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Altfranzsisches
Einfhrung in das historische Studium der franzsischen Sprachenbsp;und ihrer Mundarten
VAN HAMEL
E DONATIONS
PROFESSORIvS ORDINARII INnbsp;ACADEMIAnbsp;RHENO-TRAIECTINAnbsp;1923-1946
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Sammlung wissenschaftlicher Handbiicher fiir das Studium der altennbsp;und neueren Sprachen
Einfhrung in das historische Studium der franzsichen Sprachenbsp;und ihrer Mundarten
Bielefeld und Leipzig. 1923 Verlag von Velhagen amp; Klasing
-ocr page 7-Altfranzsisches
Einfhrung in das historische Studium der franzsischen Sprachenbsp;und ihrer Mundarten
Von
Bielefeld und Leipzig. 1923 Verlag von Velhagen amp; Klasing
-ocr page 8- -ocr page 9-Dies Buch ist aus Vorlesungen und bungen an der Mnchener Universitat hervorgegangen. Elementar soil es der Lehrmethodenbsp;nach sein. Es will nicht blo gelesen und gelernt werden; es willnbsp;zu liebevollem Versenken in die altfranzsische Literatur, zu philolo-gischem Arbeiten und Denken fhren. Nicht ein konventionalisiertesnbsp;Altfranzsisch mchte der Verfasser lehren, sondern eine lautende,nbsp;lebendige, sich raumlich und zeitlich entwickelnde und vermischendenbsp;Sprache. Die wichtigeren Erscheinungen werden darum bis zur neu-franzsischen Schriftsprache und den Mundarten verfolgt: Denn Neu-franzsisch und Altfranzsisch sind fr den Verfasser untrennbar ver-bunden, keins erklart sich ohne das andere. Vor allem ist das Mund-artengemisch, das uns die franzsischen Handschriften des Mittelaltersnbsp;geben (das allein ist Altfranzsisch, ein anderes kennen wir ja nicht!),nbsp;ohne das Studium neuer Mundarten nicht zu entwirren. Aus diesernbsp;Definition des Altfranzsischen heraus wurde auf die meist ziemlichnbsp;willkrliche Scheidung in Alt- und Mittelfranzsisch verzichtet.
Fnf Namen mu der Verfasser an die Spitze dieses Buches stellen: W. Foerster (|), seinen akademischen Lehrer, dessen gediegener, stetsnbsp;physiologisch begrndeter Unterricht ihm ein Vorbild blieb, und dessennbsp;gesprochenes Wort in manchem noch durchblickt; Adolf Tobler (f),nbsp;seinen langjahrigen vaterlichen Berater, der seine Jnger lehrte, demnbsp;Denkvorgang nachzugehen, der dem Sprechen zugrunde liegt, und vornbsp;allem bei diesem Gang Kritik zu ben; Heinrich Morf (f), der nichtnbsp;minder ihm in jngeren Jahren Rat und Tat spendete und nicht mdenbsp;wurde, darauf hinzuweisen, daC die Zukunft im Studium neuer Mundarten liege; WilhelmMeyer-Lbke, dessen Franzsische Grammatik,nbsp;Einfhrung in die Rontanische Sprachwissenschaft und Romanischenbsp;Grammatik den Bliek des Lernenden auf die ganze Romania einstellen,nbsp;zu welchen Werken also dies Buch nur eine Propadeutik sein kann,nbsp;wie es denn etymologisch auf seinem Romanischen Etymologischen
-ocr page 10-VI
Vorwort.
Wrterbuck fut; Dietrich Behrens, dessen Altfranzsische Gram-matik als stets zuverlassiger Berater auch den Schreibtisch unserer Schler nicht verlassen wird.
Der Benutzer mache sich zuerst mit den Texten vertraut, lese die einleitenden, vor allem die lautphysiologischen Abschnitte, wobeinbsp;er sich einige Praxis im Lesen der Passyschen Lautschrift erwerbennbsp;wird.
Zur Transskription des Altfranzsischen sei bemerkt, dafi die anglonormannische Graphie u fr q nur im Vokalismus durch einnbsp;Hakchen (tf.) ausgezeichnet wurde, damit von da an der Lemendenbsp;selbstandig zwischen q und y zu unterscheiden lerne. Zu den Etymologie n sei bemerkt, daC in den ersten Kapitein Langen und Krzennbsp;so angegeben sind, wie sie das romanische Resultat vorraussetzen laCt;nbsp;von da an werden sie angegeben, wie sie berliefert sind. Die heran-gezogene altfranzsische Literatur verbreitert sich allmahlich, umnbsp;dem Lernenden die unerlafiliche Mitarbeit zu erleichtern. Dienbsp;wissenschaftliche Literatur ist bis Ende 1921 verarbeitet. Dienbsp;im Ausland erscheinende Literatur ist seit 1914 nur zu einem kleinennbsp;Teil erhaltlich gewesen. Da6 auch sonst die Zeiten der Ausarbeitungnbsp;des lange durch Amtsgeschafte verzgerten Buches nicht gnstig waren,nbsp;braucht nicht gesagt zu werden. Rat und gelegentliche Korrektur-hilfe spendeten die Herren Professoren und Kollegen Hilka, Leumann,nbsp;Neubert, Vollmer, wofr der Verfasser ihnen Dank schuldet.
-ocr page 11-I. Texte.
Seite
I
B. Aus dem Mnchener Brut
Seite
R. Aus der Mnchener Handschrift des
Rosenromans........ 7
II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen. is
III. Lautlehre.
IV. Formenlehre.
Einleitung. Entwicklungsbedingungen 178 A. Nomen. Kapitel i. Kasus .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;. 181 Kapitel 2. Genus.......183 Kapitel 3. Vlat. Deklinationsklassen . 185 Kapitel 4. Altfrz. Deklinationssysteme 186nbsp;Kapitel 5* Stammauslaut und Endung 191nbsp;Kapitel 6. Das Ende der Zweikasus-flexion...........192 |
B. Adjektivum. Kapitel l. Klassen 195 Kapitel 2. Neutrum; Indeklinabila . 196nbsp;Kapitel 3. Stammausgleich . . . .197nbsp;Kapitel 4. Genusunterschied . . .198nbsp;. a) Das Aufgehen der zweiten Adj.- Klasse in der ersten.....198 b) Verstarkung des Genusunterschiedes durch lautliche Vorgdnge .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;. 199 |
vin
Inhaltsverzeichnis.
Seite c) nbsp;nbsp;nbsp;Bildung des Genusunterschieds durch Abstraktion eines e-losen Maskulins..... 200 d) nbsp;nbsp;nbsp;Aufhebung des Genusunterschieds durch Entwicklung von Sttz-e im Maskulinum........201 e) nbsp;nbsp;nbsp;Aufhebung resp. Verringerung desnbsp;Genusunterschieds durch Ausgleich 201 C. nbsp;nbsp;nbsp;Adverbialneubildung . . .202 D. nbsp;nbsp;nbsp;Komparatloa des Adjektlvs und Adverbs.......203 E. nbsp;nbsp;nbsp;Zahlwort........205 F. nbsp;nbsp;nbsp;Das Pronomen. Kapitel i . . 207nbsp;Kapitel 2. Pron., Pers. und Artikel . 208nbsp;Kapitel 3. Pronomen Possessivum . 213nbsp;Kapitel 4. Pronomen Demonstrativum 216nbsp;Kapitel 5. Relativum und Fragewort 219nbsp;Kapitel 6. Determinativa, Indefinita . 220 G. nbsp;nbsp;nbsp;Die Konjugation. Kapitel i.
|
Seite e) Abkommen einzelner Formen und Kapitel 2. Das Prasens.....232 a) nbsp;nbsp;nbsp;*essere esire........232 b) nbsp;nbsp;nbsp;habre avoir.......2 34 c) nbsp;nbsp;nbsp;a-Konjugation.......235 d) nbsp;nbsp;nbsp;e-, i-Konjugation......238 e) nbsp;nbsp;nbsp;Modalverba, Vorton- und Affekt- f) nbsp;nbsp;nbsp;Ablaut.........244 g) nbsp;nbsp;nbsp;Ausgleichserscheinungen bei zwei- und mehrsilbigen Stammen . nbsp;nbsp;nbsp;. 252 h) nbsp;nbsp;nbsp;Der konsonantische Stammauslaut 253nbsp;Kapitel 3. Partizipium und Gerundium auf -ant ..........262 Kapitel 6. Das Perfekt. Vorbemerkung 268 Perfektklassen. A.EndbetonteFormen 273 B. Stammbetonte Perfekte . Kapitel 7. Partizipium auf -to . A. nbsp;nbsp;nbsp;Endbetontes Partizip .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;. B. nbsp;nbsp;nbsp;Stammbetontes Partizip .nbsp;Kapitel 8. Konjunktiv Imperfektinbsp;Kapitel g. Futurum .... 276 282 282 284 284 286 |
V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre.
A, nbsp;nbsp;nbsp;Mehrfacher Satz.......289
1. nbsp;nbsp;nbsp;Beiordnung ........289
2. nbsp;nbsp;nbsp;Verknpfung durch Orts- und Zeit-
3. nbsp;nbsp;nbsp;Verknpfung durch beiordnende
4. nbsp;nbsp;nbsp;Unterordnung durch Konjunktion 291
5. nbsp;nbsp;nbsp;Unterordnung durch Relativum . 293
6. nbsp;nbsp;nbsp;Zeitstufe und Aktionsart .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.296
7. nbsp;nbsp;nbsp;Modus..........299
B. nbsp;nbsp;nbsp;Einfacher Satz.......302
1. nbsp;nbsp;nbsp;Wortstellung.......302
2. nbsp;nbsp;nbsp;Substantiv und Artikel .... 305
a) nbsp;nbsp;nbsp;Unbestimmter Artikel .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;. 305
b) nbsp;nbsp;nbsp;Teilungsform......306
c) nbsp;nbsp;nbsp;Bestimmter Artikel .... 309
3. nbsp;nbsp;nbsp;Adjektiv.........312
a) nbsp;nbsp;nbsp;Als Attribut. Stilistisches .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.312
b) nbsp;nbsp;nbsp;Stellung des attributiven Adjek-
5. nbsp;nbsp;nbsp;Steigerung und Einschriinkung . 315
6. nbsp;nbsp;nbsp;Pronomen Personale.....316
a) nbsp;nbsp;nbsp;Subjektspronomen.....316
b) nbsp;nbsp;nbsp;Obj.ektspronomen.....319
c) nbsp;nbsp;nbsp;Objektspronomina beim Infinitiv 321
d) nbsp;nbsp;nbsp;Objektspronomina beim Befehl 322
e) nbsp;nbsp;nbsp;Bemerkungen zum Objektspron, 323
7. nbsp;nbsp;nbsp;Subjekt und Verbum. Numerus . 324
8. nbsp;nbsp;nbsp;Genus Verbi . .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; 324
9. nbsp;nbsp;nbsp;Umschreibung des Verbums .nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.327
a) nbsp;nbsp;nbsp;Tempus........327
b) nbsp;nbsp;nbsp;Gangart der Handlung oder
10. nbsp;nbsp;nbsp;Negation.........331
11. nbsp;nbsp;nbsp;Infinitiv..... 334
12. nbsp;nbsp;nbsp;Partizip und Gerundium .... 336
a) nbsp;nbsp;nbsp;NT-Partizip in pradikativem
b) nbsp;nbsp;nbsp;Partizip in attributivem Gebrauch .........336
c) nbsp;nbsp;nbsp;TO-Partizip.......337
Schlufibemerkung.......................33^
Glossar-Index.......................339
Abkrzungen aebst blbliographlsch-llterarischen Hlnweisen . . 35'
-ocr page 13-Der Vers der folgenden Dichtungen ist der Achtsilbler: Die romanische Dichtung ist nicht quantitierend, sondern silbenzahlend (vgl. S. 51): Vom Ein- bis zum Sechzehn-silbler etwa sind afrz. alle mglichen Verse oft belegt. lm Epos war ursprnglich dernbsp;Zehnsilbler mit Zasur nach der Vierten der volkstmlich beliebteste Vers: Roland inbsp;Carles li reis || nostre emperere magnes', der Zwlfsilbler (Alexandriner) mit Zasur nach dernbsp;Sechsten ist sein Konkurrent; Karlsreise i Un jt^r fa ICarlem[ainesJ al seint Denisnbsp;m^sl[i]er. Mit der geistigen Renaissance des XII. Jahrh. (vgl. S. 21 oben) wird dernbsp;Vers der lat. Hymnenpoesie, der zasurlose Achtsilbler (versus litterarias), der Modeversnbsp;der zum Les en bestimmten Dichtung.
Silbenziililung: Unbetontes Ultima-^ (sog. weibliches lt;r) wird am Versende (und in der Zasur, vgl. Krlsr. l) nicht gezahlt: Vgl. B 13, 14; R 3, 4 usw. Vor Vokalnbsp;wird es verschliffen: B 8 grainJre_ieri, 14 ensmbl^d. Nur betonter Vokal bildet regel-mafiig mit folgendem Vokal Hiat: B 10 eiss'i a, 31 f al usw.). Dieser Brauch drftenbsp;mit der afrz. Satzphonetik im Einklang gestanden sein: So wird der Vers zu einemnbsp;Kriterium der Sprachentwicklung (vgl. Hiat S. I14f.).
Bindnng: Die alte volkstmliche Dichtung besteht aus Tiraden (== Strophen von unbestimmter Verszahl), die durch Gleichklang der versschliefienden Tonvokalenbsp;(,,Assonanz) gebunden sind;
Rol. 139: Li empereres nbsp;nbsp;nbsp;en tint sqn ch[i]ef^) enclln,
De sa parole nbsp;nbsp;nbsp;ne fut mie hastlfs:
Sa cqstume est qu'il parole(t) 4 leislr.
Die alte gelehrte Dichtung dagegen ist strophisch und assoniert. Vgl. auf S. 34 das Bruchstck aus der Passion: Es bindet je 4 Verse zur Strophe, die nach dem Schemanbsp;aa, bb assonieren.
Mit der Kunstdichtung des XII. Jahrh. brgern sich Reim und paarweise Bindung der Verse ein, wie sie in B und R vorliegen.
A. Tobler, Vom frz. Versbau alter und neuer Zeit, Leipzig 1910.
Der Brauch ist bei Monosyllabis oft mundartlich verschieden: Der Dichter von B braucht 176 l'isles der Schreiber schreibt l isles, apostrophiert den Artikel vornbsp;Vokal also nicht. Vgl. 313 la karaine, 315 de her be. Bei nebentonig gebrauchlichennbsp;Einsilbigen findet sich Doppelbrauch; 132 Qu'il fussent plas gu il n'estoient. Vgl.nbsp;weiteres S. 209, 212*. In jeder Handschrift finden sich auch Fiille von nicht elidiertemnbsp;weiblichem e: B 260 cierg od; M. Brut bessert darum; 1180 cierge [gajot. Es scheintnbsp;mir richtiger, solche Falie nur zu bessern, wenn Textvergleichung es fordert.
*) Zu eckigen und runden Klammern vgl. S. 2'.
Jorda
Altfr.anasischcs Elementarbuch.
II
16. Dafi die Kelten die Trager der Bronze- oder Eisen-^Ziz-7rJKuUur gewezen seien und aus dem O. kamen, wird heute bestritten; K. Schumacher, Siedelungs-und Kulturgesch. der Rheinlande I, 1921,8. log 121. Sie werden hier anscheinend als Mischung der Ureinwohner mit Ligurern und Iberern angesehen, also aus dem W. geholt. nbsp;26 unten lies *tropatre(m). 27. Die wdrtschaftliche Abhangigkeit des Alpengebietsnbsp;vom Rhonetal ist uralt und wird schon von Caes. Bell. Gall. Ill zu Anfang, besprochen. nbsp;29 unten: Komma nach: Akzent. 30, 8. Lies: Die Lautung hat auch das Alt-normannische und die Wallonie. 34, IZ. Lies: jnort staxt most, 48, I4und 16.nbsp;Lies 0 statt c. 52, 64, Zu vi'ginti, tn'ginta; Einf. 166, Jud in Festschrift Morf,nbsp;S. 233: Er fiihrt die romanischen Formen auf vignti, trignta zurck. 66. Kap. 6, Zeilenbsp;9 lies Lautanalogie statt Lautassimilation. 69 unten: statt Cristal 7401 lies 7211.
92. nbsp;nbsp;nbsp;demrant gibt die Quantitat so an, wie sie Auler S. 71 postuliert; vgl. aber lat.nbsp;mra und S. 25,0; lies also Zeile 12 demuerent. 92 Absatz 2, lies opus statt *pus.
93, nbsp;nbsp;nbsp;13 lies nach statt noch. 99. Zu Absatz 4 latus lez vgl. Glossar. 106. Abschn. 9:nbsp;estranglent ghtx. in Abschn. 10. 109. Abs.5 (Bemerkung) lge zu: vgl. aranea iregnenbsp;Bible G. 1871. 110 unten: sanior ist besser durch Nasalierung erklart. 111 unten;nbsp;M. Brut 955 schreibt cusint 113, 6 lies *coidier, vgl. S. 251. 122 o. Besser istnbsp;folgende Erklarung: merveillous, sermenter sind normal, wie (S. 123 e) parmentier;nbsp;ihnen folgen merveille msi, serment. E. Boil eau braucht noch sernunt neben sermenter. nbsp;135. Zu ent: Schon Eracle 4592 ent : privemcnt (ca. 1150 Arras). 144. Zu trop:nbsp;Schon Oct. 533 hien, 1892 tro hele, aber 289 trop fait. 146. espadle findet sichnbsp;auch in einer Variante des O. Ps. 90, 4. 152h sossiel schon Ille 1325. 157.nbsp;Lies soille und vgl. Index. . 171. Zu pucelle: Das Problem der Etymologie diesesnbsp;Wortes wird durch zweimaliges puricellos im Martinsleben Gregor von Tours (IV, 29)nbsp;gelost: Es bedeutet Kaufmannslehrlingquot; oder ,,Schifrsjunge, vielleicht ,,Sklave, ist alsonbsp;berufssprachlich. Die Langung von (per-j-prus?) erklart sich als Ersatzdehnung, pulcellanbsp;durch Assimilation. 177. Zu estrange: M. Brut reimt 51 estraine : Bretaine, 904nbsp;estraine: cumpaine, der Fall liegt also wie bei mensonge, 200. rus ist mifiverstandennbsp;worden; es bedeutet ,,rtlich roux, vgl. QLR 31 von David: e fud alques russed. nbsp;201. T. Fischer zitiert aus Renart: la sale grant et larc; da es sich um ein Fem.nbsp;handelt, ist die Form fraglich. Ein sicheres Beispiel fr Mask, larc: Turiner Rigomernbsp;904 im Reim mit are, im Versinnern aber, wie in Renart, larges 1004. 203 oben;nbsp;Zu mestrement: adjektivisches mestre (B 152) geht voraus. 205, Zeile 16 von untennbsp;,,afrz. immer mit Es gibt, wenn auch selten, Ausnahmen; Oct.5323 Au vint unime. nbsp;212 Tabelle, lies: il a (verbunden). 215. Zu Alex. tui fge auch isoliertes sui zu:nbsp;M. Brut 2090 Soi fil (vgl. 3018 si dut gendre, 3057 Si gendr)\ sind diese Formen bessernbsp;als Latinismen oder als betonte Formen erklart? 216 vgl. S. 350*. 223, il vonnbsp;unten lies cupire. 232 unten, lies Ou es-tu? 233, 17 lies: *fuz. 252, 3 lies:nbsp;comparat kauft, zahltquot;. 258, lo von unten lies: f'ent statt font. 263, 6 vonnbsp;unten lies; gar statt gart. 266, ii lies; in den Mundarten. 269, 9 von untennbsp;lies: *crenvet statt *crienvet. 271 f. lies crededit: Die Form ist in den merowingischennbsp;Konzilien fast konsequent. 287, 5 von unten lies: (istre) statt (issir). 297, 2nbsp;lies; als den. 330, 31 lies; assassins.
B 72 mt/lt statt muit; 102, 138 lies stj.n; i6t lies Pi^r; 164 lies Ctfnseil; 259 tilge das Komma nach sanc: Das frische Blut einer Hirschkuh mit weifiem Fell; 313 ff. lies s't^eif.
R 99*: Die Anomalie liegt vielleicht eher auf Seiten von fleche, das nach ALF 581 heute in der Bretagne an zwei Punkten floej, fjoe:J lautet; in tilge dieAnm.; 282 els:nbsp;lies el.
-ocr page 15-Vgl. die Ausgabe von K. Hofmann und K. Vollmller Vers 1673 tquot;! nbsp;nbsp;nbsp;Quelle;
Galfredus Monumetensis Historia Britonum, Buch I, 15. Ausgabe von J. A. Giles, London 1844.
f 10. [L]i jors sen vait, la nuiz si vint, Li rois Gaiffiers sun^) siege tint.nbsp;Corinus se cunseilla; Dist qui! par nuit fors end istra: 5 Sa genz el bos vuelt embuschiernbsp;Pur les Francheis adamagier. De snn aguait fera sijcciirs Le jor quant g7'aindre^)iert li esturs.nbsp;Bien Tont loei Brutus e tuit. 10 Fors sen eissi a mie nuit, Od soi trois mil homes armeiz De bien cumbatre cqnreeiz. El bois sembusce, fuit la plaine. Ensemble od lui fiere cqmpaine.nbsp;16 Le jor atent li bqns vassaus,nbsp;Entre cent mil nesteit uns taus!nbsp;Quant la nuiz out passei sim tur,nbsp;Et la clarteiz raiot de jqrnbsp;Que chantoient cil oiselun, 20 Par Tost se lievent cil barun. Brutus de sqn lit est leveiz,nbsp;Dinne se un poi, puis sest armeiz.nbsp;Les suens si fait armer trestuz,nbsp;Puis est de sqn chastel eissuz. 25 Apres ordene sa bataille Pqr defendre, sest ki lasaille. Quant li Francheis les aperciurent,nbsp;Innelepas cuntre cururent; |
Sonent grailles, cors et buisines, Les cumpaines tant pres voisines. 30 Quant venu fu al caplez, Grant noise i out et hui et criz! II ne sesparnent pas de rien, Li Francheis ne li Troen. Nunt cure Franc ne Poetevin 35 Troen soient lur voisin. II ni a tence ne manace; Grant estur rendent en Ia place. f lo. Cumbat se Mars, cumbat Pallas, nbsp;Ki voit cel dol claime soi las. 40nbsp;Maint chief i out lo jur trenchie,nbsp;Pluisur i pɒZ'dent pqin u pie. Des le matin des qua la prime, Que chauwe fu jus la rime, De Iqr vies dis mil fqnt faille, 45 Tant end i pout urn met^^ en taille.nbsp;Dambes parz sqt acraventeinbsp;Dunt li cors gisent adentei. De nule part ne recreoient De Iqr bataille quil faisoient. 50 Cum plus cqw^batent pls savivent. Et del ferir forment estrivent. Ne seit nus dels en cel estrif Fir, tant cmn il soient vif! Un nevqd out li dus Brutus) 56 Ki fu clameiz par num Tqrnus: |
') 1} entspricht im allgeraeinen lat. , . Zum Lautwert vgl. die Reime 23, 24; 67, 68; u ist in der Mundart des Dichters nicht y.
Kursiv Gedrucktes entspricht Krzung in der Handschrift, hier: gMndre. Erat ibi quidam Tros nomitte Turonus, Bruii nepos, quo fortior sive audaciornbsp;nullus excepto Corineo aderaU Hist, Rtg, Brit, I, 15.
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;I
-ocr page 16-I. Texte. B.
Nul chevalier navoit en terre Meilor de lui pijr faire guerre, Ki plus de lui est valur 60 Ne hardement en un estijr, Fors seul: Corineus lo grant, Vers cui nus hum navoit garant.nbsp;Icil percha Franceis le jiirnbsp;Dis et VIII- foiz en cel estur. 65 Maint en rua sanglent et mort Cui il venir fist a mal port. Icil Tijrnus, par aventure De la presse eissi a male hiire,nbsp;Et volt par force la bataillenbsp;70 Derijw^pre et fraindre et metr^ anbsp;faille. Mais des suens fu trop eslongiez. Puis en fu mult embesoigniez. Oi Dews, dun seul queil hardement, Quil tant seslongna de sa gent! 75 Ci}2e fqldres ciirt sur Franceis,nbsp;Et Franc, cqm il puent anchois,nbsp;Sqr lui se turnent fierement: Cil se defent hardiement. Uns rois lo voit ki fu de France, 80 Que Franceis meteit a pesance:nbsp;Cele part tome sun destrier, De lui quide les sqns vengier. io.vbVait le ferir, cil le receit, Li reis ni fist gaires desploit. 85 Turnus s esdrecha vers lo rei, Teil li dona sur sqn cqnreinbsp;Quil le fendi tresquen la sele.nbsp;Puis en plora sa femme bele.nbsp;Tqrnus sest iriez mult forment,nbsp;90 Les Franceis met a grant torment.nbsp;En sa main tient nue sespeie:nbsp;Mainte arme end a del cors sevreie.nbsp;El leu q est si entrepris, Chier si vent, ainz quil seit ocisi 9.5 De bien ferir ne fu pas lenz: Od sespeie end ocist sis cenz. |
Trop fu Tqrnus luign de seschiere! Uns cevaliers li vint derriere. Cosins a icel rei de France QuocistTurnus, si nd out pesance. toonbsp;Li juvencels volt querre los: Sun osberc out un poi desclos Il nel gari ses osbers blans. Si lo feri parmi les flans! Turnus regarde lo Franceis: nbsp;nbsp;nbsp;106 Desqual qmblil lo fent maneis, Ne pot li cops coleir avant. La force failli de[l] ferant.. . Ambedoi sunt a mort feru, A terre en sunt li cors chau. 110 Tqrnur se gist a terre morz, Als Tro'iiens est li duols forz. Quant ot sis uncles la novele, Sa gent rasemble et rapele. Si cqw estranglent leu 1aignel 116 Detrenche Brutus en cembel! De sqn nevqd vent chier la mort, Cine mil en vindrent a mal port. Tant dementres cv^m cho fu fait, Corineus ist del agait:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;120 Treis mil hqw^mes out en seschiere, Franceis assalt als dos derriere.nbsp;Hardiement les envai. Set mil en sqnt le jqr peri. Il seuls end ocist mil lo jqr, 125 Mqlt fu criiels en cel estqr! Quant icho virent li reial, Ne porent sqffrir si grant mal. nbsp;nbsp;nbsp;ii.ra Le champ guerpissent en fuiant, Li Troiien vqnt enchauchant, nbsp;nbsp;nbsp;130 Quar li reial tres bien quidoient Qu''A fussent plus que il nestoient.nbsp;Troien les tuent par vigqr: La victorie fu Iqr le jqr! Troien repairent cqm vassals. nbsp;nbsp;nbsp;135 Guaifiers sen fuit et mont et vals. Brutus fist sevelir ses corsnbsp;Dedenz sun chastel et defors. |
') Mit [ ] bezeichnen wir Einfiigungen, mit () Ausmerzungen.
-ocr page 17-I. Texte. B.
140 Laveir parti als chevaleirs Et a ses iveunes (1. juevnes) bacheleirs. Puis sasamblent tuit li barun Et viint a grand processiijn, Si en portent en lur chastel 145 Lo cors de Turnus lo dunzel.nbsp;Del sevelir pristrent grant cure,nbsp;Firent li riehe sepijlture.nbsp;Colchierent lo en un sarchu,nbsp;Dessi|z un marbrin arcvolu: 150 Entaille i out bone et painture Ki la fu faite par nature, A1 maistre us del tewple Apollin: Tijrnus i gist, ki la prist fin.nbsp;Certes cho [fu] duels 1) et damagenbsp;155 Que tant tost perid^) s^n edage!nbsp;De lui a num la citeiz Turs, Li nums li remandra toz jurs. |
[P]uis apres icele victorie. Si cnm nos trovxin^) en 1istorie, Brutes vit, ni pooit remaindre 160nbsp;Pur Frans ki force avoient gmindre:nbsp;Quar liir force toz tans crois-soit. La sue si amenuisoit. Cunseil prist as(!) ses compaignuns, Et il 1unt tuit de cho sijmmuns: 165 De guerpir tote icele guerre, Ailliirs aleir querre la terre, Quen dormant li nuKcha Diane Cui promesse non est pas vane1). Li dus Brutus lur conseil creit: 170 Od sa gent vait als neis totnbsp;dreit, De grant richeise les charga, Em meir se mist, plus ni targa. |
') Das Verbum hat der Schreiber ausgelassen. Das Nominativ-s von duels ist fast verwischt, aber noch deutlich erkennbar.
Vgl. B 124, es ist also ferdi zu lesen.
) trou.
Enttjr 1auteil vait quatre foiz,
Quar einsi eirt costume et droiz). El fu jeta lo sacrifisenbsp;Bt de la cierge a la pel prise:nbsp;Devant 1auteil si I'estendi,
Sus se ci}lcha, si s'endormi1).
A la tierce hore de la nuit,
Quant dqlcem^t se dormet tuit), Diana voit, ce li est viere,
A lui parole en teil maniere: Entend Brute,quot; dist la deuesse,nbsp;Faire te vuel certe promesse:
265
270
Auf der Fahrt von Troia waren Brutus und die Seinen an eine Insel ge-kommen (f 7 r a. 1163) 250 Par ullages fu deserteiz. Spiiher werden ausgeschickt, finden einen Dianatempel mit prophezeihender Statue der Gttin und empfehlennbsp;Brutus, sie zu befragen. (Hist. Reg. Brit. III.)
7 r b Brutus en cre ses barijns,
Maine od lui -XII- cijKpainijns 1) Et Gerijn sijn devineijr1),
Od lui en vait a grant homjr.
255 Od els portent lijr sacrifise)
Que faire vuelent cn lijr guise . . . 7v a Li dus devant 1alteil sen vint,
En sa main destre un vaissel tit; Plains fu de vin et de freis sane,nbsp;260 Dune cierge od lo poil blanc.
Sijn vis esdrece vers 1image, Sorisijn fist de bon corage . . .1)
) duodecim maiores natu. 1) Gerionem augurem. 1) cum omnibus quae ad sacrificium necessaria erant. 1) 257263 fast wrtlich bersetzt. ) veterrimonbsp;ritu. 1) fuditque vinum, quod tenebat, in focum: atque procubuit supra pellemnbsp;cervae, quam ante aram extenderat. ) Erat autem quasi kora tertia noctis; quanbsp;dulciore sopore mortales premuntur.
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iirObLi venz est dreiz, bon est sa sort, 175 A Toteneise^) arrive al port:nbsp;Albion est l(i) isles nomeiz,nbsp;Selunc 1escrit est veriteiz. La terre est mijlt fructifiable Et totes parz bien gaeignable, 180 Les algues plaines de peissuns, Es forez ert la veneisuns; Mais nen pr^nnoit cure nuls hijm, Ni maneient se gaiant num^).nbsp;Mvilt lijr atalenta la terre, 185 Quar ni troverent piiint de guerre. Brutus mena od soi sa gent, Pijr espiier lo couenent: Q^^zerent u mielz puissent re-maindre, En queil leu la cijntreie achaindre. 190 Mais quant il vunt ensi vaiant),nbsp;Encqntre els sordent li gaiant:nbsp;Tolir lur vuelent lo pais; Mais Tronen de guerre apris, Piir cqwbatre assemblei sunt: 195 Les gaianz chacent sur un munt. |
Fuient*) es crues de la mqntaine, Nosent venir a la campaine. En la gastine et el desert Tot li gaiant se sunt covert. La terre unt Tronen conquise, 200 Puis va chasqun a sa divise). Et tuit sespandent par la terre, Ne truevent mais ki face guerre. Lors co?7mencent a laboreirnbsp;Et a semeir, et a planteir,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;205 Mult se painent de gagnier Et de maisuns edifiier); Nus nest ki si vuele targier, Ciiw mielz puet de soi herbergier! II faisoient bones maisqns nbsp;nbsp;nbsp;210 Et bones habitatiuns, Et tantes viles et tanz burs, I orent fait en pou (!) de jurs! Ki lo veist, quidast tres bien Co;mencie fust de tens ancien. 215nbsp;En brief tens orent bien popleienbsp;Lille, ki fu deshabiteie. |
q Totness in Siidwest-England, q se gaiant non ,,nur Gigantenquot;.
q wohl It. vagando, Galfr. I, i6 Peragratis . . . provinciis.
*) Das Subjekt wechselt unausgesprochen: Die Riesen fliehen. Galfr. I, i6; repertos gigantes ad cavernas montium fugant.
q Der Widerspruch schon bei Galfr,: Insula ... habitata Gigantibus olim, Nunc deserta prophezeiht dort Diana (I, ii).
q Agros colere incipiunt, domos aedificare, ita at brevi tempore terram ab aevo inhabitatam censeres. I, l6.
France trespasse en Occident,
La guieras od toi ta gent:
Un ille i a plentiu*) et bon,
Cui la granz meirs clot en viron; Ja dis lo tindrent li gayant,
Mais or ni a nuluj vivant.
Granz est la terre et gist en gast,
Piece a ne fu ki 1'abitast.
La poras bien ta genz meneir; V(u)ne terre est pur demoreir.nbsp;Roi fort venrynt de tijn linage,nbsp;Ki mult arijnt gj-ant senorage.nbsp;Poissance arijnt et grunt honor,nbsp;De tot lo munt ierent senor,quot;*)
275
285 7 v 1
280
q Zur Au.ssprache vgl. die Reime V. 57 der Ausgabe: antiu antiquu(m): liu lcu(m), 4167 fuitiu (fugitivi): liu lcu(m). Die Prophezeihung der Diana fastnbsp;wrtliche bersetzung von 8 Hexametern,
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Ses leis mist Brutwj la gent ^), iiyOaCil les reciurent bonement. 220 Sa gent garda a grant honor, Lui servirent cu^me seignor. Parmaindre co;manda justise, Ne fust enfraite en nule guise, Et lt;\ue chasquns daus Iautrenbsp;amast, 226 Nus daus od autre ne strivast. Et quant cho out bien a fin trait,nbsp;Toz ses barqns venir a fait. De sqn conseil lur dist le sqm: Lille vuelt clameir de sun num^).nbsp;230 II li loent sa volentei, A1 pais a sqn nqm donei Et vuelt qua. toz jqrs li remaigne:nbsp;Apres Brutus a nqm Bretaigne: |
Quar toz dis vuelt estre en memorie Par icel nqm, cqm dist Iestorie). 236 Puis co2mande que Iqr lengagenbsp;Claintqm bretanztot Iqr edage^).nbsp;Puis departi Brutus la terrenbsp;A cels ki od lui firent guerre:nbsp;Corineus dona grant part,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;240 La q lui plot, al sqn esgart: Des Thamer a la mer galeise, En bois, en plain et en faleise. Corinus sen fist segnor, Serviz en fu a grant honor. nbsp;nbsp;nbsp;246 Apres lui dist qm Cornewaille), Selqnc lo livre, ni faz faille!nbsp;y pqr cho quest une cornere) De cel pais quest la ariere. |
(Das Zitat der Anmerkung auf Seite 3 ist mit Vers 250 weitergezahlt.)
Mit Vers 3691 bricht der Dichter, oder ein Fortsetzer, die Bearbeitung der Historia regum Britonmn ab, da wo Galfriednbsp;(2, 15) bemerkt; Roma condita est ... a geminis fratribus Remo etnbsp;Romulo. Diese Bemerkung fhrt er aus und gibt eine Geschichtenbsp;der Griindung Roms:
21 rb nbsp;nbsp;nbsp;Parlei avum en queW. manierenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(Brut t. 3691)
290
Bruti^.r aquist cha en arriere Tote Bretaine et lo pais.
Puis quel bos out son pere ocis . . . Briement vos vuel dire la sq;menbsp;De toz les rois dAlbe et de Rqme).
') I, 18 Dedilque legem qua pacifice Iractarentur.
*) Denique Brutus de nomine suo insulam Briianniam sociosque suos Britones appelat. I, 16.
volebat enim ex derivatione nominis memoriam habere perpetuam. I, i6.
Unde postmodum loquela geniis, quae prius Trojana sive curvum Graecum nuncupabatur, Britannic a dicta est. I, 16.
) 240245 sind Zufiigung. Galfr. schrieb (I, 16): Corineus fortionem regni quae sorti suae cesserat. ab appellatione sui fiominis Corineam vocat. War der Dichternbsp;des Brut interessiert, Cornwales als Lehn hinzustellen?
*) Galfr. I, 16: maluit regionem illam quae nunc vel a cornu Britanniae, vel per corruptionem praedicti nominis (Corineus) Cornubia appellatur.
) fiber u von Rume ein 0 korrigiert.
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In diesem Zusammenhang erzahlt der Dichter nun die Ge-schichte der Rhea Silvia nach Ovids Fasten 3, ii ff.:
295 nbsp;nbsp;nbsp;Silvia^), alquant la claiment Ylia^)
ist Vestalin geworden, da ihr Onkel Numitor ihre Nachkommen-schaft infolge einer Prophezeihung fiirchtet.
330 335 340 ,350 23 V. a 22 r b Un jor avint quel temple Veste Durent faire ses nonains feste:nbsp;Laigue failoit al sacrifisie, La pulcele a sa chane prise ... 300 El est en un seiitier entreie*), A la fontaine en est aleie. Q^ant la parvint, si est assise), Jus a terre a sa chane mise. 22 V. aAlques a chaut del tost aleir), 305 Sqn sain desclot por aventeir^);nbsp;Pine sqn chief, ses crinz radrece),nbsp;A un fil dor les met en trece.nbsp;Lasseie fu la damoisele, Sa main apuie a sa massele. 310 Lo chant escqlte des oiseaus, Ki delitous li est et beaus. Voit lo riu cleir de la fontaine), Ki seif cqrt desqr 1(a) haraine.nbsp;Mult estoit beaus li lius entor, 316 Bien eirt garniz d(e) herbe et de flor! Especie na tant bone en terrenbsp;Quqn ne Ii truist, sqn Ii vaitnbsp;qwerre. Arbres i out ki Iaqmbroient, y li oisel seif chantoient... ^)nbsp;320 Siet et escqlte la pulcele, Sa mains li chiet de la massele^^), Quanque a faire a tot entroblie,nbsp;Por la dqlchor est endormie...^)nbsp;22 V. b Atant evos un cevalier, 325 Ainc ne sist mieldres en destrier |
Dicels ki a cel jor vivoient, Et ki darmes sentremetoientl Mars out a nqw. Por sanbsp;beltei *), Por sa valor, por sa bqntei Quidierent li pluisor senz faillenbsp;Que il fust deus de la bataille. Filz fu Jovis lo roi de Crete, Si cqm nos dient li pete. IVIarz troeve soule la pulcele Ki avenanz estoit et bele. Troveie Ia seif dormant. Vers li saproisme maintenant. II nen a suin de faire noise. Orient Iesveillier, por tant saquoise. Entre ses braz seif la prent, A li sacuinte bonement, Seif li baise et vis et buche, Puis lo baisier seif la tqche, Dun giu privei a li sacainte^*) Que de IL filz remeist enchainte. 345 Bien a menee Mars sa goie, Partiz sen est, si va sa voie. Ne sai de fi si 1esveilla, Ne sil a li se demostra. La mescine sest esveillie, Al temple Veste est repairie Et porte o soi de la fontaine: Mise en avoit sa chane plaine. |
q Ovid V. 45. ) V. II. 3) V. 12, *) V. 13. *) V. 15. ) V. 14, 15 fissa. ) V. 15 ventosque accepit aperto pectore. v. i6 turbatas restiiuitquenbsp;comas. nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;18 hvc murmur aquae. *) I? umbrosae salices, valueresque canorae.
quot;) 20 Et cadit a mento languida facta manus. *) Es folgt der bekannte Traum, der bei Ovid beschliefit, *) 21 Mars vidit Jianc. '*) 21 visamque cupit, poti-turque cupitam.
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Gries et pesanz fu plwj quanceis^), 3B5 Et quant passeifurent-VIIII- meis:nbsp;De II- enfans est delivreie),nbsp;Mqlt en fu granz la renomeie .. Nei sqnt li dui enfant gemel, Ainc ne nasquirent dui plus bel;nbsp;360 Lainz neiz out a num Romulus,nbsp;Et li altres apres Remus. f^Sv. a Brutus li dus des Troiens, Dicels ki sunt remeis lung tens, Mande saluz Pandras lo roinbsp;365 Senz faintise et senz desroi). Die Griechen: A1 bois sen vqnt par cqmpainie, Ni si gardoient de boisie; . .. |
Brutus sali de sqn aguait, Ad els ne tint fable ne plait, ... De totes parz les qnt esclos, 370 Lo champ Iqr tolent et lo bos ... Icil estqrs fu perillous, Des Grius ni escapa uns sous. Der Riese Goemagog: nbsp;nbsp;nbsp;nv.a Duze teises out de stature, Merveille fist de lui nature: nbsp;nbsp;nbsp;375 Na suz ciel caisne en bois ne plain Quil nesrajast a une main . .. Mqlt par fu forz de faire guerre, Quant arbres esragoit de terre. |
Der Dichter Guillaume de Lorris erzahlt (ca. I23^_wie er mit 20 Jahren einen wonderbaren Traiim hatte: Bei einem Spazier-gange kommt er an einen, rings von hoher Mauer umschlossenennbsp;Garten. Die Mauer ist mit allegorischen Fresken bemalt. Endlichnbsp;findet er eine Pforte, ein reizendes Madchen ofifnet ihm. Tanzendenbsp;sind in dem Garten. Und hier lesen wir;
Miniatur: Fiinf Tanzende, drei Manner und zwei Frauen, die sich im Reihentanze an der Hand halten, die beiden Paare schauennbsp;sich an, der iiberzahlige Fiihrende hebt die Linke. Der mittlerenbsp;Rotgekleidete (Amor) hat eine rote Krone auf dem Kopf:
La querole, qui iert plaisant, Regardoie, et jusqua tantnbsp;Qu(e) une dame mont envoisienbsp;Me tresvit: ce fu Courtoisie, B-La vaillant et la de bonnaire, Que Diex^) deffende de contraire!nbsp;Courtoisie lors mapela; Biaus amis! f^u-e faites vous la? Courtoisie, ga venez, 10 Et ovecques nous vous prenez |
A la querole, sil vous piest, Sanz demorance et sanz arrest. A la querole me sui pris. Si ne fui pas irop entrepris. Mes sachiez o^e mont magrea, 15 Done Courtoisie mapela, Et me dist (\ue ie kerolasse; Car de keroler, se j(e)osasse, Estoie envieus et surpris. A regarder lores me pris nbsp;nbsp;nbsp;20 |
25) Languida consurgit. nbsp;nbsp;nbsp;45 Sylvia fit mater. ) Es folgen hier noch
ein Paar Bruchstiicke, die sprachlich Wichtiges enthalten. *) x ist Sigel fur us.
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fo 8 r. b Leur tours, leur fagons et leur chieres, Leur semblances et leur manieres Des genz qui avec queroloient, Si vous diroi qui il estoient: 25 Deduiz fu biaus et lone (1) et droiz: James entre genz nentmoiz, Ou vous veez plus bel home! La face avoit comxas. une pome:nbsp;Vermeille et blanche tout entour,nbsp;30 Cointe fu et de bel atour. Les ielz ot vairs, la bouche gente, Et le nes fait par grant entente.nbsp;Cheveus ot blans (!) *) recercelez,nbsp;Par espaules fut aaques lez, 35 Et grelle parmi la ceinture: II resembloit une pointure, Tant estoit biaus et acesmez Et de touz membres bien fourmez!nbsp;Remuanz fu et preuz^) et vistes,nbsp;40 Plus legier home ne veistesinbsp;Si navoit barbe ne guernon, Se petiz peus folages non, Car il iert iuennes damoisiaus! Son ceint tout pourtret a oisiausnbsp;45 Estoit, et tout a or batu, Si estoit richement vestu: Mont (ausgeschrieben) iert sa robe desguisee, fo 8 Si iert en maint lieu encisee r- a Et decoupee par cointise; 60 Chauciez refu de grant mestrise Duns soulers decoupez a laz;nbsp;Par druerie et par soulaznbsp;Li ot samie fait chapelnbsp;De roses qui moKt li sist bel. |
Et savez vous qui est samie? 55 Leesce, qui nu haioit mie,nbsp;Lenvoisee (1), la bien chantanz,nbsp;Que, desquel navoit pas-X-anz, De s'amour li donna Iotroi. Deduit la tint parmi le doi oo A la kerole, et elle lui: Bien se contienent ambedui, Quil est biaus et elle estoit belle, Bien resembloit rose nouvelle, Seur sa couleur, seur sa char 65 tendre, Que Ten li peust toute fendre A une petitete ronce! Le front ot poli, blanc, sanz fronce, Les sourciz blons et enarchiez, Les ielz gros et si envoisiez, 70 Quil rioient touz jours avantnbsp;Que la bouchete par couvent. Je ne vous sai du nes que dire, Len nel feist pas mielz de cire!nbsp;Elle ot la bouche petitetenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;75 Et pour besier son ami preste, Sot le chief blont et reluisant. Que vous iroie je disant? Bele fu et bien atournee: nbsp;nbsp;nbsp;80 Dun fil dor estoit galonnee, Sot un chapel dorfrais tout nuef. Je quen ai veu vint et neuf, A nul jour mes veu navoie Chapel si bien ouvrez de soiel 85nbsp;Dun samit, qui ert tout dorez, Fu son corps vestu et parez De quoi ses amis avoit robe, Si en estoit assez plus gobe. |
Ihr gibt Gott Amor die Hand. Beschreibung seines Kleides, Bogens und der fnf Pfeile. Auf der anderen Seite tanzt Damenbsp;Rickesse und ihr Liebster Largece. Und schlieClich Franchise, die
p uz.
lies blons.
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einen unbenannten Jngling bei sich hat. Der Dichter lustwandelt im Garten und findet ein Rosenbeet von einem Hag umschlossen.nbsp;Eine Rosenknospe wahlt er, aber vor lauter Gestrpp ist es un-mglich, sie zu erreichen. Da naht Amor;
Miniatur: Amor in rot-blauem Kleid und roter Krone zielt auf den blau gekleideten Amant, der die Hand nach einer von dreinbsp;Blumen streckt:
90 Li dieu damours, qui, Iarc tendu, Avoit toute jour atendunbsp;8 13 [A] moi poursuivre et espier, Si saresta lez figuier. Et quant il ot ap^rcu 95 Que javoie ainsi esleu Le bouton, qui mielz me plesoit Que nus des autres ne fesoit, II a tantost prise une fleche: Quant la corde fu mise en coche^)nbsp;100 II entesa jusqua Ioreille Larc, qui estoit fort a m^rveille, Et traist a moi par tel devise,nbsp;Que par mi Iueil ma el cuer misenbsp;La saiete par grant redeur. 105 Et lors me prist une froideur |
Dont je, dessouz chaut peligon, Senti au cuer mainte frigon. Ouant ioi est ainsi bers, A terre fui tantost vers: Li cuer me faut (siieur me vient), no Pasme jui) illec longuem^wt. Et quant je ving de pasmoison Et joi mon sens et ma raison, Je fui mot vain et si cuid Grant fes de sane avoir vuid: ns,nbsp;Mes la saiete, qui me point, Ne traist onqa^s sane de moi point! Ainz fu la plaie toute sechel Je pris lors a II mains la fleche ... |
Allerdings vergebensl Amor aber sehieCt noch die vier anderen Pfeile auf ihn, und dann naht er, dem Besiegten den Lehnseidnbsp;abzunehmen. Der Dichter schickt sich an, die symbolische Huldi-gung zu leisten:
Je ni laisse mie touchier Chascuw vilain, chascu;2 houchierlnbsp;Ainz doit estre courtois et fransnbsp;Li hons qu^' je ainsi aprenslnbsp;Sanz faille il a et poine et fesnbsp;En moi servir; mes je te fesnbsp;Honeur mont grant, et si doiz estrenbsp;Mont li, quant tu as si bon mestre,nbsp;Et seigneur de si haut renon:nbsp;Damour porte le co^^fanon,
De courtoisie et la banierel Et si sui de tele maniere
135-
120 Lors si me sui agenoilli, i5r.aEt vouloie besier son pi.
Mes il ma lors par la main pris Et me dist: ,,Je tains mot et pris,nbsp;Quant tu mas respondu ainsi.
125 Onques tel parole n(e)issi Domwze vilain, mal enseighilnbsp;Et si as itant gaaign,
Que je vuil pour ton avantage Qworendroit me faces homwage:
130 Et me beseras en la bouche,
A qui nus hons vilain natouche.
*) wohl coiche (kwstja) dial, fiir franzisch cache. I, H cars me ment. nbsp;nbsp;nbsp;1. jui..
140-
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I. Texte. R.
Si douz, si frans et si gentilx') 145 Que quicoques est ententilx1)nbsp;A moi servir et honorer: |
II ne puet en lui demorer Vilanie ne mesprison, Ne nule mauvese aprison.quot; |
Miniatur: Amant kfit den Liebesgott.
150 Atant deving ses hons mains joip^tes. Et sachiez que mot me fis cointes, Quant sa bouche besa la moie Ce fut ce done j(e)oi greigneurnbsp;ioie! .. . S.isv.aLors a de saumosniere traite 166 Une petite clef bien faite, Qui fu de fin or esmer: A ceste, fait il, fermer Ton cuer, je ne quier autre apiau:nbsp;Souz ceste clef sont mi joiau! IQO (Plus petite est que mon doi meindre) Mes elle est de mon escu dame, Et si a mont grant post.quot; nbsp;Lors la me toucha au cost, Et ferma mon cuer si souf 165 Qua grant paine senti la clef.nbsp;Ainsi fis sa volent toutelnbsp;Et quant je loi mis hors denbsp;doute, Si li dis: Sire talent e De fere vostre volente: 170 Mes mon servise recevez En gre, foi que vous me devezl Ne[u] di pas pour recrantise,nbsp;Car point ne dout vostre servise!nbsp;Mes serjant en vain se travaillenbsp;175 De fere servise qui vaille, Se li service natalente Au seigneur, cui len Ie presente.quot; |
Amours respont: ,,Or ne tes-moie! Puis que mis tes en ma manoie, Ton servise metrai en gr, nbsp;nbsp;nbsp;iso Et te metrai en haut degr, Se mauvesti ne Ie te toult; Mes, espoir, ce niert mie tosti Grant bien ne vient pas en poinbsp;deure, II i convient poine et demeure: iss Adonc seras hors de tristrece, Qui orendroit te nuist et blece. Mes je sai bien par quel poison Tu seras traiz a garison; Se tu te tiens en loiaut, nbsp;nbsp;nbsp;190 Je te douroi (!) tel diaut, Qui de tes plaies te garra Mes, par mdn chief, or i parra, Con tu de bon cuer serviras. Et cowment tu acompliras nbsp;nbsp;nbsp;195 Nuit et jour les comr/andemez Que je commant as fins amanz!... Li diex damours lors mVcharja Tout ausi com(me) vous orrez janbsp;Mot a mot ses comwandemenz, 200 'nbsp;Bien Ie devise cist row/manz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;16 j1 O ^ Qui amer veut or i entende. Car li ro7manz des or amende! Or Ie fait il bon escouter, Sil est qui Ie sache conter, 205 Car la fin du livre est mot bele; La matire en est nouvele! Qui du livre la fin orra. Je vous di bien que il porra |
Schrullige etymologische, fr ententilx analogische Schreibung; lies; genlis, entenlis. Verlesen; lies: Meindre est que li miens doiz, par m'ame.
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21 De bien et de mal mot ap;mdre, Pourquil y vueille hien entendre;nbsp;Mes face bien, et lest le mal,nbsp;Quil ara poine infernal! Et quant jespoing et enromance |
Du songe la senefiance, La verit, qui est couv^^te, Vous sera lores descouvifrte, Quant espondre [mjorrez le songe,nbsp;Ou il na nul mot de mengonge. 215 |
Und nun folgen Amors Gebote, die wir gekiirzt wiedergeben;
220 Vilanie pr^'mierementquot; ^), Ce dist Amours, vuil et cowzmant Que tu guerpisses sans repr^ndre,nbsp;Se tu ne veus vers moi mes-prendre ... Apres te garde de retraire 225 Chouse des genz, qui face a tere:nbsp;Nest pas proesce de mesdirelnbsp;A Keu le seneschau te mire, Qui jadis pour son moqueiz Fu mal renom^w et haiz: 230 Tant con Gauvain li hien apris Pour sa cortoisie ot de pris,nbsp;Autretant ot de blasme Keuz, 1 o i6 Pour ce quil fut fel et crueus... Aprs gardes ojie tu ne diesnbsp;235 Ces ors moz ne ces vilanies^);nbsp;la pour now2mer vilaine chosenbsp;Ne doit ta bouche estre des-close! ... 1 i6 Hons qui pourchace druerie ^ Ne vaut noient sans cointerie):nbsp;240 Cointise si nest pas orguieulz!nbsp;Qui est cointes, il en vautnbsp;mieluz(!) ... Ne sueffre sur tci nule ordure^). Leve tes meins et tes denz cure^)!nbsp;Sen tes ongles a point de noir),nbsp;245 Ne 1i lesse pas remanoirl Couz tes manches et ton chief piegne). |
Mes ne te farde ne ne guigne 1... Se tu ses nul biau deduit faire, ,6 Par quoi tu puisses as genz plaire, v, o bnbsp;Je te cow^mant que tu le faces: 250nbsp;Chascuw doit fere en toutes placesnbsp;Ce quil scet qui mielz li avient,... Se tu as la voiz clere et saine), Tu ne doiz mie qume essoine De chanter, se Pen ten semo^, 255nbsp;Car bel chanter embelist mont 1... Or te vuil (vraieme^t) [lies: brie- 17r.a ment] recorder Ce que tai dit pour reme7brer, Car la parole meins engrieve A retenir, qaant elle est brieve: 260nbsp;Qui damours veult fere son mestre,nbsp;Courtois et sans orguil doit estre;nbsp;Cointe se tiegne et envoisiez, Et de largesce bien proisiez; Ampres tenjoing en penitance 265 Que nuit et iour sanz repe;tancenbsp;En amours metes ton penser; Ades y pense sanz cesser, Et te membre de la douce heure. Done la joie tant te demeure. 270 Et pour ce que fins amans soies, Te pri et comw/aTzt que tu aies En I seul lieu tout ton cuer mis, Si quil ni soit mie demis, Mes tout entier sanz tricherie 275 Car je nains pas metaerie. |
Das Folgende ist frei nach Ovids Ars Amatoria und dem Artusronian gestaltet, *) Ars Am. II, 151: Este procul, lites, et amarae praelia linguae: nbsp;Dulcibus est verbis mollis alendus amor. I, 513 munditiae placeant. I, 514nbsp;sine labe toga. I, 515 Careant rubigine dentes. ) I, 519 Sint sine sordibus
ungues. ) Sit coma, sit docta barba resecta manu I, 518. ) III, 315 res est blanda canor: discant cantare puellae etc.
Vgl. I, 505-
12
I. Texte. R.
f0 28v. b bricht die Dichtung Wilhelms ab; Comment mestre lehan de Meum (!) le pavfist a la regtieste Maistve G. de Lorris.nbsp;Eine Miniatur, die die beiden Dichter gegenberstellt 1). Wilhelmnbsp;hatte oben angedeutet, wie er den Roman abschlieCen wollte undnbsp;man kann ihn so verstehen, dafi dieser Abschlufi nicht fern war.nbsp;Johann von Meung lafit den 4000 Versen seines Vorgangers bernbsp;18000 eigene folgen. Die Hindernisse wachsen, die Darstellung wirdnbsp;breiter, der Ton andert sich. Ratio (Raison) herrscht und zeigtnbsp;das logisch Haltlose der Romantik. Der Inhalt;
Amant ist mit seinem Los unzufrieden. Er schimpft auf die Liebe;
El nest de nule riens certaine, El met les amans en grant paine,nbsp;Et se fet deus dame et mestrece,nbsp;280 Meins en degoit par sa promesse.
El permet tel chose souvent, Dont els ne tendra ja covent,
Si est peril, se diex mament, Quar en amer maint bon amantnbsp;285 Par lui se tiennent et tendrontnbsp;Que ja nul jour ni avendront.. .
qui (trop)
aprisme,
Qur ele fet bien sillogimei Si doit on avoir grant paournbsp;(Que en conchie li pluisor^),nbsp;Quaucune fois I'a Ton veu,nbsp;Sen ont est maint decu. nbsp;Et ne pourqant, si vodroit elenbsp;Que le meilleur de la querelenbsp;Est cil qui la tient o soi.
Si fui fox quant blasmer le soi
For ce est fol
s en
290 29 r. a
295
So sammelt sich Amant und erinnert sich der Worte Amors:
29 V. a Atendre merci me coKvient!
Car il me dist, bien men souvient: Ton servise pr^^ndroi en grnbsp;300 Et te metroi en haut degr.
Se mauvaisti ne le te tost Mes, espoir, ce nert mie tostl...nbsp;[Ce sont si dit tout mot a mot,nbsp;Bien pert que tendrement ma-mot1)].
Da erscheint Raison, und mit Kritik sucht sie in dreitausend Verse fiillender Diskussion Amant von seiner romantischen Liebes-vorstellung zu heilen. Kritik und Poesie, Wissenschaft und Kunstnbsp;hadern miteinander. Ein besonders charakteristischer Passus dienenbsp;zur Kennzeichnung dieser fiir die Geistesgeschichte bedeutsamennbsp;Partie: Amant verteidigt seinen Lehnsherrn:
47 T. a nbsp;nbsp;nbsp;LAmant.
fis je, ne peut autre
II me couvient mestre,
servir mon
Damequot;
estre:
305
Jean de Meun (j- 1305) kannte Guillaume de Loiris gar nicht. Er schreibt selber, dafi er den Rosenroman 40 Jahre nach des ersten Dichters Todnbsp;vollendete. Die obige Darstellung ist eine Erlindung. Vgl. Langlois Ausgabenbsp;Bd. I, S. 8, 16. 1) lies; Que nen conclue le peer, ,,dafi sie nicht auf das Schlimmstenbsp;schliefie.quot; Vgl. 294 le meilleur. lies: Iosai. Liicke in der Hs., die ichnbsp;nach den Ausgaben ausfiille.
-ocr page 27-I. Texte. R. 13
I. Texte. R. 13
Rayson respont a escient ! petitet en souzriant:
De noiant te mes en esmayl Seroies tu jalous de moy,
Que pechie en moi se meist? 340 Certain soies, se Diex ma'ist,
Que ja ni aras vilennie,
Qaafit de tamour maras saisie.
Miex fust ma char livre as lous,
Que tu fusses couls ne jalous, 345 Puis qua moi te seras donnez!nbsp;Dame de noiant sermonnezlnbsp;Mes euers ja nest il pas a moi,
A Bel Acueil je le lessay ...
Si ne voudroie pas la rose nbsp;nbsp;nbsp;350
Changier a vous pour nulle chose:
La couviewt que mon propous voise!
Si ne vous tieing pas a courtoise, Quant ci mavez coilles nom-mees1),
Qui ne sont pas bien reno;- 365 mees
En bouche a courtoise pucelle.
Vous, qui tant estes sage et belle,
Ne sai comment no^wmer 1osastes,
Au mains quant le mot ne glosastes
Par quelque courtoise parole, seo Si con prodefame parollel
derbe, obscne Worte zu
Qz moult plus riche me fera,
C' mille tans, quant li plaira;
Car la rose me doit bailler,
310 Se je men vueil bien travaillier;
Et se par lui la puis avoir,
Mestr naroie dautre avoir 1 Je ne priseroie III- chichesnbsp;315 Socrates,combien quilfust riches^),
Ne plus nen quier o'ir parler!
A mon mestre m'estuet aler,
Tenir li vueil ses couvenans.
Car il est droiz et avenans.
320 Sen enfer me devoit mener,
Nen puis je mon cuer refrener.
Dautre part, se je vous amoie,
Dautres amors avec la moie Voudriz vous plus de -c- mille:
325 11 nest home ne bourc nei2 ville.
Pour que tenir le peussiez,
Que vous ne le receussiez,
47r.b Et voudriez quil vous amast Et que samie vous damast^).
330 Trestout le monde ameriez,
Trop vous abandonnerez!
Je ne vueil pas, ne vous anuie, Aproprier coi;2mune amie:
Jen vueil une tout(e) moie quite I
335 Quant ioi ceste parole dite,
Denn Amor hatte ihm ja verboten, brauchen. Aber Raison:
Chose, qui nest se bonne non! Voire du mal surementnbsp;Puis je bien parler proprement:
Que de nulle riens nen ay honte, 370 Se nest chose qua pechi montequot;...
47 V. a Lors se prist raison a souzrire,
En souzriant me prist a dire:
,,Biaus amis je puis bien nowimer 365 Sanz moi faire mal renowmer,nbsp;Ap^rtement par propre non
Raison hatte ihm unmittelbar vorher Sokrates als Beispiel vorgehalten; Er mied das Irrationale: Zt Dieu dAmors one ne cremut, Ne por fortune ne se mutt nbsp;Amor hatte Handwerker und Bauern ausgeschlossen, er ist Aristokrat. Raisonnbsp;ist Demokratin. ) Hs, changes. 1) Dies liegt iiber 1000 Verse zuriick. Raisonnbsp;erzahlt da, wie Jupiter den Saturn entmannte, die coilles ins Meer warf, dont Venusnbsp;la desse issi.
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I. Texte. R.
Und wie Amant sie darob foie ribaude nennt:
48 r. a Mes une chose te puis dire, Sanz point de hai'ne ne dire: ... Trop mesprens, qui si te revelles,nbsp;375 (^ui folie ribaude mapelle[s], Et sanz deserte me ledenges! Quant mes peres, li rois desnbsp;anges, 48r.b Diex le courtois, sanz vilennie, De qui -vient toute courtoisie, 380 Qui ma norrie el enseignie, Ne me tient a mal enseignie Eingois maprist ceste maniere:nbsp;Par son gr sui je coustumierenbsp;385 De parler proprement*) desnbsp;choses, Quant il me piest, sans metre gloses. Et qant tu me veus opposer, t que me requiers de gloser, 390 Veus opposer, aingois mopposes,nbsp;Que tout ait fait Diex toutesnbsp;choses. |
Au mains ne fist il pas le non, Je te respoing: espoir que non! Celui au mains qaelles ont ores! Si les pot il bien now^mer lores, Quant il p^^mwement cri'a 395nbsp;Tout le monde et quanquil y a. Mes il voult que non leur trovasse A mon plesir et les no2massenbsp;Propremet et cowmunemewt. Pour croistre nostre entendement 400 Et la parolle me donnanbsp;Ou moult tres precieus don a. Et ce que ci tai racont Pens trouver en auctorit^): Que donnee nous fu parolle, 405 Ce lisoit Platon en escolle.nbsp;Pour faire noz voloirs entendre. Pour enseigner et pour apr^ndre. Ceste sentence ci rime Trouveras escripte [en Tkime'e]^). 4i |
) sensu proprio. Autoritat = kass. Quelle. Der Abschreiber verlas: tt node. Gemeint ist Timaios, Platons Weltschpfungshypothese.
-ocr page 29-In seiner Introduction a IHistoire Universelle (Paris 1831, S. 71) bezeichnet Michelet, der Altmeister der franzsischen Geschichte,nbsp;Frankreich als das Sammelbecken der europaischen Rassen. Gehtnbsp;diese Charakterisierung auch von der veralteten Annahme aus, dafinbsp;sich alle Vlkerwanderungen von Ost nach West bewegten, so diirftenbsp;sie doch im wesentlichen zutreffen. Die Ausgrabungen, die in dennbsp;letzten Jahrzehnten in Sdwestfrankreich gemacht wurden, haben bewiesen, daC in prahistorischer Zeit sehr verschiedene Menschenrassennbsp;einander ablsten. Und da in historischer Zeit im Verlaufe einesnbsp;Jahrtausends drei solche Ablsungen beobachtet werden, zweimal mitnbsp;Sprachwechsel verbunden, so mag in der Vorgeschichte Einwanderung,nbsp;Herrschaftswechsel, Rassenmischung in Gallien sehr haufig vorge-kommen sein.
Freilich wissen wir dariiber nichts Bestimmtes, wie denn berhaupt das vorkeltische Gallien durchaus in Dunkel gehllt ist. Nur dienbsp;Ortsnamenforschung gibt einige Anhaltspunkte: Den Alten galten dienbsp;Ligurer als Bewohner wenigstens des sdlichen Galliens. In dernbsp;Schrift: Uber Unsprung und Bedeutung der franzsischen Ortsnamennbsp;(rom. Elementar- und Handbcher V, i) hat Hermann Grhler allenbsp;jene Namen, die weder baskischer, phnizischer, griechischer, keltischernbsp;noch lateinischer Herkunft sind, als ligurisch angesprochen, undnbsp;gelegentlich auch versucht, die Bedeutung der Namen zu bestimmen,nbsp;die beispielsweise bei der Vergleichung der Lage von Genf (Geneva)nbsp;und Genua (Genova) sicherlich als ,,Mnden, Gemnd zu fassen ist.nbsp;Allein wir wissen nicht, wie lange die Ligurer in Gallien saGen, wennbsp;sie dabei verdrangten, ob sie nicht die Ortsnamen von vor ihnennbsp;Ansassigen bernahmen, die diese vielleicht selber einst bernommennbsp;hatten^). Besser wissen wir ber den Sdwesten Frankreichsnbsp;Bescheid: Iberer waren hier eingedrungen und hatten das Garonne-tal in Besitz genommen und auch wohl sprachlich erobert. Wie
*) Charakterisierung der vorkelt. Urbevlkerung und der Kelten durch H, Zimmer. Sitz. Ber. der Ak. W. Berlin 1910, S. 1073 ff. Vgl. ber die Ligurer den Artikelnbsp;im Rcallexikon der germ. Altertumskunde.
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II. Einfhning in die Vorgeschichte des Franzsischen.
baskische Ortsnamen zeigen, hat ihr EinfluC bis in die Haute-Loire gereicht^); dem Gebiete zwischen den Pyrenaen und der Garonnenbsp;ist ihr Name als Bezeichnung geblieben: Gascogne, das Vasconen-,nbsp;das Baskenland**. Heute ist diese einzige noch lebende vorlateinischenbsp;Sprache Galliens auf die Nordwestabhange des Gebirges beschrankt,nbsp;und nur in Spanien gehren diesem Sprachgebiet grfiere Orte an.nbsp;Aber bis in die Landes hinein reicht ein eigener Geist, und nous nenbsp;sommes pas franpais, nous sommes basques'' ist dort nicht unge-whnlich.
ber den Norden, das spatere Belgien, wissen wir nichts, drfen aber annehmen, dafi ihn, wie spater in historischer Zeit, Unterschiedenbsp;in der Rassenmischung und der Sprache vom Sden trennten.
In dieses Land (nach Spanien und in die Poebene) dringen nun im V. und IV. Jahrh. v. Chr. von nach Westen ziehenden Germanennbsp;gestoGen, die Trager der Bronzekultur in Mitteleuropa: keltischenbsp;Stamme (Gallier) ein. Sie sprechen ein indogermanisches Idiom, wasnbsp;natrlich nicht fr die gemeinsame Herkunft mit anderen indo-germanischen Vlkern als Beweis geiten kann, da der Sprachwechselnbsp;als typisches Charakteristikum der Urzeit anzusehen ist. Natrlichnbsp;geht Sprachwechsel Hand in Hand mit Blutmischung. Immerhinnbsp;werden die Kelten als rothaarig und groG gewachsen dargestellt, sonbsp;daG ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu den indogermanischennbsp;Vlkern arktischer Herkunft keinem Zweifel unterliegen drften undnbsp;sie nun in Gallien in starkstem Gegensatz zu den kleinen, schwarzen,nbsp;untersetzten Mittelmeermischlingen Liguriens stehen.
Die hhere keltische Kultur vernichtet die geringere in dem eroberten Lande angetroffene, die Keltisierung macht erst an dernbsp;Garonne vor der gleichwertigen, oder durch andere Umstande geschtztennbsp;' baskischen Kultur Halt. Die Eroberer drfen wir wohl als eine dnnenbsp;Oberschicht in dem nun bis auf die Gascogne ihre Sprache redendennbsp;Gallien** (wie es nun heiGt!) ansehen. In der Folge entstehen nochnbsp;einschneidendere Unterschiede zwischen dem Norden (Belgien) undnbsp;dem eigentlichen Gallien: Germanische Stamme dringen in Belgien einnbsp;und werden keltisiert.
So findet Caesar das Land bei seiner Eroberung: Gallia est omnis divisa in partes tres, qiiarum unam incolunt Belgae, aliamnbsp;Aquitani, te7-tiam qui ipsormn lingua Celtae, nostra Galli appellantur.nbsp;Hi omnes lingua, injstitutis, legibus inter se diffe^'unt. Gallos abnbsp;Aquitanis Garumna jlumen, a Belgis Mdtrona et Squana dividit.
Da mit tritt Gallien ins Licht der Geschichte ein. Das Chaos vor-zeitlicher Besiedelung hat zu drei staatenartigen Gebilden gefhrt: dem
') H. Urtel, Zum Iberischen in Sdfrankreich. B.Ak. W. igi?) 53- L. BI. i8, 39.
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen,
keltischen Gallien; dem eigener Tradition nach von keltisierten Germanen beherrschten Belgien^), und schliefilich der baskischen Gascogne.
Nicht zu vergessen ist, dafi Caesar nur das neueroberte Land in dieser Weise einteilt, und er die sdliche langst romanisiertenbsp;Provinz als vierten Teil nennt. Hierzu nun; In den Jahrennbsp;123118 vor Chr. war die Provincia Narbonensis von Rom erobertnbsp;worden. Kulturell haben Phnizier und besonders Griechen an dernbsp;Mittelmeerkiiste vorgearbeitet. Nun ergieCt sich ein Strom vonnbsp;Kolonisten, Kaufleuten, Steuerpachtern, Bauern und Viehzchtern1'nbsp;(Cic. pro Fonteio) in das schone und reiche Land, das wirtschaftlichnbsp;fr Rom die bedeutendste Kolonie wird. Alsbald ,,macht kein Galliernbsp;mehr ein Geschaft ohne Vermittlung eines Romers, jeder Pfennig, dernbsp;in Gallien aus einer Hand in die andere kommt, geht durch dienbsp;Rechnungsbiicher der romischen Biirger. (Zitiert nach Mommsen,nbsp;Rom. Gesch. Ill, 225.) In den sechziger Jahren gibt es einen Prozefi,nbsp;in welchem der oberste Beamte der Provinz, M. Fonteius, der Be-stechlichkeit angeklagt wird. Die Klage geht von der unterdrcktennbsp;gallischen Landbevlkerung aus. Die grofien Stadte aber, Massilianbsp;und Narbonne, welch letztere Stadt Cicero in seiner Verteidigung:nbsp;specula populi romatii ac propugnaculum nennt, sind durchaus rmischnbsp;gesinnt Massilia noch ganz hellenisch, die brigen romanisiertnbsp;(Mommsen 226). So ist es nicht zu verwundern, dafi das Schicksalnbsp;dieser Provinz kulturell wie spater auch lingustisch von dem brigennbsp;Gallien bis auf den heutigen Tag getrennt bleibt, und der groCenbsp;kiinstlerische Fortschritt des XI. und XII. Jahrhunderts gerade hiernbsp;seinen Ausgangspunkt nimmt (Troubadours).
Nun, nach Caesars Eroberung, erstreckt sich der Romanisierungs-prozefi ber ganz Gallien, und wie das Land ein halbes Jahrtausend vorher seine Ursprachen vergafi, um von da ab Keltisch zu sprechen,nbsp;so verschwindet nun im Laufe einiger Jahrhunderte das gallischenbsp;Keltisch seinerseits vollkommen.
Liegen die Grnde hierfr in einer besonderen Pradisposition der Bevlkerung? . . . Ut est summae genus solertiae, atque ad omnianbsp;imitanda efjicienda quae a quoque tradantur, aptissimum, sagtnbsp;Caesar von den Galliern (VII, 22). Allein 500 Jahre spater ergeht esnbsp;den Franken als Eroberern nicht anders, als den keltischennbsp;Galliern als Besiegten; und 1000 Jahre spater haben die imnbsp;X. Jahrhundert in Frankreich eindringenden Normannen innerhalbnbsp;weniger Generationen die Sprache gewechselt und importieren 1066 innbsp;England nicht einen germanischen Dialekt, sondern das Franzsische.
Bell. Gall. II., plerosque Belgas esse ortos a Germanis, Rhenumque antiquitus traductos.
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;2
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II. Einfhiung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
Wir haben es also hier nicht mit der besonderen Geistesverfassung bestimmter Vlker zu tun, sondern mit einem Gesetze; Dafi dasnbsp;zum Staat entwickelte Volk die politisch unmndigen, das zivilisiertenbsp;die geistig unmndigen Nachbarn in sich auflst (Mommsen,nbsp;Rmische Gesch. III, S. 220). Einem Gesetze, das meiner Ansichtnbsp;nach in seiner Evidenz ein ganzes geschichtsphilosophisches Systemnbsp;begrnden kann. Von dem allmahlichen Absterben keltischernbsp;Sprache und keltischen Fhlens wissen wir nur wenig. Gesichertnbsp;scheinen folgende Beobachtungen: Da die Gallier des Schreibensnbsp;unkundig waren, wurde das Lateinische unmittelbar und dauerndnbsp;Schriftsprache und ist es ber 1000 Jahre lang geblieben. Damitnbsp;ergab sich ein Zustand, wie wir ihn aus den rato-romanischen Talernnbsp;Tirols kennen, in denen das Volk Ladinisch spricht, alles Schrifttumnbsp;(Inschriften, Grabschriften usw.) aber, bis auf die seit kurzem er-scheinenden Kalender, Italienisch war. Die keltischen Inschriftennbsp;aus Oberitalien und Gallien sind im ganzen 30 an der Zahl!. Alsonbsp;durchaus vereinzelte Versuche.
Zimmer, in Kultur der Gegenwart I, XI, i, S. i ff. Die keltischen Literaturen: Einleitung.
John Rhys, The Celtic Inscript. of France and Italy (1907).
Weiter scheint mir festzustehen, daC, als die christliche Kirche in Gallien vordrang, das Keltische bereits stark geschwacht war; infolge-dessen bedienten sich die Missionare gegen ihre sonstige Anpassungs-fahigkeit des Lateinischen, und so mag die Christianisierung dienbsp;Romanisierung vollendet und dem Keltischen den Todesstofi versetztnbsp;haben.
Zeugnisse fr das Fortbestehen des Keltischen bis in diese Periode, das IV. Jahrhundert, hat Brunot gesammelt (Hist. d. l. Langue frgse.,nbsp;I, 17 ff.). Wenn wir Zimmer (op. cit. S. 47) folgen, so redet nachnbsp;Vespasian (79 n. Chr.) ,,kein Schriftsteller von den Druiden als Zeit-genossen. Immerhin ist, wenn auch der heidnische Glaube frhzeitignbsp;verhel, Bewufitsein und Sitte mindestens in der Erinnerung wach-geblieben. Noch im IV. Jahrhundert schreibt Ausonius in seinemnbsp;Gedichte an die Grammatici Burdigalenses u. a. (Mon. Germ. Auct.nbsp;Ant. V, 2, 63, 64). Nee reticebo senem nomine Phoebicium, Quinbsp;Beleni (keltische Gottheit) aedituus nil opis inde tulit, set tarnen,nbsp;ut placitum, stirpe satiis Druidum, gentis Arentoricae, Burdi-galae cathedram nati opera obtinuit. Mindestens also wuGte mannbsp;noch in der Aremorica (= die spatere Bretagne!) von den Druidennbsp;und dies vor der Einwanderung der inselkeltischen Bretonen, die mannbsp;in das V. und VI. Jahrhundert verlegt. Aus dem V. Jahrhundert habennbsp;wir weiterhin ein kleines galloromanisches Glossar, de nomimbus
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
gallicis. (Vgl. H. Zimmer, Zt. f. vgl.Sprfrschg. 32,230. nbsp;nbsp;nbsp; Gregor von
Tours weilJ (I, 32), dafi die Leute der Umgebung von Clermont-Ferrand eine Tempelruine ,,gallisch Vasso Galate nennen. Noch also bestehtnbsp;wenigstens eine keltische Tradition, die nun wohl in der Vlker-mischung des VI., VII. und VIII. Jahrhunderts erst vllig untergeht.
Wie man von vornherein in Gallien nur Latein schrieb, so lernte also das gallische Volk im Verlaufe der ersten nachchrlstlichen Jahr-hunderte auch Lateinisch reden; Verkehr in jeder Form, die Schulennbsp;und Hochschulen (z. B. Tac. Ann. Ill, 43 studia liberalia in Autun),nbsp;Theater und Auffiihrungen (Paris, Arles, Nlmes usw.), schliefilich dienbsp;christliche Kirche, waren die Vermittler.
Die in Gallien eingefhrte Sprache war das Vulgarlatein, d. h. das gesprochene Latein, das sich wie jede gesprochene Sprache vonnbsp;Generation zu Generation veranderte (ca. 500 vor bis 500 n. Chr.).nbsp;Gallien beteiligt sich an dieser Entwicklung; in mancliem, wie wirnbsp;sehen werden, konservativer als die Metropole, so daC alsbald dernbsp;koloniale gallische Dialekt, wie dies brigens oft der Fall ist, gewissenbsp;Archasmen aufweist. Natrlich enthalt das gallische Latein eine be-trachtliche Anzahl keltischer Worte, spezifisch gallische Gebrauchs-gegenstande, Produkte, MaCe usw. bezeichnend. Viele dieser Wortenbsp;verbreiten sich von hier oder dem einst ebenfalls keltischen Norditaliennbsp;liber Teile der Romania oder das ganze Reich, so daC sie zu Lehn-wrtern des Vulgarlatein werden. Das gallische Latein ist natrlichnbsp;am reichsten an solchen keltischen Lehnwrtern. Eine ganze Anzahlnbsp;finden wir auch im klassischen Latein oder in klassischen Autorennbsp;als gallische Bezeichnungen erwahnt. M. L. Einf., 3337.
Um hier begrifflich keine Lcke zu lassen, mssen wir uns auch eine Weile mit der lateinischen Schriftsprache beschaftigen, demnbsp;klassischen Lateinquot;, wie man sie zu nennen pflegt. In den letztennbsp;vorchristlichen Jahrhunderten ausgebildet, bleibt sie in Orthographicnbsp;(vgl. das geschriebene Franzsisch) und Formen altertmlich und wirdnbsp;durch Literatur, Schule, Theater archasch erhalten. Stilistisch undnbsp;in der Folge auch syntaktisch geht sie, wie jede Schriftsprache, auchnbsp;die spatere franzsische, ihre eigenen Wege, die durch freien Vortragnbsp;(Eloquenz), zum Lesen bestimmte Prosa und Poesie, bersetzungs-literatur bedingt werden. Wenn man das Schriftlatein als eine erstarrtenbsp;Phasequot; des gesprochenen Lateins ansieht, so ist dies schon, wasnbsp;seine Entstehung betrifi't, cum grano salis zu nehmen. Wie alles
q Das Gallische ist latinisiert; vgl. 14 cambiare (nfrz. changer)', rem pro rem dare; die Bedeutung ist einmal auch keltisch und germanisch eiklarti ii caio (nfrz. quai)\nbsp;breialo (keltisch brogilo Mainquot;); bigardo (,,Beigart). Es sind 18 solche Glossen.
2*
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen,
Irdische ist auch es weiterhin standigem wenn auch langsamem Wechsel unterworfen. Und wie die gesprochene Sprache schriftsprachlichemnbsp;Einflufi dutch die Schule stets zuganglich ist, und desto mehr, je hhernbsp;die Klasse des Sprechenden steht, so steht auch die Schriftsprachenbsp;hinwiederum unter dem Einflufi des sich standig verandernden ge-sprochenen Lateins. Deshalb sinkt das Latein vom Standpunkt desnbsp;Puristen vom Goldenen zum Silbernen und schliefilich zum Kupfernen.
Schon Tacitus ist dieser Dekadenz in seinem Gesprach: An sui saeculi oratores antiquis, (amp; quare concedant}' nachgegangen. Hier fhrtnbsp;Messala, einer der Interlokutoren, aus, dafi in erster Linie die Kinder-stube daran schuld sei. Nicht mehr die Eltern erzgen die Kinder,nbsp;sondern irgend eine griechische Magd, oder der lumpigste Sklave: Necnbsp;qtiisquam in tota domo pensi habet, quid coram infante domino, autnbsp;dicat, aut faciat. Bald ist des Knaben einziges Interesse der Mode-sport. Von ihm sind die Geister besessen: Histrionen, Gladiatoren,nbsp;Pferde: quotumquemque inveneris, qui domi quidquam aliud loquatur?nbsp;Dann aber expetimtur, quos Rhetores vacant, und die verderben, wasnbsp;zu verderben blieb.
In der Provinz, die iibrigens Tacitus in diesem Zusammenhang erwahnt, waren natrlich die Bildungsquellen weniger zahlreich, dienbsp;Entartung der Schriftsprache entsprechend grfier. Und all diesnbsp;mufite dazu beitragen, die entstandene Spannung zwischen gesprochenernbsp;und geschriebener Sprache allmahlich zu verringern. Vollends wurdenbsp;dies der Fall, als das Christentum anting sich auszubreiten. Fandennbsp;die Missionen in den unteren Schichten den gnstigsten Boden zurnbsp;Verbreitung des neuen Glaubens, so mufite sie auch der Diinkel dernbsp;romischen ,,Schriftgelehrten gegen die canina facundia, die ,,hndischenbsp;Beredsamkeit der Antiken stellen. Das vollstandigste Denkmal diesesnbsp;neuen Geistes sind die Bekenntnisse Augustins. Klassisch bleibtnbsp;seine Geringschatzung der Dichter, des angenehmsten Lgners Homernbsp;(I, 14), sein Ausspielen der Lehren des Neuen Testaments gegen dienbsp;Lehren der Grammatiker und Rhetoren (i, 18), sein Bekenntnis, unternbsp;dem Einflufi solcher Lehrer selber einst mehr auf Sprachfehler, alsnbsp;auf sittliche Verstfie geachtet zu haben. Dieser altchristliche, kultur-feindliche Geist bleibt viele Jahrhunderte lang bestimmend. In dernbsp;Merowingerzeit heifit es in der Vita Eligii (Pertz, rer. mer. IV, 665):nbsp;Quid, inquam, Pythagoras, Socratis, Plato et Aristotilis nobis phylo-sophando consulunt? Quid sceleratorum (!) neniae poetarum, Omerinbsp;videlicet, Virgilii et Menandri, legentibus conferuntiAlle Heiden sindnbsp;gentiles, Romer, Saxen, Sarazenen, Basken. In der Predigt ist dienbsp;Quelle fr die Tatsache, dafi die m. a. Dichter: Juppiter und Apoll,nbsp;Muhamed, Nero und Plato als Heidengtter aufzahlen (beispielsweisenbsp;Roland 3473, Anseis 4591), und erst Karls des Gr. Palastschule hat den
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
Respekt mit der Kenntnis des geschriebenen Lateins wiedererweckt; das XII. Jahrhundert brachte schlieClich eine wahre Renaissance klassischernbsp;Studin, und verhalf auch Plato wieder zu seinem Recht, (Vgl. R. 406 ff.)
In den fnf ersten christlichen Jahrhunderten hat auch das gallische Volkslatein unter dem trotz allem hemmenden EinfluG der sinkendennbsp;Latinitat gestanden. Zentripetale Krafte iiberwogen damals. Dienbsp;Sprache des Landmanns wird durch jene der Kreishauptstadt vor zunbsp;schneller Entwicklung bewahrt. In der Kreishauptstadt wirkten bereitsnbsp;Schule und Schrift, vor allem der Verkehr mit Provinz und Landes-hauptstadt. Und von hier wi von den kleineren Stadten schaute allesnbsp;nach Rom, der Metropole. Und daher ist die Sprachentwicklung innbsp;der ganzen Romania eine ungewhnlich regelmaGige und gleichfrmige).nbsp;Frher nahm man an, das in Gallien gesprochene Latein sei vonnbsp;Ursprung an ,,gallisch ausgesprochenes Latein gewesen. DaG alsonbsp;beispielsweise der bergang von lat. zu frz. (cra gt; cure, spr. ky:r,nbsp;una gt; U7ie, spr. yn) darauf beruhe, daG die Gallier kein besaGennbsp;und durch Lautsubstitution ihr j/ dafiir setzten. Wie etwa der Siid-und Mitteldeutsche fr das ihm nicht gelhufige y sein i, oder dernbsp;Englander fiir den gleichen Laut sein ju substituiert.
Heute wissen wir, daG alle spezifisch galloromanischen Laut-veranderungen des Lateinischen den Tochtersprachen, also dem Provenzalischen und Franzsischen angehren und daG beispielsweise der bergang von u zu ^ im XI. Jahrhundert noch nicht abge-schlossen war. Nahmen doch die Normannen im Jahre 1066 das lat.nbsp;u als u mit nach England, reimten doch sie und reimen dienbsp;Wallonen bis heute mit o! Vgl. B. 23, 24; 67, 68 und Herzog 1,12nbsp;Ernu (Arnoud): (= reimt mit) venu (gekommenquot;).
Wenn also das gallische Latein auch sicher kein gallisch ausgesprochenes Latfeinquot; war, ebensowenig wie das Englisch oder Spanisch von im Ausland geborenen Deutschen i. A, ,,deutsches Englischquot; odernbsp;deutsches Spanischquot; mehr ist, so diirfen wir doch als evident an-nehmen, daG es sich durch Akzent, Lautfarbung, Formen und Wort-wahl alsbald von dem Italischen unterschied, daG man den Gallier annbsp;dem jeweils starksten Charakteristikum einer Sprache, ihrem Tonfallquot;,nbsp;erkennen konnte, wie wir heute einen Sachsen oder Rheinlander annbsp;demselben Merkmal erkennen. (Vgl. Consentius im V. Jahrhundertnbsp;ber das Gallische: afrz. b. B. S. 233 ff.)
Und genau so ist es selbstverstandlich auch innerhalb der Grenzen Galliens gewesen, auch dort schieden sich die groGen, oft ethnologischnbsp;und kulturell verschiedenen Verwaltungsbezirke allmahlich in Akzent
) Dies wird auch durch A. Ernout les elements dialectaux du vocabulaire latin, Paris 1909 (vgl, J. B. XU. I, 83) bestatigt.
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II, Einfhmng in die Vorgeschichte des Franzsischen.
und Einzelheiten voneinander, die Gemeinden durch Mundart. Aber wir wissen natrlich nichts darber.
Das einzige, was wir feststellen knnen, ist, dafi noch ein Puls-schlag durch ganz Gallien geht, und gemeinsame sprachliche Ziige es gegen die brige Romania stellen. Diese Zge sind hauptsachlichnbsp;konservativer Natur. Der Verkehr mit Rom ist nicht stark genug, umnbsp;gewisse dortige Veranderungen bis nach Gallien wirken zu lassen.
Vor allem zeigt das gallische Latein im Konsonantismus einen charakteristischen solchen Zug. Wahrend s im Auslaut im italischennbsp;(und Balkan-) Latein verstummt, halt es sich in Gallien (und Spanien).nbsp;Und diese lautliche Riickstandigkeit fhrt zu einer formal-syn-taktischen. berall in der Romania sind in der Deklinabon Genetiv,nbsp;Dativ, Ablativ der bildhafteren Umschreibung mit Prapositionen zumnbsp;Opfer gefallen. Nominativ und Akkusativ aber fielen in Italien fastnbsp;durchaus, sonst zum grol3en Teile, lautlich zusammen. Durch dasnbsp;Verstummen des auslautenden m, einem der altesten Vorgange volks-lateinischer Entwicklung, war nom. femina = acc. femina(m). Durchnbsp;das Verstummen von -s und -m auch nom. muru(s) = acc. muru(m).nbsp;Das war der Tod der alten Deklination, und syntaktische Mittel muCtennbsp;helfen, wo die formalen versagten. Der einzige bleibende Kasus, dernbsp;Akkusativ, wurde durch Demonstrativa, Prapositionen und Stellung innbsp;seiAer Funktion verdeutlicht. Spanien ging hier mit Rom, obgleichnbsp;sein -j- heute noch lautet: Nom. Acc. los muros. Nur im gallischennbsp;Latein und spater in den romanischen Sprachen Frankreichs bliebennbsp;Subjektivus und Obliquus geschieden und durch das erhaltene s innbsp;einer Reihe von Fallen kenntlich: Murus dekliniert noch Altproven-zalisch und Altfranzsisch:
Sing. |
Plur. | |
Subjektivus |
murs |
mur |
Obliquus |
mur |
murs |
Also genau der etymologischen Grundlage entsprechend. Aber auch hier exerziert Frankreich nach. Seit dem XII. Jahrhundert verstummt -s, und die Zweikasusflexionquot; verfallt damit. Nun werden Subjektnbsp;und Objekt nicht mehr durch die Form, sondern durch die Stellungnbsp;gekennzeichnet: Subjekt vor dem Verbum, Objekt nach demselben.nbsp;Und so kommt das Franzosische zum Grundstein seines ,,klaren,nbsp;logischen Aufbau, aus der Not ist eine Tugend geworden.
Dafi das lateinische Verstummen von -s und das italienisch-rumanische im Zusam-menhang stehen, wird von anderen bezweifelt. Vgl. M. L. Einf. 86.
Kehren wir in die spatrmische Zeit Galliens zuriick. Das dortige Volkslatein unterscheidet sich in wesentlichen Ziigen von dem Italischen.nbsp;Auch im Innern drfen wir dialektische, mundartliche Spaltung an-
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
nehmen. Doch berwiegen kraft des gemeinsamen Pulsschlags, des Verkehrs, zentripetale Krafte in der ganzen Romania. Das gallischenbsp;Latein ist ungewhnlich einheitlich; das Gesamtlatein ist es, an dernbsp;RiesengrGe des Reiches gemessen, ebenfalls. Eine Sprache, die mitnbsp;gewissen das Verstandnis noch kaum erschwerenden Unterschiedennbsp;vom Balkan bis nach Portugal, von Nordafrika bis nach Sdbritanniennbsp;verstanden wird. Da bricht der Damm, der gegen die stlich sitzendennbsp;Barbaren errichtet worden war, die Hauptlinien, Donau und Rheinnbsp;und der Limes als Verbindung, halten nicht mehr. Fr Nordgalliennbsp;knnen wir ungefahr das Jahr 500, die Jahrtausendmitte, als die ent-scheidende Zeit ansetzen. Die Franken, aus dem jetzigen Hollandnbsp;kommend, brechen ein, berfluten das Land und bedecken es alsbaldnbsp;wie einst Iberer, dann Kelten, dann Romer, als eine dnne, herrschendenbsp;Oberschicht. ber die Urgeschichte dieses barbarischen und ungeheuernbsp;vitalen Stammes wissen wir nichts. Der Haar- und Augenfarbe nach,nbsp;die das franzsische Mittelalter hindurch Modefarbe bleibt (vgl. R. 33),nbsp;sind die Franken arktischer Herkunft, sprechen germanischen Dialekt.nbsp;Seit Jahrhunderten pochten sie an das gallische Tor. Das Verhaltnisnbsp;von Franci (Volksnanie?), Chatti, Ubii, Sugambri, Batavi, Chamavinbsp;(Stammesnamen?), Hugones (epischer Name? vgl, Huon aus Hgne(m))nbsp;ist unbekannt. (Vgl. J. B. XIII, I, S, 60,)
Die Wirkung dieser Invasion ist fr Verkehr hemmend, fr Schule, Theater, Gesittung vernichtend. Alle Bande, die zwischen Gallien undnbsp;der brigen Romania bestanden, sind zerschnitten. Zentrifugale Kraftenbsp;wirken nun allerorts. Alles ist im Schmelztiegel. Und so wird auchnbsp;fr die Sprache der erste und wichtigste EinfluC dieser Revolution einnbsp;negativer gewesen sein. Alle die Entwicklung hemmenden Kultur-faktoren sind aufgehoben, der bisher langsame Gang der Sprach-entwicklung beschleunigt sich nun auCerordentlich.
Die Schriftsprache aber ist nicht mehr Hemmschuh, sondern wird ebenfalls, wenn auch naturgemaG in langsamem Tempo, mitgerissen.nbsp;Gregor von Tours (VI. Jahrh.) bekennt von der Grammatik, denbsp;qua adplerie non sum imbutus, kenne er nicht viel (Hist. Franc.nbsp;Exordium). Augustins zitierter Gedanke dient ihm als Entschuldigung.nbsp;So wie er schrieb, sprach er wohl auch, von seiner orthographischennbsp;Konvention natrlich abzusehen. Man darf seine Chronik als ein ungefahresnbsp;Zeugnis ansehen, wie gebildete Stadter des VI. Jahrhunderts redeten.nbsp;Und wenn wir die sogenannte Chronik des Fredegar als Zeugnis frnbsp;das VIL, das Liber Historiae als solches fr das VIII. nehmen, sonbsp;knnen wir an diesen immer unselbstandiger, immer krzer und arm-licher, sprachlich immer unlateinischer werdenden Berichten das Sinkennbsp;der Kultur und den immer schneller sich vollziehenden Entwicklungs-prozeG der Sprache beobachten. Da schon Gregor die alte Grammatik
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
nur noch ungenau kennt, da klassische Autoren nicht mehr oder selten gelesen werden, merken nur wenige die Spannung zwischen demnbsp;modernen Latein und dem Geschriebenen von einst. Die.se wenigennbsp;miissen nun altere lateinische Texte praparieren. Es entstehennbsp;Glossare, bald praparationsartig den Text, die Vulgata etwa, be-gleitend, bald alphabetisch geordnet. So begleiten die Reichenauernbsp;Glossen (VII. oder VIII. Jahrh.)^) die Vulgata bis zum 150. Psalm,nbsp;brechen hier ab und lassen einen alphabetischen Teil folgen, der nachnbsp;Stalzer zur Benediktinerregel gehort. Vgl. Altfrz. bungsbuch:
(Ende des Kom- 819 Bucellas; frustas panis (Ps. 147, 17) mentars):nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;\nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Cymbalis: cymblis (Ps. 150, 5)
(alphabet. Teil): nbsp;nbsp;nbsp;Aridam: sicam
Astutus: ingeniosus usw. alphabetisch.
Altes Latein, besser veraltetes Latein, wird durch modernes sehr verschiedener Farbung erklart; Das erste Wort ist nicht mehr imnbsp;Gebrauch und wird umschrieben. Im zweiten, einem Proparoxytononnbsp;(Akzent auf der drittletzten Silbe), ist die Panultima verstummt, aridusnbsp;ist vergessen, siccus (frz. sec) statt seiner gebrauchlich, ngnium hatnbsp;Bedeutung gewechselt und hat den Sinn: Listquot;.
Aber auch solche Glossen sind darunter, in denen zwar auch Latein durch Latein erlautert wird, die Erklarung aber nur latinisiertesnbsp;Germanisch ist:
874 Castro; heribergo,
930 galea: helmus,
285, 1047 pignus (Pfand): uuadius (wadian, heute wettenquot;),
1150 Uuespes'; scrabrones uuapces.
Germanische Worte fur Wafifen und Kriegstechnisches: ,,Herberge, bereits umgelautet; Helmquot;; fr Rechtsbrauch: wadius Pfandquot;, wahrendnbsp;sich verwandte oder ahnlich aussehende Worte kreuzen: lat. vespanbsp;und germ, wepsa (vgl. oberbayer. und neuwallonisch weps).
Zu den germanischen Worten namlich, die vor 400 post Chr. ins Lateinische drangen und somit in alien oder wenigstens einem Teilnbsp;der romanischen Sprachen weiterleben^) (Kriterium ihrer Bestimmung!)nbsp;kommen nun in Gallien eine sehr bedeutende Zahl neuer Lehnworte.nbsp;Entstammten jene gemeinromanischen Entlehnungen der Sprachenbsp;niederer Stande, germanischenSklaven (fillo ,,Schinder), germanischen
) S. J B. XI, I, 83 ff., 117 ff. Sachliches und Ausgabe Stalzer, Sitz Ber. Wien. Ak. W. Phil.-Hist. 152. Die Karlsruher Handschrift ist das Original der Arbeit. Isidorsnbsp;Etymologien u. a. werden als Quellen nachgewiesen. Sprachliches; Kurt Hetzer,nbsp;Die Reichenauer Glossen, Halle 1906. J. Briich, Einflufi der germ. Sprache aufnbsp;das Vulgarlatein; in Sammlungen roman. Handbiicher. M. L. Einf. 38 44. E. Ulrixnbsp;De Germaanschen Elementen in de Romaansche Talen, Gent 1907.
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II. Einfiihrung in die Vorgeschichte des Franzsischen,
Kriegern und ihren Konkubinen (germ, siippa), Kaufleuten, die mit Germanen handelten (frk. marthar ,,Marder, Pelzhandel) sonbsp;stammen diese von der herrschenden Klasse und erstrecken sich aufnbsp;jeden Teil der menschlichen Wirtschaft.
Und wie der Einflufi der Franken sich negativ darin auCerte, da6 sie die Landessprache ihren natrlichen Bedingungen zurckgabennbsp;so zeigt er sich nun auch positiv darin, dafi die frankische Sprachenbsp;in Wettbewerb mit dem Lateinischen tritt. Einst war bei ahnlichemnbsp;Wettbewerb das Keltische, die Sprache der Besiegten, vor dem Lateinischen, der Sprache der Sieger, unterlegen. Armlich ist der Besitznbsp;an keltischen Lehnworten in der Romania, selbst in Frankreich. Nunnbsp;unterlag, dank der hheren Kultur, das Frankische, die Sprache dernbsp;Sieger, und ermglichte spateres Wiederaufnehmen des Fortschritts:nbsp;Formen, Satzbau der Landessprache blieben romanisch. Nureinzelnenbsp;Worte, auch Prapositionen, Prafixe, Suffixe wurden germanisch.nbsp;Wie es mit den Lauten und dem Akzent wurde, wissen wir nicht.nbsp;Bei fremden germanischen Lauten beobachten wir die iibliche Substitution: So wird w zu gu, das eben erwahnte vespa unter demnbsp;EinfluC von wepsa zu guespe (nfrz. gup) statt des erwarteten vespe.nbsp;Immerhin ein starker germanischer Einschlag der Sprache, vermutlichnbsp;ein entsprechender in der Blutmischung.
Und so ist es nicht verwunderlich, dafi die Franken bald das ganze Land, bald einen Teil als Francia bezeichnen, urspriinglich nurnbsp;die Mundart des Pariser Beckens, bald diejenige des ganzen Landesnbsp;franceis ~ ,,franzsisch nennen. Schon die Reichenauer Glossen, dienbsp;gewiC in Nordfrankreich (Hetzer, S. 136) entstanden sind, erklaren:
936 Gallia: frantia.
Die Beobachtung der erwahnten Lautsubstitution (germ, w gt;gt; gti) und ahnlicher Dinge veranlaCte Meyer-Liibke in seiner Rektoratsredenbsp;zu sagen; Da drangt sich unwillkrlich der Gedanke auf, jene spezi-fischen Merkmale des Franzsischen, die sich etwa im VI. Jahrhundertnbsp;bemerkbar machen, knnten das Produkt von Frankisch und Lateinnbsp;sein, falls es sich berhaupt um ein Verschmelzungsprodukt handeltquot; 1).nbsp;Allein, wenn die germanischen Laute romanisiert wurden, so lag keinnbsp;Grund vor, die romanischen zu germanisieren. Doch ist eine An-naherung der Artikulationsgewohnheiten denkbar. Die weitere Ent-wicklung scheint mir folgendermaCen verstanden werden zu knnen:
Zentrifugale Krafte wirken nun auch im Innern Galliens und spalten das sich schnell fortentwickelnde gallische Latein in mehrerenbsp;groCe Dialektgruppen, von denen diejenige, die im Sden gesprochen
Die Ziele der rom. Sprachwissenschaft. Inaugurationsrede, Wien 1906, S. 24.
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
wurde, sich von der im Norden gebrauchlichen Sprache derart differenziert, dal^ nach ein paar Jahrhunderten der Entwicklung vonnbsp;einer besonderen Sprache gesprochen werden darf, die von nun annbsp;als Sprech- und Schriftsprache selbstandig bleibt. Warum ist diesenbsp;Differenzierung so stark geworden.? A priori knnen wir urteilen: Weilnbsp;die Provence in der entscheidenden Zeit kultnrell oder wirtschaftlichnbsp;ein geschlossenes Gebiet darstellte. Und dies ist auch der Fall:
Die Provincia Narbonensis war in den Besitz der Goten ge-kommen, die das Kiistenland als Korridor zwischen ihren italischen und spanischen Besitzungen brauchten. Im Jahre 510 unterstand dasnbsp;. Land Theodorich dem GroCen, der seine Einrichtungen und seinenbsp;alte Kultur durchaus schonte. Jenseits der Durance begann frankischesnbsp;Land, und die Grenze zog sich von den Westabhangen der Cevennennbsp;nach Bordeaux in einen sUdwarts geweiteten Bogen. Doch warnbsp;Avignon nrdlich der Durancemtindung in das Gotenreich einbezogen.
Fritz Kiener, Veifassungsgeschichte der Provence Leipzig 1900, S. I.
Im Jahre 536 traten die Goten das Land zwischen Durance und Rhone an die Merowinger ab. Man darf annehmen, daC schon dienbsp;gotische Besiedelung numerisch nicht sehr zahlreich war, und dafi auchnbsp;Franken nur in geringer Zahl nachrckten (op. cit. S. 27). Jedenfallsnbsp;zeigt sich im Rhonetal nicht der gleiche Niedergang wie im Norden.nbsp;Die allerdings altere und intensivere Kultur bleibt viel besser erhalten.nbsp;Und um die Mitte des VI. Jahrhunderts weigert sich nach Gregor VI. 9nbsp;der beatus Domnolus den Bischofssitz in Avignon zu iibernehmennbsp;mit der Begriindung: Nec permitteret (Clotkarius), simplicitatem illitisnbsp;inter senatores sophisticos ac indices philosophicos fatigari, adserens,nbsp;hunc locum humilitatis sibi esse potius quant honoris.
In gleicher Weise erhielten sich Gesittung und Lebensart in den auch spater noch von Goten besiedelten Teilen des Landes, demnbsp;Kiistenstriche und dem Garonnetal, so daC dieser Teil Frankreichs,nbsp;der vorgeschichtlich mindestens sprachlich getrennt gewesen zu seinnbsp;scheint (Kste und Rhonetal ligurisch, Garonne baskisch), nun kulturellnbsp;und sprachlich geeint aus dem Schmelztiegel der Merowinger-Zeitnbsp;heraustritt. In wesentlichen Ziigen scheidet es sich vom Franzsischen,nbsp;meist in konservativen. Die intervokalen Verschlufilaute rckennbsp;immer nur um eine Stufe vor, statt zu fallen oder zu vokalisieren:nbsp;Stimmloser VerschluClaut wird stimmhaft, urspriinglich stimmhafternbsp;Verschlufilaut wird Reibelaut: aprov trobador entspricht afrz. iroveournbsp;tropatre(m); intervokales -p- rckte nur bis b, im Franzs. bis v,nbsp;intervokales -t- bis -d-, -k- bis Laute, die im Franzs. verstummtennbsp;Oder vokalisierten. Der Tonvokalismus schlieGlich erhielt den
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsisclien.
vlat. Lautbestand so gut wie unverschoben, vgl. die Tafel in C. Appels Provenzalischer Lautlehre, Leipzig 1918, 27.
Wie liegen nun die Sprachverhaltnisse im Norden der Provence, wie verstehen wir die Spracligrenze zwischen der Provence undnbsp;Frankreich? Im NO stiefi die Provence an Burg und. Hier warnbsp;ein dritter germanisclier Stamm schon ca. 450 von den Rmernnbsp;durchaus friedlich angesiedelt worden. Sprachlich und kulturell warnbsp;er schnell romanisiert und unterlag daher alsbald der rcksichtslosennbsp;List und Kriegsfhrung der Franken. Das Land aber hat im Mittel-alter politisch fast durchweg ein Sonderieben gefhrt. Ungefahr decktnbsp;sich mit seinen Grenzen ein groCer franzsischer Dialekt, den mannbsp;mit Frankoprovenzalisch bezeichnen kann^). Dieser Dialekt behandeltnbsp;die VerschluClaute wie im Franzsischen (s. oben); das haupt-tonige a aber konservativ wie im Provenzalischen. Nur wenn sichnbsp;dies a nach palatalem Verschlufi- oder Reibelaut findet, wird es wienbsp;im Franzsischen zu i. Vgl. M. L. Einf. 32. ALF 22 ala tsatjjnbsp;= aller chercher.
Nun steilte Morf fest, daG sich diese noch heute ungewhnlich scharfe Dialektgrenze nicht mit dem Knigreich Burgund decke. Wienbsp;sollte sie es auch, wo doch im Mittelalter die politischen Grenzennbsp;unaufhrlich wankten und wechselten. Wohl aber decke sich dienbsp;Grenze haarscharf fr ^/s ihres Verlaufes mit dem Gebietnbsp;der alten Bistmer Lyon und Vienne, und nur im Osten gingennbsp;die soeben geschilderten frankoprovenzalischen Zge nach Savoyennbsp;und das Delphinat hinein^), wobei es sich doch wohl um linguistischenbsp;Eroberungen handeln drfte.
Diese Feststellung erffnet einen tiefen Einblick in die grund-legenden Faktoren der Sprach- und Kulturentwicklung Frankreichs im frhen Mittelalter. Die rmische Verwaltung hatte die keltische,nbsp;vermutlich urgeschichtlich begrndete Einteilung bernommen, dienbsp;kirchliche Einteilung bernahm die rmische. In dem Chaos dernbsp;Vlkerwanderung, der Merowingerzeit und des frhen Mittelalters bliebnbsp;die Kirche der ruhende Pol. Die Bistumsgrenzen wurden meist auchnbsp;Verkehrsgrenzen. Innerhalb ihrer wirkten zentripetale Krafte kon-vergierend nach dem Sitze des Episkopats hin. War der Bischofssitznbsp;zugleich ein groGes Handelszentrum, so eroberte er linguistisch die-jenigen Teile, die wirtschaftlich von ihm abhangig waren, wie wir dasnbsp;eben von dem stlich Lyon und Vienne benachbarten Bergland sahen.nbsp;Den Kern aber bildet das Episkopat, so daG Morf die mittelalterlichennbsp;Dialekte als ,,Kirchturmsprachen bezeichnen darf.
') Fast jeder Forscher hat dieser Mundartengruppe einen eigenen Namen gegeben. Ich. bleibe aus praktischen Grnden bei dem altesten dieser Namen. Zur sprachl.nbsp;Gliederung Frankreichs, Berlin 1911, Abh. der Ak. der Wissensch.
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
Was aber war dann die Rolle der Burgunden, der Franken, der Goten, 500 Jahre frher diejenige der Romer, 1000 Jahre frhernbsp;diejenige der Kelten im sprachlichen Leben Galliens gewesenf Allenbsp;diese Vlker batten dem eroberten Lande entweder ihre Sprache alsnbsp;Ganzes aufgedrtingt (Kelten, Romer) oder eine grofie Anzahl Lehn-wrter der Landessprache eingefgt (Germanen). Dadurch, da dienbsp;Romer Schriftsprache, Schule, Theater und Verkehr bestimmten, battennbsp;sie die Sprachentwicklung gehemmt, die lokal wirkenden zentripetalennbsp;Krafte der Civitates, spater der Bistmer, geschwacht. Dadurch, dafinbsp;die Franken jene Kulturfaktoren zerstrten, batten sie die Sprachentwicklung gefrdert, den zentripetalen Kraften der kleineren Gemein-schaften (Bistmer) die volle Wirkung zurckgegeben. Dadurch, daCnbsp;die Goten jene Kulturfaktoren schonten, batten sie ein Gebiet (Rhne,nbsp;Kstenstrich und Garonne) sich kulturell und sprachlich vom brigennbsp;Gallien trennen lassen, obgleich dieses ursprnglich weder ethnologischnbsp;noch lingustisch ein einheitliches Gebiet dargestellt haben drftenbsp;(LigurienBaskien).
Die Eroberer brachten also Sprachen oder Sprachgut und blieben fr das Tempo der Entwicklung bestimmend.nbsp;Die Entwicklung selber aber folgt anderen Gesetzen; Nurnbsp;der Verkehr bestimmt sie, der seinerseits von vielen Faktorennbsp;abhangt, und im Grunde sind auch Provinzen oder Bistums-grenzen nur Schranken, die der Verkehr brechen und ber-fluten kann.
Wo die Bistumsgrenzen Verkehrsgrenzen sind, decken sie sich mit den Dialektgrenzen. Wo eine wichtige Strafie, ein schiffbarernbsp;Flufi, alte Stammesverwandtschaft herausreicht, berschreitet dienbsp;Kirchturmsprache die Grenze und wandert mit den Erzeugnissennbsp;des Landes. Und so ist vermutlich die.Grenze des Provenzalischen,nbsp;weniger als irgend eine in Frankreich, durch die kirchliche Gliederungnbsp;bestimmt, als durch den strahlenfrmigen Handelsverkehr, dernbsp;von den alten Kaufmannszentren des Mittelmeers, Marseille, Nimes,nbsp;Narbonne, Toulouse ausgeht, rhneaufwarts und garonneabwarts liefertnbsp;er 01, Wein und Fertigfabrikate und dringt bis tief ins Berglandnbsp;des Zentralmassivs vor. Bis hierher schtzt es die konservativennbsp;Eigenheiten seiner Sprache, die eine Eigenheit weniger weit, dienbsp;andere weiter. Hier durchschneiden in Schlangenbgen, die sichnbsp;mannigfach kreuzen, die Grenzlinien der provenzalischen Charakteristikanbsp;das Zentralmassiv, um im Garonnetal zu enden. So wie Morf diesnbsp;auf der VII. Karte seiner genannten Verffentlichung (vgl. C. Appelnbsp;auf der Karte seiner prov. Lautlehre) gezeigt. Am wenigsten weitnbsp;ist die Erhaltung von lat. -k- als -g- gelungen (scrum aprov. segur,
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II. Einfhrang in die Vorgeschichte des Franzsischen.
afrz. sur', pacare ^ aprov. pagar, afrz. paiiei^. Tief ist hier der franzsische und frankoprovenzalische EinfluG rhoneabwarts gelangt,nbsp;hat im Massiv Teile des Limosinischen, in der Garonne den Mdocnbsp;und Bordeaux erobert.
Weniger erfolgreich hingegen war der sprachlich soviel hemmungs-losere franzsische Norden mit seinen anderen fortschrittlichen Charak-teristiken: Mit s'ur drang er im Rhonetal bis in die Gegend von Valence vor; mit seiner Lautung e fiir lateinisch freies Hauptton-anbsp;dagegen konnte er nur fiir a nach palatalen VerschluG- undnbsp;Reibelauten auf franko-provenzalischem Gebiete durchdringen, das,nbsp;seinem starken Verkehr rhoneabwarts entsprechend, weiter mit demnbsp;Siiden amar sprach oder aniar wieder einfiihrte, statt mit dem Nordennbsp;amer zu artikulieren.
In einzelnen Worten allerdings sind die Grenzen noch viel weiter gesetzt. Da findet sich provenzalischer Import in groGerer Zahl bisnbsp;zu einer Linie, die von der Loiremiindung zum SiidfuGe der Vogesennbsp;geht^). Aus dieser Darstellung lernen wir, daG es keine scharfennbsp;Dialektgrenzen gibt, sondern daG fiir jeden Lautvorgang, wennnbsp;wir phonetisch vorgehen, fiir jedes Wort, wenn wir wortgeschichtlichnbsp;arbeiten, die Grenzen andere sein knnen. Die Grenze der Provencenbsp;nach Frankreich zu besteht aus einem Linienbiindel, das den Rhnenbsp;in einer Spannung von etwa hundert km um Valence berschreitet,nbsp;in Schlangenbgen durch die Haute Loire, am Puy de Dome vorbeinbsp;das Zentralmassiv durchschneidet, bei Limoges in die Ebene tritt undnbsp;nun sich sd- oder sdwestwarts Bordeaux zuwendet, um dann in dernbsp;Hauptsache nordwestwarts der Gironde zu folgen. Bei zahlreichennbsp;Worten verlaufen die Grenzen noch weiter nrdlich, von Lehnwortennbsp;der Reichssprache ganz abgesehen, die die Grenz^ wiederum nachnbsp;Siiden verlegen und bis zu den Pyrenaen und dem Mittelmeer verdringen. Vgl. Gauchat ber Mundartgrenzen, Archiv CXI, 365.
Drei Jahrhunderte und gewiG darber hinaus waren die politischen und wirtschaftlichen Krafte Nordfrankreichs paralysiert. Sonst hatte wohlnbsp;das Provenzalische berhaupt nicht so stark hinter dem Franzsischennbsp;zurckbleiben knnen. Wie bisher unter Rom ware das linguistischenbsp;Schicksal beider Lander ng miteinander verbunden geblieben.
Diese Paralyse und ihre Ursache, Verkehrshemmung, bedingt aber eine zweite Spaltung: Caesars dritter Teil der Gallia transalpina,nbsp;das alte Belgium, hat sich in einer Reihe von Bistmern fortgesetzt.nbsp;Mochten, wie ich oben vermutete, zu rmischer Zeit ein besonderernbsp;Akzent gewisse Unterschiede in der Lautung diese Gegend vom brigen
1) Vgl. L. BI. 1916, 120. Man nimmt an, dafi der prov. EinfluB frher bis hierher reichte und erst spater durch den franzsischen zurilckgedrangt wurde.
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gallischen Latein trennen, so wird dieser Unterschied nun fr eine Reihe von Ziigen sehr einschneidend. Und zwar handelt es sich auchnbsp;hier in der Hauptsache um' konservative Zge des Pikardischennbsp;gegenber dem ganz offenbar auch dieser Landschaft gegenbernbsp;hemmungsloseren Franzsischen. Welches sind diese Zge? lmnbsp;Vokalismus bleibt das nasalierte e als und wird nicht wie imnbsp;Franzsischen zu a geffnet; lat. n, vlat. en; pik. (sprich wie frz.nbsp;ain), frz. a. Die Lautung s hat auch die Walloni.
Im Konsonantismus bleibt wie im Provenzalischen das anlautende lat. k unverandert, wie ja schon aus Ortsnamen leicht zu ersehen:nbsp;Cambray, Ie Cateau, vgl. zu letzterem Castelnaudary (provenzalisch)nbsp;gegen franzsisch Chdteau-Salins'-').
Das lat. k vor e, i aber bleibt nicht ^^-Laut mit tiefer Zungen-spitze. Die Zunge kesselt sich ein wie im Italienischen cera (sprich tfera), und wer im Krieg in der Pikardie war, wird sich daran erinnern,nbsp;dafi die Bevlkerung iji (sprich ichi) fr frz. ici (sprich isi) sagt undnbsp;jtom fr eet homnie. (Grund; mediopalatale Basis im Norden, wahrendnbsp;das Franzsische die vordere Muskulatur spannt.) Beide konsonantischenbsp;Lautungen teilt die Normandie mit der Pikardie, wahrend dienbsp;Walloni mit dem Franzischen geht.
Wenn man nun solch einen pikardischen Satz nimmt; dej o kato
und ihn mit dem entsprechenden franzsischen vergleicht:
3 desa o jato (on descend au chateau)^ so sieht man, dafi beide Dialekte, den des eigentlichen Galliens und dennbsp;des alten Belgiens eine Schranke trennt, die sich in den vorliterarischennbsp;Jahrhunderten bhdete oder vertiefte. Nicht zufallig; Morf kann in dernbsp;angefhrten Schrift sagen: ,,So tritt auch hier die ursprngliche Einheitnbsp;des alten belgoromanischen Sprachgebiets hervor, das Walloni,nbsp;Pik'ardie und Normandie umfaCt. Diese Einheit, urgeschichtlichnbsp;gewifi nicht bloG ethnologisch, sondern vor allem verkehrstechnischnbsp;begrndet (die groGen StraGen Kln-Rouen, Trier-Rouen, das Meer!),nbsp;wird von den Rmern, dann auch von der Kirche bernommen undnbsp;weckt zentripetale Krafte, die auch die frankische Einwanderung nicht
b In J. B. VIII, I, 175 hat Herzog den Morfschen Nachweisen mit einigen Vor-behalten zugestimmt. Er macht auf folgendes aufmerksam; Da frei a pik. zu e wird (mare mer) wie im Franzsischen, nach k aber auch wie im Franzsischen zu V, caputnbsp;(vgl. schon Suchier, Zt. II, 295), so mufi k verschoben, aber die Verschiebungnbsp;rckgangig gemacht worden sein. Der SchluC ist nicht zwingend. Das i in kief istnbsp;Ubergangslaut aus der k- in die I-Stellung; dasjenige in chief aber Gleitlaut; Die Zungenbsp;wlbt sich nach tf strker als e es verlangt. Da beide i also physiologisch verschiedennbsp;sind, knnen sie auch verschieden entstanden sein, wie i agn. vor a, o entsteht: chialtnbsp;(calidu(ra)) chiose (causa) usw. Lapidar, afrz. bungsb. S. I74 ff.
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
zerstren kann, und die sich in einer Reihe von sehr charakteristischen, gegen das franzsische meist altertiimlichen Sprachzgen aufiert.nbsp;Natiirlich wirken auch zentrifugale Krafte im Innern dieses Bezirks,nbsp;und die Scheidung in drei Hauptdialekte Wallonisch, Pikardisch,nbsp;Normannisch^), die in der Walloni durch die flamische undnbsp;lothringische Nachbarschaft, in der Normandie durch die normannischenbsp;Invasion (X. Jahrhundert) gefrdert wird, ist sicherlich langst begrndet.nbsp;Vermutlich erst mit der politischen Hegemonie, dem wirtschaftlichennbsp;Aufschwung, dem Ausbilden einer Schriftsprache, also mit demnbsp;X.XII. Jahrhundert beginnt das linguistisch fortschrittliche Franzsischnbsp;des Pariser Beckens und der Champagne sich nach alien Seiten hinnbsp;auszubreiten, altertmliche Lautungen zu vernichten, bis zu der obennbsp;beschriebenen Grenze des Frankoprovenzalischen und Provenzalischennbsp;vorzudringen. Es erobert in vielen Zgen das ganze Loirebeckennbsp;und gelangt bis zur Dordogne und Garonne. Aber die drei obennbsp;genannten Provinzen gebieten ihm Halt, wenn es auch, und gewilJnbsp;schon vorliterarisch, vielfach ber die Grenze dringt, sei es durchnbsp;das Seinetal, sei es die Oise entlang, und heute das Land mitnbsp;schriftsprachlichen Zgen oder Formen allerorts durchsetzt hat.nbsp;Dennoch hat das Zentralfranzsische das verhindert, was es in dernbsp;Provence nicht konnte; die Ausbildung (nicht die Entstehung, dennnbsp;bestanden hat sie im M. A.!) einer eigenen neu-pikardisch-nor-mannischen Schriftsprache.
Auch in diesem groGen, linguistich vom Pariser Becken abhangigen Seine-Loire-Gebiete bilden sich lokale Sprachzentren, zu denen dienbsp;wirtschaftlich abhiingige Umgegend zentripetal schaut, und Dialektenbsp;entstehen, die vorhistorisch bereits bedingt sein drften, nun abernbsp;durch wirtschaftsgeographische und politisch-kirchliche Begrenzung innbsp;ihrer Sonderentwicklung gefrdert werden. Vorab die Umgebung dernbsp;Hauptstadt mit dem bezeichnenden Namen lie de France demnbsp;,,Herzen von Frankreich, Marne und Seine aufwarts: Troyes undnbsp;Reims, Hauptstadte der Champagne, im stlichen Bergland; Metz,nbsp;Toul und Verdun, die Zentren Lothringens, jenseits des Plateausnbsp;von Langres; Dijon als Herz von Burgund, saoneaufwarts:nbsp;Besangon und die Freigrafschaft, saoneabwarts aber: Lyonnbsp;und Vienne, die Zentren der Frankoprovence, die ihren Einflufinbsp;bis in die franzsische Schweiz erstrecken, loireabwarts, um die
h Nach 1066 schliefit sich diesen drei Mundarten eine dritte, das Anglonor-mannische an, das aber der Nachbarschaft entsprechend auch pikardische Oder walionische Ziige aufweist, im XII. Jahrhundert eine literarische Bliitezeit erlebt undnbsp;seit dem XIII. Jahrhundert verfallt.
-ocr page 46-22 nbsp;nbsp;nbsp;II- Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
alten Loiresiedelungen, Mundarten, die man als sdliche (bis Orlans) und westliche bezeichnet. Schliefilich sdlich der Loirenbsp;bis zur provenzalischen Grenze um Angoulmes, Poitiers usw.nbsp;der Sdwesten. In der Merowingerzeit wird aller Verkehr aufnbsp;Nachbarn beschrankt gewesen sein. Und so entstehen auch Beziehungennbsp;zwischen Norden und Zentrum.So geht der franzsische Westennbsp;in manchem mit der Nordgruppe, die nrdlichen Seitentaler dernbsp;Loire banden Normandie und frz. Bretagne, Touraine, wie dienbsp;Seine Normandie und lie de France. In der Nordgruppe stehtnbsp;durch die Maas in vielen Zgen die Walloni dem sdlichen Nachbarnbsp;(Lothringen) naher als dem westlichen (der Pikardie). Die ein-gekesselte Champagne zeigt im W. franzischen, im O. lothringischen,nbsp;im N. pikardischen Einflufi. Dem Sdosten bringen die Sane undnbsp;ihre Seitentaler, dem Sdwesten die Ebene und die Flutaler zwischennbsp;Garonne und Loire den provenzalischen Einschlag: Worte, Wort-gruppen, Lautungen. Ja, auch die Sprachgrenze wird berschritten:nbsp;Bueb sagt man heute in Lothringen fr das verbrauchte fi (fliu(m)),nbsp;das wohl (flia) zu nahe stand; geringe oder fehiende Palatalisierungnbsp;von n, Neigung an der ganzen Grenze fr lallende Diphthonge erinnernnbsp;an germanische Gewohnheiten. Und so wird an der anderen Sprachgrenze, der Bretagne, ebenfalls sprachliche Contrebande die Grenzenbsp;berschreiten.
Man imterrichtet sich hieriiber weiterhin im ALF. und Herzog fr die heutige Zeit, fr das M. A. in Behrens, Materialien zur Einfhrung in das Stud, der frz.nbsp;Mundarten, III. Teil der afrz. Gram. Gut fr alte und neue Zeit ist; R. Schnig,nbsp;Rom. vorkonsonant. L. Beiheft Zt. 45.
Diese Mundarten trennen und entwickeln sich zur Merowingerzeit, gruppieren sich, Stamm, Nachbarschaft und Verkehrsverhaltnissen ent-sprechend. Was geschrieben wurde, war ein Kompromifi zwischennbsp;Lateinisch und ihnen: lateinisch aufgeputzte Mundart, merowingischesnbsp;Latein. Manch ein Pionier mag schon damals die Begriffe geschieden haben,nbsp;die tote und die lebende Sprache, Mutter und Tochter, Lateinischnbsp;und Romanisch. Manch ein Prediger mag sein Konzept auch damalsnbsp;schon in seiner Mundart abgefafit haben: Nichts Derartiges ist auf unsnbsp;gekommen. Die Schule hat den Unterschied erst festgestellt, alsnbsp;Karls des GroBen Palastschule das Latein wieder nach den Autorennbsp;und der klassischen Grammatik zu lemen begann. Die politischennbsp;Wirren und die Normanneneinfalle haben dann diesem ersten Vor-frhling formaler Renaissance ein jahes Ende gebracht, aber die Er-kenntnis, daC das P'ranzsische kein Latein mehr war, ist geblieben.
Frchte hat diese Erkenntnis nicht blo fr das Latein, sondern auch fr das Franzsische alsbald gebracht. Die erste erhaltene
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stammt aus dem Jahre 842: Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche verblinden sich gegen ihren Bruder Lothar. Ludwignbsp;leistet einen franzsischen, Karl einen deutschen Eid, das Heervolknbsp;schwrt ein jedes propria lingua) die Franzosen aber romana lingua.nbsp;(Vgl. Straburger Eide, afrz. bb.)*)
Si Ludovicus nbsp;nbsp;nbsp;sacramentum quern suumnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fratremnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Karolum iurat
Si lodkuvigs nbsp;nbsp;nbsp;sagrament que sonnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fradrenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Karlo iurat
conservat et Karolus meus senior de suam partem ilium sacramentum conservat, et Karlus, me os sendra, de suo part (n) lo sagramentnbsp;abneget, si ego retornare non ilium inde possum nec ego nec neullus cuinbsp;anit, si io returnar non Iint pois, ne io ne neuls cuinbsp;egonbsp;nbsp;nbsp;nbsp;retornare indenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;possum in nullam adjutamnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;contranbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Ludovicum non
eo nbsp;nbsp;nbsp;returnar intnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;pois, in nulla ajudhanbsp;nbsp;nbsp;nbsp;contranbsp;nbsp;nbsp;nbsp;lodhuuuic nun
illi ibi ero. li iu er.
In dieser Form hat Nithart in seinen drei Bchern Geschichte die Eide iiberliefert. Ich habe nur an einer Stelle Krzungen auf-gelst. n loftanit: Nicholson, Zt. ro. Ph. XL, 345 liest: in lonbsp;sagrament anit, was dem deutschen then er imo gefuor forbrihchit ent-spricht und mit seinem Konjunktiv syntaktisch befriedigt. Doch scheintnbsp;in unmoglich; n vermutlich irrig non. ber jedem Wort habe ichnbsp;das urspriingliche lateinische Etymon wiedergegeben, damit man dennbsp;Weg bemessen kann, den die Sprache zuriicklegte. Der Dialekt istnbsp;bei der Kiirze des Denkmals unbestimmbar, doch wrde die Annahme,nbsp;daft wir einen franko-provenzalischen Text vor uns haben, wohlnbsp;befriedigen.
Warum suchen wir in dem sparlichen Schrifttum der Zeit nach der Mundart? Verfiihre man nicht richtiger, wenn man annahme,nbsp;solche Schriftstiicke seien bereits in einer Art ,,iibermundartlichemnbsp;Franzsisch abgefat?
Allein bedenken wir wie die Dinge liegen: Noch ist alles Schrifttum latei nisch. Ein volkssprachlicher Eid ein Besonderes, das der Chronist als Kuriositat bucht. Der Verkehr noch gehemmt, durchnbsp;standige Kriege gestort, allerdings fiir die Soldateska auch wiedernbsp;gefrdert! Die Dialekte noch nicht so stark voneinander differenziertnbsp;wie im XII. Jahrhundert; ein bergewicht, und das ist das Ent-scheidende, hat keiner. Und so spricht jeder, wie ihm der Schnabelnbsp;gewachsen ist, Beeinflussung durch andere Dialekte besteht nur unter
r) Fiir die im Folgenden genannten altesten Textequot; nehme man das afrz. bb. zur Hand. Der Philologe soli sich gewhnen, diese Denkmaler zu lesen, wie sie iiberliefert sind.
Jordan, AltfranzosUches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;^
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II. Einfhrung in die Vorgescliichte des Franzsischen.
Nachbardialekten, schriftsprachliche Beeinflussung aber ist ausschliefilich = Beinflussung durch das Lateinische.
Und so zeigen diese altesten Denkmaler gelegentlich in Formen, hauptsachlich in der Graphie, diesen letzteren, d. i. lateinischen EinfluG.nbsp;Alle aber zeigen sie auch mundartlich Eigenes: Die Eide freies haupt-toniges a, was kaum archaisch ist, da die Neigung des Stiickes zunbsp;Archaismen eine geringe scheint (fratrem gt; fradre afrz. fredre;nbsp;returnar afrz. retorner, wohl frkoprov.). Die um ein halbes Jahrhundertnbsp;jiingere Eulaliasequenz (Valenciennes) zeigt no. franzsische Zge;nbsp;manatee afrz. menace^ in Texten des NO. und O. (B 37) haufig; souuenbsp;(sua), afrz. soue^ wall, sowe (vgl. B 44 chauwe cad-Ota). Wogegen biernbsp;oratn (oramus) und post la most reine Latinismen sind.
Aber die mundartlichen Probleme dieser beiden altesten Texte sind einfach im Vergleich zu den folgenden: In einer Handschrift desnbsp;X. Jahrhunderts, die der Bibliothek von Clermont-Ferrand angehrt,nbsp;befinden sich zwei sehr altertiimliche Dichtungen: Eine Passion undnbsp;eine Leodegatlegende. Beide zeigen eine seltsame Mischung fran-zsischer und provenzalischer Formen, die sich a priori aus einemnbsp;Grenzdialekt zur Not erklaren lieGe. Allerdings ist die Durchsetzungnbsp;mit provenzalischen Formen in der Passion weit starker als im Leodegar,nbsp;was gegen obige Annahme spricht. Eine deutliche Anspielung aufnbsp;das Weltende (das Jahr 1000!) bestimmt die Zeit der Abfassung dernbsp;Passion ), auch die Abschrift drfte dem Urteil palaographischer Kennernbsp;nach noch insX. Jahrhundert zu verlegen sein. Sehen wir uns die erstennbsp;drei Strophen des Werkes an, die eine unten folgende etymologisierendenbsp;bersetzung dem Anfanger erklaren soil:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Hora vos die vera raizUnnbsp;De iesu christi passiUn
Los SOS affanz vol remembrar Per que cest mund tot a salvad.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Trenta tres ant et alques plusnbsp;Des que earn pres in terra fu;
Per tot obred que verus deus.
Per tot sosteg que horn carnals.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Peccad negun unque non fez.
Per eps los nostres fu aucis.
I. Hac hora vos dico veram rationem De Jesu Christi passionem Illos suos afann-os (Mhenquot;) volo rememorare Per quid ecceistumnbsp;mundum tottum habet salvatum. 2, Triginta tres annos et aliquid j-plus De ipso quod carnem presit in terra fuit Per tottum operavit
*) Str. 127 Quar finimunz (finis mundi) non es mult Ion amp; rtgnum deu fortment es prob (prpc).
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11. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
quid verus deus (sc. operai) Per tottum subtus tenuit quid homo carnalis. 3. Peccatum necunum unquam non fecit Per ipsos illosnbsp;nostros fuit occisus.
Bei oberflachlichem Zuschauen stellen wir eine ahnliche Sachlage fest wie in den Eiden: Franzsischer Grundcharakter, provenzalischenbsp;Schrei bung: raizun {p bezeichnet im Prov. stimmhaft s, u hiernbsp;geschlossenes 0, altprov. razo(n)), aber gleich darauf erhaltenes freiesnbsp;Ton-a: remembrar (frz. remembrer)\ salvad (afrz. sal've(t)), also einenbsp;prov. Lautung.
Aber das Problem ist doch komplizierter als in den Eiden. Die Passion ist assoniert (primitiver Reim): Die letzten Tonvokale (nurnbsp;diese und nicht auch die folgenden oder gar umgebenden Konsonantennbsp;wie im Reim) sind paarweis gleich. Wie aber kommen in Strophe 2
Str. 2 deus : carnals
zusammenf Und die ersten Verse von Strophe 3 assonieren auch nicht:
Str. 3 fez : aucis.
Sind diese Verse verderbt?
Eine Abschweifung soil die Methode weisen, solche verstmmelte Assonanzen (auch die Reime!) zu beurteilen. Nehmen wir ein bekanntesnbsp;bayerisches Lautenlied, das einst die besondere Gunst des Prinzregentennbsp;genossen haben soil:
Heut hat mir mei Schatz a Briefrl gschriebn,
Zwegn was i auf dNacht gar nimma kim.
Gschriebn kann aus lautphysiologischen Grnden nur gschriebm oder gschrim artikuliert werden. Der Reim ist tadellos. Nun denke mannbsp;sich einen Norddeutschen, der ohne Verstandnis fiir die Dialektformennbsp;kopiert: Da endet der erste Vers mit geschrieben, und im zweitennbsp;wird die Ablautform kim durch die vom Hochdeutschen angenommenenbsp;Form komme ersetzt. Einige Zeit darauf befaCt sich ein geschulternbsp;Philologe mit dem Gedicht und nimmt den verderbten Reim, dernbsp;nicht reimt, unter die Lupe:
geschrieben : komme.
Er kennt den bayerischen Dialekt und weiC, dafi man dort ab-lautet kim, keman. Gleich vermutet er bayerisches Original, hochdeutschen Abschreiber, und weitere in ahnlicher Weise verderbte Reime wrden diese Vermutung evident machen.
Kehren wir zu unserer Passion zurck und setzen wir probeweise nordfranzsische Formen, wo provenzalische im Reim stehen:
Str. 2 deus : charnels.
Wir haben ins Schwarze getroffen, denn in Nordfrankreich assoniert deus mit seinem offenen e stets mit aus lat. freiem a I Der pro-
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen,
venzalische Abschreiber setzte sein charnals fr charnels^ der ange-nommene norddeutsche Abschreiber sein komme fiir kimm. Aber deus konnte der Provenzale nicht iindern, da die Grundlage eine andere istnbsp;(lat. ) und es auch im Provenzalischen deus lautet; und so verdarb er dienbsp;Assonanz. Und ebenso schrieb er in der dritten Strophe fez statt fist.
Fast jedes Sprachdenkmal der folgenden Zeit bietet dasselbe Problem. Die einzige Dichtung, die aus der Mitte des XL Jahrhundertsnbsp;erhalten ist, das Alexiusleben, wird einem Normannen aus Rouen zu-geschrieben. Samtliche erhaltenen Handschriften stammen aus Englandnbsp;und zeigen bis in die Assonanzen hinein grob anglonormannischenbsp;Dialektismen. Aus dem Ende des Jahrhunderts haben wir die Oxfordernbsp;Handschrift des Roland^'), durchaus anglonormannisch gefarbt wahrendnbsp;die Assonanzen der Kernpartien der Nationaldichtung und ihr Geistnbsp;kontinentale, wenn nicht franzische Herkunft evident machen.
Analysieren wir einmal die Sachlage: i. bemerken wir, daC nun seit dem X. Jahrhundert Dichtungen in der Volkssprache abgeschriebennbsp;werden und sich in Abschriften verbreiten. Die einen gelangen vonnbsp;Nordfrankreich bis nach Clermont, die anderen von verschiedenennbsp;Stellen des Kontinents nach England. 2. Die Bedingungen fr dienbsp;Erhaltung von Handschriften mssen in England besonders gnstignbsp;gewesen sein, auf dem Kontinent aber besonders ungnstig. Es mfitenbsp;denn sein, daC Dichtungen wie Alexiuslied (Rouen?), Roland (Ile-de-France?), Karlsreise (St. Denis?) auf dem Kontinent langer von Mundnbsp;zu Mund gingen, wahrend in dem mehrsprachigen England (keltischnbsp;und englisch, nur die norm. Oberschicht franzsisch) das Bedrfnisnbsp;nach schriftlicher Fixierung eher erwachte. Letztere Annahme istnbsp;durchaus plausibel, beide Grnde knnen nebeneinander gewirkt haben.nbsp;3. Die Annahme, da ein norddeutscher Abschreiber die zitierten ober-bayerischen Verse in der geschilderten Weise verhunzt, drfte fr dennbsp;heutigen Tag kaum realisierbar sein. Damals aber stand der Abschreibernbsp;der fremden Mundart ratios gegenber, wahllos besserte er und merktenbsp;gar nicht, da er die Assonanzen verdarb. Nur zwei feste Punktenbsp;galten fr ihn: seine eigene Mundart und das Lateinische. Undnbsp;dies ist fr uns die Grundfeststellung, welche das Problem,nbsp;Dialekt und Schriftsprache fr die alteste Zeit bestimmt.nbsp;Dies Problem mssen wir nun folgendermaGen ansehen:
Mit dem geschilderten Aufkommen volkssprachlichen Schrifttums im X. Jahrhundert entwickeln sich vorab zahlreiche Schriftsprachen.nbsp;Ein jeder Dialekt entwickelt, soweit er berhaupt geschrieben wird,nbsp;seine eigene Schriftsprache und zwar im wesentlichen ungestrt. Dienbsp;Strung wird einmal davon abhangen, ob der Schreiber oder Dichter
') Ausgabe der Bibliotheca Romanica.
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
zu Latinismen neigt, wie etwa Alberich von Besangon, der Ver-fasser der altesten Alexanderdichtung (afr. bb., um i loo). Oder ob er viel herumgekommen ist und von fremden Mundarten beeinflufitnbsp;wurde. Mit dem XI. Jahrhundert andert sich die Sachlage:
Der Mensch ist fremder Lautfarbung und Diktion gegenber empfindlich, und so wird er auch dem dialektischen Schrifttumnbsp;gegenber intolerant.
Dazu kommt nun die politische und wirtschaftliche Bedeutung, die Paris erhalt, die soziale Bedeutung, die das erstarkende Knigtum erwirbt.nbsp;Damals beginnen Aussprache und Formung der Hauptstadt Einflufinbsp;auszuben: Man sehe unten unter frei o 4quot; Orales (S. 8o), wie sich dienbsp;zentrale Lautung schon im XI. Jahrh. im Seinetal durchsetzt. Wienbsp;dem Rolandslied (XI. Jahrh.) sind auch Walther von Arras umnbsp;1167 die Francs de France Vorbilder des Rittertums: Beim Knignbsp;findet der verbannte Ille, der Held seines Romans Ille et Galeron,nbsp;Hilfe und Zuflucht (159, 260). Franzische Ritter helfen ihm sein Landnbsp;wiedererobern (vgl. 1997). Im Rolandslied schlofi man aus demnbsp;Lokalpatriotismus, der Dichter gehore selber ins Zentrum Walthernbsp;aber ist aus Arras. Und wenn er auch tuit statt tgt, dui statt dpi frnbsp;,,alle und zwei wie ein Zentralfranzose sich angewhnt hat, so reimt ernbsp;Ille 1489 carke (carr(i)ca) und marke{mavcai), die noch neupikardisch sonbsp;lauten, aber franzisch als charge und marcke gar nicht zu binden sind.nbsp;Und das originellste: In seiner alteren Dichtung sind der Pikardismennbsp;mehr, der Franzismen weniger, in der jngeren hat er seine Sprachenbsp;,,verfeinert. Und bei Christian von Troyes beobachtet man eben-falls, wie er in spateren Dichtungen bemht ist, champagnische Reime,nbsp;die er frher brauchte, zu meiden. Des Cuno von Bthune oftnbsp;zitiertes Lied schlieClich zeigt, wie weit die Dinge um 1200 schonnbsp;gediehen waren: Von den Champagnern, sagt er, haben die Fran-zosen, der Knig und die Knigin meine moz d'Artois, artesischenbsp;Mundartwrter, verspottet. Was kann ich dafrf Bin ich doch nichtnbsp;in Pontoise geboren!quot; Und er trumpft den Spttern auf; 1st meinenbsp;Rede auch nicht franzisch, so kann man sie doch auf franzsisch wohlnbsp;verstehenlquot; Tatsachlich bleibt in manchen Zgen die Schrift dernbsp;Nord- und Westfranzosen bis ins XV. Jahrh. grobdialektisch. Vgl.nbsp;Brunot I, 328 ff. (Progrs du Francien), M. L. frz. Gramm., 10;nbsp;Voler, Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprache, S. 27 ff., dienbsp;Einheit der Schriftsprachequot;.
Das Merkwrdige ist nun, dafi damit derjenige Dialekt vorbildlich wird, den wir am schlechtesten kennen. Sei es, da geringe Neigungnbsp;zum Schreiben das franzische Schrifttum spater aufkommen lieB, seinbsp;es, dafJ politische Wirren das Entstandene rcksichtslos zerstrten, nbsp;keiner von den altesten Texten ist (wie wir ja gesehen) in franzischer
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II. Einfhrung in die Vorgeschichte des Franzsischen.
Form erhalten, nach 1150 haben wir franzische Texte, doch sind diese nicht sicher lokalisierbar. Ca. 1200 bietet Guiot de Provinsnbsp;(unweit Paris) einigen Ersatz. Sein Franzsisch steht dem Rustebuefsnbsp;(Paris um 1250) sehr nahe. Mit solcher Vorbildlichkeit dernbsp;Hauptstadt ist aber zugleich eine gesteigerte Empfanglich-keit verbunden; Es ist genau wie heute. DerwachsendenStadt bringennbsp;die Bauern der Beauce und der Brie, die Schiffer der Normandie, dienbsp;Produzenten der Champagne, der Bourgogne ihre Waren. Die natrlichenbsp;Lage macht Paris zu einem Sammelbecken der umliegenden Provinzennbsp;und ihrer Dialekte. Die seit ein paar Jahrhunderten an Bedeutung immernbsp;gewinnende Hochschule geht in ihrer Anziehungskraft noch weiter undnbsp;ebenso der Hof. Zentripetale Krafte wirken wie einst in Rom.nbsp;Nicht nur Dialektworte lernt der gelehrige Pariser und bringt sie innbsp;Kurs, sondern mit Wortgruppen dringen dialektische Lautfarbungennbsp;ein, halten sich in gewissen Gesellschaftsschichten, werden von anderennbsp;gemieden. So wie es Herzog fr den Diphthong oi (noch heute twenbsp;neben twn und two!) nachwies.
(Vgl. Historische Sprachlehre des Neufranzosischen S. 32.)
So durchsetzt sich mit der Mundart auch die Schriftsprache des Zentrums ganz naturgemaC mit fremdmundartlichen Zgen; und wennnbsp;sie, wie das gelegentlich dargestellt wird, nun zu einer buntscheckigennbsp;Koin sich entwickelt, so ist das nicht konventioneller als irgendnbsp;etwas anderes im sprachlichen Leben, wo das Gltige, Bindende stetsnbsp;nur durch Konvention fesgelegt werden kann.
Aber auch die mundartlich gefarbten Schriftsprachen peripherer Dialekte wirken auf die zentrale, wie sie von ihr Einfliisse empfangennbsp;und allmahlich schwinden. Das beobachten wir seit der Mitte desnbsp;XII. Jahrh. an den Reimen. Wirtschaftliche Verhaltnisse sind daran schuld,nbsp;daC die altesten Kunstdichter (Eneas, Troja, Brut) Normannennbsp;sind. DaC mit dem Aufkommen der flandrischen Stadte die Pikardienbsp;ihre Nachbarin in der Bedeutung ihrer Dichtung ablost. Mit diesernbsp;Dichtung aber dringen Dialektformen der Nordgruppe, vor allemnbsp;charakteristische Reime, auch in die Schriftsprache, und verbleiben ihr.
G. Wacker, Ober das Verhaltnis von Dialekt und Schriftsprache im Altfranzsischen, Diss. Berlin 1916. Die Schrift ist in den Hauptpunkten sehr beherzigenswert, im ein-zelnen ist manches falsch; Dafi die Normannen des XII. Jahrhunderts mit ihren Reimennbsp;von gedeckt o und frei 0 franzisch schreiben, ist doch unhaltbar. Wenn auch Mischungennbsp;von en und an durch franzischen EinfluC bei alien Dialektdichtern vorkommen, so istnbsp;die Beobachtung dieser Mischung fiir die Dialektbestimmung absolut nicht wertlos.nbsp;Noch bei Froissart ist zu erkennen, wie scharf er en und an trennt, aber doch typischenbsp;Reime wie femme: ame (Mel. 1550) braucht. Und es ist etwas anderes, ob ein Dichternbsp;gelegentlich pikardische Formen wie lie (laeta) oder -ie (-ata) braucht (Beispiel R 3,nbsp;Ch. dO.) Oder ob diese Formen durch die Reime alle paar Seiten belegt sind, wie innbsp;der Vnus oder bei Froissart (Mel. Ill, I95inbsp;nbsp;nbsp;nbsp;5^7 usw,). Die Wahrheit liegt
auch hier in der Mitte.
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Was ist nun das Altfranzsische, das ich hier zu lehren habe.?' Es ist die Summe alles erhaltenen Schrifttums des franzsischen Mittel-alters. In den ersten Jahrhunderten seiner Entwicklung noch ohnenbsp;orthographische Konvention, so dafi der Rckschlufi von geschriebenennbsp;Buchstaben auf den einst gesprochenen Laut mit Hilfe unserer Kennt-nisse des Vulgarlateins, der heutigen Mundarten, der Assonanzen undnbsp;Reime ein relativ sicherer ist. Sind die Handschriften durch haufigesnbsp;Abschreiben auch mundartlich noch so buntscheckig geworden, sonbsp;sichern uns die Assonanzen und Reime der Dichtungen bei kritischernbsp;Behandlung exakte Beobachtungen ber die Sprache der Dichter. Diesenbsp;ist natrlich stets ein KompromiC zwischen Schriftsprache und Mundarten. Es ist also unmglich, Afrz. zu treiben, ohne neue Mundartennbsp;zu studieren.
Unsere Aufgabe ist es nicht, das mundartlich-schriftsprachlicheLeben der altesten Zeit, den Kampf des Franzischen mit den geschriebenennbsp;Mundarten der spateren Zeit in seiner Totalitat darzustellen. Ebensowenignbsp;den gesamten Sprachschatz lautlich, formal, bedeutungsgeschichtlich vor-zufhren. Das Ziel ist Erkennen, nicht bloGes Kennen. Was mannbsp;verstehen will, muG man entstehen sehen. Aber methodischnbsp;geniigt es jeweilig, das Entstehen an einzelnen Hauptpunkten verstandennbsp;zu haben, dann kann man die gewonnenen Beobachtungen jeweilig aufnbsp;neues Material, nicht nur franzsisches oder romanisches, iibertragen.
Daher werde ich mich auf die im Schrifttum wichtigsten Dialekte beschranken. Und auch in den Texten, deren Sprachmaterial ichnbsp;benutze, soil im allgemeinen nicht ber eine engere Wahl hinaus-gegangen werden. Ich setze voraus, dafi der Benutzer dieses Lehr-buches neben der Theorie auch die Praxis bt und fleifiig best. Dienbsp;meisten angefiihrten Formen sind belegt worden, damit sie auch nach-geschlagen werden. Bei Zitaten aus B oder R soil der Anfanger diesnbsp;regelmafiig tun: Worte kommen in der Sprache selten isoliert vor,nbsp;sondern im Satze. Und im Satze soil man sie beobachten. An dennbsp;beigegebenen Texten kann der Leser seine ersten Ubungen machen. Sienbsp;fiihren ihn in das Denken und Dichten der zweiten Halite des XII. Jahr-hunderts, der ersten und der zweiten Halfte des XIII. ein. In dernbsp;Liste der Abkiirzungen hat er schliefilich eine SammIung von Textennbsp;und HilfsmitteIn, die ihn in der praktischen Kenntnis des Altfranzsischennbsp;wie im grammatischen Verstandnis frdern knnen. Das sind dieElemente.nbsp;Sie verstopfen jene Fehlerquellen, die fiir jeden flieCen, der sich ohnenbsp;elementar-grammatische Schulung an syntaktisch-stilistische oder annbsp;kultur- und literarhistorische Probleme machen sollte. Und selbstnbsp;der rein asthetisch Orientierte tappt bei einer fremden, noch dazunbsp;nicht mehr lautenden Sprache im DunkeIn, wenn er sie nicht auchnbsp;elementar beherrscht. Die Elemente aber sind Laut und Form.
-ocr page 54-Unter den Verstandigungsmittein, die dem Menschen zur Meinungs-und Willenskenntlichmachung gegeben sind, spielen seine Laute die vornehmste Rolle. Mit seinem Sprechapparat: Zwerchfell, Lunge, Luft-rohre, Kehle, dem so iiberaus beweglichen Mundraum, dem starrennbsp;aber schliefibaren Nasenraum; mit seinem Saiteninstrument, den imnbsp;Kehlkopf spannbaren Stimmbandern, vermag er unendlich viel ver-schiedene Laute mit unendlich vielen Nuancen hervorzubringen.
Alle Lautung ist wohl ursprnglich Lautnachahmung oder Lautgebarde. Erstere zur Bezeichnung aller Wesen oder Gegen-stande, die selber Laute von sich geben, Tiere, FluC, Donner; letzterenbsp;fr menschliche Tatigkeiten; z. B. ,,Essen, die Gebarde besteht imnbsp;ffnen und SchlieCen des Mundes Lautgebarde: papap; odernbsp;Trinkenquot;, inspiratorischer Lippenlaut.
Das Lautsymbol ist sekundar. In der Kindersprache bezeichnet etwa gagag Enten, dann Vogelquot; allgemein, dann Bilder, aufnbsp;denen Vogel sind, dann ,,Bilder allgemeinquot;, dann alles Buntequot;.nbsp;Durch analogisches Denken entwickelt sich offenbar die symbolischenbsp;Bedeutung des Wortes. 1st diese im Prinzip erreicht, so wird dienbsp;Benennung der Gegenstande meist auf individueller Erfindung (videnbsp;Kindersprache) und darauf beruhender genereller Konvention (Auswahlnbsp;unter konkurrierenden Bezeichnungen) fuCen.
Wie sich aber durch analogisches Denken im Individuum die Bedeutung eines Wortes verschieben kann, so verschiebt sie sich auchnbsp;innerhalb der Generationen. Meist wird hier ungenaue Bedeutungs-aufnahme durch die jngere Generation, also Bedeutungsverschiebungnbsp;der Grund sein, wenn nicht der Gegenstand selber sich andert. Sonbsp;schwanken Grenzbegrifife wie garquot;, in Norddeutschland = ,,bereit,nbsp;fertigquot;, im Sden = nicht mehr verhanden, vergriffenquot; bereitsquot;, imnbsp;Norden = schon, das Ziel ist berschrittenquot;, im Siiden = ,,beinahe;nbsp;d. h. im Norden heifit bereits 500 500 und mehrquot;, im Siidennbsp;beinahe 500. So bedeutet assez afrz. sehr viel, wie noch heutenbsp;im Italienischen assai; dann zu vielquot; und infolge genugquot;, assez! nbsp;Natrlich geht solche Verschiebung nicht sprunghaft vor sich, wenn
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III. Lautlehre.
auch das schlieClich Erreichte fern ab zu liegen scheint: fallre heifit lat. tauschen; metnoria fallit das Gedachtnis enttauscht, wasnbsp;enttauscht = setzt aus, beginnt zu fehlen. Afrz. heifit il fautnbsp;noch = setzt aus, hort auf. Das Rolandslied schlieGt: Ci faut lanbsp;geste: Hier schlieCt das Heldenliedquot;. Unser Rosenbruchstcknbsp;schreibt iio; Li cuer me fatit, das Herz setzt aus. Montereau heifitnbsp;noch heute Montereau-faut-Yonfie (spr. fotjon), weil hier die Yonne innbsp;die Seine miindet. Was ausgehtquot;, das fehlt: il me faut 100 frs.,nbsp;was fehlt, das braucht manquot;. So wurde fallit es tauschtquot;, zu ilnbsp;faut es mufiquot;, wahrend faillir, das sich gallorom. von fallre faldrenbsp;trennte (Ausgangspunkt: i-Prasens, vgl. B 298 failoitnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;die afrz.
