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Ernst Kieckers

Die Sprachsiwe der Erde



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KULTUR UND SPRACHE / 7. BAND

DIE

sprachstAmme

DER ERDE

MIT EINER ANZAHL GRAMMATISCHER SKIZZEN

VON

DR. E. KIECKERS

o. PROFESSOR AN DER UNIVERSIXAT ZU DORPAT (ESTLAND)

BEI CARL WINTER / HEIDELBERG 1931

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Vorwort.

Wiewohl in den letzten, nicht allzuweit zurückliegenden Jahren zwei gröCere Werke über denselben StofF erschienennbsp;sind, namlich 'Les langues du monde par un groupe denbsp;linguistes sous la direction de A. Meillet et Marcel Cohen’nbsp;(Paris 1924) und P. W. Schmidt, Die Sprachfamilien undnbsp;Sprachenkreise der Erde (Heidelberg 1926), wage ich es doch,nbsp;diese viel kürzere Darstellung der Öffentlichkeit zu übergeben.nbsp;Infolge des viel niedrigeren Preises wird dieses Büchleinnbsp;leichter zu erwerben sein. Wahrend die beiden groCen Werkenbsp;mehr für den 'Linguisten vom Each’ in Betracht kommen,nbsp;soil dieses Buch jedem für die allgemeine Sprachwissen-schaft interessierten Philologen einen gedrangten Überblicknbsp;über die Spracben der Erde und einige kurze grammatischenbsp;Skizzen darbieten; und was letztere im besonderen angebt,nbsp;so hoffe ich, daC sie sogar interessierten Laien, sofern sienbsp;die humanistische Schulbildung genossen haben, verstandlichnbsp;sind. Ich glaubte um so eher diese kurze Darstellung ver-öfïentlichen zu können, als das Buch meines hochverehrtennbsp;und leider allzufrüh verstorbenen Lebrers F. N. Finck ('Dienbsp;Sprachstamme des Erdkreises’) infolge der bekannten Spar-samkeit des Teubnerschen Verlags leider nur im unveran-derten Neudruck herausgekommen ist, obwohl natürlicb seitnbsp;dem Jahre 1909 manches zu bessern und zu erganzen ge-wesen ware.

Von den Sprachskizzen batte ich gern eine gröCere An-zahl gebeten, batte auch gern manchmal die Skizzierung aus-führlicher gestaltet ^ aber dadurch ware der mit dem Herrn

^ Z. B. batte auf S. 64 viel mehr über die Beziehungen des Finnisch-Ugrischen zum Indogermanischen gesagt werden können, wie flnn.-ugr. Demonstrativstamm e-, o- in finn. (alt), estn. (alt) es 'wenn’, ung. o-Unbsp;'dort’, idg. e- in ahd. es (Gen. sing, n.) 'dessen’, ai. ast/d (Gen. sing, m., n.)nbsp;'dieses’, gr. ei 'wenn’ usw.; finn.-ugr. Demonstrativstamm i-: ostj. i-tnbsp;'dieser’, idg. *«-: lat.,_ got. is 'der, er’, lat. idem 'ebendasselbe’, ai. iddmnbsp;'dieses’; flnn.-ugr. mit t- anlautender Demonstrativstamm'dieser’: syrj.,nbsp;wotj. ta, flnn. tilmd, estn. term, ta usw., idg. z. B. Akk. 'den’ *to-m: ai.nbsp;tam, av. tgm, lit. tq (dial, tan), ab. t^, gr. tóv, ahd. den (mit analogem e)nbsp;usw.; Slamm jo-: flnn.yos'wenn’, jolca 'jeder, all’, idg. *io-s (Nom. sing, m.);

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Verleger vereinbarte Umfang, der ohnehin schon gröCer, als er es sollte, geworden ist, betrachtlich überschritten worden.nbsp;Hervorgegangen ist übrigens das Büchlein aus Vorlesungennbsp;über dieses Thema, die der Verfasser zunachst in Freiburg i. Br.,nbsp;dann regelmaCig in München gehalten hat.

Von der Vorführung und Interpretation zusammen-hangender Texte, wie sie Finck in seinem Buche 'Die Haupt-typen des Sprachbaus’ (Leipzig 1910) bietet, habe ich prin-zipiell abgesehen. Ich bin der Ansicht, daC eine solche, Fortgeschrittenere natürlich sehr fördernde Darstellung innbsp;einem besonderen Werk ihren Platz finden muO, daC dannnbsp;aber auch viel mehr Sprachstamme zu berücksichtigen sind,nbsp;als es bei Finck geschehen ist: das lauft schlieClich auf einenbsp;Neubearbeitung von Friedrich Müller, GrundriC der Sprach-wissenschaft, hinaus.

Der Mangel, die einem Bandchen, wie das vorliegende es ist, anhaften, wenn ein einzelner der Verfasser ist, binnbsp;ich mir wohl bewuCt; aber ich scheue agt;j6h vor dem Aus-ruf nicht zurück: «Nun gut, hatte ein anderer es bessernbsp;machen sollen!» Auf Vollstandigkeit erhebt das Büchleinnbsp;keinen Anspruch; das wird man bei seinem bescheidenennbsp;Umfang auch nicht verlangen können. Denn selbst das dicke,nbsp;von verschiedenen, aber nur französischen Gelehrten verfaGtenbsp;und von Meillet und Cohen herausgegebene Werk kann aufnbsp;diese Eigenscbaft keinen Anspruch erheben: die südkau-kasischen Sprachen, deren Behandlung Meillet zugefallen ist,nbsp;sind in einer unglaublich dürftigen Weise abgetan, was umnbsp;so unbegreiflicher ist, als ein Forscher wie Meillet sich dochnbsp;in den Stoff hatte einarbeiten können, was mir im Wintersemester 1907/8 in Berlin, unter der gewandten Leitungnbsp;F. N. Fincks, eine groGe Freude war. Die im Verhaltnisnbsp;zum Umfang des Buches ebenfalls viel zu knappe, wiederumnbsp;von Meillet gegebene Darstellung der australischen Spracbennbsp;kann bei dem Laien leicht ein irriges Bild hervorrufen.nbsp;Nach Meillets Schilderung sieht es so aus, als ob man überhaupt keine zusammenhangende Texte aus diesem Sprach-gebiet besabel Und schlieGlich ist südlich von den austra-

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lischen Sprachen das Tasmanische bei Meillet ganzlich in den Finten des Ozeans versunken.

lm Titel dieses Büchleins habe ich die Bezeichnung 'Sprachstamme’, meinem Lehrer Finck folgend, absichtlichnbsp;beibehalten, nicht als ob ich fiir die veraltete Stammbaum-theorie eine Lanze brechen wollte, sondern weil ich ein Geg-ner der radikalen Ausrottung einmal eingebürgerter Fach-ausdrücke bin; nicht auf den Namen, sondern auf die be-grilfliche Vorstellung kommt es an; die unzutretfende, ledig-lich auf irriger Ubersetzung des griechischen aiTiuj|uevoqnbsp;beruhende lateinische Kasusbezeichnung accusativus ist janbsp;auch bis heute in Gebrauch geblieben.

Das Erscheinen des Buches ist leider durch Satzschwierig-keiten lange hinausgeschoben worden. Dem Herrn Verleger und seiner Druckerei gebührt für den guten Satz und die gutenbsp;Ausstattung mein aufrichtiger Dank.

Zu beachten bitte ich die beiden Nachtrage auf S. 230 ff. und die Berichtigungen auf S. 236.

Dor pat (Estland), im Mai 1931.

E. Kieckers.

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Zu der in den Sprachskizzen angewandten Schreibung.^

Zu einer einheitlichen Transkription konnte ich mich nicht ent-schlieÊen. lm allgemeinen ist die Schreibung angewandt, welehe in den einzelnen Sprachwissenschaften üblich ist. Allgemeine Transkriptionennbsp;sind im nachsten Abschnitt (über das Indogermanische) vorangestellt.

Indogermanisch; Bei Vokalen bezeichnet “ die Lange (a), quot; die Kürze (a), die aber meist unbezeichnet bleibt; , bedeutet offene,

. geschlossene, «. nasalierte Aussprache (f, e, fj. » ist ein Murmellaut unbestimmter Klangfarbe, etwa wie d. e in Seele, auch s bezeichnet innbsp;urindogermanischen Sprachformen einen Murmelvokal. Z, r, m, n sindnbsp;silbenbildende Liquiden und Nasale, vgl. d. -el, -en usw. °in°der Aussprache der ümgangssprache (Gabel = gM, leben = lébn). i ist un-silbisches i, vgl. d. Lilie (in zweisilbiger Aussprache), u ist unsilbiges unbsp;= engl. w (in well 'gut’); auch g und o. ij — n in d. Bank (velarernbsp;Nasal). % nach Konsonant bezeichnet die aspirierte Aussprache, alsonbsp;ph = p h (nicht = ü. f), th = t h (nicht = engl. th). b istnbsp;labialer Spirant, bilabialer oder, wie nhd. w, labiodentaler; p und ff (auchnbsp;d) sind dentale Spiranten, wie engl. th-, ƒ ist stimmlos, ^ stimmhaft.nbsp;X und j sind gutturale (velare bzw. palatale Spiranten), x 'st stimmlosnbsp;wie ch in d. ach, ich, g stimmhaft (vgl. das rheinische g). s ist stimmlos, z stimmhaft = frz. s, s = d. sch (engl. sh), z — frz. j, c = d. f5nbsp;oder engl. ch, j = dz — engl. j. ' hinter einem Konsonanten bezeichnet die palatalisierte (mouillierte) Aussprache (V, k', t'), für n auch n.nbsp;l ist velares l. — Imindogerm. babe ich mich der Brugmannschennbsp;Transkription angeschlossen. Urindogerm. k, § meinen palatale Gutturale, etwa wie deutsch das k, g vor i (Kind, girren) gesprochen wirdnbsp;(aber ohne Aspiration); q, g sind velare Gutturale, vgl. die Artikulationnbsp;von k, g vor a (Kalb, Gabe); g^, g^, sogen. Labiovelare, sind mit Lippen-rundung gesprochene Velare; gh, g»h usw. die entsprechenden aspiriertennbsp;Laute. — Indisch: y =:= j-, n, t, d sind Zerebrale, der Zungensaum wurdenbsp;nach dem Gaumendach hin artikuliert. c = c, j = dz, s = sch, s istnbsp;mouillierles s, g zerebrales s. — Avestisch: Kleine hochgesetzte Vokalenbsp;sind epenthetische Laute, durch den folgenden Vokal (i, u) veranlafit.nbsp;o = p; aë = ag-, t ist eine nicht genauer zu definierende Spirans.nbsp;Av. und altpers. x —nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;—nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Armenisch: y = i- K = kh (s. oben).

X ~ ch (x). — Tocharisch: e = c (ta). h ist palatales n. -m = -n. f oder s = ai. «; s = ai. s. k, t, p machen eine besondere Reihenbsp;von stimmlosen Verschlufilauten aus (vor reduziertem Vokal und in nicht-haupttoniger Silbe). Entsprechend auch s, s, s, n, m, r, — Hethi-tisch: t auch = d usw. s vielleicht schon = s. — Albanisch: d (wie

' Die Sprachen bleiben hier unberücksichtigt, über deren Schrift-zeichen das Notige in der Skizze selbst gesagt ist.

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neugriech.) = p. — Litauisch; é = y = ï. Das Nasalierungszeichen (z. B. g) hat nur noch etymologischen Wert. a nach palatalem Konso-nant und j = f. — Lettisch: c — ts (d. z). — Allbulgarisch; è aus ê.nbsp;ï ist palatalen, ü velaren Murmelvokal, y ein Mittellaut zwischen ü und ï.nbsp;rl, rü, Ii, lü = palatalem bzw. velarem r, l. c — ts (d. z), x — d. ehnbsp;in ach. — Griechlsch: eu = e m, nu =° è ° u, ei attisch urn 400 = gnbsp;(ursprünglich ei), Z att. = (fnz.) z, a stimmlos, (p, x, ^ = P h, k h,nbsp;i h (neugriech. ƒ, X = eh, p). — Latein.: ae klass. = a g, vulgar g,nbsp;oe = o 4- g, CM = e c immer = h. Oskisch und Umbrisch ¦. z = ts.

— nbsp;nbsp;nbsp;Altirisch: amp; — d usw. c — k. h, d, g sind 1. stimmhafte Verschlufi-laute im (absoluten) Anlaut, in der Gemination und in den Verbindungennbsp;nd, ld, mb, 2. stimmhafte Spiranten hinten Vokalen; hinten den meistennbsp;Konsonanten sind sie heides, p, t, c sind stimmlose VerschluÊlautenbsp;im (absoluten) Anlaut und hinten s, hinten anderen Konsonanten undnbsp;hinten Vokalen stimmlose oder stimmhafte VerschluÊlaute. Nach Vokalnbsp;oft c = gg, t = dd. f, th, ch = f, p x- — Gotisch: ei = %, ai — ai,nbsp;au = au, al — g, om = p. h, d, g nach Vokal = S, ff, h — hnbsp; u. — Althochdeutsch: th — p und ff-, z = ts-, g war alveolares s.

— nbsp;nbsp;nbsp;Altenglisch: d = a usw., a; = g, ce ist ö-Laut, y ist ü-Laut. — Alt-islandisch: y (y) ist langer «-Laut.

Semitisch: Die von Brockelmann im GrundriÊ der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen angewandte Transkription wirdnbsp;hier benutzt. ft = X ('^^)-nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;lt;1 ist ein stimmloser, mit festem Absatz

gesprochener Gaumensegellaut, f ist ein stimmloser, mit dem Zungen* rücken am Zahnfleisch gebildeter lt;-Laut mit festem Absatz. h ist stimmloser, am Gaumensegel gebildeter Reibelaut; ft ist ein mit starker Zu-sammenpressung des Kehlkopfes gebildeter, stimmloser Kehlkopfreibe-laut. ' ist der entsprechende stimmhafte Laut; ’ ist Kehldeckelver-schluBlaut. p ist eine mit Hebung des Zungenrückens an das Zahnfleischnbsp;und mit festem Absatz gesprochene, stimmlose Spirans; ff die entsprechende stimmhafte. «' wird mit der Zungenspitze am Zahnfleischnbsp;unter Einbiegung des Zungenrückens, s mit dem Zungenrücken am Zahnfleisch mit festem Absatz (natürlich stimmlos) gebildet. Arab, g = dz.nbsp;Hebritisch^bezeichnen hocbgesetzte Vokale reduzierte Ausspi'ache; d istnbsp;p aus a {d die Lange). Vgl. Indogermanisch.

Hamitisch; ) = semit. ’. w = u, j und i = j. h ahnlich dem ft, t, d sind emphatische Laute zu t, d. Vgl. Semitisch.

Finnisch-Ugrisch-Samojedisch: Die Transkription ist die-selbe wie bei Szinnyei, Finnisch-ugrische Sprachwissenschaft i (Göschen). a ist a mit Lippenrundung. a — p. y ist hinterer Vokal zu 0 hinterernbsp;Vokal zu e. d, ó, m sind palatalisierte a, o, u. a, y, 0, i sind reduzierte Laute. Hocbgesetzte kleine Vokale sind Svarabhaktivokale (vgl.nbsp;das Avestische). G, D, B sind stimmlose Mediae, a: = d. ch in ach.nbsp;p ist alveolarer Zitterlaut, s ist stimmlos, z stimmhaft (= frz. z),nbsp;c = ts, d. z. A ist stimmloses spirantisches l. Vgl. Indogermanisch.

Osmanisch (Türkisch): y ist der hintere Vokal zu i. q — k. g = dz. j = d. j.

Japanisch; ei = ê (oft mit schwachem, nachklingendem *). w = engl. w (-u). y = engl. y, d. j. ch = engl. ch, sh = engl. sh,nbsp;ts = d. z. Doppelkonsonanten bezeichnen die in der Aussprache dernbsp;nhd. Schriftsprache nicht mehr vorhandene Lange.

Grönlandisch: p ist Zapfchen-r mit Engenbildung zwischen dem hinteren Zungenrücken und dem weichen Gaumen. A ist stimmlosesnbsp;l. q ahnlich wie im Semitischen. ' bezeichnet den gehauchten Absatz.

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K a u k a s i s c h: p', i', fc', c', c' sind aspirierte Laute (einfaches c = ts, d. z); p’, f, y, c’, c’ sind mit KehlkopfVerschlufi gebildet. q ==nbsp;sem. q. x (x) — semit.-arab. f ist stimmlose Media. Hochgesetztesnbsp;ƒ bezeichnet Labialisierung, z. B. cf. u ist stimmlos-aspirierter bila-bialer Zitterlaut, ir’ derselbe mit KeblkopfverschluÊ. s im Abchasischennbsp;ist vielleicht dorsal.

Dravidiscb: N, R, L waren ursprünglich moullierte Laute; heute ist R stark gerolltes r, L besteht noch im Tamil in der Aus-sprache von S bzw. y (— engl. y) im Norden, in der von zerebralem lnbsp;im Süden. Über die Zerebrallaute t, p vgl. das Indische, ch imnbsp;Telugu = altindisch c.

Tibeto-chinesisch: p = f = t h, y = Je h. sh = engl. sh. y = engl. y. Weitere Bemerkungen s. in der Skizze.

Austroasiatisch (Santalï): . unter einem Vokal (ijl bezeichnet hier die reduzierte Aussprache, j bezeichnet, wie sonst, die offene,nbsp;~ (a) nasalierte Aussprache. p = v, R ist palatalisiertes n (n', n), rnbsp;klingt fast wie 1. c' = ë. Jé’, i’, p' sind sogen. Halbkonsonanteii,nbsp;die den Mundasprachen eigentümlich sind; sie sind unvollkommen ar-tikuliert. ^' = p fe.

Austr o nesisch: p = tgt;, n ist mouilliertes n. j, y, w = engl. j, y, w. Javan. amp; ist ein Laut zwischen a und o (oder a mitnbsp;Lippenrundung). Samoan. ’ entspricht semitischem ’. Malaiisch: dj —nbsp;engl. j, q — Je. Tc am Ende eines Wortes etwa = ’. d fast zerebrales l.

Australische Sprachen; y — engl. y. s etwa — p, z etwa = dquot;.

Bantusprachen: y = engl. y, w — engl. w. j = engl. j (in einigen Suahelidialekten = d. j). ng = d. ng, d. i. vg (z. B. innbsp;Kongo), s—p (auch = s), z = d.

Altnubisch: «ist kurzes i (in der einheimischen Schrift durch einen Punkt oder Strich über dem Konsonanten, dem es vorhergeht,nbsp;bezeichnet).

Meroïtisch: Vgl. das Hamitische.

Subtiaba: ê ist mittelweites, halblanges (ungespanntes) etwa wie das e der ersten Silbe in franz. ferrer 'mit Eisen beschlagen’.nbsp;X ist stimmloser postpalatal-dorsaler, x mediopalatal-dorsaler, x velarernbsp;Reibelaut. ü = A.

Quechua: Ich habe die alte, unter spanischem EinfluÊ stehende Schreibung zum Teil beibehalten. c = Je. c ist A: mit raschem, ener-gischem Verschlufiabsatz, h’ die entsprechende Spirans. s ist sebr scharfnbsp;und kurz abgebrochen. ch = ë\ ch\ = dx- V ist i im Auslaut (z. B.nbsp;apany 'ich trage’); ay ist Diphthong (a i)\ hua — ud. R = n.nbsp;n vor Je — fgt;.

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7.

8. 9.

10.

11

12.

13,

U.

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16,

Inhaltsverzeichnis. nbsp;nbsp;nbsp;seue

Abschnitt: Einleitung........... 1

Abschnitt :DerindogermanischeSprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;4

I. Das Arische oder Indoiranische....... 4

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tocharische............ 7

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Armenische............ 9

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Hethitische............ 9

V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Griechische............10

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Albanische............11

VII. Das Italische.............12

VIII. Das Keltische............13

IX. Das Germanische...........13

X. Das Baltisch-Slavische .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;15

XI. Reste ausgestorbener Sprachen.......15

Abschnitt: Der hamito-semitische Sprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;34

A. nbsp;nbsp;nbsp;Der Semitische Sprachstamm........34

B. nbsp;nbsp;nbsp;Der hamitische Sprachstamm........51

Abschnitt :DeruralischeSprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;55

A. nbsp;nbsp;nbsp;Der finnisch-ugrische Sprachstamm......55

B. nbsp;nbsp;nbsp;Der samojedische Sprachstamm.......65

Abschnitt; Der altaische Sprachstamm .... nbsp;nbsp;nbsp;66

Abschnitt: DieEskimo-Sprachen.......72

Abschnitt: Der kaukasische Sprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;75

Abschnitt; Das Iberisch-Baskische......86

Abschnitt :SprachenimaltenVorderasien . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;86

Abschnitt: Die palaoasiatischen oder hyperbora-

ischen Sprachen ........ 94

Abschnitt: Das Burushaski (oder Khadzuna) . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;96

Abschnitt: Der dravidische Sprachstamm ... nbsp;nbsp;nbsp;96

Abschnitt: Die an d am an e sis chen Sprachen . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;100

Abschnitt: Der tibeto-chinesische Sprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;100

A. nbsp;nbsp;nbsp;Das Jenissei-Ostjakische.........101

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die tibeto-birmanischen Sprachen.......101

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die thai-chinesischen Sprachen.......103

Abschnitt: Das Lati............112

Abschnitt: Der austro-asiatische Sprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;112

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die proto-malakkische Gruppe.......113

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Khasi Nikobar-Gruppe.........113

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mon-Khmer- nnd Munda-Gruppe......113

D. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tschamsprachen oder die südöstliche Mischgruppe 114

Abschnitt: Der austronesische Sprachstamm . nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;117

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die indonesischen Sprachen........117

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die ozeanesischen Sprachen........119

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Seite

18. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Die Papuasprachen........128

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Papuasprachen auf Neu-Guinea......128

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Papuasprachen aufierhalb Neu-Guineas ....nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;130

19. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Die australischen Sprachen ....nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;130

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die siidaustraliscben Sprachen.......131

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die nordaustralischen Sprachen.......135

20. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Die tasmanischen Sprachen .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;141

21. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Der bus cbmannisch - hotten t o ttische

Sprachstamm.........141

22. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;DerBantusprachstamm......144

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tekegruppe............145

B. nbsp;nbsp;nbsp;Das Songo...... 145

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die Ndongagruppe...........146

D. nbsp;nbsp;nbsp;Die Suaheligruppe...........146

E. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kondegruppe...........146

F. nbsp;nbsp;nbsp;Die Makuagruppe...........147

G. nbsp;nbsp;nbsp;Die Sothogruppe...........147

23. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Diesog. Sudansprachen......153

24. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;DieWulespraehen........154

25. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;DieManfusprachen.......155

26. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Die Ngonkesprachen.......156

27. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Die K an ur isp r a ch en.......157

28. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Die nilotischen Sprachen.....158

29. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Die Bantuiden Sprachen.....165

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nordgruppe............166

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Zentralgruppe........166

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Zentralgruppe........167

D. nbsp;nbsp;nbsp;Die Süd- Oder Togogruppe.........167

E. nbsp;nbsp;nbsp;Die Ostgruppe............168

30. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Das Haussa...........168

31. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Die Sprachen von Nordamerika aufier

Mexiko...........169

I. Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;algonkinische Sprachstamm......169

II. Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;athapaskische Sprachstamm......170

III. nbsp;nbsp;nbsp;Der irokesische Sprachstamm .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;....nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;172

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;apalatschische oder Muskogisprachstamm .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;172

V. Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Tunikasprachen..........173

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Goahuiltecasprachen........173

VII. nbsp;nbsp;nbsp;Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Timukua...... 174

VIII. nbsp;nbsp;nbsp;Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Familie der Gaddosprachen......174

IX. nbsp;nbsp;nbsp;Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Sioux- (oder Dakota-)sprachstamm ....nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;174

X. nbsp;nbsp;nbsp;Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Tsimshian...........175

XI. nbsp;nbsp;nbsp;Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;mosanische Sprachstamm.......176

XII. nbsp;nbsp;nbsp;Die oregonische Sprachfamilie .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;176

XIII. nbsp;nbsp;nbsp;Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Familie der Yakonsprachen......177

XIV. nbsp;nbsp;nbsp;Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Siuslaw............177

XV. Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Familien der Penutisprachen......177

XVI. Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Famile der Ghinook-(Tsinuk-)sprachen .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;•nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;178

XVII. Dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Yukisprachen .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; 178

XVIII. Das nbsp;nbsp;nbsp;Kutenai (oder Kitunaha).......179

XIX. nbsp;nbsp;nbsp;Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Kaiowe (Kiowa)..........179

XX. nbsp;nbsp;nbsp;Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Yuchi (Yutsi)..........179

XXI. Dasnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Beothuk............179

XXII. Dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Hokasprachstamm.........179

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Selte

32. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: DieSprachenMexikos undZentralamerikas 181

I. Der uto-aztekische Sprachstamin......181

II. Die Tanosprachen..........183

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Keres.............184

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Zufii.............184

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die Waïkurifamilie..........184

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Der zentralamerikanisch-paziflsche Sprachstamm .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;184

VIL Die Otomi-Manguefamilie........188

VIII. Die Mixe-Lencafamilie.........189

IX. Das Tarasco oder Michoacano.......190

X. Das Mixteco............190

XI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Zapoteco............190

XII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Amusgo............190

XIII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Cuicateco (Kuikatek)........190

XIV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Totonaco (Totonak)........190

XV. nbsp;nbsp;nbsp;Der Mayasprachstamm.........190

XVI. nbsp;nbsp;nbsp;Die Miskito-Matagalpafamilie.......192

XVII. Das Paya...... 193

33. nbsp;nbsp;nbsp;Abschnitt: Die Sprachen Südamerikas. ....nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;194

I. Der Chibchasprachstamm........194

II. Das Esmeraldas (nebst Cara und Mocoa) .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;198

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Huancavilca-Yuncafamilie.......198

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Sekfamilie...........198

V. Das Quechua (Kitsua).........199

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kolya (oder Aymara)........204

VII. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gunza-Diaguitagruppe........204

VIII. Die Allentiac-Milloayacfamilie.......205

IX. nbsp;nbsp;nbsp;Isolierle Sprachen nördlich des Amazonenstromes .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;205

X. nbsp;nbsp;nbsp;Der Tukanosprachstamm........207

XI. Die Uitotofamilie...........207

XII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Miranya............208

XIII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yuri.............208

XIV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Mura.............208

XV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Coche (Kotse)..........208

XVI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Cófane............209

XVII. nbsp;nbsp;nbsp;Die Zaparofamilie..........209

XVIII. Das Arda.............209

XIX. Das Jibaro (Xibaro)..........209

XX. Die Gahuapanafamilie.........209

XXL Die Chonolafamile..........210

XXII. Der Panosprachstamm.........210

XXIII. Die Takanagruppe..........211

XXIV. Die Katukinasprachen.........211

XXV. nbsp;nbsp;nbsp;Isolierte Sprachen südlich des Amazonenstromes .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;212

XXVI. nbsp;nbsp;nbsp;Der Gesprachstamm.........214

XXVII. Das Eosavante...........216

XXVIII. Das Kariri............216

XXIX. Der Tupi-Guaranisprachstamm......217

XXX. Der arawakische Sprachstamm......218

XXXI. Der karibische Sprachstamm.......222

XXXII. Der Waikurusprachstamm........225

XXXIIL Die Zamuco- (Samuku-)familie......226

XXXIV. Das Maskoi............226

XXXV. Die Gochabot- oder Enimagafamilie.....227

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Seite

XXXVI. Die Mataco-Mataguayofamilie.......227

XXXVII. Die nbsp;nbsp;nbsp;Lule-Vilelafamilie..... 227

XXXVIII. Das nbsp;nbsp;nbsp;Sanaviron...........228

XXXIX. Das nbsp;nbsp;nbsp;Charrua (Tsarrüa).........228

XL. Das nbsp;nbsp;nbsp;Querrandi (Kerandi)..... 228

XLI. Das nbsp;nbsp;nbsp;Puelche oder Pampa........228

XLII. Der nbsp;nbsp;nbsp;araukanische oder Mapuchesprachstamm .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;228

XLIII. Die nbsp;nbsp;nbsp;Tsonfamiiie...........229

XLIV. Das nbsp;nbsp;nbsp;Yamana oder Yagan........230

XLV. Das nbsp;nbsp;nbsp;Alakaluf...........230

Nachtrage................230

Bibliographie...............233

Abkürzungen von Sprachen...........234

Druckfehler und Berichtigungen..........236

Alphabetisches Register............237

XII

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Erster Abschnitt.

Einleitung.

Mensch und Sprache sind miteinander aufs engste ver-bunden; die Sprache ist ohne den Menschen nicht denkbar, der Mensch nicht ohne Sprache, wobei wir natürlich vonnbsp;Fallen absehen, in denen der Mensch durch irgendeinen Defektnbsp;nicht fahig ist, sich der menschlichen Sprache zu bedienen.nbsp;Denn der 'homo alalus’, der sprachlose Mensch (der Urzeit),nbsp;ist nichts als eine phantasievolle Brfindung des Evolutionis-mus, die für die exakte Forschung für immer abgetan ist.nbsp;Auch die Menschen, welche auf der niedrigsten Kulturstufenbsp;standen oder stehen, besitzen die menschliche Sprache alsnbsp;das Gut, das sie am meisten von der Gesamtheit der Tiere,nbsp;auch der höchststehenden, trennt.

Die Frage nach dem ürsprung der Sprache hat ver-schiedene Theorien in der alteren Sprachwissenschaft her-vorgerufen, die mit allgemeinen philosophischen oder psycho-logischen Spekulationen an das Problem herantraten, die konkreten sprach lichen Tatsachen aber meistens nur sparlichnbsp;und nebenbei zur Lösung herangezogen. JKeine derselben ist,nbsp;soviel Einzelheiten durch sie auch aufgeklart sind, imstandenbsp;gewesen, bis zum ürsprung der Sprache selbst vorzudringen.nbsp;So sind denn gerade exaktere Sprachforscher zu der Ansichtnbsp;gelangt, dafi die Lösung dieser Frage überhaupt nicht in dasnbsp;Gebiet der Sprachwissenschaft gehort. Erst durch W. vonnbsp;Humboldt wurde eine neue Richtung begründet, die durchnbsp;genauere üntersuchung der gesamten Sprachen und unternbsp;Berücksichtigung ihrer konkreten Einzelzüge jenem Problemnbsp;naher zu kommen versuchte, ohne es indessen lösen zunbsp;können. In seiner Abhandlung 'Über die Ideenentwicklung’nbsp;(1822) unterschied er zwischen inhaltlichen und formalennbsp;Elementen der Sprache. Jene enthalten den dinglichen Be-griff des Wortes, diese drücken die grammatische Beziehungnbsp;des Genus, Kasus, Numerus, Tempus, Modus usw. aus.nbsp;Die Gesamtheit der formalen Elemente nennt er die innerenbsp;Sprachform.

Kieckers, Die Sprachstamme der Erde. nbsp;nbsp;nbsp;1

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Diese Betrachtungsweise führte W. von Humboldt zu einer Klassifizierung der Sprachen. Schon früher war diesenbsp;von Fr. von Schlegel (1808) und hernach von seinem Brudernbsp;A. W. von Schlegel (1818) versucht worden; und nach von Humboldt wurde sie von Pott, Steinthal und Fr. Müller weiternbsp;ausgebaut. Zugleich wurde von den vier zuletzt genanntennbsp;Gelehrten die Klassifizierung zur Deutung der Entwicklungs-geschichte der Sprachen benutzt.

Die alteste Stufe bezeichnete man als die isolieren-den Sprachen, zu denen z. B. das Chinesische zu stellen sei. Die formalen Eiemente werden durch selbstandige Wörternbsp;ausgedrückt, deren inhaltliche Bedeutung noch erkennbar ist.nbsp;Die Wörter dieser Sprachen sind einsilbig; und diese Sprachennbsp;halten die Wörter in ihrer Einsilbigkeit fest: sie isolierennbsp;sie. W. von Humboldt und Steinthal betrachten diese Stufenbsp;als 'formlos’; ein Gefühl des ünterschiedes von Inhalt undnbsp;Form sprechen sie ihr ab. Die zweite Entwicklungsphasenbsp;wird durch dieagglutinierenden Sprachen gebildet. Beinbsp;ihnen wird das formale Element durch die Anfügung vonnbsp;Suffixen ausgedrückt, die sich als solche deutlich von demnbsp;inhaltlichen Element, dem Stamm, abheben. Die Suffixenbsp;haben keine inhaltliche Bedeutung mehr. Besonders die ural-altaischen Sprachen werden hierher gerechnet. Steinthalnbsp;und Pr. Müller sehen auch diese Stufe als 'formlos’ an;nbsp;W. von Humholdt dagegen betrachtet sie als Durchgangs-stufe zur dritten Entwicklungsphase. Diese wird durch dienbsp;flektierenden Sprachen reprasentiert. Bei ihnen wirdnbsp;das formale Element durch innere Veranderungen des inhaltlichen Elementes, des Stammes, oder durch Suffixe ausgedrückt, die aber mit den Stammen eng verwaehsen, engnbsp;verschmolzen sind. Hierher steilte man die hamito-semi-tischen und die indogermanischen Sprachen.

Dieser Einteilung sind verschiedene Mangel vorgeworfen worden. Man hat erstens eingewendet, daC es Sprachen gibt,nbsp;die in keine der drei Kategorien oder in mehrere oder innbsp;alle drei passen. Indessen ist dieser Einwand nicht völlignbsp;stichhaltig; denn es kann sich um Übergange oder um Bei-behaltung einzelner alterer Formen in Jüngeren Entwick-lungsstufen handeln. Schwerer wiegen dagegen die Bedenken,nbsp;welche gegen diese Einteilung als eine entwicklungsgeschicht-liche erhoben worden sind. Die Einsilbigkeit braucht nichtsnbsp;Primitives zu sein; im Chinesischen (und überhaupt in dennbsp;tibetochinesischen Sprachen) ist sie durch Conradys Arbeitnbsp;(Eine indochinesische Causativ-Denominativ-Bildung und ihr

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Zusammenhang mit den Tonakzenten, Leipzig 1896) als eine sekundare Entwicklung erwiesen. Andrerseits ist das agglu-tinierende Prinzip, das sogar in das flektierende hineinreicht,nbsp;auch den Sprachen von Urvölkern nicht unbekannt, wofürnbsp;man das Andaman(es)ische (auf der kleinen Inselgruppe dernbsp;Andamanen im Indischen Ozean) anführen kann.

Die neuere Sprachwissenschaft hat denn auch aus diesen und anderen Gründen sowohl die Auffassung von der ge-nannten Sprachentwicklung als auch die angeführte Klassi-likation der Sprachen aufgegeben. Sie stellt, was die Er-forschung der Verwandtschaftsverhaltnisse und die daraufnbsp;basierende Einteilung der Sprachen angeht, den Grundsatznbsp;auf, daC zunachst die einzelnen Sprachen bis in alle Einzel-heilen genau und exakt zu erforschen sind. Zur Aufdeckungnbsp;der verwandtschaftlichen Beziehungen dient der Wortschatz,nbsp;vor allem aber der übereinstimmende grammatische Bau dernbsp;Sprachen, der bei weitem ausschlaggebender als der Wortschatz ist. Die als verwandt erwiesenen Sprachen faCt mannbsp;zu einem 'Sprachstamm’ zusammen. Am frühesten ist dienbsp;Erkenntnis gewonnen worden, daC die seraitischen Sprachennbsp;zusammengebören, was dadurch erleichtert wurde, dafi diesenbsp;Sprachen sich kaum anders wie Dialekte zueinander ver-halten. Die Anfange davon gehen auf Guichard ('Harmonienbsp;Ethnologique’, 1606) zurück. Besonders verdient der spanischenbsp;Jesuit Lorenzo Hervas (1735—1809) in der Aufdeckung vonnbsp;Sprachverwandtschaften genannt zu werden. Er wies dasnbsp;Arabische und das Athiopische dem semitischen Sprachstammnbsp;zu, nachdem Guichard das Hebraische mit dem Syrischennbsp;zusammengestellt batte; er fand die Verwandtschaft des Un-garischen, Lappischen und Finnischen heraus, entdeckte vornbsp;W. von Humboldt die malaiopolynesische Sprachfamilie undnbsp;sah auch schon Zusammenhange zwischen dem Sanskrit, demnbsp;Griechischen und dem Lateinischen. Nach Cceurdoux (1767)nbsp;und W. Jones war es Fr. von Sehlegel, der in genialer Weisenbsp;den Umfang der indogermanischen Sprachen in seinem Werkenbsp;'Über die Sprache und Weisheit der Inder’ (1808) erfafSte.nbsp;In Einzelheiten der vergleichenden idg. Grammatik, besondersnbsp;des Verbalbaues drang Franz Bopp ein, dessen zwei groBenbsp;Werke hier genannt werden müssen: 'Über das Konjugations-system der Sanskritsprache in Vergleichung mit Jenem dernbsp;griechischen, lateinischen, persischen und germanischennbsp;Sprachen’ (Frankfurt a. M. 1816) und 'Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Litau-ischen, Slavischen, Gotischen und Deutschen’ (Berlin 1833

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bis 1852). Eine weitere Aufgabe der vergleichenden Sprach-wissenschaft ist es nun, verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den einzelnen Sprachstammen festzustellen. Diesenbsp;auöerst schwierige Aufgabe befindet sich noch im Anfangs-stadium; und es ist dabei gröCte Vorsicht geboten, damitnbsp;voreilige Schlüsse vermieden werden.

Die im letzten Abschnitt erwahnte Aufstellung von 'Sprachstammen’, deren Zahl übrigens nicht angegebennbsp;werden kann, weil manche Sprachen noch nicht genügendnbsp;erforscht sind, andere, da untergegangen, aller Wahrschein-lichkeit nach nicht mehr erforscht werden können, zwingtnbsp;uns, noch zwei einander gegenüberstehende Ansichten hin-sichtlich der Ursprünglichkeit dieser anzuführen, und führtnbsp;uns so fast zu unserem Ausgangspunkte zurück. Die einenbsp;tritt für einen 'polygenistischen’, die andere für einen 'mono-genistischen’ Ursprung der Sprachstamme ein. Erwagt man,nbsp;daC die Anschauung von der physischen und psychischen Ein-heit des Menschengeschlechtes immer mehr und allgemeinernbsp;anerkannt wird, so laCt sich jedenfalls a priori der mono-genistische Ursprung nicht bestreiten; und namhafte Sprach-forscher treten denn auch für die Möglichkeit oder gar fürnbsp;die Wahrscheinlichkeit der Ureinheit der Sprachstamme ein.nbsp;Eine andere Frage freilich ist, wann wohl dafür der empirische Beweis in streng wissenschaftlicher Weise erbrachtnbsp;werden kann, ja, ob es überhaupt jemals gelingen wird,nbsp;diesen zu liefern.

Wir beginnen mit der Schilderung des indogermanischen (oder indoeuropaischen) Spracbstammes.

Zweiter Abschnitt.

Der indogermanische Sprachstamm.

Dieser gliedert sich folgendermaCen:

I. Das Arische oder Indoiranische.

Dieses zerfallt in 1. Das Indische, 2. Das Iranische.

1. Das Indische teilt man zeitlich in Alt-, Mittel- und Neuindisch. Vom Altindischen ist das Vedische, die Sprachenbsp;des Veda, am altertümlichsten. Veda bedeutet wörtlich 'dasnbsp;Wissen’; man versteht darunter die religiose, heilige Literator der alten Inder. Besonders wichtig ist die Sprache desnbsp;Rgvëda ('des Wissens in Versen’), die Sprache der alten

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Hymnen, die zum Teil wahrscheinlich noch über die Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. hinaufreichen. Die Veda-sprache ist eine Kunstsprache. Weiter gehort zum Alt-indischen das Sanskrit. Es ist eine durch die Grammatiker,nbsp;besonders durch Panini (4. Jahrhundert v. Chr.), kanonisiertenbsp;Schriftsprache, wie das schon der Name besagt; denn Sanskrit bedeutet 'hergerichtet, zurechtgemacht’. Durch gröherenbsp;Volkstümlichkeit der Redeweise unterscheidet sich vom klas-sischen Sanskrit das altertümliche, epische Sanskrit, das innbsp;den beiden grollen Epen, dem Mahabharata (100000 Doppel-verse) und dem jüngeren Kunstepos Ramayana(24000Doppel-verse) vorliegt. Das Sanskrit diente zunachst in den Kreisennbsp;der Brahmanen und der gebildeten Stande auch als ge-sprochene Sprache, erstarrte aber spater zu einer ausschlieC-lich literarischen und gelehrten Sprache, dem Lateinischennbsp;im Abendlande vergleichbar. Schon vor Panini existiertennbsp;die mittelindischen Mundarten, die nicht Tochtersprachennbsp;des Sanskrit oder des Vedischen sind, vielmehr auf alterenbsp;Seitenverwandte zurückgehen, die dem Vedischen inehr odernbsp;weniger nahestanden. Die Inschriften des Königs Aêokanbsp;(3. Jahrhundert v. Chr.) sind in mehreren mittelindischennbsp;Dialekten verfailt. Ein Teil dieser Mundarten hat auch literarische Verwendung gefunden. Wir nennen das Pali undnbsp;die Prakritsprachen. Das Pali (eigentlich 'Reihe, Regel,nbsp;Kanon’, dann Sprache des heiligen Kanon) ist die Sprachenbsp;der Buddhisten von Ceylon, Birma und Siam. Von dennbsp;Prakrits ist am wichtigsten die Maharastrï, die Sprache desnbsp;Landes der Marathen (auf einer südindischen Mundart be-ruhend), die nicht nur in lyrischen Partien der Dramen,nbsp;sondern auch in epischen Werken überliefert ist. ,Von vor-nehmen Prauen wird im Dialog des Dramas die Saurasenlnbsp;(auf einen westlichen Dialekt zurückgehend) angewandt,nbsp;wahrend Leute der niederen Stande die Magadhï (auf einemnbsp;östlichen Dialekt beruhend) sprechen und die allerniedrigstennbsp;Volksklassen sich der Paisacï (auf einem nordwestlichen Dialekt beruhend) bedienen. Die neuindischen Sprachen, dienbsp;aus den den Prakrits zugrunde liegenden Volkssprachen her-vorgegangen sind und nach den Landschaften, in denen sienbsp;gesprochen werden, benannt werden, teilt man in a) einenbsp;nordwestliche, b) eine westliche, c) eine zentrale, d) einenbsp;östliche Gruppe. Zu a) gehören Kashmiri, Lahnda, Sindhi,nbsp;Pahari; zu b) Hindu, Braj-Basha, Hindustani, die allgemeinenbsp;Verkehrssprache Indiens, Rajasthani, Gujarati, Panjabi; zunbsp;c) Marathi, Konkani, Khandeshi, Warhadi, Nagpuri, Halahi;

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zu d) Uriya (Oriya), Bihari, Bengali, Assamesi (im Brahma-putratal). Auch die Zigeuneridiome (mit Ausnahme der Sprache der armenischen Zigeuner) sind neuindische Mund-arten (zu a) gehorig). SchliejClich ist noch das auf das Mittel-indische zurückgehende Singhalesische der Insel Ceylon zunbsp;nennen.

2. Die beiden altiranischen Sprachen sind a) das Avesti-sche, b) das Altpersische.

Das Avestische ist die Sprache des Avesta, d. h. der Sammlung der religiösen Literatur der Anhanger des Zara-thustra. Altertümlich in der Sprachform sind 17 Gathasnbsp;('Hymnen’), die, wenigstens zum Teil, von Zarathustra selbstnbsp;verfaCt sind. Das Avestische, der ostiranische Zweig, istnbsp;ausgestorben. Das Altpersische, der v^estiranische Zweig, istnbsp;die offizielle Sprache des persischen Hofes gewesen, in denennbsp;die Achamenidenkönige von Darius I. (522—486 v. Chr.)nbsp;an von ihren Taten und dem ümfange ihrer Herrschaft berichten. Zeitlich folgt ihm das Mittelpersische oder Pehlevinbsp;(d. h. Parthische), das aus der Zeit der Arsaciden (oder Parther,nbsp;von 250 V. Chr. bis 226 n. Chr.) und besonders der Sassa-niden (226—252 n. Chr.) überliefert ist. Die Portsetzung desnbsp;Pehlevi ist das Neupersische, dessen reiche Literatur mit demnbsp;9. Jahrhundert beginnt.

Zum Altiranischen (und zwar zu einer nordwestlichen Gruppe) gehort auch das Altskythische, die Sprache dernbsp;Skythen, die uns nur durch Eigennamen und Glossen wenignbsp;bekannt ist, und das ihm verwandte uns ebenso dürftig über-lieferte Sarmatisohe, das nahere Beziehungen zu dem weiternbsp;unten zu nennenden Ossetischen aufweist.

Zum Mitteliranischen ist auCer dem Pehlevi auch das Sakische (oder Nordarische), das von den Buddhisten in dernbsp;Gegend von Khotan (Ostturkestan) gehandhabt wurde, zunbsp;zahlen, ferner das Soghdische, dessen Texte in Zentralasiennbsp;ausgegraben wurden, deren alteste aus den ersten zwanzignbsp;Jahren unserer Zeitrechnung stammen, die aber hauptsach-lich dem 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. angehören. Zumnbsp;Neuiranischen zahlt auCer dem Neupersischen eine gröCerenbsp;Anzahl neuiranischer Mundarten. Zur westlichen Gruppenbsp;geboren noch: das Kurdische, auf einem schwierig zu be-grenzenden Gebiet, auf türkischem, russischem und persischemnbsp;Boden gesprochen, nördlich etwa bis Kars und Erivan innbsp;Russisch-Armenien, westwarts bis nach Cilicien und sogarnbsp;Syrien, ostwarts in Zentralpersien, Chorassan und bis innbsp;Afghanistan hinein; den Mittelpunkt bildet die gebirgige

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Gegend, die Persien von der Türkei trennt. Das Haupt-gebiet ist Kurdistan. Es zerfallt in mehrere Dialekte. Ferner die kaspischen Dialekte. Dazu rechnen das Mazandaranï,nbsp;in gewissem Sinne eine Literatursprache, am Südrande desnbsp;Kaspischen Meeres, das SamnanI, südöstlich von ersterem,nbsp;östlich von Teheran, das GllakI an der südwestlichen Eckenbsp;des Kaspischen Meeres in der Landschaft Gïlan, das Talische,nbsp;das sich von der Küste (Hauptort; Lenkoran) bis zum Flussenbsp;Aras (in Azerbeidschan) erstreckt, und schliehlich das Tatnbsp;im Gouvernement Baku auf der Halbinsel Apscheron. Zunbsp;der westiranischen Gruppe zahlen auch noch die 'zentralen’nbsp;Mundarten. Dazu gehören folgende: das GebrI, das in einigennbsp;Stadten, besonders in Yazd und Kirman, von etwa 10000nbsp;Parsen, die weder die mohammedanische Religion annehmennbsp;noch auswandern wollten, gesprochen wird; das Kaschanï innbsp;der ümgebung von Kaschan, die Dialekte von Nayïn, Slvendnbsp;usw. südlich davon. Zur östlichen neuiranischen Gruppenbsp;zahlen: das Afghanische (oder mit der einheimischen Be-zeichnung Puschtü) im gröCten Teile von Afghanistan undnbsp;in benachbarten Gebieten. Ferner das Balütschï, das imnbsp;südöstlichen Teil des iranischen Hochlandes gesprochen undnbsp;etwa durch den Golf von Oman, den Lauf des Indus bisnbsp;nach Dëra GhazI Khan, die Wüste Registan, den Lauf desnbsp;Hilmend, das Plateau Sarhad und durch Mekran begrenztnbsp;wird, aber auf persischem Gebiet noch in Bampur herrscht.nbsp;Durch das zu den Dravida-Sprachen gehorige Brahul wirdnbsp;das Balütschï in eine nordöstliche und eine südwestlichenbsp;Dialektgruppe gespalten. Weiter die Pamir-Dialekte: dasnbsp;Wachl, IschkaschamI, Schighnï und RoschanI, alle amnbsp;Pandsch, dem südlichen Quellflufi des Amü-darya; das Sa-riqoll auf der Ostseite des Pamir im Distrikte Sariqol; dasnbsp;Sanglltschï und das Mindschanï in den Hochtalern des nörd-lichen Hindukusch; das Yidghah in einem Tale südlich vomnbsp;Hindukusch; das Yaghnöbi im Nordwesten des Pamir, imnbsp;Tale des Yaghnöb, eines linksseitigen Zuflusses des Zaraf-schan, das vom Soghdischen (s. oben) abstammt; schlieClichnbsp;das von andern Sprachstammen umgebene und in zwei Haupt-dialekte zerfallende Ossetische im mittleren Kaukasus.

11. Das Tocharische.

Texte in dieser in zwei Dialekte gespaltenen, aus-gestorbenen Sprache (aus dem 7. Jahrhundert n. Chr.) sind in Ostturkestan vor mehreren Jahrzehnten gefunden worden.

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Tocharische Wörter s. unten unter idg. *p3ter 'Vater’, *mS,ttr 'Mutter’, *freies 'drei’, *so 'dieser, der’, *senU 'sie sind’. Andere sindnbsp;z. B. pracar (im Dialekt A), procer (im Dialekt B) 'Bruder’, zu ai. hhrdta,nbsp;apers. brats,, npers. birUdar, arm. eibayr (ib aus rbh, dies aus bhr durchnbsp;Umstellung, e- ist 'Vorschlags’-e, -ayr aus -iër), lat. frater, got. bröpar,nbsp;aisl. bröder, ahd. bruoder, nhd. Bruder usw; want (A) 'Wind’, zu lat.nbsp;ventus, got. winds, nhd. Wind; sdly (B) 'Salz’, zu got. salt, nhd. Salz,nbsp;gr. ÖX?, lat. sal, russ. sol' usw.; wastsi (B) 'Kleidung’, zu got. «casti'Kleid’,nbsp;lat. vestis usw.; alyek (A), alyek (B) 'anderer’, zu lat. alius, got. aljis,nbsp;gr. aXXo? (aus * alias) 'anderer’; pana (A) pis' (B) '5’, zu ai. panca, sak.nbsp;pamjsa, npers. panj, gr. itévre, lat. quinque (aus *cinque), akymr. pimp,nbsp;got., ahd. fimf (idg. *pe'aq«e); ohat (A), oht (B) '8’, zu ai. asfdu, gr. óktu),nbsp;lat. octo, air. ocht, got. ahtau, ahd., as. ahto: idg. *olcto(u); fiber kantnbsp;'100’ s. S. 18; trite (B) 'dritter’, zu lat. tertius, got. pridja usw.; qemnbsp;(B) 'er ist gekommen’ zu ahd. queman 'kommen’ usw. Das Suffix -iyenbsp;(¦tye) entspricht dem ah. -ije, dem ahd. -i (aus urgerm. -(i)ia-n), demnbsp;lat. -ium, gr. -lov usw. (idg. -iio-m), z. B. salyiye (neben salyi) 'Salz’,nbsp;vgl. ab. kamenije 'Gestein, Steine’, ahd. gi-birgi 'Gebirge’, lat. alimoniumnbsp;'Unterhalt’, gr. itoipviov 'Herde’.

Subjekt und Objekt (Nom. und Akk.) zeigen in B oft dieselbe 'endungslose’ Form. So sind z. B. Nom. und Akk. were 'Geruch’, waikenbsp;'Ltige’, ynari 'Weg’, rek 'Wort’, naki 'Fehler’, prari 'Finger’, wastsinbsp;'Kleid’, war (= ai. vari m.) 'Wasser’, cmel 'Geburt’, lantrmA lönte'König’.nbsp;Aber es existiert eine Akkusativendung -m, konsonantisch ausgehendenbsp;Wörter zeigen ein davor, z. B. Akk. krent-a-m 'guten’ (neben krent);nbsp;yakwem Akk. zu yakwe 'Pferd’, krentam wasmom 'einen guten Gefahrten’nbsp;(Nom. wasamo), worin Substantiv und zugehöriges Adjektiv die Endungnbsp;besitzen (aber z. B. unflektiertes Substantiv neben flektiertem Adjektivnbsp;in Qaul parkem 'ein langes Leben’, Nom. parke 'lang’). Neben -m auchnbsp;-n und -n, z. B. wasmon. Einige Nomina auf -o baben im Sing, einennbsp;Akk. auf -ai, wie witsako 'Wurzel’: witsakai; die aktiven Prasensparti-zipien auf -enea haben -encai im Akk.:... ersencai reki 'ein ... erregendesnbsp;Wort’ (Akk.).

Für die Pluralbildung der Nomina beachte (aus B): yakwe 'Pferd’: yakwi, onolme 'Lebewesen’: onolmi; cmel 'Geburt’: cmela, krent 'gut’nbsp;(auch krente) : krenta, yamu 'Taf : yamwa, wegenni 'Worf : wegenna;nbsp;oko 'Fruchf : okonta; Idre 'Gefahrte’ : larona; krent (krente) 'Guf ;nbsp;krentauna, reki orV •. rekauna usw.; lünt (lante) 'König’; tó#lca.

Vom Verbum seien hier die r-Endungen hervorgehoben, z. B. wendre (B) 'sie haben gesagf (dazu weskem 'sie sagen’, mit prasen-tischem sA-Suffix, s. S. 28, B. Sing, wessam, 1. Sing, weskau, wie Ikdskaunbsp;'ich überlege’ usw., wessenca 'sagend’, vgl. lat. dic-ens), vgl. lat. dixêrenbsp;'sie sagten’, auch av. dnha'rë 'sie sitzen’ (aus *ésërai), warpatar 'er nehmenbsp;an’ (Indik. warpnatr), vgl. osk. sakarater '(lat.) sacratur’, marruc. feren-ter 'lat. feruntur', umbr. berter 'es gehört sich, ist nötig’, air. midithirnbsp;'er urteilf und do-moinethar 'er meinf (Deponentien). Man vergleichenbsp;noch arm. berër 'er trug’ und (nachklassisch) beriwr 'er wurde getragen’nbsp;(Imperfecta), umbr. ferar = lat. feratur, air. berair 'es wird getragen’ usw.nbsp;Über die tocharischen Verbalnomina auf -or_, wie yamor 'Handlung,nbsp;Taf, ayo^ 'Gabe’, karyor 'Kauf’ vgl. das Hethitische S. 10.

Es gibt eine Anzahl Postpositionen: -ne 'in’ : kwasai ne 'in das Dorf’; -ga, -g : XJpanande-ga 'nach Upananda hin’, rï-g 'zur Stadf; -sanbsp;'durch, mif; saü sar sa 'mit seiner Hand (sar)’, yasi sa 'nachts’; -mpanbsp;'mif: lykawdrsem mpa 'mit Raubern’, mem 'von (-her)’: warto memnbsp;'aus dem Garten’.

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Es gibt einige besondere Formen für das Femininum z. B. bei den Demonstrativpronomina und bei Adjektiven. Beachte auch kus (Abnbsp;kuse, ksa, kse (B) 'wer?’, kuccl (A), kce, kca (B) 'was?’. In B se, sanbsp;'dieser’, sau 'diese’, te, tu 'dieses’.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Armenische.

Es ist uns seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. bekannt und ist heute noch, dialektisch differenziert, eine gesprochenenbsp;Sprache.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Hethitische.

Die Entzifferung der Sprache ist jetzt recht im Gange. Es ist eine Mischsprache, deren grammatischer Bau über-wiegend indogermanisch ist, wahrend der Wortschatz zumnbsp;gröGten Teil fremdartig ist. Die bei dem türkischen Dorfenbsp;Boghazköi (150 km östlich von Angora) im innersten Klein-asien ausgegrabenen Inschriften (in Keilschrift) gehören demnbsp;2. Jahrtausend v. Chr. an. Schon sehr früh starb die Sprachenbsp;aus.

Indogermanische Wörter sind z. B. genu 'Knie’ (lat. genu usw.); fiehis 'Himmel’ zu ab., russ. nébo 'Himmel’, gr. vécpo? 'Wolke’ usw.;nbsp;arras 'After, GesaÊ’ aus idg. *orsos (gr. öppo? 'Steifi’, ae. ears, ahd. ars,nbsp;nhd. Jrsch, dazu auch arm. of'-A:' 'Hinterbacken’ [f aus rs]); uassuuarnbsp;'kleiden, Kleidung’ von der Wurzel ues-, uos-, zu lat. vestis 'Kleid’, s. unternbsp;Tocharisch; dalugasti 'Lange’ zu ab. dlügosti; mikki 'viel’ zu gr. pë-Yog 'groÊ’, got. mikils, mhd. inichel 'groÊ’, aisus 'gut’ (ossM n. 'Gut,nbsp;Habe’) wohl zu gr. éO? aus *esus (aber idalus 'schlecht’ ist nicht indo-germ.); über kuisnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;s. S. 20; adanna 'zu essen’, got. itan, as. etan,

nhd. essen aus *edonom, ai. adanam 'Speise’, vgl. lat. edö 'ich esse’, gr. ëbopai 'icb werde essen’ usw.; adanzi’^sie essen’, lat. edunt; mallanzinbsp;'sie mahlen’ zu got., ahd. malan, lat. molere 'mahlen’, über eszi 'er ist’nbsp;s. S. 20; lukkizi 'er steekt in Brand’, lükta 'es wurde heil’, wohl von dernbsp;Wurzel leug- in gr. XeuKÓ? 'weifi’, got. liuhap, nhd. Licht, lat. lüx.nbsp;Das Nomina agentis bildende heth. Suffix -tara- (zu idg. -ter-, -tor-, s.nbsp;S. 26) liegt z. B. in ekuttaras 'Tranker’ (zu eku-), uesiaras 'Hirt’ vor.

Vom M-Stamm assus 'gut’ (Mask., Fem.) lautet das Neutr. im Nom.-Akk. assti'. Gen. Sing, assau-as, vgl. gr. fiamp;ëoi; 'des süfien’ ausnbsp;*suadeu-os, zu nbui;; Dat. assaui (fibei aus *suadeu-i, alter Lok.), Nom.nbsp;Plur. M. und F. aësaues (gr. pbeic, ai. svadavas aus *suSdeu-es), Neutr.nbsp;assa(u)wa. Ein f-Stamm ist salli-s 'grofi’ M., F., Akk. sallin, imnbsp;Neutr. Nom., Akk. salU (vgl. gr. ïbpu;, Neutr. ïbpi 'kundig’, lat. fortis,nbsp;Neutr. forte aus *forU 'tapfer’). Davon ein Abl. Sing, sallaiaz, Dat.-Lok. sallai. Beachtenswert ist der sehr altertümliche Wechsel zwischennbsp;einem r- und «-Stamm in Nom., Akk. uatar 'Wasser’, Gen. ueten-as,nbsp;Dat.-Lok. ueten-i, Abl. u,eten-az, Instr. ueten-it; vgl. as. watar, nhd.nbsp;Wasser gegen got. watö n.. Gen. watin-s oder lat. femur 'Oberschenkel’,nbsp;Gen. femin-is, ai. üdhar 'Enter’ (= gr. oöbap). Gen. üdhn-ds. Die Kasusnbsp;von kuis 'wer?’ sind: Sing. Nom. kuis Mask., Fem., kuit Neutr., Akk.nbsp;kuin Mask., Fem., kuit N., Gen. knel, Dat.-Lok. kuêdani, Abl. kuêz',nbsp;Plur. Nom. kuës Mask. Fem., Akk. kuêus, im Neutr. Nom., Akk. kuë.

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Gen. huêdai, Dat.-Lok. huëdas. Der Gen. auf 4 ist für die pronominale Deklination charakteristisch. Die Bildung scheint aus einer nichtindo-germanischen kleinasiatischen Sprache zu stammen.

lm Prasens des Aktivs flektiert i%auij,ar 'machen’ : Sing. 1. iiami,

2. nbsp;nbsp;nbsp;nasi, 3. iiazi, Plur. 1. iiauvkeni, 2. iiatteni, 3. ijflnzi. lm Imperativ:

Sing. 2. iia, nbsp;nbsp;nbsp;3.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;iiaddu,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Plur. 2.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;iiatten^ 3. iiandu. lm Prateritum:

Sing. 1. ijflnun, nbsp;nbsp;nbsp;2. iiat,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;3. iiat,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Plur. 1. iiauuen, 2. natten, 3. iieir.

Supinum iiauuanzi 'um zu machen’. Oder Sing. 1. esmi 'ich bin’,

3. nbsp;nbsp;nbsp;eszi, Plur.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;1.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;esueni,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;2. eSteni, 3. asanzi. Imperativ; Sing. 2. es,

3. esdu, Plur. nbsp;nbsp;nbsp;2.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;esten, 3. asandu.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Prateritum: Sing. 1. esun, 2. esta,

3. esta {oder *est‘i), Plur. 1. esuen, 2. esten, 3. esir. asanza 'seiend’ (Stamm *esont- wie in gr. ion. éóvTOi; 'des seienden’). Man beachte dienbsp;r-Endungen in i%eir, esir, dazu im Mediopassiv in der 3. Sing, kisarinbsp;von kis- 'werden’, 3. Plur. kisantari, im Imperativ kisaru. Vgl. dasnbsp;Tocharische. Bemerkenswert sind noch die Doppelformen kitta undnbsp;kittari 'er liegt’, hiianta und kiiantari 'sie liegen’ (zu gr. Keirai 'ernbsp;liegt’). Athematische Verben sind z. B. noch uek- 'fordern, bitten’;nbsp;Sing. 1. (nach den Zeichen der Keilschrift ü-e-ik-mi =) uekmi (aus idg.nbsp;*uek-mi 'ich will’ = ai. vdsmi, av. vas’mï, dazu gr. ƒ€KdJv, éaibv 'frei-willig, gern’), 2. (ü-e-ïk-ti =) wkti, 3. (ü-e-ik-zi—) iiekzi-, Prat. 3. Sing.nbsp;(ü-e4k-ta =) uekta, 3. Plur. (ü-e-ki-ir =) uekir. 2. Sing. Imperat.nbsp;(ü-e-ik =) uek. Oder kuen-zi 'er tötet’ (aus idg. *g«hen-ti 'er schlagt,nbsp;tötet’ = ai. hdnti, av. ja‘nU, dazu aus *g-}ienjfi, gr. öeivuj [über *'9év-j[_u)]nbsp;'ich schlage’, alb. gan 'ich jage, verfolge’, lit. genü 'treibe (durch Sehlage)’,nbsp;lat. de-fen-dö 'schlage ah, verteidige’), wovon auch kuenun 'ich tötete’,nbsp;3. Plur. kuennir. Die Infinitive auf -uar, wie i{auuar 'machen’ erinnernnbsp;an die tocharischen Nomina actionis auf -or. Beachte auch die Enklitikanbsp;-a 'und’ (auch in kuissa 'jeder’, vgl. lat. quis-gue) und -ma 'aber’, das annbsp;lemnisch und etrusk. -m erinnert.

Wahrend der Name des Hethitischen in dessen Inschriften nicht begegnet, kommen darin wohl die Namen anderer kleinasiatischernbsp;Sprachen vor, und zwar in einer Adverbialform auf -li, die wiederumnbsp;nicht indogermanisch anmutet: (ha-at-ti-U—) hattili 'chattisch’, harlilinbsp;'charrisch’, luili 'luisch’, palaumnili 'palaisch’. Das Luische, die Sprachenbsp;des Landes Lu(w)ia, dessen genaue Lage noch nicht feststeht, scheintnbsp;indogermanisch zu sein. uesSantari 'sie bekleiden sich’ wird im hethitischen Teile der betreffenden Inschrift durch uessanta wiedergegeben;nbsp;ueSëantari ware aber auch heth. möglich. Der Nom. Plur. von kuisnbsp;fautet kuinzi = heth. kuêL Über das Palaische, die Sprache der ihrernbsp;Lage nach unsicheren Landschaft, laÊt sich nichts Zuverlassiges sagen.nbsp;Die andern Sprachen waren nicht indogermanisch.

V. Das Griechlsche.

Das Altgriechische zerfallt in folgende Mundarten:

1. Die dorischen Dialekte. Zu dieser Gruppe gehören die Mundarten von a) Lakonien mit den Koloniën Tarentnbsp;und Heraklea in ünteritalien, b) Messenien, c) Argolis mitnbsp;Agina, d) Korinth mit Korkyra, Phlius und Sykyon, e) Megara mit seinen Koloniën, f) Kreta, g) Melos mit Thera undnbsp;Kyrene, h) Rhodes mit Gela, Akragas, Karpathos, i) dienbsp;Mundarten der Insein Kalymnos, Kos, Knidos, Pholegandros,

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Astjpalaea, Anaphe, Telos und Nisyros, k) das Sizilisch-Dorische.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Elische, die Mundart der Landschaft Elis.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Das Achaische, der Dialekt Achaias.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Nordvvestgriechische. Hierzu geboren a) dasnbsp;Phokische, der Dialekt von Phokis, mit Delphi als Haupt-ort, b) das Lokrische in der Landschaft Lokris, c) das Phthio-tische in der Phthiotis und das Anianische der Anianen imnbsp;Spercheiostale, d) das Atolische in Atolien und das Akarna-nische in Akarnanien, e) das Epirotische in Epirus.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Das Aolische (oder Nordostgriechische). Dieses gliedertnbsp;sich in a) das Böotische, b) das Thessalische, c) das Lesbischenbsp;und Kleinasiatisch-Aolische.

6. nbsp;nbsp;nbsp;Das Arkadische und das Kyprische.

7. nbsp;nbsp;nbsp;Das Pamphylische, die Mundart Pamphyliens innbsp;Kleinasien.

8. nbsp;nbsp;nbsp;Das lonisch-Attische. Dieses zerfallt in a) das Ionische, das sich seinerseits in drei ünterabteilungen gliedert:nbsp;a) das Ionische an der mittleren Westküste Kleinasiens (mitnbsp;Milet und HalikarnaC) und auf den vorlagernden Inseinnbsp;Chios, Samos usw., P) das Ionische der Kykladen (Naxos,nbsp;Keos, Delos usw.), y) das Ionische von Euböa; b) das Attische,nbsp;die Mundart der Landschaft Attika mit Athen als Hauptstadt.

Die altgriechisehen Dialekte gingen teils früher, teils spater unter. Es bildete sich eine Gemeinsprache, die Koine,nbsp;heraus, welche auf dem Attischen beruht, aber viel lonischesnbsp;enthalt, weniger aus anderen Mundarten. Aus dieser ist dasnbsp;Mittelgriechische (vom 11. bis 16. Jahrhundert) hervor-gegangen; im 16. Jahrhundert setzt das Neugriechische ein.nbsp;Die modernen griechischen Dialekte haben mit den altennbsp;nichts zu tun, sondern sind spater aus der Gemeinsprache neunbsp;entwickelt; nur das Tsakonische am Südabhange des Parnonnbsp;ist ein unmittelbarer Nachkomme des Lakonischen der Kaiser-zeit. Die übrigen neugriechischen Dialekte lassen sich etwanbsp;in acht Hauptgruppen teilen.

VI. Das Albanische (oder Albanesische).

Wir kennen diese heute noch lebende Sprache durch umfangreichere Denkmaler erst seit dem 17. Jahrhundert.nbsp;Die Sprache ist stark durchsetzt mit Entlehnungen aus demnbsp;Romanischen, Slawischen, Türkischen und Neugriechischen.nbsp;Man unterscheidet vier Dialekte: 1. den gegischen im Norden,

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2. den toskischen im Süden, 3. den griechisch-albanischen, 4. den kalabrischen (in Italien).

Vil. Das Italische.

Man teilt es in zwei Hauptgruppen: 1. das Lateiniscbe, 2. die oskiscb-umbriscben Mundarten.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Dem Lateiniscben standen die wenig bekannten Dia-lekte von Falerii, Praeneste, Lanuvium nabe. Die altestennbsp;lateiniscben Denkmaler stammen aus dem 6. Jabrbundertnbsp;V. Cbr., naher kennen wir es etwa von 300 v. Cbr. an. Vonnbsp;Rom und seiner nacbsten Umgebung aus wurde das Lateinnbsp;durcb die Römer zunacbst über ganz Italien unter Zurück-drangung andrer Spracben verbreitet, dann über Italiansnbsp;Grenzen binaus, besonders nacb Afrika, Spanien, Gallien,nbsp;Illyrien und Dazien bin. Aus der jüngeren Volksspracbe,nbsp;die scbon im letzten Jabrbundert v. Cbr. von der Scbrift-spracbe stark verscbieden war, baben sicb die romaniscbennbsp;Spracben entwickelt, deren es beute sieben gibt; Rumaniscb,nbsp;Ratoromanisch, aucb Cburwelscb oder Ladiniscb genannt (innbsp;Graubünden, einigen Gegenden Tirols und Friaul), Italieniscb,nbsp;Sardiseb (auf Sardinian und Corsica), Französisch, Provenza-lisch, Katalaniscb (an der spanischen Ostküste), Spaniscb,nbsp;Portugiesiscb (mit dem Galiziscben in der Nordwesteckenbsp;Spaniens). Ausgestorben ist das Dalmatiniscbe (an der dal-matiniseben Küste), wozu das Vegliotisebe auf der Inselnbsp;Veglia gebört.

Einen auüereuropaischen Dialekt besilzt das Französisehe in Kanada (aber nicht in Algier), das Spanische in Mexiko, Kuba, den kleinen mittel-amerikanischen Staaten, in Chile, Peru und Argentinien, das Portugie-sische besonders in Brasilien.

Ganz anders zu beurteilen ist das Kreolische, das nur als ein primitives Radebrechen ganz fremdartiger und fremdsprachlicher Stammenbsp;bezeichnet werden kann: Negerfranzösisch auf der Insel Mauritius, innbsp;Louisiana, Haiti, Martinique, Cayenne auf den Réunioninseln; Anamito-französisch in Cochinchina; Malaiospanisch auf den Philippinen, Neger-spanisch in St. Domingo und Trinidad; Negerportugiesisch am Kap Verde,nbsp;in Senegambien, Malaioportugiesisch in Batavia und Tugu, Indoportu-giesiseb in Cochin, Ceylon usw.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die ausgestorbenen oskiscb-umbriscben Mundartennbsp;kennen wir aus Inschriften, die im mittleren und südlicbennbsp;Italien gefunden worden sind und aus den letzten vorebrist-licben Jabrbunderten stammen. Andre alte Mundarten sindnbsp;nur dürftig bekannt (Paligniscb, Marruciniscb, Volskisch).

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VIII. Das Keltische.

Es gliedert sich in 1. das Inselkeltische, 2. das Fest-landisch-Keltische oder Gallische.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Zum Inselkeltischen geboren a) das Galische, b) dasnbsp;Britannische. a) Das Galische teilt sich in a) das Irische,nbsp;die Sprache Irlands (Altirisch, Mittelirisch, Neuirisch). Dienbsp;al testen Denkmaler des Altirischen sind die Ogom-, d. h.nbsp;Runeninschriften, p) das Schottische (oder Galische imnbsp;engeren Sinne) im schottischen Hochland. y) das Manx,nbsp;die Sprache der Insel Man. Auch Schottisch und Manxnbsp;werden heute noch gesprochen. b) Zum Britannischen zahlennbsp;a) das Kymrische, die Sprache von Wales, die man in Alt-kymrisch, Mittelkymrisch und Neukymrisch teilt, p) dasnbsp;Komische, die ausgestorbene Sprache der Halbinsel Cornwallnbsp;im Mittelalter, y) das Bretonische, die Dialekte der sog. Basse-Bretagne in Frankreich (Alt-, Mittel- und Neubretonisch).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Gallische war schon am Ende des Altertumsnbsp;erioschen; von ihm wissen wir nur sehr wenig durch kurzenbsp;Inschriften, Münzaufschriften und gallische Wörter bei latei-nischen und griechischen Schriftstellern, trotz der einst so ge-waltigen Ausdehnung über die beiden Gallien, die Pyrenaischenbsp;Halbinsel, das mittlere Europa bis zum Schwarzen Meer undnbsp;Galatien in Kleinasien.

IX. Das Germanische.

Es zerfallt in drei Hauptgruppen: 1. Gotisch oder Ost-germanisch, 2. Nordisch, 3. Westgermanisch.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das wichtigste Sprachdenkmal des Gotischen sind dienbsp;auf uns gekommenen Teile der Bibelübersetzung des Bischofsnbsp;Wulfila (311—383 n. Chr.). Die gotische Sprache ging mitnbsp;der gotischen Nation unter. Nur das sog. Krimgotische imnbsp;Südwesten der Krim lebte wohl bis in die Mitte des 18. Jahr-hunderts fort.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Nordische oder Nordgermanische, die Sprache dernbsp;germanischen Bewohner des skandinavischen Nordens mitnbsp;EinschluC von Island, Grönland und den Faröern, gabelt sichnbsp;in a) Westnordisch, das a) das Islandische und P) das Nor-wegische umfaCt, und b) Ostnordisch, zu dem a) das Schwe-dische und P) das Danische geboren. Von 700—1530 reichtnbsp;das Altnordische (Altislandisch, Altnorwegisch, Altschwedischnbsp;mit Einschlufi des Altgutnischen, Altdanisch); dann setztnbsp;das Neunordische (Neuislandisch usw.) ein. Besonders alter-tümlich ist die alteste Phase des Nordischen, das sog. Ur-

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nordische, worunter man die Sprache der Runeninschriften veisteht, die in Schweden, Norwegen, Danemark und Schleswig gefunden worden sind und deren alteste dem 3. undnbsp;4. Jahrhundert n. Chr. angehören.

3. Das Westgermanische gliedert sich in a) Englisch, b) Friesisch, c) Niederdeutsch oder Niedersachsisch, d) Nieder-landisch (oder Niederfrankisch), e) Hochdeutsch. a) Das Eng-lische teilt man chronologisch in Altenglisch oder Angel-sachsisch (700 n. Chr. bis 1100 oder 1150), Mittelenglischnbsp;(bis 1500), Neuenglisch. Beim Altenglischen unterscheidetnbsp;man a) das Anglische, das in aa) das Nordhumbrische, nörd-lich vom Humber, und PP) das Mercische, südlich davonnbsp;zwischen Humber und Themse, zerfallt, p) das Sachsiscbe imnbsp;Süden Englands (dessen wichtigste Unterabteilung das West-sachsische, die Sprache von Wessex, d. i. 'Westsachsen’, ist),nbsp;t) das Kentische im auCersten Südosten. Mit dem Eng-lischen gehort b) das Priesische naher zusammen, das wirnbsp;seit dem 13. Jahrhundert kennen. Bis etwa 1600 geht dasnbsp;Altfriesische; dann beginnt das Neufriesische. c) Das Nieder-deutsche oder Niedersachsische teilt man zeitlich so ein: Alt-sachsisch (mit der Bibeldichtung Heliand) von etwa 800 bisnbsp;1100, Mittelniederdeutsch bis ca. 1500, darnach Neunieder-deutsch oder Plattdeutsch. d) Beim Niederlandischen odernbsp;Niederfrankischen erstreckt sich das Altniederfrankische vonnbsp;etwa 800—1200, von 1200 bis ca. 1500 folgt das Mittel-niederlandische; seit ca. 1500 herrscht das Neuniederlandische,nbsp;wozu a) Hollandisch, P) Vlamisch, y) Brabantiscb, ö) Lim-burgisch gehören. e) Beim Hochdeutschen reicht das Alt-hochdeutsche von etwa 740 bis 1100, das Mittelhochdeutschenbsp;bis etwa 1500; dann fangt das Neuhochdeutsche an. Dasnbsp;Hochdeutsche ist in zwei Dialektgruppen gespalten: a) Ober-deutsch, wozu aa) Alemannisch, pp) Bayerisch gehören, undnbsp;P) Frankisch (oder Mitteldeutsch), das sich in aa) Mittel-frankisch, PP) Ostfrankisch, yt) Rheinfrankisch teilt. Dasnbsp;Mittelfrankische erstreckt sich ungefahr von den Mosel-gegenden nordwarts bis zur Linie Düsseldorf—Aachen. Mannbsp;unterscheidet eine nördliche Halfte, die man ripuarisch nenntnbsp;(mit Köln als Hauptort) und eine südliche, die man alsnbsp;moselfrankisch bezeichnet (mit Trier als Hauptort). Dasnbsp;Ostfrankische ist die Mundart des alten Herzogtums Francianbsp;Orientalis östlieh von Rbön und Spessart, mit den Haupt-orten Würzburg und Bamberg. Das Rheinfrankische ist dienbsp;Mundart der alten Provinz Francia Rhinensis, welche vonnbsp;Ostfranken durch Rhön und Spessart geschieden wird, in

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der Moselgegend an das mittelfrankische und im Süden an das alemannische Gebiet grenzt (die Hauptorte sind Mainz,nbsp;Frankfurt, Speier, Weifienburg). Ostfrankisch und rhein-frankisch faCt man als oberfrankisch zusammen.

Sehr wenig bekannt sind uns ausgestorbene, ursprüng-lich einmal im östlichen Deutschland gesprochene, altgerma-nische Mundarten, wie das Skirische, Rugische, Burgundische, Wandalische.

X. Das Baltisch-Siavische.

Es zerfallt in 1. Baltisch, 2. Slavisch.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Baltische gliedert sich in a) das PreuCische odernbsp;AltpreuCische, das im 17. Jahrhundert ausstarb, b) das Li-tauische und c) das Lettische, die beide heute noch lebennbsp;und deren alteste Denkmaler dem 16. Jahrhundert angehören.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Slavische umfafit drei Grappen: a) das Süd-slavische, b) das Russische, c) das Westslavische. a) Zumnbsp;Südslavischen zahlen a)das Bulgarische, P)das Serbokroatische,nbsp;Y) das Slovenische. Für die historische Sprachforschung istnbsp;das Altbulgarische oder Altkirchenslavische am wichtigsten,nbsp;dessen Denkmaler etwa vom Ende des 9. bis zum Anfangnbsp;des 12. Jahrhunderts reichen. Das Mittelbulgarische erstrecktnbsp;sich bis zum 14. Jahrhundert, ihm schlieiSt sich das Neu-bulgarische an. b) Das seit dem 11. Jahrhundert bekanntenbsp;Russische gabelt sich in a) GroCrussisch, P) Kleinrussischnbsp;(Ruthenisch), y) WeiCrussisch. Das GroCrussische umfajGtnbsp;den bei weitem gröüten Teil der Bevölkerung RuClands; dasnbsp;Kleinrussische herrscht im Süden des Reiches, in einem Teilenbsp;von Galizien, der Bukowina und von Ungarn; das WeiC-russische wird in einem Teile des Westens von RuCland ge-sprochen. c) Das Westslavische scheidet sich in a) Polnischnbsp;nebst Kaschubisch und Slovinzisch, p) Polabisch oder Elb-slavisch, das ausgestorben ist, y) Sorbisch, ö) Böhmisch, dasnbsp;in aa) Böhmisch oder Tschechisch, PP) Mahrisch, yt) Slowa-kisch zerfallt.

XI. Reste ausgestorbener Sprachen.

Überdies gibt es noch ausgestorbene indogermanische Sprachen, von denen wir durch die spariiche Überlieferungnbsp;nur sehr geringe Kenntnis haben: das Sarmatische und Sky-thische sind schon S. 6 genannt, ferner das Phrygisch-Thrakische, das Makedonische, das Messapische in Apuliennbsp;und Kalabrien, das Altillyrische hauptsachlich in den

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alten Ostadrialandern (mit den beiden letzteren gehort wahr-scheinlich das Albanische als jüngeres Idiom naher zu-sammen), das Venetische im nordöstlichen Oberitalien, das Ligurische am Golf von Genua, einst aber viel weiter verbreitet.

Man unterscheidet alt- und neuphrygisch. Altphrygisch: Dative sind Midai .... vanahtei 'dem Midas, . . .., dem Fürsten’. Das letztenbsp;Wort ist Lehnwort aus dem Griech. (famp;vaS., /clvaKTO?), solche sind innbsp;gröÊerer Anzahl verhanden, materan und materez sind Kasus von idg.nbsp;*mOiêr 'Mutter’, s. S. 18 f. eamp;aes 'er setzte = weihte’ ist wohl ein s-Aorist der Wurzel dhê- 'machen, setzen’, also aus *e-d^-s-t (Wurzel-aorist in ai. ddhat, arm. e-d 'er setzte’ aus idg. *e-dhë-t). sos esaitnbsp;materez wohl 'der soil der Mutter (sein =) gehören’; sos aus *so (s. S. 20)nbsp;4- s des Nominativs, wie gr. Kal 8? 'und der’. Neuphrygisch: lo? vi aepouvnbsp;Koupavei KUKouv abbuKer eTiTTeTiKpevo? eirou 'wer diesem Grabmalnbsp;Böses zutügt, soil verflucht (?) sein’. Relativum lo? (= ai. yas, gr. 8?;nbsp;idg. *jos) in der Verhindung loq vi, der toch. (A) hus ne entspricht.nbsp;oepouv (auch aeaou) ist ein Dat. 'diesem’, vielleicht = ah. semu 'diesem’nbsp;(Pronominalstamm ke-, dann ist das Phrygische wohl eine Satem-Sprache,nbsp;was freilich auch schon bestritten worden ist). ab- in abbaKer = lat.nbsp;ad, got. at, -baxeT von dho- (ablautend zu dhë-, wie lat. fa-c-io nebennbsp;fë-c-it), also lautlich = lat. afficit, dazu auch toch. (B) tëkam 'er ist’.nbsp;Dazu abboKETOp lautlich = lat. afficitur. Anderwarts steht appepernbsp;(aus *ab-p€p6T) 'hinbringt’. eirou wohl = gr. ëoru), lat. estö (alt estöd).nbsp;Beachte auch k€ 'und’ = lat. -que, gr. -re, ai. ca usw. (idg. *-qVe).

Makedon. sind z. B. dppoOre? beim gr. Lexikographen Hesych für gr. óqppóe? 'Augenbrauen’, Sing. ó^pO?, ai. bhrü-s, ae. brü 'Augenbraue’,nbsp;BepeviKii = fbepeviKri 'Siegbringerin’ (von der Wurzel Vher-). Die Sprachenbsp;besafi also keine Aspiraten. Wahrscheinlich wies sie neben indoger-manischen Bestandteilen auch nichtindogermanische auf.

Zum Ligurischen gehört auch das Lepontische, die Sprache der im 'nordetruskischen’ Alphabet geschriebenen Inschriften, die vom Comoseenbsp;bis zu den Gegenden westlich vom Lago Maggiore gefunden wordennbsp;.sind und wohl aus den letzten vorchristlichen Jahrhunderten stammen.nbsp;Dative auf -ui aus idg. -öi (s. S. 22) sind offers belegt, z. B. piuoneinbsp;tehialui pala 'Pala [= Grab?] für Pivu Tekialos’. piuonei ist Dativnbsp;eines w-Stammes piuon- mit der alten Dativendung -ei der konsonan-tischen Deklination, die z. B. auch in osk. Diévd = lat. lovl, gr. kypr.nbsp;Ai/el-qnXo? 'dem Zeus lieb’ erhalten ist. latumarui sapsutaipe 'demnbsp;Latumaros und der Sapsuta’; -pe aus idg. *-q»e 'und’, lat. -que, gr. rè,nbsp;ai. ca usw., osk. in ne-p = lat. ne-que 'und nicht’. Das im Ligurischennbsp;die Zugehörigkeit ausdrückende Adjektivsuffix -ash- (auch -usk-), das innbsp;Biidungen wie Bergamaske heute noch fortlebt und über Oberitalien,nbsp;Korsika, Frankreich, Elsaê-Lothringen, die Schweiz und Oberbayern verbreitet ist, steht zwar dem im Keltischen, Lateinischen, Deutschen,nbsp;Litauischen, Slavischen und Griechischen fast ausschliefilich üblichennbsp;-isk- gegenüber, berechtigt aber meines Ermessens nicht, die Sprachenbsp;(von der Anthropologie spreche ich nicht) der Ligurer dem grammatischennbsp;Bau nach für nichtindogerm. zu erklaren, wenn sie auch wohl vielnbsp;nichtindogermanisches Gut besessen haben wird.

Venetische Weihinschriften bieten z. B. die Formen e^o 'ich’ (zu lat. ego, gr. éyd) usw.), mexo 'mich’, zoto 'er hat gegeben’ (vgl. gr. 3. Sing,nbsp;des medialen Aorists ëboro 'er gab’), zonasto 'er hat geschenkt’, vhaxsamp;onbsp;quot;er hat gemacht’ (zu lat. fado 'mache’).

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Da der indogermanische Sprachstamm ohne Zweifel der am besten erforschte ist, so ist es in diesem Abschnitte wohlnbsp;am Platz, einige Bemerkungen über die Methode der kom-parativ-historischen Sprachforschung zu macben.

Alle bisher behandelten Sprachzweige sind natürlich mit-einander verwandt. Zunachst lassen sich nun besonders nah verwandte Sprachen auf eine Grundsprache zurückführen,nbsp;z. B. das Lateinische, Oskische und ümbrische, die zumnbsp;italischen Zweig gehören, auf ein Uritalisch, die verschiedenennbsp;griechischen Dialekte auf ein ürgriechisch, das Baltische (Li-tauisch, Lettisch, AltpreuCisch) und die slavischen Sprachennbsp;auf ein Urbaltisch-Slavisch, das Gotische, Altnordische undnbsp;die westgermanischen Sprachen auf ein Urgermanisch, dienbsp;verschiedenen Idiome des Keltischen auf ein ürkeltisch, dienbsp;des Arischen auf ein Urarisch. Diese Ursprachen der einzelnennbsp;Sprachzweige sind also ehen nur auf dem VVege wissen-schaftlicher Rekonstruktion, durch Vergleichung der einzelnennbsp;Idiome, erschlossen, sie sind nicht historisch bezeugt. Dienbsp;wissenschaftliche Rekonstruktion geht nun noch einen Schrittnbsp;weiter. Sie bemüht sich, wenigstens im groBen und ganzennbsp;die Ursprache des groBen indogermanischen Sprachstammes,nbsp;das Urindogermanische, zu erschlieBen, indem sie die durchnbsp;Rekonstruktion gewonnenen Ursprachen der einzelnen Sprachzweige miteinander vergleicht. Für die Gewinnung der indogermanischen Grundform hat dabei die Laut- und Flexions-form bald dieser bald jener Sprachen — immer aus bestimmtennbsp;methodischen Gründen — als die altere zu geiten. Die historische Grammatik hat dann weiter die Aufgabe, nunmehrnbsp;vom Urindogermanischen aus die Entwicklung in die Grund-sprachen der einzelnen Sprachzweige und weiter in die historisch hezeugten Einzelsprachen hinein zu verfolgen.* Das er-schlossene Urindogermanische hat für den 'Indogermanistennbsp;dieselbe Bedeutung wie für den Romanisten das Vulgarlatein,nbsp;aus dem die romanischen Sprachen entstanden sind. Jenernbsp;Rekonstruktion sind nun freilich bestimmte Grenzen gesetzt.nbsp;Gar manche Form des Urindogermanischen bleibt dunkeinbsp;und wird es wohl für immer bleiben. Das trifft zu, wennnbsp;die einzelnen, historisch hezeugten Sprachen in einer Formnbsp;(z. B. des Pronomens oder der Verbalbildung) zu sehr von-einander abweichen und sich so nicht auf eine Grundform

1 Damit ist deutlich gesagt, dafi die Rekonstruktion der indogermanischen Grundsprache nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck zu geiten hat.

Kleckers, Die Sprachstamme der Erde.

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zurückführen lassen. Oft aber sind auch der Grundsprache auf Grund der Verschiedenheit der einzelnen Sprachen fürnbsp;ein und dieselbe Form verschiedene Bildungsweisen zuzu-schreiben, die vielleicht manchmal auf schon eingetretenernbsp;dialektischer Differenzierung beruhen.

Wir teilen nun einige rekonstruierte indogermanische Wörter mit, nebst den Entsprechungen in den historisch be-zeugten Einzelsprachen, wobei wir aber auf weitere Erklarungennbsp;des Raumes halber nicht eingehen können. Die rekonstruiertennbsp;Formen pflegt man mit einem Sternchen (*) zu verseben. Zugleichnbsp;mag durch diese Liste dieVerwandtschaft der einzelnen Sprachennbsp;veranschaulicht werden. Vorab aber sei noch bemerkt, daBnbsp;man die indogermanischen Sprachen in zwei groBe Grappennbsp;teilt, und zwar auf Grund der verschiedenen Entwicklungnbsp;der palatalen fc-Laute, %, Jch, g, gh {k entsprach etwa demnbsp;deutschen K vor i, z. B. in Kind). Man unterscheidet einenbsp;östliche Gruppe, zu welcher das Arische, Armenische, Alba-nische und Baltisch-Slavische gehören, und eine westliche,nbsp;zu der das Keltische, Germanische, Italische und Griechischenbsp;zahlen; das Tocharische geht mit der westlichen Gruppe. Innbsp;der östlichen Gruppe sind die Palatale zu Spiranten geworden,nbsp;in der westlichen erscheinen sie dagegen als Gutturale. Idg.nbsp;*kmt5m '100’ ergab so ai. safdm, av. safsm, lit, siihtas, lett.nbsp;simts; aber gr. é-Kuróv ('ein-hundert’), lat. centum, kymr.nbsp;cant, air. cêt (t = dd), germ, wurde k über x zu h, daher got.nbsp;z. B. niun hunda '900’, vgl. nhd. hundert', dazu toch. kant,nbsp;kante '100’. Man nimmt nun dieses Beispiel als Parade-beispiel und wahlt das Avestische als Vertreter der östlichen,nbsp;das Lateinische als Vertreter der westlichen Gruppe; jenenbsp;Sprachen nennt man so die Satem-Sprachen, diese die Cen-tum-Sprachen (sprich: Eentuml).

Idg. *p9têr und *p9tê 'Vater’, Akk. *pdter-tp\ ai. pita, Akk. pitdram, pali gita, prakr. piya, piet, sindhi piu, singh.nbsp;piya, av. pita, Akk. pitanm, apers. pita, mpers. pit, pitar, pid,nbsp;piamp;ar, npers. piddr, sak. pdtar, schighnl pid, afgh. plar, oss.nbsp;fida, f\d, arm. hayr, toch. pdtar, pacar, gr. Traxiip Cpatër), Akk.nbsp;TTaxépa, ngr. Tratépai;, osk. patir, lat. pater, Akk. patrem, ital.,nbsp;span., port. padre, aprov., nprov. paire, afranz. pere, nfranz.nbsp;père, friaulisch (zum Ratoromanischen gehorig) pari, air. athir,nbsp;neuir. atair, got. fadar, ahd., mhé. fater, nhd. Vater, ao.fxder,nbsp;neue. father, afries. feder, as. fadar, holl. vader, aisl. fader,nbsp;aschwed. fadir, neuschwed., dan. fader.

Idg. *matër und *matë 'Mutter’, Akk. *materm: ai. maté, Akk. matdram, pali matet, prakr. maya, maa, av. mata, mpers.

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mad, madar, npers. madttr, toch. matar, macar, sak. mara, schighni mad, afgh. mör, balütschï map, kurd. mar, 0S8. madd,nbsp;mad, arm. mayr, gr. dor. jn^Trip, ion., att. pilTrip, ngr. prirépanbsp;(mitéra) (alb. mit Bedeutungswechsel motre 'Schwester’), osk.nbsp;Gen. maatreis, umbr. Gen. matrer, ital., span., aport. madre,nbsp;neuport. mamp;i, prov. maire, franz. mere, air. mathir, neuir. matair,nbsp;ahd. muoter, nhd. Mutter, ae. mödor, neue. mother, afries. moder,nbsp;as. modar, holl. moeder, aisl. moder, aschwed. mddir, neuschwed.,nbsp;neudan. moder, lett. mate (lit. mlist mit Bedeutungswechsel móténbsp;'Weib, Frau’), ab. mati (Gen. matere), russ. mat'(Gen. materi),nbsp;ruthen., serb., slov., öech. mati, neub. mater.

Idg. *ulqV:os m. 'Wolf’: ai. vrkas, pali vako, av. vohrko, mpers. vurk, npers. gurg, afgh. lag, südbalOtschï gvark, kurd.nbsp;mrk, OSS. herds, arm. gail (über *galgos), alb. ul'k, got. wulfs,nbsp;ahd. wolf, nhd. Wolf, as. wulf, afries. icolf, ae. wulf, neue. wolf,nbsp;holl. wolf, aisl. ulfr, neuschwed. ulf, neudan., neunorw. ulv,nbsp;lit. vilkas, lett. vllks, apreufi. wilkis, ab. vlükü (= vlkÜ), neub.nbsp;vulk, Serb. vUk, slov., russ. volk, poln. wilk, öech. vlk. Aus einernbsp;Nebenform idg. *luq^os: gr. Aukoi; Gl/kos, neugr. Ukos), lat.nbsp;lupus (aus dem Sabinischen entlehnt?), franz. loup und leu,nbsp;span., port, loho, ital. lupo, rum. lup.

Idg. Hugom n. 'Joch’: ai. yugdm, npers. /«j, sariqoll yUj, gr. üufóv, neugr. Cuto? Gigós), lat. iugum, franz. joug, span.nbsp;yugo, port, jugo, it. giogo, rum. jug, kymr. iau, bret. iou, got.nbsp;juk, ahd. juh,joh, nhd. Joch, ae. jeoc, neue. yoke, ab., neub.,nbsp;russ. igo, slov. igo.

Idg. *senos 'alt’: ai. sdnas, av. hand, arm. hin, lit. senas, lett. sens, air. sen, kymr., korn., bret. hew, vgl. auch lat. seniornbsp;'alter’, got. sinista 'der alteste’; aus dem Femininum *senanbsp;gr. é'vri (hénê) 'letzter Tag vor dem Neumond’, afgh. andnbsp;'Grofimutter’.

Idg. *neuos 'neu’; ai. ndvas, av. navö, neupers. nau, jünger no, kurd. nu, afgh. nau, schighni nau, gr. viJoq, véog,nbsp;neugr. véoq (néos), lat. novos, rum. noü, ital. nuovo, span, nuevo,nbsp;port, novo, afranz. nues, femin. nueve, neufranz. neuf, neuve,nbsp;aprov. nos, fern, nueva, neuprov. nbu, fern, novo, ab. novü, neub.,nbsp;Serb, nov, slov. nov, russ. nov, poln. nowy, altlit. navas. Danebennbsp;idg. *neuios: ai. ndvyas, gr. ion. veTo?, got. niujis (aus urgerm.nbsp;*neuiaz), ahd., as. niuwi, mhd. niuwe, nhd. neu, ae. niewe, neue.nbsp;new, holl. nieuic (sprich; niu), aisl. nyr, neuschwed., dan. ny,nbsp;air. nuie, neuir. nuad, kymr. newydd, abret. nouuid, neubret.nbsp;nevez, lit. naUjas; vgl. gall, novios in Noviodunum 'Neuburg’.

ldg.*treies 'drei’, mask, (^tri neutr.); ai. trdyas, pali tayo, prakr. tao, meist tinni, Neutr. = ai. trini, hindustani tin, singh.

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tun, tuna, av. frayo, toch. trai, traiy, sak. draya, drai, afgh. drS, wachi trui, sariqolï haroi, schighni arrai, yidghah suroi, neup.nbsp;alter se(h), jünger sih, osset, cirta, arm. erek\ alb. tre, gr. Tpeiq,nbsp;kret. Tpéei;, neugr. rpeiq (tris), osk. iris, umbr. im Neutr.nbsp;triia = lat. tria, lat. tres, afranz. trei, troi (Akk. treis, trois),nbsp;neufranz. trois, aprov. trei (Akk. tres), neuprov. tres, span.nbsp;tres, port, tres, ital. tre, rum. treï, air.^ neuir. trï, kymr., bret.nbsp;tri, korn. try, got. *^reis (belegt ist der Akk. prins = lat. tris),nbsp;ahd. dri, spater ahd. drie, mhd. dri, drle, nhd. drei, as. thrie,nbsp;thria, afries. fhre, ae. pri, prie, neue. three, boll, drie, aisl. prlr,nbsp;aschwed. ]ri(r), neuschwed., dan. tre, lit. trys, lett. tris, ab.nbsp;trïje, trije, slov. trije, neub., russ., ruthen. iri, Serb, tri, apoln.nbsp;trze, neupoln. trzy, Öech. tfi.

Idg. *tu 'du’: av. tu, toch. tu, arm. du, alb. ti, gr. dor. TÓ, att. 0u (s stammt aus dem Akkusativ), lat. tu, ital., port.,nbsp;rum. span, tw, franz., prov. tw, air., neuir. to, got.^M, abd.nbsp;du, nhd. du, ae., aisl. aschwed. pu, asachs., afries. thu, neu-scbwed. du, dan. du, neue. thou, lit. tu, lett. tu, apreufi. tu, ab.,nbsp;russ., cech., poln. ty, neub., slov., ruthen. ti, Serb. ti.

Idg. *so 'dieser, der’: ai. sa, pali sa, av. ha, gr. ó (= ho), neugr. ó (=o), got. sa, aisl. scf, daneben idg. *sos: ai. so in sonbsp;^pi 'der gerade’, pali, prakrit so, av. ho, toch. se, gr. Kui ognbsp;'und der’.

Idg. 'die’ (Nom. plur. mask.): ai. të, pali, prakr. te, av. toi, gr. dor. Toi, got. pai, ahd. dë, mit Umbildung dea, dia,nbsp;die, mhd. die, nhd. die, as. the (thea, thia, thie), ae. pa, aisl.nbsp;peir (mit sekundarem r), lit. tie, lett. tie, ab. ti, Serb, ti, slov.,nbsp;öech., ruthen. ti.

Idg. *qHs 'wer?’, *qHd, 'was?’: lat. quis, quid, osk. pis, pid, agr., ngr. Tig, Ti (aus *tid), av. cis, cit, heth. kuis,nbsp;kuit (lat. qu, osk. p, gr. t, av. c, heth. ku reprasentieren dienbsp;lautgesetzlichen Entwicklungen).

Idg. *esti 'er ist’: ai. dsti, pali, prakr. atthi, singh. Uti, av. asti, apers. astiy, neupers. ast, heth. eszi, alb. e, eslt;e, gr.nbsp;e0Ti, osk., umbr. est, lat. est, afranz. est, neufr. (il) est, aprov.nbsp;es, neuprov. es, ’s, span, es, port, é, ital. è, rum. e, este, air.,nbsp;neuir. is, akymr. is, mkymr., neukymr. ys, got., as., ahd.,nbsp;mhd., nhd. ist, as., afries., ae., neue., holl. is, aisl. es (neuschwed. (hen) dr '(er) ist’, neudan. than) er '(er) ist’), alit.nbsp;esti, apreuC. asi, est, aruss.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;neuruss. ^est', slov. je, jest,

Serb, jest, neub. e, poln. jest, obersorb.je, cech. jest, je.

Idg. *senti 'sie sind’: ai., pali santi, av. hmti, apers. hqtiy, neupers. and, sakisch zndd, toch. (Dialekt A) $encd, arm. en,nbsp;gr. dor. evTi, ion., att. eiai, osk., umbr. sent, air. it, akymr. hint,

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mkymr., mbret. ynt, neubret. int, got, as., ae. sind, afries. send, ahd., mhd. sint, nhd. sind, Auf *sonti, eine Umbildung vonnbsp;*senii nach *hheronti (s. unten) gehen zurück ab. sgiii, aruss.nbsp;spfï, neuruss. syi altlat. sont, klass.-lat. sunt, daraus afranz.,nbsp;neufranz. sont, aprov. son, so, nprov. soun, span, samp;n, post, sao,nbsp;ital. sono, wohl auch rum. stnt.

Idg. *bheronti 'sie tragen’: ai. hJidranti, av. haronti, apers. harqtiy, neupers. baründ, arm. leren (mit Umbildung in dernbsp;letzten Silbe), gr. dor. cpépovTi, daraus ion., att. qpépoum, lat.nbsp;ferunt, air. herCa)it, got. bairand, ahd. berant, as. berad, ae. bera]),nbsp;aisl. bera, aschwed. bxra, neuschwed. de büra, ab. berptii 'sienbsp;sammeln’, russ. berut 'sie werden nehmen’, poln. biorq, serb.nbsp;beru 'sie sammeln’.

Idg. *uoida 'ich weiC’: ai. veda, av. vaeda, gr. oiba, got. wait, ae. wat, as. wét, ahd., mhd. wei^, nhd. ich weiJ3, holl. iknbsp;weet, aisl. veif, aschwed. wt neuschwed. j'agr vet, neuda,n. jeg ved;nbsp;auf ein zum Medium umgeformtes *yoidai gehen zurück ab.nbsp;védé 'ich weiC’, lat. vïdï 'ich habe gesehen’.

Idg. *ne 'nicht’: ai. nd, lit. nè, lett. ne, ab. ne, russ. n 'e usw., got. «i, ae. ne, afries., as., ahd. we, ni.

Idg. *eti 'hinzu, überdies’: gr. ëri 'ferner, noch’, umbr. et, 'und’, lat. et, 'und, auch’, franz. et, prov., port, e, span, e,nbsp;ital. e, vor Vokalen ed, got. ip 'und, aber’.

Die indogermanische Grundsprache besaC drei grammatische Genera: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Sie verfügte über drei Numeri: den Singular (Einzahl), dennbsp;Dual (Zweizahl), den Plural (Mehrzahl); und sie besaC achtnbsp;Kasus: Nominativ, Vokativ, Akkusativ, Genitiv, Ablativ,nbsp;Dativ, Lokativ und Instrumental.

Als Paradigma sei der maskuline o-Stamm *y,lqTios 'Wolf’ in der indogermanischen Grundsprache durchkonjugiert.nbsp;Hinter dem indogermanischen Kasus geben wir die ent-sprechenden Formen mehrerer indogermanischer Sprachen;nbsp;fürs Armenische nehmen wir als Beispiel get 'FluC’ (ausnbsp;idg. *y,edos ein neutraler s-Stamm, der arm. in diese Klassenbsp;kam), fürs Altirische fer aus *y,iros 'Mann’; auch von andernnbsp;Wörtern müssen Kasusformen angeführt werden.

Sing. Nom. nbsp;nbsp;nbsp;ai. vrkas, av'.vohrkö, vohrkas-ca 'und

der Wolf’, apers. kara 'Volk, Heer’, arm. get, gr. XuKog, lat. lupus 'Wolf’, equos '(das) Pferd’, osk. hürz (aus *hortos^ 'Garten’,nbsp;gall. Equos (Monatsname), air. fer, urnord. Dagau (aus ur-germ. *da3az) Eigenname, aisl. ulfr 'Wolf’, got. wulfs, ae. wulf,nbsp;ahd. wolf, apreuC. deiws 'Gott’ (aus idg. *deii(os = ai. dëvds),nbsp;lit. vilkas, lett. vïlks, ab. vlükü, russ. volk.

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Vok. *ulqTie: ai.vrka, av. vdhrha, apers. martiya 'oMensch’, arm. get (aus ^yede), gr. XuKe, lat. lupe, air. fir (ausnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'o

Mann’, got. wulf, lit. vükè, ab. vlüce, russ. hoze 'o Gott’ (Nom. bog).

Akk. *ulqao-m-. a.i.vrkam, av. w/ir-fom, apers. fcaraw'Volk, Heer’, arm. get (aus *y.edo-m), gr. Xukov, lat. lupum (equom),nbsp;osk. hürtüm, umbr. poplom 'Volk’, air. fer (aus *ydrom), ur-nord. staina 'Stein’ (= got. stain), got. wulf, ae. wulf, ahd. wolf,nbsp;lit. vilkq, lett. vilku, apreuC. deiwan (aus idg. *deiy,om) 'Gott’,nbsp;ab. vülkü.

Gen. l.*ulq-o-sio: air. vrkasya, supers, karakya des'Heeres’, av. ahurahya 'des Ahura’, vohrkahe, arm. getoy, gr. (horn.)nbsp;XUKOIO.

2. *ulq-e-so: got. wulfis, SLS.wulfes, ahd.ivolfes.

3. nbsp;nbsp;nbsp;*ulq-o-so: urnord. godagas (Eigenname), ae. wulfes ausnbsp;alterem wulfms, vielleicht gr. XOkou (dor. Xukuj) aus *XuKO-cro.

4. nbsp;nbsp;nbsp;*y,lq~ï: lat. lupï, air. inschr. maqi 'des Sohnes’ (vomnbsp;Stamme maqo-), sonst fir aus *uirï.

Ahl. *ylq-öd: sö.v'rkat, SLV.vohrkat, gr. delpb./biKU) 'von Hause’, lat. lupö, alat. Gnaivöd C— Gnaeo), osk. sakarakludnbsp;'aus dem (kleinen) Tempel’, umbr. pihaclu (= lat. piaculo),nbsp;lit. vilko [Gen.]^, lett.vilka [Gen.], Sih.vluka [Gen.], got. Adverbia wie ga-leikö 'ahnlicb’ = ahd. gilihho 'gleich’.

Dat. *t}lq^oi: av. vohrkai, gr. Xukuj, alat. Numasioi (= Nu-merio, Name), lat. lupo, osk. hurtui, umbr. pople (e aus oi) 'dem Volke’, aisl. ulfe, ahd. wolfe, ae. dome 'dem Urteil’, alternbsp;domrn C-se aus urgerm. -ai, idg. -öi), lit. vilkui, apreuC. wirdainbsp;'dem Worte’.

Lok. 1. *iflq}ioi, 2. ^Iq^ei: ai vrM, av. aspae-ca 'und in dem Pferde’, apers. parsaiy 'in Persien’, arm. get 'im Flusse’nbsp;(alles aus 1. oder 2.), gr. oikoi 'zu Hause’ (1), olket, èKeïnbsp;'dort’ (2), lat. belli 'im Kriege’ (-i aus -ei), osk. terei (= innbsp;terra, vom Stamme tero-), ae. dömi, jiinger dome [Instr.], ab.nbsp;vlücë (1). Der ahd. Dat. wolfe und der aisl. ulfe können auchnbsp;aus *ulqfoi hervorgegangen sein.

Instr. 1. *'y,lq^ö: ai. vfka, av. voJirka, apers. kara 'durch das Heer’, gall. Alisanu (Eigenname) [Dativ], air. fiur aus *y,irónbsp;[Dat.], ahd. tagu (von tag 'Tag’), wolfu, lit. vilkii, lett. vilku.

2. nbsp;nbsp;nbsp;*y,lqquot;ë: got. wulf a [Dat.], idg. *te (vom Stamme to-'der, das’), griech. Tt) 'da’, got. 'um so’.

3. nbsp;nbsp;nbsp;*ulqVo-bhi: arm. geto-v, griech. öeócpi 'von Gott’.

^ Wenn eiri indogeriu. Kasus in einer Einzelsprache zu einem andern Kasus umgewertet ist, so setzen wir diesen in eckige Klammern.nbsp;Das oskische und das umbrische Wort sind Neutra.

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4. *'iilqTio-mi: ah.vlükoml.

Dual Nom., Akk. 1. *ul^öu-. ai. vfkau, got. ahtau '8’, air. damp;v, '2’ (quot;= ai. dvau) aus *duóu.

2. *ylq-ó: amp;\.vfka, ax.vdkrka, gr. \ukuj, \amp;t.duo '2’, air. dd, ai. dva '2’, lit. vilkü, ab. vlüka.

Lok. *'tilq~ou: ab. vlüku.

Plur. Nom., Vok. *y,lq^ós: ai. vfkas, av.amasa 'Unsterb-liche’, apers. martiya 'Menschen’, osk. Nüvlanüs (= lat. No-lani, 'Einwohner von Nola’), umbr. Ikuvinus 'die Einwohner von Iguvium’, got. wulfós, aisl. ulfar, air. firu nur als Vok.^

Akk. *y,lq^o-ns: av. vdhrkqs-ca 'und die Wölfe’, arm. gets, griech. kret. vópovg 'Gesetze’, att. XÓKOuq, dor. XuKUug (-Us,nbsp;-Os aus -ons), lat. lupOs (-ös aus -ons), osk. fethüss 'Mauern’nbsp;(-üss aus -ons), umbr. vitluf 'Kalber’ (Stamm vitlo-, -uf ausnbsp;-ons), air. firu, got. wulfans, ahd. wulfa, aisl. ulfa, lit. vïlküsnbsp;(dial, vilkuns), apreuC. deiwans 'Götter’, ab. vlüky (-y aus -ons).

Gen. *ulq~0m: gr. Xukujv, osk. zicolom, 'der Tage’, umbr. pihaclo n. 'der Sübnopfer’, lat. deum 'der Götter’ {deorumnbsp;ist pronominale Umbildung), air. fer aus *uiröni, inschr. nochnbsp;maqa 'der Söhne’, ahd. wolfo, ae. döma 'der Urteile’, aisl.nbsp;arma 'der Arme’, lit. vilkq, lett. vïlku, apreufi. grïkan 'dernbsp;Sünden’, ab. vlükü (-ü aus -öm).

Lok. *ylqüoisu: ai. vrkêsu, av. vohrkaesu, apers. madaisuva 'bei den Medern’, ab. vlücéxü, griech. (hom.) XuicoiCTi stattnbsp;^XOkoiOu.

Dat. und Abl. 1. '*ul(fio-mos: ab. vlükomü [Dat.].

2. nbsp;nbsp;nbsp;*ylqy^o-bhos: die Endung erhalten in lat. filia-bus 'dennbsp;Töchtern’, hosti-bus (i-Stamm) 'den Feinden’, gall, paxpeponbsp;{matrebo = matribus. Dat.).

3. nbsp;nbsp;nbsp;*ylq-o-bhios: ai. vrkSbhyas für *vrkabhyas nach demnbsp;Pronomen tébhyas 'diesen, von diesen’, av. daevaë^byö 'dennbsp;Damonen’ (aus idg. *deiuobhios), für *daêvébyö nach taë^byónbsp;C— ai. tébhyas).

Instr. 1. *ulq^o-bhis (vgl. den Singular): arm. getovk\ air. feraib [Dat.] aus *y,irobhis, urar. trat an Stelle von -abhisnbsp;(aus -obhis) durch pronominalen EinfluC -aibhis, so apers.nbsp;martiyaibis 'durch die Menschen’, ai. vrkêbhis (vgl. êbhis 'durchnbsp;diese’), pali dhammehi (von dhamma 'Recht’), prakr. devehinbsp;'durch die Götter’.

2. ^ulq-o-mis: got. wulf am [Dat.], ahd. woZ/m/b [Dat.], ae. domum [Dat.] 'den Gerichten’, aisl. grmom [Dat.] 'den Armen’

^ Griech. Xukoi, lat. lupl (altlat. poploe = populï), air. fir (aus *uiroi), mkymr. meirch 'Pferde’ (aus *marki, *tnarhoi), ab. vlüci sind Umbildungennbsp;nach der pronominalen Flexion, nach *toi 'die’; s. S. 20.

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(Nona. Sing, armr); doch können diese germanischen Dative auch die indogerm. Dativformation *ylq^o-mos forlsetzen.

3. *y,lq%is'. ai. vrkais, av. daevais, osk. NwDZawMfe'Nolanis’ Oder nesimois 'den nachsten’, lat. lupis [osk., lat. Dat. undnbsp;Abl.], lit. vilkais.

