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E DONATIONE

A. G.van HAMEL

PROFESSORIS ORDINARII INnbsp;ACADEMIAnbsp;RHENO-TRAIECTINAnbsp;1923-1946

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li30®El(i3001CD®01(3!QS(5!Q3GD0l!D6S(SE101Ol(iBG3(iDlffiI00(!Bli3E3!!B(E®OiliiEflBS3E!13El!DE

I nbsp;nbsp;nbsp;Aus fremden Garten

0

0 Einc Sammlung bedeutender und interessanter Dichtungen ®nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;fremder Völker übersetzt und herausgegeben

0 nbsp;nbsp;nbsp;von

0 nbsp;nbsp;nbsp;Otto Hauser

ED _

^ Jede Nummer von ca. 3 Bogen kostet Mk. —^ geheftet

a ---

i Als neueste Bande wurden ausgegeben:

® 46. Francesco Petrarca, Gedichte. Aus dem Italienischen a 47. 48. Hans Christian Andersen, Marchen. Aus dem Danischennbsp;0 49. Francis VielésGriffin, Pindar. Aus dem Französischennbsp;0 50. Agyptische Marchen. Aus dem Qriechischennbsp;a 51. 52. Benjamin Constant, Adolphe. Aus dem Französischennbsp;0 53. Helene Swarth, Lieder und Elegien. A. d. Niederlandischennbsp;p 54. Rudyard Kipling, Indische Balladen. Aus dem Englischennbsp;a 55. Gustave Flaubert, Felicitas. Aus dem Französischennbsp;0 56.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;„nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;„nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Die Legende von St.Juliand.Gastfreundlichen

0 57. August Strindberg, Gedichte in Vers und Prosa. Aus dem anbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Schwedischen

@ 58. Chinesische Gedichte. Aus der Han», Tang» und Sung»Zeit Q 59. 60. Oscar Wilde, Gedichte III. Aus dem Englischennbsp;a 61. Miguel de Cervantes de Saavedra, Der eifersiichtige Estre»

S nbsp;nbsp;nbsp;madurer. Aus dem Spanischen

Q 62. 63. Charles Baudelaire, Die Blumen des Bösen. A. d. Franz, a 64. Edgar Allan Poe, Der Rabe. Die Philosophie der Kompo«

® nbsp;nbsp;nbsp;sition. Aus dem Englischen

@ 65. Arabische Preisgedichte I

a 66. Alexander L. Kielland, Novelletten. Aus dem Norwegischcn ® 67. Holger Drachmann, Gedichte. Aus dem Danischennbsp;0 68. Johannes Jörgensen, Bekenntnis. Aus dem Danischennbsp;a 69. 70. Die Psalmen I. Aus dem Hebraischennbsp;^ 71. Albanische Volkslieder.

E) 72. 73. Rumanische Marchen.

a 74. I. M. E?a de Queiroz, Der Gehenkte. Aus dem Portugieslschen ® 75. 76. Alexander Petöfi, Gedichte. Aus dem Magyarischennbsp;0 77. Maria Konopnicka, Sommernachte. Auf der Weidenflöte.nbsp;anbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Aus dem Polnischen

^ 78. 79. Prosper Merimée, Lokis. Aus dem Französischen |ii] 80. Rumanische Dichter 1.

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Baaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaasao

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ZUR EINFÜHRUNG

Viel zu wenig hat man bisher den uralten dakischen Bestandteilen in der rumanischen Sprache und imnbsp;rumanischen Volksglauben nachgeforscht. Auch mirnbsp;ist erst, nachdem ich das Albanische kennen gelernt batte,nbsp;klar geworden, wie bedeutend diese Bestandteile sein müssen.nbsp;Noch in meiner „Weltgeschichte der Literatur“ habe ichnbsp;mich der Ansicht angeschlossen, das Rumanische sei einenbsp;slawische Sprache in romanischen Worten etwa wie dienbsp;romanischen Sprachen germanische Sprachen in dem Lateinnbsp;entstammenden Worten sind. Aber die geistige Verwandt-schaft mit dem Albanischen, die in vielen Fallen übrigensnbsp;auch Wortverwandtschaft ist, zeigt, daB beide Sprachen aufnbsp;einer gemeinsamen Grundlage beruhen, und die ist dasnbsp;Dakisch-Thrakische. Ergibt sich nun vielfach auch Ver-wandtschaft mit dem Germanischen, so darf dies nicht ver-wundern, da wir in den Daken und Thraken jedenfalls nahenbsp;Verwandte der Germanen zu sehen haben, vielleicht dasnbsp;Bindeglied zwischen ihnen und den Griechen. Eine dernbsp;wichtigsten Spracherscheinungen, die Ausbildung einesnbsp;Geschlechtwortes, haben Germanen, Daken, Thraken undnbsp;Griechen gemein, wahrend sie den Lateinern und Slawennbsp;fehlt. (Das Bulgarische hat in seine Sprache das Geschlecht-wort zweifellos aus der Sprache der Grundbevölkerung über-nommen, fügt es auch ganz wie das Rumanische und Albanische an das Hauptwort hinten an, nicht wie das Griechi-sche und Westgermanische vorne.) Im Laufe der Kultur-bewegung ist das Albanische zum groBen Teil, das Dakischenbsp;zum gröBten Teil romanisiert worden, so daB der Wort-schatz hauptsachlich lateinisch ist. Slawische und türki-

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sche Bestandteile treten in beiden Sprachen in verschiedener Menge hinzu. Gleichwohl ist der Geist des alten Dakolt;nbsp;Thrakischen erhalten geblieben.

Ebenso ist es mit den Volkssitten und dem Volksglauben der Fall. Überall stöBt man auf Urtümliches. Freilichnbsp;stehen Albaner und Rumanen nicht vereinzelt. In vielennbsp;Hinsichten findet man Verwandtes auch bei den Südslawen.nbsp;Aber diese Südslawen wohnen ebenfalls auf altem Thraken-gebiet und sind namentlich in gewissen Gegenden nurnbsp;slawisierte Vorbevölkerung.

Alle diese Balkanvölker einschlieBlich der Rumanen als Thraken anzusprechen, geht nicht an. Der auBeren Er-scheinung nach ist der thrakische Bestandteil heute sehrnbsp;gering. Nur die hohe schmale Gestalt und nicht selten dernbsp;Gesichtschnitt sind in höherem Satze erhalten, die Farbungnbsp;ist zumeist dunkei. Allerdings aber trifft man überall innbsp;diesen Landern auch schone, rein nordische Typen.

Die Geschichte der ehemals thrakischen Lande ist in den Grundzügen folgende. Schon die überragende griechi-sche Kultur hat stark auf die Thraken gewirkt, hat ihrernbsp;einen Teil, die Makedonen, sogar völlig grazisiert, so daBnbsp;eine ganze Epoche, die Alexanders des GroBen, von dennbsp;makedonischen Thraken im Namen der Griechen beherrschtnbsp;wird. Noch viel starker wirkten die Romer ein. Das Thrakische wich — dem Wortschatze nach — dem Lateinischen.nbsp;Dann aber schob sich die slawische Völkerwelle ins thrakische Gebiet vor und trennte es in zwei Teile, in das west-liche, das die albanische Sprache behielt, und in das östliche,nbsp;WO die Romanisierung schon weiter fortgeschritten war, dasnbsp;heutige rumanische Gebiet. Unter welchen Umstanden dienbsp;ersten Slawen ins Land kamen, wissen wir nicht. Als unternbsp;Kaiser Heraklius die Kroaten und Serben ins Land berufennbsp;wurden (aber kamen sie wirklich auf eine Berufung hin?),nbsp;war es schon von Slawen bewohnt. Die Herrscher undnbsp;Edeln dieser Kroaten und Serben waren Goten und habennbsp;sich noch Jahrhunderte lang als das gefühlt. Ob sie zurnbsp;Zeit ihrer Ankunft in ihren spateren Hauptsitzen — Kroa-

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tien, Slavonian, Bosnien, Serbien — noch Gotisch oder schon Slawisch sprachen, ist unbekannt. Jedenfalls haben sie alsnbsp;Minderheit, die sich überdies strenge von dem Volke ab-schied, dem Südslawischen nur eine Reihe von gotischennbsp;Worten gegeben^), nicht aber dessen Geist irgendwie merkbar beeinfluBt. Als dann die Herrscher dieser Südslawennbsp;auch dem übrigen Gebiet seinen Adel gaben, brachten sienbsp;auch nicht viel mehr als Worte in dessen Sprachen. Sienbsp;Waren hier als Kolonie einer Kolonie noch mehr in dernbsp;Minderzahl. Mochten sie auch das adelige Leben noch ganznbsp;durch ihren alten Geist bestimmen, dem Volke waren sienbsp;höchstens Gegenstand modischer Nachahmung. Aber jenbsp;weniger sie an Zahl waren, um so scharfer trennten sie sichnbsp;vom Volke ab, und war der Gote unter den Südslawen zu-meist nur einfacher Edler (plemenitas), so unter den Ru-manen oder Albanern eine Art Fürst, Erscheinungen, dienbsp;sich immer wiederholen.

Dies ist die eine Ursache, warum sich unter den Albanern und unter den Rumanen so viel unzweifelhaft altes Kul-turgut erhalten konnte. Die zweite liegt darin, daB zu dernbsp;Zeit, als die beiden Völker unter fremde Herrschaft kamen,nbsp;die nordischen Bestandteile schon stark erschöpft waren.nbsp;Wie zahe die starker brünetten Völker als Gesamtheit dienbsp;überlieferungen bewahren, dafür sind die Chinesen dasnbsp;sprüchwörtliche Beispiel. Es fehlte schon die Regsamkeit,nbsp;die da sein muB, wenn ein ganzes Volk eine neue Kulturnbsp;aufnehmen soil. Zur Römerzeit war es noch anders. Nichtnbsp;viel, so waren Albaner und Daken schlechthin Lateinernbsp;geworden wie die Kelten Norditaliens und noch in spaterernbsp;Zeit so viele germanische Scharen. Aus Illyrien, wie mannbsp;damals Albanian gewöhnlich nannte, und aus Dakien sindnbsp;eine ganze Reihe der bedeutendsten Gestalten des spatennbsp;Römerreichs hervorgegangen^). Damals aber galten Illyrer

Slawisches Knez ist Kunig, knegina, Kuniginna, vladika Waiting (Herrscher), vitez Witing (Ritter), pron/a (Gut des Horigen)nbsp;Krone, plesati gotisches plinsja (tanzen) usw.

“) Siehe mein Buch „Genie und Rassequot; (Leipzig 1917).

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und Daken noch für blond, wobei natürlich immer nur an die beherrschende Oberschichte gedacht ist. Gerade unternbsp;einer Fremdherrschaft aber vollzieht sich die Mischung allernbsp;mit allen am leichtesten; denn die früheren Edeln sind jetztnbsp;in eine tiefere Schichte hinabgedrangt und vielfach auchnbsp;nur Horige wie die früheren Horigen. In diesen Zeiten verloren Albaner und Daken ihre schöpferische Kraft, wurdennbsp;sie als Gesamtheit mechanische Bewahrer der alten Über-lieferungen, die sonst nur zu leicht der neueren Kultur ge-wichen waren. DaB in diesem Mangel hinwieder auch einenbsp;starke Kraft liegt, den neuen Einflüssen zu widerstehen,nbsp;sei beilaufig vermerkt. Vergeblich hat man die Albaner zunbsp;slawisieren, die Rumanen (in Ungarn) zu magyarisierennbsp;gesucht. Darauf beruht dann wieder die Hoffnung auf einnbsp;neues Eigenleben. Ein solches zu tragen, sind unternbsp;Albanern und Rumanen noch immer genug nordischenbsp;Bestandteile verhanden.

Wie weit zurück nun auch die alten Überlieferungen reichen, so darf man doch nicht erwarten, daB sie vonnbsp;ziemlich jungen Einflüssen frei geblieben sind. Und wennnbsp;auch die meisten davon nebensachlich sind, so hat dochnbsp;einer, der des Christentums, tief ins Volk gegriffen. Abernbsp;selbst dieser so starke EinfluB betraf im Grunde nur AuBer-lichkeiten. Ich habe in meiner „Weltgeschichte der Lite-ratur“ ausgesprochen, daB das Christentum bei den nordi-schen Vólkern überall schon verwandte Vorstellungen vor-fand, daB vielfach nur eine Umbenennung der Gestalten vor-genommen zu werden brauchte. Anderseit leben Gestaltennbsp;des früheren Glaubens daneben als Damonen fort. Nichtnbsp;anders war es bei den Daken. Und wie bei den Deutschennbsp;wurden auch bei ihnen nicht alle Gestalten, die nicht be-dingunglos in der christlichen Lehre aufgingen, zu bösennbsp;Geistern, sondern zu Marchengestalten, die den Sinn nochnbsp;immer erfreuten, wo sie auch nicht mehr religiose Ver-ehrung fanden.

Ich habe in diesem Hefte einige Marchen über den dakischen Sonnen-Heiland-Helden Fat-Frumos vereinigt.

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Manche Züge darin sind ohne weiterei durchsichtig, andere bedürfen der Erklarung und Deutung.

Die Grundzüge des nordischen Mythus mogen folgende sein. Die Welt wird als Werk des eigentlichen und einzigennbsp;Gottes betrachtet, der Walter und Erhalter und zugleichnbsp;das Licht und das Leben ist. Da man ursprünglich dennbsp;Schöpfer gewöhnlich als Vater, das Geschopt als Sohnnbsp;bezeichnet, war sein Name wohl der Bedeutung nachnbsp;,,Vater“. Das vorindogermanische Urwort hierfür war atta:nbsp;im Türkischen ata, im Magyarischen atya, im Gotischennbsp;atta, im Albanischen at'è. Aber gewöhnlich kam eine Ehr-furchtbezeichnung hinzu, die den ,,Vater“ naher bestimmte,nbsp;der Ausdruck der Hingabe oder die Bezeichnung als ,,unsernbsp;Vater“ oder als „hehrer Vater“. Die Koseform mag ajanbsp;gewesen sein, wozu das magyarische atya, das albanischenbsp;adja (,,Vaterbruder“) den Übergang zeigen, und auf diesernbsp;Form beruhen das sumero-babylonische Ea, das hebraischenbsp;Jah (in Hallelu-Jah, ,,lobet Gott“) und Jo (in Namen wienbsp;Jonathan), das lateinische Jo und Ju (in Jovis, Jupiter).nbsp;Das hebraische Jahwe ist, wie der arabische Name Jah janbsp;zeigt, aus einer Wiederholung des Namens entstanden. Auchnbsp;im Albanischen -weist der Name des Donnerstags (Wotans-tag, Jupitertag) Êjte auf einen höchsten Himmelsgott Êjnbsp;zurück. Trat das ,,unser“ — schon vorindogermanisch n —nbsp;an den Namen, so entstand mit der Koseform das assyrischenbsp;Anu, mit der vollen Form das agyptisch-syrische Atou,nbsp;das syrisch-griechische Adonis, das nordische Odin, dasnbsp;deutsche Wotan, dessen W auf einer Ausspracheeigentüm-lichkeit beruhen mag. (Der Spruch von Wotan, Wille undnbsp;We zeigt, dafi auch das Deutsche eine Kurzform des Gottes-namens kannte, auch sie mit vorgesetztem W.) Das albanische Atynë ist christliche Übersetzung des Pater nosteP),nbsp;zeigt aber noch ganz die ursprüngliche Lautung. Sollte dernbsp;Himmelsgott als der ,,hehre Vater“ bezeichnet werden, sonbsp;trat — dies schon in indogermanischer Zeit — die Silbe cii.

^) Das Gebet beginnt im Albanischen Atynë, qi je n’ qielli.

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ihrer Bedeutung nach aus divus, dios, dies, Tag zu erschlieflen

— nbsp;nbsp;nbsp;an das Wort: dann entstand das Indische Dyau, dasnbsp;griechische Zeus, das germanische Tiu und Ziu^).

Daneben haben zwei Gottesnamen, die schon Eigen-schaftnamen sind, gröflere Verbreitung. Semiten wie eine Gruppe der Indogermanen bézeichneten Gott als den „Er-habenen, ungeheuer GroBenquot;. Daher kommt das assyrischenbsp;ilu, das hebraische el mit seinén Zusammensetzungen eloah

— nbsp;nbsp;nbsp;El-Jah und eljon = El-Jah-n (unser Gott Vater), dasnbsp;arabische allah. Die indogermanische Bezeichnung ist Gottnbsp;im Deutschen, Zot im Albanischen, Chod mit den Zusammensetzungen Choda und Chodaj — Chod-aj (Gottnbsp;Vater) im Persischen. Der Semitische Name beruht auf dernbsp;Wurzel al, „aufsteigenquot;, der indogermanische auf einernbsp;Wurzel, die in den Völkernamen der Goten, Geten, Cheta,nbsp;Jhudim (Juden) und Jüten vorkommt und ihrer Bedeutungnbsp;nach in dem der altnordischen Joten (Riesen) erhalten ist.

Dieser Vater im Himmel war aber wie der Schöpfer und Erhalter des Lebens auch ein gewaltiger, strenger Gott, dernbsp;auf den Gewitterwojken einherfuhr, wie ein Stier brüllte,nbsp;den Donnerkeil schleuderte. Er war dies namentlich in dennbsp;nördlicheren Gegenden, wo die Gewitter haufiger undnbsp;schreckenerregender sind. Vielfach schied man die zweinbsp;Wesenheiten und machte den furchtbaren Gewittergottnbsp;selbstandig und zu einem Streiter, der mit der Keule, dernbsp;Waffe der Urzeit, wider die schwarzen Ungeheuer dernbsp;Wolken zog. So Wotan und Donner. Auch im Sumero-babylonischen ist Bel als Kriegsgott von Ea als Gott dernbsp;Weisheit geschieden und sind beide zu Söhnen des Himmels-vaters Anu gemacht. Zeus - Jupiter dagegen ist beid es noch

Neben der Form aüa kommt auch die Form apa schon vor-indogermanisch vor: Semitisch ab, magyarisch apa, altnordisch afi und mit Wiederholung — auch tata kommt neben atta vor —: tür-kisch baba, griechisch-lateinisch papa. Von der Form apa geht dienbsp;indogermanische Wurzel pa (schützen) aus und davon kommt dernbsp;Name Padar-pater-Vater (Schutz-geber). Im Deutschen wurde Aüenbsp;zum ,,Gro6vater“: das jüngere Wort drangte das altere um ein»nbsp;Generation zurück.

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in Einem, aber allerdings Sohn des Uranos, des „Himmelsquot;, was jedoch auf einer Überschichtung beruht.

Dem Vater im Himmel entsprach die Mutter im Ur-grund. Auch sie wurde als göttlich betrachtet. Gott hatte aus ihr die Welt geschaffen, sinniich gesprochen: sie mitnbsp;ihr gezeugt, so hatte sie neben ihm bestanden, war ebensonbsp;ewig wie er. Aber sie war die noch garende Materie, warnbsp;das Chaos mit alien seinen Geheimnissen und Schrecken;nbsp;2u ihr steigt Faust hinab, da er zu den ,,Müttern“ geht.nbsp;Abbild war dem Urmenschen der undurchdringliche Wald,nbsp;dann das Meer, das wie eine schillernde Schlange sich umnbsp;die Erde wand und darauf zu lauern schien, sie wieder ein-zuschlingen, auch zu Zeiten der Sintfluten iiber die Ufernbsp;trat und alles Lebende vernichtete, ihr Abbild aber auch —nbsp;im höheren Norden — das Eis, das wieder zu anderen Zeitennbsp;und in jedem Winter einmal das Land bedeckte. Allgemeinnbsp;wurde sie als Mutter gedacht. Wenn der Geist Gottes innbsp;dem uraltmythischen ersten Kapitel der Genesis iiber ihrnbsp;,,schwebt“ {mrachepheth, ,,briitend“), so zeugt er die Weltnbsp;mit ihr.

Das vorindogermanische Wort für Mutter ist ama mit der Nebenform ana: tiirkisch ana, magyarisch anya (da-neben nêni, ,,Tantchen“), assyrisch und arabisch umm,nbsp;hebraisch em, altnordisch amma, albanisch ndnë, ama undnbsp;ê/raë, rumanisch dmd, md und ndna (Miitterchen, Tantchen).nbsp;Wie bei atta ist auch hier neben der wiederholenden einenbsp;,,Koseform“ anzunehmen, die im slawischen majka an-klingt und sich in dem indischen Namen der Urmutternbsp;Maya erhalten hat. Die alteste Bezeichnung ist „hehrenbsp;Mutterquot;: das sumero-babylonische Tidmat, das hebramp;ischenbsp;Thekom. Der Name der Diana, die als Urmutter mit hundertnbsp;Briisten dargestellt wird, schlieBt sich hier unmittelbar an.nbsp;Aber auch der Name der christlichen Heilandmutter Annanbsp;gehort hierher.

Die fernere Entwicklung des Mythus zeigt eine endlose Reihe von Gleichsetzungen des Schöpfers mit dem Geschopt, dazu treten beide immer wieder aufs neue nebejn-

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Wnander, und dies um so leichter, wenn der Name in einar anderen Sprache nicht mehr verstanden wird.

Die Namen sind entweder Sachnamen oder Ehrfurcht-namen oder Eigenschaftnamen. Helios ist Sonne, Uranos Himmel, Eros-Amor Liebe. Griechen und Lateiner wuBtennbsp;ohne weiteres, was die Namen bedeuteten, aber schon wir,nbsp;die das auch wissen, wagen nicht beim Übersetzen griechi-scher und lateinischer Texte die Namen mit zu übertragen,nbsp;etwa das bekannte Marchen von Eros und Psyche ,,Liebenbsp;und Seele“ zu betiteln. Völlig schwindet das BewuBtseinnbsp;der Identitat, wenn die Sprache jener Namen überhauptnbsp;nicht mehr verstanden wird; so enthalt der griechischenbsp;Myth os zahlreiche Götternamen fremdester Herkunft, oftnbsp;in kaum noch erkennbarer Form. Da ergibt denn dernbsp;Himmelsgott allein, wenn er unter verschiedenen Namennbsp;als selbstandige Gestalten verehrt wird, ein ganzes Pantheon,nbsp;ebenso die weiblich gedachte Urmutter. Hierzu kommennbsp;dann noch die einzelnen Wirkungen und AuBerungen beidernbsp;und ihre Schöpfungen (Kinder), die in groBer Zahl auchnbsp;mit der Zeit selbstandige Gottheiten wurden.

