Kehle und an den Beinen mit dunklen grossen unregelmässigen
schwarzen Flecken geziert; der Schwanz geringelt, die Spitze der Beine und die Augengegend schwarz.
Bewohnt das mittlere Afrika von der Westküste bis zur Ostküste.
Fig. 5. Das Ichneumon (Hebpestes s. Mangusta Ichneumon).
Im Gebiss wenig verschieden von den Viverren, nur der zweite untere Schneidezahn etwas zu-
rückgezogen, wie beim Marder (8 b), sonst ^ Backzähne, wovon der erste sehr klein ist und gewöhn-
lich ausfällt, die 2 folgenden oben und die 3 ersten unten Lückenzähue. Im übrigen Körperhau noch
schlanker, besonders der Kopf, die Nase mehr hervorragend; Ohren klein, abgerundet; der Schwanz
lang, buschig behaart; alle Füsse 5-zehig mit etwas beweglichen Krallen. Unter dem Schwanz,
zwischen ihm und dem After, ein kleiner Schmierbeutel. Farbe braun-grau, jedes Haar mit abwech-
selnden braunen und weissen Ringen, die Spitzen meist weiss, besonders die der letzten Schwanzhaare;
diese Haare besonders lang und fächerförmig ausgebreitet, die mittleren die längsten. Länge des Lei-
bes 20 Zoll, die des Schwanzes \\ Fuss. Lebt in Gebirgsgegenden von Aegypten, Nubien und Ha-
hessynien nach Art der Wiesel- stellt dem Geflügel und besonders den Eiern der Krokodilenach, daher
von den Einwohnern geschont.
Familie Marderartige Raubthiere. Mustelinae.
Sie haben einen sehr langgestreckten, schlanken Körperbau, kürzere Beine, mit 5 Zehen an allen
Füssen. Hinter dem Eckzahn ein kleiner Höckerzahn in jedem Kiefer.
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Fig. 6. Das Stinkthier (Mephitis chilensis^ 6mal verkleinert.
Die Stinkthiere unterscheiden sich von den Iltissen durch einen etwas gedrungenem Körperbau
und die längere buschige Behaarung. Gebiss dem der Iltisse ähnlich, nehmlich rV Backzähne, aber der
ganze Kopf ist kürzer, die Zunge glatt; die Krallen sehr lang und zum Graben geschickt. Die Arten
bewohnen bloss Amerika, leben in Erdlöchern, nähren sich besonders von Geflügel, und verbreiten einen
höchst unangenehmen Geruch. Derselbe rührt her von einer besonderen Feuchtigkeit, welche zwei ne-
ben dem After gelegene Drüsen absondern (ähnlich wie bei Fig. 4 a. bb); in Gefahr spritzen sie die
Feuchtigkeit von sich, und verjagen dadurch ihren Feind. Die abgebildete Art ist ohne den Schwanz
1^ Fi»sS lang> überall dunkel schwarzbraun, an jeder Seite des Leibes eine weisse unterbrochene Binde,
welche auf dem Kopf anfängt und neben dem Schwanz aufhört; der Schwanz schwarzbraun, die Spitze
weiss. Aus Chile.
Fig. 7. Die Fischotter (Lutra vulgaris^), 8mal verkleinert.
Durch den gedrungenen Körperbau der vorigen Gattung ähnlich, aber unterschieden von ihr durch
den dickeren fast rundlichen Kopf, die rauhe Zunge, die Zahl der Backzähne ~, die kürzere Behaarung,
den kurz behaarten zugespitzten Schwanz, und vor allen durch die Anwesenheit von Schwimmhäuten
zwischen den Zehen. Diese Charaktere unterscheiden die Ottern auch von den Iltissen. Die gemeine
Otter hat ein röthlich braunes Haarkleid, nur die Mundgegeud, die Kehle und die Ohrränder sind etwas
heller, fast weisslich, erreicht eine Länge von 3 Fuss 2 Zoll bis zur Schwanzspitze, und bewohnt die
Ufer von Flüssen und Seen, deren Bewohnern sie sehr nachstellt. Ihre Haut ist geschätzt wegen der
besonderen Dichtigkeit des Haarkleides.
Fig. 8. Der Steinmarder (Müstela foina'), 8mal verkleinert.
Die charakteristischen Eigenschaften der Wieselgattung bestehen in der möglichst schlanken Statur
des Körpers, dem spitzen Kopf, der glatten Zunge, der Zahl der Backzähne, welche bei den Iltissen
~> bei den Mardern ^ ist, von denen dort die f ersten, hier die \ ersten Höckerzähne sind, und end-
lich in dem Mangel von Schwimmhäute« zwiseJieu den Zehen, so wie in dem etwas kürzeren, aber
länger behaarten Schwanz. Alle Arten dieser Gattung leben vom Raube warmblütiger Rückgratthiere,
fressen aber am liebsteu Vögel oder deren Eier; erstere morden sie bloss aus Gier, und verzehren von
den Getödteten oft gar nichts, als das Blut. Die abgebildete Art, der Steinmarder, wird im Leibe
16 Zoll lang, der Schwanz 8 Zoll, ist schwarzbraun von Farbe, aber die Kehle ist bis zu den Vorder-
beinen hin weiss. Er hält sich in ganz Europa in der Nachbarschaft der menschlichen Wohnungen,
doch mehr bei Dörfern, auf, und überfällt besonders bei Nacht oder früh am Morgen die Hühnerställe
und Taubenschläge. Sein Pelzwerk ist weniger geschätzt, als das des Baummarders, (M. martes\
welcher sich durch etwas kürzeren Kopf, längere Beine und eine gelb gefärbte Kehle von ihm unterscheidet.
b. Sohlengänger Plantigrada.
Familie Bärenartige Raubthiere. TJrsinae.
Sie treten beim Gehen mit der ganzen Fusssohle auf, welche daher auch ganz nackt ist Sie sind
nicht sehr raubgierig, haben stärkere mehr höckerige Backzähne, und bewohnen vorzugsweise die kälte-
ren Zonen. Hier fallen sie in einen Winterschlaf.
Fig. 9. Der gestreifte Vielfras (Gulo barbarus^), 8mal verkleinert.
Der Kopf ist nicht sehr gross, aber die Nase abgerundet und hervorragend; die Ohren kurz und
ebenfalls abgerundet, die Zunge glatt. Das Gebiss veränderlich, entweder ~, oder jjj-, oder ^Back-
zähne wovon die 8, °der 3 ersten kleine einzackige Lückenzähne sind. Der Leib ist ziemlich gestreckt,
langhaarig; die Beine kurz, die Füsse und die Sohlen nur klein, letztere scheinen, besonders an den
Hinterfüssen, behaart zu sein. Die Krallen nicht sehr gross, aber spitz. Der Schwanz kurz aber
buschig behaart; neben dem After zwei Hautfalten, in welchen nichts abgesondert wird. Die abgebil-
dete Art findet sich in Südamerika, wird etwa 1| Fuss lang, ist überall schwarzbraun, nur die Seiten
heller, weisslich, an jeder Seite des Kopfs vor dem Ohr ein weisslicher Fleck. Das Gebiss hat |^
Backzähne. Dieser Vielfrass bewohnt theils Felder, theils dichte Waldungen, und hält sich während der
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heissesten Tagesstunden in Erdlöchern oder hohlen Bäumen versteckt. Zur Nahrung dienen ihm die
kleinen wehrlosen Säugetliiere aus den Familien der Nager und Wiederkäuer, und hühnerartige Vögel.
Er ist blutdürstig und tödtet mehr Thiere, als er zur Nahrung nöthig hat.
Fig. 10. Der Waschbär (Procyon lotor~), lOmal verkleinert.
Er hat einen nach hinten breiteren, nach vorn spitzeren Kopf, eine hervorragende Sclmautze, grössere
mehr hervorragende Ohren, einen ziemlich schlanken Körperbau, besouders höhere zierlichere Beine und
einen langen, gleichmässig behaarten Schwanz. Das Gebiss unterscheidet sich von dem des Vielfrasses
durch %t Backzähne, wovon die 3-4 ersten Lückenzähne. Die Tasche am After fehlt ganz. Die
b. b.                         '                                                                                                                                                      °
Grundfarbe des Leibes ist grau, mehr oder weniger ins Schwarze übergehend, Ohren und Füsse heller.
Gesicht weiss, um jedes Auge ein breiter schwarzer Fleck. Schwanz röthlich grau, mit 4-5 dunklen
Binden. Bewohnt die Wälder Nordamerikas, wird fast 2 Fuss lang, und frisst kleine Säugetliiere und
Vögel. Die Bissen taucht er vor dem Genuss ins Wasser, und daher stammt sein Name.
Fig. 11. Der Dachs (Meles vulgaris^, 12mal verkleinert.
Er hat einen etwas schlankeren Kopf, eine stumpfe hervorragende Sclmautze, kleine kurze abge-
rundete Ohren, und einen plumperen länger behaarten Körper, welcher von sehr kurzen Beinen getra-
iL A                                                                                                                                                      0 0
gen wird. Das Gebiss zeigt ~ Backzähne (11 a Oberkiefer, 11 b Unterkiefer) wovon £j Lückenzähne
sind; die Zuuge ist glatt. Die Füsse haben starke Krallen zum Graben; über dem After und dicht un-
ter dem Schwanz findet sich eine Grube, in welcher eine schmierige Feuchtigkeit abgesondert wird.
Sclrwauz kurz, ragt als Haarbüschel hervor. Farbe grauweiss, mit undeutlichen dunkleren Querbinden;
Kopf weiss, ein Längsstreif durch jedes Auge und die Füsse schwarz. Lebt in Erdlöchern, frisst kleine
Säugetliiere und Vögel; fällt in einen Winterschlaf.
Fig, 12. Der braune Bär (ürsus arctos^, 25mal verkleinert.
Hat einen breiten dicken Kopf, eine gewölbte Stirn und eine Sclmautze, die plötzlich verengt ist
und ziemlich grade hervorragt. Ohren von mittlerer Grösse, aufrecht. Zunge glatt. Backzähne
r1^-', davon ~ Lückenzähne (12 a Oberkiefer,. 12 b Unterkiefer). Leib lang und dicht behaart, Beine
hoch, kräftig, mit grossen Füssen und nackter Sohle (12 c Vorderfuss, 12 d Hmterfuss). Schwanz sehr
kurz, fast versteckt; in seiner Nähe keine Tasche oder Hautfalte. Der braune Bär hat eine tief schwarz-
braune Grundfarbe, welche bei Jungen mehr ins Rothbraune, bei Alten mehr ins Graubraune übergeht;
der Kopf und Vorderleib überhaupt heller. Er bewohnte früher die Wälder von ganz Europa, ist jetzt
aber auf Polen, Russland, Finnland und Vorderasien beschränkt. Er nährt sich vom Fleisch der Hirsche
und Rehe, frisst aber auch saftige Früchte und Honig gern. Er fällt in einen Winterschlaf, welcher
jedoch nur so leise ist, dass er au sonnigen Wintertagen daraus erwachen kann. Man benutzt beson-
ders seinen Pelz, und isst selbst sein Fleisch.
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TAFEL 5.
1, Klasse. Säuget.hier 6i Mammalia.
6. Zunft. NAGER. Glires,
Wesentlicher Charakter. Zehengänger mit gebogenen abgenutzten Krallen, doppeltem Haarkleide und schmelzfaltigea
Zähnen. Sclineideziihne § oder f, keine Eckzähne. Kein Zitzensack.
1. Familie. Eichhörnchen. Sciurei.
Wesentlicher Charakter. Backzähne ^| oder '-^| mit stumpfen Querhökern und Wurzeln. Vorderfüsse 4zehig mit
einer Daumenwarze, Hinterfusse Szehig. Ohren, Pfoten und besonders der Schwanz dicht behaart.
Fig. 1. Das Maskeneichhorn (Sciurus capistratus), 4mal verkleinert.
Die Gattung der Eichhörner zeichnet sich durch ziemlich lange, am Ende häufig mit spitzem Haar-
schopf versehene Ohren, langen, zweizeilig behaarten Schwanz, einen Nagel am Daumenstummel,
und. einen kleinen, früh ausfallenden, akzessorischen Backzahn im Oberkiefer wesentlich a*s. Sie ent-
hält nicht sehr grosse, aber gewandte, reinliche, kluge Thiere von lebhaftem Naturell, die meist auf
Bäumen wohnen, schnell von einem Zweige auf den andern springen, und von harten Baumfrüchten
leben. Sie legen Wiutervorräthe an, brausten im Anfange des Frühjahrs, wobei sie viel lärmen und
pfeifen, bauen Nester auf Astgabeln oder in Baumlöcher, werfen 3 — 7 Junge, die 8 Tage blind sind,
und 4 Wochen gesäugt werden. Das Masken-Eichhorn lebt in Südkarolina, bewohnt Fichten-
wälder, nährt sich von deren Samen und ist von Farbe verschieden, weissgrau bis schwarz, hat aber
stets einen schwarzen Kopf und weisse Ohren, Mund und Bauch. Fig. 1. a. stellt den Oberkiefer und
Fig. 1. b, den Unterkiefer des gemeinen Eichhorns mit Ausnahme der Vorderzähne dar.
Fig. 3. Der Ziselier [Akctomvs empelra), 6mal verkleinert.
Der Ziselier oder das kanadische MurmelChier gehört ebenfalls, wie alle Murraelthiere und
Ziesel (Sfermophilus), zu der Familie der Eichhörnchen, obgleich sie sich von diesen in der Le-
bensart wesentlich unterscheiden. Sie leben nehmlich in Erdlöchern, werden lethargisch und nähren
sich von Gras, haben daher grosse Krallen zum Graben, kurze Ohren und einen kurzen Schwanz.
Alle Murmelt liiere haben ^=i mit starken Querhöckern versehene Backzähne, von denen der erste
noch ziemlich bemerkbar ist, keine Backentasciien, einen breiten flachen Kopf, plumpen Körper, und
einen kurzen buschig behaarten Schwanz. Das kanadische Murmelthier ist röthlich schwarzbraun,
stark weiss gesprenkelt; Unterleib und die innere Seite der Gliedmassen lebhaft rostroth; Scheitel,
Füsse und Schwanz dunkelbraun, fast schwarz; Wangen und Kinnlade fahlgelb. Es lebt in Nord-
amerika und kommt oft in von der Beschreibung abweichender Färbung vor, die vielleicht Geschlechts»
und AUersverscIiiedenheit charakterisirt.
Fig. 2. Der Siebenschläfer (Myoxtjs güs), um die Hälfte verkleinert.
Die Billiehe oder Siebenschläfer haben füE| gleich grosse, querwülstige mit Vförmigen
Schmelzfalten versehene Backzähne, kurze, fast nackte Ohren, einen runden, gleiehmässig nach allen
Seiten behaarten Schwanz und keinen Nagel am DaHinenstummel; sie leben auf Bäumen und fallen
In einen Winterschlaf. Der gemeine Siebenschläfer (gemeiner Ratz, Rellinaus, Rasselmaus) ist
das grösste Mitglied dieser Gattung, wird 6" lang, hat einen weichen, schöngrauen Pelz mit weissem
Bauch, weissen Backen und braunem Streif um die Augen; findet sich in Mittel- und Sudeuropa,
Mittelasien, lebt in Laubwäldern, hüpft behend auf Zweigen umher, springt selbst von Baum zu Baum,
nährt sich Y«n Buchenkernen, Haselnüssen, Früchten, Vogeleiern, schläft bei Tage in hohlen Bäumen,
erstarrt im Winter, ist dann sehr fett, lebt ungefähr 6 Jahre, wirft im Juni 3 — 6 Junge, und ist
schwer zu zähmen, Wurde aber von den Römern in den Glirarien gemästet und verspeiset.
2. Familie. B i B E B 0aer Schwimmfüsser. Palmpedes sive Castorini,
Wesentlicher Charakter. Schwimmhäute zwischen allen oder den hinteren Zehen; Schwanz nackt, von Schuppen bedeckt,
Ohren kurz, Leib hehaart mit Terstecktem Wollpelz. Backzähne meist j5|, wurzellos.
Fig. 4. Der Biber (Castor Fiber), lOmal verkleinert.
Er hat ~ Backzähne mit tief gefaltetem Schmelzsaum und freien Schmelzinseln (S. Fig. 4. n. die
oberen, Fig. 4. b. die unteren Backz.), einen kurzen, ovalen, plattgedrückten Schwanz mit grossen Schup-
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pen, die mittleren Hinterzehen durch ganze Schwimmhaut verbunden, an der zweiten einen doppelten
Nagel, und am Bauch zw7ei Drüsensäcke, die das Bibergeil, ein stark riechendes, als Medikament benutzba-
res Oel absondern. Er is.t von Farbe rötblich-, gelblich-, gräulichbraun, findet sich in der ganzen nörd-
lichen Hemisphäre, wird aber wegen der vielen Nachstellungen immer seltener, daher Biberfell und
Bibergeil häufig verfälscht sind. Er liebt die Gesellschaft seines Gleichen und fuhrt, wenn er unge-
stört am Ufer der Flüsse bleibt, künstliche Bauten aus; doch ist in den Erzählungen von ihm Manches
übertrieben und fabelhaft.
3. Familie. Stachelbatten. Aculeati.
Wesentlicher Charakter. Leib statt der Grannenhaare mit Stacheln von verschiedener Grosse und BildungBackzähne
r—~; Vorderfüsse meist mit 4 Zehen, Ohren klein.
a.    Hinterbeine 4zehig. Bewohnen Südamerika und haben Backzähne mit Wurzeln (Fig. 5. £.).
Fig. 8. Der Kujy (Synethebes insidiosa^, 6mal verkleinert.
Die Gattung der Koandu, wozu auch der Kujy gehört, hat einen aufgetriebenen Scheitel, kurze
Schnautze, drehrunde Stacheln, und theilweis lange Borstenhaare, kleine Krallen, und einen langen
Wickelschwanz. Der Kujy lebt in Südamerika, hat eine breite, runde Nase, einen an der Spitze
unterhalb nackten Schwanz, und ziemlich zerstreute Stacheln, die meist schwarz, an der Spitze hoch-
gelb oder weisslich sind und dem Thiere eine etwas unbestimmte Farbe geben. Er klettert auf Bäume,
und hält sich beim Heruntersteigen mit seinem Greifschwanz fest. Die Backzähne sind anfangs quer-
höckerig, ganz von Schmelz bekleidet, kauen sich nach und nach ab, und bekommen dann Schinelzfigu-
ren wie Fig. 5. a.
b.    Hinterfüsse özehig.
a. Backzähne mit Wurzeln, wie bei den Vorigen, hat die nordamerikanische Gatt. EnE-
THizoN. Der Schwanz ist lang, aber wickelt nicht.
ß. Backzähne ohne Wurzeln. Bewohnen die alte Welt.
Fig. 6. Das Stachelschwein (Hystbi's. aciileata}, lOmal verkleinert.
Sein Leib ist mit grossen, starken Stacheln dicht bedeckt, die Fiisse haben grosse Krallen zum
Graben, die Backzähne (S. Fig. 6. a. die Kaufläche, 6. b. die Seitenansicht) haben gefalteten Schmelz.-
sauin und freie Schmelzinseln, aber keine abgesonderte Wurzelzacken; der Schwanz ist kurz und
stachelig. Im Nacken eine Mähne von langen Borsten. Stacheln schwarz und weiss geringelt \\HI
4'" dick und 6 —15" lang mit zweischneidiger Spitze, innen schwammig und daher etwas biegsam.
Das Stachelschwein hat seinen unpassenden Namen von einer grunzenden Stimme, lebt in Südeuropa,
aber selten, Nordafrika und Westasien, wird in Rom gern gegessen, wohnt in selbst gebauten Höhlen,
geht nur des Nacbts aus, nährt sich von Früchten und Wurzeln, ist sauftniüthig-, duckt sich in der
Gefahr nieder, und zeigt dem Feinde die überall klaffenden Stacheln. Es ist leicht zu zähmen, zer-
nagt aber Alles und schadet dadurch; hat keinen Winterschlaf, schläft aber gern bei Tage.
4. Familie. M a ü l w u b f s m a u s e. Cunicularil.
Wesentlicher Charakter. Leib plump, maulvrurfsähnlich, Kopf dick, Nase stumpf, Füsse stets özehig, Backzähne 3 — 5,
jeder mit 2 stumpfen Scimielztalten, Schneidezahne glatt oder gefurcht, oft ungeheuer gross; äusseres Ohr Und Schwanz
feilten oft.
a.    Die Zellen der Vorderfüsse haben grosse Krallen zum Graben.
Fig. 11. Die Täschenmaus (Ascomys bursariws),'4inal verkleinert.
Sie hat '$— Backzähne, und die Schneidezähne des Oberkiefers mit tiefer Furche; an jeder Wange
befindet sich eine grosse Backentasche, die sich neben dem Maule nach aussen öffnet. Der Schwanz
ist nackt, rattenartig und fast halb so lang als der Leib. Die Ohren und die Beine sind ziemlich kurz,
dagegen die Zehen der Vorderfüsse, besonders die mittlere, sehr lang und zum Graben geschickt. Die
Taschenmaus bewohnt tiefe Höhlen im Innern Nordamerikas, findet sich ziemlich selten, hat ungefähr
die Grösse der gemeinen Hausratte und ist von Farbe schmutzig dunkelbraungrün.
b.    Die Vorderpfoten haben kleine Nägel wie die Balten.
Fig. 10. Die Beutelmaus CSaccomys änthophilus^, um die Hälfte verkleinert.
Etwas grösser als eine Maus, gelbbraun, Scbnautze und Wangen heller; Bauch und Brust weiss-
lich; alle Haare seidenartig glänzend. Kopf ziemlich stumpf mit etwas hervortretender Nase, Oberlippe
gespalten, seitlich mit 4 Reihen langer Schnurrhaare. Backentaschen vorhanden, weit, öffnen sich neben
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dem Munde nach aussen. Backz. §^, abgerieben, gefaltet, von vorn nach hinten an Grösse zunehmend.
Ohren gross, elliptisch, mit aufgeworfenem Rande, ziemlich nackt. Der ganze Leib kurz und gedrun-
gen, mit grossen fast nackten Pfoten, vom 4 Zehen und eine Daumenwarze, hinten 5 Zehen, deren
Krallen zusammengedrückt und spitzig sind. Schwanz so lang als der Leib, mit Wirtelschuppen und
einzeln stehenden Haaren bekleidet. — Die Beutelmaus lebt in Nordamerika, wahrscheinlich in Erd-
löchern, und gehört zu den Seltenheiten in Sammlungen.
5. Familie. Mäuse. Murini.
Wesentlicher Charakter. Untere Schneidezähne spitz; Backzähne j-f^j, deren jeder von einer Schmelzschicht eingefasst
ist, die 2— 4 weite Falten ins Innere sendet, der vorderste ist allemal der grösste. Die kleinen abgerundeten Ohren sind
fast nackt, der drehrunde Schwanz ist dünn, beschuppt, mit zerstreuten steifen Haaren, hat keine Quaste und erreicht oft
eine bedeutende Länge. Vorderfiisse 4zehig mit zuweilen nagelloser Dautneuwarze, Hiuterfüsse 5zehig.
a.    Zähne mit deutlichen Wurzekacken, Blinddarm klein; Nahrung besteht ausser vegetabi-
lischen Stoffen, noch aus allem Essbaren.
Fig. 8. a. Backzahn der Wanderratte, von der Kaufläche, 8. b. von der Seite.
Es gehören in diese Gruppe die Gattungen Mus, Otomys, Ciucetus (der Hamster); deren Formen
hinlänglich bekannt sind, daher Abbildungen unnöthig schienen.
b.    Zähne ohne Wurzeln; der Blinddarm gross; die Nahrung besteht nur in Vegetabilieu.
W i'i h 1 m ä use.
Fig. 9. a. Letzter oberer Backzahn von Hypüdaeus arvalis, von der KauQäche gesehen;
9. b. derselbe von der Seite.
In diese Gruppe gehören die Gattungen Hypüdaeus, und die folgende.
Fig. 7. Der Lemming (Lemmüs norwegicus~), um die Hälfte verkleinert.
Die Lemminge haben ein abgerundetes Maul, kleine Augen, ganz versteckte Ohren, sehr kurzen
Schwanz und 4 starke Krallen zum Graben, nebst einem breiten, abgestutzten Daumen an den Vor-
derfüsseu. Sie wohnen auf Gebirgen, wandern zu vielen Tausenden in gewissen Jahren, vorzüglich
bei bevorstehendem kaltem Winter, von den Gebirgen herunter in die Ebene, immer in gerader Rich-
tung, einer dem andern folgend, passiren Flüsse und andere Gewässer, wobei viele umkommen, und
lassen sich überhaupt durch Nichts hindern, die gerade Richtung zu verfolgen. Der gemeine Lem-
ming, von dem man jene erwähnten Wanderungen ammeisten beobachtet hat, ist 5" lang, von der
Grösse eines Maulwurfs und hat einen rostgelben Pelz mit schwarzbraunen Flecken auf Kopf, Schul-
tern und Lenden, aber gelblich weissen Anstrich am Bauch; er lebt in Norwegen und Nordrussland,
nährt sich von Gras, Benuthierflechten und andern Vegetabilieu, die er oft unter dem Schnee hervor-
sucht; wirft mehrere Male des Jahres 4—8 Junge und hat zahlreiche Feinde, da er selbst von Men-
schen gegessen wird.
6. Familie. Springmäuse. Salienles.
Wesentlicher Charakter. Hinterbeine unverhältnifsmässig lang, dienen zum Hüpfen, welches die eigentliche Bewegung die-
ser Thiere ist, wobei sie der ebenfalls lange buschige Schwanz unterstützt, Vorderfiisse kurz mit scharfen Grabiiägeln und
unvollkommenem oder gar keinem Daumen. Backzähne 3-^3 oder j^s mit Wurzeln. Ohren ziemlich kurz, fast nackt.
Fig. 12. Die rauhfüssige Springmaus (Dipus hirtipes), 3mal verkleinert.
Zu der Abtheilung derjenigen Springmäuse, welche glatte Schneidezähne und 5E-7 schmelzhaftige
Backeuzähne haben, gehört die Gattung Dipus, oder die der wahren Springmäuse. Der erste
obere Backzahn ist bei ihnen nur ein kleiner hervorragender Höcker (Lückenzahn Fig. 12. a ) der
im höheren Alter ausfällt; die übrigen haben höchst merkwürdige, unregelmässige Schmelzfalten. Statt
der Mittelnissknochen der langen Hinterbeine haben sie, wie die Vögel, nur .einen Laufknocheu, wel-
cher am untern Ende mehre Gelenkköpfe für die Zehen hat. Die Anzahl der Zehen des Hinterfusses
ist bald 3, bald 4, bald 5, aber immer nur sind die 3 mittleren auftretend. Sie leben ron Wurzeln
und Körnern, trinken wenig, graben Höhlen wie die Kaninchen, worin sie ein Lager von Moos und
Laub bereiten, bringen den Winter in Lethargie zu, fliehen das Tageslicht, verrichten ihre Geschäfte
des Nachts im Mondschein und sollen, da sie nicht gehen, sondern sich hüpfend fortbewegen, und
gern in Gesellschaft sind, sehr possirlich anzusehen sein; ihre Nahrung bringen sie mit den Vorder-
füssen nach dem Munde und in der Gefahr machen sie Sprünge ron 10 und mehren Fuss Weite.
Die hier abgebildete Art: Dipus hirtipes, gehört zu den mit dreizehigen Hiuterbeinen, ist 5 Zoll
lang, und hat massige Ohren, von etwas über halber Kopflänge; der Schwanz ist wenig länger als
der Körper, mit deutlicher Pfeilzeichuung oben und unten, die weisse Spitze %" lang, vor derselben
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e'ne 1|" breite braune Binde. Die 3 Zehen der Hinterfüsse massig lang, die mittlere die längste, atn
Rande stark borstig behaart, die Borsten besonders lang unter dem Nagelglied und hier einen weissen
Haarbüschel bildend, welcher weit über die kurze aufrechte Kralle hervorragt. Unterseite der Tarsen
mit schmaler, brauner Längslinie. Besonders auszeichnend für sie sind noch die schwarze Nasenspitze
und die sehr langen Schnurrhaare der Lippen, welche bis an den After reichen. Die ßüekenseite
ist gelbgrau und hat dunkle Wellenlinien, die Bauchseite fast weiss. Bewohnt Syrien und Dongola.
Fig. 13. Das Alagtaga (DaPBis jacutus}., 6mal verkleinert.
Diese Art ist die grösste von allen, wird 7" lang, und hat an den Hiuterfüssen 5 Zehen. Die
Ohren sind von der Länge des Kopfes, Schwanz mit sehr entwickelter Pfeilzeichnung, schwarzer Quaste
und weisser Spitze, anderthalb mal so lang als der Körper. Die Rückenseite stark graugelb, nach
dem Kreuz zu dunkler werdend, nach dem Bauche zu gräulich, der Bauch selbst weiss; Maul oben
bräunlieh, unten weiss; auf dem Gesäss jederseits ein mondförmiger weisser Fleck; Seiten der Schen-
kel hellgelb, Fuss mit schwärzlicher Sohle. — Die Alagtaga graben mit der grüssten Leichtigkeit
unterirdische Gänge, die sie im Winter und bei zu grosser Hitze verschliessen, um im lethargische»
Zustande fort zu leben. Sie bewohnen Südrussland und die Tatarei, lieben einen festen Boden, sind
sehr furchtsam, laufen schneller als ein Pferd, nähren sich von Kohl, Tulpenzwiebeln und Baumspröss-
lingen, werfen mehrere Mal des Jahrs, und lassen sich zähmen, wenn man sie an dunklen Orten hält,
sonst aber sterben sie. Gerne halten sie sich in der Nähe von Schaafheerden auf und fressen in der
Gefangenschaft auch Fleisch.
7. F a m i I i e. H a s e n m Ä u s e. Lagostomi.
Wesentlicher Charakter. Schneidezähne §, die unteren abgestutzt, mit breiter Schneide, Backzähne j~, wurzellos,himel-
lirt wie beim Hasen (S. Fig. 16., die Kaiifläche der oberen Backzähne von Lagostomns). Hinterbeine verlängert, haben mit
Ausnahme einer Gattung (LjVGidtum) weniger Zehen als die Vorderfüsse. Ohren ziemlich lang und behaart; Schwanz meist
lang, behaart, -oi't gegen das Ende buschig. Grosse Nagethiere von der Grösse der Hasen und Kaninchen,, von welchen
•sie den Übergang zu den Springmäusen bilden, und wie diese in Erdlöchern leben.
a.    Afrikanische, mit stark verlängerten Hinterbeine».
Fig. 14. Der Kapsche Springhase (Pedetes caffer1), 8mal verkleinert.
Die einzige bekannte Art dieser Gattung hat die Ohren von der Länge des Kopfes, die Vorder-
füsse mit 5 gleichen, mit starken gekrümmten Krallen versehenen Zehen, die Hinterfüsse 4zehig mit
stumpfen, dreikantigen, hufartigen Nägeln, die zweite Zehe die längste; alle Backzähne ans zwei ver-
wachsenen Lamellen gebildet, Schwanz lang und dicht behaart. Der Springhase wird grösser als ein Ka-
nineben, 14 Zoll lang, der Schwanz atiein 15", die Ohren 3"; seine Rückenseite ist dunkel rostgelh,
der Bauch hell gelblich grau, das Schwanzende schwarzbraun. Das Weibchen hat 4 Bruslzitzen und
einen Bauchsack olme Zitzen. Er findet sich nördlich vom Vorgebirge der guten Hoffnung in den
Gebirgen, hüpft in weiten Sprüngen von 20 — 30 Fuss, grunzt, gräbt sich sehr schnell ein, frisst auf-
recht, wie die Springmäuse, Gras und Getreide, wirft meist 4 Junge, hält einen Winterschlaf, und
kann gezälnnt werden. Sein Fleisch wird gegessen.
b.    Südamerikanische, mit bedeutend kürzeren Hinterbeinen.
Fig. 15. Die Wollmaus, Chinchilla (Eriomys laniger), 5uial verkleinert.
Alle Backzähne aus drei Lamellen gebildet, aber der vorderste untere nur aus 2, die untere»
gleich gross, ihre Fläche schief von aussen nach innen gerichtet, die oberen ebenso, doch der hinterste
grösser tFig. 15. ß. stellt die oberen Backzähne dar). Vom 5 Zehen, der Daumen kurz und klein,
Hinterfüsse 4zehig. Kopf dick, mit gewölbten Backen, Schnurrhaare lang, Ohren häutig und weich,
Schwanz etwa halb so lang als der Rumpf, am Ende und nach unten buschig. Haar äusserst weich,
überall hellgrau, schwarzgrau gemischt. Zitzen an der Brust, aber etwas seitlich und so hoch, dass
sie mehr an der Oberseite derselben stehen (wie bei Fledermäusen). Vaterland die Gebirge von Peru
und Chile, dort familienweise in selbst gegrabenen Höhleu. Diese Thiere sollen die eigene Gewohn-
heit haben, alles was sie Einzelnes finden, als Steine, Knochen, Holz u. dgl. m. vor den Eingang
ihrer Höhlen zu schleppen, so dass Jemand, der etwas in ihrer Nähe verlohren hat, sich nur nach ihre»
Wohnplätzen hinbemühen darf, um es 4ort wieder aufzufinden. Das schöne silbergraue Pelzwerk wird
wegen seines seidenartigen dichten Gefüges sehr geschätzt, und ist schon lange von den Kürschner»
verarbeitet worden; das Thier selbst aber hat man erst i« der neuesten Zeit genauer und richtig ken-
nen gelernt. Frühere Beschreibungen und Abbildungen waren nach verstümmelten Exemplaren ge-
macht und daher unrichtig.
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TAFEL 6.
1. Klasse. Säugetlliere. Mammalia.
6. Zunft. NAGER. Glires.
Wesentlicher Charakter. Sie besitzen nur zwei Zahnarten, nehmlich oder-|- Schneidezähne und mehrere (3 — 6)
Backzähne in beiden Kiefern. Ihre Füsse haben 3 — 5 Zeilen mit abgenutzten Krallnägeln.
Familie Haasen. Leporini.
Wesentlicher Charakter. Schneidezähne -j-, Backzähne aus 2 geschlossenen verwachsenen Lamellen gebildet. Unvollkom-
mene Schlüsselbeine; vorn 5 hinten 4 Zehen, Hinterbeine verlängert.
Fig. 1. Der gemeine Haase (Lepüs tivnidusy, löinal verkleinert.
Die Gattung der Haasen ist über die ganze Erdoberfläche verbreitet, hat jodoch in Europa ausser
dem diesen ganzen Welttheil bewohnenden genieinen Haasen nur noch das Kaninchen (Lep. cunicu-
lus~)
und den im Winter weiss werdenden Polar haasen (Lep. variabilis) aufzuweisen. Der ge-
meine Haase besitzt, wie die übrigen Haasen, lauge löffeiförmige besonders vorn und am Rande
stark behaarte Ohren, zwei grosse durch eine Längsfurche ausgehöhlte obere Schneidezähne, hinter
welchen die beiden anderen sehr kleinen Zähnchen sitzen, ~y- Backzähne, einen schlanken gestreck-
ten Leib, sehr lange Hinterbeine und einen kurzen gebogenen dicht behaarten Schwanz als Gattungs-
merkmahle ; er unterscheidet sich jedoch von allen durch seine gelbgraue mit braun gemischte Farbe,
die am Bauch ganz in weiss übergeht, so wie durch seine langen, die Länge des Kopfes um -g- über-
treffenden, an der Spitze schwarzen, hinten grauen Ohren, und endlich durch seinen weissen, oben
schwarzen Schwanz, welcher so lang ist wie der Oberschenkel. Der Haase bewohnt die Felder und
Heiden, zieht sich aber im Sommer mehr auf die Aecker und Wiesen, im Herbste in Gebüsche und
Wälder zurück. In jenen legt er, zumal in den Getreidefeldern, seinen Bau an, eine kesseiförmige
Vertiefung, worin das Weibchen jährlich 3 — 4 mal vom März bis August 2 — 5 Junge wirft, anfangs
oft nur eins, zuletzt gewöhnlich zwei oder eins; diese werden drei Wochen gesäugt und suchen sich
nach dieser Zeit selbst ihre Nahrung, welche in frischen Kräutern aller Art besteht. Im Winter
kommt der Haase gern in die Gärten und frisst Kohl und Rüben, oder er zieht sich in die Wälder
und benagt die Rinden und Knospen junger Bäume. Auf beide Arten richtet er dann ziemlichen Scha-
den an. Er kann io Jahre alt werden.
Fig. 2. Der Alpen-Pfeifhaase (Lagomys alpinus~), 4mal verkleinert.
Durch die kürzeren Ohren und den Mangel des Schwanzes kann man die Pfeifhaasen von den
wahren Haasen, mit denen sie im Körperbau sehr übereinstimmen, am besten unterscheiden; doch ha-
ben sie überall 5 Backzähne, von denen der hintere untere nur sehr klein und dicht an den vorher-
gehenden angerückt ist. Auch siud die Hinterbeine verhältnissmässig kürzer als bei den Haasen, und
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die langen Sohlen, mit welchen sie nur sitzend auftreten (man vergleiche die Abbildung des laufenden
Haasen mit der des sitzenden Pfeifhaasen), sind ebenfalls dicht behaart. Die Pfeifhaasen bewohnen
das südliche Sibirien vom Ural bis hinter dem Baikalsee, und scheinen gebirgige oder hüglige Ge-
genden am liebsten zu ihren Aufenthaltsorten zu wählen; in ihrer Lebensweise stimmen sie besonders
mit den wilden Kaninchen überein. Der Alpen-Pfeifhaase hat eine röthlich braungraue Farbe, doch
zeichnen sich die Ohren und Pfoten durch dunkleres Kolorit besonders aus; erstere sind noch ziemlich
gross, länglichrund und nach unten trichterförmig. Statt des Schwanzes hat er einen kurzen Fett-
höcker von der Grösse einer Haselnuss, und er selbst wird nur 6 — 7 Zoll lang. Er hält sich be-
sonders gern in gebirgigen Gegenden auf, frisst Gras, das er abschneidet, trocknen lässt und zur
Winterkost in Felslöchern aufbewahrt. ■—
Familie Meehsch weinchen. Subungulati.
Wesentlicher Charakter. Schndz. -|-; Backz. jij. Oliren klein und rund. Beine mit grossen hufenartigen Nägeln und
ungleichen Zellen. Schlüsselbeine verkümmert. Schwanz kaum bemerkbar. Leben bloss in Südamerika.
Fig. 3. Der Akuti (Dasyprocta acutt), 6mal verkleinert.
Der Akuti oder Aguti hat die Grösse eines Kaninchens und stimmt auch ziemlich mit diesem
im Körperbau, nur dass die Fiisse viel zierlicher und schlanker sind und die kurzen Ohren keine
Haarbedeckung haben. Sein Haarkleid ist struppig anzufühlen, besonders auf dem Rücken, wo die
fast 2 Zoll langen Grannenhaare ganz steifen Borsten gleichen. Ihre Farbe ist braungelb, doch so,
dass an den Seiten und hinten die gelbliche, am Kopf und auf der Mitte des Rückens mehr die braune
Farbe hervorleuchtet. Die Beine sind ganz kurz behaart, sie haben 4 auftretende Zehen und einen
kleinen mit einem Nagel verseheneu höher gestellten Daumen; hinten finden sich nur drei gleich
grosse Zehen mit langen hufenartigen Nägeln. Der Schwanz ist ein kurzer, gerader fast haailoser
Fettzapfen. Besonders merkwürdig sind die grossen, über 3 Zoll langen schwarzen Borsten, welche
an den Lippen und über den Augen sitzen. Der Akuti hat jederseits 4 Backzähne (3. a.) von glei-
cher Grösse mit Wurzeln, deren Krone einen Schmelzsaum hat, der an jeder Seite des Zahnes eine
schmale Falte nach innen sendet, wodurch die Kronenfläche in eine vordere und hintere oft ungleiche
Hälfte getrennt wird; in jeder dieser Hälften liegen 1—2 runde von Schmelz eingefasste Grübchen.
Er bewohnt die Ebenen von ganz Südamerika, besonders aber Brasilien und Paraguay, hält sich vor-
züglich in trocknen und hochgelegenen Wäldern auf und bleibt am Tage im Lager versteckt, da er
ein sehr scheues und flüchtiges Thier ist. Er geht seiner Nahrung besonders in der Dämmerung nach,
und hat, ausser dem Menschen, noch alle grösseren ßaubthiere zu Feinden.
Fig. 4. Der Kapiygua oder das Wrasserschwein (Hyduocuoerus Capybara),
lGiual verkleinert.
Ist das grösste aller Nagelhiere und erreicht eine Länge von 3§ Fuss. Nur in der steifen, zer-
streut stehenden, borstigen Behaarung hat es einige Aehnliciikeit mit dem Schwein, aber die kurzen
plumpen Beine, die übrigens dieselbe Zeilenzahl mit dem südamerikanischen Bisamschweinchen be-
sitzen, nehuilich vorn 4 und hinten 3, und das ganz abweichende Gebiss unterscheiden ihn hinlänglich.
Er hat nehuilich, gleich dem Agufi, 4 Backzähne au jeder Seite, oben wie unten, allein sie sind ganz
anders gebaut und bestehen aus Schmelzhunelien, die durch Zement, wie beim Elephanten, verbunden
sind. Jede Lamelle ist gleichschenkelig Sseitig, und zwar steht die kleine Grundseite nach aussen
und hat wieder eine winkelige Falte. Unten besteht jeder Zahn aus 3 bis 4 solchen Lamelle«, oheu
zeigen die drei ersten Zähne jeder nur 2 Lamellen, der vierte dagegen 10 bis IL Der Kapiygua
hat nur wenige kürzere Bartborsten, kleine durch eine Klappe verschliessbare Nasenlöcher, etwas
grössere und behaarte Obren und statt des Schwanzes eine kleine hornartige Hervorragung; die Ze-
hen sind durch Schwimmhaut vevbunden und haben sehr grosse, kegelförmige, stumpfe Nägel. Er ist
ein stilles, träges Thier, dass sich nur im Schritt bewegt, ausser wenn ihn Gefahr 2«m Laufen zwingt,
und sich an den Ufern der Flüsse aufhält, doch nur bei besonderen Veranlassung6'1 ins Wasser geht
und sehr gut schwimmt, daher er sich auch nie weit vom Ufer entfernt. Er friss* Wasserpflanzen
und die Rinde junger Baume, kommt auch in die Plantagen nach Reiss und Früchten. Seine Farbe
ist braun mit rötblichem Anflug. —
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7. Zunft. Z A H N A R M E. Eder.lata.
W osentlicBer Charakter. Sie haben entweder gar keine Zähne oder bloss Backzähne in beiden Kiefern, doch haben
Einige auch Eckzahne oder Schneidezähne, nie beide zugleich, letztere zumal finden «ich nnr bei einem Gürtelliuer im
Oberkiefer.
1.    Familie. F a u l t ii j e h e. Taräigrada.
Wesentlicher Charakter. Wenige ungleiche Backzähne, bisweilen Eckzähne, Gliedmassen sehr langj jnit grossen geboge-
nen Krallen. 2 Zitzen au der Brust. Nur in Südamerika»
Fig. 5. Das Halsbandfaulthier (Bradypus iorquatus^, 16mal verkleinert
Es hat keine Eckzähne, aber oben fünf und unten vier von Schmelz bekleidete, zylindrische
Backzähne mit dachartig zugescharrter Käufläche. Der Kopf ist verhältnissmässig klein, fast kugel-
förmig, im Gesicht von kurzen, dicht anliegenden Haaren bedeckt; Stirn, Scheitel und Hinterhaupt
tragen längere steifere borstenartige Haare, welche die Ohren ganz verstecken. Mit demselben lan-
gen, zottigen Haarkleide ist der ganze übrige Leib, besonders an der oberen und äusseren Seile be-
deckt, so dass die auffallende Dürre der langen Gliedmassen und des sehr gestreckten Rumpfes da-
durch ziemlich verhüllt wird. Ein Schwanz wird nicht bemerkt. An den Gliedmasseii sieht man,
weder vorn noch hinten, eine auftretende Sohle, sondern nur an beiden 3 lange Krallen, welche
in gerader Richtung aus dein dichten Haarkleide hervorstehen und ziemlich gebögen sind. Diese
Krallen sind für das Faullhier das Hauptbewegungsmittel, dadurch hängt es sich au Zweige, klam-
mert sich an den Stamm, und klettert so mühsam und langsam am Baume umher. Bäume, beson-
ders verschiedene Arten der Gattung Cecropia, sind seine eigentlichen Aufenthaltsorte, und nicht
bloss Tage, sondern Wochen und Monate, bringt das Faultliier auf demselben Baume zu, sich von
dessen Blättern ernährend; nur der Hunger veranlasst dasselbe, seinen einmaligen Wohnsitz mit ei-
nem anderen zu vertauschen. Muss es alsdann den Baum hinabklettern und über dem Boden fort
sich einen ueueu suchen, so hat es grosse Mühe am Boden langsam und mehr rutschend als kriechend
sich fortzubewegen, und lieber benutzt es die di'c/i<eii Irinnen, welche die liämne der südamerikani-
schen Urwälder verbinden, als den Erdboden selbst, um sein Ziel zu erreichen. Die abgebildete Art
steht dem Ai (Br. triductylus) sehr nahe, hat dasselbe Gebiss und dieselbe Kralleuzahl, allein beide
unterscheiden sich durch die Färbung, welche beim Halsbandfaulthier dunkler, gelbbrauner ist, hie
und da mehr ins Gelbe fällt und um den Nacken einen dunklen rotlibrauiischwarzen Ring bildet.
Ausser diesen beiden, welche in Brasilien gefunden werden, beherbergt Guyana noch eine dritte Art,
den Uuau (Choloepus didactyliis), welcher Eckzähne hat, ^3 Backzähne und Vorn bloss 2Kralleu.
2.     Familie. E r d w v h l e h. Fodentia.
Wesentlicher Charakter. Sie haben Backzähne in beiden Kiefern von zylindrischer Form und unbestimmter Zahl, eine
Art auch oben 2 Schneidezahne. Alie haben 5 Zehen, vorn mit 4—5, hinten mit 5 grossen abstehenden Krallen zum Gra-
ben, und wohnen in ErdlÖchem»
A. Sie haben einen Panzer und bewohnen bloss Südamerika.
a. Der ganze Panzer besieht aus Gürteln; keine sichtbaren Ohrmuscheln.
l?ig. 6. Der Pichiciago (Chlamyphorus truiicatus), um die Hälfte verkleinert. •
Dieses merkwürdige Thier-wird etwas grösser als ein Maulwurf, nehmlich gegen \ Fuss lang,
und findet sich in» Innern von Chili bei der Stadt Mendoza. Es lebt wie ein Maulwurf unter der Erde
in selbst gegrabenen Höhlen, und hat zu diesem Endzwecke 5 grosse starke Krallen an den 5 Vor-
derzehen, dagegen eben so viele kleinere stumpfe an den hintern. Sein Leib ist oberhalb dicht von
quadratischen Knocliensehildern bedeckt, welche in Quergürteln aneinander gereiht sind, auf dem Kopf
aber ein zusammenhängendes Schild bilden. Das Hinterende ist grade abgestumpft (Fig. 6. a;), am
Rande von einem Haarsaum umfasst und auf der Fläche mit bogenförmig gestellten Platten gepanzert.
Im Mittelpunkt dieser konzentrischen Halbkreise entspringt der gegen den Bauch gekrümmte, gleich-
falls an der freien Seite gepanzerte Schwanz. Die Unterseite des Kopfes, Halses und Rumpfes ist
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mit weissen, dichten, seidenartigen Haaren bedeckt, und von den ebenso behaarten Gliedmassen sind
die Fusssohlen allein nackt. Schneidezähne finden sich nicht, die Anzahl der Backzähne ist an jeder
Seite unten wie oben acht. Ueber die Lebensweise dieses sehr seltenen Thieres ist Nichts weiter
bekannt, wahrscheinlich lebt es, gleich den Gürtelthieren, von Insekten und Würmern.
b. Der Panzer besteht nur in der Mitte aus Gürteln, vorn und hinten aus einem zusam-
menhängenden Stück. Tatus oder Gürtelt liiere.
Fig. 7. Der sechs gürtelige Tatu (Dasypus 6-cinctus Linn. D. Encouhert Desm.
D. setosus Pr. Mx.^, 5mal verkleinert.
Dieses Gürtelthier ist durch die Anwesenheit zweier Schneidezähne im Oberkiefer besonders
merkwürdig, indess stehen dieselben ganz seitlich an der Naht, wodurch der Zwischenkiefer mit dem
eigentlichen Kiefer zusammenhängt, und das Vorderende des Kiefers hinter der Lippe ist auch hier
zahnleer. Ausserdem hat diese Art oben noch 8 und unten noch 10 kleine zylindrische Zähne an
jeder Seite in jedem Kiefer. Der Leib dieses Tatus ist eigentlich haarlos, nur hie und da mit zer-
streut stehenden steifen Borstenhaaren bedeckt, allein auf der Oberseite von einem Panzer geschützt.
Auf dem Kopf bildet dieser Panzer eine zusammenhängende, aus sechsseitigen Schildern gebildete
Platte. Ohren, Lippen, Wangen, Kehle und Ohren sind nackt. Der Rückenpanzer besteht aus drei
Abtheilungen, nemlich dem vordem Sclxulterpauzer, der aus 5 — 7 Reihen ähnlicher sechseckiger
Schildchen gebildet wird, den 6—7 mittleren, aus 4-eckigen Schildern zusammengesetzten gegen ein-
ander beweglichen Gürteln, und dem Hüftpanzer, welcher dem Schulterpanzer ähnelt, aber grösser ist.
Auch der Schwanz hat seinen Panzer, nehmlich am Grunde 5 Ringe eckiger Schilder, hernach Schuppen.
Aehnliche Schuppen bedecken auch die Aussen - und Rückenfläche der Beine; dagegen sind die Sohlen
und Zehen nackt, und bei dieser Art* fleisehröthlichgeib gefärbt, wahrend der Panzer eine bräunlich-
gelbe ins Grüne spielende Färbung hat. Das Thier wird mit dem Schwanz S| Fuss lang und §■ Fuss
hoch; es bewohnt das Innere Südamerikas, lebt wie alle Tatus in Erdiöcheni, die es selbst gräbt und
von Zeit zu Zeit mit einem neuen in einer andern Gegend angelegten vertauscht. In dieses flieht der
Tatu bei jeder Gefahr, und zu seiner Anlage dienen ihm die grossen Krallen, womit seine Zehen bewehrt
sind; ihre Zahl ist bei dieser Art vorn und hinten fünf. Insekten aller Art und Würmer, die er am
und im Boden aufsucht, bilden seine Nahrung.
B. Sie haben keinen Panzer, sondern ein dichtes etwas borstiges Haarkleid. Heimath Südafrica.
Fig. 8. Der kapsche Ameisenfresser (Obycteuopus capensis~), SOmal verkleinert.
Obwohl man dieses Thier gewöhnlich zu den Ameisenfressern zu stellen pflegt, so gehört es doch
richtiger seiner Lebensweise nach zu den Gürtelthieren, und vertritt diese amerikanische Thierform auf
der östlichen Halbkugel. Die einzige Aehnlichkeit mit den Ameisenfressern liegt in der langen weit
ausstreckbaren Zunge, die aber nicht rund ist, wie bei diesen, sondern flach, bandförmig und zugespitzt.
Mit dieser 2jxmge fängt er, wie der Ameisenfresser, seine Nahrung, die ebenfalls besonders in Ameisen
besteht. Der Kopf ist länglich, mit hervorragender, abgerundeter Schnautze und ziemlicher Mundspalte;
die Augen gross, die Ohren noch grösser, £ Fuss lang, dünn, aber aufrecht, ganz nackt, aber der
übrige Kopf behaart. Hals kurz und stark, der Leib äusserst dick und feist, ziemlich plump, seitlich
etwas zusammengedrückt, überall mit 1 Zoll langen ziemlich steifen Haaren bedeckt; der Schwanz halb
so lang als der Rumpf, am Grunde stark, gegen das Ende zugespitzt, mit helleren und weicheren
Haaren bedeckt. Beine stark und niedrig, mit etwas freien Zehen, woran vorn 4, hinten 5 grosse
starke vom Graben abgenutzt© Krallen; die äusserste der Vorderfüsse höher hinaufgerückt, und fast
senkrecht gestellt. Das'Maul klafft ziemlich stark und zeigtBackzähne in beiden Kiefern von zylindri-
scher Form mit platter Kauüaclie, oben jederseits 7, unten an jeder Seite 6. Dieser Ameisenfresser
findet sidi am Cap, und zwar nicht selten, hält sich aber bei Tage gewöhnlich in seiner Höhle auf,
und wird dalier nur selten gesehen.
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3. Familie. W u n m z v n g h e b. Vermilinguia (Lipodonta alior.y
Wesentlicher Ch»rakter. Sie besitzen gar keine Zähne, eine lange wurmfürmige Zunge, aber keine Kloake.
A.    Behaarte. Ameissenfresser. Bewohnen die westliche Halbkugel.
Fig. 9. Der Yurumi (Myrmecophaca jubata}, SOmal verkleinert.
Unter den Ameisenfressern Südamerikas ist dieser der grösste, und unterscheidet sich ausserdem
von allen durch sein langes zottiges Haarkleid, und seinen lang behaarten buschigen Schwanz. Der
Kopf ist sehr langgestreckt, hat eine kleine wenig gespaltete Mundöffnung, woraus die runde Zunge
fast 1| Fuss weit hervorgestreckt werden kann. Die Ohren sind klein und zum Theil unter dem
Haarkleide bedeckt. Dieses bildet auf dem Rücken eine Art Mähne, da die Haare hier 5 bis 9 Zoll
lang werden, und setzt sich so über den Schwanz fort; am Kopf und an den Beinen sind die Haare
kürzer und liegen dicht an; die Fusssohlen und die Lippen sind nackt. An den Vorderfüssen finden
sich vier grosse gebogene Krallen, welche das Thier beim Gehen gegen die Sohle klappt, und da-
her mit der Aussenkante des Fusses auftritt; an den Hinterfüssen sind 5 kurze grade abgenutzte
Krallen bemerkbar, welche wie die ganze Sohle, den Boden berühren. Die Farbe ist schwarzbraun,
doch haben die Haare feine gelbgrüne Ringel, die auf dem Rücken mehr vorherrschen, und hinter
dem Halse von der Brust bis zum Rücken eine schiefe Querbinde bilden. Der Yurumi lebt in den
Wäldern Südamerikas, hält sich nur am Boden auf, schaart mit seinen Vorderpfoten die Ameisen- und
Termiten-Haufen auseinander, und frisst diese Thiere, indem er sie an seine Zunge sich festbeissen
lässt, worauf er diese, mit vielen hundert Ameisen bedeckt, in den Mund zurückzieht. Seine Länge
beträgt mit dem Schwanz 3—4 Fuss.
B.    Beschuppte. Schuppenthiere. Bewohnen die östliche Halbkugel.
Fig. 10. Mams tetradactyla s. M. macrura, lOinal verkleinert.
Die Schuppenthiere haben den Körperbau und die Lebensweise der Ameisenfresser, iudess fehlen
ihnen die Ohrmuscheln ganz, und der Körper ist nicht behaart, sondern oberhalb von grossen, freien,
hornigen Schuppen bedeckt. Sie halten sich theils in Erdlöchern auf, theils klettern sie etwas auf
Baumstämme nach Ameisen, und haben grosse, gebogene Krallen, besonders an den Vorderbeinen,
die sie stets ausstrecken. Die abgebildete Art findet sich in Guinea und Senegambien, ist, wie die
anderen, hell kastanienbraun, am Bauch mit einzeln stehenden steifen Borsten bedeckt (Fig. 10. a.) und
hat 4 Krallen an allen Füssen (10. b. c). Auf dem Rücken liegen 11 Reihen von Schuppen, und der
Schwanz ist doppelt so lang als der Rumpf.
Man kennt, ausser dieser, noch 3 Arten, davon lebt 1 am Cap (M. Temminckü Smuts'), 1 in Ost-
indien (M. pentadactyla s. M. brachyrti), 1 auf Java (M. javanica Desm^). Unter deu Namen Pango-
lin, forinosäuische Teufelchen sind sie bekannt.
4. Familie. Schnabelthier e. Monotremata.
Wesentlicher Character. Sie haben schnabelförmige, bloss von nackter Haut bedeckte Kiefer, keine Ohrmuscheln, 5 Zehe«
an allen Füssen und eine Kloake. Bewohnen Neu-Holland.
Fig. 11. Das Stachelschnabelthier (Echidna hystrix^, 5mal verkleinert.
Durch die hornige Bedeckung, d. h. die spitzen drehrunden über 1 Zoll langen Stacheln, welche
die ganze Oberseite des Thieres bekleiden und überall mit borstigen Haaren untermischt sind, so wie
auch durch die grossen gebogenen, zum Graben geschickten Krallen, schliesst sich dies Schnabelthier
den Schuppenthieren an, zmnai da es gleich diesen gar keine Zähne hat, aber eine lange drehrunde
Zunge, vermittelst welcher es ebenfalls Insekten zur Nahrung fängt. Trotz dieser grossen Verwandt-
schaft mit den Ameisenfressern und Schuppenthieren ist es ein achtes Schnabelthier, da seine langen
runden schmalen Kiefer bloss von Haut bekleidet sind, die Mundspalte sehr weit klafft und die After-
öffnung mit der Geiiitalienöffhung in eine grosse Höhle (Kloake) mündet, welche nur einen einzigen
Ausweg hat. Auch besitzt das Männchen, wie das des anderen Schnabelthieres, einen durchbohrten
Zu Tafel G.
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Sporn an der Innenseite der Hinterbeine, mit welchem eine Giftdrüse in Verbindung stehen soll. Das
Thier hat eine ganz gelbbraune Farbe, überall ein dichteres langes Haarkleid, grosse abgenutzte
Krallen, unter denen die zweite der Hinterfüsse die längste ist, und weder Ohrmuscheln noch einen
äusserlich sichtbaren Schwanz. Es hält sich in Wäldern und Gebüschen Neu-Hollands auf, und
gräbt Erdlöcher, worin es sich bei jeder Gefahr zurückzieht. Seine Länge beträgt etwa 1 Fuss. —■
Fig. 12. Das Flossenschnabelthier (Ornithorrhynchus paradoxus), 6mal verkleinert.
Von dem vorigen Thier, mit welchem dieses in allen wesentlichen Punkten seines Baues überein-
kommt, unterscheidet es sich zunächst durch die Bildung des Kopfes. Die Kiefer haben nehmlich
das Ansehn eines Entenschnabels, sind ganz von weicher Haut bedeckt und am Grunde von einem
aufgeworfenen Hautsaum eingefasst. Inwendig trägt jeder an jeder Seite 2 Backzähne (12. a. b.),
einen kleinen elliptischen hinten, einen langen schmalen leisteuförmigeu vorn. Die Zunge ist kurz
und flach. Im Uebrigen ist der Leib dicht behaart. Die Grannenhaare sind aber nicht rund, sondern
schmal lanzettförmig, von brauner Farbe, am Bauch aber heller, weisslich gelb. Die Füsse sind klei-
ner, zierlicher, die Zehen durch eine breite, besonders vorn sehr grosse Schwimmhaut verbunden, die
Nägel kurz, spitz, ragen kaum über die Schwimmhaut hervor. Der Schwanz ist deutlich sichtbar,
über 2 Zoll lang, und flach gedrückt wie ein Biberschwanz, doch ebenfalls ganz behaart. Beim Männ-
chen findet sich derselbe Sporn an den Hinterbeinen, und beim Weibchen an derselben Stelle ein
Loch, worin er zu passen scheint. Das Thier findet sich im Innern Neu-Hollands und hält sich in
Teichen und Seen auf, an deren Ufern es Löcher gräbt, zu welchen der Eingang unter dem Was-
serspiegel liegt, während die Höhle selbst sich über diesem im Ufer befindet. Dahin flieht es bei je-
der Gefahr, schwimmt übrigens im Wasser und taucht geschickt. Dass es Eier lege, wie Einige er-
zählen, scheint niclit riclitig zu sein; gewiss werden die Jungen gesäugt, denn das Weibchen hat
2 grosse Milchdrüsen mitten am Unterleibe. —
i
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TAFEL 7.
1. Klasse. SäUgethiere. Mainmalia.
9. Zunft. WIEDERKÄUER. Ruminantia s. ßiswlca.
Wesentlicher Charakter Sie haben keine oder nur 2 Schneidezähne im Oberkiefer, aber 6—8 im Unterkiefer. Alle
«ind Nagelgänger, deren Zehenspitze vom Huf bekleidet ist; sie besitzen 2 Zehen und keine oder 2 Afterklauen.
Familie TyiiOpoda. Illig.
Wesentlicher Charakter. Sie haben •§- Schneidezähne, ^\ Eckz. und ungleiche Backzähne in beiden Kiefern. Hornev
und Afterklauen fehlen.
Fig. 1. Das Dromedar (Camelus dromedarius^, 30mal verkleinert.
Die Gattung der Kameele findet sich bloss in den heissen Gegenden von Asien und Afrika; sie
ist cliarakterisirt durch 1 Schneidezähne, von welchen die beiden oberen entfernt von einander neben
den Eckzähnen stehen (Fig. l.a), die 6 unteren dagegen ungleich sind, nehiulieh die mittleren grösser,
die seitlichen Paare kleiner CFig. l.bj. Eckzähne finden sich in beiden Kiefern, aber die des Ober-
kiefers sind etwas grösser; dicht hinter den Eckzähnen findet sich ein kleiner kegelförmiger Lücken-
zahn, oben wie unten, und darauf eine .ziemliche Lücke, nach welcher die || Backzähne kommen, je-
der von undeutlich 4eckiger Gestalt, (Fig. l.c) mit einer Längswulst an der Aussenseite, abgerunde-
ter Innenseite und flacher Kaufläche, worin 2 mondförmige, ebenso wie der Aussenrand von Schmelz
eingefasste Grübchen, welche sich mit zunehmendem Alter des Thieres immer mehr verflachen. Ausser-
dem zeichnen sich die Kameele aus durch kurze, nicht über die Scheitelhaare hervorstehende Ohren,
eine grosse etwas gespaltene Oberlippe, einen langen, gebogenen mit Nacken- und Kehlmähne verse-
henen Hals, einen gewölbten, noch mit grossen Fetthöckern gepolsterten Rücken, einen nicht langen,
aber zottig behaarten Schwanz, und ziemlich hohe Beine, deren beide Zehen nur an der Spitze jeder
einen kleinen Huf haben, unten aber mit einer schwieligen Sohle versehen sind, vermittelst welcher
sie bis an die Hofe zusammenhängen. Ausserdem haben die Kameele noch am Ellenbogen- und Knie-
gelenk eine nackte schwielige Hautstelle. Die abgebildete Art, das Dromedar, zeichnet sich durch
seinen schlankeren Bau, seinen einfachen grösseren Rückeuhöcker, seine hohen Beine und sein etwas
kürzeres Haarkleid vor der andern Art, dem mit 2 Höckern versehenen eigentlichen Kameel
(C. hactrlanus^ besonders aus. Das Dromedar hat eine graubraune oder graugelbliche Farbe, doch
sind gewöhnlich die längeren Mähnenhaare dunkler; es findet sich besonders in Nordafrika, Arabien,
Persien, wird allgemein als Hausthier gehalten und vorzugsweise zum Lasttragen, aber auch zum Rei-
ten (Maherri) benutzt. Seine Höhe beträgt 8 — 9' und seine Länge ziemlich ebensoviel, sein mitt-
leres Alter 40 — 50 Jahre, doch erst im Sten Jahre ist es erwachsen und zur Benutzung geeignet.
Man rühmt seine Stärke, seine Ausdauer und seine grosse Genügsamkeit, Eigenschaften, welche dieses
Thier für die Bewohner der Wüsten und Steppen unschätzbar machen. Ein beladenes Dromedar trägt
600 — 800 Pfd., und legt gegen 20 Stunden täglich zurück, ein zum Reiten abgerichtetes 30 — 60
Stunden, je nachdem es angetrieben wird. Sein gewöhnlicher Gang ist der Trapp. Die eigentliche
Nahrung der Kameele ist frisches Gras der Weiden, das es jedoch auf der Reise nur selten bekommt;
hier füttert man es mit Gerste, Brod, Datteln oder Mehlkugeln, ja selbst mit alten Weidenruthen, wenn
nichts Anderes zu haben ist. Dabei braucht es nur wenig Getränk, und kann 12 — 20 Tage ohne
Wasser aushalten, trinkt aber nach so langem Dursten an 100 Quart Wasser auf einmal. Dieses
Wasser sammelt sich in den Zellen seines ersten Magens (Pansen) an, und bleibt daselbst Wochen
lang, SO dass die Karawanenführer bisweilen, in Ermangelung eines anderen Getränkes, ein Kameel
schlachten, um mit diesem Wasser ihren brennenden Durst zu stillen. Hat das Kameel lange gedur-
stet, so wittert es das Wasser in der Wüste Meilen weit, ebenso weiss es das Ende der Wüste
Tage lang vorher, und verdoppelt alsdann seine Schritte, um das ersehnte Ziel zu erreichen. Uebri-
gens ist die Reise auf Kameelen beschwerlich, indem der beständige Trapp des Thiers den Körper
so zusammenrüttelt, dass man sich wie zerschlagen fühlt, geschwollene Beine bekommt, so wie an
anhaltenden Kopfschmerzen u„d Schwindel leidet, und dadurch nicht selten in Gefahr geräth, Von der
Höhe des Rückens herabzustürzen.
Fig. 2. Das Llama (Auchenia lama'), 14mal verkleinert.
Dieses Thier vertritt die Stelle der Kameele in der neuen Weh, und findet sich, wie diese,
daselbst als Hausthier, seit Jahrhunderten gezähmt, aber auch noch wild in Heerden auf den Hochge-
birgen Perus und Chiles, in welchem Zustande es den Namen Guaaako führt.
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In der äusseren Form den Kameelen etwas ähnlich, unterscheidet es sich von ihnen durch die
längeren aufrecht stehenden Ohren, durch den Mangel der Lückenzähne in beiden Kiefern, den
Mangel des Fetthöckers auf dem Rücken, so wie durch die etwas grösseren, spitzen Hufe und die
völlig getrennten, aber mit Sohlen versehenen Zehen. Der Kopf, die Ohren, der Bauch, die Innen-
seite der Schenkel, die Vorderbeine und die untere Hälfte der hinteren sind mit kurzen anliegenden
weisslichen oder grauen Haaren bedeckt, der übrige Leib dagegen von langer, zottiger rothbrauner,
etwas krauser Wolle, welche bis über die Seiten, au den Schultern und Schenkeln herabhängt,
hier etwas heller gefärbt. Das Llama erreicht eine Höhe von 4' und wird 3£' lang; es ernährt sich
im wilden Zustande ebenfalls von Wiesenkräutern, welche es in der Nähe von Flussufern gewöhnlich
aufsucht. Selbst in seinem ungezähmten Zustande ist es wenig scheu, und kommt oft und ohne
Furcht in die Nähe des Menschen. Aufgescheucht sucht es im Galopp zu entfliehen, kann jedoch
von einem Pferde eingeholt werden, schwieriger von Hunden, denen es besonders auf den Gebirgs-
wegen stets, aber nur wenige Schritte, vorauf bleibt. In der Gefangenschaft ist es friedlich und
lässt sich ausser mit Gras auch mit allerlei Früchten ernähren; gereitzt und geneckt vertheidiget es
sich theils durch Stossen mit dem Kopf oder Schlagen mit den Beinen, theils dadurch dass es
seinem Gegner den Geifer des Mundes entgegenspritzet, welcher oft einen sehr widerlichen Geruch
hat. Man benutzt vom Llama besonders die Milch als Getränk, so wie zu Butter nnd Käse, dann
sein wohlschmeckendes Fleisch, und endlich seine Wolle, woraus schon die alten Peruaner dichte
Zeuge verfertigten. Zum Lasttragen lässt es sich auch anwenden, besonders das Männchen, trägt
aber nur 60 — 100 Pfd., und geht täglich kaum 2 — 3 Meilen.
Familie Cebvina.
Wesentlicher Charakter. Schneidez. —, bisweilen — Eckz. Backz. —r.. Die Männchen der Meisten, selten die Weil>-
clien, besitzen Stirnfortsätze ohne hornigen Ueherzug.
Fig. 3. Die Giraffe CGamejlopaiidalis giraffa^, 24mal verkleinert.
Eins der merkwürdigen und in seiner Art einzigen Thiere, deren das wärmere Afrika mehrere
aufzuweisen hat (z. B. das Nilpferd, den Strauss, den kapschen Ameisenfresser, die Hyänen, u. a.);
folgende Merkmahle zeichnen es vor allen Verwandten aus. Auf dem Scheitel stehen 2 kurze, grade,
von Haut bekleidete Hörner und ein dritter kleinerer Höcker sitzt beim Männchen davor, zwischen
den Augen; der lange Hals hat eine ?förmige Biegung; der hohe aber kurze Rücken ist sehr ab-
schüssig, weil die Vorderbeine höher sind als die Hinterbeine, der Fuss hat 2 gleiche Zehen, aber
keine Afterklaueu; der ganze Leib ist mit kurzen, dicht anliegenden Haaren bedeckt, nur auf der
Spitze der Hörner, am Nacken und am Ende des Schwanzes sind die Haare länger. Die Farbe ist
ein lichtes Gelb, das am Bauch, der Innenseite der Schenkel und den Wangen ganz weiss wird, aber
auf dem Rücken dunklerer ist; überall liegen auf diesem Grunde unregelmässige, scharf begränzte,
eckige braune Flecke von ungleicher Grösse. Die Giraffe bewohnt ganz Afrika von Aegypten bis
zum Kap und ernährt sich von Wiesenkräutern, die sie gleich den übrigen Hufthieren langsam gehend
aufnimmt; sie liegt auch wie diese mit eingeschlagenen Beinen und aufgerichtetem Vorderleibe (3.a),
und geht nur langsam. In Furcht gesetzt, läuft sie im Galopp, doch nicht behende, bewegt sich aber
dennoch schnell genug, da jeder Sprung 12 — 16 Fuss misst. Sie biegt dabei die Vorderbeine nicht,
schwingt aber mit dem langen Halse nach vorn und hinten beständig hin und her, um die Fortbewe-
gung zu befördern. Sie erreicht-eine Höhe von 14'—18 Fuss, ist aber im Rücken nur 7—10 Fuss
hoch, die Vorderbeine allein messen an 6 Fuss. Sie war schon den Römern bekannt unter dem Na-
men, den sie noch jetzt als Gattungsnamen führt, wurde zuerst unter Cäsar nach Rom gebracht und
blieb lange in Europa eine grosse Seltenheit, bis der Pascha von Aegypten neuerdings einige
nach Paris, London, Konstantinopel und Wien sandte, welche jedoch bald starben. Gegenwärtig
(Oktober 1836) befinden sich in London sieben lebende Giraffen in verschiedenen Öffentlichen
Gärten, namentlich mehrere im Garten der zoologischen Gesellschaft.
Fig- 10. Das Reh (Cervus capreolus), 12mal verkleinert.
Das Reh gehört zur Gattung der Hirsche, welche sich ausser der zierlichen Form, beson-
ders der Beine, durch die Anwesenheit eines ästigen, alljährlich neu gebildeten und dann nackten Ge-
weihes, so wie durch die Anwesenheit von Afterklauen hinter den 2 Zehen kenntlich macht. Die
meisten Hirsche haben noch vor jedem Auge eine längliche Vertiefung, worin eine Schmiere abgeson-
dert wird; diese Vertiefung, Thränengrübe genannt, fehlt jedoch dem Reh. Mit zunehmendem
Alter wird die Schmiere ganz hart, wohlriechend, und bildet dann den Hirsehbezoar, welchen der
Hirsch durch Reiben an Bäumen ausstösst.
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Das Reh bewohnt die lichten Waldungen des mittleren Europas bis nach Russland, und er-
reicht eine Höhe von 2J Fuss im Rücken, so wie ein Alter von 14 Jahren. In der Jugend hat
es einen rothbraunen Rücken, worauf viele kleine in Reihen gestellte weisse Flecke sich befinden;
der Kopf, der Bauch und die Beine sind gelbbraun. Mit zunehmendem Alter wird der Rücken immer
gelbbrauner und die weissen Flecke verlieren sich schon nach 2 Monaten, nur in der Aftergegend
und unter dem kurzen Schwanz bleibt eine grosseweissliche Stelle, welche Spiegel heisst, dagegen
werde» Stirn und Nase fast schwarz; bisweilen findet mau auch ganz schwarze oder ganz weisse,
selbst gefleckte Rehe. Das Männchen, der Reh bock, hat auf dem Scheitel ein kurzes Geweih, wel-
ches dem Weibchen, Ricke genannt, fehlt. Es besteht aus einem kurzen, von Haut bekleideten
Stirnzapfen (Rosenstock), einem darauf sitzenden, erweiterten, höckerigen (Perlen) Ringe (Rose),
und dem nun folgenden anfangs einfachen, später mit 3 Zacken versehenen Gehörn. Dieses Geweih
wirft das Männchen im Januar ab, indem bald nach der Brunstzeit die Gefässe des Rosenstocks sehr
anschwellen, und den Rosenstiel nach und nach von der Rose abtrennen; ist dies geschehen, so stösst
der Bock das Gehörn herunter, worauf sich die blutige Wunde bald mit einem Schorf bedeckt. Unter
diesem bildet sich junge behaarte Haut und nun erhebt sich der Stirnzapfen zusehends, theilt sich spä-
ter in Aeste, erst in zwei und dann der hintere nach einiger Zeit wieder, worauf bis in den März
die Bildung des Geweihs beendet ist. Alsdann wird die trockne leblose Haut, welche den Knochen
noch bekleidet, und die früher höchst empfindlich und blutreich war, an Baumstämmen abgerieben (ge-
fegt). Beim Edelhirsch (Cervus etaphusj ist der Hergang bei der Bildung des Geweihes ziem-
lich derselbe, doch wird das Geweih später abgeworfen (die alten Hirsche werfen Ende Februar,
die jungen erst Ende März, Anfang April) und, da es grösser ist, langsamer gebildet, nehmlich erst
im Verlauf Von 4 Monaten. Doch wächst es im Ganzen sehr schnell, denn schon nach 14 Tagen ist
der junge Zapfen 1 Fuss hoch. Ein wichtiger Unterschied des Edelhirsches vom Reh liegt in
der Anwesenheit von Eckzähnen im Oberkiefer, die dem letzteren, so wie den Damhirschen und
dem Elen fehlen, dagegen den mit grossen langzäckigem Geweih versehenen Hirschen, so wie dem
Rennthier, zukommen.
Fig. 11. Das Moschusthier (Moschus moschifer~), 12mal verkleinert.
Es ist etwas kleiner als das Reh, sonst von sehr ähnlicher Statur, aber ganz rothbr'auner Farbe,
welche an der Brust und am Bauch ins Weissliche übergeht. Die Moschusthiere finden sich bloss im
mittleren Asien und haben, wie die Hirsche, 2 Afterklauen hinter den Hufen, aber kein Geweih.
Dagegen besitzen sie viel grössere Eckzähne, von welchen die des Männchens hakenförmig aus dem
Maule hervorragen. Auch besitzen die Männchen am Bauch hinter dem Nabel einen drüsigen,
mit einer kleinen OefFuung versehenen Sack, in welchem eine stark riechende Feuchtigkeit abge-
sondert wird, welche unter dem Namen Moschus bekannt ist. Da dieselbe in der Arzneikunde
eine sehr wichtige Rolle spielt, so stellt man den männlichen Moschusthieren sehr nach und jagt sie,
gleich Hirschen und Gemsen, auf den Hochebenen des Altai, woselbst sie vorzugsweise angetrof-
fen werden.
Familie Cavicornia.
Wesentlicher Charakter. Sie habea ~ Schneidez., keine Eckz., || Backz. (4. b) und unverastelte von einer dicken
Hornhülle bedeckte Stirnfortsätze (Hörner), welche nicht abgeworfen werden, aber beständig an Grösse zunehmen.
Fig. 6. Die Hakaba oder Abu-harb-Antilope (Antilope leucoryx}, 14mal verfeinert.
Das an Arten sehr zahlreiche Geschlecht der Antilopen bewohnt die wärmeren Gegenden von
Afrika, Asien und Amerika, und hat im mittleren Europa nur eine Art, nehmlichdie Gemse (Antilope
rupicapra~) aufzuweisen. Die Gattungsmerkmahle sind sehr unbestimmt, und es scheint, als wenn alle
Antilopen mit den Ziegen und Schaafen eine gemeinsame Gattung bilden, oder, falls man diese als
besondere Gattungen abtrennen will, auch die Antilopen wieder in viele Gattungen aufgelöst werden
müssen, was denn auch von Hamilton Smith schon unternommen worden ist. (Vergl. Griffith
anim. kingd. Vol. 4. Sc 5. Lond. 8.). Man kann daher die Antilopen nur an ihrer allermeist schlan-
ken, hirschähnlichen Form, und an ihren gewöhnlich langen, zierlichen, aber sehr verschieden gestal-
teten Hörnern erkennen. Einige haben, wie die ächten Hirsche, eine Thränengrube, Andere besitzen
sie nicht, gleich den Rehen. Ebenso finden sich die Hörner bald nur beim Männchen, bald auch beim
Weibchen. Zwei ostindische Arten haben sogar 4, aber kurze grade Hörner. Sie leben gewöhnlich
in Heerden, und sind äusserst schnell und gewandt. — Die abgebildete Art war schon den Griechen
und Römern bekannt. Herodot und Oppian beschreiben sie unter dem Namen Oryx, und Aristo-
teles wie Plinius reden ebenfalls von ihr, auch findet sie sich nicht selten auf den aegyptischen
Baudenkmahlen abgebildet. Sie hat die Grösse und Gestalt eines Hirsches, aber etwas kürzere Beine 5
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ihre Hörner sind über 3' lang, und am Grunde kaum If Zoll dick, dabei sanft nach unten gebogen,
sehr nach hinten gerichtet, und bis gegen die Mitte mit schiefen, hervorragenden Ringen geziert. Die
Haare sind sehr kurz und liegen diclit au, stehen aber auf der Rückenkante, an den Seiten und am
Nacken nach vorn gerichtet. Ihre Farbe ist milchweiss, aber der ganze Hals, ein Streif auf der
Nase, der Kopf hinter den Hörnern, die Wangen und ein Strich durch das Auge, welcher beide
Stellen verbindet, sind gelblichbraun. Die Thränengruben fehlen, aber die Hörner kommen beiden
Geschlechtern zu. Sie findet sich in Dongola beim Flecken Amjbukohl.
Fig. 7. Kopf von Antilope äama, lOmal verkleinert.
Lebt gleichfalls im südlichen Dongola und steht der vorigen Art an Grösse wenig nach, ist
aber zierlicher gebaut, hat längere Beine und einen höheren Rücken. Die Hörner finden sich bei bei-
den Geschlechtern, sind g förmig gebogen, zahlreich geringelt und so lang als der Kopf. Vor dem
Auge ist die Thränengrube deutlich zu bemerken. Farbe weiss, Hals und Rücken bis auf die Mitte
der Seiten rothbraun, an der Kehle ein weisser Fleck.
Fig. 8. Kopf von Antilope Addax, lOmal verkleinert.
Auch diese Antilope bewohnt die Provinz Dongola, südlich von Ambukohl. Sie hat ganz
die Grösse von A. leucoryx, aber einen etwas plumperen Bau. Die Hörner kommen beiden Ge-
schlechtern zu, sind einmal spiralig gewunden und geringelt; Thränengruben fehlen. Farbe weiss,
Hals, Schnautze und Wangen gelbbraun, der Busch längerer Haare auf der Stirn schwarzbraun. —
Fig. 9. Der Steinbock vom Sinai (Capra sinaitica^, 16mal verkleinert.
Die Gattung Capra unterscheidet sich von den Antilopen durch den gedrungenen Körperbau,
die dickeren einfach gebogenen Hörner und den langen Bart am Kinn. Letzteres Merkmahl unter-
scheidet sie auch von den Schaafen, mit welchen sie übrigens, wie mit den Antilopen, die gespaltene
Oberlippe gemein haben. Die Thränengruben fehlen den Ziegen, wie den Schaafen. Sie leben
am liebsten in Gebirgen und klettern mit Muth und Verwegenheit auf die steilsten Felsenspitzen.
Die abgebildete Art hat die Grösse der gemeinen Ziege, breite knotige Hörner, einen langen Bart,
sonst kurze Haare von gelblich rothbrauner Farbe, doch sind der Bauch, die Innenseite der Beine
und die Fussspitzen weiss; auf der Vorderseite der letzteren ist ein dunkelbrauner Gabelfleck, wel-
cher die Art vom Sinai vor denen vom Kaukasus (C. cancasica~) und der Schweiz (C. ibex~) be-
sonders auszeichnet.
Fig. 5. Der südeuropäische Muflon (Ovis Musimon, var. occidentalis'}, 14mal verkleinert
Durch den Mangel des Barts vom Steinbock verschieden, sonst ihm in allen Verhältnissen sehr
nahe kommend; nur der Kopf ist dicker, die Nase mehr gewölbt, wie beim gemeinen Schaaf, vor den
Augen schwach angedeutete Thränengruben. Hörner stark zusammengedrückt, mit scharfer Kante
und unregelmässigen Querrunzeln, stark nach hinten und unten gebogen, aber die Spitze wieder nach
oben, doch die ganze Windung ziemlich in derselben Ebene, nicht spiralig, wie beim Hausschaaf.
Ohren massig, zugespitzt, aufrecht. Körperbau sehr gedrungen, Beine kräftig, Schwanz kurz, unten
nakt. Haarkleid dicht, ziemlich weich, nur einzelne lange, steifere Haare stehen hervor. Farbe auf
der ganzen Oberseite rothbraun, der Kopf mehr gelbgrau, Bauch, Brust, Gesäss und untere Hälfte der
Beine weiss; im Winter ist die braune Rückenfarbe etwas dunkler. Der Muflon ist scheu und furcht-
sam, gesellig, sehr gewandt im Klettern und bewohnt die höchsten Felsengipfel der Gebirge im Innern
von Sardinien und Korsika, und scheint früher auch in Spanien einheimisch gewesen zu sein. Man
hält ihn für die Stammart des gemeinen Schaafs, oder dieses auch für einen Bastard vom Muflon
und Argali, welcher die Gebirge von Mittelasien bewohnt.
Fig. 4. Der Schädel vom Kapschen Büffel (Bos caffer~), 16mal verkleinert.
Die Gattung der Ochsen (Bos) ist in der gesammten Körperform bekannt genug, daher es
genügt, durch eine Detailzeichnung ihre besonderen Charaktere hervorzuheben. Diese besteben in der
breiten flachen Stirn, den starken runden oder flachrunden nach innen, vorn oder oben gebogeneu
Hörnern,' dem Mangel der Thränengruben, der breiten ungespaltenen Oberlippe, dem hohen an der
Kehle mit einer hängenden Wamme versehenen Halse, und dem langen am Ende buschigen Schwanz.
Der Kapsche Büffel ist besonders ausgezeichnet durch seine grossen, am Grunde runzeligen und dicken
Hörner, welche auf der Stirn fast Zusammenstossen, dann aber nach hinten und wieder nach vorn ge-
bogen sind. Einen ähnlichen Bau der Hörner zeigt auch der nordamerikanische Bisamochs (B. mo-
schatus),
aber die Hörner sind kleiner und der ganze Leib ist von langen fast zottigen Haaren be-
deckt, welche heim Büffel nur den Vorderleib bekleiden. Auch hat der Büffel, wie die anderen
Ochsenarten, eine nackte Schnautze, der Bisamochs eine behaarte.
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• "
TAFE L 8.
1. Ciasse. SäUfiTethiere. Mammalia.
Zehnte Familie. Vielhuf er Multungula, oder Dickhäuter Pachyderma.
Wesentlicher Charackter. Mehr als zwei von Hufen bekleidete Zehen. Zähne mit Schmelzleisten, bald alle drei Zalmar-
ten vorhanden, bald fehlen die Eckzähne, selten die Schneidezähne im Unterkiefer. Fressen Vegetabilien.
Fig. 1. Die Schweinegattung (Sus).
Hat vier Zehen, von welchen die beiden mittleren auftreten. Der Leib ist von steifen Borsten be-
f) iL f\                                    "11                                         *1 *1
deckt, im Kiefer alle drei Zahnarten, und zwar Schneidezähne ^» -^, -, Eckzähne tV, Backzähne ^V oder
7                                                               0 0 0                           l.'lf                            1.1.
jrj. Die Nase rüsselförmig verlängert, am Ende breit abgestutzt, mit besonders nach oben stark aufge-
worfenem beweglichem Bande.
Die hier dargestellte Art gehört zu der Abtheilung der Larven seh weine (Phacochaerus), welche
Sich durch stark hervorragende Eckzähne, nackte schwielige Wangen und das Zahlenverhältniss der
Zähne (Schneidezähne -|, Backzähne ^') vor den Uebrigen auszeichnet. Sie findet sich in Habessinien
(Ph. Aeliani Cretzschm. Ph. Maroia Ehrenb.^ und erreicht nicht ganz die Grösse des gemeinen Schwei-
nes, hat einen schmalen Kopf, ein© /lache Stirn, kleine «ach oheu gerichtete Augen, nicht sehr grosse
schwielige Warzen an den Wangen, eine leicht behaarte Haut, einen starken Rückenkamm und einen
doppelten Haar-Wirbel auf der Stirn. An jeder Seite des Kopfes sitzen zwei Warzen, eine grössere
dicht vor und unter dem Auge, die zweite kleinere in der Nähe der grossen Eckzähne; diese selbst
ragen stark hervor, besonders die des Oberkiefers, sind bogenförmig gekrümmt, und stehen grade nach
aussen. Die Ohren ziemlich gross. Die Haare an den Seiten des Körpers stehen ziemlich zerstreut und
sind von braungrauer Färbung; auf dem Bücken aber sind sie länger, stehen dichter und bilden einen
hohen Kamm von gelblich grauer Farbe. Auf dem Scheitel bilden die längeren Haare einen Wirbel
zwischen den Ohren; ein zweiter Wirbel wird vor diesen von kleineren kastanienbraunen Haaren zwi-
schen den Augen gebildet. Das Naturell dieses Thieres ist wild und unbändig; es lässt, wie das euro-
päische Schwein, einen grunzenden Ton hören. Von den Eingebohrnen wird es in seinem Vaterlande
sehr gefürchtet. Seine Nahrung besteht in Waldfrüchten, Wurzeln, welche es nach Art der einheimi-
schen Schweine durch Aufwühlen des Erdreiches mit dem Rüssel sich verschafft. — Fig. l.a. giebt eine
Darstellung des Schädels vom gemeinen Schwein, dessen Zahnbau ist: Schneidezähne g-, Backzähne -^f.
«
■ ■
Fig- 2. Das Nil- oder Flusspferd (Hippopotamus amphibius'), 30mal verkleinert.
Es hat vier gleich grosse Zehen an allen Füssen, alle drei Zahnarten in folgendem Zahlenverhält-
niss: Schneidezähne ±, Eckzähne ^1, Backzähne—. (Siehe die Darstellung des Schädels Fig. g.a.
b.c.). Die Schneidezähne sind getrennt von einander, zylindrisch, am Ende zugespitzt und stehen, be-
sonders die unteren, fast wagerecht; die Eckzähne sind wie beim Schwein sehr gross, hakenförmig ge-
krümmt, ragen aber nicht aus dem Maule hervor. Der Kopf verhältnissmässig sehr gross, besonders das
vordere Ende, welches abgeplattet hervortritt und an den Lippen mit kurzen steifen Borsten besetzt
ist, im Uebrigen ist der Leib nackt. Die kleinen Augen ragen aus dem Kopf hervor; die Ohrmuscheln
sind nicht grösser als beim Schaaf, und stehen fast an der höchsten Stelle des Kopfes. Der ganze Leib
ist äusserst plump und dick, der Hals fast wagerecht, noch ziemlich lang; die Beine kurz und dick, be-
sonders die hinteren; der Schwanz kurz. Es lebt an den grösseren Flüssen des östlichen und südlichen
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Afrikas, besonders am Nil oberhalb der Katarakten von Syene, kaum noch in Aegypfen; auch an den
Ufer» grösserer Seen; wälzt sich wie ein Schwein im Schlamm, entfernt sich nur bei Nacht rudelweise
von den Flussufern, um zu grasen. Seine Nahrung besteht in Hirse-, Mais-, Reis- und Zuckerrohr-
pflanzen, doch frisst es auch andere Grasarten, und besonders saftige Wurzeln. In den Plantagen,
welche es bei Nacht aufsucht, richtet es bedeutenden Schaden an, da es mit seinem dicken plumpen
Leibe viel mehr Pflanzen zerbricht und niedertritt, als es verzehrt. Bei Gefahr zieht es sich ins Wasser
zurück, schwimmt gut und taucht unter, steckt aber von Zeit zu Zeit die Nase hervor, und bläst dann,
wie ein Walfisch, das Wasser von sich. Auf dem Lande ist es furchtsam und greift den Menschen
nicht an, im Wasser dagegen angegriffen, vertheidigt es sich nachdrücklich, greift die Böte an, zerbricht
sie mit seinem ungeheuren Gebiss, reisst Menschen heraus, und zerquetscht sie mit einem Biss. Es brüllt
wie ein Ochs, giebt aber auch einen wiehernden Ton von sich. Das Weibchen wirft ein Junges, am
liebsten auf Inseln. Man erlegt das Nilpferd durch Feuergewehre, die aber mit eisernen Kugeln gela-
den sein müssen, da die bleiernen seine dicke Haut nicht durchdringen, oder fängt es in Gruben, oder
legt ihm Fussangeln. Sein Fleisch ist schmackhaft und wird auf mancherlei Weise zubereitet und ver-
speist, seine Haut dient zu Schildern, Peitschen, Bogen; die Zähne sind härter als Elfenbein und wer-
den zu feinen Drechslerarbeiten sehr geschätzt. Das Thier kannten schon die Alten, in der Bibel heisst
es Bahemoth, die Römer brachten es nach Rom und führten es bei Triumpfen auf.
Fig. 3. Das indische Nashorn (Rhinockbcs indicus'), 45mal verkleinert.
Die Gattung der Nashörner besitzt als charakterische Merkmahle folgende Eigenschaften: drei
Zehen an allen Füssen, hornartige Fortsätze auf der Nase, eine haarlose schwielige Haut, keine Eck-
zähne und schwankende Zahlenverhältnisse in den Schneide- und Backzähnen. Man kennt vier noch
lebende Arten, zwei mit einem Hörn, beide in Ostindien einheimisch, zwei andere mit zwei Hörnern,
wovon das eine Sumatra, das zweite Südafrika bewohnt. Alle leben in feuchten schattigen Wäldern
und nähren sich von Vegetabilien.
Das hier dargestellte Nashorn (Rhinoc. indicus sive nnicorms) ist am längsten bekannt. Es hat
eine ziemlich glatte aber grosse Querfälten am Halse und in den Geleidcungen der Beine bildende, dunkel
rothbraun gefärbte, Haut, ein kleines stumpf kegelförmiges Hörn auf der Nase, -^ oder -j Schneidezähne
und ^j oder |^ Backzähne (Fig. 3.a.). Seine Länge beträgt 12 Fuss, die Höhe 6'. Der Kopf steht
fast wagerecht, die Oberlippe hängt herab, die Augen klein, die Ohrmuscheln gross und aufrecht; der
Hals kurz und eng, von dicken Hautfalten umgeben. Der dicke Leib etwas gesenkt, Bauch hängend,
die Beine nicht so plump als beim Nilpferd, aber die Hufe grösser. Lebt in Bengalen, Cochinchina,
China in grossen sumpfigen Wäldern meistens paarweis, wälzt sich im Sumpf. Oefters stehen sie am
heissen Mittage stundenlang unbeweglich da, sind überhaupt ruhig und greifen den Menschen nur an,
wenn sie gereizt werden; dann stürzen sie blindlings auf ihren Feind los, packen ihn mit dem Hörn,
reissen ihm den Bauch auf, schleudern ihn fort und eilen davon. Man stellt dem Nashorn nach, theils-
wegen seiner Haut, woraus Kantschuhe gemacht werden zur Ertheilung der Bastonnade, theils des Flei-
sches wegen, das wohlschmeckend sein soll; auch benutzt man die Zähne zu Drechslerarbeit. Es frisst
Gras und saftige Sumpfpflanzen; jung eingefangen, lässt es sich etwas zähmen und mit Heu, Hafer und
Kartoffeln ernähren; es frisst dreimal so viel als ein Pferd. Auch dieses Thier kommt schon in der Bi-
bel unter dem Namen Reein vor.
Fig. 4. Der Daman oder Klippdaclis (Hybax ruficeps Ehrerih.~)> 9mal verkleinert.
Dieses merkwürdige Thierchen gleicht in Gestalt und Grösse einem Nagethier, besonders dem
Aguti (wohin es auch Linne stellte), im Bau der Zähne dem Nashorn, in der Behaarung und im.
Fussbau dem amerikanischen Tapir. Es hat nehmlich Schneidezähne j, Eckzähne^', Backzähne
~, eine etwas hervorragende Schnautze, eine gespaltene Oberlippe, kleine abgerundete Ohren, kurze
Gangfüsse mit kleinen breiten Hufen, und vorn vier hinten drei Zehen. Der Leib ist von kurzen stei-
fen Haaren dicht bedeckt; einzelne längere Borsten ragen weiter hervor. Die Arten, deren vier bekannt
sind, (1 am Kap, 1 in Dongola, 1 in Habessinien, 1 am Sinai), leben in gebirgigen felsigen Gegenden^
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lind nähren sieh von Kräutern. Die abgebildete Art wurde von Ehrenberg in Dongola entdeckt. Er
wird etwas über 1' lang? hat ziemlich starre borstenartige Haare, oben von gelbbrauner Farbe, ohne
dunklen Rückenstreif? aber mit röthlich braunem Scheitel; der Bauch weisslicli. Der Kopf ist bei dieser
Art schlanker als bei der kapschen, die Kiefer schmäler und der Raum zwischen Schneide- und
Backzähnen breiter; der Hinterkopf breit, die Vorderbeine verlängert. Er findet sich an felsreichen Ufern
Dongolas, meistens in kleinen Rudeln, von welchen ein Individuum entfernt auf erhabenen Felsblöcken
sitzt, gleichsam a^s Wache sich umschauend; bei herannahender Gefahr ergreifen dann alle, von diesem
gewarnt, die Flucht. Er schleicht einzeln vorsichtig umher, und duckt sich im ersten Augenblicke der
Furcht, wie ein Hase. Eingefangen wird er zahm und zutraulich, und frisst dann alle möglichen pflanz-
liche» Nahrungsmittel. Im Hause gehalten soll er Mäuse und Ratten vertreiben, im leichten Boden gräbt
er Löcher. Die Araber essen sein Fleisch.
Fig. 5. Der ostindische Tapir (Tapirüs indicus), 19mal verkleinert.
Die Tapire haben, wie die Schweine, eine rüsselförmig verlängerte Nase. Schneidezähne g,Eck-
zahne j^f, Backzähne ^- CSiehe Fig. 5.a Unterkiefer, b Oberkiefer), vorn vier hinten drei Zehen und
einen von kurzen steifen Haaren weitläuftig bedeckten Körper. Sie sind Pflanzenfresser, welche die
heisse Zone beider Erdhälften bewohnen. Man kennt 3 Arten, 1 auf den Anden in Süd-Amerika,
1 in den Ebenen Brasiliens, die dritte in den Wäldern Sumatras; letztere ist hier abgebildet. Er
hat eine Länge von 6' 10" und eine Höhe von 3'. Sein Rüssel ist 6 — 8" lang, die Ohren sind gross
und aufrecht, die Haut ist dick und von wenigen Haaren leicht bedeckt, die Beine ziemlich kurz. Seine
Farbe ist am Vorderleibe bis hinter den Schultern schwarz, nur die Spitze der Ohren weiss, ebenso
der Rücken und Bauch, dagegen ist der Schwanz, die untere Hälfte der Schenkel und das Uebrige der
Hinterbeine schwarz. Er findet sich in der Gesellschaft von Elephanten und Nashörnern, eben nicht
seltener als diese, in den feuchten Waldungen der inneren Theile Sumatras, und wurde erst vor weni-
gen Jahren von dem französischen Naturforscher Diard entdeckt.
Fig. 6. Der ostindische Elephant (Elephas indicus'), jung, 35mal verkleinert.
Die Gattung der Elephanten zeichnet sich aus durch 2 grosse, gekrümmte Schneidezähne (Stoss-
zähne) im Oberkiefer, keine Schneidezähne im untern und keine Eckzähne in beiden Kiefern, aber
Backzähne in beiden, nehmlich ~ oder ^j. Der Kopf ist gross und erhaben, die breiten Ohrmuscheln
hängen herab, die Nase ist in einen langen Rüssel verlängert. Die Füsse haben sämmtlich fünf Zehen,
von welchen aber nur die kleinen Hufe sichtbar sind.
Man kennt 2 noch lebende Arten, die eine in Afrika (El. africanus) besonders am Kap, ist kleiner,
hat aber viel grössere Ohren, rautenförmige Schmelzleisten in den Backzähnen (Fig. 6. b.) und vier
Hufe an allen Füssen; die andere hier abgebildete (El. indicus) lebt in Ostindien, hat kleinere Ohren,
schmale parallele Schmelzleisten in den Backzähnen (Fig. 6.b.) und vorn fünf, hinten vier Hufe. Er
erreicht eine Höhe von 8 —15', ist überall leicht behaart, doch so, dass man ihn eher für nackt halten
möchte, hat einen langen hängenden Schwanz, kürzere Hinter-, längere Vorderbeine, kleine Augen,
kleinere am Rande lappige Ohrmuscheln, kleine nicht stark hervorragende Stosszähne, und einen im Ver-
gleich mit dem afrikanischen kürzeren, auf der Unterseite nicht knotigen, aber schwach in die Quere ge-
reiften, an der Spitze breiten Rüssel. Hier an der Spitze bemerkt man deutlich 2 Nasenlöcher, und
zwischen diesen an der vorderen Kante des Rüssels einen kurzen, sehr beweglichen, fleischigen Zapfen,
dessen er sich Zum Fassen und Ergreifen von allerlei Gegenständen bedient. Seine Beine sind verhält-
nissmässig hoch, aber das Hackengelenk nur wrenig erhaben (Fig. 6.d.), daher die fünf Plattfussknochen,
Welche übrigens den Boden nicht berühren, sondern bloss das letzte Zehenglied, sehr kurz und dick sind.
Der indische Elephant ist das grösste und zugleich eins der klügsten Landsäugethiere. Jung ein-
gefangen lässt er sich leicht zähmen, wird dann als Hausthier zum Lasttragen, Reiten u.d.gl. benutzt, und
pflanzt sich in der Gefangenschaft fort. Trotz seines plumpen Körperbaues ist er schnell und gewandt
in seinen Bewegungen, und bedient sich des Rüssels überall bei seinen mannigfachen Verrichtungen statt
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der Hand. So führt er damit die Nahrungsmittel zum Munde, reissf Pflanzen aus, die er fressen will>
zieht Wasser ein und spritzt es in den Mund, um zu trinken, auch über den Leib, um sich abzukühlen,
verjagt dadurch Fliegen und anderes Ungeziefer, und stösst damit einen trompetenartigen Ton aus, indem
er ihn senkrecht in die Höhe richtet. Er kann ferner mit dem Rüssel bedeutende Lasten heben, z. B.
einen Menschen sich damit auf den Nacken setzen, und sich desselben als Waffe bedienen, indem er
seinen Feind packt, zu Boden wirft, oder durch Schläge das Rückgrat zerbricht. Nichts desto weniger
ist der Rüssel sehr empfindlich und leicht verletzlich, daher er ihn bei allen Bewegungen schont und im
Kampfe mit Tigern, Nashörnern u.d.gl. besonders vor Verletzungen zu schützen sucht. Er lebt gesellig
in grossen Heerden in den feuchten Waldungen im Innern von Vorder- und Hiuter-Indien, am liebsten
in der Nähe grosser Ströme, in welchen er sich gern badet und durch Schwimmen belustigt, wobei nur
die Spitze des Rüssels aus dem Wasser hervorragt. Er schläft liegend, steht auf und legt sich wie eine
Kuh, beides mit grosser Leichtigkeit ausführend, streckt aber die Hinterbeine nach hinten von sich.
Gewöhnlich halten sie sich paar weis, ein Männchen und ein Weibchen,. selbst in dem grossen Rudel.
Man fängt die Elephanten am liebsten jung, theils in Gruben, theils durch Anlocken vermittelst gezähm-
ter und bindet ihnen dann die Füsse. Hie indischen Grossen stellen Treibjagden mit gezähmten auf
wilde an, die in die Enge getrieben und daselbst gebunden oder erlegt werden. Man benutzt ihn we-
niger, als man ihn zum Vergnügen und zum Luxus hält; einer trägt über 3000 Pfund, gewöhnlich Thron-
himmel, kleine Thürme, Sänften, in welchen die ludier reisen. Die alten Perser benutzten ihn im Kriege,
und so abgerichtete kamen selbst nach Griechenland und Rom. Sein Fleisch ist wohlschmeckend, be-
sonders das der Beine. Es giebt auch Albinos unter ihnen von weisser Farbe mit rothen Augen.
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I
ZU TAFEL 8. *)
Anmerkung. Da die wichtige, freilich auch ebenso allgemein bekannte, Gruppe des Pferdes noch durch keinen
Repräsentanten im Alias dargestellt war, so habe ich auf dieser Tafel die Figuren des Elephanten- (6. a.),
Rhinoceros- C3. a.) und Schweineschädels (1. a.) entfernt, und dafür eine Art der Gattung Equus hinzugefügt.
Der Schädel und der Fufsbau des Elephanten kann aus der ersten Figur der ersten Tafel erkannt werden, da-
gegen fielen der Rhinoceros- und Schweineschädel fort, weil kein Platz auf der Tafel an einer anderen Stelle zu
finden war. Hier folgt also noch die Charakteristik des Pferdes.
S. Zunft. EINHUFER. Solidungula.
Wesentlicher Charakter. Mit 6 Schneidezähnen und 6 Backzähnen im Ober- wie Unterkiefer, und Eckzähnen, wenig-
stens beim Männchen. Jeder Fuss mit einfacher yom Huf bekleideter Zehe.
Einzige Familie Pferde. Er/uina.
Fig. 7. Das Onagga. Equus Burchelii, 24 Mal verkleinert.
Die Pferde gehören zu den schönsten Säugethieren und zeichnen sich ebenso sehr durch die
glücklichen Proportionen ihrer Theile, wie durch die klaren Farben und reinen Zeichnungen ihrer Ober-
fläche aus. Am Kopfe ist die Nasen- und Mundgegend fein und zerstreuter behaart, stets im wilden
Zustande schwarz gefärbt und mit einzelnen längeren Borsten besetzt; hinter den Nasenlöchern be-
ginnt dann ein dichteres, hellfarbiges, anliegendes kurzes Haarkleid, welches den ganzen Leib gleich-
mäfsig bedeckt, aber an den Bückenkanten des Halses und am Schwanz eine gröfsere Länge und
Stärke erreicht. Die vorn kreisrunden Hufe sind ebenfalls schwarz, und eine ähnliche Farbe haben
schwielig-hornige Stellen an der Innenseite der Beine, welche zu den besonderen Gruppencharakteren
gehören. Das Gebifs zeichnet sich durch kräftige Zähne ohne besondere Gröfse aus, und führt auf
der Kaufläche aller Schneide- und Backenzähne Gruben, welche mit zunehmendem Alter abgenutzt
werden, daher Kenner nach ihrer Gröfse und Tiefe das Alter des Pferdes bestimmen können. — Die
sechs bekannten Pferde-Arten bewohnen sämmtlich die alte Welt, 3 ursprünglich Asien, 3 Süd-
Afrika; sie leben in Heerden unter Anführung alter Hengste in Steppen und nähren sich vom Gras-
wuchs dieser Fluren. Amerika besitzt keine ursprünglich wilden Pferde, die daselbst verwilderten
stammen von eingeführten Europäischen Ra<?en ab. Man kann die sechs erwähnten Arten folgender-
mafsen unterscheiden: s
*) Im Text dieser Tafel setze man Seite 1 Zeile 3 von oben Zehnte Zunft, statt zehnte Familie.
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F. Aechte Pferde. Mit vier Schwielen, zwei an den Vorderbeinen in der Mitte des Unter-
arms, zwei an den Hinterbeinen unmittelbar unter dem Hackengelenk.
1.   E. cahallus; wild braun, mit schwarzem gleichmäfsig lang behaartem Schwanz und langen
Mähnen. Ursprünglich wild im Innern Asiens, wo noch jetzt wilde Pferde sich finden;
übrigens gezähmt iu der ganzen Welt.
II. Mit zwei Schwielen an den Vorderbeinen, aber keine an den hinteren. (Siehe die Ab-
bildung. )
A.   Esel. Einfarbige Arten mit sehr langen Ohren, kurzen Mähnen und Quast am Ende
des kurz behaarten Schwanzes.
2.   E. hemionius, der Dschiggetai, hellgelb, die Mitte der Seiten etwas röthlicher, der Bauch
weifs; am Rücken ein dunklerer Längsstreif. Etwas länger gebaut als der Esel, einem
Maulesel iu Gestalt ähnlich. Heerdenweis im Innern Asiens.
3.   E. asinus, der Esel; aschgrau, die Rückenlinie und ein Querstreif hinter den Schultern,
nebst den Ohren an der Spitze und vorn schwarz; gezähmt oft ganz schwarzbraun. Noch
wild als Kulan oder Gurkhur im Innern Asiens, gezähmt in den wärmeren Gegenden
der gemäfsigten Zone, besonders in Gebirgen brauchbar.
B.  Zebra's. Gestreifte Arten, mit dunklem Querbinden auf hellem Grunde, relativ kleinern
Ohren, zierlichen Hufen, aber beträchtlich grofsem Kopf. Mähne und Schwanz kurz,
letzterer mit einem Quast. Alle 3 in Süd-Asien.
4.  E. hippotigris, das eigentliche Zebra; weifs mit schwarzbraunen Querstreifen auf der gan-
zeil Oberfläche.
5., E. Quagga, das Quagga; gelblichbraun, der Hals und der vordere Tlieil des Rückens
dunkler gestreift; der hintere, die Beine und der Bauch weifs.
6. E. Onagga (E. Burcheln, E. montanus, E. feslivus), das Onagga; weifslich, Kopf und
Hals schwarz gestreift, der Rücken mit abwechselnden helleren und dunkleren Streifen.
Beine und Schwanz weifs.
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TAFEL 9.
1. Klasse. SäUgetlliere. Manimalia.
11. Zunft. NÄGELFLOSSE R. Pinnipedia.
Wesentlicher Charakter. Sie haben vier vollkommen flossenförmige Gliedmaßen, mit 5 ziemlich versteckten Zehen, aber
allermeist deutlichen Krallen; die hinteren sehr nach hinten gerichtet und mit dein Schwanz verwachsen. Leib behaart.
Alle Znhnarten.
Familie Robben. Phocina.
Wesentlicher Charakter. Gebiss dem der Raubthiere ähnlich, die Eckzähne gross, hakig, die Backzähne mit zackiger
Krone. Am Bauch neben dem After 2— 4 Zitzen. Fressen Fische.
Fig. 2. Der gemeine Seehund (Phoca vitulina Linn. Ph. variegata Nils. Va.littorea Thien.\
lOmal verkleinert.
Die ächten Seehunde haben keine Ohrmuscheln, ein einfaches aber dichtes, straffes anliegendes
Haarkleid und keine freien Hautlappen hinter den Zehen, vielmehr einen nur kurzen zusammenhängen-
den Saum am Ende der Flossen unter den Nägeln. Diese sind gewöhnlich gross, ziemlich krallen-
artig und ragen frei hervor. Das Gebiss ist etwas verschieden, sowohl in der Anzahl als auch in
der Form der Zähne. Die abgebildete Art, die gemeinste von allen, hat f Schneidezähne, von wel-
chen die oberen ungleich sind und die kleineren in der Mitte stehen, die unteren aber gleich gross,
jedoch in der Mitte eine Lücke lassen. Einige Exemplare haben auch unten 6 Schneidezähne, indem
hinter den äusseren noch zwei kleinere, offenbar die stehengebliebenen Milchzähne, bemerkt werden.
Die Eckzähne sind ziemlich gross, spitz und stark. Backzähne finden sich f%^ jeder stark seitlich zu-
sammengedrückt und auf der dadurch gebildeten Firste mit 4 Zacken versehen, von denen die 2te die
stärkste ist. Im übrigen unterscheidet sich unser gemeine Seehund durch seine langen perlschnurför-
lnigen, starken Bartborsten, so -wie durch sein Kolorit \r0n den Verwandten. Ev ist auf dem Rücken
dunkelgraugrün, mit einigen helleren grösseren und kleineren Flecken, aber der Bauch, der Vorder-
hals, der Unterkiefer und die Beine sind hell gefärbt, fleckenlos. Es bewohnt diese Art die Küsten
aller nordischen Länder, von Deutschland bis Grönland, entfernt sich ungern weit vom Ufer, eine Ge-
wohnheit, welche er mit keinem anderen Gattungsverwandten gemein hat, und verlässt sogar das Meer,
um sich auf dem Ufersande, auf Steinen und Klippen zu sonnen. In Gegenden, wo man ihm nicht
nachstellt, ist er wenig oder gar nicht scheu, lässt sich auf Schussweite nahe kommen, ja selbst so
überraschen, dass er das Wasser nicht mehr erreichen kann, indem er sich am Ufer nur höchst unbe-
holfen bewegt. Das Weibchen wirft im Juli ein, selten zwei Junge, und säugt sie gleich den andern
Säugethieren, anfangs sogar in einer Art Nest. Der erwachsene Seehund ist gewöhnlich 3|' lang?
er schwimmt und taucht vortrefflich, und sucht sich durch letzteres vor dem nachstellenden Feinde zu
sichern. Seine Nahrung, Fische, fängt er schwimmend, indem er dieselben haufenweis zwischen
Steine und Klippen treibt. Hat er sich gesättigt, so ruht er gern auf besonderen Lieblingsplätzen mit
seines Gleichen; schwimmend trifft mau ihn nur einzeln oder paarweise an.
Familie Morsen. Trichechoidea.
Wesentlicher Charakter. Gebiss dem der Dickhäuter ähnlich, mit grossen lang hervorragenden gebogenen Eckzähnen im
Oberkiefer, kleinen zylindrischen im Uuterkiefer und fi zylindrischen Backzähnen. Fressen Mollusken und Tange.
Fig. l. Das Wallross. (Tbichechüs rosmarus), 50mal verkleinert.
Dieses merkwürdige Thier, der einzige Repräsentant seiner Gattung und Familie, bildet eine hüb-
sche Zwischenstufe zwischen den Seehunden und sirenenförmigeu Wallfischen, welchen letzteren es,
zumal in der Bildung des Gebisses, verwandt ist, dagegen in allen übrigen Organisationsverhältnissen
sich am meisten an die Seehunde ansehliesst. Es hat, wie diese, einen nur kleinen Kopf, dessen dicke
aufgeworfene Oberlippen mit kurzen steifen Bartborsten regelmässig besetzt sind. Ueber den Lippen
liegen die Nasenlöcher einander sehr nahe, seitlich am Kopf die sehr kleinen Augen, und hinter die-
sen die noch kleineren Ohröffnungen, aber die Ohrmuscheln fehlen. Der Hals ist kurz und geht all-
mählig in den dicken plumpen Rumpf über. Dessen grösster Durchmesser liegt vorn hinter den Vor-
derflossen, und von hier verjüngt er sich nach und nach bis zum kurzen, kegelförmigen, aber zwischen
den Binterflossen frei hervorragenden Schwanz. Die Flössen sind ebenso gestellt wie beim Seehund,
jedoch die hinteren viel mehr nach aussen gerichtet und daher zum Gehen geeigneter. Alle 4 haben
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eine sehr deutliche schwielige Sohle, und werden daher nicht bloss zum Rudern, sondern auch zum
Kriechen benutzt. Dennoch sind sie viel grössere und brauchbarere Flossen, als die des Seehundes,
in denen man die 5 Zehen als blosse Wülste noch erkennt, so wie daran, dass am Ende jeder Zehe
vor dem ausgebuchteten Rande der Flosse ein kleiner kurzer kegelförmiger Nagel hervorragt, welche
Nägel an den Hinterflossen deutlicher und grösser sind. Das Wallross erreicht eine Länge von 12 bis 14
Fuss, und fast einen ebenso grossen Umfang; es ist überall von kurzen aber zerstreut stehenden Haaren
bedeckt, und hat in der Jugend eine braune, im reifen Lebensalter eine gelbliche und im hohen Alter eine fast
weisse Farbe. Es findet sich an den Küsten von Grönland, sowie am Rande der grossen Eisfelder der
Nordpolarmeere, und nährt sich besonders von Miesmuscheln (Mylilus), aber auch von ander« Mollus-
ken und von Seetang. Es schwimmt und taucht, jedoch unbeholfner als die Seehunde, und ruht häufig
am Ufer der Eischollen, auf denen es auch mit Hülfe seiner grossen herabhängenden Eckzähne des
Oberkiefers umherkriechen kann- Man jagt es seines Fettes wegen, und erlegt es mit langen Spiessen.
12. Znnft. Z W E I F L G S S E R. Blplnn ata.
Wesentlicher Charakter, Sie haben hloss 2, den Vordergliedmassen entsprechende, azehige Flossen, an denen man an der
Regel die Zehen gar nicht mehr erkennen kann. Der Leib ist nackt oder zerstreut behaart.; das Gebiss verschiede«,
Familie Sibknen, Sireniformhu
Wesentlicher Charakter. Hals deutlich abgesetzt, Kopf klein, Nasenlöcher nach vorn gerichtet; im Maule ZäJiae" 2
Zitzen an der Brust.
Fig. 3, Der Duyong (Haltcobe indica}, 40mal verkleinert
Der Kopf dieses Thieres ähnelt, vermöge der dicken aufgeworfenen mit kurzen steife» Barsten
dichtbedeckten Lippen, sehr dem des Wallrosses, iudess fehlen ihm die grossen Hauzähne, wenngleich
die beiden im Oberkiefer befindlichen Schneidezähne bei alten Thieren eine ziemliche Grösse haben.
Eckzähne sind nicht vorhanden, aber oben wie unten anfangs 5, später 3 Backzähne jederseits. Audi
darin ähnelt es dem Wallross, dass die Schneidezähne des Unterkiefers, so wie die mittleren des
Oberkiefers bald ausfallen, und nur an ganz jungen Thieren vollzählig sind. Uebrigens sind die
Augen noch kleiner, und der Hals ist kürzer, der Leib länger, gestreckter, und zerstreut behaart.
Statt der Hintergliedmassen findet sieh eine grosse halbmondförmige Schwanzflosse; die Vorderglied-
massen dagegen bilden eine länglich elliptische Flosse, an der durchaus keine Zehen und Nägel sich
unterscheiden lassen. Der Duyong bewohnt die Südküsten Asiens, von den Philippinen bis zum ro-
llten Meer, und hält sich gern an den Mündungen grosser Binnenmeere oder Ströme auf. Er kann
bloss schwimmen, nicht kriechen, kommt daher nicht ans Ufer, und nährt sich von Tangen und den daran
haftenden kleineren Seethiereu. Er wird 7—8' lang und hat eine dunkel schwarzgraue Färbung.
Da beim säugenden Weibchen die zwischen den Brustflossen befindlichen Zitzen sehr gross sind, und
beim Auftauchen aus dem Meere völlig sichtbar werden, so meint man, dass dieses den Alten gewiss
bekannte Thier (es ist im südlichen Theile des rothen Meeres nicht selten) zu der Fabel von de«
Sirenen und Meerjungfern Veranlassung gegeben habe.
Fig. 4. Der Manati oder Lamantin (Manatüs australis), 80mal verkleinert.
Dieses Thier ist der Stellvertreter des vorigen auf der westlichen Halbkugel, und findet sich
ganz wie jenes in der Nähe grosser Strommündungen und Baien an der ganzen Ostküste des tropi-
schen Amerikas, von Florida bis nach Brasilien herunter, doch sind seine Lieblingsplätze die Küste«
der westindischen Inseln und Südamerikas bis zur Mündung des Amazonenstromes. Es hat eine«
dickeren plumperen Kopf, aber grössere Augen; Schneidezähne und Eckzähne fehlen im Alter ganz,
doch bleiben oben wie unten jederseits 8 Backzähne. Der Hals ist kürzer «iid dicker, der Leib plum-
per, am Ende mit einer grossen aber senkrechten abgerundeten Schwanzflosse versehen. Die Brustflos-
sen sind kleiner, merklicher gestielt, abgestutzt, und am Rande mit 4 Nägeln versehen. Der Rücke«
trägt einzelne bemerkbare Borsten, der übrige Leib ist nackt $ die Farbe wie beim Vorigen grau-
schwarz. Auch die Nahrung stimmt beim Manati ganz mit der des Duyong überein«
Familie Walcfischk. Cetacea.
Wesentlicher Charakter. Kopf sehr gross, durch keinen Hals vom ßwapfe gesondert^ Nasenlöcher nach oben geric&rte*,
2 Zitzen am Bauch neben dem After. Schwanzflosse gespalten, wagerecht, Leib ganz haarlos.
A. Mit mehreren Zähnen in einem oder beiden Kiefern. Delphinodea.
Fig. 5. Der Narval (Monobon monoceros), 66mal verkleinert.
Unter den Wallfischen ist der Narval nächst den Delphineu der kleinste, denn er erreicht nur
eine Länge von 18 —16'. Im ganzen hat er einen verhältnissmässig kleinen Kopf von 1^ — 2'Länge.
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Derselbe ist ziemlich flach, hat oben in der Mitte ein halbmondförmiges Nasenloch mit nach vom ge-
richteten Hörnern, und fällt am Munde plötzlich ab, so dass der Kopf stumpf ist. Der Mund ist schi-
ldern, doch ragen aus ihm ein, selten zwei lange, spiralig auf der Oberfläche gestreifte, gerade Stoss-
zähne hervor, welche vorn im Oberkiefer sitzen, also eigentlich Eckzähne sind. Jeder derselben ist
6—8' lang, aul Grunde 2 Zoll dick, und vollkommen grade; fehlt der eine, so ist es gewöhnlich der
rechte. t)er Narval bewohnt das nördliche Eismeer und nähert sich nur selten den Küsten; er hat,
wie alle Wallfische, unter seiner dicken schwieligen Haut eine bedeutende Fettschicht, in welchem
das Fett beständig flüssig bleibt, bloss von den Zellgewebsmaschen umschlossen. Dieses Fett, Thrau
genannt, macht die sonst unbeholfenen Thiere leichter, und unterstützt ihnen dadurch ihre Bewegungen
im Wasser; für den Menschen aber ist es zu vielen Zwecken benutzbar, daher mau den Wallfischen
nachstellt, was ihre Anzahl sehr vermindert hat, da sie immer nur 1 Junges werfen.
Fig. 6. Der Delphin ohne Rückenflosse (Delphinapterus leucorrhamphus),
20mal verkleinert.
Die Dephine sind von allen Wallfischen die zierlichsten, behendesteu und kleinsten; sie haben
einen schlanken spindelförmigen Leib, einen mehr weniger zugespitzten Kopf mit einfachem halbmond-
förmigem Nasenloch oben auf der Mitte, und ziemlich kleiner Mundöffnung, deren beide Kiefern mit
zahlreichen, oder in einem Falle (bei Delph. Dalei) nur sehr wenigen Zähnen, von kegelförmiger Ge-
stalt bewaffnet sind. Das Auge liegt seitlich am Kopf über dem Mundwinkel, und ist verhältnissmässig
gross, die Ohröflhuug dagegen sehr klein und versteckt. Die Flossen haben nichts ausgezeichne-
tes, als dass sie schlank sind und die Schwanzflosse zwar nicht grosss, aber ziemlich breit ist. Nach
dem Mangel oder der Anwesenheit der Rückenflosse zerfallen die Delphine in zwei Galtungen, von
welchen die erstere, ohne Rückenflosse, den Namen Delphinaptebus führt. Man kennt davon nur
2 Arten, eine aus dem Eismeer, die andere hier dargestellte aus der Südsee, welche der franzö-
sische Reisende Perou beobachtete. Dieser Delphin wird 5 — 6 Fuss lang, hat einen wenig gewölb-
ten Kopf, dessen Kiefertheil durch keine Furche vom übrigen Schädel gesondert ist, obwohl die Kie-
fer ziemlich lang und flach hervortreten; beide haben auf jeder Seite 38'—42 Zähne. Seine Farbe
ist am Rücken schwarzblau, an den Kiefern, der Unterseite und den Brustflossen schön weiss, und
überall scharf begrenzt. Seine Nahrung bilden, wie bei allen Delphinen, Fische und Seethiere aller Art.
Fig. 7. Der blau und weiss gestreifte Delphin (Delphinus coeruleo-albus),
22mal verkleinert.
Dieser Delphin gehört zur Galtung der ächten mit einer Rückenflosse versehenen Delphine,
und zwar zu derjenigen Abtheilung, bei welcher der flache Oberkiefer durch eine tiefe bogenfönnige
Querfurche vom übrigen Kopf gesondert ist. Der gemeine, besonders im Mittelmeer häufige, und von
den Allen der Venus geweihte Delphin (D. deiphis) gehört eben dieser Gruppe an. Die übrigen Arten
ohne Furche haben theils einen langen flachen Kopf mit langen schnabelförmigen Kiefern (Delphinor-
iuiynchus), theils einen gewölbten Kopf mit ganz kurzen, kaum hervorragenden Kiefern (Phocaena);
zu den letzteren gehören die unter dem Namen Meerschwein und Braunfisch bekannten Delphine
der Ost- und Nordsee. Die hier abgebildete Art bewohnt die Ostküste Süd-Amerikas, wird 5—6'
lang und ist in ihrer ganzen Gestalt dem eigentlichen Delphin höchst ähnlich, aber die Kiefer siud
länger, und haben an jeder Seite 48—50 sehr spitze etwas nach innen gebogene Zähne. Die Haupt-
abweichung besteht in der Zeichnung, denn nur die Mitte des Rückens vom Kopf bis zum Schwanz
ist dunkel stahlblau, die ganze Unterseite blendend weiss. In der Gegend des Auges entspringt ein
dunklerer Streif, welcher seitlich bis zum Schwanz hinabläuft, in der Mitte aber breiter wird. Ein
zweiter ähnlicher Streif entspringt vor diesem, und zieht sich gegen die Brustflosse hinab.
Fig. ?•»• stellt den Schädel vom gemeinen Delphin (Delphinus deiphis) dar.
Fig. 8- Der Caschalot oder Pottfisch (Physeter macrocephalus),
lOOmal verkleinert.
Unter den Wallfischen einer der grössten, vielleicht der allergrösste, ausgezeichnet besonders durch
den dicken, hohen, vorn abgerundeten Kopf, und die am Vorderrande desselben angebrachten Nasen-
löcher. Der übrige Ueib verjüngt sich allmählig nach hinten, trägt auf der Mitte oben eine sehr nie-
drige Rückenflosse und endet in e;ne grosse breite Schwanzflosse. Besondere Gattungsmerkmahle lie-
gen im Bau des Mundes. Dieser befindet sich ganz an der Unterseite des Kopfes, ist ziemlich tief
gespalten , aber äusserst schmal, wegen der sehr geringen Breite des Unterkiefers, so dass die Ober-
lippen über die unteren hervorragen. Dennoch trägt dieser schmale Unterkiefer allein Zähne, nelna-
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lieh 20—85 dicke, kegelförmige, zugespitzte, welche in ebenso viele Gruben am schwieligen Rande
des Oberkiefers hineinpassen und von denselben aufgenommen werden, wenn das Thier den Mund
sehliesst. Der Pottfisch bewohnt die nördlichen Meere bis zum Aequator, und wird ebenfalls in den
südlichen Meeren wieder angetroffen; doch bilden die hier einheimischen Pottfische vielleicht eine andere
Art. Er erreicht eine Länge von 50 — 60 Fuss, ist oben seh warzgrau, unten allmälig immer hel-
ler, am Bauch selbst weiss. Er nährt sich von Fischen, besonders Haien und Meerhasen. Man
fängt ihn des Wallralhes oder Sperma cell wegen, einer im Leben vollkommen flüssigen Fettmasse,
welche oben auf dem Schädel in zahlreichen, von fibrösen Häuten umgebenen Höhlen enthalten ist,
und ohne Frage die ungeheure Dicke des Kopfes veranlasst. Ein einziger Fisch liefert 5000, grosse
Exemplare sogar 10,000 Pfd. dieses Fettes, welches man besonders zu den feinsten Kerzen benutzt.
Die Zähne liefern Elfenbein. Auch die Ambra, eine harzige Masse, welche man in faustgrossen
Stücken auf dem Meere schwimmend findet, scheint im Darmkanal dieses Thieres gebildet zu sein,
gleich den steinigen und harzigen Konkrementen anderer Thiere in anderen Höhlen der Eingeweide.
B. Ohne Zähne im Maul, statt deren hornige, am Rande gefaserte Platten, Barten. Balaenodea.
Fig. 9. Der grönländische Wallfisch (Balaena myslicetus), lOOmal verkleinert.
Der grönländische Wallfisch, nächst dem Pottfisch das grösste aller lebendigen Thiere, erreicht
eine Länge von €0*, und hat dabei einen entsprechenden U;ufaug. Sein Kopf ist grösser als der des
Pottfisches, d. h, länger und auch nach hinten ebenso dick, aber nach vorn mehr zugespitzt und ab-
geplattet. Die Nasenlöcher liegen getrennt von einander hinten auf dem Scheitel in einer besonderen
Erhöhung, unter dieser seitlich neben dem Mundwinkel bemerkt man das sehr kleine Auge, und bald
hinter diesem die noch kleinere Ohröffnung. Das Maul ist ungeheuer gross, am Rande Sförmig ge-
bogen, mit stark nach oben gekrümmtem Unterkiefer, auf welchem der ganze Kopf gleichsam ruht.
Beide Kiefer sind völlig zahnlos; dagegen bemerkt man am Boden des Mundes mehrere hundert drei-
seitige \ Zoll dicke Horuplatten, welche an dein nach aussen und unten gewendeten freien Rande
ausgefasert sind. Diese Platten stehen in geringer Entfernung von einander an der Decke des Mun-
des, und bilden, zumal mit ihren ausgefaserteil Rändern, ein Sieb, durch welches das Wasser freilich
leicht hindurch kann, aber nicht Thiere, die in ihm schwimmen. Indem nun der. Wallfisch das mit zahl-
reichen oft sehr kleinen Meerbewohnern angefüllte Wasser in den Mund nimmt, den Muud sehliesst,
und durch Blasen aus der Lunge das Wasser aus den Nasenlöchern hervortreibt, bleiben die kleinen
Thiere an den Barten hängen, und werden dann vermittelst der dicken, aus einem grossen Fettpolster
gebildeten Zunge des Wallfisches abgeleckt und hinuntergeseblürft; denn so klein ist die Schlundöff-
nong dieses ungeheuren Thieres, dass kaum eine starke Mannsfaust hindurch geht. Daher nährt sich
der Wallfisch bloss von kleinen Schnecken und Krebsen, die noch dazu so weich sein müssen, dass
er sie ungekauet verschlucken kann. Er bewohnt die nordischen Meere, doch wird er auch in der
Südsee angetroffen, gleichfalls in der Nähe der eisigen Regionen. Früher häufig, hat er durch die
vielen Nachstellungen, welchen er wegen seines Thranes und seiner Barten (Fischbein) ausgesetzt
ist, so sehr abgenommen, dass sein Fang nur noch wenigen Wallfischjägern gelingt und, für einen
Glücksfall angesehen wird.
Fig. 10. Der Schnabelfinnfisch (Balaenoptera rostratä), 80mal verkleinert.
Die Fiunfische (Balaenoptera) haben alle Kennzeichen der ächten Wallfische, und unterschei-
den sich von ihnen bloss durch einen schlankeren Körperbau und durch die Anwesenheit einer kleinen
dreieckigen Rückenflosse auf der hinteren Hälfte des Körpers. Diejenigen Arten, welche man genauer
kennt, besitzen einen kleineren sehr zugespitzten Kopf, einen viel weniger gebogenen, aber ebenfalls
hervorragenden Unterkiefer, und tiefe 1—2 Zoll breite, schwielige Hautfalten auf der vorderen Seite
der Brust und des Bauches, bis in die Gegend des Nabels. Unter diesen Arten zeichnet sich die
abgebildete durch ihre besonders schlanke Statur, ihren sehr stark hervorragenden Unterkiefer, und
durch ihre kurze, am Rande nicht gekerbte Brustflosse vor den übrigen aus. Auch sind die Schwanzflos-
sen viel kleiner und kürzer als bei den übrigen Finufischen. Alle bewohnen die nordischen Meere, kom-
men aber bisweilen an die mittel-europäischen Küsten, und werden dann gewöhnlich bei grossen Stürmen
ans Ufer geworfen. Dies war auch der Fall mit dem hier dargestellten Finnfisch, welcher im April
1825 beimDorfe Lischow an der westlichen Küste der Insel Rügen strandete, und den ich selbst z«
sehen Gelegenheit hatte. Seine ganze Länge betrug 44' 10", die Farbe seines Rückens war dunkel
bleigrau, wurde aber an den Seiten heller, bis sie am Bauch in weiss überging.
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TAFEL 10.
2. Klasse. V Ö g e L Aves.
1. Ordnung. Luftvögel. Av. aereae.
Wesentlicher Charakter. Sie besitzen ein sehr vollkommenes Flugvermögen und fliegen Alle mit au die Brust gezoge-
nen Beinen. Ihre Jungen sind Nesthocker und werden von den Alten gefüttert.
I.Zunft. RAUBVÖGEL. Bapaces.
Wesentlicher Charakter. Sie haben kurze starke hakige Schnäbel und starke Fiisse mit vier allermeist langen Zehen
und spitzen gebogeneu Krallen. Ihre Nahrung besteht im Fleisch der Rückgratthiere.
Familie Geier. Vulturinae.
Wesentlicher Charakter. Kopfund Hals theils ganz nackt, theils unvollkommen befiedert; Schnabel am Grunde tu-
sammengeschnürt. Krallen minder gebogen und kräftige Fressen Aas.
Fig. 1. Der Kondor (Sarcorrhamphus GryphusJ) i3mal verkleinert.
Der grösste von allen Raubvögeln, bewohnt die Hochgebirge Südamerikas und nährt sich vom
Fleisch gefallener Llamas, Pferde und Rindvieh, deren Aeser er, vermöge seines ausnehmend scharfen
Gesichtes, aus bedeutenden Höhen erkennen kann. Der sitzende Vogel hat eine Höhe von 3 —- 4 Fuss,
und seine Flugweite beträgt je nach seinem Alter 8 bis 14 Fuss. Sein Kopf ist ziemlich gross und
ganz nackt, aber in viele feine Falten gelegt, und durch einen ziemlich dicken Haursaum vom Halse
gesondert. Das Männchen hat ausserdem einen hohen, aufrechten dicken Fleischkamm auf der Stirn,
welcher sich über die weiten durchgehenden Nasenlöcher bis auf die Mitte des Schnabels hin fort-
setzt, so wie unter der Kehle, gleich dem Hahn, einen abgerundeten Fleischlappen; dem Weibchen
fehlen beide Auszeichnungen. Der Schnabel ist am Grunde von der schwarzen Wachshaut überzogen,
aus welcher nach oben die Nasenlöcher hervorragen; die gewölbte, kurze, wenig hakige, von Horu
bekleidete Spitze ist weiss. Von dem Gefieder hat der sehr zarte, daunige, vorn offene Halskrageh
dieselbe Farbe, das ganze übrige Federnkleid ist dunkel schwarzbraun, mit schwachem Anflug von
Blau auf den Flügeln. Diese sind ausserdem durch eine weissliche Binde in der Mitte geziert, welche
von den unteren grösseren Armdeckfedern gebildet wird. Der Schwanz, von massiger Länge, ist ab-
gestutzt und die grossen Schwungfedern reichen bis ans Ende desselben. Die etwas plumpen Beine
haben eine warzige getäfelte Oberfläche, eigentlich kurze Zehen, aber ziemlich lange wenngleich
wenig gebogene Krallen. Auf hohen, einsamen Felsenspitzen hat das Weibchen sein Nest, welches
kunstlos aus Reisig zusammengefügt ist, es legt darin grosse weisse Eier. -*» Interessant ist es*
diesen Vogel in seiner Heimath zu beobachten, wie er über den höchsten Gipfeln der Berge schwebt,
selbst darüber so hoch erhaben, wie diese über der Meeresfläche; so dass er dem menschlichen Auge
nur noch als ein Punkt erscheint. Aus dieser ungeheuren, auf mehr als 48,000 Fuss anzuschlagenden
Höhe, in welcher der Vogel einen Flächeuraum überschaut, der so gross ist wie ganz Deutschland,
schiesst er pfeilschnell selbst bis zum Spiegel des Meeres hinab, und durchfliegt innerhalb einiger
Stunden, nicht bloss alle Klimate, sondern auch alle so verschieden ausgedehnten Luftschichten. Wäh-
rend dem Menschen schon in einer Höhe von 20,000 Fuss das Blut die kleineren Gefässe sprengt
und aus der Nase wie aus den Fingerspitzen hervorträufelt, bewegt sich der Kondor in mehr als
doppelter Höhe scheinbar ungezwungen mit grosser Leichtigkeit. Niedergekommen auf den Kamm
des Gebirges, schlingt er mit gewaltiger Gier die Eingeweide der frisch gefallenen Hausthiere, und
wird nun, wo ihn die Fresslust unachtsam gegen seine Umgebung macht, leicht ein Opfer derselben.