Bedeutung behielt: fai failli tomber = fai manqu de tomber. Ahneln also Worte Kasten, deren Inhalt Jahrtausende der gleiche seinnbsp;kann ebensogut aber sich von Generation zu Generation verschiebennbsp;kann so ist es auch ein haufiger Vorgang, dafi der Kastenquot; selbernbsp;unbrauchbar wird. Ein Wort ist unbrauchbar, wenn es seinen Inhaltnbsp;nicht mehr verdeutlicht, sei es, dafi es mit einem andern Wort gleich-lautend wurde, oder ihm zu ahnlich sieht, sei es, dafi ein bildhafteresnbsp;Wort ihm Konkurrenz macht (oft beide Grnde), sei es, dafi (beim Verbum)nbsp;Formen zusammenfielen. Dann triumphiert der bildhafte Ausdruck (tstanbsp;,,Scherbe gt; Kopfquot;, wahrend capu(t) chief nvz. nur noch abstraktnbsp;gebraucht wird); oder eine Verlegenheitsschpfung erfolgt: mltu(m)nbsp;afrz. mout mu wird mit mehreren anderen Worten gleichlautend:nbsp;Man sagt im Z. beaucoup, im IHO. granment, im S. bien usw. ALF 120.
Wie sich die Bedeutung der Worte verschiebt, verschieben sich auch die Laute, vom Vater auf Sohn; schnell, wenn keinerlei Kulturnbsp;hemmt, langsam, wenn der geschriebene Buchstabe und die Schulenbsp;konservieren. Vollkommener Stillstand ist wohl immer nur scheinbar.nbsp;Die Sage vom Turmbau zu Babel und die Sprachverwirrung haben realennbsp;Hintergrund: Naturvlker, die einst zusammenhausten, verstehen sichnbsp;in wenigen Generationen nicht mehr.
Solche Verschiebungen gehen meist nicht sprunghaft vor sich, sondern bestehen vermutlich in einer generationsweisen kleinen Stellungs-anderung der Sprechwerkzeuge, die einmal eingeschlagene Richtungnbsp;dieser Anderungen wird in Generationen beibehalten, bis etwa einnbsp;extremer Punkt erreicht ist, der zur Richtungsanderung zwingt. Sonbsp;diphthongierte das lange lat. , wenn es silbenschliefiend war, ursprng-lich zu i: der Kieferwinkel schliefit sich vorzeitig, der Zungenriickennbsp;hat sich dadurch fiir die zweite Diphthonghalfte aus der if-Stellung bisnbsp;in die f-Stellung gehoben. Nun, mit i ist die Zunge an der Grenzenbsp;des Vokalischen angelangt. Eine geringe Hebung mehr bedingt einenbsp;Reibung = einen Reibelaut. Die Zunge blieb aber bei i stehen, undnbsp;der erste Teil des Diphthongs ei entfernte sich nun. Ob nach Akzent-
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quot;wechsel, bleibe dahingestellt. Jedenfalls ist der Akzent bei Diphthongen wenig stabil. Wenn man aber beobachtet, wie heute dialektisch dernbsp;Diphthong wa (roi) zu wo wird, ohne dafi der Diphthong seinennbsp;steigenden Charakter verandert, zweifelt man an dem Prinzip, dafi nurnbsp;der unbetonte Diphthongbestandteil sich verschieben kann. Nnnbsp;zieht sich bei dem e des Diphthongs ei die Zunge dissimilatorischnbsp;zurck, die Lippen runden sich. Ob erst die erste Bewegung ('^ ai),nbsp;dann die zweite oi), ob beide Bewegungen zusammen (ei gt; oi)nbsp;ist unentscheidbar. Und nun wird im Zentrum oi zu os, nach Akzent-wechsel o zu w, w zu wa und schlieClich dialektisch auch zu wo.
Die Stellungsanderungen des Zungenrckens sind nach der Zeitfolge numeriert. Die Jahreszahl am Ende der Pfeile gibt den Zeitpunkt an,nbsp;an dem die Bewegung in einem Teil des Frz. vollzogen scheint.nbsp;I, 3, 5 sind Bewegungen des zweiten Diphthongbestandteils, 2, 4 desnbsp;ersten. Die Linie 5 geht direkt von we zu wa.
ber die Einzelheiten der Verschiebung besteben natiirlich Meinungsverschieden-heiten, Vgl. K. Weifi, Z, f, S. LXII. II, 241. Zur Theorie der Verschiebung als Folgc des Generationswechsels; Abb Rousselot, Patois de Cellefrouin. Gauchat,nbsp;nit phont. dans le patois dune commune, Festschr. Morf 1905, S. 175. Herzog,nbsp;Streitfragen, 1904. E. Wechssler, Gibt es Lautgesetzef {Festgabe Suchier.)
Die Tendenz ist also erblich und spontan, die Entwick-lung nicht beliebig, sondern die Marschroute durch die Grundbewegung so gut wie gebunden. Diese Grundbewegungnbsp;entspringt Anderungen der Artikulationsgewohnheit, des Rhythmus, desnbsp;Tempos usw. (spontane Verschiebung) oder sie entspringt der an- oder-abstolienden Kraft der umgebenden Laute (assoziative Veranderung);nbsp;die erstere ist mehr dem Vokalismus, letztere mehr dem Konsonantismusnbsp;eigen, der seiner Natur nach von Akzent und Artikulationsgewohnheitnbsp;weniger beeinflufit wird als der Vokal. Assoziative Veranderungen wirkennbsp;bald sprunghaft: *lsciniolu(m) tossignol (Dissimilation), bald als allmah-liche Anpassung: spata espada, (t ^ d) espedhe (der Zungenverschlufinbsp;hat sich gelockert, dh ist Reibelaut 3), espe (vllige Assimilation an
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den umgebenden Vokalismus). Wie die Worte absterben, so ver stummen also auch Laute. Konsonanten aus assoziativennbsp;Griinden, wie wir eben sahen. Aber auch das Tempo verschleift:nbsp;Gnci Frau, sire aus alterem sendra (Eide) sind Schnellsprechformenquot;.nbsp;In den Witzblattern spielte der Leutnant eine Rolle, der kniglichenbsp;Hoheit in einer Silbe sprechen konnte. Schnellsprechformen stehennbsp;als bedingte, gelegentliche Beschleunigungen neben volleren: gnddigenbsp;Frau neben gnd Frau, Monsieur neben /k/e, lat. dominus stand nebennbsp;domnus. Aber auch unbedingtes Verstummen von Lauten gibtnbsp;es, das assoziative Griinde nicht erklaren: Vokale werden vor Vokalnbsp;unsilbig und verstummen, vor Konsonant geschwacht und verstummen.nbsp;Wie erklart sich dieser Vorgang?
Es ist leicht zu erkennen, daC es immer unbetonte Vokale sind,
die dies Schicksal trifft; amaritudinem gibt amertume. Nebenton ('quot;) und Hauptton (quot;) bleiben. Vom Zwischenton ( ) bleibt a als e, dernbsp;Nachton ( ) lautet afrz. noch als e und ist dann verstummt. Deshalbnbsp;erklart man gern; Energischer, expiratorischer Akzent lafit minder-betonte Silben verstummen, verschleift Hiatusvokale. Ein solcher Akzentnbsp;braucht zu viel Druckstrom fr die Neben- und Haupttonsilben, nbsp;fr Zwischenton und Nachton bleibt infolgedessen nicht genug brig.nbsp;Ich glaube nicht, daC dies Rechenexempel stimmt. Zu gut ist dienbsp;Technik der Druckstromkonomie eingebt, um aus einer individuellennbsp;Schwache eine generelle zu machen. Meiner Ansicht nach ist Unsilbig-werden oder Verstummen eines Vokals keine Folge der Energiever-haltnisse, sondern stets des Tempos oder besonderer Rhythmisierung:nbsp;Wie Beschleunigung unbetonte Hiatvokale verschleift, Diphthongenbsp;monophthongiert, zwischentonige Vokale synkopiert, werden wir beinbsp;Beobachtung des Vlat., ebenso im spateren Afrz. sehen. Die Zeit aber,nbsp;in der amaritudinem zu amertume wurde, ist die Zeit der eben be-sprochenen Diphthongierungen, also eine Periode gedehnten, geradenbsp;nicht beschleunigten Sprachtempos. All ein Ton und Nebentonnbsp;werden derart gedehnt, prellen derart hervor, dafi die umgebendenbsp;einfache Konsonanz sich ihnen anpaCt (vgl. oben spata espe) undnbsp;der zwischentonige Vokalismus zu ihren Gunsten reduziert resp.nbsp;synkopiert wird, und ein rhythmisches Alternieren zwischen Ton-und Nebentonsilben resp. zwei Nebentonsilben erfolgt. Musikalischnbsp;ausgedriickt heiCt das: Der Vorliebe fr /4 Takt im Wortkrpernbsp;(Daktylus) folgt Abneigung gegen diesen und Vorliebe fr Taktnbsp;(Jambus, Trochaus). Kurz: Bedingte Kurzungen sind Schnellsprechformen, unbedingte Krzungen die Folge allgemeinnbsp;beschleunigten Tempos oder rhythmischer Verschleifung. nbsp;Unbedingte Langungen sind die Folge einer Verlangsamung
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III. Lautlehre.
des Tempos. Bedingte Langungen schlieGlich, dafi namlich ein Teil der Tonvokale sich langt, der andere nicht, wie beispielsweisenbsp;im Vulgarlatein und Neufranzsisch, sind die Folge neuernbsp;Rhythmisierung des Worts oder der Rede^).
Lautveranderungen, sei es spontane, sei es assoziative, erklaren, heiCt also ihren phonetischen Mechanismus aufdecken. Die Laut-physiologie gibt den Schlssel der Dautentwicklung. Ohne sie ist dienbsp;Lautlehre toter und sinnloser Buchsta.benzauber! Versuche,nbsp;spontane Lautveranderungen direkt aus Verschiebungen der Kultur undnbsp;des Geisteszustandes der Spreekenden zu erklaren, sind mit Graphologienbsp;undHandlesekunst durchaus vergleichbar; sie beruhen aufungengendemnbsp;Erfassen der lautphysiologischen Bedingungen und wohl auch auf einernbsp;romantischen Abstraktion des Volkscharakters. Kultur hat nicht aufnbsp;die Lautveranderungen als solche, sondern nur auf Artikulation,nbsp;Tempo usw. einen EinfluG^). Fr sich steht, daG in Innenraumennbsp;das ursprngliche Zungen-i? meist durch das weniger gerauschvollenbsp;Zapfehen-r ersetzt wird und die ganze Tendenz nach Dampfung geht.
*) Rhythmisiert kann die Rede in mannigfacher Weise werden: Das Neufran-zsische arlikuliert alle Silben nahezu gleich lang und langt nur die letzte Tonsilbe, so dafi zu einem Teil der Tonvokal (vor stimmhaften Reibelauten und r), zu einem Teilnbsp;der auslautende Konsonant gelangt werden; Voi/a la rose (ro:z vajo ), voila la pellenbsp;(psl:); ro:z und psl: haben gleiches Zeitmafi (Subjektiv!) wie auch die Krzen. Iranbsp;Vlat. wurden, wie wir sehen werden, freie Tonvokale gelangt, also auf die gleichenbsp;Lange gebracht, wie gedeckte Tonvokale (W. F.). Vermutlich also eine Wort-Rhythmisierung, die zwischen Liinge und halber Lange, Hauptton und Nebenton ab-wechselte. (Vgl. ira brigen die Tabelle ara Ende der Einleitung zura Konsonantisraus.)
^ Nur die allgemeinsten Lebensbedingungen knnen zu den Grundlagen der Sprache in Eeziehung gesetzt werden; Das Tempo hangt vora Lebensduktus ab. Schon Nietzschenbsp;hat beobachtet, wie der soldatische Geist in Norddeutschland auf Tempo und Akzentnbsp;wirkte. (In Frhliche Wissenschaftquot; Nr. 104. Vgl. auch Einf. 73.) Dienbsp;Sprachmelodie hangt von der Artikulationsgewohnheit und dem musikalischen Sinnnbsp;ab, den Tradition und Klima bedingen. Die Artikulationsgewohnheit von Zweck-mafiigkeit und modischem Vorbild: Der Zwang, schreckhaft zu erscheinen, wird dienbsp;Artikulation nach hinten verschieben, um rauhen Klang zu erzielen, soziale Erziehungnbsp;verschiebt nach vorn, um die Artikulation recht sichlbar und deutlich zu machen, . allnbsp;das ist natrlich Maske, nicht Natur. Die standige Spannung gewisser Muskelgruppennbsp;fhrt zu bestimmtem Gesichtsausdruck: Der Anthropologe mfite stets primare Merk-raale und diese sekundaren, durch Artikulationsgewohnheit aquirierten trennen.nbsp;Jedenfalls fhren alle diese Gewohnheiten weder zu Rasse noch zu Psyche, sondernnbsp;stets zu sozialen Konventionen.
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a) Vokalische Laute).
Wahrend zur Bildung eines Konsonanten dutch die Artikulations-organe an irgend einer Stelle eine Hemmung (Enge oder VerschluG) des ausstrmenden Luftstromes gebildet werden muG, erhalt der Vokalnbsp;seine charakteristische Farbung dutch die Gesamtformung des Mund-raumes (Forchhammer). Wie der Wind auf dem Wasser die ver-schiedenartigsten Wellen hervorbringt, so konnen wir dutch die Ver-anderung des so beweglichen Mundraums verschiedengeformte Luft-wellen hervorbringen, die von unserem Ohr als charakteristische Lautenbsp;aufgenommen werden.
Zahlreiche Muskeln dienen zur Formung des Mundraumes, die unzahlige Farbungen aller Vokale ermoglichen. Unzahlig sind dienbsp;Arten ihrer Spannungsmglichkeiten, die mundartlich vorderen hellennbsp;Klang Oder hinteren, tiefen wie etwa in thringischen Mundartennbsp;hervorbringen. Abgesehen von diesen Farbungen, die nicht nur mundartlich, sondern von Individuum zu Individuum verschieden sind,nbsp;werden die charakteristischen vokalischen Stellungen dutch korrespon-dierende Bewegungen der Lippen und des Zungenrckens hervor-gebracht.
Man kann sich diese beiden Organe wie die Griffbretter einer Ziehharmonika denken. Sie arbeiten gegeneinander, verkiirzen alsonbsp;den Zwischenraum; sie arbeiten auseinander und verlangern dennbsp;Zwischenraum; sie konnen schlieGlich nach einer Seite zusammennbsp;arbeiten, parallel gehen und zwar sowohl nach vorn wie nach hinten.
Diese vier Kombinationsmglichkeiten beruhen auf je zwei Haupt-bewegungsmglichkeiten der Organe. Der Zungenriicken kann sich nach dem vorderen (harten) Gaumen zu heben oder nach dem hinterennbsp;weichen (palatale bzw. velare Hebung). Die Lippen konnen sich vor-stiilpen, womit jeweilig eine Rundung verbunden ist, oder zurckziehen,nbsp;womit eine Spreizung verbunden ist.
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III. Lautlehre.
Wir sprechen infolge dieser physiologischen Bedingungen von palatalen Vokalen (mit vorderer Zungenhebung), velaren Vokalennbsp;(hinterer Zungenhebung); von offenen Vokalen (mit relativ tiefernbsp;Zungenhaltung, geringer Hebung), geschlossenen Vokalen (mit relativnbsp;hoher Zungenstellung); runden Vokalen (mit gerundeten, d. i. vor-gestiilpten Lippen); gespreizten Vokalen (mit gespreizten, zuriick-gezogenen Lippen). Sind diese Bewegungen zur Produktion vonnbsp;Vokalen allgemein menschlich, so lassen sie doch unzahlige Variantennbsp;zu, wie die starke Lippenarbeit des Neufranzsischen, die geringerenbsp;des Deutschen und die auf ein Minimum reduzierte des Englischennbsp;zeigt (Artikulationsgewohnheit).
Durch die Kombination der je zweifachen Bewegungsmglichkeiten der Organe tassen sich vier Reihen vokalischer Laute artikulieren, ausnbsp;denen wir im allgemeinen jeweilig drei Nuancen vernehmen;
1. nbsp;nbsp;nbsp;Palatale Zungenhebung Lippenspreizung (vorderenbsp;Vokale): Die Vokale sind da eingetragen, wo etwa der hchste Punkt
des Zungenriickens anzunehmen ist. Mit der Hebung der Zunge geht die Spreizungnbsp;der Lippen und die SchlieCung desnbsp;Kiefers zusammen. Da infolgedessen dernbsp;Resonanzraum zwischen Zungenriicken undnbsp;Lippen sich von zu i verkrzt, erhhtnbsp;sich der Ton bei Isolierung dieser Laute.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Velare Zungenhebung Lippenrundung (hintereVokale):
Mit der Hebung der Zunge geht hier Rundung und Vorstlpung der Lippen, der Kiefernbsp;schlieCt sich im gleichen MaCe.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Da sich
hier von o zu u der Resonanzraum immer er-weitert, vertieft sich der Ton bei Isolierung.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Palatale Zungenhebung Lippenrundung (vordere ge-mischte Reihe): oe (wie in frz. c(eur), 0 (wie in deutsch hdre)^ y (wienbsp;in deutsch Twr). Die Benennung ,,gemischte Reihe soil folgendenbsp;Eigenart dieser Vokale benennen:
oe wird artikuliert: Zunge wie s, Lippen wie o
gt; nbsp;nbsp;nbsp;nnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;O
4. Velare Zungenhebung Lippenspreizung (hintere ge-mischte Reihe): a (a, m kommen in romanischen Sprachen und imnbsp;Deutschen nicht vor).
a wird in den meisten Phonetiken irrig als flachster Zungenvokal gelehrt. In der Tat lafit sich auf diese Weise ein A artikulieren, dasnbsp;fiir den Halsarzt seine Bedeutung hat. Als theoretisch reiner Sprach-
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Ill, Lautlehre.
laut hat a die Lippenhaltung von s, was man feststellen kann, indem man ,,ware war nacheinander vor dem Spiegel artikuliertnbsp;(Riicken der Lichtquelle zudrehen) und dann zu isoliertem eaea iiber-geht. Und ebenso hat theoretisch reines a die Zungenhaltung von o,nbsp;was man feststellen kann, indem man etwa Wort, wahr und dannnbsp;oaoa nacheinander artikuliert (Forchhammer). Grundbedingung frnbsp;solche phonetischen Eigenexperimente ist natiirlich, daC man selbernbsp;einen sauberen, unverschobenen Vokalismus produzieren kannU) nbsp;Die hintere gemischte Reihe ist also durch folgende Stellungennbsp;charakterisiert:
a: Zunge wie o. Lippen wie e,
[' nbsp;nbsp;nbsp;gt;!nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;!Inbsp;nbsp;nbsp;nbsp;1gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;gt;)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;^
bi; nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;u, nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;inbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(russ. mulo)].
Diese Vokale lassen sich schliefilich gemeinsam auf Grund der Zungenartikulation buchen:
Deutlich werden die verwandtschaftlichen Beziehungen am besten durch den Fochhammerschen Vokalkubus, der also den Mundraum innbsp;dreidimensionaler Weise als Kubus gibt, wobei die Verschiebung dernbsp;Artikulation auf einer der Linien die vierte Dimension gibt und daamp;nbsp;ganze durchaus modern raumzeitlich durchdacht erscheint:
? hintwi (velar)
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UI. Lautlehre.
Verwandt erscheinen einmal die vier Saulen (senkrechte Linien) miteinander, die Laute sind nur nach dem Grade der Offenheit ver-schieden. Innerhalb der Saule knnen sie sich ffnen oder schlieCen,nbsp;ohne ihren Grundcharakter zu verandern.
Verwandt erscheinen weiterhin die gemischten Vokale der hinteren Saulen mit den ungemischten der vorderen: a verandert sich nach snbsp;zu durch eine Verschiebung der Zungenartikulation, a verandert sichnbsp;nach o zu durch eine Verschiebung der Lippenartikulation. oe istnbsp;ein gerundetes e, ein entrundetes ce; o ein velares oe, oe ein pala-tales D usw.
lm ganzen kann man sagen, dafi im Vokalismus Lautverschiebungen nur innerhalb der Saulen und zwischen gemischten und ungemischtennbsp;Vokalen vorkommen, wahrend spontane Umstellung von Lippen- undnbsp;Zungenartikulation zugleich: e zu c, i zu u, nicht ohne Vermittlungnbsp;der gemischten Reihe vor sich gehen drfte. Also: e zu a (Verschiebungnbsp;der Zunge), a zu c (Verschiebung der Lippen).
Folgende Angaben sollen des Lesers Vorstellung vom allgemeinen Vokalismus vervollstandigen:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Erstens und vor allem: Mit den oberen Punkten i, u, y, (u)nbsp;ist jeweilig die Grenze des Vokalischen erreicht: Einen Grad dernbsp;Schliefiung mehr und die Distanz ZungenrckenGaumen ist zunbsp;eng, um den Druckstrom hemmungslos entweichen zu lassen,nbsp;i wird j (i), u wird w (u), y wird q. Ein haufiger Lautbergang, dennbsp;wir im Vulgarlat. und der nfrz. Entwicklung der Diphthonge wieder-finden werden.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Den verschiedenen Raumgestaltungen, wie sie der Kubus gibt,nbsp;steht eine neutrale gegenber, namlich diejenige, die wir dem Mund-raum vor dem Sprechakt zu geben pflegen und nach der wir wahrendnbsp;des Sprechakts als der Basis streben, wenn wir nicht betonen. Auchnbsp;ihr entspricht ein vokalischer Laut, Verlegenheitslaut, 3 geschrieben,nbsp;deutsch leicht gespreizt, franzsisch leicht gerundet; das Endergebnisnbsp;schwachtoniger Vokale und seinerseits zum Verstummen geneigt:nbsp;deutsch habe (haba), nfrz. mattre (msitra in gehobener Sprache, sonstnbsp;meitx, msit).
3. nbsp;nbsp;nbsp;Mit den Feststellungen des Vokalkubus ist nichts ber dennbsp;oralen oder nasalen Charakter der Vokale gesagt. Theoretisch knnennbsp;sie alle genaselt (mit gesenktem Gaumensegel, das die Luft gleichzeitignbsp;durch die Nase entweichen lal3t) artikuliert werden. Starker nasaliertnbsp;werden nur die offenen Qualitaten, da Hebung des Zungenrckensnbsp;und gleichzeitige Senkung des Gaumensegels den Raum zu stark
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verengt. Die volle Nasalierung bt durch die Muskulatur eine Pression auf die Choanen aus (Forchhammer).
Diese Dinge miissen experiinentiert, durchdacht und begriffen sein, ehe man weiterliest; denn sie bilden in vielemnbsp;den Schlssel zum Verstandnis des Folgenden.
Vgl. Forchhammer, Systematik der Sprachlaute. Archiv filr exper. und klin, Phonetik, 1914, S. 281.
b) Akzent,
Mit unsern Stimmbandern verfgen wir etwa iiber zwei Oktaven, von denen allerdings nur die Mittellage zur Akzentuierung gebrauchtnbsp;wird. Cest le ton qui fait la ntusiqtie! Lange vor dem erstennbsp;Wort macht das Kind seine Empfindungen: Freude, Gemtlichkeit,nbsp;Schmerz, Zorn, Wnschen, Begehren durch Tonfolgen kund. nbsp;Tempo und Druck (fr den die Quantitat der auf einen Hub aus-gestoCenen Luft, trotz aller Einwande einen Annaherungswert gibt)nbsp;entsprechen der Starke des Affekts. So ist es richtig, wenn Schopenhauer die Musik als Darstellung des menschlichen Willens faCt.nbsp;Sie ist ursprnglich nichts anders als Begleitung der Lautsprache undnbsp;deren Verdeutlichung. Als Begleitung der Sprache nennen wir sie-,nbsp;Akzent.
Die Akzentuierung wirkt also durch die Differenzen der Tonhohe, die Differenzen der Lange der Laute, die Differenzen des Drucks^).nbsp;Man beachte, wie wir im Deutschen an dem ganz neutralen; Ich habenbsp;ihngesehnquot;, jede der vier Worttonsilben je nach der Meinung durchnbsp;die drei Komponenten heben knnen. Das ist nun nicht in aliennbsp;Sprachen gleich, bald ist die Lange starker mit der Wortbedeutungnbsp;verbunden (etymologische Lange und Kiirze = Griechisch, Latein), baldnbsp;die Tonskala, Wir fragen mit steigender Tonskala, / sagen aus mitnbsp;sinkender Tonskala s. In Sprachen mit sogenanntem musikalischemnbsp;Akzentquot; bedeutet das gleiche Wort im Frageton oder Ausrufetonnbsp;etwas anderes wie im Aussageton. Dagegen bleiben Tempo undnbsp;Druck wohl berall dem Affekt parallel.
') Man unterscheidet primaten Druck = die auf einen Hub ausgestoSene Luft und die Energie des Hubs, sekundSren Druck = Modifikationen des Druckstromsnbsp;durch Artikulationsgewohnheit und Organstellung. Es ist klar, dafi Stimmhaftigkeit einesnbsp;Lautes die Wirkung des primSreu Drucks erhoht, Widerstande durch Reibung odernbsp;Explosion ebenfalls die Wirkung vermehren. So stellen sich die Komponenten desnbsp;Akzents bei Selbstbeobachtung dar, Bei der Beobachtung anderer entsprichtnbsp;prirnSrer Druck etwa der Tonstarke, sekundSrer etwa der Schallfiille. bernbsp;die Methoden der Untersuchung des Akzents besteht grofSe Unsicherheit. Ein absolutetnbsp;Standpunkt ist nicht zu gewinnen. ber das Unausgleichbare der mglichen Anschauungs-arten vgl. Otto Scherk, ber den frz. Akzent, Diss., Berlin 1912. Selbstbeobachtungnbsp;und Beschrankung auf die eigene Muttersprache scheint mir die Methode, welche Fehler-quellen am ehesten ausschliefit. Doch ist musikalisches Gefhl und Bildung Bedingung.
Jordan, Altfranzsisches Klementarbuch, nbsp;nbsp;nbsp;^
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III. Lautlehre.
Es ergibt sich hieraus, dafi eine Konkurrenz zwischen Wortton und Satzton besteht. Wie ist diese in den romanischen Sprachenf
Wortton: Die meisten Worte (Substantiva, Adjektiva, Verben, Adverbien) haben, wenn man sie isoliert, oder das Tempo langsamnbsp;ist, ihren Wortton, eine Silbe, die lang sein, darum diphthongierennbsp;kann; innerhalb des Wortes im allgemeinen die relativ grCte Ton-hhe aufweist, wenn nicht der Satzakzent ein Zurcktreten diesernbsp;Akzentuierung zur Folge hat1 2); unter alien Umstanden im Wort dennbsp;starksten Druck aufweist. Vortonige und nachtonige Silben sind innbsp;der alteren afrz. Periode nie lang, diphthongieren also nie spontan, undnbsp;treten in Druck und Ton nach bestimmten Abstufungen zuriick. Mitnbsp;dem geringeren Druck geht naturgemafi geringere Anspannung dernbsp;Muskulatur zusammen. Andere Worte werden im Satze bald vortonig,nbsp;bald haupttonig verwandt, wie das ihrer Bedeutung entspricht, sonbsp;vor allem Pronomina, wahrend Prapositionen und Konjunktionen fastnbsp;immer schwachtonig sind, sich also dem Wortakzent eines anderennbsp;Wortes anschlieCend unterordnen.
Satzton^): Im heutigen Frz. (und in den meisten modernen Sprachen) sind Ton, Lange, Druck vor allem Satzakzent resp.nbsp;Satzteilakzent-Kornponenten. Der Affekt wird die Komponenten abernbsp;berall souveran benutzen.
Der nfrz. Satz besteht bei ruhigem, affektlosem Reden aus tiner Reihe gleich langer Kiirzen, die taktweise einen leichten Iktus auf dernbsp;TaktschluCsilbe haben (Ton und Druck). Ton, Hochdruck undnbsp;Lange zeichnen die Satzultima aus:
cette feuille de papier fera I'afifaire set foej ^ papjd
^ nbsp;nbsp;nbsp;\nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; \ /\
*) Vgl. Ils sont partis pour Rtims, Nous sommes partis.
Unter Satzton verstehe ich die sfarkste Hebung im Satze. Der Satz besteht aitikulatorisch aus einera (e'est Hen!) Oder mehreren Takten {cest bint man ami). Zum Verhaltnis von Satz- und Taktakzent vgl E. Waiblinger, Beitrdge zurnbsp;Festsiellutig des 7'onfalls in den roman. Sprachen, Archiv f. d ges. P.sychol. 32 (1914),nbsp;S. 166. Cette feuilte de papier fera iaffaire hatte bei dem ersten Pariser drei Hebungennbsp;(== drei Takte), bei dem zweiten, der fera selbstandig betonte, vier Hebungen; dienbsp;Versuchsperson aus Nevers hob nur papier und affaire hervor (= zwei Takte). Unternbsp;den Taktlnen ist die letzte Starktonsilbe . . . die wichtigste (S. 249). In Paris warenbsp;noch denkbar: affaire, wobei die Panultima den hheren Ton, die Ultima starkerennbsp;Druck und grCere Lange aufwiese. Vor den Consonnes atlongeantcs kann die Panultimanbsp;heute durch hheren Ton und grfiere Lange ausgezeichnet werden, der stkrkere Druck
bleibt auf der Ultima: Pain'; il e pari:3j (Parisismen). Auch im Deutschen ist die LSnge voiB Worttou gelegentlich unabhangig: fryjair, trinkliit.
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Der Satz ist also eigenartig, dem franzsischen Vers durchaus entsprechend rhythmisiert. Und es ist gar nicht verwunderlich, dafinbsp;so viele franzsische Redner in Versen zu sprechen scheinen.
Allerdings ist die Rhythmisierung des Satztons sehr kompliziert. Sie scheint mir foIgendermalSen zu sein: Der Satztonvokal wirdnbsp;gelangt vor den Consonnes allongeantes (stimmhafte Reibelaute nndnbsp;ungedeckt r), sonst wird der Schlufikonsonant gelangt. (Vgl. obennbsp;S. 44, Anm.) Unmittelbar auslautender Vokal aber ist im Zentruranbsp;(im Gegensatz zum ganzen Osten) kurz und abgestoCen, so daC hiernbsp;eine Pause das Mafi des Rhythmus erfiillen muC: Voila le pot (vwalanbsp;1 po), Auslautende nasale Vokale sind mindestens halblang. Imnbsp;Os ten sind Satztondiphthongierungen haufigst auch bei Gebildetennbsp;(Walloni, Lothringen). Im Cauchois (Normandie) sagt man;nbsp;Vann-passeye aber cette annye (Urtel, J. B. XI, i, 231).
Vgl. M. L. ixz. Gram. 32. E. .Seifert, Aksent in dm gallorom, Mundarten, Archiy 134, 387. Oxytonierung im Frankoprov. (Idna ln), PrimMlbenbetonungnbsp;infolge Affekts s. Herzog, 2. tjber musikal. Akzent vgl. Vox (Zeitschrift), 26,nbsp;126 ff., 135 ff.: Die Tondifferenzen werden im Affekt erweitert (165), bei Indifferenznbsp;verengt. Gefragt wird nicht mit steigendem Ton.
Im griechischen Wort hatte die Lange etymologischen Wert und war vom Wortton unabhangig: ^uixfjuxrfi (Soikrdtejs). Der Satz-akxent war vorwiegend musikalisch: vor allem die Tondifferenzennbsp;entsprachen der inneren Meinung, Erst in christlicher Zeit wurde dernbsp;Akzent expiratorisch durch starkere Druckunterschiede neben dennbsp;Tonunterschieden gekennzeichnet. Doch darf man nicht annehmen,nbsp;dafi ein Akzent nur expiratorisch oder nur musikalisch sein knne.nbsp;Die Komponenten sind nie ganz unabhangig voneinander, absolutnbsp;monotone Diktion undenkbar, leichte und schwere Taktteile stetsnbsp;unterschieden.
Wie in den germanischen Sprachen war in der kelto-italischen Gruppe der Wortton ein vorwiegend expiratorischerquot;, also durchnbsp;Druck ausgezeichneter. In historischer Zeit ist der lateinische Wortton von der Lange abhangig, die Lange ist also Worttonkomponente:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Einsilbige Worte = Oxytona (Ton auf der letzten),
2. nbsp;nbsp;nbsp;Zweisilbige Worte = Paroxytona (Ton auf der vorletzten),
3. nbsp;nbsp;nbsp;Mehrsilbige Worte:
a) nbsp;nbsp;nbsp;die vorletzte lang = Paroxytona (cantare),
b) nbsp;nbsp;nbsp;die vorletzte ist kurz = Proparoxytona (Ton aut dernbsp;drittletzten) fcre, perficre.
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Da allerdings frher die Dinge anders lagen, zeigt perfi'cere mit seinem zu i geschwachten (= geschlossenen!) a, das also nur innbsp;prficere entstehen konnte. Vgl. adhibeo und habeo, igitur aus agitur,nbsp;also entstanden aus quid igitur? Was gibts? So gehen dienbsp;romanischen Sprachen auf viginti, triginta zuriick^). Daraus ersehennbsp;wir, dafi der Wortton Veranderungen unterworfen war. Diese Ver-anderung ging vermutlich so vor sich: Bei mehrsilbigen nicht erstsilbignbsp;betonten Worten hat die Pritnsilbe immer eine leichte Hebung (\):nbsp;caballicare, Imperatorem. Diese Hebung (Nebenton) trat bei Kom-positen, Zehnerzahlen usw. starker vor (zur Verdeutlichung). Spaternbsp;trat dann der Akzent in Abhangigkeit von der etymologischennbsp;Quantitat, und die Unterstreichung des Nebentons ging zum Teilnbsp;verloren. Wo die Wirkungen des Akzents Simplex und Kompositumnbsp;getrennt hatten, wurde diese Wirkung durch Rekomposition meistnbsp;wieder aufgehoben: perficere ist vlat. perfacere.
Dieser neue von der etymologischen Quantitat abhangige lateinische Akzent ist nun in den romanischen Sprachen bis heute geblieben,nbsp;wenn auch dialektisch Abweichungen vorkommen. (Neigung zurnbsp;ZurUckziehung an der deutschen Grenze, musikalische Paroxytonierungnbsp;im Pariser und anderen Dialekten.) Nur in zwei Fallen hat dasnbsp;Vlat. Proparoxytona zu Paroxytonen werden lassen:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Wenn auf die kurze Panultima Muta c. Liquida folgte, erhieltnbsp;sie den Ton: palpbra gt; 1palptra^), nfrz. paupi'ere; cathedra gt;nbsp;cathdra, afrz. chaiere; integrum gt; ntgrum, afrz. entir.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Wenn geschlossener palataler Vokal der Antepanultima (Voder i)nbsp;mit der Panultima Hiatus bildete: Putlis gt; Putelis gt; Pozzuli,nbsp;parictem wird paritem (Inschriften parete).
ber diese Akzentverschiebungen vgl. M. L., Einf. gi, gz; Cohn, S. 243 ff. Da der lat.-rom. Akzent sehr konservativ ist, dienbsp;Quantitat abet fters Umwalzungen erlebte, nimmt man am bestennbsp;auch hier alte Quantitatsanderung (ohne Qualitatsanderung, vgl. unten)nbsp;als das Primare an: Langung der Panultima vor M. c. L. und imnbsp;Hiatus nach palataten Grenzvokalen. In der Tat macht M. c. L.
Consentius: siquis dlcens triginta priorem syllabam acuat. Afrz. bb. S. 233. gt;lan hat die Verschiebung des Tons auf die Primsilbe auf etruskischen, das jiingerenbsp;Dreisilbengesetz auf griechischen Einflufi schiebeu wollen. LeUteres ist ganz un-glaubwiirdig, da der griechische Einflufi Schuleinflufi ist Ersteres ist wohl mglicli,nbsp;aber nicht notwendig. Dagegen blieb der lateinische Akzent vora germanischennbsp;ganzlich unbeeinflufit, was zeigen diirfte, dafi eine solche Beeinflussung von Volk zunbsp;Volk mindestens nicht die Regel ist. Zum Primsilbenakzent vgl. Rydberg, S. 8. Ichnbsp;glaube nicht, dafi das ganze Wortmaterial primbetont war.
*) Dissimilation der drei labialen Verschliisse ?
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III. Lautlehre.
vor Ennius keine Position1, spater ja; arietibus milSt schon Statius (l. Jh. p.), muliris: Dracontius (5. Jh. p.) (Vollmer).
Das Verschwinden der alten lateinischen Quantitatsunterschiede der Vokale ist chronologisch ein Problem. Grammatikerzeugnisse sindnbsp;spat (M. L., Einf. 93). Die Beobachtungen unsicher, da Lange undnbsp;Krze ja graphisch nicht ausgedrckt werden. Immerhin ist das Folgendenbsp;von Gewicht: Der Diphthong ae wird monophthongiert. Nun aber2)nbsp;wird ebensogut wie falsch analogisch ae geschrieben. Diehl,nbsp;54 maea (), 55 aego (), 59 taerre (), 110 faecit (). Da nun aenbsp;hur eine Quantitat besafi, lang oder kurz, so kann die Mengung mitnbsp;beiden e als Zeugnis dafr genommen werden, daG hier die Quantitatsunterschiede nicht mehr bestanden. Vermutlich aber war die Aufhebungnbsp;derselben alter. Die altere Entwicklung des vlat. Konsonantismus wirdnbsp;mit seiner Verschleifung mehrfacher Konsonanz zeigen, dafi sich dasnbsp;rmische Redetempo beschleunigt hatte. Die Hiatverschleifung (s. unten)nbsp;beruht auf gleicher Ursache (facam, dreisilbig, facjam, zweisilbig),nbsp;Auch die Monophthongierung der Diphthonge kann so verstandennbsp;werden. So ist jedenfalls die einleuchtendste Annahme, dafi sich mitnbsp;der Beschleunigung des Redetempos auch die langen Vokale kiirztennbsp;und mit den kurzen zusammenfielen.
Dies Zusammenfallen betraf aber nur die Quantitat. Es ist eine phonetische Selbstverstandlichkeit, dafi der lange Vokal andere Muskel-spannungsverhaltnisse zeigt wie der kurze. Und zwar neigt der kurzenbsp;Vokal zu starkerer Spannung (offener Artikulation), der lange zunbsp;geringerer Spannung (geschlossener Artikulation). Vgl. deutsch;nbsp;e:r, berk, o;r, art. Natrlich wird auch der offene Vokal gelangt,nbsp;wo er unter die Bedingung einer Langungsgewohnheit (Affekt, Rhyth-misierung) fallt. Nun verstarken sich die zu postulierenden altennbsp;Qualitatsunterschiede der friiheren vlat. Langen und Kiirzen, die altennbsp;Langen werden immer geschlossener, die alten Krzen immer ofifener,nbsp;dabei fallen und (Diehl 140 sene statt sine usw.), und (App. 59nbsp;turma non torma) zusammen (Zeugnisse Diehl, S. 15 ff) 28 ff.), nur anbsp;dififerenziert sich in der Qualitat nicht, das gespreizte (hintere gemischtenbsp;Reihe) lag der Artikulationsgewohnheit nicht. Das Resultat ist:
. a \/nbsp;a
o u \/nbsp;o
Klass.
u.
Vlat. 1
Drfen wir also annehmen, dafi eine Zeitlang mit dem Wortakzent keinerlei Langung verbunden war (schnelles Tempo), diese dentnbsp;emphatischen, freien Satzakzent vorbehalten blieb, so zeigen die
ca. 230 p.
Der alteste datierbare Fait bei Diehl; Nr. 3 unter Alexander Severus,
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III. Lautlehre.
Diphthongierungen eines grofien Teils der romanischen Sprachen, dafi noch in romischer Zeit neue Langen in betonten Worten entstanden.nbsp;Und zwar wurde jeder silbenschliefiende (= freie) Tonvokalnbsp;gelangt. Das lat. Silbentrennungsgeselz ist: Einfacher Konsonantnbsp;schlagt sich der folgenden Silbe vor, auch satzphonetisch: pa-rem,nbsp;pa-r -|- Vokal; Doppelkonsonant wird geteilt: par-tem; M. c. L. wienbsp;einfacher Konsonant behandelt; pa-trem. Die Langung freier Ton-vokale beruht, wie wir oben sahen, auf einer Rhythmisierung dernbsp;Rede. Der freie Tonvokal wird auf dieselbe Lange gebracht, wienbsp;Tonvokal Konsonant. Das a in pa-rem soil gleich lang seinnbsp;wie ar in par-tem. Es ist mglich, daC auch silbenauslautendenbsp;Konsonanten gedehnt wurden (vgl. Nfrz.). Nach M. L., Einf. 96,nbsp;ware die Langung freier Tonvokale im VI. Jahrhundert erfolgt. Diesernbsp;Ansatz scheint reichlich spat, wenn man beobachtet, wie in demnbsp;griech.-lat. Glossar des IV. Jahrhunderts (Afrz. bb., 5. Aufl., S. 247, 8)nbsp;spater diphthongiertes e und e als rj (azt^kag estoiles, cie[), gedeckt enbsp;aber als Epsilon wiedergegeben wird (^svrog vent, ei^eqvoq tver(n)).nbsp;In diesen vlat. Vokalismus batten sich die alten Diphthonge langstnbsp;eingereiht: de (aus ai), e (aus oi) waren schon altlat. auf dem Wegenbsp;der Entdiphthongierung, der unbetonte Grenzvokal der lallendennbsp;Diphlhongen naherte sich dem ersten Bestandteil. Und so haben sichnbsp;die beiden Elemente in mittlerer Zungenlage vereint; ae in s (gelegent-lich e), oe in e. Das rmische Volk sprach au wie o: Claudiusnbsp;Pulcher nannte sich Anno 58 a. Clodius und lie sich von einem Plebejernbsp;adoptieren, um Tribun werden zu knnen. Weitere Teile der Romanianbsp;allerdings bleiben beim altvaterlichen au, so da es auch die Haupt-stadt wieder einfhrt, eine Regression unter Einflu der Schrift, wienbsp;sie Gauchat in der Festschrift zum 14.. Neuphilolozentaz (S.nbsp;studierte (vgl. J. B. XII, I, S. 13).
Dieser totalen Umgestaltung des lateinischen Tonvokalismus ent-sprachen in bescheidenem MaCe assoziative Veranderungen; eingreifender nur bei gerundeten Vokalen, die in der Umgebung von Lippenver-schluClauten und Lippenreibelauten sich ffneten wohl infolge geringerernbsp;Rundung; ivenis wurde zu j9venis (Christ 1. Inschr. 323), vum zunbsp;9vum, plvia zu pl9via, wie die romanischeEntwicklung zeigt (it. giovane,nbsp;uqvo, piqggia), coluber non colber wamt die App. 177 (it. colobra, afrz.nbsp;coluevre), Wenn im brigen jacto zu jcto (Pirson 44, 24 jecta) wurde,nbsp;so folgte es Formen, in denen a unbetont war, jectare, trajectum, undnbsp;wenn gravis nach Ifvis zu grfvis (^it.greve, s.ixz. grieft wird, so ist diesnbsp;keine Lautverschiebimg, sondern Angleichung verwandter Begriffe, ein imnbsp;Sprachleben alltaglicher, aber nicht immer so sicher feststellbarer Vorgang.
Bei den unbetonten Vokalen, der Entwicklung des Akzents und des Tempos entsprechen eingreifendere Veranderungen: Zwar der
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III. Lautlehre.
Vorton bleibt im allgemeinen resistent^); nur aniautend au wird zu a, aber urspriinglich blofi, wenn ein Ton-u folgt (also Dissimilation):nbsp;Wahrend auricula zu oricola (App. 83) wird, ergibt augstum gt; agosto,nbsp;afrz. adit, it. Aosta, span. Zaragossa (Caesaragpsta) augrium gt;nbsp;agurio, afrz. dur. Vgl. Diehl 33, Agustorum.
Im Nachton verstummt die Panultima in Schnellsprechformen, neben denen unsynkopierte Formen satzphonetisch oder professoralnbsp;blieben1 2). Zahllose Inschriften zeigen solchen Schwund des Vokals innbsp;liquider Umgebung, gelegentlich auch zwischen anderen Konsonanten.nbsp;In der Appendix wird gewarnt vor 53 calda (calida), 54 fricdanbsp;(frigida), modus2), 130 tabla, 201 virdis usw. Solche Grammatiker-besserungen haben dann falsche Analogien zur Folge. Diehl 1554nbsp;tempuli, 203 omines mortales sumus, woraus ersichtlich ist, dafinbsp;(h)9mo und pmnis in den Obliquen zusammenfielen, weswegen qmnisnbsp;allquot; zurckging und totus (tottus) dafiir einriickte.
SchlieClich wird Hiatus in folgender Weise, nun nicht etwa fakultativ, sondern durchaus verschliffen:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Zwei gleiche Vokale (kommt nach Verstummen von h odernbsp;zwischen Praposition und vokalischem Anlaut vor) ergeben einennbsp;einzigen langen: pre(h)endere ]gt; prendere (schon klassisch gebrauch-lich, beispielsweise Martial), co{h)ortemgt;- c9rte(Pirson 49, 36 curtem)',nbsp;codperio gt; c0p(e)r(i)o (cperit ist schon altlat., Vollmer).
2. nbsp;nbsp;nbsp;Unbetont e und i im Hiat mit betontem oder unbetontemnbsp;Vokal werden (e ber i) zu j verengt, unbetont 9 und u im Hiat zu w.nbsp;Phonetisch heiCt das: Kieferwinkel schlieGt sich, Zunge hebt sich bernbsp;die Grenze des Vokalischen, i, u werden zu Reibelauten, die mannbsp;graphisch, wie oben, oder etymologisch als e, i, o, u wiedergibt. Imnbsp;beschleunigten Redetempo ist also die unbetonte Silbe verschliffen.
Siehe Consentius im Afrz. bungsbuch: nonne videtur . . . barbarismum facere qui . .., ut dicat induruit, quod est tetrasyllabumnbsp;dicit indurvit, quod est trisyllabum? So warnt die Appendix Probinbsp;vor 14 vaqua statt vacua, 55 vinia statt vinea, die Inschriften schreibennbsp;iacio statt iaceo (Diehl 1128). In vortonigen Wrtern und nach
) jacti'-e ^ jectire, kann von tr4jectu(m) herkoramen; in matutinus gt; mattinus steht der Zwischencon zwischen gleicher Konsonanz; janiiarius gt; jenuanus zeigt dennbsp;zungenerhohenden Einflufi von j mit Sicherheit; mercitum gt; marcatum (vgl. auchnbsp;Markt) u. a. zeigen Fernassimilation von nebentonig e an den Hauptlonvokal. Vgl.nbsp;Vokalismiis unter Nebenton.
) ber lit Synkope vgl. Rydberg, S. 8 if. Er fiihrt sie, wie die meisten, auf starken expiratorischen Akzent zuriick und beriihrt Tempofragen nicht.
saeclum, periclum usw. sind altlateinische Formen mit dem Suffix -clum, (indog. -tlo) culum ist Diminutivsuffix. Dieses wird nun natiirlich auch zu -clumnbsp;(Rydberg, S. i6).
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111. Lautlehre,
mehrfacher Konsonanz verstummen i und u sonderlich in Verbai-formen, haufig in der I. Person der i-Prasentia: mentio gt; mento (so noch it., afrz. meni), durchaus in der 6, mentiunt gt; mentuntnbsp;(it. mentono, frz. mentent).
Vgl. auch hier die Warnung der Appendix vor febrarius (208 h. febraio). Die Inschriften schreiben: Diehl, 183 compatrbta 1083nbsp;nepta, 316 quattor (aus quattuor, Dissimil. der beiden u), quet (quinbsp;et, Diehl 298), mo (meo, Diehl 1145).
In gewissen Lautfolgen (M. L. Einf. 141) und in Buchwrtern bleiben diese i und u silbig : savem ist afrz. sof (Q ^11), Christianus,nbsp;afrz. Crestiens.
Wo weiterhin Vokale mit folgendem i oder u im Hiat zusammen-trafen, verbanden sie sich diphthongisch. So blieb neben unbetont ms: betont mus, neben tos; tus, neben ti: tui; f wurde zu ein-silbigem fi (Umlaut) usw. Einmal lehrt uns dieser Vorgang einigesnbsp;ber die Natur der romanischen Diphthonge: Ihr ursprnglich schwach-toniger Bestandteil ist immer ein Grenzvokal i oder u. Das anderenbsp;Mal aber zeigt er die Anziehungskraft, die der energische expiratorischenbsp;Wortton auf Grenzvokale, lautphysiologisch ausgedrckt aufnbsp;extrem enge Zungenrckenhebungen, ausbt. Spater werdennbsp;wir sehen: Gallorom. bestand die Neigung, solche Zungenstellungennbsp;unmittelbar dem Tonvokal folgen, bzw. ihm vorausgehen zu lassen.nbsp;Der Nebenton hat gleiche Anziehungskraft. Man spricht hier gewohn-heitsmaCig von i-Element und u-Element, ohne dafi diese Namennbsp;rechten Sinn hatten. Denn der Vorgang versteht sich aus der obennbsp;dargestellten Rhythmisierung.
Fremde Lautung andert die eigene Lautung eines Volkes nicht. Man bernimmt die fremden Laute, indem man einem jeden dennbsp;nachststehenden eigenen unterschiebt. Wenn der ungebildete Nord-deutsche frz. satin (sat) mit zAdeq wiedergibt, ist jeder Laut starknbsp;verschoben, er ist es aber auch, allerdings weniger stark, wenn dernbsp;gebildete Deutsche korrekter ausspricht.
Ebenso werden die griechischen Laute der lateinischen Lautung angepafit. Bei der nahen Verwandtschaft der Sprachen handelt es sichnbsp;dabei meist um Nuancen. Nur v (Ypsilon) war den Rmern fremd,nbsp;und es wurde ihm (= o) substituiert. Als dann v sich im Griech.nbsp;entrundete, entsprach ihm vlat. i besser. So wurde ncQqtvqa in alterernbsp;Zeit als purpura, in jngerer Zeit als porfira bernommen. (Mannbsp;beachte auch die griech. Verschiebung von ph gt; f). In alterer Zeit
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sprach man xQvnta als gropta, wahrend der Alteste der griechischen christlichen Gemeindenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;zu presbiter wurde^). Entsprachen
die griech. Diphthonge den alten lateinischen, so kamen mit den frankischen Diphthongen Probleme. Zwar traf frk. au in Galliennbsp;noch den Diphthong au lautend, schlug sich also zu diesem. Abernbsp;dem frk. ai entsprach noch kein urfrz. ai, und es wurde einfachesnbsp;a substituiert. Dagegen entsprach frk. eu etwa der erwahnte neuenbsp;Diphthong in d?u(m), afrz. dieu, frk. 1speut Spiesquot; afrz. espieu. Imnbsp;iibrigen schlugen sich die frankischen Langen zu den entsprechendennbsp;geschlossenen Vokalen, die Krzen zu den offenen, frk. i ergalgt;nbsp;frk. ergab o, frk. und zusammenfallend o.
Unsere Erhebungen iiber das Vulgarlateinische geben uns bereits Einteilungsprinzipien. Wir miissen bei jedem Vokal den haupttonigennbsp;von neben-, zwischen- und nachtonigen scheiden. Beim haupttonigen haben wir zwei groGe Abschnitte: den freien, langennbsp;Vokal (frei = silbenschlieGend = vor lat. einfachem Konsonant odernbsp;Muta c. Liquida), den gedeckten kurzen Vokal (gedeckt = silben-inlautend = vor mehrfacher Konsonanz). Jeder Abschnitt muG Vokalenbsp;vor or alen von Vokalen vor nasalen Konsonanten scheiden. Kennennbsp;wir doch aus dem Nfrz. die Wirkung von m, n auf vorhergehendennbsp;Vokal. SchlieGlich werden wir uns bei jedem Vokal (neben- wienbsp;hauptionig) noch mit seiner Anziehungskraft auf extreme Zungen-rckenhebungen (i und u; ) zu befassen haben. Vorab miissen wirnbsp;mehrere dieser Einteilungsprinzipien uns genauer ansehen.
a) Entwicklung der freien Vokale.
Diphthongierung.
Es ist eine natiirliche Eigenschaft langer Vokale, daG sie zum Detonieren neigen. Bald detoniert der Ton starker, der Laut nurnbsp;unmerklich. In z'is mr tss kdilt detoniert der Rheinlander das a umnbsp;etwa eine Quart nach der Tiefe; der Sachse singt auf ach gd:ri einenbsp;kleine Phrase, die ab- und aufsteigt. Natiirlich hat der Tonwechselnbsp;auch Spannungsunterschiede (Qualitatsunterschiede) der Muskulaturnbsp;zur Folge.
Vgl. die Glossen der Appendix: i porphireticum marnwr non purpureticum marmor; 191 tymum non tumum; 195 myrta non murta (alterer Import); 48 iyzacenusnbsp;non bizacinus, wo auch griech. rj schon mit i wiedergegeben ist, usw. (jiingerer Import).
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III. Lautlehre.
Bei weniger musikalischem Akzent sind die Lautdetonierungen starker; vgl. das Englische. Man knnte sich vorstellen, da dienbsp;ersten Individuen, die ein langes o nachlassig ou artikulierten, durchnbsp;diese Nachlassigkeit vorbildlich wurden. Aber gerade das Englischenbsp;mit seiner Artikulationsgewohnheit, den Unterkiefer vorzuschieben,nbsp;mahnt hier zur Vorsicht. Denn diese Gewohnheit schliefit lange, reinenbsp;Vokale aus, der vorgeschobene Kiefer zwingt immer wieder zu ge-schlossenster Artikulation (Streben nach der Artikulationsbasis), so daCnbsp;man zwar in der Artikulationsgewohnheit gewisse Beziehungen zumnbsp;modischen Ideal eines Volkes sehen kann (der Impassibelste in England = ruhigste Lippenhaltung, fallender Ton; der Expressivste, mimischnbsp;Suggestivste in Frankreich = starke Lippenarbeit, vordere Artikulation, Oxytonierung). Im brigen hangt dann aber ein gewaltigernbsp;Teil der Entwicklung von dieser Artikulationsgewohnheit ab.
Da alles Diphthongieren gewifi auf unserem Gebiet ein Detonieren nach der Enge oder ein engeres Intonieren ist, das Detonieren alsonbsp;bspw. in einem allmahlichen Entspannen der Muskulatur und Schliefiennbsp;des Kieferwinkels besteht, so ist es klar, da lange Grenzvokale imnbsp;allgemeinen nicht diphthongieren, sie mBten denn die Grenze, was vor-kommt, iiberschreiten: i zu y, u zu uw, y z\i yif, oder die gespreiztennbsp;gerundet, die gerundeten gespreizt einsetzen (vgl. solcherlei imnbsp;Schwedischen: Vox, 1916, S. 28 ff). Dies spielt aber in der fran-zsischen Entwicklung keine Rolle: i und u haben nicht diphthongiert^),nbsp;und wenn u zu wurde, so ist dies nicht eine Folge der Lange, einnbsp;Detonieren, sondern, da jedes u, langes, kurzes, vortoniges, haupt-toniges sich verschiebt, ein Verschieben der Zungenartikulationnbsp;nach vorn entsprechend der franz. Artikulationsgewohnheit.nbsp;Die freien (= langen) e, d, e, o haben dagegen alle vier diphthongiert,nbsp;allerdings zu verschiedenen Zeiten.
!, 0:: Ein grofier Teil der romanischen Sprachen zeigt hier ie und uj als Resultate. Wir schliefien daraus, dafi die Artikulationnbsp;dieser langen Vokale (und vielleicht aller langen Vokale?)'^) vlat. steigendnbsp;war; der Druck nahm zu und erreichte erst in der Mitte etwa seinennbsp;Hhepunkt. Dem folgt die Muskulatur mit bequemem Einsetzen, dernbsp;lange, steigende Vokal setzt detonierend ein (intoriiert geschlos.ener).nbsp;Da e:; o: vlat. nicht detonierten, kann man wohl annehmen, dafi dienbsp;spat-vlat. und urfranzsischen Diphthonge etwa auf der Stufe es, oo
In der Wall, und Lothr. sind ij und uw als Satztondiphthonge heute ganz gewohnlich. Herzog verrautet ( 17) ein ej im Osten, das denn aus ij dissimiliert ware, und postu-liert ein (uw) in der gleichen Gegend ( 18).
) Ira allgemeinen wird angenommen, dafi im Vlat. die offenen Vokale steigend, die geschlossenen lallend akzentuiert wurden.
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standen, ihre diphthongische Natur also nicht zu Bewutsein kam. Teile der Romania, vor allem die Provence, machten diesen laxen Einsatznbsp;nicht mit, oder wenn er sich etwa eingebiirgert hatte, schwand ernbsp;wieder, d. h. hier blieben slche Individuen vorbildlich, die ihrernbsp;Artikulationpgewohnheit entsprechend den Vokal rein einsetzten.
e:, oi. Erst in der Zeit der Sonderentwicklung des Franzsischen diphthongieren e: und o: zu ei (durchaus) und ou (im Zentrum) wie in sonbsp;vielen Sprachen und Dialekten (Ratoromanisch, norditalienische Dialekte,nbsp;frankische Mundarten, Englisch). Der Druck war also fallend, und danbsp;a, wo es diphthongiert auch zu ai wird (manu gt; main), ist wohl dernbsp;lange Vokalismus des Afrz. berhaupt fallend artikuliert worden, im
Gegensatz zum Latein. Und so noch heute: ra:3, re:v, nioir, oe:r usw. Der allmahlichen Druckminderung entspricht in Paris bei Isolierung desnbsp;Worts eine kleine Tonvertiefung (Vs bis ganzer Ton).
Die Lehre von den langen Tonvokalen des Franzsischen ware problemlos, wenn nicht freies a nur vor Nasalen zu ai (Eulalia;nbsp;maent = manet) diphthongierte, aber vor Oralen zu t wiirde (Eulalia;nbsp;spede spata). Das kann nicht Folge nach vorne strebender Artikulationnbsp;sein, die beispielsweise jedes u zu (y) verschiebt. Denn nur langnbsp;(= frei) a vor Oralen wird e. Es scheint mir nicht nur evident, daC,nbsp;wenn frei (= lang) a sich berhaupt veranderte, es genau so detoniertenbsp;wie die anderen, sondern wichtige chronologische und physiolo-gische Grnde sprechen dafr. Dafi also frei a vor Nasalen wienbsp;Oralen zu ae detonierte, vor Nasal als Diphthong blieb, vor Oral abernbsp;vorliterarisch monophthongierte (vgl. frei a -|- Oral). Diese letztenbsp;Beobachtung (ai ]gt; e) zeigt, daC der Periode der Langung undnbsp;Dipththongierung eine solche der Krzung und Entdiphthon-gierung folgte, deren altestes Zeugnis die endliche Monophthongierungnbsp;von au 0 (jnger als die Entwicklung von ca gt; cha, vgl. caulemnbsp;chol), und deren weitere Spuren wir im Xll. und XIII. Jahrhundertnbsp;im einzelnen nachweisen werden. Wo nicht Monophthongierungnbsp;eintrat, ging das unbetonte Element des Diphthongs zu unbestimmternbsp;Zeit ber die Grenze des Vokalischen und wurde nfrz. nach stimmrnbsp;losem Konsonant stimmlos; pois (pwa), ^i?/j(bwa); pierre (pxzit), birenbsp;(bjsir), /aw (pqi), (bqi). Vgl. M. L. frz. Gr. 97^).
*) Silbigwerden des unbetonten Diphthongbestandteils widerspricht dieser Artikulations-gewobnheit. Wo dies doch der Fall ist, liegt falsche Analogie (irrtum) vor. Guillaume de Loiris reimt (Rose, Stuck im Bartsh 283)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ftipsimus): essames. Die
Bedeutung ist klar: essaim (exime(n)) ist die Abrichtung des Falken, bei der er abmagert; tssaimer bedeutet in logischer Verschiebung abmagern; ai spricht Guillaume als s:nbsp;Das Buchwort essaimer aus einem Jagdtraktat faCt er irrig als essaimer. Allerdings kaimnbsp;auch Suffixtausch vorliegen: Rabelais braucht eximi abgemagert (II, 14).
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lil. Lantlehre.
b) Nasalierung.
Prefit sich das Gaumensegel an die hintere Rachenwand, so verhindert es den Austritt der Luft durch den Nasenkanal, der Laut wird
oral. Senkt sich das Gaumensegel in den Mundraum, so wird der Laut nasal. Frnbsp;b und m einerseits, d und nnbsp;anderseits sind alle Artiku-lationen von Lippen zunbsp;Stimmbandern im wesent-lichen gleich, wie man annbsp;sich nachprfe. Aber fr b,nbsp;(an die hintere Rachenwand
d ist das Gaumensegel geschlossen gepreCt), fr m,,n offen.
Ein Vokal nasaliert vor folgendem m oder heifit; Das Segel senkt sich zu frh, und die Luft entweicht wahrend der vokalischennbsp;Stellung durch Mund und Nase zugleich. Je nach dem Grade dernbsp;Senkung des Segels und dem Muiskeldruck, der auf den Nasenkanalnbsp;'ausgebt wird, ist die Nasalierung stark oder schwach (blofies Naseinnbsp;gt; volle Nasalierung).
Da nun Hebung der Zunge und Senkung des Segels den verfg-baren Platz einengen, ist es klar, dafi i. offene Vokale zu kraftigerer Nasalierung neigen und da6 2. stark nasalierte Vokale zum ffnennbsp;(Nachgeben der Zungenartikulation) neigen.
Sp sind im Rolandslied e, e, a, o voll nasaliert, orale und nasale Vokale in den Assonanzen geschieden. Ja in e -f- n hat die Zungenbsp;nachgegeben und die velare mit geringerer Hebung verbundenenbsp;Stellung vorgezogen, en wird schon Sn gesprochen; Rollanz: fentnbsp;(fndit), -393 recreant: chalengement: tant: gent. Bei Diphthongennbsp;und i, o, u, y aber werden unbefangen Vokal -J- Oral: Vokal -J- Nasalnbsp;gebunden, die Nasalierung hat also den Vokal noch nicht wesentlichnbsp;verschoben; 24 paiens: chevaliers, 139 enclin: kastijs, 295 estoet:nbsp;prozdoem, gernun (^gvamp;nxi-nt{m) Bart): //wr/(plret), 843 pornbsp;(pavrem): trasun. Die nasalen Konsonanten sind dann im Afrz.nbsp;verstummt. Provins wird mhd. als Provis aufgenommen'), plnu(m)nbsp;im XIII. Jahrh. gelegentlich plin geschrieben (J. B. VI. I. 233), alsonbsp;in ain (S) gesprochen, das n besonders in . Texten afrz. ausgelassen.
Das oben erklarte Gesetz: Nasalierung ffnet, hat sich dann sp ausgewirkt, dafi heute nur die vier offensten Vokalstellungen nasalenbsp;Varianten besitzen: lat. In endete bei (finem f, XIII. Jahrh. Rydberg),
*) Der Reim Bible G. 174 Princes: crevices (krebiz Krebs) laCt sich so erklaren.
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III. JLautlehre.
ebenso der Diphthong ai [main mg, XIII. Jahrh.), lat. und ?n endeten mit an bei a (In afrz. ennbsp;nbsp;nbsp;nbsp; mentem afrz. ment gt;
annum an (a); Onum un (yn) endete naturgemafi bei 6 (XIV. Jahrh. (?) J. B. VI. I. 233), on wie on bei 3.
Die Nasalierung trat auch ein, wenn ein Vokal auf den einfachen Nasal folgte. Da aber hier der Nasal gebunden war und nicht ver-stummte, ging die Nasalierung (vermutlich blofies Nasein) des Vokalsnbsp;wieder zurck, hat aber ihre Spuren hinterlassen: fmina feme wurdenbsp;zu fame geffnet, donne, ancienne halten ihr graphisches Doppel-nbsp;vermutlich aus der Zeit der Nasalierung. In frz. Mundarten ist auchnbsp;diese Nasalierung zum Teil geblieben (Herzog, 90 ff.).
Bemerkling. Es ist mit Suchier (frz, Gr. 9) und Uschakoff [Mtti. Soc. Nopk., Helsingfors II, 19) anzunehmen, dafi alle Vokalenbsp;zugleich nasaliert wurden. Auch ist ihm zuzugeben, dafi die offenennbsp;Vokale in der Klangfarbe schon verandert waren, die geschlossenennbsp;nicht, daher die Unterschiede im Assonanzbrauch. Gerade diese Ver-anderung aber zeigt, dafi die Nasalitat der noch unverschobenen geschlossenen Vokale anfangs eine geringe war lautphysiologisch einenbsp;Selbstverstandlichkeit. Vielleicht waren sie nur genaselt (das Segelnbsp;gesenkl), die offenen Qualitaten aber nasaliert (Muskeldruck auf dienbsp;Choanen).
c) i und u.
Die Neigung, eine extreme Zungenriickenhebung (Enge) un-mittelbar mit dem Tonvokal zu verbinden und dabei die Zunge so zu senken, dafi j (= i, Reibelaut) zu i, w (= u, Reibelaut) zu u vokali-sieren (Assimilation), ist ein Charakteristikum des Urfrz. Beginnennbsp;wir mit der palatalen Hebung. Sie stammt nicht nur von lat. j,nbsp;sondern ist auch das Produkt sich verschleifender palataler Verschlufi-laute: Palatale Verschlufilaute werden durch Schliefiung und Sprengungnbsp;des Verschlusses von Zungenriicken und Gaumen erzeugt:
Die Stell des Verschlusses ist verschieden und korrespondiert vor allem mit der Zungenriickenhebung des folgenden Vokals, so dafinbsp;ke, ki vordere, ka, kau wechselnde, urfrz. im Zentrum z. B. mittlere, ko,nbsp;ku velare Verschlufistelle haben. Da aber auch die Zungenstellungnbsp;des vorhergehenden Vokals Einflufi hat und zu Kompromissen zwirigt,nbsp;so sind die Varianten sehr zahlreich. (Vgl. die Palatogramme in
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III. Laatlehre.
Rousselots Prcis dePrononciation 1903, S.69.) Wenn nun der palatale Verschlufi schlaff gebildet wird, die Muskulatur fiir einen Teil desnbsp;Verschlusses oder den ganzen Verschlufi zu geringe Pression ausiibt,nbsp;so entweicht der Druckstrom durch die Liicke, ein Reibelaut ist dasnbsp;Resultat, k ist kx oder g ist zu gj oder j geworden. Vgl. Gegend:nbsp;norddeutsch: gejnt, jejnt; Kind: Schweiz: k^int. Dieser selbe Prozefinbsp;ging im Urfranzsischen vor sich: pacare wurde zu *pajare, laxarenbsp;(= lacsare) zu *lajssare. Und dieses j, d. h. diese Zungenrckenhebung,nbsp;strebte zum Ton- oder Nebentonvokal, zwischen ihnen stehend zu beiden.nbsp;In Verbindung mit diesen Vokalen wurde j vokalisch und hatte somitnbsp;alle Stadin der Assimilation eines Verschlufilautes an den umgebendennbsp;Vokalismus (assoziative Entwicklung) durchlaufen, und so ergaben:
pacare gt; *pajare gt; paiier,
lacsare gt; *lajssare gt; lalssier (ss ist stimmloses s).
Und (vorab) nur eins konnte solche Entwicklung hemmen: Ein Konsonant, der in seiner Weise Anziehungskraft auf das i besafi,nbsp;d. h. lautphysiologisch ein Konsonant, der mit palatal (i-artig) ge-hobenem Zungenriicken artikuliert werden kann. An und fiir sichnbsp;kann man jeden Konsonanten so produzieren, wenn man von R, s undnbsp;Zischlauten absieht (= palatalisieren, frz, mouiller). In den slavischennbsp;Sprachen palatalisiert e oder i jeden vorhergehenden palatalisierbarennbsp;Konsonanten (Assimilation). In den romanischen Sprachen neigen nnbsp;(ft, Tj) und I (i) zur Palatalisierung: it. bagno (barjo), span, paella (pala).nbsp;Hier banjo oder palja auszusprechen, ware grobe Lautsubstitution.nbsp;Es ist / mit starker Zungenrckenhebung, n mit Zungen-Gaumen-verschluG wie bei k, g.
Das I hat nun im Franzsischen eine hhere Anziehungskraft auf i als der Vokalismus, infolgedessen wird es in der Umgebung von inbsp;palatalisiert, der Tonvokal ist dadurch gedecklquot;. Vgl.:
P9diu(m)(i) *puei';^put, aber; 9clum (j und 1) uei (und nicht *uil).
Dagegen scheint das Verhalten bei n verschieden zu sein, sowohl nach den Lauten wie nach den Mundarten, von denen die stlichennbsp;jene Konsonanten berhaupt nur schwach palatalisieren.
Sowohl der bertritt von i in Ton- oder Nebentonsilbe, als wohl auch die Vokalisierung von k, g sind eine Begleiterscheinung der obennbsp;geschilderten Wort-Rhythmisierung: Leichte Taklteile losen sich aufnbsp;oder werden erleichtert schwere Taktteile (Ton, Nebenton) werdennbsp;mchrbelastet. Zur Theorie vgl. Appel, Prov. Lautlehre, 33, S. 37*.
Bemerknng. Die afrz. Schreibungen sind fr den Anfanger schwer zu verstehen, da fr die palatalisierten Konsonanten Zeichen fehlennbsp;und man mit i, g nachhilft: ueil, montaigne u. a.
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Auch wo der palatale VerschluGIaut assibiliert wird (ce gt; tse: pacem gt; 1 2patsie gt; pais) werden wir Enlwicklung eines i und ber-tritt in die Tonsilbe finden. Nur wo sich Zischlaute entwickeln,nbsp;entsteht j nur beim Absetzen, nicht aber beim Einsetzen desnbsp;Zischlautes, weil der Zischlaut mit hoher Zungenspitze einsetzt (Kessel),nbsp;i aber tiefe Zungenspitze verlangt.
Anders hat sich die diphihongische Verbindung velarer Zungen-rckenhebung (w = u) mit vorhergehendem Tonvokal entwickelt. ScTion im Vlat. verband sich nachtoniges Hiatus-u mit dem Tonvokal di-
phthongisch: dum wurde zu deum usw., vgl. S. 56. Dieser Prozefi wiederholt sich nun galloromanisch, indem palatale und labialenbsp;Verschlulaute intervokal fallen und neue Hiate zwischen Tonvokalnbsp;und u entstehen, die, genau wie Vlat., diphthongisch verschliflen werden:nbsp;lcu(m) gibt lou, jgu(m) jou, sbu(m) 2seu (jgt; siu), sarcph(ag)u(m)nbsp;sarcou. Bei lpu{m) lou ist die vorliterarische Entwicklung darumnbsp;undurchsichtig, weil p, im Gegensatz zu b, v vor u, afrz. sonst nichtnbsp;schwindet, sondern zu v wird. Hier ware also ein bertrittquot; des u,nbsp;ber p oder v hinweg, denkbar2). Wahrscheinlich ist aber Stimmingsnbsp;Annahme, daC auch lpu(m) ber lo(v)u(m) zu lou wurde, p alsonbsp;zwischen zwei gerundeten Vokalen mit b, v schwand.
Nun zeichnen sich fast alle diese Worte durch Doppelformen aus; Diphthongierte wie undiphthongierte: Neben afrz. deusnbsp;steht dieus, neben lou (lcu(m)) steht Heus (aus 2lueus), neben lounbsp;(lpu(m)) steht leus (normaler Diphthong von frei o aus lopus). Dasnbsp;brachte Stimming^) vor kurzem zu der Vermutung, daC in diesernbsp;Doppelheit die Reste eines urfranzsischen vorliterarischen Zwei2nbsp;kasussystem zu sehen seien: Und zwar so, dafi unmittelbar aus-lautend -u sich hielt und Diphthongbestandteil wurde, wahrend innbsp;der Endung -us das u vor Verstummen der intervokalen c, g, b, v, fnbsp;fiel. Ich bringe zu dieser einleuchtenden Idee folgende Beleger lmnbsp;alteren Afrz. ist lou oft Prapositionalis oder Objekt, leus Subjektnbsp;(vgl. Intervokale labiale Verschlufilaute vor o, u); neben pu(m)nbsp;afrz. pius, steht durch Reim gesichert pis (vgl. i -l2 u); auch -vu(m)nbsp;-iu, neben -ivus -i(f)s sei erwahnt (vgl. ebenda), doch knnen diesenbsp;Formen auch vom Fem. pa pie, -iva -ive erklart werden. Diesenbsp;verschollene Deklination habe gelautet:
Subj. lpus gt; leus nbsp;nbsp;nbsp;deus )gt; 2diesnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;plus pis
Obl. lpu(m) gt; lou, nbsp;nbsp;nbsp;du(m) gt; deunbsp;nbsp;nbsp;nbsp;plu(m) piu.
) Dafi durch c, g, p, b, f das unmittelbar auslautende Endungs-u langer gehalten wurde (durch Lippen- oder Zungenrckenartikulation verwandtequot; Laute) halte ich nichtnbsp;mehr fr wahrscheinlich, wo doch diese Laute (mit Ausnahme von p) gerade vor u fielen.nbsp;Ihr Fall ist eben alter wie der Fall von ungedecktem Ultiiija-u.
Zt 39 ff-. 29 ff-
-ocr page 78-gt;4 III. Lautlehre; i Oral.
Analogie zerstrte dieses System bis auf Reste im Gebrauche von lpus, und einzelne Formen der iibrigen, die sich meist vermischten:nbsp;dieus, deus (*dies deu).
d) I-Umlaut.
Vor einer extremen vokalischen palatalen Zungenrckenhebung (l) besteht in vielen Sprachen die Neigung, den Worttonvokal mitnbsp;erhhter Zungenrckenhebung zu artikulieren, velare Tonvokale vor-zuschieben (Assimilation an das i): So wird feci zu fici (Pirson 520);nbsp;vgint zu vint, wahrend triginta trente ergibt; dl zu afrz. dui (dyi),nbsp;wahrend duos dpus ergibt.
e) NOTA BENE!
Im folgenden beherzige die Ratschlage der S. 39. Aus-wendiglernen derGesetze ist zwecklos. Lautphysiologisches und chronologisches Versteken und bung, dieses Ver-standnis analogisch auf andere afrz. Texte und Dialektenbsp;anzuwenden, spater auf andere Sprachen, ist das Ziel.
Haupttonig vlat. I (Quellen: kl. lat. I, germ. i).
I. frei und gedeckt orales gt; afrz. i.
a) nbsp;nbsp;nbsp;frei: B i sic j/, 26 qui ki, 45 vitas vies, 53 germ, stritnbsp;estrif, 54 vlvu(m) vif, 160 vidit vit'.
b) nbsp;nbsp;nbsp;gedeckt: 4 dixit dist, ii mille mil, 177 scriptu(m) escrit,nbsp;i(n)sula gt; isla isle (B 176 isles, Masculin mit Nominativ-j).
c) nbsp;nbsp;nbsp;Suffixe^): -icius dient zur Bildung von Verbaladjektiven:nbsp;facticius, tracticius traitiz (langlich), moka (Schallwort REW) moquernbsp;verspottenquot;, moquiz Spott, R 228; afrz. postverbale Substantivanbsp;mit augmentativer Bedeutung: cappulare Reich. Gl. 78 auf dienbsp;Kappe hauen, vgl. ,,verwamsen, fesser usw., afrz. chapler gt; linbsp;chaple der Kampf; da von: chapletz B 31 Kampfgetmmelquot;; frk.nbsp;waskn waschenquot;, afrz. guaschier, nfrz. gacher ,,pfuschen, davon:nbsp;gdchis Schmierereiquot;, wassigere Sache, Pfuschereiquot;.
') Auch die Bedeutung der Suffixe verschiebt sich, doch hangt diese Ver-schiebung von dem Bedeutungswandel einzelner nait ihm gebildeter Worte ab. Hat dann das Suffix seine Bedeutung verschoben, so entstehen naturgemaS Neubildungen.nbsp;Vgl. Jaberg im Archiv 114 (1905I, S. 459. Semasiolog. Literatur fiber Suffixe istnbsp;noch sehr sparlich. Vgl. im einzelnen M. L. Ro. Gr. H und Cohn. ber -Iciusnbsp;S. M. Leumann, Glotta IX: Grundwort vermutlich novicius (aus novi-vicius?, vicusnbsp;= otxos Haus-Neuling), einiiges Wort mit -Icius (neben altem -Icius, Zuge-hrigkeit bezeichnend) bei dem urbanen Terenz. Bei Plautus, der seine Figurennbsp;grber reden lafit, ist -Icius beliebt, also vulgar; erapllcius, ,,gekaufter Sklave usw.,nbsp;sodann Ausdrficke des Verkehrs, der Grammatik usw. Vgl. die Tabelle Glotta IX, S. 165;nbsp;JDiebl 454 filia atoptaticia, Reich. Gl. 829 avortetiz = *abortatIcius.
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III. Lautlehre: i -j- Nasal, i y.
-Ire (Infinitiv), B 52 ferire ferir, 54 fgire fair (Umlaut neben nichtumgelauteten afrz. foir).
-r(v)it gt;* -it (Perfekt), B 68 exi'(v)it eissi, B 87 fnd-i(v)it fendi.
-tus (Partizip) B 124 periti peri.
-tis (2. Pluralis) in stl. afrz. Texten -is, sonst durch -es aus -atis ersetzt. Vgl. Konjugation.
-SCO gt; -is germ, werpan werfen, guerpir weg\verfen, im Stich lassen, B izg guerpissent (werp scunt). (ber -sco alsnbsp;Suffix Konjug. Einleitung.)
-visset gt; 'sset (Plusquamperf.), B 214 vdisset v'ist.
R 144 gentilx (gen-tilis): ententilx ist: R 32 entente mit Suffix -is
aus -ivus.
-lis, an Adjektiven Zugehrigkeit bezeich-nend, vgl. i u
-Tvus, urspr. an Partizipien zur Bildung von Adjektiven, vgl. u
2. nbsp;nbsp;nbsp;i frei und gedeckt Nasal gt; afrz. %.
a) nbsp;nbsp;nbsp;frei; B 43 prima prime: rime (ahd. rim Rauhreif), B 153nbsp;fine(m) fin, B 259 vnu(m) vin.
b) nbsp;nbsp;nbsp;gedeckt: qunque cink, quindeci(m) quinze.
c) nbsp;nbsp;nbsp;Suffixe; -inus, -ina (Adjektivsuffix, die Herkunft bezeichnend);nbsp;B 149 marmor-nu(m) marbrin marmorn, fraxin-nu(m) fraisninnbsp;eschernquot; (das blicheEpitheton von lance). Substantiviert: 36*vecnu(m)nbsp;voisin, 43 mat(u)tinu(m) matin, 99 co(n)sobrmu(m) gt; cosinu(m)nbsp;(Kurzform) cosin, 35 Pictavrnu(m) Poetevin.
got. -eins, vermutlich frk. -Ins, fem. -ina, wost (wst) -ina, gastine
(das a von vastare, vgl. M. L. Ro., Gr. II, 453) B 198.
f-Imus (i. Pers. Plur.) vorliterar. durch -mus aus smus ersetzt.]
Nasalierung: Vor auslautendem und vorkonsonantischem Nasa-iierung, die nach Verstummen des w den Vokal ffnet: nfrz. vin (v). ber die Chronologie s. Einleitung S. 60, Entnasalierung S. 61.
3. nbsp;nbsp;nbsp;i -f- u: pus afrz. pius; doch vgl. den Reim Bartsch 46, 26nbsp;pzs (pus); pis (pctus). Vermutlich liegt alter Kasusunterschied vor:nbsp;pius pis, piu(m) piu, worauf ein analogischer Subj. pius (S. 63, 96). nbsp;Ebenso zeigt das Suffix -Ivus bald -iu, bald -is: M, Brut 4167 fuitiunbsp;(lOgitivi): liu (lcu(m)), B 277 plentiu, auch R 14 ententilx kann alsnbsp;ententius gefat werden. Alte Flexion -ivus -i(f)s, -vu(m) -iu drftenbsp;zugrunde liegen. Vgl. noch B 312 rlvu(m) riu. R 144 gentiusnbsp;zeigt, dafi in vielen franzsischen Mundarten (franzisch gentisf)
1 auch nach i zu vokalisierte. Zwischen i und u entwickelte sich dann mundartlich ein Gleitlaut e: gentieus, flius fius gt;gt; fieus, vgl.
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;5
-ocr page 80-66 III. Lautlehre: afrz. i aus anderen Quellen. u ]gt; y.
M. L., frz. Gr. 74. Da der Gleitlaut im Franzischen nicht nachweisbar ist, ist pius ]gt; nfrz. pieu froinm besser mit Suffixtausch erklart*).
Altfrz. i stammt auch aus anderen Quellen, vgl. i ?, ? i, i -j- a 1gt; e I Umlaut.
Gelehrt bleibt als v. nfrz. infirme (infirmus) neben ferme.
Vgl. s. 74.
Schreibung: Gelegentlich mit y: Rol. 2619 ydeles = idles Idola, griech. eidola. Ibi afrz. / B 32, nfrz. y. i und j wechseln,nbsp;B 265 ieta^ nfrz. jeta.
Da I -|- i gt; 2 ergibt, ist kein Sonderkapitel ntig: arnica R 55 amie.
Kapitel 6.
Haupttonig vlat. u. (Quelle: kl. lat. 0, germ, .)
u ist in jeder Stellung zu y geworden, wobei die etymologische Schreibung blieb. Als im XII. Jahrhundert aus verschiedenen Quellennbsp;ein neues u entstand (vgl. gedeckt o, a u usw.) schrieb man es ou,nbsp;eine Schreibung, die bei dem Produkt u von a u, o I und au -|- 1nbsp;etymologisch berechtigt war (vgl. gedeckt o).
Da u durchaus zu y wird, haupttonig wie vortonig, so kann die Verschiebung weder eine Folge des Akzents, noch eine solche assoziativernbsp;Einfliisse sein (es ist an Umlaut gedacht worden, dem eine totalenbsp;Lautassimilation gefolgt ware). Sie kann nur die Folge der sich nachnbsp;vorne verschiebenden Artikulationsgewohnheit (Deutlichkeitsbestrebung)nbsp;sein, die, wo assoziative Einwirkung nicht stort (Nasalierungl), schonnbsp;flir das zentrale Afrz. charakteristisch ist und blieb. So hat sichnbsp;heute o fast zu oe, a fast zu s verschoben (Paris; Der Vorort Batignollesnbsp;wird betiTioel: ausgerufen).
Frher glaubte man es mit einer gall.-kelt. Lautsubstitution zu tun zu haben. Allein Normannen und Anglonormannen schreiben pnbsp;und u mit einem Zeichen (u), wahrend das Zeichen 0 nur d bedeutet.nbsp;(In B. ist diese Schreibgewohnheit, die natiirlich nie ganz konsequentnbsp;durchgefiihrt ist, zu finden.) Es standen sich also p und u mindestensnbsp;sehr nahe, und dies zeigen nun auch Reime bei agl., norm., pik. undnbsp;ostfranzsischen Dichtern. Vgl. B 23 trestuz (tra(n)s - tottos): eissuznbsp;(nfrz. issu, ex-tus, vgl. Suffixe S. 67), B 67 aventure: Aure ((h)ra).nbsp;(Vgl. auch B 148 und dazu 9 u.)
) In Teilen der Pikardie wird -ins zu -iys. Das kann Assimilation des velaren an das palatale sein, da aber auch meljus ber mitus zu viius, locus iiber lueus, Heusnbsp;zu Hus werden (vgl den erwahnten Reim B 277 Anm. antiu-. liu'), so ist auch hier wohlnbsp;-ieus Zwischenglied. Welche lautliche Grundlage im Afrz. hinter den no. Schreibungennbsp;iu, ieu steht, ist nie mit Bestimmtheit zu sagen: Es kann lu, ieu und iy dahinterstehen.
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III. Lautlehre: Frei und gedeckt u; u -}- I; u -|- i.
Noch heute hat ein Teil der Walloni u erhalten, auch das Lothringische hielt es im Hiatus als 0. Ein Teil des NO. ffnet unbsp;vor n zu o; prone fr prune (1 2prna); daher L.ugudQnu(m), Ldpnnbsp;(afrz. Loun mit y, Rol. 2097, neben Loon^ Lan), die Nasalierung ist alsonbsp;hier alter als die Verschiebung von u gt; y. Und auch im Zentrumnbsp;gehort sie zu jiingeren Vorgangen.
Vgl. die Sammlungen2), Karten und die Tabelle S. 45 in E. Jacoby, Zur Gesc/i. des Wandels von u zu y. Diss., Berl, 1916. M. L. in Z. f. S,, 44, 75; 45, 350;nbsp;oben S. 21.
1. nbsp;nbsp;nbsp;u frei und gedeckt -)- Orales gt; afrz. y, geschrieben u,
cra cure B 35, pls plus B $1, nda nue B 91, ttant (ttari
sich schtzen gt; ttare, transitiv) tuent sie tten B 133, sursum, vlat. sso sus B 268; nlla (aus ne ulla) (Eide neuls ne Ollus nebennbsp;nul nllu(m) und Eulalia ni ule zeigen Rekomposition), B 49 nule.
2. nbsp;nbsp;nbsp;u frei und gedeckt Nasales gt; afrz. y, geschrieben u.
Onus uns B 16 una une, adlOminat alume. Die Nasalierung
ffnet zuoe: un, nfrz. , Entnasalierung ist vorausgegangen
3. nbsp;nbsp;nbsp;Suffixe. -tus (Partizip; kl. mintus, tribtus usw., vlat. undnbsp;afrz. zuerst auf e-Verben, die ein u-Perfekt besaCen, bertragen, spaternbsp;auch auf andere), B 2^ eissuz, B 31 ven-tu(m) venu, B 44 cad-tanbsp;chawe (mit ostfranzs. hiatustilgendem w), B 110 cha cad-ti. Vgl.
Ro., Gr. II 326.--ra, -tra (bilden Abstrakta von Partizipien und Ad-
jektiven): sepltus gt; sepultra sepulture B 147, pctra painture (von paint gemalt neu gebildet, vgl. R 36) B 151, (cnctu(m) ceintnbsp;davon:) ceinture R 35, (hrridu(m) ort, fem. orde') vgl. R 235, davon;nbsp;ordure Schmutz R 242. -(t)dine(m) bildet Abstrakta. Die laut-gesetzUche Form servi-tdine(ni), afrz. servune, danach rancunenbsp;(rancre(m)); die volkstmliche Form aber ist afrz. -urne (mit -Omennbsp;vermischt?) R264 consuetdine(m) costume, amaritdine(m) amertume,nbsp;von pesant gewichtig'2 gt; pesantume (Dial. Greg.) u. a. m. Mit diesennbsp;geht ncOdine(m) (kl. ncude(m)) enclume^)\ nfrz. gratitude, plmtudenbsp;sind Latinismen; -Omen: legOme(n) afrz. l'un, dann gelehrt nfrz. le'gume,nbsp;Vgl. Cohn 264, 273.
4. nbsp;nbsp;nbsp;u I. B 14 illi lui, B 62 ci ci, fi R 74 fiii. Vgl. S. 56.nbsp;hui B 33 (Schallwort in einem Hui!, lat. hc ist unwahrscheinlich)nbsp;Larm.
5. nbsp;nbsp;nbsp;u i. dsdOcerenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;sich zerstreuen, unterhaltengt;R25
deduiz Unterhaltungquot;, kl. stium gt; Ostiu(m) (Christl. Inschr. 39
5=^
*) Nicht sehr vollstandig. Es fehlen Venus, Cristal, M. Brut, Guerre Ste, (ckescon qulsque num, aleon), Osterspiel (Afrz. bungsb.).
Zu enclume vgl. Mei. 22012 englume neuwall. eglynn; ?i-Formen (z, B. 927 ktna) im O. und SO. ALF 457.
-ocr page 82-68 III, Lautlehre: Diphthong ui; frei ? Oral.
ustiarius, it. uscid) uis {us B 152), jOniu(m) juin. Auch andere Quellen ergeben gleichen Diphthong: Umlaut o I; tuit, dui; 9inbsp;P9diu(m) pui (Puy-de-Dome) Berg; e -f- u t('g)ula tiule, Um-drehung ergibt wohl durch Vermischung mit dem haufigeren Diphthongnbsp;nfrz. tuile Ziegel.
Der Diphthong ist ursprnglich fallend wie die Schreibung us stiu(m) B 152 und zahlreiche Assonanzen und Reime beweisen:nbsp;Roland 239 liii: plus', 1326 luisent (lcent); nue (nda); Trist. Berolnbsp;1209 hus stiu(m): lassus (iliac sQ{r)su(m)). Wahrend im Ostennbsp;(Vorliebe fiir fallende Diphthonge, Akzentzurckziehung bei steigenden),nbsp;diese Betonung bleibt (Ostiu(m), ist im O. heute u:j, y;j usw., vgl. ALFnbsp;1062 und 14 aiguillequot;''), strebt das Zentrum') zur Endbetonung. Vgl.nbsp;R 332 anuie (inodiat); amie (arnica). Daher nfrz.: frctu(m) fruit,nbsp;*acc(u)la (kl. accula) aiguille (egqiij), wahrend rgitu(m) afrz. ruit,nbsp;nfrz. rut (spr. ryt) Brunst (Jagd = Ardennen .gt;), 1lucta afrz. luite,nbsp;nfrz. lutte, jene dialektische Entwicklung zeigen. Nasaliert wirdnbsp;in franzisch ui auch i )gt; s: juin (spr. sql). Im Anlaut wird dienbsp;Starke Reibung von n als Aspirierung empfunden- und geschrieben:nbsp;stium huis, oleum huile, hodie hui.
In a(u)griu(m) dur, r statt 'r ist 'ui vermutlich vor der Tonverschiebung zu u geworden.
Quellen: kl. lat. , , oe (gelegentlich ae), germ, , .
I. frei 9 -( Orales afrz. ei. Die Ei de schreiben i: 1sapere savir ', *potire podir, debet (?) dift, sit sit. Man faCt dies als Unvermgen,nbsp;den neuen Diphthong graphisch zu fixieren. Dem widerspricht dienbsp;korrekte Wiedergabe von e -f i in directu(m) dreit. Bereits Eulalianbsp;schreibt concrdere concreidre; Jonas: habere haueir, -(b)atnbsp;saveiet usw.
Dieser Diphthong (mit dem sich erwahntes ei aus e i zusammen entwickelt, das wir darum diesem Abschnitt anschlieGen werden),nbsp;bleibt im Westfranzsischen und reimt nur mit sich selber (ruhigenbsp;Lippenhaltung?). Er monophthongiert zu e. Hier ergibt beispielsweise
Guiot V. Prorins spricht noch ui (um 1200): Bible G. 1208 murmure: licire (lucere), 2342 filuie (1plvia): rue (rtat). Ebenso Rustebuef (um 1250),nbsp;Oi dres de Paris 127 droiture: luire; D'i% des Cordeliers 75 dure (diirat); conduire. Nurnbsp;cuide cSgitat: { (Bataille des vices eg) zeigt ui. Die Endbetonung charakterisiert heutenbsp;Seine- und Loiretal.
-ocr page 83-III. Lautlehre; frei ? Oral. Diphthong oi. 69
das Suffix -tum -ta (= ,,Hain): Les Aiibrais (Loire; lbaru(m) Weifipappelquot;), Rabelais (aus Chinon: acerabulu(m) rable Ahornquot;),nbsp;Ie Coudray (corylus ,,Haselstaude gt;gt; *colurus, afrz. coldre^).
Im Zentrum, NO. und O. (starke Lippenmimik) finden wir dagegen; Fresnoy (fraxinetu(m)) Eschenhainquot; in verschiedenen Schreibungennbsp;(Jura, Ardennen, Aisne). Rouvroy (robortu(m)), it. Rovereto Eichen-hainquot; (Ardennen, Aisne). Hier haben sich also die Elemente desnbsp;Diphthongs voneinander entfernt: ei ist dutch Velarisieren und Rundennbsp;von e zu oi geworden. Erstes Vorkommen bei vortonigem e -1- i-Jonas noieds (necatos) (X. Jahrh. Osten). Nun ist B. wohl ur-sprnglich von einem Anglonormannen geschrieben, dann aber vonnbsp;einem Wallonen redigiert worden. Aus alterer Redaktion rhren folgendenbsp;Schreibungen her: 83 recipit receit, 86 con-redu(m) (germ., Geratquot;)nbsp;cimrei, 106 mane psu(m) maneis, 121 tres treis, 140 habre aveir,nbsp;170 credit creit usw. Meist korrigiert' der Abschreiber ei in oi: B ilnbsp;s soi, tres trois, 40 vdit voit, 260 pilum (Haarquot;) poll usw. Abernbsp;auch die Reime zeigen seltene Spuren eines Dichters^ der oinbsp;und nicht mehr ei sprach: 338 noise (nausea): aquoise (ad-qu(i)itiat),nbsp;346 gqie (gaudia): voie (via). Die Herausgeber, die den stl. Reimnbsp;344 bersahen (s. unten), konstatieren, dafi ei im Reim meist reinnbsp;ist, bis auf fiinf Falie {M. Brut, S. XXIX). Dutch das Vorbild schrift-sprachlicher Texte kommen Reime wie B 346 bei spat eren Anglonor-mannen allerdings vor. Doch sind sie nie sicher, und die ini Eneasnbsp;und Troia behaupteten Falie haben sich in der kritischen Ausgabenbsp;als unecht erwiesen. {Eneas ed. Salv. de Grave, S. XVII.) So sindnbsp;also die Verse 338347 mit ihren durchaus stlichen Reimen ehernbsp;von einer fremden stlichen Hand, als etwa Franzisismen. Die ge-nannten beiden Reime sind berall mglich, aufier im NW. (unterenbsp;Loire, Normandie, England). Aber der seltene Reim B 344 acointenbsp;(ad-cgnit-at): enchainte (ncncta) ist im XII. Jahrh. wohl nur imnbsp;Osten (vgl. S. 70) mglich und keinesfalls als typischer Reimquot; zunbsp;fassen.
In der Pikardie wird der Diphthong oi zw oi geffnet, vgl. Ille 2911 pgi (pauco): moi (m). Der stark fallende Akzent laCtnbsp;dann i lautschwach werden und verstummen: Cristal 7401 tortnbsp;(trtu(m)): esploit (expllcitu(m)). Hier ist also oi sicher zu 9(i)
b Natiiilich findet sich schriftsprachliches oi in alien westlichen Schriftstcken. Vgl. E. Goerlich, Die siidw. Dialekte der Langue d'o'tl, Frz. Studin 111, Heilbronnnbsp;1882, S. 6. Vgl. auch unten die Beobachtungen aus Brut Und so nehmen die heutigennbsp;Mundarten des W. haufig wa an. \'gl. ALF, Bl. 1200 savoir, Punkte 345 Sauwer, 378 usw.,
saywar mitten im Save(r)-Gebiet (Normandie); sawer, das sich im Z. viclfach findet {227 vor den Toren der Hauptstadt), ist aus savwer (217) assimiliert.
-ocr page 84-70 III. Lautlehre: frei ? Oral, Diphthong oi.
geworden, wahrend umgekehrt im Zentrum 91 (joie, noise) zu oi gt; nfrz. wa wird, wogegen in der Champagne oi und pi afrz. saubernbsp;getrennt bleiben (Christian).
Die weitere Entwicklung von zentralem pi zeigen folgende Reime der Rose:
352 voise: courtoise.
voise, KonjunktiV'Pras, von vois vado, hat von jeher Diphthong oi gehabt; courtoise (-e(n)se(m)) ist also bei gleichem Resultat ange-langt; die spatere Entwicklung sichert den Lautwert pi, Ein Gleichesnbsp;zeigen auch andere Reime des Romans (Langlois Rose, Bd. I, S. 200).nbsp;Aber sie sind nicht sehr zahlreich, und so knnte man sie auch alsnbsp;typisch schriftsprachliche Reime fassen. Weiterhin finden wir in Rnbsp;folgende charakteristische, B 344 verwandte Bindungen;
271 soies (sas): aies ((h)a(b)eas (der Lautwert von aiistt, S. 103), 338 esmay (Verbalsubst. von esmaiier *ex-magare nicht mehr
mgen; a -f i): fnoy (m),
348 mi (m): lessay (laxa(v)i)
253 saine {yoeaa)\ essoine (germ, ex-snnea).
(Vgl. Langlois Rose, I S. 196.) Wenn Reime wie 253 mit Q i nicht waren, so wiirde man westliche Entwicklung annehmen. So abernbsp;muC man diese Reime mit etwa gleichzeitigen Schreibungen dernbsp;Urkunden der mittleren Loire zusammenbringen: *sapere savoier^)\nbsp;vgl. Schwan-Behrens Materialien, 2. Aufl., Stiick LXVIII, aus Loches.
Was ist also vorgekommen? oi ist in einem Teile von Frankreich zu o geworden. Wann und wo? Schon der M. Brut schreibt mehr-fach oe fiir oi: 276 recpit rechoet 1345 dbea(m) doevie Q), 4l57Tberimnbsp;Toevre, vgl. B 35 pictavinu(m) Poetevin. Ahnlich Ezechiel. Danachnbsp;ware der Osten (Walloni, Lothringen) vorangegangen, wie wir ja auchnbsp;in einem stlichen Text (Jonas) zuerst oLfiir ei fanden. Es folgt dasnbsp;Zentrum (Rustebuef) bis zur mittleren Loire. ber die Entwicklungnbsp;o gt; we )gt; wa vgl. oben S. 42. Der Humanist Henri Estiennenbsp;warnt(i582) davor, moas, foas, troas auszusprechen comme le menunbsp;peuple parisienquot;. Zu diesen zwei Aussprachen des XVI. Jahrh, Gebildetenbsp;rwt, Volk: rwa kommt eine dritte: Aus der nur wenige km von dernbsp;Hauptstadt entfernten Normandie kommen Kaufleute, Schiffer, Adlige
) Langlois hat in seiner Ausgabe nur in den Reimen, in denen ei und oi (vgl.
352) gebunden sind, die Schreibung oi durchgefiihrt. Die Lautung der Dichter ist lr ihn ei oder ai. Reime wie Schrift stehen unter schriftsprachlichem Einflufi. Dochnbsp;habe er selber lange geschwankt, bis er sich fiir diese Uniformierung entschloiS (Rose,nbsp;Ld. I. S. 2n). Interessant ist die Schreibung der Hs R 42 pilos peus, nfrz. poiU.nbsp;Hat 1 -|- Rons, die Diphthongierung aufgehalten? Wurde peils zu peusf S. untennbsp;S. 73 Suffix -Slis.
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III. Lautlehre: Diphthong oi. -{- Oral i.
und bringen ihre Lautung: . Ste sagen: crta craie (normannische Kreidefelsen), falaise (germ, falsa B 243 faleise: galeise (gallsca)nbsp;faloise (Christian)), lampreda lampraie (Fischer), vielleicht auchnbsp;moneta monnaie. Die italienischen Fiirstinnen der Renaissancenbsp;(Katharina und Maria von Medici) ziehen die normannische Lautungnbsp;der fr sie schwer sprechbaren franzischen vor, und ihre Umgebungnbsp;folgt ihnen: francais statt frangois, je chantais statt je chantois^).nbsp;So spricht der Hof in Verbalformen (Imperfekt, Konditional) s, wahrendnbsp;beim Nomen die Aussprache sich spaltet. Ob vorhergehender Kon-sonant die Entwicklung beeinflufite, erscheint bei den haufigennbsp;Doppelformen fraglich.
Herzog, Histor. Sprachlehre des Neufranzosischen, S. 32 fi.
Horning, Zt. 23, S. 481: e nach Liquiden, wa nach Labialen (?).
Erst im XVIII. Jahrh. folgt die Schrift und schreibt ai, wo aus-gesprochen wird, Voltaire trat dafiir ein. Zu den Mundarten vgl. Herzog Stiick 40 (St. Paul) mit Lautung w, Stiick 41 (Lille) mit Lautung 0.nbsp;Suffixe und Bemerkungen zu dem Abschnitt S. 72, Nr. 6.
2. e Oral )gt; afrz. ei, das mit ei aus frei e -4- Oral zu oi wird und dessen weitere Entwicklung teilt.
EiderfrrV, B6 francscum francheis {nirz. Frangais nehenFrangois), B 85 rege(m) rei, 259 germ, frisk freis (nfrz. frais, wohl nach demnbsp;Fern.), 64 vce(m) foiz, 84 explcitu(m) esploit.
1 deckt den Tonvokal, doch zeigt die Entwicklung der Lautfolge -iliu auf einem groCen Teil des Gebiets Umlaut O -il), wahrendnbsp;-ilia im Z. normal zu -eille (= elo) wird: 1 2tniu(m) Linde (kl. tilia)nbsp;gibt im Osten und Norden den haufigen Ortsnamen le Til, im Westennbsp;le Teil. Dagegen ergibt tilia nfrz. teille corce du brin de chanvrequot;.nbsp;M. L. erklart: Silbenanlautendes i (te-h) laCt den Tonvokal unbe-einflut; silbenauslautendes i {tef) lautet den Tonvokal urn ('gt; til).nbsp;Ebenso entwickelt sich miliu(m) mil Hirse; cliu(m) ctl kann auch zunbsp;folgendem Abschnitt gehren; conseil (nfrz. ks:j, consiliu(m)) B 228nbsp;statt 2consil, ist also analogisch nach consiliat conseille. Der Ostennbsp;hdX consoille und danach consoil (Jourd. B 285: pi), mervoille; in -iljanbsp;trat also i in die Tonsilbe ber. Ebenso entwickelt sich -iclu: .nbsp;soloil gegen zentr. soleil (nfrz. sdIeiJ). Schwache Palatalisierung von nnbsp;und / werden wir im NO. und O. auch weiterhin feststellen, sodafi hiernbsp;die Artikulationsgewohnheit als Grund der Entwicklung anzunehmen ist2).
*) Horning (Zt. 23, 481) nimmt an, dafi vokalische Stamme hier vorangingen: priwe gt; prie, noyais = nwew gt; nwejs. Man vgl. aber Herzog, Stiick 40, 20,nbsp;puyijs; (pujwe in unserer Schrift), 28 vey? (vejws) ( pouvait und voyait).
Vgl. auch den ostlichen oder agin. Reim B 13 plaine (plana): cutnpaine (2compania, nfrz. campagne kSpaii).
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III. Lautlehre; j -)- frei ?; e -j- i; ? u; Suflixe,
Die Nahe der deutschen Grenze mag die Gewohnheit beeinflut haben, palatalisierte l und n sind ja der deutschen Artikulatiohnbsp;auch fremd.
Herzog, Zt. f. S. XXIII, r, 302. M. L., frz. Gr. 52.
Die weitere Entwicklung nach Vokalisierung von 1 -j- Kons. S. 75,76.
Bemerkung. k a der Ultima kann die vorhergehende Ton-silbe nicht palatalisieren, da sich bei seiner Entwicklung zum Zisch-laut (ch) die Zungenspitze hebt, nicht senkt, der Zungenrcken senkt (nachazu!), nicht hebt : frskanbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nirz. fratche, mit falsch analog.
Schreibung.
3. nbsp;nbsp;nbsp;i frci ? ergab vermutlich *iei, wie die unten zu besprechen-den i a i, e - Dies *iei wurde vorliterarisch zu i, die kurzenbsp;Zungensenkung des e wurde immer krzer und unterblieb schliefilichnbsp;ganz. Bemerkenswert ist, dafi das gleitlautartige i von sich nachnbsp;vorn verschiebendem c (gt; tsie) nur vor freiem Tonvokal (cranbsp;quot;^cieire gt;gt; cir) blieb, vor gedecktem aber (ecce sta ceste) wiedernbsp;schwand. Vgl. t !
Beispiele: Eulalia: mercde(m) ?nercit:venir, B 192 pag(n)se(m) pais (s. unten Suffix -(n)sis), R. 74 cra cire: dire.
4. nbsp;nbsp;nbsp;^ i gt; afrz. durch Umlaut i: ll il, wogegen llos elsnbsp;ergibt, ecce isti eist, wogegen ecce istu(m) eest ergibt, *prsnbsp;(Perf. von prndere) Pirson S. 36, 29 proprisi pris, fcl, ebenda
S. 5, 20 fici fis.
5. nbsp;nbsp;nbsp;e u wurde zu iu, e -f ui zu tii. Es sind also regelrecht;nbsp;*cpu(i)t: M. Brut 1627 aperciut, B 219 reciurent, sbu(m) ,,Talgnbsp;siu sodann die Buchwrter (Erhaltung der Panuitima ber dennbsp;Fall von g vor u hinaus) tgula tiule, rgula riule. Dagegen e -j- u;nbsp;*cpui apergui, dbui dui. Analogisch wird die 3. Person zu
M. Brut 2166 dut. Neben rilde finden wir reule rieule (QLR,, Dial. Greg.), franzisch Umdrehung zu ui (wohl Substitution desnbsp;haufigeren Diphthongen): siu gt; suif, das analogisch (vgl. Benary,nbsp;94 ff.; ALF 1266 suif, 1343 tuile).
6. nbsp;nbsp;nbsp;Suffixe. frei ? Oral: -re (Inf.) habre aveir ]gt; avoir.
i re: lcre leisir, loisir, ncre nuisir, placre plaisir, jaere
jesir, also ein Konjugationsbergang durch die Zufalle lautlicher Entwicklung bedingt. Da die brigen Formen zur -Konjugation nicht passen, geht ein Teil der Infinitive wieder zur e-Konjugation: nuire,nbsp;plaire (nach conduire, faire), wahrend der substantivierte Infinitiv /lt;?nbsp;plaisir bleibt; loisir wurde defektiv und starb aus (Ie loisir), gsirnbsp;ist am Aussterben.
-tis -eis gt; ostafrz. -oiz. Vorliterarisch wurde diese Endung im Z. durch -es aus -atis ersetzt. Fiille wie Rol. 508 ameneis
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III. Lautlehre: frei e Oral; Suffixe.
(adminitis Konj. Pras.): deiz (digitos) sind unsicher; aveiz im Osten ist nicht *tis, da hier frei a zu ei diphthongiert, vgl. die Schreibungennbsp;B II armatus armeiz, 91 spata espeie. Nur im Futur halt sich ~eiznbsp;-oiz neben analogischem -ez afrz. sehr lange: Rol. 79 ire (hab)tisnbsp;ireiz: portare-tis portereiz'. rege(m) rei. Aber: 70 irez: 72 porterez:nbsp;75 asez (adsatis). Noch R 26 droiz:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;. (ntrare-tis).
-(b)am (hab(b)am) dissimilierte nach labialen Stammen zii *-a(m), das sich allmahlich als Imperfektendung in allen Konjugationen durch-setzte: B 16 est-(a)t esteit B 19 cant-ant chantoient.
-tu(m) Pflanzung, Hain, vgl. S. 68, 69 nfrz. -s, in stl. Dialekten -wa, worauf dann in Schriftsprache und Dialekten mannigfacher Ausgleich
(M. L. frz. Gr. 84).--(n)sis tritt zu Ortsnamen (Eigen-, spater auch
Gattungsnamen) und bezeichnet die Bewohner. Hierzu kommt aus germ. Quelle -scus in gleicher Bedeutung. Sie ergeben namlichnbsp;beide lautgesetzlich -eis, -ois, nach i: -is,, nur ist -(n)sis, -eis, -oisnbsp;ursprnglich eingeschlechtig, wahrend -scus ein Fem. -sca, -eschnbsp;hat. Diese Feminina wurden dann durch analogisches -eise, -oise frhnbsp;ersetzt;
germ. brg-(n)se(m) (it. -ese) borgeis gt; bourgeois Burgbewohner, germ. mark-(n)se(m) marchis Markbewohner, Markgrafquot;, co(h)ort-(n)se(m) corteis gt; courtois Hofbewohnerquot; )gt; hfischquot;, gallscus,nbsp;galeis, galesche-, 24,1, galeise: faleise, (falsa); francscus,nbsp;francesche (Zt. XVf. 244); aber schon Roland 396 par la fran-ceise gent; nfrz. frangais, frangaise neben Francois, Frangoisc.nbsp;Und so stehen Orlanais (neben denier orlnois, Cresson Olnois,nbsp;Alenois Rabelais III 50) Marseillais, Portugais neben Franc-Comtois, Ltllois, Bavarois. (Vgl. M. L. frz. Gr. 84).
Seltenes -lis (modal von Adjektiven) ist mit dem gleichbedeutenden -alis zusammengegangen: G. de Provins, Bible 876 craux-. loiaux.nbsp;Dialekte zeigen etymologische Formen: Brandan 155 feil (fdle(m)):nbsp;veil (vlu(mj), Osten feoil; afrz. fel, crel zeigen -el aus -ale(m). Innbsp;R 232 Keuz (Eigenname, vermutlich Caius); creus knnte man,nbsp;wegen R 42 pens pilos (nfrz. poils), mundartliche Form aus crOdlisnbsp;aimehmen. Doch ist crueus auch der Subjektiv des Zentrums, mitnbsp;einem Fem. crueuse (Christ, de Pisan Ballade 5, 25), zeigt alsonbsp;Suffixtausch (-sus); nfrz. fiMe ist Latinismus. Vgl Cohn S. 59.
Bemerkongen. Suffixtausch zeigen: complta compile ,,Abend-liedquot; nach cornplir, Cohn, S. 225. (Brandan 518 chaiiterent compile), querla, schon klass. querella R 294 querele, candla chandelle nebennbsp;lautgesetzlich chandoile, Cohn 215; berbce(m) M. Brut 866, berbiz,nbsp;brebiz, sorce(m) soriz folgen dem haufigeren -lce(m), vgl. Reich. Gl.nbsp;1018 oves: berbices (Cohn S. 41). Buchwrter sind: arbtriu(m)
-ocr page 88-74 III. Lautlehre; frei g -f- Oral; Buchworter; frei ? -j- n.
arvire, vitiu(m) vice^), nvdia envie; prophete (Rol. 2255): e., comte, de'cret (Bible G. 2436: aus a), secret (St. Thom, S. 14: e aus a),nbsp;B 333 pdete, R 334 quite (quieta): dite (neben volkst. afrz. wie nfrz.nbsp;coi qu(i)etu(m), vgl. Chr. Inschr. 10 requevit). Zum Suffix -tia:nbsp;afrz. -ece neben dialekt. -eise, gelehrt -ise vgl. unten t i.
7. frei % ci. 'pgt; ei 'P ai .
Ursprnglich ging also frei e Nasal mit frei e Oral und diphthongierte zu ei. Nun macht sich der Einflufi der beginnendennbsp;Nasalierung bemerkbar und ffnet ci gt; f. Auf dieser Stufe stehtnbsp;Roland, der -ein- mit gedeckt s n assoniert: 1788 entendentnbsp;(ntndunt): aleine (alena): peine (poena); feindre (fngere): enseignenbsp;(nsgna); gente (gnita).
Norm. Agin, monophthongiert dies -n im XII. Jahrh. zu m, woraus sich Reime wie meins (minus): Troiains (= Troiiens) erklarennbsp;(Troja), womit B 362 zu vergleichen ist. Im Pik. dagegen istnbsp;die Schreibung -ein im XII. Jahrh. ungewohnt, man schreibt -ain undnbsp;assoniert mit a. Dem entspricht, daC heute ein Teil des NO. d odernbsp;an hat (no. Diphthongkiirzung, Matzke, S. 664). Im Osten wirdnbsp;-sin, wie der orale Diphthong, nach Labial zu -oin weiterentwickelt,nbsp;und hier haben wir heute vwn und v3n (p. Diphthongkiirzung) vena.nbsp; Im Zentrum schliefilich wurde -sin zu -ain wie im Pik. von hiernbsp;aus aber nicht zu d, sondern zu monophthongiert, beides dernbsp;Artikulationsgewohnheit entsprechend. Vgl. R 277 certaine: painenbsp;(poena), ALF 1356 veine.
John E. Matzke. Ai and ei in French before Nasals.
PMLA XXI 639.
Drei Worte mit labialem Konsonanten im Anlaut der Tonsilbe wandeln auch schriftsprachlich ein ^ oin wie im Osten; avena avoine,nbsp;fenu(m) foin, minus moms (auch minor moindre). Die Vorliebe dernbsp;Labialen fr Rundung siegt iiber die Vorliebe des n fur gespreiztenbsp;Lippenhaltung. Alldrdings widerspricht dieser phonetisch einwand-freien Erklarung mnat meinet (nfrz. inne) neben moins und venanbsp;veine neben avoine. Doch kann veine gelehrt sein (Arzte), und mainenbsp;(mnat), poine (poena) kommen nicht nur im Osten haufig vor (R 136nbsp;poine und oft bei Christian), paine kami Latinismus sein, mine folgtnbsp;mener. In Paris, der Pikardie, der Champagne sind avaine,nbsp;fain und mains die urspriinglichen Formen; Cristal7i33, Rustebuefnbsp;Mar. Eg. 455 mains (manus): mains (minus), auch R 392 mainsnbsp;(minus). Wegen dieser dialektischen Spaltung ware man geneigt.
*) Dagegen entwickelt sich vltiatus verschlagen volkstiimlich; R ^o envoisiez REW 9396.
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III. Lautlehre; frei nbsp;nbsp;nbsp;gedeckt ? -j- Oral.
nfrz. avoine, Join fiir avaine (so Rustebuef und Paris bis XVIII. Jahr-hundert), jain (100456), aus dem Dialekt zu holen, der die Hauptstadt mit Futtermitteln versorgt (Burgund M. L.), doch kann moins kaum ausnbsp;einem Dialekt stammen'), und erklart sich durch Labialisierung, wienbsp;mundartlich aus jamais gt;gt; samwe, aus maison 'jgt; mwes3 wird. Vgknbsp;M. L. frz. Gr. 99, Herzog, 23.
Suffixe: -emus (2. Plur.) vorliterarisch durch -mus (smus) ersetzt. -nu(m) in vennu(m), afrz. venin, velin zeigt Suffixtauschnbsp;O nu(m) S. 65); O. Ps. S. 246, 49 venim (vgl. nfrz. venimeux)nbsp;erklart sich am besten durch Dissimilation der beiden n (REW). nbsp;Griech. -non dagegen wurde erst als -non entlehnt. Vgl. A pp. 48nbsp;byzacenus non bizacinus, daher pergamnu(m)parckemin. Cohn, S. 219,
Bemerkung. fmus Mistquot;, vlat. *fmus nach strcus, vgl, Reich. Gl. 399, stercora; fem afrz. flens.
8. nbsp;nbsp;nbsp;i e 4- n hat sich nach der Diphthongierung in derselbennbsp;Weise von frei e -f- n getrennt, wie j -f- e von frei e -f- Oral; *-ieinnbsp;wurde zu -in monophthongiert. racimu(m) raisin, Saracnu(m) Sarasin.
9. nbsp;nbsp;nbsp;Gedeckt e -f Oral bleibt; B 46 mttere metre, 90 mttit met,nbsp;81 ecce lila cele, brtto Bret usw. lm Roland sind die Assonanzennbsp;auf aus gedeckt und i aus frei a von diesem e frei. Tirade 120nbsp;bindet nur Worte auf gedeckt e: 1562 epsco(p)us evesques: mssanbsp;messe'. prod-tias preces: tra(n)smttat tramete: regrete ,,es dauertnbsp;mich, welch letzteres also weder von requritat noch regratat ab-geleitet werden kann. Etwa; regredi recrdere afrz. recreire dienbsp;Ansicht der Gegenpartei anerkennenquot; (Pirson 36, 14 recredidit velnbsp;recognovit) ^ *regrditare. Schon im XII. Jahrh. wird dieses e ihnbsp;Mundarten offen und fallt mit gedeckt e zusammen; vgl. B 57, 166nbsp;usw.: *wrra guerre: trra terre (typischer Reim), B 320 pulcelenbsp;(-lla); massele (maxlla), wahrend der NO, und O. beide e weiterhinnbsp;auseinanderhalten. (Aiol.)
Vgl. M. L., frz. Gr. 95, J. Vising, Z. f. S. 39, i, S. l.
Vor u aus gedeckt 1 ist die Entwicklung mundartlich verschieden : Wahrend schriftsprachlich llos els )gt; eus, ecce llos cels gt; ceus,nbsp;caplos chevels gt; cheveus die bliche Monophthongierung von eu zu 0nbsp;zeigen, lassen Mundarten assimilierend eu )gt; au werden. Der Osten
Wahrend bei den brigen Worten die dialekt. Verschiedenheit sich erhielt, ist jnw heute fast durchgefiihrt. Der Norden zeigt nur Spuren von mS, der Oslen vonnbsp;ms und mw, der Westen von mS. (ALF BI. 1356) Gilliron nimmt an, dafi dasnbsp;Schicksal des Wortes durch die Nahe von main manum beeinflufit wurde (vgl. L.nbsp;BI. 19, 377); Sicher ist, dafi der Schuleinfluli sehr stark sein mufi. (Rechenunterricht.) nbsp;Zur Rose vgl. Langlois I S. 195, 196.
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HI. Lautlehre: gedeckt e -4- Oral; -J1 2 Nasal.
eitlschliefilich Paris hat illos aus (resp. iaiis'. So Christian, Ruste^ buef Elisabeth 311 ; aniaus -llos); capllus ist chevauz 3gt; chevoz,nbsp;capillu(m) aber chevel und erst analogisch nach chevoz: chevol. Sonbsp;Rustebuef: ebenda 1465 chevo/s (capillos): fobs (follis); 1491 chevolnbsp;(caplli): fol. 2Slc(u)lu(m) deklinieren Christian, Sermo denbsp;Sapientia S. 282 noch li solauz, resp. soloz lo soldi, resp. soloil. nbsp;Dagegen hat der W. els, eus; chevels, cheveiis, vgl. R 33 cheveus,nbsp;42 pens (pilos, frei e). Diese Formen reichen bis in die Westpikardie,nbsp;die zwischen eu, au, iau schvvankt; Aiol 230 ciaus (ecce llos), 241nbsp;ceus, 8276 cavex, 258 cons aus, Oh]. Sing, consel (7353) 2)-
Bemerkung. Der afrz. haufige Reim senestre (sinistra): destre (dxtera) erklart sich aus bereits vlat. Vermischung beider Wrter. nbsp;Stella war vlat. stela (11 )gt; 1 nach langem Vokal, vgl. ati^Xa desnbsp;griech.-lat. Glossars, afrz. b. B., S. 247) )gt; estoile, M, L., Ro. Gr. Tnbsp; 545- inetipsimu(m) selbst meesme athen m'isme (if Rol. 1644).nbsp;Dies Nebeneinander ist nicht auf Frankreich beschrankt, weshalbnbsp;vlat. Alifektdehnung metipsitnus denkbar ist. ^ spissus ist afrz. laut-gesetzlich esp(s\ espois nach spissia espoisse.
Sinistre, saintisme, epistle, nfrz. pitre sind gelehrt, vierge vielleicht Mischform von gelehrtem virge und volkst. verge, doch vgl. S. 90,
10. Gedeckt e -(- Nasal )gt; afrz. , a.
Der Beginn der Nasalierung hat zu i geffnet, und auf dieser Stufe steht das Altnormannische und sind das Pikardische und Wallonischenbsp;bis heute stehen geblieben, soweit die Reichssprache nicht ihrenbsp;Lautung aufzwang. So bindet B 340 prfnt (pre(h)endit gt; prendit);nbsp;bonement (bona mnte), aber nie -en mit lat. -an^). Und so ist im NO.nbsp;noch heute s, v (lat. n und lat. ventu(m)) von a (annu(m)) ge^nbsp;schieden^), wahrend alle drei im iibrigen franzsischen Gebiet a (bzw.nbsp;va) lauten. Dort ist namlich durch die Nasalierung die offene Zungen-artikulation nach hinten zu a verschoben worden, hiermit die nasalenbsp;Artikulation verstarkt worden, gleichsam alle Muskeltatigkeit auf dienbsp;Gegend des Gaumensegels konzentriert. Und so assonieren und reimen,nbsp;seit es eine franzische Dichtung gibt, die gleichlautenden -en und
) In der West-Pikardie bleibt auch e i unverseboben, bllus heus npik. bjo in der Reichssprache aber beaus\ Aiol 255 oisetts avi-cellus; auch a -j- u, au -)~ Unbsp;ergeben eu. Vgl. nun Schiirr. Sprachgeogr. Stud., Zt. 41, 131. Walter gehort demnbsp;Gebiet an, das eu aus ?1 und el nicht zu au werden lafit, oder braucht typische Reime;nbsp;Eracle preuz (prSdis): paretiz (parculus 7gt;/uff/a) 2150 deus-, eus (Illos) usw.
B 186 covenent: gent ist Latinismus; covenent (conveniendo) steht stets neben covenant, wie escient (sciendo) neben esclant (R 282, 318, 336).
Vgl. ALF 1369 vent: Pik. und Wall, haben v, das sich in der Normandie, von franzisch va verdrangt, nur noch sporadisch findet: Punkt 345, 358. Fr en ist dasnbsp;Resultat ahnlich, vgl. ALF 1325 en travaillant.
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UI. Lautlehre: gedeckt g -j- nbsp;nbsp;nbsp;U fquot;quot;' 9 'H Oral.
-an miteinander: Roland, Krslr., Christian, vgl. R 134 frans (francus):nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(apprndounterrichte), 283 ament {emvi6.ei^\ amant
(amantes Subj. Plur.), 376 nbsp;nbsp;nbsp;(laid-ngas beltidigst): anges
(angelos). Erstes Vokommen: Pirson 49, 28 langua (lngua) ca. 850.;
II. Gedeckt e -f n i: | ||||||||||||||||||
|
Wie immer gibt der Zischlaut (Zungenspitze hoch) kein j an. den Tonvokal (? entwickelt sich also wie gedeckt e vor n); siiben-anlautend n wurde durch i palatalisiert, vorhergehendes blieb un-diphthongiert und gedeckt; deigne ist also phonetisch dsna und wird wienbsp;gedeckt e 4- stets afrz. offen (s. S. 76). Silbenauslautend n abernbsp;war schwach palatalisiert, dafr trat i ber. In veintre, enceintenbsp;ist ei afrz. Diphthong, und darum wohl finden wir ihn auch in dernbsp;Gruppe b vielfach zu weiterentwickelt. lm Osten foindre, foindantnbsp;(Dial. Greg.). Die Rose hat pointe (pcta gt; pncta nach pngere),nbsp;das mit cointe (cgnita) reimt (nach Langlois I, S. 196), vgl. R 36nbsp;pointure.
Bemerkung. bengnu(m) benin, malgnu(m) malin sind analogische Mask, von den ursprnglich eingeschlechtigen benignCy 7naligne (Dial. Greg.) und gelehrt, vgl. Cohn 169: ebenso dignenbsp;(neben dgnat deigne) usw.
Haupttonig vlat. O. (Quellen: kl. , , germ, .)
I. Frei o Orales. Frei e diphthongierte vor Oralen, wie vor Nasalen. Frei o dagegen nur vor Oralen ^\l pu\ und auch hier findetnbsp;sich der Diphthong nur in Franzien durchgefhrt, wahrend die afrz.nbsp;Dialekte teils berhaupt nicht, teils mit Einschrankungen diphthongierennbsp;Folgendes -R verhinderte vielfach (ursprnglich auch in Paris) dienbsp;Entwicklung zu pu, was sich aus dem flachen Zungenrcken desnbsp;Zungen-i? erklart, der der Hebung in die -Stellung widerstrebte. nbsp;Auch nachfolgendes -e verhindert die Diphthongierung, d. h. die Zungeprnbsp;stellung e verhinderte den Umweg ber u.
-ocr page 92-78 III. Lautlehre; Diphthongierung von frei 9 -|- Oral.
Betrachten wir die Dinge geographisch, so haben wir folgendes Bild:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Normannisch-Anglonormannisch und Westfrz. berhaupt unterbleibt die Diphthongierung i) bis auf duos und solusnbsp;(Eneas, Troja); 0 ist sehr geschlossen, wird meist u geschrieben undnbsp;reimt mit gedecktem p und mit u aus lat. 0, B 67 (frei), B 23 (gedeckt).nbsp;Gelegentliche Schreibungen mit ou (oder spaterem eu) sind schrift-sprachlich. Eneas hat also -orem -or, -osum -os, jalos, espos, cde,nbsp;(coda). Nur deus dos reimt 5415 mit eus (llos), und ebenso 7839nbsp;sens (solus). (Typische Reimef deus zwei ist franzisches Lehnwort,nbsp;bei Zahlen ist der Schuleinflufi stets sehr stark.)
2. nbsp;nbsp;nbsp;Pikardisch entwickelt sich der Diphthong regelmafiig aufiernbsp;vor -R, in dieser Stellung reimt frei -pr mit gedeckt -pr; -pus (-osu(m))nbsp;wird frhzeitig (1150) zu -eus. Walther von Arras hat es bereits,nbsp;wenn auch oft ou geschrieben wird; Ille 151 preus (prdis): neveunbsp;(nepotem) 1024 orgillous (-sus): sous (solus) 1465 seus (solus);nbsp;orgillex (1. orguilleus -sus). Alle diese Schreibungen werden durchnbsp;folgende Reime als eu bestimmt; Eracle 1409 preuz (prdis); pareuznbsp;(paric(u)lus parels gt; pareus)', 1723 conseuz (consilium Obi. Plur.);nbsp;preuz (prdis) 2150 deus (dos); eus (illos). Ebenso Ille 5514-
3. nbsp;nbsp;nbsp;In der Walloni dagegen bindet Venus (234) joios (-osus)nbsp;mit gedekt o; tps (tttos) und nos, die -pr Tiraden binden samtlichnbsp;frei und gedeckt 0, in denen auch u aus lat. vorkommt. Dasnbsp;Poema Morale dagegen (Ro. F. 3, Zt. 39) bindet -sus fast nur mitnbsp;sich selber und mit mehrdeutigem Ips (lpus)^), auch die Reime aufnbsp;-re(m) (96, 175: amur) sind rein, und erst von Strophe 308 abnbsp;erscheint jpr mit -re(m) gebunden (Str. 337, 362, 428, 453). Mitnbsp;diesen bis auf die Bindung mit jpr franzischen Reimen kontrastiertnbsp;die konsequente Graphie -or, -ur und -os.
4. nbsp;nbsp;nbsp;In Lothringen und Burgund haben wir durchaus Diphthongierung zu pu, die sich aber nicht zu eu entwickelt wie pikardisch-franzisch, sondern sich zu u monophthongiert, (Apfelstedt, Lothr.nbsp;Psalter 46) oder diphthongisch bleibt. Vgl. ALF 1009, peureuxquot;,nbsp;-sus wird -u, sporadisch findet sich aber ow und ao^),
5- lu der Champagne bleibt p vor R undiphthongiert, auch folgendes -e halt die Diphthongierung auf, wo aber diphthongiert wird,nbsp;ist pu zu eu geworden; Christian hat also seul fern, sole, deus (dos)nbsp;aber cpe (cda). Erec 3438 vos: dos (dos) wie im Wallonischen
Goerlich, Siidwestl. Dialekte, S. 60, XIII. Jahrh., 9 intakt.
2) Zu Str. 69, soh (solus); -sus; dous (dos) vgl. unten S. 80.
) Diese neulothr. Diphthonge sind auch schon fiir sekundar gehalten, die Diphthongierung von frei 9 im Lothr. fur problematisch erklSrt woiden. SchOnig, Zt. Beiheft 45, S. 115.
-ocr page 93-III. Lautlehre: Diphthongierung von frei 9 -j- Oral. 79
zeigt das Schwanken der Champagne zwischen ostlichen und zentralen Mundarten.
6. Franzien bis zur Loire hat vermutlich den Diphthong in jeder Stellung (nur vor v nicht, M. L. frz. Gr. 87) im XI. Jahrh.nbsp;zu eu entwickelt. Guiot von Provins geht hier mit dem Zentrumnbsp;und reimt: Bible 164 prou (prodis Subj. Plur.): fqu f9cu(m) (I), also wohlnbsp;preu: feu! Vgl. 382, 906, preu: leu (l9cu(m))^), ^44. malicieus (-sus):nbsp;Heus (locus), 2386 preu: neti (nodum). Weiterhin bindet er -sumnbsp;und -orem; 1080 aniiious (inodisus): Prious^) (priores), das 1114 mitnbsp;seignor reimt. (r-f-Kons. ist lautschwach: ilt;^y2 gras (grassus); marsnbsp;(mar-cos)), solus mit -osus: 1348 souz (solus): irouz (irsus). Danbsp;frei -pr mit gedcckt -pr nie reimt, ist hier ausnahmslose Diphthongierung gesichert und offenbar dieStufe eu schon erreicht. Seltsamerweisenbsp;scheint dies noch um 1250 vor R in Paris nicht der Fall: Rustebuetnbsp;reimt haufig jpr mit -re(m), geht also mit der Pikardie.
Das eu aus freiem 0 ist eins der Hauptcharakteristiken der franz. Schriftsprache und steht zu u aus sehr geschlossenem p im NW.,nbsp;und u aus pu im Osten im Kontrast. Schriftsprachl. poux, pousenbsp;(Walther immer espens, espeuse im Reim, vgl. noch Ml. 30161),nbsp;jalous (R 345), amour erklaren sich aus pousr, jalousr, amourux,nbsp;wenn hier nicht die provenzalische Minnedichtung mitsprach. Nfrz.nbsp;ist der Osten sehr resistent, wahrend der NW. beispielsweise doenbsp;durchfhrt, und nur noch Reste von nevu (neptem) (ALF 397, 907)nbsp;bewahrt.
Das bisher nach dem Ort bestiinmte wollen wir nun an den uns gelaufigen Texten zeitlich bestimmen:
Die Eide schreiben u: amur, suo (sa), was als unvollkommene Wiedergabe des Diphthongs pu gedeutet wird. (?) Eulalia hatnbsp;bellezour (*bellatire(m) schonerquot;), soure (spra), souue (sa), stammtnbsp;also aus einem Teil der Walloni, der wie Lothringen durchaus di-phthongiert. Alexius dagegen diphthongiert wohl nicht: bindetnbsp;-rem mit -nem (Str. 44 maison: dolur, vgl. 62, 66), -rem mit -sumnbsp;(14 espus: precius: amur vgl. 66, 73). Da -rem, -sum mit gedecktnbsp; -h n assonieren (66 plurus weinerlich: seinors: guaririint), ist es nurnbsp;ein Zufall, dafi kein Beispiel fr frei p\ gedeckt p vorkommt).
) Vgl. Eracle 3540, deus (dos): leus (I9CUS); dous Igus reimen ja nicht.
Vgl. Prious priores, Dial. Greg. 80.
) Assonanzen sind hier brigens nicht beweisend, da ja fallender Diphthong mit einfachem Vokal assoniert ion-, o. So kann Karlsreise T. 27 beliebig aufgefafitnbsp;werden: 493 uos\ core (crsum); sant: vi^or: dous (dos): Es ist unenischeidbar, obnbsp;vigor Oder vigour, ob dos oder dous zu lauten ist, vgl. Vers 573, S54. Doch sind die
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III. Lautlehre: Diphthongierung von frei p Oral.
Dagegen zeigt B Teildiphthongierung (anglonormannisch?): vor r reimt gedeckt p mit frei p\ 59 valur (-re(m)): estur (strm), vgl.nbsp;134, 314. Aber -sus: 372 perillous (-sus): sous (solus), wasnbsp;fr diese beiden Diphthong ou festlegen dtirfte; vgl. noch M. Brutnbsp;2412 estiiz (stltus): priiz (prodis). Wenn hier Monophthong vorlage,nbsp;so wiirden die so bequemen Bindungen mit toz (tttos) nicht fehlennbsp;(vgl. gedeckt o Orales). Die Schreibung der Hs. ist meist u,nbsp;was dem ostlichen Redaktor zugeschrieben werden kann, gelegent-lich des Dichters Lautung entsprechend: 311 delitous (vgl. Ausgabenbsp;S. XXIV). Schriftsprachlicher EinfluC in 61, 73 seul, aber fern. 334nbsp;soule, also ahnlich wie bei Christian.
Die Lautung eu findet sich schon im Domesday-Buch Wilhelms des Eroberers (1086) und zwar in Orts- und Familiennamen, die,nbsp;wie oft in diesem Buch, romanisch-latinisierte Form zeigen: D(u)r5cass(e)snbsp;Dreuues (Zt. VIII. 334, nfrz. Dreiix, Stadt in Eure-et-Loire)\ lpu(m)nbsp;(analogisch nach lpus, vgl. o u)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;den Familiennamen:
ebenda S. 336 Froisseleuu Packdenwolfquot;, 344 vtsdeleuu ,,Wolfsgesicht, wahrend 334 Culdelou Wolfshinternquot; die alte Form von lupu(m)nbsp;zeigt, Oder normannisch ist. Mit ou aus o verschiebt sich noch:nbsp;au -}- u, 340 comes de Eo (Augu(m)). Die Verschiebung geht ver-mutlich vom Zentrum aus, wird in der Normandie zu kleinemnbsp;Teil (dos, solus), im Seinetal mindestens in Orts- und Familiennamen (1186), in der Westchampagne (G. de Provins) durchaus,nbsp;in der Ostchampagne (Christian), der Pikardie (W^alther), dernbsp;Loire (Rose) zum grfieren Teil angenommen.
Der Parallelismus der Verschiebungen no )gt; ue (frei 9, s. dort) mit ou gt; eu hat annehmen lassen, daC wie ue im Zentrum yz war,nbsp;auch eu im Zentrum ey lautete. Weiter noch hat Gamillschegnbsp;diese Auffassung (Z. f. S. XLV, S. 341) ausgebaut und khne chronologische Schlsse daraus gezogen. Die Schreibungen des Domesday-buchs (Dreuues = Drewes, w velarlassen diese Deutung sehr un-wahrscheinlich erscheinen. Die typische Bindung illos dos deusnbsp;nicht minder, denn in eus ist u velar. Moderne Lautungen oey frnbsp;eu: ALF 396, deux Punkt 315 (Sarthe), 296 (Pikardie) drften sekundarnbsp;sein. Das Domesdaybuch ist das alteste Dokument des Ein-flusses der Sprache des Zentrurns.
Assonanzen im Alexius i. A. nur zvvischen reinen Vokalen: nur deu assoniert mit e (18, 34), cointe (cognitus): 0 (43) duinst: q (54, 62, 66) apostoile: q (61). Vgl. auchnbsp;Aucassin und Nic. 27, amorous-, parfont: amors: dox (dlcis): nous {nos)', jou (ego);nbsp;jor (djrnum): Sicher ist nur, daC, wenn der Aucassin-Dichter Diphthong sprach, ernbsp;noch ou (nicht eu!) lautete. Damit steht allerdings im VViderspruch, dafi le() (lupus):nbsp;E aus a assoniert (Auc. 17). Vgl. zu diesem Reim M. L., frz. Gr. 86. Vermutlich warnbsp;leu fr den Dichter ein Lehnwort aus der Reichssprache.
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III. Lautlehre; frei 9.
Die durchgefhrte Schreibung eu treffen wir in R; 19 invdisus enveus, 21 illru(m) leur, 39 prdis65 supra seur, 65 colre(m)nbsp;couleur, 104 redeur : froldeur. Wie immer sind bei ou stehen ge-blieben:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;amour, 345 jalous {ztXbsw^'. (lpos, S. 84). Die altere
Graphic kommt noch vor: 289 paour: pluisor. Nach Langlois (I S. 214) hat sich -re(m) in der Sprache der Rosendichter nichtnbsp;verschoben, wie aus dem einmaligen Reim lors (hac hra,S.97): dolorsnbsp;zu ersehen sei. Der Diphthong eu ist dann im Zentrum zu 0 gewordennbsp;(Zungenstellung des e, gemilderte Rundnng des ti) und dieses 0 vornbsp;Zungen-.^ und / geffnet worden: -^VLiva) heureux (aicfi), -sa. keureusenbsp;(oer0:z), coda quetie (ko), duo deux (dp), slu(m) soel, -re(m) seigneurnbsp;(ssT\oe:r). Wo -r verstummte, schlofi sich ce wieder: ro(e)m se(n)ire(m)nbsp;Monsieur (mosjp). Dieses 0 werden wir bei der Entwicklung von freinbsp;oral 9 wiedertreffen, das bei gleichem Resultat endet. Wo -ieu vor-liegt, wie in gaudi-sus joieus, gracieus, treffen wir Bindungen mit yeusnbsp;(clos), Dieus (9 u), mieus (mlius), tieus (tales gt; Cels') usw.nbsp;Vgl. Chr. de Pisan, Rondeaux 22.
Bemerkungen: nos, vos (B 293), spater (R 10) nous, vous (kein Diphthong, vgl. gedeckt und nebentonig p!) haben sich vorverbal, alsonbsp;nebentonig, entwickelt; B 93 R 27 ou (bi) ist ebenfalls nebentonignbsp;entwickelt, wie auch B 161 pqr, R 76 pour (pro).
Erwahntes tttus (S. 55) entwickelt sich mit gedeckt p] i9vene(m) (kl. ivenem), gvu(m) (kl. vum) mit frei 9, vgl. vlat. VokaleS. 54,nbsp;flviu(m) afrz. flueve (flgviufm) ist altes Buchwort. Schon Casar brauchtnbsp;es nicht mehr. Das gelaufige Wort war flOme(n) afrz. flun.
Afrz. peur statt paor, paour pavre(m), das mit m'ur matru(m), sur secru(m) reimt (Cristal, Fergus S. 78 mitNamurl), lautete wohlnbsp;nicht p'yr, sondern entstammt Gegenden, in denen frei o nicht diphthon-gierte und lat. nicht zu y wurde. Die Bindung entspricht also dennbsp;oben S. 66 besprochenen Reimen. Anders Cohn, S. 177, Anm. i.
noble (nbile(m)), das mit Constantinoble gebunden wird, doble dplu(m) sind Buchwrter, die die Diphthongierung nicht mitmachten.
R 246 couz c(n)sue nahel (erwartet queus) ist Analogieform, nach cosez, cousez und kus zu lesen.
2. Frei o -j- Nasal gt; afrz. 5. B 56 nme(n) nqm, 75 quo-mo(do) et (vgl. Festschr. Vollm'ller, S. 61) cqme, 183 nn nqn, R 87 sum (suum) son, 140 re-nmen renon Ruf (Prafix re- iterativnbsp;und frequentativ).
Suffixe: nbsp;nbsp;nbsp;-ne(m) (individualisierend gt;gt; augmentativ); B 19
avicell-nes (von avis) oiselun, 20 barones (germ, baro ,,Mann) barifn, 207 ma(n)sines maisqns . . ., R 21 factines fagons, 41 *grennne(m)nbsp;(gall. *grnnos Haarquot;) guernon ,,Schnurrbart.
-mus (von smus) B 289 avtpn, afrz. nfrz. avons.
Jordan, Ahfranzosisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;6
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III, Lautlehre: frei 9 nbsp;nbsp;nbsp;1 2^1 gedeckt 9 Oral.
Frei o-fn assoniert afrz. von je mit frei und gedeckt o-[-Oral, mit gedeckt o-(-n, o n-f-i und undiphthongiertem 9 n. Vgl.
B 277 bo7t (bnu(m)): environ (-ne(m)), 293 si^mme (summa): Rome (Roma), R 27 home (hm(i)ne(m)): pome (pma). Die voile Nasalierungnbsp;ist spat, wie die Assonanzen im Roland, Aucassin und vielen anderennbsp;zeigen2). Erst voile Nasalierung ffnet. Die ffnung bleibt bei Ent-nasalierung: nfrz. comme (kom), pomme (pom). Mit o aus anderennbsp;Quellen ist auch dies o im Pariser Dialekt vorgeschoben (Artikulations-gewohnheit) und fast: kcem, poem. Zu no. pume (pma: Jeu denbsp;la Feuille pume: plume') vgl. M. L. in Z. f. S. 44, 82.
3. Gedeckt o Oral bleibt .lt;?, wofiir norm, und agin. (NW.) u geschrieben und vermutlich auch artikuliert wird. (Vgl. lat. , S. 66.)
B I diurnus jors, 7 succrsu(m) si^ccurs, 8 germ, strm esters, 23 tra(n)s-t5ttos trest^z (: eissuz ex-tos, vgl. S. 66), 72 mltu(m)nbsp;75 flgera-s fij,ldres, crrit c^rt.
Dieses orale q wird (mit nebentonigem oralem p) wie im NW. schon im XI. Jahrh., im NO. und Z. im XII. Jahrh. zu u. Ftir diesennbsp;neuen Laut war der Buchstabe u im Z. nicht bezeichnend, da er dennbsp;Lautwert y hatte. Nun war aber in o 1 Kons. das / im NO. und Z.nbsp;zu u vokalisiert, der Diphthong ou frh monophthongierf^). Vgl. follisnbsp;fous, nfrz. fu, geschrieben fou. Da nun hier ou den Lautwert u hatte,nbsp;wurde auch fr u aus gedeckt p (nebentonig p, vgl. S. in) seit demnbsp;XIII. Jahrh. in Hss. der Pik., der Champ, und der Seine (Behrens,nbsp;Materialien, S. i ff.) ou geschrieben. So in: R 38 tttu(m) tout,nbsp;71 djurnos jours, 75 bcca bouche, 106 sbtus dessouz usw.
Dieser bergang von p u (geschrieben ou) drang nicht in peripherische Teile des Ostens; InDoon IAllemant (lothr.) assoniertnbsp;gedeckt p mit gedeckt 9: tote (totta); come (c9rn(u)a) (vgl, Ro. F. 31,nbsp;S. 389, Mitteilung von Herrn Dr. W. Be nary). Entsprechend haben dernbsp;heutige SO. Cote dOr, Vogesen usw. b, Wall, und Lothr. nebentonignbsp;a erhalten. Vgl. ALPquot; 1320 tous les jours-, s. tu le sor statt to lenbsp;3or zeigt verschiedene Entwicklung von Haupt- und Nebenton odernbsp;Dissimilation. Nach Walberg, Simon de Crpy, Lund 1909, S. 19,nbsp;ware dieser konservative Zug (Erhaltung von gedecktem p) afrz. auch
Das einzehie siehe unter gedeckt 9 -f2 ngt; S. 94.
Vgl. Walthers Reime: Ille 177, Eracle 5612 und sonst: stultus nbsp;nbsp;nbsp;tottos
touz, Ille 5610 colche: touche. Eracle 1035 vos vous (nie diphthongiertl: follis fous. Die Annahme, dafi in seinem Dialekt I nach 8 (wie ja nach allerorts) verstummte undnbsp;diese Reime lediglich o binden, erledigt sich dadurch, dafi auch a -j- U it der Cruppenbsp;geht: Eracle 5254 follis fous; clavus clous, so dafi hier Monophthongierung von ounbsp;gesichert ist. Dagegen reimt Christian Erec 1225, 1251: fos (follU) unit los (laus)nbsp;und dies mit gros (grssi). Vgl. dazu S. 171.
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III. Lautlehre; gedeckt lt;?; o -|- 1-
nordwestlich: Er findet die Bindung gedeckt o: gedeckt 9 im Renart, Berte, Clef dAmors, Rose.
Bemerkung. *n9ptias (kl. nptias) noces, wohl auch grga gorge zeigen vlat. oder urfranzs. ffnung des o durch die umgebendenbsp;Konsonanz (vgl. S. 54). R 242 suefre (sffrre) zu spfrir, haufigesnbsp;Diens sequeure (sccrrat) folgen analogisch Ablauten von Stammennbsp;mit frei o und mit frei.gt;. Vgl. Konjugation, Ablaut. R256mltu(m)nbsp;mont semont) ist aus molt nach maint und tant gebildet, vgl. Pr on.nbsp;Indefin. Afrz. fourme (frma), R 38 fourmez, R 352 propousnbsp;(propsitu(m)) sind lautgesetzliche, nfrz. forme, propos gelehrte Formen.nbsp;Ebenso sind R 359 mot (*mttum, Rol. 2285: gedeckt o), rdine(m)nbsp;ordre Buchworte; letzteres ist volkst. afrz. ourne.
4. nbsp;nbsp;nbsp;Gedeckt o n bleibt vorab geschlossen, wird im NW. mitnbsp;un wiedergegeben, dann durch volle Nasalierung geffnet; o bleibtnbsp;bei Entnasalierung: smma some, nfrz. som.
B 48 de nde difnt, 69 si^nt, 177 secndu(m) lngu(m) sel^nc, WO unbestimmbar, ob oder zugrunde liegt, da auch gedeckt 9 nnbsp;urfranzsisch zu pn wurde. Vgl. oben S. 82 und unten S. 94. nbsp;R 67 ahd. runza ronce: germ, hrunkja (REW, Reich. Gl. 1069nbsp;fruncetura ,,Runzel) fronce.
5. nbsp;nbsp;nbsp;p i gt;- afrz. pi (der NW. schreibt ui), das in alterer Zeitnbsp;mit p assoniert und in Roland, Krlsr. usw. oral und nasal gebundennbsp;wird; Rol. 767 pgnu(m) pz^ign: plret plt^rt. Der Diphthong ent-wickelt sich wie oi aus ei zu w gt; wa; vce(m) votz, nfrz. vwa (bzw. e;nbsp;*conoscere conoistre, nfrz. connaitre) und reimt in R mit e aus ai'.nbsp;R 253 frk. sunnea ,,Shne essoine'. sana saine. lm NO. und O. wirdnbsp;i gt;gt; o (Krzung fallender Diphthonge an der germ. Grenze): vgl. B 5nbsp;usw. *boscu(m) bos, B 243 bois, crce(m) cros (frz. crois), Aiol 1897nbsp;crous (krus); Bartsch 46, 8 creus halte ich fr berfranzisch, vgl.nbsp;ALF 363; beachte den Reim B 370 exclausos esclos: bos'').
9 4- n i. Vgl. e n i S. 77 und unten S. 95, 105. | |
a) n ist silbenanlautend |
b) n ist silbenauslautend |
be-sunnea besogne *gruniat grogne(t)nbsp;gall, trugna, nfrz. trogne |
besoin grniu(m) Schweinsrssel groin cognitus cointes. |
Zum Afrz. vgl.; Eneas 5779 frk. brunnia Brnne broigne : loigne lumbga Lende, nfrz. longe; M. Brut 1479 beszfigne: tesmifigne, dienbsp;durch 194 menzonie: tesmonie als p bestimmt werden; Rustebuef
') Vgl. neupik. Herzog, 38, 7, bo Holr: do Rcken (Beauvais), ALF 144 bois.
84 HI. Lautlehre:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;9l~y-
hinet Elisabeth 1666 besoingne mit quenoille {cormclSi nirz. quenouille\ aber Mar. Eg. 359 enjoin (jngo): Jordain (w : e). Und so ist auchnbsp;nfrz. in -ogne (sprich; -ot)) 0 rein, nur durch den Nasal geffnet, wahrendnbsp;in ~oin (wl) normale Entwicklung des Diphthongs oi vor Nasal vor-liegt. R 254 reimt essoine mit saine sana, spricht also eswsno;nbsp;Bartsch-Renart 39, 255 und Rustebuef Croisie' 117 reimen essoinenbsp;m\i moine Mnchquot;: essoine folgt hierbei soin, wie nfrz. soigner.
Bemerkung. Durch sekundar interkonsonantisches dj aits ge werden , I palata-lisiert; gibt dann an den Tonvokal ^ ab, so dafi die Entwicklung mit obiger iiber-einstimrat: pvingere poindre; t dagegen bindet fulger-as Rol. 1426, fuUdres\ Tor-konsonantisches t wird dann entpalatalisiert und vokalisiert: B 75 fuldres, nfrz, foudre; bei anderer Konsonanz fallt vgl. surgere sordre. Zu meiisogt;ige vgl. n -}- i S. 177,
B 134 victorie, 234 memorie: estorie sind gelehrt, vielleicht auch nur graphisch fr victoire usw., vgl. B 297 sacrifisie : prise.
6. nbsp;nbsp;nbsp;o gt;gt; ui. Sichere Umlautfalle sind:
ttt tuit reimt B 9 mit nuit ncte(m), wogegen tttos B 234 toz ergibt; d dui (R 62: ltd illOi), wogegen duos dptis deus gibt.
Diese franzischen Umlaute sind den Mundarten des NO. zum Teil unbekannt; B 109 ambedoi, 199 tot (Subj. Plur.). Kunstdichter wienbsp;Walter von Arras brauchen dui. tuit, als schriftfranzsischen Aufputz;nbsp;beide Formen sterben mit den Subjektiven aiis.
7. nbsp;nbsp;nbsp;o -f- y ^ Sichere Falie sind:
lupu(m) lou, ursprnglich wohl nur als Obliquus verwandt, vgl. S. 63 und 142: R 344 lous (lupos):nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;leu(s) stammt im Z. von lpus, lpi,
lpos und zeigt die normale Entwicklung von frei p. Im NO. dagegen ergibt lpu(m) leu, im O. la.'w (S. 142). jgu(m) jou reimt (G. Ste. 731nbsp;mit lou (lpu(m)). Beide sind heute loup, joug, der Diphthong hat sichnbsp;franzisch wie a u und au -j- u entwickelt.
Bemerkung. Das Buchwort diluviu(m) gibt dluge und delouve, beides wohl Mischformen, die ursprngliche Entwicklung ist nicht er-kennbar.
Haupttonig vlat. E (Quelle: lat. , ae, germ. ).
I. e in freier Silbe Oral. Hier berkam bereits das Fran-zsische die Vorstufe des Diphthong i (etwa e) aus dem Vlat. Dies i ist bis heute unverandert geblieben, nur ist der unbetonte erstenbsp;Bestandteil noch ber die vokalische Grenze hinaus verengt und zumnbsp;Reibelaut geworden, der nach stimmlosen Konsonanten stimmlos wurde:nbsp;frk. bera Bare biere, nfrz. bjsir, petra Stein pie(d)re, nfrz. pze:r).
') ber die Theorie, dafi ie urafrz. fallend war, vgl. M. L., Frz. Gr. 54.
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Der Diphthong trifft sich afrz. mit dem aus i ^ entwickelten in (vgl. S. lOi): B 97 eschiere (germ, skara): derriere (de retro); und mitnbsp;dem Resultat des Suffixes -ariu(m) -ier (S. 104).' B 289 man-arianbsp;,,Handgriff gt; Technik maniere: ad rtro arriere.
Nach Zischlauten wird ie wieder zu e: Bei dem im Afrz. starker gewordenen Einrollen von ds und tj verstummte i naturgemaC. Bei ienbsp;aus i -f a gingen auGerdem alle Konjugationssuffixe (-iare, -iatus usw'.)nbsp;analogisch mit und wurden zu e, woriiber S. loi. Auch vcrhergehendenbsp;I Oder n haben nach Palatalisierung das i gebunden.
Beispiele: B 20 lvant(nfrz./iZ'zw/nach42 pde(m) pie (nfrz. p^e, e im unmittelbaren Auslaut geschlossen), 188 quaeruntnbsp;quierent (lies kierent), 320 sdet siet, 354 grvis (nach lvis) gries,nbsp;288 runt ierent, R 139 laetu(m) li, R 259 ingrvat (kl. ingravat)nbsp;engrieve: brvis brieve (analogisches Fem.).