Erklart kann das Nebeneinander ursprünglich identischer Gestalten, die Sondergestaltung einzelner davon zu verschiedenen Gottheiten im Sinne der anthropologischen Ge-schichtauffassung nur dadurch werden, daB sie aus dernbsp;Mischung verschiedener Volksgruppen, gelegentlich auchnbsp;durch bloBe geistige EinfluBnahme entstanden sind. Imnbsp;Laufe der Wanderungen hatten sich — unter vielerleinbsp;fremden Einwirkungen zumal — die ursprünglich einandernbsp;so nahe stehenden nordischen Sprachen stark voneinandernbsp;entfernt; kam nun noch dazu, daB bei einem bestimmtennbsp;Gotte in dem einen Volke der eine, in dem anderen einnbsp;anderer Eigenschaftname als hauptsachlichste oder aus-schlieBliche Bezeichnung gebraucht wurde, so traten sehrnbsp;leicht identische Gestalten als selbstandig nebeneinander.nbsp;In der spaten Antike wurden neben den heimischen Sonnen-Heiland-Göttern wie Phoibos-Apollon, Helios, Sol auch dernbsp;persische Mithras als Sol invictus, der agyptische Osiris und

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von früher her der Syrische Adonis verehrt. Aber schon in dem alten griechischen Mythos sind viele Götternamennbsp;zweifellos nichtgriechisch, besonders viele pelasgischen Ur-sprungs. Grundsatz einer wirklich fruchtbaren Mythen-forschung muB sein, einen Gottesnamen bis zu dem Volkenbsp;zu verfolgen, in dessen Sprache er eine klare Bedeutung hat.nbsp;Die alteste Geschichte der Völker offenbart sich in diesennbsp;Namen.

Zu den urtümlichsten Gleichsetzungen gehort jedenfalls die der Urmutter mit ihrem Kinde, der blühenden, fruchtbaren Erde. lm Deutschen tragt sie selbst den Namennbsp;HerthaErde; auch Demeter scheint Erde-Mutter zu be-deuten^). In dem Marchen von Schön-Tranenkind ist sienbsp;ganz die schreckenvolle Gestalt des Urmythos, aberVasilenbsp;Alecsandri verzeichnet folgende Überlieferung:

,,Die Waldmutter oder der heilige Freitag war so alt und runzelig, daB, wenn du siebenmal hintereinander geborennbsp;würdest und sieben volle Lebenszeiten lebtest, du mit demnbsp;Zahlen der Runzeln ihres Gesichtes nicht zu Ende kamest...nbsp;Sie wurde geboren, als noch nicht war, was jetzt ist, als dienbsp;Welt noch nicht Welt war, aber zur Jungfrau heran-gewachsen, war sie so schön, daB der Herrgott die Weltnbsp;schuf mit Menschen, Sonne, Sternen, mit V ögeln undnbsp;Blumen, damit jemand ihre Schönheit bewundern könne.“

Hier ist die Gestalt der Urmutter schon mit der Erde, ihrem Kinde, verschmolzen und dies deutlich darin aus-gedrückt, daB sie „Waldmutter oder heiliger Freitag“nbsp;heiBt*). Der Freitag ist wie im Germanischen der Tag dernbsp;Freia, so im Romanischen der der Venus. Freia und Venusnbsp;sind ürsprünglich als identisch empfunden worden. Imnbsp;Albanischen heiBt der Freitag Prênde und dies laBt daraufnbsp;schlieBen, daB die Göttin auch dort einen ahnlichen Namennbsp;hatte wie im Deutschen. (Weniger wahrscheinlich ist es,nbsp;daB die südslawischen Goten ihn den Albanern über-

1) Demeter = Ge-meter. Dhe ( = Erde) lautet das Wort noch jetzt im Albanischen.

“) Mama padurii sau sftnta Vinerea.

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mittdltttx, dwin nirgend sonst in sttdslawischem Gebiet lautet er amp;hnlich.) Die lieblich erblühende Frühlingerdenbsp;ist offenkundig die Grundvorstellung für Freia — der Namenbsp;kennzeichnet sie als die Liebliche —, und im Germanischennbsp;ist sie scheinbar ebenso getrennt von der düsteren Mutternbsp;wie Venus von der unterirdischen Persephoneia. Dochnbsp;kennt das Marchen Freia oder Holda auch als Frau Holle,nbsp;die die Flocken stieben laBt, ja als Frau Venus sitzt sie sogarnbsp;im Hörselberge und ist mit Hel, der ,,Hölle“, dem grauen-vollen Hohlraum, gleichgesetzt und herrscht da über dienbsp;Toten. Am reinsten ist der Mythus von der blühenden undnbsp;der absterbenden Vegetation in der Gestalt der Persephonenbsp;verkörpert, die die eine Halfte des Jahres im Schattenreichenbsp;verbringen muB. Wenn aber ihre Mutter Demeter, der allenbsp;irdischen Muttergefühle in die Brust gelegt sind, sie durchnbsp;die ganze Erde sucht, ist dies schon ein Widerspruch, dennnbsp;in Wirklichkeit weilt sie bei ihr selbst in der Urtiefe.

Diese Verschmelzung der Urmutter mit ihrem Kinde, der sprossenden, von allerlei Lebewesen bevölkerten Erde,nbsp;reicht in uralteste Zeiten zurück, wie die Darstellungennbsp;schon der ageischen (mykenisch-kretischen) Kultur «eigen:nbsp;da wSchst auf dem vorderen Einsatz ihres Rockes Grasnbsp;und Getreide oder sieht man einen Fisch darauf, undnbsp;Vogel und Tiere umgeben sie.

Wie die Urmutter mit der Erde, ihrem Kinde, ver-schmilzt der Himmelsgott gelegentlich mit der Sonne, seiner vornehmsten Schöpfung, seinem Sohn, der alle leben-spendende Kraft des Vaters in sich vereint und in die Weltnbsp;ausstrahlt. Wenn die Sonne als Held dargestellt wird —nbsp;so in agyptischen Psalmen, die im 19. Psalm des biblischennbsp;Psalters nachklingen —, wenn Sonnenhelden wie Heraklesnbsp;die gewaltige Keule führen, so sind hier Züge des Vatersnbsp;auf den Sohn übertragen. Ursprünglich eigen sind demnbsp;Sonnengott nur die zwölf Taten (Arbeiten), die er aufnbsp;seinem Zug durch die zwölf Tierkreisbilder vollbringt.nbsp;Herkules vollbringt sie noch alle, der alttestamentlichenbsp;Simson (von semü, Sonne) wenigstsns «nige. Allerdings

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aber konnte er im Norden auch selbst als Bekampfer der Wolkenungeheuer gedacht werden, und nur hier schied sichnbsp;der Winter scharfer vom Sommer, war der Sonnenlauf imnbsp;Winter auffallig viel kürzer als im Sommer, war die Sonnenbsp;im Winter schwach, sei es absterbend, sei es aus zarternbsp;Jugend heranwachsend. Diese Züge des Sonnenmythusnbsp;haben ihren Ursprung offensichtlich im Norden. Und aüchnbsp;nur hier, wo der Winter Erstarrung und Tod ist, hat dernbsp;Mythus von der Hadesfahrt der Sonnenhelden zur Befreiungnbsp;Oder Wiedererweckung der schonen Braut eine natürlichenbsp;Grundlage. Die Braut ist die Erde, die Tochter der Urtiefe.nbsp;Bald gewinnt er sie aus dem Hades selbst, bald schlaft sie,nbsp;von einem Gewirr von Domen umstrickt (Dornröschen),nbsp;bald holt er sie aus dem Eisland: Brünhilde, die Siegfriednbsp;von Island holt; Schneewittchen, das im glasernen (Eis-)nbsp;Sarge schlaft. Schön-Tranenkind holt sich selbst die Brautnbsp;aus dem Reiche der Waldmutter, dem König aber die Brautnbsp;aus dem Reiche des Eismonds.

Sind nun alle diese Gestalten zu irdischen Personen geworden, so ist das nicht allein darauf zurückzuführen,nbsp;daB der Mensch, solange er sinnlich (plastisch) denkt, allenbsp;abstrakten Vorgange ins Menschliche übersetzt, selbst dernbsp;,,Gerechtigkeit“ Schwert und Wage in die Hande gibt, es hatnbsp;vielmehr in diesem Fall auch einen tieferen Grund.

Der Mensch erkannte leicht, welch ungeheuere Dienste ihm das Feuer leistete. Es selbst hervorzubringen, war dienbsp;erste groBe Kulturtat. NaturgemaB war es ihm Abbild undnbsp;Abstamm des himmlischen Feuers, der Sonne. Er rieb esnbsp;zuerst aus dem Holz, dann — auf höherer Stufe der Hand-fertigkeiten — aus Steinen. Nach seiner üblichen Art nanntenbsp;er es den Sohn seiner Werkzeuge, und davon konnte dernbsp;eine Teil, der Stempfel, nach Tatigkeit und Form sehr wohlnbsp;als Vater (membrum) geiten, der andere, der Mörser, alsnbsp;Mutter (vulva). Wenn Schön-Tranenkind die Waldmutternbsp;in den Mörser einschlieBt, steekt darin noch eine Erinnerungnbsp;hieran. Aber die Geburt des Funkens, der plötzlich aus dernbsp;Mutter sprang und dann auf ihrem SchoBe saB, war doch

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geheimnisvoll. Er war nicht von der Art seines irdisch«n Vaters, sondern von der Art des Feuers am Himmel, warnbsp;sonach eigentlich dessen Sohn, und das himmlische Feuernbsp;war sein wirklicher Vater. Der irdische Vater, das Geschöpfnbsp;des Zimmerers — den die christliche Legende selbst zumnbsp;Zimmermann^) machte — warnach der Geburt des Funkensnbsp;bedeutunglos, und darum stellt die überlieferungtreuenbsp;christliche Kunst — und so noch bei Rembrandt — Josephnbsp;immer im Schatten dar; in den Evangeliën tritt er alsbaldnbsp;ganz aus der Geschichte. Andere Gestaltungen des Mythosnbsp;lassen ihn noch eine gewisse Rolle als ,,Nahrvater“ (sonbsp;heiöt Joseph im Katholizismus) oder als Erzieher desnbsp;jungen Sonnenheilands spielen. Als Erzieher finden wir ihnnbsp;ebenso in der Sargon-Legende (s. S. 35) wie in dem hiernbsp;übersetzten zweiten March en „Schönkind mit dem goldenennbsp;Haar“. Darin stirbt er alsbald und verschwindet somit auch.nbsp;Solange nun der Funke klein war, bedrohte ihn jeder Luft-zug; er muBte sorgfaltig bswahrt, in eine geschützte Eckenbsp;gebracht, vor bösen Feinden verborgen gehalten werden.nbsp;Alsbald aber wuchs er staunend schnelle. Immer aber sahnbsp;man das Feuer gen Himmel lodern, als strebe es zurück zunbsp;dem eigentlichen Vater, und in der Höhe loste sich dienbsp;Flamme in der Luft auf. Die irdische Mutter jedoch ward

*) Daher kommt das Beil und Doppelbeil als uraltes Gottes-symbol, die Labrys, die man in den ,,Labyrinthen“ aufstellte. Der Schöpfer des feuererzeugenden Stabes, also das Beil, das ihnnbsp;spellte, ist hier als dessen Vater zum Symbol gemacht. Der Vaternbsp;des Feuers (und auch der Sonne als Feuer nach ihrer Art) wirdnbsp;der ,,Vater“ des Mythus schlechthin. Jahrlich einmal wurde dasnbsp;Feuer neu erzeugt, wie man noch aus sehr spater Zeit weiB.nbsp;Band man das Beil des vorigen Jahres mit dem des neuen zu-sammen, so entstand das Doppelbeil, dessen Klingen spater durchnbsp;Gésichter ersetzt wurden und dann die bekannten ,,Janus“-Köpfenbsp;verschiedener Vatergötter ergaben. (Janus = Ja-n, „unser Vaterquot;,nbsp;s. o.) Die sehr wertvollen Darlegungen des Freiherrn R. v. Lichtenberg in seinem Buche „Die Ageische Kulturquot; (Wissenschaft undnbsp;Bildungquot;, 83, Leipzig 1911), das mir erst nachtraglich zur Handnbsp;kommt, sind durch die obigen Ausführungen zu ergSnzen; sienbsp;geben nur das Stoffliche, aber der geistige Inhalt laBt sich ausnbsp;der Vergleichung der Mythen sehr wohl erschlieBen.

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allgemach von dem Sohne verzehrt; Holz- und Steinmutter Wurden Schwarz,^) zerrissen und zersprangen. In demnbsp;Feuer aber sah man den Licht- und Warmespender, dienbsp;unbedingte Reinheit, die alles Unreine verzehrte. So wurdenbsp;es Symbol, Gegenstand der Verehrung, wurde im Laufe dernbsp;Zeit Religion und Dogma.

Die alten Inder brachten dem jungen Feuer — das sie einfach mit seinem Sachnamen nannten, c^ni = ignis (Feuer)nbsp;— Milch und Butter in GefaBen dar, die sie als Kühe be-zeichneten; noch um die Krippe des christlichen Heilandsnbsp;stehen Haustiere. Man lieB es entweder in einem Stalle geboren werden oder in einem Steinhaus, und danach war esnbsp;entweder ein Bauernsohn und in seiner Jugend ein Hirt^)nbsp;Oder ein Königsohn — denn nur die Könige wohnten innbsp;Steinhausern — und genoB die Erziehung eines solchen.nbsp;Bald genug ja muB man in der Ausmalung der Schicksalenbsp;des Feuers weiter gegangen sein und sie den jeweiligennbsp;eigenen Lebensverhaltnissen entsprechend gestaltet haben.

Der Heilandgedanke war schon damit gegeben, er wurde aber voll erst dadurch, daB man den Sohn dem himmlischennbsp;Vater gleichsetzte und ihn nun dessen Taten vollbringennbsp;lieB. So wurde dann der Heilandgott wohl auf Erden geboren und wandelte auf Erden, aber er ward mit den zwölfnbsp;Gestalten des Tierkreises in Beziehung gebracht — die zwölfnbsp;Arbeiten des Herkules, die zwölf Jünger des christlichennbsp;Heilands — und unternahm die Hadesfahrt.

Dogmatisch gesprochen war das Feuer zugleich Gottes-sohn, namlich Sohn des himmlischen Feuers, der Sonne, Und Menschensohn, Sohn der irdischen Mutter. Da dernbsp;irdische Vater unzweifelhaft nicht sein echter Vater war,nbsp;nicht Art von seiner Art, war er nur sein Adoptivvater, dienbsp;Geburt aber geschah auf eine geheimnisvolle Weise, ohnenbsp;daB der eigentliche Vater mit der Mutter in Berührung ge-

In den katholischen Landern wird überall neben der blonden, lichten auch eine schwarze Muttergottes verehrt.

Über den EinfluB des Mondmythus in diesem Punkte spreche ich weiter unten.

XVII

2 Aus {remden Garten 72/73.

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kommen war, also jungfraullch, und es blieb der Phantasie vorbehalten, diesen Vorgang irgendwie zu versinnlichen.nbsp;Die sentimentale Art, wie dies in dem Marchen von Schön-Tranenkind geschieht -- durch eine Trane — ist zweifellosnbsp;sehr spaten Ursprungs. Zu der christlichen Heilandmutternbsp;kommt die Kraft des Höchsten in Gestalt einer Taube; beinbsp;den Parsen erzeugt das ,,Wort“ (vac — vox), das zuletztnbsp;auch persönlich gedacht wird, den Heiland. Aber auch imnbsp;christlichen Mythos ist die Taube nichts als das Wort (logos),nbsp;das aus dem Munde Gottes ,,fliegt“ — von hier aus erklartnbsp;sich wohl im Christentum wie im Parsismus die Vogelgestalfc^).nbsp;Gelegentlich aber wurde die Jungfrauengeburt auch wenigernbsp;geheimnisvoll dargestellt, ja sogar mit der Schmach irdischernbsp;Jungfrauengeburt belegt. Romulus und Remus — zweinbsp;identische Gestalten — sind die Söhne einer Vestalin, ebensonbsp;Sargon der einer Tempel Jungfrau und der Schbnkind desnbsp;zweiten Marchens das Fallkind einer Konigtochter.

ZunSchst ist der Feuerfunke Sohn der Sonne, sowie er aber mit der Sonne verschmilzt, wird er Sohn des ,,Vaters“nbsp;selbst, des Schöpfers der Sonne. So bezeichnet sich dernbsp;christliche Heiland immer als Sohn des Vaters im Himmelnbsp;unmittelbar. Noch weiter geht die Adonismythe: sie gibtnbsp;dem Heiland den Namen des Vaters — Adon (im Syrischennbsp;allerdings nur „Herr“) ist eigentlich Atyn, Aton, ,,unsernbsp;Vater“ (s. o.). Das christliche Dogma hat in gleichem Sinnenbsp;den Heiland mit dem Himmelsvater selbst identisch erklart.

Wie es scheint, hat schon in sehr friiher Zeit der Kult des Feuers als Königsohnes mit dem als Bauernsohnes sichnbsp;verschmolzen, wahrscheinlich aber unter verschiedenennbsp;Umstdnden. Man sieht Herkules geradezu als Knecht desnbsp;Eurystheus die zwolf Arbeiten tun, aber Schbnkind innbsp;unserem MSrchen wird von dem Kbnigheiland, zu dem ernbsp;als Hirte kommt, ohne weiteres als ebenbürtig anerkannt

1) Der Anfang des Johannis-Evangeliums sagt es deutlich: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott warnbsp;das Wort. (Identitat Gottes mit seinem „Worte.“) Und das Wortnbsp;ward Fleisch.“

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nd tut den Dienst für ihn als Freund. Und wie für den reund, so gewinnt er zugleich auch für sich selbst dienbsp;*raut. DaB ursprünglich zwei Heilande nebeneinandernbsp;estanden, wird kaum irgendwo so klar wie hier. Undnbsp;'ahrend der Hirtenheiland für sich die Toch ter der Wald-lutter freit, gewinnt er für den Königheiland die Tochternbsp;es Königs Eismond. Es ist leicht ersichtlich, daB dernbsp;königheiland einer weit höheren Kultur-, aber auch Gesell-'haftschichte angehört. Die Verschmelzung der beidennbsp;teilande zu einem Paar als König und Manne, als Freundnbsp;nd Freund oder gar zu einer einzigen Gestalt (wie imnbsp;Hristlichen Heiland) laBt das erste groBe geschichtlichenbsp;reignis der nordischen Menschheit erkennen: die Unter-'erfung der landbauenden Bevölkerung unter die in Stein-ausern wohnenden ,,Könige“. Nicht immer geschah diesenbsp;^titerwerfung restlos. Ja, mit der Zeit setzte sich zweifel-Os die Art der viel zahlreicheren Unterworfenen durch, undnbsp;hirtenheiland und Königheiland wurden einander gleich-testellt: der christliche Heiland ist zugleich der gute Hirtenbsp;Jnd der hohe König, nach dem einen Evangelium ist er imnbsp;•talie, nach dem anderen in einer Grotte geboren, und so-'•ohl Hirten als auch Könige beten ihn an. DaB die beidennbsp;heilande Blutbruderschaft miteinander schlieBen (was wienbsp;dem Marchen von Schön-Tranenkind auch in der deut-^hen Siegfriedmythe geschieht), ist die Vorstufe dazu.nbsp;•legfried wie Schönkind wollen aber zunachst mit demnbsp;•Aderen Heiland kampfen; der lehnt es in beiden Fallen ab.nbsp;^ile menschlichen Freundschaftgefühle wurden manchmalnbsp;} die Brust der beiden Freunde gelegt: Gilgamesch undnbsp;¦abani im sumerischen Epos, Theseus und Peirithoos imnbsp;^¦iechischen Mythos^). Mit der Verschmelzung zu einem

, ') Zweifellos spricht in diesen beiden Mythen, wenigstens in dem '.•Jge, daC der eine Freund den andern durch die ganze Welt bis innbsp;Unterwelt suchen geht, der Mythus von den Dioskuren, demnbsp;^orgen- und Abendstern mit. Die beiden sind zumeist Zwilling-^Üder oder sonstwie enge miteinander verbunden. Man erkanntenbsp;‘'bh di# Gleichartigkeit der beiden Sterne (nicht jedoch ihre Gleich-b’t) und drückte das durch enge verwandtschaftliche Beziehung

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Paar wurde aber vielfach der eine Heiland und zwar natur-gemaö der Königheiland in die Rolle des Auftraggebers gedrangt; so Eurystheus, so Gunther, so der König imnbsp;Marchen von Schön-Tranenkind. Aber in den Namennbsp;bezeugen sich auch Eurystheus als „in weitem MaBenbsp;Starkerquot; (?) und Gunther als ,,Kampfherr“ noch als streit-bare Heilande. Herkules und Schönkind führen die Waffenbsp;des Landvolkes, die Keule. Schmiedet Schönkind sich diesenbsp;Waffe aus Eisen, so beruht das schon auf einer Angleichung,nbsp;aus. Da immer nur einer am Himmel stand, dachte man sich, einernbsp;müsse den andern, den entschwundenen, suchen. Ein im übrigennbsp;schlecht erzahltes rumanisches Marchen bei Ispirescu,,,Morgensternnbsp;und Abendstern“, behandelt gerade dieses Suchen. Auch da kommennbsp;sie zu der Waldmutter und fallen in einer zweiten Episode einernbsp;nach dem andem in einen Brunnen. RückbeeinfluBt ist in diesemnbsp;Marchen der eine der Sohn einer Magd, der andere der einer Königinnbsp;und beide ebenfalls wie die Heilande ohne Hinzutun eines Mannesnbsp;geboren. Wie den Sonnengöttern sind auch ihnen Rosse beigegeben.nbsp;Die griechische Darstellung ist allgemein bekannt. Im Indischennbsp;sind sie Asvinen nach dem Rosse selbst genannt (Asva = aequus).nbsp;Scharf auseinandergehalten ist der Heiland in Knechtsgestalt vonnbsp;dem in Königgestalt in dem von Joan Slavici aufgezeichneten undnbsp;von Mite Kremnitz aus der Handschrift übersetzten Marchen „Dernbsp;arme Junge“ (,,Rumanische Marchen,quot; Leipzig 1882). Der armenbsp;Junge ist einer Witwe Sohn; seine Schwester hat ein Drache geraubtnbsp;und er geht sie suchen. Tiere, denen er sich hilfreich erweist, stehennbsp;ihm bei wie Eminescus Schönkind, als er die Pferde hüten soil. Dienbsp;RoBwahl, die Flucht sind ganz ahnlich gestaltet. Kamm, Striegelnbsp;und Bürste tun ihre Dienste. Das Pferd aber verwandelt sich, nach-dem sie aus dem Bereiche der Waldmutter sind, in einen Königsohn,nbsp;der ebenfalls eine Schwester zu suchen hat. Sie kommen zu einemnbsp;mit Schneeplatten gedeckten Palast und finden die beiden Gesuchtennbsp;in Glastürmen verschlossen. Sie befreien sie, und jeder heiratet desnbsp;andern Schwester. Das Reich des „rotenquot; Kaisers wird unter sie ver-teilt. Das Nebeneinander hat hier die ursprüngliche Handlungnbsp;etwas verwirrt. Bezeichnend für die Vermischung der Gestalten,nbsp;die sich schon im sumero-babylonischen Mythus findet, ist es, daflnbsp;Schönkind in dem zweiten Marchen für den Entscheidungkampfnbsp;ein Gewand mit der Sonne auf der Brust (als Sonnengott), mit demnbsp;Mond auf dem Rücken (als Mondgottheit) und dem Morgen- undnbsp;Abendstern auf den beiden Schultern (als Dioskurenpaar) anlegt,nbsp;also ganz so drei in einem ist wie der dogmatische Gott des Christen-tums, wenn auch aus anderen Gestalten zusammengesetzt.