Denn nur in solchen Momenten kann ihn der Jäger überraschen, öder sich vermittelst des Wurfrie-
men.s seiner sogar lebendig bemächtigen, sonst ist bloss List im Stande, ihn in die Gewalt des Men-
schen zu bringen. Die Peruaner pflegen zu diesem Ende eine Tlüerhaut auszubreiten, unter welcher
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sich ein Mensch versteckt hat; auf diese stürzt der Kondor hinab, und wird alsbald statt dass er das todte
Vieh zu verschlingen wähnte, von dem lebendigen Schützen erlegt. Noch jetzt sehiessen ihn die
Indianer mit vergifteten Bolzen aus Blaseröhren, welche Art vor der durch Feuergewehre den Vor-
zug hat, weil die nicht getroffenen Vögel durch keinen Knall aufgescheucht werden, und so einer
nach dem anderen sich erlegen lässt.
Fig. 2. Der Geierkönig (Sabcorrhamphüs papa), 6mal verkleinert.
Er hat mit dem Kondor dieselben Charaktere, gleichfalls durchgehende Nasenlöcher, welche
mit dem Schnabel in gleicher Richtung liegen, und das Männchen besitzt darüber am Grunde des
Schnabels einen freien aufrechten Hautlappen. Kopf und Hals sind feuerroth und nackt, nur die
Stirn, die Zügel und ein Streif um das Hinterhaupt sind von weichen kurzen grauen Federn bedeckt;
die Halskrause ist gleichfalls grau, der übrige Rumpf weiss, nur der Rücken und die Deckfedern sind
.schon röthlich gelb bei alten Vögeln, die Schwungfedern und der Schwanz schwarz. Die jüngeren
Vögel haben ein ganz braungraues Rückengefieder, und wie die alten, graue, getäfelte weiss gepu-
derte Reine. Der Geierkönig ist kaum 1| Fuss hoch und findet sich in Rrasilien; in seiner Lebens-
weise harmonirt er mit dem Kondor, ist aber weniger scheu und kräftig.
Fig. 8. Der weissköpfige Geier (Vultuu fulvus^), 12mal verkleinert.
Unter den Geiern der alten Welt, welche sich durch schmale, spaltenförmige, nicht durchge-
hende und senkrecht gegen die Haupt-Richtung des Schnabels gestellte Nasenlöcher von denen der
neuen Welt am auffallendsten unterscheiden, ist der abgebildete einer der grössteu und 'stärksten. Er
wird sitzend 3 — 4 Fuss hoch, und misst mit ausgespannten Flügeln 9*—12 Fuss. Kopf und Hals
sind von weissen weichen Daunen dicht bedeckt, die braune Halskrause steht ab. Der Rumpf ist
besser aber doch sehr leicht befiedert, und gelbbraun gefärbt. Die grossen Flügel sind fast röthlich
braun, aber die Schwungfedern und der Schwanz sind schwarz. Die Beine zeigen gleichfalls Täfe-
lung, und haben, wie auch der Schnabel, eine bläulich schwarze Farbe. Die eigentliche Heimath dieses
Geiers ist Nord-Afrika und Vorderasien, woselbst er sich an einsamen Orten aufhält, auf hohen Bäumen
oder Felsen nistet, und gleichfalls nur vom Aase sich nährt. Er kann, wie alle Geier, lauge hungern,
gelegentlich aber, wo ihm reichliche Nahrung vorkommt, so viel fressen, dass er ganz Unbeholfen
wird und sogar mit einem Stock sich erreichen und' todt schlagen lässt. Mehrmals ist er nach Deutsch-
land gekommen und von Jägern erlegt worden; zu den einheimischen Vögeln kann man ihn aber des-
halb nicht rechnen.
Fig. 4. Der Lämmergeier (Gypaetos barhatus~), lOmal verkleinert.
Dieser Geier ist der einzige, welcher wirklich im mittleren Europa sich aufhält, indem er die
Schweizer und Tyroler Alpen bewohnt. Auch unterscheidet er sich von den übrigen Geiern leicht
durch seinen von Federn bekleideten Kopf und Hals, wenngleich diese Federn noch sehr klein sind,
und namentlich gegen die Stirn hin fast fehlen. Durch seinen grösseren, stärkeren, mehr hakigen Schna-
bel wird er dem AdJer ähnlich, ebenso durch seine bis zu den Zehen gefiederten Füsse und seine mehr
gebogenen Krallen; von allen Raubvögeln endlich unterscheidet er sich durch seinen den Grund des
Schnabels umgürtenden Bart, welcher an der Kehle frei absteht. . Sein Gefieder ist am Kopfe, Halse
und Rumpfe rothgelb, nur der Bart und die Zügel sind schwarz, der Rücken, die Flügel und der
Schwanz sind schwarzbraun, und die Deckfedern der Flügel haben rothe oder Aveissliche Läugslinien
und Flecken; in der Jugend hat der ganze Vogel ein braunes Gefieder. Der Lämmergeier frisst Zie-
gen, Schaafe, Gemsen, Rehe, welche er, wenn sie gross sind, nicht selbst erlegt, sondern von steilen
Gipfeln in den Abgrund hinabstösst, und dann verzehrt; selbst Gemsenjäger hat er so zu bezwingen
versucht, und Kinder statt Lämmer entführt. Er wird 4 ■— 4§ Fuss laug, und klaftert gegen 10 Fuss.
Familie Falken. Accipitrinae.
Wesentlicher Charakter. Kopf und "Hab dicht befiedert, Schnabel am Grunde nicht zusammengeschnürt, Krallert sehr
hakig und spitz. Stossen auf lebende 'filiere.
Fig. 5. Der Königsadler (Falco imperiales'), 9mal verkleinert.
Die Adler unterscheiden sich von den übrigen Falken durch den am Grunde graden, ander
Spitze plötzlich kakigen Schnabel, durch die langen bis zur Spitze des Schwanzes reichenden Flu-
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gel, und durch die starken kräftig gebauten Füsse. Die abgebildete Art gehört zu der besonderen
Gruppe, deren Lauf bis zu den Zehen befiedert ist, und unterscheidet sich von ihren Verwandten
durch den helle» rostgelben Nacken und Hinterhals, während das übrige Gefieder ganz dunkelbraun
ist; nur einige Bückenfedern haben hellere Ränder und der Schwanz aschgraue Querbinden. Schnabel
blaugrau, Wachshaut und Zehen gelb. Der Königsadler bewohnt die hohen Gebirge Süddeutschlands
und Südeuropas überhaupt, und nistet auf einsamen Unzugänglichen Felsspitzen oder hoheü Bäumen«
seine Eier sind weiss mit braunen Punkten und Flecken. Er ist einer der kräftigsten, kühnsten, aber
auch vorsichtigsten Raubvögel, welcher besonders dem Rothwild nachstellt, doch in Ermangelung des-
sen sich auch mit Hasen, Gänsen, Hühnern und anderem grösseren Geflügel begnügt. Er scliiesst auf
seine Beute aus der Luft herab, und greift besonders ruhig stehende öder liegende Tlüere an, aber
keine schnellfliegenden Vögel, Weil er diese vermöge seines majestätischen Fluges nicht erreichen kann.
Auch die traurigen Fälle, Wo Kinder von grossen Raubvögeln entführt Wurden, sind Wohl mehr die-
sem Vogel, als dem Lämmergeier zuzuschreiben. Er hat ein lautes aber tiefes, dem des Kolkraben
nicht unähnliches Geschrei, welches das bei allen Raubvögeln grössere Weibchen Öfter hören lässt,
als das Männchen, dessen Ton aucli weniger laut ist. Man kann die Adler jung einfangen aufziehen
und lange halten, ohne dass sie ihre natürliche Raublust verlören j sie erreichen selbst in der Gefan-
genschaft ein bedeutendes Alter.
Fig. 6. Der Wanderfalk (Falco peregrinus), 6mal verkleinert.
Er gehört zur Gruppe der Edelfalken, welche an dem kurzen, vom Grunde aus gebogenen
Schnabel, hinter dessen hakiger Spitze jederseits ein Zahn hervorragt, der wieder in einen Ausschnitt
des Unterschuabels eingreift, erkannt werden; ihre runden Nasenlöcher haben in der Mitte einen freien
Zapfen, und die Zehen siud ausnehmend schlank, mit dicken Ballen unter den Gelenken. Der Wan-
derfalk bewohnt ganz Europa, so wie die angrenzenden Gegenden Afrikas, von Asien die nördliche
Hälfte, und denselben Landtheil Amerikas; er wird 1| bis 1| Fuss hoch und klaftert gegen 4 Fuss.
Der alte Vögel ist oben blaugrau, auf dem Rücken fast schwarz, unten weiss, an der Brust, den Sei-
ten des Halses und am Bauch röthlich, jede Feder mit iiielireren zierlichen schwarzen Ouerwelleillinien,
die Deckfedern des Flügels iii der Mitte dunkler, die grösseren wie der Schwanz gebänder*; Schna-
bel und Beine gelb. Er nistet auf hohen Felsen oder Tannenbäumen, seine Eier sind röthlich, mit
braunen Flecken. Er stösst besonders auf Tauben und Drosseln, und zeichnet sich durch Muth,
Stärke, Schnelligkeit und Klugheit aus; auch war es besonders dieser Vogel, welcher früher zur Jagd
abgerichtet wurde, und selbst Kraniche, Reiher Und Störche, die er sonst nicht anfällt, überwand.
Fig. 7. Der rothe Milan oder die Gabelweihe (Falco mtlvus^), 7mal verkleinert.
Bei diesem Falken findet sich der Schnabel des Vorigen seiner Gesammtform nach wieder,
aber Zahn und Ausschnitt fehlen, ebensowenig hat das Nasenloch einen Zapfen. Wesentliche Unter-
schiede liegen hier in den kurzen eben nicht sehr kräftigen Zehen, und in dem langen gabelförmigen
Schwanz. Das Gefieder ist überall rostroth, jede Feder mit dunklerer Mitte und der Bauch heller
als der Rücken; Schwanzfedern braun; Kopf weisslich gelb. Die Gabelweihe ist ein bei uns recht
häufiger Raubvogel, Welcher besonders auf Weiden und Feldern sich aufhält, und dem jungen Haus-
geflügel nachstellt; indess ist sie feige und kraftlos, ja lässt sich sogar von einer alten Heime, die
ihre Jungen gegen sie vertheidigt, zurückscheuchei;. Ihr Nest findet sich auf hohen Bäumen, und
enthält 2 — 3 weisse röthlich punktirte und gefleckte Eier.
Fig. 8. Der Taubenhabicht (Falco palumbarius^, ^mal verkleinert.
Auch dieser Raubvogel ist bei uns nicht selten, wird aber viel schädlicher, als jener. Er hat
freilich nur die Grösse des Vorigen, auch ganz denselben Schnabel, aber viel höhere Beine, mit län-
gen schlanken Ziehen, wie die Edelfalken. Sein Schwanz reicht weit über die Flügelspitzen hinaus
und ist abgerundet. Der alte, hier abgebildete Vogel ist oben schön blaügrau, unten weiss, jede Fe-
der mit vielen feinen Querwellenlinien, und der Schwanz auf der Rückeuseite mit dunkleren Quer-
binden. Schnabel blaugrau, Wachshaut und Beine gelb. Der Taubenhabicht ist einer der schlausten,
schnellsten, und gehässigsten Raubvögel, weicher fast den ganzen Tag auf Hühner, Täuben, Drosseln,
Hasen etc. Jagd macht, nnd_ zu diesem Ende sich gern in der Nähe menschlicher Wohnungen aufhält,
um seine Mordlust an dem Hausgeflügel zu kühlen. Dieses verfolgt er bis in die Sehläge, uüd nimmt nicht
selten sitzende Tauben von den Dächern; gewöhnlich packt er sie im Fluge, indem er sich über sie er-
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hebt und schnell auf den fliegenden Vogel hinabstösst, ihn mit den Krallen packend und mit dem
Schnabel das Genick umdrehend. Hänfig hat man selbst auf den Strassen der Städte Gelegenheit,
Zeuge solchen Schauspieles zu sein. Daher stellt man diesem Vogel überall sehr nach, kann ihm
jedoch wegen seiner Klugheit nicht leicht beikommen; auch horstet er bloss auf den höchsten Spitzen
der Tliürme und Felsen,
Familie Eulen. Eapaces nocturnae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben sehr gresse, nach vorn gerichtete, von einem Federnkranxe (Schleier) umgebene
Äugen und allermeist befiederte Füsse, deren Innenzehe eine Wendezehe ist. Sie rauben bei Nacht und in der
Dämmerung.
Fig. 9. Der Uhu (Strix bubo~), 9mal verkleinert.
Unter den einheimischen Eulen ist der Uhu die grösste und stärkste; er wird gegen 2 Fuss
hoch, und klaftert etwa 5J.— 5| Fuss. Sein Gefieder ist hell rostgelb., mit dunkler gefärbtem Rücken,
jede Feder hat einen schwarzen Schaft und viele feine wellenförmige, schwarzbraune Querlinien. Die
Füsse sind ganz und -dicht befiedert, aber der Schleier hat nur -einen massigen Umfang; über ihm sitzt
an jeder Seite des Scheitels ein beweglicher aufrichtbarer Federbusch, welchen man Ohr genannt
hat, und die damit versehenen Eulen deshalb Ohreulen. Der Uhu bewohnt waldige und am lieb-
sten zugleich gebirgige Gegenden, und jagt Hasen, Hühner, selbst junge Hirsche und Rehe, aber in
der Nolh auch Mäuse und Ratten. Er hält sich, wie alle Eulen, am Tage meistens au dunklen schat-
tigen Stellen versteckt und kommt erst gegend Abend hervor, doch kann er auch am Tage recht gut
sehen. Leicht erkennt ihn der Jäger in der Dunkelheit an seinen grossen, wie die Katzenaugen fun-
kelnden Augen, und an <Iem eigenthümlichen Gerättsch, welches er vor dem Auffliegen durch Klappen
der Flügel auf den Schwanz verursacht; sein eigentlicher Flug ist leise und gern fliegt er in der
Nähe des Bodens hin, um hier Thiere aller Art wahrzunehmen und zu erhaschen. Er nistet auf ho-
hen Bäumen, und das Weibchen legt 2 —3 weisse fast kugelige Eier.
Fig. 10. Die Schleiereule (Strix ftammett), 6mal verkleinert.
Sie hat den grössten Schleier von allen Eulen, und daher scheinbar den grössten Kopf, indem
der Durchmesser desselben zwischen den Schleiern dem des Rumpfes gleicldcommt; die Ohrbüschel
fehlen, an den Beinen ist nur der Lauf dicht befiedert und die Zehen sind bloss behaart. Die
Schleiereule wird V hoch und klaftert 3£ Fhss; sie ist ^ben gräulich mit Reihen weisser schwarz ein-
gefasster Flecken, unten gelblich mit kleinen braunen Punkten. Sie bewohnt Kirchthürme, Ruinen,
hohle Bäume und nährt sich von Mäusen, Ratten, Maulwürfen und Insekten, frisst letztere jedoch mehr
aus Neth. Sie ist überall gemein, und wird durch Vertilgung der genannten Thiere recht nützlich.
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TAFEL 11.
S.Klasse. Vögel. Ave».
1. Ordnung. Luftvögel, Aves aöreae. (ßiehQ Taf. 10.)
2. Zunft. SINGVÖGEL. Passerinae.
Wesentlicher Charakter Sie haben zwar verschiedene aber gewöhnlich kleine Schnabel, meistens Gang-, selten Sclireitfiiss«
und.stets 12 Schwanzfedern. Am unteren Kehlkopf finden sich fünf Muskelpaare, welche die Modulation der Stimme be-
dingen und Singmuskeln genannt werden.;
Familie ZahnschnabIiEB. Dentirostres s. Uncirostres.
Wesentlicher Charakter. Schnabel zusammengedrückt, Spitze hakig, davor jederseits ein Ausschnitt, dessen Hinterecke
zalmartig vorspringt (Fig. l.)j am Grunde des Schnabels steife Borsten. 10 Handschwingen, die erste selir verkürzt.
A. Schnabel von der Seite zusammengedrückt. Laniadae.
Fig. 1. Der graue Würger (Lanius minor), um die Hälfte verkleinert.
Er hat, wie alle Würger, einen zwar kurzen, aber starken, recht merklich zusammengedrückten
Schnabel, welcher au der Wurzel grade ist, bald sich krümmt und mit einer hakigen Spitze eudet; ne-
ben dieser Spitze der Ausschnitt und der Zahn. Die rundlichen Nasenlöcher liegen am Grunde, und
werden von steifen Borstenfedern bedeckt. Kopf gross und etwas dick Cdaher die provinzielle Be-
nennung Dickkopf für Würger}; Leib ziemlich schlank,- Iflügel lang, zugespitzt, reichen bis auf f
des Schwanzes, lO Haudschwingen, die iste f so lang als die 2te, die 3te die längste. Schwanz ab-
gerundet, die beiden äusseren Federn merklich verkürzt. Farbe des Körpers unten weiss, an der Brust
mit röthlichem Anflug, Rücken schön bläulich grau; Vorderkopf, Zügel, Wangen, Flügel, die 4 mittle-
ren Schwanzfedern, Füsse und Schnabel schwarz, die Handschwingen am Gruude weiss, daher ein
weisser Fleck auf der Mitte der Flügel. Der graue Würger wird 8$ Zoll lang und findet sich bei
uns bloss im Sommer, vom Mai bis August; er nistet an einsamen Stellen im Walde, 10 oder mehr
Fuss über dem Boden, legt 6 — 7 grünlich weisse Eier, die am stumpfen Ende mit einem Kranze
bräunlicher Punkte umgürtet sind, und nährt sich bloss von Insekten, die er auch bisweilen auf Dor-
nen spiesst, aber seltener als sein Verwandter, der rothe Würger (L. cotturiö).
Fig. 2. Der ruderschwänzige Drongo CEoolius remifer TemO, 4mal verkleinert.
Die Gattung der Drongos (Edolitjs) bewohnt die südliche Hälfte der alten Welt, und scheint,
zumal im südlichen Afrika, recht zahlreich zu sein. Sie bildet gewissermassen das Uebergangsglied
von den Würgern zu den Fliegenschnäppern, steht jedoch ersteren durch die Grösse ihres
Körpers und den Bau ihres Schnabels etwas näher. Letzterer ist am Grunde ziemlich breit (2. a.),
aber gegen die Spitze sehr stark zusammengedrückt, mit fast scharf abgesetzter gebogener Rücken-
firste, hakiger Spitze, aber weniger bemerkbarem Ausschnitt dahinter. Nasenlöcher oben am Grunde,
unter vielen, langen, steifen Bartborsten fast versteckt. Flügel zugespitzt, reichen bis auf f des
Schwanzes, dieser bei fast allen Arten eigenthümlich gestaltet, selten abgerundet, oft gabelförmig, oder,
wie bei der abgebildeten Art, mit 2 sehr langen Federn, deren Schaft in der Mitte fast nackt ist und
an der Spitze wieder eine lanzettliche Fahne trägt. Beine äusserst klein und zierlich, die De'den
äussern Zehen am Grunde verwachsen. Gefieder bei allen tief schwarz, metallisch glänzend, theils
blau, theils violett schillernd. Die Drongos haben die Grösse der Drosseln und leben von In-
sekten, besonders Bienen, mit deren Fang sie den ganzen Tag beschäftigt sind. Man tnttt sie schon am
Morgen in grossen Schaaren im Walde an, woselbst sie sich durch lautes Schreien verrathen; doch
sollen die Männchen Einiger auch gut singen. Das Nest bauen sie auf hohe Baume, und legen darin
grosse, weisslich gelbe, schwarz besprengte Eier. Alle sind unruhige, in beständiger Bewegung
begriffene Vögel, welche am Kap Bienenräuber oder Teufel genannt werden.
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B. Schnabel von oben flach gedrückt, platt. Muscicapiäae.
Fig. 3. Der schwarz© Fliegenschnäpper (Muscicapa atricapilla Lath, M. luctuosa
Temm.~), um die Hälfte verkleinert.
Ein munterer und zierlicher Vogel, welcher in Laubholzwäldern nicht selten ist, in Höhlungen der
Baumzweige nistet, hellgrüne rundliche Eier legt, und im September unsere Gegend schon verlässt,
obwohl er erst im Juni sich einzustellen pflegt. Sein kurzer flacher dreiseitiger Schnabel hat einen
kurzen Haken an der Spitze, dahinter eine kleine Kerbe und am Grunde steife Bartborsten, worunter
die Nasenlöcher. Flügel ziemlich lang, reichen bis auf die Mitte des Schwanzes, mit 10 Hand-
schwingen, wovon die erste sehr klein und die dritte die längste ist. Schwanz nicht lang, in der
Mitte schwach ausgeschnitten, die äusseren Federn die längsten. Die Farbe des Körpers ist beim
Männchen im Sommer unten weiss, oben tiefschwarz, so auch Schnabel und Beine, aber die Stirn,
die Spitzen der grossen Flügeldeckfedern und die letzten Armschwingen weiss, diese mit schwarzem
Fleck vor der Spitze. Aeussere Schwanzfedern weiss, die nächsten nur am Grunde. Weibchen,
Junge und Männchen im Winter am Bauch gelblich, oben schmutzig braungrau, Flügel und Schwanz
wie im Sommer. Lebt von Insekten, besonders Fliegen, die er beständig fängt, überhaupt sehr be-
weglich ist, und noch sitzend, gleich den Bachstelzen, mit dem Schwänze wippt.
Familie PfriemenschnÄbler. Subulirostres s. Oscines.
Wesentlicher Charakter. Schnabel fein, gerade, ziemlich rund, höchstens etwas von der Seite zusammengedrückt, mit
gerader oder sanft gebogener Spitze ohne merklichen Ausschnitt. Nasenlöcher sichtbar, dahinter einige 13artborsten. Läufe
verlängert, fein.
A. Neun Handschwingen, die erste fehlt ganz (Fig. 4. a.). Motacillidae.
Fig. 4. Die gelbe Bachstelze (Motaciua flava), um die Hälfte verkleinert.
Die Bachstelzen zeichnen sich aus durch ihren schlanken zierlichen Körperbau, ihren geraden
Schnabel, ihren verhältnissmässig kleinen Kopf, und vor allen durch den Bau der Flügel, indem au
diesen die drittletzte Armschwinge so lang ist, als die letzte Handschwinge, die beiden letzten aber
in gleichem Verhältniss verkürzt, doch sehr gross und alle drei sehr spitz sind. Die Füsse sind nicht
sehr lang, die Zehen ebenfalls kurz, die beiden äusseren am Grunde verwachsen, der Nagel der Hin-
terzehe sehr lang und fast grade. Schwanz sehr lang, wohl am längsten unter allen Mitgliedern die-
ser Familie, meistens abgestutzt, bisweilen stufig, die einzelnen Federn schmal und etwas zugespitzt.
Gefieder zwar bunt, aber nicht gesprenkelt, die Unterseite einfarbig weiss oder gelb. Durch diese Fär-
bung unterscheiden sie sich am auffallendsten von der ganz ähnlich gebauten, lerclienfarbeneu Gattung
der Pieper (Anthcs], Die gelbe Bachstelze lebt, wie alle Arten, gern in der Nähe des Wassers,
besonders in Brüchen, ist ein inunteres bewegliches Thierchen, das auch gern auf dem Boden umher-
läuft, dabei mit dem Schwänze wippt und auf kleinen Erhöhungen, Steinen, Erdschollen, sich ausruht.
Sie frisst bloss Insekten und ist daher ein strenger Zugvogel, der anfangs April eintrifft, und anfangs
Oktober wieder abzieht. Von den Verwandten unterscheidet sie sich durch die ganz gelbe Unterseite,
die weissiiche Kehle und den geraden abgestutzten, nicht sehr langen Schwanz, dessen mittlere Federn
braunschwarz gefärbt sind, die 2 äusseren jeder Seite aber weiss; Bücken grünlich grau, Scheitel und
Nacken aschgrau, über dem Auge ein weisser Streif; Deckfedern braun mit gelbgrünen Bändern, Schwung-
federn schwarzbraun, die 3 letzten bräunlich mit gelblichgrünem Rande. Am Weibchen alle Farben
nicht so rein. Die jungen Vögel gelbgraubraun, ähnlich die Alten im Winter.
B. Zehn Handschwingen, von welchen die erste die kürzeste ist.
a. Flügel zugespitzt, die erste Schwinge kaum £ — \ so lang als die zweite, die 3te
die längste (Fig. 5. a.). Sylviadae.
Fig. 5. Das gelbköpfige Goldhähnchen (Regulüs flavicapillus), um die Hälfte verkleinert.
Ist der kleinste europäische Vogel und wird nur von den Kolibris noch in der Kleinheit über-
troffen. Er besitzt den feinen, noch mehr pfriemenförmigen Schnabel der Vorigen, einen zierlichen
Köpf, dessen Scheitelfedern sehr spitz sind und eine Art Holle bilden, einen kurzen Hals, und kurze,
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abep doch spitze Flügel? welche etwas über den Anfang des Schwanzes hinausreicheu; Schwanz sehr
zierlich, schmal, sichtbar*ausgeschnitten. Beine sehr schwach, aber der Lauf ziemlich lang, mitein-
facher vorderer Hornschiene (gestiefelt), woran unten 2 kleine Schildchen stossen. Die abgebildete
Art hat einen röthlichgrauen Kopf, dessen gelber, in der Milte orangenfarbener Scheitel beiderseits
schwarz eingefaßt ist; Backen ohne Auszeichnung, grünlichgrau, eben so die Flügel und die Schwanz-
federn auf der Oberseite. Alle Flügeldeckfedern und Schwingen mit weisser Spitze, die Handschwin-
gen auch aIU Grunde weiss, aber die Armschwingen ebenda und die kleinen Vorderrandfedern schwarz.
Die Goldhähnchen lieben besonders Nadelwälder, und fressen ausser Insekten auch Sämereien von
Zapfenbäumen sehr gern; sie nisten auf diesen Bäumen an der Spitze langer horizontaler Zweige,
und legen 6 bis 11 sehr kleine gelbröthliehweisse, am stumpfen Ende grau gewässerte Eier. Es sind
Zugvögel, die aber ganz Europa bewohnen, so dass die nordischen im Winter zu uns kommen, wäh-
rend die bei uns im Sommer vorhandenen eine wärmere Winterheimath suchen. Beide Geschlechter
sind gleich gefärbt, aber die Weibchen blässer, besonders am Scheitel, der bloss gelblich ist.
Fig. 6. Die Nachtigall (Sylvia luscinia'), um die Hälfte verkleinert.
Dieser allbekannte und mit Recht hochgeschätzte Vogel bildet einen der Hauptrepräsentanten sei-
ner an Arten so zahlreichen Gattung, deren Kennzeichen besonders in dem graden, rundlichen, nur
gegen die Spitze etwas zusammengedrückten Schnabel, den spitzen, bis auf den Anfang des Schwan-
zes reichenden Flügeln, dem ziemlich langen, etwas abgerundeten Schwanz und den langen feinen
hohen Läufen ausgedrückt sind. Indess gränzen sie in allen diesen Merkmahlen so sehr an die Dros-
seln (Turdi), dass man die Sänger [Sylviae) fast nur durch die geringere Grösse von ihnen unter-
scheiden kann. Die Nachtigall wird 6| Zoll lang und hat eine gelblich rothbraune Färbung, welche au der
Brust mehr ins Gelbe, an den Flügeln aber und am Schwanz völlig in die rothbraune Farbe übergeht;
der Schnabel und die Beine sind fleischroth; ersterer mehr hornfarben, letzterer am Lauf fast gestiefelt,
indem nur 3 einzelue feiua Querfurclieu die untere Hälfte in Schilder theilen. Feuchte Laubhölzer bilden
den Lieblingsaufenthalt dieses Vogels, hier legt das WTeibchen nahe am Boden zwischen aufgeschos-
senem Buschwerk sein Nest an, und ebendaher lässt das Männchen seine schöne laute, klangreiche
Summe, zumal Abends und in der XVacht, erschallen. Mitte April treffen die JVachtigaileii bei uns ein
und verrathen sich alsbald durch ihren Gesang, der bis Ende Juni gehört wird; dann verstummen sie
und verlassen schon Mitte August unsere Gegenden. Ihre Nahrung sind bloss Insekten, und bekannt
ist es, dass man sie in Zimmern mit Ameisenpuppen und Mehlwürmern zu ernähren pflegt, und dass
sie dabei mehrere Jahre recht gut ausdauern.
Da die Drosseln (Turdi), wie schon erwähnt wurde, sich vorzugsweise nur durch den grösse-
ren Körperbau und die etwas stärkeren Schnäbel von den Sängern unterscheiden, so Jiabe ich zu deren
Bezeichnung bloss den Schnabel der Amsel (T. merula) unter Fig. 17. in natürlicher Grösse darstel-
len lassen. Besonders characteristisch sind auch die längereu and steiferen Bartborsten.
Fig. 7. Der Wasserstaar (Cinclüs aquaiicns~), um die Hälfte verkleinert.
Dieser Vogel steht wieder im Körperbau den Drosseln nahe, unterscheidet sich aber durch seinen
Schnabel recht merklich, indem derselbe am Grunde etwas niedergedrückt, gegen das Ende mehr ge-
wölbt und mit einer überragenden niedergebogenen Spitze versehen ist, neben welcher eine kleine
Kerbe bemerkt wird. Besonders eigenthümlich sind die Nasenlöcher, die als quere Spalten am Gruude
des Schnabels liegen und von innen verschlossen werden können, so wie die hier ganz von dichten,
anliegenden, sehr kleinen feinen Federn bedeckten Nasengruben; endlich fehlen die Bartborsten am Mund-
winkel ganz. Die Flügel sind etwas breiter, reichen nur bis zu Anfange des Schwanzes, und dieser ist
sehr kurz, abgestumpft, etwas aufgerichtet. Die ziemlich starken, hohen Füsse sind am Hackengelenk
kahl und ihre Läufe gestiefelt. Die Farbe des Wasserstaars ist ein tiefes Schwarzbraun, das am Kopf
ins Gelbbraune, an der Brust ins Rothbraune übergeht; Kehle, Vorderhals und Vorderbrust sind weiss.
Unter den Singvögeln zeichnet sich dieser durch seine merkwürdige Lebensweise aus, indem er seinem
Betragen nach ein wahrer Wasservogel zu sein scheint. Er findet sich nehmlich nur in der Nähe von
Bächen und kleinen Flüssen, am liebsten in 'gebirgigen Gegenden, und fliegt nicht bloss gern dicht
über dem Wasser, hier nach Insekten schnappend, sondern er taucht sogar unter, läuft auf dem Boden
unter dem Wasser fort, und kommt an entfernten Stellen wieder zum Vorschein, alsbald seinen Weg
im Fluge weiter fortsetzend. Alle diese Bewegungen macht er theils um Insekten zu fangen, theils
aus Furcht, um sich vor Feinden zu sichern. Sein Gefieder ist zu diesem Endzwecke sehr dicht, und
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gleich dem der Schwimmvögel, stark eingeölt. Das Nest legt der Wasserstaar gern an rauschende«
Stellen an, bei Wasserfällen, Wehren, in Höhlen am Ufer oder zwischen Slein«n, sogar in den grossen
Mühlrädern; man findet darin 4 — 6 ganz weisse Eier. Der alte Vogel wird 7—8 Zoll lang, und
gehört zu den Standvögeln; an offenen Bächen pflegt er zu überwintern.
Fig. 17. Der Schnabel des Pirols C^riolus galbulä), in natürlicher Grösse.
Da der Pirol zu dieser Abtheilung der Singvögel gehört, und mit den Drosseln nahe verwandt
ist, sich aber besonders durch seinen stärkeren längeren Schnabel von ihnen unterscheidet, so habe
ich nur diesen in natürlicher Grösse neben dem Drosselschnabel abbilden lassen. Ein zweiter Un-
terschied liegt im Bau der Flügel, deren erste Schwinge über halb so lang ist, als die zweite; ein
dritter in der Länge der mittleren Schwanzfedern, welche etwas grösser ist, als die der äusseren, wäh-
rend bei den Drosseln der umgekehrte Fall herrscht.
b. Flügel abgerundet, die erste Schwinge über halb so lang als die zweite, die 4te
und 5te die längsten (Fig. & »•)• Myotlieridae.
Fig. 8. Der Zaunkönig (Tkoglodytes parvuhis), um die Hälfte verkleinert.
Nächst dem Goldhähnchen der kleinste europäische Vogel, aber in vielen Punkten auffallend
von diesem verschieden. Zuerst ist der Schnabel etwas länger, wenig gebogen und ziemlich zusam-
mengedrückt; dann sind die Nasenlöcher schmal, spaltenförmig, schief, mit kleiner Deckelhaut; endlich
unterscheidet die eigene Bildung der Flügel, welche eine besondere Gruppe unter den Singvögeln
bezeichnet, unsern Zaunkönig, den einzigen einheimischen Vogel dieser Gruppe, sehr auffallend. Auch
sind die Beine länger^ die Läufe mit 4 gleichen Schildern belegt, und der Schwanz ist zugespitzt,
keilförmig, aufrichtbar, die Federn paarig gleich lang (stufig). Alle Arten dieser, besonders in Nord-
amerika einheimischen, Gattung zeichnen sich durch eine geringe Grösse und eine rothbraune, schwarz
gewellte Färbung aus; der europäische Zaunkönig unterscheidet sich jedoch leicht von den übrigen
durch die hell weissen Flecken an der Spitze der mittleren Flügeldeckfedern und seitlichen Schwauz-
deckfedern. Auch sind die schwarzen Querbinden der Schwungfedern sehr deutlich. Er wird 3|—4
Zoll lang, findet sich überall in Deutschland als Standvogel, lebt besonders in schattigen Wäldern,
kommt aber im Winter auch in die Gärten und nährt sich von Insekten. Er ist ein munterer behen-
der Vogel, welcher gern in Löcher kriecht, daher besonders an alten Zäunen sich aufhält, und auch
an solchen Stellen, doch am liebsten nahe beim Wasser, sein Nest anlegt. Dieses ist sehr hoch (7 Zoll)
und höchst künstlich aus allerlei weichen Stoffen angefertigt; es enthält 6—8 meistens weisse, sehr
klare, und verhäitnissmässig grosse Eier.
Fig. 9. Der Leierschwanz (Maenüha superba~), 7mal verkleinert.
Dieser merkwürdige Vogel wurde früher ziemlich allgemein zu den Hühnern gerechnet, gehört
iudess, nach Cuviers richtigem Ausspruch, zu den Singvögeln. In der Flügelbildung stimmt er ganz
mit dem Zaunkönig und man kann von ihm sagen, er sei ein Riese unter seinen Verwandten, wie
dieser unter ihnen ein Zwerg ist. Er hat einen etwas gebogenen, am Grunde ziemlich breiten, gegen
die Spitze zusammengedrückten Schnabel,, mit tiefer langer Nasengrube, grossen häutigen Nasenlöchern
und Bartborsten, welche sie zum Theil bedecken. Der Hals ist ziemlich lang und dünn, länger als
bei den übrigen Singvögeln; die Flügel kurz abgerundet, die drittletzte Armschwinge so lang als die
längsten Handschwingen, aber ebenfalls abgerundet, nicht spitz, wie bei Motacilla. Beine hoch, stark,
besonders die Hinterzeheu;- Krallen gross, die beiden äusseren Zehen am Grunde verwachsen. Der
Schwanz eigenthümlich, beim Weibchen aus 12 Federn von gewöhnlicher Form und Grösse gebildet;
beim Männchen dagegen sehr lang, 12 Federn von gleichem Bau mit langen zerstreuten Fahnenstrahlen
bilden den Haupttheii, neben diesen stehen äusserlich 2 grosse Sförmig gekrümmte Federn, deren innere
Fahnenhälfte sehr breit und schön orange im Zickzack gezeichnet ist; über den 12 Federn in der
Mitte ragen wieder 2 lange dünne, nach aussen gekrümmte Federn hervor, deren Schaft bloss an der
Innenseite kurze aber gedrängte Fahneustrahlen besitzt. Beide Geschlechter haben eine dunkele, braun-
rothe Farbe, welche auf den Flügeln ins Kirschrothe spielt. Sie erreichen die Grösse eines Huhns, und
finden sich im Innern Neu-Hollands, in den lichten Waldungen der Oasuariuen? gleich merkwürdig wie
diese und wie sie abweichend von allen verwandten Geschlechtern.
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Fig. 10. Pitta supercittosa, 4mal verkleinert.
Die Gattung Pitta bildet das Uebergangsglied von der vorigen zu den südamerikanischen Amei-
sen-Drosseln (Myotheba), und unterscheidet sich von Maenura zumal durch den stärkeren, seit-
lich mehr zusammengedrückten Schnabel, durch den kurzen, zugespitzten stufigen Schwanz (der sehr
an Troglodytes erinnert), und durch die langen, hohen Läufe, durch welche sie in Myothera übergeht.
Diese haben wieder den feineren aber noch längeren Schnabel von Troglodytes und Maenura, und
theils einen kurzen abgerundeten (M. grallaria), theils einen langen stufigen (Gatt. Formicivora SwainsJ)
Schwanz. Zu den bekanntesten Arten der Gattung Pitta, welche also die Myotheren in der alten
Welt vertritt, gehört der Tubdcs cyanurus Lath., mit welcher die abgebildete Art am meisten über-
einstimmt. Sie hat die Grösse einer Drossel, aber einen stärkeren Schnabel, einen grösseren Kopf,
einen kürzeren Schwanz, viel längere Läufe und stärkere Zehen. Gefieder bunt, auf dem hellgelben
Kopfe nach hinten eine orangefarbene Holle, der Scheitel mit schwarzem Längstreif, ebenso die Zügel
und Backen. Rücken einfarbig gelbbraun, Brust weisslich gelb, die Seiten dunkler, überall mit schwar-
zen Querwellenlinien gezeichnet. Flügel schwarzbraun, die grösseren Deckfedern zur Hälfte weiss,
Schwanz schön himmelblau. Vaterland Java; die Lebensweise nicht näher bekannt
Familie Kegelschnäbiceb. Conirostres.
Wesentlicher Charakter. Schnabel meistens noch kürzer, aber viel dicker, härter, kegelförmig mit schwach hakiger oder
gerader Spitze, neben welcher, besonders im ersteren Falle, jederseits eine kleine Kerbe bemerkt wird. Nasenlöcher z. Till,
versteckt. Fressen Körner und Beeren, in der Jugend auch Insekten.
A. Schnabelspitze nicht hakig und ohne Kerbe. Granivorae.
a.    Zehn Handschwingen, aber die erste kleine fehlt bisweilen.
Fig. 11. Die Haubenlerche (Ai.aü»a cristata~), um die Hälfte verkleinert.
Die Lerchen verhalten sich gleichfalls als ein Uebergangsglied, wofür tlieils die Schnabel-, theils
die Flügelbilduiig spricht, theils endlich die Lebensweise. Ihr Schnabel ist länglich kegelförmig, bis-
weilen sogar etwas gebogen, oder in anderen Fällen wieder ziemlich dick; Mundwinkel grade. Flügel
eigentümlich, die erste Schwungfeder sehr klein oder fehlt bisweilen ganz, die folgenden anfangs
breit, hinter der Mitte plötzlich verschmälert, die letzten lanzettförmig, lang, besonders die drittletzte,
welche den vordersten an Länge fast gleichkommt. Füsse stark, der Lauf ziemlich hoch; Zehen ganz
fein, der Nagel der hinteren so lang als die Zehe selbst und ziemlich grade. Die Lerchen haben
ein gelblich graues Gefieder, dessen Federn in der Gegend des Schaftes braun sind, daher die Zeich-
nung gesprenkelt ist. Sie nisten auf dem Boden in Erdlöchern, legen graue Eier, und nähren sich von
Körnern und Insekten. Ihr langer Sporn zeigt, wie bei den Bachstelzen und Spornammern, den Auf-
enthalt auf dem Boden an, den sie ihrer Nahrung halber lieben. Die abgebildete Art findet sich be-
sonders im südlichen Europa häufig, und unterscheidet sich leicht durch ihren aufrichtbaren Federnschopf
von den übrigen; sie ist übrigens eine der grössten, misst 7—7f Zoll, und hat eine vollkommen 1er-
chengelbgraue Farbe. Als Standvogel, der unsere Gegenden im Winter nicht verlässt, wird sie in
dieser Jahreszeit auf Fahrwegen in Dörfern, ja selbst in Städten auf der Strasse, angetroflen.
b.    Neun Handschwingen, die erste kleine fehlt ganz. Fringillidae.
Fig. it. Der Bohrammer (Embeniza &choenic.lus)t um die Hälfte verkleinert.
Die Ammergattung steht sehr deutlich zwischen den Lerchen und Finken in der Mitte, und
verbindet diese beiden ziemlich verschiedenartigen Formen aufs engste. In der allgemeinen Form, den
Finken verwandter, unterscheiden sich die Ammern auffallend von ihnen durch den winkeligen Schna-
belrand, den hohen am Mundwinkel herabgezogenen Unterkiefer und den am Gaumen bemerkbaren
Höcker des Oberkiefers; sonst ist der kurze, dicke, kegelförmige Schnabel äusserlich ganz dem der
Finken ähnlich. Dagegen schliessen sich die Ammern mehr an die Lerchen durch ihre Lebensweise
am Boden, und durch den bei mehreren Arten sehr langen, ziemlich graden Sporn an der Hinterzehe.
Die abgebildete Art hat diesen Charakter nicht, sondern bei ihr ist die hintere Kralle kurz, krummge-
bogen, und ganz wie bei den Finken gestaltet. Ebenso findet man sie bei dem Goldammer, Grau-
Zu Tafel II.
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*
» mm e r, Fichten am m er und beim 0 r t o 1 a n, welche zusammen die Gruppe der B u s c h a m m e r n bilden;
dagegen haben der Schneeammer und der Lerchenammer, welche beide im hohen Norden von
Europa sich aufhalten, im Winter aber unsere Gegenden besuchen, den längeren Sporn, und heissen
daher, als eigeue Gruppe, Spornammerii. Beide Gruppen leben vorzüglich von Sämereien, welche sie,
wie die Finken ausschälen, und mausern nur einmal, nehmlich im Herbst. Indess reiben sie sich die anders
gefärbten Spitzen der Fahnenstrahlen nach und nach ganz ab, und bekommen so zum Sommer eine
völlig veränderte Farbe und Zeichnung, zumal am Kopf, der Kehle und der Brust, wodurch eine sehr
grosse Verschiedenheit des Winter- und Sommerkleides bedingt wird. Unser Rohrammer erscheint
hier im Sommerkleide, mit schwarzem Kopf, ebensolcher Kehle und grauer Brust; im Winter sind alle
diese Stellen gelbbraun, nur die Flügel bleiben sich gleich, nehmlich rothbraun mit dunkleren Schaft-
flecken. Er ist ein überall häufiger Vogel, welcher im Schilf am liebsten sich aufhält, dort Samen
und Insekten sucht, auch darin nistet, aber gegen den Herbst nach Süden wandert,
Fig. 13. Der Leinzeisig (Fringxlla linariä), um die Hälfte verkleinert,
Die Zeisige bilden mit den Hänflingen eine Unterabtheilung der Finken (Fringillae), und un-
terscheiden sich durch den kleineren zierlichen Schnabel mit gradem Rücken, gradem Mundwinkel und
zusammengedrückter Spitze. Wie die Finken überhaupt mit den Ammern verwandt sind, und doch
im Schnabelbau sich charakteristisch von ihnen unterscheiden, wurde so eben hei der Beschreibung
des Rohrammers bemerkt. Die Grundfarbe der abgebildeten Art ist ein lichtes Braun, doch haben die
meisten Federn, besonders die des Rückens und der Bauchseiten, einen dunkleren schwarzbraunen
Schaftfleck; die Stirn, die Zügel und der Anfang der Kehle sind fast schwarz. Beim alten Vogel
ist der Scheitel glänzend karminroth, und beim Männchen die ganze Brust mit dunkleren, karminrothen
verflossenen Flecken bedeckt. Der Schnabel, welcher in seiner Grösse sehr abändert, ist gelb, mit
brauner Spitze; die Füsse ganz braun. Der Leinzeisig ist ein nordischer Vogel, welcher in Island,
Lappland, Kanada brütet, alljährlich aber im November und Dezember bei uns sich einfindet, um bei
zunehmender Winterkälte seine Reise noch weiter nach Süden fortzusetzen. Er nistet in Waldungen,
legt 4 blassbläuliche braunrothpunktirte Eier, und nährt sich besonders von dem Samen der Birken,
daher er in Birkenwäldern am häufigsten angetroffen wird. In der Grösse steht er dem Kanarienvogel
wenig nach.
Fig. 14. Der Kernbeisser (FniNGiiiLA coccoikraustes), um die Hälfte verkleinert.
Dieser Vogel ist gleichfalls ein Mitglied der Finkengattung, aber ein sehr eigenthümliches,
das sich von allen übrigen durch den ungewöhnlich grossen, auf dem Rücken etwas gewölbten Schna-
bel unterscheidet, mit welchem ein ebenfalls grosser Kopf in naher Beziehung steht. In ähnlichem
Maasse erscheint der ganze Vorderleib vergrössert. Die zweite merkwürdigste Eigentümlichkeit liegt
in der Form der hinteren Handschwingen (der 5ten bis Dien), welche an der Spitze der vorderen
Fahnenhälfte eine vorspringende Zacke, und ebenda an der hinteren einen ziemlich tiefen Ausschnitt
haben, welche beide Auszeichnungen keinem andern Finken zukommen. Auch in der Färbe zeichnet
sich der Kernbeisser vor allen Finken aus: sein Kopf ist gelb, der Nacken ascbgrau, der Rücken
leberbraun, die Brust röthlich grau; auf den Flügeln sind die grossen Deckfedern weiss, die Schwung-
federn tief stahlblau, die 3 letzten braun. Schwanzspitze und Aftergegend weiss, Schnabel eisengrau,
Beine hell fleischroth. Der Kernbeisser, ein im Sommer überall gemeiner Vogel, nährt sich von den
Körnern der Kirschen, und später im Jahr von allerlei Sämereien; gegen den WTinter pflegt er unsere
Gegenden zu verlassen, und bis zum Mittelmeer hinabzuziehen; auch in Nordasien ist er zu Hause.
Fig. 15. Der Kiefernkreuzschnabel (Loxia pityopsittacus), um die Hälfte verkleinert.
Die merkwürdige asymmetrische Bildung des Schnabels unterscheidet die Kreuzschnäbel
leicht von den Finken, denen sie im gesammten Bau, zumal dem Kernbeisser, nahe verwandt sind.
Sie nähern sich diesem in der Grösse des Kopfes, in dem starken aber hoch gewölbten Schnabel,
den verlängerten Flügeln, dem längeren Schwanz und den kräftigeren Beinen; iudess sind sie durch
die am Ende hakenförmige Krümmung beider Kiefer auffallend verschieden. Diese Krümmung veran-
lasst eine Kreuzung der Schnabelspitzen, welche bei der abgebildeten Art nur unbedeutend ist, weil
der Oberschnabel eine beträchtliche Höhe hat, und deshalb die Spitze des untern sich gewöhnlich nicht
über ihn erhebt. Die Kreuzung der Kieferspitzen hat übrigens eine sehr bestimmte Beziehung zur
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Nahrungs- und Lebensweise der Vögel, indem sich dieselben nur in Nadelholzwäldern aufhalten, und
sich von deren Samen nähren. Um nun die harten holzigen Schuppen der Zapfen losbiegen zu kön-
nen, ist der Schnabel so eigenthümlich geformt, und dient ihnen, indem sie die Spitze unter die Schup-
pen schieben und den Schnabel alsdann öffnen, statt eines Brecheisens. Mit der Zunge holen sie dann
unter der aufgehobenen Schuppe den geflügelten Samen hervor, schälen ihn wie die Finken und ver-
zehren den Kern. Manche fressen auch Birken-, Erlen-Samen und die Beeren von Sorbus. So
merkwürdig, wie der Schnabel, ist auch das Gefieder der Kreuzschnäbel wegen der grossen Verschie-
denheit seiner Färbung je nach Alter und Geschlecht. Unser Bild stellt ein recht altes Männchen dar,
von fast völlig blutrother Farbe, mit graulichem Anflug und braunen Flügel- wie Schwanzfedern;
in jüngeren Jahren sind die Männchen gelblich, gelblichgrau und ganz jung, wie die Weibchen, über-
all grau, hie und da mit grünlichem Anflug, besonders an der Brust. Der Fichtenkernbeisser wird
81 Zoll lang, lebt nur in Nadelwäldern, nistet auf Fichten an der Spitze der Zweige, brütet schon
im Dezember und Januar, aber auch später im Mai und Juni, so wie in der ganzen Zwischenzeit,
und bewohnt besonders die nördlichen Gegenden Europas. Wegen seines nicht unangenehmen Gesanges
wird er als Stubenvogel gehalten, wo er dann nicht bloss dadurch, sondern auch durch sein possir-
liches Betragen, welches an das der Papageien erinnert, seinen Besitzer belustigt.
TAFEL 11. a.
Fortsetzung der Singvögel.
NB. Die Meisen gehören nicht in die Sektion .b. mit 9, sondern in die Sektion a. mit 10 Handsclmingen.
Fig. 1. Die Sumpfmeise (Paivüs palustris^), in § der natürlichen Grösse.
Die Meisen bilden eine eigenthümliche, besonders in der gemässigten Zone einheimische Vogel-
gattung, deren Arten sich durch ihr munteres gewandtes Betragen ebenso sehr, als auch durch die ge-
ringe Grösse ihres kegelförmigen graden, ziemlich runden Schnabels, vorzugsweise aber durch die mit
4 je 2 und 2 gleichen Spitzen endende Zunge auszeichnen. Von den Finken sind sie besonders
durch die Anwesenheit der ersten, sehr kurzen Schwungfeder verschieden, wodurch sie sich einiger-
jnassen den Lerchen nähern, obwohl sie weder den langen Sporn, noch die langen Achselschwingen
dieser besitzen; auch nicht am Boden, sondern meistens kletternd und hüpfend auf Bäumen leben, doch
wie diese gleich gern Sämereien und Insekten verzehren. Unter den einheimischen Vögeln sind sie be-
kannt als die kunstreichsten im Nestbau, weniger aber pflegt sie ihr Gesang' zu empfehlen. Die ab-
gebildete Art hat, wie einige verwandte, ein sehr einfarbiges Gefieder, während dagegen andere Arten
nicht bloss bunt, sondern sogar schön gefärbt sind; ihr Rücken ist bräunlich grau, Schwanz und Flügel
mehr graulich, die Unterseite schmutzig weiss, der Scheitel und ein kleiner Kehlfleck sind schwarz;
durch letzteren besonders, und die etwas geringere Grösse, unterscheidet sie sich von der ganz ähn-
lichen Trauermeise (P. lugubris^. Beide haben, wie die meisten Arten, einen zierlichen, schwach
ausgeschnittenen Schwanz, andere, wie die Schwanzmeise (P. caudatus) und die Bartmeise
(P. Marmicus^, einen keilförmigen sehr langen. Die Sumpfmeise ist bei uns grade nicht häufig, hält
sich gern in Weidenbüschen neben dem Wasser auf, nistet auch in hohlen Weiden, und brütet jähr-
lich 2mal. Ihre Eier, 8—12, sind weiss mit dunkelrothen Flecken.
NB. Die folgenden Gattungen gehören wieder der Sektion b. an, und bilden die eigenthümliche Unterabtheilung;
B. Neben der Schnäbelspitze eine kleine Kerbe (Fig. 2. a.). Baccivorae.
a. Nasenlöcher unbedeckt. Tanagriäae.
F»g. 2. Der geschwänzte Manakin (Pipka cauäata LathO, f der natürlichen Grösse.
Die Manakins bilden eine den tropischen Gegenden Südamerikas angehörige Vogelgattung,
welche sich durch den kurzen, am Grunde ziemlich breiten Schnabel, dessen Rückenfirste ziemlich
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deutlieh abgesetzt , und dessen Spitze hakenförmig übergebogen ist, auszeichnen. Die Nasengrube ist
mit kleinen Federn bedeckt, aber das Nasenloch selbst frei; hinter ihm stehen am Schnabelrande meh-
rere feine kurze Borsten. Ausserdem erkennt man die Manakins an dem langen fast seidenartigen
Gefieder, besonders des Rückens, und an den Füssen, indem die beiden äusseren, ziemlich gleich langen
Zehen bis ans Ende des zweiten Gliedes mit einander verwachsen sind. Sie leben am liebsten in
feuchten schattigen Gebüschen, doch weder in Sümpfen noch an Flussufern, haben einen schnellen aber
kurzen Flug, halten sich gern auf den mittleren Baumzweigen auf, und versammeln sich morgens zu
kleinen Gesellschaften von 8 •— 10, die den Tag über bei einander bleiben, gegen Abend aber sich
wieder zerstreuen, um ein passendes Nachtquartier aufzusuchen. Sie fressen kleine Früchte und zum
Theil auch Insekten. Die abgebildete Art hat die Grösse eines Sperlings und ist im Alter schön lasur-
blau gefärbt, besonders das Männchen, jüngere Vögel und Weibchen erscheinen grünlich grau; der
Kopf, Vorderhals, Nacken, die Flügel und Schwanzfedern sind schwarz, die beiden mittleren längeren
mit bläulichem Anflug; auf dem Scheitel steht eine grosse, schön feuerrothe Federnholle. Schnabel
und Beine sind röthlich hornfarben. Das Vaterland ist Brasilien hei Para und Rio.
Fig. 3. Die goldköpfige Tanagra (Tanagra auricapilla SpixJ), um die Hälfte verkleinert.
Die Gattung Tanagra unterscheidet sich von der vorigen besonders durch den längeren, stär-
keren, gegen die Spitze zusammengedrückten Schnabel, dessen Nasengruben mehr hervorragen, aber
gleichfalls befiedert und am Rande mit Borsten besetzt sind. Dabei ist die allgemeine Form anders,
besonders viel mehr gestreckt, der Schwanz länger, die Beine stärker und die Zehen nur am Grunde
etwas verwachsen, die äussere viel kürzer als die mittlere. Das Gefieder ist kürzer, steifer, liegt
dichter an, besonders auf dem Rücken, wo es die Flügel nicht versteckt. Auch in der Lebensweise
weichen die Tanagra-Arten von den Manakins ab, denn sie entfernen sich grade von feuchten
Orten, lieben das offene Feld und kommen häufig in die Pflanzungen; auch fressen sie mehr Insekten
als Beeren. Ihre eigentliche Heimath ist indess ebenfalls das warme Amerika in seiner ganzen Er-
streckung. Die abgebildete Art gehört zu den grösseren, und wird 6f Zoll lang; ihre Hauptfarbe ist
oben ein schmutziges braungrün, das an den Flügeln und am Schwanz ganz in schwarzbraun übergeht;
der Scheitel hat verlängerte Federn mit vereinzelten Fahnenstrahlen und ist schön dottergelb gefärbt.
Stirn, Zügel und Aiigengegend sind schwarz; die Kehle, die Brust und der Bauch lehmgelb, erstere
mehr ausgefärbt als die anderen, und diese an den Seiten ganz graugelb. Schnabel und Beine horn-
farben, braun mit bläulichem Anflug. Vaterland Brasilien in der Gegend von Rio.
b. Nasenlöcher unter Federn versteckt, im Aller die Nasengrube bisweilen naekt, Schnabel
am Grunde sehr breit. Ampelidae,
Die Mitglieder dieser Gruppe finden sich, gleich den vorigen, gewöhnlich in der heissen Zone,
und gehören den Gattungen Rüpicola, Ampelis, Procntas, Eurylaimus an, welche zu den Raben hin-
über führen; in der kalten und gemässigten Zone findet sich bloss:
Fig. 8. Der Seidenschwanz (Bombycilla garruld), um die Hälfte verkleinert.
Er hat einen kurzen graden etwas dicken Schnabel, der nach vorn etwas höher nnd gewölbter
ist, so dass der Oberkiefer an der Spitze einen merklichen Hacken bildet, neben dem die recht sicht-
bare Kerbe liegt; von der Nasengrube bemerkt man nichts. Der Kopf ist ziemlich gross und mit einer
aufrichtbaren Federnholle geziert; der ganze Leib von einem dichten, weichen, langfahnigem Gefieder
bedeckt, welches bei allen Arten eine röthliche braungraue Farbe hat, und in seiner Bildung ziemlich
mit dem der Manakins übereinkommt; nur die Flügel und Schwarzfedeni ragen aus diesem gleichmässi-
gen Federnkleide hervor. Die Flügel sind etwas spitz? ziemlich lang, reichen bis auf die Mitte des
Schwanzes, und haben, mit Ausnahme der oberen Deckfedern, eine schmutzig graue Farbe, worauf
weisse Zeichnungen, welche durch die weissen Spitzen der grossen Deckfedern gebildet werden; da-
gegen sind die 4 — 9te Handschwinge an der ganzen Spitze gelbgesäumt, und die 9 Armschwingen
am Ende des Schaftes mit einem schön scharlachrothen Hornblättchea geziert. Schwanzfedern eben-
falls schwarzgrau, am Ende zitronengelb, im hohen Alter mit ähnlichen aber kleineren rothen Schaft-
blättchen. Schnabel bläulich hornfarben, das Gefieder am Grunde, an den Zügeln, der Kehle und hinter
den Augen tief sammetschwarz. Der Seidenschwanz hat die Grösse des Dompfaffen und nährt sich
von saftigen Früchten aller Art. Er bewohnt im Sommer den hohen Norden Europas, kommt aber in
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vielen Wintern schaarenweise bis nach Deutschland, woselbst er dann mitunter sehr häufig gesehen
wird, da ihn sein zutrauliches Naturell bis dicht an die menschlichen Wohnungen führt. Schon im
Februar schickt er sich zur Abreise an.
Familie GrossschnXbler. Magnirostres s. Corvinae.
Wesentl^'161, Character. Schnabel stark, so lang als der Kopf, grade; Nasengruben nicht sichtbar, befiedert oder von
Federn bedeckt; starke kräftige Gangfüsse.
A. Nasengruben dicht befiedert, aber die Nasenlöcher sichtbar.
a.    Unterkiefer am Grunde höher als der Oberkiefer, Mundwinkel herabgezogen. Merulidae.
Fig. 4. Der gemeine Staar (Sturnus vulgaris), 3mal verkleinert.
Schnabel von massiger Länge, ganz grade, oben flach, besonders gegen die abgerundete Spitze
hin, woselbst ziemlich breit und am äussersten Rande scharf, der Mundwinkel besonders stark herab-
gezogen; Nasenlöcher zur Hälfte von einer Hornschuppe bedeckt, dicht vor der in den Schnabel
hineinreichenden Befiederung der Nasengrube. Kopf ziemlich klein, Hals massig, der Leib ziemlich
schlank. Flügel schmal, zugespitzt, reichen bis auf die Mitte des Schwanzes; erste Handschwinge
sehr verkürzt, die zweite etwas kürzer als die dritte, längste. Schwanz kurz, breit, am Ende leicht
ausgeschnitten. Beine ziemlich stark, Krallen lang, ziemlich gebogen und spitz. Der.Staar ist ein
Strichvogel, welcher selbst in seiner Heimath häufig hin und her zieht, und fast nie allein angetroffen
wird. Zur Heckzeit sieht man ihn paarweis, nachher in grossen Schwärmen,' welche hier und dort
niederfallen und gern auf Viehweiden und Feldern eine Zeit lang verweilen, um daselbst nach Insekten
zu suchen. Diese, besonders Ungeziefer der Hufthiere, bilden seine Hauptnahrung, doch frist er auch
Beeren. Der junge Vogel ist gelblich braungrau, mit hornfarbenem Schnabel und Beinen, und Federn
von gewöhnlicher Form; nach der ersten Mauser wird die Farbe duukler und die Federn bekommen
eine zugespitzte lanzettliche Form, die mit jedem Jahr immer mehr hervortritt; ganz alt ist der Staar
dunkel violett, mit grünlichem Metallschmimer, Schnabel und Beine schön gelb, erslerer im Herbste
schwarz; ebendann jede Feder mit weisser Spitze, die beim Weibchen grösser ist als beim Männchen
und gegen den Frühling nach und nach abgerieben wird, so dass er im Sommer fast einfarbig erscheint,
doch weniger das Weibchen als das Männchen. Der Staar nistet in Baumhöhlen, besonders der Eichen,
und heckt jeden Sommer 2mal; die 4— 7 Eier sind meergrün und die Jungen werden bloss vom Weib-
chen gefüttert. Sein Gesang ist sehr mannigfach, aber nicht angenehm; dennoch hält- man ihn in
Wohnungen, da er sich zum Sprechen abrichten lässt. Er wird 8f— 9 Zoll lang.
b.    Unterkiefer nicht höher als der obere, Mundwinkel grade. Federn der Nasengrube dicht
gedrängt, sammetartig. Paradisidae
Fig. 6. Der gemeine Paradisvogel (Paradisea apoda), 6mal verkleinert.
Die eigenthümliche Vogelgattung Paradisea, von deren Arten die abgebildete noch am häu-
figsten vorkommt, findet sich bloss in Neu-Guinea oder auf den benachbarten Inseln, und besteht ge-
genwärtig aus 8—10 Arten, welche sich alle durch eine höchst eigenthümliche Form oder Grösse ge-
wisser Federn auszeichnen. Im Schnabelbau bieten sie wenig Besonderes dar, derselbe ist von massi-
ger Grösse, grade, vierseitig, ein wenig gebogen und auf die Stirn hin ausgedehnt, gegen die Spitze
zusammengedrückt, aber nicht hakig; die Befiederung der Nasengrube zeichnet ihn besonders aus.
Der Körperbau ist eher plump als zierlich, doldenförmig, die Flügel sind nicht sehr lang, der Schwan»
meistens kurz, abgestumpft; die Beine plump, gross, ganz wie bei den Raben. Bei Einigen sind die
Bürzelfedern, bei Anderen die Tragfedern der Flügel, bei noch Anderen die Ohrfedern abweicheud ge-
formt und sehr gross. D;e abgebildete Art ist im Körper kaum so gross wie eine Dohle, namentlich
ist der Kopf kleiner, und der Leib schlanker, aber die sehr entwickelten Bürzel- und Steissfedern ma-
chen sie über doppelt so lang. Die Hauptfarbe des Gefieders ist braun, besonders am Rücken und an
den Flügeln; Stirn, Zügelrand, Kehle und Vorderhals haben eine prachtvolle, grüne, metallisch giäu_
zende Befiederung; aber Scheitel, Nacken und der übrige Hals sind lehmgelb. Der Schwanz hat
beim Männchen zehn gleich lange Federn von gewöhnlicher Bildung, und 2 mittlere fahnenlose feine
Schäfte von 28 — 30 Zoll Länge5 beim Weibchen, das überhaupt viel schlechter gefärbt ist, auch den
Zu Tafel 11. a.
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metallischen Glanz der Federn nicht hat, sind die 12 Schwanzfedern ganz gleich. Ausserdem hat
das Männchen jederseits am Bauch 2 Büschel grosser, sehr langer und zarter Federn mit zerstreuten
Falinenslrahlen, welche nach hinten gerichtet sind, den Schwanz bedecken, und weit über ihn hinab-
hängen; sie sind die Hauptzierde des Vogels. Er findet sich in Truppen von 20—30 Stück auf Neu-
Guinea, und wandert in der heisseu Jahreszeit auch auf die benachbarten Inseln; zur Zeit des Sturms
wird er wegen seines langen Gefieders vom Winde mit fortgerissen und theils hoch in die Luft ent-
führt, theils zu Boden geworfen. Daraus erklärt sich die alte Fabel, dass der Paradisvogel keine
Fasse habe. Von seiner Lebensweise ist wenig bekannt, nach Einigen frisst er Früchte, nach Anderen
Insekten, besonders Schmetterlinge.
Fig. 5. Der Mino oder Atzel (Gbacüla religiosa iArinJ), 4mal verkleinert.
Dieser Vogel ist das einzige Glied seiner Gattung, und unterscheidet sich von den Paradis-
vögelii, denen er in der Befiederung der Nasengruben sehr ähnlich ist, besonders durch den starken
nach oben mehr gewölbten, kegelförmigen Schnabel, dessen Oberkiefer neben der Spitze eine kleine
Kerbe hat, während der Unterkiefer kürzer ist und seitlich etwas zusammengedrückt. Ganz eigentüm-
lich sind die nackten Hautlappen am Kopfe jederseits unter dem Auge, welche nach hinten gegen den
Nacken bin v.orragen und daselbst breiter werden. Die Zunge ist knorpelig und au der Spitze ge-
spalten.. Der übrige Körper hat nichts Ausgezeichnetes. Der Kopf ist ziemlich gross, der Hals kurz,
der Leib plump, mehr rabenarlig; die Flügel reichen bis auf die Mitte des Schwanzes, die erste Schwung-
feder ist sehr verkürzt und die dritte die längste; der Schwanz breit, nicht sehr lang, abgerundet;
die Füsse ohne Auszeichnung, rabenartig. Der Vogel bat die Grösse einer Drossel, ist gauz dunkel
blauschwarz, metallisch glänzend, aber der Schnabel, die nackten Hautlappen und die Füsse sind gelb.
Die Kopffedern sind kurz, rund, dicht angedrückt, sammetarlig, mit Ausnahme eines Streifens längerer
spitzer Federn, welcher am Schiiabelgrunde entspringt und bis zum Nacken sich fortsetzt. Auf den
Flügeln findet sich ein weisser Fleck, welcher dadurch entsteht, dass jede Handschwinge in der Mitte
eine weisse ..Querbinde hat. Die Atzel findet sich in Ostindien sehr häufig, und wird daselbst in
Käfigen fast allgemein gehalten, da sie, wie derStaar, sprechen lernt, und sogar besser als derStaar,
die Papageien und alle anderen Vögel. Sie hält sich gleich dem Slaar nur in Gesellschaften auf und
ist, wie dieser, ein Strichvogel, der sich von Insekten, besonders Larven, nährt, sich aber in der Ge-
fangenschaft am Besten mit gehacktem Fleisch futtern lässt.
B. Nasengrube von borstigen Federn bedeckt, welche sich im Alter bisweilen abreiben.
Corvinae.
Fig. 7. Die Mantelkrähe (Corvus cornix), 6mal verkleinert.
Unter den Raben ist die Mantel- oder gemeine Krähe offenbar die allergemeinsie Art, da
sie sich in der ganzen gemässigten und kalten Zone aufhält, in Amerika aber nicht so weit nach
Norden vordringt, als in Europa und Asien. Sie bat den grossen starken, länglich kegelförmigen,
etwas zusammengedrückten Schnabel der Raben, dessen weite Nasengrube ganz von langen, zerstreut-
strahligen Federn bekleidet ist. Bei der abgebildeten Art bleiben diese Federn, wie gewöhnlich, zeit-
lebens, nur bei der Saatkrähe (C. frugilegus) gehen sie im Alter verlohren, ohne wieder zukehren,
weil sich die Wachshaut schwielig verdiakt. Die Krähe ist in ihrer gewöhnlichen Färbung aschgrau,
aber der Kopf, der Vorderhals, die Flügel und der Schwanz sind dann schwarz, ebenso Schnabel
und Beine; allein es giebt auch ganz schwarze, völlig rabenfarbene Varietäten, welche in manchen Ge-
genden ganz besonders häufig, ja häufiger als die gewöhnliche Färbung, vorkommen, und mit dem
Namen Rabenkrähen (C. corone~) belegt werden. Viele Naturforscher hielten sie lange für eine
eigene Art. Die Krähe ist ein Standvogel, welcher auch den Winter bei uns zubringt, im Herbste
sich schaarenweise versammelt, um vom Lande in die Städte zu ziehen und hier, der grösseren Wärme
wegen, auf Haus- und Kirchendächern zu übernachten. Ihre gewöhnliche Nahrung ist Aas, doch nimmt
sie auch mit Insekten und im. Winter zumal mit dem Abfall der menschlichen Nahrungsmittel vorlieb.
Sie nistet gesellig auf hohen Nadelbäumen, baut ein grosses kunstloses Nest aus Reisig, und legt darin
4—5 grüne, schmutzig braun besprengte Eier.
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Familie D v n n s c h h a b i, k it. Tetmiros!res s. Certhiaceae.
Wesentlicher Charakter. Sclm.ab.el allermeist länger als der Kopf, und dann sehr dünn und gebogen. Naserisn'ibe frei
»fchtlmr, verlängert. Betragen kletternd; Nahrung Insekten oder Blumenhonig.
• -
A.    Mit gradem, schwach seitlich zusammengedrücktem Schnabel. Sütaceae.
Fig. 12. l*er Blauspecht oder Kleiber (Sitta curopaeu), um die Hälfte verkleinert.
Dieser Vogel ist keineswegs ein Specht, wie der Name anzudeuten scheint, obwohl er die Le-
bensweise der Spechte hat. Sein Schnabel ist kürzer, mehr pfriemenförmig, aber sehr hart und gegen
die Spitze keilförmig; die Nasenlöcher liegen dem Grunde sehr nahe, und sind zumTheü unter steilen
Borsten verstekt. Die Flügel sind kurz, stumpf, mit 10 Hand'schwiugen, von denen die erste nur sehr
klein ist. Der Schwanz ist sehr kurz, abgestutzt, die Federn am Ende weich und abgerundet. Das
ganze Gefieder überhaupt weich, langfahnig, und daher das äussere Ansehn des* Vogels plump. Die
Hauptfarbe desselben ist auf der ganzen Obenseite bläulich grau, an Bauch und Brust fleischroih,
beim Männchen dunkler, fast rostfarben, Kehle weiss. Zügel schwarz, setzen sich bis hinter das Auge
fort, und bilden einen breiten, am ganzen Halse bis zum Anfange der Flügel herablaufenden Streif.
Flügel und Schwanzfedern mit weissen Flecken, bei ersteren mehr am Rande. Her, Kleiber bewohnt
ganz Europa, hält sich meist paarweise in Gärten und Gebüschen auf, hüpft an den Zweigen nach
Insekten, welche er in den Spalten der Binde aufsucht, und nistet in Bamnlöcliern, deren Oeffnung er
bis zum engen Flugloch vermauert; er legt 6 — 8 weisslich grüne, braun besprengte Eier. In der
Grösse kommt er dem Kernbeisser nahe.
B.    Mit gebogenem, längerem, pfriemenförmigem Schnabel.
a. Zunge flach, knorpelig, an sich kurz. Fressen Insekten. Certhiaceae.
a.
Schwanzfedern steif, dienen zum Anstemmen.
Fig. 13. Der gemeine Baumläufer (Ckkthia fumiCiarisy, § der «atürJielieu Grösse.
Er hat ganz die Lebensweise des Vorigen und kommt namentlich durch die Schwanzbildung noch
mehr mit den Spechten überein. Es haben nelimlich die Schwanzfedern einen sehr steifen, gegen die
Spitze flachen, etwas erweiterten und dann stark zugespitzten Schaft, dessen Ende nach unten gebogen
ist; dabei sind die Fahnenstrahlen kurz, ebenfalls steif, und nehmen gegen die Spitze des Schaftes
allmälig an Länge ab, so dass die Feder lanzettförmig ist. Am auffallendsten unterscheiden sich die
Baumläufer von den Kleibern durch den Schnabel, welcher etwa so lang ist als der Kopf, sanft gebo-
gen, fein zugespitzt, zusammengedrückt mit scharfem Bücken. Die Nasenlöcher liegen dicht vor der
Stirn, sind spaltenförmig und von kleinen in der Wachshaut liegenden schmalen Nasendecken verengt.
Die Zunge ist ziemlich lang, schmal, zugespitzt, kann aber nicht herausgeschnellt werden. Die Füsse
haben eine passende Grösse, aber starke gebogene Krallen, und die Aussenzehe ist merklich kürzer
als die mittlere. Gefieder oben grau, mit rostfarbenem Anflug, jede Feder mit grossem, weissem, tro-
pfenartigem Schaftfleck; unten ganz weiss, eine ebensolche Binde quer über die Stirn; Schnabel braun,
Füsse gelblicher. Der Baumläufer, auch Baumklette genannt, findet sich in ganz Europa und Nord-
Amerika bis Mexiko als Standvogel, lebt im Sommer in Wäldern, im Winter in Gärten, nistet eben-
falls in Baumlöchern, und legt 3 — 5 weisse, rostroth und hell violett besprengte Eier. Er ist der ein-,
zige Repräsentant seiner Gattung.
In den tropischen Gegenden Südamerikas findet sich die an Arten zahlreiche Gattung Dendroco-
laptes,
welche alle Kennzeichen von Certhia, doch einen längeren mehr gebogenen Schnabel, hat, und
besonders dadurch abweicht, dass die Aussenzehe genau so lang ist, als die mittlere. Fig. 14. g'ebt
ein'Bild von dem Fuss des D. tenuirostris in natürlicher Grösse,
ß. Schwanzfedern weich, dienen nicht zum Anstemmen.
Fig. 10. Der Mauerspecht (Tichodboma müraria~), um die Hälfte verkleinert.
Her Schnabel dieser Gattung ;st iällger als der von Certhia, noch feiner, sanft geboge,,, endlich,
am Grunde breiter und flach gedrückt; Nasengrube länger, sonst die Nasenlöcher wie bei Certhia,
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aber schief gestellt. Zunge eigenthämlich, lang, zugespitzt, mit harter stechender Spitze und ver-
längerten Zungenbeinhörnern, daher ziemlich weit ausstreckbar. Der übrige Bau ziemlich wie bei
Certhia, aber die Flugef breiter und der Schwanz kurz abgestutzt, mit weichen abgerundeten Federn.
Gefieder grau» Schnabel, Brust und Beine schwarz, Flügel und Schwanz ebenso, aber die grossen
Deckfedern der ersteren mit karminrothem Grunde und schwarzem Spitzenfleck, desgleichen die un-
tere Bandliälfte der Aussenfahne aller Schwungfedern. Der Mauerspecht bewohnt die Gebirge des
südlichen Deutschlands, hüpft an kahlen Felswänden und zerfallenem Gemäuer auf und nieder, bestän-
dig in den Ritzen und Fugen Insekten aufsuchend; an geeigneten Stellen legt er in Spalten sein
Nest an, und bebrütet daselbst seine 5—6 weissen Eier. Auch im Winter findet er sich bei uns,
steigt in dieser Jahreszeit in die tiefer gelegenen Thäler hinab, und kommt so bis nach Thüringen,
Böhmen und Schlesien, aber nie in die Ebene.
b. Zunge rund, fadenförmig? am Ende gespalten, weit ausstreckbar? zum Honigsaugen brauchbar.
Netarisugae.
Fig. 11. Der Pelzhonigsänger (Nkctarinea (Drepanis Temm.) vestiaria'), um die
Hälfte verkleinert.
Die Gruppe der Honigsänger (Nectabinea Itt.~) ist über die Tropenzone beider Erdhälften
verbreitet und kömmt noch in den angrenzenden Gegenden in mehreren Repräsentanten, aber nirgends
in der gemässigten Zone, vor. Sie zeigt in der Grösse des gebogenen, seitlich zusammengedrückten
Schnabels bedeutende Verschiedenheiten, welche zur Eintheilung in Untergattungen benutzt werden.
Bei Allen sind die Füsse zarter gebaut als bei den Vorigen, die Zehen, zumal die hintere, kürzer und
die Krallen kleiner. Sie können daher nicht klettern.,' fressen aber dennoch Insekten, und saugen
angleich, nach Art der Kolibris, den Honigsaft aus den Blumen. Die abgebildete Art bildet mit einigen
Verwandten die Gattung Drepanis Temmt (Melithreptus Vieill.~) und zeichnet sich durch den
grossen sehr stark gebogenen Schnabel und die kürzere, an der Spitze pinselförmig gefaserte Zunge
ans. Sie bewohnen die Sandwichinseln. Das Gefieder von Dr. vestiaria ist schön Scharlach roth,
aber die Flügel und der Schwanz sind schwarzbraun; der Schnabel roth, die Beine schwarz. Die
Bewohner jener Inseln benutzen die Körperhaut dieses Vogels zur Fabrikation der schönen Mäntel,
welche die Vornehmeren tragen; den Vogel selbst nennen sie Heoro-faire.
Familie L a tu g h ä n d -e r. hongimanae.
Wesentliche! Cliarakter. Schnabel ganz kurz, flach, an der Spitze liackig, am Grunde sehr breit, mit tiefer Mundspalt»
und weiter Mundöffnung. Jlandschwingen sehr lang, die erste die längste. Fitsse sehr zart, Nahrung Insekten.
Fig. 9. Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica'), § der natürlichen Grösse..
Die Schwalben stehen unter den Singvögeln sehr vereinzelt da und haben ihre nächsten Form-
verwandten unter den Spechtvögeln (vergl. die folgende Tafel) namentlich in den Seglern (Cypse-
ms) und den Nachtschwalben (C'apbimclgis); auch stehen sie im Flügelbau und in der ge-
ringen Grösse der Beine den Kolibris nahe. Dennoch sind sie wahre Singvögel, da sie den
Singmuskelapparat besitzen, und einen eben nicht unangenehmen Gesang hören lassen. Ausser den
als Familiencharakter angegebenen Merkmahlen, welche, da nur die einzige Gattung Hirundo dieser
Familie angehört, zugleich Ga(tungscharaktere sind, zeichnen sich die Schwalben durch ihren grossen,
breiten, oben flachen Kopf, ihren kurzen Hals, und den langgestreckten Körper aus; besonders ver-
längert sind die Armschwingen und äusseren Schwanzfedern,"daher der Schwanz gabelig ist- Die
geringe Grösse der Füsse deutet schon an, dass sie weder gehen noch klettern, nur schwach hüpfen
können, mithin ihre Nahrung im Fluge fangen müssen. Diese besteht ausschliesslich in Insekten. Die
Rauchschwalbe ist oberhalb ganz stahlblau, Stirn und Kehle sind rostfarben, Wangen und eine
Binde über die Brust schwarz, der Bauch rothlieh gelb, besonders an den Seiten. Schnabel und Füsse
schwarz, letztere nicht befiedert. Sie ist bekanntlich, wie alle Schwalben bei uns, ein strenger Zug-
vogel , der im April kommt und Ende Septembers wieder abzieht. Ihr Nest baut s,e* aus K°*h ins
Innere von Gebäuden aller Art, doch so, dass es von eben geschützt ist, da es «ur den vierten Theil
einer Kugelzoue bildet, mithin oben offen bleibt. S'e brütet »mal, und le»t ■*— 6 weisse, rothbe-
sprengie' Eier.
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TAFEL 12.
2. Klasse. V Ö g e 1. Ave s.
3. Ordnung. Spechtvögel. Aves picariae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben allermeist grosse Schnäbel, häufig Schreit- oder Kletterfüsse, niemals einen Sing-
muskelapparat, aber stets eine befiederte Bürzeldriise.
Familie Longimanae.
»Sie haben kleine kurze und breite, oder feine pfriemenförmige, und dann wohl sehr lange, Schnäbel; sehr
lange, gebogene Schwungfedern, und kleine zart gebaute Gangfüsse.
Fig. 1. Trochilus magnificus Less. (Tr. decorus Lichtenst.~), in natürlicher Grösse.
Die Gattung der Kolibris hat einen langen, dünnen, drehrunden, graden oder sanft gebogenen
Schnabel, eine lange aus 2 Fäden gebildete, hohle Zunge, welche weit ausgestreckt werden kann, und
sehr kleine, äusserst zarte Füsse. Flügel sehr lang in dem Theil, welcher der Hand entspricht, aber
kurz im Oberarm, die Schwungfedern sehr gross und gebogen, oft mit breitem hornigem Vorderrande.
Brustbein mit hohem Kamm, hinten abgerundet, ohne Buchten. Die Arten finden sich bloss in Amerika,
aber in allen Zonen, mit Ausnahme der kalten; sie fliegen mit grosser Schnelligkeit von Blume zu
Blume, und saugen deren Honig. Ihr Nest hat die Grösse einer Wallnussschale und besteht aus Baum-
wolle; ihre Eier, etwas grösser als Erbsen, sind weiss. Man kennt über 100 Arten, darunter eine der
prächtigsten die abgebildete. Der Leib ist schmutzig erzfarben. die Holle kastanienbraun, Stirn- und
Kehlfedern glänzend metallisch grün, Seitenfedern des Halses sehr gross, weiss, mit erzfarbenein Bande;
Schwanz dunkel kastanienbraun. In Brasilien.
Fig. 2. Der Mauersegler, CCypsei,üs apt€S~), 3mal verkleinert.
Schnabel ausserordentlich klein, platt; Nasenlöcher oben auf dem Schnabel, nierenförmig (2.a); der
Rachen weit und tief gespalten. Die Flügel ganz wie beim Kolibri, nur noch länger. Die Füsse eigen-
thümlich, alle vier Zehen nach vorn gerichtet (2.b), doch so, dass die beiden äusseren und beiden inne-
ren einander näher stehen, der innerste (Daumen) zweigliedrig, alle übrigen dreigliedrig. Schwanz
gabelig, hat nur 10 Federn; Brustbein wie beim Kolibri mit hohem Kamm aber ohne Buchten. Die Ar-
ten dieser Gattung halten sich an Mauern und Felswänden auf, fliegen äusserst schnell, oft schaarenweis
mit lautem Geschrei, schnappen dabei Insekten, und setzen sich nie auf den Boden. Die einheimische
abgebildete Art ist 7" lang, russbraun mit weisslicher Kehle, und nistet auf Kirchthürmen oder hohen
Häusern. — Nahe verwandt mit ihr ist die Salangane (Hemiprocnes fuciphagus Mtzsch.}; sie hat
den Daumen nach hinten gerichtet, 4 Glieder an der mittlem, 5 an der äusserslen Zehe, und baut ein
viertelkugeliges Nest aus dem essbaren Seetang {Sphuerococcus cartilagineus), welchen sie verschluckt,
im Kropf erweicht und dann wieder ausspeit; dieses Nest wird in Ostindien gegessen. Das Thiercheu
erreicht eine Länge von 34", ist ganz wie der Mauersegler gefärbt, und bewohnt die felsigen Küsten,
an welchen es auch sein Nest befestigt.
Familie Cuculinae.
Schnabel von mittlerer Grösse, so lang als der Kopf, oder etwas länger, meistens etwas gebogen,
bisweilen ganz kurz und kegelförmig. Beine theils Schreitfüsse, theils Kletterfüsse. Fressen nur In-
sekten, welche sie im Fluge fangen.
Fig. 3. Die Nachtschwalbe oder der Ziegenmelker (Caprimujlgus europaeus), 4mal verkleinert.
Der Schnabel wie bei Cypselus, sehr klein, hakig, aber der Rachen sehr tief bis hinter das Auge
gespalten. Nasenlöcher röhrenförmig, Zunge sehr klein; an der Oberlippe starke steife Borsten; die
Augen gross. Füsse klein und zart gebaut, die mittelste Zehe der drei vorderen mit am Innenrande ge-
kämmter Kralle (3.a), die äu$serste nur viergüedrig. Flügel ziemlich lang. Das Gefieder weich und
dicht, dem der Eulen ähnlich, der Schwanz bei manchen gabelförmig- Von den Schwalben haben sie
nur die allgemeine Form. We europäische Art wird 10" lang, ist schwarzgrau und gelb gesprenkelt,
das Männchen mit einem weissen Fleck an der ersten Schwungfeder (siehe die Abbildung). Sie findet
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L
sich in ganz Europa, aber nur einzeln, brütet ohne Nest auf blosser Erde in Gebüschen, legt 3 weiss-
liche schwarz marmorirte Eier, und fängt Insekten zur Abend- und Nachtzeit; bei Tage hält sie
sich versteckt.
Fig. 5. Die Mandelkrähe oder Blauracke (Corac'ias garrula), 4mal verkleinert.
Sie hat, wie der Ziegenmelker von den Schwalben, so von den Krähen das äussere Ausehn. Der Schna-
bel ist ziemlich grade, nur der Oberkiefer herab gebogen, die Nasenlöcher am Grunde, schief und unbe-
deckt; hinter dem Auge ein nackter Fleck. Farbe überall spangrün, der Rücken bell mandelbraun, die
Schwungfedern äusserst schön lasurblau, besonders an der inneren Seite. Nur im östlichen Deutschlande
und Ost-Europa, nistet in hohlen Bäumen, legt weisse Eier, schreit wie ein Laubfrosch, und frisst In-
sekten. 12" lang.
                                                                                                                                   ^
Fig. 8. Der Kukuk (.tücutus canorus), 4mal verkleinert.
Schnabel etwas gebogen und etwas schmal gedrückt, kaum kürzer als der Kopf; Nasenlöcher am
Grunde, rundlich, mit erhabenem Rande. Füsse kurz, dem Anschein nach wie bei Raubvögeln, aber zwei
Zehen nach hinten (die innerste und die äusserste). Der Magen ist häutig, und auf seiner inneren Fläche
häufig dicht behaart, welche Haare indess von den verzehrten Bärenraupen herrühren. Farbe in der
Jugend braun oder grau, mit schwarzen Querwellenlinien; im Alter der ganze Rücken, Kopf und Kehle
einfarbig braungrau, Brust, Bauch und Schenkel weiss mit schwarzen feinen Querwellenlinien, Beine und
.Schnabel am Grunde wachsgeib. Der Kukuk legt sehr kleine Eier in das Nest Insekten fressender
Vögel, brütet aber selbst nicht. Er findet sich überall in Europa, aber gewöhnlich in einer Gegend
mir paarweis.
Familie 'Picijvak.
Sie haben grössere grade oder gebogene, meistens sehr starke Schnäbel, nur Kletterfiisse, und nähren
sich von Insekten, welche sie in ihren Schlupfwinkeln aufsuchen.
Fig. 9. Der Wendehals (Jyns torquilla}, um die Hälfte verkleinert.
Der Schnabel (9. a) ist noch kürzer als der Kopf, schwach, nicht kantig, stark zugespitzt, grade5
Nasenlöcher am Grunde und unbedeckt, weit; die Zunge kann sehr weit herausgesteckt werden, ver-
möge der bedeutenden Länge der Zungenbeiiihörner. Schwanz ziemlich lang, aber abgerundet, nicht
steif an der Spitze oder zum Anstemmen brauchbar. Gefieder graugelb, dunkel gesprenkelt, viele Federn
mit schwarzem Dreieck vor der weissen Spitze; Kehle, Brust uud Bauch weisslich, mit schwarzen,
dreieckigeu Flecken; Schwanzfedern gelb und schwarz bandirt, ein Fleck am Halse, am Rücken und'
drei (Verbinden auf dem Schwanz schwarzbraun. Er lebt paarweis, nistet in alten meistens laublosen
hohlen Baumstämmen, legt weisse Eier, und klettert wie ein Specht, um Insekten zu suchen. In der
Gefangenschaft dreht er den Hals merkwürdig und eigentümlich, wobei der Kopf oft unbeweglich ste-
hen bleibt, wenn der Leib aus seiner Lage gebracht wird.
Fig. 10. Der Grünspecht (Ticus viridis^), 4mal verkleinert.
Die Gattung der Spechte hat einen graden, starken pyramidalen, kantigen, sehr harten, vorn keil-
förmig zugeschärften Schnabel, welcher auf der Mitte gewöhnlich eine hervorragende Leiste zeigt; die
Nasenlöcher am Grunde, von den Halfterfedern verdeckt. Merkwürdig ist besonders der Bau der Zunge.
Sie besteht aus einem kleinen gezackten Knorpelstück, an welches das lange grade, runde, fast gleich
dicke Zungenbein stösst, und an dieses gelenken nach hinten die beiden Zungenbeinhörner. Sie sind
über 2mal so lang als der übrige Theil der Zunge, und steigen gewunden neben dein Halse vorbei am
Hinterhaupt in die Höhe, gehen über den Scheitel fort und reichen bis zur Stirn (lO.a), i'1 dieser Lage
durch Muskeln gehalten. Ein eigenthümiicher Muskelapparat dient nun dazu, diese Zungenbeinhörner, und
somit auch die Zunge, hervorzustecken, bis sie die Länge von 4 — 6" erreicht hat. Mit dieser dreh-
runden fleischigen Zunge fangen die Spechte Insekten, welche in den Ritzen und Spalten der Baum-
stämme sitzen. Um dieselbe aufzuschrecken und aus ihren Schlupfwinkeln hervorzulocken, klopfen sie
init dem Schnabel an die Stämme, und bohren Löcher durch die Rinde. Sie klettern vermittelst ihrer
starken Kletterfüsse am Stamm auf und ab, und stammen sich dabei mit ihren spitzen steifen Schwanz-
federn fest. Sie halten sich daher nur in Wäldern auf, nisten in Baumlöchern, und legen weisse Eier.
Von den acht in Europa einheimischen Arten ist die abgebildete, der Grünspecht, ziemlich die häufigste.
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Er wird 12" lang, hat eine gelblich grüne Farbe, aber der Scheitel bei beiden Geschlechtern roth; die
Wangen und ein Fleck am Mundwinkel schwarz; die Deckfedern der Flügel weisslich gelleckt, die
Schwungfedern mit weissen und schwarzen Querbinden. Zunge sehr lang.
Fig. 11. Der grosse Pfefferfresser oder Tukan (Rhamphastus maximus Cuv.
Rh. erythrosoma WaylJ, ömal verkleinert.
Schnabel gross, viel länger als der Kopf, stark seitlich zusammengedrückt mit besonders nach vorn
hoher Firste? die Ränder gezähnt, die Nasenlöcher am Grunde des Schnabels; die Wangen und Schläfen
nackt. Die Zunge so lang als der Schnabel, hornig, federförmig, schmal (11-a); der Schnabel inwendig
markleer und voll Luft, daher sehr leicht. Die Beine sind Kletterfüsse, die äussere der beiden nach vorn
gerichteten Zehen die längste. Schwanz grade, von mittlerer Länge, etwas abgerundet, nicht zum An-
stemmen, besteht aus 10 Federn. Die Flügel nicht sehr lang, aber ziemlich breit. Die Arten dieser
Gattung finden sich nur im tropischen Amerika, haben fast alle ein schwarzes Gefieder, mit gelber oder
weisser Kehle und rother Brust, Bürzel und Steiss. Sie halten sich in Wäldern auf, nisten in hohlen
Bäumen, nähren sich von saftigen Früchten, aber auch von Vogeleiern und jungen Vögeln, welche sie
wie die Falken rupfen. Die abgebildete Art ist eine der grössern, wird ausgestreckt von der Schna-
bel- bis zur Schwanzspitze 21" lang, der Schnabel allein 4|"; dieser ist ganz schwarz, mit Ausnahme
einer grünlich grauen Querbinde am Grunde; Wangen, Kehle und der ganze Vorderhals bis zur Brust
einfarbig dottergelb, ohne hellere Einfassung; Brust, Seiten des Bauches, Bürzel und Steiss blutroth,
alles Uebrige tief sammetschwarz. Kommt aus Peru und gehört zu den seltneren Arten.
Familie Psittacinae.
Schnabel äusserst dick, hoch gewölbt, Spitze hakenförmig übergebogen; die Zunge dick, fleischig,
vorn abgestutzt; Kletterfüsse.
Fig. 12. Der Helmkakadu (Pshtacijs &aleritus~), Gmal verkleinert.
Die Gattung der Papageien besitzt wohl die stärksten, wenigstens die dicksten, Schnäbel unter
allen Vögeln, deren Form durch die stark übergebogene hakige Spitze dem Bau des Raubvogelschnabels
ähnlich wird, aber die Wachshaut ist klein, am Grunde versteckt, in ihr die runden Nasenlöcher. Der
Kopf ist übrigens gross und dick, der Hals nur kurz, der Leib ziemlich lang gestreckt, die Flügel von
ziemlicher Grösse; der Schwanz mannigfach, bald breit und abgerundet, bald sehr verlängert und zuge-
spitzt. — Der Schlund erweitert sich unten in einen grossen Kropf, der Magen ist häutig, seine innere
Oberfläche fast zottig; der untere Kehlkopf zeigt drei kleine Muskeln. Der Augenrand am Schädel ist
nach unten geschlossen, der Oberkiefer in einer gelenkartigen Einschnürung am Grunde beweglich (12. a).
Die Papageien bewohnen ausschliesslich die heisse Zone, leben nur auf Bäumen (die neuholländische
Gattung Pjezoporus geht auf dem Boden), und klettern mit Hülfe des Schnabels ausserordentlich geschickt.
Ihre Nahrung besteht in Früchten und Samen, die sie sich mit den Füssen vorhalten. Sie haben eine
laute gellende Stimme, und lernen menschliche Laute nachsprechen; ihr Nest in holden Bäumen und
Felslöchern, die Eier weiss.
Nach der Befiederung der Wangen und Form des Schnabels tlieilt man sie ein:
A.   Mit grosser Federholle auf dem Kopf.
a# Schnabel sehr gross, stark gebogen; Wangen nackt. Zunge gespalten, ausstreckbar. Müssel-
yapayeien. (in Neuholland und auf den Sunda-Inseln.)
b. Schnabel kürzer, rundlicher; Wangen befiedert. Kakadus (In Ostindien.)
B.    Ohne Federholle auf dem Kopf.
a.  Schwanz lang und keilförmig.
a. Wangen befiedert. Perruches (In Ostindien).
ß. Wangen nackt. Aras. (In Brasilien).
b.  Schwanz breit, kurz. (in Südamerika und Westafrika).
a. Schwanz am breitesten, grade abgestutzt. Wangen bald nackt, bald befiedert. Verroquets.
ß.
Schwanz schmäler, am Ende abgerundet. Wangen befiedert. Zivergpapageien.
Die abgebildete Art gehört in die Gruppe A.b., wird mit der aufgerichteten Holle bis 14" hoch, ist
überall weiss, nur die Holle und die Steissfedern schwefelgelb. Ostindien.
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FamilieLiPOGiiOssAE.
Schnabel veränderlich, doch meistens sehr lang, bald dünn sanft gebogen, bald grade, bald sehr gros«
dick und stark. Zunge sehr klein, verkümmert, knorpelig, kann nicht ausgesteckt werden. Beine nie-
mals Kletterfüsse, meistens Schreit- oder Gangfüsse.
Fig. 6. Büceros hydrocorax, 8mal verkleinert.
Die Gattung der Nashornvögel oder Calaos zeichnet sich aus durch die sehr grossen, dickeiv
gebogenen Schnäbel, welche auf dem Oberkiefer mit einem verschieden gestalteten Aufsatz versehen sind;
auch dieser Schnabel ist markleer, inwendig zellig und voll Luft. Sie haben einen langen Hals, des-
sen beide ersten Wirbel zu einem verschmolzen sind; Flügel breit, Schwanz verlängert mit 10 Fe-
dern; Schreitfüsse. Die Arten haben nicht selten eine bedeutende Grösse, und finden sich bloss in der
heissen Zone der östlichen Hemisphäre. Die abgebildete Art hat einen cochenillrothen Schnabel,
dessen Aufsatz massig erhaben, oben abgeplattet, nach vorn zugeschärft und nach hinten abgerundet
ist; Kopf schwarz, Kehle gelb, Hals und Vorderrücken kastanienbraun, der übrige Rücken schmutzig
braun, Schwanzfedern schwarz, ebenso die Brust, Steiss und Bürzel bräunlich, der Schwanz hellisabell-
farben. Die ganze Länge des Vogels beträgt %' 7"; er bewohnt die Philippinen, und frisst saftige Früchte,
deren Samen er unverdaut wieder von sicli giebt.
Fig. 7. Der Wiedehopf (Upupa epop$~), 3mal verkleinert.
Diese Gattung hat viel Verwandtes mit der vorigen, aber der Schnabel ist fein dünn, sanft gebogen,
die Mundfläche desselben ganz eben. Scheitel mit grosser runder aufrichtbarer Holle; Beine fast Schreit-
füsse, die Kralle der hinteren Zehe ziemlich grade. Die abgebildete, iu Europa einheimische Art, wird
gegen ll" lang, ist überall röthlichgelbgrau, die Spitzen der Federholle schwarz, ebenso der Schnabel,
die Beine und die Flügel; diese mit weissen (Verbinden. Der Wiedehopf frisst Insekten und Gewürme,
lebt viel auf der Erde, brütet in hohlen Bäumen ohne Nest, und verbreitet zur Brülezeit einen sehr
unangenehmen Geruch, besonders das Weibchen.
Fig. 4. Der Eisvogel (JIalcedo ispida}, um die Hälfte verkleinert.
Er hat einen grossen, graden, kantigen, zugespitzteil Schnabel, welcher besonders bei ausländischen
Arien länger ist als der Kopf; die Nasenlöcher länglich, am Grunde im Schnabel; die Zunge ebenfalls
klein, fast verkümmert. Kopf ziemlich gross. Hals kurz, der Leib massig, eher klein in Bezug auf die
Grösse des Kopfes. Das Gefieder an der ganzen Unterseite und ein Fleck hinter dem Auge hell kasta-
nienbraun, obenauf schmutzig grünbraun, der Scheitel und die Deckfedern mit hell himmelblauen Flecken,
der Rücken ebenfalls schön himmelblau, glänzend; Schnabel schwarz, Unterkiefer am Grunde roth; ebenso
die Beine; Schreitfüsse, die beiden äussersten Zehen bis zum vorletzten Gliede verwachsen. Schwanz
kurz mit 12 Federn, bisweilen mehr. Der Eisvogel hält sich an Ufern auf, nistet in Löchern daselbst,
legt weisse Eier, sitzt gern auf Steinen und Pfählen mitten im Wasser, und nährt sich von Insekten,
selbst kleinen Fischen, die er aus dem Wasser aufschnappt.. Es findet sich in Europa nur diese Art;
andere in der heissen Zone,
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TAFEL. 13.
8. Klasse. Vögel. Aves.
1. Ordnung. Luftvögel. Aves aereae. fliehe Taf. 10.)
4. Zunft. TÄUBEN. Columhinac.
Wesentlicher Charakter. Sie sind Körnerfresser mit bauchigen Nasenlöchern ohne Singmuskelapparat, und bilden, als
Utbeigangsglied zu den Hühnern, nur eine Familie und eine Gattung.
Fig. 3. Die wilde Taube (Columba liviä), 3mal verkleinert.
Sie hat, wie alle Tauben, einen geraden, ziemlich kurzen, zierlichen Schnabel, dessen obere
Hälfte an der Spitze überragt, und an seinem Grunde, in der aufgetriebenen Wachshaut, zwei knorpe-
lige Schuppen, welche die Nasengruben bedecken, jedoch am Aussenrande ein spaltenförmiges Nasen-
loch frei lassen. Der Kopf ist ziemlich klein, völlig befiedert; der Hals kurz, mit grossem Kropf.
Flügel lang und zugespitzt; Schwanz abgerundet. Die Beine sind immer roth und Gangfüsse, mit
ziemlich kurzem Lauf aber 4 ziemlich langen, bis an die Wurzel gespaltenen Zehen und stark abgenutz-
ten Krallen. Der Magen ist klein und muskulös; Gedärme lang, mit 2 kleinen Blinddärmen. Der ganze
Körper hat harte, zum Theil schillernde Federn. Alle Tauben sind behende schnellfliegende Vögel,
leben in der strengsten Monogamie, paaren sich zärtlich, nisten auf Bäumen und in Felshöhlen, legen
2 weisse Eier, welche Männchen und Weibchen abwechselnd bebrüten. Die Jungen ganz nackt und
blind, werden mit einem käseartigen, im Kröpfe der Alten abgesonderten Stoffe geätzt, und verlassen
völlig flügge das Nest. Die Alten zeigen zur Brutzeit keinen kahlen Fleck am Bauch, und sind dem
Geschlechte nach äusserlich nicht verschieden. Wegen ihrer endigen Treue, ihres sanften Blickes,
und des oft weissen Gefieders, sind sie von allen Völkern als Sinnbild der Unschuld anerkannt. Un-
sere wilde Taube findet sich in der ganzen alten Welt, scheint jedoch besonders die Nähe des mittel-
ländiscben Meeres zu lieben; sie hat, als Hauptstammmutter unserer Haustauben, eine besondere Wich-
tigkeit. Von ihren zahlreichen Gattungsverwandten unterscheidet sie sich durch zwei breite, schwarze
Flügelbinden, schwarze Schwanzspitze und weissen Unterrücken.
2. Ordnung. Erdvögel. Aves lerrestres. (Siehe Taf. 14.)
5. Zunft. HÜHNER, Gallinacccte.
Wesentlicher Charakter. Schnabel gewölbt, ganz von Hörn bedeckt, mit heruntergebogener Spitze; Füsse 4zehig, die
Zehen am Grunde durch eine Haut vereinigt. Beine kurz, Laufe der Männchen meist mit Sporen. Deckfedern mit dop-
pelter Fahne, Schwungfedern kurz. Am Schlund ein grosser Kropf. Magen muskulös , Blinddärme lang. Die meisten
sind Körnerfresser, scharren und leben in Polygamie.
Familie Steppenhühner. iSyrrhaptidae.
Wesentlicher Charakter. Sie sind den Tauben sehr ähnlich, haben kurze Schnäbel mit gewölbten, befiederten Nasen-
decken, kurzen Hals, lange zugespitzte Flügel, kurze befiederte Füsse und abgerundeten Schwanz. Bewohnen die Steppen
der alten Welt, fliegen und laufen gut, leben monogamisch, aber füttern die Jungen nicht.
Fig« 2. Das Sandflughuhn (Ptebocles arenarius), 4mal verkleinert.
Die Gattung der Flugbühuer (Ptebocles) zeichnet sich durch kurze, nackte Zehen aus, von denen
die hintere sehr klein ist, u„d nicht auftritt. Der Lauf ist an der Vorderseite mit kurzen h edern be-
kleidet. Die langen Flügel bedecken den grössten Theil des keilförmig zulaufenden Schwanzes. Der
Schnabel ist an den Seiten zusammengedrückt und die Nasenlöcher etwas sichtbar. Die Männchen
unterscheiden sich von den Weibchen in der Farbe durch schwarze oder weisse Gürtel. Das Sand-
huhn oder Ganga ist am Hinterbauche und dem Schenkel dunkelbraun, und hat an der Kehle einen
schwarzen oder grauen Fleck, über die Brust aber einen schwarzen Gürtel. Seine Nahrung besteht
aus Sämereien und Kerfen, und sein Vaterland sind die Wüsten Afrikas und Südasiens; doch verfliegt
es sich auch bis in die dürren Gegenden Spaniens, und kommt zuweilen sogar nach Deutschland. Es
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fliegt und läuft ungemein schnell, ist nicht sehr scheu, nistet auf der Erde, und ist derselbe Vogel, den
die Israeliten auf ihrem Zuge aus Aegypten in der Wüste antrafen und als Nahrung benutzten.
In der Bibel wird er Wachtel genannt.
Familie Eigentliche Hühner, (ßallineae.')
VVpsp n fliehe r Charakter. Schnabel ziemlich kurz, dick und gewölbt. Hinterzehe meist klein, nur mit der Spitze auftre-
tend. Schwanz gross, bemerkbar, ^.ann ein Rad schlagen. Kopf oft mit Uautlappen.
x\. Hinterzehe kurz, höher angesetzt als die vorderen, nur mit der Spitze auftretend. Schwanz
kann ein Rad schlagen.
a.    Ohne nackte Hautstellen am Kopf, Männchen ohne Sporen an den Läufen. Leben mei-
stens monogamisch. ( Tetraonidae , Feldhühner.~)
Fig. 1. Das Schneehuhn (Tetrao alpinus), 4mal verkleinert.
Die Mitglieder der Gattung Tetrao haben über den Augen einen kahlen, warzigen, meist rothen
Fleck, befiederte Füsse, und die Nasenlöcher unter den Federn der befiederten Wachshaut versteckt.
Ihre Weibchen sind kleiner und weniger nackt am Kopf; sie legen gefleckte Eier. Die Schneehühner
unterscheiden sich von den übrigen Tetrao-Arten, den sogenannten Waldhühnern, wohin der Auer-
hahn gehört, durch ganz befiederte Zehen, und ihr im Winter weiss werdendes Kleid. Sie leben
in Monogamie, mausern sich jährlich 2mal, fliegen nicht auf Bäume, lieben kalte Gegenden, und nähren
sich von Vegetabilien und Insekten. Das Alpenschneehuhn hat die Grösse einer Ringeltaube, und
bewohnt die Gebirge des südlichen Deutschlands. Sein Schnabel ist stark, die 3te und 4te Schwung-
feder die längsten; das Gefieder im Sommer weiss und grau geschickt, mit rostfarbigen und weissen
Wellenlinien, die Schwanzfedern schwarz; im Winter ganz weiss, mit schwarzem Zügel und Schwung-
federnschäften.
b.    Mit nackten Hautstellen am Kopf, Männchen mit Sporen an den Läufen. (Phasianidae,
Fasane.)
Fig. 4. Das Bankiva-Huhn (Gallcs bankiva), 6mal verkleinert.
Es hat einen massigen, starken, an der Spitze gekrümmten Schnabel, an dessen Wurzel die seit-
wärts liegenden, offenstehenden Nasenlöcher sich befinden. Auf dem Scheitel ein vertikaler ausge-
zackter Fleischkamm, und am Unterkiefer zwei herabhängende fleischige Kehllappen. Schwanz zu-
sammengedrückt, aufgerichtet, besteht aus 14 Federn. Die 4te und 5te Schwungfeder die längsten.
Beim Männchen sind die Hals- und Bürzelfedern lang zugespitzt, orangengelb; Vorderriicken, Schul-
tern und kleine Flügeldeckfedern dunkelbraun, in's ßöthliche ziehend; Schwanzfedern braunschwarz
mit grünem Schimmer, die beiden -obersten die längsten und nach hinten gebogen. Das Weibchen ist
oberhalb graubraun, mit vielen Wellenzeiehnungen, und hat kurze, dunkelbraune, gelbgerandete Hals-
federn. Der Hahn zeichnet sich vor der Henne durch grössere und edelere Gestalt, schönes Gefieder
und lange Sporen aus; ist kampflustig und leidet in seiner Nähe nicht seines Gleichen. Er gehört, wie
die meisten Phasianideu, in Südasien zu Hause, findet sich besonders auf Java und dem Festlande
von Indien, und ist der Stammvater unseres Haushuhns, von dem es eine grosse Menge Abarten giebt.
Fig. 5. Das Perlhuhn (Numida Meleugris), Kopf in J der natürlichen Grösse»
Ein afrikanischer Vogel, der schon den Alten bekannt war, und in der griechischen Mykologie
eine grosse Rolle spielt; für uns ein Leckerbissen, wie fast alle Hühner. Sein Kopf und Nacken
sind unbefiedert; auf dem Scheitel ein schwieliger Helm, am Mundwinkel jederseits ein Fleischlappen;
Sehnabel kurz mit lappiger Wachshaut, in welcher die Nasenlöcher; oberes Augenlied mit Wimpern.
Hals lang, Leib gerundet, Schwanz kurz und hängend, Lauf ohne Sporn. Das ganze Gefieder dun-
kelgrau, voll regelmässig gestellter weisser Perldupfel. Beide Geschlechter gleichgross, leben in ihrem
Vaterlande in grossen Heerden, liehen Sümpfe, schreien unerträglich, schlafen auf Räumen und gehören
jetzt zu unserm Hofgeflügel.
Fig. 7. Der Pfauputer (Meleagris ocellata), 8mal verkleinert.
Die Gattung der Puter oder Truthühner hat einen nackten grosswarzigen Kopf und Vorder-
hals; offene Nasenlöcher in der Wachshaut; an der Kehle und auf der Stirn einen herabhängenden,
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ausdehnbaren Fleischzapfen; und einen ziemlich kurzen und breiten Schwanz. Am Lauf ein Sporn,
am Hals ein Büschel pferdehaarähnlicher spröder blauer Haare, als Kennzeichen des männlichen Geschlechts.
Früher kannte man nur eine Art, den gemeinen Puter, der ebenfalls auf unsere Hühnerhöfe über-
gegangen ist, und zwar aus den uordamerikanischen Sümpfen, wo er noch in grossen Heeiden wild
lebt. Erst kürzlich hat man an der Honduras-Bai eine zweite Art gefunden, den Pfauputer, Melea-
gris ocellata, welcher ein prachtvolles Gefieder hat. Sein Schweif ist mit saphirähiilichen Augen be-
setzt, die von goldenen und rubinrothen Kreisen umgeben sind; sein ganzer Leib ist schwärzlich schil-
lernd, weiss gewellt und die Schwungfedern goldgrün. In der Grösse kommt er dem gemeinen Puter
gleich. Die Puter sind sehr hitzige Thiere, machen, wenn sie gereizt werden, sonderbare Gebärden,
breiten in ihren Leidenschaften Schwanz und Flügel aus, lassen die rothen Fleischlappen am Schna-
bel anschwellen, kullern, können die rothe Farbe und das Pfeifen nicht vertragen, sondern werden
darüber zornig; zanken sich unter einander und kämpfen ziemlich lang, wobei ihnen die rothen Lappen
zur Zielscheibe dienen, und zerhackt, wegen der vielen darin befindliehen Adern, eine Menge Blut ver-
giessen. Der Verwundete wird dadurch ermattet und genöthigt, sich aus dem Kampf zurückzuziehen.
Solche Streitigkeiten fallen besonders in der Paarungszeit vor. Die Weibchen sind sanfter und sehr
ämsig im Brüten, so dass sie bei diesem Geschäft zuweilen verhungern sollen.
Fig. 6. Der gemeine Pfau (Pavo cristalus~), 9mal verkleinert.
Sein kleiner, mit Ausnahme der Wangen, befiederter Kopf trägt einen Federnbusch, der Lauf einen
Sporn; die Füsse sind warzig. Der Schwanz besteht aus 18 Steuerfedern und ist nur kurz, darüber
liegen die eigentümlich gebildeten Bürzelfedern, welche sehr verlängert sind, den Schwanz bedecken
und den schönen, mit Augeuflecken besetzten, Schweif (paracercus) bilden. Es sind nur zwei Arten
der Gattung Pavo bekannt, nämlich P. mittlem, der japanische Pfau, mit einem aus schmalen Federn
gebildeten Federnbusch und dunkel metallgrünen Halsfedern (der Sporn fehlt ihm nicht, daher er von
Anderen auch P. spieifer genannt wirdj, und P. cistatus, der gemeine Pfau, welcher in Ostindien wild
lebt, zu Alexanders Zeiten nach Griechenland gebracht wurde und jetzt überall in Europa gezähmt
gehalten wird, da er sich sein- leicht au unser Klima gewöhnt hat. Sein Leib ist gegen l Fuss lang,
Schweif 1|; der goldgrüne Federnbusch ist beweglich, drei Zoll lang, und besteht aus 24 Federn, deren
Schäfte weiss sind und nur am Ende Fahnen haben. Das Männchen sieht am Kopf, Hals und Anfang
der Brust schillernd goldgrünblau, auf dein Rücken weissgrau und schwarz gefleckt, auf dem Bauch
grünlich schwarz aus; der Schweif ist grün mit üiamantglanz, und trägt am Ende die prächtigsten
Farbenaugen. Es finden sich auch ganz weisse Albinos oder Kakerlaken. Das Weibchen sieht fast
ganz graubraun aus, und hat viel kürzere Bürzelfedern ohne Augen. Im gezähmten Zustande kommen
Ausnahmen vor, und zuweilen sollen sich Hennen finden, die ebenso geschmückt sind wie die Hähne.
Der männliche Pfau ist gewiss der schönste Vogel; er vereinigt mit seinem edlen Wuchs und der
Pracht seines Gefieders einen majestätischen Gang, und stolz auf seinen köstlichen Schmuck, weiss er
seinem Kopf eine gewisse würdevolle Haltung zu geben. Kaum merkt er, dass man ihm einige Auf-
merksamkeit schenkt, so sucht er schnell, um seineu Glanz zu verstärken, das Sonnenlicht, und brei-
tet dann den schönen Schweif in Gestalt eines Fächers aus, der ihn wie eine zweite Sonne umgiebt.
Darin besteht auch die Liebkosung, welche er seinen Gattinneu zu Theil werden lässt, indem er, wie
vom Stolz aufgeblasen, um sie umherschreitet. Als Hausvogel ist er ein aufmerksamer Wächter, und
lässt bei der geringsten Gelegenheit seine unangenehme, traurig klingende Stimme hören. Er ist sehr
hitzig» fällt zur Zeit der Paarung selbst Menschen an, fliegt ihnen ins Gesicht, und zerhackt und
schlägt sie mit den Flügeln. Seinen Schweif und Kopfputz bekommt er erst im dritten Jahre, verliert
im Herbst seinen Schmuck, und erhält ihn im Frühjahr wieder. Das Weibchen legt auf blosse Erde
oder in ein ganz kunstloses Nest 8 —12, im wilden Zustande 30, brauugelbe, duiikelgefleckte Eier
von der Grösse der.Gänseeier, brütet sie in einem Monat aus, während welcher Zeit der Hahn von
ihr abgesondert werflen »mss, damit er nicht die Eier zertrete und die Henne störe. Die Jungen der
gezähmten müssen sorgfältig mit Semmel "und harten Eiern, in Wein angefeuchtet, aufgefüttert werden,
bis sie sich an das gewöhnliche Futter, bestehend aus Gerste, Grütze u.dgl.ib., gewöhnt haben. Flie-
derblühte und Brenniiesseln sollen ihnen Gift sein. Sie werden gegen 25 Jahr alt, sind zutraulich,
lieben die Gesellschaft der gemeinen Hühner nicht, aber wohl die der Truthühner, und werden sammt
den Federn gebraten als Schauessen auf die Tafeln der Vornehmen gebracht. Das Fleisch ist eine
unverdauliche Speise, und war den alten Römern in der Zeit ihrer Schwelgerei ein theuerer Lecker-
bissen. Mit den Federn wurde in China ein grosser Handel getrieben, indem dieselben daselbst zum
Schmuck der Minister und Höflinge dienen.
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B. Die hintere Zehe länger, nicht höher angesetzt als die übrigen und auftretend. Kopf bald
mit, bald ohne Hautlappen. Schwanz lang, breit, nicht aufrichtbar. Keine Sporeu an
den Läufen. Amerika. (PeNelopidae, Jakuhühner.)
Fig. 8. Das Hokkohuhn (Crax alector'), 8mal verkleinert.
Der Schnabel ist massig, vorn zusammengedrückt, an der Wurzel mit nackter Wachshaut, worlfl
die Nasenlöcher; Augengegend nackt; auf dem Kopf ein Federnhelm, die Federn am Ende nach vorn
gekräuselt. Gefieder schwarz, unten weiss, Halsfedern sammetartig; beim Weibchen Brust und Bauch
rostfarbig, weiss im Federbusch und weisse Querstreifen über die Flügeldeckfedern. Schwanz besteht
aus 14 Federn. Vaterland Amerika, vorzüglich Brasilien, Guiaua. Es sind Waldbewohner, leben von
Früchten, paarweise und in Familien, zeigen Anhänglichkeit unter sich, fliegen niedrig, nicht lange,
laufen schnell, bauen ihre Nester aus kleinen Reisern auf dichten Bäumen, werden gezähmt und ge-
gessen; heissen Hokko, Kurasso und Powese von ihrem Geschrei.
Familie Steisshühner. Crypturidae.
Wesentlicher Charakter. Schnabel beinahe so lang als der Kopf, dünn und sanft gebogen, an den Seiten etwas zusam-
mengedrückt» -Selmanz kurz, kaum bemerkbar, von den Biirzell'edem versteckt, zuweilen gar nicht vorhanden. Lauf ohne
Sporn, Kopf ohne nackte Jiautlappen.
Fig. 10. Der Tataupa (Crypturus iataiipa"), 4mal verkleinert.
Die Gattung der Tinamus oder Ynambus hat einen geraden, zusammengedrückten Schnabel mit
stumpfer Spitze, offene, eiförmige Nasenlöcher, eine sehr kurze dreieckige Zunge, einen ziemlich lan-
gen und schlanken Hals, abgerundete kurze Flügel, kurze hochgestellte Hinterzehe und sehr kurze«
oder gar keinen Schwanz. Alle legen glänzende, grüne oder violette Eier, sind furchtsam und nicht
bös, flüchten sich in die Dickichte der Wälder, fliegen schwerfällig, laufen gut, nähren sich von Kör-
nern, Kerfen und Gewürm, und bewohnen Brasilien, Paraguay und Guiana, wo sie die Stelle der Reb-
hühner vertreten, wie die Arten der Gattung Colinus die der Wachteln. Die Weibchen unterscheiden
sich fast gar nicht von den Männchen, und die verschiedenen Arten haben fast alle dieselbe Färbung.
Das Fleisch ist weiss und schmackhaft, die Federn gebrauchen die Wilden zu ihren Pfeilen. Man
hat 3 Untergattungen unterschieden: 1. Rhynchotüs, ganz ohne Schwanz, dahin Rhynchotüs rufescen.^
14—15 j" lang, mit ziemlich langem, fast geradem Schnabel, grauschwarz mit weisser Kehle und rost-
farbenem Hals, Brust und Bauch; 2. Tinamüs oder Nothuba Wagl. mit verstecktem Schwanz, dahia
T. carape oder nanus, T. maculosus u. a. m.; 3. Pezus oder Cryptuhus im engern Sinne, mit kleinem
Schwänze wohin unser Tataup«. Dieser ist S" lang, hat einen karminrothen Schnabel und eben
solchen Augenring, bräunlichen Lauf, schieferfarbene Scheitel und Hinterhals, weisse Kehle, einen
kastanienbraunen Rücken und einen weissliclien Bauch. Auf den Flügeln haben die mittleren Deckfe-
dern vor der weissen Spitze einen schwarzen Fleck, und die Seitenfedern der Unterschenkel sind
mit schwarzen Querbinden geziert. Er ist die häufigste Art.
Fig. 9. Megapodius Duperreyi, 5mal verkleinert.
Der schwache Schnabel ist eben so breit als hoch, die etwas gekrümmte Spitze des Oberkiefers
ragt über dein geraden Unterkiefer hervor, die ovalen Nasenlöcher liegen in der Mitte des Schnabels
und sind von einer Haut bedeckt. Augenkreis nackt; Füsse stark, bis zum Lauf befiedert, die 4 Ze-
hen sehr gross, die vorderen 3 gleich lang, kaum geheftet, die hintere sehr lang (fast eben so lang
wie die übrigen), horizontal gestellt, ganz auftretend, mit grossem Nagel. Flügel abgerundet, 3te und
4te Schwungfeder die längsten, reichen fast bis an das Ende des kleinen, keilförmigen Schwanzes,
worin 12—14 Federn. Die Arten dieser Gattung sind noch nicht lange bekannt, die ersten wurden
auf den Inseln der Papus gefunden; es waren M. Frepcinet^xmA M. La Perotisj^ nachher entdeckte
man noch mehrere auf Neu-Guinea. Alle legen unmässig grosse Eier, und sollen dieselben nicht be-
brüten, sondern dies Geschäft der Sonnenhitze überlassen. M. Duperreyi hat die Grösse eines Reb-
huhns, trägt eine Haube auf dem Kopfe, und legt Eier von der Grösse der Gä»seeier»
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TAFEL 14.
2. K 1 a s s e. V Ö g e 1. Ave s.
2. Ordnung. Erdvögel. Aves terrestres.
Wesentlicher Charakter. Sie haben ein unvollkommenes Flugvermögen- und fliegen mit angezogenen Beinen, oder gar
i nicht. Ihre Jungen werden von den Aeltern nicht gefüttert.
6. Zunft. LAUFVÖGEL. Aves currentes.
Wesentlicher Charakter. Sie besitzen keine Schwungfedern an ihren Flügeln, können also nicht fliegen.
Familie Riesenvögel. Procerae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben lange 2 — 3 zehige, starke Beine zum Laufen.
Fig. 1. Der afrikanische Strauss (Struthio Hamelns'), 20mal verkleinert.
Er ist der grösste von allen Vögeln und erreicht, wenn er ausgewachsen ist, eine Höhe von
7 — 8 Fuss. Sein Kopf ist klein, der Schnabel kurz, kürzer als der Kopf und ziemlieh flach gedrückt,
die Nasenlöcher stehen der Spitze des Schnabels etwas näher. Der lange Hals hat bis auf die Mitte
keine Federnbedeckung, sondern, wie auch der Kopf, bloss einzelne zerstreut stehende wenig ver-
ästelte Federn; der untere Theil des Halses und der ßumpf sind dicht von schwarzen, eigenthümlich
gestalteten Federn, den sogenannten Panaschen, bekleidet. Jede Feder, hat nehmlich einen verhält-
nissmässig zarten Schaft, aber eine breite Fahne, deren einzelne Strahlen nur lose in einander grei-
fen, und am Ende gekräuselt sind. Auf den Flügeln und am Schwanz stehen grössere, besonders
längere weisse Panaschen, aber die Schwungfedern fehlen; dagegen sitzt an der Spitze des Flügels,
(nehmlich an der zweiten Zehe) ein sehr grosser hakiger Nagel, und ein anderer kleinerer davor am
Vorderrande (nehmlich am Daumen). Die langen Beine sind bis oben hinauf ganz nackt, und bloss
von der Haut bedeckt; unterhalb des Hackengelenkes bilden sich auf ihnen an der Vorderseite des
Gliedes Hornschienen, welche auch die Oberseite der Zehen bedecken. Der afrikanische Strauss hat
nur zwei ungleiche Zehen, von welchen die längere und innere mit einem Nagel bekleidet, die
äussere viel kürzere dagegen nagellos ist. Dennoch hat die letztere ein Zehenglied mehr, nehmlich
5 (In der Abbildung Fig. 1. a fehlt das letzte zugespitzte Glied), und die andere Zehe nur 4. Der
Strauss bewohnt ganz Afrika von den Gegenden jenseits der Wüste Sahara bis zum Kap; er hält
sich gesellig in Heerden zusammen, und nährt sich von allerhand Kräutern und Saamen. Mehrere
Weibchen legen gemeinschaftlich in ein bloss im Sande ausgewühltes Nest gegen 30 — 40 Eier, und in
die Umgebung noch gegen 1 Dutzend. Erstere bebrüten die Weibchen bei Tage abwechselnd, die Männ-
chen nur bei Nacht. Jedes Ei hat etwa 7" Länge und 4|" Breite, ist schmutzig weiss, mit tief ein-
gedrückten Punkten von verschiedener Grösse. Die Jungen sind von Daunen bedeckt, grau gefärbt,
und behalten dieselbe Färbung, bis sie erwachsen sind. Nach Einigen haben auch die alten Weibchen
eine graue Färbung. Der Strauss bewegt sich auf der Flucht mir laufend, aber ausserordentlich schnell,
indem er dabei mit den Flügeln schlägt, aber den Boden nur während des Sprunges verlässt; er holt
das schnellste Pferd sehr bald ein, und trägt seinen Reiter mit solcher Gewalt davon, dass diesem
die Luft ausbleibt. Er kann freilich gezähmt und dann zum Reiten benutzt werden, allein nur unvoll-
kommen, indem er sich nicht lenken lässt; lieber hält man ihn seiner Federn wegen, von denen man
die grösseren 3mal jährlich rupft. Die Federn der wilden Strausse sind meistens verletzt und daher
unbrauchar. Sein Fleisch wird nicht gegessen, aber die gekochten Eier sollen wohlschmeckend sejn>
Fig. 2. Der Kasuar (Casuarius indicus~), 12mal verkleinert.
Er unterscheidet sich vom Strauss schon durch die geringe Grösse, da er nur 4 — 5 jfuss hoch
wird, dann aber auch durch den Kopf, die Federn und die Füsse. Auf dem Kopf, der gleichfalls
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nackt ist, steht nehmlich ein aufrechter horniger dicker zugeschärfter Kamm, welcher vom Grunde des
Schnabels entspringt und bis gegen den Hinterkopf sich fortsetzt. Der Schnabel ist eigentlich stärker
als der des Strausses, die Spitze mehr hakig, und die Nasenlöcher liegen mehr nach vorn. Hinter
dem Auge sieht man, wie beim Strauss, die freie Ohröffiiung. Vom Halse ist nur der obere Theil
nackt und, gleich dem des Truthahns, schwielig, welche Schwielen nach hinten eine rothe Farbe ha-
ben, nach vorn aber, wie der Kopf eine blaue. Ganz eigenthümlich gestaltet sind die Federn dieses
Vogels. FiS hat nehmlich die sehr kurze Spuhle zwei gleiche Schäfte mit Fahnen, die bald lang
(2. a), bald kurz (2.b) sind, jenaehdem die Federn arti Halse und der Brust, oder auf dem Rücken
sitzen. Die Strahlen der Fahne sitzen entfernt von einander, und zwar um so mehr, je mehr sie sich
der Spitze des Schaftes nähern; die unteren sind noch deutlich gefiedert, die oberen kaum. Am Flü-
gel fehlen die Schwungfedern eigentlich nicht, allein sie haben eine ganz eigene Bildung, bestehen
nehmlich bloss aus dicken hornigen runden Schäften, ohne alle Fahne, daher sie auch nicht zum Fluge
brauchbar sind. Die Farbe aller dieser Federn ist dunkelschwarz. Die liier etwas kürzeren aber
plumperen Beine sind gleichfalls bis oben nakt, und haben an der Vorderkante des Laufs wie der
Zehen Hornschienen. Zehen finden sich drei, davon die innere sehr kurz ist, aber einen sehr grossen
Nagel trägt; sie hat 3, die folgende 4, die dritte 5 Glieder (Fig. 2. c}. Der Kasuar bewohnt die In-
seln des Indischen Archipels und nährt sich, gleich dem Strauss, von allerhand Gewächsen, aber auch
von Insekten und jungen Vögeln. Er läuft ebenfalls sehr schnell, wobei er mit den Flügeln schlägt,
und sich vom Boden etwas erhebt. Seine Eier sind viel kleiner als die des Strausses, weniger zahl*
reich, grau, mit grünen emailartigen Flecken,, und mehr länglich gestaltet
3. Ordnung. W asservögel. Aves aquaticae*
Wesentlicher Charakter. Sie lieben die Nahe des Wassers und waden darin, oder schwimmen auf der Oberflache. Alle
können gut fliegen, wobei sie die Beine nach hinten ausstrecken. Ihre Jungen füttern sie entweder gar nicht, örler tragen
ihnen die Nahrungsmittel bloss zu.
7. Zunft. SUMPFVÖGEL. Grallae.
Wesentlicher Charakter. Sie haben lange Beine, aber gewöhnlich keine Schwimmhaut zwischen den Zehen. t)ie Be-
fiederung der Beine reicht nur bis auf die Mitte des Schienbeins.
Familie Alectobidrs.
Wesentlicher Charakter. Schnabel kürzer oder so lang als der Kopf. Füsse verschieden, bald 3 zeliig, bald 4 zehig,
Zehen bald kurz, bald lang, stets etwas plumper gebaut.
Fig. 3. Die Trappe (Otis tarda~), l&mal verkleinert.
Dieser Vogel ist unter den einheimischen sehr leicht an seinen plumpen 3 zehigen Beinen zu
erkennen,%zugleich ist er der einzige in dieser Familie, welcher 3 Zehen besitzt, Schnabel ähnelt
dem der Hühner, ist etwas flach gedrückt, die Nasenlöcher sichtbar und durchgehend. Die Männchen
haben am Mundwinkel einen Bart längerer Federn. Das Gefieder sonst dicht und stark, nur die
Schwungfedern sind nicht sehr lang, aber an den Leib gekrümmt, wodurch der Flügel hohl wird,
ebenfalls wie bei den Hühnern. Die Farbe der Federn ist grau, aber der Unterhals, die Vorderbrüst
der Rücken, die Achsel- und oberen Deckfedern der Flügel, sowie auch die Bürzelfedern sind gelb-
roth mit schwarzen Querwellenlinien, Die 14 Schwanzfedern sind weiss mit schwarzer Binde vor
der Spitze; das Männchen beschreibt damit ein Rad, wie der Truthahn, wenn er balzt. Beine, Schna-
bel und Schwungfedern schwarz. Der Vogel wird gegen 3' hoch, und findet sich paarweis im Som-
mer auf Feldern in ebenen Gegenden; ernährt sich von Getreide und anderen Sämereien. Sein Nest
ist ein blosses Loch im Boden> und das Weibchen legt darin 2 — 3 grünlich «-graue braun gefleckte
Eier. Die Trappe ist übrigens ein scheuer doch dummer Vogel, dem man seines wohlschmeckenden
Fleisches wegen sehr nachstellt. Gegen den Winter verlässt er uns und zieht nach Süden.
Fig. 4. Der Trompetenvogel (Psophiä crepitans\ Smal verkleinert.
Der Agami oder Trompetenvogel hat einen kurzen fast hühnerartigen etwas gebogenen Schna-
bel, dessen Grund etwas aufgetrieben ist, und davor in einer Vertiefung die durchgehenden Nasen-
löcher zeigt. Der Kopf und der Hals sind von weichen fast daunenartigen Federn dicht bedeckt, nur
der Augeuring ist nackt. Der übrige Körper hat ein gewöhnliches aber sehr lockeres Federnkleid.
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Die Beine sind ziemlich hoch, zierlicher als bei der Trappe und vierzehig, aber die Zehen nur kurz,
besonders der hoch angeheftete mit der Spitze auftretende Daumen. Die Farbe dieses Vogels ist
ziemlich prächtig, besonders haben die Federn des Kopfes, Halses und der Brust eine dunkelviolette
Farbe und schönen Metallglanz; die Deckfedern der Flügel glänzen gleichfalls metallisch und spielen
ins Purpurrote, nur die hinteren Schwungfedern sind olivengrün5 Schnabel und Beine haben eine
gelbliche Färbung. Der Trompeteuvogel nährt sich von Sämereien und Früchten, nistet auf dem Bo-
den am Gr«nde der Bäume und findet sich truppweis in Südamerika, besonders in den Ebenen Brasi-
liens. Er lässt sich leicht zähmen; in welchem Zustande man ihn auf Hühnerhöfen hält unter anderem
Geflügel, zu dessen Herrrn er sich bald aufwirft, und Ordnung und Ruhe unter ihnen geschickt zu er-
halten weiss. Er kommt darin, wie auch im Baue, dem Kranich nahe. Seineu Namen hat er wegen
eines sonderbaren Tones bekommen, den er von Zeit zu Zeit bei verschlossenem Schnabel hören lässt»
Fig 5» Der Kopf des Kariama (Dichoi/ophus cristatusj*
In der äusseren Form gleicht der Kariama etwas dem Agami, doch hat er viel längere aber
gleichfalls 4zehige Beine, deren Zehen so klein sind, dass der Daumen den Boden nicht berührt; auch
ist der Hals länger und der seitlich Zusammengedrückte Schnabel gegen die Spitze sehr stark gebor-
gen und hakig, Avodurch er dem Schnabel der Raubvögel ähulich wird. Am Grunde desselben findet
sich ein aus langen feinen und schwach gefiederten Federn gebildeter Busch» Das Gefieder ist grau-
braun, mit feinen braunen Wellenlinien; Schnabel und Beine sind roth. Der Kariama erreicht die
Höhe und Grösse des Storches, hat jedoch einen kürzeren dickeren Hals und grösseren Kopf; er fin-
det sich ebenfalls in Brasilien, aber viel seltener als der Trompeteuvogel und nährt sich von Eidechsen
uud Insekten, welche er auf sonnigen Hohen aufsucht. Sein Flug ist schlecht, aber sein Fleisch wird
geschätzt und er deshalb schon hie und da als Hausthier gehalten.