Bemerkung: B 181 rat ert, 264, 315 eirt (entwickelt wie frei a im O, S. 100, also zuerst eiret gt; eirP) statt iert knnen als Versuchnbsp;angesehen werden, Futur und Imperfekt von esse (rit, rat) im Ton-vokal zu scheiden. Doch findet sich dies Bestreben nur gelegentlich,nbsp;andere Texte scheiden beide Formen nicht ^), was zu ihrem Aussterbennbsp;beitrug. glat gielet gt; nfrz. gele ist lautgesetzlich, da chie- gie-aus angegebenem Grund zu che- ge- werden. Gelehrt sind tenbrasnbsp;tenebres (Rol. 1431), nfrz. clbre, cedre usw. Ebenso nfrz. bref, breve,nbsp;grave. Nur brivenient, grievenient bewahren den Diphthong analogischnbsp;im Nebenton.
Mundartlich (Pikardie, Walloni, O., SO.) wird der Diphthong fallend (germ. EinfluG?) und reimt dann mit i: Venus 206 laeta lie:nbsp;pde(m) pie: *compania compaignie: *altiata (i -j- a) hauchie. Solchenbsp;Reime werden dann auch auGerhalb ihrer Heimat bernommen: R 3nbsp;envoisie (*invitiata): cortoisle. Ja im Reime besonders haufige Pikar-dismen wie maisnie aus mais7iie *ma(n)sionata, Ue laeta werden vonnbsp;der Reichssprache angenommen. Ch. dO. reimt lie nur mit ie:nbsp;Ball. 87 jolie: Qui croiroit vostre chi'ere lie, wer euerm frohen Antlitznbsp;traute, vgl. nfrz. faire ch'ere lie prassen mit Verwechslung vonnbsp;chair carne(m) (caro) und (cara x^j;). (Vgl. J. Gilliron, Etudenbsp;de gogr. Imgu. 1915 chair et viande'quot;', L. BI. 1916, S. 238.) DaGnbsp;-iata -ie auch franzisch zu -ie geworden sei, lie, maisttie also nichtnbsp;Pikardismen waren, ist wegen der oxytonierenden Neigung der zen-tralen Dialekte unwahrscheinlich, wahrend Vorliebe fr fallenden Akzentnbsp;im NO. und O. feststeht. (Vgl. S. 69, 83, 91, 103 und Schreibungennbsp;wie Pirres = Pierres, Dial. Greg., 7 ff. und falsch analogisch taisiebles
) R ii 43 (rat), 86 ert (rat), 183 iert (rit), 302 ert (rit). In heutigen Mundarten vgl. ere, Herzog, Stiick 44, Imperfekt und 389.
-ocr page 100-86 III. Lautlehre: frei s; gedeckt e -(- Oral.
= tac-bilis, ebenda 135). Das Gewicht der no.-frz. Dichter er-klart das brige: XII. Jahrh. Walter v. Arras, XIII. Jahrh. Raoul V. Houdenc, XIV. Jahrh. Guill. de Machaut, Froissart usw. nbsp;Neupikardisch ist pede(m) Herzog, Dialekttexte 20 (Roubaix)nbsp;und 206 fr O. und SO. Die Akzentzuriickziehung an der germ.nbsp;Grenze siehe brigens auch im Ratischen: Gartner, Rat. Gr, 34,nbsp; 189, Ratoroman. Spr. S. 151. Zu -iata -ie gt; {e vgl. M. L.,nbsp;frz. Gr. 81.
2. nbsp;nbsp;nbsp;frei e n. Auch hier ist der Anfang der Diphthongierungnbsp;zu ii vlat., und das im Vorigen Gesagte gilt auch fur diesen Abschnitt.nbsp;Ursprnglich assoniert der Diphthong mit oralem is (Rol. 120 pied;nbsp;bien bene), ist also noch nicht durch Nasalierung getrbt-). Wienbsp;orales is. mit is aus i -j- a, reimt auch -isn mit -isn aus i -f a -j- n;nbsp;B 213 bne bien; ante-anu(m) ancien. Zur Entnasalierung vgl.:nbsp;venit vient (vjl), ven(i)unt viennent (vjen). Zum j: tenet tient (t^e),nbsp;tnent tiennent (t;(en).
Beispiele; rm (-m bleibt unmittelbar nach der Tonsilbel) B 33 rien: Troen, afrz. als Subst. meist riens (j von res): R 277, 370;nbsp;gernit gient^ gemere giembre, *cremere (trmere gall, crem) criembre.
Bemerkung: crient nfrz. craint, gient nfrz. geint gingen lautlich nach Endbetonten, graphisch nach den Verben auf -angere (plangitnbsp;plaint) und -ngere (cngit )gt; ceint), da -ie nach M. c. L. (nfrz. ouvrier),nbsp;-ien nach Zischlaut bleiben (nfrz. chien); nfrz. bi fr bien ist Kurz-form; no. bs, r dagegen stammen von bien, Hen.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Gedeckt e Oral bleibt e. Mit ihm trifft im XII. Jahrhundertnbsp;(nach /-Vokalisierung und spater als Roland) gedeckt e Oral zu-sammen. Vgl. den haufigen Reim B 57 terre: guerre und oben S. 75.nbsp;Gedeckt e -f Oral bleibt auch auslautend nfrz. offen; B 30 pressenbsp;pres nfrz. pre, B 181 forestis (J. B. XII, l, 85) forez nfrz. firs.
Beispiele: B42 nbsp;nbsp;nbsp;per dent, 68 pressa167 quaer(e)re
querre (so neben querir bis ins XVII. Jahrh.), 258 dextera desire.
e 1 Konsonant. B 87 bella bele: slla sele (nfrz. bsl, sel), B 115 agnellu(m) aignel: cymb-ellum cembel^).
Vor Flexions-J fallt 1 im O. (L. Ps. 26); im Z., N. und W. vokalisiert 1 zu u, ~eus wird franzisch zu -eaus: B 310 oiseaus; beaus.nbsp;In zahlreichen Mundarten wird nun -eaus zu -iaus: R 158 apiaunbsp;(= apel): joiau (vgl. unten S. 100). Ebenso hat die Champagne,
Letztes Vorkommen wohl Venus, Strophe 107, ca. 1200, wenn wir vom Volks-epos absehen.
Das Suffix -llus verdringte bereits vlat. andere AusgSnge (Cohn, S, 17 ff.).
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III. Lautlehre: gedeckt $.
Rustebuef, der N. -iaus^). Der W. (ruhige Lippenhaltung) bleibt bei -eus, das in alteren Texten meist -els geschrieben wird (Eneas);nbsp;reichssprachliches -iaus, -eaus dringt frh ein (Bartsch Trojanbsp;28, 87 beaus). Konservativer sind untere Seine und W.-Pik.;nbsp;St. Thomas S. 8 oiseus, 13 chastens, meist beu, aber 13 beaus. Innbsp;der West-Pik. findet sich auch -ieus neben eus: Aiol 28 chastieusnbsp;(castellos), 255 oiseus avicellos, 2020 damoiseus (neben 56 biaus usw.).nbsp;Neupik. -ieu (Herzog, Stiick 38, 38 bieu (bjoe) schn) ist alsonbsp;nicht sekundar. Vgl. ALF 341 couteau. Das Nebeneinander von -ieusnbsp;und -eus erklart sich aus Mischung von altem -eus und dem -taus dernbsp;Nachbarn (vgl. S. 76, 97).
Bemerkung. In Teilen der Walloni (vgl. Spanisch) diphthon-giert gedeckt e; bellu(m) biel, jprdit piert, 1essere iestre; auch neben-tonig : mrcde(m) miercit, bspsw. Bartsch 81 Jean de Cond. Vgl. zu neuen Mundarten: Herzog, 53. In Lothringen findet sich wohlnbsp;nur graphisches ei fr gedeckt e: Apfelstedt, Lothr. Ps., 24.
Vor -r und -I wird e in vielen Dialekten zu a, eine Folge der flachen Zunge bei R, 1. Vgl. Reime wie pardent (perdunt); gardent dernbsp;Boecius-bersetzung, Mnchen, Gall. 31 (Pralognan in Savoyen, 1336),nbsp;Floov. 562 la bale ,,die Schne. In Paris und Umgebung: Cyranosnbsp;Bauer spricht; ferru(m) far, hibernu(m) hyvar, verme(m) (Wurm)nbsp;var, auch ptra pierre gt; piare. Daher in der Reichssprache charpenbsp;(ahd. skerpa, afrz. escherpe), larme statt afrz. lairme lerme (a i),nbsp;wobei lacrima mithalf (schon Rustebuef), boulevard statt alteremnbsp;bouleverd usw., umgekehrt vielleicht chair (XV. Jahrh.) statt charnbsp;carne(m), germ, garba (Reich. Gl. 203) gerbe. Vgl. M. L. frz. Gr.nbsp; 100, Herzog, 170, 172, Lothr. Ps. 25 und unten S. 107.
4. 6 gedeckt Nasal (lat. e oft unbestimmter Quantitat). In der ganzen Nordgruppe werden s und e nasaliert, ohne ihren Charakternbsp;zu andern . Im ganzen Zentrum werden sie zu d velarisiert, dienbsp;nasale Artikulation dadurch verstarkt. Wo entnasaliert wird, bleibt a:nbsp;femina feme gt; fame, nfrz. fam.
Daher unterscheiden sich Aussprache und Reime der Zentral-gruppe und der Nordgruppe bis heute wesentlich (vgl. S. 30, 76). In B sind -ent und -ant geschieden, vgl. die Reime 61, 62; 73, 74;nbsp;77. 78; 89, 90; 95. 96; 99. 100; 103, 104; 107, 108; 129, 130;nbsp;186, 187 {covenent conven(i)endu(m), das wie escient sciendu(m) in dernbsp;Nordgruppe neben covenant bzw. esciant vorkommt); 190, 191; 218,nbsp;219; immer ist die lat. Grundlage des Reims entweder a oder e.
Wo sich -iaus findet, ist es normal in caelum -)~ s ciaus (Rust. Dit Nre. D. 41: biaus), mel s Honigquot; miaus (Christian) aus dels und miels; es kann alsonbsp;fur -ellus -iaus Lautanalogie vorliegen.
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III. Lautlehre; gedeckt $ -j- nbsp;nbsp;nbsp; h i-
Anders im Zentrum; Roland mischt zaghaft, als ob die unreinen Reime getilgt waren oder von fremder Hand herruhrten: Tir. 19: rencnbsp;(brings) mit lanter ant, 22: Rollanz mit lanter -ent nnA-ent, 47; erstnbsp;5 Reime auf ant, dann 2 auf ent. Die Krlsreise dagegen ist einnbsp;echtes Denkmal des Zentrums, vgl. Tirade 6, 19 usw. Christiannbsp;schreibt schon nur noch an fiir en, er schreibt und reimt: fame, jamenbsp;(gemma), pranent (prendunt), sane (sgt;^nodu(m) und diese Reime werdennbsp;typisch. Und ebenso reimen G. de Provins 1546 luisanz'. genz,nbsp;1556 conimandent: amendentnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Rustebuef Theoph. 600 ante
(anima): nbsp;nbsp;nbsp;(sSminat). Und schlieClich R 71 avant: convent {con-
ventum), 134(francus): nbsp;nbsp;nbsp;(apprndo), 196 commandemenz
(Suffix -mentum): amanz (amantes), 200 commandemenz: rommanz (roman(i)ce, Adv. substantiviert, vgl. B 237 bretanz brttann(i)ce),nbsp;22Q premierement: commant (commando), 283 ament (emendet, Konj.):nbsp;amant (Subj. Plur.) usw.
Suffixe: -mentum (bildet Verbalsubstantiva, Mittel (instrumentum) und Ziel (sedimentum) angebend, lat, konkret, franzosisch abstrakt.nbsp;M. Roediger, Bedeutung des Suffix ment, Diss., Berlin 1904), sacra-TnGn\.\im sagrament (Eie), sairementnirz. serment; salva-mentumnbsp;salvament (Kidd), B60, 73 hardement {z\i germ, hardjan hart machen),nbsp;B 90 torment (tormentum).
-mente (von mens) Adverbialsuffix, erst bei menschl. Eigenschaften sanamente (Chr. Inschr. 3), dann iibertragen (vgl. Formenlehre, Adv.):nbsp;B 52 forment itorti mente), B 78 hardiement (hardjan: hard-Ita-mente).
S- e i. Im Provenzalischen resultiert ein Triphthong iei, entsprechend 9 i gt; uei aus zioi (S. 95); Vor i haben , o detonierendnbsp;eingesetzt, eine umlautahnliche Erscheinung, die unabhangig von dernbsp;Diphthongierung von frei s, o ist. ImFranzsischen haben wir fiirnbsp;e 4- i Zentrum i, also die iibliche Reduktion von alterem iei; imnbsp;NW. bis in den NO. ie (R 246 pectinat piegne: i; vgl. B 306), dasnbsp;ebenso als Reduktion erklart werden kann. Im Osten und SW. aber et.nbsp;Ob hier eine Reduktion von iei vorliegt oder ei alt ist, ist unent-scheidbar. Fiir altes ei sprache, daC im Osten auch 9 -f- j un-diphthongiert of bleibt: Eide /ofj (*p9Ssio), Eulalia tow/(cpxit): tost.nbsp;Fiir moderne Mundarten vgl. Herzog, Dialekttexte 186.
Beispiele: B 10 media mie (Osten: meie), 21 lectu(m) lit, 64 dce(m) dis (erwartet diz)', dec(i)ma disme, dime, westl. dieme.
s -j- n i: venio, venia(m), teneo, tenea(m) ergeben in der Nord-gruppe vieng, vienc (O. Ps. 39, 10), viegne, vienge, Formen, die sich spater auch im Zentrum finden (vgl. R 353. 263). Im Zentrum abernbsp;vaing, vaigne (Christian), die Rustebuef mit vain (vanu(m),nbsp;Seer. 725) und besoigne (e: w$, vgl. S. 84) reimt. Noch heute
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III. Lautlehre: i.
haben die Mundarten im siidlichen Bogen um Paris t, vi, ter), vsri (ALF 1295 usw.).
Man erwartet venio vin wie ingenm(m) engin (Rol. 95): Silben-schliefiend t| hatte an den Diphthong i abgegeben (S. 77, 83) venia(m) dagegen ergabe vierje, da rj silbenanlautend war. Da abernbsp;aprov. venk, venha keine Diphthongierung vor i zeigen, drftennbsp;Christians und Rustebuefs Formen normal sein. Der NO.nbsp;allerdings hat engien (Ml. 22011: Men = be? vgl. S. 86). Eraclenbsp;1597 tieng: engieng, aber Ille 306 taigne: Bretaigne, Schreibungen,nbsp;deren Charakter und Lautung schwer bestimmbar sind.
e 1 i- B 188 melius mieiz, 325 melior 7nieidres. Franzisch vokalisiert / ohne dafi sich der Diphthong verschiebt; mieuz. Dadurchnbsp;trifFt die Lautfolge mit dem Resultat von gedeckt 9 1 1 zusammen:nbsp;c(u)los uelz gt; ueus gt; ieus: Vgl. R 240 mieuz: orguieuz (germ,nbsp;rgl) und noch nfrz. nach Monophthongierung: mieux: yeux.
In der Champagne aber wird diese Lautfolge ieu, sei es direkt, sei es ber ieaii (eu zu eau, vgl. S. 87) zu iau, so daC nun miauznbsp;melius, iauz c(u)los mit Maus bellus (gedeckt e 1) gleichen Triphthong zeigen: Bible G. 692 viauz (veclus): iauz (c(u)los).
In der Pikardie weiterhin finden sich mieus und tttius und treffen mit i 1 Kons. zusammen: flius fius, fieus (franz. jis), Suffix -illsnbsp;-ieus und -ius (franz. -A); vgl. S. 66* und Ml. 509 sbtllis soubtieulz:nbsp;ieulx, 7556 mieulz: gentieulz.
AuCerhalb der Champagne reimen mit dieser Gruppe noch 9 u dieus usw., s. unten S.90, 9 u I9CUS Heus aus *lueus (S.96), schliefilichnbsp;plus pius gt; pieus (s. S. 66). Im Os ten fallt I oder der aus ihmnbsp;entstandene Vokal: M. Brut 899 miez aus mieuz. Weiterverbreitetesnbsp;viez allerdings ist nicht veclus sondern vtus.
Vgl. R. Schonig, Rom. vorkons. I, Beiheft, Zt. 45, S. 60, 78, 103.
Suffix: -eriu(m) (Abstrakta) ergabe also -ir: e^npire und empere (Ille 2006) aus imperiu(m), R 207 matire und matere (Ml.) ausnbsp;materia sind gelehrt. Volkstiimlich trat fiir -ir: -ier (ariu(m)) einnbsp;(vgl. Cohn 281 ff.), daher m(ni)striu(m) R 313 mestier. mati'ere kannnbsp;in gleicher Weise durch Suffixtausch oder Mischform (matire inatere)nbsp;erklart werden.
Bemerkung. Fine Wortgruppe mit der Entwicklung gedeckt E i gt; fe hat viel Kopfzerbrechen gemacht. Ich glaube folgendesnbsp;feststellen zu knnen: tertiu(m) tierz (vgl. B 269), nptia niece, gall,nbsp;pettia (vgl. Zeumer 232, 25) piece B 282 zeigen die Diphthongierungnbsp;vor i, das aber nach deckender Konsonanz sekundar schwand und
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III. Lautlehrc: -|- j, s -4- ?}
nicht in die Tonsilbe iibertrat. Vgl. S. 151. Genau so sind wohl kl. cerva, vlat. cervia, B 260 cierge, cereu(m) cierge, ferrea jierge zunbsp;verstehen: vi ergibt gemeinfranzsisch Zischlaut, i nach R mundart-lich R3 (vgl. R -f i)' Vorher war die Diphthongierung von e zu wnbsp;vor i erfolgt, das sich aber dem gedeckten Tondiphthongen nichtnbsp;anschloC, weshalb wie in mieiz, vieiz blieb; pers. ferz fierce Schach-kniginquot; (Eracle 4413 im Reim mit tierce, nfrz. la vierge!)\ feretru(m)nbsp;fiertre, Buchwort virgine(m) verge gt;gt; vierge werden von dieser Gruppenbsp;beeinfluCt.
B 316 specia (kl. species) especie, nfrz. esp'ece ist gelehrt, neben altem Buchwort espice, nfrz. pice Spezereien (vgl. S. 151).
6. e -j- u- Hier steht afrz. diphthongierte neben undiphthongierter Form: dus deus und dieus, Matheus Mdus und Maie'us, nfrz. Mathieu\nbsp;gall, leuca Meile letie, lieue, caecu(m) ceu^ cieu, Graecu(m) Greu,nbsp;B 373 Grius, Grieu (nfrz. Grec gelehrt), germ, feudu(m) Lehen feu,nbsp;fieu, saeculu(m) Eulalia: seule. Die undiphthongierten Formennbsp;reimen und assonieren mit ? aus frei a: Roland 428 Deu:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(sapit),
vgl. 66 Makeu; die diphthongierten in fe; Roland 472 (feudu(m)): 7ties (nepos). Das Nebeneinander diphthongierter und undiphthongierternbsp;Formen erklart sich vermutlich aus einer urfrz. Deklination, dennnbsp;se(q)uo(r) seu, siu wird franzisch wie e -|- u zu sui; vgl. auch S. 63.nbsp;Noch Rustebuef scheidetdas er mit Heus, deus{AnosCxo\?,ilii)nbsp;reimt, vom Obi. D in Cars D, das er mit aus a bindet. -ieunbsp;wird pik. zu iy (dieus dius) vgl. S. 66 k
Haupttonig vlat. 9. (Quellen: lat. o, frk. 5, 0.)
I. Frei o Oral: Die Diphthongierung zu uo (auch vor Nasal) reicht in ihrer Grundbedingung wie bei e in vlat. Zeit zurck. Diesernbsp;Diphthong findet sich noch unverschoben im altesten Afrz.: Eulalianbsp;rogat ruovet. Graphische Tradition halt ihn gelegentlich bis insnbsp;XII. Jahrh.: B 112 duals. Im allgemeinen aber linden wir seit demnbsp;XI. Jahrh. (Domesday-Buch Anno 1086)^) ue in der Schrift: B 5 vuelt,nbsp;154 duels, 196 gall, kros- (Zt. 1920, 516) crues, 209 pte(s)t puet usw.nbsp;Die Artikulation des Diphthongs ist also nach vorn verschoben, undnbsp;u vermutlich mit zu y geworden (so Ascoli, M. L., vgl. Zt. f. S.nbsp;XLIV. S. 77). Dagegen ist die agin. Schreibung: oe, B 334 troevenbsp;*tr9pat. Wie hier nicht zu y verschoben wurde, sondern sich nachnbsp;P zu ffnete, wird ue zu oe. Etwas anderes ist es, wenn im Zentrum
Zt. VIII, 342 Raimbuedcurt (Rainb9dshof), 343 Septnmeles (mSla) Sieben-milhlsteinequot;.
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der anlautende Diphthong oe geschrieben wird: Christian reimt Yvain 3893 9vu(m) oef: nuef (nvu(m)); der Unterschied ist alsonbsp;hier nur graphisch, die Schreibung oe soli Verwechselungen mit venbsp;(vgl. Alexius 9 uelz veclus, also ebenso geschrieben wie uelz oclos)nbsp;vermeiden (vgl. W. F. Cligs, 3. Aufl. 1910, S. LXXXV). Hinzu-kommt, dai3 die Schreiber bei diesem Diphthong den Augenreimnbsp;gern umgehen: Vgl. Ille 1295 suelent (solent): voelent, 134^ veutnbsp;(*vlet): delt (dolet), 1349 duel: voel und so meist. Die Schreibungnbsp;oe im Zentrum diirfte also keine Schlsse auf die Aussprache zu-lassen^). Wieder anders ist es, wenn wir im foers fris (Jonas)nbsp;finden. Hier mogen Schrift und Laut bereinstimmen.
Die Entwicklung von oe und ye ist sehr verschiedengestaltig und schwierig. In der Nordgruppe ist die Monophthongierung von oe, uenbsp;frh nachweisbar: Alexius, Hs. L (XII. Jahrh.) schreibt meist 0 undnbsp;flickt in eine .o-Tirade (54) fiir verlesenes ligi^n (*lectj5ne(m) schlechtesnbsp;Bettquot;, vgl. REW 4965) sinnstrendes lingol lintelu(m) Leintuchnbsp;(afrz. lenguel) ein. In der Pikardie und Walloni findet sich avoc,nbsp;aveuc (Auc.), avuc, vgl. B 76 puent fiir pueent (*ptent), B 40 dolnbsp;neben duol, duel. Neupik. finden wir avos(k), koeir Herzog 38, 40;nbsp;40, 50; 42, 81; vermutlich westpik. Formen. Wall, avu dez u:nbsp;(mit Eiern, Herzog i, 25) entspricht lothr. evo (Herzog ii, 44;^nbsp;16, 12). Die Entwicklung entspricht also der von i gt; ie: u, onbsp;wurden der Artikulationsgewohnheit entsprechend fallend zu e, enbsp;und auf dieser Basis gekrzt (vgl. S. 85, 86).
Anders im Westen; Hier sind Schreibungen wie quer (QLR), Reime wie cuer (cr); quier (quaero), muerent'. requierent an dernbsp;Tagesordnung und werden natrlich auch von pikardischen Dichternnbsp;nachgeahmt. ber diese Reime, die schon in Waces Brut, Eneas,nbsp;Troja zu finden sind, vgl. Simon de Crpy ed. Walberg, S. 18, 19.nbsp;Sie bleiben bis zum XIV. Jahrh. typisch: In einem Soldatenlied, dasnbsp;nach Froissart im Jahre 1375 im Nouveau Fort in Kimperl (Bretagne)nbsp;entstand, reimen noch: germ, alld (Reich. Gl. 902 alodem) alues:nbsp;Qva-s oes: ptes pues usw. mit conquest (con-quaestu(m)) (Lerouxnbsp;de Lincy Chants historiques I, 253).
Diese Reime halt Gamillscheg fr ausschlieClich westpik. und norm.; das Zentrum habe wie der Osten ye betont (Z. f. S. XLV,nbsp;34S). Dem widerspricht, dafi ad hc avuec franzisch zu avec (R 323),nbsp;illc iluec zu illec (R iii) werden. Fr die Rose legen auch die Reime
) Gleichem Grund entstammt vielleicht Schreibung mit h\ Bible. G, 136, 220 opus huevre, 1682 hues Eier. Doch kann man auch das h wie in nfra. hui, huile,nbsp;huissier verstehen: vgl, S. 68. QLR schreiben elie und zeigen durch den Akzent, dafi,nbsp;aufgepat und nicht v gelesen werden soil.
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III. Lautlehre: frei o -1- Oral.
ue mit oi (nova nueve: recoeve recip(i)at Langlois Bd. I, S. 213) die Aussprache fest. Rustebuef freilich reimt ue nur mit sich selber.
Am schwierigsten ist die Frage der Monophthongierung von ue zu ce in den zentralen Dialekten, in denen seit XV. Jahrh. die Produktenbsp;von frei 6 und frei reimen: cceuv. honneur. L. Jordan, Metrik undnbsp;Sprache Rustebuefs, Diss. Gtt. 1888, halt S. 54 ue bei seinem Dichternbsp;(XIII. Jahrh.) wohl schon ganz fiir den heutigen Laut. Beweisnbsp;fehlt. F. M. Auler, der Dial, der Prov. Orlans und Perche imnbsp;XIII. Jahrh., Diss. StraUb. 1888, zitiert aus der Rose (S. 71): meurentnbsp;(mr(i)unt): demeurent (demorant) und geuent (1jocant): veuent (votant);nbsp;aber diese isolierten Reime sind nicht beweisend; Dort beeinflussennbsp;sich die Ablaute muirent mourir demeurent demourer (siehe Kon-jugation), hier folgt jueent dem Subst. jcu(m) (9 y)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;
Wenn schlieClich Langlois (Rose I, 217) leur gnt\ coer gnt (edles Herz) als Doppelreime faCt, so kann er dies nur, wenn auchnbsp;leur und cceur miteinander reimen. Und dies ist meinen Beobachtungennbsp;nach erst im XV. Jahrh. (Ch. d0., Villon usw.) der Fall. Nun tretennbsp;die Reime C(xur: honneur als einziges sicheres Kriterium desnbsp;Zusammenfalls von ue und eu massenhaft auf. Lautphysio-logisch ist fr beide Diphthonge ce ein KompromiC: Zungenstellungnbsp;des e, Rundung des ti. Wie die Monophthongierung im einzelnennbsp;erfolgte, bleibt Gegenstand der Spekulation. Nfrz. ist oe auslautendnbsp;geschlossen worden: cef aber 0 (ceufs).
Beispiele R43 ipvenis juennes, 107 cr cuer, 317 stdeat-{-1opus estueP). R schreibt auch schon ue als eu und vermeidet damit Augen-reim (vgl. S. 91): 82 nvu(m) nuef: neuf nve(m).
Frei d 1 in sekundar vorkonsonantischer Stellung ergab nach Vokalisierung von 1 den Triphthong ueu, der auch graphisch vorkommt,nbsp;aber alsbald zu ieu dissimilierte: slet sieut, 1viet vieiit (bspsw. Aiol).nbsp;In den oben genannten Mundarten wurde dies ieu mit gedeckt e -f 1nbsp;(S. 87, vgl. S. 8f) zu iau (ber ieau.^ vgl. Tr. B. 911 vieat, ausnbsp;vieaut 1vlet): Christian viaut, das Rustebuef (Elisabeth 1095)nbsp;mit haut (altu(m)) reimt.
R 202 veut (vgl. 232 veus 1vles) krzt vue(u)t nach vuelent und wohl auch nach puet (R 147), peut (R 305); vuet und reimennbsp;infolge dieser Analogie miteinander (vgl. Rustebuef, Bartsch 75, b87).nbsp; Tr. B. 607 veut: Jseut zeigt vielleicht die Krzung: v(u)eut.
Das Diminutiv-Suffix -elu(m), vlat. -ilu, bleibt bei palatalisierten Stammen -uel: fili9lu(m) filluel, 1a(v)i9lu(m) aiuel und wird sonst vonnbsp;dueil, ueilifi. 95) beeinfluGt: lmte9lu(m)/lt;?fr?^^f/(nfrz.lSoe:j), capre9lu(m)
Vgl. Pirson 4, 2 emendare stodiat er soU zaWen, JuristenwortI
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chevrueil. Danach auch sarcph(ag)u(m) sarcou (B 148), nfrz. cercueil. Vgl. S. 96 und Cohn, S. 243 fif., speziell S. 256.
Bemerkuilg. B 10 fors fris ist nebentonig entwickelt. Gelehrt sind rosa rose (R 350: chose causa), schpla escole (it. scuola; R 305;nbsp;parole, para(b)ola).
2. nbsp;nbsp;nbsp;Frei 0 Nasal; Die Gruppe beschrankt sich auf wenigenbsp;Worte, die alle als Adjektivum oder Titel auch vortonig gebrauchtnbsp;werden, oder zu vortonigen Worten in Beziehung stehen. So daGnbsp;die diphthongierten Formen von Anfang neben undiphthongiertennbsp;mit Q standen und diesen schlieGlich durchaus Platz machten: Eulalianbsp;bona buona, sonum suon (wenn nicht suum). In spateren Denkmalernnbsp;stehen: buens neben bons, cuens (comes) neben cons (wohl nach demnbsp;Obi. conte), uem (homo) neben om (wohl noch home hm(i)ne(m)).nbsp;B. hat nur: 15 bt^ns, 29 sonent, 46 i^m (homo) und reimt 277 bon:nbsp;environ -ne(m). Das Pronomen ott (B 317, homo) wird dialektisch zunbsp;en (vortonige Entrundung; R. 74 nasaliert an). Entnasaliert ist o nfrz.nbsp;in Paris stark vorgeschoben: Fem. bon. Die pik. Form boin (bnu(m))nbsp;halte ich fr das n. und . Produkt von buen, das dort bo ergebennbsp;mufite. Vgl. Aiol 17, 77 Fem. boine, Lothr. Ps. 41, neupik. masc.nbsp;boin fem. bonne, Herzog, Stck 38. Die Assonanz Roland 296nbsp;pruzd'oent: estoet bindet wie bei ie. orales und nasales ue.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Gedeckt o -f- Oral ist bis zum heutigen Tag unverandert ge-blieben und nur im unmittelbaren Auslaut geschlossen worden: B 20nbsp;hste(m) ost, 29 cprn-os cors, 48 cprpus cors, 65 mrtu(m) mort:nbsp;prtu(m) port, 69 frtia force, 71 germ, trppu(m) Herde trop, 122nbsp;d9ssu(m) (aus dprsum) dos, 144 prtant portent, 270 d9rm(i)untnbsp;dorment, 155 tstu(m) (Partizip von trrre; gar) bald tost. Innbsp;Paris ist gedecktes o heute fast oe: kor (corps), fors (force).
Bemerkung. Nfrz. do ,,Rcken, to ,,bald, o Knochen (Plural neben los) aber tro, welch letzteres den EinfluG von Zungen-R zeigennbsp;drfte. lm Gegensatz zu prtare porter (S. 112) zeigt tornare tourner,nbsp;Ie tour (B 17 t^r) durchaus Beeinflussung durch die Endbetonten,nbsp;wahrend sich in dem selten gebrauchten mrlre mourir Endbetonte undnbsp;Stammbetonte (mrit muert meurt, mrtu(m) morf) unbeeinfluGtnbsp;nebeneinander halten.
Gedeckt 9 1. Wir haben S. 82^ gesehen, daG im NO. und Z. von Frankreich 9 1 Kons., 9 1 Kons. zusammengingen undnbsp;schon im XII. Jahrh. mit gedeckt p und a -f- 9 gebunden werden, wienbsp;dies noch heute franzisch der Fall'ist. Vgl. R. Schnig, Rom. vorkons. lnbsp;in den heutigen frz. Mundarten, Beiheft, Zt. 45, 1913. In Teilen dernbsp;Piki scheiden sich gl und pl-, dieses wird o oder ou geschrieben, jenesnbsp;aber au: Aiol 17 dulce(m) fem. douce, aber: 55 voluit vaut, 337
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tllit taut, 527 col(a)p(h)u(m) caup, 616 coll-os Halse caus. Auch nebentonig: 495 sl(i)d-ata saude, 96 recaupd, welch letztere Formnbsp;zeigt, daO, wenn auch afrz. coper schneiden (nicht colperl) vonnbsp;cuppa herzuleiten ist und nicht von colaphu(m), es sich doch mitnbsp;diesem vermengte (vgl. L. Spitzer, Z. f. S. 43, 1915, 270). Fallnbsp;von I nach 0 finden wir im O, wie im W. Vgl. B 107 cops, R 182nbsp;tllit toult: tost (tstu(m)), Lautwert: tot; vgl. S. 171.
4. Gedeckt o -f- Nasal: B 28 cqntTamp; centre, 136 mQnte(m) mont; zur Entnasalierung; B 11 homes, heute in Paris: fast cem. (Vorge-schobene Artikulation.)
Die lautliche Entwicklung von on ist keine gradlinige gewesen: Wir erinnern uns, daC gedeckt o n mit frei und gedeckt o nnbsp;und mit frei und gedeckt o Orales (vgl. S. 82) assoniert. Und sonbsp;bis ins XIII. Jahrh. Beispiele sollen dies belegen:
Alexius Xl.Jahrh.: T. 40 Roma nbsp;nbsp;nbsp;hm(i)nem/ww^; re-dbitat
redi^tet: recognoscant reci^ni^issent: in-cmulent enci^mbrent.
Roland T. 2 mbra umbre: cllocat ci^lchet: hm(i)nes hornes: com(i)tes ctpntes: dulce(m) di^lce. Und ebenso Wilhelmslied (ed.nbsp;Suchier) T, 73, Amis und Amiles, Vers 451 ff., Karlsreise T. 27nbsp;(also wohl auch im Franzischen!),
Aucassin XII./XIII. 27: -osus amorous: profndu(m) parfont: amres amors: fronte(m) front: dulcis dous: nos nous: montes mons:nbsp;pikardisch also ein Gleiches.
Diese Reime stimmen zu den Schreibungen der Reich. GI. 642 spunte, iioi sumpnus usw. (vgl. Hetzer 12, S. 69) und diesennbsp;entsprechen die agin. Schreibungen humes, cuntes, munt. Es erhelltnbsp;also, dafi gedeckt on in Nord-Frankreich frh zu pn wurde (hohernbsp;Zungenrcken bei n oder Analogie nach Endbetonten?) und erstnbsp;mit vorschreitender Nasalierung wieder geffnet wurde.
Bemerkung. dminu(m), dmina dame (R 3) versteht man am besten als vortonige Entrundungen (Titel), doch mgen diese Formennbsp;volksetymologisch von damnum Schadenquot; beeinflufit worden sein:nbsp;vgl. damn-aticum B 154 damage, damage S. 113. Zur Gruppe gehren:nbsp;dminicllus R 43 damoisiaus (Obi. damoiset), fern. B 308 damoisele,nbsp;nfrz. demoiselle mit Prafixtausch. Kurzformen sind: domnus danznbsp;(Alex. 48, M. Brut 475), Diminutiv: B 145 d^nzel; *dminiariu(m)nbsp;Herrschaftquot; schlielich ist frh pejorisiert: Aiol 1485 sans danglernbsp;,,ohne Knausereiquot;, Ille 3689 malv'es dangier\ damnu(m) kann, brauchtnbsp;aber nicht im Spiel zu sein, da die Bedeutungsverschiebung sich ausnbsp;den sozialen Zustanden wohl versteht. Die weitere Entwicklungnbsp;(Gefahrquot;) vermittelt Dangier, der bauerische Hter des Rosengartensnbsp;(Rose). Vgl. Villon, Grd. Test. 569: le grand dangier Otiquel
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III. Lautlehre: a -f- j; o -(- i}.
Ihomme amoureux se boute, vgl. ebenda 113. (dangereuse heiCt im XV. Jahrh. sprde, wie auch schon prcieuse geziert, beidenbsp;Ch. d0., Rondell 106.)
5. 3 i gt; uoi ui, also die gleiche umlautartige Diphthon-gierung vor i, die wir bei i beobachteten. Auch hier hat das Altprov. uei, der Osten aber undissimiliert: oi'. Eulalia (Walloni)nbsp;assoniert: 19 tostum tgst mit cpxit brannte cgist (frzisch. cuist).nbsp;Dazu stimmt: Eide /pA (*p9Ssio), sgi (sm *3910?), Venus 242 anoienbsp;(in9diat): ioie (gaudia). Der Diphthong ui ist fallend und wird seitnbsp;dem XIl. Jahrh. (M. L., frz. Gr. 93) steigend, wie schon bei O 1nbsp;(S. 68) gezeigt wurde, doch bleibt tii dialektisch; vgl. Pathelinnbsp;(XV. Jahrh.) 673 rude (rde(m)): cide (cpgitat). Heutige Mundartennbsp;zeigen noch sporadisch Triphthong (Herzog, Dialekttexte 187). Dernbsp;Osten hat qi gegen die franzische Form gelegentlich erhalten, ebendanbsp;Stiick 10, 17 la troj, tria ,,Sau, vgl. Kass. Gl. 80, afrz. nfrz. truie;nbsp;aber ALE 1342 wall., lothr. trojj. Unsere Texte haben ui, vgl. dienbsp;Reime B. 269 ncte(m) niiit: ttt tiiit, R 332 inpdiat anuie: arnicanbsp;amie, welch letzterer den besprochenen Tonwechsel belegt. Weiterenbsp;Beispiele: B 82 cpgitat (kl. cogitat) guide, 309 appodiat (von pdiu(m))nbsp;steigt gt; ,,sttzt apuie. Nach v fiel u; vocitus afrz. vuits vuide,nbsp;nfrz. vide. (Die Schreibungnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;noch im XVIII. Jahrh.; zum Vorgang
vgl. M. L., frz. Gr. 93.)
3 1 I bindet die Zungenhebung: clu(m) uel (R 103), nfrz. ceil (oeij), also als frei o -f- Oral normal entwickelt. Vor ^ aber:nbsp;uels gt; ueus, das durch Dissimilation zu ieus wird. So ist R 31 ielznbsp;als ieuz zu fassen. Die weitere Entwicklung ist gleich der von freinbsp;o 1 Rons. (S. 92). Christian hat iauz; Rustebuef dagegennbsp;reimt eu (clu(m)): leu (lcu(m)), hat also wohl ieu statt uei analogischnbsp;nach dem Plural ieus (Seer. 112).
Beinerkung: oleum gibt afrz. olie, uile, mit vlat. gelehrt erhaltener Panultima und infolgedessen erhaltenem Nachton e: plufm). Dies istnbsp;vielleicht Schulaussprache nach dreisilbigem eZaiov (M. L.). Der Reimnbsp;Lapidar, afrz. b. B. 266 uile: moille (molliat) zeigt volkst. Entwicklung des I, QLR S. 18 uelie ( uele), ALF 702 NO., O. cel, oilnbsp;auch solche fiir den Tonvokal. Suchier hat Reimpredigt XVI fiirnbsp;das Norm. Unterbleibung der Diphthongierung von d vor 1 -f- i an-genommen. Schreibungen wie oil (clu(m)), R 257 vuil (*vleo, 318nbsp;vueil), R 262 orguil (*rg9liu(m)) fallen im W. nach S. 91 auf.
3 -j- n j. longe gibt loin, nfrz. Iw, silbenauslautendes n lieC i (*l9ndie nicht *l9nd5e!, vgl. S. 177) iibertreten; longus Ions statt *^loinsnbsp;ist also vermutlich nach longa longe (Zischlaut, also kein il) gebildet,nbsp;wie nfrz. loigner nach loin. Vgl. S. 77, 83,.105.
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III. Lautlehre: a -)- u; au.
6. 9 -|- u. Diese Grundlage haben: locus, fcus, cocus, jcus, sarcph(ag)us. Die vorliterarische Entwicklung entwickelte vermutlichnbsp;verschiedene Formen fr Subj. und Obi.: locus lue(c)s, lcu(m) lou;nbsp;*lueus gt; lieus ist Mischform (vgl. S. 63, 90). Bis auf locus Heus, jcusnbsp;-kus erhalten sich nur die Obl.-formen.
Obi. Formen: Eul. hat fou (fcu(m)), Alex.-Fragm. (lcu(m)). Roland hat 1817 cous, 2966 sarcou, ^lob fou im Versinnern. Dienbsp;9-Tiraden, in denen ou (a u) assoniert (1192, 1581, 2945) sind vonnbsp;diesen Worten frei, die also wohl nur untereinander assonieren. (1198nbsp;potuit pout ist also Analogieform nach habuit out). Das ou ent-wickelt sich dann mit ou aus frei o z\x eu (S. 78 ff.): geu, feu, queu^).nbsp;Frhe Monophthongierung von ou im Osten ist gesichert dutch B 148nbsp;sarchif-: arcvolu{a.tz\x{va) voltu(m)), was dem Neulothr. serku (ALF 214)nbsp;entspricht (vgl. S. 93). Rust, Elisabeth 1538 fu (fcu(m) : fu (fuit))nbsp;ist ein pik. Reim, der das Mundartgemisch der Hauptstadt enthllt.
Subj. Formen, lieus und gieus (aus *lueus und *jueus) reimen mit alien bisher besprochenen -ieus: I Ui ? U. 9 1 (S.65, 90,92,95).nbsp;In Teilen der Pikardie werden sie mit diesen anderen Grundlagen zunbsp;iys. Vgl. St. Thomas, S. 28: pius (i u): Gius (Jdeos: Jd9u(m)nbsp;fgt; juieu), (caecus): fitis (f^ud-os): Ihis (locus); Venus 205 gieu:nbsp;pieu (piu(m)); gentieu (gentlle(m)): sieu (s(q)uo(r)) Bible G. 744 lieusnbsp;(locus): malicieus] Rust. Croisi 29 jeus: deus (duos): Dieus usw.
Lat, au hielt sich in Gallien sehr konservativ und ergab urfrz. erst 0 als das freie lat. langst diphthongiert hatte^). So ist 0 aus au un-diphthongiert geblieben und mit o aus gedeckt o zusammengefallen:nbsp;Vgl. Alexius 301 apostglie (gelehrt Papst): pauper-i povre: causanbsp;cose\ dis-confortat desconforte. Nfrz. hat sich dies 2 gespalten und istnbsp;vor stimmhaft z, v, also den consonnes allonge antes, aber nicht vor r,nbsp;geschlossen worden. Vgl. schon R 225 chouse causa nfrz. chose ((o:z),nbsp;pauvre (poivr), dagegen auru(m) or (oir), para(b)ola parole (parol) usw.
Beispiele. B ii a(p)ud od, B loi laus los\ clausu(m) clos, 113 audit ot, 197 ausant osent, 230 laudant loent, R 88 germ, raubanbsp;robe: (gob- nfrz. se gober) gobe stolz, 350 rose: chose, 385 chases:nbsp;gloses (griech. vlat. glpssas), 390 ob-pausas opposes: chases, 405 schplanbsp;e SCO lie: parolle.
9 Eracle 3541 Uus (locos): deus (duos), Yvain 3360 feus (focus): venimeus (-osus), Erec 2101 jeus (jcus): deus (duos). Zu -iau wird -uu also nur, wenn nbsp;von 1 stammt; veclus viauz, oclus iauz (vgl. den Reim Bible G. 692).
) Die Formulae Andecavenses scbreiben im VI, Jahrb. falsch analogisch: austes fiir hostes usw., J. B. XI. I. 85. Zur Entwicklung von au vgl. M. L., Zt. XL., S, 78.
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III. Lautlehre; au.
Mit u aus gedeckt 1 ergibt sich wie bei gedeckt o der Diphthong ou: caulis ckous reinit mit follis fous (beispielsw. Fabliau Estula 21);nbsp;ou ist schon im XII. Jahrh. monophthongiert (S. 82^). Im Hiat (vornbsp;Vokal; B 230 Bent) ist das afrz. Resultat schwer feststellbar, da Reimenbsp;selten sind. Bible G. 55 Ident (laudant): apeBient nannten sprichtnbsp;fr geschlossenes 0. Guiot reimt gelegentlich lallenden Diphthongnbsp;mit einfachem Vokal. Fiir die Rose bucht Langlois (Bd. I, 221) un-verschoben o. Feuille reimt pik. vge (vostre): poe (frank, pautanbsp;Pfote). Nfrz. ist u (geschr. ou) das Ergebnis: *gauta joue. Danbsp;hier afrz. keine endbetonte Form zur Seite steht, scheint lautgesetz-liche Entwicklung vorzuliegen. Der N. und O. dagegen hat nochnbsp;vielfach 0 erhalten. So ist auca dort noch heute e wie afrz., nebennbsp;owe mit Hiatus-w; vgU ALF 936 (Punkt 197 und Umgebung), imnbsp;O. j und uj (Hiatuswoher vielleicht schriftfranzsisches oie^ dal3nbsp;sich mit dem Diphthong oi zu wa entwickelt hat. Pathelin reimtnbsp;bald oe, bald oie. (Vgl. M. L. frz. Gr. 96.)
Sekundar hat (h)a(c)(h)ra (vgl. hodie) gt; *aura ein au, daher nfrz. o:r, wahrend (h)ra eure ]gt; ce;r, geschrieben heure ergibt.
au i ergab oi, das im Roland (1584) und in der Krlsr. (T. 8) in 0 assoniert, spater mit pi aus o-f i reimt: Eneas 6055 bois: choisnbsp;(kausjan), und wo frei Oral und i gt; pi wurde, mit diesemnbsp;zusammenfiel (S. 70): B 338 nausea Seekrankheit ttoise Larm:nbsp;ad-qu(i)etiat aquoise, B 346 gaudia goie: via voie. Auch die weiterenbsp;Entwicklung geht gemeinsam, wie nfrz. joie (swa), noise (nwaiz) zeigen.
au -F u entwickelt sich mit a u (S. 106) zusammen. Im O. bleibt au, paucu(m) ist pau, *traucu(m) Loch trau (Froissart,nbsp;Me'l. 28206, 15540), *caclagu(m) (griech. kachlax Kiesel) caillaunbsp;(M. Brut 646) In der W.-Pik., die auch sonst Vorliebe fr eu hatnbsp;(S. 76, 87), wird au zu eu (schon im Domesday-Buch s. S. 80):nbsp;Aiol hat pen, trett (,,Loch 736), aber 2767 caillau aus . Nachbar-mundart. Das Zentrum aber assimiliert au zu ou und hat trou,nbsp;caillou (vgl. B 213 pou paucu(m)); ou monophthongiert schon imnbsp;Xn. Jahrh. zu u, vgl. Walters S. 82^ angefhrte Reime.
Fiir paucu(m) zeigen die Mundarten noch andere Formen als die erwahnten-. Der NW. hat poi (B 22), wohl nach pois paucus (Rol. 1050: o), eine Form, die auch in pik,nbsp;und franz. Texte dringt und sich noch in der Vendee findet (ALF 1007). O. und Z.nbsp;scheinen urspriinglich poc (Kurzform pauc) gehabt zu haben, das afrz, in . Textennbsp;(Bartsch 38, 19, Lothr. Ps.) heute im O. und SO. vorvokalische Form ist, nebennbsp;vorkonsonantischem po (Herzog 2, 32; 5, 52 usw). In Loir-et-Cher sagt man nochnbsp;po:k Kleinesquot; fiir ,,fiUe (ALF 570, P. 204, 306), Christians po (Bible G. 1377: tonbsp;laudo), Rustebuefs pou, das mit Pou (Paulu(m)) gebunden ist, also wohl pu lautet,nbsp;diirften poc entstammen. Die Kollision dieses po, poti mit anderen Worten fiihrte zumnbsp;Ersatz dutch das peu der Westpikardie. Vgl. Schiirr, Sprachgeogr. Stud. Zt. 41,
117 ff. und unten S. 136.
Jordan, AltfranzsisoheB Elementarbucli, nbsp;nbsp;nbsp;7
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in. Lautlehre: frei a.
Haupttonig vlat. A. (Quellen: lat. a, a, germ, a (ai)).
I. frei a Oral wird, soweit i weder vorausgeht, noch folgt, afrz. zu e. Dieses bleibt in Assonanzen und Reimen von e aus gedecktnbsp;lat. (und gedeckt , i) bis znm XIII. Jahrh.^) sauber getrennt und nurnbsp; 9 {den Makeu), er(e)t (= rat oder rit), und Gelehrtes wie secrnbsp;secrtu{ni) (St.Thom.S. 14), decre(doS. 167) werden mit eaus a gebunden:
Alexius 16 patre(m) pedre: rat eret: imperator emperere, 86 clvitate(m) ci(p)tet: para(b)olare purler: deu.
Roland, Krlsr. haben deu fast in jeder e aus a-Tirade. Dagegen kein ert, das also wohl als jert anzusetzen ist.
Da ert und Deu neben iert und Dieus stehen, darf man an-nehmen, dafi Deu und ert langes e hatten, und so diirfte auch e aus frei a lang gewesen sein. Die Frage der Entstehung des Vokals istnbsp;schwierig: Man nichte sich von der Tatsache leiten lassen, daCnbsp;Frkoprov. k ^ zu ie wird, aber frei a als a bleibt (vgl. S. 27).nbsp;Hiernach ware jenes der altere Vorgang, den das Frkoprov. nochnbsp;mitmachte, dies der jngere, auf die Verkehrszerreissung zwischennbsp;N. und S. folgende Vorgang. Ja, a gt; e gehorte sogar zu den jiingstennbsp;Ereignissen der urafrz. Lautgeschichte, da die Frkoprov. die relativnbsp;junge Diphthongierung von frei e und o mitmacht. (Vgl. M. L. frz.nbsp;Gr. 62.) Ein solches Urteil ware historisch durchaus glaubhaft,nbsp;denn der Gegensatz zwischen Frankreich und Burgund war zu Beginnnbsp;der Karolingerzeit (VIII. Jahrh.) sehr stark: Girart von Rossillon, dasnbsp;Heldenepos, welches jenen Konflikten gewidmet ist, sagt: 8242nbsp;Franceis a Borgignons non ont amor.
Lauthistorisch allerdings laGt sich Folgendes dagegen einwenden: DaG ka frh zu cha wurde und dies zu chie, lange bevor frei a zu enbsp;wurde und vor der Monophthongierung von au zu o (caule(m) ;gt; chot),nbsp;ist an sich glaubhaft. Aber man bedenke: Nebentoniges wirdnbsp;franzisch nach Zischlaut zu e: caplllos chevels (R 33); pik. abernbsp;bleibt k und folglich auch a: Auc. 12, 19 caviaus. Hier ist also dienbsp;franzische Entwicklung a ^ nachwcisbar assoziativ. Da nun capu(t)nbsp;franzisch chief und auch pik. kief ergibt, ist hier der Einflufi dernbsp;k-Verschiebung auf die Entwicklung von a zu in Frage gestellt. Damitnbsp;ist aber auch in Frage gestellt, daC sich i a. k a einerseits undnbsp;frei a anderseits zu verschiedenen Zeiten entwickelten.
Die Liickingsche Theorie einer gemeinfranzsischen Diphthongierung von frei a lost diese Schwierigkeit. Fr diese Diphthongierung spricht vieles: Einmal, daC frei a vor n diphihongiert (S. 104!.). Alle
Beispielsweise Amis 2517, Aiol 21B5 usw. Auch in R reimt ai ebensogut mit e aus a, wie aus gedeckt e (S. I03j.
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III. Lauehrei frei a.
Tonvokale zeigeii gleichmaCige Entwicklung vor Oral wie vor Nasal. Nur 9 diphthongiert vor Nasal nicht zu om, n war also vorn artikuliert.nbsp;Wenn nun a n zu aen, ain wurde, fehlt eine Begrndung dafr,nbsp;dais es vor Oral nicht auch zu ae, at wurde.
Zur gleichen Vermutung fiihrt Folgendes: cane(m) wird zu chiefly entwickelt sich also wie i a vor Oral (S. loi), manu(m) aber gibtnbsp;main. Folglich ware jenes der altere, dieses der jngere Vorgang,nbsp;denn sonst hatte auch cane(m) *ckain geben mssen. Nun ist abernbsp;in Frage gestellt, daC e in chien eine Folge der k-Verschiebung ist;nbsp;Denn auch der NO. hat kien (AioI 8265, ALF 277). Folglich istnbsp;auch in Frage gestellt, daC die Entwicklungsprozesse in chien undnbsp;main zu verschiedenen Zeiten stattfanden, da nicht anzunehmen ist,nbsp;da6 eine spontane Veranderung des a durch die Nasalierung auf-gehalten worden ware, dann aber a vor n trotz der Nasalierungnbsp;diphthongiert hatte.
Schliefilich lalSt der O. frei a zu ei werden (S. 100), was sehr wohl eine Weiterentwicklung von alterem aCy ai sein kann. In dernbsp;Periode der Entdiphthongierung ware also *aiy gleichzeitig mit au, imnbsp;Zentrum vor Oralen zu monophthongiert worden und daher die Lange;nbsp;*iai (*ckiairy *chiain) wurde entsprechend zu ii. Im O. aber bleibtnbsp;ai als eiy im SO. wird ai zu a reduziert, oder *amair wird zu amarnbsp;provenzalisiert, wahrend tserchier vom prov. tsercar schon zu starknbsp;differenziert war, um ihm zu folgen.
E. Blankenstein, Zur Entwicklung des freien betonten A (Beiheft 6, Jahrbuch Hamburger wissensch. Anstalten 1915) sucht innbsp;modernen Dialekten noch die Etappen direkter Entwicklung von anbsp;zu e nachzuweisen, unterrichtet aber nie darber, ob das Nachgewiesenenbsp;auch primar ist.
Beispiele: R 32 nasu(m) nes, 34, 93 latus lee;, 51 *sbtelares soulersy 155 clave(m) clef, 164 suave (Neutrum = Adverb) suf, 180nbsp;gratu(m) gre, 181 *degradu(m) degr, 253 clara clere.
Suffixe. Sie kommen, da j a ie ergibt, meist in Dubletten vor, die sich gegenseitig beeinflussen, worber i a (S. lOi) zu vergleichen ist.
-are R 147 demorer, 267 penseVy cesser usw.
-atis chantez, R 347 sernionnez. Das Vorbild der Uniformquot; der 5. Person: R 9, 10 venez, prenez.
-a(ve)runt (6. Person Perf.) B 185 troverent.
-atu(m) (Partizip) R 33 recercelez, 38 fourmeZy 47 desguisee (-ata). -ator (Berufsbezeichnung) imperator emperere. ber die Deklinationnbsp;des fruchtbaren mit -arium konkurrierenden Suffixes s. Deklination: 2. Mask.-KIasse, Akzentwechselnde.
-tate(m) (Adjektivabstrakta) R 162 p'ost (potestate(m)), 169 volent.
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HI, Lautlehre: frei a.
-ale(m) (Adjektiva, vgl. deutsch -licH) vlkst. -el, gelehrt (und mund-artlich) -al. R 213 infernal, vgl. nfrz. hotel und hopital (sub-stantiviertes Adjektiv: casa hospitalis).
-are(m) (lat. das gleiche Suffix wie -ale(m) nur bei l-Stammen zu -are(m) dissimiliert) *sbtelares Schuhe, R 51 soulers, sngulare(m) Ebernbsp;sengler, nfrz. soulier, sanglier, durch Suffixtausch mit -ariu(m).
Bemerkung. Dem franzischen aus a entspricht im Osten ei: Ob es e voraussetzt, oder alteren gemeinfrz. Diphthong, ist un-entscheidbar. Gelegentliches ei der Pikardie (Aiol) und Agln. (St.nbsp;Thomas) ist wohl auf stlichen Einflufi zurckzufhren. In B istnbsp;ei fast konsequent durchgefhrt; Lautanalogisch gehen mit frei a:nbsp;rat eirt (B 315) und Gelehrtes wie mateire (M. Brut 205: eire rat;nbsp;vgl. Dial. Greg. S. 287, 34). Die Schreibung M. Brut 63 deirsnbsp;(clericos, die Ausgabe falschlich ders) zeigt, dafi der Abschreiber dersnbsp;der Vorlage fr daros hielt und deirs schrieb; so drfte die ganzenbsp;Hs. erst sekundar wallonisiert worden sein.
Beispiele: 9 loei, ii armeis, 18 clarteiz, 48 ad-dent-atu(m) (Reich. Gl. 43 pronus: qui a dent jacet) adentei, 53 sapit seit,nbsp;96 espeie, 156 citeiz, 167 amb(u)lare, (S. 175) aleir, 171 naves neis.
Monosyllaba. Einsilbige Worte stehen im Satz oft nebentonig. In dieser Stellung bleibt nun a (S. 113). Und so finden wir im Jonas 25;nbsp;de cel ml (malu(m)), aber32: de mals christidnis. Und ebenso stehen:nbsp;l neben dl (al(i)u(m)), tl neben tal, kr neben car (quare). nbsp;Wahrend valet valt, va(de) va, stat estd, *at (habet) a(t) und dienbsp;Pronomina ma, ta, sa, la (illam) nur nebentonige Formen besitzen;nbsp;les (lls) neben la zeigt nach- oder zwischentonige Entwicklung.
frei a -f 1: Nordfrankreich zerfallt in vier Gruppen: Der O. vcr-schiebt a vor 1 nicht, 1 wird zu u: tale(m) ist heute to (Herzog, 160). B 16 taus talis ist wohl nebentonig entwickelt. Vgl. hauptonig: B 86nbsp;teil tale(m).
Das . Z. lafit 1 fallen: Christian, Parz. 6955 autretes (tales): nes (nasu(m)). Ebenso reimt Rustebuef t (tale(m)), j/*/(hospitale)nbsp;nur mit , verschleift also / satzphonetisch und verallgemeinert dies.
N., W. und Z. vokalisieren 1: St. Thomas hat teu, queu vor Kons., der neue Diphthong eu schlagt sich zu ieu aus frei 1 (mieus), freinbsp;o 1 (ieus) usw.: talis tels gt; tieus, qualis quels gt; kieus, hospitalisnbsp;oste Isnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ostieus. Chr. de Pisan reimt Rond. 63 mieus: tieus. Die
Reichssprache verallgemeinert die Pausaformen: tel, hotel.
Der Sdwesten schliefilich verschiebt a vor 1 nicht (provenzal ischer Einflufi), vokalisiert 1 auch satzphonetisch und verallgemeinert dies: sal ist also heute sdo, sdu, sad; die Formen von natale(m) ent-sprechen. R 158 jocale joiau (Subj. Plur.) hat das Suffix -ellus an-
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genommen: Vgl. Rust. Secr. 321 joiaus : biatis, aber 319 ost (hos-pitale) ; ost (obstatu(m)).
2. i a gt;. ie (Bartschsches Gesetz). Wer, wie Bartsch, die altfranzsischen Assonanzen und Reime durchsieht, bemerkt bald, dafinbsp;lat. a sich gespalten hat, und bald e, bald ie ergab. Nehmen wir dienbsp;ersten Verse von B: 5 in-bosc-are entluschier: ad-damn-atic-arenbsp;adamagier, aber ii armatos armeiz'. con-rd-atos ctinreiz. Odernbsp;R 309 bajulare bailler: *trpaliare travaillier\ aber 316 para(b)olarenbsp;parler: aler. Die Worte, in denen a als ie wiedergegeben wirdnbsp;(gleichgltig ob dies i konsequent geschrieben ist oder nicht), reimennbsp;Oder assonieren in alterer Dichtung des Kontinents nie mit Worten,nbsp;in denen a gt; ^ (resp. ei) ergibt. Wohl aber assonieren die ?gt;-Wortenbsp;mit ie aus frei lat. oder -arius: B 33 rm rien: Trojani Troen;nbsp;41 trncatu(m) trenchie: pde(m) pie usw. Zahlreiche Beispiele in R.nbsp;Geht man nun den Grnden dieser Spaltung von a nach, so findetnbsp;man alsbald, daC, wo es ie ergab, dem a ein i- oder k-Laut voraus-ging (wenn nicht das Suffix -arius zu Grunde lag: Vgl, den Reimnbsp;B 81 dexter-ariu(m) rechtes Handpferd destrier: vndicare vengier.nbsp;Davon spater). j a ergab also ie, das (auer vor Nasal) spaternbsp;mit e aus a wieder zusammenfieD): Wir haben also nebeneinander:nbsp;lat. claru(m) afrz. dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nfrz. kleir (clair)
caru(m') nbsp;nbsp;nbsp; f ckier (tjisir)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; Je:r (cker)
cane(m) nbsp;nbsp;nbsp; \ckien (tjiem)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(chien)
Beispiele: B 41 capu(t) chief, 97 germ, skara Scharquot; eschiere, 321 cadit chiet usw., woraus zu ersehen ist, daC hier der Osten mitnbsp;der Schriftsprache ging, wenn sich auch Schreibungen mit iei findennbsp;(L. Ps.). Vgl. dagegen fr -arius B 140 chevaleirs. R 21 carasnbsp;(griech. m^rj) chieres, 120 ad-genuc(u)l-atu(m) agenoilli.
Suffixe: -iare: R76 basjare besier (aus baisier), R92 germ, spehon e spier ( espiier). -iatu(m) B 41 trenchi, 71 eslongiez usw.
-iatis gt; -iez, (h)a(b)eatis aiiez, und danach R 326 p'ussiez. (-(b)ainu3 ^ *-^janiUS -iens). | Der Schwund des b dissimilatorisch innbsp;-(b)atis ^ *-?jatis -iez, R 330. J habeba(m). Hiatus -j- an der Schwundstelle.nbsp;ia(ve)runt B 148 colchierent (collocarunt), 330 cuidierent.
') Zum lautphysiol. Problem vgl. Einleitung S. 30' und unten S, 149, Dafi dann chier zu chir wurde, beruht auf dem starkeren Einrollen der Zungenspitre beim Zischlaut.nbsp;chien hat denn auch nfrz. weit tiefere Zungenspitze fr ch (), Warum aber laissier gt;nbsp;laisser, baisier gt; iaiserf Das zeigt uns -ier aus -ariu(in): Es bleibt nfrz.: huissiernbsp;(stiariul'm)), menuisier usw.; nur nach Zischlaut wird -ier aus angegebenem lautphysiolog.nbsp;Grund zu -er\ afrz, touchier )gt; nfz. toucher. Folglich sind laisser, vous laissez; baiser,nbsp;vous baiset usw. Analogieformen.
Auch n- und 1-Stamme gehen den gleichen lautgesetzl. Weg, indent der Stamm-konsonant palatalisiert, das i infolgedessen absorbiert wird. Vgl. deigner (dignare) mit denier (denariu(m)): dsti und dun; travailler mit chevalier-, travaj und Jvat.
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III. Lautlehre: i a.
Wie die Verbalsuffixe Dubletten von i-losen Suffixen sind, so auch die Nominalsuffixe (vgl. S. 99):
-j-ator: judic-ator jugiere (S. 126), praedicator preechiere (gelehrt). -i-tatem: societate(m) soisti, dignitate(m) deinti Rol. 45 Besitz.nbsp;Von nialefatiu(m) mauvais wird R 182 mauves-ti gebildet. Dasnbsp;-i-lose Suffix -t greift nun analogisch um sich, und so haben wirnbsp;Auc. 4, 22 soist, inBartsch-Aliscansig, 16 1amicitate(m) amistnbsp;(statt amisti) in ^-Assonanz. Fiir pi(e)tate(ni) steht umgekehrtnbsp;neben pit/ analogisches piti (Aiol hat beide in Assonanz), dasnbsp;nfrz. obsiegt. Andere halten piti fr die Urform. Vgl. Cohn,nbsp;S. 271. Beide Formen sind gelehrt und von plus beeinfluGt.nbsp;'i-ale(m): regale(m) Eul. regiel, B 127 reial. Dagegen fallt c innbsp;jocale j'el lautgesetzlich (S. 154).
Monsyllabum: calet ergibt haupttonig chielt (Eulalia), neben-tonig: chalt (Rol.) )gt; ckaut.
Bemerkung. In der Schrift wird das Bartschsche Gesetz haufig vernachlassigt, sonderlich wo zwei i aufeinanderfolgen. In Assonanzennbsp;und Reimen aber ist vorab mir England nachlassig (etwa seit 1150nbsp;vgl. Vising, Z. f. S. XXXIX, S. ff.). NO. und O. lassen auchnbsp;dieses i zu te werden (S. 85) und binden -iata mit -ita, Reime, dienbsp;sich wohl durch Nachahmung in vielen Dichtungen auch auGerhalbnbsp;des NO. finden;
Vgl. die Schreibungen B 350 esveillie statt esveillie ex-vgilata, 351 repairie repatriata; und den Reim: R 3 1invitiata envoisienbsp; envoisie franzisch); courtoisie.
Daher gingen im NO. a und i ^ ganz verschiedene Wege; stabat ist estevet, aber manducabat marjivet (Dial. Greg., S. 40, 41) undnbsp;genau so noch Neuwallonisch; tfantve aber mariitve, die Infinitive:nbsp;tjant, aber marii: (Herzog, Stck i, 28 und 206).
GelegentlicheVernachlassigung des ^Vbei afrz. Kunstdichtern beruht meist auf Verderb: R 114 C9gita(v)i cuidai gt; cuid: 1vcitatu(m)nbsp;vuidi (VmV/geschrieben); doch seit dem XIII. Jahrh. beweisen VerstGe,nbsp;daG i in Verbalformen durch e ersetzt wird. Im XIV. Jahrh. zeigtnbsp;Christine de Pisan (Paris, Hof!) in der ii. Ballade, die auf demnbsp;Wechsel der Reime -e (-ata) und -ie (-iata) beruht, wie scharf sienbsp;noch scheidet. Aber ein andermal (Rondeau 36) reimt sie e (habeo)nbsp;mit tongi commeatu(m). Reime wie amer: laissier sind regelmaGignbsp;erst bei Charles dOrlans1).
Seibst im spaten Volksepos sind VerstCe gegen das Bartschsche Gesetz relativ selten. Erst im Gaufrey enthalten die meisten e- (aus a-) Tiraden auch -ie. Vgl.nbsp;Tirade i, Vers 3 canter: A proisier (pretiare): 32 ester: 33 denier (denariu(m)). Dichternbsp;Oder berarbeiter assonieren nachlSssig.
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III. Lautlehre; a -f- i.
3. a j ergab afrz. ai, das im Epos mit gedeckt a assoniert; Rol. 310 repatrie(m) repaire: contrariu(m) contraire: patraster parastres^).nbsp;Im XII. Jahrh. nahern sich die beiden der Zungenartikulation nachnbsp;kontraren Laute zuerst im Norden: Ph. de Thaon (ca. 1125, England)nbsp;reimt bereits paistre: beste, und so mag es auf agin. Einflufi beruhen,nbsp;wenn St. Thomas, S. 23, S. 34 usw. ahnliche Reime hat. Auf demnbsp;Kontinent reimt schon in Cligs 4902 maistre (magistru(m)) mitnbsp;estre (typischer Reim, vgl. R 138)^). Im XIII. Jahrh. ist ai franzischnbsp;durchaus e.
So haben wir in B (XII. Jahrh.) meist noch ai: 119 factu(m) fait: frank, wahten agait, 226 tractu(m) trait: fait. Aber B 271 viere:nbsp;maniere gegen M. Brut 3183 vaire: faire. In der Rose ist ai vonnbsp; aus gedeckt e oder frei a nicht mehr getrennt, und es reimen:nbsp;R II placet piest: Verbalsubst. von ad-resto arrest, 156 *exmeratusnbsp;(von merus ,,rein) esmere: firmare *aio fermer. 168 *aio ((h'a(b)eo)nbsp;e: volntate(m) volent usw. Das hat natrlich auch seine Wirkungnbsp;auf die Schrift, die zwischen ai und e schwankt: 224 *retrajere (S. 163)nbsp;retraire: tere schweigen. Dafi die Schriftsprache die etymologischenbsp;Schreibung beibehielt, sei erwahnt.
Schliefilich ermglichte die Monophthongierung von ai gt; s die bereits S. 7Q erwahnten Reime mit ws: R 271 sas soies (swas): *aiasnbsp;aies (os). Im NO. und O. ist die Entwicklung anders; Wir habennbsp;die bliche Diphthongreduktion aifgt; a, vgl. S. 69, 85, 91, Veng. Rag.nbsp; I. Schon Floov. hat stets magis mas, factu(m), facit sind heutenbsp;lothr. fa, vgl. ALF 530, 533, 746 (lait), Herzog, Stiick i6a.
a 1 ! Wie immer hat / die Zungenhebung gebunden: B 25 batt(u)alia bataille: Konjunktiv *assaliat asaille nfrz. batdij,nbsp;asaij, das d erhalten und erst nfrz. in Paris eine Spur nach 0nbsp;hiniibergeschoben, j das Produkt von afrz. i. Vgl. R 174 *tripdliatnbsp;travaille: valeat vaille.
In -aciu(m), -acia, -atia bleibt a in Erbworten gedeckt, i ist also nach Assibilierung von c gefallen (-atsa), der bliche vlat. Schwundnbsp;nach mehrfacher Konsonanz. (Vgl. t igt; S. 150.)
Beispiele: B37 *mmaciat manace: platea place, R 28 facie(m) vlat. face, R 250 facias faces, B 247 facio faz, R 51 laq(u)eumnbsp;laz, R 52 solaciu(m) soulaz.
Andere Tiraden des Rolandslieds dagegen binden faire: estre \tw. (Tirade 4, Repetitionsstrophe, T. 53 ungeschickter Einschub, 65, 75 usw.). Die gleiche Sachlagenbsp;werden wir bei frei a -)- n beobachten, wo auch Rol. 2264 main: pres (presse) assoniert. Diese Reime ai: s sind vermutlich Anglonormandismen Oder Normandismen.
2) Die Entwicklung von ai zu s ist nicht in jeder Stellung gleich schnell gewesen: Christian halt in der Schreibung -ai im unmittelbaren Auslaut (ferai), im Inlaut abernbsp;hat er e: fet (factu(m)) auSer vor -e: feite. Vgl. Cligs, 3. Aufl. S. LXXVIII.
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in. Lautlehre: Suffix -arius; i -f- a -f- jJ f1quot; a n.
Suffix. -ARIUS bezeichnet den Produzenten (carpentarius), Verwalter (molinarius), Hter (1berbecarius), als Neutr. und Fem. dennbsp;Behalter (panarius Korb, vgl. R 154 aumosniere ,,Almosentasche),nbsp;wohl von da ausdenBetrieb (gall. 1meina robes Metall,
14 miniere Grube, perriere^ M. Brut 647 perires^ Steinschleuder-maschinen); von da aus formal bertragen ohne Bedeutungsverschiebung des Simplex; plvus pons Staub gt; nfrz. poussi'ere Staub, pik.nbsp;plver poure Alisc. Bartsch 43 pourire in gleicher Bedeutung usw. nbsp;Adjektivisch gebraucht ist: R 384 costumiere fem. gewohnt.
Die formaleEntwicklung ist schwierig: Feste Punkte sind: Reich. Gl. 1096 sorcerus (aus 1sortiarius Looswerfer, Zauberer1 )undKarlsruhernbsp;Gl. 87 in paner (= panario) de virgis; -ariu(m) ist also zu 'eru(m)nbsp;geworden, ob durch Umlaut, ob ber -airu(m) (vgl. Pirson 51,2 -airasnbsp;fr -arias), ob von frk. sru(m) verdrangt, 1st unentscheidbar. Letzteresnbsp;am plausibelsten. (Vgl. Eide, Lothariu(m) Ludher, Luhereni)
Nun finden wir auch im Prov. -ter: 1st dies nicht aus dem Frz. entlehnt, was unwahrscheinlich ist, so kann nur -?rius (das Prov. di-phthongiert s und o nur vor i) oder -j?ru(m) die Grundlage sein.nbsp;-ieru(m) aus -iariu(m) (1bestiarius, 1sortiarius) hatte im Siiden umnbsp;sich gegriffen, und das Suffix uniformiert.
Schliefilich zeigt der Os ten -eir: Alexanderfragm. 76 cavalleyi\ B 140 ckevaleirs, neulothr. pmei, pmj (panier), im SO. panai. Vielleichtnbsp;liegt eine Verallgemeinerung von -iariu(m) vor, da, wie wir gleichnbsp;sehen werden, i -f a j im O. ergibt. Der Lothr. Ps. hat oftnbsp;-ieir: I, 10 psaultieir (Mischform oder Urform?).
Die weitere Entwicklung von frz. -ier zeigt Spaltung; Nach Zisch-laut (R 133 touchier, nfrz. toucher), n und /, die palatalisiert wurden (pa-qe, pale), wird es monophthongiert (vgl. S. loi1). Im NO. wird -iernbsp;natrlich zu i(r), vgl. erwahntes pourire Staub, neupik. pani Korb.
Vgl. M. L., frz. Gr. 187, Cohn, S. 274 ff., Ro. F. 26, S. 837. Im Domesday-Buch (Zt. VIII, 359) hat -ariu(m) die Formen: -krnbsp;(franzisch) -er (normannisch) -eir (ostlich): Namen sichern dem Suffixnbsp;Starke Freiziigigkeit.
4- i a i gt; 1iiii gab wie 1iei aus ? -|- i: nbsp;nbsp;nbsp;B ill jacet gist.
Suffix -iacu(m) in Ortsnamen: Floriacu(m) Fleury; im O.: Fleurey (bei Dijon), Bucey (franzisch Bucy, pik. Buchy).
5. frei a -\- Nasal: Eulalia manet maent, afrz. maint. Im Epos assoniert dies di noch mit a (Krlsr, 286 manu(m) main: ambulandonbsp;amtlant: tndit tent)^). Monophthongierung zu s wie bei a -( i:
Rol. 2264 main: ait (habgat): prCs (presse) zeigt dasselbe Problem wie ai aus a -j- j im Roland. Die Monophthongierung ist im Norden schon im XII. Jahrh.nbsp;vollzogen (vgl. S. 103),
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B 40 clamat claime, 297 nonn-anes nonains. Der Diphthong reimt nur mit sich oder mit at aus a n j: B13 plana plaine\ *companianbsp;ctf.mpaine-, und ai aus ? n, vgl. 188 remanre gt; ^remanerenbsp;remaindre: accingere achaindre, 353 fontana fontaine-. plena plaine.nbsp;In R ist ai bereits i: 253 sana saine (seno): ex-sunnea Shne gt;nbsp;Entschuldigungquot; essoine (eswena) (vgl. R 277).
Suffixe: -ane(m) gt; -ain, s. Formenlehre, 2. fern. Dekl.;--anu(m)
(adjektivisch, Zugehrigkeit), villanu(m) Villenbewohnerquot; vilain Bauer gt;gt; R 133 Bauerquot; im pejorativen Sinne, schon Bible G.: 983nbsp;schmutzigquot;. Romanisch an Adjectiva (certu(m) certain). Adverbianbsp;und Prapositionen: de-retro dererain, vgl. S. 167. Zur Vermischung mitnbsp;-aneu(m) (sbitaneu(m) gt; sbit-anu(m) sodain) vgl. Cohn, S. 160 ff.
Bemei'kung. B 168 Diane-, vane sind Latinismen; volkst. ergibt vanu(m) vain, fem. vaine; exame(n) afrz. essain, nfrz. examen ist gelehrt. nbsp;Suffix -amus wich vorliterarisch -mus nach sumus. Eulalia oramnbsp;(oramus) ist Latinismus- Freies und gedecktes a (auch vortoniges)nbsp;vor n wird agin, seit dem XIII. Jahrh. (J. B. XII. 1. 213) zu au: manu(m)nbsp;maun, cantat chaunte. Vgl. Krlsreise Hs. 16, 22 usw.
6. nbsp;nbsp;nbsp;i -j- frei a n. Wahrend frei a n gt; ain wurde, ist i nbsp;a n zu -ien geworden. Vgl. Eulalia: *Maximijanu(m) Maximien,nbsp;paganus paiiens, *Christijanu(m) chrestien (i^iien), cane(m) chien. -Der Diphthong reimt mit ien aus frei n: B 34 Trojanum Trdiennbsp;(= Troiien): rm rien. Er bleibt als js, jen bis heute. Anglonorman.nbsp;Vernachlassigung: B 362 Trotens: tens (tempus). Zur Entnasalierung:nbsp;payen, paye'nne (paje, pajen). Suffix *ejamus S. lOl unten.
Bemerkung. prpe-anu(m) afrz. prochien wird durch Suffixtausch zu prochain (Rou 2603).
7. nbsp;nbsp;nbsp;a n i. | ||||||
| ||||||
Bemerkung. Planga(m) ist afrz, plagne, nfrz. plaigne richtet sich nach plaint, chataigne nach chatain. John E. Matzke ai and ei ...nbsp;before Nasals P. M. L. A. 21, 1906, 676 ff. hat die Frage anders |
io6 III, Lautlehre; a n -j- j; a -f- y; gedeckt a.
beantwortet; Afrz. sei allgemein ai das Resultat, chataigne sei laut-gesetzlich und nfrz. -agne Latinismus und Italianismus. Man ver-gleiche aber das auf S. 77, 83, 89, 95 ber andere Vokale in gleicher Stellung Gesagte. Einen Beleg fr das hier Behauptete erbringt ALFnbsp;251 chataigne: Verbreitet sind im SO. und NW. Formen wie JataT\,nbsp;jatari, in der Wall. findet sich pikardisierendes kastari; in der Pikardienbsp;aber katsn, also aus ai und dentales n. Der Reim B 13 plaine:nbsp;cumpaine (S. 105 oben) kann ebenso erklart werden.
8. nbsp;nbsp;nbsp;a -f u ergab wie au u (S. 97) vor der Entwicklung vonnbsp;frei a zu s; au, das im O. wie im Provenzal. bleibt: Pictavum Peitau,nbsp;im Z. zu -pu assimiliert wurde1): Peitpu gt; Poitou, Andecavu(m) Anjou.nbsp;Rol. 2945 assoniert es mit gedeckt p und wie S. 82^ gesagt, erscheintnbsp;OU schon im XII. Jahrh. als Monophthong {u, aber auch ol Rosenbsp;reimt fagus und clavus mit grossus, Langlois I, S. 212). Weiterenbsp;Beispiele: fagu(m) fow, cava choue (S. 158) nfrz. chouette.
Die Vokalisierung von 1 -f Kons. zu u ergab aus al den Diphthong -au: B 15 vassaus (vassallus): taus (talis); fr dies au gibt Meigretnbsp;noch die Aussprache ao an. Nfrz. Monophthongierung zu : alterumnbsp;autre (o:tr), im Auslaut kurz: chevaux (Jvo). Der Diphthong lautetnbsp;noch in Dialekten (Herzog, Dialekttexte 163), vgl. M. L., frz. Gr.nbsp; 92 und frei a 1 S. 100.
9. nbsp;nbsp;nbsp;Gedeckt a -f Oral bleibt; B 12 combattere ci^nibatre, 33 germ.
*sparanjan nbsp;nbsp;nbsp;esparnent {vAxz. pargnent), passu(m) pas, 47 partes
parz, 105 re-wardat regarde, 115 strangulant estrang/ent, 263 quatt(u)or quatre usw. Das sog. parasitische i stl. Texte, vgl. Bartsch,nbsp;Stck 46, 44 quairt (quartu(m)), tairt (tarde) usw. mchte ich sonbsp;verstehen: Gedeckt a wird lothr. nach vorn verschoben, s artikuliertnbsp;und ai geschrieben, wie ebenda 46, 10 fr verrat: vairait geschriebennbsp;wird. Aber auch bleibendes a wird so geschrieben, da sich dernbsp;Diphthong ai aus a -f i zu 0 reduziert. Neuzeitliche Beispiele fr beidenbsp;Vorgange: Herzog, Stck 16. Spater wird auch im Z. a vorgeschoben.
^ 1) vgl. a u. Suffixe: -aticu(m) zum gehorig'1 slvaticum vlat. salvticu(m) salvage Wildquot;. Der NO. hat -ache (vgl. S. 119);nbsp;-aige (ed53) kann nicht a -f- i sein, sondern zeigt den erwahntennbsp;bergang von gedeckt ;gt; s: Vgl. Reime wie Pathelin 163: corpus-aticu(m) corsaige: neige Schnee, 443 formaticu(m) (Pirson 47, i)nbsp;froumaige'. aurai ge. Zur Verbreitung M. L. frz. Gr. 102.
In der Westpik. heute in stl. Dial, ao, aw, ow, aw, vgl. ALF 304 clouquot; und M. Brut 646 1caclagos Steinequot; Caillaus, aber 1512 Petou. Aiol 8815 fannbsp;(fagu(m)). Altestes Vorkommen von ow. Domesdaybuch, Zt, VIII, 33, Belfounbsp;(fagu(in)).
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III. Lautlehre: gedeckt a.
-a(vi)sse(m) chantasse; im O. -aisse: Dial. Greg. 91, 21 dignasset (dignaretur im lat. Text) deniaist, Elie 332 portaissent: confesse.
-ard germ. Reginhard Renart (Tierfabel); aus der augmentativen Verwendung erklart sich die pejorative Bedeutungsverschiebung. Vgl.nbsp;Glaser, Le sens pjoratif du suffixe -ard en frgs. Ro. F., Bd. 27,nbsp;S. 936.
Bemerkling. Zu R 65 carne(m) char, nfrz. chair vgl. S. 87; doch kann auch Mundartform vorliegen.
spatula Schulter, aus griech. OTtccd^?] Schwert, afrz. espalle, ist Buchwort, da es volkst. mit vetulus usw. zu *spacla hatte werdennbsp;mssen (M. L., Einf. 29), vgl. S. 146, 171.
aqua hat sich seit altester Zeit in mehreren verschiedenen Formen entwickelt: zu aigue (B 298) im O. und W., also a -j- i und Deckungnbsp;wie im Provenzalischen. Andere Formen dagegen gehen auf *avanbsp;(qu Intervokal w),zuriick. Nach Schiirr Zt. 41, 117 entwickelt sichnbsp;*ava wie a u: O. aue, NO. cue, doch fehlt die zentrale Form oue.nbsp;Hiatus-w (O. auwe, nlothr. of), Gleitlaut (zentrales eue gt; eaue gt; iau)nbsp;erschweren das Verstandnis. Dabei sichern Reime Formen mit v:nbsp;Rustebuef, Seer. 567 Azj^Eva; Pathelin873 flamisch Codes gave:nbsp;eaue, ein Nebeneinander, das an das afrz. Imperfekt erinnert. Die meistennbsp;Texte brauchen mehrere dieser Formen. Vgl. S. 157. Die Wort-ausgange -abilis, -abolus, -abula sind meist gelehrt entwickelt:nbsp;fructifiable (B 178), diable, table usw. sind Buchwrter. tabula, vlt. *taulanbsp;gibt lautgesetzl. tole ,,Eisenblech, wie parabolo gt; *paraulo gt; parol.nbsp;Aus semantischen Griinden tritt E. Staaff, Le dveloppement phontiquenbsp;des suffixes -abilis et -ibilis en frangais (Studier i Modern Sprakveten-skap V., S. 117), dafiir ein, dafi -ab(i)lis gt; -awle erbwrtlich entwickeltnbsp;sei; -able im Zentrum und Westen sei Lautanalogie (bilabial w b),nbsp;Vgl. Spitzer, L. Bl. 1915, 211. stliche Formen s. Adam de lanbsp;Halle, Bartsch 76, b. 21 mUaule mtabile(m), 65 delitaule delecta-bile(m), vgl. Lothr. Ps. 17. Das diaule der Eulalia ist heute djailnbsp;,,Teufel, ALF 403; toil *taula; ALF 1273.
10. Gedeckt a Nasal ist frh nasaliert, der nasale Kons. spater verstummt; B 8 quando quant, 32 grande(m) grant, 47 ambas ambes,nbsp;62 germ, war-ant-e(m) garant, 103 germ, blank-us blans\ germ,nbsp;hlankos (?) flans, 130 incalciando enchauchant (franzisch enchaugant).
anima gibt entnasaliert nfrz. dme] afrz. nbsp;nbsp;nbsp;(B 92) hat Dissimilation
von anme arme.
Suffixe -antia (-entia) vom Partizip zur Bildung von Verbal-abstrakten: Alex. 13 cr'ance (cred-antia), chance (cad-antia) Wrfel-fall )gt; Hasardglck, nfrz. chance, B 80 pesance. Zu gelehrt -ence neben -ance vgl. Cohn, S. 74 ff.
-ocr page 122-io8 III. Lautlehre. Nebenton vor Konsonant:
Kapitel 13.
1. Nebenton.
a. Vor Konsonant.
Hat ein Wort vor dem Hauptton eine oder mehrere Silben, so batte die erste dieser Silben im Vlat. und Afrz. einen Nebenton (^).nbsp;Der nebentonige Vokal diphthongiert nicht spontan. berhaupt sindnbsp;seine spontanen Veranderungen unmerkliche: So ist das a von (h)abrenbsp;noch heute a. Aber in Paris ist es stark nach e zu verschoben. Innbsp;anderen Gegenden ist auch in der Aussprache Gebildeter die flachenbsp;Zungenstellung geblieben, in anderen wieder eine leichte Lippen-rundung eingetreten.
Verstummen des Nebentons ist schriftsprachlich verhaltnismaCig selten, und auf zwischenkonsonantisch freies beschrankt); anderenbsp;Vokale verstummen gelegentlich vor r und 1.
berhaupt ist der EinfluI3 der Umgebung stark: Folgendes Zungen-R ffnet zu a, gedecktes r schlieCt im Osten gt; vor-hergehender Zischlaut schliet zu , ja in Dialekten zu z: Garmnanbsp;prov. Garonna, von den franzsischen Anwohnern Gironde genannt. nbsp;Labiale Umgebung rundet. Auch Dissimilationen vom Tonvokal,nbsp;Assimilationen an denselben, kommen hinzu. Folgendes i verbindetnbsp;sich mit dem Nebenton diphthongisch. In flektierenden Formen stehtnbsp;der Nebenton unter dem Einflufi stammbetonter Formen: So gabnbsp;amare amer aber unter dem EinfluC von amat aimet: aimer.
Vlat. I: B 89 ir-iatus iriez, B 156 civitate(m) -s citeiz.
Rundungdurch Labiales: affibul-are mit der fibula ein Gewand schliefienquot; afubler, prmariu(m) afrz. premier^), pik, wall, prumier,nbsp;Herzog, Stck 2, 31 prymi.
Dissimilation von Ton -i: B 30 vlcnum vlat. 1 2vecinu divfnu(m) devin, vgl. B 252 devin'tf-r divin-atre(m); finre, Pirsonnbsp;32,28 defenitum, sS.tz.fenir neben analogischem und denominativemnbsp;finer\ vlat. dm?dium (Diehl 455) statt dmidium (M. Brut 239 diminbsp;Latinismus) demi ist Prafixtausch. Dissimilatorische Vorgange bei
*) Htvett (nv0), ferai, (fr), MsUu (psj0) erklaren sich aus mon n(e)veu, je f(e)rai usw., vgl. mamslle, oui, ma csinequot; (Paris), l vl'aquot;. In den Mundarten gehen solchenbsp;Krzungen weiter. Vgl. Herzog, Dialekttexte, 248 ff.
prmariu(m) gt; premier wohl nicht Ferndissimilation (M. L., frz. Gr. 22S) sondern Prafixtausch: 2praemariu(in). Zu premier neben lothr, promier vgl. prevostnbsp;neben provost und S. 143.; allerdings auch Flo. 271 pordu im perdu u. a.
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lU, Lautlehre. Nebenton vor Konsonant; , .
vrcnu(m) und divinu(m) werden angezweifelt und die Abweichung lat. mundartlich erklart. J. B. Xll. I. 94.
Vlat. gt; afrz. Y: B 280 1nlli (nach ci) nului\ -f- 1. B 29 bci'nas buisines, 42 plOs-ires pluist^r (nfrz. plusbeurs ist Latinismus).
Bemerkuilg. Dialektische Abschwachung in liquider Umgebung, s. Eckardt, afrz. Vortonvokale, Diss. Heidelb. 1904, S. 137. nbsp;M. L. hat Zt. 1911, 245 darauf aufmerksam gemacht, daB vortoniges ynbsp;in den meisten Fallen analogisch sein knnte (rua nach re, crlnbsp;nach cru usw.). In mehreren Worten findet sich aber o fr vor-tonig ; frmntu(m) froment, jostise und ein paar andere. Darausnbsp;ergibt sich die Mglichkeit, daB die Entwicklung vortonig O unver-schoben lieB. Doch berhrt M. L. die Frage nicht, ob nicht froment^nbsp;wenn lat. O vorliegt, aus einem der Dialekte stammen kann, die auchnbsp;unter dem Ton nicht verschieben. Beachte M. Brut 1032 furment.
Vlat. . Beide lat. e fallen in eins zusammen, das inlautend, ungedeckt heute verstummt ist, sonst assoziativen Veranderungennbsp;besonders stark ausgesetzt ist.
a) Aniautend B 16 esteit, 33 esparnent, 71 eslongiez usw.; vor Nasal: B 5 embuschier, 14 ensemble, 93 entrepris) zur Entnasalierungnbsp;vgl. ennui (nfrz. anqi neben anqi).
Bemerkung. breus ,,ebenhlzern, schonReich.Gl.896 eburneis: ivorgiis (g kann Zischlaut darstellen, vgl. S. 170) ivoire mit unerklartem,nbsp;vermutlich einer Wortkreuzung entstammenden i. Es handelt sich umnbsp;ein Buchwort. Vgl. Bartsch 48, 237 igal und vor r: Neben (h)eriternbsp;hreditare steht afrz. ireter, ireta^e; 1haeresfa (haeresis) gibt iresienbsp;(beide Aiol). Ob 1erciu(m) ne(m) tregon statt erigon (hrisson)nbsp;als Metathese zu fassen ist, scheint danach fraglich.
/) Inlautend lautet e nach und vor mehrfacher Konsonanz heute noch: B 233 Bretaigne (Brotari); 85 drecha, nfrz. dressa (dresa)nbsp;ist von Stammbetonten beeinfluBt. Vor Nasal; prenez (pran), vgl. nachnbsp;einfacher Konsonanz venez (vne), vor mehrfacher: prendrai. Vornbsp;r -f- Kons.: B 63 percha, afrz., nfrz. per ga (psrsa), vor M. c. L. B 92nbsp;sevreie (sparata) nfrz. sevre ,,entwhnt (savre). Vor Zischlaut;nbsp;*lviariu(m), R 40 legier, nfrz. lger, siccare nfrz. scher. Zwischennbsp;einfachen Konsonanten ist e vor r vielfach schon afrz. stumm:nbsp;Pirson 9, 27 vracius afrz, verais und vrais'^), drctu(m), B 171nbsp;dreit, facere aio ferai pik. wall. agln. frai^). Nfrz. ist vortonig e in
Auch das afrz. Verstumiuen ist eine Folge satzphonetisch zwischentoniger Stellung; Vgl. Aiol 731 vrais savre wahrer Ketterquot;, aber 773 Ie vrai savere. Pathelinnbsp;jernibieu (Fluch) aus ego rengo du(in) ;gt; je reni dieu. M. Brut 1023 Je frainbsp;vostre comniandement, aber 1026 Quantque voldreiz afres ferai, wonach also ferai nebennbsp;je frai, rente neben jernie, wie oben verais neben Ie vrai standen.
-ocr page 124-I lO III. Lautlehre. Nebenton vor Konsonant; .
dieser Stellung stumm: B 55 nevtf,d nfrz. nv0, mnre mener mne, jctare jeter'. Jte mwa sa, aber sate sa o f0. Und so hangt die Synkopenbsp;vom Satzakzent und natrlich auch von der sozialen Stellung desnbsp;Redenden ab, von der Mundart ganz abzusehen. Darum behaltennbsp;auch Buchwrter volltnendes e\ B 104 frivit feri nfrz. frir (Veng.nbsp;Rag. 5453 frist frsset), B 124 peri nfrz. prir, Aber auch dienbsp;Lautgestalt des Wortes kann die Synkope verhindern: Zwischen gleichernbsp;Konsonanz scheint der Vokal fester und die Aussprache von mmoirenbsp;braucht nicht gelehrten Charakter zu haben. Allerdings wird mannbsp;auch ddd fr dedans horen (il e did, mit langer Pause fr dennbsp;Verschlufilaut)*) gleich blichem d'sus, dsous. (sens dsus d'sousnbsp;drunter und driiber.) Aber immer sagt man: derrire (dErjeir); denbsp;retro, afrz. B 98, 122 derriere, immer mit zwei r. Hier liegt Be-einflussung von ad retro B 290 arriere (vgl. S. 146*) vor. Wo sichnbsp;sonst nfrz. d- im Anlaut findet, ist entweder dis- die Grundlage:nbsp;dplaire, oder war de gedeckt: d pit (dspctu(m)); dfendrenbsp;(dfndere), dduire (ddcere abziehenquot;) sind also Buchwrter.
Will man sich schlieClich eine Vorstellung von den heutigen mundartlichen Verschiedenheiten machen, so nehme man BI. 907 desnbsp;ALF neveu. Vor allen sind Wall. und Schweiz in der Erhaltung desnbsp;Nebentons konservativ. Allerorts bis in die nachste Umgebung vonnbsp;Paris findet man navo-Gebiete.
Noch nicht betrachtet wurde der Einflufi umgebender Laute auf \
Oral i glBt wie unter dem Ton, im Osten und Zentrum oi, im Westen ei. B zeigt auch hier bald die stliche, bald die agln.nbsp;Schreibung: B 30 *vcinas voisines, 68 xvit eissi, 127 rgales reial,nbsp;nfrz. royal, 180 peissifns usw.
1 bindet i; B 58 meilor nfrz. msjceir, doch bt das \ EinfluC aus, und wir finden im Osten milleur, (Aiol, vgl. vor anderen palatalennbsp;Konsonanten und Zischlauten Herzog, Dialekttexte 201, *lviariumnbsp;ligier, Bartsch 46, 33). Zu Floov. 899 moilour, vgl. das Folgende.
Auch n bindet j: d'ignare deignier (dri), B221 snire(m) seignor (sr^oe'.r). Auch hier in Mundarten signeur (Aiol), aber auch soignornbsp;(Floov. 1, 182), donier (dnariu(m) 719), im Zwischenton; losoingiersnbsp;(laus-ing-arius 824) mit anscheinend normal entwickeltem Diphthong,nbsp;wenn nicht Rundung bewirkte. (Vgl. S. 113'.) Zu Dial. Greg. 78, 13nbsp;foindant fingndo vgl. 9 -f ^ S. 77. Fr snire(m) hat diesernbsp;Text nur sanior und zeigt andere Wirkung schwach palatalisiertennbsp;stlichen s: Die flache -Zunge wandelt vortonig e zu a. Und so
'') Beispiele in Herzog 7, 19 dda, mit mundartlicher Entnasalierung, ALF 381.
-ocr page 125-III. Lautlehre, Nebenton vor Konsonant: , .
vor alien / und R: zlosus R 339 jalous, per gt; par, Reich. Gl. 889 pagritia, das sich aus Prafixtausch pgrtia gt; prtia versteht: nfrz.nbsp;paresse. In Dialekten ist diese Erscheinung viel weitergehend: Amisnbsp;63 harberge, mrcde(ni) Floov. 1183 marei; fr moderne Mund-arten vgl. Herzog, 170. Wobei zu bemerken ist, da anders ge-artetes r (SO.) umgekehrt a z\x wandelt, worber unter a.
Labiale Umgebung rundet : gmlli, B 358 gemel gt; afrz. jmnel, nfrz. jumeaux, fim-ariu(m) Misthaufen QLR 6 femiernbsp;fumier, neben femus (Reich. Gl.) fiens^), bibatis bevez buvez\nbsp;firmdre fermer apik. frumer. Vgl. in neuen Mundarten; Herzognbsp;7, 3 pyrna {prenant gt;- pernant Champagne), 5, 39 pyrda (prenantnbsp;Walloni).
Ton-a schlieGlich gleicht sich den Nebentonvokal gern an: Bereits vlat. sind: mrcatu(m) vlat. 1 2marcatu(m) Markt marchi; slvaticu(m)nbsp;vlat. salvaticu(m) (Reich. Gl. 463) salvage, mnatiat gt; mundartlichnbsp;manatiat (Reich.Gl. 131), vgl. Eulalianbsp;nbsp;nbsp;nbsp;und B 37, z.ixz. menace,
gigantem gt; 2gagante(m), B 183 gaiant neben afrz. nfrz. gant, crpantare gt; 2crapantare, B 47 acraventei, 2tripaliare )gt; 2trapaliarenbsp;R 310 travaillier, bilancia balance (Aiol 2200). Fr nfrz. Mundartennbsp;vgl. Herzog, 264.
Vlat. O. Beide Ton- fielen in gedeckter Stellung als e zusammen (vgl. S. 75). Auch beide Nebenton- sahen wir zusammenfallen. nbsp;Dagegen fielen die gedeckten Ton- nicht zusammen: blieb offen,nbsp;wahrend im grGten Teil von Nordfrankreich noch geschlossener zu unbsp;(geschr. oti) wurde (S. 82). Bei den nebentonigen beiden 0 ist esnbsp;darum schwer entscheidbar, ob sie lautgesetzlich (wie beide ) zusammen-fielen und u wurden, sich also die zahlreichen erhaltenen 0 aus vlat. 9nbsp;aus Systemzwang erklaren, oder aber ob 9 nur in freier Stellungnbsp;mit ging, in gedeckter aber blieb, wobei dann ein unerklarternbsp;Rest brig ware: prcu(m) pore (pair) aber prcllu(m) pourcel,nbsp;nfrz. pourceau^), trmntum, B 90 torment (nicht torment!) nfrz.nbsp;tourment. Die mundartliche Entwicklung lost wohl die Frage: Im O.nbsp;bleibt nebentonig of meist als o (S. 82); W. und Z. drften und nbsp;zu haben werden lassen: B schreibt immer u, auGer in Formen,nbsp;die von Stammbetonten beeinfluGt sein knnen: 25 ordne ordnet,nbsp;52 formnt, 86 dona, 88 plord, 107 colir, 159 trovi^n usw. Nur 59nbsp;cosins (nfrz. cousin) ist so nicht erklarbar und hat vielleicht . Form.nbsp;Ratselhaft bleibt, warum der . Schreiber gerade hier die agln. Schreibungnbsp;meist beibehielt und sonst so oft anderte.
1) Und fami, fmje in neuer Mundart (Osten) Herzog 223, ALF 618.
Der Unterschied kann sehr alt sein; Kass. Gl. 78 porciu, 82 pUrcelli,
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III. Lautlehre. Nebenton vor Konsonant; b.
Oral: B 7 si^cci^rs nfrz. secours (dissimiliert wie B 165 sij.mm^ns zu afrz. semons), 28 cururent, loi jtpencels, 128 st^ffrir.nbsp;Beachte den Reim R 209 porra: orra (audire habet), nfrz. pourra.nbsp;R schreibt sonst stets ou, auch 38 fourmez, nfrz. gelehrt form. Esnbsp;reimt also wohl pourra mit orra; tourment, pourcel sind im Z, normal.
Bemerkung. Srrem gt; serore(m) (Diehl 242) afrz. sereur ist vlat. Dissimilation; soleil(neben lautgesetzl. souleil, O. souloil), R 6%poli,nbsp;nfrz. probable (neben prouvable von prouver') usw. sind gelehrt; orgueilnbsp;(R 240) zeigt Strung (durch R?). Im brigen erklaren sich: B 52, 89nbsp;formnt nach fort, R 42 folages nach fols, portr nach il porte,nbsp;B 323 endormie nach dort (dormit); ostr nach foste, R 242 ordurenbsp;nach 235 ors horridus, ostel nach oste usw.; ocire (B 100 ocist, prov.nbsp;aucire) geht auf *aucidere (Prafixtausch nach auferre') zuriick. Denn
0 aus au bleibt auch im Z. auCer vor Vokal unverandert:
gt; /
O aus AV: B 86 de aratus dorez, R loi auricula oreille,
18 aiisa(vi)sse(m) osasse.
\
O L: Da nach Vokalisierung von I gedecktes Ton-o mit ou aus 1 schon im XII. Jahrh. zusammenfiel (S. 82^), ist ein Gleiches fr dennbsp;Nebenton anzunehmen: 9: R 324 voudriz, R49 decoupe, o: cltellu(ni)nbsp;coutel, plsare pousser.
Bemerkung. Pikardisch wird auch nebentonig l zu au (S. 94), wahrend nebentonig l wie franzisch ou wird. So steht in Bartsch-Aliscans 49 pourire (vgl. S. 104) neben 87 daurai (dplere aio).
-j- N. Wie unter dem Ton hat folgendes n die Verschiebung von o zvL u verhindert, was sich aus der Nasalierung erklart. Wienbsp; n mag es ursprnglich geschlossen, und dann durch die Nasalierung wieder geffnet worden sein. lm NW. wird fr den sehr ge-schlossenen Laut ti geschrieben:
B 106 umblil, 164 cunseil, 145 dumel, 165 summuns, 329 bunt ei. Der Mundart des Abschreibers entsprechend findet sich o: 254 honur,nbsp;219 bonement, 297 nonains, 301 fontaine. Das nfrz. Ergebnis ist 3nbsp;oder entnasaliert o, auch fr au: honteux, hoHnir (got. haunjannbsp;lihnenquot;).
Bemerkung. EinfluG der Umgebung ist besonders in den Mund-arten stark: n entrundet das o haufig: enotir, nasaliert: anour. Diese Formen finden sich in der Champagne (Christian) und sonst. Auchnbsp;homo on (Pronomen) wird zu en (R 177), non zu nen (R 370) mon zunbsp;men (Aiol), und ms, ts, s sind heute die Formen des NO. (Herzog,nbsp; 517)- Zwischentonige Stellung mag oft der Ursprung sein: Biblenbsp;G. 2233 requen'ue und nun 105 quenoissent; trncare, prov. trencar.
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III. Lautlehre. Nebenton vor Konsonant; igt;, i.
afrz. trenchier (vgl. B 116) ist unerklart (REW)1). ber dangier, damoiselle, s. S. 94, vgl. dmesticu(m) damesche QLR 119. Beinbsp;choraula (.?) carole, R 1 querole sind Etymologie und Entwicklungnbsp;zweifelhaft.
i. Hier gehen alle drei Laute zusammen: R 188 ptine(m) poison ,,Medizin gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz. gelehrt potion), cpgitare coidier
(cuidier nach cpgitat cuie ^ cuide), B 19 acell-nes oiseltfn.
L, silbenanlautend n und Zischlaut binden i: dis-spoliare nfrz. dpouiller, nine(m) oignon (nfrz. orjo, joignons swai^o ist analogischnbsp;nach72j) prpe-anum prochien, rvisz. prochain (0 statt ott na.ch proche).
VIat. A; Es bleibt in der Schriftsprache, von Beeinflussung durch vorhergehenden Zischlaut abgesehen, ist aber mit Ton-^r in Lothr.nbsp;und Z. heute stark nach s zu verschoben (schon Floov. 50 baichile'snbsp;= bacheliers, 99 chetiaus = ckastiaus). In Teilen des Ostensnbsp;wird a vor gedeckt r zu s, gedeckt r hatte also tiefe Zungenspitze,nbsp;wenn nicht, wie heute, Zapfchen-z- vorlag. Es sind dieselben Gegenden,nbsp;die lautschwach r vor Konsonant aufweisen. Dial. Greg. 134 chergiernbsp;carricare; Bartsch 46, 32 merchiez (mrcatus 1marcatus). nbsp;Fr moderne Dialekte vgl. Herzog, Dialekttexte 172.
B 20 bari^n, 60 hardement, 106 mane psu(m) maneis, 107 avant. Nasalierung vor gedeckt n: 6 Francheis, 109 ambedoi usw.
Nach Zischlaut wird d in freier Stellung zu e, der Zischlaut hob die flache Zungenstellung des a, war also noch nicht stark ein-gerollt. Folgte allerdings auf das a ein R oder /, so iiberwog dienbsp;senkende Wirkung dieser Laute:
Frei A nach Zischlaut: B 140 chevaleirs, R 33 cheveus nfrz. Jvalje, Jv0; jacere gesir, nfrz. sziir mit gelehrtem Nebenton. Dagegennbsp;bleibt a vor R und 1: 1carnia Aas charogne, calre(m) chaleur,
Bemerkung. Nach unverschobenem k bleibt a in der Nord-gruppe: Auc. 2, 12 cdvidus, npik. kavce, Herzog 40, 52, wahrend Auc. 2, 24 cvdl Mischform zwischen Franzisch (Rittersprache) undnbsp;Pikardisch ist; Aiol 2062 capfstru(m) kavestre\ vgl. S. 98.
Gedeckt A nach Zischlaut: B 139 chastel, 201 chasqun, R 53 chapel.
damn-aticu(m) B 154 damages gt; afrz. (Christian) nfrz. dommage, Rundung durch m. Vgl. S. 94.
A i- B 2 Waiofarius Gaiffiers, 18 radiabat raiot, R 336 ratine(m) raison, racemu(m) raisin. Deckung vor n, 1 und Zisch-
Floov. 421 usw. troinche ist sekundar; vgl. 782 trainchant; oi diirfte sich dutch Rundung vor T| oder J erklaren (S. 110).
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;g
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lil. Lautlehre: Hiat.
laut; B 115 aignel (nfrz. ar\o), alirsu(m) B 167 ailli^rs neben unerklartem ailleurs (nfrz. ajoeir), masticare maschier. Diphthongkiirzung imnbsp;NO. und O: maxilla tnaisselle, B 309, 321 masselle,
Zu den Vortonvokalen vgl. S. Eckardt, Afrs. Vortonvokale.
Diss. Heidelberg 1904.
Bemerkung. Anlautende Vokale fallen nur irrtiimlich: So wird I'amie, m'amie (vgl. R 329) als la mie, nia mie getrennt. Dial. Greg,nbsp;schreiben veske fr evesque, glise fr glise: Apharese durch Artikel,nbsp;wie sie noch heute in Volksfranzsisch und Mundarten bliiht. R 86nbsp;samit (hexametu(m)) stammt bereits aus dem Italienischen: sciamito.
b) Vor Vokal. (Hiat.)
Im Afrz. gab es zahlreiche Falie von Hiat, d. h. der unmittel-baren Folge zweier (silbiger) Vokale. Hiat findet sich: In lateinischen Buchwrtern; pte (B 333), Trojanu(m) B 33 Trien, Christanu(m)nbsp;Crestien, und berall da, wo (meist zwischen Nebenton und Hauptton)nbsp;ein zvvischensilbiger Konsonant verstummt war; *vedlsti vHs, -e(b)amusnbsp;gt; *-djamus -ziens
Im XII. Jahrh. ist dieser Hiat. noch tadellos erhalten, von Kurz-formen und Verschleifungen in Dialekten abgesehen. Unsere Texte liefern folgende Beispiele, die das Versma sichert:
I: B 187 espzie'r {nrz. pier), 2oy edif Her nbsp;nbsp;nbsp;volkst; aigier),
276 gueras; R 71 fioient (nfrz. raient), 92 esper, 330 ameriez.
U ]gt; y: B 65 riia] R 39 remilanz, 110 seur, 233 criieus, 238 drerie.
E; B 49 recreoient (nfrz. croyaient nach croit'e), I55 edage^ cage (age), 251 cri (crd-I(v)it); R 74 feist (fit), 84vu (vu), sure-ment (srement) usw.
Aus anderen Quellen stammt Hiatus-e in: B 31 capliz (-at-iciu(m)), 59 'ust (aus dust (h)abu(i)sset), 214 vist (vdsset); R66 pust (potu(i)sset) usw. Nfrz. agrer {vgX.'R. 15) ist Buchwort.
O (aus , 5 und au) spater u (geschrieben ou): B 9 lez (lou), 160 pooit (nfrz. /MonszV ist analogisch); R 162 post^) (ptestate(m)nbsp;poes t), R 226 pr'esce (prouesse), 316 'ir (ouir).
rc)tndu(m) dissimiliert vlat. zu rtndu(m), afrz. rond und rond (rond), vgl. M. L. Einf. 121; entsprechend rotndiarenbsp;r'ognier, rognier, nfrz. rogner,
A: B 44 chduwe (cad-ta, franzisch chue), iio chdu (cd-tu(m) chu ]gt; nfrz. chu), B 231 pais, R 373 hdine.
Starke Spreizungen (i), starke Rundungen (y, u aus o) sind also im Hiat resistent: i verschmilzt nur mit folgendem i, schon im
) Zum Zwischenton vgl. Bible G, 358 Ltharingia L'oregne.
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III. Lautlehre: Hiat,
XII. Jahrh. steht ameriez neben altem antefiies (vgl. Imperfektum). Spater wird i zum Diphthongbestandteil, schlieUlich zu j: viande (vjad)nbsp;iniette (mjst), nur in Verbalformen bleibt es silbig: raient, dochnbsp;verschleift auch hier schnelles Sprechen und Stellung: vous r'iez}, abernbsp;ne riez pas I
Auch bei u und y verschleift heute schnelles Sprechen den Hiat.: So wird man met und mqs horen {La Muette, Schlchen und Stationnbsp;in Paris, ausgerufen: la mqetl), jouer 3e und swe usw.
E ist folgendem Vokal assimiliert, '% wird zu e in rgna reine, nfrz. rsjn; nur in Verbalformen (Pras. und Impf.) schiitzt Analogie vor demnbsp;Einsilbigwerden. Fr vez (R 27) trifft man schon im XII. Jahrh. dienbsp;Kurzform vez. (Tr. Br. 3794.)
A bereitet Schwierigkeiten: Zwar das der Verbalformen: 'ust statt dust, ch'u statt chdu, wird man ohne Bedenken als analogischnbsp;nach ?-Stammen fassen: v'ti (R 84), das ja mit 'u u. a. auch fr dienbsp;Konsonanz vorbildlich ist: recp-tum hatte quot;^recevu ergeben mssen,nbsp;vgl. S. 141. Auch o-Stamme folgen diesem Systemzwang: R 66 pustnbsp;aus pust. Ob aber der Wandel von Hiatus-a zu o analogisch ist,nbsp;fragt sich: Man kann us fr dus aus der i. Person oi (R 108, vgl. i. poi,nbsp;2. pods') erklaren. Dem folgte dann btis gt; biis, dus gt; dus. Dochnbsp;erscheint o auch aufierhalb der Konjugation, sei es, dafi ein o folgt,nbsp;pavne(m) gt; pdon poon, pvre(m) paour gt;/wz'(beide nach pl),nbsp;sei es, da a folgt: Ntalis fr Natalis findet sich schon im VIII. Jahrh.nbsp;(M. L., Frz. Gr. 228) (afrz. Ndel und N'el)^), ntare fr ntarenbsp;ebenda (Reich. Gl. 1131) (afrz. n'er); satll-are zeigt in den Dial.nbsp;Greg, folgende Formen: S. 102 soeleirent, 142 sooleir neben 108nbsp;seelhioient, also sich kreuzende Beeinflussungen von Nebenton,nbsp;Zwischenton und Hauptton (satllat sdole)\ a(u)guriu(m) ist dur, dannnbsp;aber auch dur neben ur, welch letzteres sich aus zwischentonigemnbsp;Gebrauch in b'on ur, mal ur (vgl. S. 122) erklart. So ist die Rundungnbsp;von Hiatus- zu o eher als Assimilation (vor o) oder Dissimilationnbsp;(vor a) erklart, als daB man alle Falie auseinanderreifit und einzelnnbsp;deutet. Dialektisch findet sich auch Assimilation und Dissimilationnbsp;von Hiatus-^: aetate(m) f/wird zu de, aetat-icum zu dage, deretr-anu(m)nbsp;de(r)erain (vgl. S. 167) zu dderain usw. berhaupt ist die Resistenznbsp;vortoniger Hiat-Vokale assoziativen Einflssen gegenber sehr gering.
Auch vor gespreiztem Tonvokal ist die Entwicklung von Hiatus- nicht ganz durchsichtig: hdine gt; haine (nfrz. em) scheint normal,nbsp;dann ist pg(n)se(m) pdis, nfzr. pei und peji aus dem Bestreben zu
) Keltizismus, oder Anlehnung an novuB wurden behauptet. Vgl. M. L., Zt. 40, 1920, 601. Eckardt S. 59. ALF 914; s-Formen im O. und SO.
8*
-ocr page 130-116 III. Lautlehre: Hiat.
erklaren, Stamm und Endung zu scheiden (Herzog 31, 46 pel), vgL nfrz. naif, envahir. Wie kaine entwickelt sich aditet aiut )gt; aitnbsp;(R 341 nach aidier) )gt; aft. (Pathelin 56.) Die Entwicklung von B 206nbsp;gaignier (179 gdeignable) zu nfrz. gagner versteht sich aus stamm-betonten Formen: gadgne )gt; gagne. (Vgl. R 127 gaaign)
Schrifteinflufi halt den Hiat bis heute in: ^(u)gdstum, nfrz. au neben u; (ALE 47), flagllu(m) nivz. flau (ALE 580, meist fl)\ die Mundartennbsp;des NO. und O. sind konservativ, tilgen den Hiat auch mit j resp. w(NO.nbsp;flajo, wall, flowe = jiati). Zum Hiatus-/ vgl. sagitta sdete, R 104nbsp;saite, aber 276 metaerk ,,Pachterei' ]gt; ,,Elegelei, nfrz. mtairie (vonnbsp;nietier med(ie)tat-ariu(m) Mittlerquot;, Pachterquot;) und S. 155, 163.
Bemerkungeil. Afrz. rdine (rgna) (O., Christian) neben rUne (M. Brut, Tr. Br.) ist von roi beeinflufit. Nfrz. Hesse, afrz. l'essenbsp;(R 56) von laetus liez beeinflufit. Der Reim R 395 cra (cravit):nbsp;y a zeigt eine Dissimilation, die in Lehnwrtern vorkommt: lne(m)nbsp;lion, pdne(m) pion. (M. L., Erz. Gr. 138.) Seltenes -dn wurdenbsp;zu a: pavne(m) pdon gt; pa; LgudOnu(m) afrz. Loon Ldun, nfrz.nbsp;Laon (La).
Die allmahliche Kontraktion des Hiats konnen wir an Schreibungen und Versmafi verfolgen: B zeigt bald zweisilbiges (135) bald drei-silbiges (34) Troiien (Doppel-Hiat), viaire ,,Ansichtquot; ist B 271 zweisilbignbsp;(: maniere), M. Brut 3183 aber noch dreisilbig (: faire). Die un-bekannte Herkunft des Wortes verbietet Schliisse. Der erste Teil dernbsp;Rose verschleift den Hiat nie; der zweite sichert rond und andere.nbsp;Langlois I, S. 279. Bis ins XIV. Jahrh. hinein wird von den Kunst-dichtern Hiatus im allgemeinen gewahrt: Verschleifung ist noch beinbsp;Eroissart (Ml.) groGe Ausnahme.
Zu gleicher Zeit zeigt die Schreibung, daC die Verschleifung in den Mundarten in vollem Gange ist. Die Nordgruppe geht auch hiernbsp;voraus: QLR hat S. 28 jjunavit junat fr alteres funat, 127 r-tndum riind statt r'nd, 182 rcpisse(m) rechusse statt rec'usse,nbsp;212 dbuissent dussent statt d'usseni usw. Die grobdialektischenbsp;Venus zeigt ein gleiches, nun auch durch Versmafi gesichert: Str. 43nbsp;den Zehnsilbler: Quant a li pens, se ie le peusse vir statt p'ussenbsp;vir ,,wenn ich sie sehen konntequot;, sie schreibt und mifit Str. 184 recrantnbsp;fr recrant (rcrednte(m)). Also immer im Hiatus. Die Kunstdichternbsp;folgten vermutlich hier einer Tradition, mit der erst Charles dOrlansnbsp;zu Anfang des XV. Jahrh. brach. Der Prinz, literarisch effenbar wenigernbsp;gebildet, weniger sorgfaltig reimend, wie beispielsweise der jngerenbsp;Villon, verschleift den alten Hiat in der Mehrzahl der Falie, undnbsp;ebenso nun die dramatische Literatur seiner Zeit.
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III. Lautlehre; Zwischenton und Pnaltima.
A. Darmesteter (Ro. 5, 140) hat erkannt, dafi der zwischen Nebenton und Hauptton stehende Zwischenton ( ) im Frz. gleichen
Gesetzen folgt wie der Nachton(o): ala le aniaritdine(m) hmertume: a hatte zwischentonig wie als Ultima eine Hebung und blieb afrz. als e; silben-anlautende Konsonantengruppen (M. c. L.) stiitzen Zwischen- und Nachton:
00
patre(m) pre; bei daktylischem Rhythmus {^) hat eine der unbe-tonten Silben eine starkere Hebung und bleibt afrz. als e: ntecessore(m)
nbsp;nbsp;nbsp;/ o onbsp;nbsp;nbsp;nbsp;o
ancessour, plice(m) nbsp;nbsp;nbsp;Der Rhythmus wird trochaisch.
Das Verstummen des Zwischentons wie dasjenige der Panultima (Synkope) entwickelt sich demnach parallel, zumal in der Konjugationnbsp;dieselbe Silbe bald zwischentonig, bald vorletzt ist: caballicare caballicat.
Diese Synkope zwischentoniger und nachtoniger Vokale fallt in die gleiche Periode wie das Stimmhaftwerden intervokaler VerschluClaute:nbsp;-ata wird galloromanisch zu -ada, die Stimmbander schwingen durch,nbsp;statt fr t abgestellt zu werden. Ein berwiegen der Dauer wie desnbsp;Drucks gehobener Silben bedingt die Schicksale intervokaler einfachernbsp;Konsonanten, wie zwischentoniger und nachtoniger Vokale. Diesenbsp;Entwicklung fallt also auch in die gleiche grol3e Periode wie die Langungnbsp;und Diphthongierung freier Tonvokale: Die Synkope der Panultimanbsp;ist im allgemeinen jiinger als die in ihren Anfangen ja noch vlat.nbsp;Diphthongierung von frei e und o: pedica piege (piedso), also:nbsp;pljdsjga gt; pied(3)ge, nicht pedjga (doch vgl. Ausnahmen M. L., Frz,nbsp;Gr. 122); sie ist aber alter als die Diphthongierung von frei ? und onbsp;und die Entwicklung von a zu db(i)ta dete, db(i)tat dptet,nbsp;sap(i)du(m) sade^ (und nicht deite, doutet, sede).
Nun war die Langung freier Tonvokale eine Folge neuer Rhyth-tnisierung des VVortakzents: pe in pejde|go war gelangt und gleicher Dauer wie deb:- in deb:|ta. Man sieht nun deutlicher, wie diese Rhyth-misierung vor sich ging: Sie verschlifif unbetonte Silben, um kurzenbsp;nebentonige mit langen haupttonigen Silben, resp. diese mit gestiitztemnbsp;Zwischen- oder Nachton, mit zwischentonigem Oder auslautendem anbsp;trochaisch oder jambisch alternieren zu lassen. Zeitweilige Ersatz-dehnung deckender Konsonanten wie im Nfrz. ist anzunehmen. Dernbsp;daktylische Rhythmus wurde dadurch auf P'ormen (chdnterins),nbsp;Kompositen (scolorgir) und Buchwrter (Eul. mpedemntz, virgimti)nbsp;beschrankt. Zu mperur vgl. M. L., Frz. Gr. 130.
Die Anfange der Synkope der Panultima gehen ins Vlat. zuriick. Vgl. oben S. 55. Meist standen damals synkopierte und unsynkopiertenbsp;Formen nebeneinander, wie z. B. noch it. calmo (cal(a)mu(m)) neben
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lil. Lautlehre: Zwischenton und Panultima.
sp. ptg. cdlamo afrz. colp, it. colpo (col(a)phu(m)) neben prov. colhe (p wurde also noch intervokal zu ) stehen. Der Grund dieser Doppel-formen beruhte auf sozialer Schichtung; Gebildete (vgl. die Lehrennbsp;der Appendix) sprachen colapo, Ungebildete colpo. Aber auchnbsp;Tempo und Stellung wirkten mit, man sprach dominus und verschliffennbsp;domnus: vgl. im Deutschen: ,,Die Qual ist keine wige, aber Bleibnbsp;du im ewgen Lben. Es handelt sich also bei calmu(m), colpu(m),nbsp;domnu(m) usw. nicht um Beispiele neuer Rhythmisierung, sondern umnbsp;Schnellsprechformen.
Gier ach, Synkope und Lautabstufung, Bh. Zt. 24, S. 14.
Gerhards, Synkope des Panultimavokals, Bh. Zt. 55, S. 56.
Die Synkope war also ein langsamer, aus mehreren Ursachen stammender, ein Jahrtausend und darber dauernder ProzeG, bei demnbsp;nun weiterhin auch die lautliche Umgebung frdernd oder hemmendnbsp;gewirkt zu haben scheint: Diese Wirkungen hat vor allen Gierachnbsp;im oben genannten Werk studiert und Folgendes aufgestellt: i. Zwischennbsp;einfachen VerschluGlauten gleicher Artikulation ist die Synkope gemein-romanisch ( 24): nitidu(m) it. netto, sp. neto, frz. prov. net (dochnbsp;vgl. REW). 2. Auch bei gleicher Lautstufe ist die Synkope gemein-romanisch (2 Stimmlose, 2 Stimmhafte, 2 Reibelaute), wenn der erstenbsp;Konsonant ein palataler oder labialer, der zweite ein dentaler Konsonantnbsp;ist ( 32): cmp(u)tare it. contare, sp. ptg. prov. contar, frz. contcr.nbsp;3. SchlieGlich hatten M. L. (Ro. Gr. I, 336) und Neumann (Zt. XIV.nbsp;560) schon vermutet, dafi vor auslautendem -a die Synkope vonnbsp;Panultima -i besonders frh war: cbitu(m) code, aber dbita dete]nbsp;-aticu(m) -age, aber *natica nache. Wo ein voller Vokal im Aus-laut stand und ein schwacher in der Panultima, ware also trochaischernbsp;Rhythmus eher eingetreten wie bei -o oder -e. Doch ist diese Be-obachtung nicht streng beweisbar und hat starken Widerspruch ge-funden: Vgl. Bartsch, Renart 497 *naticas nages: gages-, es sind alsonbsp;auch mundartliche Verschiedenheiten vorhanden! (Vgl.M. L. Zt. VIII, 233.)
Aus dem Gesagten ergibt sich also, daG die F rage der Synkope untrennbar ist: Von der Frage der Stimmhaftwerdung intervokalernbsp;stimmloser VerschluGlaute. (Neumann-Gierachs Lautabstufungquot;.)nbsp;War die Synkope frh, so unterblieb die Sonorisierung. Stimm-losigkeit berwog dann, wie auch die Reiheiifolge der durch die Synkopenbsp;zusammentretenden Konsonanten war: *nat(i)ca nache, ntida nete,nbsp;pd(i)tat pete (Gierach ll, 24). War die Synkope spat, sonbsp;waren die intervokalen VerschluGlaute (vermutlich c zeitlich vor i}nbsp;bereits sonorisiert, in gewissen Stellungen verstummt^).
') Nachtonig -agu: Ricm(ag)u(m) Itiom, sarcpb(ag)u(m) sarcou..
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So kommt es zu dem eigenartigen Ergebnis, daC afrz. Lehnworte Sonorisierung oder gar Schwund von Konsonanten zeigen), Erbwortenbsp;mit gleicher Lautfolge aber nicht, Nun hatte A. Horningnbsp;schon gezeigt, da im Osten lautchronologisch-mundartliche Unter-schiede bei der Synkope mitwirkten ^). Diese Feststellung wurde vonnbsp;E. Seifert, Zur Entwicklung der Proparoxytona auf -^ite,
-'-ifu im Galloroni. (Diss. Berlin 1919) dahin erweitert, da bei diesen Endungen wie bei denjenigen auf -^ice, -^ica, -icu prov. siidwest-franzs. und frkoprov. Synkope auf stimmhafter Basisquot; (spat), frz.nbsp;auf stimmloserquot; (friih) stattfand. Und diese Feststellung legt die Vei-mutung nah, daft die Reihenfolge; Sonorisierung, Synkope nbsp;Oder Synkope, Sonorisierung auch sonst dialektisch ver-schieden vor sich ging. Deshalb ist Gierachs Zweifel an dernbsp;Regelmaigkeit der Entwicklung -aticu(m) gt;gt; -adege )gt; frz. -age^), wegennbsp;frkoprov. -ajo, prov. -atge ( 96, S. 136) unbegriindet, well diese Aus-gange offenbar chronologisch verschieden synkopierten. Aber auchnbsp;alt- und neupik. -ache riickt nun in ein anderes Licht: Man erklartenbsp;-age aus -aticu, -ache aus -at(i)ca. Aber frhe Synkope ergibt auchnbsp;aus -aticu gt; -atge )gt; pik. ache^ wahrend gerade -atica pik. unver-schoben bleiben mfite, vgl. pertica perke (Horning, Zt. 27, 234).nbsp;Die Entwicklung kann etwa die folgende gewesen sein, wobei die spatenbsp;(gelehrte?) Synkope im Frz. auffallt:
-aticu(m)
atigu (c chronologisch vor t sonorisiert, M. L., frz. Gr. 128)
Zentrale Gruppe
-adiau nbsp;nbsp;nbsp;.
Mrkoprov. -adiu ^ ajo.
Periphere Gruppe
/prov. -at3e
-at(e)ge nbsp;nbsp;nbsp;7^
^ ^ \pik-at|e
Umgekehrt entsprechen franzisch stimmlosen Formen in Dialekten stimmhafte (vgl. tiage) Varianten: jatte (gab(a)ta) im Westen jad(e)nbsp;(Rabelais I 39 Jadeau)-, basocke (Basil(i)ca) im S. und W. basoge;nbsp;Diemenche (Dominica an dies angelehnt) entspricht im Osten dieniengenbsp;(Dial. Greg.); eradicate esrachier, B 377, 379 esrajier; aber *plm-bicare ploftgier, O. plonchier (Po. Mo. 80a). Fr die -t-Formen vgl. die
1) nbsp;nbsp;nbsp;principe(m) gt; *princi(b)e prince, sapi(d)u(m) mhe Oder sage (M. L,, Frz., Gr.nbsp; 119, 125) nebetr erbwortlichem sade, Vgl. Horning, Zt. 15, 493 ff. Die Erscheinungnbsp;ist in ostl. Dialekten weitergehend, tepi(d)u(ni) ergibt dort teve (erbwortlich ti'edi), male-habi(t)u(m) maleve usw. Siehe auch M. L. in Z. F. S. 44, 88.
2) nbsp;nbsp;nbsp;M. L. lafJt -adi(g)u ZU -adiu werden; aber frz. wird aus intervokal d i nienbsp;Zischlaut) sondern immer Reibelaut mit tiefer Zungenspitze. Vgl. das frkoprov. -ajo,nbsp;das auf -adiu beruhen diirfte. Gage ist also wadiu(m) (Reich. GI.), aber mit Anlehnungnbsp;an plege (germ, plewi ,,Haftung^), vgl. Bartsch 12, 17 ff. gwage ... plege nebeneinander-.
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III. Lautlehre: Zwischenton und Panultima.
gen. Dissertation von E. Seifert; zu den . Dialekten A. Horning, Die Behandlung des /at. Proparoxytona in den Vogesen und imnbsp;Wallonischen. Programm, Lyzeum, StrGbg. 1902 und Zt. 27, 233.
Ob das Urteil: chronologisch verschiedene Synkopierung infolge laut-licher Verschiedenheit und dialektischer Sonderentwicklung geniigt, urn alle Erscheinungen zu erklaren, bleibt Ansichtssache. Die noch vielfachnbsp;vertretene Anschauung, daft Konsonanten im Anlaut der Tonsilbenbsp;zur Stimmhaftigkeit, nach der Tonsilbe aber zur Stimmlosigkeitnbsp;neigen, wrde sich aus der Rhythmisierung des Spatvulgarlateinischennbsp;und Galloromanischen versteken lassen; Die Tonvokale in freiernbsp;Silbe wurden gelangt. Deckende Konsonanten mochten also dernbsp;Lange des zweiten Diphthongbestandteils entsprechen: pi in pe-de-go,nbsp;deb:- in deb:|ta waren gleich lang (vgl. nfrz. ra:3 aber fad:). Nunnbsp;besteht ein Verschluftlaut aus: i. der Schlieftung der Organe,
2. nbsp;nbsp;nbsp;einer Pause, die naturgemafi bei Stimmhaften stimmschwach ist,
3. nbsp;nbsp;nbsp;der Explosion, d. i. der Lsung des Verschlusses. In debjta wurdennbsp;fr b die Lippen geschlossen (Implosion), in stimmlos gewordenernbsp;Pause der t-Verschlu6 (Zunge, Zahne) gemacht und gesprengt: Dienbsp;Langung des b (nur eine Langung der Pause ist mglich) fiihrtenbsp;wie jede Pression bei Verschluftlauten zur Stimmlosigkeit. Diesenbsp;Langung trat aber nur nach der Tonsilbe ein, so daft dbitarenbsp;sehr wohl 1dobder, aber db:tat 1dop:te ergeben mochten^). In einernbsp;spateren Periode (S. 139) wurden dann die deckenden Konsonanten
* verkiirzt und verschliffen (1dop:te gt; dote), vermutlich eine Folge beschleunigten Tempos. Zwischen den konsonantisch ablautendennbsp;Formen wurde ausgeglichen: 1 doder wurde nach dote zu doter. Dernbsp;Ausgleich mag dialektisch verschieden gewesen sein, so daft zwarnbsp;afrz. venge : revenge oder venche : revenche reimen, aber nfrz. vengernbsp;neben revancher steht,
Eine Entscheidung, ob die Stellung zum Akzent in der geschilderten Weise mitwirkte, oder gar hervorragend an der Entwicklung beteiligtnbsp;war, ist nicht zu fallen. Man sieht nur, wie stark die treibenden
Sonorisierte neben unsonorisierten Formen im gleiclien Schriftwerk sind mehrfach nachweisbar (Argument gegen die blofie Mundartentbeorie). So bat die Rose sbit-inu(m)nbsp;soudain, aber subit-as soutes, das mit langoutes reimt (Langlois I, S. 279). Sie reimtnbsp;vengitr mit dangler, aber venche mit detrenche (ebenda S. 262, 3). Das Nebeneinandernbsp;kann sekundiir sein, als Resultat von Ausgleich zwischen Mundart und Schriftsprache,nbsp;zumal vengier isoliert neben zahlreichen stimmlosen Beispielen (venchicr und revenchUr)nbsp;steht. Dagegen spricht Reich. Gl. 437 carcati (Latinismus ist unwahrscheinlich, danbsp;das Wort nicht klassisch ist) fiir dialektisch friihe Synkope: Noch heute lautet carricarenbsp;im NO. (der vermutlichen Heimat der Glossen) ksrk (ALF 239). Fr die Walloninbsp;stimmen die erwahnten nage, diemenge, esragier gut zusammen und zeigen im O. spatenbsp;Synkope (vgl. die Horningschen Nachweise); plonchier (Po. Mo.) ist also Pikardismusnbsp;Oder uberfranzisch. Das Zentrum ist seiner Lage entsprechend sehr uneinheitlich.
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III. Lautlehre: Zwischentoa und PSnultima.
Krafte in der letzten Kaiserzeit und der Merowingerzeit waren, und ahnt, daC das mundartlich so wechselvolle Bild von den Verkehrs--hemmungen jener Periode nicht unabhangig ist, eine ebenso interessantenbsp;wie im einzelnen unentwirrbare Sachlage.
Zur Chronologie: Nachton: vgl. Pirson, Ro. F. 26, 833, anno 617 Sequena fiir Sequana, VIII. Jahrh. Segna afrz. Seigne.nbsp;Reich. Gl. 845 aldipem (lat. alipem): alaves. Dies ist 1 2alapas (REW)nbsp;Rol. 1605 alves gleichsam Sattelflgel, 526 seperat (sparat), 821nbsp;cymbalis: cymblis, also Schwachung neben Schwund infolge vonnbsp;Tempo- Oder Stellungsunterschieden. Zwischenton: Reich. Gl. 829nbsp;avortetiz (2abortatIcius) aber 1019 carcatus (aus carricatus). Vgl.nbsp;Hetzer, 20 ff., 25 If.
Die Assibilierung und Dehnung von ce, ci gt; tsie, tsii bietet, wenn e, i zwischentonig oder vorletzt sind, das gleiche Problem;nbsp;fdcere faire u. a. werden gesttzt durch cicer ceire (M. L. REW).nbsp;Fall der Panultima vor der Assibilierung scheint die einfachste Er-klarung: fac(e)re gt;gt; faire wie factum gt; fait. facimus faimes,nbsp;facitis faites knnen dann analogisch aus 2faismes, 2fuistes erklartnbsp;werden, oder sind auch normal, Denn vor m ist das Alter dernbsp;Synkope ebenfalls fraglich, da fiir decima sowohl dime wie dismenbsp;vorkommen. Gierach erklart dime fiir sekundar und denkt nichtnbsp;daran, daC Ultima-a nach seiner Theorie die Synkope beschleunigtnbsp;haben kann, also sehr wohl dime lautgesetzlich neben 2faismes stehennbsp;konnte); disme erklarte sich dann nach dis dece(m). Dagegen ist vornbsp;n, 1 die Assibilierung sicher alter als die Synkope: cicinu(m) cistte,nbsp;gracile(m) graisle. Halt man sich aber an die Chronologie, sonbsp;scheint die Annahme einer der Assibilierung von ce, ci vorausgehendennbsp;Synkope fraglich. Vgl. S. 156.
Neben ndeci(m) onze, d(u)odeci(m) (vgl. Reich. Gl. 696 domilia) B 374 di^ze steht (monasterium) scti. Jodoci St. fosse. M. L. nimmtnbsp;an, daG undecim onze lautgesetzlich ist^) und daG doze statt 2dossenbsp;(vgl. fosse) sich danach richtete. Vgl. Einf. 26. In der Tat stehtnbsp;nach ALF 424, 943 usw. in einem groGen Teil des Languedoc: nze,nbsp;khize, katorze neben dutse. Allerdings darf nicht vergessen werden,nbsp;daG zwei (die Einzigen?) Ortschaften St. fosse auf pik.-wall. Gebietnbsp;liegen, dort aber schon im Afrz. stimmhaft z und stimmlos s mit-einander verwechselt wurden); heute aber der sekundare Auslaut
*) Gierachs Einschrankung der Wirkung des -a auf gewisse Konsonantengruppen {S. 171) ist doch wenig wahrscheinlich.
Vgl. B 145 dtfnzel fiir doncil, wenu nicht nach dameizelle.
3) Aiol 296 baisUs fiir balssia, 385 Hssant lesendquot;, 554 dessire fiir desiree, 718 fausee usw.
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III. Lautlehre-. Zwischenton.
durchaus stimmlos ist, und allerorts an der deutschen Grenze 3s und dus auch bei Gebildeten anzutrefifen sind! Doch drfte rad(i)cnanbsp;racine (afrz. also ratsine) M. L.s Erklarung sichern.
Wahrend die Panultima urfrz. (vgl. Appel, 41a) bedingungslos verstummt, halt sich der Zwischenton in folgenden Fallen: Zwischen-tonig lat. a bleibt afrz. als e; M. c. L. sttzt als silbenanlautendenbsp;Konsonanz den Zwischenton; folgende mehrfache Konsonanz deckt ihn;nbsp;von zwei zwischentonigen Vokalen ist der jeweilig schwachere gefallen.
Dies zwischentonige ^ wird vor i zu das sich mit betontem ei (auGer im W.) zu oi weiterentwickelt. Folgender palatalisierter Kon-sonant hebt e zu i\ i findet sich lautanalogisch auch sonst imnbsp;Zwischenton (B 262 orison, vgl. S. 123).
Beispiele: ) Lat. zwischentonig a gt; afrz. e-. B 35 Pictavni Poetevin, 77 fra-mnte fierement, 276 witare as gui'ras; in 253 divin-at5re(m) devinor ist i statt e analogisch nach devin. Dies e ist noch afrz.nbsp;verstummt: Ch. d0. braucht bald dreisilbiges serement (sacramntu(m)),nbsp;bald serment. B 93 sevreie (sparata), 375 mrabUa merveille zeigennbsp;besonders friihes Verstummen; Bei sevrer kann Systemzwang mit-wirken, da das a in sparo als Panultima fiel, sevre also normal ist.nbsp;Doch ist der Schwund nicht urfrz., wie dreisilbiges severer (St. Thomas,nbsp;S. 182, V. 5154) sichert; marevalle kommt EzechielS. 13 vor.
') Nach Muta c. L. Sttz-e: latrocniu(m) larecin nfrz. larcin, *ntritra norreture] nfrz. nourriture folgt nourrir. Da nun der tonsilben-anlautende Konsonant stimmlos blieb, nimmt man an, da das Stiitz-^nbsp;sich spater entwickelte, und urspriinglich sonantisches rim Zwischenton stand; ladrtsin, nodrture. Doch kann in norrettire das Suffixnbsp;-ture (aventure) eingefhrt worden sein; bei anderen blieb die Kom-position gefhlt. Vermutlich besteht die ganze Gruppe aus Buchwortennbsp;(larecin Justiz, norreture afrz. volkstmlich: viande). Zur Theorienbsp;sonantischer Liquida in Zwischen- und Nachton vgl. S. 126.
y) Folgende mehrfache Konsonanz deckt; R 169 volntate(my voleiit; Floov. 99 velont, nfrz. volont ist Latinismus; crruptiarenbsp;corecier; corocier folgt coroz; *sspectine(in) sospegon. Vgl. d: t -f- i.nbsp;Wo die Doppelkonsonanz verschliffen wird, verstummt dies e schonnbsp;afrz.: corcier findet sich Venus 81, vgl. nfrz. soupgon. Vorher-gehende Konsonanz (auGer M. c. L.) hielt den Zwischenton nicht,nbsp;die Konsonanz wurde zur Nebentonsilbe gezogen und alsbald erleichtert:nbsp;*brbecariu(m) bergier^), brbeclle berzil O. Ps., Bartsch 13, 41.nbsp;frrmitate(m) fert (fermet nach ferme), tstimniu(m) tesmoin
St. Thomas Vers 97 bercher, NO. bsrkjs, bsrke (ALF 128).
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III. Lautlehre: Zwischenton.
(vgl. gelehrt: testemonie: folie^ St. Thomas, S. loi); dmini-cllu(m) dhmeisl neben doncel erklart sich aus vlat. daktylischer Form nebenbsp;der alten Kurzform dmnicllu(m), vgl. nfrz. mademoislle und mdmzlle;nbsp;in esperon, esporon (sporon) entspricht o altem urfrz. Nebenton.
J) Vor folgendem Konsonanten i; Zwischenton vor -ti-fallt: pkvii.tinQ{va) pargon; bleibt als e vor Kons. ti: *sspectine(m) sospegon, cum-in(i)tiare comencier; zwischentonig a wird ei: ratinemnbsp;oreison, orison, B 181 veneis^ns, R 112 pasmoison: i trat also nurnbsp;liber einfache Konsonanz in freie Silbe iiber. .
-ci-: Cdiciacu(m) Bible G.410 Cousi, Dmiciacu(m) Bible G. 44O' Donzi; nfrz. hrisson, afrz. erigon, iregoti stammt also von unbelegtemnbsp;*eriz *erlciu(m) und nicht von *ericine(m) (S. 109), menacer von menace.
-si-: ccasine(m) acheison, achoison, achison (Prafixtausch), prtusiavit perga (B 53 percha) (trotz per tuis).
-ri-: materianie(n): Pirson 26, 20 matriamen ,,Zimmerholz mairien (QLR).
-ni-: waidani-are B 206 gaignier, vgl. S. 116, campanilu(m) champignuel, Suffixtausch ergibt nfrz. champignon. Champenois (Biblenbsp;G. 471) ist also altes Campaniscus und nicht von Champagne ausnbsp;gebildet. Brgtlndine(m) Borgignon, Flaviniacu(m) Bible G. 407nbsp;Flavigny u. a. zeigen, daC n auch in dieser Stellung i bindet, undnbsp;hierdurch gelangt, den Zwischenton deckt. d6m(i)niariu(m) dangler,nbsp;dm(i)nine(m) donjon haben also der n-Palatalisierung vorausgehendenbsp;Synkope des Zwischentons; auch die Entwicklung yon mn gt; m mufinbsp;alter sein als die Entwicklung von mi, ni, da nur mi Zischlaut (n3)nbsp;gibt, ni aber i] (vgl. S. 175).
-li-: quot;'tripaliare travillier (R 310 travaillier nach travail), Castelline(m) Bible G. 369 Chasteillon, Chdtillon, papiline(m)nbsp;pavilion, -li deckt also wie -ni, im Gegensatz zu t, c, s, r -f i. ^nbsp;e) Zwei Zwischentonvokale (Daktylusverschleifung): para-
verdu(m) palefroi^ cballicare chevalchier {a nach chevalche),^ *auctori~
.. nbsp;nbsp;nbsp;..nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; i-
care otreiier, otroiier; approximare aproismier; antecessore(m)
ancessour, A(u)gustodnu(m) Ost'un; *paramentariu(m) Rou 4337' parmentier.
Es weicht also; Der i. Vokal (aufier a) dem 2.; ungestiitzter Yokal (auch a) dem gestiitzten oder gedeckten. Zur Chronologie;nbsp;improm(u)t(u)are: Die Reich. Gl. 758 schreiben inpruntare emprunter.
Q Vor einfacher Konsonanz Synkope (vgl. d -ti- bis -ri-): B 206 sminare semeir, finif-aio finrai, para(b)olare parler. nbsp;ministriu(m) R 312 mestier, *mnistriu(m) mostier (nfrz. motier)nbsp;gehen auf urfrz. Schnellsprechformen zuriik, in denen noch n vor a
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III. Lautlehre: Ultima.
schwand. Vgl. dagegen mnisteriale(ni) afrz. menestrel Spielmannquot;', aus dem prov. menestral; nfrz. ministre, monast'ere, B 137 sevelir usw.nbsp;sind Latinismen; finirai und andere Futura der i-Konj. folgen analogischnbsp;dem Infinitiv.
Bemerkimg. Der Zwischenton ist fast immer analogischen Ein-flssen ausgesetzt. Vgl. bei villan-a: lautgesetzl. vileme{R 324), vilainie nach vilain, vilanie (R 220)-ist Latinismns, vilonie folgt felonie, simonie.
Auslautende vlat. u, ui, blieben als Diphthongbestandteile oft erhalten. Vgl. oben S. 56, 65, 67 usw.
Im iibrigen ist im Franzsischen die Ultima heute verstummt. Aber der Prozefi ist ein viel langsamerer gewesen als die Synkope dernbsp;'Panultima, und die sdlichen Dialekte artikulieren das e sourdl' heutenbsp;noch voll, Oder halten a: Vgl. die Karten von K, Tam sen, Auslautend anbsp;im Jahrbuch der Hamburger wissensch. Anstalten XXXII, 1914, 6. Bh.
Die Hauptstufen sind die folgenden: In den Reich. Gl. erscheint a schon haufig als e, gedeckt wie ungedeckt: 805 in gule (gula),nbsp;1122 anoget (g = j, inodiat), 1142 calves (calvas) sorices.
Die anderen Ultima-Vokale sind in Paroxytonis (auCer nach M. c. L. und Zischlaut) bereits verstummt: 829 avortetxa *abortati'cius; nbsp;wo Vokal geschrieben wird, ist die Schreibung buntscheckig: e erscheintnbsp;als u Oder i, o als i usw.; sie lauten also nicht mehr und werdennbsp;falsch analogisch geschrieben.
Dagegen fehlt ein Zeichen nie, wo wir im Frz. ,,Stiitz-^ finden (Hetzer, S. 77), aber Schwanken in der Wahl des Zeichens zeigt, daCnbsp;Schwachung eingetreten war: So in der 3. Plur.: persuadunt statt -ent,nbsp;consistent statt -unt. Ein solches Sttz-^ zeigt das Afrz. noch: i. innbsp;lat. Proparoxytonis: hmine(in) home, 2. nach M. c. L,: patre(m)nbsp;pe-dre, 3. nach Kons. Zischlaut: sororiu(m) ,,Schwager seror-ge,nbsp;.somniu(m) son-ge, 4. zum Teil nach Doppelliquida helmu(m) helme.
In den Eiden sind alle auslautenden Vokale bereits auch in der Schrift gefallen, auCer a und den genannten Ausnahmen: amur, xpiannbsp;{'= Christian), savir (*sapre) usw. Wie in den Reich. GI. schwankt dienbsp;Bezeichnung des Stiitz-?; fradre steht neben fradra, Karlo neben Karle.nbsp;Auch bei -a schwankt die Schreibung; dunat, a(d)judha, cadhuna stehennbsp;neben faz amp; (fazet) faciat, so daC man an der Lautung -a (vgl. fradra!)nbsp;zweifeln darf; e war wohl noch nicht erreicht und der Laut graphischnbsp;schwer fixierbar. Auch mag Absicht etymologisierender Schreibungnbsp;Xpoblo, Karlo) die Unsicherheit erhht haben. In der Eulalia schlieG-lich wird, von ein paar Latinismen abgesehen, nur noch e geschrieben,
Sttz-^ bleibt also nach M. c. L. Allerdings scheint die Vokali-sierung von c vor 1 und g vor r alter zu sein als der Fall der
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III. Lautlelire: Ultima.
Ultima, der also durch M. c. L. nicht mehr verhindert werden konnte: intgru(m) entir, nigru(m) R 244 noir\ veclu(m) vieil, -iclu(m) -eil,nbsp;penc(u)lu(m) R 283 peril, -aclu(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; aire (R 5 de bonnaire)
ist also zwar agru(m) (REW, L. Bl. 20, 192) aber Buchwort; miracle, article sind Latinismen.
Auch Doppelliquida zeigt in ein paar Fallen Stiitz-e: Im: helmu(m) hehne, lmu(m) ornie; In; alnu(m) Erle alne. Dagegen ohne Stiitz-e:nbsp;rm: strm estorn gt; estor (B 38); rn: diurnu(m) jorn 'igt; jor; mn -damnum dam, domnus danz (dame ist dminu(m), damedieiisnbsp;dominedeus, also Proparoxytona). Ausnahmen: somnu(m) some,nbsp;scamnu(m) eschame. Dafi Im, In die Ultima sttzten, rm, rn, mnnbsp;aber nicht, leuchtet schwer ein; die Silbentrennung war die gleiche:nbsp;1-m, r-n usw. und nur silbenanlautende Konsonanz sttzt: pe-dre,nbsp;son-ge (dse). So drangt sich die Vermutung auf, daC Stiitz-e nachnbsp;Doppelliquida nicht von der vorhergehenden Konsonanz abhangignbsp;war, sondern von der folgenden, und engen Bindungen entstammt:nbsp;helme Ckarlon, olmes planter. Nun erst stiinde die Ultima mit demnbsp;Zwischenton auf einer Linie, denn auch dieser wird durch vorher-gehende Konsonanz nicht ,,gesttzt, sondern nur durch folgendenbsp;gedecktquot; (S. 1227), die 6. Person des Verbums (dcunt dient, vgl.nbsp;S. 126) zeigt iibrigens die gleiche Wirkung folgender Konsonanz.
In Proparoxytonis schlieClich hangt die Erhaltung der Ultima von der Synkope der Panultima ab: Fand diese friih statt (vor demnbsp;Fall der Ultima in Paroxytonis) fiel die Ultima: explc(i)tum esploitnbsp;(B 84), cl(a)p(h)us cops (B 107), sarcph(ag)u(m) sarchij. (B 148). Fandnbsp;die Synkope spat statt, so wurde der Daktylus zum Trochaus um-rhythmisiert. Die Ultima hatte einen Nebenton (M. L Frz. Gr., 120)nbsp;wie etwa heute in Neapel: Nabole,fkmena, und erhielt sich darum. Folgendenbsp;Gegeniiberstellung von Paroxytonis und Proparoxytonis mit gleichen Kon-sonantengruppen nach dem Ton soli das Gesagte yeranschaulichen:
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) Gegen die Annahme, dafi neir, entir, vieil aus Mask. *neire, * entire, *vieille vom gleichlautenden Fern, differenziert worden seien, spricht die gleiche Entwicklung der no-minalen Suffixe -aclu -ail, -clu -eil. Auffallend ist allerdings dreisilbiges soloiles ,,Sonnenbsp;im M. Brut 1390. Vermutlich liegt Analogie nach estoile vor. Dagegen ist fragile(m) frailnbsp;(Amis 2537: mail) vom Fem. differenziert und iibliches Mask, fraile (Alexius 9) normal. |
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III. Lautlehre: Ultima.
In der 6. Person des Verbums bleiben -ant, -ent, -unt, -(i)unt afrz. als -ent, auch nach einfachem Konsonant oder Vokal: B 42 per dent,nbsp;49 recr'oient, 51 avivent. Vorbildlichem sont folgen ont (habent),nbsp;vont (va(d)unt), font (neben fent Jonas). So wie in perdent bleibtnbsp;auch sonst die Stellung des lat. Vokals, der Quelle des Sttz-e, un-verschoben: B 11 hminsnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;patres peres. Nur wo es vor r, 1 stand,
tritt e ans Ende: B 14 in simul ensemble, 263 quattor quatre, 325 mlior mieldres. Auch hier nimmt man an, daC die Umstellung sichnbsp;liber sonantisches /, r vollzog. Dagegen mchte ich einwenden, dafinbsp;fr die Folge le, re resp. el, er an unbetonter Stelle auch sonstnbsp;Lautanalogie vorkommt: Satzphonetisch wird nfrz. Vokal -f- re fol-gendermafien getrennt; ^pe viens de le refaire \^ fe'.r. Daraus wirdnbsp;der Infinitiv arfir abstrahiert (NO.); der in die Ohren fallende Ton diesernbsp;Pikardismen ist in Paris wohlbekannt. In seiner Heimat aber dringtnbsp;er auch in Nebenton, Zwischenton und die Ultima: Herzog 40, 95nbsp;tersota = tressautdnt, 40, 96 sakordje = sacrediu, 40, 90 mwedarnbsp;= moindre (vgl. S. 168). Ebenso kann einst der Tonfall der vielennbsp;Worte auf -tre, -ble usw. im Urfrz. vorbildlich gewesen sein.
Aus welcher Quelle -e auch immer stammte, wurde es frh-zeitig reduziert: a. (Basisvokal. Rydberg, Gesch. des a, I, S. 63 ff.) Satzphonetisch war es in Partikeln schon urfrz. gefallen; B 77 sj^rnbsp;supra neben soure, seure, R 178 or (S, 97). Mundartlich arrier,nbsp;derrier retro (Christian, Amis 438 usw.). Vor Vokal wurde ^ ver-schliffen: B 8 graindr(e) iert, 14 Ensembl(e) od usw, Im XV. Jahrh.nbsp;verstummte 3 nach Vokal; Die Schrift blieb konservativ bis auf nach-vokalisches 3 im Imperfekt: chantoie 7gt; ckantois und eau aqua. Ch.nbsp;dO. schreibt noch je povoie, aber eaus et fores. Zu heutigen Mund-arten vgl. Herzog, 5 ff.
Bemerkung. B 3 Corinus, 9 Brutus haben gelehrte Form und volkstiimliche Akzentuierung (nfrz. Jsus 3ssy); B 271 Diana, vgl.nbsp;168 Diane, sind gelehrte Formen.