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die bei Siegfried noch weiter geht, indem sich der, obwohl anderseits deutlich als Hirtenheiland zu erkennen, einnbsp;Schwert schmiedet, die Waffe der Könige. Eigentümlichnbsp;ist die Übertragung gewisser Heilandzüge auf die Jugendnbsp;des im Mannesleben historischen Königs David. Auchnbsp;spater noch hat man immer wieder historische Persönlich-keiten mit solchen Zügen ausgestattet, andere wieder habennbsp;selbst das Heilanddogma auf sich angewendet, indem sienbsp;sich für Söhne des Himmelsgottes erklarten, wie Alexandernbsp;für den Sohn des Jupiter Ammon, Oder gar, wie Sargon,nbsp;die ganze Geburtgeschichte von sich erzahlten. Mohammednbsp;ist durch die Theologie des Islams praexistent geworden.

Jedes Volk und jede Zeit haben den Heiland je nach ihrer Art gestaltet. Die kriegerischen Germanen schildertennbsp;ihn vornehmlich als Streiter; er war ihnen Balder, dernbsp;„Donnerndequot; Oder ,,Kiihne“, war ihnen Siegfried. Auchnbsp;diesen Gestalten fehlen die idyllischen Hirtenzüge nicht;nbsp;Richard Wagner hat sie — im ,,Siegfriedquot; — wieder vollnbsp;2ur Geltung gebracht. Aber im wesentlichen sind Baldernbsp;Und Siegfried doch reine Abbilder des Sonnenhelden. Ja,nbsp;noch der altdeutsche Dichter des ,,Heliand“ hat seinennbsp;Heiland, so viel er vermochte, verheldischt. Auch Herkulesnbsp;ist vor allem der gewaltige Streiter und ist es in seinernbsp;Rauhheit ganz als Heiland eines urtümlichen Landvolkes,nbsp;ingleichen der biblische Simson. Die überfeinerte, schonnbsp;kulturmüde Levante hinwieder hat den Jager Adonis zunbsp;einem unschuldigen schonen Jüngling gemacht, dessen Todnbsp;die Frauen mit unendlicher Klage beweinen: Ajta)?.ero xalocnbsp;Adojvt^. Aus ahnlicher Stimmung heraus gestaltete dasnbsp;spatere Indertum den Mythos; es verweilte am liebsten beinbsp;der Hirtenepisode des Heilands und zeigt seinen Krishnanbsp;Oder Hari, den „Goldhaarigenquot;, inmitten der unschuldigennbsp;Natur umworben von den lieblichsten Madchen. Das ernstenbsp;Christentum hat die erotischen Momente ganz ausgeschaltet;nbsp;Selbst bei seiner Hadesfahrt befreit der christliche Heilandnbsp;nicht die schone Braut, sondern — nicht nach den Evangeliën, die darüber schweigen, sondern nach der Über-

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lieferung — die Seelen der heiligen Vorvater. Darum soviele Völker soviele Heilande, und doch alle miteinande!nbsp;eine Einheit wie auch die nordischen Völker selbst.

Nicht alle Heilande werden in der Jugend verfolgt, niet alle sterben jung. Buddha und der ,,wei6e“ Zarathustra, iiinbsp;deren Gestalten möglicherweise ein geschichtlicher Kern 2inbsp;finden ist, aber auch die deutschen Marchenprinzen uhnbsp;ebenso Schönkind erreichen die höchste menschliche LebenSnbsp;frist (achtzig Jahre) oder leben — wenn sie nicht gestorbelnbsp;sind — noch heute. Auch hier sind zwei verschiedennbsp;Gestaltungen ineinandergeflossen. Der eine Heiland stirtnbsp;wirklich, der andere geht lebend in die Unterwelt eitinbsp;Peirithoos und der sumerische Eabani sind wirklich ge^nbsp;storben, aber Theseus und Gilgamesch, die ihnen folgennbsp;sind auch wahrend ihjer Hadesfahrt am Leben, ebensinbsp;Schönkind. Das beruht wohl schon in altester Zeit auf vernbsp;schiedenen dogmatischen Auffassungen und letzten Ende'nbsp;wahrscheinlich darauf, daB die kulturell tiefer stehendeinbsp;Verehrer des Hirtenheilandes diesen in vollem Anthroponbsp;morphismus wirklich sterben lieBen, die kulturell fort'nbsp;geschrittenen Verehrer des Königheilandes in dem Tod'nbsp;nur einen Durchgangpunkt, also keinen wirklichen Tolnbsp;sahen. Auch die Jenseitvorstellungen überhaupt waren be,nbsp;diesen andere, freundlichere. Bei jenen führten die Abnbsp;geschiedenen ein grauenerweckendes oder doch trübeinbsp;Schattendasein, bei diesen saBen sie in lichten Hallen unlt;nbsp;erfreuten sich weiter an den höchsten Genüssen des irdischeHnbsp;Lebens, an ,,Wein, Weib und Gesang“. Nur der wirklich!nbsp;Tod brauchte beweint und beklagt zu werden — die Klagefnbsp;um Horus, um Adonis —, nur dieser wurde mit allernbsp;Schrecken des Sterbens dargestellt (so beim christlichernbsp;Heiland). DaB der Heiland vielfach durch die Hand eindnbsp;ihm nahe Verbundenen stirbt — Balder durch die seinelnbsp;Bruders, Siegfried durch die des Blutbruders —, hat seinernbsp;Grund wohl auch in der altesten Verschmelzung der beidernbsp;ursprünglichen Heilandkulte; der Königheiland, mit derinbsp;der Hirtenheiland zwar einen Vertrag geschlossen hatt©

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hatte nach der Meinung vieler ihren echten Heiland, den Hirtenheiland, heiratückisch geknechtet, und starb er nunnbsp;seinen wirklichen Tod, so war es jener, der ihn tötete odernbsp;toten liefi. In pessimistischer Zeit wurde die Schuld vonnbsp;dem Einzelnen auf die Gesamtheit eines Volkes, ja dernbsp;Menschheit überhaupt übertragen: der christliche Heilandnbsp;stirbt durch die Tücke des jüdischen Volkes, aber imnbsp;Grunde sind es wir alle, die den Heiland ,,kreuzigen“ lassen.

Zahlreich sind die Nachrichten von schauspielerischen Darstellungen der Vorgange, die um so mehr vermensch-licht wurden, je mehr man ihre reale irdische und himm-lische Grundlage (Feuerbereitung und Sonnenlauf) vergaB;nbsp;und man vergaB sie besonders leicht, wenn der Name desnbsp;Heilands nicht wie beim indischen Agni der Begriffname,nbsp;sondern ein Eigenschaftname — wie Balder und Hari —nbsp;oder ein Ehrfurchtname — wie Adonis und Christos — war.nbsp;Die deutschen Osterspiele beruhen gewiB auf uralten „heid-nischenquot; Spielen ahnlicher Art, die Evangeliën machen dennbsp;Eindruck, geradezu solche Darstellungen zu beschreiben,nbsp;die Mexikaner gingen noch in geschichtlicher Zeit so weit,nbsp;einen Menschen ,,steilvertretendquot; als Heiland qualvollnbsp;sterben zu lassen. Die Verteidiger der Geschichtlichkeit desnbsp;christlichen Heilands können sich am ehesten auf diesenbsp;Analogie berufen. Allerdings aber wissen wir aus dernbsp;Levante jener Zeit und ebenso aus dem alten Persien nurnbsp;von unblutigen Darstellungen und Umzügen. Diese knüpf-ten sich, wie es scheint, besonders an die biblische Esther-Geschichte. Haman und Mardochai (Human und Marduk),nbsp;der alte und der neue Heiland, waren die Protagonisten.nbsp;DaB die Esther-Geschichte als Heilandmythe aufzufassennbsp;ist, findet man in den ,,Biblischen Novellenquot; (A. fr. G. 4)nbsp;dargelegt. Noch heute hat die Vorlesung des Buches Esthernbsp;in den Synagogen am Purimfeste schier dramatischennbsp;Charakter. (Vgl. hierüber die Beschreibung einer solchennbsp;Verlesung in meinem Romane ,,Spinozaquot;.)

War der Heiland wirklich gestorben, so war der neue Heiland ein anderer. Mehrfach wurde da der eine der beiden

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ineinandergeflossenen Heilande in wiederaufgelebter Sonder-gestalt zu dem Sieger, der andere zum Besiegten, und dem Sieger wurde zugejubelt, der Besiegte mit Spott bedacht.nbsp;War es schon kein lebender Mensch, so wur 'e sehr oftnbsp;wenigstens eine stellvertretende Puppe als Gleichnis fürnbsp;den alten Heiland, für das alte Jahr, für den Tod — Tod-austragen in Tirol — auf irgendeine Weise vernichtet.

Wo der Heilandmythus mit tiefstem menschlichen In-halt erfüllt wurde, wurde er ergreifendes Symbol: so im Christen turn.

Allgemeines Zeichen für den Heiland ist das Kreuz als Kurzbild für die lodernde Flamme^). Auch der christlichenbsp;Heiland hangt ursprünglich nicht am Kreuze, sondern stehtnbsp;in langen weifien Gewandern segnend davor. In jenen altennbsp;levantinischen Darstellungen erscheint er zugleich als Greis,nbsp;was auch für das anfangliche Christentum eine Zweiheit dernbsp;Überlieferung bezeugt. Das Kreuz wird manchmal dernbsp;,,Mutterquot; in die Hand gegeben — so wird die Isis oftmalsnbsp;dargestellt —, aber wo man einmal zur Nachbildung dernbsp;menschlichen Gestalt fortgeschritten ist, wird zumeist dernbsp;junge Feuerfunke auf dem SchoBe seiner Mutter abgebildet:nbsp;so namentlich Isis mit dem Horuskinde und, gewiB vonnbsp;hier aus am starksten beeinfluBt, Maria mit dem Jesus-kinde*).

Der Heiland ist überall goldhaarig. Selbst die Mexikaner muBten diese Überlieferung haben, denn sie nannten den

Es stellt in seiner indischen Form (Swastika, Hakenkreuz: ;Fi) deutlich noch die laufende Flamme dar; denn jeder Haken ist einnbsp;laufender FuB.

“) Merkwürdig ist, daB im griechischen Mjrthos Leto zwei Kinder auf dem Arm tragt: Apoll-Helios (Sonne) und Artemis-Diana (Mond). Die Gleichsetzung des irdischen Feuers mit demnbsp;himmlischen (mit der Sonne) hat es mit sich gebracht, daB auch dienbsp;Schwester des himmlischen Feuers (der Mond) auf den Arm dernbsp;Mutter gesetzt wurde. Hier ist schon der Beginn einer émderennbsp;Mondlegende im Sinne der Sonnenfeuer-Heilandlegende zu sehen,nbsp;die dann im Katholizismus die das Mondsymbol führende Maria innbsp;ewiger Jugend, des Muttertums schier ganz vergessen, ja ,,Braut‘‘nbsp;Christi, neben den Heiland als besondere Heilandin gestellt hat.

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blonden Alvarado, der mit Cortez zu ihnen kam, Tonaltiah, ,,Sonnensohn“. Zarathustra führt den Beinamen Spithama,nbsp;,,der WeiBe“, Krischna wird am liebsten Hari, ,,der Blondequot;nbsp;genannt. Auch Schönkind wird als lichthaarig geschildert.nbsp;Ebenso heiUt es von dem armenischen Her knies (bei Mosesnbsp;von Chorene) ausdrücklich, daB er blond war. Bei Firdusinbsp;findet man im ,,Königbuch“ die Geschichte von dem par-sischen Heilandhelden Sal; inmitten eines schon dunkel-haarigen Volkes mit weiBen Haaren geboren, wird er geradenbsp;deswegen ausgesetzt. Auch Jesus Christus hatte nach ur-alter Tradition blondes Haar; erst eine gewisse realistischenbsp;Richtung, die in der spateren Renaissance einsetzt, stelltnbsp;ihn bisweilen als brünetten Juden dar. (DaB die Namennbsp;Messias und Christos, ,,Gesalbter‘‘, auf die urtümlichenbsp;Zeremonie der ,,Salbung“ des jungen Feuers mit der dar-gebrachten Butter zurückgehen, sei beilaufig vermerkt.)nbsp;Ahnliche Erscheinungen wie beim Feuer-Sonnen-Heiland-mythus finden wir beim Mondmythus, der in verschiedensternbsp;Weise selbstandig ausgebildet und ingleichen mit demnbsp;Sonnenmythus verknüpft wurde. War man einmal dahinnbsp;gelangt, die ,,Mutterquot; mit ihrem Kinde, der bewachsenennbsp;Erde, gleichzusetzen und für das Feuer in der Sonne einnbsp;himmlisches Abbild zu sehen, so fand man für die blühendenbsp;junge Natur das himmlische Abbild im Monde. Nichts istnbsp;für diese Gleichsetzung bezeichnender als die Darstellungnbsp;der Mondgöttin Diana als Mutter mit hundert Brüsten, dernbsp;Isis mit dem Monde auf dem Haupte, der christlichennbsp;Heilandmutter mit der Mondsichel unter ihren FüBen. (Vgl.nbsp;auch Ileana Simziana Goldhaar Feld-wird-grün, Blumen-blühn im vierten Marchen.) Bei der Verschmelzungnbsp;der Urmutter mit der bewachsenen Erde, mit der irdischennbsp;Heilandmutter (dem Holz- oder Steinwerkzeug) und demnbsp;Monde flossen noch verschiedenartigere Züge zusammennbsp;als bei der Verschmelzung des Feuerfunkens mit der Sonnenbsp;Und dem ,,Vaterquot;. Wieder auch traten verschiedene Ge-staltungen des Mythus selbstandig nebeneinander, so daBnbsp;im Marchen von Schön-Tranenkind die Gestalt viermal vor-

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kommt: in der Muttergottes mit den schwarzen Augen (schwarze Muttergottes in dem üblichen Silberkleid), vornbsp;der die Mutter Schönkinds betet, in der Mutter Schönkindsnbsp;selbst, in der Tochter der Waldmutter und in der des Eis-mondes. Davon mag aller dings die schwarze Muttergottesnbsp;erst durch christlichen EinfluB in das Marchen gekommennbsp;sein. In der Siegfriedsage haben wir in Brünhild undnbsp;Chriemhild (Gudrun) zwei identische Gestalten, aber dochnbsp;wird noch die Mutter Chriemhilds (Ute) erwahnt, wie ebensonbsp;im christlichen Mythos die Mutter der Maria (Anna). In-folge der Gleichsetzung der Urmutter mit dem Monde erhieltnbsp;der Mond selbst in einer ganzen Reihe von Sprachen dennbsp;Namen ,,Mutterquot;; ich weise hier auf die angeführten ver-schiedenen Lautungen des Namens zurück^). Im Persischennbsp;heiBt er einfach mdh und mdh. Das deutsche mand, dasnbsp;griechische mên, das lateinische men[s — altdeutsch mdnö[thnbsp;(Monat) fügen das n (unser) an, das vorlateinische Diananbsp;und das albanische hdnë, das lateinische luna setzen einenbsp;nahere Bezeichnung davor.

Namen derselben Herkunft tragen vielfach auch die Mütter der Heilande oder ihre Braute. War die Urmutternbsp;der Erde gleichgesetzt, so war sie ja die Braut des Sonnen-helden, und somit erklart es sich, daB beide den Mutter-namen tragen können. Buddhas Mutter hieB Maya wie dienbsp;indische Urmutter selbst, die Mutter des christlichen Hei-lands Marjam, das mit versetzter Betonung zu Maria wurde,nbsp;die Mutter des Hermes, der von den Heilandzügen fast nurnbsp;die Hadesfahrten und das Feuersymbol des Stabes behaltennbsp;hat, Maja. In der Moseslegende heiBt die Schwester der

Von dem Monde, der das Jahr einteilen lehrt, geht der Begriff des Messens aus, der im Semitischen und Indogermanischen durchnbsp;die Wurzel ma bezeichnet wird. Die Slawen haben das eigentlichenbsp;Wort für ,,Mond“ verloren und nennen den Mond nur den „Messerquot;nbsp;(mesec). Und ahnlich wie das Wort pater nur mittelbar mit apanbsp;zusammenhangt, so auch das Wort mater nur mittelbar mit amainbsp;madar-mater-Mutter ist die MaB-Geberin; sie miBt im ursprüng-lichen Haushalte jedem das Seine zu. So aber vielleicht nicht überall,nbsp;denn im Albanischen tragt diesen Namen die Tochter (motër).

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beiden Heilande Moses und Aaron Mirjam^). Balders Gattin heiBt Nanna.

Die Gestalten Feuer-Sonne-Himmelsvater und Feuer-mutter-Urmutter- fruchtbare Erde-Mond traten in die ver-schiedenstartigen Beziehungen zueinander. Wie in der Moseslegende sind sie noch oft Bruder und Schwester, sonbsp;auch in dem rumanischen Mythenliede „ Sonne und Mond“nbsp;(Rumanische Balladen A.fr.G. 89). Die Verbindung der beidennbsp;wird aber vielfach als unangS,ngig betrachtet, ja, das rumanische Lied sieht in dem Begehren der Sonne, die Schwesternbsp;zu heiraten, sogar die Ursache der Hadesfahrt. lm assy-rischen Mythus heiratet Ninus die eigene Mutter, Semiramisnbsp;mit den symbolischen hangenden Garten. Auch die christ-liche Heilandmutter wird oft als Braut ihres Sohnes be-sungen und gewöhnlich in ewiger Jugend dargestellt. (Ihrenbsp;Mutter Anna ist alt und runzelig.) Das alles sind Er-innerungen daran, daB hier mehrere Gestalten ineinander-geflossen sind.

Aber es ist noch eine weitere urzeitliche Verschmelzung zweier Mythen anzunehmen. Mehrere Züge der Heiland-legende sind nicht aus den Erscheinungen des Sonnenlaufesnbsp;zu erklaren, wenn auch nachtraglich einigermaBen be-friedigend darauf zu beziehen. Vor allem paBt die Vor-stellung des guten Hirten nur auf den Mond mit den Sternennbsp;als seiner Herde. Dann aber ist die — beim christlichennbsp;Heiland dreitagige — Hadesfahrt nur mit dem mehrtagigennbsp;Verschwinden des Mondes zur Neumondzeit zusammenzu-bringen. Wie oberflachlich zum Teil die Verschmelzungnbsp;geschah, sieht man an Schönkind, der ohne jeden Grundnbsp;Hirtenkleider anzieht und so — auf eine Kriegsfahrt geht.

1) Moses wird nicht sowohl den „aus dem Wasser gezogenen“ bezeichnen als das „Kind“ (agyptisch mesu) und trüge da einen ganznbsp;ahnlichen Namen wie Fat (Kind) frumos. Wie Mose war auchnbsp;Mirjam im Hebraischen völlig unverstandlich; so ist namentlichnbsp;Mirjam lautlich arg entstellt. Die Nebenform Marjam wurde vonnbsp;der christlichen Theologie als mar jam (Tropfen des Meeres), stillanbsp;maris gedeutet und daraus im weiteren Verlaufe Stella marisnbsp;(Meeresstern) gemacht.

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So stellt sich denn die Verschmelzung der Hirtengestalt mit der König-Heldengestalt als eine uralte Verschmelzungnbsp;des Mondkultus mit dem Sonnenkultus dar. Aber auch danbsp;mag der Mond zunachst der Sohn der Sonne gewesen sein.nbsp;DaB im Deutschen und Slawischen noch heute sein Namenbsp;mannlichen Geschlechtes ist, fiihrt vielleicht so weit zurück.nbsp;Zeugnis dafür ist auch die Benennung des Neumonds alsnbsp;,,neuer König“ (craiu nou) im Rumanischen, obwohl darinnbsp;der Mond sonst weiblichen Geschlechtes ist (luna). Nochnbsp;Alecsandri berichtet, daB die rumanischen Madchen undnbsp;Burschen das Erscheinen des „neuen Königs“ mit Freuden-rufen begrüBen und Bitten an ihn richten. (Vgl. hierübernbsp;auch die Anmerkungen zu dem Gedichte „Der Drache“ innbsp;den „Rumanischen Balladenquot;.) DaB Sonnen- und Mond-mythus tatsachlich miteinander verschmolzen, bezeugt dasnbsp;Marchen „Ileana Sinizianaquot;, das ich als viertes iibersetze.nbsp;Da ist der Heiland zunachst ein Weib und laBt vielfach seinenbsp;Doppelnatur als Held und Hirte erkennen; seine Herkunft-geschichte ist ganz die der Mondgöttin als einer von dreiennbsp;Schwestern luid auch im weiteren Verlauf laBt sich nochnbsp;seine Hirtennatur erkennen; erst zum Schlusse wird ernbsp;— auf ziemlich auBerliche Weise — wirklich Mann.