Flg. 6. Der gemeine Kranich ^Grus cinerea}, lOmal verkleinert.
Durch den längeren, mehr graden, etwas flachen Schnabel, dessen Spitze wenig gewölbt ist)
Während die Seiten eine lange Grube zeigen, worin die Ar»senlöcJier liegen, zeichnet sich diese Gat-
tung vor den beiden vorigen aus; sonst haben die Kraniche die langen 4zehigen Beine, deren Dau-
men den Boden nur mit der Spitze berührt, mit ihm gemein, doch sind ihre Beine fast noch länger
und dünner, und ebenso ist es der Hals. Am Kopfe haben die meisten Kraniche hakte Haütstellen,
und manche auch besonders gestaltete Federnschöpfe, Sie leben auf Wiesen zwischen Buschwerk,
sind scheue, vorsichtige, kluge, wachsame Vögel, welche den Menschen meiden, ihr Nest an Versteck*-
ten Orten, z. B. im Schilf anlegen, und grünliche graubraun gefleckte Eier legen. Ihre Nahrung besteht
in Samen, Früchten, Würmern und Insekten. Der abgebildete gemeine Kranich wird gegen 4'
hoch, ist überall aschgrau, nur der Kopf, die Schnabelwurzel, der Vorderhals, der Nacken und die
Beine sind schwarz; die Spitze des Schnabels so Avie das nakte schwielige Hinterhaupt sind roth.
Vor dem Auge beginnt ein weisser Streif, der am Halse hinabsteigt, und sich am Ende des Halses
mit seinem Gegner nach vorn verbindet, so dass dieser Streif den schwarzen Vorderhals umfasst.
Auszeichnend für den gemeinen Kranich sind noch die hinteren, sehr langen, besonders gestalteten,
aufrichtbaren Armfedern, deren Farbe gleichfalls schwarz iist. Dieser Kranich ist bei Uns Zugvogel,
der nicht überall und häufig angetroffen wird; er hält sich auf Wiesen in der Nähe der Saatfelder
auf und richtet iu diesen nicht selten Schaden au. Auf dem Zuge bilden die fliegenden Kraniche ein
Dreieck, dessen Spitze ein recht alter Vogel einnimmt.
Familier Reihe b. Herodiae.
Wesentlicher Charakter. Schna'»ei verschieden, am häufigsten roesseriorraig• Hals lang und dünn* (ebenso fliestet»
4 zelligen Beine. Zehen mehr weniger geheftet.
A. Zwischen den Zehen eine halbe oder ganze Schwimmhaut»
Fig. 7. Der Flamingo' (PhoEnicöpterus ruber}, iOmal verkleinert.
Dieser merkwürdige Vogel hat von allen den längsten Hals und die längsten Beine, deren
kurze Zehen durch euie ganze Schwimmhaut verbunden sind. Der kurze dicke Schnabel ist in der
Mitte plötzlich nach unten gebogen, gegen die Spitze breiter, und dort etwas hakig; der Ünterschna-
bel CFig. 7.a) ist höher als der Oberschuabel und nimmt diesen in «ich auf; beider Rand ist, wie bei
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den Gänsen, mit Hautfalten versehen. Will der Vogel seine Nahrang aufnehmen, so biegt er den
Kopf so, dass die vordere Fläche des Schnabels nach unten sieht, mithin der Unterkiefer über dem
Oberkiefer liegt. Der Flamingo bewohnt die Küsten von Italien, Sardinien, Sizilien und Afrika; ei-
nigtet daselbst im Schilf, und baut ein hohes kegelförmiges Nest, auf welchem er reitend brütet. Die
Jungen sind anfangs grau gefärbt, werden später weiss, mit rotlien Beinen und schwarzen Schwung-
federn und Schnabelspitze; die alten Vögel sind rosenroth, mit dunkleren Flügeldeckfedern, die ganz
alten fast völlig purpurroth. Die Nahrung des Flamingo besteht in Wasserinsekten, Fröschen, und
Gewürm aller Art.
Fig. 8. Der Löffelreiher (Platalea leucoroäia~), 8mal verkleinert.
Auch dieser Vogel ist sehr leiclit an seinem langen, graden, oben zusammengedrückten, gegen
die Spitze aber flachen und scheibenförmig erweiterten Schnabel zu kennen; er hat ferner nackte
Zügel, Augenringe und Kehle, aber kürzere Beine mit längeren Zehen, welche durch eine halbe
Schwimmhaut am Grunde verbunden sind. Sein Gefieder ist weiss, die längeren Nackenfedern und
die Vorderbrust sind gelb; Beine und Schnabel schwarz, letzterer oben gelb. Der Löffelreiher findet
sich am schwarzen Meer und der Donau, bis nach Wien, und hat mit dein Flamingo gleiche Lebensweise.
B. Ohne Schwimmhaut, Zehen am Grunde bloss geheftet, besonders die äusseren.
a.  Zehen kurz, Mittelkralle ungekämmt. Störche.
Da die Störche allgemein bekannt sind, so haben wir keinen abbilden lassen. Den Ueber-
gang von den Störchen zu den Reihern bildet unter andern die Gattung Scopus, von deren Art Sc.
umbretta unter Fig. 10. der Kopf mit dem eigentümlich gestalteten Schnabel dargestellt ist.
b.  Zehen lang, Mittelkralle an der Innenseite deutlich gekämmt (9. a). Reiher.
Fig. tO' Der Rohrdommel (Ardea stellaris~).
Er hat, wie alle Reiher, einen graden spitzen, zierlichen, ziemlich messerförmigen Schnabel
und nackte Züge!. Sein langer Hals ist von breiten frei abstehenden Federn bedeckt, aber die
Nackeufedern sind nicht länger. Seine Beine sind kurz, kürzer als bei den meisten Reihern, dafür
aber auch die Zehen und besonders die Krallen desto länger. Der Rohrdommel wird If hoch; sein
Gefieder ist schmutzig orange, mit vielen schwarzen Zickzack Querstreifeu, der Schnabel und die
Beine sind gelbgrün. Er hält sich im Schilfe der Sümpfe auf, und passt auf Kröten und Fische, de-
nen er, gleich allen Reihern, sehr nachstellt. Von Zeit zu Zeit lässt er einen dumpfen Ton hören,
der ihm seinen Namen verschafft hat.
Den Kopf eines den Reihern nahe verwandten, durch den abweichenden merkwürdigen Schna-
bel besonders ausgezeichneten Vogels stellt Fig. 11. von Der systematische Name des Vogels ist
Cancboma cochlearia, und er findet sich in Brasilen.
IMMIHIH—'"
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TAFEL 15.
3. Klasse. Vögel. Aves.
3. Ordnung. W a s s e r v o g e L Aves aquaticac.
7. Zunft. SUMPFVÖGEL. OtaUae.
(NB. Die Definitionen siehe Taf. 14., zweite Seite.)
Familie Schnepfen. Scolopacinae.
Wesentlicher Charakter. Schnabel feiner, dünner, allermeist rund, grade oder gebogen, von verschiedener Länge, grcss-
tentheils von der Wachshaut bedeckt. Nasenlöcher durchgehend. Beine zierlich, der Unterschenkel mehr verkürzt; Zehe«
frei, selten mit ganzer oder halber Schwimmhaut. Nisten am Boden.
A. Schnabel bis zur Mitte von Hörn bekleidet, ohne Tastapparat.
a. Schnabel so kurz, dass nur der vom hornigen Ueberzuge bekleidete Theil bemerkt wer-
den kann.
Fig. 1. Die Schwalbenschnepfe (Gi/AREotiA austrica), 3mal verkleinert.
Dieser merkwürdige Vogel bewohnt das südliche Europa, besonders Ungarn, wo er BracIl-
se hwalbe heisst, und hält sich auf grünen Weideplätzen und tief liegenden Aeckern auf, in denen
Wasserpfützen vorkommen; an letzteren nistet er, und legt mehrere, ziemlich rundliche, blasgrüne braun be-
sprengte Eier. Im Betragen sowohl, als auch im Bau, hält die Schwalbenschnepfe genau die Mitte zwischen
den beiden Vögeln, deren Namen sie führt; steht also zu den Sumpfvögeln in demselben Verhältnisse,
wie die Seeschwalben zu den Schwimmvögeln, die Mauersegler zu den Spechten, und die ächten
Schwalben zu den Singvögeln. So ist bei der Schwalbenschnepfe der Schnabel ausnehmend kurz,
der Grund erweitert und der Bachen bis hinter das Auge gespalten, wodurch ein sehr weites Maul
entsteht; letzteres dadurch bedingt, dass dieser Vogel, ganz abweichend von den anderen Schnepfen,
Insekten im Fluge fängt, besonders Heuschrecken, aber sie auch, wie die Schnepfen, am Boden auf-
sucht. Der Schnabel sieht übrigens, wenn man die Länge abrechnet, dem eines Kiebitz sehr ähnlich,
ist am Grunde etwas verengt, daselbst von der Wachshaut bedeckt, in welcher die nicht durchgehen-
den Nasenlöcher liegen, und jst dahinter ziemlich stark gewölbt, doch dabei zusammengedrückt und
am Ende schwach hakig. Mit einem Hühnerschnabel hat er nur wenig Aehnlichkeit. Der Kopf ist
ziemlich flach und breit, der Hals kurz, der Rumpf schmal und gestreckt. Ganz eigentümlich, unter
den Schnepfen sind die langen Flügel, deren Oberarm, wie bei den Schwalben, sehr kürz ist; und der
ebenfalls lange, gabelige Schwanz. Die Beine sind kürzer als bei den meisten Schnepfen, besonders
der Unterschenkel, dessen Befiederung bis dicht ans Hackengelenk reicht; der Lauf und die Zehen sind
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geschildert, die letzteren lang, die mittlere so lang als der Lauf, die hintere ist vorhanden, aber nur
mit der Spitze den Boden berührend, die äusseren geheftet, d. h. am Grunde durch eine Hautfalte
verbunden. Die Farbe des Vogels ist ein schmutziges Graugrün, das an der Kehle und am Baucb ins
Weissgelbe übergeht; Schnabel, Füsse, Schwungfedern und ein Ring um die Kehle, welcher am Zügel
beginnt, durch das Auge sich fortsetzt und den ganzen heller gefärbten Theil der Kehle einfasst, sind
schwarz. Im Fluge und der Stimme einer Seeschwalbe ähnlich, streift die Schwalbenschnepfe doch
mehr über Felder und Wiesen, läuft gern auf ausgetrocknetem Schlammboden, und wippt dabei mit dem
Schwänze, wie die Bachstelzen. Ueberall sucht sie bei diesen Bewegungen nach Insekten. Sie wird
etwa 9 Zoll lang.
b. Schnabel von der Länge des Kopfes, ziemlich stark.
Fig. 2. Der grosse Brachvogel (Oedicnemus crepitans), % der natürlichen Grösse.
Er bildet gewissermassen das Uebergangsglied zu den gösseren Sumpfvögeln, und kommt in man-
cher Beziehung der Trappe nahe. Der kurze Schnabel ist seitlich zusammengedrückt, die vordere
Hälfte gewölbt, dicker; die hintere weich, nur am Grunde biegsam, mit den grossen durchgehenden
Nasenlöchern. Der runde Kopf hat eine ziemliche Grösse, aber der Hals ist nur kurz, der Rumpf stark.
Flügel und Schwanz ohne Auszeichnung, letzterer etwas keilförmig. Beine ziemlich hoch und stark,
netzartig geschuppt; die Zehen kurz, die äusseren am Grunde geheftet, die hintere fehlt. Der grosse
Brachvogel wird 16 Zoll lang, seine Hauptfarbe ist lehmgelb, welches am Rücken ins Braungelbe
übergeht, jede Feder mit schmalem dunklerem Schaftfleck, die Grundfarbe der Unterseite ist weiss, ebenso
die Backen, welche von einem schwarzbraunen Bogenstreif unterhalb eingefasst sind; Schwungfedern und
die Spitzen der äusseren Schwanzfedern braun. Schnabel und Iris schwefelgelb, ersterer mit brauner
Spitze, Beine grünlich grau. Er lebt an einsamen Orten auf Feldern, ist sehr scheu und überhaupt
selten; seine Eier legt er in eine kleine Grube, ohne ein Nest zu bauen; seine Nahrung sind Wür-
mer und Insektenlarven.
Hierher gehören ferner die Gattungen Cursor und Charadrius mit 3 Zehen, sowie Dromas und
Strepsilas mit 4 Zehen; die vorletzte, wie Recurvirostra, mit halber Schwimmhaut und sehr star-
kem Schnabel.
Fig. 3. Der Kiebitz (Vanbli.üs crislatus~), \ der natürlichen Grösse.
Dieser allgemein bekannte Vogel steht dem vorigen im Bau seines Körpers sehr nahe, und unter-
scheidet sich von ihm am auffallendsten in der Anwesenheit der kleinen Hinterzehe. Im Allgemeinen
ist er kleiner, der Schnabel zierlich, mehr rund, die Flügel sind etwas länger als der abgestutzte
Schwanz und die Beine zierlicher und niedriger. Besonders ausgezeichnet ist er durch den langen
spitzen Federnschopf am Hinterhaupt. Das Gefieder ist grösstentheils weiss, allein die Mitte des Hin-
terkopfes mit dem Federnbusch, des Scheitels, die Stirn, der Schnabel, die Kehle und der Hals bis
zum Anfange der Flügel sind schwarz, ebenso die hintere Schwanzhälfte. Die Flügel haben eine
dunkelgrüne metallische Färbung, und spielen dabei ins Purpurrothe; der Bürzel und Hinterrücken sind
orange, die Beine aber fleischroth, Der Kiebitz hält sich auf sumpfigen Wiesen auf, und nistet gleich-
falls kunstlos in kleinen Vertiefungen des Bodens; seine sehr länglichen grossen Eier sind leberbraun,
mit schwarzen Flecken. Seine Nahrung besteht in Insekten und Würmern aller Art. Er ist bei uns
ein Zugvogel, welcher im Mai erscheint, und sich bald durch sein lautes Geschrei, welches wie sein
Name klingt, dem Jäger verräth; beständig über seinem Haupte schwebend, um ihn durch seine Rich-
tung von der Stelle seines Nestes abzulenken.
c. Schnabel länger als der Kopf, zierlicher, pfriemenförmig zugespitzt.
Fig. 4. Der Stelzenläufer CHimantopus rufipes~), £ der natürlichen Grösse.
Er zeichnet sich unter den Schnepfen durch die enorme Länge der Beine aus, welche die des
Körpers um ein Beträchtliches übertreffen, dabei sind die Zehen kurz, die äusseren am Grunde schwach
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geheftet, und die hintere fehlt. Der Schnabel ist über 2mal so lang als der Kopf, grade und fein;
der Kopf hoch gewölbt, kugelig, der Hals dünn, aber nicht sehr lang; der Rumpf äusserst zierlich; die
Flügel lang, zugespitzt, schwalbenartig, wie bei Glareola, reichen weit über den Schwanz hinaus;
dieser kurz, grade abgestutzt. Das Gefieder weiss, einige Flecken am Hinterhaupt, Flügel und Rücken
sind schwarz; Schnabel und Beine roth. Der Stelzenläufer ist ein Bewohner des südlichen Europas,
der nur selten in unsere Gegenden kommt, sich gern an den Ufern grosser Seen aufhält, und sich von
Insekten nährt. Er wird 14 Zoll lang.
Fig- 5. Der Säbelschnabler CRecurvirostra avocetta^, | der natürlichen Grösse»
Ein merkwürdiger Vogel, der sich zu den Schnepfen grade so verhält, wie der Flammingo zu
den Störchen; jindess bewohnt er den hohen Norden und kommt nur im Herbst an die norddeutschen
Küsten, woselbst jedoch auch Manche den Sommer über verweilen und brüten. In seiner Grösse
kommt er dem Vorigen nicht bloss gleich, sondern übertrifft ihn etwas, ist aber doch niedriger, weil
die Beine kürzer sind; sein Schnabel ist sehr lang, fein zugespitzt, aber ganz eigenthümlich rückwärts
mit der Spitze nach oben gebogen; der Kopf ist klein, der Hals ziemlich lang, der Rumpf gestreckt,
die Flügel zugespitzt, aber nur so lang als der Schwanz, dieser schwach keilförmig. Beine zwar lang,
aber merklich kürzer als die des Vorigen, die Zehen verhältnissmässig länger, die hintere als Sporn
vorhanden, die 3 vorderen durch Schwimmhäute verbunden. Das Gefieder einfarbig weiss, Schnabel,
Scheitel, Hinterhals, der Vorderrücken, die Deckfedern der Flügel und die Handschwingen schwarz;
die Beine graugrün, ©er Säbelschnabler liebt die Meeresküsten, und nährt sich von Meerthieren, be-
sonders kleinen Muscheln, welche er mit seinem Schnabel geschickt zu öffnen weiss.
In diese Abtheilung c. gehören noch die Gattungen: Haematopüs, Totamjs und Phalaropus.
B. Schnabel nur an der Spitze und am Mundrande hornig, sonst ganz von der Wachshaut
bedeckt. Von dem der Vorigen dadurch sehr verschieden, dass er vor der Spitze merklich
verdickt ist und runzelig erscheint (Fig. 9. a.), indem sich in den Knochen viele Zellen
finden, wodurch Nerven bis unter die Wachshaut dringen und sie empfindlich machen.
Diesen Tastapparat benutzen sie, um die Würmer in der Erde aufzusuchen. Weil den
Vorigen dieser Tastapparat fehlt, ist, zumal in der Abtheilung c, der Schnabel ganz all-
mälig zugespitzt und über die Hälfte hornig.
Fig. 6. Die schwarzschwänzige Limose (Limosa melanurd), £ der natürlichen Grösse.
Die Gattung Limosa bildet das Uebergangsglied von dieser Abtheilung zur vorigen, insofern bei
ihr der Schnabel vor der Spitze nur wenig erweitert und der Tastapparat noch sehr unvollkommen
ist. Von der Gattung Thinga, welcher sie am nächsten kommt, unterscheidet sie sich durch den sehr
langen, schwach aufwärts gebogenen Schnabel, welcher nur vor der Spitze etwas biegsam ist. Der
Kopf ist nicht sehr gross, kugelig, der Hals ziemlich lang und dünn, die Form des ganzen Rumpfes
schlank und gestreckt; die Flügel zwar zugespitzt, aber nicht länger als der ziemlich kurze abgestutzte
Schwanz. Die Beine höher wie bei Tringa, aber niedriger als bei Recurvirostra, die Zehen länger,
die Krallen spitzer; Hinterzehe erhöht angesetzt, berührt nur mit der Spitze den Boden, die äusseren
Zehen stark geheftet. Die abgebildete Art ist die grösste von allen, wird 15 Zoll lang und ändert ab
nach der Jahreszeit in der Färbung, indem sie, wie viele Schnepfen, doppelte Mauser hat. Wie sie
hier im Sommerkleide abgebildet ist, erscheinen der Hals und die Brust hell rostfarben mit schwarzen
Querliuien, Stirn und Scheitel schwarzbraun, Rücken braun, jede Feder mit dunklerem Schaftfleck;
Schwingen und Schwanz schwarz, Bauch weiss; Schnabel und Füsse schwarzbraun. Lim. melanura
hält sich in mehreren Gegenden Deutschlands, besonders aber in Holland und Ungarn auf sumpfigen
Wiesen auf, woselbst sie auch nistet, und ihrer Nahrung, Insekten und Würmern, nachgeht; besonders
soll sie Salzboden lieben, daher sie auch an salzigen Seen ader Salzflüsschen, z. B. im Mansfeldjschen,
sich findet.
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Fig. 7. Der Kampfhahn (Tbinga pngnax'), \ der natürlichen Grösse.
Unter den Schnepfenvögeln mit Tastapparat ist die Gattung der Strandläufer (Tbinga) wohl
die «ahlreichste an Arten, und entspricht in dieser Beziehung, wie auch in manchen anderen, der Gat-
tung der Uferläufer (Totanus), welche zu der vorigen Gruppe wegen der Schnabelbildung gestellt
wird. Von Limosa, womit Tbinga am meisten übereinstimmt, unterscheidet sie sich durch den kürze-
ren graden oder wenig nach unten gebogenen Schnabel, dessen Biegungsstelle am Oberkiefer vor den
Nasenlöchern liegt; dabei ist die ganze Statur gedrungener, der Kopf dicker, der Hals kürzer, die Beine
ebenfalls, und die äusseren Zehen sind gewöhnlich nicht geheftet. Bei der abgebildeten Art sind sie
es, und darum hat man sie jetzt zu einer eigenen Gattung (Machetes) erhoben. Sie ist die grösste
unter den Tringen, und das Männchen im Sommerkleide merkwürdig durch die grosse frei abstehende
Halskrause und die Warzen vor den Augen. Beide Auszeichnungen sind ihm wichtig, indem es die-
selben als Verteidigungswaffe benutzt bei den Kämpfen, welche die Männchen untereinander zur
Brunstzeit, gleich den Hähnen, bestehen. Im Winter sind beide Geschlechter gleich und einfarbig
grau, mit dunkleren Schaftflecken der Federn, ähnlich ist das Weibchen im Sommer, aber das Männ-
chen zeigt so mannigfache Verschiedenheiten, dass es schwer hält, zwei gleichgefärbte Individuen auf-
zufinden. Der Schnabel ist immer schwarz, die Beine dagegen rothgelb. Der Kampfhahn wird 9 (Weib-
chen) — 11 (Männchen) Zoll lang und ist gemein an Meeresküsten, auch an Seen, woselbst die
Weibchen in kunstlosen Nestern, kleinen Vertiefungen im Boden, brüten. Seine Nahrung besteht in
Insektenlarven und Würmern.
Den Uefcergang von Tbinga zur folgenden Gattung bildet die bei uns einheimische Gattung
NuMENIUS.
Fig. 8. Der heilige Ibis (Ibis religiosä), 6mal verkleinert.
Die Gattung Ibis findet sich nur in wärmeren und meistentheils tropischen Gegenden und ist die
einzige diesen Zonen eigenthümliche Schnepfenform, daher sie auch in manchen Punkten von den Uebri-
gen abweicht. Dies ist der Fall zunächst mit der Grösse, welche durchgehends bedeutender ist, als
bei den übrigen Schnepfen; dann hat der Schnabel eine grosse Dicke, besonders am vierkantigen Grunde,
ist stark nach unten gekrümmt, und die Spitze, wie bei den ächten Schnepfen, kolbig verdickt, der
Oberschnabel länger und stumpf. Der Kopf hat immer nackte Stellen, wenigstens die Zügel, oft der
ganze Kopf und Hals. Dieser ist lang, dünn, der Rumpf ziemlich gestreckt, die Flügel reichen bis zur
Schwanzspitze, die Beine sind kürzer, plumper, tue Zehen lang, am Grunde geheftet, und die hintere
so tief angesetzt, dass sie ganz auf den Boden tritt. Die Ibis-Arten leben in Sümpfen und an schilf-
reichen Ufern, woselbst sie auch nisten, und nähren sich von Wasserthieren, besonders auch kleinen
Amphibien. Die abgebildete Art ist die grösste im Rumpf, aber die niedrigste wegen der kurzen
Beine; ihr Gefieder ist rein weiss, nur die Schwungfedern, von welchen die letzten ein buschiges An-
sehen haben, sind, wie Schnabel und Beine, schwarz. Diese Farben zeigen auch der im Älter ganz
nackte Kopf und Hals, während sie in der Jugend mit zerstreuten weisslichen Federn bedeckt sind.
Das Vaterland dieses Vogels ist Aegypten an den Ufern des Nils. Die alten Aegyptier achteten ihn
für heilig und balsamirten ihn ein, wahrscheinlich weil sein Erscheinen und Abziehen mit dem perio-
dischen Fallen und Wachsen des Nils im Verhältnis» stand. Noch jetzt findet man in allen Grab-
denkmahlen hunderte von Mumien dieses Vogels.
Fig. Ö. Die Waldschnepfe (Scolopax rusticota^, \ der natürlichen Grösse.
Die ächten Schnepfen (Scolopaces) sind sehr ausgezeichnete Vögel, besonders durch ihren
langen graden Schnabel, dessen Tastapparat am bedeutendsten entwickelt ist (9. a. Schnabelspitze von
Sc. lacunosa)-, durch den grossen hohen Kopf, mit den sehr nach hinten gezogenen Augen; durch den
kurzen Hals, den plumpen Leib und die kurzen Beine, welche freilich nicht bei allen so.kurz sind,
wie bei der Waldschnepfe, indess haben alle lange Zehen, und die Hinterzehe berührt völlig den
Boden. Auch das Gefieder ist übereinstimmend, nehmlich hell kastanienbraun, mit dunkelbraunen Längs-
und Qnerstreifen. Die abgebildete Art ist unter den einheimischen die grösste, und wird über 13 Zoll
lang, hat aber von allen die niedrigsten Beine. Bei ihr sind alle Federn gleichmässig mit kleinen
feinen, je nach der Grösse der Federn verschiedenen schwarzen Querbinden geziert, welche an dem
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Vögel fast alle Differenz in der Zeichnung aufheben; weniger ist dies bei den mehr langbeinigen
Sumpfschnepfen oder Bekassinen der Fall, von denen 3 Arten bei uns vorkommen. Unsere Wald-
schnepfe lebt in sumpfigen Wäldern, nistet daselbst am Boden und frisst Insekten und Würmer. Sie
erscheint bei uns jährlich 2mal, zuerst im Herbst, wenn sie nach Süden wandert, dann im April, wenn
sie in ihre Heünath, das südliche Schweden, zurückkehrt. Daselbst brütet sie auch an den angege-
benen Orten.
Familie Wassebhühneh. Fulicariae.
Wesentlicher Charakter. Schnabel stärker, grade, seitlich stark zusammengedrückt, allermeist kürzer als der Kopf.
Beine nicht sehr hoch, aber die Zehen lang, die mittlere länger als der Lauf, die hintere ganz auftretend.
A.    Zehen ohne seitliche Hautfalten.
a.    Krallen kurz, gekrümmt; keine Stirnschwiele. Rallinae.
Fig. 10. Der Wachtelkönig (Cbex pratensis), \ der natürlichen Grösse.
Der Schnabel dieser Gattung hat die in der eben bezeichneten Familie gewöhnliche Form, d. h.
er ist kürzer als der Kopf, stark seitlich zusammengedrückt, zugespitzt, meisteutheils von Hörn bedeckt,
mit langer Nasengrube, in deren Mitte das Nasenloch. Dabei ist der Kopf massig, der Hals kurz,
der Leib stark seitlich zusammengedrückt, nach hinten zugespitzt, und die Flügel reichen bis ans Ende
des Schwanzes. Von den Verwandten unterscheidet sich Crex durch den Mangel aller nackten Haut-
stellen oder Lappen am Kopf und durch die kürzeren Zehen, von welchen besonders die äusseren
am Grunde geheftet sind; dennoch ist die mittlere länger als der Lauf. Der Wachtelkönig lebt bloss
auf feuchten Wiesen, und verräth sich allda jeden Abend durch seine bekannte schnarrende Stimme,
daher auch Wiesenknarre genannt. Er ist oberhalb braun, jede Feder mit breitem dunklerem
Schaftfleck; die Gegend über dem Auge, Kehle, Vorderhals und Brust sind blaugrau; die grösseren
Flügeldeckfedern rothbraun, mit weissen Spitzen; Schenkel, Bauch und Steiss weiss; Schnabel und
Beine fleischroth. Er wird 9f Zoll lang und hat seinen Namen von der alten Fabel, dass er die Wach-
teln auf dem Zuge anführen solle.
b.    Krallen sehr lang, grade.
In diese Abtheilung gehört die der heissen Zone eigenthümliche Gattung Parka, wovon hier unter
Fig. 11. die ostindische Art: P. albiunca, 5mal verkleinert dargestellt ist. Sie hat einen graden, etwas
zierlichen, übrigens dem von Crex sehr ähnlichen Schnabel, dessen Wachshaut am Grunde gewöhnlich
in nackte Hautlappen verlängert ist. Bei den Bewohnern der neuen Welt bilden diese Fortsätze
einen freien aufrechtstehenden Hautsaum rings um den Schnabelgrund, bei denen der alten Welt da-
gegen setzt sie sich als Schwiele auf die Stirn fort, oder fehlt ganz. Ausserdem zeichnet sich Parba
aus durch kurze gekrümmte Sporen am Handgelenk der Flügel, und sehr zierliche Füsse, deren Zehen,
zumal die hintere, eine enorme Länge haben. Die eigenthümliche gestreckte Form der Nägel kommt
nur dieser Gattung zu. Alle Arten halten sich in Sümpfen und an Flussufern auf, nisten in Schilf,
und laufen mit ihren langen Zehen über die Oberfläche des von schwimmenden Blättern bedeckten Was-
sers. P« albiunca hat eine helle orange Leibfarbe, doch sind der Schnabel, Scheitel, die Kehle
und der Vorderhals bis zur Brust schwarz, Hiuterhals weissgrau; die grossen Deckfedern der Flü-
gel haben eine hell kastanienrothe Farbe, die Schwungfedern und die Beine sind braun. Sie wird
10—11 Zoll lang.
B.    Zehen mit seitlichen gezackten Hautfalten.
Fig. 12' Das Wasserhuhn CFÜ^ICA «***«), f der natürlichen Grösse.
Unter den Mitgliedern dieser Familie ist die Gattung Fulica die einzige, welche mit zum Schwim-
men brauchbaren Füssen ausgerüstet ist, daher dieser Umstand ihren Hauptcharakter abgiebt. So viele
Zu Tafel 15.
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Glieder die Zehe hat, das Nagelglied abgerechnet, ehensoviele bogenförmige Hautlappen hat sie an
jeder Seite. Dabei sind die Krallen kurz, sanft gebogen, seitlich zusammengedrückt und spitz. Im
Körperbau hat dieser Vogel etwas vom Huhn, einen kurzen dünnen Hals, kurze abgerundete fast ver-
steckte Flügel, einen ziemlich hohen Kopf, und den schon beschriebenen stark zusammengedrückten
Schnabel, dessen Wachshaut sich als weisse Schwiele über die Stirn hin fortsetzt. Das Wasserhuhn
ist etwas kleiner als ein gewöhnliches Huhn, überall dunkelblaugrau, nur die Armschwungfedern sind
am Grunde weiss. Der Schnabel hat eine weisse Farbe, dieFüsse sind bläulich grün. Es findet sich
überall auf grossen Teichen und Seen, schwimmt sehr gut, taucht äusserst geschickt, und brütet am
Ufer im Schilf auf einem grossen schwimmenden aus Binsen geflochtenen Neste. Seine Eier sind
gelbbraun mit ungleichen dunkelbraunen Flecken.
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TAFEL 16.
2. Klasse. V Ö
g c l. Aves.
8. Ordnung. Schwimmvögel. A. natatoriae.
Wesentlicher Charakter. Beine bis zum Hacken befiedert, Zehen durch Schwimmhaut verbunden oder mif * vr i
Schwimmhaut versehen; beim Fluge werden sie nach hinten ausgestreckt.                                                                     seitlicher
Familie Möven. QLtongipennes').
Schnabel ziemlich grade, seitlich stark zusammengedrückt, mit offenen Nasenlöchern. Beine in der
Mitte des Körpers, das Schienbein bis kurz vor dem Hackengelenk befiedert, Füsse drei-oder vierzehn
die drei vorderen Zehen immer durch ganze Schwimmhaut verbunden.
Fig. 1. Die schwarze Seeschwalbe (Sterna fissipes s. nigra'), 4mal verkleinert
Die Seeschwalbeu haben die Form der Schwalben, einen langen schmalen Körper, kurze Beine
sehr lange Flügel und einen ziemlich langen gabelförmigen Schwanz. Ihr Schnabel ist grade spitzi» so'
lang als der Kopf, der Kinnwinkel ragt nicht hervor. Sie leben am Ufer des Meeres, grosser Binnen
seen und grosser Ströme, schweben beständig über dem Wasser, und stossen aus der Höhe pfeilschnell
auf Fische herab; sie haben doppelte Mauser und eine meistens weisse Grundfarbe, dabei rothe Schnä-
bel und rothe Beine. Die dargestellte Art ist eine der kleinsten, kaum 9 Zoll lang, aber ganz grau-
schwarz, mit weisser Stirn, schwarzem Scheitel und schwarzen Schwungfedern; aber im Winter ist
auch der Vorderhals und die ganze Unterseite weiss, und so ist sie hier fliegend dargestellt besonders
um die nach hinten ausgestreckten Füsse zu zeigen. Sie findet sich häufig au Binnenseen. EV 1 a
zeigt den Schnabel v. St. hirundo in natürlicher Grösse, Fig. 1 b dieselbe stark verkleinert in schwe-
bender Stellung und zum Stoss bereit.
                                                                                       '
Fig. 2. Die Lachmöve (Larüs ridibundus).
Grösser als die Vorige, sonst im Bau nicht unähnlich, aber die Flügel sind kürzer der Leib ist
plumper und der Schwanz abgerundet. Schnabel so lang als der Kopf, höher als der der '»Seescliwalbp
an der Spitze abgerundet, am Unterkiefer mit stark vorragendem Kinnwinkel, die Nasenlöcher mehr nach
vorn gerückt (Sa). Die Möven leben gleichfalls an Meeresküsten und Ufern .grösserer Landseen
brüten aber im Norden an Seeküsten, und sind besonders in kalten Klimateu zu Hause. Ihre Junten
haben ein gesprenkeltes Gefieder, nehmlich hellbraune Flecken auf weissem Grunde- die Alten d
entweder ganz weiss, oder sie haben silbergraue oder schwarze Deckfederu und schwarze Schwung
dem. Schnabel gelb, Beine röthlich. Die abgebildete Art ist am häufigsten im Binnenlande an Seen"
und brütet sogar da; sie wird 15" lang, ist weiss, der Kopf im Sommer braun, im Winter weiss mit
braunem Ohrfleck, Deckfedern silbergrau, Schwungfedern weiss mit schwarzem Rande Be'
           1
Schnabel roth. Ihre Eier sind, wie bei allen Möven, stumpf zugespitzt, grüngrau von Farbe mit
gelmässigen grösseren und kleineren, schwarzen und braunen Flecken.
Familie R ö h b n a s e n. ^Tiihinares^.
Gestalt der Möven, aber der Schnabel ist dicker, rundlicher, an der Spitze mit stark gewölbter
Kuppe, und an den Seiten oder obenauf ragen die röhrenförmigen Nasenlöcher hervor. Füsse dreize-
hig, gross, mit ganzen Schwimmhäuten, statt der Hinterzehe bisweilen ein Nagel. Leben im hohen Meer.
Fig. 3. Das Albatros (Diomedea exulans), 18mal verkleinert.
Schnabel besonders dick, seitlich geneigt, mit dachförmig über die Mundspalte erweitertem Rande,
darüber an jeder Seite eine kleine Röhre, worin das Nasenloch (Fig. 3 a}. Leib plump und dick, mit
grossen Flügeln, besonders grossen Schulterfedern, aber kurzen Armfedern; Hinterzehe fehlt völlig. Die
abgebildete Art erreicht eine Länge von 3', und nüsst mit ausgespannten Flügeln an 10'. Sie
ist in der Jugend weiss, mit bräunlichen Flecken, wie die jungen Möven; im Alter wird sie ganz weiss
aber die Brust- und Rückenfedern haben feine schwarzbraune Wellenlinien, die grossen Schulterfedern
sind ebenfalls weiss, mit braunen Querlinien und ebensolcher Spitze, die Deckfedern braun, mit weissem
«-ande, die Schwungfedern braun; Schwanz weiss, am Ende mit brauner Binde. Schnabel gelb, Beine
lleischroth. Im hohen Meere jenseits des Aequators, besonders häufig au den Südspitzen von Amerika
und Afrika. Fliegen tagelang ohne zu ruhen, schwimmen sehr geschickt, sind aber dumm, tölpelhaft,
lassen sjca niit (ler Angel fangen, doch nicht gut schiessen, ihres dicken Federnkleides we«-en welHies
Schroot abhält.
                                                                                                                         ° '
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V
Fig. 4. Der Sturmvogel (Pkocellaria pelagica")^ 3mal verkleinert
Nasenlöcher auf der Firste des Schnabels in einer daselbst hervorragenden Röhre (4a), der
Schnabel überhaupt verhältnissmässig kleiner und schmächtiger. Fiis.se sehr gross, mit unvollkommener
Hinterzehe, die nur in Gestalt eines Nagels sich verräth. Die Arten lieben die hohe See, und kommen nur
vom Sturm verschlagen aus Ufer; sie spritzen ihren Feinden eine schmierige Feuchtigkeit aus der Nase
entgegen. Die abgebildete Art ist die kleinste, wird 6| Zoll lang, ist ganz russschwarz, nur die Kehle
etwas heller, die grösseren Deckfedern des Flügels mit helleren Spitzen, der Steiss und Bürzel weiss-
lich, der Augenstern braun. Der Sturmvogel hält sich besonders im nördlichen atlantischen Ozean zwischen
Amerika und Europa auf, kommt von da in die Nordsee und selbst bisweilen in die Ostsee. Zufällig
geräth er dann an die Küsten oder gar ins Innere des Landes, woselbst man ihn bisweilen erlegt hat.
Sie nähren sich von allerhand kleinen Seethieren, und folgen gern den Spuren der Schiffe, dergleichen
Thiere daraus auffischend» Sie schwimmen wohl nie, sondern laufen eine Strecke mit ausgespannten
Flügeln auf der wogenden See fort, ja stehen selbst in dieser Lage einige Zeit an derselben Stelle.
Trotz dieser beständigen Bewegung werden sie äusserst fett, und dienen daher den Bewohnern der
Farrörinseln, indem dieselben einen Docht durch die Fettschicht ziehen, als Lampe. Sie brüten auf
blosser Erde am Ufer, woselbst sie sich ein Loch aushöhlen, und ohne andere Vorkehrungen die Eier
hineinlegen. Das Ei ist rundlich und weiss.
Familie R u n E n f ü s s e b. (Steganopodes.)
Alle vier Zehen der Füsse sind durch Schwimmhaut verbunden, so dass der Daumen nach innen
gerichtet ist. Der Schnabel gewöhnlich länger als der Kopf, die BMügel von sehr bedeutender Länge,
aber schmal und zugespitzt. Sind Seevögel, welche die heisse Zone lieben.
Fig. 5. Die mexikanische Kropfganz (Pelkcanus fuscus, P. Thajus
ßfohiNA^ aomal verkleinert,
Die Gattung der Kropfgäuse zeichnet sich aus durch ein nacktes Gesicht und einen langen aber
flachen, nach vorn breiteren, nach hinten höheren und an der Spitze mit einem Haken bewehrten Schna-
bel, dessen Unterkiefer eine bis zur Spitze reichende Kehlspalte hat, an welcher ein grosser und weiter
beutelförmiger Kehlsack hängt. Dieser Kehlsack dient zur vorläufigen Aufnahme von Speise und Trank,
und vertritt die Stelle eines Kropfes. Die Flügel sind schmal, aber weniger lang als bei verwandten
Gattungen, die Beine sind dagegen grösser und stärker, als bei anderen, alle vier Zehen völlig durch
Schwimmhaut verbunden. Die abgebildete Art stammt aus Mexiko und Mittelamerika überhaupt; sie
erreicht eine Länge von 4 Fuss» Schnabel am Grunde schwarzgrün, an der Spitze und an den Seiten
rötlilicli, der Kelilsack gelb mit schwarzen Querslreifen, das nackte Gesicht fleischfarben, Kopf und
Seitentlieile des Halses weiss, der Nacken mit etwas längeren schwarzen Federn; Brust, ein Halsband
dicht darüber, Bauch und Kücken schwärzlich, dunkel aschfarben, mit einzelnen weissen Laiigsstrichen,
welche auf der Mitte je einer Feder stehen. Deckfedern sehr lang, lanzettförmig, hell bleigrau, am
Rande des Flügels schwarz punktirt; Schwungfedern dunkel schwarzbraun, Beine fleischfarben. Die
Nahrung der Pelikane besteht in Fischen, welche sie auch in dem mit Wasser gefüllten Kehlsack den
Jungen zutragen, und sie dieselben aus dem Kehlsack auffischen lassen. Daraus ist die alte Fabel ent-
standen, dass der Pelikan sich die Brust aufreisse, um die Jungen mit dem eignen Blute zu füttern,
Fig. 6. Der weissköpfige Fregattvogel (Tachypetes leucocephalus\ 7mal verkleinert.
Schnabel leicht, dünn, rundlich, leicht geschweift, mit hakenförmig übergebogener Spitze (6 a) und
kleinen Nasenlöchern am Grunde. Kehle nackt, der übrige Kopf und die Beine bis zu den Zehen befie-
dert, die Zehen klein, zart, alle vier durch halbe Schwimmhäute verbunden; Flügel von enormer Länge,
so dass sie vorn über die Brust heraus ragen, nach hinten aber den ebenfalls sehr langen gabelförmigen
Schwanz nicht an Länge übertreffen. Die Fregattvögel finden sich nur im hohen Meere, und fliegen
beständig mit ausgezeichneter Schnelligkeit und Geschicklichkeit; ihre Hauptnahrung sind fliegende Fische,
welche sie, indem sie über der Oberfläche des Wassers fortflattern, wegschnappen, sowohl mit dem
Schnabel wie mit den Beinen, und mit letzteren oft zwei auf einmal. Ihr Nest legen sie auf Bäumen
an einsamen Stellen in der Nähe des Ufers an; ihre Eier, 2 an der Zahl, sind fleischfarben, mit kar-
mesinrothen Punkten. Die abgebildete Art findet sich im grossen atlantischen Ozean in der Nähe Bra-
siliens, hat im Körper die Grösse einer Ente, aber in sitzender Stellung, wegen der langen Flügel,
eine Ausdehnung von 2 Fuss, spannt aber mit den Flügeln gegen 10 Fuss. Kopf, Hals, Brust Schen-
kel und Steiss sind weiss, der übrige Leib braun; die Deckfedern der Flügel heller, die Schwungfedern
nnd der Schwanz dunkler. Der Schnabel ist gelblich-grau, die Beine sind roth.
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Fig. 7. Die Scharbe oder der Kormoran (Halircs Carba s,
Carbo cormorcmus^, 8mal verkleinert.
Schnabel ein wenig länger als der Kopf, grade, dünn, nach vorn zugespitzt, mit hakig übergebo-
genem Ende (7a)> Gesicht und Kehle nackt, Nasenlöcher verschlossen. Hals ziemlich laug und dünn,
aber die Flügel nicht sehr lang, dagegen der Schwanz etwas verlängert, aber am Ende abgerundet.
Zehen gross, mit vollkommner Schwimmhaut. Die Arten dieser Gattung sind eigentlich Seevögel, kom-
men aber auch gern ins Innere des Landes auf Seen und grosse Strome, in deren Umgebung sie, sowie
am Meeresufer, auf hohen Bäumen schaarenweis bei einander nisten, und die Bäume mit ihrem ätzenden
Koth nach und nach so besudeln, dass sie ausgehen. Die hier abgebildete Art hält sich im Norden
Europas auf, und kommt im Winter nicht selten zu uns; sie ist glänzend blauschwarz, nur die Deckfe-
deru und Rückenfedern sind braun, aber ringsum schwarz eingefasst. Im Sommer mit weisser Kehle,
weissen Halsfedern und einem weissen Fleck an jeder Lende. Schnabel grünlich-grau, die nackte
Kehle gelb, die Beine schwarz. Grösse 2£ Fuss. Die Hauptnahrung dieses Vogels besteht in Aalen,
welche er fortwährend aus der Tiefe herauf holt, und seinen Jungen im Maule zuträgt. Auf diese
Weise können sie Teiche und Seen ganz leer fischen, daher man ihre Nähe fürchtet, und eingenistete
so bald als möglich zu verscheuchen oder zu vertilgen sucht.
Eine andere in China einheimische, aber ziemlich ähnlich gefärbte, Art (H. sinensis^ wird daselbst
zum Fischfange abgerichtet. Man pflegt ihnen alsdann einen Ring um den Hals zu legen, damit sie die
gefangenen Fische nicht hinunter schlucken.
Familie Nagelschnäble r. (JJnguirostres)*
Schnabel nicht gross, kaum länger als der Kopf, ganz von der weichen und dünnen Wachshaut be-
kleidet, aber an der Spitze eine nagelartige hornige Schuppe. Die Seitenränder des Schnabels gezäh-
nelt, und die Zähne nach innen in häutige kammförmige Lamellen ausgedehnt (Fig. 10). Hals ziemlich
lang, die Flügel minder. Die Beine bis zum Haken befiedert, vierzehig, die drei vorderen durch ganze
Schwimmhaut verbunden.
In diese Familie gehören die 3 allgemein bekannten Gattungen der Enten, Gänse und Schwäne,
von welchen, da ihre Gestalten gewiss Jedem gegenwärtig sind, nur die alle wesentlichen Gattungs-
merkmahle darbietenden Kopfe abgebildet wurden.
Fig. 10. Kopf der Löffelente (Anas clypeäta)
Der geöffnete Schnabel zeigt sowohl am Rande des Ober- wie des Unterschnabels sehr deutlich die
karninförmig gestellten Hautblätter, und dahinter die fleischige in der Mitte leicht vertiefte Zunge. Auch
bemerkt man, dass der Kopf völlig von Federn bedeckt ist. Die Fig. 10a zeigt den Schnabel einer
anderen Entenart in fast natürlicher Grösse, woran die gleiche Breite desselben in seiner ganzen Er-
streckung, die sanfte Zurundung, der kleine Nagel an der Spitze, die mittlere hervorragende Firste,
und die daneben liegenden länglichen Nasenlöcher, als die besonderen Charaktere der Elitengattung,
wahrgenommen werden.
Fig. 8. Der Kopf des stummen Schwan's (Cygnus olor~).
Die Gattung der Schwäne zeigt einen Schnabel, welcher völlig so gebaut ist, wie der der Enten
(8 a), doch ist derselbe verhältnissmässig breiter und in der Mitte an beiden Seiten ausgeschweift.
Unterscheidend sind besonders die nackten Zügel (8), d. h. die Gegend zwischen Auge und Schnabel-
wurzel, welche beim stummen Schwan von einer schwarzen schwieligen Haut bedeckt ist. Diese Haut
zieht sich am Rande der Stirn fort, und bekleidet einen grade vor der Stirn am Grunde des Schnabels
befindlichen Fleischhöcker, welcher indess nicht allen Schwänen zukommt. Der lange Hals der Schwäne
bildet ein anderes Unterscheidungsmerkmahl.
Fig. 9. Der Kopf der grauen Gans (Anser cinereus).
Die Gänse haben einen nach vorn verschmälerten Schnabel (9 a), dessen ganze Spitze von dem
breiteren Nagel bekleidet ist; nach hinten wölbt er sich mehr, und steigt in der Mitte plötzlich ziemlich
stark aufwärts. Die Nasenlöcher liegen in einer merklichen Vertiefung jederseits in der Mitte des
Oberschnabels (9), und der Kopf ist, wie bei Enten, ganz von Federn bedeckt.
Die Arten aller 3 Gattungen fressen Gewürm und Kräuter, die Gänse besonders Samen, und hal-
ten sich so gut auf dem Meere, wie auf Teichen, Seen und Flüssen auf.
Familie S t e i s s p ü s s e r. CP0°P<)des^'
Schnabel grade, seitlich zusammengedrückt, so lang oder etwas länger als der Kopf. Flügel klein,
bisweilen sogar zum Fliegen untauglich. Beine sehr nach hinten gezogen, so dass der Körper beim
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Gange senkrechter getragen wird; Füsse 3- oder 4-zehig, die 3 vordem Zehen durch Schwimm-
häute verbunden oder mit seitlichen Hautlappen versehen. Die meisten Glieder dieser Familie sind
Meerbewohner, lieben kalte Zonen, schwimmen und tauchen sehr geschickt, gehen watschelnd und
fliegen schlecht.
Fig. 11. Der Ohrensteissfuss (Podickps auritus^.
Schnabel grade, zugespitzt, von den Nasenlöchern an merklich feiner, die Spitze des Unterkiefers
aufwärts gebogen. Nasenlöcher offen. Die Zügel nackt. Beine ziemlich gross, der Lauf sehr stark
von beiden Seiten zusammengedrückt, die Zehen frei, aber mit seitlichen Hautlappen, besonders
nach innen; die Nägel flach gedrückt. Die Steissfüsse, deren es mehrere Arten bei uns giebt, halten
sich auf Binnenseen und am Meeresgestade auf, schwimmen und tauchen sehr geschickt, können aber
nur schwerfällig fliegen, überhaupt nur vom Wasser auffliegen. Sie haben eine doppelte Mauser und
ein helleres Winterkleid; ihre Jungen sind bunt, gelb und braun gestreift. Das Nest bauen sie aus
Röhrig, und lassen es auf dem Wasser schwimmen, so dass die Eier halb im Wasser liegen. Ihre
Nahrung sind Fische und Insekten. Die abgebildete Art ist eine der kleinsten, etwa 1 Fuss lang,
schwarzbraun von Farbe, Brust, Bauch und Seiten weiss, am Rande orangefarben; über die Flügel geht
eine weisse Querbinde, auf dem Kopf findet sich eine Holle, und hinter den Augen ein Büschel
langer, feinstrahliger orangefarbener Federn. Schnabel und Beine graugrün. Im mittleren Europa auf
Seen und Teichen.
Fig. 12. Der Papagei- oder Larventaucher (Mormon fratercula^, 6mal verkleinert.
Schnabel kaum so laug als der Kopf, am Grunde so hoch als lang, von da allmälig im Bogen zu-
gespitzt, an den Seiten mit tiefen Bogenfurchen; Kopf ganz befiedert, im Mundwinkel und an den
Augenliedern warzige Hautlappen fJ12a). Füsse 3zehig, mit ganzer Schwimmhaut, die Kralle der in-
neren Zehe hakenförmig nach innen gebogen. Die Arten sind nicht zahlreich, und bewohnen den höch-
sten Norden; sie leben paarweis und legen ihr Nest in tiefen Erdlochern an, welche sie selbst ausge-
scharrt haben. Die abgebildete Art ist die bekannteste; sie wird 14 Zoll lang, ist auf dem Scheitel,
dem Nacken und dem ganzen Rücken schwarz, an den Wangen, der Kehle, Brust und Bauch bis zum
Schwanz weiss. Schnabel oben roth, an der Spitze gelb, am Grunde grau; Beine schön roth. Be-
wohnen die Küsten von Island, Norwegen und der Farröer Inseln. Fressen Krebse und Fische. Tragen
den Jungen die Nahrung zu.
Fig. 13. Der patagonische Pinguin (Aptenodytes patagonicus^), lOmal verkleinert.
Schnabel grade, spitz, am Ende meistens mehr weniger hakenförmig. Nasenlöcher offen, am Grunde
in langen Gruben. Hals ziemlich lang; Leib breit, aufrecht; Flügel zum Fliegen ganz unbrauchbar,
überall dicht von kleinen, zugespitzten, am Rande ausgefaserten hornigen Schuppen bedeckt (13a).
Füsse ganz nach hinten, fast unmittelbar am Ende des Körpers, 4zehig, die kleine Zehe nach innen
gerichtet, undeutlich, die drei vorderen durch ganze Schwimmhaut verbunden; der Lauf nicht aus 1
sondern aus 3 Knochen gebildet, und beim Gange mit auftretend. Schwanz klein, aus wenigen fast
verkümmerten Federn gebildet. Die Arten bewohnen das südliche Meer und schwimmen gesellschaftlich
umher, mit dem ganzen Leibe im Wasser, so dass nur der Kopf hervorragt, und rudern dabei mit den
Flügeln; gehen auch ans Land, aber bewegen sich daselbst höchst unbeholfen. Die abgebildete Art
ist die grösste von allen, wird 4 Fuss hoch, ist am Bauch weisslicb, an der Brust und den Seiten des
Halses gelb, Kopf, Kehle und der ganze Rücken dunkel bleigrau bis schwarz, Flügel schwarz, unter-
halb weiss. Am Kap Hörn, der Magellansstrasse und den Schetflandsinseln.
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TAFEL l'T.
4. Klasse. Amphibien oder Iilirche. Amphibie.
1. Ordnung. Schild k röte n, Testudinata.
Wesentlicher Charakter. Sie haben keine Zähne. Das Skelet des Rumpfes erweitert sich, und bildet mit den Hautknochen
einen Panzer, in welchem alle Organe stecken, und der äusscrlich von Hornschildern oder einer schwieligen Haut bedeckt ist.
Familie Seeschildkröten. Chelonim.
Panzer am ganzen Umfange mit der Haut verwachsen, bildet weder vorn noch hinten eine Höhle,
in welche sich der Kopf und die Gliedmassen zurückziehen könnten; letztere flossenförmig, gross, be-
sonders die vorderen, ohne bestimmt abgesetzte Zehen und Nägel, aber mit Hornschildern bedeckt.
Leben nur im Meer, und fressen Seegewächse oder Mollusken. ■—
Fig. 1. Chelonia virgata. Dum. Ql. a von unten).
Panzer länglich rund, überall mit wahrhaft hornigen Schildern bedeekt, deren Hinterränder ein
wenig über den Vorderrand des nächsten Schildes hervorragen; die Oberfläche wird von 13 Schildern
bedeckt, wovon 5 in der Mitte, 4 zu jeder Seite liegen, ausserdem 24 — 26 Schilder am Umfange, jedes
Schild schön braun, mit schwarzen strahligen Streifen; die Unterseite einfarbig gelbbraun. In tropischen
Meeren, erreicht gegen 2 und mehr Fuss Länge. Die Seeschildkröten schwimmen bei Tage im hohen
Meere, oder sonnen sich auf Sandbänken und Untiefen; gegen Abend kommen sie ans Ufer, um daselbst
schlafend zu übernachten. Während dieser Zeit fängt man sie, ihres wohlschmeckenden Fleisches we-
gen, bei Fackelschein. Sehr geschätzt sind auch die Eier, welche in ziemlicher Anzahl von den Schild-
kröten in Gruben am Meeresstrande gelegt werden, woselbst sie die Sonne ausbrütet.
Familie Lippenschildkröten. Chilotae.
Panzer der Vorigen, d. h. ziemlich flach, ohne Gruben, nur am Rande scheibenförmig erweitert, be-
sonders nach hinten; auf der Oberfläche keine Hornplatten, sondern eine bloss schwielige Haut. Kiefer
mit fleischigen Lippen; Füsse flossenförmig, aber die drei inneren Zehen mit grossen und starken Krallen.
Fig. 2. Tbionyx aegyptiacus, (2.n von unten).
Kopf klein, mit rüsselförmig verlängerter Nase, sehr kleiner Augeuspalte und dickem Halse, wel-
cher sich, wie der Kopf, nicht unter dem Schilde verstecken kann. Das Schild ziemlich flach, in der
Mitte mehr gewölbt, mit erweitertem Rande, ganz von einer besonders auf der Oberfläche schwieligen
warzigen Haut bedeckt. Beine dick und plump, die 5 Zehen unterscheidbar, aber durch Schwimmhaut
verbunden, nur die drei inneren mit Nägeln; Schwanz kurz, ragt nicht über den Rand des Schildes
hervor. Der Knochenpanzer ist unvollkommen, besonders der an der Brust, indem er nur aus schmalen
Knochen besteht, welche an vier als hervorragende dunklere Schwielen bemerkbare Hautknocheu
Bossen. Farbe des Rückens braungrau, weiss pu.uktirt; Unterseite flefechroth. Länge höchstens 1',
gewöhnlich kleiner. Findet sich im Nil und nährt sich von Schnecken und Muscheln. Auch von dieser
Schildkröte isst man das Fleisch, und schätzt es als sehr schmackhaft-
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Familie L c b c h s c h i t d k h ö i e u. Chetydrae.
Der kleine, nur den Rumpf bedeckende, Panzer ist von deutlichen Hornplatten bekleidet, allein der
übrige Leib ist nackt, weich, ohne Schilder, selbst der Kieferrand von weicher Haut überzogen. Alle
5 Zehen mit grossen Krallen, aber durch Schwimmhaut verbunden.
Fig. 5. Die Matamate (Chelys fimbri'ata~).
Der Kopf ist ziemlich gross, besonders breit; die Nase rüsselförmig verlängert; die Mundöffnung
weit, mit weichen Lippen; daneben, wie auch an den Seiten des dicken Halses, gefingerte Hautlappen;
die Oberfläche warzig. Der Panzer klein, in der Mitte mit 5, an den Seiten mit 4 Schildern, welche
drei Reihen von Höckern bilden, am Rande viele kleinere gezackte Rücken- und Bauchplatten, durch
Knocheniiähte mit einander verbunden; Beine ziemlich schlank, die Zehen durch eine Schwimmhaut ver-
bunden, aber alle 5 mit sehr grossen gebogenen Krallen; Schwanz kurz, aber sichtbar. Das Thier wird
gegen 2' lang, ist bräunlich von Farbe, und lebt in Sümpfen und Flüssen, besonders stehenden Gewäs-
sern, Brasilien's und Cayenne's; seine Nahrung sind Sumpfpflanzen, sein Fleisch ist essbar und wohl-
schmeckend, daher dem Thiere sehr nachgestellt wird, und es schon anfängt, selten zu werden.
Familie Flussschildkböten. Emyäae.
Panzer noch ziemlich flach, aber vorn und hinten erweitert, zur Aufnahme der Beine und des
Kopfes. Kieferrand von Hornsubstanz bekleidet. Zehen deutlich, aber durch Schwimmhaut verwachsen,
an den vorderen 5, an den hinteren 4 Krallen. Rücken- und Bauchpanzer durch eine Knorpel- oder
Knochennalit mit einander verbunden, aber nicht beweglich gegen einander.
Fig. 3. Die europäische Flussschildkröte (Emys europaeaj, um f verkleinert.
Kopf nicht sehr gross, aber ziemlich weit ausstreckbar, und ganz zurückziehbar. Rücken- und
Brustpanzer durch eine Knorpelnaht mit einander verbunden; letzterer bedeckt die Bauchseite vollkom-
men, und bildet weder vorn noch hinten eine Klappe; auf seiner Fläche 12 Hornschilder, auf dem
Rückenpanzer 5 in der Mitte, 4 zu jeder Seite, 25 am Umfange. Farbe des Leibes schwarz, des Pan-
zers dunkelbraun, beide mit gelben Flecken, welche über die Schilder des Rückenpauzers strahlig ver-
teilt sind; ßrustpanzer gelblich braun. Schwanz lang, mit 4 Reihen gelber Flecken. — Findet sich in
sumpfigen Wäldern von Deutschland, wird mit dem Schwanz 1' lang, der Panzer 7", und nährt sich
von Insekten, kleinen Wasserlhieren und saftigen Kräutern.
Fig. 3. a zeigt das Skelet desselben Thieres von innen, indem der Brustpanzer fortgenommen, und
nach links umgeklappt ist. Man sieht den weit ausgestreckten Kopf von unten, besonders am Vorderrande
den hufeisenförmigen Unterkiefer (F ), und dazwischen das Zungenbein (E), mit den vier von ihm ausge-
henden Zungenbeinhörnern. Der Hals besteht bis zum Anfange des Rumpfes aus 9 Wirbeln (1 — 8),
von welchen der zweite (2) sehr klein ist. An den neunten Halswirbel stösst der erste Rückenwirbel
welcher mit dem zweiten innig verwachsen ist (9u. 10). Rückenwirbel giebt es 12 (10—21.). Jeder
dieser Rückenwirbel trägt auf seiner äusseren Fläche einen mit dem Bogen des Wirbels verwachsenen
sechseckigen Hautknochen, und an diesen, wie an den Seitentheil des Wirbels selbst, stossen die flachen,
mit einander verwachsenen, sechseckigen Hautknochen, und daran, wie auch an den Seitentheil des
Wirbels die flachen, mit einander verwachsenen, Rippen, so dass der Rückenpanzer äusserlich
nur von diesen Rippen und den auf den Wirbeln gelegenen Hautknochen gebildet wird. Vom letzten
Rückenwirbel, oder richtiger von dem letzten der zwischen den Schenkeln des Beckens gelegenen %
Kreuzbeiriwirbeln (20—21), entspringt der Schwanz, welcher aus 34 Wirbeln (21 — 55) zusammen-
gesetzt ist, von welcher in. unserer Figur nur die ersten 12 (22 — 33) dargestellt sind. Die Knochen
der Vorderglieder sind mit dem ersten Rückenwirbel durch ein starkes Band verbunden. Die Haupt-
stütze derselben ist das zweischenkelige, winkelförmige Schlüsselbein (A. A'), welches an der Stelle,
wo beide Schenkel sich treffen, eine Gelenkfläche hat, in welcher der Oberarm - gelenkt. Eben daran
stösst dass flache, keilförmige, parallel an der Innensseite des Brustbeines verlaufende Schulterblatt (ß),
und hilft so die Gelenkgrube für den Kopf des Oberarmes bilden; auch ist es noch mit dem unteren
Schenkel des Schlüsselbeins durch ein starkes Band verbunden, nicht aber au die Brustplatte unmittel-
bar angeheftet, ebensowenig das Schlüsselbein. Die Knochen des Arms sind die gewöhnlichen, 1 in
der ersten Reihe, Oberarm; 2 in der 2ten Reihe, Elle und Speiche; 9 kleine Gelenkknochen in
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der Fusswurzel, und dann die 5 Zehen, davon die äusserste und innerste nur 2gliedrig, die anderen
3gliedrig. Die Hinterglieder hängen am Becken (C), welches wieder am 20 — 21ten Wirbel des
Panzers befestigt ist. Es ist völlig nach vorne geschlossen, sehr stark gebaut, und stösst fast an die
innere Seite der Brustplatte. Die Hinterbeine selbst stimmen mit den vorderen im Bau überein, doch hat
die Fusswurzel nur 5 Knochen. Die Brustplatte (D) besteht aus 9 flachen Knochenstücken, welche un-
tereinander durch Nähte verbunden sind, und mit zunehmenden Alter des Thieres fast ganz verwachsen.
Fig. 3. b. Kopf von der nordamerikanischen Flussschildkröte (Emys clausa')
um die Hälfte verkleinert.
Diese Darstellung soll besonders auf die schnabelförmige Bildung der von Hörn bekleideten Kiefer
aufmerksam machen, und auf die Lage der Nasenlöcher vorn am Grunde des Hornüberzuges.
Familie Landschildkröten. Chersinae.
Panzer hochgewölbt, fast halbkugelig, beide Hälften innig mit einander verwachsen; vorn und hin-
ten erweitert, mit tiefen Gruben, worin sich der Kopf, der Schwanz und die Beine ganz zurückziehen
können; ein Theil des Brustschildes, zumal die vordere oder hintere Hälfte, klappenförmig beweglich.
Kiefer nur von Hornsubstauz bedeckt; die Beine bis an die Zehenspitzen klunipfussartig verwachsen,
die Nägel kurz, gebogen.
Fig. 4. Die geometrische Schildkröte (Testudo geometrica), um die Hälfte verkleinert.
Hintertheil des Brustpanzers in der Jugend beweglich; Vorderbeine decken, bei zurückgezogener
Lage, den Eingang des Panzers zu, und sind auf der dann nach aussen gewendeten Fläche mit festen
Hornschildern bekleidet. Der Rückenpanzer hat in der Mitte 5, an jeder Seite 4, am Umfange 25 py-
ramidale, oben abgestutzte, im Umfange konzentrisch gereifte Schilder, deren Farbe schwarz ist, allein
die erhabenste Stelle ist gelb, und von ihr laufen strahlenförmige gleichbreite gelbe Streifen zu allen
Ecken und der Mitte jedes Seitenrandes. Ausserdem haben die Randschilder noch einen rothen Fleck.
Schwanz nicht sehr lang, aber ragt hervor. Das Tliierchen wird höchstens 10" lang, und findet sich
am Vorgebirge der guten Hoffnung, auf Madagaskar und selbst in Brasilien. Seine Nahrung bilden
zarte Kräuter.
In Südeuropa ist die in der Gestalt ganz ähnliche griechische Landschildkröte (Testudo graeca~)
zu Hause. —
2. Ordnung. Eidechsen. Saurina.
Wesentlicher Charakter. Sie haben Zähne in beiden Kiefern, der untere ist allein beweglich und vorn sind beide Hälften
verwachsen. Ihr Rumpfskelet bildet keinen Panzer, obwohl das Brustbein ziemlich breit ist. Die Meisten haben Augenlieder,
und alle eine von Schuppen oder Schildern bedeckte Haut.
1. Zunft. PANZEREIDE CHSEN. Loricata,
Ihre Rückenfläche ist von dicken, mit einer Firste versehenen, viereckigen, dicht nebeneinander lie-
genden Knochenplatten bedeckt.
Familie Krokodile. Crocodilina.
Die Zähne des Kiefers sind gross, stark, und stecken in tiefen Gruben (sind eingekeilt); beim
Oeffnen des Mundes wird der Unterkiefer fixirt, und der ganze Kopf mit dem Oberkiefer gehoben; Zunge
an der Kehle festgewachsen, nicht ausstreckbar. Ihre Augen haben Lieder; hinter dem Auge eine /- för-
mige, von einer Klappe verschlossene, Spalte als OhröiTnung. An den Vorderfüssen 5 freie, au den
hinteren 4 durch Schwimmhaut verwachsene Zehen, von welchen nur die 3 inneren mit Nägeln bewehrt
si"d. Sie leben in grossen Flüssen der heissen Zone, schwimmen behände, sonnen sich am Ufer, und
fressen nur thierische Nahrung. Alle riechen stark nach xMoschus. Ihre Eier sind verhältnissmässig
klein, haben, wie die der Schildkröten, eiue harte Schale, und werden zu 20— 50 in Uferlöcher gelegt,
woselbst die Jungen auskriechen.
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Fig. 6. CnocoDiMis biporcatus, SOmal verkleinert.
Kopf länglich, ziemlich schmal, hinter den Nasenlöchern jederseits ein Ausschnitt am Rande,
in welchen der grösste Eckzahn des Unterkiefers passt. Auf der Schnauze zwei kouwergirende
Knochenleisteii, im Nacken zwei kleine Schilder, dahinter auf der Fläche des Halses 6 Schilder, der
Rücken ganz von Schildern bedeckt, auf dem Schwanz vier Schilderreihen, von welchen die beiden
äusseren einen zackigen Kamm bilden. Diese nähern sich allmäiig und fliessen auf £ der Schwanzlänge
in einen Kamm zusammen. Hinterfüsse mit ganzer Schwimmhaut; Farbe ein schmutziges Gelbbraun, der
Kopf, besonders die hintere Hälfte, fleischröthlich, oberhalb mehr grünlich; die Bauchseite aller Theile
heller, rötblich gelb; einzelne Rückenschilder dunkelschwarz. Dieser Krokodil findet sich in den Flüssen
Südasien's, Java's und anderer Inseln, und erreicht eine Grösse von 20 Fuss. Vom Nilkrokodil, dem er
sehr ähnlich sieht, unterscheidet er sich durch die Zahl der Nackenschilder, welche bei diesem 4 ist.
Fig. 7. Der Kopf eines Alligators.
Die Gattung der Alligatoren, welche auf Amerika beschränkt ist, unterscheidet sich von den
Krokodilen durch den kürzeren breiteren Kopf und den Mangel eines Aussclniittes am Rande des
Kopfes hinter den Nasenlöchern. Statt dessen findet sich ebenda eine Grube, in welche der Eckzahn
des Unterkiefers passt. Auch haben die Hinterfüsse nur halbe Schwimmhäute.
Fig. 8. Der Kopf eines Gawial's.
Die Gawiale haben gleichfalls im Ganzen die Bildung der Krokodile, selbst ganze Schwimmhäute
zwischen den Hinterzehen, aber der Kopf ist sehr schmal, und beide Kiefer sind in eine lange vorn ab-
gerundete Schnauze verlängert. Die bekannten Arten leben im Ganges, und werden nicht sehr gross.
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TAFEL 18.
4. Klasse. Amphibien oder Lurche, a m p h i b i a.
2. Ordnung. Eidechsen. Sauria.
(Definition auf dem vorigen Bogen.)
2. Zunft. SCHUPPENEIDECHSEN. Sauria squamata.
Ihr Körper ist von Schuppen bedeckt, die als dünne Knocheriplatten unter der alljährig durch
Häutung erneuten Oberhaut stecken. Mau unterscheidet vier Arten von Schuppen: 1) Tafel-
sc huppen, kleine glatte oft viereckige nebeneinander liegende Schuppen, 2) Schindel schuppen,
dreieckige glatte oder gekielte Schuppen, die gleich Dachziegeln über einander greifen, 3) Wirtel-
schuppen, länglich viereckige, meist stark gekielte Schuppen, die ringförmig um runde Theile herum-
liegen, 4) Schilder, grössere flache eckige Schuppen, welche nebeneinander liegen, und mit ihrer
ganzen Unterseite angewachsen sind.
1. Einige Eidechsen haben eine ziemlich lange, ausstreckbare, gespaltene
Zunge (2. b). Fissilinguia.
Familie Warnereidechsen. Monitores.
Ihr ganzer Leib ist gleichmässig von kleinen ovaleu Tafelschuppen bedeckt. Zähne an der Innen-
seite der Kieferknochen angewachsen. Zunge sehr lang, tiefgespalten. Keine Scheukeldrüsen.
Fig. 1. Polydaedalup guttatus, \ der natürlichen Grösse.
(TupiNAMßis elegans. Daudin^)
Unter den Warnereidechsen lassen sich wieder 3 Gattungen unterscheiden, von denen eine (Psammo-
saurusJ einen drehrunden Schwanz hat, die zwei anderen einen seitlich zusammengedrückten, ober-
halb gekielten. Bei der einen von diesen (Hydrosaurus) liegen die Nasenlöcher dem vorderen Ende
des Kopfes näher, bei der anderen (Polydaedalus) genau in der Mitte zwischen dem Auge und dem
Kopfende. Zu dieser letzteren Gattung gehört die hier dargestellte Eidechse- Sie wird etwa einen
Fuss lang, ist oberhalb schwarz mit weissen Linien arn Kopf und den Seiten des Halses, und meh-
reren auf dem Rücken aus runden weissen Flecken gebildeten Querbinden, die am Schwanz unge-
teilt sind. Auch die Schenkel und Schienen haben weisse Punctreiheu. Die ganze Unterseite ist
weiss, mit schmalen schwarzen Querstreifen. Man findet diese Eidechse in Süd-Africa; das nördliche
Afrika dagegen bewohnt der eben dieser Gattung angehörige Polydaedalus niloücus, welcher den -
Eiern des Krokodils nachstellt und daher von den alten Aegyptiern sehr verehrt wurde. —
Familie Halsbandeidechsen. Lacertina.
Sie haben Schilder auf dem Kopf, grössere Schilderschuppen am Bauch, kleine Schindelschuppen
auf dem Rücken und Wirtelschuppen am Schwanz. Zähne an die Innenseite der Kiefer angewach-
sen; Schenkeldrüsen gewöhnlich vorhanden.
Fig. 2. Die gemeine Eidechse (Lacerta agilis^, \ der natürlichen Grösse.
Dieses in den Gebüschen von ganz Europa einheimische, sehr behende Thierchen hat ein sehr
Bruches Ansehn, und ist, wie alle kleineren Eidechsen, völlig unschädlich. Seine zoologischen Merk-
mahle liegen in den vollkommen entwickelten Augenlidern, dem am Hinterrande freien Halsbaude
grösserer Schuppen (2. a), den zierlichen nicht am Rande gezähnten Zehen und dem freien deutlich
sichtbaren Trommelfell hinter den Augen. Das geöffnete Maul, welches sub 2. b dargestellt ist,
\
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zeigt uns am Boden des Mundes 4 Reihen Zähne, zwei zahlreichere am Oberkiefer, zwei minder
zahlreiche kleinere am Gaumen (sogenannte Gaumen zahne). Neben diesen sind die hinteren Oeff-
nungen der Nasenhöhle sichtbar. Am herabhängenden Unterkiefer bemerkt man 2 Zahnreihen und
zwischen diesen die nicht sehr lange breite gespaltene Zunge, auf deren obersten Ende der kleine
runde offene Kehlkopf ruht. Ferner sieht man in der Detailfigur 2. a den Kopf von unten, mit den
die Kieferknochen bedeckenden Schildern und dem Halsbande vor den Schultern. In Fig. 2. c ist
dann das hintere Ende des Rumpfes mit der Kloakenklappe, den Schenkeln und dem Anfange des
Schwanzes dargestellt. Man sieht am Bauch die 5 Reihen grosser Schilderschuppen, an den Schen-
keln die Drüsenreihe, welche sub 2. d vergrössert abgebildet ist, und am Schwanz die ringförmig
gelagerten Wirtelschuppen, deren scharfe vorspringende Mittelkante besonders auf der Oberfläche
sichtbar wird. Von einigen verwandten Arten unterscheidet man unsere Eidechse am besten durch
die mit Schildern bekleideten Schläfen und die drei fünfeckigen, zwischen Nasenloch und Auge ge-
legenen Zügelschilder. Sie wird £ — | Fuss lang, ist oberhalb braun, mit mehreren Reihen weiss-
licher Ringflecken, an den Seiten oft grün, meist eisengrau, am Bauch gelblich, theils mit, theils ohne
schwarze Flecke. Sie lebt, wie alle kleineren Eidechsen, von Insekten, und legt Eier, die denen
der Ufer-Schwalben an Grösse gleichkommen, indess nur eine lederartige Schaale haben. —
2. Andere Eidechsen haben eine runde, wurmförmige, mit einem Saugnapf
endende, viel weiter ausstreckbare Zunge (3. a) Vermilinguia.
Familie Chamaeleontes. .
Augenlider verwachsen bis auf eine mittlere Oeffnung, Füsse mit Handbildung. Einzige Gat-
tung Chamaeleon.
Fig. 3. Das gemeine Chamäleon (Ca. vulgaris), \ der natürlichen Grösse.
Gewiss eins der merkwürdigsten Thiere wegen der auffallenden Eigenheiten, die fast sämmtliche
Orgaue seines Körpers darbieten. So ist die Haut überall von kleinen, durch Falten getrennten, war-
zenförmigen Schuppen bedeckt, die nur am Schwanz zu regelmässigen Ringen sich gestalten. In der
Mittellinie des ganzen Rumpfes, oben wie unten, bilden diese Schuppen, durch ihre beträchtliche Grösse,
eine höckerige scharfe Kante, welche sich auf dem Hinterhaupt zu einem dreieckigen Helm erhebt,
zwischen den Augen aber verschwindet. Dafür laufen hier 2 solche konvergirende Kanten, die vom
Hinterkopf ausgehen, über den Orbitalrand bis zur Schnauze fortlaufen, und daselbst in der Nähe des
Nasenloches enden. Viel trägt zu dem eigentliiimlichen Ansehn die Bildung des Auges bei. Dasselbe
ist eigentlich sehr gross und weit vorragend, aber die beiden Augenlider sind völlig verwachsen und
lassen nur in der Mitte der Pupille eine kleine runde Oeffnung. Die Zunge (3. a) ist so lang wie
der ganze Rumpf, flachrund, und endet mit einem dickeren länglichen Fleischpolster (der eigentlichen
Zunge), die vorn eingedrückt und mit einer Vertiefung versehen ist, die zum Ergreifen der Beute,
Insekten, besonders Raupen, bestimmt zu sein scheint. Diese Zunge ist das wichtigste Werkzeug des
Thieres, denn nur durch sie kann es, bei der Langsamkeit seiner Bewegungen, die schnellen Insekten
erhaschen. Mit Vehemenz schnellt es dieselbe hervor, und alsbald klebt das gefangene Insekt an
ihrer Spitze fest, um so in den Mund zurückgezogen zu werden. — Der Rumpf ist übrigens viel
höher als breit, und nicht sehr dick. Die Beine haben ein dürres verhungertes Ansehn und enden mit
5 dicken gleichlangen Zehen, die Handbildung zeigen. Es sind neinlich an den Vorderfüssen drei
Zehen Daumen, an den Hinteren aber nur zwei; jede Zehe hat eine spitze Kralle. Auch der
Schwanz nimmt an der allgemeinen Eigenthümlichkeit Theil, und bildet sich zu einem Wickelschwanz
aus, mit dem das Thier sich festhält, wenn es irgendwo lauernd still steht. Auch diese Schwanz-
form ist, wie die Fussbildung und die Zunge, das einzige Beispiel solcher Gestalten unter 'den Am-
phibien. Unser Chamäleon findet sich schon in Spanien, häufiger jedoch in Afrika; es erreicht mit
dem Schwauz l| Fuss Länge, lebt in Gebüschen, klettert an Zweigen und Sträuchern umher, und
hat noch die merkwürdige Eigenschaft, seine Farbe, die ein schmutziges Gelb ist, nach einer bestimm-
ten Reihenfolge ändern zu können, indem nach und nach auf dem helleren Grunde dunkle braune,
schwarze, grüne und violette Punkte, Flecken und Streifen auftreten. Indess nehmen die Beine und
der Schwanz au diesem Farbenwechsel einen geringen Antheil, der bloss in dem Heller- und Dunkler-
werdeu des einmaligen Kolorits besteht. Beide sind gelbgrau, mit rein gelben Querbinden und Strichen. —
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r
3. Noch andere Eidechsen, und zwar eine viel grössere Anzahl, haben eine
dicke, vorn abgerundete, kaum ausstreckbare Zunge (Fig. 8.). Crassilinguia.
Familie Baumagamen. Dendrobatae.
Leib stark seitlich zusammengedrückt, Zehen und Schwanz auffallend lang; Schuppen klein und
flach, wenngleich in der Regel gekielt.
Fig. 4. Der fliegende Drache (Dracünculus lineatus), i- der natürlichen Grösse.
Die Gruppe der fliegenden Drachen bewohnt ausschliesslich die alte Welt, und findet sich zumal
in Ostindien, wie auf den benachbarten Inseln, in mehreren Arten. Einige derselben haben ein freies
sichtbares Trommelfell hinter dem Auge, und bilden die Gattung Draco; bei Anderen ist das Trommel-
fell versteckt, sie heissen Dracunculus. Die abgebildete Art gehört dieser zweiten Gattung an. Sie
hat einen kleinen, kurzen Kopf, seitliche Nasenlöcher, grosse nach oben hervorgequollene Augen,
eine kurze Schnautze, und kleine, oben auf dem Kieferrande befestigte Zähne Ihr Leib ist von klei-
nen spitzigen gekielten Schindelschuppeu bedeckt, und bildet hinter den Vorderbeinen jederseits da-
durch eine Flughaut, dass 5 falsche Rippen sich nicht gegen die Brust krümmen, sondern in wagerech-
ter Linie verbleiben und so die Körperhaut vor sich her schieben. Die Beine wie der Schwanz sind
auffallend lang und zierlich, namentlich an ersteren die Zehen; beide werden von grösseren Schindel-
schuppen bekleidet. — Der Du. lineatus wird im Rumpf bis 3 Zoll, am Schwanz bis | Fuss lang, ist
schwärzlich grau, mit helleren unregelmässigen Querbinden und Flecken; die Flughaut ist oberhalb
schwärzlich, mit weisslichen Querlinien. Er lebt auf den Philippinen, hält sich in Gebüschen, auf Bäu-
men auf, und bedient sich der Flughaut, um leichter von einem Zweige zum andern hinüber zu sprin-
gen. Die Flughaut ist jedoch nirgends an die Beine angewachsen, kann also auch nicht mit deren
Hülfe bewegt werden. Eine hängende Kehlhautfalte endlich kommt diesen Drachen, wie allen übrigen
Drachen-Arten und vielen anderen Eidechsen, ebenfalls zu.—
                                                             ,
Fig. 5. Der Basilisk von Amboina (Lophura pustulala), J der natürlichen Grösse.
Gleichfalls ein Bewohner der alten Welt, hat unser Basilisk mit allen Eidechsen dieser Erdhälfte
die auf den obern Rand der Kieferknochen aufgesetzten Zähne und die hervorragenden Eckzähne ge-
mein. Er besitzt ferner einen kurzen, zwischen den seitlichen Nasenlöchern vor der Schnautzenspitze
erhabenen Kopf, grosse Augen, eine stark hängende Kehlwamme, und ein grofses sichtbares Trommel-
fell. Der ganze Rumpf ist von kleinen rhombischen gekielten Schindelschuppen bedtjckt, zwischen
denen an den Seiten einzelne, wellenförmig gruppirte, grössere schildförmige Schuppen eingestreut
sind. Gegen den Rücken nehmen die Schuppen eine mehr quadratische Form an, und umfassen hier
eine Reihe spitzdreieckiger Zacken, welche in der Mittellinie bis zum Schwanz laufen, und einen
deutlichen Rückenkamin darstellen. Auf dem Schwanz erhebt sich dieser Kamm beträchtlicher, bildet
daselbst ein wahres Hautsegel, und ist an seinem oberen freien Rande nicht bloss fein gezackt, son-
dern auch mehrmals ausgeschnitten. Indess reicht dieser Kamm nur bis auf die Mitte des Schwanzes,
die zweite etwas grössere Hälfte ist ganz frei davon. An beiden sind die Schuppen kleiner, flacher,
quadratischer. Dagegen werden die grossen plumpen Beine von kräftigeren, mit einem stumpfen Kiel
versehenen Schuppen bekleidet, und die mit grossen Krallnägeln bewaffneten, doch nicht sehr langen
Zehen sind am Rande durch eine zackige Hautfalte erweitert. Der Basilisk wird gegen 3 Fuss und
l                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ... |
darüber lang, ist grünlich grau, mit bräunlichen Flecken oder Binden, und bewohnt die südlichen
Suuda-Inseln. Er lebt in Gebüschen und geht gern ins Wasser. Seine Nahrung besteht zwar in
Insekten, doch frisst er auch Blätter, ja letztere vielleicht vorzugsweise. —
Fig. 6. Der Leguan (Iguana tuberculata), -\ der natürlichen Grösse.
Unter den Baumagamen der neuen Welt, welche-sich anatomisch von denen der alten dadurch
unterscheiden, dass die Zähne an die innere Seite der Kieferknochen wie angeklebt und besondere
Eckzähne nicht bemerkbar sind, ist der Leguan sowohl wegen seiner Grösse, als auch wegen sei-
ner allgemeinen Verbreitung über das ganze tropische Amerika diesseits der Kordilleren als ein Haupt-
repräsehfaut zu betrachten. Freilich unterscheidet er sich in mehreren wichtigen Eigenschaften von
allen andern Baumagamen seines Himmelsstrichs. So hat er einen minder stark zusammengedrückten
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Rumpf; einen viel dickeren, durch eine sehr grosse Kehlwamme ausgezeichneten Hals; auffallend kleine,
den ganzen Leib mit sammt den Gliedmafsen und den Schwanz gleichmässig bekleidende Tafelschup-
pen, und im Ganzen kürzere dickere Beine und Zehen. Dazu kommen eine kurze gewölbte Schnautze,
nicht sehr grosse Augen, ein Kamm höherer dreieckiger Zackenschuppen auf der Mittellinie des
Rückens und Schwanzes, der freilich auch mehreren andern Baumagamen der neuen Welt (z. B. den
Gatt. Cycxura, Basiliscus) eigen ist, und ziemlich deutliche Gaumenzähne. Die hier abgebildete ge-
meinste Art hat ihren Zunamen von einer Anzahl grösserer höckerförmiger Schuppen, welche über
die Seiten des Halses zerstreut sind; auch findet sich noch ein sehr grosses flaches Schild unter dem
Trommelfell an den Seiten des Kopfes. Sie wird im Rumpfe allein bis 2 Fuss lang, ist im Leben
bläulichgrün, frisst nicht bloss Insekten, sondern auch Blätter und Baumfrüchte, und bewohnt die feuch-
ten Waldungen in der Nähe der Flüsse, wo sie überall in Menge angetroffen und von den Einge-
bornen als beliebte Speise gegessen wird. Schon bei den ältesten, längst ausgestorbenen Bewohnern
St. Domingos war ihr Genuss üblich, als Kolumbus diese Insel entdeckte, und trug nicht wenig
zur Erweckung der Vorurtheile bei, welche die Spanier gegen jene harmlosen Indianer fassten, und
bis an ihr Ende behielten. —
Familie Erdagamen. Humwagae.
Leib stark von oben nach unten flach gedrückt, Zehen und Schwanz kurz, doch erstere unter sich
in denselben Verhältnissen wie bei allen Schuppen - Eidechsen bleibend 5";). Schuppen der Baumagamen.
Fig. 7. Urocentuum brevicaudatum, | der natürlichen Grösse.
Auch die Erdagamen verhalten sich in ihrer Zahnbildung verschieden nach den beiden grossen
Kontinenten, und entsprechen den Gruppen der Bauniagameii. Die der westlichen Halbkugel, zu denen
die Gattung Urocentrum gehört, haben die Zähne an die innere Seite der Kiefer angeheftet, sind aber
äusserlich den entsprechenden Formen der östlichen Halbkugel aufs Täuschendste ähnlich, so dass es
nicht nöthig schien, Gattungen von beiden Hemisphären zugleich darzustellen. Die Gattung Urocen-
trum, welche sich durch ihren auffallend kurzen, von grossen stacheligen Wirtelschuppen bekleideten
Schwanz auszeichnet, hat in der alten Welt die ganz analoge Gattung Uuomastix. als Korresponden-
ten; indess haben die Urocentra kleinere glatte Tafelschuppen am Rumpfe und grössere Schilder
auf dem Kopf. Derselbe ist oben etwas vertieft, hat einen vorspringenden Schnautzenrand und un-
mittelbar neben diesem die seitlichen Nasenlöcher. Das Trommelfell ist sichtbar, die Schenkel haben
unten eine Reihe Drüsen; die Zehen sind von massiger Länge und etwas schlanker als bei Ukomastix.
Die abgebildete Art wird wohl 4 Fuss lang, ist schön himmelblau, mit schwarzen sammetfarbenen
Querbinden, und findet sich in Surinam und dem nördlichen Brasilien. Sie lebt zwar in Gebüschen,
aber auf dem Boden unter Steinen und Geröll. Ihre Nahrung sind Insekten. — Eine zweite Gat-
tung der neuen Welt, Tropidurus, durch den längeren, wenngleich noch mit Wirtelschuppen bedeckten
Schwanz und den Mangel der Schenkeldrüsen ausgezeichnet, entspricht der analogen Gattung
Stellio in der alten.
Fig. 8. Trapklus hispidus, -\ der natürlichen Grösse.
Der Trapelus ist eine Erdagame der alten Welt, hat also Zähne, die auf der oberen Kante
des Kieferknochens sitzen, und vorspringende Eckzähne, welche, wie auch die dicke abgerundete
Zunge, im geöffneten Maule deutlich erkannt werden. Er gehört zu denjenigen Gattungen, deren
längerer Schwanz von gekielten Schindelschuppen bedeckt ist (wohin noch PhrynocephalusJ , und
wird durch gleiche Schwanzbildung in Amerika von der Gattung Sceloporus vertreten, wie Phryno-
cephalus von Phrynosoma. Indess hat Trapelus keine Schenkeldrüseu, die der Gattung Sceuoporus
zukommen. Die abgebildete Art bewohnt das Vorgebirge" der guten Hoffnung, und zeichnet sich da-
durch aus, dass zwischen den kleineren Schuppen des Rumpfes eiuzelne grössere, stärker gekielte
Schuppen hervorragen, welche auf der Mittellinie, wie an den Seiten des Kopfes, einen unregelmässigen
*) Dasselbe ist dieses: die innerste oder erste Zehe ist immer die kürzeste, und sitzt tiefer zurück am Fuss als die übrigen.
Sie enthält 2 Phalangen und einen Knochen im Plattfttss. Die dann folgende 2te Zehe ist etwas länger, und enthält eine
Phalange mehr; die Ste und 4te Zehe sind viel länger als die 2te, und jede enthält wieder eine Phaiange mehr als die frü-
here, daher auch die 4te länger ist als die 3te, die 5te Zehe endlich hat so viel Glieder als die 2te, ist aber doch etwas
kürzer und freier abgesetzt.
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Zackenkamm bilden. Eine grössere stumpfpyramidale Schuppe erhebt sich auf dem Vorderkopf, zwi-
schen den unmittelbar neben dem Schnautzenrande stehenden Nasenlöchern. Die Farbe des etwa |- Fuss
langen Thieres ist ein schmutziges Gelb, auf dem sich'unregelmässige dunklere Querbinden unterschei-
den lassen; es lebt in trocknen Gegenden unter Steinen und Geröll, und nährt sich wieder, wie die
meisten Eidechsen, von Insekten. -—
Familie Geckonen. Ascalabotae.
, Leib drehrund oder flachrund, von warzenförmigen Schuppen bedeckt, mit grossen Augen, sehr
kleinen hinter dem Orbitalrande versteckten Augenlidern, senkrechter Pupille, und allermeist erweiter-
ten unten gefalteten Zehen. Zähne an die Innenseite der Kieferknochen angewachsen, keine am Gaumen.
Fig-9. Der gefleckte Gecko (Platydactylüs guttatus), -\ der natürlichen Grösse.
Die Gruppe der Geckonen umfasst gegen 50 über die wärmeren Gegenden der ganzen Erde
verbreitete Eidechsen, welche in ihrer äusseren Form viel Sonderbares haben, und dadurch überall
in ihrer Heimath die Aufmerksamkeit erregten. Dahin gehören ein breiterer Kopf, die sehr grossen
stieren Augen, ihr mehr nacktes froschartiges Ansehn, ihre langsamen schleichenden Bewegungen,
und die Fähigkeit aller mit erweiterten Zehen und Hautfalten daran versehenen Arten, an nicht
bloss senkrechten, sondern sogar wagerecht schwebenden Gegenständen fortklettern zu können. Sie
benutzen diese Eigenschaft, um dadurch ihre Nahrung, Insekten, zumal Fliegen, zu erhaschen, da
ihnen weder eine weit fortschnellbare Zunge, wie dem Chamäleon, noch ein behender Sprung, wie
den Fröschen, zu diesem Ziele behülflich ist. Dass sie, wie behauptet wurde, giftig seien und eine
laute Stimme hätten, kann nicht streng bewiesen werden, und gründet sich bloss auf Aussagen des
gemeinen Mannes. Die abgebildete Art bewohnt das südliche Europa, besonders die Inseln des Archi-
pels, wird gegen \-\ Fuss lang, und ist röthlichbrauu mit Reihen von runden weissen Flecken, in
deren Mitte eine grössere halbkugelige Schuppe steht. Die kurzen Zehen sind an der ganzen Seite
erweitert, vorn aber viel breiter, haben mit Ausnahme des Daumens eine spitze Kralle uud unten un-
getheilte Querfalteu {9. a). Der Schwanz reisst, wie bei vielen Eidechsen, leicht ab; ergänzt sich
aber wieder, wenngleich er viel kürzer und glatter wird. Dergleichen verstümmelte Exemplare sieht
man häufig in unseru Sammlungen.
4. Die noch übrigen Eidechsen haben eine kurze flache, beinahe parallel-
seitige, am Ende ausgeschnittene Zunge, welche nur ganz wenig ausge-
streckt werden kann. Brevilinguia.
Familie Scincoidea.
Leib gleichmässig von glatten Schindelschuppen bedeckt, nur der Oberkopf mit Schildern. Keine
eingedrückte Längsfurche an den Seiten des Rumpfes, deutliche Augenlider.
In dieser Familie, wie auch in den übrigen dieser 4ten Eidechsen-Abtheilung, giebt es Gattungen,
welche durch den Mangel der Gliedmafsen den Schlangen ähneln, und deshalb gewöhnlich für Schlan-
gen gehalten werden. Eine solche Eidechse ist die hierher gehörige bei uns einheimische Blind-
schleiche (Anguis fragilis), welche, als ein zu gemeines unwichtiges Thier, nicht abgebildet
wurde. Die Anwesenheit der Augenlider und der den Rumpf an Länge übertreffende Schwanz unter-
scheidet sie bestimmt von den Schlangen. — Andere Gattungeu sind theils mit unvollkommenen
(z. B. bloss den zehenlosen hinteren: Bipes}, theils mit sehr kleinen unbrauchbaren (z. B. Zi/gnis
oder Seps), theils aber mit vollkommenen Gliedmafsen versehen. Dahin gehört:
Fig. 10. Der officinelle Skink (Scincus officinalis), £ der natürlichen Grösse.
Er hat einen kurzen gedrungenen Körperbau, einen flachen Kopf mit Schildern (10. a) eine
scharfkantige hervorragende Schnautze, und kurze gleichlange am Aussenrande erweiterte zackige
Zehen, deren er sich zum Graben bedient. Der drehruude kegelförmige kurze Schwanz ist, wie der
ganze Leib, von grossen Schindelschuppen gleichmässig bedeckt. Der Skink wird \ Fuss lang, ist
röthlich gelb, mit dunkleren Flecken, findet sich in Aegypten, und gräbt sich mit Hülfe der Schnautze
und der breiten Zehen in ^ü Sand ein. Man hielt ihn früher in Apotheken, daher sein Name.
Zu Tafel 18.
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Familie Gymnophthalma.
Diese der vorigen sehr ähnliche Familie unterscheidet sich von ihr durch den entweder völli-
gen oder theilweisen Mangel der Augeulider, bei sonst ganz gleicher Bildung. In beiden Fällen ist
vor dem Auge eine klare Kapsel, wie bei den Schlangen. Unter No. A.* habe ich den Kopf einer
solchen, noch mit vollkommnen und zwar grossen Füssen versehenen Eidechse dargestellt, die den
körnigen Rand der zurückgezogenen Augenlider noch rings um das Auge erkennen lässt, Ablepharus
Leschenaulti heisst, und auf Java lebt. Eine verwandte Form ist der Abl. pannonicus, dessen
Gliedmassen jedoch schon viel kleiner geblieben sind, während der Rumpf viel länger ist und nicht
dicker als der Kopf. Sie lebt in Italien und Jllyrien. Eine fusslose Gattung dieser Gruppe ist Py-
gopus; nur zehenlose Stummel der Hinterfüsse sind noch da.
Familie Ptychopleura.
Auch diese Familie hat die Kennzeichen der beiden vorigen, unterscheidet sich aber von der
ersten durch die Anwesenheit einer tiefen Furche an den Seiten des Rumpfes, wie von der zweiten
durch die Anwesenheit der Augenlider. — Es giebt in ihr nach der Fussbildung ganz analoge Gat-
tungen. Vollkommen Szehige Gliedmafsen haben die amerikanischen Gattungen Gerrhosaurus und
Gebrhonotüs; kleine 4zehige die ostiudische Gatt. Saurophis; Spuren der hinteren die hier abgebildete
süd-europäische Gatt. Pseüdopus, und gar keine Gliedmafsen mehr die amerikanische Gatt. Ophiosau-
büs. — \on Pseüdopus ist unter No. 11. (a— d) die im südlichen Russland einheimische Art
Ps. Pallasii oder serpentinus nach ihren charakteristischen Körperteilen dargestellt. In der sub c,
gegebenen Zeichnung erscheint der Kopf von oben mit seinen Schildern, in der sub d eben derselbe
von unten; wo die niaugelnde Kehlfurche für eine Eidechse entscheidet. Fig. a zeigt den Kopf von
der Seite; man bemerkt das nicht sehr tief gespaltene Maul, die massig grossen voii Augenlidern um-
gebenen Augen, die offene Mündung des Ohres, und bald hinter dieser den Anfang der Seiteufurche.
Sub b ist die Aftergegend mit dem Ende der Seiten furche, aus welcher der kurze Fufsstummel her-
vorragt, und dem Anfange des Schwanzes dargestellt. Diese Zeichnung zeigt auch die bald hinter
dem Kopf auftretenden Längskiele der Schuppen, die dem Schwanz ein vielkantiges Ansehn geben.
Der Scheltopusik, denn so heisst diese Eidechse in ihrer Heimath, wird über 3 Fuss lang, wovon
2 Fuss auf den Schwanz kommen, ist 1 Zoll dick, und überall gelbbraun, nur am Bauch heller.
Er lebt in den Steppen des südlichen Russlands nach Art unserer Blindschleiche, und verliert, gleich
dieser, leicht die Hälfte oder die Spitze des Schwanzes, wenn mau ihn schlägt oder heftig angreift.
3. Zunft. RINGEL.EIDECHS E*N. Smiria anmilata.
Leib lang, dünn, schlangenföimig, von kleinen länglich viereckigen, in Ringen um den Leib an
einander gereihten Wirtelschuppen bekleidet.
Auch in dieser Gruppe giebt es Eidechsen mit Gliedmafsen und ohne dieselben. Jene bilden die hier
nicht abgebildete Familie der Chalcidiüae, diese die Familie der Wurm ei de chsen (Amphisbaenea).
Fig. 13. Amphisbaena fuliginosa, in natürlicher Grösse.
Die Gattung der Doppelschleichen (Amphjsbaejna) hat ganz dasAnsehn einer Schlange, auch
den kurzen Schwanz (Fig. b zeigt ihn von unten in seiner ganzen Länge), allein ist dennoch eine
Eidechse, wegen der Bildung des Kopfes. Man bemerkt an ihm oberhalb (c) Schilder, vorn eine
stark vorragende stumpfe Schuautze (a), daneben die in der Mitte von besonderen Nasenschilderu ge-
legenen Nasenlöcher, und in der Mitte der Wangen die Augen, welche weder Augenlider haben, wie
bei den ächten Eidechsen, noch eine besondere Kapsel, wie bei den Schlangen, sondern bloss durch
ein über ihnen gelegenes Schild hindurchscheinen. Auch die Ohröffnung ist versteckt. Dfs Maul,
klein und kurz, hat stumpfe an die Innenseite der Kieferknochen angefügte Zähne, und zeigt keine
Kinnfurche (d) zwischen deu Unterkieferästen. Den ganzen Leib bedecken die schon beschriebenen,
aber glatten (bei den Chalcididis gekielten) Wirtelschuppeu. Die After- oder richtiger Kloaken-
klappe hat vor sich eine Reihe Drüsen (b), welche ganz den Schenkeldrüsen der übrigen Eidech-
sen analog sind. Unsere Doppelschleiche wird 1|—2 Fuss lang, fingersdick, ist gelb, mit schwarz-
braunen unregelmässigen Querbinden, bewohnt Süd-Amerika und lebt in Ameisenhaufen, von deren
Einwohnern sie sich nährt. •—
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TAFEL 19.
4. Klasse. Amphibien oder Lurche. Amphibia.
3. Ordnung. Schlangen. Ophidia.
Wesentlicher Charakter. Von Schuppen, Schildern und Halbgürteln, bedeckte, beständig fusslose Amphibien, deren Unter-
kieferäste vom getrennt bleiben (siehe Taf. 1. Fig. 8.), deren Skelett kein Brustbein und kein Becken hat, und deren
Augen niemals mit Augenliedern versehen sind. Alle haben nicht bloss Zähne in beiden Kiefern, sondern auch am Boden
des Mundes (Gaumenzähne) (Fig. 5. dd und 17. e, rr).
Da alle Schlangen in der äussern Form des Körpers völlig mit einander übereinstimmen, und
höchstens in seiner relativen Schlankheit, oder in der relativen Länge des Schwanzes von einander
abweichen, so schien es hinreichend für den wissenschaftlichen Unterricht, nur diejenigen Körpertheile
darzustellen, in welchen die Hauptgattungs- und Familiencharaktere ausgedrückt sind. Als Repräsen-
tant des gesammten Schlangen-Typus kann die in allen Gegenden Deutschlands einheimische, und da-
her überall in Originalen vorzuzeigende Ringelnatter (Tropidonotus natrix) dienen, und sind daher
hier bloss die beiden Endeu der einzigen Giftschlange Deutschlands, der Vipkra berus, abgebildet.
Man erkennt aus Fig. 17. a den Kopf der Schlange, wie er durch eine merkliche Abschnürung vom
Rumpfe gesondert ist, und den anfangs dünnen, hernach weiteren oberhalb ganz von Schuppen be-
deckten Rumpf, desseu Länge an 2 Fuss beträgt. Iu Fig. 17. b ist dann das hintere Ende dieses
Rumpfes, aber von unten, abgebildet, aus dessen anfänglichem Querdurchmesser man leicht abnehmen
kann, dass der Leib noch zusehends nach hinten dicker wird, bis er sich von |- seiner Länge an wie-
der verschmächtigt und zum Schwanz verjüngt. An dieser Darstellung von unten sieht man zunächst
die grossen Halbgürtel, welche den Bauch der allermeisten Schlangen bedecken. Der letzte Halb-
gürtel des Bauches bildet eine längere dreieckige Klappe, welche sich über die Afteröffnung (x) legt,
und, da sie zugleich die Genitalienmündung mit bedeckt, den Namen Kloaken klappe führt. Hinter
ihr beginnt der bei allen Schlangen sehr kurze, gewöhnlich nur den öten bis lOten Theil der ganzen
Länge einnehmende Schwanz. Auch er ist auf seiner untern Fläche von Gürteln bedeckt, aber iu
der Regel nicht von einer einfachen Reihe, sondern, wie es auch unsere Zeichnung zeigt, von einer
doppelten. Die Bedeckung des Kopfes ist also hiernach das einzige Moment, in welchem die Schlan-
gen äusserlich bemerkbare und wichtige Unterschiede darbieten; und hielt ich es aus diesem Grunde
für hinreichend, bloss die Köpfe vieler Schlangen zu zeichneu, weil es bei dem beschränkten Räume
anders nicht möglich gewesen wäre, eine genügende Anzahl von Formen zur Anschauung zu bringen.
Man theilt die Schlangen zunächst nach der gesammten Kopfbildung iu 2 Gruppen.
I. (1. Zunft.) S T E N O S T O M A. Kleinmäuler.
Wesentlicher Charakter. Ihr sehr kleiner Kopf ist unmerklich oder gar nicht (Fig. 2. a) vom Rumpfe gesondert und
dabei die Muudoffmiiig auffallend kurz (Fig. 2. c), so dass der Rachen nicht weit geöffnet werden kann; auch die bei allen
folgenden Schlangen sehr sichtbare tief eingedrückte Längsfurche an der Kehle (K in»fürche) fehlt hier noch oder ist
sehr schwach (r-ig. 2. I,). §ie uabeu uur ganz kjeiue schuppenföiinige Halbgürtel am Bauch. — Hierher 2 Familien:
*• Familie. Typhlopika.
Wesentlicher Charakter. Die Augen haben keine eigne Schuppe, sondern scheinen" durch die Haut der sie bedeckenden
Schilder bloss durch. Die Kinnfurche, und eigentümliche Schilder neben ihr fehlen ganz. Der Leib ist drehrund mit glatten
J'berall gleich grossen Schuppen bedeckt, umi der Schwanz so kurz, dass die Kloakenklappe beinahe am Ende liegt. Sie
leben wühlend nach Art der Regenwürmer in der Erde.
N. B. Von dieser Familie ist kein Mitglied abgebildet.
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2. Familie. I l y s i n a.
Wesentlicher Charakter. Die Augen etwas grösser, aber z. TW. noch ohne eigenes Schild; Kinnfurche deutlicher, a|)er
noch kurz. Schuppen giatt, die in der Mitte des Bauches etwas grosser. Schwanz zwar kurz, aher doch länger als hei der
vorigen Familie.
Fig. 2. Ilysia scytale; in natürlicher Grösse.
a Kopf von ohen, b von unten, c von der Seite. (So überall.)
Die bis 2 Fuss lange Schlange ist schön ziunoberroth mit schwarzen meist paarig genäherten
Binden, und findet sich im ganzen Osten Süd-Amerikas. In den Abbildungen erkennt mau bei Fig. l.a
das kleine Nasenloch in dem hintefri Winkel des Nasenschildes, die kleinen Augen iu der Mitte
des sie bedeckenden Schildes, davor 2 Stirnschilder und hinter diesen das einfache Scheitelschild,
an welches die anfangs etwas grösseren Schuppen stossen. Die Anzahl der Lippenschilder (2. c)
beläuft sich auf fünf. Die Kinnfurche mit den daneben liegenden kleinen Riunenschildern ist bei
Fig. 2. b sichtbar. Diese Schlange nährt sich von Amphibien, und ist völlig unschädlich; man kennt
in Amerika nur diese eine Art.
II. E U R Y S T 0 M A. Grofsmäuler.
Wesentl icher Charakter. Kopf länglicher, deutlicher vom Rumpfe getrennt, mit stark eingedrückter Kinnfurche uud grossen
Riunenschildern. Mundöffnung weit, reicht bis hinter den Schädel und klafft daher sehr stark.
2. Zunft. I N N 0 X I A. Giftlose.
Wesentlicher Charakter. Sie liahen einen etwas schlankeren, mehr länglichen, hinten schmälern Kopf, und keine Giftzähne.
Das geöffnete Maul einer giftlosen Schlange, wie -es in Fig. 5. von der Riesenschlange (Boa con-
strictor}
dargestellt ist, zeigt den Hauptcharakter der giftlosen Schlaugen, nehmlich den Mangel
der Giftzähne. Au ihrer Stelle finden sich 2 Reihen kleinerer hakiger Zähne auf dem Rande der
Kieferknochen (c, c). Gewöhnlich sind diese Zähne ganz glatt, bisweilen aber bemerkt man an den
hinteren, dann etwas grösseren äusserlich eine Längsfurche (Furchenzähne), welche von einigen
Naturforschern für die Andeutung" einer Giftdrüse gehalten wird. Dennoch behaupten Andere sowohl
den Maugel einer solchen Drüse bei allen Schlaugen der Art, als auch die völlige Unschädlichkeit der
mit hinteren Furchenzähneu versehenen Schlangen. Ich habe daher die hiernach gebildete Gruppe der
verdächtigen Schlangen (suspecta) nicht mehr beibehalten, und beziehe mich dabei auf Schlegels
Essai sur la physionornie des serpens T. I. pag. 27,
aus dessen Werke alle hier mitgetheilteu Üm-
rissfiguren entnommen sind. In dem geöffneten Maul der Riesenschlange (Fig. 5.) sieht mau die lange
gespaltene Zunge (a), wie sie aus der an die Kehle angewachsenen Scheide hervorragt, und hinter
dieser Scheide die Oeffnung (b) des herzförmigen Kehlkopfes. Aeusserlich am Rande des Unterkiefers
läuft die Reihe der Unterkieferzähne herum. Oben am Boden des Muudes bezeichnen c, c die Kiefer-
zähne, d, d die beiden innereu Zahnreihen des Gaumens (Gaumenzähne); e die hintere Oeffnung der
Nase und f, f die beiden grossen Kaumuskelbündel, welche den Unterkiefer anziehen und das Maul
mit öffnen. Die Zeichnung ist von mir getreu nach der Natur entworfen.
3. Familie. Riesenschlangen. Boina.
Wesentlicher Charakter. Sie haben entweder gar keine Schilder auf dein Kopf, oder unregehnässige, schuppenförmige,
die nie bis hinter die Augen reichen, so dass wenigstens der Hinterkopf immer von Schildern bedeckt ist. —
1. Acrochobdea. Ohne Sporn neben dem After; keine Halbgürtel am Bauch.
Fig. 3. Acbochordds fasciatus.
Durch die kleinen, überall gleichet! warzenartigen Schuppen ist diese Gattung sehr ausgezeichnet.
Andere Eigenheiten liegen in der noch nicht sehr grossen, hermetisch verschliessbaren Mundöffnung;
den oben auf der Schnautze gebogenen, röhrenartig vortretenden Nasenlöchern; den kleinen Augen;
der Reihe höckerartiger Schuppen in der Mitte des Bauches (3. b); uud der etwas zusammengedrück-
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ten Körperform. Die abgebildete Art ist ein beständiges Wasserthier, welches die Flüsse des süd-
lichen Asiens bewohnt, wenig über 1 Fuss laug wird, fingerdick zu sein pflegt uud eine braune Kör-
perfarbe hat mit breiten weissen Querbindeu an den Seiten. —
2. Peropodes. Aechte Riesenschlangen. Sie haben einen Sporn neben dem After
(ähnlich wie Pseudopus, siehe die vorige Tafel) und Halbgürtel am Bauch.
Fig. 4. Boa cenchria.
Sie gehört zu denjenigen Riesenschlangen, deren Zwischenkiefer zahnlos ist (die mit Zähnen
im Zwischenkiefer versehenen, äusserlich höchst ähnlichen bilden die Gattung Python) und deren Kopf
gar keine eigentlichen Schilder hat. Dagegen ist der Mundrand mit Lippenschilderii bedeckt, und in
diesen bemerkt man häufig Gruben, deren Bedeutung man noch nicht kennt. Die abgebildete Art ge-
hört zu den kleineren Riesenschlangen und erreicht nur wenige Fuss Länge; sie ist rothbraun, ober-
halb mit 2 Reihen hellerer, schwarzgesäumter runder Flecken, und 2 Reihen schmälerer an den Seiten,
welche bisweilen zu netzförmigen Zeichnungen verschmelzen. Ihre Heimath ist Süd-Amerika.
4. Familie. Nattern. Colubrina.
Wesentlicher Charakter. Ihr Kopf ist immer von Schildern bedeckt.
Die Zahl und Lage dieser Schilder ist bei fast allen hierher gehörigen Gattungen dieselbe, nehm-
lich folgende. Unmittelbar am vordersten Ende des Kopfes liegt in der Mitte des Ober- wie Unter-
kiefers ein einziges dreieckiges Rüsselschild. An dieses stossen von beiden Seiten die Lippen-
schilder. Nach oben gegen die Fläche des Kopfes hin liegen neben dem Rüsselschild die beiden
Schnautzenschilder, und seitlich daneben die Nasenschilder, in denen oder an deren Rande
die Nasenlöcher sich befinden. Gewöhnlich giebt es 2 Nasenschilder, ein vorderes und ein hinteres,
auf deren Grenze alsdann die Nasenlöcher liegen. Auf die Schnautzenschilder folgen die beiden
Stirnschilder. An diese stosseu 3 Schilder, ein mittleres Scheitelschild und 2 seitliche Augen-
deckenschilder; und hinter diesen folgen die beiden grossen Hinterhauptsschild er. In dem
Raum zwischen Stirn-, Schmutzen-, Nasen- uud Lippenschilderii liegen die Zügelschilder; un-
mittelbar vor und hinter dem Auge die Augen randschil der, und an diese stosseu hinten die
Schläfenschilder, welche nach unten von den Lippen-, nach oben von den Hinterhauptsschildern
begrenzt werden. Auf der Unterseite des Kopfes bemerkt man, ausser dem Rüsselschilde und den
Lippenschildern, nur noch die neben der Kiunfurche gelegenen Rinne nschilder. Der Bauch hat
immer einfache Halbgürtel, und der Schwanz stets doppelte. Die zahlreichen Gattungen der Co-
lubrinen hat Schlegel nach ihrer Form und Lebensweise in Gruppen gebracht, welche wir anneh-
men wollen.
A.    Calamariae oder Wurmnattern. Leib dünn, drehrund, wurmförmig; Kopf kaum
abgesetzt, kurz; Mundöffnung klein, Bauchgürtel schmal. Schwanz kurz. Die Arten
bewohnen beide Erdhälften, haben eine irisirende Oberfläche und häufig einen rothen
Bauch. Sie leben auf Wiesengrund.
Fig. 1. Calamabia lumbrivoidea.
Wird mehrere Fuss lang, aber nur so dick wie eine Schwanenschwungfeder; ist oben schwarz-
blau, unten bläulich, mit gelbem Seitenstreif. Schnautzenschilder fehlen ihr, aber nicht allen Arten. Java.
B.     Aqvatica, Süsswassernattern. Sie hauen die gewöhnliche Schlangen form, und
zeichnen sich nur durch ihren Aufenthalt im Wasser oder in dessen Nähe an Flussufern
oder in feuchten sumpfigen Gebüschen aus.
Fig. 13. Homalopsis plumbea.
Durch die mit den Nasenlöchern oben auf die Stirn hinaufgerückten Naseuschilder und das bei
den meisten Arten einfache dreieckige oder rautenförmige Schnautzenschild unterscheidet sich diese
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Gattung von allen übrigen Nattern eben so sehr, wie durch ihren beständigen Aufenthalt in Teichen
und Flüssen, von deren Fischen sich die Arten nähren. Die eigenthümliche Physionomie ihres Kopfes
liegt in der Kürze desselben, bei auffallender Breite und völlig abgerundeten Seitenrändern, den stark
gewölbten Lippen, den kleinen sehr nach oben gerückten Augen mit runder Pupille und dem stark
abgesetzten Hintertheil. Alles dieses giebt den Homalopsis- Arten eine grosse Aehnlichkeit mit Gift-
schlangen, wofür sie auch, wegen der starken gefurchten hinteren Kieferzähne, von Einigen gehalten
werden. Die abgebildete Art hat einen solchen Zahn und ist oben bleigrau, unten weiss. Sie findet
sich in Java.
Fig. 14. zeigt die Unterseite des Kopfes von Homalopsis buccafa, der grössten Art von allen,
hier aber um die Hälfte verkleinert, und soll auf die merkwürdige Form der Kinufurche wie ihrer
Rinuenschilder aufmerksam machen.
Fig. 6. Tropidonotus trianguligerus. Schleg.
Die Gattung Tropidonotus enthält die einzige Art der Nattern, welche im nördlichen Europa ge-
funden wird, nehmlich die gemeine Ringelnatter (Tr. natrix). Deren Gestalt, Zeichnung und Grösse,
als bekannt voraussetzend, soll hier, durch Abbildung einer grossen Javanischen Art, der Gattungs-
charakter erläutert werden. Derselbe besteht in einem minder schlanken, massig gestreckten, kurzen
Kopf, dessen Schnautzentheil kurz und abgerundet ist, während das Hinterhaupt breit und plump er-
scheint. Dazu kommt ein nicht sehr grosses Auge mit runder Pupille. Die Nasenlöcher liegen in
der Mitte eines einfachen, oder vom Nasenloch aus wenigstens nach unten schwach getheilten Naseu-
schildes, und unmittelbar hinter dem Auge finden sich immer drei kleine Augenrandschilder; ihr
Schwanz ist nicht sehr lang, und die länglichen Schuppen des Rückens haben einen erhabenen Kiel.
C. Arborea, Baumnatteru. Zeichnen sich durch einen auffallend dünnen, zierlichen
Körper und einen bald enorm langen spitzen, bald sehr kurzen breiten, immer stark ab-
gesetzten Kopf, und im letzteren Falle durch ein grosses Auge aus. Sie leben in
Wäldern auf Bäumen, und nähren sich von Vögeln oder Eidechsen.
Fig. 12. Dipsas bucephala.
Die Gattung Dipsas unterscheidet sich durch ihren auffallend kurzen, eiförmigen stark sbgesetzten
Kopf, ihr grosses vorgequollenes Auge mit allermeist senkrechter Pupille und ihre weit offenen
Nasenlöcher leicht von den übrigen Nattern, ihr Körper ist gewöhnlich von kurzen glatten Schuppen
bedeckt, unter denen die mittleren des Rückens sich nicht selten durch etwas beträchtlichere Grösse
auszeichnen (vergl. 10. a). Ihr Bauch ist gewölbt. Man kennt bloss Arten aus den Tropenzonen
Amerikas und Asiens, unter denen einige mit dem hinteren Furchenzahn versehen sind. Die abgebil-
dete ist eine der kleineren und selteneren, hat einen sehr hohen Rücken und gar keine Zügelschilder
(12. c). Sie bewohnt Sumatra.
Fig. 10. Dendrophis picta.
Diese Gattung kommt der vorigen nahe, hat wie sie einen stumpfen, wenngleich längeren oben
flachen Kopf, ein sehr grosses Auge mit runder Pupille, und einen hohen seitlich zusammenge-
drückten, von schmalen, selten gekielten Schuppen bedeckten Leib, dessen mittlere Rückenschuppen-
reihe mitunter grösser, breiter und schilderförmig ist. Nasenlöcher theils in der Mitte eines einfachen
Schildes und dann wagerecht, länglich; oder auf der Grenze zweier Nasenschilder und dann rund.
Die abgebildete Art ist in ganz Süd-Asien, Mittel-Africa und Neu-Holland zu Hause und hat sowohl
doppelte Nasenschilder, als auch eine grössere mittlere Schuppenreihe, und einen platten Bauch, dessen
Seiten Kanten bilden. Sie ist oben bronzefarben, unten weiss, und hat an jeder Seite einen gelben,
schwarz eingefassten Streifen. Der Hals ist bisweilen schwarz gefleckt.
Fig. 11. Dryophis prasina.
Durch den auffallend dünnen Leib und den lanzettförmigen spitzen Kopf, dessen Rüsselschild mehr
oder weniger hervorragt, zeichnet sich Dryophis noch mehr als Dipsas, und zwar in entgegengesetzter
Weise, vor den übrigen Nattern aus. Hierzu kommen mehrere gefurchte, z. Tbl. grosse Zähne in der
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Mitte und am Ende des Oberkiefers, so wie sehr schmale, lanzettliche glatte Schuppen. Die Arten
bewohnen die feuchten Waldungen Asiens und Amerikas und haben eine schöne grüne, im Zorne
veränderliche Färbung. Nach der Bildung des nicht sehr grossen Auges unterscheidet man 2 Sectionen.
a.     Einige haben, wie die abgebildete Art, eine schmale spaltenförmige horizontale Pupille,
und sehr grosse deutliche Furchenzähue. Sie bewohnen die östliche Halbkugel.
b.     Bei Anderen ist die Pupille rund, aber verhäFtnissmässig klein- Die Furchenzähne sind niedri-
ger. Sie bewohnen die westliche Halbkugel.
Die abgebildete, der ersten Gruppe angehörige Art ist eine der grösseren, hat einen nicht sehr
schlanken Kopf, eine stumpfere, scharf kantige Schuautze, und auffallend hohe vordere Lippenschilder
(11. c), welche die 2 kleinen Zügelschilder beinahe verdrängen. Sie ist grün mit gelblichem Seiten-
streifj und bewohnt Süd-Asien, von Bengalen bis Java und Celebes.
D. Terrestria. Erdnattern. Sie stehen in ihrer Gestalt zwischen den Baum- und
Wassernattern in der Mitte, sind also plumper als jene, aber schlanker als diese, haben
namentlich einen gestreckteren, zierlicheren, hinten schmäleren Kopf, ein grösseres Auge,
und grösstenteils eine runde zugleich sehr grosse Pupille. Eine Gattung (Heterodon)
zeigt gleich Dryophis ein spitzes scharfkantiges verlängertes Rüsselschild, und bildet so
den Uebergang zwischen beiden Gruppen. Die Meisten haben glatte Schuppen.
A.     Mit grösserem hinteren Furchenzahn.
Fig. 8. Psammophis moniliger, var. Schleg.
Diese Gattung nähert sich durch ihren sehr schlanken Körperbau am meisten den Baumnattern
und schliesst sich zumal an Dryophis durch die Zahnbildung, indem nicht bloss zwei hintere Furchen-
zähue vorhanden, sondern auch die mittleren derben Zähne des Oberkiefers eine auffallende Grösse
haben: hierzu kommen noch ein Paar grosse furchenlose Zähne am Anfange beider Kiefer. Aeusserlich
sind sie an dem auffallend schmalen Scheitelschilde (8. a) und den glatten Schuppen kenntlich. Sonst
haben sie mit Coldber die Lage und Anzahl der Schilder gemein. Die abgebildete Art bewohnt in
zahlreichen Varietäten ganz Afrika, ist olivenfarbeu, mit braunem Rückenstreif, und zwei Reihen seit-
licher Flecke oder Streifen. Eine im südlichen Europa einheimische Art: Ps. (Coelopeltis Wugl.)
lacerfina,
unterscheidet sich durch einen scharfkantigen hohlen Scheitel, und mit einer schwachen
Längsfurche verseheneu Schuppen. Sie ist auch olivenfarbeu, mit 5 Reihen brauner Flecken auf
dem Rücken.
Fig. 9. Herpetodryas aestivus.
Diese Gattung enthält allermeistens grün gefärbte Nattern, welche auch durch eine sehr schlanke
Körperform an die Baumnattern mahnen, und sich lieber in Gebüschen als auf baumlosen Stellen auf-
halten. Ihr langer Schwanz macht sie nicht minder kenntlich, als die längliche Form ihrer bisweilen
gekielten Schuppen. Endlich unterscheidet die Zahnbildung, welche durch einen hinteren grösseren
Furchenzahn an die vorige, durch deu Mangel der vorderen Fangzähue an die folgende Gattung erin-
nert, sie bestimmt genug. Einige Arten haben am Rande gekerbte Zähne. — Unter den grünen
Arten ist die abgebildete die einzige mit gekielten Schuppen (9. b) des Rückens, und daran leicht
zu erkennen. Sie bewohnt die südlichen Gegenden Nord-Amerikas. —
Andere Gattungen dieser Gruppe mit hinterem Furchenzahn sind noch Xenodon (durch den brei-
ten Kopf und die grossen meistens glatten Schuppen ausgezeichnet) und die schon erwähnte Heterodon.
B.     Ohne hintere Furchenzähne.
Fig. 7. Lycodon liebe.
Ein flacher Kopf mit breitem abgerundetem Schnautzenlheil, nach oben und vorn gerückte Nasen-
löcher, kleine Augen mit länglich runder verticaler Pupille, ein kurzes, nicht dreieckiges
Scheitelschild, und vordere sehr entwickelte Fangzähue in beiden Kiefern bilden die Charaktere
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der ausgezeichneten Gattung. Die abgebildete Art, der Hauptrepräsentant in ihr, ist oben ganz braun,
unten und au den Seiten gelblich, dort mit einer Reihe uuregelmässiger weisser Flecken, von denen
der erste wie ein Halsband im Nacken liegt. Vaterland Bengalen und die Sunda-Inseln.
Fig. 5. Coluber Aesculapii.
a Kopf voi: oben, b von der Seite.
Die grosse Gattung Colubeb enthält alle Nattern, deren Kieferzähue eine überall gleiche Grösse
haben, deren Kopf von massiger Länge, ziemlich hoch, von den Seiten deutlich abgesetzt ist; und
deren grosses, nach hinten offenes Nasenloch auf der Grenze zweier Nasenschilder liegt, die es fast
ganz trennt. Dabei finden sich nur zwei hintere Augenschilder und gewöhnlich glatte, seltener schwach
gekielte Rückenschuppen. Die meisten Arten sind ausserdem an einer beträchtlichen Grösse kenntlich.
Sie lieben trockue sonnige Gegenden. Europa besitzt meliere Arten dieser Gattung, aber nur eine,
welche bis in die mittleren Gegenden desselben hinaufsteigt. Dies ist die abgebildete, mitunter 4—5
Fuss lange, Col. Aesculapii, von einfarbig braunem Körper, uud hellerem Halsbande, und 21 Reihen
glatter Schuppen.
Die ebenfalls hierher gehörige Gattung Coronella unterscheidet sich von CoriUBER durch einen
kürzeren Kopf, ein einfaches Nasenschild mit mittlerem rundem Nasenloch, stets glatten Rückenschup-
pen, und einen kürzeren Schwanz. Ihre Arten lieben schattige Gegenden. Europa beherbergt eine,
uehmlich C. laevis (auch C. austriaca oder thuringicä), aus der Wagler die Gatt. Zacholus bildete.
3. Zunft. V E N E N O S A. Giftschlangen.
Wesentlicher Charakter. Sie haben im Oberkiefer 2 bewegliche durchbohrte Zähne, in welche die Ausgänge einer Gift
absondernden Drüse münden, und können durch diese Menschen nicht bloss arg verletzen, sondern selbst lödten.
Das unter Fig. 17. e abgebildete offene Maul der gemeinen Viper zeigt die Bildung dieses Appa-
rates deutlich. Man sieht an den vorderen Enden der Oberkieferknochen, dicht vor dem Auge, zwei
fleischige Tascheu p,p, welche die Giftzähne enthalten, und aus deren unterer spaltenförmiger Mün-
duug sie hervortreten. Andere Zähne fehlen im Oberkiefer gewöhnlich ganz; dagegen sind die beiden
Zahnreihen am Gaumen (r, r) und die des Unterkiefers vorhanden; q bezeichnet die weite Mündung
des zylindrischen Kehlkopfes, unter welchem die Zungenscheide liegt, aus der die lange gespaltene
Zunge s hervorragt.
Nach der Bedeckung des Kopfes kann man auch unter den Giftschlangen zwei Familien bilden.
5. Familie. G r n u i n a. Aechte Giftscklangen.
Wesentlicher Charakter. Ihr Kopf ist von Schuppen bedeckt, welche immer wenigstens die hinteren Seitentheile bis zu
den Augen überziehen, sich aber in vielen Fällen auch bis zur Schuautze hin ausdehnen. Alle habeu eine elliptische senk-
rechte Pupille und bloss Giftzähne im Oberkiefer.
A. Viperina. Die Vipern haben einen minder breiten Kopf, der gewöhnlich ganz von
Schuppen bedeckt ist, und keine offene Grube am Zügel zwischen Augen und Nasenloch.
Fig. 17. Vipera berus. Die gemeine Viper oder Kreuzotter.
Sie ist die einzige europäische Giftschlange, welche bis in die nördlichen Gegenden hinaufgeht.
Man bemerkt an ihr noch einzelne grössere schildförmige Schuppen auf dem Vorderkopf (17. a), und
ein deutliches mittleres grosses Scheitelschild, welches den andern europäischen Arten fehlt. Ihre ge-
wöhnliche Rückenfarbe ist graugrün, mit einer breiten braunen Zickzackbinde, neben deren Winkeln
seitliche braune Flecke liegen (17. a); der Bauch ist eisengrau. Indess giebt es auch ganz braune oder
graugrüne (V. chersea), selbst schwarze (V. prester) Varietäten; immer aber sind die Lippenschilder
weisslich und der Bauch ist heller. Gewöhnlich erreicht die in Gebüschen und auf Wiesen in man-
chen Gegenden Deutschlands nicht seltene Schlange eine Grösse von If—%\ Fuss; sie nährt sich
vorzugsweise von Mäusen, und ist daher, zumal da nur selten Menschen von ihr gebissen werden,
kein so vertilgungswerthes Geschöpf, wie mancher zu glauben scheint. Vergl. über sie besonders:
O. H. Lenz, Sc/ilankenkunde. 8. m. Abb.
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Fig. 18. Vipera (Aspis) cerastes.
Sie gehört zu den Vipern mit breitem herzförmigen, oberhalb ganz von Schuppen bedecktem Kopf,
deren kurze Schuppen sehr starke Kiele haben. In der Gegend der Augen, da wo das nicht vorhan-
dene Augendeckeuschild liegen müsste, erheben sich diese Kiele zu kleinen Hörnern (18. b), und bil-
den eine auffeilende Auszeichnung dieser Art. Sie wird bis 3 Fuss lang, ist erdfarben, oder gelbgrau,
und bewohnt die Wüsten des nördlichen Afrikas. —
B. Crotalina. Klapperschlangen. Durch die Anwesenheit einer offenen Grube am
Zügel zwischen Auge und Nasenloch ist diese Gruppe sehr ausgezeichnet.
a.    Die Meisten haben paarige Gürtel unter dem Schwanz und keine Klapper.
Die hierher gehörigen Crotalinen haben (heils grosse vollkommene Schnautzen-, Stirn-, Scheitel-
und Hinterhauptsschilder, nach Art der Nattern, und bilden die asiatische Gattung Trigonocephalus ;
oder es fehlen alle Schilder, bis auf die der Augendecken. Zu letzteren, denen man den Gattungs-
namen Lachesis gegeben hat, gehört die unter Fig. 15. a, b abgebildete L. atrox. Sie bewohnt
Guyana, und unterscheidet sich von der verwandten, mit grösseren Schuppen am Schnautzenende be-
gabten Arten, durch die auf 7 beschränkte Zahl der Lippenschilder des Oberkiefers. Sie ist röthlich
grau, und hat stark gekielte Schuppen. Bei c ist die Zügelgrube sichtbar.
b.    Einige haben einfache Halbgürtel unter dem Schwanz und einen eigenthümlichen, aus
becherförmigen lose in einander steckenden Gürteln gebildeten Anhang am Schwanz, wel-
cher bei der Bewegung einen rauschenden Ton giebt und Klapper heisst. Sie bilden
die eigentliche Gattung Crotalus, deren Arten nach der Bedeckung des Vorderkopfes
mit Schildern oder mit Schuppen sich leicht unterscheiden lassen. Zu den letztern gehört
Fig. 16. Crotalus durissus.
Ausgezeichnet durch eine massig zugespitzte Schuautze und % grössere Schnaulzenschilder, wäh-
rend der ganze übrige Kopf von Schuppen bedeckt ist. Nur die allen Crotal inen eigenen Augen-
deckschilder fehlen auch hier nicht. Die Schlange bewohnt Nord-Amerika, ist dunkler als der Süd-
Amerikanische Cr. horridus und hat schwärzliche, zu Binden verflossene Rückenflecke, welche den
gauzen Schwanz schwarz färben. Die Klapper ist unter 16. c nach einem kleineren Individuum voll-
ständig, und 16. d das letzte, z. Thl. geöffnete Glied derselben von einem grösseren Exemplar abge-
bildet. Man bemerkt die 2 Windungen des vorletzten Gürtels im Innern des letzten durch die Löcher.
6. Familie. Colübriformia. Natterartige Giftschlangen.
Wesentlicher Charakter. Ihr ganz'er Kopf ist, wie bei den Nattern, von Schildern bedeckt. Sie haben hinter dem Gift-
zahn noch derbe Zähne im Oberkiefer, eine runde Pupille uud gewöhnlich glatte Schuppen.
A. Elapidae. Kopf deutlich vom Rumpfe abgesetzt mit Schildern, völlig wie die Nattern;
Rumpf oberhalb von allermeistens glatten Schuppen bedeckt, unterhalb mit Gürteln. Schwanz
kurz aber rund.
Fig. 19. Naja bungarus.
Durch die ziemlich grossen Augen nähert sich diese Gattung am meisten den Nattern. Von ihren
Verwandten unterscheidet sie sich durch den seitlich zusammengedrückten, nach oben gekielten Leib,
den flachen an den Seiten kantig abgesetzten Kopf, die grossen seitlichen Nasenlöcher une drei hin-
tere Augenschilder. Die meisten Arten können ihren Hals durch Bewegung der Rippen schildförmig
ausdehnen, so auch die hier mit einer brillenförmigen Zeichnung versehenen Brillenschlange (Naja
tripudians). Die abgebildete Art besitzt diese Fähigkeit nur im geringeren Grade. Sie ist kleiner
als die Brillenschlange und bläulich, mit'weissen Vförmigen Rückenflecken. Ihre Heimath ist Sumatra.
Von Naja unterscheidet sich die ebenfalls bloss der östlichen Halbkugel eigene Gattung Bcnga-
büs durch eine Reihe viel breiterer Schuppen in der Mittellinie des Rückens und zwei hintere Augen-
schilder.
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Fig. 20. Elaps surinamensis.
Diese Gattung kommt auf beiden Erdhälften vor, und charakterisirt sich durch einen ganz dreh-
runden Körper, mit gleicbgrossen glatten Rückenschuppen, sehr kleinen Augen, abgerundeten Kopf-
seiten, nach obeu gerückte kleine Nasenlöcher, hohe schmale Lippenschilder, und paarige Gürtel nnier
dem Schwanz. Die abgebildete Art bewohnt Amerika; sie ist roth, mit schwarzen, einander je drei
genäherten Binden und schwarzen Rändern der Kopfschilder.
B. Hydrina. Kopf kurz, nicht deutlich vom Rumpf abgesetzt, stumpf kegelförmig, mit ab-
gerundeter Schnautze. Nasenlöcher ganz auf die obere Seite gerückt. Rumpf seitlich zu-
sammengedrückt, ohne Gürtel am Bauch, höchstens mit einer Reihe breiterer schild-
förmiger Schuppen. Schwanz stark zusammengedrückt, flosseuförmig. Sie leben im Meer
au den Küsten Ostindiens, der Sunda-Inseln, Neu-Hollands und der Südsee.
Fig. 21. Hydrophis striata.
Durch einen schlanken zierlicheren Körper, dessen Länge bis auf 5 Fuss beträgt, unterscheidet sich
diese Art von den meisten, hat aber sonst die Gesammtbildung, ja selbst die Zeichnung, mit mehre-
ren gemein. Diese besteht aus einer grossen Menge querer brauner rautenförmiger Flecke längs des
ganzen Rückens auf gelbgrünem Grunde, die sich bisweilen zu ganzen Ringen ausdehnen. Jede ihrer
kleinen rautenförmigen Schuppen trägt eine Warze und die etwas breiteren in der Mitte des Bauches
deren zwei. Am meisten charakterisieren diese Art die dreieckigen, zwischen die Lippenschilder des
Unterkiefers eingeschobenen Platten (21. bj. Sie bewohnen die Küsten der Sunda-Inseln und des
Bengalischen Meerbusens.