Aufier den maskulinen o-Stammen gab es in der Grund-sprache neutrale. Ein Neutrum ist z. B. idg. *iugo-m 'Joch’: ai. yugdm usw., a. vorher. Ein femininer o-Stamm war *snuso-snbsp;'Schwiegertochter’: gr. vuós. Eine andere Gruppe vokalischnbsp;auslautender Stamme sind die a-Stamme, die in der über-wiegenden Mehrzahl Feminina sind; z. B. ai. séna, apers.nbsp;haina, av. haena 'Heer’, gr. xtüpa 'Land’, lat. ürra 'Land’,nbsp;osk. touto, air. tuath (aus *teuta), got. pinda, aisl. piöd, ae. pêod,nbsp;as. thiod, ahd. diot, (urgerm. *peudö) 'Volk’, ab. rglca, russ.nbsp;rukd, lit. ranka, lett. rüoka 'Hand’, arm. am 'Jahr' (Instr.nbsp;ama-v). Zu den vokalisch auslautenden Stammen zahlennbsp;ferner die i- und w-Stamme; z. B. ai. mati-s 'Gedanke’, av.nbsp;cisti-s 'Erkenntnis’, arm. ban 'Wort’ (Instr. bani-v), griech.nbsp;pdui-? 'Gang, Grundlage’, lat. ovi-s 'Schaf’, Jiosti-s 'Feind’,nbsp;air. suil 'Auge’ (Dat. plur. suili-b), got. gast-s 'Fremdling’ (Dat.nbsp;plur. gasti-m), ahd. gast (Dat. plur. gesti-m — nhd. Gasten), lit.nbsp;naktl-s 'Nacht’, ah. nostï Nacht’; ai. sünü-s 'Sohn’, got.nbsp;sunu-s, ahd. sunu (jünger suno), lit. sünü-s, ab. synü 'Sohn’,nbsp;av. xratn-s 'Wille’, apers. magu-s 'Magiër’, arm. zgest 'Kleid’nbsp;(Instr. zgestw aus *zgestu-v), griech. Trfjxuq 'Ellenbogen, Elle’,nbsp;lat. manu-s 'Hand’, air. mug 'Knecht’ (Akk. plur. mugn ausnbsp;*mugu-ns). Stamme auf werden reprasentiert durch ai.nbsp;dht-ê 'Verstand’, griech. W-q 'Löwe’, lat. vï-s 'Gewalt’,nbsp;Stamme auf durch ai. bhrü-s 'Augenbraue’, griech. ö?,nbsp;lat. sü-s, ahd. sa, aisl. sy-r (Akk. sü) 'Schwein, Sau’ (aus idg.nbsp;Nominativ *sü-s), altpoln. kry aus C*qrü-s) 'Blut’. Diesennbsp;vokalisch auslautenden Stammen stehen konsonantisch aus-lautende gegenüber. Es gab in der Grundsprache Stammenbsp;auf Nasal (m, n), auf Liquida (l, r), auf s und auf VerschluC-laute (wie t, d,p, g usw.). Ein ii-Stamm war *ghhmÖn-, *ghmÓn-'Mensch’, lat. homo, hominis, altlat. Akkus. hemönem, got. guma,nbsp;ae. juma, as. gumo, ahd. gomo, — nhd. noch in Brüuti-gam —,nbsp;lit. èmuö, Plur. èmónês, oder *k(u)udn-, *kun- 'Hund’, ai. svdnbsp;Akk. svdn-am. Gen. sün-as, griech. kuujv aus *kuJujv, Gen.nbsp;Kuv-ó?, lit. su5 (aus *huo). Gen. suns, air. cü. Gen. con (wienbsp;der ind. und griech. Gen. aus *kun-os), mkymr. cï. Die n-und r-Stamme entbehrten der Nominativendung -s. J2-Stammenbsp;waren z. B. die auf S. 18 f. behandelten Wörter für 'Vater’nbsp;und 'Mutter’. Unter den s-Stammen spielen besonders die

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Neutra auf -os eine Rolle; 'Geschlecht’ hieC idg. *gen-os, Gen. *gen-es-os oder *gen-es-es; ai. jdnas, Gen.jdnasas, gr. Tévo^,nbsp;Gen. Téveoq und daraus xévou?, lat. gems, Gen. generis ausnbsp;*geneses\ av. sei nianö 'Sinn’ (= ai. manos, gr. |iiévo^), Gen.nbsp;mananhó (= ai. mdnasas, griech. néveog) genannt; auf ger-manischem Boden liegt die Bildung in ahd. kalb (aus *g^olbh-os)nbsp;vor, das -ir- im Gen. Plur. kelbiro — der Kalber entspricht demnbsp;-as- in ai. jdnasam, demnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;in griech. yevéujv, dem -er- in

lat. generum, deren idg. Grundform *genesOm ist. Im Altirischen gehort z. B. teg (aus *teg-os) 'Haus’ hierher; der Gen. lautetnbsp;tege und ist aus Hegesos entstanden. Altbulgarisch gibt esnbsp;z. B. slovo 'Worp aus ^Jde^-os (zu gr. xXéog 'Ruhm’), Gen.nbsp;slovese aus *kleyres-es. ünter den Stammen auf VerschluC-laute seien die Wurzelnomina hervorgehoben, d. h. Nomina,nbsp;bei denen die Wurzel allein ohne wortbildendes Suffix dasnbsp;Substantiv darstellt. 'Full’ lautete indogerm. in der Stamm-form *pêd-, *pSd- (mit 'Ablaut’), davon stammen lat. pês ausnbsp;*pëd-s, *pèt-s, ai. pat aus *p€d-s, *pêt-s oder *pöd-s, *pöt-s;nbsp;gr. dor. TTU)?. Den germanischen Formen liegt der Stammnbsp;pöd- zugrunde; Kasus nach der konsonantiscben Flexion sindnbsp;z. B. der Dat. und Instrumental sing, im Altengliscben: fëtnbsp;aus urgerm. *fot-i, was spraobhistorisch ein alter Lokativ istnbsp;wie der griech. Dativ Ttob-i, und der Nom. plur. im Alt-englischen und Altislandiscben/êf hzvr.fotr aus urgerm. *föt-iz.nbsp;'König’ war idg. *règ- im Stamme, im Nom. sing. *rêg-s,nbsp;daraus *rêk-s: ai. rat, lat. rëx, Gen. rëg-is, gall, -rïx in Dumno-r%x (bei Caesar), air. n, Gen. rïg.

Derartige Wurzelnomina sind im Indogermanischen nicht sehr zablreich. Es geboren z. B. noch idg. *uöq--s 'Stimme’,nbsp;ai. vak, av. vaxs, lat. vöx, gr. q)ujp 'Dieb’, Gen. qpujp-ós, lat.nbsp;für 'Dieb’, Gen. far-is (eigentlicb 'Wegtrager’, zur Wurzel bker-'tragen’) hierher; ebenso die Diphthongstamme: *diëu-, *diey,-,nbsp;*diu-, *diu- 'Himmel, lichter Tag’ in ai. dyduë 'Himmel’,nbsp;gr. ZeOq, lat. dies 'Tag’, lov-is 'des Jupiter’; *g^öu-, *g-oy,-'Rind, Ochse, Kuh’, Nom. *gV5u-s, ai. gaüs, av. gaus, gr. Poög,nbsp;lat. bos, air. bö, aisl. kgr (Akk. ka], ae. ca, afries. ka, as. kd,nbsp;ahd. kno, nhd. Kuh usw. Die weitaus meisten Substantivanbsp;sind, wie die Adjektiva, mit einem 'Suffix’ gebildet. Schonnbsp;die indogermanische Grundsprache war reich an Suffixen;nbsp;in den einzelnen Sprachen sind sekundar noch neue Suffixenbsp;geschaffen worden. Nomina bildende Suffixe waren ur-sprachlich z. B. -o-, -a-, -i-, -u-, -io-, -ia-, C-iio-, -iia), •y.o-,nbsp;-ya- C-ayo-, -uua-),nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;-iu-, -mo-, -ma-, -tmio-, -thma-,

-sbmo-, -sbma-, -meno-, -mena-, -men-, -mi-, -no-, -na-, -sno-.

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-sna-, -eno-, -ena-, -ono-, -ona-, -teno-, -tena-, -ino-, -ina-, -ïno-, -ïna-, indem wir die Form auf -a weiterhin fortlassen, -eino-,nbsp;-oino-, -ino-, -ni-, -sni-, -nu-, -snu-, -en-, -uen-, -ero-, -ro-,nbsp;-tro-, -tero-, -er-, -ter- (-tor-), -tro-, -tlo-, -lo-, -elo-, -dhro-,nbsp;-dhlo-, -ri-, -li-, -ru-, -bho-, -to-, -eta-, -t-, -ti-, -êti-, -ati-, -üti-,nbsp;-tu-, -atu- usw., -tuo-, -tat(i)-, -iut(i)-, -nt-, -^ent-, -ment-, -d-,nbsp;-do- usw., -dh-, -qo-, -Ico-, -iqo-, -uqo- usw., -isqo-, -s-, -es-, -os-,nbsp;-os-, -so-, -eso-, -iso-, -is-, -ies-, -ios-, -y,es-, -uos-, -iiot- usw.nbsp;Deutliche Komposition von SufBxen ist z. B. in -is-to-, -is-tero-, -is-on- leicht zu erkennen. Ferner laCt sich beobachten,nbsp;daC bestimmte Suffixe gern zur Bildung bestimmter Be-deutungsgruppen benutzt werden. Z. B. bildet das Suffixnbsp;-ter-,-tor-, abgesehen von Verwandtschaftsnamen, Substantiva,nbsp;die einen Handelnden bezeichnen ('Nomina agentis’), z. B.nbsp;ai. datar-, av. datar-, gr. botrip, bmxujp, lat. dator 'Geber’; -ti-bildet Nomina, die eine Handlung ausdrücken ('Nomina ac-tionis’); z. B. ai. ga-ti-s 'Gang’, av. cdwi-ga^-ti-s 'das Her-zukommen’, gr. pdoi-? (-si- aus -ti-) 'Gang, Schritt’, lat.nbsp;mens aus alterem men-ti-s 'Denken, Sinn’, got. ga-kus-t-s (ur-germ. *-kus-ti-z) 'Prüfung’, air. hrith (aus *bri-thi-s, -fh- aus -t-)nbsp;'das Tragen’. Werkzeuge, Gerate u. dgl. wurden gern durchnbsp;das Suffix -tro- (-tra-) bezeichnet; z. B. gr. dpo-xpo-v n., lat.nbsp;ara-tru-m n., air. arathar (-(har aus -tro-n) n., arm. arawr (-awrnbsp;aus -atro-), aisl. ardr m. (-dr aus -tro-s) 'Pflug’, ai. ari-tra-m

n. , ar{-tra-s m. 'Ruder’, auch ahd. ruodar n. = nhd. Ruder.nbsp;Zur Bezeichnung von Örtlicbkeiten dienten u. a. die Suffixenbsp;-dhro-, -dhlo- (-dhra-, -dhla-), z. B. gr. Pdpaöpo-v (th aus dh)nbsp;'Abgrund’, Yevé-öXr| 'Geburtsstatte’, lat. late-bra (-bra ausnbsp;-dhra) Schlupfwinkel, öech. stava-dlo (d aus dh) Standort,nbsp;aus *sto-dhlo-m lat. stabulum 'Stall’, ahd. stal. Gen. stalles, ae.nbsp;steall, aisl. staUr 'Stall’. Seit urindogermanischer Zeit warnbsp;-is-to in bestimmten Fallen das übliche Superlativsuffix; gr.nbsp;fïb-icTxo-? 'der angenehmste, süileste’, ai. svdd-istha-s (ai. thnbsp;statt t), ahd. suogisto = nhd. der süfieste, got. hauh-ist-s 'dernbsp;höchste’. Adjektiva, die Farben bezeichnen, wurden be-sonders mit den Suffixen -mo-, -no-, -ro-, -bho-, -to-, -ko- undnbsp;•qo-, -so- und vor allem mit -yo- gebildet. Das letzte begegnetnbsp;z. B. in folgenden Wörtern: ai. syavd-s 'braun, dunkei’, lit.nbsp;syvas, apreuC. im Akkusativ sywan, ab. sivü, russ. sivyj, serb.nbsp;sïv 'grau’; Int. ravus 'grau’; lat. heivos, lit. selvas 'grünlich ,nbsp;ahd. gelo, gelwër, ae. geolu. Gen. geolwes 'gelb’; lat. flavusnbsp;'blond’, air. bid 'gelb’ (aus urkelt. *bldyos), ahd. bldo, bldwër,

ae. nbsp;nbsp;nbsp;bldio 'blau’; lit. païvas, ab. plavü 'fahl, bleich , ahd. falo,nbsp;as. falu, ae. fealu, aisl. fglr 'bleich’ (aus urgerm. *falm-z).

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Wie beim Nomen, so gab es auch beim Pronomen drei Numeri: Singular, Dual und Plural.

Dasselbe gilt vom Verbum, so daC neun Personen für die Grundsprache sich ergeben. Genera verbi gab es ur-sprünglich zwei, ein Aktivum und ein — aus der griechischennbsp;Schulgrammatik bekanntes — Medium. Ein besonderes Passivnbsp;existierte im ürindogermanischen wohl noch nicht; es wurdenbsp;meist durch mediale, seltener durch aktive Pormen aus-gedrückt. Mit Sicherheit kann man der Grundsprache fünfnbsp;Tempora zuweisen: Prasens, Imperfekt, Futur, Aorist undnbsp;Perfekt. Ob die Grundsprache bereits ein Plusquamperfektnbsp;besessen hat, ist nicht sicher auszumachen (eine Bildungnbsp;wie das lat. Plusquamperfekt ist sicher eine einzelsprachlichenbsp;Neuschöpfung). Aber das System der sog. Tempora dientenbsp;von Haus aus nicht dazu, die Zeitstufe (Gegenwart, Ver-gangenheit, Zukunft) auszudrücken; vielmehr wurde dienbsp;Aktionsart, die Art und Weise, wie die Handlung des Verbum s vor sich geht, dadurch charakterisiert. Es wurde dernbsp;AbsehluG, die Vollendung der Handlung zum Ausdruck gebracht; oder aber dieser Gesichtspunkt blieb auGer Betracht,nbsp;die Handlung wurde nur in ihrem Verlauf vorgeführt; odernbsp;es wurde ausgedrückt, daG sie sich öfters wiederholt. Odernbsp;es wurde der Anfangspunkt bzw. der Endpunkt ins Augenbsp;gefaGt. Oder es wird der Zustand des Subjekts bezeichnet usw.nbsp;Die Tempusbedeutung hat sich erst sekundar entwickelt, je-doch schon ursprachlich.

Im Prasenssystem unterscheidet man zwei groGe Klassen, die mi-Konjugation, deren 1. Person auf -mi ausgeht, und dienbsp;ö-Konjugation, deren Ausgang -o ist. Nach der ersten gehtnbsp;z. B. idg. *es-mi 'ich bin’, ai. és-mi, av. ahmi, apers. amiy (-iynbsp;aus -0, gr. eipi, lesb. êp-pi, alit. es-mi, ab. jes-ml, alb. jam,nbsp;arm. em, air. am, got. im (über *immi), s. auch über *esti 'ernbsp;ist’ S. 20, oder idg. *ei-mi 'ich gehe’, ai. é-mi, gr. eïpi 'ichnbsp;werde gehen’, lit. eimi; nach der zweiten idg. *hherö 'ichnbsp;trage’, gr. qpépuj, lat. feró, got. laira, ahd., as. hiru, ae. beoru,nbsp;air. -biur (in Komposita), oder *'iiegho 'ich trage, ich fahrenbsp;(trans.)’, lat. veho, lit. vezü, alb. vje^ (mit Schwund des -ö) 'ichnbsp;stehle’, oder *spe1ciö 'ich sehe, betrachte’, av. spasya, alat.nbsp;speciö (klass. con-spidö).

Übertragung der Endung -mi auf die alte ö-Konjugation liegt vor in ai. bhardmi, jungav. bardmi, neupers. büram, arm.nbsp;berem 'ich trage’, serb. nesêm, slov. nesem, slovak. nesiem (gegennbsp;russ. nesü, böhm. nesu) 'ich trage’, air. melim 'ich mahle’ (gegennbsp;lat. molo aus *melö), neuir. tigim 'ich komme’ (altir. tiagu 'ich

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gehe’, zu gr. (TTeixuj), ahd. (rheinfrank.) wirdon {-n für -m in jüngerer Zeit) 'ich werde’ neben wirdo = alterem wirdu = lat.nbsp;vertö 'drehe, wende’. Andererseits ist -mi durch Übertrittnbsp;in die ö-Konjugation durch ersetzt in Formen wie lit. esünbsp;'ich bin’ (-ü aus -o), lat. ëö (aus *ei-o) 'ich gehe’ gegen-über ai. émi, lit. (alt) eimi 'ich gehe’, gr. eïm 'ich werde gehen’,nbsp;lat. volo (aus *uel-ó) 'ich will’ gegen lit. (alt) pa-velmi 'ichnbsp;erlaube’, mhd. ich sage, alem. und md. noch ich sagen — ahd.nbsp;sagén, alter sagêm (-m aus -mi). Lediglich das -i in -mi istnbsp;durch das aus entstandene -u der ö-Verba ersetzt in lett.nbsp;esmu 'ich bin’, eimu 'ich gehe’.

Zahlreich sind die Prasensklassen der Verba auf -ö. Wir können nur einige wenige Prasenssuffixe nennen. Es gabnbsp;Prasentien auf -iö, roit dem Suffix -ie- -io- gebildet. Got.nbsp;waürk-ja 'ich wirke’, av. vsrsz-ye^-ti 'er macht’, das oben ge-nannte *spehiö, gr. TrXfixxuj 'ich schlage’ aus *plaq-io. Besondersnbsp;'Denominativa’, d. h. von Substantiven oder Adjektiven ab-geleitete Verba, werden so gebildet; gr. xigdiu aus *xi)ua-cujnbsp;'ich ehre’, von dor. xigd 'Ehre’, lat. multo 'ich bestrafe’ ausnbsp;*muUa-tó von multa 'Strafe’, ab. vonja-jg {-g ist Neuerung) 'ichnbsp;rieche’ von vonja 'Geruch’, ai. prtana-yd-ti 'er kampft’ vonnbsp;prtana f. 'Kampf’. Ferner Prasentien auf -éis (Suffix -éio-,nbsp;-éie-). So wurden die Iterativa (s. oben) und die Kausativanbsp;('einen etwas tun machen oder lassen’) gebildet; gr. cpopéujnbsp;aus *bhoréiö 'ich trage (Kleider)’, ai. vêd-dya-ti (aus *uoid-éie-ti)nbsp;'er lafit wissen = tut kund’, lat. moneo aus ^mon eiö 'ich machenbsp;einen nachdenken = erinnere’; auf *sod-eio-nom 'setzen’ (vgl.nbsp;lat. sedêre 'sitzen’) gehen die germanischen Infinitive got.nbsp;satjan, aisl. setia, ae. settan, afries. setta, ae. settian, ahd. sezzennbsp;zurück, wozu air. ad-suidi (aus *-sod-eie-t) 'er schiebt auf’ gehort. Weiter Prasentien auf -nö (Suffix -no-, -ne-); z. B. gr.nbsp;buK-vu) 'ich beifie’, lat. si-nö 'ich lasse’, got. fraih-na 'ich frage’,nbsp;ab. dvig-np 'ich bewege’. Ein Typus ging auf -skö bzw. fürsnbsp;Arische auf -sicho aus (Suffix -skChdo-, -sh(h)e-), gr. pd-cTKUJ 'ichnbsp;schreite’, lat. crë-scö 'ich wachse’, aus idg. *prk-sk(h)eti, worausnbsp;weiter *prsk(h)eti, ai. prcchdti, av. psrssaHi, npers. pursdd quot;ernbsp;fragt’, lamp;i.poscit aus *porscit 'er fordert’. Es gab auch Prasentien mit einem Nasalinfix, einem in die Wurzel eingefügtennbsp;-n- (woraus vorb, m), lat. fi-n-gö 'ich erdichte’, Siipinumnbsp;fictum, ai. li-m-pdti 'er beschmiert’, lit. li-m-pü 'ich klebe’, imnbsp;Partizip ai. lip-tds 'beschmiert’, im Infinitiv lit. lip ti, air. bo-n-gid 'er bricht’ 3. Sing, praeteriti pass. -bocht', ab. sgdesi 'dunbsp;setzt dich’ aus *se-n-desi, zu lat. sedeo 'ich sitze’.

Reduplizierte Prasentien gab es sowohl in der ö- als in

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der mi-Konjugation. Der Vokal der Reduplikationssilbe war i. Lat. gi-gnö 'ich erzeuge’, gr. Yi-Tvopai 'ich werde geboren, ent-stebe’; aus *si ste-ti, lat. si-stit 'er stellt’, av. hi-staHi 'er stellt’.nbsp;Von den mi-Verben sei gr. bi-binpi 'ich gebe’ genannt; im Ai.nbsp;mit anderer Reduplikation dd da-mi, altpers. da-da-tuv 'er soilnbsp;geben’, ai. dd-da-ti gegen dor. bi-öm-xi 'er gibt’; mit i z. B. ai.nbsp;ci-ké-ti 'er bemerkt’. In idg. *di-dö-mi treten die Endungennbsp;direkt an die Wurzel do-. Aber auch bei der mi-Konjugationnbsp;gibt es 'PrasenssuflBxe’. Wir nennen ihrer zwei. In einernbsp;Klasse herrscbte ursprachlich im Singular das Suffix -wew-,nbsp;im Dual und Plural -nu-', idg. *su-néu-mi 'ich presse’, *su-nu-mésnbsp;'wir pressen’; da eu ai. über au zu o wird, ai. su-né-mi,nbsp;su-nu-mds, aus idg. *qV^r-néu-ti, ai. kr-no ti, av. kdra-nao^-ti 'ernbsp;macht’ Cao aus eu über au), gr. z. B. im Plur. dor. bei'K-vu-pegnbsp;{y aus u) 'wir zeigen’; ira Sing. beiK-vO |LU 'ich zeige’ hat einenbsp;Umbildung stattgefunden. In einer anderen Klasse im Sing.nbsp;-na-, im Plur. und Dual -wa-, gr. dor. bc(|Li-va-pi, woraus ion.nbsp;bón-vr|-|Ui 'ich bezwinge’, 1. Plur. ion. bdp-vS-pev (a in dernbsp;zweiten Silbe aus 9), ai. krï nd-mi 'ich kaufe’, 1. Plur. krï-nï-mds.

Die meisten Perfekta sind mit 'Reduplikation’ gebildet. Die Reduplikationssilbe nabm in der Regel ursprachlich dennbsp;ersten Konsonanten der Wurzelsilbe auf; der Vokal der Reduplikationssilbe war e. Idg. *ge-gón-a 'ich wurde geboren’ lebtnbsp;in gr. fi-fov-a, ai. ja-jdn-a fort. Auf ein mediales Perfektnbsp;*de-d-ai gehen ai. da-d-é (e wird ai. a), lat. de-d-i (-1 aus -ai)nbsp;'ich habe gegeben’ zurück. Vgl. sonst noch got. lai-löt (ai =e)nbsp;'er lieC’, hai-kait 'er hieC — befahl’, toch. cacal 'er erhob’,nbsp;air. -gênir 'er wurde geboren’ aus *ge-gn-ir. Ein reduplikations-loses Perfekt war *yoid-a 'ich weiC’, s. oben.

Die sog. historischen Tempora, d. h. Imperfekt, Aorist (und Plusquamperfekt), nabmen vorne das Augment *e- an,nbsp;das etwa 'damals’ ursprünglich bedeutete. Es war ursprüng-lich fakultativ, wie das Griechische Homers, das alteste Indisch und das Avestische lebren. In den genannten dreinbsp;Sprachen und im Altpersischen war das Augment ganz ge-brauchlich, Reste sind auch im Armenischen erhalten.

^em-t 'er ging’

er

Die Aoriste werden in Wurzelaoriste (oder starke Aoriste) und s-Aoriste (oder schwache Aoriste) eingeteilt. Bei dennbsp;Wurzelaoristen sind athematische und thematische Bildungennbsp;zu unterscheiden. Erster Art sind z. B. idg. *e-g'nbsp;ging, kam’ = ai. dgan, arm. ekn, oder idg. *e-g^a-tnbsp;= gr. dor. ëps, ion.-att. ëpr], ai. d-ga-t. *e-dö-t 'er gab’ =nbsp;ai. d-da-t, arm. e-tur (d zu t verscboben, g zu « geworden),nbsp;ab. da (ohne Augment, a aus ö), *e-bha-t 'er wurde’ = ai.

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d-bhat, gr. ëcpö, ab. hy. Thematische starke Aoriste sind z. B. idg. *e-'iiide-t — ai. d-vida-t und arm. e-git 'er fand’, gr. eïöenbsp;(aus *ë-/\be[T]) 'er sah’; idg. *e-stighe-s 'du stiegst’ = gr. ëcTTixe?nbsp;'du schrittest’, aus augmentlosem indogerm. *stighé-s as., ahd.nbsp;stigi, ae. stije 'du stiegst’. Ah. augmentlos moèe 'du konntest,nbsp;er konnte’ aus *moge-s, *moge-t. Wahrscheinlich ist auchnbsp;lat. inquit 'sagte er’ ein thematischer Aorist, aus idg. *en-sqy'-etnbsp;(vgl. gr. hom. ë-crTT-eie 'sagt’, aus ^ëv-aue-Te, 2. Plur. Imperat.nbsp;Aor.). Belege des s-Aoristes; idg. *e-iëuq-s-m, 'ich schirrte an’nbsp;(dies aus *e-iêug-s-m, iéug- zu iug- in lat. iugum) = ai. dyauk-sam, gr. ëZeuSa (aus ^ëCtiuHa), ab. vësü 'ich führte’ aus urslav.nbsp;*uêdsom, zu vedp 'ich führe’ (W. ^edh-). s-Aoriste stecken auchnbsp;in dem lat. Perf. auf -si. Lat. dlxl 'ich sagte’ entspricht bisnbsp;auf die Endung -t (die eine mediale ist und auf -ai zurück-geht) dem griech. Aorist föeiSa 'ich zeigte’ (aus *ê6riiga).nbsp;Zu ai. dvaksam 'ich fuhr’ aus *euëgh-s-m gehort lat. vëxi, ab.nbsp;vèsü (aus urslav. *t}ëksom), zum Prasens lat. vehö, ab. vezg, ai.nbsp;3. Sing, vdhati. Eine Anzahl dieser s-Bildungen sind sog.nbsp;'Injunktive’ (s. unten); so lit. düo-s-te 'ihr werdet geben’ (alsonbsp;mit futurischem Sinn) aus idg. *do-s-te; ab. daste, das Jenemnbsp;entspricht, ist Aorist 'ihr gabt’. lm Altirischen ist der s-Sub-junktiv (= Konjunktiv) daraus hervorgegangen, z. B. -tê 'dernbsp;gehe’ aus *steigh-s-t {-glist fiel über -kst). Ein s-Aor. ist auchnbsp;alb. ïase 'ich liefi’ aus *l'at-SE, ase 'ich gab’. Ein Futur, mitnbsp;dem Element -sio-, -sie- gebildet, liegt deutlich in ai. dasydti 'ernbsp;wird geben’ (aus idg. *dó-sie-ti) vor und in lit. düosiu 'ich werdenbsp;geben’ (aus *dösio), wahrend die griech. Futura beiHiii 'ichnbsp;werde zeigen’, bu)0uu 'ich werde geben’ Konjunktive der ebennbsp;erwahnten s-Aoriste sind (beiSiu kann freilich auch aus *bei2iugt;nbsp;hergeleitet werden).

Eünf Modi besaC die Grundsprache: Indikativ, Konjunktiv, Optativ, Imperativ, Injunktiv. Die ersten vier sind aus der griech. Schulgrammatik bekannt; der Injunktiv istnbsp;ein augmentloses Imperfekt bzw. Aorist. Er konnte in in-dikativischem (auch prasentischem) Sinne gebraucht werdennbsp;und in voluntativem, imperativischem Sinne. Die 2. Plur.nbsp;des Imperativs im Prasens gr. cpépexe, ai. bhdrata 'tragt’, lat.nbsp;legite 'lest’ sind Injunktive; gr. è-cpépexe, ai. d-bharata sindnbsp;Imperfekte und bedeuten 'ihr trugt’. Die 2. Sing. Imperat.nbsp;Pras. Act. der ö-Konjugation reprasentiert den reinen Stamm.nbsp;Idg. *bhere 'trage!’; ai. bhdra, av. bara, neupers. bar, arm. ber,nbsp;air. beir (lat. etwa age aus idg. *age 'führe, treibe’), got. bair,nbsp;aisl., ae., as. ber (ahd. bir ist betreffs des i Neuerung nachnbsp;der 2. Sing. Ind. biris). Von einem jwt-Verb z. B. idg. *ei

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'geh’ (s. oben): lat. ? (aus *ei), gr. e2-ei 'geh hinausl’, wohl auch lett. èi, in lit. eï-k ist eine Partikel angetreten. Danebennbsp;mit der Endung -dM und Ablaut in der Verbalwurzel idg.nbsp;*i-dhi: ai. ihi, av. idi, gr. ï9i.

Der Konjunktiv der mi-Prasentien oder, wie man früber sagte, der athematischen (themavokallosen) Prasentien, wurdenbsp;80 gebildet, daC in diesem ein 'Themavokal’ (e bzw.nbsp;an die Wurzel trat. Gegenüber dem Indikativ *es-ti 'er ist’nbsp;lautet die 3, Sing, im Konjunktiv urspracblich *es-e-t odernbsp;*es-e-ti, daraus ai. dsat und dsati, av. mhat und aidhaHi,nbsp;apers. ahatiy. Aus *eseti ist auch lat. erit 'er wird sein’ ent-standen; die Form wurde zum Futur. Aus der 1. Sing, desnbsp;Konjunktivs *esö sind die Konjunktive av. anha, gr. hom. ëu)nbsp;fatt. (u) und das lat. Futur erö 'ich werde sein’ entstanden.nbsp;Homerisch heiCt ï-o-)Liev 'lafit uns gehen’, gegen ï-pev 'wirnbsp;werden gehen’. Die ö-Klasse, die man auch die thema-vokalische nennt, dehnt den schon im Indikativ vorhandenennbsp;kurzen Bindevokal. Ursprachlich hieC die 2. Sing, im Konjunktiv *Merë-si oder *h}ierë-s zum Indikativ *b}iere-si 'du tragst’,nbsp;die 3. Plur. *hhero-nti, gegenüber indikativischem *bhero-nti.nbsp;Aus *bherê-si ai. bhdra-si, lat. ferës 'du wirst tragen’; aus *bherö-nti gr. dor. cpépiuvTi, woraus att. qpépcuffi, gegenüber der In-dikativform dor. q)€povTi, woraus att. cpépouoi. Eine besonderenbsp;Eigentümlichkeit der italischen und keltischen Sprachen sindnbsp;die «-Konjunktive. Auf eine Grundform *bhera-m geht dernbsp;lateinische Konjunktiv feram 'ich möchte tragen’ zurück,nbsp;ebenso das altirische do-ber 'ich möchte gehen’ {-am im Aus-laut ist air. geschwunden); umbr. ist ferar = lat. feratur 'ernbsp;moge getragen werden’.

Das Moduszeichen des Optativs war -iiê-, -ië- und 'ab-lautend’ -ï-. Die 2. Sing, 'du mögest sein’ war idg. *s-iië-s oder *s-ié-s, ai. syas, altlat. siés. Die Stufe -%¦ steekt z. B. innbsp;der 1. Plur. s-ï-mus 'wir mogen sein’; sie drang auch in dennbsp;Singular (2. Sing, klass. sïs); man vergleiche auch den alt-hochd. Konjunktiv 1. Sing, sï, 2. sïs, 3. st. Bei den ö-Pra-sentien ist der Optativ so gebildet, daC * an den mit demnbsp;'Themavokal’ o versehene Wurzel trat; idg. *bheroi-t 'ernbsp;möge tragen’ aus *bhero-ï-t, ai. bMrë-t, av. baroi-t, gr. qpépoi,nbsp;got. batrai {-ai aus -oi, -t fiel), ahd. bere, ab. beri 'er soilnbsp;sammeln’, lit. te-vediè 'er möge führen’ aus *yedhoï-t, toch. z. B.nbsp;3. Plur. Ikoyem von der Wurzel Ik- 'sehen’ {lakau 'ich sehe’).

Die Endungen des Verbs werden natürlich einmal in aktive und mediale eingeteilt, zweitens in 'primare’ undnbsp;'sekundare’. Die primaren kommen den 'Haupttempora’

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(Prasens, Futur) zu, die sekundaren den historischen Zeiten (Imperfekt, Aorist, Plusquamperfekt); das Perfekt besaC innbsp;den meisten Pormen besondere Endungen. Das Gesagte giltnbsp;für die Indikative; die Optative batten sekundare Endungen,nbsp;die Konjunktive sekundare oder primare. Teilweise bat dernbsp;Imperativ sekundare Endungen, teilweise besondere. lm Aktivnbsp;lauteten die primaren Endungen der 1., 2., 3. Person Sing,nbsp;und der 3. Plur. in der Grundspracbe 1. bzw. -mi, 2. -si,nbsp;3. -ti, Plur. 3. -nti (bzw. -nti und -entï), die sekundaren 1. -m,nbsp;2. -s, 3. Plur. 3. -nt (bzw. -nt, -ent). lm Medium ent-sprecbend primar 1. -mai, 2. -sai, 3. -tai, Plur. 3. -ntai (-'i}tai),nbsp;sekundar 2. -so, 3. -to, Plur. 3. -nto C-i}to).

Zum ScbluC konjugieren wir ein aktives Prasens und Imperfekt durcb, wobei wir im Imperfekt das Augment setzen; Paradigma ist *bherö 'icb trage’, *é hhero-m 'icb trug :

Avestiscb

bardmi^

barahi

baraHi

I baramahi^


*Indogerman.‘

*bherö

*b1iere-si

*bhere-ti

a) nbsp;nbsp;nbsp;*b}iero-mes

b) nbsp;nbsp;nbsp;*bhero-mesi

c) nbsp;nbsp;nbsp;*bkero-mos

d) nbsp;nbsp;nbsp;*bhero-mosinbsp;*hhere-tenbsp;*bhero-nti


Altindiscb

bhm-ami^

hkdrasi

bJidrati

\ blmramas^

c) nbsp;nbsp;nbsp;j

bhdramasi^

d) nbsp;nbsp;nbsp;J

bhdratha^

bhdranti


Sing.

isapa^

baronti


Neupers.

Armen.

Altgriecbisch

Altiriscb

Sing. 1.

baram^

berem^

cpépiu

-biur

2.

barïf

beres

lt;pépeilt;;t

hiri

3.

bürad

here

cpépei t

beridjherith

Plur. 1.

btlrïm^

beremTcif

a) dor. (pépopeg (ion.-

b) berm(a)i

att. (pepopev*)

c) -beram

2.

barld\

berék^'f

qgt;épeTe

-berid,-berith

3.

baründ

beren^

dor. cpépovTi, daraus

her(a)it

ion.-att. cpépouai

Lateiniscb

Gotisch

Altbocbd.

Mittelbd.

Sing. 1.

ago^

nima^^

nimu^^

nime^^

2.

agis^^

nimis

nimis

nimest^^

3.

agit

nimip

nimit

nimet

Plur. 1.

c) agimus^^

a) c) nimam

nemamês^^

nemen

2.

agitis

11

nimip

nemet

nemet

3.

agunt

nimand

nemant

nement

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Altbulgar.*®

Russisch^®

Litauisch^®,

Sing. 1.

«espt

nesüf^^

VfO 1

nes os

nesu

2.

*' * 1 fi

wesest

nesi^^

t. nbsp;nbsp;nbsp;3.

nesetv}’’

nes'ót^’’

nësaf

' nbsp;nbsp;nbsp;Plur. 1.

c) nesemv}^

nes'óm}^

nësamef

1 2.

nesete

nes ofe^®

nisatef

3.

nesgtü^^

nesüt^'^

nêsa^^

Lettisch^® nesunbsp;nes^^nbsp;wesfnbsp;nesam\nbsp;nesat^nbsp;nesa^^

1. Das Zeichen f hinter einer Form der einzelnen Sprachen be-deutet, dafi sie nicht unmittelbar auf die indogermanische Grundform zurückgeht, sondern irgendeine Umbildung erfahren bat, die hier nichtnbsp;naher erörtert werden kann. 2. Über das -mi s. S. 27 f. 3. Mit amp; als ur-arischer Neuerung. 4. Das th, av. p (aus th) ist wohl arische Neuerungnbsp;(kaum idg. -the neben -té)‘, av. isapd 'ihr verlangt’. 5. a statt S,. 6. Wegennbsp;des -m s. S. 27 f., e vor m aus der 2. Sing. 7. -en analog. 8 -pev statt -pe?nbsp;nicht sicher gedeutet. 9. agö aus idg. *agö 'treibe, führe’. 10. Aus *age-ginbsp;Oder *age-s. 11. Aus *ago-mos ganz lautgesetzlich; -is in agitis wohlnbsp;nach der 2. Sing. 12. quot;^Ich nehme’, idg. *nemö. 13. Vielleicht aus einernbsp;indogerm. Nebenform *nemo-mêsi. 14. Das t ist sekundar, schon ahd.nbsp;nimist für nimis. 15. Die slavischen und baltischen Formen von idg.nbsp;*nekö 'ich trage’. 16. -si ist schwierig zu deuten und unumstritten.nbsp;17. -tü für das zu erwartende -tï ist schwierig; russ. -t aus -lt;ü. 18. -mitnbsp;ist mehrdeutig, das e vor -mit ist von der 2. Plur. übernommen. 19. Russ.nbsp; aus altslav. g, lit., lett. -u aus idg. -ö, das stoÊtonig war. 20. o ausnbsp;altbulg. e. 21.-squot; aus indogerm.-si. 22. Vielleicht aus einer indogerm.nbsp;Nebenform *nekei. 23. 1st die 3. Sing., die urbaltisch für die 3. Plur.nbsp;eintrat.

Altindisch

Avestisch

d-bhara-m

bard-m

é-bhara-s

barö *

d-bhara-t

bara-t

d-bhara-va

bara-va

d-bhara-t am

d-bhara-tam

d-bhara-ma

bara-ma

d-bhara-ta

bara-ta

d-bhara-n

bars-n

Altgriechisch

ë-cpepo-v

ê-cpepe-?

ë-cpepe

*Indogermanisch Sing. 1. *é-hhero-m

2. nbsp;nbsp;nbsp;*é-bhere-s

3. nbsp;nbsp;nbsp;*é-bhere-tnbsp;Dual^ 1. f *é-bhero-uo

\ *é-hhero-ye

e-q)epe-TOv dor. è-cpepé-Tdv^

è-(pépo-|uev®

è-9ép€-Te ë-qpepo-v,

® -pev statt *-pe. Dualformen sind aber in der obigen Tabelle

2. nbsp;nbsp;nbsp;*é-bhere-tom

3. nbsp;nbsp;nbsp;*é-bhere-tamnbsp;Plur. l.{*é-h}iero-mo

1 *é-bhero-me

2. nbsp;nbsp;nbsp;*é-bhere-te

3. nbsp;nbsp;nbsp;*é-hhero-nt

^ -ö aus -os. 2 ion.-att. écpepérriv. gab es natürlich auch im Prasens; sienbsp;absichtlich fortgelassen -worden.

Altpersisch in der 1. Sing, a-hara-m, in der 3. a-bara {•t fiel wie griech.), in der 3. Plur. a-bara (-nt fiel; ai. undnbsp;griech. -t). Arm. lautet die 3. Sing, e-ber, -et fiel; sie wurdenbsp;quot;Aorist’.

Kieckers, Die Sprachstamme der Erde.

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Dritter Abschnitt.

Der hamito-semitische Sprachstamm.

A. Der Semitische Sprachstamm.

Die semitischen Sprachen zerfallen in eine ostsemitische und eine westsemitische Gruppe.

I. Das Ostsemitische.

Dieses wird durch das Akkadische oder, wie man früher sagte, das Babylonisch-Assyrische reprasentiert. Dienbsp;altesten Sprachdenkmaler stammen aus Babylonien, wo dienbsp;einwandernden Semiten die bereits hoch entwickelte Kulturnbsp;eines alteren Volkes, der Sumerer, vorfanden und diese zu-gleich mit der sumeriscben Bilderschrift, die sie im Laufenbsp;der Zeit immer mehr zur Silbenschrift (oder Keilschrift)nbsp;weiterentwickelten, übernabmen. Aus der Zeit Sargons I.,nbsp;des groCen Eroberers (ca. 2800 v. Chr.), stammen die altestennbsp;babylonischen Inschriften. Hammurapis Regierung (ca. 2100-V. Chr.) bildet die Blütezeit der babylonischen Literatur, spaternbsp;werden die Denkmaler sparlicher. Der politische Schwer-punkt wurde namlich nordwarts nach Assyrien verrückt; sonbsp;lösen assyrische Denkmaler die babylonischen ab. Die Sprachenbsp;der assyrischen Inschriften ist vom Babylonischen wenig ver-schieden, weil diese nördliche Schriftsprache vom südlichennbsp;Kulturzentrum stark abhangig war. In den Briefen schimmertnbsp;die Umgangssprache wenigstens zuweilen durch. Wahrendnbsp;die wichtigsten altesten Inschriften aus der Zeit Tiglatpilesersl.nbsp;(ca. 1100 V. Chr.) stammen, verdient aus jüngerer Zeit dienbsp;Periode des für die Wissenschaften so begeisterten Asurbanipalnbsp;(668—626 V. Chr.) hervorgehoben zu werden. In Babylonnbsp;wurde noch nach dem üntergang des Reichs, dem Sturzenbsp;Ninives (606 v. Chr.), unter Nebukadnezars Regiment (604 bisnbsp;561 V. Chr.) und auch noch nach Babylons Einnahme durchnbsp;Kyros (539 v. Chr.) baby Ionisch geschrieben; ja dies dauertenbsp;bis ins erste vorchristliche Jahrhundert hinein fort; aber seitnbsp;den Zeiten Alexanders, vielleicht schon früher, war das Babylonische keine lebende Sprache mehr. Das Aramaische, dasnbsp;seit dem 8. Jahrhundert durch aramaische Nomaden insnbsp;mesopotamische Kulturland gebracht wurde, hatte sich diesesnbsp;Gebiet immer starker und gründlicher erobert.

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II. Das Westsemitische.

Das Westsemitische zerfallt in 1. eine nördliche und 2. eine südliche Gruppe.

1. Die nördliche Gruppe des Westsemitischen.

a) Das Kanaanaische.

Kanaanaer drangen noch vor den Aramaern in Meso-potamien ein. Ihre spateren Wohnsitze waren in dem Tief-land an der Küste des Mittellandischen Meeres in Phönizien und Palastina.

a) Das AItkanaanaische. Die alteste Quelle des Kanaanaischen sind einzelne Glossen in den mit Keilschriftnbsp;in babylonischer Sprache geschriebenen Briefen, die palastinen-sische Kleinfürsten des 15. Jahrhunderts v. Chr. an dienbsp;agyptischen Könige Amenophis III. und IV. richteten, die innbsp;Agypten gefunden worden sind (nach dem Fundorte Tell-el-'Amarna-Briefe genannt).

p) Das Moabitische. An die unter a) erwahnten Glossen reiht sich die im Jahre 1868 entdeckte, jetzt imnbsp;Louvre in Paris aufbewahrte Siegesinschrift des Königs Më§a'nbsp;von Mö’ab, die bald nach 900 v. Chr. in kanaanaischernbsp;Schrift verfaCt worden ist.

Y) Das Hebraische ist der wichtigste Dialekt des Kanaanaischen. Sein altester Text, das Lied der Deboranbsp;(Richter 5) staramt noch aus der Zeit der Eroberungskampfe,nbsp;also dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend. Die Blütezeitnbsp;der erhaltenen historischen und prophetischen Literatur istnbsp;die spatere Königszeit, aus der wir auch ein epigraphischesnbsp;Denkmal besitzen, namlich die im Schacht des Siloah-Kanalsnbsp;bei Jerusalem gefundene, von dessen Vollendung berichtendenbsp;Bauinschrift. In der Verbannung in Babylon haben dienbsp;Hebraer an ihrer Sprache sicherlich zah festgehalten; undnbsp;einige der schönsten Literaturdenkmaler, wie der sog. Deutero-jesaias (Jes. 40ff.) sind gerade im Exil entstanden. Nachnbsp;Palastina zurückgekehrt, fanden sie das Hebraische als nochnbsp;lebende Volkssprache vor. Aber in der hellenistischen Zeitnbsp;hatte es diese Kraft nicht mehr. Das damals als Verkehrs-sprache in ganz Vorderasien herrschende Aramaische erobertenbsp;auch das alte hebraische Gebiet um so leichter, als es demnbsp;Hebraischen auCerordentlich nahe stand. Als Sprache dernbsp;Religion und der Schule freilich behauptete sich das Hebraische noch viele Jahrhunderte hindurch; aber die spaterennbsp;Texte, wie Esther, der Prediger, viele Psalmen, zeigen schon

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stark aramaische Farbung; in noch höherem MaCe, be-sonders hinsichtlich des Wortschatzes, gilt das yon den beiden Talmuden, die, juristisch-rituellen Inhalts, in den ersten nach-christlichen Jahrhunderten verfaCt sind.

5) Das Phönizische. Es ist dem Hebraischen nahe verwandt. Aus Inschriften, die z. T. bis ins 9. und 10. Jahr-hundert v. Chr. hinaufreichen, die zumeist aber erst der Zeitnbsp;nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. angehören, kennen wir diesenbsp;Sprache. Durch ihre Koloniën verbreiteten die Phöniziernbsp;ihre Sprache über die wichtigsten Küstenlander des Mittel-meeres; aber nur in Nordafrika, in Karthago und Umgegend,nbsp;gewann sie festen Boden. Dieses Punische kennen wir ausnbsp;zahlreichen, aber leider meist sehr kurzen und in spaterernbsp;Zeit arg verwilderten Insehriften. Auch kommen einige,nbsp;allerdings verderbte, punische Verse in Betracht, die dernbsp;romische Lustspieldichter Plautus (etwa 254—184 v. Chr.)nbsp;in seinem 'Poenulus’ angeführt hat. Wahrend im Mutter-lande das Phönizische um 100 v. Chr. dem Aramaischen ge-wichen war, hielt es sich in Afrika gegenüber den ganzlichnbsp;von ihm verschiedenen maurischen Dialekten und dem Lateinnbsp;langer, vielleicht war es sogar noch im 5. Jahrhundert n. Chr.nbsp;dort lebendig.

b) Das Aramaische.

Aramaer drangen als eine dritte Völkerwelle in das assyrisch-babylonische Kulturland ein. Inschriftlich kennennbsp;wir diesen Zweig aus den bei dem jetzigen Zingirli gefundenennbsp;Insehriften der Fiirsten von Sam’al. Zur Zeit der Perser-herrschaft war das Aramaische die Verkehrssprache vonnbsp;Vorderasien; persische Statthalter in Kleinasien, wo niemalsnbsp;Semiten in gröCeren Massen gesessen hatten, lieCen ihrenbsp;Münzen mit aramaischen Aufschriften versehen. Bei Arab-sun, dem alten Arabissos in Kappadozien, ist eine von einemnbsp;semitisch-iranischen Mischkultus berichtende Inschrift in ara-maischer Schrift und Sprache gefunden worden. Auch sindnbsp;im nördlichen Arabian einige aramaische Insehriften ent-deckt worden, s. unten. Das Aramaische gabelt sich innbsp;a) Westaramiiisch und P) Ostaramaisch.

a) Westaramaisch. aa) Altwestaramaisch. Unter dieser Bezeichnung kann man die Sprache einiger Insehriften,nbsp;die von syrischen Duodezfürsten stammen, zusammenfassen. Dienbsp;alteste ist die eines Königs von Hamat (zwischen Damaskus undnbsp;Aleppo), etwas jünger sind die bereits erwahnten Insehriftennbsp;von Zingirli. PP) Agyptisch-Aramaisch und Biblisch-

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Aramaisch. Sie eind identisch. Das erste ist aus Doku-menten des 5. und 4. Jahrhunderts, die in Agypten gefunden worden sind, bekannt. Papyri und Ostraka von Elephantine lehren, dal3 es eine kleine aramaisch redende Kolonienbsp;von Juden in jener Zeit dort gab. Biblisch-aramaisch sindnbsp;die aramaischen Stücke iin Buche Ezra, die der Zeit umnbsp;300 V. Chr. angehören, und in dem im 2. Jahrhundert v. Chr.nbsp;geschriebenen Buche Daniel, yy) Palmyrenisch. Es istnbsp;der Dialekt zahlreicher Inschriften, die hauptsachlich dernbsp;Zeit von 128 v. Chr. bis 271 n. Chr, angehören. Die meistennbsp;stammen aus der Stadt Palmyra, nordöstlich von Damaskus.nbsp;55) Nabataisch. Auch dieser dem Palastinensischen nahenbsp;stehende Dialekt ist durch Inschriften (besonders Votiv- undnbsp;Grabinschriften) bezeugt, die in Petra, in Bostra und auchnbsp;in den nördlichen Oasen Arabiens Taima’ und el-Higr gefunden worden sind und aus der Zeit vom 1. vorchristlichennbsp;bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. stammen. Nabataische Inschriften (von 150—250 n. Chr.) sind auch in groCer Zahlnbsp;auf dem Sinai entdeckt worden. Einige wurden auch innbsp;Phönizien, Agypten und selbst in Italien entdeckt. ee) Pa-lastinensisch. Hierhin gehort zunachst die zur Zeit Jesunbsp;in Palastina herrschende Umgangssprache, die uns, was dienbsp;damalige Form angeht, leider nur durch etwa 16 Wörter desnbsp;Neuen Testaments in griechischer Umschrift bekannt istnbsp;(Galilaisch). Spater können wir einen jüdisch-palastinensischen und einen christlich-paliistinensischennbsp;Dialekt unterscheiden. In diesen, der eine jüdische Mundartnbsp;darstellt, sind die Evangeliën und die Septuaginta — ziem-lich sklavisch — übersetzt. Auf dem Sinai, in Damaskusnbsp;und Agypten sind literarische Reste entdeckt worden. Abernbsp;weit umfangreicher ist die jüdische Literatur. Sie bestehtnbsp;aus Targümen, d. h. freieren Übersetzungen der nicht mehrnbsp;verstandenen Bibeltexte oder Paraphrasen dazu. Man muCnbsp;Dokumente im judaischen und solche im galilaischennbsp;Dialekt unterscheiden. In judaischer Mundart verfaCt sindnbsp;das durch eine Verwechselung mit dem griechischen Bibel-übersetzer Aquilas dem Onkelos zugeschriebene — deshalbnbsp;auch Targüm Onkelos genannte — Targüm zum Pentateuchnbsp;(zur Thora), das aber die vorliegende Redaktion nicht vornbsp;dem 5. Jahrhundert n. Chr. erhalten hat, ebenso das etwasnbsp;jüngere Targüm zu den Propheten. Aber in beiden ist dernbsp;palastinensische Dialekt noch ziemlich rein. Die mindestensnbsp;zwei Jahrhunderte jüngeren sog. jerusalemischen Targümenbsp;sind aber in einem künstlichen, aus westlichen und östlichen

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Elementen gemischten Dialekt geschrieben. Die galiliiische Umgangssprache, die von der von Jesus selbst gebrauchtennbsp;Form wohl nicht stark abwich, ist im jerusalemischen Talmud angewandt. Dem Galilaischen nahe verwandt ist dasnbsp;Samaritaniscbe, das wir durch eine anscheinend demnbsp;4. Jh. n. Chr. angehörige, skiavische Übersetzung des hebra-ischen Pentateuch kennen. Neuwestaramaisch. Schonnbsp;im 7. Jahrhundert durch die arabische Eroberung starknbsp;zurückgedrangt, ist das Westaramaische spater fast ganz aus-gestorben; nur in einigen entlegenen Dörfern des Libanonnbsp;war ein stark weiter entwickelter Dialekt noch im 16. undnbsp;17. Jahrhundert n. Chr. lebendig; in einem christlichen Dorfnbsp;des Antilibanon (Ma'lula) so wie in zwei benachbarten mohamme-danischen Dörfern lebt heute ein neuwestaramaischer Dialektnbsp;fort und hat so seine Existenz dem Arabischen gegenübernbsp;behauptet.

p) Ostaramaisch. aa) Syrisch. Der wichtigste Dialekt des Ostaramaischen ist der von Edessa in Nordmeso-potamien, das Syrische. Aus heidnischer Zeit stammt viel-leicht noch der Brief des Mara bar Sarapion. Im 2. Jahrhundert n. Chr. setzt eine umfangreiche, wenn auch wenig originelle kirchlich-christliche Literatur ein, deren Sprachenbsp;wir gew’öhnlich Syrisch nennen, da das Volk sich selbstnbsp;'Syrer’ nannte, um den mit dem alten Namen Aramaernbsp;verknüpften Sinn des Heidnischen zu vermeiden. Im 5. Jahrhundert wurden die Syrer durch die kirch lichen Streitig-keiten über die Natur Christi in zwei Lager gespalten; dienbsp;dem Römischen Reiche unterstehenden westlichen Syrer be-kannten sich zur monophysitischen Lehre des Jakob Bara-daus, die im Persischen Reiche zur dyophysitischen desnbsp;Nestorius. Die Trennung in Jakobiten und Nestorianer führtenbsp;auch eine sprachliche Spaltung herbei. Das im 7. Jahrhundert eindringende Arabisch bereitete auch dem Syrischennbsp;bald den Untergang; als Kirchen- und Literatursprache hatnbsp;es noch sechs Jahrhunderte weitergelebt. Im Osten erstrecktenbsp;sich das Ostaramaische einst von den armenischen Bergennbsp;durch die FluCtaler des Euphrat und Tigris bis an den Persischen Golf. Bekannt ist uns der aramaische Dialekt Baby-loniens in zwiefacher Gestalt. PP) Babylonisch-Aramaischnbsp;(oder Babylonisch-Talmudisch). Es ist der Dialekt dernbsp;Juden, der im babylonischen Talmud (4.—6. Jahrhundertnbsp;n. Chr.) erhalten ist. yï) Mandaisch. Es ist der wichtigerenbsp;Dialekt der gnostischen Sekte der Mandaer, der ein, auchnbsp;in Wort- und Satzfügung, reines Aramaisch bietet und dessen

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alteste Literatur aus dem 7.—9. Jahrhundert n. Chr. stammt. öb) Neuostaramiiisch. Als lebende Sprache hat sich dasnbsp;Ostaramaische nur in einigen abgelegenen Gegenden er-halten, so im Gebirge Tür 'Abdïn in Mesopotamien (dasnbsp;Töranê), in einigen Landstrichen östlich und nördlichnbsp;von Mosul, in den nahen kurdischen Bergen und an dernbsp;Westseite des Urmiasees (das ürmische). Die Mundart innbsp;der Nahe von Mosul beiCt FellïchT; schon zu Beginn desnbsp;17. Jahrhunderts haben nestorianiscbe Geistliche versucht,nbsp;die alte kirchliche Dichtung in diesem nachzuahmen.

2. Die sUdliche Gruppe des Westsemitischen.

a) Das Arabische.

Es ist die Sprache, welche über das reichste Formen-system unter den semitischen Idiomen verfügt und die meisten semitischen Sprachen verdrangt hat. Zwei groCe Dialekt-gruppen, die süd- und die nordarabische, lassen sich unter-scheiden.

a) Das Nordarabische ist in einer Anzal von Inschriften überliefert, die von Damaskus bis el-'Oela im nörd-lichen Higaz gefunden worden sind. Die alteste Inschrift ist die in en-Namara bei Damaskus gefundene Grabinschriftnbsp;eines arabischen Königs, welche dem Jahre 328 n. Chr. an-gehört. Die nachstjüngere ist eine Trilingue in Arabisch,nbsp;Syrisch und Griechisch, in Zabad bei Aleppo ist sie gefundennbsp;worden und stammt aus dem Jahre 512 n. Chr.; eine dritte,nbsp;eine Bilingue, die auch einen griechischen Text enthalt undnbsp;die aus dem Jahre 568 stammt, ist in Harran südlich vonnbsp;Damaskus entdeckt worden. Schon vor Mohammed war dienbsp;nationale Poesie der Araber zu hoher Blüte entwickelt. Wie-wohl die Dichter aus dem mittleren Higaz, dem ganzen Negd-Gebiet und seinen Nebenlandern einschlieClich der Landschaft am Euphrat stammten, bedienten sie sich einer ge-meinsamen Sprache, der Liedersprache, die als eine Kunst-sprache aufzufassen ist und die den Höhepunkt semitischernbsp;Sprachentwickelung darstellt, daher auch das klassische Arabisch heiCt. Von andern nordarabischen Dialekten kennennbsp;wir den von Mekka naher. Er liegt dem Koran zugrunde,nbsp;wenn auch die Liedersprache ihren EinfluC geltend gemachtnbsp;hat. Für alle Muslimen ist das Arabische die einzige imnbsp;Gebet zulassige Sprache; und aus religiösen Griinden wurdenbsp;das Arabische so weit verbreitet wie kaum eine andere Sprachenbsp;der Welt; es wurde die gemeinsame Literatursprache aller

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Mohammedaner; auf wissenschaftlichem Gebiete hat eie zum Teil bis heute diese Stellung bewahrt. Aber im taglichennbsp;Leben gewannen doch die Stammesdialekte immer mehrnbsp;Boden, wenn sich auch die Gebildeten einer klassischen Rede-weise bellissen. Leider kennen wir die Dialekte des Mittel-alters nur aus sparlichen Notizen bei Grammatikern undnbsp;noch sparlicheren echten Sprachproben, wie den Beduinen-liedern. Erst europaische Gelehrte des 19. Jahrhunderts habennbsp;die heute im Orient gesprochenen Mundarten erforscht.

Wir können fünf groCe nordarabische Dialektgruppen unterscheiden, aa) die Dialekte der arabischen Halbinsel,nbsp;PP) die Mesopotamiens, yt) die Syriens, bb) die Agyptensnbsp;und ee) die Nordwestafrikas. Hinzu kommt 2Z) der Dialektnbsp;von Malta; er entwickelte sich eigenartig, denn, von Christennbsp;gesprochen, ist er dem EinlluC der andern muslimischennbsp;Dialekte entrückt und vom Italienischen sehr stark um-gebildet.

Zum Nordarabischen gehort auch das im 10. Jahrhundert auf Sizilien gesprochene Arabisch und das vom 8.—16. Jahrhundert in Andalusien in Spanien herrschende andalusischenbsp;Arabisch, das durch Gedichte aus dem 12. Jahrhundert undnbsp;durch Forschungen christlicher Spanier aus dem 13. undnbsp;dem Ende des 15. Jahrhunderts hekannt ist.

P) Das Südarabische. Viel starker als die nordarabischen Dialekte unter sich abweichen, sind sie vom Süd-arabischen verschieden. Aus alterer Zeit sind uns zwei Mundarten, aa) das Sabaische und pP) das Minaische, durch Inschriften, die zum Teil in die vorchristliche Zeit zurück-reichen und his ins 6. Jahrhundert n. Chr. hinabgehen, wennnbsp;auch nur unvollkommen, bekannt. SchlielSlich ist noch einnbsp;dritter Dialekt yt) die Mundart von Hadramaut. Durch dienbsp;islamische Kultur ist das Südarabische früh zurückgedrangtnbsp;worden. Nur in den ahgelegenen Küstenlandschaften Mahranbsp;und Umgebung sowie auf der Insel Sokotra haben sich süd-arahische Idiome erhalten: das Mehri, das Shauri, das So-kotri. Diese stellen aber eine Übergangsgruppe zum Hami-tischen dar.

b) Das Athiopische.

a) Das Altathiopische oder Ge'ez. Es ist nachst-verwandt mit dem Südarabischen und die Sprache der Semiten, die von Südarabien aus, jedenfalls lange vor Christo, dasnbsp;gegenüberliegende Ahessinien kolonisierten und sich mit dennbsp;alteren hamitischen Bewohnern des Landes stark vermischten.

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Das alteste Denkmal ist die aus dem Jahre 350 n. Chr. stammende Köuigsinschrift aus Aksüm. Es folgt eine etwanbsp;100 Jahre jüngere Inschrift; die beiden nachsten stammennbsp;etwa aus dem Jahre 500. AuCer der Bibelübersetzung ver-fügt das Athiopische über eine ziemlich umfangreiche geist-liche Literatur, die meist aus dem Griechischen übersetztnbsp;ist. lm 13. Jahrhundert verlor das Altathiopische oder Ge'eznbsp;als lebende Sprache seine Bedeutung.

P) Das Neuathiopische. Von den neuathiopischen Sprachen seien genannt; aa) das Tigrina, pP) das Tigrë,nbsp;Yt) das Amharische, öö) das Guragê, ee) das Harari. Ausnbsp;dem Ge'ez entwickelte sich im Mittelpunkte des Landesnbsp;in der Nahe der alten Hauptstadt Aksüm eine Sprache,nbsp;die man nach ihrer Heimat, der Landschaft Tigrë, mitnbsp;amharischer Endung Tigrifia nennt: diese ist von demnbsp;Amharischen stark beeinfluCt worden. Treuer hat dennbsp;alten Charakter bewahrt der weiter nördlich in der italie-nischen Kolonie Eritrea und auf den Dahlakinseln herr-sehende Dialekt, den man durch einen künstlichen Unterschied,nbsp;mit dem alten Landesnamen selbst, Tigrë benennt. Stammtnbsp;er wahrscheinlich auch nicht vom Ge'ez selbst ab, so dochnbsp;von einem ihm sehr nahe stehenden Dialekt. Im Südennbsp;Abessiniens, in den Landern südlich und südöstlich vom Tana-see ist das Amharische zu Hause. Einige Kriegslieder ausnbsp;dem 15. und 16. Jahrhundert sind seine altesten Denkmaler.nbsp;Wiewohl es schon 1270 durch die zur Herrschaft gelangtenbsp;salomonische Dynastie zur Staatssprache erhoben war, ist esnbsp;von der literarischen Verwendung, die das Athiopische nochnbsp;behauptete, lange ausgeschlossen geblieben. Eine rein amharische Literatur gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert.nbsp;Das Amharische weicht vom Ge'ez und überhaupt von dennbsp;andern semitischen Sprachen stark ab; das Volk der Amharanbsp;hatte namlich den Hamiten zwar seine Sprache aufgezwungen;nbsp;aber diese batten sie nach ihrem Geiste umgebildet. Nochnbsp;starker abweichende Dialekte des Amharischen werden innbsp;Guragu südlich von Schoa und namentlich in Harar östlichnbsp;von Schoa gesprochen. Wenn die Sprache von Harar dennbsp;eigentlichen Amharern heute unverstandlich ist, so kommtnbsp;dies daher, daC sie von andern Hamiten als jene beeinfluCtnbsp;ist und daC in Harar, weil der Islam dort herrscht, zugleichnbsp;das Arabische auf die Landessprache EinfluG ausgeübt hat.

Eine kleine Gruppe von Worten sei in der rekonstru-ierten ursemitischen Grundform angeführt und durch eine Anzahl semitischer Sprachen verfolgt.

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Ursem. *iaumu 'Tag’: akk. ümu, hebr. iöm, bibl.-aram. iómd, syr. iauma, neuwestaram. (Ma'lüla) ioma, neuostaram.nbsp;(Urmia) mma, ar. iaumun, neuar. iöm (atb. iöm 'beute’).

ürsem. *^aba 'Vater’: akk. abu, hebr. ’ab, syr. ’aSa, ar. ^abun, mehri heib, ath. 'ab.

ürsem. nbsp;nbsp;nbsp;'Mutter’: akk.mimu, bebr.’ëm, syr. 'emma,

ar. 'ummun, neuar. 'umm, mehri hüm (aus nbsp;nbsp;nbsp;ath. 'em.

Ursem. *libbu 'Herz’: akk. lihbu, hebr. lëb, syr. lebha, ar. lubbun, ath. leb.

Ursem. *baitu 'Haus’: akk. bïtu, hebr. baiip, bibl.-aram. bai^a, syr. baita, ar. baitun, neuar. bêt (syr.-ar. bait).

Ursem. *mautu 'Tod’: akk. mütu, hebr. md'^iep {möp-t 'mein Tod’), bibl.-aram. mpJ5, syr. mauia, ar. mautun, neuar. möt,nbsp;ath. mot.

Ursem. *bintu 'Tochter’: akk. bintu, hebr., bibl.-aram. baf (über *bant, *batt), ar. bintun (ath. bant 'Pupille’).

Ursem. *kalbu 'Hund’: akk. kalbu, hebr. lc§leb, syr. kalba, ar. kalbun, ath. kalb.

Ursem. *kullu 'ganz, all’, hebr. kol (kol), bibl.-aram. kol (kol), syr. kol (kul), neuwestaram. (Ma'lüla) ü^^ul (aus ^kul)nbsp;'jeder’, ath. k-ell, tigrê kei (amh. hüllü aus k-ell Suff. dernbsp;3. Sing. masc. -ü), altar, kullun, neuar., ag. öill; vgl. auchnbsp;akk. kullatu 'Gesamtheit’.

Ursem. *palapu 'drei’: akk. selasu, hebr. sdlös, bibl.-aram. flap, syr. flapa, ar. palapun, neuar. telat (syr. Dial, tlati),nbsp;ath. solas, tigrê siüds, tigrina salastê.

Ursem. ’^'anta 'du (Mann)’: akk. aüa, hebr. 'atta, syr. 'att, ar. 'anta, neuar. inte (selten ente), ath. 'anta.

ürsem. *'antï 'du (Frau)’: akk. atti, hebr., syr. 'att, ar. 'anti, neuar. intï, entï, ath. 'anti.

Ursem. *da mask., *dï fem. 'dieser, der; diese, die’: (einzelsprachlich zum Teil mit anderer Genusverteilung) hebr.nbsp; (aus *êfï) mask., bibl.-aram. da fem., syr. (ha-)dë fem., ar.nbsp;da mask., fem., neuar. (agypt. Dial.) de, di mask., dii fem.,nbsp;ath. za (aus *da) fem., ze (für *zi aus *d() mask., amhar. zï-ch,nbsp;zi-h mask.

Ursem. *qafala 'er tötete’: hebr. qdtdl, syr. qptal, ar. qdtala, neuar. qdtal, ath. qatdla.

Ursem. *qatalu 'sie (die Manner) töteten’: hebr. qdflü, bibl.-aram. cftalu, syr. qetal ar. qdtalü, ath. qatdla.

Ursem. *qa^ama 'er stand’: hebr. qdm, syr. qam, ar. qama, ath. qoma.

Ursem.’*'«0 'und’: akk. m, hebr. nbsp;nbsp;nbsp;bibh-aram. m*,

syr. ua, if, ar. y^a, neuar. ya, yo ath. ya.

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Wir wenden uns nun der Deklination zu und bemerken vorab folgendes: Das Semitische unterscheidet beim Nomennbsp;wie beim Pronomen nur Maskulinum und Femininum. Dernbsp;neutrale Begriff wird teils durch das Maskulinum teils durchnbsp;das Femininum ausgedrückt. Nur beim substantiviscbennbsp;Interrogativpronomen unterscheiden die semitischen Spracbennbsp;zwiscben Person und Sache; beachte hebr. mi 'wer?’, manbsp;und 'was?’, bibl.-aram. man 'wer?’, ma 'was?’, syr. mannbsp;'wer?’, ma, mana 'was?’, neuostaram. (ürmia) manii 'wer?’,nbsp;mü, madii 'was?’, ar. man 'wer?’, ma 'was?’, neuar. min 'wer?’,nbsp;êë, è 'w'as?’ (auch noch man, ma), mebri mon 'wer?’,nbsp; was?’, ath. mdwws'wer?’, me«lt;'was?’, amhar. maw'wer?’,nbsp;men 'was?’, tigrê man 'wer?’ 'was?’, akk. mannü 'wer?’,nbsp;mlna 'was?’. Indessen gehorte diese Unterscheidung wohlnbsp;nicht bereits dem Ursemitischen an, sondern sie ist erstnbsp;einzelsprachlich geschafFen. In der Grundsprache gab es *manbsp;und *mi (wie beim Demonstrativ *da und *di) ohne diesenbsp;Differenz; und beispielsweise hebr. ml 'wer?’ und 'was?’nbsp;gehen beide auf *mi zurück, sie sind unter verschiedenennbsp;Betonungsverhaltnissen daraus entstanden. Maskulinum undnbsp;Femininum unterschied aber schon das ürsemitische beimnbsp;Nomen. Es besaC, was das Nomen angeht, drei Numeri:nbsp;Singular, Dual und Plural. Ferner lassen sich der Grundsprache sicher drei lebendige Kasus zuschreiben; Nominativnbsp;Akkusativ, Genitiv. Die Endungen waren im Singular -m,nbsp;-a, -i, also z. B. Nom. *haitu 'Haus’, Akk. *baita, Gen. *haiti.

Bei einer kleinen Gruppe von Substantiven, deren Ge-rippe aus zwei (bzw. einem) Konsonanten besteht, sind die auslautenden Vokale als Langen -ü, -a, -ï anzusetzen. Wirnbsp;verfolgen nun die Kasus durch eine Anzahl semitischernbsp;Sprachen.

Nominativ: akk. malku; ar. maliku 'König’, -a in ar. ^aba 'Vater’, beide Formen vor einem abhangigen Genitiv gebrauch-lich, neuar. z. B. im syrischen Dialekt nur noch vor Suffixennbsp;wie abü-k 'dein Vater, o Mann’ (auch Akkus.); ath. wurdenbsp;ü zu ë, das im freien Auslaut schwand, aber vor Suffixennbsp;blieb, so negus 'König’, nëguse-ka dein König (o Mann)’,nbsp;nëgüse-kl 'dein König, o Frau’, phön. noch in den Eigennamen ^Azrü-da^al 'Hilfe des Baal’, Metu-astart 'Mann dernbsp;Astarte’, bibl.-aram. und syr. noch vor Suffixen zum Teil er-halten, wie in syr. ’aSa-ft 'dein Vater, o Mann’.

Akkusativ; akk. malka, ar. malika (vor einem Genitiv), -a in ’aba 'den Vater’ (vor einem Genitiv), neuar., z. B. imnbsp;syr. Dialekt noch baita-k 'dein Haus, o Mann’ (auch Nomi-

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nativ), marokkan. al-iama 'heute’ (wörtl. 'den Tag’); hebr. -d (aus -a) als Richtungsakkusativ in adverbialen Ausdriicken,nbsp;wie ’argd 'auf die Erde’, quot;azzapè 'nacb Gaza’, und vor Suffixen, wie ¥nö (aus *¥na-hu) 'sein Sohn’ (welche Form sekun-dar auch nominativisch Verwendung fand), syr. vor Suffixen,nbsp;wie dtna-h 'ibr (der Frau) Gericbt’ (aucb nominativiscb),nbsp;aram. nocb in Adverbien, wie 'ella 'oben’, und vor gewissennbsp;Suffixen, wie 'deine Hand, o Mann’ C-d- aus -a-)-

Genitiv: akk. malki, ar. malïki, (vor einem Genitiv), in ’afc? 'des Vaters’ (vor folgendem Genitiv), neuar. z. B. imnbsp;syr. Dialekt nocb in haiti-Jc 'dein Haus, o Frau’ (als Nomi-nativ), atb. wurde -i wie -u behandelt, bebr. ist -i vor be-stimmten Suffixen in gewissen Wörtern erbalten, sonbsp;'sein Vater’, ’dSï-M 'dein Vater, o Mann’, ’tsek aus *’ïsi-kinbsp;'dein Mann, o Frau’, alle auch nominativ. verwendet, abernbsp;sprachhistorisch Genitivformen, ebenso in Eigennamen alsnbsp;sogenannter Status constructus, d. h. als Casus regens vornbsp;einem davon abhangigen Genitiv, wie Malki-gecfeq 'König dernbsp;Gerechtigkeit’; phön. letzterem entsprechend Hannlha al 'Hannibal’, syr. wieder vor gewissen Suffixen, wie dine-k (e aus i)nbsp;'dein Gericbt, o Frau’ (wieder nominativisch umgedeutet).

Mannigfaltig ist die Pluralbildung in den semitischen Sprachen. Wir erwahnen nur folgende Typen. Der Pluralnbsp;unterscheidet sich vom Singular durch Vokalwechsel (Ablaut),nbsp;er besitzt keine besondere Endung. Diese sog. inneren odernbsp;gebrochenen Plurale sind besonders im Arabischen und Athio-pischen zahlreich vertreten. Hebr. rqkëb 'Reiter’, Plur. rekebnbsp;'Streitwagen’ (kollektiv), ax.rakibun 'Reiter’, Plur. rakhun 'Reiter-zug’, syr. Wmara 'Esel’, Plur. hemra (kollektiv) 'Eselherde’,nbsp;ar. Mmarun 'Esel’, hamïrun 'eine Anzahl Esel’, hebr. gibbörnbsp;'Held, Krieger’, Plur. ^burd, aber auch ar. malikun ^ 'König’,nbsp;Plur. mulükun, ath. yald 'Sohn’, Plur. ydud. Einzelsprachlichnbsp;erhalten diese Plurale (ursprünglich Kollektiva) noch eine dernbsp;üblichen Pluralendungen, wie bibl.-aram. gabrd 'Mann’, Plur.nbsp;gubr-ïn (s. unten), hebr. melek 'König’, Plur, mHak-ïm.

Pluralendungen gibt es verschiedene. Wir nennen 1. -dn, eine alte Abstraktendung, ar. quot;abdun 'Knecht’, Plur. 'ibddnunnbsp;(zugleich also mit Vokalwechsel, -un ist nominativisches unbsp;mit m-Erweiterung^ oder ’^ubddnun, ath. qasis 'Priester’, Plur.nbsp;qasïsan, akk. noch um die unter 2. oder (spater fast aus-

^ maülm ist zu malikun weitergebildet (sog. Nunation), wenn kein abhangiger Genitiv folgt oder das Wort nicht mit dem Artikel (al: al-maliku 'der König’) verbanden ist. Entsprechend im Plural.

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schlieClich) unter 3. genannte Endung vermehrt, wie ilu 'Gott’, Plur. ilan-% hebr. noch p^rdzm 'Richter’ (Plur.) (-^n aus -dn),nbsp;sonst noch durch -lm (s. unter 3) erweitert, wie qimrriQS 'Un-kraut’, Plur. qimnfsönïm, syr. mit -ê erweitert (s. unter 4), sonbsp;rdbM 'groll’, rdbhanê 'Lehrer’. 2. -ü, die Endung dient gleich-falls zur Bildung von Abstrakten. Ar. vor abhangigem Geni-tiv erhalten und die Funktion des Nominativs versehend,nbsp;wie qa^fdba I malik die Scharfrichter (Sing, qa^sdbu) des Königsnbsp;(= l-malik)’. Polgt kein Genitiv, so wird -a zu -üna erweitert:nbsp;qa^^abana. Akkad, malku 'Könige’. 3. (auch als Abstrakt-endung in Branch). Ar. vor folgendem Genitiv erhalten,nbsp;syntaktisch als Akkusativ und Genitiv verwendet, wie qa^sdbinbsp;l-malik 'die Scharfrichter des Königs (Akkusativ)’, sonst zunbsp;•ïna erweitert: qag^abina. Neuarabisch verdrangte -in (ausnbsp;¦ma) das nominativische -un(a), so agypt.-ar. naggar 'Zimmer-mann’, Plur. naggarïn. Ath. vor Suffixen ’abay,-i-hd 'ihre (dernbsp;Frau) Vater’ (Sing, 'ab 'Vater’), hebr. wurde -% zu -ïm erweitert, s. oben mHakïm, sus 'Pferd’, Plur. susïm, aram. tratnbsp;Weiterbildung zu -ïn ein: maVMn 'Könige’. 4. -ë. Akk. malkenbsp;'Könige’ (ursprünglich obliquer Kasus, spater auch Nomina-tiv), syr. blêa 'böse’, Plur. bïsé.

Ein uraltes Mittel der Pluralbildung war die Verdoppe-lung des Wortes. So amhar. von 'and 'einer’ 'andand 'einige’, aram. mit der Pluralendung -tn von rab 'groC’ rabr^bïn, syr.nbsp;daraus raur^bln', im Hebraischen hat das Plural wort maiimnbsp;'Wasser’ im sog. Status constructus (d. h. vor folgendemnbsp;Genitiv) die Form mêmë neben gewöhnlicherem më.

In der Pluralbildung tritt auch die sog. Polaritat auf; d. h. durch begriffliche Analogie erhalten Maskulina die femininenbsp;Pluralendung (ursem. -M), umgekehrt Feminina die masku-line. Daher ar. ‘abahdt, hebr. ’dbgp, syr. 'abahd^d 'Vater’ zunbsp;arab. 'ummahdt, hebr. ’immqp, syr. 'emmhd^d 'Mütter’, hebr.nbsp;idmqp (neben gewöhnlicherem idmïm), syr. iauma^d 'Tage’nbsp;nach hebr. lêlgp, syr. laildtfdpd 'Nachte’, auch akk. umdtënbsp;'Tage’ (neben haufigerem Umë). Umgekehrt mit maskulinernbsp;Pluralendung z. B. hebr. ndsïm 'Weiber’ zum Sing, ^issd,nbsp;bibl.-aram. n^saiia 'Weiber’, syr. nessS 'Weiber’ zum Sing, 'attdnbsp;aus *anfpd (ar. Plur. nisaun, nisuatun und nis^dnun', der Sing.nbsp;‘imra'atun ist ein anderes Wort) durch den EinfluG von hebr.nbsp;’°'ndSim 'Manner’ (Sing, ’is) usw. Oder ar. ’idatun 'Dornstrauch’:nbsp;Plur. ’iSüna, hebr. sibbglep 'Ahre’: Plur. sibb^llm und palastin.nbsp;subbHd, syr. sebbaltd, mand. sumbiltd’. Plur. palastin. subbHïn,nbsp;syr. sebbHë, mand. sumbHê.

Der Dual, der besonders, wie im Indogermaniscben, von

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paarweise Vorkommendem gebildet wurde, im Arabischen aber allgemeine Verbreitung fand, ging ursemitisch im Nomi-nativ auf -a, in den obliquen Kasus auf -ai aus. Ar. bliebnbsp;-a vor einem Genitiv, wie ^dbda l-yaziri 'die beiden Sklavennbsp;des Wezir’, obne den Genitiv wurde -a zu -mi erweitert, wohlnbsp;aus -ana (vgl. den Plural) durch Dissimilation der Vokalenbsp;(ö — a zu a — i) entstanden, also 'abdani (zum Sing, quot;ab-dun 'Sklave’), Akk. ’abdai l-wazïri, alleinstehend ^abdaini\nbsp;neuar. siegte die oblique Form ob: -èn aus -am, so agypt.-ar. von rigl 'Fufi’ riglën. Ath. nur noch in Resten: 'esranbsp;'zwanzig (= zwei zehn)’; aus ai wurde ê, dies in ketê 'zwei’,nbsp;ferner in der von 'ed 'Hand’ vor Suffixen üblichen Formnbsp;'edB- mit singularischer Umdeutung des Substantive, z. B.nbsp;'edê-hu 'seine Hand’. Altakk. -a noch vor Suffixen, wie uznü-sunbsp;'seine Ohren’ von uznu 'Ohr’, sonst zu -an erweitert (vgl.nbsp;altar, -ani), z. B. ilan 'die beiden Götter’ {üu 'Gott’). Hebr.nbsp;ist noch -ai mit w-Erweiterung erhalten, wie raglaiim 'zweinbsp;FüGe’ von re^el 'Fufi’, iadaiim 'zwei Hande’ von iéü 'Hand’.nbsp;Entsprechend bibl.-aram., nur mit n- statt m-Erweiterung,nbsp;raglaiin, fdaiin. Im Syrischen noch in Resten -ai, das zunbsp;ë kontrahiert wurde und wieder durch n erweitert wurde,nbsp;namlich in frën 'zwei’ und mapën 'zweihundert’ von mapanbsp;'hundert’.

Eine Anzahl von Adverbien geht auf -ö aus, z. B, ar. faugu 'oben’, ath. laHü 'oben’, syr. haddü 'genug’.

Nur weniges kann über die Bildung der Nomina (Sub-stantiva und Adjektiva) im Semitischen gesagt werden. Die allermeisten semitischen Wortstamme bestehen aus drei Kon-sonanten, sog. Radikalen. Freilich gerade unter dem altestennbsp;Sprachgut befinden sich mehrere Nomina, die nur zwei Radi-kale aufweisen (die Verwandtschaftswörter wie 'Vater’ usw.,nbsp;8. oben; einradikalig war vielleicht 'Mund’: akk. pa, hebr. pê,nbsp;ar. fa, ath. 'af). Eine weitverbreitete Bildung der dreiradika-ligen, meist über zwei Stammsilben verfügenden Nomina ge-schieht dadurch, dafi bestimmte Vokale in beiden Silben er-scheinen; auch kann der mittlere Radikal gelangt (verdoppelt)nbsp;werden. ZurBezeichnung der einzelnen Bildungstypen nimmtnbsp;man die 'Wurzel’ g 11 'toten’ Bei unserer Übersicht nennennbsp;wir die Bildungen mit, die noch den Antritt von -at aufweisen;nbsp;-t war das wichtigste Femininzeichen im Semitischen. Es

’ In diesem Falie ist qtl die ursemltische Wurzel. Wo aber weiter unten die Wurzel hinter einer Sprachform angegeben ist, istnbsp;damit nur das Konsonantengerippe der betreffenden Spracbe für diesesnbsp;Wort gemeint, nicht etwa der ursemitische Bestand.

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gibt folgende Typen; qatal, qital, qutal, qatil, qatul, qitil, qutul\ qatl, qitl, qutl; qatil, qatïl, qaiül (qaiöl), qatal, qatalat, qital,nbsp;qitalat, qutal, qutalat, qatil, qatilat, qatül, qatulat; qattal, qittal,nbsp;qiittal, qittil, qattul, quttul, qattal, qatialat, qittal, qattil, qattal.nbsp;Der Typus *qatal-u (mit der Nominativendung -u) liegt z. B. innbsp;ursem. *amp;akaru 'mannlich’ vor: ar. ctakarun, hebr. zdkar, aram.nbsp;dekra (e au8 a), akk. zikaru (e aus a nach z). *Qatil-u innbsp;\iTSem. *mali]cu 'König’; akk. maliku, hehr. melek, syr. malka,nbsp;ar. malikun. *Qatl-u in ursem. *kalbu 'Hund’, s. oben. *Qatil-unbsp;ist die gewöhnliche Bildung des Partizips der einfachen ak-tiven Verba; ar. qatilun 'tötend’, hebr. kq^èb 'schreibend’nbsp;(Wurzel k tb, p aua t, b aus b), bibl.-aram. nafeq 'heraus-kommend’, syx.qatél (eaus i), wie aram., akk. kasidu 'erobernd’nbsp;(Wurzel ksd). *Qatalat-un bildet Konkreta, Adjektiva undnbsp;besonders Abstrakta; ar. harakatun 'Anfang’ (Wurzel h r k),nbsp;ath. barahat 'Segen’ (Wurzel brk), hebr. fddqa (-a aus -atnbsp;über -ap) 'Gerechtigkeit’ (Wurzel s d q), akk. isartu (aus *iasartu)nbsp;'Rechtlichkeit’. *Qattal-un z. B. in ar. naggarun 'Zimmermann’nbsp;= syr. naggara; hebr. gibhör (i aus a, p aus a) 'Held’, akk.nbsp;kassapa 'Zauberer’.

Ein anderer Bildungstyp ist der mit Prafixen. Solche sind ’a-, ’i-, so daC z. B. zwei Typen quot;aqtal und quot;iqtal sind;nbsp;ax.’asfaru 'gelb’ (Wurzel sfr). lm Arab, werden Adjektivenbsp;zur Bezeichnung von Farben und Körperfehlern so gebildet.nbsp;Hebr.’a/t/aS 'lügnerisch’ (Wurzel kzb). Mit einem t-Prafix,nbsp;gibt es die Typen taqtal, taqtdl, taqtalat, taqtïl, taqtilat, taqtül,nbsp;taqtulat. *Taqtal-u z. B. in ar. tabka^un 'weinen’, Infinitivnbsp;(Wurzel b k ’), ath. taffam 'Vollendung’ (Wurzel ƒ g m), hebr.nbsp;tösdb (aus *tausab, hebr. Wurzel u s b), syr. ta^taba (Wurzel u t b)nbsp;'Ansiedler’. Ferner kommt ein jw-Prafix in Betracht. Besonders Orts-, Zeit- und Werkzeugsnamen sind damit gebildet,nbsp;auch Abstrakta. Wir nennen hier die Typen maqtal, miqtal,nbsp;maqtal, miqtal, maqtil, maqtïl, maqtul, maqtal- *Maqtal-u z. B.nbsp;in ar. mapragun 'Ausgang’ (Wurzel Ipr g), ath. makdan 'Decke’,nbsp;tigrë manfas 'Geist’, hebr. maggal (aus *mangat) 'SicheT, syr.nbsp;mar%a 'Westen’ (Wurzel 'r 6), akk. marhasu 'Band’.

AuCer Prafixen dienen zur Nominalbildung auch Suffixe. Doch stod die semitischen Sprachen arm an diesen, wahréndnbsp;sie in den indogermanischen Sprachen das wichtigste Mittelnbsp;der Nominalbildung sind. Wir nennen das sehr verbreitetenbsp;Suffix -dn, wodurch Abstrakta und Adjektiva geschaffennbsp;werden. Die Typen sind qatalan, qitlan, qutlan', im Typusnbsp;maqtalan ist das Prafix ma- mit dem Suffix -dn verbunden.nbsp;*Qataldn-u z. B. in ar. ramaldnun (Infinitiv) 'laufen’, hebr.

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p^rdzön 'Anführer’ C aus a, a aus a, -ön aus -an); *maqtalan-u in syr. masqHana 'Aufbruch’ C aus a). Adjektiva werdennbsp;ar. meist nach dem Typ qatlan gebildet; z. B. ar. sdkranunbsp;*^trunken’, hebr. qaamp;mön 'östlich’, akk. sakranu 'Trunkenbold’.nbsp;Ein m-Suffix ist -am, z. B. hebr. im Eigennamen Miriam.nbsp;Die Zugehörigkeit wird durch verschiedene i-haltige Suffixenbsp;ausgedrückt. Über das Femininsuffix -t s. oben. Es kommtnbsp;auch in Verbindung mit dem Prafix ma- vor, z. B. ath.nbsp;mangest 'Königreich’ (Wurzel ngs), hebr. mamlekep 'Reich’nbsp;(Wurzel mik), aMk. narhabtu 'Wagen’ (na- aus ma-).

Die semitischen Sprachen besitzen Possessivsuffixe, wie z. B. auch die finnisch-ugrischen. Beispiele sind vorher schonnbsp;genannt. Zu beachten ist, daC nicht nur in der dritten,nbsp;sondern auch in der zweiten Person des Singulars und Pluralsnbsp;das Pemininum vom Maskulinum unterschieden wird; ur-semitiseh Sing. 2. m. *-ka, 2. fem. *-ki, 3. m. *-hü, fem. *-sa,nbsp;Plur. 2. m. *-kumu, 2. fem, *-kinna 3. m. *-humu, 3. fem. *-sinna.nbsp;Ursem. *-ki 'dein, du Prau’ z. B. in ar. qas$abu-ki 'deinnbsp;Schlachter’, ath. negüse-kï 'dein König’, hebr. malkë-k 'deinnbsp;König’ Oe-k aus -i-ki), syr. ebenso malke-k, akk. bélit-kïnbsp;'deine Herrin’.

Wie beim Nomen, so gab es auch beim Pronomen ur-semitisch drei Numeri: Singular, Dual und Plural. Das Altarabische hat sie bewahrt. In der zweiten und drittennbsp;Person des Singulars und Plurals hat das Femininum einenbsp;vom Maskulinum verschiedene Form, s. oben.

Was die Anzahl der Personen beim Verbum angeht, so hat wohl das Altarabische den ursemitischen Zustand bewahrt. Dieses besitzt 13 Personen: Sing. 3. m. qdtala 'ernbsp;tötete’, 3. fem. qdtalat, 2. m. qatdlta, 2. fem. qatdüi ('du tötest’,nbsp;du ist ein weibliches Wesen), 1. qatdltu (gilt für beide Ge-schlechter). Dual 3. m. qdtala, 3. fem. qdtalata, 2. qatdltumanbsp;(für beide Geschlechter). Eine 1. Dualis gibt es nicht. Plur.nbsp;3. m. qdtalü, 3. fem. qatdlna, 2. m. qatdltum, 2. fem. qatdltunna,nbsp;1. qatdlna (für beide Geschlechter). Die dritten Personen sindnbsp;alte Nomina agentis; qdtalat bedeutete ursprünglich 'tötend’nbsp;fem. (cpoveuouffa), indem -at das Pemininum ausdrückte;nbsp;qdtala bedeutete 'tötende’ mask., ist Pluralzeichen; qatdlta,nbsp;qatdlti besagten ursprünglich 'tötend du’ (mask. bzw. fem.),nbsp;denn -to, -ti sind nichts anders als einfache (nicht mehrnbsp;selbstandig im Branch befindliche) Personalpronomina, vgl.nbsp;oben ursem. *'antd und *’anti.

Die semitischen Sprachen besitzen zwei Tempora, doch ist diese Bezeichnung streng genommen nicht passend; denn

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die Bildungen bringen zunachst nur die Aktionsart^ zum Aus-druck. Das Perfekt bezeicbnet die Vollendung, hebr. hamp;Jiat 'er hat geschrieben’, das Imperfekt die Nicht-Vollendung,nbsp;hebr. iiMob 'er war, ist beim Schreiben, wird schreiben’.

Im Altarabischen lautet der Indikativ des Imperfekts in derselben Eeihenfolge der Personen, die oben beim Perfektnbsp;qdtala angewendet ist: Sing. 3. m. iaqtulu, 3. fern, taqtulu, 2. m.nbsp;taqtulu, 2. fem. taqtullna, 1. ’aqtulu, Du. 3. m. iaqtulani, 3. fern.nbsp;taqtulani, 2. iaqtulani, Plur. 3. m. iaqtuluna, 3. fem. iaqtulna,nbsp;2. m. taqtulma, 2. fem. iaqtulna, 1. naqtulu. In diesen Temporanbsp;sind die Personen nicht durch Suffigierung wie im Perfekt,nbsp;sondern durch Prafigierung ausgedriickt: in der 3. Sing. m.nbsp;(der 3. Du. m.) und der 3. Plur. m. und fem. durch ia-, innbsp;der 3. Sing. fem. (der 3. Du. fem.) und in den 2. Personennbsp;durch ia-, in der 1. Sing, durch 'a-, in der 1. Plur. durchnbsp;na-. Das 'a- der 1. Sing, ist beispielshalber der zweite Bestandteil des ursemitischen Personalpronomens *^an-a 'ich’nbsp;{nT.’and, ath.’awa, bibl.-aram.’“wa, syi.'ena; das deiktischenbsp;Element 'an- kehrt im Pronomen der 2. Person wieder, ur-sem. *'an-ta m., ^'an-tï fem.). In der 3. Plur. m. iaqtuluna istnbsp;der Numerus am Ende ausgedriickt, s. S. 45; in der 1. Plur.nbsp;naqtulu ist hierauf verzichtet worden, da die Verschiedenheitnbsp;der 'Praformative’ (Sing. Plur. na-) die Numeri geniigendnbsp;differenzierte. Der Vokalismus der Praformative variiert; sonbsp;gilt Mr die intensiven und kausativen Stamme u statt a.

Was die Modi angeht, so hatte das Perfekt und das Imperfekt ursemitisch indikativischen Sinn (Modus der Aus-sage). Jedenfalls gab es ursemitisch auch einen Imperativnbsp;zum Ausdrucke des Befehls. Und wahrscheinlich war dasnbsp;Ursemitische auch fahig, durch besondere Ausgange am Imperfekt gewisse Modalitaten zum Ausdruck zu bringen. Mor-phologisch standen Imperativ und Imperfekt einander sehrnbsp;nahe. Die 2. Sing. m. des Imperative zeigt den reinen Stamm,nbsp;sie ist endungslos: ar. uqtv.1 (das u im Anlaut ist ein vor-geschlagener 'Hilfsvokal’), ath. qétel, hebr. qftql, syr. qHql 'töte’,nbsp;akk. kusud 'erobere’. Die 2. Sing. fem. weist die Peminin-endung auf, z. B. arab. uqtuli, ath. qetélï, hebr. qitU, akk.nbsp;kus(u)di, die 2. Plur. m. ist durch den Ausgang -u als plura-lisch gekennzeichnet, z. B. ar. uqtulü, ath. qetélu, hebr. qitlü,nbsp;akk. kus(u)du. Das Altarabische verfiigt über ein reiches, aus-gebildetes Modussystem. Neben dem Indikativ des Imperfekts, der Form der Aussage (3. Sing. m. iaqtulu 'er totet’),

' s. S. 27.

Kleckers, Die Sprachstamme der Erde. nbsp;nbsp;nbsp;4

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steht der Subjunktiv (iaqtula), der in Verbindung mit manchen Konjunktionen, wie leai 'damit’, üblich ist. Der sog. Apoco-patus (iaqtul) steht zum Ausdruck von (positiven) Befehlen,nbsp;meist mit der Partikel li verbanden {li iaktub 'er soil schreiben’),nbsp;auch nach der Prohibitivpartikel la (= gr. pp, ai. ma, lat. tië),nbsp;z. B. la taktub 'du solist nicht schreiben’. Ferner gibt esnbsp;altar, noch einen Modus energicus, der die Aussage bekraftigt,nbsp;bei Beteuerungen steht, besonders mit der Bekraftigungs-partikel la, auch bei prohibitivem la. Es gibt einen Energicus I und II: 3. Sing. m. iaqtulanna und iaqtulan.

Reich ist im Semitischen das System zum Ausdruck der verschiedenen Aktionsarten ausgebildet; man spricht vonnbsp;'Verbalstammen’. Die meisten Verba sind dreiradikalig.nbsp;Der einfache Stamm ist die Grundform, ursem. *qatala 'ernbsp;tötete’ oder *kadaba 'er log’: ar. kddaba, hebr. kdzab, aram.nbsp;und syr. k^dab, ath. etwa qabdra = hebr. qdbar 'er begrub’,nbsp;akk. i-lamad (das i- ist sekundar) 'er lernt’ = hebr. lamdd.nbsp;Durch Verdoppelung des zweiten Radikals entsteht dernbsp;Typ *qattala 'er mordete’; er drückt die Intensivitat, dienbsp;Wiederholung der Handlung aus und bat auch kausativenbsp;Bedeutung ('tun machen oder lassen’); ar. darraba 'er schlugnbsp;heftig’, ath. daqqaqa 'er zerstiefi ganz’, hebr. sibbar 'er zerbrachnbsp;etwas’ (in lauter kleine Stücke), akk. Infin. surrutu 'zerfetzen’nbsp;(zu saratu 'zerreiCen’). Durch Dehnung des Vokals der erstennbsp;Silbe entsteht der Typus *qatala. Er hat Intensivbedeutung,nbsp;auch bringt er die Einwirkung der Handlung auf einen undnbsp;die Herausforderung zur Gegenhandlung zum Ausdruck: ar.nbsp;qatala 'er bekampfte’, ar. kataba 'er schrieb an einen’, ath.nbsp;haraka 'er segnete’, tigrê gadala 'er rang’. Ferner hat er kausa-tiven Sinn; schlieClich werden auch Denominativa (vonnbsp;Nomina abgeleitete Verba) so gebildet. Zunachst iterativenbsp;Bedeutung hat der Typ, der den dritten Radikal wiederholt;nbsp;ursem. *qatlala: akk. usparir 'er breitete aus’ (Wurzel spr,nbsp;das u- stammt aus dem Imperfekt), hebr. ra^nan 'er grünte’nbsp;(für *rd^nan, Wurzel r '«), syr. '^abded 'er machte zum Sklaven’nbsp;(zu 'aèda 'Sklave’), ath. bardada 'es hagelt’, ar. (mit Um-formung zu Hqtalld) isfarra 'er war gelb’; neuar., maltesischnbsp;gerbeb 'er rollte’ (ohne den i-Vorschlag). Zur Kausativbildungnbsp;dienten wohl auch schon ursem. drei Prafixe sa-, ha-, a-(Typen: *saqtala, *haqtala, *^aqtala): akk. u-saksad 'er laCt er-reichen, erobern’ zu i-kasad 'er erreicht, erobert, syr. sabeamp;nbsp;'er knechtete’ zunbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'er tat’, südar. (minaisch) saqnaia 'er

weihte’ (s aus è), ath. sanqay,a (s aus s) 'er lieC tonen’ zu naqaua 'er tönte’; bibl.-aram. haqnbü 'sie brachten dar’ (Wurzel

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q^rh 'sich nahem’), mandaisch Jianpeq 'er führte heraus’, südar. (sabaisch) haqnaia 'er weihte’, hebr. hiqrïb 'er liei3 her-zutreten, brachte herbei’ (M- aus ha-) zu qdrab 'er nahertenbsp;sicb’; ar. ^aslaha 'er versetzte in guten Zustand’ zu $alahanbsp;'er war in gutem Zustand’, ath. ^aqdama 'er lieC zuvorkommen’nbsp;zu qadama 'er kam zuvor’, syr. ^aqreb 'er brachte dar’. Einnbsp;Reflexiv wurde nait dem Prafix ta- gebildet, und zwar zunbsp;*qatala, *qattala^ *qatala. Ursem. wurde wobl *taqatala weiternbsp;zu *taqtala; Haqaüala liegt z. B. vor in ar. takdbbara (W. kbr)nbsp;'er machte sich groC’, ath. tazakkara 'er erinnerte sich’. Mitnbsp;Hilfe von ta- wurden auch von den Kausativformen mit dennbsp;Prafixen sa-, ha-, ’a- Reflexiva gebildet; z. B. ursem. zunachstnbsp;*tasaqtala; bei dieser Bildung sind einzelsprachlich viel Neue-rungen eingetreten, z. B. ar. wurde über *staqtala (mit Um-stellung von t und s) istaqtala daraus: ista\j,hasa 'er betrübtenbsp;sich’ (W.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Eine andere reflexive Bildung geschah durch

das Prafix na--, ursem. *naqtala: hebr. nis’dl 'er erbat sich’ {i aus a in vortoniger geschlossener Silbe; W. s’i), ar. istnbsp;der Typ zu inqatala umgebildet; inkasara 'er wurde zer-brochen’ zu kasara 'er zerbrach’. Aus der reflexiven Be-deutung bat sich passivische entwickelt. Eine alte passivenbsp;(ursprünglich aber wohl intransitive oder 'neutropassive’)nbsp;Bildung geschah durch Vokalwechsel des Grundstammesnbsp;*qaiala. Sie lautete ursem. *quiila 'er wurde getötet’; ar.nbsp;qutila; bibl.-aram. frid 'er wurde vertrieben’ (W. trd, vor-toniges w wurde «; das lange ï durch analogischen EinfluCnbsp;des Partizips), hebr. luqqdh 'er wurde genommen’ (die Ver-doppelung des q speziell hebr. nach vortonigem u). Ein Passivnbsp;vom /«a-Kausativ steekt z. B. in hebr. huslak 'er wurde ge-worfen’ (W. s l k).

B. Der hamitische Sprachstamm.

Der hamitische Sprachstamm, dessen innere Verwandt-Echaft mit dem semitischen nicht bestritten werden kann, so dafi man von einem hamito-semitischen Sprachstammnbsp;reden darf, gliedert sich in drei Gruppen: I. das Agyptisch-Koptische, II. die libysch-berberische Gruppe, III. die ku-schitische Gruppe.

I. Nur das Agyptische verfügt über zahlreiche, sehr alte Denkmaler. Hierhin geboren namlich als alteste dienbsp;Hieroglypheninschriften, die ins vierte vorchristliche Jahr-tausend zurückgehen. Nach der in der Geschichte üblichennbsp;Einteilung in ein altes, mittleres und neues Reich unter-scheidet man alt-, mittel- und neuagyptisch. Neben die

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Hieroglyphen, welche die Bildhauer und Maler anwandten, trat spater die (auf Papyrus übliche) 'hieratische’ Schrift,nbsp;die aber nichts weiter als eine Vereinfachung und Abrundungnbsp;der Hieroglyphen ist. An das Neuagyptische schloC sich alsnbsp;Verkehrssprache der letzten vorchristlichen Jahrhunderte dasnbsp;Demotische an, nach der dem allgemeinen bürgerlichen Ver-kehr angepaCten Schrift so benannt (von griech. bfjpoi; [demos]nbsp;'Volk’). lm 3. Jahrhundert n. Chr. wurde die Bibel in dienbsp;Sprache des niederen Volkes übersetzt; und dieser jüngstenbsp;Auslaufer dieses Zweiges heiöt Koptisch. Letzteres bedeutetnbsp;soviel wie Agyptisch; es ist vom arabischen qobt abgeleitet,nbsp;das seinerseits auf gyptios, eine Verkürzung des griechischennbsp;aigyptios, zurückgeht. Etwa mit dem Ausgang des 16. Jahr-hunderts starb das Koptische, dessen Alphabet übrigens ausnbsp;24 griechischen Buchstaben und 7 demotischen besteht, alsnbsp;lebendige ümgangssprache aus; das Arabische verdrangte es.

II. Vom Altlibyschen sind einige hundert kurze Inschriften erhalten. Die gröCte Zahl der Inschriften stammt aus der Umgebung von Karthago, deren alteste dem 4. Jahrhundert V. Chr. angehören. Sie sind noch schlecht entziffert.nbsp;Einige Wörter, die man hat lesen können, leben im modernennbsp;Berberischen fort, Von den zahlreichen modernen berbe-rischen Dialekten seien genannt: 1. das Kabylische in dennbsp;Gebirgen von Algier und Tunis, 2. das Tamaschek in dernbsp;südlichen Sahara, 3. das Schilch(ische) im südlichen Marokko,nbsp;4. das Zenaga in Mauritanien (nach den Zenagastammen istnbsp;der Flufi Senegal benannt), 5. das Zenete, eine Gruppenbsp;algerischer Dialekte, 6. das im 17. Jahrhundert ausgestorbenenbsp;Guantsche der Kanarischen Inseln.

Ila. Das durch Inschriften bekannte Meroïtische (im alten Athiopien) ist wohl eine althamitische Sprache.

ITT. Die kuschitische Gruppe zerfiillt in 1. die niederkuschitischen Sprachen, 2. die hochkuschitischennbsp;Sprachen.

Zu 1. geboren a) das Bedauye im Norden von Abes-sinien und im Osten von Nubien [a) Bedscha, P) Bischari, T) Hadendoa, ö) Halenga, e) Beni 'Amer], b) das Saho süd-westlich von Massaua auf dem abessinischen Hochplateaunbsp;und seinen Auslaufern, c) das Afar, die Sprache der Dankali,nbsp;südlich vom Saho, an der Kuste von Arkiko bis Tadschura,nbsp;südwestlich bis Schoa, d) das Somali auf der ganzen Ost-spitze Afrikas, e) das Galla, das sich von der Nordgrenzenbsp;von Britisch-Ostafrika nordwarts bis zum abessinischen Hoch-land erstreckt.

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Zu 2. rechnen a) die Agau-Sprachen [a) das Bilin, das Idiom der Bogos im mittleren Tal des Ansebaflusses in Ery-threa, P) das Chamir, die Sprache von Wag und der Gegendnbsp;von Sokota, y) das Quara in der abessinischen Provinz Quara,nbsp;b) das südliche Agau in einem Teile von Ambara, südlichnbsp;vom Tsanasee], b) die Sidama-Sprachen, eine Gruppe vonnbsp;Mundarten südlich von den Gallalandern, vom rechten Ufernbsp;des Abbai südwarts bis zum Rudolphsee. c) Strittig ist,nbsp;ob das Barea im Osten des Plusses Atbara, im Norden desnbsp;Mareb in Abessinien und das Kunama im Nordwesten Abes-siniens hierher zu stellen sind oder zum nilotischen Sprach-stamm.

Für die Verwandtschaft des Hamitischen mit dem Se-mitischen spricht eine Anzahl übereinstimmender Wörter, die nicht oder jedenfalls nicht samtlich auf Entlehnung be-ruhen können, ferner besonders Übereinstimmungen im gram-matischen Bau. Pür die angeführten (alt)agyptischen Wörternbsp;sei bemerkt, daC die Hieroglyphensohrift keine Vokale schreibtnbsp;und daC diese schwierig und nur hypothetisch zu erganzennbsp;sind. Agypt. spt 'Lippe’, kopt. spotoy, 'Lippen’ (alter Dual);nbsp;ar. safatun, hebr. sdfa, syr. sefpa, akk. saptu; agypt. su 'Schaf’;nbsp;ar. saun, hebr. së, akk. sm’m; agypt. mt 'Mann’; ath. met,nbsp;akk. mutu, hebr. Plur. rrfpïm; kopt. moy,t 'sterben, Tod’ (ag.nbsp;mwt); hebr. müp 'sterben’ usw.; ag. wsf} 'weit (sein)’, kopt.nbsp;uös^s ébol 'erweitern’; ar. yasi^un ‘weit’; ag. ^nh (= *“ïwoyi:)'ich’,nbsp;kopt. mok, schilch. nU\ hebr. ’dnpitï, phön. anek, akk. anaku]nbsp;ag. sn 'zwei’, kopt. snau, fem. s%te: ar. ipnani, ïem.. pintüni,nbsp;hebr. s^naiim, fem. sittaiim (sHaiim), akk. sina, fem. ëittên usw.;nbsp;ag. sis, kopt. soy,, fem. soe 'sechs’; hebr. sës m., bibl.-aram.nbsp;sep usw.; ag. pmu 'acht’, kopt. smun m., smune fem.: amp;x. pa-manin m., ath. samanï m., hebr. s'^mönë m.

Wichtiger als die lexikographischen Übereinstimmungen sind die den grammatischen Bau betreffenden. Das m-Prafixnbsp;dient, wie im Semitischen, dazu, um einen Ort oder ein Werkzeug zu bezeichnen; ag.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'Grab’, kopt. ^mhaaif aus

*^mhay,% ag. m (j)]q-t 'Leiter’ (W. j q), kopt. muki aus *mukH. Die Femininendung -t (= H) ist auch ag. verhanden; kopt.nbsp;fiel t] z. B. ag. ddm-t, kopt. datme 'Haufen’. Das Agyptischenbsp;kennt ein j-Suffix, das kopt. wieder fiel; Semitisch entsprichtnbsp;-ii; z. B. ag. imntj (=*^iment^j) 'westlich’, (zu imnt 'Westen’)nbsp;= kopt. em^nt: ar. samsUun 'sonnig’ zu samsun ‘Sonne’, hebr.nbsp;Phüdl 'Judaer’ zu FhüSd 'Juda’. Mit dem Possessivsuffixnbsp;-k 'dein’ (mask.) in ag. pr-k 'dein Haus’, kopt. rat-^k 'deinnbsp;FuC’, Jira-k 'dein Gesicht’, kabyl. aplqam-ïk 'dein Haus’, vgl.

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ursem. *-ka S. 48, z. B. altar. qa$sabu-Jca 'dein Schlachter’, ^abu-ka 'dein Vater’, ath. negiise-ka 'dein König’, ^abü-ka 'deinnbsp;Vater’, hebr. ^ahtkamp; 'dein Vater’, jad^ka 'deine Hand’, bibl.-aram. ^aiü-k 'dein Vater’, iöma-k 'dein Tag’, syr. quot;abu-k 'deinnbsp;Vater’, dlna-k 'dein Gericht’, akk. agü-ka 'deine Krone’.nbsp;'Gebrochene’ oder 'innere’ Plurale sind kopt. hto 'Pferd’ (ag. htr)nbsp;Plur. htöör; anas 'Eid’, Plur. anaus; schilch. ag^rtil 'Matte’,nbsp;Plur. ig^rtel-, asts (aus *asds) 'Krippe’, Plur. isdes-, agrunbsp;'Prosch’, Plur. ig^ra. Die S. 45 erwahnte Polaritat findetnbsp;sich z. B. im Schilchischen, wie Sing, irms-t fem. 'Winaper’,nbsp;Plur. irmsan mask, {-an ist mannliche Pluralendung, z. B.nbsp;ikru m. 'Hammel’, Plur. ikru-an). Andererseits hat dasnbsp;Maskul. gqqg 'Kern’ im Plur. die feminine Endung -in:nbsp;gqqg-in (vgl. vom Fem. t-irkim-t 'Rübe’ den Plur. t-irktm-iw)*. Beim Verb entsprechen der 3. Sing, m., fem., dernbsp;2. Sing, m., fem. ar. qdiala, qdtalaf, qafdlfa, qatdlti ag. vonnbsp;sdm 'horen’ sdmj, sdmtj, édmtj, sdmtj. Der Unterschied istnbsp;nur der, daC noch ein j-Eiement angefügt ist. lm Schilchnbsp;lautet die 2. Sing, beider Geschlechter t-fls-t 'du schwiegst’nbsp;(das erste t- ist das des Imperfekts, 1. Sing, fis-eg, 3. m.nbsp;i-fis, 3. f. t-fis, Plur. 1. n-fis, 2. m.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;f.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;3. m.

f./Is-Vf; Imperat. Sing, fts, Plur. 2. m.fis-'e-t, ï.Jis-'e-m-t). Die 1. Sing, lautet ag. édmkwj und entspricht ath. qatdlkü.nbsp;Die athiopische Form ist wahrscheinlich die ursemitische,nbsp;also die alte, wahrend das arabische qatdltu das t von dernbsp;zweiten Person bezogen hat (Hebr. kafaUï 'ich schrieb’ hatnbsp;überdies noch den Vokal verandert, nach dem Possessivsuffixnbsp;¦ï 'mein’, z. B. malk-i 'mein König’). S-Kausativa sind z. B.nbsp;kopt. (bohair.) semni 'aufstellen’ (ag. smn, *sémn^t) zu munnbsp;'bleiben’ (ag. mn = *mun), schilch. s-fsi 'zerschmelzen’ (trans.)nbsp;zu fsi 'zerschmelzen’ (intrans.), s-uf 'aufblasen’, zu uf 'sichnbsp;aufblasen’.

Im Schilch heiCt ma oder mat 'wer’? ('wen’?) und 'was?’; aber daneben gibt es eine besondere Form mït 'wer?’ ('wen?’).

Die schon öfter als Hypothese aufgestellte Verwandt-

’ In Sotnali ist das GeschJecht leicht zu erkennen, da die Sub-stantiva meist in der bestimmten, durch den angehangten Artikel ge-bildeten Form gebraucht werden, der im Mask, -ki (-gi), im Fem. -K (-di) für beide Numeri lautet. Wahrend nun die 'gebrochenen’ oder,nbsp;wie man hier gewöhnlich sagt, die 'reduplizierten’ Plurale (distributivernbsp;Bedeutung) das Geschlecht des Singulars beibehalten, wechseln 'dienbsp;aufieren’ (mit Endungen gebildetenl Plurale das Genus, z. B. dab-ki m.nbsp;'das Peuer’: Plur. dabab-ki, aber kürsi-gi m. 'der Stuhl’: Plur. kürsyo-dinbsp;f.; dêro-di f. 'die Gazelle’: Plur. dëro-in-ki m.

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schaft des Hamitosemitischen mit dem Indogermanischen ist jedenfalls bis jetzt nicht bewiesen.

Über die Beziehungen des Altagyptischen zum Ful, zu den Bantusprachen und zum Haussa s. spater.

Vierter Abschnitt.

Der uralische Sprachstamm.

Er zerfallt in A. das Finniseb-Ugrische, B. das Samo-jedische.

A. Der finnisch-ugrische Sprachstamm.

Das Finnisch-Ugrische zerfallt in drei Grappen: I. die ugrische, II. die permische und III. die finnische.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Zum Ugrischen gehort 1. das Ungarische (odernbsp;Magyarische), das sich in acht Mundarten gliedert. Dienbsp;altesten, dem 11. Jahrhundert entstammenden Spracbdenk-maler sind zahlreiche ungarische Wörter in lateinischen ür-kunden. Das erste zusammenhangende Sprachdenkmal, einenbsp;aus nahezu dreihundert Wörtern bestehende Leichenrede, gehort dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts an. Umfang-reichere Handschriften, besonders religiösen Inhalts, setzennbsp;mit der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts ein, die meistennbsp;aber stammen aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Jetzt wird auCerhalb des heutigen Ungarns ün-garisch in Teilen der Tschechoslowakei, von Rumanien, Jugo-slavien und Österreich, ferner von den nach Nordamerikanbsp;ausgewanderten Ungarn gesprochen. 2. Das Wogulische, dienbsp;Sprache der einst an beiden Abhangen des nördlichen Uralnbsp;in den Gouvernements Perm und Tobolsk sitzenden, heutenbsp;nur östlich vom üral in den FluCgebieten sebhaften, einigenbsp;Tausend ausmachenden Wogulen. 3. Das Ostjakische, dasnbsp;am Ob und seinen Nebenflüssen, dem Irtysch und der unterennbsp;Konda sowie der Demjanka und anderen, in den Gouvernements Tobolks und Tomsk gesprochen wird.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Zur permischen Gruppe geboren (wenn wir weiternbsp;zahlen): 4. Das Syrjanische. Es ist über ein groCes Gebiet,nbsp;hauptsachlich an den Flüssen Petschora, Ischma, Mesenj,nbsp;Waschka, Wytschegda, Sysola, Lusa und Karna in dennbsp;Gouvernements Archangel, Wologda, Perm und Wjatka ver-breitet. Aus der zweiten Halfte des 14. Jahrhunderts stammen

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die altesten Texte. 5. Das Wotjakische, mit dem Syrja-nischen sehr nahe verwandt, herrscht südlich von diesem zwischen der Wjatka und der Kama hauptsachlich in dennbsp;Gouvernements Wjatka und Ufa.