Gelehrt sind weiterhin: signe (afrz. sein sgnu(in)), juste, triste usw.; juge folgt jugier, die volkst. Form ist jugiere. Obi. jugorf (vgl.nbsp;S. 102). Auch somme somnu(m) (lothr. s M. L. frz. Gr. Il8) drftenbsp;gelehrt sein, vgl. autumnu(m) automne (Mundarten otom ALF 75),nbsp;das sich als Latinismus (-t- bleibt, mn gt;gt; n) entwickelt^).
q Vgl. Rustebuef Aristotle 59 Juges qui prent n'est pas jugerres Richter (Xitel I) der nimmt, ist kein Richterquot; (= Gerechterquot;).
Herhst ist volkst. afrz. gain Erntequot;; er ist ein Teil des Sommers, wie das Friihjahr; prin d'esti (Philomena 1463).
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Ill, Lautlehre.
Wahrend Vokale durch besondere Formung des gesamten Mund-raums produziert werden, sind Konsonanten an eine bestimmte Stelle des Sprechapparats gebunden (Forchhammer), An diesernbsp;Stelle wird entweder ein Verschlufi gebildet, so daG der Laut ausnbsp;dem Gerausche der SchlieGung, einer Pause, und der Sprengung desnbsp;Verschlusses besteht^); oder aber die Organe nehmen eine Enge-stellung ein, die Reibung des Druckstroms verursacht das fiir dennbsp;Laut charakteristische Gerausch.
Alle diese Stellungslautequot; sind vorab ,,Konsonantenquot;. Theoretisch knnen sie alle sonantisch, d. h. silbentragend werden, vgl. pst!^nbsp;inspiriertes f bei Schmerz. Im Deutschen werden die Liquiden innbsp;bestimmten Stellungen sonantisch. In den romanischen Sprachennbsp;werden Konsonanten selten zu Sonanten.
Von alien Konsonanten gibt es vorab zwei Varianten, die durch Anteilnahme der Stimmbander resp. Nichtanteilnahme bestimmt werden:nbsp;Eine stimmlose (Stimmbander offen, auGer fiir h) eine stimmhaftenbsp;{Stimmbander sind gespannt und schwingen). 1st auch (beispielsweisenbsp;fiir p und P) die Organstellung jeweilig die gleiche, so ist die Muskel-pression fiir die stimmlose Variante starker (p) als fiir die stimmhafte (b). Daher hart /gt;, weich
Alle Konsonanten haben weiterhin orale und nasale Varianten. Doch sind im Franzsischen im allgemeinen nur die rein nasalen Variantennbsp;von pb^ d. i. m, von td d. i. , und von kg, d. i. -q (frz. gn, span, n usw.)nbsp;gebrauchlich.
Von der mglichen Palatalisierung der Konsonanten wurde schon oben gesprochen. Das Franzsische palatalisiert / (f) und n (q),nbsp;welch letzteres hierdurch aus nasaliertem td zu nasaliertem kg wird.
Folgendes sind die Konsonanten, die wir von nun ab in der Geschichte des Franzsischen zu betrachten haben werden:
LippenverschluG: p; Stimme: b; nasal: na.
Lippenenge: -b- (span. Ponito).
Oberzahne Unterlippenenge: f; Stimme: v.
ZungezahneverschluG^): t; Stimme: d; nasal: n.
*) Im Anlaut fehlt die erste, im Auslaut die dritte Komponente.
er Verschlufi kann apikal wic dorsalquot; sein, und oberbalb der Alveolen bis zui k-Grenze gehen.
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III. Lautlehre.
Zungezahneenge (postdental): ) (engl. tli)\ Stimme: d.
Zungenriicken-Gaumenverschlufi: k(geschriebenc); Stimme: g; nasal: t\.
Zungenriicken-Gaumenenge mit tiefer Zungenspitze: jr (deutsch icK)\ x (deutsch ac}i)\ Stimme: j (deutsch j).
Zischlaute mit tiefer Zungenspitze und schmaler Zungen-rinne: s; Stimme: z.
Zischlaute mit hoher Zungenspitze und breiter Zungen-rinne (Zungenkessel): (deutsch sch)\ Stimme: 3 (frz. Jean).
Zitterlaute: Zungenspitze: R; Zapfchen: r; Zungenflgel: 1. (Stimmlos sind beide sehr lautschwach; vgl. nfrz. maitre =nbsp;faible = fsbl.)
Kehlkopfenge: h.
Sehen wir uns Diehls Vulgarlat. Inschr. S. 21 ff. durch, so bemerken wir, dafi eine Reihe von Konsonanten zum Teil schon innbsp;republik. Zeit in bestimmten Stellungen verstummten, da also dernbsp;Klang des Lateins von seinem Schriftbild wesentlich abwich. Baldnbsp;wird h geschrieben, bald nicht, bald schreibt es der Schreiber, wonbsp;es nicht hingehrt, best, herit. Ein h gab es nur noch in Schrift undnbsp;knstlicher Aussprache. Ebenso oft fehlt auslautend m nach unbe-tontem Vokal. Die Schreibung in den Versen von 633: nisi molestust,nbsp;perlege, das mehrfach folgende moriendust lehren uns, daC unserenbsp;Aussprache auf der Schule: bonumst barbarisch war. Langst war mnbsp;in dieser Stellung verstummt, also bonust zu lesen. Wo aber m imnbsp;einsilbigen Worte betontem Vokal folgte und vor Dental odernbsp;Dentolabial stand, artikulierte man dental: 614 tan dulcis, felicen te -,nbsp;und nun auch 600 gun quen bixit. Wie -m ist -s in freilichnbsp;spateren Inschriften im Auslaut stumm: sororibu, locu schreiben italischenbsp;Schreiber (777 ff., vgl. J. B. XII. I, 69). Gallien macht diese Entwicklungnbsp;nicht mit (vgl. oben S. 22). Wohl aber lafit es mit Rom vor einem s:nbsp;n durchaus und in mehreren Worten auch r verstummen. Zwei Vor-gange, die allerdings verschieden sind, beruht doch der erste, wienbsp;das Verstummen nasaler Konsonanten meist, vermutlich auf einernbsp;Nasalierung, die mit Langung des Vokals verbunden ist, der zweitenbsp;auf einer Assimilierung des r (R: Zungenspitze hoch) an das s (Zungenspitze tief), infolgedessen Langung des s. Nun heiCt es mesibus stattnbsp;mensibus (688), infas statt infans (692) und dossum statt dorsum.nbsp;Die Appendix schreibt vor: mensa non mesa, persica non pessica;nbsp;doch gehen Teile von Frankreich (SO., S., SW.) auf gelehrtes persicanbsp;zuriick: psrja, pre:t( usw. (ALE 987.)
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Erinnern wir uns weiterhin der Glosse vetulus non veclus der Appendix, so lehrt uns der bergang von tl zu cl, dal3 1 nach Kons.nbsp;mit hohem Zungenrucken artikuliert wurde, also vorhergehendes t ausnbsp;der alveolaren in die palatale (k) Artikulationssphare verschob. Schliefilichnbsp;wurde langes 1 (11) nach langem Vokal gekiirzt; Vgl. das griech.-lat.nbsp;Glossar im afrz. Ubb. S. 247 OTrjlcig (= stellas) und Consentiusnbsp;(ebenda S. 233): siquis dicat vilam pro villam. Alle diese Ver-anderungen sind nicht fakultativ, ergeben keine Doppelformen, sindnbsp;also nicht gelegentliche Beschleunigungen, sondern zeigen eine allge-meineBeschleunigung desRedetempos, welcheKonsonanten an folgendennbsp;Konsonanten angleicht, auch satzphonetisch, auslautende Konsonantennbsp;verschleift, die Worte also nicht isoliert, sondern im Satze eng bindet').nbsp;Dem gleichen Grunde entstammen schliefilich noch die folgenden Ver-anderungen: Auslautend t nach Konsonant verstummt in satzphonetischnbsp;vorkonsonantischer Stellung: pos multum (Diehl 430), deposits esnbsp;prie (= deposits est pridie, Chr, I. 156); der Name Quodvuldeusnbsp;(Chr. I. 146) zeigt ein Gleiches: pos bleibt die Grundform dernbsp;romanischen Sprachen, wahrend sie zwischen vorvokalischem est undnbsp;vorkonsonantischem es schwanken.
Innerhalb dieser engen Bindungen klang anlautendes vorkonsonan-tisches s lang und scharf und setzte mit einem kurzen, vermutlich 3-artigen vokalischen Laut ein, der bald e bald i geschrieben wird;nbsp;iscols (Diehl 209), esponss (Chr. I. 245). Alte griech. Lehnwrternbsp;gingen mit: spaths espats; jngere wurden dem weicheren griech.nbsp;s entsprechend s- los artikuliert: spasm-atus R ill pasm.
Zu diesen Veranderungen, die meist den Einfliissen konsonan-tischer Nachbarschaft entstammen, kommen andere, in denen zwei f e r n stehende Konsonanten aufeinanderwirken: Zwei gleiche konsonan-tische Stellungen entfernen sich voneinander, bis zum Schwund desnbsp;einen: Zwei u: quattor (Diehl 316), cinquae (527); zwei r: frate (592nbsp;fr frater, vgl. L. Bl. 1916, S. 16) propio (statt proprio, Chr. I. 151). nbsp;Zwei verwandte konsonantische Stellungen nahren sich einander,nbsp;quiescit wird quiesquit geschrieben, von da aus wieder dissimiliert:nbsp;cesquit (Diehl 189, 464 usw.). Besonders beliebt sind diese An-ziehungen und AbstoGungen bei Liquiden: fragrare ,,riechen wirdnbsp;bald zu flagrare (afrz. jlairier') bald zu fraglare, peregrinus zu pele-grinus (Pilgrim) usw. Im allgemeinen hat der spatere Laut ,,einenbsp;gewisse psychologische Dominanz. Das beruht darauf, daG das innerenbsp;Sprechen dem artikulierten ,,vorauseilt. Also auch hier beschleunigtesnbsp;Denken, beschleunigte Rede als Ursache des haufigen Vorgangs. Vgl.nbsp;E. Schopf, Die konsonant. Fernwirkungen, Gtt. 1919, S. 30.
*) Diese Bindung bestand zur Zeit der Langung freier Tonvokale noch: tra(n)s ergab afrz. tres., a war also frei. Vgl. zum Vlat. S. 54.
Jordan, Altfranzosisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;n
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III. Lautlehre.
Auch die Umstellung von Vokal und ^onson3.nt (Metathese) darf so verstanden iverden, wo es sich um volkstiimliche Wrter handelt:nbsp;por se heiCt es in Grabschriften statt pro se (Diehl 173) und diesenbsp;wohl ursprnglich nur vorkons. Form bleibt in Teilen der Romanianbsp;(frz., span., port.). Anders scheinen mir folgende Falie zu liegen;nbsp;Nach Quintilian Inst. Or. I, 5 tzdthe'Hovtens'wis precula pro pergula,nbsp;tadelt er selber tarsumennum pro trasumenno. Auch Consentiusnbsp;bringt Material: (Afrz. bb. 235) jiunt barbarismi: . . . ut siquisnbsp;perlum pro praelutn, reilquum pro reliquunt interpertor pro inter-pretor, coacla pro cloaca . . . protiuntiet. Das sind Buchwrter,nbsp;die sich der Halbgebildete mundgerecht macht. Auch der ,,assi-milatorische Lautzuwachs betrifft hauptsachlich gelehrte Worte:nbsp;struprum fiir stuprum, frz. trsor aus thesaurum, deutsch Ritterkillnbsp;fr rticule, Miskroskop fiir Mikroskop, refretour aus refectoriumnbsp;Bible G. 1681: Falie, in denen oft Volksetymologie mitspricht. Jeden-falls ist hier nicht Beschleunigung, sondern gerade die Absichtnbsp;recht schn zu sprechen, Ursache der Lautumstellung, des Laut-zuwachses oder der Wortmischung. Man wird darum auch in dernbsp;mittelalterlichen Sprache zahlreiche Beispiele fiir solches Irren odernbsp;Flicken an ungelaufigem Wortmaterial gerade bei Klerikern finden.
Auch Vokale iiben EinfluC auf umgebende Konsonanten aus: Die Lippenlaute gehen zeitlich voran: Intervokal und bilabial v (fe)nbsp;verstummt seiner Lautschwache entsprechend vor gerundeten Vokalen,nbsp;die Appendix bucht: avus non aus (Diehl 1084 ao), rivus nonnbsp;rius, pavor non paor. Zwischen zwei i ist der Vorgang noch alter,nbsp;-ii statt -ivi im Perf. der i-Konjugation wird von der klass. Gram-matik toleriert, vulgar folgt -ai statt -avi: laborait Diehl 444.nbsp;Letztes ist ein analogischer Vorgang, denn lautgesetzlich waren avi nbsp;Kons., abu Rons, nach Vokalisierung von v, b zu au gekiirzt geworden; parabolare )gt; *paraulare, avicellus gt; aucellus, laboravit gt;*nbsp;laborant. (Diehl 180, 181.)
Der VerschluC von b lockert sich: Seit Anfang der Kaiserzeit schwanken b und v in der Schreibung, anlautend und intervokal,nbsp;lauteten also gleich oder ahnlich: b war intervokal, satzphonetisch wienbsp;im einzelnen Worte, zum bilabialen Reibelaut h- geworden, vgl. dienbsp;Beispiele Diehl, S. 39 f. Die Suffixe -abilis, -ibilis sind -avilis -ivilisnbsp;(Diehl 408). Die Appendix schreibt: tabes non tavis, baculus nonnbsp;vaclus. Letztere satzphonetische VerschluBlockerung (normal nur nachnbsp;Vokal, graphisch verallgemeinert) ging wieder zurck, wobei rebeilarenbsp;blieb, da bellum aufier Gebrauch kam (R 374 revelles), dagegen Wortenbsp;mit etymolog. v an der Regression teilnahmen(vervce(m)gt;berbice(m)).
b Vgl. Diehl 861 lerinquas fiir relinquas.
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III. Lautlehre.
So dafi wir folgern drfen, dafi dem schnellen, Wortausgange und Anfange gern verschleifenden Tempo eine langsamere, weniger ge-bundene Sprechweise folgte, die die nachkonsonantische Form vonnbsp;anlautend b auch nach Vokal wiederherstellte. Dies zeigen vollendsnbsp;die nun folgenden Entwicklungsprozesse mit ihren konsonantischennbsp;Dehnungen: Auch die dentalen und palatalen Verschlufilautenbsp;(t, d; k, g) passen sich namlich der vokalischen Umgebung an: Amnbsp;altesten sind hier die Wirkungen eines folgenden i (Resultat einesnbsp;verschliffenen Hiatus-i, vgl. S. 55, 56): di wird zum stimmhaften Zisch-laut Oder Sibilanten mit d-Vorschlag, also ds oder dz, und trifft aufnbsp;dieser Stufe in den ersten nachchr. Jahrh.^) mit den Produkten vonnbsp;j, von g vor e oder i und von griech. ds (Q zusammen, eine ergibigenbsp;Quelle falsch analogischer Schreibungen: dies wird nun ies, zebusnbsp;geschrieben, vgl. Diehl 178 zanuario (januario), 174 codiugi, 175nbsp;congiugi, 176 Paris rex Troge. So lauten nun gleich an; diurnu(m),nbsp;ja(m), gente(m), zelosu(tn), vgl. it. giorno, gia, gente (d3), frz. jour,nbsp;dja, gent, jalotix. (3; der d-Vorschlag verstummte wahrend der afrz.nbsp;Periode; intervokal aber und nach n geht das Franzs. nicht aufnbsp;Zischlaut d5, sondern Reibelaut j zurck: radiare raiier, Burgundianbsp;Borgogne).
Auch ti verschiebt sich frh: Vincentia wird Diehl 563 Vincentza geschrieben, tsi ist das Resultat, es bleibt meist bei der s-Rinne, dienbsp;Zunge kesselt sich nicht ein wie bei d3. Auch ist t nicht bloernbsp;Vorschlag, sondern es deckt intervokal den Tonvokal, wie dienbsp;Entwicklung des Franzsischen zeigt: platea(m) place, und wie nochnbsp;heute das Italienische artikuliert: pteu(m) pozzo (pd|z:o).
Es folgt ci, das schon unter Alexander Severus (ca. 230 p.) mit ti im Suffix verwechselt wird (Diehl 565). In einzelnen Teilennbsp;der Romania gehen denn auch beideEntwicklungen zusammen: *mnacianbsp;gibt im altesten afrz. manatee (Eulalia), ts aus ci war also ebenfallsnbsp;silbendeckend. In anderen Teilen aber (Italien minaccia, facia(m)nbsp;faccia) vertieft sich die Rinne zum Kessel wie bei der Entwicklung vonnbsp;di, und ein Zischlaut resultiert. In frz. Mundarten ein Gleiches.
Auch vor palatalen Vokalen (e, i) verschieben sich silben-anlautende c, g: ge, gi vermischte sich mit d !gt; j und quot;Q-. Beispiele s. oben; ce, ci werden etwa im V. Jahrh., jedenfalls vor der frk. Ein-wanderung (S. 159), assibiliert.
Zur Entwicklung von ti, ci vgl. unten t -j j. nbsp;nbsp;nbsp;den Datierungen vgl. M. L.,
frz. Gr, 152, Pirson, J. B, XI, I, 81.
1) Diehl bucht die Schreibung z fiir di zuerst unter Severus Pertinax um 200 j)ost Chr. Nr. 542. Der Grand der Verschiebung: alveolares d bei anlautend di.
g *
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HI. Lautlehre.
Summieren wir: Beim vlat. Vokalismus fanden wir in der ersteit Periode berall Spuren einer Sprache, deren Tempo beschleunigt wird:nbsp;Vokalische Langen und Krzen fielen zusammen, unbetonte Hiatus-vokale wurden unsilbig oder verstummten. Dann foigte eine Neu-Rhythmisierung der Worte: Freie (silbenschlieCende) Tonvokalenbsp;wurden gelangt, vermutlich also auf die gleiche Lange gebracht wienbsp;silbeninlautende Vokale nebst ihren deckenden Konsonanten, welchnbsp;letztere vielleicht gelangt wurden. Bei den Konsonanten in alterernbsp;Zeit vor allem Verschleifungen, durch die Umgebung bedingt, alsonbsp;ebenfalls Wirkungen schnellen Tempos. In jiingerer Zeit abernbsp;Dehnungen, die silbendeckend wirkten; Eine partielle Verlangsamung,nbsp;die sich ebenfalls aus der Rhythmisierung der Worte versteken lalJt.
Hier liegt es nahe in der alten Entwicklung, diejenige des mili-tarischen Roms, in der jiingeren aber die Artikulation der dekadenten, energischer Handlung nicht mehr fahigen spateren Kaiserzeit zu sehen;nbsp;Man sucht rhetorische Effekte, es wird deklamiert. Nun geht Galliennbsp;in dieser Entwicklung am weitesten, dem neuen Rhythmus fallennbsp;zwischentonige Silben zum Opfer (S. 117), zwischensilbige Konsonantennbsp;werden sonorisiert (S. 118), verstummen im Afrz. in vielen Fallen.nbsp;Der Sprache werden gleichsam die Knochen herausgenommen, sie wirdnbsp;marklos wie heute in Andalusien oder Siiditalien. Da wir aber nichtnbsp;annehmen knnen, dafi die Franzosen im friihen Mittelalter dekadenternbsp;waren als die brigen Romanen, so ergibt sich, dafi nur die vlat.nbsp;Rhythmisierung zur rmischen Kultur in Beziehung gesetzt werdennbsp;kann. In der Folge wirkte sie sich da am starksten aus, wo dienbsp;hemmenden Kulturfaktoren am geringsten waren: in Nordgallien.
Dafi sich griech. C volkstmlichen Worten zu d i schlug,. sahen wir bereits: vgl. baptidiata, Diehl, Chr. I. 2^). Doch ist dienbsp;Entwicklung dieses Wortes imFrz. gelehrt: afrz. bautisiernehcn normalemnbsp;batoiier; nfrz. batiser. Griech. (ps) wurde zu s (psalteriu(m) afrz.nbsp;sautier), dem griech. k (ungehaucht) vlat. g substituiertnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;gt; gamba)..
Die gehauchten griech. Verschlufilaute wurden in der alteren Zeir als VerschluClaute, cp in der jiingeren Zeit als f iibernommen, wie esnbsp;der griech. Entwicklung entsprach. So ergab noQcpvQa einst purpura,nbsp;spater porfira;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;in der Schrift zwar colaphus, doch in der
Aussprache colapus (Reich. Gl. 612 colpis, afrz. colp) % ergab k (geschrieben c) und entwickelte sich mit diesem: ^gaxiojv )gt; bracium,nbsp;Christl. Inschr. 352 : bratius, afrz. braz,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;)gt; monicus (ebda. iii,.
*) Vgl. umgekehrt zacon (Chr. I. 134 usw.) ftir diaconus.
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III. Lautlehre.
Suffixtausch; vgl. canonicus). Ebenso d: onad^r]'^ espata. Vgl. die Glossen der Appendix: i porphireticum marmor non purpureticumnbsp;marmur, 46 theofilus non izofilus (1. ziofilus?), 227 amfora nonnbsp;ampora.
Das germ, h wurde in germ. Worten als neuer Kehlkopfreibelaut aufgenommen (k aspir). Durch Wortkrenzung drang es in romanischesnbsp;Gut ein: altu(m) hok gt;gt;///, nfrz. kaut. Auch dies h verstummte,nbsp;doch bleibt der Artikel vor ihm unelidiert ^).
Das germ, w (bilabialer Reibelaut, Lippen gerundet, Zungen-stellung hher wie bei u) wurde mit gu wiedergegeben: Die konsonantische Zungenstellung machte Schwierigkeiten und wurde mit velarem Ver-schlufi ertastet. Vgl. 1wrra B 58 guerre. Auch hier Wortkreuzungen:nbsp;B 281 gast (vgl. 198 gastine Wildnis) ist postverbal von guaster =nbsp;vastare wstjan. Wie an der Schreibung gast zu sehen ist,nbsp;verstummte der labiale Reibelaut friihzeitig; vor e, i wurde u ausnbsp;graphischen Griinden weitergeschrieben: B 256 guise germ, wisanbsp;Weise. In der Walloni und an der Ostgrenze blieb w ohnenbsp;..^-Vorschlag, wie der Provinzname zeigt. Namen wie Vuillaume,nbsp;Vautier (Walther) kommen hierher (vgl. ALF 672 gup).
Die frk. Aspiraten wurden in Namen ihrem Verschiebungsgrad ent-sprechend, aufgenommen: Chlodovechus Cl'evis; unter den Karo-lingern wurde Hludovicus, Hlotharius geschrieben; vor 1 und r wurde diesen Aspiraten oft f substituiert: Chlodovinc Fldovent (Patronymikon),nbsp;hrokk froc Mnchsrock ^). Schliefilich ergab (H)lodovlcus Ld'ovisnbsp;gt; Louis (Kurzform?). Im brigen wurde frank, bh zu v, th zu t;nbsp;ih entwickelte sich inlautend wie vlat. C; wahta guaite.
Die rhythmischen Tendenzen des Spatvulgarlatein wurden im Urfranz. fortgesetzt: Die wort- und silbenanlautenden Konso-
Das germ, h lautet im Aprov. schon nicht mehr; Appel, Prov. Lautlehre, 44b. Daher hat das Afrz. gelegentlich germ. Worte mit verstummtem h aus dem Provenzalischen.nbsp;Dazu kann gehoren, wenn fur halsberc Rol. 71i zwar Halbercs, abet 1022 osbercsnbsp;(vgl. B 102) steht. Immerhin ist die Monophthongierung von prov. au aus al seltsam,nbsp;Vermischung mit os Knochenquot; wahrscheinlich. Schon im XIII. Jahrh. wird germ, hnbsp;lautschwach: Aiol 1963 ardi (hardjan), 9535 aches (hapjas) usw. Andere Dialekte sindnbsp;konservativer und halten h bis heute. Herzog, 293.
Vgl. Pirson Ro. F. 26, 921, Reich. Gi. 1069 ruga; fruncetura, Zugrunde liegt germ, hrunkja (REW) Runzelquot;, davon hrunkjare runzelnquot;, schliefilich hrunkjatranbsp;Runzelei'. Dies ergibt mit bergang von hr zu fr und Schwachung des Zwischentonsnbsp;fruncetura. Vgl. hrunkja fronce R 68; B 104 flans germ, hlank?
-ocr page 148-134 lil. Lautlehre.
nanten werden nur verschoben, wenn der folgende Vokal Einflufi ausbt: Vor sich nach vorne verschiebendem flachem a, au senkte sich hohernbsp;Zungenrcken: ka, ga wurden aufier im N. und NO. zu tja, dsa. nbsp;Silbenauslautend (vorkonsonantiscli) dagegen werden die Konso-nanten im Afrz. zum grfiten Teil verschliffen, die Silbendeckungnbsp;also aufgegeben; k, g und 1 vokalisieren oder fallen frh; dentale,nbsp;labiale VerschluClaute verstummen, sowies; m, n nasalieren vorher-gehenden Vokal und fallen; nur r bleibt silbendeckend, aufier im O. nbsp;In der alteren Periode drfen wir entsprechende Ersatzdehnung an-nehmen; Der Konsonant geht im vorhergehenden Vokal auf, dernbsp;gelangt wird (M. L. frz. Gr. 165). Vor i aus k, g erfolgt dabeinbsp;Diphthngierung von e, o (S. 88, 95 lctu(m) *isjt gt;gt; *lieit). Dasnbsp;rhythmische Prinzip stark vorprellender, ebenmafiiger Ton- bzw.nbsp;Nebentonsilben bleibt also herrschend. Zwischensilbig (illter-vokal) zeigt die Sonorisierung der einfachen Konsonanten (ata gt; ada),nbsp;die Reibelautwerdung der Verschlufilaute (ada gt;gt; ada) mit ihrer Folge:nbsp;bald frherem, bald spaterem Vokalisieren oder Verstummen, die gleichenbsp;Dominanz der Ton- und Nebentonvokale. Die Silbengrenze ist durchnbsp;die Langung freier Vokale verwischt, fallt nicht mehr zwischen Vokalnbsp;und einfachen Konsonant wie im Lateinischen: pa-ca-re (vgl. S. 54).nbsp;Infolgedessen entwickelt sich der intervokale einfache Konsonant andersnbsp;als im Wortanlaut. Mit der afrz. erfolgenden Krzung der langen Vokalenbsp;und Diphthonge wird auch die alte Silbentrennung sich wieder einstellen;nbsp;Vgl. S. 137 und nfrz. le-zel, das les alles oder les z'eles sein kann.
Der konsonantische Wortauslaiit schliefilich birgt, nebst Enklise und Proklise (S. 212), den Schlssel fr die satzphonetische Bindung;
1. nbsp;nbsp;nbsp;Alle stimmhaften oder vor dem Fall der Ultima sonorisiertennbsp;auslautenden Konsonanten W'erden im afrz. Auslaut stimmlos: vride(m)nbsp;vert, capu(t) gt;gt; *cavo )gt; chief, longu(m) lonc. Es herrschte alsonbsp;auch vor Vokal Pausaform = lose Bindung, kein Hinberziehennbsp;des Auslauts. Man rhythmisierte und isolierte die Worte.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Vor Beginn der Literaturperiode wird die Bindung enger:
F und P aus lat. pp bleiben vorab unbeeinflufit ^). Vg!. S. 144. Nur Proklitika schliefien an: bi ist in Alexius Hs. L vor Vokal fastnbsp;konsequent ov (geschrieben ovi), vor Kons. aber o] im XII. Jahrh. ist onbsp;nieist verallgemeinert (B 93, 188). bi ist vor Vokal in den Eiden iv,nbsp;schon im Alexius ist i (das alierdings auch hic sein kann) verallgemeinert.
Gegenteilige Beobachtnngen kann S y s t e m z w a n g erklaren; Rustebuef reimt Secr. 339 cou (colaphu(m)) mit cou (coUu(m)), er dekliniert also cous, cou statt coup:nbsp;Hypocrisie 317 bindet er noi {nve(m)) vait. noi (Verbalsubstantiv von noiier),nbsp;dekliniert also nois, noi statt noif. Ebenso reimt schon Christian Ertc Tiz fernbsp;(frni(m)): eer (cervu(m)). Vgl. die Bemerkung S. 138.
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Ill, Lautlehre.
Einfacher Dental; Die Prap. ad ist in der Eulalia (IX. Jahrh.) a vor Kons., ad vor Vokal (21, 22); analogisch bildet gue dienbsp;Hiatform gued (14). Anderseits ist -t in Verbalformen zweimal nichtnbsp;mehr geschrieben, wo Dental folgt; 17 perdesse (perddisset), 19 ardenbsp;(ard(e)at). Im Alexius zeigt der Vergleich der Hs. L mit den Hss.nbsp;AP den Fortschritt der Verallgemeinerung kiirzerer vorkons.nbsp;Formen. Selbst das altertmliche L zeigt bereits stark entwickeltenbsp;Satzphonetik: i fut (AP fii), 3 at (A ad^ Y a) aber: L 14 fud de,nbsp;31 fud baptizet, 50 ad a deu. Da der Schreiber diese satzphonetischenbsp;Assimilation nicht konsequent durchfiihrt, ist selbstverstandlich. nbsp;Sehr friih ist aut als o verallgemeinert: O. Ps. 29, 12 g vor Vokal.
Um 1150 sind iin Seine-Loire-Gebiet bereits allerorts die krzeren Formen durchgefhrt, man sagt fu, a (habet) auch vor Vokalnbsp;{a-t-il ist erst neufranzsisch nach est-i), und nur bei gewissen Verbalformen dominiert die vorvokalische Form, wohl wegen besonderernbsp;Haufigkeit der Inversion; soit (wohl Pausaform), avoit, und so dasnbsp;Imperfekt und der Kondizional der 3. Person. Im O. dagegen bleibtnbsp;auslautend -t in der Pausaform resistent, und Venus (ca. 1200),nbsp;Str. 8, reimt noch dit (dictu(m) nachkonson. ,,festes /) mit critnbsp;(Verbalsubst. von crier). Auch B zeigt mehrfach ostlichen Brauch,nbsp;verallgemeinert vorvokalisches od a(p)ud (i i od soi, vgl. 96), nevudnbsp;(55, 117) und reimt; M. Brut 643nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(destrictu(m)); (sti(m)),
1263 destroit: cunroit (con-red). England ist als kolonialer Dialekt ebenfalls sehr konservativ (J. B. 12, i, 211).
Nachkonsonantischer (,,fester) Dental; Im Zentrum ist vorliterarisch bei en mde, pren prende die vorkonsonanlisch ver-schliffene Form verallgemeinert worden (Alex. 74 dune en eissit).nbsp;Das int der Eide, ent der Eulalia kann dialektisch sein, im O.nbsp;bleiben namlich prent nimm und ent davon in Pausa und vornbsp;Vokal: Vgl. Venus 299 ent: present, also Pausaform ent. B istnbsp;fast konsequent mit end als vorvokalischer Form (4, 46, 92, 96 usw.),nbsp;en als vorkonsonantischer (i, 65, 72 usw., Ausnahme; \o en eisst). nbsp;Was sich bei en(t) und pren(t) vorliterarisch ergab; Bildung vonnbsp;Satzdoppelformen zeigt sich im XII. Jahrh. bei jedem nachkonso-nantischen t: Alex. 29 de sain batesma, 67 raens de (redmitnbsp;und im XIII. Jahrh. auch bei -t aus Doppeldental; Aiol 631 tou lenbsp;cemin, Elie 376 tou seul, Elie 153 de pu (patidu(m)) lin. Das istnbsp;der nfrz. Zustand, nur das die kurzen Formen spater auch Pausaformennbsp;werden; cest tout (se tu). Im Gegensatz zu einfachem -t bleibtnbsp;,,festes tquot; nfrz. in der engen Bindung; tout honime, tout-d-fait.
K. Nach gespreizten Vokalen ist -k in einer Reihe minderbetonter Worte schon vlat. gefallen; sic si, nec ne, iliac la; die di lafit
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III, Lautlehre.
unbestimmt, ob bei starkerer Betonung sich k zu i verschliff; fac fai kann nach faiz facis analogisch sein.
Nach rundem Tonvokal aber bleibt -k: ad hoc avuec, illoc iluec, denen sich vermutlich noch pauc poc anschloC. Denn danbsp;paucu(m) pau resp. pou, peu ergibt (S. 97), poi aus pauc(u)s verstanden werden kann, so bleibt als Quelle fr afrz. nfrz. poc nur dienbsp;Kurzform aus vorvokalischem pauc (vgl. lla el B 300 und S. 126),nbsp;die im O. und Z. (auch in der Provence.?) herrschte. Belegt ist sienbsp;afrz. nur in ostlichen Texten; Fred. Bernhs., Bartsch 38, 19,nbsp;Lothr. Ps. Prol. 3, 41; Psalm 8, 5 usw. Vermutlich ist schon damalsnbsp;poc vorvokalische und Pausaform, po vorkonsonantische Form, wenn auchnbsp;afrz. Hss. poc verallgemeinern. Vgl, neuwall. Herzog 2, 32 po;knbsp;apre (peu apres), 5, 52 5 poik, (Pausa), 5, 19; S, 52 o po vsj (zm peunbsp;voir). In der Champagne, der Seine und Loire ist zentralernbsp;Beschleunigung entsprechend die vorkonsonantische Form po verall-gemeinert worden: Christian hat nur diese, Bible G. 1377 reimtnbsp;Pausaform po mit lo (laudo); po wird dann mit o (S. 82, 97) zu punbsp;(geschrieben poul), dies ist wohl die Form Rustebuefs, die er oft mitnbsp;Pou (Paulu(m)) reimt, das seinerseits mit lous (laus) gebunden wird').nbsp;los (laus) hat afrz. nie Diphthong gehabt; Pozis Paulus ist also bereitsnbsp;monophthongiert; vgl. S. 82^. Die vollere Form poc resp. puc bleibtnbsp;mundartlich; Fr die Champagne Herzog 8, 22; fr die Loire vgl.nbsp;ALF 570 fUlCy wo Loir-et-Cher an zwei Punkten die Koseform (Pausaform) po:k (Kleinequot; pauc(a) oder Kleinesquot; pauc(u)?) besitzt. Iluecnbsp;zeigt diese Verallgemeinerung der kurzen Form nicht, weil hiernbsp;Pausaform dominiert; avtiec ist afrz. stets die seltenere unterstrichenenbsp;Form, a(p)ud o(d) die gewhnliche; Vgl. R 10 ovecques, 23 adv., abernbsp;295 o soi. Dennoch mu sich auch avuec der Satzphonetik beugen;nbsp;In QLR ist od der standige Ausdruck fr mitquot;, selteneres avuec istnbsp;vor Kons. ove: S. 10 ove tei (Hs. M), 112 ove ki. Heutige Mundartennbsp;haben nach Schwund von 0 a(p)ud1 2) die vorkonsonantische Form avue(c)nbsp;verallgemeinert: Herzog i, 39 avu: (Pausa) im Reim mit Ernunbsp;(Arnoud). Nach vortonig o schlieClich ist k bereits vorliterarischnbsp;gefallen: hoc c, vgl. hoc lll oil, eccehoc po. Hier wurde also dienbsp;vorkonsonantische Form frh verallgemeinert.
Festesquot; -k folgt spater; Reime wie Joufrois 834 bore (burg-u(m)) ; tor (trri{m)) kann Systemzwang erklaren (S. 134'^). Aber schon
*) Im NO. bleibt s-Po (Herzog 40, 3). Der alteste Reim der Art Sains-Pos: repos der Fortsetzung der Bible G. (A. Baudler, G. de Provins, Diss. Halle, 1902,nbsp;S. 59)- Ger Zusammenfall von Paulu(m) Po mit vorkonsonantischem pauc po fiihrtnbsp;Ezechiel S. 7 zu der Sebreibung Saint Poc.
0 bleibt .an ein paar Punkten der Bretagne, ALF 581, Herzog 30, 5.
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in O. Ps. und QLR ist done in der Frage; don ne; vgl, die Schreibung R 16, 153 done statt dont. Der Name Bjart (Molires Frau) bestehtnbsp;aus; bee (gall, (beccu(m)) und jar/= Ganseschnabelquot; vgl. nfrz. bjaunenbsp;Gelbschnabel, das Pathelin 349 noch bee jaune schreibt. Da vielenbsp;Worte einsilbig sind, bleibt die Liaisonform oft herrschend, wahrendnbsp;mehrsilbige Lehnwrter tabac, estomae auch vor Vokal nur als taba,nbsp;estoma gebraucht werden. Der Osten halt k: Vgl. ALF 486, wo dienbsp;Wall, geschlossen stumak hat und auch Lothr. /^-Formen zeigt; 1272,nbsp;wo NO. und O. tabak sprechen. Vgl. M. L. frz. Gr. 221.
Fr S, R, L, M, N knnen wir auf die folgenden Kapitel verweisen: Die vorvokalische Bindung erhalt sie lange; vor Kons. und in Pausanbsp;verstummt n {m ist im Auslaut zu n geworden = Folge der Artikulations-gewohnheit) durch die Nasalierung, / vokalisiert oder fallt, j verstummtnbsp;seit dem XII. Jahrh., r seit dem XIII. und XIV. Jahrh., wohl zuerst imnbsp;O. (Lothr. Ps., 87), im einsilbigen Worte dominiert vorvokalischenbsp;Oder Pausaform, auch SchrifteinfluC wirkt vielfach erhaltend.
In Summa scheint enge Bindung mit verwischter Silben-grenze in der ersten Periode auf wenige einsilbige Worte beschrankt. Spatestens im IX. Jahrh. (Eulalia) wird enge Bindung undnbsp;Hiniiberziehen haufiger: Dies tilgt vorkons. Kons., erhalt aber imnbsp;Gegensatz zur ersten Periode vorvokal. Kons. (Liaison): Denn ernbsp;wird nun als Anlaut des folgenden Worts artikuliert.
Seit dieser Zeit neigt das Zentrum zur Verallgemeinerung der kurzen vorkonsonantischen Formen: Fr einfach -t undnbsp;einzelne Monosyllaba wird dies auch durchgefhrt, vgl. die Verallgemeinerung a (Prap. oder habet), en(t), pren(t) und po (pauc);nbsp;nfrz. ist diese Verallgemeinerung seltener, die Liaison resistenter. Dasnbsp;mag am immer starker werdenden SchrifteinfluC liegen. (Vgl. M. L.nbsp;frz. Gr. 222 ff.)
Der Osten hat von jeher diese Verallgemeinerung nicht oder nur zgernd mitgemacht; Wie end' und en (inde) in B Satzdoppelformennbsp;sind, so noch in heutigen Mundarten; poe und po zeigt gleichen Sach-verhalt an der Ostgrenze, wenn auch nur punktweise (ALF 1007).nbsp;Es besteht im O. Neigung, die langeren Formen zu verallgemeinernnbsp;(so poe im lothr. Ps.); Darum drfte es nicht zweifelhaft sein, daGnbsp;hier das Tempo bestimmend war, der wohlbekannte aceent trainantnbsp;de Vest zeigt sich in seinen Wirkungen.
Bemerkung 1. In der afrz. Schreibung des Auslants herrscht meist Tradition. Wenn aber der Lothr. Ps. {Prolog 2, lo) wardeit statt wardeir schreibt, Octaviannbsp;(pik., XIII. Jahrh.) 4612 verser mit a escrUs reimt, so ist ersichtlich, dafi auch in Pausanbsp;s, t und r stumm waren. Die Bindung scheint berhaupt im O. den Auslaut schlecht zunbsp;schtzen, vgl. Lothr. Ps. 3, 40 mUs a mlca(m) ad, das 5 sicher nur graphisch (neulothr.nbsp;mi, m). Dagegen ist strikte durchgefhrt: verbundenes Pron. Poss. Mask, und Fern.
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III. Lautlehre.
vor Vok, mon, ton, son; Mask, vor Kons. aber mou, ton, sou: Psalm 2, 5 en son ire et en sou corrous. Apfelstedt bemerkt den Unterschied beim Mask, nicht und schreibt ( 114)nbsp;mon und mouquot; seien ziemlich gleich haufig. Hatte Apfelstedt den Text unifor-miertquot;, ware eine wichtige Beobachtung vergraben worden. Zum Nlothr. vgl. Herzognbsp;11, 21; sp Jfp son chesjal, aber n, 88 mpn 9m. r-Bindung nlothr. fast nur beim Artikelnbsp;und Pron,; vgl. 11, 74 dct oiksn te:t, nfrz. dans aucune tite. Diese losere Bindungnbsp;hangt vermutlich zusaramen mit geringerer Neigung zur Satzoxytonierung; So heifit esnbsp;in Pausa; li, 33 in le: d9t0 ; m = f/ ne les doutait pas; das mi (mica) hat sich an dasnbsp;Verbum inkliniert! Dieser unfranzsische Akzent zeigt sich allerorts auch in der Ent-wicklung der Diphthonge: du gt; a, ou 0, i gt; 0; i ^ ie ^ i, uo )gt; lie ^ it:nbsp;Langsames Tempo, geringere Bindung, fallender Akzent, infolgedessen geringere Neiguiignbsp;zur Hiatverschleifung charakterisieren NO. und O. (Rydberg, S. 89,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;182.)
Es trennt sie die Artikulationsgewohnheit, die im O. vorgeschoben, im NO. mediopalatal ist,
Bemerkung 2. Besonders haufig sind in' der normalen Entwicklung des kon-SOliantischen AuslautS die Strungen durch Systemzwang (woriiber unter Deklination und Konjugation zu handeln ist), oder aber Strungen durchnbsp;Endungs(Suffix-)verwechslung Oder Tausch ; So ist intervokales t, das urfrz. sekundiirnbsp;in Auslaut trat, franzisch frilh verstummt, hielt sich aber im Osten (S. 135). quot;Wahrendnbsp;also sitis, slti(m) franzisch soiz, soi (Rustebuef) dekliniert, reimt der M. Brut 643nbsp;noch destroit (destrlctu(m)) mit faim et soit, 'Wenn nun sti(m) als soif (Erec 2081,nbsp;Venus 253) zu finden ist, wird man nicht an Lautentwicklung auslautenden ts libernbsp;Aspirata |) zu / denken (vgl. germ. Kons. S. 133), sondern sekundares soif etwanbsp;nach boif bibo erklaren, Oder in der Deklination von nix, nlve(m) nois, noif dasnbsp;Vorbild erkennen. Vgl. S. 134b Es bleibt dann Ansichtssache, ob man in germ.nbsp;Worten / fiir t ebenso erklaren will (B 53 strit estrif, Alex. Fragm. 13 estrit! Hs.nbsp;estric), oder hier an lautliche Entwicklung glaubt. P'iir letztere Annahme sprache, dafinbsp;sich bei germ. Worten / fast nut bei der etymologischen Grundlage t findet*).
Sicher festzustellen ist, wenn normal auf -ans auslautende Worter die Deklination von granz, grant annehmen: romin(i)ce ergibt romanz (vgl. B 237 bretanz brittdnice)nbsp;und substantiviert: Subj. li romanz (R 203), Obi. lo romant, nfrz. roniantique undnbsp;fem. romande (La Suisse romande, vgl. grande), Normannus dekliniert Normanz, Nor-mant; davon wird A'ormendie (vgl. Rou 68) und ein Fem. Normande abstrahiert.
Aber auch Tilgung des Auslauts kommt vor, freilich seltener: tres wird troi (M. Brut 165s) trois dekliniert, cursus cars, cor (Aiol 4173), weil dui, dous (Plural),nbsp;tors, tor (tornus) so deklinieren; das Suffix -ardus dekliniert -arz, -ar: Dial. Greg.nbsp;159, 5 nostre vielhar; tot li ner (ebenda: nervi), 163, 2 li Lumbar usw. Vgl. W. Benary,nbsp;Zur Gesch. des kons. Auslauts der Nomina im afrz. und nfrz., Diss. Heidelberg 1902,nbsp;S. 42, 87, 94.
Vgl. R. Gros, Keine Beitrage zur rom. Lautforschung, Diss. Heidelberg 1910 (Ro. F. 27, 606); nach ALF 783 ist soif offenbar die aus dem O. stammende Form dernbsp;Hauptstadt, die sich durch die Flufitaler ausbreitete.
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to c: |
140 III. Lautlehre; p, b, f, v anUutend und intervokal.
Bemerkung: B 64 vice(m) foiz statt *voiz entstand wohl in Anlehnung an den meist stimmlosen Ausgang der Einerzahlen mitnbsp;Betonung der Zahl, *dus veiz dous feiz (Gierach: Stimm-losigkeit des einen Konsonanten bestimmt Stimmlosigkeit der Gruppe,nbsp;vgl. Zwischenton und Panultima S. I18). Deshalb schreiben Alexiusnbsp;L 292 treisfeiz, Krlsr. 71 treifeiz in einem Wort, In so. Dialektennbsp;blieb V erhalten: ALF 590.
2. Intervokal war b vlat. zu t geworden und wurde nun in ganz Gallien zu v, wahrend sich gleichzeitig p zu ^ verschob (VI. Jahrh.,nbsp;Pirson J. B. XI, i, 80), an der Stimmbanderschwingung der umgebendennbsp;Vokale also teilnahm. Dies ist der Zustand des Altprov.,^ wahrendnbsp;das Urfrz. nun auch b aus p zu (Lockerung des Verschlusses,nbsp;dento-labiale Enge) verschiebt *). Wie vlat. v vor u langst geschwundennbsp;war (App. 29 avus non aus), schwand nun auch v aus lat. b und vnbsp;vor gerundetem Vokal, dialektisch auch nach gerundetem Vokal.nbsp;Dagegen blieb jngeres v aus p erhalten: sapne(m) savon. Schliefi-lich wurde v im unmittelbaren Auslaut stimmlos, also zu (chief).
Beispiele: a) p, b, f, v intervokal vor a, e, i: B 47 ad-crepantatu(m) acraventei, 137 sepelire sevelir; 57 caball-ariu(m) chevalier, habere avoir; 21 levatus leveiz, 35 pictavini Poetevin;nbsp;malefatia R 149 mauvese. b) p, b, f, v im sekundaren Auslaut:nbsp;M. Brut 590 prope pruef, trabe(m) (Reich, Gl. 156 travis) trefnbsp;Zelt, B 216 brve(m) brief. Dagegen ergibt die Gruppe -aba,nbsp;-ava nur im O. und Z. -eve, im W. aber nach Vokalisierung von vnbsp;-oue -oe (a -f u, S. 106): Die Imperfektendung -aba(m) ist im O.nbsp;-eve, im W. -oue 'fgt; -oe; Gall, grava ist im Z. greve, im W, groue.nbsp;Vgl. aqua, S. 107, 158.
Bemerkungen: B 211 habitatiuns, B 207 edifiier, das volkstm-lich entwickelt als aigier vorkommt, sind Buchwrter; f kommt lateinisch intervokal nur in Zusammensetzungen oder Dialektwortennbsp;vor: *scrofellae (von scofa ,,Sau, Lex Salica, J. B. XIII. 1, 108,nbsp;scrova, Kass. Gl. 81 scruva), nfrz. crouelles zeigt dialektisches Ver-stummen von v nach gerundetem Vokal. Die seltenen germ. Wortenbsp;mit intervokal p oder b erhalten diese Konsonanten, sind also nach dernbsp;Verschiebung aufgenommen: ags. skipan esquiper, frk. gripan greifen,nbsp;nfrz. gripper, rauba (Pirson S. 8, 26) ,,Raub (Rou 3453) gt; Besitz,nbsp;R 47 robe Kleid; ahd. hriba Hure R 375 ribaude (ribalda). nbsp;Dissimilation von Labialen hat mehrfach stattgefunden: *habea ausnbsp;habeba(m) entstammt vermutlich die Imperfektendung -a(m) (vgl.
Reich. Gl. 1137 tugurium: caitanna (capanna; spateres frz. cabamie stammt aus dem Provenzalischen).
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III. Lautlehre: p, b, f, v intervokal.
App. 73 favilla non failla), die dann analogisch um sich griff; vivenda wurde zu viande. (Die geistvolle Etymologie vitanda, dasnbsp;in der Fastenzeit zu vermeldendequot; = Fleischquot;, scheitert daran, dafinbsp;viande afrz. noch ganz allgemein Lebensmittelquot; heifit, Fleisch istnbsp;char. Vgl. Bartsch, O. Ps. 13, 41 li camp ne aporterunt viandenbsp;die Felder werden keine Frucht tragenquot;.)
Bei zweifelhafter Etymologie gibt das Provenzalische den Aus-schlag: Es ist lautlich schwer anzunehmen, daG trover von trbare kommt, wegen trueve (B 334), das auf vlat. 9 beruht, obgleich esnbsp;durch Schuchardt begrifflich sehr wahrscheinlich gemacht wurde. Abernbsp;auch aprov. trobar zeigt, daC ein *tr9pare zugrunde lag oder sichnbsp;einmischte. travaillier 310) kann nicht vn *trabaculare Balkennbsp;schleppenquot; kommen wegen aprov. trbalhar. Also: *trpaliare vonnbsp;trpalium Dreipfahlquot;, einem Marterwerkzeug (REW).
c) nbsp;nbsp;nbsp;p, b, f, v intei'vokal vor betoiiteni , . ) Lat. p: B 55nbsp;nepte(m) nevtfd, sapne(m) savon. R 94 ad-percp-tu(m) apercunbsp;ist also analogisch nach hab-tu(m) u gebildet; normal ware *apercevu,
/9) Lat. b, v: trbtu(m) tr'u, pavne(m) (Kass. Gl. 89 pao), pdon, nfrz. pa, pavre(m) (App. 176 paor) paour. Bei tabne(m)nbsp;taon (ALF 1281) gehen die stlichen und westlichen Formen tava,nbsp;ta:wD auf tabanu(m) zurck, und zeigen eine ahnliche Abgrenzungnbsp;gegen Z., N. und NO. wie die Entwicklung von inlervokal kw S. 158.
y) Lat. f: de foris, B 138 defors; f findet sich noch heute an der Ostgrenze (ALF 382 dfu:, dafo), in anderen Mundarten devors,nbsp;dehors (h lautet in Norm. und Bret.). Von dehors aus ist forisnbsp;hors (neben fors) zu versteken. Vgl. R. GroC Ro. F. 27, 623,nbsp;der das h in dehors als affektische Aspiration erklart.
Benierkung. avuec erklarte Diez aus apud hc, das machte Schwierigkeiten wegen a(p)ud gt; od; ab hc gt;gt; avuec ist unwahr-scheinlich wegen des erhaltenen v vor u. Vielleicht erhielt sich v,nbsp;weil die Komposition noch gefhlt wurde, zumal por-tiec, av-antnbsp;danebenstanden. Vgl. auch devant aus de ante nach avant abante,nbsp;weshalb ad hc fr avuec (Herzog) befriedigt; ovtiec u. a. (R. 10)nbsp;zeigen Vermischung mit od. labore laborat (B 204) ist Buchwort.
d) nbsp;nbsp;nbsp;p, h, f, V intervokal vor nachtonigem u, o: Lat. v warnbsp;in dieser Stellung vlat. gefallen: nvus wurde zu *n9us, nvu(m) zunbsp;npu (Diehl 450 noum). Aber daneben standen nova, nvi; nebennbsp;9(v)u(m) stand pva, und so erklart sich die (vlat.!) Wiederherstellungnbsp;des Konsonanten in nuef, uef (it. nuovo, uovo) u. a., wahrend ri(v)u(m)nbsp;(App. 174 rius) B 312 riu (nfrz. Mundarten ry, ALF 1175) unbeein-fluGt bleibt, da es nur in der Einzahl alltaglich ist. Lat. b innbsp;sbu(m) ,,Talg zeigt naturgemaG jngere, aber gleiche Entwicklung:
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III. Lautlehre; p, b, f, v intervokal und yor Kons.
siu (vgl. e -f y S. 72); ob scribo, bibo sich lautgesetzlich ebenso entwickelten (*escriu, *bm), ist unentscheidbar: escrif kann nachnbsp;escrivons gebildet sein. Lat. p wird erst in urfrz. Zeit zu v, undnbsp;nun mag sich, solange das Ultima-?/ noch lautete, der gleiche Vorgangnbsp;wie im Vlat. wiederholt haben: capu(t) stand als *ca(v)u neben *cavi.nbsp;Analog nach letzterer Form ergab *ca(v)u statt *chou (vgl. a u)nbsp;chief, lpu(m) aber Ipu (vgl. o -f u), trotzdem lpi (frei o) leu wurdenbsp;(B 115); apud scheidet mit seinem auf sekundar au beruhenden o ausnbsp;(B 11 od), hier mu6 also eine urfrz. Krzung zu aud vorliegen, danbsp;a -f u ja franzisch pu gt;gt; ti ergibt. Die Krzung entspricht dernbsp;allg. vlat. von (h)abet zu *at und *(h)abunt gt;gt; *aunt gt;gt; ont.
Obiges Problem wurde zuletzt mit grofiem Scharfsinn vonStimming, Zt. 39, 129 ff. und M. L. ebenda S. 398 ff. behandelt. M. L. weistnbsp;nach, dafi Formen wie queu (Leod. i58)gt; Meu (Lap. afrz. bb. 200,nbsp;auch nove(m) nou 323!) als kief resp. chief zu lesen sind, und glaubt,nbsp;daC leu und lou nicht dem Kasus nach, sondern der Mundart nachnbsp;zu scheiden seien. ALF 783 scheint ihm recht zu geben: Die Maasnbsp;hat la:w, der NO. und Wall. Ice, loe:q, I0, Z. und W. lu, die gleichenbsp;mundartliche Verteilung also wie bei a u, au u. Vgl. dazunbsp;oben S. 84 und Domesdaybuch, Zt. VIII, 336 Froisseleuu, 344nbsp;Visdeleuu, wahrend der 334 genannte Culdelou aus dem Z. oder W.nbsp;(vgl. R 344) stammen drfte.
Auf S. 60 ist bemerkt worden, da in einzelnen afrz. Texten letts Nominativ, lou Prapositionalis ist; G. Ste. 11223 plus irez quenbsp;leus: fevreus (-sus); 731 fuient a lou: jou (jugu(m)). Vgl. auchnbsp;die Beispiele bei Godefroy. Daher auch wie C. D. Frank (vgl. J. B.nbsp;XII. I, 207) erkannt a la queue le leu im Gansemarsch ursprnglichnbsp;Zuruf war: ,,An das Ende, der Wolfl (= li leus). So drftenbsp;Stimming, trotz der Verdunkelung durch mundartliche Entwicklung,nbsp;richtig gesehen haben.
3. Vorkonsonantisch bleiben die Labiales silbenanlauted vor Liquida (M. c. L.); silbenschlieCend fallen sie.
a) nbsp;nbsp;nbsp;Vor 1 wird p stimmhaft, b, f bleiben, ohne ihren Charakternbsp;als Verschlufi- oder Reibelaute zu verandern:
Beispiele: dplu(m) doble (Buchwort vgl. S. 81), B 322 oblltat oblie] sifilare (vgl. App. 179 sibilus non sifilus) sifler.
Beilierkoilg: triple, pueple sind gelehrt; afrz. trible. Fide poblo, zdxz.pueble zeigen lautgesetzliche Entwicklung. Auch. diable, fable, table,nbsp;die Suffixe -able, -ible sind gelehrt; vgl. gedeckt a -f Oral, S. 107.
b) nbsp;nbsp;nbsp;Vor 1 rcken die Labiale bis v. capra chievre, B 92 separatanbsp;sevreie, fabru(m) fevre, 356 deiiberata delivreie, vvre vivre. Vor
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Ill, Lautlehre: p, b, f, v vor und nach Kons.
r Kons. vokalisiert dies v (wohl noch als t): fabrica forge (aus *faurge, vgl. den Familiennamen: Favergier fabricariu(m) ,,Schmidt);nbsp;excollubricat escolorge (gegenber lovergier lbricare, Tr. B 3955). nbsp;Im satzunbetonten Worte fallt v: spra, Eulalia 12 soitre, R 65 seur,nbsp;B 77 sur, nfrz. sur statt erwarteten *sour nach sus ssu(m).
Beinerkung: vibrare, nfrz. vibrer ist gelehrt wie alle Wrter, die nachvokalisches lat. pr, br unverschoben erhalten: propre propriu(m)nbsp;eigen usw.; virer wird als vibrare gyrare (REW) erklart, dochnbsp;ware auch Ferndissimilation denkbar.
c) nbsp;nbsp;nbsp;Vor n halt das altere Afrz. noch v, das im XII. Jahrh. ver-stummt: B 141 juevnes jpvenis, R 43 juennes. (Dial, juevre mitnbsp;Suffix-r wie ordre, Londres erklart sich nach S. 168.)
d) nbsp;nbsp;nbsp;Vor anderen Kons. verstummten p, b, v urfrz.: B 156nbsp;clvitate(m) -|- s citeiz, 293 brevi-mente briement {briefment istnbsp;nach brief rekomponiert), 354 gravis gries, scribit escrit, 83 recpitnbsp;receit; ipse: in ipsu(m) llu(m) passu(m) eneslepas, B 28 innelepasnbsp;(volksetymologisch an isnel ,,schnell gelehnt, S. 176), ante-ipse B 76nbsp;anchois, franzisch: angois, R 390 aingois nach ainz, mane-ipsu(m)nbsp;B 106 maneis gt; manois. ber tpi(d)u(m) teve, malehabi(t)u(m)nbsp;maleve vgl. Zwischenton, S. 119k
pp; cappellum R 53 chapel, cappulare (vgl. S. 64) hauen chapter B 31 capU'iz Getmmel.
bb: abbate(m) abet, nfrz. abb mit etymolog. Schreibung.
Bemerkung: ostare fr obstare, afrz. aster, ist sehr friih belegt, vgl. Glotta IX, 127; Reich. Gl. 491. Alexius Hs. L 42 ciptetnbsp;ist falscher Latinismus. Passion 10 eps (ipsu(m)), 15 ciutat sindnbsp;Provenzalismen.
4. Nachkonsonantisch bleiben die Labialen: B 14 cumpaine, 39 cumbat, 221 servirent, 356 enfans.
Bemerkung: Die vlat. intervokale Entwicklung von b O -fe- ist natiirlich alter als der galloromanische Schwund zwischentonigennbsp;Vokals und der Panultima: Darum ergeben cerebellu(m) cervel,nbsp;collibertu(m) (Domesdaybuch culibertus, afrz. culvert)', vgl. zu p:nbsp;cannapu(m) chanve gt; chanvre mit Suffix-r. prevoire, provoirenbsp;(griech. nqsaiivi:eQOv) entstammt praebi'teru(m), *probiteru(m) nachnbsp;praepositu(m), .propositu(m) (beide Formen Pirson 3, 24; 3, 34),nbsp;afrz. prevost, provost, ,,Probst, Diehl 1128; vgl. christl. I. 16 pros-biterum. Prince aus principe(m), evesqtie aus episcopu(m) zeigennbsp;gelehrte Erhaltung der Panultima und Verstummen nachtonigennbsp;intervokalen Labials. Vgl. Zwischenton S. 119k Pik. game fr
-ocr page 158-144 III. Lautlehre: p, b, f, v interkons., im Auslaut, vor i.
jambe (auch Paris: Complainte Rustebuef 54 janie im Reim mit amei Herzog 8, 9 Ste.-Mnhould) ist in Frankreich heute auf dennbsp;NO. beschrankt, ALF 709; S. 153.
5- Interkonsonantiscli: Sprunglautartig i) bleiben p, b vor r, 1, verstummen sonst: B 70 deriimpre, B 106 mbilculu(m) umblil (nfrz.nbsp;nombril aus rornblil hat zweimalige /-Dissimilation). B 152 temple,nbsp;319 arbres, aiimbroient, R 38 membres', mundartlich verschiedenenbsp;Dissimilationen zeigt mspilum Mispel: Im W., N., NO. afrz. mesplenbsp;(Elie 398), mesle (Rabelais II, l), heute msil, ALF 902. Das Z.nbsp;geht von dem vlat. dissimilierten nespula (S. 174) aus. Elie 335nbsp;nesple, nfrz. n'ejle (nach triple}).
Vor anderen Rons, verstummt p: B 110 corpus cars, in R 87 corps ist p, wie heute, graphisch; R 205 computare conter. B 107nbsp;cops folgt dem Obi. co(l)p.
6. nbsp;nbsp;nbsp;Auslaut. In der spateren Entwicklung bleibt - in einsilbigennbsp;Wrtern: chef (Jsf) aber chef d'ceuvre (je doe:vr), ceuf (mundartlichnbsp;racist 0, ALF 935); -p fallt in: trap (tro), galop (gal). Gelehrt sindnbsp;cap, -if in naf, massif usw., wahrend joli (jol-Ivu(m) REW 4590)nbsp;normal ist, Benary, S. 27, 28. ALF 141 ,,bauf: f lautet in Mund-arten nur noch an zwei aufiersten Punkten (196, 293) der Walloni.
7. nbsp;nbsp;nbsp;p -F i: sapiatis, R 15 sachiez (vgl. Indikativ R 55 saveznbsp;sap-atis); b-|-i: savie, saive gelehrt (Roland) neben sage 1sabi(d)u(m)nbsp;(vgl. S. iigj, 1rabja rage-, v 4- j: cervia B 260 cierge.
Benierkung: m -f i geht ahnlichen Weg: smiu(m) singe (vgl. m i). 1pl(v)ia pluie, vgl. REW 6620; die lautgesetzliche Formnbsp;ist ploge, Dial. Greg. S. lOi, 16, ALF 1039 so. pjceidj, neulothr.nbsp;pleuje {plcct'.j), Herzog 13, 5. Wall. pb:f ist analogisch nach nve(m),nbsp;afrz. noif, Lothr. no:f gebildet (ALF 903, 1039).
Hiatus-w. Wie im Z. und W. j (palatale Zungenrckenhebung) den Hiatus tilgt, so im N. und O. (germ. Grenze) haufig w (velare Hebung)nbsp;nach Rundung. Vgl. S. 154 und B 44 cad-ta chauive. Nach W. F.nbsp;ist jocale Joel, in der wall. Form jowel als Juwel ins Deutschenbsp;importiert worden. Vgl. schon im merowingischen Latein: Pirson,nbsp;Ro. F. 26, 935 f.; Diehl, Chr. I. 349 evorum (= eorum) und S. 155.nbsp;Zum heutigen Zustand: ALF 926 noyau. Wall, now, nawe,nbsp;Lothr. novjl, 914 noel, NO. now, Lothr. noiwsj usw. Der Gebrauchnbsp;schwankt sehr stark, Punkte mit Hiat, Hiat-y und Hiat-zw liegen oftnbsp;unmittelbar nebeneinander.
Straff artikulierte Zitterlaute r, I setzen gern auf energische Verschliisse ein; Vgl. sr S. 164, mr, nl .S. 175; mundartliche Abweichungen S. 164, i66, 167.
-ocr page 159-III. Lautlehre: t, d anlautend und intervoka!. r4S
1. nbsp;nbsp;nbsp;Anlaut bleibt: B 2 tint^ n trois, 18 de, 40 dol. dj istnbsp;schon vlat. ausgeschieden (S. 131): B i diurnus jors.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Illtervokal war im VI. Jahrh. -t- zu -d- geworden (S. 134).nbsp;Nun lockert sich der Verschlufi, und im altesten Afrz. wird d arti-kuliert; geschrieben wird bald d: Reich. Gl. 600, 1090 castradi,nbsp;Eulalia presentede -ata, spede spatha, bald dh: Eide cata nanbsp;cadhmia, Lotarium Ludher neben *potre podir. Auch etymolo-gislerendes th findet sich: Alexius (Hs. L = England); 20 cuntrethanbsp;^ata, neben 19 honurede -ata, 35 imperatre(m) emperethur,nbsp;63 vita vithe. Die anderen Hss. haben emper'or und vie. Wahrendnbsp;bei den Labialen v zum groUen Teil blieb (S. 140), ist d afrz. durchausnbsp;geschwunden*): B 12 *conredatos cunr'eis, 31 cappul-at-Iciumnbsp;capliz, 44 cadta chdwe (mit Hiatus-w an der zweiten Schwundstelle),nbsp;49 recred(b)ant recroient, 65 rta(v)it rua.
Archaisch blieb in B 155, 237; aet-aticu(m) edage (]gt; afrz. cage )gt; nfrz. age'). Vermutlich sprach der Dichter des M. Brut noch d.nbsp;Der stliche Abschreiber und berarbeiter hat dann seiner Artikulationnbsp;entsprechend gebessert, aber edage stehen gelassen. In Englandnbsp;schreibt man auch sonst d, dh intervokal bis ins XIII. Jahrh. Vgl. J. B.nbsp;XII. I, 211. In B 109 ambedoi, 184 atalenta, R 376 ledenges,nbsp;bleibt der Zusammenhang mit dui, talent, laid bewuGt, wahrend innbsp;benedictus Beneoiz, nfrz. Bnoit, bni, maledictus maloiz die Wort-grenze nicht mehr gefiihlt wurde. 21 Brutus, 282 abiiast usw. sindnbsp;gelehrt. totus war vlat. tottus (Consentius: tottum pro toto).nbsp;Die Erklarung aus totus-totus alle, allequot; ist denkbar. Interessantnbsp;auch: Als omne(m) alle abkam, rckte das Buchwort totu(m) ein.nbsp;-t- war damals schon -d- (aber doch nicht in Italienl). -tt- schonnbsp;-t- (mttat metat), zu letzterer Gruppe schlug sich das Buchwortnbsp;ttus (Haber 1, Zt. 34, S. 37). Allein war ttus Buchwort? Und kannnbsp;ein ,,erkranktes Pronomen (mne(m) = (h)m(i)ne(m), vgl. S. 55),nbsp;durch ein Buchwort ersetzt werden? Herzogs Erklarung: Affekt-dehnung (J. B. XII. i, 170) drfte die einleuchtendste sein. Vgl. nochnbsp;brutus, it. brutto, frz. fem. brute^).
) Thomas bringt Ro. 1913, 87 die ersten Beispiele aus dem IX. Jahrh. Roofredus, Roobertus.
Verstarkung durch Reduplikation: feriferus, Pirson in J. B. XII, i, 71; Kinder-sprache; afrz. beaubd ,,Spielzeug, REW 1027, bonbon usw.
Zur konsonantischen Affektdehnung vgl. den Scherz: Ein Wetter, das man -eigentlich mit drei t schreiben mfite.
Jordan, AltfranzSsisches Elcmentarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;jq
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III. Lautlehre: t, d -(- Konsonant.
3. Vor Konsonant: t, d fallen, doppelte Konsonanz bleibt als einfache: B 2$ ad pressu(m) apres, R 89 ad satis assez (ss bezeichnetnbsp;stimmloses, nicht langes j), B 166 totta tote, R 75 Diminutivsuffixnbsp;-itta petit-ete, 263 quattor (Diehl 316) quatre, zu nete, ptida piite,nbsp;vgl. S. 118. Wo die Dentale aber Vorschlage waren, ist das Ver-stummen jiinger:
a) nbsp;nbsp;nbsp;t c. Suffix -aticu(m) (S. 119) -age = adso, vgl. neuenbsp;Mundarten (Herzog, 286) und die heutige englische Aussprache;nbsp;nfrz. = a3, der ^f-Vorschlag ist verstummt. prticu(m) gt; *prtegenbsp;porche (afrz. portja, nfrz. porj).
b) nbsp;nbsp;nbsp;t, d r. Die altesten Texte haben noch; Ei de fratre(m) fradre,
Eulalia 21 concrdre concreidre, Jonas h?dera nbsp;nbsp;nbsp;afrz. iere, nfrz.
mit irrig angewachsenem Artikel le lierre. Wo Alexius Hs. L noch pedre und medre (441 mezre) hat, schrieben die anderen Hss. pere undnbsp;7}tere. Es haben sich also t, d vor r wie intervokal entwickelt^). nbsp;Gelehrt sind dtre (atriu(m)), afrz. aitre (QLR 121 ff.), cedre u. a.
c) nbsp;nbsp;nbsp;t 4- 1- tl scheidet in volkstmlichen Worten aus, da es schoanbsp;vlat. zu cl geworden war: Appendix vetulus non veclus. Buchwortenbsp;haben an dieser Entwicklung nicht teilgenommen: oder der Schul-einflufi steilte sie in etymologischer Form wieder her: rtulu(m) rodlenbsp;gt; rolle, role, *c(o)rtulare crodler gt; croller, croler. In spatulanbsp;espadle (vgl. Rou 628) fhrte Metathese zu (QLR 17) espalde (England, Osten: Dial. Gregor), Assimilation zu M. Brut 1991 espalle,nbsp;franzisch espaule (R 34), vgl. S. 171 Germ. Rotolandus auf Miinzennbsp;Rodlan, noch in der Guerre Ste. 4665 Rodland (ca. I200), (span.nbsp;Roldan), im Lied: Rollant. utle tile(m) (QLR 57) ist Latinismus.
d) nbsp;nbsp;nbsp;t, d -f n. platanu(m) plasne, *retina(m) (Ziigel), Rol. 1290nbsp;resne^), Rhodanus (Rol. 1583) Rosne. Vor n ist also d zm s gewordennbsp;(Heben oder wahrscheinlicher Senken der Zungenspitze aus interdentalernbsp;Lage in die bei n gewohnte Lage). Die agin. Schreibungen (QLR 6, 19).nbsp;podne adne, usw. (fur posne post nata Frechheit der Jngeren,nbsp;,,Fuchsenfrechheit, asne) zeigen den umgekehrten Vorgang; s gt; d,.nbsp;wenn sie nicht lediglich einen verstummten Laut fr den anderennbsp;setzen, was QLR 65 throdnes thronus vermuten laCt; pudneis *pati-nasius (G. Ste. 554) statt pusnais (vgl. S. 176), redne (Rou) knnennbsp;ebenso verstanden werden.
Schreibungen mit zwei r haben im XII. Jahrh. nach dem Ton keine lauUiche Berechtigung. Vgl. Reime wie; M. Brut 3938 escore (excutere); hore (hora) undnbsp;B 97, 121, 290. Im Anlaut der Tonsilbe aber ist rr ungewohnlich konsequent:nbsp;Vgl, das S. no iiber arricre, derriere Gesagte und R 13 arrest (aber 93 aresta),nbsp;208 orra, 380 norrie usw.
') Eracle 1425 aresne (*adrationat): resne (''retina); zum Wort Reich. Gl. 451 AOenas: retinacula iumentorum.
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III. Lautlehre; t, d nach Kons, und interkoiis.
e) t, d auslautend s gt; ts, geschrieben z. Im XII. Jahrh. ist z von s meist noch geschieden. Unser Brut zeigt nur reine Reime:nbsp;7 s, II z, 15 i', 22 z, ^i z, T,g s usw. Zu gleicher Zeit aber schreibennbsp;Pikarden schon s fiir z (Bartsch, Sti'ick 36, 37, 57; Walter). Esnbsp;verstummen dann beide zusammen, die graphische Tradition verhindertnbsp;eine grCere Zahl von VerstCen. Doch vgl. R 138, 254 doiz stattnbsp;dois, 338 mes mittis statt niez.
4. nbsp;nbsp;nbsp;Nacli Konsonant entwickeln sich t, d wie imAnlaut: B8nbsp;esturs, 16 esteit, 25 ordene, 38 rendent. DaC prendunt nebennbsp;lautgesetzlich prenderlt (NO. noch neuwallon.) afrz., nfrz. prennent,nbsp;B 128 premioit (prend-(b)at) ergibt, stammt vermutlich von der Kurz-form pren (statt prent) des Imperativs. Vgl. S. 135.
In sekundar nachkonsonantischer Stellung finden wir bald Sonorisierung, bald nicht: dbitare doter steht neben afrz. cotenbsp;(cbitu(m)) und code, nfrz. coude (ALF 330). Dialektisch verschiedenernbsp;Ausgleich hat undurchsichtig gemacht, ob verschiedenes Alter dernbsp;Synkope aus lautlichen oder dialektischen Griinden, oder die wechselndenbsp;Stellung zum Ton die Verschiedenheit bedingte. Vgl. Zwischentonnbsp;und Panultima, S. Ii8ff. In digita gt; *dejeta deie, cpgitat (Rol. 395)nbsp;cuiet ist die Vokalisierung von j aus g alter als der Schwund dernbsp;der Panultima, so daC d intervokal fiel (M. L. frz. Gr. 161); cuidenbsp;ist nach cpgitare cuidier umgestaltet: Der Schwund des Zwischentonsnbsp;war alter als die Vokalisierung von j aus lat. g.
Bemeikuiig: syno(d)u(m) sane{Kxamp;c4022), palli(d)u(m)//^zeigen gelehrte Erhaltung der Panultima, infolgedessen intervokalen Fall des d.
5. nbsp;nbsp;nbsp;Interkonsonantisch. Die Dentale haben sich vor r sprung-lautartig (S. 144^) erhalten: B 8 grandior graindre, 16 inter entre, 252nbsp;dextera destre usw. Vor Zischlaut und i- blieben sie ebenfalls alsnbsp;Sprunglaut oder Vorschlag: ts wird z geschrieben und entwickelt sichnbsp;wie dieses; vor Zischlaut werden die Vorschlage nicht geschrieben, undnbsp;verstummen nach Ausweis englischer und deutscher Lehnwrter imnbsp;XIII. Jahrh. Im O. lauten sie noch heute: manducare, afrz. mangiernbsp;(mandsieir); Herzog, St. 45, 45 medzi (SO.), nfrz. manger (mas).
Beispiele: B 82 vengier (vnd3ier), 95 lenz (lentus): cenz (centu(m)); sts ergibt mit friihem Verstummen von vorkonsonantischemnbsp;^ gt; ts, geschrieben s: Christus Criz, fstis fuz, (h)stis Feindnbsp;gt; ,,Heer oz, forestes (J. B. XII, i, 8$) B l8i forez. Sonst sind dienbsp;Dentale interkonsonantisch frh gefallen. B 55 frti-mnte forment,nbsp;301 pectinat pine (= pigne, vgl. R 246), rdine(m) orne, Bartschnbsp;Renard 39, 496. Partizipialadverb: Dial. Greg. 122 desiranmentnbsp;desiderante mente; aus vaillan(t)ment (nasaliert) stammt nfrz.nbsp;vaillamment (entnasaliert; vgl. Tobler, Beitr. i, 14).
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in. Lautlehre: t, d auslautend und -j- i-
6. nbsp;nbsp;nbsp;Auslaut. Vgl. S. 135. c9gito und digitum haben ein-faches -t, da j aus g vor dem Fall der Panultima vokalisierte (S. 147),nbsp;ergeben also cui (Eneas 5010- und doi (R 60: otroi). Im O.,nbsp;wo einfach -t bleibt (S. 135), entsprechen cuit (cuic) und doit (Aiol);nbsp;ciiit im Z. (Erec 1034: miit) folgt cuidier.
a) nbsp;nbsp;nbsp;d 4- i ergab vlat. anlautend ds (Zischlaut mit rf-Vorschlag)nbsp;und fiel mit anlautend lat. g e, i, j und griech. f zusammen (S. 131). nbsp;Inlautend blieb die Zungenspitze von i in Gallien tief, auer (selbst-verstandlich) nach Zungen-i?. Vgl. Diehl, Chr. /. 175 (aus Vienne)nbsp;Euladia statt Eulalia, das, wie man es auch auffafit (= Eulaianbsp;Dissimilation.? = Euladia lautliche Entwicklung?), tiefe Zungenspitze,nbsp;hohen Zungenriicken fr di voraussetzt. Nun verstummt der d-Vor-schlag im Inlaut; Reich. Gl. 1122 tedet : anoget (= in9diat), das gnbsp;etwa nach damaligem rege, das re;je ausgesproclien wurde, j vokalisiert.
Beispiele: radiare ratter, radiu(m) rat, B 18 radiabat raiot, B 346 gaudia goie, R 19 invdisu(m) envieus. Nach n: Burgundianbsp;Borgogne, *rtndiare rognier, vgl. n i. Nach R aber; (h)ordeu(m)nbsp;orge, viridiariu(m) vergier, vgl. R i.
b) nbsp;nbsp;nbsp;t 4 i ergab vlat. intervokal tsi; ci fiel galloromanisch mit ihmnbsp;zusammen, etwa wie in unserer Schulaussorache von ratinem, faciam.nbsp;Von hier ab ist die Entwicklung problematisch: Es fragt sich vorab,nbsp;ob t wie ein Vorschlag artikuliert wurde, oder ob es die vorhergehendenbsp;Silbe deckte: platea place, Scotia Escoce (Froissart reimt es imnbsp;Mliador immer mit ot ce), capitium chevez, bei c 4 i *trichea B 307nbsp;trece zeigen, nebst anderen, Deckung des Tonvokals, also auch Konsonanz,nbsp;die die intervokale Sonorisierung nicht mitmachte. Allerdings knnennbsp;alle diese Worte Lehnwort-Charakter haben: platea, *trichea sind janbsp;Grazismen, Scotia Landschaftsname. Aber facia(m) face mufi dochnbsp;als lautgesetzlich angesehen werden und facio faz ebenfalls. Dasnbsp;wiirde dann dazu fhren, dafi man beim Suffix -itia diejenigen Formennbsp;als lautgesetzlich ansieht, die -ece resp. -esse zeigen: afrz. Uesse, paressenbsp;usw. Sarmatia Sermaise (stimmhaft j) kann dagegen als Land-name nicht ins Gewicht fallen, palatiu(m) palais statt *palaz kannnbsp;der Hofsprache angehren, pretium pris statt *prez, ein Buchwortnbsp;der Kaufmannssprache sein. Nach dem Tonvokal also zeigt dienbsp;Mehrzahl der Worte deckendes, infolgedessen auch nicht tonendnbsp;gewordenes ts.
Anders vor dem Ton: Hier wurde tsi offenbar zu iz (z = stimmhaft s! nicht ts!) vgl. oratine(m) oreison, B 262 orison, nfrz. orszo, R 188 potine(m) poison (nfrz. pwazo), vgl. raison (rezo) u. a. Undnbsp;hier hat das Lehnwort stimmlosen j-Laut: nation (nasjo). Vgl. potionnbsp;mit poison!
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III. Lautlehre: t i.
So scheint die Anschauung am widerspruchlosesten, die in der verschiedenen Behandlung von -tsi die Wirkung der Akzentlagenbsp;sieht.
Andere, vor alien Herzog in Streitfragen, gehen von der Ent-wicklung von vortonig ti gt; iz aus und sehen diese als normal an: t habe sich also als Vorschlag frh verschliffen, und wo es blieb, seinbsp;es analogisch erhalten, d. h. prtium pris (R 123 pris (*pretio): prisnbsp;pre(n)su(m)) sei lautgesetzlich, vlteu(m) (von vltis Rebe) viznbsp;(Schraube, Mulomedicina vitia) sei nach vlte(m), *tapitiu(m) tapiznbsp;nach taptu(m) gebildet. (Vgl. Haberl, Zt. 34, 1910, S. 39.) Gewichtignbsp;ist vor allem die feine Bemerkung Herzogs zur Entwicklung desnbsp;Suffixes -itium: Neben erwahntem -esse (R 56, 186, 226) steht afrz.nbsp;-ise (B 222, R 173), afrz. reimt justise mit prise, nfrz. steht justicenbsp;neben justessel Nun ist -ise, -ice gelehrt (il). Aber in mehrerennbsp;Worten kommt eine dritte Form -eise 7gt; -oise vor: B 172 richeise,nbsp;im O.: richoise und proise, Formen, die allerdings dialektisch sindnbsp;(N. und O.). Schon Roland (vgl. S. 75) assoniert prces: messenbsp;(mssa), R (westl. Z.) hat natrlich proesse. Nach Herzog ware dennnbsp;-oise die lautgesetzliche Form, die sich darum in den beiden Wortennbsp;hielt, w'eil ihnen kein lateinisches ric-itia oder prod-itia korrigierendnbsp;zur Seite stand. Gauchat pflichtet ihm (Archiv 116, S. 201) bei undnbsp;bringt einen weiteren sdstlichen Reflex von -oise in pareise (pigritia)nbsp;aus Greyerz. Wir v,:erden sehen, dal3 sich diese Beobachtung auchnbsp;anders verstehen laGt.
Ich gehe zur Erklarung von folgenden Beobachtungen aus: Das Resultat von ce, ci ist gallorom. bald ts (fads faiz), bald t (carcere(m)nbsp;chartre), bald s (placere plaisir), folglich war ts die urspriinglichenbsp;Stufe (vgl. Appel, S. 61). Wo nicht deckende Konsonanz dennbsp;bertritt hindert (rad(i)cma racin) finden wir afrz. auch die Spurennbsp;eines palatalen Reibelauts: Es entwickelte sich also urfrz. nach tsnbsp;ein i^): placere plaisir aus *plasieir, facis faiz, folglich ist urfrz.nbsp;tsi das normale Produkt von ce, ci gewesen, vor wie nach dem Ton;nbsp;intervokal verstummte aber der dentale Vorschlag, wie im Aprov.,nbsp;wahrend er vor Konsonant und interkonsonantisch zum Teil blieb.
Noch eine Frage stellt sich: Entwickelte sich dies i auch vor gedeckt e und vor ?? ecce ista ceste beispielsweise zeigt keine Spurnbsp;davon! Allein crescente(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vascellu(m) z'rt/.fj//, dominicllu(m)
damoisel belehren uns, daC die Qualitat des folgenden e fr die Entwicklung des i keinen Unterschied macht. Vor gedecktem Ton-
) Die offenbar starke Einketbung der Zunge fiir wild durch Starke tVlbung ausgeglichen.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;
-ocr page 164-ISO III. Lautlehre; t -|- i.
vokal schwand i, blieb aber vor freiem, also langem: ecce sta ceste, aber cra ^ ^cieire cire; bei frei ? bewirkt das i keinennbsp;Unterschied des Diphthongs, da dieser ja mit i einsetzte: caelu(m) del.nbsp;Und nun ergibt sich weiterhin:
I. ti, ci entwickein sich nacheinander in einem Teil der Romania zu tsi, das nach dem Ton als mehrfache Konsonanz artikuliert wird,nbsp;die Tonsilbe also deckt: i fallt demnach in Erbworten. Vor demnbsp;Ton ist t Vorschlag und verstummt nach Vokal vor der Sonorisierungs-periode: i bleibt dementsprechend.
lm Anlaut freier Tonsilbe (i bleibt) |
Nach dem Ton (i fallt) | |
Intervokal |
obscrvasine ClL. XIII 2405 |
platea place, facia(m) face |
Lyon, Chr. I. 117 Anm. |
-Itia -ece, facio faz | |
ratine(m) ^ ra(t)sione(m) |
(it. piazza, aber faccia) | |
raisn |
vlteu(m) viz | |
Nach Konsonant |
cum-in(i)tjdre comencier |
-antia -ance (S. 107) |
Folgerungen: i trat nur in freieNebentonsilben ber(*rai(t)sone(m)), wurde vokalisiert, s sonorisiert. ber deckende Konsonanz trat esnbsp;nicht ber; comencier (ntsi). Innerhalb der Tonsilbe schwand es vornbsp;gerundeten Vokalen: raison, und blieb vor gespreizten: *adrationarenbsp;araisnier, comencier. ber primar tsi vgl. S. 165. Einnbsp;Rest von Buchwrtern blieb mit nachtonigem i. Vgl. Diehl,nbsp;Chr. I. 324 sapinsie (s lies ts), pdssiins (patiens!), vgl. 325.
2. Auch ce, ci entwickelt sich in Frankreich zu tsie, tsii, doch ist t auch nach dem Ton Vorschlag, der die freie und bereitsnbsp;gelangte Tonsilbe frei laCt. Es tritt also auch nachtonig i in freienbsp;Tonsilben ber; t fallt auch nach dem Ton in intervokal ts vor dernbsp;Sonorisierungsperiode: placre plaisir und ebenso placent plaisent,nbsp;places plaiz. Bei den nun entstehenden Konsonantenhaufungennbsp;schwand der dentale Vorschlag vor st, sl, sn [plai(t)st und S. 157),nbsp;blieb aber vor ss (places plaiz = plaits). Er schwand zwischen ssnbsp;(fasce(m) *faists gt; fais und vascllu(m) vaissel), wahrend vor r wienbsp;immer t sprunglautartig blieb und s schwand. (*cartsiere chartre,nbsp;pastsiere paistrel) Zu stsi vgl. S. 1*58: SKE. Fr trq(u)re lassennbsp;sich die Zwischenstufen der von mir behaupteten Entwicklung belegen:nbsp;Infinitiv: Krlsr. 43 estorcer 1. estorcrequot;^), d. i. estortsre, vgl. prov.nbsp;torser; daraus afrz; estortre (G. Ste.) gt; estordre ist analogisch.nbsp;Prasens; Rol. 772 detoerst mit Diphthongierung vor i (^detprtsiet),
h Es handelt sich nicht um das seltene s'estorcier (Eneas ,,verweigern), die Bedeutung ist ,,entwischen. Zur Graphic vgl. Krlsr. 220 receivere statt receivre u. a.nbsp;Rol. 719 Sizer, M. Brut 2113 Katnber. Vgl. auch charcre in W. F.s Kristian-Lexikon,nbsp;das sicher nicht aus chartre verlesen ist.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.
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III. Lautlehre; t -)- i; k, g.
xdoch tritt i ber die deckende Konsonanz nicht ber. Aus torcre ,,kriimmen versteht sich das torceunerie Krummheit des O. Ps.nbsp;Das e ist nur graphisch, heutiger Cedille entsprechend, vgl.: O. Ps. 48, 8nbsp;raenceun redemptine(m), 58, 14 menceunge *mentionia(m) und obigenbsp;Form der Krlsr. Urspriinglich flektierte also die 4. *estorgons, dernbsp;Konjunktiv *estorce (torq(u)eat), vgl. aprov. estorza, Appel, Prov.nbsp;Chrestomathie 8, 65. ALF 1316 zeigt im W. noch mehrfach toirtrnbsp;(Rabelais I, 3), im SW. und Provence tirse, Haute-Garonne 752 tirtse.
Was im Galloromanischen an Buchwrtern mit ti und ci noch bestand, entwickelte sich afrz. mit dieser Lautfolge:nbsp;pretiu(m) pris (aus ^prieis), palatiu(m) palais zeigen fiir i die gleichenbsp;Entwicklung, ihr ^ stammt, wie bei dis dece(m) (dis e uit B 64J,nbsp;aus satzphonetisch intervokaler Stellung: pris erklart sich nachnbsp;*pretiare preisier oder aus vorkonsonantischer Stellung, wie auchnbsp;palais le roi, vgl. gracile(m) graisle.
Das Suffix -tia ergab lautgesetzlich -ets(i)a -etse, im N. und NO. -eche, M. Brut 3772 proueche, Aiol 173 ivreche. Doch mag -etse frhnbsp;mit -esse (-laad) vermischt worden sein (Roland). In Buchwrternnbsp;entwickelte sich -tsia fiber -e(t)sia mundartlich zu -eise; altes -ece undnbsp;neues -eise treten bei Neubildungen in Konkurrenz, daher von richenbsp;B 172 richeise neben richesse.
angstia angoisse, ustiu(m) kuis usw. zeigen gleiche Entwicklung wie fasce(m) fais, sind also wohl ebenfalls Buchwrter.
Nun lst sich wohl auch das Problem neptia, trtiu(m), das wir S. 89 besprachen. Zu ihnen gesellt sich gall, pettia, Wie immernbsp;bewirkt i die besprochene Diphthongierung des e, tritt aber fibernbsp;die deckende Konsonanz; *neptsia^) usw. (ebenfalls wie immer)nbsp;nicht fiber. In pettia deckt die Konsonanz (piet-tsa) genau wie innbsp;duodeci(m) doze (dod-dze vgl. QLR S. 63 duzze) vor dem i-bertritt,nbsp;wahrend *specia esptce buchwrtliche Erhaltung des i (vgl. B 305 especie)nbsp;und bertritt in die freie Tonsilbe hat.
Palatale Verschifisse wechseln je nach der vokalischen Umgebung; Vor vorderen Vokalen ist die starkste Pression etwa in der Gaumen-mitte, vor hinteren Vokalen am Velum; auch vorhergehender
Auf ital. Boden halt sich die Form
Lix dem i vgl. auch nepti-ne(m) mcin. nstsa (ALF 911, Punkt 987),
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III. Lautlehre: k, g.
Vokal modifiziert die Haltung der Zunge und die Figur der Palato-gramme, die den vom Zungenrcken bedeckten Teil des Gaumens darstellen, wechselt mit jeder vokalischen Konstellation.
Vlat. war vorderes g ( e, i) zu ds geworden, wo aber die Umgebung das Einkesseln der Zunge verhinderte zu j (Reibelaut mitnbsp;tiefer Zungenspitze, vgl. norddeutsch gejnt, jejnt). Vorderes k wurdenbsp;in einem Teil der Romania zu tsi; die franzsische Entwicklung diesesnbsp;tsi haben wir bereits studiert (S. 150). Wo der dentale Vorschlagnbsp;blieb und mundartlich alveolar ausgesprochen wurde (mediopalatalenbsp;Artikulation), rollte sich s ein: ts wurde zu tj(Pikardie, Normandie).nbsp;Im zentralen westl. und stl. Franzsischen verschob sich nun auchnbsp;mittleres k (-(- a, au), und zwar vor Monophthongierung von aunbsp;zu 0, zum Zischlaut tf; Vorschieben der Artikulation des k iiber dienbsp;t-Grenze, Ablsen und Senken (Einkesseln) des Zungenriickens vornbsp;dem flachen sich nach vorn verschiebenden Vokal, infolgedessennbsp;Zischlaut. Frk. k e, i ging gleichen Weg: frk. skerran, afr.nbsp;eschirer. Die Zeit nach der Invasion diirfte also auch die Zeit diesernbsp;Verschiebung gewesen sein. Allerdings wissen wir ber die Aussprachenbsp;des frk. k -f e, i nichts, gallorom. k a stand ihm eben am nachstennbsp;und lat. k e, i, das bereits zu (t)si verschoben war, kam bei dernbsp;Substitution nicht mehr in Frage. Auch wort- und silbenanlautendnbsp;g -j- an verschiebt sich urfrz. im O., Z. und W. zu ds und falltnbsp;damit mit g e, i zusammen: Vgl. gente(m) gent, frk. gardo jartnbsp;gt; jardin, gaudia joie (der Unterschied im Anlaut ist nur graphisch). nbsp;Im brigen halten sich die palatalen VerschluClaute wort- und silbenanlautend vor o, u, wortanlautend vor Konsonant, und werdennbsp;intervokal und vor Konsonant (silbenauslautend) verschliffen. Zumnbsp;Wortauslaut vgl. S. 136.
K -f E, I gt; TSI. Den lautenden GVorschlag belegt die Schreibung der Eulalia 21; ecce hoc czo, das i bleibt nur vor freiem Vokal, undnbsp;tritt nur vor e in Erscheinung, da frei sowieso zu ie wird (S. 150).nbsp;Spatere Schreibung meist c, das im Anlaut bis zum XIII. Jahrh. kaumnbsp;je mit s verwechselt wird^), also anders {1s) lautete: B 16 cent,nbsp;20 cil, 116 cymb-llum cembel, 156 civitate(m) -j- s citeiz usw.
Im NO. und N. wird zu 1), vgl. B 119 ecce hoc cho, 290 ecce hac cha. Heute ohne Vorschlag: pik. ftom (cet homme), iji (ecce hic).
Aiol hat immer 612 dessendu, desosiel (1656 desos del aus desoz del) und zeigt, da6 der r-Vorschlag im XIII. Jahrh. nach s zu verstummen anfing. Im Lothr. des XIII.,nbsp;XIV. Jahrh, werden s, e, z haufig verwechselt; Lothr. Ps. 2, i pencdt = pensc, 3, 5nbsp;ressut = rliu; vgl. auch R 252 sect slatt set.
-ocr page 167-III. Lautlehre: k, g im Wortanlaut. 153
G E, I D3. Hier ist der Zischlaut gemeinfranzsisch. Der d?-Vorschlag hat sich in Mundarten (Herzog, 289) und in englischennbsp;Lehnworten aus dem Franzsischen erhalten: engl. gemel (gemlli),nbsp;gendarme. B 5 genz, 358 gemel, R 31 gente, 120 agenoillie.
KG a, au ergeben Zischlaute mit dentalem Vorschlag, wie sie in Mundarten (Herzog an gen. Stelle) und in englischen Lehnwrternnbsp;noch lauten: chivalry, joy'-). Phonetisch handelt es sich um ein Vor-schieben des mittleren k ber die /-Grenze. Wahrend sich abernbsp;bei vorderem k vor e, i (franzisch) die Zungenspitze lost, damit dernbsp;Zungenriicken in die e, -Lage kommen kann, lost sich vor demnbsp;flachen und vorriickenden a, au der Zungenriicken. Mit starkeremnbsp;Einkesseln des Zischlauts verstummen die Vorschlage naturgemaC,nbsp;der folgende Gleitlaut i (capu(t) chief) verschwindet. Daher istnbsp;heute in chef starker gekesselt wie in chien, wo i gebunden war.nbsp;In jiingeren Lehnworten, die nach dem XIII. Jahrh. aufgenommennbsp;wurden, hat das Englische den t-Vorschlag nicht mehr. Vgl. Engl.nbsp;Lexikon. Der breiten, mittleren Artikulationsgewohnheit der Nord-gruppe (Pik. Norm, bis zu den Inseln einschlieGlich) bleibt a, bleibennbsp;mithin auch k, g, unverschoben. Bei ga sind die Grenzen heute nochnbsp;scharf; ALE 709 jambe (S. 144), pik. gam, norm, gab; 712 jardin,nbsp;pik. norm, garde, 715nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(gabata) pik. norm. ga:t. Bei ka greifen
die Formen oft stark auf wallon. Gebiet ber (ALF 135). In B findet sich meist Schreibung mit ch-, gelegentlich c--. B 24 chaste I, chief,nbsp;44 chdiiwe, 57 chevalier, 31 caplciz, 98 cevaliers', 183 gagant-inbsp;gaiant, 346 gaudia goie sind wohl etymologisierend geschrieben frnbsp;d.jaiant, djoie und nicht Beispiele nordstl. Lautung.
Bei spater aufgenommenen Worten verschiebt sich g auch in der Reichssprache nicht mehr; anord. gabb Spott gap (Krlsr., Rounbsp;10566); unbekannter Herkunft: R 81 galoner ,,das Haar (mit Goldfaden)nbsp;durchziehen (Erec 1656, Eneas 1473, vgl. B 307).
KG -j- o, u bleiben unverschoben, velar, durch den Vokal gebunden: B 3 cunseilla, 28 cururent, 35 cure, 48 cars', gurgu(m) gort Bucht, gall, gob- Mund (?), gober den Mund voll nehmen )gt;nbsp;R 89 gobe eitel.
Anlautend KG Kons. bleiben i B 8 graindre, 18 clarteiz usw. Bei qti wie bei gu hat sich der labiale Reibelaut verschliffen; qu bleibtnbsp;meist als etymolog. Schreibung:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;quant, 26ki (qui), 32 criz (quirtos),
44 que, 131 quar. Fr qtie, quant, quar finden sich oft Varianten mit k Oder c: Alexius 2 L quer (quare haupttonig) P car, A kar;nbsp;doch halt sich u im Osten lautend, vgl. ALF 1112 quatre', Herzog,
Vgl. auch mhd. tschastel, ischoie (joie gaudia^ neben schantieren (chanter), alle aus dem Tannhauser.
-ocr page 168-IS4 III. Lautlehre: k, g im Anlaut; intervokal.
322; I, 33 kusri = qurir (Wallon.) usw. gu: B 2 Gaiffiers Waiofarius, 7 aguait, 58 guerre, 62 garant warjant. Uber dienbsp;Erhaltung von germ, w im Wallonischen vgl. S. 133.
Vokal K E, I gt;gt; TSI. a) Intervokal verstummt der t-Vorschlag, i tritt in die Nebentonsilbe ber und wird vokalisiert, worauf s intervokal sonorisiert wird: placere plaisir. ber deckende Konsonanznbsp;tritt i nicht ber. Zu der Entwicklung von vor- und interkonso-nantisch tsi vgl. S. 150, 151. b) Sekundar auslautend bleibt z.
Beispiele. a) B 29 *bcnas buisines, 30 *vecnas voisines, placent plaisent. b) B 64 vice(m) foiz, 237 brittanice bretanz.
Bemerkuilg. Zu B 64 dis statt diz, vgl. S. 151. Im NO. kommt heute dich vor (S. 161). pace(m) gibt paiz (Rou I797 factos)nbsp;neben pais nach apaisier. Roland Sarrazins ist also Lehnworf,nbsp;Saracenos hatte lautgesetzl. *Sareisins ergeben. nfrz. dcembre, docilenbsp;sind Latinismen.
In Verbalformen hat Analogie die Entwicklung in sekundar vorkonsonantischer Stellung undurchsichtig gemacht:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fecitnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;istnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fist
aber facit fait! dixit dist aber dicit ditl nbsp;nbsp;nbsp;B ill jacetnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;gist,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Rnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;187
nocet nuist sind demnach lautgesetzlich, fait, dit nach den t-Parti-zipien zur Unterscheidung vom Perfekt umgestaltet. Denn zu gist, nuist lauteten die Perfekta unterscheidbar: jut (vgl. R iii), nut.
Vokal -j- G 4- i- Vgl. unten J, S. nbsp;nbsp;nbsp;162.
Vokal -f KG -f A, AV. Folgende nbsp;nbsp;nbsp;Aufstellung bestimmtnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;das
Problem:
a) nbsp;nbsp;nbsp;Nach gespreizten Vokalen: amica amie, ncare und ngarenbsp;neiier, ncat und ngat nie(t), pacare paiier, paganu(m) paiien.
b) nbsp;nbsp;nbsp;Nach gerimdeten Vokalen: exsucare essuer neben essuier;nbsp;manducat manjue, M. Brut 3166 manjuwe, ruga rue; jocare jer,nbsp;Floov. 1489 y6izgt;r, jocale ,,Geschmeide joel, R 159 joiau (S. icxgt;),nbsp;Osten: jouuel gt; ,.Juwel; auca oe neben oie, Wall. (ALF 936) owe;nbsp;rauca Tr. B 3747 roe, O. Ps. 68, 4 rowes, Philomena 20 roie im Reimnbsp;mit joie (nach raucus *rois?)\ locare Rol. 133 Hier, O. Ps. 126, 4nbsp;luier. Dial. Greg. 158 lowier (Bersetzung von mercede).
Somit ist nach gespreizten Vokalen ka, ga zu ja geworden, das aber nicht wie j in gleicher Stellung fallt (pejre(m) peur, vgl.nbsp;S. 162). Der Fall von j in pejre(m) ist also alter wie die Entwicklung von ka, ga gt; ja.
Nach gerundeten Vokalen aber fallen k, g vor a; hiatus-tilgendes j im W. (Zt. 36, 312 gibt die mundartliche Scheidung), dem im O. oft Hiatus-w entspricht, verdunkelt die Entwicklung.
-ocr page 169-111. Lautlehre: k, g intervokal. IS5
Bemerkuiig. QLR S. i8 real, S. i6 seer scare, 32 g'ant (vgl. S. Ill), 57 leals zeigen, daC auch nach gespreizten Vokalennbsp;Schwund vorkam, wenn er nicht berhaupt in eca, ica, ega, iganbsp;urfrz. war. Fr Hiatus-y in reial, (Eul. regiel) leial, neiier sprichtnbsp;folgende Erwagung: Buchwrter wie Christanu(m) werden zm Crestin,nbsp;also lag *Crestijanu(m) zugrunde; die Impf. Endung *-amusnbsp;(aus -bamus, vgl. S. lOi) wird zu -ie'ns, also lag *-jamus zugrunde.nbsp;Entsprechend: *samus (= smus) )gt; *sejamus seiiens. Ein Triensnbsp;von Amiens tragt die Inschrift AMBEGANES fr Ambianis. Innbsp;Mlanges Wilmotte, Paris 1910, S. 526, gibt M. Prou weitere Bei-spiele. Das Hiatus-y zwischen i a, e a war also wohl gemein-franzsisch? Wie aber erklart sich scare ser neben ncare netierrnbsp;Es kann Systemzwang vorliegen, denn die stammbetonten Formennbsp;scat siet usw. haben kein j und dominieren. Daher denn auch der nfrz.nbsp;Ausgleich: scier (statt soier, wie es normal Tr. B. 3347 und heute innbsp;Mundarten lautet) wogegen bel ncare die Endbetonten dominieren. nbsp;Allein im Rou findet man: 1171 ncatos nez, 1746 paganos paens,nbsp;2062 iliac ntus leiens usw., und so mag der NW. mit ruhiger Lippen- undnbsp;Zungenhaltung Hiatus-j nicht entwickelt oder sekundar getilgt haben.
figue, R 93 jiguier (ficus) ist Lehnwort, dem Importartikel entsprechend, nfrz. fugue (Musik), rgal, local, amical sind Buchwrter.
OGA: rgare gibt rovr, rgat Eul. 24 ruovet. Man nimmt daher an, daG -oga- zu -ogua- labialisiert wurde. Da eine solchenbsp;Labialisierung vereinzelt ware, ist Analogie nach v-Stammen itrueve,nbsp;trover, prueve, prover, die die sonderbare Gestalt: *r'er, rgo *rou,nbsp;rgat *ruee herausforderte, wahrscheinlich. Danach auch interrogarenbsp;entrver, corrogata corve ,,Frondienst. Bei der Entwicklungnbsp;von scru(m) suevre und kukur Kcher coivre, O. Ps., 10, 2nbsp;saietes en qiiivre, drfte Volksetymologie im Spiel sein. Vgl. zunbsp;letzterem: Reich. Gl. 922 Faretra: cupra mit deutlicher Anlehnung annbsp;cyprum, vlat. *cpru(m) (M. Brut 15 cuevre; zu cuivre vgl. Zt. 36, 230).nbsp;Zu suevre sei auf goth. svalhi'a ,,Schwager hingewiesen.
Vokal -f K, G -j- O, V. Die Verschlufilaute fallen hier vor ge-rundetem Vokal, wie oben danach: Reich. Gl. 436 teularum (tegularum), afrz. tiule, Agustu(m) Ast, secru(m) stir. aigu aiguille (acc(u)lanbsp;afrz. agille), secndu(m) B 177 selunc, (-f longu(m)), segont, Afrz. bb.,nbsp;S. 178, Vers 88, sind Buchwrter, second Latinismus.
Vor Ultima-o, -u ist die Behandlung mundartlich verschieden; Frailkoproveiizal. bleibt Ultima-o zum Teil bis heute. (Vgl. dazunbsp;Zt. 39, S. 137, 405.) Sonst fielen k, g vor dem Schwund vonnbsp;Ultima-u und -o: paucu(m) pgu, f9cu(ni) fgu, jgu(m) jou, vgl. S. 84,96;nbsp;prco pri, paco pai, exsuco essui, ngo ni, rgo ruis. erklaren sich
-ocr page 170-1^6 III. Lautlehre; k, g intervokal und vor Kons^
durch Analogie nach precas pries usw.; poi folgt pauc(u)s poisS.gi. M. Brut 1249 See ist von lac(u)s gt; lais abstrahiert; Beauvaisnbsp;ist Belvac(o)s, ami (ami(c)u(m)) ist von arms abstrahiert.
Die palatalen Verschlufilaute werden in dieser Stellung zu Reibe-lauten. Vor m war die Zungenrckenhebung vlat. velar, so daC resultierte: sagma wurde zu sauma, welch letzteres afrz. some (nfrz.nbsp;bete de somme) ergab; afrz. folgten secta seute, Bagdad Baudad usw.nbsp;Hierbei handelt es sich wohl ausschlieClich um Lehnworte und Gelehrtes.nbsp;In Erbwrtern ist bei k, g die Zungenrckenhebung palatal und i dasnbsp;Resultat. Diese Zungenrckenhebung wird meist als diphthongischernbsp;Vorschlag oder Nachschlag dem umgebenden Vokalismus angeschlossen;nbsp;I und silbenanlautendes n binden die Hebung als t und t(, vgl. S. 71, 77 usw.
K, G Kons. auCer L, N, in primar vorkons. Stellung gt; i: B I ncte(m) s niiiz, 10 eksi(v)it eissi, 21 lectu(m) lit, 96 sex sis,nbsp;intgru(m) entir.
Bemerkungen: jectare gibt lautgesetzlich jetier (R0U127); jeter (R0U6655) zeigt Dissimilation; dsjejtaregt;dsjetare(Herzog, Zt. 23, 361).nbsp; Auffallend ist, daG acru(m) aigre^) (pnnaigre'^amp;inknlX.Vic), macru(m)nbsp;(Reich. Gl. 715 magriores) maigre (Kirche Fastenquot;) sich nur alsnbsp;Buchworter (oder Mundartwrter.? Vgl. S. 157) erhielten. Vgl. dagegennbsp;sacramntu(m) saireinent, nfrz. sernient ,,Eid neben dem Latinismusnbsp;Sacrement. B SS dus dux folgt gelehrtem due duce(m) (erwartetnbsp;*diiiz). B 134 victorie, 178 friictifable (vgl. fruit) sind Buchworter.
K. In sekundar vorkons. Stellung (c(e)r, c(i)m, c(i)t). Das Problem wurde S. 121 aufgeworfen: Es fragt sich, ob die Assibilierungnbsp;von c alter ist, oder die Synkope. Da nun die Assibilierung vor dernbsp;frk. Invasion abgeschlossen war (S. 152), die Synkope der Panultimanbsp;aber nicht, ist Synkope der Panultima vor der Assibilierung unwahr-scheinlich. Auch trq(u)re tortre, pascere paistre (S. 150) beweisen,nbsp;daC die Assibilierung der altere Vorgang ist: t in paistre ist nichtnbsp;Sprunglaut zwischen s r (S, 164), denn es findet sich auch in dennbsp;Mundarten, die keinen Sprunglaut haben: Es ist also der dentale Vorschlag des assibilierten c. Weiterhin kann cicer goire sehr wohl vonnbsp;*goisre stammen, denn s verstummte vor stimmhaften Konsonantennbsp;sehr frh. Rustebuef schreibt Mar. Eg. 995 cerre, das sich ausnbsp;westl. Form *ceisre erklaren drfte. Die Kichererbsenquot; wurden alsonbsp;vermutlich aus dem Westen nach Paris importiert. So haben faire,nbsp;dimes frhes Verstummen von s vor r, m, oder analogischen Schwundnbsp;wie faites nach fait factu(m). (Vgl. A. Zauner, Zt. 41, 210.)
') A. Tobler, Afrz. Wrterbuch belegt aire sauer im NO. XIII. Jahrb.
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III. Lautlehre; k, g vor Konsonant.
K, G primar vor N: n wird palatalisiert und verstummt silben-schlieCend nach Nasalierung; i tritt ber: pgnu(m) gt; B 42 puin', silbenanlautend bindet n das i (S. 83).
Sekundar vor N (c(i)n): Die Panultima fiel nach der Assibilierung; acinu(m) aisne, vlcinatu(m) Nachbarschaftquot; visned Bartsch 12, 19.
K, G primar vor L: 1 wird palatalisiert und bindet ip. il ist graphische Darstellung von I: R 29 vermic(u)la vermeille, clu(m)nbsp;ueil (nfrz. ce;j), vclu(m) vieil, Vor -j- geht die Palatalisierung wiedernbsp;verloren und I vokalisiert; oclos uelz gt; tens (vgl. R 31 ielz), veclusnbsp;vielz gt; vieus.
Sekundar vor L (c(i)l): Zur Entwicklung vgl. t -j- i, S. 150: gracilis graisles, B 29 grailles, R 35 grelle, nfrz. grsd.
Bemerkung. Nfrz. facile ist Latinismus (Akzentwechsel). Wo .k, g sonst sekundar blieben, liegen Buchwrter vor: sicle (Eul. seule,nbsp;gelehrte Erhaltung der Panultima u ber den Fall des C vor u hinaus,nbsp;sonst aber volkstmlich eritwickelt). Mundartlich verschiedene Entwicklung hat ALF 1211 seigle (secale), O. soil, sail, NO. swail, swsil,nbsp;die wohl alteres *soille voraussetzen, SW. seij, N. ssij, wahrend im Z.nbsp;ssigl herrscht (vgl. S. 156 aigre, maigre').
KW (qu) GW. Fr diese Lautfolge enthllt ALF 1267 suivre eine alte mundartliche Spaltung: Eine Gruppe geht auf ? -j- u, die anderenbsp;auf ? -p i zurck, d. h. kw wurde teils zu w, teils zu k.
Fr die erste Gruppe ist severe fr squre (Pirson, S. 5, 8) gesichert. Der Infinitiv gibt siure und daraus suire (vgl. S. 90) (NO.nbsp;heute sqiir), afrz. nfrz. sivre, suivre sind nach sevens, suivons ge-bildet. Die v-Formen sind im NO. (Meuse P. 165 sjyir, Calvadosnbsp;sjyir) und Zentrum bodenstandig.
Fr die zweite Gruppe ist *sek(e)re anzusetzen. Hier hat Lothr. seir, SBS und bis in H.-Marne und Aube reichen g-Formen soeigr,nbsp;soigr (resp. soeidr, soeir). Der SW. hat seigr, die Bretagne sjceidr.nbsp;Dagegen hat die Wall, nur da siir, wo auch sbu(m) ,,Talg aus siunbsp;zu si: wird; wall, siir kommt also sicher von alterem siure. *sek(e)renbsp;zeigt also gleiche Entwicklung wie neuprov. sigre in einem Hufeisennbsp;um Zentrum, Pikardie und Walloni, welch letztere auf severe zurck-gehen. Die Entwicklung von kwe zu ke ist natrlich jnger als dienbsp;Assibilierung von primarem -ke; k vokalisierte infolgedessen auch nicht,nbsp;sondern wurde zu g sonorisiert und dies mundartlich erhalten.
Viel schwerer ist aqua zu beurteilen: Einmal finden sich g-Formen auch in der Pik., Wall., Champ. (B 180 aigues, M. Brut 637 aiwes,nbsp;Aiol, G. d. Prov.j. Die gleiche Form kommt im W. vor (Rabelaisnbsp;I 24 vin aigu, Aiguebelles Sarthe). In Jourd. Bl. 1184 ff. assoniertnbsp;aigue mit a. Diphthong (a -f- i) ist also gesichert. Vermutlich liegt
-ocr page 172-158 III. Lautlehre: k, g nach Konsonant.
eine Mischform vor. Lothringen geht auf *ava zuriick; auzve (nlothr. o:f), dem im NO. ewe entspricht, also a u in normaler Ent-wicklung (S; 107). equa ive neben egue (Westen: Rabelais) zeigt klarenbsp;Entwicklung: ? u in der severe-Gruppe (iwe), Deckung des Ton-vokals in der sekere-Gruppe; aequale(m) iivel, antiqua antiwe sindnbsp;normale Formen im Z. und NO.; egal, antique sind gelehrt; germ,nbsp;triuwa Treue, gall, leuca (leuva J. B. XII, i, 65) Meile zeigen gleiclienbsp;Entwicklung: Rustebuef reimt: banlive Bannmei!e und trive mit vivenbsp;(viva) (Bartsch 75, b, 17) in der sekere-Gruppe lauten die Formennbsp;legue tregue. Die Grundlagen sind also tr^gua l?gua.
Das Schwanken zwischen w und v ist vermutlich mundartlich: Schon S. 107 wurde fr aqua eve neben ewe auf den Parallelismusnbsp;mit dem Imperfekt hingewiesen: -aba(m) ist im O. -eve, im W. abernbsp;-oue (owe, S. 140). Rou, Bd. I, S. 58, reimt lieues, trieues mit Baieuesnbsp;(Bajcas, vgl. S. 80). Rustebuef hat . Formen eve, live; ebenso dienbsp;heutige Reichssprache fr grava gr'eve, treve, wahrend sie in eazi undnbsp;lieue Meile w. Formen besitzen mag (M. L. frz. Gr. 158).
Bemerkung. laqueus ist vlat. *lakeus, u ist vor i gefallen.
Clara Hrlimann, Entw. des lat. aqua, Diss. Zr. 1903.
Schrr, Sprachgeogr. Stud., Zt. 41, 117.
Silbenanlautend entwickeln sich die palatalen Verschlufilaute wie wortanlautend:
a) In lat. Stellung.
Rons. KE, KI ]gt; tsie, tsii: B 75 franceis^), R 33 recercelez (re-circell-atos) usw. Zur Ausprache des Lautes vgl. princi(p)e(m)nbsp;das deutsch als Prinz aufgenommen wird. Im NO. wird ts zunbsp;wie im Anlaut, d. h. das t war hier der Artikulationsgewohnheit ent-sprechend alveolar und erhhte infolgedessen die Zungenspitze von j;nbsp;B 6 francheis, 130 enchauchant (incalciando aus pik.-norm. encauchantnbsp;und franzisch enchaugant gemischt)^). Primar tsi geht den gleichennbsp;Weg: pert(u)siavit, B 63 percha, siehe S. 165.
SKE dagegen ist auCer vor r ber *-stsie schon galloromanisch zu -ssie geworden (vgl. S. 150), ergab also -is. Die Probe aufsnbsp;Exempel, dafi t interkonsonantisch zwischen ss frh ver-stummte, sind die Formen des NO., die keinen Zischlautnbsp;zeigen: pisce(m) prov. urafrz. peis, davon B 180 peissuns, B 258
b Die Annahme, daft */rancis zu erwarten sei, ist unsicher, da c -j- gedeckt e -{- i vorliegt (franciscu(m)). Vgl. S. 150.
b Afrz. marchis mark - e(n)se(m) hat germ, k vor frei e ]gt; tjiei: *marchieis ^ marchis; marquis ist it. Lehnwort.
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III. Lautlehre: k, g nach Konsonant,
vascilu(m) vaissel, R 136 as,zt{m) fais (geschrieben: fes). Die Assibilierung von lat. ce, ci war mit der frk. Invasion bereits abge-schlossen, denn frk. ke, ki ging mit lat. ka und wurde im Zentrum zumnbsp;Zischlaut, blieb aber im NO. und N.: frk. skina Schiene, afrz.nbsp;eschine, Aiol 6832 eskine, skerran eschirer, Bartsch Renart 39, 450nbsp;descire nfrz. dchirer. Spater aufgenommenes ke ki verschiebt sich auchnbsp;im Z. nicht mehr: Vgl. Reich. Gl., Afrz. bb., S. 36, Nr. 20;nbsp;Saraceni m.isdnxn-aTn. mendicum vacant, B 350 mescine armes Madchennbsp;(Kosename, vgl. it. poverina), nfrz. mesquin, wall, mesksn Magd,nbsp;Herzog, 2, 22. Ob das k in nfrz, quiper quipage (skip) ebenso zunbsp;erklaren ist (spatere Aufnahme) oder Lehnwort aus der Nordgruppenbsp;vorliegt (Rol. 1522 eschipre!) ist unentscheidbar.
Kons. GE, GI ]gt; dge, dji: angelu(m) R 377 ange, argentu(m) argent.
Kons. KA gt; nbsp;nbsp;nbsp;circare cerchier, durch Fernassimilation
nfrz. chercher (ALF 22), B 5 im-bosc-are cmbuschier. Im NO. bleibt k: B 13 embusce, circare ist pik. cherkier (Aiol).
Kons. GA entwickelt sich wie GE gt; dge: virga verge. Zum Alter vgl. gall, bulga ,,Sack Reich. Gl. 1098 buhia, afrz. bolge,nbsp;bouge. Im NO. und N. ist unverschobenes longue longa normal, imnbsp;Z., O. und W. ist longue nach dem Mask, gebildet, longe ursprnglich.
Kons. KO, KU, GO, GU; K, G bleiben (vor velaren Vokalen) unverschoben: B 7 succurs, sarcph(ag)u(m) sarcou. Die Schreibungnbsp;B 148 sarchu ist falsch analogisch; germ, rgpli ,,Stolz orgueil (R 240).
Bemerkung. conois (cognosce) statt *conpsc nach cognoscis usw.; dois (discu(m)) statt *desc nach dots discus; lots (lscu(m)) statt *lpscnbsp;nach lscus; nfrz. louche nach dem fern, lsca, afrz. Ipsche. DaGnbsp;die genannten Formen nicht analogisch, sondern lautgesetzlich seien,nbsp;SK also behandelt wrde wie KS (Metathese), ist unwahrscheinlich,nbsp;zumal f7-esc (germ, frisk) Eneas 6388 vorkommt, und kein Grundnbsp;vorliegt, es vom Fern, fresche abzuleiten.
b) In galloromanischer nachkonsonantischer Stellung.
Die ursprnglich intervokalen palatalen VerschluGlaute sind sono-risiert worden, wenn die Synkope des Zwischentons oder der Panultima aus lautlichen oder mundartlichen Grnden spat eintrat, sonst blieben sie stimmlos. Ausgleich zwischen sonorisierten und nichtnbsp;sonorisierten P'ormen hat meist stattgefunden:
KE, KI; onze, doze vielleicht aus *dotse, vgl. S. 121.
KA: Zum Ausgleich vgl. B 172 charga: targa und R 198: Also carricare chargier, wahrend der NO. karkier hat, vgl. Reich.nbsp;Gl. 437 carcati und heute: Herzog, 39, 36 karks:z5, ALF 229
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UI. Lautlehre: k, g nach Kons, und interkons.
ksrk. Wogegen collocavit B 268 cnlcha ergibt. Mehrfach findet sich (vielleicht lautgesetzliches) vndicat venche neben nengier, ebensonbsp;revenche neben revengier. Nfrz. ist venger nach der einen, revanchei-nach der anderen Seite ausgeglichen. Dialektische Unterschiedenbsp;liegen vermutlich vor bei dem Buchwort Dominica (-j- dies) diemenchenbsp;(Aiol), diemenge (Dial. Greg. S. 48); vgl. S. i2ok B 377 esrajastnbsp;(eradica(vi)sset) ist vielleicht lautgesetzlich, arracher und andere end-betonte nach arrdche ausgeglichen; doch vgl. S. 119, 120'.
KO. Bei -aticu franzisch -age (ad3e), pik. -ache^) sind dialektische Unterschiede der Entwicklung anzunehmen (S. 119). Die ersten Personen des Verbums wurden zum Teil ausgeglichen; carriconbsp;charge (normal) neben colloco colche (nach colchet). Die Verschieden-heit bleibt nfrz. in 1pdicu(m) piege neben imped(i)cat empche,nbsp;das enipechier aus zu erwartendem '^empegier nach sich zieht, vgl.nbsp;Rabelais II, 3 souris empeige; mdicu(m) miege (wenn auch Buch-n ort) entspricht piege, daneben findet sich inire, mirie, vgl. fecatu(m)nbsp;Feigenleberquot;, Kass. Gl. 52 figido, feie und fcatu(m) firie (REVV 8494),nbsp;worber R i (S. 169) zu vergleichen.
Bemerkung. juge ist nicht jdice(m), sondern postverbal von ju-gier, vgl. S. 126. In anderen Buchworten ist durch gelehrtesnbsp;Erhalten der Panultima -k- geschwunden: Diehl, Chr. I. iii monicusnbsp;moines, canonicu(m) ckanoine, vgl. wall, lothr. dimTj domini(c)anbsp;ALF 405. Auch das nicht palatalisierte n von moine, chanoinenbsp;(Rou, Aiol moignel) ist gelehrt wie in Antoniu(m) Antoine; moignenbsp;ist in heutigen Mundarten nicht mehr zu finden (ALF 865).
Hier sind mehrere Gruppen zu unterscheiden;
Primar interkonsonantisch wurde k zu i: B 185 pnctu(m) puint, B 150 p[n]ctura painture. Doch blieb k sprunglautartig (vgl.nbsp;S. 144^) vor R: cancru(m) chancre.
Sekundar interkonsonantisch blieb k nach Synkope von o, u vor R; ancora ancre (M. Brut 1321); blieben k, g zwischen n1: B 65nbsp;sanguilntu(m) sanglent, 113 a(v)unculus uncles, 115 strangulantnbsp;estranglent, fielen aber zwischen R1, s1, masculu(m) mask, gall,nbsp;margila marie, nfrz. marne; nk, ng gingen offenbar vor der Nasalierungnbsp;enge Verbindung ein^), wahrend R (Zungenrcken tief), s (Zungenrinne)nbsp;den palatalen VerschluG hinderten.
Beachte die halb pik., halb franzischen Reime wie Fl. und Bi. 71 rivache (rlp-aticu(m), franzisch rivage)-. vache (vacca, pik. vake).
Aber vgl. Aiol 130S eslraitler und ALF 498, wo NO. und O. g-!ose Formen
haben.
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III. Lautlehre: k, g interkons., auslautend, -|- i.
KE dagegen wurde vor der Synkope von e assibiliert: pascere zu *pastsiere gt;gt; paistre (vgl. oben t i, S. 150), carcere(m) charcrenbsp;gt; chartre, trq(u)re torcre gt; tortre, vgl. S. 150^, 151; vincerenbsp;veiiitre.
GE war vlat. zu die geworden, die Stellung verhinderte das Ein-rollen zum Zischlaut: B 70 frangre *frandiere fraindre, jngre joindre, srgre sordre, davon B 191 sordent', B 75 fuldres ist alsonbsp;fulgere (aprov. folzer, nfrz. foudre) aus fulgure (M. L., Einf. 161):nbsp;Rol. 1426 ftiildres zeigt, daC I vor der Vokalisierung palatalisiertnbsp;war, vgl. cll(i)gere habet O. Ps. 128, 6 coildra, nfrz. koejra. Auchnbsp;n war vor ke, ge palatalisiert und gab afrz. an gedeckten Vokal inbsp;ab; veintre, fraindre.
Beinerkuilg. Vor Flexions-s fielen interkonsonantische k, g; B 161 Francos Frans, 212 burg-os btirs: jurs. In dem gelehrtennbsp;B 149 arcvolu ist die Wortgrenze gefiihlt, vgl. dagegen arcu(m)nbsp;voltu(m) arvolt, *arcuballista arbaleste ,,Armbrust.
b) nbsp;nbsp;nbsp;Sekundar auslautend nacli Kousonant: k, g sind vor a,nbsp;afrz. nicht in den Auslaut getreten, vor e, i vor Verstummen diesernbsp;Vokale assibiliert worden, vor o, u aber als VerschluClaute in dennbsp;Auslaut getreten: In dieser Stellung sind sie heute verstummt undnbsp;nur in der Liaison lautend: prcu(ni) pore (nfrz. po:r) aber porc-pic,nbsp;burgum (Pirson 26, 18) R 325 bourc (nfrz. bu:r), aber Bourg-en-Bresse\nbsp; nfrz. arc, pare, cirque usw. sind gelehrt. Doppelkonsonanz bleibtnbsp;als einfache; gall, beccu(m) bee, doch vgl. S. 137.
c) nbsp;nbsp;nbsp;Sekundar auslautend nach Vokal hat sich k verschiedennbsp;entwickelt: vor e wurde es zu -tsi, i trat in die freie Tonsilbe ber,nbsp;die Ultima verstummte: nuce(m) 7ioiz, cruce(m) croiz. Afrz. statt -znbsp;erklart sich nach S. 151, 154. Zu dce(m) dis vgl. npik. dick (Herzognbsp;42, 18 und 37, ALE 412), das primar sein kann. Beide, z und s, sindnbsp;auGer in dis (und anderen einsilbigen Zahlen, vgl. S. 165) verstummt.
7. K i.
Die vlat. Entwicklung geht mit t -f i zusammen: Inlautend: Eide fazcB, Eulalia manatee, B 203 face, 307 *trichea trece.nbsp;Auslautend: B 247 facio faz, R 51 laq(u)eus laz.
B 255 ff. sacrifise, judciu(m) juise mit stimmhaft s reimend, zeigen die besprochene gelehrte Entwicklung von t i, c -f i. Zunbsp;316 especie vgl. S. 151.
Jordan, Altfranzosisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;II
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III. Lautlehre: J.
Palataler Reibelaut J. (Quellen: lat. j, di, gi, ge, gi-)
Alllautend fiel lat. j bereits vlat. mit d i und ge, gi (S. 131) zusammen, die Zungenspitze hob sich in Nordgallien bis zum alveo-laren d-Verschlu6: ja(m) gt; dsa; im Afrz. verstummte der ^/-Vorschlag,nbsp;nfrz. dja (desa). Zum Prov. vgl. Appel, S. 56.
Intervokal aber blieb gallorom. die Zungenspitze tief, und auch in dieser Stellung gehen di, gi, ge, gi mit j. Es ist dann urfrz. sehrnbsp;friih teils Vokalisierung, teils Schwund eingetreten: Man vgl. folgendenbsp;Aufstellung:
a) nbsp;nbsp;nbsp;j vor dem Ton: pejre(m) pour, doch kommt auch peior,nbsp;poior (Christian, Bible G. usw.) vor^). jejunu(m) jeun; O. Ps.nbsp;68, 13 jejunie, nfrz. majeur sind gelehrt.
b) nbsp;nbsp;nbsp;j liach dem Ton: pjor pire (also 1 2pieire), major make,nbsp;troia (Kass. GI. 80 troia) truie Sau.
c) nbsp;nbsp;nbsp;di, gi, ge, gi vor dem Ton: regina rene, fugrenbsp;sagtta sdete und R 104 saiete^), flagellu(m) jldel: O. Ps. 37, 18,nbsp;und jlaiel: Leod. 236, nfrz. fiau, Mundarten flo, page(n)se(m) paisnbsp;(aus 2paieis, Oder liegt Suffixtausch vor? prov. pdes), regine(m) reion,nbsp;roion'^) (Erbwort?), appodiare apuiier (nach pui?) usw.
d) nbsp;nbsp;nbsp;di, gi, ge, gi nach dem Ton: mediu(m) Osten mei, Zentrumnbsp;tni (aus 2miei), exagiu(m) essak), abnget Eul. 6 raneiet, Eide anit,nbsp;digitu(m) dei, cpgitat cuie.
Sehen wir uris diese Aufstellung durch, so zeigt sich nach dem Ton durchweg urfrz. Vokalisierung des j. Vor dem Ton aber einnbsp;Schwanken, das sich am besten folgendermaCen erklart: j verstummte,nbsp;aus welcher Quelle es auch kam, wo es vorkommt, ist es analogischnbsp;Oder Hiatus-y.' saiete, jlaiel (das mundartlichem jiaiaus folgen kann),nbsp;nwall. flaijo und floiwe, nlothr. fjvsij ALE 580, wahrend jeun,nbsp;sigillu(m) seel nie anders angetroffen werden. Hiate zwischen e u,nbsp;e wurden normal verschliffen, Hiate zwischen a /, e mund-artlich durch j, resp. w getilgt.
Nach Konsonant: Vorhergehender Konsonant beeinflufit die Entwicklung des j folgendermaCen: i. Nach Konsonanten, die dernbsp;Zunge Bewegungsfreiheit lassen (Labiales S, 144), rollt sich j zumnbsp;Zischlaut ein. 2. Ebenso nach Konsonanten mit hoher Zungenspitze
*) Vgl. sp. ptg, peor, prov. rat. majre(m) maor (Greden).
Afrz, sagitaire Centaurequot; ist gelehrt, ebenso nfrz, fugitif, region usw.
orolgiu(m) (App. 206) QLR 217 oriloges gelehrt (aus dem von der App. empfohlenen orilegium und lat.-griech. orologium gemischt). ALF 699 zeigt in vielennbsp;Mundarten Erbwortformen wie orloij.
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III. Lautlehre: S.
(mundartlich R, S. 169). 3. Konsonanten, die mit hohem Zungenriicken artikulierbar sind (/. n, S. 173, 176), werden palatalisierf. t bindetnbsp;dieZungenriickenhebung, ebenso silbenanlautendes 13; silbenauslautendesnbsp;13 dagegen gibt die Hebung (i) an den vorhergehenden gedecktennbsp;Tonvokal ab. (Vgl. S. 105 und sonst.) 4. Konsonanten mit tiefernbsp;Zungenspitze und lautphysiologischen Eigenschaften, die der Palatali-sierung widerstreben, lassen j, soweit es nicht nach mehrfacher Kon-sonanz vlat. fiel, in die freie Tonsilbe iibertreten. (S. 148 ff., 169.)
Hiatus-j bildete sich urfranzsisch:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Zwischen ea, ia, vgl. S. 155.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Zwischen ae: tra(h)ere wird ini merowingischen Lat.nbsp;(Pirson 19) tragere geschrieben; g ist falsche analogische Wiedergabenbsp;des Hiatus-j. Vgl. auch Pirson, Ro. F. 26, 935.
Im spateren Franzsischen ist Hiatus-y eine mundartliche Er-scheinung, der im Osten nach gerundeten Vokalen vielfach Hiatus-ze entspricht. (S. 155.)
Von den S- und Zischlauten: i'| (allmahliches Aufrollen der Zungenspitze von der j-Rinne bis zum J-Kessel) besafi das Latein nurnbsp;stimmlos s.
Anlautend blieb es stimmlos: B i sic si, 2. suum sun, sedicare segier, Verbalsubst. siege. Anlautend s -f Kons. hat urfrz. undnbsp;vlat. Prothese (S. 129) entwickelt: B 91 spatha espeie, B 8 germ,nbsp;strm estors. Im Wallonischen fehlt die Prothese: Eulalia unenbsp;spede, B 225 ne strivast {estrivast, von estidf, S. 138), Venus 80 stuetnbsp;{estuet, S. 92^). ALF 472, 486 usw.
Iiitervokal wurde s wie p, t, k sonorisiert: B 42 pluisur, nfrz. plyzjoeir, B 99 *cosmus (Kurzform von co(n)sobn'nus) cosins, nfrz.nbsp;kuzs, 256 germ, wisa ,,Weise guise. Der Vorgang ist selbst-verstandlich jiinger als das vlat. Verstummen von n vor s: B 210nbsp;ma(n)sines maisons, nfrz. msz3.
Bemerkung. In besoin (nfrz. bszwi) neben soin (swe) aus be-sunnia ,,Siihne (Pirson ii, 20, germ, be- wie in besorgi) wirdnbsp;die Wortgrenze nicht mehr gefiihlt. Vgl. ff. nfrz. Buchwrter: designernbsp;(z) neben signe, aber dessiner. Im NO. wird schon im Afrz. inter-vokal s und z verwechselt, vgl. S. 121.
Vor Konsonant: Langes, silbendeckendes lat. s (ss) blieb stimmlos; B 308 lassata lasseie. Vor anderen Kons. ist s im Afrz.
u*
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III. Lautlelire; S.
alhr.ahlich verstummt: Zuerst in der Gruppe sts und vor stimni-haften Konsonanten: Rol. 598 hostes os, 295 praestus pres (QLR 14 usw. prests ist graphisch, oder nach Obi. prest rekomponiert).nbsp;B 22 *disiejunat gt; *dlsinat (wie disjacio gt; dfsicio nebst Prafixtausch,nbsp;falls nicht *dcenat ,,verspeist zugrunde liegt) )gt; disne, dinne; gall.nbsp;*cassanu(m), B 376 caisne {ai nach fraisne fraxinu(m)). B 2/7nbsp;insula ille, vgl. 176 isles', s aus ce, ci verstummt zu gleicher Zeit:nbsp;B 29 graciles grallies. problesma statt problema in den Reich.nbsp;Gl. 410 spricht dafr, dafi der ProzeG ein sehr alter ist. Er ent-wickelte sich folgendermaCen weiter:
Von S vor stimmlosen Konsonanten scheint sf vorangegangen zu sein, wie falsch analogische Schreibungen im O. Rol. zeigen; 1623nbsp;narw-atu(m) nasfret, 1625 susfrir. Vor anderen stimniloseil Konsonanten verstummte es dann im XII. Jahrh. allgemein; Zungen-spannung und damit Rinnenbildung liefien nach, ein schwacher Hauch-laut war noch hrbar: Agin. Hss. geben ihn als d wieder (= d),nbsp;stliche als h: Dial. Greg. 128 ihle (insula), no. als r (pik. dirner)^).nbsp;Im XIII. Jahrh. ist v vor Kons. auGer im Wall, stumm, vgl. die Reimenbsp;R 75 petitete (-itta); preste (praesta), 182,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;301 totilt (tollit): tost
(tstu(m)). Die graphische Tradition halt v in der Schrift fest, bis im XVIII. Jahrh. die alte Ersatzdehnung durch a (tot) bezeichnet wird.nbsp;Rustebuef schreibt seinen Namen konsequent mit s, interpretiertnbsp;ihn aber als rudis bos (Secrestain, 753, Elisabeth 2134).
Die Gruppe sr entwickelt urfrz. den Sprunglaut (S. 144^) t oder d, je nachdem s stimmlos oder sonorisiert war. Im NO. und O. fehitnbsp;der Sprunglaut^): B 4 xire (h)abet istra, B 146 pristrent preserunt,nbsp;erwartet prisdrent (Leodegar 61) nach ursprnglich intervokalem s'.nbsp;dfxerunt distrent ist vorbildlich. Diese plumpe Konsonantenhaufung strnbsp;(NO., O. prisrent, disrent) wird getilgt nach dem Vorbild: virentnbsp;vderunt: nfrz. Us prirent; andere Beispiele: B 234 *essere estre;nbsp;nfrz. tre, c(n)suere cosdre, nfrz. coudre.
Beinerkung. Das allmahliche Verstummen von s -(- Kons, kann auch an englischen Lehnworten aus dem Franzsischen beobachtetnbsp;werden; Vor 1066 war ^ im Normannischen stumm oder am Verstummen in: to dine, dinner, male {mask masculu(m)), blame (blasme,nbsp;R 232 von blasphemare) to effray [esfr'er *exfridare), dagegen:
') Wahrend d fiir s in agin. Hss. falsch analogische Schreibung sein diirfte, ist r fiir s in pik. Hss. lautend: Vgl. ALF 804 male (masculu(m)) NO. ma;rl; Herzog 330nbsp;varlet. Dieser bergang ist ausschliefilich pik.; In der Wall, verstummt r in diesernbsp;Stellung, wahrend s bleibt. Vgl. ALF 902 ncfle (mespilu(m)), NO. ms:rl (Punkt 299),nbsp;W all. mE:s.
Wo der Sprunglaut fehit, findet sich heute oft Zapfchen-r oder lautschwaches R!
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III. Lautlehre; S.
castle, esquire (von escuir sctariu(m) mit nordfrz. Akzentzuriickziehung escuir), to espouse, escot Steuer (afrz. escot Zeche', frk, skot).
Puisque, lorsque, jusque, presque standen einsilbigen Worten (^puis, lors usw.) mit lautendem -s gegeniiber. In est bleibt snbsp;graphisch, im Wall, lautet es noch. juste, le Christ neben 'jsus-Christnbsp;(kri), die Wrter auf -isme sind gelehrt, wohl auch re ster (restare)nbsp;neben oter (obstare O ostare). Wallonisch lautet s vor t und knbsp;heute noch, vgl. Herzog, Nfrz. Dialekttexte, 329, ALF 351, 374,nbsp;446 usw.
Nach Konsonailt: j bleibt wie im Anlaut: B 3 cunseiila, 15 vassaus. Auch nach Vokalisierung des vorhergehenden Konso-nanten bleibt s stimmlos: plsare polser, nfrz. pousser, laxare laissier.nbsp;Weshalb afrz. dixisti desis (statt dessis, O. Ps. 89, 3) nicht lautgesetz-lich ist, sondern sich nach prsisti presis richtete.
Auslailtend entspricht die satzphonetische Entwicklung der des wortinlautenden s, ist aber, wie die enge Bindung im Satze berhaupt, jnger: Vor stimmhaften Konsonanten wird es zuerst laut-schwach gewesen sein, dann vor diesen wie vor Stimmlosen seit demnbsp;XIII. Jahrh. verstummt sein^). Vor Vokal dagegen wurde -s stimm-haft und blieb gerade durch die innige Verbindung (Silbentrennung,nbsp;S. 137) mit dem folgenden Wort erhalten: Artikel und Nomen, Zahl-wort und Nomen, Adjektiv und Nomen, Adverb oder Prapositionnbsp;und Adjektiv, Nomen oder Pronomen (tres utile, sans elle). Pronomennbsp;und Verb. Im einsilbigen Wort dagegen blieb vielfach auchnbsp;auCerhalb der Liaison lautend. (Vgl. ALF 953 os: s lautet im NO.,nbsp;O., SO., W.) Nach Verstummen von auslautend -e blieb es nfrz.nbsp;stimmhaft: keureuse (cerpiz), in ostlichen Dialekten ist es meistnbsp;stimmlos (oerpis).
Beispiele: es ies, R 179 es (nfrz. e), ad satis R 89 assez, nfrz. ase, cantatis chantez, lassus las, plsus ppls (nfrz. pu), fortesnbsp;forz usw. Nach I, n aus nn, r aus rn findet sich vielfach z statt 5nbsp;(Gleitlaut); S. 173, 176. Nfrz. erhalten ist s im starkbetonten Ausruf;nbsp;hlas (Interjektion hai lasse ,,ach Armer!) neben las (spr. la), starknbsp;betontem, positivem phis und plus que; ours (ALF 960 urs, nur imnbsp;SO. j-lose Formen, wo es Baren gibt), moeurs (moers neben moeir),nbsp;dem Zahlwort 4V.V (vgl. dix), volkstmlich auch deusse (deux), troissenbsp;(trois); pis (fis) ist mundartlich auf Paris beschrankt.
S -}- i; j wird durch i nicht wesentlich beeinflufit. Nur in der Gruppe tsi fallt es mit dem S. 150 besprochenen tsi zusammen und wird im NO.nbsp;zum Zischlaut; B 63 perchd lt;lt; prt(u)siavit, neupik. psrfe, ALF 997.
) Aiol 171 laislek, 1070 laisiemi = laisies me.
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III. Lautlehre: R.
Kapitel ii.
Die Zungenspitze hebt sich sprungartig, der Druckstrom, dem die Zungenmuskulatur entgegenwirkt, bringt sie in tremolierende Bewegung.nbsp;1st die Zungenhebung oder Spannung nicht geniigend, knnen Reibe-laute Oder stimmhafte Zischlaute aus r entstehen; auch / (Schwingennbsp;der Zungenfliigel), d (dentaler Zungenschlag), z (Zungenrinne) stehennbsp;nahe; rollt sich die Zungenspitze ein, sind ahnliche Entartungsproduktenbsp;mglich (England). Mundartlich substituiert das Bestreben zu dampfennbsp;dem Zungen-R gern Zapfchen-r: Die Muskulatur des Zapfchens spanntnbsp;dies so, daC es schwingt; der Rachen kann sich schliefilich verengennbsp;und einen x-artigen (wie im deutschen acJi), aber stimmhaften Reibe-laut produzieren, der in Paris und im Osten R ersetzt hat.
Im Anlaiit bleibt r unverandert: B 2 rois, 18 raiot.
Illtervokal ebenso: 20 barun, 35 cure. Mundartlich ist r durch Zungenspitzensenkung in dieser Stellung zu z geworden (seit demnbsp;XIV. Jahrh. belegt, Paris, W.). Man sprach Pazi, peze, meze (pere, mere),nbsp;aber diese lautdampfende Entwicklung warde im XVII. Jahrh. (Salon,nbsp;Prezisen!) durch die entgegengesetzte aufgehoben; R wurde zu r undnbsp;ist es geblieben. Doch vor den Toren der Stadt schon beginnt R.nbsp;Von der alten Entwicklung verblieben der Sprache: cathedra chdirenbsp;gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Katheder** )gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;,,Stuhl und das veraltete besides ,,Brille
(*berycula, von beryllus) (bezikl; Walloni: berik, Herzog i, 45); z statt r in w. Mundarten vgl. Herzog, 297, ALF 841 mere.
Vor Konsonant halt sich r als einziger fast in alien Mundarten silbendeckender Konsonant: B 10 fors, ii armeiz, 18 clarteiz. Indennbsp;Dialekten der Nordostgruppe aber war es afrz. hach dem Ton teilsnbsp;lautschwach (Zapfchen-r?), teils stumm: vgl. vor I norm., agin, palletnbsp;(parler), Illande (Mande). Zahllose meist ostliche Reime, die mannbsp;gern, aber falschlich, als ungenau bezeichnet: Cristal: 909 pert:nbsp;reliet (fweC), 3509 fors: j (ssum), 4531 vairs {yzsio^-. (factos),nbsp;7211 tort: esploit, 8115 voirs: drois. Diesen Reimen entsprechennbsp;Schreibungen wie 785 potiers {^portiers), 8208 chieges (chierges). Vgl.nbsp;W. F. Richars li Biaus S. XI und Ulbrich, Zt. II, 545- Dazunbsp;ALF III ostwall. bo:p, ba:p (barbe); ALF 160 bourse, ostwall. buis,nbsp;auch sonst im O. ;'-lose Formen; ALF 213 eerde, wall, seik, auch NO.nbsp;und O. haben ^-lose Formen; ALF 325 corde, wall, kwat, lothr. koit,nbsp;ku:t, aber lmu(m) oirm, ALF 948. Es sind dies dieselben Gegenden,nbsp;die vor r keinen Sprunglaut entwickeln: Vgl. ALF 879 moudre (mlre),nbsp;WO NO., S.-Wall., Lothr. r^-lose Formen haben. Der SO. hat den
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III. Lautlehre; R.
Sprunglaut und halt r. Nach ALF hat die Walloni Zungen-R, Lothr. vielfach palatale Reibelaute (x) statt r.
Nach Konsoiiant ist r in starker Stellung und bleibt, soweit es nicht sekundar in Auslaut kommt: B 8 graindre, ii trois, 12 cumbatre.nbsp;In letzterer Stellung ist es heute im Zentrum und NO. meist ver-stummt, halt sich aber an der Peripherie. Vgl. ALF 374 cuivre, 373nbsp;pretre^ 380 dcembre usw. Zu den Sprunglauten vgl. S. 144k
In den Auslaut kam r im XI. Jahrli. nach Verstummen eines Konsonanten: diurnu(m) jorn, B 8 jor, nfrz. jour] urfrz. nachnbsp;Verstummen des Ultimavokals: caru(m) chier, amaru(m) amer, dennbsp;Suffixen -re(m) -eiir, -are -er, -ire -ir, -re -oir. In letzterem Fallnbsp;verstummt es zuerst im O. seit dem XIII. und XIV. Jahrh. Vgl. S. 137.nbsp;Lothr. Ps. 87 oy (oir), lou (lour illru(m)). Cyranos Bauer (Pd.nbsp;Jou II, 2) sagt: mangeux fr mangeurs, Monsieu, mdiseux (diseur),nbsp;aber im einsilbigen Worte: sosur. Ahnliche Beobachtungen lassen sichnbsp;fiber Maupassants normannische Bauern sammeln. Der Zusammenfallnbsp;von -re(m) und -su(m) frdert analogische Feminina wie diseuse zunbsp;diseur. Durch SchuleinfluC ging diese Entwicklung in Schrift-sprache und Mundarten (vor allem Z., NO.) zurfick, doch bleibt -r innbsp;der Infinitiv-Endung -er und Monsieur stumm. Auch gedeckt -r verstummt heute in vielen Mundarten; vgl. ALF 727 jour (lautet r-losnbsp;Wall., Lothr., Bret. Cotentin usw.).
Dissimilation: Von zwei r fallt eins: deretr-anu(m), afrz. dererain gt; derain dderain] dsrs bleibt im O. (Herzog 5, 34). Im NW. lautetnbsp;das Wort im XII. Jahrh. derrain (Reimpredigt 22) mit Verschleifungnbsp;des Zwischentons derrainement j)\ dernier premier (KLY 391).nbsp; In Infinitiven und Futuren fallt das Stamm-r mundartlich (NO., O.,nbsp;England): M. Brut 620, Herzog 8, 44 penre (prendre), kerrai (croirainbsp;Aiol), enterrai (entrerai O. Ps. 5, 8). Von zwei r wird eins zu 1:nbsp;gall, paraveredus (Pirson 14, lO viridos sive paraveridos ,,Pferdenbsp;Oder Handpferde), afrz. palefroh, ein mundgerecht gemachtes Buch-wort. Im Amis ist diese Dissimilation Regel: rr wird zu Irnbsp;und dies zu u r 572 aubre Baum, 319 usw. maubre M'armor,nbsp;2012 aubalestier von *arcuballista arbaleste Auch ein einzelnes r falltnbsp;Oder wird zu /, vom Artikel dissimiliert oder an ihn angeglichen: Isaranbsp;IOise, tempora temple (Rol. 1764), nfrz. les tempos. Amis 573 lesnbsp;celises Kirschen. Volksetymologie spielt mit hinein: tontru(m)nbsp;tonere. Dial. Greg. loi tonoile (nach estoile ste(l)la und soloilenbsp;,,Sonne, S. 125^). B 257 alteil altare(m) hat Suffixtausch.
Metathese: In der Gruppe Kons. -j- Vok. r stellen Zentrum und N. er, or gern zu re, ro um, womit die alte Metathese von Ultima-?-zu vergleichen ist (pater gt; pedre)\ kl. vervce(m) Hammel,
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III. Lautlehre: R.
Reich. Gl. ioi8 oves: berbices (Suffixtausch nach perdlce(iii) u. a.), M. Brut 866 berbiz; afrz., nfrz. brebis ist auf Ile-de-France, Haute-Sancnbsp;und einzelne Punkte beschriinkt (ALF 173); ebenso sagen nur diesenbsp;Gegenden bretelle Hosentrager, das iibrige Nordfrankreich bertellenbsp;(it. bretelle, bertelle'), weswegen die bisher vorgeschlagenen Etymologiennbsp;(J. B. 13, I, 228 braietelle) nicht befriedigen und das Wort vielleichtnbsp;zu REW 9251 *vertibllum zu stellen ist (ALF 174). Afrz. ist dienbsp;gleiche Metathese im NO. haufig: vergier pik. vregier; fermer pik.nbsp;frenter, frumer; fert pik. fret. Fast ganz Frankreich hat formati-cu(m) (Pirson 47, 1) frontage {formage findet sich im NW. und S\V.,nbsp;sporadisch im Osten, ALF 613); ebenso ist formica fromi, frumi blich,nbsp;und fast nur Z. und W. halten fourmi (ALF 605, wohl Latinismus).nbsp;Umdrehung nach der andern Seite ist seltener: pernezl fiir prenez hatnbsp;schon O. Ps. 2, 12 und heute Herzog 12, 1 (Metz); 5, 13 pyrdenbsp;nehmen Sie (wall.) stammt von *perndez; crin-tu(m) crenu, Amisnbsp;961 quernu u. a. entsprechen. RegelmaCig ist diese Umdrehung imnbsp;Neupik. fr die Lautfolge -re-: ref air e ist in der Pik. srfeir, arfsir^nbsp;quatre-vingts ist katerv (ALF 1113) usw., aber auch lger el3enbsp;(ALF 756), demain edm (ALF 386) vgl. S. r26.
Lautzuwachs: Buchworte doppeln r (S. 130): Reich. Gl. 637 filius tronitrui ,,Donnerskind, Karlsruher Gl. 66 corcodrillus (vgl.nbsp;Varianten). Ratselhaft, da kein r verhanden, ist der Zuwachs in fundanbsp;Schleuder'* )gt; Kinderspiel )gt; Hofkamarillaquot; frpnde^). Besondersnbsp;haufig findet sich dies r nach dem Ton suffixartig nach monstrum u. a.:nbsp;So wird griech.-lat. encaustum Tinte (J. B. XII, i, 71) zu encaustrumnbsp;(afrz. enque Alex. 281, encre, vgl. ALF 459); caelestis wird zu celestrenbsp;nach terrestre (St. Thomas, S. 18, Reim). Es folgen zahlreiche Buch-wrter: Nomina: Oben erwahntes arbakste gibt arbalestre, chartenbsp;f?- chartre, regstB. registre, Pd\skor\ St.-fean-d'Acre; Adjektiva: tristenbsp;gt; tristre (R 186 tristrece'), rsti(c)u(m) (buchwrtlich entwickelt!)nbsp;ruste (so noch Cyrano) gt; rustre. Bald nehmen Schriftsprache undnbsp;Mundarten solche Formen an, bald nicht; cannapu(m) chanvre hatnbsp;vor allem im O. r-lose P'ormen, ALF 234; coude ,,Ellbogen gt; coudrenbsp;resp. coutre: O. und norm. Inseln, ALF 330.
R T i- Ini landlaufigen Sinne ist R nicht palatalisierbar, flacher Riicken, hohe Spitze ist sein Charakteristikum. Nun kann sich R an inbsp;so angleichen, daC sich die R-Zungenspitze senkt, so wie etwa innbsp;sdspanisch feria das R mit kurzem, alveolarem Zungenschlag (fastnbsp;fedia) artikuliert wird. Nennt man nun diese Zungenspitzensenkungnbsp;eine ,,Palatalisierung, so. ware gerade ihr Heben eine Entpalatalisierungl
') Vielleicht Metathese aus '*fondre nach arbalestre statt fonde (QLR 34).
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Da das lautphysiologische Denken an diesem Punkte erschwert ist, so halte ich es fiir besser, bei der Definition: Palatalisierung =nbsp;Zungenriickenhebung zu bleiben und hier die Vorgange andersnbsp;zu benennen.
1st also auf der einen Seite in der Gruppe Ri Angleichung des R an das i (Zungenspitzensenkung) gelaufig, so kann auch umgekehrtnbsp;i an R sich angleichen, die i-Zungenspitze sich heben, sich also in-kesseln. So die bhmischen nicht glcklich als palatalisierte R,nbsp;besser als gezischte R bezeichneten Laute: Dvorak, kramdr
Beide Entwicklungsmglichkeiten hat das Afrz. erlebt: DaC sich das R mundartlich dem i anglich (Zungenspitzensenkung), er-weist sich daraus, dafi eine Reihe von Buchworten init sekundarem dinbsp;mit Ri-VVorten (area ,,Tenne aire usw.) zusammengehen: Der dentalenbsp;(bzw. alveolare) Zungenschlag des d wurde ein wenig hher, und zwarnbsp;wie in area ausgefhrt, und so wurden grammati(c)a *gramadia znbsp;gramcCire, mdi(c)u(m) '*mieidie zu mirie 'pgt; mire^) {yg\. firie ,,Leber),nbsp;u. a. m. P'r R i gilt diese Entwicklung afrz. als die normale:nbsp;feria feire O foire, -oriu(m) -oir, mi(ni)st?riu(m) mestir, C9riu(m) ciiir,nbsp;paria paire: Das i ist ber R in die freie Tonsilbe bergetreten undnbsp;wurde vokalisiert (vgl. J, S. 163).
Aber auch die zweite Entwicklungsmglichkeit, die Zungen-spitzeneinkesselung des i ist belegt: Reich. Gl. 896 eburneis: ivorgiis wird von Hetzer (S. 79) als ivor3is gefaCt, gewil3 nicht mitnbsp;Unrecht, wenn auch ein paarmal in der Glossen g als j (palatalernbsp;Reibelaut, tiefe Zungenspitze: S, 148) zu fassen ist. Aber diesnbsp;eboreu(m) *ivorge entspricht genau srriu(m), -a sororge, Bartsch nbsp;Troja 28; 304, Aiol 102 serouges. Mit dieser Zischlautwerdung des inbsp;erlischt natrlich die Mglichkeit eines bertritts in die Tonsilbe;nbsp;weiterhin sttzt der Zischlaut die Ultima (Sttz-^). Und nun werdennbsp;auch (wie S. 151 nptia, trtiu(m), pettia) schwierige Worte klar:nbsp;c?reu(m) cierge, frreae fierge diphthongierten ihr 9 noch vor i;nbsp;*tsierie, *fierie (vgl. ? i, S. 88). Nun aber rollte sich i nach Rnbsp;assimilatorisch ein; es trat deshalb kein i in die Tonsilbe ber, ienbsp;blieb also wie in nptia usw. und wurde nicht wie sonst (mdia nbsp;*mieie mie) zu i; B 260 cervia cierge ist genau so entwickelt,nbsp;cir^e Mundartform.