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TAFEL 20.
3. Klasse. Amphibien oder Lurche. Amphibia.
4. Ordnnng. Nyckthäuter. Nuda s. Batrachia.
Wesentlicher Charakter. Sie haben eine nackte, bloss von Schleim überzogene Haut; ihre Eier besitzen keine Schale, sind
zahlreich, kommen im Wasser aus, woselbst auch die Jungen leben. Diese haben anfangs keine Füsse, athmen durch Kiemenj
die Alten leben gewöhnlich auf dem Lande und athmen dann durch Luögett» Die Zellen iast Aller krallenlos»
1. Zunft. ECAÜDATA s. ANURA.
Sie haben im Alter keinen Schwanz, sondern nur in der Jugend so lange sie im Wasser leben.
Die Jungen bekommen die Vorderfüsse zuerst; bei den Alten vorn vier hinten fünf Zehen.
Familie Ranacea. Frösche.
Oberkiefer und Gaumen mit Zähnen, Unterkiefer meistens zahnlos. Keine Ohrdrüsen (jparotis') hin-
ter dem Auge. Hinterbeine verlängert, zum Springen brauchbar.
Fig. 1. Der grüne Wasserfrosch (Rana esculenta), um die Hälfte verkleinert.
Er hat eine glatte Haut, ein deutlich sichtbares Paukenfell hinter dem Auge, vorn vier freie, hinten
fünf durch eine ganze Schwimmhaut verbundene spitze Zehen, und eine an den Kinnwinkel festgewach-
sene, im Ruhezustande von da nach hinten zurückgeschlagene, aber zum Ausklappen eingerichtete Zunge
(siehe Fig. l.a). Er erreicht über zwei Zoll Länge, hat eine auf dem Rücken grüne, am Bauch gelblich-
weisse Farbe, längs des Rückens drei gelbe Streifen und dort so wie an den Beinen viele schwarze
unregelmässige Flecken. Hinterbeine sehr lang und stark. In stehenden Gewässern, sitzt bei Tage am
Ufer, springt aber bei drohender Gefahr sogleich ins Wasser, und schwimmt unterhalb bis zur Mitte fort,
wo er wieder auftaucht. Die Männchen lassen besonders gegen Abend einen lauten quakenden Ton
von sich hören, wozu sie die Seiten des Halses, da wo bei den Jungen die Kiemen sassen, in
eine weisse Blase auftreiben. Das Weibchen, welches das Männchen etwas an Grösse übertrifft,
quakt nicht laut. Es legt seine Eier erst spät im May oder Juni in grossen Klumpen. Sie haben die
Grösse mittlerer Hagelkörner, sind grau mit klarer durchsichtiger Rinde. Dieser Ueberzug, das Ei weiss,
schwillt im Wasser bis zur Grösse einer Erbse an, wobei das Ei zu Boden sinkt (Lb.), aber schon
nach 8 Stunden sich wieder bis zur Oberfläche erhebt. Innerhalb 8 Tage bildet sich dann aus dem run-
den Dotter ein anfangs in die Länge gezogener (l.c), dann etwas gekrümmter (Ld), endlich mit Augen
(1. e), kleinen Kiemen und Schwanz versehene Thierkörper, welcher sich schon im Innern des Eies frei
hin und her bewegt, und dann in der Grösse und Gestalt, wie er Fig. l.f dargestellt ist, das Ei ver-
lässt. Er hat jetzt nichts anders als einen runden Leib, woran vorne der Mund, darüber die Augen und
dahinter die Kiemen, und einen dünnen aber hohen Schwanz. Diese Kiemen nehmen in der ersten Zeit
noch an Grösse zu, bald aber bildet sich vor ihnen eine Hautfalte, die immer grösser wird und endlich
die Kiemen ganz verdeckt, so dass nur hoch eine kleine Oeffuung, welche an den Kiemen vorbei in den
Mund führt, übrig bleibt; endlich verschwindet auch diese Oeffuung ander rechten Seite, und das bei der
Athmung in den Mund genommene Wasser muss ganz an der linken Seite ausfliessen. Bald nach dieser
Zeit, wo also die Kiemen äusserlich nicht mehr sichtbar sind, erscheinen die ersten Spuren der Hinter-
füsse neben dem Schwänze (Fig. Lg), als ein Paar zylindrischer Fortsätze, an deren Enden sich durch
Theilung die Zehen bilden. Während die Hinterfüsse sich gestalten, nimmt die Larve beständig an Grösse
zu, auch bilden sich die Vorderfüsse. jetzt, bleiben aber noch unter der Haut versteckt (1. h). Endlich
brechen sie, bei einer allgemeinen Häutung des Körpers, hervor (Li). Von dieser Zeit an frisst die
Larve weniger, indem sich jetzt auch der Darm verändert; Folge dieser schwächeren Ernährung ist nun
das Einschrumpfen des Schwanzes, welcher bald nach der Bildung der Vorderbeine seinen alten Umfang
verliert und in wenigen Tagen vollkommen aufgesogen wird. Dann häutet sich der junge Frosch von
Neuem und verlässt, indem mit dem Schwanz zugleich auch die Kiemen immer kleiner geworden sind,
das Wasser, um von nun an auf dem Lande Luft zu athmen. Dieser ganze Hergang erfolgt binnen zwei
Monaten. Auch wenn er nach dieser Zeit im Wasser sich aufhält, muss er an die Oberfläche kommen
und Luft schöpfen. Seine Lungen sind überhaupt ein Paar häutige, inwendig netzförmig-faltige Säcke.
Seme Nahrung besteht während des ganzen Lebens in Insekten, welche er lebendig wegschnappt. Die
Frösche erreichen ein bedeutendes Alter, und fallen den Winter hindurch in einen Schlaf, aus welchem
sie erst im Frühjahr, wenn es wieder Insekten giebt, erwachen. Sie sitzen gewöhnlich mit erhabenem Vorderleibe
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und eng angezogenen Hinterbeinen lauernd da, und schleudern sich mit diesen in Sprüngen von 2—-3Fuss
Länge behende fort. Ihre grossen Schenkel geben gebraten eine gesunde und wohlschmeckende Speise.
Fig. 2. Der Laubfrosch (IIyla arhorea), um die Hälfte verkleinert.
Er hat die Kennzeichen des Vorigen, aber die Zehenspitzen erweitern sich nach unten in eine runde
warzige Scheibe, welche der Frosch als Haftorgan zum Anklammern benutzt. Der einheimische Laubfrosch ist
etwa j so gross als der Wasserfrosch, hat eine auf dem Rücken grassgrüne, am Bauch gelblich weisse,
Farbe und einen schwarzen Streif an jeder Seite bis zum Auge. Er lebt in lichten Gebüschen, schatti-
gen Gärten und sitzt bei Tage an Bäumen und Sträuchern; gegen Abend geht er auf die Wiesen. Das
Männchen kann seine Kehle sackförmig ausdehnen und so einen lauten Ton hervor bringen, doch sind
die Weibchen keinesweges ganz stumm. Sie schreien besonders gegen Abend auf Wiesen, was sich
aus der Ferne wie schwaches Schellengeläute ausnimmt. Ihre Entwickelung wie beim Vorigen; auch
ihre Nahrung besteht bloss in lebenden Insekten, welche sie auch im Sprunge fangen; wozu sie noch
geschickter sind, da ihre Hinterbeine eine verhältmässig grössere Länge besitzen. Man hält den Laub-
frosch in Gläsern im Zimmer, füttert ihn mit Fliegen und benutzt ihn als Wetterprophet, indem er bei
gutem Wetter an der Fläche des Glases ausserhalb des Wassers sitzt, bei regnigtem im Wasser selbst,
welches den Boden des Glases bedeckt. Es sind jedoch diese Anzeigen unzuverlässig,
Fig. 2. a stellt den Verderfuss von der südamerikanischen Hyla bicolor dar*
Familie Büponina. Kröten.
Beide Kiefer ohne Zähne; hinter dem Auge eine grosse stark hervorragende wulstige Ohrdrüse
(parotis), die Haut uneben, warzig; hinten halbe Schwimmhäute zwischen den Zehen.
Fig. 3. Die gemeine Kröte (Bufo cinereus'), um $ verkleinert
Farbe röthlich grau, oben dunkler, an den Seiten weissliche Warzen, Bauch graugelb, Iris feuer-
rot!). Sie findet sich in ganz Europa an feuchten schattigen Orten, unter Steinen, zwischen altem Ge-
mäuer, unter grossen Pflanzenblättern, besonders von Salvei und Schierling, frisst kleine Insekten, auch
Würmer und Schnecken. Bei Tage hält sie sich versteckt, kommt in der Dämmerung hervor, kriecht
dann langsam und schreitend umher, kann nicht springen, wegen der Kürze der Hinterfüsse. Ihre Haut
ist gewöhnlich schmutzig, da der zähe Schleim, welcher von den vielen Drüsen abgesondert wird, alles
festklebt. Dieser Schleim soll eine scharfe ätzende Beschaffenheit haben, ist aber so wenig wie irgend
ein anderer Theil des Thieres giftig. Das Weibchen giebt die Eier in 2 Schnüren von sich, die bis
gegen 20' lang werden. Die Jungen entwickeln sich wie beim Wasserfrosch, behalten aber den Schwanz
länger. Summe geben sie nicht von sich.
Es kommt bisweilen vor, dass Kröten tief in der Erde in Steinbrüchen lebendig gefunden werden,
gewöhnlich aber bald nach dem Funde sterben; diese Erscheinung erklärt sich ans dem Winterschlaf,
der statt auf ein, auf mehrere Jahre, ja Jahrzehnte, ausgedehnt wurde. Dass sie da von Erschaffung
der Welt her, wie man sagt, gesessen haben, lässt sich niclit annehmen, sie kamen später auf irgend
eine Weise an den Ort, wo sie gefunden wurden. —
Familie A g i* o s s a.
Unterkiefer, häufig auch der obere, zahnlos; Zunge fehlt; Paukenfell nicht sichtbar. IBiiterfüsse
mit ganzer Schwimmhaut.
Fig. 4. Die Pipakröte (Pipa verrucosa^, 4mal verkleinert
Beide Kiefer zahnlos, Augen dem Kieferrande genähert, klein; keine Ohrdrüse. Vorderfüsse ohne
Schwimmhaut, die Zehen mit vier Spitzen (Fig. 4.a), die hinteren mit ganzer Schwimmhaut. Farbe
schmutzigbraun, überall mit kleinen weisslichen Warzen. Der ganze Leib fast viereckig, 5" lang, 3" breit,
der Kopf breit aber kurz, sehr flach gedrückt mit grossem Maule, an dessen Wiukeln ein gefrauzter
Hautlappen; der Halz kurz und dick, runzelig. Die Vorderbeine ziemlich schlank, besonders die Zehen,
deren jede vier weiche Spitzen hat (4.a). l>ie Hinterbeine kurz aber sehr dick, die Zehen fast gleich-
lang, ganz durch Schwimmhaut verbunden. Rücken beim Männchen ganz flach, beim Weibchen mehr
gewölbt, fleischiger, bei beiden rauh. Lebt in Sümpfen Südamerikas, sitzt fast beständig im Wasser.
Das Männchen streicht die gelegten Eier dem Weibchen auf dem Rücken, worauf die Haut des Rückens
zu einem ovalen Sattel anschwillt, in welchem viele Zellen, wie Bienenwaben; in Je&er Zelle entwickelt
sich aus dem Ei ein Junges, das darin, von einer Haut bedeckt, so lange sitzen bleibt, bis es seine voll-
ständige Entwickelung, Avelche 3 Monate dauert, durchlaufen hat Die Neger sollen diese Kröte essen.
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2. Zunft. CAÜDATA s. URODELA.
Sie behalten ihren Schwanz zeitlebens; den jungen Larven wachsen die Vorderfüsse zuerst, und die
Kiemen bleiben länger dicht. Die Alten mit Zähnen im Kiefer und am Gauinen. Die Zunge ist festgewachsen.
Familie Salamandrina.
Die Kiemen gehen mit zunehmendem Alter verlohren; erwachsen haben sie vorn vier hinten fünf Zehen.
Fig. 5. Der Feuersalamander (Salamandra maculata), um die Hälfte verkleinert.
Leib glatt mit regelmässigen Querfurchen, Ohrdrüseu vorhanden, porös, ebenso 3 Reihen von Poren
längs des Rückens, Schwanz rund. Farbe schwarz, ein Fleck neben dem Mundwinkel, die Augen-
decken, Ohrdrüseu und mehrere unregelmässige Flecken am Rücken, Schwanz und an den Beinen schwe-
felgelb, der Bauch graulich. In feuchten Gebirgsgegenden zwischen Steinen und unter Blättern, auch in
Felsenritzen, woselbst sie überwintern; ihre Bewegungen langsam; bei der Berührung richten sie Kopf
und Schwanz in die Höhe und spritzen aus den Poren einen milchigen Saft, welcher eine scharfe ätzende
Beschaffenheit hat, und wenn er mit Wasser vermischt getrunken wird, heftige Krankheiten erregt. Ihre
Nahrung besteht in Insekten, Schnecken und Würmern. Sie gebären lebendige Junge.
Die alte Fabel, dass sie unverbrennlich seien, beschränkt sich auf die Fähigkeit, durch den ausge-
spritzten Saft sich eine Zeit lang gegen die nachtheilige Einwirkung der Hitze sichern zu können.
Fig. 6. Der kleine Wassermolch (Triton taeniatus), in natürlicher Grösse.
Der Leib glatt, nicht mit Querreifen, auch keine Ohrdrüseu und Poren, sondern kleine körnige War-
zen; der Schwanz stark seitlich zusammengedrückt. Farbe des Männchens blaugrau, mit grösseren run-
den Flecken, am Bauch orange. Das Weibchen gelbbraun, mit dunkleren Flecken in Streifen; Bauch
orange. Das Männchen hat einen hohen zackigen Kamm auf dem Rücken und seitliche Hautlappen an
den Hinterzehen, das Weibchen bloss eine schwache Rückenleiste. In stehenden Gewässern, besonders
im Frühjahr, doch findet mau die Jungen und die Weibchen nicht selten unter Steinen und auf feuchten
Wiesen. Sie sind vollkommen unschädlich, können grosse Kältegrade ertragen, und abgeschnittene
Theile auf eine bewundernswürdige Weise reproduziren.
Die Entwicklung der Jungen ist ähnlich wie beim Frosch. Die Eier werden Ende Aprils gelegt
und kommen nach lg Tagen aus. Das eben ausgekrochene Junge hat keine Augen, kleine Kiemen und
Spuren der Vorderbeine in Gestalt eines Zapfens neben den Kiemen. Wieder nach 6 Tagen sind die
Augen deutlich, die Kiemen sehr gross, die Vorderfüsse haben 3 Zehen, die Länge beträgt |" (Fig. 6.a).
Nach 10 Tagen fangen die Hinlerfüsse an sich zu bilden, nach 14 Tagen sind sie vollständig, nun lebt
die Larve noch 6 — 8 Tage mit Kiemen im Wasser (Fig. 6. c natürliche Grösse), streift dann die Haut
ab und athmet durch die Lunge; auch verlässt sie vou jetzt ab das Wasser zu Zeiten. Nach 3 Mona-
ten vom Zeitpunkt des gelegten Eies an ist das Junge erwachsen.
Familie Ichthyodea.
Die Kiemen bleiben während des ganzen Lebens, erscheinen aber bei Manchea nur als Spalten
am Halse.
Fig. 7. Der Axolotl (Stegoporus pisciformis), um die Hälfte verkleinert
Drei äusserliche, beständig bleibende Kiemenbüschel an jeder Seite des Kopfes; Zehen wie bei den
Molchen, vorn 4 hinten 5. Zähne am Gaumen in einem Bogen, den Kieferzähnen parallel. Wird 8—10"
lang, ist überall grau mit schwarzen Punkten. Er hat die Form eines Wassermolchs, aber der Kopf ist
breiter, die kleineren Augen stehen mehr nach vorn, der Leib hat Querringe, der Rücken eine schwache
erhabene Hautfalte, die auch auf beide Seiten des Schwanzes sich fortsetzt. Findet sich häufig in den
Seen um Mexiko und wurde von den alten Mexikanern gegessen.
Fig- 8» Der 01m (Proteus anguinus), um die Hälfte verkleinert.
Dem Vorigen verwandt, aber die Augen unter der Haut versteckt, und vorn 3, hinten 2 Zehen.
Das Thier wird V lang, ist überall fleischfarben, nur die drei Kiemen sind im Leben schön blutroth und
stehen bogenförmig am Halse in die Höhe; an ihrem Grunde sind zwischen ihnen die Kiemenspalten, aus
Welchen das durch eleu Mund eingenommene Wasser hervorströmt. Der Kopf ist länglich dreiseitig,
nach vorn abgestutzt, die Oberlippe breiter als die untere, die Augen scheinen als ein Paar schwarze
Punkte durch die Haut hindurch. Der Leib ist vollkommen drehrund, fingersdick, ruft regelmässigen
Querfurchen und kleinen Poren, besonders seitlich, welche beständig Schleim absondern; die Beine sind
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kurz und schwach, besonders die hintern. Der Schwänz hat die halbe Länge des Rumpfes und rings-
um eine breite Flosse. Er findet sich in den unterirdischen Gewässern der Adelsberger- und Mag-
dalenen-Grotte, beide auf halbem Wege zwischen Triest und Laibach (nicht im Zirknitzer See, wie
im Gnuidriss steht), liegt ruhig auf dem Boden und entflieht dem Licht. Seine Nahrung sind Würmer
und kleine Schnecken; er fallt in einen Winterschlaf, lebt selbst ausserhalb des Wassers eine Zeit lang,
und kommt an die Oberfläche, um Luft zu schnappen.
Fig. 9. Der zweizeilige Aalmolch (Amphiuma diäactylum~), um die Hälfte verkleinert.
Er hat äusserlich keine sichtbaren Kiemen, dagegen an jeder Seite des Halses dicht vor den Vor-
derfüssen eine rundliche Grube, in welcher drei Kiemenspalten wahrgenommen werden. (Fig. 9.a. zeigt
den Kopf von Amph. tridaclylum von der Seite um die Hälfte verkleinert.) Der Kopf ist mehr paral-
lelseitig, die Schnauze ragt etwas hervor, die kleinen Augen sind frei und stehen oberhalb des Mund-
winkels. Der Leib ist langgestreckt-, nach hinten verjüngt, ganz rund, mit regelmässigen Querfurchen,
der Schwanz flossenförmig. Die Beine sind ganz verkümmert, dienen nicht mehr zum Gehen und haben
entweder drei (Amph. tridactylum 9.a.), oder, wie bei der abgebildeten Art, nur zwei Zehen {Amph.
didaclylum}.
Beide Arten haben spitze Zähne im Kiefer und zwei Reihen Gaumenzähne, eine schlei-
mige Haut von grüngrauer Farbe, und bewohnen verschiedene Gewässer Nord-Amerika's. Der dreize-
hige Aalmolch wird über 2' lang, der zweizeilige 1—*-f §1 (Fig. 9.b. Seitenansicht des Schädels.)
3. Zunft. A P O D A.
Familie Asglinba, Schlangenmblcho»
Sie haben gar keine Füsse, auch keinen Schwanz; die Kiemen sind innerlich und verrathen sich
nur in der Jugend durch Kiemenspalten; haben, wie die Schlangen, nur einen Lungensack.
Fig. 10. Die wurmartige BJindwühle (Coeüilia lumbricoides), um f verkleinert.
Sie hat einen 2' langen, gleichmässig dicken, mit regelmässigen Querfurchen und einer vertieften
Rückenlinie versehenen schleimigen Körper, an welchem sich der Kopf nur wenig verräth. Ihre kleinen
Augen sitzen unter der Haut. Die Afteröffnung liegt unmittelbar am Ende des Körpers, doch mehr au
der unteren Seite. Die Kiemen sind nur in der Jugend vorhanden und man bemerkt bei jungen am
Vorderleibe bald hinter dem Kopf eine ganz wie bei der vorigen Gattung gestaltete Grube, in welcher
die in den Mund führenden Kiemenspalten liegen; später verschwindet diese Grube, und bei älteren In-
dividuen sieht man weder sie, noch die Spalten. Man kennt mehrere Arten dieser Gattung, unter wel-
chen die abgebildete die häufigste ist. Sie findet sich in Amerika, wühlt in feuchter Erde wie ein Re-
genwurm, und nährt sich wohl von Insekten. Ihre Farbe ist dunkelgrau.
t
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TAFEL 21.
4. Classe. F i S C il e. Pisces.
1. Ordnung. Knorpelfische. Chonäracanthi.
Wesentlicher Charakter. Das Skelet besteht nicht aus fester Knochen-, sondern aus weicher Knorpelsubstanz. Der Leib
hat keine (lachziegelfonnigen Schuppen, sondern er ist entweder ganz nackt, oder mit knöchernen Warzen oder Schildern bedeckt.
Familie Haie. Squalini.
Leib länglich, rund oder flachrund; Kopf frei, nach vorn zugespitzt, Mundöffnung unterhalb, bogen-
förmig, davor die Nasenlöcher, dahinter am Halse jederseits 5 Spalten, welche in den Schlund führen,
zwischen den Spalten die vier äusserlich an der Haut festgewachsenen Kiemen. Brust und Bauchflos-
sen vorhanden, getrennt von einander, die vordere oft sehr gross. Schwanz nicht sehr lang, spindel-
förmig, am Ende aufwärts gerichtet mit ungleicher Flosse. Sie leben im Meer und nähren sich vom
Raube, daher ihr Kieferrand mit mehreren Reihen spitzer, dreieckiger, beweglicher Zähne bewehrt ist.
Das Weibchen legt viereckige flache Eier mit horniger Schale, die an jeder Ecke; in einen langen ge-
schlängelten Faden ausläuft (La); darin das Junge mit einem freien, hängenden Dottersack, um wel-
chen es gebogen liegt. Einige gebären lebendige Jungen.
Fig. 1. Der Menschenfresser. Squalus carcharias.
Er hat scharf umgrenzte, nierenförmige Nasenlöcher und keine Spritzlöcher. Die erste Rücken-
flosse hoch dreieckig, eine zweite kleinere dicht vor dem Schwanz; eine Afterflosse, welche manchen
Haifischen zukommt, fehlt ihm. Farbe bleigrau, Bauch weisslich; die Haut scharf wie eine Feile, wegen
der vielen sandkornartigen Knochenpuukte in derselben. In allen Meeren besonders in der Tiefe,
kommt um Nahrung zu suchen nach oben, frisst alles Essbare, besonders grössere Fische, selbst badende
Menschen. Er erreicht eine Länge von 25 bis 30 Fuss, ist gewöhnlich aber nur 10 bis 12' lang. Sein
Fleisch ist essbar und wohlschmeckend.
Fig. 2. Der Kopf des Hammerfisches (Ztgaena malleus), von unten gesehen.
Der Hammerfisch hat ganz den Bau des Menschenfressers, ist aber kleiner, 6 — 8 —12 Fuss lang,
dunkler grau von Farbe und am Kopf anders gestaltet. Derselbe steht nehmlich in der Quere, so dass
sein grösster Durchmesser von links nach rechts läuft; die Seitentheile erscheinen als dicke Fortsätze,
an deren Enden die Augen sitzen; am Vorderrande eine Querfalte, worin die Nasenlöcher, und hinter den
Fortsätzen die bogenförmige, mit kleinen flachen Zähnen am Innenrande gepflasterte, Mundöffnung.
Rückenflossen sind 2 \orhanden, wie beim Menschenfresser, aber unter der hinteren sitzt eine After-
flosse. Mittelmeer.
Fig. 3. Der Kopf des Sägefisches (Pristis antiquorum), von unten gesehen.
Der Sägefisch hat gleichfalls die Form des Menschenfressers, aber der Kopf ist in einen schwerdt-
förmigen Fortsatz verlängert, und dieser an beiden Seiten mit grossen kegelförmigen Zähnen besetzt.
Am Grunde dieses Fortsatzes liegen die winkeligen Nasenlöcher, und dahinter, fast auf der Mitte des
Kopfes, die kleine an den Lippen mit flachen Zähnen gepflasterte Mundöffnung. Die Gestalt der Flos-
sen wie beim Haifisch, aber die vordere Rückenflosse über der Bauchflosse, die Afterflosse fehlt.
Der Leib silbergrau, mit sehr feinen dicht gestellten Knochenpunkten, die ihm ein seidenartiges schillern-
des Ansehen geben. Im Mittelmeer, wird bis 20' lang; frisst kleine Fische, bedient sich der Säge um
grössere Fische damit zu erlegen. —
Familie Rochen. Rajacei.
Leib flach scheibenförmig, wegen der grossen mit dem Rumpfe verwachsenen und bis zu den Bauch-
flossen reichenden Brustflossen. Lage der Nasenlöcher, des Mundes, der Kiemen und der Augen wie
bei Haien; hinter den Augen zwei Spritzlöcher. Schwanz lang, sehr fein, oft drathfönnig, mit 2 kleinen
Rückenflossen, aber häufig ohne Endflosse. Das Weibchen legt ebenfalls nur wenige Eier, die ganz
wie die der Haie gestaltet sind, aber viel kürzere, die Länge des eigentliche» Eies wicht übertreffende,
Fäden haben. Alle lebeJi im Meer und nähren sich vom Raube.
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Fig. 4. Der Glattrochen (Raja batis).
Leib rhombisch, auf der Oberfläche glatt, ohne Stacheln, nur mehrere kleine gekrümmte über den Au-
gen, aber der nicht sehr lange, mit zwei Rückenflossen und der Spur einer Afterflosse versehene, Schwanz
hat in der Mitte eine oder drei Reihen von Stacheln, und zwei grosse Stacheln am Grunde, einen an
jeder Seite. Auf der Oberfläche bemerkt man die Augen und hinter jedem ein Spritzloch, unten ist die
mit kleinen Zähnen an den Lippen gepflasterte Mundöffnung, davor jederseits eine Nasengrube, dahinter
fünf Kiemenspalten an jeder Seite; Farbe des Rückens dunkel eisenblaugrau mit einzelnen schwarzen
Punkten, die des Bauches gelblich weiss. Der Glattrochen bewohnt die Nordsee, ist 2 bis 2\ Fuss
breit, und kaum 4 Zoll dick, bisweilen in beiden Dimensionen das Doppelte. Man fängt ihn häufig seines
wohlschmeckenden Fleisches wegen, das sich getrocknet wie das der Stockfische aufbewahren lässt.
Fig. 5. Der Zitterrochen (Torpedo ocellata).
Leib kreisrund, vorn ein wenig abgestutzt, ganz nackt und glatt, auf der Rückenseite die Augen und da-
hinter zwei sternförmige Spritzlöcher; der Schwanz so lang als der Rumpf, rund, am Grunde mit den
dreiseitigen Bauchflossen, gegen das Ende zwei kleine Rückenflossen dicht hinter einander, am Ende
selbst eine ziemlich grosse Schwanzflosse. Farbe rothbraun, die Flossen heller, die Unterseite gelblich
weiss; auf dem Rücken mit 2 — 6 blauen hell umsäumten Flecken. Länge 1 — 2'. Der Fisch findet
sich im Mittelmeer, und im atlantischen Ozean an französischen, spanischen und englischen Küsten. Eine
besondere Merkwürdigkeit des Zitterrochen ist seine Elektrizität. Berührt man nehmlich den Fisch mit
der Hand, so fühlt man eine starke Erschütterung, die sich dem ganzen Arm mittheilt und um so nach-
drücklicher ist, je grösser der Fisch war, den man angefasst hatte. Das Organ, von welchem diese
Kraft ausgeht, liegt an der Rückeiiseite des Körpers vorn über den Brustflossen, und bestellt aus vielen
kleinen vier- bis sechseckigen, nebeneinander liegenden flachen Zellen, welche mit einer gallertartigen
zähen Feuchtigkeit angefüllt sind, und zwischen welchen sich viele Nerven und Blutgefässe verbreiten.
Von den Nerven besonders scheint die elektrische Wirkung auszugehen. — Sein Fleisch ist zwar
essbar, aber nicht schmackhaft.
Familie Stöbe, Sturionini.
Leib länglich, drehrund, nackt oder theilweis mit grossen Schildern bedeckt. Mundöffnung klein,
quer, etwas vorstreckbar. Eine grosse Kiemenspalte mit beweglichem dieselbe schliessendem Deckel.
Brust und Bauchflossen vorhanden, Schwanzflosse ungleich. Leben im Meer und grossen Flüssen; lai-
chen viele kleine, schalenlose Eier, wie die übrigen Fische.
Fig. 6. Der gemeine Stör (Acipenser sturio).
Leib rauh von vielen kleinen rhombischen Knochenwarzeu, mit fünf Reihen grösserer, dreiseitiger
auf der Mitte mit einem eben nicht starken Kiel versehener, strahlig gestreifter Schilder, eine Reihe grade
In der Mitte des Rückens, eine an jeder Seite, zwei am Bauch. Der Kopf ganz mit Schildern bepan-
zert, nach vorn zugespitzt, mit kurzer etwas aufwärts gebogener Schnauze; an der Unterseite vier kurze
Bartfäden (a), dahinter ziemlich unter dem Auge die Mundöffnung (b) an der Spitze eines kurzen
Hautzylinders, inwendig zahnlos. Nasengruben an jeder Seite doppelt, dicht vor den Augen. Brust-
und Bauchflossen an den gewöhnlichen Stellen, ziemlich fern von einander, weil die Bauchhöhle sehr
lang ist; der Schwanz verhältnissmässig kurz, mit einer Rückenflosse, einer ähnlichen Afterflosse grade
unter ihr, und einer schiefen, besonders nach oben verlängerten Schwanzflosse. Farbe bräunlich grau,
der Bauch weiss, die Flossen gelblich grau. Länge 2, 10, 12 bis 18 Fuss. Er findet sich in der Ost-
und Nordsee, und geht von hier aus gegen den Frühling in die grossen Ströme, woselbst er vielfach
gefangen wird, seines wohlschmeckenden Fleisches wegen. Sein zahlreicher Rogen ist gleichfalls
schmackhaft und unter dem Namen Caviar als Leckerbissen bekannt; seine Schwimmblase liefert die
Hausen blase. Beide Substanzen kommen auch von den anderen Arten dieser Gattung, besonders vom
Sterlett QA. Ruthemis) und Hausen £4. huso), beide in der Wolga, dem schwarzen und kaspischen
Meere häufig.
Familie Rundmäuler. CyelostomL
Leib lang, rund, glatt, nackt; vorn mit runder, oft saugnapfartig erweiterter Mundöffnung. Kiemen
an der Haut festgewachsen, dazwischen freie Räume, die sich einzeln oder zusammen an einer Stelle
nach aussen öffnen. Brust- und Bauchflossen fehlen.
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Fig. 7. Die Lamprete (Petromyzon marimis).
Mundöffnung gross, weit, trichterförmig vertieft (7. a), mit strahlenförmig gestellten, von der Tiefe
gegen den Umfang an Grösse abnehmenden Zähnen; tief im Grunde zwei grössere Zähne, und darunter
ein Bogen von 7 dicht an einander gerückten Zähnen. Augen vorhanden und gross, zwischen ihnen
auf dem Scheitel die Spritzlöcher, hinter ihnen jederseits 7 runde Kiemenlöcher. Auf dem hinteren
Theile des Rückens zwei genäherte Rückenflossen, unter dem Aufauge der zweiten die Afteröffnung
mit ihrem Ende die Schwanzflosse verschmolzen. Farbe braungrün, der Rücken dunkler gefleckt. Sie wird
2 — 3 Fuss lang, lf bis 2 Zoll dick. In der Nordsee, geht im Frühjahr in die Elbe und deren Neben-
flüsse und wird hier gefangen. Man isst sie besonders vom März bis May, und schätzt das Fleisch der-
selben als einen Leckerbissen.
Fig. 8. Der Schleimaal Myxine glutinosa (Gastrobranchus coecus Bl.)
Der Leib wie bei der Vorigen lang dünn, drehrund, glatt und vielen Schleim absondernd, vorzugs-
weise aus kleinen Drüsen, die in einer Reihe hinter einander an der Bauchseite liegen; die Augen fehlen.
Das Maul ist schief, trichterförmig vertieft, am oberen am meisten vorragenden Rande das Spritzloch
(8. c), von vier Fühlfäden umgeben, darunter die weite Mundöffuung mit vier Fühlfäden am Rande. Im
Munde eine Zuuge und an jeder Seite derselben zwei Zahnreihen (8. a. bb.), darüber ein freier isolir-
ter, grösserer Gaumenzahn, und hinter diesem der Eingang des Spritzkanales (c. c). Im Anfange des
Schlundes jederseits sechs Löcher, welche in eben soviele blasige Kiemen führen (ddd), die wieder
durch einen Kanal au der anderen Seite einen Ausgang haben, und in einen Längsgang münden; dieser
Längsgang mündet nach aussen an der Bauchseite auf ein Drittel der Körperlänge ( f. f); dazwischen
noch ein anderes Loch, welches in den Darm führen soll. Der übrige Leib ohne Auszeichnung, aber
auf dem Schwanz eine mit der Afterflosse zusammenhängende Rückenflosse. Das Thier erreicht die
Länge von 1 Fuss, ist fingersdick, oberhalb blau von Farbe, an den Seiten röthlicher, am Bauch weiss.
Es lebt in der Nordsee, und setzt sich an Fische, ihnen das Blut aussaugend.
2. Ordnung. Haftkiefer. Pectognathi.
Wesentlicher Charakter. Das Skelet ist knöchern, und der Oberkiefer fest mit den übrigen Kopfknochen verwachsen,
daher unbeweglich. Jederseits eine kleine Kiemenspalte vor der Brustflosse, die Bauchflossen fehlen.
Familie Gymnodontes.
Ihr Leib ist nackt, oder mit grösseren freiabstehenden, ziemlich zerstreuten Stacheln bedeckt-
der Rand der Kiefer scharf, schneidend, von Schmelz bekleidet (Fig. 16. aa. bb.). Sie haben ausser
der Schwimmblase noch einen grossen zelligen Sack am Schlünde, in welchen sie Luft aufnehmen,
und dadurch ihren Körper um das Mehrmale seines gewöhnlichen Umfanges ausdehnen. Leben nur im Meer.
Fig. 9. Der Mond- oder Kopffisch (Orthagoriscus mola).
Der Kieferrand ist ungetheilt und bildet einen einzigen grossen Zahn; der Leib unförmlich, fast drei-
seitig, hinten abgestutzt; die Oberfläche nackt. Eine grosse Rückenflosse und eine ihr entsprechende
Afterflosse, welche durch die grosse, abgerundete Schwanzflosse miteinander verbunden sind. Die Farbe
des Körpers ist braun, seine Länge beträgt 2 — 4 Fuss. Er findet sich im Mittelländischen Meere, aber
auch in der Nordsee; sein Fleisch ist wegen des vielen Fettes und des thranigen Geschmackes ungeniessbar.
Fig. 10. Diodon hystrix.
Die Figur stellt die Umgegend des Mundes von diesem Fisch dar, und soll besonders auf die Ge-
staltung der Zähne aufmerksam machen, welche man als 2 grade Leisten hinter den Lippen wahrnimmt.
Sonach stimmt dieser Bau mit dem beim Mondfisch überein, aber der Leib des Fisches läuft nach hinten
in einen förmlichen Schwanz aus (wie Fig. 11.), und ist auf der ganzen Oberfläche mit grossen gradeu
knöchernen Stacheln bedeckt.
F"ig. 11. Der Seekröpfer (Tetrodon hispidus).
Aehnelt in der Gestalt sehr dem Vorigen, indem der Körper meistens blasenförmig aasgedehnt und
mit kleinen kurzen Stacheln besetzt ist, nach hinten aber in einen besonderen Schwanz ausläuft, wel-
cher an seinem Anfange eine Rücken- und eine Afterflosse trägt. Der Hauptunterschied liegt in der
Bildung der Kiefer, indem dieselben durch eine Längsfurche in 2 Hälften getheilt sind, so dass es aus-
sieht, als hätte der Fisch vier Zähne (ll.a). Uebrigens ragt das Maul hervor, steht fast mit dem
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Blicken in gleicher Höhe, dahinter und vor dem Auge liegt jederseits ein Nasenloch; Farbe weisslich-
grau» mit einigen unregelmässigen vom Rücken herablaufenden Flecken. Länge 1 — 3 Fuss. Im mittel-
ländischen Meere, auch im grossen Ozean.
Familie ScIiErodermi.
Der Leib ist auf der Oberfläche von harten Knochenstücken bekleidet, die theils zu Schildern sich
ausdehnen, theils als Knochenwarzen in der Haut stecken. Die Kieferränder sind nicht mit Schmelz
überzogen, sondern schicken wirkliche kegelförmige, dicht neben einander stehende Zähne in bestimmter
Anzahl aus. Die übrigen Verhältnisse wie bei den Vorigen.
Fig. 12. Der Seestier (Ostracion cornutus.)
Der Leib mit polyedrisehen, meistens sechseckigen, rauhen Knochenschildern bedeckt, welche nur
den Schwanz frei lassen; die Form kantig, die Büekenfläche schmäler als die Bauchfläche, die Seiten
geneigt; die Stirn senkrecht herab steigend, am unteren Ende die Mundöffnung, mit acht Zähnen in
jedem Kiefer, am oberen Ende zwei starke kegelförmige Hörner, zwei andere ähnliche am Ende des
Bauches und zwischen ihnen die Afterflosse; die Bückenflosse vor dieser auf der Mitte des Bückens,
die Schwanzflosse sehr gross. Die Farbe des Körpers ist braungelb, die Flossen heller, und die
Schwanzflosse dunkler, an der Spitze fast schwarz. Länge 8 —10 Zoll. Ostindische See.
3. Ordnung. Quasten kieme r. LopholranchiL
Wesentlicher Charakter. Die Kiemen sind kleine quastförmige Bläschen, welche in zwei Reihen an jedem der vier Kie-
menbögen festsitzen (Fig. 15. ccc). Der Kiemendeckel gross, nach aussen gewölbt, aber nicht frei, sondern bis auf eine,
kleine Spalte am Rande mit der Körperhaut verwachsen.
Der Leib ist, wie bei den Vorigen, kantig, von grösseren in Reihen gestellten Schildern bedeckt j
der Kopf schuabelförmig verlängert, aber der Oberkiefer beweglich und vorschiebbar, Leben nur im Meer.
Fig. 13. Der Seedrachen (Pegasus draco).
Leib würfelförmig, an der vorderen Fläche der Kopf mit der Mundöffnung, aber diese nicht am Ende, son-
dern am Anfange der schnabelförmigen Verlängerung. Brustflossen dicht neben dem Kopf an den Kantendes
Würfels, beide von bedeutendem Umfange, mit 10 ungetheilten Strahlen. Der Rumpf auf der Oberfläche
uneben von den höckerigen Schildern, die Bauchseite glatt und eben; an den hinteren Ecken ein Paar
Fäden, welche die einstrahligen Bauchflossen darstellen. Der Schwanz viel enger als der Leib, vier-
kantig, oben schmäler als unten, mit einer kleinen Rückenflosse, einer ebensolchen Afterflosse, und einer
deutlichen Schwanzflosse. Farbe braun, mit gelblichen Längs- und Querstreifen auf dem Rumpfe. Länge
2 — 3 Zoll. Ostiudische See.
Fig. 14. Das Seepferdchen (Hippocampus örevirostris^).
Kopf schnabelförmig, mit der Mundöffnung an der Spitze; der Körper stark seitlich zusammenge-
drückt, 7kantig, der Bumpf viel höher als der Schwanz, beide mit grossen kantigen Schildern bepan-
zert. Brustflossen viel kleiner, seitlich an den Leib angedrückt, kreisrund; Afterflosse länglicher und
schmal; Rückenflosse gross, in die Länge gedehnt, über der Afterflosse. Bauch- und Schwanzflosse
fehlen. Farbe rothbraun, überall weiss gefleckt, der Bücken mit langen Fäden besetzt, die von dem
Höcker der Schilder ausgehen. Länge 3 — 4 Zoll. Im Mittelmeer.
Fig. 15. Die Meernadel (Syngnathüs acus).
Kopf des Vorigen, d. h. die Mundöffnung an der Spitze des Schnabels, die Nasenlöcher am Grunde
dicht vor den Augen (15. b). Leib lang und dünn, 7kantig, allmälig von vorn nach hinten verschmäch-
tigt; der Theil hinter der Afteröffnung beim Männchen breiter, eine lange Höhle enthallend, in welche
die vom Weibchen gelegten Eier hineingestopft und daselbst gleichsam ausgebrütet werden. Brustflossen
klein, kreisrund, in der Höhe der seitlichen Mittelkaute. Bückenflosse sehr lang, aber nicht hoch, vorder
Mitte des Körpers; die Bauchflossen fehlen, aber eine kleine Afterflosse und eine fast runde Schwanz-
flosse sind vorhanden. Farbe gelblich, einzelne Schilder in ziemlich regelmässigen Absätzen braun. JVord-
und Ostsee, wird gegen 3 Fuss lang, und als Köder beim Fischfange benutzt.
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TAFEL 22.
4. Klasse. F i S C h e. Pisces.
4. Ordnung. *) Weich flösse r, Malacopterygii.
Wesentlicher Charakter! Alle Strahlen aller Flossen, mit Ausnahme des ersten Strahles der paarigen, der Riicken-
und der Afterflossen, bestehen aus gegliederten zerschlissenen Strahlen, Kiemen kammförinig; eine grosse Kiemenspalte.
Skelet knöchern.
A. Abdominales. Die Bauchflossen stehen weit hinter den Brustflossen, theils mitten am Bauch,
theils an dem Ende desselben vor dem After.
Familie Silurini.
Leib entweder schuppenlos, oder von dicken knöchernen Gürteln bekleidet; am Maule lange Bart-
fäden. Keine pylorischen Anhänge, aber eine grosse Schwimmblase. Erster Strahl der paarigen und
Bückenflosse sehr allgemein ein dicker, zackiger Knochenstachel. Leben in Flüssen.
Fig. 1. Der gemeine Wels (Silurus glanis~), 12mal verkleinert.
Er hat einen breiten, flachen, vorn abgerundeten Kopf, welcher, wie auch der ganze Leib,
ohne alle knöcherne Bedeckung ist. Neben dem mit vielen kleinen Zähnen bewaffneten Maule be-
merkt man 6 Bartfäden, 2 grosse stehen über der Oberlippe nicht weit vor. den Nasenlöchern, die
4 anderen viel kleineren sitzen je 2 jederseits am Hinterrande des Unterkiefers. Der viel höhere
mehr gewölbte Bücken trägt dicht hinter dem Kopf eine kleine, spitze, östrahlige Rückenflosse, deren
erster ungeteilter Stachelstrahl nur klein ist, ganz wie an den paarigen Flossen. Der übrige Rücken
ist nackt. Die grosse Kiemenspalte wird durch 1(5 nicht grosse Kiemenhautstrahlen unterstützt.
Bald hinter ihr steht die kleine ovale Brustflosse und am Ende des kurzen aber weiten Bauches, dicht
vor dem After, die ebenfalls kleine stumpfeckig dreiseitige Bauchflosse; jene hat 18, diese nur 13
Strahlen. Hinter dem After beginnt der ziemlich drehrunde lauge Schwanz. Er übertrifft den gan-
zen übrigen Leib um £ in der Länge und ist an seiner ganzen Untenseite mit der gleichmässig hohen,
gegen 90strahligen Afterflosse besetzt, welche mit der kleinen abgerundeten 17strahligen Schwanz-
flosse zusammentrifft. Der gemeine Wels erreicht eine Länge von 3 —16 Fuss, und wird gewöhn-
lich 30—50, aber auch 500Pfd. schwer. Seine Farbe ist ein schmutziges Grün, welches am Bauch
ins Gelbe und endlich ins Weisse übergeht, auf dem ganzen Rücken aber mit dunkleren, wellenför-
migen Querbinden geziert ist. Er findet sich in den meisten grösseren Flüssen Europa's, besonders
ia der Donau, schwimmt langsam, ruht gern auf dem Boden oder hinter Steinen und andern
Gegenständen, um von hier aus die andern Fische, welche er durch Spielen mit seinen Bartfäden her-
beilockt, zu überfallen. Er hält sich immer einzeln oder paarweis, und jagt in seinem Revier. Sein
Fleisch ist schmackhaft und wird überall gern gegessen, ist aber schwer zu verdauen. Seine dicke
Schwimmblase benutzt man, wie die des Störes, zu Leim und Kleister.
Fig. 2. Callichthys cataphractus, | der natürlichen Grösse.
Dieser merkwürdige Fisch unterscheidet sich vom Wels sowohl durch seine Bedeckung, als auch
durch seine Flossen. Er hat einen im Verhältniss mehr gedrungenen Körperbau, doch sonst ziemlich
ähnliche Verhältnisse, nur der Schwanz ist etwas kürzer. Der nach hinten höhere Kopf ist am Maule
und den Wangen nackt, oberhalb aber von grossen Knochenschildern bedeckt. Ein solches Schild
*) Im Text der folgenden Tafel lese man Seite 1 Zeile 3 v. o. 5. Ordnung statt 6. Ordnung.
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trägt auch der Kiemendeckel, aber die Kiemenhaut ist nackt, klein und arm an Strahlen. Den ganzen
übrigen Leib bedecken dagegen Knochengürtel, welche an jeder Seite 2 Reihen bilden und alterni-
rend an einander stossen, nur die Kehle und Mittellinie des Bauches bis zum After bleiben frei. Die
Flossen betreffend, so hat jede derselben am Anfange einen starken dicken zackigen Knochenstrahl,
dann folgen die weichen Strahlen. Von den hier in doppelter Zahl vorhandenen Rückenflossen ist
die erste die grössere; sie steht über den Bauchflossen, und hat 8 weiche Strahlen. Die 2te kleinere
Rückenflosse hat bloss den einen Knochenstrahl, ist übrigens nur häutig, und steht über der Afterflosse.
Brust- und Bauchflossen sind von massiger Grösse, die Afterflosse aber ist klein, die Schwanzflosse
dagegen sehr gross, zumal hoch, und abgerundet. Characteristisch sind noch die 2 langen, etwas un-
gleichen Bartfäden, welche jederseits im Mundwinkel an der Oberlippe sitzen. Der Calmchthys wird
5 bis 6 Zoll lang, ist fleischfarben mit kastanienbraunen Gürteln, bewohnt die kleineren Flüsse Süd-
amerikas, und hat die Lebensweise des Welses.
Familie Cyprinei.
Leib von allermeist grossen, mitunter jedoch kleinen, in der dicken Schleimhaut versteckten
Schuppen bedeckt; am Munde häufig Bartfäden, doch dann keine Zähne an den Kiefern, aber statt
deren grosszahnige Schlundknochen. Eine grosse Schwimmblase, keine blinden Darmanhänge, eine
Rückenflosse.
Fig. 3. Der gemeine Karpfen (Cyprinus carpid), -\- der natürlichen Grösse.
Die Gattung der Karpfen (Cypbinds) zeichnet sich durch den ziemlich hohen, stark von beiden
Seiten zusammengedrückten Leib aus, dessen Oberfläche ganz von Schuppen bedeckt ist; nur der
Kopf bleibt beständig nackt. Ihre Arten haben keine Zähne im Maul, wohl aber Bartfäden. Der
gemeine Karpfen gehört zu denjenigen Arteu, bei welchen die Rückenflosse mit 2 starken unge-
gliederten einfachen Stacheln anfängt, sehr lang ist, namentlich viel länger als die Afterflosse, und
deren Oberlippe am Mundwinkel einen kurzen Bartfaden trägt. Er zeichnet sich vor anderen Arten
durch die Höhe seines doch runden, gewölbten Rückens, und die Grösse der Schuppen aus. Brust-
und Bauchflossen sind ziemlich gleich gross, abgerundet, aber sehr verschieden in der Zahl der Strah-
len, denn jene hat 19, diese nur 9. Die lange Rückenflosse besteht aus 24 Strahlen, die kurze After-
flosse nur aus 9. Auffallend gross ist auch noch die tief gespaltene, 19strahlige Schwanzflosse.
Der Karpfen hat eine graulichbraune Messingfarbe, die am Rücken ins [)unkel-Olive übergeht. Alle
Flossen sind bläulichgrau, die Afterflosse allein ist röthlich; ebenso der Mundrand. Er bewohnt Teiche,
Flüsse und Seen, auf deren Boden er langsam umherschwimmt, und sich von allerhand fauligen or-
ganischen Substanzen nährt. Er wird bis 2 Fuss lang und an 50 Pfd. schwer, doch misst er ge-
wöhnlich nur £—1 Fuss, und wiegt 5—10Pfd. Er hat ein zähes Leben, lässt sich daher leicht
versetzen und ziehen, auch lange in Fischkasten lebendig erhalten. Sein Fleisch ist äusserst wohl-
schmeckend und daher sehr geschätzt.
Fig. 4. Der Schlammpeitzker (Cobitis fossilis~), \ der natürlichen Grösse.
Er gehört zur Gattung der Schmerlen (Cobitis), welche sich von der Kärpfengattung
durch den langgestreckten, fast walzenförmigen Leib, die kleinen, in der dicken Schleimhaut versteckten
Schuppen, das kleinere nicht so weit vorstreckbare, aber mit längeren Bartfäden versehene Maul, und
die kleine, von einer knöchernen Scheide umschlossene Schwimmblase unterscheidet. Ihre Arten fin-
den sich in Bächen und Gräben. Unter ihnen ist der hier abgebildete Schlammpeitzker eine der
grössten, indem Cr wohl 1 Fuss lang wird, und gegen 1 Zoll hoch; sein Leib ist oberhalb braun,
am Bauch roth, und hat auf dem Rücken 3—5 schwarze Längsstreifen. Die Brustflosse besteht aus
10 Strahlen, die Bauchflosse aus 8; in der Rückenflosse findet man 7, in der Afterflosse 8, in der
Schwanzflosse 14 Strahlen. Diese, die Rücken- und die Brustflosse haben dunklere, unterbrochene
Binden. Der Schlammpeitzker lebt in sumpfigen, morastigen Gewässern, besonders in Wiesengrä-
ben, Torfmooren, und vergräbt sich gegen den Winter in den Schlamm, woselbst er in einem halb
erstarrten Zustande bis zur milderen Jahreszeit verweilt. Indess ist er auch während des Sommers
vom Wetter abhängig, denn bei herannahenden Gewittern steigt er in die Höhe und kündet es au,
daher er auch Wetterfisch genannt wird. Merkwürdig ist noch der Umstand, dass er Luft ver-
schluckt und verändert durch den After wieder von sich giebt, also mit der Darmoberfläche theilweis
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athmet. Sein Fleisch ist weich, aber nicht wohlschmeckend, wegen des moorigen Beigeschmacks.
Daher essen ihn nur arme Leute, halten ihn aber gern in Gläsern, um seiner wetterverkündenden
Eigenschaften willen. Sein zähes Leben lässt ihn darin lange ausdauern.
Familie Salmonei.
Leib von ziemlich kleinen Schuppen bedeckt, allermeist mit 2 Rückenflossen, von denen die hin-
tere ein blosser Hautlappen ohne Strahlen ist. Kiefer mit vielen kleinen Zähnen; am Darm hinter
dem Magen zahlreiche blinde Anhänge; eine Schwimmblase.
Fig. 5. Der gemeine Lachs (Salmo salar^, TV der natürlichen Grösse.
Dieser, seines höchst wohlschmeckenden Fleisches wegen überall berühmte und geschätzte Fisch
gehört zu denjenigen Salmonen, deren Kopf schuppenlos ist, und deren Kiemenhaut 10 oder mehr
Strahlen enthält. Er hat die gewöhnliche Fiscbform, indess einen verhältnissmässig kurzen Kopf,
mit weitem Maul, dessen sämmtlicbe Knochen mit vielen kleinen Zäbnchen besetzt sind. Der Rumpf
ist dagegen sehr lang, weit, und nimmt über | des ganzen Leibes weg; daher der Schwanz nur kurz
ist, wohl aber eine grosse, tief ausgeschnittene 20strahlige Flosse trägt. Brust- und Bauchflossen
sind nur klein, denn jene besteht aus 12—14, diese aus 10 Strahlen. Die vordere hohe Rückenflosse
hat 14 Strahlen, die Afterflosse deren 13. Der ganze Leib ist übrigens silberfarben, nur der Rücken
dunkelblau; ähnliche kleine Flecken stehen zerstreut an beiden Seiten. Die Flossen haben eine dunkle
Eiseufarbe, welche an den unteren ins Fleischrothe übergeht. Der Lachs findet sich in den Meeren um Eu-
ropa den ganzen Winter hindurch, und geht im Frühjahr in die grossen Flüsse, um daselbst zu laichen.
Hier wird er, zumal an ihren Mündungen, in Menge gefangen undheisst danach Rhein-Lachs, Elb-Lachs,
Oder-Lachs u. s. w. Die Lachse schwimmen alsdann in grossen Schaaren in der Mitte des Stromes,
nicht tief unter der Oberfläche, weil hier der Strom am stärksten geht, und meiden die kleineren Neben-
flüsse, welche langsamer fliessen. Dabei hört man wegen der Menge ein deutliches Geräusch im Was-
ser. Angekommen auf ihren alten Laichplätzen, welche sie viele Jahre hinter einander aufsuchen sollen,
findet daselbst das Laichen im Mai statt, worauf sich die Allen im Fluss zerstreuen, aber, da sie nun
sehr mager geworden sind, nicht gern gefangen werden. Gegen den Herbst schaaren sie sich aufs
Neue zusammen, und ziehen wieder ins Meer, mit Hinterlassung der Jungen, welche den ersten Win-
ter ihres Lebens im Fluss zubringen, und erst im 2ten Jahr sich den abziehenden Aeltern anschliesseu.
Auf diesen Zügen, besonders aber im Frühjahr während des Hinaufziehens, werden sie gefangen,
und theils frisch in Sauer gekocht, theils geräuchert und weit versendet. Indess hat namentlich in
Deutschland durch die vielen Nachstellungen, denen die Lachse ausgesetzt sind, sowohl ihre Zahl,
als auch die Grösse der Individuen merklich abgenommen; daher grosse Lachse von 3—4 Fuss Länge
und 20 Pfd. Gewicht schon sehr selten werden. Am häufigsten fängt man sie noch an den Englischen
Küsten und Flussmündungen, zumal in der Themse. Gewöhnlich sind sie 2 Fuss lang, wenigstens
werden kleinere Exemplare nicht sehr geachtet, taugen auch zum Räuchern nicht, wegen des we-
nigen Fettes, das sie enthalten. Das Fleisch der Lachse ist schön rosenroth und wird durchs
Räuchern kupferfarben.
Familie Clupeacei.
Leib von allermeist grossen aber dünnen, leicht abfallenden Schuppen bedeckt; eine Rückenflosse
über den Bauchflossen. Zwischenkieferknochen sehr klein, daher der obere Mundrand grösstentheils
vom Oberkieferknochen gebildet wird. Zahlreiche Blinddärmchen und eine Schwimmblase.
Fig. 6. Der gemeine Häriiig (Clüpea harangus^, { der natürlichen Grösse.
Unter allen nutzbaren Fischen der wichtigste hat der Häring eine Celebrität gewonnen, deren
sich in einem solchen Grade nur wenige Naturproducle erfreuen; denn kaum möchte es in den kulti-
virten Gegenden unserer Erde einen Stand geben, der nicht des Härings sich zu Zeiten bediente,
und an seinem wohlschmeckenden Fleische sich erfreute. Dennoch sind die naturhistorischeu Eigen-
heiten des Härings nicht so allgemein bekannt, da grade sie durch die verschiedenen Methoden seiner
Zubereitung wesentlich vernichtet werden. Hören wir also zunächst diese. Der Häring hat, wie der
Lachs, einen kleinen Kopf, der ebenfalls nicht von Schuppen bedeckt ist. Indessen unterscheidet den
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Häring sein grosses klares Auge, und sein mehr nach oben gewendetes Maul, das durch den grösse-
ren, stärker hervorragenden Unterkiefer so aufgeschoben wird. Man bemerkt daran keine Zähne,
wohl aber einige kleine an der Zunge. Der Kiemendeckel ist sehr klein, namentlich kurz, so dass
die Kiemendeckelhaut sichtbar bleibt; darin 8 Strahlen. Der übrige Leib besteht vorzugsweise aus
dem Rumpf, und der Schwanz ist noch kürzer als beim Lachs, daher die Afteröffnung erst auf f der
Körperlänge bemerkt wird. Eben deshalb steht die Afterflosse sehr weit nach hinten, die ßauchflossen
aber mehr nach vorn au der Mitte des Bauches. Den ganzen Leib bedecken grosse, dünne Schuppen,
welche in ihren Schleimhauttaschen so lose stecken, dass sie bei jeder Berührung abfallen, und daher
den allermeisten der gefangenen Häringe ganz oder grösstenteils fehlen, bald nachdem sie aus dem
Wasser» gezogen sind. Nur an der Bauchkante, wo sie tiefer im Fleische stecken, und eine Reihe
sägeförmiger Zähne bilden, bemerkt man sie immer recht deutlich. Uebrigens ist der ganze Leib ein-
farbig silbern, aber der Rücken und die oberen Flossen sind blaugrün. Der Häring erreicht eine Grösse
von 1 Fuss, selten darüber. In Betreff seiner Lebensweise sind manche Unrichtigkeiten im Umlauf.
So ist es eine allgemeine Sage, dass der Häring im Frühjahr und Herbst aus dem Eismeer komme,
sich nach Osten und Westen in die benachbarten Meere begebe, und hier an deren Küsten laiche.
Allein die Zeit seines Erscheinens ist nicht so beschränkt auf gewisse Jahreszeiten, vielmehr fängt
man ihn in der Ostsee sowohl in den genannten, als auch im Sommer und im Winter, selbst unter
dem Eise, wie ich öfters zu erfahren Gelegenheit hatte. Dennoch ist der Häring nicht immer da,
sondern erscheint nur in unbestimmten Perioden plötzlich, aber dann in ungeheurer Menge. Man muss
daher annehmen, dass er, wie viele Fische, gewöhnlich das tiefe Meer bewohne, aber aus verschie-
denen Ursachen, hauptsächlich wohl um zu laichen, von Zeit zu Zeit sich den Küsten nähere. Als-
dann erscheint er in dicht gedrängten Schaaren von Millionen Individuen, und zieht, wie der Lachs,
unaufhaltsam seinen gewohnten Brutplätzen zu. Diese erkennt man leicht an der Trübung des Was-
sers durch die Milch und an den vielen abgeriebenen Schupppen, die nun auf der Oberfläche des Was-
sers schwimmen. Ist das Geschäft des Laichens vorüber, so ziehen sich die alten Häringe ins hohe
Meer zurück. Fängt man sie nun, so findet man sie mager und ohne Rogen oder Milch, und nennt
sie leer; die hinziehenden wohlgenährten dagegen werden Voll häringe genannt. Beide sind alte
Individuen; die Jungen, welche später erscheinen, sehr schnell wachsen und selbst im halberwachse-
nen Zustande eingefangen werden, pflegt man als Samen häringe zu bezeichnen. Die verschiede-
nen Methoden der Zubereitung sind bekannt. An den Küsten isst man den Häring frisch in Sauer
gekocht, oder räuchert ihn sowohl aufgerissen, wie den Lachs, als auch mit geschlossenem Bauch.
Letztere Methode giebt die Bücklinge. Die zum Einsalzen bestimmten Häringe werden mehr auf
dem hohen Meere gefangen, namentlich in der Nordsee, ehe sie an die Küsten kommen; weil sie hier
viel fetter sind. Auch bedient man sich grossmaschiger Netze, so dass nur die grössten Individuen
darin bleiben, die kleineren durchschlüpfen. Man schreibt die Erfindung des Einsalzens einem Bra-
banter Schiffer Beukel mit Namen zu, und nennt nach ihm die eingesalzenen Häringe ein gehen-
kelte, woraus im Laufe der Zeiten das Wort pökeln, für einsalzen, sich gebildet hat. Jener
Beukel lebte in der 2ten Hälfte des 14ten Jahrhunderts, und stand in Holland noch lange in sehr
gutem Andenken; selbst Karl V. afs 150 Jahre nach seinem Tode einen Häring auf seinem Grabe,
um seiner Erfindung die gebührende Anerkennung zu zollen. Die Quantitäten Häringe, welche auf
diese Weise in ganz Europa verbraucht werden, sind ungeheuer, und ihre Zubereitung beschäftigt
viele Tausend Menschen. Man rechnet, dass jährlich über 1000 Millionen eingesalzen wrerden, und
dass die Holländer davon etwa die Hälfte herbeischaffen. Sie sind es namentlich, welche mit den
weitmaschigen Netzen in den oberen Theilen der Nordsee fischen, und alljährlich die ersten und
schönsten Häringe liefern. Nächst den ihrigen haben die Norweger oder Berger Häringe den mei-
sten Ruf. — Bemerkenswert!) ist es noch, dass der Häring sehr schnell stirbt, wenn er aus dem
Wasser gezogen wird, welcher Umstand in dem kleinen Kiemendeckel seinen Grund hat. Dieser
lässt Luft au die Kiemen kommen, wodurch sie trocknen, und dann nicht mehr zum Athmen taugen.
Daher haben nur die Fischer selbst Gelegenheit, lebendige Häringe zu sehen; er verschmäht übrigens
auch jede Art süssen Wassers, und meidet selbst die Flussmündungen.
Familie Esocei.
Fische von allermeist länglichem Körperbau mit flacherem Rücken, sehr lang gestrecktem Kopf,
dessen sehr grosse Zwischenkiefer allein mit Zähnen bewaffnet sind, und einer Rückenflosse hinten
über der Afterflosse. Schwimmblase vorhanden, aber die Blinddärmchen fehlen.
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Fig. 7. Der gemeine Hecht (Esox lucius), } der natürlichen Grösse. •
Dieser in unseren Seen und Flüssen überall vorhandene Fisch wird zwar seines wohlschmecken-
den Fleisches wegen geschätzt, aber auch wegen seiner Raublust, womit er den anderen Süsswasser-
fischen nachstellt, gefürchtet und verfolgt. Seine naturhistorischen Merkmahle hat der Hecht in dem
verhältnissmässig kurzen, aber breiten und nach vorn flach gedrückten Kopf, dessen dicke Backen
dicht mit kleinen Schuppen bedeckt sind; ferner in den grossen kegelförmigen Zähnen seiner Zwischen-
kiefer, in der langen 14strahligen Kiemdeckelhaut, und in den kleinen auffallend schmalen Brustflossen.
Rücken- und Afterflosse dagegen sind hoch, und die Schwanzflosse ist ausnehmend gross. Der Hecht
hat eine, je nach seinem Alter, das sich auf 100 und mehr Jahre belaufen kann, sehr verschiedene
Grösse, und ändert ab voii 1^-4 Fuss Länge. Seine Farbe ist ein gelbliches Graugrün, auf dem
hellere gelbliche Flecke sich unterscheiden lassen; der Bauch ist weiss, die paarigen Flossen sind,
röthlich, die unpaarigen braungefleckt. Er schwimmt einzeln umher, beständig nach Beute suchend,
und schnappt selbst nach Gegenständen ausserhalb des Wassers, zumal Ratten und Vögeln, die dicht
über der Oberfläche fortfliegen. . Gern sonnt er sich bei schönem Wetter, indem er dicht unter der
Oberfläche lange Zeit unbeweglich still steht. Ja er wagt sich selbst aus dem Wasser, und liegt
wohl eine Zeit lang im feuchten Grase am Ufer, daselbst auf Beute lauernd. Seine Laichzeit fällt in
den Februar und März bis April, wozu er gern aus den Seen sich in Flüsse und Bäche begiebt, und
dabei sehr sorglos ist. Seine Brut ist nicht sehr zahlreich, daher man ihn nirgends in grossen Quan-
titäten antrifft. —
ß. Subbrunchiales. Die Bauchflossen stehen unter den Brustflossen oder sogar vor ihnen,
an der Kehle, und haben gemeiniglich eine sehr geringe Grösse.
Familie Gadoides.
Leib von gewöhnlicher Fischform, doch ziemlich gestreckt, und von kleinen Schuppen bedeckt;
Schwanz ziemlich lang, daher die Bauchhöhle kürzer. Kiefer ungleich, der obere länger, beide mit
Zähnen. 7 Kiemenhautstrahleu, zahlreiche Blindsäckchen, eine grosse Schwimmblase.
Fig. 8. Der Dorsch (Gadus callarias~), \ der natürlichen Grösse.
Die Gattung der Dorsche (Gadus) besteht bloss aus Seefischen, welche sich durch einen grossen
spitzen nackten Kopf, ein sehr grosses klares Auge, einen etwas vorspringenden Oberkiefer, und
durch einen Bartfaden am Kinnwinkel des Unterkiefers auszeichnen. Sie haben ferner einen ziem-
lich kurzen, aber dicken Bauch und einen langen stark zugespitzten Schwanz, welcher mit einer
grossen nicht ausgeschnittenen Flosse endet. Beide sind von kleinen Schuppen dicht bedeckt. Auf
dem Rücken stehen drei anfangs hohe spitze Flossen, denen unter dem Schwanz zwei Afterflossen
entsprechen. Die Brustflossen sind lang und schmal, die Bauchflossen, welche neben der Kiemenspalte
stehen, haben dieselbe Form, sind aber kleiner. Unter den ziemlich grossen, auffallend einander ähn-
lichen Arten, ist der Dorsch eine der bekanntesten, da er in der Ostsee häufig vorkommt, allein nicht
in der Nordsee, wo ihn der Schellfisch (G aeglefinus) vertritt, der dagegen in der Ostsee nicht
gefunden wird. Beide sind von gleicher Grösse, nehmlich 1*—3' lang, iudess hat der Dorsch auf
seiner graulichen Grundfarbe viele kleine braune Flecken, aber der Schellfisch ist einfarbig gelbgrau
und heller, nur hinter der Brustflosse zeigt sich ein brauner Fleck. Fernere Unterschiede liegen in
der Seitenlinie, welche aus grösseren Schuppen gebildet ist, und die beim Dorsch eine starke Krüm-
mung macht, beim Schellfisch grade zur Schwanzflosse geht. Auch ist beim Schellfisch die mittlere
der drei Rückenflossen viel grösser als die beiden anderen, beim Dorsch dagegen ist die hinterste die
längste. — Beide Fische werden in Menge gefangen, und sowohl frisch als auch eingesalzen gern
gegessen. Ihr Fleisch ist zart und milde. Sie halten sich mehr in der Tiefe des Meeres auf, weil
sie Krebse und Würmer verzehren, die am Grunde herumkriechen, und daher hat ihr Fang manche
Schwierigkeiten. — Eine dritte, an den Küsten von Neufundland häufige Art, der Kabliau oder
Stockfisd, (G. morrhua), kommt besonders im getrockneten Zustande zu uns, und ist, zumal in
katholischen Ländern, in dieser Form eine sehr allgemeine Fastenspeise.
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Fig. 9. Die Aalquappe (Lota vulgaris. Gadus Iota Linn.'), ^ der natürlichen Grösse.
Sie unterscheidet sich von den ächten Dorschen durch den kleineren Kopf, dessen Verhältnisse
jedoch dieselben bleiben, obwohl der Schnauzeutheil kürzer ist, und das Auge viel kleiner. Die
Kiefer sind gleich gross, umd haben 7 Zahnreihen; der untere besitzt am Kinnwinkel ebenfalls einen
Bartfaden. Auffallender als durch die angegebenen Merkmahle unterscheidet sich die Aalquappe von
den Dorschen durch den nicht so dicken, schleimigen Körper, durch die grösseren abgerundeten Brust-
flossen, die kürzeren stumpfen Bauchflossen, die lange niedrige ungetheilte Afterflosse, die kleinere
kürzere Schwanzflosse, und endlich ganz besonders durch die Rückenflossen, deren Zahl nur zwei
ist, welche beiden wieder sehr von einander verschieden sind. Zwar stimmen sie in der Höhe, die
nicht beträchtlich ist, mit einander überein, allein die vordere ist nur £ so lang als die hintere, denn
jene hat 14, diese C8 Strahlen. Dabei sind sie nur durch eine höchst unbedeutende Lücke getrennt
Die Aalquappe ist ein in den meisten Gegenden Deutschlands nicht seltener Fisch, der Flüsse und Seen
bewohnt, sich vom Raube nährt, und gewöhnlich nur von der ärmeren Klasse gegessen wird, da sein
Fleisch weich und fade ist. Dagegen steht die grosse Leber in hohem Ausehn. Der Fisch wird
1-| — 2 Fuss lang, ist grünlich braun, mit dunkleren unregelmässigen Flecken. Der Bauch ist fast
weiss, die Augen sind gelb, wie beim Dorsch. Er laicht schon im Winter.
Familie Pleuronectoides.
Fische von scheibenförmiger oder blattförmiger Gestalt, ungleichen Körperhälften und scheinbarer
Asymmetrie, indem der Kopf gegen den Rumpf verdreht ist, so dass beide Augen auf der einen Seite
liegen, welche meistens die linke, mitunter auch die rechte ist. 6 Kiemenhautstrahlen, keine
Schwimmblase.
Fig. 10. Der Steinbutt (Rhombus maximus~), \- der natürlichen Grösse.
Er ist in dieser merkwürdigen Fischfamilie bei uns das grösste Mitglied und erreicht wohl eine
Länge von 2' und über i\' Höhe, die Flossen mitgerechnet, dabei ist er in der Mitte kaum über
2 Zoll dick. — Diese Dimensionen zeigen schon au, dass sein Körper eine der Kreisform genäherte
Scheibe bildet, an welcher die eine Seite hell gelblich weiss gefärbt ist, die andere dunkelbraun. Die
letztere ist die linke, und trägt beide Augen dicht neben einander. Schief unter diesen steigt das
Maul herab, dessen Kiefer mit zahlreichen Zähnen bewaffnet sind. Ausserdem unterscheidet diese
Seite noch die Anwesenheit zahlreicher grösserer und kleinerer runder Hautknochen, deren Mittelpunct
kegelförmig erhaben ist, und gleich einem Stachel aus der Haut hervorragt. Am Kopf bilden diese
Knochenhöeker in dicht gedrängter Stellung kleine Felder zwischen den Augen und am Kiemendeckel;
über den Rumpf sind sie zerstreut. Die scharfe Rücken- und Bauchkante ist von einer gleichmässig
fortlaufenden Flosse umgeben, die beide bis dicht vor die grosse abgerundete Schwanzflosse reichen.
Die des Rückens setzt sich bis auf den Kopf hin fort und endet erst vor dem oberen Auge; die des
Bauches dagegen reicht nach vorn nur bis zum After, der indess vom Munde nur in einer Kieferlänge
entfernt ist. Vor ihm sitzen noch an der Kehle die niedrigen ostrahligen Bauchflossen, die Brust-
flossen dagegen sitzen neben dem oberen Winkel der Kiemenspalte, sind dreieckig und haben 12 Strah-
len. — Der Steinbutt lebt, wie alle Mitglieder dieser Familie, bloss im Meere, namentlich in der Ost-
und Nordsee, und stimmt auch darin mit seinen Verwandten überein, dass er in den untersten Tiefen
unmittelbar über dem Grunde sich aufhält, und so schwimmt, dass die helle Seite nach unten, die dun-
kel gefärbte nach oben gerichtet ist. Er kann daher nur mit der Angel gefangen werden, beisst in-
dess sehr gut, da er ein gefrässiger Raubfisch ist, und den Köder sogleich verschluckt. Sein Fleisch
ist äusserst schmackhaft und gilt sowohl frisch, als geräuchert, für einen grossen Leckerbissen.
Fig. 11. Plagusia bilineata, £ der natürlichen Grösse.
Die Galt. Plagusia unterscheidet sich von Pleuronectes und Rhombus durch den völligen Mangel
der Brustflossen und die abweichende Bildung des Kopfes. Letzterer ist viel kleiner und auf der oberen
Kante von einem, sogar über das Maul herabhängenden Fleischlappen bedeckt, der auch die, freilich sehr
niedrige Rückenflosse mit sich fortzieht. Der völlige Zusammenhang der Rückenflosse mit der spitzen
Schwanzflosse, mit welcher ebenso die Afterflosse innig verbunden ist, unterscheidet diese Gattung
ferner nicht bloss von den oben genannten, sondern auch von Achirus, bei welcher die Schwanzflosse
noch frei ist, und der die Brustflossen ebenfalls fehlen. Mit dieser, wie mit Solea, hat sie ein gleich-
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massiges Schuppenkleid gemein. — Die hier abgebildete Art findet sich an den Küsten Ostindiens,
wird bis 1' lang, und ist auf der einen Seite rothbraun mit schwarzen Flecken, auf der anderen weiss;
zwei helle Längsstreifen, die auf der dunklen Seite vom Kopf bis zum Schwanz neben der Mittel-
linie herablaufen, haben ihr den oben bemerkten Zunamen verschafft.
Familie Discoboli.
Allermeist plumpe Fische mit grossem dickem Kopf, ohne Schuppen, und an der Kehle stehenden,
in einen Saugnapf verbundenen Bauchflossen.
Fig. 13. Der Seehase (Cyclopterus lumpus^), ^ der natürlichen Grösse.
Der kurze, aber hohe Leib dieses Fisches ist unten wie abgeplattet, und läuft nach dem Rücken
zu in eine scharfe Kante aus, auf welcher 2 Flossen stehen; die vordere ist ein dreieckiger, am Um-
fange mit Knochenhöckern besetzter Hautlappen; die hintere besteht aus 12 dicken, wenig zerschlis-
senen Strahlen. Der Kopf ist höher als breit, der Kiemeudeckel klein, die Kiemenhaut hat 6 Strah-
len; der Mund ist von aufgeworfenen Lippen umgeben und hat an jedem Kiefer viele kleine
Zähne. Dicht hinter der Kiemenspalte sitzt die grosse 20strahlige Brustflosse, und steigt so weit gegen
die Kehle hinab, dass zwischen den beiden Brustflossen nur ein kleiner Zwischenraum bleibt (13. a>
In diesem Raum sitzen die zu einem runden Saugnapf verwachsenen Bauchflossen. Schwanz- und After-
flossen sind gross, abgerundet, und stimmen in ihrer Bildung ganz mit der hintern Rückenflosse über-
ein. Der ganze Leib endlich ist von einer sehr dicken aber lockeren braungrauen, am Bauch röth-
lichen Schleimhaut bedeckt, in welcher viele Knochenwarzen von verschiedener Grösse stecken.
2 Reihen grösserer laufen an jeder Seite vom Kopf bis zum Schwanz, eine dritte von der Kehle
zum After. — Der Seehase findet sich in der Ost- und Nordsee, wird 1' und drüber lang, lebt vom
Raube, ist aber laugsam und daher nicht sehr gefrässig. Mit den Bauchflossen kann er sich an Steine
setzen, und sich daran sehr festhalten.
Familie Echeneidae.
Leib länglich, rund, schuppenlos, der Kopf spitz, flach, mit einer grossen kammerigen Saugscheibe
auf dem Scheitel. Eine Rückenflosse über der Afterflosse.
Fig. 12. Der Ansauger (Echeneis remora"), £ der natürlichen Grösse.
Die merkwürdige Gattung der Ansauger enthält nur wenige, in wärmern Gegenden einheimische
Arten, deren auffallendstes Merkmal die Saugscheibe ist. Der flache Kopf trägt nämlich in der flei-
schigen Hautbedeckung mehrere (18 — 24) schmale Knochenplatteu, welche in paralleler querer Lage
einander folgen, und an dem freien, nach obeu gewendeten Rande fein gezackt sind. Sämmtliche Plat-
ten umfasst gleich einer Binde ein dicker elliptischer Ringmuskel, und ausserdem stehen sie noch in
der Mitte durch einen geraden, nicht sehr starken Längsmuskel in Verbindung (12. a). Diese beiden
Muskeln heben und senken die Platten je nach der Willkür des Fisches, und bilden so einen starken
Haftapparat, mit dem der Fisch sich bald hier bald dort festsetzen kann. Im Uebrigen ist keine beson-
dere Bildung an ihm zu bemerken. Die Kiefer sind ungleich, der untere länger, doch haben beide flei-
schige Lippen und viele kleine Zähne. Die Bauchflossen stehen unter den Brustflossen und sind getrennt,
die Schwanzflosse ist ausgeschnitten. Unsere Figur stellt den im Mittelmeer vorhandenen Ansauger
dar, welcher bis 1' lang wird, rauchbraun gefärbt ist, und 18 Knochenplatten in der Saugscheibe hat.
Er frisst Krebse und setzt sich gern an grössere schwimmende Gegenstände, z. B. Haifische, Schiffe.
C. Apodes. Die Bauchflossen fehlen ganz.
Familie Anguillifobmes.
Leib lang, dünn, oben und unten abgeplattet, der Kopflänglich zugespitzt, mit kleinem Kiemen-
deckel, aber desto grösserer Kiemenhaut, die zum Theil angewachsen ist. Brustflossen klein, fehlen
mitunter. Haut dick, schlüpfrig, hüllt die kleinen Schuppen ganz ein. Keine Blindsäckchen.
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U*>
Fig. 14. Der Meer-Aal£(MüBAENA coti(jener~), \ der natürlichen Grösse.
In der Form des Körpers von den meisten Mitgliedern seiner Familie wenig unterschieden, zeich-
net ihn besonders die Länge und Form der unpaaren Flossen, welche, weit vor der Mitte des
Rückens anfangend, an der ganzen Mittellinie bis zum After in gleicher Höhe und Bildung fortsetzen,
vor seinen Verwandten aus. Er hat ferner einen sehr spitzen Kopf, woran vorn über dem Maule
2 Spitzen, eine sehr grosse Kiemendeckelhaut, und darin 10 lange bogenförmige Strahlen, eine kleine
Kiemenspalte jederseits unterhalb der Brustflosse, und massig grosse röthliche Brustflossen; im Uebri-
gen ist er schwarzgrün, nur am Bauch gelblich. Die sehr kleinen länglichen Schuppen (14. b, stark
vergrössert), stecken so tief in der Haut, dass man sie nicht sieht, erst beim Trocknen werden sie
in ihrer eigenthümlichen Stellung (14. a) bemerkbar. Der Meer-Aal findet sich an allen europäischen
Küsten, hält sich am Grunde im Schlamm auf, wühlt sich ein und frisst kleine Fische, Gewürm und
Aas. Er wird 1-j—3' lang, doch mitunter auch 4—6', und bis 15 Jahr alt. Sein Fleisch ist
wohlschmeckend und äusserst feit, daher nicht leicht zu verdauen. — Eine andere, etwas kleinere
Art lebt in den süssen Gewässern Europas (IM. anguÜlä) und unterscheidet sich von dieser durch
eine kürzere Rückenflosse.
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I
TAFEL 23.
4. Klasse. F i S C h e. Pisces.
Ordnung. Stachelflosse r, AcanthopterygU.
Wesentlicher Charakter. Alle oder -wenigstens die ersten Strahlen der Rückenflosse bestehen aus einfachen knöchernen
Stacheln. Kiemen kammförmig; eine grosse Kiemenspalte. Skelet knöchern.
Familie Scombbini.
JJeib glatt, von vielen kleinen Schuppen bedeckt, seitlich vor dem Schwanz oft grössere gekielte
Knochenplatten. Schwanzflosse sehr gross, Bauchflossen unter den Brustflossen, bisweilen nicht vorhan-
den. Viele Blinddärmchen am Pylorus. Dahin:
Fig. 1. Die Makrele (Scombeb scomber'), 3mal verkleinert.
Vordere Bückenflosse von der hinteren getrennt, diese und die Afterflosse in eine grössere und fünf
kleinere Flossen aufgelöst; zwei leistenartige Hautfalten an jeder Seite des Schwanzes. Leib lang ge-
streckt, Kopf spitzig, in jedem Kiefer eine Reihe spitzer Zähne, Zunge und die Mitte des Gaumens glatt.
Farbe silberweiss, der Bücken bläulich grau, mit schwärzlichen, uuregehnässigen Querbinden; Flossen grau.
Schuppen sehr klein. Hat keine Schwimmblase. Lebt in der Nord- und Ostsee bis ins atlantische
und mittelländische Meer, hält sich im Winter in der Tiefe auf, kommt gegen Frühjahr an die Kü-
sten um zu laichen, und wird den Sommer hindurch an den europäischen Küsten zahlreich eingefangen. Die
Makrele erreicht eine Grösse von 1 — 2 Fuss, ist ein räuberischer Fisch, welcher besonders den Häriugen
nachstellt und sich sehr stark vermehrt. Ihr Fleisch ist besonders wohlschmeckend, aber schwer zu ver-
dauen; ausser dem Wasser lebt sie nicht lange und fault nach dem Tode leicht, daher man sie einzusalzen
pflegt, am liebsten aber frisch verspeist.
Fig. 2. Der Thunfisch (Thynnüs vulgaris^), 40mal verkleinert.
Fig 2.a. Schwanz von oben betrachtet.
Von der Makrele, mit welcher dieser Fisch sehr nahe verwandt ist, unterscheidet er sich dadurch,
dass die vordere Bückenflosse mit der hinteren zusammenstösst und die Knochenschilder neben dem Schwanz
sehr gross sind (S.a.). Der Leib ist gross (2—7' lang und bis 600 Pfd schwer), besonders dick in
der Mitte, gegen den Schwanz hin zugespitzt, fast ganz rund. Der Kopf gross, zugespitzt, der Unter-
kiefer ragt hervor, beide Kiefer mit kleinen spitzen Zähnen; Zunge glatt. Farbe an den Seiten silbern,
auf dem Bücken dunkel blaugrau, Flossen gelblich-grau, die Schwanzflossen dunkler; Bücken- und
Afterflossen nach hinten in 7—11 kleine Flossen aufgelöst. Die Schuppen hinter dem Kopf und Rücken
grösser, die an den Seiten fallen leicht ab. — Hält sich in der Nordsee, dem mittelländischen und
atlantischen Meere auf, und ist ein gefrässiger Raubfisch. Er laicht im May und Juni, die Eier wie
Mohnsamen gross, äusserst zahlreich. Man fängt ihn besonders an sicilianischen Küsten in grossen Netzen
bei einem allgemeinen Volksfest; das Fleisch ist wohlschmeckend.
Fig. 3. Der Schwerdtfisch (Xiphias gladius}, 70mal verkleinert.
Er unterscheidet sich von den übrigen Thunfischen auffallend durch den Mangel der Bauchflossen.
In der Gestalt gleicht er dem Vorigen, aber der Oberkiefer ist in einen langen, schwerdtförmigen Fortsatz
verlängert; der Leib spindelförmig, auf der Oberfläche von sehr kleinen Schuppen bedeckt, die Rücken-
flosse nimmt den ganzen Rücken ein, wie die Afterflosse vorn und hinten sehr hoch; an den Seiten des
Schwanzes ein Hornblättchen. Farbe stahlblau, an den Seiten weisslich, auf dem Rücken sehr dun-
kel, Rücken- und Brustflosse gelblich, die anderen grau. Lebt in der Nord- und Ostsee, dem mittellän-
dischen Meere, und atlantischen Ozean; laicht im May und Juni an den Küsten, wird 6—18' lang.
Seine Nahrung sind kleinere Fische, sein Fleisch wird in Italien gegessen.
Fig- 4. Der Sonnenfisch (Zeus faber\ 5mal verkleinert.
Unter den Scombrinen zeichnet sich der Sonnenfisch durch einen stark zusammengedrückten,
dünnen, scheibenförmigen Leib, ein weit vorstreckbares Maul und kleine nicht zahlreiche Zähne aus.
Seine erste Rückenflosse hat sehr lange Stacheln und am Grunde neben ihr und neben den beiden Af-
terflossen bemerkt man zweispitzige Dorn-Schuppen. Farbe grünlich gelb, wie Bronze, Rücken und
ein Fleck oberhalb der Brustflosse schwarz, Flossen graulich; Bauchkante stacheng, Schuppen klein.
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Lebt in der Nordsee mid dem mittelländischen Meere, wird 1—1| Fuss lang, und gehört zu den ge-
frässigeren Raubfischen; sein Fleisch ist schmackhaft.
Familie Squami penn es.
Körper hoch, dünn, scheibenförmig, mit grosser Rücken- und Afterflosse, welche gewöhnlich am
Grunde von kleinen Schuppen bedeckt sind, so dass man die Grenze zwischen Lerb und Flosse nicht
genau wahrnimmt. Darm lang mit vielen Biinddärmchen am Pylorus.
Fig. 7. Chaetodon faber B1; (Ephippus faber &w.~), iOmal verkleinert.
Hat im kleinen Maule viele feine borstenförmige Zähne, die diclit gedrängt stehen, wie die Haare
einer Bürste, aber keinen Dorn am Kiemendeckel; die Schwimmblase ist gross. Die Rückenflosse hat
anfangs kurze aber dicke Stacheln, die in einer Falte am Rücken versteckt werden können, dahinter
weiche Strahlen; nur dieser aus weichen Strahlen gebildete Theil ist mit Schuppen bedeckt. Afterflosse
mit 3 Stacheln vorn und längeren weichen Strahlen dahinter. Der Fisch wird 11 Zoll lang und 8 Zoll
hoch; seine Farbe ist silbern, Rücken, Flossen und sechs breite Querbinden dunkelblau, Iris gelb. An den
Küsten Westindiens und Süd-Amerikas zwischen Steinen und Klippen, daher der Name Klippfisch.
Familie Sparini.
Keine Kähne am Gaumen und keine Gruben in den Schädelknochen. Leib von gewöhnlicher Form,
von grossen Schuppen bedeckt; eine grosse Rückenflosse, Bauchflossen dicht unter und hinter den
Brustflossen. Kiemendeckeiknochen am Rande ungezähnt, die Haut höchstens mit 6 Strahlen.
Fig. 5. Der Goldbrassen (Sparus [Chbysoi>hrys Cuv7\ auratus^), Sinai verkleinert.
Seitliche Zähne der Kiefer abgerundet, mahlzahnarüg, im Oberkiefer wenigstens drei Reihen; vern
in beiden Kiefern einige spitze Zälme. Fig. S.a. zeigt das offene Maul mit den Zähnen von einem jun-
gen Fisch. Mit zunehmendem Alter bilden sich mehrere Zähne, so dass im Oberkiefer fünf im Unterkiefer
vier Reihen erscheinen, worunter einige sehr grosse ovale. Der Fisch hat eine Silberfarbe, ist gegen
den Rücken zu bläulich, der Länge nach mit schmalen Goldstreifen, zwischen den Augen auf der Stirn
ein goldener Streif; er wird bis V lang und findet sich an den Küsten des Mittelmeers. Sein Fleisch wird
geschätzt. Er nährt sich von Schnecken, nicht, wie einige seiner Verwandten, von Seegewächsen.
F a m i 1 i e L a b b i n i.
Form der Vorigen, aber die Schuppen sehr gross; Kiefer vorstehend nackt, dahinter fleischige
Lippen; am Schlünde drei mit Zähnen besetzte Schlundknochen; eine grosse Rückenflosse, Bauchflossen
unter den Brustflossen. Keine oder kleine Biinddärmchen am Pylorus, Schwimmblase gross.
Fig. 6. Der Papageifisch (Scarus creticus') Smal verkleinert.
Er hat einen frei hervorragenden Kieferrand, hinter welchem wieder sehuppenartig gestellte kleine
Zähne sitzen, und der am Grunde von einer fleischigen Lippe umgeben ist. Die Schuppen sind gross,
und die Seitenlinie, welche parallel dem Rücken über die Schuppen fortsetzt, ist am Anfange des Schwan-
zes unterbrochen. Farbe blau oder roth nach der verschiedenen Jahreszeit. Er erreicht die Grösse des
Barsches, findet sich im Meere zwischen dem griechischen Archipel, und wurde im Alterthum als Nah-
rungsmittel sehr geschätzt.
Familie P e r c i n i. B a r s c h e.
Haben gleichfalls die Gestalt der Vorigen, aber der Rand des Kiemendeckels oder des Knochens
vor dem Rande fJVörderdeckel) ist gezähnt oder in Dornen verlängert, und nicht bloss die Kiefer,
sondern auch der Gaumen, sind mit kleinen spitzigen Zähnen besetzt. Die Barschfamilie ist die zahl-
reichste unter allen Fischen und enthält meistens geniessbare wohlschmeckende Mitglieder. Alle leben
vom Raube und finden sich vorzugsweise im Meer. Dahin:
Fig. 8. Der Flussbarsch (Perca fluviatilis~), 5mal verkleinert.
Er hat 7 Strahlen in der Kiemendeckelhaut, die Bauchflossen unter den Brustflossen und zwei
Rückenflossen, welche sich grade berühren, die vordere mit 15 stacheligen die hintere mit 14 weichen
Strahlen. Die Zähne sind ziemlich gleich gross, der Rand des Kiemendeckels mit 2 — 3 grössern Sta-
cheln, die Zunge glatt. Farbe grünlich grau, Rücken dunkler, mit 6—7 schwärzlichen Querstreifen, Bauch
weisslich; Brust-, Bauclb-, After- und Schwanzflosse roth. Er erreicht eine Grösse von f—2', und findet
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siclr häufig in klaren süssen Gewässern. Er laicht zuerst im dritten Jahre seines Alters gegen Ende
April oder Anfangs Mai, und giebt die Eier in langen aus Gallerte gebildeten Schnüren und Strängen
von sich; in solchen Massen sind gegen 280,000 Eier enthalten. Wegen seiner geringen Grösse und
kleinen Mundöffnung kann er nur kleinere Fische verschlucken, stellt daher besonders dem Laich und
den Jungen nach., frisst selbst seines Gleichen, überhaupt ist er ausserordentlich gierig. Er streicht ein-
zeln in ziemlich gleicher Höhe, und lebt lange ausserhalb des Wassers. Sein Fleisch ist wohlschmeckend
und a-llgeniein beliebt.
Fig. 9. Das Petermännchen (Trachinus äraco\ 4mal verkleinert.
Dieser Fisch gehört zu derjenigen Abtheilung der Barschfamilie, bei welcher die Bauchflossen an
der Kehle stehen (Perc. juGUiiAiiEs), und unterscheidet sich von seinen Verwandten durch einen zusam-
mengedrückten Kopf, nah gerückte Augen, einen aufwärts gerichteten Mund, eine sehr kleine, östrahlige
vordere, und eine zweite sehr grosse, 24strahlige Bückenflosse, so wie durch die Anwesenheit eines
grossen Stachels am Bande des Kiemendeckels; in der Kiemendeckelhaut 6 Strahlen. Farbe gelbbraun,
dunkler gegen den Bücken, am Bauch weiss, dort mit schiefen dunkelbraunen Querbindeu; die erste
Rückenflosse schwarz, die anderen Flossen gelblich. Es wird f lang, findet sich in der Ost- und Nord-
see, im atlantischen Ozean und mittelländischen Meere, bewohnt die Tiefe, laicht aber im Juni an den
Küsten; dann fängt man ihn. Seine Nahrung sind kleinere Fische, Schnecken und Krebse, sein Fleisch
ist wohlschmeckend. Die Erzählung, dass die Stacheln dieses Fisches giftig seien und besondei-s gefähr-
lich verletzen können, beruht auf einem Irrthum.
Fig. 10. Der Steruseher (Uranoscopus scaber~), 4mal verkleinert.
Gehört in dieselbe Abtheilung (Perc. jugulares) der Barschfamilie, und unterscheidet sich von dem Vori-
gen durch seinen rundlichen Leib, seinen grösseren Kopf, seine ganz nach oben gerichteten Augen und
Mund, und seinen nach unten gezähnten Vorderdeckel. Im Maule vor der Zunge findet sich ein dünner
Hautlappen, welcher in einen Faden endigt und den der Fisch ausstrecken und wieder zurückziehen
kann, wie man sagt, um kleinere Fische dadurch anzulocken. Auf der Zunge kleine Fähnchen. Er hat
eine gelbgraue, auf dem Rücken braune, am Bauch weisse Farbe, und rötklichbraune Flossen; seine
Länge beträgt f. Man findet ihn im mittelländischen Meere, woselbst er sich zwischen den Seekräutern
versteckt hält, nur mit dem Kopf liervorseliend, und die kleinen Fische, welche in seine Nähe kommen,
wegschnappend; nur bei Nacht soll er umher schwimmen. Sein Fleisch wird nicht geschätzt. Unter
seinen inneren Organen ist die Gallenblase wegen ihrer besonderen Grösse merkwürdig.
Familie Tbigloides oder Sceebopabei CPanserwangenj.
Die Knochen des unteren Augenrandes sind gross, schildförmig, bedecken die Wangen und reichen
bis zum Kiemendeckel; ihre Oberfläche ist rauh und stachelig. Baucbflossen unten zwischen den Brust-
flossen, diese sehr gross. Der Kopf meistens missgestaltet, mit hörnerartigen Fortsätzen.
Fig. 11. Der Seeskorpion (Cottus scorpio% 4mal verkleinert.
Kopf breit, flach gedrückt, verschiedenartig mit Dornen und Stacheln bewehrt. Zähne nur in der
Mitte des Gaumens. Zwei Bückenflossen, Bauchflosse schmal, mit 3 einfachen Strahlen, 6 Strahlen in
der Kiemendeckelhaut; 3 Stacheln am Vorderdeckel. Keine Schwimmblase. Farbe des Rückens schwarz-
braun, unregelmässig abgesetzt und in die weissliche Seiten- und Bauchfarbe eingreifend, dazwischen mit
vielen kleinen bräunlichen Warzen statt der Schuppen; die Flossen hell graugelb mit dunkelbraunen
schiefen Querbinden, die Strahlen stachelförmig, nur die der Schwanzflosse am Ende gespalten. Der
Seeskorpion findet sich in der Ostsee, Nordsee und dem atlantischen Ozean, doch mehr nach Norden
hinauf, bis an die Küsten von Grönland; er hält sich gewöhnlich in der Tiefe des Meeres auf, kommt
aber im Sommer an die Küsten und giebt, wenn er gefangen und angefasst wird, einen knurrenden Ton
von sich, welcher dadurch entsteht, dass er das eingesogene Wasser mit Gewalt ausstösst und in Folge
dessen der Leib sich sehr zusammenzieht; daher er auch in manchen Gegenden Knurrhahn genannt
wird. Er laicht im Dezember und Januar, und setzt die Eier zwischen Seetang ab. Man rechnet ihn
zu den gefrässigsten Raubfischen, auch kann er, wegen der Weite seiner Mundöfluung, ziemlieh grosse
Fische bezwingen. Sein Fleisch wird nicht gegessen.
Fig. 12. Die Seeschwalbe (Trigla hirundo^, «mal verkleinert.
Kopf fast würfelförmig, gepanzert, die Wangen von einem grossen Schilde, welches mit dem Vor-
derdeckel zusammenstösst, geschützt. Zwei Rückenflossen, Brustflossen gross, vor ihnen drei freie Strahlen.
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Der Leib von kleinen Schuppen bedeckt, braun, gegen den Rücken hin dunkler. Brustflossen sehr gross,
abgerundet, dunkel violett, jeder Strahl viertheilig; Schwanzflosse braun, die übrigen Flossen gelblich,
mit einfachen Strahlen. Am Ende des Magens gegen 13 Blinddärmchen, Schwimmblase vorhanden und
gross. Lebt in der Nord-, Ostsee und mittelländischen Meere, ward über 1 bis 3' lang, hält sich in der
Tiefe auf, und schwimmt sehr schnell. Sie ist weniger gefrässig, lebt von kleinen Fischen, Krebsen,
Mollusken, und giebt ebenfalls, wenn sie gefangen wird, einen knurrenden Ton von sich. Ihr Fleisch
wird gegessen, besonders gesalzen und an der Luft getrocknet.
Fig. 14. Der Stichling (G-astkhosteüs aculealusj, in natürlicher Grösse.
Kopf kleiner, ohne Stacheln und Dornen. Die drei Strahlen der ersten Rückenflosse frei, ohne
Haut; Bauchflossen hinter den Brustflossen, von einem grossen Stachel jederseits vertreten. Leib statt
der Schuppen von panzerförmigen Halbringen bedeckt. Farbe silbern, am Rücken graulich, an der Kehle
und am Bauch oft röthlich; die Flossen grauweiss. Er wird bis gegen S" lang und findet sich zahlreich
in unsern Bächen und Flüssen, seine Laichzeit fällt in den April und Juni, und seine Eier belaufen sich
auf 130—150. Er nährt sich vom Laich anderer Fische, aber auch von Insektenlarven und kleinen
Süsswasserthieren. Zur Nahrung dient er weder dem Menschen, noch anderen Fischen, da er wegen
seiner spitzen Stacheln nicht ohne Verletzung hinuntergeschluckt werden kann.
Familie Gobjacei.
Die Strahlen der ersten Rückenflosse sind dünn, fein, biegsam, die Bauchflossen vor den Brustflossen
an der Kehle; der Leib der Meisten lang gestreckt, die Kiemenöffnung nicht sehr gross; der Darm gleich-
weit, ohne Blinddärme am Pylorus, die Schwimmblase fehlt häufig.
Fig. 13. Die Aalmutter (Blennius viviparus'), öinal verkleinert.
Leih lanzettförmig, zusammengedrückt, schlüpfrig, der Kopf rundlich, die Nasenlöcher ragen röhren-
förmig hervor. Zunge und Gaumen zahnlos. Sieben Strahlen in der Kiemenbaut; die Bauchflossen ab-
gerundet, die Brustflossen schmal, 3strahlich, stehen vorn au der Kehle; die Rückenflosse nimmt den gan-
zen Rücken ein; die Schwanzflosse zugespitzt, hängt mit der Afterflosse zusammen; alle drei niedrig.
Farbe gelbbraun auf dem Rücken und dessen Flosse unregelmässige dunklere Flecke, Afterflosse röth-
lich. Bewohnt die Ost- und Nordsee, und wird bis 1|' laug. Im Frühjahr und Sommer findet man im
Bauche des Fisches Eier, deren Eutwickelung um den lOten September beginnt und bis gegen den
Januar hin fortdauert; um diese Zeit zerreissen die Eihüllen und der junge Fisch schwimmt frei in der
Feuchtigkeit des Eierstocks, von welcher er sich nährt, und erst gegen Mitte des Januars verlässt. Um
diese Zeit werden von einer Mutter über 300 Junge kurz nach einander gebohren. Die Aalmutter hält
sich auf dem Grunde des Meeres auf, und nährt sich besonders von Krebsbrut. Ihr Fleisch ist weich-
lich und wird wenig geschätzt.
Fig. 15. Die Meergrundel (Gobiüs capito Cuv.~), 4mal verkleinert.
Das zahlreiche Geschlecht der Grundein zeichnet sich aus durch die beiden zu einer runden Saug-
scheibe mit einander verwachsenen Bauchflossen (Fig. 15. a.). Sie haben 5 Strahlen in der Kiemenhaut,
zwei getrennte Rückenflossen, einen nicht grossen rundlichen Kopf mit nach oben gezogenen Augen,
ein kleines Maul, Zähne in den Kiefern, vier rauhe Knochenplatten am Gaumen, eine kleine Kiemenspalte,
und sehr kleine Schuppen, besonders am Kopf. Eine einfache Schwimmblase ist vorhanden. Die Arten
leben auf dem Grunde des Meeres und nähren sich von kleinen Thieren; alle haben eine nur geringe
Grösse. Die Männchen mancher Arten sollen aus Seetang eine Art von Nest bilden, darin auf die
Weibchen warten, und die endlich von diesen hineingelegten Eier gleichsam bewachen. Die abgebildete
Art ist kaum 1' lang, olivenfarben, schwärzlich gefleckt; die Flossen schwarz puidttirt und in die Quere
gestreift. Kopf breit, die Backen wie aufgebläht. Sie findet sich im Mittelmeer.
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TAFEL 24.
5. Klasse. Insekten. Kerfe, insect».
1. Ordnung. Käfer. Coleoptera sive Eleutherala.
Wesen tlicli er Charakter. Sie haben beissende Mundtheile, bestehend aus Oberlippe, Oberkiefern, beide ohne
Taster, sowie Unterkiefern und Unterlippe, jene mit 4gliedrigen, diese mit 3gliedrigen Tastern. — Flügel ungleich,
die vorderen hornige Deckschilde. Verwandlung vollkommen.
I. Phaneromera s. Pentamera. Mit 5 Gliedern an allen Füssen.
A. Anisocera. Fühlerglieder von ungleicher Gestalt und Grösse, das erste beständig län-
ger und keulenförmig verdickt, die letzten bilden einen Knopf.
1. Familie. Fächerhörne r. LamelUcornia.
Wesentlicher Charakter. Die 3 — 7 letzten Fühlerglieder sind nach der einen Seite in einen Lappen ausgedehnt, und
bilden zusammen einen fächerförmigen Knopf; Larven blind, krummgebogen, mit 6 deutlichen grossen Deinen und weich-
hautiger Oberfläche; leben im Mist, faulen Holze und in der Erde von Wurzeln.
Fig. 1. Der Hirschkäfer (Lücands cervus), Männchen in natürlicher Grösse.
Der grösste einheimische Käfer, ausgezeichnet durch die sehr grossen stark hervorragenden, ge-
weihartig verästelten Oberkiefer, welche am Ende 2 und in der Mitte nach innen zu 1 Zacke tragen.
Beim Weibchen sind sie viel kürzer mit stumpfen Höckern statt der Zacken. Die Unterkiefer
(l.b.) zeigen ein kurzes behaartes Kaustück, und darüber einen häutigen, lanzettförmigen, dicht pin-
selförmig behaarten Fortsatz, welchen man Helm oder inneren Taster nennt. Am äusseren
Taster ist das zweite Glied das längste, das erste das kleinste. Die kreisabschnittförmige Unter-
lippe (1. a.) trägt eine gespaltene behaarte Zunge und daneben die Taster mit fast gleichen Gliedern.
Das erste Fühlerglied ist so laug als alle folgenden zusammen; von diesen, 9 au der Zahl, bilden
die 4 letzten einen kurzzackigen mehr kammförmigen Fächer. Die Schienbeine sind dornig und die
Füsse tragen zwischen den beiden grossen Krallen noch eine kleine Afterkralle (pnychium). Farbe
des Käfers einfarbig schwarzbraun, Oberkiefer und Flügeldecken kastanienbraun; Rand des Vor-
derrückens, die Unterkiefer und die Zunge goldgelb behaart. In Eichenwäldern an Stämmen, deren
äusfliessenden Saft der Käfer leckt; die grosse gelbe Larve lebt in alten hohlen Bäumen, und hat keine
Querfalten an ihren Körperringen. Ist nirgends selten.
Fig. 2. Der prachtvolle Rosenkäfer (Cetonia fastuosa"), in natürlicher Grösse.
Unter den einheimischen Rose nkä fern ([Cetonia}, deren gemeinste Art: Cet. mir ata, fast an allen
wilden Rosensträuchen in den Blumen sitzend angetroffen wird, ist die abgebildete die grösste und
schönste. Sie hat überall eine schöne grüne metallische goldgelb schillernde Farbe, nur die Fühler
sind schwarz und die Füsse stahlblau. Man findet sie in Wäldern an verschiedenen Stellen Deutsch-
lands, aber selten. Besondere Merkmahle für die Gattung Cetonia liefern ihre nur am Aussenrande
hornigen, nach innen häutigen und behaarten Oberkiefer (a.c), ihre länglichen, am Ende des Helms
mit einem unter dichten Haaren fast versteckten Haken versehenen Unterkiefer (2. a.), deren letztes
Tasterglied das längste ist; und die sehr breite, herzförmige ausgeschnittene hornige Unterlippe (2. b.),
welche die innen angebrachte Zunge völlig versteckt, und die kleinen Taster jederseits in einem so
tiefen Ausschnitte trägt, dass man das erste sehr kleine Glied derselben nicht mehr bemerken kann.
Die Fühler sind lOgliedrig, die 3 letzten Glieder bilden den Fächer. Die Flügeldecken haben ain
Aussenrande einen Ausschnitt, in welchem die Flügel während des Fluges sich bewegen, indem die
Flügeldecken nicht, wie bei den meisten Käfern, alsdann gehoben werden; und in eben diesem
Ausschnitt ragen die Hüften der Hinterbeine hervor, daher man sie von oben sehen kann. Auch
die am Grunde der Flügeldecken hervorragenden Schulterstücke zeichnen die Gattung Cetonia aus.
Ihre Larven leben in Ameisenhaufen, nähren sich wohl von Graswurzeln, haben einen kleinen Kopf,
Querfalten an den Ringen, und ein ziemlich dichtes, aber kurzes Haarkleid.
Fig 3. Der gemeine Maikäfer (Melolontha vulgaris), in natürlicher Grösse.
Die Gattung der Maikäfer (Melolontha) unterscheidet sich sehr wesentlich von der vorigen
schon durch den Bau des Mundes. Ihre Oberkiefer (3. a.) nehmlich sind hornig, sehr stark, ragen
aber nicht über den Kopf hervor, und zeigen oben 3 scharfe meisselförmige Schneidezähne, aber einen
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grossen runzeligen Mahlzahn am Grunde. An den Unterkiefern (3. b.) ist sowohl das Kaustück als
der Helm hornig und stark gezähnt, aber haarlos. Die Unterlippe ist am Ende schmäler als am Grunde,
dort abgestutzt, und das erste Tasterglied kann wahrgenommen werden. Die Fühler haben 10 Glieder,
von denen beim Männchen die 7, beim Weibchen die 3 letzten einen Fächer bilden. Die Flügeldecken
haben keinen Ausschnitt, lassen aber das 3eckige zugespitzte Ende des Hinterleibes unbedeckt. An
den Fussklauen sieht man einen starken Zahn am Grunde. Farbe und Zeichnung der Maikäfer sind be-
kannt genug, nur die Behaarung der ganzen Oberfläche, welche ihn leicht von Cetonia unterscheidet, be-
darf noch einer Erwähnung. Er lebt als Käfer nur einige Monate, und nährt sich von jungen Pflauzen-
blättern; seine Larve dagegen (3. b.)> bekannt unter dem Namen Engerling, lebt 3 Jahre ehe sie erwachsen
ist, in der Erde, und nährt sich von Gras wurzeln. Sie hat die gebogene Form aller Lamellikornen-
larven, einen grossen braunen Kopf, braune Füsse, und Querruuzelu an den weisslichen Körperrin-
gen. Ihr Rücken ist schwach und kurz behaart, der Bauch nackt.
Fig. 4. Der heilige Pillenkäfer (Ateuchus sacer"), in natürlicher Grösse.
Dies ist der berühmte Käfer der Alten, welcher sich so häufig auf den ägyptischen Pyramiden
abgebildet findet, und auch als Amulet aus Stein geschnitten um den Hals getragen wurde. Man be-
trachtete ihn als Sinnbild des Sonnengottes, der älterlichen Liebe, so wie der Liebe und Sorgfalt ge-
gen Nebenmenschen überhaupt. Er hat einen ziemlich flachen, tiefschwarz gefärbten Körper, dessen
breiter Kopf vorn in 6 stumpfe Zacken ausläuft und die Muudtheile gauz versteckt. Die Fühler sind
kurz, 9gliedrig; der Fächer sehr dick, rundlich, 3gliedrig. Die Oberkiefer haben nur am Grunde eine
hornige Beschaffenheit, ihre dünne flache Spitze ist häutig und behaart. An den Unterkiefern ist so-
wohl das Kaustück, als auch der sehr flache gewimperte Helm häutig; desgleichen an der Unter-
lippe 0*. cO die innerhalb angebrachte aber etwas hervorragende Zunge. Die Vorderschienen sind
flach und am Aussenrande gezähnt, statt desFusses tragen sie einen einfachen Stachel; die 4 hinteren
ungezähnten Schienen laufen in einen gebogenen Stachel aus; ihre Füsse sind fein und fadenförmig. Zwi-
schen den Flügeldecken fehlt am Grunde derselben das sonst recht bemerkbare Schildchen. Sowohl
der Käfer, als auch seine Larve, leben vom Mist; letztere in der Erde von einem grossen Ballen, den
das Weibchen fabrizirt, dann ein Ei hinein legt, und nun verscharrt. Nachdem der Mist ziemlich verzehrt
ist, verpuppt sich darin die Larve, und der Käfer kommt aus dem Ballen hervor. Er bewohnt Dal-
matien, Italien, Griechenland, Syrien und Nordafrika.
ß. Familie. Käulenhörner. Clavicornia.
Wesentlicher Charakter. Die 3 oder 4 letzten Fühlerglieder sind ringsum erweitert, und bilden vereinigt einen ei-, ku-
gel-, oder kolbenförmigen Knopf; das erste Glied ist ebenfalls länger, stärker und kolbig verdickt. Die Larven haben Füh-
ler, 6 Beine und häufig (vielleicht immer) Augen. Sie leben von fauligen thierischen Nahrungsmitteln.
Fig. 5. Der4fleckige Stutzkäfer (Hister quadrinotatus), 4mal vergrössert.
Die Gattung der Stutzkäfer (Hister) hat einen kreisrunden oder länglich runden, oberhalb fla-
chen nach unten gewölbten Leib, dessen Vorderrücken so gross ist, dass sich darin der ganze Kopf
zurückziehen kann, und dessen' Beine ebenfalls sich dicht an den Leib in dazu bestimmte Gruben ver-
stecken lassen, wobei sich die Füsse hinter die Schienen legen, und von diesen bedeckt werden. Diese
Stellung nimmt der Käfer bei jeder Berührung an, und bietet so seinem Feinde nichts dar, als seine
höchst feste, glänzende, glatte Oberfläche, welche iudess sowohl auf dem Kopf, als auch auf dem Vor-
derrücken und den Flügeldecken mit dem Rande parallelen Streifen geziert ist. Die Flügeldecken
sind kürzer als der Leib, daher die letzten Ringe desselben von oben her wahrgenommen werden kön-
nen; sie heben sich beim Fluge nicht, sondern bleiben, wie bei Cetonia, ruhig liegen. Alle Arten
dieser Gattung leben im Mist, und manche sind darin recht häufig. Die abgebildete ist unter den ein-
heimischen ziemlich die grösste, 4/// lang, 3'" breit, ganz glänzend schwarz, nur auf den Flügeldecken
stehen 2 blutrothe Flecke, einer an der Schulter, der 2te etwas vor der Mitte nach aussen zu. Der
Rand des Vorderrückens hat 2 Linien, die Flügeldecken zeigen auf der Oberfläche nur 3, wovon die
innerste sehr kurz ist; die Vorderschienen haben am Aussenrande 3 grosse stumpfe Zähne, die hinte-
ren ebenda viele feine Stacheln. — Die Muudtheile der Gatt. Hister sind, trotz der geringen Grösse
der Arten, sehr stark entwickelt. Oberlippe und besonders die Oberkiefer ragen hervor; letztere ha-
ben Zähne am Innenrande. Die Unterkiefer (5. a.) haben ein häutiges behaartes Kaustück und einen
ebensolchen aber grösseren Helm; der Taster ist 4gliedrig, das letzte Glied das längste und spindel-
förmig. Die Unterlippe (6. b.) ist nur klein, aber die grosse 2lappige, häutige gewimperte Zunge ragt
stark hervor; am Grunde derselben sind die Taster befestigt; das erste Glied dieser ist sehr klein,
das letzte das grösste und ebenfalls spindelförmig. Einen sehr sicheren Charakter liefern noch die
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Fühler, von deren 11 Gliedern die 3 letzten in einen fast kugelrunden Knopf vereinigt «und; sie wer-
den, wenn sich der Käfer zusammenzieht, in einer Grube hinter den Augen unterhalb am Rande des
Vordernickens versteckt.
Fig- 6. Der Speckkäfer (Dermrstes lardarius), 2|mal vergrössert.
Er steht den Stutzkäfern nahe, ist aber zylindrisch, nach oben gewölbt, und seine Flügeldecken
sind nicht abgestutzt. Er kann sich ebenso, wie jene, zusammenziehen, aber die Beine liegen nicht
in besonderen Gruben, sondern frei am Leibe, und da die Schienbeine schmal und rund sind, so kön-
nen sie die Füsse nicht verdecken. Dabei ist der ganze Leib dicht von anliegenden Härchen bedeckt,
und deshalb nicht glänzend, sondern matt gefärbt. Die Fühler haben einen ähnlichen Bau, wie bei
Hister; indess ist der Kopf länglicher, eiförmig, und die Glieder desselben bleiben deutlicher getrennt.
Auch die Mundtheile ähneln denen von Hister, wenn sie gleich ebenfalls viel kleiner sind. Die Un-
terkiefer (6. a.) haben kürzere Taster, deren letztes grösstes Glied am Ende abgestutzt ist; die Un-
terlippe (6. b.) ist viel länglicher, die häutige Zunge kürzer, bloss ausgerundet, und unterhalb von
3 Hornleisteu unterstützt; zwischen diesen gelenken, in ein paar Ausschnitten der Unterlippe., die kur-
zen Taster. Die Farbe des Speckkäfers, dessen Länge 4"' beträgt, ist oberhalb schwarz, aber am
Grunde der Flügeldecken findet sich eine breite rehfarbene Querbintle, worauf 6 schwarze Flecken
sich befinden; ebenso bemerkt man auf dem Vorderrücken 10 aus weisslichen Haaren gebildete, häufig
abgeriebene Punkte. Die ganze Unterseite ist rehfarben, die Beine schwarz, ebenso die Fühler, doch
der Knopf ist rothgelb. Der Käfer findet sich in Häusern au Speck und getrocknetem Fleisch; seine
Larve lebt ebenda, sie ist 6"' lang, gelb, mit braunen Querbinden, röthlichem Kopf, und vielen laugen
steifen abstehenden rothbraunen Haaren. Sie stellt besonders den Präparaten der zoologischen Samm-
lungen nach, und zerstört dieselben sehr schnell.
Fig. 7. Der Todtengräber (Necrophorus vespillo~), um £ vergrössert.
Dieser merkwürdige Käfer hat einen frei hervorragenden, nach hinten sogar mit einem Halse
versehenen breiten Kopf, dessen Wangen und Schläfen dicht mit messinggelben Haaren bekleidet sind,
ebenso die Gegend des Mundes und die Lippen. Ueber der OberJippe, welche ausg-esclinitten ist, be-
merkt man einen dreieckigen rothgelben Fleck. Die Oberkiefer sind stark und ragen hervor; die Un-
terkiefer (7. a.) haben ein häutiges behaartes Kaustück, einen ebensolchen Helm und einen kurzen dicken
Taster. An der kurzen breiten Unterlippe (7. b.) ragt die tief gespaltene Slappige Zunge hervor, und an
dieser, d. h. an dem unteren hornigen, stielförmigen Theile derselben, sitzen die kurzen dicken Lippen-
taster. Der Vorderrücken ist kreisrund, gewölbt, mit scharfem flachen Bande, glänzend schwarz, aber
die Vorderfläche schwefelgelb behaart. Die Flügeldecken sind kürzer als der Leib, gerade abgestutzt,
schwarz, mit 2 orangefarbenen ausgezackten Querbinden. Brust, Bauch und Beine schwarz, schwefel-
gelb behaart; die letzteren besonders an der Aussenseite der Schenkel; das letzte Paar grösser, mit
einem starken spitzen dolchförmigen Stachel am Grunde, und gebogenen, gefurchten Schienbeinen,
die innen am Ende einen starken Stachel tragen. I)ie Eühler endlich sind lOgliedrig, kurz, aber en-
den mit einem grossen runden Knopfe, dessen 4 Glieder etwas in einander stecken; die 3 letzten der-
selben sind rothgelb. Bekanntlich lebt der Todtengräber im Aase, und hat seinen Namen von der
Gewohnheit, kleinere Kadaver, wie Mäuse, Maulwürfe, einzuscharren, indem er unter dieselben kriecht,
die Erde darunter hervor scharrt, und sie über dem todten Körper aufhäuft. Zu diesem Ende sind die
Vorderfüsse mit laugen starken Haaren dicht bekleidet. Ist der Körper eingescharrt, so legt der weib-
liche Käfer darin seine Eier; die Larven kriechen aus, verzehren das Aas, verpuppen sich in der
Erde, und der Käfer kommt endlich zum Vorschein.
Fig. 8. Der Immenwolf (Trichodes apiarius), 2|mal vergrössert.
Durch den weichen, länglichen, hinten breiteren und mit abstehenden Haaren von verschiedener
Länge überall bedeckten Leib unterscheiden sich die Gatt. Trichodes und deren Verwandte auf den
ersten Blick; dazu kommt ein herzförmiger, nicht umrandeter, hinten zusammengeschnürter Vorderrücken,
Avelcher vorn den Kopf etwas in sich aufnimmt; und ein ziemlich grosser, senkrecht gestellter Kopf,
an dem weder der Hals noch der Nacken sichtbar sind. Von den nächsten Verwandten unterscheidet
sich Trichodes durch die nicht sehr stark gewölbten, aber nierenförmigen Augen; die ll«liedrigen
Fühler, deren 3 letzte Glieder eine starke aber zusammengedrückte Keule bilden, und durch die Taster,
\on welchen die der Unterkiefer (8. a.J nur wenig gegen das Ende hin angeschwollen sind, die der
Unterlippe aber (8. b.) mit einem sehr grossen 3eckigen zusammengedrückten Gliede enden. Am Un-
terkiefer aber sind Helm und Kaustück häutig und gefranzt, ebenso die gespaltene hervorragende
Zunge au der Unterlippe. Ein wesentliches Merkmahl liefern noch die Füsse, deren Glieder erweitert
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und mit breiter behaarter Sohle versehen sind, doch ist das erste Fussglied bei der Befrachtung von
oben wegen geringer Grösse nicht zu erkennen; unterhalb aber sieht man seine Sohle ganz deutlich.
Tbich. apiarius findet sich auf Schirmblumen, und nährt sich von deren Honig; er ist ganz stahlblau,
nur die Flügeldecken haben am Grunde, in der Mitte und vor der Spitze eine breite blutrotbe Qaer-
binde. Taster, Füsse und Fühler sind rothgelb, aber die Keule der letzteren ist schwarz. Die blut-
rotbe Larve des Käfers lebt in Bienennestern und verzehrt, die Brut der Bienen.
Fig. 9. Parnus impressus Curl., 5mal vergrössert.
Die Gattung Pabnus steht an der Grenze der Käulenhörner, und nähert sich sowohl durch den
Bau ihrer Fühler, als auch durch ihre Lebensweise, den Drehkäfern (Gyrinus. Fig. IL). Sie hat einen
zylindrischen abstehend behaarten Leib, dessen Vorderrücken mehr weniger stark gewölbt und jeder-
seits mit einem tiefen Eindruck versehen ist. Der ziemlich breite Kopf kann in den Vorderbrustring
zurückgezogen werden, und dann werden zugleich die Fühler versteckt. Diese sitzen am Bande einer
tiefen, vor den Augen befindlichen Grube, in welche sie das Thier zurückzieht, sobald es seinen Kopf
versteckt; alsdann legt sich das 2te grosse Fühlerglied wie ein Deckel auf die OefFnung der Grube
und versteckt die anderen. Hinter dem 2ten sehr ohrförmigen Fühlergliede (9. b.) folgen noch 9 kleine,
eng zusammengedrückte 0» der Zeichnung ist das erste und letzte sehr kleine Glied mit dem näch-
sten verbunden dargestellt), so dass die Anzahl der Glieder 11 ist. Ebenso verstecken sich die Mund-
theile, wiewohl die Oberkiefer (9. a.) ziemlich gross und gezähnt sind. Die Unterkiefer (9. d.) haben
einen stumpfen behaarten Helm, ein schmales spitzes Kaustück und einen kolbigen zugespitzten Taster;
an der Unterlippe (9. c) ragt die grosse Zunge hervor, und daneben sitzen die kleinen Taster, deren
erstes Glied kaum zu erkennen ist. Die Beine sind zierlich, die Füsse aber lang, mit grossen Krallen;
die 4 ersten Glieder sind sehr klein, das letzte länger als alle, kolbig. Die abgebildete Art lebt, gleich
den andern, am Ufer von Teichen und Flüssen, am Schilf, selbst unter dem Wasser; sie ist grünlich
grau, mit feinen dicht anliegenden glänzenden gelblichen Härchen bekleidet, und anderen längeren ab-
stehenden schwarzen; die Flügeldecken sind äusserst fein puuktirt, der Eindruck am Vorderrücken
ist tief, die Mitte sehr hoch gewölbt, und das Schildchen heller gefärbt, weisslich. Fühler hinter dem
grossen Gliede und Füsse gelbroth. Eine Merkwürdigkeit dieses Käfers ist der Umstand, dass er
unter dem Wasser von einer, zwischen den abstehenden Haaren haftenden, Luftschicht umgeben ist,
die ihm das zum Athmeo nöthige Sauerstoffgas eine Zeit lang darbietet.
3. Familie. Tasterhübner. Palpkorma,
Wesentlicher Charakter. Fühler der Vorigen, aber die Kiefertaster länger nls die Fühler, fadenförmig, ragen weit her-
vor. Die Käfer leben theil» im Mist, ibeils im Wasser und können dann gewöhnlich schwimmen.
Fig. 10. Der pechbraune Wasserkäfer (Hydrophilüs piceus), in natürlicher Grösse.
Er ■gehört zu denjenigen im Wasser lebenden Tasterhörnern, welche schwimmen können, und
daher mit breit gedrückten am Bande gewimperten Füssen versehen sind. Die Fühlhörner sind 9glie-
drig, die 4 letzten Glieder bilden die Keule, und stecken etwas in einander. Die Oberkiefer sind sehr
stark, aber ragen nur wenig hervor; ihre Spitze ist mit 4 scharfen Schneidezähnen bewaffnet, und am
Grunde steht ein grosser breiter Mahlzahn mit glatter Kaufläche. Die Unterkiefer (10. b.) haben ein
kleines häutiges Kaustück, einen dicken starken am Ende mit einem Haken bewehrten Helm und einen
sehr langen Taster, dessen erstes Glied klein ist, aber das zweite sehr lang, das längste, das vierte
ein wenig kürzer als das dritte. Die Unterlippe (10. c) ist wieder sehr gross, quer vierseitig, an den
beiden Vorderecken schief abgestutzt, indem hier die Taster befestigt sind; die Zunge ist fleischig,
gespalten, dick, am Ende behaart und ragt etwas über die Unterlippe hervor. Der ganze Leib ist
unterhalb etwas ausgehöhlt und überall mit dicht anliegenden, gelben seidenartigen Haaren bekleidet;
die Mitte der Brust ist nackt, ragt kielartig hervor, und läuft nach hinten in einen starken Stachel aus.
Die Beine sind ziemlich lang, besonders die hinteren, und überall zusammengedrückt; die Füsse der
4 hinteren sind eigentümlich gebildet, indem das erste Glied sehr klein ist, und als ein Dreieck oben
auf dem 2ten, grössten liegt; unterhalb sind sie mit langen Schirmborsten bekleidet. Die Männchen
unterscheiden sich von den Weibchen durch das Endglied der Vorderfüsse (10. a.), welches nach
innen zu in einen ziemlich spitzen Lappen erweitert ist. Die ganze Oberseite des Käfers ist hoch
gewölbt, glänzend glatt polirt, von dunkelbraungrüner fast schwarzer Farbe; die Flügeldecken haben
drei Linien eingedrückter Punkte. Er findet sich in Fischteichen und Seen, woselbst auch seine fin-
gerlange tief sammetschwarze Larve sich aufhält, schwimmt nicht sehr schnell, abwechselnd mit den
Füssen rudernd, wie die Hunde, und kommt zum Athmen, was er mit seinen Fühlern bewerkstelligt,
an die Oberfläche des Wassers. Seine Nahrung ist faules Fleisch, Fischlaich und todte Insekten.
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B. Isocera. Die Fühlerglieder sind von gleicher Gestalt, meistens auch van gleicher Grösse,
oder sie werden gegen das Ende allmälig kleiner, sehr selten etwas grösser. Das erste
Glied ist immer dicker und länger.
4. Familie. Schwimmkäfer. Hi/drocanthart.
Wesentlicher Charakter. Leih flach gedrückt, mit ringsum erweitertem Rande; Füsse ebenfalls sehr flach, gewimpert und
zum Schwimmen brauchbar. Leben im Wasser.
Fig. 11. Der Drehkäfer (Gyrinus natator~), 2\ mal vergrössert.
Er unterscheidet sich von den übrigen Schwimmkäfern wesentlich sowohl im Bau, als auch iu
der Lebensweise. So sind seine Fühler ganz kurz, dick, und am zweiten Gliede mit einem ohrförinigen
Fortsatz versehen, welcher sie in der lluhe versteckt; ferner ist jedes Auge in 2 Hälften getheilt,
von denen die eine oben auf dem Kopfe sitzt, die andere unten. Die Muudtheile unterscheiden sich
am Auffallendsten durch die innige Verwachsung des ganz hornigen hakigen Helms mit dem sehr klei-
nen hornigen Kaustück (11. d.) und durch die kurzen Taster. Dabei sind nun die Vorderbeine viel
länger als die hinteren, und besonders zum Ergreifen der Beute bestimmt, die 4 hinteren Fasse dage-
gen sind äusserst kurz und aufs Höchste zusammengedrückt (11. e.), besonders die Schienen und Fuss-
glieder, welche letztere wie 4 schmale Lappen neben einander liegen, von denen der letzte Lappen
aus 2 Gliedern besteht. Die Flügeldecken sind kürzer als der Leib, hinten gerade abgestutzt, und
streifig punktirt. — Die Drehkäfer leben auf der Oberfläche von Teichen und Bächen, halten sich gern
gruppenweis bei einander, und schwimmen, sobald sie gestört werden, in den buntesten Wendungen
sehr schnell hin und her; sie können auch tauchen, und nehmen alsdann eine Luftblase, die am After
hängt, mit sich, um aus dieser noch ferner zu athmen. Die abgebildete Art wird kaum 3 Linien lang,
sie ist glänzend schwarz, oberhalb mit grünlichem Metallschimmer, aber die Beine sind rothgelb.
Fig. 12. Der breite Schwimmkäfer (Dytiscus latissimus), in natürlicher Grösse.
Die ächten Schwimmkäfer (Dytiscus) haben lange fadenförmige Fühler, grosse starke her-
vorragende Mundtheile, deren Oberkiefer £12. a.J mit ein paar stumpfen Zähnen enden; an den Unter-
kiefern Qi2. bj ist das Kaustück sehr gross, hornig, hakenförmig, am Jnnenrande mit steifen Borsten
bekleidet, aber der Helm ist klein, liegt am Rücken des Kaustückes und sieht aus wie ein 2gliedri«er
innerer Taster. Der eigentliche Kiefertaster besteht aus 3 gleichen Gliedern, und einem 4ten klei-
neren Grundgliede. Die Unterlippe (12. c.) ist verhältnissmässig kleiner als die von Gyrinus (11. c.),
hat aber ebenfalls in der Mitte einen tiefen Ausschnitt mit 2 stumpfen Zähnchen im Grunde, worin die
dicke fleischige Zunge mit den Sgliedrigeu Tastern sitzt, letztere neben den Zähnchen auf einer zy-
lindrischen Unterlage. Der grosse Kopf hat nur 2 Augen und steckt ziemlich tief im Vorderbrustringe;
die flachen Flügeldecken sind so lang als der Leib und am Ausseurande erweitert. Die Beine sind
gleichmässiger, weniger zusammengedrückt und nur das letzte Paar hat zusammengedrückte mit Flos-
senborsten am Unterrande besetzte Füsse, deren letztes Glied mit 2 gleichen Krallen bewaffnet ist.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich auffallend im Bau der 4 vordem Füsse. Bei jenem nehm-
lich sind die 3 ersten Glieder erweitert und unten mit Saugnäpfeu und Haaren bekleidet; an den Vor-
derfüssen bilden diese erweiterten Glieder eine runde Scheibe, an den Mitlelfüssen eine längliche
schmale Platte. Die Weibchen haben nicht diese Auszeichnungen, dafür aber sind ihre Flügeldecken
gewöhnlich bis hinter die Mitte gefurcht. Die abgebildete Art, die grösste von Allen und ausserdem
durch die scharfe hervorspringende Leiste am Hände der Flügeldecken auffallend unterschieden, ist oben
dunkelbraungrün, unten gelb; ebenso sind das Maul, die Fühler, der Rand des Vorderrückens und der
Aussenrand der Flügeldecken gefärbt; auch bemerkt mau auf diesen vor der Spitze eine gelbliche, aus
kleinen Flecken zusammengesetzte Bogenbinde. Es findet sich dieser Käfer besonders in grösseren Fisch-
teichen , und nährt sich von frischem Fleisch. Er taucht und schwimmt vortrefflich und führt letzteres
mit den Hinterbeinen gleichzeitig rudernd aus, wie die Frösche. Um zu athmen kommt er an die Ober-
fläche, und steckt die Spitze des Hinterleibes hinaus, um frische Luft zwischen den Flügeldecken und
Leib aufzufangen, mit welcher er wieder untertaucht. Seine grosse gelblicbgrüne Larve lebt ebenso,
und nährt sich von Insektenlarven, kleinen Fischen, Fröschen und Würmern.
5« Familie. Laufkäfer. Carabodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler lang, fadenförmig; Mundtheile sehr stark entwickelt, die Taster lang, ragen, hervor, der
Helm 2gliedrig tasterfönnig. Füsse lang und dünn, zum Laufen geeignet.
Fig. 13. Der Feldsandläufer (Cicindela campestris^, in natürlicher Grösse.
Die Sandläufer (Cicindelae) gehören zu den zierlichsten und behendesten von allen Laufkä-
fern, und zeichnen sich zumal durch ihre grossen hervorgequollenen Augen, ihren engen drehrunden
Zu Tafel 24.
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Vorderbrustring, so wie durch ihre sehr langen und zierlichen Beine aus. Dabei haben sie eine grün-
liche oder bronzene Metallfarbe, mit weissen Zeichnungen auf den Flügeldecken. Sie leben in saudi-
gen Ebenen, sind sehr gefrässig, und können nicht bloss schnell laufen, sondern auch ausgezeichnet gut
fliegen; daher sie schwer zu fangen sind. Die abgebildete Art ist bei uns häufig auf Feldern; sie
wird 6'" lang, ist schön grasgrün, oben matt, unten glänzend und stahlblau, sowie bronzefarben schil-
lernd. Am Rande jeder Flügeldecke hat sie vier weisse, z. Tbl. halbmondförmige Hecke und auf
der Mitte einen runden Fleck, welche alle von einem purpurfarbenen mebr oder weniger breiten Saume
eingcfasst sind. Die Mundtbeile zeichnen sich durch ihre Grösse sehr aus; die Oberlippe (13. c.) ist
dreieckig; die Oberkiefer (13. a.) ragen hervor, und haben mehrere sehr starke und spitze Zähne;
die Unterkiefer (13. b.) haben am ganzen innern Rande des Kaustückes starke spitze Zähne und einen
grösseren am Ende, welcher beweglich ist. An den äusseren Kiefertastern ist das 2te Glied das
längste und stark borstig behaart. Die Unterlippe (13. d.) ist zweimal tief ausgeschnitten, und trägt
in jedem Ausschnitte auf einer zylindrischen Stütze den Taster, dessen zweites Glied ebenfalls sehr
lang ist. Die kleine hornige Zunge ragt nicht hervor. Die Männchen (siehe die Abbildung) haben
an den Vorderfüssen die 3 ersten Glieder erweitert; die Weibchen dagegen ohne Auszeichnung. Eine
höchst merkwürdige Form und Lebensweise hat die Larve (13. e.) dieses Käfers. Ihr Kopf ist gross
und besonders nach unten dick und angeschwollen, die Mundtbeile ragen ebenfalls hervor. Neben den
Oberkiefern stehen die kurzen Fühler und hinter diesen 3 Augen. Die 3 ersten Leibringe tragen
Füsse; von denen die beiden hinteren Paare ganz abweichend nach oben gewendet sind; am 7ten
Ringe hinter dem Kopfe bemerkt man oben zwei starke Haken, welche den ganzen Ring sehr ausdehnen.
Die Farbe der Thiere ist weiss, der Kopf oben schwarz, unten und die Füsse rothgelb. Die Larve lebt
im Sande in Löchern, die sie sich selbst gräbt und darin vermittelst der nach oben gewendeten Füsse
und der Rückenhaken schnell auf und nieder steigt; sie sitzt gewöhnlich so, dass der Kopf hervor-
ragt, und lauert auf andere Insekten, die in ihre Nähe kommen, um sie zu überfallen und zu verzehren.
Fig. 14. Der Puppenräuber (CalosoiMA sycophantci), in natürlicher Grösse.