III. Zur finnischen Gruppe zahlen: 6. Das Tschere-missische. Es wird besonders in den Gouvernements Wjatka, Kasan und Ufa gesprochen, in geringerem Ma/3e auch in dennbsp;Gouvernements Perm, Nishnyj-Nowgorod, Kostroma. 7. Dasnbsp;Mordwinische dominiert am Mittellauf der Wolga, hauptsachlich in den Gouvernements Samara, Simbirsk, Pensa, Sara-tow, Tambow und Nishnyj-hTowgorod. 8. Die ostseefinnischennbsp;Sprachen. Dazu geboren neun Sprachen: a) das Finnischenbsp;(im engeren Sinne). Finnisch spricht der gröCte Teil dernbsp;Einwohner von Finnland und ein kleiner Teil der Bevölke-rung von Petersburg und Umgebung; finnische Ansiedelungennbsp;gibt es in Schweden und Norwegen, ferner gibt es viele aus-gewanderte Finnen in Nordamerika. Das Finnische ze3'falltnbsp;in eine östliche und westliche Mundart; hauptsachlich aufnbsp;der westlichen beruht die finnische Schriftsprache. Dienbsp;altesten Sprachdenkmaler, meistens Orts- und Personennamen,nbsp;gehören der ersten Half te des 13. Jahrhunderts an. Dienbsp;Finnen besitzen ein groCes Nationalepos, Kalevala. b) Dasnbsp;Karelische zerfallt in folgende ünterklassen: a) Das eigent-liche Karelische wird in den Gouvernements Archangel, Olo-netz, Twer und Nowgorod gesprochen. P) Das Olonetzischenbsp;ist im Gouvernement Olonetz und in Finnland am Ladoga-see verbreitet. y) Das Lüdische spricht man nördlich undnbsp;westlich von Petrosawodsk im Gouvernement Olonetz. b) Dasnbsp;Ingrische wird im Gouvernement St. Petersburg in Inger-manland gesprochen. c) Das Wepsische herrscht im Gouvernement Olonetz am südwestlichen üfer des Onegasees undnbsp;am oberen Laufe des Ojat sowie südlich davon im Gouvernement Nowgorod. d) Das Wotische, das im Aussterben be-griffen ist, wird in den nordwestliohen Teilen Ingermanlandsnbsp;im Gouvernement St. Petersburg gesprochen. Zusammen mitnbsp;ihm ist das einst in Kurland gesprochene, jetzt ausgestorbenenbsp;Kreewinische zu nennen. e) Das Estnische erstreckt sich fibernbsp;das heutige Estland und wird auch in zahlreichen estnischennbsp;Ansiedelungen in Rufiland, Nordamerika und anderwartsnbsp;gesprochen. Man unterscheidet zwei Mundarten, die nörd-liche oder revalsche und die südliche oder dorpatsche. Dienbsp;altesten Sprachdenkmaler — einzelne Wörter, meistens Orts-und Personennamen — stammen aus der 1. Halfte desnbsp;13. Jahrhunderts. Die altesten Spuren der Literatur, die

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im vorigen Jahrhundert einen groCen Aufschwung genommen hat, gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. f) Das aussterbendenbsp;Livische hat sein Gebiet an der Nordspitze Kurlands; es wirdnbsp;allmahlich ganz vom Lettischen, das zum Indogermanisehennbsp;gehort, verdrangt und ist von dieser Sprache im Wortschatznbsp;sehr stark beeinflufit, aber auch im Lautsystem, in dernbsp;Wortbildung und im Satzbau. Zur finnischen Gruppe gehort 9. das Lappische. Es herrscht in den nördlichstennbsp;Gegenden Schwedens, Norwegens, Finnlands und auf dernbsp;Halbinsel Kola. Anthropologisch stehen die Lappen isoliertnbsp;da; daher muC man annehmen, daC sie urspriinglich einenbsp;andere, uns unbekannte Sprache gesprochen und ihre jetzigenbsp;von einem finnisch-ugrischen Volke entlehnt haben. Dasnbsp;Lappische zerfallt in vierHauptmundarten: a)das Schwedisch-Lappische, b) das Norwegisch-Lappische, c) das Inari-Lap-pische (im Kirchspiel Inari in Pinnland) und d) das Kola-Lappische.

Einige Wörter seien, um die Verwandtschaft der finnisch-ugrischen Sprachen darzutun, durch die einzelnen Sprachen verfolgt.

'Hand’; ung. Mz^, ostj. ftèt, khóth, wog. Mt, kat, syrj. ki, wotj. A:i, tsch. tó, md. k'ed'k'üd', finn., estn. toi (Stammnbsp;kate-), lp. K. kit, lp. S. kedhta (Gen. keüta), lp. N. geêhta (Gen.nbsp;geeda).

'Eis’; \xng. jëg (dial, d’ëg), ostj. iètdk, wog. iaidG, syrJ.jï, jy, wotj. jö, tsch. l, i, md. jaj, ej, eé, finn., estn. m, lp. K.nbsp;jiem}, jïm, lp. S.jêdkna, lp. N. jeëgm.

'Dampf, Atem’: xxug.lëlek 'Seele’, ostj. 'Atem’, wog. lUi, hl 'Atem, Seele’, syrj. lol 'Atem, Seele, Leben’, wotj. luinbsp;'Seele, Leben’, finn. löülü 'Dampf’, estn. leïl 'Dampf, Atem,nbsp;Leben’, lp. N. lieula 'Wasserdampf, Ausdünstung’.

'Pisch’; ung. hal, wog. xül, ostj. hhül, xül, tsch. AoZ, md. kal, finn., estn. kala, lp. K. küll, lp. S. kuöllê, lp. N. güglli.

'Blut’; ung. ver, ostj. yar, wog. 6*r, 6r, syrj. tnr, wotj. vir, tch. bür, md. v'er, finn., estn. veri, lp. S. varra. Gen. vara, lp. N.nbsp;varra. Gen. vara.

fest : ung. kemên 'hart, fest’, md. k'em'e 'hart, fest’, finn. kamen 'dick, fest’.

'neu’; ung. ui, syrj. vyl', w'otj. tsch.« (alt ai), md. od, finn. mi (Stamm ate-), estn. as, lp. S. otö, lp. N. ödda.

’ Es sei darauf hingewiesen, da6 die ungarischen Wörter nicht in der ungarischen Orthographie, sondern in der in der finnisch-ugrischennbsp;Sprachwissenschaft üblichen Transkription wiedergegeben sind.

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'vier’: ung. wei', ostj. waZ, wog. wafo, syrj. w«Z', nul', wotj. nil', nyl’, tsch. waZ, nil, md. nil ü, nil'e, finn. neliü, estn. weZi,nbsp;lp. S. nèlja, lp. N. nedl'ja, lp. K. iielj, nel'.

'drei’: ung. harom, wog. kür^m, xür^m, ost^.hliglêm, xölSm, syrj. kujim, 'wotj. kuin, tsch. kom, md. kolma, kolmo, firm, kolme,nbsp;estn. kolm, lp. K. kolm, koum, lp. S. kol%io, lp. N. goPbrna (Gen.nbsp;gölma).

'du’: ung. Ze, ten, wotj. Zow, syrj. Ze (Akk. Zew0), tsch. Zaw, md. ton, finn. sina (aus Hina), estn. sina, lp. S. ton, lp. don,nbsp;don. Ein anderer Stamm liegt vor in wog. nm, nu, ostj.nbsp;nón, not).

'dieser’: ung. Stamm Ze- in Adverbien wie tê-tova 'hin und her (eig. her-hin)’, wog. ti, to, ostj. tèmi, syrj., wotj. ta,nbsp;tsch. ti, md. Z'a, t'e, finn. Stamm tü-, im Nom. tüma, estn.nbsp;tema ('er’).

'gehen’: ung. men-tek 'ihr geht’, wog. minê-m 'ich gehe’, ostj. mdnAo-tn 'ich gehe’, finn. mene-n, lp. N. mand-m, lp. K.nbsp;many-m 'ich gehe’, estn. mine 'geh!’

'sterben’: ung. hal-ni 'sterben’, wog. xdlnüm 'ich würde sterben’, wotj. kulom (meist kulo), tsch. kolem 'ich sterbe’, md.nbsp;kul'i-t' 'du starbst’, finn. kuolit 'du starbst’, estn. kölen 'ichnbsp;sterbe (ab)’.

Die Kasussuffixe der finnisch-ugrischen Sprachen zerfallen in zwei Hauptklassen, in primare und sekundare, deren jedenbsp;wieder zwei ünterabteilungen umfaCt. Die primaren Suffixenbsp;bestehen gröCtenteils aus einem Konsonanten mit oder ohnenbsp;darauffolgendem Vokal. Die erste Unterabteilung enthalt dienbsp;Suffixe, welche wegen ihrer Verbreitung als Gemeingut dernbsp;Grundsprache zu betrachten sind, zur zweiten Unterabteilungnbsp;gehören die einer engeren Sprachgemeinschaft angehörenden.nbsp;Die erste Gruppe der zweiten Hauptklasse, der sekun-daren Suffixe, enthalt die Sekundarsuffixe, die entweder ausnbsp;einem Bildungssuffix und einem primaren Kasussuffix odernbsp;aus zwei primaren Kasussuffixen zusammengesetzt sind. Dienbsp;zweite Gruppe umfaCt die aus Adverbien entstandenen Sekundarsuffixe. Der Nominativ sing, ist in allen finnisch-ugrischen Sprachen suffixlos; die Stammform bzw. eine dernbsp;Stammformen wird als Nominativ gebraucht. Der ursprüng-lich auslautende Vokal oder sein Vertreter ist vor Suffixennbsp;in bestimmten Formen erhalten; im Nominativ ist er teilsnbsp;erhalten, teils geschwunden. Vielfach besteht neben einemnbsp;vokalisch auslautenden Stamm ein konsonantisch ausgehender,nbsp;wie estn. lumi 'Schnee’ (aus *lume, das der Stamm ist), Partit.nbsp;lunt (aus *lum-ta).

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In die erste Gruppe der ersten Hauptklasse geboren folgende Bildungen. Ein Lokativ urfinnisch-ugr. mit einemnbsp;w-Suffix (-M Vokal). Aus dem Lokativ haben sich in reicbemnbsp;Made andere Funktionen entwickelt, wie z. B. der Superessivnbsp;(örtlicb; 'auf, an’, zeitlicb: 'in’ new.), der Inessiv (örtlicb,nbsp;zeitlicb: 'in’), der Temporal (auf die Frage wann? antwortend),nbsp;der Essiv (deutscbem 'als’ entsprecbend in Wendungen wienbsp;'dieser Umstand dient als wicbtiger Beweis’). So finn. -nanbsp;-nd: kotona 'zu Hause, dabeim’ {koto 'Hans’), paiva 'Tag’;nbsp;paiviina 'am Tage’ (Temporal), tüttö 'Madcben’: tiitto-nd 'alsnbsp;Madchen’ (Essiv); md. -na, nd, -ne, als Temporal: t’el'ne 'imnbsp;Winter’, Nom. t'el'e, sind 'am Tage, bei Tag’, Nom. si; tscber.nbsp;-no: mondorno 'fern’, Nom. mondor 'weit, lang’; lp.-», -ne:nbsp;lp. K. vylne, vyln 'unter’ (Stamm vylle- 'das Gntere’), Essivnbsp;pahcöan 'als Knabe’, Nom. pa^cca; ung.-w: Superessiv: fannbsp;'auf dem Baume’ (Stamm fa-, Nom./a), Temporal: telen 'imnbsp;Winter’ (Stamm tele-, Nom. tel)-, wog. -n, -n, -no: din, dlonnbsp;'vorn, in der Feme’ (Stamm al- 'das Vordere’), Superessiv:nbsp;Mton 'auf dem Wasser’, Nom. bit. Temporal: tdlno 'imWinter’,nbsp;Nom. ostj. -n, -no, -na: nomon 'oben’ {nim 'das Obere’),nbsp;Inessiv; putna 'im Topfe’, Nom. put-, syrj. -n: tyn 'dort’nbsp;(Stamm ty- 'der, jener’), Inessiv: karyn 'in der Stadt’, Nom.nbsp;kar. Temporal: tfilyn 'im Winter’, Nom. fjal; wotj.-w: fcaspi/wnbsp;'zwiscben’, Nom. kusyp 'Zwiscbenraum’, karyn 'in der Stadt’,nbsp;Nom. itar, Temporal: uiin 'in der Nacht’, Nom. mi. Dagegennbsp;steekt ein Instrumental auf -n in den Formen ung. hdtagen 'alsnbsp;Kranker’, Nom. bdtdg, sêpan 'schön’ (Adverb), Nom. sep-,nbsp;8. J. Mark Die Possessivsuffixe etc. I (Helsingfors 1923)nbsp;238 u. 235.

Der Ablativ (auf die Frage woher?) besafi in der Grund-sprache infolge des sog. 'Stufenwechsels’, worunter man einen durch die urspriinglichen Betonungsverhaltnisse bedingtennbsp;Wechsel zwiscben bestimmten Konsonanten versteht, einnbsp;Element -t Vokal oder -d Vokal. Die urspriinglichenbsp;Funktion ist meistens nur noch in Adverbien erhalten. Sonbsp;finn. -ta, -td bzw. -a, -d (aus *-da, *-dd): iiltd 'von — ab’, Stammnbsp;üU- 'das Obere’, ulkoa (aus *ulkoda) 'von aufien’, Stamm ulko-'das AuCere’; syntaktisch als 'Partitiv’: vetfd 'Wasser’, frz.nbsp;'de I’eau , St. vete-, vet-, Nom. vesi, estn. vett, Nom. vest] Ip. S.nbsp;¦t bzw. -da: pad’det 'von oben’, Stamm pad'd'ê- 'das Obere’,nbsp;Ip. K.-lt;f: Vamp;xi.lejped, Nom. Zejp'Brot’; md.-da, -do, -d'e, -ta,nbsp;-to, -t'e: tolgado 'von einer Feder’, Nom. tolga, k'ed'ed’e 'vonnbsp;einer Hand’, Nom. Aed'; ung. -I aus -d: Jiazol, hazal, hazulnbsp;(aus *hazol) 'von Hause’, Nom. haz 'Haus’; Modal: rossul

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'schlecht’, Adv. von ross] wog. -l (aus -lt;?): iabl 'von unten’ Stamm ial- 'das üntere’, Komitativ: ampol 'mit dem Hunde’,nbsp;Nom. amp, Instrumental: nahl 'mit dem Pfeile’, Nom. nal,nbsp;Modal: tülmaxsl 'verstohlen, geheim’ (von tülmax 'Dieb’).

Der Lativ ('nach — hin’ bedeutend) vi^urde mit einem -k- bzw. -j-Suffix gebildet. Die Doppelheit ist wie oben zunbsp;erklaren, die ursprüngliche Funktion nur in Adverbien er-halten. So ingr. -k: alak 'nach unten’ {ala 'das Untere’);nbsp;tscber. -ko, -je, -ge: pelko 'zu, nach — bin’ {pel 'Seite’); ostj.nbsp;-je und mit Schwund des Konsonanten -h, -a, -i:nbsp;uhnh 'in die Nahe’ {uün 'kurz, in der Niihe befindlich’),nbsp;Faktiv: kèuè 'zu Stein’ (in Wendimgen wie 'zu Stein werden’),nbsp;Nom. keü] wog. -j und mit Schwund des Kons. -a, -ü, 4, - u:nbsp;sissy 'zurück, hinter’ {sis 'Rücken’), Faktiv: titys 'zu Wasser’,nbsp;Nom. bit] ung. mit Schwund des Konsonanten und durchnbsp;sog. Vokalangleichung -a, daraus verkürzt bzw. -a (aus -e,nbsp;-a), mundartl. auch -z, 4 für -ê: közê, köei 'zwischen’, Nom.nbsp;köz 'Zwischenraum’, haza 'nach Hause’, Nom. haz 'Haus’,nbsp;Faktiv (altertümlich und volkstümlich) vizê 'zu Wasser’, Nom.nbsp;we; syrj. mit Schwund des Konsonanten -A: vylci 'auf, binauf’,nbsp;Nom. vyl 'Oberflache’; wotj. mit Schwund des Konsonantennbsp;-a, -a: vyla (wie im Syrj.), pala 'nach — hin’, Nom.pai 'Seite’.

Für den Akkusativ ist -m anzusetzen (lapp. daraus

-y, oder Schwund, wog. auch mit sekundarem Vokal). Wog. -m, -ma, -mA, -mo, -mi: lu-ma 'das Pferd’, Nom. lü, narmonbsp;'den Balken’, Nom. war; tscher.-m: bAtom 'das Weib’, Nom.nbsp;bats', lp. S. -m, -b, -v, -y: manam 'das Kind’, Nom. manna,nbsp;pastiv 'den Löffel’, Nom.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;finn. -n (aus m): isAn 'den

Vater’, Nom. isA] estn. noch Schwund des -n: isa 'den Vater’, Nom. «sa; md. -n: kudon 'ein Haus’, Nom.Awdo.

Auf die andern Kasusbildungen können wir hier nicht eingehen; wir bemerken nur, daC das Finnische in dernbsp;Deskriptivgrammatik heute 15, das Ungarische 21 zahlt.nbsp;Postpositionen sind in jüngerer Zeit mit dem Nomen ver-wachsen; dadurch kommt die groCe Anzahl im Ungarischennbsp;heraus. Für das Ungarische seien Beispiele genannt. Nom.:nbsp;madar 'Vogel’, kêz 'Hand’, Akk. (Suffix -t): madara-t, kAzA-t-,nbsp;Dat. (Suffix -nak, -nak): madar-nak, kêz-nak] Inessiv (Suffixnbsp;-6aw,-Mw mundartlich-6a, 6a): madar-han, këz bAn 'im Vogel,nbsp;in der Hand’; Elativ (Suffix -bol, -böl): madarböl 'aus demnbsp;Vogel’, kêz-böl 'aus der Hand’; Illativ (Suffix -6a, -6a): madar-banbsp;'in den Vogel’, këz-bA 'in die Hand’; Superessiv (Suffix -w):nbsp;madaron 'auf dem Vogel’, kezen 'auf der Hand ; Delativnbsp;(Suffix -rol, -rol): madar-rol 'vom Vogel (herunter)’; kéz-röl

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'von der Hand (herunter)’; Adessiv (Suffix -nal, -net): madar-nal 'bei dem Vogel’, kêz-nêl 'bei der Hand’; Sublativ (Suffix •ra, -rd): madar-ra 'auf den Vogel’, këz-rd 'auf die Hand’;nbsp;Ablativ (Suffix -töl, -töt): madar-töl 'vom Vogel (weg)’, kêz-tölnbsp;'von der Hand (weg)’; Allativ (Suffix -hoz, -Mz, liöz): madar-hoz 'zum Vogel’, kêz-hüz 'zur Hand’; Terminativ (Suffix -ig):nbsp;madar-ig 'bis zum Vogel’, kêz-ig 'bis zur Hand’; Essiv (Suffixnbsp;-ul, -ül): példa-ul 'als Beispiel’ vom Nom. pêlda; Temporalnbsp;(Suffix -kor): arataskor 'zur Erntezeit’ vom Nom. aratasnbsp;'Ernte’; Modal (Suffix -kêpCpddn): mdskêppan 'anders’ vomnbsp;Nom. mas 'anderer’; Distributiv (Suffix -nkênt): capatonkêntnbsp;'scharenweise’ vom Nom. capat 'Schar’; Komitativ (Suffix -stul,nbsp;-stal): madara-stul 'samt dem Vogel’; Soziativ(Suffix -val, -vül):nbsp;madar-ral 'mit dem Vogel’ (r-r aus r-v), kêz-zdl 'rait der Hand’nbsp;{z-z aus z-v); Faktiv (Suffix -va, -vê): madar-ra 'zum Vogel’nbsp;(z. B. werden), kéz-zë 'zur Hand’, fiber r-r und z-z s. vorher;nbsp;Kausal-Final (Suffix -ërt): madar-ërt 'wegen des Vogels’, këz-ërtnbsp;'wegen der Hand’.

Der Umstand, daC in ein und demselben Suffix zwei verschiedene Vokale verhanden sind, ist durch die sog. Vokal-harmonie bedingt, die sich in mehreren finnisch-ugrischennbsp;Sprachen findet und unter anderen im Ungarischen am meistennbsp;entwickelt ist. Der Vokal des Suffixes richtet sich naehnbsp;dem des Stammwortes. Wo drei verschiedene Vokale vor-kommen, wie bei -hoz, -hdz, -Mz, kommt noch die dem Ungarischen und Tscheremissischen bekannte 'Labialangleichung’nbsp;in Betracht.

AuCer dem Singular haben die finnisch-ugrischen Sprachen eine besondere Form ffir den Plural. Wir heben hier dienbsp;Bildungen auf -t bzw. -d und -k bzw. -j hervor; z. B. finn.nbsp;kala 'Fisch’ Nom. plur. kala-t; estn. kala, Plur. kala-d; md. tolganbsp;'Feder’, Nom. plur. tolgat; wog. la 'Pferd’: laf; ostj. lau 'Pferd’;

aber ung. haio 'Schift'’: haiök, lp. N. geëhta 'Hand’: geëdahk.

Das Wogulische, Ostjakische und Lappische haben auch noch eine besondere Dualform, mit j-Element, bewahrt; z. B.nbsp;wog. amp 'Hund’: Nom. du. ampjy, ostj. sèiw 'Auge’: sèmjennbsp;(mit j -f n-Element). Dasselbe gilt vom Verbum.

Die finnisch-ugrischen Sprachen kennen keine grammatische Genusunterscheidung nur beim substantivischen

^ Ein Ansatz zur Genusunterscheidung vermittelst eines Suffixes ist aber z. B. im Estn. gemacht worden, wenn, wie ich von verschiedenernbsp;Seite belehrt werde, das Adjektiv must 'schwarz’ auch 'schwarzer Stier,nbsp;Ochse’ bedeutet, wahrend mustik 'schwarze Kuh’ bedeutet.

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Interrogativpronomen wird Persönliches und Sachliches unter-schieden; z. B. Ver’: ung. h', syrj., wotj. h’n, tscher. M, md. amp;ï, lp. S. fe, finn./cew, estn. te; aber'was’; ung. mi, ostj. maf,nbsp;maf», wog. mm, syrj. mi/i, wotj. ma, tscher. mo, ma, md. mei»,nbsp;me^e, lp. S. mf, mi, finn. mikü, estn. mts. Den persönlichennbsp;jfc-Formen entsprechen also sachliche m-Formen. Der Unter-schied war wohl urlinnisch-ugrisch. Der Trieb, Persönlichesnbsp;und Sachliches beim Fragepronomen zu unterscheiden, laCtnbsp;sich auch im Semitischen in historischer Zeit bei den einzel-nen Sprachen deutlich erkennen: hebr., aram., ar. ma 'was?’;nbsp;akk., ath. manna, aram., arab. man 'wer?’ Bei den persönlichen Formen erscheint noch ein n-Blement angefügt.

Die finnisch-ugrischen Sprachen besitzen wie die se-mitisch-hamitischen zur Bezeichnung des Possessivverhaltnisses possessive Personalsuffixe, die die Grundsprache schon gehabtnbsp;haben wird. Z. B. ung. fa-m 'mein Baum’, ostj. ndmè-m,nbsp;wog. noMd-m 'mein Name’, tscher. hude-m, md. kudo-m meinnbsp;Haus’, finn. (alt) poikaise mi 'mein Söhnlein’, lp. S. vivva-mnbsp;'mein Schwiegersohn’; md. kudo-t 'dein Haus’, tsch. dba-tnbsp;'deine Mutter’ usw.

An Nomina (Substantiva und Adjektiva) bildenden Suffixen ist das Finnisch-ugrische bei weitem reicher als das Semitische. Man kann deverbale und denominale Abtei-lungen unterscheiden. Da die Vokale für die finnisch-ugrischenbsp;Grundsprache noch nicht für die einzelnen Falie sicher er-schliefibar sind, kann man nur die Konsonanten anführen.nbsp;Bei Doppelformen liegt wieder 'Stufenwechsel’ vor. Zu de-

verbalen Ableitungen dienen die Suffixe -p--6, -f--

-k--j, -*, -m, -n, -s'-z-w. Zur denominalen Ableitung

(Nomen aus Nomen) dienen -k, ks, -nt--nd, -n, -i, -p, — 6,

-M. Bestimmte Suffixe dienen gern (aber nicht ausschliefi-lich), wie in anderen Sprachstammen, zur Bildung bestimmter Bedeutungskategorien. So werden z. B. besitzanzeigende Adjektiva gern mit -p--5 gebildet; wie finn. lihava 'fett, wohl-

beleibt’ zu lika 'Fleisch’, md. surw. Gen. éuruv0-n 'gehörnt’ zu éura 'Hom’, ung. (alt) jó izüvd-k 'schmackhafte, wohl-schmeckende’ zu 'gut’, ïz 'Geschmack’.

Wir wenden uns zum Verbum. Die finnisch-ugrische Grundsprache besaC drei Modi; den Indikativ, der, wie imnbsp;Indogermanischen, die Bestimmtheit ausdrückte, den Kon-junktiv zum Ausdrucke der Möglichkeit, und den Imperativnbsp;als Modus des Befehls. Was die Tempora angeht, so exi-stierten neben dem Prasens, das zugleich als Futur diente,nbsp;zwei Prateritalbildungen. Wie im Indogermanischen be-

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zeichneten die Tempora der Grundsprache zunachst nicht die Zeit, sondern die Art der Handlang (Aktionsart), das Prasensnbsp;eine nicht-vollendete Handlang, das Prateritam eine vollendete.

Fürs Prasens ist allgemein verbreitet eine Bildang mit einem k- bzw. j-Saffix, das am deatlichsten im Wogalischennbsp;zu erkennen ist; z. B. von der Warzel min-, mm- 'gehen’:nbsp;minèg-m, mangd-m 'ich gehe’; im alteren Estnischen z. B. innbsp;surek-se 'er stirbt’. In den nichtagrischen Sprachen wirdnbsp;der Prasensstamm darch ein p-, 5-Saffix gebildet; karei, uipinbsp;(Warzel ui-) 'er scbwimmt’, liv. andab, estn. anndb 'er gibt’,nbsp;finn. sanö 'er sagt’ aus *sanovi, alt sapi 'er bekommt’.

Was die Verbalflexion angeht, so leachtet der Zasam-menhang der Endangen mit den oben erwahnten Possessiv-saffixen ein. Vgl. mit ang. fa-m 'mein Baam’ also-m 'ich schlafe’, also wohl ursprünglich: 'Schlafen-mein’; entsprechendnbsp;wog. minê-m, ostj. manAa-m 'ich gehe’, wotj. (selten) kulo-m,nbsp;tscher. kole-m 'ich sterbe’, lp. N. mand-m 'ich gehe’, lp. K.nbsp;many-m 'ich gehe’, finn. sano-n {-n aas -m) 'ich sage’.^ Innbsp;der 2. Pers. sing, -t, so finn. mene t 'da gehst’, eig. 'Gehen-dein’; md. kul 'i-t' 'da starbst’, tscher. kola-t 'da horst’ asw.nbsp;Meist ohne Personenbezeichnangen sind die dritten Personen,nbsp;wie oben liv. andab 'er gibt’, finn. sanö 'er sagt’; sie bede atennbsp;eigentlich 'gebend’, 'sagend’; ebenso im Plaral finn. sanovatnbsp;'sagende’ = 'sie sagen’, estn. surevad 'sterbende’ = 'sie sterben’,nbsp;wog. minë-t 'gehende’ = 'sie gehen’. Das Prasens puhun 'ichnbsp;spreche’ geht im Finnischen so darch: Sing. puhun, 2. puhut,nbsp;Z.puhü, Plar. l.puhumme, 2. puhutte, Z. puhuvat. Entsprechendnbsp;estn. puhun 'ich blasé’, puhud, puhub, puhume, puhute, puhuvad.nbsp;Im üngarischen geht, wenn wir einmal die gewöhnliche un-garische Orthographie anwenden wollen, das Prasens alszomnbsp;'ich schlafe’ so darch: alszom, alszol, alszik, alszunk, alsztok,nbsp;alsznak.

Besonders za nennen ist die sog. 'objektive’ Konjagation; in dieser wird nicht nar die Sabjektsperson, sondern aachnbsp;die Objektsperson an der Verbalform bezeichnet (bisweilen istnbsp;das Objekt in Wirklichkeit gar nicht aasgedrückt); z. B.nbsp;ang. lato-k 'ich sehe’ ('subjektive’, gewöhnliche Konjagation),nbsp;Idto-m 'ich sehe ihn, sie, es, sie’ (plaralisch), lat-lak 'ich sehenbsp;dich oder each’ usw. Aach andere Sprachstamme kennennbsp;eine 'objektive’ Konjagation, sie findet sich z. B. im Ketschaa

^ Es sei aber hervorgehoben, dafi das -m in der 1. Person des Verbs und -m 'mein’ nicht vollstandig identisch sind. Jenes stand vonnbsp;jeher im Auslaut, weshalb es finn., estn. zu -n wurde; auf -m 'mein’nbsp;folgte ursprünglich noch ein Vokal.

ik


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(Peruanischen). Sie begegnet in der ugrischen Gruppe (ung., wog., ostj.); ihre Ausbildung bat vielleicht erst in der ur-ugrischen Periode begonnen; im Wogulischen und Ostjakiscbennbsp;ist sie am meisten ausgebaut. AuCerdem bat sie sich imnbsp;Mordwinischen selbstandig entwickelt: tonaftsa 'icb lehre ihn’,nbsp;tonaftsajnd 'icb lehre sie’ (pluralisch), tonafit'd 'icb lehre dich’,nbsp;tonaftt'üd'di 'icb lehre euch’ (von tonaft- 'lehren’).

Perner gibt es eine besondere Form für das verneinende und verbietende Verbum, die in den nichtugrischen Sprachennbsp;erhalten ist. Beispielsweise lautet das Prasens 'icb gehe nicht,nbsp;du gehst nicht’ usw. finn. Sing. 1. en mene, 2. et mene, 3. einbsp;mene, Plur. l.emme mene, 2.ette mene, 2gt;.eivdt mene; et menenbsp;ware wörtlich etwa 'du nichtest geh-’.

Schon in alter Zeit haben Berührungen zwischen Finno-ugriern und den arischen Vólkern stattgefunden, so ist z. B. das Wort für '100’ in der urfinnisch-ugrischen Zeit aus demnbsp;Arischen (ai. satdm, av. satomY entlehnt: finn. sata, estn. sada,nbsp;md. s’ada, wog. sat, ostj. sdt, ung. saz. Auch ist die Hypothese einer ürverwandtschaft zwischen dem finnisch-ugrischennbsp;und indogermanischen Sprachstamm von ernsten Sprach-forschern aufgestellt worden. Daraufhin weisen augenschein-liche Wortverwandtschaften. Wog. bit 'Wasser’, tsch. büt,nbsp;finn. t?m' (Stamm vete-), estn. mi, md.éed, ung. phryg.nbsp;3ebu 'Wasser’, arm. get 'FluG’, ab. voda 'Wasser’, (gr. ubiup,nbsp;got. watö 'Wasser’, lat. u-n-da 'Welle’ gehören auch dazu); lp.nbsp;namma 'Name’, finn. nimi (Stamm nime-), estn. nimi, syrj.,nbsp;WOtj. Jiim, wog. nüm, ostj.wèwi: ai.ndma n.'Name’, lat. nömen,nbsp;gr. övopa, got. namö, ahd. namo usw.; die Stamme finn. veta-'ziehen’, estn. vena- 'führen, ziehen’, md. vad’a-, ved'a-, tsch.nbsp;büd-, bid- 'führen, tragen’, ung. vüza- (z. B. Infinitiv finn.nbsp;vela, estn. vemma; ung. vdzêr 'Führer’) entsprechen idg. yedh-'führen’, z. B. lit. vedü, ab. vedp, air. fedim 'icb führe’, av.nbsp;vadayeHi 'er führt heim’, ai. vadhüs 'Braut, Frau (Heim-geführte)’. Besonders wichtig sind grammatische Überein-stimmungen. Dem Ablativsuffix finn. -ta, -td, md. -da, -do,nbsp;lp.-da, 4 scheint idg. -d zu entsprechen; s. S. 22; dem Ak-kusativsuffix wog., lp., tsch. -m, finn. -n (aus -m) idg. -m, s.nbsp;S. 22 (auch -rp,, gr. iTÓb-a 'den FuC’ aus 1pod-m [-a aus -rji],nbsp;lat. pedem aus 1ped-m [-ew aus -m]). Wechsel zwischen einemnbsp;«¦ und s-Suffix zeigt finn. Nom. hevonen 'Pferd’, Partitiv hevos-ta 'du cheval’, estn. liobune, Part. hobus4; dies findet sich auchnbsp;idg., z. B. gr. aifév (aiuen-, w-Stamm) 'immer’, und aiéi; odernbsp;aiei (aus 1ai'!}es-i, s-Stamm) 'immer’, wörtlich in Ewigkeit’.

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1

s. S. 18.

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B. Der samojedische Sprachstamm.

Er erstreckt sich über das Küstengebiet des Eismeeres, vom WeiCen Meere bis zur Chatangabucht. Man unter-scheidet fünf Grappen:

1. Das Jurakische auf den Tundern vom WeiCen Meere bis zum Jenissei. 2. Das Jenisseisamojedische am Unterlaufnbsp;des Jenissei. 3. Das Tawgy(ische), östlich von 1. bis zur Chatangabucht. 4. Das Ostjaksamojedische am oberen Ob undnbsp;seinen Nebenflüssen. 5. Das Kamass(in)ische an den nörd-lichen Abhangen des Sajanischen Gebirges, von den Turk-sprachen arg zurückgedrangt.

Die Verwandtschaft des Samojedischen mit dem Finnisch-Ugrischen werde zunachst durch einige Wörter veranschaulicht.

'Fisch’: jur. halea, tawg. kole, jeniss. hare, ostj.-s. AweZe, kamass. kola. Vgl. ung. hal usw. S. 57.

'Auge’: jur. saeu und (dial.) teem, tawg. s'ajme, jeniss. sei, ostj.-s. sai/i, sai, hei, hai, kamass. sima-, dazu ung. sem, ostj.nbsp;sem, sèm, wog. sdm, süm, syrj.s'iw, wotj.s'im, s'in, isch.. sinzü,nbsp;èïn'^za, md. s'el'me, s'elma, dnn. silma, estn. silm, lp. K. catoe,nbsp;cd m, lp. S. caMmë, lp. N. öalabmi.

'Name’: jur. nim, éim, nem, num, tawg. nim, jeniss. nï\ nu\ ostj.-s. nem, nim, nime, éem, nep (mit -p aus -m), kamass.nbsp;nim, dazu finn. nimi usw., s. S. 64.

'hart’: ostj.-s. kom, kam, köm’a, kamass. kom-del'am 'mache hart, harte’ (z. B. Eisen); dazu ung. kernen 'hart, fest’ usw.,nbsp;8. S. 57.

'ich starb’: jur. hd-d-m, tawg. kaam, jeniss. kad^o , kan, ostj.-s. knak, kuatd, kamass. khü-la-m; dazu ung. hal-ni 'sterben’nbsp;usw., s. S. 58.

Aus der Formenlehre können nur ein paar Einzelheiten vorgeführt werden. Mit den vermittelst eines w-Suffixes ge-bildeten Lokativen des Finnisch-Ugrischen vergleiche dienbsp;samojedischen Adverbia 'auf’: jur. réme 'auf’ (Abl. md 'vonnbsp;[oben]’), tawg. nini, nini 'auf’ (Abl. éiia, nita 'von oben her’),nbsp;jeniss. nine 'auf’ (Abl. niro 'von oben’), kamass. ni-gd-n 'oben’nbsp;(Abl. ni-gü^ 'von oben’); 'hinten’: jur. t'ahana 'hinten’ (Abl.nbsp;t'ahad 'von hinten her’), tawg. takanu 'hinten’ (Abl. tdkadanbsp;'von hinten’), jeniss. tehone, tahane 'hinten’ (Abl. tehoro, ia-hado 'von hinten’), ostj.-s. takkan, tagan, t'an 'hinten’ (dernbsp;Abl. lautet gleich), kamass. tak-ka-n 'hinten’ (Abl. tak-ka’’ 'vonnbsp;hinten’). Die Endung des Akkusativs Sing, (auch Plur.) ist -m;nbsp;im Ostj.-S. erscheint neben -m auch -p, das aus -m entstandennbsp;ist; jeniss. ist -m zu -’ geworden. Auch urfinnisch-ugr. ist

Kieckers, Die Sprachstamme der Erde. nbsp;nbsp;nbsp;5

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-m Endung des Akk. (Sing.)) s. S. 64. So z. B. jur. seaim (Nom. seai 'Herz’), tawg. hulam (Nom. Icula 'Rabe’), kamass.nbsp;tagaim (Nom. tagai 'Messer’), ostj.-s. kulem, kulep (Nom. hulenbsp;'Rabe’), jeniss. l'the (Nom. l’ibe 'Adler’). Das aus dem Finnisch-Ugrischen bekannte Pluralzeichen -t ist auch samojedisch;nbsp;jur., tagw., jeniss. ist -t zu ’ entwickelt. Z. B. ostj.-s. Nom.nbsp;Plur. hulet 'Raben’, jur. seai 'Herzen’, tagw. hula' 'Raben’,nbsp;jeniss. l’ihe 'Adler’.

Die Formen des Personalpronomens 'du’ sind ostj.-s. tan, fat (-t aus -n), tawg. tan-nara, jeniss. tod'i (erweiterte Form),nbsp;kamass. than. Vgl. ung. te, ten, wotj. ton usw., S. 58.

Das Samojedische besitzt auch Possessivsuffixe: tawg. kulama 'mein Rabe’, kulara (r aus d) 'dein Rabe’, kiilaiu 'seinnbsp;Rabe’, vgl. mordw. t's'oram 'mein Sohn’, t'sorat 'dein Sohn’,nbsp;t's'orazo 'sein Sohn’ (von t’sora 'Sohn’). Vgl. S. 62.

Der Ausgang -m in der 1, Sing, in den oben genannten Formen jur. had-m 'ich starb’ usw. stimmt zu dem -m dernbsp;S. 63 angeführten finnisch-ugrischen Formen.

Die 3. Plur. unterscheidet sich von der 3. Sing, durch das oben beim Nomen besprochene Pluralzeichen, z. B. jur.nbsp;mada und mada 'er schnitt’: 3. Plur. mada und mada (-’ ausnbsp;¦t), tawg. mate’a 'er schnitt’: 3. Plur. mata (kontrahiert), jeniss.nbsp;moia 'er schnitt’; 3. Plur. moia. Vgl. S. 63.*

Fünfter Abschnitt.

Der altaische Sprachstamm.

Er gliedert sich in fünf Unterabteilungen;

I. Die Turksprachen. Sie zerfallen in vier Dialekt-gruppen. 1. Die westlichen Dialekte. Dazu gehören a) das dialektisch geteilte Kirgisische, in den ausgedehnten Steppennbsp;vom Kaspischen Meer und der Wolga (Wolga-Kirgisisch) bisnbsp;zum Altai-Gebirge, b) das Baschkirische im südlichen Ural,nbsp;c das Tschuwaschische an der Wolga, d) die Irtysch-Dialektenbsp;am Irtysch (Tobolsk). 2. Die südlichen Dialekte. a) Dasnbsp;Osmanische in Kleinasien (mit Konstantinopel) und Europa,nbsp;vielfach unwissenschaftlich einfach Türkisch genannt, h) Turk-menisch, östlich vom Kaspischen Meere und südlich vomnbsp;Oxus, c) Aserbeidschanisch in Nordpersien und einem Teilnbsp;von Kaukasien, d) Anatolisch. 3. Die Zentraldialekte. a) Dienbsp;Kaschgar-Dialekte (am Kaschgar-FluC), b) die Yarkend-Dia-lekte (am Jarkend-FluC), c) Tarantschi, d) Sartisch, e) Üzbe-

1 S. zu diesem Abschnitt FuÊnote S. 7.5.

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kisch (Oesbegisch) vom Kaspischen Meer bis zur chinesischen Tartarei. 4. Die östlichen Dialekte. a) Das Altai-Türkische,nbsp;b) das Baraba zwischen Irtysch und Ob, c) die Abakan-Dia-lekte (z. B. das Koïbal an beiden Seiten des oberen Jenissei),nbsp;d) Sojonisch zwischen dem Sajanischen Gebirge und demnbsp;Altai- und Changaigebirge sowie den Flüssen Jas und Basch-kus, e) Karagassisch an der Uda, f) Uigurisch an den süd-lichen Auslaufern des Thien-schan, g) Jakutisch in den nord-östlichen Teilen Sibiriens, besonders an beiden Ufern dernbsp;Lena und östlich davon an den Flüssen Jana, Indigirka undnbsp;Kolyma (s. aber auch II1), h) das ausgestorbene Köktürkischenbsp;am Flusse Orchon südlich des Baikalsees, dessen Inschriftennbsp;aus dem 8. Jahrhundert stammen.

Hervorgehoben sei, daS das Jakutische in manchen Erscheinungen dieselben Neuerungen aufweist wie das Tschuwaschische.

II. Die mon’golischen Sprachen. 1. Das Jakutische, das bereits unter I, 4g erwahnt ist, wird vielfach hier-her gestellt. 2. Das Westmongolische oder Kalmükischenbsp;in der Dsungarei, dem östlichen Teile des Thien-schan, amnbsp;Südrande der Wüste Gobi, am Kökö-nor, in der chinesischennbsp;Provinz Kan-su, ferner am Altai, an der Wolga besondersnbsp;nordwestlich von Astrachan und noch in einzelnen Teilennbsp;der Kirgisischen Steppe. 3. Das Nordmongolische oder Bur-jatische im südlichen Teile des Gouvernements Irkutsk umnbsp;den Baikalsee herum. 4. Das Ostmongolische. Es gliedertnbsp;sich in a) das Chalcha-Mongolische nördlich von der Wüstenbsp;Gobi zwischen dem Altaigebirge und der Mandschurei, b) dasnbsp;Schara-Mongolische langs der chinesischen Mauer, c) dasnbsp;Tangut-Mongolische in Tangut und im nordöstlichen Tibet.

Zu 2., dem Westmongolischen, darf man auch das Afghanistan-Mongolische stellen, d. h. den Dialekt der Aimak und Hasara zwischen Herat und Kabul, der vom Persischen stark beeinfluÊt ist und von ihmnbsp;immer mehr ausgerottet wird.

III. Die Mandschusprachen. Man unterscheidet

1. nbsp;nbsp;nbsp;das eigentliche Mandschu (besonders in der Mandschurei),

2. nbsp;nbsp;nbsp;das Tungusische, östlich vom Jenissei an beiden Laufennbsp;der Tunguska, südlich von der Lena bis zum Ochotskischennbsp;und Japanischen Meer. Es zerfallt in mehrere Dialekte (z. B.nbsp;im östl. Sibirien, östl. und nördl. der Mandschurei: Orotsch,nbsp;Kile, Oltscha, oder Mangun, Lamut, Orotschon; Oroq aufnbsp;Sachalin; Jenissei-Tungusisch und Tschapogir [dies zwischennbsp;der Mittleren und Unteren Tunguska]; Schiba im Ili-Tal annbsp;der russisch-chinesischen Grenze).

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IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Japanisohe, dessen Literatur im 8. undnbsp;9. Jahrh. n. Chr. beginnt.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Korean!sche auf der Halbinsel Korea.

Die Zugehörigkeit des Japanischen und Koreanischen zum Altaischen kann noch nicht als sicher feststehend geiten.nbsp;Andrerseits wird von namhaften Forschern auch das gleichnbsp;zu besprechende Aleutische und das Eskimo als VI. Gruppenbsp;dem Altaischen zugesellt. Die uralischen und die altaischennbsp;Sprachen werden von vielen zu einem ural-altaischen Sprach-stamm zusammengefafit. Doch ist die innere Verwandtschaftnbsp;dieser beiden Sprachstamme noch nicht genügend erwiesen.

Zu I—III seien einige Bemerkungen gemacht. Die Turksprachen, die mongolischen und die Mandschusprachennbsp;besitzen kein grammatisches Geschlecht. Sie weisen nur zweinbsp;Kumeri, Singular und Plural, auf. Die Sprachen besitzennbsp;Suffixe, nicht Prafixe oder Infixe (die ft^'ch das Finnisch-ugrische nicht kennt). Phonetisch ist schon bei dennbsp;finnisch-ugrischen Sprachen erwahnte Vokalharmonie be-achtenswert. In einem osmaniscben (türkischen) Worte könnennbsp;ursprünglich entweder bloC die hinteren Vokale a, o, u, y, odernbsp;die vorderen e, ö, ü, i vorkommen. Im lebendigen Systemnbsp;besitzt das Osmanische 6 Kasus; ev 'Haus’ und gas'Vogel’nbsp;seien durchdekliniert. Nom. ev, qus, Akk. m', qusu, Gen.nbsp;evin, qusun, Dat. eve, quèa. Lok. evda 'in dem Hause’, qustanbsp;{-ta aus -da nach stimmlosem s), Abl. evden 'von dem Hause’,nbsp;qustan (aus -dan)^. Der Plural wird rnit -Ier, -lar gebildet,nbsp;evler 'Hauser’, quslar 'Vogel’ (Akk. evleri, quslary. Gen. evlerin,nbsp;quslaryn, Dat. evlere, quslara. Lok. evlerde, quslarda, Abl. ev-lerden, quslardan). Ursprünglich besaCen Ablativ und Lokativnbsp;ein und dieselbe Form, wie die köktürkischen Inschriftennbsp;lehren. Zur Veranschaulichung der Possessivsuffixe bildennbsp;wir 'mein, dein, sein, unser, euer, ihr Haus’: evim, evin, evi,nbsp;evimiz, eviniz, evleri und evi. Entsprechend 'mein Vogel’ usw.:nbsp;qusum, qusun, qusu, qusumuz, qusunuz quslary und qusu (imnbsp;Plur. evlerim, quslarym 'meine Hauser, meine Vogel’ usw.,nbsp;nur in der 3. Person Plur. evleri, quslary 'ihre Hauser, ihrenbsp;Vogel’). Von den Suffixen seien folgende denominale Suffixenbsp;genannt, d. h. Suffixe, die von Nomina neue Nomina bilden:nbsp;-gy, -gi, -gu, -gü (nach der Vokalharmonie), z. B. tütun 'Tabak’:nbsp;tütüngü 'Tabakshandler’; -gyq, -gik, -guq, -gük, -gaq, -gek, diesnbsp;bildet Verkleinerungswörter; o^lan 'Knabe’: oglangyq 'Knab-

* Der Ton ruht meistens auf der Endsilbe, Abweichungen sind gekennzeichnet.

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lein’^; ebenso -gygyz, -gijiz, -guguz, -güjüz, -^a^yz, -^ejiz, z. B. köj quot;Dorf: köj^üjüz 'kleines Dorf’. -das: jol 'Weg*: joldasnbsp;'Reisegefahrte’. -lyq, -lik, -luq, -lük, güzel 'schön’: güzelliknbsp;'Schönheit’, gege 'Nacht’; ge^elik 'Schlafrock’. Deverbalenbsp;Suffixe, d. h. solche, die Nomina von Verbalstammen ab-leiten, sind z. B. -g. -d; -gyè und -gec', -y, -i, -u, -ü; -k, -q;nbsp;-qy, -ki, -qu, -kü bzw. -gy, -pi usw. und -jp usw.; -m; -ma, -me-,nbsp;-yn, -in, -un, -iin-, -sy, -si, -stt, -sü; -ys, -is usw.; -jys, -jis usw.;nbsp;-t; -ty, -ti, -iu, -tü. Z. B. seving 'Freude’ (sevin- 'sich freuen’),nbsp;sMzpec'Seiher’ (smz-'seihen’), jazp'Schreiben’ (jaz- 'schreiben’),nbsp;qonaq 'Absteigequartier’ (goM- 'sich niederlassen’), sevgi 'Liebe’nbsp;(sev- 'lieben’), jem 'Futter’ (je- 'essen’), gelme 'Kommen’ (gel-'kommen’), tütün 'Rauch’ (tüt- 'rauchen’), jatsy 'Zeit desnbsp;Schlafengehens’ (jat- 'sich hinlegen’), sevis 'Liebe’ (sev- 'lieben’),nbsp;öjüt 'Rat’ (öj- 'loben’) usw. Bemerkt sei noch, dafi die Suffixenbsp;-ga, -ge; -gaq, -gek, -gik, -gyq, -guq, -gük-, -gyl, -gil, -gul, -gül-,nbsp;-ki, -qy, -qu, -kü-, -ly, -li, -lu, -lü', -msy, -msi; -sy, -si; -syz,nbsp;-siz, -suz, -siiz von Nomina Adjektiva bilden; z. B. turknbsp;'Türke’; türkce {-ce aus -ge nach stimmlosem k) 'türkisch’,nbsp;tuz 'Salz’: tuzlu 'salzig’ usw.

Beim Interrogativpronomen wird Persönliches und Siich-liches unterschieden: kim 'wer?’, ne 'was?’

Beim Verbum gibt es Suffixe, die denominative Verba bilden, fern er solche, die deverbale (von Verben abgeleitete)nbsp;Verba bilden. Sie sind zum Teil identisch. Die letzte Gruppenbsp;raag durch ein Beispiel veranschaulicht werden. Von sev-mek lieben’ (-mek bzw. -maq ist Infinitivsuffix): sev-dir-méknbsp;'lieben machen’ (kausativ), sev-is-mek 'einander lieben’ (rezi-prok), sev-in-mek 'für sich lieben = gerne haben, sich freuennbsp;fiber’ (reflexiv), sev-il-mek 'geliebt werden’ (piassiv). Es gibtnbsp;eine besondere Form ffir das negative Verb : sév-me mek 'nichtnbsp;lieben’, ferner für die Unfahigkeit oder Unmöglichkeit: sev-éme mek 'nicht lieben können’. Kombinationen der Suffixenbsp;sind möglich: sev-il-éme-mek 'nicht geliebt werden können’,nbsp;sev-ü-dir-mek 'bewirken, daC einer geliebt wird’, sev-il-dir-éme-mek 'nicht bewirken können, daC einer geliebt wird’ usw.

Das türkische Verb besitzt fönf Modi: den Indikativ, den Imperativ (wie in andern Sprachstammen in der 2 Sing,nbsp;gleich dem reinen Stamm sev 'liebe’!), den Necessitativusnbsp;(sev-meli oder mit dem Verbum substantivum sevmeli-dir 'ernbsp;mufi lieben’), den Optativ (sev-é 'er soil, möge lieben’), dennbsp;Conditionalis irrealis (sev-sé 'wenn er liebte’). Besonders reichnbsp;ist das 'Tempus’system entwickelt; namentlich gibt es einenbsp;grofie Zahl zusammengesetzter oder umschriebener Formen.

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Wir erwahnen hier nur: das Prasens sev-ijor 'er liebt’ (jetzt, in diesem Augenblick), den Aorist sev-ér 'er Hebt, wird lieben,nbsp;pflegt zu lieben’, das Prateritum definitum sev-M 'er bat ge-liebt’ (wie er aus eigener Erfahrung weiC), das Prateritumnbsp;indefinitum sev-mis 'er bat geliebt’ (wie man sagt), das Puturnbsp;sev-egek 'er wird lieben’. Das Verb besitzt sechs Personen;nbsp;der Aorist lautet so: Sing. 1. sevér-im, 2. sevér-sin, 3. sevér,nbsp;Plur. 1. sevériz, 2. sevérsiniz, 3. severlér. Die 3. Sing, ist nichtsnbsp;anderes als ein Partizip 'liebend’; severler also wörtlichnbsp;'liebende’, vgl. die entsprecbenden Personen des finnisch-ugrischen Verbs S. 63, s. auch S. 48, 66 und 73.

Das Japanische kennt keinen grammatischen Genus-unterschied. Beim Interrogativpronomen wird Persönliches und Sachliches unterschieden: dare, donata 'wer?’, nani, nannbsp;'was?’ (auch beim Indefinitum). Das Nomen ist unverander-lich; die syntaktischen (kasuellen) Beziehungen werden durchnbsp;Partikeln ausgedrückt. Z. B. fude 'Pinsel’: fude no saki 'dienbsp;Spitze des Pinsels’ {no 'Geniliv’-Partikel; wörtlich 'des Pinselsnbsp;Spitze’), fude wo arau 'den Pinsel waschen’ {loo bezeichnet dasnbsp;'direkte’ Objekt bei transitiven Verben), hito wo hito ni ama-saru 'einen einem vorstellen’ {ni drückt verschiedene lokalenbsp;Beziehungen aus), fude de Tcaku 'mit einem Pinsel schreiben’nbsp;{de bezeichnet bier das instrumentale Verhaltnis, es kannnbsp;auch das lokative ausdrücken: shosai de kakimono wo surunbsp;'im Studierzimmer [ein Schriftstück machen =] schreiben’).nbsp;Singular und Plural werden formal nicht unterschieden: fudenbsp;bedeutet auch pluralisch 'Pinsel’. Doch gibt es Plural-suffixe; bei Personen z. B. -domo, -shu oder -tachi', shosheinbsp;'Diener’: Plur. shosheidomo, hito 'Mensch’: hitolachi 'Menschen’.nbsp;Aber hodomo, Plural von ko, bedeutet 'Kinder’ und singula-risch'Kind’, tomodachi. Plural von tomo, 'Freunde’ und'Preund’.nbsp;Man bildet dann auch einen Plural kodomoshu 'Kinder’ (auchnbsp;kodomo-ra). Auch ist die uralte Weise, den Plural durchnbsp;Verdoppelung zu bilden, möglich: hitohito 'Menschen’ ih aus h).nbsp;Bei den Adjektiven gibt es Formen auf -i und solche ohnenbsp;-i‘fsamu-i 'kalt’ (vgl. samu-ku 'kalt’ Adverb, samu-sa 'Kalte’).nbsp;Die ohne -i sind meist chinesiachen ürsprungs. Die Formnbsp;auf -i ist eigentlich ein intransitives Verb. Eine Gruppenbsp;von Adjektiven hat die Partikel na nach sich: hurei na 'un-höflich, grob’, kirei na 'hübsch’, rikö na 'klug’. Dieses nanbsp;ist aus naru 'sein, werden’ verkürzt, so daC wieder eine verbale Ausdrucksweise zugrunde liegt. Reich ist die Adverbial-bildung entwickelt; 1. Es besteht eine Bildung auf -ku, dasnbsp;an die Stelle von -i tritt; hayai 'schnell’ Adjektiv; Adverb

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haya-ku, s. oben. 2. Für die Partikel -na der Adjektiva tritt -ni (s. oben) ein: burei ni 'auf unhöfliche, grobe Weise’. 3. Adverbia, die auf die Partikel -to ausgehen, welche mit demnbsp;Vorhergehenden untrennbar verschmolzen ist: kitto 'sicher’,nbsp;zutto 'geradeausk 4. Durch Verdoppelung gebildete Adverbia;nbsp;tabi 'Mai’: tabitabi 'oftmals’; tsuki 'Monat’: tsukizuki 'jedennbsp;Monat’. Die Verdoppelung drückt den pluralischen odernbsp;distributiven Begriff aus. 5. Lautmalende Adverbia, teils mit,nbsp;teile ohne Partikel to: chokochoko 'in Eile’, sorosoro to 'sachte,nbsp;angsam’, auch mit der Partikel ni, wie sokosoko ni 'hastig’.nbsp;6. Das Gerundium (auch Subordinationsform genannt) desnbsp;Verbs wird adverbiell gebraucht: hajime te 'zuerst’ von haji-meru 'anfangen’ (trans.).

Vom Verbum heben wir folgeude Bildungen hervor; Ein Passivum, z. B. von mats’ (aus matsu) '(er)warten’ matarerunbsp;'erwartet werden’. Das Bildungselement enthalt arw 'sein’nbsp;und eru 'erlangen, bekommen’, matareru bedeutet also eigent-lich etwa 'Erwartet = sein = bekommen’.^ Ein Kausativ:nbsp;mataseru '(er)warten lassen, machen’. Vom Kausativ kannnbsp;auch ein Passiv gebildet werden: maiaser-areru 'zum Wartennbsp;veranlaöt werden’. Ein Desiderativum auf -tai: von nomunbsp;'trinken’ nomi-tai 'zu trinken wünschen’. Personen und Numerinbsp;werden an der Verbalform nicht unterschieden; kaku heiCtnbsp;'ich schreibe, du schieibst, er schreibt, wir schreiben’ usw.nbsp;Dieses einfache Prasens ist aber nur in familiarer Sprachenbsp;und in der Unterhaltung mit Untergebenen üblich, Sonstnbsp;wendet man die sog. Höflichkeitsformen mit dem nicht mehrnbsp;selbstandigen Hilfsverb mas’ an. Derartige Bildungen sind:nbsp;Prasens kaki-mas’ 'ich schreibe’ usw., Prateritum kakimash’tanbsp;'ich schrieb’. Futurum I kakimasho 'ich werde schreiben’,nbsp;Futurum II kakimash’tarö 'ich werde (wohl) geschrieben haben’,nbsp;Konditionalis I kakimasureba 'wenn ich schreibe, schriebe’,nbsp;Konditionalis II kakimash’taraCba) 'wenn ich schriebe, geschrieben hatte’. Dazu gibt es zahlreiche, durch Umschrei-bung gebildete Formen. Das negative Verb in der Hoflich-keitsform lautet kakimasen 'ich schreibe nicht, du schreibstnbsp;nicht’ usw.. Prater, kakimasen desk’ta usw. Der Imperativ innbsp;der Höflichkeitsform lautet kaki-mase oder kaki-mashi, prohi-bitiv kaki-masuna oder -masuruna.

* Dieselbe Form hat auch die aktive Bedeutung '(er)warten können’.

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Sechster Abschnitt.

Die Eskimo-Sprachen.

Sie zerfallen in zwei Gruppen: 1. Das Alëutische, II. Das eigentliche Eskimo.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das in mehrere Dialekte zerfallende Alëutischenbsp;herrscht auf den Alëuten, und ostwarts noch auf der auCerstennbsp;Westecke der Halbinsel Alaska.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das eigentliche Eskimo erstreckt sich ühernbsp;Grönland, einen groBen Teil von Asien und Amerika, wobeinbsp;hervorgehoben sein mag, daC die Eskimo in Asien in ver-haltnismaCig junger Zeit aus Amerika eingewandert sind.nbsp;Das eigentliche Eskimo zerfallt in drei Gruppen. 1. Dienbsp;östliche Gruppe. Diese wird von dem mundartlich gespaltenennbsp;Grönlandischen gebildet. Aus dem Labradorischen, einemnbsp;südlichen Dialekt (Nordamerika), hat sich die literarischenbsp;Sprache entwickelt. 2. Die zentrale Gruppe, an der West-küste der Hudson-Bai, auf der Insel Southampton, auf dennbsp;Halbinseln Melville und Boothia, in einem Teile des Baffin-landes. 3. Die westliche Gruppe. Dazu gehören die Mund-arten auf der Insel Kadiak, an der Bristol-Bai, an dernbsp;Mündung des Flusses Yukon, am Norton Sound und Kotzebue Sound, am Kap Barrow und an der Mündung desnbsp;Mackenzie.

Schon wiederholt ist ein (entfernterer) verwandtschaft-licher Zusammenhang der Eskimo-Sprachen mit dem (ural-) altaïschen Sprachstamme behauptet worden; doch kann diesernbsp;noch nicht als feststehend angesehen werden.

Einen grammatischen Genusunterschied besitzt das Grön-landische nicht. Beim Interrogativ wird Persönliches und Sachliches geschieden; kina 'wer?’, suna 'was?’ Es existierennbsp;drei Numeri: Singular, Dual, Plural. In der Deklinationnbsp;sind zwei (grammatische) Kasus besonders wichtig. Der einenbsp;ist der Absolutivus, welcher unserem Nominativ nahestehennbsp;dürfte, der andere ist etwa als Genitiv zu bezeichnen. Beimnbsp;Nomen sind sie nur im Singular geschieden; z. B. Sing.nbsp;Absolutivus nuna 'Land’, Gen. nuna-p, Dual in beiden Fallennbsp;nma-k, Plur. nuna-t. AuCerdem existieren fünf (lokale) Kasus,nbsp;die mit Suffixen gebildet sind, namlich: Lokativ nma-menbsp;'im Lande’, Ablativ nuna-mit 'vom Lande’, Terminativ nuna-mut 'zum Lande, ans Land’, Vialis (oder Prosekutiv) nunak-kut 'über Land’, Modalis nuna-mik 'mit dem Lande’. Bei-spielshalber lauten die Pluralformen: Lok. nuna-ne, Abl. nuna-nii, Term. nuna-nut, Vialis nuna-ti^ut, Modalis nuna-nit.

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Die Sprache besitzt Possessivsuffixe für alle drei Numeri. Von ike (aus *iki) 'Verletzung, Wunde’ (so der Absolutiv;nbsp;Genitiv: iki-p) lautet der Absolutiv mit Suffixen: iki-ganbsp;'meine Wunde’, iki-t 'deine Wunde’, iki-a 'seine, ihre (fem,nbsp;singul.) Wunde’, lat. eius vulnus, reflexiv iki ne = lat. suvmnbsp;vulms, ike-pput 'unsere Wunde’, ike-pse 'eure Wunde’, iki-atnbsp;'ihre (plural.) Wunde’, lat. eorum, earum vulnus, reflexiv ikep-tik. Vom Gen. iki-p lauten die entsprechenden Formen iki-ma, iki-wit, iki-ata, iki-me, iki-wta, iki-wse, iki-ata, iki-mik.nbsp;Vom Plur. iki-t' Wunden’ lautet der Absolutiv 'meine Wunden’nbsp;iki-kka (aus *iki-t-ka), der Gen. ikima] iiti-fi’t'deine Wunden’,nbsp;Gen. iki-wit', 'unsere Wunden’ iki-wut, Gen. iki-wta, 'eurenbsp;Wunden’ iki-se, Gen. iki-wse usw. Die Suffixe der 'lokalen’nbsp;Kasus (s. oben) treten binter das Possessivsuffix: nuna-wnenbsp;'in meinem Land’ (-w- = 'mein’) und 'in meinen Landern’,nbsp;nuna-wnit 'von meinem Land, von meinen Landern’, nuna-wkut 'fiber mein Land, fiber meine Lander’, nuna-wtine 'innbsp;unserm Land, in unsern Landern’, nuna-wsinut 'zu euremnbsp;Lande, zu euren Landern’ usw.

Das objektlose Verbum 'ich bore, du horst’ usw. geht so durch: Sing. 1. tusarppu-wa, 2. tusappu-tit, 3. tusappo-q, Plur.

1. tusappu-gut, 2. tusappu-se, 2gt;. tusappu-t. Dual tusappu-guk,

2. nbsp;nbsp;nbsp;tusappu-tik, 3. tusappu-k. Die 3. Sing, tusappo-q ist ein Ver-balnomen 'horend’; die 3. Plur. tusappu-t verhalt sich zunbsp;tusappo-q wie der Plural ukiu-t zum Sing, ukio-q 'der Winter’.nbsp;Die Ausgange der fibrigen Formen sind Possessivsuffixe.nbsp;Mit tusappu-wa, das zunachst 'Horen mein(er)’ bedeutet, vgl.nbsp;uwa-m 'meiner’, worth 'Hier — meiner’, dann auch 'ich’, mitnbsp;tusappu-gut vgl. uwa-jut 'unser, wir’, mit tusappu-se dasnbsp;Pronomen ili-wse 'euer, ihr’, also wird tusappu-se wohl ffirnbsp;*tusappu-wse (mit Schwund des w nach u) stehen. In tusappu-tit 'du horst’ gegenfiber iwAi-t 'deiner, du’ (wortlich 'Dort —nbsp;deiner’) ist das Suffix -t vielleicht analogisch um -it er-weitert, etwa nach tusappi-t 'horst du?’ Wegen der letztennbsp;Form sei bemerkt, daC das Grönlandische in den zweitennbsp;und dritten Personen einen besonderen Ausdruck ffir dienbsp;Frageform hat, den sog. Interrogativ: tusapp-a 'hort er?’;nbsp;2. Plur. tusappi-se, 3. tusapp-at. Ferner existiert ein Optativ-Imperativ: Sing. 1. tusapAa-iaa, 2. tusap-it 'höre’I, 3. tusapA-e,nbsp;Plur. 1. tusapAa-ta, 2. tusapit-se, 3. tusapAi-t; ein Subjunktivnbsp;Sing. 1. tusapu-ma 'wenn ich hörte’, 2. tusapu-wit, 3. tusapp-atnbsp;(wegen des -at vgl. kisi-at 'seiner allein’, wörtlich 'Allein —nbsp;seiner’) und tusapu-ne, Plur. 1. tusapu-wta, 2. tusapu-wse, 3. tu-sapp-ata und tusapunik-, ein Konjunktiv: Sing. 1. tusapa-ma

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'als ich hörte’, 2. tusapa-wit, 3. tusapm-at und tusapa-me, Plur. 1. tusapa-wta, 2. tusapa-wse, 3. tusapm-ata, und tusapa-mik.nbsp;Auch der 'Infinitiv’ weist Possessivsuffixe auf; Sing. 1. tu-sapAu-ida 'bei meinem Horen’, wahrend ich höre’, 2. tusapAu-tit,nbsp;3. tusapAu-ne, Plur. 1. tusapAu-ta, 2. tusapAu-se, 3. tusapAu-tik.

Für das negative Verb besteht eine mit einem besonderen Suffix gebildete Form; z. B. atoppo-q 'er gebraucht’, atwamlaq 'er gebraucht nicht’.

lm Grönlandischen existieren Objektkonjugationen; vgl. über das üngarische S. 63 f. So z. B, tusapp-a-pa 'ich hörenbsp;ihn’ (-a = 'sein’, -pa = 'mein’, vgl. qarsso-pa 'mein Pfeil’ vonnbsp;qarssoq 'Pfeil’), tusapp-a-pput 'wir hören ihn’, tusapp-a-se 'ihrnbsp;hort ihn’, tusappa (aus tusapp-a-a) 'er hort ihn’. Beachtens-wert sind Formen wie tusapp-ak-ka 'ich höre sie’, worin -dk-kanbsp;aus *-at-ka entstanden ist: tusappakka ist also ursprünglichnbsp;'Hören — deren — mein’; vgl. oben iki-at '^vulnus eorurn undnbsp;wegen des A:-^a vgl.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'meine Wunden’. Weiter tusapp-

atit 'du hörst sie’, tusapp-awut 'wir hören sie’, tusapp-ase 'ihr hört sie’, {tusapp ai 'er hört sie’, tusapp-ait 'sie hören sie’).nbsp;Richten wir schliefilich noch unser Augenmerk auf einennbsp;dritten Typus! In tusapp-a-wsi-ida 'ihr hört mich’ sind dreinbsp;Possessivsuffixe enthalten; aber das erste, -a-, das Suffix dernbsp;3. Sing., ist bedeutungslos; es ist gleichsam mit dem Verbal-stamm verschmolzen; in -wsi- haben wir die lautlich alterenbsp;Form des oben genannten Suffixes -wse vor uns, da -i imnbsp;Auslaut zu -e wird (wie -m zu -o). So auch noch tusapp-a-losi-gut 'ihr hört uns’.

Ein Tempussystem fehlt dem Grönlandischen; tusappu-m bedeutet auch 'ich hörte’.

'Der Hund sieht ihn’ heiOt qimmip takuwa (aus *takuw-a-a); darin ist qimmip 'Genitiv’ zum Absolutiv qimmeq 'Hund’. Ursprünglich bedeutete das Satzchen also etwanbsp;'(des) Hundes Sehen — dessen — dessen’. 'Er sieht dennbsp;Hund’ ist qimmeq takuwa] zunachst 'Hund: Sehen — dessennbsp;dessen’. 'Der Hund sieht die Frau’ lautet qimmip apnaqnbsp;takuwa] ursprünglich 'des Hundes ('Genitiv’) Frau (Absolutiv)nbsp;Sehen — deren (der Frau) — dessen (des Hundes)’. 'Dienbsp;Frau sieht den Hund’ lautet apnap qimmeq takuwa] wörtlichnbsp;'der Frau ('Genitiv’) Hund (Absolutiv) Sehen — dessen (desnbsp;Hundes) — deren (der Frau)’. Der Agens erscheint also innbsp;dem Kasus, den wir oben als eine Art Genitiv bezeichnetnbsp;haben.

Überaus reich ist das Grönlandische an Suffixen; und die Haufung von Suffixen gibt dem Grönlandischen sein

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charakteristisches Geprage. Ein grönlandisches Wort muC in unserer Sprache sehr oft durch einen Satz wiedergegebennbsp;werden. Zu aulisappoq 'er fischt’ gehort das mit dem Nominanbsp;instrument! bildenden Suffix -ut geschatfene a^lisa-ut 'Pisch-Werkzeug = Fischschnur’, davon aulisa-utiss aq 'Pisch-Werk-zeug-Geeignetes = was zu einer Pischschnur geeignet ist’,nbsp;davon aulisa-ut-iss'^apsiwu-m 'Fisch-Werkzeug-Geeignetes-Er-langung meine = ich verschaffe mir etwas zu einer Fisch-schnur Geeignetes’, hiervon noch ay-lisa-ut-iss'ap-si-niappwaanbsp;'ich suche mir etwas zu einer Pischschnur Geeignetes zunbsp;verschaffen, ich hatte gern etwas, was zu einer Pischschnurnbsp;geeignet ist’. Von saAAutvoq 'er lügt’ kommen saAAu-tóqnbsp;'Lügner’, mAAutö-qaoq 'groCer Lügner’, ferner saAAu-yuma-woqnbsp;er will lügen’, saAAu-yuma-AAeppoq 'er kommt dazu, lügennbsp;zu wollen’, saAAu yuma-AAep-ame 'als er dazu kam, lügen zunbsp;wollen’, saAAu-yuma-AAepm-ame 'so oft (-m-) er dazu kam,nbsp;lügen zu wollen, so oft er Lust zum Lügen verspürte’.^

Siebenter Abschnitt.

Der kaukasische Sprachstamm.

Der kaukasische Sprachstamm zerfallt in zwei groBe Gruppen, das Nordkaukasische und das Südkaukasische.

A. Das Nordkaukasische. Es gliedert sich in:

1. Die nordwestliche Gruppe. Dazu gehören 1. Das Adigeïsche. Dies teilt man in a) Kabardinisch am Terek-flusse zwischen den Bergen Elbrus und Kasbek, b) Tscher-kessisch. Es wurde einst in der ganzen Steppe südlich vomnbsp;Plusse Kuban gesprochen, jetzt nur noch in einigen 20 Dörfernnbsp;im Kaukasus, da der gröfite Teil der Tscherkessen nach dernbsp;Eroberung des Kaukasus durch die Russen nach Kleinasiennbsp;und Syrien auswanderte. 2. Das Ubychische. Es wurdenbsp;einst am Ufer des Schwarzen Meeres, zwischen den Flüssennbsp;Chakhe und Chatche gesprochen und ist sehr wenig bekannt.nbsp;Die IJbychen wanderten in die Türkei aus und nahmen dienbsp;türkische Sprache an. 3. Das mehrere Dialekte umfassendenbsp;Abchasische am Ufer des Schwarzen Meeres zwischen den

* Herrn Prof. Dr. W. Thalbitzer in Kopenhagen habe ich für die freundliche Durchsicht dieser kleinen grönlandischen Skizze zu danken,nbsp;ebenso meinem hiesigen Kollegen und Freunde Prof. Dr. Jul. Mark fürnbsp;die Durchsicht der flnnisch-ugrischen und samojedischen Skizze.

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Flüssen Chatche und Ingur und im Hinterlande, auch in einigen Dörfern an den Flüssen Kuban und Kuma.

II. Die östliche oder tschetschenolesgische Gruppe. 1. Die nordöstlichen Sprachen. a) Das Tschetschenische, in dernbsp;Gegend des Terekflusses in den Distrikten Grozny, Wedeno,nbsp;Chassav-Jurt; b) Das Inguschische in der Umgebung vonnbsp;Wladikawkas; c) Das Batsische, früber (Tschetscbenisch-)nbsp;Thuscbisch genannt, im Distrikt Telav in Georgian. 2. Dienbsp;südöstlichen Sprachen. a) Avarisch in den Distrikten Gunibnbsp;und Avar (in Daghestan) und im Norden des Distriktes Za-kataly; b) das Didoïsche und Andische im Distrikt Audi;

c) nbsp;nbsp;nbsp;das Lakische oder Kasikumükische in Zentral-Daghestan;

d) nbsp;nbsp;nbsp;die Dargwa-Dialekte im Distrikt Dargi und im Nordwestennbsp;des Distriktes Kaïtagotabassaran in Ost-Daghestan (besondersnbsp;Hürkanisch oder besser Chürkilisch und das Kubatschi);

e) nbsp;nbsp;nbsp;die küriniscben Mundarten: a) das Khüri oder eigentlichenbsp;Kürinische und das Achti im östlichen Teile des Distriktesnbsp;Samur, im Osten des Distrikts Khüri und im Norden desnbsp;Distriktes Kuba (im Gouvernement Baku), und das Agul(i-sche) am oberen Laufe des GüJghary-tschaï und seinesnbsp;Nebenflusses Kurakh-tschaï sowie das Thabassaranische imnbsp;Rübas-tschai-Becken, p) das Buduch und das Dschek amnbsp;Fufie des Schachdagh und in einigen Dörfern am Ufer desnbsp;Kaspischen Meeres, y) das Rutul(ische) im Distrikt Samur west-lich vom Khüri, ö) das Tshachur(ische) im gleichen Distriktnbsp;westlich vom Rutul sowie in einigen Dörfern des Distriktesnbsp;Zakataly; f) das Artschinische im Dorfe Artscbi am Flussenbsp;Khotar; g) das Udische in zwei Dörfern des Distriktes Nukhanbsp;im Gouvernement Elisavetpol; h) das Chinalug(ische) imnbsp;Dorfe Chinalugh am FuCe des Schachdagh.

B. Das Südkaukasische (oder Khartvelische). I. Geor-gisch oder Grusinisch im Gouvernement Tiflis. Es ist die einzige Kultursprache des kaukasischen Sprachstammes undnbsp;besitzt eine selbstandige, bis ins fünfte (?) nachchristlichenbsp;Jahrhundert zurückreicbende Literatur. In naherer Beziehungnbsp;zu ihm stehen mehrere Dialekte, das Imerische im östlichennbsp;Teil des Gouvernements Kutais, das im Distrikt Osurgeti innbsp;demselben Gouvernement, zum Teil auch in den Distriktennbsp;Batum und Artwin gesprochene Gurische, das Mthiulischenbsp;im Distrikt Gori des Gouvernements Tiflis, das Chewsurische,nbsp;Pschavische und Thuschische in den Bergen des georgischennbsp;Gebiets und das Ingiloïsche östlich von Tiflis. II. Dasnbsp;Mingrelische im Gouvernement Kutais bis nach Batum.nbsp;III. Das Basische auf dem angrenzenden kleinasiatischen

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Gebiet. IV. Das Svanische oder Svanetische im nordwest-lichen Hochland des südlichen Kaukasus.

Bei der Einteilung der kaukasischen Sprachen geht neuerdings der sowjetrussische Forscher Marr von einem phonetiscben Gesichts-punkt aus. Er unterscheidet eine Sibilanten-Gruppe, die im all-gemeinen dem Südkaukasischen entspricbt (s Gruppe: Georgisch, s-Gruppe:nbsp;Mingreliscb, Lasiscb), und eine Spirantengruppe, die im Grofien undnbsp;Ganzen durch das Nordkaukasische gebildet wird. Drittens kamennbsp;noch Mischsprachen in Betracht, zu denen das Abchasische und Svanischenbsp;gehören. Das ist sehr problematisch. Aber wenn dieser Gelehrte weiter-hin zur Lösung der komplizierten linguistischen Probleme von viernbsp;Primitivstammen SAB (SAL), BER, YON, ROS ausgeht, mit derennbsp;Hilfe er aller Schwierigkeiten Herr zu werden glaubt, so ontspringt diesenbsp;Idee offenbar dem Nivellierungsprinzip seiner kommunistischen Ge-sinnung; mit Sprachwissenschaft hat dies Verfahren nichts mehr zu tun.

Von der Rekonstruktion einer Grundsprache, wie sie etwa in groCen Zügen für die indogermanischen Sprachen erschlossennbsp;worden ist, ist die kaukasische Sprachforschung infolge dernbsp;groCen Schwierigkeiten noch weit entfernt. Die einzelnennbsp;Sprachzweige weichen ganz betrachtlich voneinander ah, wennnbsp;sich auch ohne Zweifel ein gemeinsamer grammatischernbsp;Grundstock in ihrem Ban deutlich erkennen laCt.

Der Pormenreichtum ist heutzutage unter den kaukasischen Sprachen sehr verschieden. So sind z. B. unter den nordkankasischen Idiomen das Avarische, das Ubychische,nbsp;das Adigeïsche und das Abchasische gegenüber den andernnbsp;Sprachen arm an Kasus. Besonders reich in dieser Hinsicht istnbsp;das Lakische entwickelt, bei dem der Sprachforscher Uslar bisnbsp;zu 50 Kasus gezahlt hat. Stark weichen die einzelnen Sprachennbsp;auch hinsichtlich der Kategorien der Genera oder, wie mannbsp;meist sagt, der Klassenkategorien untereinander ah. An Stellenbsp;der drei indogermanischen Genuskategorien Maskulinum,nbsp;Femininum und Neutrum erscheint eine Anzahl von Klassenkategorien. Es sei am Andischen klar gemacht. Dieses be-sitzt vier Klassen: 1. KL Vernünftige mannliche Wesen;nbsp;2. KL Vernünftige weibliche Wesen; 3. KL Alle Tiere undnbsp;viele leblose Dinge, im Plural mit den ünterabteilungennbsp;Sa. Tiere, 3b. das andere von 3.; 4. KL alles übrige. Dasnbsp;Adjektiv -cuxa 'groC’ lautet so: Sing. KI. 1 vo-c’uxa, 2 je-cuxa, 3 he-cuxa, 4 re cuxa\ Plur. 1 vo-c'uxol, 2 je-c’uxol,nbsp;Ba je-c'uxol, 3b be-c'uxol, ére-ö^uxol. So lautet 'er, sie, esnbsp;geht’KLnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;2j-i-lomado,Bb-i-lomado, Ar-i-lomado', Plur.

'sie gehen’ KL 1 v-o-lomado, 2 j-o-lomado, Baj-o-lomado, 3b6-o-lomado, 4 r-o-lomado (übrigens stimmen die 1. und 2. Personen mit den dritten überein). Im Demonstrativpronomen, Sing.nbsp;KI. 1 lie-ui, 2 he-i, 3 he-r', Plur. 1 he-v-ul 2 he-j-il, 3 a he-j il,

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3 b he-h-ul, 4 he-r-ul. Dieses Prinzip begegnet vollstandiger ausgebaut in den Bantusprachen. Es gibt auch kaukasischenbsp;Sprachen, in denen die Klassenelemente an den einen odernbsp;anderen Kasus antreten. Z. B. lautet im Tshachurischen dernbsp;2. Inessiv von xaw 'Hans’: xü’a-r 'im Hause’, xaa-h undnbsp;xaa-d, je nacbdem wer oder was sich im Hause befindet;nbsp;xaa-r in bezug auf KL 1 (vernünftige mannliche Wesen)nbsp;und 2 (vernünftige weibliche Wesen), xa’a-h in bezug auf 3nbsp;(die meisten Tiere und viele unbelebte Dinge), xaa-d innbsp;bezug auf 4 (das Übrige). Bei pluralischen Begriifen sagtnbsp;man xaa-h 'im Hause’ für KL 1 und 2, xaa-d für 3 und 4.nbsp;Oder z. B. im Andischen an den von vernünftigen Wesennbsp;gebildeten Gen. Sing, auf -u, z. B. an imu- von ima 'Vater’,nbsp;wie imu-w voed 'des Vaters Bruder’, imu-i joed 'des Vatersnbsp;Sekwester’, imu-b leofu 'des Vaters Pferd’, imu-r xuca 'desnbsp;Vaters Buch’ usw. Solcbe Klassenkategorien fehlen völlignbsp;dem Tscherkessischen, Ubychischen und dem heutigen Geor-gischen, wahrend unter den nordöstlichen und südöstlichennbsp;Idiomen (siehe A 11) das Batsische acht, das Tschetscheno-Inguschische sechs, das Andische, Lakische, Rutulische, Artschi-nische und Tshachurische vier, das Avarische, Hürkanischenbsp;u. a. drei, das Thabassaranische zwei besitzen, wohingegennbsp;sie dem Kürinischen, üdischen und Aghulischen verlorennbsp;gegangen sind.

In der nordwestlichen Gruppe der nordkausasischen Sprachen unterscheidet das Abchasische in der Pluralbildungnbsp;zwischen vernünftigen und unvernünftigen Wesen, worin einnbsp;Rest der erwahnten Klassenkategorien erhalten ist. Bei jenennbsp;ist das Suffix -c-^a, bei diesennbsp;nbsp;nbsp;nbsp;So lautet der Plural

von d-an 'Mutter’ (a- ist ein deiktisches Element, -cin allein kann selbstandig nicht gesagt werden, was von jedem Sub-stantivbegriff gilt) d-anc^a, von a-ia 'Hase’ a-èk'ua. Manch-mal erscheinen beide kombiniert, z. B. a-xdc’c’a 'Mann’:nbsp;Plur. a-xde^a und a-xacJ’Una. Auch -ra wird als Pluralsuffixnbsp;verwendet, das sonst Abstrakta bildet, in diesem Falie alsonbsp;Kollektiva, z. B. von a-sos 'Lamm’ agara (und af arak’ya).nbsp;Das Ubychische, Tscherkessische und Kabardinische kennennbsp;den ünterschied zwischen vernünftigen und unvernünftigennbsp;Wesen nicht. Eine Anzahl von Elementen dient zum Aus-druck lokaler Beziehungen, so -c’qa 'unter’: a-dzd-c^qa 'unternbsp;dem Wasser’, -qno 'bei, in’: adzd-qno 'im Wasser’, d-hna-qnonbsp;'im Walde’, -qa 'in (wohin?)’: a-bna-qa 'in den Wald’, -odnbsp;'zu’: d-hna-xi 'zum Wald’, auch -xi-qa: abnaxiqa 'zumnbsp;Walde, in den Wald’ usw. Es kann aber auch einfaches

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dina im Sinne des deutschen 'im Walde’ (sah ich einen Baren) stehen. Elativisch-ablativische Bedeutung hat z. B. -tt’,nbsp;das an -xi und -qna tritt, z. B. d,-hna-xi-v:' und h-hna-aqns-'ïinbsp;(im letzten Beispiel ist -qnd mit dem bereits oben erwabntennbsp;deiktiscben Element a- verbunden) 'aus dem Walde’. Einnbsp;Instrumental wird mit -la gebildet, das deiktische a- vornbsp;dem Substantiv fallt dabei fort: hla-la 'mit dem Auge’ zunbsp;a-hla 'Auge’ oder zeitlicb è-nios 'Tag’: mas-lh 'am Tage’.nbsp;Der Caritiv wird durcb -da ausgedrückt, wobei wieder dasnbsp;deiktische a- fortbleibt: cd-da 'ohne Brot’.

Das Abchasische besitzt Possessivprafixe. Bei diesen wird wie beim Personalpronomen in der zweiten und drittennbsp;Person Sing, zwischen dem Maskulinum und Pemininum desnbsp;Besitzers unterschieden; in der dritten Sing, besteht noch einenbsp;besondere Form für den Fall, daö der Besitzer ein unver-nünftiges Wesen ist. Z. B. s-db 'mein Vater’, u-al 'deinnbsp;(mask.) Vater’, h-ah 'dein (fem.) Vater’; j-ab 'sein Vater’,nbsp;l-ab 'ibr Vater’, a-ab 'sein (auf ein unvernünftiges Wesennbsp;bezüglich) Vater’; daza h-ab 'unser Vater’, s^ab 'euer Vater’,nbsp;r-ab 'ibr Vater’ (auch in bezug auf unvernünftige Wesen alsnbsp;die Besitzer). Man vergleiche damit die selbstandigen Per-sonalpronomina Sing. 1. s-ard 'ich’, 2. u-ard 'du’ (m.), b-ardnbsp;'du’ (f.), 3. ui, j-ard (aus *i-ara) 'er’, l-ara 'sie’, j-ard (fürnbsp;unvernünftige Wesen); Plur. 1. h-ard 'wir’, s-f-ard 'ibr’, urt\nbsp;ubarf 'sie’. Man sagt auch sara sab 'mein Vater’ usw. Dasnbsp;Ubychische, Kabardiniscbe und Tscherkessische besitzennbsp;ebenfalls die Possessivprafixe, z. B. ubych. si u' 'mein Vater’,nbsp;«-tt' 'dein Vater’,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'unser Vater’, sH-n 'euer Vater’; die

Personalia lauten sajod 'ich’ (-jod (selbst), u-jga 'du’, si-gga-Vd 'wir’ (-l‘a ist wohl altes Pluralzeichen), s^i-jga-Vd 'ibr’. Selb-standige Interrogativpronomina fehlen im Abchasischen; sienbsp;werden am Verb durcb die Elemente -da und -a ausgedrückt.nbsp;Z. B. i-qou-da 'wer ist?’ zu ui da-qo-up 'er ist’ (dd- be-zeichnet beim intransitiven Verbum 'das vernünftige Subjekt’,nbsp;-qo-up von der Wurzel -qa- 'sein, existieren’ eine Art Aorist).nbsp;Im Ubychiscben heiCt si 'wer?’, Obliquus sin, Plur. sina',nbsp;sale a 'was?’

Beim transitiven Verb muC im Abchasischen immer durcb ein pronominales Element auf das Objekt hingewiesennbsp;werden. In der 3. Pers. geschieht dies durcb i- für unvernünftige Wesen, durcb da- für vernünfiige Wesen. Sonbsp;lautet von der Wurzel -bl- ein mit dem Element -u-eit ge-bildeter Aorist i-z-bl-u-eit 'ich verbrenne es’ (-a- aus -s- vornbsp;h usw. ist dasselbe Pronominalelement wie in s-ab 'mein

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Vater’), i-u-bl-u-eit 'du (mask.) verbrennst es’, i-b-bl-u-eit 'du (fem.) verbrennst es’, i-i-bl-u-eit 'er verbrennt es’, i-l-bl-u-eitnbsp;'sie verbrennt es’, j-a-bl-u-eit 'es (unvernünftig) verbrennt es’,nbsp;j-a-a-bl-u-eif 'wir verbrennen es’ (fiir *ja-h-bl-u eit), i-z”-blu-eitnbsp;'ihr verbrennt es’, i-r-bl-u-eit 'sie verbrennen es’. 'Ich liebenbsp;dich’ (mask.) lautet sara uard u-s-guap'^xueit ('ich dich dich--ich-liebe’), 'ich liebe dich’ (fem.) sard bard bd-s-guap^xueit.nbsp;Wenn der Verbalbegriff noch ein indirektes Pronominal-ohjekt hei sich hat, so treten drei Pronominalelemente vorsnbsp;Verh, z. B. sard uard u-i-s-f-u-eit 'ich (s) gebe dich (m, mask.)nbsp;ihm Ci)’, sard bard i-bs'-s-f-u-eU 'ich (s) gehe dir (bs, fem.)nbsp;es (if.

Verschiedene Tempussuffixe dienen im Abchasischen zur naheren Bestimmung der Zeit. Das Aoristelement -u-eitnbsp;ist schon genannt worden: s-qalueü 'ich werde’, i-z-blueit 'ichnbsp;verbrenne es’. Ebenso das Element -up.^ Ein unbestimmtesnbsp;Prateritum auf -n: s-qal-d-n 'ich wurde’, i-z-bl-d-n 'ich ver-brannte es’. Ein bestimmtes Eutur auf -p: s-qal-a-p 'ichnbsp;werde werden’, i-z-bl-9-p 'ich werde es verbrennen’. Einnbsp;Perfekt auf -it: s-qal-s-it 'ich wurde’, ss-bl-g-it 'ich verbrannte’.nbsp;Ein unbestimmtes Eutur auf -st: s-qal-a-st 'ich werde irgendnbsp;einmal werden’, i-z-bl-g-st 'ich werde es einmal verbrennen’.nbsp;Ein Prateritum antecipativum auf -x-jan: s-qal-a-xjan 'ichnbsp;war schon geworden’. Ein Plusquamperfekt auf -x-eit: s qal-a-xéit 'ich war geworden’. Beachte auch -uan, das unseremnbsp;Prateritum mit 'beinahe, fast’ entspricht, wie s-qal-uan 'ichnbsp;ware beinahe geworden’, i-z-bl-uan 'ich hatte es heinahenbsp;verhrannt’.

Elemente, die hinter der Verhwurzel auftreten, sind z. B. das Iterativelement -l-, wie sqalal-ueit 'ich werde wieder-holt, oft’ zu sqalueit 'ich werde’, das Incohativelement -x-wie s9-bzia-x9-u-eit 'ich werde gut, bessere mich’, von bzianbsp;'gut’, das Element welches ausdrückt, dafi die Tatig-keit sich auf viele Dinge erstreckt, wie z. B. i-z-bgl-lc-u-eit 'ichnbsp;verhrenne viele Dinge’; vgl. das bereits erwahnte -Icua desnbsp;Plurals. Andere Elemente stehen vor der Verbalwurzel, sonbsp;das Kausativelement -r-, das zwischen Personalelemente undnbsp;Verb tritt, z. B. zu i-s-cc-u-eit 'ich lerne es’ i-sa'-r-c c -u eitnbsp;'ich lehre es’, so das Kooperativelement cc, das vor das dasnbsp;Suhjekt ausdrückende Pronominalelement zu stehen kommt,nbsp;z. B. zu i-s-f-u-eit 'ich esse es’ (Wurzel -ƒ-) i-u-cca-s-f-u-eit '(esnbsp;dir mit ich esse =) ich esse es mit dir’, das Reflexivelement

z. B. S3-qo-up 'ich bin’.

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-c-, nach dem das Pronominalelement wiederholt wird, z. B, zu i-s-guap^x-u-eit 'ich liebe es’ s-cd-s-guap^x-u-eit 'ich liebenbsp;mich’, und besonders die Elemente, die die Zeit oder dennbsp;Ort des Vorgangs angeben, wie z. B. -ta- 'in’: ada' s-tquot;a-Tt o-upnbsp;'(Wasser ich-im-sitze =) ich sitze im Wasser’ (W. -•na- 'sitzen’,nbsp;-n’o-up aus *-na-up).

Eine besondere Verneinungsform wird im Abchasischen durch das Element -m gebildet, wobei aber Veranderungennbsp;in den Tempusausgangen eintreten, z. B. sqaludm 'ich werdenbsp;nicht’ zu sqaludt 'ich werde’, 2. Sing, imperat. uqalè 'werde’,nbsp;prohobitiv uqam-lan 'werde nicht!’ (ubych. mit anderer Stellungnbsp;des m, z. B. zu je-s-txdn 'ich schreibe es’, jesdmfxgn 'ichnbsp;echreibe es nicht’; fxa 'schreibe!’, a-u-mu-t^xd 'schreibe nicht!’).

Da das Georgische unter den südkaukasischen Sprachen eine dominierende Stellung einnimmt, teilen wir einiges übernbsp;seinen grammatischen Bau mit. Das heutige Georgische kenntnbsp;keinen grammatischen Genusunterschied. Dafi das nichtnbsp;immer so war, darauf hin deuten Falie wie mep^a 'Königin’nbsp;neben mep'e 'König’, ö’abuka 'Madchen’ neben c^abuhi 'Jüng-ling’. Beim Fragefürwort würd im Georgischen wiedernbsp;zwischen Persönlichem und Sachlichem unterschieden: vinnbsp;'wer?’, ra 'was?’ Der Nominativ zeigt beim Substantiv innbsp;folgenden Fallen den Stamm an (wesbalb man ibn auchnbsp;Stammkasus nennen könnte): mama 'Vater’, mep'e 'König’,nbsp;xaro {x = ch\) 'Grube’, blu 'Stotterer’ (a-, e-, o-, M-Stamme).nbsp;Die Wörter, welche im Nominativ auf -i ausgehen, z. B. saxl-inbsp;'Haus’ sind konsonantische Stamme (Stamm saxl-). Zurnbsp;Veranschaulichung des Deklinationssystems machen wir xaro,nbsp;blu, mama, mep'^e und saxli durch. Gen. xaro-si, xaro-s; blu-si,nbsp;hlu-S', mam-is, mam-isa] mep'^-is, mep'^-isa; saxl-is, saxl~isa; Dat.nbsp;(auch = Akk.) xaro-sa, xaro-sblu-sa, blu-s; mama-sa, mama-s-,nbsp;mep^e-sa, mep^e-s; saxl-sa, saxl-s; Aktivus (Ergativus) xaro-m,nbsp;xaro-ma, xaro-man 'von der Grube’; blu-ma, blu-man von demnbsp;Stotterer’; mama-m, mama-ma, mama-man 'von dem Vater’;nbsp;mep e-m, mep'^e-ma, mep^e -man 'von dem König’; saxl-ma, saxl-man 'von dem Hause’; Vokativ xaro-v, mama-v, mama-o 'onbsp;Vater’; mep’^e-o, saxl-o', Instrumentalis xaro-t'^i 'durch dienbsp;Grube, mit der Grube’; blu-t'^i; mam-it\ mam-i^a, mam-idnbsp;'durch den, mit dem Vater’; mep^-if, mep'^-ifa, mep^-id]nbsp;saxl-it', saxl-i^a, saxl-id‘. Adverbialis (auch Allativ) xaro-dnbsp;'nach Grubenart, zur Grube’; blu-d; mama-d; mep^e-d] saxl-ad-,nbsp;Inessiv (und Illativ) xaro-si 'in der Grube, in die Grube’;nbsp;blu-si-, mama-si', mep'^e-si', saxl-si', Superessiv xaro-zed, xaro-zeda,nbsp;xaro-ze 'auf der Grube, auf die Grube’; blu-zed usw.; mama-

Kleckers, Die Sprachstamme der Erde.


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zed, mama-zeda, mama-ze; mep^e-zed usw; saxl-zed, saxl-zeda, saxl-ze; Adessiv-Komitativ xaro-fan 'bei der Grube, zu dernbsp;Grube’; Uu-t^an-, tnama-tm 'bei, mit dem Vater’; mep e-fan,nbsp;saxl-fan 'bei dem Hause, zu dem Hause’; Terminativ xaro-mdis, xaro-mdin, xaro-mde, xaro-mdi, xaro-mdisin 'bis zur Grube’;nbsp;blu-mdis usw.; mama-mdis, mama-mdin (-mde, -mdi, -mdisin);nbsp;mep'^e-mdis usw.; saxl-amdis, saxl-amdin (-amde, -amdi, -amdisin)nbsp;usw.; Ablativ a:aro-d«m 'aus der Grube’; blu-dam; mama-dam,-,nbsp;mep'^e-dam', saxl-idam.

Sicher sind ein Teil der 'Kasusendungen’ aus Post-positionen hervorgegangen (wie z. B. im Ungarischen); neben mama-fan 'mit dem Vater’ kommt auch mamas-fan vor,nbsp;worm fan noch deutlich als echte Postposition mit dem Dativnbsp;erscheint. So werden auch andere Beziehungen durch Post-positionen ausgedrückt, deren nominaler Ursprung teilweisenbsp;noch erkennbar ist, z. B. -gan am Gen. oder an dem Instrum. auf -id 'aus’, wie saxlisa-gan 'aus dem Hause’, -fvis(a)nbsp;am Gen. 'fiir’ (fvisfa) kommt von favi 'Kopf’), wie mamis-fms 'für den Vater’ usw. Ein Caritiv wird durch das Prefixnbsp;u- und die Endung -o oder -of oder -od gebildet, z. B.nbsp;u-saxl-o(f) 'ohne Haus’; vgl. unten.

Der Plural wird heute in der Regel durch das ursprfing-lich kollektive Suffix -eh- gebildet. Daran treten die Kasus-ausgange nach der Art der Klasse saxl-i 'Haus’. Nom. xaro-eb-i 'Gruben’; mam-eb-i 'Vater’ (mit Verlust des stammaus-lautendeii -a); saxl-eb-i 'Hauser’*; Gen. xaro-eb-is, xaro-eb-isa', mam-eb-is, mam-eb-isa; saxl-eb-is, saxl-eb-isa; Dat. xaro-eb-s,nbsp;xaro-eb-sa] mam-eb-s, mam-eb-sa; saxl-eb-s, saxl-ebsa-, Aktivnbsp;xaro-eb-ma(-man) - mam-eb-maC-man); saxl-eb-maC-man)', Vokativnbsp;xaro-eb-o', mam-eb-o; saxl-eb-o; Instrumental xaro-eb-if (-ifa,nbsp;-id)-, mam-eb-if (-ifa, -id); saxl-eb-if (-ifa, -id)-. Adverbialnbsp;xaro-eb-ad (-af, -a); mam-eb-ad (-af, -a); saxl-eb-ad (-af, -a);nbsp;Inessiv xaro-eb-si; mam-eb-si', saxl-eb-si; Superessiv xaro-eb-zednbsp;(-zeda, -ze); mam-eh-zed {-zeda, -ze); saxl-eb-zed {-zeda, -ze);nbsp;Adessiv xaro-eb-fan; mam-eb-fan; saxl-eb-fan; Terminativnbsp;xaro-eb-amdis (-amdin, -amde, -amdi, -amdisin)', mam-eb-amdisnbsp;(-amdin usw.); saxl-eb-amdis {-amdin usw.); Ablativ xaro-eb-idam, mam-eb-idam, saxl-eb-idam.

Überdies gibt es noch eine heute seltenere Pluralbildung für Nom., Vok., Gen., Dat.(-Akk.), Instrum, und Aktiv. In dennbsp;ersten beiden Kasus handelt es sich um eine altere «-Bil-

mep’e-eb-i 'Könige’ und ent-

^ Natiirlich auch hlu-eh-i 'Stolterer’, sprechend in den andern Kasus.

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dung; Nom. xaro-n-i 'die Gruben’, blu-n-i, mama-n-i, mep^e-n-i saxl-n-i, Vok. xaro-n o, blu-n-o, mama-n-o, mep’^e-n-o, saxl-n-o.nbsp;Fiir die andem Kasus (Gen., Dat.-Akk., Instrum.) dientnbsp;eine einzige Form auf -t'a, bzw. beim Typus saxl-i 'Haus’nbsp;nur auf -t'a, wobei -i'a oder Kasus und Numerus ausdriickt;nbsp;z. B. xaro-fa oder xaro-f 'der Gruben, den Gruben, von,nbsp;mit den Gruben’; mama-fa oder mama-f; saxl-fa.

Bemerkenswert ist, daC eine bereits flektierte Form noch-mals mit einem Flexionselement versehen wird, und zwar zum Ausdruck der syntaktischen Beziehungen. So heiCtnbsp;z. B. Ifalak'-sa Samaritel- fa-sa 'in die Stadt der Samaritaner’nbsp;(etwa; geht er). Darin ist k^alak'-sa der Dat.-Akk., der zumnbsp;Ausdruck des Zieles dient, von k^alak^i 'Stadt’; Samaritel-fa-sa ist offensichtlich so zu zerlegen: Samaritel-fa Gen. Plur.nbsp;(nach der zweiten Art) von Samariteli 'Samaritaner’ Dat.-Akk.-Endung -sa. Diese aber trat an, weil der 'abhangige’nbsp;Genetiv Samaritel-fa mit k^alakf-sa syntaktisch eng zusammen-gehört, weil beide Wörter eine syntaktische Einheit bilden.nbsp;Oder klite-n-i sasup'^evel-isa ca-fa-sani 'die Schlüssel desnbsp;Reiches der Himmel’ (namlich: gebe ich dir): klite-n-i istnbsp;der Plur. von klite 'Schlüssel’; sasup^evel-isa Gen. Sing, vonnbsp;sasup'eveli 'Reich’, ca-fa-sa-ni ist zu zerlegen in ca-fa, Gen.nbsp;Plur. von ca 'Himmel’, Akkus.-(Dat.-)suffix -sa -b Plur.-Suff. -wi. Sowohl -sa als auch -ni aber ist an ca-fa an-gefügt worden, weil das 'regierende’ Substantiv kliteni, mitnbsp;dem sasup’^evel-isa ca-t a zu einer syntaktischen Einheit zu-sammengehören, im Akk. des Plurals steht. Bei dem da-zwischenstehenden Gen. sasup'evel-isa wurde diese Kennzeich-nung als unnötig empfunden.

Die Sprache ist reich an Suffixen. Z. B. dient -oba, -eba zur Bildung von Kollektiva, Abstrakta, Verbalnomina, wienbsp;k^ristianoba 'Christenheit’, savoba 'Schwarze’ {savi 'schwarz’),nbsp;seneba 'bauen’ (Infinitiv), saveba 'schwarz werden’; -obi bildetnbsp;Ortsbezeichnungen, wie dablobi 'Niederung’ zu dabali 'niedrig’ ;nbsp;¦euli bedeutet etwa 'bestehend aus, stammend von’, wie fev-zeuli 'Fischwaren, Fischprodukte’ von fevzi 'Fisch’; -ieri, ieli,nbsp;-eli, -Hi, wie sitqvieri 'gesprachig’ von sitqva 'Wort’. Deminu-tiva werden durch -una, -ana, -(a)ki usw. gebildet, wie fag-vma 'junge Maus’ zu fagvi 'Maus’, danaki 'Messerchen’ (dananbsp;'Messer’) usw.

Sehr haufig sind Priifixe und Suffixe kombiniert. So z. B. sa-o: samep'o 'Konigreich’ zu mep'e 'König’; si-e: sima^lenbsp;'Höhe’ zu magali 'hoch’; me-e (zur Bezeichnung des Gewerbes):nbsp;mepure 'Backer’ zu puri 'Brot’, mebage 'Gartner’ zu bagi

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'Garten’; Ma-i (zur Bildung des Participium perfecti passivi) nabani 'gewasehen’ zu v-a-ban 'ich wasche’. u-o (zur Bildungnbsp;von Adjectiva privativa) u-saxl-o 'hauslos’ zu saxl-i 'Haus’.

Bei der Flexion des Verbs sind zwei Typen zu unter-scheiden; die eine kann man (auf Grand morphologischer und syntaktischer Erwagungen) etwa die nominativischenbsp;nennen, die zweite, die bei weitem weniger zahlreich ist, dienbsp;dativische. Nach der ersten Art geht z. B. das Prasens dernbsp;Wurzel cer- 'schreiben’ (ich schreibe, du schreibst’ usw. imnbsp;Singular und Plural, ein Dual existiert nicht): Sing. 1. v-cer,

2. nbsp;nbsp;nbsp;cer, 3. cer-s, Plur. 1. v-cer-f, 2. cer-t\ 3. cer-en. Nach dernbsp;zweiten das Pras. der Wurzel nd- 'wollen’: Sing. 1. m-i-nd-anbsp;'ich will’, 2. g-i-nd-a, 3. u-nd-a, Plur. 1. gv-i-nd-a, 2. g-i-nd-a-f,

3. nbsp;nbsp;nbsp;u-nd-a-f. In der 1. Sing, des ersten Typus bedeutet v-'ich’j ebenso in der 1. Plur.; ist in der 1. und 2. Plur.nbsp;Pluralzeichen; in den zweiten Personen ist vorne die Be-zeichnung fiir 'du’ (x-) gefallen. Im zweiten Typus abernbsp;sind m-, g-, gv- Objektspronomina 'mir, dir, uns’. In dennbsp;dritten Personen ist das pronominale Element im Anlautnbsp;(wohl geschwunden. Die Elemente -i- und -u- im zweitennbsp;Typ sind sog. Charaktervokale, s. unten. Beide Typen könnennbsp;in synonymen Verben vorkommen; v-i-qvar eb 'ich werdenbsp;lieben’ nach der ersten Art {i ist sog. Charaktervokal, -ebnbsp;Prasenssuffix), 2. i-qvar-eb, 3. i-qvar-eb-s', daneben steht 1. m-i-qvar-s, 2. g-i-qvar-s, 3. u-qvar-s wörtlich 'mir, dir, ihm liebnbsp;ist = ich liebe’ usw. Das -s in diesen Pormen und das -anbsp;in m-i-nd-a 'mir Wille ist = ich will’ sind hinsichtlich ihresnbsp;Ursprungs umstritten; vielleicht sind sie aus aris 'ist’ ver-kürzt, das in der Umgangssprache auch als -a, -s erscheint.nbsp;Ebenso wechseln die beiden Konjugationsarten nach Tempora und Modi.

Bei dem ersten Typus stellt v-c’er 'ich schreibe’ die einfachste Prasensbildung dar. Es ist kein 'Charaktervokal’,nbsp;kein Prasenssuffix vorhanden; ein solches Verb kann sonbsp;'Wurzelprasens’ genannt werden (Wurzel cer-). Die Charaktervokale a, i, e, u modifizieren irgendwie die Handlung, z. B.nbsp;bedeutet v-a-cer etwa (wenigstens ursprünglich) 'ich schreibenbsp;fiir ihn, d. h. einen anderen’, v-i-cer 'ich schreibe fiir mich’.nbsp;Man könnte sie daher besser als 'Beziehungselemente’ be-zeichnen. Immer stehen sie unmittelbar vor der Wurzel.nbsp;Ihr Ursprung ist noch nicht völlig sicher gedeutet; vielleichtnbsp;sind a und i mit Marr als Exponenten des Dativs (der auchnbsp;'als Akkusativ’ fungiert) bzw. des Genitive aufzufassen,nbsp;wahrend e aus a i entstanden sein könnte. Auch das

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absolute Verb des Typus v-cer nimmt in bestimmten Tempora und Modi die Beziehungselemente auf, wird also zu einem 'bezüglichen’. Es gibt eine Anzahl von Prasenssuffixen ;nbsp;z. B. av: v-nax-av 'ich sehe’ (Aorist v-nax-e); -am: v-a-sx-amnbsp;'ich gieJBe’ (Aor, da-v-a-sx-i, da- ist Prafix, s. unten); -eb (sehrnbsp;haufig): v-a-nt'-eb 'ich zünde an’ (Aor. da-v-a-nt^-e)] -obi v-i-cq-ob 'ich fange an (Aor. da-v-i-c q-e)-, ferner z. B. noch -i,nbsp;-em, -en, -ov, -ev. Auch gibt es Kombinationen; so bildetnbsp;-obi Passiva oder Intransitiva: v-i-cq-ob-i 'ich werde angefangen’nbsp;Oder 'fange an’ (intransitiv), -ineb meist Kausativa: v-cer-inebnbsp;'ich lasse schreiben’ (Aor. v-cer-in-e).

Das Georgische besitzt folgende Tempora; Prasens, Im-perfekt, Aorist, Perfekt, Plusquamperfekt; über die Bildung des Futurs s. unten. Die Modi sind: Indikativ, Imperativ,nbsp;Optativ, Konjunktiv. Ein Beispiel: Ind. praes. v-a-nf-eb 'ichnbsp;zünde an’, Ind. imperf. v-a-nf-eb-di 'ich zündete an’, Ind.nbsp;aor. (da-)v-a-nt’^-e 'ich zündete an’ (da-Prafix). Ind. perf. m-i-nf-eb-i-a 'ich habe angezündet’, Ind. plusquamperf. Cda-)m-e-nt‘-onbsp;'ich hatte angezündet’. Das Futur wird durch das Prafixnbsp;(oder Praverbium) da- gebildet, das vor die Prasensform tritt:nbsp;da-v-a-nt^-eb 'ich werde anzünden’; mit georg. v-cer 'ichnbsp;schreibe’, da-v-ce^' 'ich werde schreiben’ vgl. russ. ja pisunbsp;'ich schreibe’, ja na-pisu 'ich werde schreiben’. 1. Sing, con-junctivi praes. v-a-nf-eb-de; optativi aor. da-v-a-nf-o, conjunc-tivi perf. (da-)m-e-nf-o-s. Als Imperativ wird die zweite Personnbsp;des Indikativs des Aoristes benutzt: da-a-nf-e 'zünde an!’

Bemerkt sei noch, dafi das Objektspronomen vor das Verb tritt und mit diesem zu einer Einheit verschmilzt:nbsp;g-naxav 'ich sehe dich’ {g 'dich’); das Subjektspronomen v-(in v-nax-av 'ich sehe’) fallt dann fort. Von der Wurzel k'-'loben’ ergeben sich so z. B.: m-a-lf-eb 'du lobst mich’,nbsp;g-a-k'-eb 'ich lobe dich’, m-a-k^-eb-s 'er lobt mich’, g-a-k'-eb-snbsp;'er lobt dich’, gv-a-k^-eb 'du lobst uns’, gv-a-k^-eb-s 'er lobtnbsp;uns’, g-a-k’-eb-t 'wir loben dich’, gv a-k'-eb-f 'ihr lobt uns’,nbsp;gv-a-k’-eb-en 'sie loben uns’, g-a-k'^-eh-en 'sie loben dich’. Zunbsp;bemerken ist nur, daC das Subjektspronomen in der Sprachenbsp;des alltaglichen Lebens in Gestalt des selbstandigen Pronomennbsp;personate hinzugesetzt wird, z. B. sen ('du’) m-a-kf-eb 'dunbsp;lobst mich’. g-a-k^-eb-f bedeutet aufier 'wir loben dich’ auchnbsp;'ich lobe euch’. Im zweiten Falie wird durch das ^' amnbsp;Schlusse das Objektspronomen g- 'dich’ pluralisiert. Zumnbsp;Schlufi auch ein Beispiel für den Fall, dafi die dritte Personnbsp;das Objektspronomen bildet: v-k-s-cer 'ich schreibe es’. Darinnbsp;bezeichnet h-s 'es’. Dies ist wohl eine Verschmelzung der

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beiden ursprünglichen Varianten h und s. In der modernen und besonders der vulgaren Sprache fallt dieses hs aus: v-cer.nbsp;Vgl. auch h-s-cer 'du scbreibst es’, h-s-cer-s 'er schreibt es’;nbsp;v-3-c’am 'ich esse es’.

Auf die ebenso interessante wie verwickelte Frage, in welchem Kasus in den einzelnen Fallen das grammatischenbsp;Subjekt, in welchem das grammatische Objekt steht, kannnbsp;hier leider nicht eingegangen werden.

Achter Abschnitt.

Das Iberisch-Baskische.

Ganz isoliert und ohne verwandtschaftliche Beziehungen zu den modernen indogermanischen Sprachen seiner üm-gebung steht das Baskische da, welches in der Südwesteckenbsp;Frankreichs und in der Nordwestecke Spaniens noch heutenbsp;gesprochen wird. Der Name Basken entspricht der Bezeich-nung Vascones der Alten. Trotz der geringen Ausdehnungnbsp;des Sprachgebiets gibt es eine gröfiere Anzahl von Dialekten.

Wenn nicht alle Dialekte, so geht doch wahrscheinlich der 'Euskera’-Dialekt auf das Iberische zurück. Wir kennennbsp;diese ehemalige Sprache der spanischen Halbinsel nur sehrnbsp;dürftig: auCer einigen Wörtern und Ortsnamen bei latei-nischen und griechischen Schriftstellern besitzen wir nurnbsp;einige Inschriften und Münzaufschriften, die in einem demnbsp;Phönizischen ahnlichen Alphabet geschrieben sind.

Über verwandtschaftliche Beziehungen des Baskischen sind verschiedene Hypothesen aufgestellt worden: Verwandt-schaft mit dem Hamito-semitischen (mit Hinzuziehung desnbsp;unter den nilotischén Sprachen erwahnten Nubischen) odernbsp;mit den kaukasischen oder mit den alten vorderasiatischennbsp;Sprachen, auch mit allen drei Grappen.

Neunter Abschnitt.

Sprachen im alten Vorderasien.

Wir nennen hier zusammen eine Anzahl ausgestorbener


Sprachen, ohne damit über ihre Verwandtschaft etwas aus-sagen zu wollen. Die meisten sind wenig erforscht, und ihre Überlieferang ist recht dürftig. S. auch S. 9, Nr. IV.

I. Das Sumerische. Seine Heimat ist Niedermeso-potamien. In der Blütezeit erstreckte sich das Reich von

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Babylon an bis zum Persischen Meerbusen iiber das ganze untere Euphratgebiet. Die Literatur besteht aus Inschriftennbsp;mannigfaltigen Inhalts. Die altesten sind noch in einemnbsp;der Bilderschrift sehr nahestehenden Typ geschrieben, dienbsp;anderen in Keilschrift. Von den Sumerern haben die Se-miten diese samt der sumerischen Kultur übernommen. Dienbsp;altesten sumerischen Inschriften gehen etwa bis 4000 v. Chr.nbsp;zurück; nach 2000 v. Chr. dient es noch eine Zeitlang alsnbsp;Amtssprache. Darnach aber wird es nur noch von den Ge-lehrten und Priestern verwendet, bis zum 3. Jahrh. v. Chr.nbsp;Man kann deutlich zwei Dialekte unterscheiden.

Einen grammatischen Genusunterschied gibt es nicht; beim Interrogativ beachte aba 'wer?’, ana oder ia 'was?’ Dernbsp;Plural kann durch die uralte Weise der Verdoppelung aus-gedrückt werden, kur 'Berg’: kurkur 'Berge’; haufiger ist -(e)nenbsp;als Pluralendung: dingir-ene 'die Götter’. Der Nominativ hatnbsp;oft keine 'Endung’, ursprünglicher war aber wohl das da-neben vorkommende -e; -a dient zur Bezeichnung des Ak-kusativs (der auch 'endungslos’ sein kann), des Lokativs {uru-anbsp;'in der Stadt’), des Instrumentalis {zisurr-a 'mit dem Mehl-brei’), des Genitivs mu-lugal-a 'der Name (mu) des Königs’nbsp;(Nom. lugal). Haufiger wird der Gen. durch -ge oder -ka,nbsp;-ga ausgedrückt {-ge, wenn das regierende Nomen im Nominativ, -to, -ga, wenn es in einem obliquen Kasus steht, wienbsp;enim-a dingir-ene-ka 'auf Befehl der Götter’. Wenn das regierende Nomen im Plural steht, so folgt das Pluralzeichennbsp;¦(e)ne erst dem Gen.: engar-hau-ge-ne 'die Bauern der [Göttin]nbsp;Bau’ {engar-ene 'die Bauern’). Dagegen bedeutet gugal-dingir-ene-ge 'der Fürst (gugal) der Götter’. Der Dativ wird durchnbsp;-ra, -r bezeichnet: lugala-ra 'dem Könige’.