Diese Substitution (Veitauschung naheliegender Laute) hat vermutlich im Munde Halbgebildeter stattgefunden; fisicen ist das gelehrte, mire das Volkswort. Vgl. Biblenbsp;Guiot (Bartsch 48, 129) mires les name H conmns: mires nennt sie das Volkquot;. nbsp;Ebenso ist grammaticu(m) urspriinglich der Belesenequot;, des ,,Zaubers Kundigequot;, vgl.nbsp;Eneas lioo li devin (Wahrsagerquot;) et li gramaire; gramaire grammatica ist also volks-tmlich das magische Buchquot; gt; nfrz. grimoire (Anlehnung an gris^ ~ Labialisierung).
-ocr page 184-170 III. Lautlehre: R, I.
Ob hier buch- oder erbwrtliche Entwicklung vorliegt, ist nicht entscheidbar. Volkstmliche Entwicklung ist jedenfalls sehr wohlnbsp;mglich, eine dialektische Spaltung des Ri ware eine befriedigendenbsp;Annahme. Und da ergibt sich denn eine weitere bisher schwer zunbsp;Verstehendes klarende Folgerung; In den nrdlichen Dialekten habennbsp;wir Konjunktive des Pras., die ein Zischlaut charakterisiert; viengenbsp;venia(m) (lautgesetzlich vegne), alge von aler. Wo der Zischlaut laut-gesetzlich ware, findet man ihn meist nicht: Rol. 834 usw. planga(m)nbsp;plaigne, O. Ps. 40, 9 resrgat que il ressurdet, QLR 6 served (Konj.),nbsp;QLR 130 *plveat plueve\ auch dormia(m), ardea(m) kommen nichtnbsp;in Frage, da ihr i nach mehrfacher Konsonanz schon vlat. schwand.nbsp;So wird wahrscheinlich, daC die -R-Stamme den Zischlaut mund-artlich vor i entwickelten: Rol. 1122 tnoerc morio, -^^gmoerge (mriat),nbsp;Alex. 297, O.Ps. 104, 43 reqiiergent; requiergent {QUR 131) entsprichtnbsp;dann genau cierge; muirgent (QLR 8) ist ein Kompromifi zwischennbsp;muergent und franzisch nmirent. Zu dieser Auffassung stimmt, daCnbsp;ivorgiis in den Reich. Gl. steht, also unter nordfranzsischem Sprach-gut (Hetzer, S. 136). Das von M. L., frz. Gr. 162, nachgewiesenenbsp;St. Fergetix (Besangon) aus Ferreolus zeigt, dafi Teile des Ostens mitnbsp;dem Norden gingen; hordeu(m) orge (Bucnwort mit i nach mehrfachernbsp;Konsonanz), vir(i)diariu(m) vergier mogen ebenfalls dem nord- odernbsp;ostfranz. Gebiet angehren. Der Konjunktiv Prasentis O. Ps. 136, 7nbsp;aerde wiirde schliefilich zeigen, daC adr(i)gat zugrunde liegt, undnbsp;adhaereat nur die Bedeutung des Worts beeinflufit hat, obgleichnbsp;derdre afrz. oft die bersetzung von adhaerere, inhaerere ist (Dial.nbsp;Greg. 9, 17 usw.).
Kapitel 12.
Bei / muB die Zunge so gespannt sein, dafi beide Zungenseiten (Fliigel) durch den Druckstrom in leise Schwingungen versetzt werden.nbsp;Auch einseitiges / kommt vor. Diese Spannung wird dadurch er-reicht, dal3 die Zungenspitze an Unter-, Oberzahnen oder nochnbsp;hher Kontakt findet, oder aber der Zungenriicken sich gewlbtnbsp;an den Gaumen preBt. Allerdings ist der Klang des apikalen undnbsp;dorsalen I verschieden. Zungenspitzen- und vorderes Zungenriicken-/nbsp;werden mit einer Zungenstellung produziert, die der /-Stellung ver-wandt ist, hinteres dorsales / (rheinisch kalt, russisch /) steht dernbsp;?r-Stellung nahe. So kann I ein i entwickeln und schliefilich zu inbsp;vokalisieren: planu(m) it. piano (frz. Mundarten vgl. S. 173) oder unbsp;werden.' caballos afrz. chevatis.
Das lateinische 1 wird von Consentius (Afrz. bb. S. 237, 238) bald als pinguius, bald als exilius bezeichnet. Vor Konsonant ist
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in. Lautlehre: 1.
es fetterquot;, der Zungenriicken ist also stark gehoben, im Anlaut, vor / und intervokal ist es dnnerquot;, der Zungenriicken ist gesenkt.nbsp;Nachkonsonantische Stellung erwahnt der Autor nicht. Vgl. S. 172.
Im Anlaut bleibt /: B 9 loei, 21 lit. Bei Lehnwrtern wird I gelegentlich als Artikel aufgefaCt: Vgl. I'Andegrave (Landgrafquot;)nbsp;der G. Ste.
Intervokal bleibt 1: B 68 male, 107 coleir.
Doppel-Z erhalt sich einfach; B 87 sella sele, 88 bella bele. Sekundares und daher silbendeckendes //, in spatula espalle (neuwall.nbsp;spa:l, ALF 472) ergibt im Z. espaule, vgl. S. 146. Auch in Buchwortennbsp;wird 11 zu ul: Gallia Gaule, danach auch M. Brut 2108 Wales: Gauleie.
V^or Konsonant: Die ersten Folgen der Vokalisierung reichen weit hinauf Vgl. J. B. XII, i, 68. Im einzelnen:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Geschwunden ist 1 fast im ganzen Franzsischen nach u:nbsp;Eul. I pulcella, B 299 pulcelle, R 356 pucele; u war also, als / voka-lisierte, noch velar. Nur der SW. hat pjoselo wie in Teilen dernbsp;Provence. Offenbar ist hier die Vokalisierung jiinger als das Palatali-sieren von u ^ y, aus dem dann durch Dissimilation i wurde.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Vielfach geschwunden scheint 1 nach o und 0, bald nachnbsp;beiden, bald nur nach o. Im O. wie im W. ist o das Resultat:nbsp;B 75 fuldres 89 midt, 101 zwlt, 148 colchierent, 268 culcka usw.,.nbsp;deren Lautwert bestimmt wird durch 107 cops (col(a)p(h)os); R 182nbsp;reimt toult : tost- Da j stumm ist, ist tgt fr beide Worte anzusetzen.nbsp;Ob freilich /-Schwund vorliegt, oder friihe Monophthongierung vonnbsp;ou, ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Vgl. S. 82^, 93; Die Pikardienbsp;vokalisiert 51 zu ou und monophthongiert ou frh zu u, 1 dagegennbsp;wird zu au. In der Walloni und Lothringen kann 0 aus 1 aufnbsp;Diphthongkiirzung beruhen: B hat 5 bos (371 im Reim) statt bis,nbsp;18 raiot statt raiit, illoc, avoc statt illec, avec gehren ebenfallsnbsp;in den NO. resp. O. Folglich kann ein ou aus ol ebenso frh zu onbsp;(resp. ti) monophthongiert worden sein. Fr die Rose entscheidetnbsp;Langlois (I S. 263), I sei zwischen 9 und Kons. gefallen. Aber auchnbsp;hier werden fllis fos, grssus gros und fagUS (a u) fos gebunden.nbsp;Da nun fagus gt; fous gt;gt; fos sicher monophthongierte, ist Monophthongierung auch tr gl ou'ygt; o wahrscheinlich, und wohl auch frnbsp;Christian anzunehmen.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Sicher ist, daC nach das l in den meisten Mundarten vokali-sierte; gerade im Z. (Christian) ist es hier geschwunden. Ein Blieknbsp;in ALF 572573 zeigt die Verhaltnisse fr fils: lm N., NO. findennbsp;sich Formen wie fjy:, fjo; wo l fallt, oder der Punkt die franzischenbsp;Formj'z annahm, wird diese gern durch andere Worte ersetzt: gargon,nbsp;gars, ga, an der deutschen Grenze bueb. (Beispiele: Herzog, Dialekt-
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texte, Stck 15, 7; 18, i usw.) Vermutlich standen sich fi und fij (filia) zu nahe. R 69 sourciz und die Bindung 144 genttls : enteritisnbsp;(aus ententifs) stellt Fall von / nach i auch im westl. Z. fast.
4. Gemeinfrz. nach a (S. 106), berall aufier in gewissen Gruppen im O. nach e (S. 87, 100), ie (89) wurde / zu u, und es ergaben sichnbsp;lautlich und dialektisch vielgestaltige und sich verschieden entwickelndenbsp;Diphthonge, deren wichtigste im Vokalismus besprochen wurden,
Mundartlich bt auch der folgende Konsonant einen EinfluB auf I aus: Zwischen a m findet sich Schwund, fr paumiers (palm-ariusnbsp;Pilger**) wird pamier geschrieben (Aiol 1823). Da es sich um einenbsp;pik. Erscheinung handelt, kann auch hier Reduktion des Diphthongsnbsp;au a vorliegen. (Vgl. Schnig, Rom. vorkons. 1. Beiheft Zt. 45,nbsp;S. 72, mit Beispielen aus neuen Mundarten, ALF 980 paume, NO. pam.)
Auch satzphonetisch vokalisiert oder fallt I vor Konsonant, bei enger Bindung: Langlois (Rose I 263) schlieGt dies aus dem Reime;nbsp;chevau chier (caballu(m) caru(m)): chevauchier (caballicare). Dienbsp;Schreibungen unserer Hs. zeigen ein Gleiches: 56 nu net (74), liesnbsp;neii, 73 du = del, 163 au coste usw., 227 seneschau te, 248 biau deduit;nbsp;solche Fornien werden dann generalisiert oder vom Plural (-ellos -iaus)nbsp;abstrahiert und finden sich auch in Pausa, vgl. den Reim 158 apiannbsp;,,Ruf^): joiau (Subj. Plur. S. 100). Dagegen hat R immer chapel,nbsp;die Reichssprache heute chapeau. Diese satzphonetische Entwicklungnbsp;von / lafit sich seit dem XII. Jahrh. belegen; St. Thomas brauchtnbsp;beu vor Vokal, bel vor Rons, und in der Inversion apeu-jo (S. 63nbsp;ich appellierequot;); Ezechiel schreibt Paulu(m) Saint Poc (obenS. 136');nbsp;Rustebuef braucht trossel vor Vokal und trossiau vor Kons. (Seer.nbsp;333 ff., 340), reimt Seer. 340 cou (collu(m)): cou (colaphu(m)). Seer. 112nbsp;eu (lies ieu, aus uei clu(m)), mit lieu (lcu(m)). Doppelformen bliebennbsp;bei Adjektiven und Artikel: a rhomme, au pere, vieil homme, vieuxnbsp;pere] fol homme dagegen ist prezis, vgl. das alte: fou a Her.
Bemerkung. In quelque ist die Komposition geftihlt. Mundarten haben kjok und kok, kek: ALF 1116. balcon stammt aus dem Ital., algebre aus dem Arab. usw. Zum Sprunglaut (S. 144)nbsp;zwischen 1 r vgl. melior B 12^ mieldres und molere S. 166, 7.
Nach Konsonant wurde / vlat. mit palataler Zungenriicken-hebung artikuliert, wie der bergang von tl gt;gt; cl, vetlus gt; vecius verrat. Das Italienische (vecchio) vokalisiert dies / zu i. Franzsischnbsp;wird es wie aniautend oder intervOkal artikuliert, ist aber im sekun-daren Auslaut stimmlos geworden und heute meist verstummt. (Vgl.
') Venus 227 son d'apel ,,Tonen des Trklopfersquot;, Rabelais les appeauls gerichtl. Appell: Ladung'*.
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in. Lautlehre: 1.
Auslaut.) Beispiele: B 13 plaine, 18 clarteiz, 31 capl'iz; B 14 insimul ensemble. Zum Sprunglaut b zwischen m I vgl. S. 175,
Bemerkung. Vor Auslautvokal wird nachkonsonantisches / in Buchworten haufig zu Suffix-r; epistola pitre, apostolu(m) apostrenbsp;(Christian), apotre, angelu(m) afrz. angle, angre, wahrend R 378 angesnbsp;(Reim), die schriftsprachliche Form, Dissimilation vom Artikel zeigt.nbsp;Auch in nfrz. Mundarten wird I nach Kons. gern palatalisiert und zu i:nbsp;vgl. Herzog, 335, L. Haeberli, Zt. f. S. 33, 1908, S. i.
Auslaut. Afrz. intervokal, nfrz. sekundar auslautend ist -/ noch heute energisch artikuliert, gelangt, daher oft mit vokalischem, stimm-schwachem Nachlaut: fib, belb, hiiib. Nach Konsonant aber stimmlosnbsp;Oder stimmschwach, in -able, -ible, -acle u. a. Im afrz. Auslaut ist ein-fach / heute stumm*), wenn es auch die Schrift festhalt; gentil 3ati,nbsp;persil prsi. Die Schrift ging mit der Lautung in oui (afrz. ol), nenninbsp;(afrz. nenil)', pril, die Worter auf -al, -el sind gelehrt, mal, vil, filnbsp;Faden, miel, del, sel, tel einsilbig. Auch bei den letztgenanntennbsp;weichen Mundarten ab. Vgl. S. 100. ,,Er lautet volkssprachlich ilnbsp;vor Vokal (il_fi), i vor Kons. (i vient).
1 F Iti dieser Gruppe hob sich der Zungenrcken des I vlat. in die i-Stellung. Das Resultat ist also nicht Ij, sondern palatalisiertesnbsp;i, beim Ein- wie beim Abstellen der Zunge hort man die tonendennbsp;bergangslaute; it. figlio erhalt die urspriingliche Lautung, span, hijonbsp;(ixo) verschiebt sie mit Aufgabe der /-Zungenspannung der Artiku-lationsgewohnheit entsprechend nach hinten; im Afrz. ist I noch un-verschoben, nfrz. ist die /-Spannung aufgegeben, von stlichen Mundarten abgesehen, und ein vorderer palataler Reibelaut j das Resultat.nbsp;Vor Konsonant wurde auch i vokalisiert: Vgl. S. 161 fuildre ]gt; foudre,nbsp;I lie 15 vaut (valet); travaut (*tripaliet).
Beispiele; B 25 batt(u)alia bataille, 58 melire(m) meilor; clu(m) ueil nfrz. oe:j, aber vor Konsonant: nets gt; ieus'pgt; yeux (jo).nbsp;Die Schreibung ist I oder ll mit dem graphischen Hilfszeichen 7; innbsp;den Dial. Greg. Ig, Ih: 8, 22 selge sicla (situla Eimer) afrz. seille-,nbsp;9, 2 mervilhierent , 10, i failhet *falliat. Zwischen t und j entstandnbsp;ein Gleitlaut t: B 332 pilz, R 31 ielz.
Dissimilation und Weclisel. Wie r wechselt I gem Stelle; ALF 153 boucl: Der ganze O. hat heute blu:k (Chev. II Esp. 3022),,nbsp;der NO. abluik (aus la bluik). In afrz. gelegentlichem perehnagenbsp;(statt pelerinag) (Zt. I, 265 Pseudoturpin) tauscht es mit r. Zunbsp;spatula )gt; espalde vgl. S. 146. / weicht einem anderen / im Worte;
b Schon Rustebuef reimt: ostel mit ost; loiaut mit tel usw. (Complaintt Roi de Navarre 23; 127.) Vgl. ALF 961 outil: Kein Punkt mit lautendem /.
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III. Lautlehre: 1, m, n.
liare gt; ^rlare urler (nfrz. hurler'), flebilis, Dial. Greg. io6 Jlotbes, Christian foible, Z. W. feible, nfrz. faible, libllus Wasser-wage nivels, 7iiveau-, I weicht dem Artikel; mla la mure.
Vor Vokalen wird der Artikel als Wortanlaut gefaCt: Lille, Langlois; h^dera ist beispielsweise im Jonas noch edre, nfrz. le lierre,nbsp;vgl. le lendemain, afrz. I'endemain llu(m) mde mane. *mbilculu(m)nbsp;B io6 umblil ergibt nfrz. le nombril aus le lomblil mit angewachsenemnbsp;Artikel und zweifacher Dissimilation. ALF 921 zeigt im SO. nochnbsp;mbr0, die Zwischenstufe lmbr, lmbri(l) kommt noch vielfach vor.
Kapitel 13.
M, n sind die nasalen Varianten von pb, td. In der Nachbarschaft eines i rckt n vlat. ber die /-Grenze (aufter vor ti, ci S. 177) undnbsp;wird zur nasalen Variante von kg: ,t] {n mit palatatem Zungenriicken-verschluC),
Im Anlaut bleiben m, n; B i nuiz, 10 media mie, ii mil, 32 nausea noise. natte aus matta beruht auf vlat. Assimilation annbsp;dentale Artikulation, nappe aus mappe auf Dissimilation des doppeltennbsp;Lippenverschlusses; nappa ist bereits in lat. Glossen belegt. Vgl.nbsp;Niedermann, Contrib. a la Critique des Closes latines, Lpz. 1905,nbsp;S. 31. Ebenda S. 32 nespula fiir mespilu(m) Mispel, vgl. S. 144.
Intervokal bleiben m, n; B 13 ^Isina. plaine, 2g sonent, buisines, 40 claime, 43 prime. Afrz. nasalierten Vokale auch vor intervokalemnbsp;Nasal. Vgl. den Doppelreim R 401 donna : don a] das Doppel-inbsp;stellt die Nasalierung graphisch dar. Nach der zentralen Entnasalierungnbsp;blieb oft die Schreibung mit zwei m, n\ homme, femme-, sonne, per-sonne, ordonne, vgl. R 5 debonnaire, 28 pomme usw.
Beinerkung. rphan-na, Auc. 5, 14 orphenine'-) dissimiliert zu orpheline.
Vor Konsonant ist die Entwicklung je nach dem folgenden Kons. verschieden:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Silbendeckender Nasal erhielt sich einfach B 297 nonn-anesnbsp;nonains, 299 canna chane, R 142 frk. *bann-aria baniere, flammanbsp;flame (mundartlich. flambe findet sich Rol. 3093, bei Christian, innbsp;der Provence, im Loirebecken und im NO. ALF 579).
2. nbsp;nbsp;nbsp;nm und mn ergeben m vor der Entwicklung von mi, ninbsp;(S. 123) und nach der Synkope; fr mn eine eigentmliche regressivenbsp;Assimilation: B 154 damn-aticum datnage, 11 hm(i)nes homes, 88
Heute findet sich orfano; nur noch im SO.: ALF 949.
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III. Lautlehre: m, n.
fem(i)na jevime, 176 nom(i)natus nomeiz, 205 sem(i)nare semeir; anima ame ist also normal, B 92 arme (Buchwort) zeigt Dissimilationnbsp;von nm, wie minima merme.
Bemerkung, Vor einem dentalen Konsonanten wird m aus mn wieder zu n. Also: B 145 domnicellu(m) dunzel, aber 308 damoisele.nbsp;In gelehrten Worten wird mn zu n: autumnu(m) auto{m)ne (oton)nbsp;(otom kommt sporadisch im Wall., Norm., Lothr. vor, ALF 75),nbsp;columna colonne (Christian colome). Auch mundartlich (O.) wirdnbsp;mn ^ n. Christian hatte urspr. fanne (femina) und nahm dannnbsp;zentrales fame an. Vgl. Herzog 46, 41, ALF 548.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Vor Dentalen wurde m O vor Labialen n gt; m. Infolgenbsp;der Nasalierung verstummten beide): B 237 clamat claint, 300nbsp;semit-ariu(m) sentier, 339 crmit (trmit) orient. Die Schrift ist beinbsp;n meist konservativ: enfes; gelegentlich ist sie phonetisch: amfantnbsp;(Alex. 22), enifes (Alex. 116, QLR 138 usw.).
4. nbsp;nbsp;nbsp;Vor 1, R entnasaliert die Pression des Lippen- oder Zungen-zahne-Verschlusses einen Teil von m zum Sprunglaut b, einen Teilnbsp;von n zu d: B 114 1reassimulat rasemble, 157 remanere habetnbsp;remandra, 118 1vnerunt vindrent, 279 1tnerunt tindrent, R 258nbsp;remembrer, involare (Reich. Gl. 623 ,,stehlen) embler. Im NO., O.nbsp;fehlt dieser Sprunglaut, Zungen-7? war also mit tiefer Zungenspitze,nbsp;I weniger gespannt artikuliert. Vgl. B 285 venrunt. Nfrz. tinrent undnbsp;vinrent dagegen sind nicht etwa Dialektformen, sondern analogisch nachnbsp;tins, tinmes; der Dichter des Brut hatte den Gleitlaut: 188 remanerenbsp;remaindr-e: achaindre (ad-cmgere S. 161); auch G. de Lorris: R 65nbsp;tnere(m) tendre: fendre (findere). 1genere(m) (gnus) genre istnbsp;gelehrt (Dial. Greg. 144).
Die Gruppe nl findet sich nur in: in illu(m), Eul., Joufrois 2114, 2130 enl; spater el (B 13); und wahrscheinlich zuerst in Kurzformennbsp;des Imperativs, dann in der ganzen Flexion von ambulare 1anler alernbsp;neben ambler ,,wandeln. Auch ben(u)lum'gt;- bellu(m) (Passion 130nbsp;benlement) ist zu nennen. Wenilo Guenlesfgt; Guenes, Dial. Greg. S. Ill:nbsp;Vandalorum des Wenles neben Wandres haben Buchwortcharakter. nbsp;Erwahnt sei auch alare (anlare.?) Reich. Gl. 1124, 1132, 1133.
5. nbsp;nbsp;nbsp;Mit folgenden unverschobenen k, g gehen die Nasales engenbsp;Verbindung ein (S. 160, B 35 Franc) und verstummen nach dernbsp;Nasalierung.
6. nbsp;nbsp;nbsp;n verstummt mit der Nachtonsilbe in der 6. Pers. B 255nbsp;portent, nfrz. port.
Vgl. S. 60. Floov. schreibt iiifolgedessen: 54 metenant (maintenant), 510 maiz {tnainz vielequot;), 751 Peace (France) usw.
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III. Lautlehre: m, n.
Nach Konsoiiant blieben m, n, von der besprochenen Gruppe mn abgesehen: B ii arnieiz, 22 dinne {ms alterem disne, vgl. S. 164).nbsp;Mundartlich ergibt sn ber hn gt; ri: QLR 6 maignie (vgl. S. 85),nbsp;Fergus 152, 33 pugnais aus pusnais (S. 146), O. Ps, 6, 10 ignele-ment. Dial. Greg. 9, 14 enhelement (bersetzung von lat. mox) ausnbsp;esnelement, Adv. zu afrz. isnel (germ, snel, i statt protethisch e istnbsp;vielleicht der Imperativ von ire, M. L.); mit diesem Worte mischte sichnbsp;B 28 innelepas ,,schnellen Schritts, vgl. S. 143.
Bemerkimg. imagine(m) image pagina page usw. sind Buch-worte; ordre zeigt buchwortlichen Suffixtausch, rdine(ni) ergibt volkst. orne (Bartsch Renart 39, 496) gt; ourne.
Interkoiisonantisch fallt m: firmus fers; M. Brut 3366 in-firmitate(m) enfertei. Zwischen rr bleibt es durch Druck entnasaliert als Sprunglaut: marmor marbre, B 149 marbrin. QLR 113 cunfermt,nbsp;192 turnt sind analogisch nach den Indikativen ferme, tome gebildet,nbsp;Konsonantenhaufungen, die auf dem Kontinent nicht vorkommen.
Alislautend nach Vokal wird m im Afrz. zu n. Die Schreibung ist oft etymologisch: suum ist in den Eiden son, meum mean, abernbsp;homo om. In B ist auCer moji, ton, son, 33 rien fast immer mnbsp;geschrieben, die Angleichung B 173 eni mer (in mare) lieGe an satz-phonetische Vorgange denken, aber der Reim 183 hum: se gaiantnbsp;nuni (non!) zeigt, daft m blofi etymologisierende Schreibung ist. Esnbsp;sind also clamo clain, exame(n) essain, vgl. R 123 ains (amo mitnbsp;graphischem s) 140 renon (re-nmen): gonfanon, 291 I'on (homo),nbsp;366 no7t (nomen): non (non). Satzphonetische Entwicklung vonnbsp;mon, ton, son im Lothr. s. oben S. 138; non ist gallorom. vornbsp;Konsonant no (Rydberg, S. 212). In schwachtoniger Stellung wirdnbsp;afrz. ne verallgemeinert, doch bleibt no7i (B. 169, Wall., SO.), resp. ne7tnbsp;(O., Z., W., vgl. R 370) als betonte vorvokal. Form (Rydberg, S. 912).
Auslautend nach Konsonant haben die altesten Texte noch jorn (O. Ps. I, 2), (?;'. (furnu(m)), Formen, die Tradition im NW.nbsp;erhalt; yve7'7t (hibernu(m), G. Ste.), das XII., XIII. Jahrh. bildet nachnbsp;den Subjektiven jorz, forz: B i jor, R 320 e7tfer (infernu(m)) usw.
Gleitlant: Zwischen nachkonsonantischem n und s Gleitlaut t: jor(n)z, for(n)z, R 58 am. Die Schreibung ist selten konsequentnbsp;(B I jars') und findet sich analogisch auch nach einfachem n: B 306nbsp;crinz, R 365 sanz.
M i entwickelt Zischlaut mit ^f-Vorschlag wie die brigen labialen Konsonanten, die naturgemaC der Zunge Spielraum lassen:nbsp;slmiu(m) smge, vndmia ve7tdenge. Die Entwicklung ist alt, dernbsp;Vokal bleibt gedeckt, aber sie ist jiinger wie mn )gt; m, vgl. S. 123. nbsp;M i dagegen wurde palatalisiert: i. Durch palatale VerschluGlaute,
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die zu i wurden (Beispiele S. 77). nbsp;nbsp;nbsp;2. Vor ce, ge: plangere plaindre,
vncre veintre. 3. Vor i und di (Beispiele S. 83, 105, 148). laneu(m) lange, lineu(in) linge und ein paar andere Worte weichen gemein-franzsisch ab und scheinen nicht voikstmlich entwickelt, wenn mannbsp;vnea vigne danebenstellt. Bei alien drei Worten mchte man annbsp;mundartliche Entwicklung denken. Allein nach ALF 773 ist linge innbsp;ganz Frankreich, nach 1392 virj ebenso alleinherrschend. So diirftennbsp;linge, lange wie extraneu(m) (App. 118) estrange Suffixtausch zeigen.nbsp;Gesichert scheint dieser in mentiDnia Lge, das M. Brut 194 innbsp;lautgesetzliche Form als Jttensonie init tesmonie, 3928 aber, wie R 218,nbsp;analogisch als menzunge mit sunge (smniu(m)) reimt.
Dieses -4 aus n 1 bleibt intervokal. Die Schreibung ist ver-schieden; B 164 cumpaignuns, 179 gdeignable, B 74 eslongna; Dial. Greg. 34, 4 vinge vinea; zu enhelement S. 176. In B wirdnbsp;1] oft nicht bezeichnet: 288 setter gegen 244 segnor; 306 pectinatnbsp;pine gegen R 246 pi(e)gne. Reime zeigen, dafi auch der Dichternbsp;schwach palatalisierte: B 13 plana plains : cmnpaine (*compania).nbsp;Solcherlei kommt im N. wie im Osten vor: Afrz. Loheregne reimtnbsp;mit regne rgnu(m) nfrz. Lorraine; vgl. Lothr. Ps., Prolog 13nbsp;laingue lorenne. Auch in Paris war die Palatalisierung von n, Inbsp;einst gering: Rustebuef reimt regne mit paine, cheval mit travailnbsp;(Theoph. 191, 439 und sonst), und daher versteht sich wohl auchnbsp;Sequana afrz. Seigne, nfrz. Seine'^'). Silbenausiautend ging dienbsp;Palatalisierung durch Nasalierung verloren, vgl. R 35 ceinture, B 42nbsp;puin, dann verstummte n: Floov. 74 poig (= poing), R 265 enjoing;nbsp;vgl. dazu nfrz. setyir, pwe, asws. Vor ti, ci schliefilich keinenbsp;Palatalisierung: cum-initiare comencier, Francia France.
Als Lautzuwachs kommen vi, n, 13 in Lelinworten vor b, d, g vor: Amis 2155 affumbUes affibulatas; Elie 901 indeles idola; Aiol 5579nbsp;ingal aequale(m).
Bemerkuitg. cognoscere conoistre entspricht it. conoscere, aprov. conoiser, span, conocr, also vlat. *conoscere nach noscere; rgnarenbsp;rener, assignare assener usw. sind Buchwrter (M. L., Einf. 32).
) Villon reimt Seine mit Antoine, Pet, Test, 228.
Jordan, Altfranzosisches Elementarbuch. 12
-ocr page 192-Wenn sich die Laute entwickeln: sich verandern, verstummen, so knnen auch die Formen nicht stehen bleiben. Denn wo die Laut-entwicklung formale Elemente zerstrte oder unbrauchbar machte,nbsp;mufiten neue formale Elemente geschaffen werden: So verstummennbsp;galloromanisch die Ultima-Vokale von smus und stis. Das Altprov.nbsp;begngt sich mit ungeschwanzten Formen und flektiert; 4. em, 5. ej,z.nbsp;Die nprov. Schriftsprache hat geschwanzte Formen; 4. si-dn, 5. si-ds^). Schon die afrz. Schriftsprache braucht somes und estes, dienbsp;vermutlich faimes (facimus) und faites (facitis) nachgebildet sind.nbsp;Normales ez ist afrz. gar nicht erhalten^), nur sons kommt ziemlichnbsp;haufig vor) und ist noch heute die bliche Form im S., O. und W.nbsp;der Hauptstadt, diese eingeschlossen (ALF 506). Der Singular undnbsp;die 6. Person des Verbum Finitum weiterhin hatten afrz. unterschied-liche Formen: i. chant, 2. chantes, 3. chante, 6. chantent: Nach demnbsp;Verstummen von -s und der Ultima lauten sie heute alle vier merk-mallos: fctt, und so wird das Aussetzen des Subjektpronomens zumnbsp;Zwang, auGer da, wo ber die Person kein Zweifel besteht: Beimnbsp;Imperativ. Die Lautentwicklung wirkt also witterungsahnlich; dienbsp;Spreekenden flicken das Scliadhafte aus. Die lat. erste Pluralisnbsp;aber war mit wenigen Ausnahmen endbetont, also zerstrenden Ein-flssen gar nicht ausgesetzt. Und dennoch entspricht ihrer lat.nbsp;Vielheit schon afrz. grGtenteils, nfrz. von mundartlichen Resten undnbsp;veralteten Perfektformen abgesehen durchaus Einheit; Statt -amus,nbsp;-mus, -mus -iamus usw., nfrz. -ons (resp. -ions). Natrlich ist eben-erwiihntes sons das Urbild dieser Uniformquot; gewesen, ehe es selber,nbsp;als fast einzige schriftsprachliche Ausnahme, durch somes ersetzt wurde.
b Nach Koschwitz, Gramm, des Flibres 1894 90 entstammen sian, sias dem aprov. Konjunktiv: Sie warden indikativisch empfunden, weil ihre Endungen mit denennbsp;der a-Konjugation gleich lauteten, und waren obigen Monosyllabis formal berlegen.
vous ez kommt in Ctes dOr, Doubs und Jura vor, ALF 507, vgl. Herzog 22, 2S. ) M. Brut, Rustebuef; somes war effenbar die Form der Nordgruppe.
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Daraus lemen wir zwei Dinge: Ein Spezielles: Der eigenartige Typus hat eine gewisse vorbildliche Dominanz: Das Hilfszeitwort innbsp;seiner vereinsamenden Funktion entwickelt sich absonderlich, wirktnbsp;als Vorbild um eine neue von der Uniform abweichende Gestaltnbsp;zu erhalten. Und ein Allgemeines: Wo in der Flexion Vielheitnbsp;der Formen war, gelangte die heutige Sprache auf sehr verschiedenennbsp;Wegen vielfach zu Einheit.
Nun ist solche Vielheit nicht nur etymologisch bedingt wie in den genanntenEndungen: Lautliche Entwicklung zerstrt Endungen nbsp;und trenntStamm formen: Denn der Stamm ist naturgemafi wechselndennbsp;Tonverhaltnissen ausgesetzt, gelegentlich auch wechselnder lautlichernbsp;Umgebung. An paucu(m) haben wir gesehen, wie die verschiedenenbsp;Gestalt der Ultima und deren verschiedene Entwicklung trennendnbsp;wirkte (vgl. S. 97); bei Verben erzeugt der wechselnde Ton amnbsp;Stammvokal Ablautquot;: lavo wird zu leve, aber in IWare bleibtnbsp;Stamm-a: laver. Auch diese Verschiedenheit gleicht die Sprachenbsp;aus und gibt dem Stamm die Uniform zurck: prfacere war ab-lautend zu prficere geworden, das Vlat. rekomponierte zu perfacere;nbsp;leve folgte laver und wurde zu lave ausgeglichen. Nicht andersnbsp;geschah dem Stammkon sonant en; mandcat ist '^mandue gewesen,nbsp;wahrend manducare mangier ergab. Erhalten ist afrz. halb aus-geglichenes manje; nfrz. il mange ist in jeder Beziehung (zweiternbsp;Stammvokal, konsonantischer Stammauslaut) nach mangier umgebildetnbsp;und ausgeglichen.
In unausgeglichener Gestalt stehen die Hilfs- und Modalverben (estre, avoir, vouloir, pouvoir usw.) und ein paar von ihnen beeinflufitenbsp;neben den finiten Verben. Und da die Gegensatze sich berhren nbsp;neben diesen alltaglichen Hilfsverben ebenso unausgeglichen, aber ausnbsp;anderem Grunde, die selten gebrauchten: je meurs mourir.
Dafi der Ausgleich, wie auch seine Unterlassung, mundartlich sehr verschieden sein kann, braucht nicht gesagt zu werden.
Aber nicht blofi die Verschiedenheit der Endungen verbaler Personen oder des Stammes einzelner Verben ergeben solchen Ausgleich ganze Systeme fallen ihm zum Opfer: Haben zwei Wortsippen einnbsp;Gemeinsames, sei es in der Form, sei es in der Bedeutung, so wirdnbsp;dieses Gemeinsame zu einer Brcke, die eine Wortsippe Wort frnbsp;Wort zur anderen berfhren kann. So nimmt die 5- lat. Deklination,nbsp;die aus Femininen besteht, die Uniform der i. (Feminina!) an: glaciesnbsp;wird vlat. zu glacia; die 4. lat. Deklination auf -us (Gen. -s) fallt,nbsp;soweit es sich um Mask, handelt, mit der 2. auf -us Gen. -i) zu-sammen. Das Neutrum aber verteilt seinen Besitz: Der Singular aufnbsp;-u(m) schlagt sich zum Mask., ein Plural mit kollektivem Sinn auf
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IV. Formcnlehre.
-a zum fem. Sing., so dafi velu(m) afrz. voil, nfrz. le voile, vela (Neutr. Plur.!) aber la voile ergeben: Numerisch starke Systeme absorbierennbsp;die Schwacheren. In vielen Fallen aber ist es nicht eine der zahl-reichen Endungen, die iiber die anderen triumphiert, sondern dienbsp;Uniform ist etwas Neuartiges, Bildhaftes und verdrangt alle farblosennbsp;etymologischen Endungen:
Umsclireibung ist dies Neue: Umschreibung mit den Prapositionen de und ad konkurrierte vlat. mit Genitiv und Dativ und zerstrte dienbsp;Deklination; Umschreibung mit plus oder magis verdrangte dienbsp;Komparation; to- Partizip mit habeo oder esse das Perfektum,nbsp;Plusquamperfekt und Passiv (z. T. schon klassisch; amatus sum);nbsp;Infinitiv und habere das Futur. Das Perfekt bleibt frz. neben dernbsp;umschreibenden Form {il chanta il a chant) und stirbt erst heutenbsp;aus. Die alten Piusquamperfekta, Passiva, Futura aber (letzteresnbsp;abgesehen von ero; Einzig das Hilfszeitwort halt seine eigene Form!)nbsp;weichen einer plastischeren, Zeitstufe und Aktionsart scheidenden Umschreibung schon vlat. Das neue Futur cantare habeo bleibt nichtnbsp;als Kompositum; zwar heifit es noch im Alexanderfragm., Afrz. bb.nbsp;S. 239, 25 contar vos ey ich werde euch erzahlen und ahnlich innbsp;altprov. Mundarten, aber der Umstand, dafi im vlat. Futur dasnbsp;Hilfszeitwort aus satzphonetischem Grunde ans Ende rckte, laGt hiernbsp;eine neue Flexion werden, und in conterai wird -ai lediglich alsnbsp;Endung empfunden. So erleben wir das Entstehen einer neuen Endung.
Warum nun solche Umschreibung? Die alten lateinischen Endungen waren einst ebenso aus Hilfswrtern, Postpositionen entstanden und verblafiten. Wurden die Formen darum umschrieben? In dernbsp;Tat findet sich heute im Nfrz. allerhand, womit das Futur neuerdingsnbsp;umschrieben wird: Die unmittelbare Zukunft, mit dem suggestiven jenbsp;vais partir, in der Franche-Comt entsprechend il veut falloirnbsp;(Herzog, 560, vgl. B 5 vtielt embuschier, 293 vos vuel dire), sonbsp;dafi man meinen mchte, der ProzeG wiederholte sich. Da nachnbsp;heutiger endbetonender Satzphonetik aber das Futurum nicht mehrnbsp;mit nachgesetztem Hilfszeitwort gebildet wird, sondern wie in dennbsp;anderen europaischen Sprachen das Modale gehen, ,,wollenquot; (vgl. dasnbsp;Englische) voransteht, ware die Gefahr, dafi aus der Umschreibungnbsp;abermals Flexion entsteht, behoben, solange die Sprache das Modalenbsp;voran, das Sinn voile aber nachstellt: Diesen Unterschied in der Stellungnbsp;der Auxiliarien kann man nun folgendermafien verstehen: Elise Richternbsp;(Wortstellungslehre, Zt. 40) glaubt zu erkennen, dafi unsere Sprachennbsp;vom Subjektivriicksichtlosen (Individualistischen) zum Objektivriicksichts-vollen (Sozialen) sich entwickeln. Subjektiv oder emphatisch bringt
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IV. Formenlehre. Nomen: Kasus.
man das einem seelisch bedeutsam Scheinende zuerst, objektiv bereitet man den Hrer darauf vor und bringt es am Schlusse; Innbsp;cantare habeo steht das Sinnvolle an der Spitze, das Erlauterndenbsp;(Modale) am Ende, in je vais chantr ist die Stellung umgekehrt,nbsp;der Ton steigt.
Literatur und Prinzipielles findet sich in K. von Ettmayer, Vademecum f, d. Stud, der rom, Phil, 1919, 20 ff.
Schon kl. lat. waren in jeder Deklination einzelne Kasus mit anderen gleichlautend: rosae war Gen. und Dat. Sing., Nom. Plur.;nbsp;hominibus war Dat. und Abl. Plur. Mit Verstummen von -m fielennbsp;weitere Kasus zusammen: rosa war nun Nom., Akk. und Vok. Sing.,nbsp;spater auch gleich dem Abl. rosa. Von jeher konkurrierten mitnbsp;den Kasusendungen Prapositionen, die das, was die Endung nur formalnbsp;ausdrckt, raumlich-sinnlich darstellten: ver a objurgandi causa sagtnbsp;Terenz (Andria I, i, 131) und d'erber: satis vehemens causa adnbsp;objurgandum (ebenda 123). Und wenn Plautus einen Miles seinernbsp;Schonen ein Geschenk mitbringen lat, so sagt dieser plastisch: feronbsp;suppHcimn ad amicam ,,ich bringe der Liebsten eine BuCe, wonbsp;Cicero vermutlich amicae sagen wrde (Truc. V, Vers i).
In dem Mafie wie die Deutlichkeit der Kasusendungen abnimmt, mehrt sich der prapositionelle Gebrauch; SchlieMch verdrangen Um-schreibungen mit de, ad: Genetiv und Dativ, solche mit cum, in usw.nbsp;den Ablativ. Die Entwicklung ist latent, ihre einzige sichtbarenbsp;Aufierung vorab, daC nach den Prap. a, cum, de, in, pro, causa:nbsp;Akkusativ gesetzt wird, nach ad, post usw. aber falsch analogischnbsp;Ablativ. Beispiele fr beides, s. Diehl, Index S. 166. Die haufignbsp;hier aufgefhrten pos morte sind kaum als Ablative, sondern eher alsnbsp;Akkusative (mit verstummtem -m) zu fassen.
Die prapositionelle Umschreibung des Genetiv und Dativ ist in den heidnischen Inschriften sehr selten: Ein jahrhundertelangernbsp;type itnmobilis hat hier das Eindringen dieses Vulgarismus verhindert.nbsp;Erst mit der Ersetzung des Typus durch einen neuen, den christ-lichen, haufen sich die Beispiele: Die christliche Terminologienbsp;zeigt oft Proposition fr den Posssesiv; Der Kirchenvorleser heifitnbsp;meist lector de Pudentiana (Diehl, Chr. I. 32, vgl. 27, 28, 33),nbsp;seltener: lector sanctae aeclesiae (ebenda 34); Victor ist acolitus a
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IV. Formenlehre. Nomen: Kasus.
dominicu Clementis (ebenda 40)^), aber Guttus noch: agohtus see aedesiae (42). Ein gleiches fr den Dativ: Eine Witwe setzt ihremnbsp;Gatten in den Callistkatakomben folgendes Denkmal: . . . iunctusnbsp;inihi . . . virgo ad virgine (28). Vgl. M. L., Einf. 195, 198.
In den romanischen Sprachen sind Genetiv, Dativ, Ablativ nicht mehr zu finden, die Praposition drckt stets aus, was sie einst nurnbsp;als freies Stilmittel ausdrckte, und nur in Formein halten sich diesenbsp;Kasus als type immobilis: So der Genetiv in Woehentagsnamen:nbsp;lunae die(m) lundi (und nicht *lunedi aus luna die(in)); Volksnamen:nbsp;Rol. 1019 gent paienur (paganru(m)), 1443 geste Francor (gestanbsp;Francoru(m) analogisches Spatlatein!)'^); Ortsnamen: Francorchamp u. a.nbsp;Entsprechend bleibt afrz. der fakultative, wohl aus der Gerichtssprachenbsp;stammende Brauch, bei Genetiven und Dativen von Eigennamennbsp;Obl, ohne Praposition zu setzen; Ei de sagrament que son fradrenbsp;Karlo jurat Eid, den er seinem Bruder Karl schwor, Eulalia 3nbsp;li deo inimi ,,die Gottesfeinde, B 296 temple Veste = templum Vestae,nbsp;364 mande saluz Pandras ,,sendet dem P. GrCe und so bis heutenbsp;in Namen und erstarrten Formein: de par Ie roi (vgl. Rou 740), mifi-verstanden aus de parte illius regis, Bar-le-Duc (namlich des loth-ringischen Herzogs zur Unterscheidung von Bar-sur-Aube), Chdteau-Renault, la St.-Charlemagne (festa Caroli Magni) usw.).
Vgl. A. Westholm, . . . la construction, Li filz Ie rei. X899.
Der Ablativ schlieGlich blieb im Adverb (-mente, S. 202) und in Ortsnamen: Aquis Aix (sks).
Der Nominativ Sing, war in Rom merkmallos geworden: Da auslautend -s verstummte, fiel er in der Mehrzahl der Falie auch beimnbsp;Mask, mit dem Akk. zusammen, wie dies beim Fem. langst der Fallnbsp;war. Im Plural aber war es der Akkusativ, den das Verstummennbsp;von -s merkmallos machte, und da blieben die Nominative rosae,nbsp;muri als Einheitskasus.
Nun hat die West-Romania, Gallien und Spanien, auslautend -s nicht verstummen lassen (S. 22). Trotzdem macht Spanien die formalenbsp;Entwicklung mit, nur hat es, da die Akkusative des Plurals ihr Merkmalnbsp;behalten, diese: las rosas, los muros durchaus als Einheitskasus be-wahrt^).
) CIL XV, 7192 Sklavenring aus konstantinischer Zeit, Italien.
^ Vgl. S. Thomas, S. 134: IFil ne cremi les Reis, l'Engleis ne Ie Francor:... Er (der Heilige) frchtete die Knige nicht, weder den Englander, noch den der Franzosen.quot;nbsp;Der Dichter empfindet also Francor noch als Genetiv. Dagegen im Eneas 3537: Einnbsp;Hirsch ist de seize ramors sedeci(in) ramoru(m) ,,Sechzehnender. Die Bedeutung desnbsp;Suffixes ist verloren,
Mundartlich heute vielfach fete de Dicu, fte a Dieu fr fte-Dieu ALF 557-*) Vgl. K. T. Ettmayer, Vademecum, S. 88 ff.
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IV. Formenlehre. Nomen: Kass, Genus.
Einzig Gallien bewahrt von den lat. Kasus: Nom. und Akk., die als Subj. und Obl. funktionieren. Kasusunterscheidung ist in dernbsp;Mehrzahl der Falie das noch lautende des Nom. Sing, und desnbsp;Akk. Plur., das - des Nom. Plur. hat in wenigen Fallen Umlaut er-geben (S. 84), das -u des Akk. Sing, der Mask, urfranz. gewisse Unter-schiede bedingt (S. 63). Starkere etymologische Verschiedenheitennbsp;zeigt der Sing, der Akzentwechselnden (imperator emperere, impera-tre(m) emperour) und Ungleichsilbigen (homo uem, hmine(m) ome).
Mit dem Verstummen des -s (seit dem XII. Jahrhundert) verfallt dieses Zweikasussystem; Auch hier ist der bleibende Einheitskasus dernbsp;alte Akk., wo nicht der Nominativ als Appellativum bergewicht besafinbsp;wie in fils (filius), suer (sror).
Von der alten Dreiheit der indogermanischen Geschlechter bleibt im Englischen nur das Maskulinum, wahrend das Deutsche Mask., Fem.nbsp;und Neutrum scheidet.
Im Vulgarlateinischen schwand das Neutrum, und die Genera wurden auf Maskulinum und Femininum reduziert. Formale Grndenbsp;sind hier entscheidend gewesen; Nach Verstummen des -m und des -snbsp;fielen Maskulina und Neutra der 2. Dekl. (und das Neutrum der 4.nbsp;cornu) zusammen; muro und templo waren in Rom in Nom. undnbsp;Akk., in Gallien und Spanien im Akk. gleich, und damit war dasnbsp;Schicksal dieser Klasse besiegelt. Nun heiCt es in Grabinschriften;nbsp;hic monimentus, hunc munimentum. Wenn aber der Steinmetz,nbsp;oder sein Auftraggeber, das Neutrum von der Schule her kennt, macht,nbsp;er aus einem Maskulin falsch analogisch ein Neutrum, da das Sprach-gefhl infolge der Merkmallosigkeit versagte. Und nun heiCt es;nbsp;titulum aeternale, simile titulum (Diehl 1018 ff.).
Der Plural der Neutra auf -a aber ging, wo kollektiver Sinn es vermittelte, zum fem. Sing, ber; In altester Zeit finden sich fr diesennbsp;Wechsel schon Beispiele; Unsicherheit griech. Lehnwrtern gegen-ber tritt hinzu. Steinmetzen meiGeIn castram statt castra (Diehl 1034).nbsp;Man sagt Vico Castrae Burgstrafiequot; statt Vico Castrorum (Appendixnbsp;136). Vgl. B 69 par force = per suam fortiam, das sich in dernbsp;Lex Langob. findet (Appel), B 69 la bataille = battualia quaenbsp;vulgo battalia^'nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(Kassiodor nach Appel.). Oft bleibt der Sing,
als Mask., der Plural als Fem.: brachiu(m) ist bratius (Diehl, Chr. I. 352), afrz. U braz; brachia ist bracias (Diehl 851), afrz. la brace dienbsp;Arme )gt; der Klafter, brace leve mit erhobenen Armen. Und
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IV. Formenlehre, Nomen: Genus.
so: cornu.cor(n)s, cor de ckasse ,Jagdhorn (B 29) corn(u)a la come das Gehrn gt; das Horn; vgl. B 70 fuldres, nfrz. le foudrenbsp;de guerre] afrz. nfrz. la foudre fulgera ,,BHtz.
Bleiben die Neutra der dritten Deklination. Hier haben wir vorab eine -us-Klasse: tempus, pectus, corpus, opus. In Rom schlagt sienbsp;sich nach Verstummen von -s zu den Mask, der zweiten: tempo, corpo,nbsp;(vgl. Diehl, Chr. I. 200, 243); im Spanischen gleichfalls: tiempo,nbsp;cuerpo; aber der bergang ist jung, aspan. Sing, pechos (pectus) er-halten (M. L. Ro. Gr. II, 10). Im Franzsischen bleibt die Gruppenbsp;fiir sich, dem Geschlecht nach Maskulin, der Form nach neutral,nbsp;also indeklinabel: B 145 cars Akk. corpus. Die iibrigen Neutra dernbsp;Dekl. gehen verschiedene Wege: fem. retis (kl. rete) findet sich schonnbsp;bei Varro (Appel), maris, marem (statt mare) s. Diehl 1028, nfrz.nbsp;la mer; fel, mel, cor bilden it., rum. analogische Akkusative nachnbsp;Mask, der 3. Dekl.: fele, mele, core, vgl. it. fiele, miele, cuore, afrz.nbsp;cuers, cuer. Lac geht den gleichen Weg; lactem findet sich schonnbsp;bei Plautus, Baccli. V, 2, 16, it. latte, afrz. laiz, lait. caput folgtnbsp;analog, der 2. Dekl.: capus (Diehl 1080) it. capo, afrz. chief, ossu(m)nbsp;(fiir os) kommt bei Aulus Gellius, vasus (fiir vas) bei Petroniusnbsp;vor (Appel). nome(n) ist erst galiorom. 7toms (B. 157).
Vgl. E. Appel De genere neutro intereunte in ling. lat. 1883. ber -s-lose Nominative in den Psaltern: argent, del, s. M. L. Ro. Gram. II, 8: Es sind Latinismen.nbsp;Ahnlich sind s-lose Pluralia zu beurteilen: Rol, 33, 1S6 cinquanle carr carra. Vgl.nbsp;29 fedeilz services (servitia). Rol. 444 I'espee Cnnire dous deie Iad del fteerrenbsp;geiee zwei P'ingerquot; (digita, vgl. S. 147, M. L., Einf, 155).
Genuswechsel ist schon im altesten Lateinischen nicht selten, wie wir gesehen. Im Franzsischen neigen die auf -e auslautendennbsp;Worte zum Fem. trotz des natiirlichen Geschlechts: got. *wida, afrz.nbsp;la guie der Fhrer, nfrz. la sentinelle (REW 7824). La profete,nbsp;la pape (St. Th., Vers 1041) kommen afrz. vor. Die alten Mask, lanbsp;com'ete, la plan'ete sind heute P'em. Umgekehrt: Dominica, afrz. lanbsp;diemenche, nfrz. le dimanche nach den iibrigen Tagen; quadragesima,nbsp;la caresme, nfrz. le carbne nach le batme. Afrz, wie nfrz. sagt mannbsp;la patenostre (Ch. d0.).
Die lat. Worte auf -or, -oris neigen, soweit sie nicht durch natr-liches Geschlecht gebunden sind, galiorom. zum Feminin: R 59, 323 s'aniour (it. il amore) 65 sa coideur, 110 siieur, nfrz. la sueur, 289nbsp;pdour, nfz. la peur. Das Schwanken bei amour kommt daher, dafinbsp;das Wort im Sing, auch den Liebesgott bezeichnen kann (R 178).nbsp;Ursache dieses Klasseniibergangs ist fraglich. Subjektive mit Stiitz-enbsp;*amre, *colre, chalre'), die den bergang vermittelt haben konnten,
) Dial, Greg. S, 6o, i6 iibersetzt calor tentationis mit U chalres de temptation. 1st dies altes Sprachgut, Oder ad hoc gebildet? Vgl. den Latinismus 6, 19 de nton dolor.
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nicht erhalten, oder unsicher. Anderseits ist dolorem nefandam schon vlat. belegt: Diehl 1205. Der Hinweis auf soror, uxor wird durchnbsp;die vielen Maskulina auf -or entkraftet. Auch flos und mores werdennbsp;gallorom. Feminina (M. L. Ro. Gr. II, 379). Umgekehrt geht dasnbsp;fem. arbor zum Mask, ber: it. il arboi'e, frz. un arbre.
Die Staaten bezeichnenden Wrter; comitatu(m) (4. Dekl, mask.) gt; afrz. cont, ducatu(m) gt; duchi, episcopatu(m), St. Thomas, S, 91nbsp;Tote larcheveschi, gt;gt; nfrz. tm vch, folgten in der alteren Sprachenbsp;im Geschlecht den Fem. auf -tate(m) (paupertatem, veritatem). Vgl.nbsp;noch nfrz. la Franche-Comt, aber sonst Ie comt, Ie duck. Die Humanisten steilten das lat. Geschlecht wieder her. Vgl. Mnages, Requtenbsp;des Dictionnaires ibqg:
Ils veulent, malgr la raison,
Quon dise aujourdhui Ie poison,
Une Epitaphe, une Epigramme,
Une Navire, une Anagramme,
Une reproche, une Duch,
Une mensonge, une Evesch.
Mnage rationalisiert den Sprachgebrauch nach dein Lateinischen. Auffallend sind schlieGlich: R 91 toute jour (so afrz. immer) nachnbsp;toute nuit; frictione(m) R 107 mainte frigon, nfrz. Ie frisson, vgl.nbsp;M. L. Ro. Gr. II, S. 420; srte(m) sort ist B 174 Fem., M. Brut 654nbsp;wie nfrz. Mask.; nsula isle ist B 217 Fem. 176 Mask. Auch innbsp;G. Ste. und sonst ist das Wort bald Mask., bald Fem.
Zwei Klassen, die 4. und 5., gehen in den anderen drei auf; Die vierte auf -us vermengt sich mit der zweiten, mit der die Mask,nbsp;cursus, fructus usw. im Sing, lautlich zusammenfallen; das Neutrumnbsp;cornu (zu corn(u)a vgl. S. 184) und das Fem. porticus werden dabeinbsp;zu Maskulinen; manus bewahrt sein Geschlecht, und in Gallien be-sondere Form; nurus wird zu nura (App. 169), socrus zu soeranbsp;(A pp. 170).
Die fiinfte vermischte sich trotz charakteristischer Gestalt in der Hauptsache mit der ersten: Klassisch schwankten schon materies nbsp;materia; luxuries luxuria; effigia fiir effigies braucht Plautus Rud.
2, nbsp;nbsp;nbsp;4, 7. Es folgt belegtes glacia (Einf. 162), facia (Kass. Gl. lo),nbsp;*specia, *rabia; neben *dia bleibt dies (B 244 toz dis) als Mask.,nbsp;wahrend res Form und Geschlecht bewahrt.
Die afrz. Nomina wollen wir nun folgendermafien einteilen: Eine I. mask. Klasse umfaGt die lat. 2. Dekl. und erhielt Zuzug von der
3. nbsp;nbsp;nbsp;und 4. Eine 2. mask. Klasse enthalt die Mask, der lat. 3. Dekl.
-ocr page 200-186 IV. Formenlehre. Nomen: .Altfranzsische Deklinationssysteme.
Die Feminina bilden eine i. Klasse, welche die Worte der lat. I. und 5. (und ein paar Worte der 4.) Dekl. beherbergt; eine 2. Klasse,nbsp;die in der Hauptsache aus den Fem. der lat. 3. (dazu manus, res undnbsp;Eigennamen der i.) besteht.
Auch das Adjektiv wollen wir so einteilen: i. Adj.-Klasse = lat. I. und 2. Dekl.; 2. Adj.-Klasse = lat. 3. Dekl.
In alien drei Gruppen hat die i. Klasse durch die Zahl ihrer Worte und die Art ihres Systems auf die Entwicklung der 2. EinfluC.
Sing. nbsp;nbsp;nbsp;Plur.
Subj. mrus nbsp;nbsp;nbsp;murs \ mr mur
Obi. mOru(m) mur | mros murs Die Entwicklung ist lautlich ungestrt: Kasusmerkmal ist dasnbsp;Endungs-s des Nom. Sing, und Akk. Plur. Solange dies s lautet,nbsp;bleibt die Deklination erhalten. Die Klasse wird fr alle anderennbsp;Maskulina vorbildlich: Wir haben gesehen, daC schon vlat. die Neutranbsp;der 2. Dekl. mit ihr zusammengingen. Auch die wenigen Nominativenbsp;auf -er ordneten sich allmahlich ein: vgl. App. 139 aper non aprus,nbsp;Rol. 308 parastres (patraster, -i: -s ist also analogisch), aber normal:nbsp;743 fillastre (Subj.). Es folgten afrz. die gleichsilbigen Mask, dernbsp;3. Dekl., die im Nom. Sing, auf -s ausgehen (panis), Akzentwechselnde, dienbsp;urfrz. den Subj. verloren: (hospes) hspite(m), afrz. ostes, oste, Neutranbsp;der 3. Dekl. (S. 184). Nominal gebrauchte Infinitive Schliefien sich an:nbsp;Alex. 190 li sons edrers sein Reisenquot; (ter-are), R 407 noz voloirs.
a) Gleichsilbige (d. h. im Subj. und Obj. Gleichsilbige).
Soweit sie, wie panis, hostis, einen Subj. Sing, auf -s hatten, fielen sie mit der i. Klasse zusammen. Die Gleichsilbigen auf -er (pater gt;gt;nbsp;pedre )gt; pere, frater gt; frere usw.) flektieren:
pater pere | patres pere patre(m) pere | patres peres
D. h. die lautliche Entwicklung ist beim Subj. Plur. unter der Ein-wirkung von Klasse i (mur )gt; mur) gestort ). Dialektisch frh (N.) und spater ausgedehnter unterliegt auch der Subj. Sing, diesem Einflufi,nbsp;so daC auch die Gleichsilbigen der lat. 3. Dekl. allmahlich von der
Vgl. Reich. GI. 634 titrcs'. folU (fr folies).
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IV. Formenlehre. Nomen: Altfranzsische Deklinationssysteme.
I. Klasse absorbiert werden: Alexius 52, Hs. L U pedres, Hs. P li per es, nur Hs. A li pere\ 36 L li pedre, P li peres, A li peres.
b) Ungleichsilbige mit festem Akzent.
(h)mo^) uem | (h)m(i)nes ome
(h)m(i)ne(m) ome | (h)m(i)nes omes
In (h)mo war freies o die Grundlage, daher Diphthong. In (h)mine(m), (h)mines schwand die Panultima vor der Diphthongierung.
Die Endung des Subj. Plur. zeigt dieselbe Analogie nach Klasse i wie pere. Und so auch das folgende Wort, das etymologisch einennbsp;Subj. Sing, auf -s hat:
cpmes (,,Begleiter) cuens (quot;Grafquot;) | C9m(i)tes cont
C9m(i)te(m)
cont
com(i)tes contes
c) Ungleichsilbige mit Akzentwechsel.
a) Ohne -.r im Subj. Sing.
imperator empere(d)re nbsp;nbsp;nbsp;\nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;imperatres empere(d)our
imperatre(m) empere(d)our nbsp;nbsp;nbsp;|nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;imperatres empere(d)ours.
In dieser Weise deklinieren: Alle Berufsbezeichnungen auf -ator; sodann latro gt; lere, latrne(m) gt; laron] baro ]gt; ber, barne(m) gt;nbsp;baron (B 20); antecessor gt; ancestre, antecessre(m) gt; ancessour;nbsp;prsbyter prestre, praebiteru(m) (Prafixtausch, S. 143) prevoire^)\nbsp;fel, felon (R 233, S. 24) usw.
f) Mit -s im Subj. Sing.
abbas dbes nbsp;nbsp;nbsp;|nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;abbates abt
abbate(m) abt nbsp;nbsp;nbsp;jnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;abbates abz.
Und so {nfa(n)s gt;gt; enfes, infante(m) gt; enfant, nepos nies, neptc(m) nevou; Car(o)lus gt; Charles, Carlne(m) (wie Catnem,nbsp;Nernem; in den Chroniken Carlum : Odilonem, Waratonem u. a.nbsp;waren das Vorbild) Charlon; Wenilo Guen(l)e(s), Guenelon; Otto gt;nbsp;Otes, Oton; Hugo Hes Hn.
Urfrz. ist auch bei den Ungleichsilbigen der Subj. Plur. nach Klasse l umgestaltet worden. Im Subj. Sing, haben mehrere etymologisch -s, denen sich die Eigennamen vielfach anschliefien. Aber
1) homo wird nebentonig zu on, das verallgemeinert wird und nun auch in Pausa steht: Alex 2I6 (Vokativ): maisort, Eneas 367 on {Ohl,): raison, B 182 (Subj.);nbsp;non nein. Analogie nach der i. Klasse ergibt: R 131, 135 H ons.
*) QLR dekliniert prestres, Obl. pruvoire; meist aber werden beide als voneinander unabhangige Worte behandelt.
-ocr page 202-188 IV. Formenlehre. Nomen; Altfranzsische Deklinationssysteme.
auch die anderen nehmen alsbald das -s der Klasse i an; O. Rol. schreibt meist /' empereres (96, 139 usw.), 125 li bers (baro); QLRnbsp;schreiben immer li bers, li sires; s-los bleibt Sire nur als Vokativ.
Viel frher als die Klasse i durch Verstummen von -j verfallt, setzt sich bei Akzentwechselnden der Obl. durch und verdrangt dennbsp;Subj., WO es sich nicht um Appellative handelt). Auch hier gehtnbsp;das Norm. Anglonorm. voran:
Rol. 222 Quant 50 vus mandet li reis Marsiliun (statt Marsilie)
1160 Sun cumpaignun (Subj.)) apres Ie vait sivant.
1444 . . . vassals est li nostre emperur B 253 Et Gerun sun devinur (Subj., dessen alte Form devinere ist)
Od lui en vait a grant honur.
Diese Beispiele gehren, durch Versmafi oder Reim gebunden, den Dichtern an. Es zeigt sich also sehr frh das Bestreben, grfierenbsp;Unterschiede des Kasus (Akzentwechsel, verschiedene Gestalt des urspr.nbsp;Stammvokals) auszugleichen. In R fallt 325 II nest home statt uevinbsp;nicht mehr auf.
Scheinbare \ rosa
rose rosae ros es
Entwicklung J rosa(m) rose | rosas roses
Die lautliche Entwicklung scheint gestort: rosae hatte *ros er-geben sollen. Da nun nicht das Bestreben der Sprechenden gewesen sein kann, Klassenunterschiede zu schaffen und die Deklination roses,nbsp;roses zu der von mur, murs in Gegensatz zu stellen, so erhellt, dabnbsp;obige Aufstellung falsch ist; Der Obliquus rosas verdrangte den Subj.nbsp;rosae, wie im Spanischen, ohne dab dies durch Lautentwicklungnbsp;bedingt war. Frankreich ging also beim Fem. i mit der brigennbsp;Romania. Vermutlich bedingte die Flexionslosigkeit des Sing, auchnbsp;diejenige des Plurals. Vgl. die merowing. Formel: coniuncxerunt mihinbsp;necligencias (statt negligentiae') Nachlassigkeiten kommen auf meinnbsp;Haupt (Pirson, S. i, 2 und aus anderen Teilen der Romania: Diehlnbsp;1422, 1427). So dab also diese Klasse galloromanisch wie Vlat. nurnbsp;noch Numerusunterschiede kennt, und eine entwicklungshistorischnbsp;richtige Aufstellung ist;
Sing. nbsp;nbsp;nbsp;Plur.
Subj. Obl. (Einheitskasus): rosa(m) rose j rosas roses.
) Bet Appellativen verdrangt umgekehrt der Subj. den Obl.: Alex. A 15S 1^ ton sire, L: seinur, Rol. 94 mndrent a Charles, Rol. 294 si ai jo vastre soer.
) *compiDio compains, nfrz. copain Kumpanquot;; eompagnon war afrz. dazu Obl.
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IV. Formenlehre. Nonen: Altfranzsische Deklinationssysteme.
a) Mit -s im lat. Nom.
Die wichtigsten sind: pars, nx, gens, mrs, navis, stis, nx (vgl. S. 134^)1 das Suffix -tas, -tate(m); das schon kl. lat. als Fem.nbsp;vorkommende finis; maris (S. 184); manus (S. 185); res, famesnbsp;(App. 104 fames non famis)\ es schlieCen sich die lat. Fem. aufnbsp;-ne(m) und die gallorom. auf -re(m) (S. 184) au.
Die zentralen Mundarten verallgemeinern -s, als Kennzeichen des Subj. Sing.: Christian hat es durchgehend, G. de Provins ebenfallsnbsp;(vgl. Reime der Bible G. 194, 2182, 2244). Die brigeii Mundarten schwanken: In der Passion berwiegt -s, O. Psalter hat 21nbsp;f gegen 207 F'alle ohne -s, O. Rol. schreibt nur noch sporadischnbsp;(W. F.). lm Alexius ist -s ganz selten: 191 nef, 289 fin, 299 gent,nbsp;409 dolur, 440 pietet, 460 L ma fins^). QLR hat kein -s mehr.
Das -s dieser Femininklasse ist also ein Charakteristikum des Zentrums, dringt durch den EinfluC der Schriftsprache auch in dienbsp;anderen Mundarten, wird dort aber nicht konsequent durchgefhrt.nbsp;B hat I nuiz, 18 clarteiz, 156 citeiz, veriteiz im Reim, 278 /anbsp;granz ineirs, 321 mains, aber 174 bon' est sa sort (sors); al port.
Entspricht das -s dem lat. Nominativ-^? Nicht immer: B 5 genz ist gente(m) -[- s, citez ist civitate(m) -|- s, ntiia ist ncte(m) -)- s, undnbsp;daher meist auch z] flors (flos!) ist flre(m) s, riens (res!) rem -j- s;nbsp;erhaltene Nominative auf -tas sind stets -j-los (Einf. 162) und habennbsp;Buchwortcharakter: Al ex. 294 poste, 262 poverte, 452 iuventa, allenbsp;im Reim; zrz. pars, mors, sors, finsnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;primar sein, im Zentrum
waren ihnen dann die j-losen Feminina gefolgt, wahrend in der Nordgruppe vorliterarisch auch in dieser Klasse die Subjektive fielennbsp;und -s wie in der 1. fem. Klasse lediglich Pluralzeichen war:
Zentrum und Schriftsprache |
Nordgruppe | ||
Jleurs |
Jlctirs |
flor |
flors |
jicur |
fleurs |
Mit Verstummen von erledigt sich der dial. Unterschied. Vgl. R 104 redeur (Obi.); froideur (Subj.), 182 mauvesti, 206 fin, 216nbsp;ver it, 336 rayson, 340 pechi.
b) Akzentwechselnde Feminina der lat. 3.
Wie beim Maskulinum das Prinzip der Kasusunterscheidung durch ~s {i. Klasse) dominiert, so beimFeminin das Prinzip des Einheits
q Al ex. A. P. 403: 02 Rome la citez, statt la citet (L), ist falsch franzisiert.
-ocr page 204-190 IV. Formenlehre. Nomen: Altfranzbsische Deklinationssysteme.
kasus. In der Nordgruppe fanden wir es bisher bereits durchgefiihrt, im Zentrum blieb ein kleiner Rest femininer s- Subj. des Sing.-Feminina der lat. 3. Dekl., die Sttz-^' entwickelten: matre(m) mere,nbsp;Buchworter wie imagine(m) image, virgine(m) vierge gingen ebenfallsnbsp;in der i. Klasse auf, und nur ein akzentwechselndes Femininumnbsp;bildet den Urtypus einer besonderen Klasse;nbsp;srornbsp;nbsp;nbsp;nbsp;suer
serores serours
serour
serre(m)
Ein neuer Typus auf -a -anem schlieCt sich ihm an, dessen Ent-stehung hypothetisch ist: Dochweist dieTatsache, daC hier Frankreich mitRatien geht, das Altprov. aber diesen neuen Typus nicht besitztnbsp;und nur zwei akzentwechelnde Fem. hat, namlich; sgr, sergr und mlher,nbsp;molhr, darauf, daft: i. der Vorgang ein jngerer ist; 2. negativ odernbsp;positiv germanischer EinfluG vorliegen diirfte. Und so mogen germ.nbsp;Frauennamen den Anfang gemacht haben. Sie folgten der Flexionnbsp;von Carlo (Carlus), Carlonem und bildeten:
Brta nbsp;nbsp;nbsp;Bertenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Guilenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Ide
Bertane(m) nbsp;nbsp;nbsp;Bertainnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Guilainnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Idain
Doch ist der Deklinationstyp beim Maskulin konsequenter als beim Feminin. Vgl. Roland 1720 ma gente sorur Aide.
Diesen germ. Eigennamen waren dann Nichtgermanische gefolgt; CIL III 10233 (Diehl, Chr. Inschr. 229 aus Sirmione) Fortunatanem.nbsp;Evanbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Evenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Marianbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Marie
Evane(m) Evdin nbsp;nbsp;nbsp;Mariane(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(H. Kap. 963).
Und den Eigennamen waren schlieGlich weibliche Personen-bezeichnungen gefolgt:
amita nbsp;nbsp;nbsp;ante
amitane(m) antain
i
pt(i)da nbsp;nbsp;nbsp;pute
pt(i)dane(m) putain
nptia nbsp;nbsp;nbsp;niece
neptiane(m) nbsp;nbsp;nbsp;necien
(vgl.Diehl, nonnane(m) nonain (vgl. B 297)
Symptomatisch ist, dafi die fem. akzentwechselnde Klasse (auch prov. und rat.^)) nur weibliche Personenbezeichnungen enthalt, daCnbsp;es also kein Zufall sein diirfte, daG honor und calor als Feminina nichtnbsp;mehr flektieren, d. h. den Nom. verlieren, soror aber weiter flektiert.nbsp;Es muG also ein Grund bestanden haben, daG da eine fem.nbsp;Deklination gewahrt wurde, wo natiirliches Geschlecht vorlag.
Vgl. engl. aunt, tante versteht sicU aus Reduplikation der Kindersprache, vgl. die Formen des ALF 1279 tata, tata, tStin usw.
So in Greden: muta ,,Madchen, hat den Plur. mutdris-, ebenso gehen; oma ,,Mutter, fena Weibquot;, A'*nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;sor Schwesterquot; ergibt im Plur. suraris.
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Mit der vlat. Flexion mannl. Personenbezeichnungen der a-Dekl.; Diehl, Chr. I. 368 cum burbane (barba Onkel), scriba )gt; scribane(m) gt;*nbsp;QLR 118 escrivain, nfrz. crivain, *sacrista gt; *sacristane(m) gt; afrz.nbsp;segrestain haben also diese Feminina nichts zu tun; doch zeigt dernbsp;Umstand, daC zweimal, unabhangig voneinander, die gleiche Formnbsp;aufnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;-ane(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;analogischnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nachnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;-o, -ne(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;entstand, wienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nahenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;die
Analogie lag. (J. Jud. Recherches sur la gense et la diffusion des accusatifs en -ain, Diss. Zrich 1907. Einfhrung 163. Afrik,nbsp;vlat. Mask, auf -a, -anis. Lit. BI. 1916, S. 16.)
Da von Ungleichsilbigen und Akzentwechselnden abgesehen, nur noch das -s Kasus- oder Numerusunterschiede bildete, waren indeklinabel:
) nbsp;nbsp;nbsp;allenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;primarennbsp;nbsp;nbsp;nbsp;undnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;sekundarennbsp;nbsp;nbsp;nbsp;j-Stamme:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nasusnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nes,
cursus cors, snsus sens; fascis fats, vce(m) vois usw.;
) nbsp;nbsp;nbsp;dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;lat. Neutra dernbsp;nbsp;nbsp;nbsp;3. auf -us;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;tmpus tens,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;opusnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ues,
corpus nbsp;nbsp;nbsp;corsnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(vgl. R 87,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;B 48,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;137, 215).
Bei ) wie ) macht sich sporadisch EinfluG der i. Mask. KI. bemerkbar; cursus bildet analog, den Obl. cor (Aiol 4173), corpusnbsp;ebenfalls cor (Dolopatos 5762) usw. Vgl. Benary S. 42. Doch istnbsp;sen Sinn (QLR, Yvain 98 Reim) nicht snsus, sondern germ. sin.
y) Schon in sehr alten Texten, lange vor Verstummen von -s, gehen einzelne Worte, Mask, und Fem., zu dieser indeklinabeln Klasse ber;
Agin. fiz (filius, frz. fits 7gt; fis, pik. fius) ist wegen seiner Verwendung als Pa-tronymikon (Fizgerald, Fizwilliam) und als Appellativ in dieser Form srstarrt: Al ex. 28 un jih (Obl.); ebenso QLR Anfang Fiz fud Jeroboam, Ie fiz (Obl.) Helid, Ie fiz Than,nbsp;Ie fiz Suf.... usw. Aucb Subj. Plur.; I, l, 3 Fiz fur ent Fitly. Vgl. nfrz. auf Hauptstadtnbsp;und Umgebung beschranktes_/fj. ^riens ist vielfach indeklinabel; Aucassin 6, 9 Ie riensnbsp;(Obl.); 6, 13 vos m'aves tolu la riens; vgl. R 277, 370 de nule riens; wogegen B 33nbsp;de rien mit Troen reimt. genz ist beim Abschreiber von B indeklinabel: 5, 283;nbsp;wahrend der Dichter 218 gent : bonenient (vgl. 276) reimt.
Durch das Verstummen, resp. Vokalisieren des Stammes-End-konsonanten vor Flexions-i-, wurden die -j-Formen von den -5-losen Formen starker differenziert: Von frh auf werden diese Kasus-unterschiede gern ausgeglichen, in einzelnen Fallen bleiben sie nfrz.nbsp;als Numerusunterschiede: Labiale Stamine verlieren des Stammes-Endkonsonanten vor s: Also capus chies, Obl. chief, Qvu(m) ues, uef,nbsp;germ, gab gas, gap. In nix neis, mve(m) neif ist der Unterschied
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IV. Formenlehre. Nomen: Das Ende der Zweikasusflexion.
ini Stammauslaut bereits lateinisch. Dieser Kasusunterschied bleibt analogischen Einflssen gegenber resistent, von den S. 134^ be-sprochenen Fallen und Schreibungen wie chiefs, uefs, gabs abzusehen.nbsp;Er ist vorbildlich z. B. fr stis, das im XIII. Jahrh. sois, soif flektiertnbsp;(S. 138) und erhalt sich in nfrz. oef, 0, boef, b0.
Bei gedeckten dentalen Stammen entsprechen sich z und t: dreiz, dreitf, einfache dentale Stamme ergeben im o. denselbennbsp;Kasusunterschied; soiz, soit (sti(in)), im Z. aber soiz, soi, vgl.nbsp;S. I3S, 138.
Palatale Stamme dagegen zeigen fast stets Ausgleich; saccus, Alex. 144 L sas (statt *sais), P sacs, beide nach dem Obl. sac; umge-kehrt folgt boscu(m) bois (statt bosc, vgl. S. 159) dem Subj. boscus undnbsp;wird damit indeklinabel. Germ, hrokk dekliniert fros, froc und analogisch fros, fro (Benary S. 10). Normal bleibt; B 103 ses osbers,nbsp;Obl. B 102 sun osberc; haufig findet sich aber auch analogischer Obl.nbsp;hauber, haubert.
In 1-Stammen vokalisieren / und i vor -s, und es ergeben sich Kasusverschiedenheiten, die z. T. heute als Numerusverschiedenheitennbsp;sich erhielten; filius scheidet schriftsprachlich aus, da / nach i schwand:nbsp;fs Obl. f/. Aber die Mundarten hatten meist fus, fiys, fieus nebennbsp;Obl. fil, vgl. S. 171 und ALF 622. plus, plos ergibt peus (R 42,nbsp;vgl. S. 70^), plu(m), Tpili, peil poil (B 260); nfrz. Ie poil, les poils, abernbsp;norm. les peus, Herzog 36, 30. capillus, capillos ergab w. cheveus,nbsp;. (inkl. Paris) chevaus )gt; chevos; Obl. chevel, im O. analogischnbsp;nach dem Subj. chevol (Rustebuef), nfrz. Ie cheveu, les cheveux; dasnbsp;Suffix-clus ergab im W. sohnis, im O. solaus solos, Obl. soleilnbsp;(S. 76); -llus ergab im W. -eus, im O. und Z. -eaus, -iaus (R 44),nbsp;-llu(m) -el vor Vokal, -e^l., -eau, -iau vor Kons. (S. 172); clus ergabnbsp;im W. und Z. neus gt; ietis im O. iaus, Obl. uei, nfrz. oeil yeuxnbsp;(S. 95). In den Mundarten finden sich vielfach noch zwei Formen,nbsp;haufig aber wurde ausgeglichen (ALF 269, 932).
Schon bevor -s verstummt, zeigen angloiiormaiinisclie Texte Unsicherheit in den Kasus. Der Oxforder Roland braucht bei dennbsp;Akzentwechselnden oft genug den einen Kasus fr den anderen (S. 188).nbsp;Auch andere anglonorm. Texte zeigen sehr frh den Verfall der De-kl{nation. So QLR 4 Deu inemes escrist; 6 Ruis revint Ie serf Dei usw.nbsp;Dagegen fand sich hier kein Deklinationsversto bei Akzentwechselnden.
9 Man beachte auch die Deklination der st-Stamme: hstis oz, hste(iii) ost, S. I47..
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IV. Formenlehre. Nomen: Das Ende der Zweikasusflexion.
Aber diese Unsicherheit ist nicht auf England beschrankt, auch die normannischen Texte zeigen sehr frh gleichen Zustand: Dernbsp;Dichter des Eneas reimt ca. zwanzigmal fehlerhaft und setzt Obl. stattnbsp;Subj. (ca. 1160, Normandie, vgl. J. Salverda de Grave, Eneas,nbsp;S. XIX).
Bei pik. und wall. Dichtern sind die Fehier der Zahl nach geringer, aber fehlerlos wird auch nicht durchgereinit: Walter schreibtnbsp;in nie und Galeron:
151 Por Ie pere qui si fu preus Le het Oiaus et si neveu[s]
braucht also nevens, den Obl. Plur., statt neven (Subj. Plur.). Und so enthalten auch Ille 3193 und 5883 DeklinationsverstCe. Urn 1200nbsp;zeigt der Dichter der Venus, daG sein -s verstummte und daC vonnbsp;einer regelmaCigen Deklination deshalb nicht die Rede sein kannnbsp;(W. F., S. 30 der Ausgabe). Allein der gebildete Pikarde Audefroinbsp;le Bastart dekliniert um die gleiche Zeit tadellos (vgl. Cullmann,,nbsp;Die Lieder und Romanzen A. 1. Bs, Halle 1914, S. 39).
Hieraus drfte sich ergeben, dafi damals die Deklination Lehr-gegenstand war, und ein Gleiches erhellt aus einem allerdings wohl jngeren englischen Gedicht, in welchem die Verfasserin ihr Anglo-normannisch folgendermafien entschuldigt: Si joe (ego) lordre desnbsp;cases ne gart . . . Certes nen dei estre reprise . . .; Quen Latin estnbsp;nominatif, fi? frai ronianz acusatif. ,,Wenn ich die Regel dernbsp;Kasus nicht beachte . . ., So darf ich deswegen nicht getadelt werden . . .:nbsp;Was auf Latein Nominativ ist. Das mache ich franzsisch zum Akkusativnbsp;(vgl. J. B. XI. I. 253, beachte den Reim: reprise: guise, also einenbsp;Verfasserin. tonianz wird adverbial gebraucht).
lm Zentrum dagegen lautet -s um 1200 noch, und darum finden wir hier keine Verstfie. Christian dekliniert tadellos, Guiot denbsp;Provins irrt einmai beim Partizip: Bible 2610 put (ptet): Ainz fussenbsp;je pris e batus, was verderbt sein kann.
Erst im XIII. Jahrh. beginnt auch im Z. die Entwicklung, die der Norden und Westen bereits durchgemacht: Wie dort nehmen -^-losenbsp;mask. Subjektive -s an: peres, maistres, bers; -s beginnt zu verstummennbsp;und die Deklination kommt ins Wanken. Aber noch lange wird sienbsp;bei den Kunstdichtern durch die Tradition gehalten, die von demnbsp;Umstand untersttzt wurde, da -s vorVokal in der Bindung (liaison)nbsp;ja weiter lautete: lm XIV. Jahrh. war die Deklination in der ge-sprochenen Sprache langst verschwunden. In der Dichtung aber brauchtnbsp;Guillaume de Machaut (ca. 13001377) im allg. Subj. des Sing,nbsp;mit s, Subj. des Plur. ohne -s, aber er ist unsicher. Christine denbsp;Pisan (1364 ca. 1430) braucht in der Hauptsache nur noch als
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;I3
-ocr page 208-194 IV. Formenlehre. Nomen: Das Ende der Zweikasusflexion.
Pluralzeichen. Wie lange allerdings die Tradition nachwirkt, ermesse man daran, dafi der wenig altere Froissart (1337 ca. 1405) gegennbsp;Ende des Jahrh. in seinem Artusepos Mliador noch ziemlich tadellosnbsp;'dekliniert und hierin Christian nicht viel nachgibt (Zt. 23, 39).
Ganz anders wird das Bild, wenn man in die Hss. schaut. Zwar B ist ungewhnlich sauber fr ein nordfranzsisches Denkmal desnbsp;XII. Jahrh. Dafiir herrscht im Reim Lizenz: 135 cuvi vassals (Subj.nbsp;Plur. vgl. B 75),nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;154 damage statt damages, 161 graindre statt
graignour (S. 204). Die Obliqui 61, 240 Corinus, 5, 283 genz (Sing, vgl. S. 191), 228 apres Brutus sind weitere Schwachen. In R abernbsp;ist die Obliquusform als Subjekt ganz gewhnlich: 44 son ceint stattnbsp;sis ceinz, 60 Deduit statt Deduiz, 90 li Dieu statt li Dieus, iio linbsp;cuer statt cuers usw.
Damit ist nun aus der afrz. Zweikasusflexion das romanische Einkasussystem geworden. Das Resultat holt das nach, was dienbsp;meisten rornanischen Sprachen ein Jahrtausend vorher vorausgenommen:nbsp;Ein einziger Kasus bleibt, dessen Grundlage der lat. Akkusativ ist.nbsp;In der Mehrzahl der Falie ergab sich dies ganz von selber durchnbsp;Verstummen von -.r; murs, mur lauteten nun beide mur und vor-vokalisches rn^lrs (li murs est) machte dem haufigeren mur Platz.nbsp;Das s aber wurde Pluralzeichen und bis auf die Bindung: lesnbsp;murs^nt natrlich graphisches Pluralzeichen.
Auch WO der Formenunterschied zwischen Subj. und Obl. sich nicht durch Lautentwicklung ausglich, wurde meist der Obl. gewahlt,nbsp;der Subj. fallen gelassen. Nur der Vokativ entschied gelegentlich frnbsp;den alten Subj.: Bei gebrauchlichen Eigennamen immer: Charles, Eve,nbsp;Marie, aber Otkon, Huon; bei Personenbezeichnungen oft: anctre,nbsp;tante, sceur, fils usw.
Gelegentlich erhielten sich beide Formen in der Bedeutung differenziert: sire (Majestat), seigneur (Herr) (auch Monsieur = m(e)umnbsp;senire(m)); pdtre (pastor, Hirte), pasteur (pastre(m) Buchwort prot.nbsp;Pfarrer); trouvre (*tropator m. a. Lyriker Nordfrankreichs), troubadournbsp;(*tropatre(m)) aus dem aprov. trobadr (,,sdfrz. Lyriker); nonne,nbsp;nonnain (se dit en plaisentej'iel Diet, de 1Acadmie); nonnainnbsp;wird heute als Diminutiv und pejorisierend empfunden.
Zu bleibenden Numerusunterschieden, die in den Mundarten seltener werden, vgl. S. 165, 192.
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IV. Formenlehre. Adjektivum . Klassen.
Kapitel i.
Die Einteilung ist im wesentlichen dieselbe wie beim Nomen. Eine erste Klasse entspricht der afrz. i. Mask.- und i. Fem.-Klasse undnbsp;entstammt den lat. Adj. der i. und 2. Dekl. Eine zweite Klassenbsp;entstammt der lat. 3. Dekl. und stekt afrz. unter dem Einflufi dernbsp;I. Adjektiv-Klasse, in der sie schlieGlich aufgeht:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Klasse.
Mask, durus durs dur dur Fem. dura(m) dure duras dures duru(m) ditr duros durs
Das Maskulin zeigt also ungestrte Entwicklung und Zweikasus-flexion. Das Feminin kat wie die entsprechende Nominalklasse keine Deklination mekr. Zu dieser Klasse gekren auCer den Adj. der lat.nbsp;I, 2, auck die Part. auf to: cantatus chantez, chante.
Beim Mask, weicken in der Sckriftspracke des XII. Jakrhunderts nock tner tendre, dexter destre, alter altre, prosper prospre durcknbsp;lautlick berecktigte s-lose Subj. Sing. ab. Die Entwicklung verlauftnbsp;wie bei pre, ber usw. QLR 6 kat sckon Subj. Sing, altres. Dasnbsp;XIII. Jahrhundert gleicht den Unterschied allerorts aus. Wie nah dernbsp;bergang lag, zeigt klassisch prosperus und App. 138 teter non teirus.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Klasse.
Mask. nbsp;nbsp;nbsp;Fem.
grandis j nbsp;nbsp;nbsp;grandes granz
grande(m) grant grandes granz
grandis granz grandes g7'ant
grande(m) grant grandes granz
Und so alle Adjektive der lat. 3. Dekl., und die Part. auf nt (cantante(m) chantant). Das Maskulinum ist also bereits ganz dennbsp;Maskulinen der 1. Klasse gleichgemacht worden, indem der Subj. Plur.nbsp;x-los gebildet wurde (*grandi, vgl. Reich. Gl. 194 maleforti stattnbsp;fortes). Die Adjektiva die Sttz-e entwickeln, flektieren ebenso: gracilisnbsp;graisles, gracile(m) graisle usw. pauper, acer, tristis sind sckonnbsp;vlat. zur I. Klasse bergegangen, vgl. die Beispiele der App. untennbsp;S. 198 und Cligs 5355 Subj. Sing, povres] Yvain 2848 egres.
Das Femininum ist noch nicht nach der i. Klasse umgestaltet (grandel). Wie die Nomina der fem. 3. Deklination (Klasse 2 fleursnbsp;oder flor) schwankt der Subj. Sing, zwischen einem anscheinend un-gestrten Deklinationsrest, und der Deklinationslosigkeit der Femininanbsp;der Adj.-Klasse i:
13*
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IV, Formenlehre. Adjektivum: Neutrum.
1. nbsp;nbsp;nbsp;Der ganze Norden eilt der Entwicklung voraus und hat auchnbsp;hier, wenige Reste ausgenommen, jede feminine Dekl. aufgegeben:nbsp;Alexius, Str. 82, 97, 107 si grant dolur . . . mest aparude, 88 gonbsp;est grant merveile; und nur in einer Hs. L 89 (o est grans merveille.nbsp;(Vgl. noch Strophe 85, 104.) QLR I, 2, 33 (S. 8) grant partienbsp;murrunt; IV. 15, 11 (S. 208) la grant ire nostre seignur vus estnbsp;sur les cols der grofie Zorn unseres Herrn ist iiber euern Halsennbsp;usw. Eneas dagegen hat (im kritischen Text) grans I 21 one nenbsp;fu tant granz ocise = Niemals war ein so groGes Morden.nbsp;59 granz genz s'en vait (bei Trojas Zerstrung). Aber ist diesenbsp;Schreibung auch berechtigt? Durch Reim gebunden ist; 2437 Haecnbsp;esteit la presse grant. Und ebenso: 8509 nas altre mal: Nestnbsp;giens enfermetez mortal. Allerdings 10134 Albe mist a sa cit nom\nbsp;Molt par fu riche molt fu grans: anz (annos). Der Dichter desnbsp;Eneas schwankt also in den Reimen: Bald bildet er den Subj. Sing,nbsp;fern, seiner Mundart entsprechend grant, bald der Schriftsprachenbsp;entsprechend granz. Walter von Arras folgt, wie in den Formennbsp;meist, der Schriftsprache. Vgl. Ille 109 Mais se largece est si iresnbsp;grans: Que ses poirs est mains parans.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Der Subj. Sing. Fern, der Klasse 2 auf -s ist genau wie beinbsp;der nominalen Klasse 2 (fleurs oder flor) das Kennzeichen der Kunstdichter der Champagne und der Ile-de-France: Yvain 1986 esforz-.nbsp;Dame nule force si fors Nest . . ., 2444 chascune estoit bele . . .nbsp;preus et sage usw. Und entsprechend bei Guiot de Provins innbsp;der Bible: 713 nest nulle tant desloiaus im Reim; 740 Grans pechieznbsp;est, 1016 (H)uevre qui nest loiaus ne saine usw. Und so nochnbsp;R 57, aber vgl. R 5. Die Handschriften weisen natriich oft -j-losenbsp;Formen auf: Bible 859 la grant covoitise le fet.
Ebenso weisen die Handschriften der nrdlichen Provinzen oft s-Formen auf: B 278 la grans meirs, 354 Gries e pesans fu (dasnbsp;Madchen), 357 Mult en fu grans la renomeie. Das Verstummen vonnbsp;-s gleicht auch hier alle Unterschiede aus.
In adjektivischem Sinne hat sich das Neutrum nicht erhalten, da es ja kein nominales Neutrum mehr gibt. Wohl aber im pradika-tiven und adverbialen Gebrauch: Hier steht es auf neutralesnbsp;Pronomen bezogen: Yvain 141 de rechief {\Qn neuem): Certes, dame,nbsp;ce mest mout grief und nicht gries. Oder es ist adverbial: B 312nbsp;lo riu ... ki sileif cur't ,,der Bach, der sanft flieGt, vgl. R 164.
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IV. Formenlehre. Adjektivum: Stammau?gleic.li.
Wie beim Nomen sind die Mask, der -j-Stamme indeklinabel; Die der i. Klasse (falsus fals, false, -sus -ous, ouse) sind zwei-geschlechtig ohne die Mglichkeit neutraler Form, die der 2. ein-geschlechtig (-(n)sis -eis). Doch ist hier analogisches Feminin frh,nbsp;vgl. S. 198.
Indeklinabel ist weiterhin vtus viez (Erec 407, Fergus S. 16, 15 Subj. Plur. fem. vies im Reim mit pies pdes) seiner lat. Grundlagenbsp;entsprechend. Ein analog. Fem. viese (Aiol) ist selten: viez wird vonnbsp;vieilz verdrangt, bleibt wohl in den Vogesen ais vje, ALF 13871 Zt.nbsp;26, 668. lm NW. ist proz indeklinabel: G. Ste 224 A sa proz gent.
Stammausg-Ieich.
Labialstaiunie: nvus wurde zu nous (S. 141), wahrend in nvi das V blieb. Dieser Unterschied wurde noch vlat. ausgeglichen, urfrz.nbsp;lauten die Formen nuefs, nuef; f verstummt afrz. vor s (mies) undnbsp;nfrz. in Bindungen vor Konsonant: Neuf chateau (noe-) aber Chateauneufnbsp;(nosf). Nfrz. folgt der Plural dem Sing.: ils sont neufs (neef). Ebensonbsp;ist die Entwicklung von -vus: afrz. nais niiif, nfrz. Sing, naf,nbsp;Plur. nafs (naif).
Dentalstamiue: Sie deklinieren: liez, lie(t) (S. 85); granz, grant. Mit Verstummen von z und t fallt der Unterschied, ^ wird Pluralzeichen.
Palatale Stamme: frisc-us freis, frisc-u(m) fresc (Eneas 6388); spaterer OhX. freis (B 259) folgt dem Subj. siccus se{c)s (erwartet *seis)nbsp;folgt sccu(m) sec. Nfrz. lautet der Plural nach dem Sing.: secs (ssk).
ST-Stainme: praestus prez, praestu(m) prest. Der Subj. Sing. QLR 14 prestz kann als graphische Analogie angesehen werden.nbsp;Da der konsonant. Auslaut verstummt (prs), verfallt der Unterschied.
L-Stainme: I vokalisiert vor Konsonant, in Mundarten auch satz-phonetisch; Also Subj. beaus (resp. w. beus, . biaus, R 25); Obl. bel ome, R 27 beaiipere (resp. beu S. 172, biau, R 248). Ebensonbsp;entwickeln sich mollis (moiis; mol mou), fllis (R 296, 287), vclusnbsp;(vieus; vieilvieu).
-clus ergab afrz. w. pareus, . parans, -clu(m) pareil; die Schrift-sprache gleicht nach dem Sing, aus; ils sont pareils. Und ebenso bei dem gelehrten Suffixen -el (mortels), wahrend -al (loyal, loyaux)nbsp;nicht ausgleicht; gentil, gentils sind durch Lautentwicklung ausgeglichen.
M-Stamine: firmus fers, firmu(m) ferm (Rust. Asne 18). Aus-gleich nach dem Obl. und dem Fem. zu ferme, das im XIV. Jahrh. herrscht.
-ocr page 212-198 nbsp;nbsp;nbsp;IV, Formenlehre. Adjektivuin : Genusunterschied.
Kapitel 4.
Wenn man die Entwicklung berschaut, hat man nicht den Eindruck, als sei es das Bestreben der Spreekenden gewesen, dienbsp;formalen Unterschiede zwischen Maskulinum und Femininum zu er-halten oder gar zu vertiefen. Mehrfach ist analogisch der Unterschiednbsp;zwischen beiden aufgehoben worden; mehrfach hat er sich verstarkt:
a) Das Aufgehen der zweiten Adj.-Klasse in der ersten.
Da die 2. Klasse keinen Genusunterschied besitzt, in der i. Klasse das ,,weibliche -e charakteristisch war, so mag in vielen Fallen Deut-lichkeitsstreben der Grund fiir den bergang des alten, lautlichnbsp;ungestrten grant zum analogischen grande^) gewesen sein, dasnbsp;darum auch an betonter Stelle zuerst auftritt.
Bei dieser Analogie war aber mitwirkend, wenn nicht ent-scheidend: Die iiberragende Anzahl der Adjektiva der i. Klasse. Und so brckelten diejenigen der 2. Klasse Wort fiir Wort ab.
Das Abbrckeln der Dekl. beginnt schon vlat. Die App. korrigiert; 41 acre non acrum, 42 pauper mulier non paupera mulier; 56 tristisnbsp;non tristus, afrz. trist (Leod. 143), fern, triste^ Diesen schliefien sichnbsp;noch an; communis (Alex. 308 comune oraisun, vgl. R 333), dulcisnbsp;(Rol. 16 de France dulce, R 269), dolentus (Alex, 132 dolente sui),nbsp;follis und mollis {iem. foie, Yvain 1150 und sonst im Reim, R 375)-(Vgl. T. Fischer, S. 33, M. L. Ro. Gr. II, 60.)
Urfranzs. fallen dann alle Adj. der 2. Klasse mit der 1. zusammen, die Sttz-^ entwickeln: gracilis graisle, sodann Buchwrter wie celeste,nbsp;die Adj. auf -able, -ible, flebilis feible. Es folgt das Suffix -e(n)sisnbsp;~eis, bei dem ein normales Fern, -eis nicht belegt ist. Auch finenbsp;findet sich friih (Yvain 1488). Alle iibrigen bilden analogischenbsp;Femininformen zuerst in den Mundarten des Nordens, spater imnbsp;Zentrum. Das nachgestellte Feminin geht dem vorangestelltennbsp;in der Entwicklung voraus: brieve (R 260) und grieve setzen sich imnbsp;XV. Jahrh. durch. fort: Alex. 441 hat fort aventure, Hs. Y. forte,nbsp;das Eneas 74ii 'in Reim braucht, Yvain 701 la meison fort : deport,nbsp;Bible G. 2640 as fors sauces. Im XV. Jahrhundert herrscht forte. nbsp;grant: schon Rol. hat 302 ses grandes pels de martre. Zum pra-dikativen Gebrauch vgl. Alex. Str. 85 grant fu la noise (P, A), 104nbsp;granz est la presse (alle Hss.) aber 122 ne vus sai dire cum lur ledecenbsp;est grande (Assonanz). Vorausstehendes Fern, graait ist besonders
Also *granda.; Oder spater analogisch nach lourt, lourde u. a. gebildet?
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IV. Formenlehre. Adjektivum: Genusunterschied.
zah (R 278); grande setzt sich erst Ende des 16. Jahrhunderts durch. preu: Yvain 2444 chascune estoit . . . preuz. Zum analog. Fem.nbsp;preude fhrte mifiverstandenes preu de feme (R 361) prode(m) de feminanbsp;neben proz dome (Rol. 26). Auch preuse und preue kommen vor.nbsp;Das Wort veraltete. vert: Schon Rol. braucht verte\ daneben,nbsp;grande entsprechend, verde, das noch Rabelais 5, 8 braucht. lmnbsp;XVI. Jahrhundert verte, sporadisch in der Dichtung vert] die Ardennennbsp;halten verde, ALF 1376. Die Adj. auf -aris, -alis, -ilis: Al ex. 63nbsp;la mortel vitlie, Bible G. 2302 escoles loiaus, vgl. R 213; fr fem.nbsp;pare(m) per finden wir im XIV. Jahrhundert statt sa per: sa paire,nbsp;-elle fr -ale(m) herrschen im XVI. Jahrhundert, -ale, -ile im XV. nbsp;Partizipia auf ~ant: Yvain 923 porte colant, aber QLR 47 la Pierrenbsp;departante der trennende Stein, ebenda '^6 Les femmes ... vindrent...nbsp;cliarola7ites e . . . chantantes. Das XVI. Jahrhundert setzt -ante durch.
Grandm'ere, grandckose, seltenes grandrue, Rochefort, raifort (radice(m)forte(m)), das lettres royaux des XVIII. Jahrhunderts sindnbsp;erstarrte Reste des alten Feminins. (Vgl. Mnch. Staatsbibl. Ms. Gall.nbsp;651, Hs. des XVII. Jahrhunderts; Les Ordonnances Royaux tantnbsp;vieilles que nouvelles''.)
1. nbsp;nbsp;nbsp;Der Stammauslaut wird vor u, i, os anders entwickeltnbsp;als vor a;
sccu(m) gt; sec; scca seclie. frisc-u(m) fresc, resp. freis 'fgt; frois (S. 197); frisca gt; fresche. franciscus ^ franceis; francisca ^nbsp;francesclie. longu(m) gt; lonc, longa ]gt; longe.
Diese Unterschiede, die fr das Pik.-Norm. nicht bestehen', da ja ka-, ga- hier unverandert bleiben, halten sich zum Teil bis heute.nbsp;Das Suffix -isca -esche veraltet frh. Vereinzelte Beispiele findennbsp;sich bis ins XV. Jahrhundert. Zu francesclie vgl. S. 73; Yvain 191nbsp;reimt bretesche (brtt-isca ,,Befestigung) mit galesche (,,galisch),nbsp;B 242 hat bereits analogisch galeise (,,galisch) und reimt es mitnbsp;faleise. Weiterer Ausgleich S. 201.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Der stimmhafte Stammendkonsonant wurde urfrz. iinnbsp;unmittelbaren Auslaut stimmlos:
vvu(m) vif, vva(m) vive. Der Unterschied bleibt bei allen v-Stammen aufier joli(f) (S. 201) bestehen; afrz. schliefien sich an:nbsp;judaeus jueu gt; jiiiu, Judaea juiue gt; juive, wonach dann analog,nbsp;im XIII. Jahrhundert ein Mask, jiiif; und antiquu(m) antiu, antiquanbsp;antive, wonach dann antif. vcitu(m) vuit, vcita vuide (S. 201).
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IV. Formenlehre, Adjektivum: Genusunterschied.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Der stammauslautende Konsonant verstummt irnnbsp;XIII. Jahrh. im Mask., bleibt aber im Fem. durch -e gedeckt:nbsp;Fester Dental: lridu(m) lout't, lourde; cantante(m) chantant, chan-tante (S. 199), factu(m) fait, faite.
Einfacher Dental verstummt im Fem. intervokal, bleibt aber im Mask, bis ins XII. Jahrh., im O. langer: -atu(m) -et, -atanbsp;-ede ee; Frk. laid^ mask, lait, fem. laie (Eneas 687).
Durch das Verstummen der Endkonsonanten im Mask, entstehen nfrz. Quantitatsdifferenzen des Tonvokals:
-s: nbsp;nbsp;nbsp;-sus gt; etisnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;0)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;-sa gt; eusenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(0:z)
-sis ]gt; ois nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;wa, e)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;-sis gt; oisenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;waiz,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;s:z)
frisc-usgt; frois nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fre)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;frisc-agt;- freschenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;(nfrz.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;frsij)
-g: longu(m) lonc, longa longe (Alex. 468), nfrz. 15, l3:g.
-r: leviariu(m) legier, fem. legiere, nfrz. lese, le3:r. In einsilbigen Worten dagegen bleibt r: fier, fiere; dur, dure.
4. nbsp;nbsp;nbsp;Den Stammauslaut bildet lat. einfach n. Mask, undnbsp;Fem. nasalieren, aber das Fem. wird wieder entnasaliert:
bonu(m) bon; bona bonne. Suffix -anu(m) -ain; -ana -aine. Germ, brns brun; brune. plnu(m) plein; pleine usw.
5. nbsp;nbsp;nbsp;1 vokalisiert vorkonsonantisch im Mask., bleibt aber
im Fem.: bellu(m) W. beu, Z., O. beau, biau; bella bele; nfrz. moii, niolle; vieux, vieille. Dieser Unterschied bleibt bestehen, wahrend ernbsp;bei den gelehrten Suffixen -el (mortel, -elle), -al (loyal, -ale) sichnbsp;nicht ausbildete, zumal die Fem. jngere Bildungen sind. Bei -le(m)nbsp;entsprechen sich im 'L^rAmm genti (geschriebennbsp;nbsp;nbsp;nbsp;und analogisches
gentile (nfrz. gentille nach fille.^) in den Mundarten gentiu, gentieu gentil.'
In vereinzelten Fallen wird von Adjektiven mit Sttz-^ ein neues ^-loses Maskulinum differenziert: Zu fragile(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;statt fraile,
vgl. S. 125^; put ptidu(m) (M. Brut 1437) drfte ebenfalls von p7ite (S. 190) abstrahiert sein. St. Thomas schreibt Vers 97 von David:nbsp;uns rus vablet (lies vadlet, vgl. S. 164) berchier; rus ist aus rsti(c)usnbsp;ruistes vom Fem. ruiste differenziert, entspricht also einem franzischennbsp;*ruis. Auch in spaterer Zeit kommen solche Differenzierungennbsp;vor: Zu den filteren eingeschlechtigen Buchworten malignu(m) maligne,nbsp;benignu(m) benigne findet sich seit dem XIV. Jahrh. auch malin undnbsp;bnin; vduu(m) ist auch im Mask. afrz. ve(d)ve, nfrz. aber vezif.
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VI. Formenlehre. Adjektivum; Genusunterschied.
veuve, mit labialisiertem Tonvokal; cgnitu(m) ergibt auch im Mask. cointe (R 30), einsilbiges Mask, coint findet sich erst im XIV. Jahrli.nbsp;Das Wort stirbt mit dem XVII. Jahrh. aus. In den Vogesen bleibtnbsp;das Fem. cointe gebrauchlich.
Die Falie der zweiten Klasse wurden erwahnt (S. 198). Zur er sten: tner iendre, rapidu(m)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;rbeu(ni) Suffix-aticu(m)
-age. Es finden sich keinerlei Beispiele der Differenzierung des Maskulins.
1. nbsp;nbsp;nbsp;Nach dein Maskulm: lonc, lo^tge gleicht zu lonc, longue aus.nbsp;Der S.-O. bewahrt longe (Herzog 483); lait, laie zu lai(t), laidenbsp;(Christian); joli(f) (S. 144), jolive zm. joli, jolie (Chastelaine 135).
2. nbsp;nbsp;nbsp;Nacli dera Feminin (das Maskulin ist stets einsilbig);
Labialstaiimie: calvus ckaus (Charles li Chaus)] schon Cligs 4772 findet sich mask, chative. Die Haufigkeit der Wendung la ttenbsp;chauve (Herzog, J. B. XIII. i. 188) hat dazu beigetragen, diese Formnbsp;zu verallgemeinern. falvus (germ. falb) ist fr beide Geschlechternbsp;stets yhaz'iT (Cligs 4770). curvus: Guillelme al curb nes .'K.mmm-nase des Wilhelmslieds wird schon inAIiscans als cort nes Kmvz-nase miCverstanden. Das Fem. ist (Aio 1 8787). Vom XIV. Jahrh.nbsp;ab ist mask, courbe nachgewiesen. crspus *cresps )gt; cres, Obl. crespnbsp;(Alex. Fragm. 61); urn 1200 ist mask, crespe nachgewiesen.
Dentalstiinirae: vcitus vuiz, fem. vuide; mask, vtdde gt; nfrz. vide findet sich seit dem XV. Jahrh. und herrscht alsbald allein.
rgidus roiz, fem. roide; ein Mask, reide findet sich schon Troia 16361; seit dem XV. Jahrh. herrscht roide, spater roide neben raide.nbsp;(Umgekehrt findet sich fem. roite nach dem Mask.; Joinville, S. 208.)
Palatalstainme: lscus lois, fem. lsca losche: Schon Anfang des XIII. Jahrh. findet sich mask, louche, und lois scheint alsbald gefallennbsp;zu sein. Selten ist fois fscus, das in den Lexiken fehlt; Tr. B rolnbsp;3490 Ja ne men tienge lois ne fois: foiz (vce(m)) Er halte mlchnbsp;weder fr schielend noch fr bs. Wie lotiche verhalten sichnbsp;vermutlich germ. *lasc-us lasche, bei dem lautgesetzl. Mask. *lais bishernbsp;nicht nachgewiesen wurde, largus large iflars nicht nachgewiesen),nbsp;germ, riccus (R 307, 315) riches (*m nicht nachgewiesen). frisc-us
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IV, Formenlehre. Adverbialneubildung.
freis gt; frois, fresche zeigt nur im Stammvokal Ausgleich; Erec 620 Subj. fres. Zu raucus vgl. S. 154.
Vgl. Toni Fischer, Ausgleichserscheinungen in der Genusbildung des frz, Adj, Diss. Heidelberg 1912, der ein Teil der Bsp, und Daten entnoramen wurden.
Neben den Uradverbien kann auch das Eigenschaftswort a!s modale, temporale oder lokale Bestimmung zum Verbum treten.nbsp;Lateinisch tat es dies als Neutrum (verum), als Ablativ (multo), alsnbsp;Akkusativ (certas). Jede Deklination batte besondere Adverbialformen:nbsp;Auf -e die i. Klasse, auf -iter die 3.
-iter hinterliefi in den ro. Sprachen keine Spuren. In afrz., nfrz. certes kann man certas sehen, von -e-Formen blieben: b?ne bien,nbsp;male mal, lnge loing, tarde tart, romanice romanz (vgl. S. 138, 193),nbsp;vre voir\ R 368 voire ist vra.
Vlat. trat neben diese organischen Formen; Die bildhafte Um-schreibung mit Ablativ -mente ,,Sinnes, urspr. bei menschlichen Eigenschaften: Diehl, Christl. Inschr. 3 sana mente, 9 devota mente.nbsp;Doch wird -mente alsbald reines Adverbialsuffix, wenn es auch stetsnbsp;weiter mit dein Fem. des Adj. verbunden wird (vgl. B 77, 78, 89;nbsp;sXxz. granment, Ml. 789 und nfrz. grandement!) und ursprnglich beinbsp;mehreren Adverbien nur beim letzten zu stehen braucht: Rol. 1163nbsp;humle et dulcement.
Die Entwicklung im Franzsischen ist die Folgende; -iter wird in den Reich. Gl. nicht mehr verstanden; 1120 singulariter; sola-mente. Die potische Sprache der alteren Zeit ist natrlich armnbsp;an Adverbien wie an Adjektiven: Die Grnde sind stilistischer Natur.nbsp;Es berwiegen adv. Wendungen Adverbien aus Prapositionen usw.,nbsp;unter diesen zahlreiche mit etymologisch -s im Ausgang:
B; 4 fors (fris, S. 93), 28 innelepas (S. 143), 106 maneis (mane psu(m) sofort), 139 dedenz (dedentus), 167 aillurs (alirsum), 234 lozdis (tttos dies), 279 jadisnbsp;(ja(m)dies). Diesen etymologischen r-Adverbien, folgen analogisch: 84 gairesnbsp;(germ, waigaro O -(-r)* dementres (dum interi(m)-|-s). Adverbia auf -mentnbsp;stehen fast nur im Reim: 77, 78, 89, 123 (nicht im Reim) usw.
R: Die analog. Adv. auf -s haben stark zugenommen: R 34 auques (aliquid s, ok in modernen Mundarten), 10 ovecques (.S. 141), 105 und sonst, tors (illa(h)a(c)ora -f- s),nbsp;125 onques (mqua(in)-j-s) usw. Wenig Adv. auf -ment. Die Fortsetzung Jean denbsp;Meungs aber voller Adv. auf -ment: R 304, 358, 366, 368, 369, 385, 395, 399.
Die Adverbien auf -ment sind Stilmittel der bersetzung und der gelehrten Prosa: Vgl. schon QLR: Von Adjektiven: .S, 4 tendretnent, amerement, ts flenierement (plen-aria mente), 7 acceptablement, reddement (rgida mente), 8 finablement, 36 maimementnbsp;(maxima-mente), 69 baldement von frk. bald ,,khn. Von Partizipien; S. 4
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IV. Formenlehre. Komparation des Adjekt. und Adv.
nomemmt, acustumement, und daher die heutigen Adverbien auf -intent., das zwischen-tonige -e- verstummte im XV. Jahrh. Vom nt- Partizip; QLR 36 erranment, Wilhelmslied 502 plurantmint (weinerlich): Daher die nfrz. prudemnient, vaillamment,nbsp;vgl, t interkons. S. 147. Vom Nomen: QLR 66 felenessement (felon, fem. felonesse). nbsp;Gui de Provins, Bible 1937 mestrenient (,,meisterhaft). Und von Adverbien:nbsp;QLR 9 malement, 5 ensement (aeque sic mmts ~\-ainz), und allerorts: comment (comonbsp;mente), confaitement (como facta mente).
In haufig gebrauchten Adv. auf -tnent ist das zwischentonige e friih stumra; Rou 1079 ignielment statt isnelement, vgl. S. 176, das aber auch nach den Adj. dernbsp;2. Klasse auf -el verstanden werden kann; QLR 9 rehnent rara mente.
Meyer-Liibke, Ro. Gr. II, 619; Tobler Beitr. i, 14.
Das Aussterben der organischen Komparation ist ein vlat. Vorgang. Durch das Kaiserl. Titelwesen wurden Komparativ und Superlativnbsp;entwertet: invictissimus konnte nicht mehr sein als invictus, seniornbsp;war nicht mehr als senex, maiores, maior, prior wurden ganz natur-gemaC als Positive gefafit; vgl. auch Diehl, Chr. I. 3, 5) lOj l usw.
Von steigernden Adverbien wurden magis und plus zur Um-schreibung der nicht mehr deutlichen Komparation gebraucht. Wo magis Adversativum wurde (it. wa, Reich. Gl. 970 immo: magis,nbsp;frz. mais aber), wurde plus zum Steigerungsv.ort'). Schon beinbsp;Sidonius Apollinaris (Gallien, V. Jahrh.) wird p,lus ungewohnlichnbsp;haufig gebraucht.
Urspriinglich mag der Superlativ, den Komparativen mit magis Oder plus entsprechend, mit maxime und plurimum umschriebennbsp;worden sein; Tertullian schreibt plurimum dulcibus. Aber diesenbsp;Superlative waren ja entwertet! Und so bezeichnete nun mit best immtem Artikel eingeleiteter (R 294), oder affektisch betonternbsp;(R 153, Haase 29) Komparativ, alles was einen hchsten Gradnbsp;erreicht, also einzig in seiner Art, bestimmt ist. (E. Wlfflin,nbsp;Lat. und rom. Kompar., Erlangen 1879, S. 30, 34, 82 ff.)
In den Reichenauer Glossen ist jedes Gefhl fr die Bedeutung des organischen Superlativs geschwunden;
55 optimum: valde bonum, 576 optimos; meliores.
Und wie der org. Komparativ aufgefaCt wird, zeigen Glossen wie:
940 inferior; subtus, vgl. 945; 1118 saniore: meliore: plus sano. Doch haben alle romanischen Sprachen Reste des organ. Komparativsnbsp;erhalten, die natrlich allmahlich abbrckeln:
maior maire; majre(m) maour (vgl. J, S, 162); magis mais.
*) Andere Umschreibungen: Alex. 20 des melz genlils ,,der Edelsten; QLR 194 les miclz vaillans die Wackerstenquot;; Diese Umschreibung ist agin.
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IV. Formenlelire. Koniparation des Adjekt. und Adv.
Bemerkuiig: Roland 1784 Terre Major ist nicht, wie es beispiels-weise G. Paris in seinen Extraits de la chanson de Roland im Index angibt, = majorem grande terre'', sondern gelehrtes terra majorumnbsp;das Land der Vater. Heute ist major nur noch Titel; maire Brger-meister; majorem bleibt in inajor Major (aus dem Italien.), majeurnbsp;groCjahrig. (Juristensprache.)
minor niendre (R 160), minre(m) menour, heute gelehrt rnineur minderjahrig. minus meins, moins bleibt als Adv.
grandior graindre, graignour. (B 8, 161, vgl. S. 194, R 153.)
Reich. Gl. 691 iuvenior iuenvre, ioveignour^).
Afrz. waren auCerdem gebrauchlich; Eulalia 2, M. Brut 3944 bellezour 1bellatiore(m) ,,schonerquot;, Roland 1017 destir un pui halgournbsp;(altiore(m) = hoch); Eneas 5342 Ie noaillor (= Ie pire), QLR 94nbsp;Ie nualz de ttiz les mals gehren zu ngalis ,,wertlos; sordois istnbsp;sorddius (Tr. Br. 386 = pis) und danach ampleis: O. Ps. 89, iinbsp;,,darber hinaus, zu amplus.
Erhalten haben sich nfrz. folgende Komparative; minornbsp;nbsp;nbsp;nbsp;moindre {^tsxtmendrenach.moins) minus moins
mlior (afrz. Subj. 7nieldre) meillour gt; meilleur mlius 77iielz gt; mieiix
P?Jus pis.
plrires wurde zur Zeit der Entwertung des Komparativs von plres aus gebildet, wie bei Seneca proximior aus proximusnbsp;(Wlfflin, S. 45), oder in den Reich. Gl. 999 ultissimus. Plriresnbsp;findet sich bei Fulgentius. Das Franzsische hat es dann mit plusnbsp;vermischt:
*plsires 7gt; B 42 pluisur, nfrz. plusieurs (Renaissance-Latinismus).
Beilierkung. Die Deklination folgt Klasse 2; QLR 3 ourent li plusur (1plusiori) muillers plusurs. Analogische Feminina findennbsp;sich frh: QLR 135, 7 greignure asez est ta sapience, QLR 167, 13nbsp;viles plusures. Im XV. Jahrh. setzen sich die analogischen Femininanbsp;durch; plusieurs bleibt schriftsprachlich unverandert.
Von Superlative!! blieben teils zu Positiven entwertet, teils gelehrt als Superlative: psimus (vgl. Plautus, Trin. IV. 2, 146nbsp;Ipsusne es? Ipsisstmitis'j in metipsimu(m) mees^ne, mismenbsp;selbstquot;, pssimus, Rol. 56 pesmes schlechtquot;, QLR 30 un tun prusnienbsp;prximu(m). Jonas grandesmes, QLR 89 il sunt bonime vassal usw.
Ein entwerteter Komparativ ist vermutlich auch ver ais, vrais: veracu(m) gengt namlich fr das aprov. verais nicht. Deshalb setzt
XVI. Jahrh. i. d. Gerichtssprache: Nol du Fail, Contes VI, gegen Ende: un . oueigmur ou fnan.
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IV. Formenlehre. Zahlwort.
M. L., REW 9214 *veraius an. Etymon ist wohl veracius (veratius scimus, Pirson 9, 27), woraus sich auch die it. Formen wie altveron.nbsp;vsrasio erklaren. Die Entwicklung ist gelehrt, afrz. verais statt *veraznbsp;entspricht palais statt *palaz. Vgl. S. 151.
Die lat. Flexion von Onus, do, trs wird vlat. nur durch Er-setzung des Duals do durch den Plural d verandert. Und so nehmen diese drei Zahlwrter afrz. an der Zweikasusflexion teil; Onus uns, unenbsp;wie ein Adj. der l. Klasse. Auch der Plural kommt vor, bedeutet ,,einnbsp;paar oder einige; R 51 (Puns soulers ,,mit einem Paar Schuhe.nbsp;do flektiert mundartlich verschieden: lm Z. Mask, dui (R 62, Umlautnbsp;vgl. S. 84), Obl. deus\ Fem., Subj. und Obl. deus. lm O. doinbsp;(B 109, Ml. 1613), Obl. dous, dos; ein Fem. doues (das) kommt imnbsp;O. und SO. vor: Flo. 250 an doue parties in zwei Teile (-s ist vornbsp;Konsonant verstummt). Der W. hat franzische Formen: dui, deusnbsp;(Eneas), Oder halbfranzische; dou (von dous abstrahiert, neben seltenennbsp;dezi, dui), Obj. deus (G. Ste.); ambo dui flektiert andui, ansdeus,nbsp;resp. ambedui (R 62; B 109: ambedoi), ambedeus. Fem. ambesnbsp;(ambas) B 47.
trs bildet eine neue mask. Subj.-Form wie die Adjektiva 2. Klasse: Mask. Subj. trei Pf troi qvcv. treh'igt; trois Neutr.tra,afrz.
Obl. trei:'pgt; trois nbsp;nbsp;nbsp;fem. Wrfeldrei.
Fr die Zahlen von 4 bis 16 sind die Probleme rein lautlicher Natur. Von da ab wird rom. addiert und zwar afrz. immer mit et: Vgl.nbsp;B 64 Dis et - VIII' foiz, R 83 vint et neuf. Noch in der Renaissancenbsp;wird so gezahit; Des Priers, Nouv. Recr. 2, Triboulet et Caillettenbsp;toient fols d vingt et cinq karaz, doiit les vingt et quatre font Ie tout.nbsp;Vgl. Haase 55. Das et bleibt dann vor dem vokalischen Anlautnbsp;in 21, 31, 41, 51, 61, 71. Seine Spur fmdet sich in der nfrz. Liaisonnbsp;von vingt-deux (viddo lange Konsonanz), vingt-trois (vttrwa), vingt-quatre (vtkat) usw. Im SO. sagt man noch vitado.
Die Probleme der Zehnerzahlen von 20 bis 50 sind ebenfalls Akzent- oder Lautprobleme, vgl. S. 52, Von 70 ab konkurrierennbsp;F'ormen des Vigesimalsystems mit solchen des Dezimalsystems: Dafrnbsp;hat man das Keltische, spiiter germanischen Einflufi ver-antwortlich gemacht, Auch das Baskische zahlt nach dem Vigesimal-system. Doch ist glaubhaft gemacht worden, dafi vigesimale Aus-driicke fr 70, 80, 90 usw. sich erst seit dem XII. Jahrh. in Frankreichnbsp;einbrgerten (M. Rosier, Das Vigesimalsysteni, Zt. Bh. 26, S. 198)
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IV. Formenlehre, Zahlwort.
und auch die Karten des ALF zeigen das Bild schriftsprachlicher Aus-breitung: quatre-vingt hat sich bis auf Spuren von ottante durchgesetzt, settante und 7ionante halten sich noch an der Peripherie. Altfranzsischnbsp;waren auGerdem gebrauchlich: 6o treis vinz, 70 treis vinz et disnbsp;(neben seisante, setante und der nfrz. Mischform soixante-dix), 120 sisnbsp;vinz, 140 set vinz, nfrz. hopital des quinze-vingts = das Parisernbsp;Blindenspital mit 300 Betten^).
In Belgien und der Schweiz sagen oft auch die Gebildeten settante, ottante, nonante. Vgl. M. Donnay, Oiseaux de Passage,nbsp;I. Akt, 2. Sz., WO eine Schweizerin zum Gaudium der Pariser- la guerrenbsp;de septante sagt. Mehrfaches von vint und cent haben im Obl.nbsp;Plural-i': Vgl. B 96 sis cenz (Reim: lenz lntus). In der Liaisonnbsp;vor Hauptwort blieb -s lautend und wird darum auch noch geschrieben.
Mille ergibt mil, mn(i)a ]gt; mik; milie (so stets QLR) ist gelehrt. Bei den Kunstdichtern wird oft sauber zwischen Sing, und Plur. geschieden. Vgl. Walter: Ille 5909 de la vile im Reim mit: HIPnbsp;mik; S919 plus de 'M- (1. mil): ce cuide iP). Die vollere Form siegtnbsp;bei der Konkurrenz, bis sie das Verstummen von -e gleich macht.nbsp;Mil nfrz. in der Jahreszahl ist eine graphische Schrulle.
Ordinalia flektieren wie Adj. der i. Klasse. Durch Annahme eines uniformen Suffixes -i'enie (aus d?cimu(m)^)) sind die Genus-unterschiede in der nfrz. Schriftsprache aufgehoben bis auf premiernbsp;und second (spr. zg3); tierz (tiers), tierce; quart, quarte; quint, quintenbsp;halten sich bis zur Renaissance; tiers, quart als Bruchzahlen bis heute.nbsp;Die Medizinsprache braucht fi'evre quarte, quinte viertag., fnftag.nbsp;Fieber. Die brigen Ordinalia ergaben afrz.: sxtu(m) fem.nbsp;siste, auch mask, siste nach sptimu(m) sedme, weich letzteres auchnbsp;fr ctavu(m) oidme, nnu(m) nueftne Vorbild ist. Die beiden letztennbsp;sind oft: oitime, novime nach dcimu(m) di(s)me. Vgl. Erec 1692 ff.nbsp;Nach onze ergab ndcimu(m) onzime statt *ondime usw.^).
') Vgl. Villon, Grd. Test 1728: Quinze Vings, Qu'autant vauldroit nommer trois cens.
B hat mil als Sing, und Plur. il, 16, 124, 125; QLR mil Sing., milie Plural. Schon Alexius 595 findet sich mil als Plural.
Nach Erik Staaf; Le .Suffixe -ime, -i'eme: Studier i modern sprakvetenshap I, (1898) loi ff. lage in -ime ^ -ieme normale Lautentwicklung (ffnung) vor, die vorber-gehende Nasalierung bewirkte (?); diesme, vintiesme sind die Formen des Rou (4724,nbsp;7189), der e -j- i konsequent ie schreibt. Christian braucht bereits gantiesmenbsp;(Erec 642), aber sonst -isme, Erec 1685 f., 1699, Rust. braucht disiesme undnbsp;cinquieme. (Vie dou Monde 62, Ste. Egl. 40.)
*) Zu -anus als Ordinalsuffix (nhz. pvre quartaine) vgl. Hetzer, S. 159, Reich, Gl. 708 quartana die; Bartsch-Troja ii bataille novaine 9. Schlachtquot; und wohlnbsp;nicht ,,neuntagige wie im Index ubersetzt.
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IV. Formenlehr.e, Das Pronomen.
Zu den Distribntiven Vgl. Reich. Gl. 8 binas: duas et duas; zu den MllltipUkativen ebenda bei Hetzer, S. 159 decuplum: decemnbsp;tantum: M. Brut 1655 troi tant, dreimal so viel, R 232 autretant,nbsp;308 -C- (lies cent) mille tans hunderttausendmalquot; ^).
Beim Pronomen erhalten sich Genetiv- und Dativformen: cu cui wird afrz. als Genetiv, Dativ und als Prapositionalis gebrauchtnbsp;(nfrz. avec qui), illru(m) leur fungiert als Pron. Pers, afrz., nfrz.nbsp;dativisch (mundartlich als Prapositional), als Pron. Poss. genetivisch. nbsp;Auch Neutralformen sind vielfach erhalten.
Fr die Genetiv- und Dativformen des Sing, war vlat. das Relativum vorbildlich; klassischem cius folgte analogisches illius, cu O illu. Spater verlor das Relativ diesen Gen. cius, das Fem, quae undnbsp;das Neutr. quod eine Vereinfachung, die den Weg zur Konjunktionnbsp;weist, wie denn in afrz. und nfrz. Mundarten das Relativum mit dernbsp;Konjunktion que, bald in dieser Form, bald in der Form des Relativsnbsp;qui, haufig zusammenfallt.
Substantivisches ille entwickelt sich vlat. zum Pron. Pers. der 3. Person, adjektivisches zum Artikel; als Demonstrativa fungierennbsp;ecce ille, ecce iste (jener, dieserquot;). Der Distanzunterschied istnbsp;afrz. nicht scharf, ecce ille neigt afrz. zu unterstreichendem Branch nbsp;ecce iste zu Vortonigem.
Personale und Possessivum werden bald unbetont, bald betont gebraucht; Da ihre Vokale sich unter dem Ton urfrz. anders ent-wickelten als proklitisch oder enklitisch ergaben sich Doppelformennbsp;(Satzdubletten). Spater wurde aus den Tonformen des Possessivs undnbsp;ecce ille das nfrz. Substantivpronomen aus den Unbetonten undnbsp;ecce iste das nfrz. Adjektivpronomen.
Vgl. W. Menshausen, Die Verwendung der betonten und unbetonten Formen des Personal- und Poss.-Pron., Diss. Halle 1912, S. 30 ff., 60.
*) HSufiger ist afrz. troi doble: Ges. Wilh., Bartsch 12, 53 tf. ^ treis dubU, O. Ps. 7^1 gt;3 duble, Cligs 215, 840 und E. Metis, Z. f. S. 44, S. 115, der dienbsp;Redewei.se aus mifiverstandenem centuplum herleitet. Davon dann auch Rol. 996nbsp;dobler en treis ,,verdreifachen; doch kann trei doble auch hiervon postverbal sein
-ocr page 222-2o8 IV. Formenlehre. Pron., Pers. und Artikel.
lm Lat., wie noch heute in den rom. Sprachen, die noch lautende Endungen in der Konjugation haben (It., Span.), ist das Pron. Pers.nbsp;als Subj, beim Verbum freies Stilmittel; Vgl. den Anfang der Adelphinbsp;des Terenz:
Akt. I, I, 10 Ego, quia non reuiit filius quae cogito!
Quibus nunc sollicitor rebus! ne aut ille alserit,
Aut uspiam ceciderit . . .
ego steht wegen der Voranstellung des Satzes mit quia (M, L. Sy. 334); ille weist auf filius zurck, um deutlich zu machen, wernbsp;frieren oder fallen kann. So tritt das Demonstrativum (auch hic, is,nbsp;ipse) fr den fehlenden Subj. von sui, sibi, se ein, als Vertretungnbsp;ebengenannten oder selbstverstandlichen Nomens, auch ohne dafi einnbsp;Hinweis ntig sei, also wie ein Pron. Pers. (Neuere Literator hierzunbsp;siehe L. BI. 1920, S. 186.)
Ego wurde vlat. zu so und afrz. zu gi, je, jo'^): Der Zischlaut drfte satzphonetisch enger Bindung mit et entstammen: Vgl. Rydberg,nbsp;S. 242, 243 und Kasseier Gl. 215, 218 etego; i oder ie mit Reibelautnbsp;im Anlaut bleiben in Mundarten des SO. und SVV., Herzog, 494.nbsp;Die Eide haben zweimal eo und zweimal io. Auch in der Bejahungnbsp;bleibt afrz. Reibelaut in Anlehnung an hoc: oie (hoc e(g)o), das Eraclenbsp;537, aber weder bei Christian noch bei Rustebuef, mit -oie gebundennbsp;wird. Nach Rydberg, S. 623 ff. ist jo, spater jou die Form des N., nbsp;wahrend im Z. gi vortonig zu j (dse) und dies zu j wirdnbsp;(Ile-de-France und angrenzende Gebiete bis Lothr. und Loire., S. 652 ff.).nbsp;Wo die Nordgruppe je braucht, haben wir es mit schriftsprachlichemnbsp;Einflufi zu tun. Andere Formen wie joe (agln. S. 193), jei (lothr.),nbsp;ju (walk), jen (Norm. verallgemeinerte vornasale Form) erklaren sichnbsp;aus dem Lautstand der Mundarten,
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IV. Formenlehre. Pron. Pers. und Artikel.
Die Objektive des Sing, m, t entwickein Doppelformen: Betont: ti gt; ti (B 276), unbetont: t'e (B 274); im NO. und O.nbsp;lauten die betonten Formen mi, ti: Nach Rydberg (S. 578) liegt nichtnbsp;mhi, tbi zugrunde, sondern m, t wurden im Hiat. zu mi, ti undnbsp;in dieser Form verallgemeinert. Die Objektive des Plur. entwickein sich urfrz. nebentonig. (Vgl. S. 81.) Sie wurden mit ipsenbsp;(Formulae Andecavenses 20, 16 nos ipsi, 12, 29 de nus ipsis,nbsp;24, 9 ex nus ipsis; aber stets inter nus) und alter unterstrichen.
Lat. nbsp;nbsp;nbsp;a1rz. betont |
afrz. unbetont |
Lat. |
afrz. betont |
afrz. unbetont |
y N. gi (BartschS, 115) \ Z. gi |
N. jo ^ jou Z. je gt; ja |
t |
tu |
tu |
/ NO. 0. mi ' Z. raei gt; mot |
me ^ m9 |
t lt; |
NO., 0. ti Z. tei ]gt; toi |
te ;gt; ta |
ns |
nos ^ nous |
VS |
VOS ^ VOUS |
Seit dem XII. Jahrh., gleichzeitig mit dem Aussterben der nominalen Subjektive, treten moi, toi, zuerst bei Koordination zweiernbsp;Subjekte ^S. 211), fr die betonten Subjektive ein; je (R83), tu bleibennbsp;bis ins XVI. Jahrh. unverbunden brauchbar (Haase, i). Dienbsp;mit e endenden Pron., volkssprachlich auch tu, werden vor Vokalnbsp;apostrophiert, vgl. S. 212; vous verschleift mundartlich den Anlaut,nbsp;und nun apostrophieren ce, se und que (s'ous, qu'ous) davor (Bartsch-Troja 97, 400; Tobler, Beitrage I, 38).
Das Pron. Demonstr. ille ist in allen romanischen Sprachen zum Personale der 3., in den meisten auch zum Artikel geworden. Da esnbsp;durch diese Entwicklung seine deiktische Bedeutung verlor, erhielt esnbsp;diese (nebst iste) durch Zusatz von ecce wieder und funktionierte innbsp;dieser Weise verstarkt weiter als Demonstrativ; ecce illu(m) gt; cel.
Klassisch hatte es ein Neutrum illud, das zu illu(m) (Vulgata, vgl. Chr. I. 253 sepulchru istum) wurde, und mit dem Akk., Sing.,nbsp;Mask, zusammenfiel. Die Genetive, Dative, Sing, illius, illi waren kl. frnbsp;alle Geschlechter gleich, ebenso der Dativ-Pluralis illis, wahrend Gen.nbsp;Plur. Fem. illarum sich vom Mask, illrum schied.
Den Singular gestaltete das Vorbild von qui (-f-bic) ganzlich um: Den Subjektiv zu illi (Pirson, II, lo), haufig im merowingischennbsp;Latein, in manchen Hss. konsequent (Rydberg I, S. 246, 247). nbsp;Schon Plautus betont bald ille, bald ill (Rydberg S. ii, Skutsch,nbsp;Glotta I, 311). Wechselnde Enklise und Proklise frdert Akzent-schwanken im spateren Vlat. Nach dem Vorbild cOius, cu werdennbsp;die Gen. und Dat. umgebildet: illuis (Einf. 20), fem. *illaeius, vgl,
Jordan, Altfrantsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;I4
-ocr page 224-210 IV. Formenlehre. Pron. Pers. und Artikel.
filius ipseius, Chr. I. 287. Die Dative illui, illaei sind ebenfalls belegt und ergeben enklitisch bereits in den merowingischen Fornielnnbsp;(Rydberg I, 281 ff.) lui und lei (Pirson 18, 15; 36, 14). Wahrendnbsp;im Sing, der Dativ formal weiterlebt und der Genetiv verschwindet, nbsp;halt der Plural die vollere Form illru(m) fr beide Ge.schlechter, undnbsp;zwar funktionell als Dativ (R 397). Beim Possessivum werden wirnbsp;diesen Genetiv in seiner alten Funktion: suus pater = illrum paternbsp;(B 36) wiederfinden.
Auch die unbetonten Dativ- und Objektformen verloren durch vorwiegend enklitischen Gebrauch den Anlautvokal. Der Artikelnbsp;ist afrz. stets enklitisch entwickelt, was sich satzphonetisch (vez(e)lbnbsp;pre) oder aus lat. Nachstellung (pater illi) erklart. Illi ergibt alsnbsp;Pron. in beiden Subjektiven Umlautformen (vgl. S. 72): il (er),nbsp;il (sie Plur.); im Artikel bleibt die zweite Silbe: li (der), linbsp;(die Plur.). Lour gt; leur hat den lteren angestammten Dativnbsp;*lis (aus ills), der als les im NO. bis Froissart vorkommt, verdrangt.nbsp;(Tobler, Beitr. I, 13, Anm. i.)
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Neutrum; el gt; z7; Obj. lo. Reflexiv: betont sei )gt; soi (B 186), unbetont se. |
I. Betrachten wir diese Tabelle, so fallt beim betonten Mask.-Pron. die Lcke beim Obj.-Sillg. auf: lui ist Dativ, Prapositionalis und Objektiv. Wogegen im Plural lour Dativ, els Prapositional undnbsp;Objektiv ist; Vgl. B 254, 255. Zwar heifit es sporadisch afrz. avuecnbsp;lour (Krlsr. 671) nach avuec lui, allein bis ins Nfrz. bleiben leur undnbsp;eux funktionell getrennt, leur auf den Dativ beschrankt. Warum wurde
*) Eul. 13 II li inortet, dont lei nonque chielt: Sind dies Doppelformenf illaei ^ *lUi ergab wie ^ i (S. 88) im Z. Li, im O. lei (Dial. Greg, celei), im W. lie (Tr. B.,nbsp;R0US099); lei ist also . Tonform, li Hiatus- oder Nebentonform, da reichssprachlichernbsp;EinfluC in so frher Zeit unannehmbar scheint.
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nun *el urfrz. durch lui ersetzt? Wohl weil es mit el (al(i)u(d)), vielleicht auch schon mit el (in illu(m)) gleichlautete. Entsprechendnbsp;weicht fem. Obl. ele dem Dativ li: B 337 vers li.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Seit dem XII. Jahrh. fallt die mask. Tonform lui in Mund-arten mit mask. fem. li zusammen: QLR S. 10 ovec li (namlichnbsp;Samuel), Rol. 780 Dunez li larc, vgl. 767 Dunez mei larc. Schrift-einflufi stellt lui wieder her, falsch analogisch aber nun auch fr dasnbsp;Feminin: R 285 Par lui. Da der korrespondierende Plural par ellesnbsp;lautet, wird im XIV. Jahrh. auch im Sing, analogisch par elle (vgl.nbsp;Bartsch 84, b 29) gesagt, und fem. /f wird auf den Dativ beschrankt.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Entsprechend mei (moi), tei (to) werden auch die betontennbsp;Obj. lui, li und eux seit dem XII. Jahrh. als be'tonte Subjektive ge-braucht. Philomena 1160 heit es: Un jor estoit a la fenestre nbsp;De la maison li et sa mestre ,,sie und ihre Meisterin'*; nach Ebelingnbsp;Probl. der ro. Sp. I, 162 ging prapositionelles entre li et sa mestrenbsp;(vgl. Pirson 18, 20 inter aurum et argentum zusammen Gold undnbsp;Silber) voraus.
4. nbsp;nbsp;nbsp;Eulalia hat fr unbetonte Obj.-Pron. und Artikel im Sing,nbsp;/^), la, im Plural aber les: Jene haben sich also nebentonig entwickelt,nbsp;diese nach- oder zwischentonig. Rydberg ist der Ansicht, da sichnbsp;lo, la vor Entwicklung der Ultima zu s aus der Enklise losten (Ent-wicklung zum steigenden Akzent), wahrend *los, *las ber dieSchwachungnbsp;der Ultima hinaus enklitisch blieben. Nur der NO. macht Ausnahme:nbsp;Er bleibt auch sonst bei fallendem Akzent, und so werden auch lonbsp;und la enklitisch zu Ie, was Zusammenfall der beiden Geschlechter frnbsp;den Artikel bedingt: Auch im Subj. heiCt es nun pik. li pucele.
Die Mundarten des W. und O. bleiben bei lo, la (vgl. B 41, 61, 79, aber 83 usw.), wahrend die Mundarten der Z. lo zu Ie schwachen,nbsp;aber la halten (R 32, 68, 96, 177). (Rydberg, 485498).
5. nbsp;nbsp;nbsp;Die Subj. des Artikels schwinden wie beim Nomen seit demnbsp;XII. Jahrh.: QLR S. 49, I, 25, 10 ki est Ie piz Ysai? R 378 Diex Ienbsp;courtois; QLR S. 7 les jiz Hely furent fiz Belial.
6. nbsp;nbsp;nbsp;Neben ele, eles stehen Kurzformen: el (B 300, R 58 usw.) undnbsp;els gt; eus (Roland 639, Bible G. 874, Veng. Rag. 4641 Reim);nbsp;entweder ging vorvokalisches el(e) voraus, wurde auch vor Konsonantnbsp;verwandt, el(e)s folgte analogisch; oder e fiel zwischentonig. In Eneas,nbsp;G. Ste. sind el, els die blichen, ele, eles die selteneren Formen.
7. nbsp;nbsp;nbsp;Der neutrale Subj. el (illu(m)) findet sich im W. Da diesnbsp;Wort mit anderen gleich lautete, die Obj. des Neutr. und Mask, beide
) Mask. Pron. lo steht wohl irrigerweise statt la.
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IV. Formenlehre, Pron. Pers. und Artikel.
lp, resp. Ie waren, warden auch die Subjektive gleichgesetzt, so daft im Z. und O. das Neutrum wie das Mask.: Subj. il (B 37), Obl. lonbsp;(B 79) dekliniert. Die alte Neutralform el findet sich haufiger in hoenbsp;illu(m) ja als oal (QLR S. 46 I, 23, 12) und ol (QLR S. 31 I, 16,nbsp;5 und II) wahrend das Maskulin hoe illi: ol ergibt. Auch neutralesnbsp;nenal (vgl. Veng. Rag. 588 und Anmerkung) kommt neben mask, nenilnbsp;vor. Reste des Neutrums in modernen Mundarten, Herzog 502.
Der Endpunkt der Entwicklung im Nfrz. ist also:
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Artikel; Sing. Ie, la, P; Plural les. |
homo wird als on unbestimmtes Personalpronomen. Zur Form vgl. S. 112, 187^
Mit de lui, delle, a lui, a elle, Genetiven und Dativen, kon-kurrieren Ortsadverbia, die in der Schriftsprache heute nicht mehr auf Personen bezogen werden drfen: Auc. 3, 3 De Nicole . . . nusnbsp;hom ne len puet retrain: Keiner kann ihn von ihr lsen; 4, 10nbsp;il i va, . . . il i vient . . . il i parole: er kommt zu ihr, . . . sprichtnbsp;mit ihr. Vgl. Haase 10 und zum Nfrz. Barbusse: Voila lesnbsp;ouvrires, causez-y.
Proklitisch verlieren die vokalisch auslautenden unbetonten Pronomina und der Artikel v'or Vokal ihren Vokal; das jo dernbsp;Nordgruppe, li (Artikel) sind nie1 2), li (Dativ des Pron.) meist nurnbsp;vor en. (Rol. 873, 879, Cligs 2220, haufig in Guerre Ste., vgl. dortnbsp;S. XIX) verschliffen.
*) Volkssprachl. avec li, je li dis.
Wo wie B 176 li isles als fisles zu lesen ist, ist li schon durch Ie ersetzt. Man sieht: der ostfranzs. Schreiber fhrt sein li konsequent durch, der agln. Dichternbsp;aber brauchte maskulines fisles. Im Plural bildet li Hiat.; B 329 l oisel, bis es durchnbsp;les ersetzt wird. Altpik. und heute volkssprachlich apostrophiert auch tu.
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IV. Formenlehre. Pronomen Pssessivum.
Enklitisch lehnen sich an die Pronomina je, tu, das Relativ ki, altre, die Konjunktionen si, que usw., die Negation ne als Tontragernbsp;folgende Pronomina an: me, te, se, lo, Ie, li, les, en (inde). An ne (nee),nbsp;o (aut) wird afrz. nicht inkliniert, sie waren also tonschwach.
Beispiele: jel, jol (ego illu(m)); jes, jos (ego illos); jon (ego inde); tul (tu illu(na) QLR), turn (Alex.), tus\ kil (qui illu(m)), kis (qui illos,nbsp;qui se, Rol. 3882, 3854); Rol. 1760 s'altreV desist hatte es einnbsp;anderer gesagt. sim (sic me), sil (sic illu(m), sic illui Alex. 28),nbsp;sis (sic illos), sind (sic inde, B loo). sem (si me), sel (si illu(m));nbsp;quel, ques, puisquel (Rol. 300), porqoil (Tr. Ber. 270), nel, nes, olnbsp;(bi illu(m), Alex.), jat (jam te, Alex. 453).
lm XII. Jahrh. inklinieren meist nur noch Ie und les. Me, te, se haben sich aus der Enklise gelost und werden proklitisch gebraucht.nbsp;Das XIII. kennt nur noch: nel, sil, jel; nes, sis, jes, die im XIV.nbsp;schwinden. Wo l satzphonetisch vor Kons. vokalisiert, wird nel (B 103)nbsp;zu neu ]gt; nou, nu, R 56 (vgl. das Folgende), sel zu seu, jel und jeu.
Enklise des Artikels: An de: del (B 52), des (R 23); del wird zu deu vor Kons.; das Z. assimiliert es zu dou; die nw. Mundartennbsp;zu du (R 73), das in die Schriftsprache dringt und obsiegt; des (R 23)nbsp;aus 1dels folgte les.
An ad: al, als (B 31, 140); l vokalisiert im Singular: au (R 163); als wird nach des zu as, R 197. Erst im XIII. Jahrh. wird as zu ausnbsp;nach dem Sing, au; as bleibt im N. und Wall. (ALF 76).
An en: Eulalia enl (in illu(m)) gt;gt; f/ (B 265); gt; NW. eu, Z. ou, vgl. deu, dou; ou fallt mit au zusammen (R 107). Der Plural els ]gt; esnbsp;(B 181) halt sich nfrz. in erstarrten Formeln (bachelier 'es-lettres,nbsp;Haase 126, 2). Rabelais und der W. brauchen is statt reichs-sprachl. aux; dagegen ist lothr. es aus as entstanden (ALF 76).
Rydberg II, 433 ff. Schwan-Behrens, Gr. des Afrz. 325.
Prinzipieller noch wie beim Personale ist die Wirkung des Akzent beim Possessiv: Min Vater und mein Vdter sind auch deutsch lautlichnbsp;verschieden. So blieben vlat. die Possessiva haupttonig unverandert,nbsp;wahrend sie sich vortonig verkrzten: meus pater wurde zu mus pter ^),
Oder pitermeus zu pdtermus; j fiel nach mehrfacher Konsonanz.
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IV. Formenlehre. Pronomen Possessivum,
mum patre(m), m^ matre(m) zu ma mtre, wie neofitus zu nofitus (Diehl, Chr. I. 13, 15) und Neapolis zu Napoli. Mo frnbsp;m^ siehe Diehl 1145: coniugi mo aus CIL XI; turn fr tuum:nbsp;Diehl, Chr. I. 286. Dafi mum, tum, sum auslautend -m erhielten,nbsp;mam aber zu ma wurde, kann satzphonetische Grnde haben:nbsp;ma(m)matre(m), ma(n)sorre(m), aber mumpatre(m), mum fratre(m).
lm Plural dagegen waren die Unterschiede zwischen betontem und unbetontem nster, resp. vlat. voster, (9 und o) graphisch nicht dar-stellbar. Sus wurde bei Mehrzahl der Besitzer (ihr) durch illrumnbsp;in beiden Geschlechtern ersetzt, doch erhalten sich in den ro. Spr.nbsp;Beispiele fr sus als Besitzerplural: Tobler 2, 12; nfrz. Mundartennbsp;J. B., XI. I. 234 sou vzin = leurs voisms.
Schon im altesten Afrz., lange vor Nomen und Adj., verschwanden beim betonten Possessiv die Subjektive des Singulars, beim Mask, ehernbsp;als bei Fem., die Flexion wurde von den mask. Obl.-Formen neunbsp;aufgebaut: Von etymologischen Subjektivformen sind erhalten:nbsp;Ei de meos sendra, Eul. 29 par souue dementia, also sa gt; sowe mitnbsp;wallon. Hiatus-Z/. Wahrend nun die etymologische Mask.-Subj.-Formnbsp;der Eide isoliert bleibt, halt sich in den Dialekten des Z. das betontenbsp;Fem. von mask. Einflssen frei, also in etymologischer Gestalt: meanbsp;wird meie gt; moie (R 152); ta toue-, sz. soue (B 163 sue). Nun erstnbsp;folgen die 2. und 3. Personen der i. moie und ergeben toie, soie.nbsp;Vom XIII. Jahrh. ab (E. Boileau siene) weichen sie dann Analogie-formen nach dem Mask, mien und ergeben mienne, tienne, sienne.
Der Obl. des Mask, lautet in den Eiden: meon'). Zwischen diesem Schriftwerk (842) und dem Alexius (ca. 1050) sind die mask.nbsp;Subjektive von den Obl. verdrangt worden: Alex. 418, L: icel biennbsp;ki toen (tum statt tus) dust estre.
Die Existenz der verschwundenen Subj.-Formen meos'') usw. ist uns auCer durch die Eide noch dadurch bezeugt, daG im Pik. die Femininanbsp;einem Mask, mius folgten, ehe es ausstarb: miue, tiue, siue sind dienbsp;Formen des Au cas sin. So ist also das Resultat dieses vorzeitigennbsp;Ausgleichs nach den Obliquen das Folgende:
meos, meon werden meist mieos, mieon gelesen. Das halte icli nach S. 90 fr unrichtig; squo, in dessen Flexion u nicht fallen konnte, ergibt in keiner Formnbsp;Diphthong; sieu, sieus sind Mundartformen, welche Gleitlaut zwischen i entwickelten;nbsp;siu, sius, im Z. sui, suis sind die normalen Formen. Ebenso wird meos im NO. zunbsp;*mius und danach miue; mien dagegen ist nach Fall von u diphthongiert, oder stammtnbsp;von meon wie toen von toon. Die grofie Verschiedenheit aller Formen erklart dennbsp;frhen Ausgleich.
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IV. Formenlehre. Pronomen Possessivum.
(Die definitiven Formen sind im Besitzersingular durch Sperrdruck hervorgehoben.)
Mask.
Fem. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Deklination: miens, mienne usw. deklinieren wie Adj. der i. KI. besitzerplural: nostre \nostre{Ft.m..-s)'^ vost re \ vostre (Fem. lour ^ leur (R 21)nbsp;nostre j nostresnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;|| vostre \ vostresnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;jj (indeklinabel).
Ma^^k. Subj. |
Mi |
sk. Obl. |
Fem. Subj., Obl. |
Analog. Fem. | ||
I. |
Pers. |
mes (R 348), mis |
mon |
(NO. men) |
ma (pik. me) m |
vor Vok. mon |
2. |
tes, tis |
ton |
( .. ten) |
ta ( te) t |
nbsp;nbsp;nbsp; ton | |
3* |
ses (R 88), sis (B 112) |
son |
( nbsp;nbsp;nbsp;sen) |
sa ( ,, se) s |
nbsp;nbsp;nbsp;,, son | |
Plural | ||||||
I. |
Pers. |
mi |
mes |
mes | ||
2. |
ti (Alex. L 412 tui) |
tes |
tes | |||
3- |
si (R 303) |
ses |
ses |
Besitzerplural: Er entspricht obigen Formen des betonten Poss. Nur nostres, vostres ergeben die Kurzformen noz, voz, die vortonig entstanden (Alex. 523nbsp;de noz aveirs, vgl. R 407), in Assonanz mit 9 gebunden (Rol. 2286) werden.
Bemerkungen. Das betonte Poss. ist also im Besitzersingular fr alle Personen und beide Genera nach mien mfum uniformiert. Der Besitzerplural hat sich ungestrt entwickelt, ab-gesehen von analogischem -s im Subj.-Sing. des Mask.: nostres (nster)nbsp;vostres (voster) und im Plur. von illru(m), dessen genetivische Bedeutungnbsp;sich verlor: Vgl. QLR 26 as lurs den Ihrigen (gleich darauf korrektnbsp;as lur'). Nfrz. les leurs^). Nfrz. wurde das betonte Pron. zumnbsp;Substantivpron.: Ie notre, Ie votre, les notres, les vtres.
) tuens und suens sind die Formen der alteren Schriftsprache. Vgl. B 23, 71, M. Brut 1097 tuens ; suens; Rou 11435 quens : soens. Die Lautung drfte im N. undnbsp;NO. s'ens, im Z. syens gewesen sein. Auch tiens, stens kommen im M. Brut vor.nbsp;Rustebuef reimt Conte de Poitiers 38 siens ; biens.
) lou mit verstummtem r schon Lothr. Ps., vgl. oben S. 167.
-ocr page 230-2I6 IV. Formenlehre. Pronomen Demonstrativum.
Beim nnbetonten Poss. ist urfrz. 1mos wie 1los (S. 2ii) zwischen-tonig oder enklitisch zu mes geworden, {tos, sos in Passion und Leodegar sind als Provenzalismen anzusehen.) Dial, mis (Rol. 136nbsp;mis, 318 mes und so meist im N.) folgte wohl dem Plural mi. Zunbsp;den entrundeten men, ten, sen vgl. S. 112. ma, ta, sa vor Vokalnbsp;m, f, s' (R 154) wurden in dieser Stellung durch das Mask, verdrangt:nbsp;m'amie (vgl. R 329; nfrz. wurde m'amie nicht mehr verstanden undnbsp;falsch getrennt) wurde zu mon amie Lothr. Ps., I14. Voretzsch hatnbsp;darauf gewiesen, da viele dieser vokalisch anlautenden Femininanbsp;mask. Doppelganger hatten: Mask, mon amour, mon enfant, monnbsp;affaire bestimmte fem. m' amour, m' enfant usw. (Zt. 36, 491)1).