Er ist plumper gebaut, als der vorige Käfer, sonst in vielen Punkten ihm recht ähnlich. Die
Fühler sind kürzer, die Augen kleiner, der Vorderrücken ist herzförmig mit aufgeworfenem scharfem
Rande, die Flügeldecken in der Mitte breiter, nach hinten zugespitzt, tief gestreift, so dass erhabene
Rippen entstehen, von denen die 4te, 8te und 12te von der Naht aus gezählt mit einer Reihe einge-
drückter Punkte geziert sind. Die Beine unterscheiden sich bloss durch den plumperen Bau, so wie
dadurch, dass beim Männchen die 4 ersten Glieder der Vorderfüsse erweitert sind. Mehr schon wei-
chen die Mundtheile ab, denn die Oberlippe hat in der Mitte einen Ausschnitt, die Oberkiefer sind
kürzer und ohne Zähne, die Unterkiefer (14. a.J plumper, das Kaustück hat feinere, zwischen dichten
Haaren versteckte gebogene Zähne, einen unbeweglichen dicken Endhaken; die Taster sind ohne
ßorsfen, aber das letzte Glied zusammengedrückt, 3eckig, mit ausgehöhlter eingetrockneter Tastgrube.
Die Unterlippe (14. b.) ist schmäler und hat in der Mitte nur einen Ausschnitt, in dessen Grunde ein
stumpfer Zahn steckt, neben welchem die Taster auf den kurzen Unterlagen angebracht sind. Sie
gleichen den Kiefertastern, sind aber kleiner. Zwischen ihnen ragt die breite fleischige Zunge frei
hervor. Der Puppenräuber ist in manchen Gegenden Deutschlands selten, in andern gemein; er wird
fast einen Zoll lang, ist überall glänzend schwarz, aber der Vorderrücken stahlblau und die Flügel-
decken metalliscbgrün, goldglänzend. Obwohl er sehr grosse Flügel hat, so fliegt er doch nur selten,
klettert aber auf Bäume, um daselbst Raupen und Puppen von Nachtschmetteriingen, besonders der
Liparis dispar, aufzusuchen und zu verzehren. Dieselbe Gewohnheit hat seine oberhalb ganz schwarze,
von hornigen Schienen bedeckte, unterhalb weiche häutige, aber durch gleichmässig über jeden Ring
vertheilte hornige Punkte unterstützte Larve (14. c). Sie wird über einen Zoll lang, hat einen flach
gedrückten Leib, grosse frei hervorragende Mundtheile, ebenfalls deutliche Fühler, an deren Grunde
jederseits 6 Augen stehen, und 6 grosse hornige Füsse an den drei ersten Körperringen. Der letzte
Körperring, woran sich nach unten der After befindet, läuft nach hinten in eine freie hornige Gabel aus.
6. Familie. Halbdeckkäeeb. Brachyptera.
Wesentlicher Charakter. Fühler fadenförmig, bisweilen sehr dick und kurz; Mundtheile stark entwickelt, hesonders die
Okerkiefer. Beine zum Laufen bestimmt. Flügeldecken sehr kurz, reichen nur bis zum Anfange des langen schmalen Hin-
terleibes. Die Larven haben deutliche Beine und jederseits vier Augen.
Fig. 15. Der stinkende Staphylinus (Staphylinus olens~), in natürlicher Grösse.
Unter den Halbdeckkäfern ist die Gatt. Staphylinus durch die Menge ihrer Arten ausgezeich-
net, daher wir sie vor allen zur Darstellung wählten. Sie besitzt, als Gattungsmerkmahle, einen wa-
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gerechten, grossen, freien, hinten mit einem kurzen Halse versehenen Kopf, dessen elliptische Augen
nur wenig hervorragen und sehr nach vorn geruckt sind. Dicht vor ihnen stehen, mehr nach der
Stirn hin, die llgliedrigen fadenförmigen Fühler, deren Grundglieder gross und sehr verlängert sind,
während die letzten mehr rundlich und kugelförmig aussehen, das allerletzte aber schief abgestutzt. Der
Vorderbrustring ist länger als breit, vorn gerade abgestutzt, nach hinten schmäler und abgerundet. Die
Flügeldecken bilden zusammen ein Quadrat. Der Hinterleib ist länglich vierseitig, hinten zugespitzt, er
zeigt oberhalb 7 Ringe, und am letzten gewöhnlich 2 kleine behaarte hervorragende oder unter Haaren
versteckte Stiele. Die Beine sind kräftig und stark, etwas zusammengedrückt, und die vorderen haben
erweiterte unten behaarte Füsse. Die Mundtheile sind gross und sehr hervorgezogen. Die Oberlippe
hat einen tiefen Ausschnitt; die hakigen Oberkiefer sind so lang, dass sie sich in der Ruhe kreuzen.
Die Unterkiefer (15. a.) haben ein grosses stark behaartes Kaustück, und einen kleineren, freien, ge-
bogenen pinselförmigen Helm; die Taster sind kurz fadenförmig, das erste Glied sehr klein, das zweite
grösser, so gross als das 3te, das 4te etwas kleiner. Die Unterlippe (15. b.) ist dreieckig, am Grunde
breit, nach vorn verschmälert, und trägt hier die gespaltene häutige Zunge, an deren Stiel die beiden
fadenförmigen Taster befestigt sind. Staphyljnus olens ist der grösste einheimische unter seinen Gat-
tungsgenosseu, völlig schwarz, dicht mit angedrückten Haaren bekleidet und ohne allen Glanz; er
findet sich in Waldungen und lebt, wie die übrigen Arten, vom Raube, oder auch von Mist und Aas.
7. Familie. Sternoxes.
Wesentlicher Charakter. Fühler kurz, mehr weniger sageförmig; Mundtheile versteckt; das Vorderbrustbein in einen
Stachel verlängert, der besonders nach hinten stark hervorragt. Füsse uur zum Gehen brauchbar.
Fig. 16. Der Marianische Prachtkäfer (Buprestis Mariand), in natürlicher Grösse.
Die Gruppe der Prachtkäfer (Buphestis Linn.~) hat, gleich den übrigen Stebnoxes, einen ziem-
lich breiten, tief in den grossen Vorderbrustring zurückgezogeneu Kopf, dessen Augen ziemlich be-
merkbar hervortreten, und davor die sehr kurzen, llgliedrigen, ziemlich feinen aber sägeförmigen
Fühler. Die Mundtheile sind zwar gross, aber ganz versteckt, zumal die schmale Oberlippe. Die
Oberkiefer (16. a.) sind stark, dick, und am Ende mit 2 entfernten stumpfen Zähnen versehen. Die
Unterkiefer (16. b.) haben ein häutiges aber dickes, am Ende mit kurzen Borsten besetztes Kaustück
und darüber den deutlich 2gliedrigen aber ebenfalls häutigen stark zusammengedrückten und am Ende
borstigen Helm. Die Kiefertaster sind kurz, fadenförmig, und so innig an den Kiefer angezogen, dass
ihr erstes Glied fast im Kiefer steckt. Die Unterlippe (16. c.) ist sehr breit, aber kurz, in der Mitte
ausgebogen, mit abgerundeten Seitenlappen; auf ihr liegt an der Innenseite die dicke gewölbte mit
Borsten besetzte Zunge, und vor dieser stehen die kurzen, 3gliedrigen kegelförmigen Taster. Der
Vorderbrustring ist trapezisch, vorn schmäler als hinten, oben flach, nach unten gekielt und nach hin-
ten in einen kurzen Stachel ausgedehnt, welcher in einer nach ihm geformten offenen Grube des Mit-
telbrustbeines steckt. Das Rückenschildchen ist sehr klein. Die Flügeldecken sind länglich, nach
hinten zugespitzt, bedecken den Leib völlig, sind oberhalb runzelig und haben je 2 eingedrückte un-
regelmässige Gruben. An den Beinen sind besonders die breiten, mit flacher behaarter Sohle versehe-
nen Füsse charakteristisch. Unser Prachtkäfer, der grösste aller einheimischen, ist dunkel kupferfar-
ben, metallisch glänzend, aber in den Vertiefungen matt gefärbt und gelb bestäubt; er findet sich in
Fichten Waldungen, wo seine weisse, 3 Zoll lange, dünne, mit einem breiten und flach gedrückten
Brustkasten versehene aber fusslose Larve die Stümpfe der abgehauenen Bäume bewohnt und zerstört.
Der Käfer ist in manchen Gegenden Deutschlands selten, in anderen gemein.
Fig. 17. Der Nachtlichtschnellkäfer (Elater noctilucus), in natürlicher Grösse.
Die Schnellkäfer (Elater Linn,} unterscheiden sich von den Prachtkäfern durch ihren
schlaukeren Körperbau, ihre längeren, feineren Fühler, den mehr gestreckten und am Brustbein nach
hinten mit einem sehr spitzen Stachel versehenen Vorderbruslring, dessen Stachel nicht in einer offe-
nen Grube liegt, sondern in ein tiefes Loch am Mittelbrustringe hineingeschoben werden kann. Die-
sen Mechanismus benutzen die Käfer, um sich damit in die Höhe zu schnellen, wenn sie durch irgend
einen Zufall auf den Rücken zu liegen kommen; weil sie bei ihrem flachen Rücken sonst nicht gut
wieder aus dieser Lage sich erheben könnten. Ein Hauptunterschied beider Käfergruppen liegt auch
noch im Bau der Füsse, welche bei den Schnellkäfern länger und von beiden Seiten zusammengedrückt,
also von oben betrachtet sehr schmal sind. Die Mundtheile sind zierlicher, die Oberkiefer (17. a.)
länger, am Ende hakig; an den Unterkiefern (17. b.) ist der Stamm kleiner, der Taster etwas verdickt;
an der schmalen Unterlippe (17. c) ragt die abgerundete häutige Zunge soweit hervor, dass die Taster
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an ihrer unteren Fläche befestigt sind. Die abgebildete Art bewohnt Südamerika, und hält sich, gleich
den meisten Verwandten, in Wäldern auf; sie ist bräunlich von Farbe, aber den ganzen Leib beklei-
den kleine angedrückte gelblich grüne Härchen, und so bekommt der Käfer auch eine solche Färbung.
An den Seiten des Vorderrückens ist ein gelber gewölbter Fleck, welcher im Leben ganz weiss aus-
sieht und im Dunklen einen starken Lichtschein aussendet, ganz wie bei uns die Johanniswürm-
chen. Dieser Eigenschaft wegen ist er in seinem Vaterlande sehr bekannt; er führt daselbst den
Namen Cucujo.
8. Familie. Holzbohrkäfeb. Deperditores.
Wesentlicher Charakter. Leib drehrund oder eirund; Vorderbrustbein ohne Verlängerung; Fühler verschieden: säge-
oder kainmiorniig, gewöhnlich die letzten Glieder länger als die früheren. Larven fusslos, leben im todten Holze, welche»
sie durchbohren und an den Oeffnungen ihrer Gänge Haufen der zernagten Substanz aufwerfen,
Fig. 18. Der Diebkäfer (Ptinus für'), 5mal vergrössert.
Durch die langen fadenförmigen Fühler und die ebenfalls sehr langen und zierlichen Beine unter-
scheidet sich die Gattung Ptinus alsbald von ihren Verwandten. Der Kopf ist nur klein; er steht
wagerecht, so dass das Maul grade nach unten gerichtet ist. Man bemerkt darin ziemlich starke, am
Ende mit 2 stumpfen Zähnen versehene Oberkiefer (18. a.); längliche schlanke Unterkiefer (18. b.),
mit häutigem behaartem Kaustück und ebensolchem Helm, und einem langen Taster, dessen 4tes läng-
stes Glied allmälig zugespitzt ist. Die Unterlippe (18. c.) ist nur klein, daher die häutige abgerundete
aber leicht ausgeschnittene Zunge weit darüber hervortritt, und am Grunde die beiden Taster trägt.
Deren (Fig. 18. A.) erstes und zweites Glied stehen senkrecht und sind gleich lang, das 3te Glied
aber steht wagerecht dagegen, ist viel länger, dicker und allmälig zugespitzt. Der Vorderbrustring ist
nach hinten zusammengeschnürt und auf dem Kücken mit 4 stumpfen Höckern versehen. Der Hinter-
leib mit den Flügeldecken ist beim Männchen zylindrisch, bei dem hier abgebildeten Weibchen eiför-
mig; die Flügeldecken hüllen ihn ganz ein, haben keine Längsstreifen, und in den Streifen keine Haare,
auf den Rippen zwischen den Streifen dagegen stärkere fast stachelartige Borsten in Reihen. Die
Farbe des .Käfers ist hell rotlibraun in verschiedenen Schattirungen; auch bemerkt man bei vielen
Weihchen 2 undeutliche gezackte Querbinden auf den Flügeldecken. Der Käfer findet sich in Häu-
sern an den Wänden kriechend, besonders auf Bodenkammern, in deren Holzwerk sich die gelbe fuss-
lose mit einem braunen Kopfe versehene Larve aufhält; indess stellt sie noch mehr getrockneten Pflan-
zen und Thierbälgen nach, und zerstört dieselben durch ihren Frass. Besonders in Herbarien pflegt sie
grosse Verwüstungen anzurichten.
Fig. 19. Die weiche Todtenuhr (Anobium motte s. castaneuni), 4mal vergrössert.
Durch den zylindrischen gleichmässig breiten Körper, den grossen lappenförmigen Vorderrucken,
worin der sehr dicke Kopf ganz zurückgezogen werden kann, so wie durch die kürzeren Beine, un-
terscheidet sich die Gatt. Anobium auf den ersten Blick von Ptinus; fernere Unterschiede liegen in
den Fühlern und Mundtheileu. Jene sind freilich fadenförmig, aber die 3 letzten Glieder verlängert
und zusammen so lang als alle früheren. Die Mundtheile sind stärker, die Oberkiefer (19. a.) kürzer
dicker, mit 3 spitzen Zähnen am Ende; die Unterkiefer (19. b.) ähneln völlig denen von Ptinus, Kau-
stück und Helm sind häutig, behaart, aber der Taster ist kürzer und das letzte Glied nicht zugespitzt,
sondern schief abgestutzt. Die Unterlippe (19. c.) ist breiter als bei Ptinus, trapezisch, vorn schmäler
und lässt die häutige tief ausgeschnittene und daher 2lappige Zunge hervortreten. Am Grunde die-
ser sitzen die ebenfalls gegen das Ende breiteren abgestutzten Taster. Die Füsse sind merklich kür-
zer, wie das ganze Bein zart gebaut, aber das vorletzte Fussglied ist herzförmig und etwas breiter
als die übrigen. Die Anobien leben in altem Bauholz und Holzgeräth aller Art, besonders aber in
trocknem Fichten- und Erlenholz, das ihre gelben, fusslosen mit einem braunen Kopfe versehenen Larven
nach allen Richtungen durchbohren. Die Käfer kriechen in diesen Gängen aus der Puppe, verlassen
aber dann dieselben und finden sich nun häufig in den Häusern. Sie haben die Gewohnheit, bei der
Berührung sich todt zu stellen; die Larven aber bringen, wenn sie nagen, einen knackenden Ton her-
vor, der zu dem Namen Todtenuhr Veranlassung gegeben hat. Die abgebildete Art ist ganz hell-
braunroth, dicht mit anliegenden ziemlich langen Haaren bedeckt, und gehört zu den grösseren und
weniger häufigen Arten.
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TAFEL 24. a.
5. . Klasse. Insekten. Kerfe, insecta.
1. Ordnung. Käfer. Coleoptera sive Eleutherata.
(NB. Fortsetzung der vorigen Tafel.),
9. Familie. Weichkäfer. Malacodermata.
Wesentlicher Charakter. Leib ziemlich flach, von einer sehr weichen lederartigen Hülle bedeckt. Kopf z. TM. oder ganz
unter dein breiten Prothorax versteckt. Fühler kamui-, säge- oder fadenförmig. Vorletztes Fussglied gewöhnlich herzför-
mig. Larven mit Füssen und Äugen. —
Fig. 1. Der Leuchtkäfer (Lampyhis splendidula). A. ß. natürliche Grösse.
Dieser Käfer ist wegen des ihm eigentümlichen Lichtes, das er im Dunkeln ausstrahlt, eine unter
dem Namen Johanniswürmchen ziemlich allgemein bekannte Erscheinung. Die Charaktere seiner
Gattung liegen in den schmalen zahnlosen, leicht gekrümmten Oberkiefern (1. e), den in 2 weiche
gewimperte Lappen ausgehenden Unterkiefern (1. d); der schmalen am Ende ausgebuchteten Unter-
lippe (l.c) und den beilförmigen Tastern, die an beiden Organen sitzen (NB. die Abbildung der Mund-
theile ist nach einer verwandten, Nord-Amerikanischen, noch unbeschriebenen, Art entworfen). Hierzu
kommen kurze, weuig zusammengedrückte zugespitzte Fühler; ein sehr breites halbkreisförmiges Vor-
derbrustschild; sehr grosse halbkugelige Augen, und der Mangel der Flügel und z. Till, auch der Flü-
geldecken beim Weibchen (1. a). Letzteres ist ganz blassgelb, mit dunklerer Brust, Vorderrücken und
Beinen; das Männchen (_'l.) dagegen ist grün, mit einem klaren glasartigen Fleck am Vorderrücken,
durch welchen der Kopf hindurchscheint. Am Ende des Bauches hat es einen gelben Fleck, von dem
das Licht ausgeht. Die Larve (1. b) ist braun, mit einem gelben Fleck au jeder Seite jedes Ringes,
und leuchtet ebenfalls, aber schwächer als die vollkommneii Insekten.
Fig. 2. Cantharis fusca. A. natürliche Grösse.
Die Gattung Cantharis steht der vorigen nahe durch den Bau des Mundes, und unterscheidet sich
bloss durch auffallend schlanke stark gekrümmte Oberkiefer (2. b); eine breitere vorn 8mal ausge-
buchtete Unterlippe, und längere Taster, deren Grundglieder schlanker gebildet sind. Hierzu kommen
aber längere meist fadenförmige Fühler, die am Grunde weiter auseinander sieben; ein kleinerer Pro-
thorax, welcher den Kopf nur z. Tbl. bedeckt; und gleich grosse Flügel bei beiden Geschlechtern.
Die abgebildete Art, die grösste unter den einheimischen, ist braun, matt, wegen vieler feiner anlie-
gender Härchen, mit rothgelbem Munde, Seitensaum des Hinterleibes, und Vorderrücken, auf dem je-
doch am Vorderrande ein schwarzbrauner Fleck steht. Sie findet sich, wie die übrigen Arten, in
Gärten und Gebüschen auf Blättern und Schirmblumen.
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II. Heteromera. Mit 5 Gliedern an den vorderen und mittleren Füssen, aber bloss 4 an den hinteren.
10. Familie. T r a c h e l o p h o r a.
Wesentlicher Charakter. Sie haben, wie die vorige Familie, einen sehr weichen, von einer lederartigen Hülle bedeckten
Leib, und einen grossen herzförmigen Kopf, der gar nicht vom Vorderbrustkasten bedeckt ist. Die.Larven mit Füssen
und Augen.
Fig. 3. Der Maiwurm (Meloe proscarabaeus), in natürlicher Grösse.
Diese Gattung erinnert, durch den Mangel der Flügel und die Verkümmerung der Flügeldecken,
welche aber beiden Geschlechtern gleichmässig eigen ist, an Lampyris. Sehr merkwürdig ist es je-
doch, dass die vorhandenen gewölbten Flügeldecken weit auseinander klaffen, was sonst nicht leicht
bei Käfern gefunden wird. Im Bau des Mundes und der Fussklauen, welche der Länge nach ge-
spalten sind, stimmt sie mit der folgenden Gattung überein, und unterscheidet sich von dieser besonders
durch die Flügeldecken und Flügel. Die abgebildete Art ist ganz dunkel stahlblau, bloss die Fühler
werden gegen das Ende schwarz. Auf dem Kopf, Vorderbrustkasten und den Flügeldecken hat sie tiefe
runzeiförmige Punkte; aber der Hinterleib ist glatt Die Männchen, deren eins hier abgebildet ist,
unterscheiden sich vom Weibchen durch die Fühler, indem bei ersteren das 6te und 7te Glied dicker
und hakenförmig gekrümmt sind, was bei den Weibchen nicht vorkommt. Der Maiwurm lebt auf
Viehweiden oder trockenen Wiesen, und ist merkwürdig wegen einer ölartigen Flüssigkeit, die
ihm bei jeder Berührung aus den Kniegelenken hervorquillt. Dieselbe wurde als wirksames Mittel
gegen die Hundswuth empfohlen.
Fig. 4. Die spanische Fliege (Lytta vesicatoria), in natürlicher Grösse.
Sie ist schlanker gebaut als der Maiwurm, mehr drehrund, hat längere Beine, und keinen andern
Geschlechtsunterschied an den Fühlern, als den, dass die der Männchen länger sind (die Abbildung
stellt ein Weibchen dar). Die Füsse haben gespaltene Klauen. Die Muudtheile verhalten sich wie
bei Meloe; die Oberkiefer (4. b) bilden einen starken hornigen Haken, welcher an der Innenseite, er-
weitert und sichelförmig zugeschärft ist, in dieser Erweiterung aber am Grunde einen Ausschnitt hat,
den eine lederartige Platte ausfüllt. Die Unterkiefer (4. c) enden mit zwei ungleichen gebogenen ge-
wimperten Lappen, und die Unterlippe C4. d) ist am Ende ebenfalls gewimpert und leicht ausgeschnitten.
Beide Taster sind kolbig, das letzte Glied ist eiförmig mit abgestutzter Tastfläche. Die spanische
Fliege ist übrigens ganz grün metallisch, mit goldenem Schimmer; nur die Tarsen sind blau und die
Fühler am Ende schwarz. Sie hat einen widerlichen Geruch, und findet sich auf Hartriegeln (Ligu-
slrum),
Eschen (Fraxinus) und auf spanischem Flieder (ßyringa). Ihre Benutzung zu Blasenpflastern
ist allgemein bekannt. Die unter 4. a abgebildete Larve kennt man bloss im ersten Lebensstadium
und weiss nicht, wie sie lebt; doch wahrscheinlich anfangs als Schmarotzer, wie die ähnlichen Larven
von Meloe, die man auf Bienen antrifft.
11. Familie. Stenoptera.
Wesentlicher Charakter. Kopf etwas vom Prothorax bedeckt; Körperhülle härter, aber noch nicht so fest wie in der fol-
i genden Familie; Füsse sehr schlank, seitlich zusammengedrückt, ihr erstes Glied verlängert, die Krallen theils gezähnelt,
theils (Bit einer Borste bewahrt.
Fig. 5. Cistela sulphurea. A. natürliche Grösse.
Der kleine schmale nach vorn etwas verlängerte Kopf zeichnet die Gruppe, zu welcher Cistela
gehört, unter den übrigen Stenopteren aus. Hiezu kommen ziemlich lange fadenförmige Fühler;
schmale am Ende ungezähnte Oberkiefer (5. b), ziemlich lange, in zwei gerade, fast häutige, am Ende
gewimperte Lappen ausgehende Unterkiefer (5. c); eine am Ende tiefer ausgeschnittene gewimperte
Unterlippe (5. dj; fadenförmige Taster, deren letztes Glied an denen der Kiefer zugespitzt, der Lippe
mehr abgestutzt ist; und einen seitlich erweiterten abgerundeten Prothorax, welcher hinten etwas
schmäler ist als die Flügeldecken. Letztere sind nicht verschmälert, vielmehr hinten etwas breiter,
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gewölbt und völlig so laug als der Hinterleib. Die Fussklauen (5. e) haben eine Reihe deutlicher
Zähne neben dem unteren Rande. Die abgebildete Art hat eine sehr schlanke Statur, eine schwefel-
gelbe Körperfarbe, und findet sich auf Schirmblumen in Gebüschen.
Fig. 8. Mordella fasciata. A. natürliche Grösse.
Wiewohl Mordella ein bestimmter Familienverwandter von Cistela ist, so hat diese Gattung
doch einen ganz anderen und höchst eigenthümlichen Bau. So ist ihr Kopf auffallend breit und kurz,
besonders der Muudfortsatz. Die Fühler sind ebenfalls kurz und etwas dicker. Sehr merkwürdig
sind die Mundtheile wegen der kurzen, am Ende in 2 Zähne ausgehenden Oberkiefer (8. a); der eben-
falls kurzen in zwei sehr ungleiche Lappen, von denen der innere schmal und haarlos, der äussere
breit, beilförmig und gewimpert ist, ausgehenden Unterkiefer (8. b); der mit einem grossen häutigen
herzförmigen Lappen endenden, übrigens kleinen Unterlippe (8. c); und der auffallend beilförmig gestal-
teten Taster. Fernere Charaktere liefern der kurze, hinten den Flügeldecken an Breite gleiche Pro-
thorax; die nach hinten verschmälerten, abgestutzten Flügeldecken; und der in eine lange Spitze, aus-
gehende Hinterleib. Die Fusskrallen sind wie bei Cistela gezähnelt. — Die abgebildete Art ist die
grösste unter den einheimischen, und findet sich ebenfalls auf Schirmblumen. Sie ist mattschwarz, mit
2 grauen Binden über die Flügeldecken, grauem Saum des Prothorax, und glänzt dabei wie Seide.
13. Familie. M e l a n o s o m a t a.
Wesentlicher Charakter. Kopf bis an die Augen im Prothorax -versteckt. Fühler meist kurz, ganz oder doch am Ende
perlenschnurförmig. Fiisse kurz, besonders das erste Glied, rund. t)ie Krallen einfach. Die Körperbedeckung meistens
sehr hart, und die Farbe schwarz. Larven gelb, von drehrunder Form mit horniger Oberfläche, und mit Füssen.
A.    Bei Einigen, welche immer schwarz gefärbt sind, greifen die Flügeldecken an der Naht so
innig in einander, dass sie verwachsen zu sein scheinen, auch nie geöffnet werden, da
allen diesen die Flügel fehlen. —
Hierher gehört vou einheimischen Käfern besonders
Fig. 7. Blaps mortisaga, in natürlicher Grösse.
Ausgezeichnet durch einen schwachen Seidenglanz bei scheinbar glatter, in der That fein liniirter
Oberfläche; glattem Rücken, und am Ende zugespitzten Flügeldecken. Die harten hornigen Oberkiefer
haben am Ende 2 Zähne (7. a); die Unterkiefer enden am inneren Lappen in einen hornigen Zahn
(7. b), aber der äussere ist weicher, zahnlos und gewimpert. Die Unterlippe (7. c} ist breit, am Ende
schmäler, ausgerundet. Beide Taster sind kolbig und abgestutzt. An den Fühlern ist das dritte Glied
sehr lang, das letzte eiförmig und zugespitzt. Die Beine und besonders die Füsse sind von ziemlicher
Länge. Blaps mortisaga liebt, wie alle seine Verwandten, die Dunkelheit, und findet sich daher in
Pferdeställen, Kellern, Kammern etc., wo Getraide aufbewahrt wird, von dem sich besonders seine
Larve zu nähren scheint.
B.    Bei Anderen, die oft eine braune, selbst metallische Färbung zeigen, sind die Flügeldecken
nicht so innig verbunden, und die Flügel vorhanden.
I
Der Gemeinste von diesen ist
Fig. 6. Der Mehlkäfer (Tenebiuo molitor). A. natürliche Grösse.
Er findet sich mit seiner gelben, unter dem Namen Mehlwurm bekannten, Larve in allen Bäcker-
häusern, und zeichnet sich durch einen breiteren am Vorderrande erweiterten Kopf aus, welcher die
Mundtheile versteckt. Diese sind kleiner als bei Blaps, sonst ähnlich; denn die Oberkiefer (6. a)
enden mit 2 spitzeren Zähnen, aber die Unterkiefer (6. c) haben keinen Zahn am Innenlappen, viel-
mehr kurze steife Borsten. Auch ist die Unterlippe (6. b) schmäler, der Grundtheil (das Kinn, menlmn)
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länger, vorn breiter und gerader abgestutzt. Der Vorderrücken ist bei dieser Art am Bande erweitert,
und hinten so breit als die parallelen, mit 8—10 Längslinien gefurchten Flügeldecken. Die Beine
sind kürzer, kräftiger, die Schienen gekrümmt, und die Füsse klein. Die Farbe des Mehlkäfers ist
ein schwach glänzendes röthliches Braun von verschiedenen Nuancen; frisch aus der Puppe geschlüpfte
Exemplare sehen hell rothgelb aus.
13. Familie. Taxicobnia.
Wesentlicher Charakter. Leib der Meisten kürzer, halbkugelig, mit erweitertem Seitenrande. Fühler breit, entweder ganz
oder bloss am Ende, und dann keulenförmig. Füsse kurz, schmäl, mit einfachen Krallen.
Fig. 9. Diaperis Boleti. A. natürliche Grösse.
Ein zierlicher kugeliger Käfer, von Erbsen-Grösse, schwarzer Farbe mit 2 gelben Binden über
die Flügeldecken, und stark polirter Oberfläche, der in Löcherpilzen lebt und folgende Gattungscharak-
tere hat: kolbige, im ganzen Verlauf breit gedrückte Fühler, deren zweites Glied sehr klein ist, und
die unter dem erweiterten, die Mundtheile überragenden Kopfrande eingelenkt sind. Oberkiefer (9. a)
mit 2 Zähnen am Ende und breiter Kaufläche am Grunde der Innenseite; Unterkiefer (9. b) au beiden
Endlappen gewimpert, der innere schmal, der äussere breit, deutlich 2g!iedrig;. Unterlippe (9. c) fast
ganz wie bei Tejvebbio, aber der Endlappen (die Zunge, ligula) breiter. Taster mehr fadenförmig,
das Endglied länglich eiförmig, zugespitzt. Füsse unterhalb behaart, die Krallen einfach. Flügeldecken
mit Punktreihen. —
Fig. 10. Cossyphus Hoffmannseggii. A. natürliche Grösse.
Dieser merkwürdige Käfer bewohnt das südliche Portugal,, wie das nördliche Africa, ist graugelb
von Farbe, ohne Glanz, und lebt auf trockenem Sandboden. Ganz eigentümlich ist ihm die scheiben-
förmige Erweiterung des Prothorax und der Flügeldecken, welche als eine dünne durchscheinende
Platte vom ganzen Aussenrande der genannten Organe ausgeht, und am Ende sich in eine aufgewor-
fene Leiste verdickt. Unter dieser Platte sind der Kopf und die Beine versteckt, so dass bloss die
Fühler und die Füsse hervorragen. Jene bilden am Ende einen vi ergliedrigen, eiförmigen Knopf; diese
haben an der Unterseite des letzten Gliedes einen zahnartigen Vorsprung. Die Mundtheile ähneln
denen der Vorigen, aber das letzte Glied der Kiefertaster ist mehr beilförmig, und die Oberkiefer gehen
in eine einfache Spitze aus. Man kennt nur noch eine zweite etwas grössere Art aus Ostindien.
III. Cryptomera. Von den Fussgliedern ist eins regelmässig verkümmert, und zwar in der Re-
gel das vorletzte, bisweilen das erste; und die scheinbare Anzahl derselben ist also vier oder
gar drei. —
A. Gracilipahna. Füsse schmal, ohne sohlenförmige Erweiterung, kein Fussglied herz-
förmig oder zweilappig. — Larven theils mit, theils ohne Gliedfurchen, aber immer
mit Füssen.
                                                     ,
14. Familie. X y h o t b o g e a.
Wesentlicher Charakter. Fühler gewöhnlich kurz und dann perlschnurförmig oder kolbig; selten so lang wie der Leib,
fadenförmig. Mundtheile kräftig, mit am Ende 2zahnigen Oberkiefern, ähnlich "denen der Taxicornia. Leib der Meisten
flachgedrückt, seltener zylindrisch.
a. Erstes Fussglied klein, noch kleiner als die folgenden, aberuGlieder im Ganze«.
Fig. 18. Tbogositä caraboides. A. natürliche Grösse.
Er ist unter den einheimischen das grösste Mitglied dieser Gruppe, weicht aber in mehreren
Punkten von den übrigen ab; am auffallendsten in der als Abtheilungscharakter angegebenen Fussbil-
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düng. Sein flacher Leib beweist, dass er zum Aufenthalt unter der Rinde bestimmt ist, und seine
grossen starken Oberkiefer (18. a), dass er am Splint nagt; doch scheint er, wie die meisten Xylo-
trogea, erst todte Bäume anzufallen. Seine Unterkiefer enden mit zwei sehr ungleichen gewimperten
Lappen (18. b), und seine Unterlippe (18. c) hat ein sehr kurzes tief ausgeschnittenes Kinn, in welches
die grosse herzförmige Zunge aufgenommen wird. Beide Taster sind kolbig, und enden mit einem
grossen eiförmigen Endgliede. Die Fühler werden nach oben etwas dicker, kolbig. Der Prothorax
ist herzförmig und die Flügeldecken haben Punktstreifen. Weil der Käfer auch Getraide frisst, und
öfters in Brodschränken gefunden wird, hat er seinen Namen Trogosita erhalten.
b. Erstes Fussglied viel grösser als die folgenden, und daher nur 4 Glieder im
Ganzen.
a. Mit flachem Körper.
Gatt. SlLVANÜS, LyCTDS, COLYDIÜM, DlTOMA, MONOTOMA, CeRYLON, RhYZOPHAGUS.
ß. Mit gewölbtem drehrundem Körper.
Gatt. Psoa, Cis, Apate.
NB. Diese Gattungen ähneln sehr der hier sub No. 17. abgebildeten Gattung Bostrychus, welche
auch denselben schmalen Bau der Fasse hat, aber doch, wegen des höchst eigenthümlichen Baues der
Mundtheile, der folgenden Gruppe angehört.
B. Lafipalma. Füsse bilden eine breite behaarte Sohle, und bestehen fast immer aus 5 Glie-
dern, von denen aber nur 4 gesehen werden (daher Tetramera genannt), indem das
vorletzte sehr klein, das drittletzte aber gross und herzförmig ist. (Siehe No. 13.)
15. Familie. Rüsselkäfer. Rhynchophora.
Wesentlicher Charakter. Kopf nach vorn iu einen Fortsatz (Rüssel) verlängert, an dessen Ende die ganz kleinen sehr
verkümmerten Mund,theile sitzen; Taster derselben kegelförmig und versteckt. Fühler am Rüssel (oben oder unten), aller-
meist gebrochen (d. h. das erste Glied viel länger und dicker), am Ende einen Knopf bildend. Larven mit Gliedfurchen
aber ohne Augen und Füsse.
a. Rüssel undeutlich, ganz kurz; Füsse sehr schmal, das vorletzte Glied der
Meisten nicht herzförmig; Bostrychidae.
F.ig. 17. Der Borkenkäfer (Bostrychus typographus). A. natürliche Grösse.
Die vollkommen zylindrische Gestalt, der grosse kappenförmige Prothorax, unter welchem der
Kopf ganz versteckt ist, und die sehr kleinen Füsse bilden die am meisten in die Augen fallenden
Charaktere der Borkenkäfer, welche durch ihre Verwüstungen in Nadelwäldern von jeher die Auf-
merksamkeit der Forstleute auf sich gezogen haben. Hiermit verhält es sich so: die theils vollkom-
men, theils als Puppen überwinterten Käfer erscheinen gewöhnlich Anfangs Mai schaarenweise an den
Stämmen, welche sie befallen wollen (NB immer schon kranke oder gefällte, fast nie ganz gesunde
Bäume), und bohren mit ihren scharfen, mehrmals gezähnten Oberkiefern (17. a) einen schief aufsteigen-
den Gang durch die Rinde, den sie, noch ehe sie den Bast berühren, zu einer Höhle erweitern, in
welcher die Begattung vor sich geht, Ist diese erfolgt, so sondern sie sich paarweis ab, und jedes
Paar bohrt einen auf- oder abwärts in der Rinde unmittelbar am Bast verlaufenden Gang aus, an
dessen Wäudeu das Weibchen die Eier befestigt, worauf beide Geschlechter entweder hier sterben,
oder den Gang zuvor verlassen. Die meisten fusslosen, aber mit einem hornigen Kopf versehenen
Larven, welche aus den Eiern kriechen, bohren sich alsdann eigne Gänge, die rechtwinklig VOm Mutter-
gange ausgehen, und in dem Maasse als die Larve wächst, weiter werden. Am Ende dieses selten über
11 Zoll langen Ganges verpuppt sich dann die Larve, und der fertige Käfer frisst sich hier durch die
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Binde hindurch, um mit seinen Coätaneen den alten Zyklus wieder zu durchlaufen. Die ganze Ent-
wicklung ist in mindestens 10, höchstens 16 Wochen vollendet, und hiervon hängt es ab, ob jährlich
%, oder nur 1 ßrut erzeugt wird. — Unter den zahlreichen Bostrychus-Arien, deren Mundtheile kaum
Gattungsmerkmahle, sondern nur Familiencharaktere (NB. kurze kegelförmige Taster, kleine, innen
Happige uud gewimperte Unterkiefer 17. b, eine schmale zugespitzte Unterlippe 17. c) darbieten, ist
B. typographus so ziemlich die grösste, und ausserdem leicht an dem vorn körnigen feileiiarligen, hinten
beinahe glatten Prothorax zu erkennen, so wie an den sechs beim Männchen grösseren Zähnen, die
um die Grube am Ende der Flügeldecken stehen. Dazu kommen ein spitziger 4gliedriger Fühler-
fcnopf, eine ögliedrige Geissei zwischen dem Knopf und dem Stiel (zusammen 10 Glieder), und we-
niger grob in ßeiheu punetirte Flügeldecken. Farbe braun in verschiedener Intensität.
b. Bussel sehr deutlich, mehr oder weniger verlängert; Füsse fast ohne Ausnahme
sehr breit. Curculionidae.
a. Fühler deutlich geknickt, das erste Glied beinahe so lang wie die andern zu-
sammen.
aa. Bussel viel länger als der Kopf, die Fühler in der Mitte desselben befestigt.
(Gatt. Bhynchaenus Fabr.}
Fig. 16. Der Nussbohrer (Balaninus rrncuni). A. natürliche Grösse mit dem Bussel.
Von allen einheimischen Büsselkäfern hat dieser den längsten Rüssel, namentlich das Weibchen,
bei dem er so lang ist wie der Leib; bei dem hier abgebildeten Männchen jedoch etwas kürzer.
Dabei ist der Rüssel auffallend dünn, hornig, glatt, nach unten gebogen, und am Ende mit den sehr
kleinen Mundtheilen besetzt. Der elliptische Körper ist oberhalb fast glatt, unten gewölbt, überall dicht
mit anliegenden rehfarbenen Haaren bewachsen, uud auf den Flügeldecken gestreift. Das kleine
Bückenschildchen hat eine hellere Farbe. Die kräftigen Beine haben an der Unterseite der Schenkel
einen Zahn und am Ende der Schienen einen stumpfen Sporn. Der Käfer findet sich auf den Blät-
tern der Haselnussstaude, und fällt sogleich herunter, wenn man den Strauch berührt. Die Larve lebt
in den reifen Nüssen, aber veriässt dieselben, wenn sie sich verpuppen will, geht in die Erde, und
liegt hier noch ein ganzes Jahr ehe der Käfer erscheint. Aehnliche Arten finden sich auf der Eiche.
bb. Rüssel nicht länger als der Kopf, die Fühler neben der Spitze eingelenkt.
(Gatt. Curcülio Fabr.}
Fig. 15. Der Brillantkäfer (Entimus imperialis), in natürlicher Grösse.
Unter den Büsselkäfern einer der schönsten, und nicht minder durch seine Grösse, als seine präch-
tige Färbung ausgezeichnet, war der Brillantkäfer früher eine sehr grosse Seltenheit in Sammlungen
und stand in hohem Preise, jetzt hat beides sehr abgenommen. Seine bestimmenden Charaktere liegen
in mehreren, z. Thl. sehr versteckten Eigenschaften; namentlich darin, dass das erste Fühlerglied in
eine Grube an beiden Seiten des Bussels hineiupasst; dass der dicke Bussel fast viereckig und am
Ende erweitert ist; dass der Prothorax das Ansehn eines Zylinders hat, über den die Flügeldecken
mit hohen Schultern hervorragen; dass die Flügel nicht fehlen; dass die Schienbeine am Ende die bei
den meisten Büsselkäfern vorhandenen be\Areglichen Sporen nicht haben, uud überhaupt stumpf sind;
und endlich dass die 2 ersten Fühlerglieder hinter dem Grundgliede merklich vergrössert sind. Von
den sehr versteckten Mundtheilen sind die Oberkiefer (15. a) sehr stark, kräftig und ganz hornig:
die Unterkiefer (15. b} aber bloss häutig, am Ende zweilappig und gewimpert; die Unterlippe (15. c,
von inuenj herzförmig, hornig, gerade abgestutzt ohne vorragende Zunge, beide mit kurzen, gleich-
dicken, stumpfen Tastern. Uebrigens ist der Käfer eigentlich schwarz, hat aber in dem tiefen Ein-
druck des Prothorax, den reihenweis gestellten Gruben der Flügeldecken, und an den Beinen zwischen
den Haaren breite, grüne, wie Gold und Silber glänzende Schuppen, die ihm ein sehr prachtvolles
Ansehen geben. Er bewohnt Brasilien.
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(3. Fühler nicht geknickt, weil das erste Glied nicht länger ist als die folgende».
(Gatt. Attelabus Fabr.')
Fig. 14. Der rothe Kornwurm (Apjon frumentarium). A. natürliche Grösse.
Nicht sowohl der Käfer, als vielmehr seine Larve stellt dem Getraide nach, und richtet bisweilen
durch allzu grosse Vermehrung beträchtlichen Schaden an. Man findet daher den Käfer in Häusern
auf Kornböden, aber auch im Freien auf Blumen. Die schöne gelbrothe Farbe zeichnet ihn unter seinen
Gattungsverwandten, welche fast alle schwarz oder stahlblau gefärbt und meistens noch kleiner sind,
besonders aus. Die Fühler, deren eben erwähnte eigentümliche Bildung den Charakter einer beson-
deru Unterabtheilung der Rüsselkäfer abgiebt, stehen tbeils am Grunde des ßüssels, theibs wie bei die-
ser Art, mehr nach der Mitte zu, und haben 2 etwas grössere Grundglieder vor der Geissei. Im
Uebrigen ist die Form und Sculptur, namentlich die körnige Streifuug der Flügeldecken, wie bei den
meisten Arten. Die Augen allein sind schwarz.
16. Familie. Bockkäfer. Capricornia s. Longicornia.
Wesentlicher Charakter. Fühler stets so lang oder länger als der Leib, die Glieder gleichförmig und nie geknickt oder
am Ende verdickt. Kopf ohne Rüssel mit deutlichen grossen kräftigen Mundtheilen. Larven mit Gliedfurchen, aber ohne
wahre Fiisse und Augen; fressen Holz.
Fig. 13. Cerambyx heros, in natürlicher Grösse.
Einer der grössten deutschen Käfer, der sich in Eichen-Wäldern aufhält, deren Stämme seine
fingersdicke und starke Larve anbohrt. Ausser den Familieucharakteren, welche in dieser Art sehr
schön ausgeprägt sind, unterscheiden ihn der nach vorn schief geneigte Kopf; die Verdickung der
unteren Fühlerglieder, die nierenförmigeu Augen, der runzelige an jeder Seite in einen Stachel vor-
springende Prothorax und die am Grunde tief und grob punktirten Flügeldecken. Die Mundtheiie
sind auffallend kräftig, besonders die grossen, aussen runzeligen, am Ende in einen Zahn auslaufenden
Oberkiefer (13. a). Die Unterkiefer (13. b) enden mit 2 ungleichen stark gewimperten Lappen, von
denen der äussere am Grunde verengt und am Ende in drei kleinere Lappen getheilt ist. An der
Unterlippe (13. c) bemerkt man ein breites tief ausgebuchtetes Kinn, in dem die grosse, tief in 2 diver-
girende häutige Lappen getheilte Zunge sitzt. Beide Taster enden mit einem grossen kolbigen am
Ende ausgehöhlten Gliede. Die Nahrung des Käfers besteht in Baumsäften, die er an den Stellen des
Stammes, wo er hervorquillt, aufleckt, und zu diesem Endzweck besonders am Abende und in der
Nacht aufsucht. Bei Tage hält er sich versteckt.
Aehnlich sieht ihm der kupferfarbene, metallisch glänzende, angenehm riechende Cerambyx mo-
schatus;
der von Unkundigen auch für die spanische Fliege gehalten wird.
17. Familie. Blattkäfer. Tetramera.
Wesentlicher Charakter. Leib kugelig oder halbkugelig, seltener mehr elliptisch und nach vorn verschmäclitigt. Fühler
faden- oder schnuiförmig, selten länger als der Leib. Fiisse noch scheinbar 4gliedrig, meistens sehr breit. Larven ohne
Gliedfurchen mit grossen Füssen und Augen, fressen Blatter.
o. Fühler durch eine breite Stirn weit getrennt, das letzte Fussglied länger als die
Lappen des vorletzten. Chrysomelina.
Fig. 12. Das gestreifte Goldhähnchen (Chrysomela cerealis). A. natürliche Grösse.
Die zahlreichen Arten dieser Gattung haben einen eiförmig kugeligen Leib, dessen breiter Kopf
bis an die Augen im Prothorax steckt, übrigens aber von oben deutlich gesehen werden kann. Die
Fühler stehen dicht vor den Augen, sind schnurförmig, und gegen das Ende etwas dicker, Die star-
ken Oberkiefer (12. a) enden mit einer hakigen Spitze; die Unterkiefer (12. b) gehen in 2 sehr kleine
gewhnperle Lappen aus, von welcheu der äussere aus 2 Gliedern besteht. Die Unterlippe (lg. c)
zeigt ein kurzes queres ausgeschnittenes Kinn, in welches die ebenfalls kurze, quere, abgerundete
Zunge aufgenommen wird. Beide Taster sind kolbig, dick; die der Unterkiefer ziemlich lang und
enden mit einem grossen fast kugeligen Gliede, an dem mau die runde Tastfläche deutlich erkennt.
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Offenbar ist Ohr. cerealis, die man in sandigen Gegenden antrifft, unter den einheimischen Arten die
schönste, und hat auf einem metallisch grünen Grunde stahlblaue oder purpurne Streifen, so wie ein
Paar goldene neben der Naht. Füsse und Fühler sind stahlblau.
b. Fühler auf der Mitte der schmalen Stirn eingelenkt; das letzte Fussglied nur so
lang wie die Lappen des vorletzten. Cassidina.
Fig. 11. Der grosse grüne Schildkäfer (Cassida equestris). A. natürliche Grösse.
Die Gattung der Schildkäfer (Cassida) gehört in ihren grössten und zahlreichsten Arten der wär-
mereu Zone an, und besitzt in Europa nur wenige Repräsentanten, unter denen der abgebildete der
grösste und häufigste ist, und namentlich auf Disteln sich aufhält. Die schildförmige Erweiterung des
Prothorax und der Flügeldecken erinnert an Cossyphus, ist aber minder stark, doch stark genug, dass
sich der Kopf, die Fühler und die Beine darunter verstecken können. Jener ist klein, mit grossen
nach oben und vorn gerückten Augen, welche die Stirn sehr einengen. Zwischen ihnen stehen die
Fühler, deren erstes Glied verlängert ist, während die letzten verdickt sind. Die sehr kleinen Mund-
theile bestehen aus kräftigen stark gezähnten Oberkiefern (11. b); einer am Rande ausgeschnittenen
Oberlippe (11. a); kleinen Unterkiefern (11. c), die denen von Chrysomela ähneln, namentlich einen
zweigliedrigen äusseren Endlappen baben; und einer schmalen Unterlippe (11. d), deren kurzes Kinn
man kaum bemerkt, -während die innere häutige Ausbreitung der Zunge überall hervorragt. Beide
Taster sind fadenförmig, und die Endglieder etwas zugespitzt. Die abgebildete Art hat eineu schwar-
zen Rumpf mit gelbem Rande, aber die Fühler und Beine sind gelb, und der Prothorax mit den Flügel-
decken ist grün, oberhalb punktirt und am Rande fast körnig.
18. Familie. Sonnejvkäferchen. Coccinellidae s. Trhnera.
Wesentlicher Charakter. Die Füsse haben scheinbar nur drei Glieder (daher auch Trimera genannt), von denen d;is
zweite breit und herzförmig ist (19. d). Zwischen diesem und dem Endglied ist noch ein kleines viertes Glied. Fühler kol-
big verdickt, aber flach. Larven ohne Gliediurchen mit grossen Füssen und Augen; fressen Blattläuse.
Fig. 19. Der Siebenpunkt. (Coccinella septiespiinctatä). A. natürliche Grösse.
Unter den vielen Sonnenkäfern oder Coccineilen, welche in unserer Gegend gefunden werden,
giebt es nach der Farbe mehrere Gruppen; denn 1) Einige baben rothe Flügeldecken mit schwarzen
Punkten, und sind: ä) theils kreisrund, theils b) elliptisch; 2) Andere zeigen schwarze Flügeldecken
mit rothen Punkten oder Flecken; noch Andere 3) rothgelbe mit weisslichen Flecken. Die abge-
bildete Art gehört zur ersten Abtheilung der ersten Gruppe, und ist unter diesen eine der grösseren
und gemeinsten; sie ist ganz schwarz, mit 2 weissen Flecken am Rande des Prothorax, und 7 schwar-
zen Punkten auf den Flügeldecken. Die Mundtheile sind ziemlich kräftig; die Oberkiefer (19. a)
enden mit 2 Zähnen, dio Unterkiefer (19. c) mit 2 langgewimperten Endlappen; die Unterlippe (19. b)
zeichnet sich durch ein langes wasenartiges Kinn, und eine breite Zunge aus, welche frei auf dem
Ende des Kinnes sitzt.. Die Taster sind verschieden, die der Kiefer (19. c) gross und beilförmig; die
der Lippe (19. b) klein und zugespitzt. Der Käfer findet sich überall in Gärten auf Pflanzenblättern,
Blumen, und ward früher als Mittel gegen Zahnschmerz in Anwendung gebracht.
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TAFEL 25.
5. Klasse. Insekten. Insecta.
8. Ordnung. Immen. Aderf'lügler. Hymenoptera.
Wesentlicher Charakter. Sie haben vier ungleiche, dem Auge nackt erscheinende, also durchsichtiae Flügel. Oberlippe
und Oberkiefer stark, Unterkiefer lederartig, hüllen die verschieden lange, häutige, als Saugorgau benutzbare Zunge ein.
Weibchen mit einem Stachel. Larven bereiten eine Hülse vor der Verwandlung.
1. Zunft. PFLANZEN WESPEN. Phytospheves.
Wesentlicher Charakter. Hinterleib ungestielt, 9gliederig. Fühler nie gebrochen, mit verschiedener dliederzahS. Zwei
Seheukelhalsringe. Die Larven mit Füssen, fressen frische vegetabilische Substanz.
1. Familie. Blattwebpen. Tenthredonidae,
Wesentlicher Charakter, Zunge 31appig. Yorderschienen mit zwei ungleichen Enddornen. Legestachel des Weibchens
sägeformig zum Aufschneiden der Blatter, welche die Nahrung der Larve sind.
Fig. 1. Cimbex variabilis Klug., in natürlicher Grösse.
Fühler keulenförmig, 5—7gliedrig, die Keule 1 — 2gliedrig; Mundtheile stark entwickelt, Ober-
kiefer hakig mit starken Zähnen am Innenrande; Unterkiefer am Ende 21appig, der untere Lappen
stärker behaart, Taster 6gliedrig (1. c); Unterlippe klein, die 3 Lappen der Zunge gleich lang, der
mittlere schmäler, Taster 4gliedrig. Diese Merkmahle bilden die Charaktere der Gattung Cimbex, welche
sich ausserdem noch durch ihren grossen dicken plumpen runden Leib und die breiten Flügel, worin
2 Rand- und 3 Unterrand-Zellen sich befinden, auszeichnet. Ihre Arten sind die grössten dieser
Familie. Die Larven (1. a.) ähneln Raupen, sind grün, gelbgestreift, haben jederseits ein Auge am
Kopf und SO—22 Füsse, wovou die 6 vordersten hornig und gegliedert sind. Sie leben auf Weiden,
Birken, Pappeln. Die abgebildete Art ist die grösste, und in der Farbe so verschieden, dass man kaum
2 gleiche Individuen findet; indess sind alle unbehaart und die Fühler 7gliedrig, Keule 2gliedrig, stets
gelb; ebenso die Flügel und Füsse, das Übrige schwarz. Hinterleib mit gelben (C. lutea), grün-
lichen (C. 10-maculata), rothen (C. silvarum) Binden und Seitenflecken; die Hiuterscbeukel der
Männchen sehr verdickt (C. femorata).
2. Familie. Holzwespen. Uroceridae.
Wesentlicher Charakter. Zunge nngetheilt, sehr kurz. Vorderschienen mit einem Enddorn. Legestachel des Weibchens
bohrfönnig zum Eindringen in die Substanz des Holzes, wovon die Larven sich ernähren.
Fig. 2. SmKX gigas, in natürlicher Grösse.
Fühler borstenförmig, vielgliederig (24), halb so lang als der Leib. Kopf kugelig, mit erweiterten
Backen und 3 Nebenaugen auf dem Scheitel. Oberkiefer kurz, dick, am Innenrande stumpf gebahnt.
Unterkiefer (2. c.) verkümmert, mit der Unterlippe verwachsen, Taster (2. b.) I—Ögliedrig, Lippen-
taster (d.d.) 2—4giiedrig, letztere mit langen Borstenhaaren bedeckt. Leib zylindrisch; Flügel gross,
die vorderen mit 1 Rand- und 3 Unterrandzellen. Hinterleib vollkommen drehrund, zugespitzt, beim
Weibchen mit hervorragendem Legestachel. Beine lang, dünn, besonders die Füsse; am fcnde des
vorderen Schienbeins ein kurzer dicker, vor der Spitze hakiger Stachel, an den 4 hinteren 2 kleine
spitze. Bei der abgebildeten Art, der grössten von allen, sind Fühler, Schläfen, Flügel, Schienen,
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Füsse, 2 Punkte am Hinterrflcken und der lste, 2te, 7te, 8le und 9te Hinterleibsring gelb, das Übrige
schwarz. Ihre Larve (2. a.) ist gelblich, nackt, mit braunem Kopf und sehr kleinen Beinen an den
3 ersten Leibringen; sie lebt in Kieferstämmen, die Wespe in den Waldungen, woselbst sie meistens
ruhig an Baumstämmen sitzend angetroffen wird.
2. Zunft. KERFWESPEN, Schlupfwespen. Entomospheces,
Wesentlicher Charakter, Der Hinterleib ist gestielt, und sitzt nur mit seinem engen Grunde am Brustkasten. Fühler von
verschiedener Form und Gliederzahl. Die nackten fusslosen Larven leben als Schmarotzet im Inneren anderer Insekten» be-
sonders der Schmetterlinge.
A.    Zwei Schenkelhalsringe.
3. Familie. Ächte Schlupfwespen. Ichneumonidae.
Wesentlicher Charakter. Fühler vielgliedrig (20 und mehr) borstenförmig. Kiefertaster (3. c.) fünfgliedrig, Lippentaster
viergliedrig (3. c); Oberflügel mit X Rand- und 2— 3 Unterrandzellen, im letztern Falle die mittlere sehr klein (Spiegel-
zelle); an diese und an die erste Zelle stösst ein Quernerv {nerv, recurrens). Vorderschienen mit einem Enddorn.
Fig. 3.. Pimpla persuasoria, in natürlicher Grösse.
Oberkiefer mit 2 Zähnen von gleicher Länge (3. a.), zweites Tasterglied erweitert (3. c). Hinter-
leib zylindrisch, 7gliedrig, das erste Glied flach gedrückt, wenig schmäler als das zweite, bildet den
breiten Stiel. Legestachel des Weibchens ragt hervor. Diese Gattungsmerkmahle hat die abgebildete
Art mit den übrigen gemein, sie unterscheidet sich in folgenden Punkten von den übrigen: Körperfarbe
schwarz, Einfassung der Augen, 4 Seitenflecken des Brustkastens, die Flügelschuppe, das Schildchen
und 2 Flecken über dem Hinterfeibsstiel weiss; die Ilinterleibsringe mit weissen Seitenränden und
2 weissen Flecken am Hinterrande. Beine ganz rothgelb, auch die Hüften, von denen die 4 vorderen
1 weissen Fleck haben. Legestachel etwas länger als der Leib. Hinterleibsringe glatt, Bücken des
Brustkastens mit Querleisten. In Wäldern.
Fig. 4. Ichneumon grossorius, in natürlicher Grösse.
Der obere Zahn des Oberkiefers viel kürzer als der untere; Unterkiefer, Unterlippe und Flügel
wie bei Pmmpa, denn beide Gattungen haben die kleine Spiegelzelle. Beine kürzer, kräftiger, Hinter-
leib flach gedrückt, lanzettförmig; der Stiel sehr eng, steht aufrecht und trägt den wagerechten Hinter-
leib unter einein rechten Winkel. Legestachel des Weibchens ragt nicht über die Spitze des Hinter-
leibes hervor. Die abgebildete Art der eben charakterisirten an Arten sehr zahlreichen Gattung ist
ziemlich die grösste von allen, und zwar ein Weibchen, was die aufgerollten Fühler anzeigen, indem
diese bei den Männchen immer grade gestreckt sind und gewöhnlich keine weisse Binde haben. Die
Grundfarbe ist schwarz; die Schienbeine, mit Ausnahme der Spitze, rothgelb, ebenso der 2te und 3te
Hinterleifcsring, bisweilen beim Männchen noch der vierte; Schildchen, Flügelschuppe, ein Fleck an
den 4 hinteren Hüften weiss, beim Weibchen noch ein ebensolcher Fleck auf dem 5ten — 7ten Hinter-
leibsringe ; dagegen hat das Männchen ganz gelbliche Beine. Dieses wurde, wegen seiner abweichen-
den Zeichnung, als eigene Art beschrieben unter den Namen Ichn. horridator Grav., wovon wie-
der Ichn. flavolineatus Grav. eine Varietät ist. In Wäldern.
Hierher gehören noch die Familien Bhanocidae, Alysidae und Evanidae.
B.    Ein Scheukelhalsriug.
4. Familie. Gallwespen. Cynipidae s. Gallicolae.
Wesentlicher Charakter. Fühler fadenförmig, 13 oder lögh'edrig; Mimdtheile klein, Kiefertaster (5. b.) 5gliedrig , ,3as
erste Glied sehr klein, Lippentaster (5. c.) 3gliedrig. Flügel mit I Rand- und 2 — 3 Unterrandzellen, ohne bintere Quer-
nerven (nerv, recurrentes). Hinterleib kurz, sfark seitlich zusammengedrückt, hüllt den Sformig gebogenen Legestachel ein.
Fig. 5. Cynjps gallae tinctoriae, 5. a. die natürliche Grösse.
Fühler bei beiden Geschlechtern gleichgliedrig (14 oder 15); Brustkasten hochgewölbt, Hinterleib
linsenförmig, die scharfe Kante nach oben und unten gewendet, hinten schief abgeschnitten. Flügel-
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ädern znm Theil unterbrochen, die erste Unterrandzelle gewöhnlich nach dem Grunde des Flügels hin
nicht geschlossen. Die Arten dieser Gattung leben als Larven in Pflanzenauswüchsen, sogenannten
Galläpfeln, welche durch den Stich des Insekts, mit welchem das Ei zugleich in die Pflauzensub-
stanz gelegt wird, verursacht werden. Einige Arten sind jedoch wahre Parasiten, und leben theils
in den Larven anderer Gallwespen, theils in Blattläusen, so namentlich Cyn. erythrocephala Jur. Die
abgebildete Art ist rothgelb, der Hinterleib glänzend, oben am Grunde braunschwarz. Sie bewohnt
die Levante, und verursacht die bekannten offizinellen Galläpfel, welche als kugelrunde höckerige Aus-
wüchse an den Zweigen von Querem infectoria Oliv, vorkommen.
Hieher noch die Gattungen Ibalia, Figites, Helorus, Codrus (Proctotrupes LatrJ, Psilus
(Djapria Latr.y
5. Familie. Pteromaljna s. Chalcididae.
Wesentlicher Charakter. Fühler geknickt, das erste Glied (der Stiel, stipes) viel länger als die übrigen, welche zusammen
den zweiten Haupttheil des Fühlers (die Geissei, funiculus) bilden. Kielertaster 4 — ögliedrig, Lippentaster 3 — 4gliednV.
Hinterleib zwar 7ringelig, aber die Riickenseite mehrerer Ringe verwachsen.
A.    Hinterschenkel verdickt. Flügel mit einigen Adern.
Fig. 7. Chalcis clavipes.
Fühler sitzen in einer Grube an der Stirn, 11—lSgliedrig, die Geissei zylindrisch. Stirn ohne
Fortsätze. Kiefertaster 4gliedrig, Lippentaster 3gliedrig. Oberflügel mit verdickter Randader, deren
Ende-ein hornartiger Punkt anzeigt; ausserdem noch 2 schwache unten verbundene Längsrippen. Lege-
stachel des Weibchens völlig versteckt. Hinterschenkel sehr dick, kugelig, unterhalb gezähnt, die
Schienbeine bogenförmig. Die Arten finden sich auf Blumen, besonders Schirmpflauzen, und sind mei-
stens nur klein; die abgebildete wird 3Linien lang (7. a.) und unterscheidet sich sehr auffallend durch
ihren langen Hinterleibsstiel und ihre verlängerten Hüften: sie ist schwarz, nur die Hinterscbenkel
sind roth, die Kniee der 4 Vorderbeine und alle Fasse gelblich.
B.    Hinterscbenkel nicht verdickt. Im Flügel nur die Randader bemerkbar.
Fig. 6. Perilampus violaceus, 6. a. natürliche Grösse.
Fühler llgliedrig, auf der Mitte der Stirn in einer Vertiefung eingelenkt, Geissei länglich kol-
big, etwas zugespitzt; Kiefertaster ögliedrig, Lippentaster 4gliedrig; das erste Glied klein, das letzte
verlängert, kolbig. Flügel ohne Adern, bloss mit einer hornigen Ader neben dem Vorderrande, von
deren Ende ein kleiner Stiel nach innen läuft. Brustkasten hochgewölbt; Hinterleib kurz, dreieckig,
ohne hervorragenden Legestachel, zeigt auf der Oberfläche keine Gliederung. Beine fein, zierlich.
Die abgebildete Art ist am Kopf und Brustkasten stark punktirt, grün, metallisch glänzend; der
Hinterleib glatt, stahlblau. Fühlergeissel roth beim Weibchen; die Kniee und Füsse gelblich. Zeitig
im Frühjahr auf den jungen Blättern von Prunus padus.
6. Familie. Goldwespen. Chrysoäea.
Wesentlicher Charakter. Fühler geknickt, 13gliedrig, dicht über dem Rande der Oberlippe eingelenkt; die Geissei spin-
delförmig , gewunden. Kiefertaster ögliedrig (8. c), Lippentaster 3gliedrig (8. b.). Hinterleib oberhalb mit 3 deutlichen
Ringen, darunter die übrigen als fernrohrartiger Legestachel versteckt liegen. Können sich kugeln.
Fig. 8. Chrysis fulgida.
Oberkiefer länglich hakenförmig, mit einfacher Spitze und schwachem Zahn am Innenrande. Unter-
kiefer und Unterlippe nicht verlängert, letztere löffeiförmig; Schildchen abgerundet, Hinterleib länglich,
am Grunde grade abgestutzt, der Rand des letzten Gliedes häufig gezähnt. Die abgebildete Art wird
4£ Linien laug (8. a.J und ist, wie alle anderen, auf der ganzen Oberfläche dicht und grob punktirt,
doch am Hinterleibe schwächer als am Brustkasten; dieser ist metallisch grün, der Hinterleib purpur-
roth, nur der erste Ring, wie die Beine, stahlblau; Fühler schwarz, Flügel röthlich rauchfarben. Sie
ist nicht gemein, findet sich aber, gleich den übrigen Arten, an Holz- und Lehmwänden, Woselbst sie
in die Löcher der Grabwespen eindringt, um iu deren Larven ihre Eier zu legen.
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Ä. Zunft. GRÄBWESPEN. Foäkntla.
Wesentlicher Cha rak t er. Sie haben, wie die Vorigen, einen gestielten, am Grunde zusammengeschnürten Hinterleib, aber,
wie die Folgenden, nur einen 'einfachen Schenkelring. Fühler beim Mannchen 13gliedrig, beim Weibchen 12gliedrig. Die
fusslosdn Larven werden von der Mutter mit Nahrung, getödteten Insekten, versehen; die Alten leben nie gesellig, viel-
mehr höhlen sie Löcher im Saude und Holze aus, wohin sie die getödteten Insekten tragen und mit Eiern befruchteil.
7. Familie. R a d p e n i ö d t e b. Sphegodea,
Wesentlicher Charakter. Fühler fadenförmig, die Glieder, zumal bei den Weibchen , deutlich abgesetzt, bei letzteren
gekrümmt, bei den Männchen grade. Beine ungleich, che hinteren sehr lang, die Yorderfüsse meistens mit steifen Borsten
besetzt.
Fig. 9. Amaiopinla arenaria, in natürlicher Grösse.
Das ausgezeichnete Merkmahl dieser Galtung ist die Bildung des Mundes, insofern die Unterkiefer
und die Zunge sehr verlängert sind und eine Art Rüssel bilden, der sonst in dieser Familie nicht vor-
kommt. Dabei sind die Oberkiefer (c.) kurz, hakig und am Innenrande mit einem starken Zahn ver-
sehen; die Unterkiefer (b.) bilden eine lange, lanzettliche Hornplatte, in deren Mitte fast die faden-
förmigen ßgliedrigen Taster eingelenkt sind; die Unterlippe (9. a.J ist am Grunde, wo sie an die Kehle
slösst, breit, verengt sieh dann aber bald zu einer schmalen Zunge, und trägt vor dieser jederseils
einen 4gliedrigen fadenförmigen Taster. Ausser diesen Eigenlhümlichkeiten hat die Gattung noch einen
lang gestielten eiförmigen, nackten Hinterleib, dessen 2ter, 3ter und 4ter Ring bei der abgebildeten Art
rothgelb sind, alles Uebrige schwarz. Dabei ist sie überall am Brustkasten, wie an den Beinen, dicht
mit langen Haaren besetzt und der Hinterleibsstiel bestellt bloss aus dem ersten Ringe. Amm. arenaria
findet sich im Sommer überall au sonnigen Orten in sandigen Gegenden, woselbst sie mit ihren breit-
beJiaarten Vord-erfössen kodier in den Sand gräbt, um die getödteten Insekten, gewöhnlich Raupen,
worin sie ihre Eier legt, Inneinzusclileppen.
Fig. 10. PoMPiLirs rufipes, 10. a. natürliche Grösse.
Pokpilüs unterscheidet sich von Ammophila, bei völlig gleicher Lebensweise, durch die anders
gebildeten Muudtheile, nehmlich die kurze herzförmige Zunge an der Unterlippe Qc.% und die ebenfalls
kurzlappigen Unterkiefer, so wie durch die dickeren .geknickten Taster. Dabei ist der Leib gewöhn-
lich nackt, der Brustkasten schlanker und der Hinterleib deutlicher zugespitzt, jedoch das erste Glied
nicht ein blosser Stiel, sondern allein am Grunde zusammengezogen. Die abgebildete Art ist schwarz,
der Sie und 3te Hinterleibsring haben am Grunde jederseils einen weissen Punkt, und an den 4 hin-
teren Beinen sind die Schienbeine und halben Schenkel rothgelfr. Im Sommer an denselben Stelle«,
doch seltener.
8. Familie. -Scouodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler dick, besonders die grade ausgestreckten der Männchen, die der Weibchen gewunden.
Kopf kugelig, Stirn und Scheitel undeutlich getrennt; Augen gewöhnlich nierenförmig. Erstes Fussglied der Hinterbeine
so lang oder länger als das kurze dicke Schienbein. Geschlechter auffallend verschieden, die Weibchen «ft ungeflügelt.
Fig. 12. Scoma QElis Fabr.} inlerrupta, lg. a. natürliche Grösse.
Die Gattung Scoua bildet den Hauptrepräsentanten dieser Familie, und unterscheidet sich von den
übrigen auffallend durch die Bildung der Zunge, welche rund ist, fleischig, in drei behaarte Spitzen
ausläuft, und in die Unterlippe (c) zurückgezogen werden kann. Daher sind auch die Unterkiefer (hJ)
etwas länger, besonders der obere Lappen. Die Abbildung stellt das Männchen einer im südlichen
Deutschlande nicht seltenen Art vor, welche schwarz und mit gleichfarbigen steifen Borste« überall
zerstreut bedeckt ist. Beim Männchen sind die nackten grade« Fühler über "halb so lang als der Leib,
die krummen, etwas spindelförmigen des Weibchens aber kaum f so lang, jene haben 13, diese 12
Glieder, wie bei allen Grabwespe«. Die durchsichtigen Flügel sind russbraun. Ausser im Bau der
Fühler unterscheiden sich beide Geschlechter nicht. Die Zeichnung ist übereinstimmend, bei beiden
bat das Schildchen 3, und jeder Hinterleibsring 2 gelbe Flecke, die bisweilen in einen verschmolzen
sind, auch sind die 4 vorderen Schienbeine ebenso gefärbt*
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9. Familie. Crabbonira.
Wesentlicher Charakter. Kopf grosä, mit senkrecht gestellter Stirn und nach oben gewendetem, deutlich abgesetztem
Scheitel. Fühler kürzer, feiner, geknickt. Oberkiefer über einander geschlagen, halten oder verdecken die Oberlippe (II, b.).
Beine gleichmäßig, das erste Fussglied stets kürzer als das Schienbein.
Fig. 11. Crabbo cephalotes, 11. a. die natürliche Grosse.
Kopf gross, besonders die nicht ausgeschnittenen elliptischen Augen; Fühler tnrz, die Geissei
zylindrisch; Mundtheile fast alle versteckt, indem die grossen hakigen sich kreuzenden Oberkiefer
(b.) die übrigen ganz bedecken. Unterkiefer (d.) daher kurz, besonders der obere Lappen; Taster
kurz, 6gliedrig. Unterlippe (c.) ebenfalls kurz, länglich viereckig, verdeckt die sehr kleine Zunge ganz;
Taster 4gliedrig, die Glieder kurz und dick. FJügel mit 1 Rand- und 1 Unterrand-Zelle. Beine
stark, die Schienen stachelig, bei den Männchen mancher Arten die vorderen in einen Lappen erwei-
tert; Füsse kurz, borstig. Die Arten finden sich besonders auf Schirmblumen, haben sonst die Le-
bensweise der Vorigen, und sind alle schwarz mit gelben Zeichnungen. Die abgebildete Art, eine
der grössten, unterscheidet sich durch die metallisch glänzende Gegend über dem Munde, den äusserst
breiten Kopf und die ganz gelben Schienen von den Verwandten. Der Hinterleib hat 6 gelbe Gürtel,
wovon die mittleren durchbrochen sind. Das Männchen hat keine erweiterten Vorderschienen.
Fig. 13. Bembex rosfrata, in natürlicher Grosse.
Die Kennzeichen der Gattung Bembex sind folgende: Oberlippe gross, Sseitig, ragt vor (13. a.),
obgleich die Oberkiefer in der Ruhe über sie weggreifen und sie zurückklappen. Unterkiefer sehr
verlängert (c), in der Ruhe einmal geknickt, Taster 4gliedrig; Unterlippe ebenfalls lang, die Zunge
Slappig, die Lappen in der Ruhe geknickt, der mittlere breiter, am Ende ausgeschnitten; Taster 2glie-
drig (13. b.). Diese Gattung bildet, zumal durch den Bau der Zunge, den Uebergang zu den eigent-
lichen Wespen, mit denen sie in der Form des senkrecht gestellten Kopfes, so wie der kurzen ge-
brochenen Fühler übereinstimmt; indess sind die Augen nicht niereaförmig, wie hei den Wespen, und
die Oberflügel auch nicht der Länge nach gefaltet, wie bei diesen. Der Hinterleib ist länger, gestreck-
ter, etwas flacher, und die Basis ist nicht abgestutzt. Die Beine sind zarter, schwächer. Das hier
abgebildete Männchen wird 1 Zoll lang, seine Grundfarbe ist schwarz, Kopf, Brustkasten und der
Hinterleib am Anfange sind gelblich behaart. Am Kopf sind Stirn, Oberlippe, Schläfen und die Unter-
seite der Fühler gelb, am Brustkasten einige Seitenstreifen und S Punkte auf dem SchiJdchen; am Hin-
terleibe hat jeder Ring eine gelbe wellenförige Querbinde, von welchen die erste immer, bisweilen alle,
unterbrochen sind, und der 2te und 6te Ring am Bauch einen Höcker; die Beine sind ganz gelb.
Beim Weibchen sind die gelben Zeichnungen des Brustkasten und des Hinterleibes weiss, und die
Beine am Grunde schwarz, B. rosfrata findet sich im Sommer auf sandigen Heiden besonders am
Rande der Nadelwälder, und lebt gleich den Vorigen in Erdlöchern, welche sie selbst gräbt.
4. Zunft. GESELLIGE IMMEN. Soclalia.
Wesentlicher Charakter. Siehaben, wie die Vorigen, gebrochene, beim Männchen 13-, beim Weibchen 12gliedrige Fühler,
und einen gestielten dort 7 -, hier 6gliedrigen Hinterleib; aber von jeder Familie leben einzelne Gattungen gesellschaftlich
und ihre Gesellschaft besteht dann aus Männchen, Weibchen und Geschlechtslosen, welche die Wohnung bauen und die
Larven ernähren.
10. Familie. A echte Wespen. Vespina.
Wesentlicher Charakter. Fühler kolbig, das letzte Glied beim Männchen oft hakig. Oberflügel der Länge nach gefaltet
Augen nierenförmig; erstes Fussglied rund. Hinterleibsstiel ohne Schuppe.
Fig. 16. Die Mauerwespe. Odynerüs parietinus.
Diese Wespe gehört zu einer Gattung (Odynebüs), deren Arten nicht gesellig leben, mithin auch
keine besonderen Wohnungen bauen, sondern nach Art der Grabwespen in Mauerlöchern ihre Eier
unterbringen, nachdem sie zuvor getödtete Insekten, von denen die Larve sich ernährt, hinein getragen
haben. Die Gattungsmerkmahle von Odynebüs liegen in der Form des ziemlich runden Kopfes, in den
am Ende deutlich hakigen Fühlern der Männchen (die Abbildung stellt ein Weibchen vor), in der
31appigen Zunge (16. c.), deren mittlerer Lappen viel grösser und am Ende gespalten ist, und in
Zu Tafel 2&
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dem am Anfange abgerundeten Hinterleibe, dessen erstes Glied stärker zusammengeschnürt ist. Die
Unterkiefer (16. b.) sind kurz, wie bei den übrigen Wespen, ihre Taster Ggliedrig, die Taster der
Unterlippe 4gliedrig. Die in der Ruhe der Länge nach gefalteten Flügel spannen sich beim Fliegen
wie gewöhnlich aus. Odynebüs parietimts wird 5 — 6 Linien (16. a.) lang, ist schwarz, Kopf und
Brustkasten gelb gefleckt, der Hinterleib mit 6 gelben Binden am Hinterrande jedes Ringes. Sie fin-
det sich häufig im Sommer, vor Lehmwänden auf und nieder fliegend, wo sie nach den Löchern sucht,
um ihre Eier hinein zu legen.
11. Familie. Bienen. Aipina.
Wesentlicher Charakter. Augen elliptisch, Fühlergeissel prismatisch, Oberfliigel nicht gefaltet, erstes Glied der Hinterfüsse
sehr lang, seitlich zusammengedrückt, behaart. Zunge dreilappig, die Seitenlappen (paraglossue) oft sehr klein.
A.    Die Zunge ist viel kürzer als das Kinn. Anthrenodea.
Die Mitglieder dieser Gruppe leben nie gesellig, sondern die Weibchen scharren Löcher in die
Erde, wohinein sie ihre Eier legen und Blumenstaub tragen zur Ernährung der Jungen.
Fig. 14. Coi-r-ETEs succincta, 14. a. natürliche Grösse*
Die bienenartigen Insekten gleichen einander so sehr in der äusseren Form, dass es schwer
hält, die besonderen Merkmahle jeder Gattung anzugeben, auch liegen diese mehr im Bau der Mund-
theile, welche merkwürdiger Weise in dieser Familie einer sehr grossen und mannigfachen Verschie-
denheit unterworfen sind. Bei Colletes findet sich, wie schon oben angegeben ist, eine kurze Zunge
von herzförmiger, gegen das Ende erweiterter und hier ausgeschnittener Gestalt, woneben die beiden
schmalen linienförmigen Nebenzungen hervorragen; am Grunde dieser stehen die 4gliedrigen Taster
(c). Die Unterkiefer sind kurz, abgerundet, gewimpert, und ihre Taster ßgliedrig. Sonst hat Col-
i.etes einen behaarten mehr gewölbten Leib, an der »Spitze gespaltene Oberkiefer, und einen kegel-
förmigen am Grunde abgestutzten Hinterleib, welcher dem der Wespen ähnelt. Die abgebildete Art
findet sich bei uns, wie alle Bienen, auf Blumen, ist schwarz, überall gelbbraun behaart, nur der ziem-
lich nackte Hinterleib hat am Rande jedes Ringes weisse aus Haaren gebildete Querbinden, so wie
2 gelbliche dreieckige Flecke am Grunde des ersten Ringes.
Fig. 15. Anthbena Kirbii, 15. a. natürliche Grosse»
In der oben angegebenen Abtheilung der Bienen mit kurzer Zunge findet sich eine zweite Haupt-
zungenform, deren Repräsentant die Gattung Anthbena (Andbena Fabr.') ist. Wir sehen dieselbe bei
15. a. dargestellt, und finden, dass der mittlere Hauptlappen gegen das Ende hin verschmälert, zu-
gespitzt ist, die seitlichen aber gleichfalls limenförmig; dabei hat die Mittelzunge eine Längsfurche,
welche sie in zwei Hälften spaltet. Das Zahlenverhältniss und die Bildung der Taster überhaupt ist
ganz wie bei Coixetcs, aber in der Körperform weicht Anthbena durch einen kürzeren breiteren
Kopf, einen verhältnissmässig kleinen Brustkasten, und einen flachen, elliptischen, am Grunde durchaus
nicht abgestützten Hinterleib sehr von Colletes ab. In der Lebensweise jedoch stimmen beide
vollkommen überein. Die abgebildete Art ist, wie die meisten, eigentlich schwarz, aber dicht mit
rothgelben Haaren am Kopf, Brustkasten und den Beinen bedeckt; nur der Hinterleib ist nackter, glän-
zend und am Rande der Ringe mit feinen gelben, aus Haaren gebildeten Quergürteln geziert; die Füsse
allein sind kastanienbraun.
B.    Die Miltelztnige ist so lang oder länger als das Kinn.                  ,
Zu dieser Abtheilung, der zahlreicheren an Gattungen und Arten, gehören die geselligen Bienen,
obwohl sie bei weitem den kleinsten Theil dieser Gruppe bilden, und unter den vielen Gattungen nur
drei (Apis, Tbigoba uud Bombus) bekannt sind, deren Arten Nester bauen und gesellig wohnen. Am
bekanntesten davon ist die hier abgebildete Art*
Fig. 17. Die Honigbiene (Apis wiellifica); ä. Männchen, b. Weibchen, in natürlicher Grösse.
Sie hat ihren wesentlichen Gattungscharakter im Bau des Mundes und der Hinterbeine. Ersterer
besitzt 8 grosse gezähnte Oberkiefer und 3 lanzettförmige schmale Unterkiefer (17. e.), deren untere
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Hälfte mit dem Kinn der Unterlippe verwachsen ist- und am Ends, da wo sie frei wird, einen kurzen
eingliedrigen Taster trägt. Die Unterlippe (17. c), welche hier noch einmal so stärk vergrössert ist,
als der Unterkiefer, hat ein schmales kanälförmiges nach aussen horniges Kinn, das durch eine weiche
Gelenkhaut mit dem Unterkiefer verbunden ist. Vom Ende des Kinnes gehen die beiden Taster (d. d.)
und die Zunge aus. Erstere haben 4 Glieder, 2 sehr grosse, stark zusammengedrückte, welche zu-
sammen der Zunge fast an Länge gleichkommen, und 2 ganz kleine vor der Spitze des 2ten Gliedes
angeheftete. Die Zunge selbst ist ein runder, hohler, am Ende löffeiförmig erweiterter, behaarter Fäden,
neben dem am Grunde noch 3 kleine Hautlappen angebracht sind. Diese Lappen, die sogenannten
Nebenzungen, sind bei den Honigbienen äusserst klein; in der Abbildung (17. c) haben sie fast | der
ganzen Zungenlänge, und dies ist der Fall bei vielen Bieneugattungen, z. B. bei Oxäea, deren Unter-
lippe hier dargestellt ist. Das zweite Hauptgattungsmerkmahl der Honigbienen liegt im Bau der Beine
und besteht darin, dass diesen die Erdstacheln am Schienbein fehlen und das erste Fussglied fast so
lang ist als das Schienbein, parallelseitig, mit Haaren reihenweis besetzt und einer Bürste ähnelt. Uebrigens
ist es beim Männchen kleiner als beim Weibchen, und die steifen Haare fehlen bei jenem. Beide Geschlech-
ter kann man ausserdem dadurch leicht unterscheiden, dass das Männchen (17. a.) grösser ist, besonders im
Brustkasten, 1 Hinterleibsring mehr hat, und dass die Äugen sich bis auf den Scheitel hin fortsetzen, ja
sogar auf der Mitte desselben sich mit ihren äussersten Enden berühren. Beim Weibchen ist der Kopf
mit den Augen kleiner, der Scheitel bleibt frei und trägt die 3 Nebenaugen; der Hinterleib aber ist
länger, zugespitzter, mehr kegelförmig und besteht nur aus 6 Ringen. Beide sind braun, gelblich behaart,
das Weibchen aber hat kastanienbraune Querbinden am Bande jedes Ringes. Der Staat der Bienen be-
steht aus vielen Männchen (Drohnen), einem fruchtbaren, Eier legenden Weibehen (Königin) und
vielen unfruchtbaren verkümmerten Weibchen (Arbeitern), welche die ausgekrochenen Larven er-
nähren und die Wohnung bauen. Diese Arbeiter unterscheiden sich äusserlich von der Königin bloss
durch eine geringere Grösse, und den Mangel der kastanienbraunen Querbinden. Sie sind es, welche
beständig am Stock aus- und einfliegen, Nahrung für die Larven, nehmlich Blunienstaub, an den Hinter-
beinen, besonders am ersten Fussgliede, herbeischleppen, und den Honig, den Vorrath für den Winter,
einsammeln. Letzteren saugen sie aus den Blumen vermittelst der Zunge ia ihren Kropf auf, und
würgen ihn durch die Oeffnung des Schlundes, welche am Kinn innen vor dem Anfange der Zunge
liegt, und von einer dreieckigen Klappe (ßpiglottis genannt) verschlossen wird, wieder hervor. Das
Wachs zum Bau der Zellen, welches ebenfalls die Arbeiter herbeischaffen, sammeln sie nicht von
Blumen ein, da diese kein Wachs haben, sondern sie bilden es selbst in kleinen Taschen, welche am
Hinterleibe zwischen den Bauchsegmenten der 4 mittleren Ringe sich befinden. Aus diesen Taschen
holen sie es mit den Füssen in Gestalt kleiner glasartiger Tafeln hervor, lösen es mit dem Speichel
auf, kneten es mit den Oberkiefern und bauen mit denselben Organen die Zellen daraus auf. Bekannt-
lich bilden diese sechsseitigen Zellen in ihrer innigen Verbindung grosse Tafeln (Waben), welche
senkrecht von der Höhe des Stocks bis zum Boden hinabsteigen, und so weit von einander entfernt
sind, dass die Bienen bequem dazwischen hin und hergehen können. In diesen Waben haben die Zel-
len nach beiden Seiten Oeffnungen, gegen die Mitte aber stossen sie Zusammen und schliessen einan-
der. Ist eine solche Zelle mit Honig angefüllt, so wird auch die Oeffnuug am freien Ende von den
Bienen mit Wachs verklebt. Da die Bienen seit Jahrhunderten als Hausthiere gehalten werden, so
findet man sie bei uns nicht mehr wild, auch scheint Deutschland gar nicht ihre eigentliche Heimath
gewesen zu sein, sondern sie sind wohl, wie so viele Hausthiere, von Asien her mit der Kultur fort-
geschritten, erst zu den Griechen, dann zu den Römern und von diesen wieder zu den Deutschen gebrächt
worden. In kalten Gegenden gedeihen sie nicht gut Bei uns enthält ein guter Stock mehrere lau-
send Bewohner, darunter nur eine Königin und etwa 2mal so viel Arbeiter als Drohnen. Diese wer-
den von jenen im Herbst getödtet, und mit der Königin überwintern bloss die Arbeiter. Im Frühjahr
fängt die Königin ihr Geschäft des Eierlegens an, und alsbald sind dann auch die Arbeiter um die
jungen Larven beschäftigt. Letztere häuten sich nicht, haben auch keinen After, und brauchen zu
ihrer Entwickelung nur 4—6 Wochen. Sie sind weiss mit bräunlichem Kopfe, haben keine Beine,
verlassen ihre Zelle daher nie, und spinnen sich innerhalb derselben eine Hülle, in welcher sie sich
verpuppen.
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12. Familie. A m e i s e n. Formicina.
Wesentlicher Charakter. Augen Wein, kreisrund, fehlen einigen Arbeitern ganz. Flügel mit zum Theil ungeschlossenen
Zellen, fehlen den Arbeitern beständig. Hinterleib mit deutlichem Stiel, der in eine aufrechte Schuppe erweitert oder in
eine Kugel angeschwollen ist.
Fig. 18. Die rothe Waldameis« (Formica rufä), vergrössert.
Diese Ameise lebt, gleich ihren Verwandten, gesellig, und zwar in der Erde, worin, oder in hoh-
len Bäumen, auch die anderen ihre Wohnung anlegen. Eine solche Wohnung besteht aus vielen,
stockwerkweise übereinander angelegten, unter sich verbundenen Zellen von ungleicher Grösse,
welche auf die Weise gebaut werden, dass die Ameisen den Stoff wegnehmen, und ihn nur hie und
da als Scheidewände oder Träger stehen lassen. Diese Wohnung beherbergt verschiedene und auch
sehr abweichend gebildete Insassen. Die Männchen sind in allen Theilen schlanker und zierlicher
gebildet, ihre Fühlhörner sind bedeutend länger, der Kopf ist kleiner, der Brustkasten schmäler und
der Hinterleib mehr elliptisch, dagegen beim Weibchen vollkommen eiförmig. Ersteres ist etwa 4 Linien
lang (e.), ganz schwarz, glänzend, und nur die Beine sind rothgelb; die Flügel sehen wie geräuchert
aus und haben einen verdickten Randpunkt. Das Weibchen, welches, da es in der Zeichnung mit der
Arbeiterin übereinstimmt, hier nicht abgebildet wurde, ist etwas grösser als das Männchen, in allen
Theilen plumper und anders gefärbt; nur der Kopf und der Hinterleib sind schwarzbraun, der Brust-
kasten mit den Beinen rothbraun, aber der Bücken ebenfalls schwarz; die Flügel haben eine noch
dunklere rauchartige Färbung. Die Arbeiter (18. b.) endlich, oder richtiger Arbeiterinnen, indem es
ebenfalls verkümmerte Weibchen sind, stimmen ganz mit den Weibchen, nur nicht in der Grösse des
Brustkastens, welcher, *da die Flügel fehlen, ein sehr verkümmertes, zusammengeschrumpftes Ansehn
hat, auch oberhalb ganz rotbbraun ist; ihre Grösse (18. f.) beträgt kaum 3"', die der Weibchen ö'".
Im Bau des Mundes stimmen alle drei üherem, sie haben grosse hornige Oberkiefer, pergamentartige,
länglich runde Unterkiefer (18. c.) mit €gliedrigem Taster, und eine kleine Unterlippe (18. d.) mit
4gliedrigem Taster und häutiger lappenförmiger Zunge. Die Waldameise findet sich bei uns beson-
ders in Nadelwäldern und baut eine hügelförmige Wohnung von mehr als 1^' Höhe und mehreren Fuss
im Umfange; auf und neben derselben sieht man die Arbeiter beständig geschäftig umherlaufen, wie sie
Material fortschleppen, Nahrung, die in gefangenen Insekten besteht, herbeiholen, und die Wohnung
gegen alle Angriffe vertheidigen. Dabei unterlassen sie es nicht, selbst auf die Bäume zu steigen,
um sich hier am Safte der Blattläuse zu erquicken. Männchen und Weibchen bleiben beständig
im Hause und kommen nur einmal (Juli) jährlich, dann aher zu tausenden, hervor, versuchen zu flie-
gen, was auch Vielen gelingt, während andere sich dabei die Flügel ausrenken und abbrechen. Diese
gehen zu Grunde, die Anderen schwärmen in dicken Bauch ähnlichen Säulen in der Luft wohl stun-
denlang auf und nieder, bis die Nacht sie zu Boden drückt. Dann kehren die befruchteten Weibchen,
in die Wohnung zurück, aber die Männchen alle werden ausgeschlossen und den Vögeln zur Beute.
Die Weibchen legen dann Eier, und die ausgekrochenen Larven futtern die Arbeiter, his sie sich
einspinnen und verpuppen. Diese eingesponnenen Puppen sind die sogenannten Am eisen ei er. So
überwintert die Kolonie, nachdem auch die Weibchen gestorben sind, und im nächsten Jahre liefern
die vorhandenen Puppen neue Männchen, Weibchen und Arbeiter zur Erhaltung und Vermehrung des
Staates, der nicht selten so anwächst, dass er gleich dem Bienenstaate getheilt werden und Kolonien
aussenden muss, welche oft noch lange mit dem Mutterstaate in innigem Verkehr verbleiben.
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TAFEL 26.
5. Klasse. Insekten. Insecta.
3. Ordnung. Falter, Schmetterlinge. Lepidoptera.
Wesentlicher Charakter» Sie haben vier ungleich grosse von Schuppen bedeckte Flügel und saugende Mundtheile.
Oberlippe und Oberkiefer sind verkümmert, die Unterkiefer dagegen sehr gross, und bilden einen spiralig aufgerollten
Rüssel, (Fig. 15.) der 3 Kanäle enthält (Fig. 17. von oben, Fig. 18. von unten), und im aufgerollten Zustande von der
Unterlippe und deren Tastern (Fig. 16.) verdeckt wird.
1. Zunft. TAGFALTER. Dlwrmx.
Wesentlicher Charakter. Fühler kolbig, mit zusammengedrückter oder runder Keule; Flügel gross, in der Ruhe auf-
gerichtet; Leib klein. Raupen mit 16 Füssen, leicht behaart oder stachelig.
1. Familie Papi&ionina.
Wesentlicher Charakter. Flügel der Falter in der Ruhe ganz aufgerichtet, Kopf klein, tuppen nackt, ohne Ge-
spinnst oder Coccon.
A.    Erstes Fusspaar verkümmert, Putzfüsse genannt.
Fig. 1. Das Tagpfauenauge (Vanessa Jo~), in naturlicher Grösse.
Dieser Schmetterling ist in unseren Gegenden eben nicht sehr häufig, aber doch jedes Jahr in
Gärten und auf Feldern anzutreffen. Er hat breite, am Rande stark gezähnte Flügel, deren Grund-
farbe ein lichtes Rothbraun ist, was jedoch gegen den Rand hin ins Schwarzbraune übergeht. Der
Vorderrand der Oberflügel hat am Grunde gelbliche, schmale Zeichnungen und vor der Spitze einen
Pfauenaugen-artigen Fleck, welcher nach aussen zu hellblau ist, nach innen gelb, in der Mitte braun,
nach vorn aber schwarz mit einem helleren Wisch. An der gezackten Aussenkante des Flügels lie-
gen 5 weisse Flecken, 3 davon noch im Räude des Auges. Das Auge der Hiuterflügel liegt gleich-
falls nach vorn, ist schwarz und blau gemischt, mit einem helleren Saum. Unten (1. aj ist die Farbe
schwarz, mit helleren und dunkleren Querbinden und feinen Querstrichen, und einem gelben Punkt in
der Mitte der Hinterflügel. Die Raupe., hier im halb erwachsenen Zustande abgebildet, ist vschwarz
mit weissen Punkten, und langen zackigen Dornen in 6 Reihen. Sie lebt auf Brennesseln und
Hopfen. Die Puppe (X<0 ist gel° braungrau, mit zerstreuten Goldpunkten; bloss mit der Spitze des
Hinterleibes befestigt, hängt sie frei herab.
B.    Vorderfüsse von normaler Grösse»
Fig. 2. Der grosse Kohlweissling (Coliäs Brässicae*), in natürlicher Grosse.
Bei uns der allergemeinste Tagschmetterling, ausgezeichnet durch seinen runden Fühlerknopf
und seine grossen, oben am Rande aber nicht zackigen Flügel, welche mit leicht abgehenden Schuppen
bedeckt sind. Die Grundfarbe der Flügel ist weiss, an den vorderen ist die Spitze oben schwarz und
unten gelb, und auf der Mitte stehen 2 schwarze Flecke, welche den Männchen fehlen; die Hinter-
flügel sind oben weiss, vorn mit einem schwarzen Fleck, unten gelb mit feinen schwarzen Punkten.
Der Leib ist schwarz, graugelblich behaart. Die bläulich-grüne Raupe (2. a) ist dünn behaart und
fein schwarz punktirt, mit gelbem Längsstreif; sie lebt besonders auf Kohl, aber auch auf Rettig\
Die Puppe (2. b) ist gelbgrün, mit schwarzen Punkten in Reihen. Sie sitzt aufrecht an Wänden,
mit der Spitze des Hinterleibes befestigt und durch einen Strang quer über den Rücken gehalten.
Fig. 3. Parnassiüs Phoebas, CPAi>- Phoebus Fabr. Pap. Delius Ochs. Esp.~), in na-
türlicher Grösse und sitzender Stellung*
Dieser zierliche Schmetterling lebt auf den Schweitzer Alpen, kommt aber nicht häufig vor.
Seine Grundfarbe ist ein lichtes Gelb, das am Rande der Oberflügel ins Graue übergeht. Auf den
Vorderflügeln stehen mehrere schwarze Flecke, darunter einer am Vorderrande, dessen Mitte schön
roth ist. Die Hinterflügel sind auf der Oberseite an dem herabhängenden Rande, welcher den Hinter-
leib umfasst, schwarz, sonst gelb; auf der Mitte des Hinterfeldes ist ein runder, und am Vorderrande
ein ovaler rother, schwarz eingefasster Augenfleck mit weisser Pupille; am Grunde 3-—4 ähnliche
Flecke, denen aber die Pupille fehlt. Die Raupe und Puppe dieses Falter sind noch nicht beobach-
tet, werden aber wohl mit denen von Pap. Apollo ebenso sehr übereinstimmen*, wie die beiden gfohmefr*
terlinge es thun.
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3. Familie Hespebidae.
Wesentlicher Charakter. Die Flügel der Falter stehen in der Ruhe nur halh aufrecht und Klaffen etwas. Die Falter
haben einen dicken Kopf und Lei!); die Puppen stecken in einem leichten Gewehe.
Fig. 4. Hesperia Tessellum Hülm. Ochsenh. (Pap. Malvae var. maj. Esper.').
Unter den Hesperien oder Dickköpfen, welche, gleich den vorigen Tagfaltern, 6 g'eichinässig
entwickelte Beine besitzen, sich aber durch den dicken Leib und die kürzeren Flügel vou ihnen auf-
fallend unterscheiden, ist die abgebildete Art von den einheimischen eine der grösseren und seltne-
ren, indem sie nur in Russland und im südlichen Deutschlande gefunden wird. Oben ist ihre Grund-
farbe ein dunkles ßraungrün, geziert mit viereckigen weissen Flecken, welche in 2 Bogenbinden dem
Baude parallel laufen, aber einzelne Flecke zwischen sich liegen haben; der Band selbst ist nicht
ausgezackt, weiss und schwarz gefleckt. Die Unterseite ist weissgrau, mit zwei grünlichgrauen Bin-
den, welche auf den üinterflügeln deutlicher sind und gegen den Iiuienraud schwach zusammenhängen,
auch keinen schwarzen sondern nur einen verdunkelten Band haben. Die erste dieser beiden Binden
ist stets vollständig, und hat vor sich neben dein Bande 3 — 4 grünlich-graue Flecke. Baupe und
Puppe kennt man noch nicht, daher hier dieselben von einer verwandten Art, nehmlich von Hesperia
Malvarum III. Ochs. (P. Malvae Fabr. Iliibn., P. Alceae Esp.) abgebildet sind. Die Baupe (4. a)
ist aschgrau mit röthlichem Anflug, überall von feinen Härchen bedeckt, der Kopf schwarz; sie lebt
auf der Feldinalve (Malva sylvestris). Die braune, blau bereifte Puppe (4. b) steckt in einem
gelblichen Gewebe.
2. Zunft. ABENDFALTER. Crepuscularia.
Wesentlicher Charakter. Sie haben kolbige oder prismatische dicke Fühler, einen dickeren nach hinten zugespitzten
Leih, und schmale, langgestreckte, kleine Flügel, welche sich in der Ruhe dachförmig üher den Leib legen. Die Raupen
besitzen 16 Füsse.
3. Familie $ c h w ä b m e r. Sphingodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler prismatisch, am Ende zugespitzt, die Spitze meistens gebogen. Raupen nackt, mit
einein Hörn am vorletzten Ringe. Puppe ohne Gespinnst. Sie Hiegen gegen Abend umher.
Fig. 5. Der Fichtenschwärmer (Sphinx Pinastri Ochs.). ,
Die Fühler dieses Schwärmers sind oben weiss, unten bräunlich; Kopf und Bücken asciigrau,
letzterer mit 2 grossen brauneu Streifen. Vorderflügel aschgrau, hier und da weiss bestäubt, mit eini-
gen undeutlichen schwarzen Flecken und 3 schwarzen Längsstreifen in der Mitte; die hinteren sind
dunkelbraungrau, gegen die Wurzel heiler, der Rand weiss und schwarz gefleckt. Untenseite heller
aschgrau, mit dunkleren Schatten in der Mitte. Der Hinterleib ist in der Mitte aschgrau mit schwar-
zem Läugsstreif, die Seiten bestehen aus schwarzen, schwarzbraunen und weissen Gürteln. — Die
Raupe (5. a) ist der Länge nach grün und gelb gestreift, und hat auf der Mitte des Rückens einen
braunen Längsstreif. Sie lebt auf verschiedenen Nadelhölzern, besonders auf der Kiefer (P. silvestris)
Föhre (P. Ahies) u. a. Sie vermehrt sich mitunter stark und richtet dann grossen Schaden an.
Ihre Verpuppungszeit fällt in den Herbst und der Schmetterling erscheint im nächsten Frühjahr.
3. Zunft. NACHTFALTER. Nocturna.
Wesentlicher Charakter. Fühler borsten- oder doppelt kammfürmig, die der Männchen starker als die der Weibchen.
Raupen mit 12 —16 Füssen, behaart oder nackt. Puppe in einem Gewebe oder sehr harten Coccon. Alle fliegen gleich
nach Sonnenuntergänge am liebsten umher.
4. Familie Spinner. Bombycodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler stark gekämmt, die der Männchen grösser und mehr entwickelt. Raupen bald nackt
bald behaart, stecken in einem dichten Coccon.
A. Die Hinterflügel sind durch keinen Haltapparat am Grunde des Vorderrandes mit den vor-
deren verbunden. {Vseudohombyces Latr.).
Fig. 7. Das kleine Nachtpfauenauge (Satubnia Carpini Ochs.).
Die Fühler sind auf beiden Seiten gekämmt und besonders beim Männchen sehr gross, von
bräunlicher Farbe, beim Weibchen ockergelb. Der Bussel ist so kurz, dass er zu fehlen scheint.
Das Männchen ist auf den Vorderflügeln rothbraun und schwärzlich bestäubt, am Grunde ist eine hel-
lere gesäumte Querbinde und in der Mitte ein Augenfleck, aus konzentrischen helleren und dunkleren
Kreisen gebildet, welche auf einem weissen Felde stehen. Vor dem Aussenrande verläuft eine hellere
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und dunklere Zickzackbinde und neben dem Rande stehen 6 grosse weissgelbe von den Adern des
Flügels getrennte Flecke. Die Hiuterfliigel sind in der Mitte orange, und haben gegen den Aussen-
rand erst eine dunklere Zickzackbinde, und dann einen schwarzen zackigen hellgesäumten Streif. In
der Mitte steht ein dem der vorderen ähnlicher aber kleinerer Augenfleck. Auf der Unterseite ist die
Hauptfarbe der Vorderflügel gelblich, der hinteren röthlich, und der Augeufleck steht in einem weissli-
chen Felde. Beim Weibehen sind alle diese Zeichnungen heller, die Farbe mehr graulich und über-
einstimmender. Die Breite des Männchens ist 3" die des Weibchens 3"1 mit ausgespannten Flügeln.
Die grüne Raupe (7. a) hat 16 Füsse und auf jedem Ringe einen schwarzen Gürtel, worauf 6 gold-
gelbe Knötchen sitzen, die mit radialen Borsten besetzt sind. Die schwarzbraune Puppe (7. b) steckt
in einem eiförmigen Gewebe, dessen spitzes Ende einen offenen, innen aber durch einen leichten Haar-
kegel geschlossenen Eingang hat. Der Schmetterling ist in ganz Europa zu Hause, seine Raupe lebt
von Schlehen-, Hainbuchen-, Eichen-, Erlen-, Birken- und wilden Rosen-Blättern.
B.>Unterflügel durch einen Haltapparat mit den oberen am Grunde verbunden.
Fig. 6. Der grosse Gabelschwanz oder Bandweidenspinner (Harpyia Vinula Ochs.
Cerüra Vin. Latr.~), in natürlicher Grösse.
Die gekämmten Fühler haben beim Männchen einen weissen, beim Weibchen einen grauen Schaft
und schwarze Zacken. Der Rüssel ist gleichfalls sehr kurz und versteckt. Der plumpe Leib gleicht
dem der Schwärmer, ist jedoch hinten abgestutzt und viel länger behaart; ebenso nähern sich die Flü-
gel durch ihre schlanke mehr gestreckte Form, besonders die unteren, denen der Schwärmer. Die
Grundfarbe des Körpers wie der Flügel ist weiss, letztere zeigen viele feine graue Zickzackbinden,
und eine breite schwarzblaue Querbiude am Grunde, die Hinterflügel sind überhaupt dunkelgrau. Auf
dem Rücken des Brustkastens stehen mehrere schwarze Punkte, und der Hinterleib hat schwarzblaue
Einschnitte und in der Mitte 2 Reihen schwarzer Flecke. — Die grüne, nackte Raupe (6. a) hat
nur 14 Füsse, indem das letzte Fusspaar in eine Gabel verwandelt ist, deren Aeste hohl sind und
woraus ein rother Faden hervortritt, wenn die Raupe gereizt wird. Auf dem dritten Ringe hat sie
einen blutrothen Höcker und eine gleichfarbige Binde rings um den braunen Kopf, sonst ist der Rücken
dunkler mit weissem Saum. Die Luftlöcher sind braun. Die braune Puppe ruht in einer harten, aus
abgenagten Holzstücken zusammengeklebten Hülse. Der Schmetterling ist bei uns nicht selten; seine
Raupe lebt auf allen Arten der Weiden und Pappeln, auch auf Linden.
5. Familie. Eulenfalteb. Noctuacea.
Wesentlicher Charakter. Sie haben feine borstenförtnige, schwach gekämmte Fühler, schmale Flügel, .die-.den Leib
dachartig bedecken, und einen kegelförmigen Leib, dessen Spitze mit einer Haarquaste endet. Die Raupen haben .12
oder 16 Füsse.
Fig. 8. Die «/Eule. (Noctua (Acronycta) Psi.^ ebenso.
Dieser Schmetterling ist bei uns nicht selten, und wird besonders am Tage, an Wänden und
Baumstämmen ruhig sitzend, gefangen. Die Grundfarbe seines ganzen Körpers ist ein lichtes Weiss-
grau, doch laufen hellere und dunklere Zickzackbinden über die Oberflügel, die eine dem Grunde nahe,
die andere vor dem Aussenrande; dieser selbst ist schwarz gezackt. In dem Raum zwischen beiden
Binden steht die undeutliche Zeichnung eines X, vor der ersten Binde aber befindet sich ein zackiger
Längsstreif in der Mitte des Flügels, und in die zweite dringen vom Rande her zwei grade schwarze
Längsstriche ein. Kleinere schwarze Punkte stehen am Vorderrande. Die Hinterflügel sind einfarbig.
Die 16 füssige Raupe (8. a) ist leicht und einzeln behaart, sie lebt auf Buchen, Linden, Pappeln, ist
schwarzbraun, aber der Rücken und Bauch sind gelb, die Seiten jedes Ringes zeigen 3 rotte Striche.
Auf dem 4ten Ringe hinter den Kopf steht ein hoher grader Fleischzapfen.
6. Familie S v A n n e n. Phalaenodea.
Wesentlicher Charakter. Sie haben faden- öder kammförmige Fühler, deren Kammbildung am Männchen deutlicher
ist, als am Weibchen, einen kleinen schlanken Leib und grosse Flügel, welche sie in der Ruhe flach ausbreiten. Raupen
meist nackt, mit io—12 Füssen, gehen spannend, mit gewölbtem Rücken.
Fig. 9. Der Harlekin-Spanner (Phalaena CZerene 2V.) grossulariata~), ebenso.
Kopf.und die fadenförmigen Fühler schwarz, letztere nur beim Männchen mit kurzen Haaren.
Leib gelb, mit schwarzen Flecken bestreut, welche über die Mitte der Vorderflügel eine doppelte Bo-
geubinde darstellen, deren Zwischenraum gelb gefärbt ist. Unten ist die Farbe weiss, und die Flecken
der Oberseite sind dunkler. Die Raupe (9.a) lebt auf Stachel- und Johannisbeeren, sie ist dicker als
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die meisten Spannerraupen, nicht knotig, einzeln behaart, weiss, mit schwarzen Rückenflecken, gelbli-
cher Bauchseite und 10 Füssen. Die braune Puppe hat gelbe Gürtel. Der Schmetterling ist bei uns
sehr gemein.
4. Zunft. K L E I N F A L T E R. Microlepidopieta.
Wesentlicher Charakter. Fühler so lang oder länger als der Leib, borstenförmig; Flügel schmal, am Rande stark ge-
franzt, besondere die unteren. Raupen nackt oder mit einzelnen Borsten und gewöhnlich. 16 Füssen, die Puppen in
leichten Geweben,
7. F a m i 1 i e W i c K h e r. Tortricina.
Wesentlicher Charakter. Flügel dreiseitig, liegen nach hinten ausgestreckt flach neben dem Korper (Fig. 1.0. a), uhd
bedecken ihn, Hinterflügel der Länge nach gefaltet. Raupen spinnen Blätter zusammen oder leben im Innern verschiede*
ner Pflanzentheile; sie haben 16 Fiisse.
Fig. 10. Der Eichenwickler (Tortrix (Halias Tr.') t]itercana Tr. Pyralis
prasinaria Fabr.'), ebenso.
Die Grundfarbe dieses Schmetterlings ist ein reines Weiss, nur der Rücken des Brustkastens
und die Oberflügel sind schön apfelgrün, und von zwei schiefen gelben (Streifen in 3 ziemliche gleiche
Felder getheilt; auch der Rand ist ringsum weiss. Die Raupe (10. b) lebtauf Eichen, ist vorn
dicker und nach hinten zugespitzt; ihre Farbe ist grün, doch ziert die Seiten ein gelber Längsstreif.
Die Puppe (10. c) ist hell bläulichgrün, mit schwarzem Rückenstreif, der vorn sehr breit ist. Der
Schmetterling ist der grösste aller Spanner, und kommt nur selten bei uns vor.
8. Familie. Motten. Tineodea.
Wesentlicher Charakter. Taster mitunter sehr lang, ragen stark hervor; Flügel schmal, stark gefranzt in der Ruhe
an den Leih gewickelt, Raupen nackt, mit 16 Füssen und Warzen, worauf Haare; Puppen lang und schmal, stecken in
engen Geweben.
Fig. 11. Die Waben motte (Galleria mellonella Tr.), ebenso.
Dieser kleine Schmetterling hat eine Länge von 5 Linien, ist hell braungelb Von Farbe, aber
die Oberflügel haben einen schwach violetten, nach hinten hell blaugrau gesäumten Wisch und kleine
braune Flecken am Hinterrande; die Unterflügel sind gelblich. Die Taster ragen wenig hervor, und
sind von den abstehenden Haaren des Kopfes fast verdeckt. Die nackte Raupe lebt in Bienenstöcken.,
bohrt Gänge in den Waben, welche sie ausspinnnt und noch mit ihrem Koth bedeckt, so dass die
Bienen sie nicht angreifen können. Mitunter richtet sie auf diese Weise grosse Verwüstungen an.
Fig. 12. Die gestreifte Rüsselmotte. (Crambus retusalis Boisdv.), ebenso.
Der Schmetterling hat eine schlanke zierliche Form, lange weit hervorragende Lippentaster
(10. a), und ebenfalls ziemlich merkliche Kiefertaster (12. b). Die borstenförmigen Fühler sind unten
breit gedrückt (12. c). Die Farbe ist gelblich braun, die Oberflügel schwach leberfarben, mit ausge-
schweiftem Endrande, 3 weissen Längsstreifen und 2 weissen Strichen zwischen dem ersten und zwei-
ten. Die Hinterflügel haben einen Erzschimmer. Man findet den Schmetterling auf Wiesen.
Fig. 13. Yponomeuta pusiella Hübner, ebenso.
Ein zierlicher Schmetterling von weisser Farbe, mit zackigem schwarzem Längsstrich und kleinen
Pünktchen auf den Oberflügeln. Diese sind schmal, am Ende abgestutzt, die hinteren breiter und ge-
faltet. Die Taster der Unterlippe stehen hervor^ besonders das 3te feine Glied (13. ab)> sind aber
nach hinten und oben zurückgebogen. Der Schmetterling kommt bei uns nicht selten vor.
Fig. 14. Oecophora Linneella Tr., 3mal vergrössert.
Dieser kleine Schmetterling hat die schmalen Oberflügel des Vorigen, allein sie sind zugespitzt
und stark gefranzt; auch die unteren sind schmal, noch stärker gefranzt und kürzer. Farbe metallisch
graubraun, Oberflügel orange mit 3 Silberflecken. Die Raupe lebt in den Blättern der Apfelbäume.
Auch bei diesem Schmetterlinge stehen die Taster hervor (14. ab) aber grade nach unten.
9. Familie Fedebmotten. Geistchen. Alucitae.
Wesentlicher Charakter. Die Flügel sind der Länge nach in Lappen getheilt.
Fig. 19. Die Fächer motte (Orneodes hexadactyla), 4mal vergrössert.
Die Flügel dieses kaum 3'" langen, graulichen, metallisch glänzenden und schwarz in die Quere
gestreiften Schmettert inges sind jeder in 6 Lappen getheilt, und jeder schmale Lappen ist am Rande
stark gefranzt. Die Taster stehen horizontal hervor. — Die Beine sind lang und fein gebaut. Der
Schmetterling findet sich in Gärten an Wänden nnd Bäumen; seine Raupe lebt auf dem Geisblatt.
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TAFEL, 27.
5. Klasse. I tl Sekten. Insecta.
4. Ordnung. Fliegen. Zweiflügler Diptera.
Wesentlicher Charakter. Zwei dem Auge nackt erscheinende, klare, häutige Flügel, und hinter diesen zwei gestielte
Knopfchen (Schwingkolben) als Andeutung der beiden andern Flügel. Mundtheile ein gewöhnlich einziehbarer fleischiger
Rüssel, in welchem mehrere hornige Borsten, als Reste der Kiefer. Die Larven verpuppen sich gröfstentheils in ihrer
eigenen Haut.
1 Zunft. TANYSTOMATA.
\
Wesentlicher Charakter. Der Rüssel ist mehr oder weniger hornig, gewöhnlich vorgestreckt, und enthält 4 oder 6 (bloss
beim Weibchen) Borsten. Die an ihm haftenden Taster bestehen aus 1 — 2 Gliedern. Die meisten Larven dieser Gruppe
häuten sich zur Verpuppung.
1. Familie.. Bremen. Tubanina.
Wesentlicher Character. Rüssel fleischig, gröfstentheils eingezogen, enthält beim Männchen 4, beim Weibchen 6 Borsten.
Taster zweigliedrig. Letztes Fiihlerglied geringelt, 5 — 6glieclrig. — Füsse mit 3 Haftlappen am Ende. Flügel in der
Ruhe nach hinten klaffend, dahinter ein paar Schüppchen. DieFliegen saugen Blut der Säugefhiere.
Fig. 1. Tabanüs bovinus, um die Hälfte vergrössert.
Eine gemeine, im Sommer häufig auf Viehweiden sich aufhaltende Fliege und die grösste einhei-
mische Art der Gattung; schwarzbraun von Farbe mit röthlicheni Hinterleibe, dessen Ringe am Grunde
mehr braun sind, und in der Mitte einen gelblichen dreieckigen Randfleck haben. Die Fühler bestehen
aus 7 Gliedern, von denen das dritte das grösste ist, und oben in einen Haken ausgeht. Die grossen
Augen berühren sich beim Männchen auf dem Scheitel, bleiben aber beim Weibchen getrennt. Der
fleischige einziehbare Rüssel endet mit 2 grossen Fleischlappen (1. f von unten) und trägt am Grade
die zweigliedrigen, beim Weibchen zugespitzten (1. c, c) Taster, welche sich in der Ruhe vorn auf
den Rüssel legen. In dem Rüssel stecken die Stechborsten, welche mau mit Recht für die veränder-
ten Kiefer hält. Alsdann ist die grössere dreieckige Platte (1. d), unter welcher die Borsten liegen,
die Oberlippe, die beiden grössten lanzettförmigen Borsten (1. a, a) entsprechen den Oberkiefern, die
beiden schmäleren etwas gekrümmten (b, b), an welchen die Taster (c, c) sitzen, den Unterkiefern,
und die noch übrige feinste Borste (1. e) ist die Zunge. Mit diesem Apparate sticht die Fliege Rind-
vieh und Pferde, um ihr Blut zu saugen.
2. Familie. Raubfliegen. Asilina.
Wesentlicher Charakter. Rüssel hornig, wagerecht vorgestreckt, zugespitzt, enthält 3 Borsten; Taster zweigliedrig, Fühler
selten ohne, gewohnlich mit zweigliedrigem Endgriffel. Flügel liegen in der Ruhe parallel über einander. Füsse mit 2
grossen Haftlappen.
Fig. 2. AsiLus crabroniformis, in natürlicher Grösse.
Die grösste aller einheimischen Raubfliegen, gelbbraun von Farbe, der Rücken mit dunkleren Strei-
fen, die drei ersten Hinterleibsringe schwarz, der zweite und dritte mit weisslichen Rändern; Flügel
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gelblich, am Hinterrande braungefleckt. Fühler ogliedrig, das dritte Glied das grösste, das vierte ein
kleiner Knopf, welcher den feinen Endgriffel trägt. Rüssel (2. a, der Kopf um's Doppelte vergrössert)
wagerecht vorgestreckt, am Ende zugeschärft, enthält (2. von unten) 2 borstenförmige Unterkiefer
(c, c) an denen die Taster sitzen (b, b), und eine borstige Zunge, welche von der Unterlippe (d)
oder der Rüsselscheide verdeckt ist. Die Fliege fängt andere Insekten, welche sie durch Stiche mit
dem Rüssel tödtet und aussaugt.
3. Familie. Schnepfenfliegen. Empidodea.
Wesentlicher Charakter. Rüssel senkrecht und vorstehend, mit aufgekriimmten Tastern. Fühler wie bei der vorigen
Familie, mit feinem oft borstenförmigen Endgriffel. Flügel in der Ruhe wagerecht übereinander gelegt; zwei kleine
Haftläppchen.
Fig. 3. Empis tessellata, doppelt so gross wie in der Natur.
Ebenfalls die grösste einheimische Art, grau von Farbe, das Rückenschild mit drei schwarzen
Streifen, der Hinterleib schwarz gewürfelt. Flügel grau, der Grund gelblich, Beine schwarz, die
Schienen rothgelb. Nicht selten in Hecken und Gebüschen auf Schirmblumen. Fig. 3. a zeigt den
Kopf stärker vergrössert von der Seife mit den Fühlern (c), Tastern (b) und dem senkrecht herab-
hängenden Rüssel.
4. Familie. Schwebfliegen. Bombyliodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler dreigliedrig, das dritte Glied das grösste, gewöhnlich ohne Endgriffe]. Rüssel fein,
wagerecht, öfters sehr laug, mit 3 feinen Borsten. Taster eingliedrig.
Fig. 4. BoMBYLiüs major, ^ vergrössert.
Die Gattung Bombymus zeichnet sich unter den übrigen Schwebfliegen durch ihr breit gedrücktes
drittes Fühlerglied und ihren langen Rüssel aus, welcher gewöhnlich der Körperlänge wenig nachsteht.
Ihr Hinterleib ist eiförmig und wie der übrige Körper dicht behaart. Die abgebildete Art gehört zu
den grösseren der Gattung, ist gelbgrau von Farbe, mit braunem Rüssel, Fühlern und Füssen; dieselbe
Farbe zeigt sich am Vorderraude der übrigens wasserklaren Flügel. Man findet sie im Frühjahr in
Gärten und Feldern, von Blume zu Blume flatternd, und kennt sie an dem schnellen schwebeuden Flug
und den hohen Tönen, welche ihr Flug hervorbringt.
5. Familie. Leptidae.
Wesentlicher Charakter. Fühler dreigliedrig, das dritte Glied trägt eine Borste; Rüssel fleischig, einziehbar, mit drei
Borsten; Taster zweigliedrig, das Grundglied sehr klein. Flügel klaffen in der Ruhe.
Fig. 5. Leptis scolopacea, doppelt so gross wie in der Natur.
Drittes Fühlerglied spiudelförmig, mit langer Endborste; Augen der Männchen oben sich berührend;
der Weibchen getrennt; zwei Haftlappen am Ende der Füsse. Farbe gelb, Rücken aschgrau, mit drei
brauneu Streifen, Hinterleib mit drei Reihen brauner Flecke. Flügel mit braunem Fleck am Vorder-
rande, brauner Spitze und braunen Queradern. Gemein im Sommer auf Feldern und in Gärten.
6. Familie. W a p f e n f l i e g e n. Straliomyidae.
Wesentlicher Charakter. Drittes Fühlerglied geringelt, 3 — 5gliedrig, mit oder ohne Endgriffel. Taster zweigliedrig;
Rüssel fleischig, zurückziehbar. Hinterleib flach, fünfgliedrig. Füsse mit drei Haftlappen.
Fig. 6. Stbatiomys chamaeleon, um \ vergrössert.
Schwarzbraun, Brustkasten braungrau behaart; Kopf mit 2 gelben Stirnflecken und 2 anderen
hinter dem Auge; Schildchen gelb, am Grunde schwarz, mit 2 Stacheln am Hinterrande. Hinterleib
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mit 2 gelben Randflecken am zweiten bis vierten Ringe, der fünfte Ring mit gelbem Mittelfleck. Beine
rothgelb. Die Fliege findet sich auf Wasserschirmpflanzen, da ihre Larve im Wasser lebt, länglich
lanzettförmig gestaltet ist und am Afterende einen Kranz von Borsten hat, mit dem sie an der Ober-
fläche haftet und so Luft athmet. Die Puppe steckt in der alten Larveuhaut.
9- Familie. Blasenfi/Iegen. Acroceridae s. Inflata.
Wesentlicher Charakter. Fühler sehr klein, das dritte Glied nicht geringelt, endet mit einer Borste. Hinter jedem
Flügel eine grosse Schuppe. Füsse mit drei Haftlappen.
Fig. 7. Henops gibbosus, 3mal vergrössert.
Schwarz, leicht behaart, Hinterleib mit weissen, seitlich erweiterten Rändern der Ringe, Schüpp-
chen ganz weiss, Beine rothgelb, die Schenkel am Grunde schwarz. Eine seltene, einzeln auf Wiesen
an Erlenbüschen sich aufhaltende Fliege.
8. Familie. Dolichopodea
Wesentlicher Charakter. Fühler dreigliedrig, das dritte Glied zusammengedrückt, mit einer Borste. Rüssel fleischig,
in die Mundhöhle zurückziehbar; Taster eingliedrig, Hinterleib sechsgliedrig.
Fig. 8. DoiiiCHOPus nobilitatus, doppelt so gross wie in der Natur.
Kopf kugelig mit grossen oben zusammenstossenden Augen. Drittes Fülllerglied scheibenförmig, mit
haariger Borste. Flügel am Grunde verengt, mit einer einzigen Querader in der Mitte, keine Schup-
pen über den Schwingen. Körper metallisch grün, an den Seiten schiefergrau. Beine gelb, mit'
schwarzen Haaren und Füssen. Flügel zur Hälfte schwarzgrau, mit weisser Spitze. Nicht selten
in Hecken.
2. Zunft. ATHERICERA.
Wesentlicher Charakter. Der Rüssel ist in der Regel fleischig, zurückgezogen, enthält nur 1—3 Borsten und trügt
2  eingliedrige Taster. Die Fühler bestehen aus 3 Gliedern, von denen das dritte eine Borste trägt. Die Larven ver-
puppen sich in ihrer eigenen Haut.
9. Familie. Sybphodea.
Wesentlicher Charakter. Drittes Fühlerglied zusammengedrückt, mit einer Borste auf der obern Kante. Rüssel mit
3  Borsten und kurzen dicken Tastern neben denselben. Hinterleib füni'gliedrig, zwei Haftlappen.
Fig. 9. Ebistalis tenax, um ^ vergössert.
Eine der gemeinsten Fliegen im Spätsommer und Herbst, braun gefärbt, gelbgrau haarig, der Hin-
terleib mit grossen rothgelben dreieckigen Seitenflecken. Drittes Fühlerglied kreisrund, mit nackter
Borste; Augen der Männchen oben verwachsen. Untergesicht höckerig. Flügel nackt, glashell, klaffen
in der Ruhe. Hinterschienen gekrümmt. — Die Larve lebt im Schlamm, und hat ein langes schwanz-
förmiges Athemrohr, daher Rattenschwanzmade.
Fig. 10. Syrphus Pyrastri, um \ vergrössert.
Kopf dick, halbkugelig, weiss; Fühler braun, das dritte Glied kreisrund, mit fein haariger Borste.
Untergesicht höckerig. Brustkasten dunkel blaugrau metallisch, das Schildchen gelblich, gelbgrau-haarig.
Flügel glashell, in der Ruhe parallel auf dem Hinterleibe liegend. Hinterleib schwarz, mit 6 scbnee-
weisseu Mondflecken. Beine röthlich gelb, die Schenkel am Grunde braun. Gemein in Gärten. Die
grüne Larve hat eine weisse Rückenlinie und nährt sich von Blattläusen, zwischen denen man sie
antrifft.
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Fig. 11. Chrysotoxum fasciolatum, um £ vergrössert.
Kopf kürzer, die Stirn mehr zugespitzt, gelb, der Scheitel schwarz. Untergesicht höckerig,
jiimmt in seine Mundhöhle den fleischigen Rüssel auf (11. a), dessen Taster dicht neben den Borste»
(drei an der Zahl) und der breiten, am Ende ausgeschnittenen Oberlippe stehen. Fühler braun, die
drei Glieder ziemlich gleich lang, das letzte schmal, mit einer nackten Borste am Grunde. Körper
schwarz, gelb gefleckt, Hinterleib mit grossen dreieckigen Seitenflecken auf dem zweiten bis fünften
Ringe und gelben Hinterrande am dritten und vierten. Beine gelb, Flügel gelblich, am Vorder-
rande bräunlich, in der Ruhe nach hinten klaffend. Die Fliege findet sich in Wäldern und ist nicht
grade gemein.
10. Familie. M u s c i n a.
Wesentlicher Charakter. Drittes Fühlerglied zusammengedrückt, abgestutzt, an die Stirn gelegt, mit einer Borste auf
der obern Kante. Rüssel geknickt, mit einfacher Borste und zwei kolbigen Tastern, weiter rückwärts am absteigenden
Rüsseltheile. Zwei Haftlappen.
Fig. 12. Tachina grossa.
Die grösste einheimische ächte Fliege, liefschwarz, borstig. Kopf gelb, schwarzborstig. Fühler
schwarz, das zweite Glied länger als das dritte, am Ende breitere, dessen Borste nackt ist. Schild-
chen bräunlich. Flügel am Grunde gelblich, in der Ruhe klaffend, mit zwei geschwungenen schiefen
Queradern am Hinterrande. Schuppchen hinter den Flügeln sehr gross, bedecken die Flügel ganz. —
Man findet diese Fliege in Wäldern an verschiedenen Blumen, auch gern an Lindenblüthen; ihre Larve
scheint, nach Art der meisten Tachinen, parasitisch in andern Insektenlarven zu leben.
Fig. 13. Die Schmeissfliege, Müsca vomitoria, doppelt so gross wie in
der Natur.
Eine unserer gemeinsten Insecten und Jedermann wohl bekannt; sie ist am Kopfe und Brustkasten
schwarzgrau, stark borstig, aber das Untergesicht und die Taster haben eine röthlich gelbe Farbe.
Das dritte Fühlerglied ist das längste und trägt eine starke haarige Borste. Der stahlblaue vierglie-
drige Hinterleib schimmert an den Seiten graulich, und ist ebenfalls stark borstig. Die kleinen Flügel
haben zwei geschwungene schiefe Queradern am Hinlerrande. Die Larve lebt im faulen Fleische, in-
dem die Fliege ihre länglichen weisslichen Eier auf jedes nur einigermaassen angegangene Fleisch legt.
Fig. 14. Die Fleischfliege, Sabcophaga carnaria, doppelt so gross wie in
der Natur.
Gleichfalls eine sehr gemeine Fliege, welche von der vorigen durch einen schlankeren Bau, schiefer-
graue Grundfarbe und schwarze Zeichnungen sich unterscheidet, die auf dem Brustkasten drei Längs-
streifen, auf dem viergliedrigen Hinterleibe Würfelflecken bilden. Der Kopf ist hellgelb, mit schwar-
zem Scheitel und schwarzen Fühlern, deren Borste am Grunde gefiedert ist. Auch den Körper wie
die Beine bekleiden lange Borsten. Hinter den Flügeln bemerkt man die grossen weissen Schuppen,
unter denen die Schwingkolben stecken. Die Flügel selbst sind wasserklar und haben am Hinterrande
zwei schiefe, geschwungene Queradern.
Fig. 15. Die Huflattigbohrfliege, Trypeta (s. Tephritis) Tussilaginis,
4mal vergrössert.
Gehört zu einer Unterabtheilung der Fliegen, welche sich durch den Mangel der Schüppchen hinter
den Flügeln, den Mangel der oberen schiefen Querader am Hinterrande und die grade, ziemlich senk-
recht gegen die Längsadern gestellte untere Querader des Hinterrandes auszeichnet. Die Gattung
Tephritis erkennt man unter diesen Fliegen an den bunt gezeichneten Flügeln, an dem nackten bor-
steufreien Mundrande, den am Ende stumpfen Fühlern und dem fünfgliedrigen Hinterleibe, welcher im
weiblichen Geschlecht mit einer grossen Legescheide endet. Die abgebildete Art ist eine der grössten,
gelblich von Farbe, mit grossem schwarzem Rückenfleck, aber ungeflecktem Hinterleibe. Ihre Flügel
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haben drei am Umfange dunklere, nach hinten verwaschene Querbinden, von welchen die am Flügel-
ende fast schwarz erscheint. — Die Larven der Tbypetae leben in Pflanzenauswüchsen, nach Art
der Gallwespen, und um die Eier in die Pflanzen zu bringen, bedient sich die Fliege ihrer Legescheide
als Bohrwerkzeug.
In die Familie der Fliegen gehört auch noch die merkwürdige, tropische, gröfstentheils in Afrika
einheimische Gattung Diopsis, deren Kopf im vergrösserten Maafsstabe Fig. 17. abgebildet ist. Man
bemerkt als Hauptgattungscharakter an jeder Seite des Kopfes einen langen Stiel, welcher an seiner
schief abgestutzten Endfläche die Augen trägt, und dicht vor diesen an der Vorderseite die Fühler.
11. Familie. Stechfliegen. Stomoxidae.
Wesentlicher Charakter. Rüssel verlängert, wagerecht vorgestreckt. Fühler dreigliedrig, mit einer Borste am Endgliede
Flügel in der Ruhe halb offen. Hinterleih viergliedrig.
                                                                                      /
i
Fig. 18. Stomoxys calcitrans.
Ein der gemeinen Stubenfliege zwar ähnliches, aber völlig von ihr verschiedenes Insekt, etwas
kleiner, gedrungener gebaut, aschgrau, Rücken mit 8 schwarzen Linien in 2 Reihen, Hinterleib schwarz
gefleckt. Fühler kurz, mit einer oberhalb haarigen Borste. Rüssel bloss am Grunde geknickt, weit
vorgestreckt. Die Fliege sticht Menschen und Vieh, um deren Blut zu saugen und kommt häufig in
unsere Zimmer.
12. Familie. C o n o p i c a.
Wesentlicher Charakter. Fühler vorgestreckt, das dritte Glied mit einer Borste. Rüssel geknickt, vorgestreckt, mit sehr
kurzen Tastern. Hinterleib 5 — 6giiedrig.
Fig. 16. Conops vittata, um \ vergrössert.
Zweites und drittes Fühlerglied innig verbunden, das dritte mit einem zweigliedrigen Endgriffel.
Rüssel einmal geknickt, die Endhälfte gerade vorgestreckt, Taster ganz klein. Flügel mit 2 schiefen
Queradern am Hinterrande, am Vorderrande ein breiter brauner abgekürzter Streif. Hinterleib sechs-
gliedrig, am Grunde verengt, schwarz, jedes Glied mit gelbem Hinterrande, das zweite und dritte
ausserdem mit rother Wurzel. Brustkasten braun, mit gelben Schulterbuckeln. Kopf weisslich, Scheitel
und Fühler braun; Beine gelbroth. Im Frühjahr an Weidenblüthen.
13. Familie. B k e m s e n. Oestrina.
Wesentlicher Charakter. Fühler klein, dreigliedrig, mit einer Endborste, in ein Paar Gruben an der Stirn versteckt.
Mundöffnung geschlossen, kein ansstreckbarer Rüssel. Die Larven leben im Körper warmblütiger Thiere.
Fig. 19. Die Schaafsbremse, Oestrus ovis, doppelt so gross wie in der Natur.
Unter den Bremsen, die im vollkommneu Lebensalter alle selten sind, ist diese noch die häufigste
und wird in "der Nähe von Schaafvveiden, an Mauern, Baumstämmen und Felsenstücken sitzend ange-
troffen. Sie ist doppelt so gross wie eine Stubenfliege, hell seidenfarbig glänzend, überall tief schwarz
puuktirt und gefleckt, der Brustkasten auch leicht behaart; die dicken Backen ragen stark hervor. Die
Flügel haben zwei schiefe Queradern am Hinterrande und grosse Schuppen hinter sich am Brustkasten.
Der Hinterleib ist schwächer behaart, aber stärker gefleckt. Die Larve dieser Art findet sich in den
Stirnhöhlen der Schaafe, und gelangt dahin, indem das Weibchen seine Eier den Schaafen in die Na-
senlöcher legt. Zur Verwandlung kriechen die Larven durch die Nase heraus und begeben sich in
die Erde.
Fig. 20. Gastrüs nasalis, doppelt so gross wie in der Natur.