Ohne weiteres ist klar, daB der Mond in seiner Sanftheit und Milde überall als guter Gott betrachtet werden konnte,nbsp;die Sonne jedoch nur im Norden, wo sie wirklich die Erdenbsp;nicht nur belebte, sondern bis zum Herbste in Fruchtbarkeitnbsp;erhielt, wahrend sie im tieferen Siiden alles Leben tötete.nbsp;So begrenzt sich das Gebiet der Verehrung der Sonne alsnbsp;restlos guten Gottes auf den Norden, und auch nur hier kannnbsp;sich die Verschmelzung der beiden Kulte vollzogen haben.nbsp;So wurde der Gott zugleich ein Hirte und ein Held, der dienbsp;schwarzen, feuerspeienden Ungeheuer der Wolken besiegtnbsp;und auf seinem Gang durch die zwölf Tierkreisbilder dienbsp;zwölf Arbeiten verrichtet, in der weiteren Verschmelzungnbsp;mit seinem Sohne, dem irdischen Feuerfunken, jedoch zumnbsp;Heiland.

Die Mondverehrung ist allgemein; sie reicht bis in die

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Stufe der Hirtenkultur zurück, ebenso die Feuerverehrung. Hier schon mag das Feuer als Sohn des himmlischen Feuersnbsp;betrachtet worden sein, aber es war in einem Stalle geboren,nbsp;und Hirten beteten es an.

Als dann die Gruppe der in dieser AbschlieBung sich herausbildenden nordischen Völker von den übrigen Men-schen abgeschieden wurde und durch lange Zeit unter starker Rassenauslese und infolgedessen ebenso starker Rasse-veranderung ihre Sonderart entwickelte und befestigte, muBnbsp;es zu der ersten Verschmelzung der beiden Mythen und zurnbsp;Gestaltung des eigentlichen Heilandmythus gekommen sein.nbsp;Die beiden Kulte schlossen einen Vergleich: der neue Gottnbsp;war sowohl Hirte als auch Held, vor allem aber war er —nbsp;in seinem irdischen Abbild, dem Feuer — der Heiland. Dienbsp;Verehrung der Sonne als restlos guten Gottes war das Neue,nbsp;war der Glaube der am meisten Fortgeschrittenen, undnbsp;setzte durch, daB neben dem Heiland der Sonnengott nochnbsp;als Auftraggeber bestehen blieb. Die Zweiheit der Heilandenbsp;ist so allgemein, daB sie nur in so alte Zeit zurückgehennbsp;kann.

Die vielfachen Gestaltungen des Heilandm3rthus bildeten sich jedoch erst heraus, als die nordischen Völker in dienbsp;Gebiete anderer Völker drangen, diese unterwarfen und zu-letzt immer mehr mit ihnen verschmolzen. Immer neuenbsp;Überschichtungen fanden statt, und jede Schichte brachtenbsp;ihren Himmelsgott, ihre Urmutter und ihren Heiland mit.nbsp;Die Gleichheit des Himmelsgottes und der Urmutter wurdennbsp;oft erkannt, aber die der Heilande, die zudem auch zumeistnbsp;ihre Sondernamen trugen, war bei der verschiedenartigennbsp;Gestaltung eines jeden nicht so leicht zu erkennen. Sonbsp;kommt es, daB z. B. in der griechischen Mythologie einenbsp;ganze Reihe von Heilanden unter Namen pelasgischer odernbsp;asiatischer Herkunft auftritt, die einen als Götter, dienbsp;anderen als Helden, je nach der Art, wie sie in das Pantheonnbsp;aufgenommen wurden.

Der Heilandmythus ist im tiefsten Sinne nordisch, und stets nur der nordische Mensch hat seine Tiefe erfaBt, der

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fremde ihn wohl angenommen — wie selbst Chinesen, Indiener und Neger —, aber die seelische Beziehung zu ihmnbsp;nicht gefunden. Die Erkenntnis, daB er in solcher Artnbsp;nordisch ist, laBt auch das Christentum, seine am reinstennbsp;ethische Gestaltung, erst richtig wetten, sie laBt aber auchnbsp;den geschichtlichen Jesus als eine unnordische Verstoff-lichung des Überstofflichen ablehnen. Haben alte Zeitennbsp;in naiver Weise den Mythus historisiert und lokalisiert —nbsp;wie noch die Holzschnitte der Lutherbibeln die Personennbsp;des Alten und Neuen Testamentes in die Gewander dernbsp;eigenen Zeit kleiden —, so hat der Heiland doch nur alsnbsp;überzeitlich gefaBt zu werden: so tritt er dann mitten annbsp;unseren Tisch, wo wir beten ,,Komm, Herr Jesus, sei unsernbsp;Gast“ und predigt uns, wo wir am Seestrand versammeltnbsp;sind^).

OTTO HAUSER

Ich schrieb diese Abhandlung, vom Kriege in einen kleinen Alföldort verschlagen, fast ohne anderes Material als ich im Kopfenbsp;hatte. Datum mag sich noch viel ergfinzen lassen.-

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RumAnische mArchen

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INHALT

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SCHÖN-TRANENKIND nbsp;nbsp;nbsp;]

Aufgezeichnet von Michail Eminescu............ 31

SCHÖNKIND MIT DEM GOLDENEN HAAR nbsp;nbsp;nbsp;s

Überliefert von Petre Ispirescu..................33 j

JUGEND OHNE ALTER UND LEBEN OHNE TOD nbsp;nbsp;nbsp;1

Überliefert von Petre Ispirescu..................S3 ^

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ILEANA SIMZIANA nbsp;nbsp;nbsp;'

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Überliefert von Petre Ispirescu..................65 ^

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SCHON-TRANENKIND

AUFGEZEICHNET VON MICHAIL EMINESCUi)

In alter Zeit, als die Menschen von heute noch im SchoBe der Zukunft schliefen, als der Herrgott mit seinennbsp;heiligen FüBen noch durch die steinigen Wüsten der Erdenbsp;Wandelte, in alter Zeit da lebte ein König so dunkei undnbsp;finster wie die Mitternacht; der hatte eine Königin so jungnbsp;Und lachelnd wie der helle Mittag.

Fünfzig Jahre schon lag der König im Krieg mit einem Seiner Nachbarn. Der Nachbar starb und vererbte seinennbsp;hlutigen HaB und Grimm seinen Söhnen und Enkeln.nbsp;I^'ünfzig Jahre war das her, und der König lebte allein nochnbsp;Wie ein alter, von Kampf und Leiden geschwachter Löwe.nbsp;Nie in seinem Leben lachte er, weder der unschuldigenbsp;pesang der Kinder, noch das liebevolle Lacheln seinernbsp;jungen Gemahlin, noch die alten lustigen Maren der innbsp;Schlachten und Ungemach ergrauten Krieger, nichts ver-Uiochte ihn zu erheitern. Er fühlte sich matt, fühlte, daBnbsp;er sterben werde, und hatte niemand, dem er seine Rachenbsp;Vererben konnte. Traurig erhob er sich von seinem könig-hchen Bette von der Seite der jungen Königin — einemnbsp;Bette wohl golden, aber öde und ungesegnet. Traurig zognbsp;er in den Kampf mit seinem unversöhnlichen Herzen, undnbsp;^ie Königin blieb allein zurück und weinte wie eine Witwenbsp;über ihre Verlassenheit. Ihr blondes Haar, licht wie dasnbsp;schönste Gold, fiel ihr gelöst auf die weiBen, runden Brüste,nbsp;Und aus ihren groBen blauen Augen flossen Ströme von

, Das Marchen erschien zum ersten Mal in den „Convorbirl hiterare“, IV. Jahrgang (1870/71). Ich übersetze es nach demnbsp;Abdruck in Eminescus ,,Opere completequot; (Bucuresci, 1907).

3 Aus {remden Gërten 78/73. nbsp;nbsp;nbsp;o

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feuchten Perlen über ihr Antlitz so weiB wie das Silber der Lilien. Tiefe dunkle Ringe zogen sich um ihre Augen,nbsp;und blaue Adem zogen sich über ihr Antlitz so weiB wie einnbsp;lebendiger Marmelstein.

Hatte sie sich vom Bette erhoben, so warf sie sich in einer Marmornische auf die steinernen Stufen nieder undnbsp;betete da vor dem silbergekleideten Bilde der Schmerzens-mutter mit der schwelenden Lampe zu FüBen.

Gerührt von dem Flehen der hingeknieten Königin, feuchteten sich dem kalten Bilde die Wimpern, und einenbsp;Trane rollte aus dem schwarzen Auge der Gottesmutter.nbsp;Die Königin stand auf in der ganzen Hoheit ihrer Gestaltnbsp;und empfing mit ihrem dorren Munde diese kalte Trane undnbsp;trank sie in den Grund ihrer Seele.

Von dieser Stunde an war sie schwanger.

Verging ein Mond, vergingen zween, vergingen neun, und die Königin gebar ein Kind so weiB wie Milchfaum und mitnbsp;Haaren so hell wie Mondenstrahlen.

Der König lachelte, und auch die Sonne lachelte in ihrem Flammenreiche und wich nicht von der Stelle, sonbsp;daB es drei Tage keine Nacht gab, sondern nur Helle undnbsp;Freude. Der Wein floB aus den entspundeten Fassern, undnbsp;der Jubel scholl bis ans Himmelsgewölbe.

Und die Mutter gab ihm den Namen Schön-Tranenkind^).

Und der Knabe wuchs und wurde groB wie die Tannen im Walde. Er wuchs in einem Monde mehr als ein anderesnbsp;Kind in einem Jahr.

Als er groB genug war, ging er und machte sich einen eisernen Streitkolben. Er warf ihn empor, daB er dasnbsp;Himmelsgewölbe spaltete, fing ihn dann mit dem kleinennbsp;Finger auf, und der Kolben brach entzwei. Drauf ging ernbsp;und machte sich einen anderen, schwereren. Er warf ihn

In der Folge lautet der Name nur Schönkind. Das rumanische Fat-Frumos ist offenkundig die Übersetzung eines alten dakischennbsp;Namens. Im Albanischen würde er Bir i bukur lauten und ahnlichnbsp;wird er auch im Dakischen gelautet haben, da beide Worte alt sind.nbsp;Schönkind ist ein echter Feuerfunkenname.

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empor bis knapp an den Wolkenpalast des Mondes; da er aus den Wolken niederfiel, brach er nicht mehr unter dennbsp;Pingern des Helden^).

Dann nahm Schönkind Abschied von den Eltern, um hinauszuziehen und mit den Heeren des Königs, der seinennbsp;Vater befehdete, allein zu kampten. Er legte Hirtentrachtnbsp;^n, ein Hemd von Seide, das seine Mutter unter Tranennbsp;gewoben hatte^), einen prachtigen Blumenhut mit Schnürennbsp;ünd Perlen von dem Halse von Prinzessinnen, steckte innbsp;den Gürtel eine Liedflöte und eine Tanzflöte, und als dienbsp;Sonne zwei Lanzenschafte hoch am Himmel stand, zog ernbsp;in die weite Welt hinaus und auf seine Kriegsfahrt.

Wegüber spielte er Tanze und Lieder, aber den Kolben Warf er empor, daB er die Wolken zerriB und eine ganze Tag-reise weit niederfiel. Taler und Berge horten voll Staunensnbsp;seine Lieder, aus dem Wasser schlugen die Wogen empor,nbsp;damit sie ihn horten, in den Quellen wirbelte der Grund,nbsp;Weil jede Welle emporstrebte, damit sie ihn höre und seinenbsp;Weise lerne und fortan den Talern und Blumen mit ebensonbsp;süBem Klange rausche.

') Diese Episode hat, wie in der Einführung erwahnt, ihre ge-naue Parallele in der deutschen Siegfriedsage. Wie Herkules und Schönkind tragt auch Marko der KÖnigsohn, auf dessen historischenbsp;Gestalt gar manche Heilandzüge übertragen worden sind, die Keule.nbsp;Das laBt auf die Allgemeinheit des Hirtenheilands unter den Dako-Thraken schlieÖen. Aber alle drei — Marko, Schönkind, Herkules —nbsp;sind Königsöhne. Herkules stirbt früh, Schönkind und Marko er-teichen wie Moses, Buddha und Zarathustra das höchste Alter.

Wenn Schönkind hier und auf seiner „Kriegsfahrtquot; die Keule *n die Wolken wirft, so geschieht das eigentlich im Kampf mit ihnennbsp;als Ungeheuern, was aber in diesem Marchen völlig verblaBt ist. Dienbsp;^Iten Goten halfen dem Sonnenhelden bei seinem Kampf, indemnbsp;unter groBem Getöse ihre Pfeile in die Gewitterwolken schossen.nbsp;So und nicht als Hochmut ist dieser Vorgang zu deuten. Auch nochnbsp;^n anderen Orten hat sich die Meinung erhalten, daB man mitnbsp;Schüssen, mit Glockengelaute die Gewitter vertreiben könne. Dienbsp;•arsuche mit Wetterkanonen gehen letzten Endes hierauf zurück.

“) Eine Erinnerung an die Mutterschmerzen, die sonst der Fabel ^ach hier ebensowenig einen Grund haben, wie das Anlegen dernbsp;Hirtentracht.

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Die Ströme, die an den Ketten düsterer Felsen dahin-brausten, lernten von dem königlichen Hirten das Lied der Liebe, aber die Acler, die stumm auf den diirren, grauennbsp;Kammen der hohen Felsen safien, lernten von ihm dennbsp;klagenden Schmerzesschrei.

Alle standen voll Staunens, well der königliche Hirte Lieder und Tanze spielend voriiberzog. Die schwarzennbsp;Augen der Mddchen fiillten sich mit Tranen des Verlangens,nbsp;und in der Brust der jungen Hirten, die ihm lauschten, mitnbsp;dem Ellbogen auf einen Felsen gestützt und mit der anderennbsp;Hand auf den Hirtenstab, erwachte eine Sehnsucht tiefer,nbsp;dunkler, gröBer — die Sehnsucht nach Kriegertaten.

Alle blieben stehen, nur Schönkind wanderte weiter, mit seinen Liedern der Sehnsucht seines Herzens folgend undnbsp;mit den Augen dem Kolben, der durch Luft und Wolkennbsp;flog wie ein stahlerner Adler, wie ein wundersamer Stern.

Als der dritte Tag sich gen Abend neigte, schlug der Kolben im Fall an ein erzenes Tor, und ein langes, gewaltigesnbsp;Dröhnen erscholl^). Das Tor war gesprengt, und der Heldnbsp;trat ein. Der Mond ging über den Bergen auf und spiegeltenbsp;sich in einem See so klar wie der helle Himmel. Auf seinemnbsp;Grunde sah man — so klar war er — den goldenen Sandnbsp;schimmern. Aber in der Mitte erhob sich auf einer smaragdenen Insel, von einem Buschicht grüner dichter Baumenbsp;umgeben, ein prachtiger Palast au^ glanzendem milchweiBennbsp;Marmor, so glanzend, daB in den Mauern wie in einemnbsp;silbernen Spiegel Wald und Wiese, See und Strand sichnbsp;spiegelten.

Ein goldener Nachen lag auf der klaren Flut des Sees dicht an dem Tore, und durch die reine Abendluft zittertennbsp;schone, heitere Weisen aus dem Palaste herüber.

1) Die Pforte der Unterwelt. Ganz klar sagt der sumero-babylo-nische Schöpfungbericht:

iptema apulli ina sili kilal si garu uttdn mina sumela u imna, ina kabitisama istikên elamp;ti. ,,Er — der oberste Himmelsgott —nbsp;tat auf groQe Tore zj beiden Seiten mit festen Riegeln, rechts undnbsp;links; in der Mitte setzte er den Zenit.“

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Schönkind stieg in den Nachen und ruderte über den See bis an die Marmortreppe des Palastes. Da trat er einnbsp;und sah in den Treppengangen Leuchter mit hundert Armen,nbsp;auf deren jedem ein feuriger Stern brannte.

Er trat in den Saai. Der Saai war hoch, von Saulen und Bogen ganz aus Gold getragen, aber in der Mitte stand einnbsp;prachtiger Tisch, weiö gedeckt, die Teller jeder aus einernbsp;einzigen grofien Perle geschnitten; aber die Edeln, die innbsp;goldenen Gewandern auf Schemeln von rotem Sammet zunbsp;Tische saBen, waren schön wie die Tage der Jugend undnbsp;heiter wie Tanzweisen. Doch der vornehmste von ihnen,nbsp;der um die Stirne einen goldenen, mit Demanten besetztennbsp;Reif und leuchtende Gewander trug, war schön wie dernbsp;Mond einer Sommernacht. Noch schoner aber war Schön-kind^).

,,Willkommen®), Schönkind,quot; sagte der König, „ich habe von dir gehört, aber von Angesicht habe ich dich nichtnbsp;gesehen.quot;

*) Hier werden die Jenseitsvorstellungen der ,,Herrenquot; wieder-gegeben. Der Mond ist König in diesem Reich, was auf der Gleich-setzung der Urmutter mit dem Monde beruht. Wie imDeutschen und Slawischen ist übrigens auch im Sumero-babylonischen der Mondnbsp;mannlichen Geschlechtes; er tragt die Namen Sin und Nannar. Abernbsp;da hier der Hadesbeherrscher mit einer Heilandgestalt zusammen-geflossen ist, zahlt er selbst in der Folge einen Seelentribut an dienbsp;Waldmutter. Man erinnere sich hierbei des Tributes der Athenernbsp;an den kretischen Minotaurus. Schönkind hat die Rolle des Theseus,nbsp;der seinerseit ganz wie Schönkind zugleich eine Braut gewinnt,nbsp;Ariadne-Ariane. (In dem Namen ist ana ,,Mutterquot;, ari die Ehrfurcht-bezeichnung als ,,hehre“; vgl. „Arya = die Edeln).

“) Die GrüBe lauten im Rumanischen „Bine-aï venitquot; (Gut bist du gekommen) und ,,Bine te-am gasitquot; (gut habe ich dich gefunden).nbsp;Ganz so grüBt man im Albanischen „Mire të gjetaquot; (gut habe ichnbsp;dich gefunden) und ,,Mire më erdhiquot; (gut bist du mir gekommen). Imnbsp;Deutschen und Slawischen (Dobro dosao) ist nur der eine Teil er-halten geblieben. Der Grund, warum Schönkind mit dem Könignbsp;kampfen will, ist nicht eigentlich die Feindschaft zwischen dennbsp;Vatern, sondern der, daB der König zugleich auch Schattenbeherr-scher (Waldmutter) ist und die Braut verwahrt, die Schönkindnbsp;erringen will. In der deutschen Sage ist Chriemhilde-Gutrun in dernbsp;Tat noch des Königs Schwester, aber dort ist ebensowenig der eigent-

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„Sei gegrüBt, König, aber ich fürchte, daB ich dir nicht willkommen sein werde. Denn ich bin gekommen, um mitnbsp;dir hart zu kampfen; du hast meinen Vater schon zu langenbsp;mit deiner Tücke verfolgt.quot;

„Nein, mit Tücke habe ich deinen Vater nicht verfolgt, ich habe immer nur geraden Kampf gekampft. Aber mitnbsp;dir will ich nicht kampfen. Vielmehr will ich den Spiel-leuten sagen, daB sie spielen, und den Schenken, daB sienbsp;uns die Becher mit Wein füllen, und wir wollen Kreuz-bruderschaft^) schlieBen, solange wir leben und leiben.“nbsp;Und die Königsöhne küBten einander unter den Glück-wünschen der Edeln und tranken und besprachen sich.

Sagte der König zu Schönkind: ,,Vor wem fürchtest du dich in der Welt am meisten?quot;

,,Vor niemand in dieser Welt, nur vor Gott*). Und du?“ ,,Auch ich vor niemand, nur vor Gott und vor der Wald-

liche Grund für das anfanglich feindliche Auftreten des Sonnen-helden ersichtlich. (Übrigens sind nicht nur Züge der Mutter-Gestalt in die des Heilands übergegangen, auch solche des Heilands sind auf die Mutter übertragen worden, wo man sie rückschlieBendnbsp;als Art von des Sohnes Art faBte. Das römisch-katholische Dogmanbsp;laBt auch die Mutter ihre Himmelfahrt haben, und ist bisher dasnbsp;Dogma mehr nur im geistigen Sinne gefaBt worden, so bereitet sichnbsp;doch schon das Dogma der leiblichen Himmelfahrt Maria vor. Dennnbsp;je ungeistiger eine Volksgruppe durch das erst langsame und zuletztnbsp;immer raschere Verschwinden der nordischen Blondlinge wird, umnbsp;so stofflicher faBt sie selbst die geistigsten Mysteriën.)

Die Rumanen und so wohl schon die Daken machten beim SchlieBen der Blutbruderschaft die Schnitte in der Form des Kreuzesnbsp;als des uralten Feuer- und Sonnensymboles. Christlicher EinfluBnbsp;ist hier wohl nicht zu sehen. Noch heute bindet die Blutbruderschaft, die allerdings nicht mehr in der ehemaligen Weise geschlossennbsp;wird, unter den Vólkern des dako-thrakischen Gebietes ebenso starknbsp;wie irgend ein leibliches Blutband. Die Albaner hakeln zum Zeichennbsp;der ,,Besa“ (unbedingter Treue) die kleinen Finger ineinandernbsp;(Kreuzform). So sah ich sehr oft Manner auf der StraBe zusammennbsp;gehen, aber auch solche, die aus irgend welchen Gründen von unsnbsp;verhaftet worden und zum Galgen gingen.