Frh erscheinen die mask. Obl.-Formen als Subjekte; QLR 4 si fust tun plaisir, vgl. R 44, 87. Ein gleiches beim Besitzerplural:nbsp;QLR 22 voz ancestres (Subj.), 11 les noz . . . s'en sunt fuiz. Vonnbsp;hier aus formal ungestrte Entwicklung zum nfrz. Adjektivpronomennbsp;notre pre (m'ere), nos p'eres (mres).
Mundartlich greifen die Pluralkurzformen noz (nstros, nostras), voz in den Singular ber und ergeben alt- (wie neu-) pik. ein neuesnbsp;Possessiv:
Mask. |
Sing. |
Plur. |
F em. |
Sing. |
Plur. | |
Subj. |
(pik. ist quot;OS |
no |
noe |
noes | ||
Obl. |
no |
nos |
Adam dArras reimt Ie voe die Eure mit poe pauta. Doch sind die Formen des Fem. meist dem Mask, gleich oder franzisch: Auc. 4, 15nbsp;vostre volents, 6, 22 vo arme (anima). Vgl. Herzog 521.
Da ille seinen deiktischen Sinn verlor, wurde es, wie schon stilfrei von alters her (nach Rydberg mit Unterbrechung, was wohl nur frnbsp;die lat. Schriftsprache gilt), durch ecce wieder hinweisend gemacht.nbsp;Is ist ausgestorben (Krperlosigkeit), hic bis auf das Neutrum (Be-jahung S. 208, ecce hoe, pro hoe, ad hoe) ebenfalls, iste findet sichnbsp;noch in den Eiden: d'ist di en avant; zugleich aber wird es schon
Dagegen sieht Risop in mon amie fr mamie, Zt. 41, 96, Systemzwang: m fiel aus dem System heraus, die Ersetzung durch mon war die einzige Langungsmglichkeit.nbsp;Die lothr. satzphonet. Entwicklung gibt ihm wohl recht. Wie hier mou, ma vorkons.,nbsp;aber mon in Mask, wie Fem. vorvok. Formen sind, wurde S. 138 gezeigt.
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IV. Formenlehre. Pronomen Demonstrativnm.
nach Analogie von ecce ille mit ecce verstarkt: eist meon fradre. Die formale Entwicklung 1ecist zu eist zeigt die bliche enklitischenbsp;Verschleifung. Ebenso wird 1ecil zu cil.
Die Verteilung ist: eist dieser, cil jener. Cest jor ist heute, cel jor ein verflossener Tag. Doch geht das Gefhl fr den Distanz-unterschied bis auf feste Formeln frh verloren. Das Gleiche wirdnbsp;bald mit dem einen, bald mit dem anderen bezeichnet 1). Die /-Formennbsp;aber neigen zu betonter, die ^-Formen zu unbetonter Verwendung.nbsp;D. h. das Prinzip der Tondoppelform, das sonst beim Pronomennbsp;herrscht, zerstrt dasjenige des Distanzunterschieds, das dasnbsp;Demonstrativnm beherrscht. Daher sind in der pathetischen Schilderungnbsp;des M. Brut die ^-Formen selten; in B kommen sie nicht vor. Dienbsp;Tondoppelform wird dann im Zentrum zur syntaktischen Doppel-form: Die /-Formen behaupten den Platz als Substantiva, dienbsp;/-Formen als Adjektiva (Rustebuef).
Beiden Pronominibus wird unterstreichend (Satzanfang, nach Konjunkt. und Prap., J. B. XI. I. 392, B 127, 235, 326, 372) ein inbsp;vorgeschlagen, dessen Herkunft unbekannt ist. (Rydberg, S. 756.)nbsp;Es ist aber wohl nur ein deiktisch unterstreichender Vokal; i frnbsp;Nahes, a fr Femes, vgl. prov. aco, Appel S. 40, 41. Alle brigennbsp;Probleme liegen wie beim Pcrsonale der 3.
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Neutra: ecce illu(d) ctl (Tr. B. 185) ecce istu(^d) cest (Tr. B. 1181), , nbsp;nbsp;nbsp;/ betont: cou ^ ceu ecce hoe lt; nbsp;nbsp;nbsp;,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;^ N unbetont: N. cAa, Z. ce. |
Weitere Entwicklung: Die Subj. des Sing, nehmen analogisch -s an: etls, woraus mundartlich eius, ckius, Z.: ciz, das cils und cistsnbsp;entstammt; cels wird zu ceus, im Z. und O. zu gaus, ciaus.
Christian unterscheidet oft cil jener, eist dieserquot;, aber vgl. Erec 753 ff. Dagegen Eracle 4780 Entrer i pueent cil e cil; QLR 43 gue cil alast la e cil la,nbsp;151 cil ki vaii ne cil ki vient, ebenso Eneas 5617. An anderen Stellen (im Reimtnbsp;Eneas 8619) wird natrlich auch abgewechselt. Meist aber entspricht; cil . . . cil,nbsp;celui . . . celui; Rustebuef Mar. Eg. 124 celui et celui abeli es gefiel diesem undnbsp;jenem.
celour im Jonas und modernen Dialekten, in-letzteren auch siou aus 1eestour Herzog 527. M. L. hiilt auch das celour des Jonas fr sekundiir (nach lour).
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IV. Formenlehre. Pronomen Demonstrativum.
Die Obl. cel, eest wurden im XIII. Jahrh. (eest gt; eet) vor-konsonantisch zu ce (ce pre), vor Vokal verdrangte eet ome in der 2. Halfte des XIII. Jahrh. cel ome-, die /-Formen werden adjektivischnbsp;monopolisiert. Nur die Pik. halt adjektivisches chel: Vgl. ALF 44nbsp;cette anne. Auch die Neutra cel, eest, go ergeben alle drei cenbsp;(R 153), doch zeigen die Mundarten fr ecce hoe abweichende Formen,nbsp;worber am Schlusse eine Bemerkung.
Zwischen diesen vielgestaltigen Formen erfolgt frher und mdartlich verschiedener Ausgleich: lm Westen verdrangen celui, cestui, dienbsp;krzeren Sing.-Formen (cil, cel, eist, eest) im XIII. Jahrh. (Rydberg,nbsp;S. 791798.) Ahnlich im Osten (S. 816). Auch beim Fem. wirdnbsp;celi Obl.- und Subj.-Tonform1^). Umgekehrt verdrangen an der unterennbsp;Seine die krzeren Formen (cil, cel, cele, S. 798) die langen. Dasnbsp;Zentrum schlielich ist konservativ, die ui- und ^-Formen bleibennbsp;auf Dativ und betonten Obliquus (R 393, vgl. 159, 295, 383) beschrankt,nbsp;In der 2. Halfte des XIII. Jahrh. erhalt das zentrale Pronomennbsp;einen anderen Charakter; Beim /-Pron. wird im Sing, des Mask, celuinbsp;generalisiert, nach Rydberg westl. EinfluB folgend (S. 842); cil (Subj.,nbsp;Sing.) verschwindet, bleibt aber in gehobener Sprache bis ins XVI. Jahrh.nbsp;(Amyot). Beim Fem. wird cele, beim Mask.-Plur. cels gt; ceus (die westl.nbsp;Form; Rustebuef hat ciaus) generalisiert: Audi hier verschwindet cil.
Das /-Pronomen geht den umgekehrten Weg; lm Sing, des Mask, wird ce(s)t generalisiert, cestui halt sich als erstarrte Form bis insnbsp;XVII. Jahrh. (Flaase 32). Beim Sing.-Fem. bleibt nur ce(s)te; imnbsp;Plural ces (R 235) aus cez fr beide Geschlechter,
In dieser Weise braucht schon Rustebuef das Demonstrativum: Die /-Formen sind Substantiva bis auf gelegentliches cil Diexnbsp;(Theoph. 99), en cele flame (Iheo-^\i. 114), die sich durch das Pathosnbsp;erklaren; die /-Formen sind fast nur Adjektiva. Er sagt de eest chetif,nbsp;nicht mehr de cestui chetif (Theoph. 392). Das nfrz. Resultat ist:
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Bemerkung. Ecce hoe ergibt verschiedene Mundartformen, die sich im wesentlichen wie ego verhaken, mit ihm auch oft reimen: |
Resp. celei (S. 2101); vgl. Dial. Greg. 195, 7 responderat; celui et celeiquot; respondebit: illum atque illam; auch adjektivisch; 195, 10 celui pere, celei mere. nbsp;lm NO. fallen celui und celi wie lui und li im Z. (S. 2Ji) zusammen. Hier kann einenbsp;Frau von sich sagen; je sui celui (Mort Artu S. 20 statt je sui cele).
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IV. Formenlehre. Relativum nnd Fragewort.
Ille 5592 ci: gi (Rydberg, S. 769 f.); in der Nordgruppe ent-sprechen sich co, resp. cho (B 127, 154): jo. Texte, die ieo haben, schreiben auch stets ceo (Al ex. P). Doch besitzt der ganze Sdennbsp;und Sdwesten; von der Charente ber die Vienne, Yonne, sdlich dernbsp;Aube, Doubs bis zur deutschen Grenze als neutr. Demonstrativum:nbsp;ceu. Dies kann aus cel vokalisiert sein; da es aber auch Christiannbsp;im Yvain braucht, ohne aber unmittelbar auslautend / sonst zu vokali-sieren (ebenso Ezechiel), darf man es als die normale Entwicklungnbsp;von diphthongiertem, haupttonigen go O gou gt; ceu fassen (Rydberg,nbsp;S. 779 ff). Das t^-Gebiet schlieClich (R) deckt sich mit demnbsp;y^-Gebiet und ergibt schriftsprachlich ce, c aus ce.
Das lat. Relativum hat sich aus dem Fragewort entwickelt. Zwischen diesen beiden Gruppen und zwischen den unbestimmtennbsp;Frwrtern bestehen etymologische Zusammenhange (qui, quis,nbsp;aliquis). Aber auch die metsten Konjunktionen entstammen diesernbsp;Quelle (quod, quia, postquam). Vgl. W. Kroll, Glotta III, l. Dernbsp;lat. Relativsatz.
Im spateren Vlat. fielen quis und qui als qui zusammen und auch das Fem. nahm gleiche Form an, Sing, wie Plur. Vgl. Diehl, Chr. I.nbsp;qui statt quae 38, lOl, 107; quem statt quam 235, 321; qui stattnbsp;quis 237. Quod machte qud allmahlich Platz: Verwechselungennbsp;zwischen beiden hat es schon von je gegeben. Vgl. Rydberg, 8.352. nbsp;Die Entwicklung des Relativums ist so verschieden von der des brigennbsp;Pronomens, dafi ersichtlich ist: Das Relativ wird als eine Art Kon-junktion gefafit und vereinfacht. Afrz. geht diese Vereinfachung weiter:nbsp;Eine grofie Dialektgruppe gleicht qui dem Neutrum an (Lothringennbsp;und von da aus bis England ausstrahlend, heute noch weiter gehend,nbsp;Herzog, $31), so dafi das Relativum fr alle Geschlechter) quenbsp;lautet: Rol. 179 Ie cunseill(l) que mal prist der Rat, der schief ging,nbsp;Bartsch, Troja 138, 218, 248, R 58, und nur nach Praposition einenbsp;besondere Form fr Mask. Fem. cui und fr Neutr. coi bleibt^). Dasnbsp;Z. gleicht das Neutrum im Subj. dem mask. fem. qui an, so dafi auchnbsp;hier qui fr alle Geschlechter Subj. wird; que ist Objektiv, qui (aus cui)nbsp;ist mask. fem. Prapositionalis, coi neutr. Prapositionalis: Rydbergnbsp;S. 998 ff.
ojene,
*) Afrz. oft nur bei Fem. und Sachen (Alex 237 la pulceh quet li ert. . .): Aber auch beim Mask.: St. Th om. 13 Henris ke . , . ad; 15 Ceus . , . ke ourent losnbsp;die Lob verdienten.
Wall. und SO. verallgemeinern que auch nach Prap. Rydberg 1024.
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220 IV. Formenlehre. Indefinita. | |||||||||||||||||||||
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Das Fragewort, das immer betont ist, hat Subj. qui, Prap., Obj. cui, die zusammenfallen. Neutrum que; betont (Absolut undnbsp;nach Praposition) quoi.
1. nbsp;nbsp;nbsp;cui ist Prapositionalis: B 62 vers cui] bei Personen Genetiv:nbsp;B 169 cui promesse deren Versprechen; Dativ: R 177; betonternbsp;Obliquus: B 66, 278. Da es frh entlabialisiert wird (QLR de ki),nbsp;wird die Praposition unentbehrlich (R 131), und frhzeitig findet sichnbsp;Umschreibung mit dont (de nde) Alex. 87, B 48.
2. nbsp;nbsp;nbsp;coi (quid) ist beim Neutrum Prapositionalis. Als solcher konntenbsp;es afrz. auf Sachen (R 88) und Tiere bezogen werden: Auc. 10, 5 li cevausnbsp;sor quoi il sist; gelegentlich auch auf Personen: Trist. Br. 1003 linbsp;troi felon . . . par quoi 'st destruite Yseut die drei Schufte, durchnbsp;die Isolde bedrangt wird ist wohl despektierlich (Rydberg 1029).nbsp;lm XV. Jahrh. schreibt Martial dAuvergne (Aresta Amorumnbsp;1544, S. 24) la cause pour quoy Ven requeroit; und dies bleibt bisnbsp;ins XVII. Jahrh. mglich, vgl. Haase 34.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Apostrophiert wird der Subj. ursprnglich nur auf dem que~nbsp;Gebiet, doch greift dann die Apostrophierung weiter um sich. B 249nbsp;qu'est (== qui est) kann alte Enklise qui'st sein; R 83 fe qu'en ai vu.
Sic sind vor allem wortgeschichtlich interessant, weil sie sich schnell verbrauchen und standig vermischen:
1. nbsp;nbsp;nbsp;Vlat. spielten bei der Erneuerung griech. meta und cata einenbsp;Rolle: cata Onus gab QLR chduns, ch'uns, vgl. Eide cadkuna, dasnbsp;sich mit qusque Onus zu chescuns (O. Ps. 38, 8 usw.), chascuns (R 133,nbsp;251) vermischte; von substantivischem chascun wird adj, c/ia(s)quenbsp;(Cligs 3326) abstrahiert, das Malherbe fordert (Haase 47). nbsp;Zu met-psimu(m) selbst, m'esme )gt; nfz. mme, vgl. S. 76.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Weitere Verschmelzungen zeigen: lat. aliquantu(m), B 295nbsp;alquant^ alique(m) nu(m) alcun (R 291), das in positivem Sinn
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IV. Fonnenlehre. Indefinita.
nfrz. durch quelque (R 360) ersetzt wird (Haase 50); ne pse nu(m) nessun\ magnu(m) tantu(m) maint, afrz. gern mit tant verstarkt;nbsp;tant maint\ mltu(m) mplt (B 72) tant gt; mont (R 256).
3. nbsp;nbsp;nbsp;Die Mengeausdrcke sind ursprnglich in Verbindung mitnbsp;Substantiven mit Vorliebe adjektivisch, spater subst. gebraucht: B 92nbsp;mainte arme, R 107 mainte frigon; B 212 tantes villes-, mainte testenbsp;entsprechend sagt man tante teste so viel Kpfe; und wohl maintesnbsp;fois nach tantes fois; aber auch subst.: Rou 1917 maint de sesnbsp;compaignons. Nfrz. entsprechen substantivische Ausdrcke: tant de,nbsp;beaucoup de, bien des, bis auf plusieurs, das adj. und subst. gebrauchtnbsp;wird. Afrz. kommt auch plusurs des terres (Rou 220), les plusorsnbsp;(Lanz. 6023) vor; vgl. Reimpredigt 26 assez des enfans. Dagegennbsp;sind adjektivisches pou und molt afrz. auf Passion 213 und westfrz.nbsp;Texte beschrankt: O. Ps. 67,12 par molte vertut, G. Ste. 6646 en un poinbsp;espace. Sonst sind sie schon afrz. substantiviert: pou de jurs (B 213),nbsp;oder adverbial gebraucht: un poi (B 102), muit fu cruels (B 126).
4. nbsp;nbsp;nbsp;Ihrer Einsilbigkeit entsprechend, stoCen Indefinita haufig mitnbsp;anderen Wrtern zusammen und werden dadurch undeutlich: Zentralesnbsp;pou wird vermutlich deshalb durch eindeutiges peu ersetzt (vgl.
S. 97), mou (mplt) bleibt nur in Mundarten als Adverb (auCer einzelnennbsp;Punkten der Ardennen, wo es auch als Subst. bleibt) und wird im Z.nbsp;durch beauco7ip^), im NO. durch gramS (afrz. gramment, Rou 8758, beinbsp;Froissart mit mout alternierend: Ml. 22162, 22167 im Reim, vgl.nbsp;S. 202), im O. durch tu pl u. a. ersetzt (ALF 120). Auch adj. quantnbsp;wie viel collidiert mit quant h, quand', schon Christian fragtnbsp;con bien (Cligs 2604), noch Rabelais, Amyot quants.
5. nbsp;nbsp;nbsp;nul nullu(m) erhalt durch volkstmliche Doppelnegation posi-tiven Sinn: B 53 ne seit nus d'els fir keiner kann (nicht) fliehenquot; =nbsp;Nicht irgend einerkann fliehen. Schon in denF ormulaeAndecavensesnbsp;heiCt es (Zeumer 20, 2) nulla calomnia (,,Forderung) habere nonnbsp;dtbeas. Und nun kann man auch sagen: R 96 Mielz me plesoit quenbsp;nus des autres, besser gefiel er mir als irgend einer der anderenquot;nbsp;(vgl. R 248). Negatives nul ohne ne (Haase 52) ist wohl Latinismus.
Die Deklination der Indefinita folgt je nach der lat. Grundlage der I. oder 2. KI. der Adjektiva. Zu toz vgl. S. 84; zu plusieurs S. 204;nbsp;nach cui, lui bilden nul, aucun, autre die Obl.-Tonformen B 280 nului,nbsp;aucunui, autrui: Mort Rust. Dautrin chatel von fremdem Kapitalquot;;nbsp;zu tel, quel vgl. S. loo; auch die Fem. lauten tel, quel (B 272, R 188,nbsp;281); analogisches Fem. tele kommt schon im Gormunt vor (R 143),nbsp;tele und quele berwiegen im XV. Jahrh. (Toni Fischer op. cit. S. 69).
') Vielleicht aus der Kaufmannssprache; vgl. auch Chev. II. Esp. 11418 En aventure gist biaus cops lm Hasard liegt Erfolg.
-ocr page 236-222 nbsp;nbsp;nbsp;IV. Formenlehre. Die Konjugation.
Konjngationsklassen. Die vier lat. Klassen: -a-, -i-, endbetonte und stammbetonte -e-Klasse (cantre, partire, habre, facre) erhaltennbsp;sich, aber ihre Vitalitat ist verschieden. Wahrend -a- bis heute, undnbsp;-i- afrz., noch Zuzug von neuen Verben erhalten, bleiben die -e-Klassennbsp;und nfrz. auch -i- auf ihren Besitzstand beschrankt, resp. vermindernnbsp;ihn; nfrz. entsprechen ber 4000 Verben auf -er, ca. 480 auf -ir, ca. 38nbsp;auf -oir, ca. 150 auf -re. So in der Schriftsprache i).
Ein paarmal hat sich durch Lautentwicklung ein neuer Klassen-unterschied gebildet. a) Bei der a-Klasse frdern Unterschiede des Stammes afrz. zwei Unterabteilungen des Prasens;
Ind. nbsp;nbsp;nbsp;Konj.
cantat chantet nbsp;nbsp;nbsp;cantet chant
dbitat dotet nbsp;nbsp;nbsp;dbitet dotet (Sttz-el).
Dieser Unterschied wurde durchweg ausgeglichen.
/J) Beim Infinitiv der a-Klasse bildeten palatale Stamme nach Bartschschem Gesetz die Endung -ier, so dafi nebeneinander stehen:nbsp;cantare chanter manducare mangier. Auch dieser Unterschiednbsp;wurde ausgeglichen (S. loi^). Nur im N. und O., wo i ber \e zu inbsp;wird, entstand auf diese Weise eine neue i-Klasse: Herzog i, 28nbsp;marii (wall.); 34, 90 mangi (= mang Norm.); 42, 168 arrachi (ab-radicatu(m) arrach Pik.); vgl. Herzog, Zt. 23, 356.
y) Bei der -i-Klasse wurde im Pras. durch das Infix -sc-(1fin-sc-o Frankreich, Norditalien, Mittelitalien, Rumanien, Einf. 170) eine allmahliche Zustandsanderung ausgedrckt. (Vgl. D. Barbelenetnbsp;de l'Aspect Verbal en Latin Ancien, Thse, Paris 1913, S. 214 ff.)
Das Infix verlor seine Bedeutung, wurde als reines Formelement auf andere Verben der -i-Klasse, frh auch auf germ. Verben ausge-dehnt, drang in das Imperfekt. Beispiele: Passion 80 trad-scantnbsp;tradissant. Passion 165, B 129 guerpissent. Rol. I13 escremissentnbsp;(germ, skrmjan schirmen); mundartlich folgt auchRol. 3529nbsp;partissent (= ils partent). In der nfrz. Schriftsprache haben dienbsp;meisten Verben der i-Klasse -issais und nur 14 Gebrauchlichere nebstnbsp;Kompositen -ais im Impf. Mannigfacher Ausgleich in den Mundarten.nbsp;Lothr. fehlt das Suffix zum Teil. Vgl. Herzog 409 und Zt. 23, 379jnbsp;ALF 1144 je remplis lautet an ein paar Punkte reip, meist aber rapli,
Gezahlt nach Diet, des Rimes von F. M orandini DEccatage, Paris 1886.
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
vielfach mit Stammbetonung; 1146 remplissais zeigt auch hier fast nur -isco-Fornien.
Innerhalb der Klassen (= Infinitivtypen) besteht Freizgig-keit, die bald lautliche, bald analogische Grnde hat:
a) Lautentwicklung ergibt placreplaisir, tacre tazsir{0.'Ps. 82,1)1 nocre noisir (O. Ps. 88, 22), licre loisir^) usw., vgl. S. 72. Diesenbsp;Gruppe, der sich noch lucire luisir anschliefit, unterliegt schon afrz.nbsp;der Anziehungskraft haufiger Verben wie faire und -duire (conduire,nbsp;produire): lire reimt Bible G. 1209 mit murmure, Christian brauchtnbsp;in den Jugendwerken taisir, aber Parz. 3212 taire; nuire: siehe St. Th.nbsp;S. 15; plaistr, loisir bleiben als Substantiva, die seltenen moisir undnbsp;gsir als Infinitive, doch kommt, girai (S. 252) folgend, auch girenbsp;(jacre, Ml 11705, Meigret S. 112) vor (Herzog Zt. 24, 89/90; taisirnbsp;bleibt als tezi auf Punkt 417 im W., ALF 1277).
f) Weiterhin ist Klassentausch eine Folge der Anziehungskraft vorbildlicher Verben wie facere, dcere, di'cere: Schon lat. zogen diesenbsp;Verben andere Verben der --Klasse gern zu sich; zahlreiche Doppel-formen sind das Resultat, kl., vlat. wie afrz.: ardre ardoir nebennbsp;ardere ardre (Zt. 24, 97), manre manoir: R 245 remanoir, nebennbsp;B 160 remaindre (nach plaindre? vgl. S. 260, 262). Der umgekehrtenbsp;Vorgang ist vlat. auf capre, *sapre, cadre beschrankt, und afrz.nbsp;selten: recpre regoivre (M. Brut 728, vgl. Herzog 414) nebennbsp;analog, afrz. nfrz. recevoir. Die Anziehungskraft der -Klasse bleibtnbsp;trotz voir, savoir, avoir gering, wahrend sie im Span. und Port. dienbsp;beiden -e-Klassen vereint: facere gt; span. hacr, port. fazr.
M. L. Einf. 169, Herzog Zt. 24, 98, ALF 1034 pleuvoir (plvre): Der grfite Teil von Frankreich hat plu:r, ploeivr u. a.; plyvwar ist nur im NO. verbreiteter.
Vor allem aber frdert eine innerhalb des Verbums haufige oder charakteristische Form einen anderen Infinitivtypus: Einnbsp;i-Prasens hat stets Verben der -e-Klasse zu i gefhrt: morire (Plautusnbsp;moriri), cupire, fodire, fugire (Reich. Gl. 272, 378). florire (floreo)nbsp;*ptire, ptrire u. a. gehren den meisten rom. Spr. an, salio ergibt afrz.nbsp;sail (sad, S. 103) und danach salire saillir, aprov. und nfrz. mit palata-lisiertem /; *failio (kl. fallo, vgl. *fallia ,,Fehler, REW 3168) ergibtnbsp;Jail und danach faillir (kl. fallere), aprov. falhir. Bleibendes afrz.nbsp;faudre erklart sich als Buchwort oder als Abstraktion aus dem Futurnbsp;faudrai fallere habeo. Die frk. Verben auf -jan gehen den gleichennbsp;Weg: *werpjan gt; werpire (Zeumer 88, 25) guerpir, sazjan gt;gt; sacirenbsp;(Pirson 20, 30) saisir.
Ein -Perfekt fhrt gleichen Weg: fugire kann nach fugi verstanden werden; colligere coillir folgt coilhs (vgl. S. 278); tnre gab
) licre loisoir kommt vor! (Dial. Greg. 61, 12.) Es ist wohl ein Latinismus.
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
das seiner Klasse entsprechende vlat. Partizip 1 2tentus an venire; *ventus; im Perfekt aber richtete es sich im Z. nach vni undnbsp;ergab 2tni (statt tenui). Und so folgte auch der Infinitiv: tenir.nbsp;Wo aber tenui blieb und tenve ergab (Walloni), blieb naturgeniafinbsp;auch der Infinitiv (Leod. 93 tener : aver, provenzalisiert aus tenoir: avoir,nbsp;Aiol 3433 maintenoir) als Probe aufs Exempel.
Die Pikardismen vir, ker, ser^) folgen dem Perfekt cdi. Da caeir, v'eir usw. lautgesetzlich zu cdir, v'ir geworden seien (Herzog,nbsp;Zt 24, 93), scheint mir fraglich: Denn wo das Perfekt 2cddui chuinbsp;gebrauchlich ist (O ), bleibt ch'oir, und damit sind auch votr undnbsp;s'oir gebunden (S. 272). Das Afrz bildete einen neuen Infinitiv nachnbsp;dem Futur: Da chantera zu chanter gehort, schliefit das Wall. vonnbsp;fera auf ein fer (Venus 18, im Reim mit anier, Herzog 2, 4 fe).nbsp;Alexanderfragm. 39 und Neupik. di{r) zeigt gleiche Analogie^). nbsp;lm NW. NO, ergibt das Futur von mener : merrai aus menrai. Darausnbsp;wird ein neuer Infinitiv merrer erschlossen, der inG. Ste. auf die Redensartnbsp;merrer son dueil trauern beschrankt bleibt (Herzog 411).
Ein haufiger Imperativ fhrt ebenfalls zu Abstraktionen: asseyez-vous ergibt im SO. asseyer (Jaberg, Archiv 126, 380); taisez-vous im S. und SW. taiser (ALF 1277, Zt. 23, 372). Auch scctre, afrz. secourrenbsp;(mundartlich skoer, Herzog 414), nfrz. secouer (secouez-nioi kannnbsp;so verstanden werden. Allerdings untersiehen vokalische Stamme dernbsp;e- und i-Klasse, der Anziehungskraft von muer, tuer, nouer, vgl. Herzognbsp;Zt. 23. 369, 376: So ergibt putre, afrz. putr (puteo), nfrz. puer. nbsp;Von frh auf sind Infinitivtypen unbeliebt gewesen, bei denen Stammnbsp;und Endung verschmolzen. Die Rekompositionen esse zu 2essere,nbsp;posse zu 2potre (Zeumer 24, 26 potemmus'), veile zu 2volre sindnbsp;gemeinromanisch. Die Komposita von frre sind afrz. ofrir, sofrir,nbsp;und so in den meisten rom. Spr., afrz. oferre, soferre sind Latinismennbsp;oder von den Futuren oferrai, soferrai (S. 288) abstrahiert. Afrz. werdennbsp;currere corre zu corir, quaerere querre (B 167) zu querir (Amis 191,nbsp;XIII. Jahrh.); courre laufen macht aber erst im XVII. Jahrh. endgltignbsp;Platz. (Rest; chasse d courre Hetzjagd, Jagersprache; Mundarten be-wahren kur ,,laufen, ker ,,fordern, Herzog 414.) Auch Infinitive wienbsp;ra(i)embre (redmre), criembre (trmre), priembre (prmre), giembre
') Auch Rustebuef reimt (Mar. Eg. 86l) viir : btniir. Heute ist virr (so bereits Venus 43) nur pik. und westwall. (ALF 1408), die O.-Wall. hat vsij nebstnbsp;Derivaten. P. Marchot Z. f. S. 41, 246, Herzog 418 leiten vs;j von vtjir ab. Dasnbsp;wird aber unwahrscheinlich, wenn man ALF 62 sieht, wie asiir fast geschlossen innbsp;Wall., Pik. und Norm. bleibt. Ich halte ve:j fr ein Futurabstrakt (verrat gt; Inf. 2ve(r)nbsp;mit Satztondiphthong vsj).
K irsch S. 10. Marchot leitet Z. f. S. 41, 245 wall, fer von fare (Kurzform) ab; dann bleibt di(r) unerklrt; Herzog 415 sieht in fe(r), di(r) Analogie nach -are, -ire.
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
(gmere) schienen absonderlich; Mundartlich finden wir afrz. cremeir, cremoir und creniir, vgl. S. 269. Sonst berwiegt die Anziehungskraftnbsp;der Verben auf -angere, -ngere; Denn plaindre, feindre und frchtenquot;,nbsp;klagen, heucheln steben sich begrifflich nahe; giembre und plaindrenbsp;decken sich fast: M. Brut 853 giement grief et plainent; Bartsch,nbsp;Eneas 27, 71 giendre, plaindre. lm Eneas ist nur der Infinitivnbsp;giendre (statt giembre') an plaindre angeglichen, der Kondizional lautetnbsp;noch ebenda 271 criembreie. lm Rol. (257), O. Ps., Rou folgt dasnbsp;Futurum crendrai dem Infinitiv, aber die brigen Formen criement,nbsp;crenions, cremant sind noch etymologisch. Mundartlich folgen sie dennbsp;w3-Infinitiven:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;102 rambez-nous befreit uns, stdXt ramez.
Schriftsprachlich aber folgen sie plaindre und feindre: craignons, geignons-, Belege aus dem XIV. Jahrh. Kirsch S. 74.
Interessant ist schlieGlich, daC nicht nur volkstmliche Infinitive solche Irrungen kennen, sondern gerade solche, die vor allemnbsp;im Munde der Geistlichen leb en: benedicere hatte *bendire, viel-leicht *bendistre ergeben sollen. In der Tat finden wir benistre^),nbsp;der Zwischenton ist gelehrt erhalten, der Anlaut von dicere ungelehrtnbsp;gefallen. Vermutlich war diesmal keine Verbal form der Grund zurnbsp;Umformung: benedictione(m) wurde zu benifon; ihm stand kein *digonnbsp;dictione(m) korrigierend zur Seite: Und dies in der Predigt alltaglichenbsp;benegon frderte das ebenso alltagliche je beneis segne usw.; viel-leicht ging ihm noch das Partizip bene'issanz (benedicente(m) ergibtnbsp;benissant) voraus. Und nun wird konjugiert: l. beneis, 4. benissons,nbsp;5. ben'issez, Imperativ beneis! Also gerade wie ein Verbum auf-sco.nbsp;Vorlaufig allerdings stehen (im O. Ps. beispielsweise) die genanntennbsp;Formen neben dem to-Partizipium ben'eit, 134, 21 gar benedeiznbsp;(benedictu(m)), und dem Konjunktiv O. Ps. 127, 6, 133, 4 benedie,nbsp;113, 27 benedimns (nur 144, 10 bene'ient). Spater folgen auch diesenbsp;Formen: que je bnisse, ja, der Infinitiv wird durch die Pseudo-sco-Endung zu benir, bnir, wie Herzog Zt. 24, 78 gezeigt.
Wir lemen daraus, dafi am Konjugationswechsel auch gelehrte Stande mit beteiligt sind, und das manches von dem Obengenanntennbsp;buchwrtlicher Entwicklung seinen Ursprung verdanken mag. So wienbsp;dies sicher fr vncere veintre vaincre (Latinismus mit Unter-sttzung des Perfekts) der Fall ist: vaincre berwiegt im XIV. Jahrh.nbsp;Beispiele s.K. Arns, Beitr.zurfrz. IVortgescPiehte, Diss.,Mnster igio, 6g.
Bei Neubildungen kommen wie gesagt frz. nur -er und -ir in Frage: Denominativa werden gewhnlich auf -er gebildet: So neben fenir
') Das Futur benestrai (O. Ps.) setzt ihn voraus und nicht umgekehrt; ein -isco-Futur (Kirsch S. 12) vpare im O. Ps., und wohl auch sonst, isoliert.
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;I5
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
endenquot;, von fin (noch XV. Jahrh. Martial dAuvergne); ist Mischform (vgl. S. io8). In neuester Zeit bildete man bolchviser. nbsp;Deadjektiva wurden afrz. meist auf -ir geformt: vieillir von vieilnbsp;altern, viezir in gleicher Bedeutung von viez vtus (Rou 134, O. Ps.,nbsp;Dial. Greg.), assechir von sec (O. Ps. loi, 12), saintir von saintnbsp;(St. Thom. 4), R 256 embelir von bel usw. Heute dient fast nur nochnbsp;-er zu Neubildungen. Vgl. A. Chr. Thorn Etude sur les verbesnbsp;dnominatifs en francais, Lund 1907.
Wo altlat. Primsilbenbetonung (S. 52) den Stamm von Simplex und Kompositum differenziert hatte, wurde vlat. nach Wiederher-stellung der Stammbetonung rekomponiertquot;: prficere wurde wiedernbsp;zu perfacere. In einzelnen Fallen aber blieb die Primsilbenbetonung: calefacit wurde gallorom. zu *calfat, der Inf. *calfare zunbsp;chaufer; c(n)s(u)o ,,nahe: Inf. c(n)suere gt; cosdre, nfrz. coudre;nbsp;adrigo: Inf. adrigere aerdre (S. 170); vgl. condirgere aus condi'rigerenbsp;im Merowingerlatein Ro. F. 26, 882. Betonung der Praposition imnbsp;Pras. bei endbetontem Inf halten: clloco colche (colchier),\m^\{e.)oemplenbsp;(emplir), clligo cueil (collir), cmputo cont (conter), Involo (imbolat,nbsp;vgl. Pirson Mlanges Wilmotte 503) emble (embler stehlenquot;). Es brauchtnbsp;nicht gesagt zu werden, daG die Primsilbenbetonung blieb, weil dasnbsp;Simplex gefallen war, oder der Zusammenhang nicht mehr erkannt wurde.
Gehen wir nun zum Verbum finitum ber, so beobachten wir allerorts Vereinfachung des Formenreichtums (schon das kl. Lateinnbsp;hatte Optativ, Medium und Aorist aufgegeben), Neigung zur Um-schreibung (schon kl. amatus sum),, einzelsprachliche Uniformierungnbsp;der Endungen, Stainmrekomposition.
Von den Formen fallen vlat. ohne Ersatz: hnperativ auf -to, Partisip des Futurs, Inf. des Perfekts, Supinum und Gerundivum.nbsp;Vom Gerundium bleibt der Ablativ gebrauchlich zur Bezeichnungnbsp;einer Begleithandlung: it cantando er geht, indem er (zugleich)nbsp;singt. Formal fallt frz. das Gerundium mit dem nt-Partizip cantante(m)nbsp;chantant zusammen. Vom hnperativ bleibt nur die 2. Sing, canta;nbsp;cantate fallt gallorom. mit cantatis zusammen, oder wird durch diesenbsp;P'orm ersetzt.
Von den Genera Verbi verschwindet der formale Rest des Mediums: das Deponens. Plautus braucht cunctare fr cunctari,nbsp;sagt aggredias fr aggrediaris; vgl. Reich. Gl. 15 mandi: manducarenbsp;131 minatur : manatiat. Das Passiv macht der Umschreibung mitnbsp;esse Platz: Kl. flektierte das Pras.: amor, das Perf: amatus sum;nbsp;vlat. das Pras.: amatus sum, Impf: -eram, Perfekt: -fui.
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Beim Tempus sind alle Arten und Grade der Veranderungen zu beobachten, welche die Konkurrenz flektierender und umschreibendernbsp;Formen hervorbringen kann; Beim Plusquamperfektum entwertetnbsp;cantatu(m) habeba(m) das weniger anschauliche cantavera(m), dasnbsp;dadurch mit seinem Konjunktiv zur einfachen Vergangenheit herabsinkt.nbsp;Damit treten gleichbedeutend miteinander in Konkurrenz: cantaba(m)nbsp;und cantavera(m) cantare(m) und cantavisse(tn); nun stehen sichnbsp;canta(ve)ra(m) und cantare(m) alsbald lautlich zu nahe und fallennbsp;beide; cantare(m) urfrz., canta(ve)ra(m) findet sich noch im altestennbsp;Afrz.: Eulalia 2 auret (h)a(b)uerat, 3 voldrent vl(u)erant odernbsp;vluerunt, vgl. S. 276^ 9 pouret ptuerat, Alex. 125 Hs. L firetnbsp;fecerat, das Hs. P durch fist ersetzt; vgl. Reich. Gl. 1132 trans-fretavit: transalaret (= alaverat): Das Plusquamperf. Ind. fiel alsnbsp;Luxusform der literarischen Erzahlung.
Vgl. Gamillscheg, Stud, zur Vorgesch. einer rom. Teropuslehre, Sitz. Ber. Ak. W. Wien 1913 172 ff. Beispiele fr afrz. Plusquamperf. Ind.; 167 Zusammenstofinbsp;von canta(ve)rat und cantaret.
So bleiben im Indikativ der einfachen Vergangenheit: cantaba(in), im Konjunktiv cantavisse(m); die Vorvergangenheit wird umschrieben.
Wieder anders beim Perfekt: Hier steht die Luxusform: can-tatu(m) habeo ohne Strung neben cantavi, und bis ins Nfrz. halten sich Pass simple und Pass Compos, Afrz. ohne besondere Bedeutungs-unterschiede. Erst nfrz. stirbt cantavi aus, und nun ergeben sichnbsp;schriftsprachliche Unterschiede, die im wesentlichen cantavi aufnbsp;literarischen Gebrauch (Perf. Historicum) beschranken. Gilt dies frnbsp;Paris und das Seinebecken (vgl. Herzog, Stck 9, Marne), so haltennbsp;die Mundarten vielfach noch cantavi (Herzog 448 ff), wenigstensnbsp;einzelne Formen davon, doch werden diese Reste der Lacherlichkeit,nbsp;die absterbenden Formen anhaftef wohl alsbald zum Opfer fallen. nbsp;Das Futurum, I macht der Umschreibung cantare habeo durchausnbsp;Platz, nur ro bleibt im Afrz. Das Futurum II weicht cantarenbsp;habeba(m). Wie das nachgestellte Hilfszeitwort zur neuen Endungnbsp;wird, haben wir S. 180 beobachtet. Das mag der Grund sein, dafinbsp;nach neuen, der Sinn-Oxytonierung besser dienenden Umschreibungennbsp;gegriffen wird; So wird zuerst agln., vielleicht nach dem Engl., dannnbsp;auch sonst vouloir mit Inf. Luxusform fr das Futur: B 5 genznbsp;vuelt embuschier ,,er wird seine Leute im Wald verstecken, stehtnbsp;zwischen drei Futuren; istra, fera, iert. Ahnlich B 229, 232, wo abernbsp;ein volebat zugrunde liegt (235 Anm.), und 293: vos vuel dire will
') V. Ettmeyer lekrt (Vademecum S. 62), dafi cantare habeo erst im IX. Jahrh. von Sden her durch Vermittlung des Kirchenlateins nach Frankreich kam. Dem wider-spricht, dafi Fredegar I, 62 den Emporkmmling Justinian, auf das non daboquot; desnbsp;Perserknigs, darasquot; du wirsts geben! antworten laCt.
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ich euch erzahlen. (Vgl. S. i8o; A. Schwake vouloir Inf., Diss., Gtt 1915, S. 95, 194.)
Beitn Modus ist ein Abnehmen und Zusammenschrumpfen des Konjunktivs zu bemerken. Er verliert frz. die irrealen Bedingungs-satze: Das Nfrz. macht si habebam (R 320) zur Regel, vgl. R 18nbsp;se josasse gt;gt; nfrz. si josais. In Mundarten geht dieser Abbau weiternbsp;(Herzog 559, ALF $76 je veux . . . que ga finisse usw.).
Vor allem aber werden beide Konjunktive in den Mundarten auf einen reduziert, wobei meist dieFormen eines der Konj. vorbildlichnbsp;sind (vgl. lothr. Ps. 123, Herzog 467 ff., unten S. 286). Ursachenbsp;ist wohl, dafi, wenn die Zeitstufe einmal ausgedrckt ist, sie nichtnbsp;wiederholt wird wie in der Schriftsprache: je veux que tu viennes;nbsp;je voulais que tu vinsses. Infolgedessen sind im Z. die Formen desnbsp;Impf. Konj. heute nicht mehr gebrauchlich und werden nicht mehrnbsp;verstanden. Man empfindet sie als lacherlich oder gar als beleidigend:nbsp;-asse, -isse'NQtden pejorativ empfunden; vgl.rvasser, finasser, rapetisser.nbsp;So sagt A. Hermant in Les grands Bourgeois (Kap. VII): Cetnbsp;imparfait du subjonctif (travaillassiez) lui parut une des parolesnbsp;les plus ridiculesquot; . . . Ein Barbier schmeifit einen Kunden heraus,nbsp;der das Ansinnen an ihn gestellt; je voudrais que vous me coupassieznbsp;la barbelquot; mit der Riposte: Ici on ne coupasse pas!quot; Zahllos sindnbsp;die Scherze, mit denen der Franzose das Frangais de professeurnbsp;verulkt, dessen Hauptcharakteristiken Pass Simple, Subjonctif denbsp;l'imparfait, Inversionsfragen, prezise Bindungen usw. sind. Sprach-wissenschaftlich eine hchst interessante Tendenz, die an Kun o vonnbsp;Bthunes Erfahrungen im XII. und XIII. Jahrh. gemahnt (vgl. S. 37).
Bei den Eudungen ist nur das Verstummen von i nach mehr-facher Konsonanz (vgl. S. 56), und danach analogisch oft auch nach einfacher, ein vlat. Vorgang. Der Schwund ist alter als die Assibi-lierung von ti, wie *mento, *sento aus mentio, sentio u. a. zeigen.nbsp;Dagegen blieb i nach einfacher Konsonanz in facio faz, sapia(m)nbsp;sache, der Kurzform *aio (habeo) ai usw.
In der 6. Plur. Ind. ist i auch nach einfacher Konsonanz durch-aus geschwunden: faciunt wird vor der Assibilierung zu *facunt. Vgl. S. 126, 233.
Im brigen aber sind die Uniformierungen der Endungen einzel-sprachlich und weichen (nicht nur im Frz.) von Mundart zu Mundart ab. Bei diesen Uniformierungen beobachten wir vorab folgende allge-meine Erscheinung:
Hilfsseitwrter und Modalverben bilden eine Klasse fr sich, die sich der Uniform gern entzieht aber fr die Uniform des
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
Verbum Finitums oft vorbildlich wird: So wird smus sons zum Vorbild fr die Uniform der 4. Person: avons, chantons. Nun ergibtnbsp;es selber somes (S. 178), worauf diese Form mundartlich wiederumnbsp;vorbildlich wird und analogsches avomes, c/tantotnesnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Christian,
vgl. S. 234^) nach sich zieht.
lm brigen verhalten sich die Endungen folgendermaCen;
1. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Da-o meist verstummte (auCer frkoprov.), sind dernbsp;Ind. Pras. und der Konjunktiv Pras. der lt;z-Klasse ungeschwanzt, wonbsp;nicht Sttz-if Endung bildet. Infolgedessen ist hier das Bestreben dernbsp;Sprechenden, die Formen durch analogische Endungen zu verdeutlichen:nbsp;In der a-Konjugation sind Sttz-'-Verben vorbildlich: Nach caballiconbsp;chevalche u. a. wird canto chant afrz. fakultativ zu chante- in dennbsp;anderen Konjugationen dominieren Formen auf -s (finis) oder -z (faz),nbsp;und so reimt R 135 aprens statt aprent] vgl. S. 239.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Das fr sie charakteristische Endungs-j wird auchnbsp;in der Perfektendung -asti (-dvisti) eingefhrt: chantas. Das Aprov.nbsp;bleibt bei cantest stehen.
Die 3. Person endet auf t, das nach Vokal seit dem XII., nach Kons. seit dem XIII. Jahrh. verstummt.
Bemerkung. Das durchgehende Verstummen dieser alten und neuen Endungen hat als syntaktische Folge, das bis auf wenige Restenbsp;(n'importe, sais pas) unbedingte Aussetzen des Subjektspronomens.
Die 4. Person wird auf -ons, resp. -ions, -iens (S. 234f., 238 f., 267) uniformiert; afrz. sind nur somes, faimes, dimes, ermes und dienbsp;Perfektendungen stammbetont, nfrz. nur die Perfektendungen undnbsp;sommes. Mundarten gehen andere Wege^).
Die 5. Person folgt -atis, resp. -iatis und wird auf -ez, resp, -iez uniformiert estcs, faites, dites, seltenes traites (Erec 4030), dasnbsp;Perfekt (R 40) bleiben unausgeglichen. Auch hier weichen Mundarten ab^).
Die 6. Person entwickelt sich normal (S. 126): -ent ergibt ent-nasaliert -et (Meigret S. 103); t bleibt in /Ier Bindung lautend
) Die stamrabetonten Indikativformen standen neben endbetonten Konjunktivformen: So drfte QLR lo fachuin laCt uns machen facimus sein. Das ware ein Latinismus!nbsp;Der Hortativ ist frz. meist Indikativ; vgl. Eul. tuit oram, Ro. Gr. III, Il8. Mannbsp;erwartet also faimes. lm Westen wird die Endung -ons zu -on (Normandie und Teilenbsp;der Pikardie; B 289 avuni)-. -s wurde also als Kennzeichen der 2. resp. $. Personnbsp;empfunden und in der 4. getilgt, wie -t in der 2. des Perfekts. Wenn in n. undnbsp;. Texten alle Formen auf -ons Nebenformen auf -omes (NO., Erec 43, 898), allenbsp;auf -iens solche auf -iemes (Lanz. 2382 veignijmes (Konj. PrSs.), 5176 veniemesnbsp;(Imperfekt), Eracle 4635 seriemes) entwickeln, so mchte ich darin wiederum Beein-flussung von sons, somes sehen. Doch vgl. M. L. Z. f. S. 44, 92.
) ber Erhaltung stammbetonter 5. Person in Mundarten Herzog, 429.
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
(chantent-ils, wonach nfrz. auch 3. chante-t-il). In den Mundarten aber findet sich vielfach Endbetonung: ils chantont (vgl. Passion 80, 174);nbsp;volksfrz. fallt die 6. und 3. zusammen, wie dies in der a-Konjugationnbsp;normal ist (M. L., Frz. Gr. 294 ils boivent wird zu ils boii).
In Summa bewahren die Endungen Unterschiede der Konjugations-klassen im Prasens und Perfekt. Nur die 4. und 5. des Prasens hat analogisch Uniform angelegt, die 6. durch Lautentwicklung. Imnbsp;Imperfektum dagegen bewahren nur Mundarten Reste der Klassen-verschiedenheit, wahrend das Z. nach -(b)a(m) (hab(b)a(m)) urfrz.nbsp;uniformierte. Die Klassenunterschiede des Futurums beschrankennbsp;sich naturgema auf die Infinitivendung, die hier zwischentonig istnbsp;(1cantaraio, 1partiraio). /-Partizipien und Gerundien werdennbsp;auf -ant (-ante(m), -ando) uniformiert.
Was schliefilich den Stamm anbetrifft, so ist der Ausgleich der Verschiedenheiten stammauslautender Konsonanten im allgemeinennbsp;urfrz. (S. Zwischenton und Panultima S. 117 ff.) Der vokalischenbsp;Ablaut aber ist im XII. Jahrh. noch so gut wie rein erhalten, undnbsp;erst dann mehren sich die Ausgleichsbestrebungen, die nur beinbsp;haufigst und selten gebrauchten Verben nicht zur Stammunifonnnbsp;fhren: je trouve (afrz. treuve), trouvons aber je peux, pouvons, nbsp;je meurSy mourons.
Bemerkung. Ein Teil der im vorigen behaupteten Vorgange wird neuerdings als nicht analogisch, sondern als Folge lautlicher Entwicklung erklart: Vgl. J. U.nbsp;Hnbschmied, Zur Bildung des Imperfekts im Frankoprovenzalischen, Bh. Zt. 58 (1914).nbsp;Die Arbeit stammt von einem Schuier Gillirons, diesem gewidmet. Sie geht von demnbsp;Studium neuer Mundarten aus und der Beobachtung, wie in diesen alles Wortmaterialnbsp;Doppelformen bildet, jedes Wort also satzphonetisch eine Tonform und minderbetontenbsp;Formen besitzt. Die Beobachtung wird auf das Afrz. bertragen: Wenn afrz. habtisnbsp;aviz ergibt und nicht wie erwartet aveiz gt; avoh, so sei dies nicht Analogie nach -atis,nbsp;sondern eine Verallgemeinerung von unbetontem avez neben satzbetontem aveiz. Innbsp;der Tat wird man heute selbst bei gebildeten Ostfranzosen nebeneinander 3an e deinbsp;(oder doq), aber de ml, resp. 3an ei horen. Die meisten stlichen Dialekltexte bietennbsp;Entsprechendes. Ja auch Hochfranzsisch steht, wie wir gesehen, nebeneinander:nbsp;vwala la ro:z und ; la roz e bsl. Dagegen wrden wir aber im Afrz. vergebens nebennbsp;chanteroiz-chanterez nach einem roi ^re, trots 1tres suchen!') Es ist eben, wienbsp;wir gesehen, heute der Satzakzent, urfrz. der Wortakzent, der dominiert: heute engenbsp;Bindung aller Worte (schnelles Tempo), urfrz. nur enge Bindung kleinerernbsp;Wortgruppen (langsames Tempo) blich. Nomina, Verba, die meisten Adjektivanbsp;zeigen afrz. nur Tonformen oder Nebentonformen. Doppelformen nur bei Monosyllabis. nbsp;So macht die Schrift, wie mir scheint, den Fehler, Probleme der alteren Sprachenbsp;an der heutigen zu messen; Der moderne Linguist beobachtet, wie durch den heute
Mehrfaches en siecles de steles O. Ps. 82, 16; 83, 5; 88, 29; 103, 6; 131, gt;5 ist ganz isoliert. Vgl. noch 92, 3 des Ie secle tu ies. Umgekehrt am Satzschlufi (allerdingsnbsp;ist auch 103 Satzschlufi) lio, 3; tu, 3 en secle de siecle. Es mag en siecle seclr zu-grunde liegen.
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IV. Formenlehre. Die Konjugation.
pulsierenden Verkehr, das standige Nebeneinander von Patois und Schriftspracbe, die Lautentwicklung paralysiert wird und er erklart den Bankerott der Lautgesetze. Odernbsp;er beobachtet, wie der Satzton aus jedem Wort heute Satzdoubletten formt undnbsp;er erklart den Bankerott der Analogieschlsse. Es scheint mir, dafi ein solches Verfahrennbsp;zu ganzlich verfehlten SchluCfolgerungen fhren mufi, und so besteht die altere An-schauung von der Wirkung standiger Assoziationen unter den Formen durchaus zu Recht.nbsp;Dagegen ist es vollkommen richtig, dafi in modernen Mundarten erst geprft werdennbsp;mufi, ob eine schwachere, undiphthongierte Form nicht Satzdublette ist, ehe man annbsp;Analogie appelliert. Insofern ist aus der Hubschmidtschen Arbeit viel zu lemen.
Auch einzelne Verben kommen ab und werden durch Luxus-formen, gelegentlich Verlegenheitsbildungen ersetzt: Stammbetontes secourre ist endbetontem secouer gewichen (S. 224); schon imnbsp;XVI. Jahrh. war secourre selten (Ekblom, S. 64). Dagegen stehtnbsp;heute noch geindre (,Jammern, despektierlich!) neben gmir. nbsp;Afrz. cretnir aber hat weder formal, noch semantisch craindre ver-drangen knnen. Es ist also nicht der endbetonte Infinitiv,nbsp;der den Stammbetonten verdrangt! Sehen wir uns R an:nbsp;trahit ist i'mzV (berschrift von R 90) traxit ist traist (R 102, 117);nbsp;sobald j verstummt (vgl. S. 164), fallen beide Formen zusammen!nbsp;Das Verbum ist fr wichtige Formen zweideutig und wird infolgedessennbsp;defektiv: Es hat heute kein Pass simple; darum raumt es tirer dennbsp;Platz, auf traire les vaches beschrankt ^). Ebenso wurde radit ret gleichnbsp;rasit re(s)t, und raser (Meigret S. 108) ersetzte das Defektivum.nbsp;Freilich bleibt die Gleichheit bei dire bis heute; je dis ,,ich sage =nbsp;je dis ,,ich sagte. Aber hingenommen haben dies die Sprechendennbsp;auch nicht ohne weiteres; Afrz. ist dico di (R 172) von dixi disnbsp;(R 168) noch getrennt, solange -s lautet. Viel frher fallen dicit ditnbsp;und dixit di(s)t zusammen: Nun vgl. man, wie R zwar immer distnbsp;sagt: 123 et me dist, 221 Ce dist amours, 288 il me dist, abernbsp;dit stets umschreibt: 9 Fait Courtoisie, 157nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Man hilft sich
wie man kann, Andre Verben gehen an Defektivitat oder Zwei-deutigkeit zugrunde; dire, rire, die -isco-Verben (und conclure, confire) bleiben unbeeinfluGt. Die ,,natrliche Ungleichheitquot; herrscht auchnbsp;hier, der starke Organismus ertragt die Erkrankung, der Schwachenbsp;geht daran zugrunde^).
*) traire hat selber mulg-ere moldre ^ mouare ersetzt, das in den Dialekten, die Sprunglaut haben, mit mlre moldre ^ moudre du bl zusammenstiefi. (Gilliron,nbsp;Etude de Gogr. linguistique).
2) Oft brachte endbetontes Perfekt Heilung: destruxit dcstruist, nfrz. dtruisit^ morst ,,bi6, nfrz. mor dit, extinxit estinst, nfrz. teignit. Die Beispiele aus Dial. Greg.nbsp;70, 71, 72. Die Ersatzformen entstanden im XIII. Jahrh. Aber auch iraisit bestand,nbsp;ohne retten zu knnen. Noch andere Grnde knnen ein Verbum ungebrauchlich
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Nicht nur innerhalb des eigenen Systems kann ein Verbum in dieser Weise erkrankenquot;, sondern, wie alle Wortgattungen, kann esnbsp;durch Laut- oder Formentwicklung mit einem anderen Worte zu-sammenstoGen: So war ester stare mit estre 1 2essere im Imperfektnbsp;(estoie, so nur im Z.; im W. ist staba(m) estoue, im O. esteive) undnbsp;Partizipium (estant, este) gleichlautend geworden. Deshalb hat mannbsp;vermutlich estoie, a est ,,stand durch de bout ,,aufrecht, strakquot;nbsp;kenntlich gemacht, worauf denn ester verschwand und se tenir deboutnbsp;(afrz. in bertragener Bedeutung; sich gerade, redlich zu jemand haltenquot;,nbsp;M. Brut 462, Lanz. 3318), tre debout an die Stelle rckte2). Dagegennbsp;storen sich je loue la maison und je loue Vlve in keiner Weise.
1. nbsp;nbsp;nbsp;Person Ind. Vlat. stand neben betontem sn unbetontes sonbsp;(Diehl 290). Afrz. sui (R 13) geht also auf sp zurck, zeigt abernbsp;Mischung mit einem 9-Stamm: Da Alex. 220 soi schreibt, liegt vermutlich Q -f- i zugrunde^). Das i drfte habeo gt; 2aio (S. 234) ent-stammen, das 9 vielleicht gallorom. 2p9Ssio, dessen Vorbild auchnbsp;urfrz. in der Modalklasse wirksam war (S. 241).
2. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Vlat. stand fs neben es (Doppelformen). Das afrz.nbsp;ies geht also normal auf fs zurck. Erst um 1150 erscheint auchnbsp;afrz. es: O. Ps. 85, 9 granz ies tu ... tu es Deus. Da sich sonstnbsp;beim Hilfszeitwort vlat. Doppelformen im Afrz. nicht erhielten, sonbsp;drfte dies es (R 179) sekundare, nachvokalische Form sein, die ur-sprnglich auf tu es (O. Ps. S. 251 auch tu ies) beschrankt war.nbsp;Vgl. M. L., Z. f. S. 44, 100. Spater wurde dann es verallgemeinert.nbsp;Der O. halt ie: Bartsch 73, 27, Herzog 13, ii vrousque tie? =nbsp;Ou es tu?
werden lassen: Der unpersnliche Ausdruck weicht dem persnlichen, il n( m'en chaut je men moque, nten fiche. Solche Affekte ausdrckende Verben scheinen steternbsp;Neuschpfung unterworfen; ga me cuit, ga m'intresse, es ist mir Wurst, Pipequot;, Hekuba,nbsp;Ob eine zu starke Bedeutungsdifferenzierung zum Untergang beitragen kann, scheintnbsp;fraglich; Die Polysemie traire schiel5en (R 102), traire mal schlecht gehn, trairenbsp;la merelle Brettstein ziehenquot;, traire sanc Blut entziehenquot; (R 117), traire a fin beenden' (B 226) usw. kann zum Untergang von traire und zum Ersatz durch: tirer, senbsp;porter mal usw. beigetragen haben. Vgl. R. Ekblom, Etude sul 1extinction des vertesnbsp;au preterit en -si et en -ui en francais. Diss. Upsala 1908, S. Ii4ff.
Vgl. auch Bible G. 594 Je dirai reson tot de bout et droite verit und Athis Tours 5870; auch Athis 3841 ist de bout zu lesen. Alter sind andere prazisierendenbsp;Ausdrcke: Leod. 230 ester sor piez, O. Ps. 121, 2 estant esteient.
Vgl. Neu-Wallonisch Herzog I, 4 dsi so = je suis und Pernoux S. 26.
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IV. Formenlehre. Das PrSsens von estre.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Vlat. stand vorkonsonantisch es (vgl. S. 129) nebennbsp;vrvokalischem est; die Qualitat des e ist nicht sicher. Afrz. ent-spricht est (vgl. M. L., Frz. Gr. 323), nfrz. e. Offenes e in st-lichen Dialekten ist sekundar, auch et und ist dort heute e. lmnbsp;Wallon. bleibt s vor t lautend, und so ist die vorvokalische Form stnbsp;die vorkonsonantische Form e^).
4. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Die doch wohl normale Form sons smus findetnbsp;sich im M. Brut 826 Livreit i suns a grant turment, bei Rustebuef,nbsp;im Aiol und Ml. im Reim (3347 und sonst)^) bis heute in Mund-arten. Alex. 616 hat schon analogisches esmes, und 617 sumes.nbsp;Vermutlich konkurrierte also ursprnglich analogisches esmes mitnbsp;normalem sons: somes ist Mischform aus beiden; esmes ist deutlichnbsp;nach der 5. Person estes gebildet (wie suimes, Pernoux S. 80, nach su).nbsp;Nach dem Vorkommen bei Rustebuef und ALF 506 zu schlieCen, istnbsp;sons die zentrale und . Form, somes gehorte ursprnglich demnbsp;NW. an.
5. nbsp;nbsp;nbsp;Person, estis ergabe 1 2ez wie fstis fuz, vgl. S. 164. Dasnbsp;Aprov. erhalt etz ungeschwanzt, estes (R 357) ist also analogisch:
/ nbsp;nbsp;nbsp;^00
Ebenso wie siste (sxtu(m), Erec 1697) nach sptimu(m) sedme (S. 117) gebildet wurde, folgte urfranzsisch vos estes (stis) den in der Rede
00 nbsp;nbsp;nbsp;gt;00
ihm am nachsten stehenden vos faites (facitis), vos dites (dicitis),
00
vs traites (trdhitis); vermutlich bestanden damals noch vos creites (kret in neuen Mundarten = vous croyez) u. a. m. Herzog, 429. nbsp;Analogisch tu ies kommt auch vos iestes vor: (Bartsch 73, lo, vgl.nbsp;73, 27, XIII. Jahrh. 0.=).
6. nbsp;nbsp;nbsp;Person, sunt entwickelt sich normal zu spnt, ist vermutlichnbsp;das Vorbild von pnt (habent), wenn nicht Kurzform ha(b)unt an-zunehmen ist, vadunt (va(d)unt?) vpnt und fac(i)unt fpnt (Jonas hatnbsp;normales feeni)\ B 45 funt, 130 vunt, 165 unt. Die lautliche Ent-wicklung laCt keinen sicheren Schlufi zu, da pn und pn urfrz. zusammen-fielen: S. 94.
Konjunktiv Singular: Lat. sm (altlat. sem Plautus) ist vlat. *sia(m). Vermutlich ist, wie beim Indikativ 2aio, die Kurzform 2aja(m)nbsp;((h)a(b)ea(m)) Vorbild. Nur die 3. Sing, entzieht sich, der Haufigkeitnbsp;ihres Gebrauchs vor satzunbetonten Worten halber, der Analogie undnbsp;bleibt einsilbig: Eide sit, Jonas 4 sit, Alex. 287 seit. Rol. 391 seit
) Herzog i, 13 s est in efaf, k e nove: vnu es ist ein Kind, das neu ge-kommen ist.
2) sons ist also vom XII. bis XIV. Jahrh. belegt.
iestes ist also nicht (Pernoux S. 98) auf das Gebiet beschrankt, in welchera gedeckt ? diphthongiert (vgl. S. 87).
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IV. Formenlehre. Das Prasens von estre.
ki rociet sei einer, der ihn tte 1 QLR 183 seit cume te pleisf' es sei, wie es dir beliebt! Passion 240 sza ist Provenzalismus,
12 nbsp;nbsp;nbsp;3nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;4 (4a)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;5nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;6nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;7nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;8
da -a im Achtsilbler berzahlig: sobre nos si-a toz li pechez. Auch die Assonanz ist verderbt. Alex. Fragm. 8 que tot non sie vanitas istnbsp;frankoprovenzalisch. (Vgl. M. L., L. BI. 1915 S. 93.) Die Form vonnbsp;soit (Einsilbigkeit, festes / S. 135) wird dann auf 1aiat aiet (Jonasnbsp;Verso 28 ne aiet niuls male voluntatem nee habeat nullus) ber-tragen gt; ait. Umgekehrt werden wir bei optativisch oder affektischnbsp;verwendeten Verben eine Konjunktivform mit analogischem e: reneienbsp;renget bei der a-Konjugation antrefifen (S. 237).
Konjunktiv Plural: DieFormen sind normal entwickelt; 1siamus, *siatis ergaben urfranzsisch 1sijamus, 1sijatis (vgl. S. 155), die Ent-wicklung der Endung ist nach Bartschschem Gesetz normal; 4. seiiensnbsp;)gt; soiiens (Christian); daraus analogisch soions (Lothr. Ps. 119),nbsp;im NW. schon Rol. 1046 seium\ 5. seiiez steht neben seltenemnbsp;seiz-vos (stis?) O. Ps. 113, 24; 33, 5: Aprismez a lui e seiz enluniinetnbsp;Nahet ihm und seid erleuchtet (S. 263).
Ind.
Konj.
1 nbsp;nbsp;nbsp;sui
2 nbsp;nbsp;nbsp;ies (tu es)
3 nbsp;nbsp;nbsp;est
4 nbsp;nbsp;nbsp;(sons, esmes), somes
5 nbsp;nbsp;nbsp;estes (iestes)
6 nbsp;nbsp;nbsp;sont
1 nbsp;nbsp;nbsp;seie )gt; soie
2 nbsp;nbsp;nbsp;seies gt; soies (R 271)
3 nbsp;nbsp;nbsp;seit soit (R 274)
4 nbsp;nbsp;nbsp;seiins )gt; soiiens soions
5 nbsp;nbsp;nbsp;seiiz )gt; soiiez
6 nbsp;nbsp;nbsp;seient ]gt; soient.
Bemerkung. Jngeres Afrz., Nfrz. suis, sois (j in der Liaison
lautend: je suis^n homm) erklaren sich aus der Entwicklung der I. Pras. Ind. in der -e-, -i-Klasse. Vgl. S. 229.
Ch. Pernoux, Die Formen des Pras. Ind. von Hre nach dem ALF. Diss. Basel 1909.
Ind. Singular. Die romanischen Sprachen gehen auf vlat. Kurz-formen 1aio, 1as, 1at zurck, afrz. ai, as, a(t) sind also nebentonig normal, habeo hatte 1age ergeben, vgl. S. 144, M. L. frz. Gr. 317.
Ind. Plur. 4. Person. Urfrz. hat (h)abmus mit der e-, i-Kon-jugation -ons (B 289 avuni) als Endung angenommen. Reste von -mus linden sich nur im SO., der hier mit dem Provenzal. geht (aprov.nbsp;aveni). . avomesl^rec^io, vgl. Parz. 2371 f.) iolgt somesin heutigennbsp;Mundarten finden wir nous ons nach nous sons. Unten S. 244.
5. Person. Ebenso hat (h)abtis urfranzsisch das -atis der a-Konj. angenommen: avez. Doch zeigt der O. (Lothringen und SO.) laut-
. de Londres
Vgl. Formeln wie Bueve II 4368 sommes de Couloingne,
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gesetzl. Formen fr die ganze -Konj., also avoiz. Wo allerdings seit dem XII. Jahrh. in einem stl. Text aveiz steht, wie Lothr. Ps. 67,nbsp;16, handelt es sich um -atis gt;gt; stl. -eiz (vgl. S. 100), da -tis damalsnbsp;langst -oiz war.
6. Person. Die analog. Form habunt kommt in der Lex Visi-gothorum (Zt. 5, 43) vor; afrz. ont kann auf der Kurzform *aunt beruhen (vgl. frk. haunifa Rol. 1701 hunte), oder es ist spnt nachgebildet.
Konjunktiv. Auch hier liegen b-lose Kurzformen: *aia(m), *aiamus usw. zugrunde. (h)abea(m) hatte '^age ergeben wie rabianbsp;rage. Die Entwicklung ist normal. Assoziative Strungen zeigen:
3. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Normales aiet aus *aiat haben Jonas und Alexius,nbsp;vgl. S. 234; ait (festes t) folgt frh normalem soit.
4. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Mit normalem^^(BartschschesGesetz: So Christian,nbsp;Lothr. Ps. usw.) konkurriert mundartlich frh aions (Rol. 60 aiuns).
Ind. nbsp;nbsp;nbsp;Konj.
1 nbsp;nbsp;nbsp;ainbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aie
2 nbsp;nbsp;nbsp;asnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aies
3 nbsp;nbsp;nbsp;a(t)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ait
4 nbsp;nbsp;nbsp;avonsnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aiiensnbsp;nbsp;nbsp;nbsp; aiions')
5 nbsp;nbsp;nbsp;aveznbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aiiez
6 nbsp;nbsp;nbsp;ontnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aient
F. Hild Pras. (Ind.) . . . von avoir nach . . . ALF, Diss. Bonn, 1905.
c) a-Konjugation (canto chant, smlo semble).
1. nbsp;nbsp;nbsp;Pers. Ind. und Konj. Da Ultima -o (Ind. canto) wie Ultima -enbsp;(Konj. cante(m)) verstummen, sind beide Formen gleich und endungslos.,nbsp;In Proparoxytonis und M. c. L.-Stammen haben Ind. und Konj. Sttz-i?:nbsp;smlo und smle(m) semble, intro und intre(m) entre, repatrio undnbsp;repatrie(m) repaire.
2. nbsp;nbsp;nbsp;und 3. Pers. Ind. und Konj. Da der lat. Ind. Ultima-anbsp;hat (cantas, cantat), der lat. Konj. aber Ultima-e (cantes, cantet),nbsp;unterscheiden sich beide Modi afrz.; Ind. chantes, chante(t); Konj.nbsp;chanz, chant. Dieser Unterschied ist fr Sttz-(?-Verben aufgehoben:nbsp;smlat wie smlet ergeben semble(t).
4. Person. Urfranzsisch wichen -amus und -mus analogischem -mus, so daC chantons (resp. semblons) Ind. und Konj. ist.
6. Person, -atis entwickelte sich ungestrt zu -ez, nach Palatal zu -iez, (pacatis paiiez), im Osten entspricht -eiz (vgl. S. 100). Diesenbsp;Formen werden fr die 5. des ganzen Verbums vorbildlich. Auch der
') -tens bleibt in vielen Mundarten bis heute, vgl. ALF 100.
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IV. Formenlehre. Das Presens der a-K!asse.
Konj. Pras. folgt ihnen frhzeitig. Normale Konjunktive Pras. auf -eiz, -oiz finden sich im W. und O., aber nur sporadisch; Rol. 508nbsp;ameneiz^ lies amenreiz Erec 174 parloiz, Veng. Rag. 1528 convoioisnbsp;convitis, Flo. 469 pardonoiz, 471 pansoiz, alle in Assonanz oder Reim;nbsp;Bartsch, Troja 122, 129 aleiz im Versinnern.
6. Person, cantant und cantent ergeben normal chantent.
Sttz-e-lose Verben.
Ind. chantnbsp;chantesnbsp;chante(t)nbsp;chantonsnbsp;chantez (paiiez)nbsp;chantent
Konj. chantnbsp;chanznbsp;chantnbsp;chantonsnbsp;chantez (paiiez)nbsp;chantent
Ind. und Konj. semblenbsp;semblesnbsp;semble(t)nbsp;serpblons^)nbsp;semblez (chevalchiez)nbsp;semblent.
In diesem System hat nun die Speechenden mancherlei gestort: Die Infinitive chanter, sembler waren gleich die Prasentia verschieden.nbsp;Das forderte zum Ausgleich heraus. Weiter strte die Endungs-losigkeit der i. in der chant-K.\a.sse und die Merkmallosigkeit dernbsp;meisten Indikativ- und Konjunktivformen, wahrend groCe Unterschiedenbsp;der Modi afrz. weniger storen: Vgl. firmat conferme (O. Ps. 103, 17),nbsp;firmet O. Ps. 19, 4 confert; gubernat governet, gubernet O. Ps.,nbsp;S. 360 (spate metrische Psalterbersetzung) goverst (zu s vgl. S. 258nbsp;oben). Wie wurden obige Strungen nun beseitigt?
) Ausgleieh zwischen chant- und sew/e-Klasse: Die Proparoxytona richten sich chronologisch zuerst nach den Paroxy-tonis: dbito ist immer, wie R 173, dot statt dote, dbitas bleibt dotes;nbsp;seltener sind Parz. 1654 bias (blasphemo) statt blasme, QLR 31 jugnbsp;(judico). Es entsprechen analogische Konjunktivformen: Tr. B. 3334nbsp;dot (dbitet im Reim), Cligs 227, 3053 blast blasphemet in dernbsp;Redensart qui que li blast et deslot (dis-laudet), also aus blasme (wienbsp;Rol. 1546 schreibt, wahrend das Versmafi blast fordert) nach lot aus-geglichen; sicher hat, wenigstens mundartlich, das Bestreben, eine be-sondere Konjunktivform fr die 2., 3. Person zu schaffen mitgesprochen.
In anglnorm. Texten geht dieser Ausgleich besonders weit: 2109 chevalzt (caballicet), 2682 culzt (cllocet), QLR 54 deliurtnbsp;(deliberet), 133 cumenzst (cum-fnitiet), O. Ps. S. 246, 51 esculurstnbsp;(excollbricet).
Frh ist auch der umgekehrte Vorgang belegt, dafi namlich ^-lose Formen gelegentlich -e annehmen, was Ind. undKonj. vllig gleichsetzt:
*) ber die -en, -emes-Vormen, welch letztere pik. und lothr. bleiben, Tgl. S. 229'.
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IV. Formenlehre. Das Presens der a-Klasse.
I. Ind. chant gt; chante wie semble; vgl. Eneas 3822 molt me merveilquot;' im Reim mit conseil^ aber 3468 Molt me merveille de felgent'.
I., 2., 3. Konj. chanty chanz^ chant werden zu chante, chantes, chante(t) nach semble usw.
Hier muC noch ein anderes mitbestimmend wirken, als bloCer Systemzwang: Denn wenn auch im Ind. i chant aus dem System fielnbsp;und chante aus den anderen Formen des Ind. Sing, verstanden werdennbsp;kann, so ist im Konj. 6 chantent zu isoliert, um die Schwanzung zunbsp;erklaren: Und gerade im Konj. ist sie sehr alt: Eul. 6 qu'elle deonbsp;raneiet (*renget); ebenda 26 que degnet (dignet); Alex. 312 Hs. Lnbsp;que lur anseinet (*insignet) usw.
Andererseits ist das Klassennebeneinander gewiC mitbestimmend gewesen: Vgl. QLR 2it, De ci que jo repaire (repatrie(m)) e vus remue (remte(m)) dici; aber jenes isolierte und starknbsp;affektische que jo deu reneiel wird man so nicht erklaren wollen: Dasnbsp;-e war die einzige Ressource zur Schwanzung der Affektform ^), es lagnbsp;im eigenen Indikativ, im Konjunktiv mehrerer Klassen, im eigenennbsp;Imperativ vor, und darum haben wir im Eneas merveille nebennbsp;merveil, im O. reneie neben reneit, im Z. vielleicht *reniet nebennbsp;renit (G. Ste. 4324). Diese ,,Optativformen kommen seit altesternbsp;Zeit allerorts gelegentlich vor und zwar bei besonders gern affektischnbsp;gebrauchten Verben der a-Klasse. Sie stehen stets neben den un-geschwanzten Formen: (jo doinst Dieus Dieus doinse^), und dasnbsp;wird dann auf andere Klassen bertragen: puist il (analogisch) nbsp;quil puisse (normal). Dazu vgl. unten S. 242 f. Der Zusammenfall desnbsp;Konjunktivs mit dem Indikativ in der a-Klasse scheint nicht gestortnbsp;zu haben: Vgl. QLR 9 Jo te pri que nel me ceiles (Konjunktiv). E sinbsp;tu Ie me ceiles (Indikativ?) Ich bitte dich, dafi du es mir nicht ver-bergest. Und wenn du es mir verbirgst.
Mit zunehmender Ausbildung der Schriftsprache steigt die Be-deutung des Systemzwangs. Seit dem XIII. Jahrh. mehren sich die geschwanzten Formen: In der I. des Ind. wie im Konjunktiv. Dienbsp;prinzipielle Durchfhrung der Analogie ist erst nfrz. (XVII. Jahrh.).
Beispiele: R 214 enrommance (i. Ind.) aber 221 commant (i. Ind.). Dial. Greg, meist e: 6, 6 ie esgarde, 7, 5 usw. is dote,nbsp;quids, reconte. 10 Zeile 5 despitet (despectet; es bersetzt lat.nbsp;despiciat), 26, 22 remaint que tu moi . . . edifies (aedifices stehtnbsp;im lat. Text) usw. Aber stets prco proi, 24, 9 esmerveilh.
) Cornu nimmt von jeher Pausaformen mit -e an, auch wo die lat. Grundlage nicht a war (Ro. F. 23, 105); vgl. auch Marchot Z. f. S. 41, 250.
Vgl. Rol. 859 bataille ne lur dunt, 2016 parels li dnget; St. Th. Vers 2072 kil lui dunst conduit dafi er ihm Geleit gebe, 5643 doinst Deus.
-ocr page 252-238 IV. Formenlehre. Das Prasens der e-, i-Klasse.
Froissart Ml. 627471? saveure (Ind.): heure, unmittelbar vorher 6248 je creant: regardant; 1878 nulz n'en parole (parabolet) . parolenbsp;(parabola). Vokalischer Stamm: 6210 prie (prco, Schreiber) im Reimnbsp;mit otri.
lm Plural bestanden weder Klassen- noch Modusunterschiede (von -eiz, -oiz des Konj. in Mundarten abgesehen). Hier ist also dasnbsp;Bestreben, Modusunterschiede zu schaffen, unzweideutig fest-stellbar: So finden wir zuerst im O. (Ezechiel 18 repairiens) undnbsp;NO. neben Ind. chantons, chantez analog. Konj. chantiens chantiez,nbsp;also Endungen, die wir bereits vom Hilfszeitwort her kennen undnbsp;die bei der Grundlage -iamus, -iatis normal sind. Diese Endungennbsp;dringen nach dem 2,j) und konkurrieren seit dem XIII. Jahrh. innbsp;allen Konjunktiven mit den normalen. Pariser Urkunden zeigen in dennbsp;Konjunktiven des Pras. (und Impf.) -lens neben -ons: Vgl. Schwan-Behrens, Gram. des Afrz., 8. Aufl., S. 247, Stck i: Dreimalnbsp;pleinsissiens und gleich darauf einmal plainsissons; ebenso Athisnbsp;Tours 5141 p'ussiens, 5^42 pussons. Die Mischform -ions^) domi-niert im XV. Jahrh. (M. L., Frz. Gr. 296).
d) e-, i-Konjugation (vendre vendre; partire partir).
Singular. Umgekehrt wie in der a-Konjugation ist hier lat. -a, afrz. -e das Kennzeichen des Konjunktivs, auch in der i. Person:nbsp;vendo vent venda(m) vende, ard(e)o art, ard(e)a(m) arde, part(i)onbsp;part, part(i)a(m) parie. Die -sco-Gruppe macht keinen Unterschied:nbsp;*flor-sco Jloris, *flor-sca(m) florisse; ber normales *jlorische vgl.nbsp;S. 260.
Die Gruppe von Stammen, die ein Sttz-^ entwickeln, war hier auf wenige Verba beschrankt: cuevre (c9per(i)o und C9per(i)a(m)), uevrenbsp;(per(i)o und per(i)a(m)), (sffero und sffera(m)), vgl. Krlsr. 112nbsp;offret in Assonanz. Infolgedessen blieb der auf dem Konjunktiv-^nbsp;beruhende Unterschied zwischen Ind. und Konj. ungestrt: Zwar ver-stummte das -e spater, aber es deckte den Stammesendkonsonanten,nbsp;wahrend dieser im Indikativ verstummte; in gedeckten r-Stammennbsp;(partir, sortir) entwickelte sich nfrz. zwischen Ind. und Konj. einenbsp;neue Verschiedenheit des Stammvokals, da Tonvokale vor unge-decktem r lang, aber vor gedecktem r kurz sind: il part (pair), qu'ilnbsp;parte (part).
') Rust. Mar. Eg. 1207 Or covient que nos Venterriens (que nous l'enterrions): riens. brigens ist -ions dem Klang nach in palatalisierten Stammen die alte Form;nbsp;gagnons; QLR 25 viennium {nni = tj, vgl. Rol. 2439). Rol. 227 muriuns, 1475 ntoeriumnbsp;erklaren sich vielleicht nach S. 170.
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IV. Formenlehre. Das Prasens der e-, i-KIasse,
Plural. Schon urfrz. finden wir die blichen analogischen Endungen fr die 4., 5. Person, aufier im Osten, in der 6, sind die Unter-schiede von vendunt vendant, part(i)unt part(i)ant usw. durchnbsp;Lautentwicklung ausgeglichen:
Endung |
In etymologise her Form |
Analogisch |
-EMUS |
(In Mundarten des SO., Herzog 424) |
urfrz. -ons |
-IMUS |
afrz. bleiben: faimes, dimes, die in nfrz Mundarten keine Spur hinterlieCen. |
Auc. faisons; Tr. B. 3099, Bible G. 888 disons. |
-MUS |
urfrz. -ons | |
-lAMUS |
0.: -Uns; Bartsch 38 (Pred. Bernh.) de(b)e- |
sonst urfrz. -ons, lm O. |
amus doyens, Lothr, Ps. 66, 2 puissiens. Heute -2 ALF 1148; denies S. 229'. |
greift -iens um sich (vgl. S. 238): Bartsch 38 hastiens,nbsp;corriens; nfrz. -ions. | |
-ETIS |
0.: -oiz; Cligs 133 devoiz |
urfrz. -ez nbsp;nbsp;nbsp;1 |
-TIS |
franzisch bleiben faites, dites. Andere Reste in Mundarten des O. Herzog 429 |
urfrz. -ez; der O. verall-gemeinert -oizquot;^) (Herzog 426) |
-ITIS |
0.: -iz; Ezech., Pred. Bernh. sentiz, aem-pliz, inoriz; couriz. Herzog 427 |
urfrz. -ez; O. verallgemeinert -qiz 2) |
-lATIS |
-iez Erec 113, R 15, 151 sachiez (aber Rol. |
franzisch -ez, XVI. Jahrh. |
520 sacez : amer), puissiez, faciez. |
-iez. Im Imperativ bleibt sachez. O. -oiz, W. -eiz^). |
e Ind. |
Konj. |
Ind. |
i Konj. |
-sco Ind. nbsp;nbsp;nbsp;Konj. | |
I vent |
vende |
part |
parte |
floris |
florisse |
2 venz |
vendes |
parz |
partes |
floris (S. 150) florisses | |
3 vent |
vende(t) |
part |
parte(t) |
florist |
florisse(t) |
4 vendons |
vendons |
partons |
partons |
florissons |
florissons |
S vendez |
vendez |
partez |
partez |
florissez |
florissez |
6 vendent |
vendent |
partent |
partent |
florissent |
florissent |
Bemerkuilgen: i. Ind. Das der -sco-Verben und j-Stamme, das z von faz u. a. (vgl. S. 229) werden vorbildlich, und so finden wirnbsp;fakultativ vom XIII. bis XV. (Ch. dO.) Jahrh.: R 134 aprens (prndo):nbsp;frans (francus). Gelegentlich folgen auch amo, R 276 ains, H. Cap.nbsp;1040 laudo loz u. a. a-Verben. Spater wurde dann -s als graphischenbsp;Endung der e-, i-Klasse verallgemeinert.
Graphische Anderungen: Verstummtes z der 2. wurde s ge-schrieben: tu vends; bei einzelnen Verben verstummter Stammes-
Ezechiel S. 14 quarois vos ,,sucht ihr Auch -iz kommt vor. Jngere airz. Texte des O. schwanken zwischen -oiz und schriftsprachlich -ez (-eiz).
2) Floire et BI. 2957 ociois. M. L., Z. f. S. 44, 89.
Christian fagoiz, Fl. e. BI. 1553 viegnois; W; Eneas S468 rendeiz, 6549 sacheiz, Athis Tours 4061 sackois. Im O. Ps. enden Imperative des Plurals meist aufnbsp;-eiz (neben -ez): benUsseiz, regehisseiz ,,lobet, farisseiz erscheintquot;, sacheiz, Zt. 24, 83.
-ocr page 254-240 IV, Formenlehre. Das Prasens der e-, i-KIasse.
endkonsonant graphisch wiederhergestellt; je vends, tu couds, je vaincs, tu mets, il prend. Zu afrz. cueil, nfrz. cueille vgl. S. 250.
Konjunktive aiif -ce, -che. lm N., NO. folgt eine Gruppe von Verben solchen Konjunktiven, die auf -che, -ge enden.
Vokalische Stamine: Vorbilder sind vermutlich sache (gemein-frz.), vielleicht estueche {jLxXsx.QLR 64)),(franzisch face), plache u. a. m. Es ergeben cadat (Rol. 769 chedet, franzisch chiee,nbsp;O. chai) im NO. kieche (: pieche Feuille), sdeat (franzisch sie)nbsp;s ie che (QLR iii).
Konsonantische stamme: Feuille diables m'en porche (= em-porte) : forche (fortia); Ml. 4776 tierce : afperce (ad-feriat affier). Zur Entstehung vgl. Aiol 2245 Que je meche . .. et fache statt metenbsp;(mttam) et fache. (Vgl. Herzog 464.) lm O. und Z. entsprechennbsp;Konjunktive auf-c-, dienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nachgebildet sein drften: Ezechiel
crocet credat, und die auch auf konson. Stamme und a-Konj. aus-gedehnt wurden: ar eet ardeat (M. L,, Ro. Gr. II, S. 189); Rustebuef Elisabeth 1834 reimt griece (grev-et gt;Christian) mit piece. nbsp;lm W. erklart sich estace stehe (Rou) nach face.
Liquide Stamme: Vermutliche Vorbilder s. S. 170. Es folgen renge statt rende, prenge statt prenne, auch Verben der a-Konj. donge,nbsp;parolge, alge (Leod. 120, QLR, El. et BI. usw.); R0U461 (Reim), Eneas,nbsp;Athis 4059 kennen nur prenge, das aber kaum das Urbild sein kann.
I. Pras. Ind. auf -c oder -z: In engeren Grenzen, (NO.) endet die I. Pras. Ind. dentaler Stamme aller Konjugationen auf c, ch, resp. Z'.nbsp;demando ist demanc, sent(i)o senc, mtto mee, cpgito . cuit (S. 148),nbsp;ist cuic (Aiol) usw. Die Graphie stimmt mit derjenigen von facionbsp;berein: Amis schreibt 134 faz, also 739 renz rendo; Aiol 3426 fac,nbsp;also 134 perc perdo. In der gleichen Weise wird auch oft die i. Perf.nbsp;geschwanzt: Amis 3158 retinz (reten(u)i), Aiol 2177 euc (habui). nbsp;Zugrunde liegt der Schreibung und Mundart nach also vermutlich einnbsp;Zischlaut. Dafi eine analogische Endung vorliege, wie wir sie innerhalbnbsp;einzelner Klassen fanden, ist unwahrscheinlich, denn es handelt sichnbsp;um eine Erscheinung, die alle Klassen umfafit und sich auch iranbsp;Perfekt findet^). Vermutlich liegt also eine Wirkung der Satzphonetiknbsp;vor. Dafi sich diese Alteration des t auf die erste Person beschrankt,nbsp;deutet darauf, dafi sie der Inversion des Pronomens entstammt: So
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IV. Formenlehre. D#s Prasens: Modalverben.
schreibt Veng. Rag. 45 per ge (perdo ego) reimt aber 47 pert (perdo); mit apert; coman gequot; (commando ego) befiehlt 206 Artus, und nunnbsp;heifit es auch 1207 Por cel demancquot;. Man kann also diese Formennbsp;als Verallgemeinerung der Inversionsform fassen. lm Aucassin abernbsp;darf man sie als die Inversionsform selber verstehen, da sie nurnbsp;gebraucht werden, wo kein Pronomen vorausgeht; Auc. 2, 23; 8, 22;nbsp;24, 29 ye demant; 7, 19; 14, 15; je cuU\ 17, ii se jatent, abernbsp;26, 8 r ne senc; 40, 18 a%ns l'atenc; ebenso beim Perfekt; 24, 51nbsp;n ne buc (bibui); senc scheint also als sen ge gefhlt, das -e zwischen-tonig geschwunden, der Auslaut entsonorisiert. Aiol braucht perc (134),nbsp;commanc (208) auch schon nach je. Mort Artu fhrt die Formennbsp;konsequent in jeder Stellung durch. Anders sind die dem W.nbsp;angehrenden -^:-Formen zu erklaren: tienc, vienc, tinc, vine, percnbsp;(Eneas 2053 usw. nebenpert 7099 usw.). Rou 9232 reimt prenc :rencnbsp;(ring), es handelt sich also um palatalen VerschluC und nicht umnbsp;Zischlaut und um Formen, die den eben besprochenen Konjunktivennbsp;tienge, perge, prenge entsprechen mogen. parabolo lautet Rou 163nbsp;Jeo parouc, Besant Dieu 583, 871 paroc in beiden Texten istnbsp;diese Form isoliert. Am nachsten steht als Vorbild; *corruptio coroz.
) Indikativformen.
dare, donare |
Stare |
vadre |
I. doins (spater nbsp;nbsp;nbsp;Eracle 4658, |
estis |
vois |
2. nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[Erec 678) |
estas |
vas |
3- |
esta |
vait |
4. |
estons | |
5- - |
estez | |
6. |
estont |
vont |
Als das Vorbild der i. gilt gallorom. *p9Ssio (M. L., Frz. Gr. 326, Appel S. 36). Es scheint selber statt possum nach dem Konjunktivnbsp;*P9Ssia(m) (kl. possim, vgl. J. B. XII. i. 67 possas. Jonas posciomes)nbsp;gebildet. Afrz. entspricht im O. pois (Eide), im Z. puis (R 372);nbsp;dieser Form folgten vermutlich: *dois statt *do (vlat. da-o), dessennbsp;Vermischung mit don (von doner) obiges doins ergibt; estois (sto ]gt;nbsp;sta-o gt;gt; *estd)', vois (va(d)o )gt; *vo)\ weiter die 9-Stamme rogo ruisnbsp;(Eneas 7817), tropo truis (Rol. 914 trois), probo pruis (Christian);nbsp;es finden sich auch normale truef, pruef.
Die Ursache der Assoziation zeigen die wie as, a (S. 235) neben-tonig entwickelten Formen estas, esta und vas: Es handelt sich um Verben, die schon urfrz. enge Bindung mit folgendem Objekt, Adv.nbsp;oder Inf. eingingen, und daher im Ton zurcktraten; wo sie in der
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;ig
-ocr page 256-242 IV. Formenlehre. Das Prasens; Modalverben,
Betonung hervortreten sollten (i. Ind., Konjunktiv) entstanden Aftekt-formen, die sich gegenseitig beinfluftten: se puis (truis, ruis ns'fi.) ... je vois (doins, estois) wenn ich kann ... so gehe ich (vgl.Rol. 914). nbsp;Gegen die Vorbildlichkeit von puis ist schon mancherlei eingewandtnbsp;worden: Allein die Uniform meidende Gestalt dieser Verben, ihre undnbsp;der Hilfszeitwrter gegenseitige Beeinflussung (habeo, sapio, debeonbsp;S. 244; *p9ssio, sum S. 232, Herzog 389, 412) geht durch dienbsp;ganze franzs. Sprachgeschichte.
Schubert, Probleme der frz. Formenlehre (Berlin 1907, S. 37), fiuhrt esiois auf pis jaceo zuriick allein jacgo hatte normal yaznbsp;ergeben (S. 150). Hubschmidt (S. 73*) fhrt puis, ruis, truis aufnbsp;*P9sc (nach den -sco-Verben) zurck allein *p9sc wie *p9Sco konntenbsp;afrz. nur *posc ergeben. Dies ist zwar die aprov. Form, aber nachnbsp;Appel S. 36 vermutlich sekundar.
Die anderen Personen erklaren sich folgendermaCen; estons ist wie blich nach sons gebildet; estont nach sont wie vermutlich auchnbsp;font, vont, ont (vgl. S. 233). Kurzformen nach dem Imperativ vanbsp;bildeten vlat.: va(d)o, va(di)s, va(d)it va(d)unt. Die l. *vg (aprov.nbsp;vau) folgte afrz. der Klassenanalogie und wurde zu vois, vas bliebnbsp;nebentonig als vas, vait als vait. Starkerer Unterstreichungnbsp;dient 2. vaiz nach 3. vait: vgl. QLR 84 tu ne vdis ne a dstre nenbsp;a senstre; aber 89 Purqui . , . ne vas od lii Umgekehrt stehtnbsp;in 3. vat neben vait, vgl. Al ex. 323 und B i vait, B 201 va.nbsp;Das Volk konjugiert heute: je vas, tu vas, il va. Aber auch dienbsp;I. Person vois hatte 2. voiz, 3. voit (Rose) im Gefolge. Heute konjugiert der NO. i. vo, 2. vo, 3. vo (ALF 2325). Auch bei esternbsp;treffen wir eine 3. estait (statt esta nach vait, fait) als Ton- undnbsp;Reimform. (Ille 4043, Besant Dieu 444 usw.)
/?) Konjunktivformen.
Wir haben oben S. 237 gesehen, wie sich beim Konjunktiv der a-Klasse eine besondere Affektform fr den Optativ entwickelte.nbsp;Waren dies in der Literatur gelegentlich zu treffende Formen, so ent-wickeln nun die hier zu besprechenden Verben regelrecht Doppelformen:nbsp;doint hat die Affektform doinse (S. 237^) B 317 truist hat truisse nbsp;Rol. 2034 alt er gehe hat aille. Rol. 1657 alge; und nun folgennbsp;auch normalem voise (vadre) umgekehrt ein voist, normalem puissenbsp;ein puist. Man hat dies als mundartlich erklaren wollen. Aber vielenbsp;Texte brauchen beide Formen nebeneinander, so da die Akzentver-haltnisse mitbestimmend erscheinen; Vgl. QLR 8l a mangier menbsp;duinst (donet) de sa main und gleich darauf; Mais reqnir Ie rei quilnbsp;me te duinge;. Ges. Wilhs. Bartsch 12, ii quil dinse dis sl, 12, 20nbsp;duinst gwdge... In der Dichtung fungieren diese Doppelformen als
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bequeme Dubletten: Erec 530 doint : point (pnctu(m)), 5734 doingne : besoingne; Venus 63 b que on puisse sentir, 63 d que nusnbsp;puist sostenir. Noch Rabelais II, 16 sagt Dien voiis doint. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Andere Verba bieten Ahnliches: In der a-Konjugation manducare: I. manjuce manduce(m) (Veng. Rag. 40 statt manjuz), 3. manjustnbsp;(QLR 26, Variante) und manjuist (; puist Eracle 441b), aber auchnbsp;Besant Dieu 1138 manguce (QLR 26) ou beive, ja sogar: Dial. Greg.nbsp;198, 2 ke alkuns maniowet et boivet. In der i-KonJugation kdir:nbsp;Der Konjunktiv 2hatiat ist normal hace (M. Brut 4128 kacent im Reim);nbsp;Tr. B. reimt 601 hast: chast (captiet). Das Rgime du Corpsnbsp;braucht Doppelformen fr manducet: menjut menjuce und 2cor-ruptiet: corost coroce.
y) Weitere Doppel-, Verton- und Kurzformen.
calere bildete urfrz.) Dubletten fr folgende einsilbigen Formen: calet ist chielt (EuL, O. Ps. 61, 10), cal et chalt (Rol.); chielt istnbsp;auf sehr alte Texte beschrankt. Vielleicht stand auch bei cadrenbsp;cadat ckie(d)e(t), neben cadat 2chdet: Von dieser unbelegten Formnbsp;aus (Rou 1749 chdent nach chdons?) v^iirde sich der stl. Konjunkt.nbsp;ckaie (Eracle 6547; aie, Dial. Greg. 301, 17) versteken. Beinbsp;valere dagegen sind vales, valet 2vels, 2velt unbelegt, nur nebentonigenbsp;vles, valet vals, valt, 6. valent erhalten: Der Ton lag in der Mehr-zahl der Falie auf dem Preis: Rol. 1880 ne valt //// den[i]e'rs, mitnbsp;dem schon urfrz. enge Bindung bestand.
i6*
Unter 3 a stehen jeweilig die normalen (a-Konjugation Mos, e-Konjugation ^-Kon-junktiv), unter 3 b die analogen Formen.
Das Nebeneinander von aille und voise ist nach Ausweis von ALF 30 mundartlich; Pikardie, Walloni gehen zum Teil geschlossen auf voise zurck; die Mischform va:jnbsp;bat bereits Ezechiel S. 24 vallet; die brigen Mundarten gehen meist auf aillt zurck.
Wir werden spater sehen, daC afrz. die Dinge anders liegen als urfrz., und das Verbum bis auf affektischen Gebrauch den Satzton meidet.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Ablaut: i, u.
Wie (h)abgo gt; *aio im Sing., (h)abea(m) gt; *aiam im Sing, und Plur., bildeten vlat. auch debeo, sapio, dem Hilfszeitwort folgend,nbsp;solche Kurzformen: debeo im Ind. Sing, und Konjunktiv: dei, deis, deit,nbsp;que jo deie; sapio nur im Ind. Sing.: sai, ses, set; der Konjunktivnbsp;bleibt unverkrzt: que je sache. Wahrend sich aber as, a nebentonignbsp;entwickelten, waren dois, ses usw. urfrz. haupttonig.
Kurzformen werden wir vor allem im Afrz. beim Imperativ finden (S. 263). Gelegentlich folgt die Flexion des gesamten Verbums:nbsp;So wird aus prende vor Kons. pt'en (vgl. S. 135); daraus werden prenez,nbsp;prenons usw. abstrahiert; laxa laisse bildet die Kurzform lai, worausnbsp;ein neues Verbum laiier gewonnen wird, das neben laissier steht undnbsp;in Mundarten noch anzutreffen ist (Herzog 405). Das Franzsischenbsp;vermeidet in der 4. und 5. kurze, stammbetonte Formen (S. 229).nbsp;Mundartlich zeigt sich eine Vorliebe fr sie bei Hilfs- und Modalverben:nbsp;So wurden vorfrz. *vamus, *vatis durch alons, alez ersetzt. Mundartlichnbsp;folgt auch die 6.: Herzog 8, 10 s'anallont ( s'en vont). Im O. abernbsp;(bis Champagne und Loiret; seltsamerweise auch Seine-Inf., Punkt 370,nbsp;ALF 27) sagt man nous vons, habmus ist ons (O., S., W., Seine-Inf.,nbsp;3 Punkte, ALF 91); habtis e ist seltener aber ahnlich verteilt; estis e,nbsp;sein Urbild (?), ist auf wenige Punkte beschrankt (vgl. Herzog 406,nbsp;S. 178^). Solche Formen kommen bereits im Ezechiel vor: S. S usw.nbsp;pons (S. 23 p'ons wir knnen), S. 9 (vgl. S. 21) faiz voie a luinbsp;,,macht ihm Platz: pons folgt ofifenbar wie vons, ons normalem sons;nbsp;faiz mag unbelegtem *ez (estis) folgen.
Von den Gegenwartsformen sind i., 2., 3., 6. stammbetont, 4., 5. (mit den genannten Ausnahmen) und der Infinitiv en dungs betont:nbsp;chdnte(t)., chantns, chantr. Wo also der Stammvokal in freier Silbenbsp;steht, oder i auf ihn folgt, mssen starke Unterschiede entstehen, dienbsp;auch graphisch fixiert werden, kleinere Unterschiede der Qualitat und dernbsp;Quantitat bestehen natrlich auch bei gedeckten Stammen. Gelegentlichnbsp;nehmen gedeckte Stamme den Ablaut der freien an: So lauten dienbsp;freien 9-Stamme o ab: uevre pvrir; XIII. Jahrh.: uevre ouvrir; nunnbsp;folgt gedeckt o mit suefre (Rol. 1774, R 242) sofrir (sffero), uefrenbsp;ofrir; Meigret (S. 112) braucht noch je seufre neben normalem je soufre.
Im XII. Jahrh. sind die Ablautverhaltnisse der Lautentwicklung nahezu entsprechend erhalten. Doch wirkt alsbald das Bestreben,nbsp;lautlich Auseinandergeratenes auszugleichen, was fter nach den zahl-reicheren endungsbetonten Formen (Pras. 4., 5., Inf., Impf., Perf., Fut.nbsp;sind endungsbetontl), als nach den Stammbetonten geschieht, letzteres,nbsp;wenn ein Denominativum diese verstarkte (nfrz. demeurr statt demourer
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nach la demeure und il demeure). Natrlich beeinflussen sich die ver-schiedenen Ablautklassen auch gegenseitig.
In der Renaissance ist die schriftsprachliche Entwicklung im wesentlichen abgeschlossen, eine Reihe von Verben haben den Ablautnbsp;teils Oder ganz erhalten: Namlich selten gebrauchte Verben wie meurtnbsp;7nourons, mourir, aber auch besonders haufig oder modal gebrauchtenbsp;wie puis petit pouvons, pouvoir. Die Schulgrammatik nennt sie un-regelmafiig, obgleich gerade sie lautlich ungestrt entwickelt sind. nbsp;In den Mundarten ist der Ausgleich oft von der Schriftsprache ab-weichend, oft ist auch Ablaut erhalten, wo die Schriftsprache ausgleichtnbsp;(Herzog 392).
Vgl. zum Folgenden: H. Ehrlicher, Beitr. z. Entwicklungsgesch. der afrz. stammabstufenden Verben. Diss. Heidelberg 1905. Zumnbsp;Nfrz. Brunot, Hist, de la langue frangaise III, 307 ff.
Da i, u nicht diphthongieren und ihre Qualitats- wie Quantitats-unterschiede graphisch nicht dargestellt werden, tritt der Ablaut nicht in Erscheinung^). Nfrz. wird abgelautet: je dis (di) disons (diza), jenbsp;tire (ti:r) tirons (tiro), je dure (dyir) durons (dyrS).
Vlat. e: debet doit devons (nfrz. dva).
Ebenso lautet recpit (B 83 receif) ab; afrz. auch bibit: 3. boit, 4. bevons, boivre', zu nfrz. buvns vgl. S. iii, der Inf. boire (S. 254)nbsp;folgt croire. Dagegen wurden nach den Stauimbetonten aus-geglichen: vdet voit v'ons (vgl. R 27 v'ez) gt; Chev. II. Esp. 2242nbsp;voions, nfrz. voyons, credit croit crons gt; crayons, Oct. 2411 crois,nbsp;*in-via-t envoit, enveons envoyons: Normal ware dieser Hiat ver-schliffen worden; doch meidet dasFrz. einsilbigeFormen in der 4. und 5.nbsp;(vgl. S. 244). Urfrz. hat nach S. 163 schon Hiatus-y: anveiier, anvotternbsp;(Christian). Fr Ausgleich nach den Stammbetonten entschieden dienbsp;Inf. voir, croire und das Substantivum la voie. Sonst dominierennbsp;die Endbetonten: celat goile (erwartet *cile') celons: Schon Christiannbsp;reimt cele (celat) mit cele (ecce illa Yvain 1410); sparat soivre sevrer:nbsp;Schon Bible G., Bartsch 48, 265 il sevre; p(n)sat poise (so nochnbsp;Villon) pesons, nfrz. il pse^)\ sprat espoire (vgl. R 183) esperons,nbsp;nfrz. il espre. Nfrz. sind cler, esprer, avrer Buchwrter, vgl. dennbsp;normalen Ablaut in p'ese (pc:z), pesons (poz3).
Unklar ist afrz. fugire fuir (B 196) neben miindartlichem foir: Rou 3983; Christian, Athis, Oct., Parangen fouir; fuir ist nach i. (Umlaut? Analogienbsp;nach sui?) ausgeglichen. Bei angenommener Grundlage fgire bleibt foir unerklarl.
Formen wie poisons, pois statt pesons, pes finden sich im XV. und XVI. Jahrh.
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IV. Formenlehre. Das PrSsens. Ablaut p.
*exfridat esfroie; im XV. Jahrh. steht 3. esfre nach den End-betonten, neben esfroyons esfroyez (XIIIXVI. Jahrh. Oct. 821 esfrois) nach den Stammbetonten. Nfrz. effrayons, trotz des Subst. effroi erklartnbsp;sich nach S. 71. Der Hiat ist nfrz. durchaus durch j getilgt: efrejS.
Ausgestorben ist: ter-at wandert eire^ oire (Christian); erer. G. Ste 310 eirer zeigt Ausgleich nach den Stammbetonten. Rest:nbsp;chevalier errant.
Unausgeglichen blieb B 252 maine mnat, 283 meneir^ nfrz. m'ene, mener, vgl. S. 74.
Da haupttonig ? i wie vortonig j afrz. ei, spater im O. und Z. oi ergeben, entwickelt sich kein Ablaut. Doch wirkt dernbsp;Ablaut von f j-Stammen (S. 248) vorbildlich:
ligat: loie loiier prcat: prie proiier (Osten: prpe proiier) Analogisch: lie loiier
Dieser Ablaut i oi wird sehr frh: lm Z. nach den z-Formen, in Mundarten nach den ei- resp. oz-Formen ausgeglichen. Vgl. ALF 245nbsp;charrier: Der O. geht auf ckaroiier, der W. auf ckareiier zurck.
Denselben analogischen Ablaut zeigt das griech. - vlat. Suffix 'lgt;-eiier-oiier {-i^siv, Schuchardt L. BI. 1884, 62; M. L.nbsp;Einf. 188): R 59 otroi (Verbalsubst. von auctorizo, Arch. Lat.nbsp;Lex. III 45): doi; vgl. Eracle 1562, Bible G. 1790; aber Ml. 6210nbsp;oiri: pri (prco). Dies Schwanken zwischen i (schriftsprachlich) und oinbsp;(mundartlich) ist schon fr Roland charakteristisch: 33 carier (franzischnbsp;charriier ca.TT-\amp;\axe), 35 osteiet (host-idiare Krieg fhren), 46 mendeiernbsp;(mendicare mend idiare, nfrz. mendier), 475 otrier. Doch ist dernbsp;Mundart entsprechend -ei- haufiger als -i-\ Zum Nebeneinander vonnbsp;-idjare und -icare vgl. 32 carglijez (carricatos zsilbig, nfrz. charger)nbsp;mit 33 carter (3silbig, nfrz. charrier).
Vlat. o. plrat ploure plgrons.
Diese Gestalt hatte der Ablaut bis ins XI. Jahrh. Nun wird pu zu eu (vgl. S. 79), und so haben wir in den Mundarten, die diesenbsp;Verschiebung auch vor R vornehmen: pleure plprons. Im XII. Jahrh.nbsp;wird weiterhin p zu u (geschrieben ou): pleure, plourons in dennbsp;Mundarten aber, die pu nicht zu eu verschieben, plpure plourons]nbsp;wo schlieClich die Diphthongierung teilweise oder berhaupt unterbleibt,nbsp;findet sich auch kein graphisch darstellbarer Ablaut. Vgl. folgendenbsp;Reime aus Tr. B.: 210 avot (vtet nfrz. qu'il avoue): cort Hof;nbsp;1046 plort (plret): acort (accrit)^).
*) Tr. B. 3232 seceure (crrat; eure hora) ist berfranzische Scbreibung; doch vgl. S. 83.
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IV. Fonnenlehre. Das PrSsens. Ablaut:
Nfrz. ist kein ablautendes Verbum erhalten; pleur ons folgt als Einziges den Stammbetonten: lm XVI., XVII. Jahrh. sagte man nochnbsp;ploure plourons; nach Vaugelas fhrte der Hof pletire pleurons nachnbsp;les pleurs durch. Alle brigen gleichen nach den Endbetonten aus:nbsp;laborat') (altes Buchwort) labeure labour ons, nfrz. il labours, wahrendnbsp;die normale Form im Sprichwort bleibt: En peu dheure, Dieunbsp;labeure (Manekine 7574, Pathelin 40); sapor-at saveure savourons,nbsp;nfrz. il savoure; devorat deveure devourons, nfrz. latinisiert il dvore. nbsp;co(n)s(u)it cpust'p- queusE) (Erec 712) cpsons zeigt frhen Ausgleich:nbsp;Yvain 5423 cost, R 246 couz (lies: kus nahel), nfrz. il coud.nbsp;Doch haben ^-Mundarten nach dem stammbetonten Inf. queusdre,nbsp;neuchamp. kpid (Herzog 7, 6) ausgeglichen. colat queule^) couler,nbsp;nfrz. il coule wie afrz, schon in Mundarten (Athis Tours 3105). nbsp;vtat veue v'er, nfrz. il voue.
Vlat vnit vient venons^).
Ebenso bleibt der Ablaut in tenet tient tenons; sdet B 320 siet s'ons, nfrz. assied asseyons (Hiatus-j), resp. assoyons (nach asseoir).nbsp;Meigret (S. 105) kennt seyons und dons, welch letzteres wie lone(m)nbsp;lion, oder nach dem Sing, si gebildet ist. Nach dem Inf. gebildetesnbsp;soiant kommt schon Tr. B. 3145 vor.
Alle brigen folgen den Endbetonten, wenn nicht, wie M. L., Frz. Gr. 301 annimmt, die Stamme mit Stammdiphthong nachnbsp;M. c. L. normal endiphthongierten, wogegen nfrz. tablier, ouvrernbsp;sprechen: abbreviat abriege abrejons, nfrz. abrge abr^geons (Buchwort),nbsp;grev-at grieve (R 259) grevons, nfrz. il grve (Buchwort); crepatnbsp;crieve crevons, nfrz. il crve (so schon Villon, Bartsch 93 a, 44)^nbsp;krova; levat lieve (B 20) levons, nfrz. il leve Ivo. Zu *crmit orientnbsp;(B 339) cremons (O. Ps. 65, 15 crieniez frchtetquot; nach den Stammbetonten, wobei das haufige Verbalsubstantiv la crieme Angst mit-half), nfrz. craint; prmit prient premons, nfrz. empreint, gmit gient,nbsp;nfrz. geint, vgl. S. 86.
Es Starben aus: ferit afrz. piert ferons: battre war ihm formal berlegen. Nur sans coup frir (vgl, 652) bleibt redensartlich mit alter-tmlicher Wortstellung. Neuwall. erhielten sich Wort und Ablaut: 3. fi:rnbsp;(auspiert, vgl.S. 86) feri (Inf. Buil. de la Soc. ligeoise 19, 1892,92);nbsp;quaerit quiert (R 316 1. quier) querons wurde durch circare afrz.nbsp;cerchier, nfrz. chercher (Fernassimilation) verdrangt: Der Inf. qurir ist
) Pirson 31, 36 boves ad laborandum. Afrz. ist der Begriff wie in obigem Sprichwort nicht vUig zu pflgen verengt: Rou Bd. I, S. 82 f.; ki tem volt arer ... a paiznbsp;alt laburer: Wer Erde pfliigen will . . . gehe in Frieden arbeiten. Ygl. dagegen B 204.
) qu in queust, queule ist Schreibung; ceust ware zweideutig.
Ausgleich im Konjunktiv; QLR 25 viennium.
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IV. Formenlehre, Das Prasens. Ablaut:
noch blich; das buchwrtliche Kompositum il acquiert, acqurons bewahrt den Ablaut; vtat viee vons, das im Plural mit v'ons videmusnbsp;zusammenstie, machte dfendre Platz.
Vlat. e i; prcat prie proiier.
Dieser Ablaut wurde durchaus ausgeglichen, wobei die Schrift-sprache 2-Formen, manche Mundarten w-Formen vorziehen. Bei den stlichen Mundarten ist zu erinnern, dafi ? i ei, nicht i, ergab, dernbsp;Ablaut also von vornherein prei, proiier war, bei den w., da6nbsp;ei nicht zu oi wurde, der Ablaut also prie preiier war. Die Grenzenbsp;ist bei scat, afrz. sie soiier, w. ser, nfrz. scier (la scie!) heute nochnbsp;sehr scharf: Pik. sweje, Wall., Lothr. soji. (Dial. Greg. 21, 24nbsp;soiet il, ALF 1206.) Nur ncat ttet gt; ,,ertrankt (Reich. Gl.nbsp;262 submersi: necati), afrz. nie, danach auch nier (Tr. B. 1266, Herzognbsp;I3i 9). fogt den Endbetonteii: il se mye wohl infolge der Haufigkeitnbsp;von noy. Alle anderen zeigen schriftsprachlich i nach den Stamm-betonten: nous prions (umgekehrt im O:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;prco:nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Venus 144,
Bible G. 1167, und NW.: Alex. 329 Hs. L preient, die anderen Hss. prient] auch Christian braucht prier neben proiier)', dienbsp;Haufigkeit von je prie war ausschlaggebend; ngat nie noions, nfrz.nbsp;nous nions; die Haufigkeit von je nie entschied. (O. Eul. raneiet;nbsp;neuwall. noji, W. Rose renoient : voieni). Es starb aus: exit istnbsp;(B 120) oissir (O, eist Dial. Greg. 302, ii, oissir), afrz. frh issirnbsp;(Tr. B. 93S, vgl. R 125 issi)', Meigret nennt S. iii noch issir: sortirnbsp;behielt die Oberhand.
Vlat. e 4- i n: pctinat pigne (B 306, R 246 Dichter) peignier, mundartlich piegne (R 246 Schreiber, vgl. S. 88). Vermutlich dominiertenbsp;afrz. pct(e)n pigne: Bei Boileau (Paris, XIII. Jahrh.) heifit dernbsp;Kammacher pignier nach pigne. Villon reimt noch pigne : lignenbsp;(Bartsch 93, b, ll). Nfrz. bildete man nach den Endbetonten:nbsp;je peigne und Ie peigne (so schon Christian: Lanzelot 1397); dasnbsp;pariser Volk sagte aber noch im XVII. Jahrh. pig7te (Mnage).
Vlat. e u: squit siut sevons.
Unter qu sahen wir (S. iS7), daB SO., S. und SW. auf *sekere, Z., NO. auf belegtes severe zurckgehen. Seiner Herkunft ent-sprechend war v bilabial, es vokalisiert mundartlich durchaus (vgl.nbsp;S. 158), im Z. vor Kons. und auslautend. Es ergibt sich also fr dennbsp;Sing, die Gruppe ? U (S. 90). Die Entwicklung ist aber nicht gleichnbsp;der von deu, dieu, denn sequo gibt siu gt; sui, entwickelt sich alsonbsp;wie e y (S. 72). Nur in denjenigen Mundarten findet sich sieu, innbsp;denen auch sonst zwischen f und u Gleitlaut entsteht: Venus reimtnbsp;(205) sieu (Imperativ, heute sjo, Herzog 35, 87) mit gentieu, pieu
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IV. Formenlehre. Das PrUsens. Ablaut: 9.
(S. 65), gieu (S. 96); der Gleitlaut kann dem Schreiber entstammen, da auch siu, gentiii usw. im NO. und N. reimen. Die Flexion vonnbsp;sequo kann folgendermafien fr das Z. als normal angesetzt werden:
I siu gt; sui nbsp;nbsp;nbsp;4 sevons'^-)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Konj. sieve
3 siut suit nbsp;nbsp;nbsp;6 sievefitnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Inf. siurenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;suire.
Im Z. wird iu zu ui (S. 72); dies ui wird durchgefhrt: sevens wird zu suivons usw. Der Inf. wird zu suivre (R 92) nach suivons.
Im O. bleibt iu: Inf. sjyir. Ezechiel hat 3. seut, Inf seure {^.zx).
Im NO. findet sich vielfach ieu: 3. sieut, 4. sievons (Ml.)
Der Infinitiv sievir (Ml.), stdvir (Chr. d. P.) folgt dem Perfekt sevi.
Der Infinitiv suir (Auc., Aiol) folgt nach Herzog dem Gegenteil fuir. lm W. vokalisiert v auch intervokal wie in -aba(m) -oue, undnbsp;es ergibt sich folgende Flexion: QLR 51 siivent, siwre. Die 4.nbsp;pursiums (Konjunktiv) kann ebenfalls ausporsiwons verstanden werden. nbsp;Christian dagegen hat Inf siudre (W. P'., Kristian-Wrterbuch) einenbsp;jener Formen, die S. 157 besprochen wurden. Sein Konjunktiv siguenbsp;(vgl. aigue) sichert, dafi wir in Troyes auf altem *sekere-Gebiet sind.
Vlat. 0: mrio muir, mrit muert, morons, mria(m) muire (S. 170).
Neben dem durch Akzentwechsel veranlaten Ablaut, steht ein solcher, der durch das i der i. Indikativi und des Konjunktivs bedingtnbsp;ist. Wir haben also im Z. den Ablaut: i, u, o (spater u geschr. ou').nbsp;Dieser Ablaut blieb nur in: *p9ssio puis (neben nfrz. je peux), *pQtetnbsp;puet (il peut) po?ts (nous pouvons). Er griff afrz. in der Modalklassenbsp;analogisch um sich, vgl. S. 241. Sonst wurde ui in der Schriftsprachenbsp;aufgegeben: je peux, je meurs, welch letzteres also nur den Ablautnbsp;zwischen Stamm- und Endbetonten bewahrt (meurt mourons).nbsp;Entsprechend flektiert; mvet muet movons, nfrz. meut mouvons. nbsp;Die akzentzurckziehenden Mundarten krzen i (resp. oi) wie e zu unbsp;(resp. o), was also den Ablaut reduziert: B 76 pent statt pueent.nbsp;Der Ablaut ue o findet sich auch bei gedeckten o-Stammen:nbsp;vgl. S. 244.
Statt des dreifachen Ablauts ui, ue, o haben 1-Stamme nur zwei-fachen: ue o, da ja 1 das i bindet. Unterbleibt im Norm. tatsachlich die o-Diphthongierung vor 1, so fehlt auch der Ablaut. Vgl. das S. 95nbsp;ber R 221 vuil Gesagte. Doppelten Ablaut behalt bis ins Nfrz.:nbsp;I. *vleo (Reich. Gl. 551 voles) Rol. 330 voeill, B 274 vuel, R 318nbsp;vueil; 3. vueltjgt; vieut; volons, vuelent; voloir. 2. vieus und 3. vieutnbsp;werden mundartlich zu viaus, viaut (Christian; vgl. S. 92); au.
Normal wSre *siumes, *siutes; Guy de B. 612 suiez folgt nach fuiez flieht.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Ablaut: 9 1.
monophthongiert und wir finden viot, viost (Simon de Crpy). Zu vues, vuet, nfrz. veut vgl. S. 92.
clligere cuetdre (Diphthongierung vor vgl. S. 95) ist nach den Stammbetonten ausgeglichen; Es war afrz. cuelt, collons; nach dernbsp;Vokalisierung von l wurde cuelt zu quieut, das in Mundarten mit sieutnbsp;se(q)uit reimt: Tr. B. 2155, wahrend andere ieu zu iau dissimilieren:nbsp;Oct. 591 quiaut: saut (saltu(m)). So ist der Ablaut: i. cuet, 3. quieut,nbsp;4. collons. Frh dominiert die Form der i.; auch der Imperativ cueillenbsp;mag besonders haufig sein: Tr. B. 773 cuellinbsp;nbsp;nbsp;nbsp;990 accuelliez;
nfrz. je, il cueille (koe:j, das e graphisch), cueillons, cueillir. Nach den Endhetonten glich aus: mlliat muelle mollons nfrz. je mouille^).
Von anderen Stammen glichen nach den Stammbetonten aus: demorat demuere demorons; afrz. schwankt der Ausgleich: demeurernbsp;neben Ml. 30739 je demour{aws demerf)'. amour. Erst im XVII. Jahrh.nbsp;entschied die Haufigkeit von la demeure fr demeurer; plvit ergibtnbsp;pluet plovoir, noch Meigret lehrt plouvoir (S. 107); das bergewichtnbsp;von il pleut entschied fr pleuvoir. Nach den Endbetontennbsp;glichen aus: *tr9pat i. truis (vgl. S. 241) trueve (Q 334) trovons {\g\.nbsp;B 336). Alain Chartier braucht bereits je trouve (Bartsch 90b, 126);nbsp;treuve dient im XVII. Jahrh. noch zu Reimzwecken; prbat i. pruisnbsp;(S. 241), 3. prueve, 4. provons, nfrz. il prouve trotz la preuve; 9perit,nbsp;uevre ovrons, nfrz. il ouvre. Es dominierten prouvez, ouvrez usw.
Durchaus endbetont wurde *f9dire (kl. fodere), afrz. fuet fons, durch bertritt zur -Isco-KIasse: nfrz. il enfouit. Es starben auS:nbsp;slet suelt soloir: Die lautliche Entwicklung ist wie bei voloir;nbsp;Meigret (S. 105) kennt nur den Infinitiv; dolet duelt doloir, dienbsp;Meigret (S. 104), Montaigne (I, 4) noch brauchen; let uelt^') oloir;nbsp;rtat rue r'ons; perat uevre ovrons (vgl. R 85 ouvrez peratus):nbsp;Berufssprachlich bleibt ouvrer la monnaie; rgat ruis (S. 241) ruevenbsp;rovons, bei dem sich afrz. Ausgleich nach den Endbetonten zeigt:nbsp;Dial. Greg. 23, 22 rvet, Trubert 1899 rouve; estuet (R 317) estovoirnbsp;(vgl. S. 92 2).
Vlat. 9 -f i: app9diat apuie (B 309) apoins.
Die 1-Stamme scheiden aus, da I das i bindet; wir haben sie unter vlat. 9 S. 249 besprochen. Die anderen Stamme zeigen dennbsp;Ablaut ui (resp. ui) oi. Im O. und W. kommt der Ablaut (gi gi)nbsp;graphisch oft nicht zur Geltung. Samtliche Verben glichen schrift-sprachlich nach den Stammbetonten aus. Schon Christian hatnbsp;apuiier (Erec 3215) neben apoiier, nfrz. appuyer; inodiat afrz. enuie
') Zu dem Reim Afrz. bb. Lapidar 265 motile ; uile vgl. S. 95.
9 Eracle 4882 ueut ,,stinkl; cueut (colgit).
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enoiier; im W. aber: Tr. B. 1008 anoie: joie (gaudja), nfrz. ennuyer; *vcit-at Ieert viiide voidier, nfrz. vide (vgl. S. 95) vider. Esnbsp;dominierten also appui Sttze, ennui, vide leer.
Bemerkung. Unklar ist cggita.t cuide (B 82), cuidier (Christian, vgl. B 131 quidoieni): coidier ist nicht belegt, weshalb W. F. 1cgitarenbsp;als Grundlage annimmt. Vermutlich dominiert je cuit schon afrz.nbsp;cuidier ist semantisch schwacher als croire: Bible G. 1484 ne lou cuit,nbsp;ainz Ie croi! Ich meine es nicht, sondern glaube es! Die Kon-kurrenz der differenzierenden und bezeichnenderen penser, estinier,nbsp;tenir, opiner verdrangt cuider im Verlauf des XVI. Jahrh. approximatnbsp;ergibt apruisme^), aproismier und aprisme (R 288: sillogime syllogis-mu(m)) aprismier: Dies knnte sich als Monophthongierung von uinbsp;zu i nach mehrfacher Konsonanz erklaren, wenn es nicht schon zunbsp;einer Zeit gehucht ware, in der noch m/ akzentuiert wurde: O. Ps.nbsp;37, 11 li mien prisme (prximi) . . . aprismerent. So drfte Volksetymologie (Anlehnung an primus?) vorliegen.
Vlat. au; laudat lj lr (vgl. B 9 loei, 230 lent).
Das vortonige, also geschlossene q der Endbetonten wird zu u (geschrieben ou). Noch Pathelin scheidet in der Schrift 1297, 1576nbsp;je loe und 1484 louez, 157S louer. Nfrz. je loue entstand vielleicht durchnbsp;Lautentwicklung (S. 97); audire: i. oi, 2. oz (Alex. QLR 140), 3. otnbsp;(B 113), 'ir jp- our; die 4. und 5- 'ns, e'z, sowie Impf. und Perf,nbsp;entwickeln Hiatus^: oyez (Ch. dO. 25); nach i. oi heifit es auchnbsp;2. is, it (Auc. I, 13, Meigret S. iil). entendre verdrangte dasnbsp;Verbum.
Vlat. a -f Oral: 1sapre sai (S. 244) set, savons sevent.
*sapre bewahrt den Ablaut, nur sevent sap(i)unt folgt im XV. Jahrh. den brigen Pluralformen; ses, set (B 53, R 252) werden seitnbsp;dem XIV. Jahrh. fakultativ, seit dem XVI. regelmafiig nach sai (B 348):nbsp;sais, sait geschrieben; frank, hatian flektierte; haz (QLR 168) Aez het,nbsp;hdons. Die i. folgte frh der 2. und 3.: Erec 3004 he-, die Endbetonten wurden wohl durch Hiatus-/ (vgl. R 56 haioif) vor Einsilbig-keit bewahrt, dann aber, nebst der 6., nach -sco umgestaltet: hassons,nbsp;hassent. Meigret, S. iil, kennt beide Formen. Sonst wurde dernbsp;Ablaut durchaus nach den Endbetonten ausgeglichen; lavat levenbsp;(vgl. R 243, Imperativ) lavons, Philomena 623 lavent', compratnbsp;vergleicht compere comparons, nfrz. je compare, declarat declere
B 337 aproisvie kann . oder w. Gestalt haben.
-ocr page 266-252 IV. Formenlehre. Das Presens. Ablaut: aj mehrsilbige Stamme.
declarons, nfrz. je declare^) (Buchwort). Es fielen: arat ere arons^), radit rasiert ret rdons^), batat be bans, paret pert (R 304) paroir,nbsp;comparat ,,zahlt compere comparer', valet valt valons vgl. S. 243.
clamat B 40 claime clamons, vgl. B 237 claint clamet1 2) 229 clameir, sanat saine sanons, manet maint (B 160 remaindre) manons (B 157nbsp;remandra) starben aus. Seit dem XIII. Jahrh. wurde amer (R 202)nbsp;nach den Stammbetonten (bergewicht von j'aime, aimes-tu usw.)nbsp;ausgeglichen. Substantiviertes amant (R) bleibt unausgeglichen.
Vlat. j a: ad-cap-at (von caput) achieve achevons.
Dieser Ablaut vv^urde dutch Lautentwicklung reduziert: jachve; dann dutch Vetstummen des Zwischentons (nous achevons ajv5)nbsp;vetstatkt. Es wutden ungebtauchlich: calet chielt neben chaltnbsp;(S. 243) ckaloir (altertmlich ne men chaut), cadit ckiet (B 321)nbsp;chdoir. Det Inf. choir findet sich noch in den Lexiken.
Vlat. i a i: jacet gist (B 153) gisent (B 48) gesir.
Das Vetbum ist schon aftz. auf die Bedeutungen tot liegen, ,,btach liegenquot; (vgl. B 157, 281 nftz. ci-git) nahezu beschrankt; jaceonbsp;*jaz ist nicht erhalten; je gis (Bartsch 54, b, 13; W. Rou 639 giesjnbsp;folgt gist, wie auch gisoie, girai.
Da e im Hiat vot a, o in Buchwotten zu i witd (vgl. S. i6, R 395 cria cteavit) etgibt sich det Ablaut z.
I. Die zweite Silbe des Stammes ist im Sing, und det 6. betont, in der 4. 5. und dem Inf. schwand sie zwischentonig: Schrift-sprachlich erfolgt Ausgleich meist nach den krzeren Formen:nbsp;paraulat B 272, R 361 parole, paraulamus parlons, parler, nfrz. je
*) clairer, afrz. esclairier ist exclarjare.
Ersetzt durch labourer {pgt;.2s,p')\ eret war mit eret rat gleichlautend, arons arez in Mundarten init dem Futur von habre.
Pras. Ind. ret und 3, Perf. rasit rest fielen nach Verstummen von s Kons. zusammen, der Inf. rere mit raire 2ragre brullenquot;. Ekblom S, 44.
Bei clamer besteht schon afrz. eine Neigung zur Verengerung der Bedeutung: clamer sa colpe = mea culpa rufen, se clamer las = hlas rufenquot;, clamer quite losnbsp;sprechenquot;; clamer nenuenquot; (Rol. 2032 son cheval que cleimet Veillantif). Hier hatnbsp;notnmer (R 364), appeler (vgl. R 7), dort haben lautlich dem Affekt entsprechenderenbsp;Worte wie crier, hurler usw. clamer (B 56, 229 usw.) ersetzt.
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IV. Formenlehre. Das PrKsens. Stammauslaut: p, b, v.
park; manducat manjue, manjons, nfrz. je mange] adjtat) aie] aidons, nfrz. faide.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Der zwischentonige Vokal ist gesttzt, wird aber reduziert.nbsp;Analogisch wird er dann schriftsprachlich wiederhergestellt: 1 2trpaliatnbsp;travaille travillons, nfrz. travaillons usw., vgl. Zwischenton S. 123.nbsp;Den umgekehrten Ausgleich zeigt: accaptat ackate(t), achetons, Boileaunbsp;schreibt mehrfach achete, nfrz. il achetie acheter, nach jette jeter odernbsp;. Mundart. Mundarten gleichen nach achate aus: achater habennbsp;Tr. B. 2885, Christian, G. Ste., der heutige NO. akate ALF 6.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Die zweite Silbe schwindet in der Panultima, bleibt abernbsp;gesttzt im Zwischenton. Der Ausgleich ebenfalls nach den krzerennbsp;Formen: fa-fe-ricat forge favregions. Ausgleich: QLR211 Yexi. forjdt,nbsp;nfrz. nous forge ons. Favregier, Favergier bleibt als Familienname.nbsp;Vgl. ALF 595 forger., P. 579, 588, 589 (Schweiz), wo auch der Inf.nbsp;favarsjs bleibt; excollubricat escolorge (QLR 84), aber lbricarenbsp;lovergier (Tr. B. 3955); zu sparare, vgl. S. 122.
Beiuerkung. desjune mit analog. Inf. desjuner (Christian) ist wohl schon urfrz. zu trennen von 2disjejunare disner mit demnbsp;Pras. Ind. disne B 22. Das eine ist ein Kompositum von junernbsp;jejnare, das andere ist von dem normal entwickelten disner aus (zurnbsp;Etymologie vgl. S. 164) uniformiert; 2adrationare araisnier stehtnbsp;unter dem EinfluC von raison, und daher afrz. 3. araisne statt araisnenbsp;(Erec 2773) und nfrz. arraisonner.
Da der Stammesendkonsonant je nach Anlaut der Endung bald vor Vokal, bald vor Konsonant, bald vor i stand, bald unmittelbarnbsp;auslautend war, ist seine Entwicklung verschiedenartig. Diese diffe-renzierende Wirkung der Lautentwicklung glich Analogie oft schonnbsp;urfrz. aus:
d) Labiale VerschluClaute.
P, b, V verstummen vor Konsonant; debes doiz R 138, vgl. S. 147 werden intervokal und im alteren Afrz. auch im sekundaren Auslautnbsp;zu Reibelauten: B 20 lievent levant, vvo vif^'), so noch Ml. 903.nbsp;Vor i ergeben sie Zischlaute: Doch blieb vlat, i nur in pi-, bi-,
sich in Schnellsprechformen schon urfrz. ist die Synkope des Zwischen-*ajudare ^ 2ajdare ]gt; aidier. Dienbsp;statt ajue; zum Konjunktiv R 341nbsp;113, 23 aist, das r nach puist,nbsp;116).
*viu ergab, dafi also in v- und b-vif ist nach urfrz. vifs, vift gehildet.
*) Der zwischentonige Schwund von u findet vlat.: Diehl 537 aitricis (= h'd)jutricis aus CILIII);nbsp;tons jnger als die Sonorisierung von t; hjutdre 7gt;nbsp;d-Formen dominieren: Schon Tr. B. 1263 hat aidenbsp;dUt vgl. Leod. 239 aiud, Christian at, O. Ps.nbsp;truist usw. Spater ist die Form einsilbig ai(s)t (S.
Es ist anzunehmen, daamp; vivo ursprunglich Stammen der intervokale Labial vor der Ultima fiel.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut: t, d.
vji-Stammen der a-Konjugation (1 2appropiare aprochier^ in-rabi-are enragier, 2ad-greviare agregier''-) und dem Konjunktiv von 2sapre:nbsp;sapiatis R 15 sachiez. In der i. Pras. Ind. fiel vlat. j in: mv(e)onbsp;muef, percp(i)o apercoif, die ihrer 2. und 3. folgen, und serv(i)o serf; zunbsp;ha(b)eo, sa(p)io, de(b)eo vgl. S. 244. lm Konjunktiv zeigen ha(b)ea(m),nbsp;de(b)ea(m) aie, doie die gleichen Kurzformen. Doch nimmt letzteresnbsp;frh das v der Endbetonten (devons, devoir) an: Bartsch, Ges.nbsp;Wilhs. 23 deive\ M. Brut hat: 1345 doevie f= doive), im Reim aber:nbsp;3448 doie: voie; recp(i)a(m) regoive, serv(i)am serve (Alex. 495),nbsp;plv(i)a(m) plueve (QLR 131) entsprechen biba(m) boive usw. nbsp;Zum V (resp. u) aus lat. qu (se(q)uere), vgl. S. 249.
levare nbsp;nbsp;nbsp;vlvere
I. lief lieve (S. 237) vif gt;gt; vis (S. 239)
3. nbsp;nbsp;nbsp;lieve(t)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vit
4. nbsp;nbsp;nbsp;levonsnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vivons
Konj. I. nbsp;nbsp;nbsp;lief gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;lieve (S. 237) vive
3. nbsp;nbsp;nbsp;liet gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;lievenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vive(t)
Bemerkungen: Sekundar werden die Inf. boivre, escrivre zu boire^) nach croire und zu escrire^) nach dire und lire. Im NO. folgtnbsp;escrire auch in anderen Formen dire und lire {\^. S. 259); Froissartnbsp;braucht escrison (Ml. 1815), Konj. Pras. cscrise (2484), escrisies (ebendanbsp;1777)2). Vgl. Risop, Begriffsverwandtschaft, Progr. Berl. 1903, S. 32.
Das Buchwort abslvit absolt, absoldre kommt unter die Herr-schaft der 1-Stamme: mlre moldre, tllre toldre und flektiert afrz. absolns, abslent; Konj. absoille (Kirsch S. 56).
/?) Dentale VerschluBlaute.
I. Stamme mit nachvokalischem Dental; Da -t-, -d- intervokal, vor Konsonanten und im sekundaren Auslaut verstummen, schwindennbsp;alle stammauslautenden Dentale; -ts, -ds (2. Pers.) ergeben -z; dasnbsp;Endungs-t der 3. Person ist, nach Synkope des Ultimavokals, durchnbsp;den vorhergehenden Dental gesttzt; vdit veit.
*P9tere
puis
ridre
ri
riz
rit
rons
rent
rie
vdre nbsp;nbsp;nbsp;sdre
1. nbsp;nbsp;nbsp;vei voi sie2)
2. nbsp;nbsp;nbsp;veiz voiz siez (QLR 215) puez
3. nbsp;nbsp;nbsp;veit gt; voit
4. nbsp;nbsp;nbsp;vons
siet nbsp;nbsp;nbsp;puet
sons nbsp;nbsp;nbsp;pons
6. nbsp;nbsp;nbsp;veientnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;gt; voientnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;sieentnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;pueent
Konj. veie nbsp;nbsp;nbsp;gt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;voienbsp;nbsp;nbsp;nbsp;siee (Christian) puisse
*) Vgl. Al ex. 278 Hs. P agrege, A agrieve nach grief.
Dial. Greg, hat beide nebeneinander, beispielsweise S. 61, 18 Hl boiures; 6i, 23 lo boire; Feuille reimt boire:poire.
Schon Fl. u. BI. 270 escrire, vgl. 264 escrisenh
sdgo: erwartetes 2si kommt nicht vor; dagegen ergibt audjo oi.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut*. nd.
Bemerkungen: Der durch Hiat absonderliche Typus sie (vgl. chiee S. 243) wird in Mundarten nach face (NO.: fatja), sac/te usw. zunbsp;stece, sieche: QLR 111 que siesced. Das gleichfalls durch Hiat storendenbsp;pons folgte anderen t^-Stammen und wurde zu pouvons, pouvez, peuvent.nbsp;Froissart reimt Ml. 5755 poeent : truevent (vgl. Kirsch, S. 59).nbsp;Mundartlich folgte es vouloir und tilgte den Hiat durch /; polonsnbsp;puelent, Lothr. Ps. S. LVI, wie noch Neuwallon. und Neulothr. vgl.nbsp;Herzog 403. Zu vermutlich s. pons vgl. S. 244.
Die Buchwrter esclore (exclaudere), circoncire (circumcdere) tilgen den Hiat nach dem Vorbild von Palatalstamme (S. 259), wobeinbsp;j-Partizipien (circoncise) den Weg wiesen: esclons gt; closons; cir-concisons^). Unverandert blieben rons usw. Zu vons S. 245.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Bei Stammen mit sekundar nachkonsonantischem Dentalnbsp;waren Sonorisierung, Schwund und Synkope dialektisch verschieden.nbsp;Man kann annehmen, daC auch die Akzentlage Unterschiede ergab.nbsp;Ob Ultima-a die Synkope beschleunigte, ist fraglich. Vgl. S. 120.
Bei dbitare sind nur -t-Formen erhalten: i. dot (vgl. S. 236), 3. dote(t), 4. dotons. Es ist mglich, dafi dubitamus ursprnglichnbsp;*dodons ergab. Zu cpgitare vgl. S. 147, 148.
3. nbsp;nbsp;nbsp;In -nd-Stammen ist d nachkonsonantisch, es verstummt alsonbsp;auslautend erst im XIII. Jahrh. (S. 135), bleibt aber sonst bis heutenbsp;lautend: pndre i. pent, 2. penz, 3. pent, 4. pendons, Konj. pende;nbsp;pendre. Diese charakteristische Konjugation hat Anziehungs-kraft auf solche Verben, die im Inf. Sprunglaut entwickeln:nbsp;pnre pondre ergibt 4. pondons, pondez, 6. pondent, quelleponde;nbsp;nur Mundarten behalten ponons: Rabelais 5, 4 ponnus (= pondus),nbsp;5, 6 ponent, Parengon S. 38 ponnoit (Kirsch S. 78). Vlat. folgtenbsp;rddre seinem Gegenteil prendere und ergab *rendere rendrenbsp;(B 38 rendent). Viel Kopfzerbrechen hat gemacht, daC afrz. prendrenbsp;dialektisch und dann in der Schriftsprache diese -nd-Stamme verlafit.nbsp;Zwar die Wall. bewahrt prendons, prendent, que je prende, so immernbsp;bei Froissart (Ml. 1012 prendent : tendent)\ zum Neuwall. Herzognbsp; 402, Dagegen haben andere Mundarten nur prenons, prenez,nbsp;prenent (Alex. 317 in allen Hss.), oft mit /--Metathese: pernons,nbsp;pernez (O. Ps. 2, 12). Man hat den ganzen Vorgang aus der Metathesenbsp;*perndons verstehen wollen: rnd wurde zu rn und nicht zu rd, weilnbsp;sonst die Form mit perdons zusammengefallen ware. Meist wirdnbsp;tenir zXs Vorbild der Analogie genannt, da prendre pour, temr potir nbsp;prendre par la main, te7iir par la main begriffsverwandt sind: Undnbsp;daher prenons nach tenons. (Risop, Zur Morphologic des Frz. Zt.
r) Anders Germ, witan ,,weisen afrz. gmr: Nfrz. guidcr ist it. Lehnwort.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut; K, G.
31, 685.) Dagegen hat aber E. Herzog Gewichtiges eingewandt (Bespr. V. Risop, Begriffsverw. Zt. 29, S. 235). In der Tat ist dernbsp;Vorgang wohl ein formaler gewesen; Der Imperativ ergab auch innbsp;solchen Mundarten pren, in denen prendons bleibt: So hat Auc.nbsp;immer i/-Formen, selbst prends (6, 19), aber den Imperativ: 2, 19 pren;nbsp;ebenso Aiol 285, 330. Vgl. den Reim Tr. B. 2624 pren : sen (sin).nbsp;Die Entwicklung ist also die gleiche wie bei inde. Die vorkonsonan-tische Form wird verallgemeinert: QLR 97 pren chevalerie, 139 prennbsp;a ton oes. In den Dialekten, die vorvokalisch ent erhalten, findet sichnbsp;prent als seltenere satzphonet. Nebenform: QLR 191 prent ce vaissiel.nbsp;Erst folgt prenezl (R 10) statt prendez nach dem Sing, pren, wirdnbsp;mundartlich zu pernez'-), und von da aus versteken sich die brigennbsp;Formen. Mundartlich geht respndre den gleichen Weg: Rou 5955nbsp;responeit, Tr. B. 1938 responent = rpondent entspricht heute west-lichem rpounit = rpondit Herzog 402, vgl. Risop, Begriffs-verwandtschaft S. 17. Nun erst nehmen die neuen rf-losen Formennbsp;von prendre tenir und venir zum Vorbild: Die i. Ind. wird zunbsp;preng Bartsch 69, 43, praing (Christian) nach teng, taing^); dernbsp;Konj. que je prene zu pregne (Christian) nach t(i)egne, v(i)egne, nbsp;zu prenge (QLR, vgl. S. 240) wo -^i?-Konjunktive heimisch sind. Mitnbsp;sekundarem tienne und vienne wird pregne in der Schriftsprache wiedernbsp;zu prenne entpalatalisiert. Mundartlich geht respond(e)o denselbennbsp;Weg und ergibt R 393 respoing statt respont, expono ergibt R 214nbsp;espoing statt espon. Zu den i. Ind. Bras. der t-Stamme auf -c (demanc,nbsp;perc, mee) vgl. S. 240 f.
y) Palatale Verschlufilaute.
Die etymologische Grundlage ist vielgestaltig:
A-Konjugation; lm Indikativ stehen K, G intervokal vor o (paco, ngo), resp. vor a (pacat, ngat); nachkonsonantisch vor onbsp;(circo), resp. vor a (circat). lm KonjunkUv stehen K, G vor enbsp;(pacet, nget, circet).
E-, I-Konjiigation: lm Indikatw stehen K, G intervokal vor o (dico), vor i (facio, placeo), vor e, i (facis, places); der Fall vonnbsp;\ in der 6. ergibt facunt (Jonas feent), ist also alter als die Assibilierungnbsp;von ci. Nachkonsonantisch sind K, G in pasco, pascit, pascunt. lmnbsp;Konjunktiv stehen K, G vor a (dica(m)), resp. vor i (facia(m), placea(m)).
In der 4. und 5. Person haben sich K, G vor den etymologischen Endungen entwickelt: plaisons (placmus und nicht plac-umus); plaisiez
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut: K, G.
(plactis und nicht plac-atis). In der 6. Person schlieClich ist die Entwicklung von K, G vor -ant, -unt, -ent, -iant alter als der Zusammenfallnbsp;der Endungen in -ent (S. 126); dicunt dient, placent plaisent.
K, G Intervokal.
prcare |
pacare |
exsucare |
negare |
Ind. I pri |
pai |
essu |
ni |
3 preft) |
paie(t) |
esse(t) |
ne(t) |
4 preions ^ proions |
paions |
essons |
neions |
5 preiiez ^ proiiez |
paiiez |
essez |
neiiez |
6 prent |
paient |
essent |
nent |
Konj. 3 prist prie S. 237 |
paist nbsp;nbsp;nbsp;paie |
essuist ]gt; essuie |
nit') )gt; nie |
Bemerkungeii: Indikativ, i. Person: pri statt *preu, pai statt *pau, ni statt *neu (vgl. S. 155 f.) sind vermutlich Analogieformen nachnbsp;2., 3.; dagegen ist essu in normaler Form angesetzt.
Ind. 2.6. Person: Nach gespreizten Vokalen sind K, G vor a vokalisiert worden, nach gerundeten gefallen. Vgl. S. 154; Hiatus-/nbsp;im Zentrum und NO. (essuier A.{o\, Philomena 623 essuient:appuient)nbsp;gelegentlich Hiatus-za in . Mundarten (manducat manduwe M. Brutnbsp;3166) tilgt die Lcke nach u (y), wobei, wie stets, i im Z. zu ui wird:nbsp;Athis 6887 essuie : vie. Auch nach o, ou die gleiche Hiatustilgung innbsp;Mundarten: *jocare H. Gap. 192 jouwer, Flo. 1489 joier.
Konjunktiv: Das lautgesetzl. .r der K-Stamme findet sich, da es frh verstummt, selten^). Nur im O., wo s resistent ist, finden wir:nbsp;Lanz. 2934 trncet (S. I12) transt, prcet preist (Bartsch 38, 29nbsp;Predigten Bernh. mit der stl. Form von iei). Danach falsch analogischnbsp;Ezechiel, S. 14 parast para(b)olet. Zu rogare vgl. S, 155, S. 241.
K, G pritndr nachkonsonantisch. eirco i.cerc 3.cerche(t) 4.cerchons S.cerchiez Konj. eerstnbsp;lieriberg-o I.herberc 3.herberge(t) 4.herberjons 5. -giez Konj.herbert
Bemerkungen. I. Pers. Ind. Zu i. herberc vgl. Alex. 251 das Substantiv herberc (heribergu(m)), zu cerc das Substantiv are (arcu(m)).nbsp;Zur spateren I. cerchecherche, he(r)berge vgl. S. 237, 247.
iKonjunktiv: Das etymologisch bei den K-Stammen berechtigte s (Fl. u. BI. 1582 herbert ist normal!) findet sich O. Ps. 108, lO escerst,nbsp;auch in esculurst oben S. 236. Im O. greift diese charakteristische Kon-
b Ebenso ncet; Rou Bd, I S. 49, 335 que en eve ni(t) dafi er ertrinke'*. O. Ps. 40, 2 vivifit (vivificet), M. Brut 3315 prit (prcet),
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;I7
-ocr page 272-258 IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut: K, G.
junktivform auf andere r-Stamme ber, und wir finden desirst desideret (Pred. Bernhs., Bartsch 38, 85), goverst (S. 236). Die Gleich-setzung der stammbetonten Formen mit dem Indikativ ergibt nfrz.nbsp;que je cherche, que j'hberge.
K, G romanisch nachkonsonantisch.
Hier ist der Ausgleich der verschiedenen Formen des Stamm-auslauts im allgemeinen urfrz. .und einzeldialektisch (vgl. S. Iiyff.). Da die /. Personen des Singulars Sttz-^ haben (handelt es sichnbsp;doch um Proparoxytona!), sind vor diesem e Zischlaute entwickeltnbsp;worden wie in -aticu(m) -age und im Pras. Ind. 26 vor a. Auf diesennbsp;Zischlaut (tj o der ds) ist das ganze System uniformiert worden.nbsp;Die normalen Sibilanten des Konjunktivs bleiben nur in Mundarten:nbsp;Rol. 2109 chevaUt^ 2682 culzt (vgl. S. 236), manjust (vgl. S. 243),nbsp;manjuceiit (manducent O. Ps. 67, 3).
caballico |
carrico |
vndico |
claudico |
judico |
Ind. I. chevalche |
charge (pik. kark) |
venge |
cloche |
juge |
3. chevalche(t) |
charge(t) |
usw. |
usw. |
USW. |
4. chevalchons |
charjons | |||
5. chevalchiez |
chargiez | |||
Konj. nbsp;nbsp;nbsp;chevalche |
charge |
venge |
cloche |
juge |
K-Stamme: dicere und facere halten ihrer Haufigkeit entsprechend im wesentlichen etymologische Formen. ber dit, dimes, dites; fait,nbsp;faimes, faites; traites, vgl. S. 229, 239.--ducere flektiert wie -struere.
Ind. I. Person: facio faz (B 247) ist normal, dagegen sind placeo plaz^), jaceo ^jaz (S. 252), taceo taz, luceo luz teils Raritaten, teilsnbsp;urfrz. nach 2., 3. ausgeglichen. dico di statt *diu folgt 2., 3.
2., 3., 6. Person: fads, places usw. zeigen die unter t i be-sprochene Entwicklung von ce, ci (S. 150): faiz, plaiz. In dicunt dient (B 333), fac(i)untfiel K nach S. 155, 233.
Konjunktiv: d.ic3X die(t) (R234) ist normal (S. 154).Mit normalem face(t) reimt place(t) (Rou 5793}; O. Ps. 39, 18 plaiset ist bereitsnbsp;nach dem Ind. ausgeglichen. taceas ist Dial. Greg. 78, 2 taces,nbsp;aber O. Ps. 38, 17 ne taises. jaceat ist nur in analogischer Formnbsp;Christian, G. Ste 1807 gise statt *jace erhalten. Ein gleiches bernbsp;luceat luise (QLR 139) statt *luce, liceat loise (Lanz. 5029) statt *lece.
Gr- und Hiatlis-Stamme: tra(h)re und destruere werden zu trajere (S. 163) und *destrujere; afrz. traire und destruire. Wo Hiat
) Paraphr. des Hohen Lieds (afrz. bb. S. 165) 42 plastz.
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IV. Formenlehre. Das Prasens. Stammauslaut: K, G.
entsteht, dringt das ^ der k-Stamme gern ein: Bei legere (*lions fr * linies ]gt; lisons) vorliterarisch; bei traions (Erec 896) gt;gt; traisons,nbsp;resp. destruisons im Afrz.; lient (lgunt) fand an dient eine Sttzenbsp;und wurde oft erst mit diesem umgestaltet; dagegen hat Christiannbsp;dient aber lisent-, exlgunt reimt in der w. Form esli(e)sent (S. 88)nbsp;schon Rou 4886 rait gi(e)sent (jacent); fugire blieb unbeeinfluGt.
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bemerkungen. a) lgis lis ist normal; QLR 27 liz ist analogisch; ebenso ist lgit list (Christian) nach dist gebildet. b) Ich setze die blichen Formen an,nbsp;wie sie mit den entsprechenden von fuir, duire reimen (Rou 1087, Erec 4709); Formennbsp;wie Rou 1149 trahez, QLR 27 traez fr traiez, Rabelais i, 45 instruez knnen Latinismen, aber auch Mundartwrter (S. 155) sein. Im Konjunktiv erwartet man destrucnbsp;(-stra(m)): Godefroy belegt aus Aliscans: condue (-ducat). |
Die Unebenheiten dieser Systeme wurden bis auf faites und dites (auch diese mundartlich faisez, disez: Herzog 428) restlos aus-geglichen:
I. Pers. Ind.: faz wurde zu fais (R 137, im Reim mit fes fascis), plaz wurde zu plais, wie urfrz. *jaz zu gis (S. 252); zu den vokalischnbsp;auslautenden trat -s (vgl. S. 239).
4. Pers. Ind.: dimes wich disons, faimes wich faisons (S. 239); Beide Formen herrschen in den Urkunden des XIII. Jahrh. QLRnbsp;hat diums, Ezechiel faions; heute kommt nous fons im SO. vor.
Hiatusformen des Indikativs: dent, das Meigret S. 107 f. noch als Nebenform braucht, wird im XIII. Jahrh. zu disent] Christiannbsp;bleibt bei traions, traites (Erec 4030), traient; die Chastelainenbsp;reimt 216 traiez : aiez; nur gelegentlich findet sich traisons, traiseznbsp;(Godefroy). destruisons kommt im Thebenroman, duisons imnbsp;Aiol vor: Kirsch S. 13, 15.
Konjunktiz): fuie bleibt; destruise (Ille 1930 neben 2733 destruie im Reim) folgt der Analogie; conduise brauchen Jourdain B., Ruste-buef (Kirsch S. 13); que je die weicht erst im XV. Jahrh. analo-gischem dise, aber noch Vaugelas bespricht in den Rernarques:nbsp;quoiqupn die, und Molire macht sich in den Femmes Savantesnbsp;III, 2 darber lustig^).
dient und die in neuen Mundarten; Herzog 400.