Etwas kleiner und schlanker als die Schaafsbremse, braun von Farbe, Kopf und Brustkasten
gelblich behaart, der Hinterleib schwarz, der erste und zweite Ring mit weisslichen Haaren bedeckt,
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der dritte ganz nackt, der vierte von rothgelben Haaren bekleidet. Beine bräunlich. Flügel wasser-
klar, ohne geschwungene Queradern am Hinterrande, aber mit zwei kleinen über einander stehenden am
Grunde zwischen den drei Aesten der zweiten Hauptader. — Die Larve lebt im Schlünde derPferde,
Esel und Hirsche, gelangt dahin ebenfalls durch die Nase, an deren Oeffnung die Bremse ihre Eier
legt, wird mit dein Koth ausgeleert, und verpuppt sich in der Erde. Sie ist kleiner als die hier abge-
bildete (20. a,^ vergrössert) Magenbremsenlarve, gleicht ihr aber in der Form und Bedeckung. Der
Kopf (20. b) ist mit 2 kurzen Höckern (c, c, Fühler?) besetzt, und hat zwei grosse, aus dem Maule
hervorragende Haken (e, e, Oberkiefer), mit denen sich die Larve in der Darm wand befestigt. Da-
zwischen bemerkt man noch 2 kleinere hornige Pfriemen. Jeder Körperring hinter dem Kopf hat
einen, oder der 3te bis 8te sogar zwei Reihen kurzer horniger Stacheln, und das abgeplattete Ende
des letzten eingezogenen Ringes (20. h) ist mit 2 grossen elliptischen Hornplatten besetzt, in welcher
man 3— 4 Einschnitte als die Hauptmündungen der Luftlöcher wahrnimmt. Ziemlich ähnlich, wenn-
gleich schlanker und nicht mit Stacheln bekleidet, pflegen die meisten Fliegenlarven gebildet zu sein.
3. Zunft. P U P I P A R A.
Wesentlicher Charakter. Fühler zweigliedrig, dicht neben dem Munde angeheftet, ohne Endborste. Mundhöhle klein,
ohne Rüssel, enthält zwischen zwei scheidenförmigen hornigen Tastern die 3 Stechborsten. Die Larve bleibt im Mutter-
leibe bis zur Verpuppung; die Fliegen sind Schmarotzer und zum Theil ungeflügelt.
14. Familie. C o b i a c e a.
Wesentlicher Charakter. Kopf Torgestreckt, mit zusammengesetzten Augen; Rüssel deutlich, vorstreckbar. Flügel in
der Regel vorhanden. Fussklauen gespalten.
Fig. 21. Mklophagüs cervinus, 4mal vergrössert.
Braun, Kopf mit 3 Nebenaugen auf dem Scheitel, wie die Beine röthlich, Brustkasten mit kleinen
Flügelresten, Hinterleib fiinfgliedrig, die Glieder bloss durch Hornplatten angedeutet, von welchen die
erste den Grund mondförmig umfasst, die 4 folgenden bloss auf der Mitte des Rückens liegen. Die
weiche Bindehaut ist wTeiss, braun behaart. Lebt auf den Hirschen, besonders in der Weichengegend.
Fig. 21. a ist der Kopf von Anapera pallida Meig., an welchem, als Gattungscharacter, der Man-
gel von Nebenaugen bemerkt wird, während die zusammengesetzten Augen gross und deutlich sind.
Am untern Ende zu beiden Seiten eines mondförmigen Schildes sieht mau die zweigliedrigen Füh-
ler b, b, und zwischen ihnen den tief zweilappigen Mundrand, aus dem die häutige Scheide (c) her-
vorragt, welche die hornigen Theile des Rüssels enthält. Die Theile dd bilden ein Paar haarige
Klappen, zwischen denen die Saugröhre e eingeschlossen ist; jene hält man für die Taster, die Saug-
röhre besteht aus 3 ungleichen Borsten, welche als Oberlippe, Unterlippe und Zunge gedeutet werden.
4. Zunft. APHANIPTERA.
Zugleich 15. Familie. P U L I C I N A.
Wesentlicher Charakter. Kopf klein, dicht an den Brustkasten gerückt, mit einfachen Augen und kleinen, hinter dem
Auge versteckten Fühlern (23. a). Körper stark seitlich eingedrückt, flügellos. Beine kräftig, zum Springen tauglich.
Fig. 22. Pulex Ericanei, 12mal vergrössert.
Die Flöhe leben schmarotzend auf warmblütigen Thieren und nähren sich von deren Blut, ihre
Larven dagegen von allerlei fauligen thierischen Stoffen, besonders vom Mist. Früher rechnete man alle
zu einer Art, es hat sich aber gezeigt, dais jedes von Flöhen bewohnte Thier seine eigene Art be-
herbergt. Der hier abgebildete Floh des Igels ist hellbraun, und durch seinen dünnen schlanken
Brustkasten, bei auffallender Höhe des Hinterleibes, merkwürdig. Der Kopf (23. 40mal vergrössert)
zeigt 2 kleine Augen und dicht hinter jedem einen dreigliedrigen Fühler (a), dessen drittes Glied ge-
kämmt ist. Ein von den Backen ausgehender Fortsatz verdeckt das Fühlhorn, und muss abgebrochen
werden, wenn man es sehen will. (NB. bei Fig. 22. ist dieser Fortsatz vorhanden, bei Fig. 23. ab-
gebrochen.) Der Mund bildet einen bloss aus hornigen Theilen bestehenden Rüssel, nemlich einer
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schmalen Oberlippe (b) und zwei lanzettförmigen (c, c), am Rande gezähnten, am Ende zugerundeten
(Fig. 23. c, loOmal vergrössert) Oberkiefern, als den eigentlichen Stechwerkzeugen. Neben den Ober-
kiefern sitzen die kurzen dreiseitigen, mit einem 4 — ögliedrigen Taster (d, d) verseheneu Unterkiefer,*)
und zwischen diesen ragt die Unterlippe als eine kurze Platte hervor, welche ebenfalls zwei vierglie-
drige, oberhalb häutige, unten hornige Taster (e, e) trägt. Der Brustkasten bestellt aus 3 Ringen und
trägt an jedem, vermittelst eines besonderen Bindegliedes, ein Fusspaar, deren Hüften eine auffallende
Gröfse haben. Am vordersten Bein liegt dessen Hüfte dem Kopf parallel, nach vorn gerichtet, und
verdeckt zum Theil den Rüssel. Die eigentlichen Füsse sind fünfgliedrig, und das vorletzte Glied an
den hintersten, das dritte an den ersten ist das kleinste. Der Hinterleib ist aus 9 Ringen zusammen-
gesetzt, der letzte aber klein. Jeder Ring hat, gleich den 3 Brustkastenringen, eine Reihe Borsten
quer über den Rücken.
5. Zunft. N EMATOCER A.
Wesentlicher Charakter. Fühler vielgliedrig, gewöhnlich fadenförmig und die Glieder gleich gestaltet; Rüssel der mei-
sten kurz, aber die Taster lang, 3 — ogliedrig. Keine Schüppchen hinter den Flügeln. Hinterleib 7—8gliedrig. Die
Larven streifen zur Verpuppung ihre Haut ab.
16. Familie. Crassicornia.
Wesentlicher Charakter. Fühler kurz, dick, 9—16gliedrig. Drei Nebenaugen auf dem Scheitel. Hinterleib 7gliedrig.
Schienen ohne Sporen.
Fig. 24. Bibio pomonae, -f der natürlichen Grösse.
Die grösste Art dieser Gattung, ganz schwarz, mit blutrothen Schenkeln und milch weissen
Flügeln, deren vordere Adern kräftiger sind. Das Männchen hat grosse, oben verwachsene Augen,
das Weibchen kleine, weit getrennte. Die Fühle'r bestehen aus neun Gliedern, und die Füsse haben
Haftlappeu neben den Krallen.
17. Familie. Schwammmückö n. Fungicolae.
Wesentlicher Charakter. Fühler IGgliedrig, ziemlich lang und dünn; die Schienen haben 2 Endsporen, die Füsse keine
Haftlappen neben den Krallen. Die Larven leben in Pilzen, und spinnen sich znr Verpuppung eine Hülse.
Fig. 25. Mycetophila fenestralis, 3mal vergrössert.
Lehmgelb. Rtickenschild oben bräunlich. Hinterleibsringe am Grunde dunkler, mit hellgelben
Rändern. Augen schwarz, zwei kleine Nebenaugen dicht neben den Netzaugen. Flügel gelblich.
Stacheln der Beine bräunlich. Diese Art findet sich im Herbste an Fenstern, wird etwas über zwei
Linien lang, und ist gemein. Ihre Larve lebt iu Gartenpilzen.
18. Familie. Wiesen m ü c k k n. Rostrata.
Wesentlicher Charakter. Fühler ziemlich lang, fadenförmig, 6-— 17gliedrig, das zweite Glied das kleinste. Keine
iNebenaugen, Vorderkopf verlängert, trägt einen kurzen Rüssel mit langen viergliedrigen Tasten. Keine Schuppen hin-
ter den Flügeln. Beine sehr lang.
Fig. 26. Tipula hortorum, um \ vergrössert.
Die Gattung Tipdla ist der Hauptrepräsentant unter den Wieseumücken, indem sie die grössteu
und schönsten Arten enthält. Sie zeichnet sich vor den übrigen durch ihre dreizehngliedrigen Füh-
ler, ihre in der Ruhe klaffenden nackten Flügel und ihr sehr langes fadenförmiges letztes Tasterglied
aus. Ihre Larven leben auf feuchten Wiesen in der Frde, haben hintere Luftlöcher und verpuppen
*,) Bei Pulex Erinacei habe ich bestimmt nur vier Glieder gesehen, bei Pulex Felis, Murtis und Canis bestehen sie, nach
Bouche, aus fünf Gliedern.
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2. Familie R h a p h i d i o d e a.
Wesentlicher Charakter. Flügel schmäler, mit wenigeren unregelmässiger vertheilten Adern und ungleichen Zellen,
liegen in der Ruhe dachartig über dem Leibe. Prothorax stark verlängert.
Fig. 3. Die Kameelfliege (Rhaphidia notata), in doppelter Grösse.
Kopf mehr wagerecht gestellt, ziemlich breit, mit stumpfem Maule, dessen Organe in der Haupt-
sache mit denen der vorigen Familie übereinstimmen, indess sind alle Theile kürzer, namentlich auch
das Kaustück der Unterkiefer, der Endlappen der Unterlippe und die fadenförmigen feineren Taster,
deren Gliederzahl übrigens dieselbe ist. Die Fühler bestehen aus vielen kleinen runden Gliedern, sind
aber nur kurz. Ueber ihnen stehen an der Stirn drei Nebenaugen. Der lange Prothorax ist zylin-
drisch. Die am Vorderrande ungleich gebildeten Flügel haben ein langes braunes Randmahl, und ga-
belige hintere Randzellen. Der zylindrische Hinterleib endet beim Weibchen mit einer Legescheide.
Die Beine sind lang und die Füsse haben 5 Glieder, von denen das dritte herzförmig und das 4te
sehr klein ist. Die Farbe des Thieres ist dunkelbraun, aber die Beine und drei Reihen Flecke am
Hinterleibe sind gelb. — Die wurmförmige, mit einem grossen Kopf, aber nicht so grossen Oberkiefer,
kurzen Fühlern und 6 Beineu an den 3 ersten Leibringen versehene braune Larve hüpft au Baum-
stämmen, und sucht da nach Insekten, von denen sie sich nährt.
3. Familie. Panorpina.
Wesentlicher Charakter. Kopf nach unten schnabelförmig verlängert. Mundtheile am Grunde-verwachsen; die Lippe
ohne freien Endlappen, mit 2 zweigliedrigen Tastern. Flügel schmal, stehen in der Ruhe schief nach hinten und liegen
nicht über dem Leibe.
Fig. 4. Panorpa communis.
Ausser den in dem Familiencharakter angegebenen Merkmahlen unterscheidet die Gattung Panorpa
die schmale Form der völlig gleichgebildeten Flügel, und die zierliche Form der massig langen Beine,
deren Füsse mit 2 gleichen unten gekerbten Krallen enden. Hierzu kommt der eigenthümliche zangen-
förmige Kopulationsapparat des von mir in natürlicher Grösse dargestellten Männchens. Europa besitzt
nur diese eine Art, welche gelblich ist, aber sowohl am Kopf als auch am Brustkasten und dem Hiuter-
leibe braune Flecke hat. Die Flügel haben 3 braune Querbindeu und dazwischen noch braune Punkte.
Der Schnabel und die Zange sind kastanienbraun. Mau findet dieses wegen der Zange mit dem Na-
men Skorpionfliege belegte Insekt häufig in Gärten und Gebüschen; seine Larve kennt man noch
nicht. —
2. Zunft. W A S S E R F A L T E R. Trkhojilera,
Einzige Familie. S p r o c k e n. Phryganeodea.
Wesentlicher Ckarakter. Mundtheile in einen weichen Saugapparat verwachsen, an dem die verkümmerten Oberkiefer
keinen Autheil nehmen. Flügel ungleich und behaart. 5 Fussglieder. Larven wurmartig, leben im Wasser und verpuppen sich.
Fig. 5. Phryganea ^ro»(/is; in natürlicher'Grösse.
Die Phryganen haben einen eben nicht grossen Kopf, dessen Augen aber stark hervorragen.
Vorn an der Stirn trägt er die langen vielgliedrigen borsteüförmigen Fühler, und unmittelbar darüber
3 kleine Nebenaugen. Unten ragt der dicke fleischige Mundfortsatz hervor. An ihm, welcher unter
Fig. 5. a etwas vergrössert abgebildet ist, bemerkt mau in der Mitte der Vorderfläche die schmaIe
lanzettförmige Oberlippe d, und neben ihr am Grunde die ganz kleinen verkümmerten Oberkiefer b, b;
unter diesen neben der Spitze der Oberlippe ragt der häutige Endlappen der Unterkiefer hervor, und
an dem sitzt, ziemlich in der Mitte des ganzen Mundfortsatzes, der beim Männchen aus vier, beim
Weibchen aus fünf Gliedern bestehende Kiefertaster. Den Haupttheil des ganzen Mundes bildet die
am meisten hervorragende, muldenförmig ausgehöhlte Unterlippe c, welche auf ihrer hinteren Wand
mit zwei bei beiden Geschlechtern dreigliedrigen Tastern f, f besetzt ist. Der übrige Leib von Phry-
ganea zeigt nichts Besonderes, nur die langen Beine sind dadurch merkwürdig, dass die 4 hinteren
Schienen nicht bloss 2 grosse Endsporen, sondern auch noch 2 andere etwas höher hinauf am Schien-
bein sitzende tragen. Auch die Fussglieder sind hintemnit kleinen Stachel« besetzt. Phryganea
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grandis ist unter den einheimischen Arten die grösste, hat eine gelblich graue Färbung, und nur die
Oberflügel haben unbestimmte dunklere Flecken mit dazwischen liegenden weissen Punkten. Der
Brustkasten ist länger behaart, aber das Haarkleid der Flügel ist nur kurz. Die unten zwischen den
andern Larven sub 5. a dargestellte Larve hat einen geraden cylindrischeu wurmförmigen Leib, einen
kleinen Kopf ohne Fühler, aber mit 2 Augen und kurzen Mundtheilen. Der erste Ring hinter denn
Kopf ist kleiner, hat eine hornige Bedeckung und trägt wie die 2 folgenden, ein paar lange geglie-
derte Füsse. Diese beiden Ringe, wie der ganze Hinterleib, haben hloss eine häutige Oberfläche, von
der an den 6 mittleren Hinterleibsriugen fadenförmige, auf dem Leibe liegende hohle Kiemenfortsätze
ausgehen. Uebrigens steckt der ganze Leib in einem nach ihm geformten, sehr künstlich aus Stein-
cheii oder Holzstückchen zusammen gesponnenen Rohr, welches die Larve sich selbst baut, damit be-
deckt unter dem Wasser an Pflanzenstängeln, von deren Blättern sie sich ernährt, herumkriecht, nur den
Kopf und die Beine heraussteckend, und darin sich auch verpuppt. Will die Fliege ausschlüpfen, so
kriecht die Puppe an einen Schilfstängel bis zur Oberfläche des Wassers und wartet, bis ihre trocken
gewordene Haut berstet, worauf das Insekt dieselbe verlässt, bald seine Flügel ausbreitet, und davon-
fliegt. Man findet es häufig an Wänden in der Nähe von Teichen, Seen und Flüssen.
3. Zunft. AFTERFRÜHLINGSFLIEGEN. PUcoptera.
Einzige Familie. Semblodea.
Wesentlicher Charakter. Mundtheile frei, die Oberkiefer hornig, die Unterkiefer zwar weich, aber am Ende mit hornigen
Zähnen. Unterlippe am Ende gespalten. 3 Fussglieder. Larven im Wasser, verpuppen sich aber nicht.
Fig. 6. Perla cephalotes, in natürlicher Grösse.
Durch den breit gedrückten flachen Körper und die nur mikroskopisch behaarten und daher durch-
sichtigen Flügel unterscheidet sich Perla im Aeusseren leicht von Phryganea. Dabei ist bei Perla
der Kopf breiter als lang, wagerecht gestellt, und das Maul mehr nach vorn gerichtet. In ihm sind
alle Organe vorhanden, ohne mit einander mehr als gewöhnlich verwachsen zu sein. Die Kiefertaster
bestehen aus 5, die Lippentaster aus 3 Gliedern. Die Fühler, neben dem Munde vor den Augen ein-
gelenkt, sind lang borstenförmig und vielgliedrig. Nebenaugen mitten auf der Stirn. Die 3 Ringe des
Brustkastens deutlich abgesetzt und gleich gross. Der Hinterleib aber nur kurz, und am Ende mit
2 langen gegliederten Fäden besetzt. Flügel auffallend ungleich, die vorderen schmäler, die hinteren
mit eiuem breiten, bloss von Radialadern durchzogenem Felde am Grunde. Beine kurz, kräftiger, ohne
Sporen und Stacheln; die Füsse bloss dreigliedrig. Die hier abgebildete Art ist über einen Zoll
lang, nussbraun, mit gelblichem Kopf, gelben Flecken am Brustkasten und gelblicher Bauchseite. Ihre
Larve lebt im W'asser, sieht aber nicht wurmförmig aus, sondern ganz wie das vollkommue Insekt;
hat aber keine Flügel. Sie frisst andere kleine Insekten und schwimmt. Die Puppe ruht nicht, sie
ernährt sich gleich der Larve. Man findet sie in unseren Flüssen, und das vollkommne Insekt an
deren Ufern, doch nicht häufig.
4. Zunft. P F R I E M ENHÖRNEE. SuMkomia.
vv esen tlicher Charakter. Kopf gross mit stark vortretenden Augen, aber sehr kleinen, einer kurzen feinen Borste ähnlichen
Fühlern. Flügel sehr bestimmt netzförmig. Die Larven leben im Wasser und verpuppen sich nicht.
1. Familie. Libellulina. Wasserjungfern.
Wesentlicher Charakter. Mundtheile sehr entwickelt, beide Kiefer hornig und gezähnt; die Unterlippe in 3 Hautlappen
gespalten; keine Taster. Füsse 3gliedrig.
Fig- 8. Aeschna grandis, in natürlicher Grösse.
Die Ae seh neu haben gewöhnlich, wie alle ächten Libellulae, sehr grosse, auf der Stirn zu-
sammenstossende Augen, und vor diesen einen Höcker, an dem die drei Nebenaugen sitzen. Neben
diesem Höcker steheu die beiden kleinen borstenförmigen Fühler. Unter beiden ragt die aufgetriebene
Stirn weit hervor, und an dieselbe schliessen sich nach unten die Mundtheile. — Die von ihnen
sub 8. a, b, c gegebenen Darstellungen gehören der Gattung Agbion an, welche wohl im Bau der
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Oberkiefer (a) und Unterkiefer (b), aber nicht in der Bildung der Unterlippe (c) mit Aeschna über-
einstimmt. An den Unterkiefern bemerkt man die hakige, am lnnenrande gezähnte hornige Spitze, (das
Kaustück, mundo), und den äusseren 2gliedrigen fadenförmigen Theil, welcher Helm (galea) ge-
nannt wird. Die Unterlippe besteht bei Agrion aus 3 schmalen Lappen, von denen die äusseren die
schmälsten sind und ein bewegliches Endglied tragen, während der breitere, dreieckige mittlere am
Ende gespalten ist. Bei Aeschna sind alle 3 Lappen beinahe gleich gross, die seitlichen nach aussen
erweitert, und ebenfalls vor der zahnförmig ausgeschnitteneu Spitze mit einem Endgliede besetzt; der
mittlere Lappen aber ist kürzer, kreisförmig, und nicht so deutlich gespalten. Der Brustkasten aller
Libellulinen hat die Eigenheit, dass die untere Fläche sehr nach vorn gezogen ist, die obere da-
gegen nach hinten. An ersterer haften die dicht bei einander stehenden kurzen langstacheligen Füsse;
an letzterer die 4 grossen stark gegitterten, gleichlangeu Flügel. Der Hinterleib ist bei Aeschna rund,
am Grunde verdickt, am Ende abgestutzt, und mit 2 Anhängen neben dem Aftergliede besetzt, welche
bei den Männchen gewöhnlich die Form von Haken haben, bei den Weibchen aber lanzettförmig sind.
Die Larven der Libellulinen leben im Wasser, und ähneln zwar den vollkommnen Insekten,
sind aber immer viel kürzer, breiter und dicker. Die hier sub 8. d abgebildete gehört der Libellula
depressa an und zeichnet sich durch ihren auffallend kurzen, breiten, rückwärts aufgebogenen Hinter-
leib aus. Der Kopf trägt die Augen, Fühler und ein merkwürdiges Fangwerkzeug, Maske genannt
(8. e), welches am Kinn sitzt und ein herzförmiges Glied darstellt, dessen breites Ende mit zwei
in einander greifenden, gezähnten Zangenflügeln besetzt ist. Mit diesem Instrument erbeutet die Larve
ihren Raub, welcher in kleineren Wasserthieren besteht. Auch die vollkommnen Insekten leben vom Raube,
und jagen beständig nach anderen Insekten, welche sie fliegend ergreifen und verzehren.
Die 2te Familie der Pfriemen hörner bilden die Hafte oder Eintagsfliegen (Ephemerina),
welche sich durch kleinere Statur, verkümmerte Mundtheile, ungleiche Flügel, lange Beine mit
4—ögliedrigen Füssen, und 2— 3 sehr lange Afterfäden bestimmt und sicher von den Libellulinen
unterscheiden.
5. Zunft. NAGERKERFE, Corrodentla,
Wesentlicher Charakter. Mundtheile kräftig, beide Kiefer hornig und gezähnt, die unteren mit Tastern. Unterlippe ge-
spalten, allermeist mit 3gliedrigen Tastern besetzt. Die Larven leben auf dem Trocknen, benagen trockue Thier- und
Pflanzenstoffe, und verpuppen sich nicht.
Fig. 7. Die Holzlaus (Pscocus lineatus~), Sinai vergrössert.
Sie hat lange, borstenförmige, aber dennoch nur achtgliedrige Fühler, eine kreisrunde gewölbte
Stirn,. einen grossen Kopf, woran die Mundtheile unten hervorragen und sich durch die langen vier-
gliedrigen Kiefertaster verratheu, während die Unterlippe tasterlos ist. Der Brustkasten ist hoch ge-
wölbt, und zeigt nur 2 deutliche Ringe, weil der sehr kleine erste Ring vorn unter dem zweiten steckt.
An den beiden grossen Ringen sitzen 2 ungleiche Flügel mit wenigen [unregelmässig ästigen Adern.
Der Hinterleib ist kurz und eiförmig; die langen dünnen Beine enden mit zweigliedrigen Füssen.
Alle Arten leben an Bretterwänden, Baumstämmen, selbst in Häusern, und sind nur klein. Die abge-
bildete, eine der grössten, ist gelbgrau, mit schwarzen Flecken; die Flügel sind klar, mit braunem
Randmahl, brauner Binde und weissem Fleck hinter dem Randmahl auf der hier gelegenen gabelför-
migen Zelle. Man findet sie in Nadelwäldern.
Fig. 9 —10. Termes flavipes, 3mal vergrössert.
Die Gattuung der Termiten oder weissen Ameisen ist über die Tropenzone beider Erd-
hälften verbreitet und wegen der Verheerungen, die sie überall in ihrer Heimath an den Wohnungen
und dem Hausgeräth der Menschen anrichtet, ebenso gefürchtet, als dem Naturforscher merkwürdig
wegen des geselligen Beisammenlebens vieler Tausende in künstlichen Wohnungen nach Art der äch-
ten Ameisen. Auch unterscheiden sich die Männchen von den Weibchen durch kleinere Dimensionen
und Flügel, welche letzteren fehlen. Danu giebt es noch Arbeiter, Soldaten mit grossen Köpfen und
Kiefern, so wie Larven, welche zwar keine Flügel, gleich den vorigen, aber kleine Augen haben,
welche den nie ans Tageslicht kommenden Arbeitern und auch den meisten Soldaten fehlen. Diese
letzteren lassen sich au ihren grossen Köpfen leicht erkennen. Die hier abgebildete Art, die kleinste
von allen, findet sich seit einiger Zeit in den Treibhäusern der Kaiserlichen Gärten zu Schönbrunn,
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und wurde mir von da durch den Kaiserl. Königl. Professor in Wien, Herrn Vincent Kollar, gütigst
zur Untersuchung mitgetheilt. Das Männchen hat kaum 3 Linien Länge, ist ganz braun, nur die Beine
sind gelb, wie die Fühler; die Flügel aber wasserhell. Letztere haben alle 4 eine genau gleiche
Grösse, und zahlreiche nicht verhornte Längsadern, aber gar keine Queradern. Die Mundtheile sind
kräftig, und bestehen aus grossen hornigen gezähnten Oberkiefern (9. a), ebenfalls gezähnten, hornigen
Unterkiefern (9. b) mit füiifgliedrigein Taster, und einer in vier Lappen getheilteu Unterlippe (9. c),
woran zwei dreigliedrige Taster. Der übrige Körper zeigt nichts Merkwürdiges. Das viel grössere
5 Linien lange Weibchen (10.) ist ganz hellgelb, nur der Hinterleib hat auf jedem Ringe eine dunk-
lere hornige Platte. Statt der Flügel finden sich am Brustkasten kurze dreiseitige spitze Lappen.
6. Zunft. FÄCHER FLÜGLER. Labiäura s. Dermutoptera.
Zugleich als Familie OHRWÜRMER (Forficulina) genannt.
Wesentlicher Charakter. Mundtheile stark, beide Kiefer hornig und gezähnt; Uuterlippe 41appig, mit Tastern. Elügel
ungleich, die vorderen lederartig, reichen nur bis zum Hinterleibe; die hinteren häutig, von der Mitte des Vorderrandes
Tvie ein Fächer nach hinten zusammengeklappt. Füsse 3gliedrig. Am Ende des Hinterleibes eine hornige Zange.
Fig. 11. Der gemeine Ohrwurm (Forficula auriculariä), in natürlicher Grösse.
Dieses bekannte und von vielen Leuten so gefürchtete Insekt ist unschädlicher, als man gewöhn-
lich glaubt; da es dem Menschen selbst keinen Schaden zufügen kann, auch nie anders als zufällig
in eines Menschen Ohr gelangt, und höchstens an dem reifen Obst der Gärten, das der Ohrwurm gern
benagt, Schaden anrichtet. Im Bau seines Mundes stimmt er ganz mit den Termiten überein, auch
in den Fühlern, deren Glieder jedoch länglicher sind; unterscheidet sich aber besonders durch seine
Flügel, welche man in der Zeichnung ausgespannt sieht. Man bemerkt die kleinen Vorderflügel am
Grunde auf den grossen hinteren liegen, und an den grössern halbkreisförmigen hinteren die vielen
radienförmigen Adern, welche von der Mitte des Vorderraudes ausgehen und vor dem ganzen Hinter-
rande durch eine Querader verbunden sind. Am Ende des Hinterleibes ragt dann die Zange hervor,
welche eine der merkwürdigsten Eigenheiten des Ohrwurms ist. Bekanntlich findet man ihn am Tage
in allen Schlupfwinkeln, Baumritzeu, Astlöchern u. dgl. versteckt, da er ein Nachtthier ist, und das
Licht flieht. Er ist beinahe 1 Zoll lang, braun, Flügel, Beine und Brustkasten gelb. Kopf und Zange
kastanienbraun. Letztere ist beim Männchen grösser und am Grunde erst gerade, beim Weibchen so-
gleich gebogen und schlanker; bei beiden unten und innen gezähnt.
7. Zunft. GRADFLÜGLER. Orthoptera.
Wesen tlicher .Charakter. Mundtheile kräftig, beide Kiefer hornig und gezähnt; Unterlippe am Ende 4iappig. Taster
immer vorhanden. Flügel ungleich, die vorderen lederartig, nicht gefaltet; die hinteren häutig, vom Grunde aus wie ein
Fächer gefaltet.
A. Hinterbeine gross und kräftig, dienen zum Springen. Saltatoria.
1. Familie. Grabheuschrecken. Gryllodea.
Wesentlicher Charakter. Füsse aus drei ungleichen Gliedern bestehend, das erste der hinteren länger, am Ende mit
Stacheln bewehrt. Fühler der Meisten lang borstenförmig. Oberflügel gewöhnlich viel kürzer als die unteren.
Fig. 12. Die Maulwurfsgrylle (Gryllotalpa vulgaris), in natürlicher Grösse.
Sie hat ihren Namen von ihrer unterirdischen Lebensweise in Gängen, die sie, wie der Maulwurf,
mit den Vorderbeinen aushöhlt. Diese sind daher sehr breit und hoch, nach unten in Zacken erwei-
tert, und aus einer sehr festen Hornsubstanz gebildet. Aussen an dem breiten Schienbein sitzt der
ebenfalls breite dreigliedrige Fuss. Beide so gebildeten Vorderbeine werden von einem sehr grossen
gewölbten Prothorax (oder Vorderbrustkastenring) getragen. Dieser hat wie bei allen Insekten keine
Flügel, sie finden sich erst am zweiten (Mesothorax) und dritten (Metathorax) Ringe des Brustkastens.
Man bemerkt die oberen eiförmigen, welche viel kürzer sind als der Leib, und die zusammengefalteten
schmalen unteren, welche über ihn hinausragen. Die Hinterbeine sind nur klein und das Sprungver-
mögen ist daher unvollkommen. Am Ende des grossen länglich eiförmigen Hinterleibes sitzeu 2 lange
vielgliedrige Fäden, welche man Raife (certi) nennt. Uebrigens ist die Farbe der Maulwurfsgrille
ein lichtes Braun, das an den Flügeln ins Blassgelbe, an deu Beinen ins Röthlichgelbe übergeht.
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Fig. 13. Das Heimchen oder die Hausgrylle (Gryllus domesticus^,
in natürlicher Grösse.
Ein sehr allgemein bekanntes, zumal in ßäckerhäuseru häufiges und durch seinen lauten zirpenden
Ton sich leicht verrathendes Thier. Diesen Ton lässt jedoch nur das Männchen hören, und bringt
ihn durch Reiben seiner Oberflügel aneinander hervor; das hier abgebildete Weibchen ist stumm, und
leicht kenntlich an seiner laugen geraden, unter dem After hervorragenden Legscheide. Uebrigens sind
hei dieser Grylle, welche im Bau des Kopfes der Maulwurfsgrylle ähnelt, jedoch längere Fühler hat,
die 4 vorderen Beine bloss zum Gehen eingerichtet, die 2 hinteren aber starke kräftige Springbeine.
Auch sie hat längere Unterflügel, die neben dem Stachel weit über den Hinterleib hinausragen, und 2
lange Fäden am After. Ihre Farbe ist ein schmutziges Graugelb, mit braunen Flecken auf dem Kopf
und dem Prothorax. Sie frisst Getraide, und hält sich daher nur in dessen Nähe auf.
2. Familie. Laubheuschrecken. Locustina.
Wesentlicher Charakter. Fühler, wie bei den Vorigen, lang und vielgliedrig, aber die Füsse v i e r gliedrig, das erste Glied
nicht verschieden von den übrigen, aber das vorletzte in der Regel herzförmig. Die Männchen mit einem Stimmorgan, die
Weibchen mit der Legescheide.
Fig. 16. Die grüne Grasheuschrecke (Locus^a viridissimd), in natürlicher Grösse.
Eine der gemeinsten Heuschrecken Europas, uud in deu meisten Gegenden ein Spielzeug der
Knaben, wegen des noch viel lauteren zirpenden Tones, den das Männchen im August und September
in Gärten, Feldern und Gebüschen hören lässt. Derselbe wird auch durch Reiben der beiden Ober-
flügel an einander hervorgebracht, besonders durch 2 runde fensterförmige Platten, die am Grunde im
Flügel liegen. Alle anderen Eigenschaften dieser Heuschrecke sind bekannt genug und ich bemerke
daher nur, dass ihre kräftigen Kauwerkzeuge, mit denen sie sehr stark beissen kann, ebenso aussehen,
wie bei allen Orthopteren, uud daher hier ein für allemal abgebildet sind. Fig. 16. a stellt den
grossen hornigen stark gezähnten Oberkiefer dar; 16. c den Unterkiefer mit dem fünfgliedrigen Taster,
und den 8 starken spitzen Zähnen am Ende, hinter und über denen bei der Ansicht von oben (hier
ist der Kiefer von unten gezeichnet) eine häutige Kappe liegt, die man Helm (galea) nennt; 1.6. b die
Unterlippe, aus 2 gespaltenen Lappen bestehend, die in der Mitte aus einander stehen, so dass man die
inwendig auf der Lippe liegende Zunge hindurchscheinen sieht. Seitlich an der Lippe sitzt links
wie rechts ein dreigliedriger Taster. Unsere Figur stellt auch von dieser Heuschrecke ein Weibchen
dar, wras man an der langen nach hinten ausgestreckten Legescheide, die den ebenfalls sehr langen
Flügeln an Länge gleicht, erkennen kann.
3. Familie. Feldheuschrecken. Acridiodea.
Wesentlicher Charakter. Fühler kurz, aus viel weniger (20—30) Gliedern gebildet. Männchen ohne Stimmorgan in
den Flügeln, Weibchen mit kurzer, kaum vorragender 41appiger Legescheide. Drei Fussglieder, das vorletzte nie herzförmig.
Fig. 15. Die blauflüglige Feldheuschrecke (Oedjpoda coerulescens),
in natürlicher Grösse.
Sie ist röthlich braungrau von Farbe und hat auf den schmalen Oberflügeln oder Flügeldecken
zwei schwärzliche Querbinden; ihre Unterflügel sind hellblau am Grunde, mit einer breiten schwarzen
Bogenbinde, die von der Mitte des Vorderrandes quer über den Flügel zum Hinterrande geht, und
au diesem eine Strecke fortläuft. Die Hinterschenkel sind inwendig schwarz, die Schienen hellblau-
Sonst zeichnet sich die Gattung Oedjpoda, welcher diese Art angehört, durch einen breiten senkrech-
ten Kopf, einen flachen in der Mitte stark zusammengeschnürten, oben der Länge nach schwach ge-
kielten Prothorax, so wie durch den Mangel des bei vielen Feldheuschrecken am Vorderbrustbein
hervorragenden Stachels, aus. Auch die berüchtigte Wanderheuschrecke (Oedjpoda mi<Jraiori(i)
gehört in diese Gattung; sie ist grösser als die abgebildete Art, grün, auf den Vorderflugel» braun
gefleckt, hat aber an den klaren Hinterflügeln keine Zeichnung. Beide Arten bewohnen trocken ge-
legene Felder.
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B. Hinterbeine nicht grösser als gewöhnlich, dienen bloss zum Gehen. Cursoria.
4. Familie. Raubheuschbecken. Mantodea.
Wesentlicher Charakter. Vorderbeine zum Rauben geschickt, mit grossen Hüften, dicken Schenkeln und kurzen gekrümm-
ten Schienen. Alle Füsse füofgliedrig.
Fig- 17. Die Gottesanbeterin (Mantis religiosä), in natürlicher Grösse.
Diese merkwürdige Heuschrecke bewohnt, wie alle Raubheuschrecken, nur wärmere Gegenden,
und findet sich in Deutschland wohl gar nicht, doch schon in Süd-Frankreich und Italien. Sie ist,
wie die meisten Raubheuschrecken, ganz grün, aber au der Innenseite der grossen Vorde'rhüften findet
sich ein schwarzer glänzender Fleck. Um diese grossen Hüften sicher tragen und Jeichter bewegen
zu können, ist der Prothorax nicht bloss auffallend lang und breiter an der Stelle, wo die Hüften
sitzen, sondern das Insekt trägt ihn auch viel höher, und streckt die Vorderbeine aus, um seine Nah-
rung damit zu erhaschen. Diese besteht ausnahmsweise bei den Raubheuschrecken in Fliegen und an-
deren Inseckten, während alle übrigen Orthopteren bloss von Vegetabilien leben. Um diese Flie-
gen gut fangen und halten zu können, haben die dicken Vorderschenkel unten eine Reihe von Zähnen,
zwischen welche die Zähue des kurzen Schienbeins hineingreifen, wenn dasselbe an den Schenkel
angedrückt wird. Dadurch tödtet die Gottesanbeterin jedes Insekt sogleich, führt es nun zum Munde
und verzehrt es. Beide Geschlechter unterscheiden sich bei dieser Art bloss in der Grösse, indem
das Männchen etwas kleiner ist; bei anderen Arten haben nur diese vollkommene Flügel, die Weib-
chen bloss halbe, die bis auf die Mitte des Hinterleibes reichen.
5. Familie. Schaben. Blattina.
Wesentlicher Charakter. Alle Beine bloss zum Laufen geeignet, mit 5 Fussgliedern; Fühler lang borstenförmig bei beideü
Geschlechtern; Prothorax scheibenförmig erweitert.
Fig. 14. Die Lappländische Schabe (Blatta lapponicä), in natürlicher Grösse.
Nicht bloss in Lappland, wo Linne diese Art zuerst fand und deshalb so benamte, sondern im
ganzen mittleren und nördlichen Europa in Wäldern eine sehr gemeine Art, wohl die gemeinste von
allen; aber noch nicht, wie mehrere andere grössere Arten, in unsere Wohnungen gedrungen, wo sie
sich in Küchen und Vorrathskammern finden, alle vegetabilische Kost benagend. Unter den letztem
ist die grosse braune Blatta orientalis wegen der flügellosen Weibchen merkwürdig. Auch bei der
abgebildeten Art haben die Weibchen nur halb so lange Flügel, gleichen aber sonst den Männchen;
dieses ist schwarzbraun, aber der Rand des Vorderrückens und die Flügeldecken sind gelb, die Flü-
gel graulich. Sie ist, wie alle Schaben, äusserst behende, und an der Spitze des Hinterleibes mit 2
kurzen Raifen versehen. Zwischen diesen ragt beim Weibchen der zylindrisch flachrunde Eierbehäl-
ter aus dem Bauche hervor, den dasselbe so lange mit sich führt, bis die jungen Schaben auskriechen.
s. Zunft, läppenschwänze. Thysamra.
Wesentlicher Charakter. Ungefhigelte mit Metallfarben gezierte Insekten, deren Mundtheile denen der Orthopteren noch
sehr gleichen, deren Hinterleib aber mit verschiedenen gegliederten Anhängen besetzt ist.
Fig. 18. Der gestreifte Zuckergast (Xepisma vittata), doppelt so gross wie in
der Wirklichkeit.
Er gleicht in der Form unserm auch in Vorrathskammern häufigen, silberglänzenden, höchst be-
henden gemeinen Zuckergast, unterscheidet sich aber von ihm durch eine gelbliche Farbe, und drei
schmale Streifen auf dem Hinterleibe. Dabei hat er an den Seiten grosse Haarbüschel, die dem ge-
meinen Zuckergast fehlen, und vier Fussglieder. Am Kopf haben beide 2 lange vielgliedrige Fühler
und Sgliedrige Kiefertaster daneben; am Ende des Hinterleibes aber 7 gegliederte Fäden, 2 kurze am
letzten und vorletzten Bauchgürtel, 3 lange am letzten Rückengürtel. Die abgebildete Art findet sich
im Süden Europa's unter Steinen, und lebt, wie die gemeine, von vegetabilischer Kost.
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9. Zunft. B L A S E N F Ü S S E. Physopoäa.
Wesentlicher Charakter. Geflügelte lüsekten, deren schmale Flügel am Rand« mit sehr langen Haaren besetzt sind, de-
ren Oberkiefer Borsten bilden und nicht kauen, und deren zweigliedrige Füsse statt der Krallen eiuen grossen Haft-
lappen tragen.
Fig. 19. Der gebänderte Blasenfuss (Thrips fasciata), 15mal vergrössert.
Er unterscheidet sich von seinen Verwandten leicht durch die Bildung der Oberflügel, welche
nicht bloss mit 2 schwarzen Querbindeu verseben sind, sondern auch zwischen den beiden Längsadern
vier Queradern zeigen, deren Verlauf aus der Abbildung ersichtlich ist. Das kaum 1 Linie lange ganz
schwarze Thierchen lebt im blühenden Getraide, und saugt Säfte aus den Blütheuhüllen, die es mit
seinen stachelförmigen Oberkiefern ansticht. Seine Fühler haben 5 grosse Glieder, und 3 kleine am
Ende, und die Bildung seiner Füsse ist aus Fig. 19.a ersichtlich. Das hier abgebildete Weibchen
besitzt unter dem zugespitzten Hinterleibe einen sägeförmigen aus 4 Stücken zusammengesetzten
Legestachel.
10. Zunft. PELZFRESSER. Mallophaga.
Wesentlicher Charakter. Ungefliigelte Insekten mit starken hornigen hakigen Oberkiefern, welche als beständige Parasiten
auf Säugethieren und Vögeln leben, und deren Haar oder Federn benagen. Ihre Füsse sind zweigliedrig und enden mit
2 oder 1 Kralle.
Fig. 20. Der Federung des Pfau (Philopterus (Goniodes) falcicornis),
lömal vergrössert.
Die Federlinge (Philopterj) leben bloss auf Vögeln, und fressen die weichen Aeste des
Daunengefieders. Sie haben Sgliedrige fadenförmige Fühler und 2 Krallen au den Füssen. Nach
der Form des Kopfes bilden sie mehrere Untergattungen, von denen Goniodes sich durch einen breiten,
hinten eckigen Kopf und nach dem Geschlecht verschiedene Fühlerbildung auszeichnet. Die abgebil-
dete Art lebt auf dem Pfau und wird gegen V" lang, sie ist gelb, mit braunen Flecken am Rande,
deren jeder einen gelben Punkt hat. Der breite Kopf hat neben dem Ausschnitt, worin der Prothorax
hineintritt, an jeder Seite einen Stachel, und an den stumpfen Aussenecken 3 steife Borsten. Beim
Männchen (20. a) ist das erste Fühlerglied sehr dick und hinten mit einem Zahn versehen; das
zweite Glied ist nur klein, aber das dritte bildet einen grosseil Haken, an dessen äusserer Seite die
beiden sehr kleinen Endglieder haften. Die Weibchen (20) haben ganz einfache Fühler, deren Glie-
der von unten gegen die Spitze hin allmälig kleiner werden.
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TAFEL 29.
5. Klasse. Insekten. In'secta.
6. Ordnung. Sckn abelkerfe. Rhynchota s. Hemiplera.
Wesentlicher Charakter. Sie haben gleiche oder ungleiche Flügel, von welchen die vorderen im zweiten Falle zur Hälfte
aus einer festeren Hornsubstanz bestehen; borstenförmige, in einen Schnabel (rostrum) vereinigte Kiefer (vergl. Fig. 22.)
und unvollkoramne Verwandlung.
1. Zunft. LANDWANZEN. Geocores.
Wesentlicher Charakter. Flügel in der Regel vorhanden und die vorderen alsdann zur Hälfte hornig. Fühler lang,
4 — 5gliedrig. Füsse zweigliedrig, das Endglied mit oder ohne Haftlappen unter den beiden Krallen.
1. Familie. Schildwanzen. Scutati.
Wesentlicher Charakter. Schnabelscheide viergliedrig, an die Brust gelegt. Fühler grösstenteils fünfgliedrig. Schild-
chen gross, reicht mindestens bis zur Mitte des Hinterleibes mit seiner Spitze. Haftlappen vorhanden.
Fig. 1. Tetyra maura, doppelt so gross wie in der Natur.
Die Gattung Tetyba bildet unter den einheimischen Schildwanzen den Repräsentanten einer beson-
deren Unterabtheilung, welche durch die enorme Grösse des bis ans Ende des Hinterleibes reichenden
Schildcheus ausgezeichnet ist; sie hat unter diesem Schildchen versteckte Oberflügel von der Länge
des Hinterleibes, mit zahlreichen parallelen Adern in dem häutigen Endtheile, fünfgliedrige Fühler,
deren drittes Glied um die Hälfte kürzer ist, als das zweite *) und ganz kurze Dornen an den Kan-
ten der Schienen. Die abgebildete Art, bei uns die gemeinste von allen, ist gelbbraun, mit zwei helle-
ren Flecken am Grunde des Schildchens, und vielen eingestochenen dunklen Punkten. Sie wird
il Linie lang und findet sich überall in Gärten und Gebüschen.
Fig. 2. Cimex nigricornis, doppelt so gross wie in der Natur.
Die Gattung Cimex Fabr. (oder Pentatoma Latreille's) bildet unter den einheimischen Schild-
wanzen mit kurzem, bloss bis zur Mitte des Hinterleibes reichendem Schildchen und unbedeckten Flü-
geln^ den Hauptrepräsentanten, stimmt aber anderweitig sehr mit TEtyba überein. Die stachellosen
gewimperten Schienen, ein ungekieltes Brustbein, der Mangel einer mittleren Baucbfürche, und der
relativ kleine dreiseitige Kopf gehören zu ihren auszeichnenden Merkmalen. Die abgebildete Art ist
rothgelb gefärbt, oben dunkel punktirt mit schwarzen Fühlern, Ecken des Vorderrückens, und 4 schwar-
zen Streifen am Anfange desselben. Sie wird 5 Linien laug und ist überall gemein.
Fig. 3. stellt den Kopf des Cimex {Aelia Fabr.~) acuminatus in 6facher Linearvergrösserung dar,
nnd zeigt die Lage der Organe, worauf es bei Unterscheidung der Wanzen besonders ankommt, deut-
licher, a ist das kleine Nebenauge, deren die Schildwanzen gewöhnlich zwei besitzen; b das grosse
Netzauge; c das fünfgliedrige Fühlhorn, welches auf einen Höcker vor dem Auge unter dem seitlichen
*) In der Abbildung sind durch einen Fehler des Zeichners nur vier Glieder angegeben; das zweite sichtbare ist in zwei
aufzulösen, von welchen beiden das dem Ende genäherte halb so gross sein muss, wie das dem Grunde zugekehrte.
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Kopfrande befestigt ist; f zeigt diesen Kopfrand an, d den Lappen der Kehle, welche den Grund des
angedrückten Schnabels umfasst; e den dahinter hervorragenden Schnabel selbst.
Fig. 4. giebt die Abbildung eines anderen (von Asopus coeruleus) Wanzenkopfes von unten in
4inaligerLinearvergrösserung. a ist die lanzettförmige fein in die Quere gestreifte Oberlippe, welche
am Grunde vorn auf dem Schnabel liegt, und b, b bezeichnen das erste Glied der Schnabelscheide,
worauf die drei andern folgen. Mau sieht, dass der Schnabel selbst wohl viermal so lang ist wie der
Kopf und an der Brust liegend wohl bis zum Hinterleibe reichen wird.
2. Familie. Randwanze. Coreodes.
Wesentlicher Charakter. Schnabelscheide viergliedrig, das dritte Glied kürzer als das vierte. Fühler stets viergliedrig,
an den Seiten des Kopfes über dem Rande eingelenkt. Schildchen klein, reicht nicht über den Brustkasten hinaus.
Der häutige Theil der Flügeldecken vieladerig.
Fig. 5. Coreüs (Syromastes) quadratus, doppelt so gross wie in der Natur.
Die grosse Gattung Coreüs ist heutzutage in viele kleinere aufgelöst, von denen Syromastes mit
fast allen einheimischen Coreoden derjenigen Unterabtheilung augehört, bei welcher die Nebenaugen
entfernt von einander stehen, das letzte Fühlerglied kurz und dick ist, und der Schnabel in Feinheit
und Länge dem der Schildwanzen gleicht. Syromastes zeichnet sich unter diesen Gattungen durch
einen ziemlich viereckigen Kopf aus, dessen Fühlerhöcker nach vorn stark hervorragen, hat einen brei-
ten, die Flügel weit überragenden Hinterleib und ein verlängertes zweites Fühlerglied, welches das
dritte kaum oder ein wenig an Länge übertrifft. Die abgebildete Art ist an der rautenförmigen Ge-
stalt ihres Hinterleibes, und ihrer oben bräunlichen, unten hellgelben Farbe leicht zu erkennen. Sie
findet sich in Nadelwäldern.
Fig. 6. Berytus clavipes, doppelt so gross wie in der Natur.
Berytus gehört mit Syromastes in dieselbe Unterabtheilung der Coreoden, und unterscheidet sich
von der vorigen Gattung bloss durch den viel schlankeren Körperbau, das gauz kurze zweite Fühler-
glied und den öfters zugespitzten Vorderkopf. Die abgebildete Art ist unter den einheimischen die
kleinste, braun von Farbe, mit schwarzem Fühlerknopf und schwarzen Knieen und Fühlern, die kürzer
sind als der Körper. Sie findet sich auf Wiesen im Grase und liebt die Feuchtigkeit.
Fig. 7. stellt den Kopf einer andern Art dieser Familie dar, bei welcher das erste Fühlerglied
nach vorn scharfkantig erweitert ist. a ist das Nebenauge, b das Netzauge, c der viergliedrige Schna-
bel in angelegter Stellung, e die Kehlleiste, welche ihn am Grunde umfasst, d das Fühlhorn.
3. Familie. Langwanzen, hygaeodes.
Wesentlicher Charakter. Fühler viergliedrig, das letzte Glied dicker oder ebenso dick wie die vorigen, unterhalb der
Seitenkante des Kopfes eingelenkt. Schildchen klein. Haut der Flügeldecken mit wenigen Adern. Haftlappen neben
den Krallen.
Fig. 4#. LygaEtjs (Phyrrhocoris) apterus, doppelt so gross wie in der Natur.
Auch die Gruppe der Lygaeoden ist von den neuern Schriftstellern in viele Gattungen aufge-
löst worden, und zerfällt zunächst in 2 Abtheilungen, von welchen die eine mit 2 Nebenaugen ver-
sehen ist, die andere nicht. Phyrrhocoris gehört der zweiten Gruppe an, hat allein von allen i"
dieser Sektion einen scharfen Band am Vorderrücken und eiu sehr verlängertes erstes Fühlergl'e"-
Die abgebildete Art ist desshalb sehr merkwürdig, weil sie gewöhnlich keine Flügel und keine Haut
an den Flügeldecken hat. Ihre Grundfarbe ist ein schönes Blutroth, aber Fühler, Kopf, die Mitte des
Vorderrückens, das Schildchen und 2 Flecke auf den Flügeldecken sind schwarz. Mau findet sie zu
Tausenden in Alleen an Lindenstämmen, aber sehr selten darunter ein Individuum mit Flügeln-
Fig. 11. Xylocoris domeslicus, 8 mal vergrössert.
Diese kleine Wanze gehört zu den Lygäoden mit Nebenaugen und weichen lederartigen Flügel-
decken, hat keine Stacheln an den Schienbeinen und ein etwas dickeres zweites Fühlerglied, welches
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den folgenden an Länge gleichkommt. Das Thierchen findet sich in Häusern, gleicht in ihrer hell
rothbraunen Farbe der gemeinen Bettwanze, unterscheidet sich aber von ihr durch die geringere Grösse,
die Anwesenheit von Flügeln und den schwarzbraunen, hellgesäumten Vorderrücken.
Fig. 12. Die Bettwanze (Acanthia lectulariä) 8mal vergrössert.
Ein sehr bekanntes Thier, welches, zumal in grösseren Städten, häufig in Bettstellen und Schlaf-
gemächern angetroffen wird. Sie ist hell rothbrauu, flügellos, aber mit kleinen Resten von Flügel-
decken versehen, hat keine Nebenaugen und feine horstenförmige Fühler, deren zweites Glied das längste
und etwras dicker ist. Der Schnabel hat scheinbar nur drei Scheidenglieder und die Haftlappen neben
den Krallen fehlen. Beide Charaktere nähern sie der folgenden Familie. Sie saugt Menschenblut
und sticht empfindlich.
4. Familie. Blindwanzen. Capsini.
Wesentlicher Charakter. Fühler viergliedrig, borstenförmig, die letzten Glieder haarfein. Keine Nebenaugen. Flü°el-
deckenhaut mit einer bogenförmigen Gabelader, welche 2 ungleiche Zeilen umschliesst.
Fig. 10. Mibis erraticus, 3 mal vergrössert.
Der schlanke schmale Körperbau, der dreieckige zugespitzte Kopf und die sehr langen etwas
(Stärkeren am Rande des Kopfes eingelenkten Fühler unterscheiden die Gattung Miris von den übrigen
sehr zahlreichen Capsinen. Alle leben auf Wiesen im Grase, wie auf Gebüschen und Blumen, haben
helle bunte Farben und einen sehr weichen, höchst verletzlichen Körper. Die abgebildete Art ist
grün oder gelb, längs dem Rücken schwarz, und auf dem Vorderrücken gewöhnlich mit 4 schwarzen
Streifen geziert. Sie gehört zu den grösseren Arten der Gruppe.
Fig. 9. Phytocoris pabulinus, 3 mal vergrössert.
Die Gattung Phytocoris bildet den Hauptrepräsentanten unter den Blindwanzen, hat einen etwas
breiteren mehr gewölbten Körper, einen kleinen Kopf mit auf der Stirn eingelenkten Fühlern, dessen
zweites Glied wenig oder gar nicht verdickt ist, und ungestielte Augen. Manche Arten sind, wie
die abgebildete, ganz nackt, andere weich behaart; erstere ist völlig grün, mit bräunlichen Füssen und
findet sich überall auf Wiesen im Grase.
5. Familie. Hautwaszen. Membranacei.
Wesentlicher1 Charakter. Scbnabelscbeide dreigliedrig, liegt in einer Rinne an der Kehle. P'üsse scheinbar zweigliedrig
ohne Haftlappen neben den Kralleu.
Fig. 13. Aradcs complanatus, 6 mal vergrössert.
Eine kleine stark flach gedrückte sehr dünne Wranze, welche, wie alle ihre Verwandten, unter
Baumrinden lebt, und die düstre Farbe der Rinde hat. Kurze fadenförmige viergliedrige Fühler; am
Grunde hornige Flügeldecken und ein über den Kopf nach hinten hinausreichender Schnabel gehören
zu ihren Merkmalen. Sie hat keine Nebenaugen, bloss zum Gehen taugliche Füsse, einen runzeligen
Körper von 2 Linien Länge, und eine schwarzbraune Farbe mit am Grunde gelblichen Flügeldecken.
Die Beine sind etwas röthlich.
Fig. 14. Tingis affinis, 8mal vergrössert.
Die Tingiden unterscheiden sich von den Aradiden durch die längeren, mit einem verdickten
eiförmigen Endgliede versehenen Fühler; sie haben gewöhnlich einen etwas mehr gewölbten Körper,
welcher bei der Hauptgattung Tingis mit grossen blasenförmig aufgetriebenen, glashellen Hautsäumen
oder Kappen, welche von den oberen Adern unterstützt werden, geziert ist. Die abgebildete Art wird
fast 2 Linien lang, ist braun, mit glashellen, brauugeaderteu Hortsäumeu, 5 langen Stacheln an der
Stirn und einem sternförmigen Fleck auf der Mitte der Flügeldecken. Das Endglied der Fühler
ist schwarz.
Fig. 15. stellt den Kopf von Pjesma marginatum oder Tingis crasskornis Fallen's vor einer
andern Tingidenform, welche sich durch die gleich dicken rauhen Fühlerglieder von Tingis unterschei-
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det; a stellt das Auge vor, b das Fühlhorn, c die erweiterte Kehllamelle, welche den Grund des
Schnabels uuifafst; d den Schnabel mit der dreigliedrigen Scheide.
6. Familie. Schbkitwanzen. Reduv'mi.
Wesentlicher Charakter. Schnabelscheide kurz, von der Kehle abstehend, dreigliedrig. Kopf nach hinten halsförraig
verengt. Zwei Nebenaugen. Krallen ohne Haftlappen.
Fig. 16. Nabis brevipennis, zweimal so gross wie in der Natur.
Die Gattung Nabis gehört zu denjenigen Schreitwanzen, deren Vorderbeine mit einer Sohle am
Ende der Schienen versehen sind. Um diese merkwürdige Bildung deutlicher zu zeigen, habe ich in
Fig. 18. den Vorderfuss von Prostemma guttula, derjenigen einheimischen Schreitwanze, bei welcher
die Sohle (c) am deutlichsten ist, in stärkerer Vergrösserung darstellen lassen, a bezeichnet in dieser
Figur das Ende des Schenkels, b das Schienbein mit der elliptischen polsterförmigen Sohle c am Ende,
und d den dreigliedrigen Fuss. Bei Nabis ist die Sohle schmal aber noch ziemlich deutlich; der Vor-
derrücken hat eine schwache Quereinschnürung, welche dem hinteren Rande genähert ist; das erste
Fühlerglied ist länger als der Kopf, und alle folgenden gleichen ihm so ziemlich in der Länge. Die
abgebildete Art wird 4^ Linie lang, ist rothbraun, mit dunkelbraunem Hinterleibe und röthlichen Seiten-
punkten; die Beiue sind gräulich, dunkler bandirt und die Flügeldecken reichen nur wenig über den
Anfang des Hinterleibes hinaus. Sie findet sich in sandigen Gegenden unter Heidekraut.
Fig. 17. Reduvius personatus, 2mal so gross wie in der Natur.
Gleichfalls eine Schreitwanze mit schmalen Sohlen an den Vorderschienen, aber schon durch die
dem Vorderrande genäherte Quereinschnürung des Vorderrückens von der vorigen verschieden. Die
dünnen Fühler haben ein ziemlich kurzes erstes Glied und sind weich behaart; dasselbe Haarkleid
bedeckt den stachelloseu, aber mit einer Längsfurche versehenen, vierhöckerigen Vorderrücken. Auch
die Beine sind ebenso weich behaart, und auffallend dünn. Die abgebildete ganz schwarzbraune Art
ist ein Nachtthier, welches deshalb sehr grosse Fazetten an den Augen hat, sich von anderen Insekten
ernährt und dieselben durch seinen giftigen Speichel tödtet. Man findet diese Wanze in Häusern bei Abend
nach dem Lichte fliegend, oder todt in Spinnengeweben hängend, weil die Spinnen sie fürchten und nicht
anrühren, wenn sie zufällig in ihre Gewebe kommt. Die Larve ist ganz mit Kehricht bedeckt und
hat daher ein sehr sonderbares Ansehn. Fig. 17. a zeigt den Kopf von der Seite in stärkerer Ver-
grösserung; a ist das grosse Nebenauge, b das Netzauge, c das erste Fühlerglied, d der dreigliedrige
angebogene Schnabel.
7. Familie. Uferwanzen. Riparii.
Wesentlicher Charakter. Schnabelscheide dreigliedrig, lang, erreicht die Brust und liegt an ihr. Nebenaugen vorhanden.
Kopf ohne Hals. Krallen ohne Haftlappen, sitzen am Ende des letzten Gliedes.;
Fig. 19. Salda elegantula, 8 mal vergrössert.
Die Salda-Arten halten sich auf feuchten Wiesen oder an den Ufern von Bächen, Flüssen,
Seen und selbst des Meeres auf, haben grosse hervorgequollene Augen, viergliedrige fadenförmige
Fühler, einen flachen eiförmigen Körper und einen glatten Schnabel, dessen zweites Glied das längste
ist. Die abgebildete Art ist eine der kleinsten, kaum 1|-Linien lang, matt schwarz, oberhalb mit
gelblichen angedrückten Haaren bekleidet; die Beine sind gelb und auf den Flügeldecken sieht man
neben dem gelben Rande 2 weisse Punkte. Die Fühler haben gelbe Ringe am zweiten und vierten Gliede.
8. Familie. W a sjserl ä ufer. Hydrodromici.
Wesentlicher Ch'arakter. Schnabel angedrückt, erreicht die Brust, die Scheide dreigliedrig, glänzend glatt, das zweite
Glied das längste; Füsse 2 — Sgliedrig, ohne Haftlappen, die Krallen in einem Ausschnitt vor der Spitze des letzten Glie-
des befestigt.
Fig. 20. Kopf von Velia cur rem, stark vergrössert, a das runde halbkugelige Netzauge, b die
Stirn mit dem in einer tiefen Grube am untern Seitenrande befestigten ersten Fühlergliede, c der drei-
gliedrige Schnabel, aus dessen drittem kurzem Gliede die Stechborsten hervorragen.
<
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Fig. 21. Hydrometba rufoscutellata, um £ vergrössert.
Man sieht häufig auf Teichen und Bächen die Arten der Gattung Hydrometba, woselbst sie mit
ihren ausgespannten langen 4 hinteren Beinen ruhig dasitzen und lauern, bis ein Herannahender sie
stört, und sie nun ängstlich nach allen Seiten stoss weise hin und herlaufen und auf Bächen gern gegen
den Strom fahren. Sie haben viergliedrige Fühler (auf der Tafel sind nur 3 angegeben, das letzte
dem vorigen gleiche fehlt also), von deren Gliedern das erste das längste ist; stark verkürzte Vorder-
beine mit zweigliedrigen Füssen, deren erstes Glied das zweite an Grösse übertrifft, und deutlich ent-
wickelte Flügel, welche den Larven und einer Art indess fehlen. Die abgebildete ist eine der gross-
ten und gemeinsten; oben dunkelbra'ungrün, das Schildchen röthlich, der Bauch von feinen silberglän-
zenden Haaren bekleidet.
2. Zunft. WASSERWANZEN. Hydrocores.
Wesentlicher Charakter. Flügel ebenfalls vorhanden und die vorderen zur Hälfte hornig oder wenigstens iederartig,
Fühler klein, 3 — 4gliedrig, in Gruben hinter den Augen versteckt. Schnabel kurz, dick, angebogen; die Scheide drei-
gliedrig.
i
9. Familie. Skoupionwanzen. Nepini.
Wesentlicher Charakter. Vorderbeine zum Rauben geschickt, kurz und gedrungen. Hinterbeine theils bloss zum Krie-
chen, theils zum Schwimmen. Fühler gewöhnlich ästig; gewöhnlich Athemröhren am Hinterleibe.
Fig. 22. Der Wasserskorpion, (Nepra cinerea) in natürlicher Grösse.
i
Dieses in unseren Teichen und Seen häufige Insekt gehört zu denjenigen Skorpionwanzen, welche
nicht schwimmen können, sondern auf dem Boden der Gewässer in der Nähe des Ufers herumkriechen;
es bat daher ziemlich drehrunde Hinterbeine ohne Wimpern und kleine scheinbar eingliedrige Fasse.
Der kleine Kopf hat sehr grosse Augen (Fig. 22. a), hinter denen die dreigliedrigen bei Fig. 22. b
hervorgezogenen Fühler versteckt sind, und steckt selbst tief in einem Ausschnitt des Prothorax.
Vorn ragt der kurze, dicke dreigliedrige Schnabel (22. d) hervor, welcher vorn am Grunde die Ober-
lippe (22. c) umfasst. Dieselbe ist Fig. 22. h noch stärker vergrössert dargestellt und an ihrer queren
Streifung kenntlich; sie sitzt am Kopfschilde g und verdeckt die 4 im Schnabel steckenden borsten-
förmigen Kiefer (1, 1 die oberen, k, k die unteren). Das ganze Thier ist dunkel aschgrau, der Hinter-
leib aber unter den Flügeln roth, die Statur sehr flach, und die Länge mit dem Athemrohr wohl 1 Zoll.
Letzteres steckt es bis au die Oberfläche des Wassers hervor, um dadurch Luft einzuathmen.
10. Familie. Rückenschwimmer. Notoneclici.
Wesentlicher Charakter. Vorderbeine gleich den hinteren zum Rudern bestimmt, mit Flossenborsten besetzt; keine
Athemröhren am Hinterleibe.
Fig. 23. Notonecta glauca, um £ vergrössert.
Gleichfalls ein in Teichen häufiges Insekt, welches die Gewohnheit hat, rücklings zu schwimme»,
so dass der mit langen Haaren bekleidete Bauch nach oben steht; zwischen diesen Haaren befindet
sich Luft, welche das Insekt athmet, und von Zeit zu Zeit ergänzt, indem es an die Oberfläche kommt.
Es hat einen sehr grossen Kopf, mit auffallend grossen Augen (23. a), hinter denen die viergliedri-
gen Fühjer (b) sitzen. Am untern Ende zeigt sich der kurze dicke Schnabel (d) mit viergliedriger
Scheide, «"d breiter dreieckiger Oberlippe (c). Der Körper hat eine seidenartige Oberfläche, ist
gelblichgrau grün, auf den Flügeldecken dunkler wolkig, die Schildchen allein rein schwarz. Die
Vorderfüsse sind dreigliedrig, die hintersten zweigliedrig und haben keine Krallen. Das Insekt lebt
vom Raube anderer Wasserthiere, und sticht selbst Menschen, wenn man es anfasst.
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det; a stellt das Auge vor, b das Fühlhorn, c die erweiterte Kehllamelle, welche den Grund des
Schnabels uinfafst; d den Schnabel mit der dreigliedrigen Scheide.
6. Familie. Schreitwanzen. Reduvini.
Wesentlicher Charakter. Schnabelscheide kurz, von der Kehle abstehend, dreigliedrig. Kopf nach hinten halsförraig
verengt. Zwei Nebenaugen. Krallen ohne Haftlappen.
Fig. 16. Nabis brevipennis, zweimal so gross wie in der Natur.
Die Gattung Nabis gehört zu denjenigen Schreitwanzen, deren Vorderbeine mit einer Sohle am
Ende der Schienen versehen sind. Um diese merkwürdige Bildung deutlicher zu zeigen, habe ich in
Fig. 18. den Vorderfuss von Prostemma guttula, derjenigen einheimischen Schreitwanze, bei welcher
die Sohle (c) am deutlichsten ist, in stärkerer Vergrösserung darstellen lassen, a bezeichnet in dieser
Figur das Ende des Schenkels, b das Schienbein mit der elliptischen polsterförmigen Sohle c am Ende,
und d den dreigliedrigen Fuss. Bei Nabis ist die Sohle schmal aber noch ziemlich deutlich; der Vor-
derrücken hat eine schwache Quereinschnürung, welche dem hinteren Rande genähert ist; das erste
Fühlerglied ist länger als der Kopf, und alle folgenden gleichen ihm so ziemlich in der Länge. Die
abgebildete Art wird 4£ Linie lang, ist rothbraun, mit dunkelbraunem Hinterleibe und röthlichen Seiten-
punkten; die Beine sind gräulich, dunkler bandirt und die Flügeldecken reichen nur wenig über den
Anfang des Hinterleibes hinaus. Sie findet sich in sandigen Gegenden unter Heidekraut.
Fig. 17. Reduvius personatus, 2mal so gross wie in der Natur.
Gleichfalls eine Schreitwanze mit schmalen Sohlen an den Vorderschienen, aber schon durch die
dem Vorderraude genäherte Quereinschnürung des Vorderrückens von der vorigen verschieden. Die
dünnen Fühler haben ein ziemlich kurzes erstes Glied und sind weich behaart; dasselbe Haarkleid
bedeckt den stacbelloseu, aber mit einer Läugsfurche versehenen, vierhöckerigen Vorderrücken. Auch
die Beine sind ebenso weich behaart, und auffallend dünn. Die abgebildete ganz schwarzbraune Art
ist ein Nachtthier, welches deshalb sehr grosse Fazetten an den Augen hat, sich von anderen Insekten
ernährt und dieselben durch seinen giftigen Speichel tödtet. Man findet diese Wanze in Häusern bei Abend
nach dem Lichte fliegend, oder todt in Spinnengeweben hängend, weil die Spinnen sie fürchten und nicht
anrühren, wenn sie zufällig in ihre Gewebe kommt. Die Larve ist ganz mit Kehricht bedeckt und
hat daher ein sehr sonderbares Ansehn. Fig. 17. a zeigt den Kopf von der Seite in stärkerer Ver-
grösserung; a ist das grosse Nebenauge, b das Netzauge, c das erste Fühlerglied, d der dreigliedrige
angebogene Schnabel.
7. Familie. Uferwanzen. Riparii.
Wesentlicher Charakter. Schnabeischeide dreigliedrig, lang, erreicht die Brust und liegt an ihr. Nebenaugen vorhanden.
Kopf ohne Hals. Krallen ohne Haftlappen, sitzen am Ende des letzten Gliedes.;
Fig. 19. Salda eleganlula, 8 mal vergrössert.
Die Salda-Arten halten sich auf feuchten Wiesen oder an den Ufern von Bächen, Flüssen,
Seen und selbst des Meeres auf, haben grosse hervorgequollene Augen, viergliedrige fadenförmige
Fühler, einen flachen eiförmigen Körper und einen glatten Schnabel, dessen zweites Glied das längste
ist. Die abgebildete Art ist eine der kleinsten, kaum 1| Linien lang, matt schwarz, oberhalb mit
gelblichen angedrückten Haaren bekleidet; die Beine sind gelb und auf den Flügeldecken sieht man
neben dem gelben Rande 2 weisse Punkte. Die Fühler haben gelbe Ringe am zweiten und vierten Gliede.
8. Familie. Wasseblaufer. Hydrodromici.
Wesentlicher Cliarakter. Schnabel angedrückt, erreicht die Brust, die Scheide dreigliedrig, glänzend glatt, das zweite
Glied das längste; Füsse 2—3gliedrig, ohne Haftlappen, die Krallen in einem Ausschnitt vor der Spitze des letzten Glie-
des befestigt.
Fig. 20. Kopf von Velia currens, stark vergrössert, a das runde halbkugelige Netzauge, b die
Stirn mit dem in einer tiefen Grube am untern Seitenrande befestigten ersten Fühlergliede, c der drei-
gliedrige Schnabel, aus dessen drittem kurzem Gliede die Stechborsten hervorragen.
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Fig. 21. Hydrometra rufoscutellata, um ^.vergrössert.
Man sieht häufig auf Teichen und Bächen die Arten der Gattung Hydrometra, woselbst sie mit
ihren ausgespannten langen 4 hinteren Beinen ruhig dasitzen und lauern, bis ein Herannahender sie
stört, und sie nun ängstlich nach allen Seiten stossweise hin und herlaufen und auf Bächen gern gegen
den Strom fahren. Sie haben viergliedrige Fühler (auf der Tafel sind nur 3 angegeben, das letzte
dem vorigen gleiche fehlt also), von deren Gliedern das erste das längste ist; stark verkürzte Vorder-
beine mit zweigliedrigen Füssen, deren erstes Glied das zweite an Grösse übertrifft, und deutlich ent-
wickelte Flügel, welche den Larven und einer Art indess fehlen. Die abgebildete ist eine der gross-
ten und gemeinsten; oben dunkelbraungrün, das Schildchen röthlicb, der Bauch von feinen silberglän-
zenden Haaren bekleidet.
2. Zunft. WASSERWANZEN. Hydrocore.s.
Wesentlicher Charakter. Flügel ebenfalls vorhanden und die vorderen zur Hälfte hornig oder wenigstens lederartig,
Fühler klein, 3 — 4gliedrig, in Gruben hinter den Augen versteckt. Schnabel kurz, dick, angebogen; die Scheide drei-
gliedrig.
9. Familie. Skobpionwanzen. Nepini.
Wesentlicher Charakter. Vorderbeine zum Rauben geschickt, kurz und gedrungen. Hinterbeine theils bloss zum Krie-
chen, theils zum Schwimmen. Fühler gewöhnlich ästig; gewöhnlich Athemröhren am Hinterleibe.
Fig. 22. Der Wasserskorpion, (Nepra cinerea) in natürlicher Grösse.
Dieses in unseren Teichen und Seen häufige Insekt gehört zu denjenigen Skorpionwanzen, welche
nicht schwimmen können, sondern auf dem Boden der Gewässer in der Nähe des Ufers herumkriechen;
es hat daher ziemlich drehrunde Hinterbeine ohne Wimpern und kleine scheinbar eingliedrige Füsse.
Der kleine Kopf hat sehr grosse Augen (Fig. 22. a), hinter denen die dreigliedrigen bei Fig. 22. b
hervorgezogenen Fühler versteckt sind, und steckt selbst tief in einem Ausschnitt des Prothorax.
Vorn ragt der kurze, dicke dreigliedrige Schnabel (22. d) hervor, welcher vorn am Grunde die Ober-
lippe (22. c) umfasst. Dieselbe ist Fig. 22. h noch stärker vergrössert dargestellt und an ihrer queren
Streifung kenntlich; sie sitzt am Kopfschilde g und verdeckt die 4 im Schnabel steckenden borsten-
förmigen Kiefer (1, 1 die oberen, k, k die unteren). Das ganze Thier ist dunkel aschgrau, der Hinter-
leib aber unter den Flügeln roth, die Statur sehr flach, und die Länge mit dem Athemrohr wohl 1 Zoll.
Letzteres steckt es bis au die Oberfläche des Wassers hervor, um dadurch Luft einzuathmen.
10. Familie. Rückenschwimmer. Notonectici.
Wesentlicher Charakter. Vorderbeine gleich den hinteren zum Rudern bestimmt, mit Flossenborsten besetzt; keine
Athemröhren am Hinterleibe.
Fig. 23. Notonecta glauca, um £ vergrössert.
Gleichfalls ein in Teichen häufiges Insekt, welches die Gewohnheit hat, rücklings zu schwimmen,
so dass der mit langen Haaren bekleidete Bauch nach oben steht; zwischen diesen Haaren befindet
sich Luft, welche das Insekt athmet, und von Zeit zu Zeit ergänzt, indem es an die Oberfläche kommt.
Es hat einen sehr grossen Kopf, mit auffallend grossen Augen (23. a), hinter denen die viergliedri-
gen Fühler (b) sitzen. Am untern Ende zeigt sich der kurze dicke Schnabel (d) mit viergliedriger
Scheide, nnd breiter dreieckiger Oberlippe (c). Der Körper hat eine seidenartige Oberfläche, ist
gelblichgrau grün, auf den Flögeldecken dunkler wolkig, die Schildchen allein rein schwarz. Die
Vorderfüsse sind dreigliedrig, die hintersten zweigliedrig und haben keine Krallen. Das Insekt lebt
vom Raube anderer Wasserthiere, und sticht selbst Menschen, wenn man es anfasst.
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3. Zunft.
ZIRPEN.
Cicadina.
"Wesentlicher Charakter. Fühler sehr fein, borstenförmig, das zweite Glied verdickt und oft sehr gross. Schnabel an
die Brust gedrückt, die Scheide dreigliedrig. Füsse dreigliedrig, mit Haftlappen unter den Krallen. Weibchen mit einem
Bohrstachel.
11.  Familie. Sing zirpen. Stridulantia.
Wesentlicher Charakter. Fühler massig dick, allmählig dünner, das zweite Glied nicht auffallend grösser oder dicker.
3 Nebenaugen auf dem Scheitel; die beiden ersten Fussglieder gleich gross und sehr klein. Die Männchen haben ein
Stimmorgan am Anfange des Hinterleibes.
Fig. 24. Cicada (Tettigonia Fabr.^ Orni, in natürlicher Grösse.
Die Gattung Cicada ist durch die zirpenden Locktöne, welche die Männchen im Sommer hören
lassen, allbekannt, aber nur in wärmereu und tropischen Gegenden, doch hier über die ganze Erd-
oberfläche, verbreitet. Schon den Altes galt sie als ein Sinnbild stillen Friedens und Auakreon
feierte sie als solches in seiner bekannten, häufig (z. B. von Rammler und Göthe) ins Deutsche
übertragenen Ode Im südlichen Europa giebt es mehrere Arten, in Deutschland aber nur die eine
hier abgebildete, und auch diese nur in den Thälern Tyrols, der Salzburger Alpen, bis hinauf zum
südlichen Abhänge des Thüringerwaldes. Sie ist gelbbraun, schwarz gefleckt, am Hinterleibe stellen-
weis wie bereift, und hat glashelle Flügel, deren Queradern braun angelaufen sind. Das Stimmorgan
besteht aus 2 grossen Trommelhäuten, welche unter Schildern am Grunde des Hinterleibes stecken,
und durch Muskeln willkürlich in Schwingung gesetzt werden können. Am Kopf zeichnet sich die
grosse blasig aufgetriebene Stirn aus (24. a), daneben sitzen die Fühler, dahinter die Augen c, c, unter
der Stirn das kleine Kopfschild (b) und daran sitzt der Schnabel (e) mit seiner kleinen, länglich
dreiseitigen Oberlippe (d).
12.  Familie. Leuchtzirpen. Fulgorina.
Wesentlicher Charakter. Fühler unter den Augen befestigt. Das zweite Glied sehr gross oder dick. Die folgenden
einer Borste ähnlich; Stirn mit Seitenkanten, hinter denen die zwei Nebenaugen sitzen; erstes Fussglied stark verlängert.
Fig.25. Der afrikanische Laternträger (Fül&ora tenebrosd), in natürlicher Grösse.
Die Laternträger zeichnen sich unter den Leuchtzirpen durch eine merkwürdige hier kolben-
förmige Verlängerung des Kopfes aus, von welcher man früher meinte, dass sie im Finsteren Licht
ausstrahle, welche Angabe iiidess neuere Beobachter nicht bestätigen. Sie haben eine breite flache
Stirn (25. a), welche seitlich von ein Paar hohen Kanten begrenzt ist. Den Raum hinter diesen Kan-
ten nennt man Wangen. Daran sitzen oben die Netzaugen (e,e), darunter die Fühler (f,f) und
zwischen beiden die Nebenaugen. Unten stösst an die Stirn das in der Mitte gewölbte an den Sei-
ten erweiterte Kopfschild (b); unter welchem der Schnabel (d) mit der schmalen Oberlippe (c) hervor-
ragen. Vorder- und Mittelrücken bilden zusammen einen Rhombus, dessen Längsdurchmesser eben
so gross oder länger ist als der quere; die Flügeldecken sind lederartig und von vielen Adern durch-
zogen , die kantigen Hinterschienen haben Stacheln an der Aussenkante. Die abgebildete Art findet
sich in Süd-Afrika, ist hell rothbraun mit schwarzen Punkten, schwarzbraunen Hinterflügeln und
schwarzem Hinterieibe. Die hellgelben Beine haben schwarze Binden.
13. Familie. Bückelzirpen. Membracina.
Wesentlicher Charakter. Fühler vor den Augen eingelenkt, das zweite Glied massig gross. Stirn ohne Kanten, mit2 Neben-
augen auf der Mitte. Oberfliigel von wenigen Adern durchzogen, grösstentheils lederartig.
Fig. 26. Membracis proboscidea, 4mal vergrössert.
Unter den Buckelzirpen zeichnet sich die Gattung Membracis durch ihren dach- oder blattförmig
nach oben erweiterten Vorderrücken, welcher auch hinterwärts den ganzen Körper überragt, und ihre
länglich elliptisch geformten vier vorderen Schienen aus. Ihre Oberflügel haben keinen Ausschnitt an
der Innenecke, und ihre Hinterschienen Dornen. Die abgebildete Art ist ganz schwarz mit zwei
rothen Binden über den Rücken; das vordere Ende des Rückens ragt rüsselartig vor. Sje stammt
aus Mexiko.
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Fig. 32. Centrotus cornutus, 4mal vergrössert.
Ist die Hauptart unter den einheimischen Buckelzirpen und leicht daran kenntlich, dass der erwei-
terte Vorderrückeu den Mittel- und Hinterleib nicht bedeckt, sondern bloss mit einem geschwungenen
Haken über ihn fortragt. An den Vorderecken hat er ein Paar Ohren. Die Flügel sind glasartig,
gelblich; die Beine nicht erweitert, bräunlich, mit hellen Schienen, der übrige Körper schwarz. Lebt
in sumpfigen Gebüschen auf Epilobium angustifolium.
14. Familie. Kleinzirpen. Cicadellina.
Wesentlicher Charakter. Kopf wagerecht gestellt; Fühler vor den Augen eingelenkt, Stirn ohne scharfe Seitenkanten,
mit zwei Nebenaugen an den Seiten oder auf dem Scheitel. Oberflügel lederartig mit wenigen Adern.
Fig. 27. Jassus (Athysanüs) argentatus, 4mal vergrössert
Die Gattung Jassus bildet den Hauptrepräsentanten derjenigen Cicad eil inen, deren Schienen
vielstachelig sind, und deren Nebenaugen am Bande der Stirn dicht vor den Netzaugen sitzen. Sie
unterscheidet sich von ihren Verwandten durch den nach vorn etwas spitzigen, aber an den Kanten
abgerundeten Scheitel, und die ebenfalls stacheligen Vorder- wie Mittelschieuen. Die Untergattung
Athysanüs enthält diejenigen Arten, deren Oberflügel keinen feinen Hautsaum hinter den ßandaderu
haben und sich am Ende nicht über einander legen. Die abgebildete Art, die grösste unter den Athy-
sanis, ist hellgelb mit schwarzer Scheitelbinde und bräunlichen Streifen in'den. Zellen der Flügeldek-
ken. Sie findet sich auf Waldwiesen, ist aber selten.
4. Zunft. Pflanzenläuse. PHYTOPHTHIRES.
Wesentlicher Charakter. Fühler lang, 5—vielgliedrig. Schnabel zurückgezogen, an die Brust zum Theil angewachsen.
Füsse zweigliedrig. Flügel fehlen häufig, doch meistens nur den Weibchen.
15.   Familie. Blatt flöhe. Psyllodes.
Wesentlicher Charakter. Fühler borstenförmig. Zehngliedrig. Hinterbeine zum Springen tauglich. Flügel stets vorhanden.
Fig. 28. Psylla Genistae, 6mal vergrössert.
Die zahlreichen Arten dieser Gattung zeichnen sich durch lange, feinborstenförmige Fühler, den
Besitz dreier Nebenaugen und häutige klare Oberflügel aus; die abgebildete Art lebt auf dem Gin-
ster, ist hellgrün mit bräunlichen Streifen in den Flügelfeldern und zweihöckerigem Vorderkopf.
16.   Familie. Blattläuse. Aphidini.
Wesentlicher Charakter. Fühler 5—7gliedrig. Hinterbeine nicht zum Springen geeignet; Eeide Geschlechter oder
bloss die Weibchen zum Theil flügellos.
Fig. 29. Lachnus punctatus. (Aplm Salicis Ctirt. Linn. Trans. VI. 75. tab. 5J).
6mal vergrössert.
Unter den Blattläusen mit Flügeln giebt es eine Gruppe, welche sich durch die kurzen Flügel
und den Mangel von Honigröhren am Hinterleibe auszeichnet; aber nicht in Gallen oder Pflanzen-
auswüchsen lebt. Diese Gruppe nannte ich Lachnus, zu ihr gehört die abgebildete Art als eine der
grössten. Sie ist aschgrau, hat statt der Honigröhren ein Paar dicke Höcker am Hinterleibe, und
4 Reihen schwarzer, sammetartiger Punkte. Ihre braunen Beine haben am Grunde gelbliche Schen-
kel. Sie lebt auf Weidenschösslingen am Ufer von Flüssen.
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5.   Zunft, zugleich 17. Familie. S charlachläuse. COCCINA.
Wesentlicher Charakter. Männchen geflügelt, die Flügel ohne Zellen, bloss mit einer gabeligen Längsader; die hinteren
fehlen häufig. Weibchen fast immer flügellos, dick, eiförmig, mit kürzern Fühlern und Beinen.
Fig. 30. Die Cochenillescharlachlaus. (Coccus Cacti), das Männchen lOmal,
das Weibchen 8mal vergrössert.
Männchen mit 2 Augen an jeder Seite, lOgliedrigen Fühlern, gar keinen hinteren Flügeln und
2 langen Schwanzborsten; Weibchen mit 9gliedrigen Fühlern und beständig geringeltem beweglichem
Körper, dessen Oberfläche von einem weissen Staube bedeckt ist. Die Larven beider langborstig,
zerstreut behaart, von dichtem, weissem Filz bekleidet. Grundfarbe Aller bluthroth. Lebt in Mexiko
auf der Cochenillfeige (Cactüs opuntiä) und liefert die bekannte rothe Farbe (Scharlach).
6.  Zunft, zugleich 18. Familie. Thierläuse. PEDICULINA.
Wesentlicher Charakter. Beide Geschlechter stets ungeflügelt. Flügel fünfgliedrig, Füsse eingliedrig mit einfacher-gro-
sser Endkralle, welche mit dem vorspringenden Ende des Schienbeins eine Zange bildet.
Fig. 31. Die Kopflaus (Pediculus capitis) 12mal vergrössert.
Ein sehr bekanntes Thier, welches sich von seinen nächsten Verwandten durch den 7gliedrigen
Hinterleib, dessen Seitenränder eine tief schwarze Farbe haben, unterscheidet. Das hier abgebildete
Männchen ist kleiner als das Weibchen und hat ein abgerundetes letztes Körperglied, aus welchem
die hornige Ruthe öfters hervorragt. Der Schnabel steckt in einer ungegliederten Scheide (31.a),
welche selbst ganz eingezogen werden kann, ausgestreckt aber einen doppelten Hakenkranz am
Ende hat, mit dem das Thier den Schnabel in der Haut befestigt, wenn es Blut saugen will. Aus
einer mittleren Oeffnung werden die 4 borstenförmigen hornigen Kiefer hervorgeschoben. Am Grunde
neben der Schnabelscheide stehen mehrere Paare steifer Borsten (31.b, b).
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TAFEL 30.
6. Klasse. i. Abtheilung. Spinnenartige Grliederthiere. Arachnoda.
Wesentlicher Charakter. Sie haben einen Cephalothorax, keine Fühler, bloss einfache Augen, vier Paar Beine und
atlnnen Luft durch Lungensäcke oder Luftröhren.
Familie Abaneae. A e c h t e Spinnen.
feie haben 6 od. 8 einfache Augeu, einen ungegliederten sackförmigen Hinterleib, der an seiner Spitze
Warzen trägt (2. a), aus welchen die seidenartige Spinnmaterie hervor quillt, und athmen durch Lungensäcke.
Fig. 1. Die Vogelspinne (Mygale avicularia"), um die Hälfte verkleinert.
Sie ist die grösste aller Spinnen und gehört zu der Gruppe von ihnen, welche durch den Besitz
von vier Lungensäcken ausgezeichnet ist. Ihr Cephalothorax hat eine herzförmige Gestalt, und trägt an
seiner vorderen Gränze acht einfache Augen, deren Stellung Fig. l.a angiebt. Unmittelbar am Vorder-
rande stehen die Oberkiefer, zwei dicke runde Körper, welche am Ende mit einem spitzen, nach unten
umgebogenen Haken versehen sind. Dieser Haken ist durchbohrt, an der Spitze geöffnet, und bildet den
Ausgang einer im Cephalothorax gelegeneu Gift absondernden Drüse. Unter den Oberkiefern liegen die
kleineren Unterkiefer, deren lange fünfgliedrige Taster unmittelbar an der Spitze eingelenkt sind, so dass
sie fast sechsgliedrig erscheinen. Den Raum zwischen und unter den Unterkiefern füllt eine kleine,
viereckige, tasterlose Unterlippe aus. Die Beine sitzen alle am Cephalothorax, je 2 und 2 nebeneinander;
jedes besteht aus sechs Gliedern, von welchen das zweite das längste, das letzte aber das kleinste und
an der Spitze abgerundet ist; hier trägt es 2 gebogene gleiche Krallen, zwischen welchen eine kleinere,
dritte, welche von den auf der Unterseite des Gliedes angebrachten Sohlenhaaren ziemlich versteckt
wird. Der Hinterleib ist eiförmig, verliältnissmässig klein; an der Bauchseite liegt ganz vorn der Ein-
gang zu den Luugensäcken, die ebenda im Innern angebracht sind, vor der Spitze findet sich die After-
öffnung und neben ihr vier Spinnwarzen. Die Vogelspinne erreicht eine Länge von 1| — %" und be-
spannt mit ausgebreiteten Beinen einen Raum von 6" Durchmesser; ihr Leib ist schwarzbraun, matt,
überall von steifen abstehenden braunen Haaren bedeckt. Das Männchen ist etwas kleiner als das Weib-
chen und hat an der Spitze der Taster und am vierten Gliede der Vorderbeine einen starken Dorn.
Man findet sie in Südamerika in Gebüschen, woselbst sie auf Kolibris und junge Vögel Jagd machen.
Ihre Wohnung legen sie zwischen Zweigen, Blättern oder in Felsspalten an; sie besteht aus einem
trompetenförmigen Gewebe von mehreren Fuss Länge.
Fig. 2. Die Kreuzspinne (Epeira diademaj, in natürlicher Grösse.
Sie hat nur zwei Lungensäcke (Fig. 2.g) und unterscheidet sich dadurch wesentlich von der vori-
gen. Ihr Cephalothorax ist kleiner, vorn schmäler, die acht Augen haben eine andere Stellung, (Fig.
2. a); der Hinterleib ist grösser, mehr eiförmig; die Beine schlanker, schmächtiger, die beiden vorderen
länger als die hinteren, alle an der Spitze mit zwei gleichen gezähnten Krallen und einer kleineren un-
gezähnten dazwischen (Fig. 2. e); die Beine kurz behaart, der Leib fast nackt. Die Mundtheile der
Vorigen, aber der Haken der Oberkiefer ist statt nach unten nach innen umgeschlagen (Fig. 2.b.), die
Unterkiefer sind grösser, nach oben in eine Platte erweitert; die Taster fünfgliedrig, beim Weibchen
fadenförmig Qpjg. 2.c.~), beim Männchen das letzte Glied stark verdickt, ausgehöhlt, enthält mehrere Ha-
ken und Fortsätze, die zum Anklammern dienen (Fig. 2. f}; die Unterlippe dreiseitig (Fig. 2. d). Die
Spinne wird -g" lang, misst mit ausgespannten Beinen If", webt ein kreisrundes, freischwebendes, aus radia-
len Fäden und einem Spiralfaden gebildetes Gewebe, sitzt in der Mitte und lauert auf die Insekten,
welche sich im Gewebe fangen. Das Männchen ist kleiner, schlanker und hat längere Beine. Die Farbe
ist gelb oder grau, der Cephalothorax gefleckt, die Beine dunkler geringelt, der Hinterleib obenauf
dunkler mit hell weissen Flecken, welche zusammen die Figur eines Kreuzes bilden. Ueberall
gemein bei uns.
Fig. 3. Die Tarantel (Lycosa tarantula).
Sie unterscheidet sich von den übrigen Spinnen durch den langgestreckten schmalen Cephalothorax,
und bildet mit mehreren Verwandten die besondere Gruppe der Wolfsspinnen (An. vagabundae),
welche durch die in die Länge gezogene Figur der Augen (Fig. 3. a), und die auffallend ungleiche
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Grösse derselben, so wie durch die fehlende Kunstfertigkeit, Gewebe ausführen zu können, sich von den
Uebrigen unterscheiden. Bei der Tarantel bilden die Augen ein gleichseitiges Viereck (Fig. 3. a), sind
seiir ungleich, besonders gross das zweite Paar. Die Unterkiefer sind schief abgestutzt an ihrer inneren
Seite, die Zunge ist viereckig, aber länger als breit (Fig. 3. b). Sie lebt in Erdlöchern, welche sie mit
seidenen Fäden überzieht, bringt aucli darin den Winter zu, nachdem sie den Eingang verschlossen hat.
Das Weibchen führt einen Eiersack mit sich, welcher an der Brust hängt, und den sie nur in der gröss-
ten Noth fahren lässt; die Jungen sitzen so lange am Leibe der Mutter, bis sie sich selbst ernähren
können. Die Farbe der Alten ist grau, mit weissen Flecken und Binden, ihre Grösse beträgt 1". Mau
findet sie im südlichen Italien, und fürchtet ihre Bisse als sehr giftig; die Gebissenen sollen wüthend um-
hertanzen, bis sie todt niederfallen; nur Musik könne sie heilen.
Familie Pedipalpa s. Scorpionina.
Sie athmen, wie die Spinnen, durch Lungensäcke,  unterscheiden sich jedoch durch einen geglieder-
ten Hinterleib. Die Anzahl der Augen ist verschieden.
    Gewebe oder Fäden ziehen sie nicht.
A.    Bei Einigen ist der Hinterleib am Grunde  zusammengeschnürt. Sie haben vier Lungen-
säcke, und acht Augen.
Fig. 5. Thrlyphonus cauäatus Latr.
Der Cephalothorax ist lang gestreckt, nach vorn verschniächtigt, an der Spitze mit zwei grossen
Augen, an den Seiten je drei kleinere (Fig. 5. a). Die Oberkiefer sind unter dem Vorderrande versteckt,
und bestehen aus einem starken, zusammengedrückten, am Ende behaarten, dornigen Grundgliede, und
einem zweiten, viel kleineren hakigen Endgliede, das nach unten umgeschlagen ist. Die Unterkiefer er-
scheinen als dreieckige, hornige, iu der Mitte verwachsene, vorn klaffende gezähnte Platten, welche zu-
gleich den Mund von unten schliessen, und an ihrer äusseren Ecke die grossen, scheerenfönnigen, fiinf-
gliedrigen Taster tragen. Das erste Fusspaar ist viel länger, feiner und zarter gebaut, als die folgenden;
es besteht aus sechs grossen Gliedern, von welchen das letzte aus acht kleinen Bingen zusammenge-
setzt ist. Die drei folgenden Fusspaare haben gleiche Gestalt und Grösse, ebenfalls sechs grosse Glie-
der, aber das letzte ist nur viergliedrig und trägt am Ende 2 Krallen (Fig. 5. b), oberhalb welcher noch
ein unpaarer grader Dorn steht. Der Hinterleib besteht aus 9 Bingen, ist genau elliptisch, oder nach
hinten etwas breiter, und läuft in einen vielgliedrigen, sehr feinen Schwanz aus; das zweite Glied der
Bauchseite bildet eine grosse Klappe, unter welcher die Eingänge der Luftsäcke und der Ausgang des
Eierstocks liegen. Die Farbe des Thieres ist ein dunkles Kastanienbraun, die Beine heller; seine Ober-
fläche ist nackt, die Beine borstig. Länge mit dem Schwanz 2". Lebt auf Java.
B.    Bei den Andern finden sich acht Lungensäcke und 8—12 Augen; der Hinterleib ist am
Grunde nicht zusammengeschnürt.
Fig. 4. Der afrikanische Skorpion (Scorpio afer~).
Der Cephalothorax ist klein, nach vorn schmäler, nach hinten geht er unmittelbar in den Hinterleib
über; auf seiner Mitte hat er eine Längsfurche, neben welcher 2 grosse Augen stehen, sechs kleinere
stehen am Vorderrande, 3 zu jeder Seite (Fig. 4. a. im). Dicht unter dem Vorderrande stehen die schee-
renföruiigen, etwas hervorragenden Oberkiefer. Gleich darunter bemerkt man die Unterkiefer als 2 wür-
felförmige, hornige, nach innen fleischige und dort mit Borsten besetzte Körper, zwischen welchen ein
kurzer Fleischlappen, die Zunge, hervorragt (Fig. 4. b). Von diesen Unterkiefern gehen die scheeren-
förmigen fünfgliedrigen grossen Taster aus. Die vier Fusspaare sind in der Form übereinstimmend, neh-
men aber von vorn nach hinten an Grösse zu; sechs Glieder bemerkt man an jedem, welche successiv
kleiner werden, das letzte trägt 2 Krallen. Die Hüften der beiden ersten Fusspaare sind beweglich»
nach vorn verlängert, und bilden zusammen eine gespaltene Unterlippe (Fig. 4.c), welche den Einga»g
zum Munde von unten her verschliesst; die Hüften des 3ten und 4ten Paares sind unbeweglich, aDer
stark nach hinten verlängert, so dass die Beine erst neben den Gliedern des Hinterleibes hervorragen.
Zwischen den Hüften des letzten Paares liegt der Ausgang des Eierstocks, und daneben bemerkt man
zwei kammförmige Anhänge, dergleichen, aber grössere, auch die Männchen an derselben Stelle besitzen.
Der Hinterleib zeigt obenauf 7 von vorn nach hinten breitere, an der Bauchseite 5 ziemlich gleiche
Ringe, von welchen die vier vorderen jederseits ein Luftloch tragen. Auf den Hinterleib folgt ein sechs-
gliedriger Schwanz, dessen Glieder enger aber länger als die des Hinterleibes sind; am Ende des vor-
letzten Ringes befindet sich die Afteröffnung; das letzte ist eine runde Blase, welche den Giftsack ent-
hält, und daher in einen durchbohrten gebogenen Stachel ausläuft, mit welchem das Thier sich verthei-
digt Seine Grösse beträgt 3 — 4", seine Farbe ist dunkelschwarzbraun, seine Nahrung besteht in In-
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sekten. Er lebt in Afrika. Andere Arten finden sich in den heisseu Zonen beider Erdhälften, eine
auch iui südlichen Europa.
Familie Phalangodea.
Sie athineii durcli Luftröhren, welche strahlenförmig von den Luftlöchern ausgehen und den ganzen
Leib durchziehen. Ihr Cephalothorax ist klein, der Hinterleib durch eine leichte Einschnürung getrennt
und gegliedert.
A- Die Einen haben grosse, hervorragende, scheeren- oder fussförmige Taster.
Fig. 6- ßer Bücherscorpion (Chelifeb cancroides s. Obisium chelifer^, 8mal vergrössert.
Oberkiefer und Unterkiefer mit den Tastern wie beim Skorpion, beide scheereuförmig, der Cepha-
lothorax oben glatt, in der Mitte zusammengeschnürt, am Vorderrande neben den Oberkiefern jederseits
1   oder 2 Augen. Beine denen des Skorpions ähnlich, sechsgliedrig, an der Spitze mit zwei Krallen;
der Hinterleib zwölfgliedrig, jedes Glied, mit Ausnahme des ersten, auf seiner oberen und seiner unteren
Seite mit 2 Luftlöchern. Der Bücherscorpion hat eine schmutzig braune Farbe, die Taster sind röthlich,
seine Länge beträgt l-§ Linie; er hält sich zwischen alten Papieren oder in Naturaliensammlungen auf,
und ernährt sich von Milben und Bücherläusen.
B. Die Andern haben kurze, meistens fadenförmige Taster.
Fig. 7. Der Weberknecht (Phalangium opilio"), Smal vergrössert.
Er hat gleichfalls scheerenfönnige Oberkiefer, die auf einem kurzen ersten Gliede ruhen, die Unter-
kiefer sind mehr blattartig und tragen einen ögliedrigen, nur bisweilen scheerenförmige Taster; zwischen
ihnen eine spitze häutige Zunge, darunter eine kurze ausgerandete Unterlippe. Der Cephalothorax ist
sehr kurz und ziemlich innig mit dem Hinterleibe verbunden; auf seiner Oberfläche bemerkt man 4 Augen,
in der Mitte, 2 am Bande über dem ersten Fusspaar. Die sehr langen Beine bestehen aus 6 Gliedern,
von welchen das vierte nur klein, das sechste aber aus sehr vielen kleinen Ringen zusammengesetzt ist.
Am Grunde des letzten Fusspaares zugleich am Anfange des Hinterleibes, liegen ein Paar Spalten, von
welchen die Luftröhren entspringen, zwischen und vor ihnen der Ausgang des Eierstocks; am Ende des
Hinterleibes, woran man 7 schwache Ringe unterscheidet, bemerkt man den After. Der gemeine
Weberknecht ist oberhalb und an den Beinen aschgrau, am Bauch weisslich; er wird 4t" lang, die Beine
aber allein über 2"; er sitzt am Tage ruhig au Wänden und sucht sich bei Nacht ebenda seine Nahrim»-
die in Fliegen und Mücken besteht. — Er hat, wie alle Arachnoden, eine sehr bedeutende Reproduktious-
fähigheit in den Gliedmassen, die aber nur bis zur letzten Häutung dauert, nach diesem Zeitpunkte aufhört.
Familie A c a b i n a. Milben,
Sie athmen durcli Luftröhren, deren Eingänge zwischen dem ersten und zweiten Fusspaare liegen; der
Hinterleib ist ungegliedert und innig mit dem Cephalothorax verwachsen. Augen scheinen bei Vielen zu fehlen.
Fig. 8. Die Hundsteke (Ixodes marginatus^, lOiual vergrössert.
Sie hat einen flachen weichen Leib, weicher oberhalb von einer hornigen Platte fast ganz verdeckt
ist. Die Mundtheile sind schnabelförmig verlängert, und nach oben von den dicken fünfgliedrigen Tas-
tern (8. a. dd.) verdeckt. Die hornige Oberlippe (8. ee.) ist der Länge nach gespalten, über dieselbe
ragen die Kieler (8.a.c.ff.) hinaus; sie sind dünne Hornlanzetten, welche am Ende in Zähne auslaufen
und sich von innen nach aussen bewegen. Die Unterlippe (8. c, b.) ist löffeiförmig, und unterhalb an der
Spitze mit Zähnen besetzt (8.b). Die Beine haben eine ziemliche Länge, bestehen aus sechs Gliedern,
und enden mit einer laugen Kralle, woran ein Haftlappen (8. a). Die Milbe lebt in alten verolmten Baumstämmen,
ist braun von Farbe, V" lang, und nährt sich vom Blut warmblütiger Thiere, welche sie während die-
selben im Walde ausruhen, anfällt, und sich fest in die Haut einbohrt. Sie saugt nun soviel Blut, dass
sie die Grösse einer Erbse erreicht, dafür aber auch jahrelang hungern niuss.
Fig. 11. Die Käsemilbe (Acarus siro'), 30inal vergrössert.
Ihr Leib ist ganz weich, hoch gewölbt, glänzend, hier und da mit langen Borsten besetzt; die Tas-
ter sehr kurz, die Oberkiefer zangenförmig; die Beine kürzer, am Ende in einen gestielten Saugnapf aus-
laufend (IL a). Farbe gelblich. Leben zu Millionen im alten Käse. Andere Arten findet man im Mehl.
Fig. 9. Die Cochenillmilbe (Tbombidiüm holosericeum), 8mal vergrössert
- Sie hat einen fast birnförmigen, matten, hell blutrothen Leib, an welchem man vorn den Schnabel
und die beiden ersten, Fusspaare, in der Mitte dagegen die beiden anderen Fusspaare wahrnimmt. Der
Schnabel besteht aus zwei sehr kleinen scheerenförmigen Oberkiefern, welche von der Unterlippe fast
ganz eingehüllt werden; neben diesen stehen die viergliedrigen, am vorletztengliede mit einem Haken
versehenen Taster (9. a), über ihnen 2 Augen; die Füsse enden mit 2 Krallen; zwischen den vier hin-
teren ist die Afteröffnuug, die Respirationsöffnuug jederseits zwischen dem ersten und zweiten Fusspaar.
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Fig. 10. Die Wassermilbe (Hyorarachna spinipes"), 16mal vergrössert.
Der fast kugelförmige weiche, schmutzig rothe Leib trägt an seiner unteren vorderen Hälfte die
vier massig von einander entfernten Fusspaare, von welchen besonders die beiden hinteren jeder Seite
sehr deutlich au einer dreieckigen Honiplatte befestigt sind. Jeder Fuss besteht aus sechs Gliedern und
ist mit langen Borsten der Reihe nach besetzt. Zwischen dem ersten Paare befindet sich der Schnabel,
bestehend aus der lanzettförmigen Oberlippe (Fig. 10. c), zwei lanzettförmigen etwas gebogeneu Kiefern
(Fig. 10. b.), einer kleineu Zunge (Fig. 10. d) und den viergliedrigen, am Ende mit einem Haken be-
wehrten Tastern (Fig. 10l), welche die übrigen Theile einhüllen. Die Wassermilbeu leben in süssen
stehenden Gewässern und nähren sich von Insekten, an welchen sie, zumal im Jugeudzustande, wo sie
nur 6 Füsse haben und die Gattung Achlysia bilden, als Schmarotzer festsitzen.
6. Klasse 2. Abtheilung. VielfÜSSer. Myriopoda.
Wesentlicher Charakter. Sie haben einen freien Kopf, mehrere einfache Augen, 2 Fühler, und viele Fasspaare. Ihre
Athmungsorgane sind bloss Luftröhren *).
Familie Chilognatha.
Ihre Fühler sind kolbenförmig und bestehen aus 7 Gliedern. Im Munde bemerkt man tasterlose,
hornige, am Innenrande gezähnte Kiefer (Oberkiefer der übrigen Gliederthiere), und eine ebenfalls taster-
lose breite, hornige, vorn gezackte Unterlippe (die Zunge der Krebse). Jeder Körperring mit 2 Fuss-
paaren. Die Luftlöcher liegen am Grunde neben den Füssen, die Luftröhren sind nicht verästelt.
Fig. 14. Glombhis marginata, ums Doppelte vergrössert.
Die Fühler sind auf der vorderen Seite des Kopfes eingelenkt, das dritte und sechste Glied grösser
als die übrigen, das siebente sehr klein; acht Augen an jeder Seite neben den Fühlern (14.b); die
Kiefer klein, schwach gezähnt (14. c), die Unterlippe nach vorn breiter, tief ausgerandet, jederseits mit
3 stuinpfeu Zähnen (14. d). Der Leib besteht aus 11 Ringen, ist nach oben gewölbt, nach unten hohl,
und kann sich zusammenkugeln (14. e). Farbe braun, die Ränder der Ringe und der Bauch gelb. Unter
Steinen in Gebirgsgegenden.
Fig. 13. Ju_us maximus, in natürlicher Grösse.
Fühler (13.d) au der Seite des Kopfes eingelenkt unter den Augen, diese zahlreich, an jeder Seite
40 — 50. Die Kiefer stärker gezähnt (13.b). Der Leib ganz drehrund, kann sich spiralförmig aufrollen
(13.a). Farbe braun, jeder Ring mit gelbem Rande. Das abgebildete Exemplar stammt aus Nordamerika
und hat 52 Ringe, also 108 Füsse.
Familie Chilopoda.
Ihre Fühler sind fadenförmig, 14- und mehrgiiedrig; vier Augen an jeder Seite neben den Fühlern.
Fig. 12. Scolopendra morsitans, in natürlicher Grösse.
Der Kopf steht wagerecht, ist flach und eng an den nächsten Leibring angezogen. Im Munde be-
merkt man ein Paar tasterloser horniger Oberkiefer (Fig. IS. b.) und darunter eine dicke, nach oben aus-
gehöhlte sogenannte Zunge (14. c von oben,- ist eigentlich die Unterlippe, und entspricht demselben Theil
der vorigen Familie). Dann folgen noch 3 Paar sogenannter Unterkiefer, welche aber in der Mitte mit
einander verwachsen sind, (sie entsprechen den 3 Paar Kaufüssen oder accessorischen Muudtheilen am
Kopf der Isopoden und Amphipoden; vergl. Taf. 31.). Das erste Paar {12.d) ist klein, und zeigt
einen innern eingliedrigen und einen äusseren dreigliedrigen Lappen; beim zweiten Paar (12. e) ist der
längere äussere Lappen viergliedrig; beim dritten (14.f) nur zweigliedrig, aber sehr gross, hakenförmig
und zum Ergreifen bestimmt. Dies Paar verdeckt alle übrigen Mundtheile von unten. Die Glieder des
flachgedrückten Leibes haben gleich Grösse, und tragen jedes ein Fusspaar. Farbe hell kaflebrau«, dje
Beine etwas röthlicher. Südamerika unter Steinen.
} Im Gnmdriss steht diese Gruppe als erste Familie in der 7. Klasse, doch nur der Kürze wegen; genaner genommen mnss sie eiine eiDene Ah-
tneilung bilden, durch welche die Arachnoden in die Krustazeen übergehen. Sie ist ein wahres Zwischenglied /.wische" beiden Klassen,
*w selbst an die Insekten in manchen Organen erinnert.
Q_________________.___________________________
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TAFEL 31.
7. Klasse. Krebsartige Gliederthiere. Cmstacea.
1. Ordnung. Ringel krebse. Arthrostraca.
Wesentlicher Charakter. Sie haben ungestielte festsitzende Augen, deren Hornhaut fazettirt ist; ihr Brustkasjten besteht
aus mehreren (4 — 7) deutlich getrennten Ringen. Sie bestehen keine Metamorphose.
1. Zunft. GLEICH FÜSSER oder ASSELN. Isopoda.
Wesentlicher Charakter. Sie haben 7 gleiche Fusspaare an 7 freien Brustringen; ihr Hinterleib besteht aus 1 bis 6 Rin-
gen und trägt an den sehr verkümmerten Flossenfüssen die Kiemen. Die Jungen haben nur 6 Brustringe und ebensoviele
Fusspaare. ,
Die Theile des Mundes, welche bei allen Krebsen einen sehr wichtigen Charakter abgeben, be-
stehen bei den Asseln aus einer kleinen Oberlippe O0> starken, gewöhnlich tasterlosen Oberkiefern (b.)
und 3 Paaren accessorischer Mundtheile (c. d. e.), von welchen die beiden ersten (c. d.) mehr hor-
nigen und am Innenrande gezähnten gewöhnlich Unterkiefer genannt werden, der dritte dagegen,
weil er mit seinein Gegner zu einem Organ in der Mitte verwachsen ist, Unterlippe (e.). Da die
Verschiedenheiten dieser 5 Organe leichter durch den blossen Anblick, als durch eine wortreiche
Beschreibung erkannt werden, so ist auf sie in der Beschreibung des Thieres keine Rücksicht genom-
men worden.
Familie Oniscodea.
Wesentlicher Charakter. Innere Fühler sehr klein, 2gliedrig; Hinterleib 6gliedrig. Keine beweglichen Schuppen au den
Seiten des Leibes.
A. Aeussere Fühler 6—8gliedrig. Sie leben auf dem Lande.
Fig. 1. Die rauhe Kellerassel (Porcellio scaber)\ von der Bauchseite dargestellt und
ums Doppelte vergrössert.
Die Gattung Porcellio unterscheidet sich von den übrigen Landasseln eines Theils durch ihre
Unfähigkeit, sich zusammenkugeln zu können, anderen Theils durch die 2gliedrigen deutlicher hervor-
ragenden Fortsätze Cm°d«fizirte Flossenfüsse) des letzten Hiuterleibsringes und die 7gliedrigen äusseren
Fühler. An letzteren sind die Glieder, sehr ungleich: das erste ist kurz zylindrisch, das 2te etwas länger
und viel dicker; die 3 folgenden dünner, aber länger, zylindrisch, das letzte dieser 3, im Ganzen das
5te, ist das längste von Allen; die beiden hinter ihm, das 6te und 7te, sind sehr klein, feiner, zuge-
spitzt. Der ganze Uinriss ist eine längliche Ellipse, die Oberfläche einfarbig dunkelblaugrau, mit vie-
len kleinen erhabenen Höckern; die Unterseite weisslich, beim Weibchen in der Mitte zwischen den
Beinen mit mehreren Schuppen versehen, die eine Höhle für die gelegten Eier bilden, in der die Jun-
gen auskriechen und so lange verweilen, bis sie das, anfangs noch fehlende 7te Fusspaar, erhalten
haben. Alsdann verlassen sie die Mutterbrust, und suchen sich selbst ihre Nahrung, welche in fauli-
gen Pflauzenstoffen besonders zu bestehen scheint. Mau findet daher die Thiere in Mauerlöchern und
Kellern, unter Steinen am Misthaufen, Mistbeeten u. dergl. m.
Fig. 2. Die Mauerassel (Oniscus murarius); Smal vergrössert.
Sie hat ganz das Ansehen der Vorigen, und unterscheidet sich von ihr fast nur durch die 8glie-
drigen Fühler, an denen also 3 kleinere Endglieder bemerkt werden, die übrigen Glieder sind ganz
wie bei Porcellio. Die Mauerassel, die einzige Art ihrer Gattung, hat dieselbe Grösse mit der Kel-
lerassel, ist aber etwas breiter und mehr schwarzgrau gefärbt. Jeder Leibring hat einen klaren weiss-
licheu Seitenrand und ausserdem auf der Mitte ein Paar weisse Flecke. An den 7 ersten Ringen ist
jedoch die Mitte des weissen Saumes ebenfalls grau. Aufenthalt und Lebensweise sind ganz wie
bei der Vorigen.
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Fig. 3. Die offizineile Rollassel (Armadillo officiiifirtwi), 3mal vergrössert.
Die Rollasseln unterscheiden sich von den ächten Land-Asseln durch die Fähigkeit sich zusam-
menkugeln zu können, von welcher Fähigkeit sie auch in jedem Momente der Gefahr Gebrauch machen;
sie haben ferner neben dem letzten Hinterleibsringe an jeder Seite nur einen scheinbar eingliedrigen
sehr kleinen Anhang, welcher über den Hinterrand desselben Ringes nicht hervorragt. Von den übrigen
Rollasseln unterscheidet sich die Gattung Abmadillo durch 6gliedrige Fühler, und die an der Seite
nicht nach hinten zurückgebogenen, vielmehr etwas nach vorn gewendeten Körperringe; doch ist der
erste sehr breite Brustring hinten bloss abgestutzt. Die einzige bekannte, hier abgebildete Art dieser
Gattung wird 4— 5'" lang, ist graubraun, am Hinlerrande jedes Ringes rothlieh, und hat auf der
Mitte der 7 Brnstringe 2 grosse gelbliche Flecken. Sie findet sich in Syrien, Kleinasien und Grie-
chenland unter Steinen, und wird noch jetzt in vielen Apotheken gehalten, da man ihr ehedem aller-
lei Heilkräfte beilegte, die sie jedoch nicht zu besitzen scheint. Die Rollasseln führen in den Apo-
theken den allgemeinen Namen Tausendfüsse {MilUpeäes)*
B. Aeussere Fühler mit 17—36 Gliedern.
Die Mitglieder der hierhergehörigen Gatt. Ligia und Ligidiüm sind Meerbewohner, welche sich
an den Küsten aufhalten, und in der Gefahr zusammenkugeln; dadurch gleichen sie den Rollasseln,
weshalb wir keine dieser Gattungen abgebildet haben.
Familie A s k t, t, i n a.
Wesentlicher cii»rakter. Hinterleib eingliedrigi, mit 2 langen nach hinten frei hervorragenden Flossenfüssen und meh-
reren kleineren unbedeckten an der Unterseite Sie leben im Wasser-.
Fig. 4. Die Flussassel (Asellus at/iiaticus^, 2| mal vergrössert.
Die Charaktere der Gatt. Asellus liegen im Bau der 4 Fühler, indem die mittleren oder oberen
nur kurz und 4gliedrig sind, die äusseren oder unteren über halb so lang als der Leib aber doch nur
ögliedrig, da ihr letztes borstenföiiiiiges Glied allein länger ist als die andern zusammen. Wahr-
scheinlich besteht dieses Glied bei genauer Untersuchung aus sehr vielen kleinen Gliedern oder Ringen.
Der Kopf ist nur klein, aber seine Augen sind sehr gross; die 7 Brustringe sind an den Seiten durch
tiefe Einschnitte getrennt, der einfache Hinterleib ist kreisrund. Die Beine sind sehr lang und dünn.
Man findet die Flussassel in Bächen und Gräben, woselbst sie an Pflanzenslängeln, aber nicht sehr
behende, umherkriecht; ihre Farbe ist oben scnwarzgrau, unten weisslich, ihre Grösse 5 — 7 Linien.
Das Männchen ist viel grosser als das Weibchen, und schleppt letzteres mehrere Tage lang mit sieh
herum; dieses hat an der Brust eine ebenfalls aus Schuppen gebildete Tasche, worin die gelegten
Eier gelangen und die Jungen ausgebrütet werden. Eine solche Einrichtung besitzen indess alle weih*
liehen Isöpodeii.
Familie I d o t e i d ä e.
Wesentlicher Charakter. Hinterleib 3gliedrig, aber die Ringe unbeweglich verwachsen, die Nebenflossen gleich Thorflügeln
nach unten unigescblagen, bedecken die Kiemen (5a).
Fig. 5. Die höckerige Nordpolassel (Arctüiujs tiibefculatus Latr.> Idotea Baffini
Sabine), in natürlicher Grösse.
Diese merkwürdige Ässelngattuhg ünierscheidet sich höchst auffallend von allen übrigen durch
die Verschiedenheit zwischen ihren Vorder- und Hinterbeinen, ein Umstand, welcher sie den Lämo-
dipoden und auch der Gatt. Praniza näher bringt. Ihr Körper ist lang gestreckt, drehrund, der Kopf
ebenso breit als das nächste Glied und im Ganzen grösser. Die inneren oberen Fühler sind sehr klein,
4gliedrig, die äusseren unteren dagegen sehr gross, länger als der ganze Leib, ogliedrig, doch das letzte
Glied besteht aus vielen sehr kleinen Ringen. Die beiden ersten Leibringe sind einzeln kleiner als das
dritte, und das 4te ist das längste Von allen, bisweilen länger als alle anderen Zusammen. Jeder dieser
R'nge trägt ein Fusspaar, das nach vorn gestreckt ist, aber nicht zum Gehen gebraucht werden kann,
sondern Wohl nur zum Schwimmen, da es mit Haaren besetzt ist; jedes hintere derselben ist um so
viel länger als das vorhergehende, dass sie alle 4 gleich weit nach vorn reichen, nehmlich bis ans
Ende des Kopfes. Die drei folgenden Leibringe (der 5te — 7te) sind mehr abgerundet, so lang als der
3fe, und tragen jeder ein Paar starker plumper Gangfüsse, die von vorn nach hinten an Grösse ab-
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nehmen, und alle 3 nach hinten ausgestreckt sind. Jeder dieser 7 Ringe, so wie noch der Kopf und
die beiden ersten Hinterleibsringe, haben auf der Mitte 2 abgerundete Höcker. Das Thier ist 2 Zoll
lang, so dick als ein Federkiel, und gelblich grau gefärbt; es bewohnt die Küsten der nördlichsten
Theile Amerikas, und wurde bei den verschiedenen Nordpolexpeditioneu gefunden; eine zweite viel
kleinere Art: A. longicornis (Leacia lacertosa Johnst.) ist an den englischen Küsten entdeckt worden.
Die beiden andern Gattungen dieser Familie, Stenosoma und Idotea, zeigen keinen Unterschied
im Bau der Vorder- und Hinterbeine.
Familie Cymothoidae.
Wesentlicher Charakter. Hinterleib 6gliedrig, der letze Ring sehr gross, mit 2 freien seitlichen Nebenflossen; Kiemen
unbedeckt. Fiisse kurz aber stark, zum Anklammern geschickt, mit stark gekrümmten Krallen.
Viele Mitglieder dieser Familie, der zahlreichsten von allen unter den Asseln, schmarotzen an
Fischen, eine Gewohnheit, die sich auch dem Beobachter dadurch verräth, dass ihre Beine an beson-
ders beweglichen Seitenschuppeu der Brustringe befestigt sind. Zu diesen Schmarotzern gehört die
hier abgebildete Form.
Fig. 6. Die Bremsenassel (Cymothoa oestrutri), in natürlicher Grösse.
Die Gatt. Cymothoa ist unter den Schmarotzerasseln die zahlreichste au Arten; sie unter-
scheidet sich von den übrigen durch die fast viereckige Gestalt des letzten, beinahe lederartigen
Uauchringes, durch die griffelförmigen, ziemlich grossen Lappen der Nebenflossen, so wie durch die
an den Seitenecken abgerundeten Brustringe. Ihre 4 Fühler sind von gleicher Länge, die inneren
haben vier, die äusseren sechs Glieder. C oestrum wird über ein Zoll lang, ist röthlich gelbgrau,
der Kopf fast viereckig, vorn etwas schmäler, die Hüften der 8 hinteren Fiisse gekielt, die Kiele zu-
gespitzt und am Grunde hoch. Sie findet sich an den Kiemen verschiedener grösserer Meerfische.
2. Zunft. HALS FÜSSER. Laemodipoda.
Wesentlicher Charakter. Ihr Kopf ist mit dem ersten Brustringe verwachsen und deshalb sitzt das erste Fusspaar am Halse.
Hinterleib fehlt. Die Fiisse kurz, aber stark, dienen zum Anklammern.
Familie Pvcnog-onidae.
Wesentlicher Charakter. Kopf kegelförmig verlängert, am Ende mit kleiner Mundöffnung; keine sichtbaren Kiefer und
accessorischen Mundtheile; nur vier Brustringe, mit ebenso vielen Fusspaaren, ein 5tes nur beim Weibchen am Halse.
Fig. 1. Pycnogonum balaenurum, ums Doppelte vergrössert.
Dieses höchst sonderbare Thier wird von vielen Naturforschern zu den Arachnoden gerechnet,
weil es keine Fühler und blos einfache Augen hat, allein der ganze übrige Bau weicht zu sehr ab
um eine solche Verbindung zu gestatten. Der mit dem länglichen Kopfe verwachsene erste Körper-
ring trägt auf seinem Rücken einen Höcker, an dein die 4 einfachen Augen sitzen; beim Weibchen
finden sich auch an diesem Ringe unterhalb dicht hinter dem Kopf % Beine, ähnlich den übrigen, aber
kleiner; das Männchen hat diese Beine nicht. Die folgenden 4 Ringe ragen nach aussen in einen kur-
zen Zylinder hervor, welcher das 6gliedrige Bein trägt; das letzte dieser Glieder ist eine hakige Kralle
und dient ohne Frage zum Anklammern. Der Hinterleib ist ganz kurz, kegelförmig, und endet mit
der Afteröffhung. Ausser dieser und dem Munde bemerkt man keine Oeffnungen, daher es nicht wahr-
scheinlich ist, dass diese Thiere Tracheen haben, was der Fall sein müsste, wenn sie zu den Spinnen
gehörten. Man findet sie am Meeresufer zwischen Seetang; wahrscheinlich sind sie Schmarotzer an
Fischen, welche nur losgespült und ans Ufer geworfen wurden. Bei den Weibchen bemerkt man
Eierklumpen an den vorderen zarten Beinen.
Familie Cyamidae.
Wesentlicher Charakter. Kopf herzförmig, mit freien Kiefern und 3 Paar sehr kleinen accessorischen Mundtheüen.
Brustkasten 6ringehg; 7 Fusspaare, das 3te und 4te ungegliedert, zylindrisch.
Fig. 8. Die Wallfisch laus (Cyamus Ceti), ums Doppelte vergrössert.
Die Gatt. Cyamls bildet den einzigen Repräsentanten ihrer Familie, und unterscheidet sich leicht
durch die angegebenen Merkmahle, besonders das ganz abweichende Zahlenverhältniss, von der Vorigen,
welcher sie jedoch durch ihre ganze Gestalt, und besonders durch die Form der Beine, sich viel mehr nähert,
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als die dritte Familie (Capbklmdak), von welcher wir keinen Repräsentanten haben darstellen lassen.
Der kleine Kopf trägt 4 ungleiche 4gliedrigc Fühler und auf dem Hinterhaupt 2 einfache Augen; unten
sitzt am Halse, eigentlich an dem mit dem Kopf verwachsenen ersten Leibringe, das sehr kleine erste
Fusspaar. Das 2te viel grössere hat besonders ein sehr starkes vorletztes Glied, ebenso das 5te
bis 7te; aber das 3te und 4te Fusspaar ist in einen einfachen oder gespaltenen weichen gebogenen
Hautzylinder verändert, welchen man wohl ohne Frage für eine Kieme halten muss. Männchen und
Weibchen unterscheiden sich durch die Form der beiden Leibringe, an denen diese Kiemen sitzen;
sie sind nehmlich beim Weibchen breiter, scheibenförmig, und unten mit Hautlappen versehen, unter
denen die Eier aufbewahrt werden. Die Wallfisehlaus wird 5— 7'" lang, ist gelblich weiss, und wohnt
auf der Haut der Wallfische, an welcher sie sich festklammert, und von deren obersten Schichten sie
zehrt. Auf allen Wallfischen ist sie anzutreffen.
3. Zunft. FLOHK5EB S E. AmpKpoda.
Wesentlicher Charakter. Kopf frei, mit Fühlern und gewöhnlich Augen. 7 Brustringe und ehenso "viele aber ungleiche
Füsspaare, an deren Hüften die Kiemen. Hinterlerb stets Griugelig, mit ebenso viel Paar Flossenfiissen.
Die Mitglieder dieser Zunft besitzen säinmtlich 1 Paar Kiefer und 3 Paar accessorischer Mund-
theile, welche denen der Asseln ausserordentlich gleichen und hier ebenso bezeichnet sind. Ein Haupt-
unterschied ist es, dass die Kiefern der Asseln gewöhnlich keinen Taster haben, die der Flohkrebse
dagegen in der Regel mit einem 3gliedrigen Taster versehen sind. Auch haben alle Amphipoden freie
Seitenschuppen an den Brustringen, welche die Füsse tragen, wie unter den Isopöden die Schmarotzer.
Familie II y p b » i n ■*. «• Parasitica.
Wesentlicher Charakter. Leib kürzer, mehr drehrund, Kopf sehr gross; das letzte Paar der accessorischen Mundtkeile
bedeckt, die übrigen nicht. Alle Seitenschuppen von massiger Grösse, und gleich.
Fig. 9. Der Medusen Flohkrebs (Hyperia medusaruiri), Snial vergrössert.
Dieser kleine 5—6'" lange Krebs findet sich in den Eierhöhlen der Medusen, namentlich häufig bei
Medusa üurila. Er hat einen grossen kugelförmigen Kopf, dessen kurze 4 Fühler an der Stirn stehen,
jedes mit 3 grösseren Grundgliedern und einfacher Geissei. Die Füsse sind alle ganz gleich gebildet,
aber von ungleicher Länge, die 4 vorderen Paare sind nach vorn gerichtet, die 3 anderen nach hin-
ten, jeder Fuss endet mit einfacher kurzer Kralle. Der Brustkasten ist sehr dick und besonders
beim Weibchen angeschwollen, wenn er die unter Schuppen versteckten Eier trägt; das Männchen
ist schlanker. Die Farbe dieses kleinen Krebses ist hell fleiscbroth, sein Aufenthalt alle Meere um
Europa, wo Medusa mirita »ich findet. Er scheint von deren Hautschleim sich zu ernähren.
Fig. 10. Typhis ferox, ebenso.
Die Gatt. Typhis unterscheidet sich von der vorigen, bei ziemlich gleicher allgemeiner KOTperforin,
durch die Stellung der Fühler, von denen die äusseren nicht vorn am Kopf stehen, sondern unten
dicht neben dein Munde. Die oberen Fühler sind kurz, 5gliedrig, geknickt, das 2te Glied sehr dick
und gross; die unteren sind ebenfalls ögliedrig und geknickt, aber die Glieder gleich dick und vom 2tea
an, welches das längste ist, allmählig kürzer. Die 5 Füsspaare des Brustkastens sind ungleich; die
beiden ersten oder nur das zweite, haben unten am 4ten Gliede einen kurzen Fortsatz, gegen den
das 5te und 6te Glied sich bewegen und so eine Scheere bilden; die beiden folgenden sind einfach,
länger, sehr dünn; das 5(e und Gte Paar haben ein sehr grosses Grundglied, aber die folgenden Glie-
der sind fein und zylindrisch; das letzte 7te eudlich besteht bloss aus einem langen gebogenen Gruud-
gliede, an dessen Ende noch ein kleines Gliedchen hängt, und bleibt hinter dem 6ten, welches you
allen das grösste ist, versteckt. Der Hinterleib hat nichts Ausgezeichnetes. Bei der abgebildeten Art^
welche an der französischen Küste gefunden wird, ist auch das erste Fusspaar scheerenförmig; &e*
einer anderen im Mittelmeer (T. rapax) nur das Ste.
Familie A m b u l a t o r i a.
Wesentlicher Cliarakter. Leib lang, dünn, halbrund; die Seitenschuppen der Brustringe sehr Wein, doch alle gleich, daher
auch die Hüften aller Beine gleiche Grösse haben. Halten sich am Ufer auf, und kriechen mit Hülfe der untera Fühler.
Fig. 11. Cobophium Bonellii.
Die Galt. Cobophium gehört zu derjenigen Unterabtheilung dieser Familie, bei welcher die Fühler
nicht in eine gegliederte Geissei ausgehen, sondern in ein einfaches wenngleich langes und feines Glied.
Sie unterscheidet sich von ihren Verwandten durch die Bildung der Beine, indem dieselben alle bloss
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zum Gehen brauchbar sind, wenngleich das erste das Ansehen einer kleinen Scheere hat. Ausserdem
besitzt Corophiüm einen sehr langen und schmalen Leib, 4gliedrige obere und ögliedrige untere Füh-
ler, letztere von der Länge des Leibes; kleine kaum bemerkbare Augen, schlanke Beine mit sehr
langen Hüften und erweitertem dreieckigem drittletztem Gliede am Isten, 2ten, 5ten und 6teu Paar. Der
Hinterleib ist so breit als der Brustkasten und grade ausgestreckt. Die abgebildete Art hat keinen
Zahn am Ende des dritten Fühlergliedes und findet sich an den Küsten von Frankreich.
Familie Saltatobia s. Gammabina.
Wesentlicher Charakter. Leih stark seitlich zusammengedrückt, gekrümmt; letztes Paar der accessorischen lilundtlieile
lang, bedeckt die früheren. Seitenscbuppen der 4 ersten ßrustringe grösser, bedecken die Hüften ihrer Beine ganz; an
den 3 hinteren Ringen sind die Schuppen klein, aber die Hüften sein- gross.
Fig. 12. Der Bach floh krebs (Gammarus pul ex), ums Doppelte vergrössert.
Dieser kleine Krebs ist der einzige Bewohner süsser Gewässer in dieser Familie, und eben
deshalb auch der alleinige Repräsentant derselben im Binnenlande. In der allgemeinen Form seines
gebogenen stark zusammengedrückten Leibes stimmt er mit den übrigen hüpfenden Amphipoden
übereiii. Alle diese schwimmen sehr geschickt, und zwar gewöhnlich so, dass der Leib auf der einen
Seite liegt. Diese Bewegung führen sie besonders durch Schlagen des Hinlerleibes und der daran
befindlichen 6 Paar Flossenfiisse aus, wodurch sie auch beständig frisches Wasser an die an den
Brustfüssen haftenden Kiemeusäcke treiben. Indess unterstützen die drei hinteren, nach hinten ausge-
streckten, Brustfusspare das Schwimmen ebenfalls, und sind daher stets anders geformt als die vorderen,
entweder flach gedrückt wie Ruder, oder nach unten mit langen Flossen borsten besetzt. Bei der
Gatt. Gammarus ist, wie die Abbildung zeigt, die letztere Form vorhanden. Fernere Merkmable der-
selben liegen in den Fühlern, von denen die oberen länger sind als die unteren, und am Ende des
3ten der 3 grösseren Grundglieder 2 Geissein tragen, die unteren dagegen nur eine. Die Oberkiefer
haben einen Taster. Von den 4 vorderen Fusspaaren enden die beiden ersten als Raubfiisse, d. h.
das letzte Glied ist gegen das vorletzte zurückgeschlagen, und dieses sehr stark verdickt; die beiden
folgenden sind ohne Auszeichnung, aber etwas länger. G. pulex wird einen halben Zoll lang, und ist
einfarbig grünlich grau; er findet sich in allen Bächen von ganz Europa und Sibirien.
Fig. 13. Orchestia litloralis, ums Doppelte vergrössert
Die Gatt. Orchestia unterscheidet sich von den meisten Amphipoden durch den Mangel des Tasters
am Oberkiefer, ein Charakter, den sie nur noch mit Talitrüs gemein hat. Letztere hat keine Raub-
fiisse, wohl aber Orchestia am lsten und besonders 2ten Fusspaare, was sie eben von jener Gattung
unterscheidet. Auch ist bei Orchestia der Kopf kleiner, die oberen Fühler sind viel kürzer als die
unteren; diese haben eine einzige aber lange Geissei und 3 sehr grosse Grundglieder. Von den Bei-
nen hat das 2te Paar die Form sehr starker Raubfiisse, das dritte ist das längste, wie das 4te ohne
Auszeichnung; die 3 letzten Fusspaare sind zusammengedrückt, und haben alle eine sehr grosse schild-
förmige Hüfte, das letzte ausserdem ein zweites rundes Schild statt des drittletzten Gliedes. Der Hin-
terleib ist gross, kräftig und stark gekrümmt, und ebendaher sind die Bewegungen des Thieres äusserst
schnell und gewandt. 0. litloralh ist graulich, ziemlich klar, \ Zoll lang, und bewohnt die flachen
Sandkästen der Ost- und Nordsee.
2. Ordnung. Panzerkrebse. Thoracostraca.
Wesentlicher Charakter. Augen auf beweglichen Stielen, mit fazetth-ter Hornhaut. Der Brustkasten ganz oder z. TM.
von einem grossen Panzer hedeckt, mit weichein der Kopf immer unbeweglich verwachsen ist (CeplialötlbW'ax).