Pur die Nominalbildung besitzt die Sprache Prafixe und Suffixe; lugal ^König: nam-lugal ^Könlgtnm’, hul 'böse’: nig-hul 'Bosheit’; ki 'Ort’ bildet als Prafix Ortsbezeichnungen:nbsp;ki-guhquot; Standort’ von gub 'stehen’. -da, -de bildet Verbalnomina,nbsp;du-da und du-de 'zu bauen’, engl. 'to build’, ag-da, ag-de 'zunbsp;tun, auszuüben’; ni-nu-te-ga-da 'Scheu nicht anhabend’ {ninbsp;Scheu, 7iu 'nicht’, te-ga 'haben’) = 'ohne Scheu’. Suffigiertesnbsp;gal 'seiend’ bildet Adjektiva: lyul-gdl 'böse’, a-gal 'machtig’nbsp;von a 'Macht’.

Die Sprache besitzt Possessivsuffixe, z. B. ada-mu 'mein Vater’, ama-zu 'deine Mutter’, sagga-zunene 'euer Haupt’. Innbsp;der 3. Person des Singulars bezog sich -ni ursprünglich aufnbsp;Personen, -bi auf Sachen.

Das Verbum besitzt zwei 'Tempora’, Perfekt und Imper-

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fekt (ahnlich wie im Hebraischen zu beurteilen; letzteres auch im Sinne unseres Prasens und Puturs). Das zweite Tempusnbsp;nimmt ein -e an, z. B. in-gar 'er machte’, in-gar-e 'er macht’,nbsp;in-sar 'er schrieb’, in-sar-e 'er schreibt’. Auch diese Formnbsp;auf -e ist nichts anderes als ein Verbalnomen (imperfektivesnbsp;Partizip). An Modi gibt es: Indikativ, Imperativ, Subjunktiv,nbsp;Optativ (auch Prekativ genannt); der letzte wird durch Vor-anstellung einer verschiedene Formen aufweisenden Partikelnbsp;(z. B. gr'e-, g'a-) gebildet; z. B. g^e-gub 'er trete’. Zur Bildungnbsp;der Konjugationsklassen dienen Pratixe; e dient zur Bezeich-nung der vergangenen Handlung: e-lal 'er wog’; m-Prafixenbsp;(mu-, mi-, im- usw.) drücken die aoristische Aktionsart aus:nbsp;mu-du 'er baute’; 6-Prafixe {ba-, bi-, ib- usw.) bezeichnen dasnbsp;Medium oder Passivum; ba-tum 'er hat mit sich weggenommen’,nbsp;ba-iiul 'er ist zerstört worden’: w-Prafixe («i-, na-, ne-, in- usw.)nbsp;bezeichnen die vollendete Handlung: in-sar 'er schrieb’. Alsnbsp;Infixe dienen ra, da, ta, su, si. su, si bezeichnet 'nach—hin’:nbsp;ë-a ba-si-n-tu 'er ging in das Haus’ (é 'Haus’, tu 'hineingehen’).nbsp;Auch Pronomina infixa existieren: na(n) 'ihm’, mu-na-du 'ernbsp;baute ihm’, in-nan-lal 'er wog ihm dar’, niCn) 'es’: mu-na-ni-dunbsp;'er baute es ihm’. Die Person wird beim Verb gewöhnlichnbsp;gar nicht ausgedrückt; mu-du bedeutet 'er hat gebaut’ undnbsp;'ich habe gebaut’, 'du hast gebaut’; mudu war eben einfachesnbsp;Verbalnomen 'bauend’. Der Plural des Imperfekts in-gar-enenbsp;'sie tun’ {gar 'tut’) hat dasselbe Pluralzeichen, das beimnbsp;Nomen begegnet.

Der Plural des Perfekts weist die Endung -es (ursprüng-lich wohl ein Substantiv 'Menge’) auf: in-lal-es 'sie wogen, zahlten’, {in-gar-re-es =) ingares 'sie machten’. Als 2. Sing.nbsp;Imperat. kann der Verbalstamm verwendet werden: zu 'wisse,nbsp;erfahre’, haufig tritt u davor, das auch mit anderen Verbal-prafixen kombiniert werden kann: u-mi-sar 'schreib’. Einenbsp;andere Bildung geschieht durch Anfügung von -ab (auch -ib):nbsp;zu-ab 'erfahre’, (sar-ra-db —) sarah schreib .

Die Verneinungspartikel ist nu: su-nu-bal 'er hat nicht geandert’ {su- ist Verbalprafix, s. oben); bei zusammen-gesetzten Verben, die im Sumerischen zahlreich sind (vonnbsp;der Art wie igi il 'das Auge erheben = sehen’), ist zwiefachenbsp;Stellung von nu möglich: zu ges-tug 'horend’ ges-nu-tug undnbsp;nu-ges-tug 'nicht horend’.

Es sind schon haufig Versuche gemacht worden, das Sumerische in verwandtschaftliche Beziehungen zu anderennbsp;Sprachen zu setzen, zum Ural-altaischen, zum Kaukasischen,nbsp;zum Hamitischen. Ein Beweis ist nicht geglückt. Auch

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die Ausführungen Drexels (Anthropos Band 14—15, S. 215 bis 294), daC das Sumerische mit dem zentralafrikanischennbsp;Bornu in engem Zusammenhang stehe, indem das Bornu dernbsp;letzte Auslaufer einer grollen Sprachfamilie sei, die vomnbsp;Euphrat und Kaukasus aus sich über Kleinasien und dasnbsp;Mittelmeerbecken bin nach Afrika erstreckt babe, enthaltennbsp;zwar viel Anregendes, können aber nicht als beweiskraftignbsp;geiten und sind in etymologischen Pragen oft phantastisch.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chattische (Protochattische). Es ist dienbsp;Sprache des Kernlandes des Chattireiches in der Mitte Klein-asiens. Ethnographisch wie sprachlich waren diese altestennbsp;Einwohner von den indogermanischen Hethitern, neben denennbsp;sie auch spater noch ira Lande sitzen, verschieden.

Die Verwendung von Prafixen (nicht Suffixen) gibt der Sprache ihr charakteristisches Geprage. Z. B. hinu 'Kind’: Plur. le-hinu. Prafixenbsp;der Deixis sind a-, i-, ua-; Sa}i 'böse’; a-Sa]i, i-sah, ua-ëah 'der Böse’;nbsp;Plur. le-a-sali. Vor Verbalformen z. B. von -kun 'bemerken’ udh-kunnbsp;'er bemerkte ihn’; vgl. auch tas-te (-ta-) nuua 'er soil nicht (hin)kommen’nbsp;(taS- Negation, ^e-Optativpartikel).

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kossaische. Die Kossaer nahmen in Baby-lonien vom 17. Jahrhundert an eine Zeitlang eine herrschendenbsp;Stellung ein. In ihrem eigentlichen Gebiet, den Zagros-bergen, hielten sie sich bis auf Alexander den Grollen, dernbsp;sie unterwarf. Es ist nur ein dürftiges Glossar überliefert,nbsp;das die semitischen Entsprechungen einer kleinen Anzahlnbsp;von Wörtern, die in Eigennamen stecken, mitteilt {nulanbsp;'König’, hcishu 'Gott’, ülam 'Kind’, nzïb 'schützen’ usw.).

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chaldische (oder Vannische). Wir besitzennbsp;ein paar Keilinschriften, die in der Gegend des Vanseesnbsp;gefunden worden sind und aus dem 9. und 8. Jahrh. v. Chr.nbsp;stammen {mes 'er’, ein Casus obliquus davon mei, udas 'dieses’,nbsp;manus 'jeder’, susis 'Schaf’, navü 'Pferde’, kugu 'schreiben’,nbsp;zasgu 'toten’ sind erkannte Wörter).

V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Mitannische. Es wurde in dem Königreichenbsp;Mitanni in Nordmesopotamien gesprochen. Das einzige Denkmal ist ein zu der Sammlung 'Tell-el-Amarna’ gehöriger,nbsp;ziemlich umfangreicher in Keilschrift abgefaCter Brief desnbsp;Königs Duschratta (um 1400 v. Chr.) an den agyptischennbsp;Herrscher Amenophis III. wegen einer Erneuerung der Grenz-bestimmungen und der Verheiratung der Tochter Duschrattasnbsp;(geschrieben Du-us-rat-ta und Tu-us-rat ta, da h, d, g und p, t, knbsp;nicht unterschieden werden), namens Daduhepa, mit demnbsp;Könige von Agypten. Identisch oder nur dialektisch verschieden vom Mitannischen war wohl das Charrische oder

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vielleicht besser Churrische (das die erste Silbe im Namen des betrefïenden Volkes bezeichnende Keilsohriftzeichen kannnbsp;}}ar und hur gelesen werden). Das unter einem eigenen Könignbsp;stekende Land Cburri befand sich etwa an Stelle des beutigennbsp;Armenien. Churrileute lebten auch im Mitanniland.

Die meisten Nominalstamme endigen auf •«, wie iwri- 'König’, tiwi- 'Wort’, urhi- 'wahr’. Von Verbalwurzeln werden unpersönlichenbsp;Nomina durch das Suffix -ti abgeleitet: kel-ti 'Woblbefinden’. Beaclitens-wert ist die Komposition: att-ar-ti 'Vatergabe’, von atta 'Vater’, ar-'geben’, oder irin-arti 'Hilfstruppen’, von irin 'Heer’. Persönliche Nomina werden mit -hi gebildet: von par-us- 'schicken’, par-usi-hi 'Ge-sandter’, auch mit -ë-hi, worin -ë- dasselbe deiktische Element ist wienbsp;im Nominativ, z. B. von tih-an- 'ausstatten’, tih-ane-a-hi 'Ausstatler’.nbsp;Eine Deklination scheint im Entstehen begriffen zu sein. Es herrschtnbsp;noch groÊe Ungebundenheit. Man kann anführen im Singular; Nom.nbsp;iwri-ë 'der König’, Akk. iwri-n, Lok.-Gen. itcri-wa 'des Königs, bei demnbsp;Könige’, Dat.-Allativ iwri-ta 'dem Könige, zu dem Könige’. Der Pluralnbsp;ist vielfach gar nicht bezeichnet. Ein Akk. Plur. ist tiwena zu tiwinbsp;'Wort’. Für die regierten (abhangigen) Nomina gilt die beim Elami-tischen naher erörterte Sulfixiteration, die auf eine nahere Beziehungnbsp;der beiden Sprachen zum Kaukasischen hinweist.

Die selbstandigen Pronomina personalia sind für das Subjekt und Objekt verschieden. Die Subjektspronomina lauten im Sing. 1. Pers. su-ë,

2. nbsp;nbsp;nbsp;we-ë, 3. -s, die Objektformen sind suene, anni, n. 'Dein Vater’ lautetnbsp;atta-iwu-ë-, das possessive Element -iuni- tritt also zwischen das Nomennbsp;und das (deiktische) -« des Nominativs. Die verbalen Objektsuffixe,nbsp;die an die Verbalform angefügt werden, lauten im Sing, für die 1. Personnbsp;-i, für die 2. -nni, für die 3. -n bei Personen, -se bei Sachen, in der

3. nbsp;nbsp;nbsp;Plur. für Personen und Sachen -ëena und -ll-, s. unten.

Beim Verb, das ein reiches System aufweist, bezeichnet der Aus-gang -u die 1. Person, -o die 2., -a die 3. Zwischen Sing, und Plur. wird nicht unterschieden. Von tan- 'geben’ lautet der Indikativ desnbsp;Prüsens: J. tan-a-u, 2, tan-o, 3. tan-a. Kennzeichen des Prateritums istnbsp;-oé-, des Futurs -st-\ Prat.: 1. tan-os-a-u, 2. tan-oS-o, 3. tan-os-a. Fut.:nbsp;1. tana-st-a-u, 2. tana-ët-o, 3. tana-ët-a. Der Konditionalis ('wenn er gibt’)nbsp;wird mit -ill- gebildet: 3. Sing. Pras. tan-illa, 3. Prat. tan-os-ill-a. 3. Fut.nbsp;tana-st-ill-a. Andere Suffixe sind das Iterativsuffix -ol- (3. Pras. tan-ol-a, Prat. tan-ol-oS-a, Fut. tan-olo-ët-a), das Inkohativsufflx -et- (Pras.nbsp;tan-et-a 'er beginnt zu geben, ist im Begriff zu geben’, Prat. tan-os-et-a,nbsp;Fut. tana-st-et-a), das Perfektivsuffix -ett- (Pras. tan-ett-a 'er bat gegeben,nbsp;ist fertig mit Geben’, Prat. tan-oë-ett a, Fut. lana-st-ett-a), das lussiv- undnbsp;Affirmativsuffix -ikk- (Pras. tan-ikk-a 'er soil geben, er wird bestimmtnbsp;geben’. Prat. tan-os-ikk-a. Fut. tana-ët-ikk-a), das Desiderativsufflx -ew-(Pras.tan-eiv-a 'er will (möchte) geben’, Prat. tan-os-ew-a, Fut. tana-it-ew-a),nbsp;das Potentialsuffix -j- (Pras. tan-j-a 'er dürfte geben, er gibt wohl’. Prat.nbsp;tan-oë-ja, Fut. tana-ët-j-a). Die Tempuscharaktere -os- und -ët- tretennbsp;also voran, diesen folgen die erwahnten Suffixe. Dazu kommen nochnbsp;Kombinationen; z. B. iterativ-desiderativ: tan-ol-ew-a, tan-ol-oë-ew-a,nbsp;tan-olo-ët-ew-a. Desiderativ im Konditionalis: tan-ill-eiv-a, tan-oë-ill-ew-a,nbsp;tana-ët-ill-ew-a. Oder z. B. tan-ol-ill-ew-a 'wenn er oft geben will’ (Prat.nbsp;tan-ol-oë-ill-ew-a, Fut. tan-olo-ët-ill-ew-a), wobei die Beispiele die Reihen-folge der Suffixe veranschaulichen. Die Verneinung wird ausgedrückt,nbsp;indem nach einem Vokal -toa-, nach einem Konsonant -oww- vor die

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'Personalausgange’ treten, z. B. 'ich dürfte nicht gegeben haben’ tan-os-j-oww-u. Erwahnt seien noch Partizipien auf kuU-i 'sagend’, ar-oS-i 'gegeben habend’ (mit dem -os- des Prateritums). Ferner der Im-perativ ar-i-en 'er möge geben, er gebe’ und der futurische Itnperativnbsp;tana-st-i-en', prohibitiv his-uh-i-wa-en 'er möge nicht betrüben!’ (vonnbsp;his-uh- 'betrüben’). Fin Passir fehlt; die Bildungen auf -ssa, -ssenbsp;kann man als passive Partizipien ansehen: sira-sSe 'erwünscht’.

Beispiele für das pronominale Objektsuffix am Verb: ar-os-a-u-n 'ich gab sie (die Gattin)’; -n ='sie’. Utvena tan-oS-a-ssena 'die Wortenbsp;(s. oben), er bat sie (-ssena) erfüllP = 'er bat die Worte erfüllP.

Die Fnklitika -an, -man, -aman bedeuten 'und’.

Die Sprache besitzt Postpositionen, wie pati 'Mittel’ = 'mit’, anti 'Hinsicht’ = in bezug auf, wegen’, z. B. tüvi anti 'in bezug aufnbsp;das Wort’.

VI. Das Elamitische oder Susische. Es herrschte im alten Kulturlande Elam, dessen Hauptstadt Susa war, imnbsp;heutigen Luristan und Kuzistan. Die altesten Inschriftennbsp;sind in einheimischer Schrift verfaCt (elamitisch-akkadischenbsp;Bilinguen [etwa um 2500 v. Chr.]). Eine zweite Gruppe innbsp;elamitischer Keilschrift umfaCt die Zeit vom 16. bis zumnbsp;8. Jahrh. v. Chr. Eine dritte Gruppe stammt aus der Acha-menidenzeit; die meisten Inschriften sind Trilinguen (in Elami-tisch, Akkadisch, Altpersisch). Man unterscheidet Alt- und Neu-elam(it)isch und das Hözï (die Sprache der Achamenidenzeit).

Die Sprache unterscheidet zwischen Personen und Sachen, nicht zwischen Maskulina und Feminina. Sachbezeichnungen bleiben im Pluralnbsp;unverandert; hts bedeutet 'der Name’ und 'die Namen’. Meistens weistnbsp;die Sachbezeichnung ein Suffix auf; sachliche Suffixe sind z. B. -me,nbsp;-t(e): süki-me'^ 'Königreich’, tak-ki-me ’^Lehen\ pe-t,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'Kampf. Die

persönlichen Nomina erhalten besondere, die Deixis bezeichnende Suffix: -k (-ki,-ka) bei 'ich-Deixis’, r (-re, -ra) bei 'er-Deixis’; z. B.: süki-knbsp;'(ich) König’, Upa-k '(ich) Diener’, süki-r 'der König’, napi-r 'der Gott’.nbsp;Auch ki-r 'eins’. Der Plural der persönlichen Nomina wird durch dasnbsp;Suffix -p (-pi, -pa) gebildet; süki-p 'die Könige’. Kasus (im indoger-manischen Sinne) bestehen nicht, also z. B. auch kein formaler Unter-schied zwischen Nom. und Akk. Das regierte Nomen erhalt das Suffixnbsp;des regierenden: sog. Suffixaufnahme, die als ein Charakteristikumnbsp;des Kaukasischen (s. fiber das Tsachurische S. 78, das Georgische S. 83) gilt.nbsp;Z. B. süki-k süki-me-k '(ich) König des Königreichs’, sük-ir süki-me-r 'dernbsp;König des Königreichs’, süki-p süki-me-p 'die Könige des Königreichs’,nbsp;süki-me süki-r-me 'das Reich des Königs’. Im Innern einer solchen Gruppenbsp;kann ein Suffix fehlen, z. B. nappi kiki-p ak muri-p 'die Götter desnbsp;Himmels und der Erde’, worin nappi ffir nappi-p steht. Das Hözï besitzt eine Art Lokativ-Genitiv auf -(n)na: süki silki-pi-nna 'der Könignbsp;der Könige’ entspricht dem altpersischen xlayapüja xMyapiyünüm.nbsp;Die selbstandigen Pronomina lauten ü 'ich’, nu 'du’, e, i 'er’, nikunbsp;'wir’ exklusiv (s. S. 99), elu 'wir’ inklusiv (s. S. 99), num 'ihr’, apienbsp;(appi, apu) 'sie’. Selbstandige (nachstehende) Possessiva: u-meninbsp;'mein’, nika-me 'unser’, so z. B. takki-me u-meni 'mein Leben’.

fiber einem Vokal bezeichnet die Nasalierung.

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Das Possessivverlialtnis wird aber meist durch Suffigierung ausgedrückt, z. B. sühi-p Zifc-M-p 'die Könige meines Reiches’ (lik-u-p fïïr *lije-u-me-pnbsp;mit Unterdrückung des Suffixes me im Innern der Gruppe), huti-e 'seinnbsp;Platz’, his-apie 'ihrè Namen’. 'Dein Valer’ heiÊt, wenn der Valernbsp;selbsl zum Sohne sprichl, atta-k-nu-ke slall atta-r-nu-re (-nu- — 'dein’).

Lokale Verhallnisse werden durch Poslposilionen ausgedrückt: kuti-e-ma 'an diesem Orle’, u-pat 'unler mir’, zeillich 'vor mir’; nochnbsp;verslarkl durch -ma 'in’; u-pati mma. Sie slehen am SchluÊ einer syn-laklischen Gruppe: sijan appa kusi-h-ma 'in dem Tempel, welchen ichnbsp;gebaul habe’ (sijan 'Tempel’, appa sachliches Relaliv, kusih 'ich baule’).

Besonders beim Verbum bedarf noch manches der Aufklarung. Der Indikaliv 'ich lue, lal’ gehl in der alleren Sprache durch: Sing. 1. hutta-h,nbsp;hutta-t, 3. hutta-s; Plur. 1. huita-hu, 2. hutta-h-H, 3. huita-h-si (dafürnbsp;im Hözï hutta, hutta-t, hutta-ë; hutta, hutta-t, hutta-s). Imperal. 2. Sing.nbsp;hutta-t, 2. Plur. hutta-h-ti (also gleich dem Indikaliv, nur mil Befehlslonnbsp;gesprochen). Der Oplativ fügl -ne au : satu-h-ne 'ich will Priester sein’.nbsp;ru-rta-t-ne 'du mögest zertrampeln’ (Bildung mil Wurzelreduplikationnbsp;Oder -iteration), huma-s-ne 'er möge in Besitz nehmen’. Ein Subjunktivnbsp;zur Bezeichnung der untergeordneten Handlung wird durch -11(0^ ausgedrückt. Eine intransitiv-passive Form scheint hutta-k 'er wird (wurde)nbsp;gemacht’ zu sein; dazu 3. Plur. hutta-p, worin -p das Pluralzeichennbsp;sein dürfte, so dafi der nominale ürsprung erkennbar ist. Aber lik-u-me risa-k-ka heifit 'Reich von mir vergröÊernd-ich = (ich) Mehrernbsp;meines Reiches’ (Jiutta-k-ra 'Macher’). Man heachte auch die Subjunktivenbsp;kulla-n-ka 'ich halte gebeten’, tahha-n-ra 'er batte geholfen’, kuSi-n-panbsp;'sie batten gebaut’, worin -ka, -ra, -pa hinter dem Subjunklivzeichennbsp;-n- slehen. Ein wichtiges Suffix ist noch -ma, das verschieden ver-wendet wird, z. B. mit dem Subjunktiv hutta ma-n-ka (Hözï) 'ich tue’,nbsp;3. Plur. hutta-ma-n-pa. Beim Verb sind pronominale Pra- und Infixenbsp;möglich, z. B. pe-pii-r-mah 'ich mauerte ihn (-r-) wieder auf’, worinnbsp;r auf das Sachtiomen sijan 'Tempel’ sich bezieht (pe-pSi- wieder einenbsp;reduplizierte Bildung).

VII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Karische. Wir besitzen von ihm nur etwanbsp;80 ganz kurze Inschriften, die attesten stammen aus demnbsp;7. Jahrh. v. Chr. Sie sind in einem Alphabet geschrieben,nbsp;das dem griechischen entspricht. Aufierdem kennen wir dienbsp;Sprache nur noch aus Eigennamen und einigen Wörtern,nbsp;die fast alle bei Stephanus von Byzanz überliefert sind {alanbsp;Tferd’, banda 'Sieg’, gela 'König’ usw.).

VIII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Lydische. Abgesehen von den Glossen beinbsp;den klassischen Schriftstellern und Lexikographen kennennbsp;wir die Sprache aus Inschriften, die derselben Zeit wie dienbsp;karischen entstammen. Es bedeutet z. B. eéé vdnaé 'diesesnbsp;Grab’ (Nominativ; der Lautwert von é ist noch unsieher, S,nbsp;ist nasaliertes a), esti vanan obliquer Kasus (Akkusativ) da-von, quvellé 'König’ (Obliquus), bis 'er’, Obliquus bn, bilisnbsp;'sein’, Obliquus biln, Ms 'welcher’ (Obliquus hï), Md 'welches’,nbsp;na-his, nd-Md 'jemand, etwas’, Msk 'irgendeiner’ (vgl. lat.nbsp;quis-que 'jeder’), Obliquus Mk. ibsimsis 'ephesisch’, Obliquus des Plurals ibsimc'ac, fènsntbid 'er zerstört’ (Endung -d),

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vqlahënt 'sie vernichten’ (Endung ~t), huk 'óder’, -k 'und’ (wie lat. -que), niknik vielleicht 'weder — noch’. Manches, be-sonders Plexivisches, mutet indogermanisch an; doch ist dienbsp;Verwandtschaft bis jetzt nicht erwiesen.

IX. nbsp;nbsp;nbsp;Das Lykische. Es ist ebenfalls in einem demnbsp;Griechischen entsprechenden Alphabet geschrieben. Die Inschriften gehen nicht über das 1. Jahrh. v. Chr. hinauf. Leidernbsp;sind die griechisch-lykischen Bilinguen arg verstümnaelt. Dernbsp;Sinn einiger Worte lafit sich aber doch mit Sicherheit fest-stellen, z. B. tideimi 'Sohn’, lada 'Prau, Gattin’, tuhes 'Neffe’,nbsp;Akk. Sing, kbatru 'Tochter’, ebe ist ein Demonstrativpronomen,nbsp;ti ist Relativpronomen, tike 'jemand’, hrppi ist eine Prapo-sition im Sinne des griechischen èiri, se 'und’. Wahrend dernbsp;Wortschatz zum groJBen Teil einen nichtindogermanischennbsp;Eindruck macht, erinnern einige Flexionsausgange ans Indo-germanische. Nom. Sing, lada, Akk. lada und ladu. Dat. ladinbsp;(Dat. Plur. lada), Akk. Sing, tuhesn, tadi 'er setzt’, fati 'sienbsp;setzen’, tatu 'sie sollen setzen’ (heth. da-a i = dai 'er legt’).nbsp;Eine sichere Entscheidung, ob es sich um eine nichtindo-germanische Sprache oder (im Sinne des Hethitischen) umnbsp;eine indogermanische handelt, ist noch nicht möglich.

X. nbsp;nbsp;nbsp;DasEtruskische. Es darf heute als sicher geiten,nbsp;daB das Etruskische Beziehungen zu den alten vorder-asiatischen Sprachen aufweist. Man darf annehmen, daC dienbsp;Etrusker in der zweiten Halfte des 2. Jahrtausends v. Chr. innbsp;Italien eingewandert sind. Die altesten Inschriften stammennbsp;aus der Zeit um 600 v. Chr.; die meisten geboren dem Zeit-alter des Augustus an. Besonders zu nennen ist ein langerernbsp;auf leinenen Mumienbinden geschriebener Text (die Mumien-binden von Agram), der den Deutungsversuchen viel Schwierig-keiten macht. Wiewohl die Entzifferer einen riesigen PleiCnbsp;und unendliche Mühe aufwenden, ist das meiste noch dunkeinbsp;oder doch unsicher. Es gibt übrigens ein paar kurze etrus-kisch-lateinische Bilinguen. Der jüngste Versuch der 'Indo-germanisierung des Etruskisehen’ von E. Goldmann (Bei-trage zur Lehre vom indogermanischen Charakter der etrusk.nbsp;Sprache, I. Teil 1929) überzeugt nicht; die sprachliche Argumentation ist manchmal recht merkwürdig und abstoCend.nbsp;Die Bedeutung einer Anzahl von Wörtern steht fest; clannbsp;'Sohn’, sec, sex (s'ec, s'ex) 'Tochter’, puia 'Gattin’ (dazu gr.nbsp;ÓTTuiuj 'nehme zur Prau’, das dann Lehnwort ist [?]), tivnbsp;'Mond’, avïl lat. 'aetas', ril 'Jahr’, usil 'Sonne’, tular 'Grenze’.nbsp;amind 'Eros’ vgl. phryg. abapvo? 'cpiXoq’ 'lieb’) bei Hesych,nbsp;auch lat. amare (das Entlehnungsproblem ist strittig). Nom.

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clan (oder den) 'Sohn', Gen. auf -s: dené, Dat.(-Gen.) auf -si, éi: den-si; ein anderer Genitivausgang ist -al, der vielleichtnbsp;ursprünglich ein Adjektiva der Zugehörigkeit bildendes Suffixnbsp;war, z. B. laris-al (Eigenname). Ein Lokativ geht auf -eri aus :nbsp;von spur 'Stadt’ épureri (auch spurebi), wozu épurana — lat.nbsp;urbanus odeipublicus gehort. Plural: denar, Dat.(-Gen.) denaraéi.nbsp;Wahrscheinlich ikam 'ich’ (dann indogermanisches Lehnwort).nbsp;Ein Demonstrativ ist eca, unbetont ca. Das Relativ undnbsp;Interrogativ 'wer’ lautet ipa. Gen. ipas. zeris, zerié 'alle’.nbsp;Von den Zahlwörtern ist die Bedeutung noch nicht sichernbsp;festgestellt; so ist strittig, wie die Werte von 1 bis 6 aufnbsp;max, ci- ö**!nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;zu verteilen sind. ama 'ist’, amce

wie

'war’ (lat. fuit). Eine Verbalform ist auch zixuxe, 3. Sing, praeteriti 'er bat geschrieben’ (oder 'eingeritzt’) von zix-- Einnbsp;Partizip der Bildung nach ist svalamp;as 'der gelebt bat’, -c 'und’,nbsp;vgl. lydisch -fc; -m 'aber’; dies begegnet auch auf einernbsp;kurzen Inschrift der Insel Lemnos, deren Sprache verwandt-schaftliche Beziehungen zum Etruskischen aufzuweisen scheint;nbsp;vgl. auch hethitisch -ma 'aber’ (alle enklitisch). ix ’ 'nbsp;bui 'hier’.

Zehnter Abschnitt.

Die palaoasiatischen oder hyperboraischen

Sprachen.

Unter diesem Namen fafit man eine Anzahl von Sprachen in der auCersten Nordostecke Asiens zusammen. Die Be-zeichnung bat aber lediglich geographischen Wert, da einnbsp;verwandtschaftlicber Zusammenhang dieser Sprachen bis jetztnbsp;nicht erwiesen ist. Man unterscheidet drei Grappen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yukagirische. Es wird noch von einemnbsp;kleineren Teile Jukagiren im Westen der genannten Gegendnbsp;an den Flüssen Jana, Indigirka, Alaseja, Kolyma und Anadyr an der Küste des Eismeeres gesprochen, wohin die Jukagiren von den Jakuten verdrangt wurden.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tschuktscho-Kamtschadalische. 1. Dasnbsp;Tschuktschische. Es wird im aufiersten nordöstlichen Winkelnbsp;Asiens, nördlich vom Anadyr, westwarts etwa bis zum Kapnbsp;.Schelagow gesprochen. 2. Das Korjakische erstreckt sichnbsp;vom Anadyr nach Süden und Südosten und auch noch fibernbsp;den nordwestlichen Teil der Halbinsel Kamtschatka. Mannbsp;unterscheidet drei Dialekte. 3. Das Kamtschadalische odernbsp;Itelmische (das Volk selbst nennt sich itelmen '[ür-]Bewohner’)

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wild axif dem südöstlichen Teil von Kamtschatka und auf den nordlichen Kurilen gesprochen.

III. Das Ainu. 1. Das eigentliche Ainu {ainu ~ 'Mensch’). Sein Gebiet ist die Insel Yezo, der siidlichenbsp;Teil der Insel Sachalin, die Insel Shikotan unter den Kurilen,nbsp;so daC sich drei Dialekte ergeben. 2. Das Giljakische. Esnbsp;herrscbt im nordlichen Teil von Sachalin und am unterennbsp;Amur.

Im eigentlichen Ainu gibt es beim Nomen keinen grammatischen Geschlechtsunterschied. Singular und Pluralnbsp;werden beim Nomen im allgemeinen nicht unterschieden.nbsp;Soil es der Deutlichkeit halber geschehen, so setzt man zumnbsp;Ausdruck des Singulars sine 'eins’ vor das Substantiv; sinenbsp;ainu 'ein Mensch’; zur Bezeichnung des Plurals dienen dienbsp;Suffixe utara, utari, utare: ainu utara 'die Menschen’. Abernbsp;beim Adjektiv wird zur Bildung des Plurals, falls er be-sonders gekennzeichnet werden soli, die Partikel pa verwendet:nbsp;pon 'klein’, ponpa 'kleine’. Die 'Kasus’ werden durch nach-gestellte 'Partikeln’ ausgedruckt: ainu kot Isisei 'das Hausnbsp;des Menschen’ (ainu kot = 'Genitiv’); seta otta 'dem Hunde’nbsp;(otta — 'nach — hin’) usw. Die angefügte Partikel no bildetnbsp;aus Adjektiven Adverbia (wobei phonetische Veranderungennbsp;eintreten): asiri 'neu’: Adverb asinno.

Die Zahlen zeigen neben dem Dezimal- das Vigesimal-system; sine '1’, tu '2’, re '3’, ine '4’, asikne '5’ (wohl von aske aus *asike 'Hand’ mit einem Suffix -we gebildet), wannbsp;'10’, itcan '(10—4 =) 6’, arawan '(10—3) = 7’; in dennbsp;ebenfalls durch Subtraktion gebildeten Zahlen tupesan '8’,nbsp;sinepesan '9’ ist der zweite Bestandteil nicht gedeutet (vgl.nbsp;übrigens die ebenfalls durch Subtraktion gebildeten Zahlennbsp;estn. kaheksa '8’, Uheksa '9’: kdks '2’, üks 'l’, syrj. kykja-mysnbsp;'8’, ok-mys '9’: kyk '2’, 0l, 0tik '1’; vety-mys '50’ [fünf Zehner]nbsp;usw.); ainu liotne '20’, ine hotne '80’ (vgl. frz. quatre-vingtnbsp;'80’, mkymr. petwarugein(t) '80’; peiwar '4’, ugein(t) '20’,nbsp;bret. pevarugent '80’; pevar '4’ ugent^20’), asikne hote '100’nbsp;{wan e asikne hotne = 10 von 5 X 20 = '90’).

Das Verbum ist unveranderlich (auCer den Verben auf -ra und -ro, die diese Silbe vor gewissen Wörtern ['Hilfswörtern’]nbsp;in -n iindern); die Aktionsarten (s. S. 27) und Tempora sindnbsp;durch Hilfswörter ausgedriickt, z. B. ku ('ich’) kik 'ich schlage’,nbsp;ku kik nisa 'ich habe geschlagen’, ku kik kusu ne 'ich werdenbsp;schlagen’, ku kik siri ne = engl. 'J am heating’. Im Passivnbsp;lautet die 2. Sing, e-kih-an, -an ist das angefügte Hilfsverbnbsp;'sein’, die 3. dagegen lautet a-kik.

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lm Gilyakisehen gibt es einen Konjugationstypus, in dem einerseits die 1. Sing, und die drei Pluralformen, andrer-seits die 2. und 3. Sing, im Ausgang übereinstimmen. 'Ichnbsp;ging, du gingst’ usw. lautet Sing. 1. ni vit, 2. tsi vir,nbsp;3. hund vir, Plur. 1. mizn vit, 2. tsin vit, 3. izn vit. Pernernbsp;gibt es einen Konjugationstypus, in dem der Indikativ imnbsp;ganzen Singular auf -nd ausgeht und im Plural das auchnbsp;beim Substantiv mögliche -xun antritt. Zum Ausdruck dernbsp;Aktionsarten und Tempora dienen Infixe, z. B. i für das Futur,nbsp;wie ni vind 'ich gehe, ging’: ni viind 'ich gehe, bin im Begrififnbsp;zu gehen, werde gehen’.

Elften Abschnitt.

Das Burushaski (oder Khadzuna).

Im auGersten Nordwesten Indiens, an einem der Nehen-flüsse des Gilgit in Hunza-Nagar wird, umgeben von den indo-iranischen, den Dardistan-Sprachen und dem Tibetischen,nbsp;das Burushaski (oder Khadzuna) gesprochen, das völlig iso-liert dazustehen scheint (wie etwa das Baskische inmittennbsp;der modernen indogermanischen Sprachen). Verwandtschaft-liche Beziehungen zu anderen Gruppen, dem Dravidischennbsp;oder auch zu den Mundasprachen, sind wohl als Hypothesennbsp;aufgestellt, aber nicht bewiesen worden. Die Sprache lehrtnbsp;aber, daC, bevor die arischen Inder nach Indien kamen,nbsp;auGer den Dravida- und Mundasprachen noch eine drittenbsp;Sprachgruppe in Indien verhanden war, von der sich diesernbsp;Rest in den unzuganglichen Talern jener Gebirgsgegend er-halten hat. Bemerkt sei schon hier, daG im Norden Indiens,nbsp;weit südwestlich vom Burushaski, sich das Brahui als einnbsp;Rest der Dravidasprachen hielt, wahrend die anderen Dravida-stamme von den einziehenden Indern in den Süden Indiensnbsp;zurückgedrangt wurden.

Zwölfter Abschnitt.

Der dravidische Sprachstamm.

Sein Hauptgehiet ist Südindien und die Nordspitze von Ceylon. Die dravidischen Stamme waren schon vor der An-kunft der arischen Inder in Vorderindien ansassig und wurden

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von jenen nach Süden gedrangt. Der Sprachstamm gliedert sich folgendermaCen:

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tamil-Kurukh-Gruppe. Dazu geborennbsp;folgende Sprachen: I. Dae Tamil. Es wird im gröCeren Teilnbsp;des Südens von Indien, in der Ebene zwiscben den Ost-Gbatsnbsp;und der Koromandelküste, von Madras bis zum Kap Komorinnbsp;und auf Nord-Ceylon gesprocben. Es besitzt eine alte undnbsp;reicbe Literatur. Ia. Das Malayalam. Es berrscbt an dernbsp;Malabarküste, also westlicb vom Tamil, vom Kap Komorinnbsp;bis Kasargodu. Streng genommen ist es ein Dialekt des Tamil,nbsp;der sicb verbaltnismafiig spat von ibm abgezweigt bat. Mannbsp;nennt es für sicb, weil es eine besondere Literatur seit demnbsp;12. oder 13. Jabrhundert n. Cbr. aufweist. II. Das Tulu innbsp;der Gegend von Mangalore (an der Westküste). III. Dasnbsp;Kodagu, südöstlicb vom Tulu. IV. Die Kanara-Gruppe. 1. Dasnbsp;Toda und Kota, südöstlicb vom Kodagu, in der kleinennbsp;Provinz Kurg. 2, Das eigentlicbe Kanara (oder Kanaresiscbe)nbsp;im nordwestlicben Teile der Prasidentscbaft Madras (imnbsp;Osten an das Tamil und Telugu grenzend) und das Badaganbsp;zwiscben Kodagu und Kota auf dem Plateau des Nilagiri.nbsp;Das alteste Denkmal des Kanara ist eine kurze Inschriftnbsp;aus dem Ende des 5. Jabrbunderts n. Cbr., das alteste lite-rariscbe Denkmal stammt aus dem 9. nacbcbristlicben Jabr-bundert. Man unterscbeidet Altkanaresiscb (etwa bis 1250),nbsp;Mittelkanaresisch (etwa bis 1500) und Neukanaresiscb. V. Dienbsp;Kurukb-Gruppe. 1. Das Kurukb oder Oraon im westlicbennbsp;Teil der Prasidentscbaft Bengalen und in den angrenzendennbsp;Teilen der zentralen Provinzen. 2. Das Malto in dennbsp;Radscbmabalbergen in Bengalen, östlicb vom Kurukb, abernbsp;von ibm durcb die Mundaspracben getrennt.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kui-Gondi-Gruppe. I. Das Kui odernbsp;Kbond. Es wird nördlicb und südlicb vom Flusse Mabanadinbsp;im Bergland gesprocben (in der Provinz Orissa). II. Dienbsp;Gondi-Gruppe. 1. Das Gondi. Es wird auf zerstreuten Ge-bieten der Zentralprovinzen gesprocben (z. B. auf dem Plateaunbsp;der Mabadeoberge). 2. Das Kolami in der Nabe, im Ostennbsp;der britiscben Provinz Berar und im Wardbadistrikt dernbsp;zentralen Provinzen. 3. Das Bbili im Distrikt Bassim dernbsp;Provinz Berar. 4. Das (wie das Kolami und Bbili) im Aus-sterben begriffene Naiki in Tscbanda.

C. nbsp;nbsp;nbsp;Das Telugu. Es nimmt ein gröCeres Gebiet annbsp;der Ostküste ein von Madras bis zum Berge Mabandragiri.nbsp;Es grenzt im Süden an das Tamil, im Westen an das Ka-

Kleokers, Die Sprachstamme der Erde. nbsp;nbsp;nbsp;7

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nara, im Nordwesten an das Gondi. Seine Literatur reicht bis ins 11. Jahrhundert n. Chr. zurück.

D. Das Brahui. Es wird in den Bergen des östlichen Belutschistan gesprochen, ist also von den übrigen Dravida-sprachen weit entt'ernt. Vgl. S. 96.

Lehrreich sind die Dravidasprachen für die Entstehung der grammatischen Genusunterscheidung. Das zugrundenbsp;liegende Prinzip ist die Teilung in Personen und Sachen;nbsp;als sekundare Unterteilung der Personenklasse kommt dienbsp;in Maskulina und Feminina hinzu. Bei der Unterteilungnbsp;weichen die Dravidasprachen voneinander ab. So rangiertnbsp;das Gondi und Kui die weiblichen Wesen in die Sachklassenbsp;ein; das Kurukh, Kolami, Malto und Telugu tun dasselbenbsp;nur im Singular, im Plural rangieren sie sie, den mannlichennbsp;Wesen entsprechend, in die Personenklasse ein. Das Tamil,nbsp;Malayalam und Kanara stellen die Feminina im Plural zunbsp;den Maskulina, aber im Singular unterscheiden sie sie so-wobl vor der (mannlichen) Personenklasse als der Sachklasse.nbsp;Im isolierten Brahui fehlt jede grammatische Genusunterscheidung. So finden wir z. B. beim Demonstrativpronomennbsp;im Telugu folgende Formen im Nominativ: Singular Mas-kulinum vldu 'dieser’, vadu jener’, Femininum und Sach-liches ('Neutrum’) idi, adi. Plural Maskulinum und Fem.nbsp;vïru, varu, Sachliches ('Neutrum’) ivi, avi. Eine den Dravidasprachen gemeinsame Pluralendung für höhere Wesen beiderlei Geschlechts (nur die Kui-Gondi-Gruppe hat sie nicht)nbsp;ist -r, z. B. tamil magaN 'Sohn’, Plur. magar, tay 'Mutter’,nbsp;Plur. tayar (vgl. auch 'du’, nïr 'ihr’), kurukh al 'Mensch’,nbsp;Plur. alar. Eine ziemlich verbreitete Pluralendung der sach-lichen Wörter ist -a; jüngere Pluralendungen, die an Nominanbsp;aller Art antreten, sind gondi und hrahui -k, kui -ga, ka-nares. -galu, telugu -lu usw. Die Kasusendungen sind imnbsp;Sing, und Plural gleich, wie z. B. das Tamil lehrt: Sing.nbsp;Nom. mamdax 'Mann’, Akkus. mamdaifei, Gen. mamdamdeya,nbsp;Plur. Nom. mamdargal, Akkus. mamdargalei, Gen. maMdarga-ludeya usw. AuCer diesem Kasus kann man noch aufzahlen rnbsp;Instrumental ('durch’), Soziativ ('mit’), Dativ, Komitativ, ('mit’nbsp;oder 'zu’), Ablativ ('von’), Lokativ ('in’ usw.). Die 'Kasusendungen’ sind in Wirklichkeit selbstandige Postposition en;nbsp;z. B. ist in tamil üril 'in der Stadt’ -il dasselbe Wort wienbsp;das selbstandige il 'Haus’. Die Postpositionen treten ent-weder an eine Form, die mit dem Nominativ (auch Absolutivnbsp;genannt) identisch ist, oder an eine besondere vor der Suf-figierung erhaltene Form, die in den Grammatiken 'Obliquus*

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genannt wird; z. B. tamil Tial 'Stein’, Akkus. kallei oder kaUinei, im Komitativ kallödu oder kallimdu. Übrigens wirdnbsp;als Genitiv aufier kallimdeya auch der 'Obliquus’ kalliN ver-wendet, der auch ablativischen Sinn haben kann (z. B.nbsp;taleiyiN 'vom Kopte’, zu talei 'Kopt’). SchlieClich steht fürnbsp;sich der Vokativ da, der verschieden gebildet wird, tamilnbsp;z. B. mamdaNé 'o Mann!’

Aus dem Bereich des Pronomens sei erwahnt, daC das moderne Tamil, das Telugu, Kui und Kurukh für dienbsp;1. Person Pluralis beim Personalpronomen zwei verschiedenenbsp;Pormen besitzen, den Pluralis inclusivus und den Pluralisnbsp;exclusivus. Die erste Form wird gebraucht, wenn die an-geredete Person eingeschlossen wird, die zweite, wenn sienbsp;ausgeschlossen wird; die zweite laCt sich ungefahr mit franz.nbsp;nous autres 'wir anderen’ (pas vous) vergleichen; s. auchnbsp;S. 138. So lautet im Telugu nënu 'ich’, der Plur. inclus.nbsp;manamu, der Plur. exclus. mêmu. Das Kanaresische, das Gondinbsp;und das Brahui kennen diese Unterscheidungen nicht, auchnbsp;nicht die altesten Texte des Tamil. Possessivsuffixe sindnbsp;den Dravidasprachen fremd.

Die Formen des Verbs weisen verschiedene Bildungen auf. Im Tamil lautet die 3. Sing, der Vergangenheit sey-d-üN 'er hat gemacht’, die des Futurs sey-v-m 'er wirdnbsp;machen’, von der Wurzel sey- 'machen’. Das d bzw. v istnbsp;der 'Tempuscharakter’, ein Suffix. Die Formen sind Nominanbsp;agentis: 'gemacht habend, machen werdend’. Die 3. Plur.nbsp;lautet sey-d-ar und sey-v-ar. Die Bildung entspricht dernbsp;beim Nomen üblichen genau; vgl. auch noch im Malayalamnbsp;seyvaN 'er wird machen’, seyvar 'sie werden machen’ mitnbsp;den Pronominalformen ivaN 'dieser’, ivar 'diese’ (auch manusarnbsp;'die Menschen’). In den ersten und zweiten Personen istnbsp;deutlich ein Zusammenhang der Endungen mit dem Personalpronomen erkennbar; tamil sey-d-ëif 'ich habe gemacht’, vgl.nbsp;alttamil yaN 'ich’, Obliquus ew; alttam. vaLunam 'wir leben’,nbsp;vgl. nam, nam 'wir’, beachte auch tamil sey-d-am 'wir habennbsp;gemacht’; 2, Plur. sey-d-ir 'ihr habt gemacht’, vgl. nïr 'ihr’.nbsp;Aber gewisse Endungen stehen isoliert da; die 3. Plur. weistnbsp;dann nicht die beim Nomen und Demonstrativpronomennbsp;übliche Pluralbildung auf; und die Ausgange der beidennbsp;ersten Personen stimmen nicht zum Personalpronomen.nbsp;Wahrscheinlich handelt es sich hierin um Reste eines anderen,nbsp;alteren Konjugationssystems. So z. B. tamil ani-ha 'sie wissen’,nbsp;kan-h-al 'ich werde sehen’, nï varu-giE-CLy 'du kommst’, namnbsp;seydëm oder seydom 'wir haben gemacht’.

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Genera verbi, Modi, Aktionsarten und Tempora werden durch Suffixe oder durch 'Hilfsverba’ ausgedrückt. Einnbsp;Prasenssuffix im Tamil ist -giE- in dem oben schon ge-nannten m varu-giR-ay 'du kommst’, varu-giR-aR 'er kommt’,nbsp;pësu-giR-ëN 'ich spreche’, pannu-giR-gR 'ich mache’. Dasnbsp;negative Verb wird auf verschiedene Weise ausgedrückt. Imnbsp;Tamil gibt es dafür ein Suffix -il (auch -al), z. B. sey-d-il-exnbsp;ich babe nicht gemacht’, sey-d-il-ei 'du hast nicht gemacht’.nbsp;Eine andere Bildung sieht so aus, als ob überhaupt einnbsp;Suffix fehle; sie kommt im Tamil, Kanara und Gondi vor,nbsp;z. B. tam. pës-ëR 'ich spreche nicht, sprach nicht, werde nichtnbsp;sprechen’, kanar. made 'ich mache nicht’, gondi tinnön 'ichnbsp;esse nicht’ (gegen tindatona 'ich esse’, tindaka 'ich werdenbsp;essen’, tittöna 'ich habe gegessen’). Die Erklarung diesernbsp;Negativformen ist strittig. SchlieClich gibt es ein Suffix -a-für diese Bildung im Telugu, Kui und Brahui; z. B. telugunbsp;chey-a-nu 'ich tue nicht’, 2. chëy-a-vu, 3. mask, chëy-a-du,nbsp;3. fern, und neutr. chêy-a-du, Plur. 1. chëy-a-mu, 2. chëy-a-ru,nbsp;3. mask, und fem. chëy-a-ru, 3. neutr. chëy-a-vu.

Dreizehnter Abschnitt.

Die andamanesischen Sprachen.

Im Indischen Ozean zwischen Vorder- und Hinterindien werden auf der kleinen Inselgruppe der Andamanen vonnbsp;den Andamanesen-Pygmaen die andamanesischen Dialektenbsp;gesprochen. Sie gliedern sich folgendermaCen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Grofiandamanesische Sprachen. a) Nördliche Gruppenbsp;(Cari, Kora, Ba, Jeru; Kede, Kol, Juwoi, Pucikwar); b) Süd-liche Gruppe (Bale, Bea).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Kleinandamanesische Sprachen. a) Jarawa auf Southnbsp;Andaman, b) Önge auf Little Andaman.

Diese Sprachen müssen bis jetzt als völlig alleinstehend geiten.

Vierzehnter Abschnitt.

Der tibeto-chinesische Sprachstamm.

Südlich von den altaischen Sprachen erstreckt sich fiber China, Tibet und Hinterindien der groCe tibeto-chinesischenbsp;Oder tibeto-birmanische Sprachstamm, den man wenigernbsp;passend mit einer dritten Bezeichnung auch den indo-chine-

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sischen nennt. Man kann ihn in drei Gruppen zerlegen; A. Der nördliche Teil: das Jenissei-Ostjakische, B. Der west-liche Teil: die tibeto-birmanische Gruppe, C. Der östlichenbsp;Teil: die thai-chinesische Gruppe.

A. nbsp;nbsp;nbsp;Das Jenissei-Ostjakische. Rings von altaischennbsp;Sprachen eingescblossen, wird das Jenissei-Ostjakische amnbsp;oberen Jenissei zwischen Jenisseisk und Turansk gesprochen.nbsp;Man darf es nicht rait zwei andern Sprachen verwechseln,nbsp;namlich dem zur samojedischen Sprachgruppe gehorigennbsp;Ostjak-Samojedischen am oberen Ob und dem zur ugrischennbsp;Gruppe des Finnisch-Ugrischen zahlenden Ostjakischen innbsp;den Gouvernements Tobolsk und Tomsk. Zum Jenissei-Ost-jakischen ist noch als verwandt das (nun wahrscheinlichnbsp;ausgestorbene) Kottische am Agul zu stellen.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die tibeto-birmanischen Sprachen. Sie gliedernnbsp;sich folgendermaCen:

I. Die Tibeto-Himalaya-Gruppe.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Tibetanisch in weiterein Sinne. a) Tibetanisch (odernbsp;Tibetisch) im engeren Sinne. Die altere Literatur besteht ausnbsp;Übersetzungen buddbistischer Werke und geht ins 7. Jahr-hundert n. Chr. zurück. Aus dem Jahre 822 stammt einenbsp;bilingue, tibeto-chinesische Inschrift, der Vertrag von Lhasa.nbsp;Als mafigebend gilt heute die Aussprache von Lhasa, demnbsp;Sitze des Dalai-Lama im Süden des Landes. Die Sprachenbsp;weist naturgemaC eine Anzahl von Dialekten auf. Auch istnbsp;die heutige IJmgangssprache von der (nicht viel veranderten)nbsp;Literatursprache verschieden. b) Sunvar, Gurung, Magarlnbsp;im Stromgebiet der Gandaki, das Murmi, ferner Nevari aufnbsp;dem Gebirge zwischen der Kausiki und Gandaki.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Lepcha (auch Rong genannt) im Stromgebiet der Tistanbsp;im östlichen Nepal, im westlichen Bhutan und in der Provinznbsp;Sikkim und das Tötö.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kiranti-Gruppe am südlichen Abhang des Himalaya (Nepal). Dazu gehören Kanawarl, KanashI, Manchatl,nbsp;Bunan, Rangkas, Darmiya, Chandangsl, Byangsi.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Die Dhlmal-Gruppe neben der dritten Gruppe undnbsp;dem Lepcha. Sie umfalit mehrere Mundarten; Vayu, Khambu,nbsp;Yakha, Limbu, Thami, Dhimal.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nord'Assam-Gruppe. Die geographischenbsp;Verbreitung ist schon durch den Namen bezeichnet. Dahinnbsp;zahlen 1. das Aka, 2. das Dafla und das Abor-Miri, 3. dasnbsp;Mishmi [a) Chulikata, b) Digaru, c) Mïdzü].

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mittel- und Slid-Assam-Gruppe. Diesenbsp;gliedert sich folgendermaCen weiter:

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1. nbsp;nbsp;nbsp;Die Bodo- oder Barasprachen. Dazu rechnen dasnbsp;Mech und Kachari und Bara in den Distrikten Darrang,nbsp;Naugong und Katnrup im Assamtale; das Lalung im Siid-westen des Distriktes Naugong, dem angrenzenden Teil vonnbsp;Kamrup und auf den Khasi- und Dschaintiabergen, dasnbsp;Dimasa (auch Berg-Kacharl genannt, wahrend das zuerstnbsp;genannte Kachari in der Ebene herrscht) in dem nördlichennbsp;bergigen Teile des Distriktes Katchar; das Garo besondersnbsp;in den Distrikten Kamrup, Goalpara, dem Staate Kutsch-Behar, den Distrikten Dschalpaiguri, Mymensingh, Dakka;nbsp;das im Aussterben begriffene Rabha in den Distrikten Goalpara, Kamrup, Darang und auf den Garobergen; das Tipuranbsp;im Staate Tipura und in den Bezirken Dhaka und Tschitta-gong der Statthalterschaft Bengalen und im Distrikt Katscharnbsp;der Provinz Assam; das Cbutiya in den Distrikten Lakhimpurnbsp;und Sibsagar in der namlichen Provinz; das Moran in der-selben Gegend.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Naga-Bodosprachen. Diese Bezeichnung ist des-halb gewahlt, weil die hierher gehörigen Spraehen Be-ziehungen zu den Bodosprachen aufweisen und so von dennbsp;eigentlichen Nagasprachen (unter 3.) zu trennen sind. Hierher zu stellen sind; Mikir, Empeo, Kabui, Kboirao.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nagasprachen, (nord-)östl. von 1. und 2. Mannbsp;unterscheidet a) die westliche Gruppe; Angami oder Tengima,nbsp;Simi oder Sema,_ Rengma oder Unza, Kezhama; b)' dienbsp;zentrale Gruppe; Ao oder Hatigoria, Lhöta, Tengsa, Thukumi;nbsp;c) die östliche Gruppe: Tableng, Tamlu, Banpara, Mohongia,nbsp;Namsangia, Assiringia, ModÈung.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kachin oder Sing-pho in Oberassam, Nordbirma,nbsp;Jiinnan.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Die Naga-Kukisprachen: a) Sopvoma oder Mao,nbsp;b) Kwoireng oder Lïyang, c) Lubüpa, d) Maring.

IV. Die Arakan-Birma-Gruppe. Sie wird weiter zerlegt in:

1. Die Kuki Chinsprachen. Die Bezeichnung ist etwas unglücklich; denn Kuki bedeutet dasselbe wie Chin: Kukinbsp;ist die bengalische und assamische. Chin die birmanischenbsp;Benennung fiir dieselben Völkerstamme und Spraehen zwischennbsp;Birma, Assam und Bengalen. Auch besagt dieser Namenbsp;nicht, daC das Meithei (s. unter a) dazu gehort. Diesenbsp;Spraehen erstrecken sich etwa vom Bengaliscben Meerbusennbsp;ostwarts bis zum Mjitthaflusse und von den Nagabergen imnbsp;Norden südwarts bis in den Distrikt Sandoway in Birmanbsp;hinein. Sie zerfallen in fiinf Unterabteilungen: a) Das

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Meithei in Manipur und in verschiedenen Distrikten der Statthalterschaft Bengalen sowie der Provinz Assam. Dernbsp;Dialekt von Imphal gilt als Literatursprache. b) Die nörd-liche Gruppe: Thado, Sokte, Siyin, Ralte, Paite. c) Dienbsp;zentrale Gruppe: Shunkla oder Tashön, Lai, Lakher, Lushëï,nbsp;Band^ögi, Pankhü. d) Die sog. Alt-Kuki-Gruppe. Die Be-zeichnung, die einmal eingeburgert ist, ist wieder nicht glück-lich. Man will damit nicht etwa eine altere Sprachphasenbsp;hezeichnen; vielmehr wurden die diese Dialekte redendennbsp;Stamme, weil sie aus ihren vermutlichen Wohnsitzen, dennbsp;Tschin- und Luschaibergen verdrangt worden eind, von dennbsp;Assamesen und Bengalen so im Gegensatz zu den Stammen,nbsp;von denen sie vertrieben wurden, genannt. Die von F. N. Fincknbsp;vorgeschlagene Bezeichnung Rangkhol-Gruppe (nach den erstennbsp;Auswanderern) hat leider nicht allgemeine Aufnahme ge-funden. Dazu zahlen nun: Rangkhol, Bêtê, Hallam, Langrong,nbsp;Aimol, Kolren, Mhar, Pürüm, Anal, Chiru, Hiröi-Lamgang.nbsp;e) Die südliche Gruppe: Shö oder Khyang und Khami.

2. Die Birmasprachen. Sie bilden keinen einheitlichen geographischen Komplex (in Birma), sondern sind durch dasnbsp;zur Gruppe C gehorige Karenische und durch Mon-Khmer-sprachen zerteilt. Dazu gehören Birmanisch (im engerennbsp;Sinne), das eine literarische Sprache ist, Arakanisch (odernbsp;MaghI) die Sprache von Arakan, der Küstengegend am Ben-galischen Meerbusen, das Mrii, die Mundarten Khyaung-tha,nbsp;Yabaing, Tavoy, Myelat oder Taungyo.

C. Die thai-cliinesischen Sprachen. Sie zerfallen in fiinf gröCere Gruppen.

1. Das Chinesische. Das moderne Chinesische, das nicht nur in China, sondern auch in der Mandschurei, imnbsp;Siiden der Mongolei usw. gesprochen wird, zerfallt, wie dasnbsp;bei dem überaus groCen Gebiet, worüber sich diese Sprachenbsp;ausbreitet, leicht begreiflich ist, in eine betrachtliche Anzahlnbsp;von Dialekten. Man unterscheidet hauptsachlich 1. die nord-chinesischen und 2. die südchinesischen Dialekte. Der Unter-schied der Dialekte ist so groC, daC oft zwei Menschen, dienbsp;verschiedene Dialekte sprechen, sich nicht verstehen können.nbsp;Das kann auch Geltung haben, wenn die beiden Dialekte,nbsp;die in Betracht kommen, zu derselben Dialektgruppe gehörennbsp;(z. B. beim Dialekte von Kanton und dem von Hakka, dienbsp;beide zur zweiten Gruppe zahlen). Am wichtigsten ist dernbsp;zur nördlichen Gruppe gehorige Dialekt von Peking, dienbsp;Sprache des Hofes und der Stadt Peking. Auf ihm imnbsp;besonderen beruht auch (die Mandarinensprache oder) das

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Kuan-hua, 'die Sprache der Beamten’ {kuan 'Beamter’, hua 'Rede’). Es ist die Sprache des amtlichen Verkehrs, auchnbsp;des schriftlichen und mündlichen Verkehrs der Gebildetennbsp;in manchen Provinzen. Aber sie ist durchaus nicht etwanbsp;eine in ganz China verstandliche Umgangssprache — einenbsp;solche gibt es nicht —, und auch als Literatursprache wirdnbsp;sie nicht verwendet. Man unterscheidet in der letzterennbsp;'Alte Sprache und höherer Stil’ und 'Neuere Sprache undnbsp;niederer Stil’. Der Unterschied erstreckt sich auf die Wahlnbsp;der Wörter, auf ihre Bedeutung, auf den Umfang des Wort-schatzes, der in der alten Sprache viel reicher ist, auf dienbsp;Wortkomposita, die in der alteren Sprache auf einige Falienbsp;eingeschrankt sind, in der modernen florieren, auf die Ver-schiedenheit der sog. grammatischen Hilfswörter (statt derennbsp;zum Teil die alte Sprache das syntaktische Mittel der Stellungnbsp;verwendet), auf die Phraseologie, auch auf verschiedenenbsp;Aussprache derselben Wörter in gleicher Bedeutung. Dernbsp;moderne (historische) Roman, die Novelle, Theaterstücke usw.nbsp;nahern sich, um verstandlicher zu sein, mehr und mehr dernbsp;Umgangssprache. Die chinesische Literatur reicht bis annbsp;das Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. hinauf. Es muCnbsp;aber beachtet werden, daC die sog. kanonischen Bücher fast allenbsp;nur in einer Überlieferung auf uns gekommen sind, dienbsp;durch eine um die Wende der christlichen Zeitrechnungnbsp;geschaffene Überarbeitung zustande kam. Aber es sind Inschriften auf Knochen und Schildpatt ausgegraben worden, dienbsp;aus dem 2. vorchristlichen Jahrtausend stammen. Es liegt innbsp;dem Schriftsystem begriindet, daC wir über die lautliche undnbsp;morphologische Seite dieser alten Sprache nur recht un-geniigend unterrichtet sind. Chronologisch teilt man dasnbsp;Chinesische in vier Perioden: a) das archaïsche Chinesisch,nbsp;von der altesten Zeit bis zum 6. Jahrhundert n. Chr., b) dasnbsp;Altchinesische vom 6. bis zum 10. Jahrh., c) das Mittel-chinesische vom 10. bis 13. Jahrh., d) das Neuchinesische.nbsp;Durch neuere Arbeiten, die besonders auf den Abhandlungennbsp;der alten Lexikographen und auf der Vergleichung dernbsp;modernen Dialekte basieren, konnte die Entwicklung dernbsp;Sprache der letzten drei Perioden in phonetischer und mor-phologischer Hinsicht aufgeklart werden, eine Porschung,nbsp;der die chinesische Schrift (s. unten) die gröCten Schwierig-keiten bereitet.

II. Die Si-lo-mo-Gruppe. Sie erstreckt sich über ein Gehiet am Jang-tse-Kiang, das westlich vom Süd-chinesischen Bergland und nördlich vom Jünnan liegt. Hier-

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bin geboren: Minkia, Lamajen, Sibia, Lolo, Moso oder Musu (nördlicb vom Lolo).

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III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kareniscbe. Es wird in den Talern dernbsp;unteren Irawadi gesprocben. Es gliedert sicb in 1. Sgaw,nbsp;2. Pwo und Taungtbu, 3. Bghai.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Thaispracben. Diese teilt man in dreinbsp;Gruppen.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die südöstlicbe Gruppe. Hierzu geboren: a) Das Sia-mesiscbe. Es ist die Hauptverkebrsspracbe des Reicbesnbsp;Siam. Die Spracbe besitzt eine reiche Literatur. Die ein-beimiscbe Schrift wurde im Jabr 1284 v. Cbr. gescbaffen.nbsp;Die alteste Inschrift stammt aus dem Jabr 1293. b) Dasnbsp;Lao (zwischen den Flüssen Menam und Mekong), c) Dasnbsp;Lü und d) das Khün, beide am linken Ufer des Saluen,nbsp;jenes im Distrikt Kainhung, dieses in Kaingtun und dernbsp;ümgegend.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die östliche Gruppe: Li in der Südecke der Inselnbsp;Hainan, Loi, Lakia oder Hainan (nördlicb vom Li), wiedernbsp;auf dem chinesischen Pestlande: Dioi, Thö-Thai, Man-Laqua.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Hierhin zahlen: Miao, Yao,nbsp;Khamti an der oberen Irawadi im sog. GróC-Khamti-Land,nbsp;östlich von Assam und zerstreut im Lakhimpurdistrikt, dasnbsp;Nora, das Tairong, das Schan in den Schanstaaten der Provinznbsp;Birma und in der Gegend östlich und nordöstlich vonnbsp;Bhamo, das Aitonia und das Ahorn, das ausgestorben istnbsp;und bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts von einemnbsp;Tbaistamme in Assam gesprocben wurde, der gegen 1228nbsp;dort eindrang.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die An nam-Muong-Sprachen. Wie der Namenbsp;scbon andeutet, zerfallen sie in zwei Hauptgruppen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Annamitische. Dieses gliedert sicb in a) Ober-annamitisch in Annam, b) den Tonkindialekt, c) dennbsp;Kochinchinadialekt. Die Annamiten schufen für ihre Spracbenbsp;eine Schrift, die sie aus der chinesischen entlehnten; sienbsp;nennen sie chu-ntm, 'vulgare Schriftzeichen’. Eine Inschriftnbsp;beweist, daC diese Scbreibweise bereits im 14. Jahrh. verhanden war; das alteste auf uns gekommene Buch in anna-mitischer Schrift stammt aus dem 15. Jahrh. Seit demnbsp;17. Jahrh. wird das Annamitische von europaischen (portu-giesischen) Missionaren in lateinischer Umschrift geschrieben;nbsp;zablreiche Werke sind in dieser veröffentlicht.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Muong. Es wird von den Muong in Tongkingnbsp;und Annam nördlicb vom annamitischen Gebiet gesprocben.

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Man unterscheidet a) die nördlichen, b) die zentralen, c) die BÜdlicben Dialekte.

Die grofie Ausdehnung, die der tibeto-chinesische Sprach-stamm beute aufweist, hat er erst im Verlaufe des letzten Jahrtausends erlangt. Auf ihren Wanderungen und Er-oberungszügen drangen die Völker dieser Sprachfamilie vonnbsp;Norden her nach Siiden in das Gebiet, das Völker mit austro-asiatischen (Mon-Khmer- und Munda-) Sprachen bewohnten,nbsp;ein. Dadurch kamen Sprachmischungen zustande, indemnbsp;Eigentiimlichkeiten der alteren dort ansassigen Sprachfamiliennbsp;von den tibeto-chinesische Idiome redenden Stammen an-genommen wurden. In geringerem MaOe ist das der Fall beinbsp;der Kiranti- und Dhimal-Gruppe (B I 3 und 4), bei der öst-liehen Gruppe der Nagasprachen (B III 3 c) und bei der Alt-Kuki-Gruppe (B IV 1 d). In starkerem Grade trifft dies beinbsp;den südlicher gelegenen Sprachen, den Thaisprachen undnbsp;den Annam-Muongsprachen (C IV und C V) zu. Die alterenbsp;Ansicht, daC die Annam-Muongsprachen genealogisch mitnbsp;den Mon-Khmersprachen eine Familie bilden, wird heutenbsp;wohl nur wenig Anhanger haben; doch tritt fiir sie nochnbsp;Przyluski in Les Langues du monde (von Meillet und Cohen,nbsp;Paris 1924, herausgegeben) S. 395 ff. ein.

Ein charakteristisches Merkmal dieser Sprachenfamilie bildet das sog. Tonsystem.^ Es war in den alten Idiomennbsp;sehr reich und fein ausgebildet. In Resten ist es in dennbsp;modernen Sprachen erhalten. Es handelt sich in diesemnbsp;System um Höhe und Tiefe des Tones. Wir wollen unsnbsp;zum Verstandnis die Tone der nordchinesischen Umgangs-sprache (der Pekinger Mundart) vorfiihren. Das Nord-chinesische unterscheidet vier Töne. Am einfachsten könnennbsp;wir uns diese in der Notenschrift auf den Linien des fünf-teiligen Violinschliissels veranschaulichen, wobei wir das Wort

der zweite Ton:

fu nehmen. Der erste Ton ist dann:

fu^

; der dritte Ton: Eizzrz:; der vierte Ton: fu^nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fv?

Man kann sich die vier Tone etwa an der verschiedenen Aussprache des Wörtchens so klar machen. Es entwickelt

* Tonsy si erne kommen aber anch anderwarts vor; s. z. B. S. 142 u. 148 tiber das Hottentottische und das Duala.

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sich folgendes Gesprach zwischen drei Mannern, von denen der erste ein Experiment vorführt. Er sagt zum zweiten:nbsp;du muCt es so machen. Der Ton setzt hier bei 'so’ ziem-Jich scharf und hoch ein und verharrt in dieser Tonlagenbsp;(so^). Der zweite sagt in einer daran anschlieCenden Fragenbsp;(indem er jetzt den Versuch macht): meinst du sof Dernbsp;Ton setzt ebenfalls hoch ein, steigt aber noch etwas (so^).nbsp;Der erste antwortet: ja! Und nun sagt der dritte, der da-rüber erstaunt ist und nun auch das Experiment ausführennbsp;will: sof Der Ton setzt tief ein und steigt erst gegen Endenbsp;hoch (so^). Da er es falsch macht, zeigt der erste esnbsp;nochmals, wobei er argerlich sagt: nein, sof Der Ton setztnbsp;in mittlerer Höhe ein und sinkt gegen Ende stark (so^J.nbsp;Durch die verschiedenen Tone werden sonst homophonenbsp;(und fast homophone) Wörter unterschieden (in der Schrift,nbsp;die für jedes Wort ein Zeichen hat, sind sie verschieden).nbsp;So bedeutet ƒ»* 'Mann, Gatte’ (nur in der Schrift- undnbsp;Literatursprache), fu^ 'Glück’, fu^ 'Prafektur’, fu‘‘‘ 'reich’.nbsp;Trotzdem gibt es aber eine recht groCe Zahl von Homophonennbsp;mit gleichem Tone; z. B. bedeutet li* 'Gewinn, Vorteil’;nbsp;'Kraft’; 'stehen, stellen’; 'Ausführungsbestimmung’ (vier ver-schiedene Zeichen) usw.

pip^ 'Krankheit’; lien^ 'Gesicht’, mien^ 'Gesicht’: lien^ mienquot;

Der leichteren Verstandlichkeit halber greift man daher zur Wortkomposition. So werden in der modernen Sprachenbsp;gern zwei 'gleichbedeutende’ Wörter (Synonyma) aneinander-gereiht, z. B. öi^ 'Leiden, Krankheit’, 'Krankheit’ : cï*

'Gesicht’; tsu^ 'Vorfahren’, tsup^ 'Vorfahren, Ahnen’: tsu^

isup^ 'Vorfahren’; hsiap^ 'Dorf’: ts'un^ 'Dorf’: hsiap^ fs\

'Dorf’; han^ 'kalt’, liap^ 'kühl’: hari'- liap^ 'kalt’; ban!^ 'stehen’, ii* 'stehen’: ban^ 'stehen’; yen^ 'sprechen’, yü^nbsp;'reden’: yen^ yiJ? 'reden’. In der alten Sprache sind solchenbsp;Komposita selten.

Eine andere Art der Verdeutlichung substantivischer Begriffe ist die, daC das Wort tso^ 'Sohn, Kind’ angefügtnbsp;wird. Es wird in diesem Falie dso gesprochen und verliertnbsp;seinen eigenen (den dritten) Ton. Die Bedeutung des vor-hergehenden Wortes bleibt unverandert (es ist allein in dernbsp;Umgangssprache meist nicht mehr gebrauchlich); doch kannnbsp;auch infolge der Bedeutung von iso^ deminutiver Sinn ein-treten. So z. B. Zi* dzo 'Kastanie’, iao^ 'Messer’: tao^ dzo,nbsp;lo^ dzo 'Maultier’; ko7i^ dzo 'kleiner Graben’ (fcow' 'Graben’).nbsp;Ebenso wird or* 'Kind’ verwendet. Das Wort verliert ebenfalls seinen eigenen Ton; und es verschmilzt dann mit dem

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vorangehenden Wort zu einem neuen einsilbigen Gebilde; so wird aus W? 'Esel’ ar: lür^ 'Eselchen, Esel’, aus miy^nbsp;'Name’ dv. mjr 'Name’ (j ist nasaliertes i).

Sieht man von diesen (und ahnlichen) Aneinander-reihungen zunachst selbstandiger Wörter ab, so hat man es im heutigen Chinesischen mit einsilbigen Wörtern zu tun.nbsp;Dasselbe gilt von vielen verwandten Sprachen. Eine viel er-örterte Frage ist nun, ob diese Einsilbigkeit alt ist. Sienbsp;wird zu verneinen sein. Es hangt damit naturgemaC einenbsp;zweite Frage zusammen, namlich die, ob die Sprachen vonnbsp;jeher ohne Prafixe und Suffixe gewesen sind. Dies trifftnbsp;nicht zu. Das klassische Tibetisch (seit dem 7. Jahrh. n. Chr.)nbsp;kennt unsilbische Prafixe, z. B. b, d, g, s. In diesen aber istnbsp;nach dem Ausweis verwandter Sprachen ein Vokal ab-gefallen; tibet. g-nop-pa 'stoCen’ {-pa ist Suffix) lautet singphönbsp;ga-noy; tibet. s-na 'Nase’ lu-tse se-na; tibet. s-tag 'Tiger’ lepchanbsp;sa-fay. Irn klassischen Tibetisch ist der Vokal des Prafixesnbsp;gefallen, der Konsonant blieb. In andern (östlichen) Dialektennbsp;des Tibeto-Birmanischen ist das ganze Prafix geschwunden.nbsp;Das s-Prafix scheint im Tibetischen transitive oder kausativenbsp;Verba zu bilden; von nad 'Krankheit’, nad-pa 'krank’; s-nad-pa 'verletzen’ von rip-pa 'lang’; s-rip-pa 'verlangern’. Nochnbsp;nicht völlig geklart ist ein Wechsel zwischen einem stimm-losen und einem stimmhaften VerschluClaut im Anlaut; er-wahnt sei; tibet. gap 'voll’, Futur. d-gap 'ich werde füllen’,nbsp;Praeter. b-kap 'ich füllte’, Imperativ k'op (mit stimmlos-aspiriertem Anlaut!) 'fülle!’, dazu das Prasens ’ageps-pa. Sonbsp;wird man auch für das archaïsche Chinesisch vermutennbsp;dürfen, daC es Prafixe (und Suffixe) besaC, dafi aber diesenbsp;Elemente seit dem 6. Jahrh. n. Chr. fast völlig verschwundennbsp;oder mit dem Anlaut der Wurzel des Wortes verschmolzennbsp;waren: eine Entwicklungstendenz zur Einsilbigkeit.

Die Pekinger Mundart zeigt hinsichtlich des Konsonan-tismus eine grofie phonetische Armut. Es gibt im Anlaut eines Wortes keine stimmhaften VerschluClaute (b, d, g)\nbsp;im Auslaut eines Wortes auCer den Vokalen (die auch imnbsp;Anlaut erscheinen) nur die beiden Nasale n und y (und ar).nbsp;Im 7. Jahrh. n. Chr. war, wie neuere Untersuchungen gezeigtnbsp;hahen, diese Armut noch nicht vorhanden. Es gab imnbsp;Anlaut auBer den auch heute noch vorkommenden stimm-losen und stimmlos-aspirierten VerschluClauten {t — t -{• hnbsp;usw.) auch stimmhafte VerschluClaute und Spiranten. Imnbsp;Auslaut gah es auCer den Vokalen und n und p auch mnbsp;(daraus im Nordchinesischen n zu Beginn der neuchinesischen

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Periode) und fe, p und amp; (der genaue Lautwert des cf steht nicht fest). Das Vokalsystem war reich entwickelt und besaUnbsp;auch Diphthonge und Triphthonge. Ferner gab es vier Haupt-'Töne’. Jeder aber wurde in einer höheren Lage gesprochen,nbsp;wenn das Wort mit einem stimmlosen Laute begann, in einernbsp;tieferen, wenn es mit einem stimmhaften anfing. Es gabnbsp;also im ganzen acht. Die Hypothese Conradys, daC die stimmlosen Anlautsformen durch ein ursprüngliches Prafix bedingtnbsp;seien, ist deshalb bestritten worden, weil die Prafixe seit demnbsp;6. Jahrh. n. Chr. verloren gegangen waren, der Wandel vonnbsp;stimmhaften anlautenden VerschluClauten (über stimmhaft-aspirierte VerschluClaute) zu stimmlosen oder stimmlos-aspi-rierten Lauten aber in eine viel spatere Zeit fallt (dienbsp;Zwischenstufe in die Periode vom 6. bis 10. Jahrh., dienbsp;letzte Entwicklung in die Zeit vom 10. bis 13. Jahrh.).nbsp;Die Entwicklung von stimmhaften VerschluClauten im An-laut zu stimmlosen (bzw. weiter zu stimmlos-aspirierten) istnbsp;ein den tibeto-chinesischen Sprachen gemeinsamer Zug.

Im heutigen Chinesisch sind die Wörter unveranderlich; es gibt keine Deklination, keine Konjugation im indo-germanischen Sinn. Ein grammatisches Genus existiert nichtnbsp;(beim Interrogative sui oder sei 'wer?, sdmö aus sdn-mö 'was?’).nbsp;So bedeutet me? 'das Pferd, ein Pferd, die Pferde, Pferde’.nbsp;Die Situation oder der Zusammenhang lehrt, was gemeintnbsp;ist. Ein Plural 'der Allheit’ wird durch die uralte Sitte dernbsp;Doppelung gebildet: ht?- èdt? 'alle Menschen’ {èdr? 'Mensch’).nbsp;Nach der Regel 'das Bestimmende steht vor dem naher zunbsp;Bestimmenden’ steht der 'Genitiv’ vor dem regierendennbsp;Worte: èdt? ma^ 'das Pferd des Menschen’; doch tritt in dernbsp;modernen Umgangssprache meist die (tonlose) Partikel tinbsp;hinter den 'Genitiv’:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ti ma^ (in der alten ist cï fakultativ:

édn (ci) ma). Das Subjekt steht vor dem Verb, das (direkte) Objekt folgt dem Verb:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;hay,* l? 'der Mensch liebt den

Vorteil’. Beim Verbum gibt es nach dem Gesagten keine 'Tempus’bildungen; die Personen bleiben (falls sie nichtnbsp;durch Pürwörter hervorgehoben werden sollen) unbezeichnet:nbsp;la? bedeutet (wie z. B. auch siamesisch md) 'ich komme, dunbsp;kommst, er, sie, es kommt, wir kommen, ihr kommt, sie kommen’, ferner 'ich kam’ usw. und 'ich werde kommen’ usw.;nbsp;la? steht auch im Sinne unseres Infinitivs. Die 'Tempora’nbsp;können durch 'Hilfsverba’ (auch durch Partikeln) bezeichnetnbsp;werden, so das Perfekt durch nachgestelltes ld, das aus liao^nbsp;'vollenden’ verkürzt ist: (wo^) la? ld 'ich (wo) bin ge-kommen’ (in der alteren Sprache durch vorgestelltes i 'auf-

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horen, beendigen’: t sa 'er hat(te) getötet’). Eine besondere Passivform besteht natürlich auch nicht; es gibt dafür ver-schiedene Ausdrucksweiaen. 'Dieser Mann ist totgeschlagennbsp;worden’ beiCt z. B. cë^-kö hn^ ta^-se^ la. ‘In solchem Satzenbsp;ist cê-kö (= 'dieser’) la» 'psychologisches Subjekt’ oder 'Casusnbsp;absolutus’: 'dieser Mann’ = 'Was diesen Mann angeht’.nbsp;Dafi das zusammengesetzte Verbnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;passiven Sinn bat,

geht daraus hervor, dalS das beim transitiven Verb unent-behrliche Objekt fehlt. Auch gibt es verschiedene Um-schreibungen, z. B. init sou* 'erhalten’: sou* hai* 'erbalten, beschadigen = geschadigt werden’. Reich ist die Sprachenbsp;(besonders die alte) an Partikeln, die dem Satzinhalt irgend-eine besondere Farbung verleihen.

Dafi die Spracbe von jeher flexionslos war, wird heute von mafigebenden Porschern bestritten. Karlgren hat fürnbsp;das archaische Chinesisch als Subjektskasus des Pronomensnbsp;der ersten Person *nguo, als Objektskasus (Akkus.) *nga er-schlossen (heute in beiden Fallen wo^). Ina Birnaanischennbsp;lauten die Formen nga-ga und nga-go \ etymologisch entsprechennbsp;einander chin. *nga, birm. nga, tibet. nga (ga). Entsprechendnbsp;liest er die zweite Person *mi'^o und *néig, zu denen birman.nbsp;nin-ga, nin-go gehören (neuchin. nin und nina in höflichernbsp;Anrede 'Sie’).

Auch darauf ist noch aufmerksam zu machen, dafi gewisse Wörter verschiedenen grammatischen Kategorien an-gehören können; sie können z. B. als Substantiva oder Verba, als Verba oder Adjektiva, als Substantiva oder Adverbianbsp;gebraucht werden. Die Anwendung gewisser Partikeln, vornbsp;allem aber die Stellung im Satz deutet hinlanglich an,nbsp;welcher Kategorie sie jeweils angehören. So ist z. B. in demnbsp;achines. Satz shü min tse lai 'zahlreiches (shu) (niederes) Volknbsp;(min) kam auf Kinderart (= wie Kinder) herbei’ tse 'Kind’nbsp;im Sinne eines Adverbs gebraucht. Seine unmittelbare Stellungnbsp;vor dem Verb zeigt an, daC es dieses naher bestimmt; Subjekt kann es nicht sein, da shü min das Subjekt bildet,nbsp;wahrend das Objekt normaler Weise dem Verbum folgt.

Werf en wir nun noch die Frage auf, ob das moderne Chinesisch vom Standpunkt der rein beschreibenden Gram-matik aus (indem wir also die historisch-komparativen Ge-sichtspunkte auCer Betracht lassen) eine vollstandig suffix-lose Sprache ist. Man wird darauf antworten dürfen, daCnbsp;in der Sprache von neuem wieder Suffixe geschaffen wordennbsp;sind. Denn man darf wohl sagen, dafi die Wörter ar® undnbsp;fea® in der auf S. 107 f. angegebenen Verwendung suffixale Be-

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deutung erlangt haben. Das Wort ar verschmilzt ja sogar mit dem Stanamwort zu einem neuen Einsilbler; tsa verliertnbsp;in jener Funktion ebenfalls seinen eigenen Ton, und dabeinbsp;wird der stimmlose Anlaut stimnabaft. DaC in dza das 9nbsp;niebt nocb scbwindet und dab also keine Verscbmelzungnbsp;nait dena Stanamworte eintritt, kann gar niebt auffallen.nbsp;Wörter auf dz waren cbin. pbonetiscb unmöglicb. Aucb dernbsp;ümstand spriebt niebt gegen diese Ansebauung, daC dienbsp;beiden Wörter daneben noeb selbstandig vorkommen. Innbsp;der modernen Spraebe ist aueb der Ansatz dazu gemaehtnbsp;worden, einen besonderen Ausdruek für den Plural zu sebafFen,nbsp;vermittelst des Wortes man^ 'Klasse’, das aber in dieser Ver-wendung den eigenen Ton wieder einbüCt. Es wird bei dennbsp;Personalpronomina verwendet, zu wó^ 'ieb’, ni^ 'du’, lt;'a’ 'er,nbsp;sie, es’ lautet der Plural wo^-man, ni^-man, fa'^-man; fernernbsp;wird man bei Substantiva, die Personen bezeiebnen, gebrauebt;nbsp;z. B. von lao^ye^ 'Herr’ (wörtlicb 'alter Vater’) lao^ ye^-man,nbsp;eigentlicb 'Herrn-Klasse’. Dab von einer ausgepragten gram-matiseben Pluralkategorie keine Rede sein kann, ergibt sichnbsp;daraus, dab ye^-man 'Manner’ und ni^r-man 'Frauen’ aucbnbsp;in singulariscber Bedeutung 'Mann’ und 'Frau’ gebrauebtnbsp;werden.

Nun nocb ein paar Worte über die ebinesisebe Schrift, obne die man die Probleme der ebinesiseben Spraebwissen-sebaft niebt versteben kann. Jedes Wort wird im Cbine-siseben dureb ein besonderes Zeieben dargestellt, so dab dienbsp;ebinesisebe Schrift eine Wortschrift darstellt. Von der über-aus groben Anzahl der Schriftzeichen (gegen 10000, ja,nbsp;wenn man die zahlreichen Varianten und veralteten Formennbsp;einrechnet, gegen 40000) sind kaum 4000 wirklich in Ge-brauch. Darunter sind nun 214 Grundzeichen, 'Klassen-haupter’ oder 'Schlüssel’ oder 'Radikale’ genannt. Jedesnbsp;Wort wird dureb einen der Radikale oder durch ein zusammen-gesetztes Zeieben, das einen der Radikale enthalt, dargestellt.nbsp;Einige Radikale sind nicht mehr selbstandig in Gebrauch.nbsp;In der Zusammensetzung erleiden die Radikale vielfach einenbsp;Veranderung (Verkürzung). Die ebinesiseben Wörterbüchernbsp;sind nach diesen Radikalen, von denen jeder eine bestimmtenbsp;Nummer tragt, geordnet. Die mit dem Radikal zusammen-gesetzten Zeieben folgen ihm nach der Anzahl der Pinsel-striche, durch die das zusammengesetzte Zeieben den Radikalnbsp;übertrifft. Die Anordnung der Radikale selbst ist ebenfallsnbsp;nach der Anzahl der Striche getroffen, mit denen sie ge-sebrieben werden (1—17 Striebe). Radikal 61 hsin 'Herz’

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wird mit vier Strichen geschrieben ( v» ist bei der Schrift

mit dem Pinsel ein Stricb). Es folgen dann die Zeicben aus Radikal 61 1 Stricb, dann die aus Radikal 61 2nbsp;Stricken usw. 61 1 ist pi* 'müssen; gewiC, sicber-

licb’, der binzugekotnmene Stricb ist J. Oder zu den Zeicben

aus 61 5 Stricken gehort se 'denken’. Der Radikal steht unten. In dem übergeschriebenen Zeicben machtnbsp;einen Stricb aus (so ist der Radikal 102 tHen 'Feld’nbsp;ein fünfstricbiger). Der letzte Radikal Nr. 214, der ausnbsp;17 Strichen besteht, ist yo 'Flöte’. ~l und machen

wieder je einen Stricb aus. Eine Anzahl der Zeicben ist rein ideographisch (die Schrift ist aus einer Bilderschriftnbsp;hervorgegangen); die andern sind ganz oder zum Teil phone-tisch (im letzteren Fall spricht man vom pbonetischen Kom-plement). Ein phonetisches Zeicben bezeichnet nicht einennbsp;Gegenstand oder eine Vorstellung, sondern die Aussprache.nbsp;Wie schon angedeutet, sind wir durch diese Schreibart übernbsp;die altere Aussprache und die ganze Morphologic der Sprachenbsp;gang ungenügend unterrichtet. Die Cbinesen (und wir imnbsp;AnschluB an sie) lesen die alten Klassiker in der neuerennbsp;Aussprache, was sicherlich nicht richtig ist.

Fünfzehnter Abschnitt.

Das Lati.

Rings von der tibeto-chinesischen Sprachfamilie um-schlossen, liegt in der östlichen Mitte ihres Gebiets, an der Grenze von Yünnan und Tonking, etwas westlich vom Ein-tritt des WeiCen Flusses in Tonking, (nord )westlich von dernbsp;tonkinesischen Stadt Hagiang oder Hoangsuphi, das isoliertnbsp;dastehende Lati (oder Latschi). Bereits 1906 belief sichnbsp;die Menschenzahl der La-ti nur noch auf 76 Familien mitnbsp;etwa 450 Köpfen.

Sechzehnter Abschnitt.

Der austro-asiatische Sprachstamm.

Östlich vom dravidischen Sprachstamm und südlich vom tibeto-chinesischen Sprachstamm, aber keinen einheit-

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lichen Komplex bildend, sondern in jene beiden Gebiete eingestreut, erstreckt sich über das nordostliche Vorder-indien und über gewisse Teile Hinterindiens der austro-asiatische Sprachstamm. Er wird in vier Hauptgruppennbsp;geteilt.

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die proto-malakkisclie (oder altere malakkische)nbsp;Grnppe. Sie zerfallt in I. Semang und II. Senoi oder Sakei.nbsp;Die Sprachen werden auf Malakka von der alteren, nicbt-malaiscben Bevölkerung gesprochen.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Khasi-Nikobar-Grnppe (oder die zentralenbsp;Gruppe). Sie gliedert sich in drei Abteilungen.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Khasi wird in einem Teil der britischen Provinznbsp;Assam gesprochen; der Dialekt in der Gegend von Tscher-rapundschi im Süden des Khassigebirges gilt als der wichtigste.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Nikobar (oder Nikobarische) wird auf den Niko-baren gesprochen.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Saluen-Gruppe. Es ist eine Anzahl von Dia-lekten, die am linken Ufer des mittleren Saluen gesprochennbsp;werden (Wa, Palong, Riang).

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mon-Khmer- und Munda-Grnppe. Diese ist,nbsp;wie der Name schon andeutet, in zwei gröllere geographischnbsp;jetzt weit getrennte Unterabteilungen zu zerlegen-'

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mon-Khmersprachen. Sie machen die südöst-liche Abteilung aus. Dazu zahlt 1. Das Mon oder Pe-guanische am Golf von Pegu. Die alteste Inschrift diesernbsp;Sprache, die Myazediinschrift, stammt wohl aus dem Endenbsp;des 11. Jahrhunderts n. Chr. 2. Das Khmer (oder Kambod-schanische) in Kambodja. Dessen alteste Inschriften geboren der ersten Halfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. an.nbsp;3. Das Bahnar. 4. Das Stieng. 5. Die Moi-Mundarten im Ge-biet des Mekhongflusses. 6. Die jüngeren Malakkasprachen:nbsp;Bersisi und Jakun.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Munda- (oder Köl-)sprachen. Sie bilden dienbsp;nordwestliche Abteilung. Hauptsachlich werden sie auf demnbsp;€hota-Nagpur-Plateau, auCerdem in einigen Distrikten dernbsp;Zentralprovinzen im nordöstlichen Vorderindien, auch in dernbsp;Prasidentscbaft Madras und auf den Mahadeobergen gesprochen. Nur auf dem Chota-Nagpur-Plateau werden dienbsp;Sprachen von einer gröCeren zusammenwohnenden Mengenbsp;gesprochen; anderwarts handelt es sich um Sprachinseln.nbsp;In alterer Zeit werden diese Idiome über ein gröfieres Terrainnbsp;vom Himalaja bis zum Golf von Bengalen verbreitet gewesennbsp;sein. Aber die Sprachangehörigen wurden von Vólkern desnbsp;tibeto-chinesischen Sprachstammes im Norden und Osten, von

Kieckers, Die SprachstSmme der Eide.


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solchen des arischen Zweigs des indogermanischen Sprach-stammes im Westen und von denen des dravidischen Sprach-stammes im Süden zurückgedrangt. Man unterscheidetr

1. nbsp;nbsp;nbsp;Eine östliche Gruppe. Zu dieser geboren neun Haupt-mundarten: a) Santall, b) Mundari, c) Bbumij, d) Bïrbar,nbsp;e) Köda, f) Ho, g) Türï, b) AsurI, i) Korvva oder Koura.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Eine westlicbe Gruppe. Von dieser geboren naber zu-sammen: a) die drei Spracben Kürkü, Kharia und Juangnbsp;(die erste in den Satpura- und Mabadeobergen, die zweitenbsp;auf dem Plateau Cbota Nagpur, die dritte in dem Staatenbsp;Orissa). b) Miscbspracben, die nicbt nur vom Ariscbennbsp;(s. S. 4fF.), wie die Spracben unter a, sondern aucb vomnbsp;Dravidiscben stark beeinfluCt sind, wie das Savara im Nordennbsp;der Prasidentscbaft Madras, in benacbbarten Teilen vonnbsp;Bengalen und den Zentralprovinzen.

D. Die Tschamsprachen oder die siidöstliche Misch-gruppe. Hierber geboren Tscbam, Rade, Raglai, Djarai, Kanöo, Sedang. Es ist nicbt sicber ausgemacbt, ob diesenbsp;Spracben zum austroasiatiscben oder zum austronesiscbennbsp;Spracbstamm zu zablen sind. Da die formativen Elementenbsp;in weit überwiegender Zabl austroasiatiscb sind, empfiebltnbsp;sicb wohl die erste Ansicht.

In den austroasiatiscben Spracben spielen in der Wort-bildung Prafixe und Infixe eine wichtige Rolle. Ein Bei-spiel dafür aus dem Khmer: kat 'schneiden’; davon k^nat 'MaC’, kdmniït 'Stück’, fkat 'Krankheit’, ddmkat 'Krankheit’,nbsp;skdt 'abschneiden, versperren’, sdpkat 'Teilung’, bapkdt 'ent-scheiden’. Nicht so allgemein verbreitet sind Suffixe (z. B.nbsp;in den Mundasprachen). Lehrreich ist die verechiedene laut-liche Veranderung der Prafixe in den einzelnen austro-asiatischen Spracben. Man unterscheidet: 1. eine Form mitnbsp;vollem Vokal, z. B. ka, ki, 2. eine Form mit s: kg, 3. einenbsp;unsilbische Form ohne Vokal, z. B. k und k\ 4. ganzlichennbsp;Schwund des Prafixes. 'Seeadler’ heiCt so nikobarisch kalai},nbsp;khmer k'lep, stieng kley; 'Büffel’ lautet semang kibao, djarainbsp;kgbau, stieng kbau, 'neu’ raon tami, khmer tmlg, stieng mêi.nbsp;ka- und ta- bilden Substantiva verschiedener Bedeutung. Dasnbsp;Prafix pa- bildet kausative Verba; altkbmer ar 'geben’, parnbsp;‘gehen machen’. Es gibt aucb erweiterte Prafixe, die aufnbsp;Nasal oder Liquida ausgehen, wie kan, kar, kal, kgm usw.nbsp;Selten sind zwei Prafixe, z. B. palong yam 'sterben’, p-yamnbsp;'toten’, pan-p-yam 'getötet’. Die Infixe besteben meistensnbsp;aus Nasal oder Liquida. Am haufigsten ist n, das Be-zeicbnungen für Werkzeuge und Adjektiva bildet, z. B. mon

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put 'meiCeln’, pmt 'MeiCel’, khasi Mau 'GroCmutter’, laniau 'alt’. lm Khmer und im Nikobarischen gibt es auch kom-poniertes mn^ im Khmer auch rn. So khmer haó 'böse’, hi”'naönbsp;'Bosheit’ (m™ bezeichnet nasalierten Vokal, aus Vokal -f*nbsp;entstanden), nikobarisch loe 'Kleid’, lanm 'Einhüllung ausnbsp;Kleiderstoff’, lamama 'Bündel, Packung’, khmer 'auf etwasnbsp;stellen’, drenö 'Stütze’. Ferner existiert ein Infix p, das imnbsp;Khmer neben mn erscheint, wabrend das Santalï und dasnbsp;Mundarï nur p kennen. Z. B. khmer Wk 'errichten’, lepöknbsp;'Gebaude’, stieng sa 'essen’, sdpa 'Speise’, santali osor 'weit,nbsp;w’eiten’, opsor 'Gelegenheit’, mundari marap 'gut’, maparapnbsp;'sehr gut’. Im Santalï und Mundaiï dient p zur Bildungnbsp;reziproker Verba, santali dal 'schlagen’, dapal 'einandernbsp;schlagen’, mundari tam 'niederwerfen’, tapam einander nieder-werfen, ringen’.

In den alteren Sprachphasen unterscheiden die austro-asiatischen Sprachen die Wortkategorien der Substantiva, Adjektiva und Verba durch Prafixe und Suffixe. In dennbsp;meisten jüngeren Sprachen ist durch die Verkürzung dernbsp;Wörter das Differenzierungsvermogen stark beeintrachtigtnbsp;worden; und es ist bisweilen unmöglich, ein Verb von einemnbsp;Substantiv zu unterscheiden, wenn nicht der Zusammen-hang und die Wortstellung (Subjekt-Verb-Objekt) AufschluCnbsp;darüber gaben. Im allgemeinen sind die Wörter heute un-veranderlich. Das war ursprünglich wohl nicht so. Daraufnbsp;deuten z. B. die Verhaltnisse beim persönlichen Pürwortnbsp;im Khasi, bei dem im Singular der zweiten und drittennbsp;Person Maskulinum und Femininum und weiter in allennbsp;drei Personen Singular und Plural unterschieden wird^: 1. Person Sing. mask, und fem. pa, Plur. pi, 2. Person Sing. mask.nbsp;)Mê, fem. jo'a, Piur.p'i, 3. Person Sing. mask, u, fem. ka, Plur.nbsp;ki. Was das grammatische Genus angeht, so unterscheidetnbsp;dieser Sprachstamm beim Nomen zwei Klassen: Belebtesnbsp;und ünbelebtes (vgl. S. 98). Derselbe Unterschied findetnbsp;sich übrigens auch bei dem S. 105 genannten Annamitischen;nbsp;vgl. ferner über das Kaukasische S. 77. Die Kasusver-haltnisse werden durch Postposition en oder Partikeln aus-gedrückt; z. B. santalrora^:’-rere kisqr 'des Hauses Herr’, orak^-reak' 6al 'des Hauses Dach’ {-ren wenn das 'regierende’nbsp;Nomen belebt ist, -readc wenn es unbelebt ist), orak^re 'imnbsp;Hause’. Über den Ausdruck des (direkten) Objekts s. unten.nbsp;Die meisten Mundasprachen besitzen drei Numeri: Singular,

Palls (larin nicht ein Einflub des Arischen vorliegl.

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Dual, Plural; beim personlichen Pronomen hat auch das Nikobar und das Palong die Dualform bewahrt. Im Santallnbsp;besitzt das Pronomen der ersten Person im Dual und Pluralnbsp;eine inklusive und eine exklusive Form (vgl. S. 99); zumnbsp;selbstandigen Pronomen in 'ich’ lautet der inklusive Dual almjnbsp;'wir beide’, der exklusive qlin, der inklusive Plural dbon undnbsp;abo 'wir’, der exklusive ale. In der dritten Person der dreinbsp;Numeri bestehen je zwei Pormen, eine fiir Belebtes, einenbsp;fUr Unbelebtes, im Sing, uni und ona, im Dual mkin undnbsp;onaldn, im Plur. onko und onaka; die Formen sind eigentlichnbsp;Demonstrativpronomina. Possessivsuffixe sind bei den Ver-wandtschaftsbezeichnungen üblich, z. B. von epga 'Mutter’nbsp;epgan 'meine Mutter’, eygam 'deine Mutter’ (vgl. am 'du’).nbsp;Ferner bestehen bei den infigierten Pronominalformen dreinbsp;Formen; die eine fiir das direkte Objekt, die zweite fiir dasnbsp;indirekte (Dativobjekt), die dritte fiir den Genitiv, z. B. innbsp;der 1. Pers. Sing, -in- (nach Vokalen -n-), -an-, -tin-. Dasnbsp;System der Demonstrativpronomina ist besonders reich imnbsp;Santall entwickelt. Es wird unterschieden: 1. ob das, wor-auf hingewiesen wird, belebt oder unbelebt ist, 2. wie dienbsp;raumliche Beziehung des Gezeigten zum Subjekt ist, undnbsp;zwar nicht nur, ob es nahe, entfernt, weiter entfernt ist,nbsp;sondern auch ob es vor ihm oder aber seitwarts von ihmnbsp;(laterale Deixis) sich befindet, z. B. nhui 'der hier an der Seite’nbsp;[fiir Belebtes], nlioa 'das hier an der Seite [fiir Unbelebtes]),nbsp;3. ob der Gegenstand durch den Gesichtssinn oder aber durchnbsp;den Gehörsin wahrgenommen wird (z. B. gne 'das da [wasnbsp;du siehst]’, pfej^'das da [was du horst]’). In dieser Sprachenbsp;existiert auch eine Dualbildung der Substantiva auf -kin, dernbsp;Plural geht auf -ko aus; vgl. die genannten Pronominalformen.

Vom Verbum des Santall heben wir hervor: Ein Itera-tivum oder Intensivum wird durch vollstandige Reduplikation gebildet, von dal (Verbalnomen = Intin.) 'schlagen’, dal dalnbsp;'wiederholt, heftig schlagen’. Dagegen hat die Bildung da-dal etwa dynamische Bedeutung 'zu schlagen verstehen, vermogen’. Über das reziproke dapal s. oben. Ein Kausativnbsp;wird mit -odo gebildet: dal-odo 'schlagen machen’, ebensonbsp;vom Intensiv-Iterativ dal-dal-odo, vom Reziprokum dapal-odo. Bin Passiv oder direktes Medium mit ok’: dal-ok’, ebenso dal-dal-ok’, dapal-ok’ (von da-dal aber dal-og-ok’, mit Reduplikation von -ok’’, g aus It)', ein indirektes Medium mitnbsp;-joy. dal-jop, ebenso dal-dal-jop, dapal-jop. Hinzu kommennbsp;viele Kombinationen. Auch existieren zusammengesetztenbsp;Bildungen, z. B. dal-akae talien 'fortfahren zu schlagen’ {faken

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ist Hilfsverb, 'bleiben’). Das 'Tempus’system ist im Santalï reich entwickelt. Wir nennen nur die einfachen Formennbsp;des Aktivs von dal: dal-a 'scblagt, wird schlagen’, dal-ef-anbsp;'ist schlagend’, dal-hef-a 'schlug, hat geschlagen’ (Aor.,Perfekt),nbsp;dal-let’-a 'batte geschlagen’ (Plusquamperf.). Man kann innbsp;diesen Formen -a als Merkmal des Indikativs auffassen (esnbsp;ist wohl ein demonstratives Element); im Konditional trittnbsp;dafiir -ge ein, man hat dal-ke(-ge. Dem deutschen 'e r schlagt’nbsp;entspricht dal-a-e', das Pronomen suffixum -e bezeichnet dasnbsp;Subjekt. Besonders erwahnt seien noch die 'Reservativ’-formen, die emphatische Bedeutung haben: im Aktiv. Pras.nbsp;(Fut.) dal-kak'-a, in der Vergangenheit dal-kat’-a, dal-akat’a,nbsp;dallak'-a, im Konditionalis dal-kaf-ge.

Noch ein paar Beispiele für das infigierte Pronomen;

a) nbsp;nbsp;nbsp;für das direkte Objekt; dal-me-a-e 'er schlagt dich’ {-me-'dich’); dal-ket’-ko-a-e 'er hat sie geschlagen’ {-ko- 'sie’Plur.);

b) nbsp;nbsp;nbsp;für das indirekte Objekt: gQrgama-n 'ich helfe dir’ {ggrQnbsp;'helfen’, -am- 'dir’, -n Pron. suffixum der 1. Sing, 'ich’), hglig-ako-(i-n 'ich rufe ihnen (zu)’ {-ako- 'ihnen’); c) für das Geni-tivobjekt; gidra-iï ggrg-ako-tam a 'ich werde deinen Kindernnbsp;helfen’ (eigentlich 'Kinder — ich helfe ihnen [-ako-] von dirnbsp;[-lam-]'). Ein Beispiel moge veranschaulichen, wie die Zu-sammengehörigkeit der einzelnen Glieder zu einem Satzganzennbsp;gekennzeichnet wird. hapan-in-e dal-ket'-tako-tin-a bedeutetnbsp;'mein Sohn hat den ihrigen geschlagen’; hapan-in 'Sohn vonnbsp;rnir oder Sohn-mein’, diesem wird das Pronomen suffixumnbsp;-e 'er’ noch emphatisch angefügt; dal-ket'-a 'hat geschlagen’,nbsp;-fako- '[den] von ihnen’; mit dem vor -a stehenden -tin- 'vonnbsp;mir’ wird auf das Subjekt zurückverwiesen.

Siebzehnter Abschnitt.

Der austronesische Sprachstamm.

Vom auCersten Süden der Halbinsel Malakka erstreckt sich dieser Sprachstamm über die Inselwelt, die sichnbsp;nach Osten und Südosten hin im GroCen oder Stillen Ozeannbsp;ausbreitet. Er teilt sich in zwei grofie Unterabteilungen :nbsp;A. Die indonesischen Sprachen, B. Die ozeanischen Sprachen.

A. Die indonesischen Sprachen gliedern sich folgender-maCen:

I. Die westindonesischen Sprachen. Sie zerfallen ihrerseits in drei Gruppen:

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1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Mala gassi oder Madegassische. Dieser Zweignbsp;hat sich früh von den andern Sprachen getrennt. Er wirdnbsp;auf Madagaskar, der groCen Insel, die sich an der Südost-küste von Afrika hinzieht, gesprochen (ausgenommen einennbsp;verhaltnismafiig kleinen nordwestlichen Teil der Insel). Mannbsp;unterscheidet drei Dialektgriippen: a) eine östliche (Antan-kdra, BetsimissAraka, Ranuména usw.), b) eine westlichenbsp;(Mahafali oder Mafóli, Sakalava usw.), c) eine zentrale (Ant-sihanaka, Mérina oder Hova, Bezanuzéinu, Vurimu, Betsi-leo usw.).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe des Westindonesischen. Dazunbsp;rechnet a) das Pormosanische auf dem gröGeren, dem süd-östlichen Teil der Insel Formosa, b) Die Sprachen dernbsp;Philippinen, die man einfach nach den Stammen dernbsp;Eingeborenen bezeichnet. Die wichtigsten sind a) das Tagal,

das besonders im Süden der Insel Luzon (um Manila herum) und auf Mindoro gesprochen wird, p) das Bisaya auf dernbsp;Inselgruppe südlich von Luzon (nach Mindanao hin), y) dasnbsp;Bikol (oder Vikol) in den südlichen Provinzen von Luzonnbsp;und auf einigen benachbarten Insein, ö) das Ilokan im Nord-westen von Luzon, e) das Ibanag, die Sprache des Kagayan-volkes im Nordosten von Luzon, l) das Igorot in den Ge-birgsdistrikten des Innern von Luzon, in der Provinz Benget,nbsp;p) das Batan auf den Bataninseln nördlich von Luzon,nbsp;amp;) das Magindanao auf der Insel Mindanao usw. c) Dienbsp;östliche Abteilung der Nordgruppe. Dazu zahlen a) dasnbsp;Chamorro auf der Inselgruppe der Marianen (Saipan), dienbsp;zu Mikronesien gehören, p) das Palau der Palauinseln, süd-westlich von den Marianen, y) das Sangir (oder Sangi) aufnbsp;den Sangiinseln zwischen Mindanao und Celebes nebst demnbsp;Talaut der Talautinseln (nordöstlich von den Sangiinseln),nbsp;b) die nordöstlichen Celebesdialekte, wie Bantik, Ponos-sakan usw.

3. Die südliche Gruppe des Westindonesischen. Man kann zwei Unterabteilungen machen.

a) Die westliche Untergruppe. Dazu gehören: a) Das Malaiische im Süden und Südwesten Malakkas (und auf dennbsp;benachbarten kleinen Insein wie Riuuw, Lingga usw.), dasnbsp;eine bis etwa 1300 zurückgehende Literatur besitzt und alsnbsp;Handels- und Verkehrssprache fast über ganz Indonesiennbsp;und zum Teil noch darüber hinaus verbreitet ist; es herrschtnbsp;auch auf einem Stück der Ostküste von Sumatra. P) Ver-schiedene Sprachen auf Sumatra; im Nordwesten das Atschinnbsp;(oder Atscheh), im Südosten das in mehrere Mundarten ge-

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gliederte Batak, ferner das Gayö, das Minangkabau, Red2ang, Lampong. Angereiht seien hier die Mundarten der an dernbsp;Westküste Sumatras liegenden Insein Nias, Mentawei, Engano.nbsp;Erwahnt sei noch, dafi aus Kota Kapur auf der Inselnbsp;Bangka (an der Westküste von Sumatra) eine Inschrift ausnbsp;dem 7. Jahrh. n. Chr. erhalten ist. t) Das Madura auf dernbsp;Insel Madura (an der Nordküste Javas), das Bali auf dernbsp;Insel Bali (an der Ostktiste Javas), das Makassar im Süd-westen von Celebes und das Bugi im Südosten.

b) Die östliche Untergruppe. a) Am wichtigsten ist das Javanische (korrekt D2avanisch gesprochen) im Osten dernbsp;Insel Java, dessen Literatur schon um 800 n. Chr. beginntnbsp;(Altjavanisch). Heute unterscheidet man die gebildete Sprache,nbsp;das Kromo (genauer: Krama), und die vulgare Sprache, dasnbsp;Ngoko. Sehr nahe steht das Sunda im Westen der Inselnbsp;Java. P) Das Dayak, die verbreitetste Sprache auf der Inselnbsp;Borneo. Ferner mehrere Dialekte derselben Insel, wie dasnbsp;Bolongan (im Osten der Insel) und das Tarakan usw. y) Dasnbsp;Toradja im Zentrum von Celebes nebst anderen Sprachen.nbsp;b) Das Sumbawa auf der Insel Sumbawa (westlich von Flores)nbsp;und das Sumba auf Sumba, der südöstlich von Sumbawanbsp;gelegenen Insel, sowie andere verwandte Dialekte.

II. Die ostindonesischen Sprachen. Sie werden von den westindonesischen Sprachen durch eine Linie geschieden, die im Süden östlich der Insel Sumba einsetzt (sonbsp;daC die Insel Rotti zum Ostindonesischen gehort) und, nord-warts gehend, die Insel Flores durchschneidet und sichnbsp;weiter nordwarts so hinzieht, daC sie wiederum die Sula-inseln durchteilt. Zu dieser kleineren Gruppe, die alsonbsp;östlich von der beschriebenen Linie liegt, gehören: Sikkanbsp;und Tettun (in Ost-Flores), das Solor der Solor- und Alor-inseln, Sawu und Rotti (auf den beiden Insein Sawu undnbsp;Rotti), Kupang (in West-Flores), Galoli (in Ost-Flores), weiternbsp;die Inselsprachen Kisser, Wetter, Letti, Watubela, Gorong,nbsp;Aru, Kei.

B. Die ozeanischen Sprachen, die über die austra-lische Inselwelt verbreitet sind, haben folgende Einteilung erfahren;

I. Die melanesischen Sprachen. Diese gliedern sich in mehrere Unterabteilungen:

1. Die südliche Gruppe. Dahin rechnen die Sprachen von Neukaledonien, der Loyalitatsinseln, von Aneytum undnbsp;Eromanga.

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2. nbsp;nbsp;nbsp;Die zentrale Grupppe. Sie wird gebildet von dennbsp;Sprachen der Neuen Hebriden, der Banksinseln, der Fidschi-inseln, der südlichen Salomonsinseln.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Es sind die Sprachen dernbsp;nördlichen Salomonsinseln, von Nen-Pommern, Neu-Mecklen-burg und vielleicht auch der Admiralitatsinseln.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Die Santa Cruz-Dialekte.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Die mikronesischen Sprachen. Dazu zahlen die-Sprachen der Karolinen, von Yap (westlich von den Karolinen),,nbsp;Ponape (östlich von den Karolinen), der Gilbertinseln, dernbsp;Marshallinseln, von Nauru.

6. nbsp;nbsp;nbsp;Die austronesisch-papuanischen Mischsprachen. Diesenbsp;melanesische Gruppe wird so genannt, weil die hierher ge-hörigen melanesischen Idiome sich mit den friiher in den be-treffenden Gebieten herrschenden Papuasprachen (s. S 128ff.)nbsp;gemischt haben, wie W. Schmidt erkannt hat. Diese-Sprachen sind zerstreut über die kleinen Molukken, dienbsp;Küste von Neu-Pommern, den Siiden von Bougainville undnbsp;Savo unter den Salomonsinseln und die Küste von Neu-Guinea.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die melanesisch-polynesischen Übergangs-sprachen. Zu dieser wiederum von W. Schmidt klar-gelegten Sprachgruppe gehören Sprachen der Südküste vonnbsp;Britisch-Neuguinea, der mittleren Neuen Hebriden, der mitt*nbsp;leren Salomonsinseln.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die polynesischen Sprachen. Sie breitennbsp;sich über Neuseeland und die ganze auCere Inselwelt Au-straliens (mit Ausnahme von Mikronesien) aus. Sie zerfallennbsp;in zwei gröBere Gruppen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche Gruppe. Als Bezeichnungen der Sprachennbsp;fungieren meistens die Namen der Stamme, der Inseln odernbsp;Inselgruppen. Zu dieser Gruppe rechnen: das Fakaafo (dernbsp;Tokelauinseln), das Vaitupu der Lagunen- oder Elliceinseln,.nbsp;das Samoanische der Samoa- oder Schifferinseln, das davonnbsp;abgezweigte Futuna (nordlich von den Fidschiinseln), dasnbsp;Tonga auf den Tonga- oder Freundschaftsinseln, das hier-von abgezweigte Uvea der Walsisinseln, das Niue (östlich dernbsp;Tongainseln).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die östliche Gruppe. Dazu gehören das Maori odernbsp;Neuseelandische, das Rarotonga und Mangea auf den Cook-inseln, das Mangareva, die Sprache einer zu den Tubuai-inseln gehorigen Gruppe, das Tahiti, die Sprache der Gesell-schaftsinseln, das Paumotu der Paumotuinseln, die auchnbsp;Niedrige Inseln heiCen, das Markesanische der Marquesas-

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insein, das Hawai auf den Hawai- oder Sandwichinseln ganz im Norden, schliefilich im auCersten Südosten das Eapanuinbsp;der Osterinsel.