Die Antwort der Geten an Alexander den GroBen war dhnlich: ,,Die Geten fürchten sich nur vor dem Himmel, daB er nicht auf sienbsp;herunterfalle.“

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mutter. Das ist ein altes haUIiches Weib, das gleichwie der Sturm über mein Reich fahrt. Wo sie zieht, verdorrt die Erde,nbsp;fallen die Dörfer zusammen, stiirzen die Flecken in Triim-mer. Ich habe mit ihr gekampft, aber nichts ausgerichtet.nbsp;ÖaB mir nun nicht mein gauzes Reich zugrunde gehe, habenbsp;ich mit ihr einen Vertrag eingehen müssen, wonach ich ihrnbsp;je den zehnten Sohn meiner Untertanen als Zins darbringe.nbsp;Und heute kommt sie um den Zins.“

Als es Mitternacht schlug, wurden die Gesichter der Gaste traurig, denn um Mitternacht kam auf Windesfliigeln, dasnbsp;Gesicht voll Runzeln wie ein von Bachen ausgenagter kahlernbsp;Eels, einen Wald an Stelle des Haares, die tolle Waldmutternbsp;heulend durch die schwarze Luft angeritten,ihre Augen einnbsp;hohler Schlund, ihre Zahne Reihen von Mühlsteinen^).

Wie sie so herantoste, ergriff sie Schönkind um die Mitte Und zwangte sie mit aller Kraft in einen groBen steinernennbsp;Mörser: auf den Mörser walzte er einen Felsblock, und dennbsp;band er ringsum mit sieben eisernen Ketten fest. Drinnennbsp;tobte und wütete das Weib wie ein gefangener Sturmwindnbsp;— aber es war umsonst.

Das Gelage wurde fortgesetzt. Da sah man durch die Fensterbogen im Mondenschein zwei groBe Wasserberge.nbsp;Was war es? Die Waldmutter zog, da sie sich nicht frei-Uiachen konnte, samt dem Mörser durch das Wasser undnbsp;heB es dadurch zu Bogen emporschlagen. Und immer

1) Die Waldmutter ist zweifellos mit der Waldv41va (Vdlva Padurii) identisch, die in anderen Marchen vorkommt und ebenfallsnbsp;6in Ungetüm ist, mit dem man kampfen muB. Der Name Vdlva istnbsp;dem der altnordischen Volva, der Wala Richard Wagners gleichzu-®etzen und wohl nichts anderes als das lateinische Vulva, alsonbsp;).MutterschoB“ schlechthin. Im Slawischen sind die Vilen, die den-Selben Namen tragen, wahrscheinlich nicht urtümlich, sondern vonnbsp;der germanischen Wala herzuleiten. Moglicherweise aber bestandnbsp;doch auch bei den Slawen eine Mutter-Urgrundgöttin ahnlichennbsp;Namens, der durch die germanischen Herren nur lautlich etwas verandert wurde. Im Germanischen gibt es nur eine Wala, im Slawi-®chen aber viele Vilen. Das Verhaltnis ist ahnlich wie das zwischennbsp;der lateinischen Diana und den sprachlich damit zusammenhSn-Senden rumanischen „Zinen.“ (Vgl. S. 37 Anm. i).

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weiter zog sie davon, ein besessener Steinfels, und brach sich Bahn durch die Walder, grub eine lange Furche in dienbsp;Erde und verschwand endlich in der weiten Nacht^).

Schönkind tafelte und tafelte, dann aber nahm er seinen Kolben auf die Schulter und zog solange auf der Spur desnbsp;Mörsers weiter, bis er zu einem schonen weiBen Hause kam,nbsp;das im Mondenschein inmitten eines schonen Blumen-gartens erschimmerte. In den grünen Beeten standen undnbsp;leuchteten blaue, dunkelrote und weifie Blumen, und leichtenbsp;Schmetterlinge wie blinkende Goldsterne flatterten da-zwischen. Duft, Schimmer und ein ununterbrochenes leisesnbsp;süBes Klingen, das von den Flügeln der Schmetterlinge undnbsp;der Bienen kam, umwoben Garten und Haus. Auf der Vor-bank®) spann eine schone Jungfrau. Ihr langes weiBesnbsp;Gewand glich einer Wolke von Licht und Schatten, abernbsp;ihr goldenes Haar hing ihr, in Zöpfe geflochten, auf dennbsp;Rücken hinab, wahrend ein Perlenkranz auf ihrer reinennbsp;Stirne lag. Ihre Finger wie von weiBem Wachs spannen vonnbsp;einem goldenen Rocken und einem Wocken silbriger Wolle;nbsp;sie spann einen weiBen, feinen glanzenden Seidenfaden, dernbsp;mehr einem durch die Luft ziehenden lebendigen Monden-strahl glich als einem Gespinnst.

Bei dem leichten Schall von Schönkinds Schriften erhob die Jungfrau ihre wie die Seewogen blauen Augen.

,,Willkommen, Schönkind,quot; sagte sie mit hellen, halb geschlossenen Augen, ,,wie lange schon hab’ ich dich imnbsp;Traume gesehenl Weil meine Finger einen Faden spannen,nbsp;spannen meine Gedanken einen Traum, einen schonennbsp;Traum, und darin warst du mein Liebster, Schönkind. Vonnbsp;dem Silberwocken spann ich und webe dir ein Gewand,nbsp;gezettelt unter Sprüchen, geschwenkt in Glück; das solist

') DaB die Waldmutter durch das Wasser zieht, zeigt, daB hief eine Vorstellung der Urmutter als Wassertiefe mit der durch ihreiinbsp;Namen gekennzeichneten verschmolz.

“) Unter dem weit verspringenden Dache ist beim rumanischei) Hause gewöhnlich die ganze Mauer entlang eine Bank aus Ziegelflnbsp;Oder Lehm gebaut. Darauf sitzen die Frauen und spinnen, auebnbsp;die alten Leute.

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du tragen und mich Heb haben! Aus meinem Garn mach’ ich dir ein Gewand, aus meinen Tagen ein Leben vollnbsp;Wonnen.quot;

Wie sie so demütig zu ihm aufblickte, glitt ihr der Faden aus der Hand, und der Rocken fiel neben sie hin. Sie standnbsp;auf, und als schamte sie sich dessen, was sie gesagt hatte,nbsp;lieB sie die Arme hangen, wie ein Kind, das etwas angestelltnbsp;hat, und senkte die groBen Augen zu Boden.

Er trat zu ihr, nahm sie mit dem Arm um die Mitte und streichelte ihr mit der anderen Hand leise über Stirne undnbsp;Haar und flüsterte:

,,Wie schön bist du, wie hab’ ich dich Heb. Wessen Tochter bist du, mein Kind?“

,,Der Waldmutter,quot; antwortete sie seufzend. ,,Wirst du mich noch Heben, wo du das weiBt?“

Sie schlang beide bloBen Arme um seinen Hals und sah ihn an, Auge in Auge.

,,Was frag’ ich danach, wessen Tochter du bist!quot; sagte er. ,,Genug, daB ich dich liebe.quot;

,,Wenn du mich Hebst, so laB uns fliehen,quot; sagte sie, sich fester an seine Brust drückend. „Denn wo dich dienbsp;Mutter trifft, wird sie dich umbringen, und wenn du stirbst,nbsp;Werde ich wahnsinnig oder sterbe auch.quot;

,,Fürchte dich nicht,quot; sagte er lachelnd und sich aus ihren Armen lösend. ,,Wo ist deine Mutter?quot;

,,Seit sie zurückkam, wütet sie in dem Mörser, worein du sie schlossest, und beiBt mit den Zahnen in die Ketten,nbsp;die ihn binden.quot;

,,Mag sie,quot; sagte er und wandte sich dahin, wo sie war.

„Schönkind,quot; sagte die Jungfrau, und zwei groBe Tranen glanzten in ihren Augen, ,,geh noch nicht. Ich will dichnbsp;Weisen, wie du die Mutter bezwingen kannst. Siehst du dienbsp;Zwei Bottiche da? In dem einen ist Wasser, im anderennbsp;Kraft. LaB sie uns miteinander vertauschen. Wann dienbsp;Mutter mit einem Gegner kampft, ruft sie, wann sie mattnbsp;vvird: Halt ein; laB uns einen Schluck Wassers trinken.nbsp;Hann trinkt sie Kraft, wahrenddessen ihr Feind nur Wasser

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trinkt. Wenn wir sie nun vertauschen, wird sie es nicht wissen und bloBes Wasser trinken, wahrend sie mit dirnbsp;kampft.quot;

Gesagt, getan.

Er eilte hinter das Haus.

„Was ist mit dir, Weib?“ rief er.

Das giftige Weib fuhr mit einem Mal aus dem Mörser empor und zerriB die Ketten und streckte sich lang undnbsp;dünn bis zu den Wolken auf.

,,Eh! willkommen, Schönkind,quot; sagte sie, sich wieder zusammenziehend, ,,komm’, kampfe jetzt mit mir; wollennbsp;sehen, wer starker ist.“

,,Komm!“ sagte Schönkind.

Das Weib faBte ihn um die Mitte, streckte sich mit ihm bis an die Wolken und warf ihn dann zur Erde, daB er bisnbsp;zu den Knöcheln in die Krume sank. Schönkind warf nunnbsp;sie, und sie sank in die Erde ein bis zu den Knieen.

,,Halt ein, laB uns Wasser trinken,quot; sagte die Wald-mutter, erschöpft.

Sie standen und verkeuchten sich. Das Weib trank Wasser, Schönkind trank Kraft, und etwas wie unauslösch-liches Feuer drang ihm mit kalten Schauern durch allenbsp;erschlafften Sehnen und Adem.

Mit doppelter Kraft nun, mit eisernen Armen ergriff er das Weib um die Mitte und warf sie in die Erde bis an dennbsp;Hals. Dann zerschmetterte er ihr mit dem Kolben dennbsp;Schadel und zerschlug ihr das Hirn.

Der Himmel wurde grau von Wolken, der Wind begann kalt zu blasen und das kleine Haus im ganzen Sparren-gefüge zu schütteln. Rote Schlangen zerrissen zuckendnbsp;den schwarzen Saum der Wolken, die Wasser heultennbsp;gleichsam, nur der Donner sang mit tiefer Stimme wie einnbsp;Prophet des Weltuntergangs. In diesem dichten, undurch-dringlichen Dunkei sah Schönkind eine silberne Schatten-gestalt schimmern, mit aufgelöstem goldenen Haar, schwan-kend, die bleichen Arme emporgestreckt. Er ging auf sienbsp;zu und umfing sie mit seinen Armen. Sie sank ihm wie tot

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vor Angst und Grauen an die Brust, und ihre kalten Hande bargen sich in seinem SchoB^). Um sie zu erwecken, küBtenbsp;cr sie auf die Augen.

Die Wolken am Himmel zerrissen, der Mond, rot wie Peuer, erschien in den sich bildenden Lücken. Aber annbsp;Seiner Brust sah Schönkind gleichwie zween helle feuchtenbsp;blaue Sterne sich auftun — die Augen seiner Braut. Ernbsp;nahm sie auf die Arme und trug sie hinweg durch dennbsp;Sturm. Sie barg das Haupt an seiner Brust und schien zunbsp;schlafen.

Als er den Garten des Königs erreicht hatte, brachte er sie in den Nachen und fuhr sie wie in einer Wiege über dennbsp;See, riB feines duftiges Gras und Blumen im Garten ab undnbsp;bereitete ihr ein Bette, worin sie wie in einem Neste lag.

Die Sonne, die eben im Osten aufging, blickte liebevoll auf sie herab. Ihr regenfeuchtes Gewand kleibte an dennbsp;boldseligen runden Gliedern, und mit ihrem wachsbleichennbsp;Angesicht, mit den kleinen, auf der Brust gefalteten Handen,nbsp;mit dem gelösten, über den Busen gebreiteten Haar, mit dennbsp;groBen geschlossenen, tief eingesunkenen Augen war sienbsp;^ohl schön, aber es schien, sie sei tot. Schönkind schlangnbsp;'Jtn ihre reine Stirne ein paar blaue Blumen, dann setzte

sich neben sie nieder und begann Liedweisen zu spielen, ganz leise.

Der klare Himmel — ein Meer, die Sonne ein feuriges Antlitz, die erfrischten Pflanzen, der feuchte Duft der neunbsp;belebten Blumen, alles das wiegte sie in einen tiefen sanftennbsp;Schlummer, und die schwermütige Flötenweise begleitetenbsp;* ihre Traume.

^ Als die Sonne im Mittag stand, schwieg die Natur, und ^ Schönkind lauschte ihrem ruhigen warmen, linden Atmen.nbsp;^ Leise neigte er sich zu ihrem Antlitz und küBte sie.

Da schlug sie die noch von Traumen erfüllten Augen auf, dehnte sich schlaftrunken und sagte leise und lachelnd:

- nbsp;nbsp;nbsp;Der Raum zwischen Hemd und Brust („in Abrahams SchoB“) •

e p?*' Rumane benützt den SchoB als natürliche Tasche. Den ledernen f. «ürtel um die Mitte schnallt er immer sehr fest.

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„Du bist hier?quot;

„Nein, ich bin nicht hier. Siehst du nicht, daB ich ganai WO anders bin?“ sagte er unter Tranen der Freude. Wienbsp;er so bei ihr saB, streckte sie ihren Arm aus und legtenbsp;ihn um seine Mitte.

,,Komm, steh auf,“ sagte er, sie liebkosend, ,,es ist hoher Mittag.“

Sie stand auf, strich sich das Haar aus der Stirne und warf es zurück. Er faBte sie um die Mitte, sie umschlang|nbsp;seinen Hals, und so schritten sie durch die Blumenbeetenbsp;und traten in den marmornen Palast des Königs.

Er führte sie zum König und nannte sie ihm als seine Braut.

Der König lachelte, dann nahm er Schönkind an def Hand, als wolle er ihm etwas insgeheim sagen, und zog ihnnbsp;zu einem hohen Penster, woraus man über den weiten Seenbsp;sah. Aber er sagte nichts, blickte nur schwermütig auf dennbsp;Spiegel des Sees, und seine Augen füllten sich mit Tranen.nbsp;Ein Schwan spreitete seine Flügel wie zwei silberne Segelnbsp;und tauchte seinen Kopf in das Wasser, daB sich die glattenbsp;FlSche rillte.

,,Du weinst, König?quot; fragte Schönkind. ,,Warum?quot;

„Schönkind,quot; sagte der König, „was du für mich getan hast, kann ich dir nicht entgelten und gabe ich dir das Lichtnbsp;meiner Augen oder was mir irgend teuer ist, aber ich habenbsp;dich noch um viel mehr zu bitten.quot;

,,Was soil ich tun, König?quot;

„Siehst du dort den Schwan, wie er das Wasser küBt? Ich bin jung und sollte darum das Leben lieben, und dochnbsp;habe ich schon meine Rechnung machen wollen. Ich Hebeinbsp;eine schöne Jungfrau mit versonnenen Augen, süB wienbsp;Meertraume — die Tochter des Eismonds^); das ist eiolnbsp;stolzer, unzuganglicher Mann, der sein Leben auf der Jagdnbsp;in Urwaldern^) verbringt. O, so hart er ist, so lieblich ist

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*ein Kind! Aber wie oft ich versucht habe, sie zu rauben, ist es mir miBlungen. Versuch es dul“

Schönkind ware gern am Orte verblieben, aber die Kreuzbruderschaft war ihm teuer wie nur irgendeinemnbsp;Witter, teurer als die Braut.

„Durchlauchtiger König, von allem Glück, das dir zu-teil geworden, das gröBte ist dies: daB Schönkind dein Kreuzbruder ist. Nun wohl, ich will ausziehen, dir dienbsp;Tochter des Eismonds zu gewinnen.quot;

Und Schönkind nahm sich hurtige Rosse, Rosse mit Windseelen, und machte sich bereit. Da sagte ihm seinenbsp;®raut — Ileana^) war ihr Name — leise ins Ohr, indemnbsp;sie ihn innig küBte: „VergiB nicht, Schönkind, daB ich,nbsp;Solange du fern bist, immer weinen werde.quot;

Er blickte sie liebevoll an, streichelte sie — dann aber *ïiachte er sich los aus ihren Armen, schwang sich in dennbsp;Sattel und ritt davon.

Er zog durch wüste Walder, zog über Berge mit schnee-^gen Gipfeln, und wann hinter den alten Felsen der Mond ^ufging, bleich wie das Antlitz eines toten Madchens, dannnbsp;sah er je und je eine riesige Fahne vom Himmel herab-i'angen, die mit ihrem Saum den Gipfel irgendeines Bergesnbsp;®|nhüllte — eine zerrissene Nacht, ein verfallenes Bauwerk,nbsp;^ine Burg, davon nur noch Steine und Mauerreste übrignbsp;''^aren.

Als der Tag knbrach, sah Schönkind, daB die Bergkette

Ileana ist Helena, Selene, „Mondquot;. Sie trSgt den Beinamen ^tnziana und Cosinzeana. Da sie immer als blondhaarig dargestelltnbsp;•'^rde, bedeutet cosinzeana als Eigenschaftwort „goldhaarigquot;,nbsp;wuBerst schönquot;. Simzeana ist als Sin Zeana, „Sankt Diemaquot; auf-^jassen, wie es im rumanischen Volksglauben auch eine Sfintanbsp;VSin) Vinerea (heiliger Freitag, eigentlich Heilige Venus) gibt. Cosin-s®ana heiBt sie zweifellos nach ihrem Haar: cosita (vgl. dsizu dasnbsp;S'awische kosa, „Haarquot;). In dem Marchen Ileana Simziana heiBt sienbsp;r'isführlich Ileana Simziana, cosita de aur, cdmpul inverze»te,nbsp;Jorile inflore»te: Ileana Simziana, Goldhaar, Feld-wird-grün,nbsp;^lumen-blühn. Man erkennt daraus, daB in ihr die Moiidgöttin mitnbsp;er Frühlingerde zusammengeflossen ist, wie ich dies auf S. XIH dernbsp;If ‘^nfuhrung darlegte.

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in ein griines, weites Meer vorsprang, das in tausend hell- g glanzenden Wellen unter leisem melodischem Rauschen bisnbsp;dahin zog, wo das Auge sich im Blau des Himmels und imnbsp;Grün des Meeres verlor. Auf der Spitze des Gebirges, gerade gnbsp;iiber dem Meer, ragte, im Grunde des Wassers wieder-gespiegelt, ein gewaltiger Granitfels auf und darauf schim- qnbsp;merte gleich einem weiBen Neste eine schone Stadt, die in gjnbsp;ihrer WeiBe wie silbern schien. Aus den Mauerbogennbsp;glanzten blinkende Penster, in einem offenen Penster jedoch jjnbsp;zeigte sich hinter Blumenstöcken ein Madchenkopf, dunkel (jnbsp;und traumerisch wie eine Sommernacht^).nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;Es war die

Tochter des Eismonds. nbsp;nbsp;nbsp;U

,,Willkommen, Schönkind,quot; sagte sie, sprang vom g-Penster weg und öffnete das Tor des hohen Palastes, wo sie wie ein Geist in der Wiiste ganz allein wohnte. ,,Hie- y,nbsp;nacht war mir, ich rede mit einem Stern, und der Sternnbsp;sagte mir, du kommst von dem König, der mich liebt.“ gnbsp;In dem groBen Saaie des Schlosses, in der Asche des g'nbsp;Kamins, lag ein Kater mit sieben Köpfen auf der Lauer; gnbsp;wenn der aus einem Maule schrie, hörte man es eine Tage-reise weit, doch wenn er aus allen sieben zugleich schrie, (j,nbsp;hörte man es sieben Tagereisen weit.

Der Eismond hielt sich auf seinen einsamen Jagden w gerade eine Tagreise entfernt auf.

Schönkind nahm die Jungfrau auf seine Arme und hob sie auf das RoB, und so flogen sie zusammen iiber das weite, (j,nbsp;wiiste Meergestade wie zwei kaum sichtbare Luftgestalten. sjnbsp;Der Eismond jedoch, ein stolzer, gewaltiger Mann, hattenbsp;ein Zauberpferd mit zwei Herzen. Der Kater im Schlossenbsp;schrie aus einem Kopfe, und das Pferd des Eismonds (j.nbsp;wieherte mit seiner erzenen Stimme.

,,Was gibt’s?quot; fragte der Eismond das Zauberpferd. Q ,,Geht es dir etwa zu gut?“

DaB diese Heilandhelden-Braut dunkel ist, geht vielleicht auf of die Gleichsetzung der Tochter mit der Urmutter zuriick. Vielleicht Ij,nbsp;aber hat nur erst Eminescu ihr diese Farbung gegeben, um sie von tlinbsp;der ersten Braut zu unterscheiden.

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,,Nein, mir geht es nicht zu gut, dir aber geht es übel. ^chönkind hat dir deine Tochter geraubt.“

„Müssen wir sehr eilen, damit wir ihn einholen?quot; ,,Eilen wohl, aber nicht zu sehr. Wir haben ihnnbsp;bald.“

Der Eismond stieg auf sein Pferd und fuhr wie das alte *^reuel hinter den Flüchtigen drein. Alsbald hatte er sienbsp;®ingeholt.

¦ Schönkind konnte nicht mit ihm kampfen, weil der Eis-^ond Christ war und seine Macht nicht von den Geistern ‘ lt;ier Finsternis, sondern von Gott hatte^).

,,Schönkind,quot; sagte der Eismond, „du bist gar schön, ^ 'iud ich habe Mitleid mit dir. Diesmal tu ich dir nichts, abernbsp;ander mal . . . lafi es dir gesagt sein!“

Und damit riö er die Jungfrau von seiner Seite fort und ^ ^erschwand im Hui, als ware er gar nicht dagewesen.

, Aber Schönkind war mutig und wuBte den Weg zurück. ^ kehrte um und fand die Jungfrau wieder allein, nurnbsp;_ “lasser und verweint; sie erschien nur um só schöner. Dernbsp;’ Gismond war wieder auf der Jagd und diesmal zwo Tag-^®isen weit. Schönkind nahm zwei andere Pferde gleich ausnbsp;’ “ettx Stalle des Eismonds.

^ Diesmal entwichen sie in der Nacht. Sie schossen dahin ^ie die Mondenstrahlen über die tiefen Meereswogen, mittennbsp;^ “Urch die öde kalte Nacht wie zwo holde Erscheinungen.