4. Zunft, HEUSCHRECKEN KREBSE. Stomatopoda.
Wesentlicher Char-akter. Von den 10 Paar Bewegungsorganen des Brustkastens sind 2 oder seltner 3 in accessorische
Mundtheile verwandelt, so dass nur 8 oder 7 Paar wahrer Füsse übrig bleiben. Hinterleib sechsringelig, mit Flossenfüssea
und grossen Endflossen.
Familie Bipeltata.
Wesentlicher Charakter, Brustkasten von 2 Panzerstücken bedeckt, das vordere über dem Kopf, dem Maule und den
aooessorischen Muadtlieilen, das hintere über den hinteren 5 Brustkastenringen, trügt die gespaltenen Ruderfüsse.
Fig. 14. Phyllosoma commune.
Dieser merkwürdige Krebs hat eine hell himmelblaue Farbe und ist dabei ganz durchscheinend, wie
mattgeschliflenes Glas. Aber nicht bloss in dieser Färbung, auch in seinen Körpertheilen zeigt er
Zu Tafel 31.
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höchst auffallende Eigenschaften. So stellen seine 4 Fühler in einer Querlinie vorn am Kopf dicht
neben einander, die inneren sind kürzer, haben aber 3 längere Grundglieder und 2 Geisseln, die äusse-
ren haben 4 Grundglieder und eine Geissei von verschiedener Länge. Ueber diesen Fühlern sitzen
die Augen auf sehr langen Stielen. Weit hinter den Fühlern und Augen, noch hinter der Mitte des
vorderen elliptischen Brustpanzers, liegt der Mund, und unmittelbar hinter ihm finden sich die 2 Paar
sehr kleinen accessorischen Mundtheile. Auf diese folgen die beiden ersten Fusspaare, gleichfalls
noch so kurz, dass sie über den Rand des vorderen Brustpanzers nicht humusreichen können. Die
folgenden 6 Fusspaare sind viel grösser, und sitzen nicht mehr unter dem ersten, sondern unter dem
2<en querviereckigeu Panzerstück des Brustkastens, über welches sie, besonders die 5 vorderen Paare,
weit hinausreichen. 3 Paare dieser 5, an unserer Art das lste, 2te und 4te Paar, haben am drittletzten
Gliede einen langen gegliederten Fortsatz, welchen man als eine Art Flosse betrachten kann. Das
letzte Fusspaar ist wieder sehr klein, und noch kürzer als der ebenfalls kleine mit kurzen abgerun-
deten Endflossen versehene Hinterleib. Die abgebildete Art unterscheidet sich von den übrigen durch
die äusseren Fühler, welche nur 2mal so lang sind als der Augenstiel, durch das länglich elliptische
vordere Brustschild, und dadurch, dass das 2ie und 3te der hinteren Fusspaare die längsten sind. Sie
findet sich an der Küste Guineas im Meerbusen von Praya, ist langsam in ihren Bewegungen und lässt
sich vom Wellenschlage forttreiben.
Familie S o v i t v i n ä.
Wese n tliclier Charakter. Brustkasten nur auf der vorderen Hälfte von einem einzigen Panzerstück bedeckt, die liinter«
Hältfe geringelt. Vorderbeine "von den hinteren verschieden, jene zum Rauben, diese zum Schwimmen.
Fig. 15. Der ge nie ine Heuschreckenkrehs {SQiniiLA mantis), um die Hälfte verkleinert.
Die Gatt. Soüillä bildet die Hauptform von allen Stoniatopoden, und eignet sich daher besonders
zur Darstellung der Charaktere dieser Ordnung. Die hier gewählte Ansicht des Thieres von unten
giebt über die Anheftung und Lage der verschiedenen Organe bei diesem, wie auch bei allen anderen
Krebsen, eine genaue Auskunft. Vorn erkennt man zuvörderst den Kopf, mit den 4 Fühlern und 2 ge-
stielten Augen, letztere auf der oberen, erstere mehr auf der unteren Seite desselben eingelenkt. Die
4 Fühler stehen ziemlich in einer geraden Linie, und die inneren sind viel länger als die äusseren. Jene
haben 3 sehr lange zylindrische Grundglieder, von welchen das letzte 3 ungleiche vielgliedrige Geissein
trägt; die äusseren Fühler zeigen nur 1 Geissei und 2 Grundglieder, doch am untersten derselben eine
grosse länglich elliptische, freiabstehende gewimperte Schuppe. Hinter den Fühlern folgt an der Unter-
seite des grossen, etwas herdförmigen und nach hinten breiteren Brustpaiixers ein freier Raum, welcher
kielartig hervorragt und mit seinem abgeplatteten Ende auf die Mundöffnung stösst, deren Eingang hier
von dem 2ten Paar der accessorischen Mundtheile, der sogenannten Unterlippe, geschlossen erscheint.
Im Munde selbst befindet sich ein grosses starkes Kieferpaar, mit 3gliedrigem Taster (15. a.), eine
sehr kleine Unterlippe dahinter, Zunge genannt, und hinler dieser das erste Paar der accessorischen
Mundtheile (15. b.), worauf sogleich das schon erwähnte zweite Paar (15. c.) folgt. An dieses-schliessen
sich die Beine, deren Anzahl jederseits 8 ist? doch sitzen von diesen 8 nur noch 5 unter dem Brust-
panzer, die übrigen an 3 freien Brust ringen. Von den vorderen 5 Fusspaaren ist das erste sehr klein,
und wird von oben gar nicht erkannt, weil es beständig eingezogen unter dem Brustpanzer in dem
Raum neben dem Munde liegt. Dafür ist aber das nächste Paar desto grösser, und übertrifft alle übri-
gen an Umfang. Es hat den Charakter eines sehr ausgebildeten Raubfusses, sehr lange zylindrische
Hüften, einen kurzen gebogenen zusammengedrückten Schenkel, und ein gebogenes, stark und lang sta-
cheliges Schienbein, welches gegen den Schenkel zurückgebogen, und in eine Furche an seiner Innen-
seite hineingeklappt werden kann. Auch diese Furche ist am Grunde mit starken Stacheln bewehrt.
Die 3 nächsten Fusspaare sind ebenfalls Raubfüsse, aber von geringer Bedeutung, indem nur das lelzie
hakige und kleine Fussglied gegen das vorletzte, mehr oder weniger vergrösserte, allermeist linsen-
förmige Glied zurück gebogen ist. Die 3 freien Brustkastenringe tragen jeder ein Fusspaar, das jedoch
mehr zum Rudern als zum Gehen oder Ergreifen bestimmt ist. Man erkennt dies einmal aus der breit-
gedrückten Form des letzten am Rande gewimperten Gliedes, und dann aus dem fadenförmige" Anhange
am vorletzten. Der Hinterleib endlich hat bei der Gatt. Squillä einen sehr bedeutenden Umfang, obwohl
er ebenfalls nur aus 6 Ringen und der Endflosse bestellt. Er wird, gegen alle Regel in dieser Klasse,
nach dem Ende zu immer breiter, und schliesst mit einer sehr grossen kreisförmigen Endflosse. Ober-
halb ist er mit 6 erhabenen Längskielen versehen, unten trägt er ebenso viel Paare abgerundeter Flos-
senfüsse, von welchen das letzte und grösste ganz nach hinten gericldet ist, um an der Bildung der
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grossen Endflosse Theil zu nehmen. Das Grundglied dieses letzten Flossenpaares läuft in 2 starke
Stacheln aus, die Endflosse selbst hat in der Mitte 2 Stacheln, 3 grössere an jeder Seite und viele
kleinere Zähne am ganzen Umfange; ihre Oberfläche zeigt nur einen einzigen erhabenen Mittelkiel. —
Es findet sich dieser Krebs im Mittelmeer; er wird 4—6 Zoll lang, ist hell grün gefärbt, und bewohnt
tiefe Stellen am Ufer; man pflegt ihn daher nur mit den Netzen beim Fischfange hervorzuziehen.
5. Zunft. ZEHNFÜSSE R. Decapoda.
Wesentlicher Charakter. Von den 10 Paar Bewegungsorganen des Brustkastens sind immer die 5 ersten in accessorische
Mundtheile verwandelt, die 5 letzten allein wahre Füsse. Diese und das letzte Paar der accessorische« Mundtheile tragen
die Kiemen unter einem Seitenlappen des grossen einfachen Brustpanzers.
A. Langschwänze, ächte Krebse. Macrura.
Wesentlicher Charakter. Hinterleib mit deutlichen Flossen unterhalb und am Ende, im Leben nach hinten ausgestreckt.
Familie Homoeopoda.
Wesentlicher Charakter. Alle Füsse ton gleicher Form, keine Scheeren.
Fig. 16. Der Bärenkrebs (Scyllabus arctus).
Dieser Krebs ist sehr merkwürdig wegen seiner äusseren Fühler, die keine Geissei haben, son-
dern bloss aus 4 sehr breiten, flachgedrückten schuppenförmigen Gliedern bestehen; die inneren Fühler,
gleichfalls kurz, sind doch etwas länger als jene äusseren, und bestehen aus 2 kleinen gleichlangen
vielgliedrigen Geisseln, welche von einem Sgliedrigen Stiel getragen werden. Im Übrigen hat der
Bäreukrebs das Ansehen des gemeinen Flusskrebses, ist aber durch seinen flachen Körperbau und
seine überall feinkörnige und daher rauhe Oberfläche sehr leicht von ihm zu unterscheiden. Noch auf-
fallender jedoch entfernt beide der oben angegebene Familiencharakter, indem beim Bärenkrebs alle
5 Fusspaare völlig gleiche Gestalt und Grösse haben, ja das erste noch etwas kürzer ist, als die
folgenden vier. Die hier abgebildete Art findet sich im Mittelmeer und wird mehrere Zoll lang, sie
ist gelbbraun und matt auf der Oberfläche. Von ihren Verwandten unterscheidet sie sich durch iliren
etwas gestreckteren Körperbau, die am Rande stark gezähnten Fühlerglieder und den in der Mitte ge-
kielten und mit 3 Stacheln auf der Fläche bewehrten Brustpanzer, sowie durch die am Ausseuraiide
nicht gekerbten Hinterleibsringe.
Fig. 17. Die Languste (Palinubus locusta), 6mal verkleinert.
Wiewohl mit dem Bärenkrebs sehr nahe verwandt, unterscheidet sich die Languste doch höchst
augenfällig von ihm durch die enorme Grösse ihrer äusseren Fühler, deren starke und am Grande
federkielsdicke Geissei 2mal so lang ist als der ganze Leib. Natürlich sind daher die inneren Fühler
kürzer als die äusseren, obwohl sie aus einem sehr langen Sgliedrigen Stiel, und aus zwei nur kur-
zen Geissein bestehen. Die Beine zeigen keinen Unterschied als nur in der Grösse welche bei der
Languste beträchtlicher ist; dasselbe gilt von den accessorischen Mundtheilen, von denen der rechte
des 5ten Paares hier (17. a.) abgebildet erscheint. Man bemerkt seine Zusammensetzung aus 2 Glie-
derreihen, welche von einem gemeinsamen Grundgliede ausgehen und ungleich sind. Die innere Reihe
besieht aus 6 grossen starken, successiv kleineren Gliedern, die äussere aus einem langen aber dün-
neren lsteu Gliede, einem viel kleineren zweiten, und hinter diesem aus sehr zahlreichen kleineren,
eine Geissei bildenden. Im Körperbau ähnelt die Languste völlig dem Hummer, d. h. sie ist lang ge-
streckt, seitlich etwas zusammengedrückt und auf dem Rücken abgerundet Die hier abgebildete Art
bewohnt das Mittelmeer, wird 1 bis 1| Fuss und darüber lang und gegen 12—14 Pfd. schwer- Ihr
Brustpanzer ist rauh, stachelig und vorn mit grossen Dornen bewehrt, die Ränder der Hinterleibsringe
sind gezähnt, aber die Oberfläche derselben ist glatt. Das letzte kegelförmige Fussgüed trägt reihen-
weis gestellte Büschel und Streifen kurzer steifer Haare. Die Farbe und Zeichnung dieses Krebses
ist überaus schön, nehndich tief grünlich braun, mit vielen gelben Flecken und Läugsstreifen an den
Füssen. Nach dem Tode wird die Grundfarbe immer mehr bläulich. Man isst das Fleisch dieses
Krebses und schätzt besonders das der Weibchen; er war schon den Griechen und Römern, letzteren
als locusta maris, sehr wohl bekannt.
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Familie A s t a c r n a.
Wesentlicher Charakter. Vorderfüsse scheerenfünnig, alle 4 Fiihler in gleicher Ebene. Hinterleib (Schwanz genannt)
gross, stark, mit kalkiger Schaale und breiten kalkigen Endilossen.
Fig. 18. Der Hummer (Astacus marinus~), 8mal verkleinert.
Dieser bekannte Krebs findet sich an den Küsten der Nordsee und des atlantischen Oceans, und
ist der grösste Repräsentant der ganzen Krebsklasse, hidem er 1 bis 1| FussLänge erreicht und
wohl au 20 Pfd. schwer wird. Er hat vollkommen den Bau des gemeinen Flusskrebses, ist jedoch
länglicher, mehr seitlich zusammengedrückt, daher höher, und auf der ganzen Oberfläche glatt Seine
Grundfarbe ist ein dunkles Violetbraun, welches am Bauch ins Weissliche übergeht; auf dem Rücken
hat er einige rostrothe Flecke. Besondere Charaktere seiner Gattung liegen in folgenden Eigenschaf-
ten. Die äusseren Fühler sind länger als der Leib, haben nur eine Geissei und unten am ersten
Gliede eine freie zugespitzte Schuppe; die inneren Fühler sind kurz und bestehen aus 2 Geissein.
Die Oberlippe (18. a.) ist klein, herzförmig, gewölbt; die Oberkiefer (18. b.) sind sehr stark, mit brei-
ter Kaufläche und darum gebogenem 3gliedrigem Taster; die Unterlippe (18. c), Zunge genannt, ist
2lappig und sehr klein. Die beiden ersten Paare der accessorischen Mundtheile (18. d. und 18. e.) sind
häutige in mehrere fingerförmige am Ende gefranzte Lappen getheilte Blätter; die 3 hinteren Paare
dagegen (18. f., 18. g. und 18. h.) sind von horniger oder kalkiger Hülle bedeckt und bestehen aus 2 un-
gleichen Gliederreihen, von welchen an den vorderen die innere, an den hinteren die äussere Reihe
kleiner ist. Von den Ö grossen Fusspaaren sind die 3 ersten Scheeren, die beiden letzten Gangfüsse;
das erste Paar viel grösser, stärker und beständig ungleich, nehmlich die rechte Scheere viel grösser
dicker und stärker als die linke. Die Flossenfüsse des Hinterleibes sind nur klein, wenigstens die
■vorderen 5 Paare, von weichen die beiden ersten des Männchens eigenthümlich gestaltet, fleischig und
vorwärts gerichtet sind; beim Weibchen sind sie gleichförmig und tragen die gelegten Eier. Das letzte
Paar, welches neben der Endflosse nach hinten gestreckt liegt, ist kalkig, jederseits 2lappig und der
Aussenlappen in 2 Glieder getheilt, von welchen das Endglied keine lederartige Beschaffenheit hat. —
Der Hummer bildet in Gegenden, wo er häufig ist, einen wichtigen Erwerbszweig der Fischer, da
sein Fleisch sehr wohlschmeckend ist und allgemein gesucht wird. Man bringt ihn, wie den Fluss-
krebs, lebendig auf den Markt; nach dem Tode wird er, wie dieser, hell blutroth.
B. Kurz schwänze, Krabben. Brjchyuiu.
(Siehe die folgende Tafel und deren Erklärung.)
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TAFEL. 32.
7. Klasse. Krebsartige Gliedert liiere. Crustaeea.
2. Ordnung. Panzerkrebse. Thoracostraca.
Wesentlicher Cliarakter. Sie haben gestielte bewegliche Augen, deren Hornhaut fazettirt ist; den Brustkasten bedeckt
ein einziger grosser Panzer, mit welchem gemeiniglich auch der Kopf verwachsen ist.
5. Zunft. KRABBEN. Brachyura.
Wesentlicher Charakter. Sie haben einen Ceph alo thorax und zehn Fusspaare, von welchen aber die 5 vorderen in
accessorische Mundtheile verwandelt sind, das sechste (erste wahre) ist scbeereufönnig und sehr gross. Ihr Hinterleib ist
gegen die Brust zurückgeschlagen und am Ende ohne Flossen.
Einer besonderen Darstellung bedürfen noch die Kauwerkzeuge und accessorischen Mundtheile die-
ser Gruppe. Der eigentliche Mund besteht aus Oberlippe,, Kiefern und Unterlippe. Die Oberlippe ist
eine kleine kreisabschnittförmige Platte (La}, welche den Eingang des Mundes von oben und vorn
verschliesst. Hierauf folgen die Kiefer (l.b), starke aus fester Kalksubstanz gebildete, und an den
gegeneinander gewendeten Rändern meist gezähnte Haken, welche an der Aussenseite einen Sgliedri-
geu gebogenen Taster tragen. Unter und hinter diesen Kiefern liegt eine aus 2 gleichen, häutigen, am
Bande oft gefranzten Lappen bestehende Unterlippe (_1. oj, welche von allen früheren Schriftstellern mit
dem Namen Zunge belegt ist, allein mit Unrecht, da sie ausserhalb des Mundes hinter den Kiefern liegt.
Zwischen diesen drei Organen ist der Eingang in den Schlund. Die folgenden fünf paarigen, von mir
mit dem Namen der accessorischen Mundtheile belegten, von Anderen Unterkiefer und Kaufüsse ge-
nannten, Organe befinden sich ebenfalls ganz ausserhalb des Mundes, und sind daher keine Kiefer, son-
dern eigentlich Beine. Die beiden ersten Paare CUnterkiefer genannt, l.d l.e) sind dünn, häutig und
bestehen aus zwei am Rande gefranzten und mitunter wieder gespaltenen Lappen; die drei letzten Paare
dagegen (Kaufüsse, 1. f l.g l.h) shid von festerer Substanz gebildet, enthalten Kalkerde, und nehmen
von vorn nach hinten an Grösse zu, besonders ist das hinterste und letzte C1 - Ii3 so lang, dass es alle
übrigen und selbst die MundöfFnung verdeckt. Jeder bestellt gleichfalls aus 2 Lappen, einem äusseren
fadenförmigen und tasterartigen, meist vielgliedrigen, und einem inneren, breitgedrückten und aus mehre-
ren (3— 5) Gliedern zusammengesetzten.
Familie S c h w i m m k b a b b e n. Natatores.
Die Hüfteu aller Beine stehen in gleicher Höhe, die Endglieder der vier letzten, oder bloss des
leizten Paares, sind zusammengedrückt, flossenartig und zum Schwimmen brauchbar. Hinterleib der
Männchen 5-, der Weibchen 7-gliedrig.
Fig. 2. Matüta v ict rix.
Die Endglieder aller vier hinteren Fusspaare zum Schwimmen geschickt, das Bruststück ziemlich
flach, undeutlich kreisrund, vorn abgestutzt, au jeder Seite ein starker Dorn. Scheeren gleich gross,
hökerig und gezähnt, am Inuenrande gekerbt. Die Augen ziemlich lang gestielt, aber in Gruben am
Vorderrande versteckt. Das Thier erreicht eine Grösse von 15 Linien, ist also hier in fast natürlicher
Grösse dargestellt; seine Farbe ist weisslicb, hier und da mit rothen runden Flecken besäet, die Ober-
fläche des Brustschiides uneben warzig und höckerig aber glatt. Im rothen Meere und an den Küsten
Ostindiens; frisst, wie alle Krabben, kleinere Meerthiere, besonders wohl kleine Würmer und Mollusken.
Familie-BoGENKRABBKN. Ärcuata.
Bruststück am Vorderrande bogenförmig, nach hinten verschmälert, ganz hinten abgestutzt,- alle
Füsse nur zum Gehen eingerichtet, mit gebogenem zugespitztem Endgliede. Augen klein und kurz ge-
stielt. Hinterleib der Männchen 5-, der Weibchen 7-gliedrig.
Fig. 3. Der gemeine Taschenkrebs (Cancer. pagurus~), 3mal verkleinert.
Fühler kurz, zwischen Augenrand und Stirn eingelenkt, die inneren in kleinen Gruben auf der
Mitte des Stiruschildes. Das dritte Glied des inneren Lappens des letzten accessorischen Mundtheiles
viereckig, kurz, am Ende ausgerandet. Scheeren von gleicher Grösse, ohne scharfen Rand. Brust-
schild viel breiter als lang, oben ziemlich flach, am Vorderrande mit 9 stumpfen Kerben an jeder Seite;
über der Stirn ein tieferer Ausschnitt, worin drei kleine Zähne. Die vier letzten Beine undeutlich kan-
lig, reihenweis mit Haarbüscheln besetzt. Der Krebs erreicht eine Breite von 9 —10 Zoll, und ein
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Gewicht von 5 Pfd.; seine Oberfläche ist glatt, glänzend; seine Farbe ein schmutziges Violett, die Beine
heller, die Spitzen der Scheeren schwarz. Er bewohnt die Küsten Europas, aber nicht die Ostsee, und
'wird überall gegessen.
Familie Viebeckskrabben. Quadrilatera.
Beine, wie bei den Vorigen, nur zum Gehen eingerichtet, das Brustschild undeutlich viereckig oder
herzförmig und hinten abgestutzt, so dass der Längs- und Querdurchniesser fast gleiche Grösse haben.
Hinterleib besteht bei beiden Geschlechtern aus 7 Ringen.
Fig. 4. Ocypoda ceratophthalma, um die Hälfte verkleinert.
Augen auf langen Stielen, einander genähert, versteckbar in grossen Gruben am Vorderrande; ein
Theil des Stieles über die Stelle, wo das Auge sitzt, hinaus verlängert. Drittes Glied des inneren Lap-
pens des letzten accessorischeu Mundtheiles trapezoidal, so lang als breit. Scheeren ungleich, die linke
sehr gross, beide zusammengedrückt, mit scharfem gezähneltem Rande; die vier letzten Fusspaare lang und
schlank, ßrustpanzer deutlich viereckig, wie die Scheeren und Beine mit kleinen Körnern besäet, vorn
jederseits in einen kurzen Dorn verlängert. Farbe hell bleigrau. Grösse im Ouerdurchmesser kaum
2 Zoll. In Ostindien. Diese Krabbe hält sich, wie manche andere, mehr auf dem Laude auf, steckt bei
Tage in Erdlöchern, und kommt erst nach Sonnenuntergang zum Vorschein. Ihre Bewegungen sind
behende, ja sie läuft sogar geschickt und schnell.
Fig. 5. Die Landkrabbe (Gecabcinus ruricola~), um die Hälfte verkleinert.
Augen gross, aber auf kurzen Stielen, am Grunde entfernt von einander, und in Gruben am Vor-
derrande des Brustschildes versteckbar. Dessen Form gewölbt, herzförmig, aber hinten abgestutzt,
ringsum ohne scharfen Rand, stark abgerundet, und auf der Oberfläche glatt. Zweites und drittes Glied
des inneren Lappens. des letzten accessorischeu Mundtheiles fast von gleicher Grösse und blattförmig.
Scheeren gleich gross, ohne scharfen Rand; die vier hinteren Fusspaare reihenweis stachelig, das zweite
derselben das längste. Ouerdurchniesser 2 — 3 Zoll. Farbe roth, der Brustpanzer sehr dunkel, mit sym-
metrischen gelblichen Flecken. Die Landkrabbeu bewohnen die antillischen Inseln, und halten sich den
grösseren Theil ihres Lebens in Erdlöchern versteckt auf dein Trockneu auf. Einmal jährlich, zur Zeit
des Eierlegens, wandern sie in grader Linie zur Küste, ohne sich durch entgegenstehende Hindernisse
aufhalten zu lassen, wenn gleich viele von ihnen beim Versuche, sie zu überwinden, das Leben verlie-
reu. Nachdem sie die Eier ins Meer gelegt haben, kehren sie sehr ermattet an ihre frühereu Aufent-
haltsorte zurück.
Fig. 6. PlNNOTHEBES piSUm.
Augen gross und vorragend; Brustschild fein, biegsam, kreisrund, flach, gerandet. Scheeren gleich
gross. Hinterleib des Männchens schmal, mit zwei blattförmigen Anhängen am Grunde f 6 a); der des Weib-
chens gross, breit, kreisrund (6 b), reicht bis zum Munde. Beine an der Unterseite mit einer Reihe kurzer
steifer Haare. Durchmesser \ Zoll. Farbe gelblichroth. Wegen der geringen Härte ihres Brustpan-
zers ist diese kleine Krabbe genöthigt, einen sicheren Aufenthaltsort zu suchen, und wählt dazu die Ge-
häuse lebender Muscheln, besonders Mytilus-Arten. Sie nährt sich alsdann von den kleinen Thierchen,
welche die Muscheln beim Atlnnen mit in die Schale ziehen. Nicht selten an den Küsten der Nordsee.
Familie Dbeieckskbabben. Trigona.
Brustpanzer dreieckig, gewölbt, uneben; die lange Spitze nach vorn gerichtet, so dass der Längs-
durchmesser der grösste ist. Die vier hinteren Fusspaare bloss zum Gehen geschickt; Hinterleib besteht
bei beiden Geschlechtern nur aus 6 Ringen.
Fig. 7. Leptopodia sagitta, um die Hälfte verkleinert.
Augen nicht vorstreckbar; äussere Fühler kurz. Spitze des Panzern sehr lang, einfach, stachelig'
Beine ebenfalls lang und fein, das erste Paar scheerenförmig, kürzer und dicker als die übrigen, das
zweite das längste von allen, die folgenden allmälig kleiner. Die Krabbe erreicht eine Länge des Pan-
zers von l£ Zoll, das zweite Fusspaar allein über 4 Zoll, dieses wie alle übrigen au den mittleren
Gelenken reihenweis mit feinen Stacheln besetzt. Farbe gelblich. Findet sich im mexikanischen
Meerbusen.
Familie Rücke n f ü S s e b. Notopoda.
Die Hüften der Beine stehen nicht in einer Ebene, sondern einige, besonders die hinteren, höher;
diese sind auch kleiner und zum Gehen unbrauchbar; alle übrigen nur für den Gang bestimmt, das erste
Paar scheerenförmig, mit gleich grossen Scheeren.
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Fig. 8. DoBiPPB lanatct.
Viertes und fünftes Fusspaar erhaben, das letzte vollständig auf dem Rücken. Aeussere Fühler
lang, borstenförmig; drittes Glied des inneren Lappens des letzten accessorischen Mundtheiles schlank,
und iu eine Spitze auslaufend. Scheereu klein, zweites und drittes Fusspaar sehr stark und lang, das
vierte und fünfte klein, zart gebaut, das letzte Glied klappenfönnig gegen das vorletzte zurückgeschla-
gen. Brustpanzer herzförmig, mit der Spitze nach vom, etwas flach gedrückt, aber uneben, mit 4 Zäh-
nen zwischen den Augen und einem grossen Dorn ausserhalb daneben, ein kleinerer an jeder Seite des
Panzers über den Scheerenfüssen. Oberfläche mit gelben Haaren dicht bedeckt, ebenso die Schenkel
und Schienen. Im mittelländischen und adriatischeu Meere.
3. Ordnung. Schildkrebse. Aspidoslraca.
Wesentlicher Charakter. Der Leib ist entweder von einer oder mehreren, nur an einer Stelle befestigtet!, Senaten bedeckt,
oder ganz nackt, mit weicher pergamentartiger Oberfläche. Beine theils gespaltene ltuderlüsse, theils hakige Hal'tlüsse,
theils, wiewohl selten, zum Gehen brauchbar. Sie bestehen eine Metamorphose.
6.   Zunft. -STACHELFÜSSER. Poccilopoda.
Der Leib von zwei Schildern bedeckt, das vordere hufeisenförmig, das hintere kleinere unregel-
mässig fünfeckig, am Ende ausgeraiidet und mit einem starken Stachel bewehrt. Auf der Mitte des
vorderen jederseits ein unbewegliches Auge.
Einzige Familie und Gattung dieser Gruppe ist:
Fig. 9. Der Molukkische Krebs (Limülüs polyphemus^, 6mal verkleinert.
Die vordere Schale in der Mitte flach, an den Seiten herabgebogen, mit scharfen Kanteu zwischen
Mitte und Seiten, daneben die Augen. An der Unterseite über dem Munde die scheerenförmigen Fühler
(bb), darunter die kleine herzförmige Oberlippe C c), und dann die Mundöffiiung, von 5 Gangfusspaaren
umgeben, deren Hüften (9 a) am Innenrande mit Stacheln besetzt sind und die Stelle der Kiefer vertre-
ten, besonders das am stärksten entwickelte dritte Paar. Alle am Ende scheerenförmig; hinter dem
letzten Paare die kleine ausgerandete Unterlippe (e). Die hintere, unregelmässig öeckige Schale passt
mit dem Vorderrande in den Ausschnitt der vorderen, ist an jeder Seite mit 6 Dornen, und am Ende
mit dem grossen Stachel bewehrt; an ihrer Unterseite sitzen die von Klappen bedeckten (ddd) Kie-
men. Der Krebs erreicht einen Läugsdurchmesser von lf Fuss mit dem Stachel, ist überall glatt, gläu-
zend, braun von Farbe, und findet sich an den Küsten der molukkischen und Sunda Inseln.
7.  Zunft. KIEMENFÜSSER. Branclnopoda.
Ihr Leib hat eine pergamentartige schildförmige, oder zwei seitliche klappenförmige, oder gar keine
Schale. Ihre Füsse sind nicht sehr lang, in 2 Lappen gespalten, und am äusseren mit 1 oder 2 blasen-
förmigen Kiemen versehen. Leben vorzugsweise im süssen Wasser.
Familie Blatt füsse r. Phyllopoda.
Das Maul mit 3 Kieferpaaren, das erste sehr stark, die beiden folgenden klein und blattförmig; zwei
zusammengesetzte Augen und ein einfaches dazwischen. Mehr als sechs blattförmige ungegliederte
Fusspaare.
Fig. 10. Apus produetus, um ^ vergrössert.
Leib von einer einzigen Schale bedeckt, welche nur am Kopf fest gewachsen, also ein wahres
Kopfschild ist, das sich über den übrigen Leib nur ausgedehnt hat. Auf der Mitte des Vor-
derteiles die beiden Augen dicht neben einander, und dahinter das einfache Auge; auf der Unterseite
ebenda die Mundöffiiung, von der Oberlippe (h) bedeckt, daneben die kurzen Fühler (11). Im Maule
3 Kieferpaare, das erste (fr) gross, stark, hornig, am Inuenrande gezähnt; das zweite (c) dünner,
blattartig, einfach, gebogen, am Innenrande mit kurzen Borsten; das dritte (d) ganz häutig, in 2 Haupt-
lappen getheilt, der innere wieder gespalten und mit Borsten besetzt. Von den Fusspaaren ist das erste
fej am grössteu, aber auch von den folgenden ganz verschieden; man bemerkt drei Hauptglieder; von
welchen das erste und zweite einen Faden trägt, das dritte deren zwei, dieses und das vorhergehende
an der Aussenseite mit einer kleinen Kieme f\#, **}• Die folgenden sechs Fusspaare (f) sind stärker ge-
baut, haben ebenso viele Glieder, aber statt der Fäden kürzere, lanzettförmige Lappen und viel grössere
Kiemen (*, **> Hierauf folgen wieder zehn unter sich gleiche, aber von den vorherigen abweichende
Fusspaare; und dann wieder zehn gleiche, viel kleinere, deren einer unter g dargestellt ist. DieKie-
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inen (*,**) sine! verhältnissmässig viel grösser, aber aus den lanzettförmigen Blättern sind 5 kleine
lang behaarte Hautläppchen geworden. Jeder dieser Fiisse wird von einem besonderen Ringe des Kör-
pers getragen, und hinter diesen folgen noch neun fusslose Ringe, deren letzter mit zwei laugen Fäden
und dazwischen mit einer Klappe ausgerüstet ist. Hiernach besteht also der Leib ohne den Kopf aus
36 Ringen. Der ganze Krebs wird einen Zoll lang, hat eine grünlich graue Farbe, findet sich biswei-
len häufig in Pfützen, Gräben, Bächen, und schwimmt mit der Schale nach unten, die vielen Füsse nach
oben gerichtet. —
Familie Büschelf üsseb. Lophyropoda.
Die Bildung des Mäules ist noch nicht genau genug dargestellt, doch findet sich wahrscheinlich
nur ein horniges Kieferpaar. Hinter dem Maule höchstens 6 Fusspaare, jeder Slappig und an jedem
Lappen gegliedert, auch mit einer Kiemenblase und langen Schwimmborsten.
Fig. 11. Cyclops quadricornis, SOmal vergrössert.
Leib nackt, ohne Schale, besteht aus einem grossen elliptischen Cephalothorax, worauf fünf
schmale Ringe und ein 3-giiedriger am Ende mit 2 Schwimmlappen versehener Schwanz folgen. Vorn
am Cephalothorax 1 Auge und jederseits 2 Fühler; dahinter an der Unterseite die Mundöffnung mit den
Kiefern und Tastern, hinter der Mundöffnung noch 2 einfache gefranzte und gegliederte Fusspaare am
Cephalothorax, und hinter diesen 4 gespaltene, gegliederte und gefranzte Fusspaare an den 4 Ringen
hinter dem Cephalothorax; an dem fünften grössten Ringe finden sich die Geschlechtsöffnungen,
an welchen das Weibchen 2 grosse Eiersäcke (aa) trägt. Darauf folgen 3 kleine Ringe, alle drei ohne
Füsse, aber am letzten gegliederte und gefranzte Schwimmblätter. Farbe röthlich, Eier grünlich. Länge
x7!- Linien. In stehenden süssen Gewässern. Die Jungen c*i-*0 haben nur 3 Fusspaare, von welchen
die 3 hinteren gespalten sind. Nach mehreren Häutungen nehmen sie die Form der Alten an.
Fig. 12. Der Wasserfloh (Daphnia pulex").
Der Leib des Thieres ist von einer einzigen, lederartigen Schale bedeckt, welche nur mit dem
Kopf verwachsen ist, im Uebrigen den Leib frei umgiebt. Am Kopf bemerkt man ein Auge und uuter
einer kappenförmigen Verlängerung des Schildes die Mundöffnung, worin eine Oberlippe, ein Paar hor-
niger Kiefer ohne Taster; davor ein Paar an der Spitze gezähnter Fühler. An der Bauchseite des
ungegliederten Leibes sitzen die 6 Paar Beine. Das erste Paar ragt aus einem Ausschnitt der Schale
hinter dem Kopf weit hervor; jeder Fuss besteht aus einem laugen Grundgliede, welches zwei gleiche,
dreigliedrige Fortsätze trägt, deren jeder mit langen gewimperten Haaren besetzt ist; die nachfolgenden
fünf Fusspaare sind in der Schale versteckt, bestehen aber aus einem inneren und äusseren Lappen,
die beide mit langen Wimperhaaren zum Schwimmen besetzt sind, und aussen am Grunde eine grosse
blasige Kieme tragen. Der gebogene Hinterleib hat einen kurzen Schwanz. Die Farbe des Thierchens
ist gelblich grau, der Darm scheint braun, die am Rücken unter der Schale gelegenen Eier grün durch.
Länge | Linie. Ueberall gemein in stehenden Gewässern.
Fig. 13. CyPins fusca.
Der Leib ist von einer zwei-klappigen Schale ganz bedeckt; dazwischen ragen, wenn sie geöffnet
wird, die Fühler und die Spitzen der Beine hervor. Spaltet man die Schale aus einander, so bemerkt
man den Leib des Thieres, welcher am Rücken mit der Schale verwachsen ist. Vorn am Körper sitzt
das Auge (1), und darunter die sogenannten Fühler (bj, welche man indess, nach der Analogie der
vorigen Gattung, für das erste Fusspaar halten muss; dann finden sich auch hier 6 Fusspaare (b. c. d.
e. f- gO, welche aber einfach, gegliedert, und theils mit langen Borsten besetzt sind. Zwischen dem
zweiten und dritten Fusspaar liegen die Kiefer fjm), und am fünften bemerkt man eine grosse gefranzte
Kieme fi); k zeigt den Muskel, welcher beide Schalen zusammenhält, h den Sclnvanz. Das Thier ist
| Linie lang, gelblich und findet sich in stehenden Wassern, besonders Löschkübeln. Fig. 13. a giebt
die Ansicht einer anderen Art (C. unifasciat(i) von oben, b. Fühler oder erstes Fusspaar.
8. Zunft. HAF T KREBSE. Prothesnüa.
Ihr Leib hat eine aus mehreren kalkigen Stücken zusammengesetzte Schale, oder gar keine, son-
dern eine bloss pergamentartige Haut. Die Meisten sind nur in der ersten Jugendzeit beweglich, und
haben alsdann alle ein Auge; im späteren Alter sitzen sie unbeweglich fest und zeigen kein Auge
mehr. Iljre Füsse, nie mehr als sechs, sind gespaltene Schwimmfüsse, oder z. Th. einfache Klammer-
füsse, mit welchen sie sich festsetzen und halten.
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Familie Ranke n f ü s s e r. Cirripedia.
Sie haben kalkige Schalen, welche den ganzen Leib verdecken. Diese Schale entsteht erst nach
und nach, und verwächst unbeweglich mit dem Gegenstände, worauf das Junge sich niedergelassen hat.
Alle haben im Alter 3 Paare Kiefer und 6 Paare gespaltener, vielgliedriger, rankeuförmiger Füsse, aber
keine Fühler. Sie sind Zwitter und leben nur im Meer.
Fig. 14. Die gemeine Entenmuschel, (Lepas laevis^), Fig. 14. £ verkleinert,
Fig. 14 a — d 20mal vergrössert, Fig. 14 e — f natürliche Grösse.
Die höchst merkwürdige Metamorphose, welche dieses Thier, wie alle seine zahlreichen Verwandten,
durchläuft, wurde von Thompson zuerst in einer Lebensperiode beobachtet, und später von mir in
allen Stadien auseinander gesetzt, worüber meine Abhandlung: Beiträge zur Naturgeschichte der
Rankenfüsser. Berlin 1834. 4. das Ausführliche enthält.
Das eben gebohrne Junge (14 a) hat noch keine Schale, ist ganz nackt, zeigt einen eiförmigen
Leib, woran vorn ein Auge, daneben ein einfaches Fusspaar, darüber 2 lauge Fühler, und dahinter au
beiden Seiten des Leibes zwei gespaltene Schwiminfüsse. So schwimmt es im Meer umher, bis es eine
dünne pergamentartige Schale 'bekommen hat, und dann setzt es sich mit den auffallend veränderten,
dickeren Fühlern (14b) fest. Es hat noch alle Organe, und besonders ein grosses Auge. Bald darauf
häutet es sich im Innern der Schale, und streift mit der alten Haut auch die Augen und die Fühler
ab, welche beide noch, mit den Resten der Haut, an der Schale hängen bleiben (14 c). Das aus der
Schale genommene Thiercheu (14d) hat einen dicken gebogenen Leib, an dessen unterer Seite das
Maul in Gestalt eines Fortsatzes hervorragt, und dessen Hintereude die sechs Paar gegliederten mit
Borsten besetzten Füsse und einen kurzen ähnlich gestalteten Schwanz trägt. Die innere Oberfläche
der Schale wird um diese Zeit von einer lockeren Haut ausgekleidet, welche am stumpfen Vorderende
der Schale einen kleinen, mit gelblicher Masse gefüllten, Sack bildet, in welchem der Eierstock liegt.
Dieser Sack verlängert sich immer mehr nach vorn, durchbricht die Schale an der Stelle dicht über den
Fühlern, wächst aus der Schale hervor, und verwächst mit der Oberfläche des Gegenstandes, woran
das Thiercheu von den Fühlern noch festgehalten wird. Sobald diese Verwachsung geschehen ist,
werden die Reste der Fühler und Augen weggespült, die Schale erhebt sich und wird von dem Sack
als Stiel getragen. Seit dieser Zeit vergrössern sich Schale und Stiel zusehends, erstere wird kalkig
und zerfällt in 5 Stücke, wovon 3 bei Fig. 14 (1.2.3) sichtbar sind; letzterer wird lederartig, bekommt
Qucrrunzeln, und kann sich durch eine besondere Vorrichtung nach Belieben des Thieres ausdehnen.
Der Eierstock bleibt am Anfange des Stieles liegen, bis die Eier hier befruchtet werden; dann treten
sie durch Spalten in 2 Taschen, welche au der Schalenhaut festhängen (o o o). In diesen Taschen
finden sich mehrere Tausend Eier, meistens mit reifen Embryonen. Das alte Thier (14. ef) zeigt
sechs gegliederte gespaltene Rankenfüsse (rr), ein Paar zipfelförmiger Kiemen (kk), und einen sehr
dicken Vorderleib, woran der Maulfortsatz (n), aber sonst kein Organ wahrgenommen wird. Es steckt
verkehrt in der Schale, die Beine nach oben gerichtet, das stumpfe V^orderende nach unten, und ist hier
durch Muskeln an einer Stelle mit der Schale und der Haut, welche die Schale auskleidet (mm), ver-
wachsen. Viele Naturforscher haben diese Haut Mantel genannt, und mit demselben Organ der Mu-
scheln verglichen; sie findet sich indess, völlig ebenso die Schale auskleidend, bei den übrigen mit
Schalen versehenen Krebsgattungen (Daphnia, Cyclops, Apus), und hat mit dem fleischigen Mantel der
Mollusken nichts zu schaflen. — Die jungen Thiere findet mau selten, die Alten dagegen in verschiede-
ner Grösse je nach ihrem Alter auf allen möglichen Gegenständen festgewachsen. Sie fressen Wasser-
thiere, welche der durch die zuckende Füsse angeregte Wasserstrudel in die Schale grade zum Munde führt.
Familie Schmab.otzkrkr.ebse oder L e r n ä e n. Parasita.
Sie haben keine Schale, sondern einen von theils feiner, theils pergamentartiger Haut bedeckten
Leib. Maul gewöhnlich schnabelförmig verlängert, mit 1 Paar Borsten statt der Kiefer im Innern. Sie
haben theils gar keine deutlichen F'üsse, sondern blosse Fleischzacken, theils gegliederte Fühler und 4
bis 6 Fusspaare, wovon die beiden vorderen hakig, die übrigen gespalten und 3gliedrig sind. Alle haben
in der Jugend ein Auge, die festsitzenden im Alter keins, die beweglichen 1 oder 2. Sie schmarotzen
au Fischen und sind getrennten Geschlechtes.
Fig. 15. Pandaris Carchariae, von der Bauchseite, 8mal vergrössert.
Der Leib zeigt einen Cephalothorax, woran vorn zwei 3gliedrige äussere (b1) und 2 hakenförmige
innere (b2) Fühler. Dann folgt der Schnabel (a) mit den Tastern (bei 15a ist er 20mal vergrössert
dargestellt: man sieht die beiden Lippen, die weiss durchscheinenden Kieferborsten, und die 3gliedrigen
Zu Tafel 32.
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Taster), und hinter diesem zwei starke hakige Klaminerfusspaare (d1 und d3). Auf den Cephalothorax
folgen vier freie Ringe, deren jeder ein gespaltenes, 2gliedriges Fusspaar (e1, e2, e3, e4) trägt. Ein
dann folgender herzförmiger Ring enthält die Geschlechtsorgane, und an ihm hängen 2 hier nicht abge-
bildete, wurstförmige Eiersäcke. Ein kleinerer kreisrunder Ring stellt den Hinterleib dar, und trägt noch
jederseits einen gebogenen Stachel. Das Thierchen ist gelblich, jeder Leibring auf dem Rücken dun-
kelbraun; Grösse 3"'. Lebt in der Nordsee auf Haifischen. —
Fig. 16. Ancorella uncinata, Sinai vergrössert.
Der Leib bestellt aus 2 Theilen; einem langen Halse, an dessen oberem Ende der Schnabel sitzt,
und daneben ein Paar scheerenförmiger Klammerfüsse, und einem geigenförmigen fusslosen Hinterleibe;
au der Vereinigungsstelle beider ein saugnapfförmiges Haftorgan; am Ende des Leibes zwei längliche
Eiersäcke. Das Tliier ist mit dem Halse 3 Linien lang, weisslich von Farbe, und bewohnt die Kiemen
und Flossen des Dorsches.
Fig. 16a stellt das eben ausgekrochene Junge einer anderen, nah verwandten, Gattung (Trache-
mastes) vor in 80maliger Vergrösserung. Man bemerkt am Vorderende das einfach rothe Auge und
dahinter jederseit 2 Füsse, wovon der hintere gespalten ist. Fig. 16 b zeigt dasselbe Thierchen nach
der ersten Häutung in eben so starker Vergrösserung. Es hat nun 2 feine Fühler, dazwischen das ein-
fache rothe Auge, dahinter jederseits 3 hakige Klammerfüsse, am Ende des Leibes vor dein deutlicher
gewordenen Schwanz 2 Paare gespaltene gegliederte Schwimmfüsse. In dieser Lebensperiode setzt sich
das Thier an Fischen fest, häutet sich dann wieder, und nimmt nach und nach die Form des Alten an.
Fig. 17. Leiinaeocera cyprinucea, 3mal vergrössert.
Der Leib besteht ebenfalls aus 3 Theilen; am dünneren Vordertheile befinden sich 2 grosse, dicke,
in 2 ungleiche Fortsätze auslaufende, fleischige Arme, und dazwischen zwei kleinere einfache, zwischen
welchen der kleine knotenförmige Schnabel sicli befindet, umgeben von s Klammeruissen und 2 Tastern.
Das dickere Hinterende enthält den weiten Dann, ist schief abgestutzt, Ulld trägt VOr der Spitze Zwei
wurstförmige Eiersäcke. Das Thierchen schmarotzt auf Karpfen-Arten, steckt bis zum dickeren Hinter-
theile im Fleisch des Fisches, und saugt dessen Säfte. Die Jungen sind denen unter Fig. 16 a abge-
bildeten ähnlich, haben aber ein Fusspaar mehr, nehmlich 3.
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TAFEL 33.
8. Ciasse. W Ü r III e r. Vermes.
Wesentlicher Cliarakter. Leib weich, deutlich oder schwach gegliedert, langgestreckt, rund oder flach, an verschiedenen
Stellen mit symmetrischen, paarigen Saugnäpfen, Haken, Borsten, oder mit Borsten besetzten Fleischhöckern als Bewe-
gungsorganen.
1. Ordnung. Ringelwürmer. Arthrodes s. Annulati.
Leib drehrund, mit Borsten oder beborsteten Fleischhöckern als Bewegungsorganen, bisweilen keine
von beiden; Mundöffnung dem vordem, Afteröffnung dem hinteren Ende genähert. Darm so lang als
der Leib, einfach. Blut der Meisten roth.
Familie Fühlerwürmer. Antennali s. Dorsibranchii.
Der erste Leibring bildet einen Kopf, woran gegliederte Fühler und Augen. Im Munde hornige
Kiefer; an jedem Ringe Warzen mit graden Borsten statt der Füsse und faden- oder büschelförmigen
Kiemen daneben. Blut roth. Zwitter. Leben nur im Meer.
Fig. 1. Nereis (Lycoris) nuntia Sav.
Vier Augen auf der Mitte des Kopfes, davor 2 feine und 2 dicke mit einem Knopf endende flei-
schige Tentakeln (1. a), zwei hakige am Rande gezähnte Kiefer (d. d) in einer rüsselförmigen Scheide
und 4 gegliederte Fühler an jeder Seite des Kopfes (ebenda). Fusswarzen gespalten, das erste Paar
hinter dem Kopf (1. b) özackig, wovon die drei borstenlosen Kiemen darstellen, die beiden mit Borsten
die Füsse; die folgenden Paare (1. c) ebenso, aber mit einem langen Gliedfaden, der gleichfalls Kiemen-
funktion zu haben scheint. Der Leib des Thieres ist 5 Zoll lang, hat 118 und mehr Ringe, von wel-
chen der erste oder Kopf grösser ist als die beiden folgenden zusammen. Der Gliedfaden lang, fein, 4
bis 5 mal so lang als die unter ihm befindliche Kieme; am Ende des Leibes zwei lange Schwanzfäden.
Leib perlmutterartig glänzend, hellfleischrötlilich durchschimmernd; das Thierchen findet sich an den
Küsten des rotheu Meeres zwischen Steinen, und nährt sich von kleineren Würmern, seines Gleichen
und anderen kleineu Meerthieren.
Familie Röhrenwürmer. Tubicolae.
Der erste Leibring bildet keinen eigentlichen Kopf, sondern bloss einen etwas grösseren Ring, an
welchem in vielen Fällen die Kiemen sitzen. In andern Fällen stehen sie auf verschiedenen Ringen in
der Mitte des Leibes. Bewegungsorgaue Fleischhöcker mit hakigen (Bauchhöcker) oder graden
(Rückenhöcker) Borsten. Blut roth. Zwitter. Leben gleichfalls nur im Meer uud stecken in Bohren.
Fig. 2. Serpula contortuplicata.
Grosse kammförmige Kiemen mit 30 — 34 Strahlen stehen an jeder Seite neben der Mundöffnung
(d d), und zwischen diesen zwei fleischige Fortsätze (c, c'), von welchen der eine sich zu einem keulen-
förmigen am Ende trichterartig vertieften Organ (c.) ausbildet, der andre (c') sehr klein bleibt. Mit
diesem grossen Fortsatz schliesst das Thier die kalkige, mit ihrem gewundenen unteren Ende an ver-
schiedenen Gegenständen im Meere festsitzende, oben freie quergestreifte Röhre, in welcher es steckt,
und in die es sich, durch irgend eine Störung veranlasst, ganz zurückziehen kann. Diese Röhre wird
von der Oberfläche des Körpers abgesondert, und ist ganz frei, nirgends mit dem Thier verwachsen. Die
ersten Ringe des Körpers sind grösser, mehr abgesetzt von den übrigen, und jeder an jeder Seite mit
einem Borstenhöcker (e. e. f. f.) versehen. Der ganze Leib besteht aus 90 bis 95 Ringen, ist 1 bis lf
Zoll lang, und die Röhre 1 bis 1| Linie weit. Häufig an deutschen Küsten.
Familie Borstenwürmer. Chaetopodes.
Der erte Leibring bildet keinen besonderen Kopf, doch hat er bisweilen Augen und Fühlfäden, an
jedem folgenden Ringe vier Reihen von Warzen, worauf Borsten. Keine äusseren Kiemen. Zwitter;
manche vermehren sich durch Theilung. In süssen Gewässern und im Meere; stecken im Schlamme
und bohren Gänge darin.
Fig. 3. Der Regenwurm (Lumbricus semifasciatus~)
Leib fast rund, llur an der Bauchseite etwas abgeplattet, an beiden Enden zugespitzt, mit vier Bor-
stenreiben, (4 an jeder Seite, 2 an der Bauchfläche) deren jede aus 2 nebeneinander verlaufenden Rei-
ben kurzer steifer auf einem Fleischhöcker stehender Borsten besteht (Fig. 3 c. d d). Der Kopf ist nicht
abgesetzt, sondern am Vorderende (3. a) bemerkt man eine grössere Oberlippe, und eine kleinere Un-
terlippe, sonst weder Augen noch Fühlfäden. Auf f der Körperlänge findet sich eine Wulst mehrerer
(4 — 8) breiterer Ringe (Sattel, Gürtel), in deren Nähe die Fortpflanzuugsorgane liegen; im Uebrigen
bietet der Körper nichts Besonderes dar, nur dass auf der Rückenseite zwischen je 2 Ringen sich eine
kleine Oeffnung (Fig. 3. a. ff) befindet, welche durch einen Kanal in das Innere des Leibes führt, wo-
durch Luft in die Höhle des Leibes gelangen, und den graden, gleichweiten Darm (Fig. 3. c. e), welcher
überall von vielen, rothes Blut enthaltenden, Gefässen umsponnen ist, rings umgeben kann. Die abgebil-
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dete Art erhielt ich aus der Umgegend von New York, sie hat 98—104 Ringe, 25 vor dem Sattel,
der Sattel selbst aus 7 gebildet, die übrigen dahinter. Die Farbe des Leibes ist hell fleischroth, allein
jeder King hat auf der Rückenseite eine bunte braune Ouerbinde, welche in der Mitte sich als Kiel er-
hebt (Fig. 3. b), der Leib selbst misst 2— 3 Zoll, und ist hier um $ vergrössert dargestellt. — Beim
gemeinen Regenwurm fehlen diese Oueibinden, der Leib hat gegen 150 Ringe von welchen der Safte!
den 28sten bis 34sten einnimmt. Beide leben in feuchter Gartenerde und nähren sieh von dem Erdsafle;
sie legen Eier von der Grösse starker Steckuadelknöpfe mit weicher häutiger Schale, jedes Ei enthält
2 Keime, doch kommt gewöhnlich nur einer zur Entwickelung.
Fig. 4. Nais (Styiaria) proboscidea.
Leib klar, durchsichtig, schwach gegliedert, aber die einzelnen Glieder grösser; an jedem 4 Bor-
stenreihen, zwei auf beiden Seileu des Rückens bestehen an jeder Stelle aus 2 Borsten von ungleicher
Länge, die beiden andern Reihen laufen an der Bauchseite, und jede Stelle hat vier gleiche an der
Spitze hakige Borsten, die aus- und eingezogen werden können. Der erste längere Ring bildet den
Kopf, (4. h) woran die etwas nach unten gezogene Mundöffnung mit grosser Oberlippe, von welcher
ein langer Fühlfaden entspringt, neben demselben am Grunde jederseits ein Auge. Im Innern des Kör-
pers sieht man den braunen Darm und in jedem Ringe eine Erweiterung desselben; an seiner oberen
und unteren Seite verläuft ein pulsirendes Blutgefäss, welche beide durch einen Ring vorn in der Umge-
bung des Schlundes zusammenhängen. Die Fortpflanzungsorgane sind nicht immer sichtbar, bei reifen
Individuen bemerkt man sie in der Gegend hinter dem Schlünde am Anfange des Darmes; sie zeigen
Zwitterbildung. Das Thier legt Eier, pflanzt sich aber auch durch Theilung fort, indem sich an einer
besonders dazu vorgebildeten Stelle des Leibes hinter der Mitte ein Kopf entwickelt (Fig. 4. c. von der
Seite), woran Augen und Fühlfäden nach und nach sichtbar werden. Nachdem er seine völlige Grösse
erreicht hat, reisst der hintere Theil des Leibes vom vordere« ab, und jeder ist ein selbstständiges Indi-
viduum. Das Thier Wird | Zoll lang (4, a), kaum \ Linie dick, und findet sich in kleineu Teichen
zwischen Wasserlinsen.
Familie Strudelwürmer. Turbellarii.
Der Leib ist gewöhnlich flach, rund, undeutlich oder gar nicht geringelt, ohne Borsten und andere
Bewegungsorgane, aber auf der ganzen Oberfläche mit zurückziehbaren Wimperu besetzt, welche bei
der langsamen Bewegung einen beständigen Strudel im Wasser erregen. Wahrscheinlich Zwitter mit
vorderer, an der Bauchöffnung befindlicher, Geschlechtsöffuung. Leben im Meer und süssen Gewässern,
bewegen sich nur kriechend, aber langsam.
Fig. 5. Notogymnus drepanensis Ehrenb. (Notospebmüs drep. Huschke.~)
Leib ziemlich rund, nur der Bauch platt, Mundöffnung unmittelbar am Vorderende, daneben jederseits
gegen 10 Augen, und unter diesen neben dem Munde eine feine Längsfalte (Fig. 5. a bb), welche den
Eingang eines weissen Gefässes bildet; eine andere grosse Oeffnung (wahrscheinlich Mündung der Fort-
pflanzungsorgane) liegt dahinter an der Bauchseite (5. a c), und aus dieser entleert der Wurm den vie-
len Schleim, worin er eingehüllt ist. Afteröffnung unmittelbar am Hinterende. Leib 3 — 4 Zoll lang,
2 Linien breit, weisslich, Rücken grün mit 15 weissen Querbinden, zwischen der ersten und zweiten
ein rother Punkt. An den Küsten Siziliens auf Korallenstöcken.
Familie Fadenwürmeh. Nematodes.
Leib drehrund, ziemlich deutlich aber sehr fein geringelt, ohne alle äusseren Organe; vorn die
Mundöffnüug, oft zwischen Knoten oder Flügeln, hinten der After. Geschlechter getrennt. Blut weiss.
Alle leben parasitisch im Körper anderer Thiere, und sind weissgelb gefärbt.
Fig. 6. Der Spuhlwurm (Ascaris lumbricoides^.
Leib gegen beide Enden gleichmässig verschmächtigt, die MuudÖffuung zwischen 3 runden Knötchen
(6 a u. b), die Afteröffnung ein wenig vor der Spitze; davor eine zweite Oeffnung bei den kleinereu
schmächtigen Männchen, bei den grösseren Weibchen fehlt diese Oeffnung hier, und findet sich auf £
der Körperjänge. Die Länge des Körpers beträgt 5 — 6 Zoll, seine Dicke 2 — 3 Linien. Der Wurm
findet sich im Dünndarm des Menschen, und ist zumal bei Kindern gar nicht selten.
Fig. 7. Der Peitschenwurm (Tbichocephalus dispar.J
Leib am Vordereude sehr dünn, das hintere Drittel plötzlich viel dicker, beim Männchen spiralför-
mig eingerollt (7. a), beim Weibchen krumm ausgestreckt. Mundöffnung vorn am dünnen Ende, After-
Öffnung hinten am Ende des dicken, daneben beim Männchen eine zweite Oeffnung in einer Glocke von
Haut, beim Weibchen die zweite Oeffnung am Anfange des dicken Körpertheiles (7. b). Der Wurm
wird 2 Zoll lang und lebt im Blinddarm des Menschen, er hat die weissgelbe Farbe der meisten
Eingeweidewürmer.
2. Ordnung. S a u g w ü r m e r. Trematodes.
Leib flachrund oder ganz flach, fein oder gar nicht geringelt, an der Bauchseite Sauggruben, be-
sonders eine um den Mund. Darm verästelt, theils mit After und dann rothes Bl"t, theils ohne diesen,
gabelförmig, und dann weisses Blut. Alle sind Zwiüer.
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Familie Egelwürmer QHirudlneiJ.
Leib sichtlich geringelt, 2 Sauggruben, eine vorn worin der Mund, die andere am Hinterende. Darm
mit Afteröffiiung; Blut der Meisten roth. Sie leben frei im Wasser, haben 2—10 Augen, und bewe-
gen sich spannend kriechend, mit Hülfe der Sauggruben, oder schwimmend durch Schlängeln des Leibes.
Fig. 8. Der medizinische Blutigel (Hirudo medicinalis^.
Der im ausgestreckten Zustande (8) lanzettförmige 3 — 4 Zoll lange Leib besteht aus 98 —100
feinen Ringen, in dem vordersten, saugnapfförmig erweiterten, die Mundöffuung (8. a); im Munde drei
zugeschärfte, am gebogenen Rande fein gekerbte Zähne (8. bj, darüber auf dem Isteu vier, 2ten, 4ten
und 7teu Ringe je 2, im Ganzen also 10 Augen (8. c); die hintere Sauggrube ist frei abgesetzt, ganz
kreisrund, flach und über ihr am Rücken findet sich der After. Der Darm sehr weit, so lang als der
Leib, jederseits bis auf § seiner Länge mit 9 Blindsäcken, wovon die beiden letzten sehr gross sind
und bis zum After reichen (8. d). Die Farbe des Rückens ist grünlich braun, mit sechs gelben, schnur-
förmigen, schwarzgefleckten Streifen, der Bauch grünlich grau, schwarz gefleckt. Der Blutigel lebt in
klaren schattigen Teichen, und nährt sich vom Blute warmblütiger Rückgralthiere. Er pflanzt sich durch
Eier fort, und legt jedesmal ein Ei von der Grösse einer Haselnuss, in welchem viele Keime stecken,
und das auf der Oberfläche mit einem schwammigen Gewebe bekleidet ist. Durch seine Gier nach
Menschenblut wird er als äusseres Heilmittel von der grössteu Wichtigkeit, und daher überall in eigens
dazu angelegten Teichen gehegt, in Polen und Russland aber besonders eingefangen, und in die mehr
bevölkerten Gegenden Europa's, zumal nach Frankreich, versandt. Ein vollgesogener Blutigel fasst
etwa das Doppelte seines Gewichtes (l —1\ Unze, 4— 5 Loth), und lebt von diesem Nahrungsquan-
tum über ein Jahr ohne frische Nahrung. Deshalb ist der einmal benutzte vor dieser Zeit nicht wieder
ZU braucheil, keinesweges aber zum Saugen überhaupt unfähig.
Familie Plattwürmer. (Planariei).
Leib ganz flach, nicht geringelt, ohne Sauggruben, aber an der Bauchseite statt deren eine Grube,
worin ein ausstreckbarer Rüssel mit der Muudöffnung. Auf der Oberfläche viele feine Wimper, durch
deren Hülfe das Thier, ohne den Leib zu bewegen, ziemlich schnell im Wasser fortschwimmt. Darm
ästig, ohne After.
Fig. 9. Der weisse Plattwurm (Planaria lacteay
Der Leib ist fast § Zoll lang und 1 Linie breit, vorn mit 2 schwarzen Augen, sonst milehweiss
von Farbe, aber der ästige Darm scheint violett hindurch; er besteht aus 3 Hauptstämmen welche in der
Mitte des Bauches vom Munde entspringen und von denen einer nach vorn geht, zwei an beiden Sei-
ten des Mundes sich umbiegend nach hinten. Die Mundöffnung (9. b) ist rüsselförmig verlängert, allein
dieser Rüssel bleibt im Ruhezustände iu einer grossen saugnapfartigen Grube versteckt, und wird aus
ihr durch Zusammenziehung des Grundes gegen die Oeffnung hin hervorgeschoben. Hinter dieser Oeff-
nung, welche etwas hinter der Mitte des Körpers liegt, befindet sich eine zweite (9. e), von welcher
ein birnförmiger Körper ausgeht, und von diesem wieder zwei geschlängelte gelbe Kanäle, die sich an
ihren Enden neben der Höhle des Rüssels zu zwei dicken gelben Körpern, den Eierstöcken (9. b. b.),
erweitern. Oberhalb des ersten Körpers neben der Oeffnung liegt ein,zweiter Körper (d. IVB. er ist
irrthümlich hinter dem Körper c dargestellt, und müsste in dem freien Raum links daneben liegen.}, von
welchem noch feinere Gefässe auszugehen scheinen, und der wahrscheinlich mit dem Körper c eine ge-
meinschaftliche Mündung hat, mithin als männliches Organ zu betrachten wäre. Der Wurm findet sich
in süssen Gewässern, an Schilfwurzeln, Holzwerk, setzt sich bisweilen Badenden an die Haut, und nährt
sich von kleinen Wasserthieren, die er mit dem Rüssel fängt und verschluckt. Ausser der grade schwim-
menden Bewegung, kann er auch eine schreitende durch Anstemmen des Vorder- und Hinterendes ausführen.
Familie Schmarotzersaugwürmer. Endosoi
Leib ungegliedert, flach oder rund, mit einer Sauggrube am Vorderende, worin der Mund, und einer
oder mehreren am Bauch, worin keine Oeffnung. Darm gabelig, ohne After. Blut weiss.
Fig. 10. Die Egelschnecke oder der Leberegel (Distomum hepaticum.^
Leib ganz flach, blattförmig, 1 Zoll lang, vorn breiter mit stumpfer Spitze, nach hinten allmälig
verschmälert. Mundöffnung in der vorderen Sauggrube (10, a. aj, klein; davon entspringt ein gabeliger
stark verästeltet- Darm, welcher an der Rückenseite des Körpers als schwarzes Gefäss durchschimmert
CIO). Hinter der Muudöffnung eine zweite kleinere Oeffnung (c), wodurch die Eier gebohren werden;
dann die zweite grosse Sauggrube (b). Farbe gelblichweiss. Findet sich in den Gallengängen der
Schaafe, Ziegen, Rinder, Pferde und selbst des Menschen.
Fig. 11. Amphistomum conjc«)».
Leib drehrund, kegelförmig, vorn spitz, hinten stumpf, krumm gebogen (11) und 3 — 4 Linien lang,
aber mehr weniger ausstreckbar. Vorn eine kleine Sauggrube von lürnförmigem Umfange (H.a. b)
worin der Mund. Von dieser entspringt ein gabeliger, weiter, unverzweigter hinten geschlossener Darm
(dd), und am Anfange desselben liegt hinter der Sauggrube ein grosser Nervenknoten (k), von wel-
chem ausgehend 2 Nerven (ü) an der inneren Seite des Darms herablaufen. Zwischen den Darm-
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Schenkeln liegen die beiden grossen Hoden (gg) mitAemvas deferens und dem weiten Ausgange (h);
an der äusseren Seite des Darmes dicht unter der Körperhaut bemerkt man den Eierstock (ee), wel-
cher mit seinem Ausgange in den neben den Hoden gelegnen weiten Eierbehälter (IT) einmündet. Dieser
Eierbehälter mündet gemeinschaftlich mit dem Ausgange der Hoden (h) an der Bauchseite vorn dicht
hinter dem Munde. Am stumpfen Ende des Körpers findet sich eine zweite grosse fast kugelförmige
Sauggrube (c). Die Farbe des Tbierchens ist die gelblichweisse der Eingeweidewürmer, sein Aufent-
haltsort der erste Magen {Wanst oder Pansen) der Wiederkäuer, besonders der Rinder, —
3. Ordnung E i n g e w # i d e w ü r m e r, Helminthes.
Leib lang gestreckt, rund oder flach, undeutlich oder deutlich gegliedert, vorn ein Kopf, ohne Sin-
nesorgane, aber mit Hake« oder Sauggrubeu. Darm undeutlich, vielleicht gabelförmig, kein After. Le-
ben nur Im Inneren der Rückgratthiere, besonders der Fische und Säugethiere. —
F a m i 1 i e K n A t z * b. Acanthocephali.
Leib drehrund, nicht geringelt. Kopf klein einstülphar in den Leib, mit Haken besetzt, aber ohne
Sauggruben. Geschlechter getrennt; olie Manchen mit einer häutigen Glocke am Hiuterende, aber klei-
ner als die Weibchen. Nur im Darmkanah
Fig. 14. Der Riesenkratzer {Echinorhyhchus gigas}.
Leib von der Dicke einer Federspuhle, Weibchen 1 Fuss lang, Männchen 3 — 4 Zoll, vorn am
dicksten, nach hinten verschmächtigt; der Kopf {44. a. b) klein, kugelrund, mit vielen Häkchen, dahin-
ter einen Hals und ein etwas weiterer Ring, in welchen der Kopf, allmälig sich einstülpend, zurück-
gezogen wird^ Mundöfliiung fehlt entweder, oder findet sich an der Spitze des Rüssels, oben in der
Mitte. Die Geschlechtsöfiuung am Hinterende. Im Dann der Schweine. —
Familie B a n d w ff r m k r, Vestades.
Leib flach bandförmige allermeiste«« deutlich gegliedert, jnach von* schmäler, hinten hreiter. Das
erste Glied ein eckiger Kopf mit 2 oder 4 Sauggrubeu, Hakewkranzei* ©der mit Haken besetzte« Au-
häugeii {Rüssela>. Zwitter, jedes reife Glied mit besonderen Fortpflanzungsorganen.
Fig. 12. Der schmale Bandwurm (Taenia solium}.
Kopf viereckig, so gross wie eiu Steckuadelknopf, an jeder Ecke eine runde Sauggrube (12. cc),
in der Mitte ein Hakenkraiiz, worin die Mundöfliiung sich befinden soll. Die folgenden Glieder viel
kleiner, aber allmälig gegen das Ende hin grösser werdend, die reifen (12. a) einen halben Zoll lang
und ein drittel Zoll breit, abwechselnd bald an der rechten bald au der linken Seite mit einer Oeffhung
(ddd) iMid im Innern mit den verzweigten Eierstöcken, welche braun hindurch scheinen, übrigens die
Farbe gelblich weiss. Der ganze Wurm wird au 30 Fuss lang, und findet sich im Darm der Deutschen,
Schweden, Engländer, Franzosen und Spanier (also bei Nationen germanischen Stammes). Er schadet
nicht durch die .Nahrungsstoße, welche er dem Menschen entzieht, sondern durch seine Anwesenheit,
als die eines fremden Körpers innerhalb der Eingeweide. Die reifen Glieder, d. h. diejenigen,, Welche
sich der Eier entledigt haben, reissen in Stücken von 4 -— 6 und mehr Zoll Länge ab und werden aus-
geleert, der Wurm aber ist nicht eher entfernt, als bis das Vorderende mit dem Kopf abgeführt worden.
Fig. 13. Der breite Bandwurm (Bothriocephalüs latu^.
Der Kopf länglich, eine Linie lang, jederseits mit einer schmalen Sauggrube (13.b), dann kurze
aber allmälig breiter werdende Ringe, die reifen (13. a) ein drittel Zoll breit, aber nur" eine Linie lang,
jedes auf der Bauchseite in der Mitte des Vorderrandes mit einem Höcker (cc), worauf2 kleine punkt-
förmige Oeffuungen; die hintere führt in den grossen verästelten braun durchschimmernden Eier-
stock, die vordere zum Hoden. Im Darm der Polen, Russen, Böhmen, Ungarn, (also Nationen sla-
vischen Stammes), bisweilen, z. B. bei Schweizern und Franzosen, mit dem vorigen gemeinschaftlich.
Ist nicht schädlicher als jener, geht meist nur in einzelnen Gliedern oder sehr kurzen Stücken ab, und
ist erst als entfernt zu betrachten, wenn das schmälere Vorderende mit den» Kopf ausgeleert worden;
auch er erreicht eine Länge von 20 und mehr Fuss.
Familie B^asenwürmee. Cgstici.
Leib wie hei den Vorigen, allein er endet hinten in eine Blase, an welcher theils einer, theils viele
Köpfe hängen. Der ganze Körper von einer zweiten Blase umschlossen, und diese von der Oberfläche
des Organs, worin das Thier hauset, frei umgeben. Nie im Darin, sondern nur in Organen, zu welchen
sich kein Eingang von aussen nachweisen lässt, daher stets ohne Fortpflanzungsorgane.
Fig. 14./ Die Finne. Cysticercus cellulosae.
Der ganze Leib ist von der Grösse eines starken Stecknadelknopfes, und besteht aus einer Blase,
an welcher ein kurzer Bandwurmleib mit ähnlichem Kopf hängt (15»a); der Kopf (15. b) eckig, oktae-
drisch, mit 4 Sauggruben (cc) an den 4 Ecken, und oben mit einem Hakenkranz (d> Dieser Leib
kann sich in die Blase ganz zurückziehen (15). Die Blase übrigens klar und voll wässeriger Feuch-
tigkeit. Eine zweite Blase umschliesst frei das ganze Thier, und diese sitzt fest «" Muskelfleisch der
Schweine, aber auch gar nicht selten beim Menschen ebenda, oder in fast allen organischen Geweben.
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TAFEL 34.
9. Klasse. Schalthiere, Weichthiere. Mollusca.
1. Ordnung. Kopffüsser. Cephdlopoda.
Wesentlicher Charakter. Ihre am Vorderende des Kopfes gelegene Mundöffnung ist von 8, 10 oder vielen Fangarmen
umgeben. Alle haben 2 grosse Augen.
6. Zunft. MONOTHALAMIA.
Wesentlicher Charakter. Sie haben gar keine, oder eine einkammerige äussere Schale und 8 10 Fa,ngaraie.
Familie Lolikina.
Wesentlicher Charakter. Die äussere Schale fehlt ihnen; 10 Fangarme.
Fig. 1. Der gemeine Dintenfisch (Sepia officinalis'), 5mal verkleinert.'
Der sackförmige Körper dieses Thieres wird von einem freien oben offenen Mantel umhüllt,
aus dessen vorderer Oeflhung 4er Kopf hervorragt. Auf der äusseren Fläche ist der Mantel mit
zahllosen sehr kleinen punktförmigen Warzen bedeckt, welche beständig ihre Form uud damit auch
ihre Farbe verändern, so dass dadurch das Thier in verschiedeneu Farben spielt, uud oft sehr prächtig
aussieht. Auf dem Rücken, woselbst der Mantel am Leibe angewachsen ist, liegt unter dem Mantel
eine länglich elliptische poröse Kalkplatte. (das os Sepiae der Apotheker), und die Seiten des Man-
tels sind als Flossen ausgedehnt. Der freie grosse Kopf trägt jederseits ein grosses Auge und vorn
um den Mund 10 Arme. Zwei derselben sind länger als der Leib, zylindrisch, aber am Ende schei-
benförmig erweitert und hier an der einen Seite mit Saugnäpfen besetzt; die anderen 8 Arme haben
eine grössere Dicke, aber eine sehr längliche kegelförmige Gestalt. Sie tragen, wie auch der Kopf, an
der Aussenseite die vielen kleinen Wärzchen, und auf der Innenfläche viele grössere Saugnäpfe, von
denen einer in Fig. 1. a und b in natürlicher Grösse dargestellt ist. Der Leib des Thieres wird
4 — 6 Zoll lang und über 2 Zoll dick. Der Dintenfisch findet sich an den Küsten von ganz Europa,
nur nicht in der Ostsee; er hat seinen Namen von einer dunkelbraunen Farbe, die wieder nach ihm
Sepia heisst, uud die er bei jeder Gefahr ins Wasser lässt. Er kricht vermittelst seiner Arme auf
dem Meeresgrunde, den Kopf und den Mund nach unten gerichtet. Hier, im Munde, hat er 2 papagei-
schnabelförmige hornige Kiefer zum Kauen, und unter dem Mantel 2 grosse Kiemen zum Athmen.
Familie Octopoda.
Wesentlicher Charakter. Sie haben keine oder eine äussere Schale und 8 Fangarme.
Fig. 2. Der Papiernautilus (Argonauta argoj, 3mal verkleinert.
Im Körperbau hat dieses Thier viel Aehnlichkeit mit dem Vorigen, nur dass der Leib kleiner
ist, aber die Arme eine viel grössere Länge haben. Auch hier umschliesst den Leib der sackförmige
Mantel, aus welchem unter dem Kopf eine Röhre hervorragt, worin der After mündet. Von den 8
Armen haben die beiden nach oben gegen den Rücken gestellten an der Spitze eine Hautausbreitung
(b. b), welche das Thier als Segel benutzt. Es steckt nehmlich in einer kahnförmigen Schale (2. c),
die sehr fein gebaut, weiss gefärbt und auf der Oberfläche mit vielen stumpfen Querrippen versehen
ist. Diese Schale enthält ausser dem Thier noch Luft, uud schwimmt daher auf der Oberfläche des
Wassers. Das Thier steckt seine 8 Arme aus der weiten Schalenmündung hervor, richtet die beiden
oberen wie Segel in die Höhe und rudert mit den 6 anderen sich von der Stelle. Alle 8 sind mit 2
Reihen von Saugnäpfen besetzt (2.a) welche in der Stellung mit einander abwechseln; sein übriger
Leib hat gleichfalls die vielen, in der Farbe veränderlichen Warzen, und wechselt nicht minder mannig-
fach sein Ansehen. Er findet sich im Mittelmeer, und seine Sehale ist 5 — 7 Zoll lang, der Körper
des Tlüeres kaum 3 Zoll.
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2. Zu nft. POLYTHALAMI A.
Wesentlicher Charakter. Das Thier hat zahlreiche aber kürzere Fangarme und steckt in der letzten grössten Höhle
einer vielkamraerigen Schale.
Fig. 3. Das Perlboot (Nautilius pompilius~), 6mal verkleinert.
Die Schale hat äusserlich grosse Aehnlichkeit jnit der Vorigen (_2.c~), aber enthält, wie der
Längendurehschnitt 3. a zeigt, viele hinter einander liegende Kammern, deren Scheidewände grade in
der Mitte durchbohrt sind (Sipho), damit durch diese Oeffnungen die Luft in die Kammern gelangen
könne und dadurch die Schale erleichtert werde; mit der letzten Scheidewand hängt dann das Thier
durch einen Fortsatz des Mantels zusammen. Die Schale ist etwa 8 Zoll lang, aussen gelblich, mit
orangenfarbnen Querwellen und schwarzem Buckel, innen perlmutterfarben. Das Thier hat am Munde
88 kurze hohle Fangarme, aus deren Mündung ein weicher Fühler willkührlich hervorgeschoben wer-
den kann; seine Haut hat keine Warzen und also auch kein Farbenspiel. Es findet sich im Meere
zwischen den Philippinen und Sunda Inseln.
2. Ordnung. Bauchfüsser, Schnecken. Gastropoda.
Wesentlicher Charakter. Sie haben einen ziemlich deutlichen Kopf mit 2 — 4 einziehbaren Fühlern, deren hintere
grössere gewöhnlich jeder 1 Auge tragen. Alle kriechen auf dem sohlenfönnig ausgedehnten Bauche.
X. Zunft. LUNGENSCHNECKEN. Pulmonata.
Wesentlicher Charakter. Diese Schnecken athmen vermittelst eines grossen faltigen Sackes, in welchen durch die an
der rechten Seite des Leibes gelegene Oeifnung Luft eindringt. Sie sind Zwitter.
I
Familie Limacina.
Wesentlicher Charakter. Sie haben keine oder eine so kleine Schale, dass sich das Thier nicht in dieselbe zurückzie-
hen kann. Alle besitzen 4 Fühler und leben auf dem Lande.
Fig. 5. Die schwarze Waldschne'cke (Limax ater~).
Diese in unseren Wäldern an feuchten Stellen so gemeine Schnecke zeigt uns die in der obigen
Charakteristik angegebene Merkmahle deutlich, wir sehen den abgerundeten Kopf mit den 4 Fühlern,
von welchen die beiden längereu an der Spitze die kleinen Augen tragen. Gleich hinter dem Kopf
folgt der wie ein elliptisches gewölbtes Schild den Vorderrücken bedeckende glatte Mantel, unter wel-
chem der Lungensack sich befindet, dessen weite Mündung bei a bemerkt wird. Der übrige Körper
ist allmälig zugespitzt, auf der Oberseite runzelig, unten glatt, am Rande mit einem gefalteten Saume
versehen; überall bedeckt den Leib ein zäher Schleim, welcher in einer besonderen, dicht über der
Sohle gelegenen Höhle abgesondert wird. Die Waldschnecke nährt sich von Blättern weicher, safti-
ger Gewächse, und besitzt zum Abbeissen und Zermalmen derselben in Munde 2 grosse kalkige Zähne.
Sie wird gewöhnlich 3 Zoll lang und fingersdick; ihre Farbe ist tief schwarz, doch giebt es auch
solche mit braunem Rande, ganz braune, ja bisweilen selbst rothe.
Familie Helicina.
Wesentlicher Charakter. Sie haben 4 Fühler, ganz wie die Vorigen, find eine grosse Schaale, worin sie sich ganz
zurückziehen können.
Fig. 4. Die Weinbergsschnecke (Helix pomatia).
Diese grösste unter den einheimischen Schnecken findet sich besonders häufig im mittleren und
südlichen Deutschlande, ist aber auch bei uns in Gärten und feuchten Gebüschen anzutreffen. Sie
hat ganz die Form und Grösse der Vorigen, aber statt des Mantelschildes trägt sie eine spiralig auf-
gewundene kalkige Schale, welche den ebenso gestaltend! Mantel umschliesst und auch den Lungen-
sack mit dem Eingänge dazu in sich aufgenommen hat, daher man diesen nicht bemerken kann- Da-
gegen sieht man die Geschlechtsöffnung bei a. Sie lebt ganz wie die Waldschnecke, hat » Zähne,
frisst besonders Salatblätter und legt viele kugelrunde Eier von der Grösse mittelmässiger Schrotkör-
ner, deren Oberfläche von einer dünnen Kalkschicht bedeckt ist. Ihr Rumpf hat eine grangelbe Farbe,
die Schale ist gelbbraun mit undeutlichen weissen Längsstreifen; die weite Mündung hat einen auf-
geworfenen Rand ohne Ausschnitt und ohne Falten. In Schwaben mästet und isst man sie, besonders
die aus ihr gekochte Brühe, welche sehr nahrhaft sein soll.
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Familie Deckellungemsch necken. Operculata.
Wesentlicher Charakter. Schale verschieden, mit kreisförmiger oder halbkreisförmiger Mündung, welche durch einen
Deckel verschlossen wird. Die Thiere sind getrennten Geschlechtes und leben auf dem Boden.
Fig. 5. Helicina neritella.
Schale halbkugelig, ungenabelt, mit halbkreisförmiger Mündung, deren Innenlippe sich als
schwielige Wulst über die Spindel ausbreitet, während die Aussenlippe verdickt ist. Das Thier hat
nur 2 lange dünne Fühler und am Grunde hinter diesen die Augen, der Deckel ist hornig; es lebt bloss
zwischen den Tropen. Die Schale der abgebildeten Art ist gelbbraun, die Form etwas kegelförmig.
Sie findet sich auf den Antillen und hat \ Zoll Längendurchmesser.
2. Zunft. KÄMMKIEMENSCHNECKEN. CtenobrancUa.
Wesentlicher Charakter. Sie haben in der ebenso wie bei den Vorigen gelegenen Athemhöhle kainmförmige Kiemen,
und nehmen darin nicht Luft, sondern Wasser auf. Alle haben eine gewundene Schale und sind getrennten Geschlechtes.
Familie Potamophila.
Wesentlicher Charakter. Schale dünn mit weiter runder Mündung ohne Ausschnitt; das Thier trägt den hornigen Deckel
und hat 2 oder 4 Fühler, am Grunde der grösseren die Augen.
Fig. 8. Ampui/LARia guyanensis.
Schale kugelig, bauchig mit weiter offener Mündung und einem Nabel (N.B. So liefest der
Eingang in die hohle Achse, um welche die Schale gewunden ist). Der Saum der Mündung aufge-
worfen, umgebogen, orange, die übrige Schale grünlichgrau mit dunkel schwarzbraunen unregelmässi-
gen Läiigsstreifeu und 6 Windungen; Länge 3|". Das Thier hat 4 Fühler, von welchen die hinteren
am Grunde auf kleinen Höckern die Augen tragen, und einen halbröhrigen Mantelfortsatz, der in die
Kiemenhöhle führt (Athemkaual); diesen streckt es weit hervor, wenn es schwimmt, und nimmt da-
durch das Wasser in die Kiemenhöhle. Es bewohnt die Ufer der Flüsse Guyanas und schwimmt
vermittelst einer in der Kiemenhöhle enthaltene Luftblase an der Oberfläche des Wassers; auch trägt
es einen freien hornigen Deckel, womit es den Eingang der Schale verschliessen kann.
Fig. 4. Paludina vivipara.
Schale länglich, fast kegelförmig mit runden Windungen und weiter nach unten zugespitzter
nicht aufgeworfener Mündung; Nabel klein, sichtbar oder versteckt. Farbe griiugrau, die Windungen
mit 3 rothbraunen Längsstreifen; Länge 1 Zoll. Das Thier hat einen grossen abgerundeten Fuss,
welcher an seiner hinteren Spitze den hornigen Schalendeckel trägt, und zwei dicke Fühler, hinter
denen die Augsn sitzen; seine Farbe ist dunkel stahlblau, mit vielen unregelmässigen orangefarbenen
Querflecken. Es ist sehr gemein in unseren Flüssen; die Weibchen gebären lebendige Jungen.
Familie Kreise&schnecken. Trochoidea.
Wesentlicher Charakter. Gehäus kreiseiförmig, mit runder Mündung oline Ausschnitt. Thier mit 2 Fühlern, anderen
Grunde die Augen; ohne Athemrohr.
Fig. 6. Die ächte Wendeltreppe (Scalaria pretiosa).
Schale länglich kreiseiförmig, mit gewölbten deutlich abgesetzten sich nicht berührenden Win-
dungen, deren Oberfläche glatt ist, aber von Abstand zu Abstand erhabene Querleisten hat, die an ein-
ander stosseu. Mündung völlig elliptisch; Nabel vorhanden und weit. Das ganze Gehäuse lf Zoll
lang, sehr zart gebaut, einfarbig weiss. Das Thier hat 2 lange Fühler, die am Grunde verdickt sind,
und am Ende des dicken Theiles die Augen tragen, hinter diesen aber in einen langen Faden über-
gehen. Vaterland die Küsten von China und Ostindien, aber nicht häufig, daher schöne Exemplare
in hohem Preise stehen.
Fig. 7. Tvnüoruc/ösus,
Die Schale hat mehr ein kreiseiförmiges Ansehen, aber die Windungen ragen noch hervor,
und sind gewölbt, besonders die letzte; die Mündung kreisrund, etwas nach oben gezogen. Bei der
r abgebildeten, im Atlantischen Ozean und Mittelmeer häufigen, 1 Zoll langen Art findet sich kein
Nabel, die Schale ist auf der letzten Windung mit Längswülsten und feinen Querfurchen dazwischen
versehen, die untere Seite derselben und die feinen frühereu Windungen haben undeutliche reihenweis
gestellte Höcker. Farbe grünlich grau, schillernd; Mündung orangefarben. Das Thier hat die Augen
auf besonderen Höckern am. Grunde der Fühler und an den Seiten des Fusses Hautlappen, bald ein-
fache, bald zerschlissene; hinten trägt es einen sehr dicken kalkigen, innen körnig rauhen Deckel.
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Familie Schnakelnköpf e. Involuti.
Fig. 10. Die getigerte Porzellan Schnecke (Cypbaea tigrinu), f der natürlichen Grösse.
Die Porzellan seh necken unterscheiden sich von allen übrigen Schnecken sehr leicht durch
die {Schalenbildung, insofern sie nehmlich die einzigen sind, bei welchen die letzte Windung alle vor-
hergehenden so vollständig umschliesst, dass man Nichts von ihnen erkennen kann. Sie haben alle
eine nach oben gewölbte, unten flache, nach vorn etwas mehr zugespitzte Schale, deren Mündung auf
der unteren Fläche liegt, und sich hier als eine nicht breite Längsspalte darstellt, deren Rand an bei-
den Seiten gezähnt ist (Fig. 11). Die Oberfläche dieser Schalen ist glatt, wie polirt, mit den schön-
sten Farben und Zeichnungen geziert, die untere dagegen meist weiss oder einfarbig braun. Von
dem Thier tritt ausser dem schmalen langen Fuss, der keinen Deckel trägt, noch ein grosser Theil
des Mantels aus der Schalenmündung hervor, schlägt sich nach oben um (Fig. 10. d) und bedeckt so
einen grossen Theil der Schale. Bei der abgebildeten Art ist dieser freie Mautellappeu mit vielen
zackigen Fortsätzen bekleidet; am Vorderende sieht man ausserdem noch die beiden Fühler (b. b),
und am linken das Auge, so wie den hervorragenden Mund (a). Die getigerte Porzellanschnecke ist
die grösste von allen, und erreicht fast den Umfang einer Mannsfaust; oben ist sie bläulich weiss, mit
vielen helleren und dunkleren braunen Tropfen und einem etwas freieren Mittellängsstreif. Sie findet
sich, wie die meisten Arten dieser Gattung, an Ostindien und den nahe gelegenen Küsten bis zum
rothen Meere hin. Man benutzt ihre Schale zu Kunstsaehen, besonders zu Tabacksdosen, aber meidet
das Thier, da sein Genuss heftige Entzündung der Eingeweide verursacht, die nicht selten mit dem
Tode endet.
Fig. 11. Das Dracheuköpfchen (Cypb. stolida^.
Diese kleine, in natürlicher Grösse dargestellte Porzellanschnecke zeigt uns die Unterfläche mit
der gezähnten Längsmündung. Sie hat alle Eigenschaften der vorigen, ist aber ganz weiss von Farbe
und hat auf dem Rücken einen unregelmässigen braunen Fleck. Sie wird gleichfalls an Ostindien,
aber ziemlich selten, gefunden.
Familie Kegelschnecken. Conoidea.
Wesentlicher Charakter. Gehäus kegelförmig mit Windungen, die ziemlich in einer Ebene liegen, aber hervorgezoge-
ner Spindel, Mündung schmal, oben mit einem Ausschnitt, aber ohne Falten an den Lippen.
Fig. 9. Conus a euminatus.
Die Gattung tler Kegelscb necken ( Conus), die einzige dieser Familie, ist leicht an den
angegebenen Merkmahlen zu erkennen, und enthält ebenfalls eine sehr grosse Menge von Arten, die
mit Ausnahme einer (des Conus ignobilis s. mediterraneus^, nur in den Meeren der heissen Zone
angetroffen werden. Alle sind auf der äusseren Schalenoberfläche von einer rauhen schmutzigen Ober-
fläche bedeckt; allein unter dieser folgt eine bei den meisten Arten sehr prachtvoll gefärbte und ge-
zeichnete Schicht, welche mau durch Abschleifen der Oberhaut vorher darstellt, wenn man dieselben
in Sammlungen aufbewahren will. Das Thier hat wieder einen schmalen langgezogenen hinten abge-
rundeten Fuss, aber keinen freien Mantellappen, dagegen einen häutigen Halbkanal (a), eine Fort-
setzung des Mantels, welcher im Ausschnitt der Mündung liegt, über den Kopf des Thieres hervorragt,
und das Wasser beim Athmen grade in die Kiemeuhöhle führt. Der Kopf ist klein und hat 2 Fühler
(b. b.), die am Grunde sehr dick sind; am Ende der Verdickung sitzen die Augen. Bei der abgebil-
deten Art ist der Fuss des Thieres braungelb, mit schwarzem Streif vor dem Rande, die Schale aber
röthlich weiss, mit vielen feinen Läugswelleulinien, die einander absatzweise genähert sind und in
einander fliessen. Die Windungen sind nicht merklich abgesetzt, und die Spitze ragt hervor. Sie
findet sich, aber selten, an den Küsten Ostindiens. Andere haben so flache Windungen, dass die
Schale darauf stehen kann, so C. marmoreus, eine der grössten Kegelschnecken, von mehr als 3
Zoll Länge.
Familie Walzenschnecken. Volutacea,
Wesentlich erChar akter. Schale bauchig, ei- oder birnfönnig, das Gewinde am dicken Ende, aber wenig sichtbar;
Mündung weit, oben mit einem Ausschnitt und Falten an der Innenlippe.
Fig. 12. Die Mohrenkrone (Cymbium aethiopicum'), 12mal verkleinert.
Diese Schnecke, von welcher bloss das Thier abgebildet wurde, ist eine der grössten von al-
len. Die dünne glatte Schale wird wohl 1 Fuss lang, hat eine schwach rothgelbe Farbe und eine
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sehr weite Mündung, deren Innenlippe an der Spindel nur wenige schwache Fallen zeigt. Die Win-
dungen sind wenig sichtbar, vertieft, und tragen dreikantig pyramidale, an der Vorderseite offene Zacken,
welche mit der Windung allmälig grösser werden. Das Thier zeichnet sich aus durch einen sehr
grossen dicken Fuss (d), den es nur mit Mühe in die Schale zurückziehen kann, und einen nach
Verhältniss kleinen Mantel (a), der die Eingeweide nur so eben umhüllt; am Vordereude desselben
ragt die kurze Athemröhre (b) wie bei der Vorigen hervor. Der Kopf ist wieder ziemlich breit,
trägt 2 kurze Fühler und vor diesen am Grunde die Augen, in der Mitte aber zwischen ihnen das
rüsselförmig hervorragende Maul (c), welches wieder von einem schleierförmigen Lappen bedeckt ist.
Man findet diese Art, wie mehrere Verwandte, an der Küste des westlichen Afrikas von Kongo bis
Senegambien.
Fig. 13. Marginella iiubeculata, um die Hälfte verkleinert.
Die länglich eiförmige glatte Schale zeigt eine etwas schmälere Mündung, deren Aussenlippe einen
schwielig verdickten Saum hat, während am oberen Ende der Spindel einige ziemlich gleiche Falten
hervortreten. Sie wird etwas über einen Zoll lang, hat eine schmutzig weissgelbe Farbe und mehrere,
unregelmässige Zickzacklinien; an der Spindel sitzen 4 Falten, die Windungen ragen hervor und sind
glatt. Das Thier unterscheidet sich wenig von dem Vorigen, nur der Fuss ist kleiner, reicht aber
doch nach hinten über die Schale hinaus. Beiden fehlt der Deckel und diesem auch der Schleier
am Kopf.
Familie FlügeliSChnecken. Alata.
Wesentlicher Charakter. Schale meist spindelförmig, nach beiden Enden zugespitzt; Windungen deutlich. Mündun»
gross, mit abstehender erweiterter Aussenlippe und tiefem bisweilen kanalartigem Ausschnitt nach oben, vor •welchem am
Rande ein zweiter Ausschnitt bemerkt wird. In diesem liegt der Kopf des Thieres.
Fig. 14. Der Pelikansfuss (Rostellaria pes Pelecani').
Diese Schnecke hat, wie die übrigen Flügelschneckeii, eine sehr dicke kalkige Sehale, deren
Oberfläche uneben, höckerig und niemals besonders schön gefärbt ist. Ihre Schale zeigt nach oben
statt des Ausschnittes einen zugespitzten Halbkanal, welcher als lange Zacke hervortritt und am
Grunde daneben einen bemerkbaren aber flachen Ausschnitt für den Kopf; hinter diesem läuft die
Aussenlippe noch in 3 Zacken aus, von welchen die untere die kleinste ist und mit der Schalenspitze
gleiche Länge hat. Diese Zacken setzt das Thier erst an die Aussenlippe an, wenn es ausgewach-
sen ist, daher von ihnen auf den früheren Windungen keine Andeutung wahrgenommen wird. Die
ganze Schale ist gegen 2 Zoll lang, gelblich, mit glatter glänzender Mündung, deren oberer Zacken
und Eingang gelbbraun angelaufen ist. Das Thier hat einen massigen Fuss mit Deckel, einen lan-
gen Athemkanal am Mantel und 2 Fühler mit Augen. Im Mittelmeer, besonders häufig nach Stürmen;
wird gegessen, zumal in Venedig.
Fig. 18. Die falterförmige Fahnenschnecke CStrombus papilio~).
Diese Schnecke unterscheidet sich von der Vorigen besonders im Bau der Schale, indem diese
an der Aussenlippe keine Zacken und statt des Kanales am oberen Ende der Mündung bloss einen
Ausschnitt hat, neben welchem nach aussen der zweite kleinere für den Kopf liegt. Das Thier trägt
einen langen, schwerdtförmigen Deckel. Die abgebildete Art ist auf der Aussenfläche überall höcke-
rig, weissiich, mit lehmgelben Flecken; auf der letzten Windung besonders stehen die Höcker deut-
lich in 3 Reihen. Die Mündung ist dunkel orangebraun, an der Innenseite glatt und weiss, sonst ge-
streift. Sie wird fast 2 Zoll lang und findet sich in tropischen Meeren.
Familie Kanalschnecken. Canalifera.
Wesentlicher Charakter. Schale mehr weniger birnfönnig, nach oben statt des Ausschnittes an der Mündung ein Ka-
nal. Windungen deutlich abgesetzt, stachelig oder höckerig. Das Thier trägt einen hornigen Deckel, kurze Fühler und
im Munde einen weit ausstreckbaren Rüssel.
Fig. 17. Das Brandhorn (Mürex brandaris").
Diese Schnecke ist sehr gemein an den Küsten von Italien und zeichnet sich aus durch einen
Kanal, der so lang ist als die ganze übrige Schnecke und dessen Kanten in die Lippenränder über-
gehen. Beide Lippen sind umgeschlagen, die äussere bildet einen verdickten wulstigen Rand, die
innere eine glatte Ausbreitung über die faltenlose Spindel. Das Thier macht den aufgeworfenen Rand
jedesmal neu, und man kann die früheren noch als Querwülste auf den Windungen erkennen; diese
zeigen ausserdem mehr weniger hervortretende Stachel oder Höcker in einfacher Reihe, Die Schale
Zu Tafel 34.
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ist weissgrau, die Höcker, Lippen und der Kanal sind gelblich, die Mündung braun. Das Thier hat
eine» breiten runden Fuss, der sich besonders unter dein Kopf sehr ausbreitet, und ein kurzes Athem-
rohr im Kanal; seine Fühler sind kaum halb so lang als der weit ausgedehnte fleischige Rüssel. Es
wird an den Küsten Italiens häufig eingesammelt und gegessen, heisst aber ganz mit Unrecht Pur-
pur seh necke, da es durchaus keinen Purpursaft absondert.
Familie Pubpurschnecken. Purpurifera.
Wesentlicher Charakter. Schale kürzer, bauchiger, ohne Kanal, mit allermeist scharfer Aussenlippe und Falten an der
Spindel. Thier mit 2 Fühlern, woran die Augen in der Mitte, und langem Rüssel; der breite Fuss trägt einen Deckel.
Fig. 16. Die getäfelte Sturmhaube (Cassis decussata').
Bei den Sturmhauben hat die Schale eine eiförmige Gestalt und eine durch die verdickte um-
geschlagene Aussenlippe verengte Mündung, deren beide Bänder gezähnt sind; oben hat die Mündung
einen tiefen Ausschnitt, welcher in einen kurzen zurückgebogenen Kanal übergeht; die Windungen
sind bemerkbar, aber oft kurz und fast in einer Ebene. Das Thier hat keine besondere Auszeichnung
als den langen, schmalen gezähnten Deckel. Die abgebildete Art ist auf der ganzen Oberfläche mit
feinen Längs- und Querstreifen versehen und zeigt auf der letzten Windung noch die aufgeworfenen
Ränder der früheren Mündungen; ihre Farbe ist hell bläulich weiss, die Windungen mit bräunlichen
Querstreifen; Mündung weiss,, der umgeschlagene Rand aussen orange, die Tiefe schwarzbraun. Sie
wird 2 Zoll lang und findet sich im Mittelmeer.
Fig. 15. Die Harfeuschneckc (Hakpa ventricosa").
Die eiförmige Schale hat eine weite Mündung mit scharfem hervortretendem Rande und nicht
sehr tiefem Ausschnitt am oberen Ende. Auf der äusseren Fläche ist sie glatt, glänzend, wie polirt,
und mit dicken flachen dem Ausssenraude parallelen erhabenen Rippen geziert, welche an den früheren,
sehr kleinen Windungen weniger bemerkt werden. Ihre Hauptfarbe ist ein schwaches Fleischroth,
mit gelb und braun in der Mischung; auf den Rippen wie in den Zwischenräumen stehen halbkreis-
förmige, gelbliche, bläuliche, bräunliche, weiss eingefasste Flecken in Reihen, Das Thier hat eine
gelbrothe Färbung, mit mehr rothen Streifen und Flecken; sein Fuss breitet sich sehr aus, und reicht
über die Fühler (b. b.) u»d das Ahemrohr (aj hervor; die Küsten von Ostindien sind seine Heimath.
Anw, Der Purpursaft, den manche Mitglieder dieser Familie bereiten, wird von dem verdickten drüsigen Rande des Mantels, wel-
cher den Eingang der Schale umgürtet, abgesondert. Solche Arten des Mittelmeeres wurden von den Alten zum Rothfärben benutzt.
3. Zunft. FREIKIEMENSCHNECKFN. Heterolranchia.
Wesentlicher Charakter. Die Kiemen sitzen nicht in einer besonderen Athemhöhle im Mantel, sondern in dem Raum
zwischen Mantel und Leib, oder frei auf dem Mantel; ihre Form ist theils kämm-, theils blatt-, theils büschellörmig.
Familie Schildkiemenschnecken. Aspidohranchia.
Wesentlicher Charakter, Kiemen kammförmig, bald an der einen Seite bald an beiden unter dem Mantel; dieser son-
dert eine napfiörmige Schale ab. Das Thier scheint bloss weiblich zu sein.
Fig. 19. Das gefurchte Meerohr (Haliotis canaliculatay.
Die Schale dieser Gattung zeigt noch eine deutliche Windung, ist aber dabei so flach, dass sie
mehr einem Napf ähnelt; an der Ausseukante finden sich eine Reihe Löcher, wodurch das Thier Fort-
sätze seines Mantels hervorstreckt. Auf der Aussenfläche zeigt die Schale der abgebildeten Art feine
Längsstreifeu, welche von einzelnen Querstreifen durchbrochen sind, und ziemlich in der Mitte eine
erhabene Längsvvulst; ihre Farbe ist gelblich roth, mit unregelmässigen brauurothen Flecken. Innen
ist sie perlmutterfalben und wo aussen die Wulst verläuft, ist hier eine Rinne. Das Thier (Fig. 19. a)
zeigt uns einen elliptischen am Rande tief gezackten und gekränzten Fuss, vorn 2 Fühler., an deren
Grunde die Augen auf besonderen Stielen, und dazwischen den kegelförmigen Mund (e). Die Kie-
men (b. b.J liegen links in einer Tasche des Mantels, zwischen ihnen ist die Mündung des Mastdarms
(c) bemerkbar; ein breiter Muskel (d) heftet das Thier an die Schale, und hinter diesem scheint
durch die gewundene Spitze des Mantelsackes (f.) die braune Leber hindurch. Die Schale wird fast
2 Zoll lang und findet sich an den Küsten des indischen Ozeans.
Fig. 21. Gattung Fissuuella.
Dieses Bild giebt die Umrisszeichuung der genannten Gattung, deren Hauptcharakter darin liegt,
dass die uapfförmige Schale im Gipfel eine Oeffnung hat, die zu den an beiden Seiten gelegenen Kie-
men führt, zugleich aber dem Mastdarm (a) den Durchtritt verstattet, so dass der After dieser Schnecke
mitten ;i„f dem Rücken liegt.
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Familie Krejs^ikmenschnecken. Cyclobranchia.
Wesentlicher Charakter. Die Kiemen bestehen aus Blättern, welche dicht neben einander rings um den Leib zwischen
Blantel und Sohle sitzen. Der Mantel sondert eine Schale ab; das Thier bloss weiblich.
Fig. 20. Die Trauernapfschnecke (Patella lugubrisy
Ihre Schale ist nur ein einziges Stück, und liegt bloss auf dem Mantel des Thieres, welcher
sie mit seinem freien gezackten Saume umgiebt. Dieser hat vorn einen Ausschnitt, worin der Kopf liegt.
Die Schale ist graubraun, mit vielen radialen erhabenen Rippen von schwarzbrauner Farbe, innen
weiss. Die Schnecke findet sich in tropischen Meeren, und hält sich gern an Felsen in der Nähe der
Küsten auf.
Fig. 23. Die Käfermuschel (Chiton squamosus^).
Die Käfer muscheln haben ihren Namen von der Aehnlichkeit ihrer Schale mit einem Insek-
ten-Leib, indem dieselbe nicht einfach ist, sondern aus 6 — 8 Kalkstücken besteht, welche au dem
besonders im Umfange lederartigen Mantel festsitzen. Unter ihm liegen ringsherum die Kiemen (Fig.
23. e. b. b.) und darunter der Leib mit der schmalen Sohle (c); der Mund ist vorn (d) von einem
Hautlappen bedeckt, aber ohne Fühler und Augen. Die Arten leben in allen Meeren, und sitzen
gleich den Vorigen, an Steinen und Klippen so fest, dass man sie kaum losreissen kann. Bei der ab-
gebildeten Art besteht die Schale aus 8 Stücken, wovon jedes beiderseits Streifen hat; der lederar-
tige Theil ist wie mit Schuppen hedeckt und behaart. Sie Wird 2" lang, ist gelbbraun und bewohnt
das Mittelmeer.
Familie Dachkiemenschnecken. Pomatobranchia.
Les tectibranches Cuv.
Wesentlicher Charakter. . Schale klein, z. Tbl. vom Mantel bedeckt, allermeist dünn, Iiornartig. Kiemen kaminförraig,
an der rechten Seite unter oder in einer Falte des Mantels. Sie sind Zwitter.
Fig. 2$ Der punktirte Meerhase (Aplysia punctata).
Der Körper dieses Thieres ist fast ganz vom fleischigen Mantel bedeckt, nur der Kopf ist frei;
an diesem bemerkt man 4 Fühler, 2 kürzere über dem Munde, 2 längere (b.b.) hinten auf dem
Kopf, am Grunde dieser sitzen die Augen. In der Mitte des Mantels findet sich ein tiefer Ausschnitt
(a), welcher bis auf die Mitte des Rückens reicht, und ausser einer dünnen zarten Schale auch die
Kiemen zum grossen Theile verdeckt. Der ganze Leib ist schmutzig grün, mit kleinen weissen Pun-
kten in Gruppen, die Sohle allein hat eine weissliche Färbung. Das Thier bewohnt die Küsten des
Mittelmeeres und wird mehrere Zoll lang.
Familie NacktkiemEnschnecken. Gymnobranchia.
Les nudibranches Cuv.
Wesentlicher Charakter. Schale fehlt, der schildförmige Mantel bedeckt den ganzen Rücken, und trägt frei auf seiner
Fläche oder an seinem Rande die verschieden gestalteten meist büschelförmigen Kiemen.
Fig. 25. Doris atromarginata.
Der langgestreckte, lanzettförmige Leib hat vorn das rüsselförmige Maul, und darüber 2 kol-
bige Fühler ■(.%-.m). Der Mantel bedeckt seinen Rücken fast vollständig, und trägt vor seiner Spitze
den Kiemenbüschel (b), in dessen Mitte sich auch die Afteröffnung befindet. Die abgebildete Art ist
gelb, der Mantel bräunlich mit schwarzem Rande und weissem Vorstoss. Die Spitze der Sohle ist
stark verlängert. Die Schnecke bewohnt die Meere an Indien.
Fig. 22. Thetis (Thethys) leporina Lam.
Der fleischige Leib ist sehr flach und durchscheinend, von lanzettlicher Form, hinten zugespitzt,
vorn aber mit einem breiten, halbmondförmigen, sehr grossen Mantellappen versehen, welcher den Mund
überdeckt. Der darunter liegende Mund ist rüsselförmig verlängert, die beiden kurzen Fühler (a. a.)
stehen über ihm, am Grunde auf dem Rücken des Segels. Dieses ist am Rande stark gefranzt; der
übrige glatte Leib trägt auf seiner Rückseite büschelförmige Kiemen (b. b.) in 2 Reiben, und der
After liegt an seiner rechten Seite. Die Länge des Thieres beträgt 6 — 8 Zoll und sein Aufenthalts-
ort ist das Mittelmeer.
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4. Zunft. RÖHRENSCHNECKEN. Tuhkoh.
Wesentlicher Charakter, Der dünne wnrrnförmige Leib steckt in einer nach ihm geformten Schale, die entweder bloss
gebogen ist, oder so gewunden, dass die Windungen nicht oder nur z. Tbl. an einander stossen.
Fig. 26, Die Wurmschnecke (Vermetus lumbricalis).
Die gewundene Schale, deren letzte Windungen nicht an einander stossen, ist fast so dick wie
ein Federnkiel, auf der Aussenseite gestreift, und bis 6 Zoll hoch. Der Leib des Thieres (Fig. 27.)
ragt aus der Mündung der Schale hervor, und zeigt uns einen kolbigen Fuss (d), welcher im zurück-
gezogenen Zustande den Eingang der Schale schliesst. Neben dem Fuss liegt der Kopf des Thieres
( b) mit den kurzen Fühlern, und darüber das in der Zeichnung nicht angedeutete Athemrohr, was zur
Mantelhöhle führt, in welcher die kammförmigen Kiemen stecken. Mehrere mit einander innig ver-
bundene Röhren bilden eine Gruppe, die an Gegenständen im Meere festsitzt. Man findet sie an
der Küste von Afrika.
Fig. 28. Die Zahnschnecke (Dentaliüm enteile).
Die Schale dieser Schnecke ist gar nicht mehr gewunden, sondern bloss gebogen und an bei-
den Enden offen, doch steckt das dickere mit dem Thier im Schlamm. Sie ist über einen Zoll lang und
so diek wie eine Rabenfeder und drüber. Das Thier (Fig. 38. a in natürlicher Grösse von der Bauch-
seite dargestellt, bei FTig. 28. f. um das Doppelte vergrössert) zeigt einen röhrigen Mantel (c), welcher
es ganz umschliesst, so dass nur die Spitze des Fusses (d) hervorragt. Nimmt man den Mantel weg,
so erscheint der zylindrische Fuss (d), mit welchem sich das Thier tief in den Sand einbohrt, und
am Grunde desselben der Kopf (e), woran vorn kurze Tentakeln, aber keine Augen bemerkt werden;
zwei dunklere Flecke an ihm sind die durchscheinenden Zähne der Mundhöhle. Hinter dem Kopf
sitzen am Leibe die büschelförmigen Kiemen (b. b.), worauf der übrige Rumpf folgt, der die vom Man-
tel bedeckten Eingeweide, als Magen, Darm, die symmetrische zweilappige Leber, das Herz und den
durchscheinenden Eierstock (Ii) enthält; am Ende desselben liegt in einem Trichter (g) die Afteröff-
nung. Die abgebildete Art hat eine glatte roseufarbene Schale, und findet sich an den Küsten von
Frankreich, f im Sande steckend; einmal herausgeworfen, kann sie nicht wieder in den Sand ein-
dringen.
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>
TAFEL 35.
9. Klasse. S C h a I t h i e r e. Mollusca.
2. Ordnung. Bauchfiisser, Schnecken. Gastropoda.
3. Zunft. FREIKIEMENSCHNECKEN. HeterobrancMa.
(Nß. Die Definitionen dieser Gruppen siehe im Text der vorigen Tafel.)
Von den 6 hierher gehörigen Familien sind bereits 4 auf der vorigen Tafel durch einzelne Reprä-
sentanten erörtert, mithin bleiben noch 2 zu erläutern, welche hier nachgeliefert werden.
5. Familie. Ve b s te ck tkiem en s c hne c ken. Hypobrunchia.
Wesentlicher Charakter. Schale fehlt, oder napfförmig; die Kiemen blattförmig, stecken in dem Räume zwischen Man-
tel und Sohle, theils an einer, theils an beiden Seiten des Körpers.
Fig. 6. DiPHYLLiDiA lineata.
Die Gattung D iphyllidia gehört zu den schaalenlosen Hypobbanchien, deren Kiemen den ganzen
Raum zwischen Mantel und Sohle anfüllen und blattförmig gestaltet sind. Sie gleicht in der Form
einer schaalenlosen Gartenschnecke, ist aber kürzer, breiter und der lederartigfe gestreifte Mantel be-
deckt den ganzen Leib. Vorn ragt der kurze dicke Kopf hervor und an ihm ein Paar Fühler und
ein zweites Paar unter der Form von Warzen. Zwischen dem erhabenen Mantelsaum und der Sohle
erkenut man oberhalb die schiefen Kiemeublättchen, und unter diesen vorn die Geschlechtsmündung, hin-
ten den After. Beide liegen also an der rechten Seite. Das Thier lebt im Mittelmeer und hat einen
dunkelgrünen, gelbgestreiften Mantelrücken.
Familie Seegelfüsseb. Hetebopoda.
Wesentlicher Charakter. Schale fehlt oder mützenförmig; das Thier mit rüsselförmigem Kopf, woran meistens Fühler
und Augen (b), und einer scharfkantigen, oft segelartig (o) ausgedehnten Bauchkante. Sie leben im Meer und sollen
rücklings schwimmen, den Bauch nach oben (?).
Fig. 4. Fibola Adamaster.
Leib lang gestreckt, rundlich, aufgebläht vom Wasser ziemlich klar, fast gallertartig, mit scharf-
kantigem Flossenschwanz am Ende und hohem kreisrunden Seegel, dicht vor dem Schwanz am Ende
der Bauchseite des Rumpfes. Kopf mit langem Rüssel (a), an dessen Grunde ein Paar verkümmerte
Fühler und Augen (b). Am Ende des Rückens ein kegelförmiger schalenloser Mantelsack (d), worin
Kiemen, Herz, Leber und Eierstock stecken. 7jü ihm begiebt sich der Darm vom Munde durch den
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ganzen Leib; After neben dein Sack. Die abgebildete Art wird 10—15 Zoll laug, ist gelblich weiss
mit röthlichein Dann und unregelmässigen Warzen an beiden Seiten, die auf dem Schwanz kleiner sind
und Reihen bilden. Sie lebt in den Meeren am Kap der guten Hoffnung.
4 Zunft. RÖHRENSCHNECKEN. Tubicola.
(Siehe die vorige Tafel).
3. Ordnung. Vlüg elf'üss er. Pteropoda.
Wesentlicher Charakter. Ihr Leib ist sackförmig, nackt oder zum Theil von einer Schaale bedeckt, aus welcher ein
Kopf mit Fühlern und Augen (die jedoch auch fehlen können) hervorragt. Neben ihm sitzen zwei grosse flügelförmige
Hautlappen, die als Ruder benutzt werden; alle leben im Meer.
Familie Clioiden. Clioidea.
Wesentlicher Charakter. Mit deutlichem Kopf, aber sackförmigem Mantel ohne Schale.
Fig. 1. Das Wallfischaas. (Clio boreaUs), in natürlicher Grösse.
Der länglich sackförmige Mantel ist nach unten zugespitzt und nach oben kopfartig abgeschnürt,
eine zweilappige Kappe bildend, die den eigentlichen Kopf umgiebt. Auf der Röckenseite des Halses
stehen 2 kleine Augen und auf den Seiten der Kopfkappe 2 Fühler (1). Biegt man die Kappen aus
einander, so trifft man auf den von sechs einziehbaren Tentakeln umgebenen Mund. Jede Tentakel
trägt au ihrer Oberfläche viele scheibenförmige Wärzchen, von denen eine bei 1. e. in 30maliger Ver-
grösserung dargestellt ist, und jedes Wärzchen ist noch wieder mit Saugsclieibchen besetzt, die Fig. 1. f.
einzeln in 900maliger Vergrösserung zeigt. Auf der Unterseite des Halses ragt ein glockenförmiger,
dreilappiger Halskragen (q) vor, neben welchem rechts die Ruthenöffnung (t) sich befindet, während
die weibliche Geschlechtsöffnung (p) weiter unten an derselben Seite liegt; zwischen beiden entspringt
die grosse rechte Flosse (r, abgeschnitten) und dicht hinter ihr mündet der gabelförmige After. Beide
Flossen gehen also von der Bauchseite am Halse neben dem Kragen aus und überragen den Rumpf
nach links und rechts beträchtlich. Im Rumpfe stecken der Darm, die Leber und die Genitalien, welche
oben am Rücken durch den Mantel hindurch scheinen. Das Thier lebt in den nordischen Meeren bei
Island, Grönland, Spitzbergen und ist die Hauptnahrung der Wallfische. Fig. 1. c. zeigt einen vergrös-
serten Durchschnitt des Kopfes, h,h. ist die durchschnittene Kopfkoppe; g, g sind die eingezogenen
Tentakeln, i, i, i die eingezogene Ruthe mit ihrer Mündung b, und k ist der Schlundkopf.
Familie Hyaleacea.
Wesentlicher Charakter. Kein Kopf und keine Augen, aber gewöhnlich eine Schale.
Fig. 2. Hyalea longirostris, in natürlicher Grösse.
Die Gattung Hyalea ist der Hauptrepräsentant ihrer Familie und unterscheidet sich von Clio, so
weit wir sie kennen, nur durch den Mangel eines Kopfes mit Augen, und die Anwesenheit einer Schale.
Letztere wurde hier allein dargestellt und zwar 2 a. von unten, 2 b. von oben und 2 c. von der rech-
ten Seite. Sie besteht aus einer dünnen, fast papierartigen, perlmutterigen Substanz, ist oben flach,
unten stark gewölbt, an beiden Seiten bis über die Mitte hinaus gespalten und am Hinterende mit ei-
nem stumpfen offenen Rohr versehen. Die flache Oberseite hat eine starke Längswulst, zwei Seiten-
wülste, eine scharfkantigen Seitenrand, dessen hinteres Ende zackenartig vorspringt und einen zwei-
lappigen, stark vorspringenden vordem Anhang, welcher sich etwas vor den Eingang in die Schale
biegt. Unter ihm liegt die Mundöffnung, neben welcher beiderseits die grossen Ruderflossen ausgehen
und durch die seitlichen Spalten der Schale hervortreten. Die stark gewölbte untere Fläche hat einen
herzförmigen Umriss und bei allen Arten eine intensive Farbe. Die abgebildete bewohnt südliche Meere
»nd ist an ihrem langen vorderen Vorsprung kenntlich. Sie hat eine bläuliche Farbe, aber die eoneeu-
trisch gestreifte Wölbung der Unterseite ist braun.
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4. Ordnung. Armfüsser. Brachiopoda.
Wesentlicher Charakter. Der Körper ist von einen zweiklappigen senkrecht zusammengedrückten Schale bedeckt, hat
keine Augen, keine Tentakeln, aber zwei grosse gefranzte einrollbare Anne neben dem Munde. Er wird von einem
gefässreichen Mantel umhüllt, der zugleich Respirationsorgan ist.
Familie Lingulina.
Wesentlicher Character. Schalenhälften gleich 'geformt, am Schlossende von einem langen Stiel getragen, der beide zu-
gleich verbindet und sich mit seinem Grunde festsetzt.
Fig. 5. Lingula Audebarti, in natürlicher Grösse.
Lingula ist die einzige Gattung ihrer Familie und hat daher alle oben erwähnten Eigenschaften;
die abgebildete Art ist au ihrer langgestreckten, gegen das Ende verschmälerten Form und an ihre
mehr abgeplattete Mitte kenntlich, sie hat eine gelbliche, gegen das Ende grünliche Farbe, aber der
Stiel ist braun und nach unten dicker. Sie findet sich an den Küsten Peru's. — In Fig. 5. a. ist
das aus der Schale genommene Thier vergrössert dargestellt; man sieht den am ganzen Umfange ge-
wimperten häutigen Mantel, worin bei g und g sich die Kiemengefässe mit ihren Aesteu verbreiten;
b ist ein Muskel, welcher die beiden Schalen an ihrem Grunde verbindet; c, c bildet ein zweites Ver-
bindungsmuskeJpaar; e, e ein drittes, und f einen Muskel, der sich nur au die eine Schalenseite heftet,
das Thier damit verbindend. Zwischen den beiden mittleren Muskelpaaren scheint die Leber (dd)
hindurch, bei h der Darmkanal, unter i, i liegen die Eierstöcke.
Familie Tkrebratulina.
Wesentlicher Charakter. Schalenhälften ungleich, die eine von beiden hat einen Ausschnitt, oder eine Oeffnung, durch
welche der Stiel geht, mit dem das Thier festsitzt.
Fig. 6. Orbicula lamellosa, in natürlicher Grösse.
Beide Schalen ziemlich flach, die obere etwas mehr gewölbt, mützenförmig mit übergebogener
Spitze; die untere (6. a) etwas napfartig mit tiefem, von fibröser Haut erfülltem Ausschnitt am Schloss-
ende, welcher trichterartig zum Stiel nach unten verlängert ist. Beide Schalen braun, concentrisch
lamellirt, zart gebaut. An den Küsten Perus gruppeuweis an Steinen befestigt.
Fig. 7. Terebratula chilensis, ebenso.
(7a von unten gesehen; 7b untere Schale von innen).
Obere Schale stark gewölbt, grösser als die untere, überragt dieselbe am Schlossrande mit einem
durchbohrten Buckel, aus welchem der Stiel hervortritt. Untere Schale innen (7 b) mit einem frei
schwebenden, aus 2 concentrischen, verbundenen, von einem mittleren Stiel getrageneu Kalkbogen gebil-
detem Gerüst, an welches sich die Muskulatur der Arme heftet. Fig. 7 c. stellt das aus der Schale
genommene Thier von oben dar, an welchem die obere Mantellage bis ziemlich auf den Grund weg-
geschnitten ist; man sieht darin die durchschnittenen Stämme der Kiemengefässe, neben welchen die
beiden Muskelpaare (h, h und i, i) hervorragen, die beide Schalen mit einander verbinden; g ist der
abwärts gewendete Stiel; dd bezeichnen die beiden Arme, zwischen welchen unten im Grunde sich
der Mund befindet; der linke Arm ist eingerollt, der rechte künstlich grade ausgestreckt, was das
Thier nicht vermag, wegen der Spiralbildung, denn nur in dieser Form kann es ihn ausstrecken;
h zeigt ein Kiemengefäss im untern Mantellappen, b ist ein Eindruck, welchen'der Längsstiel der untern
Schale verursacht, und daneben verläuft ein Muskel, der das Thier an die Mitte der untern Schale
anheftet. — Die Terebrateln sind in den heutigen Meeren selten und leben nur in grossen Tiefen;
in den früheren Erdperioden waren sie ungemein häufig; die abgebildete findet sich an den Küsten
von Chili, ist braun adial gefurcht, mit einigen dunklen concentrischen Linien.
5. Ordnung. Kielfüsser oder Muscheln. Cormopoda (Acephala Cuv.).
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Seiten zusammengedrückt, mit mehr oder weniger vorragender scharfkantiger Sohle (Fuss). Kein Kopf, aber ein gros
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n
sser
den Leib umhüllender Mantel, zwischen dem und dem Leibe die Respirationsorgane (Kiemen) frei hängen.
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I
1. Zunft. ROHRMUSCHELN. Periclista*)..
Wesentlicher Charakter. Schalen klein, bedecken den Leib nicht, der Mantel hinterwärts in ein langes Rohr verlängert,
das sich mit einer Kalkhülle bekleidet und hinten offen bleibt. Die Thiere bohren sich in feste Substanzen ein.
Familie Gieskannenmuscheln. Aspergillen a.
Wesentlicher Character. Schale ganz klein, mit dem vom Mantel abgesonderten Kalkrohr verschmolzen, letztere vorn
weiter, von einer porösen Platte geschlossen, hinten offen.
Fig. 8. Aspergillus! javanum, in natürlicher Grösse.
Die Kalkscheide, welche bisher allein von dieser Art bekannt ist, stellt ein keulenförmiges Rohr
dar, dessen dicke gewölbte Endplatte von einem Kranze einfacher Röhrchen umgeben, selbst aber von
zahlreichen runden Löchern durchbohrt ist und in der Mitte eine durchgehende Spalte hat. In der
Richtung des oberen Endes dieser Spalte sitzt an einer besonders bauchigen Stelle die kleine ge-
öffnete Schale im Rohr fest. Hinten ist es frei und offen. Nach der Analogie verwandter Arten
stecken die Röhren mit dem dicken Ende im Meeresboden, das dünne offene herauslassend; die poröse
Platte und die Röhrchen werden von Zacken des Mantels gebildet, welche durch die Röhrchen und
Poren heraustreten und das Einbohren in den Grund bewirken; aus der Spalte tritt wohl der eigent-
liche Fuss des Thieres hervor.
Familie Bohr Muscheln. Teredina.
Wesentlicher Charakter. Das vom Mantel abgesonderte Kalkrohr ist sehr zart und verschmilzt nicht mit der Schale.
Fig. 9. Der Schiffsbohrwurm. Teredo navalis, ebenso.
Schale klein, umgiebt den vorderen dicken Theil des länglich kalkigen Mantelrohrs, klafft nach
vorn und lässt hier den stempeiförmigen Fuss heraustreten. Sie hat ein winkliges kleines Schloss,
und darunter einen löffelartigen Vorsprung (9. b, c), der sie mit dem Thier verbindet; ihre äussere
Oberfläche ist stark gestreift und ihr vorderer Rand zugeschärft, beides Eigenschaften, die das Ein-
bohren der Schale in Holz möglich machen, wenn das Thier sie durch drehende Bewegungen fort-
schiebt. Weit hinter die Schale hinaus reicht der Mantel, welcher zwar ganz nackt ist, aber doch im
Leben eine dünne Kalkschicht absondert, die das ausgebohrte Rohr überzieht. An seinem Ende trägt
er zwei kleine löffeiförmige Schalen (9. d), zwischen denen (die obere ist in der Abbildung entfernt)
das Athem- (e) und das Afterrolir (f) hervorragen. Dieses merkwürdige Thier findet sich in den
Europäischen Gewässern, Schiffe und Pfahlwerk der Küsten anbohrend, und sie schwammartig durch-
löchernd; es hat durch Zerstörung der Deiche und Bollwerke schon mehrmals, namentlich in Holland,
bedeutenden Schaden angerichtet. Um die Schiffe dagegen zu schützen, beschlägt man sie jetzt ge-
wöhnlich mit Kupferplatten.
Fig. 10. Der Steinbohrer. Pholas äactylus, ebenso.
In dieser Gattung ist die Schale grösser als das Mantelrohr und bekleidet den Leib ziemlich voll-
ständig; indess klafft sie vorn wie hinten soweit, dass dort der Fuss, hier das Mantelrohr (f) hervor-
ragt. Sie ist bei der abgebildeten Art an ihrem vordersten, ohrartig hervorgezogenen Rande mit Zak-
ken verseheu und auf ihrer ganzen Oberfläche mit zackigen coucentrischen Streifen, und hat so das
Ansehen einer rauhen, zum Einbohren brauchbaren Feile. Statt des Schlosses finden sich zwei abge-
rundete Wölbungen, die von Oeffnungen durchbohrt sind (10. b und c), und unter dieser ragt wie bei
Teredo ein Löffel hervor (10. c, d), den ich bei allen meinen Exemplaren dieser Art an der rechten
Schale vermisse (10. b). Um nun dennoch beide Schalen inniger zu verbinden, schlägt sich ein Fort-
satz des Mantels vom Rücken ausgehend über die Schlossgegend nach aussen fort (e) und heftet dadurch
beide Schalen an einander. Auch er sondert eine kleine Kalkplatte ab, die also über der iSchloss-
gegend liegt. Die abgebildete Art findet sich an Europäischen Küsten und bohrt sich tief ,n Kalk-
nud Sandsteine. Meine Exemplare stammten von Helgoland.
*) Im Text der folgenden Tafel setze man Zeile 5 von oben 2. Zft. statt 1. Zft.
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t2. Zunft. DIMYIA.
Wesentlicher Charakter. Muscheln, deren Schale den Leih grösstenteils oder ganz bedeckt, und mit i))m durch zwei
Schliessmuskeln, einen am Vorderrande, den andern am Hinterrande, in Verbindung steht.
A. Crassipedia. Die Schale klafft vorn und hinten, dort um den dicken stempeiförmigen Fuss, hier um das After- und
Athemrohr durchzulassen.
Familie Solenacea.
Wesentlicher,Charakter. Schale mit äusserem Bande über dem Schloss.
Fig. 19. Solen vagina, halbe natürliche Grösse.
Die Sehalenform der Gattung Solen (Messerscheide) ist theils lang, schmal, parallelseitig und zy-
lindrisch, wie die hier abgebildete Art; theils länglich elliptisch, wie bei der folgenden Gattung, von
der sie sich durch die Anwesenheit von kleinen, ineinander eingreifenden Schlosszähnen (e und d) unter-
scheidet. Diese Schlosszähue liegen bei den zylindrischen Arten ganz am Vorderende, bei den ellip-
tischen näher der Mitte. Bei der abgebildeten Art finden sich drei Schlosszähne, alle anderen ellipti-
schen Arten haben zwei oder vier. Sie ist mit einer bräunlichen Oberhaut bekleidet, die aber längs
<ler Mitte jeder Schale sich abreibt, und hat am Rande der einzelnen Schalenschichten einen röthlichea
Ton. Man findet sie an Europäischen, Amerikanischen und Indischen Küsten.
Fig. 11. Glycymeris siligna, ebenso.
Diese Gattung hat die Form der elliptischen Solen- Arten unterscheidet sich aber von ihnen durch
den Mangel aller Zähne im Schloss (11. c). Die Schale klafft übrigens nicht bloss vorn und hinten,
sondern grösstenteils auch unten (IL a.) Das Thier hat bloss vorn eine kleine Oeffnung im Mantel,
aus welcher der zylindrische Fuss hervortritt, hinten ist der Mantel in ein einziges dickes Rohr ver-
längert, an dem man erst am Ende beide Mündungen unterscheidet. Das aus der Schale genommene Thier
(11. b) zeigt bei d den vorderen, bei e den hinteren Schliessmuskel und bei f den faltigen Mantelrand,
mit dem es au der Schale haftet. Letztere ist aussen, gleich allen sichtbaren Theilen des Thieres,
rabenschwarz; innen weiss. An nordischen Küsten.
Familie Myacea.
Wesentlicher Charakter. Schale mit innerem Bande und ohrförmigen Schlosszähnen.
Fig. 13. Mva truncata, ebenso.
Die My en sind elliptisch gestaltete Muscheln, deren hinteres Ende nur bei der abgebildeten Art
abgestutzt ist, zum Durchgange des langen gemeinsamen Mantelrohres, welches innig an der Schale
haftet. Das Schloss besteht an der linken Hälfte aus einem flachen, schief abwärts geneigten, concen-
trisch gestreiften Vorsprunge (13 b. c), welcher sich unter eine ähnliche Vertiefung der rechten Hälfte
schiebt; zwischen Beiden sitzt das Band ganz im Innern unter dem Buckel. Die abgebildete Art fin-
det sich im Atlantischen Ocean an Europäischen Küsten, ist aussen rothgelb, das Rohr aber bräunlich,
und bohrt sich, wie die vorigen Gattungen, in den Ufersand ein.»
B. Tenuipedia. Die Schale klafft nur wenig oder gar nicht, der Fuss ist klein und zusammengedrückt: Mantel weni<1
oder gar nicht nach unten geschlossen.
a. Band innerlich, unter oder neben dem Schloss.
Familie Mactracea.
Wesentlicher Charakter. Schalenhälften gleich gestaltet, Thier mit kleinem Fuss zum Kriechen.
Fig. 14. Mactra lactea; in natürlicher Grösse.
Schalenumriss länglich dreiseitig oder elliptisch, am Endraude ein wenig klaffend. Das Schloss
besteht aus einem starken Zahn, hinter welchem unmittelbar das Band (e) ja einer dreieckigen Grube
steckt; vor und hinter dem Zahn jederseits eine hohe Längsleiste (b). Die abgebildete Art ist mit
schwachen, auf den Buckeln gewöhnlich abgeriebenen concentrischen Streifen versehen, milchweiss
von Farbe, ziemlich dünn, am Buckel meist violett, und findet sich im Mittelmeer.
Zu Tafel 35.
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Fig. 15. Amphidrsma solida, ebenso.
Schalenumriss ziemlich kreisförmig; nirgends klaffend, das Schloss ohne Zahn, aber mit einem
dicken starken Bande in der Mitte (a), vor und hinter welchem eine kurze, stumpfe Leiste sich befin-
det; über der hinteren ein zweites schmales äusserliches Band (b). Die abgebildete Art findet sich an
den Küsten von Chili, ist dickschaalig, aussen concentrisch gestreift, gelblich weiss; die Schlossgcgeud
innen und besonders die Leisten schön rosenroth.
Familie Cobbulacea. "
Wesentlicher Charakter. Schalenhülften ungleich, die eine greift über die andere beträchtlich hinüber.
Fig. 20. Corbula donacina, ebenso.
Schalenumriss elliptisch oder länglich dreiseitig, gewöhnlich die rechte Hälfte grösser als die linke.
In dieser ein breiler Vorsprung am Schloss, auf welchem das Band sitzt, und der in einen tiefen Aus-
schnitt der andern Schale Iiineinpasst; davor und dahinter eine stumpfe Leiste. Die abgebildete Art
ist stark gewölbt, nach hinten verlängert, dreiseitig unregelmässig concentrisch gestreift und von einer
schwarzgrauen Oberhaut bekleidet, die an den Buckeln und auf der Mitte gewöhnlich abgerieben ist;
die rechte Schale greift bloss in der Mitte des unteren Randes über die linke fort. Sie bewohnt die
Küsten von Brasilien.
b. Band ausserlich.
Familie Lit hophaga.
Wesentlicher Charakter. Kleine etwas klaffende Muscheln, welche sich in Felsen einbohren.
Fig. 16. Petricola ochroleuca, ebenso.
Schalenumriss fast dreiseitig elliptisch, vorn abgerundet, hinten mehr verlängert, stark klaffend;
Schloss mit 2 kleinen Zähnen in der linken, einem in der rechten Hälfte; darüber das kurze dicke
Band. Aussenfläche radial gestreift, Farbe lehmgelb. Im Mittelmeer.
Fig. 17. Saxicava gallinacea, ebenso.
Schalenumriss länglich elliptisch, das Schloss zahnlos, eine Querschwiele, darüber das schmale gewölbte
Band; rechte Schale etwas grösser als die linke, greift über. Die abgebildete Art bewohnt die Küsten Frank-
reichs, ist weiss, hat concentrische blattartige Streifen; 17 a stellt sie in ihrem Bohrgange von oben dar.
Familie Nymphacea.
Wesentlicher Charakter. Schalen klaffen in der Regel nicht, oder nur wenig. Das Schloss mit 1 — 2 Zähnen. Keine
Bohruiuschelu.