17^
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IV. Fonnenlehre. Das PrUsens. Stammauslaut; K, G.
pascre |
trqure |
srgre |
plangre |
inf. nbsp;nbsp;nbsp;paistre |
tortre |
sordre |
plaindre |
Ind. I. pais |
plaing | ||
2. paiz |
plains | ||
3. paist |
tuerst |
sort |
plaint |
4, paissons |
sorjons |
plagnons | |
5. paissiez |
plagniez | ||
6. paissent |
sorgent |
plagnent | |
Konj. nbsp;nbsp;nbsp;paisse |
torte |
sorde (0. Ps.) |
plagne |
Bemerkungen. Es wurde in allen Formen ausgeglichen: paistre I. pais statt *pasc folgte 2., 3. wie conois S. 159. Der normalenbsp;Konjunktiv *pascke wurde zu paisse (Philomena 760 im Reim). nbsp;Zu tortre Vgl. S. i^of. Der Infinitiv iar/rs forderte zum Ausgleichnbsp;heraus, so konjugierte man; iusri (Philomena 799: muert)^ resp. tortnbsp;(Philomena 955; mort), tortons; Konjunktiv: torte (Bartsch 39, 134:nbsp;porte, G. Ste. 476: fort). Der isolierte Inf.-Typus tortre tordrenbsp;nach sordre usw., und nun lauten die Formen tordons, torde, im N.,nbsp;NO. torge. (Vgl. Bartsch 31, 30; 60, 61.) sordre, aerdre: Dienbsp;angefhrten Pluralformen belegt Kirsch S. 38. Sonst sind alle Formennbsp;meist nach ihren Infinitiven ausgeglichen, vgl. O. Ps. 40, 9 que ilnbsp;ressurdet, B 191 sordent, O. Ps. 136, 7 aerde ader(i)gat. Es kommennbsp;auch im Konjunktiv mundartliche Zischlautformen sorge, aerge vor,nbsp;die vermutlich sekundar muerge fierge folgen (S. 170, 240). Dienbsp;Formen von plaindre schlieClich, nebst atteindre, feindre, ceindre,nbsp;esteindre, teindre, joindre (R 265), oindre, poindre bleiben schrift-sprachlich dem Infinitiv gegenber resistent; Der Ablaut plaing nbsp;plagnons entspricht compaing compagnon (graphisch: Alex. 154nbsp;plainums). Auch im Konjunktiv setze ich nach S. 105 plagne an.nbsp;Die alten Texte schreiben plaigne, pleigne und binden die Formnbsp;mit a: Rol. 834, 2915, M. Brut 2661. In Krlsreise 801 plaigne :nbsp;France : regne lautet regne zentraler Artikulation entsprechend ragne\nbsp;En as 1427 regne : plaigne kann daher als schriftsprachlicher Reimnbsp;aufgefafit werden. Spater^) wird der Ablaut nach plaint {n istnbsp;silbenschlieCend) ausgeglichen; plaignons (pleriS), plaigne (pleiT^). Dienbsp;Konjunktive plange, esponge (G. Ste 4193: mengong) sind Analogie-formen und den alteren Texten unbekannt, In den Mundartennbsp;aber wird auch bei dieser Gruppe vielfach nach dem Infinitiv ausgeglichen; H. Cap. 6065 plaindez, Dial. Greg. 83 joindes (jngas),nbsp;Ml. 6288 vous fainds (= faignez vevstd.t'E.Mch.V'), 21999 poindentnbsp;,,spornen (pngunt).
') Rustebuef reimt noch Complainte Roi de Navarre 35 plaigne: Champagne.
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IV. Formenlehre, Das Prasens. Stammauslant; 1, n.
Zu besprechen bleibt das Suffix -Isco (vgl. S. 222, 238). Man erwartet -iscimus -isgons, im NO. -ischons; dagegen -iscamus -isckons, imnbsp;NO. -iscons usw. In der Tat ist das ganze System nach -iscis ~is,nbsp;-iscit -ist ausgeglichen: Vgl. Alex. 299perissent, 521 baillissent, R222nbsp;guerpisses (-scas). Nun heiCt es aber noch neuwallon. finijl =nbsp;finissez (Herzog 5, 10; stimmlos s bleibt in derMundart unverschoben,
5gt; 19 3P^se = je passais). In der Tat findet man auch afrz. ein paar normale Konjunktive: QLR 191, 10 ensevelisce, 199, 20nbsp;deguerpisce (ss wird nie so geschrieben, sc entspricht Zischlaut; 212nbsp;esrascier usw.).
J. Manning Booker The french inchoative Suffix -iss. Diss. Heidelb. 1912 bringt Belege fiir den Zischlaut aus dem Englischen.
Zu qu (sequere) vgl. S. 158, S. 248.
1-Stamme mit i in der i. Indikativi und i-Konjunktiv.
Vor 1 i bleiben o, 9, a unverandert, e und o diphthongieren; i tritt nicht in die Tonsilbe fiber, sondern palatalisiert nur 1: 1 2vleonbsp;voeill (Rol. 330), valeo vail (Cligs 167: travail), salio sail (Rol.nbsp;997)) vgilo veil (O. Ps. 62, l) sind also normal, i lediglich dienbsp;Bezeichnung palatalisierten /s. Zu vuil (R 221) vgl. S. 95, 249. Innbsp;der 2., 3. Ind. vokalisiert weiterhin 1 vor s, resp. t zu a:
valere |
*v01ere |
salire (^S. 223) |
*fallire (S. 223) |
Ind. I. vail |
vueil |
sail |
fail |
3. valt nbsp;nbsp;nbsp;vaut |
/ viautP melt lt;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.1/ \ veut2) |
salt nbsp;nbsp;nbsp;saut |
fait 7gt; fant |
4. valons |
volons |
salons, saillons) |
falons, faillons) |
6. valent |
vuelent |
salent, saillent2) |
falent, faillent) |
K-onj. 5. vaille) |
vueille |
saille^) |
faille |
valere: vail -wird zujV vaux nach 2., 3. (Ml.); zu valt, valent S. 243. 2vlre: Nach i. vueil (R 318) 6. vuelent (B 192) wird 2. zunbsp;vues gt; tu veux (R 223),nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;3. zu vuet ^ il veut (R 202) umgestaltet.
Meigret S. 104 kennt noch je veuil (im XVI. Jahrh. meist veuille geschrieben), zieht aber analogisches veus (je veux) vor.
*fallire. Nach i. fail und Konj. faille dringt frh palatalisiertes I auch in 4., 5., 6. des Indikativs ein. Die i. fail wird nach 2., 3. zunbsp;je faux (Ml.). Das einpersnliche il faut schafft sich einen neuennbsp;Infinitiv falloir (XV. Jahrh., Leicht S. 20) nach il vaut valoir, il
gt;) Vgl. S. 92.
2) 2 bezeichnet die Palatalisierung von 1. Beispiel: B 26, R 211.
Philomena 417 valent: falent zeigt, dafi /-Formen nicht blofi pik. sind, wie Leicht in der S. 271 zit. Diss. ( 2) angibt.
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IV. Foimenlehre. Partizipium und Gerundium auf ant.
chaut chaloir; faillir bildet mundartlich -sco-Formen; Meigret S. 113 lehnt faillissons ab. colligere. Siehe S. 250.
Salire. Stirbt aus durch saltare nbsp;nbsp;nbsp;verdraagt (Meigret S. ill);
seine Komposita gleichen nfrz. aus: 1assalit B 122 assail, nfrz. assaille; trans-salit tressalt, nfrz. tressaille.
bullire. Bildet afrz. -sco-Formen: O. Ps. S. 241, 25 esbuillissed; nfrz. je bous ich koche (figrlich) 3. I'eau bout.nbsp;jallire jaillir: Bleibt bei -sco: la source jaillit.
n-Stamme mit i, Indikativi auf i nebst i-Konjunktiv.
Zu den Mundartformen von venio, teneo vgl. S. 89. Zu mango S. 252.
venire |
manere |
Ind. I. veing )gt; vaing; vien |
maing |
3. vient |
maint |
4. venons |
manons |
6. vienent |
mainent |
Konj. nbsp;nbsp;nbsp;veignenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vaigne; vienne |
magne |
Benierkangen. Spateres vieng statt vaing (R 353 tieing) folgt 2., 3.; zu je viens S. 239. Die Entpalatalisierung des Konjunktivsnbsp;(nach tenons, tenir) ist erst nfrz. Der Konjunktiv magne (Cligs 1090,nbsp;B 232 remaingne : Bretaingne) steht unter dem Einflufi des Indikativsnbsp;und mag meist als maigne gebraucht worden sein, zumal wo n schwachnbsp;palatalisiert wurde. Zum Infinitiv vgl. S. 223. Das Wort veraltete.
rm-, rn-Stamme der a-Konjugation.
In der i. Indikativi und dem Singular des Konjunktivs verstummen die nasalen Endkonsonanten, Unterschiede, die teils Analogie, teilsnbsp;formale Entwicklung wieder ausgleicht: 1torno tor(n), 1torne(m) torfn)nbsp;(Philomena 523 mit amor gebunden), 1tornet QLR 163 retornt, tort,nbsp;firmet fert (O. Ps. 19, 4 confert) aus fermt (QLR 113) werden zu:nbsp;je tourne, qu'il tourne; je ferme, qu'il ferme; dagegen bleibt dorm(i)onbsp;dor (Lanz. 6574), nfrz. dors, trotz Konj. dorme.
Zu den m-Stammen mit stammbetontem Infinitiv vgl. S. 224 f.
Wilhelm Kirsch, Zur Gesch. des konsonantischen Stammauslauts im Pras. im Afrz. Diss. Heidelberg 1897.
Die Endungen -ando, -ante(m), -endo, -ente(m), -iendo, -iente(m) wurden urfrz. durchweg auf -ant uniformiert). Hier war die a-Kon-
Das Altprovenzalische scheidet cantan, parten.
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IV. Formenlehre, Der Imperativ.
jugation numerisch im bergewicht, das Hilfszeitwort aber ohne EinfluG, daUmschreibungen wie ayantvu (habendo) usw. erst der jngerenSchrift-sprache angehren. Die Statninauslailte haben sich im Franz, nochnbsp;vor e, i entwickelt: disant (dicendo), faisant (faciendo). Die Uniformnbsp;ist also jnger als die Assibilierung. Frh gleichen sich auch dienbsp;Stamme dem Prasensstamm an: O. Ps. hat noch deus tuz panznbsp;(potnte(m)), aber auGerhalb der bersetzten Formel puissanz estiS. 253;nbsp;nfrz. ist pouvant Part., puissant Adj.); 37, 15 avanz (habnte(m)), nfrz.nbsp;ayant nach jai', 48, 12 nunsavanz nach savotr, vgl. Ie savant, wahrendnbsp;das heutige Part. sachant etymologisch ist. Wo ein Verbum -sco folgt,nbsp;geht auch das Partizip mit: afrz. hdanz, O. Ps. 43, 9, nfrz. hassant;nbsp;auffallend ist vaillissant (Bartsch 37, 253 usw.) nach faillissant;nbsp;die m-Stamme haben afrz. cremanz nfrz. craignant usw.
Part. und Gerundium von stare ist estant (Krlsr. 350 en estant ,,aufrecht). Es ist eine wohl unlsbare Frage, ob estant ,,stehendnbsp;fr die fehlende Form des Hilfsverbs eintrat, oder ob estant seiendnbsp;eine Neubildung von est-re aus ist.
Das Part. folgt der 2. Adj.-Klasse; R 57 la bien chantanz; analo-giscbes -ante ist bereits in QLR haufig. Vgl. S. 199.
Die Formen der -a-KonJugation enden normal auf e: R 227 mire, 178 esmaie. Nur (e)sta stehe (QLR 61) weicht ab. In der -e-,nbsp;-i-Konjugation haben Stamme auf M. c. L. Sttz-^; R 242 sueffre. Sonstnbsp;ist der Imperativ endungslos und entspricht dem Stamme des Verbums:nbsp;QLR 179 sde sie, 180 tlle tol, 179 claude clo, 192 sieu (vgl. S. 248),nbsp;QLR 213 *destruje destrui, 216 recipe receif, 217 fac fai. Dienbsp;-sco-Verben lauten auf -u aus: guaris. Doch ist emplir 2Sxz. im Pras.nbsp;emplist (O. Ps. 102, 5), aber im Imperativ einple (82, 15, QLR 31).
Gelegentlich bt der Prasensstamm EinfluG aus; Alexius 52, Hs. A vai (Hs. P va, vlat. va S. 242); O. Ps. 137, 4 exi exaudinbsp;statt exo-, O. Ps. 138, 22 sace wisse folgt dem Konjunktiv: 2. saches.
Kurzformen sind haufig: Zu pren'-) und lai vgl. S. 244; r-lose F'ormen der -a-Konjugation; O. Ps, 25, 25 essai, QLR 193 jet,nbsp;QLR 39 lais, Venus 234 part, Bartsch 61, 277 gar (wara) erklarennbsp;sich aus ursprnglich zwischentoniger Verschleifung. Im Plural sindnbsp;die Krzungen vez aus v'ez (S. 115), crez aus cr'ez (Prestre Comport 200), faiz (S. 244), soiz (S. 234) belegt.
Spater greift analogisches -s aus der 2. Pras. um sich, wie es bei -sco-Verben und s-Stammen normal war: R 246 couz (S. 247).
') Uragekebrt QLR 5 ns me tient si/quot; halte mich nicht 1 (tne).
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IV. Formenlehre. Das Imperfektum.
In der Liaison lautet dies s: prends^n. Nfrz. va aber vas-y (QLR 169 va i) neben va y donner, parLes-en entstammen der bekanntennbsp;Regelseligkeit.
Fr den Plural cantate trat gallorom. Ind. 5. cantatis*) ein: R 170 recevez; bei Hilfs- und Modalverben Konj. 5: ayez, soyez, sackez,nbsp;letzteres in altertmlicher Form (S. 239). Auch mit der 2. Imperativinbsp;konkurrieren Indikativ und Konjunktiv: Alexius 52 Hs. L quar t'ennbsp;vas colcer (aber P va, L vat), R 341 certain soies; vgl. R 225 Apresnbsp;te garde, aber 234 Apres gardes.
Der Stanim ist immer vortonig, entspricht also, wenn wir von dimes, faimes, somes absehen, der 4. und 5. des Prasens^).
Die vlat. Endnngen entsprechen den drei Konjugationsklassen: -aba(m), -ba(m), -ba(m)); fr sich steht ra(m). Das It. hat ent-sprechend noch drei Endungen; Mundarten gleichen aus. Das Aprov.nbsp;hat noch zwei Endungen; -ava fr die a-, ia fr die e- und die i-Kon-jugation, und ebenso scheiden noch das Portugiesische und Spanische.nbsp;Die nfrz. Schriftsprache aber hat durchaus uniforniiert: Die Uniform,nbsp;afrz. -eie 'ygt; -oie, gehort zu aprov. span. -ia (aus -ea). Ihre Herkunftnbsp;ist ein Problem. Die lautliche Grundlage ist dagegen sicher: -ea(m)nbsp;und zeigt ein vlat. Dialektimperfekt der e-, i-Konjugation, das in Gallien,nbsp;Spanien und Piemont gebrauchlich war.
Man dachte zuerst an r-a(m), dem das andere Hilfsverb habba(m) *hab-a(m) gefolgt ware. Allein ein solches Vorbild hatte *haba(m)nbsp;ergeben mssen, und so erklart man *haba aus habba(m) alsnbsp;b-Dissimilation, der zunachst andere Labialstamme (debere, *sapre,
h Diehl 1176 discitis lernt drfte Imperativ sein. Vgl. Chr. I. 294.
) Wo der unbetonte Stamm im Prasens analogisch den stammbetonten Formen folgt, folgt auch der Imperfektstamm; amoie (R 322) wird zu faimais; wo das Pras. -Isconbsp;annimml, folgt auch das Impf.: Afrz. haoie (R 56 haioit hafitequot;) wird zu hassait; wienbsp;haioit haben auch andere vokalische Stamme von altersher Hiat- oder analogisches i:nbsp;O. Ps. 98, 9 exoieiis du erhitest (nach audio ot). Fr sich steht stlich astoit warnbsp;und astisoit standquot;; astreiet (Kondizional) findet sich schon im Jonas, die anderennbsp;Formen in den Dial. Greg. usw.;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;und estei (t) bleiben, vorab wenigstens, von
diesem Stammvokalwechsel unberhrt: avoit, avroit ist das Vorbild, ein Hilfszeitwort beeinfluBt das andere und seinen Mitlaufer stare. Zum Neulothr. vgl. Herzog 13,27nbsp;atot warquot;, 28 avot hattequot;. Die Entstehung erklart sich aus Formeln wie Dial. Greg.nbsp;345, 36: Uns hom astoit . . . ki avoit ... Zu gisoit S. 252, prenoit B 182, S. 255;nbsp;zu B 160 pooit ^ pouvait S. 114, 255; zu faloit, B 398 failoit, S. 261.
KI. -ieba(m) vereinte sich mit -eba(in) als Endung der e-Klasse; von Alters wurde die Endung der i-Klasse gern auf den Konjugationsvokal gestimmt (M. L. Einf.nbsp; 171), war also -lba(m).
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IV. Formenlehre. Das Imperfektum.
vvre usw.), dann der Rest der e-Klasse, die i-Klasse und franzisch schlieClich auch die a-Klasse gefolgt waren.
So scheint, dafi sich zuerst wiederum das Hilfsverb habre eine eigene Imperfektform schuf, wie sie esse schon besaC, eine Form, die dannnbsp;(wie afrz. sons) analogisch um sich griff, in Spanien und der Provencenbsp;einen groCen Teil, in Frankreich das ganze Imperfekt uniformierte.
Gr ober, im Arch. f. Jat. Lexilrogr. I. 228 ff.
W. Mller, Beitr. z. Gesch. des Impf. Ind. im Afrz. Diss. Heidelberg I904.
Diese Uniformierung ist bei den altesten Dichtern des afrz. Z. schon durchgefhrt. Christian reimt alle Imperfekt- und Kondizional-formen miteinander: Erec 251 aloie (-aba(m)) ; porroie (-eba(m)),nbsp;Cligs 69 regno it (-abat) : tenoit (-ebat), 155 porroient (Kondizionalnbsp;-ebant) : erroient (ter-abant). Und wie man an den ersten Beispielennbsp;sieht, haben die drei Singularendungen denselben Taktwechsel wienbsp;I. soi, 2. sois, 3. soit (S. 234), lauteten also im Singular fr dasnbsp;ganze zentralfranzsische Imperfekt: i. -eie 'pp- -oie, 2. -eies gt; -oies,nbsp;3. -eitpgt; -oit. Reste von -eiet finden sich in Eul. sostendreiet, Jonasnbsp;saveiet. Woher kommt diese Umgestaltung der 3. Person? Mannbsp;nimmt an, dafi der Konj. Imperfekti Vorbild war: canta(vi)sse(m)nbsp;ergab chantasse, canta(vi)sses chantasses; ohne diese analogischenbsp;Endung waren namlich beide Personen in 1chantas zusammengefallen.nbsp;Dagegen ergab die 3. cantavisset normal chantast (M. L. frz. Gr. 327).
Sehen wir uns aber auf der Tabelle der nachsten Seite das stliche Imperfektum an, so ergibt sich, dafi im O. zwar die e-, i-Konjugationnbsp;verkrzte Formen der 3. Person zeigt, aber nicht die a-Konjugation:nbsp;Es wird chanteve, chanteves, chanteve konjugiert, aber vendoie,nbsp;vendoies, vendoit'quot;). Folglich drfte es das Vorbild soit gewesen sein,nbsp;das durch lautliche Ahnlichkeit vendoit aus 1vendoiet erzeugte, wahrendnbsp;das lautlich fernstehende chanteve unbeeinflufit blieb. Denn es istnbsp;unwahrscheinlich, dafi vendoit sich nach vendist richtete, chanteve{t)nbsp;aber nicht nach chantast. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dafi einnbsp;franzisches vendoit einheimisches vendoiet verdrangte, chantoit abernbsp;chanteve unbeeinflufit liefi. Das Wahrscheinliche ist, dafi die Analogienbsp;nach soit um die gleiche Zeit im ganzen frz. Sprachgebiet vendoit zurnbsp;Folge hatte und erst dann das Zentrum das Imperfektum uniformierte.nbsp;Entsprechend soit hat -oit festes t (S. I3S)-
lm Plural ergeben: -ejamus, -ejatis (zum Hiatus-i S. 155) wie *Chrestijanus Crestiens die zweisilbigen Endungen -tens, -ez] nbsp;ant ergab -eient -oient.
Jonas avardevtt, Leod. 15 regnevet, 2\ serveit, Dial. Greg. 41, i manivet aC, 41, 16 debotoit; 158, 6 steivet stabat, 158, 5 astoit ,,war'; 161, 22 iugievet richtetequot;,nbsp;161, I cessoit usw.
-ocr page 280-266 IV. Formenlehre. Das Imperfektum.
lm Gegensatz zum Zentrum haben Westen und Osten im groCen Bogen um das Seinebecken das angestammte Impf. der a-Konjugationnbsp;auf -abam erhalten; der Osten auch ein Impf. auf -bam.
aba(ni) ergab im Osten lautgesetzlich -eve (resp. -eive; nach i: -ieve gt; -ive)\ im Westen mit Vokalisierung des b (S. 140) *-auenbsp;(a u) gt; -gue.
bam ergab im O. und SO.: Ezechiel: 8 tenivet, veriivent, esmantivet er log, 10 gesivent usw. In den Bernhardpredigtennbsp;noch bald -ive, bald -oie, im Lothr. Psalter keine Spur von ive mehr:nbsp;-oie (-^a(m)) hat die Mundartform verdrangt*).
Das Imperfekt hat also in den fr die i., 2., 3., 6. Person afrz. folgende Gestalt:
-aba(m) |
-iaba(m) |
-lba(m) |
-eba(in) | ||
I. |
eve |
(-eive) |
-ieve (-ive) |
-ive |
-oie |
2. |
-eves |
(-eives) |
-ieves |
-ives |
-oies |
3- |
-evet |
(-eivet) |
-ievet |
-ivet |
-oit |
6. |
-event |
(-eivent) |
-ievent |
-ivent |
-oient |
Schriftsprachlich schwinden nun -eve,, -ive im XIII. Jahrh. aus den stlichen Texten, von -oie verdrangt. Mundartlich ist der Ausgleichnbsp;verschieden: Neuwall. hat -eve das Imperfekt uniformiert. Die r., 2., 3.nbsp;lauten auf -of aus (Labialisierung), nur -iaba(m) ist i:f : mariiif, undnbsp;meist halten die Hilfszeitwrter Sonderform: av0, st0, deren Endungnbsp;normal auf -oit beruht (Herzog, Stiick 2, a, b, c). Pik. dagegennbsp;wird -oit zu -ot und lautet heute auf -0 aus. Zum neulothr. Impfnbsp;auf -or (*aura S. 97) vgl. M. L. Ro. Gr. II, 116.
| ||||||||||||||||||||
*) In Ezechiel ist -oie ganz selten (stets estoit, avoit, gelegentlich disoit und ein paar andere). Die i- und die e-Konjugation gehen zum grfieren Teil auf -ive aus:nbsp;5 disivent, 6 conisivet. Dies ist nicht -iabat, das noch stets -ievet lautet. Wenn alsonbsp;Hubschmidt Zt Bh. 58 S. 12 an meist nrdlichen Punkten der Frkoprovence kozivenbsp;,,nahte' und sogar sentive fr junge analogische Formen halt, so zeigt Ezechiel, dafinbsp;hier sehr wohl altes ostfrz. (so. ?) Gut vorliegen kann, das sich peripherisch hielt. Mundartlich -lent (G. Ste. 1069 est'ient) nach der 4. und 5. auf -Hens, -Uez. Noch Cyranos Bauer braucht: estient, vivient. |
IV. Formenlehre. Das Imperfektum. 267
Beide 3. Personen {-out, -eit) sind seit den altesten Texten ^-los. Die beiden von -aba(m) gehuchten Formen folgen sich chronologisch,nbsp;so dafi O. Ps. meist -owe''-'), QLR meist -oue, gelegentlich -owe. Rol.nbsp;203 portout, Rou I S. 103 laissout (: Herolt), also Diphthong haben,nbsp;jngere Texte (Troja, Eneas, Marie de Fr.) fter Monophthongnbsp;zeigen. Es drfte sich demnach um Monophthongierung von gunbsp;handeln, mit der diejenige von ei zu s (Tr. B. 78 diset dic(b)at)nbsp;parallel geht. Das norm. Imperfekt auf -ot findet sich als Reimformnbsp;in der ganzen afrz. Dichtung: B 18 raiot (radiabat) kann agln. sein;nbsp;R 303 mot d mot: amot. (Vgl. G. Wacker, Dial, und Schriftsprache,nbsp;S. 48, Tabelle.)
Die 4. und 5. Person. Hier sind -'Hens, -iiez urfrz. aus der e-, i-Konjugation in die a-Konjugation aller Mundarten gedrungen;nbsp;anbsp;nbsp;nbsp;nbsp;enbsp;nbsp;nbsp;nbsp;i
4. nbsp;nbsp;nbsp;chantuensnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;aviensnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;dormiens
5. nbsp;nbsp;nbsp;chantieznbsp;nbsp;nbsp;nbsp;avieznbsp;nbsp;nbsp;nbsp;dormiez,
Schreibung meist mit einem i, aber zweisilbige Endung und in -ie reimend: Lanzelot 2971 voldr'iiens : biens, R 333 amerez. Wienbsp;beim Prasens tritt zuerst im W. auch hier -ons resp. -omes, -on innbsp;Konkurrenz mit -iens: Rol. 1504 avium, 391 avfimnes. Im XIII. Jahrh.nbsp;herrschen -ons uiid 'ion im Z., W. und Walloni (-omes), wahrendnbsp;die Pikardie konservativ bei einsilbig gewordenem -iens (resp. -ietnesnbsp;S. 2291 2 bleibt^).
Diese Hiatustilgung (-iens resp. -iemes, -iez) zeigt sich zuerst in der Pikardie und Walloni. Walter hat im Eracle einsilbige Endungen:nbsp;1453) 1454) 2648nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Kondizional); in Ille ist zweisilbig: 2463)
(schriftsprachlicher Eiltufi). Im Poma Morale sind -ions, -iez stets einsilbig. Vom 14. Jahrh. ab ist ihre Zweisilbigkeit ein Kunstmittelnbsp;der Dichtung.
Die weitere Entwicklung des Impf. in der Schriftsprache ist die folgende; ImXV. Jahrh.verstummen die nachvokalischen auslautenden e^).nbsp;I., 2., 3., 6. haben nur noch einsilbige Endungen und keine Personen-unterscheidung mehr; -oient wird oft -oint geschrieben und istnbsp;nun einsilbig). Die i. wird mit dem graphischen Endungs-j der
*) Die 3. ist meist -ot; 49, 20 caniot, 98, 7 parlot, 100, 8 ministrot. Aber r, i stout (stabat). Dagegen QLR 7 amendout (emendabat), 12 tuout ttete usw.
*) Vgl. ALF 1201 savions, NO. savwra, savom, saviim, auch die norm. Insein haben savm. Der ganze O. und das Loiretal zeigt noch sav; zu -omes vgl. nochnbsp;Herzog 35, 74 itjom (tions), 35, 94 mS^jom (mangions) in der Normandie.
Die Silbenzahl ist nicht immer bestimmbar; Eracle 4149 deveriez kann auch devriez sein; 4635 seriemes, seriens.
Satzphonetisch im Zwischenton schon im Poma Morale (1200); 177 poroi ge statt porie g, worauf j poroi folgt. Mller 77, 83, Tobler Versbau S. 45,
Einsilbiges -eint findet sich mundartlich schon im XII. Jahrh, Muller 76; einsilbiges -oient, -ient im XIII. Jahrh., Tobler Versbau S. 46.
-ocr page 282-268 IV. Formenlehre, Das Perfekt.
I. Pras. Ind. der e-, i-Konjugation (S. 239) versehen: javois. Die Endung -wb wird zu -e, geschrieben -ais : favais, vgl. Voltaire Guerrenbsp;Civile de Geneve Vorrede und S. 71^).
ram hat sich seine besonderen Formen schriftsprachlich bis ins XIV. Jahrh., mundartlich bis heute (S. 85^), erhalten. Sie lauten;
ere
eres (Tr, B. 70)
eret (Eulalia 12, Alexius 17 in Asso-ranz mit s aus a) ert
1. nbsp;nbsp;nbsp;lere
2. nbsp;nbsp;nbsp;ieres
3. nbsp;nbsp;nbsp;ieret (Christian: iere) ^ iert
4. nbsp;nbsp;nbsp;eriens (erwartet ^erains)
5. nbsp;nbsp;nbsp;eriez
6. nbsp;nbsp;nbsp;ierent
Neben den haupttonig diphthongierten P'ormen bestehen undiphthongierte Formen mit e, vgl. S. 98^). Die Pausaforranbsp;eret wird im Satze zu ert (Cornu, Ro. F. 23, 108: B. 181 ert, 264nbsp;eirt, R l iert, 302 eri). Die seltenen 4. und 5. haben zweisilbigenbsp;Endung; vgl. Guerre Ste. 1504 Que erms de mer parti; Tristannbsp;B. 54 Se vos men erz atnie.quot;
Neben diesem organischen Imperfekt steht seit alters ein analogisches wohl vom Infinitivstamm est-re aus gebildetes estoitnbsp;(B 16), das formal mit dem Imperfekt von staba(m) zusammenfallt.nbsp;Vgl. nebeneinander: Guerre Ste. 781 Mais li reis de France i estoit, nbsp;Qui sor Ie rivage s'esteit ,,der Knig von Fr. war da Der amnbsp;Ufer standquot;; ahnlich Cligs 2793.
Bemerkung. Der Dichter von B brauchte das Impf. in schrift-sprachlicher Form; das Impf. der a-Konjugation reimt mit demjenigen der anderen Konjugationen; 49, 50; 131, 132; 162, 163 usw. Dernbsp;Schreiber schreibt bald -ei (vgl. 16, 80, 183), haXIH^oi (vgl. 19, 49 usw.).
Vorbemerkung.
Das lat. Perf. hat in der a- und i-Konjugation endbetonte (-^vi, -vi), in der e-Konjugation stammbetonte Formen (j: i, jl si, -2- ui). Selbstnbsp;in merowingischen Texten sind die klassischen Formen gut erhalten.nbsp;Verstofte wie Pirson 29, 28 interfexit statt interfecit (dixit ergab janbsp;dist wie fecit fist) selten. Nur das Umgreifen des Typus perdidit innbsp;der Rekompositionsform perddit ist vulgar: Pirson i, 21 vindedi,nbsp;9, 26 perdedit, 13, 6 ostendedit. Der Schuleinfluft ist also, vonnbsp;diesen vlat. Formen abgesehen, deutlich bemerkbar. Es handelt sich
*) Hierzu vgl. das Imperfekt von Cyranos Bauer: i. f avonds, aber 3. H avet. Nach Thurneysen erklaren sich eret, O. eirt, analogisch nach dem S. 227 be-sprochenen Plusquamperf. auf -arat. Mller S. 110, M. L. frz. Gr. 328.
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IV. Formenlehre. Das Perfekt.
eben um ein Tempus, dem eine umschreibende Form (jai vendii) zur Seite steht, welche einst den Platz behaupten wird. Daher finden wirnbsp;zwar berall innerhalb kleinerer Gruppen Ausgleicherscheinungen, dienbsp;aber nur in Mundarten zu vollem Ausgleich fhren, wahrend Seinebeckennbsp;und Schriftsprache fast nur innerhalb der Gruppen ausgleichen.
Ailgemeiner Annahme nach hat sich vlat. das ui-Perfekt stark ausgebreitet: Suchier, Zt. II, 255; M. L. Ro. Gr.M, 278 ff.; beinbsp;liquiden Stammen ist dann urfranzsisch Endbetonung eingetreten:nbsp;valuit wurde zu valit (M. L. Ro. Gr. II, S. 327).
Ich mchte fr die folgenden Perfektgruppen eine andere Ansicht geltend machen. Zu vergleichen sind; J.H. Meister: Die Konjugationnbsp;im O. Ps., Diss. Halle 1877, Trommlitz: Die frz. ui-Perfekta, Progr.nbsp;Stralsund 1895.
m-Stamme: Die afrz. Entwicklung fhrt durchaus auf ein stamm-betontes Perfekt zurck, normales ui-Perfekt scheint analogischem i-Perfekt, spater si-Perfekt Platz gemacht zu haben.
trm(u)it |
gm(u)it |
redmit |
pressit | |
I. Periode: |
^orient |
*gient |
'^rcdeint raeinsiO.Vs, 106,2 |
*prest |
2. Periode; |
crienst 0.Ps. 63,9 |
gienst |
raenst Alex 67 |
depritnst QLR 99 |
Es ware bequem, die Gruppe von einem nach redemptus ge-bildeten *redempsit abzuleiten (aprov. redems), allein diphthongiertes raeinst, das Alex. 67 Hs. A sichert, das haufige Vorkommen vonnbsp;redemit im meroving, Latein, zeigen, dafi von der klass. Form aus-zugehen ist; Somit konnte nur pressit die Gruppe zum si-Perfekt leiten,nbsp;die fast vllig gleich geformten Infinitive trmre, gmre, redmre,nbsp;prmre vermittelten. Der Diphthong ie der afrz. Formen konntenbsp;aus dem Prasens stammen: trmo criem, prmo priem] allein dienbsp;bertragung des Stammdiphthongen aus dem Prasens ins Perfekt warenbsp;doch imgewhnlich, zumal ein Zusammenfall der beiden Zeiten dienbsp;Folge sein muGte. So zwingt uns dieser Diphthong zur Annahme vonnbsp;*trmit, *gmit nach redmit: Denn trmuit hatte wie tnue(m) tenvenbsp;normal *crienvet, gmuit hatte genvet ergeben. Aprov. redems hatnbsp;sich fr sich entwickelt, oder stammt aus dem Afrz.
Wie steht es nun mit cremit und cremuti
O s t en
Westen
cremir, daneben cre7noir Dial. Greg, 6o creniut Dial Greg. 245, 2nbsp;cremit nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;,,nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;6819
Infinitiv: nbsp;nbsp;nbsp;cremeir
Partizip: nbsp;nbsp;nbsp;cra?iu
ir St. Th. 1251 nbsp;nbsp;nbsp;.
lt; St. Th. 186
Perfektum; cremit St. Th. 195 (V. 5533)
Hieraus ergibt sich, daG das Partizip cremii der Ausgangspunkt des sekundaren Infinitivs cremeir und des also auch sekundaren Per-
-ocr page 284-270 IV. Formenlehre. Das Perfekt.
fekts cremut sein drfte, welch letzteres nur in Rou und Rose (R 315 belegt ist. brigens steht Trommlitzs Beleg aus Rou im Versinnernnbsp;(Bd. I, S. 94), im Reim heifit die Form cremirejit (Bd. II, 1614),nbsp;cremurent ist also die jngere Form. Wie bei cadere (S. 272) gehennbsp;i-Perf., u-Part. und Schwanken zwischen -oir und -ir im Inf. durchnbsp;die afrz. Periode: Wie dort im O. junges chaut, findet sich hier im W.nbsp;junges cremut.
Il-Stamme (auCer tnui und vni; vgl. S. 272): ma(n)sit gibt normal mest, mnuit und psuit vermischen sich:
mn{u)it (vgl. mnitus).
ps(u)it (Diehl 239 usw. posit)
quot;^somont
somonst (QLR 55, vgl. B 165)
1. nbsp;nbsp;nbsp;Periode:
2. nbsp;nbsp;nbsp;Periode:
repost (o. Ps. 26, 9) reponst (O. Ps. 34, 9 die Falie, dienbsp;er verbargquot;)
Wenn wir nun im O. monut, manut wohnte und ponut finden, drfen wir diese Mundartformen als primar ansehen.? Sie gehren dennbsp;Bernh.-Predigten und Ezechiel an. Ezechiel brauchtnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;ich
suchte, quarurent sie suchten (S. 3, 8), bildet seut ,,safi, veut sah nach den Partizipien (Mussafia, L. BI. 1882, S. 105). Wienbsp;querre dem Perf. von corre folgt und statt quist: quarut bildet, sonbsp;knnen auch die isolierten -Perf. der n-Stamme analogisch sein: Innbsp;der Tat ist in diesen mystischen Texten reponut statt repost ,,verborgennbsp;(Perfekt und Partizip) der standige Gegensatz von conut bekanntquot;,nbsp;woraus sich denn die Analogie erklaren drfte.
1-Stamme. Die meisten 1-Stamme der e-Konj. hatten lat. -u als Perfektendung oder nahmen es an. Aber endbetont wurden nur:nbsp;caluit il chal (M. Brut 1416), valui vali (O.Ps. 12, 4); mundartlich:nbsp;dolt (vgl. O. Ps. S. 240, 15), moluit il molut; die Christianschennbsp;que je dolsisse, que je tolsisse zeigen, daG il tolut und il dolut alsnbsp;gemeinfrz. oder zentrale Ansatze unsicher sind, und dafi die andernnbsp;1-Stamme, aufier den genannten vier, mit vl(u)i gingen, ber dasnbsp;S. 272 berichtet wird. Nachweisen kann ich dies fr 1sol(u)it (kl.nbsp;slitus sum): Es ist langst erkanrit worden (vgl. Ekblom, S. 91),nbsp;dafi das solt haveir des Jonas Perfekt sein kann. Rol. 352 solt clamernbsp;dem Sinne nach eher Perfekt wie Prasens ist. Eine sichere Stellenbsp;findet sich QLR 177 (2. Knige 3, 16): Der Prophet will durch einnbsp;Wunder Wasser schaffen: Faites purer Ie chanel de l'ewe ki cinbsp;soult curre . . . Veriz ni vendrat ne plie (S. 178) eist chanels iertnbsp;repleniz de eve''. LaCt herrichten den Kanal des Wassers, dasnbsp;hier zu laufen pflegte . . . Wind wird nicht kommen noch Regen,nbsp;und [doch] wird dieser Kanal wieder voll Wassers werdenquot;^).
Haufig ist 1soluit in der Mort Artu und zwar in der wall. Form stut, stut (^- 9Si 98), also analogisch nach debuit deut, diut, 1leguit liut (S. 164)1 vgl. S. 279.
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IV. Formenlehre, Das Perfekt.
Ganz klar ist die Tradition bei fallere: Der Konjugationsbergang zu *fallire ist galloromanisch, vgl. S. 223. Fr das Perfekt sichertnbsp;Reich. Gl. 912 fefellit : fallit u-lose Grundform. Die alten Textenbsp;Iiaben denn auch nur faillit (B. 108); falu(t) nach dem Partizip fahinbsp;(unten S. 283) erscheint erst im XIII. Jahrh. (H. Leicht, Morphologienbsp;und Semasiologie der frz. Verben faillir und falloir, Diss. Greifswaldnbsp;1908, S. 23); faillit ist eine Abstraktion des gallorom. Infinitivs odernbsp;geht mit den anderen reduplizierenden Perfekten, die, von mmorditnbsp;afrz. morst abgesehen, auch ohne i-Infinitiv zum i-Perfekt gelangen:nbsp;ccurrit corit crddit crit, ccdit chaxt^ vgl. S. 272.
r-Stamme. Hier handelt es sich urn haufige, finite Verben. Bartsch belegt fast alle vorkommenden Formen, das Durcheinandernbsp;scheint unentwirrbar, lafit sich aber lsen und scheint bsonders lehr-reich. Folgende Formen sind gebrauchlich:
paruit {Bartsch S 344) |
ccurrit (S. 342) |
mrt(u)us sum |
(S. 343, 4) |
3. parut nbsp;nbsp;nbsp;5 3. appari : anti |
I. corui |
3. morut nbsp;nbsp;nbsp;3. |
tnorit |
Christian lt; (Froissart) |
3. corui |
Brut, Rou 5 |
Lothringer; |
Dial. Greg. , |
QLR, Troia; |
Christian nbsp;nbsp;nbsp;/ |
Christian: |
242, 8 nbsp;nbsp;nbsp;1 |
Christian, |
Dial. Greg, j |
Konjunktiv |
St. Th. Vers S |
Ezech. 3 |
162, 10 nbsp;nbsp;nbsp;j |
Impf. morist |
526 nbsp;nbsp;nbsp;1 |
Dial. Greg. |
QLR 153 |
Cliges 6101; |
Ron 1, S. 177 j |
28,7 |
St. Th. 24 |
Athis 5716 |
Auch bei covrir scheint Perfekt auf -i neben solchem auf -td bestanden zu haben: Eracle 4428 descouvrut (eine Hs. apierchui)nbsp;im Reim mit parut] cperui ist klassisch, der Reim allerdings insofernnbsp;unsicher, als auch mundartlich descouvrit: parit reimen, Nun liegennbsp;die Dinge folgendermafien: Der O. hat zum Teil f-Formen, SO., W.nbsp;und vermutlich das Z. haben a-Formen. D. h. der O. verallgemeinertnbsp;gern das normale cori, coris, corit, vermutlich ergab parufsti paris,nbsp;dann folgten parui pari, paruit parit dem Vorbild cori.
Die brigen Provinzen aber verallgemeinern parui, parut und es folgen: corui, morut usw., im SO. auch quarui (S. 270). Die Probenbsp;aufs Exempel ware ein alter Text, in welchem die beiden Vorbildernbsp;parui und cori noch unausgeglichen nebeneinander stehen. Und diesnbsp;ist im O. Ps. der Fall: Er hat normal parui und cori (62, 3; 58, 4;nbsp;wahrend 104, 39 cururent sich der Analogie bereits fgt); der Infinitivnbsp;ist nur curre (18, 6): cori ist also sicher nicht analogisch nach corirnbsp;und der Ansatz *currui unberechtigt.
d-Stamme. Den Ansatz *caduit halte ich fr Frankreich sicher fr falsch, den Ansatz *creduit fr fraglich: Alle alten Texte fhrennbsp;auf cadit (wohl *caddit nach *creddit) zurck: Reich, Gl. 754
-ocr page 286-272 IV. Formenlehre. Das Perfekt.
ceciderunt ; caderunt, 628 cadisset; Leod. 231 cadit {Assonanz), ebenso O. Ps., St. Th., M. Brut, Christian usw. Auch *crededit gibt innbsp;den alten Texten crit, crirent O, Ps. 105, 24, B 251, QLR, St. Th. nbsp;chdut ist auf den Osten beschrankt (z.B. Pred. Bernh., Bartsch 38,30);nbsp;crui, crut findet sich in ganz Frankreich: Rou, Christian, Ruste-buef usw. Fr das Alter von cr spricht auCer der Chronologienbsp;folgende Erwagung; keine Form konnte zu sekundarem chdit resp. cfitnbsp;fhren; Die Infinitive sind chdoir, croire; die Partizipien B iio chau, cr'u;nbsp;pik. kir ist aus dem Perfekt abstrahiert und nicht umgekehrt, wienbsp;viele Texte mit chdoir, ch'oir neben Perfekt chdi, chi (Christian),nbsp;oder Schwanken zwischen chaeir (16), kar (27) neben Perfekt chanbsp;(194), Part chdu (189) (St. Th., alle im Reim) beweisen. Wohl abernbsp;konnten von chdu, cru aus stets u-Perfekta sekundar entstehen.nbsp;Folglich sind crit, chdxt auf *creddit, *caddit zurckzuleiten: Vgl.nbsp;aprov. credej (Boeci 46), das *creddit als galloromailisch sichert.nbsp;Die afrz. erwarteten Formen *creiet, *chaiet (vgl. vendietSgt;. 275) wichennbsp;frher als bei konsonantischen Stammen der Umlautform der i. *crededinbsp;)gt; cri, *cadedi )gt; chdi.
Vnit, tnuit. Der Ansatz *venuit ist fr das Franzsische kaum zutreffend; lm Osten finden wir Ezech. S. 12, Dial. Greg. 335, 336nbsp;tinvet (statt tenvet, vgl. tenue(m) tenve, Ezech. hat denn auch S. i8nbsp;tenvit), aber vini (Ezech. S. 12, Dial. Greg. 340, 2 usw.). Erst innbsp;viel spateren Texten (und das hat Suchier bereits erkannt, Zt. II, 260)nbsp;finden wir auch analogisches vinvet^). So geht also das Franzische,nbsp;wie die Nordgruppe, nicht auf ein *venuit nach tnuit, sondern umgekehrt auf ein *tenit nach vnit zurck. Es folgt voluit )gt; *volitnbsp;und gibt mit *solit solt (*soluit hatte *solvet ergeben) eine besonderenbsp;Klasse. Von alters aber stehen diese 1-Stamme unter dem Einflussenbsp;eines vorbildlichen s-Perfekts: O. Ps. flektiert i. 7.. volsis, ^.volt nbsp;voldrent (Meister S. 48, 49); QLR hat bereits l. vols (S.93), 6. volstrentnbsp;(S. 88); nur die 3. volt, vaut (S. 141, 204) halt sich noch unbeein-fluCt. Christian flektiert i. vos, 3. vost; slvit ist solst (QLR 135),nbsp;absols Leod. 226, vlvit volst (Brandan). Christians tolsisse, dolsissenbsp;erschlieCen tolst, das Athis Tours 5621 mit vost reimt, und * dolst.nbsp;Auch Rustebuef (145, 67) braucht i. vols.
Die Quelle des bergangs: mulsi (mlgre) hat M. L. Ro. Gr. II, S. 336 nachgewiesen. Die ital. und aprov. Formen ermglichen, die
Za Unrecht hat man, meiner Ansicht nach, Mouskets tiunt tnuit, viuntswX hierher gezahlt: Mousket gehort dem Gebiete an, das de(b)uit diut halt (S. 279,nbsp;Walloni, vgl. Trommlitz S. 18, 28). Danach wird man tiunt, viunt erklaren mUssen.nbsp;Der bertritt eines u ber einen Konsonanten in die Tonsilbe (Zt. II, 263) ware mirnbsp;aus dem Afrz. sonst nicht bekannt und unwahrscheinlich; zu agln. tine, vine (nach tienc,nbsp;vienc') vgl. S. 241,
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IV. Formenlehre. Perfektklassen.
Anfange bereits ins Vlat. zurckzuverlegen. Doch sind in Frankreich die Spuren von *toIsit auf den Osten beschrankt, die alten Denkmalernbsp;der Nordgruppe haben ohne Ausnahme toM (Bartsch S. 345), das aufnbsp;erhaltenem toliet *toll?dit beruht; toM, vermittelt den Konjugations-wechsel: toldre gt; tolir (B 192).
vixit, benedixit, natus est (nasci), iratns est (irasci) zeigen dieselbe gegenseitige Beeinflussung wie die bisherigen Gruppen. Wasnbsp;sie bindet, ist vermutlich ihr gemeinsames Vorkommen in Bibel undnbsp;Predigt. Der Stamm der Gruppe wird erst gallorom. nach nasco(r),nbsp;irasco(r) ausgeglichen, die Endung wiederum nach ddit geformt:
o-f 1. [
*irascuit
*irasqu^dit
irasquet
gallo-rom aprov.nbsp;ifrz.
benesquiet kommt Krlsr,
*nascuit nbsp;nbsp;nbsp;vixitnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;benedixit
*nasqu;dit nbsp;nbsp;nbsp;^visqu^ditnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;^benedisqu^dit
nasquet nbsp;nbsp;nbsp;visquetnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;
nasquit (vgl. B 359) vesquiet nbsp;nbsp;nbsp;beneisquiet
Xjf vor, der O. Ps. hat bereits benesquit, vesquiet in Gormunt (Bartsch 8, 159) beide in Assonanz. Dienbsp;I. lautet burgundisch vesquei (^visquqdi) Gir. Ross. 7663, afrz. vesqui.
vincre-vici, Reich. Gl. vincisti (Hetzer S. 165), aprov. venquet, afrz. venquiet (vgl. Bartsch 8, 117) geht den gleichen Weg, undnbsp;vermutlich ihm vorangehend aber unbelegt relinqure relqui. Vgl.nbsp;Reich. Gl. deseruit : derelinquit, wonach der Konjugationsbergangnbsp;relenquir und das Perf. relenquit (Partonopeus 5699) sich verstehen.
Endbetonte Pormen (schwachesquot; Perfekt). a) a-, 1-, li-Perfekt.
Bereits die lat, Umgangssprache krzte einen Teil der Endungen: partivi gt; partii, cantvisti ]gt; cantasti usw. Vlat. folgten: -dvi gt; ainbsp;nach -, -avit wurde normal zu -aut (vgl. S. 130); wie -i(v)imus zunbsp;-i'mus, i(v)istis zu -fstis, -f(v)erunt zu -irunt werden, krzten sichnbsp;auch -avimus zu -amus, -avistis zu -astis, -averunt zu -arunt. Ur-franzsisch wurden dann noch mehrere r- und 1-Stamme, die ui-Perfektnbsp;hatten, endbetont, u wurde als Konjugationsvokal empfunden und seinenbsp;Langung und Akzentuierung durchgefhrt. Und so ergaben sich dreinbsp;Klassen :
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1) Nach i '. -ierent, B 148 colckiirtnf. Jordan, Altfranisisches Elementarbuch. |
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IV. Formenlehre. Perfektklassen.
1. nbsp;nbsp;nbsp;imd 6. Person. Die Entwicklung ist normal.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Person. Sie verlor ihr ~t, sei es aus dem Bestreken, dienbsp;2. Person auf -s zu enden, sei es aus Verallgemeinerung der Frageform:nbsp;chantas(tytu? Und nun auch; tu chantas statt tu *chantast.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Person. -i(t) und -ut sind normal entwickelt, -a(t) statt *-o(t)nbsp;in der a-Konjugation entstammt vermutlich dem Hilfszeitwort a(t), dasnbsp;ja die Form umschrieb: chant a(t) chanta(t). Das -t des -Per-fekts bleibt auch aufierhalb des O. wie festes -t (S. 135): valut,nbsp;parut u. a. reimen mit estut, conut (S. 279 f., Erec 3974), die ihrenbsp;Vorbilder sind. Spater wird -t als graphische Endung der -e, -i-Klassenbsp;verallgemeinert (Meigret S. ii5)-
4. nbsp;nbsp;nbsp;nnd 5. Person. Was den Konjugationsvokal anbetrifft, sindnbsp;i- und -Klasse normal; wogegen -ames (statt erwarteten -ains) Analogienbsp;nach -astes (-astis hat gedeckt a) oder Durchfhrung des Konjugations-vokals (dem sich freilich die 6. entzieht) zeigt. Nicht lautgesetzlich ist innbsp;4. und 5. das Endungs-^; Mundartlich fehlt es in der 4. der si-Perfekta:nbsp;Fl. u. BI. 1069 fesins fr fesimes, Ml. 21382 de parte sins fr depar-tesimes (resp. departimes). Andere Beispiele aus Dial. Greg., Zt. II,nbsp;258^. In den altesten Texten lassen .sich diese Formen nicht nach-weisen. Sie scheinen auf den Osten beschrankt. Wenn wir sie frnbsp;primar halten drften, so ware die Geschichte der 4., 5. Perfekti so,nbsp;dafi -stis -istes statt *-iz ergab, durch die Erhaltung der Ultima alsonbsp;die Endung gesttzt wurde, wahrend -intes erst spater analogisch folgte.nbsp;Wahrscheinlicher ist aber, dafi die Formen auf -ins satzinlautendenbsp;Krzungen sind, die verallgemeinert wurden.
Der Stamm. lm XII. Jahrh. sind die Stamme im allgemeinen normal: O. Ps. hat amai, nfrz. aimai nach aime; er fhrt aber travaillainbsp;statt travillai nach travail durch; B 10 hat normales eis si (eksvit),nbsp;R 125 is si nach ist (S. 248). Das Suffix -sco wird auf das Perfektnbsp;nicht bertragen, so daC ein teilweiser Zusammenfall mit dem Prasensnbsp;resultiert: je finis ich ende und ich endete,
Spatere Entwicklung. Die i. -ui wird zu auch die ersten Personen der e-, i-Klasse erhalten das bliche graphische -s (vgl. S. 239, Meigret S. 115): je partis, je valus. Von 5. -astes wird graphischnbsp;analogisch auf 4. -astnes geschlossen: XIII. Jahrh. Elie 214 abatismesnbsp;und in Urkunden, und daher nfrz. der Zirkumflex. Aus der 4., 5. dernbsp;a-Konjugation wird eine mundartliche 6. auf -arent abstrahiert: Jourdainnbsp;B. 14 durarent. Rabelaisausgaben haben ra^sX-arent, der kritischenbsp;Text von A. Lefranc (Paris 1912) nur -rent.
(?) /e-Perfekt.
Diesen drei endungsbetonten Klassen schloC sich ursprnglich noch eine vierte auf -ie an, die den Kompositen von ddi entstammt
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IV. Formenlehre. Schwache Peifekte,
und auf Verben der -Klasse (S. 272 f.) bergreift. Vlat. sind bspw. bezeugt; descendidit (Valerius Antias), descendiderant (Laberius),nbsp;beide zitiert von Aulus Gellius, Noct. Att. 7, 9 im Kapitel bernbsp;Perfektaquot;, Diehl, Vlat. Inschr. 151 perdedi, vgl. S. 268.
Die 1. Person perdedi ergab afrz. {^^.^.T^vesquet) umlautend/^r^/^, O. Ps. 41, 4 espandi, lautete also mit der i-Klasse von vornherein gleich.
Die 2. Person lautet im O. Ps. 43, ii cunfundies, 43, 14 tu vendies, 88, 44 espandies, 115, 7 derumpies. Die 3. Person istnbsp;auch sonst haufig: Rol. 98, 1317 abatied, 2795 perdiet : ie (Schreiber;nbsp;perdit)] vgl. vor allem die -zV-Tiraden von Krlsr., Gormunt undnbsp;Isembart (Bartsch 8).
Der Plural lautet: O. Ps. 43, 22 espandimes, 78, 3 espandierent. Noch Athis-Tours 4448 (vgl. 3020) r^imt abatierent: Jierent {ir()\XTA).
Im ganzen handelt es sich um rd- und nd-Stamm, denen die Komposita von dare : vndre und prdre vorausgingen. Gallo-romanisch folgten die S. 272 f. genannten. Belegt sind weiterhin rumpiet,nbsp;abatiet, tolliet, porsiviet. Schon Rol. assoniert 632 respundit, abernbsp;2411 respundiet. Im XII. Jahrh. sind diese Formen schon archaischnbsp;und meist auf die Assonanz beschrankt. H. Wolterstorff, Dasnbsp;Perfekt der 2. schwachen Konjugation im Afrz., Diss., Halle 1882.
XI. Jahrh. i. vendi, 2. vendies, 3.vendiet, 4. vendimes, s.vendistes, 6. vendierent. Jm XII. Jahrh. fallen auch 2., 3., 6 mit i zusammen:nbsp;vendi, vendis, vendit, vendimes, vendistes, vendirent.
y) Klassenausgleich im schwachen Perfekt.
Nach diesem Zusammenfall verblieben also drei schwache Perfekt-klassen: Zwischen ihnen mannigfacher Ausgleich: lm Osten uniformiert -avi vielfach das ganze Perfektum, das Stammbetonte eingeschlossen.nbsp;Nur esse (foun oder foum), habre (j'eus = ce), dicere (derf) zeigennbsp;Reste alter Klassen neben analogischen sstd, avd, dihd. Im Wall.nbsp;sind diese a-Formen auf den Singular beschrankt: Der Plural hat sichnbsp;mit den Endungen des Impf. vermischt (Buil. Soc. lig. 19, 1892,nbsp;S. 187 f., Herzog 448); issa kommt schon im Chev. au Cygne,nbsp;isserent in den Bernhardpredigten vor (M. L. Ro. Gr. II, 273).
lm SO. und W. greift dagegen i- um sich; Flovant 6 trovit; Cyranos Bauer kennt nur dies Perfekt: l. ramenis, fesy, paraissy,nbsp;3. sen venit, 4. je voyagismes, nous en allismes (vgl. Herzog 449,nbsp;Meigret S. 115).
bergang einzelner Formen des i-Perf. zu den Stammbetonten kommt bei i-Verben vom XII. Jahrh. ab vor: O. Ps. 9, 10 tu deguerpesisnbsp;statt deguerpis, 88, 46 establisis-tu; Ml. 5105 partesistes (vonnbsp;partir) : presistes, 8414 deservesistes (von deservif) : fesistes. Vgl.nbsp;unten S. 284, zu presistes, fesistes die nachste Tabelle.
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rv. Formeiehre. Stammbetonte Perfekte.
Das Lat. berliefert 3 Endungen: -i, -si, .iui. Die afrz. Ent-wicklung liefi -si in der i-KIasse aufgehen. Weitergehende Entwicklung Oder Ausgleich findet sich nur in Mundarten.
c() -i-, -si-Perfekt.
Die I. hat bei e-Stammen Umlaut: fci gt;gt; fici (Pirson 5, 20), *prsi gt; prisi (Pirson 36, 29). Die 4. (vidimus) wird wie die 5. (vidistis)nbsp;endbetont: vidimus; die 6. wie die 3. stammbetont: vidrunt. Obnbsp;bei i-Stammen in den Endbetonten durchaus Dissimilation von Stamm-/nbsp;und Endungs-/ anzunehmen ist (misisti gt; *mesisti), scheint mir wegennbsp;der Formen des O. Ps. fraglich; auch vi(d)isti ergibt Leod. 138 vidist,nbsp;also ist vis vermutlich erst Hiatusform. Doch vgl. Alex. 435 vedisse.
vidi
fSci
*pr(n)si
-si-
ma(n)si
misi
planxi
1. nbsp;nbsp;nbsp;VI
2. nbsp;nbsp;nbsp;vfs
3. nbsp;nbsp;nbsp;vit B 160
4. nbsp;nbsp;nbsp;vimes
5. nbsp;nbsp;nbsp;vistes R 40
6. nbsp;nbsp;nbsp;vi'rent B 127
[ fis R 151
fesis fist
fesfmes fesistesnbsp;firent B 147
pris R 20 presfs
prist B 153 presi'mesnbsp;presistesnbsp;pristrent*)
mes)
masfs
mest
masfmes
masistes
plains ) plainsisnbsp;plainstnbsp;plainsi'mesnbsp;plainsistesnbsp;plainstrent
I. nbsp;nbsp;nbsp;2. *foisis.
mis
misis
mist
misfmes
misistes
mestrent ^ mistrent
Die Entwicklung von fci ist gestort, statt 3. *foist usw. haben wir durchgehend Beeinflussung 'durch den Typusnbsp;pris, presis, prist, bis auf 6., die vielleicht ungestrt auf *fegeruntnbsp;(vgl. Diehl 982 fegit, aprov. feiron) beruht. lm N. und O. ist fistrentnbsp;O. Ps. 89, 9, fisrent ganz gewhnlich, aber vielleicht auch sekundarnbsp;nach pristrent, prisrent. QLR hat nur firent^').
Bei der -si-Klasse betrachten wir zuerst die Stamme mit inter-vokalem s: sie ergeben 3 Typen; a) e-Stamme mit i e Ablaut wie vdi, fci, i in den Stammbetonten nach dem Vorbild der i. Person,nbsp;e in den Endbetonten; b) -Stamme, die in allen Formen i haben,nbsp;c) ein a-Stamm, ma(n)si, mit Ablaut e a (O. ei a, B 345 meist).
Der O. Ps. neigt zum Ausgleich nach b), also zur Aufhebung des i e Ablauts: 39, 10 requisis, 64, 4 eslesis (S. 278) e prisis, 67,
*) Bartsch 29, 22, QLR 71, Die i., 3., 6 sind in geschichtlichen Berichten wie QLR haufig. Zur 2., 4., 5. vgl. den Konj. Impf, QLR 51, 34, M. Brut 1551, 2480 maiist.nbsp;Godefroy belegt mehrfach mansist (so St. Th. S. 95) nach mattoir.
2) O. Ps. 8, 7.
Es ist zu beachten, dafi inund allen nachkonsonantischen j-Stmmen (dixi, traxi, duxi, scripsi usw.) s normal stimmios ist.
Die altesten Formen sind: Leod. 132 prest, 61 presdrent; 62 flsdren. Auch Plusquamperf. (S. 227) fgcerat gibt I2i ftstdra, weswegen der Reim Passion 186nbsp;fedre ; presdrent im Original fidre : prisdrent gelautet haben mag. Danach wre e,nbsp;statt analogischem i nach der i., Provenzalismus; zu d S. 164.
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IV. Formenlehre. Stammbetonte Perfekte.
10 parfisis, 118, 118 despisis (despexisti). Natrlich kann dies auch als weitere Verallgemeinerung der Umlautform der i. Person gefafit werden:nbsp;Vgl. O. Ps. 89, 9 li nostre jur defistrent, e . . . defisimes Unserenbsp;Tage vergingen, und . . . wir vergingen
Sonst aber berwiegt meiner Ansicht nach das Vorbild der an Zahl dominierenden Verben mit ie Ablaut, und so wird konjugiert:nbsp;viis, mesis, mist (msi); auch nachkonsonantische s-Stamme folgen,nbsp;soweit sie etymologisch stimmlos j haben: dis (R 168), desis, dist. nbsp;Mundartlich folgt auch ma(n)si und flektiert im W.: i. mis, 3. 7nistnbsp;(St. Th. 188, G. Ste.), was seine Formen mit msi vllig zusammen-warf: Vgl. den Reim G. Ste. 2553 remistrent ma(n)serunt: mistrentnbsp;mserunt.
Nun aber wird die durch ihren Hiatus klanglich charakteristische Konjugation von vi, veis (Zt. 23, 534) vorbildlich; O. Ps. zeigt kon-sequent analogische Formen im Konjunktiv des Imperfekts: 104, 23nbsp;fissent (schon Leod. 54) statt fesissent nach v'issent; QLR hatnbsp;bereits 66 quistes (quaesi(vi)stis), 73 fes, 92 ocis (quot;^aucisisti S. I12),nbsp;193 semes (1sessimus)) usw. Christian hat nur noch j-lose Formen.nbsp;Mundarten halten -s-: So Roland altertmlich oder mundartlich. Imnbsp;NO. und O. bleibt das intervokale -s- bis ins XV. Jahrh.). Nichtnbsp;resistenter gegenber dem Vorbild v'is war dicere: Fr dixisti be-wahrt der O. Ps. 89, 3 mit einmaligem dissis lautgesetzliche Form.nbsp;Christian braucht bereits d'istes ,,sagtet. Aber nirgends trifftnbsp;man ein 1escr'is schriebst. So dafi wohl 1escrissis angesetzt werdennbsp;darf: Das dem Volk ungelaufige Wort glich nur innerhalb des eigenennbsp;Systems aus: Froissart eserisi er schrieb statt escrist (Ml. vgl.nbsp;oben S. 254), nfrz. crivit nach crivons. Da texit und tex(u)it alsnbsp;tist zusammenfielen, wurde das Perf. umgestaltet: Ille 6271 tissi,nbsp;Dial. Greg. 57 entreteissit fr 1entretist nach '^entreteissis.
Stets ist veis als Vorbild unwirksam, wenn der Stammvokal von dem seinen abweicht: Fr traxisti zeigt der Christiansche Konjunktivnbsp;Imperfekti treissist, treississent, da 1traissis (O. Ps. 21, 9 extraisis)nbsp;als Urform anzusetzen ist, und daC spateres traii (Ml.) vom Prasens-stamm abgeleitet werden mu, die i. traisi aber eine analogische 2.nbsp;traisis verallgemeinert. destruisis, conduisis haben immer nur ein s,nbsp;und nfrz. ist das s stimmhaft: Es kann dies eine Verallgemeinerungnbsp;des normalen Stammes in condumoit, conduisons sein. Beiden fehlennbsp;im Perfekt j-lose Formen, wie denn auch dosis (clansisti Buchwort.i')nbsp;keine j-losen Formen besitzt.
Zu den vlat. Formen vgl. Ro. Gr. II, 286.
2) Beispiele s. H. Peters, ber Sprache der Chronik V07i Florefie (XV. Jahrh.), Diss., Halle 1876, 54; Mort Artu halt s konsequent.
-ocr page 292-2; 8 IV. Formenlehre. Stammbetonte Perfekte.
legere schwankt zwischen leg-ui lui lut (QLR 3) und leg-si (vgl. Diehl 1203) lis list (Alex. 374, 378, QLR 221), welch letzterenbsp;dist, escrist folgen. Die Endbetonten von lui sind afrz. unbelegt, einenbsp;endbetonte Form von lis ist: O. Ps. 64, 4 eslesis du wahltest. nbsp;Einfacher ist der Ausgleich in der 6. Person: Hier standen sichnbsp;ursprnglich gegenber:
vderunt 1fgerunt 1pr(n)serunt dixerunt virentnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;firent (?) prisdrent distrent
Ob fisdrent) fistrent oder firent anzusetzen ist, scheint unentscheidbar. Auch spater schwankt fecerunt zwischen den beiden Klassen virentnbsp;und distrent und ist bald firent (B 147), bald fistrettt (M. Brut 1272).nbsp;Die brigen si-Perfekta mit stimmhaft j folgen distrent, und bis aufnbsp;Leod. und Passion sind nur pristrent (B 146), mistrent, mestrentnbsp;erhalten; frh wirkt aber auch schon das Vorbild von virent, und schonnbsp;im Alex. finden wir mirent, und diese analogische Form triumphiertnbsp;im XV. Jahrh. (M. L. Ro. Gr. II, S. 338). Wo sich kein Sprunglaut ent-wickelt (O., NO. S. 164), dissimilieren traisrent, prisrent zu traisent,nbsp;prisent usw. Texte wie Venus, Mliador fhren diese Dissimilationnbsp;nahezu konsequent durch.
Seit dem XII. Jahrh. wurde bei den nach veis gebildeten Perfekten der Hiatus getilgt: QLR hat nur Beispiele fr den Konjunktiv Imperf.nbsp;der -s. ui-Klasse, vgl. oben S. 116. Im XIII. Jahrh. finden wir im Fabliaunbsp;ps statt/j (Bartsch 58, 347). Damit entsteht ein neues durchwegnbsp;stammbetontes und auf i gestimmtes Perfekt, das beide Klassen vereint:nbsp;vidinbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vi(s) (nach pris u. a.) vis vitnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;vimes (S. 274) usw.
*pr(n)si pris nbsp;nbsp;nbsp;pris prit primes usw.
Mundartlich richten sich die stammbetonten Formen oft durchaus nach den Endbetonten: conduisit (Lothr. Ps. VI, 14) folgt conduisis (stattnbsp;conduist)\ die Schriftsprache bernimmt diese Formen bei erwahntemnbsp;crivis und ?^f-Stammen; aiisis, nuisis, gegen Meigrets (S. 118)nbsp;Meinung; nur mundartlich gebrauchlich sind: traisit, plainsit; escrisit,nbsp;lisit, disiR) u. a.; von Inf. und endbetonten Prasensformen aus wirdnbsp;ein endbetontes f-Perfekt erschlossen: (me)morsit (vgl. Aulus Gellius,nbsp;Noct. Att. 7, 9) ergibt QLR 107, G. Ste. 6672 morst, dann morditnbsp;nach mardons; plainst ergibt plaindit, wo man plaindons sagt (S. 260),nbsp;schriftsprachlich aber nach plaignons'lgt;plaigmt ms-w. Nur dasBuchwortnbsp;conclure, nebst ex dure u. a., gleicht nach den Stammbetonten aus:nbsp;tu conclus (Ch. d0.) statt conclusis. ber das Aussterben einernbsp;Reihe von j-Perfekten s. oben S. 231. Zur Entwicklung des si-Perfekts
Froissart hat lest, list und escrist, aber stets dist, das Pras. oder Perf. sein kann: Bei den ungelSufigeren Verben braucht er Mundartformen. Herzog, Stck 44,nbsp;braucht desit in der Mundartform, aber das unzweideutige mit in der Schriftform.
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IV, Formenlehre. Stammbetonte Perfekte.
seit dem XII. Jahrh. vgl. Ekblom S. 13 ff., 23 ff., 103 ff. Mundartlich flektiert prist nach tint (S. 281): je prins, il print-, vgl. Lanz. 4147nbsp;vindrent: prindrent, Meigret S. 121.
/?) fi.
Die I. wird durch Umlaut zu 1fi, vgl. di, S 84; dieser Umlaut bleibt aprov. auf die i. Person beschrankt, wird afrz. aber auf allenbsp;Personen bertragen. Die durchgehende Stammbetonung ist vulgar-lateinisch.
1. nbsp;nbsp;nbsp;fuinbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fui (R 14)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;4.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fumes
2. nbsp;nbsp;nbsp;fusnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;5.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fustis (Diehl 1194)nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fusies
3. nbsp;nbsp;nbsp;fu(t) (B31)')nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;6.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;furent
lm spateren Afrz. fallt diese Flexion mit der folgenden Klasse zusammen.
j') .2. ui-Perfektum (kl. -i, vlat. -i).
Vor dem u der Endung sind urfrz. die Muten gefallen: habui ist *aui, placui ist 1platii. In den Endungen wurde u als Kenn-vokal durchgefhrt, bis auf die liquiden Stamme, in denen u fielnbsp;(S. 281 f.j. Mundarten weichen ab.
e-Stamme: 1crevuit crut, 1jecuit jut, 1stetuit estuf, 1-cepuit aperQUt, dbuit dut, 1bbuit but, lcuit lut', dazu mundartlich: leguitnbsp;(L. BI. 1916, 16) lut (vgl. S. 278). Zu credidit crut vgl. S. 272^).
1. Person: crui, jui (R iii), estui, dtii, bui usw.
3., nbsp;nbsp;nbsp;6. Person: Der O. bewahrt lautgesetzliche Formen, die aufnbsp;e u beruhen: Leod. 130 reciut in Assonanz mit vint (vnit); B 27nbsp;apercirent : cururent, B 219 reciurent, M. Brut 486 Hut (leguit);nbsp;Dial. Greg. 436 estiut, 47, 20 Hut (lcuit). Auch hier bestatigt sichnbsp;die bei squit S. 90, 248 gemachte Erfahrung, dafi ? -h u (kl. stti) undnbsp;e 4- u (kl. cipi usw.) das gleiche Resultat ergeben. Eine Form wienbsp;Dial. Greg. 338, 36 estieut (Hiob) ist also nicht als normal anzu-sehen, sondern hat Gleitlaut. Die P'ormen des Z. regut, lut, B 297nbsp;durent usw. glichen urfrz. nach regui, lui, dui usw. aus.
2., nbsp;nbsp;nbsp;4., 5. Person (endbetonte Formen); Der Stammvokal e (d's,nbsp;bus) rundet sich gern vor dem folgenden u, vgl. die Konjunktivenbsp;Impf. des Alex. 413 Hs. L, A dsses, Hs. P dusses, Alex. 86 Hs. Lnbsp;est'ust, Hs. P estust, Hs. A estust; QLR 143 busse neben busse.
O-Stamme: ptuit pout (B 46); ncuit nut-, 1cognvuit comit, *mvuit mut, 1pluvuit plut (M. Brut 2756).
1. Person: Wenn potui poi normal ist, ist es ncui nui nicht; conui (O. Ps. haufig), mui drften wie ttti tuit, fi fui auf Umlaut
Athis 4805 fut: (Stut drfte stlicher Bearbeitung entstammen.
Zu den vlat. Substraten vgl. Ro. Gr. II, S. 322 ff. Die franzsischen Formen gehen auf 1jecuit, nicht auf jacuit zurck; Dial. Greg. 75, 13 glut.
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IV. Fonnenlehre. Stammbetonte Perfekte.
beruhen; nui (statt *no) unterlag ihrer Anziehungskraft, oder das modale poi ist nach oi habui gebildet. In der Wall. findet sichnbsp;ptui pau (Dial. Greg. 82, 23), pou (M. Brut 773), Formen, dienbsp;vermutlich analogisch nach 3 gebildet sind.
3., nbsp;nbsp;nbsp;6. Person: Hier dUrften pout (B 46), pourent (B 128)nbsp;normal sein (9 -j- u); ist es dann nicht; conut, mut, plut er-klaren sich wohl aus Systemzwang nach der i. Person. Die alte Formnbsp;liegt vor in Alex. 511, Hs. L si s'en commourent (*commvuerunt),nbsp;QLR 5: ses levres mout, li quers parlad^). Wie die westliche Formnbsp;des Imperfekts -out zu -ot (S. 266) wird, wird auch pout zn pot: B 107;nbsp;vgl. den typischen Reim M. Brut 2470 pot: mostrot.
2., nbsp;nbsp;nbsp;4., 5. Person (endbetonte Formen): Frh wirkt das Vorbildnbsp;der e-Stamme): Alex. 360 conumes statt conmes; R 66 p'ust stattnbsp;pdust, Christian kennt offenbar nur ^-Formen. Vielfach findet sichnbsp;ptui poi mit 7-Formen bei den Endungsbetonten: pos statt p'us,
(Christian). Wir finden conimes (Dial. Greg. 345, 33, Hiob) statt conumes. Es entsprechen Konj. des Impf. auf i (S. 285 f.), die sichnbsp;sehr frh, auch im W., finden und im Reim vorkommen. Sie knnennbsp;auf lat. Betonung ptui'mus, ptuisset zurckgehen, wenn nicht volimesnbsp;(S. 281), v'imes, volisse, v'isse zugrunde liegen.
a-StSnime: habuit), sapuit; tacuit, placuit, *pavuit (von pasco); (Osten; *caduit? vgl, S. 271 f.). Hieraus entwickeln sich drei mund-artliche Haupttypen:
W, und Z. habuit out, (h)a(b)uisti 'us
O. (h)a(b)uit aut, (h)a(b)uisti lt;
(euwzs Pikardie)
D. h. im Osten ergibt a y und au -f u au (S. 97), die Endbetonten gehen teils auf -(i)sti, teils auf -ui'sti zurck. Zentrum undnbsp;Westen runden a wie in *traucu(m) trou, fagu(m) fou. Der NO.nbsp;aber, Pikardie und die untere Seine, lassen a -f y, au 4- u zunbsp;werden und haben eu habui, wie sie treu *traucu(m) und feu fagu(m)nbsp;sprechen. Diese saubere Scheidung machte F. Schrr in Sprachgeogr.nbsp;Stud., Zt. 41, S. 122, 126.
Es sind also afrz. folgende Formen anzutreffen:
1. Person z.; oi (R 108), soi (R 296) usw. O.: M. Brut 3268 ou neben zentralem oi 3285; Dial. Greg. 199, 25; 200, i ge ne sau ichnbsp;wuCte nichtquot;, Pik. euc, euch habui ego (vgl. S. 240).
Allerdings ist der Einflufi von pout, pourtnt, out, ourent in Betracht zu ziehen; Vgl. O. Ps. 2, 2 estoureni statt esturent O. Ps. 37, ii usw.
^ Natrlich kann man cons ^ con's auch als lautliche Dissimilation erklren. Man kann etwa sagen; Wo con's zu cons dissimilierte, widerstand es der recompo-nierenden Wirkung von conoistre, conois wegen der Anziehungskraft von apercus.
) re-ad mente(m) habui ramentoi trennt sich von der Gruppe und konjugiert ramentui, ramentus, ramentut wie die e-Stamme (Trom mirtz S. 23).
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IV. Formenlehre. Stammbetonte Perfekte.
3., nbsp;nbsp;nbsp;6. Person Z.: ofaj/(B32, R31), so(u)t, o(u)rentnbsp;nbsp;nbsp;nbsp;
O.: Leod. 25 usw. aut habuit, M. Brut 2027 plaut placuit, vgl. B 241, Dial. Greg. 62, 18 paut *pavuit. Pik. eut (Aiol 9464 nebennbsp;haufigerem franz. oP).
2., nbsp;nbsp;nbsp;4., 5. Person lauten allerorts: umes, sumes (S. 115). Viel-leicht darf man im O. *dmes, resp. ^awlmes annehmen. Selbstnbsp;Christian hat gelegentlich a in endbetonten Formen; dust (habuisset),nbsp;tduz (tac-tus). Pik. entsprache *mmes^), doch ist nur umes,nbsp;'ustes belegt. Das kann aber franzisch sein: In den Mundarten desnbsp;Zentrums namlich wird der Hiat von 2., 4., 5. d zu ii, was einenbsp;Dissimilation sein kann, vielleicht aber unter Mitwirkung von normalemnbsp;deus, d'umes vor sich ging. Christian hat nur im Perfekt s habisti,nbsp;pls placisti, aber im Konj. Imperfekti dust, tdust. Darum scheint mirnbsp;fr s, pl's Analogie innerhalb des Perfekts wahrscheinlicher als Laut-entwicklung. Rustebuef reimt bereits s'us, cus mit geus *jecu(i)stinbsp;und concus *-cepuisti. (IX Joies 178 ff.)
Wir knnen die gebrauchlichsten Formen der ^wi-Perfekta fr die Schriftsprache folgendermaCen ansetzen: | ||||||||||||||||
|
Die weiteren Schicksale sind kurz die folgenden: Durch die Tilgung des Hiats (Alex. Hs. A 362 conumes) ergeben e- und -Stamme einnbsp;durchaus stammbetontes -Perfekt, das mit fui fui zusammenfallt; -ui,nbsp;-us, -ut. Mit diesem Perfekt stimmen/o?' und die -Stamme in 2., 4., 5.nbsp;zusammen: pus, pumes, pustes, so daC aus Systemzwang auch r., 3., 6.nbsp;folgen und analogisch je pus, il put, ils ptirent, jeus, il eut, ilsnbsp;eurent statt obiger Formen ergeben. In der i. wird -ui zu -u (S. 273),nbsp;sie nimmt, wie vdi vi gt; vis, das i' von dixi dis, prsi pris usw.nbsp;analogisch an.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;_______
Folgende drei Perfekta ergaben in den Endbetonten keine Hiatus-formen, entwickelten sich infolgedessen fr sich:
| ||||||||||||||||||
Vgl. Ml. 12898 euist habuisset im Reim mit vUst. |
282
IV. Formenlehre. Partizipium auf -to.
Das u hat also in keiner Form Spuren hinterlassen, weshalb auch in -ufsti usw. i gemeinaltfrz. betont blieb.
v0l(u)i: Die 3. volt ergab im Zentrum vout, die 6. voldrent gt; voudrent, im NO., soweit nicht si-Perfekt gebrauchlich, vaut undnbsp;vaurent (ohne Gleitlaut). Das Part, Perf. volu fiihrt dann auch diesnbsp;Modalverbum zur endbetonten --Klasse: je voulus, tu voulus. Ch. d0.nbsp;ist 3. voulu schon gelaufiger als vault (Complainte 4).
tenui vni. Der Umlaut der i. wird verallgemeinert. Das u hat nur im Osten Spuren hinterlassen: tinvet (S. 224, 272); noch heutenbsp;tinf in Teilen der Walloni (Schwan-Behrens 349 Anm.). Das tine,nbsp;vine der alten w. Texte (O. Ps., Krlsr. 154), ting, ving der jngerennbsp;(R 112) ist als Palatalisierung des n nach I. Pras. Ind. zu fassennbsp;(vgl. S. 88, 241). Rust, reimt Hypocrisie 293 je vin rait devinnbsp;divini. Die Uniformierung erfolgte nfrz. (Meigret S. 122) nach dennbsp;Stammbetonten; je tins, tu tins, nous tinmes, Us tin(d)rent.
a-Konjugation: -atus, -ata.
Beispiele: R38 fourmez; i-Sgt;t3.mn\. 50 nbsp;nbsp;nbsp;in B entspricht;
II armeiz, 41 trenchi. Femininum: B 308 lasseie, R 47 desguise', I'-Stamm: 350 esveillie (1exvigilata), vgl. S. 85, 86.
i-Konjugation: -Itus, -Ita.
Beispiele: B. 245 serviz. Fem.: B 323 endormie.
Mit vlat. 1ventus B 31 venu (nach 1tentus, dieses nach trbtus u. a.) ist ein -Partizip in die i-Klasse gedrungen. Ein zweites mit demnbsp;Konjugationsbergang von tnre zu tenir (vgl. S. 224). Weitere folgennbsp;bei dem Klassenwechsel der placre-Gruppe (S. 223); gsir g'ii,nbsp;plaisirpl'u, taisirt'u, nuisirnu (Eneas 5616, G. Ste. 2016nbsp;imReim)1). Infolgedessen greift das -u-Partizip auch bei i-Verben umnbsp;sich: B 109 feru zu ferir (B 52), eissuz (B 24) zu eissir, vestu zunbsp;vestir; QLR 39 consentu neben senti zu sentir, und so noch neu-champ. Herzog 9, 66, sentu; St. Th. 106 uz zu ir, 69 sailluz zunbsp;saillir, beide im Reim. (Vgl. Herzog 456, Risop, Begriffsverwandt-schaft, S. 35). Der Schriftsprache verbleiben venu, tenu, vitu (Aiol 32nbsp;vesti: i), issu, fru. Als courre zu courir wurde, blieb couru unbe-
plu, taire aber
Bei neuerlichem Konjugationswechsel bleiben; plaire nuire 7iui, luire lui.
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IV. Formenlehre. Partizipium auf -to.
einfluGt bestehen. Auch im NO. bleiben veu, k'u trotz des Konjugations-bergangs: v'ir, k'ir. Altes failli bleibt bei faillir, jngeres falu p(III. Jahrh.) bedeutet seit dem XIV. Jahrh, gemuGt (Leicht S. 38).
e-Konjugation: -tus.
Das kl. Latein besaC sectus, mintus, tribtus, denen sich batttus anschloC. Diese Endung griff um sich, wo ein -Perfekt vorlag, undnbsp;wurde weitergreifend zur Uniform des to-Partizips der -Konjugationnbsp;und eines Teils der -Klasse;
In der -Klasse haben -Partizip: Die S. 270 f. aufgefhrten 1- und r-Stamme mit --Perfekt, von den S. 269 aufgefrten m- und n-Stammen:nbsp;cremuz neben Tr. B. 2872 criens (Reim), nfrz. craint, wahrend redemptusnbsp;raiens, 1submonsus somons (B 165) allgemein blich bleiben.
Auch das Perf. auf -iet (S. 274 Q hat mit ein paar Ausnahmen, ber die gleich, -u-Partizip 1).
Von den starken i- und si-Perfekten (S. 276) hat nur vdre seiner Konjugation entsprechend ein u-Partizip (R 83); die -ui-Perfekta abernbsp;(S. 279) haben ohne Ausnahme -tus. Den Zusammenhang mit demnbsp;Perfekt zeigt das Nebeneinander von: lut l'u lu (leg-tu(m)) nbsp;und list Ut (lctum)). Doch braucht M. Brut Perfektum 486 liutnbsp;neben Part. Ut (S33), QLR Perfekt eslis (8. 129) neben Part. ai esluenbsp;(139), gerade wie list und //(Perfekt) unmittelbar nacheinander (220)nbsp;gebraucht werden.
Die Hiattilgung entspricht den endbetonten Perfektformen.
Bemerkung: sectus s'uz, s'ue (Christian, Eneas 419S Reim): Da neben letzterem i-Perfekt stand: afrz. sevi, sivi, sievi, nfrz. suivit,nbsp;so folgte das Partizip (QLR 154, 19 out sezvii) nfrz. suivi, vor allemnbsp;wohl, weil es mit su gt; su sap-tu(m) zusammenstieG. Denn liattu bliebnbsp;unverandert neben battit, battre. In der -KIasse blieb vlat. sessusnbsp;als sis. Auch hier hatte sed-tu(m) 1s'u ergeben.
Partizipium auf -eit, -eite gt; -oit, -oite.
Diese Grundlage zeigen: destrictus destreit, benedictus ben'eit. Denn perf^ctus wird zu parfit, ex-l?ctus zu eslitl Beide QLR 103. Jenennbsp;folgen: 1tollectus toleit, toleite (als einziges im O. Ps.; Rol.), chaeitnbsp;(G. Ste. 1300), coilleite statt ^coillite collecta (ebenda 4429) usw.nbsp;Vermutlich handelt es sich um eine Gruppe von in der Predigt ge-laufigen Worten, die vor allem ben'eit folgen; crett gt; croit kommtnbsp;wohl nur vor, wo das Perfekt cri., chaett 'pgt; chdoit, wo das Perfektnbsp;ch'di lautet.
irascu,
rompu
Also batre, batiet bati, batu; und so: corn., cr'u, ch'u (S. 271 f.) tiascu, vescu (S. 273, aber beneeit vgl. S. 225); descendu, perdu usw. (S. 275); -steht in vielen Schlachtschilderungen neben ruptus roz.
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IV. Formenlehre. Konjunktiv Imperfekti.
Es ist in der Hauptsache das Perfekt der si-Klasse: tractus R 189 traig, 154 traite. Aufierhalb dieser sind stammbetont: factu(m)/i!a;z/ (B119),nbsp;faite (B 151)1 natus nez, ne (B 358) neben nascu, ruptus roz nebennbsp;rompu, mortu(m) mort, copertu(m) covert (B 199), offert, soiiffert.
lm brigen haben die Dentalstamme mit si-Perfekt (vgl. S. 276): s-Partizip: pr(n)sus (B 93, 299) pris (Alex. Frag. 59 preys : treysnbsp;tres), missus mis, R 103 mise: Der Umlaut der i. Perfekti ist alsonbsp;auch auf das Partizip bertragen, vgl. noch quis, B 200 conquise, B 302nbsp;assis, welch letzteres auch von assisus (assidere) kommen kann.
Die anderen Stamme der si-Klasse haben t-Partizip: planctu(m) plaint, dictu(m) dit usw. (M. L., Frz. Gr. 347 f.).
Viele dieser Partizipien verfallen mit dem Perfekt: ars (arsus), res (rasus, nfrz.: rez-de-chauss/e), mes (ma(n)sus B 363), ocis (*aucisusnbsp;B 94), somons (*submonsus), escons (*absconsus), repos, reponsnbsp;(repsitus, S. 270), escos (excussus), espars (sparsus), ters (tersus) usw.nbsp;(Ro. Gr. II, S. 378.)
Das Partizip von stare.
Est ist effenbar status; der doppelte Gebrauch stort nicht, vgl. G. Ste.: 1573 en mer est E sanz jesir . . . est ,,im Meer gewesennbsp;und ohne zu liegen gestanden; ad-restatu(m) ist normal arest,nbsp;Erec 137, wahrend arestu gt; arestu nach dem Perfekt sekundar istnbsp;(Bartsch 72, 116).
Der Stamm entspricht demjenigen des schwachen Perfektums: R 397 trovasse (-a(vi)sse(m)). Infolgedessen sind bei den -sco-Verbennbsp;die beiden Konjunktive (bis auf die 3.) gleichlautend: Vgl. R 222 quenbsp;tu guerpisses, das formal -Iscas wie -i(vi)sses sein kann. Darum wohlnbsp;finden sich analogische Imp. Konj.: guerpesist. So O. Ps. S. 234, 12nbsp;perisist (peri(vi)sset) mit den Varianten peresist, perist. Der O. Ps.nbsp;hat auCer dieser Form nur normale Kcnj. Impf. Der Grund der Langungnbsp;ist also sichtlich die Zweideutigkeit von perist, das Ind. Pras. undnbsp;Konj. Impf. sein kann. Erst spater wird das Infix auch auf i-Verbennbsp;bertragen, die kein Isco-Prasens haben; Ml. 7795 dormesist, undnbsp;dringt in das Perfekt.
Hat das Verbum starkes Perfekt, so entsprechen die Formen den endbetontenPerfektformen: vdisset vist (B 214), fcisset fesist, msissetnbsp;misist; die Entwicklung zu fist (R 74), m'ist (R 340) und die spaterenbsp;Hiatustilgung zu vist usw. vollzieht sich wie beim Perfekt (S. 278, 281).
Urfrz. ist recust statt *recevust (S. 115) nach 'rmst gestaltet worden. Vgl. den Reim R 326.
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V. Formenlehre. Konjunktiv Imperfekti.
Die Enduiigen sind analogisch dem Konj. Pras. des Verbum Finitums nachgebildet: Rol. 624 poussum, 353 d'ussez, doch kommennbsp;in der 5. etymologische Formen vor: Romanze, Bartsch iSa, 14nbsp;passisois = -tis. R 326 pussiez, Rol. 257 meslissiez: ie und dienbsp;nfrz. Formen folgen dem Konj. Pras. des Hilfszeitworts (S. 234 f.).nbsp;Die weitere Entwicklung verlauft wie im Konj. Pras. (vgl. S. 238). nbsp;Der Singular ergibt nach soie, soies, soit und dem Imperfekt Indi-kativi: -asse (R 17), -asses, -ast; -usse, -usses (R 345), -ust (R 344);nbsp;-isse, -isses, -ist. Auch hier hat Eul. mit auuisset (habuisset) einenbsp;if-Form der 3. erhalten. Die e-Losigkeit der Form ist also wie stetsnbsp;(aufier in st soit) sekundar. In der a-Konjugation zeigt M. Brut 964nbsp;livressiez normale Entwicklung des Zwischentons, vgl. Lanz. 5475 Anm.nbsp;Sonst wird in allen Konjugationen, wohl nach dem Indikativ (ckantiens),nbsp;-i- (ckantissiez) analogisch durchgefhrt; ckantassions, chantassieznbsp;dringen im XVI. Jahrh. durch. Das Parengon schreibt nochnbsp;gaingnissiez, Rabelais II, 9 allissiez.
Von diesen Formen aus kann man die mundartliche Umformung des Konj. Impf. der a-Konjugation auf i versteken: Parangon 13 qu'ilnbsp;portit, 70 que je montrisse (Champagne), eine Uniformierung, dienbsp;wohl Hand in Hand mit derjenigen des Perfekts auf -i (S. 275) geht.
Die 6. neigt zur Endbetonung; So Passion 174 oicisesdnt^) in Assonanz vaAfdit, QLR fussant, venissant nsvi., Erec 1449 fessint:nbsp;alissidnt(jierzog 466), Jourdain B. 1241 pressdnt: errant (j\.amp;r-ax\A6).
Die Hiatusformen ust, d'ust usw. lassen auch fuisset fust (R 344) analogisch zu f 'ust werden (Tristan B. 299, 300); dagegen bleibt in dennbsp;Endbetonten fusson (ebenda 88). Zu fuisse nach fui MeigretS. 128.
Abweichungen vom schriftsprachlichen Typus entsprechen meist Abweichungen des Perfekts: Dem si-Perfekt von volre (S. 272) entsprechen: Alex. Hs. A 202 volsisse, 49 (in allen Hss.) volsist; Christiannbsp;vossist, Parangon 192 qu'il vousist. Dem i-Perfekt (S. 281) ent-spricht Alex. 202 Hs. L volisse. voulusse weist Trommlitz zuerstnbsp;in den Bernhardpredigten nach. Noch Ch. d. O., Rabelais brauchennbsp;volsisse neben Perf. voulu. Diesem volsisse folgen dann anderenbsp;1-Stamme, auch ohne da ein si-Perfekt zur Seite steht oder nach-weisbar ist; Leod. 164 calsist caluisset, Cligs 5867 tossist (tollrenbsp;vgl. S. 272), Erec 4225 faussist (fallere), Tr. B. 923 sausist (salire),nbsp;QLR 17 valsist, Ml. 19319 vausist (valuisset).
Dem Perfekt auf -iet (S. 274) folgten: O. Ps. 105, 23 quil ne deperdiest, Gormund, Bartsch 8, 117 venquiest in Assonanz mit ie.
Zur mundartlichen Betonung des i vgl. S. 280.
r) occidi wird nach *auclsum zu *auclsi; danach *aucisissent.
-ocr page 300-286 IV. Formenlehre. Futurum.
Beispiele: Jonaspodist (potmsset), Aiol 6o, Chev. II. Esp. 690 peuist: i, Dial. Greg. 36, 4 tawist (tacui'sset), Ml. 12889 euistnbsp;(habufsset, vgl. Eul. auuissei)'. v'ist, 5884 petiisse (potuisse(m)) : issenbsp;(exea(m)).
tenisse, venisse hat noch Rabelais (II, 21); nfrz. tinsse, vinsse sind vom Perfekt abstrahiert (Meigret S. 129).
Nfrz. Mundarten haben oft nur noch einen einzigen Konjunktiv wie die -sco-Verben von je bis auf die 3. Person, vgl. S. 228.nbsp;Das Altlothr. hat dies bereits nahezu durchgefhrt; Lothr. Ps. 7, 5nbsp;Et persecutoisse mon anentin^^ l'arme de mi et la preingne etnbsp;foulloisse ... et toute ma gloire ranienoisse et faice retourneir . . .nbsp;Nur bei preigne, face, rende usw. bleibt die schriftsprachliche Form,nbsp;sonst lautet der KonJ. auf -oisse aus: Vgl. Herzog 469. Dienbsp;Herkunft ist wohl dadurch erklart, daC -tis in dieser Gegendnbsp;-oiz gt; -ois ergibt (S. 239): benissois heiCt daC ihr segnet, woraufnbsp;dann quelle benissoisse (Lothr. Ps., Prolog S. 4, 29) ,,da sienbsp;segne, u. a. folgen, wobei conoisse (Lothr. Ps. 13, 2: nulz quinbsp;entende et cognoisse) vermutlich mithalf. Lothr. Ps. 123.
Kapitel 9.
Vom organischen Futurum hat sich nur ?ro erhalten. Alle brigen auf -abo, -ebo, -iebo sind dem deutlicheren cantare habeo gewichen.nbsp;Auch neben ?ro steht vulgarlateinisch *essere habeo, das afrz. takt-anlautend estrainbsp;nbsp;nbsp;nbsp;.), taktinlautend (j'o esserai) nach S. 123 serai
ergibt. Die Endungen sind:
Futur der Gegenwart cantare aio |
Futur der Vergangenheit cantare |
I. chanterai |
W. chantereie nbsp;nbsp;nbsp;0. Z. -oie |
2. chanteras |
chantereies nbsp;nbsp;nbsp;-oies |
3. chantera |
chantereit nbsp;nbsp;nbsp;-oit |
4. chanterons (-on, -omesj |
chanteriens {-iimts S. 229') |
5. chanteieiz ^ -oiz |
chanteriez |
6. chanterout |
chantereient nbsp;nbsp;nbsp;-oient |
Die 5. chanteroiz (-etis!) steht alsbald neben analogischem chanteren (-atis, vgl. Rol. 72 und 80), halt sich aber als Reimform (R 26 entreroiz :nbsp;droiz) und in Mundarten (Herzog 461). Das Futur der Vergangen-heit hat in der altesten Zeit, dem Impf. entsprechend, noch -e in dernbsp;3.: Eulalia sostendreiet] Jonas metreiet, fereiet. lm brigen entwickelnnbsp;sich seine Endungen wie diejenigen des Imperfekts der e-Klasse.
Nasalierung nach wie auch neulothr. prdmS promts Herzog ii, 4**
-ocr page 301-IV. Formenlehre. Futurum, 287
In einzelnen Texten findet sich seit dem XIII. Jahrh. in der i. Fut. -oi statt -ai, nach dem Konditional -oie\ R 24 diroi, 191 douroi\nbsp;Parangen (XVI. Jahrh.) S. 25 garderoy. Entsprechend lautet dernbsp;Sing, des Fut. im NO. und an einzelnen Punkten des W. (Ctes dunbsp;Nord) auf -o aus. (ALF 28, 29 tu iras : irY)
Der zwischentonige Konjugationsvokal wird schriftsprachlich wie dialektisch sehr verschiedenartig behandelt. Bald wirkt das Vorbildnbsp;des Infinitivs, in welchem dieser Vokal haupttonig ist, bald nicht:
a-Konjugation. Das zwischentonige a fallt bei liquiden Stammen: Rol. 1707 du[r]reit (dQrare -ebat), QLR 167 devurrunt (devorare),nbsp;Rustebuef, Bartsch 75 a, 133 durra = durera, Vil. Mire. 61 plorroitnbsp;(plorare), sojorrai = sjournerai (G. Ste 2389); n wird dem r assi-miliert: dorrai (O. Ps. 2,8, R 191 douroi) bleibt schriftsprachlich nebennbsp;rekomponiertem donnerai, bis ins XV. Jahrh. und ist die Form vonnbsp;Cyranos Bauer (XVII. Jahrh., vgl. Herzog 411). Zu mener vgl. S. 224.nbsp;Bei selten gebrauchten Verben tritt solche Krzung nicht ein. Bei dennbsp;Genannten spatere Rekomposition.
Anders in Mundarten des N. und O. bei r-Stammen: Hier ist (in alien Konjugationen) Metathese an der Tagesordnung, der Zwischentonnbsp;bleibt: FI. undBl. 2274 repaierres (fr repaireroiz), O. Ps. 5, 8 enterainbsp;(entrerai), dilerrai (durerai) usw. Die Metathese ist jiinger als dernbsp;Sprunglaut: Tr. B. 2701 menherra aus membrera (mm(o)rar(e) at).
e-Konjugation. Der Zwischenton fallt lautgesetzlich: prendrai, verrai, R 180 metrai, 193 parra usw.^). Hier ist es wohl die Drei-silbigkeit der a-Verben (chdnterai), die im N. und NO. klanglich vorbildlichnbsp;wirkt und dreisilbige Futura ergibt: Rol. averez, O. Ps. 2, 13 esprenderatnbsp;(prendre), 10, 7pluverat (plovoir),Yrossz.xt (konsequent) iniMl. 1402nbsp;respondera, 4708 attenderai, Rust. Theoph. 290 renderai usw. Diesernbsp;Taktwechsel ist jiinger als der Sprunglaut: QLR 171 isterez {issir),nbsp;217 acreisterez, veinterez; haufiges esterez braucht nicht wie etwa beinbsp;Christian von stare zu kommen: Denn Veng. Rag. 3034 und sonstnbsp;findet sich esserez, dafi nur essere etis sein kann. Zu sivrai, siverainbsp;(QLR 25) nfrz. suivrai S. 249.
*) Im O. wird gedeckt und nebentonig a lautgesetzlich zu e (vorgeschobene Artikulation), ai zu a (vgl. S. 103, 106); i. ira, 2. und 3. ir ist also die normale Entwicklung. Ezechielnbsp;konjugiert konsequent i. -a(i), 2. -es, 3. -it. Eine 3. auf -it findet sich heute nirgendsnbsp;mehr auCer in der Schweiz, PuuktgSq: tri. Vgl. die Tabellen Haefelins, Mundartennbsp;der sw. Schweiz und Ro, F. I, 437. Ein Bestreben, die einzelnen Personen zu scheiden,nbsp;zeigt sich deutlich. Und so wird man -it zwar nicht auf lat. it ,,geht zuriickfiihren,nbsp;wie versucht wurde, sondern durch das Pronomen it erklaren.
Sprunglaut zwischen sr (S. 164), nr (B 157 remandrd), Ir (R 324 voudriez, Lanz. 624 doldrai (dolere)). Mundartlich fehlt der Sprunglaut; volrai'yt vaurai, vorrai.nbsp;Normalem faudra folgt baudra (E. Boileau) statt baillera wird geben.
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IV, Formenlehre. Futurum.
i-Konjugation. Sind bei e die dreisilbigen Futura dialektisch, so ist bei i die Tendenz gemeinfrz. nach dem Infinitiv auszugleichen;nbsp;vr-, /r-Stamme entwickelten zwischentoniges Sttz-^ mit mundartlichernbsp;Metathese: QLR 178 cuverrez aus covrerez, G. Ste. 2716 suferreit ausnbsp;sofrereit. In solchen Formen wird der Zwischentonvokal alsbald nachnbsp;dem Infinitiv geformt: covrirai, sofrirai. Wie R 194 serviras flektierennbsp;partira, mentira usw. von alters her.
Die -sco-Verben zeigen von je ii O. Ps. 6, 5 gehirat, 9, 3 perirunt, 15, 5 restabliras\ vgl. R 195 acompliras. Danach werden spater um-gestaltet: R 208 orra (audire)gt;omra, esjorrai(O.Ps., von jir)'^esjorai,nbsp;R 192 garra (: parra), nfrz. gurira, harra gt; nfrz. hara. finrainbsp;(Rust. S. 158, 163) ist das Futur von finer (liquider Stamm).
Nur vendrai, tendrai (R 285, 286), (NO. venrai vgl. B 285, tenrai), inorrai, cotirrai und ein paar andere halten die etymologische Form:nbsp;Nfrz. viendrai^ tiendrai folgen dem stammbetonten Prasensstamm.
Der Stamm steht unter dem Einflufi des Infinitivstammes (afrz. crerai, nfrz. croirai), des stammbetonten Prasensstammes {viendrai usw.).nbsp;Zu girai siehe S. 252).
Vlat. 1(e)sserai ist serai (R 189, 217); ferai (statt ^fairai^ B 7) kann ihm folgen, denn fare hatte fiar-ai ergeben; lairai )gt; lerainbsp;(Mei gr et S. 124) folgt der Kurzform des Imperativs lai, vgl. S. 244.
Normales avrai (habre) wird in vielen Mundarten zu arai (Ml. ar ai und avrai, B 286 armit, R 213 ara), dem sich savrai gt; sarai anschliefit.nbsp;Spatere schriftsprachliche aurai, saurai htmhen wohl auf graphischer Ver-kennung des v in avrai, savrai, knnen aber nachS. 158 auch mundartlichnbsp;und alt sein. Meigret S. 125 kennt beide Formen, Mundarten erhaltennbsp;arai, sarai (Herzog 412). bevrai wird entsprechend zu berai; demnbsp;Pras. buvons, buvez folgen bu(v)rons, bu(v)rez: Vgl.Parangon z/^burez,nbsp;abers bevrai, bevras; boirai ist nach rrofrnfgebildet,wienachnbsp; verrai (vdre) bleibt vom Infinitiv unabhangig, auCer in Mundarten:nbsp;voiraihrzxxc\itamp; Rabelais, sagen heuteLoire, obere Seine usw., ALF 1410.
Futur von aler: irai (R 79 iroie) ist ire habeo.
Kurzformen; NO. frai vgl. S. 109^
Ausgestorbene Formen: Bei esse verdrangte serai : estrai und ier. Letzteres flektierte: i. ier, 2. iers (M. Brut 714), 3. iert (B 8),nbsp;ertifi,. 302), 4. (i)ermes (Alex. L 526, Rol. 1977) 5. . 6. ierentB 288. nbsp;Die Formen zeigen bald Diphthong, bald nebentonig e (S. 85).
Das analogische -e in ere ero (Auc. 2, 23, Bueve II S4S9) drfte Vermischung mit dem Imperfekt entstammen. Alex., QLR46 (i)erc,nbsp;auch in der 2. Person iercs (103) erklart sich wohl nach S. 241.
gerrai (Rol. 1721, Bartsch 23, 48 usw.) ich werde liegenquot;, cherrai (Meigret S. 125) statt charrai ich werde fallenquot; (Bartsch 23, 133) folgen serrai (Bartsch 1I165)nbsp;ich werde sitzenquot;, nfrz. assirai.
-ocr page 303-Die im folgenden hSufig zitierten Beitrage sind Adolf Toblers Vermisckte Beitr'dge zur frz, Grammatik, Leipzig, Hirzel, Reihe i5. Sie sind die Bibel des Syntaktikers. nbsp;Der Vergleich mit dem Nfrz. ergibt sich aus A. Haase Brz. Syntax des XVII. yahrh.
1888 (zitiert: Haase).
Ein paar Verse des Brut zeigen die grofie Einfachheit seines Stils: Noch herrscht die Sprechsprache. Die Dichtung ist zum mnd-lichen Vortrag bestimmt. Die biegsame Satzmelodie macht ein kom-pliziertes Konjunktionalsystem berflssig. Der Ton gibt die Bedeutung,nbsp;Die einfache Parataxe gengt1 2): Nach sehen (B i6o), glauben (214),nbsp;Sorge haben (36), befehlen (223) ist nicht etwa die Konjunktionnbsp;ausgelassen, das plautinische Latein, jede gesprochene Sprache, zeigennbsp;Verwandtes: Brutus sah: Er konnte nicht bleiben, knnen auch wirnbsp;B 160 bersetzen. Eine Pause im Sprechen gibt den Zusammenhang dernbsp;beiden Satze; der zweite Hauptsatz ist Objekt des ersten, Gegenstandnbsp;des Sehens. Die Konjunktion que^) kann nach den genannten Verbennbsp;stehen und den abhangigen Satz als solchen einleiten), ja beide Kon-struktionen, Bei- und Unterordnung, knnen nebeneinander auftreten undnbsp;damit die altvaterliche Einfachheit zu kompUzierten Satzgebilden fhren,nbsp;die nur die Satzmelodie verstandlich machte: B 222 Parmaindre com-manda justise Ne fust enfraite en nule guise Et que ckascunsnbsp;daus Vautre amast Nus d'aus od autre ne strivast. Es sind 4 Befehle:nbsp;I. Gerechtigkeit soil bleiben, 2. in keiner Weise soil sie eingeschranktnbsp;werden2), 3. jeder soil den anderen lieben, 4. keiner mit dem anderen
*) G. Dubislav, Satzbeiordung f. Satzunterordnung im Afrz. Progr., Berlin 1888.
In der rm. Kaiserzeit batte quod nach den Verben dicendi nnd smtiendi den Ace c. tnf. (Diehl iSS7), nach timere : ne, nach den Verben des Wollens; ut abgelst.nbsp;Dnrch Lautentwicklung fiel co (quod) mit co (cum) zusammen. Bei christl. Schrift-stellern und in der Vulgata (also vor ihnen in der Volkssprachel) wird dieses quod durchnbsp;quia ersetzt: Es ergibt satzphonetisch qui vor Vokalen, qua vor Konsonanten. Als quinbsp;fallt es nun mit qui(d) zusammen, und wird zur Merowingerzeit haufig wie diesesnbsp;geschrieben; Vgl, noch Eulalia 14 qued die fuiet = ,,daC sie fliehe. Rydberg,nbsp;Zur Gesch. des frz. 3, S. 357 ff., 1039,
R. L. Graeme Ritchie, Recherches s. l. synt. d. l. conj. que, Paris 1907, Kap. IX.
Darf man lesen: Parmaindre commanda : Justice Ne fust enfraite..,f kauml Solches bergreifen des Satzes auf den nachsten Vers (Enjambement) (R44, 45; 53^nbsp;ist in B noch ungewhnlich. Vgl. S. 312.
Jordan, Altfianzsisches Elementaibuch. nbsp;nbsp;nbsp;iq
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V. Ausgewahite Abschnitte der Satzlehre. Verknpfung.
streiten. Die beiden ersten haben das gleiche Subjekt: Dafi Ge rechtigkeit bliebe, daC sie nicht eingeschrankt wrde. Trotzdemnbsp;der erste Satz im Ace. c. Inf. steht, ist dies S\ih]kt justise nur e in malnbsp;ausgedrckt, wofr es im Afrz. viele Beispiele gibt. Vgl- Tobler,nbsp;Beitrage I, 21, Satzglieder ano xoivv: Ein Redeglied bildet dennbsp;Schlu des ersten und den Anfang des zweiten Satzes. Und so stehennbsp;in obigem Beispiel nebeneinander: Bei den beiden Befehlen Infinitiv-konstruktion und gueSatz, bei den beiden Verboten ne (nee oder ne)nbsp;und Konjunktiv. Das Ganze ist nicht etwa bersetzungsaltfranzsisch,nbsp;Galfrid hat lediglich (I, 18) deditque legem qua pacijice tractarentur. nbsp;Aber nicht nur da zieht der Dichter Beiordnung vor, wo quenbsp;unterordnen knnte, auch zeitliche Folge, logische Folge bleiben demnbsp;Tone berlassen; B 298 Wasser fehite, das Madchen nahm [darauf,nbsp;deshalb] ihre Kanne; 304 Ihr ist warm; sie entblCt ihren Busen;nbsp;308 Sie ist mde, sie sttzt die Wange mit der Handquot;; 282 Piecenbsp;a ne fu ki l'abitast einStck [Zeit] ist, [daG] keiner war, der sie bewohntequot;.nbsp;Es mag eine Folge dieser Konstruktion sein, dafi pieg'a afrz. erstarrt,nbsp;weil man es adverbial empfindet, und nun auch da braucht, wo mannbsp;piece ot oder piece avoit erwartet. Dagegen ist das ahnlich erfolgendenbsp;Erstarren von na guaires zum Adverb nagure (frank, waigaro vielquot;,nbsp;vgl. B 84)jnger; Chev. II. Esp. 8503 gaires nquot;avoit, 9151 n ot gaires,nbsp;was Beitrage II, i, S. 5, 6 nachzutragen ist.
Auf der anderen Seite kann sich der Dichter nicht genug tun, seine Schilderung raumzeitlich zu bestimmen, denn das kann der Tonnbsp;nicht, das kann nur die Geste: Vr allem dienen Adverbien en, ld, inbsp;zu solcher Verknpfung. Man beachte das fortwahrende Vorkommennbsp;von i (ibi) mit Beginn des Kampfes: 32, 37, 41, 42, 45, 84, 94 usw.,nbsp;in letzterem Beispiel pleonastisch: Am Orte, wo er so vermessennbsp;war (S. 336), teuer verkauft er hier sein Leben.quot;
Auch fr possessive, kausale, instrumentale Beziehung gengt meist das Ortsadverb e7td (S. 135) als Verknpfung: 46 entspricht es: de lurnbsp;vies und bedeutet ,,davonquot;, 72 bezieht es sich auf den ganzen vorigennbsp;Vers: dadurchquot;, 88 bedeutet es deswegenquot;, 92 mit dem Schwertquot;,nbsp;vgl- 96, 100, iio, 118, 124, 125, 182 usw. und Haase 9, S. 14.
3. Verkupfuug durch beiordnende Koiijunktionen. und sic; Zahlreich sind vorab die Bedeutungen von si: Wahrendnbsp;et (nicht diphthongiert, also urfrz. Nebentonform!) nur. beiordnet,
h Tobler, Beitrage I, 13 Logisches Subjekt des Inf. (Konstruktion des Inf. mit Sub].), E. Stimming, Der Acc. c. Inf. im Frz., Bh. Zt. 59, vgl. S. 95, wo anderenbsp;Beispiele nach commander; Haase 89.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Verknpfung.
hebt si demonstrativ hervor und daher die Tonform*): B 103 Sein Halsberg half ihm nichts, si lo feri und so traf er ihn. Solchesnbsp;Hervorheben steht an der Grenze des Gegensatzlichen; Si berschreitetnbsp;diese, wobei es invertiert, damit das Gegensatzliche an die Spitzenbsp;und seinem Pendant nahe kommt: B i Li jors s'en vait, la nui^nbsp;si vint dann aber kam die Nachtquot;, B 162 Ztur force . . croissoit nbsp;La sue (die Seinige aberquot;) si amenuisoit. In B ist diese Bieg-samkeit des Satzes noch Regel in R Ausnahme; 240 cointise sinbsp;n'est pas orgueil Vornehmheit aber ist nicht Stolz; sonst ist si nurnbsp;satzeinleitend: R 14, 24, 41, 46, 48, 77, 82, 89, 93 usw. aufier innbsp;et si (114), lors si (120).
mais und ain^: Ein Satz schrankt einen anderen ein; Er ist dick, aber gelenkigquot; lat. autem; ein Satz schlieCt den anderennbsp;aus: Er ist nicht dick, sondern magerquot; lat. sed oder autem. Beidenbsp;Bedeutungen bernahm vlat. magis (S. 203), vgl. deutsch vielmehrquot;.nbsp;So ist in der Krlsr. mais nicht nur einschrankend (Vers 28), sondernnbsp;auch ausschliefiend (39, 80). In anderen Texten (Mundarten?) findet sichnbsp;das noch in der Krlsr. nur temporale ainz (ante) auch ausschlieCend:nbsp;So Alex. 269. (Einziges Beispiel.) Auch im M. Brut ist temporalesnbsp;ainz haufig (B 94), aber ausschlieCendes ainz kommt nur einmal vor;nbsp;2888 Ne maimes pas . . . Ainz me tiens vil Du liebst mich nicht,nbsp;sondern verachtest michquot;. Diese Sparsamkeit kann stilistische Grndenbsp;haben, aber auch eine Folge davon sein, daC ainz in Funktionen ein-rckte, die ursprnglich mais allein hatte und die es heute wiedernbsp;ausschlielich besitzt, da ainz im XVII. Jahrh. ausstarb. Der Grund dernbsp;einstigen Konkurrenz ist klar: Mais ist mittel- oder schwachtonignbsp;und duldet daher nur affektisch betontes Verbum unmittelbar nach sich;nbsp;R 15 tnes sachiez! 212 mes face! vgl. 116, 122, 161, 174 usw. Stark-toniges ainz aber zieht mitteltoniges Verbum unmittelbar nach sich:nbsp;R I18 Ainz fu, 134 Ainz doit, 382 Eingois m'aprist. Weshalb esnbsp;auch nur in Vollsatzen steht. Im verkrzten Satze entspricht: Mas lui.
J. Melander, Elude sur magis, These, Upsala, 1916, S. 41, 49, 63.
Im Vergleich zu diesen Mitteln der Beiordnung sind unter-ordnende Konjunktionen in B wenig entwickelt. Haufig sind nur que, cum, quant (quando), letzteres meist temporal und nur B 378 be-
lm hiO. und O. (Rydberg S. 862) wird si zu se und kann dann vor Vokal elidiert werden, im SW. stirbt si im XIII. Jahrh. aus. Im Zentrum bleibt si in Urkundennbsp;bis ins XVIII. Jahrh. B hat nur si: 100 si'nd (alte Enklise), 144 s en usw.; R meistensnbsp;Hiat aufier: 77, 82, 292 vor en und of, zur Elision vgl. Rydberg, S. 868 ff. Zumnbsp;Abkommen von si wegen seiner satzeinleitenden Funktion und Starktonigkeit, die sichnbsp;mit der werdenden Satzoxytonierung nicht vertrugen, vgl. Haase 141, Herzog 621.
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-ocr page 306-292 V. Ausgewahlte Abschnittc der Satzlehre. Unterordnung.
grndend. Zusammensetzungen sind noch sparlich; 94 ains que, 248 pur cho que, 292 puis que, M. Brut porkuec que weil.
Dagegen sind die Nuancen des einfachen que zahlreich: Es hat zeitlichen und modalen Charakter; B 19 que chantoient cil oiselunnbsp;wahrend dazu . . vgl. B44 und Beitrage II, 16, speziell S. 128. lmnbsp;Hauptsatze stehendes teil (S. 100) gibt ihm konsekutiven Sinn; 87,nbsp;R 102; doch hat que diesenSinn auch ohne vorhergehende Bestimmung:nbsp;B 345, und dieser durch affektischen Ton sich erklarende Brauch bleibtnbsp;lange; Haase 136c. Nach einem Ausruf steht que begrndendnbsp;(B 74), M, Brut 3060 ff.), wozu Beitrag I, 9 speziell S. 61 zu ver-gleichen ist.
Auch in R kann einfaches que begrnden; vgl. 370, wo man nfrz. car, puisque, paree que sagen wrde. lm allgemeinen aber ist que seitnbsp;dem XII. Jahrh. durch Prapositionen, Adverbien usw. naher bestimmtnbsp;worden; die Literatursprache, die des Tons entbehrt, mit Wort en alsonbsp;nicht sparen darf, hat mit diesem Verdeutlichungsmittel seit 1150nbsp;gewuchert: Vgl. Ritchie, La conjonction que, S. 187, Index; Haasenbsp; 138 ff. In R ist pour ce que 233 begrndend (Haase 137, 2,nbsp;S. 238, nfrz. paree que), 271 final (nfrz. pour que, afin que)', ersteresnbsp;natrlich mit Indikativ, letzteres mit Wunschkonjunktiv. Pour que mitnbsp;Konjunktiv ist bedingend: R 211, 326 vorausgesetzt daG, nfrz.nbsp;suppos que.
com (B 51) ist vlat. quomo(do), come (B75)^) vermutlich vlat. quomo ac (aprov, coma). Bis zum Ende des ersten nachchristl. Jahrh.nbsp;wird quomodo nur in Frage und Vergleich gebraucht. Vulgar stehtnbsp;es auch im verkrzten Vergleich: solebat cenare quomodo rex (vgl. Bnbsp;75 cume fuldres, 135 cum vassals, 221 cumme seignor) und verdrangtnbsp;nun vergleichendes ut und velut (B 235). Aber auch quod, quia,nbsp;quoniam macht es seit dem IV. Jahrh. nach den Verben sentiendi etnbsp;declarandi K.offk\inenz, und so heifit es Al ex. 381 E fo lur dist cumnbsp;s'en fait par mer und dies sagte er ihnen, wie er bers Meer floh.nbsp;Nun wird es wie seine Konkurrenten mit anderen Worten zusammen-gesetzt: B 333 si cum (velut) nos dent li poete', die Bedeutung dernbsp;Gleichfrmigkeit (B 115, 159, 333) ergibt diesjenige der Gleich-
Ach Gott! Welche Tapferkeit: DaC er sich so von seinen Leuten entfemteM'
Die Verteilung von com und come ist unklar. W. F. halt come fr die votkons., com fr die vorvok. Form (Christianlexikon). Aber vgl. O. Ps. 8, 9 cume merveilus est^nbsp;gegen 30, 23 cum grande est. Vermutlich sind rhythmische Grnde beteiligt: Folgtnbsp;ein Wort mit Ultima-r, steht in alten Texten meist com: O. Ps. 21, 14 sicum eve, 21, 15nbsp;cum cire, Alex. L 321 cume cil, aber 423 cum feme; umgekehrt braucht Rol. comenbsp;nur vor konsonantisch anlautenden Oxytonen. Nach lioo wird com (resp. con,nbsp;Alex. 537 cun out) vollsatzeinleitend (B 51, 119, 209); come (neben gelegentlichemnbsp;com, B 135) leitet den verkrzten Vergleichssatz ein. (Vgl. Vising, Toblerabhand-lungen 1895, S, iJ9f.).
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Eimaumung.
zeitigkeit (ca. IV. Jahrh.); B 54 tant cum, 119 tant dementres cum. (Vgl. J. Pirson, Quomodo en Latin vulgaire, Festschrift Vollmller,nbsp;1908; Haase 139.)
Wie in allen Sprachen erhalten die zeitlich verknpfenden Kon-junktionen begrndenden Sinn: Vgl. zu B 378, R 124, 139 usw.; zu puisque, das B 292, R 346 zeitlich gemeint ist: R I79 puisque misnbsp;fes da du dich begeben hast, wie man ja auch volksdeutsch sagt:nbsp;Nachdem du dich begabstquot;, und dies begrndend fhlt.
Verhaltnismafiig selten sind im M. Brut Bedingungs- und Ein-raumungssatze, was sich aus dem Stil erklart. In der Rose sind sie natrlich haufiger, die Einraumungssatze zeigen bereits den Formen-reichtum, der ihrem affektischen Charakter entspricht: Der Einraumendenbsp;gibt namlich dem Partner etwas zu, aber das Zugegebene gengt nicht,nbsp;um an der im Hauptsatz gemachten Behauptung etwas zu andern:nbsp;R 314 ye ne priseroie . . . Socrates, combien qu'il fust riches, ,,wienbsp;sehr er auch reich sei (Wunschkonjunktiv, S.301), ich schatze ihn nichtquot;;nbsp;391 que tout ait fait diex ,,Mge Gott auch alles gemacht haben nbsp;den Namen hat er nicht gemacht;quot; Rustebuef, Theoph. 603 Quoinbsp;quefaie fait, or sui ci, was [es ist], welches ich getan haben moge,nbsp;ich bin hier [und verantworte mich]; Asnes 123 Que (unbetontenbsp;Form von quoi quid) que fols dort, li ternies vient, was [fr Zeit],nbsp;(welche) der Narr auch verschlafe, der Termin nahtquot;. St. Thomas,nbsp;Vers 398 ki ke venist au Rei, de que (= quei) ke ust mester, ,,wernbsp;[es ware], der auch zum Knig kame, was [es sei], das er brauchtequot;;nbsp;Hier sind also Fragewort wie Relativum Subjekte, und man erwartetnbsp;ki ki venist und nicht ki ke. In der Tat heifit es Alexius 503 Hs. Lnbsp;cki chR) se doilet, a nostros est il goie Wer [es sei], der sich be-kmmere, den Unsern ist es Freude^). Die anderen Hss. andern;nbsp;Frh wurde das zweite qui konjunktional empfunden, zumal auf demnbsp;^'^-Gebiet (S. 219).
Schliefilich kann man die Einraumung mit einer Verfluchung des Gegners: mal gr qu'il en ait oder einem Lobe des Zugegebenen:nbsp;bien que (vgl. R 315) einleiten (Beitrage 3, 1).
Aufierordentlich beliebt sind im M. BrutRelativkonstruktionen: Attribute zu Subjekt und Objekt, gelegentlich neben adjektivischemnbsp;Pradikat: B 57 nul chevalier . . . meilor de lui, . . . ki plus de lui ust
') ch ist berfranzische Schreibung fr k, vgl. 435 unches, Rol. schreibt das Relativum oft chi, O. Ps. meist.
) So auch im Chev. II. Esp.; 4818 ki ki s'en sente wer sich darber beklagequot; und ahnlich 4846 usw, Ausnahmen; 5632 ki k'en farolt, 11803 ke. Der Dichternbsp;brauchte ki ke, der Abschreiber schrieb, wo es anging, meist ki ki.
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V. Ausgewahite Abschnitte der Satzlehre. Relativum.
valur. Wie im Lateinischen werden zwei Relativsatze geschachtelt: i68, 169. Immerhin ist solche Schachtelung miGlich, da das Relativumnbsp;Geschlechter und Numerus nicht mehr scheidet, und auch die Ton-form cui frh undeutlich wird. Deshalb griffen zuerst bersetzer ausnbsp;dem Lateinischen nach dem durch den Artikel substantivierten Frage-wort (B 73, 289) li quels, la quei(e), lesquels, lesquel(e)s, das sichnbsp;als Ersatz aufdrangte, da ja qui zugleich substantivisches Relativ undnbsp;Fragewort war (S. 219Vgl. O. Ps. 103, 18 Li cedre, lesquels ilnbsp;planta. Bei den Prosaschriftstellern des XIII. und XIV. Jahrh. ist lequelnbsp;bereits eingebrgert, und im XV. Jahrh. erscheint es im Vers. (Ch. d0.;nbsp;Haase 33). Fr den Genetiv (cui, R 379 de qui aus de cui, neutr.nbsp;de quoi R 88) tritt dont (S. 220) ein, auch bei Personen; Vergleiche B 48nbsp;dunt^) li cors deren Leiber mit B 169 cui promesse deren (der Diana)nbsp;Versprechen. Die Vorliebe fr solchen relativen Anschlufi nimmt zu,nbsp;wobei dann dont sehr Kompliziertes bedeuten kann; Vgl. Beitragenbsp;3, 8 dont und en in pronominaler Funktion, wo sich l. Auflage, S. 39nbsp;auch Beispiele finden, in denen, wie B 48, das Beziehungswort nichtnbsp;ausgesprochen ist. Es kann nun dont wie eine Konjunktion bei Verbennbsp;der Gemtsbewegung die Ursache, das Woher dieser Gemtsbewegung,nbsp;angeben: R 15 mo7it m'agrea dont m'apela, Es gefiel mir, daC sienbsp;mich rief. Wie die Redeweise entstehen konnte, zeigt M. Brut 535:nbsp;Muit me desturbe (disturbat) . . Dunt est vemie iceste rage.quot; {Dontnbsp;vient ce? bedeutet Lanz. 139 Woher kommt diesf) Nun wird afrz.nbsp;der von eineni Verbum der Gemtsbewegung abhangige Satz sletsnbsp;begrndend empfunden und daher der Indikativ: Auc.4, lO ce poisenbsp;(S. 320) moi quil i va; Lanz. 314 Si li pesa... De ce quil n'i avoitnbsp;est; ebenso nach quant: R 124, 139, 152. Analogisch erhalt dasnbsp;Fragewort dont die gleiche begrndende Farbung. Es wurde mir vor-geschlagen, nach R 15 agrea einen Punkt zu setzen. Die Stelle hattenbsp;dann bedeutet; 15 Wisset, dal3 es mir gut gefiel. 16 So rief michnbsp;also Courtoisiequot;. Allein solch konsekutiver Gebrauch von done findetnbsp;sich in diesem Teil der Rose nirgends; dagegen sehr haufig begrndendernbsp;von dont nach Verben der Gemtsbewegung: So haben andere Hss.nbsp;R 124, 139, 152 statt quant eben dont (Rose ed. Marteau 2018 usw.,nbsp;Beitrage I 24 zu Anfang) und dont drfte die ursprngliche Lesartnbsp;sein. Die Verwechslung von dont und done hat ihren Grund imnbsp;Verstummen der Auslautkonsonanten (vgl. S. 137).
b Der Unterschied zwischen li quels und qui ist wie nfrz.: li quels est mort? fragt man auswahlend, etwa bei einem Kampf wie Rol. 735; qui est mort? wenn kcinenbsp;engere Gruppe zur Auswahl in Frage kommt.
b Das Beziehungswort von dunt ist das unausgesprochene Subjekt von 47 tunt acraventei, das sich aus dem Vorhergehenden ergibt.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Relativum.
Wie dont gelegentlich, so werden qui und que oft beziehungslos gesetzt: B 214 Ki lo v'ist, cuidast Wer es gesehen batte, batte ge-glaubt. lm Afrz. ist die Beziebung baufig durcb ein stereotypesnbsp;Satzcben umscbrieben: B 26 Pur defendre sest ki l'assaille, um sicbnbsp;zu verteidigen, wenn einer ist, der ibn angreife. In der Rose findetnbsp;sicb diese Ausdrucksweise in einer Erzablerwendung: 203 Jetzt wirdnbsp;mein Roman interessant, 205 sil est qui Ie sacke conteP' ,,wennnbsp;einer ist, der ibn erzablen kann. Es ist denkbar, daC das beziehungs-lose Relativum durcb Auslassung des Beziebungssatzcbens entstand.nbsp;Abnlicb entstanden que je fiense, que je sache ,,dafi icbwfite: Afrz.nbsp;beiGt es; Cbev. II. Esp. 2791 Rien ne maves mesfait . . . ke je sacenbsp;(vgl. 4382 que je suse) ,,Keine Sacbe tatet ibr mir an, die icbnbsp;wGte. Nun werden rien, pas aus Objekten zu Negationsfllwrtern,nbsp;und in pas que je sache wird das hierdurcb beziehungslos gewordenenbsp;que, wie in ,,nicht daG icb wGte, als Konjunktion empfunden, trotznbsp;d ce que je crois ^).
Vgl. Beitrage i, 17 que als ,,beziehiingsloses Relativum^. L. Jordan Ro, F. 16, 398. J. Korte, Die beziehungslosen Relativa im Frz., Diss. Gtt. 1910; Haasenbsp;g 40; Strohineyer, Frz. Scbulgrammatik 2. Aufl. 443.
Man kann sagen: lm Afrz. wurden die Satze, wo es ging, relativisch, d. h. attributiv verknpft: So wird oft ein Kausalsatz so ausgedrckt,nbsp;daG das verursachende Subjekt mit einer begrndenden Prapositionnbsp;(,,wegen) affektisch vorangestellt, das Verbum (das verursachendenbsp;Geschehnisj relativisch angefgt wird: Krisr. i8 Por Franceis kinbsp;l'orent, molt en est enbronchiez ,,weil es die Franken horten, istnbsp;er eingeschnappt; B i6i Pur Frans qui force avoient graindre nbsp;weil die Franken starker waren. Ja sogar der Gegenstand, dessennbsp; Nichtvorhandensein den Hauptsatz begrndet, wird in dieser Weisenbsp;vorweggenommen, und hier tritt der affektische Charakter des Sprach-gebrauchs besonders stark vor: Floov. 1330 Ancor me poise plus denbsp;niespe que n'ai ,,Mehr bekmmert mich noch mein Schwert, dasnbsp;icb nicht habe; Rou 3177 gent . . . A ki la porte esteit ve, Pornbsp;hezanz quaveir ne p'eient ,,Volk, dem das Tor verwehrt (vetata)nbsp;war, Wegen der Byzantiner-Gulden, die sie nicht haben konntenquot;;nbsp;sie konnten namlich in Jerusalem die Fremdensteuer nicht zahlen.
Mit Ausbildung einer zum Lesen bestimmten Sprache, wachsender Vorliebe fr einen sicb steigernden Aufbau verfallt dieser Brauch nbsp;wo nicht eben das Subjekt die Ursache und der Relativsatz nur be-
Neutrales Beziehungswort ce zur Verdeutlichung von neutr. Relaliv qtie -ist schoii afrz. fakultativ: Vgl. R 252 chascun doit fare . . . Ce qu'il scet, qui li avient Jeder soilnbsp;tun, was er kann [und] was ihm steht,quot; Oder ist qu'il U avient zu lesen: Wovon ernbsp;weifi, dafi es ihm steht? Vgl. Amyot (Plutarch, Vorrede) ce qui s'est fait ou quinbsp;est advemi; CC quc nous devons suivre . . . et quil nous faut fuir (Haase 35).
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V. AusgewSihUe Abschnitte der Satzlehre. Tempus.
gleitender Umstand ist, wie dies Rose 57 (Ausgabe Marteau) beispiels-weise der Fall ist: La terre meisme(s) s'orgoille^ For la rose qui la moille: Die Erde ist stolz auf den Tau, der sie feuchtet.nbsp;(Vgl. F. Strohmeyer, ber verschiedene Funktionen des afrz. Relativ-satzes, Diss. Berlin 1892, L. Jordan, Ro. F., XVI. S. 400.) Auchnbsp;die Konjunktion que weicht beziehungslosem, relativem AnschluC: R 374nbsp;Trap mesprens, qui si te revelles' Gar sehr fehlst du, der dunbsp;so rebellierst; doch fallen, wie wir in der Formenlehre sahen (S. 219),nbsp;Relativum und Konjunktion mundartlich zusammen (vgl. Herzog 2, 12),nbsp;so dafi ein Fall wie Tr. B. 6 Si grant pechi avez de moi Quinbsp;me niandes . . F So groCe Siinde begeht Ihr an mir, der Ihr inirnbsp;meldet . . . unsicher ware, wenn nicht derselbe Sinn wie in obigemnbsp;Rosenbeispiel in derselben Weise ausgedriickt wiirde.
Grte Freiheit herrscht in der Wahl des Tempus. Vgl. B 18 ff., wo Praterita Vers 20 vom Prasens, 21 vom Pass Compos, diesesnbsp;wiederum von Prasentien, Pass Compos (24), Prasens (25) ab-gelst werden. Jede lebhafte Erzahlung im Afrz. bietet Ahnliches.
Von den Prateriten ist das Imperfektum durativ wie im Latein und Nfrz., das Perfekt perfektiv oder aoristisch. Doch gibt es in jedernbsp;afrz. Dichtung Falie, in denen Imperfekt und Perfekt so gut wienbsp;gleichwertig nebeneinanderstehen: So R 80 bele fu .. . D'un fil dornbsp;estoit galonne, S'ot un chapel, wo estoit wohl nur steht, um funbsp;nicht zu wiederholen; vgl. auch R 63. Im Volksepos ist das Imperfektnbsp;selten: Roland enthalt in den ersten 500 Versen nur 3 Imperfekta Ind.nbsp;(10, 203, 383). Man hat daraus schlieCen wollen, diese Form sei damalsnbsp;im Aussterben gewesen. Wir brauchen aber nur aus der lebhaftnbsp;erziihlenden Dichtung herauszugehen, um zu sehen, daC nicht einenbsp;syntaktische, sondern eine Stilfrage vorliegt, was denn die heutigennbsp;Mundarten vollauf bestatigen.
Schwierig ist die Frage der Verwendung der beiden Perfekten Pass Simple (veni) und des Pass Compos (sui venuz) zu beurteilen:nbsp;Nun finden wir, daG die Komposition afrz. noch lose ist und mannbsp;die Wortfolge i. Hilfszeitwort 2. Verb andern und sogar einen Satzteilnbsp;einschieben kann: B 176 Albion est Iisles nomeiz, 194 assemblei sunt,nbsp;200 unt Tro'Uen cunquise. Sollen wir daraus schlieGen, daG das Passnbsp;Compos noch keine echte Tempuskomposition ist, sondern nochnbsp;als Zusammensetzung eines Prasens mit einem Partizip empfundennbsp;wirdf Vgl. dazu die Betonung von deutsch: Ich bin gekmmen nbsp;gekommen bin ich . . . Und so gehort wohl auch afrz. die anormale,nbsp;stets seltenere Wortfolge assembli sunt, zu den spater zu behandelnden
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V. AusgewSthlte Abschnitte der Satzlehre. Tempus.
Fallen, in denen Emphase ein hochbetontes Wort an einen anderen als dein normalen Platz stellt, ohne ber die Entwicklung der Kom-position Wesentliches zu verraten. Und wenn im XVI. Jahrh. die Wort-folge: I. Hilfszeitwort, 2. Partizip fest wird (Haase 153), so ist diesenbsp;Erscheinung nicht aus der Geschichte derKomposition (vgl. untenS.328),nbsp;sondern aus der Geschichte der Erstarrung der Wortfolge zu verstehen.nbsp;Anders urteilen hierberHaas, Nfrz. Syntax 1909S. 62 und SchochS. 21.
DaG die Komposition urfrz. vollendet ist, zeigen die Stellung der Objektspron. vor dem Hilfsverb') und der afrz. unterschiedslosenbsp;Branch der beiden Perfekten. Man nehme zur Kontrolle zwei Perfekta,nbsp;die sich zeitlich ablsen. Gelegentlich wird dann die Vorvergangenheitnbsp;durch das Pass Antrieur auch ausgedrckt: B 31 Quant venufu nbsp;i out, R 99 Quant la corde fu lt;mise il entra. Meist aber stehtnbsp;eins der beiden Perfekten und zwar fast wahllos, vgl. Haase 65,nbsp;Schoch, Perf. Hist, und Perf. Pras. im Frz., Halle 1912, S. 24:
M. Brut 1611 Quant l'unt entendu .. .fistrent P. C. P. S.
B 27 Quant aperciurent. . . cururent P. S. P. S.
B 302 Quant la parvint si est assise P. S. P. C.
In der Rose ist diese Wahllosigkeit durch Vorliebe fr das Pass Simple eingeschrankt: Die Sprache ist gehoben. P. C, steht nach quantnbsp;nur, WO der Satz volkstmlich-kausale Bedeutung hat: 124. Auch innbsp;weniger gepflegten Texten ist P. C. nach quant seltener als P. S.:nbsp;Erzahlerwendungen unterliegen schriftsprachlichem EinfluG. Dienbsp;weitere Geschichte des Perfekts ist folgendermaGen zu verstehen; Dienbsp;fr das Nfrz. charakteristische Vorliebe fr steigenden Aufbau laGt P. S.nbsp;aussterben: Denn je l'ai dit steigert die Prazisierung (Subjekt Objektnbsp;-f- Aktionsart [ich habe] -|- Verbalbegriff) allmahlicher und besser alsnbsp;das ja auch zweideutige je Ie dis. Und so ist P. S., einst Perfectumnbsp;Praesens oder Perf. Historicum, heute im Zentrum eine literarischenbsp;Form, die auf das Perfectum Historicum im akademischen Stilnbsp;beschrankt ist (vgl. S. 227).
Die Entwicklung des F'uturum II ist durch neuere Forschung in vielem geklart worden: Gamillscheg hat in seiner Tempuslehrenbsp;(S. 301 ff.) darauf hingewiesen, daG vit. im abhangigen Satze, etwanbsp;nach dicebat, Konjunktiv, also cantare haberet gebraucht wurde,nbsp;wie denn lat. der Konjunktiv Modus der Abhangigkeit (untenS. 300)nbsp;war. Entsprechend steilte im unabhangigen Satze cantare habebat die
) Passion i8l Tu eps las deit du selbst basts gesagtquot;; B 9 bim Vont Vel usw. Anfangsstellung des Partizips andert die Wortstellung nicht: B 245 serviz en fu; R 179nbsp;mis fes. Wohl aber affektische Betonung des Pronomens: Eneas 5891 Et Eneas a luinbsp;feru; QLR 16 nen unt pas deget tei, mais mei; Mort Artu 203 ele m'a vos tolut.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Tempus.
Aussage als potential, d. h. als mglich hin^). Nun fielen, wie wir S. 227 gesehen, haberet und habuerat durch Lautentwicklung zusammen undnbsp;starben beide aus; habuisset rckte infolgedessen an Stelle vonnbsp;haberet cantare haberet dagegen machte der bereits festen Ver-bindung cantare habebat Platz, so dafi das Futur vom Standpunkt dernbsp;Vergangenheit il disait qu'il ct%a't\terait (vgl. il dit qiiil chanterd) nbsp;und jene potentiale Aussagenmilderung ehantevais (Conditionnel)nbsp;si je pouvais nur formal gleich sind. Folgerichtig zeigt Gamillscheg,nbsp;daG sie auch heute bei fortschreitender Entwicklung wiederum getrenntenbsp;Wege gehen wrden; Von frz. Umschreibungen des Futurs war schonnbsp;die Rede. So wird man nfrz. sagen knnen: il dit quil va chanter,nbsp;infolgedessen auch il disait quHl allait chanter aber niemals jallaisnbsp;chanter si je pouvais. So sind also historisch und syntaktischnbsp;Potential (Conditionnel) und abhangiges P'utiir zu trennen.
Als Potential hat also das Futurum II rein modale Bedeutung: R 339 seroies tu jalous enthalt nichts Futurisches und entspricht:nbsp;es-tu jaloux? Das Modale, das durch serais-tu jaloux ausgedrcktnbsp;wird, geben wir im Deutschen durch den Konj. Impf. und Zusatz vonnbsp;,,etwa w'ieder: ,,Warstduetwa eiferschtig? Natrlich kann dernbsp;Potential auch Zuknftiges farben; R 79 Que vous iroie je disantnbsp;,,was soil ich euch etwa sagen es entspricht also nicht que vousnbsp;dis-jel, sondern que vous dirai-jegt; Wie im Fragesatz, so im Aus-sagesatz: R 350 Si ne voudroie pas changier entspricht je ne veuxnbsp;pas changer und macht dies geschmeidiger, hflicher, vgl. R 314.
Nicht anders ist die Verwendung des Potential im bedingten Satz zu verstehen; R 330 Trestout Ie monde anierez die ganze Weltnbsp;liebtet ihr wenn sie sich namlich lieben liefie: Das ist in der Formnbsp;hflicher, bedingter, aber in der Sache gerade durch die unerfllbarenbsp;Bedingung, an die seine Erfllung geknpft ist, treffender, als einnbsp;grobes: ,,Ihr lauft der ganzen Welt nach.
Interessant ist es, den Gebrauch dieses Modus stilistisch zu betrachten: Die militarische, pragnante Sprache des M. Brut braucht ihn kaum, B enthalt kein Beispiel, nur in direkter Rede ist er haufiger;nbsp;der erste Teil der Rose braucht ihn sparsam, als subjektive Nuancenbsp;(R 79) der zweite Teil treibt in barocker Weise damit Wucher:nbsp;R312, 324 in bedingten Satzen; 314, 328, 330, 331, 339, 350 in dennbsp;besprochenen Aussage- und Fragesatzen.
*) Potential und Irreal als Modi zu scheiden empfiehlt sich nicht: In il chanttrait s'il pouvail wird mit verfeinertem Geschmack das sachlich Unmgliche formal als mglichnbsp;hingestellt, wenn namlich ein anderes Unmgliche eintritt. IrrealeForm und Sache hatnbsp;lediglich die Negation: il m ckantera pas. Unentbehrlich bleibt die Bezeichnungnbsp;irrealer Bedingungssatz.
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V. Ausgewahlte Absclmitte der Satzlehre. Modus,
Auch das abhangige Futur ist in B nicht zu finden, es heiCt: B 4 Dist qu'il istra und nicht Dist (Perfektum S. 154) qu'il istroit,nbsp;wie die abhangige Rede nach der Conseciitio Temporiim erwarten lieCe.nbsp;Aber der Folge der Zeiten gegenber verfhrt das Afrz. ebenso affektischnbsp;wie der Aktionsart oder der Zeitstufe; verbindet doch selbst R 3 n :nbsp;se la puis avoir, Mestier n'aroie^). Wenn wir nun auch innbsp;R keine Beispiele fr das abhangige Futur finden, so liegt das daran,nbsp;dafi der potische Stil seit dem afrz. antiken Roman direkte Rede dernbsp;indirekten vorzieht.
Gehen wir noch einmal zur Entwicklungsgeschichte von cantare habebat (S. 297) zurck: Wir beobachteten da, wie die Umschreibungnbsp;einer Zeitform die Bedeutung der Zeitstufe verlor, und rein modal dienbsp;Mglichkeit ausdrcken konnte. Das waren also alte Geblete des lat.nbsp;Konjunktivs: velim ,,ich wnschte, voluissem ich hatte gewnscht.nbsp;Daraus ersehen wir zwei Dinge: Erstens, dafi wir bei diesem ,,Kon-ditional auf einem Grenzgebiet zwischen Tempus, und Modus warennbsp;und die Entstehung einer neuen Modusform beobachteten, zweitens,nbsp;da der Konjunktiv eine im Rckschreiten befindliche Modusform ist.nbsp;Afrz. und bis ins Nfrz. hinein steht er freilich noch in Konkurrenz mitnbsp;Konditional und Indikativ: In Alexius und Roland ist im irrealennbsp;Bedingungssatz Konjunktiv Regel; Konditional im bedingten Satznbsp;Ausnahme: RoJ. 1804 Se v'issum Rollant. . durriums (S. 287) gransnbsp;colps'^). In Aucassin herrscht die heutige Form, Konjunktiv ist Ausnahme: 40, 18 se je Ie s'usge u trover, je ne l'cusge ore mie a querrenbsp;,,WCte ich, WO sie finden, hatte ich sie nicht mehr zu suchen. Woraufnbsp;dieAntwort: se vous gou faissies [iacthdXs), je liroie querre por vosSnbsp;Se josasse heifit esRi8 wenn ichs nur gewagt hatte, si f osais nbsp;aber er wagt es nicht. Ebenso im Hauptsatz: In Auc. sagt Nicolettesnbsp;Vater: 4, 13; 6, 17 si (sic!) li donasse un baceler ,,und ich hatte ihrnbsp;einen Mann gegebenquot;, nfrz. je lui aurais donn un mari. Und R 74nbsp;heifit es; Len nel fist pas mielz, On ne Ie feratt pas mieuxP Ja,nbsp;alter und neuer Modus stehen in nachlassig verbundenen Satzen friedlichnbsp;nebeneinander: R 325 II n'est home . . . Que vous ne Ie receussiez,
h In gepflegterProsa ist die Beobachtung der Zeiteilfolge genauer; Jonas saveiet... que . . . astreiet, nfrz. il savail que , . , ce serail, Auc. 4, I vit qu'il ne poroit usw. nbsp;Beachte auch R 272 te pri (Pras.) . . . que tu aies mis (Pass Compose) je te prie quenbsp;tu mettes: Hier wird der W'unsch affektisch als ,,perfekt, als bereits erfllt dargestellt,nbsp;M, L., Ro. Gr. UI, S. 322.
Schwanken hen-scht schon bei Fredegar; 87, 35 (der Mon. Germ, Script. Rer. Merov. Bd. II) si jtibebas . . . accederemus ad prilium; Nfrz. si tu Ie com-niandais . . . nous irions . . vgl. 96, 10 si Childerico . . , potuisscmus conperire . . . eumnbsp;recipebantUS ad regem si nous pouvions trouver Childric nous Ie recevrions comme roiquot;
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V. Ausgewhlte Abschnitte der Satzlehre. Modus.
Et voudre qu'il vous amast. Nfrz. ist in der gesprochenen Sprache der Konjunktiv als potentiale Farbung des bedingenden wie des be-dingten Satzes verdrangt, zumal ja sein Imperfekt nicht mehr gebrauchlichnbsp;ist, wozu die Entwicklung des Konditional sehr wohl beigetragen habennbsp;kann (vgl. S. 228; Haase 66).
Nun war aber der lat. Konjunktiv nicht nur Ausdruck des Mglichen. Er vereinte zwei Modi in einer Form: Den Optativ undnbsp;den Potential. Formal schieden sie sich durch verschiedenen Gebrauchnbsp;der Negation, insofern als der Optativ mit ne (timeo, ne veniat), dernbsp;Potentialis aber mit non negierte. lm kl. Lat. war der Konjunktivnbsp;ber seine Grenzen gegangen, und fast zum Modus, besser gesagt:nbsp;zur Form des abhangigen Satzes geworden, dadurch in Temporal-und Kausalsatze eingedrungen, die zeitlich oder logisch begrndennbsp;sollen, also aus sachlichen Grnden gar nicht potential gefafit werdennbsp;drften. Solcher Grenzberschreitung enstammt der Name ,,Konjunktivquot;nbsp;= Verbindungsformquot;. Dieser Charakter geht in den rom. Sprachennbsp;allerdings wieder verloren, nur der Name blieb: Vgl. lat. Cum Romaninbsp;tllos conspicerent mit B 27 Quant li francheis les aperciurent Als sienbsp;sie erblicktenquot;. Der Konjunktiv nach temporalem comme, der in dernbsp;Prosa des XV. Jahrh. und auch noch im XVI. haufig ist (A. de la Sale,nbsp;Bartsch 92, 20 comme ils fussent) ist ein reiner Latinismus.
Auf Grund dieser Entwicklung hatte Lerch (Die Bedeutung der Modi im Frz., 1919) den guten Gedanken, auf die klassische Einteilungnbsp;des Konjunktivs zu verzichten und ihn auch im Franzsischen lediglichnbsp;als Optativ oder Potential zu fassen. Wir wollen ihm hierin folgen.
Nun beobachten wir vorab, daC der Konjunktiv afrz. in manchen Fallen noch echt modal gebraucht wird, d. h. im gleichen Satzgefgenbsp;je nach der Meinung bald Konjunktiv, bald Indikativ steht. Fr dasnbsp;Nebeneinander von Konjunktiv und Indikativ hatten wir beim beziehungs-losen Relativ schon Beispiele (S. 295). Man beachte auch die folgendennbsp;aus Roland: 577 se est qui mei en creit (credit); 119 Sest quinbsp;Idemant (demandet Hs. demandet, vgl. B 26, R 205); 391 seit quinbsp;roeiet (occidat). Man konnte also sagen sest ki me croit, resp. croie;nbsp;se soit ki me croie. Sonst ist im prasentischen Bedingungssatz, dernbsp;keine Beteuerung enthalt, wie R 283, 341, Indikativ Regel. Dennochnbsp;habe ich dies S. 237 fr QLR 9 si tu me Ie ceiles in Frage gestellt.nbsp;Denn auch hier kann man ein ,,etwa hineinfhlen, vgl. QLR 12 sinbsp;partut . . siuzie ceste pestilence ,,wenn diese Pest etwa berallhin folgtquot;.nbsp;Allerdings i.st diese Nuance selten.
Natrlich sind nicht alle Satzgefge so geduldig: Finalsatze knnen im allgemeinen nur optativisch (R 271, 352 nach il convient,nbsp;274nach sique, wie Haase 137, 5, im Konsekutivsatz) gefaCt werden.nbsp;Nach Verben des Wnschens (B 36, 188, R17 nach a'zVr, 129, 222 usw.,
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Haase 76), des Frchtens (R 290* que n'en conclue dafi sie nicht schliefie, erganze: wnsche ich, daher die Negation), des Befehlensnbsp;(B 223, 237, R 272) steht Optativ; aber die vorschwebende Realisierungnbsp;des Wunsches, des Befehls diktiert auch den Ind. (Haase 77), wes-wegen S. 237 auch nach dem ersten ceiles Konjunktiv hatte in Fragenbsp;gestellt werden knnen. Doch ist Konjunktiv in QLR Regel. Innbsp;Relativsatzen ist der Optativ eine freie Nuance; R 175 seruise quinbsp;vaille, R 225 chouse . . . qui face a tere die man verschweigen soIInbsp;(Haase 75). In Einraumungssatzen wird bald Indikativ, baldnbsp;Konjunktiv stehen, je nachdem man namlich die Einraumung alsnbsp;Feststellung (Indikativ) oder als Wunsch (Konjunktiv) fat^). Innbsp;unseren Texten ist aus Stilgrnden der Konjunktiv blich, vgl. S. 293.nbsp;Eine originelle Nuance bringt A. de la Sale durch Nebeneinandernbsp;beider Modi: Saintr Kapitel i cotnbien que sa personne estoit etnbsp;feust . . . menue: Obgleich seine Person schwachlich war, und innbsp;welchem Grade sie es auch gewesen sein moge, er war dienst-eifrig (Haase 83).
lm Hauptsatz schlieClich ist der Wunsch nicht anders auszu-drcken als durch den Optativ, wenn Imperativformen fehlen; R 212 Mes face bien, et lest Ie mal Qu'il ara poine infernal! Wenn ernbsp;das Bse namlich nicht laGt, was unausgesprochen bleibt. Nfrz. bleibtnbsp;dieser Branch nur in erstarrten Satzen; A dieu ne plaise! Der Hauptsatznbsp;wird sonst durch ein beziehungsloses que zu einem pseudoabhangigennbsp;gemacht; Qu'il Ie face! (Haase 73).
Der potentiale Konjunktiv steht fakultativ nach cuidier B 132, 330 der Glaube, von dem die Rede ist, soil als falscher gekenn-zeichnet werden. Diese Nuance ist heute veraltet (Haase 80); ernbsp;steht nach tant cum so lange als (B 54), ainz que (B 94), nachnbsp;negativen (Rol. 834, R 327) und superlativischen Ausdrcken (B 316),nbsp;letztes eine geschmackvolle Einschrankung subjektiver Feststellung,nbsp;die heute abnimmt. Man hort meist; Le plus grand que je connaisnbsp;statt connaisse. Zum afrz. Indikativ nach Verben der Gemtsbewegungnbsp;(nfrz. Konjunktiv) vgl. S. 294.
Zum Potentialis mchte man schliefilich die Konjunktive der Be-dingungssatze rechnen; seit'^^ qui l'ociet ,,angenommen, es sei einer,
Lerch, S. 46, Der Sprechende sagt nicht (abschwachend): das kann wobl so sein, sondern das soil so sein. Besonders deutlich in bien qttil ait, mal gr qu'ilnbsp;en ait, vgl. S. 293.
Regel war dieser Konjunktiv im zweiten von zwei koordinierten Bedingungs-siitzeu (vgl. S. 33); In den Gesetzen Wilhelms (Bartsch 12) ist dies haufig; vgl. Eneas 2329 Se tu puez cel rain (ramum Aeneis 6, 137) trover Et tu me puissesnbsp;aporter; Mort Artu, S. 31, se nos laviens (habebamus) trov et nos le peussonsnbsp;(potuissemus) ... S. 37 Quant tu venras et tu i voies (Ebeling, Toblerabhand-lungen S. 346', Lerch S. 42).
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der ihn tte, suppos quil soit, vgl. S. 292, Rabelais 11, 14 si je viontasse aussi bien que javale, je fusse . . angenommen, ich stiegenbsp;wie ich schlucke (Wortspiel!). Lerch sieht im j'/-Satze Optativ nbsp;im Hauptsatz Potential (S. 31). Das Griechische kannte Konjunktivnbsp;und Optativ im Bedingungstatz, so dafi hier ein Grenzgebiet beidernbsp;Modi vorliegen drfte.
Der sprechsprachlichen Unkompliziertheit des mehrfachen Satzes in B entspricht eine auGerordentlicbe Biegsamkeit des einfachennbsp;Satzes:
Aber diese Biegsamkeit hat ihre Gesetze, die Rhythmus und Melodie vorschreiben: Wir sahen oben, S. 291, dal3 das nebentonig gebrauchtenbsp;mats Verbalformen, die afrz. den Satzton mieden, nicht nach sichnbsp;duldet; nur afektisch betonte Verben folgen ihm unmittelbar. Beinbsp;starkerem Gegensatz wurde mas durch das haupttonig gebrauchtenbsp;ainz ersetzt: Dem aber muGte das Verbum satznebentonig unmittelbarnbsp;folgen.