^tier auf ihrer Flucht horten sie das lange doppelte Miauen ’ Katers vom SchloBkamin. Da war es ihnen, als könntennbsp;I nicht mehr weiter, gleichwie wer im Traume fliehen willnbsp;' l^nd nicht vermag. Darauf hüllte sie eine Staubwolke ein,nbsp;' “6nn der Eismond kam ihnen auf seinem Pferde nachgerast,nbsp;die Erde bebte.

Sein Gesicht war voll Zornes, sein Bliek erbarmunglos. ein Wort zu sagen, ergriff er Schönkind und schleu-

c Q, Die Ausgestaltung des Folgenden ist in den Einzelheiten ^ ji'finbar frei. Mythische Erinnerungen sprechen zwar mit, aber dienbsp;b^^Ptsache ist, das langsame Frühlingwerden mit den wiederholtennbsp;'^ckschlagen darzustellen.

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der te ihn in die schwarzen Sturmwolken am Himmel. Dann verschwand er mit der Tochter.

Schönkind verbrannte in den Blitzen — nichts von ihin als eine Handvoll Asche fiel herab in den heiBen dürrennbsp;Wüstensand^). Aber aus seiner Asche entstand ein klarernbsp;Quell, und der Sand, wodurch er floB, war von Demanten.nbsp;Hohe grüne dichte Baume wuchsen da und verbreiteteonbsp;einen kühlen duftigen Schatten. Hatte jemand das Rauscheonbsp;des Quells verstanden, er hatte darin die stete Klage umnbsp;Ileana, Schönkinds blonde Königin, erkannt. Aber wefnbsp;konnte den Quell rauschen horen in einer Wüste, die nienbsp;bisher ein MenschenfuB betreten hatte?

Doch in jener Zeit wandelte noch der Herr auf Erden^ Eines Tages erschienen zwei Wanderer in der Wüste, Dasnbsp;Gewand und das Antlitz des einen strahlte wie weiBesnbsp;Sonnenlicht; der andere weniger erhabene erschien nur wienbsp;der Schatten jenes Strahlenden. Es waren der Herr und defnbsp;heilige Petrus. Da ihnen die FüBe von dem Wüstensandenbsp;brannten, traten sie in den frischen klaren Bach, der vonnbsp;dem Quell ausging. Und sie gingen, mit ihren Knöchelnnbsp;die Wellen aufwirbelnd, wasseraufwarts bis zu seinem bc'nbsp;schatteten Ursprung. Dort trank der Herr und wusch sicl)nbsp;sein heiliges strahlendes Antlitz und seine wunderwirkendeHnbsp;HSnde. Dann lieBen sich beide im Schatten nieder, der Hertnbsp;in Gedanken an seinen himmlischen Vater, der heiliglt;nbsp;Petrus dem Liede des klagenden Quells lauschend. Da silt;nbsp;sich zum Weitergehen erhoben, sagte der heilige Petrus:nbsp;„Herr, laB diesen Quell wieder werden, was er war.“nbsp;,,Amen!“ sagte der Herr, seine heilige Hand erhebendjnbsp;dann gingen sie gegen das Meer zu, ohne zurückzublicken-Wie durch einen Zauber verschwand der Quell, unlt;J

Wenn dieser Zug überliefert ist, haben wir hier den (wirk lichen) Tod des Feuerheilands als Hirten erhalten: er lost sich ifnbsp;der Luft auf wie die Flamme bei ihrer „Himmelfahrt“, und nU)nbsp;etwas Asche bleibt zurück. Aber wie bei verschiedenen anderefnbsp;Heilandgestalten (namentlich griechischen) entsteht aus der Ascblt;nbsp;neues Leben: ein Quell, Vegetation.

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gleichwie aus einem langen Traum erwacht, blickte Schön-kind rings um sich. Da sah er die leuchtende Gestalt des Herrn, die auf den Meereswogen vor ihm wandelte wie aufnbsp;festem Land, und den heiligen Petrus, der seinen Tapfennbsp;nachfolgte und seiner menschlichen Natur nachgebend,nbsp;zurückblickte und Schönkind mit dem Kopfe zunickte.

Schönkind folgte ihnen mit den Blieken, bis die Gestalt des heiligen Petrus in der Feme verschwand und nur nochnbsp;die strahlende Gestalt des Herrn zu sehen war, die einen sonbsp;hellen Glanz auf das Wasser warf, daB man, wo die Sonnenbsp;nicht im Mittag stand, glauben konnte, sie gehe eben unter.nbsp;Er fühlte das Wunder seiner Auferstehung und sank, zunbsp;der untergehenden Heilandsonne hingewendet, auf dienbsp;Kniee.

Dann aber kam ihm in den Sinn, daB er versprochen hatte, die Tochter des Eismonds zu rauben, und was einnbsp;Held versprochen hat, laBt er schwerlich ungetan.

So machte er sich auf und kam gegen Abend an das SchloB des Eismonds, das im Abenddunkel wie ein un-geheurer Geisterbau schimmerte. Er trat ins Haus . . . dienbsp;Tochter des Eismonds weinte.

Doch als sie ihn erblickte, wurde ihr Antlitz helle wie ein Wasser von einem Lichtstrahl.

Er erzahlte ihr, wie er wieder zum Leben erstanden war. Da sagte sie zu ihm:

,,Durch Raub kannst du mich nimmermehr gewinnen, solange du nicht ein RoB hast wie das meines Vaters; dennnbsp;das hat zwei Herzen. Aber ich will ihn heut abend fragen,nbsp;Woher er das Pferd hat, damit auch du dir ein solches verschaffen kannst. Bis dann will ich dich, damit mein Vaternbsp;dich nicht entdecke, in eine Blume vérwandeln.“

Er setzte sich auf einen Schemel, sie aber raunte einen süBen Zauber über ihn, und da sie ihn auf die Stirne küBte,nbsp;verwandelte er sich in eine dunkelkirschrote Blume. Sienbsp;tat ihn zwischen die Blumen am Penster und sang fröhlich,nbsp;daB es im Schlosse ihres Vaters wiederhallte.

Dann kam auch der Eismond.

4 Aus {remden Garten 72/73.

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„So fröhlich, mein Kind? Und warum bist du so fröhi' lich?“ fragte er.

„Weil es jetzt keinen Schönkind mehr gibt, der mich rauben kann,“ antwortete sie lachend.

Sie setzten sich zu Tische.

„Vater,“ fragte die Jungfrau, „woher habet ihr das RoB, damit ihr zur Jagd ausreitet?“

,,Wozu brauchst du das zu wissen?quot; fragte er, die Brauen runzelnd,

,,Du weiBt gut,“ erwiederte die Jungfrau, ,,daB ich es nur wissen will, well ich’s wissen will. Denn jetzt gibt esnbsp;keinen Schönkind mehr, der mich rauben kann.“

,,Du weifit, daB ich dir niemals etwas abschlagen kann,“ sagte der Eismond. ,,Weit von hier am Meere wohnt einnbsp;Weib, das hat sieben Stuten, die übergibt sie Hirten, sie ihrnbsp;ein Jahr lang zu hüten — aber ihr Jahr hat nur drei Tage —nbsp;und wer sie ihr gut hütet, den laBt sie als Lohn sich ein Fohlennbsp;aussuchen, wer sie aber nicht gut hiitet, den schlagt sienbsp;tot, und sein Haupt steekt sie an einen Pfahl. Aber den,nbsp;der die Stuten ihr gut gehiitet hat, hintergeht sie gleichwohl,nbsp;indem sie alien Pferden die Herzen herausnimmt und sienbsp;einem einzigen einsetzt, so daB der Hirte fast immer einnbsp;Pferd ohne Herz auswahlt, das noch schlechter ist als einnbsp;gewöhnliches Pferd . . . Bist du nun zufrieden, mein Kind?quot;

„Ja, Vater,quot; antwortete sie lachelnd.

Da jedoch warf ihr der Eismond ein rotes feines duften-des Tüchlein ins Gesicht. Die Jungfrau blickte starr in die Augen ihres Vaters wie jemand, der aus einem Traumnbsp;erwacht, dessen er sich nicht entsinnen kann. Alles wasnbsp;ihr Vater ihr gesagt hatte, war vergessen. Die Blume jedochnbsp;am Penster, inmitten ihrer Blatter wie ein roter Stern innbsp;einem Gewölk, hatte achtgegeben.

Am anderen Tag zog der Eismond wieder friihmorgens zum Jagen aus.

Die Jungfrau küBte die rote Blume und raunte einen Spruch, und Schönkind erstand vor ihren Augen gleichwienbsp;aus dem Nichts.

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,,Nun, weiBt du etwas?“ fragte er sie.

,,Ich weiB gar nichts,“ sagte sie traurig, den Handrücken die Stirne legend, ,,ich habe alles vergessen.quot;

,,Ich aber habe alles gehort,quot; sagte er. ,,Gehab dich quot;'ohl, mein Kind, bald sehen wir uns wieder.quot;

Er schwang sich auf ein RoB und verschwand in der 'Vüstei).

Dort in der brennenden Sonnenglut des Tages bemerkte unfern eines Waldes eine Stechmücke, die sich in demnbsp;Slühenden Sande krümmte.

„Schönkind,quot; sagte die Stechmücke, ,,nimm mich und mich in den Wald. Gutes für Gutes. Ich bin der Stech-'’^ückenkönig.quot;

Schönkind trug ihn in den Wald, wodurch sein Weg ging.

Nach dem Walde kam er wieder in die Wüste langs des quot;Deeres. Da sah er einen Krebs in der glühenden Sonnenbsp;*'®gen, der nicht mehr die Kraft hatte zurückzukriechen.

,,Schönkind,quot; sagte der, ,,wirf mich in das Meer. Gutes ‘ür Gutes. Ich bin der Krebskönig.quot;

Schönkind warf ihn ins Meer und zog weiter.

Gegen abend kam er zu einer schlechten, mit Pferdemist '^edeckten Lehmhütte. Statt des Zaunes^) standen ringsumnbsp;etliche gespitzte PfShle; auf sechsen davon stak je einnbsp;der siebente jedoch, der keinen trug, wackelte unaus-l^setztim Winde und sagte: Kopfl Kopf! Kopf!

g ') Schönkind unternimmt hier die dritte Hadesfahrt um die ,^'aut. Aber da er sèlbst schon eine Braut hat, wird die Tochternbsp;zweiten Urmutter von ihm nur zu ihrer eigenen Befreiung mit-g®nommen; sie verschwindet alsbald wieder aus der Geschichte.nbsp;v. “) Der Zaun heiBt in mehreren Sprachen des thrakischen Ge-, *etes gard; so rumanisch und bulgarisch, albanisch gardh. Hiernbsp;das Wort demnach seine Slteste Bedeutung erhalten. lmnbsp;.Putschen bezeichnet es schon die umfriedete Stelle — Garten,nbsp;^^raus romanisches giardino, jardin —, aber auch schon ,,Stadt“,nbsp;° in Namen wie Morgarten. Ebenso bezeichnet das stammver-^ndte lateinische hortus und das slawische vrt den „Gartenquot;,nbsp;^ard jedoch im Slawischen fast immer ,,Stadt“ (grad, hrad), nur innbsp;®rbindung vinograd (Weingarten) noch „Gartenquot;. Das slawische

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Auf der Vorbank lag, auf einen alten Ziegenpelz hin-gestreckt ein altes runzelichtes Weib; die batte den asch-granen Kopf auf dem SchoBe einer jungen hübschen Magd und lieB sich von ihr absuchen^).

„Gott zum GruB!“ sagte Schönkind^).

,,Willkoinmen, Bursche,“ sagte die Alte und stand auf-„Was willst du? Möchtest du mir etwa die Stuten hüten, ja?“

,Ja.“

,,Meine Stuten weiden nur des Nachts. Sieh, gleich jetzt kannst du mit ihnen auf die Weide gehn. — Auf, Kleine,nbsp;gib dem Burschen das Essen, das ich bereitet habe und gehnbsp;mit ihm.“nbsp;grad (hrad) ist germanischen Ursprungs, sehr natürlich übrigens, da 'nbsp;die Germanen im slawischen Gebiet die Stadtegründer waren. lonbsp;der Levante und tief nach Asien hinein bezeichnet das Wort schoPnbsp;überall „Stadt“ — so im Semitischen: Carthago, Cartagena, so abefnbsp;auch im Armenischen Tigrano-kerta. DaB es bei den Vólkern deSnbsp;thrakischen Gebietes noch die alte Bedeutung hat, ist mit ein Zeugnisnbsp;dafür, wie weit man hier gewisse Überlieferungen zurückführePnbsp;darf. Auch „Burg“ hat im Albanischen noch die ursprünglichenbsp;Bedeutung des finsteren Loches, darin man sich„birgt“,erweitert dianbsp;Bedeutung „Gefangnisquot;. Dasselbe Wort, das im Deutschen ein*nbsp;Festung, im Romanischen schon die Ansiedelung darum (borgo,nbsp;bourg) bezeichnet, ist in etwas zerdehnter Form, die auch im Eng'nbsp;lischen vorkommt (borough)und mit derim Südslawischen haufigePnbsp;Umwandlung des germanischen h in s (helm = slem) als südsla'nbsp;wisches varos ins Magyarische (varos) und ins Rumanische (ora?) 'nbsp;übergegangen. DieHüttederUrmutteristinunsermMarchen ganz s»nbsp;geschildert, wie wir uns die altesten Wohnstatten des nordischeP inbsp;Menschen zu denken haben: aus Lehm gebaut — noch heute bau* ¦nbsp;man in Albanien die Hütten und Hauser zumeist aus Lehm —, mi*!nbsp;Tiermist bedeckt, der noch jetzt in Albanien zum Ausfüllen der iP*nbsp;Lehm entstandenen Lücken verwendet wird, von Pfahlen umgebePinbsp;denen man als Zier oder Abschreckmittel, vielleicht als BanPnbsp;Schadel aufgesteckt hatte.

Auch diese Szene ist urtümlich. Man kann sie noch heut® j in rumanischen Dörfern sehen. In Albanien sah ich nur Kindern di® ,nbsp;Lause suchen, auch das vor dem Hause, doch da es dort kein® inbsp;Vorbank gibt, auf der Türschwelle.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;^nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;'

’) Auch hier Rumanischen die BegrüBung: Bine v’ am gas** und Bine aï venit.

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Neben der Hütte befand sich ein unterirdischer Keiler. Êr trat ein und sah da sieben schwarze glanzende Stuten,nbsp;®ieben Nachte, die ihr Leben lang noch nicht das Licht dernbsp;Sonne erblickt hatten. Sie wieherten und stampften.

Schönkind hatte den ganzen Tag nichts gegessen, so ^erzehrte er, was die Alte ihm vorsetzte, dann schwang ernbsp;sich auf eine der Stuten und führte die anderen in dienbsp;^instere kalte Nachtluft hinaus. Aber leise, leise fühlte ernbsp;sich einen bleiernen Schlaf durch alle Adem schleichen,nbsp;'^or den Augen wurde es trübe, und wie tot sank er auf dasnbsp;Wiesen^ras.

Als er erwachte, begann schon der Tag zu grauen. Er Slickte umher — die Stuten waren nicht mehr da. Ernbsp;Slaubte schon seinen Kopf auf den Pfahl gesteckt, als ernbsp;fern aus einem Walde die sieben Stuten herauskommen sah:nbsp;®in Schwarm von ungezahiten Stechmücken trieb sie zunbsp;ihm her, und eine feine Stimme sprach zu ihm:

,,Gutes für Gutes.“

Als er mit den Pferden heimkam, begann die Alte zu foben, kehrte im Hause das Unterste zu oberst und schlugnbsp;die Magd, die doch nicht schuld war.

,,Was hast du. Mutter?quot; fragte Schönkind.

„Nichts,quot; sagte sie, „ich bin nur übler Laune. Gegen dich habe ich nichts . . . ich bin sehr zufrieden.quot;

Dann ging sie in den Stall und schlug die Pferde und schrie: ,,Verstecket euch besser — hol euch die Mutter-8ottes —, damit er euch nicht wieder findet, Kreuztreffihnnbsp;ünd TodfreBihn!quot;!)

Am anderen Tag zog er wieder mit den Pferden aus, ^ber wieder sank er zu Boden und schlief, bis der Tag graute.nbsp;^or Verzweiflung hatte er da auf und davon rennen mogen,nbsp;^ber auf einmal sah er aus dem Grunde des Meeres die siebennbsp;f^ferde auftauchen, gekniffen von einer Unmenge vonnbsp;f^rebsen.

Bildungen wie „Gottseibeiunsquot;, die erste allgemein bekannt Bezeichnung des Teufels.

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„Gutes für Gutes,“ sagte eine Stimme. Es war det Krebskönig.

Er brachte die Pferde heim und sah dasselbe Schauspie' wie am Tage vorher.

lm Laufe des Tages jedoch trat die Magd des alten Weibes zu ihm und sagte leise, ihn an der Hand fassend:

„Ich weiB, du bist Schönkind. IB nicht mehr von def' Speisen, die das alte Weib dir kocht, denn sie tut Mohn-körner darein. Ich will dir andere bereiten.quot;

Heimlich steckte die Magd ihm die Speisen zu, und al-‘ er am Abend mit den Pierden auszog, fühlte er den Kop)nbsp;wie durch ein Wunder ganz klar. Um Mitternacht kehrt^nbsp;er heim, brachte die Pferde in den Stall, schloB sie ein unlt;)nbsp;trat in die Stube. Auf dem Herd des Backofens in der Aschlt;nbsp;glimmten etliche Kohlen. Das alte Weib lag auf der Banl*nbsp;ausgestreckt und totenstarr. Er meinte, sie sei gestorbefnbsp;und rüttelte sie. Sie war wie ein Klotz und rührte sich nichtnbsp;Er weckte die Magd auf, die oben auf dem Backofen schlief

,,Sieh,“ sagte er, ,,die Alte ist gestorben.“

,,Ach, war’ sie’s nur,“ erwiederte sie seufzend. ,,Wob ist sie jetzt wie tot. Es ist Mitternacht. Ein schwerer Schla’nbsp;bindet da ihren Körper, aber ihre Seele — wer weiB, auf wa^nbsp;für Kreuzwegen sie steht, wer weiB, auf was für Hexennbsp;straBen sie zieht? Bis zum Hahnenkraht saugt sie Blut aünbsp;den Herzen der Sterbenden und friBt an den Seelen der Unnbsp;glücklichen. — Aber, Trauter, morgen ist dein Jahr voUnbsp;nimm mich mit, ich werde dir sehr nützlich sein. AU'nbsp;vielen Gefahren, die das alte Weib dir bereitet, werde ietnbsp;dir helfen.“

Sie nahm tief aus einer alten zerborstenen Truhe einet Schleifstein, eine Bürste und ein Tüchlein^).

Auch Alecsandri berichtet, daB der Schleifstein des heiligei Mercurtags, die Bürste des heiligen Jupitertags und das Tuch denbsp;heiligen Venustags diese Dienste tue, wenn Schönkind von Drache!nbsp;verfolgt wird. Die Drachen müssen den Felsen durchbeiBen, deinbsp;Wald durchbrechen, das Meer austrinken, wenn sie ihn erreichdnbsp;wollen.

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Am anderen Tag frühmorgens bekam Schönkind das Versprechen erfüllt. Die Alte muBte ihm eines der Pferdenbsp;geben und ihn dann mit Gott ziehen lassen.

Vor dem Mittagessen ging die Alte in den Stall hinab, nahm den sieben Pferden die Herzen aus dem Leibe undnbsp;setzte sie alle einem mageren Dreijahrigen ein, dem mannbsp;durch die Rippen sah.

Schönkind stand vom Tische auf, und auf.das Wort der Alten ging er sich das Pferd auswahlen, das er bekommennbsp;sollte. Die Pferde ohne Herz waren glanzend schwarz, dernbsp;Dreijahrige mit den sieben Herzen lag versteekt in einemnbsp;Winkel auf einem Misthaufen.

„Dieses wahle ich,“ sagte Schönkind und deutete auf das magere Pferd.

„Wie doch, der Herr verzeih mir, willst du umsonst gedient haben?“ sagte die listige Alte. ,,Warum willst dunbsp;nicht, was dein Recht ist? Nimm dir eins dieser schonennbsp;Pferde . . . welches immer, ich geb’s dir.“

,,Nein, dieses nehme ich,“ sagte Schönkind fest.

Die Alte knirschte mit den Zahnen wie besessen, dann aber schloB sie ihr lückiges Mundwerk, damit das Gift, dasnbsp;in ihrem boshaften Herzen gohr, nicht daraus hervorbreche.nbsp;i,Gut denn, nimm es,“ sagte sie schlieBlich.

Er schwang sich auf das Pferd mit dem Kolben auf der Schulter. Es war, als folge die Wüste ihm nach und sausenbsp;dahin wie ein Gedanke, wie ein Sturm mit den Sandwirbeln,nbsp;die sich hinter ihm erhoben.

In einem Walde erwartete ihn das Madchen, das unter-dessen entflohen war. Er hob sie auf das RoB hinter sich Und jagte weiter.

Die Nacht hüllte die Erde in ihre schwarze, kalte Luft ein.

,,Es brennt mich im Rücken,“ sagte das Madchen.

Schönkind sah sich um. Aus einer hohen grünen Winde starrten zwei glühende Augen, deren rote Blicke wie bren-nendes Feuer dem Madchen in die Nieren drangen.

,,Wirf die Bürste hin,“ sagte das Madchen.

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Schönkind tat es. Und sogleich sahen sie hinter ihnen einen schwarzen dichten Wald sich erheben, erfüllt vonnbsp;stetem Laubrauschen und hungrigem Wolfsgeheul.

,,Vorwarts!“ schrie Schönkind dem Pferde zu, das wie ein von einem Bannspruch getroffener böser Geist dahin-schoB. Der blasse Mond zog durch die grauen Wolken wienbsp;ein bleiches Gesicht durch einen wirren wüsten Traum.

Schönkind jagte dahin . . . jagte dahin ohne Aufhalten.

„Es brennt mich im Rücken!quot; sagte das Madchen mit einem gepreflten Schmerzlaut, als hatte sie sich lange be-zwungen, ehe sie es sagte.