Fig. 18. Tellina radiala, ebenso.
Schalen länglich elliptisch (oder kreisrund bei anderen Arten) flach gewölbt, glänzend polirt (bei
anderen rauh und höckerig); Schloss an der rechten Seite mit einem, an der linken mit zwei Zähnen,
dahinter eine Leiste, über welcher das Band sitzt. Die abgebildete Art gehört zu den glänzendsten
und schönsten, ist durchscheinend, weiss, mit 3 — 5 rothen breiten durchbrochenen Strahlen, die schmä-
lere zwischen sich fassen. — Sie findet sich an Europäischen Küsten.
Fig. 19. Danax scortum, um die Hälfte verkleinert.
Schalen dreiseitig, am Hinterende scharfkantig abgesetzt, zugespizt; Schloss wie bei Tkllina, itber
neben den Zähnen jederseits ein scharfer Höcker. Das Band elliptisch, kurz. Die abgebildete Art
hat eine sehr scharf abgesetzte Hinterfläche. Feine concentrische Streifen, die an der Kante der Ilinter-
fläche in Zacken hervortreten, und noch feinere radiale Leisten, besonders am Vorderende; sie ist
aussen weiss, innen und am Hinterende violet, und findet sich an den Küsten Ostindiens.
C. Lamellipedia. Schale klafft nicht; der Fuss ist ein seitlich zusammengedrückter, pilugscharforiniger, °f* se'ir langer
Fortsatz, der aus dem Vorderrande mehr oder weniger hervortritt.
(NB. Die Familien auf der folgenden Tafel.)
9
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TAFEL 36.
9. Klasse. Schaltliiere. Mollusca.
5. Ordnung. Kielfüs ser, Muscheln. Cormopoda. Acephala Cur.
(Die Definition siehe Tafel 30.)
1. Zunft. D I M Y I A.
Wesentlicher Charaktei. Sie haben zwei Muskeln, wodurch die Schale geschlossen wird, den einen am Yorderende über
dem 31unde, den andern am Rücken, öder ganz hinten unter dem After»
Familie Conchina. Lam.
Wesentlicher Charakter. Die Schalenhälften sind gleich gestaltet, und haben äusserlich eine gefärbte hornige Epidermis;
am Schloss nur 3 Zähne. Das Thier hat einen geschlossenen Mantel, mit einer Spalte nach unten zum Durchgange des
Fusses und 2 langen Röliren am Hinterende, wovon die obere dem After entspricht, die untere aber zum Einathmen dient.
a.    Einige leben in süssen Gewässern und haben eine dünne leicht zerbrechliche Schale.
Fig. 8. Cyclas cornea, in natürlicher Grösse.
Die Schalen haben einen elliptischen Umfang und ragen mit den Buckeln merklich über das Schloss
hervor, am Schloss finden sich 3 schief gegen einander gestellte Zähne, von denen sich zuuial die
hinteren berühren, daneben scharfe leisfenförmige Seiteuzähne. Das Thier hat einen langen schmalen,
stark zusammengedrückten Fuss, welchen es aus dem yordern stumpfen Ende der Schale weit hervor-
steckt, und 2 kurze am Grunde etwas verwachsene Athemröhren am Hinterende. Man findet diese
kleine Muschel bei uns nicht selten in Gräben, Bächen und Flüssen; sie-wird 5—6'" lang und 4'" hoch.
Die Farbe der Schale ist aussen hellbraun, do.ch scheint zumal an der Lichtseite grün durch, der Band
ist gelblich, die inwendige Fläche weiss. Das Thier ist hell fleischroth.
b.    Die Meisten leben im Meer, und haben eine sehr dicke, feste Schale.
Fig. 9. Venus. Dombeii. Lam.
Die Mitglieder der Gattung Venus gehören zu den schönsten Muscheln überhaupt, und zeichnen
sich besonders durch ihre glänzende, polirte, allermeist bunt gefärbte Oberfläche aus. Die Charaktere
der Gattung liegen in der völligen Gleichheit beider Schalenhälften, woran auch das Schloss Theil
nimmt, indem beide Seiten mit 3 dicken konvergirenden lamellenartigen Zähnen versehen sind, hinter
welchen eine starke Leiste am Bande fortläuft, und über dieser ist das ganz äusserliche Band befestigt.
Die Arten haben bald hervorragende konzentriche Leisten, bald vertiefte Linien, bald sind sie
ganz glatt. Zur zweiten Form gehört die seltene, hier abgebildete Art, deren Merkmahle noch ferner
in der fast kreisrunden Form, in dem dicken starken Schless und den feinen radialen Streifen begrün-
det sind. Aussen ist sie braun, innen weiss; der Rand undeutlich gekerbt, die Gegend aussen neben
dem Rande scharf höckerig. Küste von Peru.
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Fig. 10. Cytherea exoleta. harn.
Die Gattung Cytherea unterscheidet sich von Venus dadurch, dass die rechte Schalenhälfte
4 Zähne am Schloss hat, wovon 3 genähert sind, und nach oben fast zusammenstossen, der vierte
dagegen mehr entfernt und frei ist; imUebrigen haben die Arten eine bald mehr dreieckige, bald ellip-
tische, nach hinten mehr zugespitzte Gestalt und auf der äusseren Oberfläche sehr allgemein konzen-
trische Furchen oder Leisten. Bei der abgebildeten Art sind diese Leisten sehr schwach und abge-
rieben, auch hat sie einen fast kreisrunden Umfang. Auf der Aussenfläche ist sie weisslich, mit radien-
förmigen aus rothen Flecken zusammengesetzten Streifen; die Innenseite ist ganz weiss. Hier sieht
man die verschiedenen Eindrücke, welche durch die Bildung des Thieres bedingt sind, sehr deutlich;
nehmlich den kleinen Muskeleindruck über dem Munde (b), den grösseren über dem After (a) und den
mit dem äusseren Umfange konzentrischen Manteleindruck, d. h. die Stelle, wo der Mantel an die
Schale angeheftet ist, worin der tiefe, in die Mitte der Schale vordringende Ausschnitt (cj auffällt.
In diesem liegen die Muskeln, welche die beiden hintern Mantelröhren zurückziehen und vorschieben,
im zusammengezogenem Zustande des Thieres bei geschlossener Schale, und haben, dadurch diesen Ein-
druck hervorgerufen. Diese Muschel findet sich ziemlich,häufig im Mittelmeer und atlantischen Ozean;
sie zeigt grosse Abweichungen, in der Form der Flecken, sowie in der Ausbildung der konzentrischen
Streifen.
t
Familie Herzmuscheln. Cardiacea. Lam.
We sentlicher Charakter. Die Sclialenhälften sind einander gleich und das Schloss hat in jeder 2 — 4 Zähne; äusserlicl»
sind sie mit erhabenen Radien geziert, aber der schön gefärbten hornigen Epidermis beraubt, xhier -wie bei der vorigen Fa-
milie. Alle sind Äleerbewohner.
Fig. 3. Cabdiüm fimbriatum. Lam.
, Die Schalen der Gattung Cardium sind genau gleich, bauchig, "und erscheinen bei der Betrachtung
von vorn oder hinten herzförmig; die Buckel sind nach innen gebogen und stossen fast zusammen;
äusserlich sind sie tief gefurcht, die Furchen und Rippen gegen den Rand hin breiter und hier in
ineinander greifende Zacken ausgedehnt. Das Schloss hat in jeder Schalenhälfte 4 Zähne, wovon
je 2 und 2 einander genähert sind, und die beiden seitlichen mehr entfernt stehen; das Band ist kurz,
ganz ausserhalb. Der Mantel des Thiers hat einen weiten Schlitz, zum Durchgange des langen, mehr
runden, hakenförmig gebogenen Fusses; die hinteren Mantelröhren sind kurz. Die abgebildete Art,
welche an den Küsten Ostindiens gefunden wird, hat gleich den übrigen eine weisse Farbe, unter-
scheidet sich jedoch besonders durch die am Rande zackenförmig hervorragenden Rippen, deren An-
zahl 36 ist. Jede Rippe ist glatt, nicht lamellirt, ohne konzentrische Streifung. Die Buckel bläulich.
Schale innen röthlich.
Familie Abcacea.
Wesentlicher Charakter. Schale dick, gewöhnlich in die Quere verlängert, mit gefärbter horniger Epidermis. Das Thier
hat einen dicken aber nicht sehr langen kiellörmigen Fuss und einen unten ganz offenen Mantel mit kurzen Röhren.
Fig. 7. Tbigonia pectinata. Lam.
Die Sclialenhälften haben eine gleiche Gestalt, sind undeutlich dreieckig, mit mehr hervorragendem
Hinterrande; bisweilen auch ziemlich kreisförmig. Das Schloss hat einen sehr eigenthümlichen Bau,
nehmlich in der rechten Schale zwei grosse konvergirende Zähne, deren Seiten gekerbt sind,.in
der linken hier abgebildeten Schale dagegen zwei den beiden Zähnen der rechten Schale ent-
sprechende Vertiefungen, deren Seitenwände ebenso durch viele kleine Zähne gekerbt sind. Diese
Kerben greifen von beiden Seiten in einander, und bilden so eine feste Verbindung, welche durch das
äussere Band noch vermehrt wird. Die abgebildete Art unterscheidet sich ziemlich auffallend durch
ihren kreisförmigen Umriss, wodurch sie sich, wie auch durch die radialen Furchen und Rippen auf
der Aussenfläche, den Cardiüm-Arten nähert. Diese Rippen sind rauh von vielen kleinen auf ihnen
sitzenden Höckern, und laufen am Rande in kurze Zacken aus. Ihr inneres Ansehen ist perlmutterig.
Sie findet sich an der Küste von Neu-Holland lebend, die übrigen mehr dreieckigen Arten finden sich
nur fossil.
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Fig. 6. Arca granosa. Lam.
Schalenhälften ziemlich gleich, aber sehr in die Quere ausgedehnt, das Schloss eine grade Linie
über welche die von einander stehenden Schalenbuckel hervorragen; das Charnir besteht aus sehr vie-
len kleineu aber unter sich gleich grossen Zähnen, über welche äusserlich das Band in derselben
Ausdehnung angebracht ist. Das Thier zeichnet sich durch sehnige Fasern am Fuss aus, welche zum
Festsetzen dienen. Die abgebildete Art ist noch ziemlich rund, bauchig, mit starken Rippen und weit
hervorragenden Buckeln, die nur wenig gegen einander gebogen sind. Die Rippen haben in bestimm-
ten Absätzen hervorragende Querleisten, welche zusammen konzentrische Linien darstellen; die An-
zahl der Rippen wechselt von 18 — 26, ebenso variirt die Entfernung der Querleisten von einander,
nimmt aber gegen den Rand hin immer zu. Die Farbe der Aussenseite ist graulich olivengrün, wegen
des hornigen auf der Wölbung abgeriebenen Ueberzuges, die daher weisser ist; die innere Seite ist
gelblich, schwach perlmutterartig glänzend, besonders am Rande. Im grossen Ozean an den Küsten von
Amerika und Ostindien.
Familie Flussmuscheln. Najades. Lam.
Wesentlicher Charakter. Schalenhalften einander gleich, mehr in die Quere ausgedehnt und besonder» nach hinten zuge-
spitzt; äusserlich von glatter horniger Epidermis bekleidet. Das Thier hat einen ganz offenen Mantel, woran hinten zwei
kurze Röhren, und einen dicken kielförmigen Fuss. Sie bewohnen Teiche und Flüsse.
Fig. 1. Die Malermuschel. Unio pictorum, in natürlicher Grösse.
In dieser Gattung ist die quer gestreckte Form besonders auffallend, doch ist das Vorderende
vollkommen abgerundet und das hiivtere zugespitzt; an diesem sieht man die beiden kurzen dicken
Röhren des Mantels hervorragen, von welchen die untere gefranzte grösser ist, und zum Eindringen
des Wassers dient. Vorn ragt der dicke fleischige etwas nach oben gebogene Fuss hervor. Die
Schalen haben eine ziemliche Dicke, besonders dann, wenn die Art in grossen Flüssen sich findet,
und 3 grosse sehr starke Scbiosszähne, 2 in der linken, 1 in der rechten Hälfte, und hinter diesen
der Richtung des Bandes parallele Leisten, ebenfalls 2 in der linken, 1 in der rechten Schale. Die
Buckel ragen ziemlich stark hervor und sind gewöhnlich abgerieben, die übrige Aussenfläche ist glatt,
braungrün, mit konzentrischen Streifen. Länge 2J Zoll. In Flüssen überall.
Fig. 2. Anodonta cygnea, um die Hälfte verkleinert.
Die Gattung Anodonta unterscheidet sich bei grosser Aelmlichkeit mit der vorigen von ihr durch
die stets dünnere Schale, die grössere Höhe derselben, den Mangel aller Zähne und Leisten am Schloss,
das kielförmig hervorragende Band, und die flachen, nicht über das Band hervorragenden Buckel.
Aussen sind die Arten ebenfalls grünlich braun, innen perlmutterig. In der hier gegebenen Abbildung
der bei uns in allen Teichen und Flüssen gemeinsten Art ist die rechte Schalenhälfte mit dem rechten
Mantellappen weggenommen, um die Lage aller äusseren Organe der Muschel dadurch zur Ansicht
zu bringen. Man bemerkt zuvörderst den Mund (i) und unmittelbar darüber den vorderen Schliess*
muskel (c), gleich unter diesem ist der Rand des abgeschnittenen Mantellappens sichtbar, welcher am
ganzen Leibe in einer Bogenlinie nach hinten sich fortsetzt, und ebenso unter dem hinteren Schliess-
muskel Cd) endet. Der noch vorhandene linke Mantellappen (g) liegt zunächst an der Schale, und hat
einen wulstig verdickten, dem Schalenumfange konzentrischen Saum, welcher an die Schale angeheftet
ist, aber bis zum Rande derselben sich ausdehnen kann. Neben dem Munde liegen jederseits 2 Haut-
lappen fb), hinter welchen die beiden Kiemenlappen (k) hervortreten, und sich nach hinten bis zur
unteren Mantelröhre (f) fortsetzen; über dieser liegt die kleinere obere Mantelröhre (e und 2, a. e),
welche der AfteröfFnung gegenüber* steht. Zwischen den Kiemen ragt der dicke Fuss (h) hervor, m
bezeichnet die Stelle des Schlosses.
Familie Miesmuscheln. Mytilacea Lam.
Wesentlicher Charakter. Schale dreiseiti» oder schmal elliptisch, das Band an der ganzen Oberseite, das Vorderende
spitz, wegen der hervorragenden Buckel. Das Thier hat einen kegelförmigen Fuss, aus dein ein Byssusbüschel hervorragt.
Fig. 5. Tichogonia polymorpha Rossm., in natürlicher Grösse.
Diese in unsern Flüssen und Seen sehr gemeine Muschel stand früher unter Mytilus, ist aber
neuerdings, und mit Recht, davon gesondert worden, indem sich nicht bloss die Schalen, (sondern auch
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die Th«ere wesentlich unterscheiden. Freilich hat die Schale bei äusserlicher Betrachtung ganz die
Form von Mytilus, d. h. die flache Unterseite mit dem Ausschnitt zum Durchgange des Byssus, das
ganz nach vorn gerichtete Schloss, an welchem nur ein Paar Meine Zähnchen bemerkt werden, die
kurze, geneigte, ebenfalls abgeplattete Vorderseite, und die lange hochgewölbte Hiuterseite; allein ein
■wesentlicher Unterschied liegt darin, dass sich bei ■ Tichogonia der vordere Schliessmuskel an eine vom
Schloss herabsteigende Lamelle (a.) ansetzt, nicht an die Schale selbst. Ueber dieser Lamelle ist das
ganz äusserliche Band hingezogen. Das Thier, welches hier ohne den vordem linken Mantellappen
dargestellt ist, dessen abgeschnittenen Band man unter der Lamelle beginnen, und sich ziemlich parallel
der Bückenkante (b) des Thieres nach hinten hin unter dem grossen halbirten Bückenmuskel (c d)
fortsetzen sieht, hat im Allgemeinen dieselben Verhältnisse der Organe, wie das von Anodonta. So
sieht man ganz vorn unter der Lamelle (a) den Mund, bald dahinter den einen der neben dem Munde
hängenden Hautlappen, und bald hinter diesem beginnen die Kiemen (k), welche sich am ganzen Leibe
bis nach hinten fortsetzen. Der "zweite grössere Bückenmuskel ist ocförmig, und gewöhnlich vollkom-
men in 2 Hälften (c dj geschieden. Die beiden Mantellappen sind unten bei Cg) zusammengewachsen
und lassen vorn eine grosse Spalte, woraus der zungenförmig zugespitzte Fuss (h) hervorragt. Au
diesem bemerkt man einen Büschel brauner Fäden C0> welche aus einer an der untern Seite des Fusses
gelegenen Spalte hervortreten. Diese Fäden sind der Byssus, und werden von einem im Fuss verbor-
genen drüsigen Apparat gebildet. Hinten hat der Mantel zwei runde Oeffnungen, die als Bohren etwas
aus der Schale hervorragen, hier aber in zurückgezogener Lage erscheinen. Die obere kleinere Oeff-
HHiig (e) entspricht dem After, die untere grössere (T), welche auch als Bohr mehr hervorragt, und am
Bande gefranzt ist, dient zum Eingange des Bespirationswassers, welches die Muschel in Absätzen ein-
nimmt, und aus der kleinern Oeffnuug wieder hervortreibt. Die Farbe betreffend, so ist das ganze
Thier hell orange, die Schale aber innen perlmutterig, aussen branngrün mit eckigen weissen Flecken
micl konzentrischen Streifen. Die Buckel siad sehr spitz, die Hälften stark kahnförniig gewölbt.
Familie Nagel mdscheln. Cfiamacea.
Wesentlicher Charakter. Schale dick, die Hälften gleich oder ungleich, Schloss mit einem grossen Zahn und einer Leiste
dahinter, das Band ganz äusserlich. Thier mit unten geschlossenem Mantel und Röhren, einem kleinen Fuss, worin gewöhn-
lich eine sehr grosse Djssosdrüse. Alle im Meer.
Fig. 4. a. Hippopus maculatus s. vulgaris, um f verkleinert.
Diese Gattung gehört zu denen mit gleichen Schalenhälften, wie die Betrachtung der Umrisszeich-
nung unter Fig. 4. ergiebt, und unterscheidet sich sehr auffallend durch den Mangel des Byssusaus-
schnittes, obwohl ihr Fuss eine, wenngleich kleine Byssusdrüse besitzt. Sie hat, wie alle Nagelmu-
scheln, eine sehr dicke Schale, deren äussere Oberfläche von einer glatten, gefärbten Epidermis be-
kleidet ist; aber vom Schloss aus, dessen Buckel nach innen gegen einander gebogen sind, entspringen
erhabene Wülste und tiefe Furchen, welche gegen den Umfang hin immer breiter werden und sich
radial ausdehnen. Das Vorderende ist vor dem Schloss sehr tief eingedrückt, und dann fast eben, hin-
ter dem Schloss liegt am ganzen Bande das Band. Vom innern Bau ist merkwürdig, dass die beiden
Schliessmuskeln nicht mehr an entgegengesetzten Enden, sondern in der Mitte des Thieres so dicht
lieben einander stehen, dass sie die Form der Zahl oo annehmen. Hipp, vulgaris, oder der Bosshuf, fin-
det sich an den Küsten von Ostindien, wird 1 Spanne lang, und ist aussen hell rosenroth mit blutro-
then Querflecken und einigen zerstreuten Zacken auf den Wülsten.
In diese Familie gehört auch die Biesenmuschel (TitiDAcm gigas'), ausgezeichnet durch «die
äussere lamellirte rauhe Oberfläche, den grossen Byssusausschnitt und ihren bedeutenden Umfang. Sie
wird 2 Fuss lang, lf Fuss breit, 500 Pfd. schwer, und findet sich ebenfalls an Ostindien.
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3. Zunft. Monomyia.
Wesentlicher Charakter. Die beiden Schliessmuskeln sind in einen grossen, aus zwei verschiedenen Hälften zusammenge-
setzten Muskel vereinigt, und stehen gerade in der Mitte der Schale.
Familie Kammmuscheln. (Pectinea.')
Wesentlicher Charakter. Schalenhälften ungleich, die eine flach, die andere gewölbt $ Band klein, 3eckig, hall» innerlich.
Thier mit freiem Mantel und Fuss; theils mit, theils ohne Byssus.
Fig. 12. Die amerikanische Lazarusklappe. (Spondylus americanus.')
Die Gattung Spondylus zeichnet sich vor allen Muschelgattungen dadurch am auffallendsten aus,
dass die Schalenhälften noch nach dem Tode des Thieres zusammenhängen bleiben, weil die beiden
grossen hakigen Zähne der gewölbten Schale den mittleren sehr dicken Zahn den platten charnirar-
tig umfassen; hinter diesem Zahn liegt das Band. Die Schale selbst ist breiter als lang, am Schloss
schmal, und schief abgestuzt, besonders an der gewölbten Hälfte; ausserhalb haben beide in konzen-
trischen Kreisen gestellte sehr starke ungleiche Stacheln von verschiedener Grösse. Das Thier gleicht
dem von Pecten, hat dicke Muskelstreifen im Mantel und einen sehr gewimperten, mit grünen Augen-
flecken gezierten Mantelsaum. Der Fuss ist becherförmig und lässt einen kolbigen Körper heraustre-
ten; Byssus fehlt. Die abgebildete Art findet sich an den westindischen Küsten, sie ist gelb, nur ein
grosser Fleck neben dem Schloss orange. Die sehr ungleichen Stacheln sind flach, mitunter ausge-
höhlt und am Ende blattartig. Ihre Farbe ist bisweilen purpurn.
Fig. 11. Die höckerige Kammmuschel. (Pecten gibbus.^
Von der vorigen Gattung unterscheidet sich Pecten, bei gleicher Gesammtbildung, doch leicht durch
die dünne radial gefurchte Schale, durch das schmale zahnlose Schloss, und die flügeiförmigen Fort-
sätze daneben. Das Thier ist dem von Spondylus ganz ähnlich, hat auch in vielen Fällen keinen Bys-
sus und die Schale also keine Klaflung; ist Byssus da, so tritt er unter dem vorderen Ohr aus einer
Spalte hervor. Diese Arten sind angeheftet, die anderen schwimmen im hohen Meere, mit den Scha-
len rudernd. Zu den bekanntesten Arten gehört die an den Küsten des Mittelmeers gemeine, bis 3 Zoll
breite Pilgermuschel (Pect. Jacolaetis), welche bei uns von Materialisten gewöhnlich zur Schau
ausgestellt, und sonst zu Geschirren mancher Art benutzt wird. Die hier abgebildete findet sich im
atlantischen Ozean und ist, wie manche andere, an beiden Schalenhälften gewölbt, doch an der untera
stärker. Die Ohren neben dem Schloss sind ungleich, das hintere nehmlich viel grösser, und beide am
Bande gekerbt. Oberhalb haben beide Schalen 20—30 radienförmige Rippen, und in den Furchen, so
wie am Rande der Rippen, zahlreiche Querrunzeln. Die ganze Ausseufläche ist schön blutroth, die in-
nere weiss mit durchscheinendem Roth.
Familie Hammermuscheln. (Mülleacea^
Wesentlicher Chat akter. Sclialenlnilften fast gleich, jede unregelmässig geformt, uneben, in der Richtung senkrecht ge-
gen das Schloss am breitesten. Das Thier ohne Fuss, aber mit Byssus, daher die Schale klafft.
Fig. 18. Die Husarentasche. (Pebna epkippium.')
Diese Muschel hat vollkommen das Ansehn einer Husarentasche, und daher ihren Namen. Es ist
nehmlich die aufwärts gebogene Gegend des Schlosses die schmälste Stelle des Umfanges und der ihr
gegenüberstehende sehr scharfe Rand am breitesten und gebogen; die beiden anderen dazwischen lie-
genden Rand viertel sind ziemlich gerade und. stossen mit dem Schlossende unter stumpfen, mit dem
andern unter spitzen Winkeln zusammen. Die Schalen selbst sind dünn, tafelförmig, aussen blätterig,
innen perlmutterig und so flach, dass für das Thier nur ein sehr schmaler Raum bleibt. Das Schloss
besteht aus vielen (etwa 12) Kerben, die am ganzen Schlossrande in gleichen (18. a) Abständen hin-
ter einander folgen, in jeder Lücke zwischen 2 Vorragungen sitzt ein Band, so dass das Band in eben
so viele einzelne Bänder getheilt ist, als das Schloss Kerben hat. Das Thier hat einen Byssus, und
die Oefluung desselben an der Sehale liegt unter dem Schloss. Diese Muschel wird über eine Spanne
breit, und findet sich an der Küste von Ostindien.
Zu Tafel 3«.
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Fig. 14. Die ächte Hammermuschel. (Maixeüs vulgaris.^
Auch dieser Muschel hat ihre merkwürdige hammerartige Form den Namen gegeben. Sie besteht
aus 8 schmalen in der Richtung gegen das Schloss am meisten ausgedehnten, ziemlich dicken, ausser-
halb blättrigen und am Rande wellenförmig gebogenen Schalen, deren Schloss keine Zähne hat, aber
ein starkes einfaches ziemlich langes Band hinter dem Schloss. Am Schloss ragen die Buckel der
Schalen nur wenig hervor, aber vor und hinter ihm entspringt ein langer schmaler Flügel, welcher mit
der Schale einen rechten Winkel bildet, und die beide zusammengenommen oft länger sind, als die
Schale selbst. Das Thier ist dicker, länglich, und hat einen ziemlich starken Byssus, der aus einer
Oeffnung der Schale uuter dem Schloss hervortritt. Die Farbe der Hammermuschel ist ausserhalb grau,
und unansehnlich, inwendig schön grauschwarz, matt, hie und da bläulich oder purpurn schimmernd. Sie
findet sich gleichfalls an Ostindien.
Familie Austbbmuschrln. {Ostreacea."}
Wesentlicher Charakter. Schalen gleich oder etwas ungleic!)-, doch gewöhnlich flach. Das Thier mit ganz offenem Man-
tel, ohne Fuss und ohne Byssus.
Fig. 17. Schloss von Placuna placenta.
Die Gattung P^acuna gehört zu denjenigen Austermusehein, deren Schale ausserhalb glatt ist, und
dabei dünn, fast papierartig, wenigstens chartenarlig. Farbe und Ansehu auf beiden Seiten perlmuüe-
rig. Pl. placenta ist ganz flach, vollkommen kreisrund, mit gleichen Schalenhälften und merkwürdigem
Schloss; nehmlich mit zwei gegen den Rand hin konvergirendeu scharfen Leisten (18J i'1 der oberen
und zwei ebensolchen Furchen in der unteren Schale. Sie ist weiss, ausserhalb mit fleckigen Strei-
fen, und findet sich an Ostindien.
Fig. 13. Die essbare Auster (Ostrea eäulis).
Die ächten Austern haben etwas ungleiche, durch eine Art Kitt angeheftete, aussen blättrige Scha-
len, von welchen die obere flache gewöhnlich von einer starken lamellirten hornigen Epidermis beklei-
det ist. Die Gegend des Schlosses ist etwas mehr hervorgezogen, der übrige Umfang kreisförmig; das
Schloss selbst hat keine Zähne, aber ein dickes starkes halb innerliches Band (m). Das Thier hat
das Ansehn einer Husarentasche, dessen obere schmale Seile unter dem Bande liegt und von allen am
dicksten in der Masse ist, weil hier der grosse Eierstock und unter ihm die braune Leber sich befin-
det. Am gegenüberstehenden breitesten Ende sitzt der aus 2 Hälften (c und d) zusammengesetzte
Schliessmuskel, und am ganzen Umfange der vollkommen freie am Rande braun gefranzte Mantel (g g).
Dieser bedeckt von beiden Seiten die bis zu seinem freien Rande hinabhängendeu Kiemen (k k) und
vorn die 4 Franzen am Munde (b), so wie an der entgegengesetzten Seite den hier verlaufenden
Mastdarm mit dem After. Die essbare Auster findet sich an den Küsten von ganz Europa auf weit
ausgedehnten Untiefen, und war seit den ältesten Zeiten ein beliebtes Nahrungsmittel. Sie ändert ab
in der Grösse von 1|— 3 Zoll Durchmesser, und ist angekittet durch Schleim und Schlamm, so dass
dem Thiere keine andere Bewegung verstattet bleibt, als das Oeffnen und Schliessen seiner Schalen.
Von diesen ist die untere mehr gewölbte die angekittete, die obere flache frei; doch sitzen gewöhnlich
auf ihr andere Individuen mit der untern Schale fest. Man fängt Austern besonders an holsteinischen,
holländischen, französischen, englischen und norwegischen Küsten, und bringt sie von da nach den
grösseren Seestädten auf den Markt, von wo sie im Herbst und Winter selbst ins Innere des Landes
verschickt werden. Der Fang wird gewöhnlich mit starken Netzen ausgeführt, die man über die
Austerbänke fortzieht, und dadurch die hineingerathenen losreisst; an tiefern Stellen dagegen werden
sie mit der Taucherglocke hervorgeholt. Die schmackhaften müssen wenigstens 4—5 Jahre alt sein»
daher man die kleinern zufällig mitgefangeneu wieder ins Meer .wirft; recht gvosse und schöne haben
ein Alter von 7—8 Jahren. Im Frühjahr ist die Brutzeit, vom Mai bis in den August, dann fängt
man keine Austern. Sie haben alsdann eine ungeheure Menge Eier und Jungen bei sich, erstere in
Form eines gelblichen zähen Milchsaftes, diese als kleine 2lappige Muscheln von T^ Linie Länge, die
mittelst des anfangs vorhandenen Byssus überall am Leibe der Mutter hängen, bis sie ansgestossen
werden. Diese Jungen, deren Anzahl von einer Mutter sich auf 1 780 000 belaufen soll, wachsen dann
schnell, da sie schon nach 8 Jahren 1 Zoll im Durchmesser halten; alsdann sollen sie schon fruchtbar sein.
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6. Ordnung. Nacktmuscheln. Perigymna s. Tunicata.
Wesentlicher ©harakter. Der Mantel sondert keine Schale ab, sondern umschliesst allein das Tliier, weshalb seine Sub-
stanz häufig lederartig ist. Das Thier hat eine besondere, vom Mantel mit eingehüllte, Kiemenhöhle, worin wenigstens der
Mund, oft auch der After mündet.
1. Zunft. L ü C I A E. Savigny.
Wesentlicher Charakter. Die Thiere oder Thiergruppen sind frei beweglich; die Kiemenhöhle hat 2 Oeffnungen nach
aussen, aber die Darmöffnungen münden beide in die Kiemenhöhle.
Familie S a l p i n a e.
Wesentlicher Charakter. In der Kiemenhöhle findet «ich eine von ihr gesonderte Kieme. Die Thiere sind frei oder
willkürlich aneinandergeheftet.
Fig. 15« SAiiPA pinnata Forsk. (ß. cristata CuvJ
Die zahlreichen Mitglieder der Gattung Salpa sind Bewohner des hohen Meeres und schwimmen
darin, theils einzeln, theils zu Gruppen vereinigt umher. Die abgebildete Art findet sich häufig im at-
lantischen Ozean wie im Mittelmeer, und ist hier umgekehrt dargestellt, so dass die im Leben nach
oben gewendete Seite nach unten liegt. Das Thier ist kolbenförmig, vorn (a) abgerundet, mit weifer Sup-
piger Mündung, hinten (b) mehr zugespitzt, mit kleinerm kreisrundem Ausgange. Bei der Betrachtung
unterscheidet mau bald die dunklere, von den bandförmigen Muskelstreifen (mm) umfässte Kiemenhöhle,
von dem klaren durchsichtigen Mantel, welcher den Leib und die Kiemenhöhle mit einschliesst. In
der Kiemenhöhle liegt die Kieme. Sie entspringt mit sternförmiger Mündung (g) hinter der vordem
Oeffnung von der Decke der Kiemenhöhle, und steigt in diagonaler Richtung durch die Kiemenhöhle
bis zum Boden neben der hinteren Mündung hinab, hier wendet sie sich wieder nach vorn, und läuft
in der Mitte der unteren Kiemenhöhlen - Wand bis zur vorderen Oeffnung zurück £g). Sie besteht
aus 2 in einander greifenden, an den Rändern verbundenen, quergestreiften Halbkanälen, und zeigt in-
nerlich eine bestäudige oszillirende Wimperbeweguug, wodurch das Wasser in sie hineingeführt und
wieder in ihr fortgeleitet wird. Neben der Umlegungsstelle der Kiemen am hintern Ende der Kie-
menhöhle liegt der Mund Qe~), von welchem der Darmkanal (c) ausgeht, und sich nach vorn wendet,
unter der Kieme in der Körperhöhle fortlaufend; der After (jl) liegt also vorn, neben dem Ende der
Kieme. Ausserdem bemerkt man im Innern des Körpers eine Blase (f), welche man für die Gallenblase
oder Leber hält, und an der oberen Seite 2 symmetrisch gelagerte rothe Eierstöcke (li). Die am
Bauch des Thieres unter der Gallenblase und mehr nach vorn unter den Kiemen hervorragenden Haut-
lappen dienen den Individuen zum Anheften aneinander, welches kreisförmig geschieht, so dass diese
Lappen gleich Radien gegen den Mittelpunkt des Kreises hinreichen und sich hier berühren. Uebri-
gens ist das Thier im Leben ganz klar, gallertartig; nur der Darm und die Leber verratheil sich durch
ihre braune Farbe, wie die Eierstöcke durch ihre rothe.
Die unter Fig. 15. a. dargestellte Salpen-Gruppe, zeigt die zweite Art der Verbindung der Indi-
viduen, nehmlich die bandförmige. In diesem Fall haben die einzelnen Thiere neben der vordem und
hintern Oeffnung parige Mantelfortsätze mit welchen sie sich, gleichsam wie mit Armen, aneinander fas-
sen. Es giebt jedoch wieder zwei Fälle, indem die Individuen entweder, wie hier, in der Querachse
neben einander liegen, oder in der Längenachse, wodurch natürlich sehr lange bandartige Streifen ent-
stehen. Die abgebildete Gruppe stellt S. pyramidalis. Quoy et Gaim.
Familie Luciae illucentes.
Wesentlicher Charakter. Die Wand der Kiemenhöhle ist selbst das Respirationsorgan, und die gesonderte Kieme fehlt,
Fig. 16. Pyrosoma gigaiiteum, mehrmals verkleinert.
Die Thiere sind vermittelst ihres weichen gallertartigen Mantels so mit einander verwachsen; dass
die ganze Gruppe einen oben offenen unten geschlossenen Zyb'nder darstellt, in dessen Wand die ein-
zelnen Individuen unregelmässig zerstreut stecken. Die Länge des Cylinders beträgt 3 Zoll bis 1 Fuss
und seine Weife dann 1 bis 3 Zoll; er schwimmt senkrecht im Meere hat eine hellgelbe fast durch-
sichtige Färbung, und leuchtet im Finstern sehr stark. Die von seiner Aussenfläche hervorragenden
Zotten sind veränderlich, bald mehr bald weniger ausgestreckt, und jede deutet ein Individuum an, da
an der Unterseite jeder Zotte die eine Mündung der Kiemenhöhle liegt. Bei Fig. 16. a. sind 3 Thiere
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vergrössert dargestellt, das obere und untere mit ausgestreckter, das mittlere mit eingezogener Zotte.
Die Mündung der Kiemenhöhle bezeichnet die Oeffnung bei a, die Kiemenhöhle mit den Bespirations-,
falten ist e, und c die hintere Mündung derselben, welche in den innern hohlen Raum des Cylinders
führt. Vor dieser hintern Mündung ist eine besondere Höhle, in welcher die Jungen aus den Eiern
entwickelt werden, und eben dahin mündet der Darm mit beiden Oeffnungen. Am Darm hängt ein
turbanartiger Körper (d), welchen man für die Leber hält; und von diesem geht das funkelnde Licht
der Pyrosomen besonders aus. (Sie finden sich in wärmeren Meeren, und die abgebildete Art im
Mitlelmeer.
2. Ziinft. ASCIDIAE. Cuv.
Wesentlicher Charakter. Die Thiere oder Thiergruppen sind unbeweglich angewachsen; ihre Kiemenhöhle hat nur eine
Oeffnung nach aussen, welche zugleich die Mundöffnung ist, da der Darm von der Kiemenhöhle ausgeht, mit dem After aber
von der Kiemenöffnung gefernt nach aussen mündet.
Familie Ascidiae «implices.
Wesentliche? Charakter. Die Thiere sind einzeln, nicht zu Gruppen verwachsen,
Fig.. 19. BoiiTENiA ovifera.
Der eiförmige Körper dieses Thieres hat eine rauhe lederartige Oberfläche (Mantel), welche am
spitzeren Ende sich in einen langen Stiel ausdehnt, dessen Ende irgendwo angewachsen ist, und den
Körper in schwebender Stellung trägt. An der einen Seite befinden sich 2 vierlappig sternförmige
Oeffnungen,- die obere (Y) ist der Eingang in die Kiemenhöhle und zugleich der Mund, die untere (b)
ist der After. Die Kiemenhöhle ist ein weiter faltiger Sack, dessen Falten das Respiratiousorgan sind,
vom Grunde des Sacks entspringt der Darm, welcher gewunden durch den Leib bis zur Afteröffnung
fortgeht; neben dem After münden auch die Eierstöcke. Das ganze Thier mit dem Stiel wird i' lang,
so dass der Rumpf die Grösse eines Hühnereies hat, und findet sich an der Küste von Amerika.
Familie Ascidae compo sitae.
Wesentlicher Charakter. Die Thiere sind zu Gruppen vereinigt, und stecken meistens in einer gemeinsamen, oft gallert-
artigen, festgewachsenen Hülle.
Fig. 20. Polycunüm eonstellatum-
Die unter Fig. SO. in natürlicher Grösse dargestellte Thiermasse hat das Ausehn einer Kugel,
Welche mit irgend einer Stelle ihrer Oberfläche angewachsen ist; die übrige Zone bedecken sternför-
mige Thiergruppen, von denen eine unter Fig. SO. a vergrössert dargestellt ist. Sämmtliche Mitglieder
dieser Gruppen sitzen in ungleichen Abständen um eine mittlere Höhle, wohin die runden Afteröffnun-
gen aller münden, die Kiemenöffuungen dagegen sind 6Iappig, und liegen ganz an den Spitzen der
Strahlen, wovon jeder 1 Thier ist. Ein solches Thier stellt Kg. 21. in stärkerer Vergrösserung dar;
man bemerkt bei a den 6lappigen Mund, bei b den Mastdarm mit der Afteröffnung, c ist die faltige
Kiemenhöhle, aus deren Grund der Darmkanal entspringt, d endlich ist der Eierleiter mit reifen Eiern,
welcher neben der Kiemenhöhle zum After hin fortläuft, und der untere anfangs dicke später faden-
förmige Anhang ist der Eierstock mit den noch unreifen Eiern. Polycxinum constellaium findet sich
in südlichen Meeren, z. B. bei Isle de France, ist dunkel violet bis purpurroth, aber die Thiergrup-
pen, deren jede SO — 50 Individuum umfasst, sind gelblich.
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TAFEL 37.
10. Klasse. S t r a h 1 t b i 61 C Radiata.
Wesentlicher Charakter. Thiere von regulärer Grundform, mit stern-, Scheiben-, kugel- öder rohrförmigemKörper. Sie
haben deutliche Fortpflanzungsorgane, sind getrennten Geschlechts, vermehren sich nicht durch Keime oder Knospen, und
bilden nie zusammengesetzte Familien, sondern bloss einzelne Individuen. —
1. Ordnung. Sternwürmer. Scytodermata. Holothuriae autor.
Wesentlicher Charakter. Leib zylindrisch oder spindelförmig mit Mund und After; ersterer von zahlreichen radialen,
einziehbaren Tentakeln umgeben. Die Haut lederartig, häufig mit Kalksubstanz in. ihrer Masse, aber ohne regelmässige
Skeletbildung.
1. Familie. Holothukidak.
Wesentlicher Charakter. Ihr dicker allermeist halbrunder Körper hat kurze Tentakeln um denMund und auf der gan-
Oberfläche zahlreiche gestielte einziehbare Saugscheiben, welche an der einen Seite (Bauchfläche) viel dichter stehen als
auf der übrigen Oberfläche.
Fig. 8. Holothuria. nov. spec. um die Hälfte verkleinert.
Die Gattung Holothuria, wie sie von den neuesten Beobachtern bestimmt ist, zeichnet sich durch
einen halbzylindrischen, an beiden Enden zugerundeten Körper aus, dessen flache Bauchseite dicht mit
gestielten Saugscheiben, so genannten Füsschen, besetzt ist, während auf der hochgewölbten Rük-
kenseite andere warzenförmige Füsschen wahrgenommen werden. Die am vorderen Ende befindliche
Mundöffnung (a) ist von 18 oder 20 ziemlich kurzen einziehbaren Tentakeln umgeben, welche sich
am Ende in Warzen oder Zacken ausbreiten; am entgegenstehenden hinteren Ende findet sich eine
zweite, runde Oeffuung (b), welche zugleich After und Eingang des grossen baumförmig verzweig-
ten Respirationsorganes ist, in welches diese Thiere Wasser aufnehmen und, wenn sie aus dem Wasser
gehoben werden, dasselbe in einem langen Strahl ausstossen. Deshalb nennt man sie auch Spritz-
würmer. Die abgebildete Art wird £ lang, hat 18 Tentakeln, und lebt im rothen Meer; ihre Farbe
scheint, wie bei den meisten, ein röthliches oder grünliches Braun zu sein. Sie ist noch nicht genau
beschrieben und hier nach der sehr genauen Abbildung in der Description de l'Egypte. Echinod. pl. 8.
f. 3. kopirt.
2. F a m i 1 i e. Pentactidae.
Wesentlicher Charakter. Der gewöhnlich drehrunde oder stumpffunfkantige, an beiden Enden zugerundete Körper ist
mit fünf Reihen durchbohrter Warzen besetzt, aus denen die gestielten Saugscheiben hervortreten.
Fig. 7. Pentactes (Cladodactyla.) Dicquemarii, in natürlicher Grösse.
Die Gattung Pentactes enthielt früher alle Sternwürmer, auf welche der eben mitgetheilte Fami-
liencharacter anwendbar ist; neuerdings hat man sie jedoch nach der Form der Tentakeln, die Ver-
schiedenheiten zeigen, in mehrere Gattungen aufgelöst. Die abgebildete Art gehört zur Gruppe Clado-
dactyla, bei welcher die 10 Tentakeln baumartig gestaltet sind, d. h. aus einem Stamm mit Aesten
bestehen, die wieder federartige feine Nebenäste haben. Von den zehn Tentakeln sind zwei viel klei-
ner als die übrigen acht, können aber alle ganz eingezogen werden, in welchem Falle die Mundöff-
nung einem fünfstrahligen Sterne gleicht; die Afteröffnung ist rund. Der spannlange Rumpf hat eine
braune Farbe und ist mit fünf Doppelreihen durchbohrter Warzen in gleichem Abstände von einander
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besetzt; die Stiele der Tentakeln sind hell gefärbt, die feinen Nebenäste aber dunkel. Die hier nach
der Natur abgebildete Art findet sich an den Küsten der Nordsee und wurde zuerst von Dicquemare
im Journal de phys. Vol. Xll. P. 2. pag. 283. unter dem Namen La fleurilarde beschrieben; spätere
Beobachter haben sie nach ihrem ersten Entdecker benannt; sie ist eine der häufigsten Arten unter den
Pentactiden, und in meiner Figur nach einem Weingeist-Individuum dargestellt; weshalb der Leib
zusammengezogen erscheint und die Tentakeln ziemlich kurz.
2. Ordnung. Stachelhäuter. Echinodermata.
Wesentlicher Charakter. Leib stern-, Scheiben- oder blasenförmig, mit Mund, aber nicht immer mit einem After verse-
hen 5 unter der fleischigen Haut steckt ein kalkiges, regelmässiges Gerüst, -welches an vielen Stellen mit kalkigen, die Haut
durchbohrenden Stacheln von verschiedener Grösse bekleidet ist.
7. Familie. Seeigel. Echinoidea.
Wesentlicher Charakter. Der Körper hat keine Strahlen, ist'bloss Scheiben- oder blasenförmig und enthält unter der
Haut ein aus regelmässigen Platten zusammengesetztes Gerüst; welches in die Höhle des Körpers kein inneres Skelet aus-
schickt. Alle haben Mund und After.
Fig. 2. Der essbare Seeigel. Echinus esculentus, in natürlicher Grösse.
In dieser Abbildung des gemeinen, an den Nordsee-Küsten häufigen Seeigels ist die linke Seite
von der Haut und dem Stachelkleide entblösst dargestellt, um die Zusammensetzung der Schaale aus
ihren einzelnen Platten zu zeigen. Man bemerkt zunächst am obersten Ende eine Oeffnung, den After,
* und um dieselbe fünf weisse (der Deutlichkeit wegen wurden sie im Stich nicht weiter ausgeführt),
Platten mit einer kleineren Mündung, den Oeffnungen eben so vieler Eierstöcke. Von diesen Platten
gehen zehn abwechselnd breitere und schmälere Reihen von Doppelplatten aus, die durch schmale Strei-
fen, auf denen paarig in schiefer Richtung neben einander stehende Poren sich befinden, von einander
getrennt werden. Diese Streifen (a, a) gehen vom After zum Munde, der unten in der Mitte liegt,
wie Meridiane um die Erdkugel, und heissen ambulacra. Aus ihren Poren treten die gestielten Saug-
scheiben (Füsschen) hervor, welche dem Seeigel als Bewegungsorgane dienen, und daher ihren Namen
führen. In Fig. 3. erkennt man sie bei a, a, a zwischen den Stacheln. Die zehn abwechselnd glei-
chen Plattenreihen theilen sich also in fünf breitere (b, b) und fünf schmälere (daneben). Jede dieser
Reihen besteht aus 2 Reihen fünfseitiger Platten, die mit einer schmalen geraden Seite au die Ambu-
lacra stossen, mit den langen Seiten neben einander liegen, und mit den zwei schmälsten Seiten so
aneinander stossen, dass jede der 2 Seiten einer Platte zwei andere Platten berührt. Auf diesen Plat-
ten erheben sich Höcker, und auf den Höckern sitzen die Stacheln (c). Durch die Haut, welche die
ganze Schale überzieht, festgehalten, können sie mittelst Muskelfasern auf den Höckern, die sie mit
ihrem vertieften Grunde umfassen, hin und her gedreht werden. — Die in der Mitte der Unterseite
gelegene Mundöffnung ist an der Schaale viel grösser als der After, wird aber von einer weichen
Jederartigen Haut verengt, so dass für den eigentlichen Mund nur eine sehr kleine Oeffnung übrig bleibt.
In derselben bemerkt man fünf von Schmelz bekleidete Zähne (Fig. 3.), die von einem grossen Kno-
chengerüste getragen werden. Dieses unter dem Namen der laterua Aristotelis bekannte Gerüst ist
Fig. 4.a von der Seite, Fig. 4 b von unten dargestellt, und hat folgenden, höchst complicirten Bau.
Jeder Zahn (D) ist ein schmaler, dreikantiger, leicht gebogener, von Schmelz bekleideter Griffel, wel-
cher von einem Paar Scheiden (C, C) umfasst wird, ähnlich wie die Messerschale das Heft utnfasst.
Die Scheidenhälften zusammen sind als ein Fünftel eines zuckerhütförmigen Kegels zu betrachten, der
in seiner Achse durchbohrt ist, oben aber von den hervorragenden Spitzen der Zähne geschlossen wird.
Nach unten ruhen beide Hälften der Zahnscheide auf ein Paar Trägem (B, B), welche sich mit einer
schiefen Endfläche an die ebenso geformte Grundfläche der Scheidenhälften anlegen, mit einem stumpfen
kolbigen Fortsatze aber sich gegen einander biegen und so zusammen einen Bogen unter der Zahn-
scheide beschreiben. In der Jugend sind die Scheidenhälften leicht von einander zu trennen, und noch
leichter lösen sich die Stützen der Scheide von einander, wie von letzterer, ab; aber mit zunehmen-
dem Alter des Thieres wird die Verbindung der Scheidenhälften unter sich und mit den Stützen immer
inniger, und bei einem recht alten Seeigel erkennt man kaum noch die frühere Trennung als leichte
Furche. Ein solches Zahngerüst eines recht alten Individuums ist bei Fig. 4. a. dargestellt, Fig. 4. c.
und d. sind von jüngeren genommen. Niemals aber verwachsen die einzelnen Scheiden derHunr Zähne
mit einander. Diese bleiben vielmehr getrennt und hängen bloss durch weiche Theile an einander. Um
aber, vermittelst dieser verbunden, doch in der gehörigen Entfernung zu bleiben müssen, ist unten zwi-
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scheu den Schneidestützen zweier Zähne eine wagerechte Knocheuplatte (Fig. 4.b. A,A) eingescho-
ben, welche fünf sich rund um die offene Achse des Kegels berühren und dem Oesophagus hier einen
Durchgang verstatten. Auf diesen fünf Knochenplatten ruht gleichsam das gauze Gerüst, und indem
jeder Zahn mit einer Platte an der Seite zwischen den Scheideustützen gelenkt, machen diese fünf
Grundplatten auch die Bewegung jedes einzelnen Zahnes, wie aller fünf gegen einander, erst möglich.
Bei alten Individuen wächst der Zahn selbst auch bis auf die Scheidenstützen herunter, und heftet
sich an 2 kleine Knötchen, welche nach innen neben ihrer Verbindungsnaht von den beiden Scheiden-
stützen ausgehen. Dies ist bei Fig. 4. a. und b. deutlich zu sehen; bei Fig. 4. c bemerkt man das noch
frei schwebende Ende des Zahnes, weil das Präparat von einem jüngeren Individuum genommen wurde.
Fig. 3. Echinüs pallidus, Lam.
Diese Figur zeigt einen Seeigel von unten, mit der Mundöffnung, aus welcher die 5 Zähne her-
vorragen, und den 1U mit gestielten Saugscheiben besetzten ambulacris. —
Fig. 5. Spatangus Crux Andreae, Lam., in natürlicher Grösse.
Die Gattung Spatangus gehört zu denjenigen Seeigeln, bei welchen die reguläre Form in die sym-
metrische übergegangen ist, was besonders durch Verschiebung der After- und Mundöffnung aus der
Mitte der Hauptflächen hewirkt wird. Wir finden demnach einen eiförmigen oder besser birnförmigen
Körper, dessen obere Seite (5. a.) mehr gewölbt, dessen untere (5. b.) ziemlich flach ist. Auf letzte-
rer befindet sich die mondförmige Mundöffnung mehr dem stumpfen Ende genähert, während der After
ganz an das spitze Ende versetzt ist. Jenes ist also das vordere, dieses das hintere. Oben zeigt
die Schaale eine tiefe, vom stumpfen Vorderende herkommende Furche, die in der Mitte endet. Hier
finden sich die Oeffnungen der Genitalien noch an der alten Stelle. Um dieselben (4 an der Zahl)
stehen 4 Paare von ambulacris, welche zusammen ein vorn stärker klaffendes Kreuz beschreiben. Jedes
ambulacruni ist vertieft und mit einer doppelten Porenreihe versehen. Üebrigens ist die ganze Schale
fein granulirt, hat aber an den Seiten, zumal unten, zahlreichere grössere Höcker, welche grössere
Stacheln tragen, während die kleinern Höcker mit feinen, kürzeren, fast borstenförmigen Stacheln be-
kleidet sind. Die Art findet sich im rothen Meer und an den Indischen Küsten. Fig. 5. c. giebt eine
Ansicht der Schaale von hinten, welche zeigt, dass die Afteröffnung doch der oberen Fläche noch
etwas näher liegt als der unteren.
2. Familie. Seesterne. Asteroidea.
Wesentlicher Charakter. Der Körper ist sternförmig in Strahlen getheilt und enthält ausser den Kalkabsonderungen un-
ter der Haut noch ein frei in der Körperhöhle stehendes Gerüst. Die Kalkplatten der Haut tragen einlache Stacheln
oder Körnchen. After fehlt öfters.
Fig. I. Astfria^s (Astropecten) polyacanthus.
Der hier abgebildete Seestern gehört zu der Gruppe der Afterlosen ächten Asterien und
ähnelt den gewöhnlichsten Arten sehr. Die Figur zeigt das Thier in halber Grösse, und zwar 4 Strah-
len von oben, den fünften abwärts gewendeten von der unteren Seite. Oben hat jeder Strahl eine
Reihe Raudplatten, auf welchen je ein grösserer Stachel sitzt; ausserdem ist die ganze Rückenfläche
von kurzen Kalkwarzen besetzt, die mit einer Gruppe feiner nadelförmiger Stacheln gekrönt sind. Zwi-
schen den beiden rechten Strahlen bemerkt man auf der Mittelscheibe eine kreisrunde Stelle, die so
genannte Madreporenplatte. Der von unten gezeichnete Strahl zeigt am Rande ebenfalls eine
Reihe von Kalkplatten, und auf jeder Platte 4 Stacheln, die von innen nach aussen grösser werden,
in der Mitte sitzt die doppelte Reihe der kegelförmigen Saugscheiben, welche auch hier Füsschen
heissen und dem Thiere zum Kriechen dienen. Um den Mund, welcher in der Mitte der Unterfläche
liegt, stehen 5 grosse von Stacheln bekleidete Kalkplatten, deren zwei hier zur Hälfte sichtbar sind.
Fig. 1. a. zeigt den Durchschnitt eines Strahls in stärkerer Vergrösserung; b, b sind die Flächen,
mit welchen die dicken Rückenraudplatten an einander stossen,(C, c dieselben Flächen der Bauchplatten,
an diese grenzen die kleinen Furchenrandplatten d, d, deren Zahl doppelt bis dreimal so gross ist,
wie die der Hauptrandplatten. Von ihnen und den unteren Randplatten geht das aus zwei Hälften dach-
artig gebildete innere Kalkskelet aus; dieses trägt an seiner unteren freien Seite die weichen kegel-
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förmigen Saugscheiben (e), darüber breitet sich in massiger Entfernung die kalkhaltige Körperhaut aus,
auf welcher die mit borstenförmigen Stacheln gekrönten Kalkwarzen sitzen. Dieser Durchschnitt zeigt
ausserdem die Stellung der grossen Stacheln und zahlreiche kleinere, welche die übrige Oberfläche
aller Randplatten bedecken.
3. Familie. Haarsterne. Crinoidea.
Wesentlicher Charakter. Der Körper besteht aus einer von Kalkplatten, die unter der Haut liegen, gebildeten becher-
förmigen Centralhöhle1, die gegliederte Strahlen in bestimmter Zahl aussendet. Alle Arten haben After und Mund, und
heften sich fest.
Fig. 6. Comatula mediterranea, in natürlicher Grösse.
In dieser Figur erscheint das Thier von der Oberfläche, in deren Mitte der Mund (a) sich befin-
det, seitlich daneben ragt zwischen 2 Armen das Afterrohr (b) hervor. Vom Rande der Becherscheibe
gehen 10 am Grunde paarig verbundene Strahlen aus, die in sich gegliedert, aber nicht hohl sind, und
jederseits feinere gegliederte Fortsätze haben. Auf jedem Strahl bemerkt man eine vertiefte Zickzack-
längsfurche, deren zackige Räder sich gegen einander schliessen und wieder öffnen können; diese Fur-
chen verbinden sich am Grunde der Arme paarweise, und laufen mit 5 Stämmen zum Munde. Auf der
unteren Seite (6. e) befindet sich in der Mitte eine Scheibe, deren Oberfläche vertieft punktirt ist. Am
Umfange trägt diese Scheibe gegen 30gegliederte Ranken (f), von denen hier nur 8 dargestellt sind;
jede Ranke endet mit einem starken Haken und Lat noch am vorletzten Gliede einen Zahn (6. h.). Mit
einigen dieser Ranken hält sich der Haarstern an Felsen im Meere fest, andere biegt er nach oben
gegen den Mund hin und ergreift damit seine Beute. Vom Rande der Scheibe gehen Kalkplatten aus,
welche den Strahlen des Bechers zur Stütze dienen. Anfangs bilden diese Platten 5 Reihen, bald
aber theilt sich jede und es entstehen 10 (c) für die 10 Strahlen. Die Räume zwischen den Platten
sind bis zur Theiiungssteile von der kalkhaltigen Becherhaut (g) erfüllt. Das hier in natürlicher Grösse
abgebildete Thier lebt im Mittelmeer, hat eine schön blutrothe, aber hellere Farbe, schwimmt und
kriecht mit dem Maule nach oben durch Schlängelung der Strahlen oder Auheftung der Ranken, und
hält sich nur im tieferen Meere auf, daher es seltener ist in Sammlungen als Asterien und Echinen.
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TAFEL 38.
11. Klasse. Quallen oder Medusen. Acalepha.
Wesentlicher Charakter. Leib weich gallertartig von verschiedener Form, mit Verdauungsorganen und allermeistem 4, 8,
oder zahlreichen Fangarmen und Fangfäden. Alle leben im Meer und können sich nicht durch Theilung, sondern nur durch
Eier, vermehren. —•
1. Ordnung. Rippenquallen, Ctenophora.
Sie besitzen auf der Oberfläche ihres Körpers reihenweiss gestellte sehr kleine Blättchen (Rippen),
welche in einer beständigen Bewegung begriffen sind und das Schwimmen bewirken. Alle haben einen
einfachen Magen, worin ein weiter Mund führt, welcher beim Schwimmen nach vom gerichtet ist. Eier-
säcke und Nerven wurden bei ihnen zuerst von Grant (transact. ofthezool. soc. of Lond. 1.1.) beobachtet.
Familie Beroidae.
Leib eiförmig, mit acht Rippen, aber ohne Fangfäden. Magen sehr gross, ebenso der Mund, jener
am anderen Ende geschlossen; von ihm entspringen Gefässe, welche den Nahrungssaft im Leibe ver-
breiten. Dahin:
Fig. 1. Beroe elongata (Idya elongata Cuv.~), um die Hälfte verkleinert.
Der Körper hat eine eiförmige Gestalt und ist auf seiner Oberfläche von sechs (bei anderen Arten
finden sich gewöhnlich acht) Reihen Schwimmblätter besetzt, welche von einem Ende zum anderen ver-
laufen, aber das vordere Ende nicht ganz erreichen; je zwei und zwei Reihen sind einander genähert.
Die Schwimmblätter in den Reihen liegen offen und frei da; sie bewegen sich nur langsam. Die vordere
Oeffnung ist sehr weit, der Rand ragt lippenartig hervor, das Thier kann ihn verändern, wie überhaupt
den Leib kugelförmig zusammenziehen oder in der Mitte zusammenschnüren. Um den Rest der genosse-
nen Nahrungsmittel auszuleeren, stülpt es sich fast um. Die Farbe ist blass opalartig, die Masse beinahe
durchsichtig. Das Thier erreicht eine Grösse von 3|" und findet sich im Mittelmeer bei Nizza.
Familie Mnemidae.
Leib kleiner, ebenso die Mageuhöhle, aus welcher ein kurzer enger Kanal, dem Munde gegenüber,
nach aussen führt. Vom Körper entspringen grosse Lappen, besonders neben dem Munde, oder an gegen-
über-stehenden Seiten, und an diesen bemerkt man Rippen. Alle bewegen sich langsam. Z. B.
Fig. 2. Ai^cinoe vermictflata, um die Hälfte verkleinert.
Der cylindrische Körper ist an seinem vorderen Ende mit 2 grossen, ihm au Länge gleichen, Lap-
pen versehen, welche neben dem Leibe herabhängen. Auf diesen Lappen laufen vier Reihen Schwimm-
blätter, auf jedem zwei, und acht ebensolche Reihen sind in gleichen Abständen von einem Ende des
Leibes bis zum anderen so gezogen, dass vier dieser Reihen unter den Lappen versteckt bleiben. Neben
der hinteren ziemlich weiten Oeffnung stehen vier kurze gefranzte Fortsätze. Das Thier erreicht eine Grösse
von 24", hat eine hell bläuliche Färbung mit feinen rothen Strichelchen; die Reihen der Schwimm-
blätter spielen in Regenbogenfarben. Man findet es an der Küste von Brasilien, am Eingange in die
Bai von Rio Janeiro.
Familie Callianiridae.
Sie haben, wie die Vorigen, eine kleine Magenhöhle, aus welcher, dem Munde gegenüber, ein Kanal
nach aussen führt. Die grossen Lappen fehlen, und statt ihrer finden sich lange ästige Fangfäden. Dahin:
Fig. 3. Cydippe ellipticaß
Leib eiförmig, äusserlich mit acht Beiheii von Schwiniinblättclien; 2 grosse Fangfäden, welche mit
kurzen Fäden an einer Seite besetzt sind, ragen am Hinterende aus 2 Röhren hervor, welche neben dem
Munde in der Wand des Körpers ihren Anfang nehmen. Fig. 3.a. zeigt einen Längsdurchschnitt des
Thieres, woran man oben die Mundöffnung bemerkt, welche in den Magen führt, aus welchem dem Munde
gegenüber der enge Kanal nach aussen führt. Neben dem Magen laufen die beiden Kanäle herab, in
welchen die Fangfäden sitzen. Jeder Fangfaden entspringt am oberen Ende dieses Kanales mit einer
länglichen Blase, durch deren Zusammenzielmng der Faden ausgestreckt wird. Jeder Faden hat kurze
feine Nebenfäden. Das Thier hat \\" Länge, ist durchsichtig, fast ungefärbt, nur die Reihen derSchwimm-
blättchen und die Fangfäden sind weisslich. Die Fangfäden haben das Ansehu kleiner Röhren, die
Schwimmblättcheu sind kurz, der Mund ist etwas hervorgezogen und gelappt, der Magen hat vier weisse
krause Längslinien. Mau findet das Thier in der Südsee in der Nähe des Aequators.
An merk. i)ie im Grunuriss aufgeführte Art Beroe fileus gehört in diese Gattung (Cydippe), und unterscheidet sich von der abgebildeten
durch einen kürzeren, 1" langen, fest kugelrunden Körner. Sie findet sich in der Nordsee.
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2. Ordnung. S c h e i b e n q u a l l e n, Discophora.
Der Leib hat eine Scheiben- oder glockenförmige Gestalt, und besitzt eine bald grosse, bald nur aus
Gefässen gebildete Verdauungshöhle. Von der unteren Seite des Leibes entspringen theils Fangarme
(4 oder 8), theils Fangfäden (gewöhnlich viele), theils in der Mitte ein stielförmiger Mund. Sie bewe-
gen sich durch rhythmische Kontraktion der Scheibe oder Glocke (des Hutes), und haben nicht selten
deutliche Eiersäcke.
1. Zunft. P H A N E R O C A R P A.
Sie haben immer entweder vier, oder, wiewohl selten, acht Säcke in der Umgebung des Magens,
in welchen die Eier enthalten sind. Diese zeichnen sich durch eine konsistentere Beschaffenheit vor den
übrigen Theilen aus.
Familie Rhizostomidae.
Sie haben keine einfache Mundöffnung, sondern die Fangarme, welche von der unteren Seite
des Hutes entspringen, sind auf der Oberfläche durchlöchert und inwendig von Kanälen durchzogen, die
von den Löchern entspringen und in den Magen münden. Durch diese saugen sie die Nahrungsmittel
aus. Fangfäden am Rande des Hutes haben sie nicht, wohl aber Eiersäcke. Sie bewohnen blos die
Küsten. Z. 13.
Fig. 4. Rhizostoma Cuvieri, 6mal verkleinert und im Durchschnitt dargestellt.
Die Qualle hat einen einfachen, umgekehrt pyramidenförmigen, vierseitigen Magen, in welchen die
Hauptgefässe der acht Arme münden und die Nahrung ihm zuführen; sechszehn andere Gefässe entspringen
aus dem Magen, laufen zum Rande des Hutes, bilden dort in sechszelm parabolischen Figuren ein dichtes
Gefässnetz und führen den Natirungssaft in alle Theile des Körpers. Acht kleine dunkle nierenförmige
Körper, die am Rande des Hutes, welcher gezackt ist, liegen, dürften Augen sein (Ehrenberg in J.
Müllers
Arcliiv I. 572.); zwischen je zweien bemerkt man eine Oeffuuug (After), deren gleichfalls acht
vorhanden sind. Die vorderen Mündungen (Mäuler), finden sich an der Spitze und am Rande der dort knopfför-
mig verdickten, übrigens dreikantig prismatischen, an den Kanten gefranzten Arme. Andere Fangfäden fehlen.
In der Umgebung des Magens finden sich vier Höhlen, von welchen zwei in der Abbildung sichtbar
sind, und die sich nach aussen an der unteren Seite des Hutes öffnen; in diesen Höhlen sind die Eier ent-
halten. — Das Thier findet sich an europäischen Küsten in der Nordsee, dem atlantischen Ozean und
Mittelmeer, erreicht einen Durchmesser des Hutes von 1', und hat eine milchweisse, durchscheinende, bis-
weilen ganz bläuliche Farbe; die kleineren Zacken am Rande sind beständig blau, häufig erscheinen
die krausen Ränder der Arme violett. In den kleineren Eier tragenden Individuen ist diese Farbe am
schönsten, bei alten Eier tragenden schimmert alles ins Röthliche.
Es erregt diese Meduse, wie alle Hutquallen, bei der Berührung ein brennendes Gefühl, selbst Ent-
zündungen, welche Eigenschaft sie einem ätzenden Stoffe verdankt, den sie im Magen bereitet und
zur Verdauung der eingesogenen Nahrungssäfte nöthig hat.
Familie Medusida-e.
Sie haben vier Eiersäcke und an der unteren Seite des Hutes einen weiten Mund, welcher un-
mittelbar in den Magen führt und meistens von Fangarmen umgeben ist; viele haben noch Faugfäden
am Rande oder an der Fläche des Hutes.
Fig. 5. Medusa aurita, um die.Hälfte verkleinert; 5.a. Ansicht des halben Thieres von unten.
Von dem einfachen in vier Nebentaschen erweiterten Magen entspringen 16 Hauptgefässe, welche
zum Rande gehen, 8 geben während dieses Laufes zahlreiche Aeste ab, die anderen 8 öffnen sich zwischen
ebensovielen gelben Körnchen (Augen) am Rande, alle verbindet ein Ringgefäss. Auch entspringen die zahl-
reichen feineu und kurzen Fäden am Rande der Scheibe. Die vier Fangarme um die Mundöffnung habe»
die Länge des Scheiben-Radius, sind nach oben glatt, nach unten mit zwei gefranzten Rändern versehen
und inwendig hohl. Die Höhlen führen in den Magen. Zwischen den Grundenden der Fangarme biegen
die Eiersäcke, vier elliptische Höhlen mit queren maulartigen Mündungen; in ihnen sind die bogenförmig
gelagerten violetten Eierhaufen sehr sichtbar. Das Thier findet sich in der Ost- und Nordsee erreicht
einen Durchmesser des Hutes von 3 Zoll, hat eine hellröthlich weisse, selten bläuliche F»rbuug, und
schwimmt beständig in schiefer Stellung, so dass die obere Fläche des Hutes nach vorn J*hd oben, die
Mundöffnung nach unten und hinten gerichtet ist, indem es den Hut rhythmisch glockenförmig zusammen-
zieht und wieder flach ausbreitet.
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ixJ
2. Zunft. CRYPTOCARPA.
Sie haben keine Eiersäcke; ihre Magenhöhlen senden z. Th. Gefässe aus, welche blind enden, daher
die acht kleinen Körner am Rande der Scheibe fehlen, zwischen welchen die vom Magen ausgehenden
Gefässe münden. Ebenso wenig haben sie grosse Faugarme, aber wohl einen Stiel. Sie sind im AhVe-
meinen nur klein»
Familie Geryonidae.
Sie haben einen dicken Stiel, welcher vom Mittelpunkt der Scheibe an der unteren Seite ausgeht.
In ihm sind Kanäle, an der Spitze aber Saugöffnungen, wodurch die Nahrungssäfte aufgenommen werden.
Ein einfacher Mund fehlt also. Dahin:
Fig. 6. Geryonia proboscidalis, in fast natürlicher Grösse.
In der durchsichtigen Scheibe liegen sechs (bei anderen Arten vier oder acht) flache, herzför-
mige, gefärbte Magenhöhlen, von welchen ebenso viele Röhren ausgehen, durch den Stiel bis zu seiner
Spitze, fortlaufen, und sich daselbst öffnen. Am Ende des Stiels ein Faltenkranz mit so vielen Falten,
wie viele Magen in der Scheibe. Am Rande des Hutes läuft noch ein feiner, gleichbreiter, herabhän-
gender Saum, und ebenfalls vor diesem Saum entspringen in gleichen Abständen acht ziemlich starke
Fangfäden. Das Tln'er hat im Hut bis 2\ Zoll Durchmesser, ist fast wasserklar, völlig durchsichtig,
mit einem leichten rosenfarbenen Anflug. Man findet es im Mittelmeer.
Familie Oceanidae.
Sie haben einen kleinen, an der Unterseite des Hutes frei liegenden, Magen, welcher nach unten
häufig in einen trichterförmigen Mund verlängert ist. Vom Magen entspringen Kanäle, die sich blind
enden. Gestalt des Huts meist glockenförmig.
Fig. 7. Thaumantias cymbaloidea, 4mal vergrössert.
Der Mund ist nicht mit Fangarmen versehen, sondern ganz frei; der Magen reicht kaum in die
Scheibe hinein, aus ihm entspringen vier Kanäle, welche zum Rande der Scheibe kreuzweis fortsetzen
und sich jeder in eine langgestreckte Blase erweitern. Am Rande der Scheibe sitzen 18 — 20 Fang-
fäden, welche am Grunde mit einer blasigen Erweiterung versehen sind, und sich stark verlängern und
verkürzen können. Die Scheibe hat \" im Durchmesser, ist klar, durchsichtig, der Rand gelbbräunlich,
die Fangfäden sind roth; ebenso sind der Magen, die Röhren und die vier Blasen gefärbt. An der
Küste von Holland.
Familie Aequoridae.
Mund nicht stielförmig, steht weit offen, und führt in einen grossen Magen, von welchem nur in sel-
tenen Fällen Kanäle nach dem Scheibenrande hin fortsetzen, welche aber, wenn sie vorkommen, sehr zahl-
reich sind; meistens erscheinen diese Fortsetzungen des Magens als blinde weite Säcke.
Fig. 8. Aeqüorea Jforskaliana, 9mal verkleinert; von der Bauchseite gesehen.
Diese Gattung ist grade diejenige, bei welcher zahlreiche kanalartige Fortsetzungen vom Magen
zum Rande der Scheibe laufen. Der Mundrand ragt etwas vor, ist aber nicht mit Fäden besetzt, dage-
gen finden sich Fäden am Rande der Scheibe, deren Anzahl sich jedoch nicht nach den vom Magen
ausgehenden Kanälen richtet. Die Länge der Randfäden ist kaum geringer. Die Anzahl der Kanäle
beläuft sich bis auf 100; an der Bauchseite verläuft unter jedem Kanal eine geschlängelte Hautfalte.
Das Thier ist ungefärbt, ziemlich klar, Magen und Kanäle dunkler. Sehr gemein im atlantischen Ozean
und Mittelmeer.
Familie Berenicidae.
Sie haben keine eigentliche Magenhöhle, sondern vom Mittelpunkt der flachen Scheibe ausgehende,
verzweigte Kanäle, in welche sie durch eine Anzahl von Oeffnungen, oder vielleicht kurze Saugröhren,
die Nahrungssäfte aufnehmen.
Fig. 9. Berenice rosea, in natürlicher Grösse. Fig. 9.a. die Scheibe von
oben gesehen, um | verkleinert.
Die Scheibe kreisrund, glatt, rosenfarbig, am Rande mit gelben kugelförmigen Knöpfen, von wel-
chen die langen und feinen Randfäden ausgehen. Im Innern der Scheibe bemerkt mau ein Kreuz blauer
Röhren, die sich in drei Aeste spalten, deren jeder wieder in drei Zweige mit gefiederten Nebenzweigen
getheilt ist. Südmeer in der Nähe des Aequators.
3. Ordnung. Röhrenquallen, Siphonophora.
Der Leib ist ohne mittlere Verdauungshöhle, sondern an der unteren Seite mit vielen kurzen Saug-
röhren versehen, welche die Nahrungsstoffe einsaugen. Alle haben Höhlen am Leibe, in welche sie theils
Luft (Schwimmblasen), theils Wasser (Schwimmhöhlen) aufnehmen, und dadurch sich fortbewegen.
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Familie V e l l k l l i d a e.
Der flache scheibenförmige Leib trägt an der Rückenseite eine knorpelige oder kalkige Platte, in
deren Zellen sich Luft befindet. Unten in der Mitte bemerkt man eine grosse Saugröhre, in deren Um-
fange viele kleinere, und am Rande der kalkigen Platte viele aber nicht sehr lange Fangfäden.
Fig. 11. Vellella indica, in natürlicher Grösse; H.a. von unten gesehen.
Die Schale am Rücken ist knorpelig und aus 2 gleichen Hälften zusammengesetzt; sie bildet eine
elliptische Platte, welche sich in der Mitte etwas erhebt, und deren Theiluugslinie sich in der kurzen
Axe befindet; in der Richtung der langen Axe sitzt auf der Schale ein knorpeliger aufrechter Kamm,
welcher von Haut überzogen und eingefasst ist. Bei der abgebildeten Art ist der Leib \\" lang, am
Rande eingeschnitten, oberhalb fein braun punktirt; das Segel ist niedrig, von blauen ästigen Gefässeu
durchzogen. Saugröhren grau mit weisser Spitze, Fangfädeu blau. Im südlichen indischen Meere. Die
Thiere schwimmen fast unbeweglich auf der Oberfläche des Meeres, und lassen sich durch das Segel,
in welches der Wind fasst, treiben.
Familie Physophoridae.
Der weiche sehr verschieden gestaltete Leib ist an seinem oberen Ende mit einer Schwimmblase
versehen; nach unten hängen Fangfäden, Saugröhren und z. Tb., auch Schwimmhöl.len, nicht selten in
grosser Zahl, herab; letztere gewöhnlich in knorpeligen Stücken.
Fig. 10. Physalia Aretliusa (Phys. curuvella Eschh. atlantica Les$.~), 4mal verkleinert.
Der Leib besteht aus einer einzigen grossen Blase von länglicher, nach vorn verengter Gestalt, und
ist an diesem Ende mit einer deutlichen, gewöhnlich geschlossenen, Oeffnung versehen. Auf dem Rücken
der Blase erhebt sich ein häutiger gefalteter Kamm, in welchen auch Luft enthalten ist, und an der ent-
gegengesetzten Bauchseite bemerkt man viele Saugröhren, zwischen welchen längere Fangfäden von
verschiedener Form hervorragen. Die Fangfädeu sind mit nierenförmigen Saugnäpfen besetzt und dienen
zum Ergreifen und Festhalten der Beute, während die Saugröhren sie aussaugen. An der Wurzel des
Fangfadens befindet sich eine Blase mit Flüssigkeit; die niereuförmigen Saugnäpfe mögen zugleich die
scharfe Flüssigkeit absondere, wodurch die gefangenen Thiere sogleich erstarren. Die Seeblasen scheinen
sich durch sprosseuartige Bildungen, welche zwischen den Saugröhren sitzen, und sich nach der Reife ablö-
sen, zu vermehren. Die abgebildete Art findet sich im atlantischen Ozean und erreicht eine Länge von
8". Sie von oben betrachtend bemerkt man, dass die linke Seite fast grade, die rechte, in der Abbildung
uns sichtbare, Seite dagegen, nach aussen gebogen ist und vor der Spitze einen tiefen Ausschnitt hat;
der hohe Kamm ist in dieser Gegend etwas ausgeschnitten. Die Farbe der Blase ist ein helles
Fleisclnoth mit dunklem Rande und etwas Roth in den Falten des Kammes; die Saugröhren sind hell
violett mit rothen Spitzen, die zahlreichen grossen Fangfäden auch hell violett mit dunkel purpurfarbe-
nen Saugnäpfen.
Familie Diphyidae.
Das Merkwürdigste im Bau dieser Thiere ist die Zusammensetzung ihres Leibes aus zwei völlig
getrennten Stücken, von welchen das vordere den Magen, eine oder mehrere Saugröhren und ebenso-
viele Eiersäcke, das hintere nur eine grosse Schwimmhöhle enthält. Beide Stücke sind einander in
Form und Grösse theils ähnlich, theils sehr verschieden.
Fig. 12. Diphyes reguiaris, um die Hälfte verkleinert. 12.a., ein Stück des Saugröhrenfadens.
Die beiden Stücke des Leibes sind sich in Gestalt und Grösse ähnlich, länglich dreiseitig, stark
zusammengedrückt, nach oben mit dreikantigem Rücken. In dem vordem Stück bemerkt man 4 Höhlen,
nclunlich 3 am Hinterrande, die vierte an der Spitze. In die obere der drei hinteren passt die Spitze
des zweiten Stücks, in die mittlere der fadenförmige Kanal mit den Saugröhren, die dritte ist eine leere
Schwinimhöhle; mit der vierten vorderen hängt der Kanal im Inneren des Fadens, woran die Saugröhren
sitzen, unmittelbar zusammen. Diese Höhle enthält eine anders gefärbte Flüssigkeit, und soll zur Aus-
sheckung und Bewegung des Fadens dienen, je nachdem sie die Flüssigkeit in derselben drückt, oder
nicht. Das zweite Stück enthält nach oben eine grosse, nach hinten offene, leere Schwimmhöhle und ist
darunter in zwei Blätter gespalten, zwischen welchen der Faden mit den Saugröhren fortläuft. Fig. 12-a.
zeigt einen kleinen Theil dieses Fadens vergrössert; man bemerkt daran den mittleren Kanal, woran
nach unten vier verschieden ausgestreckte Saugröhren hängen, jede an der einen Seite mit einem ästigen
Fangfaden, an der andern von einem körnigen Eiersack begleitet. Diese Röhren mit ihren Anhängen
bedecken dünne häutige, hier senkrecht gestellt abgebildete Schuppen. Der Kanal mit de» Saugern,
Eierstöcken und Fangfäden ist in der Länge sehr veränderlich, und kann sich fast ganz bi» a" das vor-
dere Stück zurückziehen; die Farbe des Thieres ist milchig, die Eiersäcke sind gelb; seine Grösse
beträgt 2 Zoll
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TAFEL 39.
12. Klasse. P O lj p e fl. Polypina.
Wesentlicher Charakter. Fixirte reguläre Thiere mit nach oben gewendetem Munde, beiderlei Fortpflanzungsorganen
und Knospenbildung oder Halbirungsfähigkeit, die beide aber nie bis zum wirklichen Ablösen kommen.
1. Abtheilung. Moostliiere BRYOZOA.
Wesentlicher Charakter. Ihr Darmkanal ist ausser dem Munde noch mit einer zweiten oder Afteröffhung versehen. Das
Zahlenverhaltniss ihrer Arme ist ein unbestimmtes.
1. Familie. Cellariea. Zellenmoosthiere.
Wesentlicher Charakter. Die Thierchen haben eine unbestimmte Anzahl einen Trichter beschreibender Tentakeln (2 b.)
und stecken in einzelnen abgeschlossenen Zellen, deren seitliche Mündung eine gebogene Querspalte neben dem oberen
Ende ist, welche durch die bewegliche Unterlippe geschlossen werden kann.
Fig. 1. Flustra foliaceä; die Umrissfigur in natürlicher Grösse.
Länglich sechsseitige Zellen, die aus einer weichen lederartigen Membran bestehen, sitzen in
regelmässiger Anordnung neben einander, theils einseitig Gegenstände überziehend, theils (wie eben bei
Fl. foliaceä) zweiseitig neben einander aufsteigend, unregelmässige Lappen bildend. Jede Zelle
(1 a. 30mal vergrössert) zeigt ein poröses Gefüge in ihrer Membran, das sich oben nebeu der gebo-
genen Mündung verliert. Das in ihr steckende Thier ist ganz wie bei der folgenden Art gebaut.
Fig. 2. Membranipora pilosa, ebenso.
Die Zellen sind ganz wie bei der vorigen Gattung geformt, aber am untern Theile der Aussen-
fläche und an den Seiten aus einer etwas solideren, mehr kalkigen Substanz gebildet; der Band die-
ser festeren Masse ist da, wo er in die weiche Haut der Aussenfläche übergeht, ausgezackt. Das
Thier (2 b. 60mal vergrössert) hat 12 ein ache gewimperte Tentakeln um den Mund, einen zylindri-
schen Vorderleib, welcher durch eine Einschnürung vom eigentlichen Rumpfe (d) getrennt ist. Da-
hinter scheint der sackförmige Magen fe) hindurch, welcher aufwärts in den Darm übergeht, aus dem
der ovale Mastdarm (g) mit dem After, der in die eine Ecke der Zellenmüudung sich öffnet, entsteht.
Ein eigenthümücher Körper f neben dem Darm scheiut dem Fortpflanzungsorgane anzugehören. Zwei
Muskeln m,m schliessen den beweglichen Mündungsrand, wenn das Thier sich zurückzieht. Die ab-
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gebildete Art ist durch einen langen Stachel am Rande des härtern Theils der Aussenfläche leicht
kenntlich.
Fig. 4. Eschaba foliacea, ebenso.
Diese Gattung unterscheidet sich von den beiden vorigen, mit denen sie die Form der Zellen ge-
mein hat, dadurch, dass die Zellen einander genau gegenüberstehen (4 b.), also immer 2 eine gemein-
schaftliche Innenwand haben, und dass alle Zellenwände, besonders aber die äusseren, mit zunehmen-
dem Alter immer mehr verkalken, und zuletzt so verschwinden, dass nur noch die Mündung der Zelle
ihre Stelle verräth. Auch ihre Wände haben anfangs ein poröses Gefüge (4 a.), das aber nach und
nach verschwindet, wenn die Kalkerde häufiger wird. Von dieser Verdickung ist indess der Lappen,
der die bogenförmige Mündung umschliesst, ausgenommen, er bleibt weicher, biegsamer und bildet eine
Art von Deckel (4 c). Unter ihm ist fast immer eine zweite runde Oeffnung sichtbar (e, e). Die
Thiere gleichen ganz denen der vorigen Gattung; auch finden sich die Escharae ebenfalls im Meer au
verschiedenen Gegenständen, theils Lappen bildend, wie E. foliocea, theils ästige Formen.
2. Familie. Tubulipobina.
Wesentlicher Charakter. DiePolypen haben ebenfalls trichterförmige Tentakeln, stecken aber in runden, becherförmigen,
oben abgestutzten, offenen Zellen, die an einer gemeinsamen stammförmigen, oft verzweigten Basis haften.
Fig. 3. Bowebbankia densa. \ einer Gruppe in natürlicher Grösse, f dieselbe
achtmal vergrössert, 3a ein 60mal vergrössertes Individuum.
Der Gattungscharakter von Bowebbankia liegt in einem wagrecht fortkriechenden, unregelmässig'
ästigen Stamme, aus welchem sich bloss nach oben in unregelmässiger Anordnung länglich zylindrische
Poiypenzellen erheben. Jede Zelle besteht, wie der Stamm, aus einer lederartigen Hülle, die oben wei-
cher wird, Falten schlägt, und an ihrem äussersten Rande mit 16 langen steifen Borsten (a,a) besetzt
ist. Hinter diesen beginnt der weiche Thierkörper, der noch über die Borsten hinausragt, hier sich
zurundet und um seinen Mund 10 —12 gewimperte Tentakeln bat; unterhalb dieser nach aussen mün-
det der After (h), der lange Schlund (c) führt in einen kleinen kugeligen, innen mit Zähnchen besetz-
ten, muskulösen Kaumagen (d), auf welchen die sackförmige eigentliche Verdauungshöhle (e) folgt;
beide sind durch Muskeln (m und n) an der Zellenwand befestigt. Aus der Verdauungshöhle ent-
springt oben der lange dünne Darm (f). Im Meere, auf verschiedenen Gegenständen an den engli-
schen Küsten.
3. Familie. Halcvonellina {Ilippocrepid).
Wesentlicher Charakter. Die Polypen haben zahlreiche, hufeisenförmig gestellte Tentakeln, in deren Ausschnitt die
Afteröffnung mündet. Sie stecken in lederartigen, verästelten Röhren, an welchen Stamm und Poiypenzelle nicht verschie-
den sind.
Fig. 5. Haccyonella reptans, natürliche Grösse.
In manchen Flüssen Deutschlands mit klarem Wasser trifft man an Schilfstengein, Binsen oder
hineingesteckten Holzenden moosartige Ueberzüge, welche bei genauerer Untersuchung aus einfachen
oder verästelten lederartigen braunen Röhren bestehen, die foi twachsend sich vermehren und die Feder-
busch-Polypen enthalten. Bei der hier abgebildeten-Art sind die Röhren nach beiden Seiten verästelt,
und enthalten in jedem kurzen Aestchen einen Polypen. Fig. 5 a. zeigt denselben 30mal vergrössert;
man bemerkt das obere Ende des zugerundeten Rohres (dd), aus welchem der Polyp hervorragt; seine
Tentakeln bilden ein Hufeisen, zwischen dessen beiden Reihen die Mundöffnung sich befindet, während
der After (h) unter den Tentakesn an der Seite der Einbiegung liegt; g ist der Schlund, b der laug
herabhängende Magen, von dem seitlich der birnförmige Darm ausgeht. Hinter dem Magen ist ein Kör-
per c, den man für den Eierstock ansieht. Die Eier (5 f. von der Fläche, 5k von der Kante gesehen)
sind linsenförmig, flach und haben am Umfange 2 Reihen langer, radialer Doppelhaken.
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3. Abtheilung. Blum e n thiere ANTHOZOA.
Wesentlicher Charakter. Die Verdauungshöhlen dieser Thiere haben keinen Darm und keinen After, sondern bilden
einen einfachen Schlauch, der, wenn er unten auch offen ist, doch nicht nach aussen mündet.
4. Familie. Ombactinia.
Wesentlicher Charakter. Die einfachen, den Mund umgebenden Tentakeln sind in mannigfaltigen, meistens bei jeder Art
sehr schwankenden Zahlenverhältnissen vorhanden.
Fig. 6. Der braune Armpolyp. Hydra fusca, 5mal vergrössert.
Der länglich kolbenförmige Körper ist an seinem Ende um den kegelförmig zugespitzten Mund mit
5, 6, 7 oder 8 einfachen, sehr beweglichen und veränderlichen, auch ganz einziehbaren Armen um-
geben, die inwendig hohl sind. Jeder Arm (6c. ist die Spitze eines Armes, sehr stark vergrössert)
ist mit Gruppen Wimpern tragender Warzen besetzt, in deren Mitte sich eine grössere Zelle mit dem
Nesselorgan befindet. Ein solches Organ, bei 6e sehr stark vergrössert, besteht aus einem Bläschen,
welches au seinem Ende von 3 Zacken umgeben ist und an einem langen Faden hängt, durch den es
eingezogen und hervorgeschleudert werden kann. Mit diesen Nesselorgauen fangen die Armpolypen
ihre Beute. Sie sind getrennten Geschlechtes und die Weibchen bilden Eier in Taschen unten am
dicken Theile des Rumpfes. Ein solches Ei (6 a stark vergrössert) ist mit Zacken und Haken über-
all bekleidet. Die Thiere finden sich in Teichen und Flüssen an Schilfstengeln, Pflanzenwurzeln und
Röhrig angeheftet, können aber ihren Staudpunkt nach Willkür verändern.
Fig. 7. Campanülaria dichotoma.
Die Polypen sind Meerbewohner und bilden kleine, dichotomisch verästelte Stämme (7. in natür-
licher Grösse; 7a 12mal vergrössert) deren Rinde hornig, aber dünn und biegsam ist und am Ende
jedes Zweiges sich in eine becherförmige Zelle erweitert, die den Polypen enthält. Derselbe hat einen
trichterförmigen Mund (e), unter den 16, 18—24 Arme stehen, die von Absatz zu Absatz mit einem
Winiperkranze (h) bekleidet sind. In den Achseln der Verzweigung wachsen später andere grössere
Zellen (b) hervor, und in diesen bilden sich die Eier (c, c). Letztere Zellen hält man für weibliche,
jene au den Enden der Zweige für männliche; f und g sind solche in verschiedenen Entwickeln »gs-
stadieu begriffene männliche Zellen, d eine reife.
5. Familie. Octactinia.
Wesentlicher Charakter. Die Polypen haben acht breite, am Rande gezackte Arme (10) rund um den Mund; einen ein-
fachen Magen und acht Fortpflanzungsorgane (männliche oder weibliche) hinter denselben, deren Ausgänge in den Magen-
grund zu münden scheinen.
Fig. 8. Gokgonia flabellum, in natürlicher Grösse.
Die Gattung Gorgonia gehört zu den Octactinien, deren verästelter Polypenstock aus einem
hornigen Kern besteht (an der unteren Hälfte der Figur ist er frei sichtbar), über den sich eine ziem-
lich dicke Kalkschicht ausbreitet (wie an der oberen Hälfte der Figur), worin viele kleine Poren zur
Aufnahme der Polypen sich befinden. Ueber diese Kalkschicht verbreitet sich noch die lebendige thie-
rische Rinde und von dieser gehen die Polypen gleichsam wie Blumen vom Stengel aus. Die abge-
bildete Art bildet einen grossen, bis 2 Fuss hohen, unregelmässig maschigen Fächer und findet sich
io vielen Meeren nahe den Küsten angeheftet. Ihre Achse ist braun, ihre Kalkschicht gelb oder
röthlich.
Fig. 9. Coballiüm rubrum, ebenso.
Der allbekannte rothe Korall ist die blutfarbige, kalkige Achse eines baumförmig verzweigten Po-
lypenstockes, welche eine fleischige thierische Rinde überzieht, aus der an warzenartigen Stellen die
Polypen hervorragen. Die Achse (an der unteren Hälfte der Figur ist sie von der Rinde entblösst) hat
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feine parallele Längsfurchen und regelmässig vertheilte Grübchen, die den Polypenwarzen in der Rinde
entsprechen. Im Mittelmeer an den Küsten, auf verschiedene Gegenstände aufgewachsen.
Fig. 11. Tubipora Chamissonis, ebenso.
Dieser unter den Namen Orgelwerk bekannte Corall besteht aus zahlreichen, blutrothen Kalk-
röhren, die parallel nebeu einauder stehen, und von Zeit zu Zeit durch kalkige Querplatten verbunden
sind. Jedes Rohr ist die mit zunehmendem Alter verkalkende Rinde eines Polypen, der in ihm steckt,
und aus seiner oberen freien Mündung hervortreten kann. Bei 11 a. ist ein solches Rohr mit seinem
Polypen lOmal vergrössert und geöffnet dargestellt. Man sieht die acht gezackten Tentakeln (e), die
nach oben ausgestreckt neben einander liegen, und von einer häutigen Scheide (f, f) umgeben sind, die
unter den Tentakeln mit dem Rumpfe zusammenhängt. Diese Scheide wird nach obeu allmälig dicker,
schlägt sich nach aussen um (d, d) und geht nach und nach in die kalkige Rinde unmittelbar über.
So lange sie fleischig ist, hat sie eine grüne Farbe, durch den Kalk wird sie roth. c, c ist ein Theil
der kalkigen Querplatte. Diese Art findet sich in der Südsee, gleichfalls in der Nähe der Küsten.
6. F a m i 1 i e. Dodecactinia.
Wesentlicher Charakter. Die Polypen haben z wolf einfache zylindrische, öfters ganz kurze, warzenförmige Tentakeln (12)
um den Mund; sie sondern alle ein kalkiges Gerüst unter sich ab, dessen Oberfläche mit runden oder sternförmigen Zel-
len bedeckt ist.
Fig. ljj MADREPORA (Heteropora) abrotanoides, in natürlicher Grösse
Die Gattung Madrepora umfasste früher alle Dodekaktinien, deren Kalkgerüst einen hohlen
Achseukaual besitzt, mit dem die einzelnen Polypenzellen durch andere Kanäle in Verbindung stehen.
Ist dieser Achsenkanal weiter als die seitlichen Zellenkanäle, so ist auch die ihm entsprechende End-
zelle grösser als die Seitenzelleu der Zweige, und dieser Umstand liefert den Charakter der hier dar-
gestellten neueren Gattung Heteropora. Bei 13a. ist die Achsenzelle von oben gezeichnet, um die
12 radialen Lamellen zu zeigen, welche von ihrem Umfange zur Mitte vordringen. Solche Lamellen
finden sich bei allen Madreporen. Die abgebildete Art hat einen aufrechten, ästigen, rauhen Polypen-
stock, dessen Seitenzellen zackig hervorragen und eine schiefe, einwärts gewendete Mündung haben.
Daher sieht mau diese Münde in der Figur nur bei kleinen, nachgewachsenen Zellen, die noch nicht
vollständig ausgebildet sind. Die viel grössere Endzelle ist kolbig geformt. Die Art bewohnt die Kü-
sten Ostindiens und ist nicht selten.
Fig. 14. PoEciLLOPORA clavaria, ebenso.
Diejenigen Dodekaktinien, deren Polypenstock entweder gar keine Röhren enthält, oder doch
kein Achsenrohr, sondern unzusammeuhängende, durch quere Scheidewände getheilte (wie hier),
bilden die alte Gattung Millepora. Gewöhnlich sind die Zellen viel kleiner und ohne sternförmiges
Gefiige, weil den Polypen die Tentakeln fehlen. Unter diesen Millrporen nennt man Poecillopora
diejenigen, deren Polypenstock viele kleine, einfache, dicht aneinander gedrängte Zellen bildet, die über
Röhreu mit Querscheidewänden sitzen. Die abgebildete gemeine Art hat einen aufrechten, vielfach
verästelten Polypenstock, dessen kurze Aeste dick rundlich und kolbig sind.
7. Familie. Lithopuyta.
Wesentlicher Charakter. Die Polypen haben eigentlich keine Tentakeln, sondern zahlreiche radiale Lamellen, welche
vom Mundrande ausgehen; sie setzen unter sich Kalkmasse ab, die von der weichen Thiersubstanz (dem Mantel) über-
zogen wird, und ein sehr festes Gerüst bildet.
A. Bei Einigen stirbt der Mantel von unten her ab, daher die Kalkgeriiste unbeweglich festsitzen.
u. Daedalinen. Die Polypen halbiren sich, und bilden daher halbkugelige Massen, mit gleich weit vom Anfangs-
punkte abstehenden Zellen auf der äussersten Oberfläche.
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Fig. 15. Makanduina labyvinlhica, ebenso.
Die Mäandrinen sind massige halbkugelige kalkige Polypenstöcke, deren Zellen nicht in sich
geschlossen sind, sondern nach zwei odei; mehreren Richtungen fort wachsend linregelmassige1 Windun-
gen auf der Oberfläche beschreiben, die durch hohe,, scharfkantige, seitlich mit feineu Lamellen besetzte
Erhabenheiten (den zusammengewachsenen Rändern zweier sich berührenden Pölypenzellen) getrennt
werden. Alle Arten dieser merkwürdigen, Gattung leben in tropischen Meeren' «4id unterscheiden sich
an den Gestalten der Wälle zwischen den Zellen. Bei der abgebildeten Art bildet' die ebene Kante
der Wälle einen einfachen zackigen Kamm. An amerikanischen Küsten.
Fig. 16. FAvi&uva, in natürlicher Grösse.
Diese Gattung hat mit der vorigen die halbkugelige^ massige Form ihres Gerüstes gemein, unter-
scheidet sich aber von ihr durch die in sich geschlossenen runden oder eckigen Polypen - Zellen. Sto-
ssen dieselben dicht an einander, ohne besondere Zwischenräume (Mantel) zu lassen, so giebt dies die
Gattung Astraea; lassen sie aber Lücken zwischen sich, wie hier, so erhalt inaij''d|e Gattung Fävia.
Bei der abgebildeten Art sind die Lücken erhaben und körnig-gestreift, die Zellen haben 4—5 Li-
nien Durchmesser und schmale radiale Lamellen, deren innerste Ecke! zackeriartig ;hervorragt, eine so-
genannte Krone bildet. Sie findet sich im rothen Meer.
          '
Fig. 19. CABYOPHYiiiiiA corymhosa, ebenso.
Der Polypenstock der Gattung Caryophyllia hat keine massige, halbkugelige Form, sondern eine
frei verästelte baumartige; aber die Aeste entspringen immer alle in gleicher Entfernung von der Stamm-
basis, und die Polypeuzellen befinden sich immer nur am Ende der Zweige. Daher hat auch hier der
ganze Polypenstock eine kugelige, wenn auch nicht zusammenhängende Form. Die Zweige ent-
stehen immer durch Theilung einer einfachen Zelle, gewöhnlich zu drei, wie in unsrer Figur, und
die Zellen haben viele vertiefte radiale Lamellen, während die Aussenfläche der Zweige fein gestreift
ist. Die abgebildete Art wird gegen 1 Fuss hoch und ihre Zellen haben, so lange sie noch einfach
sind, gegen 1 Zoll, später in der Verästelung begriffen bis 2-£- Zoll Durchmesser. Die Lamellen der
Zelle sind dick und leicht gezähnt. Sie findet sieh im rothen Meer.
. h. O etil in eil. Die Polypen bilden Knospen, und verästeln sich daher nicht regelmässig. Die Gerüste haben
rasen- oder buscld'örmige Gestalten.
Fig. 17. Oculina prolifera, ebenso.
Der Gattungscharakter von Oculina liegt in der unregelmässigeu Form des Polypenstockes,
dessen Knospen und Zweige immer unmittelbar am Rande der früheren Polypeuzellen zu 1, 2,
3, oder noch zahlreicher hervor wachsen. Die Zellen selbst haben viele radiale Lamellen; die Aussen-
fläche der Zweige ist glatt oder körnig. Die abgebildete Art wird gegen 1 Fuss hoch, hat bis \ Zoll
weite elliptische Zellen, eine weisse Farbe, und eine feinkörnige Oberfläche der Zweige. An den
Küsten der Nordsee.
B. Bei Anderen bleibt der Mantel immer auf der ganzen Oberfläche des Kalkgerüstes, hüllt dasselbe ein, und befe-
stigt sich allein an den Gegenständen, worauf die Thiere sitzen. Sie lassen sich leicht von diesen abheben. Funginen.
Fig. 12. Füngia agarieiformis, ebenso.
Eine einzige, mit zunehmendem Alter sich immer mehr vergrössernde Polypenzelle bildet in ihrem
fleischigen Mantel einen grossen, flach kegelförmigen Kalkstock, der auf seiner Oberfläche vom Munde
des Polypen ausgehende, radiale, gegen den Rand hin sich vermehrende Lamellen besitzt, während die
Unterseite dicht höckerig ist. Bei der abgebildeten Art ist der Umfang dieses Polypenstockes kreis-
förmig und die radialen Lamellen haben einen fein zackigeu Rand. Sie findet sich in der Südsee. Der
thierische Mantel ist schön blutroih gefärbt, der Kalkstock aber weiss.
Zu Tafel 39.
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Familie.
8.
POLYACTINIA.
Wesentlicher Character. Die Polypen haben zahlreiche, gewöhnlich einfache, kurze, einziehbare Tentakeln um den Mund
und bestehen bloss aus fleischiger Substanz, ohne jemals Kalkmasse abzusondern.
Einige Mitglieder dieser Familie, (die Zoanthinen) bilden noch verzweigte Polypenstöcke, an
welchen mehrere Polypenzellen von einem gemeinsamen Stamme getragen werden, die meisten sind
einfache Individuen, die zwar festsitzen, aber ihren Ort verlassen können, so die nachfolgende Art.
Fig. 20. Actinia novae Hiberniae, natürliche Grösse.
Die in allen Meeren, besonders aber im tropischen, heimische Gattung Actinia enthielt früher die-
jenigen Polyactinien, deren kegelförmiger Körper bloss ein Individuum ist. Neuere Beobachter haben
diese Gettung nach der Form der Tentakeln in mehrere aufgelöst, von welchen der Name Actinia
denjenigen Arten geblieben ist, deren Tentakeln einfache sind, denen Saugscheibchen fehlen, und die
keine Poren im Mantel haben. Zu ihnen gebort die abgebildete schöne Art aus der Südsee. Sie wird
mehrere Zoll hoch, ist zinnoberroth, mit bräunlicher Mundgegend, deren Rand von einer doppelten Reihe
einfacher zugespitzter Tentakeln umgeben ist. Diese Tentakeln haben unten eine grünliche, an der
Spitze eine weissliche Farbe und auf dem dunklern Theile gelbe Flecken.
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TA F EL 40.
13. Klasse. InfusioDSthiere. Infusoria.
(NB. Da diese sogenannte Klasse keine natürliche Abtheilung des Thierreichs ist, so kann sie auch nicht definirt werden; sie bestellt
vielmehr aus dreierlei ganz verschiedenen Gruppen, welche ich hier als Abtheilungen aufführe, die Leser über ihre natürliche Stel-
lung im System auf mein Handbuch der Naturgeschichte. Berl. 1837. 8. verweisend.)
i            1. Abtheilung. Räderthiere. ROTATORIA.
Wesentlicher Charakter. Gegliederte Thiere, mit eigenthümliclien, bloss am Vorderende des Körpers angebrachten, un-
gegliederten Bewegungsorganen (sogenannte Räder), die aus Fleischwarzen bestehen, deren Rand strudelerregende Borsten
trägt. Sie leben im Wasser, sind Zwitter und legen einzelne grosse Eier. Sämmtliche Arten sind hier etwa 150mal im
Durchmesser vergrössert.
(NB. Nach meiner Ansicht gehören diese Thiere zu den Crustaceen.)'
1. Faini 1 ie. Zyöothocha.
Wesentlicher Charakter. Die Räderorgane bilden zwei gegenüberstehende Hauptlappen, oder es sind ihrer überhaupt
nur zwei vorhanden.
Fig. 1. Brachionüs urceolaris.
Die Gattung Brachionüs gehört zu den gepanzerten Zygotrochen und unterscheidet sich
von ihren Gruppengenossen durch den Besitz eines einfachen Auges und eines langen, gegliederten
Schwanzes. Der Panzer, welcher bloss den Rumpf bedeckt, ist ziemlich flach, aber an den Seiten
nicht scharfkantig, vorn etwas enge und hinten bauchig zugeruudet; der vordere Endrand ist gezackt,
und hinter einem tieferen Ausschnitt, aus dem ein einfacher Tentakel hervorragt, liegt das Auge. Dar-
auf folgt der Schlundkopf mit den 5 Zähnen an jeder Seite (1. a), hinter ihm der Magen mit seinen
beiden seitlichen Drüsentaschen (Leber) am Anfange und dann der zweite zurückgewundene Darmab-
schnitt, neben dem zu beiden Seiten die kurzen taschenartigen weiblichen und die langen, kanalarti-
gen männlichen Genitalien wahrgenommen werden. Der rechte Eierstock enthält einen Eikeim, der
linke ist entleert und sein reifes Ei hängt hinten am Panzer. Der kurze, vielgliedrige Schwanz endet
mit 2 Flossenstrahlen. Der Räder sind fünf; 2 seitliche links und rechts, ein kleineres mittleres,
neben welchem jederseits ein borstenförmiges Fühlhorn sich bemerkbar macht. Das Thierchen ist J Linie
lang und findet sich häufig in klaren Teichen.
Fig. 2. Pterodina elliptica.
Eine mit Brachionüs in dieselbe Gruppe der gepanzerten Zygotrochen gehörige Form, de-
ren Panzer aber viel flacher ist (2. b) am Umfange scharf zugerundet und dabei einen elliptischen Um-
riss hat. Das Räderorgan besteht aus zwei elliptischen Scheibchen, die durch einen Wimperbogen
verbunden sind; dahinter stehen hier zwei Augen. Die innere Organisation ist ganz ähnlich, aber die
Kiefer haben nur zwei Zähne an jeder Seite (2.a), die in einer halbkreisförmigen Platte sitzen. Der
Schwanz ist etwas kürzer, und endet statt der Flossen bloss mit Wimpern. Das Thierchen wird
i Linie lang «nd lebt in Teichen bei Berlin.
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Fig. 8. Philodina erythrophthalma.
Die Gattung Philodina gehört zu den panzerlosen Zygotrochen, und ist unter ihnen durch
den Besitz zweier Nackenaugen ausgezeichnet. Ihr Räderorgan besteht, wie bei Pterodina, aus
zwei Ellipsen, die neben dem Munde stehen; über ihm, doch mehr nach hinten zu, zeigt sich im Nak-
ken ein Tentakel und an seinem Grunde bemerkt man die beiden rothen Augen. Der nun folgende
Rumpf besteht deutlich aus sechs Ringen, welche durch schwache Muskelgürtel von einander ge-
schieden und wieder durch noch schwächere Muskellängsstreifeu verbunden sind. Er enthält ganz die-
selben Organe, welche wir bei Brachionus kennen lernten, aber der Kiefer hat jederseits drei iu
einer Halbscheide steckende Zähne. Der dreigliedrige Schwanz hat an jedem Gliede einen zacken-
artig vorspringenden Endrand. Das Thierchen wird TV — | Linien lang, und lebt in Gesellschaft der
vorigen.
2. Familie. Polttrocha.
Wesentlicher Character. Die zahlreichen kreisförmigen Räderorgane bilden einen Ring um den Mund oder am stumpfen
Vorderende des Körpers.
Fig. 3. Metopodia triptera.
Diese und die beiden folgenden Gattungen bilden mit mehreren andern eine natürliche Gruppe
(Eüchlanidota), welche sich durch den Besitz eines einfachen, den ganzen Rumpf bedeckenden
Panzers auszeichnet, der ähnlich wie bei Brachionus bloss eine vordere und hintere Oeffunng zum Durch-
gange des Räderorganes und Schwanzes hat. Metopodia ist unter diesen Gattungen durch den Besitz
zweier Augeu und zweier Flossen am Ende des Schwanzes ausgezeichnet, sie hat einen frei her-
vorragenden kopfartigen Vordertheil, hinter dem die ßäderorgane sitzen, einen flachen, oben mit einem
Kamm versehenen Panzer, und zweizahnige Kiefer. Die abgebildete Art T^ Linien lang.
Fig. 4. Euchlanis triquetra.
Eüchlanis, die Haupt^attung der eben bezeichneten Gruppe, ist an dem einfachen Auge und dem
flachen, seitlich scharfkantigen, unterhalb häutigen, oben mit einem hohen Kamm (4. b.) versehenen Pan-
zer kenntlich; sie stimmt darin zum Theil mit Metopodia überein, hat wie diese zwei Flossenborsten
am Ende des Hinterleibes, aber ein stumpfes, von 6 Räderorganen umgebenes Vorderende und fünf
freie Zähne in jedem Kiefer (4. a). Im Innern des Rumpfes treten, ausser den schon erwähnten Or-
ganen, die beiden grossen, zum Räderorgane sich begebenden Muskelstreifen hervor, und der hier sehr
entwickelte, mit einem fast reifen Ei versehene Eierstock. Die abgebildete Art ist eine der grössten
und erreicht } Linie Länge.
Fig. 5. Squamella oblonga.
Squamella ist die einzige Gattung unter den Euchlanidoten, wTelche vier Augen besitzt; in
den übrigen Punkten stimmt sie ziemlich mit Eüchlanis überein, aber der Panzer hat keinen Kamm,
und das Räderorgan ist einfacher, dem von Pterodina ähnlich. Die Kiefer haben zwei freie Zähne
(5. a). Die abgebildete Art hat nur -^g-Linie Länge.
Fig. 6. Polyarthra trigla.
Unter den ungepanzerten Polytrochen giebt es zwei Gattungen, welche sich durch den Be-
sitz paariger Flossenborsten auszeichnen, und als eine besondere Unterabtheilung angesehen wer-
den müssen. Beide haben einen seitlich zusammengedrückten, ungegliederten Rumpf, nach Art der
Daphnien (Taf. 32. Fig. 12.), und keinen gegliederten Schwanz. Die eine, Polyarthra, hat ein e'n-
faches Auge, an jeder Seite 6 Flossenborsten in 2 Gruppen, aber keine Endflosse; ihre Kiefer tragen
einen einfachen Zahn. Die abgebildete Art wird T^ Linie lang, und hat glatte Flossenborsten-
Fig. 7. Triarthra mystacina.
Die andre Gattung, Triarthra," hat vorn blofs eine einfache grosse Flossenborste an jeder Seite,
aber eine dritte am Körperende. Sie besitzt ferner zwei Augeu, zwei Zähne an jedem Kiefer, die
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in einem Gerüst stecken, und einen längeren mehrgestreckten Körper. Die abgebildete Art misst TV Linie
und ihre Flossenborsten überragen den Körper nur wenig.
Fig. 9. NOTOMMATA collaris.
Die noch übrigen ungepanzerten Polytrochen sind hier durch die Gattung Notommata
repräsentirt, weil sie die grössten Arten von allen enthält. Ihre Charaktere liegen in dem deutlich
aus sechs Gliedern zusammengesetzten spindelförmigen Rumpfe, den äusseren langgestielten Räder-
organen, der Anwesenheit eines einfachen Nackenauges, vor dem bei manchen Arten (aber nicht, wie
es scheint, bei der abgebildeten) ein beweglicher Tentakel steht, dem einfachen breiten Zahn in jedem
Kiefer und dem kurzen eingliedrigen Schwänze, welcher eine doppelte Eudflosse hat. Die innere
Organisation ist ganz wie bei den übrigen Räderthieren und recht deutlich zu erkennen. Die abge-
bildete Art zeichnet sich durch ihren abgeschnürten ersten Rumpfring aus und erreicht eine Länge von
i — ^ Linie. Sie lebt einzeln in Torfseen bei Berlin, und hat eine glatte Oberfläche.
3. Familie. Schizotbocha.
Wesentlicher Charakter. Das Räderorgan bildet eine einfache grosse, oft scheibenförmig ausgebreitete Wimperreihe, die
durch Einschnitte in mehrere Lappen getheilt zu sein pflegt.
Fig. 10. Megalotbocha albo -flavicans.
Die meisten Schizotrochen sind fixirte Räderthiere, welche mit ihrem mehr oder weniger ver-
längerten vielgliedrigen Schwänze sich festsetzen und häufig gruppenweis neben einandersitzen, theils
ganz unbedeckt, wie eben Megalotbocha, theils von einer Gallertkugel umgeben, worin sich die ein-
zelnen. Individuen zurückziehen, wie Lacinulabia. Das Thier besteht dann aus einem sechsringeligen
Rumpfe, an dessen Ende, wie immer bei Räderthieren, After uud Genitalien mit einer gemeinsamen
Oeffnung münden, worauf ein vielgliedriger Schwanz folgt; am Vorderende breitet sich dagegen der
Rumpf in ein grosses, hufeisenförmiges Räderorgan aus, dessen Einschnitt zum Munde führt. In ihnen
2 Kiefer, jeder mit fünf Zähnen (lü.a.), die in einem Gerüst sitzen. Die Jungen haben, so lange sie
schwimmen, 2 Augen, später setzen sie sich neben den Alten fest, und verlieren die Augen. Hier sind
2 alte Individuen dargestellt, das eine ausgestreckt, das andere (d) zusammengezogen; jenes trägt
2 Eier. In geringerer Vergrösserung ist bei b. eine ganze Gruppe der Lacinularia socialis gezeich-
net. Beide Arten sind fast die grössten Räderthiere und messen \ Linie in der Länge.
Fig. 11. Limnias Ceratophylli.
Die Gattung Limnias gehört zu den einzeln festsitzenden Schizotrochen, welche von einer festen
Scheide umgeben sind. Diese Scheide ist bei Limnias strukturlos. Das Räderorgan ist °oförmig,
zweilappig uud die Kiefer enthalten drei Zähne. Der übrige Bau ist ähnlich wie bei Megalotrocha.
Man kennt nur die eine hier abgebildete Art, welche fast f Linien lang wird, und an den zarten Stie-
len oder Wurzeln verschiedener Wasserpflanzen zu haften pflegt.
                                    s
4. Familie. Monotbocha.
Wesentlicher Charakter. Das Riiderorgan besteht aus einem einzigen, in sich geschlossenen Wimpernkreise.
Fig. 12. Conochilus Volvox.
Auch die Monotbochen sind grösstentheils fixirte Räderthiere, welche theils in einer gemeinsamen
Gallertscheide stecken, wie eben Conochilus, theils jedes Individuum in einer besonderen. Die Grup-
pen der Conochili sehen ganz so aus wie die der Lacinulabia, aber die Thiere unterscheiden sich
auffallend, wie die Abbildung zeigt. Das einfache elliptische Räderorgan ist kleiner, und aus seiner
Mitte ragen neben dem Munde zwei Fühler hervor, die Kiefer haben 5 Zähne, die in einer Scheide
stecken. Der Magen ist geschwungen, und die Genitalien bilden schmale gewundene Schläuche. Mau
kennt nur diese eine Art, welche gleichfalls an Wasserpflanzen haftet, und deren Individuen l Linie
lang werden.
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2. Abtheilung. Magen thierchen. POLYGASTRICA.
Wesentlicher Charakter. Gliederlose, allermeistens unsymmetrische Thiere, deren Kö'rperoberfläche meistens mit Wim-
pern oder analogen Bewegungsapparaten besetzt ist, während die inneren Organe aus zahlreichen runden Magentaschen
zu bestehen scheinen. Alle vermehren sich durch Theilung, einige auch durch Knospenbildung.
/. Enterodela.t
Sie haben nicht bloss einen Mund und Magentaschen, sondern auch einen Darm nebst After.
'1. Familie. Anopisthia.                                         <'.
Wesentlicher Charakter. Mund und After, die beide vorhanden sind, liegen in einer Grube dicht neben einander.
Fig. 13. Vor Tic ella nebulifera.
Die Gattung Vobticella bildet den Repräsentanten einer besondern Gruppe unter den Anopi-
sthien, welche durch die Anwesenheit langer Stiele, die die einzelnen Thierleiber tragen, und öfters
sogar zu Familien verbinden, merkwürdig ist. Bei Vobticella sind die Individuen immer einzeln ge-
stielt, wenn sie gleich gruppenweis dicht neben einander sitzen, und der kleine Stiel enthält in seinem
Innern einen Muskelfaserbündel (c), vermittelst dessen er sich spiralig aufrollen und theilweis oder
ganz ausstrecken kann (a). Der Leib des Thieres ist becherförmig, am oberen Rande mit Wimpern
besetzt, und hat hier an einer Stelle, wo der Wimpernkranz sich nach innen biegt, den Mund. Jedes
Individuum kann sich halbiren (f.), oder auch Knospen bilden (b.) ja ganz vom Stiel ablösen. Solche
schwimmende Individuen enthalten auch hinten Wimpern (d), oder zeigen bloss diese und ziehen die
vorderen ein (ej. Der Körper allein wird ^ Linie lang.
Fig. 14. Stentor Roeselii, ^ Linie lang.
Stentor unterscheidet sich von Vobticella besonders durch den Mangel eines Stieles, wenngleich
der länglich trichterförmige Körper sich dennoch mit dem spitzen Ende festsetzen, aber auch schwim-
men und dabei elliptisch zusammenziehen kann (b). In seinem Innern bemerkt man 2 grössere Blasen
und ein langes geschlängeltes Organ, die beide, doch letzteres kürzer und bloss gebogen, auch bei
Vobticella vorhanden, ihrem wahren WTesen nach aber noch nicht gehörig erkannt sind.
2. Familie. Catotrbta.
Wesentlicher Charakter. Mund und After, die beide vorhanden sind, liegen zwar an einer Seite, oft ziemlich dicht
neben einander, sind indess durch einen gewissen Abstand getrennt
Fig. 15. Eüplotes monostylus, Jf Linie lang.
Mehrere Catotreta haben ein panzerartiges Rückenschild, welches glashell ist und auch bei
Eüplotes sich findet. Der weiche Rumpf ist am Munde gewirnpert, aber unterhalb mit wellenförmigen
Haken in doppelter Reihe bedeckt, die dem Thierchen als Füsse zum Kriechen dienen. Hinten hat
es einen schwauzförmigen Fortsatz. Fig. 6. stellt den leeren Panzer dar.
Fig. 16. Stylonychia mytilus, ^ Linie lang.
Stylonychia ist der vorigen Gattung sehr ähnlich, aber schalen los. Der nackte Leib ist läng-
lich elliptisch, nach vorn breiter und am eingebogenen Rande gewirnpert. An der Bauchseite bemerkt
man eine doppelte Reihe gewundener Stiele, wie bei Eüplotes, die als Füsse' zum Kriechen dienen,
und hinten bildet eine Gruppe grader Stacheln eine Art Schwanz (c), hinter dem, vom Rande, noch
drei längere Borsten hervorragen. Im Innern des Thieres sieht man den Darm mit den Magentaschen,
eine kleinere helle, kreisrunde Blase (aj, und zwei länglich elliptische dunklere (b.)
Fig. 17. Paramaeciüm aurelia, -fa Linie lang.
Diese und die folgende Gattung sind von beiden Seiten zusammengedrückt, schalenlos, überall
mit 'Wimpern bekleidet, und fast nierenförmig gestaltet. Bei Paramakcium hat die Niere eine langge-
streckte Form, und einen schwächereu seitlichen Einschnitt, worin der Mund (a) säcn befindet; der
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After ist nahe am Hinterende. Im Innern der Thiere bemerkt man zahlreiche Magentaschen, von de-
nen mehrere mit Farbestoff erfüllt sind, einen grossen elliptischen Körper (c), und zwei sternförmige
(b. b.), welche sich abwechselnd zusammenziehen und wieder ausdehnen.
Fig. 8. Colpoda cucullus, ¥lT Linien lang.
Die Gattung Colpoda ist kürzer gebaut als Paramaecium, stärker eingekrümmt, schwächer gewim-
pert, theilweis nackt, und hat beide Oeffuungen in einem Seitenausschnitt (a), woselbst sie aber durch
einen vorspringenden Zapfen getrennt sind. Im Innern bemerkt man zahlreiche, zum Theil angefüllte
Magentaschen und den schon bei Paramaecium erwähnten elliptischen Körper (6.) —
2. Familie. Allotreta.
Wesentlicher Charakter. Mund und After sind beide vorhanden, liegen aber weit getrenntvon einander, und zwar einer
von beiden ain Ende des Körpers selbst.
Fig. 19. Chilodon cucullulus, Tvf Linie laug.
Der Körper dieser Gattung ist flach elliptisch, überall gewimpert, doch am Umfange stärker, pan-
zerlos, und am Vorderende schief zugespitzt. Der Mund (a) befindet sich an der Bauchseite und ist
mit sechszehn nadeiförmigen Zähnen eingefasst (16. a.), der After ist am Hinterende. Im Innern des
klaren Thieres sieht man die Magenblasen, einen grossen eiförmigen dunkleren Körper (c), und zwei
kleinere ungleiche klare Blasen (b, d).
Fig. 20. Trachelius ovum, J Linie lang.
Tracheuüs ovum gleicht im Utnriss ganz der vorigen Gattung, andere Arten sind indess länger
gestreckt und lanzettförmig gestaltet; das Vorderende ist in einen spitzen Lappen ausgedehnt, hinter
dem der trichterförmige Mund (a) sich befindet. Der Darm (c) ist ein weiter Längskanal, von dem
paarige Seitenäste ausgehen, die aber nicht in Magentaschen enden. Der After (d) hat eine Art
Sphinkter. Ausserdem sieht man noch den dunklen Körper b, und viele kleine klare Blasen im Innern.
4. Familie. Enantiotreta.
Wesentlicher Charakter. Beide Darmmündungen liegen am Körperende, der Mund am vorderen der After am hinteren.
Fig. 21. CoLBPskirlus, -sV Linie lang.
Coleps ist die einzige Gattung unter den Enantiotreten , welche einen harten tonnenförmigen
Panzer hat, der vorn und hinten offen, am Bande gezähnt und auf der Oberfläche getäfelt ist. Daher
erkennt man vom innern Bau bloss die mit Farbestoff erfüllten Magentaschen. Der Mund hat einen
Wimpernkranz und der Panzer ist ebenfalls der Quere nach halbirbar, wenn dasThierchen sich durch
Theilung vermehren will.
Fig. 22. Leucophrys patula, * Linie lang.
Leucophrys hat keinen Panzer, einen allgemeinen Wimperbesatz, einen eiförmigen Körper mit schief
abgestutztem Vordereude, woran der Mund. Die abgebildete Art wird £ Linien lang, ist bräunlich,
ziemlich durchsichtig und lässt deutlich einen gewundenen Darm und davon ausgehende Magentascheu
erkennen.
Fig. 23. Enchelys pupa, T^' Linie lang.
Enchelys unterscheidet sich von Leucophrys durch den Mangel einer Wimperbekleidung auf der
Oberfläche, einen länglich kolbigen Körper, eine enge, grade abgestutzte, von Wimpern umgebene Mund-
öffnung und einen graden Darm, dessen Magentaschen viel zahlreicher und kleiner sind als bei Leu-
cophrys.
Fig. 24. Podophrya f'ixa, -SV Linie lang.
Dies merkwürdige ^hierchen hat einen kugeligen Leib, von dem an einer Seite ein zarter dünner
Stiel ausgeht mit welchem es sich festsetzt und dann seine Stelle nicht wieder ändert Am Körper
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»
bemerkt man den rechtwinklig gegen den Stiel gerichteten Mund, und eine ziemliche Anzahl langer
dünner geknöpfter Borsten. Der After Hess sich noch nicht mit Sicherheit erkennen.
II. Anentera.
Sie haben weder Dann noch After, aber Mund und Magentaschen.
5.   Familie. Alloceta.
Wesentlicher Charakter. Ihr Körper hat gar keine bleibende Form, sondern verändert sich unaufhörlich in seinen Um-
rissen innerhalb gewisser Grenzen. Allen fehlen die Wimpern.
Fig. 25. Euglena viridis, ?\ Linie lang.
Ein spindelförmiger, hinten zugespitzter, vorn stumpfer Körper, hat am Vorderende über dem Munde
einen langen Faden, durch dessen Schlängelung sich das Thierchen von der Stelle bewegt. In dem
farblosen Vordertheile ist ein rother Fleck, der für ein Auge gilt. Während der schnellen Bewegun-
gen dreht und ändert sich der Körper unaufhörlich und nimmt dabei die verschiedenen, unter a, b und
c dargestellten Formen an.
Fig. 26. Distigma proteus, ^ Linie lang.
Der Körper ist flach, klar, im Innern getrübt und mit hellen Blasen versehen, ändert seine Form
unaufhörlich, ist aber ungeschwänzt und an dem vorwärts gewendeten Ende mit 2 dunklen Randpun-
kten versehen, die für Augen gelten.
Fig. 27. Amoeba dif/'luens, ^ Linie gross.
Der Leib dieses Thierchens hat durchaus keine bestimmte Form, zerfliesst gleichsam nach jeder
Richtung hin und ändert sich unaufhörlich, wie die beiden Figuren andeuten. In jeder ist bei a der
Mund sichtbar; bei der einen sieht man mit Farbestoff gefüllte Magentaschen, bei der andern befinden
sich Bacillarien im Innern des Körpers.
Fig. 28. Abcella vulgaris, ^ Linien im Durchmesser.
Diese Gattung gleicht im Bau ganz der vorigen, da aber der Leib von einer napfartigen, radial
gestreiften Schale bedeckt ist, so ändert sich wenigstens der Umriss seiner Mitte nicht. Ueber die
Schale ragen nach allen Seiten die veränderlichen Fortsätze hervor; der Mund ist bei a sichtbar, und
im Innern erkennt man die mit Farbestoff gefüllten Magentaschen.
6.   Familie. Epitricha.
Wesentlicher Charakter. Der kegel- oder scheibenförmige Körper hat Wimpern als Bewegungsorgane.
Fig. 29. Cyclidium glaucoma.
Die verschiedenen Figuren dieses Thierchens zeigen, dass dasselbe einen elliptischen Umriss, einen
flachen Bauch und einen gewölbten Rücken hat, dass sein Rand mit Wimpern bekleidet, der übrige
Körper aber nackt ist, und dass es sich durch Quertbeilung (c) vermehren kann. Im Innern erkennt
man mit Farbestoff gefüllte Blasen. Sein Rücken ist ohne harte Hülle. Es ist sehr gemein in fast
allen Aufgüssen, hat aber nur xitr Linie Länge.
7. Familie. Sphaebidiota s. Gymnica.
Wesentlicher Charakter. Der sehr kleine, kugel- oder eiförmige Körper ändert seine Form nicht, er ist ohne Wimpern-
besatz, hat aber gewöhnlich 1 oder 2 Mundfäden als Bewegungsorgane.
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a. Gruppirte Familienleiber. Volvocina.
i
Fig. 30. Das Kugelthier. Volvox globator.
Viele kugelförmige Thierleiber, deren jedes (30. a) mit 2 Mundfäden, einem rotheu Auge, zwei
grösseren weisslichen Blasen und zahlreichen Mageritasehen versehen ist, stecken in einer gemein-
samen blasenförmigen Hülle und sind in ihr unter sich durch Ausläufer zu einer Familie verbunden.
Die Familie treibt nach innen 8, je S und 2 einander gegenüberstehende Knospen, welche durch Theilung
in Individuen zerfallen, sich aber nie vollständig trennen, sondern ebenfalls familienartig verbunden
bleiben. Zerreisst die alte Familie, so treten die Knospen heraus, dehnen sich aus und bilden nach
und nach neue Familien, die fortwachsen, wieder Knospen treiben, und den früheren Gang in sich wie-
derholen.
Fig. 31. Eudobina elegans.
Diese Gattung unterscheidet sich von Volvox darin, dass die Individuen der Familie frei in einer
Gallertmasse liegen, nur einen Mundfaden haben, und dass die Familie keine Knospen treibt.
b. Einfache Individuen. Monadina.
Fig. 32. Tbachelomonas volvocina.
Thiere, völlig wie die Individuen der Eudobina gebildet, stecken einzeln in harten, klaren, kni-
sternd zerspringenden Schalen (c) und bewegen sich durch Schlängelung des Mundfadens.
Fig. 33. Lagenella euchlora.
Der Leib des Tliierchens ist wie bei Eudorina gebildet, aber der Mundfaden fehlt. Die klare
Schale, worin es steckt, hat eine kurze, halsartig verlängerte Oeffnung, wodurch sie einer Reiseflasche
ähnlich wird.
Fig. 34. Monas guttula.
Der nackte Leib hat kein Auge und bloss einen einfachen Mundfaden. Die Abbildung zeigt mit
Farbestoff gefüllte Magentaschen. Unter den Monaden von runder Form ist die abgebildete Art eine
der grössten, und doch nur T-J^ Linie lang.
3. Abtheilung. AGASTRICA.
Die Organismen dieser Gruppe haben gar keine oder eine höchst laugsame einförmige Bewegung,
keinen deutlichen Mund, keinen After, keine Magentaschen, keine Augen, Wimper und Fäden, son-
dern bestehen aus regelmässig geformten Gliedern, deren klare Hülle einen körnigen, bestimmt begrenz-
ten Inhalt umschliesst. Sie vermehren sich durch Theiluug und werden von vielen Naturforschern
nicht ohne Grund für Pflanzen gehalten. ,
1.   Familie. Vibrionina.
Wesentlicher Charakter. Fadenförmige Gestalten, die durch mehrfache Quertheilung, welche aber nicht «ranz zum
Ablösen kommt, eine scheinbare Gliederung erhalten, keine harte Hülle besitzen und in ihrem wenig getrübten Innern «ar
keine bestimmte Organisation erkennen lassen.
Fig. 36. Vibrio prolifer.
Gehört zu den Formen die sich bloss krümmen, nicht spiralig rollen, und aus mehr als 6 Glie-
dern bestehen. Bei der abgebildeten Art sind die Glieder elliptisch.
2.  Familie. Scdebota.
Wesentlicher Charakter. Sie haben einen klaren, Kieselerde haltigen Panzer, und eine körnige, weiche, davon ganz ver-
schiedene Substanz im Innern.
Fig. 35. Clostebium moniliferum
Mondförinig gestaltete, in der Mitte etwas angeschwollene Thierchen, welche sich bloss in die
Quere theilen, und dabei paarig, nach Art der Conjugaten, verbinden, indem sie ihren Inhalt in eine
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gemeinsame Kugel zusammenschiessen. Derselbe besteht zuvor aus 2 Partien, in denen man dunklere
Streifen und Flecken unterscheidet. In den beiden Spitzen sieht man kleine Kügelchen sich im Kreise
drehen (a, a).
Fig. 37. Navicula fulva.
Einzelne von einer klaren Schale bekleidete Individuen, welche sich nicht anheften und in der
Schale sechs Oeffnungen besitzen, 2 an jedem Ende, 2 in der Mitte. Der Inhalt ist braun oder grün.
Fig.41. stellt die Nav. viridis vor, von beiden Seiten.erkennt man die Oeffnungen deutlich, so
wie die Structur der Schale, welche aus 96 Streifen an jeder Seite in doppelter Reihe besteht. Bei
A ist die Schale leer, bei B mit dem Inhalt dargestellt, und man erkennt darin auch Farbestoffkugeln,
die Ehrenberg für gefüllte Magentaschen ansieht. Mir scheinen es von anderen Thierchen ausgewor-
fene Farbestoffkugeln zu sein, welche in die Navicula zufällig durch die Oeffnungen gelangten. Um
die Schale bemerkt man einen Strom in der Richtung der Pfeile.
Fig. 38. Bacillaria paradoxa.
Diese Gattung unterscheidet sich von Navicula hauptsächlich darin, dass die Individuen an ein-
ander hängen, sich aber neben einander verschieben können, wie es bei b der Fall ist; bei a ist ein
einzelnes Individuum von der andern Seite dargestellt und erscheint daher elliptisch.
Fig. 40. Cocconema cistula.
Die Kümmeiförmig gestalteten Leiber stehen auf weichen Stielen, die unbeweglich festsitzen, thei-
len sich der Länge nach und der Stiel mit ihnen in zunehmendem Grade, wie der Unterschied in den
Figuren andeutet.
Fig. 39. Micbastebias hexactes.
Die Individuen sind zu Scheiben aneinandergefügt, aber nicht angeheftet; bei der abgebildeten
Art finden sich acht Individuen, 2 bilden in der Mitte ein Sechseck, um welches die 6 anderen herum-
sitzen. Jedes hat eine Oeffnung, von den 6 äusseren noch jedes 2 klare Zacken. Ihre Farbe ist grün.
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Druckfehler im Text.
Taf.  I.
—  II.
—  VI.
—  VIII.
—  XI.
Seite 3  Zeile  29 v. o. lies Siebbein (os ethmoideum)'statt Pflugscharbein (vomer).
—. 3        17 v. u. 1. variegatus st. variagatus.
—    3        16 v. u. I. Fodientia st. Fodentia.
—    5    — 3 v. o. 1. Ameisenfr. st. Amessenfr.
—    1    — 3 v. o. 1. zehnte Zunft st. zehnte Familie.
—    4   — 5 v. o. 1. 16 st. 17.
—    5        10 v. u. I. Emberiza st. Embeniza.
—  12        13 v. o. 1. Nectarisugae st, Netärisuga.
—    1        13 v. o. I. 3. Zunft st. 3. Ordnung.
—    3        24 v. o. 1. cristatus st. cistatus.
—    1    — 3 v. o. 1. 8. Zunft st. 8. Ordnung.
—    1    — 9 v. o. 1. Hinterfüfse st. Vorderfüfse.
—    1       23 v. u. I. versehener st. versehene.
—    3    — 3 v. o. 1. sichtbar st. dicht.
—    3        25 v. u. 1. Zwischenkiefer st. übrigen Kopfknochen.
—    1    — 3 v. 0.1.5. Ordnung, st. 6. Ordnung.
—    3        14 v. o. 1. Fig. 6. st. Fig. 8.
—  ,4       22 v. u. I. Psocus st. Pscocus.
—    2        12 v. v. 1. Fig. 8. st. Fig. 1.
—    8        11 v. u. 1. Fühler st. Flügel.
—    4        18 v. u. 1. 208 st. 108.
_ 1    _ 6 v. o. 1. 1. Zunft, st. 6. Zunft.
—     5       23 v. o. 1. Rostellaria st. Postellaria.
—    7        25 v. o. 1. Fig. 24. st. Fig. 22.
1    — 5 v. o. 1. 2. Zunft, st. 1. Zunft.
3    —    17 v. u. 1. Asterias st. Astferias.
4  . —    10. v. u. 1. denselben st. derselben.
—  XII.
—   XIII.
—  XVI.
—  XX.
XXI.
XXIII.
XXVI.
XXVIII.
XXIX.
XXX.
XXXIV.
XXXVI.
XXXVII.
XXXVIII.