P. W. Schmidt hat es unternommen, zu zeigen, daC der hier gegliederte austronesische Sprachstamm mit dem S. 112 ff.nbsp;vorgeführten austro-asiatischen Sprachstamm verwandt ist.nbsp;Man fafit deshalb vieifach schon jetzt beide zu einemnbsp;'austrischen’ Sprachstamm zusammen, der dem Umfang seinesnbsp;Gebietes nach wohl der gröCte ist.

Weiter hat sich A. Conrady bemüht, Zusammenhange zwischen diesem Austrischen und dem Tibetochinesischennbsp;nachzuweisen. Es hedarf aber auf diesem Gebiete nochnbsp;weiterer, eingebender Forscbung, bevor ein sicberes Urteilnbsp;gefailt werden kann.

Eine gröCere Anzahl von Worten durch austronesische Spracben hindurch zu verfolgen, verbietet uns der zur Ver-fügung stellende Raum. Immerhin sei ein auch wegen dernbsp;Bedeutung interessantes Wort ausgeführt. Für 'Hand’ istnbsp;ein allgemein verbreitetes Wort lima, z. B. altjavanisch, bugi,nbsp;samoanisch usw. Dieses Wort wird auch für das Numeralenbsp;'5’ gebraucht. Dieses lautet z. B. in indonesischen Spracbennbsp;puyuma rima, sumba, mentawei Uma, merina dimi, tontem-boaniech (zur Toradjagruppe gehorig) lima, bugi lima, ma-laiisch lima, javanisch limd (im Ngoko); melanesiscb z. B.nbsp;im Fidschi lima] polynesisch z. B. fakaafo, samoanisch, hawainbsp;lima, maori, rarotonga, tahiti rima, tonga nima, markesanischnbsp;ima (auf den Neuen Hebriden [melanes.] auch relima '10’nbsp;= 2 [mal] 5).

Dasselbe Wort kann in manchen Fallen sowohl als Nomen wie als Verbum gebraucht werden. Z. B. hedeutetnbsp;malaiisch iidor 'Schlaf’ und 'schlafen’ {tidoriya 'er schlaft’,nbsp;tidor-na 'sein Schlaf’), javanisch turu 'Schlaf’ und 'schlafen’nbsp;(im Ngoko; im Kromo tilëm), fidschi (melanesisch) matenbsp;'sterben’ und 'Tod’, samoanisch (polynesisch) bedeutet z. B.nbsp;’ofu 'Kleidung’ und 'sich anziehen .

Lehrreich sind die austronesischen Spracben für die Numerusbildung des persönlichen Pronomens. Die iudo-nesischen Spracben kennen — von geringen Ausnahmen ab-gesehen — nur Singular und Plural, keinen Dual; nur dasnbsp;Sangir besitzt vier Numeri: Singular, Dual (Zweizahl), Trialnbsp;(Dreizahl) und Plural. Dagegen ist in den melanesischennbsp;und polynesischen Spracben ein groCer Reichtum in dernbsp;Numerusbildung zu beobachten, und zwar in fast allennbsp;Spracben. Es gibt dort Spracben mit Singular, Dual, Plural,

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solche mit Singular, Dual, Trial, Plural, schlieClich solche mit Singular, Dual, Trial, Quatral (Vierzahl) und Plural.nbsp;Die grofie Mehrzahl der melanesischen Sprachen (Eromanga,nbsp;die meisten Sprachen der Neuen Hebriden und der Salomons-inseln, die Sprachen der Banksinseln, von Santa Cruz, dernbsp;Fidschiinseln, des Bismarckarchipels) verfügen über Singular,nbsp;Dual, Trial und Plural. Für die Entstehung der vielennbsp;Numeri ist beachtenswert, daC der Dual und Trial dadurchnbsp;gebildet wird, daO die Zahlwörter für 'zwei’ und 'drei’ annbsp;den Plural gefügt werden. Daraus geht hervor, daC dernbsp;Numerusreichtum nichts Altes ist, sondern einer verhaltnis-maCig jungen Entwicklung sein Dasein verdankt; die Grund-sprache kannte wohl nur Singular und Plural. Interessantnbsp;ist nun auch, zu beobachten, welche neuen Numerussystemenbsp;sicb herausgebildet haben, nachdem nun jene vier Numerinbsp;(Singular, Dual, Trial, Plural) verhanden waren. In einernbsp;Gruppe von Sprachen geht die Pluralform unter, die Trial-form tritt an ihre Stelle; dies trifft für alle polynesischennbsp;Sprachen zu, findet sich aber auch schon im Melanesischennbsp;(Aneitum, Malikolo-Api-Arag unter den neuen Hebriden,nbsp;Rotuma, Ulawa-Malaita unter den Salomonsinseln). Ander-warts wird ein Quatral noch hinzugeschaffen, und diesernbsp;wird pluralisch verwendet, so auf Gao unter den Salomonsinseln und in der Sprache von Duke of York-Insel; auf dennbsp;Gilbertinseln steht neben dem Quatral noch der alte Plural.

Was die grammatische Genusunterscheidung angeht, so besteht eine solche im allgemeinen nicht. Doch findet sichnbsp;in einigen melanesischen Sprachen der Ansatz zur Unter-scheidung zwischen mannlich und weiblich (z. B. in Sprachennbsp;der Banks- und der Torresinseln), insofern Personal-bezeichnungen ein Suffix für das Femininum annehmen.nbsp;Beim Interrogativum wird zwischen Personen und Sachennbsp;geschieden; z. B. malaiisch siapa 'wer?’, apa 'was?’; javanischnbsp;sapd (Ngoko), sinten (Kromo) 'wer?’, hdpd (Ngoko), punndpdnbsp;(Kromo) 'was?’, samoanisch ’o ai 'wer?’, ’o lë a 'was?’.

Wir wollen nun noch einige Einzelheiten aus der ma-laiischen, javanischen und samoanischen Grammatik er-wabnen. Das Malaiische hat beim Nomen keiue besondere Pluralform; orap bedeutet 'Mensch’ und 'Menschen, Leute’.nbsp;Im Sinne eines Universals, eines die Gesamtheit bezeichnendennbsp;Plurals, ist haufig die Doppelsetzung des Substantivs üblich;nbsp;orap orap bedeutet 'alle Menschen’. Entsprechend javan.nbsp;wop oder tiyap 'Mensch, Mann’ und 'Menschen’, woh 'Frucht’,nbsp;woh woh 'allerlei Früchte’; im Samoanischen kann manii (=

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javan. manuk im Ngoko [im Kromo das aus dem Indischen entlehnte pëksi]) 'Vogel’ und 'Vogel’ bedeuten.

Eine Deklination durch Kasusendungen gibt es nicht. Malaiisch wird der 'Genitiv’ einfach nachgestellt: kuda radjanbsp;'das Pferd des Königs’ (radja 'König’ stammt aus dem Indischen), oder der Genitiv steht mit der ihm nachgestelltennbsp;Partikel puna vor dem regierenden Substantiv: radja punanbsp;kuda. Der Dativ wird durch eine Proposition bezeichnet:nbsp;sama kuda 'dem Pferde’ (statt sama auch pada, kapada). Dernbsp;Akkusativ ist durch die Stellung im Satze gekennzeichnet;nbsp;er folgt meistens dem Verb, was auch vom Javanischen gilt.nbsp;Hierin wird der Dativ durch Vortritt der Proposition marap,nbsp;mmnay (Ngoko), datëy (Kromo = malaiisch datap 'bis’) aus-gedrückt. Das GenitivverhOltnis wird wieder durch Nach-stellung des abhangigen Nomens ausgedrückt: tiyap jawinbsp;(Kromo), worj jawd (Ngoko) 'Leute von Java’ (jawi, jawdnbsp;'Java’); oder das den Wert eines Genitivs habende Wortnbsp;steht wieder nach, es wird aber -he (Ngoko) bzw. -hipminbsp;(Kromo) 'sein’ dem vorangehenden, regierenden Nomen an-gefügt; im Kromo timhallan nipun papéran 'ein Befehl desnbsp;Prinzen’ (nipun aus hipun). Dasselbe hipun und he dient auchnbsp;zur possessiven Ausdrucksweise, z. B. Ngoko hannak ke (ausnbsp;he) 'sein Sohn’. Das Samoanische benutzt ebenso Pra-positionen zum Ausdruck des KasusverhOltnisses. Solchenbsp;Prapositionen sind z. B. a oder o 'von’, ma oder mo 'für,nbsp;mit’, e 'durch’, i 'in’ (aus zwei ursprünglich verschiedenennbsp;Prapositionen oder Adverbien entstanden), mai 'von — her’.nbsp;Von ’o Ie fale 'das Haus’ (worin Ie der bestimmte Artikelnbsp;'der, die, das’, ’o eine hinweisende oder bekraftigende Partikelnbsp;ist, die aber fortbleibt, wenn ein Adverb oder eine Propositionnbsp;vorangeht) entspricht so o Ie fale oder a Ie fale etwa demnbsp;französischen de la maison '(von dem Hause —) des Hauses ,nbsp;mo Ie fale oder ma Ie fale 'für das Haus’ = 'dem Hause’.nbsp;Durch einfache Nachstellung ist der Genitiv im Samoanischennbsp;in zusammengesetzten Wörtern ausgedrückt, wie lau-matanbsp;'Blatt des Auges = Augenlider’; vgl. malaiisch mata harinbsp;'Auge des Tages = Sonne’.

Allgemein verbreitet ist Indonesisch die Bildung von Substantiva durch Prafixe und Suffixe. Ein Prafix ka- bildetnbsp;im Indonesischen unter anderem besonders Verbalabstraktanbsp;und überhaupt Abstrakta. Malaiisch ka-hendak 'Wunsch,nbsp;Wille, Vorhaben’ zu hendak 'wünschen, wollen, beabsichtigen’,nbsp;magindanao (auf Mindanao) ka-puti 'weiCe Farbe’ zu putinbsp;'weifi’, dayak ka-gogop 'Sorge’ zu gogop 'besorgt’. Das Suffix

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-an bildet in diesen Sprachen Ortsbezeichnungen; magindanao niugan 'Kokoswald’ zu niug 'Kokospalme’, malaiisch labuhannbsp;'Ankerplatz’ zu labuh 'ankern’. In Verbindung mit demnbsp;Prafix ka- z. B. malaiisch baiJc 'schön, gut’, davon kabaikannbsp;'Güte’. Indonesisch existiert aueh ein Infix -an- znr Bildungnbsp;von Substantiven, z. B. bugisch kanuku 'Kralle’ neben gemein-indonesischem (z. B. malaiisch) kuku 'Kralle’, madura sanolapnbsp;'Gaukelei’ zu javanisch sulap 'gaukeln’.

Im Melanesischen sind die zur Nominalbildung dienenden Snffixe ziemlich zahlreich, als Prafix kommt im Fidschi i-in Betracht, vgl. z. B. von sele 'schneiden’ i-sele 'Messer’;nbsp;auf den Banksinseln erscheint ga-, von sal 'schneiden’ ga-salnbsp;'Messer’.

Was das Polynesische angeht, so weist z. B. das Sa-moanische ein Suffix -pa auf; tafepa 'FluC’ zu tafe 'fliefien’, taelepa 'Badeplatz’ zu ta'ele 'baden’, moepa Bett’ zu moenbsp;'schlafen’.

Im AnschluC an das, was bereits oben fiber die Nu-merusbildung des Pronomens gesagt ist, sei noch bemerkt, daC das Indonesische im Plural der ersten Person 'wir’ zweinbsp;Formen kennt, den inklusiven Plural, z. B. malaiisch kHa,nbsp;und den exklusiven (der die angeredete Person ausschliefit),nbsp;z. B. malaiisch kami; vgl. S. 116. Diese Unterscheidung be-steht auch im Melanesischen und Polynesischen. Genanntnbsp;seien die samoanischen Formen: Dualis inclusivus itaua undnbsp;Mm 'wir beide (= ich und du)’ (schwachbetont M), Dualisnbsp;exclusivus imam, mam (schwachbetont ma) 'wir beide (===nbsp;ich und er)’, Pluralis inclusivus Ualou (schwachbetont tatou),nbsp;Pluralis exclusivus imatou (schwachbetont matov) 'wir’.

Possessivsuffixe haben wir oben ffirs Malaiische schon kurz erwahnt; wir nennen noch malaiisch ruma-ku 'meinnbsp;Haus’, ruma-mu 'dein Haus’, ruma-na 'sein (ihr) Haus’. ; Sienbsp;sind z. B. auch im Samoanischen vorhanden, doch wirdldasnbsp;possessive Verhaltnis hier anders ausgedrückt. So heifitnbsp;z. B. 'mein Gatte’ l-a-'u fane; darin ist b aus dem Artikelnbsp;le 'der’ entstanden; -a- ist die schon erwiihnte Prapositionnbsp;'von’; -u ist das Possessivsuffix der ersten Person singularis,nbsp;zu a’u 'ich’ gehorig. Daneben auch l-o-u mit o statt a wienbsp;bei der oben besprochenen 'Genitiv’-Bildung;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nuu

'meine Heimat’. Ferner gibt es eine Form mit dem un-bestimmten Artikel se 'ein’, der zu s- wird; s-a-’u und s-o’-m 'einer von mir’, z. B. so-u vaa 'ein Boot von mir’ (vgl.nbsp;etwa den Unterschied im Griechischen ó èpóq cpiXoq 'meinnbsp;Freund’, aber ê|uó(; cpiXo? 'ein Freund von mir’). Die Bildung

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der Possessiva ist aber im Samoanischen noch viel reich-haltiger, worauf wir hier j edoch nicht weiter eingehen können.

Bereits vorher sahen wir, daC es in einer Sprache Wörter gab, die als Verb und auch als Substantiv erscheinennbsp;können. Es gibt aber auch Wörter, die in der einzelnennbsp;Sprache entweder nur als Substantiv oder nur als Verb fun-gieren. Malaiisch duduq heiCt nur'sitzen’; 'Sitz’heiCt Aadw-dukan, ist also von diiduq durch ein Prafix und Suffix ab-geleitet. Verba werden im Indonesischen durch verschiedenenbsp;Prafixe geschaffen. Einfache 'Aktiva’ durch die Prafixe ma-,nbsp;p-, map- (aus ma p), urn-, Magindanao ma-ulug 'fallen’,nbsp;altjavan. ma-tukar 'streiten’, malaiisch ma-kan 'essen’ zumnbsp;Grundworte kan 'Speise’ (das Grundwort kann also Verbnbsp;Oder Nomen sein); blofies m- in m-inum 'trinken’, das wegennbsp;seiner weiten Verbreitung (tagalisch [Philippinen], bugischnbsp;[Celebes], altjavan., malaiisch, niasisch usw.) gemein-indo-nesisch ist; das Malaiische bildet davon ein transitives me-minum ayer 'Wasser trinken’; bajo (togianische Insein) p-inumnbsp;'trinken’, Grundwort inum, javan. p-utus 'senden’, bugischnbsp;panro 'bitten’ (aus *p-'kanro)] mentawei maparai 'klettern’nbsp;(aus *map-karai); bontokisch (Philippinen) um-inum 'trinken’.nbsp;Beginnt das Grundwort konsonantisch, so ist -iim- Infix;nbsp;dayak, tontemboanisch (Celebes) k-um-an 'essen’, s. oben.nbsp;Zur Passivbildung dienen die Prafixe ta- und in-. Ta. B.nbsp;altjavan. ta-wurag 'zerstreut sein’, bunku (Celebes) ta-pehanbsp;'gebrochen sein’, mentawei ta-ico 'gesehen werden’; altjavan.nbsp;in-amlah 'betreten werden’. Bei konsonantisch anlautendernbsp;Wurzel wird in, wie oben im, infigiert: bulu (Celebes) lo-in-mu 'getötet werden’, mentawei t-in-ïbo 'getrocknet werden’.nbsp;Das Dayak ist für die Mannigfaltigkeit der Passivprafixe (mitnbsp;Bedeutungsnuancierung) lehrreich. Es weist folgende Bil-dungen auf: fca-fcawci'geschlossen sein’, i-agah 'geführt werden’,nbsp;ta-lenlep 'ausgehauen sein’, tar-ajar 'zu unterrichten sein’,nbsp;tapa-isü 'gezahlt sein’. Kausativa werden vermittelst desnbsp;Prafixes pa- gebildet; formosanisch pa-ita 'sehen lassen’, bugisch (Celebes) pa-pole 'kommen lassen’, das zusammen-gesetzte Prafix mam-pa im Howa (Madagaskar): mampa-turinbsp;'schlafen lassen’. Auch Suffixe kommen bei der Bildungnbsp;des Verbs in Betracht. Wir nennen hier nur kurz dienbsp;Kausativa des Malaiischen (von anderen Verben, von Ad-jektiven und Substantiven gebildet), wie mem-huta-kan 'blindnbsp;machen, blenden’ zu huta 'blind’, me-lari-kan 'laufen machen,nbsp;lassen’ zu lari 'laufen’.

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Das verbale Grundwort (d. h. ein Verb ohne ein For-mativ) kommt am haufigsten im Imperativ vor, wie dayak tiroh 'schlafe!’, altjavan. laku 'geh!’. Das Verb selbst istnbsp;unveranderlich; Singular und Plural sind Indonesisch ein-ander gleich. Im modernen Javanisch heiilt z. B. (im Ngoko)nbsp;Mku Imri 'ich bleibe zurück, wir bleiben zurück’, kowe karinbsp;'du bleibst zurück, ihr bleibt zurück’ (im Kromo 1. Personnbsp;kuld kaniun, 2. Person handika kantun). In vielen Sprachennbsp;ist der Imperativ vom Indikativ nur durch die Intonationnbsp;verschieden; z. B. mentawei akilu (du) manuha (aus *map-fuba)nbsp;'du, fische!’; manuba ist auch Indikativ (mit anderer Intonation). In einigen Sprachen bezeicbnet das Suffix pa- dennbsp;Imperativ, wie altjavan.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'umfasse!’, magindanao pa-

gedam 'erwache!’. Eine alte Konjunktivbildung, die aber auch als Imperativus (und in den Sprachen von Madagaskarnbsp;nur in imperativischer Bedeutung) vorkommt, ist die aufnbsp;-a; altmalagassi metez-a hanau 'füge dich!’ Tontemboanischnbsp;wird der Konjunktiv durch das Infix -um- gebildet; k-um-uanbsp;'dafi du berichtest’ (Grundwort: kua).

Die Bildung des Prateritums geschieht durch die Prafixe ni-, no-, in- bzw. das Infix -in-; formosanisch lunimis 'ernbsp;glüht’. Prat. l-in-ummis', bontokisch (Philippinen) umjanak 'ernbsp;kommt an’, Prat. in-umjanak; tontemboan (Nordcelebes) maalinbsp;'er bringt’, Prat. ni-maali-, nias (südwestl. vor Sumatra) mofanonbsp;'er geht aus’. Prat. no-mofano. Zur Bildung des Futurs wirdnbsp;altjavanisch die schon erwahnte Konjunktivbildung auf -anbsp;benutzt: maty-a (aus *mati-a) 'wird sterben’, im Tontem-boanischen und Bontokischen die mit um-: Mmoto'wird kochen’.nbsp;Das Sundanesische (im Westen der Insel Java) besitzt einnbsp;Futur, das durch das Prafix pi- und das Suffix -ön ge-schaffen wird: pi-datay-ön 'wird kommen’. Vielerorts werdennbsp;Modi (z. B. der Optativ) und Tempora durch Partikeln bzw.nbsp;durch Hilfswörter, die verschiedenen Ursprung haben, gebildet. Wir können hier nur auf das Malaiische hinweisen,nbsp;das hêndaq 'wollen’ so gebraucht: aku hëndaq makan 'ichnbsp;werde essen’, und auf das Javanische, das bakal (Ngoko)nbsp;bzw. bade (Kromo) 'sollen’ so verwende!: haku bakal kari bzw.nbsp;kuld hade kantun 'ich werde zurückbleiben’.

Für das Melanesische sei nur kurz bemerkt, dafi bei der Bildung von Verbalbegrifïen ebenfalls Prafixe und Suffixenbsp;eine Holle spielen. Vom Fidschi erwahnen wir folgendes:nbsp;Frequentative und intensive Verba werden mit dem Prafixnbsp;ndau- gebildet: ndau-lolo 'wiederholt fasten’; vei- bildet rezi-proke Verba: vei-lomani 'einander lieben’; vaka- hat ver-

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schiedene Funktionen, es formt z. B. Kausativa, wie vaka-mhulu 'lebendig inachen’ von nibulu 'leben, lebendig’. Die bisher genannten Prafixe werden auch bei der Nominal-bildung verwendet. Drei Prafixe stehen z. B. in ndau-vei-vaka-tsundrui 'einander oft in Zorn versetzen’. Nur zur verbalen Bildung dienen die Prafixe ka-, ta-, ra-, die medio-passive Verba schaffen, z. B. von rambe 'mit dem FuCe stoCen’nbsp;ia-rambe 'sich stoCen’. Die einsilbigen und zweisilbigennbsp;Suffixe -a, -ka, -pa, -ta, -va, -na usw. sowie -kaka, -taka,nbsp;-vaka usw. bilden transitive Verba, z. B. ramba-ta 'mit demnbsp;Fufie stollen’.

Das Verb flektiert nicht; au lako 'ich gehe’, ko lako 'du gehst’ usw. AuGer diesem aoristischen Prasens gibt es einnbsp;bestimmtes Prasens: au sa lako, ein Prateritum: au a lako,nbsp;ein Futur; au na lako.

SchlieClich wollen wir, indem wir zum Polynesischen übergehen, einiges fiber das samoanische Verbum bemerken.nbsp;Das Passiv wird durch Suffixe gebildet; diese sind -a, -ia, -ina,nbsp;-fia, -pia, -niia, -sia, -tia, wenn man die Bildung vom reinnbsp;deskriptiven Standpunkt der samoanischen Grammatik aus be-trachtet; z. B. 'eli 'graben’; 'elia. Ulo 'verbergen’: liloia, alofanbsp;'lieben’: alofa-ina, alofa-pia, te»;o'beriihren’: tapofia, inu trinkennbsp;(s. S. 125): inumia, 'ino 'bassen’: ’inosia, \ima 'beendigen’:nbsp;’umatia. Ein Beispiel zeige, wie manche der obigen Suffixenbsp;erst sekundar entstanden sind. Von ulu 'betreten’ lautetnbsp;das Passiv ulufia. Das ist sprachhistorisch in uluf-ia zu zer-legen. In ulu ist im Auslaut samoanisches ƒ geschwundennbsp;(es entspricht fibrigens javanisch surup), im Inlaut ist es er-halten. Kausativa werden durch das Prafix fa'a- gebildet;nbsp;moe 'schlafen’: /a’amoe'einschlafern’. Reziproke Verba werdennbsp;durch das Prafix fe- und eines der Suffixe -ai, -fai, -ni,nbsp;-sa\, -tdi, -mdi, -na'i geschaffen, z. B. fe-alofa-ni 'sich gegen-seitig lieben’ von alofa 'lieben’.

Das Verbum kennt natfirlich keine Flexionsendungen. Die Gegenwart wird (fakultativ) durch die Partikel te, etwanbsp;= 'da’, bezeichnet. Mit den unbetonten Pronomina, dienbsp;vor der Partikel te stehen, auf die dann das Verb folgt,nbsp;lautet das Prasens 'ich liebe, du liebst’ usw. (wenn wir dennbsp;Dual fortlassen): Sing. 1. ’ou te alofa, 2. 'ë te alofa, 3. nanbsp;('er’) te alofa, Plur. 1. inklus. tatou te alofa, 1. exklus. matounbsp;te alofa, 2. tou te alofa, 3. latou te alofa. Ein Imperfekt wirdnbsp;durch die Partikel na oder sa gebildet: ’om te sau 'ich komme’:nbsp;na 'ou sau oder sa 'ou sau 'ich kam’ (natfirlich ohne das dienbsp;Gegenwart andeutende te). Zum Ausdruck des Perfekts be-

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dient man sich der Partikel 'ua 'fertig’: ’ua 'ou sau 'ich bin gekommen’. Das Futur wird mit Hilfe von ’o Ie a (etwa =nbsp;'wahrlich das da’) umschrieben: ’o Ie a 'ou sau 'ich werdenbsp;kommen’, oder mit der Partikel e (eigentlich = 'es ist’),nbsp;wobei dem Verb die betonte Pronominalform nachgesetztnbsp;wird: e sau du 'ich werde kommen’.

Wenn zu der 1. Sing, 'ou te nofo 'ich sitze’ die 1. Plur. tdtóu te nonofo lautet, so drückt die Reduplikation in diesemnbsp;Falie das soziative Verhaltnis ('Zusammensein mit andern’)nbsp;aus, wobei noch kurz bemerkt sein mag, dafi redupliziertenbsp;Bildungen (mit verschiedenen Variationen der Reduplikations-art) im Austronesischen eine groCe Rolle spielen.

Achtzehnter Abschnitt.

Die Papuasprachen.

Wir vermeiden in der Überschrift absichtlich die Be-zeichnung 'der papuanische Sprachstamm’. Nur einige morphologische Eigentümlichkeiten, die diesen Sprachen ge-meinsam sind, rechtfertigen den zusammenfassenden Namennbsp;'Papuasprachen’, allenfalls auch das Bestreben, sie von dennbsp;austronesischen Sprachen zu unterscheiden. Sonst aber istnbsp;der Unterschied der einzelnen, sich oft nur über wenigenbsp;Meilen erstreckenden Sprachen, besonders im Wortschatz,nbsp;80 groC, daC im allgemeinen an verwandtschaftliche Be-ziehungen selbst von benachbarten Sprachen nicht oder vor-laufig nicht gedacht werden kann.

Die Papuasprachen liegen zum Teil ins Gebiet der indo-nesischen und besonders der melanesischen Sprachen ein-gestreut, ferner aber breiten sie sich an der Küste und vor allem im Innern von Neu-Guinea aus. Eine gründ-lichere Erforschung dieser Sprachen ist erst im Gange. Wirnbsp;unterscheiden vom geographischen Gesichtspunkte aus zweinbsp;Gruppen.

A. Die Papuasprachen auf Neu-Guinea.

In der TorresstraCe westlich des Fly-River herrscht auf der Inselgruppe östlich von den australischen Kap-York-sprachen das Miriam. Auf dem Festlande von Neu-Guineanbsp;reihen sich folgende Sprachen an: Tugeri, Bangu, Sanana,nbsp;Dungerwab oder Parb, die Gruppe Bugi-Dabu-Toga, Jibu-Kunini, Gogodara, Nausaku, die sog. Upper-Ply-River-Group,

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dann das Tedi, das Kiwai, das auf der Insel in der Mündung des Fly-River gesprochen wird, das Mowata und das Tagota.

Östlich des Fly-River folgen: Girara-Gaima, Namau-Maipua, die Gruppe Elema-Uaripi-Milareipi-Toaripi-Lepu, Tauata-Afoa, Kovio-Olulopiko, das Fuyuge mit den Dialektennbsp;Mafulu, Kambisa, Korona, Sikube, Kabana, weiter das Koiarinbsp;und Koita mit einer Anzahl von Dialekten, das Mulaha undnbsp;Jaibu, das Domara, das Mailu.

Auf einem Teil des Louisiadenarchipels finden sich das Tagula und das Yela (wahrend sonst auf diesem wie auf dernbsp;auCersten Südostspitze von Neu-Guinea melanesische Sprachennbsp;herrschen).

lm Osten Neu-Guineas sind nun, wenn wir im aufiersten Süden beginnen, zu nennen: das Maisin, Musa-Adaua, dienbsp;Gruppe Binandele-Amara-Berepo und das Yoda.

Im ehemaligen Deutsch-Neuguinea müssen wir dann eine Strecke am nordöstlichen Eek des Huongolfes und einenbsp;Strecke am Finschhafen überspringen. Nördlich von diesemnbsp;befindet sich das Kai oder Katedong und das mit ihm ver-wandte Busim, das Bile, weiter das selbstandige Kamokanbsp;und die verwandten Sprachen Boom und Kelana mit Kei.nbsp;An der Astrolabebai erstrecken sich von Konstantinhafennbsp;bis Friedrich-Wilhelmshafen das Bongu und Bogadjin mitnbsp;einer Reihe von Dialekten. Weiter folgen die eine jede fürnbsp;sich isoliert stekenden Sprachen: Langtub, Marggam-Rumba,nbsp;Kadda, Wenke, Panim, der Komplex von Mis, Kemba, Nu-panob, Bawaipa, Rempin, Bunu. Bei Hatzfeldhafen herrschtnbsp;das Tombenam, bei Potsdamhafen das Arepapuni und dasnbsp;Monumbo. Von Sepik bis Berlinhafen schliefien sich weiternbsp;an: das Watam, die Sepiksprachen, das Murik, das Buna,nbsp;das Tuo, das Dagur-Kavu, das Valman und das Vrinagolnbsp;und das Akur, das Anal, das Arop, das Varopur.

Dicht vor der Grenze von Hollandisch-Neuguinea treffen wir dann die Gruppe Leitere-Wanimo-Yako-Wutung und dasnbsp;Seka an. Auf hollandischem Gebiet folgen, bis zum Beginnnbsp;der Geelvinkbai reichend, das Sentani, das Tana Merah, dasnbsp;Pauwi, das Borumesu, das Koasa, das Sidjuai, das Tori. Amnbsp;Südende der Geelvinkbai finden sich das Angadi und dasnbsp;Nagramadu. Das sich westwarts anschliefiende Gebiet istnbsp;sprachlich noch unerforscht. An der Südküste treffen wirnbsp;die sich nach Osten hin bis zum Utakera-River erstreckendenbsp;Gruppe Lakakia-Kiruru-Utanata-Mimika, die mit dem Angadi-Nagramadu zusammenhangt. Weiter ostwarts nach der eng-lischen Grenze hin ist dann das Gebiet des schon oben S. 128

Kieckers, Die Sprachstftmme der Erde.

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erwahnten Tugeri (Merauke). Nordwestlich von der zuletzt genannten Gruppe befindet sich schlieClich noch die Gruppenbsp;Mairassis-Wuausiran. Die Sprachen, die noch weiter west-warts verbreitet sind, sind noch unbekannt.

B. Die Papuasprachen auBerhalb Neu-Guineas.

Dazu geboren folgende Idiome: die Halmaheragruppe auf dem Nordzipfel von Halmahera (oder Djilolo), auch annbsp;der Kuste der genannten Gegend und nordöstlich von Halma-bera auf den beiden Inseln Ran und Tolo (Moretai) und siid-westlich von Halmahera auf den Inseln Ternate und Tidore.nbsp;Man unterscheidet a) eine Südgruppe: Ternate-Tidore; b) einenbsp;Westgruppe: Saho-Waioli, Ibu, Madole, Galela; c) eine Zentral-gruppe: Isam (Pagu), Tolohiku; d) eine Nordostgruppe: Tab-don, Lodo, Tobelo-Tugutil.

Dann sind auf Neu-Poinmern zwei selbstandige Papuasprachen festzustellen; das Raining und das Sulka.

Unter den Salomoninseln weist die kleine Insel Savo eine Papuasprache auf. Zwei selbstandige Papuasprachennbsp;sind im Süden der groüen Insel Bougainville entdeckt worden:nbsp;das Telei und die Gruppe Nasioi-Koromira. Nur dem Namennbsp;nach bekannt sind Motuna, Kongara, Evo; die Nordhalftenbsp;von Bougainville ist noch nicht durchforscht.

Soweit bis jetzt ein Urteil erlaubt ist, scheinen naher zu-sammen zu gehören: das Miriam und vielleicht das Tauata (diese in Britisch-Neuguinea), das Monumbo und das Valman (diesenbsp;im einstigen Deutsch-Guinea), das Baining auf Neu-Pommern,nbsp;das Telei, das Nasioi und das Koromira (diese drei auf Süd-Bougainville), das Savo (auf Savo), die Halmaheragruppe (innbsp;Indonesien).

Neunzehnter Abschnitt.

Die australischen Sprachen.

Siidlich vom Gebiet der Papuasprachen breiten sich die australischen Sprachen aus. Bei dem, was wir über diesenbsp;Sprachen mitteilen, stiitzen wir uns auf W. Schmidt, Dienbsp;Gliederung der australischen Sprachen (Wien 1919). Dernbsp;genannte Forscher ist es gewesen, der neuerdings in dennbsp;schwierigen Fragen, die die Gliederung und die Verwandt-schaftsverhilltnisse dieser Sprachen betreffen, in bahnbrechen-der Weise Klarheit geschaffen hat. Die australischen Sprachen

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zerfallen in zwei groCe Gruppen; die südaustralischen Sprachen und die nordaustralischen Sprachen. Die ersteren weisennbsp;eine gewisse Einheit auf, doch ist sie für eine Anzahl vonnbsp;Sprachen erst sekundar und durch Mischungsprozesse hervor-gerufen. Was die nordaustralischen Sprachen angeht, sonbsp;kann nur eine auCere geographische Gruppierung (wie beinbsp;den Papuasprachen) gegeben werden, durch die eine Ab-grenzung gegen die südaustralischen Sprachen hergestellt wird.nbsp;Eine innere Verwandtschaft der nordaustralischen Idiomenbsp;unter sich oder gar mit den südaustralischen Sprachen istnbsp;his jetzt nicht nachweisbar. So haben wir auch in diesernbsp;Überschrift die Bezeichnung 'Sprachstamm’ oder 'Sprach-familie’ vermieden.

A. Die südaustraiischen Sprachen.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Viktoriagruppe im Südosten. Zu diesernbsp;altesten Gruppe, deren Gesamtgebiet ungefahr mit dem desnbsp;Staates Viktoria zusammenfallt, geboren das Buandik, dasnbsp;Kolijon, das Kulin, das Kurnai.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yuin-Kurigruppe. Sie schlieCt sich imnbsp;Osten an die erste Gruppe an und nimmt den südöstlicbennbsp;Küstenstrich vom jetzigen Neu-Südwales ein. Sie zerfallt innbsp;zwei Untergruppen: 1. die Yuindialekte im Süden, 2. dienbsp;Kuridialekte im Norden.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe der südaustralischennbsp;Sprachen. Sie reihen sich südwestlich und nördlich annbsp;die Viktoriagruppe an und werden alle dem Lauf des Murray-River entlang gesprochen. Die Gruppe wird gebildet vonnbsp;den Narrinyerisprachen, deren Gebiet nicht scharf umgrenztnbsp;werden kann, die aber im groCen und ganzen den Unter-lauf der drei Plüsse Murray, Darling und Lachlan in Be-schlag legt. Wichtig ist das eigentliche Narrinyeri im Südennbsp;am Meere.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mischsprachen am oberen Murray-River.nbsp;Sie werden am oberen Lauf des Murray-River gesprochennbsp;und sind als Mischungen des Narrinyeri mit einer Anzahlnbsp;anderer Sprachen aufzufassen. Genannt seien das Bangerang,nbsp;das Dhudhuroa und das Pallanganmiddah.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die östliche Gruppe der südaustralischennbsp;Sprachen. Dazu gehören: das Murrawari in dem Keil, dernbsp;durch den Zusammenfluh des Kulgao-River und des Warrego-River entsteht; die Gruppe Thangatti-Yukumbul, jenes im süd-lichen bis an die Küste reichenden Teil, dieses im nördlichen Teil

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eines Gebietes, das, in groben Umrissen gezeichnet, ara Macleay-River liegt und bis an den Oberlauf des Mac Intyre-Creek reicht; das Pikumbul, das sich im Südosten an das zuletzt genanntenbsp;Gebiet anschlieCt und sich bis zur Vereinigung des Macnbsp;Intyre-Creek und des Dumaresque-River und darüber hinausnbsp;bis Galanden erstreckt; das Kumbainggeri auf einem engennbsp;Strich an der Küste, der im Süden bei Nambucca beginntnbsp;und nördlich bis Grafton und an den Clarence-River geht;nbsp;das Minyung, das nördlich vom Kumbainggeri bis an dennbsp;Logan-River sich erstreckt; das Turubul, das den Küsten-strich um die Moreton-Bay, die Umgebung von Brisbane undnbsp;die beiden Inseln Stradbroke und Moreton beschlagnahmt;nbsp;die mehrere Dialekte umfassende Gruppe Wakka-Kabi (nachnbsp;der Bezeichnung für 'nein’, wakka bzw. kahi, so genannt), dienbsp;sich nördlich vom Turubul über ein schwer zu beschreibendesnbsp;Gebiet bis zum 42® südlicher Breite erstreckt; das Bieli,nbsp;nördlich vom Kabi am Unterlauf des Mackenzie-River; dasnbsp;Kuinmurburra, nördlich vom Kabi, im Süden bei Grace-mere und Rockhampton beginnend, von der Küste westwartsnbsp;sich über Yaamba und Marlborough bis nach St. Lawrencenbsp;hin erstreckend; die Halifaxbaigruppe, die von der Cleve-landbai im Süden bis zum Oberlauf des Herbert-River undnbsp;dem Goold Island reicht und auch die in der Halifaxbainbsp;liegenden Inseln Palm Island und Hinchenbrook Island um-faCt; die Bundyilsprachen, die, losgerissen von den anderennbsp;Sprachen dieser Gruppe und von ihnen durch die nördlichennbsp;Sprachen der gleich zu nennenden nördlichen Zentralgruppenbsp;getrennt, im Süden des Carpentariagolfes sich ausbreiten (undnbsp;zu denen als nordwestliche Untergruppe das Mikadun amnbsp;Unterlauf des Leichhardt-River und an der Küste gehört,nbsp;als östliche aber das Miape am unteren Plinders-River, dasnbsp;Mykulun am Saxby-River, das Mitakudi an der oberen Halftenbsp;des Cloncurry-River und schlieClich das Wunamurra im Quell-gebiet des Flinders-River); die Bulponara-Kokoyimidir-Gruppe,nbsp;von der das Bulponara an der Wearybai in Bloomfield Valleynbsp;gesprochen wird, wahrend sich das Kokoyimidir nördlich da-von von dem Annan-River und Endeavour-River weiter nord-warts bis über Kap Flattery hinaus erstreckt.

VI. Die westliche Gruppe der südaustralischen Sprachen. Dazu gehören die Yungarsprachen^ in der Süd-westecke Australiens, welche in eine Nordgruppe (vom 30®

* Allen diesen Sprachen ist das Wort yungar 'Mann’ gemeinsam; daher der Name.

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südlicher Breite bis zur Mündung und zum mittleren Lauf des Swan-River), eine Zentralgruppe (am Oberlauf des Swan-River bis zum Unterlauf des Blackwood-River und ostwartsnbsp;jedenfalls bis Mount Stirling), und eine Südgruppe (im Süd-zipfel) zerfallt; dann die mittlere westliche Gruppe, die sichnbsp;über ein groCes Gebiet zwischen den Yungarspraehen undnbsp;dem nachher zu nennenden Luridya (im Inneren Australiens)nbsp;ausdehnt (dazu ziihlen das Ngaiarda bauptsachlich zwischennbsp;dem De Grey-River und dem Fortescue-River an der West-küste, aber nördlich auch über jenen und südlich auch übernbsp;diesen hinaus; das Kanyara südlich vom Ngaiarda bis zumnbsp;Gascoyne-River; das Amandyo, südlich vom Kanyara bisnbsp;über den Greenough-River hinaus; die Yamaidyisprachen annbsp;der Küste zwischen dem Amandyo und den nördlichen Yungar-sprachen, aber sich weit landeinwarts erstreckend, im Westennbsp;das Amandyogebiet umschlieCend und im Norden an dasnbsp;Kanyaragebiet grenzend; das Mining, wovon das Westminingnbsp;das Hinterland der Yungarspraehen und das Ostmining dienbsp;Südküste von Point Culver bis Eukla einnimmt; das Nonganbsp;östlich von letzterem an der Küste entlang bis Venusbainbsp;und Marachowie); das Luridya im Innern Australiens etwanbsp;vom Wendekreis des Stein bocks bis gegen den 30® südlichernbsp;Breite und zwischen dem 130. und 135. Langengrad.

VII. Die zentrale Gruppe der südaustralischen Sprachen. Man unterscheidet:

1. Die südlich-zentrale Gruppe. Dies sind folgende Sprachen: das Parnkalla östlich vom Nonga bis zum Spencer-golf, landeinwarts an dem Gairdner- und Macfarlanesee; dasnbsp;Meyu vom Spencergolf bis zum St. Vincentgolf einschlieClichnbsp;dessen Ostküste, das Tyura, nördlich vom Parnkalla um dennbsp;Torrenssee (diese drei gehören zusammen); das Nulla aufnbsp;einem schwer zu begrenzenden Gebiet, nördlich vom Tyura-gebiet am südlichen, nördlichen und westlichen Ufer desnbsp;Lake Eyre (am westlichen eine Enklave ausgenommen); dienbsp;Gruppe Dieri, Yarrawurka, Wonkamarra, Evelyn-Creek, dienbsp;sich — in groben ümrissen angegeben — in ihrer Gesamt-heit vom Ostufer des Lake Eyre ostwarts bis an den 145®nbsp;östlicher Lange und nordwarts etwas über den 25® südlichernbsp;Breite erstreckt, und zwar so, daC das Dieri das westlichenbsp;Gebiet (am Ostufer des Lake Eyre mit einer Enklave aufnbsp;dem westlichen Ufer), das Wonkamarra das östliche Gebiet,nbsp;die Evelyn-Creeksprache das südliche und das Yarrawurkanbsp;das an Umfang gröCte nördliche Gebiet einnimmt; die Dar-lingsprachen auf beiden Ufern des Darling, doch so, daC ihr

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Gebiet auf dem linken Ufer nur einen schmalen Streifen ausmacht (im Süden erreichen sie nicht den Murray-River,nbsp;im Westen sind sie vom Meyu und Tyura, im Norden vomnbsp;Evelyn-Creek und Wonkamarra begrenzt, im Osten reichennbsp;sie teilweise [im südlichen Teile] bis an den Warrego-River);nbsp;das Kungeri-Birria nordöstlich vom Wonkamarra; die Kana-sprachen nördlich vom Yarrawurka und vom Kungeri-Birria.

2. Die nördiich-zentrale Gruppe. Diese gliedert sich in zwei Unterabteilungen: a) Eine westliche ünterabtei-lung, die den bei weitem gröCten Teil des Gesamtgebiets dernbsp;nördlich-zentralen Gruppe ausmacht. Zu dieser zahlen: dienbsp;Purugasprachen, deren Gebiet im Süden beim Cornish Creek-River beginnt und sich über den Thomson-River und dienbsp;Tower Hill Creeks bis an die oberen Laufe des Flinders-,nbsp;Hughendon- und Dutton-River erstreokt, wahrend im Oatennbsp;wohl der Cape-River die Grenze bildet; die Goaspraehen,nbsp;die westlich von den Purugasprachen beim Western-Rivernbsp;beginnen und sich über den oberen Lauf des Diamantina-River zum Middleton-River erstrecken; die Cook-Distrikt-sprachen nördlich von den Purugasprachen vom oberennbsp;Flindera-River bis etwa zum oberen Walsh-River; als süd-liche Mitglieder dieser Unterabteilung die Kogai- und dienbsp;Barkusprachen. b) Eine östliche Unterabteilung: die Burde-kin-Riversprachen; die Wakelburrasprachen südlich davon;nbsp;die Mamburrasprachen noch weiter südwarts (im Osten zu-niichst noch an die Küste reichend, dann an das Bieli undnbsp;Kuinmurburra grenzend).

VIII. Die Wiradyuri-Kamilaroigruppe. Die hier-her gehörigen Sprachen befinden sich östlich vom Darling-River und sind durch eine Mischung von Sprachen der nördlich-zentralen Gruppe, der ostlichen Gruppe und der Yuins Kurigruppe entstanden. Im Süden reicht diese Gruppe bisnbsp;an den Oberlauf des Murray-River, erstreckt sich über dasnbsp;Gebiet am Murrumbidgee- und Lachlan-River bis kurz vornbsp;ihrer Mündung in den Murray-River, weiter über das Gebietnbsp;der Quellflüsse, die den Darling-Barwon-River bilden (d. h.nbsp;des Bogan-, Castlereagh-, Namoi-, Gwydir-, Dumaresque-,nbsp;Moonie- und Culgoa-River, welch letzterer so ziemlich dienbsp;Westgrenze des Sprachgebietes bildet). 1. Zur südlichennbsp;Unterabteilung dieser Gruppe geboren, wenn wir von Südennbsp;nach Norden gehen, das Wiradyuri, das W'^ongaibon, dasnbsp;Ngeumba, das Burrabinya, das Wailwun. 2. Die nördlichenbsp;Unterabteilung wird gebildet vom Kamilaroi im Südostennbsp;und vom Yualeai (Euahlayi) im Nordwesten.

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B. Die nordaustralischen Sprachen.

Bei den nordaustralischen Sprachen laCt sich, wie be-reits bemerkt, znrzeit noch keine innere Verwandtschaft nachweisen. Man tut am besten, die Sprachen mit W. Schmidtnbsp;nach den Auslautsmöglichkeiten zu gruppieren. Man kannnbsp;dann unterscheiden: I. eine Gruppe, in der vokalischer undnbsp;konsonantiacher Auslaut möglich iat; 11. eine Gruppe, in dernbsp;im Auslaut Vokale sowie die Nasale (n, », m) und die Li-quiden (r, l) möglich sind; III. eine Gruppe mit nur voka-lischem Auslaut.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gruppe mit vokalischem und konsonan-tischem Auslaut. Dazu gehören; 1. Eine westliche Ab-teilung, die — summarisch ausgedrückt — den ganzen Westennbsp;des Gebietea der nordaustralischen Sprachen einnimmt undnbsp;im Osten etwa bis zum 130® östl. Lange, im Süden bis zumnbsp;19® südl. Breite geht. Dazu zahlen a) die schlecht bekanntenbsp;Ruby-Creeksprache, b) die King’s Soundgruppe, in der Gegendnbsp;des King’s Sound und des Lower Pitzroy-River (an der Küstenbsp;im Süden bei Roebuck Bai beginnend und sich über Beaglenbsp;Bai bis Sunday Island erstreckend), e) die Ord-Rivergruppe,nbsp;die im Süden ungefahr an der Quelle des Ord-River beginntnbsp;und sich zu beiden Seiten dieses Flueses, besonders aber amnbsp;linken üfer, hinzieht. 2. Die Catherine-Rivergruppe in einernbsp;nicht naher bestimmten Umgebung des gleichnamigen Flusses.nbsp;3. Die Daly-Riversprachen am Daly-River. 4. Die Woolwoonga-gruppe, die sich nördlich vom Catherine- und Daly-Rivernbsp;nord warts den Adelaide-River entlang erstreckt. 5. Das Lara-kiya, dem Woolwoonga benachbart, beginnt an der Küstenbsp;bei der Mündung des Adelaide-River, herrscht an der Küstenbsp;der Shoalbai und von Port Darwin und geht etwa 25 Meilennbsp;landeinwarts. 6. Die Cobourg-Halbinselgruppe auf der Nord-küste dieser Halbinsel und dem vorgelagerten Croker Island.nbsp;7. Das Karandi an der Küste im auCersten Süden des Carpen-tariagolfs von der Mündung des Norman-River bis zu der desnbsp;Gilbert-River. 8. Die Walsh-Riversprache ain gleichnamigennbsp;FluC auf einem nicht naher bestimmbaren Gebiet.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gruppe, die im Auslaut Vokal und n, »,nbsp;m, r, l auf weist. Hierhin zahlen; 1. Das Woolna am Adelaide-River, besonders am unteren Lauf. 2. Die Caledonbai-sprachen an der Caledonbai. 3. Das Akunkun oder Akun-kul am oberen Mitchell-River bis zur Einmündung des Palmer-River und an letzterem. 4. Die PrinzeC-Charlotte-Baysprachennbsp;an der gleichnamigen Bai,

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III. Die Gruppe mit nur vokalischem Auslaut. 1. Die Arandasprachen. Diese Sprachen, die von der Kapnbsp;York-Halbinsel aus in das Innere Australiens gevvandert sind,nbsp;nehmen dort ein sehr grofies Gebiet ein. Im Siiden beginnennbsp;diese Sprachen (mit dem Wychingadialekt) in einiger Ent-fernung von der Nordwestspitze des Lake Eyre und erstreckennbsp;sich nordwestlich zu den Mac Donnell-Bergen nnd nordöstlichnbsp;bis zum Georgina-River und am Gordon-Creek entlang (Ya-roinga- und Underekebinadialekt). 2. Das Yelina am Burke-River. 3. Das Walookera westlich vom Yelina am oberennbsp;Georgina-River. 4. Das Chingali nördlich vom Aranda, dochnbsp;von ganz unsicherer Begrenzung. 5. Das Lienuwa (Leeanuwa)nbsp;am Mac-Arthur-River bei Borroloola. 6. Das Mingin amnbsp;westlichen Ufer der Miindung des Leichhardt-River und weiternbsp;westwarts bis Burketown. 6. Die Kap York-Sprachen. Diesenbsp;breiten sich nicht nur über die Kap York-Halbinsel aus,nbsp;sondern auch über die westlichen Inseln der Torres-strafie bis dicht an das Festland von Neu-Guinea. Dazunbsp;rechnen das Otati im Osten der Kap York-Halbinsel in dernbsp;Nachbarschaft von Kap Grenville, das Gudang an der Kapnbsp;York-Spitze, das Nggerikudi im Westen der Kap York-Halbinsel südlich von der Mündung des Coen-River, die Coen-Riversprache, das Yaraikana nördlich von letzterer, dienbsp;Sprachen der Inseln der Torresstrafie (Saibalgal auf Saibai,nbsp;Boigu, Dauan; Kulkalgal auf Tutu, Yam, Nagi, Masig; Gu-mulgal auf Mabuiag und Badu; Kauralgal oder Kaiwalgalnbsp;auf Muralag und Moa).

An sprachlich interessanten Einzelheiten bieten die australischen Sprachen eine überaus groCe Menge. Hier kannnbsp;nur verschwindend wenig erwahnt werden. Das Substantivnbsp;weist im Narrinyeri drei Numeri auf. Im Süd-Narrinyerinbsp;heilSt 'Mann, Mensch’ Sing, korni, Plur. kornar, Dual kornewk',nbsp;im Nord-Narrinyeri Sing, meru, Plur. mera, Dual merakul.nbsp;Im Süd-Narrinyeri hangt der Plural hinsichtlich der Endungnbsp;mit dem Zahlwort Mr 'drei’ (nepaldar, maltaiar) zusammen,nbsp;der Dual mit dem Zahlwort für 'zwei’ (nlnkaemk, nineidk);nbsp;im Nord-Narrinyeri weist der Plural eine selbstandige Bildungnbsp;auf, der Dual aber zeigt wieder Zusammenhang mit demnbsp;Zahlworte Mr '2’; denn -kul erscheint auch in taidkul 'zwei’.nbsp;In den Kulindialekten (zu den Viktoriasprachen gehorig)nbsp;existiert auch ein Trial beim Substantiv. Im Wuttyabaluknbsp;('Westnordwest-Kulin’); Sing, iville 'Opossum’, Dual willebule,nbsp;Plur. willebarak, Trial willebarakkulik 'drei Opossums’ (dernbsp;Plural gilt Mr mehr als drei). Hier ist der Trial gebildet.

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indem an den Plural die Trialpartikel -lcul(l)ik antrat, die in andern Kulinsprachen ebenso beim Personalpronomen (dernbsp;1. Person) aus dem Plural den Trial bildet. Der Trial istnbsp;also nichts Altes.

Beim Interrogativpronomen wird zwischen Person und Sache unterschieden, indem eine besondere Form für 'wer?’nbsp;und eine besondere für 'was?’ besteht. Dabei ist noch zunbsp;beachten, daC es, wie beim Personalpronomen der 1. und 2.nbsp;(Singularis), einen Unterschied zwischen einer intransitivennbsp;(d. h. in intransitiven Satzen gebrauchlichen) und einer tran-sitiven (d. h. in transitiven Satzen üblichen) Form gibt (dernbsp;Unterschied ist vielerorts nicht mehr in Kraft). So also z. B.nbsp;im Yungar (s. A VI) 'wer?’ (intrans.), Kando 'wer?’ (trans.):nbsp;Kait hzvr.yan 'was?’, im Luridya yaal 'wer?’: war 'was?’,nbsp;dieri (s. A VII) worana 'wer?’: mina 'was?’, baddyeri wur-rana 'wer?’: minna 'was?’, südnarrinyeri mnye 'wer?’ (intrans. und trans.): mine 'was?’, wiradyuri (s. A VIII) mndinbsp;'wer?’: minam 'was?’, wongaibon, ngeumba, wailwun mndinbsp;'wer?’: wiréa'was?’, kamilaroi Mam'wer?’: mina 'was?’, mi-nyung (s. A V) mn 'wer’?: mina 'was?’, turubul wandu 'wer’?:nbsp;minna 'was?’, wakka Kanunda^-wer?’: mndo bzw. nanda 'was?’,nbsp;westbuandik (s. A I) mnuin 'wer?’: nun 'was?’, ostnordwest-kulin winarnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;: wawM'was?’, kurnai mninde 'wer?’: nan-

ma 'was?’, aranda laMwa, mla'wev?’: iwMwa'was?’, yaraikana ari 'wer?’: ni 'was?’, kauralgal 'wer?’: mi 'was?’, gumul-gal m (intrans.) und mda (trans.) 'wer?’: miai (intrans.),nbsp;midon (trans.) 'was?’, saibalgal m 'wer?’: mieïe 'was?’, nggeri-kudi andrako 'wer?’: nai 'was?’ Indessen gibt es auch au-stralische Sprachen, in denen die Unterscheidung von Personnbsp;und Sache beim Interrogativ fortfallt. Z. B. parnkalla (s.nbsp;A VII) Kanna 'wer?’ und 'was?’, kana minna 'wer, was?’,nbsp;nordnarrinyeri (s. A III) meik 'wer, was?’ (intrans.), meyahnbsp;'wer, was ?’ (trans.), zu beachten ist der Gegensatz zu demnbsp;oben angeführten Südnarrinyeri.

In der 3. Sing, des Personale besteken manchmal besondere Formen für Maskulinum und Femininum. Minyung (s. A V) Kuli 'er’, nan 'sie’ (im Plural t’annahi für beide Ge-schlechter). Diese Unterscheidung findet sich in allen Insel-sprachen der Kap Yorkgruppe (s. B III). Im Saibalgal herrschtnbsp;dieser Unterschied auch in der 1. Person des Singulars; saibalgal Kai (intrans.), vatu (trans.) 'ich’ (Mann), vazo (intrans.),nbsp;nözo (trans.) 'ich’ (Frau). Ebenso beim Possessivpronomennbsp;gumulgal Kau 'mein’ (maskul.), nuzu 'mein’ (fem.), nmunbsp;'sein’, nanu 'ihr’; saibalgal Kau(mun) 'mein’ (maskul.), uzu

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'mein’ (fern.), nom 'sein’, nanu 'ihr’. Weit verbreitet ist in der 1. Person der Unterschied zwischen inklusiver und ex-klusiver Form im Daal und Plural (s. dariiber S. 116 undnbsp;S. 124); so finden wir z. B. bei A VIII wiradyuri Dual inklus.nbsp;main 'wir beide’, Dual exklus. valligum, Plur. inkl. uteani 'wir’,nbsp;Plur. exklus. neaniguna (zu wad(z)u 'ich’), wongaibon Dualnbsp;inklus. wulli, Dual exklus. wullina, Plur. inklus. mana, Plur.nbsp;exklus. weanuna {md(z)u 'ich’), wailwun Dual inkl. 'aullu,nbsp;Dual exklus. mllina, Plur. inklus. veane, Plur. exklus. maninnanbsp;{wad(z)u 'ich’), kamilaroi Dual inklus. tdulle, mulli, Dual exklus. wullina, mllimra, Plur. inklus. meane, Plur. exklus.

Perner kommt beim Pronomen der 1. und 2. Person des Singulars der schon erwahnte Unterschied zwischen intran-sitiver und transitiver Form in Betracht. Z. B. noch imnbsp;Yungar intransitiv mm 'ich’, transitiv mdo, entsprechendnbsp;wini bzw. nundo 'du’. In einigen Sprachen erstreckt sich dienbsp;Verschiedenheit auch auf andere Personen und Numeri; z. B.nbsp;ergeben sich fiir das Kana (s. A VII) folgende Formen: Sing.

1. nbsp;nbsp;nbsp;intransitiv nunda — transitiv nutlo, 2. impanindo,nbsp;3. mask, nunulu, 3. fern, nunnunda, Dual 1. nulli —nbsp;nulli lö, 2. nulanula-lo, B. pulipida-lo, Plur. 1. nuna —nbsp;nuna-lö, 2. nurinuri-lo, 3. tunituna-lo. Im Saibalgal

s. B III) bestehen im Sing, folgende Formen: 1. Person mas-kul. intransitiv wai, trans, loatu, fern, intrans. mzo, trans, nozo,

2. nbsp;nbsp;nbsp;intrans. mi, trans, nidu, 3. maskul. intrans. moi, nue, trans.nbsp;nudu, fern, intrans. noidö, trans, nadu, nadö. Noch reich-haltiger ist das System des Personalpronomens in den Daly-Riversprachen (s. B I). Diese besitzen in den dritten Personennbsp;je vier Formen, eine fiir das Maskulinum, eine fiir das Femi-ninum, eine fiir Belebtes, eine fiir Unbelebtes; so in der

3. nbsp;nbsp;nbsp;Person Sing. mask, yi, i, fem. nin, belebt mun, unbelebtnbsp;vun, in der 3. Person des Duals mask, yugot, fem. nogot,nbsp;belebt mogot, unbelebt vogof, in der 3. Person des Pluralsnbsp;mask, yogot, fem. nogOt, belebt mogot, unbelebt vogöt.

In verschiedenen Sprachgruppen sind Possessivsuffixe verhanden. Die Possessivsuffixe werden entweder unmittelbar an das Substantiv gefügt, z.B. wiradyuri (s. A VIII) marra-di 'meine

* In den angefiihrten Formen erkennt man leicht, dafirdie ex-klusive F’orm aus der inklusiven gebildet ist; und zwar liegt das Schema 'wir[, ich und] er’ zu Grunde; seltener kommt die Ableituug der inklusiven aus der exklusiven Form vor, nach dem Schema 'wir[, ichnbsp;und] du’; drittens gibt es aber auch eine organische Bildung, z. B.nbsp;west-buandik 1. Dual exkl. matsowillal, inkl. mtsohal, 1. Plur. exkl.nbsp;matsowille, inkl. maisohe (von matso 'ich’).

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Hand’ {-di = 'meine’), inar-nu 'deine Frau’, wongaibon mirri-dzi 'mein Hund’, oder vermittelst einer Partikel, z. B. wongaibon rnit der Partikel ga: miraw-ga-dzi 'mein Feld’. Das Kokoyimidir (s. A V) wendet bei 'Vater, Mutter, Bruder’ fürnbsp;die erste Person oft ein Possessivsuffix an, wahrend es sonstnbsp;Possessivpronomina verwendet, z. B. peha-to 'Vater mein =nbsp;mein Vater’; -to gehort zu mato 'mein’ ('ich’ ist wayu). Innbsp;den Daly-Riversprachen (s. B I) werden die Possessiva durchnbsp;Antiigung des Suffixes -main an das Personalpronomen ge-bildet; 'ich’: wa-main 'mein’, nu(n) 'du’: nun-main 'dein’,nbsp;yi’^er: yi-mainnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;jmw'sie’; nin-main ^ihr\ Diese Formen

stehen nach dem Substantiv, z. B, alalk tdamain 'mein Kind’. Je nach der Art des Possessivverhaltnisses können auch anderenbsp;Suffixe statt main gebraucht werden (-no, -ro, -an), z. B. minbsp;wanö 'meine Speise’. In anderen Idiomen gibt es possessivenbsp;Prafixe; und zwar gibt es Sprachen, in denen sie unmittel-bar vor das Substantiv treten, und solche, in denen sie vermittelst einer Partikel mit ihm verbunden werden.

Bemerkenswertes ist fiber die Zahlwörter zu sagen. Im Yungar (s. A VI) finden wir gan '1’, gud'al '2’, mardw undnbsp;mardine (je nach den Dialekten) '3’; '4’ heiCt gud’al-gud'al,nbsp;also 2 -p 2, '5’ wird ausgedrfickt durch mard'in hanga 'dernbsp;Hande Halfte’, '6’ durch mard'in hamga gud'ir gan 'der Handenbsp;Halfte und (gud'ir) eins’; für '10’ sagt man belli belli mard'innbsp;batdga 'auf beiden Seiten (belli belli) der Hande Halfte’, '15’nbsp;ist mard'in belli belli gud'ir d'ina bawga 'die Hande auf beidennbsp;Seiten und der FfiCe Halfte’ (nach Abzahlen der Fingernbsp;zahlt man also an den Zehen weiter). In der sog. Zentral-gruppe von A VI wird mara 'Hand’ ffir '5’ gebraucht, vgl.nbsp;samoanisch usw. lima '5’ S. 121. Die einfachen Zahlwörternbsp;gehen also nur bis 'drei’. Im Sfid-Narrinyeri (s. A III) heiCtnbsp;yamma-lait'e oder yammale '1’, nwkaieyk (oder ninenk) 2 , ne-paldar (auch maltaiar) '3’; ffir alles, was fiber 'drei’ hinaus-geht, wird ruwar 'viel’ gesagt; oder man zahlt nach demnbsp;'Paar’-System: kukko kukko 'Paar Paar’ = '4’, kukko kukJconbsp;ki '5’, kukko kukko kukko '6’, kukko kukko kukko ki '7’. Imnbsp;Kamilaroi (s. A VIII) wird gezahlt; mal '1’, bülar '2’, gulibanbsp;'3’, bularbiilar '4’, balarguliba '5’, gülibagüliba '6’. Im Murra-wari (s. A. V) yaman oder yaumun '1’, kubbo '2’; bereitsnbsp;ffir 'drei’ wird murabirri 'mehrere’ gesagt, wahrend in anderennbsp;sfidaustralischen Sprachen '3’ durch 2-1-1 ausgedrfickt wird,nbsp;wie z. B. auch im nordaustralischen Saibalgal (s. Bill): uka-sar-urapon '3' aus ukasar(a) '2’ und urapon '1’, ebenso imnbsp;Gumulgal ukasar urapon '3’ {ukasar '2’), im Kulkalgal oka-

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sara-würapü '3’ aus okasara '2’, tvürapu, '1’. Von den Zahl-bezekhnungen in den Daly-Riversprachen (s. B I) sei noch genannt veren veren '4’ {veren(a) '2’), nanyiïk yenak 'einenbsp;Hand allein = 5’, nanyilk veren 'Hande zwei = 10’, nanyilknbsp;veren mad'an yenak 'Hiinde zwei, FuC einer = 15’, nanyilknbsp;mad'an veren 'Hande, FüCe zwei = 20’.

Das Dieri (s. A VII) hat folgende Deklination ausgehildet: Ahsolutiv kana 'Mensch’, Gen. kana-ia, Dat. kana-ni, Ergativnbsp;(oder Aktiv; vgl. S. 81 üher das Georgische) kana-U, Vok.nbsp;kana-jai.

Zur Bildung von Suhstantiva sind Suf fixe verhanden, -la, -kanci, -eca, -ni, z. B. hucu 'hlind’: huca-la 'der Blinde’,nbsp;yedi 'Lüge’: yedikanci 'Lügner’, kaldri 'hitter, höse’: kaldri-ecanbsp;'mürrischer Mensch’, mnka-na 'arheiten’: mnka-ni 'Arheit’.nbsp;Ein Beispiel von Komhination zweier Suffixe ist: von na-yinayiba-na 'betrachten’, nayinayiba-ni 'Betrachtung’, davon na-yinayibani-eca 'Aufseher’. Adjektiva werden durch -li gebildet;nbsp;z. B. kilpa 'Kalte’; kilpa-li 'kalt’.

Mehrere Suffixe bestehen für die Bildung von Verben. Kausativa werden mit -Ika gebildet, dika-na 'zurückkehren’:nbsp;dïka-ïka-na 'zurückbringen’; Reflexiva mit -teri-, doka 'stechen’:nbsp;daka-teri-na 'eich stechen’; Reziproka mit -mali-, yinki-nanbsp;'geben’: yinki-mali-na 'einander geben = handeln, tauschen’.nbsp;Andere Formantien sind -nti-, -iyiriba-, -ma-, -iba-, z. B. yata-nanbsp;'sagen’: yala-nti-na 'nachprüfen’, yat-iyiriba-na 'schelten’, mani-na 'holen’: man-im-na 'für jemand holen’, yedi-na 'lügen’:nbsp;yed-iba-na 'betrügen’. Auch die Komhination von Suffixennbsp;ist möglich; vom reduplizierten yafa-yata-na 'schwatzen’,nbsp;yaia-yata-lka-teri-na 'sich schwatzen machen = sich ent-schuldigen’.

lm Dieri gibt es folgende Tempus- und Modusformen: indefinitives Prasens mto ('ich’) mnkai (aus *'idanka-ai) 'ichnbsp;mache’, Praes. definitum nato nanka-la wapaia 'ich bin machend’,nbsp;Praeteritum propinquum mato mnka-la wiri 'ich habe vornbsp;einigen Tagen gemacht’, Praet. indefinitum nato mnka-na warainbsp;'ich habe gemacht’, Praet. definitum mto mnka-na paraianbsp;'ich habe jüngst gemacht’, Praet. remotum nato mnka-na-lanbsp;'ich habe seinerzeit gemacht’, Praet. remotius mto mnka-nanbsp;wonti 'ich habe vor langer Zeit gemacht’, Futur nato mnka-la nanai 'ich werde machen’, Imperativ mnkau (aus *mnka-au) 'mache!’, Optativ osato mnka-na-nto 'ich will, möchtenbsp;(auch soil, muC) machen’, Konditionalis oder Subjunktiv mtonbsp;manka-na-ni 'wenn (indem) ich mache’, Prohibitiv (oder Metu-tiv) mto mnka-iati 'ich mache sonst, damit ich nicht mache,

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Infinitiv laanka-la, ^anka na ('zu,

dafi ich blofi nicht mache’. um zu) machen’.

Zwanzigster Abschnitt.

Die tasmanischen Sprachen.

Das Tasmanische ist die ausgestorbene Sprache der Insel Tasmanien, die südöstlich von Australien liegt und von ihmnbsp;nur durch die BaCstrafie getrennt ist. Es laCt sich eine öst-liche und eine westliche Gruppe bei diesen Sprachen unter-scheiden. Bis heute muC das Tasmanische als eine allein-stehende Sprache betrachtet werden; verwandtschaftliche Be-ziehungen zu andern Sprachen sind bis jetzt nicht nach-gewiesen worden; von den australischen Sprachen ist es durch-aus zu trennen.

Einundzwanzigster Abschnitt.

Der buschmannisch-hottentottische Sprach-

stamm.

Wir wenden uns nun wieder Afrika zu. Die semitischen und hamitischen Sprachen im Norden und Nordosten habennbsp;wir bereits früher behandelt. Dieses Mal beginnen wir imnbsp;Siidwesten dieses Erdteils.

Der genannte Sprachstamm ist unter den afrikanischen Sprachstammen der alteste. Man fafit die hierher gehörigennbsp;Sprachen auch unter dem Namen Khoinsprachen zusammennbsp;(Moira 'Mensch’). Zwei Unterabteilungen sind, wie die Bezeich-nung schon andeutet, zu unterscheiden;

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Buschmannische oder San.

Dieses zerfallt in 1. das mehr südöstliche Aikwe und 2. das mehr nordwestliche Aukwe.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Hottentottische oder Nama.

Es ist der südlichere der heiden Sprachzweige. Die Hottentotten bewohnten einst ein weit gröCeres Gebiet süd-lich vom Kuneve und Sambesi. Sie wurden von den ausnbsp;Norden ankommenden Bantustammen und von den vomnbsp;Kap der guten Hoffnung aus verdringenden Europaern starknbsp;zusammengedrangt. Die Hauptmasse, die Nau)a-Hottentotten,nbsp;wohnen am unteren Lauf des Oranje im sog. GroC-Nama-

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lande im ehemaligen deutschen Schutzgebiet. Das Nama gliedert sich in 1. Damara [a) Hom-Damara oder Berg-Da-inara, b) Gam-Damara oder Wasser-Damara im Westen annbsp;der Küste, wabrend a) östlicb davon im Innern gesprocbennbsp;wird]; 2. Sandawe (Kindiga) in Ostafrika.

Eine Eigentümlicbkeit dieses Spracbstammes bilden die Scbnalzlaute, die nicbt durcb das AusstoBen von Luft,nbsp;sondern durcb das Einsaugen derselben gebildet werden. Dasnbsp;Buscbmanniscbe unterscbeidet beute nacb der Artikulations-stelle sieben, das Hottentottiscbe vier Scbnalzlaute. Diesenbsp;vier Laute des Nama sind ein dentaler Scbnalzlaut (mannbsp;scbreibt ihn /), ein lateraler (//), ein zerebraler (/), ein pa-lataler (^). Sie werden bervorgebracbt, indem man die Zungen-spitze möglicbst stark beim 1. an die Vorderzabne, beim 2.nbsp;seitwarts an die (recbts befindlicben) Backenzabne, beim 3.nbsp;möglicbst weit nacb oben an die Decke der Mundböhle, beimnbsp;4. an die Vorderseite des barten Gaumens anprefit und sienbsp;dann so scbnell wie möglich zurückziebt. Sie kommen nurnbsp;im Anlaut eines Wortes vor Vokal und vor g, h, k, kh, nnbsp;vor. Eine wichtige Bolle spielt auch die Intonation. Mannbsp;unterscbeidet einen mittleren, einen hohen, einen tiefen Tonnbsp;(z. B. é, a, d). Wie wichtig die Intonation und die Schnalz-laute für die Wortbedeutung sind, mogen folgende Beispielenbsp;zeigen: d 'weinen’, jd 'auswinden’, //a 'wascben’, !d 'aus-breiten’, =f^d 'aufplatzen’; a 'trinken’, jd 'scharf sein’, jjanbsp;'gehen’ (von der jungen Frau, die ins Haus des Mannesnbsp;geht), !d '(mit der Hand vor den Augen) anschauen’; =f=dnbsp;'schlachten’; ferner gd 'weg sein’, jgd 'klein sein’, jjgd 'be-stürmen’; gd 'klug sein’, /gd 'sich (vor Regen) schützen’,nbsp;llgd 'am Halse tragen’; HgCi 'dünn sein’; !gd 'erscheinen’;nbsp;=l^gd 'hineinstecken, hangen, hangen’; !gd 'bersten’, =l=gd. 'kahl-köpfig sein’.

Die Wörter sind einsilbig; zwei- und mehrsilbige Wörter sind entweder Zusammensetzungen, oder sie sind mit Suffixnbsp;versehen.

Beim Interrogativum lautet tarie 'wer?’, taree 'was?’ Beim Demonstrativ werden drei Genera unterschieden; mask.nbsp;nêb 'dieser’, fem. nés 'diese’ und neutrisch (oft gleich demnbsp;deutschen Neutrum 'das’) nêi. Weiter Hëib (~ bezeichnetnbsp;nasalierten Vokal) 'er’, jjeis 'sie’, //ew 'es’. Mask, und Fem.nbsp;werden beim Personalpronomen nicbt nur in der zweitennbsp;Person (wie z. B. Semitisch usw.) unterschieden, sondern so-gar in der ersten im Plur. und Dual (nicht im Sing.): Plur.nbsp;sagye 'wir’ mask., sase 'wir’ fem., sada 'wir’ neutrisch

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(im Sing, tita 'ich’ mask, und fem., dafür oft khói-ta 'Mensch-ich’). Das Possessiv wird durch Anfügung von Personalsuffixen an die Partikel a gebildet: gomas a h 'seine Kuh’, gomds d-snbsp;'ihre Kuh’.

Es existieren drei Numeri: Singular, Dual, Plural. Eine Deklination mit Kasusendungen (im indogermanischen Sinn)nbsp;ist nicht verhanden. Das Genitivverhaltnis kann auf ver-schiedene Weise ausgedrückt werden. Der abhangige Begriffnbsp;wird dem 'regierenden’ vorangestellt: jgïrib gd-ha 'des Schakals-Rücken’ (eigentlich 'Schakal-Rücken-der’). Oder der abhangigenbsp;Begriff wird vorangestellt; es felgt ihm aber die Partikelnbsp;di: Ijnd !ds di gdo-aob 'der Kapitan jenes Platzes’ (//«d 'jener’nbsp;adjektivisch); oder man setzt den regierenden Begriff voran,nbsp;lilfit den abhangigen folgen und reiht hieran noch die Partikel di mit dem auf das regierende Nomen bezüglichennbsp;Suffix: gdo-aob jjnd las di-6'der Kapitan jenes Platzes’ (-è innbsp;di-b auf gdo-aob zurückweisend).

Die Demonstrativsuffixe, die im substantivischen né-b 'dieser’, nés 'diese’ stecken (adjektivisch ist né), bilden auchnbsp;Substantiva; dma 'wahr’: dma-b 'Wahrheit’, !lcéi 'kali’; !kéibnbsp;'Kalte’, jndm 'lieben’; Indm-s 'Liebe’, !nd 'in’; !nd-b 'dasnbsp;Innere’. Die Suffixe, die Adjektiva bilden, sind -x», -sa, -si,nbsp;-tsi, -tsqba, -re, -ra, -yiu usw., z. B. Jiei-b 'Holz’ ; hei-y^ 'holz-reich’; !nh-b 'Licht’; .'«g-sa 'leuchtend, heil’, ^^ei 'denken’:

'denkbar’; !gd 'zum Vorschein ]^ommen : !gd-tsi 'heil; do-b 'Mann’: do-re 'mannlich’ usw. Privativen Sinn bat ö:nbsp;^l=hanü-h 'Recht’; =l=hanü-ö 'rechtlos’.

Eine Anzahl von Suffixen verschiedenen Ursprungs dient zur Bildung von Verben. Wir nennen nur -ba, das objek-tive (mit einem 'indirekten’ Objektbegriff versehene) Verbanbsp;bildet, z. B. 'sagen’: nü-ba 'jemandem sagen’, tsd 'fühlen’:nbsp;tsd-ba 'für jemand fühlen = Mitleid haben mit’.

Das Verb ist in den einzelnen Personen 'der Konjugation’ unveranderlicb. Entweder steht das selbstandige Personal-pronomen voran oder es treten Personalsuffixe ans Verb.nbsp;Ein Beispiel für das einfache Prasens ist: Hta md 'ich gebe’,nbsp;sats-md 'du gibst’, jjeib md 'er gibt’, sagye md 'wir geben’,nbsp;sago md 'ihr gebt’, Hëigu md 'sie geben’ oder statt dessennbsp;md-ta, md-ts, md-b, md-gye, md-go, md-gu. Tempora und Modinbsp;werden mit Hilfsverben oder Partikeln gebildet; ein Prasensnbsp;der Gewohnheit: tita rd ma oder md-ta ra 'ich pflege zunbsp;geben’, mit gye oder a oder i oder M 'sein’: tita md ha, titanbsp;md i, tita gye md oder md-ta-ha, md-ta i, md-ta gye 'ich binnbsp;gebend’, tita go md, md-ta go ich gab’, tita nï md, md-ta nï

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'ich werde geben’, der Konditionalis mit o 'wenn’, z. B. tita gye ga ma o, ma-ta ga gye o 'wenn ich gebe’, Imperativ md,nbsp;'gib, gebt’ oder ma re (= 'doch’). Der Infinitiv lautet ma,nbsp;das Partizip ist mit dem 'Suffix’ -!a gebildet: ma-!a 'gebend’.nbsp;Das Passiv wird mit der Partikel he gebildet: tita ma-he odernbsp;ma-he-ta 'ich werde gegeben’.

Zur Bezeichnung des persönlicben Objekts treten be-sondere Personalsuffixe hinters Verb, z. B. tita gye mï-ba-tsi 'ich sage dir’ {tsi = 'dir’), tsd-ba te re 'babe doch Mitleid mitnbsp;mir!’ {te Objektssuffix der 1. Person des Sing., s. auch oben).

Zweiundzwanzigster Abschnitt.

Der Bantusprachstamm.

Dieser Sprachstamm, dessen Bezeichnung von dem ein-heimischen Worte ba-ntu 'Menschen’ {ba- ist Pluralzeichen) genommen ist, erstreckt sich östlich und nördlich von demnbsp;Hottentottisch-Buschmannischen fiber ein weites Gebiet; dennnbsp;er nimmt die ganze südliche Halfte Afrikas bis an den Sudan in Beschlag; und in dessen östliche und besonders west-liche Gebiete sind noch Sprachen eingedrungen, die demnbsp;Bantu sehr nabe stehen und die man als 'Bantuiden’ zunbsp;bezeichnen pflegt. Trotz dieser gewaltigen Ausdehnung istnbsp;das bantuische Sprachgebiet von einer Einheitlichkeit, wienbsp;sie bei einem derartigen Umfang sonst kaum irgendwo an-getroffen wird.

Es sind schon verschiedene Gliederungen dieses Sprach-stammes versucht worden. Wir schlieCen uns an die von Drexel an, die dieser in seiner 'Gliederung der afrikanischennbsp;Sprachen’ (Anthropos XVIII—XIX [1923—1924] S. 26 ff.)nbsp;gibt und die auch W. Schmidt in seinem Buche 'Die Sprach-familien und Sprachenkreise der Erde’ (Heidelberg 1926)nbsp;S. 91 aufgenommen bat, ohne daC wir in allen Einzelheitennbsp;Drexel beipflichten; so ist in den vergleichenden Wortlistennbsp;Anthropos XVIII—XIX und XX 1, 2 [1925] gewifi manchesnbsp;nicht stichhaltig.

Auf einen Aufsatz soil, weil er jfingeren Datums ist, noch besonders hingewiesen werden. Die Französin L. Homburger bat in den Mémoires de la société de linguistiquenbsp;XXIH (1929) 149 0. auf Urverwandtschaft beruhende Über-einstimmungen zwischen dem Altagyptischen und modernennbsp;'afrikanischen’ Sprachen (auCer den S. 40 ff. genannten hamito-

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semitischen) nachgewiesen, besonders zwischen dem Alt-agyptischen und den Bantusprachen nebst dem Haussa. Die Arbeit verdient ernste Beachtung; die Verfasserin tragt nichtnbsp;etwa lediglich gleichaussehende Wörter zusammen, sondernnbsp;sie bemüht sich methodisch, die Entsprechungen der altagyp-tischen Konsonanten im Ful, in den Bantusprachen usw. fest-zustellen und erörtert Übereinstimmungen im Bau des Ver-bums. Eine Abhandlung über das Verhiiltnis der altiigyp-tischen Nominalformen zu denjenigen in den zum Vergleichnbsp;herangezogenen neuafrikanischen Sprachen stellt die Verfasserin in Aussicht (s. jetzt a. a. O. XXIII, 5 [1930] 277 ff.).

Die Gliederung gestaltet sich nun folgendermaCen;

A. Die Tekegruppe.

Dazu gehören folgende üntergruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Dualagruppe. Naher zusammen gehören imnbsp;Nordwesten des Sprachgebiets nördlich vom Kongo an dernbsp;Kliste zwischen diesem und dem Wuriflusse, im Landinnernnbsp;auch nordwarts, teilweise auch weiter südwarts gehend,nbsp;folgende Sprachen: die Kamerundialekte Teke nördlich vonnbsp;Brazzaville, Benga an der Coriscobai, Duala am Kamerun-gebirge, Basa an der Mündung des Wuri, Kele, Subu imnbsp;Nordwesten des Kamerungebirges, Kwili (Kwiri) auf den Ab-hangen dieses Gebirges, Malimba, Noho an der Mündung desnbsp;Sanaga, ferner Pongwe in Französisch-Kongo, am unterennbsp;Ogowe und Gabun, schliefilich die Fernando-Po-Sprachen.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Shongogruppe etwa am mittleren Ogowe, öst-lich vom Pongwe. AuCer dem Shongo gehören das Shira,nbsp;Pono, Kande dazu.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Bongogruppe am unteren Kongo: Bongo,nbsp;Kongo, Binda, Kumi, Lala, Yansi zwischen dem Tumbaseenbsp;und dem Zusammenflufi des Kongo und Kassai.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yombegruppe nördlich vom Shongo zwischennbsp;d.en Plussen Ogowe und Sangha.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die Lologruppe am mittleren Kongo: Lolo, Ngatta,nbsp;Tua, Ngombe.

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kubagruppe mit Kuba, Tetele, Shilele, Ngodi,nbsp;Toba, Dima, Senga, deren Gebiet — summarisch ausgedrücktnbsp;— im Kongo-Bogen liegt.

B. Das Songo

zwischen dem Senga- und Tetelegebiet.

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Kieckers, Die Sprackstamme der Krde.

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C. nbsp;nbsp;nbsp;Die Ndongagruppe.

Sie zerfallt in zwei Unterabteilungen;

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Hererogruppe. Dazu geboren das Herero imnbsp;Süden des Etochasees und im Norden des Hottentottenlandes,nbsp;das Ndonga oder Ovambo (Ambo) im Ovamboland im Südennbsp;des Kunene, das Kunyama weiter nördlicb (nördlich vomnbsp;Kunene), das Lod2a2i an den Quellen des Kwando, das Kussunbsp;am Oberlaufe des Kongo, das Lunda in Angola, das Mbundunbsp;(Süd-Mbundu nördlicb vom Herero an der Westküste undnbsp;landeinwarts und Nord-Mbundu in der Nahe von S. Paolonbsp;de Loanda), das Mbamba und das Mbangala in demselbennbsp;Distrikt, das Kioka östlich vom Mbangala.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nyamwezigruppe. Sie befindet sich imnbsp;Süden des Viktoria-Nyansasees. Dazu zahlt als wicbtigstenbsp;Mundart der Nyamwezidialekte das Nyanyembe in der Um-gebung von Tabora, ferner das Zigula zwischen dem Rufunbsp;und den Usagarabergen, das Tusi und das Rundi zwischennbsp;dem Tanganyika- und Viktoria-Nyansasee, das Sukuma amnbsp;Südufer des zuletzt genannten Sees, das Ganda nordwestlicbnbsp;vom Viktoria-Nyansasee und das Masaba nördlich von diesem,nbsp;das Nyueraa nordwestlicb vom Tanganyikasee.

D. nbsp;nbsp;nbsp;Die Suaheligruppe.

Hierhin recbnen die Suahelimundarten zwischen dem Pangani und Lindi, von denen das Ungudja, die Sprachenbsp;von Sansibar, weit über ihr ursprüngliches Gebiet hinausnbsp;sich ausgedehnt bat. Ferner das Pokomo am Tana innbsp;Britiscb-Ostafrika, das Djaga am Südabhange des Kiliman-djaro, das Pare in der Landschaft Mbalu im Norden von Usam-bara, das Kami in Usaramo, das Kamba zwischen den Bergennbsp;Kenia und Kilimandjaro, das Taveta-Taita im Osten vomnbsp;Kilimandjaro, das Dzalamo südlich von Dar-es-Salam undnbsp;nördlich vom Rufidjiflusse, das Shambala in Usambara nördlich vom Plusse Pangani, das Bondei nördlich vom unterennbsp;Rufu, das Nika in der Umgebung der Küstenstadt Mombasnbsp;zwischen den Flüssen Sabaki und ümba, das Digo südlichnbsp;davon, die Idiome der Komoreninseln, namlich das Nyazidzanbsp;auf der groBen Komoroinsel und das Ndzuani auf dernbsp;Johannainsel.

E. Die Kondegruppe.

Sena-Nyandjagruppe. Dazu des Nyassasees,

1. Die

Nyandja im Süden 146nbsp;gehören dasnbsp;das Sena am unteren


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Sambesi in und bei der Stadt Sena, das Tete in der Stadt Tete am Sambesi oberhalb Sena, das Tumbuka nördlich vonnbsp;dem genannten Nyandja und westlich vom Nyassasee, dasnbsp;Ngindo zwischen dem Lindi und Rufidji um Kilwa, dasnbsp;Rawi siidwestlicb vom Nyassasee, das Zumbo in der Stadtnbsp;Zumbo am Sambesi oberhalb Tete, das Sofala in der Küsten-stadt Sofala.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yao-Bembagruppe. Das Yao ostlich vomnbsp;Nyassasee, das Bemba zwischen dem Bangweolo-, Mweru-und Tanganyikasee, das Bissa ostlich vom Bangweolosee, dasnbsp;Subiya westlich von Kazungula, das Ngoni ostlich vom Nyassasee, das Muera in einem Teile der Provinz Wangindonbsp;nebst anderen Idiomen.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Pogoro-Kingagruppe. Pogoro in der Landschaft Upogoro, die südöstlich von Uhehe liegt, Kinga aufnbsp;dem Livingstonegebirge im Bezirke Langenburg, das Hehenbsp;in Uhehe am oberen Rufidji, Pangwe an der Nordosteckenbsp;des Nyassasees sowie einige andere Dialekte in der weiterennbsp;nördlichen Umgebung des Nyassasees (wieNyiha, Bene, Sango).

F. nbsp;nbsp;nbsp;Die Makuagruppe.

Zu dieser zahlen das Makua an der Kfiste von Mosambik, das in mehrere Dialekte zerfallt: das Masasi bei der Stadtnbsp;Masasi nördlich vom Rovuma, das Tswabo am Kwakwa beinbsp;Quelimane, das Tugula um Mosambik, das Lomwe nord-westlich vom eben genannten Tëwabo.

G. nbsp;nbsp;nbsp;Die Sothogruppe.

Das eigentliche Sotho herrscht im sog. Basutolande. Da-zu gehört auch das Kololo im Barotsereich am Sambesi im Westen der Livingstoneiulle, das Abkömmlinge der Basutonbsp;1825 eroberten, wobei sie ihre Spraehe den Besiegten auf-zwangen. Man unterscheidet drei Untergruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Xosa-Zulugruppe. Dies sind das Xosa odernbsp;Kafir südlich von Drackensberg im Kafiernlande, das Zulunbsp;im Zululande, das Tebele im Matebeleland, das Swazi imnbsp;Swaziland, das Kxatla ostlich von dem gleich zu nennendennbsp;Tsuana zum LimpopofluC hin.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tsuana-Peligruppe: Das Tsuana im Bet-schuanaland, das Peli im Norden Transvaals, ferner das Lapinnbsp;im Sfiden von Betschuanaland, das Rolong nördlich hiervon,nbsp;das Gwamba am rechten Ufer des unteren Limpopo, dasnbsp;Ngwato nördlich vom Kxatlagebiet.

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III. Die Venda-Tongagruppe: Das Venda zwischen den Zoutpansbergen und dem Limpopo an den Grenzen vonnbsp;Transvaal und Rhodesia, das Tonga in der Umgebung vonnbsp;Lourengo-Marquez, dessen wichtigster Dialekt das Ronga ist,nbsp;mit dem D2onga, das Lenge zwischen dem Kap Corrientesnbsp;und dem Limpopo, das Swina in der Gegend von Salisbury.

Erst in den letzten beiden Jahrzebnten ist die Forscbung — und zwar zuerst die deutsche — darauf aufmerksam geworden, daC in der Lautlehre mancher Bantusprachen dienbsp;Intonation, der” System der musikalischen Tone, eine Rollenbsp;spielt. Bezeichnet man mit a' hochtoniges a, mit a, tieftonigesnbsp;a, mit a ein a mit steigendem Ton, so bedeutet z. B. imnbsp;Duala mba'^'^ich\ mba, 'NebeL, mba 'Jams’. Anch die Vokal-harmonie ist für die Lautlehre wichtig.

In der Morphologie ist es das System der Prafixe, das eine wichtige Stellung einnimmt und eine charakteristischenbsp;Eigentümlichkeit dieser Sprachen ausmacht. Durch Wechselnbsp;der Prafixe werden Singular und Plural unterschieden (alsonbsp;nicht etwa durch 'Endungen’ oder Suffixe). Bestimmte Prafixe dienen zur Bildung bestimmter Bedeutungsgruppen vonnbsp;Substantiven. Ein Prafix *mu-, *mo- bezeichnet menschlichenbsp;Wesen (als selbstandige Persönlichkeiten): ganda munlu, duala moto, suaheli mthu 'Mensch’; der Plural dazu lautet gandanbsp;bantu, duala moto, suaheli wathu (Herero im Sing, omu-ndu.

Plur.“ot;a-wdM). Ein anderes Prafix

*'mo- bildet Substan-

mu-

tiva der verschiedensten Bedeutung; Menschen, die nicht als selbstandig handelnde Persönlichkeiten, sondern als 'Organenbsp;eines anderen’, als 'Werkzeuge’ aufgefaCt werden, Körperteile,nbsp;eine Anzahl von Tieren, Pflanzen und die daraus gefertigtennbsp;Gegenstande, Krankheiten, Naturkrafte, 'Rauch’, 'Eeuer’,nbsp;'FluC’ usw.; z. B. duala mu-dumbu 'der Mund’, sotho mononbsp;'Finger’, nyamwezi muti, suaheli tn-ti 'Baum’, herero omu-tinbsp;'Baum’, suaheli moto 'Feuer’, ganda muliro 'Feuer’. Dernbsp;Plural zu dieser Klasse weist das Prafix *mi- (oder *me-) auf:nbsp;duala midumbu, sotho meno, nyamwezi miti, suaheli miti,nbsp;herero omiti. *Ma- ist charakteristisch für Substantiva, welchenbsp;eine Zusammengehörigkeit (auch eine paarweise), einennbsp;Kollektivbegriff, eine Masse oder sehr groCe Anzahl aus-drücken, z. B. sotho manuka 'die Horner (des Tieres)’, bisanbsp;matama 'die Backen’, suaheli maco, duala meso (aus *ma-iso),nbsp;herero omeho 'die Augen’, suaheli maji 'Wasser’, mafuta 'Fett’,nbsp;duala madiba 'Wasser’, maivina 'Eiter’, herero oma-vmgu 'Spreu’nbsp;(auch Abstrakta, wie suaheli mapenzi 'Liebe’). Die Einzahlnbsp;zu dieser Klasse wird mit einem Prafix gebildet, dessen Grund-

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form 1di (1de) ist; sie kommt naturgemaC bei manchen Kol-lektivbegriffen gar nicht vor; z. B. sotho lenaka 'ein Horn’, bisa litama 'eine Backe’, suaheli jico 'ein Auge’, herero eho,nbsp;duala diso 'ein Auge’. Das Prafix 1ki- (1ke-) wird gebrauchtnbsp;für Substantiva, die ein Werkzeug, auch Sitte und Gebrauohnbsp;bezeichnen; der zugehörige Plural wird mit (-1be) ge-bildet; nyamwezi fci-wewefco 'Becher’, Flnr.fi-neneko, Ausda, ebongonbsp;'Stock’, Plur. bebongo, suaheli kifuniko 'Deckel’, Plur. vifuniko,nbsp;herero otyikombo 'Besen’, Plur. ovikombo. Auch der Begriffnbsp;'Ding, Sache’ gehort in diese Klasse^ z. B. subiya si nlunbsp;'Ding’, Plur. bintu = suaheli ki-thu, Plur. vithu, herero otyina,nbsp;Plur. ovina. Zur Bildung von Tierbezeichnungen verwendetnbsp;man besonders der Plural wird durch 1di- gebildet, abernbsp;oft so, dafi dies deutlich vor das singularische 1ni- tritt; innbsp;einer überaus groCen Anzahl von Sprachen, wie z. B. duala,nbsp;suaheli, bedeutet ny-ama 'das Tier’. Das Prafix ni- ist durchnbsp;lautliche Veranderungen in den einzelnen Sprachen nicht sonbsp;deutlich zu erkennen wie die bisher genannten. Sotho Uounbsp;'Elefant’, Plur. li-tlou, herero om-bua 'Hund’ (= duala mbo,nbsp;suaheli m-bwa), Plur. herero ozom-bua {ozotn- aus 1ozoni-, diesnbsp;durch Vokalassimilation aus o-ze-ni, o- ist ein demonstrativesnbsp;Prafix). Das Prafix ka- dient zur Bildung von Verkleine-rungswörtern, z. B. herero oka-ndu 'kleiner Mensch’ zu omu-ndu 'Mensch’, oka-H 'Stock’ zu omu-ti 'Baum’, ganda, subiyanbsp;ka-ntu 'kleiner Mensch’ zu mu niu 'Mensch’. Das entsprechendenbsp;Pluralsuffix ist im Ganda tu-, z. B. tu-ntu 'kleine Menschen’.nbsp;Das Prafix 1bu- (1bo-) bildet Abstrakta zu Adjektiven, Sub-stantiven und Verben; z. B. duala bo-nyaki 'Wachstum’ zunbsp;-nyaka 'wachsen’, herero ou-pe 'Neuheit’ von -pe 'neu’ suaheli u-baya 'Schlechtigkeit’ von -baya 'schlecht’, subiya bu-lotu 'Schönheit’. Das Prafix 1ku- (1ko-) findet sich fast innbsp;alien Bantusprachen und dient zur Bildung eines Verbalnomensnbsp;(des 'Infinitive’), ganda ku-lagira 'befehlen, sotho ho-bonanbsp;'sehen’j herero oku-enda = suaheli hv-enda 'gehen’, subiyanbsp;ku-saka 'lieben’. Dieses 1ku- (1ko-) erscheint auch als Lokativ-prafix, z. B. suaheli ku-le 'dort (drauCen)’; es wird ursprfing-lich ein Richtungsadverb gewesen sein; mit kw-enda vergleichenbsp;man engl. to go 'gehen’.

Wir wenden uns nun zu den Suffixen, Das Suffix -a bezeichnet besonders die dauernde Tatigkeit und den dauern-den Zustand, bildet aber auch allgemein Nomina; vgl. die

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Der Strich vor den Wörtern bezeichnet, dafi sie selbstandig ohne irgendein Prafix nicht vorkommen.

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auf -a ausgehenden obengenannten 'Infinitive’. Das Suffix •e bildet zu in transit! ven Verben gehorige Adjektiva, auchnbsp;Substantiva; suaheli m-tume 'der Gesandte, Bote’ von -tumanbsp;'senden’, kale 'alte Zeit, Vorzeit’, herero -kohoke 'rein’ (kohokanbsp;'rein sein’), -runie (= suaheli -urne) 'mannlich’, duala mbukenbsp;'Stummheit’. Das Suffix -i formt Nomina agentis und Ver-balabstrakta; z. B. sotho mo-laeli 'Befehlshaber’ zu ho-laelanbsp;'befehlen’, suaheli m-levi 'Trunkenbold’ von -leva 'sich be-trinken’, u-levi 'Trunkenheit’, mapenzi 'Wille’ von ku-pendanbsp;'lieben, wollen’, duala o-londi 'Verführer’. Mit -o werdennbsp;Substantiva der verschiedensten Bedeutung gebildet, Verbal-nomina, Bezeichnungen für Werkzeuge, Substantiva, die dennbsp;Platz bzw. die Zeit bezeichnen, an dem bzw. in der etwasnbsp;geschieht, und solche, die das Ergebnis einer Handlung aus-drücken; z. B. sotho mokuto 'das Frisieren’, vgl. mokuti 'Friseur’,nbsp;ganda kilagiro 'Befehl’, vgl. -lagira 'befehlen’, suaheli kifunikonbsp;Deckel’ zu -funika 'zudecken’, ki-fo 'Sterbeort’ zu ku-fanbsp;'sterben’, ki-limo 'Zeit, wo gehackt wird’, zu ku-lima 'hacken’,nbsp;duala ^ho-smgo 'Klystier’ zu -somga 'klystieren’. Das Suffixnbsp;-u liefert Adjektiva und eine Qualitat bezeichnende Substantiva; z. B. suaheli -vivu 'faul’, ki-pofu 'Blindheit’, herero -koöunbsp;'mild’.

lm AnschluC hieran seien gleich die Suffixe der Ver-balbildung vorgeführt. Das Suffix *-ela bildet 'relative’ Verba (im Deutschen sind sie meist durch ein Verb mit einemnbsp;Dativobjekt oder einer prapositionalen Verbindung wieder-zugeben); z. B. sotho -loka 'gut, recht sein’: -lokela 'gut seinnbsp;für, sich schicken für’, -lala 'sich setzen’: IvAela 'sich fürnbsp;jdn. setzen, sich setzen, um auf jdn. zu warten’, suaheli -letanbsp;'bringen’; -letea 'für jd. bringen’, -amba 'sagen’ (veraltet):nbsp;-ambia 'zu jem. sagen’; herero -tyita 'tun’; -tyitira 'für jem.nbsp;tun’, -tena 'drohen’: -ienena (-ena aus -ela) 'wegen etwasnbsp;drohen’, duala -kwala 'sprechen’: -kivalea 'für jem. sprechen’.nbsp;Zur Bildung von Kausativa dient *-isa\ z. B. sotho -lala 'sichnbsp;setzen’; -lulisa 'setzen’ (vgl. auch herero -yenda 'gehen’: yendifanbsp;'führen’). Mit dem Suffix -ana bildet man reziproke Verba;nbsp;sotho -opa 'schlagen’: opana 'sich gegenseitig schlagen’, sua-hele -penda 'lieben’; -pendana 'sich gegenseitig lieben’, hereronbsp;-tona 'schlagen’: -tonana 'einander schlagen’ (im Duala er-scheint -ane; z. B. -dipa 'schlagen’: -dipane 'sich gegenseitignbsp;schlagen’). Ein Suffix *-eka (woraus auch -eha, -ika) bildetnbsp;intransitive (Zustands-)Verba und Passiva; z. B. sotho ho-Mompha 'ehren’: -MompJieha 'ehrenwert sein’, ganda ku-labanbsp;'finden’: ku-labika 'gefunden werden’, suaheli -ona 'sehen’:

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-oneka 'sichtbar werden’, -penda 'lieben’: -pendeka 'liebenswert sein’, berero'zerstreuen’: -Mw/Aa'zerstreut sein’, -munanbsp;'seben’: -munika 'sicbtbar werden’, duala -nyawa 'zerreiCen’nbsp;(transitiv): nyawea (-ea aus eka) 'zerreiCen’ (intransitiv), -kwasanbsp;'zertrümmern’: kwasea 'beschadigt sein’. Hinsicbtlicb dernbsp;Bedeutung ist das Suffix *-ola (woraus auch -ola, -um, -ua)nbsp;interessant; durch dieses entstehen 'inversive’ Verba, z. B.nbsp;sotbo -hata 'stampfen’; hatola 'aufbören zu stampfen’, sua-heli -fumba 'scbliefien’: -fumbuna 'öfFnen’; -an-ika 'in der Sonnenbsp;trocknen’: -an-ua 'aus der Sonne nebmen’, duala -sume 'binein-stoCen’; -sumwa 'wegnebmen’ {-wa aus -ula), berero -töranbsp;'aufnebmen’: -törora 'auswablen’. An zwei Beispielen ausnbsp;dem Suabeli seien die verscbiedenen Ableitungsmöglicbkeitennbsp;und die Kombinationen von Suffixen veranschaulicht; -patanbsp;'bekommen’, -paiana 'übereinkommen’, -patanisha 'vereinigen’,nbsp;-patia 'für Jem. bekommen’, -patika 'ergriffen werden’, -pati-kana 'erhaltlich, greifbar sein’, -patilia 'nacb etwas langen’;nbsp;-penda 'lieben’, -pendana 'einander lieben’, pendea 'um einernbsp;Sache willen lieben’, -pendeka 'liebenswert sein’, -pendezanbsp;'gefallen’, -pendezea 'sich bei jem. einschmeicheln’, -pendékezanbsp;'sicb angenehm macben’, dazu noch das reflexiv-kausativenbsp;-ji-pendekeza 'sich beliebt macben’.

Ein Genus im indogermaniscben Sinne gibt es nicht. Die Substantiva zerfallen durch die Verschiedenheit der Pra-fixe in verschiedene Klassen. Adjektivische Attribute werdennbsp;mit ihrem Substantiv dadurch verbunden, dafi sie das gleichenbsp;Prafix wie dieses vor sich nebmen. Sie stehen nacb demnbsp;Substantiv. So heiCt z. B. suah«li m-thu m-zuri 'der schonenbsp;Menseb’, Plur. wa-tu wa-zuri {-zuri 'schön’); m-ti m-zuri 'dernbsp;schone Baum’, Plur. mi-ti mi-zuri-, ki-su ki-kali 'das scharfenbsp;Messer’ {-kali 'scharf’), Plur. vi-su vi-kali. Ebenso wa-fhunbsp;wa-tatu 'drei Menschen’ {-tatu '3’), mi-ti mi-tatu 'drei Baume’.

Eine Deklination besteht nicht. Der 'Nominativ’ wird vom 'Akkusativ’ durch die Stellung im Satze unterschieden;nbsp;jener steht vor dem Verb, dieser folgt dem Verb, z. B. sua-heli wa-tumwa w-a-eukia m-simamizi m-kali 'die Sklaven, sienbsp;bassen (w-a-eukia) den schneidigen Aufseher’. Verben, dienbsp;im Deutschen mit dem indirekten Objekt im Dativ odernbsp;einer prapositionalen Verbindung konstruiert werden, ent-sprechen in den Bantusprachen sehr oft die 'relativen’ Verbanbsp;auf S. 150, zu denen das Objekt in diesen Sprachen abernbsp;'akkusativiscb’ aufzufassen ist. Der 'Genitiv’ wird suahe-liscb folgendermaCen ausgedriiekt. Das regierende Substantivnbsp;steht voran; ihm folgt die Partikel -a, die etwa 'gehorend

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zu’ bedeutet; vor diese tritt das von dem regierenden Sub-stantiv geforderte Personalprafix der 3. Person. Hierauf folgt das in unserer Sprache im Genitiv erscheinende Substantiv.nbsp;Die Personalprafixe lauten z. B. zur fti-Klasse {ki su 'Messer’)nbsp;M-, zur M-Klasse vi- (yi-su 'die Messer’). Aus M-\- a ent-steht je nach der angewandten Orthographic tja- bzw. cha-(= txa), aus vi a: vya-. So heiCt z. B. 'das Messer desnbsp;Europaers’ kisu tj-a m-zungu-, 'die Messer des Europaers’ visunbsp;vy-a m-zungu.

Die absoluten Pronomina personalia lauten suaheliscb mimi 'ich’, wewe 'du’, sisi 'wir’, nyinyi 'ibr’. Dualformennbsp;gibt es im Bantu nicht. Vor dem Verb gebraucht man Personalprafixe, sie lauten ni, u, tu, m; z. B. u tapenda 'du wirstnbsp;lieben’. In den dritten Personen (Sing, und Plur.) sind dienbsp;Personalprafixe verschieden, je nachdem zu welcher Prafix-klasse das (ausgesprochene oder gedachte) substantivischenbsp;Subjekt gehort. Sie müssen übrigens im Suaheli (aber nichtnbsp;in allen Sprachen) auch dann angewendet werden, wenn dasnbsp;Subjekt durch ein Nomen ausgedrückt ist. Zu der Klassenbsp;m-thu 'Mensch’ lautet es a, zum Plural wa-thu: wa, zur Klassenbsp;m-ti 'Baum’ u, zum Plural mi-ti\ i, zur Klasse ki-ti 'StuhPnbsp;ki, zum Plural vi-ti: vi. So z. B, a ta penda 'er (z. B. dernbsp;Mensch) wird lieben’, ki ta anguka 'er (z. B. der Stuhl) wirdnbsp;fallen’; bezieht sich 'er’ auf 'Baum’, so heifit es u ta anguka.nbsp;'Der Stuhl wird fallen’ lautet kiti ki ta anguka (wörtlich 'dernbsp;Stuhl, er wird fallen’).

'Wer?’ und 'was?’ sind in den einzelnen Sprachen unter-schieden, z. B. suaheli nani.. 'wer?’, nini 'was?’.

Das Verbum ist (in den einzelnen Personen) der Kon-jugation unveranderlich; Tempora und Modi werden entweder durch Suffixe oder durch Partikelu bzw. Hilfsverba ausgedrückt. Das Suffix -a ist schon vorher erörtert worden,nbsp;als vom Infinitiv suaheli ku-penda 'lieben’ die Rede war.nbsp;Ohne jedes Prafix dient penda als Imperativ 'liebel’ Einenbsp;solche Form auf -a ohne Prafix ist notwendigerweise Imperativ (die Pluralform lautet suaheli penda-ni 'liebt’; -ni istnbsp;das angetretene Pronomen der 2. Person des Plurals). Dienbsp;Bildungsweise des Prasens, daC vor die prafixlose Form aufnbsp;-a die Personalprafixe treten, ist in einer Anzahl von Sprachennbsp;noch verhanden. Das Tempus- und Modussystem des Suaheli ist folgendes; Ein Prasens mit na-, ni-na-penda 'ich liebe’,nbsp;ein Prasens mit a: n-a-penda (n- aus ni-) 'ich liebe’. Dienbsp;Jïa-Bildung ist durativ. Ein Prateritum mit li: ni-li-pendanbsp;'ich liebte’ (erzahlendes Tempus). Ein Prateritum mit ali

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(aus a li): n-ali-penda. Ein konsekutives Tempus mit ka: ni-ka-penda 'und ich lieb(t)e’. Ein Perfektum mit me: ni-me-penda 'ich habe geliebt’. Ein Eutur mit ta, das vielleichtnbsp;aus taka 'wünschen, wollen’ verkürzt ist: ni-ia-penda 'ichnbsp;werde lieben’. Eine Wunsch- und Befehlsform geht auf -enbsp;aus: ni pende 'daC ich lieben moge!’, u anguke 'daB er (m-tinbsp;'der Baum’) fallen moge!’ Eine untergeordnete Handlung,nbsp;die wir durch 'wenn, als’ übersetzen können, wird durch -ki-bezeichnet: ni-ki-anguka 'wenn ich falie’. Irreale Bedingungs-satze werden durch -nge- hzw. für die entferntere Vergangen-heit durch -ngali- gekennzeichnet: ni-nge-ona 'wenn ich sahe’,nbsp;ni-ngali-imba 'wenn ich gesungen hatte’. Ni-ja-po-penda be-deutet 'wenn ich lieben sollte’ {ja 'kommen’; ja-po ist sog.nbsp;relative Form). Das Passivum geht auf -wa (-iioa, -ewa) aus:nbsp;na-pendiva 'ich werde geliebt’. Das alte, der Perfektbildungnbsp;dienende Suffix -ile (woraus weiter -ire, -ide, -ine usw.) bat dasnbsp;moderne Suaheli verloren; vgl. z. B. sotho o honile 'er batnbsp;gesehen’.

Ein Prasens im Suaheli sei durchkonjugiert: Sing. 1. ni na anguka 'ich falie’, 2. u na anguka, 3. a (bzw. ki, u usw.)nbsp;anguka, Plur. 1. tu na anguka, 2. m na anguka, 3. wa (bzw. vi,nbsp;i usw.) na anguka.

Dreiundzwanzigster Abschnitt.

Die sog. Sudansprachen.

Nördlich von den Bantusprachen treffen wir eine ge-waltige Menge von Sprachen an, die man früher öfter unter der Bezeichnung Sudanspraclieil zusammengefafit hat. Dernbsp;französische Sprachforscher Delafosse zahlt 455 hierher gehorige Sprachen auf und faCt diese noch mit den Bantusprachen zu den 'Langues négro-africaines’ zusammen; dienbsp;Sudansprachen hat er in dem von Meillet und Cohen heraus-gegebenen Sammelwerke 'Les Langues du Monde’ (Paris 1924)nbsp;S. 463 bis 560 behandelt. Zu dieser groCen Zusammen-fassung gelangte der französische Gelehrte, weil er die Ansicht vertrat, daC das System der nominalen Klassenprafixe,nbsp;welches am deutlichsten in den Bantusprachen und dennbsp;Bantuiden auftritt, einmal in allen 'langues négro-africaines’nbsp;verhanden war und auch jetzt noch überall — wenn auchnbsp;in einer noch so schwachen Form — verhanden sei. Dem-gegenüber vertritt W. Schmidt in seinem Buche 'Die Sprach-familien und Sprachenkreise der Erde’ (Heidelberg 1926)

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S. 100, wie uns scheint, mit Recht, den Standpunkt, daC jene Auffassung in ihrer Allgemeinheit nicht haltbar seinnbsp;wird. Schmidt stellt daher verschiedene kleinere Spracben-kreise auf, wobei er im allgemeinen den in verschiedenennbsp;Banden des Anthropos erschienenen und von ihm zitiertennbsp;Aufsatzen von Drexel ('Gliederung der afrikanischen Sprachen’,nbsp;s. S. 144) folgt. Diesen Gliederungen schlieCen wir uns an.

Vierundzwanzigster Abschnitt.

Die Wulesprachen.

Das Gebiet dieser Sprachen erstreckt sich gleicb nörd-lich von den Bantusprachen und zieht sich wie ein Streifen von Osten nach Westen durch Afrika. Die Gruppe umfaCtnbsp;die Sprachen, die man bisher Bangeri, Sandeh (Nyam-nyam),nbsp;Kredj, Golo, Gbaya nannte C^aquatorial-zentralafrikanischenbsp;Sprachgruppe’). Die Bezeichnung Wulesprachen ist von demnbsp;in diesen Sprachen einheimischen Wort für 'Menschen,nbsp;Manner, Volk’ genommen, geht also mit der Bezeichnungnbsp;Bantusprachen parallel. Es ergehen sich nun folgende Unter-abteilungen:

I. Die östliche Gruppe: Dazu geboren 1. das Avu-kaya (oder Abukaya), das Logbwari in einer gebirgigen Gegend,nbsp;die die Wasserscheide von Nebenflüssen des oberen Bahr-el-Djebel und von Nebenflüssen des oberen Uelie (Welle) bildet,nbsp;das Madi am östlichen Ufer des Bahr-el-Djebel, zwischennbsp;Dufile und Wadelaï; 2. das Lendu im Süden des Logbwarinbsp;im Quellgebiet des Kibali (= des oberen Welle), das Lega

südlich vom Lendu zum Albertsee hin; 3. das Walese (oder


Lese), das Wambuba (Mbuba) im Osten des Albert- und des Eduardsees, das Momvu (Monfu), das Bambute oder Butenbsp;am oberen Ituri.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere Gruppe. Dazu zahlen das Banzirinbsp;in einem Teil des Ubangigebietes, das Bwaka (oder Bondjo)nbsp;im Westen des Banziri, das Mond’embo, das ebenfalls innbsp;einem Teile des Ubangigebietes herrscht, das Mundu zwischennbsp;dem oberen Yeï und dem oberen Dangu (Dungu).

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche Gruppe: 1. Das Sango mit demnbsp;Yakoma an den beiden Ufern des Mbomu nahe seinem Zu-sammenfluC mit dem Uelle und stromabwarts von diesemnbsp;ZusammenfluC an beiden Ufern des Ubangi (als Handels-sprache ist das Sango am ganzen Ubangi entlang verbreitet).

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und das Mongwandi oder Gbandi südlich vom Sango; 2. das Gbea (oder Mandjia) zu beiden Seiten des Schari- und Ubangi-beckens, das Baja, das Bonduru; 3. die Sprachen Goba-Banza-Bango.

IV. Das Fang und das Yaunde. Das Fang, das am oberen Ogowe und an den Quellen des Gabun gesprochennbsp;wird, ist eine Mischsprache, deren unterste Schicht Sprach-gut aus dem Wule enthalt, worüber sich solches aus dennbsp;nachher zu nennenden Ngo-Nke-Sprachen lagerte und schliefi-lich auch noch solches aus dem Bantu. Eine Mischsprachenbsp;ist auch das Yaunde östlich von dem zum Bantu gehörigennbsp;Duala in Kamerun.

Fünfundzwanzigster Abschnitt.

Die Manfusprachen.

Das Gebiet der Manfusprachen liegt nördlich und be-sonders nordwestlich von dem der Wulesprachen. Die Be-zeichnung dieser Sprachen ist von einem morphologischen Charakteristikum derselben hergenommen, in dem man- dasnbsp;Prafix, -fu das Suffix des Personenplurals ist (die Bantu-sprachen kennen dafür nur die Prafixbildung). Die Manfusprachen enthalten sowohl Bestandteile der Wulesprachen,nbsp;was besonders für die mittlere oder Egbagruppe gilt, als auchnbsp;solche der nachher zu nennenden Ngo-Nke-Sprachen, wasnbsp;namentlich für die westliche oder Krugruppe zutrifft. Ihrenbsp;Gliederung gestaltet sich folgendermaUen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche oder Krugruppe. Das Kru (odernbsp;Kra, Krawo, Krawi) an der Kruküste in den Gegenden vonnbsp;Nannakru, Kruba, Settrakru usw., das Basa (oder Gbasa) innbsp;der Gegend von GroC-Bassa, von Bafu bis Marshall, das Grebonbsp;(oder Gre) an der Küste in der Gegend von Kap Palmas,nbsp;von Cavally bis Nifu; das Bete von Daloa im Norden süd-warts bis gegen Kuati hin.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere oder Egbagruppe; Die ASanti-(oder T§i-)8prachen in der Umgegend von Kumassi, zu diesernbsp;Abteilung gehort auch das Efe (oder Ewe), das nicht nurnbsp;den gröCten Teil des ehemaligen deutschen Togogebiets, vonnbsp;der Küste bis etwa zum 7. Grad nördlicher Breite beherrscht,nbsp;sondern nach Osten und Westen weit über diese Grenzennbsp;hinaus als Verkehrssprache dient und auch Schrift- undnbsp;Literatursprache geworden ist, welch letztere hauptsachlich

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auf dem an und oberhalb der Ketalagune üblichen Anglo-dialekt beruht; die Voltasprachen im Gebiet des Voltaflusses, deren Zahl sehr groC ist; die Yoruba- (oder Egba-)sprachennbsp;an der Küste vom Beninflusse im Osten bis zum Weme imnbsp;Westen ; die lbo- oder Bospracben an beiden üfern des Nigernbsp;von Idda stromabwarts bis zum Delta und ostwarts bis annbsp;das Tal des Cross-River, wozu das nicht mit dem Ewe zunbsp;verwechselnde Efik zahlt.