Schönkind sah sich um und erblickte eine groBe graue Eule, von der man nur die roten Augen leuchten sah wienbsp;zwei aus einer Wolke hervorbrechende Blitze.

„Wirf den Schleifstein hin!“ sagte das Madchen.

Schönkind warf ihn hin, und sogleich wuchs aus der Erde ein grauer, schroffer steiler Fels empor, ein steinernesnbsp;Ungeheuer wie ein Spukbild, mit dem Gipfel bis an dienbsp;Wolken reichend.

Schönkind sauste durch die Luft so schnelle, daB er nicht zu fliehen, sondern aus der Höhe des Himmels in eine unab-sehbare Tiefe zu stürzen meinte.

„Es brennt mich!“ sagte das Madchen.

Die Alte hatte den Fels an einer Stelle durchbohrt und verfolgte sie in Gestalt eines Rauchbandes, dessen vorderesnbsp;Ende wie eine Kohle glühte.

„Wirf das Tuch hin!“ sagte das Madchen.

Schönkind tat wie geheiBen.

Und sofort sahen sie hinter sich einen weiten klaren tiefen See, in dessen lichtem Spiegel sich tief im Grundenbsp;der silberne Mond und die feurigen Sterne badeten.

Schönkind hörte einen langen Zauberspruch und blickte zu den Wolken. Zwei Stunden entfernt, in der Himmels-weite verloren, schwebte ganz langsam die alte Mitternachtnbsp;auf erzenen Flügeln durchs blaue Firmament. Als das tollenbsp;Weib eben über der Mitte des Sees hinflog, schleudertenbsp;Schönkind den Eolben in die Wolken und traf die Mitter-

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•lacht^) in die Flügel. Sie stürzte wie Blei zur Erde und krachzte erbarmlich zwölf Male.

Der Mond verbarg sich hinter einer Wolke, und das Weib, von ihrem eisernen Schlaf übernommen, tauchte innbsp;^ie verzauberte, unbekannte Tiefe des Sees hinab. Aber innbsp;'iessen Mitte wuchs ein langes schwarzes Rohr auf: das warnbsp;die verruchte Seele des alten Weibes.

,,Ich bin freil“ sagte das Madchen.

,,Ich bin frei!“ sagte das Pferd mit den sieben Herzen.

,,Herr!“ sprach das Pferd weiter, „du hast die Mitter-*iacht getroffen, so daB sie zwei Stunden vor der Zeit herab-Sestürzt ist, und ich fühle den Sand unter meinen FüBen ^ich bewegen. Die Gebeine, die in den glühenden Sand-^irbeln der Wüste begraben sind, wollen auferstehen undnbsp;sich im Mondenschein auf ihre Hügel setzen^quot;). Es ist gefahr-jich, jetzt den Weg fortzusetzen. Der vergiftete kalte Hauchnbsp;filter toten Seelen kann euch toten. Besser, ihr leget euchnbsp;hier nieder, und ich indessen will zu meiner Mutter zurücknbsp;'^nd noch einmal an ihren Zitzen die weiBe Feuermilchnbsp;brinken, damit ich wieder schön und glanzend werde.“

Schönkind tat so. Er schwang sich vom Pferde und hreitete seinen Mantel auf den Sand, der noch immernbsp;Siühte.

Aber, o Wunder! die Augen des Madchens sanken ein, ^ie Gesichtknochen traten hervor, die schwarzbraune Hautnbsp;''^rde blau, die Hand schwer wie Blei und kalt wie einnbsp;^iszapfen.

,,Was ist dir?“ fragte sie Schönkind.

„Nichts ~ nichts,“ sagte sie mit matter Stimme und ^^rf sich in den Sand, zitternd wie eine Fallsüchtige.

*) Mitternacht steht hier für Nacht schlechthin. Das Langer-^crden des Tages um zwei Stunden des Morgens fallt in die allen ‘‘cilandlegenden gemeinsame Osterzeit.

Auch in den Evangeliën springen die Graber auf und die Toten ^3-ndeln wieder. Hier wie dort geschieht das in gespenstiger Weise.nbsp;'^rsprünglich mag es nur eine Teilerscheinung der allgemeinen Auf-^•¦stehung aus dem Wintertode gewesen sein. Die Vorstellung vonnbsp;'‘ciu düsteren Schattenleben der Abgeschiedenen kreuzte sich damit.

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Schönkind gab das Pferd frei und legte sich dann auf den Mantel, den er für sich ausgebreitet hatte.

Er schlief ein; gleichwohl war es ihm, er schlafe nicht. Die Augenlider waren ihm rot wie Feuer, und ihm war, ernbsp;sehe durch sie hindurch, wie der Mond langsam herabsinkenbsp;und, je naher er der Erde kam, um so gröBer wurde, bis da6nbsp;er wie eine heilige silberne Stadt erschien, die vom Himmelnbsp;herniederhing, von tausend rosenfarbenen Fenstern glit-zernd. Und vom Monde führte eine königliche StraBe mitnbsp;silbernem Kies und Staub aus Lichtfunken zur Erdenbsp;. herab.

Aber in der Weite der Wüste erhoben sich aus dem Staube hohe Gerippe . . . mit dürren Schadeln . . . eingehülltnbsp;in lange weiBe, kostbar aus Silberfaden gewobene Laken,nbsp;wodurch die weiB gedorrten Gebeine schimmerten. Auf dernbsp;Stirn trugen sie Kronen aus Lichtstrahlen und langen ver-goldeten Domen . . . Sie saBen auf Gerippen von Pferdeiijnbsp;und ritten so ganz langsam dahin ... in langen Reihen . . .nbsp;schwanke Streifen silberner Schatten . . . und nahmen den|nbsp;Weg zum Monde empor und verloren sich in den Marmor-palasten der Mondstadt, aus deren Fenstern eine Mond-musik erklang — eine Traummusik.

Dann war es ihm, auch das Madchen an seiner Seite erhebe sich still . .. ihr Körperliches lose sich in Luft auf,nbsp;bis nur noch die Gebeine blieben, und, eingehüllt in einenlnbsp;silbernen Mantel, betrete auch sie den schimmernden Weg,nbsp;der zum Monde führte. So ging sie in das trübe Reich defnbsp;Schatten, woher sie das alte Weib durch ihre Beschwörungnbsp;auf die Erde gelockt hatte^).

Dann wurden ihm die Augenlider grün . . . und darauf schwarz — und er sah nichts mehr.

Als er die Augen aufschlug, war die Sonne schon auf-gegangen. Das Madchen war wirklich verschv/unden. Abet

1) Eigentlich offenbart sich hier nur, dafi auch dieses Madchefl eine Mondgestalt ist. Zum Ort der Schatten j edoch hat den Mondnbsp;erst eine sehr spate Zeit gemacht, an dieser Stelle vielleicht ers*nbsp;Eminescu selbst.

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in der dürren Wüste wieherte das schone glanzende RoB im Sonnenlicht, das es nun zum ersten Male sah.

Schönkind schwang sich auf seinen Rücken und in einigen Augenblicken erreichte er voll Freude die getürmtenbsp;Burg des Eismonds.

Diesmal jagte der Eismond sieben Tagereisen weit.

Er nahm die Jungfrau vor sich auf das RoB. Sie um-schlang seinen Hals mit den Armen und barg das Haupt an seiner Brust, aber die langen Saume ihres weiBen Ge-Wandes streiften im Plug den Wüstensand. Sie ritten sonbsp;schnelle, daB es ihnen schien, die Wüste und die groBennbsp;Wogen flögen dahin, sie aber standen stille. Und nur leisenbsp;hörte man den Kater mit alien seinen sieben Köpfen mauen.

In den Waldern verloren, hörte der Eismond sein RoB wiehern.

,,Was gibt’s?“ fragte er.

,,Schönkind hat dir die Tochter gestohlen,quot; sagte das Zauberpferd.

,,Können wir ihn einholen?quot; fragte der Eismond betroffen, denn er wuBte, daB er Schönkind getötet hatte.

,,Nein, meiner Treu!“ antwortete das Pferd, ,,denn er reitet auf einem meiner Brüder, der sieben Herzen hat,nbsp;wahrend ich nur zwei habe.“

Der Eismond trieb seine Sporen tief in die Flanken des Pferdes, das dahinflog, die Mahnen schüttelnd, wie einnbsp;Sturmwind. Als er Schönkind in der Wüste erblickte, sagtenbsp;er zu seinem Pferde:

„Sag deinem Bruder, er soli seinen Herrn in die Wolken schleudern und zu mir kommen, ich will ihn füttern mitnbsp;NuBkernen und ihn tranken mit süBer Milch.“

Das RoB wieherte seinem Bruder zu, was der Eismond gesagt hatte — sein Bruder aber sagte es Schönkind.

,,Sag deinem Bruder,quot; sagte Schönkind zu seinem Bferde, ,,wenn er seinen Herrn in die Wolken schleudert,nbsp;¦will ich ihn füttern mit Flammenglut und ihn tranken mitnbsp;Feuerslohe.quot;

Das Pferd wieherte dies seinem Bruder zu, und der warf

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den Eismond bis an die Wolken hinan. Die Wolken des Himmels erstarrten zu Marmor und wurden ein grauesschönesnbsp;Schlofi, aber in zween Wolkenrissen erblickte man zweinbsp;himmelblaue Augen, die lange Blitze schleuderten. Es warennbsp;die Augen des Eismonds, der nun ins Luftreich verbannt war.

Schönkind hielt sein Pferd zurück und setzte die Jungfrau auf das ihres Vaters. Noch einen Tag, so erreichten sie die hohe Burg des Königs.

Alle hatten Schönkind tot geglaubt, und als darum die Kunde von seiner Ankunft sich verbreitete, hüllte der Tagnbsp;seine Luft in festlichen Glanz, und die Menschen erwartetennbsp;ihn und raunten die Kunde einander zu, daB es war, alsnbsp;rausche ein Ahrenfeld im Windeswehen.

Aber was war indessen mit der Königin Ileana?

Als Schönkind weggezogen war, schloB sie sich in einen mit hohen eisernen Mauern umgebenen Garten ein, und danbsp;lag sie auf den kalten Steinen, das Haupt auf einen Flint-block gebettet, und weinte in ein goldenes Becken, dasnbsp;neben ihr stand, demanthelle Tranen.

In dem Garten mit den vielen Beeten, die niemand begoB und pflegte, wuchsen aus dem Steinicht, von der Glut desnbsp;Tages versengt, von der Nacht nicht mit Tau erfrischt, diirrenbsp;Blumen mit gelben Blatternund vonsoblassenmattenFarben,nbsp;wie die matten Augen der Toten sind, Schmerzesblumen.

Die Augen der Königin Ileana waren vom Weinen erblindet und sahen nichts mehr; nur wenn sie in das vonnbsp;ihren Tranen voile Becken blickte, war es ihr, sie sehe innbsp;dem Spiegel wie in einem Traum das Bild ihres geliebtennbsp;Brautigams. Und ihre Augen, deren Quellen schon versiegtnbsp;waren, begannen wieder Tranen zu vergieBen^).

1) ,,Wer sie gesehen hatte in ihrem langen, blonden, gelösten Haar, das ihr wie die Falten eines goldenen Mantels über den Busennbsp;floB, wer ihr Antlitz gesehen hatte, worin ein stummer Schmerznbsp;seine Spuren eingegraben hatte gleichwie mit einem MeiBel, hatte sienbsp;für eine marmorne Undine auf einem Grabhügel aus Kies gehalten.quot; Ich konnte mich nicht entschlieBen, diesen Satz in den Textnbsp;zu rücken. Von allen sentimentalen Ausschmückungen ist diese dienbsp;unertraglichste.

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Aber als sie die Kunde vernahm, daB er komme, wurde ihr Angesicht wieder heiter. Sie nahm eine Hand voll Tranennbsp;aus dem Becken und sprengte sie über den Garten. Wienbsp;durch ein Wunder verwandelte sich da das Gelb der Blatternbsp;in den Laubgangen und Beeten in smaragdenes Grün. Dienbsp;traurigen matten Blüten wurden heil und schimmernd wienbsp;glanzende Perlen — und von der Tranentaufe her bekamennbsp;sie den Namen Maitranchen^).

Die blinde weiBe Königin schritt langsam durch die Beete und pflückte sich den Saum mit Maitranchen voll.nbsp;Die streute sie dann neben dem goldenen Becken auf dienbsp;Erde, daB sie ein ganzes Blumenbette bildeten.

Da kam Schönkind.

Sie warf sich an seine Brust, aber stumm vor Glück konnte sie nur ihre erloschenen blinden Augen auf ihnnbsp;richten, als wolle sie ihn in ihre Seele einsaugen. Daraufnbsp;nahm sie ihn an der Hand und zeigte ihm das Tranen-becken.

Der helle Mond strahlte wie ein goldenes Antlitz in der blauen Himmelsweite. In der Nachtluft wusch Schönkindnbsp;sein Gesicht in dem Tranenbecken, dann hüllte er sich innbsp;den Mantel, den sie ihm aus Mondenstrahlen gewobennbsp;katte, und legte sich hin, und sie legte sich an seine Seitenbsp;Und traumte, die Muttergottes nehme vom Himmel zweinbsp;dunkelblaue Morgensterne und setze sie ihnen auf dienbsp;Stirn1 2).

Als sie am anderen Tage erwachte, war sie wieder sehend.

Am driften Tage vermahlte sich der König mit der Tochter des Eismonds.

Am vierten Tag war Schönkinds Hochzeit.

Lichtstrahlen vom Himmel sagten den Spielleuten, wie kie Engel spielen, wenn ein Heiliger eingeweiht wird, undnbsp;Wellen von der Brust der Erde sagten ihnen, wie die Lebens-

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Lacrimoare = Maiblümchen.

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Hier spielt der Mythos von Morgen- und Abendstern mit kinein (vgl. Einführung S. XIX, Anm.).

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feen^) singen, wenn sie den Menschen Glück spinnen. So spielten die Spielleute Jubelweisen der Höhe und der Tiefe,nbsp;Die feurige Rose, die silbernen Lilien, die perlfarbenennbsp;Maitranchen, die duftenden Veilchen und alle Blumen tatennbsp;sich zusammen und berieten sich lange, wie das Brautkleidnbsp;am schönsten sei; dann vertrauten sie ihr Geheimnis einemnbsp;blauen, goldgesprenkelten Schmetterlingknappen an. Dernbsp;flog hinweg und flatterte in vielen Bogen über dem Antlitznbsp;der Braut, als sie schlief, und zeigte ihr in einem spiegel-hellen Traum, wie sie gekleidet sein solle. Sie lachelte, alsnbsp;sie sich im Traum so schön sah.

Der Brautigam legte das aus Mondstrahlen gewobene Hemde an, den Perlengürtel und den schneeweiBen Mantel.

Und es gab eine Hochzeit so hoch und herrlich wie keine andere je auf Erden gewesen war.

Und danach lebten sie lange Jahre in Glück und Frieden, und wenn es wahr ist, was man sagt; daB für Schönkinde dienbsp;Zeit nicht vergeht, so leben sie vielleicht noch heute.

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') Ursitorile, ursitele sind die Nomen der rumanischen Volks-mythologie. Sie heiBen wohl so als Spinnerinnen (urzi, spinnen).

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SCHÖNKIND MIT DEM GOLDENEN

HAAR

ÜBERLIEFERT VON PETRE ISPIRESCUi)

Hs war einmal in einer groBen Einöde ein Einsiedlerj lebte allein, ganz allein. Seine Nachbarn waren dienbsp;quot;'ilden Tiere des Waldes. Und er war Gott so wohigefallig,nbsp;alle Tiere sich vor ihm verneigten, wenn sie ihm be-Segneten.

Eines Tags ging der Einsiedler an das Ufer des Baches, nahe an seiner Hütte vorüberfloB, und siehe da aufnbsp;Wasser kam eine verpichte und gut zusammengeleimtenbsp;^*'uhe herangeschwommen, und er vernahm daraus dasnbsp;^®quak eines Kindes.

Er bedachte sich ein Weilchen, sandte ein Gebet gen quot;itiimel und trat dann ins Wasser und zog den Schrein mit

V Dieses Marchen erschien zum erstenmal in dem Blatte k®ranulu Romamp;nü 1862, dann in Ispirescus Sammlung Legende sahnbsp;g^stnele Romênilor (I. Teil 1872); ich übersetze es nach diesernbsp;y^inmlung (Bucuresci, 1892) und dem Abdruck in Basme din toatenbsp;•biturile romênefti (Biblioteca Socec; Bucurejti, 1909), der es innbsp;ij®Uer Rechtschreibung wiedergibt. Ich lasse die übliche Einleitungnbsp;j Erzahlers, die in diesem religiösen Marchen ganz unangebrachtnbsp;I auch mit der Geschichte ift gar keiner Verbindung steht, folgen.nbsp;lautet:

k' Es war einmal wie keinmal; und war's nicht gewesen, man v^nt’s nicht erzahlen: als der Pappelbaum Birnen trug und dienbsp;j^Orbweide Marzveilchen; als die Wölfe und Lammer sich um dennbsp;nahmen und den BruderkuB tauschten; als man den Floh annbsp;Fufle mit neunundneunzig Oka Eisen beschlug und er in dennbsp;lt;Jie Himmel sprang, uns das Marchen zu holen; als die Fliege annbsp;Wand schrieb — mehr Lügner, wer drauf nicht die Hand gibt.

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einer Stange ans Land. Als er ihn auftat, was sah er darin? Ein Knablein von etwa zwei Monaten: er hob es aus derTruh*nbsp;heraus, und da er es in die Arme nahm, schwieg es.

Das Kind trug ein Amulett um den Hals gebunden. Und da er es nahm, sah er, daB darin ein Brief steckte: er laSnbsp;den und erfuhr daraus, daB hier das Kind von einer hoheHnbsp;Königstochter geboren worden war, die einen Fehltritt be-gangen hatte und das Kind aus Furcht vor den Eltern nacbnbsp;seiner Geburt in einen Schrein getan und es auf dem Bach®nbsp;hinabschwimmen lassen hatte, weiB Gott wohin.

Der Einsiedler wünschte von ganzem Herzen, das Kind, das Gott ihm gesandt hatte, am Leben zu erhalten; als ihiflnbsp;jedoch einfiel, daB er nichts hatte, womit er es nahrei’nbsp;konnte, brach er in Tranen aus, die gar nicht enden wollten-Er fiel auf die Kniee und flehte zu Gott, und, oh Wundef^nbsp;zur Stunde sproBte in einer Ecke seiner Klause eine Wein'nbsp;rebe auf und wuchs zusehends und erhob sich bis zum Dacbnbsp;der Hütte^).

Der Einsiedler sah nach und fand Trauben, etliche reifi andere halbreif, wieder andere Herlinge und noch ander®nbsp;erst in Blüte; davon nahm er und gab dem Knablein, un®nbsp;da er sah, es aBe sie, freute er sich von ganzer Seele undnbsp;dankte Gott. Von Trauben lebte das Kind so lange, bis e*nbsp;auch anderes zu essen anfing.

Aber als das Kind gröBer wurde, nahm es der Einsiedle^ vor und lehrte es lesen, Wurzeln zur Nahrung suchen undnbsp;auf die Jagd gehen.

Eines Tags jedoch rief der Einsiedler den Knaben sich und sagte:

,,Mein Kind, ich fühle mich immer schwacher werdenj ich bin alt, wie du siehst: heute in drei Tagen werde ich zwnbsp;anderen Welt eingehen. Ich bin nicht dein rechter Vatefjnbsp;sondern du bist zu mir auf dem Bache dahergekommei’*nbsp;Deine Mutter hat dich da in einem Schreine ausgesetz^'

Der Rabe ist das Symbol des Lebens. der ,,Lebensbauin j so im Banhus- und im Attiskult und noch im Christentum. Uf*nbsp;schon im ageischen Kult war sie es.

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öamit ihre Schande nicht effenbar werde, denn sie war ®ine Königstochter^).

„Sobald ich nun in den ewigen Schlaf versinke, was du daran erkennen wirst, daö du meinen ganzen Körpernbsp;kalt wie Eis und starr und steif siehst, gib acht, dann kommtnbsp;ein Löwe. Erschrick nicht, Liebling; der Löwe wird mirnbsp;eine Grube graben, und du solist mich mit Erde zudecken.nbsp;Als Erbe kann ich dir nichts hinterlassen als einen Zaum.nbsp;Wenn du nun allein geblieben bist, geh auf den Bodennbsp;hinauf, nimm den Zaum, schüttle ihn, und zur Stundenbsp;wird ein RoB kommen; das wird dich lehren, was du zunbsp;tun hast.“

Wie der Greis gesagt hatte, geschah es.

Am dritten Tage nahm der Einsiedler noch Abschied von seinem Seelensohne, legte sich hin und schlief in dennbsp;langen Schlaf hinüber.

Bald darauf kam ein schrecklicher Löwe, ein entsetz-licher Anblick. Und er kam brüllend heran. Als er den Alten tot sah, scharrte er ihm eine Grube mit den Franken,nbsp;der Sohn aber bettete ihn darein und saB drei Tage und dreinbsp;Nachte allein weinend an dem Grabe.

Dann mahnte ihn der Hunger daran, daB er noch lebte. Das Herz von Schmerz und Kummer bedrückt, stand ernbsp;vom Grabe auf, trat zu dem Weinstock und sah mit groBernbsp;Betrübnis, daB er verdorrt war. Da erinnerte er sich dernbsp;Worte des Alten und begab sich auf den Boden und fandnbsp;dort den Zaum; er schüttelte ihn, und siehe da, ein ge-

*) Der althebraische Heilandgott Mose, in dessen Gestalt aber auch noch andere Mythen zusammengeflossen sind, wird ganznbsp;ebenso wie hier Schönkind in ein Kastchen getan, aufgefunden undnbsp;erzogen. Der babylonische König Sargon laBt den Heilandmythosnbsp;sogar auf sich übertragen und von sich (in erster Person) berichten:nbsp;gt;gt;Es empfing mich meine Mutter als eine Gottgeweihte (Tempeljung-frau); im Verborgenen gebar sie mich. Sie legte mich in einen Kastennbsp;aus Schilfrohr, verschloB mit Erdpech meine Tür, legte mich in dennbsp;EluB, so daB er mich nicht bedechte. Der FluB trug mich hinab zunbsp;Akki, dem WasserausgieBer (im Tempel). Akki der WasserausgieBernbsp;*og mich auf als seinen Sohn.“ Der germanische Mythos hat diesennbsp;2ug bei Beowulf erhalten.