Daraus ergibt sich also folgendes:
1. nbsp;nbsp;nbsp;DaG das Verbum im Gegensatz zum Urfrz. (S. 244 ff.) dennbsp;Satz-, resp. Satzteil-Hauptton, bei affektlosem Sprechen meidet.
2. nbsp;nbsp;nbsp;DaG auf satzbeginnenden Hauptton eine Senkung trochaischnbsp;folgen muG.
3. nbsp;nbsp;nbsp;DaG auf satzbeginnenden Nebenton, von fakultativem Zwischen-ton wie Artikel, tonlosem Pronomen, ne abgesehen, eine Tonhebungnbsp;jambisch folgen muG.
Dieser zwischen schweren und mittleren, resp. davor oder da-zwischentretenden leichten Taktteilen, alternierende afrz. Satzakzent zeigt sich verwandt mit dem Rhythmus, den wir fr den Wortakzentnbsp;in urfrz. Zeit oben feststellten, vgl. S. 117. Den rhythmischen Mechanis--mus des afrz. Satzes hat Thurneysen, Zt. XVI, 289 aufgedeckt. Vgl.nbsp;M. L., Ro. Gr. III, S. 798, Melander Etude sttr magis, S. 66. Von diesemnbsp;rhythmischen Prinzip, der ihm zugrunde liegenden Melodie, hing einnbsp;groGer Teil der Wortstellung im afrz. Satze ab. 'Die Satze scheidennbsp;sich also in Eingeleitete und Uneingeleitete:
a) Eingeleitete: Der Satzrhythmus hangt davon ab, ob die ein-leitenden Konjunktionen oder Adverbien stark- oder schwachtonig sind; Sind sie schwachtonig, so muG ihnen, von zwischentonigennbsp;Silben und Enklitiken abgesehen, ein starkbetontes Wort folgen; danbsp;nun das Verbum meist nebentonig ist, kann dies nur Subjekt, Objekt,
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Adverb oder Pradikat sein: B 6, 17, 18, 27, 44, 51, 74, 80 usw.; das Partizip im Tempus Kompositum wird affektisch invertiert und istnbsp;dann ebenfalls starktonig.
1st die Satzeinleitung aber starktonig, so folgt ihr (mit oder ohne Zwischenton) mit Vorliebe das Verbum: B 9, 13, 24, 25 usw.
Dies geschieht auch, wenn dadurch ein starktoniges Steigerungs-wort von seinem Adjektiv oder Adverb getrennt wird: B 97, 126, 357.
Nun darf man aber nicht vergessen, da der Affekt stets auch nebentonig entwickelte Worte hervorheben, d. h. sie einem schwerennbsp;Taktteil unterlegen kann. Man vgl. nfrz. affektisches und daher vornbsp;allem von Frauen gebrauchtes: -Qu cest gentil de votre part! Undnbsp;nehme dazu B 19 Que chantoient cil oiselun, wo man freilich vorziehennbsp;wird, Tiefton fr que und afifektische Betonung des chantoient anzu-nehmen. Zu den in ruhiger Rede stets nebentonig gebrauchten Wortennbsp;gehren die erwahnten mais, et, que (B 74, 80, 87), dann Relativanbsp;(B 59( 66, 151. Aber Fragewort: B40I), die Bedingungskonjunktion senbsp;(B 317, 348), quant (B 17, 31, 127) und car (B 131, 185), urfrz. betontnbsp;quer S. 100.
b) Uneingeleitete: Hier ist nun der Angelpunkt der Konstruktion: Das Verbum Finitum. Bei ruhiger Rede meidet es den Starkton, suchtnbsp;also mittlere Steilung, im Gegensatz zum Latein, das das Verbum beinbsp;normalem Sprechen ans Ende setzte. Natrlich kann der Affekt lat.nbsp;wie afrz. das Verbum heben, wenn die Verschiedenheit des Tunsnbsp;unterstrichen werden soil, oder das Tatigkeitswort dem Dichter mehrnbsp;Farbe zu geben scheint als andere Satzteile: B 29 Sonent grailles, corsnbsp;(Obl. Plur.! Der Subj. ware corl) et buisines Les cumpaines Esnbsp;blasen ihre Trompeten die Abteilungen. Vgl. 22, 39, 83. Bei dernbsp;Einleitung von Reden bleibt dies afrz. Regel: Rol. 47 Dist Blancandrins,nbsp;vgl. Rol. 61, 77 usw., B 273. In der Rose ist solche affektischenbsp;Redeweise nicht mehr zu finden, von eingeschoBenem: Fait courtoisienbsp;(R 9, nfrz. fait-elle) abgesehen. Nur das Partizip im Tempus Kompositumnbsp;(50 Ckauciez refu), der Imperativ (243, 246) und das Verbum imnbsp;Fragesatz (339) bilden Ausnahmen.
brigens ist die affektische Anfangsstellung des Verbums, wie wir sie in B finden, durchaus in der lat. Tradition: W. Kroll weistnbsp;sie in Glotta IX, S. II2 bei Historikern und Epikern in lebhafternbsp;Schilderung nach; da sie sich auch im Griechischen (Kieckers) undnbsp;Slavischen (Berneker) findet, drfte sie indogermanisch sein.
Steht also das Verbum im normalen, uneingeleiteten Satze afrz. in der Mitte, so ist die Frage wie nominales Subjekt und Objekt, Pradikatnbsp;und Adverb sich darum gruppieren. Im wesentlichen knnen wirnbsp;sagen: Die Steilung ist frei, der Affekt stellt das ihn zunachst Erregende
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V. AusgewShlte Abschnitte der Satzlehre. Wortstellung,
an die Spitze. 1st das Subjekt nicht das zunachst sich aufdrangende, so invertiert es naturgemaG, d. h. es sucht die andere Tonstede amnbsp;Ende des Satzes:
B 5 genz el bos vuelt embuschier OAV 9 Bien Vont loei Brutus e tuit AVSnbsp;Le jor atent li buns vassaus OVSnbsp;20 Bar Vost se lievent cil barun AVSnbsp;36 Tro'ien soient lor voisin SVPnbsp;91 En sa main iient nue sespeie AVPOnbsp;174 bon1 est sa sort PVSnbsp;176 Albion est Visies nomeiz PVSV.
Wie Hilfszeitwort und Partizip, Steigerungswort und Adjektiv kann auch das Objekt auseinandergerissen werden: B 117 De sun nevud ventnbsp;chier la mort = la mort de sun nevud, und wir werden alsbald sehen,nbsp;wie diese Stellung zur Urzelle partitiven Gebrauchs wird; vgl. noch B 228,nbsp;R 59, 141. Zu B 150 Entaille i out bone et painture vgl. 316nbsp;especie n'a tant bone. Auch Adverbien knnen vor und nach demnbsp;Verbum verteilt werden: B 171, 175.
Eine bersetzung dieser Beispiele ins Nfrz. zeigt, daG Voraus-stellung von Objekt oder Pradikat nicht mehr angeht. Sie hat schon im XII. Jahrh. im Vergleich zu den altesten Texten stark abgenommen:nbsp;In 63/o aller aus SVO bestehenden Satze geht in diesen das Objektnbsp;voran, im Roland nur noch in 42/o, im Lwenritter in 38/o, beinbsp;Joinville in li/o (M. L., Ro. Gr. III, 748)1). Natrlich wirkennbsp;hier mehrere Faktoren: Einmal der Verfall der Zweikasusflexion, dernbsp;zu fester Stellung zwingt, dann Stilgefhl: Man vergleiche, wie ruhignbsp;B anfangt, das Subjekt steht an der Spitze: B i, 2, 3, 4. Mit dernbsp;Kampfhandlung beginnt die Emphase, fast in jedem Satze invertiertnbsp;das Subjekt, wenn es ausgedrckt ist. Das geht bis zum Kampfende, nbsp;wieder flieGt die Rede ruhiger, das Subjekt beginnt wieder: B 130,nbsp;131, 132, 134, 135, 136, 137, 138.
Welches sind nun aber die Grundlinien dieser Entwicklung? Im Lat. stand das Verbum finitum normal am Ende, nur im Affekt amnbsp;Anfang: Der Satzton war also am Anfang. Im Afrz. setzt dernbsp;Affekt ebenfalls noch Objekt, Pradikat, Verbum an den Anfang, einnbsp;Satzton war also am Anfang, die Inversion des Subjekts, die Bindungnbsp;der Verse durch Assonanz und Reim zeigen, daG auch am Endenbsp;eine Satztonstelle war. Im Nfrz. kann nur der Affekt nochnbsp;Anfangsbetonung zur Folge haben: J'ai tant de choses a vous dire!
Das Pradikat steht in B voran: 8 (graindre), 94, 174, 176, 259, 281 usw.; steht am Ende: 95, 112. 174. In der Rose ist das Verhhltnis umgedreht; 30 cointenbsp;fu, 39 remuanz fa, 8o bele fu, wogegen Nachstellung: i, 14, 19, 25, 63 usw. Dienbsp;Voranstellung, die im XII. Jahrh. haufiger war, ist nun seltener als die Nachstellung.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Artikel.
Aber der normale Satzton ist stets am Ende. Reste des afrz. Gebrauchs im XVII. Jahrh. bucht Haase 153, 2, S. 264!.
So sehen wir also eine klare Entwicklung: bergang von der Anfangsbetonung (Lat.) ber Anfangs- und Endbetonung (Afrz.)'nbsp;zur Endbetonung (Nfrz.). Diesen bergang hat Elise Richter innbsp;Grundlinien der Wortstellungslehre (Zt. XL, i ff,, speziell S. 34) erklart:nbsp;Das Sprechen des naven Menschen ist affektisch und rcksichtslos,nbsp;das Wichtigste sprudelt er zuerst hinaus. Rcksichtsvolles Sprechennbsp;staffelt die Begriffe, so daC die Bestimmungen in einer gewissennbsp;logischen Folge sich steigern, das Bedeutsamste durch Stellung und Tonnbsp;hervorgehoben an den SchluC kommt. Die Entwicklung von Ton undnbsp;Stellung vom Lat. zum Nfrz. scheint parallel mit dem Steigen dernbsp;Zivilisation zu gehen, wie sie R 125 ff., 220 ff. versteht: die Grndenbsp;fr die Verschiebung sind sozialer Natur. Wir finden hier dasselbenbsp;Entgegenkommen dem Hrer gegenber wie bei der Artikulation.nbsp;(Vgl. S. 50, 58.) Und hier ist nun auch die Erklarung, warum je luinbsp;ai dit je lui dis unmglich macht (vgl. S. 297), warum je voudraisnbsp;que vous me coupassiez veraltet (vgl. S. 228); dort wird durch das P. C.nbsp;die Steigerung scharfer, hier ist die Zeitstufe schon ausgedrckt,nbsp;coupiez das Erwartete; die Erklarung, warum bei Befehl und Fragenbsp;die Inversion des Subjekts vermieden wird, wozu jedes frz. Kon-versationsstck Beispiele liefert.
Bemerkung. Fr rhythmische Studin auf unserem Gebiete ist G. Rydbergs Geschichte des frz. o, 1907, vorbildlich. E. Sieversnbsp;Rhythmisch-melodische Studin (Heidelberg 1912) geben Verwandtesnbsp;auf germanistischem Gebiet, allerdings mehr Individuen als Mundartennbsp;betrachtend.
a) Unbestimmter Artikel.
Das im Bericht noch unbesprochene Individuum wird mit uns aus einer Gruppe von Individuen ausgeschieden und auf diese Weisenbsp;individualisiert: B 98 Uns cevaliers. Mit dieser rein zahlenmafiigennbsp;Bestimmung wird es als Einzelwesen in den Gesichtskreis des Hrersnbsp;gerckt und gilt nun als bekannt: loi Li juvencels . . . Die etwanbsp;folgende Apposition braucht natrlich die Wiederholung der Indivi-dualisierung durch un nicht: Vgl. das auf uns cevaliers folgende B 99nbsp;Cosins [ein] Vetterquot;. Wo die Einzahl sich aus dem Zusammenhangnbsp;ergibt, braucht sie ebenfalls nicht ausgedrckt zu werden: B 325nbsp;Ainc ne sist mieldres en destrier niemals safi ein besserer auf einemnbsp;Rofi, aber sie kann ausgedrckt werden: R 27 ^) plus bel
-I- ist Zahlzeichen; man setzte diese zur Unterscheidung mit Buchstaben zwischen zwei Punkte.
Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. nbsp;nbsp;nbsp;20
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V, Ausgewahite Abschnitte der Satzlehre. Teilungsform.
homnte. Ebenso frei ist der Brauch beim Vergleich: B 75 cume fuldres aber R 28 comme une pomme. Ein Gleiches bei affektischernbsp;Vorausstellung des Objekts oder Pradikatsnomens, wo der Ton gleichsamnbsp;einen Superlativ erzeugt und hiermit einen Begriff als einzig in seinernbsp;Art bestimmt: So heiCt es ohne Affekt: B 148 ... en un sarchti . .nbsp;Dessuz un marbrin arcvolu. Aber affektisch; 150 Enta'ille i outnbsp;bone; Eine Aufschrift gab es da! 86 teil li dona (erganze: co/)nbsp;Efnen solchen Hieb; invertiert tel, so sinkt der Ton, und daher:nbsp;16 nestdit uns taus es gab keinen einzigen solchenquot;. Ebenso verhaken sich 332 Fla fu Jovis, aber 55 im ruhigen Referat: Un nevudnbsp;out. In alterer Zeit ist man mit un sparsam, in jngerer prolixer, abernbsp;Rhythmus und Klang spielen stets neben Deutlichkeitsstreben einenbsp;Rolle: R 53 li ot samie fait chapel de roses ,,Seine Freundin hattenbsp;ihm [einen] Rosenkranz gemachtquot;; 82 S'ot un ckapel d'orfrais, ernbsp;hatte einen Hut mit Goldverbramungquot;. Bei Abstrakten und affektischnbsp;betonten tel, autre, demi fehlt un oft noch im XVII. Jahrh., Haase 57.
b) Teilungsform.
Die romanischen Sprachen hatten den lat. Genetivus partitivus als Vorstufe der Teilungsform, und so wird man de nach Mengeaus-drcken (B 213 pou de jurs, R 184 poi deure, vgl. S221, Haase 116)nbsp;als partitive Genetive fassen: paucae bestiarum (Livius). Auch beinbsp;Verben wie gebenquot;, nehmenquot; ist partitive Ausdrucksweise naheliegendnbsp;und alt: unum da mikt ex illis oratoribus sagt Cicero; solche Rede-weise konnte im taglichen Gebrauch, urn das stereotype Mengewortnbsp;gekrzt, stets zu dare mit Proposition fhren. Und so heiCt es imnbsp;VI. Jahrh. in Merowingerformeln: (Pirson 6, ii) cido tibi de remnbsp;paupertatis meae . . .: hae est casa ich trete dir ab von meiner ge-ringen Habe . . .: Namlich dies Haus; entsprechend heit es im it.nbsp;Sprichwort dar del pane al cane ,,dem Hund Brot gebenquot; und afrz.nbsp;G. Ste 192 ff. la vi ge des gram dons doner. Im afrz. Beispiel abernbsp;hat eine deutliche Verschiebung stattgefunden: Was man gibt, nimmtnbsp;man von seinem Besitz, dann wird es erst zum Geschenk. Die Stellenbsp;bedeutet also nicht, dafi ,,von den Geschenken weggegeben wurdequot;;nbsp;sondern da Geschenke gegeben wurdenquot;. Der partitive Sinn hatnbsp;sich also verdunkelt, und des gram dons ist nicht ein Teil dernbsp;Geschenkequot;, sondern die Geschenke in ihrer relativen Gesamtheitquot;nbsp;als Plural von un grant don. Ob nun dieses des gram dons wirklichnbsp;auf obige lat. partitive Ausdrucksweise zurckzufhren ist, bleibenbsp;dahingestellt. Wir werden sehen, daC auch afrz. neue Teilungsformelnnbsp;entstehen konnten (M. L. Ro. Gr. III, 362 ff.).
Die Analyse einer solchen F'ormel doner des gram dons, B 352 porter de la fontaine, muC zwei Dinge scheiden: Warum der bestimmte
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V. AusgewaMte Abschnilte der Satzlehre. Teilnngsform.
Artikel? Warum def Der bestinimte Artikel ist da am Platze, wo es sich um bestimmte Gruppen, Mengen, Gegenstande handelt: Darumnbsp;sagt Cicero; unum ex illis oratoribus; Rol. 108 heifit es von dennbsp;Mannen Karls: des uitres i out bien ,,Anderer gab es genug; lanbsp;fontaine (vgl. den Familiennamen) ist B 301, 352 der Ortsbrunnen,nbsp;l'aigue B 298 das Wasser, das zum taglichen Opfer gehort: So sindnbsp;es denn die alltaglichen Begriffe Leute, Wasserquot;, Brotquot; usw.,nbsp;die bcstimmten Artikel annehmen, wo es sich um den Hausvorrat, bzw.nbsp;die Genossenschaft (les uitres) handelt. In der Folge verblafit dienbsp;Bedeutung, und der Artikel wird auch bei fremdem Vorrat, fremdernbsp;Gesellschaft gebraucht. Und zwar sieht es so aus, als ob der Ge-brauch nach Mengeausdrcken von postverbalem raumlich und zeitlichnbsp;zu trennen sei. So heifit es in der Bible Guiot 1687 trop d/unbsp;boire, 1693 des bons mor claus gruftt plent, aber 1255 pain querre,nbsp;1689 doner vin. Rustebuef braucht den Artikel meist auch schonnbsp;nach Verbum und Praposition; Griesche dEst 77 trere du vinnbsp;Wein abzapfenquot;. Mar. Eg. 479 de Veve bevoit, Voie de Par. 188nbsp;por du pain, Estat du Monde 75 por des deniers avoir; andersnbsp;Mar. Eg. 104 d luiz qui n'a dargent! zur Tr hinaus, wer keinnbsp;Geld hat! Worauf die Heilige: 106 Je n'ai argent . . . ne chose.
Eine zweite Frage ist, warum die Prapositioil de nach transitiven Verben: Und hier muC geschieden werden:
de kann wie bei doner vlat. Tradition entstammen.
Es kann ursprnglich lokale Bedeutung gehabt haben und erst sekundar partitiv verstanden worden sein. So verstehe ich dasnbsp;effenbar redensartliche B 352 porte de la fontaine sie bringt vomnbsp;Brunnen her; aber der so Schreibende fafit fontaine nicht mehrnbsp;lokal, d. h. als Ort, sondern als Stoff, denn er fahrt fort: Mise ennbsp;avoit sa chane plaine Sie hatte ihre Kanne damit (und nicht dortquot;)nbsp;geflltquot;. Dazu konnte man durch Auslassung des stereotypen aiguenbsp;kommen, oder durch partitiv gefhltes fai bu de la fontaine ichnbsp;habe Brunnen getrunkenquot;.
Vor allem aber war der Genetiv Partitivus nach einem Mengewort eine standige Quelle absoluter Teilungsform, falls dies Mengewort adverbialnbsp;gefaCt werden konnte: So in dem oben zitierten des altres i out bien,nbsp;WO von anderer gab es vielquot; zu andere gab es vielquot; eine unmerk-liche Nuance fhrt. Ebenso in Reimpredigt (Beginn des XII. Jahrh.)nbsp;26 puis engendrerent Asses des enfans, wo assez durch Wort-umstellung oder Tonverlegung im Sprachgefhl stets aus einem Gliedenbsp;des Objekts zum Adverb werden kann. Oder im Eneas 120 moltnbsp;saveit des leis, wo molt den gleichen Weg weist. Kein Wunder,nbsp;dafi Unsicherheit entsteht, wo es gilt, ein Partizipium auf solch aus-
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Teilungsform.
einandergeratenes Objekt zu beziehen: Erec 1092 Des barons i ot, ce me sanble, Avuec aus grant masse venus: Venuz, das durchnbsp;Reim gebunden ist, bezieht sich auf das fernstehende des baronsnbsp;(masse ist ja Fem.); der prap. Ausdruck wird als Objekt, grant massenbsp;als adverbieller Akkusativ gefhlt. Barone gab es, scheint mir, mitnbsp;ihnen massenhaft gekommene. (Vgl. Free 319.) Wobei Christian,nbsp;in seiner salonhaften Art sich unprazis auszudrcken, das Unkorrektenbsp;beabsichtigt haben kann. 1st es nun wirklich lateinische Tradition,nbsp;wenn es Alex, iii heifit; Dunc prent li pedre de ses meilurs serganz?nbsp;Und breitet sich diese Redeweise wirklich von prendre her aus? Heifitnbsp;es doch auch Venus 281 fist. . . de ses barons venir; Floov. 833 denbsp;ses homes apale: Man sagt also: sui des jiz Gemini ,,ich gehore zunbsp;den G.-Shnen (QLR 18), Mort Artu, S. 55 disent (S. 278) kil seroientnbsp;des chevaliers de sa baniere weil man auch prent un de ses meilursnbsp;serganz, tant de ses homes apele, sui uns des fiz sagt. Diese An-nahme drfte schon darum die naherliegende sein, weil in alten Textennbsp;die hier gesammelten Ausdrucksweisen auch nebeinander vorkommen:nbsp;So heifit es in Rou, Band I, Seite 24, Vers 388 Des chevaliers jioi inbsp;aveit; und folglich auch absolut S. 46, Vers 254 Un crestien i 'out, kinbsp;des prisuns esteit, namlich ,,einen der Gefangenenquot;: Die Individuali-sierung ist ja schon im Hauptsatz vorgenommen worden. Und ebensonbsp;bei dem Begriff ,,Finige: S. 160, Vers 3375 Des baruns apela sinbsp;lur prist a mostrer Von den Baronen rief er (einige) und fing annbsp;es ihnen zu zeigen.
SchlieGlich beachte man QLR 156 Duhe mei de l'ewe, das nach der gleich zu nennenden Diss. S. 26 die bersetzung von da mihinbsp;paululum aquae ist, also das sous-entendu des Mengeworts deutlich zeigt.
Man findet eine reiche Beispielsammlung zu dem Besprochenen und seine weitere Geschichte in F. Appel, Beitr. zur Gesch. dernbsp;Teilungsformel im Frz., Diss. Mnchen 1915. Hiernach ist (S. 4) dienbsp;Formel . . . der Ausdruck eines SprachbewuCtseins, das seine Inhaltenbsp;nicht begrillich analysiert, sondern impressionistisch charakterisiert.nbsp;Und zwar ware dieser Impressionismus im XII. Jahrh. noch allgemein;nbsp;erst im XIII. Jahrh. wrde die partitive Ausdrucksweise zur Formel.nbsp;Man sagt also der Tradition entsprechend cedo de mea re doner delnbsp;mien und fhlt dies partitiv, solange man die bildhafte Vorstellungnbsp;des Besitzes hat, von dem man einen Teil fortgibt. Unser Beispielnbsp;doner des dons zeigt weiterhin, daG diese bildhafte Vorstellung um 1200nbsp;bereits fehlte, eine jngere Generation hatte de mea re del mien nichtnbsp;mehr bildhaft als vom Meinigen'* gefafit, sondern formelhaft alsnbsp;Sachen und wandte die Formel nun auch da an, wo sie bildhaftnbsp;gar nicht anzuwenden gewesen ware: ,,Geschenke. Auch schon imnbsp;XII. Jahrh. heiGt es Fl. u. BI. 36: damoiseles, Dont avoit de belts
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Fraulein, von denen es Schone gab; de beles ist also ebenfalls bereits Fortnel.
Impressionistische Ausdrucksweise ist individuel), und von kurzer Dauer. Die Gemeinschaft bernimmt sie als Formel, und das Bildnbsp;verwischt sich. Deshalb glaube ich auch nicht, dafi doner de, prendrenbsp;de auf lat. Tradition zurckzufhren sind; Auch ohne diese konntennbsp;die Hausgenossen zu: done moi de Veve, du pain, du vin stets von neuemnbsp;kommen, unter Auslassung des stereotypen Mengeworts (Becher Wasser,nbsp;Wein; Stck Brot), aber mit bestimmtem Artikel, weil es sich umnbsp;bestimmte Vorrate handelt. Fr die nachste Generation schonnbsp;konnten de Veve, du pain, du vin Formeln sein, die unbestimmtenbsp;Stoff- und Sachmengen bezeichneten, auch ohne dafi diese dem Haus-vorrat angehrten: du fer war Eisen, des soulers konkurrierte mit demnbsp;Plural oder Dual des unbestimmten Artikels uns soulers (R 51). Nunnbsp;sagt man pain und du pain, trop dti boire (G. de Prov.) und tropnbsp;de vin (Aiol 217). Man sagt doner eve (Dial, Greg. 47, 8), Vevenbsp;(Alex. 267), porter d'eve (Oct. 3922), de Veve (Bartsch 15, bii), jenbsp;nach Rhythmus Oder Mundart. Oder man sagt trop du boire, weilnbsp;man done moi du boire sagt; und non avoit pain, weil man beinbsp;pains (Subj.) est bons und go est pains blieb (Haase 117). Gewifinbsp;mogen auch einzelne zwischen pain und du pain gefiihlsmafiig geschieden haben. Ich mchte es fast als mfiig bezeichnen, hinter jedernbsp;Nuance psychische Grnde zu suchen: Wir erfahren so doch nur, wasnbsp;sich ein Autor unter den verschiedenen Formeln denkt, nicht aber,nbsp;was man im XII., XIII. Jahrh. darunter dachte. Ein Beispiel wienbsp;doner des dons zeigt doch, wie formelhaft die Ausdrucksweise war;nbsp;dafi man also, wie auch schon Schiller im Xenion Cartesius ent-gegenhielt, sich gar nichts dabei dachte!
c) Bestimmter Artikel.
1st ein Begriff durch itn einmal als Einzelwesen ausgeschieden, so kann un nicht noch einmal auf ihn bezogen werden: Es war einmalnbsp;ein Mann . . . Als dieser Mann, oder: Als der Mann. Vgl.nbsp;B 79 Uns rois . .., 84 Li reis . . ., 85 lo rei; 98 uns cevaliers . . .,nbsp;101 Li juvencels ..., 105 /0 franceis: cevaliers, juvencels, franceis be-ziehen sich auf die gleiche Person! Un ist also eine rein zahlen-mafiige Bestimmung: Ein Knig, ein Ritterquot;.
Soli aber ein Begriff nicht blofi zahlenmaCig als Individuum, sondern als bestimmtes Individuum charakterisiert werden, so geschieht diesnbsp;durch den bestimmten Artikel: nfrz. un troisi'eme ein (beliebiges)nbsp;Drittelquot;; le troisi'eme ein bestimmtes Drittel = der Drittequot;; B inbsp;Li jors sen vait der Tag, von dem die Rede ist, nicht irgend ein
-ocr page 324-310 V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Artikel.
beliebiger wie Krlsr. I Un Jom fut li reis Charles eines Tages; B 8 jor = nicht etwa der gleiche Tag, aber der Zusammenhangnbsp;ergibt, es kann nur der folgende Tag gemeint sein: B 15 /i? jr dennbsp;Tag im Gegensatz zur vorhergehenden Nacht. Diese Bestimmungnbsp;durch Ie hat also verschiedene Grade, die der Ton unterscheidet:nbsp;Hervorhebung von Ie wirkt demonstrativ. Darum kann auch dasnbsp;Demonstrativum afrz. wie ein Artikel gebraucht werden, was die Be-stimmung affektisch unterstreicht: ,,die wohIbekannten, genannten:nbsp;B 19 chantoient dl oiselun, 20 dl barun, Krlsr. 42 jo vos ferai janbsp;ede teste coperquot; den Kopf da. (Vgl. Ro. Gr. III, 141, Haase 21).
Da aber eine solche Bestimmung nur an mehrfach Vorhandenem vorgenommen werden kann, haben Eigennamen und Gattungsnamennbsp;keinen Artikel: B 151 par nature, B 275 Frame, 233 Bretaigne\ sienbsp;erhalten aber den Artikel, wenn ein Attribut eine von ihren vielen Seitennbsp;hervorhebt: B 61 Corineus lo grant, R 378 Diex Ie courtois. Nurnbsp;WO die Vokativform herrschend bleibt, bleiben Adj. Nom. gernnbsp;artikellos: Saint-Pierre, belle Aalis. Auch Abstrakta sind artikellos:nbsp;B 177 est veriteiz und so noch Rabelais, Amyot (Haase 28); abernbsp;nfrz. c'est la vrit. Wo es .sich allerdings um eine bestimmte Wahr-heit handelt, kann Artikel gesetzt werden: R 216 La verit. . . votisnbsp;sera... descouverte = namlich dieBedeutung des Traums. Er brauchtnbsp;es aber nicht: R 186 seras hors de tristece Qui te nuist aus dernbsp;Trauer, die dir schadet, heraus, wo der Relativsatz la tristece recht-fertigen wrde. Ebenso werden in B bestimmte Abteilungen vonnbsp;Volksgenossen bald li Francheis und li Troen (B 34), bald Franc,nbsp;Poetevin, Troen (B 35, 36) genannt (Haase 31). Und daran siehtnbsp;man, dafi noch keine syntaktische Konvention bindet, und berallnbsp;dem Ermessen anheimgestellt ist, ob man etwas als bestimmt,nbsp;bekannt hinstellen will, oder nicht. Wie denn berhaupt bestimmtquot;,nbsp;bekannt rein subjektive Etiketten sind.
Der bestimmte Artikel ist also im alteren Afrz. in vielen Fallen ein Stilmittel, und so ist man berechtigt, in seinem Gebrauchnbsp;nach psychischen Grnden zu suchen. Nicht berechtigt ist man abernbsp;nun in jedem Fall psychische Grimde zu postulieren. Denn selbstnbsp;wo stilistische Freiheit herrscht, bindet doch stets rhythmischernbsp;Zwang; und Klang, Analogie, nicht Sinn, bestimmen vielfach dennbsp;Gebrauch: Und so sind obige Beispiele in ihrer Willkr aus der Bindungnbsp;des Verses heraus zu verstehen. Das Nebeneinander von R 289 Sinbsp;doit on und 291 La Von vu erklart sich durch die Hiattilgungnbsp;des zweiten Beispiels. Ebenso R 90 qui Vare tendu mit gespanntemnbsp;Bogenquot;, das man mit gleichzeitigem lance leve, hiaume laci undnbsp;noch nfrz. tte baisse vergleichen moge. R 31 Les iels ot vairsnbsp;aber 33 cheveus ot blons fhrt wieder zu Rhythmuszwang zurck.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Artikel.
Der Klang mag bei Aufzahlungen fr Artikellosigkeit entschieden haben: B 342 et vis et buche. Ein andermal aber ist es gerade dernbsp;Parallelismus, der den Artikel einfhrt, wo er sonst ungewhnlich undnbsp;selten ist: M. Brut 1389 IA jurs fu alques declineiz Et li soloilesnbsp;avaleiz: Die Sonne' ist immer dieselbe, sie braucht nicht individua-lisiert zu werden. Daher ist der Gebrauch des Artikels bei ihr afrz.nbsp;entbehrlich. Aber li jurs und li soloiles entsprechen sich hier, wienbsp;in der Predigt etwa les estoiles et li soleilz (S. 125^). Und wiedernbsp;ein andermal wird Abwechselung erstrebt: s'il n'ont bons vinsnbsp;et les blanz Hz gute Weine und weiBe Betten (Rustebuef,nbsp;Ste. Eglise 118; vgl. Ebeling in Toblerabhandlungen 1895, S. 342),nbsp;Nfrz. bindet eine syntaktische Konvention: Ie soleil, la vrit,nbsp;les Frangais sind keine Nuancen mehr, sondern zur Gewohnheit geworden. Wir sahen schon von altera her eine Entwicklung in diesemnbsp;Sinne bei den Gegenstanden taglichen Bedarfs: traire vin war dernbsp;Terminus technicus fr Wein abzapfenquot;; alez traire Ie vin sagte dernbsp;Hausherr von seinem bestimmten Vorrat. Schon frh bertrug mannbsp;dies gewohnte Ie vin auch auf den Vorrat anderer (Krlsr., Auc. 2,nbsp;32 du pain), und Rustebuef sagt: Au tavernier font du vin trerenbsp;(Griesche dEst 77) traire Ie vin ist nun der Term. Techn.nbsp;Eine solche Wandlung zeigt, dafi das Gefhl fr die alte subjektivnbsp;bestimmende Bedeutung des Artikels sich abstumpfte, und da er nurnbsp;noch ganz formal dem Nomen beigesellt wird. Und so definiertnbsp;Strohmeyer [Neuere Sprachen 29, 1921, S. 161 ff,): In Nfrz. ist dernbsp;Artikel zum Kennzeichen des Substantivs geworden, er substantiviert.nbsp;Daher fehlt er beim Pradikatsnomen: je suis prtre entspricht je suisnbsp;grand. Daher das nfrz. Zurckweichen des Artikels in der einenbsp;Eigenschaft beliegenden Apposition (Schweiker, S. 248): B 362nbsp;Brutus li dus des Troens nfrz. Brutus, due des Troyens. Dahernbsp;das Bleiben artikelloser adverbieller Akkusative; B 370 de totes parz,nbsp;137 sen fuit et mont et vals (vgl. G. Ste 1638, Chev. II. Esp. 11446),nbsp;R 91 toute jour (fem. nach toute nuit), = nfrz. de toutes parts (abernbsp;de tous les cts), par monts et par vaux, toujours^). Nun darf mannbsp;nicht in den Fehler verfallen, diese einleuchtende Idee als Passe-Partoutnbsp;zu benutzen; Obgleich man afrz. trop du boire sagen konnte, wurdenbsp;trop de vin zur Konvention, auch pas de vin blieb schriftsprachlichnbsp;unverandert.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Ungern rckte der Artikel in stehende Wendungen
zwischen Verb und Nomen ein: B 7 faire succurs = porter secours;
*) B 288 tot lo munt die ganze Weltquot;; R 330 Trestout Ie monde alle Weltquot;; Etwas, das man in seiner Totalitat nimmt, ist individualisiert und bestimmt; wahrendnbsp;in toujours jeden Tagquot;, tout mondt jede Weltquot; weder Individualisierung nochBestimmung,nbsp;sondern im Gegenteil Generalisierung bezweckt ist (M. L., Ro. Gr. 165; Haasenbsp; 28, S. 38).
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V. Ausgewahite Abschnitte der Satzlehre. Adjektiv.
45 faire faille, vgl. faire faillite; R 129 faire hommage, vgl. nfrz. rendre hommage a la vrit', 175 fere service, nfrz. rendre service.
Ja auch Rhythmuszwange scheinen heute noch zu bestehen: enz enl fou heiCt es in der Eulalia; el bois im Wald in B 5gt; *3-Noch Amyot schreibt en la Grce, en la ville, wo man nfrz. nur ennbsp;Gr'ece, en ville, bzw. dans la Grce, dans la ville sagen kannnbsp;(Haase 126); Vor dem tonschwachen Artikel wurde also wohl ton-schwaches en ungebrauchlich.
a) Als Attribut. Stilistisches.
In B sind attributive Adjektiva selten und mager: bons (15, 150), grant (32, 38, 61, 90, 128, 143, 146), mal (66, 68, 118), fiere (14),nbsp;bele (88), blans (103), juene (141), riche (147). Also ganz der kurzen,nbsp;militarischen Sprache und dem praktisch-rationalen Ideal ritterlichernbsp;Tapferkeit und Tchtigkeit entsprechend. Und auch die klassischenbsp;Anknpfung an Troja und Brutus, die Entlehnung (vielleicht einesnbsp;Fortsetzers) aus Ovid andern den Stil nicht wesentlich: Mars ist einnbsp;Knigssohn, nur seine Rittertugend hat die Mar verbreitet, er sei dernbsp;Kriegsgott gewesen; Juppiter, sein Vater, w^ar ein Knig von Kreta.nbsp;Vgl. B 332, M. Brut 3725.
Wie immer folgt solch praktischem Ideal ein kurzer romantischer Traum, dem der erste Teil der Rose als eine der letzten groCennbsp;Aufierungen noch angehrt. Auch hier ist die Antike nur Mittel zumnbsp;Zweck: Der Zweck ist ein Ideal der Schnheit, Eleganz und Zivilisation:nbsp;Die Frau wird gepriesen, die, nach Lever und Toilette ihr Tagewerknbsp;vollbrachte. Auch hier ist Ovid Hauptzeuge. Man vergleiche dasnbsp;Ideal in B 56 ff.: Turnus, der Ritter, mit dem in der Rose: Deduiz,nbsp;das gesellige Vergngen (R 25, 248). Natrlich ist das Strebennbsp;nach Eleganz nicht auf die Kleidung beschankt (44 ff., 81 ff.), auchnbsp;die Sprache, der Stil sind gepflegt: zahlreiche Epitheta, oft mehrerenbsp;(S) 57)) Gleichnisse, die brigens auch in B nicht, fehlen (75, 115),nbsp;zahllose subjektive Bemerkungen des Dichters (es ist ja eine Ich-Erzahlung), wahrend sich Brut auf die altvaterlich-stereotype, demnbsp;Volksepos entstammende Ahnung kommenden Unheils (Rol. 9, 95)nbsp;179 usw., B 72, 73, 97 usw.), das Bedauern des Geschehenen (B 154)nbsp;und die Berufung auf eine Quelle (B 159, 177 usw.) beschrankt. nbsp;Fast exakt decken sich in B Vers und Satz (vgl. S. 289*), in Rnbsp;greift der Satz fortwahrend in den nachsten Vers ber (= Enjambementnbsp;R 2, 3 tant-Que; 44, 45 usw.), was den Rhythmus abwechselungsreichnbsp;gestaltet. Standige Rede und Gegenrede in R, wahrend in B nurnbsp;die Prophezeiung der Diana aus den lat. Versen Galfrieds in direktenbsp;Rede bersetzt ist (B 273).
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satrlehre. Adjektiv.
Mit Jean de Meung (vgl. S. 12') andern sich Sache und Stil: Sachlichkeit wird erstrebt, damit nehmen die blumigen Epitheta ab, demnbsp;heiklen Gegenstand wird nicht feinfhlig aus dem Weg gegangennbsp;(R 364), nicht formale, sondern geistige Bildung ist der Zweck,nbsp;Ratio das Ideal: Und nur die Antike bleibt das ewige Vorbild, nnnnbsp;aber schon in einem Geiste, der den Humanismus ahnen laCt (R 405).
b) Stellung des attributiven Adjektivs.
Die Stellung des attributiven Adjektivs ist vom Nfrz. nicht wesentlich verschieden: Man kann, wenn man will, mit Grber im nachgestelltennbsp;Adj. eine ,.logische Diszernierungquot; sehen: La table verte: Erst nenntnbsp;man den Gegenstand in seiner Totalitat, den Tisch, dann bestimmtnbsp;man seine auCere Erscheinung, grn; wahrend man in belle jillenbsp;..affektisch attributiert: Erst impressionistisch die Eigenschaft, nbsp;dann den Trager derselben. Jedenfalls ist frz. seit den altesten Zeitennbsp;die Stellung 1. Nomen, 2. Adjektiv die normale, umgekehrt alsonbsp;wie im Lat.: pronis auribus, falsa species, ruptam fidem, magnanbsp;adulteria, bona exempla (Tac., Hist. I, i3). In der Vulgatanbsp;bereits hat sich die Stellung gewendet: Math. Ill 4 sonam pelliceam,nbsp;mei sylvestre, 8 fructum bonunt. Die neue Stellung ist also kaum einenbsp;Folge der Satzoxytonierung oder logischen Bedrfnisses: Die Nach-stellung war ursprnglich die einzige Mglichkeit affektischernbsp;Unterstreichung: Man sagte bonus vir aber vir optimus. Undnbsp;so sagte man auch unterstreichend vir bonus, vor allem da, wo dernbsp;Ton gehoben war: Also in Predigt und religiser Darstellung. Damitnbsp;wird schlieClich die alte dem Affekt vorbehaltene Ausnahme zurnbsp;Norm, die alte Norm zur affektischen Ausnahme (E. Richter).nbsp;Und so liegen die Dinge noch nfrz.: Man sagt bonnet blanc, abernbsp;wenn man die Mtze irgendwie kritisieren will, so dreht man um:nbsp;Quel blanc bonnet! Wie man ja auch den Grnschnabel blanc becnbsp;betitelt. Der Franzose sieht keinen grofien Unterschied und sagtnbsp;sprichwrtlich: Cest bonnet blanc ou blanc bonnet = es ist gleich,nbsp;,,Wurst^). Denn blanc bonnet ist eine gelegentliche, individuelle Aus-drucksweise, der generell im Zentrum keine besondere Vorstellungnbsp;entspricht. Anders wenn jener napoleonische General von dennbsp;Spaniern sagte; Ce sont des cochons fiers et de fiers cochons! ,,Hunde,nbsp;die stolz sind, und stramme Hunde!quot; Hier ist in der Militarsprachenbsp;fier cochon strammer Hund als ein von cochon fier gesonderter Begrilifnbsp;gelaufig, wie in familiarer Ausdrucksweise heute: Cest un rde lapinnbsp;,,ein schlauer Hund. Daher denn gewisse Adjektiva wie gutnbsp;(Eul. buona pulcella), heiligquot; (Alex. 29 sain batesma), schnquot;,
gt;) Schon in Cl. Grugets Heptamron-Ausgabe von 1559 (vgf die Ausgabe von Pi ft eau 1884, S. 473 f.): blanc chaptau et chapeau blanc, est-ce pas tout ung
-ocr page 328-SH Y. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Adrerb.
gro6, klein, von jeher meist voranstehen, weil affektischer Gebrauch haufiger war als der normale (Haase 155).
Wenn aber heute im frz. Osten die Stellung i. Adjektiv, 2. Nomen haufig die normale zu sein scheint, so wird man den dortigen Akzent,nbsp;vielleicht auch die Nahe der germanischen Grenze dafr verantwortlichnbsp;machen. Vgl. ALF 553 ferblanc (walk, pik., lothr., norm. Inseinnbsp;blanc fer) und 568 fil blanc (ebenso aufier Pik. blanc fil). Jeder Artnbsp;des Affekts, Ironie, Bevgt;?underung, Spott, Unterstreichung, dient im Z.nbsp;afrz. wie nfrz. die Voranstellung, die sich meist mit eigenartigernbsp;Betonung verbindef. Quel bn homme, voila une belle fille. Vgl. B 14nbsp;fire cumpaine, \ 5 li bns vassaus (aber vgl. 88 sa femme bele wegennbsp;des Reims), R 40 plus legir home^ 197 fins amanz. Vgl. nfrz. Cestnbsp;une fine mouche eine geriebene Personquot; aber perle-fine; R 366nbsp;par prpre non entspricht nfrz. nom propre.
Zum pradikativen Adj. vgl. S. 3041, zum attributiven J. V. d. Driesch, Die Stellung des attributiven Adjektivs im Afrz.,nbsp;Ro. F. 19 (1906) S. 641907. Vf. geht von der Grberschen Theorienbsp;aus und stellt fest, dafi der Rhythmus keinerlei Wirkung auf dienbsp;Stellung des Adj. hat.
Auch das Adverb ist freier in der Stellung als nfrz: Emphatisch steht es als Satzeinleitung in B. an der Spitze; 9 bien, 10 fors, 97 trop,nbsp;167 aillurs usw. Auch das, wie wir in der Formenlehre gesehennbsp;haben, noch selten gebrauchte Adv. auf -ment 123. R dagegen hatnbsp;diesen Brauch stark eingeschrankt, Adverbien stehen an der Spitzenbsp;meist nur, wo dies auch nfrz. der Fall ist. Affektische Ausnahmennbsp;sind: 9 ga venez (nfrz. venez ici), 47 mont iert sa robe desguise, wonbsp;nfrz. das Steigerungswort vor dguise kame; vgl. 331, 338, 352.
Prapositionen werden adverbial, Adverbien prapositional ge-braucht: Puis dient noch als Prap.: B 343 Puis lo baisier; als Adv.: B 24, 158; B 28 contre (wie schon lat.; ,,gegen im feindlichen Sinnenbsp;ist meist vers B 62, 85), avec (R 23) dienen als Adverbien; B 107nbsp;coleir avant bedeutet ,,eindringenquot;;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;heiGt seiner Herkunft nach
noch von rckwarts herquot; (de retro): B 98 li vint derriere, nfrz. vint derrire lui, vgl. 122 als dos derriere; doch findet man das Wort schonnbsp;im XII. Jahrh. als Praposition (Christian); aprs ist wie heute Adv. undnbsp;Prap. (B 25, 158); in bertragener Bedeutung fallt es in B 233, 246nbsp;auf^). In jedem einzelnen Falie ist die Frage zu stellen, ob pra-
Zur Bedeutungsverschiebung einzelner Prapositionen vgl. sur B 77 ,,gegen, ^ 65 was betri(ft; als nach Komparativ vor Namen oder Pronomen ist de B 5^nbsp;de ist afrz. haufiger als que (K 160) in dieser Verwendung (Bitrage 5 ^)1 ^ 7inbsp;avant que la bouchete ist konjunktional, und ne reist su erganzen, vgl. Mort Artu
-ocr page 329-V. Ausgewahlte Abschnitte der Satxlehre, Steigerung, EinschrSnkung. j j 5
positioneller oder adverbieller Gebrauch alter ist: Vgl. M. L. Be-sprechung der frz. Syntax von Haas (Halle 1916) im L. Bl. 1917, S. 168 unten, iiber avant.
Oft wird das Neutrum des Adj. adverbial gebraucht: B 94 chier s'i vent, B 117 vent chier la mort, 312 la fontaine qui sileifnbsp;cort, R 54 li sist bel stand ihm gut. Dieser Branch findet sich auchnbsp;in anderen indogermanischen Sprachen; Im Griech. kann die Formnbsp;fern, sein, so dafi ersichtlich ist, daG ein selbstverstandliches Nomennbsp;ausfiel: Das adverbiale Adjektiv ist der Rest eines Objekts. Im Lat.nbsp;steht nur noch Neutrum: fragrare suave (Apuleius) wie im Afrz.,nbsp;und man wird dies mit Tobler als Substantivierung von Adjektivennbsp;(Beitrag II, 2ta) fassen. Vgl. W. Heise, Zur hist. Sy. des als Adv.nbsp;gebr. Adj., Ro. F. 31.
Anders ist R 204 Or le fait il bon escouter zu verstehen: Der urspriingliche Ausdruck ist il fait bon escouter'^'), der il fait journbsp;korrespondiert: escouter ist substantiviert, bon sein adjektivischesnbsp;Attribut, beide zusammen Objekt des subjektlosen il (vgl. S. 331).nbsp;Das Objektspronomen le, vom Verbum Finitum attrahiert), zeigt aber,nbsp;daG der alte Sinn im Sprachgefiihl sich verschob, wobei die fort-schreitende Satzoxytonierung mithelfen mochte, und nun sagt mannbsp;auch: Path. 296 il fait mal d'acroire und schlieGlich il fait bonnbsp;(Tobler, Beitr. I, 31).
Wie steigernde Adverbien molt, asses (afrz. ,,sehr viel), trop (B 97), mielz affektisch an die Spitze des Satzes treten, haben wir gesehen.nbsp;Aber der Ton geniigt nicht, um auszudrcken, wie groG Tapferkeit,nbsp;Schnelligkeit, Schnheit, Zahl waren. Meist wird ein hheres MaGnbsp;bestritten: Es gab keine Tapfere. Und selten fehlt der Zusatz, daGnbsp;sich das Behauptete auf Raum und Zeit erstreckt: B 57 terre,nbsp;316 en terre, 325 ainc, 359 ainc, R 26 fames.
Ahnlich bei der Einschrankung: Hier wird, wie schon lat., ein Ganzes negiert, und von dem Negierten das tatsachlich Vorhandenenbsp;ausgenommen: B 183 ,,es gab keine Bewohner auGer Riesen, R 41nbsp;er hatte keinen Bart auGer kleinen SproGhaaren = Er hatte nurnbsp;SproGhaare. Vgl. Beitrag III, 13 ne . . se . . non, mais, fors, que.
-ocr page 330-3i6 V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlebre. Subjektspronomeii.
Der hchst erreichbare Grad (Superlativ) konnte afrz. nach S. 203 durch affektisch betonten Komparativ ausgedrckt werden. Auf-fallend ist dies besonders, wo dieser hchst erreichbare Grad nur einnbsp;individueller ist; B 76 cum il pent anchois so schnell sie knnennbsp;= quam celerrime possunt: B 209 cum mielz puet so gut er kann.nbsp;Vgl. Beitrage I, 26.
Vielleicht ist dieser Gebrauch des Komparativs nicht unabhangig von folgender ebenfalls auffallenden proportionalen Steigerung; Qui plusnbsp;plus, Guy de B. 502 Qui ains ains, qui miels miels nfrz. a quinbsp;mieux mieux urn die Wette. Entstanden ist die Redeweise wohlnbsp;aus interjektional verkrztem; Wer besser lauft, machts besser;nbsp;Al ex. 512 Plus tost i vint ki plus tost i pout curre; Tr. Br. 876nbsp;CU qui plus puet plus tost acort; Bible G. 915 qui plus i puetnbsp;plus i puet der Machtigste gilt am meisten; Rust. Nouvele Com-plainte 312 Qui plus tost puet plus ci governe Wers schnellernbsp;macht, gilt mehr; Athis 8645 qui mialz puet, tnialz se conroienbsp;,,wers besser kann, rstet sich besserquot;. -- Nun finden sich Krzungen:nbsp;So das stereotype ki ains ains pot (aufier 10994 ki ains ains, 11447nbsp;ki ains puet) des Chev. II. Esp. Es verbindet sich meist mit Pluralnbsp;des Hauptsatzes: 7730 Et ki ains ains pot Vacolerent und umarmtennbsp;ihn, wer eher konnte, aber 9645 ki ains ains parent wie es der Reimnbsp;verlangt. Es liegt nahe ctim ainz puet auf diese Krzung ki ainz puetnbsp;zurckzufhren.
a) Subjektspronomen.
Nach dem S. 303 f. ber die Stellung des Verbums Gesagten kann es nicht zweifelhaft sein, dafi auch das Subjektspronomen den Satz-tongesetzen sich beugt: Ein Bliek in unsere Texte zeigt, dafi wir auchnbsp;hier eingeleitete und uneingeleitete Satze trennen mssen;
In den uneingeleiteten, also vor allem in den unabhangigen Satzen, ist das Aussetzen eines Subjektspronomens frei; Wo es gesetztnbsp;wird, ist es in B noch unterstrichen, so B 125 il seuls, wie auch R 83nbsp;Je quen ai vu vint . . vu n'avoie ,,Ich, der ich zwanzig sah, hattenbsp;nie gesehenquot; (vgl. Haase i). Bei Anfangsstellung des Verbumsnbsp;fehlt es noch in B 4, 29, 83, 147, 196 (trotz Subjektswechsell) usw.).nbsp;Diese Freiheit kennt R nicht mehr: Vgl. 36 il resembloit, 73, 75 usw.nbsp;Dafi es sich hierbei nicht um verschiedene Entwicklung von unabhangigen und abhangigen Satzen handelt, wie behauptet worden ist.
) Anders bei parenthetischen dist-il, fait-il (R 157), fis-je (R 305): Hier ist von jeher invertiertes Pron. unerlSfilich, die Anfangsstellung hebt das Verbum nicht hervor,nbsp;sondern soil es im Gegenteil zuriiektreten lassen, die Parenthese ist also schwachtonignbsp;eingeleitet. Auch vor Auxiliar ist das Aussetzen des Pionotnens Regel, S. 318 f.
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V. Ausgcwahlte Abschnitte der Satzlehre. Subjektspronomen.
zeigen die S. 289 erwahnten uneingeleiteten abhangigen Satze, denn auch bei ihnen fehlt das Subjektspronomen: B 160 Brutus vit ninbsp;p'oit remaindre B. sah, [er] konnte nicht bleiben; ja es fehlt auchnbsp;bei Subjektswechsci, wenn ein Mifiverstandnis ausgeschlossen scheint;nbsp;B 214 Ki lo vist, quidast . . . Commencie fust de tens ancien Wernbsp;es gesehen hatte, hatte geglaubt. .[Es] sei von alters her begonnenquot;.nbsp;Zugleich mit solcher Beiordnung verfallt diese Freiheit, und abhangigenbsp;Satze sind in R nur noch eingeleitet.
In eingeleiteten Satzen entscheidet der Charakter des einleitenden Wortes: 1st dieses tonstark, so ist das Subjektspronomen entbehrlich.nbsp;So nach st : B 104 Si lo feri, trotz miCverstandlichen Subjektwechsels:nbsp;iO Der Jngling (der frz. Prinz) wollte Lob ernten: Seinen Halsbergnbsp;hatte er (Turnus) ein wenig geffnet, Es schtzte ihn (Turnus) seinnbsp;weifier Halsberg nicht und [er] (der Prinz!) schlug ihn (Turnus!)quot;.nbsp;Vgl. B 144, R 14 (i. Person), 24, 41 (Subjektwechsel), 46 (Subjekt-wechsel) usw. 1st nach tonstarker Einleitungspartikel das Subjektspronomen unterstrichen, also subjektiv unentbehrlich, so muC es natur-gema invertieren und die auf das Verbum folgende Tonstelle suchen:nbsp;R 204 r Ie fait il bon escouter nun wird es schn anzuhrenquot;.nbsp;Solche Unterstreichung ist bei G. de Lorris noch affektische Ausnahmenbsp; bei J. de Meung ist sie bereits zur Regel geworden, die altenbsp;Affektform herrscht nun als Norm: 289 Si doit on, 293 Si vodroit ele,nbsp;394 Si les pot il. Nur die erste Person bleibt bescheiden in dernbsp;alten Form: 296 Si fui fox, 350 Si ne voudroie pas, 353 Si ne vousnbsp;tieing pas. Ebenso ist der Brauch nach ja: 348 Mes cuers ja n'estnbsp;il pas a moi; nach voire auch fr die i. Person: 369 Voire . . puisnbsp;je; und ebenso nach anderen stark betonten Worten: 321 Neit puisnbsp;je, 384 Par son gr sui je.
1st das einleitende Wort dagegen schwachtonig, so ist das Subjektspronomen in der Mehrzahl der Falie ausgesetzt: Qu il resp.nbsp;quil: B 4, 50, 74, 87, 94, 132; R 17 (que je), 63, 71, 211, 213, 233,nbsp;234 (que tu); 315, 327, 345. Unbedingt ist dies aber nicht, esnbsp;findet sich auch bloes que bei affektisch invertiertem Objekt odernbsp;Adverb: B 80 (Subjektwechsel); 155 (ebenfalls mit Subjektwechsel,nbsp;weshalb die in der Anm. vorgeschlagene Besserung auch syntaktischnbsp;befriedigt); R i? (que mont), 103 (que par mi), 165; imnbsp;2. Teil: 286.
Quant il: B 190, aber B 302 qtiant ld parvint: Da eine Apo-strophierung von il nach quant nicht mglich ist, so schlieCt ein folgendes hochtniges Wort, hier ein Adverb, das Subjektspronomennbsp;aus. In I. Teil von R folgt, bis auf 218, immer Pron. nach quant:nbsp;94, 108, 112, 124, 139, 167, 260. Ausnahmen hiervon sind beinbsp;J. de Meung haufiger: 308 quant li plaira, 343 Quant de famour.
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V. AusgewShlte Abschnitte der Satzlehre. Subjektspronomen.
354 Quand ci mavez, 359 quant ne glosastes (meist also Anreden) aber quant Pronomen: 335, 386, 387, 395.
S il resp. sil: B 348 si, 349 s'il, zwei Beispiele, aus denen hervorgeht, wie afrz. si statt se aus s'il entstehen konnte: Vgl. R 11nbsp;(nfrz. ausgesprochen: si vu pis), 190 (se tu), 205 (Sil est, vgl. Rol.nbsp;119 sest), 223, 248, 310, aber 311 (Wiederholung), 320 (Objekts-inversion).
Und auch hier zeigt sich, dafi nicht unabhangige und abhangige SMze, sondern Eingeleitete und nicht Eingeleitete zu scheiden sind,nbsp;denn schwachtonig eingeleitete unabhangige Satze bieten gleichesnbsp;Bild: Car il: R 43, 276, 288, 298, 319 ausnahmslos steht Subjektnbsp;nach car wo nicht das Objekt oder sonst ein Redeteil affektischnbsp;invertiert: R 18, 309 Car la rose me doit bailler. In B ist car zunbsp;selten, um Beobachtungen daran zu knpfen (Grund: Schilderung, nichtnbsp;Erklarung); der M. Brut zeigt aber gleiche Sachlage wie R: 213nbsp;Quar cho est. . ., 495 Quar tus (= tu les S. 213) traitas, 905 Quarnbsp;il erroient usw. Nach car folgt Subjekt, nominales oder pronominales, wenn nicht ein Adverb (B 234) oder Objekt car vom Verbumnbsp;trennt, also genau wie nach que, quant, si.
Nicht unahnlich liegen die Dinge bei der Negation: Man bemerkt vorab, daC eine Scheu besteht, den Salz mit n (non) zu beginnen,nbsp;denn bei invertiertem Subjekt wird pleonastisch pronominales Subjektnbsp;vor die Negationspartikel gesetzt: B 33 II ne s'esparnent pas ... Linbsp;Franchein ne li Troen Sie schonen einander nicht . . . Franzosennbsp;und Trojanerquot;; 103 II nel gari ses osbers Es rettete ihn seinnbsp;Halsberg nicht; R 147 II ne puet en li demorer Vilanie nenbsp;menprison Es knnen (kann!) in ihm nicht verweilen bauerischenbsp;Art noch Hoffart^ Wo die Negationspartikel den Anfang macht,nbsp;drfte es sich um gewisse gern affektisch gebrauchte Verben odernbsp;Verbindungen handeln, die den Ton an sich ziehen; B 35 Nunt curenbsp;Franc ne Poetevin, 53 Ne seit, 107 Ne pt, 128 Ne parent, 197 Nsent,nbsp;203 Ne truevent, was dann ,,affektischer Anfangsstellungquot; des Verbumsnbsp;gleichkommt. Da diese in R nicht mehr blich ist, so ist satzbeginnendesnbsp;n'e auf feste Formeln beschrankt: 172 Neu (= nel'), di pas, 226 Nestnbsp;pas prsce, 358 Ne sai; nur vor Imperativ (243 Ne sueffre usw.)nbsp;steht natrlich ne (ne) stets als Auftakt an der Spitze, da der Befehlnbsp;stets affektisch betont ist.
In alterer Zeit und vermutlich dialektisch kommt auch affektisch betontes n vor: Leod. 31 Ne fud nuls om, das im Satzakzent wohlnbsp;folgenden Beispielen entsprechen mochte: 73 Ja fud tels om, 16 ctonbsp;fud Lotkiers. Allerdings sind diese Beispiele nicht eindeutig, insofernnbsp;als auch eine abweichende Betonung des Auxiliars denkbar ist. Ob-
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Objektspronomen.
gleich urfrz. wenigstens zu einem Teil haupttonig entwickelt, wird es afrz. stets einem leichten Taktteil unterlegt: Alex. et tl fut anuitetnbsp;es wurde Nacht (zu Hs. A e fud vgl. S. 321), Rol. 3742 II est escritnbsp;es steht geschriebenquot;, B 37 II ni a tnce, R 136 il a et poine et fes,nbsp;325 II nest home.
Mit diesen Grundlinien werden weitere Beobachtungen leicht angestellt werden knnen; Der Gebrauch nach mas, ainz, t usw. istnbsp;nach dem S. 291 Gesagten zu erraten. Wie der Gebrauch des Subjekts-pronomens bei uneingeleitetem Satze in R zunimmt, sich also dienbsp;Sprache nfrz. Brauche nahert, kann zu beobachten dem Leser ber-lassen werden. ber weitere stilistische Entwicklung in der Prosa desnbsp;XIII. Jahrh. unterrichtet A. Peigirsky, Z. f. S. 23, 217. Zum Prin-zipiellen vgl. H. Borelius Etude sur l'emploi des pronoms pers. sujetsnbsp;in Frdn Filologiska Freningen i Lund, Sprdkliga Uppsatser, 11. Lund,nbsp;1902; doch erkennt der Vf. die Ursache des Brauchs, den ganz rela-tiven Satzton, nicht, und kommt damit zu allerhand Ausnahmen.nbsp;Jeder Regel bereitet eben der Affekt Ausnahmen und jede Aus-nahme kann durch Gebrauch und Gewohnheit Regel werden. Auchnbsp;hier herrscht durchaus Relativitat. Zum Nfrz. vgl. Haase, 8.
b) Objektspronomen.
Bei normalem affektlosen Reden sind die Objektspronomina Enklitika und bleiben es in den meisten Mundarten bis etwa 1150,nbsp;im NO. ber diese Zeit hinaus. Spatere Reste der Enklise nanntennbsp;wir S. 213. Die Objektspronomina schliefien sich also, wenn mglich,nbsp;vor 1150 einem betonten Worte enklitisch an und zwar im allgemeinennbsp;der Satzeinleitung, wenn diese starktonig ist. Affekt kann ihnen nachnbsp;tonschwacherer Einleitung Tonform geben, oder sie selber in diesernbsp;Form zur Satzeinleitung machen.
Nach 1150 aber macht sie die zunehmende Oxytonierung des zentralen Afrz. zu Proklitiken, und als solche treten sie vor dasnbsp;Verbum. Neben Resten enklitischen Gebrauchs drfte nun*gelegent-liche Nachstellung betonten Pronomens als affektische Hervorhebungnbsp;aufgefaCt werden.
I. Uneingeleitete Satze: Bei Anfangsstellung des Verbums ist Enklise des Pronomens in B Norm, sei es, dafi diese dem Alter, seinbsp;es der Heimat des Textes zuzuschreiben ist: B 39 Cumbat se Mars,nbsp;B 22 Dinne s(e) un poi, 83 Vait Ie ferir, 147 Firent li, 148nbsp;Colchierent lo. So auch Erec 711 Lace li les chauces ,,Grtet ihmnbsp;die FuCstcke. (Vgl. 917.) Zur Abwechslung und Unterstreichungnbsp;ist Tonform des Pronomens mglich, wenn eins der beiden umgebendennbsp;Worte im Ton zurcktreten kann: B 39 claime soi las; oder aber
-ocr page 334-320 V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Objektspronomen.
das Pronomen wird, noch starker unterstrichen, vorausgestellt: B 221 Lui servireftt^). Auch I dormi da schlief und En event assurnbsp;(St. Thomas, Vers 330, 586) kommen am Versanfang vor.
Mit zunehmender Oxytonierung und Verwandlung der Enklise in Proklise bildet sich die nfrz. Wortfolge aus, und nur im NO. bleibtnbsp;mglich: Oct. 1653 Au lit me ^naintenant mena, 5324 Dagonbrsnbsp;leur congi dona; besonders gern steht leur, wo es als Possessivnbsp;stehen wrde: E. Boileau 99, XXXVI il seroit le7ir perdtis es warenbsp;ihnen verlorenquot; = ,,ihr Verlustquot;; Theoph. 253 lor letres nen prisnbsp;,,ich nahm kein Schuldschreiben von ihnenquot;.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Starktonig eingeleitete Satze: Vor 1150 schlossen sichnbsp;die Objektspronomina der starktonigen Einleitung enklitisch in dernbsp;Weise an, da sie vor dem Verbum standen: Vgl. B 100 si 'nd outnbsp;sic inde, 103 // nel gari. Aber B gehort in die Zeit der Auflsungnbsp;der Enklise, und so finden wir daneben: 144 s en, 104 si lo feri.nbsp;Wollte man nun zur Zeit der Enklise das Objektspronomen hervor-heben, so muCte man es invertieren: si feri lui', Auc. 14, 16 Je vsnbsp;aim plus que vos ne facies mi ich liebe euch mehr als ihr michquot;nbsp;{ini ist n. Tonform, S. 209). Formelhaft bleiben: R 60 Deduit lanbsp;tint ... t elle lui, statt: et elle tint lui; go poise moi (S. 294,nbsp;Rust. Griesche dYver 57) Je regrette'.
Allmahlich lsen sich die letzten enklitischen Verbindungen. Der I. Teil von R hat noch nel, neu (56, 74), der 2. ne Ie (327). Damitnbsp;wird es nun aber auch mglich, unmittelbar nach einst starktonigernbsp;Einleitung das Pronomen durch Tonform hervorzuheben, wie dies innbsp;Dial. Greg. Regel ist: Es heifit il moi plaist, si soi departit wie tnbsp;moi plaist usw., nur je te proi hat in diesem Text wohl aus eupho-nischen Grnden (10, 17 je toi proi) selten Tonform. Mit der Ent-wicklung der Objektspronomina zu Verbalpartikeln verfallt die Mg-lichkeit, il moi plaist oder go poise moi zu sagen.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Tonschwache Satzeinleitung. Die zugrunde liegende lat.nbsp;Wortfolge war vermutlich et videt me (Rydberg 548). Et war alsonbsp;wohl schwachtonig. In starktoniger Stellung diente urfrz. (t hattenbsp;diphthongierti) im Z. und O. si sic als Verknpfung: 'et war stetsnbsp;schwachtonig. Daher ist hier t mi v'oit (Erec 1019) die blichenbsp;Folge: Soil das Pronomen zurcktreten, wird mit si eingeleitet.nbsp;Affektische Unterstreichung des Verbums invertiert das Pronomen; so
*) Rydberg hat zu Unrecht einen Teil der obigen Beispiele aus B als Ein-schrankungen (Ausnahmen) hingestellt (S. 465 f.). Bei Anfangsstellung des Verbums ist Enklise im M. Brut absolute Regel: 173, 282, 431, 565, 757, 882, 925, 959, 1004.nbsp;In den ersten looo Versen hndet sich nur zweimaligcs Purpensa soi (67S, 681) mitnbsp;affektischer Unterstreichung des Pronomens.
-ocr page 335-V. AusgewShlte Abschnitte der Satzlehre. Objektspronoroina beim Infinitiv. ^21 stereotyp in: et poise mot (M. Brut 1595). Vgl. Bible G. 675 Etnbsp;trassent nos et lor pere', der stets starktonige Imperativ dient alsnbsp;Probe: Erec 201 alez i et dites IL
Anders im N. und W.: Hier finden wir et in zweifachem Gebrauch; t und t; si ist seltene, reichssprachliche Doublette. Darum entsprichtnbsp;die Wortfolge dann der Lateinischen, wenn t betont ist und dasnbsp;Pronomen hervorgehoben wird: In alten Denkmalern und in Englandnbsp;heifit es; Eneas 127 Et rova lor, 139 et promist li, 3412 et mandenbsp;tei, 5333 et botent les, 6596 et facent i, ohne Ausnahme bis auf dasnbsp;Infinitivobjekt: 5610 et els armer, wo der Infinitiv im Reim steht, alsonbsp;starktonig ist. Auch Enklise an t kommt vor: St. Thomas Vers 939nbsp;El' peril und die Gefahr (Rydberg 563). Diese Enklise lost sichnbsp;nun auch im N., und so wird: em mande (vgl. obiges et mande tei)nbsp;zu et me mande, dem sich reichssprachliches t mei veit (QLR 4 etnbsp;tei 7nembrast) substituieren kann; als Gegengabe dringt im XIII. Jahrh;nbsp;t me veit in die Reichssprache: Vgl. R 17, 123, 269, 279, 300.nbsp;Vor 1200 findet es sich so selten in Texten des NO., O. und Z.,nbsp;dafi Rydberg es stets auszumerzen rat, da es nw.-franzsischennbsp;Schreibern zugeschrieben werden darf. So sind folgende Stellen dernbsp;Bible G. leicht zu bessern: 894 Molt est fous qui ne se repent Denbsp;sa folie et se reprent ,,sehr tricht ist, wer sich weder bessert, nochnbsp;bereut, es ist also ne se zu lesen; 2344 Ele se gaste et se porristnbsp;,,sie verdirbt und fault; es ist et si (S. 291') zu lesen.
c) Objektspronomina beim Infinitiv.
Beim prapositionellen, also schwachtonig eingeleiteten Inf. bleibt als traditionelle Wortfolge im NW.: Eneas 1377 por covrir vos imnbsp;Reim mit nos (Rydberg 593 ff). Im brigen P'rankreich aber folgtnbsp;das Pronomen in der Tonform der Praposition: B 209 de soi herbergier,nbsp;R 92 a moi poursuivre, und so noch Rabelais II, 16 il lui aida^)nbsp;a soi habiller; vgl. Haase i r. Besitzt das Pronomen keine Tonform, so meidet es die Praposition, wo Enklise mglich bleibt, wienbsp;im NO.: Bes. D. 23 daler i, Mort Artu 143 de metre i paine, Ml.nbsp;1145 sans metre i termin (Rydberg S. 582). Bei affektischer Hervor-hebung des Pron. ergibt sich gleiche Stellung: Yvain 2546 De retornernbsp;soi, Mort Artu 48 de dire lui.
Beim prapositionslosen Infinitiv, wie er vor allem nach modal empfundenen Verben vorkommt, bernimmt das Modalverbum,nbsp;ahnlich den Hilfszeitwrtern im Tempus Kompositum (vgl. S. 297), dienbsp;Objektspronomina: B 317 s'un li vait querre wenn man sie (dienbsp;Spezerei) da sucht, nfrz. si on l'y va chercher', R 73 Je ne vous sai
*) Nfrz. il l'aidat Vgl. Rabelais I, 40 Amsi Uur aide Dku!
Jordan, Altfranzstsches lementarbuch.
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-ocr page 336-222 V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Objktspronomina beiin Befehl.
que dire, und so heute noch volksfrz.; dagegen schriftsprachlich: je ne sais que voits dire; 204 Or Ie fait il bon escouter, vgl. 315. Anfangs-stellung des Modalverbums macht diese Attraktion in alterer Zeitnbsp;unmglich; B 89 Vait Ie ferir; ebenso unter Umstanden schwachtonigenbsp;Satzeinleitung: St. Thom. 959 Se vulez Ie grer ,jNenn{h.rs z.ntxker\aeanbsp;wollt. Anfangsstellung des Infinitivs dagegen lafit die Attraktion wirken:nbsp;St. Thom. 1506 venir lui estovera kommen wird ihm ntig sein,nbsp;B 274 faire te vuel, R 318 tenir li vueil. Bei Anfangsstellung desnbsp;Infinitivs finden wir mundartlich noch Enklise: Eneas 2235 faire Cdeit.
Zu bemerken ist, da das Reflexivum se nur bei Subjektsgleich-heit von Modalverbum und Infinitiv von jenem attrahiert werden kann; Erec 1302 Erec s'ala s'oir, B 208 Nus . . ki si vuele targier. Beinbsp;Subjektsungleichheit; Erec 838 Quant il fo soi porofrir; in kon-servativen Mundarten: G. Ste. 144 La v'issiez chevaliers ctirreEtnbsp;croister sei und das Kreuz sich nehmenquot;, Mort Artu 192 li covintnbsp;retraire soi es war [ihm] ntig, sich zurckzuziehen.
Attraktion findet sich brigens auch gelegentlich beim prapo-sitionellen Infinitiv: Rust. Gefroy de Sargines 116 de guerroier ne les fine sie zu bekampfen endet er nicht, Mort Artu 31 Carnbsp;molt les amoit a avoir sehr begehrte er sie zu haben. Andersnbsp;zu verstehen ist Eneas 9857 fa ne in'avrai de quei aidier ichnbsp;werde nicht haben, womit mir helfen. Nicht der Infinitiv ist prapo-sitional, sondern de quei [je puisse] m'aidier ist ein gekrzter Relativ-satz^). Die Attraktion iiberrascht wegen der Entfernung des Infinitivsnbsp;vom Modalverbum und habere mit Reflexiv.
d) Objektspronomina beim Befehl.
Beim Imperativ hangt die Stellung davon ab, ob der Redende mehr den Befehl oder mehr die Objekte hervorheben will. Die Stellungnbsp;I. Imperativ 2. Objekte ist von jeher die normale gewesen: Rol. 20nbsp;Cunseilez mei, 498 livrez Ie mei, ,Erec 1139 alons i. Hangt vonnbsp;dem Imperativ noch ein Infinitiv oder irgend ein starktoniges Wortnbsp;ab, so verliert das Pronomen die Tonform: Erec 167 letsse mqlerlnbsp;Theoph. 380 lessiez m'en pes.
Ich halte dafr, da die umgekehrte Reihenfolge afrz. mglich war, daC also i alons (vgl. R 9 ga venez) in oxytonierenden Mundarten das Verbum, in lallenden Mundarten das Adverb hervor-hob. So sagt Rabelais in seiner lallenden Mundart nach Semikolon:nbsp;(III, Prolog) y vaquent sils veulentl Mogen sie dafr sorgenlquot;nbsp;Umgekehrt sagt man im Z. nfrz. Ie void (zuerst bei Greban), en void
*) avoir dt quoi saidier ist vermutlich die Vorstufe des im XIII. Jahrh. gekrzten avoir de quoi Barmittel habenquot; (E Boileauj; ahnlich erklart sich nfrz. il n'y a pas denbsp;quoi (sc. remercier, wie Rust. De Chariot Ie Juif loS, oder demander pardon).
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(Ml.; Rydberg 547). Anders bei starktonig eingeleitetem Imperativ: Hier ist Rol. 21 Si m' guarissez, R 224 Aprs te garde normal.nbsp;R 269 Et te membre erklart sich nach S. 321. Noch Voltaire sagtnbsp;(archaisierend): Tenez-moi et me touchez Kehler Ausg. 44, 84.
e) Bemerkungen zum Objektspronomen.
1. nbsp;nbsp;nbsp;Der Prapositionalis der 3. Person war lat. bei Identitat mitnbsp;dem Satzsubjekt se. Dies ist noch afrz. gewhnlich der Fall, vgl. B 11nbsp;od soi secum, aber B 14 cf lui; und so noch lui oder soi imnbsp;XVII. Jahrh. (Haase 13), wahrend heutQ porter avec soi auf die allge-meine Person und Sachen, also auf geschlechtlich Unbestimmtesnbsp;beschrankt sein soil, tatsachlich aber nicht immer ist.
ber afrz. Abusus von o soi bei Nichtidentitat mit dem Satzsubjekt vgl. Bei trage III, 18; R. Warnecke, Syntax des betonten Reflexivpron. im Frz., Diss. Halle 1908.
Reflexives Akkusativobjekt, vor allem Feminines, wird afrz. gelegentlich durch das Personale der 3. vertreten: Erec 2669 Trop anbsp;mis a U atorner lange brauchte sie sich anzukleiden; vgl. Philo-mena 196, Anm.
2. nbsp;nbsp;nbsp;Das durch den Zusammenhang selbstverstandliche Akk.nbsp;Objektspronomen der 3. wird bis ins XVII. Jahrh. (Haase 4) gernnbsp;ausgelassen: Eneas 3319 Bien li done, quant tu vuels faire Gibnbsp;[sie] (die Tochter) ihm, wenn du [es] tun willst.
3. nbsp;nbsp;nbsp;Bei zwei Objektspronoininibus ist die normale Wortstellungnbsp;afrz.: i. Akk., 2. Dat.: R T63 Lors la me toucha au cost; man sagtnbsp;end i (B 46). Affekt stellt den Dativ an die Spitze: Leod. 20 Luinbsp;l'comandat ihm hat er ihn empfohlen*'. Mit zunehmenderOxytonierungnbsp;strebt der Akk. die Nahe des Verbums an; me Ie findet sich .zuerstnbsp;bei Rustebuef und Froissart und setzt sich nfrz. durch (Haasenbsp; 154); ebenso heifit es nun y en; wahrend in Ie lui, Ie leur dienbsp;Dative, grCerer Lautflle halber, auf dem schweren Taktteil bleibennbsp;(Rydberg 489 ff., speziell 504, 505; ALF 410, 761).
4. nbsp;nbsp;nbsp;Nach ne non ist Enklise des Pron. die normale Stellung der
alteren Zeit (S. 213). Auch hier hebt es Affekt heraus: Eneas 1400 dont li n'apent woran ihr (Dativ!) nichts liegt; 6764 Mei n'i lairainbsp;mie afoler;nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Lui ne deis tu . . amer.
5. nbsp;nbsp;nbsp;Die uneingeleitete Frage bringt ursprnglich alle Pronominanbsp;enklitisch: Eneas 650 Menace nosgt; Bedroht sie uns? 1683nbsp;Deguerpirez me vos} I75S Aige vos vostre pere ocisi Spaternbsp;ist Proklise der Objektspronomina auch im NO. blich: Auc. 24, 33nbsp;me conissis vosl (Rydberg 543; vgl. Beitrage I, 4).
6. nbsp;nbsp;nbsp;Der Prohibitiv ist stets eingeleitet: Die Obj. Pron. folgen dernbsp;Negation: R 245, 247; er wird mit Vorliebe durch den Infinitiv aus-
-ocr page 338-224 V- AusgewShlte Abschnitte der Satzlehre. Subjekt und Verbum. Genus Verbi,
gedrckt: Rol. 1113 nel dire ja, Eneas 3288 nel ie penser, aber 3431 ne te targe. Auch hier stellt Affekt um: O. Ps. 26, i8 Nenbsp;livrer mei', 27, 3 ne livrer tu mei lasse Du mich nicht itn Stich.
Das Verhaltnis des Verbums zum Subjekt entspricht dem Latein. und Nfrz. Doch finden sich afrz. gewisse Freiheiten der Rede:nbsp;Bei mehreren Subjekten kann das Verbum im Singular stehen, nurnbsp;das letzte Subjekt bestimmte die Form: Nach R 252 heifit es in dernbsp;Hs. Car los et pris et grace en vient (vgl. Haase 146); beinbsp;Kollektivbegriffen ist die Wahl: Singular oder Plural frei: B 221 Luinbsp;servirent bezieht sich auf 220 sa gent. Und diese Freiheit fhrt zunbsp;Satzen wie: QLR 8 grant partie de ta meisim murrunt Ein groCernbsp;Teil deines Hauses [wird] (werden) sterben: St. Thomas 1674nbsp;Poi i out des evesques kil' vousist sustenir wenig gab es unter dennbsp;Bischfen, die ihm helfen wollten. Vgl. hierzu Tobler, Beilrage 1,34nbsp;Nichtkongruenz im Numerus zwischen Subjekt und Pradikat. Dienbsp;Freiheit des Ausdrucks fhrt dazu, dafi, wenn im unabhangigen Satznbsp;von einem oder ,,keinem einer Mehrzahl angehrender Individuennbsp;etwas ausgesagt wird, der abhangige Satz im Singular oder Plural steht;nbsp;B 53 ne seit nus dels . . . jir, tant cum il soient vif keiner vonnbsp;ihnen kann fliehen, solange sie Leben habenquot;. Umgekehrt: Alexius 40nbsp;A un des porz qui plus est pres An einen der Hafen, der amnbsp;nachsten ist. Vgl. den erwahnten Beitrag, i, Aufl., S. 197. Natr-lich kommt in der Rede solcherlei zu allen Zeiten vor: Der heutigenbsp;Franzose,quot; sagt Tobler ebenda, lat sich solchen Mangel an sprach-licher Selbstbeherrschung weniger leicht mehr zu Schulden kommenquot;nbsp;(vgl. Haase, 62 ff.).
In der alteren Sprache ist Hflichkeitsplural (5. Person) eine fakultative Nuance. Man beachte dagt^gen wie Amor und Raisonnbsp;in R den Amant duzen, dieser sie aber hflich siezt.
Nur das Transitivum besitzt a priori mehrere Genera: Man kann mit Herzog die Verben als transitivquot; im eigentlichen Sinnenbsp;versteken, die eine Transitionquot;, eine Zustandsanderung des Objektsnbsp;bewirken: Jemanden totenquot;, ,,befrdern; im weiteren Sinnenbsp;transitivquot; sind dann solche Verben, die keine Zustandsanderung desnbsp;Objekts hervorrufen: Jemanden frchten, lieben, einladen.quot; Nun istnbsp;der Standpunkt dessen, der diese Transition (eigentliche und formale)nbsp;beobachtet, ein relativer: Er kann sich auf den Standpunkt desnbsp;Handelnden wie auf den des von der Handlung Betroffenen stellen:nbsp;A ttet B oder B wird durch A gettetquot;. Logisch bleibt A
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V. Ausgewamp;hlte Abschnitte der Satzlehre. Genus Verbi.
Subjekt, B Objekt grammatisch aber ist B im zweiten Beispiel Passivsubjekt.
Nun kann man die transitive Handlnng auch an sich selber voll-ziehen: A ttet A. A ist also Handlungstrager und zugleich von der Handlung betroffen; er ttet sich selber. So steht reflexive Formnbsp;auf der Grenze zwischen aktiver und passiver: Die grammatischenbsp;Folge dieser Beziehung ist, dafi ein passiver Sachverhalt stets auchnbsp;grammatisch-formal reflexiv ausgedrckt werden kann, was Haase 72nbsp;fr das Afrz. bestritt: Vgl. aber R 285 par lui se tienent. Das soilnbsp;nicht heiCen: ,,sie halten sich selberquot;, denn par lui zeigt ja, danbsp;der Liebesgott sie halt. Sie ,,werdenquot; also durch ihn gehaltenquot; ).nbsp;Natrlich ist die Bedeutung von se tienent von sont tenus verschieden;nbsp;Der Dichter will ausdrcken, daC ihr Glauben an den Liebesgottnbsp;mitwirkt. Jules Simon schreibt in la Peine de mort (iSyo, S. 12):nbsp;Quelques mnisons se sont bdties ... Ie long du quai und will damitnbsp;zum Ausdruck bringen, dafi sie wie zufallig aus dem Boden geschossennbsp;dastehen, als ob menschliche Voraussicht nicht mitgewirkt hatte.
Die Theorie ist glaubhaft, dafi amor aus amo se entstand, dafi also das lat. Passiv seiner Herkunft nach ein reflexiver Ausdruck war.nbsp;So ist auch zu verstehen, wenn medial Gedachtes die gleiche Formnbsp;erhalt: vereor aus *vereo se ,,ich frchte michquot;, worauf sich der Sinnnbsp;der Zusammensetzung verdunkelt, das Medium zum Deponens wirdnbsp;(passive Form, aktive Bedeutung) und ein Objekt haben kann: vereornbsp;aliquem.
Es besteht also ein eingreifender Unterschied zwischen Akk.-Objektsreflexiv und reflexivem Dativobjekt: je me (mihi) suis dit il s'est dit. Denn bei diesem ist keine Beziehung zum Passiv.
Auch Intransitiva nehmen, sei es rein formal, sei es als mediale Nuance, gern medial-reflexive Form an: Afrz. heifit es B iii se gesir,nbsp;270 se dorniir (sibi oder se?), ohne dafi der Sinn ein anderer seinbsp;als von blofiem gesir (B 153) oder dormir (B 323). Natrlich muCnbsp;man unterscheiden: Ein Transitivum kann intransitiv geworden sein:nbsp;Intransitives diner kommt vielleicht von echt transitivem disjejunarenbsp;jem. entnchternquot; se disner ,,sich selber entnchternquot; (B 22) kannnbsp;also die ursprngliche diner die jngere Ausdrucksweise sein; andersnbsp;wenn man das Wort von *dicenarc (S. 164) herleitet. Nfrz. hat senbsp;mourir ,,hinsterben eine ganz andere Bedeutung als mourir. Abernbsp;kl.-lat. sagt man nur morior, afrz. ohne Bedeutungsunterschied muertnbsp;oder se muert (Eulalia 18, H. Cap. 450)-
') Reflexiv statt Passiv nach par mit logischem Subjekt ist im XVII. Jahrh. nch gelaufig (Haase 72).
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Genus Verbi,
Nun ist schot! urlat. bei Passiv und Deponens das organische Perfektum durch eine Zusammensetzung verdrangt: veritus est, mortuusnbsp;est. Vgl. zur Entstehung dieser Verbindung und ihren Folgen Herzog,nbsp;Das -to-Part. im altrom. Bh. Zt. 26, S. 76, ii ff: Hatten ursprng-lich nur Partizipien von echt transitiven und perfektiven Verbennbsp;passiv-prdteritale Bedeutung (caro cocta, opus perfectum, porta clausa)nbsp; so erhielten Partizipien von Verben, die eine Zustandsanderungnbsp;des Subjekts ausdrcken, aktiv-prateritale wie mulier nupta einenbsp;Frau, die geheiratet hat gt; verheiratet durch Vermittlung vonnbsp;nupta est; transitive und durative Verben erhielten passiv-prdsen-tische wie amatus geliebt durch Vermittlung von amatus est;nbsp;aktiv-prdsentische schlieClich Durativa, die passivenSinn ausschliefien:nbsp;tacitus est gt; er ist verschwiegen.
Vlat. kommen die organischen Formen des Medium und Passivum aufier Gebrauch (vgl. S. 226), und da ergibt sich bei durativennbsp;Transitiven Folgendes: amatus sum verliert die prateritale Bedeutung,nbsp;da ja amatus nur passiv-prasentischen Sinn hat, und von diesemnbsp;neuen Prasens des Passivs aus wird ein neues Passiv amatus eram, fuinbsp;aufgebaut. Beim Deponens (mentitus est, mortuus est) bchieltennbsp;dagegen die Partizipien ihren praterital-eigenschaftlichen Charakter: Esnbsp;trat entweder eine Dekomposition ein, die das Auxiliar zum Verbumnbsp;Finitum, das Partizip zum Pradikatsadjektiv werdn lieC: est 7nentisnbsp;er ist verlogen'*, oder das Perf. behielt seinen Sinn: est morz ernbsp;starbquot;, und ebenso bei intransitiv gebrauchtem Passiv: B 21nbsp;est leveiz er stand auf. Das Bedeutungsnebeneinander aber: Passiv-prasentisch dort praterital-eigenschaftlich hier fhrt zunbsp;Bedeutungsverschiebungen: So hatte in B 94 ainz qu'il seit ocis ohnenbsp;syntaktische Bedeutungsanderung morz statt ocis gesagt werden knnen.nbsp;Vgl. das Nebeneinander: B 109 sunt feru (transitiv Passiv) werdennbsp;erschlagenquot; iio sunt chdu (intransitiv Perfekt) sind gefallenquot;.nbsp;Und so kann durch eine leichte Bedeutungsverschiebung der prateritalenbsp;Charakter des Intransitivs afrz. zurcktreten: B 302 si est assise sienbsp;hat sich gesetztquot;, ,,ist eine Sitzendequot;, sitztquot;; vgl. nfrz. elle est assisenbsp;sie sitztquot; elle sest assise hat sich gesetztquot;; oder es kann dernbsp;passiv-prasentische Charakter des Transitivs verblassen: sunt ferunbsp;sie sind Getroffenequot; und nicht sie werden getroffenquot; (Herzog,nbsp;Op. cit. 73 ff.). Wahrend levatus est est levez ergab, wurdenbsp;levatur zu levat se: Daher blieb reflexivloser Gebrauch in der altennbsp;Sprache beim Tempus Kompositum, Imperativ und Infinitivnbsp;fakultativ blich: So heifit es B 21 est leveiz^ aber B 20 se lievent;nbsp;R 234 heifit es gardes! aber 22t^ Apr es te garde! vgl. nfrz. garde-toilnbsp;B 26 heiCt es pur defendre (vgl. 194, 305), aber 209 de soi kerbegier. nbsp;Auch bei der Wiederholung fehlt das Pron.: B 39 cumat se Mars,
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cumbat Pallas. Hierbei spielen Sinn, aber auch Klang und Bindung eine Rolle: In B. 350 la mescine sest esveillie tilgt s den Hiat; vgl.nbsp;als Gegenbeispiel: 351 Al temple VestfeJ est repairie. Zum Nfrz. siehenbsp;Haase 61.
Wo eine vergangene oder zuknftige Zeit, eine Aktionsart, ein Modus, ein Genus Verbi durch ein Prafix, Infix oder Suffix aus-gedrckt werden, kann diese organische'* Form eines Tages ihrenbsp;Deutlichkeit einbGen; man wird sie durch eine Umschreibung zunbsp;verdeutlichen suchen; oder aber eine nicht als Notbehelf, sondernnbsp;als Luxusform entstandene Umschreibung verdrangt die nur durchnbsp;formelhaft gewordene Silben aussagende organische Form.
a) Tempus.
Wir haben schon gesehen, wie vlat. cantare habebam gewissen Gebrauchsarten des Konjunktivs Konkurrenz machte und sie ver-drangte (S. 298), wie das Perfekt des Passivs urlat. durch dasnbsp;to-Partizip mit esse (amatus sum) ersetzt wurde, dann, als dasnbsp;organische Passiv (amor) auGer Gebrauch kam, von amatus sum ausnbsp;ein neues Passiv aufgebaut wurde (S. 326). Auch das organischenbsp;Futurum verschwand in den ersten nachchristlichen Jahrhundertennbsp;bis auf wenige Reste beim Auxiliar: Infinitiv mit habere in der Be-deutung ich soil tun ersetzte es; Tertullian zeigt diese Umschreibung bereits in voller Blte, bei 60 Fallen mit passivem Infinitivnbsp;(amari habeo) gegen 20 mit aktivem, so daG der Vorgang von dernbsp;wachsenden Ungebrauchlichkeit des organischen Passivs wohl nicht zunbsp;trennen ist (Thielmann, Wlfflins Archiv fr lat. Lex. II, S. 48 ff., 73!.).
In der weiteren Entwicklung von amatus sum und amare habeo bemerken wir nun einen eingreifenden Unterschied: Das Passiv andertnbsp;die Wortfolge, sum amatus sui amez ist nun normal, amez suinbsp;affektisch; dagegen bewahrt amerai die lat. Wortfolge, und einenbsp;affektische Umdrehung ist in historischer Zeit nicht mehr mglich, danbsp;-ai als Endung gefhlt wird.
Es ist ersichtlich, daG die Tonverhaltnisse diese Verschiedenheit bedingt haben mssen: Als amatus sum urlat. entstand, hatte dasnbsp;Lateinische in normaler Rede fallenden Akzent, amatus wurde alsnbsp;sinngebend empfunden, sum war mindertoniges Auxiliar. Sum amatusnbsp;ist also ein Zeugnis fr beginnende Oxytonierung von Wortgruppen.
Die Perfektumschreibung amatum habeo entstand nach Ansicht von Herzog (Op. cit. 58) gleichzeitig mit dem Futurum amarenbsp;habeo; Sie ist natrlich schon klassisch wie acceptum habeo, cognitumnbsp;habeo, aber sie bestand kl. aus einem sinnvollen Verbum: ,,ichnbsp;besitze, halte*' und einem Objekt: amatum habeo bedeutete also kl.
-ocr page 342-328 V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Umsehreibung.
ich habe einen Geliebten'. Allerdings kommt die Bedeutung der mschreibung dem Perfekt sehr nahe, \vo das Partizip wie innbsp;acceptum, cognitum perfektive Bedeutung besitzt: Ich habe erkannt.nbsp;Nun hat Thielmann in der erwahnten Arbeit beobachtet, daC imnbsp;I. Jahrh. unserer Rechnung diese Umsehreibung aus der Schriftsprachenbsp;pltzlich verschwindet. Daraus schliet nun Herzog ( 58): Sie ver-schwand, weil sie die Puristen ausinerzten. Und wenn sie sie ausmerzten,nbsp;so erhellt, dafi factum habeo vlat. nicht mehr Objekt -f- Verbum war,nbsp;sondern ein Konkurrent, eine Umsehreibung des Perfekts. D. h. habeonbsp;wurde nicht mehr als ,,halten, besitzen empfunden und betont,nbsp;sondern das Partizip, das den perfekten Sinn gab, wurde hervorgehoben:nbsp;factum, dictum; habeo dagegen trat iin Ton zurck, und darumnbsp;drehte es auch als Auxiliar um: habeo factum ai fait.
Die Geschichte dieses neuen vulgaren Perfekts verhef im einzelnen nach Plerzogs vorbildlicher Forschung wie folgt: Die perfektivennbsp;Partizipien des Transitivums gehen voran; factum habeo ,,ich habenbsp;getan; die Partizipien durativer Transitiva folgen spater: amatumnbsp;habeo bedeutet nun; ,,ich habe ge!iebt; aber so, da die rom.nbsp;Sprachen Reste alteren durativen Gebrauchs bewahren: Marion, tantnbsp;mne tai ist afrz. als Liebesbezeugung, nicht als perfektive Absagenbsp;belegt ( 125). Das Reflexivum folgt dem Vorbild factum habeonbsp;nicht, die Beziehung des echten Refltxivs transitiver Verben zumnbsp;Passiv, des medialen Reflexivs Intransitiver und analog des Dativ-reflexivs zum Deponens hat die kl. Form des Perfekts mit esse erhaltennbsp;und verallgerneinert: lavatus sum (me) sui lavez, (m) sui disnez, undnbsp;solchen Vorbildern folgen die anderen Reflexiva. Allerdings bt auchnbsp;transitives je tai laviz mundartlich seinen EinfluG aus: Alex. 288 Lnbsp;parfitement s(e) ad a Deu cumandet^)', St. Thomas Vers zo^ muitnbsp;saveit pen. Aber es ist nicht zu bersehen, dafi im Alexius nur Lnbsp;se ad schreibt, A lafit aus, P hat; sest commandez, und dafi afrz.nbsp;wie nfrz. avoir beim Reflexiv auf den O. (Pikardie, Wall., Lothr., Champ.)nbsp;mit sporadischem Vorkommen auch im SW. beschrankt ist, vgl. ALFnbsp;508 votis vous tes, so daG germanischen EinfluG anzunehmen (eng-lischen in Alex.?) nahe liegt. Das Intransitivum schlieGlich stehtnbsp;schwankend zwischen beiden Klassen, wo es nicht unmittelbar lat.nbsp;Tradition fortsetzt (S. 326): Nach Herzog folgen die Verben der Be-wegung vermutlich vlat.1itus est^); esveillez est setztvielleicht experrectusnbsp;est fort ( 76 f.), falls es nicht, mit anderen, die Flexion vonnbsp;levat se levatus est bernahm. Die pseudotransitiven trop i avem
sont darf aber nur gelesen werden, wo auch i'a vorkommt: Wenn es M. Brut Ausgabe 427 suni a lui pris heiCt, so ist dies nicht zulassig, da es im Sing, est a luinbsp;pris heifit. Es ist also das bliche sunt a lui pris. (Vgl. S. 326.)
Vgl. exitus est B 24 est eissuz.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. mschreibung.
dormit des Sponsus, Alex. 331 tant cum il unt sis (Hs. L, P; A: se unt sis) sind als Analogien nach trop ont mangi, tant ont vunbsp;(Herzog Op. cit. 137) trefflich erklart. Unser Vergleich mit dem Futurnbsp;hat ja gezeigt, daC ,,sein wie haben langst ton- und sinnschwachenbsp;Auxiliarien sind, von denen nicht das eine den Zustandquot;, das anderenbsp;die Handlangquot; bedeuten kann. (Vgl Herzog Op. cit. 151.) Wonbsp;das Vorbild von Transitiven habere bei Intransitiven mit Pseudoobjektnbsp;einfhrt, bleibt esse mit Pariizip als Verbindung sinnvollen Verbumsnbsp;mit Adjektiv: il est mentiz er ist verlogenquot; il a (trop) mentinbsp;er hat gelogenquot;. Wo bei Intransitiven esse das Perfekt umschreibt,nbsp;bleibt habere mit Partizip sinnvolles Verbum mit Objekt: il est venuznbsp;er ist gekommenquot; dagegen Rust. Griesche dEst 27 Tant anbsp;venu; il est guz aber Compl. Rust. 98 uit mois . . a gu. Dernbsp;Gebrauch bleibt frei; Oct. 407 Tant a al, tant est venue. Auchnbsp;nachbarliche Beeinflussung scheint vorzukommen: St. Thom. brauchtnbsp;1829 i est alez, 2030 en sunt al (vgl. 10C9 trop ad al) aber 260nbsp;A Rutnme Va men, Ptiis i ad tl sovent al (lies est).
b) Gangart der Handlung oder Aktionsart.
Die Mittel, langsame, schnelle, durative, perfektive Gangart, Handlungsbeginn, Wiederholung, Ende auszudicken verbrauchen sichnbsp;gern: lm Lat. bestand kein spezifisches Ausdrucksmittel fr dienbsp;Aktionsart. Das Infix-sc- verlangsamte die Gangart: pasco ich weidequot;,nbsp;expergiscor ,,ich werde munterquot;. Wir sahen, dafi der Sinn desnbsp;Infixes sich romanisch verlor (S. 222) Prafixe gaben meist perfektivennbsp;Sinn: facio conficio; duco deduco : Terenz Eunuch 2, 3, 72 ducamnbsp;ad Thadeni, aber 61 hue deducta est ad Thadem. Aber auch dasnbsp;prafixlose Simplex kann perfektiv sein: Plautus Poenulus l, 2 Menbsp;dtcet donari cado vini veteris : die : dari! Ich soil mit einem Krugnbsp;Wein beschenkt werden; sag besser: mir soil geschenkt werdn.quot; Vgl.nbsp;Barbelenet (S. 222 cit.) S. 308, 405. Die romani^che Vermischungnbsp;von dare donare (obenS. 241) zeigt den Verlust des bedeutungsunter-schiedes. Prafixe allerdings bleiben fr die Aktionsart bedeutsam; dochnbsp;ist nur von Fall zu Fall zu entscheiden, ob nicht das Prafix den Sinnnbsp;des Simplex wesentlich verandert: So bedeutet recroire ,,seine Ansichtnbsp;rckgangig machenquot; gt; sich fr besiegt erklarenquot; (B 49, S- 75))nbsp;lat. respondeo von Barbelenet als repousser par paroles magiquesquot;nbsp;(S. 397) interpretiert wird; re- bedeutet also raumzeitlich zuickquot;, nbsp;recroire ist das Rckgangigmachen von croire. Dagegen gibt re- innbsp;repaitre sattigenquot;, repu sattquot; deutlich perfektiven, in repassernbsp;plattenquot;, schleifenquot;, deutlich iterativen Sinn (haufige Wiederholung),nbsp;wahrend repasser noch einmal vorbeikommenquot; (einmalige Wiederholung: repassez demaint) auf der Grenze zwischen raumzeitlicher Be-
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Umschreibung.
stimmung und Wiederholung steht. Auch Neubildungen dieser Art sind haufig, besonders mit inchoativer Bedeutung: B 136 s'en fuit^nbsp;268 sendormi, R 4 me tresvit erblickte mich.
Das Gefhl fr die Bezeichnung der Gangart durch das Tempus kann afrz. nicht sehr bestimmt gewesen sein; Zwar wird man B32 grqntnbsp;-noise i out mit da begann grofier Larm bersetzen. Allein mannbsp;beachte folgendes: B 360 heifit es bei der Geburt der Zwillinge: Lainznbsp;neiz out a num Romulus Der Alteste erhielt (inchoativ) den Namen R.nbsp;Genau wie es schon Alex. 31 heifit: si out num Alexis erhielt dennbsp;Namen A. Aber man vgl. B 328, wo das durative il s'appelaitnbsp;Mars genau so ausgedrckt ist: Mars out a num. Und so auchnbsp;Alex. 16 out a num li pedre hiefi der Vater. Dafi auch Perfektnbsp;und Imperfekt miteinander wechselten, sahen wir S. 296.
Darum ist die Umschreibung des Verbs durch estre oder aler mit Gerundium zur Modifizierung der Gangart afrz. sehr haufig: Rol.nbsp;1779 Pur cel Ie fist, ne fust [apajrissant Pur un sul l[i]evrenbsp;vait tzite jur cornant. Dafr tat er dies, damit es nicht bemerkbarnbsp;wrde Um einen einzigen Hasen geht er den ganzen Tag blasennbsp;(Haase 69). Unsere Texte verwenden nur die Umschreibung mitnbsp;aler: B 130 Li Troien vunt enchauchant statt enchducent sie machennbsp;sich an die Verfolgungquot;, R 79 Que vos iroie je disant was solltenbsp;ich euch noch lange sagen. Diese Umschreibung Gerundium mitnbsp;aler gibt durch den Sinn des Modalverbums und des ebenfallsnbsp;durativen Gerundiums gemachliche Gangart zugleich aber mitnbsp;diesem Gerundium zahllose Reimworte, so dafi in weniger sorgfaltigernbsp;Dichtung, wie es das Kunstepos ist, die durative Nuance in dernbsp;Haufigkeit der Anwendung untergeht. In der Rede, drfen wir an-nehmen, behielt die Umschreibung ihre verlangsamende Kraft. Dienbsp;Grammatiker des XVII. Jahrh. verpnten sie, wo aler nicht sinngemafinbsp;zu brauchen sei. Aber noch heute schreibt man: la race de Mm. lesnbsp;assasins . . . irait en s'teignant. (Jules Simon Peine de Mort S. 45,nbsp;wozu Haase 70 zu vergleichen ist.)
Ganz anders sind nun die zahlreichen Umschreibungen mit faire zu verstehen: Machen, tun sind die allgemeinsten Tatigkeits-begriffe, die aus mannigfachen Grnden fr speziellere einrcken, sonbsp;vor allem in Terminis Technicis: Einen Berg machen'* (Sportsprache),nbsp;faire bourse (Bible G. 1386), nfrz. faire de 1argent (Kaufmanns-sprache). Wir sahen, wie fait il (R9) fr dit il im XII. Jahrh. einrckt,nbsp;weil dieses mit dist il lautlich zusammenfiel, also nicht mehr eindeutignbsp;war (S. 231). R 96 heifit es: Ie bouton qui mielz me plesoit ^nbsp;Que nus des autres ne fesoit. Statt eines zweiten plesoit setzt dernbsp;Autor das ,.Verbum Vicarium*', als Stilmittel zur Vermeidung der
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Negation.
Wiederholung, wie es in der Literatur bis heute gebrauchlich bleibt^). In weniger sorgfaltigen Texten findet man Ausdrckenbsp;wie faites moi escoiiter, und es ist dem faire mit Inf. unserer Textenbsp;(B 23 usw.) nicht gleichwertig, denn niemand ist da, dem mannbsp;Silentium gebieten knnte, da es sich um ein Zwiegesprach handelt:nbsp;Es liegt also jene auch im Volksdeutschen wohl bekannte Um-schreibung: Sie tun arbeiten vor, die auch bei uns vor allemnbsp;beim Befehl beliebt war: Tun Sie still stehn! (Beitrage I, 3). nbsp;SchlieHch rckt fr das tonschwache est vermutlich in einer Zeit, innbsp;der es an vorhergehendes go noch inklinierte (go'st): tonstarkeres faitnbsp;ein: ^0 fait a taire bedutet ,,das ist zu verschweigen, vgl. R 225nbsp;Chottse de gens qui face a tere Privatangelegenheit, die zu verschweigennbsp;istquot;. Dagegen zeigt R 204 11 fait bon escouter ,,es macht angenehmesnbsp;Horenquot;, fait an seinem eigentlichen Platze in der Bedeutung ver-anlassen, vermittelnquot;, vgl. S. 315 und M. Brut 38 Duig reposer faitnbsp;sur les rives angenehm ruhen laCt es sich an den Ufernquot;, Jules Simonnbsp;in Peine de Mort 1870, S. 13: il fait bon remonter la mer, und dazunbsp;nfrz. il fait bon, il fait beau, wo sich die Sprechenden keine Rechenschaftnbsp;darber ablegen, wer gut machtquot;, bzw. schn machtquot;: Subjektlosenbsp;Verben der Naturerscheinung, denen die Sprache ein formales Subjektnbsp;gibt (Beitrage I, 31, S. 178).
Haupttonig hat sich non als Satznegation erhalten: non. Auch diese kann im Ton zurcktreten, und so finden wir neben dernbsp;Tonform: j'e nn, B 183 se gaiant mm (vgl. R 367), in invertierternbsp;Stellung Nebentonform; nen il (das nichtquot;, nfrz. nenni, vor-vokalische Form), ne tu (du nichtquot;, vorkonsonantische Form). Vgl.nbsp;Beitrage I, l.
Die vorverbale Negation hat die gleiche Entwicklung, nur verhef sie chronologisch und mundartlich verschieden: In der Walloni (undnbsp;im SO. unter provenzal. Einflufi) bleibt non afrz. als vorverbale Negationnbsp;brauchbar: Auf Gruppen beschrankte Bindung^) und fallender Akzentnbsp;zeigen sich hier in chavakteristischer Wirkung. Wendungen wie non estnbsp;(B 169), non ai sind natrlich dem schriftsprachlichen Einflufi gegen-ber am resistentesten. Die brigen Provinzen aber zeigen bereitsnbsp;urfrz. die Wirkung der Satzphonetik, non wird zwischentonig zu nennbsp;(S. 122, vgl. voluntatem volent) und in dieser Form generalisiert.
) P. Bourget, Phys. de lAmotir mod., Preface, S. 11 prit Ie eerde en horreur comme il avail dja fait Ie theatre Er faCte einen Ekel gegen den Klub, wie er esnbsp;sebon gegen das Theater getan hatte. Diese Redeweise ist heute selten gebraucht undnbsp;zopfig (Haase 71).
Eulalia $ nont = no ent.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Negation.
Den Branch des XI. Jahrh., den wir fr diese Zeit, Walloni und SO. ausgenommen, als gemeinfrz. ansehen knnen, mogen uns die erstennbsp;beiden Rolandtiraden zeigen: 7 ki deu nen aimet: nen ist zwischen-tonige, vorvokalische Form; geringere Bindung laGt diese Form auchnbsp;vorkonsonantisch (seltener) verwondbar bleiben: 1173 II nen set mot,nbsp;wobei allerdings die Lesart: n'en meist mglich ist. Bei enger Bindungnbsp;assimiliert sich auslautend n vorkonsonantisch; 9 Ne s' poet garder.nbsp;Diese krzere Form wird nun auch verallgemeinert: 4 Ni ad castel,nbsp;5 n'i est.
lm XII. Jahrh. ist diese Verallgemeinerung infolge weitgehender Oxytonierung im Zentrum durchgefhrt; Vorverbal ist nur nochnbsp;ne brauchbar. Infolgedessen wird das Fllwort, das ursprnglichnbsp;nur affektisch gebraucht wurde, mehr und mehr obligatorisch. Aufnbsp;dem Standpunkt des XI. Jahrh. bleiben die peripherischen Mundartennbsp;des O. (Lothringen) und des W. (R 370 nett ay honte) vorab nochnbsp;stehen; Die volle Oxytonierung und ihre Wirkungen sind das Charak-teristikum der Seine und des Gebiets zwischen Seine und Loire1).nbsp;(Rydberg, S. 912 ff.)
Die Negation wird durch FUwrter, die ursprnglich Verbal-objekte waren, unterstrichen. Afrz. finden wir folgende FUwrter: Die Glossen des X. Jahrh., Afrz. bb. 36, 36, interpretieren nihilinbsp;mit ne mica, das ergibt afrz. R 56 ne . . mie ,,kein Bifichen, ursprnglich bei Verben des Essens verwandt un.d noch heute das lothr.nbsp;Fllwort; pas Schrittquot;, ursprnglich bei Verben des Gchensnbsp;verwandt; goute Tropfen, ursprnglich bei Verben des Trinkens,nbsp;nfrz. aber auf die Redensart je ne vois gouttenbsp;nbsp;nbsp;nbsp;nient, noient
(R 239, nee 1ente(m) als bersetzung eines germ, ni waiht.l ne inde? REW 5882), das heute als n im NO. negiert; rien (rm); nbsp;guaire(s) S. 290; point B 185.
In der alteren Zeit ist das Fllwort affektische Ausnahme und bleibt dies noch lange in den Mundarten, die lallenden Akzent be-wahren; so ist B meist ohne Fllwort; 16, 35, 37, 49, 53, 62 usw.;nbsp;mit Fllwort; 33. Solange diese FUwrter affektisch gebraucht werden,nbsp;entkleiden sie sich auch ihres Sinnes nicht vllig: Erc 5751 gni pointnbsp;porter an vossist ,,wer das Geringste hatte forttragen wollenquot; (vgl.nbsp;R 244, 373); Tr. B 69 li rois ne set Que por lui pas vos aie ameitnbsp;der Knig weiC nicht, dafi ich seinetwegen Euch ein wenig liebequot;;nbsp;M. Brut 2006 N'i remeist riens . . . entiere (reimt mit piere) Nichtsnbsp;blieb ganzquot;. Rustebuef braucht rien zwar noch positiv, stimmt aber
Sonderbar ist Rustebuefs Redensart: je di for voir, non pas devitt (Elis. 429; Oder devine Elis. 921) ich sage wahr, wahrsage nichtquot;.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Negation,
oft nicht mehr berein'): Secr. 643 Ne trueve quil ait rien perdu Er findet nicht, da6 er etwas verloren habe. (Vgl. Haase 51.) Innbsp;der direkten Frage blieb dieser positive Gebrauch der Fllwrter: Vousnbsp;semblait-il pas bien injuste? fragt Voiture. Es ist unrichtig, diesenbsp;Fragen als durch pas (ohne ne) verneint anzusehen, w^ie es Haasnbsp; loi tut und sie mit heutigem dest pas juste zusammenzuwerfen.nbsp;Vgl. auch Zipperling, Vilain Mire 1912, S. 165.
Mit der Oxytonierung der zentralen Sprache wird ne zu schwach-tonig, urn zu negieren, und die Fllwrter werden, auCer vor affektisch betonten Worten obligatorisch: Dies ist in R bereits der Fall, und wonbsp;das Fllwort fehlt, fehit es auch noch im XVI. Jahrh. ). So ist innbsp;R ohne Fllwort: 73 ne sdi, 147 il ne puf, mit F'llwort: 14, 56, 58,nbsp;74 von ne plus (40), ne jamais (26), ne nques (125), ne qu u. a. ab-zusehen. AuGer bei den affektisch betonten Verben pouvoir, savoir,nbsp;oser usw. fehlt das Fllwort noch: i. beim Imperativ: 1^8 ne t'esmoie,nbsp;247 ne te fard aber 245 ne li lesse pas remanoir. Die Ursache istnbsp;ersichtlich: Da der Imperativ affektisch betont ist, kann kein affektischnbsp;betontes Fllwort auf ihn folgen; lesse dagegen ist modal gebrauchtnbsp;und verlangt Fllwort. 2. Im Bedingungssatz: 182 Se mauvesti nenbsp;Ie te toult; Hier ist das Bedingende affektisch betont, und dieser Tonnbsp;verhindert oft heute noch Aussetzen des Fllworts; vgl. noch 223, 371,nbsp;381.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;3. Beim Konjunktiv: 234 gardes que tu ne dies, 327 que
vous ne Ie rec'ussiez, 332 ne vous anuie. Auch hier sind Optative und Potentiale affektisch betont. 4. Im 2. Teil von R schlieGlich istnbsp;der Konditional affektisch betont: 313 mestier n'aroie d'autre, 314nbsp;je ne priseroie'^). Die Plutarchbiographien von Amyot zeigen, dafinbsp;im XVI. Jahrh. die Sprache an die.sem Punkte nicht verandert ist:nbsp;Affektisch betonte Satze haben kein Fllwort der Negation. Dagegennbsp;ist im XVI. Jahrh. bei dem Westfranzosen Rabelais das Fllwortnbsp;noch entbehrlich und, wo es steht, affektisch betont. Ja, pas istnbsp;seines Sinnes anscheinend noch nicht entkleidet und steht nur beinbsp;Verben der Bewegung. lm XVII. Jahrh. weicht allein La Fontainenbsp;vom schriftsprachlichen Branche ab und setzt das Fllwort nur da,nbsp;WO er unterstreicht: Auch dies drfte nicht familiar, sondern stlich-mundartlich sein. Volkssprachlich wird heute das Fllwort im Kon-
) Daneben braucht er als Fllwort oft genug nule riens, vgl. Secr. 27, Theoph. 50 und R 370.
f In anderen Teilen der Rose, vor allem in direkter Rede, ist affektische Be-tonung und damit Fllwortlosigkeit weitergehend als im Nfrz.; vgl. Bartsch 61, 24; 6i, 107 usw.
Die g'eiche Negationsmethode zeigt; E. Boileau Ztz/r^ des Mestiers. Auch hier ist der Konditional affektisch betont: S. Il, XL ja nen parleroit aus juris. Fllwortnbsp;ist fast ausschlieClich pas, was fr Paris als charakteristisch angesehen werden muC.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Infinitiv.
junktionalsatz aus der Satztonstelle genommen und der Konjunktion angefgt, um das Verbum an die Tonstede zu bringen: A. France,nbsp;Dsirs de Jean Servien Kap. XVIII, yen ai deux . . pour pasnbsp;qu'ils ne s'ennuient. Vgl. E. Lerch, Neuere Spr. 29, 1921, S. 6 ff.;
L. nbsp;nbsp;nbsp;Jordan. Die verbale Negation bei Rabelais, Festschr. Becker 1922.
Der Infinitiv ist seiner Herkunft nach ein Nomen, und so finden wir ihn afrz. wie im Deutschen auch stets in nominalerVerwendung:nbsp;B $2 dtl ferir . . . estrivent ,,sie wetteifern im Zuschlagen, 256 belnbsp;chanter, 304 del tost aleir^)\ R 222 sans reprendre ,,ohne Tadel^).nbsp;Er dekliniert auch wie ein Nomen, vgl. S. 186 lm Nfrz. hat sichnbsp;nur ein Teil dieser nominalen Inf. erhalten; so z. B.: B 343 lo baisier,nbsp;nfrz. Ie baiser, vgl. Flaase 85. Wo sich der Inf. mit einemnbsp;Transitivum als dessenObjekt verbinden lafit, bedarfesinfolgedessennbsp;keiner Verknpfung. Subjekte und Objekte des Inf. werden als zumnbsp;Verbum Finitum gehorig gefhlt, das also modal fungiert: B 52 nenbsp;seit nuls d'els. . fiiir, lOi volt querre los wollte Lob ernten, 128 nenbsp;parent suffrir mal, R 115 cuid . . . avoir vuid ich glaubte ver-gossen zu haben, 132 je .. . latsse . . . totichier, 134 doit estre, 296nbsp;blasmer losai (Haase 87). Ein Gleiches, wo der Inf. Subjekt istnbsp;(Haase 86): R 306 couvient servir, vgl. 185 il y convient poine, 317nbsp;m'estuet aler, und nach modalen Intransiti ven als Zweckbestimmung;nbsp;B 83 vait Ie ferir, 167 aleir querre. Wo aber das Gefhl einernbsp;Richtung, Zweckbestimmung, Abhangigkeit bei einem sonst modal ge-brauchten Verbum vorwiegt, hat sich Praposilion eingebrgert undnbsp;zwar meist d. Dabei scheinen mundartliche Unterschiede mitzuwirken,nbsp;so dafi im Z. der prapositionslose, im NW. der prapositionelle Gebrauchnbsp;berwiegt. So sind folgende Verben bei Christian meist prapositions-los, in Texten der Nordgruppe meist mit d konstruiert: alernbsp;{d-. Passion, QLR, Comput, M. de Fr.); anvoiier (a; Theben,
M. nbsp;nbsp;nbsp;deFr., Rou); corre (a; Eneas, Theben, Rou). Vgl.Philomenanbsp;S. LX ff Wie frei der Gebrauch sein kann, zeigt Athis Tours 3329nbsp;me couvient . . fensser Et .. a remirer; wozu Ebeiing, Tobler-abhandlungen, S. 349 zu vergleichen ist.
Manche der im NW. blichen Konstruktionen finden sich auch im Z., allerdings dann stets mit einem vom prapositionslosen Infinitivnbsp;abweichenden Sinn: Rol. 3715 mielz ne sai d parler, Yvain39i ne...nbsp;sai d dire, quel (wo W. F. in alteren Auflagen sai je druckte, vgl.
B 339 critnt lesveiUier er fiirchtet das Erwachenquot;; Acc. c. Inf. (er frchtet, sie zn weckenquot;) ist nach criembre ungewhnlich. Vgl. S. 290^.
) Eigentlich: Ohne getadelt zu werdenquot;; oft hat der Inf. passiven Sinn: R 225 Chouse . . . qui face a tere, nfrz. qui doit tre fuequot;; vgl. 258, 260.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Infinitiv.
Philomena S. LXIII, LXIV); also stets nach nicht wissenquot; und stets in der Bedeutung ,,ich kann es nicht sagenquot;. Es drfte unbe-stimmter empfunden worden sein, als ne sai dire (Mar. Eg. 138). nbsp;Ne lessa son voloir a fere schreibt Rustebuef von Maria Egyptiacanbsp;(141) ,,sie unterliefi nicht, ihren Willen durchzusetzenquot;; vgl. nfrz.nbsp;laisser d penser, d dsirer zu denken, zu wnschen, brig lassenquot;.
Wenn bei einem Transitivum die raumzeitliche oder kausale Be-ziehung zum Inf. starker empfunden wird als die Transition, so wird dies durch Praposition verdeutlicht, und ebenso beim Intransitivum,nbsp;soweit es nicht modal fungiert: Auf die Frage in welcher Richtungquot;,nbsp;zu welchem Zweckquot; antwortet d (bzw. pofj, und zwar bei Verben dienbsp;anfangenquot;, befehlenquot;, zwingenquot;, zu etwas seinquot; usw. bedeuten:nbsp;B 204 commencent a laboreir, R 91 atendu A rnoi poiirsuivre, R 145nbsp;est ententis A moi servir, R 295 la parole engrieve a retenir (nfrz.nbsp;est difficile a retenir).
Auf die Fragen wonach, woher, (womit)quot; antwortet de, und zwar bei Verben wie fragenquot; (quaero de), ,.aufhren, sich abmhenquot;,nbsp;wetteifernquot;, und solchen, die Bedrfnis, Wunsch, Neid ausdrcken:nbsp;R 389 me requiers de gloser. Al ex. 85 De Deu servir ne ces set, R 174nbsp;se travaille de fere mht sich ab zu tunquot;, B 52 del ferir estriventnbsp;wetteifern im Zuschlagenquot;; R 18 de keroler estoie envieus vomnbsp;Tanzen her lsternquot;; 168 talent e de fere ich habe Lust zu tunquot;,nbsp;312 Mestier d'avoir, 224 te garde de retraire hte dich zu klatschenquot;;nbsp;also so, wie man nominal sagen wrde: envieus de toi, garde-toi denbsp;lui, mestier dargent, wo die lokal-genetische Vorstellung deutlichernbsp;hervortritt. Heute berwiegt finale Bedeutung bei den meisten Verben,nbsp;die Mhe, Freude, Interesse habenquot; bedeuten, vgl. Haase 112b, S. 184.
Neben diesen Grundvorstellungen woherquot;, wohinquot; kommt die dritte woquot; selten zu ihrem Rechte;. R 136 il a poine . . . En moinbsp;servir. Zwischen woherquot; und wohinquot; schwankt der Ausdrucknbsp;oftmals: Bei auffordernquot; kann man kausal denken; summundrenbsp;de (B 165, 166) oder final; Rustebuef, Secr. 253 li semont a dire.nbsp;Auch im gleichen Text kommt solches vor: M. Brut 705 purpensnbsp;d'envdir, 2155 pensent t vengier. Dabei ist zu betonen, daC nfrz. denbsp;auf dem Wege zum reinen Formwort ist, weshalb man nun auch ilnbsp;convient de, commencer de sagt (Haase 124, J. Srgel, ber dennbsp;Gebrauch des reinen und praposit. Inf. Diss. Halle 1899).
Bemerkungen: Bei Koordination von Infinitiven fehien beim zweiten Infinitiv Praposition und Objekte, vgl. B 167, R 146.
Hat der Infinitiv ein Objekt, so wird die Zweckbestimmung im NO., aber auch bei Christian (Rydberg S. 585, Srgel S. lo) durchnbsp;doppelte Praposition gern verdeutlicht: Erec iio Ne ving , . fors pornbsp;vos compeignie a feire ich kam nur, um euch Gesellschaft zu leistenquot;.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Partizip, Gerundium.
Der vorangestellte prapositionelle Infinitiv erhalt vielfach bestimmten Artikel, wird also als Substantiv empfunden und substantiviert: B 52nbsp;del ferir estrivent, 146 Del sevelir pristrent cure, aber \2 De biettnbsp;combatre cunreiz, 95 De hien ferir ne fu pas lenz. Christian setztnbsp;mit Vorliebe auch dann den Artikel, wenn der Inf. ein Adverb hat:nbsp;Erec 1414 Del bien aparellier se painne, vgl. Erec 282 Au repeiriernbsp;se sont mis, aber 1268 De herbergier 0 moi vos prt. Rustebuef bautnbsp;wie Christian; R dagegen: 18 de keroler . . . Estoie envteus, 20 Anbsp;regarder me pris. Hat der Infinitiv ein Objekt, so verbietet sichnbsp;Substantivierung: R 92, 146, 169, 175 usw.
a) NT-Partizip in pradikativem Gebrauch.
Noch in der Vulgata heiCt es wie im kl. Lat. responderunt ei dicentes(Math.XII, 38); vulgar sagte man spater responderunt ei dicendo,nbsp;wie es in der Mulomedicina Chironis heiGt: macer fict destilles1nbsp;cendo (Festschr. zum Neuphilologentag 1906, S. 429): Das Gerundiumnbsp;ist an die Stelle des pradikativen Partizips geriickt. Als solches dientnbsp;es weiter zur Umschreibung einer Nebenhandlung (S. 226), trotz seinernbsp;Fiexionslosigkeit, auch wenn sein Subjekt mit dem der Haupthandlungnbsp;nicht identisch ist: B 168 Quen dormant li nuncha Diane Diananbsp;meldete es ihm, wahrend er schlief. Das Afrz. verdeutlichte solchenbsp;leicht miverstandliche Konstruktion durch Pronomen; en son dormant;nbsp;die heutige Grammatik verpnt Gerundium bei Subjektwechsel (Haasenbsp; 95). Die Umschreibungen mit Gerundium (B 130, R 87; mit ennbsp;B 129) wurden besprochen.
b) Partizip in attributivem Gebrauch.
Wie der Infinitiv ein Nomen, so ist das Partizip ein Adjektivum, und wie der Infinitiv (S. 3341) kann es den verbalen Charakter voll-kommen ablegen und in aktiver Form Passives als reines Eigenschafls-wort ausdriicken: caf chantant ist gebildet wie caf noir oder caf-concert. (Vgl. Beitrage I, 7. Participia Prasentis mit Ausartung desnbsp;Sinnes, L. Spitzer Zt. 38, 363, der auf den Unterschied zwischen afrz.nbsp;und nfrz. Gebrauch hinweist.) Das ist natiirlich beim TO-Partizip nichtnbsp;anders, und nach dem S. 326 Gesagten zu erwarten: So bedeutet B 93 1),nbsp;R l^entrepris nicht unternommen sondern ,,unternehmend, von intran-sitivem entreprendre sich vermessenquot;; und R 343 saisie heifit in Besitznbsp;gesetzt und nicht in Besitz genommen, von reflexivem se saisirnbsp;sich in Besitz setzen (Beitrage I, 23 Part. Perf. aktiven Sinnes, S. 129.
B 93 kann auch passiv als mitgenommenquot; wie Theoph. 73, 543 erklSrt werden.
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V. Ausgewahlte Abschnitte der Satzlehre. Partizip.
Das Part. wircl wie ein Adjektiv der 2. KI. flektiert: R 57 la bien chantanz; B 336 Troveie l'a seif dormant. Die analogischen Femininanbsp;auf -ante wurden S. 199 besprochen.
Der formale Zusammenfall mit dem Gerundium, einstiges Fehlen einer Femininform haben dazu gefhrt, dafi man Gerundium und Partizip,nbsp;noch dazu unter dem irrigen Sammelnamen Grondif, in einen Toptnbsp;warf und das attributive Partizip berall da als indeklinabel erklarte,nbsp;WO eine verbale Rektionquot;, ein Adverb, oder ein Objekt dabei stand:nbsp;Danach sagt man heute une femme chantante, aber utie fe^nme chantantnbsp;bien oder chantant une chanson. Auf einem Irrtum beruhend, ist dienbsp;Regel doch heute ins Sprachgefhl bergegangen. Vgl. Lerch, Dasnbsp;invariable Part. Pras., Ro. F. 33; zu den Regeln des XVII. Jahrh.nbsp;Haase 91.
c) TO-Partizip.
Auch die Kongruenz der Partizipien beim Tempus Kompositum ist freier als heute; ja von der Regelseligkeit der akademischen Gramma-tiken sticht sie weit ab: Meist wird das mit dem transitiven avoirnbsp;konjugierte transitive Partizip mit dem direkten Objekt in Beziehungnbsp;gesetzt, je nach Absicht des Redenden, auch wenn das Objektnbsp;folgt: B 353 Mise en avoit sa chane plaine, R 97 prise une fleche.nbsp;1st das Partizip mit dem intransitiven estre konjugiert, so steht es imnbsp;Nominativ und bezieht sich auf das Subjekt: B 47 sunt acraventeinbsp;(-ati). Auch hier ist die Stellung irrelevant: B 44 que chauwe fu jusnbsp;la rime. Ein Gleiches beim Reflexivum: B 22 Brutus . . . sest armeiznbsp;(armatus). Auch wenn das Reflexivum im Dativ steht: la langue menbsp;sui brules zitiert Tobler aus einem Fabliau-. Beitrag II, 8 Kongruenznbsp;der Partizipia reflexiver Verbenquot;. Brgert sich avoir als Hilfsverbnbsp;des Reflexivs (S. 328) ein, so heifit es natrlich: Parz. bien s'en otnbsp;garde donne er hatte wohl acht gegebenquot;. (Beitrage II, S. 60;nbsp;zum Nfrz. Haase 92, 94; zu sibi: 93).
Die Freiheit des Gebrauchs ist derart, dafi gelegentlich eins der mit avoir konstruierten Partizipien bereinstimmt, das andere nicht:nbsp;Je ne cuit home jusqua la Mer Bete, Qui tante paine ait sousferfnbsp;n'endure ich glaube: Niemand bis zum gestockten (Eis-) Meer, dernbsp;solche Mhe erlitten oder ertragen hattequot;. Ebeling bespricht dasnbsp;Beispiel mit anderen, welche die auch hier vielfach beobachtete afrz. Vor-liebe fr stilistische Abwechslung zeigen (ToblerabhandlungenS.352).
Beim Tempus Kompositum ist die Stellung afrz. noch frei, ja zwischen Hilfsverb und Partizip knnen allerhand Bestimmungen treten:nbsp;B 31 quant venu fti, 41 i out lo jur trenchi, R 53 /f ot samie fait.
Jordan, Ahfranzsisches Elementarbuch. 22
-ocr page 352-338 SchluCbemerkung.
Es ist versucht worden, dem Lernenden in abgestektem Kreis eine Summe von Kenntnissen zu geben und ihn zu iiben, die Zusammen-hange dieser Kenntnisse zu durchdenken. Bei diesem Denken ist ernbsp;geiibt worden, auf die physiologische Bedingtheit alien sprachlichennbsp;Geschehens zu achten und damit die Grenze mglicher psycholo-gischer Begriindung zu beachten. Die gewonnenen Fahigkeiten undnbsp;Kenntnisse dienen bei weiterem Studium gleichsam als Logarithmen-tafeln (Schuchardt, Zt. 1920, 605).
Ob dieses Studium nun ein literarisches wird, oder grammatisch bleibt, alles Frdere ist Horen und Lesen: Man lese die lateinischennbsp;Autoren von Plautus bis Gregor von Tours und Fredegar; die Alt-franzsischen von den Eiden bis zu Antoine de la Sale; von dennbsp;Mittellateinischen, was sich durch die zahllosen literarischen Zusammen-hange ergibt. Grbers Grundri kann als trefflicher Fhrer dienen.
Aber man bleibe beim Afrz. nicht stehen: Denn das Afrz. ist ein Rumpf ohne Kopf. Man mache erst Halt, wenn man die heutigenbsp;Sprache beherrscht und ihre Mundarten kennt: Denn jedem, der sichnbsp;mit dem Lesenknnen einer lebenden Sprache begngt, fliefien dienbsp;Fehlerquellen reichlicher als sonst, und er sieht nicht, daC es ein ansnbsp;Leben, an Raum und Zeit Geknpftes ist, das er studiert.
Daraus erhellt auch, dafi dies elementare Lehrbuch fehlerhaft und verganglich ist: So blicke der Lemende nach alien Seiten und vorabnbsp;nach rckwarts und komme durch die ihm vertrauten grammatischennbsp;Werke zur Grundlage: Friedrich Diez Grammatik der rom. Spr.;nbsp;durch die Chrestomathien von Pirson und Diehl zum Corpus In-scriptionum Latinarum und Schuchardts Vokalismus desnbsp;Vulgarlateins; zu den Pionierarbeiten. wortgeschichtlicher Forschung:nbsp;O. Schraders Sprachvergleichung und Urgeschichte, Jena 1883,nbsp;3, Aufl. 1906, desselben Linguistisch-historische Forschungennbsp;zur Handelsgeschichte, 1886, A. Darmesteters, La Vie des Motsnbsp;(Paris 1886), und Schuchardts Aufsatzen zur Methodik derWort-geschichte (Zt. 24, 589; 27, 609; 28, 316). Das Durcharbeiten einernbsp;der grofien, oft zitierten Zeitschriften, auch Meringers Wrter undnbsp;Sachen, empfiehlt sich, um den Gesichtskreis zu erweitern, und kannnbsp;den Anfang eines bibliographischen Zettelkatalogs ergeben.
Und schlieClich blicke er mit denselben Hilfsmitteln nach vorwarts zur Forschung.
-ocr page 353-Tobler bedeutet: Adolf Toblers Afrz. Wrterbuch ed. E. Lommatzsch, Berlin 1915 ff. BloCe Zahlen beziehen sich auf die Seite.
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V.
V.
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tierce 89, neun Uhr, vgl, prime tolir B 192, tolent B 371, S. 273nbsp;tolst 272nbsp;tonoile 167 torcre, tortre, tordre 150, 260 torment Qual B 90, S. illnbsp;tome er dreht (Reich. Gl. 854, 883) B 81,nbsp;tost nfrz. tot R 183, S. 93, 164nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[S. 93 tost (tollit) = to(l)t nimmt 164, 171 toz B 157, tote B 166, R 91 (vgl. S. 185),nbsp;S. 145, tozdis S. 202nbsp;traire a fin zu Ende fiihren S. 163, 231^nbsp;trait, traist S. 231, 231^, 259; zum Synonymnbsp;tirer vgl. Oct. 4260 Sa barbe trait, sesnbsp;cheveus tire, vgl. ebenda 2220 f.nbsp;traite (tracta) R 154 tire 284nbsp;traiz (tractus) conduit R 189, S. 103nbsp;travaillier, se- sich abmiihen iii, 123, 141nbsp;trece 14S trenchi abgehauen B 41, S. loi, 113, 282 trenst ^ transt (Lanz.) 257 trespasse B 275 durchschreite tresque (trans que) bis B 87 trstout (trans tttum) R 330, S. 3111 trestoz alle S. 66 tresvit (trans vidit) R 4 erblickte, S. 330 trve, trive, trieue 158 tristrece (tristitia) R 186, S. 168, vgl. S. 148 troeve er findet B 334, S. 141 Tron S. 105, 116 trop 93, 144 Nachtrag trouvre, trobador 194 trovasse 284, trover, trueve 141 trovijn wit finden, vgl. S. 2291, B 159 truist 242 f. tent 67 tuit S. 84 s. toz tur S. 93, vgl. R 21 tours Tqrnus B 56, vgl. Aeneis VII, 55, Eneas 3236 Tijrs = Tours a. d, Loire, B 156 u.U franzisch o, spater ou (aut) B 42, 93 usw., u (ubi) 81, 134, 213 nbsp;nbsp;nbsp;[S. 13s, 213 ueil 95. 173, 192uem 187 us 191 uile 95 um man B 237 s. ome umblil Nabel 144, 174 uncles Onkel B 113, S. 130 (avus), 160 unt S. 233 f. us Tor 67 f. utlages B 250, engl. outlaw Verbannter |
Va 242 vaiant (vagando = Eneas 2491) B 190 vairs (varios) R 31 schillernd vaissel B 258, S. 159 vait B 1, 83, 171, S. 242, 321 vals (valles) B 136, S. 311 valt 243 valur 80, 184 vane eitel B 169, S. 105 vassals B 15, 135, S. 106 veez (vdtis) R 27, S. 115, 245 vist B 214, S. 114, 284, 317 vir 224 vendrai, venrai 288 veneisuns Wild 123nbsp;vengier (vindicate) i2o\ 147nbsp;vent (vendit) B 94, 117nbsp;venz (ventus) Wind B 174nbsp;verais 204, 205nbsp;vermeille purpurn 157nbsp;vu 114, 283nbsp;nbsp;nbsp;nbsp; veut 92 vande i4inbsp;victorie 84 viere Ansicht B 271, S. 103, ii6; auch aviere (M. Brut 3183); Archiv 127,155:nbsp;viez (vetus) 89, 197nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[arbitrarium vigur Kraft B 133, vgl. S. 184 vilain, vilanie, vilenie 105, 124, 318nbsp;vindrent 175, 281nbsp;ving (veni) R 112, S. 281nbsp;vistes riihrig R39, Zt. 1920, S. 604 ff: schall-nachahmend ahnlich pst, huschnbsp;virer (gyrate, vgl. Lib.Hist. 311, 1 toto hoste'-)nbsp;gyrata vom ganzen Heer umgeben)nbsp;voire wahrhaftig R 368, S. 202nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[S. 143 voise R 352, S. 70, 243 voisines iio voleir: vuelt B 5, 229, volt S. 281, vuelent B 192, vuele S. 261, vueil, vuil S. 249, 261nbsp;volent 103nbsp;voloirs 186 voudriez 287^; voudroie 298 vrais, verais 109, 109', 204 f,nbsp;vuidi 102, 334nbsp;vuil s. voleirnbsp;vunt 233 |
ost ist afrz. meist Fem. lm M. Brut berwiegt das Fem. (165, 2127, 3455 usw.),nbsp;es heifit aber stets son ost (684, 2172; gegennbsp;3462 sa grant ost). Es wird also s'ost ver-mieden, vgl. S. 216.
-ocr page 365-Die Datierungen sind nacli C. Voretzsch, Einfhrung in das Studium der afrz. Lit., angegeben.
Die Lautzeichen sind zu eisehen aus S. 46 ff. (Vokale) und S. 127 ff, (Konsonanten). : (Doppelpunkt) innerhalb eines Wortes ist Langungszeichen, zwischen zwei Wortennbsp;bedeutet dafi sie einander erklSren oder miteinander reimen; oj iiber einem Vokalnbsp;ist Nasalierungszeichen. Das Zeichen ^ bedeutet ergibt, wird zu.
Die Seitenzahlen beziehen sich auf das Elementarbucb.
3S2
Abkrzungen nebst bibliograpbisch-literarischen Hinweisen.
') Vgl- Parz. Benutze auch W. F. Kristian von Troyes Wrterbuch, Halle 1914.
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Abkrzungen nebst bibliographisch-literarischen Hinweisen.
Cyrano; V etfassei der Komdie Ie Pdantjou (1642), in der ein Mundart (Normannisch?)nbsp;sprechender Bauer vorkommt. S. 87, 167,nbsp;266^, 268'. Dial. Greg.: Li Dialoge Gregoire lo Pape ed. W. Koerster, Halle 1876. lm Anhang:nbsp;Sernio de Sapientia und Moralia in Job.nbsp;Wallonisch. Vgl. S. 107, 113, 176, 243,nbsp;269 ft., 309, 320 Diehl: Vulgarlat. Inschriften ed. Dr. E. Diehl, Bonn 1910. Eide: S. 33, 95; Afrz. bb. Einf.: Einfahrung in das Stadium der rom. Sprachwisscnschaft von W. Meyer-Lbke,nbsp;Heidelberg 1909. Elie: lm Stil Aiol ahnlich und zu diesem im XII,, XIII. Jahrh. genealogisch in Be-ziehung gesetzt. In der unterAiol zitiertennbsp;Ausgabe verffentlicht. Wallon, vgl, S. 107 Ekblom: Die S. 231 zitierte Schrift. Eneas: flotte, vornehme, freie Virgilber-setzung mit breiten minnetheoretischen Auseinandersetzungen, ca. tio. Nor-mannisch, vgl. S. 78, ed. Salverda denbsp;Grave, Halle 1891. Eracle; Jugendwerk Walters. Im einzelnen unterhaltend; als Komposition ungewandt.nbsp;Nach 1164 geschrieben. Quellen: Heraclius-legende und lateinische Novellen. Pi-kardisch, vgl. .S. 76*, 78; ed. E. Lseth,nbsp;Paris 1890. Erec; S, Christian. Enialia: Eine von Hoffmann von Fallers-leben in Valenciennes entdeckte, aus dem Latein frei und konzis bersetzte Sequenznbsp;ber das Leben der Heiligen. IX. Jahrh.nbsp;Wallonisch, vgl. S. 34, 95, 135. Afrz. bb. Ezechiel: Predigten ber Hesekiel, Mundart: S. 243^ 244,266,287*; XII., XIII, Jahrh. ed. K. Hofmann, Abh. Ak. W. Mnchen,nbsp;phil. hist. Klasse, i88i, Bd. 16. Fenille feu de la von Adam de la Hale von Arras, * ca. 1238, f ca. 1287.nbsp;Sehr interessantes arraser SittensUick innbsp;der losen Form einer ,,Revuequot;. S. 82, 97. Fergus: Abenteuerroman mit einer gegen den Artusroman gerichteten, nicht strengnbsp;durchgefhrten und plumpen Tendenz.nbsp;Ed.E. Martin, Halle 1872, wallonisch, S.81. Flov(ant): Das einzige Merowingerepos, Zum Namen S. 133, Zur Mundart S. 87,nbsp;103, 113,275. Ed. Michelant und Guessardnbsp;in Anciens p''etes de la France. Jordan, Altfranzsisches Elementarbuch. |
Pl(oire) und Bl(ancheflor); Nach der Uhland-schen Abschrift ed.I.Bekker, Berlin 1844. Mundart S. 239*, 274. Vor 1170 abgefaCt.nbsp;Formulae Andecavenses siehe Zeumer.nbsp;Froissart: vgl. S. 38, 67^ 97, 194, Seinnbsp;Artusroman M 1 (iador) ist erstaunlich alt-modisch in den Geschehnissen, und erstaunlich modem in den Charakteren.nbsp;Gaufrey: spates Volksepos, XIII. Jahrh,,nbsp;assoniert, vgl, S. 102*; ed. Guessard etnbsp;Chabaille, in Anciens poetes de la France.nbsp;G. de Prov.: Guy de Provins, siehe Bible G.nbsp;Gir(art) loss(illon) S. 98; ed. W. F. innbsp;Romanische Studin XVII (1880) \caisenbsp;Godefroy: Dkt. de ancienne langue fran-Griesche dEst, dYver: Sommemotquot;,nbsp;Winternotquot;. Dichtungen Rustebuefs.nbsp;griesche (woher?) entspricht etwa demnbsp;heutigen Argotwort deche Tintequot;, ,,Pech.nbsp;G{uerre) S{ain)te: Flotte Beschreibung desnbsp;3. Kreuzzuges (11901192) in paarweisnbsp;gereimten Achtsilblern durch den Teil-nehmer Ambroise, einen Spielmann odernbsp;professionellen Dichter, der vermutlichnbsp;aus dem Evrecin oder Evreux selbernbsp;Stamm te. (Vgl. G. Paris, L'Estoire de lanbsp;Gaerre Ste S. XII.) S. 142, 146, $06,nbsp;Guill(anme) de Machaut: S. 86, 193,nbsp;Liebeslytiker im konventionellen Sinne desnbsp;Rosenromans.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;[1888. Haase: Frz. Syntax des XVII. Jahrh., Berlin II. Cap.; Hugues Capet ed. de la Grange,nbsp;Paris 1864, in Anciens p''etes de la France.nbsp;Spates Volksepos. Kulturhistorisch undnbsp;knstlerisch sehr interessant: Der Dichternbsp;stellt Burger- und Ritterart des XIII.,nbsp;XIV. Jahrh. in Kontrast, weifi sie abernbsp;auch zu vershnen. Die Minnetheorie istnbsp;verlassen, und dafr als Privileg jungernbsp;Edelleute die ArsAmandi adoirtiert, dienbsp;Vers 228 erwahnt wird. Die Brger sindnbsp;klug, sparsam, vorsichtig; - die Adligennbsp;verschwenderisch, leichtsinnig, aber aufnbsp;Ehre ballend. Huon Capet entspringt dernbsp;Verbindung eines Grafen mit der Tochternbsp;eines reichen Metzgers. An der Spitzenbsp;der Brgerschaft rettet er die Witwe desnbsp;letzten Karolingers, heiratet deren Tochternbsp;und wird Knig, XIV. Jahrh. Von einemnbsp;mit Paris wohlvertrauten Wallonen. (V.nbsp;224. 257, 948.) Herzog: Neufranzsische Dialehttextc von E. Herzog. Leipzig 1914. |
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Abkrzungen nebst bibliographisch-literarischen Hinweisen.
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Abkrzungen nebst bibliographisch-literarischen Hinweisen,
QLR: Li quatre Livre des Reis: bersetzung der Bcher Samuelis und der Knige.nbsp;Anglonorm. XII. Jahih., ed. E. R. Curtius,nbsp;Dresden 1911. Nach Seitenzahlen zitiert. R = das Rosenbruchstck, S. 7 ff,, wo auch ber Dichtung und Zeit. Mundart:nbsp;westl. Zentrum. Raonl Soiss.; E. Winkler, Die Lieder R. V. Soissons, Halle 1914, Trouvre (S. 194)nbsp;des XIII. Jahrh. Rgime dn Corps von Aldebrandin von Siena, XIII. Jabrh,, ed. Landouzy u. Ppin,nbsp;Paris 1911. Aus der prone Gegend (S.nbsp;152 Des prounes). S. 243. Reich(enauer) Gl(ossen): S. 24. Afrz. bb. Mundart: Nordfrankreich. Reimpredigt: ed. H. Suchier, Bibliotheca Normanica, 1879, Anfang XII. Jahrh. REW: Romanisches etymologisches W'rterbuch von W. Meyer-Lbke, Heidelberg 1911 ff. Ro. F.: Romanische Forschungen. Ro. Gr.: Grammatik der rom. Spr. von W. Meyer-Lbke, Leipzig 1890 ff. 3 Bande. Rol(and): Chanson de Roland, Ausgabe der Bibl. Romanica, im XI., oder Anfangnbsp;des XII. Jahrh. verfaCt, Original nor-mannisch, kaum franzisch, S. 37, 88, 292.nbsp;Oxforder Hs. anglonormannisch. Wo sichnbsp;in der Ausgabe 2 Verszahlungen finden, istnbsp;nach der rechten Seite zitiert. Ron: Reimchronik derNormannengeschichte, ihrer Niederlassung in der Normandienbsp;(Herzog Rollo), ihrer Eroberung Englands.nbsp;Geschrieben nach lateinischen Quellennbsp;unter Ablehnung oraler Tradition (Bd. i,nbsp;S. 87 f.) von dem geistlichen Berufsautornbsp;Wace und zur Lektre bestimmt (Bd. i,nbsp;S. 73, II7). Wace ist ein flotter, derbernbsp;wohl durch die Predigt gebter Schilderer;nbsp;etwas pretentis und schrullig und dahernbsp;zu stark in der Dichtung vortretend. Ernbsp;schreibt, um Geld zu verdienen und hortnbsp;auf, als die Einnahmen vom Hofe aus-bleiben. S. 146, 156, 206. Vgl. Romannbsp;de Ron ed. H. Andresen, Heilbronn 1877.nbsp;DieZitate sind, wo nur Verszahl angegeben,nbsp;aus Bd. 11. |
Rnst(ebnef): Der alteste Pariser Dichter, Das Spottlied auf seine Ehe ist 1260 datiertnbsp;(Mariage Rust. i). Zum wohl ger-manischen Namen vgl. S. 164. Ob er innbsp;Paris geboren ist, ist unsicher. Krefinernbsp;(Rust.s Gedichte, Wolffenbttel 1885)nbsp;holt ihn aus Burgund. In der Erberienbsp;Rust., der Jahrmarktsrede eines Quak-salbers, lafit Rust. diesen sagen: En celenbsp;Champaingne ou je fui nez, was sich aufnbsp;den Dichter beziehen kann und mit dennbsp;Hauptzgen der Mundart bereinstimmt.nbsp;Allerdings ist diese sehr uneinheitlich undnbsp;damit wohl fr die Hauptstadt auch charak-teristisch'). Vgl. S. 68, 75 f., 89, 92, 96 (!),nbsp;97, 100 usw. Ganz zentraler Art ent-sprechend ist vor allem das Demonstrativum,nbsp;S. 218. Nur einmal ist ceste des Reimsnbsp;halber substantivisch verwandt: E1 i s.489.nbsp;Als Mensch ist Rust. das typische enfantnbsp;sans souci des frz. Zentrums, Villon undnbsp;La Fontaine verwandt: 11 se laisse vivre.nbsp;Er sagt dies in einer Weise, die die Fabelnbsp;von der Cigale vorausahnen lafit. En est chante. En yver plor et me gaimante, (Griesche d'Yyver 36) Wie Villon kann dieser Charakter vor demnbsp;kalten Erwerbssinn der Zeit nicht bestehen.nbsp;Wahrend er die erste, beste heiratet,nbsp;hungert, dichtet und spielt, werden dienbsp;Freunde reich, horen auf Schmeichler undnbsp;meiden ihn (Paiz Rust. 20). Seine Kunst ist noch handwerksmiifiig, der Zeit entsprechend; sein Stil nicht immernbsp;keek und frei, gelegentlich durch Reim-knsteleien verunstaltet. Doch kommtnbsp;auch manche gelungene, derbe, gelegentlichnbsp;auch eine schone oder rhrende Stellenbsp;vor; ber sich selbst hinaus hebt er sich |
I) Wie die Pariser Mundart sein mochte, zeigt folgende Bemerkung: E. Boileau zahlt (S. 115) 32 Gesellen der Chaussiers auf. Darunter sind aus Beauvais I, aus Vernon i,nbsp;aus Sens i, aus Meaux i, aus der Bretagne 4, aus Laon i, aus Chartres l, aus Burgund i,nbsp;aus Evreux i, aus Melun i, aus Malines i, aus Dammartin l: 14 sind also aus der Provinz,nbsp;18 knnen Pariser sein. Allein auch Jehan de Blangis (Blangy, Blandisf), Mac undnbsp;Pierre des Illes (Lille) und andere drfteir'zugewandert sein! Nur wenige haben Spitz-oder Familiennamen, oder stammen aus nachster Umgebung. Bei den darauf folgendennbsp;Meistern haben etwa 27 Familien- oder Spitznamen, 18 stammen aus der Fremde!
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Abktzungen nebst bibliographiscb-Uteravischen Hinweisen.
in seinem Theoph(ilusmirakel). Elis (abel) ist die Legende der thringischennbsp;Landgrafin, Croisi der Disput zwischennbsp;Kreuzfahrer und Nichtkreuzfahrer, Mar.nbsp;Eg., die Legende der heil. Maria Egyp-tiaca, Secr., die Erzahlung vom Sacristannbsp;und der von ihm entfhrten Frau, allenbsp;nacli KreBners Ausgabe zitiert. Rydberg zitiert S. 305. S. = Sden. Schweiker, D.; Syntaktische Studin ber den bestimmten Artikel usw., Berlin 1920 SC. = scilicet ,,erganze. Simon de Crpy zitiert S. 82. Sermo de Sapientia siehe Dial. Greg. Sitz. Ber. Ak. w.: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. St. Th(om.): Leben des hl. Thomas von Gamier von Pont-Sainte-Maxence, zwischennbsp;11741176 entstanden. Schreibung undnbsp;Reime weisen auf die westl. Pikardie:nbsp;S. 87, 96, 100, 122, 172, 269(1, die Hs.nbsp;ist anglonormannisch. Von C. Hippeau,nbsp;Paris 1859, sehr fehlerhaft aber meistnbsp;leicht korrigierbar herausgegeben. Dernbsp;Dichter steht .den Ereignissen noch nahenbsp;und schildert sie naf und mit starkernbsp;Parteinahme fr den Heiligen. Nachnbsp;Seiten zitiert. Tl. B(r): Der Tristan der Norm. Brol. Urspriinglichste der Tristandichtungen.nbsp;Derb ira Stil, oft fast zynisch. Dienbsp;Stellung zum Ehebruch zwischen minne-theoretischer und volkstmlicher Auffassungnbsp;schwankend. Doch steht der Dichternbsp;stets auf der Seite der Liebenden. Ed.nbsp;E. Muret, Paris 1903 (Socit des Anciens-Textes Francais)^ 1913 (Classiques frangaisnbsp;du Moyen Age, wonach hier zitiert, nbsp;Der erste Teil mag 11651170, derzweitenbsp;ca. 1190 entstanden sein. Normandie (westl.nbsp;Oder stl.). Vgl. S. IX, XI der jngerennbsp;Ausgabe. |
Subj.: Subjektskasus. T.: Tirade = die unbestimmt lange Strophe der afrz. Volksdichtung. Vgl. S. VII. Toblerabhandlnngen: nbsp;nbsp;nbsp;Abhandlungen Adolf Tobler dargebracht. Halle 1895. Venus: De Venus la Deesse ifAmor ed. W. Foerster, Bonn 1880. Visionare, etwasnbsp;plumpe Minnedichtung. Scheint alter alsnbsp;der I. Teil der Rose. XHI. Jahrh.nbsp;Wallonisch, S. 67', 7. 85, 86, 95 f.,nbsp;n6, 122, 135. Veng(eance) Rag(uilt;iel): Artusepos des Raoul V. Houdenc, ed. M. Friedwagner,nbsp;Halle 1909, S. iio, 241. Vil(ain) Mire: Das Fabliau vom ,,Bauern als Arztquot; (zu mire S. 169), dessen Stolfnbsp;Molire in Ie Mdecin malgr lui benutzt.nbsp;S. 287; 333 ist die Ausgabe zitiert. Villon: *1432 in Paris (Grd. Test. 1059), Magister im Jahre 1452 und dann innbsp;schlechter Gesellschaft verbummelt. Einnbsp;genialer, echt pariser Bohmien und wahrernbsp;Dichter, der sich und die ganze Welt zumnbsp;Besten halt: lm Petit Testament (1456)nbsp;vermacht er seinen Freunden seine Schulden,nbsp;Prozesse usw. Dutch Strafe und Leid ge-klart, dichtet er(i462)sein Grand Testamentnbsp;ber Leben und Tod, Schuld und .Shne,nbsp;Welt und Ewigkeit mit einer weiterennbsp;Verteilung fiktiver Gter in satirischernbsp;Absicht. Reichssprache (S. 94). Walter v. Arras s. Eracle, Ille. W. F.: Wendelin Foerster, S. III. Z.: Zentrum. Zt.: Zeitschrift fr Romanische Philologle. Z. f. S.: Behrens Zeitschrift fr franzsische Sprache. Zt. f. vgl. Sprfrscbg.: Zeitschrift fr vergleichende Sprachforschung. Zeumer: Formulae merowingici et karolini cevi. Ed. K. Zeumer in den Mon. Germ,nbsp;Legum V. 1886. |
Druck von Velhagen amp; Klasing in Bielefeld.
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