III. Die östliche oder Rungagruppe, Dies sind die Rungasprachen, die nordöstlichsten der ganzen Manfugruppe,nbsp;in den Bezirken Dar-Runga und Dar-Kuti, südlich der Be-zirke Darfur und Wadai; die Bandasprachen nördlich vomnbsp;Mbomu-Ubangiflufi; die Bayasprachen zwischen den Flüssennbsp;Ngoko und Sanga und am oberen Lauf des Likualaflusses;nbsp;die Adamauyesprachen in der gleichnamigen Landschaft.

Sechsundzwanzigster Abschnitt.

Die Ngonkesprachen.

Das Gebiet dieser Sprachen erstreckt sich vom oberen Niger bis zum oberen Senegal. Die Benennung ist wiedernbsp;nach einer morphologischen Erscheinung gemacht, namlichnbsp;nach den markantesten Suffixen ihrer beiden grofien ünter-gruppen Mondi-ngo und Soni-nke; nke ist das standig wieder-kehrende Wort für 'mannlich’, ngo erscheint oft auch alsnbsp;Suffix für Tiernamen. Die Sprachen weisen einen ganzlichennbsp;Mangel an sog. vokalischen Prafixen auf, die das Manfu beimnbsp;Nomen in weitem ümfang besitzt, wie überhaupt die Mor-phologie der Ngo-Nkesprachen vornehmlich eine suffixale ist.nbsp;Die Ngo-Nkesprachen sind verschiedene Mischungen einge-gangen, erstens mit den spater zu behandelnden nordafrika-nischen Bantuidensprachen, zweitens mit den Manfusprachen,nbsp;drittens am meisten mit den Wule-Idiomen. Die Ngo-Nkesprachen gliedern sich nun auf folgende Weise:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Songhai. Es erstreckt sich über ein groCesnbsp;Gebiet am Niger von Gao bis nach Diena (einschlieClichnbsp;Timbuktu) und spielt als Handels- und Verkehrssprache einenbsp;bedeutende Rolle.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Soninkegruppe. Dazu geboren das Soninkenbsp;(oder Sarakolle) an beiden Ufern des Senegal in der Gegendnbsp;von Bakel und nordostwarts in der Gegend von Nioro; dasnbsp;Somono bedeutend südlich vom Soninke zwischen dem Niger

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und dem Bogoeflusse; das Bozo am Niger und seinen Seen von Timbuktu bis Diena.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Bambaragruppe. DasBambara oder Bamananbsp;zwischen Bani und Niger und westlich vom Niger von Bamako an fluCabwarts; das Malinke am oberen Lauf des Nigernbsp;und zwischen Niger und Bafing, ferner in der Gegend vonnbsp;Kayes und am GambiafluC.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mandingogruppe. Sie erstreckt sich übernbsp;ein ausgedehntes Gebiet, vom Bani im Osten bis zum unterennbsp;GambiafluC im Westen, und von der Niorogegend im Nordennbsp;bis zu den Nigerquellen im Süden; ferner herrscben diesenbsp;Sprachen verstreut in zahlreichen gröCeren Siedlungen annbsp;der südlichen schwarzen Volta, in Bonduku und Umgebungnbsp;und im Bobo- und Senufolande. Sie gewinnen in Nord-westafrika immer mehr an Ausdehnung. Hierher gehortnbsp;z. B. auch das Quassulunke, das Sankaranka und das Kongnbsp;(letzteres bei Kongam in der Gegend des Akbaflusses).

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mendegruppe. Ob diese Gruppe zu den Ngo-Nkesprachen gehort, ist nicht sicher auszumachen. Vielleichtnbsp;kann sie auch zu den Manfusprachen gestellt werden. Jeden-falls nimmt sie eine überleitende Stellung zwischen dennbsp;beiden Sprachfamilien ein. Dazu geboren: Das Susu odernbsp;Soso am Searcies, das Vei oder Vaï an der Küste westlichnbsp;vom St. PaulfluC, das Kpelle (oder Kpese) zwischen demnbsp;oberen St. Paul und oberen Nuon, das Mende (oder Mendi)nbsp;westlich vom Gebiete des Vei.

Siebenundzwanzigster Abschnitt.

Die Kanurisprachen.

Die Kanurisprachen breiten sich nördlich von der öst-lichen Halfte der Manfusprachen um den Tsadsee herum aus und erstrecken sich von dort noch nach Nordosten hinauf.nbsp;Sie gliedern sich folgendermaCen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tibbugruppe. Es sind die Sprachen der Be-wohner des Berglandes Tibesti und verschiedener anderernbsp;Stamme in einem groGen Teile der umgebenden Wüsten-gebiete. Man kann besonders das Teda oder Tibbu und dasnbsp;Tubu oder Dazagada unterscheiden.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kanuri- oder Bornugruppe. Sie erstrecktnbsp;sich über Kanem, Bornu, Manga, Munio, Damergu. Amnbsp;wichtigsten ist der Bornudialekt.

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III. Die Maba-Bagrimmagruppe. Dazu zahlen das Maba oder Moba in einem Teil des Staates Wadai, nordöst-lich vom Bagrimma; das Bagritnma südöstlich vom Tsadseenbsp;in Bagirmi; das Bongo oder Wadai-Bongo in der gebirgigennbsp;Gegend, in der der Bahr-el-Arab seinen Ursprung bat; dasnbsp;Logone an beiden Ufern des unteren Logone, von Musgumnbsp;an fiuCabwarts, und auf beiden Ufern des unteren Schari,nbsp;vom Tsadsee an bis nach Fort Lamy; das Musgu siidlichnbsp;vom Tsadsee an beiden Ufern des Logone; das Wandala odernbsp;Mabara in den Bergen siidlich vom Tsadsee.

Wabrscheinlich stellt das Maba eine Verbindungsbriicke zu den nun folgenden nilotischen Sprachen dar.

Achtundzwanzigster Abschnitt.

Die nilotischen Sprachen.

Es ergibt sich folgende Einteilung nach Drexels schon zitiertem Aufsatz:

1. Das Nuba. Altnubisch ist die nationale Sprache der Nubier von der Mitte des 8. Jahrb. n. Chr. bis zum Be-ginn des 11. Denkmaler dieser Periode sind von Medlknbsp;siidwarts bis Scbai zunachst auf Graffitis und Inschriften,nbsp;seit 1907 auch in literarisch er Uberlieferung bekannt geworden. Als Schrift dienen die koptischen Buchstaben, ver-mehrt um drei Zeichen aus dem sog. meroïdisch-athiopischennbsp;Alphabet. Die altere Sprache war nach Ausweis der Quellennbsp;bereits dialektisch differenziert. Die inschriftlichen Frag-mente des Südnubischen (auf dem Gebiete des alten Meroë)nbsp;sind in einer besonderen Schrift, einem griechischen Fremd-alphabet, verfaCt. Das moderne Nubische wird am NU vonnbsp;Assuan im Norden bis nach Chartum im Süden sowie innbsp;einem Teile von Sennar, Kordofan und Darfur gesprochen.nbsp;Es zerfallt in zahlreiche Dialekte. Man unterscheidet nament-lich 1. Nil-Nuba und 2. Berg-Nuba.

Das noch nicht genügend entzifferte, auf Inschriften überlieferte Meroïtische, die Literatursprache des Reiches Meroë (3. Jahrh. v. Chr.nbsp;bis 4. Jahrh. n. Chr.), kann nicht als 'altnubisch’ geiten. Es scheint weitnbsp;eher zum Hamitischen zu gehören, s. S. 52. Vgl. jetzt auch E. Zyhlarz,nbsp;Das meroïtische Sprachproblem (Anthropos XXV 409 ff.)

Zum Altnubisch en seien einige Bemerkungen gemacht. Ein Unterschied im grammatischen Genus (wie indogerm.nbsp;mask., fem., neutr.) besteht nicht, vgl. aber weiter den Unter-

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Bchied in der Pluralbildung bei Belebtem und Unbelebtem, auch die Unterscheidung von Ver?’ und Vas?’ beim Inter-rogativum. Die Nomina sind zum Teil primare Stamme,nbsp;zuni gröfieren Teil sind sie durch Suffixe erweitert, fernernbsp;gibt es Komposita. Die ersten sind meistens einsilbig,nbsp;Beispiele: i 'Mensch’, i 'Hand’ (nilnub. *), as 'Tochter’ (nil-nub. as), ur 'Kopf; selbst’ (nilnub. ur)-, md 'Herr’ (nilnub.nbsp;nor), mir Vnfruchtbar’ (nilnub. mir), m 'Sohn’ (nilnub. ga(r)),nbsp;sa 'Lanze’ (nilnub. Sa). An Nominalsuffixen zahlt E. Zyblarznbsp;in seiner Grammatik (Abhandlungen für die Kunde desnbsp;Morgenlandes XVIII, Nr. 1 (Leipzig 1928) 25 auf, darunternbsp;sind aber einige, wie z. B. -itt-, komponierter Art. Beispiele:nbsp;-e in al-e 'Wahrheit’ (nilnub. alé), tere 'Scblüssel’ (nilnub.nbsp;terrê); -o in maito 'Osten’ (nilnub. matto), tusk-o 'drei’ (nilnub. tusk-o); r-Suffixe; -ar, -er, -ir, -or, -ur, z. B. di-ar (auchnbsp;nilnub.) 'Tod’ von di- 'sterben’ (daneben di-e), ig-er 'Wort*nbsp;von ig- 'sagen’, sog-or 'Steigbügel’, uk-ur 'Tag’ von uk 'Tag’nbsp;(vgl. nilnub. ugres, ugros); -t (sehr haufig zur Bildung vonnbsp;Nomina von Verbalstammen), z. B. in paiti aus par-ti 'Schrift,nbsp;Bild’ von par-, pai- 'schreiben’ (wegen des auslautenden -inbsp;s. unten), tïr-ti 'Herr’ (nilnub. tir-ti), kombiniert mit demnbsp;r-Suffix: dig-ir-ti 'Vertrag, Bund’, vgl. deg-er etwa 'Pflicht’nbsp;von deg-, dig- 'binden’; -g' in ang' 'Leben, Heil, Heiland’nbsp;von an- 'leben’; -al (zur Bildung von Adverbien, die in Wirk-lichkeit pradikative Partizipien sind): kur-al 'freudig’ vonnbsp;kur- 'sich freuen’, dum-al 'plötzlich’ wohl von dum- 'nehmen’;nbsp;-te in du-te 'Statte, Ort’ von du- 'wohnen, bleiben’; obennbsp;schon genanntes -itt in iskel-itti 'Gebet’ von iskel- 'bitten’ usw.nbsp;Eine Anzahl von Adjektiva sind Partizipien von Eigenschafts-verben wie gen 'gut’ von gen- (auch nilnub.) 'gut sein’, annbsp;'lebendig’ von an- (auch nilnub.) 'leben’. Possessive Adjektiva werden mit -ko 'habend’ (von ko-, nilnub. 'haben,nbsp;besitzen’) gebildet, z. B. mk-ko 'ruhmreich’ von mk 'Ruhm’,nbsp;karitive Adjektiva mit -kin(n)i, das zu nilnub. kim 'leer, freinbsp;sein von’ gehort, z. B. pap-kiéi 'vaterlos’.

Das altnubische Nomen muC in einem der drei 'Status’ erscheinen. Diese sind der Status absolutus, der am Platzenbsp;ist, wenn das Nomen allein steht, der Status appositivus,nbsp;der verwendet wird, wenn ein appositioneller Zusatz irgend-welcher Art zum Nomen hinzutritt, der Status praedicativusnbsp;oder emphaticus, der üblich ist, wenn das Nomen pradika-tivisch im Satze gebraucht wird und wenn es vokativischnbsp;verwendet wird. Ferner erscheint das Nomen determiniertnbsp;oder indeterminiert. Beim indeterminierten Nomen wird der

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Status absolutus auf kurzes i gebildet, das aber allmahlich verstummt und z. B. vor Postpositionen oder suffixalennbsp;Elementen besonders bei einsilbigen Wortern haufig fehlt,nbsp;ferner meist nach -r und regelmaCig nach vokalischem Aus-laut; z. B. it-i 'ein Menseb’, harm-i 'Himmel’, aber z. B.nbsp;nog-la 'im Hause’ {-la 'in’), na-h 'einen Sohn’ {-k Suffix desnbsp;direkten und indirekten Objekts). Der Status constructusnbsp;wird bei ihm mit -u gebildet, z. B. tan tot-u m-l 'sein (tan)nbsp;Kindnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;der Sohn’ {-I = 'der’, s. unten), murt-u mlu 'ein

weifies (mlu — nilnub. nulu) Pferd’. Der Status praedicati-vus Oder emphaticus wird durch -a bezeichnet, z. B. an tot-a-mi 'mein (an) Sohn (tot-) bist du’ (-mi entspricht unserer Kopula), vokativisch i tot-a 'he (i) Bursche!’ Determiniertnbsp;wird das Nomen durch -I, das hinter den Ausgang des Statusnbsp;tritt, z. B. nod-i-l 'der Herr’, ag-i-l 'der Mund’, ohne Bezeich-nung des Status absolutus (s. oben) m-l 'der Sohn’.

Allgemeine Pluralendung ist -gu, die bei Indetermination an den Ausgang des Status tritt, z. B. ukr-i-gu 'Tage’, (ohnenbsp;-Ï, s. oben) tere-gu 'Schlüssel’, i-gu 'Menschen’. Bei dernbsp;Determination gibt es drei Möglichkeiten; -gu tritt an dasnbsp;determinierte Nomen: panA-l-gu 'die Hungernden’, dio-l-gunbsp;(ohne -i des Status absolutus) 'die Toten’; -gu tritt an dasnbsp;im Status absolutus stehende Nomen, das Determinations-element tritt an das Pluralzeichen: ukr-i-gu-l 'die Tage’; dienbsp;Determination ist doppelt ausgedrfickt, hinter dem Nomennbsp;bzw. dem Statuszeichen und hinter dem Pluralzeichen; dio-l-gu-l (ohne -i des Status absolutus) 'die Toten’, aé-i-1-gu-lnbsp;'die Lebenden’. AuCerdem gibt es -ri-gu ffir Belebtes undnbsp;-ni-gu, -n-gu ffir Unbelebtes (vgl. S. 77 f.), z. B. dumtt-ri-gunbsp;'Blinde’, iudaios-ri-gu (daneben iudaios-gu) 'Juden’; kisse-ni-gunbsp;'Kirchen’, elle-n-gu 'Zeiten’. Bei appositionellen Zusatzennbsp;tritt der Pluralausdruck an den SchluC der Gruppe,nbsp;und das Nomen erscheint in dem geforderten Status,nbsp;z. B. ai-a missan-gu 'alle Herzen’ {ai 'Herz, Seele’, auchnbsp;nilnub., vor missan 'alT steht das Nomen meist im Statusnbsp;praedicativus). Das Pluralsuffix -ri-gu wird im Status appo-sitivus zerlegt, indem -ri hinter das einfache Nomen (ohne -u),nbsp;-gu hinter den appositionellen Zusatz tritt, z. B. apostolos-rinbsp;niss-i-gu 'die heiligen Aposteln’. Der Plural eines Statusnbsp;praedicativus oder emphaticus wird gebildet, indem das er-weiterte Pluralsuffix -gu-i (seltener -gu-e) an ihn tritt, z. B.nbsp;mir-a-gui 'Unfruchtbare’. Im Status praedicativus der Plural-bildung auf -ri-gu erscheint -ra gu-i (-ra-gu-e), z. B. pes-ra-gu-e 'sagende’ (entsprechend -na-gu-i bei Unbelebtem).

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Bei genitivischem Verhaltnis tritt an das Eektum das Suffix -n (oder -wa), meist steht das Eektum vor dem Eegens,nbsp;z. B. gad-i-n kurki ‘des Fleisches Denken’, Sagar-i-n i3a-l 'dernbsp;Sohn des Sagar’, sipp-i-gu-n kirimt 'Ende der Völker’ {sippinbsp;'Volk’). Zur Bezeichnung des direkten und indirekten Ob-jekts dient -ka, vor Vokalen -yfc’ (mit Verlust des a undnbsp;Apostroph), wa-k^ 'einen Sohn’, s. auch oben.

Beim Personal- (und Possessiv-)prononien besteht in der 1. Plur. eine inklusive und eine exklusive Form; vgl. S. 138.nbsp;Die Personalpronomina lauten: Sing. 1. ai, 2. ir, 3. far; Plur. 1.nbsp;inklusiv u, 1. exklusiv er, 2. ur, 3. ter. Neunub. ist in dernbsp;1. Plur. der Unterschied nicht mehr verhanden, im Kenüzinbsp;hat die exklusive Form ar, im Mahassï die inklusive Formnbsp;u gesiegt. Die Formen des direkten und indirekten Objektsnbsp;('mich, mir’) werden mit dem oben erwahnten -ka unternbsp;Assimilation von r-k zu k-k gebildet: Sing. 1. ai-ka, 2. ik-ka,nbsp;3. tak-ka, Plur. 1. inklusiv u-ka, exklusiv ek-ka, 2. uk-ka,nbsp;3. ték-ka. Vom Possessivum können hier nur die dem Nomennbsp;voranstehenden Formen genannt werden: Sing. 1. a-n, 2. i-n,nbsp;3. ta-n‘, Plur. 1. inklusiv u-n, 1. exklusiv e-n, 2. ? ,3. te-n.nbsp;Adjektivische Demonstrativa sind in ‘dieser’, man 'jener’.nbsp;Sie werden auch substantivisch gebraucht und dannnbsp;wie ein Nomen behandelt, z. B. in-i-n g'uri 'Ursachenbsp;dieses’, man-i-n nape 'jenes Sünde’. Als sachliches Inter-rogativ dient min 'was?’, auch is-, 'wer?’ lautet wahrschein-lich si[U]e.

Das Altnubische besitzt eine grofie Anzahl von Post-positionen, so z. B. -la 'in': mg-la 'im Hause’; -lo 'in, zu, nach; von’: nog-lo ‘nach Hause’, is-lo 'wo?’; -do 'auf, fiber,nbsp;ffir’: gad-do 'auf das Ufer’, kul-i-d-do 'auf dem Berge’ (ausnbsp;*kul-i-l-do), ted-do 'ffir die’ (aus *ter-do); weiter harm-idonnbsp;'vom Himmel her’, tad-dal 'mit ihm’ (aus tar-dal) usw. Vornbsp;-tam 'unter’ erscheint das Nomen rectum (also der 'Genitiv’,nbsp;s. oben): ted-i-n tam 'unter dem Gesetz, unter das Gesetz’,nbsp;mase-n tam 'unter den SchefFel’. Eine Anzahl von ihnen sindnbsp;komponiert; so steht nehen -gil 'zu’, z. B. in ai-gïl 'zu mir’,nbsp;is-gil 'wohin?’, -gil-le, z. B. tar-gil-le 'zu ihm’, Israil-i-gil-lenbsp;'zu Israël’, und -la-gil, -la-gil-le, z. B. ai-l-gu-lagil 'zu dennbsp;Herzen’, ai-agille (aus *ai-lagille) 'zu mir’. Beachte z. B. nochnbsp;das als Postposition im Sinne von 'auBen, auCerhalb’ ver-wendete nar-ro (aus *nar-lo) 'am Eande’, dem selbst -lo- voran-geht: kisse lo mr-ro 'auCerhalb der Kirche’ (eig. 'am Eandenbsp;von der Kirche’) und -moril-lo 'ohne’: hierin ist moril Participium 'weglassend’ (von mor-), -lo hat, wie oft, deiktischenbsp;Kieckers, Die Sprachatfi-mme der Erde.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;11

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Bedeutung.^ Dieselbe postpositionelle Stellung weisen auch die Konjunktionen auf, z. B. pa(u)u 'Ordnung, Mal’ als Postposition mit dem Subjunktiv 'sobald, wann’; pessa pag'-e-r-i-pau 'sobald ich Gericht halte’ {pess-a pag- 'gerichtlich unter-suchen’; auf -e-r-i geht die 1. Sing. subi. aus, s. unten).

Wenn wir uns nun zum Verbum wenden, so sind zwei Eeihen von Personalendungen zu unterscheiden. Die erstenbsp;Reihe erscheint in den finiten oder emphatischen Formen,nbsp;die zweite in den infiniten oder subjunktiven Formen. Dienbsp;erste lautet: Sing. 1. -e, 2. -na, 3. -na, Plur. 1. -o, 2. -o,nbsp;3. -ana-, die zweite: Sing. 1. -i, 2. -in, 3. -in, Plur. 1. -u, 2. -u,nbsp;3. -an. Das Verbalsystem lafit vermuten, daC die Konjuga-tion von Partizipien aus gebildet worden ist; und so darf mannbsp;weiter vermuten, dafi die Personalausgange des Verbs mit dennbsp;Pronomina personalia in Zusammenhang stehen, wenn auchnbsp;manches noch der Erklarung harrt. So gehören -e und -inbsp;wohl zu ai 'ich’; -u und -o der 1. Plur. sind wohl identischnbsp;mit u 'wir’ (inklusiv); auch -u, -o in der 2. Plur. dürfte mit urnbsp;'ihr’ zusammenhangen. Die nasalhaltigen Formen der 2. undnbsp;3. Sing, und der 3. Plur. erinnern an die darfür-nubischennbsp;Personalpronomina 2. Sing, in, 3. Sing, ón, 3. Plur. unga.

Die einfachen Tempora sind Prasens, Aorist und Pra-teritum. lm Prasens erscheint in der 1. Sing, und im ganzen Plural ein r-Element, woran die Endungen antreten. Bei-spiele der emphatischen Konjugationsweise: Sing. 1. ki-r-enbsp;'ich komme’, g'u-r-e 'ich gehe’, 2. pes-i-na 'du sagst’ (vornbsp;der Endung -na ein auch sonst auftretendes i-Element),nbsp;3. un-na 'er hilft’, Plur. 1.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;?nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;,2. in-n-o (aus in-r-o) 'ihr

seid’, 3. dul-l-ana (aus dul-r-ana) 'sie bleiben’; Beispiele der subjunktiven Konjugationeart: Sing. 1. pag’-e-r-i 'ich unter-suche’ {*pag’-e-r dürfte eine partizipiale Bildung sein, wienbsp;z. B. auch oben *ki-r), 2.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;?nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;,3. aru-a-n-in 'sie ergiefit

sich’ {aru-a-'a- 'sich ergieCen’), Plur. 1. igid-r-u 'wir fragen’, 2. ikid-r-u 'ihr fragt’ {igid-, ikid- 'fragen’), 3. pes-r-an 'sienbsp;sprechen’. Der Tempuscharakter des Aoristes ist -a-, das auchnbsp;im Part. aor. erscheint. Emphatisch 3. Sing, midd-a-na 'esnbsp;füllt’, subjunktiv 1. Plur. timm-a-r-u 'wir waren versammelt’nbsp;{timm- 'sich versammeln’, -r- wie im Pras.). Vgl. ein Part.nbsp;aor. wie du-a-r-a (stat. praedic.) 'wohnend’ oder pes-a-r-anbsp;'sprechend’. Vielleicht ist das r-Element dasselbe -r-, das

Vgl. hinsichtlich des syntaktischen Gebrauches lat. trans 'jenseits’, das Part. praes. von *trd-re 'überschreiten’ ist, hinsichtlich der Bedeu-tung z. B. arm. 4'oi (mit z-, dem Akkusativzeichen) 'aufier’, das dienbsp;2. Sing, imperat. von faium 'ich lasse’ ist u. a.

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als in die Verbalform eingefügtes singularisches Objekt er-scheint, dem pluralisches -g'- zur Seite steht. Der Tempus-charakter des Prateritums ist -s-; im Subjunktiv erscbeint bisweilen davor -e- oder -i-, im Emphaticus bisweilen -i-;nbsp;an -s- werden die Endungen angehangt. Beispiele für dienbsp;emphatische Form: Sing. 1. g'u-s-e 'ich ging aus’, esk-i-senbsp;'ich besiegte’, 2. tig'-g’-i-s-na 'du gabst’ {tig'-g'- aus iir’-g'-,nbsp;d. i. tir- 'geben’ mit -g'-, dem pluralischen Objektinfix),nbsp;Z.pes-s-na quot;er sprach’, Plur. 1. kas-s-o (aus kar-s-o) 'wir kamen’,

2. nbsp;nbsp;nbsp;? ,3. ki-s-ana 'sie kamen’. Beispiele für die sub-

junktive Form: Sing. 1. pes-s-i 'ich sprach’, tig'-g'-e-s-i und tig'-g'-i-s i 'ich gab’ (s. oben), 2. on-e-s-i-n 'du liebtest’, 3. ki-i-s-in 'es kam’, Plur. 1.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;?nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;,2. igid-i-s-u 'ihr fragtet’,

3. nbsp;nbsp;nbsp;au-i-g'-s-an 'sie taten’ (au- 'tun, machen’, au-i~g'- enthaltnbsp;das pluralische Objektinfix, davor ein f-Element). Durchnbsp;Umschreibung sind gebildet das 1. Futur, das 2. Futur, dasnbsp;Perfekt und das Plusquamperfekt; das 1. Fut. mit dem Hilfs-verb ar-, z. B. au-ar-r-e 'ich werde tun’ (emphat., -r-e wienbsp;im Pras.), das 2. Fut. mit dem Hilfsverb *d-j z. B. kid-d-r-enbsp;'ich werde kommen’ {kid-d- aus kir-d-, kir — ki- 'kommen’nbsp;mit -r-, dem singularischen Objektinfix, emphat. Form,nbsp;¦re wie im Pras.), kid-d-na 'du wirst kommen’, subjunktivnbsp;z. B. pess-a-d-e-r-i 'ich werde richten’ {-e-r-i wie im Pras.),nbsp;das Perf. wird mit kun- 'haben’, das Plusquamperf. mit kun-s-,nbsp;d. i. kun- mit prateritalem -s-, gebildet.

Der Imperativ geht in der 2. Sing, auf -e aus, z. B. tar-e 'komm!’ Die Form ist wohl nichts anderes als dernbsp;ebenfalls mit -e gebildete Infinitiv, wie z. B. an-e 'leben’,nbsp;du-e 'sein’, ki-e 'kommen’, di-e 'sterben’. Oft tritt die emphatische Partikel -so an: du-e-so 'bleibe doch!’. Die 2. undnbsp;3. Plur. gehen auf -ana aus, z. B. pag'-ana-so 'erforschetl’

Unter den Partizipien gibt es zunachst eins für die un-vollendete Handlung. Es enthalt kein besonderes Bildungs-element, nur die nominalen Statusausgange; z. B. an-i 'lebend’ (stat. absoL), vidg'-i 'umherlaufend’, im Stat. appositivus Kal-unbsp;'sehend’, im Stat. praedic. ki-a 'kommend’. Determiniertnbsp;z. B. un-i-l 'der Liebende’. Ein Partizip der vollendetennbsp;Handlung wird mit -o gebildet: g'or-o 'hinausgegangen’, determiniert g'o-o-l 'der (von einem) ausgegangene’. Über das Part,nbsp;des Aorists s. oben. Ein Part, praeteriti ist z. B. kip-s-i-l 'dasnbsp;Gegessene’ (determiniert) von kap- {kip-) 'essen’. Ein Part. fut.nbsp;(pradikativ) ist z. B. pask-arr-a 'strafen werdend’ (pask- 'strafen’).

Ein Passivum wird durch das Suffix -iak (-takk) gebildet, z. B. pes-tak- 'gesagt werden’. Inkohativa werden durch

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-D- geschaffen, in der Regel steht zwischen dem Verbalstamm und dem -la- der Vokal -a-, seltener -i-, -u- (auch kein Vo-kal), z. B. medd-a-n- 'voll werden’, medd- 'voll sein’), tull-i-td-'getrost, ruhig werden’ {tuil- 'ruhig sein’). Zwei Kausativ-bildungen seien genannt: 1. tir 'geben, veranlassen tritt ver-mittelst -a- (oder -u-) oder ohne Vokal an das Verbum, z. B.nbsp;MWM-a-fir-'gebaren lassen’ {unn- 'gebaren’), os-t(i)r- 'wegnehmen’nbsp;(os- 'herausziehen’). 2. Kausativa werden vermittelst desnbsp;Suffixes -gar- (-gir-), bei pluralischem Objekt vermittelstnbsp;-gadg - oder (daraus) -gag'Cg')- vom Nomen abgeleitet, undnbsp;zwar vom determinierten oder indeterminierten Status ab-solutus oder vom Stat. praedicativus, z. B. pill-i-gir- 'offen-baren’ (eig. 'leuchtend [pill-i] machen’), iar-i-l-gar- 'wissennbsp;machen, lehren’, iar-i l-gir- 'wissend machen’ (von iar-i-l 'dernbsp;wissende’), aru-a-gar- 'regnen lassen’ (aru-a Stat. praedic. vonnbsp;*aru- 'Regen). Ferner werden Verba mit -Idr- gebildet, dasnbsp;vermittelst -a- oder ohne Vokal angefügt wird, z. B. pal-a-kir- 'ausgehen’, kausativ dat-a-k(i)r- 'zusammenbringen’ (vgl.nbsp;nilnub. dad 'Gesellschaft’). Ob darin kir- 'kommen’ steekt,nbsp;ist unsicher. Mit dem Verbum en- (in-) 'sein’ werden vonnbsp;verbalen und nominalen Stammen Verba, die einen Zustand ausdrücken, abgeleitet. Die der Ableitung zugrundenbsp;liegende Form ist der Stat. praed., doch kann dessen -a auchnbsp;fehlen. Von verbalen Stammen z. B. veg-r-a-in- 'fürchten,nbsp;in Furcht sein’ {'aeg- 'fürchten’ weg-r- mit dem singular.nbsp;Objektinfix, weg-r-a Stat. praedic. des imperfekten Partizips),nbsp;il-en 'sagend sein = zu sagen vermogen’ (von il- 'sagen’nbsp;ohne -a), von nominalen Stammen z. B. itt-en 'ein Weib seinnbsp;(von itt-i Weib’, ohne -a des Stat. praedic.).

Negative Verba werden durch men-, min- 'nicht sein gebildet, das mit -i- oder -a- oder ohne Vokal angefügt wird,nbsp;z. B. ir-i-men- 'nicht können’ {ir- 'können’), pes-min 'nichtnbsp;sagen’, im-min- 'nicht sein’ (aus in-min-).

DaÊ das Meroïtische, die auf Inschriften überlieferte Sprache des Reiches Meroë (3. Jh. v. Ghr. bis 4. Jh. n. Ghr.), nicht mit dem Nubischennbsp;naher zusammengehört, zeigen folgende markante Abweichungen: Dasnbsp;Pluralsuffix lautet -b z. B. 'd-6 'Lander’, qgt;,r-b 'Könige’, am determinierten Nomen ^nt-l-% 'die Priester’ (das Determinativ -l- scheint mitnbsp;dem altnubischen Determinativ übereinzustimmen). Das feminine Genusnbsp;scheint durch ein besonderes Suffix gekennzeichnet zu sein innbsp;nbsp;nbsp;nbsp;das

ein Frauenname zu mV (einem politischen Rang) sein dürfte. Beim Genitiv-verhaltnis geht das Regens voran, das Rektum folgt, versehen mit der Postposition -s oder -Is, z. B. 'nf Ms-s 'Priester des Masa’, pHmis H\ l-lsnbsp;'Stralege des Nils’. Die Konjugation des Verbs kennt Prafixe: Sing.nbsp;3. m. y-, 3. f. t-, 1. '-. Vgl. jetzt E. Zyhlarz, Das meroïtische Sprach-problem (Anthropos XXV 409 ff.).

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II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Shillukgruppe. 1. Das Shilluk. Es herrschtnbsp;am linken Ufer des Weifien Nil nördlich von Faschoda undnbsp;auf seinen beiden üfern zwischen Faschoda und dernbsp;Einmündung des Sobat sowie zwischen dem Bahr - ei-Djebel und dem unteren Omo. 2. Das Dinka. Es wird be-sonders zwischen dem WeiCen und Blauen Nil gesprochen,nbsp;ferner ostwarts von letzterem nach dem Tsanasee bin undnbsp;auf beiden Ufern des Sobat und schliefilich auch stellenweisenbsp;auf beiden Ufern des Bahr-el-Djebel. 3. Das Nuer. Seinnbsp;Gebiet ist an den beiden sumpfigen Ufern des Bahr-el-Djebel,nbsp;an beiden Ufern des unteren Sobat sowie an dessen mitt-lerem Lauf. 4. Das Bari. Es breitet sich an beiden Seitennbsp;des Bahr-el-Djebel zwischen Lado und Dufile und ostwartsnbsp;fast bis zum Rudolfsee aus.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kwafigruppe. Zu ihr gehören: 1. Das Kwafinbsp;im Norden, Westen und Silden des Kilimandjaro. 2a. Dasnbsp;Masai', das hauptsachlich zwischen dem Viktoriasee und demnbsp;Berge Kenia verbreitet ist, und 2b. das Ndorobo (oder Dorobo),nbsp;dessen Sprachangehörige unter den Masai- und Kwafileutennbsp;zerstreut sind. 3. Das Nandi im Nordosten des 'Viktoriasees.nbsp;4. Das Suk im Südosten und Osten des Rudolfsees. 5. Dasnbsp;Turkana (oder Kume) am westlichen Ufer des Rudolfsees.

Neunundzwanzigster Abschnitt.

Die Bantuiden^ Sprachen.

Der Name soil besagen, daC es sich um Sprachen handelt, die (morphologisch und syntaktisch) nieht auf derselben Stufenbsp;stehen wie die friiher erörterten 'echten’ Bantusprachen, mogennbsp;sie sich nun entweder auf einer zum Bantu hin aufsteigendennbsp;Entwicklungslinie befinden oder gegebenenfalls auf einer ab-fallenden entbantuisierenden Linie stehen. Die hier im all-gemeinen im AnschluC an Schmidt a. a. O. S. 114 gegebenenbsp;Einteilung der Bantuiden zieht nur den ersten Gesichtspunktnbsp;in Betracht. Sicher ist, dafi der EntwicklungsprozeC zumnbsp;Bantu hin in Nordwestafrika begonnen hat, und dafi die imnbsp;Südosten anzutreffenden Bantusprachen von Nordwesten innbsp;den Südosten gewandert sind, dafi also die Bantuiden imnbsp;Nordwesten auf einer früheren Entwicklungsstufe stehen ge-blieben sind als die nach Südosten gewanderten Bantuidiome.nbsp;Die grofie Schar der Bantuiden findet sich im (Nord-)Westennbsp;Afrikas, eine kleine Anzahl im (Nord-)Osten in Südkordofan,

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die auf einem alteren Stadium der Bantuisierung stehen ge-blieben ist. Nach dem MaGe und der Art des Bantuisie-rungsprozesses ergibt sicb nun folgende Einteilung der Ban-tuiden:

A. Die Nordgruppe.

I. Die sog. Nordwestsprachen.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die Senegalgruppe. a) Naher zusammen geborennbsp;das Wolof, das am unteren Senegal von Dagana an gesprochennbsp;wird, sicb aber an der Küste siidwarts bis Dakar erstreckt,nbsp;das Fulup am linken Gambiaufer, das Djola und das Pilbamnbsp;am Unterlauf der Gambia und der Casamance sowie zwiscbennbsp;diesen beiden Flüssen. b) Ebenso geboren enger zueinander;nbsp;Bulanda (oder Balante) zwiscben Casamance und Geba, Ka-nyop Oder Mand2ak an beiden Ufern des unteren Cacbeo, dasnbsp;Sarar oder Sadal zwiscben Cacbeo und Geba, das Buramanbsp;auf der Insel Bulam an der Gebamiindung, das Pepel odernbsp;Papel am recbten Ufer der Gebamiindung und auf der innbsp;dieser liegenden Insel Bissao, das Padzade oder Badyarnbsp;zwiscben der oberen Gambia und dem Rio Nunez; c) dasnbsp;Biafada oder Biafare am linken Ufer der Miindung der Geba;nbsp;d) das Konyagi zwiscben der oberen Gambia und dem oberennbsp;Rio Nunez.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Temne-Bullomgruppe; a) Temne oder Timnenbsp;in den Talern der Fliisse Kolente, kleiner Searcies, Rokelle,nbsp;das Baga an der Küste vom Rio Grande bis Conakry, dasnbsp;Landoma zwiscben dem oberen Rio Nufiez und dem oberennbsp;Rio Pongo; b) das Bulom und das Mampwa an der Küstenbsp;von Freetown bis Sherbro.

II. Die sog. Nordostsprachen.

a) Das Serer in Baol, Salum und Sine, östlich und süd-lich von Dakar; b) das Pula (Pul), das sicb, ostlicb vom Wolof beginnend, südwarts über ein sehr ausgedebntes Ge-biet erstreckt, namlicb über Fouta-Toro, Bondu, Perló amnbsp;Senegal, Fouta-Dyallon (in Pranzösiscb-Guinea), Massina,nbsp;Liptako an der oberen Volta, Adamaua in Nigeria und Ka-merun, nordwarts bis Timbuktu, ostwarts bis zum östlicbennbsp;Ufer des Tsadsees; c) das Kissi nördlich von dem zur Gruppenbsp;B gehörigen Gola.

B. Die nordliche Zentralgruppe.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Gola am unteren Lauf des Sankt-Paul in Liberia.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gurmagruppe: Das Gurma im Königreichenbsp;der Gurmanche oder Bimba, das Tobote oder Bassari im

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Distrikt Bassari, das Akaaele oder Tëamba am oberen Mono in der Stadt Tsamba und Umgegend, das Konkomba odernbsp;Konko westlich von den Atakorabergen, das Moba im nord-westlichen Togo, das Loso in Sokoto.

III. Die Temgruppe: Das Tem (oder Kiamba oder TsautSo) zwischen Ssamssanne-Mangho und Sokota, das Legbanbsp;in den Provinzen Dschebiga, Pama und im Osten von Ssamssanne-Mangho, das Kaure oder Kauri (Kabre) in der Gegendnbsp;der Atakoraberge, das Kögbörikö (d. i. kö-gbo-ri-kö-ëpiachenbsp;[kö-ri-kö] der Gbö) oder Kebu südlich von dem unter D IVnbsp;genannten Adele, das Kposso der Landschaft Ukposso.

C. Die südliche Zentralgruppe.

I. Die Grussigruppe. Diese zerfallt in drei Unter-abteilungen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die Atjülogruppe: Atjülo, Binyinu, Kasima, Kason,nbsp;GaperSi, Kasm oder Kasseno im Osten von Leo, Yula (odernbsp;Fra) im Süden der Stadt Leo, GuanuSi, Lele.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Isalagruppe: Das Isala oder Sissala im Südennbsp;von Leo, das Nibulu oder Grussi oder Gurunsi östlich dernbsp;Schwarzen Volta, das Sitti an der Schwarzen Volta (im Dorfenbsp;Wonkoro), das Degha in einigen Dörfern (z. B. in Assafumonbsp;nordöstlich von Bonduku).

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kandyagagruppe: Das Kandyaga im Nord-osten der Stadt Wa und das Tëana.

11. Die Mossigruppe. Dazu gehören: Das Dagarti oder Dagari auf beiden üfern der Schwarzen Volta im Nordennbsp;und Süden von Wa, das Wala in Wa, das Tomho auf demnbsp;Homborigebirge und an dessen PuC, das zahlreiche Dialektenbsp;besitzt, das Samo in der Nahe des nördlichen Knies dernbsp;Schwarzen Volta, das Kipirsi, das Birifo westlich von dernbsp;Schwarzen Volta, das Gbanya (oder Gwanya) in den Provinzennbsp;Salaga, Daboya und Bole, das Dagomba in den Gegendennbsp;von Tamale und Yendi östlich von der WeiCen Volta, dasnbsp;Mampursi (oder Mampuru) in der Gegend von Gambaga, dasnbsp;Kussassi (oder Kussan) südöstlich von der vorigen Sprache,nbsp;das Mossi (oder Mo oder Mole), d. h. die Sprache der Mossinbsp;(oder Muschi), deren wichtigste Stadt Wagadugu ist, dasnbsp;Bargu (Borgu) oder Ber.

D. Die Süd- oder Togogruppe.

I. Die nördliche Togogruppe. Das Guang und das Nkunya in der Ebene zwischen der Volta und den Nkunya-bergen, das Logba im Norden und Nordosten von Avatime.

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II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere Togogruppe. Das Borada innbsp;der Berglandschaft Boe (oder Bue, Boem, Buem) mit dernbsp;Hauptstadt Borada, das Lefana, das Santrokofi (oder Bale)nbsp;zwischen der Volta und den Akpossobergen, das Likpe west-lich vom Ahlo unter Nr. IV, das Akpafu im mittleren Togo.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Togogruppe. Das Avatime, dasnbsp;Nyangbo, das Tali, alle drei südwestlich von der Missahöhe.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Isolierte Sprachen. Zu nennen sind das Adelenbsp;in der Gegend von Adele im Osten des unteren Oti; dasnbsp;Boviri in einigen Dörfern am westlichen FuCe des Santrekofi-bergzuges; das Ahlo oder Acholo nahe den Quellen des Dayinbsp;im mittleren Togo.

E. Die Ostgruppe.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tagoysprachen: Tagoy, Tumale (oder Tumeli).

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kandermasprachen: Shibun (oder Sheybun),nbsp;Kawama, Luinun, Kanderma.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Talodisprachen: Tumtum, Talodi, La-fofa, Eliri,

DreiBigster Abschnitt.

Das Haussa.

Vorlaufig mufi als alleinstehend das Haussa genannt werden. Sein Hauptgebiet liegt südwestlich von dem zu dennbsp;Ngo-Nkesprachen gehörigen Songhai zwischen dem Niger undnbsp;Tsadsee; aber als Verkehrs- und Handelssprache ist es nebennbsp;anderen Idiomen viel weiter, fast über den ganzen westlichennbsp;und mittleren Sudan verbreitet und dient als solche in Tunis,nbsp;Tripolis, Alexandria, Kairo und anderwarts. R. Lepsiusnbsp;hielt es für eine abseits gedrangte Sprache des libyschennbsp;Zweiges der hamitischen Sprachfamilie. Meinhof faCt esnbsp;einfach als hamitisch auf; J. Lippert gesellt es den «Sudan-sprachen» (s. S. 153) zu; G. A. Krause bringt es mit den Bantu-sprachen in Verbindung. SchlieClich hat A. Drexel (An-thropos 20 [1925], S. 229 ff.), die Zugehörigkeit zum Hamitischen bestreitend, seine Beziehungen zu den Kanuri- undnbsp;den Ngo-Nkesprachen feststellen wollen, in noch höheremnbsp;MaCe aber die zum Ostsemitischen, d. h. Akkadischen. Nachnbsp;ihm — s. a. a. O. S. 452 — ist ferner das Gbari, das zwischennbsp;dem nördlichen Haussa und dem südlichen Manfu liegt,nbsp;«ziemlich verwandt» mit dem Haussa (und «frühverwandt»nbsp;mit dem Manfu). Besonders aber stellt er die Bantuidenbsp;Borgu zum Haussa in Beziehung.

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EinunddreiBigster Abschnitt.

Wir wenden uns nun Amerika zu, das man in lin-guistischer Hinsicht in drei gröCere Teile zerlegt: 1. Nord-amerika auCer Mexiko, 2. Mexiko und Mittelamerika, 3. Süd-amerika. Wir beginnen mit Nordamerika und bemerken, daC wir die Eskimosprachen bereits S. 72 ff. erledigt haben.

Die Sprachen in Nordamerika auBer Mexiko.

I. Der algonkinische Sprachstamm.

Diese Gruppe von Sprachen breitet sich vorzüglich über weite Gebiete der Osthalfte Nordamerikas aus, weist abernbsp;auch zwei abgetrennte Sprachen im Westen, in Kalifornien,nbsp;auf. Mit ihr sind die Europaer zuerst in Berührung ge-kommen; sie ist auch unter den nordamerikanischen Sprach-gruppen diejenige, welche zurzeit als die am besten er-forschte geiten kann. Die Bezeichnung ist von einem einzigennbsp;Volksstamm, namlich dem der Algonkin, hergenommen, dienbsp;einst — vor ihren Kriegen mit den Irokesen — ein weitnbsp;ausgedehntes Gebiet nördlich vom Ohio und im Osten desnbsp;Mississippi bewohnten. Die Algonkinsprachen gliedern sichnbsp;folgendermaCen:

A. Die Plain- und Atlanticgruppe. Sie zerfallt I. in eine westliche und II. in eine östliche und mittlerenbsp;Gruppe.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche Gruppe. 1. Die Sprachen dernbsp;Blackfoot- oder Siksikastamme zwischen dem North Saskatchewan River in Kanada (110. Merid.), dem Auslaufer dernbsp;Rocky Mountains und der nördlichen Grenze des Staates Montana. Es sind die Dialekte Piegan, Kaina oder Blood, Black-foot Oder Siksika.^ 2. Die Sprachen der Cheyennestamme. Sienbsp;finden sich im Südosten von Minnesota und im Nordostennbsp;des siidlichen Dakota. Es ist das Cheyenne und evtl. auchnbsp;das ausgestorbene Sutaio. 3. Die Sprachen der Arapaho-stamme. Sie herrschen im östlichen Teil von Nord-Dakota,nbsp;im angrenzenden Teile von Minnesota und im Süden vonnbsp;Manitoba. Es sind die Mundarten Gros-ventres oder Atsinanbsp;und das eigentliche Arapaho.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere und die östliche Gruppe. 1. Dienbsp;mittlere Gruppe. Dazu gehoren: die Kri-(Cree-)Sprachen vom

* Die Namen der Indianerstamme werden oft auch zur Bezeichnung der Sprachen rerwendet. Man vermeidet so, wie anderwarts, die manch-mal umstandliche Bildung auf -isch.

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Churchill-River südwarts bis Labrador; das Menomini zwischen dem Oberen See und dem Michigansee; das Sank und dasnbsp;Fox und das Kikapu (Kickapoo) auf dem westlicben Ufernbsp;des Michigansees und das Sawni (Shawnee) in Kentucky undnbsp;im Norden von Tenessee; das Ojibway oder Chippeway, Al-gonkin und Ottawa im Norden des Oberen Sees und desnbsp;Huronsees und des oberen St. Lorenzstromes und das Pota-watomi zwischen dem Michigan- und dem Huronsee; dienbsp;Mundarten von Illinois (Ilinwa), die im Süden von Wisconsin,nbsp;im Norden von Illinois und in Teilen von Jowa und vonnbsp;Missouri herrschen, von denen das Kaskaskia und das Peorianbsp;noch leben; das Miami im Süden das Michigansees, im Nord-osten von Illinois und im Norden von Indiana; das ausgestorbe-ne Natick des gleichnamigen Dorfes in Massachusetts; das innbsp;mehrere Dialekte zerfallende Delaware oder Lenape am ganzennbsp;Delawareflusse (zu dem auch das Mohikan(i8che) oder Mahi-kan [einst am unteren Hudson] in naherer Beziebung steht).nbsp;2. Die östliche Gruppe: das Mikmak im Osten der Mündungnbsp;des St. Lorenzstromes und auf Neu-Schottland; das Abnaki,nbsp;das ehemals in Maine, den angrenzenden Teilen von New-Hampshire, Vermont und Neu-Braunschweig (New Brunswick)nbsp;gesprochen wurde; das Penobskot im Süden von New-Hampshire, im Westen von Vermont und im Norden vonnbsp;Massachusetts; das Passamakoddy (Passamaquoddy) um dienbsp;gleichnamige Bai herum, am Sainte-Croix und am Shoodic-see, an der Grenze von Maine und New Brunswick; dasnbsp;Malesit (Malecite) sehr nabe dem vorigen in Neu-Schottlandnbsp;und Neu-Braunschweig,

B. Die kali for n i s c h e Gruppe: 1. Das Wiyot von den Bear River Mountains his zum Little River. 2. Dasnbsp;Yurok am unteren Lauf des Klamath River, an der Küstenbsp;Rich von diesem Plusse einschliefilich der Trinidadbai.

II. Der athapaskische Sprachstamm.

Die Athapasken- oder Denesprachen herrschen im Westen des nordamerikanischen Kontinents, und zwar vom auCerstennbsp;Norden bis zum auCersten Süden; freilich mit starken Unter-brechungen. Ihr Hauptgebiet ist der Nordwesten. Die Grup-pierung dieser Sprachen richtet sich vorlaufig hauptsachlichnbsp;nach geographisch-ethnographischen Gesichtspunkten, da dienbsp;sprachliche Erforschung noch nicht weit genug fortgeschrittennbsp;ist. Man unterscheidet drei Hauptgruppen; die eigentlichennbsp;Denesprachen, das Haida, das Tlingit.

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A. Die eigentlichen Denesprachen. Diese gliedern sich in drei Unterabteilungen;

I. Die nördlichen Denesprachen, die wieder innbsp;verschiedene üntergruppen zerfallen;

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kutchin-Oder Loucheuxgruppe: DasKutchin odernbsp;Loucheux im Nordwesten (Alaska) an den Flüssen Porcupinenbsp;und Tanana, am mittleren Lauf des Yukon und am unterennbsp;Mackenzie. Ferner das Ahtena (Atena) am Copper Rivernbsp;(KupferfluC) und das Khotona am unteren Yukan, am Ko-yukukflusse und an der Cookbai.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die subarktische (oder Polarkreis-)Gruppe: Das Kawtso-dinneh (der KawtSodinneh oder Hares oder Hasenindianer)nbsp;von Norden nach Süden am MackenziefluC (im Westen desnbsp;groCen Barensees), das Thlingtëadinne (der Thlingtëadinnenbsp;oder Dogribs oder Hundsrippenindianer) zwischen dem groCennbsp;Sklaven- und dem groCen Barensee (Great Slave Lac, Greatnbsp;Bear Lac), das Etsaottine (der EtSaottine oder Slaves odernbsp;Sklavenindianer) zwischen dem Mackenzie und dem groCennbsp;Sklavensee, das Tatsanottine (der Tatsanottine oder Yellownbsp;Knives oder Gelbmesserindianer) im Osten des Yellowknivesnbsp;River.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die östliche Denegruppe: Die Sprache der Cariboo-Eaters (Karibu-Esser) östlich vom Athapascasee, das Atha-baskan (oder Athapaskische im engeren Sinne) um dennbsp;Athabascasee, das Tsippewayan am Slave River (nicht mitnbsp;dem zum algonkinischen Sprachstamm gehörigen Chippewaynbsp;zu verwechseln, s. oben).

4. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere Denegruppe. Dazu zahlen das Nabane amnbsp;Nahannee, das Tsattine der Tsattine (oder Beavers oder Biber-indianer) am Peace River (Friedensflusse), das Sarsi (Sarei)nbsp;am oberen Saskatschewan, das Sekani (Sekanai) am oberennbsp;Peace River.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche Denegruppe: das Chilcotin im gleich-namigen Tale, das Takulli (die Sprache der Carriers) zwischennbsp;dem Stuartsee und Alexandria, schlieClich das Babine (odernbsp;Nataotin) am gleichnamigen See.

II. Die pazifische Gruppe der Denesprachen. Es sind: Das Umbkwa am Umpqua, das Kokwil am Coquille,nbsp;das Tëetko am Chetko (alle drei im Staate Oregon), dasnbsp;Hupa und das Yielding am unteren Lauf des Trinity Rivernbsp;in Kalifornien, das Tolowa am Smith River um Crescentnbsp;herum, das Cbilula (Tëilula) am unteren Lauf des Redwoodnbsp;River, das Whilkut am oberen Redwood, das Mattole am

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gleichnamigen FluC, das Sinkyone, das Lassik, das Wailaki und das Kuneste im Tal des Eet River in Kalifornien.

III. Die südlichen Denesprachen. Dazu rechnen;nbsp;Das Lipan (die Lipan schweiften einst am Rio Grande innbsp;Mexiko, Neu-Mexiko und Texas umher und sind heute innbsp;Neu-Mexiko angesiedelt), das Navaho südlich vom San Juan-flusse, im Nordosten von Arizona und im Nordwesten vonnbsp;Neu-Mexiko, das Apache (Apatêe), welches das Navaho, ab-gesehen vom Norden, umgibt und verschiedene Mundarten innbsp;Arizona und Neu-Mexiko aufweist.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Das Haida auf den Queen Charlotte Islands (Kö-nigin-Charlotte lnseln) und auf dem südlichsten Teile vonnbsp;Prince of Wales Island. Es zerfallt in zwei Hauptdialekte:

I. Das Skidegate im mittleren Teile der Königin-Charlotte-Inseln (an der Küste von Britisch-Columbia) und II. dasnbsp;Masset auf dem nördlichen Teil dieser Inseln.

C. nbsp;nbsp;nbsp;Das T ling it. Es herrscht im Südosten von Alaskanbsp;zwischen dem Copper- oder Atna-River und dem Portland-kanal. Früher nannte man die Sprache auch Koljoschischnbsp;(oder Koloschisch). Einen besonderen Dialekt davon stelltnbsp;dasTagië dar, das im Innern von Britisch-Columbia am Lewis-flusse gesprochen wird.

III. Der irokesische Sprachstamm.

Im (süd-)östlichen Bereiche der Algonkinsprachen be-findet sich, von diesen allseitig umschlossen und in drei Teile zerrissen, das Gebiet der irokesischen Sprachen. So-weit wir bis jetzt wissen, sind sie folgendermaHen zu gliedern:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Huron oder Wyandot um den Simcoe- undnbsp;Ontariosee herum.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gruppe Seneka, Onondaga, Oneida, Mohawk,nbsp;Cayuga im Gebiet der groCen Seen im Staate New York.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tuskarora in Nord-Carolina.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Konestoga und Susquehanna am Susquehanna-flusse in Pennsylvania und Maryland.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Cheroki (oder Tscherokesische oder Tseleki) innbsp;Nord- und Süd-Carolina im südlichen Teil des Alleghany-gebirges.

IV. Der apalatschische Oder Muskogisprachstamm.

Es folgen nun im Norden und Nordwesten des Golfes von Mexiko drei Sprachgruppen, die man, falls ihre ver-wandtschaftlichen Beziehungen sicher erwiesen waren, unter

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dem Namen 'die GrOlfsprachen’ zusammenfassen könnte. Da dies nicht zutrifft, ziehen wir es vor, jede der drei Gruppennbsp;für sich zu nennen.

Südlich vom irokesischen Sprachstamm breitet oder breitete sich früher der Muskogisprachstamm zwischen Mississippi und Savannah am Golfe von Mexiko und am Atlan-tischen Ozean aus. Seine Gliederung gestaltet sich wie folgt:

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die eigentlichen Muskogisprachen. Diese zer-fallen in:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe: Das Muskogi oder Kriknbsp;(Creek) zwischen dem Mobile und dem Savannahflusse; dasnbsp;Seminole; das Paskagula (einst am gleichnamigen Flusse imnbsp;Süden des Staates Mississippi).

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Dazu zahlen 1. dasnbsp;Hitchiti, das Apalatsi (an der Apalacheebai), das Uikamkei;nbsp;2. das Alabama und das Koasati; 3. das Choctaw (Tëoktaw)nbsp;und das Chikasaw.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Das Natchez, das in I. Natchez (bei Natchez amnbsp;unteren Mississippi im Staate Mississippi) und II. Taënsanbsp;zu gliedern ist.

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die Siid-Floridasprachen: das Kalusa, Ais,nbsp;Tekesta, die ausgestorben sind. Ob sie zu diesem Sprachstamm gehören, bleibt unsicher.

V. Die Tunikasprachen.

Das Gebiet dieser zum Teil schon ausgestorbenen Sprachen befindet sich am Unterlauf und an der Mündung des Mississippi und ist teilweise von den Muskogisprachen umschlossen.nbsp;Es lassen sich drei Unterabteilungen herstellen;

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tunikagruppe. Sie wird an den beiden Ufernnbsp;des Mississippi, nahe der Einmündung des Yazoo, gesprochen.nbsp;Dazu rechnen das Tunika, das Yazu (Yazoo), das Koroa, dasnbsp;Tiu, das Gri oder Griga.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Atakapagruppe im Siidwesten von Louisiana.nbsp;Dazu gehören das Atakapa, das Bidai, dasOpelusa, das Akokisa.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Chitimachagruppe. Sie wird gebildetnbsp;vom Chitimacha im Süden von Louisiana, vom Washa undnbsp;Chawasha (TSawasa) nahe bei der Mündung des Mississippi.

VI. Die Coahuiltecasprachen.

Sie zerfallen in drei Unterabteilungen;

I. Das eigentliche Coahuilteca, das Comecrudo, das Car-rizo, das Cotonam, alle einst an beiden Ufern des unteren Rio Grande gesprochen.

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II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Karankawa an der Küste von Texas.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tonkawa im Südwesten von Texas.

Diese drei Sprachgruppen, der Muskogisprachstamm, die Tunikasprachen und die Coahuiltecasprachen, würden alsonbsp;gegebenenfalls als 'Golfsprachen’ zusammenzufassen sein. S.nbsp;noch S. 184.

VII. Das Timukua.

Isoliert scheint das Timukua dazustehen, das einst in Nord- und Mittelflorida gesprochen wurde. Der amerikanischenbsp;Sprachforscher Swanton scheint einen entfernten Zusammen-hang mit den Muskogisprachen für nicht ausgeschlossen zunbsp;halten; andere (z. B. Gatschet und Brinton) halten eine Ver-wandtschaft mit den Karibensprachen (s. S. 222ff.) für möglich.

VIII. Die Familie der Caddosprachen.

Das Gebiet dieser Sprachfamilie befindet sich in der Mitte der Südhalfte von Nordamerika, in den Prarien;nbsp;und sie ist dadurch in drei isolierte Teile zerlegt worden,nbsp;daC die Siouxindianer, die ursprünglich östlich von demnbsp;Alleghanygebirge saCen, nach Westen in die Prarien vor-brachen und die Caddostamme zersprengten. Es ergebennbsp;sich demnach drei geographische Grappen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die südlichen Caddosprachen: Das Caddo, dasnbsp;Wichita und das Kichai in Oklahoma, Texas und Louisiana.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittleren Caddosprachen; Das Pawneenbsp;(Pawni oder Pani) im Tale des Platteflusses in Nebraska.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördlichen Caddosprachen; Das Arikaranbsp;am oberen Missouri in Nord-Dakota.

IX. Der Sioux- (oder Dakota-)sprachstamm.

Der weitaus gröfiere Teil dieses Sprachstammes nimmt die Prarien zwischen Mississippi und dem Pelsengebirge ein,nbsp;eine östliche Gruppe befindet sich am Atlantischen Ozeannbsp;zwischen dem Irokesischen; hinzu kommen das Biloxi annbsp;der Küste des Golfes von Mexiko (vom Muskogi eingeschlossen)nbsp;und das Ofo am Yazoo River. Dieser Sprachstamm gliedertnbsp;sich auf folgende Weise;

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche oder Biloxigruppe. Dazu gehortnbsp;I. das Biloxi; II. das Ofo; s. oben.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die östliche oderTutelogruppe. Hierhinnbsp;rechnen; I. Das Tutelo an den Quellen des Dan; II. dasnbsp;Katawba in Süd-Carolina; III. eine Anzahl ausgestorbenernbsp;Dialekte.

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C. Die mittlere oder Dakotagruppe. Sie zerfallt in mehrere Unterabteiiungen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Hidatsa-Sippe in Nord-Dakota und Montana.nbsp;Dazu gehort 1. das Hidatsa oder Minetari, 2. das Absa-rokische oder Upsarokische, die Sprache der Crows odernbsp;Krahenindianer.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Mandan südlich vom Arikara der Caddo-sprachen.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Chiweresippe. Dazu rechnen das lowa,nbsp;Oto, Missuri (in Kansas, Nebraska, Indian Territory) undnbsp;das Winnebago in Nebraska, Wisconsin und Michigan.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Dhegihasippe. Sie befindet sich in Nebraska und erstreckt sich südwarts bis ins Indian Territory.nbsp;Es sind das Omaha, Ponca, Quapaco (Kwapaw), Osagenbsp;(Oza2), Kansa.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die Dakota-Assiniboinsippe. Diese Sprachennbsp;herrschen am oberen Mississippi und seinen Zuflüssen innbsp;den Staaten Montana, Nord-Dakota, Süd-Dakota und Nebraska. Es geboren dazu die Mundarten: Das Mdewakanton,nbsp;Wahpekute, Sisseton, Wahpeton, Yankton, Yanktonai; dasnbsp;Teton und das Assiniboin (der sog. Stone Indians).

X. Das Tsimshian.

Wenden wir uns der Westkiiste Nordamerikas zu, so treffen wir an der Nordküste von Britisch Columbia dasnbsp;vorlaufig isoliert stehende Tsimshian, das südlich an dasnbsp;Tlingit und östlich an das Haida des athapaskischen Sprach-stamraes (siehe S. 172) angrenzt. Es zerfallt in drei Unter-gruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das eigentliche Tsimshian am Skeena River und aufnbsp;den südlichen Inseln.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Niska am Nass River.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Gyitkshan am oberen Skeena River. E. Sapirnbsp;will das Tsimshian mit den Oregonsprachen und den Chinook-sprachen zusammenbringen und diese drei Gruppen dennbsp;Penutisprachen zugesellen. Siehe S. 176, 177 u. 178.

XI. Der mosanische Sprachstamm.

Er beginnt südlich vom Tsimshian und zerfallt in drei Hauptgruppen. Die von L. Frachtenberg herrührende Be-zeichnung der ganzen Sprachfamilie ist nach dem Zahlwortnbsp;für 'vier’ mös, bös getroffen. Seine Gliederung gestaltetnbsp;sich so:

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A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Wakashsprachen. Sie werden welter ein-geteilt in:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Nukta oder Aht. Es herrscht auf der West-küste der Vancouverinsel und in der Umgebung von Capnbsp;Flattery.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kwakiutl, das in drei ünterabteilungen zu zer-legen ist: 1. Der nördliche Dialekt um Gardner Inlet undnbsp;Douglas Channel herum; 2. der zentrale Dialekt in der Umgebung von Milbank sound und Rivers Inlet; 3. der siidlichenbsp;Dialekt südlich und südöstlich von Rivers Inlet. Das Kwakiutl von Vancouver ist am besten bekannt.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Chimakuasprachen. Dazu zablt:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das eigentliche Chimakua (TSimakum), das aus-gestorben ist. Der betreffende Volksstamm lebte einst imnbsp;westlichen Teile des Staates Washington.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Quileute (Kwileut). Es herrscht an der Kiistenbsp;des Staates Washington, im Siiden von Cap Flattery.

C. nbsp;nbsp;nbsp;Die SaliSsprachen. Sie sind verbreitet über dennbsp;Norden des Staates Washington und des Staates Idaho, übernbsp;den südlichen Teil von Vancouver und über den Süden vonnbsp;Britisch Columbia. Geographisch lassen sich zwei Dialekt-gruppen unterscheiden:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Binnendialekte. Diese sind: Lilluet (Lillooet),nbsp;Ntlakyapamuk(Ntlakyapomuk), Suswap, Okinagan (Okanagan)nbsp;in Britisch Columbia, Flathead (die Sprache der 'Flachkopf-indianer) in Washington, Idaho und Montana, Skitswis, dienbsp;Sprache der Cmur-d’Alene-Indianer, im Norden von Idaho,nbsp;die sog. Columbiagruppe im Westen von Washington.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Küstendialekte. Diese sind: Bellakula (Bella-coola), Komoks (Comox), Kowitsan (Cowishan), SkihwamiSnbsp;(Squamish), Niskwalli (Nisqualli), Twana, Tsehalis (Chehalis),nbsp;Tillamuk (Tillamook).

XII. Die oregonische Sprachfamilie.

Sie schlieGt sich im Süden an den mosanischen Sprach-stamm an. Sie wird in folgende Gruppen geteilt:

I. Das Sahaptin. Sein Gebiet ist der Nordwesten von Idaho, der Südosten des Staates Washington und der Nord-osten von Oregon. Die bekanntesten Mundarten sind: dasnbsp;Klikitat, das Numipu, die Sprache der Nez Percés-Indianer,nbsp;das Palus (Paloos), das Topinish, das Umatilla, das Walla-walla, das Tenino, die Sprache der Warm Springs-Indianernbsp;und das Yakima (Yakama).

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II. nbsp;nbsp;nbsp;Das ausgestorbene Wailatpu in Oregon. Esnbsp;existierten zwei Dialekte: 1. Das Kayuse an den Quellen dernbsp;Flüsse Walla Walla, Umatilla und Grande Ronde, 2. dasnbsp;Molele (Molala) zwischen Mt. Hood und Mt. Scott.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Lutuami. Es liegt südlich von der II. Gruppe,nbsp;ist aber von ihr getrennt. Zwei Mundarten sind zu unter-scheiden: 1. das Klamath an den Klamathseen in Oregon,nbsp;2. das Modok südlich davon in Nord-Kalifornien.

XIII. Die Familie der Yakonsprachen.

Weiter südwarts vom oregonischen Sprachstamm breiten sich die Yakonsprachen aus. Sie gliedern sich so:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das eigentliche Yakon mit zwei Dialekten, demnbsp;ausgestorbenen Yaquin und dem Alsea in Lincoln Countynbsp;im westlichen Oregon.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Kusgruppe. Dazu gehort 1. das Kus, dasnbsp;einst von einem kleinen Stamme am Coos River, der Coosnbsp;Bai und am unteren Lauf des Coquille River in Oregon ge-sprochen wurde und in die beiden Dialekte a) Hanis, b) Mi-luk zerfallt. 2. Das Takelma am Rogue River im südlichennbsp;Oregon.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kalapuya, das einst über eine Anzahl vonnbsp;Dialekten verfügte (im Tale Willamette in Oregon), gehortnbsp;vielleicht anch hierher.

XIV. Das Siuslaw.

Noch nicht genügend geklart ist die Stellung des Siuslaw, das in 1. das eigentliche Siuslaw am Siuslawflusse und 2. das Kuitè am unteren Umpqua in Oregon geteilt wird.nbsp;Es ist schon zu den Yakonsprachen gerechnet worden. Vgl.nbsp;darüber noch unten S. 178.

XV. Die Familien der Penutisprachen.

Die Penutisprachen werden zunachst in zwei groCe Gruppen zerlegt: A. Die Pengruppe; B. die Utigruppe.

A. Die Pengruppe. Diese gliedert sich folgender-maCen weiter:

I. Das Wintun (oder Kopehi). Es wird im Nord-westen von Kalifornien am oberen Lauf des Trinity River gesprochen und zerfallt in vier Hauptdialekte (einen nörd-lichen, einen zentralen, einen südöstlichen und einen süd-westlichen).

Klee kers, Die Sprachstamm e der Erde. nbsp;nbsp;nbsp;12

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II. Das Maidu (oder Pujuna). Es herrscht im Nord-osten von Kalifornien in einem Teile des Tales Sacramento und in einem Teile der Sierra Nevada. Man unterscheidetnbsp;drei Dialekte (den nordwestlichen, den nordöstlichen, dennbsp;südlichen Dialekt oder das Nishinam).

B. Die Utigruppe. Dazu zahlen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Miwok oder Miwa oder Moquelumna. Es wirdnbsp;in der Mitte von Kalifornien und im Norden der S. Franzisko-bai gesprochen. Es zerfallt in 1. die Küstendialekte (wozunbsp;das Bodega gehort), 2. die Sierradialekte [a) Ebenendialekt,nbsp;b) das Amador, c) das Tuolumne, d) das Mariposa].

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Costano. Sein Gebiet ist an der Küste vonnbsp;Kalifornien vom Golden Gate bis nach Monterey. Man unterscheidet die Norddialekte (von San Francisko, S. José, Santanbsp;Clara, Santa Cruz, S. Juan Battista [mit dem Mutsundialekt],nbsp;Monterey) und die Süddialekte.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yokutssprachen (mit dem Kings River-Dialekte, dem Tule-Kaweah, dem Poso Creek-Dialekt, demnbsp;Buena Vista-Dialekt).

XVI. Die Familie der Chinook-(Tsinuk-)sprachen.

Diese Sprachen herrschen an beiden Ufern des Columbia-flusses in Oregon, von The Dalles an flufiabwarts bis zum Meer und am unteren Laufe des Flusses Willamette. Dasnbsp;TSinuk zerfallt in zwei Unterabteilungen: gt;

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das Oberchinook. Dazu zahlen 1. das Wasko undnbsp;das Wishram in der Gegend von The Dalles, 2. das Kath-lamet und das Klakamas (Clackamas) im unteren Talgebietnbsp;des Columbiaflusses und im Willamettetal.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Niederchinook. Dieses gliedert sich 1. innbsp;das Klatsop am südlichen Ufer des Columbiaflusses vonnbsp;Astoria an, 2. das eigentliche Chinook am nördlichen Ufer,nbsp;von Gray’s Harbour südwarts bis zur Sboalwater Bay ein-schliefilich.

Vielleicht gelingt es spater, einen umfassenden Pe-nutisprachstamm zu erweisen, zu dem dann 1. die eigentliche Penutigruppe, 2. die Yakongruppe nebst demnbsp;Siuslaw, 3. die Tëinukgruppe, 4. das S. 175 erwahnte Tsim-shian gehören.

XVII. Die Yukisprachen.

Sie herrschen in zwei getrennten Gebieten zwischen der Penutifamilie und dem spater zu nennenden Hokasprach-

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Stamm (s. XXII). Sie werden in I. eine nördliche, II. eine südliche Unterabteilung zerlegt.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Unterabteilung. Dazu zahlen 1. dasnbsp;eigentlicbe Yuki in Round Valley am Plusse Eet in Kali-fornien, 2. das Küsten-Yuki zwiscben Ten Mile River undnbsp;Rockport, 3. das HutSnom (Huchnom) am South Eet River.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Unterabteilung. Sie wird vom Wapponbsp;ausgemacht, das an den Quellen des Russian River herrscht.

XVIII. Das Kutenai (oder Kitunaha).

Im folgenden sind nun zunachst vier isolierte Sprachen zu nennen.

Das Kutenai wird im Südosten von Britisch Columbia und im Norden der Staaten Montana und Idaho gesprochennbsp;und zerfallt in zwei einander sehr nahe stehende Dialekte.

XIX. Das Kaiowe (Kiowa).

Die Stamme, die diese Sprache reden, wohnten einst am oberen Yellowstone und Missouri; jetzt leben sie amnbsp;oberen Arkansas- und Canadianflusse in Colorado und Oklahoma.

XX. Das Yuchi (YutSi).

Die Yutëi lebten ehemals am Flusse Savannah in Georgia (im Südosten Nordamerikas) an der Kuste des At-lantischen Ozeans ; jetzt wohnen sie zusammen mit den Kriknbsp;in Oklahoma.

XXI. Das Beothuk.

Im au Bersten Nordosten Nordamerikas, auf Neu-Fund-land, wurde früher das jetzt ausgestorbene Beothuk gesprochen.

XXII. Der Hokasprachstamm.

SchlieUlich ist noch als einer der ausgedehntesten Sprach-stamme Nordamerikas der Hokasprachstamm zu nennen, der sich im Westen ausbreitet. Er gliedert sich in neun Gruppen :

I. Die Salina-Chumashgruppe (oder Iskoma[n]-Gruppe). Sie zerfallt in zwei Unterabteilungen; 1. Das Salina. Von ihm existierten zwei Dialekte: a) der San Antonio-Dialektnbsp;in der Mission San Antonio in der Küstengegend von Kalifornien,nbsp;b) der San Miguel-Dialekt in der Mission San Miguel ebendort.nbsp;2. Das Chumash (Tsumas). Es wurde früher auf den Santa-Barbarainseln und auf der gegenüberliegenden kalifornischen

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Küste gesprochen. Man unterscheidet a) den Dialekt von Santa Cruz Island, b) den von San Buonaventura, c) dennbsp;von Santa Barbara, d) den von Santa Ifiez, e) den von Sannbsp;Luis Obispo.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Washo. Das Washo (Waso) beschlagnahmt einnbsp;kleines Grenzgebiet in Kalifornien und Nevada in der Um-gebung des Tahoesees.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Karok. Es wird am mittleren Lauf desnbsp;Klamath in Kalifornien gesprochen und zerfallt in zwei Dia-lekte: 1. einen nördlichen, 2. einen südlichen.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chimariko (TSimariko). Es herrscht amnbsp;Trinity River in Kalifornien.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Shasta (Sasta). Man unterscheidet 1. dasnbsp;eigentliche Shasta vom Rogue River in Oregon bis zu dennbsp;Fliissen Salmon und New in Kalifornien und an den Quellennbsp;des Sacramento; 2. das Achomawi (AtSomawi) und das Atsu-gewi am Pit River.

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Porno. Es wird im Norden von San Francisco (in Kalifornien) im Tale des Russian River, um demnbsp;Claersee herum und an der Küste, gesprochen. Es gibt achtnbsp;verschiedene Dialekte.

VII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yana. Es herrscht im Zentrum von Nord-Kalifornien und zerfallt in drei Dialekte, deren südlichster,nbsp;das Yaki, der alteste ist.

VIII. nbsp;nbsp;nbsp;Das ausgestorbene Esselen. Es wurde einstnbsp;an der kalifornischen Küste im Norden der Berge Santanbsp;Lucia nahe der Monterey Bay gesprochen.

IX. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yuma. Es herrscht in Arizona, Kaliforniennbsp;und Mexiko. Drei Dialektgruppen sind zu unterscheiden:nbsp;1. Die ostlichen Dialekte: das Havasupai, das Walapai, dasnbsp;Ton to, das Yavapai. 2. Die zentralen Dialekte: das Mohave,nbsp;das eigentliche Yuma, das Marikopa, das Diegueno, das Ko-kopa (Cucapa). 3. Die niederkalifornischen Dialekte: dasnbsp;Kiliwi, das Santo Tomüs, das Kotëimi.

Die amerikanische Linguistik hat noch weitere Be-ziehungen dieses Sprachstammes aufgedeckt; namlich zu dem Seri in West-Sonora, zu dem Chontal (Tëontal) odernbsp;Taquistlateca (Tekistlatek) im Staate Oaxaca nahe demnbsp;Isthmus von Tehuantepec und zu den S. 173 f. ervvahntennbsp;Coahuiltecasprachen, ja sogar zu zentralamerikanischennbsp;Sprachen (einerseits zum Xinka, andererseits zum Kuit-latek, Tlappanek und zum Subtiaba). S. noch S. 184 f.

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ZweiunddreiBigster Abschnitt.

Die Sprachen Mexikos und Zentralamerikas.

Durch den zuletzt behandelten Sprachstamm sind wir bereits in das Gebiet von Mexiko und Zentralamerika gelangt.nbsp;In der Aufzahlung der amerikanischen Sprachstamme schlieCtnbsp;sich nun an:

I. Der uto-aztekische Sprachstamm.

Der Sprachstamm gliedert sich in drei Hauptgruppen: die Shoshonigruppe, die Sonoragruppe, die Nahua- odernbsp;aztekische Gruppe.

A. Die Shoshonigruppe. Sie beschlagnahmt ein weit ausgedehntes Gebiet in Nordamerika, namlich den Siidwestennbsp;von Montana, den gröGten Teil von Idaho, den Siidosten vonnbsp;Oregon (im Süden der Blue Mountains), den Westen undnbsp;das Zentrum von Wyoming und von Colorado, einen Teilnbsp;des Nordens und den Osten von Neu-Mexiko, den Nord-westen von Texas, Utah, einen Teil des nördlichen Arizona,nbsp;Nevada (mit Ausnahme des Waëogebiets), ein kleines Gebietnbsp;im Nordosten von Kalifornien, ein grofies Gebiet im Ostennbsp;desselben Staates, südlich ungefahr vom 38. Breitengiad annbsp;an den Oberlaufen einiger Nebenflüsse des San Joaquin, annbsp;den südlichen Abhangen der Sierra Nevada und an der Klistenbsp;des GroCen Ozeans zwischen dem 33. und 34. Breitengrad.nbsp;Im Anfang des vorigen Jahrhunderts war das Gebiet diesernbsp;Sprachen noch gröfier. Man unterscheidet folgende Unter-abteilungen:

I. Die Plateausprachen. Diese werden folgender-maCen gegliedert:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die Shoshoni-Comanchegruppe: das eigentlichenbsp;Shoshoni (die Sprache der Shoshoni oder Snakes oder Schlangen-indianer) in Neu-Mexiko, Colorado, Idaho und Siid-Oregon,nbsp;das Comanche (KomaS) in Nord-Texas und das Shikaviyamnbsp;in Kalifornien.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Ute-Chemehuevigruppe: das nördliche Ute,nbsp;das südliche Ute (in Utah, Colorado, Neu-Mexiko); das süd-liche Paiute; das Chemehuevi und das Kawaiisu (in Kalifornien).

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mono-Bannockgruppe: das Bannock, dasnbsp;nördliche Paiute oder Paviotso, das Mono und das Shoshoninbsp;im östlichen Oregon.

II. Das Tiibatulabal am Kern Eiver in Kalifornien.

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III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südkalifornische Gruppe; das Serranonbsp;(mit mehreren Dialekten), das Luisefio-Cahuilla (das Sannbsp;Luisefio, das San Juaneno, das Agua Caliente, das Cahuilla),nbsp;das Gabrielino (mit Gabrielino und Fernandino).

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Hopi oder Moqui in Arizona.

B. Die Sonorasprachen. Sie verbreiten sich oder verbreiteten sich liber den Siiden von Arizona und den Nord-westen von Mexiko, d. h. über den gröCten Teil der Staatennbsp;Sonora, Chihuahua, Sinaloa und Durango und über Teilenbsp;von Jalisco und Zacatecas. Sie zerfallen in zwei Unter-abteilungen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Dazu rechnen das Pimanbsp;in den Talern des Gila und Salt im Süden von Arizona undnbsp;das Papago, das ursprünglich im Süden und Südosten desnbsp;Gila, besonders südlich von Tucson, herrschte und sich west-warts und südwestwarts bis in Sonora hinein erstreckte; dasnbsp;Niederpima am mittleren und unteren Yaqui in Sonora, dasnbsp;Tepehuano (Tepehuan) im Staate Durango, besonders an dennbsp;Ostabhangen der Sierra Madre; das Ópata an den Quellennbsp;des Rio Yaqui und das Eudeve oder Heve westlich davon;nbsp;das Cahita oder Yaqui, besonders am unteren und mittlerennbsp;Lauf des Yaqui, des Mayo und des Rio del Fuerte, vomnbsp;Golf von Kalifornien bis zur Sierra (mit den Hauptdialektennbsp;Yaki, Mayo, Tehueko und Vakoregue); dasTepehue (Tepahue)nbsp;nahe der nördlichen Grenze des Kahitagebietes, im Südennbsp;von Sonora nahe dem nördlichen Quellflufi des Mayo; dasnbsp;Zoe, einst an der Quelle des Rio del Fuerte gesprochen; dasnbsp;Nio, einst in der Gegend der heutigen Stadt Sinaloa in Branch.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Zu ihr gehören das Tara-humare in den Gebirgsgegenden eines Teiles von Sonora,nbsp;Chiluahua und Durango (es gliedert sich in die Dialekte:nbsp;Varohio, Guazüpare, PatSera und Tuhar); das Choncho odernbsp;Kont§o an dem gleichnamigen linksseitigen Nebenflusse desnbsp;Rio Grande; das Lagunero oder Irritila um die Seen desnbsp;Bolson de Mapimi herum, besonders um den Parrassee; dasnbsp;Akaxee nebst den verwandten Dialekten Xixime, Tebaka,nbsp;Sabaibo in den Gebirgen der Staaten Durango und Sinaloa;nbsp;das Zacateco (oder Zakatek) im Staate Zacatecas und in einemnbsp;Teile des Staates Durango; das HuitSol (Guicbola) östlich vomnbsp;vorhergehenden im Nordwesten des Staates Jalisco und dasnbsp;Cora in der Sierra de Nayarit und am Rio Jesus Maria (innbsp;Jalisco); das Tepekano im nördlichen Jalisco, besonders imnbsp;Dorfe Askeltan.

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C. Die Nahua- oder aztekischen Sprachen. Sie zerfallen in zwei Gruppen; die Nahuatgruppe, in der Nahuatnbsp;gesprochen wird, und die Nahuatlgruppe, die Nahuatl spricht.nbsp;Nahuat bzw. Nahuatl ist zunachst die Bezeichnung fürnbsp;gewisse alte Indianerstamme, dann auch für ihre Sprachen.nbsp;Die Azteken sind die bekanntesten und bedeutendsten Ver-treter der Tl-Sprachen. Die, welche die T-Sprachen reden,nbsp;sind Reste der alten Tolteken.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nahuatgruppe. Dazu geboren 1. das Tolteconbsp;in gröfieren oder kleineren Gebieten der Staaten Tabasco,nbsp;Vera-Cruz, Chiapas, Puebla, Tlaxcala, Guerrero, Mexieo,nbsp;Hidalgo, Morelos, Michoacdn, Colima, San Luis, Sinaloa,nbsp;Durango, Zacatecas, Tepic, Jalisco, vereinzelt in Oaxaca;

2. das Pipil, voii dem zwei Dialekte bervorgehoben seien:nbsp;a) der von Guatemala (im Südwesten an der Küste), b) dernbsp;von Salvador; 3. des Nikarao, das einst an der Küste desnbsp;GroCen Ozeans und dem Nicaraguasee, auf den Inseln diesesnbsp;Sees, am südlichen Ufer der Fonsecabai und in Costa Ricanbsp;im Norden des Nicoyagolfes gesprochen wurde.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Nahuatlgruppe. Dazu rechnen 1. das Tlas-calteco (Tlaskaltek) in der Umgegend von Izalco in Salvador;nbsp;2. das Sigua, an der Nordküste von Costa Rica in der Um-gebung der Chiriqui-Lagune von einer kleinen mexikanischennbsp;Kolonie gesprochen; 3. das Casca (Kazkan) am rechten Ufernbsp;des Rio Grande de Santiago.

II. Die Tanosprachen.

Wir reihen nun die Sprachen der sog. Pueblovolker an, die vom archaologischen Standpunkte aus eine Einheitnbsp;bilden, deren Sprachen aber in drei selbstandige Gruppennbsp;(Tano, Keres, Zuni) zu teilen sind. Die vierte Abteilung,nbsp;das Hopi, zahlt zum uto-aztektischen Sprachstamm, s. vorher.

Die Tanosprachen werden in Dörfern gesprochen, die im Tale des Rio Grande del Norte liegen. Man unterscheidetnbsp;drei Dialektgruppen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;DasTiwa. Es herrscht in den Dörfern Taos, Picuris,nbsp;Sandia, Isleta, Isleta del Sur. Ihm gesellt man zu das Pironbsp;in Senecu und Socorro del Sur.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Towa in Jemez und im früheren Dorfe Pecos.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tewa. Es wird gesprochen in San Juan, Santanbsp;Clara (in Chihuahua), San Ildefonso, Nambe, Pojoaque, Tesu-que und Hano.

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III. Das Keres.

Das Keres wird in einer Anzahl von Dörfern am Rio Grande in Neu-Mexiko gesprochen. Es scheint, daC es einennbsp;östlichen und einen westlichen Dialekt gibt. Der ersterenbsp;(das eigentliche Keres) herrscht in den Dörfern Cochiti, Sia,nbsp;Santa Ana, San Felipe, Santo Domingo, der zweite in Acomanbsp;und Laguna.

IV. Das Zuni.

Das Zuni wird im gleichnamigen Dorf in Neu-Mexiko gesprochen, war aber früher auch in ein paar anderen Dörfernnbsp;derselben Gegend in Branch.

V. Die Waïkurifamilie.

Sie steht isoliert da. Zu ihr gehören das Waïcuri und das Pericii, die einst am Südende der Halbinsel Nieder-kalifornien gesprochen wurden.

VI. Der zentralamerikanisch-pazifische Sprachstamm.

Dadurch, daC die uto-aztektischen Stamme vom Norden her in Mexiko einfielen und die früher schon dort ansassigennbsp;Stamme auseinander sprengten, wurden auch die dortigennbsp;ursprünglichen Sprachverhaltnisse stark verschoben. Zu-sammengehörige Sprachen wurden voneinander getrennt; sienbsp;gingen in ihrer Entwicklung nun verschiedene, voneinandernbsp;unabhangige Wege; und die Verschiedenheit wurde dadurchnbsp;noch vermehrt, daC sie mit verschiedenen Sprachen in Be-rührung kamen und so verschiedene Beeinflussung erfuhren.nbsp;Erst im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gelangte dienbsp;Forschung dazu, die vielen einzelnen Sprachen jener Gegendnbsp;zu Gruppen zusammenzufassen. Der zentralamerikanisch-pazifische Sprachstamm, der besonders Sprachen der pazi-fischen Küste umfaCt und deshalb auch von W. Schmidtnbsp;diesen Namen erhielt, zerfallt in neun Gruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Hokasprachen, die bereits S. 179 f. weiter ge-gliedert sind.

II. nbsp;nbsp;nbsp;D a s S e r i. Es breitet sich in Sonora zwischen demnbsp;28. und 30. Breitengrad, dem 111. Meridian und dem Golfnbsp;von Kalifornien aus.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Coahuiltecasprachen, die schon S. 173nbsp;aufgezahlt sind.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chontal (Tëontal) oder Tekistlateknbsp;im Staate Oaxaca nahe dem Isthmus von Tehuantepec.

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V. nbsp;nbsp;nbsp;Das Xinca. Es wird im Südosten von Guatemala der Küste entlang vom Rio Michatoyat bis zur Grenzenbsp;von Salvador gesprochen. Man kennt die drei Dialekte Sina-kantan, Xupiltepek und Xutiapa, die in den drei gleich-namigen Dörfern herrschen; dazu kommt das ausgestorbenenbsp;Pupuluka von Conguaco (ganz im Süden). S. noch S. 189.

VI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kuitlatek, einst in einem groCen Gebiet annbsp;der pazifischen Küste (mit Mexcaltepec, als Hauptstadt),nbsp;spater in Ajuchitldn, San Christóbal, Poliutla und Atoyacnbsp;(in Guerero) gesprochen.

VII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Tlappanek oder Tlapaneco im Staatenbsp;Guerrero.

VIII. nbsp;nbsp;nbsp;DasSubtiaba. Es herrscht zwischen dem nörd-lichen Ende des Managuasees und der ozeaniscben Küste imnbsp;Distrikt Leon des Staates Nicaragua.

IX. nbsp;nbsp;nbsp;Das MaribitSikoa, einst an Rio Guatahigualanbsp;gesprochen.

Über das Subtiaba seien einige grammatische Be-merkungen gemacht.^ Beim Nomen existiert kein gramma-tischer Genusunterschied. Die Pluralbildung weist einen Unterschied zwischen belebten oder belebt gedachten Nominanbsp;und unbelebten Nomina auf, vgl. S. 77, 98, 160. Nur dienbsp;erste Klasse bildet eine besondere Pluralform, s. unten. Zweifel-haft ist, ob beim Personalpronomen wirklich besondere Formennbsp;für das Femininum existieren; neben mga oder tka 'er’ wirdnbsp;ikdgi 'sie’ (fem. sing.) angegeben; neben wtselu 'wir’ als Fem.nbsp;xtsilt, neben xtséla 'ihr’ als Fem. êtseldi. Vielleicht sind dienbsp;vermeintlichen femininen Pluralformen 'Exklusiv’-Formen, s.nbsp;darüber S. 161. Beim Interrogativ heiJÖt süla-lu 'werp’, mdnanbsp;und müna 'was?’

Beim Substantiv ist eine Bildung mit prafigiertem d-und suffigiertem -lu beachtenswert, die aus dem unbestimmten Nomen ein bestimmtes macht, z. B. xgi 'Fisch’: d-iègi-lünbsp;'der Fisch’, xni 'Arzt’: d-xni-lu 'derArzt’; d-dnu-lü ist nört-lich 'der mein Vater’. Daneben gibt es Bildungen nur mitnbsp;d- und nur mit -lü, wie d-endi der Jaguar’; güa-lu 'dasnbsp;Haus’. Dasselbe -la steekt in sulu-la 'wer’? Das Plural-suffix belebter Nomina ist -nu, auch -inu und -nu; z. B.nbsp;rabü-nu 'die Menschen, Manner’, rabdgu-nu 'die Frauen’,nbsp;sxka-ina 'die Knaben’, rtnu-ina 'die Alten’, r^X-ku-nu 'dienbsp;Tiere, die wilden Indianer’. Das -na findet sich auch im

* Vgl. W. Lehmann, Zentral-Amerika (Berlin 1920), 12, 932 ff.

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pluralischen Personalpronomen x-nü 'sie’. Von Verben ab-geleitete Subatantiva zeigen das Prafix g%- (wie die passiven Partizipien), z. B. gi-data 'Wort’ (eigentl. 'Gesprochenes’),nbsp;gi-najü 'Arbeit’, gi-niyka 'Name’. Verbale Bildungen sindnbsp;auch die mit nd-\ z. B. nd-mtnu 'Furcht’, nd-ntdu 'Durst’.nbsp;Ein Augmentativsuffix (VergröCerungssuffix) ist -mba', z. B.nbsp;mgi-mbd 'groCer Pisch’, iia-mba 'Rio grande = groGer FIuG ,nbsp;dariü-mba 'groGer Topf.’ Wahrscheinlich hangt es etymologisch mit Ctymba 'alt, erwachsen, stark, groG’ zusammennbsp;und ist daraus entstanden. Neben -mba gibt es -mpa; z. B.nbsp;djküa-mpd-ü-inu 'groGe Ameisen’. Deminutive Bedeutung batnbsp;tsi 'klein’: Ua-tM 'kleines Wasser = Bach’.

Eine Anzahl von Adjektiven ist mit ml- gebildet, z, B. mi-nandd 'schwach, hinfallig’ zu nd-ndndo 'ausruhen’. Einenbsp;andere Gruppe sind verbale Bildungen, z. B. na-gdié 'wild,nbsp;tapfer’ zu nd-gdiu 'zornig sein’.

Kasus fehlen vollkommen. Der 'Genitiv’ folgt dem regierenden Wort, z. B. sfnu ddgu 'Stein des Feuers = Peuer-stein’.

Die Sprache besitzt Possessivsuffixe; ü- bzw. -ia 'mein’, -d bzw. -id 'dein’, z. B. 1st 'Mais’: isü 'mein Mais’, ïsd 'deinnbsp;Mais’, isi 'Baum’: ist-a 'mein Baum’, isi-d 'dein Baum’, üiidnbsp;'Maiskolben’: ülid-ia 'mein Maiskolben’, üiia-id 'dein Mais-kolben’ (auch mit d—lü: d-ülid-la). Auch können noch dienbsp;Personalpronomina ikü 'ich’, ikd 'du’ vorantreten, z. B. gudnbsp;'Haus’: ikü güa-iü 'mein Haus’, ikd güa-id 'dein Haus’. Auchnbsp;sagt man z. B. von naó, 'Hand’, ikü naé oder naé ikü 'meinenbsp;Hand’, ikd naé oder naé ikd 'deine Hand’.

Deraonstrativpartikel ist -ld; kd-la, ja-ld, -ld 'dieser’, z. B. mldéa-ld oder mldéü-xald 'diese Nacht’, d-êni-la-ld 'dernbsp;Arzt da, dieser Arzt’, güd-ia-ld 'dieses dein Haus’.

Das Verbum selbst ist unveranderlich. Tempora und Modi werden durch 'Partikeln’ ausgedrückt, die vor dennbsp;Verbalstamm treten. Das Personalpronomen tritt entwedernbsp;an den Anfang oder (seltener) ans Ende. Vom Verbalstammenbsp;-nu 'mahlen’ lautet das Prasens, das mit nd- gebildet wird,nbsp;in den 6 Personen: Sing. 1. ikw-nd-nu, 2. ikd-iid-nu, 3. mgd-nd-nu, Plur. 1. êtselu-nd-nu, 2. xtséla-nd-nu, 3. xnU-nd-nu).^

‘ Es gibt Sprachen, in denen die Pronomina praftgiert und gleich-zeitig suffigiert werden. So heifit z. B. im Sumo (s. S. 193) ta-idv 'ich mache’, man-iamp;mp-ta-man 'du machst’ (-ta- ist Prasenszeichen).

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Das Imperfekt wird mit ni- gebildet; ikÜ-ni-nu 'ich mahlte’; das Perfekt rnit si-ni-, worin si- den Sinn 'bereits’ bat:nbsp;ika-si-ni-nu 'ich habe (batte) gemahlt’. Das Putur kann mitnbsp;dem Verb najka 'gehen’ gebildet werden: ikü nd-ykd-M 'icbnbsp;werde trinken’ (Stamm -nd 'trinken’). Auch kann die Partikel ga- verwendet werden, die vielleicht aus -ykd ent-standen ist, z. B. ika ga-isd 'ich werde kommen’. Auch ge-braucht man ndyka-gd-, z. B. iku ndyjta-gd-mbna 'ich werdenbsp;weinen’ {-mbiia 'weinen’), iké ndykd-ga-nü 'ich werde mahlen’.nbsp;Die Partikel dö- hat den Sinn von 'dabei sein, im Begriffnbsp;sein’: ikü do-nd-nü 'ich bin im Begriffe zu mahlen’. Auchnbsp;gisto 'leben, existieren, sein’ dient zur Umschreibung: ikünbsp;gisto-nd-nü 'ich bin mahlend’. Im Imperativ tritt da-, das vielleicht die Wurzel dd 'machen’ ist, vor den Verbalstamm:nbsp;dd-nl 'mach!’, dd-nd 'trinki’, dd-si 'kaufel’, dd-nu -isü 'mahlenbsp;meinen Maisl’ Zuweilen tritt die Prasenspartikel nd vor:nbsp;nd-dd-ni. Ein aktives Partizip wird durch die schon erwahntenbsp;Partikel do gebildet: dó-nd-nu 'mahlend’, dö-nd-ddtd-lü 'sagender’ (zu iku nd-ddtd 'ich sage’, -lü ist determinierend, s. vor-her), auch ohne die Partikel na: dö-ndndi 'ausgrabend’ (Stammnbsp;ndndi). Das passive Partizip wird mit gï- gebildet: isi gi-nunbsp;'gemahlener Mais’, auch mit gï-nl- (mit demselben nï, dasnbsp;im Impf. erscheint), wobei si 'bereits’ noch vorgesetzt werdennbsp;kann: si gï-ni-su mdi-lu 'bereits gegessen (Stamm -su) dasnbsp;Fleisch = das gegessene Pleisch’ ('das Pleisch ist gegessen’nbsp;heiCt: isdi-lü gisto gi-sü).

Die Negationspartikel ist d; sie ist sowohl negierend als prohibitiv, entspricht also sowohl lat. non als (gr. ou undnbsp;pil); sie tritt vor das Tempuszeichen; ikü a-nd-datd 'ich sprechenbsp;nicht’, a-ni nd-ikü 'ich trank nicht’ (mit nachgestelltem ikünbsp;'ich’); d-nd-nd 'trink nicht!’

Nach dem Hilfsverbum nd-mdi 'können’ wird gern die futurische Form mit ga- gebraucht: a-nd-mdi-gd-nd ikü 'ichnbsp;kann nicht trinken’, ikü d-nd-mdi-ga-öso 'ich kann nichtnbsp;atmen’. Auch wenn das Verbum 'können’ im Prateritumnbsp;steht, z. B. d-ni-mdi-ga-nd ikü 'ich konnte nicht trinken’.

Freilich kann das praflgierte Pronomen fehlen. Beachtenswert ist in dieser Sprache das Futur, das als suffigiertes Pronomen das Possessivsuffixnbsp;verwendet: idn-iamp;m-Tcé 'ich werde machen’, 2. Sing, man-idm-md. usw.;nbsp;vgl. mit Infigierung des Possessivelementes von dl-mak 'Hals’ dt-kl-tnak 'mein Hals’, dd-ma-mak 'dein Hals’ (da-mak aus di-mak durchnbsp;Vokalharmonie mit -ma- 'dein’).

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Daneben findet sich die Konstruktion, daC mdi prasentisches na- vor sich nimmt, das abhangige Verb prateritales nï, z. B.nbsp;ikü d-na-mdi-ni-gü niyika mïdüü-lü 'ich habe die ganze (ntjka)nbsp;Nacht nicht schlafen (Stamm -gu) können’.

VIL Die Otomi-Manguefamilie.

Diese Bezeichnung ist nach den beiden auCerstenGliedern getroffen; das Otomi ist die nördlichste, das Mangue dienbsp;südlichste Sprache dieser Familie. Sie gliedert sich folgender-maCen:

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Abteilung. Zu ihr geboren:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Otomigruppe: 1. Das eigentliche Otomi imnbsp;gröCten Teile des Staates Querétaro, in einem Teile desnbsp;Staates Guanajuato (besonders in den Bezirken Celaya, Cor-tazar, Iturbide, Chamacuero de Comonfort, San Luis de lanbsp;Paz), in verschiedenen Gegenden der Staaten San Luis Po-tosl, Hidalgo, Michoacan, Puebla, Vera-Cruz, Tlaxcala usw.;nbsp;2. das Pame in der Mission Cerro Prieto im Staate Mexikonbsp;und in einigen Dörfern und Missionen der Staaten San Luisnbsp;Potosl, Querétaro und Guanajuato; 3. das Tepehua in Hue-buetla, im Distrikt Tenango des Staates Hidalgo, in Huaya-cocotla, im Kanton Chicontepec im Staate Vera-Cruz und innbsp;Tlaxco im Staate Puebla; 4. das Mazabua, das noch im Süd-westen des Staates Mexiko in dem Distrikt Ixlahuaca ge-sprochen wird; 5. das Pirinda oder Matlaltzinco im Südennbsp;desselben Staates und in Cbaro in Michoacan.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Chocho-(T§otso-)Gruppe. Dazu zahlen:nbsp;1. Das eigentliche Chocho oder Popoloco von Oaxaca, das innbsp;den Distrikten Coixtlahuaca und Teposcolula herrscht; 2. dasnbsp;Popoloko von Puebla; 3. das Trike (Trique), das in den hobennbsp;.Bergen der Distrikte Tlaxiaco und Juxtlahuaca im Staatenbsp;Oaxaca gesprochen wird; 4. das Chinanteco (Tëinantek) innbsp;den Distrikten Choapan, Tuxtepec und Ixtlan im Staatenbsp;Oaxaca und an der westlichen Grenze des Staates Vera-Cruz.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mazatecogruppe. Das Mazateco ist innbsp;dem Distrikt Teloloapan im Staate Guerrero und in dennbsp;Distrikten Tuxtepec, CuicatUn und Teotitlan im Staate Oaxaca in Branch. Es zerfallt in drei Dialekte: Mazatek, Ix-katek (Izcateco) und Guatekimame.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Abteilung. Dazu zablen:

I. Das Chiapaneco (Tëiapanek). Es herrscht in den Dörfern Alcala, Chiapa und Suchiapa im Staate Chiapas.

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II. Die Gruppe Mangue-Diria-Orotina. Das Man-gue (oder Têolutek) wird am Golf von Fonseca gesprochen; das Diria war früher auf einem Gebiet in Branch, das zwischennbsp;der nördlichen Spitze des Nicaraguasees, dem Flusse Tipi-tapa, der südlichen Halfte des Managuasees und der pa-zifischen Küste liegt; das Orotina breitet sich im Nordwestennbsp;von Costarica aus, von dem südlichen Ufer des Nicaraguasees im Norden an den heiden Ufern des Golfes von Nicoyanbsp;entlang his zur pazifischen Küste im Westen.

VIII. Die Mixe-Lencafatnilie.

Von dieser Sprachfamilie ist Mixe das nordwestlichste, Lenca das südöstlichste Mitglied. Sie gliedert sich wie folgt:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe: 1. Das Mixe (Mize) in dennbsp;Distrikten Choapan, Juchitün, Yautepec, Villa-alta und Tehuantepec in Oaxaca; 2. das Popoluka von Oluta und dasnbsp;von Texistepec und das Sayula in Sayulu (alle drei im Staatenbsp;Vera-Cruz); 3. das Zoque (Zoke) in einem Teil der Staatennbsp;Chiapas, Tabasco und Oaxaca nebst dem Dialekte Tapixu-lapan in den Dörfern Tapijulapa Ocsolotan und Puzcatan desnbsp;Staates Tabasco; 4. das Huave, das ehemals in den Distriktennbsp;Juchitün und Tehuantepec in Oaxaca gesprochen wurde.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die zentrale Gruppe: 1. Das Tapachulteco (Tapa-tèultek) wurde im Südosten des Staates Chiapas nahe dernbsp;Grenze von Guatemala gesprochen. 2. Das AguacatecoII(Agua-katek II, s. S. 192) herrscht in den Dörfern Aguacatan undnbsp;Chalchitan an den Quellen des Rio Negro in Guatemala.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Dazu zahlen: 1. Dasnbsp;Xinca. Im Xinca, dessen geographische Verhreitung schonnbsp;S. 185 angegeben ist, scheinen (mindestens) zwei Sprachennbsp;zusammengeflossen zu sein: dieses Xinca I, das Beziehungennbsp;zum Mixe usw. hat, und das S. 185 erwahnte Xinca II, dasnbsp;Beziehungen zum Chontal in Oaxaca aufweist. 2. Das Ji-caque (Xikake). Es wird von einem Stamme gesprochen, dernbsp;im nördlichen Honduras vom Rio Ulea im Westen bis zumnbsp;Rio Negro im Osten wohnt. Man kennt drei Dialekte: a) dasnbsp;Jicaque (Xikake) de Yoro, b) das Jicaque de Palmar, c) dasnbsp;Ledn y Mulia. 3. Das Lenca. Es beschlagnahmte einst einnbsp;groCes Gebiet im mittleren und westlichen Honduras undnbsp;erstreckte sich durch einen Teil von Salvador, der zwischennbsp;dem Lempaflusse und der Fonsecahai lag, bis zum Grollennbsp;Ozean.

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IX. Das Tarasco Oder Michoacano.

Wir kommen mit dieser Sprache wieder zu ein paar isoliert dastehenden Sprachen, für die Beziehungen zu anderennbsp;Gruppen bis jetzt nicht erwiesen sind. Das Tara8k(o) wirdnbsp;im gröCten Teile des Staates Michoacdn, nördlich vom Rionbsp;de las Balsas gesprochen. Vielleicht besteht ein Zusammen-hang mit den Mixe-Lencasprachen, was auch für das untennbsp;zu nennende Totonaco gilt.

X. Das Mixteco.

Weiter südwarts vom Tarasco ist das Gebiet des Mix-tek(o). Es erstreekt sich von der pazifischen Küste über die gebirgigen Gegenden im Inneren der Staaten Guerrero undnbsp;Puebla und besonders über das westliche Oaxaca. S. nochnbsp;unten.

XI. nbsp;nbsp;nbsp;Das Zapoteco.

Das Zapoteco (Zapotek) beschlagnahmt fast die Halfte des Staates Oaxaca; es wird im Zentrum und im Südostennbsp;dieses Staates gesprochen und zerfallt in vier Dialekte: 1. dasnbsp;eigentliche Zopotek im Zentrum und im Südosten von Oaxaca,nbsp;2. das Soltek im Distrikt Zimatlün, 3. das Tsatino in dennbsp;Distrikten Juquila, Juxtlahuaca, Teojomulco und Yautepec,nbsp;4. das Papabuko in Elotepec und einigen andern Dörfern.nbsp;Vielleicht steht es zu dem Mixteco in naherer Beziehung.

XII. nbsp;nbsp;nbsp;Das Amusgo.

Der Indianerstamm, der diese Sprache redete, bewohnte einen schmalen Streifen im Gebiete des Mixteco in dennbsp;Staaten Guerrero und Oaxaca an der pazifischen Küste. Esnbsp;ist wahrscheinlich mit dem Mixteco verwandt.

XIII. Das Cuicateco (Kuikatek).

Es wird im Distrikte Cuicatlan in Oaxaca gesprochen und ist wahrscheinlich mit dem Mixteco verwandt.

XIV. Das Totonaco (Totonak).

Das Gebiet dieser mehrere Dialekte umfassenden Sprache befindet sich am Golf von Mexiko im nördlichen Teile dernbsp;Staaten Vera-Cruz und Puebla und im aulSersten Osten desnbsp;Staates Hidalgo. Vielleicht steht es mit den Mixe-Lencasprachen in naherem Zusammenhang.

XV. Der Mayasprachstamm.

Dieser Sprachstamm, der wichtigste in Zentralamerika, breitet sich in geschlossenem Zusammenhang über die ganze

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Halbinsel Yukatan und südwestwarts über Teile der an-grenzenden Staaten bis zur pazifischen Küste aus; nur die Gruppe C ist von der Hauptmasse getrennt. In kulturellernbsp;Hinsicht nehmen die Mayastamme eine hervorragende undnbsp;überlegene Stellung ein. Dieser Sprachstamm gliedert sichnbsp;in drei Hauptgruppen:

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die Maya-Tzental-Gruppe. Diese zerfallt innbsp;drei Unterabteilungen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mayauntergruppe. Sie beschlagnahmt dienbsp;Staaten Yucatan und Campeche, den östlichen Teil dernbsp;Staaten Tabasco und Chiapas, den Norden von Guatemalanbsp;und fast ganz Britisch-Honduras. Dazu gehören: 1. Dasnbsp;eigentliche Maya oder Mayathan auf der Halbinsel Yucatan,nbsp;im Norden von Britisch-Honduras, im Westen des Staatesnbsp;Tabasco und im Nordwesten von Guatemala. 2. Das Lakan-don(e) am oberen Usumacinta im nordwestlichen Guatemalanbsp;und im östlichen Teile von Chiapas. 3. Das Itza oder Petennbsp;im nördlichen Guatemala (mit Ausnahme des lacandonischennbsp;Gebiets) und im angrenzenden Gebiet von Britisch-Honduras.nbsp;4. Das Mopone oder Mopan im Süden von Britisch-Hondurasnbsp;und im angrenzenden Teil von Guatemala.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Choluntergruppe. Dazu zahlen: 1. Dasnbsp;Chontal (Tsontal) von Tabasco.^ 2. Das Chol (Tsol), das imnbsp;Nordosten des Staates Chiapas, im Osten von Guatemala,nbsp;im Süden von Britisch-Honduras und im Nordwesten vonnbsp;Honduras gesprochen wird. 3. Das Chorti (Tsorti) an dernbsp;Ostgrenze von Guatemala in der Provinz Chiquimula undnbsp;im angrenzenden Gebiet von Honduras.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tzentaluntergruppe. Dazu rechnen: 1. Dasnbsp;Tzental (oder Tzeltal) im Staate Chiapas. 2. Das Tzotzilnbsp;ebenfalls in Chiapas, das in einer alteren Sprachphase Quelennbsp;hieC. 3. Das Chanabal (Tëafiabal oder Tojolabal), von einemnbsp;kleinen Stamm im autSersten Südosten von Chiapas, nahe dernbsp;Grenze von Guatemala, gesprochen.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mam-Pokomgruppe. Auch diese zerfallt in dreinbsp;Unterabteilungen; 1. Die Mamuntergruppe. Essind: l.Dasnbsp;eigentliche Mam (Zaklohpakap) im westlichen Guatemala,nbsp;etwa von Soconusco bis zur pazifischen Küste. 2. Das Ixil in

' Es sei darauf hingewiesen, dafi es verschiedene Chontalsprachen gibt: das Chontal von Oaxaca oder von Ecatepec, das man besser Te-quistlateco (Tekistlatek) nennt, s. S. 184, das Chontal im Nordosten vonnbsp;Salvador, wie man bisweilen die dortigen Lencadialekte nennt, dasnbsp;Chontal von Nicaragua, wie man statt Matagalpa (s. unten) auch sagt.

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den Dörfern Nebaj, Cotzal und Chajul itn mittleren Guatemala.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chuja (oder Chuhe, TSuxe) im Nordwesten von Honduras, von Nenton bis San Sebastian, nahe der westlichennbsp;Grenze von Guatemala. 4. Das Jacatelco (Xakaltek) in Honduras, in der Umgebung von Jacaltenango, nahe der nordwest-lichen Grenze von Guatemala. 5. Das Mototzintleco(Motozintlek)nbsp;in der Umgebung von Motozintla im auCersten Südosten vonnbsp;Chiapas. 6. Vielleicht auch das sog. Aguacateco I, das in einernbsp;kleinen Umgebung von Aguatacan und Huehuetenango imnbsp;westlichen Guatemala gesprochen wird (über das Aguacateco II s. bereits S. 189).

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Quichéuntergruppe. Hierhin sind zu stellen:nbsp;1. Das (eigentliche) Quiché (Kitse), das auf einem groCennbsp;Gebiet in Zentralguatemala gesprochen wird, an den Quellennbsp;des Rio Motagua und am westlichen Ufer des Sees Atitlannbsp;entlang bis zur pazifischen Küste hin. 2. Das Cakchiquelnbsp;(KaktSikel) zwiscben dem See Atitlan und der Umgebungnbsp;der Stadt Guatemala. 3. Das Tzutuhil (Zutuhil) auf einemnbsp;kleinen Gebiet nahe dem südlichen Ufer des Atitlansees.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Uspanteco (Uspantek) in einem kleinen Gebiet vonnbsp;Zentralguatemala am Rio Chixoy (Negro).

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Pokomuntergruppe. Dazu zahlen: 1. Dasnbsp;Kekcbi (Kektsi) in Zentralguatemala an beiden Ufern desnbsp;oberen Cahabon bis zum Chixoyflufi im Westen. 2. Dasnbsp;Pokoncbi (PokontSi) an den Quellen des Cahabon. 3. Dasnbsp;Pokomhm oder Pokam im Südosten von Guatemala, vomnbsp;oberen Motagua, der dort auch Rio Grande heiCt, bis zurnbsp;Grenze von Guatemala und Salvador.

C. Die Huaxtecogruppe. Zu ihr geboren zwei Sprachen: 1. Das Huaxteco (Huastek), das am Golf vonnbsp;Mexiko entlang, von der Stadt Vera-Cruz bis nach San Luisnbsp;Potosi, und ferner noch im Innern des Staates Tamaulipasnbsp;gesprochen wird. 2. Das Chicomucelteco (TSikomuseltek) imnbsp;Südosten von Chiapas.

XVI. Die Miskito-Matagalpafamilie.

Sie gliedert sich in drei Sippen:

I. Das Miskito (Muskito, Moskito). Es wird an der Küste des Karibischen Meeres in den Staaten Honduras undnbsp;Nicaragua gesprochen, vom Rio Patuca im Norden südwartsnbsp;bis zu einer Grenzlinie, die in der Mitte zwischen den Plüssennbsp;Bluefields und San Juan liegt. Zu unterscheiden sind:

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1. Das eigentliche Miskito an der Küste; 2. das TÉuirra imnbsp;Innern der beiden Lander zwischen dem Rio Coco und demnbsp;Prinzapolca; 3. das Mam (nicht mit dem Mam oder Momenbsp;der Mam-Pokomgruppe des Mayasprachstammes zu ver-wechseln) nördlich vom unteren Coco bis zum Patuca; 4. dasnbsp;Uanki (Wankf) am Rio Coco, von seiner Mündung bis nachnbsp;Bocay.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Sumo (Simoo). Es beschlagnahmt einen groGennbsp;Teil des Ostens von Nicaragua und den Süden von Honduras. Es wird in drei Untergruppen zerlegt; 1. Das Ulüanbsp;im Nordosten des Nicaraguasees; 2. die Untergruppe Sumo-Tauachka (TÉuaxka oder Twaka), das besonders am Rio Coconbsp;und am oberen Lauf der Flüsse, die zwischen diesem undnbsp;Bern Prinzapolca flieCen und sich in das Karibische Meernbsp;ergiefien, gesprochen wird, ferner auch am Putuk; 3. dasnbsp;Yosco (Yusco) an den Flüssen Tuma, Hamaca, Lisauéï.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Das Matagalpa (auch Popoluca [von Matagalpa]nbsp;oder Chontal von Nicaragua genannt, s. FuCnote S. 191).nbsp;Das eigentliche Matagalpa ist ausgestorben; es wurde in einernbsp;‘Gegend, die die Stadt Matagalpa als Mittelpunkt hat, gesprochen, im Distrikte Matagalpa, im Südwesten des Di-striktes Nueva Segovia und im Westen des Distriktes Chon-tales, wohl auch im südöstlichen Honduras. Erhalten habennbsp;sich zwei Dialekte, die nach den gleichnamigen Dörfern be-•namst werden: das Cacaopera und das Lislique im aufierstennbsp;Nordosten von Salvador; dagegen ist das llanli (in Honduras im Distrikt Olancho) wieder ausgestorben.

XVII. Das Paya.

Das Paya wird in Honduras gesprochen, in einem Drei-¦eck, das von den dem Rio Tinto, dem Rio Segovia (oder Wawks) und dem Karibischen Meer gebildet wird. Vielleichtnbsp;ist das Paya mit dem Jicaque, dem Lenca und dem Xinca,nbsp;zu dem übrigens vermutlich als ein sehr abweichender Dia-lekt das Pupuloca (oder Pupuluka) von Conguaco im aufierstennbsp;Süden von Guatemala gehort, zu einer Paya-Xincagruppenbsp;zusammenzufassen. Und weiter ist vermutlich diese Paya-Xincagruppe mit der Miskito-Matagalpafamilie in nahere Ver-bindung zu bringen und zu einer Miskito-Xincafamilie zunbsp;vereinigen. W. Lehmann (Zentralamerika I, besonders S. 647,nbsp;779) charakterisiert die Gesamtgruppe als Mischsprachen,nbsp;indem von Süden kommende Chibchasprachen sich mitnbsp;xentralamerikanischen ürsprachen mischten. Er halt auch

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Kieckers, Die Sprachstamine der Erde.

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den schon früher vermuteten Zusammenhang mit den Maya-sprachen für nooglich.

DreiunddreiBigster Abschnitt.

Die Sprachen SUdamerikas.

Der erste Sprachstamm, der hier zu nennen ist und der zugleich zu den wichtigsten Sprachstammen Südamerikasnbsp;zahlt, reicht noch weit in Zentralamerika hinauf und erstrecktnbsp;sich über Teile von Columbia und Ecuador weit in Süd-amerika hinein. Es ist:

I. Der Chibchasprachstamm.

Dieser Sprachstamm wird zunachst in sechs Haupt-gruppen zerlegt:

A. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche oder die Miskito-Xinca-gruppe. Diese bereits beim Paya, gegliederte Gruppe istnbsp;zu diesem Sprachstamm zu stellen unter der Voraussetzung,nbsp;daC die zu ihr gehörigen Sprachen durch Mischung der ausnbsp;dem Süden eindringenden Chibchasprachen mit den altein-heimischen zentralamerikanischen Sprachen entstanden sind.

B. nbsp;nbsp;nbsp;Die nordwestlicheoderTalamanca-Doras-quegruppe. Sie zerfallt in vier Unterabteilungen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;DieGuatuso-Sippe (in Costarica und Nicaragua).nbsp;Dazu gehören: 1. das Guatuso, ein Nachkomme des altennbsp;Corobici (Korobisi), am Rio Frio (südlich vom San Juan,nbsp;dem Grenzflusse zwi.schen Nicaragua und Costarica) und innbsp;einigen kleinen zersprengten Gebieten. 2. Das Rama innbsp;Nicaragua zwischen dem Rio Bluefields und dem San Juan,nbsp;der Nachkomme des ausgestorbenen Voto, das einst besondersnbsp;am San Carlos und am Sarapiqui, Nebenflüssen des Sannbsp;Juan, gesprochen wurde. 3. Das ausgestorbene Guetare innbsp;Costarica am Rio Grande und am Rio Reventazón. 4. Dasnbsp;ausgestorbene Suerre an der Küste nördlich von dem in dernbsp;II. Gruppe zu nennenden Chiripo. 5. Das ausgestorbenenbsp;Quepo (Kepo) zwischen den Rios Pirris und Grande denbsp;Terraba,

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Talamanca-Sippe. Sie ist nach den alten,nbsp;sehr zusammengesehmolzenen Talaniancastammen in Costarica so benannt. Dazu rechnen: 1. Das Chiripó und dasnbsp;Estrella an den gleichnamigen Plüssen westlich von Puertonbsp;Limon, das an der Ostküste von Costarica liegt. 2. Dasnbsp;Cahecar westlich vom Rio Coën und in Resten im obersten

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Quellgebiet des Tarire (Tiliri). 3. Das Bribri südlich von dem zuletzt genannten Flusse an beiden Ufern des Rio Lari.nbsp;4. Das Terraba zwischen den Pliissen Tilorio und Tarire mitnbsp;dem jetzt vielleicbt ausgestorbenen mebr nordlichen Tiribinbsp;am oberen Tilorio. 5. Das Boruca (oder Brunca) am Rionbsp;Grande de Terraba.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Guaymi-Dorasque (Dorask)-Sippe.nbsp;Man unterscheidet 1. Die Guaymidialekte im westlichennbsp;Panama. Es sind die Mundarten der Guaymiindianer (imnbsp;Muoi bedeutet waimi 'Mensch, Mann’), die ursprünglich weiternbsp;westwarts gewohnt haben. Dazu zahlen nun a) das aus-gestorbene Muoi im Valle de Miranda. Dieses Muoi soil dienbsp;alteste Mundart reprasentieren und um 1900 nur noch vonnbsp;drei Individuen gesprochen worden sein. b) Das Move (einst)nbsp;im Valle de Miranda und verstreut über die Nordküstenbsp;zwischen der Lagune von Chiriqui und dem Rio Belén.nbsp;c) Das Muite am Rio Coclé del Norte, d) Das Murire (Bu-kueta, Sabanero) in den groCen Savannen im Siiden dernbsp;Rordillere sowie in den tiefen Talern des Departements Chiriqui. 2. Die Gruppe Changuena-Dorasque. Das Gebiet desnbsp;Changuena (Têangena) ist am Rio Changuinola und weiternbsp;östlich an dem in die Almirantebai mündenden Rio Banana,nbsp;das des Dorasque schlieht sich östlich an. Der letzte Durasque-indianer soil 1882 gestorben sein.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Die Cuna-Sippe. Ihr Gebiet wird zur Zeit dernbsp;spanischen Eroberung durch folgende Grenzen bestimmt: dienbsp;Einmündung des Rio Cocte in den Atlantischen Ozean, un-gefahr S. Carlos an der pazifischen Kiiste, ferner (mit Über-schreitung des Atrato) Antioquia am Cauca, dann (mit Über-schreitung der Quellen des Rio Senu) das östliche Ufer desnbsp;Golfes von Uraba an der atlantischen Kiiste. Die Dialektenbsp;sind Cuna, Cueva- Coiba, Mandinga, Darien, Tsukunake,nbsp;Kunakuna, Bayano, Tule, Yule, San Bias.

C. Die östliche oder Arhuakogruppe. Diese nach den Aruakoindianern benannte Gruppe, die nicht mit dennbsp;spater zu nennenden Arawakensprachen verwechselt werdennbsp;darf, wird in der Sierra Nevada de Santa Marta in Venezuela, im Nordosten von Columbia und in siidlicheren Teilennbsp;der Kordilleren gesprochen. Dahin gehören: a) Das Koggabanbsp;(oder Kagaba) in den Dörfern San Antonio, San Miguel,nbsp;Santa Rosa und Pueblo viejo auf den nördlichen Abhangennbsp;und in San José auf den siidlichen Abhangen. b) Das Gua-maca in El Rosario und Marocaso am siidlichen Abhang.nbsp;c) Das Atanques (Atónkez) ebendort. d) Das Tunebo oder

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Tame (in mehrere Mundarten zerfallend) besonders an den östlichen Abhangen der Kordilleren, zwischen 5 ® 20' und 7 °nbsp;nördlicher Breite. e) Das Andaqui, jetzt am Ostabhang dernbsp;Kordilleren an den Quellen der beiden Rios Fragua. f) Dasnbsp;Bintukua in San Sebastian am Siidabhang der Sierra Nevada,nbsp;g) Das Chimila (Tsimila), der Nachkomme des alten Tairona,nbsp;in den Waldern zwischen den Westabhangen der Sierranbsp;Nevada und dem Magdalenenstrom. h) Die Betoidialektenbsp;am oberen Casanare, am Cravo, am Ele, am oberen Araucanbsp;und am oberen Apure.

D. nbsp;nbsp;nbsp;Die zentrale oder eigentliche Chibchagruppe.nbsp;Zu ihr geboren:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Das eigentliche Chibcha (TsibtSa), auchnbsp;Muyska oder Moska genannt, und das Duit. Die diesenbsp;Sprachen redenden Stamme lebten auf dem Hochplateau vonnbsp;Columbia zwischen dem 4® 15' und 6® 50’ nördlicher Breite,nbsp;im Osten auf der östlichen Kordillere und im Westen imnbsp;Gebiet des Magdalenenstroms (ohne seine Ufer zu erreichen).

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Sinsiga im Tunebogebiet in der Gegend vonnbsp;Chita (Chisca).

E. nbsp;nbsp;nbsp;Diewestliche oderChocogruppe. Die Choco-(Tëoko-)sprachen werden am Rio Atrato (in Columbia) undnbsp;an der pazifischen Küste zwischen 4® und 8® nördlichernbsp;Breite gesprochen. Die wichtigsten (meist nach den be-treffenden Dörfern benannten) Dialekte sind: das Chami,nbsp;das Andagueda, das Murindo, das Canas gordas, das Rio-verde, das Necoda, das Caramanta, das Tadocito, das Pato,nbsp;das Curusamba, das Tucurë,, das Noanama, das Baudocitarae.

F. nbsp;nbsp;nbsp;Die südwestliche oder Barbacoagruppe.nbsp;Sie ist vielleicht in zwei gröCere Unterabteilungen zu zerlegen:

I. Die Paez-Sippe. Ihr Gebiet ist das siidliche Columbia und das nördliche Ecuador. Sie zerfallt in folgendenbsp;Untergruppen: 1. Das Paez zwischen der oberen Cauca undnbsp;der oberen Magdalena, und das Paniquita (PanikitA) im gleich-namigen Dorfe. 2. Das Totoró in den Dörfern Polindaró, undnbsp;Totoró (zwischen Magdalena und Cauca); das Moguez (Moguex)nbsp;im Dorfe Silvia, das Coconuco an den Quellen der Cauca; dasnbsp;Guanaco im Gebirge an der Quelle des Rio Ullucus, einesnbsp;Nebenflusses des Paez. 3. Die Nachkommen des eigentlichennbsp;(untergegangenen) Barbacóa: das Telembi am Patiaflusse, dasnbsp;Cuaiquer (Kuaiker) am Miraflusse, das Cayapa am Cayapas,nbsp;das Colorado an den Rios Esmeraldas, Daule und Vinces,nbsp;vielleicht auch das Yumbo östlich von Pimampiro.

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II. Ob die Esmeraldasgruppe hierher zu stellen ist, laCt sich nicht sicher sagen. Wir ziehen es deshalb vor,nbsp;sie gleich nachber als isolierte Gruppe vorzuführen.

Das Koggaba ist besonders wegen der komplizierten Verbalbildung interessant. Es scheint, daC in einer Formnbsp;verschiedene Hilfsverba, die in den einzelnen Personennbsp;wechselten, verschmolzen sind. Bei der Bildung der Temporanbsp;tritt entweder der Inflnitiv oder der Stamm vor diese. Vorannbsp;treten die Pronomina: nas 'icb’, ma 'du’, allein 'er’, nas-annbsp;'wir’, ma-in 'ihr’, kaunëein 'sie’. 'Ich öfïne’ heiCt nas dkpéi-si-niguatokd {akpéisi ist der Infinitiv 'öiïnen’, auf -si aus-gehend) oder nas akpéi-niguaiokd. Die Hilfsverben haben nunnbsp;folgende Formen im Singular und Plural:

2. Prateritum:

-ni-ku-kua

-ma-ku-eï

-gue-noksï

-ni-ku-kua

-ma-ku-eï

-gue-noksi

4. Futurum;

-ni-gue-lli-ku

-ma-kua-llï

-li-kue-llï

-ni-gue-lli-ku

-ma-kua-llï

-li-kue-llï

6. Konditionalis: -gue-lli-ku-einbsp;-rna-kue-lli-akainbsp;-gue-lli-akainbsp;-gue-lli-ku-einbsp;-ma-kue-lli-akainbsp;-gue-lli-akai

1. Prasens: -ni-gua-tokanbsp;-si-gua-hallau

---gua-teitnl

-ni-gua-n-kallau -si-gue-l-binaunbsp;---gua-teitnï

3. Imperfektum:

-ni-gua-tuku-a

-gua-ballao-kai

-gua-iao-kai-noksi

-ni-gva-n-kallao-kai

-gua-ballao-kai

-gua-tao-kai-noksï

Konjunktiv des Prasens: -gue-ge-kinbsp;-ma-ku-ka-ginbsp;-gu-ga-kinbsp;-gu-ge-kinbsp;-ma-ku-ka-ginbsp;-gu-ga-ki

Es gibt noch eine besondere negative Konjugation, die mit dem Suffix -za 'nicht’ (in der Negation nallaza enthalten)nbsp;gebildet wird. Das Prateritum der Hilfsverba lautet bei-spielshalber:

-ga-ki

-ga-balla-ll-e

-ga-za-ll-a

-ga-z-in-kalla-ll-a

-ga-z-i-bina-ll-a

-ga-za-ll-a.

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lm Imperativ wird im Singular -ua, im Plural -uï an-gefügt: akpéi-ng-ua 'öffne!’, akpéi-ng-uï 'öffnetl’

Eine gewöhnliche Partizipialendung ist -ne; akpéi-ne 'ge-öffnet’. Mit -ka wird ein Gerundium gebildet; akpei-ka 'öffnend, zu öffnen’.

Das Nomen bildet keinen besonderen Plural, doch exi-stiert eine Pluralpartikel -kuein, z. B. kalli 'Baum’: Plur. kalli-kuéin; na-ui-yj gaya-kuéin 'unsere Schulden’ {na-ui-yi istnbsp;Possessiv der 1. Plur.), Kasus fehlen. Der 'Genitiv’ wirdnbsp;durch Voranstellung gekennzeichnet: na yaha yatei 'meinernbsp;Mutter Vater’ {na, na-yi Possess, der 1. Sing.). Bei wirklichnbsp;possessivem Besitz wird die Partikel -tsi dem genitivischennbsp;Begriff nachgestellt, z. B. êakua Simon-tsi 'das Kleid Simons’.

Demonstrativa sind yai, yai-ze, mgue-kalle 'dieser’; un-nine 'jener’, Fragepronomina: yia 'wer?’, yi 'was?’

II. Das Esmeraldas (nebst Cara und Mocoa).

Südwestlich von den oben genannten Barbacoasprachen war einst das Gebiet des Esmeraldas, von dem nur sparlichesnbsp;Material überliefert ist. Einst erstreckte sich das Gebietnbsp;südwarts bis zum Cap Pasado in Ecuador und vielleicht nochnbsp;weiter. Vielleicht steht in naherer Beziehung zu ihm dasnbsp;Cara, vom Chota im Norden bis zum 0“ 31' südlicher Breitenbsp;(in Ecuador), und das Mocoa, das jetzt nur noch in Sebon-doy, einem kleinen Indianerdorfe im östlichen Columbia,nbsp;gesprochen wird.

III. Die Huancavilca-Yuncafamilie.

Sie zerfallt in zwei Gruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die Huancavilcagruppe. Zu ihr gehörten: Dasnbsp;Huancavilca am Golf von Guayaquil (in Ecuador), das Mantanbsp;zwischen der Mündung des Chone und der Insel Salango,nbsp;das Puna auf der gleichnamigen Insel, das Tumbez an dernbsp;Küste vom Rio Naranjal bis südlich vom Rio Tumbez.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yuncagruppe. Sie beschlagnahmte die Talernbsp;von Peru, an der Meeresküste, zwischen 6 ® 30' und 10 ® südlicher Breite. Das Zentrum war die Gegend der heutigennbsp;Stadt Trujillo. Von Norden nach Süden gehend, sind dienbsp;Dialekte: das Morrope, das Eten, das Chimu, das Mochicanbsp;oder Chincha, das Chanco.

IV. Die Sekfamilie.

ist über die Taler der peruanischen Küste

Auch sie

verbreitet, und zwar zwischen 5® und 6° 30' südlicher Breite.

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Die Dialekte sind das Kolan (am Rio de la Chira), das Katakao (am oberen Lauf des Rio Piura), das Sechura (amnbsp;unteren Lauf desselben Flusses).

V. Das Quechua (Kitsua).

Östlich und südlich von den beiden zuletzt genannten Sprachfamilien dehnt sich das Quechua und südlich vonnbsp;diesem das nachher zu erörternde Kolya aus. Damit sindnbsp;wir in das Gebiet der beiden Hochkulturvölker gelangt. Dasnbsp;Quechua oder Runa-simi muC entschieden als eine Kultur-sprache bezeichnet werden. Durch die Eroberungen der altennbsp;Incas wurde es (unter Verdrangung anderer Idiome) fastnbsp;über deren ganzes groCes Reich verbreitet und zur Amts-und Verkehrssprache erhoben. Bei der Ankunft der Spaniernbsp;erstreckte sich jenes Reich vom Rio Angasmayo (an dernbsp;heutigen Grenze der Republiken Columbia und Ecuador)nbsp;südwarts bis zum Rio Maule in Chile und umfaCte dasnbsp;andische und das Küstengebiet von Ecuador (mit Ausnahmenbsp;der Küstenprovinz Esmeraldas), das andische und das Küstengebiet von Peru, Chile bis zum Rio Maule, das obere Bolivia und das Andengebiet von Argentinien. Zur Zeit dernbsp;spanischen Eroberung wurden aber in einer groCen Anzahlnbsp;von Provinzen noch andere, vom Quechua verschiedenenbsp;Sprachen gesprochen. Durch die unter der spanischen Herr-schaft einsetzende Missionstatigkeit wurde das Quechua, danbsp;die Missionare es als Bekehrungssprache benutzten, noch be-deutend weiter verbreitet; andere Sprachen wurden so ent-weder ganz verdrangt oder in ihrer Ausdehnung stark ein-geschrankt. Für die altere Zeit sind naturgemaC verschiedenenbsp;Dialektgruppen anzunehmen, auf die wir hier nicht weiternbsp;eingehen können. Die wichtigsten modernen Dialekte aufnbsp;dem Boden des alten Incareiches sind: 1. Das Kiteno innbsp;Ecuador; 2. das Lamano oder Lamista in der Umgebung vonnbsp;Truxillo in Peru; 3. das Chinchasuyu oder Chinchaya, dasnbsp;in folgende Unterabteilungen zerfallt: a) das Huari im Departement Ancachs, b) das Huhnuco in der Gegend dernbsp;gleichnamigen Stadt in Peru, c) das Cajamarca, nur nochnbsp;in der Nahe von Cajamarca, in la Pampa de los Banos delnbsp;Inca, gebrauchlich; 4. das Huancayo in der gleichnamigennbsp;Provinz; 5. das Ayacucho; 6. das Kuskefio in der Gegendnbsp;von Cuzco; 7. der bolivische Dialekt in den Departementsnbsp;Cochabamba und Chuquisaca; 8. der argentinische Dialektnbsp;Oder das Tukumano, von den Eingeborenen Cuzco genannt.nbsp;AuCerdem gibt es noch Quechuadialekte aufierhalb des alten

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Incareiches, da von den Miseionaren die Sprache von Cuzco weiter verbreitet wurde. Man kennt, wenn wir vom Südennbsp;nach Norden gehen, das Santiago del Estero in der gleich-namigen Provinz (in Argentinien), das Tuichi am oberennbsp;Tuichi, einem Nebenflusse des Beni, das Ucayali am gleich-namigen Flusse in Peru, das Mayna am oberen Amazonen-strom, das Napo am oberen Napo, das Almaguero im Südennbsp;von Columbia, das Ingano am oberen Caqueta und am oberennbsp;Putumayo in Ecuador.

Über das Quechua wollen wir einige grammatische Be-merkungen machen. Einen grammatischen Genusunterschied, Maskulinum, Femininum, Neutrum, kennt das Quechua beimnbsp;Nomen und Pronomen nicht. Es bedeutet so pay 'er, sie, es’,nbsp;cay 'dieser, diese, dieses’, civ/ay 'jener, jene, jenes’. Beimnbsp;Interrogativ wird zwischen Personen und Sachen getrennt:nbsp;pi 'wer?’, ima 'was?’ (auch beim indefiniten Pronomen: pipasnbsp;'irgendeiner’, imapas 'irgend et was’).

Das Nomen besitzt eine Deklination, die aus acht Kasus besteht. Die Kasussuffixe sind zum groCen Teil aus Post-positionen entstanden. Der Nominativ weist keine 'Endung’nbsp;auf. Der Plural wird auf -cuna gebildet. Ein Dual fehlt.nbsp;Im Plural treten die Kasussuffixe hinter das Pluralzeichen.nbsp;Als Paradigmen seien uma 'Kopf’ und huaman (auch ivamannbsp;geschrieben) 'Falke’ durchdekliniert. Sing. Nom. uma 'Kopf’,nbsp;Akk. uma-cta, Gen. uma-p, Dat. uma-pak, Allativ uma-mannbsp;'zum Kopfe, in den Kopf’, Inessiv uma-pi 'im Kopf’, Ab-lativ uma-mania 'von, aus dem Kopfe’, Instrumental (Socia-tivus) uma-liuan 'mit dem Kopfe’; Plural Nom. uma-cuna,nbsp;Akk. uma-cuna-cta, Gen. uma-cuna-p usw. Sing. Nom. huaman,nbsp;Akk. huaman-ia, Gen. liuaman-pa, Dat. huaman-pak, AU. hua-man-man, Iness. huaman-pi, Abl. huaman-manta, Instr. huaman-huan. Plur. Nom. huaman-euna, Akk. huaman-cuna-cta, Gen.nbsp;huaman-cunap usw.

Kollektivbegriffe werden durch Verdoppelung gebildet, z. B. ruiia 'Mann’: 7-una «wa'Volk’, hachja 'Baum’: hachyanbsp;hachj^a 'Wald’, auch 'Walder’ usw.

Andere Postpositionen sind z. B. nek 'nach —hin, gegen’: mayu-nek 'nach dem Flusse hin’; cama 'bis, bis zu, bis an :nbsp;chyacra-carm 'bis zum Feld’, tuta-cama 'bis zur Nacht’. Dienbsp;Kombination von Postpositionen ist möglich, z. B. nek-paknbsp;'für, zugunsten von’: yayay-nek-pak 'für meinen Vater’, nek-pinbsp;'in der Richtung von’: h'uasi-nekpi 'in der Richtung desnbsp;Hauses’. Das oben genannte ablativische -manta enthalt ein-faches maw; nek-man bedeutet 'nach — hin’: li'uasi-itek-man

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'nach dem Hause hin’. Von nbsp;nbsp;nbsp;= lat. medius wird der

Inessiv ch^au-pi 'mitten, in der Mitte’ gebildet; nun gibt es weiter Verbindungen von chypiupi mit px^ man, manta, nek,nbsp;cama, z. B. runacuna-chyaupi-pi 'mitten unter den Leuten’,nbsp;l'acia-ck/aupi-caxxia 'bis mitten ins Dorf’.

Von den Nomina bildenden Suffixen erwahnen wir folgende: -y (=-i) bildet Verbalabstrakta (Infinitive); vomnbsp;Stamme apa- 'tragen’ apay 'tragen’ (Infinitiv). Nomina agentianbsp;werden mit -k gebildet; apa-k 'der, welcher tragt, trug, tragennbsp;wird’. Das Suffix -yok bezeichnet den Besitz, z. B. chxacranbsp;'Feld, Gut’; cli-^acrayok 'Gutsbesitzer’, huarmi 'Prau’: huar-xxiiyok 'Ehemann’, auch die Zugehörigkeit: hica-yok 'üntertannbsp;des Inca’. Das Gegenstück dazu ist -xxak, das privativennbsp;Sinn verleiht, z. B. mama 'Mutter’: mamanak 'mutterlos’,nbsp;yacti-nak 'wasserlos, ohne Wasser’. Mit l'a werden Karita-tiva gebildet, z. B. mamal'a 'liebes Mütterchen’, h’ttasU'anbsp;'niedliches Hauschen’, zugleich hat es den Sinn von lat.nbsp;mus, solus 'allein, nur’: h\iasU'a 'nur ein Haus, ein Hausnbsp;allein’. Abstrakta werden durch den Infinitiv des Verbumnbsp;substantivum ca- 'sein’, durch cay, gebildet, z. B. al’i 'gut’:nbsp;al'ieay 'Güte’ hatmi 'groC’: hatuncay 'GröCe’, sumak schön’nbsp;(von suma- 'schön sein’ mit dem oben erwahnten -k)\ su-xnakcay 'Schönheit’.

Das Pronomen personale der ersten Person besitzt im Plural eine inklusive und eine exklusive Form ('wir = ichnbsp;und er [sie], nicht du’), s. dazu S. 161. Die Pronomina sindnbsp;iio-ca 'ich’, Plur. inclusivus nocanchjik 'wir’, Plur. exclusivusnbsp;iiocaycu. Es kann in den Pluralformen auch noch das Plural-zeichen cuna antreten: iiocanchyikcuna, nocaycucuna. Die zweitenbsp;Person lautet cam 'du’, Plur. cam-chyjk oder cam-cuna odernbsp;cam-cJijik-cxma. Die Deklination ist mit der des Nomensnbsp;identisch, z. B. noca cta 'mich’, noca-pak 'mir’, noèa-p 'meiner’,nbsp;cam-ta 'dich’, cam-pa 'deiner’; nobanchyïk-ta oder nocanclv/ik-cuna-cta 'uns’ (Akkusativ). Von pi 'wer?’ (Gen. pi-p, Dat.nbsp;pi-pak, Akk. pi-cta) lautet der Nom. des Plur. picuna odernbsp;(mit Reduplikation) pipi (Akk. picunacta oder pipicta). Dienbsp;Sprache besitzt Possess!vsuffixe; Sing. 1. -y 'mein’, 2. -ykinbsp;'dein’, 3. -n 'sein, ihr’ (fem. sing.), Plur. 1. inklus. -nchyjknbsp;und exklus. -ycu 'unser’, 2. -ykichyik 'euer’, 3. -n oder -ncunbsp;'ihr’. Von aula 'Feind’ wird z. B. gebildet aucay 'meinnbsp;Feind’, weiter auiayki, aucan, axicanchyjk, aucaycu, aucaykichyik,nbsp;aucancu. Steht der Besitz im Plural, so tritt das Plural-zeichen cuna hinter das Possessivsuffix: auacycuna 'meinenbsp;Feinde’, aucaykieuna 'deine Feinde’, axicancuna 'seine (ihre

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[der Frau]) Feinde’, aucanchyilccuna (inklus.) und aulaycucuna (exklus.) 'unsere Feinde’, auhaykichyikcuna 'eure Feinde’,nbsp;aucancucuna 'ihre Feinde’. Die 'Kasusendungen’ treten hinternbsp;diese Gebilde, z. B. aucanchyikcwiacta 'unsere Feinde’ (Ak-kusativ).

In der Konjugation weist die erste Person des Plurals wieder zwei Formen auf, eine inklusive und eine exklusive.nbsp;Der Indikativ des Prasens von apa- 'tragen’ lautet; apan-y,nbsp;apan-ki, apan, Plur apan-chyik und apay-cu, apan-kichyik, apancu.nbsp;Die Endungen stimmen in einem MaCe nait den Possessiv-suffixen überein, daC man apany ursprünglich als 'Tragen-mein’ versteken darf. Vgl. z. B. noch von kepa 'Trompete’nbsp;kepay 'meine Trompete’, kepan-y 'ich trompete’ (dazu dernbsp;Infinitiv kepay 'das Trompeten’, das Partizip kepak 'der Trompeter’), ïamta 'Holz’, l'amtay 'mein Holz’, ïamtany 'ich falienbsp;Holz’. lm Futur lautet die 1. Sing, apasak 'ich werdenbsp;tragen’, worin wohl sa das futurische Suffix ist; die Bildungnbsp;auf -k spricht dafiir, daC die Form eigentlich eine Partizipial-bildung ist. Die 1. Plur. lautet apasak-cu (exklusiv) bzw.nbsp;apasunchyjk oder apahmcu (inklusiv). Diese Bildung besitztnbsp;keine zweite und dritte Person. Es gibt zwei Perfektformen.nbsp;In der einen wird das Suffix r an den Stamm a|)a- gefügtnbsp;und apar- dann mit dem Prasens des Verbum substantivumnbsp;ca- verbanden: apar-cany 'ich habe getragen’ (2. apar-canki,nbsp;3. apar-can, Plur. 1. inkl. apar-cancJiyik, exkl. apar-caycu, 2. apar-cankicliyik, 3. apar-can oder apar-cancu). In der zweiten Formnbsp;ist das Prasens cany an das mittels des Suffixes scam gebildetenbsp;Participium perfecti getreten; apascam-cany 'ich habe getragen’.nbsp;Das Plusquamperfekt wird gebildet, indem jenes Partizip mitnbsp;car-can-y, dem Perfekt des Verbum substantivum zusammen-gesetzt wird: apascam car cany 'ich hatte getragen’. Und einnbsp;Futurum exactum entsteht durch die Verbindung jenes Per-fektpartizips mit dem Futur des Verbum substantivum: apascam casak 'ich werde getragen haben’. Ein Imperfekt schlieC-lich kommt dadurch zustande, daC an den Stamm apa- dasnbsp;Suffix -chy- tritt und apachy- mit dem Perfekt car-can-ynbsp;zusammengesetzt wird: apachycarcany 'ich trug’. Der Kon-junktiv des Prasens wird mit dem Suffix -pti- gebildet:nbsp;apapti-y (2. apapii-yki, 3. apapti-n). Der Optativ apay-mannbsp;'ich möchte tragen’ enthalt die suffigierte Partikel -man.nbsp;Der Imperativ weist in den zweiten Personen ein i-Elementnbsp;auf, apay 'trage!’, 2. Plur. apaychyïk, aher apachyun 'er soilnbsp;tragen’, 3. Plur. apachymku.

Die in vielen amerikanischen Sprachen vorkommende

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persönliche Objektkonjugation, die wir bereits S. 63 im Un-garischen kennen gelernt ha,ben, ist im Quechua am weit-gehendsten entwickelt. Am durchsichtigsten ist der Typus, in dem das Pronomen der ersten Person des Singulars Sub-jekt, das der zweiten Objekt ist. 'Ich trage dich’ heifitnbsp;apa-y-M', die Endung -y tritt an den blofien Stamm apa-,nbsp;das Suffix der zweiten Person ist einfach angefügt. Wört-licb bedeutet die Form 'Tragen-mein-deiner'. 'Ich tragenbsp;euch’ heifit entsprechend apa-y-kichxik 'Tragen-mein-euer’.nbsp;1st das Subjekt die erste Person des Plurals, so wird vornbsp;jene Formen, die selbst unverandert bleiben, das Pronomennbsp;'wir’ gesetzt, also; nocaycu apayki 'wir tragen dich’, nocaycunbsp;apaykich'/ik 'wir tragen euch’. 1st das Subjekt die drittenbsp;Person des Singulars, das Objekt eine zweite Person, so trittnbsp;au den Stamm apa- zunachst ein Element -su-, apa su-nki 'ernbsp;tragt dich’, apa-sm-nkichyik 'er tragt euch’, im Plural wiedernbsp;paycuna apasunki 'sie tragen dich’, paycuna apasunkichyik 'sienbsp;tragen euch’. Wenn die zweite Person des Singulars Subjekt,nbsp;eine erste Objekt ist, so erscheint hinter dem Stamme apa-zunachst ein Element -hua-, das wahrscheinlich 'mich’ bedeutet (es steht also der Objektausdruck in diesem Falienbsp;voran), darauf folgt das prasentische -nki, das den Subjekts-ausdruck enthalt. So apahua-nki 'du tragst mich’. Dahernbsp;bedeutet nun apahua-nkichyik 'ihr tragt mich’. In diesemnbsp;Falie muC das pluralische Objekt auCerhalb der Verbalformnbsp;zum Ausdruck gebracht werden (wie in den ersten Fallennbsp;das pluralische Subjekt): nocaycucta (s. oben) apahuanki 'dunbsp;tragst uns’; 'ihr tragt uns’ heifit: camcuna nocaycucta apahuan-kichyik. 1st die dritte Person des Singulars Subjekt undnbsp;eine erste Objekt, so entspricht apa-hua-n mi unserm 'er tragtnbsp;mich’, worin -mi eine Indikativ-Partikel ist. 'Sie tragennbsp;mich’ heifit paycuna apahuamni. Ferner apa-hua-n-chyik 'ernbsp;tragt uns’ (inklus.) und apa-liua-ycu 'er tragt uns’ (exklus.);nbsp;paycuna apa-hua-n-chyik 'sie tragen uns’ (inklus.) und ymycunanbsp;apa-hua-ycu 'sie tragen uns’ (exklus.).

Zahlreich sind die Suffixe, die zur Bildung von Verben ' dienen. Wir können nur wenige hier nennen. Denomina-tiv ist -chya-, das 'etwas machen’ bedeutet, z. B. h'uasinbsp;'Haus’: h'uasichyany 'ich baue ein Haus’, nauna 'blind’;nbsp;üausachya 'blenden’; -ya bildet Incohativa, z. B. hatun 'groC’,nbsp;hatunya 'groG werden’; -cm bildet aus Verben reflexive undnbsp;reziproke Verben, z. B. mayl'a 'waschen’: mayl'a-cu 'sich

' Die Verba sind im reinen Stamm genannt.

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waschen’, taca 'schlagen’: taca-cu 'sich schlagen’ {hatunyacu 'selbst grofi werden’ enthalt -ya -cu); -chxi bildet Kausa-liva, z. B. ricu 'sehen’: ricu-chxi 'sehen lassen = zeigen’, taca-chji 'machen. daC einer schlagt’; -pa bezeichnet die Wieder-holung, z. B. muna 'lieben’: muna-pa 'wieder lieben’, taca-panbsp;'wieder schlagen’; -nacu bildet reziproke Verben, z. B. muna-nacu 'einander lieben’; -ycu verleiht intensive Bedeutung,nbsp;z. B. maiia 'bitten’: manaycu 'instandig bitten, beschwören’.nbsp;Wie leicht zu ersehen ist, sind manche Suffixe zusammen-gesetzt.

VI. Das Kolya (oder Aymara).

Das Kolya, das man weniger richtig auch Aymara nennt, hat von seiner altesten Ausdehnung nur einen Teil gerettet,nbsp;da es stark vom Quechua verdrangt wurde. Strittig ist,nbsp;oh das Kolya mit dem Quechua verwandt ist oder oh esnbsp;isoliert dasteht, wie auch in kulturhistorischer Hinsicht dienbsp;Frage noch nicht endgültig gelost ist, ob die Quechuastammenbsp;die Kultur von den Kolyastammen übernommen oder selbstnbsp;entwickelt haben. Das heutige Gebiet des in mehrere Dia-lekte geteilten Kolya breitet sich in Peru über die beidennbsp;Provinzen Cercado de Puno und Chucuito im Departementnbsp;Puno, also über das ganze südw'estliche üfer des Titicaca-sees, aus (wobei die Stadt Puno die Grenze zwischen Quechuanbsp;und Kolya bildet), ferner über die Departements Arequipanbsp;und Moquegua (soweit es nicht vom Spanischen verdrangtnbsp;ist), weiter über die Dörfer Tupa, Huaquis und Laraos imnbsp;Departement Lima (dieser Dialekt heiCt Kauki) und übernbsp;einige Dörfer in den Provinzen Huaroehiri und Canta. Weiternbsp;beschlagnahmt das Kol3'a in Bolivien das ganze Departementnbsp;La Paz, einen Teil des Departements Oruro, weiter im Ostennbsp;einen Teil der Provinz Chayanta und im Süden die Gegendnbsp;des Poopósees.

VIL Die Cunza-Diaguitagruppe.

Wahrscheinlich stehen die beiden genannten Sprachen zueinander in verwandtschaftlicher Beziehung. Das Cunzanbsp;war die Sprache des Stammes Likan-antai, der Nachkommennbsp;der Atakama, weshalb sie auch Atacameno genannt wird.nbsp;Die Atakama lebten in der Gegend von Atacama in Chilenbsp;zwischen 19® und ‘24® südlicher Breite.

Das Diaguita oder Calchaqui [oder Kaka(n)] wurde einst im nordwestlichen Argentinien und nördlichen Chilenbsp;gesprochen. Im 17. Jahrhundert starb es durch das Vor-

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dringen des Quechua aus. Dialekte des Kaka scheinen auch die im Anfang des 17. Jahrhunderts ausgestorbenen Idiomenbsp;Zanavirona und Indamu zu sein, die nur durch Orts- undnbsp;Personennamen bekannt sind und von den Eingeborenen dernbsp;heutigen Provinz Córdoba und in einem Teil von Santiagonbsp;del Estero (in Argentinien) gesprochen wurden.

VIII. Die Allentiac-Millcayacfamilie.

Auch diese Familie, deren Gebiet südlich von dem des Diaguita liegt und sich mit ihm teilweise mischt, fiel durchnbsp;das sieghafte Vordringen des Quechua dem Aussterben an-heim. 1. Das Allentiac (Al'entiak) oder Huarpe (Guarpe)nbsp;herrschte einst in der Umgebung der groGen Huanacache-seen und breitete sich wahrscheinlich bis zu den Westab-hangen der Sierra de Córdoba und südlich bis zu den nörd-lichsten Teilen der Provinzen San Luis und Mendoza aus.nbsp;2. Das Millcayac (MiTkayak) wurde in der alten Provinz Cuyo,nbsp;d. h. in den modernen argentinischen Provinzen Mendoza,nbsp;San Juan und San Luis de la Punta, gesprochen.

IX. Isolierte Sprachen nördlich des Amazonenstromes.

An den Ostabhangen der Anden und in den an sie sich anschlieCenden Waldern und Steppen breitet sich eine ge-waltige Anzahl von kleineren Sprachen und Sprachgruppennbsp;aus, was dadurch zu erklaren ist, dafi die diese Sprachenbsp;redenden Stamme entweder von den kulturell hochstehendennbsp;Stammen der Chibcha und (Aymara und) Quechua aus dennbsp;Anden nach Osten hin verdrangt oder aber von den machtigennbsp;Stammen der Arawaken, Kariben und Tupi aus den groCennbsp;FluCebenen im Osten westwarts in die Anden hineingetriebennbsp;worden sind. Zu nennen sind:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Warrau oder Guarauno. Es wird am Deltanbsp;des Orinoco und in einem nordwestlichen Teile von Britisch-Guayana gesprochen.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Timotefamilie. Dazu gehort a) das Timotenbsp;südlich von der Laguna de Maracaybo in der Gegend vonnbsp;Merida (in Venezuela), b) das Kuika in der Gegend vonnbsp;Trujillo.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Salibafamilie. Dazu zahlen a) das Sülibanbsp;am oberen Rio Meta und am oberen Rio Vichada (frühernbsp;saCen die Saliba zwischen dem Vichada, dem Guaviare undnbsp;dem Orinoco), b) das Piaróa besonders am Rio Sipapo undnbsp;am rechten Ufer des Orinoco in der Gegend von Atures und

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Maipüres, c) das Maku am rechten Ufer des mittleren und unteren Ventuari und am oberen Lauf der rechtsseitigennbsp;Nebenfiüsse des Orinoco.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Taparito. Es ist der einzige — wenn auchnbsp;nur durch einige zwanzig Wörter bekannte — Dialekt dernbsp;Otomakfamilie; die Otomaken wohnen im Südwesten vonnbsp;Venezuela zwischen dem Orinoco, der Meta, der oberen Araucanbsp;und dem Sinaruco.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yaruro (oder y(u)apin). Es wird am Capana-paro, einem linksseitigen NebenfluC des Orinoco, gesprochen.

6. nbsp;nbsp;nbsp;Die Guahibofamilie. Sie herrscht zwischen demnbsp;Rio Arauca, Vichada, Meta und dem linken Ufer des Orinoco und zerfallt in mehrere Unterabteilungen. Auch dasnbsp;Churoye in den Quellgegenden des Rio Meta gehort hierher.

7. nbsp;nbsp;nbsp;Die Puinavefamilie. Dazu zahlen a) das PuinÉvenbsp;am Rio Inirida, einem Nebenfluh des Rio Guaviare, beinbsp;2® 30' nördl. Breite (auch üaipes, üaipunabis, Cabere usw.nbsp;genannt) und b) die Maküsprachen, die Idiome kulturellnbsp;sehr niedrig stehender Jagerstamme, die zwischen dem Rionbsp;Negro und dem Rio Yapura umherschweifen. Zu beachtennbsp;ist, dafi es verschiedene Makustamme und deshalb auch zunbsp;verschiedenen Sprachfamilien gehorige Maküsprachen gibt;nbsp;maku ist namlich ein ganz allgemeines Wort mit veracht-lichem Sinn. So haben wir bereits ein Maku bei der Saliba-familie kennen gelernt, ein anderes Maku oder Mako gehortnbsp;zum Cofane, das seinerseits zu den isolierten Sprachennbsp;an den östlichen Quellflüssen des Amazonenstromes zahlt,nbsp;s. S. 209.

Isoliert stehen ferner da:

8. nbsp;nbsp;nbsp;Das Méku am Rio Auar^, einem linksseitigennbsp;Nebenfiüsse des oberen Uraricuéra, eines Armes des Rionbsp;Branco (in Nordbrasilien).

9. nbsp;nbsp;nbsp;Die Schirianafamilie. Dazu gehort a) das eigent-liche êiriand, östlich von Nr. 8, auf der Wasserscheidenbsp;zwischen dem Orinoco und Uraricuéra (Rio Branco) sowienbsp;an den beiderseitigen Nebenflüssen des Uraricuéra und b) dasnbsp;Waika am oberen Ocamo, einem rechtsseitigen NebenfluCnbsp;des oberen Orinoco. Die Schiriana und Waika stammen,nbsp;von den Guaharibo ab, die einst an den Quellen des Orinoconbsp;wohnten.

10. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kuliana und das Auaké. Sie scblieCennbsp;sich nach Nordosten hin an das Siriana an. Die Auakenbsp;wohnen an den Quellen des Paraué, einem linken Neben-fiusse des Caroni.

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X. Der Tukanosprachstamm.

Wir gelangen nun wieder zu einer gröfieren Verwandt-^ schaftsgruppe.

Der Tukanosprachstamm zerfallt in drei Gruppen:

I. Die östliche Gruppe. Sie ist am besten durch-forscht. Ver brei tet ist sie über das Gebiet an den Riosnbsp;Uaupés (Waupes) und Curicuriary, rechten Nebenflüssen desnbsp;Rio Negro, und am Apaporis, einem linken NebenfluC desnbsp;Yapura. Sie gliedert sicb folgendermafien weiter;

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kobéua (oder Hahanana).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Tukanountergruppe. Dazu zahlen; a) das (eigent-liche) Tukano oder Dagseje (Daxed) am Curicuriary, Uaupésnbsp;und seinen beiden Armen, dem Tiquié und dem Caiarynbsp;Uaupés, b) das Tuyuka und das Tsöla, c) das Uanbna (amnbsp;oberen Caiary Uaupés und seinen Nebenflüssen) mit demnbsp;Rara, dem Uaiana, dem Ubsöna, dem Möcbaaa, dem Pamoa.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Buhaganauntergruppe. Zu ihr geboren das eigent-liche Buhagana, das Ömö4 und das Sara, alle drei an dennbsp;Quellen des Tiquié, das Yiiba, das Doa, das Tsaina, dasnbsp;TsÓloa, das Maküna.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yabüna im Gebiete des Apaporis.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Das Desana am mittleren Tiquié und das Yupüa imnbsp;Gebiete des Apaporis.

6. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kueretü am Yapurb und seinem NebenfluCnbsp;Miriti-parand.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die westliche Gruppe. Diese umfaCt eine grofienbsp;Anzabl Sprachen am Rio Napo und Putumayo. Sie ist nurnbsp;sebr unvollkommen bekannt. Wir nennen nur folgendenbsp;Sprachen; a) das Tama an den Plussen Yari und Caguan,nbsp;linken Nebenflüssen des Yapura, b) das Correguaje (Ko-reguaxe) an den Quellen des Caqueta und des Putumayo,nbsp;c) das Icaguate, d) das Encabellado, e) das Pioje, f) dasnbsp;Anguteri, die vier letzten am Rio Aguarico, einem Neben-flusse des Napo und zwischen diesem und dem Putumayo.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Sie wird nur von zweinbsp;Sprachen gebildet, vom Tama und vom Ayriko, die an dennbsp;Quellen des Manacacia, eines Nebenflusses des Rio Meta,nbsp;herrschen.

XI. Die Uitotofamilie.

Nun zahlen wir unter XI—XXI alleinstehende Sprachen oder Sprachgruppen an den östlichen Quellflüssennbsp;des Amazonas auf.

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Südlich vom Gebiet der Tukanosprachen schliefit sich das Gebiet des Uitoto^ und des gleich nachher zu nennen-’den Miranya an. Vom üitoto (Witóto) sind mit Sicberheitnbsp;drei Dialekte festgestellt: 1. das eigentliche Uitoto zwischennbsp;dem oberen Yapura und dem Iga und besonders an dennbsp;Flüssen Cara-parana und dem Igara-parana, linken Neben-flüssen des Igamp;, wovon die Kaimemundart am besten be-kannt ist; 2. die Gruppe Miranha-Carapané,-Tapuya in dernbsp;Nahe des Wasserfalles Ararakuara des Yapura; 3. der Dialektnbsp;der Orejones am oberen Amazonas. Wabrscheinlich gehortnbsp;4. auch das Coëruna dazu; die betreffenden Stamme wohntennbsp;am linken Ufer des Yapura etwa am 2® südlicher Breite.

XII. Das Miranya.

Als isoliert ist auch dies 'eigentliche' Mirdnya (zum Ünterschied von dem Miranha der Uitotofamilie) betrachte!nbsp;worden, das zwischen dem Yapura und dem Igara-parané,nbsp;gesprochen wird. Wahrscheinlieh ist es wohl mit Rivet (innbsp;dem S. 106 zitierten, von Meillet und Cohen herausgegebenennbsp;Werke S. 690) als ein zu den spater zu nennenden Tupi-Guaranisprachen gehöriger Dialekt aufzufassen, der, von dennbsp;verwandten Idiomen abgesondert, durch die nichtverwandtennbsp;Sprachen der Umgebung stark beeinfluCt worden ist; siehenbsp;also noch unter dem Tupi-Guaranisprachstamm S. 217 f.

XIII. Das Yuri.

Isoliert steht auch das Yuri da. Die Yuristamme wohnten am unteren Yapura und zwischen diesem Flusse und dem I§a oder Putumayo.

XIV. Das Mura.

Sein Gebiet befand sich am unteren Lauf des Rio Purüs und des Rio Madeira bis zu ihrer Mündung in den Ama-zonenstrom. Heute wird es nur in einigen zerstreuten Nieder-lassungen der alten Stammesangehörigen gesprochen.

XV. Das Coche (Kotse).

Das Coche wird Jetzt nur noch in Sebondoy, einem kleinen Indianerdorfe des östlichen Columbia, von den letztennbsp;Resten des Stammes der Mokóa ‘gesprochen, die wohl mitnbsp;den alten Stammen der Patoko und Kil'asinga identisch sind.

* Das Wort bedeutet bei den dertigen Karibenstammen einfach ^Feinde’.

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welche auf der ganzen östlichen Kordillere der Anden und von der Lagune La Cocha im Süden bis zum Pdramo denbsp;las Papas im Norden und dem Rio Putumayo und Rio Caquetó,nbsp;im Osten wohnten.

XVI. Das Cófane.

Östlich vom Gebirge Cayambe in Columbia, an den Quellen des Aguarico, zwischen diesem Flufi und dem Rionbsp;Azuela und an den Rios Cofanea, Sardines, Duino und Paya-mino herrschte das für sich dastehende Cófane.

XVII. Die Zéparofamiiie.

Das Zdparo wird zwischen dem Napo, dem Bobonaza und dem Pastaza gesprochen. Von den 39 Stammen, dienbsp;hierher geboren, kennt man nur fünf Dialekte: das eigent-liche Zaparo, das Konambo, das Gae, das Andoa und dasnbsp;Ikito. Im Wortschatz weist das Zaparo starke Übereinstim-mungen mit dem Miranya auf.

XVIII. Das Arda.

Das Gebiet des Arda liegt zwischen dem oberen Rio Nanay, einem linken Nebenflusse des oberen Amazonas, undnbsp;dem oberen Mazan, einem rechten Nebenfluti des unterennbsp;Napo (der Rio Uorite heiCt).

XIX. nbsp;nbsp;nbsp;Das Jibaro (Xfbaro).

Das Jibaro (Xibaro) oder Siwora scheint eine eigentüm-lich entwickelte Sprache des Arawakensprachstammes zu sein, weshalb sie S. 220 noch einmal genannt ist. Das Jibaronbsp;beschlagnahmt das ganze Gebiet zwischen der östlichen Kordillere der Anden im Westen, dem Rio Pastaza im Nordennbsp;und Osten und dem Maranón im Süden. VerhaltnismaOignbsp;wenige Dialekte der hierher gehörigen Indianerstamme sindnbsp;mehr oder weniger bekannt: Macas, Gualaquiza, Aguaruna,nbsp;Zamora, Achuale, Pintuk, Miazaie, Ayuli und Morona.

XX. nbsp;nbsp;nbsp;Die Cahuapanafamiiie.

Diese Sprachfamilie breitet sich über das Gebiet an beiden Ufern des oberen Amazonenstromes aus, auf dem süd-lichen Ufer zwischen dem Chambira und dem Huallaga, aufnbsp;dem nördlichen zwischen dem Pastaza und dem Potro. Mannbsp;kennt drei Dialekte: das Jebero (Xébero), das Mayna, dasnbsp;¦Cahuapana.

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Kieckers, Die Sprachstamme der Erde.

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XXI. Die Cholonafamilie.

Dazu geboren 1. das eigentliche Tsolona und 2. das Hi-bito Oder Xibito. Ibr Gebiet befindet sicb am linken üfer des Rio Huallaga und an seinen Nebenfiüssen Monzon, Ucbiza,nbsp;Tocacbe und Pacbiza.

XXII. Der Panosprachstamm.

Es folgt nun wieder eine gröCere, verwandte Spracb-gruppe:

Östlicb vom Gebiet der Cabuapanagruppe scbliefit sicb das des Panospracbstamms an, der in drei Hauptgruppennbsp;zerfallt. Die Gruppierung gescbiebt vom geograpbiscben Ge-sichtspunkte aus, da die Spracben nocb nicbt genügend er-forscbt sind. Übrigens ist der Unterscbied der einzelnennbsp;Dialekte zum Teil sebr gering. Wir nennen nur Spracben,nbsp;von denen Material bekannt geworden ist.

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Diese, welcbe die wicb-tigste ist, bescblagnabmt das südlicbe Ufer des Amazonenstromes, vom Jubaty im Osten bis zum Huallaga im Westen,nbsp;das ganze Gebiet des Rio Javary, eines recbten Nebenflussesnbsp;des Amazonenstromes, die beiden Ufer des Ucayali, von seinernbsp;Einmiindung in den Amazonas südlicb bis zum 10°, dasnbsp;recbte Ufer des Urubamba, eines Nebenflusses des Ucayali,nbsp;das Gebiet am oberen Jurua und das Quellgebiet des Purils.nbsp;Zu dieser Gruppe geboren: 1. das Konibo (Kunibo) amnbsp;Ucayali zwiscben 8° 30' und 10° südlicber Breite, 2. dasnbsp;Sbetebo (Sbetibo) oder Pano am unteren Ucayali, 3. dasnbsp;Sbipebo (Sipibo) am Ucayali zwiscben 7 ° und 8 ° 30' südlicber Breite, 4. das Amabuaka (Maspo, Impetineri) be-sonders zwiscben dem Ucayali und dem Urubamba, am Purusnbsp;und Jurud, 5. das Kasbibo (Kabibo) an den linken Neben-flüssen des Ucayali (Pacbitea, Pisqui, Aguaita), 6. das Maxu-runa (Mayoruna) am oberen Jandiatuba, einem Nebenflussenbsp;des Amazonas, im gröCten Teil des Pluflgebietes des Javary,nbsp;im Norden bis zum Amazonas, im Westen an den unterennbsp;Ucayali reicbend, 7. das Nana südöstlicb vom Konibo, 8. dasnbsp;Kulino (Kurina) am südlichen Ufer des Amazonas zwiscbennbsp;dem Jutaby und dem Javary, 9. das Kasbinaua (Kasinabua)nbsp;am linken Ufer des Envira (Embira).

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die mittlere Gruppe. Dazu gebört 1. das Ka-namari oder Kanawari am oberen Purüs und seinem linkennbsp;NebenfluC Curumaba und 2. das Katukina, das in zwei Teilenbsp;geteilt ist, von denen der eine am Jaquiranb, an den Quellen

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des Javary, sich befindet, der andere am linken Ufer des Gregorio (einem rechten NebenfluC des oberen Jurua) undnbsp;am Rio Katukina (oberen Tarauaca).

III. Die südliche Gruppe. Sie zerfallt in einen öst-lichen und einen westlichen Teil. 1. Der östliche Teil hat sein Gebiet am unteren Madre de Dios, an beiden Ufern desnbsp;Beni, am Mamoré, Madeira und Abuné,. Zu diesem zahlen:nbsp;das Kapuibo, das Tsakobo, das Sinabo, das Karipuna undnbsp;das Pakaguara. 2. Der westliche, vom östlichen durch dasnbsp;Takana (s. unten) getrennte Teil umfaCt das Arasaire (Ara-tsaira) oder Arasa am Marcapata, einem linken Nebenflufinbsp;des Inambari, das Yamiaka am Yaguarmayo, einem rechtennbsp;Nebenflusse des Inambari, das Atsahuaka am Carama, einemnbsp;linksseitigen Nebenflusse des Tambopata.

XXIII. Die Takanagruppe.

Wir nennen diese Spracben besonders; nach den For-schungen von de Créqui-Monfort und Rivet weisen sie in der Grammatik starke Anklange an die eben behandelten Pano-sprachen auf, im Wortechatz aber an die spater aufzuzahlendennbsp;Arawakensprachen. Ihr Gebiet umfaCt den oberen Lauf dernbsp;Rios Tahuamanü und Abuna und vielleicht des Rio Aquiry,nbsp;den Lauf des Madre de Dios zwiscben 67® und 68® 35'nbsp;westlicher Lange sowie den seiner Nebenflüsse, den Lauf desnbsp;Beni etwa zwiscben 12® und 15® südlicher Breite und dennbsp;seiner Nebenflüsse, besonders des Madidi und Tuichi. Vonnbsp;folgenden Dialekten liegt Material vor: Araona, Arasa, Gua-riza, Kavineno, Maropa, Sapibokona, Takana, Tiatianag(u)anbsp;(auch Guarayo [de Tambopata] genannt), Téama.

XXIV. Die Katukinasprachen.

Über diese Bezeichnung herrschte früher ünklarheit. Der französiscbe Sprachforscher Rivet bat Klarheit in dienbsp;Verwirrung gebracht. Es sind drei verschiedene Art en vonnbsp;Katukina zu unterscheiden. Ein zu den Panosprachen ge-höriges Katukina ist bereits oben genannt. Ein zweites, bessernbsp;zum Unterschied Katukinarü genannt, das am Imbra(su),nbsp;einem NebenfluC des Tarauaca, gesprocben wird, gehort zunbsp;dem Guarani-Tupisprachstamm. Hier handelt es sich umnbsp;das dritte Katukina. Es breitet sich im Süden des Amazonenstromes über ein groCes Gebiet zwiscben 72® 30' undnbsp;62® 30' westlicher Lange und zwiscben 4® und 9® südlichernbsp;Breite aus. Dazu geboren folgende Dialekte: Tukundiapa

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Oder Tukano dyapa am Rio das Piedras und am Rio Ite-coahy, einem Nebenflusse des Javary; Parawa am linken Ufer des unteren Gregorio; das Bendiapa (Ben dyapa) amnbsp;linken Ufer des Jurua; das Tawari (Kadekili dyapa) zwischennbsp;dem Jurué, und den Quellen des Juhaty, wo speziell dasnbsp;Kayarara oder Wadyo paranin dyapa herrscht; das Kanamarinbsp;am linken Ufer des Jurua zwischen 67® 45' und 70® west-licher Lange und auch auf dem rechten Ufer (nicht mit demnbsp;Kanamari der Panosprachen zu verwechseln); das Burue amnbsp;Jutah^ und seinem rechten NebenfluC BiA; das eigentlichenbsp;Katukina, das in zwei Gruppen geteilt ist: eine am mittlerennbsp;Jutah^ und besonders an seinen Nebenflüssen Mutum undnbsp;Bid, die zweite vom rechten Ufer des Tarauaca bis zumnbsp;linken Ufer des Purüs; das KatawiSi zwischen dem Purbsnbsp;und dem Madeira (zwischen 7® 30' und 6® südlicher Breite),nbsp;zwischen dem Purüs und dem Jurud beim 5® südlicher Breitenbsp;und am Jurud selbst.

XXV. Isolierte Sprachen siidlich des Amazonenstromes.

In den Quellgebieten der groCen rechten Nebenflüsse des Amazonenstromes, namlich des Tapajoz, des Xingu undnbsp;des Araguaya sowie des nach Süden flieCenden Paraguay,nbsp;treffen wir eine Anzahl von isolierten Sprachen an, was da-durch zu erklaren sein wird, dafi vertriebene und abgetrenntenbsp;Indianerstamme dorthin ihre Zufiucht nabmen.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Leko. Im Nordosten von Bolivia am Rio Beninbsp;und am Rio Mapiri nach dem Titicacasee hin ist der Bereichnbsp;des Leko (Leka) oder Lapalapa.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Moseten(a). Östlich vom Lekagebiet, in der ge-birgigen Gegend im Osten vom Beni, zwischen 15® und 16®nbsp;südlicher Breite und 65® 30' und 67® 30' westlicher Langenbsp;erstreckt sich das Gebiet des Mosetena.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Das Mobima (Movima). Sein Gebiet befindet sichnbsp;nordöstlich vom Mosetena im Westen des Rio Mamoré undnbsp;am Rio Yucuma sowie am Rapulo, einem NebenfluC desnbsp;letzteren.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kayuvava. Das Kayuvava (oder Cayubaba)nbsp;herrscht nördlich vom Mobima am westlichen Ufer des Mamoré. Es weist Beziehungen zu den spater zu nennendennbsp;Waikuru- (oder Guaikuru-)Sprachen auf.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Das Kanitchana. An den Ufern des Mamoré, nahenbsp;den Quellen des Rio Machupo, wurde das jetzt ausgestorbenenbsp;Kanitchana (KanitSana) gesprochen.

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6. nbsp;nbsp;nbsp;Das Itonama. Diese Sprache breitet sich östlichnbsp;vom Gebiet der vorhergebenden an dem Plusse gleichennbsp;Namens aus, vom Itonamasee bis zu seiner Vereinigung mitnbsp;dem Rio Machupo.

7. nbsp;nbsp;nbsp;Die Chapakurafamilie. Sie schlieCt sich östlichnbsp;und nördlich an das Itonama an. Zu ihr gehören; a) dasnbsp;Tsapakura (oder Huatsi) und das Kitemoka am Rio Blanconbsp;(Baures); b) das Pawumwa (oder Huanyam) am Rio Saonbsp;Miguel, einem rechten NebenfluC des Guaporé, sowie an einernbsp;Strecke des rechten üfers des Guaporé selbst; c) das Itennbsp;zwischen dem Guaporé und Mamoré, nahe ihrem Zusammen-fluC; d) das Tura am Rio Marmellos, das Ardra an dernbsp;Mündung des Rio Preto, eines Nebenflusses des Madeira, dasnbsp;ürupé, und das Jarü an den gleichnamigen, linken Neben-fiüssen des oberen Machado und das Arikem (Arikeni) amnbsp;oberen Jamary, einem Nebenflusse des Madeira.

Vielleicht gehören zu dieser Familie noch zwei Sprach-gruppen, von denen die eine, die sog. Sansimonianogruppe, am rechten üfer des Baures (von seiner Vereinigung mitnbsp;dem Guaporé im Norden bis nach Concepcion im Süden),nbsp;die andere am linken üfer des Mamoré, an den Quellennbsp;seiner Nebenflüsse Rapülo und Tijamuchi, ihr Gebiet hat.nbsp;Es sind das Mure, das Rokorona, das Rokotona, das Oroko-tona, das Rotoróno, das Okoróno, das Herisobokóno.

Diese Sprachen weisen im Wortschatz Übereinstimmungen mit den Arawakensprachen, besonders mit der ürugruppe,nbsp;auf; s. S. 218ff.

8. nbsp;nbsp;nbsp;Das Chiquito (TSikito). Das in mehrere Dialektenbsp;(Manasika, Kusikia, Tao, Pifioka, Penoki oder Penokikia) ge-teilte Chiquito ist von der Chapakurafamilie durch arawa-kische Sprachen getrennt und beschlagnahmt ein groCes Territorium im Südosten von Bolivia zwischen 16® und 18®nbsp;südlicher Breite und 58® und 62® westlicher Lange, vomnbsp;Xarayessumpf im Osten bis zum San Miguelflusse im Westen.nbsp;Die betreffenden Indianerstamme wurden in mehreren Mis-sionen (San Xavier, Concepción, San Miguel, San Ignacio,nbsp;Santa Ana, San Rafael, San José, San Juan, Santiago undnbsp;Santo Corazón) angesiedelt. Geographisch getrennt ist dasnbsp;Tsurapa im Nordwesten von Santa Cruz de la Sierra.

9. nbsp;nbsp;nbsp;Das Huari. Es wird in den Kordilleren der Pa-ressi, an den Quellen des Curumbiara, eines rechten Nebenflusses des Guaporé, gesprochen.

10. nbsp;nbsp;nbsp;Das Masubi. Diese nur durch ein kurzes Wörter-verzeichnis, das sich im Besitze Rivets befindet, bekannte

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Sprache ist östlich vom Guaporé, am Mitte!- oder Oberlauf des Rio Mequenes, in Branch.

11. nbsp;nbsp;nbsp;Das Yurucare. Das Yurucare oder Yuraké,re istnbsp;an den Quellen des Secure, Chapare, Chimore, linker Neben-flüsse des Mamoré, verbreitet.

12. nbsp;nbsp;nbsp;Das Nambikudra. Sein Gebiet (nördlich von demnbsp;des Chiquito) befindet sich am oberen Juruena, einem Neben-fluC des Tapajoz, am oberen Rio Rooseveldt, einem Neben-fluC des Madeira, und am oberen Guaporé. Man unter-scheidet a) eine Südostgruppe (das Kokozu), b) eine Nordost-gruppe (das Anunze), c) eine Südwestgruppe (das Uaintasünbsp;oder üaindze oder Kabisi), d) eine Nordwestgruppe (dasnbsp;Tagnani).

13. nbsp;nbsp;nbsp;Die Bororofamilie. Sie gliedert sich in; a) Dasnbsp;Bororó. Dies nimmt ein weites Gebiet zwischen dem oberennbsp;Paraguay im Westen und dem oberen Parana im Osten innbsp;Matto'Grosso (in Brasilien) ein und wurde auch in einernbsp;Kolonie am Rio das Velhas, einem südlichen NebenfluC desnbsp;Paranahyba, gesprochen. b) Die Otukégruppe (östlich vomnbsp;Chiquito). Sie ist jetzt durch das Guato (s. unten) vomnbsp;Bororó getrennt. Alle hierher gehörigen Idiome sind aus-gestorben. Es sind das (eigentliche) Otuké, das Kovareka,nbsp;das Kuruminaka, vielleicht auch das Korabeka, das Kuravo,nbsp;das Kurukaneka, das Tapii.

14. nbsp;nbsp;nbsp;Das Guató. Sein Gebiet liegt am oberen Paraguay, an den Seen überaba und Gaiba, und am Plusse Ca-racara sowie an der gleichnamigen Lagune.

15. nbsp;nbsp;nbsp;Das Trumai. Sein Gebiet liegt am ZusammenfluCnbsp;der Quellfiüsse des Xingu.

16. nbsp;nbsp;nbsp;Das Karaya (oder KaradÈé). Es herrscht am Araguaya und Xingu zwischen 15® und 6® südlicher Breite.nbsp;Es gehören dazu das Sambioa, das 2awa2é, (2avahé, Savayé)nbsp;und das eigentliche Karaya.

XXVI. Der Gesprachstamm.^

Dieser Sprachstamm breitet sich über ein gewaltiges Gebiet, namlich über die ganze östliche Halfte des brasi-lianischen Berglandes, aus. Die Grenzen sind etwa im Nordennbsp;die letzten Katarakte des Xingu und des Tocantins (ungefahrnbsp;3® 30^ südlicher Breite), im Süden der 30® südlicher Breite,

* Er wird auch Ges-Tapuyasprachstamm genannt. Mit dem Worte tapuya 'Feind’ bezeichneten die Tupistamme (s. S. 217 f.) die diese Sprachenbsp;sprechenden Völker.

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im Westen der obere Xingu. Leider steht die Erforschung dieser Sprachen in gar keinem Verhaltnis zu ihrer raum-lichen Ausdehnung. Man unterscheidet drei Hauptgruppen:

I. Die (eigentlichen) Ge- oder 2e-Sprachen. Sie werden in drei Gruppen geteilt:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche und die westliche Gruppe. Diesenbsp;gliedern sich in:

a) nbsp;nbsp;nbsp;Die Cayaposprachen. Zu diesen zahlen: a) Dasnbsp;Suya am rechten Ufer des oberen Xingu, von dem Kata-rakte Martius an stromauf warts. P) Das Cayapó. Die Kayopo-stamme saCen am Ende des 18. Jahrhunderts im südlichennbsp;Goyaz und wanderten zum Teil von dort südwarts an dennbsp;Paranahyba, einen NebenfluC des oberen Parand, aus. Dienbsp;Übrigbleibenden wurden teils in Mossamedes angesiedelt, teilsnbsp;vereinigten sie sich mit verwandten Stammen am westlichennbsp;Ufer des mittleren Araguaya, y) Das Caraho und Chicrinbsp;(Uêikring) zwischen 7° und 10® südlicher Breite. ö) Dasnbsp;Apinage (Apina2e) am Tocantins und Araguaya, von ihremnbsp;ZusammenfluC an fluCaufwarts. e) Das Aponegrikan amnbsp;rechten Ufer des unteren Tocantins zwischen 3 ® 30' und 5 ®nbsp;südlicher Breite. Z) Das Kapiekran in verschiedenen Dörfernnbsp;nahe der Serra dos Canelas und in den Missionen Grajahünbsp;und Barra do Corda (einst an den Quellen des Rio dasnbsp;Balsas), p) Das Timbira am oberen Gurupy. ö) Das Ga-mella oder Akobü am mittleren Itapicurü. i) Das Crengenbsp;(Krenze) am rechten Ufer des unteren Mearim.

b) nbsp;nbsp;nbsp;Die Akuasprachen. Dies sind: a) Das Chavantenbsp;(Savante) zwischen dem Tocantins und dem Araguaya vonnbsp;Boa vista bis 12® südlicher Breite und am Rio dos Mortesnbsp;(einem linken Nebenflusse des Araguaya), p) Das Cherentenbsp;(Serente), jetzt zwischen dem Boa vista und dem Rio donbsp;Somno. t) Das Chicriaba (Sikriabé,), einst am Rio Preto,nbsp;einem Nebenflusse des Rio Grande, und am oberen Paranahyba, der spater den Parané. bildet. b) Das Geiko (2eiko), einstnbsp;an den Plüssen Canindé und Gurgueia und an der Wasser-scheide dieser Flüsse und des Rio San Francisco, e) Dasnbsp;Akroa, einst zwischen dem Rio San Francisco und dem Tocantins.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Zu ihr gehören: a) dasnbsp;Bugre, die Sprache der Sokrenstamme in den Urwaldern desnbsp;Staates Santa Catharina zwischen dem Iguassü und Piquirynbsp;und den Quellen des Uruguay, b) das Kaingang am Flussenbsp;Ivahy und am Paranapanéma, c) das Kamé an der Küste

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des Staates Sao Paulo zwischen Santos und Iguape und in der Umgegend von Guarapuava im Staate Parang und vonnbsp;Palmas in Santa Catharina, d) das Malali am Sussuhy pe-queno.

3. Die östliche Gruppe. Man kann sie in zwei Unter-abteilungen zerlegen: a) Die nördliche Abteilung. Dazu geboren: a) das Kamakan zwischen den Rios Pardo, Ilheos und de Contas, im Süden des Staates Bahia, P) das Cotoxonbsp;(Kotosó) in den Bergen zwischen den Rios Pardo und de Contas,nbsp;y) das Menien (Menie) am unteren Jequetinhonha (oder Belmonte), b) das Maxacara (Masakard), nur noch in Joazeironbsp;am Rio San Francisco.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Das Botocudo (oder Borun). Das Botokudische,nbsp;die Sprache der Botocudostamme, die die Nachkommen dernbsp;alten Aimoré sind, wird im Staate Espirito Santo, im öst-lichen Teile des Staates Minas Geraes und im südlichen Teilenbsp;des Staates Bahia gesprochen.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die Goytacazgruppe. Dazu rechnen das Purinbsp;und das Coroado (die betreffenden Stamrae wohnten einstnbsp;vom Rio Parahyba bis zum Rio de Espirito Santo und drangennbsp;in den östlichen Teil von Minas Geraes ein), das Goyatacd,nbsp;zwischen dem unteren Parahyba und dem Macahé, das Co-ropó am Rio da Pomba.

XXVII. Das EoSavante.

In unserer Aufzahlung reihen sich nun wieder zwei iso-lierte Sprachen an. Das EoSavante oder Savante (dann aber nicht mit dem Savante im Staate Goyaz, das zu den Ge-Sprachen gehort, zu verwechselnl) oder, mit dem einheimischennbsp;Namen des Volksstammes bezeichnet, das Oti wird im Staatenbsp;Sao Paulo am unteren Laufe der Flüsse Tiete und Parana-panema, etwa am 20® südlicher Breite, gesprochen. Es ietnbsp;eine isolierte Sprache,

XXVIII. Das Karin'.

Die heute stark reduzierten und zum Teil in Missionen untergebrachten Kariristamme, die diese Sprachen redeten,nbsp;saCen in der Nordostecke von Brasilien, nördlich und west-lich vom San Francisco, in den Staaten Bahia, Pernambuco,nbsp;Piauhy und Ceara. Man unterscheidet das eigentliche Karirinbsp;(Kiriri) und das Sabuya (die Sabuy^ sind in Jesuiten-missionen im Süden und Westen des Staates Bahia an-gesiedelt).

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XXIX. Der Tupi-Guaranfsprachstamin.

Das Gebiet dieses Sprachstammes liegt fast völlig süd-lich vom Amazonas. Er beschlagnahmt fast die ganze Ost-küste von der Mündung des Amazonas bis zum Rio de la Plata und besitzt auch Geblete an den FluClaufen des Amazonas und des Paranè. Sein ursprüngliches Gebiet war woblnbsp;zwischen dem Parané und dern Paraguay. Er gliedert sichnbsp;in vier gröCere Gruppen:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nordwestliche Gruppe. Dazu geboren dasnbsp;Omagua oder Kampeva, das jetzt zwischen dem Napo undnbsp;dem Ucayali gesprochen wird (wo ein Dorf Omagua liegt);nbsp;das Cocama oder ücayale, das jetzt am unteren Ucayali undnbsp;in der Umgegend von Nauta am linken Ufer des Amazonenstromes herrscht; das Cocamilla (Kokamil'a oder Gual'aga)nbsp;am unteren Huallaga; das Yurimagua (oder Zurimagua) amnbsp;Huallaga und Paranapura (bei deren ZusammenfluG liegtnbsp;das Dorf Yurimagua); das Parentintln am Madeira.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die zentrale Gruppe. Sie zerfallt in drei Unter-gruppen; 1. Die Tapajozuntergruppe. Zn ibr ziihlen: dasnbsp;Mauhe zwischen dem unteren Tapajoz und dem unteren Madeira, ferner an dem Flusse Tapajoz und auf der Insel Tupi-nambarana; das Tura am Rio Marmellos; das Mundurucunbsp;(oder Pari) am unteren und mittleren Tapajoz, von seinemnbsp;ZusammenfluG mit dem Rio S. Manuel an; das Curuahenbsp;(Kuruaya) zwischen dem Iriri und Curud; das Apiaca amnbsp;Arinos und Juruena und unterhalb ihres Zusammenflusses.nbsp;2. Die nördliche Xinguuntergruppe. Dazu geboren; das Aci-pa3'a oder Sipaya (Aëipaye) am unteren Iriri und seinemnbsp;linken Nebenfiusse Curud; das Takunupa südlich vomnbsp;Vorigen; das Anambe am linken Ufer des unteren Tocantins; das Yuruna im Xingubecken zwischen 4® 30' undnbsp;8® 30' südlicher Breite; das Manitsaud am linken Ufer desnbsp;Xingu um den 11® südlicher Breite. 3. Die südliche Xinguuntergruppe. Hierhin rechnen das Kamayurd und das AuetÓnbsp;am linken Ufer des Kulisehü zwischen 12® 7' und 12® 23'nbsp;südlicher Breite; das Tapirapé zwischen den Flüssen Tapirapénbsp;und Najé, (zwischen 10® und 11® südlicher Breite); das Cano-eiros (oder Avé) im Süden der Insel Bananal und zwischennbsp;dem Tocantins und dem Araguaya zwischen 12® und 14® 30'nbsp;südlicher Breite.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Sie wird in zwei Unter-gruppen zerlegt. 1. Die südwestliche Untergruppe. Sie be-stebt aus dem Chiriguano (Tëiriguano), das auf den Auslaufern

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der bolivischen Anden (Serrania de Aguarague) und in den Ebenen des westlichen Teiles von Gran Chaco zwischen 22°nbsp;und 19° südlicher Brei te, von der Gegend von Santa Cruz denbsp;la Sierra im Norden bis zum oberen Bermejo im Süden, ge-sprochen wird, und dem Guarayo (Guarayii) an den Quellennbsp;des Rio Blanco und am Rio San Miguel (oder Itonama)nbsp;zwischen 15° und 16° südlicher Breite. 2. Die südöstlichenbsp;Untergruppe. Zu ihr gehören das eigentliche Guarani innbsp;Paraguay und den angrenzenden Gebieten; das Caingua,nbsp;das in eine nördliche Halfte im Norden von Paraguay undnbsp;im Süden von Matto Grosso und in eine südliche Halfte imnbsp;Südosten von Paraguay und im angrenzenden argentinischennbsp;Gebiet zerfallt; das Guayaki zwischen 26° und 27° südlichernbsp;Breite, zwischen dem Paranü und den Quellen des Tibicuary,nbsp;eines linken Nebenflusses des Paraguay; das Chiripa (TSiripü)nbsp;nördlich vom Acaray bis zum Fall von Guayra; das Guayanünbsp;(Waiganna) in der Umgegend von Azara am rechten Ufernbsp;des oberen Parand.

IV. Die östliche Gruppe. Auch diese wird in zwei Untergruppen geteilt. 1. Die südöstliche Untergruppe. Diesnbsp;sind: Das eigentliche Tupi. Es wurde durch die Missionarenbsp;sehr weit verbreitet; und es dient als allgemeine Verkehrs-sprache im ganzen Gebiet des Amazonenstromes und selbstnbsp;in ganz Brasilien. Es wird auch neêngatu 'gute Sprache’ ge-nannt, wahrend die Portugiesen sie lingua geral 'allgemeinenbsp;Sprache’ nennen. Ferner das Tupinamba, einst zwischennbsp;Camamü (14° südlicher Breite) und der Mündung des Sannbsp;Francisco; das Tupinaki (Tupinikin) zwischen dem Rio denbsp;S. Matheus und Camamü; das Tembe am Rio Acara pequenonbsp;und am Capim; das Tamoyó zwischen Angra dos Reis undnbsp;dem Kap S. Thomé. 2. Die nordöstliche Untergruppe. Da-zu zahlen; Das Oyampi (Oyambi, Oaiapi) an den Quellennbsp;des Araguar}', des Yary und seiner linken Nebenfiüsse, imnbsp;Tumuc Humac-Gebirge und am Oyapok, von seiner Quellenbsp;bis etwa 3° 30' nördlicher Breite; das Emerillon in dennbsp;Quellgebieten des Approuague, des Camopi, eines Nebenflussesnbsp;des Oyapok, und des Inini, eines Nebenflusses des Maróni;nbsp;das Araquajü (Arakwayü) am linken Ufer des Amazonas, vonnbsp;der Mündung bis zum Rio Negro, am Jary, Parü und Curua.

XXX. Der arawakische Sprachstamm.

Der zweite gröCere Sprachstamm Südamerikas ist


der


arawakische, der ursprünglich im Norden des Amazonas be-heimatet war, sich aber weit südwarts vorgeschoben hat. Die


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Gliederung dieses Sprachstammes, die noch in groCem Um-fange von geographischen Gesichtspunkten aus geschieht (eine vergleichende Gesamtstudie dieser Sprachen ist noch ein De-siderat), gestaltet sich wie folgt:

I. Die nördlichsten Arawakensprachen. Sie werden in vier Grappen geteilt.

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die nordwestliche Gruppe. Dazu geboren; Dasnbsp;Goajiro (Goaxiro) auf der Halbinsel Goajira (im Nordwestennbsp;Südamerikas); das Parauhano (Parauxano) am südlichen üfernbsp;der Lagune von Maracaibo; das Caquetio (Kaketio), dessen Ge-biet zwischen den Ufern der Maracaibolagune im Nordwesten,nbsp;dem Ele im Süden und der Mündung des Yaracuy im Ostennbsp;liegt, ferner auf den Insein Aruba (Oruba), Bonaire undnbsp;Curagao.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Inselarawakische. Zur Zeit der Entdeckungnbsp;wurde das Arawakiscbe auf allen grollen und kleinen Antillennbsp;gesprochen, wurde aber teils vom Karibischen zurückgedrangtnbsp;(wie z. B. auf Trinidad in die innere gebirgige Gegend); teilsnbsp;entstand eine Zweisprachigkeit, worüber S. 223 zu vergleichennbsp;ist. Von Cuba aus gelangte das Arawakiscbe auch in dennbsp;Südwesten Ploridas. Hierher geboren nun das Tekesta innbsp;Florida^ und auf den Bahamainseln, das Ciboneye auf Cuba,nbsp;das Taino auf Haiti, das Ciboneye in Westhaiü, dann dasnbsp;Alluag auf den kleinen Antillen, das Inyeri und das Cabre.

3. nbsp;nbsp;nbsp;DaseigentlicheArawakisch oder Lokono (Luk-kunu). Es ist die Sprache derjenigen Festlandarawaken, dienbsp;in Britisch-Guayana zwischen den Flüssen Corentyn undnbsp;Pomeroon und am Aruka, einem westlichen NebenfluC desnbsp;Barima, wohnen.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Arué, (Arob) auf der Insel Marajó.

II. Die nördlichen Amazonassprachen. Sie zer-fallen in folgende Gruppen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Marawan am Curipi und seinen beidennbsp;Nebenflüssen Uassa und Rocaua sowie am unteren Oyapoknbsp;(Franz.-Guayana).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Rio-Brancogruppe: Das Wapisiana (Wapisana)nbsp;jetzt im Gebiet der nördlichen Nebenflösse des unteren Ura-ricuera, besonders des Majuri, und südwarts an beiden Ufernnbsp;des Rio Branco und ostwarts in der Gebirgsgegend, die dienbsp;Wasserscheide zwischen dem Essequibo und dem Rio Branconbsp;bildet, schlieGlich im FluCgebiet des Rupununi und in dennbsp;zu Guayana gehörigen Ebenen im Süden dieses Flusses; das

Dies ist aber unsicher, vgl. den Muskogisprachstamm S. 172.

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Atorai (Ataroi, Atorradi), das vom WapisAna verdrangt wurde; das Taruma am guayanischen Abhang der Acaharyberge;nbsp;das Mapidian jetzt im Süden von Britisch-Guyana.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Orinocogruppe; Das Atchagua (Atsagua) amnbsp;Ele, Casanare, Guachiria, Amuturi, Casimena, Cusiana, Upia,nbsp;dem oberen Meta, dem Muco nnd zwischen dem Muco undnbsp;dem Ariari; das Piapóko oder Dzase am unteren Guaviare;nbsp;das Maipure, einst am Orinoco bei 5° nördlicher Breite; dasnbsp;Mawakwó, am Mavaka, einem linken NebenfluC des oberennbsp;Orinoco; das Guinaü an den Quellen des Caura; das Barenbsp;jetzt am oberen Rio Negro, am unteren Cassiquiare und seinennbsp;Nebenflüssen; das Yavitero an den Quellen des Atabapo;nbsp;das Baniwa (Baniba) am Guainia und Atabapo; das Uarekénanbsp;(üaréka) am Xié und Guainia, rechten Nebenflüssen desnbsp;Rio Negro.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Die Rio-Negrogruppe: Das Manko am unterennbsp;Lauf und an der Mündung des Rio Negro; das Karütana, dasnbsp;Katapolitani, das Siusi, das Ipéka usw. im Gebiet des Igananbsp;und seiner Nebenflüsse; das Kauyari am oberen Apaporis;nbsp;das Tariüna am mittleren Lauf des Caiary-Waupés; das Yu-küna am Miritlparanó, einem linken NebenfluC des Yapurk;nbsp;das Uirina am Rio Marari, einem Nebenflüsse des Marauyd.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Die Yapurügruppe; Das Uainumó, am Yapurünbsp;zwischen dem Upi und dem Cauinar^; das Yumana zwischennbsp;dem Igk und dem Yapura; das Passe, jetzt am unteren I§knbsp;(bei 2° 30' südlicher Breite), einst in einem groCen Gebietnbsp;zwischen dem Rio Negro und dem Putumayo; das KauiS^nanbsp;am unteren Yapurü.

III. nbsp;nbsp;nbsp;DasTicuna, einst am Amazonenstrome, etwa vonnbsp;S. Paulo de 01iven5a bis nach Loreto, jetzt am unterennbsp;Jandiatuba, zwischen dem unteren Javary und dem Amazonas, und zwischen dem Ambiyacu und dem Atacuary.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Das Jivaro (Xibaro, Siwora). Es herrscht aufnbsp;einem Gebiet, das umgrenzt wird im Westen von der öst-lichen Kordillere der Anden, im Norden und Osten vomnbsp;Rio Pastaza und im Süden vom Maraflón. Die Dialektenbsp;sind: das Makas, Gualaquiza (Gualakiza), Aguaruna, Zamora,nbsp;Achuale (Atëuale), Pintuk (Pintue), Miazal(e), Ayuli undnbsp;Morona.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Die südlichen Amazonassprachen. Sie werdennbsp;in drei Untergruppen geteilt:

1. Die Jurua-Purüsgruppe. Dazu geboren; Das Marauha (Marawü) am linken Ufer des unteren Juruó, bis

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zum Jutahy im Westen; das Araicu (üraicu); das Katukina das Arana am unteren Chiué und am unteren Chiruan, rechtennbsp;Nebenflüssen des Jurua; das Pama im FluCgebiet des Madeira, am linken Ufer des Maparana fluCaufwarts; das Pamananbsp;am Ituxy und Mucuim; das Yamamadi in den Waldernnbsp;zwiscben dem Purüs und Jurua; das Purupuru, wovon dasnbsp;Paumari abstammt, im 17. Jahrhundert am Purüs, von dernbsp;Mündung an 50 Meilen landeinwarts; das Pammari odernbsp;Paumari auf den Insein und Lagunen des mittleren Purüs;nbsp;das Yuberi am unteren Tapaua.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die praandine Gruppe. Dazu zahlen: Das Mani-teneri oder Maneteneri am Purüs zwiscben 69® und 70® 45'nbsp;westlicher Lange und an den Quellen des Aquiry; das Inaparinbsp;oder Masko-Piro am linken Ufer des Madre de Dios zwiscbennbsp;dem Tacuatimanü und dem Amigo; das Ipurina am Purüs, aunbsp;seinem rechten Ufer vom Sepatynim bis zum Flusse Hyacü,nbsp;und an den Ufern des Aquiry bis zu 9® 45' südlicher Breitenbsp;und am Ituxy; das Chontakiro am Aracü; das Kuniba (Kunibo)nbsp;an der Quelle des Jutahy; das Kanamari am Hyacü, annbsp;den Quellen des Irariapé, eines linken Nebenflusses desnbsp;Aquiry, und des Ituxy; das Piro (oder Chontakiro)^ an dernbsp;Wasserscbeide des Purüs und des Ucayali, am oberen Ucayalinbsp;und am unteren Lauf des Urubamba, eines Nebenflusses desnbsp;Ucayali; das in mehrere Dialekte zerfallende Campa in dennbsp;Gebieten der Flüsse Tambo, Perené, Ené, Apurimac, Urubamba und Yavero; das Apolista oder Lapatsu auf dernbsp;Wasserscbeide des Tuichi und des Huanay.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die bolivianiscbe Gruppe. Dies sind das Moxonbsp;an beiden Ufern des Mamoré zwiscben 14® und 15® südlichernbsp;Breite; das Baure am Rio Baures zwiscben 15® 40' undnbsp;14® 30' mit dem ihm nacbstverwandten Muchocone (Mutêo-xeone) in der Mission El Carmen; das Paikoneka an dennbsp;Quellen des Baures und des Rio Paragua oder Serre, einesnbsp;linken Nebenflusses des Guaporé; das Paunaka südöstlichnbsp;davon an den Quellen des Baures.

VI. Das Uru-Puquina und das Chango. Das Uru-Puquina (Pukina) wird mitten unter der Quecbua- und Ay-marabevölkerung in Oberbolivien gesprochen, namlicb am Desaguadero, auf der Insel Panza des Sees Poopó und innbsp;dem kleinen Dorfe Chipaya nördlich der Lagüne Coipasanbsp;sowie an den Ufern und auf einigen Insein des Titicacasees

‘ Vgl. dazu S. 211.

“ Nicht mit dem vorher genannten Chontakiro zu verwechseln.

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(früher war es bedeutend weiter verbreitet). Auch das Tsango ist vom Quechua zurückgedrangt worden, und zwar auf einennbsp;südlichen Küstenstrich westlicb vom Quechuagebiet.

VII. Die südlichen Sprachen. Sie werden in drei Gruppen geteilt:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Die südwestlichen Sprachen; Das Saraveka amnbsp;Rio Verde, einem linken Nebenfluh des Guaporé, zwischennbsp;14° und 16° eüdlicher Breite; das Paressi am rechten üfernbsp;des Guaporé, an den Quellen des Tapajoz und des Paraguaynbsp;in der Kordillere Parexis.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Paranasprachen: Vom Guana, das einst imnbsp;Dreiecke des Salado und des Paraguay herrschte, dann abernbsp;nordnordöstlich wanderte, bestehen noch das Kinikinao (west-lich von Albuquerque), das Tereno (Terena), das eigentlichenbsp;Guand (mit einer Kolonie in der Bannmeile von Cuaba),nbsp;das Layana in der Umgegend von Miranda.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Xingusprachen im Quellgebiet des Xingü:nbsp;Das Wauró, am linken Ufer des Batovy, bei 12° südlichernbsp;Breite, das Kustenaü, auf dessen rechtem Ufer (bei 12° 20'nbsp;südlicher Breite), das Mehinakü und das Xaulapiti (Yaula-piti) am linken üfer des Kulisehü.

XXXI. Der karibische Sprachstamm.

Der karibische Sprachstamm, der dritte unter den drei groCen südamerikanischen Sprachstammen, hat sein Hauptgebietnbsp;nördlich vom Amazonas, wo es eine fast geschlossene raum-liche Einheit bildet; nur wenige versprengte Mitglieder diesernbsp;Sprachfamilie befinden sich südlich des Amazonas. Die Klas-sifizierung dieser Sprachen geht noch in weitgehendem MaCenbsp;vom geographischen Gesichtspunkte aus. Man unterscheidetnbsp;nun zwei Hauptgruppen: 1. die nördlich und II. die südlichnbsp;vom Amazonenstrome liegenden Sprachen.

I. Die nördlich vom Amazonenstrome liegenden Sprachen. Sie gliedern sich folgendermaCen weiter:

1. Der nordöstliche Zweig. Dazu zahlen;

a) Die Inselsprachen. Dies sind die Sprachen der Ma-corixes und Ciguayos auf Ostcuba und Osthaïti; das Kalinga (Kalina) oder Karibi, die Sprache der Stamme, die einst amnbsp;mittleren und unteren Lauf der Plüsse in Guayana (vomnbsp;Oyapok bis zum Orinoco) saCen und sich an einigen Stellen,nbsp;besonders im Westen des unteren Maroni und im Osten desnbsp;unteren Corentyn, in Hollandisch-Guayana, erhalten haben,nbsp;die aber sonst, zur Zeit der Ankunft der Spanier, die Kleinennbsp;Antillen von Trinidad und Tobago bis zum östlichen Teile

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von Puertorico besetzten, die dann — in einer Anzahl von noch 6000 — im Jahr 1660 von England und Frankreich.nbsp;auf Dominica und St. Vincent angesiedelt wurden, wonachnbsp;schlieClich noch in den Jahren 1795 und 1796 die vonnbsp;St. Vincent auf die Insel Ruatan und nach Truxillo an dernbsp;Nordküste von Honduras gebracht wurden. Jetzt sitzen sienbsp;an der Nordküste von Honduras, an der Mündung des Rionbsp;Dulce in Guatemala und an einigen Stellen der südlichennbsp;Küste in Britisch-Honduras und an der östlichen Küste vonnbsp;Dominica. Die vom Festlande aus auf Plünderung aus-ziehenden Kariben raubten den auf den Antillen zunachstnbsp;ansassigen Arawaken ihre Frauen und brachten die Mannernbsp;meist um. Die Frauen und die kleineren Kinder sprachennbsp;nun weiter eine wesentlich arawakische Sprache, wahrendnbsp;die Manner sich ihrer karibischen Muttersprache bedienten,nbsp;die die mannlichen Kinder in spateren Jahren annahmen.nbsp;Diese Zwiespaltigkeit hat sich bis heute auf Dominica undnbsp;in Spuren auch in dem Karib auf Honduras erhalten.

b) nbsp;nbsp;nbsp;Die Orinocoküstengruppe; Das Waika am Cuyuninbsp;und seinen Nebenflüssen in Venezuela und am Barama innbsp;Britisch-Guayana; das Kumanagoto auf der Halbinsel Parianbsp;und an der Küste bis Barcelona; das Palenke am linkennbsp;Ufer des Unare, nördlich vom Rio Tamanaco; das Guaykerinbsp;auf der Halbinsel Araya und auf der Insel Margarita; dasnbsp;Chaima (TSaima) in den Waldern von Guacharo und an dennbsp;Flüssen Guarapiche und Amana; das Tamanako an dennbsp;Quellen des Tamanaco, eines linken Nebenflusses des Unare,nbsp;und des Manapire, eines nördlichen Nebenflusses des Orinoco;nbsp;das schon oben erwahnte Kalina oder Galibi oder Karibi; dasnbsp;Kariniako am Orinoco, nicht weit von der Einmündung desnbsp;Caura; das Oyana (Ayana, Uayana), in Französisch-Guayananbsp;Rukuyen genanut, in Brasilien am oberen Lauf des Jarynbsp;und des Parü und an ihren Nebenflüssen, in Französisch-Guayana am oberen Lawa und seinen Nebenflüssen, in Hol-landisch-Guayana am Paloumeu und. am Tapanahoni (amnbsp;ersteren sind die Oyana mit den Upurui vermischt, die abernbsp;dieselbe Sprache sprechen).

c) nbsp;nbsp;nbsp;Die Amazonasgruppe: Das Trio, jetzt an dennbsp;Quellen des Corentyn und am oberen Lauf der Nebenflüssenbsp;des Amazonas, die in jener Gegend ontspringen; die UmJua-sprachen: das Hianakoto am Macaya, einem Nebenflusse desnbsp;Apaporis, das Guake (Huake) am Rio Yari (oder de losnbsp;Engafios), das Karixona am linken Ufer des oberen Yapura;nbsp;das Pianokoto (Pianoghottó) an den Quellen des Trombetas

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und des Jamunda; das Apalai (Aparai) am Jary, Parii und 'CuruA; das Wayewé am Rio Mapuere, einem Nebenflussenbsp;des Trombetas, identisch mit dem Woyawai au den Quellennbsp;des Essequibo.

d) nbsp;nbsp;nbsp;Die Bonarigruppe: Das Bonari am üatumé.; dasnbsp;Yauapery (oder Uaimeri) am gieichnamigen NebenfluC desnbsp;Rio Negro.

e) nbsp;nbsp;nbsp;Die Roroimagruppe; Das Taulipang nahe demnbsp;Roroima, südwarts und südwestwarts am oberen Cuquenamnbsp;und am oberen Majary; das Ingarikó, nördlich vom Roroima;nbsp;das Seregóng am oberen Cutinho; das Purukotó, jetzt amnbsp;oberen Paragua (einst am Uraricuera, dem westlichen Armnbsp;des Rio Branco); das Arekuna (Jarekuna) an den Quellennbsp;des Caróni und seines Nebenflusses Paragua (wo speziell dasnbsp;Kamarakotó herrscht), am Mazaruni, einem linken NebenfluCnbsp;des unteren Essequibo, besonders in der ümgebung des Roroima, weiter an den Nebenflüssen des oberen Cuyuni, be-sonders am Rio Supamu, einem Nebenflusse des Yuruan;nbsp;das Akawai an den Flüssen Pomeroom, Moruca, Cuyuni undnbsp;Acarabisi in Britisch-Guayana; das Makusi am oberen Rionbsp;Branco (vom Uraricuera und seinen nördlichen Nebenflüssennbsp;bis zum Rupununi, dem westlichen Quellflufl des Essequibo);nbsp;das Sapara und Wayumara einst am Uraricuera (vgl. dasnbsp;Purukotó); das Paravilhana, einst am Caratirimany, einemnbsp;rechten Nebenflusse des Rio Branco, hernach am Uraricueranbsp;und schlieClich am Mahü und den Quellen des Tacutü (dernbsp;letzte Stammesangehorige starb dort 1914); das Kriëana odernbsp;Kirisaman an den Quellen des Yauapery.

f) nbsp;nbsp;nbsp;Die Ventuarigruppe: Das Makirithre am oberennbsp;Caura-Merevari, an den Quellen des Auary, am oberen Ven-tuari und an den rechtsseitigen Nebenflüssen des Orinoco-Cunucunüma Uapó (Iguapó) und Padamo, das geteilt wirdnbsp;in Yekuand oder Mayonggóng au den Quellen des Cauré,,nbsp;in Ihuruana an den Quellen des Ventuari, in Dekudna annbsp;den linken Nebenflüssen des mittleren und unteren Ventuarinbsp;und in Kunuana (Kununena) am Cunucunüma; das Yabarana,nbsp;von etwa 25 oder 30 Menschen am rechten Ufer des mittlerennbsp;Ventuari gesprochen.

2. Der nordwestliche Zweig. Er zerfallt in zwei Unterabteilungen:

a) Die Motilongruppe. Dazu geboren das Motilon am oberen Catatumbo und seinen Nebenflüssen Rio de Oronbsp;und Tarra; das Chake (Tsake) im PluCgebiet des Apón, amnbsp;oberen Rio Negro und am oberen Tucuco, einem Nebenflusse

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des Santa Ana; das Opón und das Carare an den gleichnamigen rechten Nebenflüssen des Magdalena (in Columbia); das Ama-rizama (Amarizano) an den Ufern der Lagune und des Rionbsp;Vua (Uua) und des Rio Aguas blancas, die Nebenflüsse desnbsp;Guaviare sind; das Camaniba, nördlich von letzterem.

b) Die Pebasprachen. Es sind das eigentliche Peba, das Yagua und das Yameo, die am linken Ufer des Amazonasnbsp;zwischen 75° und 69° 30' westlicher Lange, am unterennbsp;Tigre, am Nanay, am unteren Napo, an dessen NebenfluCnbsp;Mazan, am Apayacu, am Ambiyacu und am Chichita ge-sprochen werden.

II. Die südlicb vom Amazonenstrom liegenden Sprachen. Sie zerfallen in vier Unterabteilungen:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Palmella am rechten Ufer des Guaporé,nbsp;zwischen seinen Nebenflüssen, den Rios Mequens und Blanconbsp;(oder S. Simao).

2. nbsp;nbsp;nbsp;Die Madeiragruppe. Dazu geboren a) das Yumanbsp;am Jacaré und Ituxi, rechten Nebenflüssen des Purüs, und dasnbsp;Pariri am oberen Pacaja, einem südlichen Nebenflüsse desnbsp;Amazonenstromes (im Staate Para); b) das Arüra an beidennbsp;Ufern des Xingü zwischen 3° 35' und 3° 45' südlicher Breite,nbsp;im Osten fast an den Tocantins, im Norden an den Curuü,nbsp;im Westen an den Tapajóz reichend, an den Quellen desnbsp;Mauhé zwischen dem Tapajóz und dem Madeira und scbliefl-lich zwischen letzterem und dem Purüs südlicb vom Autazsee,nbsp;und das Apiaca, jetzt am linken Ufer des unteren Tocantins,nbsp;in Praia grande dos Arroios und nicht weit von dem Ka-tarakte von Guariba, schlieClich auch im Süden der Trocara-berge zwischen dem Tocantins und dem Xingü, bei 6 ° bis 7 °nbsp;südlicher Breite.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Gruppe des oberen Xingü. Dazu zahlt a) dasnbsp;Bakaïri, einerseits an den Quellen des Xingü, an den Flüssennbsp;Kulisehü, Tamitatoata (oder Batovy) und andererseits an dennbsp;Flüssen San Manuel, Paranatinga und Arinos, b) das Nahuquó,nbsp;(Nahukwü) am rechten Ufer des Kulisehü (bei 12° 50' südlicher Breite) und an seinem Nebenflufl Kuluëne (bei 12° 20').

4. nbsp;nbsp;nbsp;Die südöstliche Abteilung. Sie wird vomnbsp;Pimenteira gebildet, das einst an den Quellen des Piauhynbsp;und des Gorguea, jenseits von Querebrobó am Rio San Francisco gesprochen wurde.

XXXII. Der Waikurusprachstamm.

Die Waikuru- oder Guaykurüfamilie breitet sich in Gran Chaco am Paraguay aus, und zwar so, daC sie im Nordennbsp;Kieckers, Die Sprachstamme der Erde.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;15

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ein gröCeres Gebiet auf dem linken, im Süden auf dem rechten TJfer beschlagnahmt. Dieser Sprachstamm gliedertnbsp;sich wie folgt:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Die nördliche Gruppe. Dazu zahlt 1. das aus-gestorbene Mbaya-Guaykurü. Die betreffenden Stamme wohn-ten ursprünglich im nördlichen Gran Chaco, im 17. Jahr-hundert gingen sie auf das linke üfer des Paraguay hinüber.nbsp;2. Das Kadiuéo. Die Stamme, die sich dieser Sprache bedienen, sind die Nachkommen jener Mbayd-Guaykurüstammenbsp;und wohnen auf einem Gebiet, das im Westen durch dennbsp;Rio Paraguay, im Süden durch den Branco, im Osten undnbsp;Nordosten durch den Rio Miranda begrenzt wird. 3. Dasnbsp;Payaguü. Die betrefïenden Stamme bewohnten einst ein ge-waltiges Gebiet am Paraguay. Der sparliche Rest wurde innbsp;Asuncion (in Paraguay) vereinigt, wo etwa 40 bis 50 ihrernbsp;Nachkommen noch leben.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Die zentrale Gruppe. Dazu gehort 1. das Toba.nbsp;Es war einst weit im mittleren Gran Chaco zwischen dennbsp;Flüssen Pilcomayo und Bermejo verbreitet. Jetzt leben diesenbsp;Sprachangehörigen in bedeutender Zahl an beiden Ufern desnbsp;Pilcomayo und bis weit in den nördlichen Gran Chaco hineinnbsp;(hier mit Matako- und Guaranistammen vermischt). 2. Dasnbsp;Pilagd am linken üfer des unteren Pilcomayo.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Die südliche Gruppe. Dazu zahlt 1. dasMocovi.nbsp;Am Ende des 18. Jahrhunderts herrschte es an beiden Ufernnbsp;des Bermejo. Vereinzelte Stammesangehörige leben noch zer-streut in der Provinz Santa Pe (in Argentinien). 2. Dasnbsp;Abipon. Die betreffenden Stamme saCen in der Mitte desnbsp;17. Jahrhunderts am nördlichen üfer des Bermejo, wandertennbsp;aber am Ende des 18. südwarts. Vielleicht gibt es nochnbsp;Reste in den Ebenen zwischen Santa Fe und Santiago delnbsp;Estero.

XXXIII. Die Zamuco-(Satnuku-)famil!e.

Am rechten üfer des Paraguay, den Waikurusprachen gegenüber, breitet sich das Gebiet dieser Sprachfamilie aus.nbsp;Im Westen ist der Rio Parapiti, im Norden der Rio Otuquis,nbsp;ira Süden etwa der 22® südlicher Breite die Grenze. Dienbsp;Namen der hierhergehörigen Sprachen sind; das Samuku odernbsp;Zamuco, das Moro(toko), das Tumanaha, das Tsamakoko.

XXXIV. Das Maskoi.

Es breitet sich im Westen von Paraguay aus, vom Zu-sammenflufi des Pilcomayo mit jenem im Süden nordwarts

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bis zum 20® südlicher Breite; bei 22® entfernt es sich vom FluISufer in nordwestlicher Ricbtung. Die Idiome, welchenbsp;die einzelnen hierhergehörigen Indianerstamme sprechen,nbsp;stehen zueinander wohl nur im Verhaltnis von Dialekten.nbsp;Diese Staname sind (von Norden nach Süden aufgezahlt):nbsp;Guanó, (nicht mit den arawakischen Guanastammen am linkennbsp;Ufer des Paraguay zu verwechseln), Sapuki, SanapanA, Angaité,nbsp;GekoinlahaÉk, auch Lengua genannt\ zwischen dem Monte-lindo und 22® 45' südlicher Breite. Das Toosle (Towothli),nbsp;das manche hierher rechnen, wird von Rivet zur folgendennbsp;Familie gestellt, das Süxen (Süjen) zu Nr. XXXVI.

XXXV. Die Cochabot- oder Enitnagafamilie.

Hierher gehort 1. das Enimaga oder KotSabot (dies ist die einheimische Stammesbezeichnung), das ursprünglichnbsp;zwischen dem Bermejo und dem Pilcomayo gesprochen wurde,nbsp;spater von noch etwa 150 Mann am Rio Verde, einem rechtennbsp;Nebenflusse des Paraguay; 2. das Guentuse, spater ebenfallsnbsp;am Rio Verde gesprochen; 3. das Lengua*, das um die Mittenbsp;des 19. Jahrhunderts noch einem kleinen Stamme im Nordennbsp;vom Pilcomayo als Sprache diente. Die drei genannten Spra-chen sind ausgestorben; nur ist vielleicht das oben beimnbsp;Maskoi erwahnte Toosle (an den Quellen des Montelindo)nbsp;noch ein Nachkomme dieser Familie.

XXXVI. Die Mataco-Mataguayofamilie.

Diese Familie breitet sich im Zentrum des Gran Chaco, östlich von den Maskoisprachen, bis zu den Anden hin aus.nbsp;Von den Dialekten seien genannt das Noctén am FuC dernbsp;Kordillere von Pirapo zwischen dem Pilcomayo, dem Piqui-renda und dem Itiyuro, und das Vejoz (Bexoz) am linkennbsp;Ufer des Bermejo, zwischen diesem und dem Piquirenda.nbsp;Andere Indianerstamme, die vielleicht besondere, ebenfallsnbsp;hierhergehörige Dialekte sprechen, sind die Matard, Mata-guayo, Mataco, MalbaM, Chorote (Tsorotl), die Asluslay-Süxen (Süjen, Suhin).

XXXVII. Die Lule-Vilelafamilie.

Diese Sprachen beschlagnahmen ein groCes Gebiet im argentinischen Gran Chaco zwischen dem Bermejo und dem

' Die spanische Bezeichnung Lengua ist unklar und vieldeutig, da sie für die verschiedensten Indianerstamme gebraucht wird. Jeden-falls muÊ das Maskoi-Lengua vom Cochabot- oder Enimaga-Lenguanbsp;unterschieden werden.

16*

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Salado, von 24® bis 27® südlicher Breite und von 61® bis 65® westlicher Lange. Sie liegen südlich von der zuletztgenanntennbsp;Sprachfamilie, ragen aber am mittleren Bermejo in sie hinein.

Zn den Lulestammen geboren die Luie, die Isistiné, die Tokistiné, die Oristiné und die Tonokoté; zu den Vilela-stamraen zahlen die Vilela, die Tsulupi (Tsunupi), die Pazaine,nbsp;die Sinipé, die Vakaa, die Atalala, die Okole, die Umuampanbsp;(Onwampa), die Ipa, die Yekoanita, die Yook, die Teket, dienbsp;Guamaika.

XXXVIII. Das Sanaviron.

Sein Gebiet befand sich zwischen Córdoba und Santiago del Estero und südwarts bis zu den Salinas Grandes denbsp;Córdoba. Wahrscheinlich war das Comechingon (KometSingon)nbsp;in der Sierra de Córdoba ein Dialekt des Sanaviron.

XXXIX. Das Charrua (TSarrüa).

Nur durch unbedeutende Beste bekannt ist das aus-gestorbene Tëarrüa, dessen Gebiet sich zwiscben dem Parana und der Ostküste, der Mündung des Rio de la Plata undnbsp;der Laguna dos Patos befand.

XL. Das Querrandi (Kerandf).

Diese ebenfalls ausgestorbene Sprache wurde am rechten üfer des Paranó, und des Rio de la Plata, besonders in dernbsp;ümgegend der heutigen Stadt Santa Fe in der Provinz Buenosnbsp;Aires, gesprochen. Sie ist von verschiedenen Seiten schonnbsp;zu den Waikuru- (Guaykurü-)sprachen — teils mit Bedenken —nbsp;gerechnet worden.

XLI. Das Puelche oder Pampa.

Das nur wenig erforschte Puelche (Pueltse) begann sein Gebiet ebenfalls in der heutigen Provinz Buenos Aires undnbsp;erstreckte sich südwarts bis zum Rio Negro bin, ferner vonnbsp;den Anden im Westen bis zur Meeresküste im Osten. Heutenbsp;herrscht es besonders zwischen den Rios Colorado und Negro.nbsp;Ein östlicher Dialekt wird bei Carmen de Patagones, einnbsp;westlicher in den Campos de Maquinchao im Süden des Rionbsp;Li may gesprochen.

XLII. Der araukanische oder Mapuchesprachstamm.

Die Araukaner (oder Auka) hatten ursprünglich ihr Gebiet westlich der Anden von der Atakamawüste bis zur Insel

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Chiloë; durch die spanischen Eroberer wurden sie im Lauf der Jahrhunderte immer mehr nach Süden verdrangt; heutenbsp;leben sie in Reduktionen zwischen dem Biobioflusse undnbsp;dem Llanquihuesee. Wenn die araukanischen Sprachen sichnbsp;auch an den Ostabhangen der Anden und bis in die Pampasnbsp;hinein finden, so kam das dadurch, daC andere Stamme vonnbsp;den Pampas her eindrangen und araukanische Idiome an-nahmen. Zura Maputêe gehören:

1. nbsp;nbsp;nbsp;Das Picunche(Pikuntëe) im Norden zwischen Coquimbonbsp;und 35° südlicher Breite und Mendoza im Osten.

2. nbsp;nbsp;nbsp;Das Pehuenche (Pehuentse) oder Puenche von 35°nbsp;südlicher Breite bis nach Valdivia und auf den Ostabhangennbsp;der Anden an der Quelle des Neuquén.

3. nbsp;nbsp;nbsp;Das Huilliche (Huil'itêe) vom Rio de Valdivia imnbsp;Norden bis zum Chiloëarchipel (exklusive) im Süden und bisnbsp;zum See von Nahuelhuapi im Osten, mit der Unterabteilungnbsp;des MolutSe an den beiden Ufern des Limay und in dernbsp;ümgegend der Seen Lacar und Nahuelhuapi.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Das Veliche (Velitëe) oder Chilote (Tsilote) auf demnbsp;Chiloëarchipel.

5. nbsp;nbsp;nbsp;Das Taluche (Talutse) oder Taluhet östlich vomnbsp;Picunche und vom Rio Salado bis zu den Lagunen vonnbsp;Guanacache im Norden und in kleinen Grappen auch innbsp;der Provinz Córdoba.

6. nbsp;nbsp;nbsp;Das Diuiche (DiuitSe) oder Diuihet östlich vomnbsp;Pehuenche zwischen den Rios Colorado, Atuel und Salado.

7. nbsp;nbsp;nbsp;Das Leuvuche (LeuvutSe) an beiden Ufern des Rionbsp;Negro (vom Neuquén an fluCabwarts).

8. nbsp;nbsp;nbsp;Das Rankel an den Quellen des Chalileo (beim Rionbsp;Colorado).

XLIII. Die TSonfamilie.

Östlich von den Anden erstreckt sich dieser Sprach-stamm vom Rio Negro südwarts durch Patagonien und Chile bis in das Peuerland hinein. Er wird in zwei Hauptzweigenbsp;gegliedert:

I. nbsp;nbsp;nbsp;Der patagonische Zweig oder das Tsoneka.nbsp;Dazu gehören 1. das Tehuelche (Tehueltse) in Patagonien vonnbsp;42° südlicher Breite bis zur MagalhaenstraGe, das sich weiternbsp;gliedert in a) Pa’ankün’k im Norden, b) Aónükün’k imnbsp;Süden, c) Tanüs’kn im Südosten; 2. das Téhues (odernbsp;Téue§, Téhuesenk) in der Zentralkordillere.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Der feuerlandische Zweig oder das Ona. Ernbsp;wird eingeteilt in 1. das Silk’nam im Norden der Insel und

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2. (las Mdnekenku oder Hauss (Hau§) im Osten und Süd-osten.

XLIV. Das Yamana oder Yagan.

Das Yamana oder Yaghan ist die Sprache der Stamme, die die Südküste von Peuerland und die südlich vom Beagle-kanal gelegenen Insein (Navarin, Kap Horn, Hoste, Gordonnbsp;usvv.) bewohnen. Sie steht isoliert da und zeigt dialektischenbsp;Unterschiede.

XLV. Das Alakaluf.

Das Gebiet des Alakaluf oder Halakwulup liegt bzw. lag am Westrand von Peuerland und auf einer Anzahl der vor-gelagerten Insein (und auf einem schmalen Küstenstrich desnbsp;Kontinents). Verwandt ist wohl auch das glücklich durcbnbsp;drei Worte bekannte Chono (TSono), das einst auf demnbsp;chilenischen Chonosarchipel gesproohen wurde.

Nachtrage (vgl. auch S. 236).

A. Um die Menge der S. 153 erwahnten Sudansprachen zu ver-anschaulichen, empöehlt es sich, die Gruppierung dieser Sprachen, die Delafosse gibt, mitzuteilen.

I. Groupe nilo-tchadien (30 langues).

Nuba; Baria (Barya); Kunanaa; Tubu oder Tibbu oder Teda oder Daza; Takli oder Takale, Daghig (Dagig), Kadugli, Katla, Koalib, Krongo,nbsp;Min, Rasad, Tima; Kondzara oder Für; Mara; Maba; Mimi, Kodoï;nbsp;Bunga; Kanuri; ZagSwa, Anna, Siga oder Sigato, Tama, Massalit, Sungor,nbsp;Kasmere, Binga oder Minga, Dadyo oder Dadzo, Kadyakse oder Ka-dzarge oder Kadïara.

II. nbsp;nbsp;nbsp;Groupe nilo-abyssinien (15 langues).

Silluk oder Tsolo; Nuer, Any wak; Dinka; Dyür (Dzür); Gang oder Atsoli; Lur; Dyaluo (Dzaluo); sous réserves; Tahi; Gule; Hamedjnbsp;(Hamedz); Berta; Gamila; Mekan; Doko.

III. nbsp;nbsp;nbsp;Groupe nilo-équatorien (26 langues).

Bari; Latuka; Turkana, Suk; Liri (Riri); Nandi; Kavirondo; Kipsi-kissi; Humba oder Hima; Tussi; Taturu; Massaï; Dorobo; Kwafi; Mbu-lunge; sous réserves: Karamodjo (Karamodzo), Kamasya, Lango, Ngisu, Gumi; Nkole, Nifua (Nifwa), Gaya; Tatoga; Iraku; Mbugu.

IV. nbsp;nbsp;nbsp;Groupe kordofanien (10 langues).

Talodi; Eliri; Lafofa oder Lifofa; Tumtum; Kanderma; Kawama; Lumun; Seybun; Tagoï; Tumale oder Tumeli.

V. nbsp;nbsp;nbsp;Groupe nilo-congolais (19 langues).

Awidi; Moru; Niangbara; Kederu (diese beiden 'sous réserves’); Madi; Logbwari, Lendu, Lega (oder Drugu); Logo; Mangbetu; sousnbsp;réserves: Madye; Momvu; Lese; Kare; Bangba; Biri; Babua; Bute; Mbuba.

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VI. Groupe oubanguien (25 langues).

Mittu; Mungu; Gbaya; Kredj (Kred2); Gobu; Golo; Sere; Ndakko; Barambo (Baramo); Zande oder Nyamnyam; Dendi; Sakara; Sabanga;nbsp;Sango; Gbandi; Banda ; Maka (sans réserves); Banziri, Bondjo (Bondzo)nbsp;oder Mbwaka; Monzombo; Mandzya (Mandjia) oder Gbea; Yangere (sousnbsp;réserves); Baya; Gundi; Bomassa.

VIL Groupe chari-ouadaïen (12 langues).

Gula; Bongo; Nduka; Saba (sous réserves); Kaba, Horo; Sara; Ngama; Lisa oder Lis; Kenga; Barma oder Bagarmi oder Bagirminbsp;oder Bagrimma; Babalia oder Mbrak.

VIII. Groupe charien (15 langues).

Sokoro oder Bedanga, Sarwa, Fania (Fanya), Bwa, Mana; Miltu, Nyellim, ïunya, Gori, Aretu; Ndam, Somraï, Gaberi, Tumok; Afade.

IX. Groupe nigéro-tchadien (31 langues).

Yedina oder Buduma; Küri; Kotoko oder Logone; Klêsem (sous réserves); Musgu; Mandara (oder Wandara oder Wandala); Fali; Mundangnbsp;(sous réserves); Margi mit dem Dialekt Mulgu; Gamergu; Karekare;nbsp;Bola; Gera; Zani; Batta; Bode; Tangale, Gurka, Duggera, Wadza, Buta,nbsp;Bone, Ankwe, Dzarawa, Angas, Ham, Payem, Burum, Koro, Yasgüa;nbsp;Haussa.

X. Groupe nigéro-camerounien (66 langues).

Dyukun (Dzukun), Boritsu, Yergum, Regba, Mbarike, Bassa-Benue, Kagoro; Fudu, Gayi, Dama, Munsi, Yakoro, Nkum (letzteres 'sous réserves’); Wute (Bute), Kapulla (sous réserves); Lu oder Bali, Tikar,nbsp;Sagba (sous réserves), Kum, Gba, Nyo, Mom oder Bamum, Pe odernbsp;Pape und Gba; Fut, Gwala, Menya Kongwan, Ki, Koï, Kparabon, Nde,nbsp;Kele, Nkodo, Gbaragba, Kuni, Sopon, Diba, Kuri, Kunakuna, Kpe, We,nbsp;Kayon, Fi (oder Efik); Gbari, Nupe, Bassa-Niger, Kakanda, Gbira, Gara,nbsp;Yala, Kpoto, Bo oder lbo, Gbogolo, Abwa, Kana und Biobolo, Gori,nbsp;Sosso, ëa; Do oder Edo, Sobo, Zekiri, Yebu, Yoruba, Ana oder Atakpame.

XL Groupe bas-nigérien (1 langue).

Djo (Dzo) oder Idjo (IdZo) mit mehreren Dialekten.

XII. Groupe voltaïque (53 langues).

Sous-groupe de 1’Est: Kambari, Gurma, Ber oder Bargu, Kabre, Legba, Konko, Tem, Kasele, Mwa oder Moba, Losso, Bassari; sous-groupe de la Volta Blanche: Mö oder Möle, Nankana, Dzelanga, Bura,nbsp;Mampuru, Kussan, Kandya, Dagomba, Gbanya oder Gbanyan, Wule,nbsp;Dagarti oder Dagari, Birifo; sous-groupe Gurunsi: Kuruma, Kö odernbsp;Kipirsi (sous réserves), Nuruma, Kassena oder Kasm, Fra, Sissala, Siti,nbsp;Degha (Dega); sous-groupe Lobi: Puguli, Dyan, Lobi, Gan; sous-groupenbsp;Kulango: Kulan oder Kulango, Lorhon oder Logoma, Tege, sous réserves:nbsp;Padorho, Dorhosye, Komono, Karaboro, Kyefo; sous-groupe Bobo: Bwa,nbsp;Tara, Kyan, Mb wen, Tagba, Nanerge, Vige, Tusya, Semu; sous-groupenbsp;Senufo (mit vielen Dialekten).

XIII. Groupe éburnéo-dahoméen (48 langues).

Sous-groupe Ewe: Mahi, Fon (Fö), Mina oder Gê, Kpando oder Krepe, Ewe (Efe); sous-groupe de la Volta: Logba, Adele, Kabu, Kposso,nbsp;Kedemonye oder Avatime, Bale oder Santrokofi, Trugbu oder Nyagbo-tafi, Bwem oder Lefana, Ago oder Abolo, Likpe, Akpafu, Böli, Boro,

231

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Adan oder Adame, Akra (oder Gan), Gwa, Fetu, Oti, Nta; sous-groupe Tchi (= TJsi): Beri, Koranza, Kwahu, Akan (Aka), Fanti, ïsi, Abronnbsp;(Abro); sous-groupe Apollonien: Ahanta, Zema; sous-groupe Agni: Tyoko,nbsp;Assaye, Agni, Baule; sous-groupe des lagunes; Atye, Vetere, Abure,nbsp;Gwa, Ebrie oder Kyama, Abe, Ari, Adyukru, Aladya, Avikam; schliefi-lich Gola (oder Gora).

XIV. Groupe nigéro-sénégalais (36 langues).

Sous-groupe du Nord-Est: Zerma (oder Dzerma), Songoï, sous-groupe de 1-Est: Dogom oder Dogon, Samo, Sya, folgende 'sous réserves’; Sembla, Wara, Natyoro, Ble; sous-groupe du Sud-Est; BOssa oder Bisa,nbsp;Bussa; sous-groupe du Nord; Sorko, Sarakolle, Azer; sous-groupe dunbsp;centre; Ligbi, Numu, Wela, Mandingo, Kuranko (Kurako), Kono, Vaï;nbsp;sous-groupe du Sud: Gbè, Nga, Nwa, Mwe, Lo, Tura, Da, Mano, Kpwesinbsp;oder Gerze, Toma, Gbandi, Mende, Loko, Alunka (Dyalunka) oder Langannbsp;(Laga), Sussu.

XV. Groupe éburnéo-libérien (24 langues).

Sous-groupe oriental; Ahizi, Dida, Zegbe, Go, Wa, Bete, Kwa, Ne; sous-groupe occidental: Wobe, Ba(Ba»wa), Bakwe, Hwane, Pya, Abri, Te,nbsp;Pla, Ba (Bapo), Fade, Gre, Gbe, Kra, Bassa, Gi oder Gibi, De oder Dewoi.

XVI. Groupe sénégalo-guinéen (24 langues).

Pular (oder Ful oder Pul); Wolof; None oder Dyoba; Serer; Dyola; Banyun, Balante, Mandjak (Mad^ak) oder Kanyop, Böla, Papel oder Pepel,nbsp;Biafare oder Biafada, Bidjugo (Bidzugo); Bassari, Konyagi, Badyar undnbsp;'sous réserves’ Tyapi; Nalu, Baga, Landuma, Limba, Timne oder Temne,nbsp;Buloni, Krim; Kissi.

B. Besondere Erwahnung verdient noch das Jidische (Jüdisch-Deutsche), das die Askenazim-Juden besonders vom 14. Jahrb. an ge-brauchten. Da die Juden zu jener Zeit aus Deutschland vertrieben wurden, erlangte diese auf hochdeutscbe Dialekte zurückgehende Spraehenbsp;weite Verbreitung. Man unterscheidet zwei Dialektgruppen: eine östlichenbsp;und eine westliche. Die östliche Gruppe wird von den Juden der bal-tischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen), von denen in Ruhland undnbsp;in einem Teile Rumaniens verwendet und wurde durch Auswanderungennbsp;auch in die Vereinigten Staaten (besonders nach New York) gebracht;nbsp;die westliche Gruppe lebt fast nur noch im Elsa6 fort, in Lothringennbsp;ist sie dem Aussterben nahe, in Deutschland ganzlich ausgestorben.nbsp;Übrigens hahen auch die Juden Spaniens und Portugals ein besonderesnbsp;Idiom geschaffen, das nicht nur nach Holland und nach Nordafrikanbsp;(Marokko), sondern auch nach Saloniki, Mazedonien und ins Osmanischenbsp;Reich gelangte.

232

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Die wichtigste Bibliographie,

Friedr. Müller, Grundrifi der Sprachwissenschaft, 4 Bande, Wien, 1876 ff.

Franz Misteli, Gharakteristik der hauptsachlichsten Typen des Sprach-baues (Neubearbeitung des Werkes von Prof. H. Steinthal 1861), Berlin 1893.

F. N. Finck, Die Sprachstamme des Erdkreises, Leipzig 1909.

— Die Haupttypen des Sprachbaus, Leipzig 1910.

A. Meillet etMarcel Cohen, Les Langues du Monde (par un groupe de linguistes sous la direction de A. Meillet et M. Cohen),nbsp;Paris 1924.

W. Schmidt, Die Sprachfamilien und Sprachenkreise der Erde, Heidelberg 1926 (nebst einem Atlas von 14 Karten).

Weitere reiche Bibliographie fiber die einzelnen Sprachstamme und

Sprachen findet man in den beiden zuletzt genannten Werken verzeichnet.

Über Neuerscheinungen orientieren z. B. der 'Anthropos’ (St. Gabriel-Mödling bei Wien), Indogermanisches Jahrbuch (Berlin und Leipzig, W. de Gruyter amp; Co.) und Folia ethnoglossica (Hamburg, Henschel amp; Müller).

233

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Abkürzungen von Sprachen (in den Sprachskizzen).

ab. = allbulgarisch abret. = altbretonischnbsp;ae. = altenglischnbsp;afgh. = afghaniscbnbsp;afranz. = altfranzösischnbsp;afries. = altfriesischnbsp;ag. = agyptisohnbsp;agr. = altgrieobischnbsp;ahd. = althochdeutschnbsp;ai. = altindischnbsp;air. = altirischnbsp;aisl. = allislandischnbsp;akk(ad). = akkadischnbsp;akymr. = altkymrischnbsp;alat. = altlateinischnbsp;alb. — albanischnbsp;alem. = alemannischnbsp;altar. = altarabischnbsp;alttam. = alttamilnbsp;amhar. = amharischnbsp;apers. = altpersischnbsp;apoln. = altpolnischnbsp;aport. = altportugiesischnbsp;apreufi. = altpreuÊisch 'nbsp;aprov. = altprovenzalisch

ar. nbsp;nbsp;nbsp;= (alt)arabischnbsp;aram. = aramaischnbsp;arm. = armenischnbsp;aruss. = altrussisch

as. nbsp;nbsp;nbsp;= altsachsischnbsp;aschwed. = altschwedischnbsp;ath. = athiopisch

att. = attisch av. = avestisch

bibl.-aram. = biblisch-aramaisch

birm. = birmanisch

bobair. = bohairisch-koptisch

böhm. = böhmisch

bret. = bretonisch

öech. = öechisch

chin. = chinesisch

d. = deutsch dan. = danisch

delph. = delpbisch

dor. = dorisch

engl. = englisch

estn. = estnisch

finn. = finnisch

franz. = französisch

gall. = gallisch

got. = gotisch

gr. = {alt)griechisch

hebr. = hebraisch

heth. = hethitisch

holl. = hollandisch

hom. = homerisch

idg. = indogermanisch

ingr. = ingrisch

ion. = Ionisch

it(al). = italienisch

jeniss. = jenissei-samojedisch

jur. = jurakisch

kamass. — kamass(in)isch

kanar(es). = kanaresisch

kopt. = koptisch

korn. = komisch

kurd. = kurdisch

kymr. = kymrisch

kypr. = kyprisch

lat. = lateinisch

lett. = lettisch

lit. = litauisch

Ut. = livisch

lp. = lappisch

lp. K. == kola-lappisch

lp. N. = norwegisch-lappisch

lp. S. — schwedisch-lappisch

mbret. = mittelbretonisch

md. — mordwinisch

mhd. = mittelhochdeutsch

mkymr. = mittelkymrisch

mordw. = md., s. dort

mpers. = mittelpersisch

neuar. = neuarabisch


234

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neub. = neubulgarisch neubret. = neubretonischnbsp;neudan. = neudanischnbsp;neue. = neuenglischnbsp;neufr. = nfr(anz)., s. dortnbsp;neuir. = neuirisehnbsp;neukymr. = neukymrischnbsp;neunorw. = neunorwegischnbsp;neupers. = npers., s. dortnbsp;neuport. = neuportugiesischnbsp;neuprov. = neuprovenzalischnbsp;neuruss. = neurussischnbsp;neuschwed. = neuschwedischnbsp;nfr(anz). = neufrarizösischnbsp;ngr. = neugriechischnbsp;nbd. = neuhochdeutschnbsp;nilnub. = nilnubischnbsp;npers. = neupersischnbsp;nub. = nubischnbsp;obersorb. = obersorbischnbsp;osk. = oskischnbsp;oss(et). = ossetischnbsp;ostj. = ostjakisehnbsp;ostj.-s. = ostjaksamojedischnbsp;palastin. = palastinensischnbsp;phön. = phönikischnbsp;poln. = polnischnbsp;port. = portugiesischnbsp;prakr. = prakrit

rheinfrank. = rheinfrankisch rum. = rumanischnbsp;russ. = russischnbsp;ruthen. = ruthenischnbsp;sak. = sakischnbsp;schilch. = schilchischnbsp;serb. = serbisehnbsp;singh. = singhalesischnbsp;slov. = slovenischnbsp;Slovak. — slovakischnbsp;span. = spanischnbsp;südar. = südarabischnbsp;syr. = syrischnbsp;syrj. = syrjanischnbsp;tam. = tamil

tawg. — tawgy(-samojedisch) tibet. = tibetischnbsp;toch. = tocharischnbsp;tsch(er). = tscheremissischnbsp;umbr. = umbrisehnbsp;ung. = ungarischnbsp;urgerm. = urgermanisohnbsp;urnord. = urnordischnbsp;ursem. = ursemitischnbsp;wog. = wogulischnbsp;wotj. = wotjakischnbsp;* vor der Form bedeutet, dab diesenbsp;nicht überlieferl, sondern nur er-schlossen (rekonstruiert) ist.


235

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S. 5, Z. 3

5, Z. 3 12 luge

S.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

s.

19, Z. 19, Z.nbsp;21, Z.nbsp;25, Z.nbsp;30, Z.nbsp;44, Z.nbsp;57, Z.nbsp;66, Z.nbsp;79, Z.nbsp;79, Z.nbsp;129, Z.nbsp;134, Z.nbsp;150, Z.nbsp;156, Z.nbsp;167, Z.nbsp;176, Z.nbsp;176, Z.nbsp;190, Z.nbsp;193, Z.nbsp;195, Z.nbsp;199, Z.

210, nbsp;nbsp;nbsp;Z.

211, nbsp;nbsp;nbsp;Z.

215, Z. 217, Z.

220, nbsp;nbsp;nbsp;Z

221, nbsp;nbsp;nbsp;Z.

Druckfehler und Berichtigungen.

von unten lies: Hindi stall Hindu und stelle Hindi, das eine besondere literarische Form des Hindustani ist, hinter dieses,nbsp;von unten lies: Braj-Bhasha statt Braj-Basha.nbsp;vor Z. 5 von unten ein: Zu erwahnen ist schlieblich nochnbsp;die Lingua franca, ein in den Hafen des Mittelmeers iib-liches Geinlsch, worin das romanische Element (Französisch,nbsp;Italienisch, Spanisch) iiberwiegt.

4 nbsp;nbsp;nbsp;füge ein: lat. mater.

9 lies: meist statt mlist.

5 nbsp;nbsp;nbsp;lies: port, statt post.

8 nbsp;nbsp;nbsp;von unten lies; kuo statt kno.

24 lies: nbsp;nbsp;nbsp;statt ase.

1 nbsp;nbsp;nbsp;von unten lies: qastsamp;n statt qasisan.

6 nbsp;nbsp;nbsp;von unten (im Haupttext) lies: tsch. statt tch.

6 und 7 lies: tawg. statt tagw.

17 nbsp;nbsp;nbsp;von unten lies: «-it statt «it’ und si-it statt si-it’.

18 nbsp;nbsp;nbsp;von unten lies: si-u statt si-it’.

23 lies: Bogadyim statt Bogadjin.

4 des Abschnittes VHI lies: Yuin- statt Yuins.

6 von unten lies: suaheli statt suahele.

6 nbsp;nbsp;nbsp;des 26. Abschnittes lies: Mandi-ngo statt Mondi-ngo.

4 des Abschnittes C lies: Kassena statt Kasseno.

3 nbsp;nbsp;nbsp;lies: Nutka statt Nukta.

30 lies; Gowichan statt Cowishan.

4 nbsp;nbsp;nbsp;des Abschnittes XI lies: Zapotek statt Zopotek.

3 nbsp;nbsp;nbsp;lies: Marne statt Home.

2 nbsp;nbsp;nbsp;von unten im Abschnitte III lies: Dorasque statt Durasque.nbsp;12 von unten lies: Lamawo statt Lamano.

11 des Abschnittes I lies: Setebo statt Shetebo.

7 nbsp;nbsp;nbsp;und 6 von unten bessere: am Imbyra und Imbyrèsu,nbsp;Nebenflüssen.

9 nbsp;nbsp;nbsp;lies: Kayapo statt Kayopo.

10 nbsp;nbsp;nbsp;des Abschnittes II lies: Asipaya statt Acipaya.

4 nbsp;nbsp;nbsp;lies: Achagua statt Atchagua.

1 lies: Uaraicu statt Uraicu.

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Alphabetisches Register.

Da die Namen der fremden Sprachen oft nicht in den nach der deutschen Schreibung zu erwartenden Formen erscheinen, sondern ent-weder in fremdsprachlicher Orthographie oder auch in phonetischernbsp;Schreibart mitgeteilt werden, sind einige Bemerkungen nötig. Die Buch-staben 6 (— tsch) und s C= sch) sind hinsichtlich der alphabetischennbsp;Reihenfolge mit c und s gleichgestellt, ebenso h, h mit h, übrigensnbsp;auch ö, ü mit a, o, u. Findet man einen Namen unter sch nicht,nbsp;so ist unter sh (engl. Schreibweise) oder unter ch (franz., portug. Schreib-weise) oder unter s nachzusehen, ebenso ist wegen tsch noch ch (engb-span. Schreibweise) und ts zu berücksichtigen, wegen dsch (— dê),nbsp;auch j, dj, dz, auch dy. Wegen ai, ei, oi s. man auch unter ay, ey, oy.

16,

144,

A.

Abakan-Dial. 67 Abchasisch 75, 77—81nbsp;Abe 232nbsp;Abipon 226nbsp;Abnaki 170nbsp;Abor (-Miri) 101nbsp;Abri 232

Abron (Abrö) 232 Abukaya 154nbsp;Abure 232nbsp;Abwa 231nbsp;Achaisch 11nbsp;Achlo 168nbsp;Acholo 168nbsp;Achti 76

Achuale (= Atsuale) 209

Adamauye-Spr. 156 Adame 232nbsp;Adan 232nbsp;Adaua 129nbsp;Adele 168, 231nbsp;Adigeïsch 75, 77nbsp;Admiralitatsinseln-Spr.nbsp;120

Adyukru 232 Afade 231nbsp;Afar 52

Afghanisch 7, 18—20 Afra 129

Agau 36

Aghulisch s. Agulisch Agni 232nbsp;Ago 231

Aguaruna 209, 220 Aguatek (Aguateco)nbsp;189, 192nbsp;Agul(isch) 76, 78nbsp;Agyptisch 61, 63, 54nbsp;Agyptisch-Arabisch 40,nbsp;42, 45, 46

Agyptisch-Aramaisch 36 Ahanta 232nbsp;Ahizi 232nbsp;Aholo 231nbsp;Ahorn 106nbsp;Aht 176nbsp;Ahtena 171nbsp;Aikwe 141nbsp;Aimak 67nbsp;Aimol 103nbsp;Ainu 95nbsp;Ais 173nbsp;Aitonia 105nbsp;Aka 101nbsp;Akan (Aka) 232nbsp;Akasele 167nbsp;Akawai 224nbsp;Akaxee 182nbsp;Akkadisch 34, 42—50,nbsp;53, 64, 91

Akobü 216 Akokisa 173nbsp;Akpafu 168, 231nbsp;Akroa 125nbsp;Akua-Spr. 215nbsp;Akunkul 135nbsp;Akunkun 135nbsp;Akur 129nbsp;Alabama 173nbsp;Aladya 232nbsp;Alakaluf 230nbsp;Alapatschisch 173nbsp;Albanisch 10, 11,nbsp;18—20, 27, 30nbsp;Alemannisch 14nbsp;Alëutisch 68, 72nbsp;Algonkin 170nbsp;Algonkinisch 169nbsp;Allentiac 205nbsp;Alluag 219nbsp;Almaguero 200nbsp;Alor-Spr. 119nbsp;Alsea 177nbsp;Altagyptisch 61,

146

Altaïsch 66, 68, 72 Altaï-Türkisch 66nbsp;Altbretonisch 13nbsp;Altbulgarisch 8, 9, 15,nbsp;16,19—31, 33, 64nbsp;Altdanisch 13


237

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Altenglisch 9, 14, 18—28, 30

Altfriesisch 14, 19—21, 25, 28

Altgutnisch 13 Althochdeutsch 8, 9,14,nbsp;18—28, 30—32, 64nbsp;Altillyrisch 15nbsp;Altindisch 4, 8—10, 16,nbsp;18-33, 50, 64nbsp;Altiranisch 6nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[64

Altirisch 8, 13,18—32, Altislandisch 8, 13, 18nbsp;—26, 28

Altkanaanaisch 35 Altkirchenslavisch 15nbsp;s. auch Altbulgarischnbsp;Altkuki-Spr. 103, 106nbsp;Altkymrisch 8, 13, 20nbsp;Altlibysch 52nbsp;Altniederfrankisch 14nbsp;Altnorwegisch 13nbsp;Altnubisch 158—164nbsp;Altpersisch 6, 8, 18,nbsp;20—24, 27, 29, 31,nbsp;33, 91

AltpreuÊisch 16, 19— 23, 26

Altsachsisch 8, 9, 14, 18—22, 24—28, 30nbsp;Altschwedisch 13, 19,nbsp;20, 21

Altskythisch 6 Allwestaramaisch 36nbsp;Alunka 232nbsp;Amador 178nbsp;Amahuaka 210nbsp;Amandyo 133nbsp;Amara 129nbsp;Amarizama 225nbsp;Atnarizano 225nbsp;Ambo 146nbsp;Amharisch 41 — 53nbsp;Amusgo 190nbsp;Ana 231nbsp;Anal 129nbsp;Anambe 217nbsp;Anatolisch 66nbsp;Andagueda 196nbsp;Andamanesisch 100nbsp;Andaqui (= Andaki)nbsp;196

Andisch 76, 77, 78 Aneitum (Aneytum) 119,nbsp;122

Angadi 129 Angaite 227nbsp;Angami 102nbsp;Angas 231

Angelsachsisch 14, s.

auch Altenglisch Anguteri 207nbsp;Anianisch 11nbsp;Ankwe 231nbsp;Anna 230nbsp;Annamitisch 105nbsp;Annam-Muong-Spr.

105, 106 Antankara 118nbsp;Anlsihanaka 118nbsp;Anunze 214nbsp;Anywak 230nbsp;Ao 102nbsp;Aolisch 11nbsp;Aónükün’k 229nbsp;Apache (Apatse) 172nbsp;Apalai 224nbsp;Aparai 224nbsp;Apiaca 217

Apinage (Apinaze) 216 Apolista 221nbsp;Aponegrikan 215nbsp;Apsarokisch 175nbsp;Aquatorial-zentral-afrikanische Spr. 154nbsp;Arabisch^ 39, 42 — 51,nbsp;53, 54nbsp;Aiaicu 221

Arakan-Birma-Spr. 102 Arakanisch 103nbsp;Arakwayu (Araquayu)nbsp;218

Aramaisch 34, 36 Aranda-Spr. 136, 137nbsp;Araona 211nbsp;Arapaho 169nbsp;Arara 213, 225nbsp;Arasa 211nbsp;Arasaire 211nbsp;Aratsaira 211nbsp;Araua 221nbsp;Araukanisch 228nbsp;Arawakisch 218, 219nbsp;Arda 209nbsp;Arekuna 224nbsp;Arepapuni 129nbsp;Aretu 231

^ lm allgemeinen ist Altarabisch gemeint.

Argentinisches Kitsua (Quechua) 199nbsp;Arhuako-Spr. 195nbsp;Ari 232nbsp;Arikara 174nbsp;Arikem 213nbsp;Arikeni 213nbsp;Arisch 4, 18nbsp;Arkadisch 11nbsp;Armenisch 8, 9, 16, 18nbsp;-22, 24, 26, 27,nbsp;29, 30, 32, 33, 64nbsp;Aroa 219nbsp;Arop 219

Artschinisch 76, 78 Aru 119nbsp;Arua 219nbsp;Asanti-Spr. 155nbsp;Aserheidschanisch 66nbsp;Asipaye (Asipaya) 217nbsp;Asluslay 227nbsp;Assamesi 6nbsp;Assaye 232nbsp;Assinihoin 175nbsp;Assiringia 102nbsp;Assyrisch 34nbsp;Asuri 114nbsp;Atacameno 204nbsp;Atakapa-Spr. 173nbsp;Atakpame 231nbsp;Atalala 228

Atankez (Atanques) 195 Atena 171nbsp;Athabaskan 171nbsp;Athapaskisch 170, 171nbsp;Athiopisch 40, 42—51,nbsp;63, 54

Atjülo (Alyülo) 167 Atlantic-Spr. 169nbsp;Atolisch 11nbsp;Alorai 220nbsp;Atoroi 220nbsp;Atorradi 220nbsp;Atsagua (Achagua) 220nbsp;Atsahuaka 211nbsp;Atscheh 118nbsp;Atschin 118nbsp;Atsina 169nbsp;Atsoli 230nbsp;Atsomawi 180nbsp;Atsuale (Achuale) 209,nbsp;220

Attisch 11, 19, s. Grie-chisch Atye 232


238

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Auake 206 Auetö 217nbsp;Aukwe 141nbsp;Australisch 121nbsp;Austroasiatisch 106—nbsp;112

Auslronesisch 114,117, 121

Austronesisch-papua-nische Spr. 120 Ava 217

Avatime 168, 231 Avarisch 76, 77, 78nbsp;Avestisch 6, 8, 10, 18nbsp;-33, 64nbsp;Avikam 232nbsp;Avukaya 164nbsp;Awidi 230nbsp;Ayacucho 199nbsp;Ayana 223nbsp;Aymara 204nbsp;Ayriko 207nbsp;Ayuli 209, 220nbsp;Azer 232

Aztekische Spr. 183

B.

Ba »)100; 2)232; =¦) 232 Babalia 231nbsp;Babina 171nbsp;Babua 230nbsp;Babylonisch 84nbsp;Babylonisch-Aram aischnbsp;38

Babylonisch-Talmu-disch 38 Baddyeri 137nbsp;Badyar 166, 232nbsp;Baga 166, 232nbsp;Bagarmi 231nbsp;Bagirmi 231nbsp;Bagiimma 158, 231nbsp;Bahnar 113nbsp;Baining 130nbsp;Baja 155nbsp;Bajo 125nbsp;Bakairi 225nbsp;Bakwe 232nbsp;Balanle 166, 232nbsp;Bale 1)100; 2)168, 231nbsp;Bali 1) 119; 2) 231nbsp;Baltisch 15, 18nbsp;Balütschï 7, 19nbsp;Bamana 157nbsp;Bambara 167

Bambute 164 Bamum 231nbsp;Banda 166, 231nbsp;Bandzögï 103nbsp;Bangba 230nbsp;Bangerang 131nbsp;Bangeri 164nbsp;Bango 165nbsp;Bangu 128nbsp;Baniba 220nbsp;Baniwa 220nbsp;Banksinseln-Spr. 120,nbsp;122

Bannock 181 Banpara 102nbsp;Bantik 118nbsp;Bantuide Spr. 166nbsp;Bantu-Spr. 65, 78, 144,nbsp;145

Banyun 232 Banza 155nbsp;Banziri 154, 231nbsp;Bara 207nbsp;Bara 102nbsp;Baraba 66nbsp;Barambo 231nbsp;Baramo 231nbsp;Barbacao 196nbsp;Bare 220nbsp;Barea 63nbsp;Bari 165, 230nbsp;Baria (Barya) 230nbsp;Bargu 167, 231nbsp;Barku-Spr. 134nbsp;Barma 231

Basa (= Bassa) 145,155, s. auch Bassanbsp;Baschkirisch 66nbsp;Baskisch 86nbsp;Bassa (vgl. Basa) ^)231,nbsp;^) 231, =‘) 232nbsp;Bassaii 166, 231, 232nbsp;Batak 119nbsp;Batan 118nbsp;Batsisch 76, 78nbsp;Batta 231nbsp;Baudocitarae 196nbsp;Baule 232nbsp;Baure 221nbsp;Bawaipa 129nbsp;Baya 156, 231nbsp;Bayano 195nbsp;Bayerisch 14nbsp;Bea 100nbsp;Bedanga 231

Bedauye 52 Bedscha 52

Bellacoola(= Beliakula) 176

Bemba 147 Bendiapa (Ben dyapa)nbsp;919

Bene 147 Benga 146nbsp;Bengali 6nbsp;Beni 'Amer 52nbsp;Beothuk 179nbsp;Ber 167, 231nbsp;Berberisch 61nbsp;Berepo 129nbsp;Berg-Kacharï 102nbsp;Berg-Nuba 168nbsp;Beri 223nbsp;Bersisi 113nbsp;Berta 230nbsp;Bete 165, 232nbsp;Bëtë 103nbsp;Betoi-Dial. 196nbsp;Betsileo 118nbsp;Betsimissaraka 118nbsp;Bezanuzanu 118nbsp;Bghai 105nbsp;Bhili 37nbsp;Bhumij 114nbsp;Biafada 166, 232nbsp;Biafare 166, 232nbsp;Biberindianer-Spr. 171nbsp;Biblisch-Aramaisch 36,nbsp;42-47, 49-61nbsp;Bidai 173

Bidjugo (Bidzugo) 232

Bieb 132

Bihari 6

Bikol 118

Bile 129

Bilin 53

Biloksi (Biloxi) 174 Binandele 129nbsp;Binda 146nbsp;Binga 230

Bintukua (Bintakua) 196 Binyinu 167nbsp;Biobolo 231nbsp;Birbar 114nbsp;Biri' 230nbsp;Birifo 167, 231nbsp;Birmanisch 103, 110nbsp;Birma-Spr. 103nbsp;Birria 134nbsp;Bisa 232


-ocr page 256-

Bischari 52 Bisaya 118

Bismarck-Archipel-Spr.

122

Bissa 147, 148, 149 Ble 232nbsp;Bobo-Spr. 231nbsp;Bode 231nbsp;Bodega 178nbsp;Bodo-Spr. 102nbsp;Bogadyim 129nbsp;Böhmisch 16, 27nbsp;Bola 231nbsp;Bola 232nbsp;Böli 231

Bolivisches Kitsua (Quechua) 199nbsp;Bolongan 119nbsp;Bomassa 231nbsp;Bonari 224nbsp;Bondei 146

Bondjo (Bondzo) 164, 231

Bonduru 156 Bongo 1)145; 2)158,231nbsp;Bongu 129nbsp;Bontokisch 125, 126nbsp;Boothia-Dial. 72nbsp;Böotisch 11nbsp;Borada 168nbsp;Borgu 167, 168nbsp;Boritsu 231nbsp;Borneo-Spr. 119nbsp;Bornu 167nbsp;Boro 231nbsp;Bororo 214nbsp;Boruca 195nbsp;Borumesu 129nbsp;Bo-Spr. 166, 231nbsp;Botokudisch 216nbsp;Bougainville-Spr. 120nbsp;Boviri 168nbsp;Bozo 167

Blackfoot-Spr. 169 Ble 232nbsp;Blood-Spr. 169nbsp;Brabantisch 14nbsp;Brahuï 7, 98, 99, 100nbsp;Braj-Bhasha 5nbsp;Bretonisch 13,19,20,96nbsp;Bristol-Bai-Dial. 72nbsp;Britanniscb 13nbsp;Britisch-Neuguinea-Spr.nbsp;120

Brunea 196

Buandik 131, 137, 138 Buduch 76

Buena Vista-Dial, 178 Bugi gt;) 119, 121, 124,nbsp;125; 2) 128nbsp;Bugre 215nbsp;Buhagana 207nbsp;Bukueta 195nbsp;Bulanda 166nbsp;Bulgarisch 15nbsp;Bulom 166, 232nbsp;Bulponara 132nbsp;Bulu 125nbsp;Buna 129nbsp;Buuan 101nbsp;Bundyil-Spr. 132nbsp;Bunku 125nbsp;Bunu 129nbsp;Bura 231nbsp;Burama 166nbsp;Burdekin-River-Spr.

134

Burgundisch 16 Burjatisch 67nbsp;Burrabinya 134nbsp;Burue 212nbsp;Burum 231nbsp;Burusaski 96nbsp;Buschmannischnbsp;(-Hottentottisch) 141nbsp;Busim 129nbsp;Bassa 232nbsp;Bussa 232nbsp;Buta 231

Bute 154, 230, 231 Bwa ') 231; 2) 231nbsp;Bwaka 154nbsp;Bwem 231nbsp;Byangsl 101

C (s. auch unter K), Cabecar 194nbsp;Cabre 219nbsp;Caddo 174nbsp;Gahita 182nbsp;Gahuapana-Spr. 209nbsp;Cahuilla 182nbsp;Caingua 218nbsp;Cajamarca (Kasamarka)nbsp;199

Cakcbiquel 192 Calchaqui 204nbsp;Caledon-Bai-Spr. 136nbsp;Camaniba 225nbsp;Gampa 221

Canas gordas 196 Canoeiros 217nbsp;Caquetio 218nbsp;Cara 198nbsp;Caramanta 196nbsp;Carapana 208nbsp;Carare 226nbsp;Cara to 216

Cariboo Eaters-Spr. 171 Carrier-Spr. 171nbsp;Carrizo 173nbsp;Casca 183nbsp;Gatberine-River-Spr.

136

Cayapo-Spr. 215 Gayubaba (Kayuvava)

212

Cayuga 172 Celebes-Spr. 118, 119nbsp;Chaima 223nbsp;Chake 224

Cbalcba-Mongolisoh 67 Chaldisch 89nbsp;Chami 196nbsp;Gbamir 53nbsp;Chamorro 118nbsp;Chanabal 191nbsp;Ghandangsï 101nbsp;Change 221, 222nbsp;Ghanguena 195nbsp;Ghapacura 213nbsp;Chari (Öari) 100nbsp;Gharrisch 89nbsp;Charrua 228nbsp;Chattisch 89nbsp;Chavante 215nbsp;Chemehuevi 181nbsp;Cherente 215nbsp;Cheroki 172nbsp;Chewsurisch 76nbsp;Cheyenne 169nbsp;Chiapaneco 158nbsp;Chibeha 196nbsp;Chibeha-Spr, 194nbsp;Chicomucelteco 192nbsp;Chicri 215nbsp;Chicriaba 215nbsp;Cbikasaw 173nbsp;Chikito 213nbsp;Ghilcotin 171nbsp;Cbilote 229nbsp;Chimakua 176nbsp;Chimu 198nbsp;Chinalug(isch) 76nbsp;Cbinanteco 188


240

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Chincha 198 Ghinchaya 199nbsp;Chinch asuyu 199nbsp;Ghinesisch 103,104,106nbsp;—112

Chingali 136 Chinook-Spr. 178nbsp;Chippeway 170nbsp;Chiriguano 217nbsp;Chiripa 218nbsp;Chiripo 194nbsp;Chiru 103nbsp;Chitimacha 173nbsp;Chocho 188nbsp;Ghoco-Spr. 196nbsp;Choi 191nbsp;Cholona 210nbsp;Choncho 182nbsp;Chontakiro 221nbsp;Chontal 184, 191nbsp;Chorote 227nbsp;Chorti 191nbsp;Chözl s. Hozinbsp;Chuja 192nbsp;Chuhe 192nbsp;Chulikata 101nbsp;Chiirkil(in)isch 76nbsp;Churoye 206nbsp;Churrisch 90nbsp;Churwelsch 12nbsp;Chutiya 101nbsp;Ciboneye (1. und 2.) 219nbsp;Ciguayos-Spr. 222nbsp;Coahuilteca 173nbsp;Coahuilteca-Spr. 173,nbsp;184

Cobourg-Halbinsel-Spr.

135

Cocama 217 Cocamilla 217nbsp;Cochabot 227nbsp;Coche 208nbsp;Coconuco 196nbsp;Coen-River-Spr. 136nbsp;Coeur d’Alène-Indianer-Spr. 176nbsp;Cofane 209nbsp;Colorado 196nbsp;Comanche 181nbsp;Gomecrudo 173nbsp;Cook-Distrikt-Spr. 134nbsp;Cora 182nbsp;Coroado 216nbsp;Coropo 216nbsp;Correguaje 207

Gostano 178 Cotonam 173nbsp;Cotoxo 216nbsp;Cowichan 176nbsp;Creek 173nbsp;Cree-Spr. 169nbsp;Crenge 216nbsp;Cuaiquer 196nbsp;Cucape 180nbsp;Cueva-Coiba 195nbsp;Cuicateco 190nbsp;Cuna 196nbsp;Gunza 204nbsp;Curuahe 217nbsp;Curusamba 196nbsp;Cuzco-Kitsua (Quechua)nbsp;200

D.

Da 232 Dabu 128nbsp;Dadyo (Dadzo) 230nbsp;Dafla 101nbsp;Dagari 167, 231nbsp;Dagarti 167, 231nbsp;Dagig (Daghig) 230nbsp;Dagomba 167, 231nbsp;Dagseje 207nbsp;Dagur 129nbsp;Dakota-Spr. 174nbsp;Dalmatinisch 12nbsp;Daly-River-Spr. 135,nbsp;138, 139, 140nbsp;Dama 231nbsp;Damara 142nbsp;Damergu 157nbsp;Danisch 13, 18—21nbsp;Dargwa 76nbsp;Darien 195nbsp;Darling-Spr. 133nbsp;Darmiya 101nbsp;Daxea 207

Dayakll9,123,126,126 Daza 230nbsp;Dazagada 157nbsp;De 232

Deg(h)a 167, 231 Dekuana 224nbsp;Delaware 170nbsp;Delphisch 11, 22nbsp;Demotisch 52nbsp;Dendi 231nbsp;Dene-Spr. 170nbsp;Desana 207nbsp;Dewoi 232

Dhegiha-Spr. 176

Dhimal 101, 106

Dhudhuroa 131

Diaguita 204

Diba 231

Did a 232

Didoisch 76

Diegueno 180

Dieri 133,137,140,141

Digaru 101

Digo 146

Dima 146

Dimasa 102

Dinka 166, 230

Dioi 105

Diria 189

Diuitse 229

Djaga 146

Djek (Dzek) 76

Djo (Dzo) 231

Djonga (Dzonga) 148

Do 231

Doa 207

Dogom 232

Dogon 232

Doko 230

Domara 129

Dorask 195

Dorhosye 231

Dorisch 10, 19- 23, 25,

28, 29

Dorobo 166, 230 Dravida-Spr. 7nbsp;Dravidisch 96nbsp;Drugu 230nbsp;Dschek s. Djeknbsp;Duala 145, 148—161nbsp;Duggera 231nbsp;Duit 196

Duke of York-Insel-Spr.

122

Dungerwab 128 Dyaluo (Dzaluo) 230nbsp;Dyan 231nbsp;Dyoba 232nbsp;Dyola 166, 232nbsp;Dyukun (Dzukun) 231nbsp;Dyür (DzOr) 230nbsp;Dzalamo 146nbsp;Dzarawa 231nbsp;Dzase 220nbsp;Dzek s. Djeknbsp;Dzelanga 231nbsp;Dzerma 232nbsp;Dzonga s. Djonga


16

Kieckers, Die SprachstS,nime der Erde.

241

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£.

Fon (F6) 231

Gbira 231

Ebrie 232

Formosanisch 118, 126,

Gbö-Spr. 167

Edo 231

126

Gbogolo 231

Efe 155, 231

Fox 170

Gé 231

Efik 157, 231

Fra 167, 231

Gebn 7

Egba-Spr. 155, 156

Frankisch 14

Ge'ez 40

Elamitisch 91, 92

Französisch 14,18—21,

Gegisch 12

Elbslarisch 15

95

Geiko 216

Elema 189

Friaulisch 12, 18

Gekoinlahaak 227

Eliri 168, 230

Friesisch 14, 18, 19

Gelbmesserind i aner-

Emerillon 218

Fudu 231

Spr. 171

Empëo 102

Ful 55, 146, 166

Georgisch 76, 78, 81—

Encabellado 207

Für 230

86, 91

Engano 119

Fut 231

Gera 231

Englisch 14, 18, 19

Futuna 120

Germanisch 13, 18

Enimaga 227

Fuyuge 129

Gerze 232

Eosavante 216

Ge-Spr. 214, 215

Epirotisch 11

G.

Gha 231

Eromanga 119, 122

Gaberi 231

Gi 232

Eskimoisch 68, 72

Gabrielino 182

Gibi 232

Esmeraldas-Spr. 197,

Gaima 129

Gilakï 7

198

Galela 130

Gilbertinseln-Spr. 120,

Esselen 180

Galibi 223

122

Estnisch 66, 67—66

Galilaisch 37

Giljakisch 95, 96

Eten 198

Galisch 13

Girara 129

Etruskisch 93, 94

Galizisch 12

Go 232 nbsp;nbsp;nbsp;1

Etsaottine 171

Galla 52

Goajiro 219

Euahlayi 134

Gallisch 13, 19, 21—23,

Goa-Spr. 134

Eudeve 182

26

Goaxiro 219

Euskera-Dial. 86

Galoli 119

Goba 155

Evelyn-Creek-Spr. 133

Gam-Damara 142

Gobu 231

Evo 130

Gamella 215

Gola 166, 232

Ewe 166, 231

Gamergu 231

Golf-Spr. 173

Gamila 230

Golo 164, 231

F.

Gan 1) 231; nbsp;nbsp;nbsp;232

Gondi 97—100

Fakaafo 120, 121

Ganda 146, 148—160

Gora 232

Fali 231

Gang 230

Gori *) 231; 2) 232

Fang 156

Gao 122

Gorong 119

Fania (Fanya) 231

Gapei'si 167

Gotisch 8, 9, 13, 16, IS

Fanti 232

Gara 231

— 24, 26—32, 64

I nbsp;nbsp;nbsp;Fellichï 39

Garö 102

Goytacaz-Spr. 216

I nbsp;nbsp;nbsp;Fernandino 182

Gaya 230

Goytaka 216

Fernando-Po-Spr. 145

Gayi 231

Gre 155, 232

Fetu 232

Gayo 119

Grebo 155

Feuerlaudisch 229

Gba 231

Gri 173

Fi 231

Gbandi 156, 232

Griechisch ^ 8, 9,10,16,

Fidschiinseln-Spr. 120

Gbanya 167, 231

18—33, 50, 64

—122, 124, 126, 127

Gbanyan 231

Griechisch-Albanisch 12:

Filham 166

Gbaragba 231

Griga 173

Finniscb 66—65, 68, 70

Gbari 168, 231

Grönlandisch 72—Vb

Finnisch-Ugrisch 48,55

Gbasa 166

GroÊandamanesisch 100

62, 64,111

Flachkopfindianer-Spr.

Gbaya 164, 231

Gbe 231

GroÊrussisch 16

' Gemeint ist im all-^

176

Gbê 232

Flores-Spr. 119

Gbea 156, 231

gemeinen Altgriechisch.

242



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Gros-Ventres-Spr. 169 Grusinisch s. Georgischnbsp;Grussi 167nbsp;Guahibo 206nbsp;Guake 223nbsp;Gual'aga 247nbsp;Gualaquiza 209, 220nbsp;Guamaca 195nbsp;Guamaika 228nbsp;Guana ') 222; 2) 227nbsp;Guanaco 196nbsp;Guang 167nbsp;Guanusi 167nbsp;Guaraki 218nbsp;Guarani 218nbsp;Guarauno 206nbsp;Guarayo 211; *) 218nbsp;Guarayu 218nbsp;Guariza 211nbsp;Guarpe 205nbsp;Guatekimame 188nbsp;Guatuso 194nbsp;Guaykeri 223nbsp;Guaykuru 225nbsp;Guaymi 195nbsp;Guazapare 182nbsp;Gudang 136nbsp;Guentuse 227nbsp;Guetare 194nbsp;Guichola 182nbsp;Guinau 220nbsp;Gujarati 5nbsp;Gula 231nbsp;Gule 230nbsp;Gumi 230

Gumulgal 136, 137, 139 Gundi 231nbsp;Guragë 41nbsp;Gurisch 76nbsp;Gurka 231nbsp;Gurma 231nbsp;Gurung 101nbsp;Gurunsi 167, 231nbsp;Gwa 232nbsp;Gwa 232nbsp;Gwala 231nbsp;Gwamba 147nbsp;Gwanya 167nbsp;Gyitksan 175

H.

Hadendoa 52 Hadramaut-Arabisch 40nbsp;Hahanana 207nbsp;Haida 170, 172

Hainan 102 Halabi 5nbsp;Halakwulup 230nbsp;Halenga 52nbsp;Halifaxbai-Spr. 132nbsp;Hallam 103nbsp;Halmahera-Spr. 130nbsp;Ham 231nbsp;Hamedz 230nbsp;Hamitisch 34, 51, 88nbsp;Hamitosemitisch 34, 55,nbsp;86

Hanis 177 Harari 41nbsp;Hasara 67

Hasenindianer-Spr. 171 Hatigorria 102nbsp;Haus 230

Haussa 56,145,168, 231 Havasupai 180nbsp;Hawai 121

Hebraisch 35, 42—51, 53, 54

Hebriden-Spr. 120 Hehe 147

Herero 146, 148—151 Herisibokono 213nbsp;Hethitisch 9, 10, 20, 93,nbsp;94

Heve 182 Hianakoto 223nbsp;Hibito 210nbsp;Hidatsa 176nbsp;Hima 230nbsp;Hindi 5, 236nbsp;Hindustani 5, 19nbsp;Hiröi (-Lamgang) 103nbsp;Hitchiti (Hitsiti) 173nbsp;Ho 114

Hochdeutsch 14 HokaSpr. 179, 184nbsp;Hollandisch 14, 18—21nbsp;Hom-Damara 142nbsp;Hopi 182nbsp;Horo 231

Hottentottisch 141—144 Hova (Howa) 118, 125nbsp;Hözï 91nbsp;Huake 223nbsp;Huancavilca 198nbsp;Huancayo 199nbsp;Huanuco 199nbsp;Huanyam 213nbsp;Huari 199;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;213

Huarpe 205

Huastek (Huaxteco) 192 Huatsi 213nbsp;Huave 159nbsp;Hudsonbai-Spr. 72nbsp;Huilliche (Huil'itse)

229

Huitsol 182 Huraba 230nbsp;Hundsrippenindianer-Spr. 171nbsp;Hupa 171nbsp;Hürkanisch 76, 78nbsp;Huron 172nbsp;Hutsnom 179nbsp;Hwane 232nbsp;Hyperboraisch 94

I.

laibu 129 Ibanag 118nbsp;Iberisch 86nbsp;lbo-Spr. 156, 231nbsp;Ibu 130nbsp;Icaguate 207nbsp;Idjo (Idzo) 231nbsp;Igorot 118nbsp;Ihuruana 224nbsp;lllinois-Spr. 170nbsp;Illyrisch 15nbsp;llokan 118nbsp;Imerisch 76nbsp;Impetineri 210nbsp;Imphalisch 103nbsp;Inapari 221nbsp;Inari-Lappisch 67nbsp;Indamu 205nbsp;Indisch 4

Indochinesisch lOO Indogermanisch 4, 8—nbsp;10, 16—33, 46, 47,nbsp;66, 62, 64nbsp;Indoiranisch 4nbsp;Indonesisch 117, 121nbsp;Ingano 200nbsp;Ingariko 224nbsp;Ingiloisch 76nbsp;Ingrisch 66, 60nbsp;Inguschisch 76, 78nbsp;Inyeri 219nbsp;Ionisch 10, 11, 19nbsp;lowa 176nbsp;Ipa 228nbsp;Ipeka 220nbsp;Ipurina 221nbsp;Iraku 230


i.


243

16*

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Iranisch 7 Irisch 13nbsp;Irokesisch 172nbsp;Irritila 182nbsp;Irtysch-Dial. 66nbsp;Isam 130nbsp;Isala 167nbsp;IschkaschamT 7nbsp;Isistine 228nbsp;Islandisch 13nbsp;Italienisch 12, 18—21nbsp;Italisch 12, 18nbsp;Iten 213nbsp;Itonama 213nbsp;Itza 191nbsp;Ixil 191

Ixkatek (Izcateco) 188

J (s. auch unter Y). Jacalteco 192nbsp;Jakun 113nbsp;Jakulisch 67nbsp;Japanisch 68, 70, 71nbsp;Jarava 100nbsp;Jarekuna 224nbsp;Jaru 213

Javanisch 119, 121— 127

Jebero 208 Jenisseiostjakisch 101nbsp;Jenisseisamojedisch 65,nbsp;66

Jenisseitungusisch 67 Jeru 100nbsp;Jibaro 209nbsp;Jibu 128nbsp;Jicaque 189nbsp;Jiddisch 232nbsp;Jivaro 220nbsp;Juang 114

Judaisch- Palastinen-sisch 37

Jurakisch 65, 66

K.

Kaba 231 Kabana 129nbsp;Kabardinisch 75, 78nbsp;Kabi 132nbsp;Kabisi 214nbsp;Kabre 231nbsp;Kabu 231nbsp;Kabui 102nbsp;Kabylisch 52, 53nbsp;Kachari 102

Kachin 102 Kadda 129nbsp;Kaddo s. Caddonbsp;Kadekili dyapa 212nbsp;Kadiak-Dial. 72nbsp;Kadiueo 226nbsp;Kadugli 230nbsp;Kadyakse 230nbsp;Kadzara 230nbsp;Kadzarge 230nbsp;Kagaba 195nbsp;Kagoro 231nbsp;Kahibo 210nbsp;Kahuapana 209nbsp;Kai 129nbsp;Kaina 169nbsp;Kaingang 215nbsp;Kaiowe 179nbsp;Kaiwalgal 136nbsp;Kakanda 231nbsp;Kaketio 219nbsp;Kaktsikel 192nbsp;Kalabrisch-Albanisch 12nbsp;Kalapuya 177nbsp;Kalifornisch-algon-kinische Spr. 170nbsp;Kalinga (Kalina) 222,nbsp;223

Kalusa 173 Kalmückisch 67nbsp;Kamakan 266nbsp;Kamassinisch 65, 66nbsp;Kamassisch s, Kamassinisch

Kamasya 230 Kamayura 217nbsp;Kamba 146nbsp;Kambari 231nbsp;Kambisa 129nbsp;Kambodschanisch 113nbsp;Kame 215nbsp;Kameka 129nbsp;Kamerun-Dial. 145nbsp;Kami 146

Kamilaroi 134, 137— 139

Kampa 221 Kampeva 217nbsp;Kamtschadalisch 94nbsp;Kana 231nbsp;Kanaanaisch 35nbsp;Kanamari 210 ; ‘¦‘) 212;nbsp;221

Kana-Spr. 134, 138 Kanara 97—100

Kanaresisch 97 Kanasi 101nbsp;Kanawari 210nbsp;Kanawarï 101nbsp;Kanco 114nbsp;Kande 145nbsp;Kanderma 168, 230nbsp;Kandya 231nbsp;Kanem 157nbsp;Kanitsana 212nbsp;Kansa 175nbsp;Kanuri 230nbsp;KanuriSpr. 157nbsp;Kanyara 133nbsp;Kanyari 220nbsp;Kanyop 166, 232nbsp;Kap-Barrow-Dial. 72nbsp;Kapiekran 215nbsp;Kapuibo 211nbsp;Kapulla 231nbsp;Kap-York-Spr. 136, 137nbsp;Karaboro 231nbsp;Karadza 214nbsp;Karagassisch 67nbsp;Karaho 215

Kararoodjo (Karamod-zo) 230 Karandi 136nbsp;Karankawa 174nbsp;Karaya (= Karadza)nbsp;214

Kare 230 Karekare 231nbsp;Karelisch 56nbsp;Kareniseh 105nbsp;Karibi 222, 223nbsp;Karibisch 222nbsp;Karibuesser-Spr. 171nbsp;Kariniako 223nbsp;Karipuna 211nbsp;Kariri 216nbsp;Karisch 92nbsp;Karixona 223nbsp;Karok 180nbsp;Karolinen-Spr. 120nbsp;Kaschanï 7nbsp;Kaschgar-Dial. 66nbsp;Kaschmiri (Kasmiri) 5nbsp;Kaschubisch 15nbsp;Kasele 231nbsp;Kasibo 210nbsp;Kasima 167nbsp;Kasimükisch 76nbsp;Kasinahua 210nbsp;Kasinaua 210


244

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Kaskaskia 170 Kasm 167, 231nbsp;Kasmere 230nbsp;Kason 167nbsp;Kaspische Dial. 7nbsp;Kassena 167, 231nbsp;Katakao 199nbsp;Katalanisch 12nbsp;Katapolitani 220nbsp;Katawba 174nbsp;Katawisi 212nbsp;Katedong 129nbsp;Kathlamat 178nbsp;Katla 230nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[221

Katukina 210, 211, 212, Katukinaru 211nbsp;Kauisana 220nbsp;Kaukasisch 75, 86—88,nbsp;91

Kauralgal 136, 137 Kaure (Kauri) 167nbsp;Kavineno 211nbsp;Kavirondo 230nbsp;Kavu 129nbsp;Kawaiisu 181nbsp;Kawaina 168, 230nbsp;Kawtsodinneh 171nbsp;Kayapo 215nbsp;Kayarara 212nbsp;Kayon 231nbsp;Kayuse 177nbsp;Kayuvava 212nbsp;Kazkan 183nbsp;Kebu 167nbsp;Kede 100nbsp;Kedemonye 231nbsp;Kederu 231nbsp;Kei 1) 119; 2) 129nbsp;Kektsi 192nbsp;Kelana 129nbsp;Kele 146, 231nbsp;Keltisch 13, 18nbsp;Kemba 129nbsp;Kenga 231nbsp;Kentisch 14nbsp;Kepo 194nbsp;Kerandi 228nbsp;Keres 183, 184nbsp;Ketschua s. Kitsuanbsp;Kezhama 102nbsp;Khadzuna 96nbsp;Khambu 101nbsp;Khami 103nbsp;Kliamti 105nbsp;Kliandesi 5

Kharia 114

Khartwelisch 76

Khasi ll3, 115

Khasi-Nikobar-Spr. 113

Khmer 113, 114, 116

Kboin-Spr. 141

Khoirao 102

Khond 97

Khotona 171

Khün 105

Khüri 76

Khyang 103

Khyang-Tha 103

Ki 231

Kiamba 167

Kickapoo s. Kikapu

Kida 114

Kikapu 170

Kile 67

Kiliwi 180

Kindiga 142

Kinga 147

Kings River-Dial. 178 King’s Sound-Spr. 135nbsp;Kinikinao 222nbsp;Kicka 146nbsp;Kiowa 179nbsp;Kipirsi 167, 231nbsp;Kipsikissi 230nbsp;Kiranti 101, 106nbsp;Kirgisisch 66nbsp;Kiriri 216nbsp;Kirisaman 224nbsp;Kiruru 129nbsp;Kisser 119nbsp;Kissi 166, 232nbsp;Kiteno 199nbsp;Kitsai 174nbsp;Kitse 192nbsp;Kitsua 199—204nbsp;Kitunaha 179nbsp;Kiwai 129nbsp;Klakamas 178nbsp;Klamath 177nbsp;Klatsop 178nbsp;Kleinandamanesischnbsp;100

Kleinrussisch 15 Klesem 231nbsp;Klikitat 176nbsp;Ko 231nbsp;Koalib 230nbsp;Koasa 129nbsp;Kochinchina-Anna-mitisch 105

Koasati 173 Kobena 207nbsp;Kodagu 97nbsp;Kodoï 230nbsp;Kofane 209nbsp;Kogai-Spr. 134nbsp;Kögbörikö 167nbsp;Köggaba 196, 197, 198nbsp;Koi 231nbsp;Koita 129nbsp;Kokopa 180nbsp;Kokoyimidir 132, 139nbsp;Kokozu 214nbsp;Kokwil 171nbsp;Kol 100

Kola-Lappisch 57 Kolami 97, 98nbsp;Kolan 199nbsp;Kolijon 131nbsp;Koljoschisch 172nbsp;Kololo 147nbsp;Koloschisch 172nbsp;Kolrên 103nbsp;Köl-Spr. 114nbsp;Kolya 204nbsp;Komas 181nbsp;Kometsingon 228nbsp;Komoks 176nbsp;Komono 231nbsp;Komoreninseln-Spr. 146nbsp;Konde-Spr. 146nbsp;Kondzara 230nbsp;Konestoga 172nbsp;Kong 157nbsp;Kongara 130nbsp;Kongo 145

Kongwan (Kongwa) 231 Konibo 210nbsp;Konkani 5nbsp;Konko 167, 231nbsp;Konkomba 167nbsp;Kono 232nbsp;Kontso 182nbsp;Konyagi 166, 232nbsp;Kopahi 177nbsp;Koptisch 52—64nbsp;Kora gt;) 100;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;182

Korabeka 214 Koranza 232nbsp;Korari 129nbsp;Koreanisch 66nbsp;Korjakisch 94nbsp;Komisch 13, 19, 20nbsp;, Koro 231nbsp;i Koroa 173


245

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Koromira 130 Korona 129nbsp;Koreguaxe 207nbsp;Korwa 114nbsp;Kossaisch 89nbsp;Kota 97nbsp;Kotoko 231nbsp;Kotoso 216nbsp;Kotsabot 227nbsp;Kotse 208nbsp;Kotsimi 180nbsp;Kottisch 101nbsp;Kotzebue-Sound-Dial. 72nbsp;Koura 114nbsp;Kovareka 214nbsp;Kovio 129nbsp;Kowitsan 176nbsp;Kpando 231nbsp;Kparabon 231nbsp;Kpe 231nbsp;Kpelle 157nbsp;Kpese 167nbsp;Kposso 167, 231nbsp;Kpoto 231nbsp;Kpwesi 232nbsp;Kra 232

Krahenindianer-Spr,i76 Krawi (Krawo) l66nbsp;Kredj (Kredz) 154 231nbsp;Kren^e 215nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;

Kreolisch 12 Krepe 231nbsp;Krik 173nbsp;Krim 232nbsp;Krimgotisch 13nbsp;Krisana 224nbsp;Kri-Spr. 169nbsp;Kroatisch 15nbsp;Krongo 230nbsp;Kru 155nbsp;Kuaiker 196nbsp;Kuba 145nbsp;Kubatschi 76nbsp;Kueretu 207nbsp;Kui 97, 98, 100nbsp;Kuika 205nbsp;Kuikatek 190nbsp;Kuinmurburra 132nbsp;Kuitlatek 186nbsp;Kuits 177nbsp;Kuki-Ghin-Spr. 102nbsp;Kulan 231nbsp;Kulango 231nbsp;Kuliana 206nbsp;Kulin 131, 136, 137

Kulino 210 Kulkalgal 136, 139nbsp;Kum 231nbsp;Kumanagoto 223nbsp;Kumbainggeri 132nbsp;Kume 165nbsp;Kumi 145

Kunakuna *) 196; nbsp;nbsp;nbsp;231

Kunama 230 Kunene 146nbsp;Kuneste 172nbsp;Kungeri 134nbsp;Kuni 231nbsp;Kuniba 221nbsp;Kunibo i)210; 2)221nbsp;Kunini 128nbsp;Kunuana 224nbsp;Kununena 224nbsp;Kunyama 146nbsp;Kupang 119nbsp;Kuranko 232nbsp;Kuravo 214nbsp;Kurdisch 6, 19nbsp;Kuri 231nbsp;Kari 231nbsp;Kurina 210nbsp;Kürinisch 76, 78nbsp;Kuri-Spr. 131nbsp;Karkn 114nbsp;Kurnai 131, 137nbsp;Kurnaya 217nbsp;Kurukaneka 214nbsp;Kurukb 97, 98nbsp;Kuruma 231nbsp;Kurumineka 214nbsp;Kus 177

Kuschitiscb 51, 62 Kusikia 213nbsp;Kuskeno 199nbsp;Kussan (Kusa) 167, 231nbsp;Kussassi 167nbsp;Kussu 146nbsp;Kustenau 222nbsp;Kutchin 171nbsp;Kutenai 179nbsp;Kwa 232nbsp;Kwafi 165, 230nbsp;Kwakiutl 176nbsp;Kwapaw 176nbsp;Kwatu 232nbsp;Kwileut 176nbsp;Kwili 145nbsp;Kwiri 145nbsp;Kwoireng 102nbsp;Kxatla 147

Kyama 232 Kyan (Kya) 231nbsp;Kyefo 231

Kymrisch 13,18,19, 20 Kyprisch 11

L.

Labradorisch 72 Ladinisch 12nbsp;Lafofa 168, 230nbsp;Lagunero 182nbsp;Lahnda 5nbsp;Lai 103nbsp;Lakakia 129nbsp;Lakandon(e) 191nbsp;Lakher 103nbsp;Lakia 105nbsp;Lakisch 76, 78nbsp;Lala 145nbsp;Lalung 102nbsp;Lamajen 105nbsp;Lamano 199nbsp;Lamgang s. Hiröi-Lam-gang

Lamista 199 Lamut 67nbsp;Landoma 166nbsp;Landuma (= Landoma)nbsp;232

Langan (Laga) 232 Lango 230nbsp;Langrong 103nbsp;Langtub 129nbsp;Lao 105nbsp;Lapalapa 212nbsp;Lapatsu 221nbsp;Lapin 147nbsp;Lappisch 57—66nbsp;Lasisch 76nbsp;Lassik 172

Latein 8—10, 16, 18— 32, 60, 64, 92, 93nbsp;Lati 112nbsp;Latschi s. Latinbsp;Latuka 230nbsp;Layana 222nbsp;Leany y Mulia 189nbsp;Leeanuwa s. Lienuwanbsp;Lefana 168, 231nbsp;Lega 154, 230nbsp;Legba 167, 231nbsp;Leitere 129nbsp;Leka (Leko) 212nbsp;Lele 167nbsp;Lemniscb 94


246

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Lenape 170 Lenca 189nbsp;Lendu 154, 230nbsp;Lenge 148nbsp;Lengua 227nbsp;Lepcha 101, 108nbsp;Lepontisch 16nbsp;Lepu 129nbsp;Lesbisch 11, 27nbsp;Lese 154, 230nbsp;Letti 119

Lettisch 15, 18—24, 28, 31, 33, 57nbsp;Leuvutse 229nbsp;Lhöta 102nbsp;Li 105

Libysch 51, 52 Lienuwa 136nbsp;Lifofa 230nbsp;Ligbi 232nbsp;Ligurisch 16nbsp;Likpe 168, 231nbsp;Lilluet (Lillovet) 176nbsp;Limba 232nbsp;Limbu 101nbsp;Limburgisch 14nbsp;Lipan 172nbsp;Liri 230nbsp;Lis (Lisa) 231nbsp;Lislique 193nbsp;Litauisch 10, 15, 18—nbsp;24, 26-28, 30, 31,nbsp;33, 64

Livisch 57, 63 Lïjang 102nbsp;Lo 232nbsp;Lobi 231nbsp;Lodo 130nbsp;Lod2azi 146nbsp;Logba 167, 231nbsp;Logbwari 154, 230nbsp;Logo 230

Logoma (Lorhoma) 231 Logone 158, 231nbsp;Loko 232nbsp;Loi 105nbsp;Lokono 219nbsp;Lokrisch 11nbsp;Lomwe 147nbsp;Lolo 145nbsp;Lorhon 231nbsp;Losso (Loso) 167, 231nbsp;Loucheux 171nbsp;Louisiadenarchipel-Spr.nbsp;119

Lu 231 Lü 105nbsp;Lüdisch 56nbsp;Luhüpa 102nbsp;Luinun 168nbsp;Luisch 10

Luiseno (-Cahuilla) 182 Luitse 108nbsp;Lukkunu 219nbsp;Luie 227, 228nbsp;Lumun 230nbsp;Lunda 146nbsp;Lür 230

Luridya 133, 137 Lusêl 103nbsp;Lutuami 177nbsp;Lydisch 92, 93, 94nbsp;Lykisch 94

M,

Maba 158, 230 Mabara 158nbsp;Macas 209, 220nbsp;Mackenzie-Dial. 72nbsp;Macorixes-Spr. 222nbsp;Madegassisch 118, 126nbsp;Madi 164, 230nbsp;Madole 130nbsp;Madura 119, 124nbsp;Madye 230nbsp;Mafali 118nbsp;Mafulu 129nbsp;Magadhï 5nbsp;Magarï 101nbsp;Maghï 103

Magindanao 118, 123 —126

Magyarisch s. Ungarisch Mahafali 118nbsp;Mahi 231nbsp;Mahgi'astri 6nbsp;Mahikan 170nbsp;Mahrisch 15nbsp;Maidu 178nbsp;Mailu 129nbsp;Maipua 129nbsp;Maipure 220nbsp;Mairassis 130nbsp;Maisin 129nbsp;Majuri 219nbsp;Maka 231nbsp;Makas s. Macasnbsp;Makassar 119nbsp;Makedonisch 15nbsp;Makiritare 224

Maku (1. und 2.) 206 Makua 147nbsp;Makuna 207nbsp;Makusi 224nbsp;Malagassi 118, 126nbsp;Malaiisch 118,121—126nbsp;Malakkisch 113nbsp;Malali 216nbsp;Malayalam 97, 98nbsp;Malbala 227nbsp;Malesit (Malecite) 170nbsp;Malitnba 145nbsp;Malinke 157nbsp;Maltesisch-Arabisch 40,nbsp;60

Malto 97, 98 Mam 191nbsp;Mam 193

Mamhurra-Spr. 134 Mampursi 167nbsp;Mampuru 167, 231nbsp;Mampwa 166nbsp;Man (- Laqua) 105nbsp;Mana 231nbsp;Manao 220nbsp;Manapire 223nbsp;Manasika 213nbsp;Manchati 101nbsp;Mandaisch 38, 45, 51nbsp;Mandan 175nbsp;Mandara 231nbsp;Mandinga 195nbsp;Mandingo 157, 232nbsp;Mandjak s. Mandzaknbsp;Mandjia 166, 231nbsp;Mandschu 67nbsp;Mandza (Mandzya) s.nbsp;Mandjia

Mandzak (Madzak) 166, 232

Manekenku 230 Maneteneri (Maniteneri)nbsp;227

Manfu-Spr. 155 Manga 157nbsp;Mangareva 120nbsp;Mangbetu 230nbsp;Mangea 120nbsp;Mangue 189nbsp;Mangun 67nbsp;Manitsaua 217nbsp;Manó (Manon) 232nbsp;Manta 198nbsp;Manx 13nbsp;Mao 102


247

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Maori 120, 121 Mapidian 220nbsp;Mapuche-Spr. 228nbsp;Mara 230nbsp;Marathi 5nbsp;Maranha 220nbsp;Marawa 220nbsp;Mara wan 219nbsp;Marggam 129nbsp;Margi 231nbsp;Marianen-Spr. 118nbsp;Maribitsikoa 185nbsp;Marikopa 180nbsp;Maring 102nbsp;Mariposa 178nbsp;Markesanisch 120, 121nbsp;Maropa 211nbsp;Marrucinisch 8, 12nbsp;Marschallinseln-Spr.

120

Masaba 146 Masai 165, 230nbsp;Masakara 216nbsp;Masasi 147nbsp;Masko 221nbsp;Maskoi 226nbsp;Maspo 210nbsp;Massai s. Masainbsp;Massalit 230nbsp;Masset 172nbsp;Masubi 213nbsp;Mataco 227nbsp;Matagalpa 191, 193nbsp;MatagU'iyo 227nbsp;Matara 227nbsp;Matlaltzinco 188nbsp;Mattole 171nbsp;Mauhe 217nbsp;Mawakwa 220nbsp;Maxacara s. Masakaranbsp;Maxuruna 210nbsp;Maya 191

Maya-Spr. 190, 191 Mayna 200, 209nbsp;Mayo 182nbsp;Mayonggong 224nbsp;Mayonina 210nbsp;Mazahua 188nbsp;Mazatek (Mazateco) 188nbsp;Mbamba 146nbsp;Mbangala 146nbsp;Mbarike 231nbsp;Mbaya 226nbsp;Mbrak 231nbsp;Mbuba 154, 230

Mb(b)ugu 230 Mbulunga 230nbsp;Mbundu 146nbsp;Mbwaka 231nbsp;Mbwen 231nbsp;Mdewakanton 175nbsp;Mech (Mes) 102nbsp;Mehinaku 222nbsp;Mehri 40, 42, 43nbsp;Meithei 102, 103nbsp;Mekan 230

Melanesisch 119, 121, 122, 129

Melanesisch-polyne-sische Übergangsspr. 120

Melville-Dial. 72 Mende (Mendi) 157, 232nbsp;Menie 216nbsp;Menien 216nbsp;Menomini 170nbsp;Mentawei 119,121,125,nbsp;126

Menya 231 Merauke 130nbsp;Merciscb 14nbsp;Merina 118, 121nbsp;Meroïtisch 62, 158, 164nbsp;Mesopotamisch-Arabisch 40nbsp;Messapisch 16nbsp;Mexikanische Spr. 181nbsp;Meyu 133nbsp;Mhar 103nbsp;Miami 170nbsp;Miao 105nbsp;Miape 132nbsp;Miazale 209, 220nbsp;Michoacano 190nbsp;Midzu 101nbsp;Mikadun 132nbsp;Mikmak (Micmac) 170nbsp;Mikronesisch 120nbsp;Milareipi 129nbsp;Millcayac 205nbsp;Miltu 231nbsp;Miluk 177nbsp;Mimi 231nbsp;Mimika 129nbsp;Mina 231nbsp;Minaisch 40, 50nbsp;Minangkabau 119nbsp;Mindzam(Mindschilni) 7nbsp;Minetari 175nbsp;Minga 230

Mingin 139 Mingrelisch 76nbsp;Mining 133nbsp;Minkia 106nbsp;Minyung 132, 137nbsp;Mipir 102

Miranha (Miranya) 208 Miri 1) 101; ^ 230nbsp;Miriam 128, 130nbsp;Mis 129

Miskito 192 — 194 Miskito-Matagalpa-Spr.nbsp;192

Mismi (Mishmi) 101 Missuri 175nbsp;Mitakudi 132nbsp;Mitannisch 89—91nbsp;Mittelassamesisch 101nbsp;Mittelbretonisch 13, 21nbsp;Mittelbulgarisch 15nbsp;Mitteldeutsch 14, 28nbsp;Mittelenglisch 14nbsp;Mittelgriechisch 11nbsp;Mittelhochdeutsch 9,14,nbsp;18-21, 28, 32nbsp;Mittelindisch 4—6nbsp;Mitteliranisch 6nbsp;Mittelirisch 13nbsp;Mittelkymrisch 13, 20,nbsp;23, 24, 95

Mittelniederdeutsch 14 Mittelniederlandisch 14nbsp;Mittelpersisch 6. 18, 19nbsp;Mitu (Mittu) 231nbsp;Miwa 178nbsp;Miwok 178nbsp;Mixe 189

Mixe-Lenca-Spr. 189 Mixtec(o) 190nbsp;Mize s. Mixenbsp;Mo 167, 231nbsp;Moabitisch 35nbsp;Moba 158, 167, 231nbsp;Mobima 212nbsp;Möchaiia 207nbsp;Mochica 198nbsp;Mocoa 198nbsp;Mocovi 226nbsp;Modok 177nbsp;Modzung 102nbsp;Moguez (Moguex) 196nbsp;Mobave 180nbsp;Mohawk 172nbsp;Mohikanisch 170nbsp;Mohongia 102


248

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Moi 113 Molala 177nbsp;Möle 167, 231nbsp;Molele 177nbsp;Mulukken-Spr. 120nbsp;Molutse 229nbsp;Mom 231nbsp;Mom vu 154, 230nbsp;Mon 113, 114nbsp;Mondenibo 154nbsp;Monfu 154nbsp;Mongolisch 67nbsp;Mongwandi 155nbsp;Mon-Khmer-Spr. 106,nbsp;113

Mono 181 Monumbo 129, 130nbsp;Monzombo 231nbsp;Mopan 191nbsp;Mopone 191nbsp;Moquelumnan 178nbsp;Moqui 182nbsp;Moran 102nbsp;Mordwinisch 56—66nbsp;Moro 226nbsp;Morona 209, 220nbsp;Morotoko 226nbsp;Moru 230

Mosanische Spr. 175 Moseten(a) 212nbsp;Moska 196nbsp;Moskito 192nbsp;Moso 105nbsp;Mosse 167nbsp;Mossi-Spr. 167nbsp;Motilon 224nbsp;Motozintlek (Mototzint-leco) 192nbsp;Move 195nbsp;Movima 212nbsp;Mowata 129nbsp;Moxo 221nbsp;Mrü 103nbsp;Mthiulisch 76nbsp;Muchocone 221nbsp;Mueva 147nbsp;Muite 195nbsp;Mulaha 129nbsp;Mulgu 231nbsp;Mundang 231nbsp;Mundari 114, 115nbsp;Munda-Spr. 113nbsp;Mundu 154nbsp;Mungu 231nbsp;Munio 157

Munsi 231 Muoi 195nbsp;Muong 105nbsp;Mura 208nbsp;Mure 213nbsp;Murik 129nbsp;Murindo 196nbsp;Murire 195nbsp;Murmi 101nbsp;Murrawari 131, 139nbsp;Musa 129nbsp;Musgu 158, 231nbsp;Muskogi 173nbsp;Muskogi-Spr. 172, 173nbsp;Musu 105nbsp;Mutsoxeone 221nbsp;Mutsun-Dial. 178nbsp;Muyska 196nbsp;Mwa (Mva) 231nbsp;Mwê (Mwen) 232nbsp;Myelat 103nbsp;Mykulun 132

N,

Nabataisch 37 Naga-Bodo-Spr. 102nbsp;Naga-Kuki-Spr. 102nbsp;Naga-Spr. 102, 106nbsp;Nagpuri 5nbsp;Nagramadu 129nbsp;Nahane 171nbsp;Nahua-Spr. 183nbsp;Nahuatl-Spr. 183nbsp;Nahuat-Spr. 183nbsp;Nahukwa (Nahuqua) 225nbsp;Naiki 97nbsp;Naja 217nbsp;Naiu 232nbsp;Nama 141—144nbsp;Namau 129nbsp;Nambikuara 214nbsp;Namsangia 102nbsp;Nana 210nbsp;Nandi 165, 230nbsp;Nanerge 231nbsp;Nangkana (Nankana)nbsp;231

Napo 220 Narrinyeri 131nbsp;Nasioi 130nbsp;Nataotin 171nbsp;Natick (Natik) 170nbsp;Natsez 173nbsp;Natyoro 232nbsp;Nauru 120

Nausaku 128 Navaho 172nbsp;Nayïn-Dial. 7nbsp;Ndakko 231nbsp;Nde 231nbsp;Ndonga 146nbsp;Ndorobo 165nbsp;Nduka 231nbsp;Ndzuani 146nbsp;Ne 232nbsp;Necoda 196nbsp;Neuagyptisch 52nbsp;Neuarabisch 39, 40, 42nbsp;—46, 50, 51nbsp;Neuathiopisch 41nbsp;Neubretonisch 13nbsp;Neubulgarisch 15,19,20nbsp;Neue-Hebriden-Spr. 120,nbsp;121 122nbsp;Neuenglisch 14, 18, 20nbsp;Neufriesisch 14nbsp;Neugriechisch 11, 18—

Neu-Guinea-Spr. 120 Neuhochdeutsch 8,9,14,nbsp;18—21, 24—26nbsp;Neuindisch 4, 5nbsp;Neuiranisch 6, 7nbsp;Neuirisch 18, 19, 20, 27nbsp;Neukaledonien-Spr. 119nbsp;Neukymrisch 13, 20nbsp;N eu-Mecklenburg-Spr.nbsp;120

Neuniederdeutsch 14 Neunordisch 13nbsp;Neuostaramaisch 39, 42,nbsp;43

Neupersisch 6, 8, 18— 21, 27, 28, 31, 32nbsp;Neu-Pommern-Spr. 120nbsp;Neuseelandisch 120nbsp;Neuwestaramaisch 38,nbsp;42

Nevari 101 Nez-Percés-Indianer-Spr. 176nbsp;Nga 232nbsp;Ngaiarda 133nbsp;Ngama 231nbsp;Ngatta 146nbsp;Ngeumba 134, 137nbsp;Ng(g)erikundi 136, 137nbsp;Ngindo 147nbsp;Ngisu 230nbsp;Ngodi 145


249

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Ngombe 145 Ngo-Ngke-Spr. 156nbsp;Ngoni 147nbsp;Ngwato 147nbsp;Niangbara 230nbsp;Nias(isch) 119, 125,126nbsp;Nibulu 167nbsp;NiederdeuLsch 14nbsp;Niederfrankisch 14nbsp;Niederlandisch 14nbsp;Niedersachsisch 14nbsp;Niedertsinuk 178nbsp;Nifua (Nifwa) 230nbsp;Nika 146nbsp;Nikaro 183

Nikobar(isch) 113 — 116 Nil-Nuba 158, 169, 160nbsp;Nilotische Spr. 168nbsp;Nio 182

Nisinam {Nishinam)178 Niska 176

Niskwalli (Nisqualli) 176 Niue 120nbsp;Nkodo 231nbsp;Nkole 230nbsp;Nkum 231nbsp;Nkunya 167nbsp;Noho 146nbsp;None 232nbsp;Nonga 133nbsp;Nora 105nbsp;Nordamerikanischenbsp;Spr. 169nbsp;Nordarabisch 39nbsp;Nordarisch 6nbsp;Nordassamesisch 101nbsp;Nordaustralische Spr.nbsp;135

Nordgermanisch 13 Nordhumbrisch 14nbsp;Nordisch 13nbsp;Nordkaukasisch 175nbsp;Nordmongolisch 67nbsp;Norton-Sound-Dial. 72nbsp;Norwegisch 13, 19nbsp;Norwegisch-Lappisch67nbsp;Nordwestafrikanisch-Arabisch 40nbsp;Nordwestgriechisch 11nbsp;Nta 232

Ntlakyapamuk (Ntlakya-pomuk) 176 Nuba 158, 230nbsp;Nubisch 86, s. auch nochnbsp;Nuba

Nuer 165, 230 Nulla 133nbsp;Numipu 176nbsp;Numu 232nbsp;Nupanob 129nbsp;Nupe 231nbsp;Nuruma231nbsp;Nutka 176nbsp;Nwa 232nbsp;Nyagbotafi 231nbsp;Nyamnyam 164, 231nbsp;Nyamwezi-Spr. 146,148,nbsp;149

Nyandja 146 Nyangbo 168nbsp;Nyanyembe 146nbsp;Nyazidza 148nbsp;Nyellim 231nbsp;Nyiha 147nbsp;Nyo 231nbsp;Nyuema 146

O.

Oaiapi 218 Oberannamitisch 105nbsp;Oberdeutsch 14nbsp;Oberfrankisch 16nbsp;Obertsinuk 178nbsp;Oesbegisch 67nbsp;Ofo 174nbsp;Ojibvvay 170nbsp;Okanagan 176nbsp;Okinagan 176nbsp;Okole 228nbsp;Okorono 213nbsp;Olonetzisch 66nbsp;Oltsa (Oltscha) 67nbsp;Olulopiko 129nbsp;Omagua 217nbsp;Omaha 175nbsp;Omöa 207nbsp;Ona 229nbsp;Onandaga 172nbsp;Oneida 172nbsp;Onge 100nbsp;Onwampa 228nbsp;Opata 182nbsp;Opelusa 173nbsp;Opon 226nbsp;Oraon 97

Ord-River-Spr. 135 Oregonische Spr. 176nbsp;Oristine 226nbsp;Oriya 6nbsp;Orokotona 213

Orotina 189 Orotsch 67nbsp;Orotschon 67nbsp;Oroq 67

Osage (Oza2) 175 Oskisch 8, 12, 16, 18nbsp;—24

Osmaniscb 66, 68—70 Ossetisch 6, 7, 20nbsp;Ostaramaisch 36, 38nbsp;Ostfrankisch 14nbsp;Ostgermanisch 13nbsp;Ostindonesisch 119nbsp;Ostiranisch 6, 7nbsp;Ostjakisch 55, 57—65,nbsp;101

Ostjak-Samojedisch 65, 66, 101nbsp;Ostmining 133nbsp;Ostmongolisch 67nbsp;Ostnordisch 13nbsp;Ostseeftnnisch 56nbsp;Ostsemitisch 34nbsp;Otati 136nbsp;Oti 232nbsp;Oto 175nbsp;Otomak 206nbsp;Otomi 188nbsp;Ottawa 170nbsp;Otuke 214nbsp;Ovambo 146nbsp;Oyatnbi 218nbsp;Oyampi 218nbsp;Oyana 223nbsp;Ozeanisch 117, 119

Pa’ankOn’k 229 Fade 232nbsp;Padorlio 231nbsp;Pad2ade 166nbsp;Paez 196nbsp;Pagu 130nbsp;Pahari 5nbsp;Paikoneka 221

Paisaci 6

Paite 103

Paiute 181

Pakaguara 211

Palaisch 10

Palaoasiatisch 94

Palastinensisch 37, 45

Palau 118

Palenke 223

Pali 6, 18, 19, 20, 23


250

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Palignisch 12 Pallanganmiddah 131nbsp;Palmella 225nbsp;Palmyrenisch 37nbsp;Palong 113, 114nbsp;Palus (Paloos) 176nbsp;Pama 221nbsp;Pamana 221nbsp;Pame 188nbsp;Pamir-Dial. 7nbsp;Pammari 221nbsp;Pamoa 207nbsp;Pampa 228nbsp;Pamphylisch 11nbsp;Pangwe 147nbsp;Pani 174nbsp;Paiiim 129

Panikita (Paniquila) 196 Panjabi 5nbsp;Pankhü 103nbsp;Pano-Spr. 210nbsp;Papabuko 190nbsp;Papago 182nbsp;Pape 231nbsp;Papel 166, 232nbsp;Papua-Spr. 128nbsp;Parauhano 219nbsp;Parauxano 219nbsp;Paravilhana 224nbsp;Parawa 212nbsp;Parb 128nbsp;Pare 146nbsp;Pareiitintiii 217nbsp;Paressi 222nbsp;Parnkalla 133, 137nbsp;Parthisch 6nbsp;Paskagula 173nbsp;Passamakoddy (Passa-maquoddy) 170nbsp;Passe 220nbsp;Patagonisch 229nbsp;Pato 196nbsp;Patsera 182nbsp;Paumari 221nbsp;Paumotu 120nbsp;Paunaka 221nbsp;Pauwi 129nbsp;Paviotso 181nbsp;Pawni (Pawnee) 174nbsp;Pawumwa 213nbsp;Paya 193nbsp;Payagua 226nbsp;Payem 231nbsp;Pazaine 228nbsp;Pe 231

Peba 226 Peguanisch 113nbsp;Pehlevi (Pahlavi) 6nbsp;Pehuentse 229nbsp;Peli 147nbsp;Penobskot 170nbsp;Penoki 213nbsp;Penokikia 213nbsp;Pen-Spr. 177nbsp;Penuti-Spr. 177nbsp;Peoria 170nbsp;Pepel 166, 232nbsp;Periku 184nbsp;Permisch 56nbsp;Peten 191

Philippinen-Spr. 118 Phönikisch (Phönizisch)nbsp;36, 43, 44, 53nbsp;Phrygisch 15,16, 64, 93nbsp;Phthiotisch 11nbsp;Pianoghotto 223nbsp;Pianokoto 223nbsp;Piapoko 220nbsp;Piaroa 205nbsp;Piegan 169nbsp;Pikumbul 132nbsp;Pikuntse 229nbsp;Pilaga 226nbsp;Pima 182nbsp;Pimenleira 225nbsp;Pinoka 213nbsp;Pintue 220nbsp;Pintuk 209, 220nbsp;Pioje (Pioxe) 207nbsp;Pipil 183nbsp;Pirinda 188nbsp;Piro gt;) 183;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;221

Pla 232 Plattdeutsch 14nbsp;Pogoro 147nbsp;Pokam 192nbsp;Pokamam 192nbsp;Pokomo 146nbsp;Pokontsi 192nbsp;Polabisch 16nbsp;Polnisch 15, 19-21,nbsp;24

Polynesisch 120—122 Porno 180nbsp;Ponape 120nbsp;Ponca 175nbsp;Pongwe 146nbsp;Pono 145nbsp;Ponossakam 118nbsp;Poom 129

Popoloko 188 Popoluka 189, 193nbsp;Portugiesisch 12, 18 —

21

Poso-Creek-Dial. 178 Potawatomi 170nbsp;Prakrit 5, 18, 19, 20, 23nbsp;PreuÊisch 15nbsp;PrinzeÊ-Charlotte-Bay-Spr. 136

Protochattisch 89 Protomalakkisch 113nbsp;Provenzalisch 12, 18—

21

Pschavisch 76 Pucikwar 100nbsp;Pueltse 228nbsp;Puenche 229nbsp;Puguli 231nbsp;Puinave 206nbsp;Pujuna 178nbsp;Pul 232

Pula 166, s. auch Pul und Pularnbsp;Pular 232nbsp;Puna 198nbsp;Punisch 36nbsp;Puri 216nbsp;Puruga-Spr. 134nbsp;Purukoto 224nbsp;Pürflm 103nbsp;Puschtü 7nbsp;Puyuma 121nbsp;Pwo 105nbsp;Pya 232

Q (s. auch K). Quapaco 176nbsp;Quara 53nbsp;Quassalunke 157nbsp;Quechua 63, 199—204nbsp;Quepo 194nbsp;Querrandi 228nbsp;Quiche 192nbsp;Quileute 176

R.

Rabha 102 Rade 114nbsp;Raglai 114nbsp;Rajasthani 6nbsp;Rangkas 101nbsp;Rangkel 229nbsp;Rangkhöl 103nbsp;Ralté 103


251

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Rama 194 Ranumena 118nbsp;Rapanui 121nbsp;Rarotonga 120, 121nbsp;Rasad 230nbsp;Ratoromanisch 12nbsp;Rawi 147nbsp;Redzang 119nbsp;Regba 231nbsp;Rempin 129nbsp;Rengma 102nbsp;Rheinfrankisch 14, 28nbsp;Riang 113nbsp;Rio verde 196nbsp;Riri 230nbsp;Rokorona 213nbsp;Rokotona 213nbsp;Rolong 147nbsp;Romanisch 11, 12nbsp;Rone 231nbsp;Rong 101nbsp;Ronga 148nbsp;Roschanï 7nbsp;Rotorono 213nbsp;Rotti 119nbsp;Rotuma 122nbsp;Ruby-Creek-Spr. 135nbsp;Rugisch 15nbsp;Rukuyen 223nbsp;Rumanisch 12, 19—21nbsp;Rumba 129nbsp;Rundi 146nbsp;Runga 156, 230nbsp;Russisch 8, 9, 16, 19—nbsp;22, 24, 26, 27, 33nbsp;Ruthenisch 15, 19, 20nbsp;Rutul(isch) 76, 78

V

S (S, S).

§a 231 Saba 231nbsp;Sabaibo 182nbsp;Sabaisch 40, 51nbsp;Sabanero 196nbsp;Sabanga 231nbsp;Sabuya 216nbsp;Sachsisch 14nbsp;Sadal 166nbsp;Sagba 231nbsp;Sahaptin 176nbsp;Sabo gt;) 52;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;130

Saibalgal 136—139 Sakalava 118nbsp;Sakara 231

Sakei 113

Sakisch 6, 8, 18-20 Saliba 205nbsp;Salina 179nbsp;Salis-Spr. 176nbsp;Salomonsinseln-Spr.nbsp;120, 122nbsp;Saluen 113nbsp;Salum 166nbsp;Samaritanisch 38nbsp;ëambioa 214nbsp;SamnanI 7nbsp;Samo 167, 232nbsp;Samoanisch 120—125,nbsp;127, 128

Samojedisch 55, 65 Samuku 226nbsp;San 141nbsp;Sanana 128nbsp;Sanapana 227nbsp;Sanaviron 228nbsp;San Bias 195nbsp;Sandawe 142nbsp;Sandeh 164nbsp;Sangi 118nbsp;Sangir 118nbsp;Sanglitschï 7nbsp;Sango 147, 154, 231nbsp;Sankaranka 157nbsp;San Luiseno 182nbsp;Sansimoniano 213nbsp;Sanskrit 6

Santa Cruz Spr. 120, 122

Santali 114—117 Santiego del Estero 200nbsp;Santo Tomas 180nbsp;Santrokofi 168, 231nbsp;Sapibokona 211nbsp;Sapuki 227nbsp;Sara 231nbsp;Sara 207

Sarakolle 166, 232 Sarar 166nbsp;Saraveka 222nbsp;Sarei 171nbsp;Sardisch 12nbsp;Sariqoli 7, 19, 20nbsp;Sarmatisch 6, 15nbsp;Sarsi 171nbsp;Sartisch 66nbsp;Sarwa 231nbsp;Sasta 180nbsp;Sauk 170nbsp;êaurasenï 6

Savante 215, 216 Savara 114nbsp;Savaye 214nbsp;Savo 120, 130nbsp;Sawri (Sauri) 170nbsp;Sawu 119nbsp;Sayula 189nbsp;Schan 105

Schara-Mongolisch 67 Schiba-Mongolisch 67nbsp;Schighni 7, 18 — 20nbsp;Schilch(isch) 52—54nbsp;Schlangenindianer-Spr.nbsp;181

Schottisch 13 Schwedisch 13, 18—21nbsp;Schwedisch-Lappischnbsp;67

Sechura 198 Sedang 114nbsp;Seka 129

Sekani (Sekanai) 171 Sek-Spr. 198nbsp;Semang 113, 114nbsp;Sembla 232nbsp;Semitisch 34, 53nbsp;Semu 231nbsp;Sena 146nbsp;Sena 102nbsp;Senegal-Spr. 166nbsp;Seneka 172nbsp;Senga 145nbsp;Senoi 113nbsp;Sentani 129nbsp;Senufo 231nbsp;Sepik 129

Serbisch 16,19—21,26, 27

Serbokroatisch 15 Sere 231nbsp;Serente 215nbsp;Serer 232nbsp;Seri 184nbsp;Serrano 182nbsp;ëetibo 210

Seibun (Seybun) s. Shey-bun

Sgaw 105

Shtambala (Schambala, Sambala) 146nbsp;Shauri (Schchauri) 40nbsp;Shawnee (èawni, Sapni)nbsp;170

Sheybun 168, 230 Shibun 168


252

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Shilele 145 Shilluk 165, 230nbsp;Shira 145nbsp;Shö 103nbsp;Shongo 145nbsp;Shoshoni (Sosoni) 181nbsp;Shunkla 103nbsp;Siamesisch 105, 109nbsp;Sidama 53nbsp;Sidjuai 129nbsp;Sierra-Dial. 178nbsp;Siga 230nbsp;Sigato 230nbsp;Sigua 183nbsp;Sihia 105nbsp;Sikka 119nbsp;Sikriaba 215nbsp;Siksika 169nbsp;Sikube 129nbsp;Silk’nam 229nbsp;Si-Lo-Mo-Spr. 104nbsp;Simi 102nbsp;Simoo 193nbsp;Sinabo 211nbsp;Sindhi 5, 18nbsp;Singbalesisch 6, 18, 20nbsp;Singhphs 102, 108nbsp;Sinipe 228nbsp;Sinkyone 172nbsp;Sinsiga 196nbsp;Sioux-Spr. 174nbsp;Sipaya 217nbsp;Sipebo 210nbsp;Sipibo 210nbsp;Siriana 206nbsp;Sissala 167, 231nbsp;Sisseton 175nbsp;Sitti (Siti) 167, 231nbsp;Siusi 220nbsp;Siuslaw 177, 178nbsp;Sïvend-Dial. 7nbsp;Siwora 209, 220nbsp;Siyin 103nbsp;Sizilisch-Dorisch 11nbsp;Skidegate 172nbsp;Skihwamis 176nbsp;Skirisch 15nbsp;Skitswis 176nbsp;Skiavenindianer-Spr.

171

Skythisch 6, 15 Slavisch 11, 15, 18nbsp;Slovakisch 15, 27nbsp;Slovenisch 15, 19, 20nbsp;Slovinzisch 16

Sobo 231 Sofala 147nbsp;Soghdisch 6, 7nbsp;Sojonisch 67nbsp;Sokoro 231nbsp;Soktê 113nbsp;Solor 119nbsp;Soltek 190nbsp;Somali 52, 54nbsp;Somono 156nbsp;Somraï 231

Songhai {= Songoi) 156, 232

Songo 146 Songoi s. Songhainbsp;Soninke 169nbsp;Sonora-Spr. 182nbsp;Sopon 231nbsp;Sopvoma 102nbsp;Soqotri 40nbsp;Sorbisch 15, 20nbsp;Sorko 232

Sosso (Soso) 167, 231 Sotho 147—150nbsp;Southampton-Dial. 72nbsp;Spanisch 12, 18—21nbsp;Squamish 176nbsp;Steinindianer (Stone In-dians)-Spr. 175nbsp;Stieng 113—115nbsp;Suaheli 146, 148—153nbsp;Subiya 147, 149nbsp;Subtiaba 185—188nbsp;Subu 145

Südamerikanische Spr. 194

Sudan-Spr. 153, 230 Südarabisch 40, 60, 61nbsp;Südassamesisch 101nbsp;Südaustralische Spr.nbsp;131

Südkaukasisch 76 Südslavisch 16nbsp;Suerre 194nbsp;Suhiii 227nbsp;Sujen 227nbsp;Suk 165, 230nbsp;Sukuma 146nbsp;Sulka 130nbsp;Sumatra-Spr. 118nbsp;Sumba 119, 121nbsp;Sumbawa 119nbsp;Sumerisch 86—89nbsp;Sumo 186, 193nbsp;Sundanesisch 126

Sungor 230 Sunvar 101nbsp;Susisch 91, 92nbsp;Sussu (Susu) 157, 232nbsp;Sussuhy 216nbsp;Suswap 176nbsp;Sutaio 169nbsp;Suxen 227nbsp;Suya 216nbsp;Svanelisch 76nbsp;Svanisch 76nbsp;Swazi 147nbsp;Swina 148nbsp;Sya 232

Syrisch 38, 42 — 61, 53, 54

Syrisch-Arabisch 40, 42, 44

Syrjanisch 65, 57—60, 62, 64, 65

T.

Tabdon 130 Tabi 230nbsp;ïableng 102nbsp;ïadocito 196nbsp;ïaensa 173nbsp;Tafl 168nbsp;Tagal 118, 126nbsp;Tagba 231nbsp;Tagis 172

Tagoi (Tagoy) 168, 230 Tagota 129nbsp;Tagula 129nbsp;Tahiti 120, 121nbsp;Taino 219nbsp;Tairona 196nbsp;Tairong 105nbsp;Taita 146nbsp;Takale 230nbsp;Takana 211nbsp;Takelma 177nbsp;Takli 230nbsp;Takulli 171nbsp;Takunupa 216nbsp;Talamanca (-Dorasque)-Spr. 194nbsp;Talaut 118nbsp;Talisch 7nbsp;Talmudisch 38nbsp;Talodi 168, 230nbsp;Taluhet 229nbsp;Talutse 229nbsp;Tama 207; 2) 230nbsp;Tamanako 223


253

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Tamaschek 62 Tame 196nbsp;Tamil 97—100nbsp;Tamlu 102nbsp;Tamoyo 218nbsp;Ta’nüs’kn 229nbsp;Tana (-Merah) 129nbsp;Tangaie 231nbsp;Tangut-Mongolisch 67nbsp;Tano-Spr. 183nbsp;Tao 213nbsp;Taparito 266nbsp;Tapatsultek (Tapachul-teco) 189nbsp;Tapii 214nbsp;Tapirape 217nbsp;Tapixulapan 189nbsp;Tapuya 208nbsp;Tara 231nbsp;Tarahumare 182nbsp;Tarakan 119nbsp;Tarantschi 66nbsp;Tarask (Tarasco) 190nbsp;Tariana 220nbsp;Taruma 220nbsp;Tashon (Tassn) 103nbsp;Tasmanisch 151nbsp;Tat 7

Tatoga 230 Tatsanottine 171nbsp;Taturu 230nbsp;Tauata 129, 130nbsp;Tauaxka (Tauachka)nbsp;193

Tauirra 193 Taulipang 224nbsp;Taungthu 105nbsp;Taveta 146nbsp;Tavoy 103nbsp;Tawari 212nbsp;Tawgy(isch) 65, 66nbsp;Te 232nbsp;Tebaka 182nbsp;Tebele 147nbsp;Teda 167, 230nbsp;Tedi 129nbsp;Tege 231nbsp;Tehueko 182nbsp;Tehueltse 229nbsp;Tehues 229nbsp;Tehuesenk 229nbsp;Teke 146nbsp;Tekesta 173, 219nbsp;Teket 228nbsp;Tekistlatek 184

Telei 130 Telembi 196nbsp;Telugu 97—100nbsp;Tern 162, 231nbsp;Tembe 218nbsp;Temne 166, 232nbsp;Tengima 102nbsp;Tengsa 102nbsp;Tenino 176nbsp;Tepahue 182nbsp;Tepehua 188nbsp;Tepehuan(o) 182nbsp;Tepehue s. Tepahuenbsp;Tepekano 182nbsp;Terena (Tereno) 222nbsp;Ternate 130nbsp;Terraba 195nbsp;Tete 147nbsp;Tetele 146nbsp;Teton 175nbsp;Tettun 119

Thabassaranisch 76, 78 Thado 103nbsp;Thai-Spr. 105, 106nbsp;Thami 101nbsp;Thangatti 131nbsp;Thessalisch 11nbsp;ThöThai 105nbsp;Tbrakisch 16nbsp;Thukumi 102nbsp;Thuschisch 76nbsp;Tiatinagua 211nbsp;Tibbu 167, 230nbsp;Tibetanisch s. Tibetischnbsp;Tibetisch 101, 108, 110nbsp;Tibetobirmanisch 100,nbsp;101

Tibetochinesiscb 100, 121

Tidore 130 Tigrê 41—43, 47, 50nbsp;Tigrina 41, 42nbsp;Tikar 231nbsp;Tikuna 220nbsp;Tillamuk (Tillamook)nbsp;176

Tima 230 Timne = Temnenbsp;Timote 205nbsp;Tirnukua 174nbsp;Tipura 102nbsp;Tiu 173nbsp;Tiwa 183

Tlapanek (Tlapaneco) 185

Tlaskaltek (Tlascalteco) 183

Tlelding 171 Tlingit 170, 172nbsp;Tlingtsadinneh 171nbsp;Toaripi 129nbsp;Toba ‘) 145; 2) 226nbsp;Tobelo 130nbsp;Tobote 166

Tocharisch 7, 8, 16, 18 —20, 29, 31nbsp;Toda 97nbsp;Toga 128nbsp;Togo-Spr, 167nbsp;Tojolabal 191nbsp;Tokelau-Spr. 120nbsp;Tokisline 228nbsp;Tololiku 130nbsp;Tolowa 171nbsp;Tolteco 183nbsp;Toma 232nbsp;Tombenam 129nbsp;Tombo 167

Tonga») 120,121;*) 148 Tonkawa 174nbsp;Tonkin-Annamitischnbsp;105

Tonokote 228 Tontemboanisch 121,nbsp;125, 126nbsp;Tonto 18Onbsp;Toosle 227nbsp;Topinis 176nbsp;Toradja 119nbsp;Töranë 39nbsp;Tori 129

Torresinseln-Spr. 122 Torresstrafie-Spr. 136nbsp;Toskisch 12nbsp;Tötö 101

Totonak (Totonaco) 199 Totoro 196nbsp;Towa 183nbsp;Trike (Trique) 188nbsp;Trio 223nbsp;Trugbu 231nbsp;Trumai 214nbsp;Tsachurisch s. Tshachu-risch

Tsaima 223 Tsaina 207nbsp;Tsake 224nbsp;Tsakobo 211nbsp;Tsakonisch 11nbsp;Tsama 211


254

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Tsamakoko 226 Tsamba 167nbsp;Tsangena 195nbsp;Tsango 221, 222nbsp;Tsanabal 191nbsp;Tsanko 198nbsp;Tsapakura 213nbsp;Tsarrua 228nbsp;Tsatino 190nbsp;Tsattine 171nbsp;Tsautso 167nbsp;Tsawasa 173nbsp;Tscbam 114nbsp;Tscbapogir 67nbsp;Tschari 100nbsp;Tschechisch 15, 19, 20,nbsp;26

Tscheremissisch 55, 57 —65

Tscherkessisch 75, 78 ïscberokesisch 172nbsp;Tschetschenisch 76, 78nbsp;Tschetschenisch-Thu-schisch 76

Tschetschenolesgisch 76 Tschuktschisch 54nbsp;Tschuktschokamtscha-dalisch 94nbsp;Tschuwaschisch 66nbsp;Tsehalis 176nbsp;Tseleki 172nbsp;ïsemehuevi 181nbsp;Tseroki 172nbsp;Tsetko 171

Tshachurisch 76, 79, 91 Tsi 232nbsp;Tsiapanek 188nbsp;Tsibtsa 196nbsp;Tsikasaw 173nbsp;Tsikito 213nbsp;Tsikri 215nbsp;Tsikomuseltek 192nbsp;Tsilkotin 171nbsp;Tsilote 229nbsp;ïsilula 171nbsp;Tsimakua (Chimakua)nbsp;176

Tsimakum 176 ïsimariko 180nbsp;Tsimila 196nbsp;Tsimsiau (ïsimshian)nbsp;175, 178nbsp;Tsimu 198nbsp;Tsinanten 188nbsp;Tsintsa 198

Tsinuk 178 Tsippewayan 171nbsp;ïsiriguano 217nbsp;Tsiripe 218nbsp;ïsiripo 194nbsp;Tsi-Spr. 155nbsp;Tsitimasa 173nbsp;Tsiwere (Chiwere)-Spr.

175

Tsoko-Spr. 196 Tsoktaw 173nbsp;Tsol 191nbsp;Tsöla 207nbsp;Tsolo 230nbsp;Tsöloa 207nbsp;Tsolona 210nbsp;Tsolutek 189nbsp;Tsoneka 229nbsp;Tsono 230nbsp;Tson-Spr. 229nbsp;Tsontakiro (Ghoatakiro)

211

Tsontal i) 184; nbsp;nbsp;nbsp;191

Tsoroti 227 Tsorti 191nbsp;Tsolso 188nbsp;ïsuabo (Tswabo) 147nbsp;Tsuana (Tswana) 147nbsp;Tsukunake 195nbsp;Tsulupi 228nbsp;Tsumas 179nbsp;Tsunupi 228nbsp;Tsurapa 213nbsp;Tsuxe 192nbsp;Tswabo s. Tsuabonbsp;Tswana s. Tsuananbsp;Tua 145nbsp;Tubar 182nbsp;Tübatulabal 181nbsp;Tubu 157, 230nbsp;Tucura 196nbsp;Tugeri 128, 130nbsp;Tugula 147nbsp;Tugutil 130nbsp;Tuichi 200nbsp;Tukano dyapa 212nbsp;Tukano-Spr. 207nbsp;Tukumano 199nbsp;Tukundiapa 211nbsp;Tule 195nbsp;Tule-Kaweah 178nbsp;Tulu 97

Tumale 168, 230 Tumanaha 226nbsp;Tumbez 198

Tumbuka 147 Tumeli = Tumalenbsp;Turaok 231nbsp;Tumtum 168, 230nbsp;Tunebo 195nbsp;Tungusisch 67nbsp;Tunika 173nbsp;Tunya 231nbsp;Tuo 129nbsp;Tuolumne 178nbsp;Tupi 218

Tupi-Guarani-Spr. 217 Tupinaki (Tupinaqui)nbsp;218

Tupinamba 218 Tupinikin 218nbsp;Tura ‘) 213, 217;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;232

Tori 114

Turkana 165, 230 Türkisch 11, s. auchnbsp;Osmanischnbsp;Turkmenisch 66nbsp;Turk-Spr. 66nbsp;Turubul 132, 137nbsp;Tuskarora 172nbsp;Tussi (Tusi) 146, 230nbsp;Tusya 231nbsp;Tutelo 174nbsp;Tuyuka 207nbsp;Twaka 193nbsp;Twana 176nbsp;Tyapi 232nbsp;Tyoko 232nbsp;Tyura 133nbsp;Tzeltal 191nbsp;Tzental 191nbsp;Tzotzil 191nbsp;Tzutuhil 192

U (s. auch unter W). Uaiana 207nbsp;Uaimeri 224nbsp;Uaindze 214nbsp;Uainuma 220nbsp;Uanana 207nbsp;Uanki (Wanki) 193nbsp;Uaraicu 221nbsp;Uareka 220nbsp;Uarekena 220nbsp;Uaripi 129nbsp;Uasöna 207nbsp;Uayana 223nbsp;Ubychisch 75, 77—79,nbsp;81

Ucayale 217


255

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Ucayali 200 Udisch 76, 78nbsp;Ugrisch 55nbsp;Uigurisch 67nbsp;Uikamkei 175nbsp;Uirina 220nbsp;Uitoto 208nbsp;Uitoto-Spr. 207nbsp;Ulua 193nbsp;Umatilla 176nbsp;Umaua-Spr. 223nbsp;Umbkwa (Umpqua) 171nbsp;Umbrisch 8, 12, 19—nbsp;23, 31

Umuampa 228 Underekebina 136nbsp;Ungarisch 55, 67—66,nbsp;74

Ungudja 146 Unza 102

Upper-Fly-River-Spr. 128

Upsarokisch 175 Uralaltalsch 68, 72, 88nbsp;Uralisch 55

Urgermanisch 8, 21,24, 26

Uriya 6 Urmisch 39nbsp;Urnordisch 13, 21, 22nbsp;Ursemitiscli 44—51nbsp;Urupa 213nbsp;Uru-Pukina 221nbsp;Usikring 215nbsp;Uspantek (Uspanteco)nbsp;192

Utanata 129 Ute 181

Uti-Spr. 177, 178 Utoaztekische Spr. 181nbsp;Uvea 120nbsp;Uzbekisch 66

V (s. auch unter W). Vai (Vei) 157, 232nbsp;Vaitupu 120nbsp;Vakaa 228nbsp;Vakoregue 182nbsp;Valman 129, 130nbsp;Vannisch 89nbsp;Varohio 182nbsp;Varopur 129nbsp;Vayu 101nbsp;Vedisch 4, 5nbsp;Vei s. Vai

Vegliotisch 12 Velitse 229nbsp;Venda 148nbsp;Venetisch 16nbsp;Vetere 232nbsp;Victoria-Spr. 131nbsp;Vige 231nbsp;Vikol 118nbsp;Vilela 227, 228nbsp;Vlamisch 14nbsp;Volskisch 12nbsp;Volta-Spr. 152nbsp;Vorderasiatische Spr. 86nbsp;Vrinagol 129nbsp;Vurimu 118

(W s. auch unter U). Wa 1) 113, 2) 232nbsp;Wachl 7,20nbsp;Wadai 158nbsp;Wad2a (Wadya) 231nbsp;Wahpekute 175nbsp;Wahpeton 175nbsp;Waiganna 218nbsp;Waika 206, 223nbsp;Waikuri 184nbsp;Waikuru 225nbsp;Wailaki 172nbsp;Wailatpu 177nbsp;Wailwun 134, 137, 138nbsp;Waioli 130nbsp;Wakas-Spr. 176nbsp;Wakelburra-Spr. 134nbsp;Wakka 132, 137nbsp;Wala 167nbsp;Walapari 180nbsp;Walese 154nbsp;Walla walla 176nbsp;Walookera (oWalukera)nbsp;136

Walsh-River-Spr. 135 Wambuba 154nbsp;Wandala 158, 231nbsp;Wandalisch 15nbsp;Wandara = Wandalanbsp;Wanimo 129nbsp;Wanki 193nbsp;W'apisana 219nbsp;Wapisiana 219nbsp;Wara 232nbsp;Warhadi 5

Warm Springs-Indianer-Spr. 176 Warrau 206nbsp;Wasa (Washa) 173

Waso (Washo) 180 Wasko 178nbsp;Watam 129nbsp;Watubela 119nbsp;Waura 222nbsp;Wayewe 224nbsp;We 231

WeiÊrussisch 16 Wela 232nbsp;Wenke 129nbsp;Wepsisch 56nbsp;Westaramaisch 36nbsp;Westgermanisch 13nbsp;Westindonesisch 117nbsp;Westiranisch 6,7nbsp;Westmining 133nbsp;Westmongolisch 67nbsp;Westnordisch 13nbsp;Westsachsisch 14nbsp;Westsemitisch 35nbsp;Westslavisch 17nbsp;Wetter 119nbsp;Whilkut 171nbsp;Winnebago 175nbsp;Wintun 177nbsp;Wiradyuri 134,137,138nbsp;Wisram (Wishram) 178nbsp;Witoto 208

Witsita (Wichita) 174 Wiyot 170nbsp;Wobe 232

Wogulisch 56, 57—65 Wolof 166, 232nbsp;Wongaibon 134, 137 —nbsp;139

Wonkamarra 133 Woolna (= Wulna) 135nbsp;Woolwoonga (= Wul-wunga)-Spr. 135nbsp;Wotisch 66

Wotjakisch 56—60, 62 —66

Woyawai 224 Wuansiran 130nbsp;Wule 154, 231nbsp;Wunamurra 132nbsp;Wute 231nbsp;Wuttyabaluk 136nbsp;Wutung 129nbsp;Wyandot 172nbsp;Wychinga 136

X,

Xakaltek 192 Xebero 209


256

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Xibaro 209, 220 Xibito 210nbsp;Xikake 189nbsp;Xinka 186, 189, 194nbsp;Xixime 182nbsp;Xosa 147

Y (s. auch unter J). Yaba 207nbsp;Yabaing 103nbsp;Yabarana 224nbsp;Yagan 230nbsp;Yaghnöbi 7nbsp;Yagua 225nbsp;Yahuna 207nbsp;Yakama 176nbsp;Yakha 101nbsp;Yaki (Yaqui) 182nbsp;Yakima 176nbsp;Yako 129nbsp;Yakoma 164nbsp;Yakon 177, 178nbsp;Yakoringa 136nbsp;Yakoro 231nbsp;Yala 231nbsp;Yamaidyi 133nbsp;Yamamadi 221nbsp;Yamana 230nbsp;Yameo 225nbsp;Yamiaka 211nbsp;Yana 180nbsp;Yangere 231nbsp;Yankton 176nbsp;Yanktonai 176nbsp;Yansi 145nbsp;Yao quot;) 105; 2) 147nbsp;Yap-Spr. 120nbsp;Yapin 206nbsp;Yaquin 177nbsp;Yaraikama 136, 137

Yarkend-Dial. 66 Yarrawurka 133nbsp;Yasgua 231nbsp;Yauapery 224nbsp;Yaunde 155nbsp;Yavapai 180nbsp;Yavitero 220nbsp;Yazoo (= Yazu) 173nbsp;Yebu 231nbsp;Yekoanita 228nbsp;Yekuana 224nbsp;Yela 129nbsp;Yelina 136nbsp;Yergum 231nbsp;Yidghah 7, 20nbsp;Yoda 129nbsp;Yokuts-Spr. 178nbsp;Yombe-Spr. 145nbsp;Yook 228nbsp;Yoruba 156, 231nbsp;Yosko 193nbsp;Yualeai 134nbsp;Yuapin 206nbsp;Yuberi 221nbsp;Yuin-Spr. 131nbsp;Yukagirisch 94nbsp;Yukan-Dial. 72nbsp;Yuki 178, 179nbsp;Yukumbul 131nbsp;Yukuna 220nbsp;Yula 167nbsp;Yule 196

Yuma 1) 180; nbsp;nbsp;nbsp;226

Yumana 220 Yumbo 196nbsp;Yunca-Spr. 198nbsp;Yungar-Spr. 132, 137

_439

Yupua 207 Yuri 208

Yurimagua 217 Yurok 170nbsp;Yurukare 214nbsp;Yusko 193nbsp;Yutsi 179

Z (Z).

Zagawa 230 Zakatek (Zacateco) 182nbsp;Zaklohpakap 191nbsp;Zamora 209, 220nbsp;Zamucco 226nbsp;Zanavirona 205nbsp;Zande 231nbsp;Zani 231nbsp;Zaparo 209

Zapotek (Zapoteco) 190

Zavaye 214

Ze 214, 215

Zegbe 232

Zeiko 216

Zekiri 231

Zema 232

Zenaga 52

Zenete 52

Zentralamerikanische Spr. 181

Zentralamerikanisch-pazifische Spr. 184 Zerma 232nbsp;Zigeunerisch 6nbsp;Zigula 146nbsp;Zoe 182

Zoke (Zoque) 189 Zulu 147nbsp;Zumbo 147nbsp;Zuni 183, 184, 231nbsp;Zurimagua 217nbsp;Zutuhil 192


17

Kleckers, Die Sprachstamme der Erde.

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â– ii

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