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5 Aus fremden G^ten 72/73.

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flügelter Renner^) kam daher, blieb vor ihm stehen und sagte:

,,Was befiehlst du, Herr?“

Der Knabe erzdhlte dem Pferde Wort für Wort, wie es mit dem Tode des Greises gewesen war, und setzte hinzu:

,,Sieh, jetzt bin ich allein. Gott hat mir den Vater genommen, den er mir gegeben hatte; bleib du bei mir. Aber komm an einen anderen Ort und laB uns dort unsere Hüttenbsp;bauen; denn hier bei diesem Grabe — weiB nicht warum?nbsp;— muB ich immer weinen.“

,jNicht so, Herr!“ antwortete das Pferd. ,,Wir wollen dorthin gehn, wo es noch viel solche Menschen gibt wie du.“nbsp;,,Wie?“ fragte der Knabe. ,,Gibt es noch mehr Menschennbsp;wie ich und der Vater? Und wir sollen bei ihnen wohnen?“nbsp;,,Ganz gewiB,“ antwortete das Pferd.

„Wenn dem also ist,“ fragte das Kind weiter, „warum kommen sie nicht zu uns?“

j,Sie kommen nicht hierher,quot; fuhr das Pferd fort, „weil sie nicht hierher finden; so müssen wir zu ihnen gehn.“nbsp;,,Gehn wir!“ sagte der Knabe voll Freuden.

Als es ihm aber sagte, daB er Kleider anziehen müsse, da die andern Menschen nicht so nackt gingen, war dernbsp;Junge ganz betroffen. Das Pferd j edoch sagte ihm, er mogenbsp;mit seiner Hand ihm in das linke Ohr greifen, und da ernbsp;das tat, zog er allerlei Kleider heraus, die er anziehennbsp;konnte, und war voll Staunens, denn er wuBte nicht, wie ernbsp;es tun sollte. Das Pferd unterwies ihn, und dann schwangnbsp;sich der Knabe auf seinen Rücken und ritt davon.

So kam er in die nachste Stadt und sah sich mitten in einer hin und her wimmelnden Menschenmenge, deren

1) Das geflügelte RoB ist sehr oft den Sonnen-Heiland-Helden beigegeben. Man denke vor allem an Perseus, der die Andromeda ausnbsp;der Gewalt des Drachen (der Unterwelt) befreit. Das RoB ist selbstnbsp;Sonnensymbol; darum auch hat es hier Sprache und Verstand.nbsp;Besonders im deutschen Marchen spielt das RoB haufig eine ahniichenbsp;Rolle. In der christlichen Legende reitet der Heiland, der sonstnbsp;immer zu FuBe geht, auf einer Eselin als König in Jerusalem ein;nbsp;es ist das landesübliche Reittier an die Stelle des Rosses getreten.

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ihn gar machtig erschreckte, und voller Angst ging herum und betrachtete die schonen Hauser und allesnbsp;^as er sah; er bemerkte aber auch, dafi alles nach seinernbsp;“®stimmten Ordnung ging. Das Pferd ermutigte ihn undnbsp;^agte;

,,Sieh, Herr, alles hat hier seinen Platz; darum muBt ^Uch du dir eine Arbeit V7ahlen.“

Und nachdem er etliche Tage dort geweilt hatte und sich die Leute und an das Getöse, das die Stadte erfüllt,

. ®sser ge-wöhnt hatte, nahm er sein Pferd und zog, bis er 'a das Gebiet einiger Zinen kam^).

Bei den Zinen, die drei an der Zahl waren, wollte er ^*ch als Knecht verdingen; so hatte das Pferd ihm geraten.

Die Zinen mochten ihn zunachst nicht recht in Dienst ''•ahmen, gaben aber schlieBlich seinen Bitten nach undnbsp;^ahmen ihn.

Das Pferd kam oft zu seinem Herrn, und eines Tages ^gte es ihm, er solle gut acht haben, denn in einem dernbsp;^ïuser hatten die Feen ein Bad: in diesem Bade flösse innbsp;^®wissen Jahren an einem bestimmten Tage Gold, und wernbsp;^in untertauche, dessen Haar werde golden®).

/, Zina ist das lateinische Diana, doch vielleicht urtümlich 'quot;akisch), nicht aus dem Lateinischen übernommen, wenn auchnbsp;lautlich beeinfluBt und „gestütztquot;. Auch in Sim-ziana odernbsp;.ösin.zeana steekt der Name. Die Zinen seibst sind noch ziemlichnbsp;/Utlich Erdgöttinnen, ganz so wie die slawischen Vilen (vgl.nbsp;S. 9).

g , *) Die Parallele hierzu sind im Parsismus und im Christentum ^malten. Durch das Untertauchen in einem bestimmten Wassernbsp;l^^bindet sich mit dem persischen Heiland die Hwareno, die göttlichenbsp;‘Orie, und damit tritt er, der bisher in Verborgenheit und Niedrigkeitnbsp;hatte, seine Heilandlaufbahn an. Ebenso wird der christlichenbsp;galland im Jordan untergetaucht (getauft). Astral genommennbsp;ij*deutet diese Taufe das Auftauchen der Sonne aus dem Meere; vonnbsp;^ an zieht sie offenbar am Himmel und vollbringt im Tierkreis ihrenbsp;^nderbaren Taten. Beim irdischen Feuerfunken mag in Anglei-aung daran die übliche Salbung, die dann auf die Königweihenbsp;j .artragen wurde (Saul, David), vielfach als Taufe gedeutet wordennbsp;Daher dann wird die christliche Taufe gewöhnlich nicht alsnbsp;sondern in der Form der Salbung, der Betraufelung des Kopfes,

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Weiter sagte ihm das Pferd, die Zinen hatten in einlt;* der Truhen in ihrem Hause ein Bündel mit drei verschiedenei'nbsp;Gewandern^), die sie mit Sorgfalt verwahrten.

Der Knabe behielt alles, was das Pferd ihm gesagt hattej und wenn er irgendwann etwas schweres zu tun hatte, rie’nbsp;er das Pferd, daB es ihm helfe. Die Zinen gaben ihH*nbsp;Erlaubnis, in allen Hausern herumzugehen; er raumte aufnbsp;machte Ordnung, kehrte aus. Aber in die Stube mit del’’nbsp;Bade durfte er nicht gehen. Wenn sie jedoch nicht zu HauS*nbsp;waren, ging er doch hinein, und es fiel ihm alles ein, wa®nbsp;das Pferd ihm gesagt hatte.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;1

Eines Tages gingen die Zinen auf ein Eest zu anderel’1 Zinen und vergaBen nicht, dem Knechte aufzutragen, e*'nbsp;sollCj sowie er ein Gerausch in dem Badekammerchen höre'inbsp;eine Schindel vom Hausdache zerbrechen und sie solcherinbsp;weise benachrichtigen, damit sie sofort zurückkehrten; deni'lnbsp;sie wüBten, daB nun alsbald jenes Goldwasser zu flieBefinbsp;beginne.

Der Sohn des Einsiedlers stand auf der Wacht; doel' als er jenes Wunder erblickte, rief er nur das Pferd. Da^nbsp;Pferd sagte ihm, er solle in das Wasser tauchen; undnbsp;tat es.

Nachdem er aus dem Bade gestiegen war, nahm er da* Bündel mit den Gewandern und machte sich eilig davoi’ij

vollzogen. DaB im christlichen Mythos auch noch der heilige Gei^ in Gestalt einer Taube, also das persische „Wort“, auf den Heilaigt;“nbsp;herabkommt, als er getauft wird, beruht auf einer persische’’nbsp;Variante, wonach sich die Hwareno auch auf solche Weise mit dei’’nbsp;künftigen Heiland verbinden kann, eine Wiederholung des Empfanê'nbsp;nisvorganges. Die Mannigfaltigkeit rührt vor allem von der Vet'nbsp;schmelzung der Legenden des himmlischen Sonnenfeuers und de*nbsp;irdischen Feuerfunkens her.

1) Das „Federhemd“ der nordischen Freia, die GewSnder de’ Schwanenjungfrauen in der Wielandsage und anderen Sagen. Vo’’nbsp;den folgenden drei Gewandern ist das mit dem Blumenfeld de'nbsp;Erdgöttin-Mutter, womit schon die Magna mater der Pelasger b®'nbsp;kleidet erscheint, das des gestirnten Himmels, das des HimmeB'nbsp;gottes-Vaters. Die beiden GewSnder sind hier auf den Heilan»'nbsp;gott-Sohn nur übertragen.

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sein FlügelroB trug ihn dahin schnell wie der Wind jjnd wie Gedanken sind. Als er über die Torschwelle ritt,nbsp;°®gannen die Hauser, der Hof und der Garten so furchtbarnbsp;schwanken und zu dröhnen, daB man es bis zu dennbsp;^itien hörte und die Zinen nach Hause zurückkehrten.

Als sie sahen, daB der Knecht weg war und die Ge-quot;'a.nder nicht an ihrem Orte, machten sie sich hinter ihm Und sie verfolgten ihn von Ort zu Ort, bis er, als sienbsp;schon ergreifen wollten, über ihre Gemarkung entwichnbsp;^nd nun anhielt.

Als ihn die Zinen entkommen sahen, wüteten sie vor ^chmerz, denn sie konnten ihn nicht mehr fangen. Danbsp;^Prachen sie zu ihm;

„Oh! Jüngling, was hast du uns angetan, daB du uns *^6trogen hast! LaB uns wenigstens dein Haar sehen!“nbsp;Und da er sein Haar auf den Rücken fallen lieB, ergriffnbsp;ein heftiges Verlangen nach ihm, und Tranen strömtennbsp;'htien aus den Augen. Da sprachen sie;

„So schönes Haar haben selbst wir niemals gesehen. ^ag es dir gut gehn! Aber sei so gut und gib uns unserenbsp;^ewander zurück.“

Er aber gab sie nicht zurück, sondern behielt sie statt Lohnes, den ihm die Zinen schuldeten.

Von da begab er sich in eine Stadt, zog sich eine Talg-^lase auf den Kopf und ging zum Gartner des Königs und °^t ihn, er moge ihn als Knecht für den königlichen Gartennbsp;'^jngen^). Der Gartner wollte ihn erst nicht horen; aber nachnbsp;^*6len Bitten nahm er ihn. Er sollte die Erde umgraben,nbsp;passer herzuschaffen, die Blumen begieBen; er lehrte ihnnbsp;Raupen von den Obstbaumen ablesen und die Tannennbsp;Schrappen. Schönkind behielt alles wohl, was der Gartner,nbsp;Herr, ihn lehrte.

Der König hatte drei Töchter, und so sehr war er mit , Hier wiederholt sich die vorige Episode in etwas anderer, ausnbsp;Mythologischen ganz ins Menschliche übertragene Fassung.nbsp;mitgenommenen Kleider sind nur künstlich und oberflSchlichnbsp;'*atnit verbunden.

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Regierungsorgen beschaftigt, daB er die Madchen zu ver-heiraten vergessen hatte.

Eines Tags besprach sich die alteste mit ihren Schwestern: sie wollten jede eine Melone aussuchen und an des Königsnbsp;Tafel bringen.

Als der König sich zu Tische setzte, kamen auch die Töchter und brachten jede eine Melone auf goldenefnbsp;Schüssel und steilten sie vor den König.

Der König wunderte sich hierüber und lieB den Staatsrat versammeln, damit er ihm sage, was das bedeute.

Der Rat versammelte sich, man zerschnitt die Me-lonen, und da sich der eine als noch grün, der andere als fast schcn eBbar, und der dritte als ausgereift erwies,nbsp;sagten sie:

,,Königj lebe noch viele Jahrel Diese Melonen bedeuten das Alter deiner Töchter, o Majestat, und daB die Zeitnbsp;gekommen ist, sie zu vermahlen.“

So entschloB sich der König, sie zu verheiraten, und lieB diesen EntschluB im Lande kundmachen. Und schon arflnbsp;zweiten Tag begannen Königsöhne von da und von dortnbsp;auf die Freite zu kommen.

Als nun die alteste Töchter jenen Königsohn, der ihf am besten gefiel, zum Brautigam nahm, wurde eine groBenbsp;königliche Hochzeit ausgerichtet. Und als die Festlich-keiten zu Ende waren, gab der König mit seinem ganzennbsp;Hofe seiner Töchter bis an die Gemarkung seines Reichesnbsp;das Geleit. Nur die jüngste Königtochter blieb zu Hause.

Da Schönkind, der Gartnerknecht, sah, daB auch def Gartner mit dem Gefolge ging, rief er das Pferd, schwangnbsp;sich darauf und zog von den den Zinen geraubten Ge-wandern jenes an, worauf ein Blumenfeld war. Dann lieBnbsp;er sein goldenes Haar auf den Rücken fallen und begannnbsp;in dem ganzen Garten herumzusprengen, ohne zu achten»nbsp;daB die Königtochter aus ihrem Fenster ihn sah; denn ihfnbsp;Zimmer ging auf den Garten.

Das Pferd zertrat, wie er ritt, den ganzen Garten, und als er sah, daB seine Lustbarkeit Schaden anrichte, stieg ef

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ab, zog seine Knechtkleider an und begann den Schaden wieder gutmachen zu wollen.

Als der Gartner heimkam und sah, was er angerichtet hatte, war er ganz bestürzt, er begann den Knecht auszu-schelttn, weil er nicht auf den Garten acht gehabt hatte,nbsp;und war so zornig, daB er ihn fast geprügelt hatte.

Aber die Königtochter, die vom Penster aus alles das mit ansah, ersuchte den Gartner, er moge ihr ein paarnbsp;Blumen bringen.

Der Gartner tat, was sich tun lieB, pflückte aus den Beeten ein paar Blumen, band sie zum StrauB und brachtenbsp;sie der jungen Königtochter. Sie gab ihm für die Blumennbsp;eine Handvoll Gold und sagte ihm, er möge dem armennbsp;Knechte verzeihen, denn er sei nicht schuldig.

Da machte sich der Gartner, froh über ein so reiches Geschenk, tüchtig an die Arbeit, und in drei Wochen setztenbsp;er den Garten so instand, als ware da gar nichts geschehen.

Nicht lange danach nahm die mittle Königtochter sich ebenfalls einen Königsohn zum Manne. Es gab dieselbennbsp;Festlichkeiten wie bei der Hochzeit ihrer Schwester, undnbsp;nachdem die Festlichkeiten zu Ende waren, geleitete dernbsp;König auch sie bis an die Gemarkung seines Reiches. Desnbsp;Königs jüngste Tochter ging nicht mit, sondern blieb zunbsp;Hause; sie sei krank, gab sie vor.

Wie der Gartnerknecht sich allein zu Hause sah, wollte auch er seine Freude haben wie die anderen Hofbedienstetennbsp;alle; da ihm aber nur sein RoB Freude machte, rief er esnbsp;Und zog ein anderes Gewand an: den bestirnten Himmel,nbsp;lieB das Haar auf den Rücken fallen und ritt durch dennbsp;ganzen Garten.

Als er jedoch gewahr ward, daB er alles in Grund und Boden trat, zog er wieder seine schlechten Kleider an undnbsp;begann wehklagend den Schaden wieder gut machen zunbsp;Wollen.

Auch diesmal kam es so, daB der Gartner, als er ihn schlagen wollte, von der jüngsten Königtochter, die wiedernbsp;Blumen verlangte, daran gehindert wurde; sie gab ihm zwei

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Hande Toll Gold und sagte, er solle den Knecht nicht an-rühren, denn er sei unschuldig. Der Gtrtner machte sich wieder an die Arbeit und brachte den Garten in viernbsp;Wochen fertig.

Der König richtete ein groBes Jagen aus, und da er einer groBen Gefahr glücklich entronnen war, erbaute ernbsp;in jenem Walde eine Halle und lud zur Feier seiner Rettungnbsp;alle GroBen und Hofleute zu einer groBartigen Tafel, die ernbsp;da bereiten lieB. Alle vom Hofe folgten der Einladung desnbsp;Königs, nur sein Töchterlein blieb daheim.

Als Schonkind sich allein sah, rief er das Pferd und zog sich, um auch sein Vergnügen zu habeii^ andere Ge-wander an: mit der Sonne auf der Brust, dem Mond aufnbsp;dem Rücken und dem Morgen- und Abendstern^) auf dennbsp;beiden Schultern, lieB das Haar auf den Rücken fallen,nbsp;schwang sich auf das Pferd und tummelte sich im Garten.

Der Garten wurde jetzt dermaBen zerstampft, daB er nur ein Bild der Verwüstung war. Als er jedoch dies sah,nbsp;begann er zu klagen, zog geschwinde seine Knechtkleidernbsp;an und wuBte nicht, wo er mit der Herrichtung anfangennbsp;sollte.

Als der Gartner kam und diese ungeheure Verwüstung sah, kannte sein Zorn keine Grenzen. Aber als er ihn dafürnbsp;durchprügeln wollte, verlangte die Königtochter vom Fensternbsp;aus Blumen.

Der Gartner suchte jeden Winkel ab und wuBte nicht, was er machen sollte; bis in den letzten sah er nach undnbsp;fand ein paar Blümchen, die gerade noch von den Hufennbsp;des Flügelrosses verschont geblieben waren, trug sie hin,nbsp;und die Königtochter gebot ihm, dem armen Knechte zunbsp;verzeihen, und gab ihm dafür drei Hande voll Dukaten.

Er ging neuerlich an die Arbeit, und kaum in sechs Wochen konnte er es so weit bringen, daB der Gartennbsp;wieder etwas gleich sah, dem Knechte aber schwor er den

Morgen- und Abendstern geiten als zwei, aber immer als Zv/iliinge: So im Griechischen dieDioskuren („Gottessöhnequot;) Kastornbsp;und Pollux.

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heiligen Stock zu, den Bruder des Todes, wenn dergleichen noch einmal vorkomme, und daB er ihn fortjagen werde.

Der König war beunruhigt, weil er sein Töchterlein ganz traurig sah. Sie wollte gar nicht mehr das Haus verlassen. Ernbsp;beschloB darum, sie zu vermahlen, und begann ihr von dem undnbsp;jenem Königsohn zu sprechen. Sie wollte von keinem horen.

Als nun der König das sah, versammelte er wieder den Rat und die GroBen und fragte sie, was er tun solle. Einernbsp;der GroBen riet, er solle ein kleines Haus bauen mit einernbsp;Türe von unten, und da sollten alle Königsöhne und jungennbsp;Edelinge hindurchgehn; welchen nun das MSdchen wkhle,nbsp;nach dem solle sie einen goldnen Apfel, den sie in der Handnbsp;halten moge, werf en, und danach solle der König sie vermahlen.

Also geschah es denn. Es wurde im Lande bekannt gemacht, der König befehle, daB klein und groB zusammen-komme und unten durch die Tür gehe.

Alle kamen; sie aber warf nach keinem. Viele meinten, das Madchen habe keine Lust zum Heiraten. Aber einnbsp;alter, durch alle Siebe und Reitern gegangener Edelmann,nbsp;der gar viel gehört, gesehen und erfahren hatte, sagte, dienbsp;Leute vom Hofe möchten auch durchziehen. So kamennbsp;auch der Gartner und der Oberkoch und der Aufseher undnbsp;die Diener und die Kutscher und alle Knechte, aber um-sonst: das Madchen warf nach keinem.

Man lieB fragen, ob nicht etwa einer noch nicht durch das Tor gegangen sei, und es fand sich, ein elender Gartner-knecht, kahlköpfig und abgezehrt wie kein zweiter auf dernbsp;Welt, sei zurückgeblieben^).

') Man erinnert sich an die Verwandelung, worin Odysseus auf Ithaka erscheint. Auch beim ,,Gottesknecht“ des Deuterojesaja-buches wird hervorgehoben, daB er krank und elend und haBlichnbsp;Sei; ebensolches wird gelegentlich vom christlichen Heiland ausge-sagt. All dies ist nur das Widerspiel der strahlenden Offenbarungnbsp;des Heilandes vor aller Welt. Man bemerke überdies, daB auch J esusnbsp;einmal ganz unvermittelt und unmotiviert als GSrtner erscheintnbsp;(Ev. Joh. XX, 15). Sargon laBt sich den Gartnerdienst in fihnlichernbsp;Weise tun. Der Gartner trat in allen diesen Fassungen an die Stellenbsp;des Hirten.

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„Auch er soli hindurchgehn,“ sagte der König.

Darauf lieB er auch den kahlköpfigen Knecht rufen und hieB ihn ebenfalls hindurchgehn; er aber wagte es nicht.nbsp;Da zwang man ihn dazu, halb mit Worten, halb mit Gewalt,nbsp;und da er durchschritt, warf das Madchen den Apfel nachnbsp;ihm.

Der Knecht begann zu schreien und davonzulaufen; er hielt sich den Kopf mit den Handen und sagte, er sei ihmnbsp;eingeschlagen worden.

,,Das kann nicht sein! Es ist ein Irrtuml Mein Kind kann unmöglich gerade diesen Kahlkopf erwahlt haben.“

Sieh, der König konnte es nicht zugeben, seine Tochter mit dem Knecht zu vermahlen, obwohl das Madchen dennbsp;Apfel nach ihm geworfen hatte.

So lieB er alle noch ein zweites Mal hindurchgehn. Und auch das zweite Mal warf sein Töchterlein den Apfel jenemnbsp;Kahlkopf an den Kopf, der wieder davonlief, sich mit dennbsp;Handen den Kopf hielt und schrie.

Voll Kummer nahm der König wieder sein Wort zurück und hieB alle noch ein drittes Mal hindurchgehn.

Als nun der König sah, daB das Madchen auch zum drittenmal nach dem Kahlkopf warf, ging er in den Staatsrat und gab ihm seine Tochter zum Weibe.

Die Hochzeit fand ganz im geheimen statt, und dann verbannte sie der König beide und wollte nie wieder etwasnbsp;von ihnen wissen und erfahren. Nur wider Willen, ausnbsp;Erbarmen gestattete er ihnen, im Hofe seines Palastes zunbsp;wohnen.

Man gab ihnen eine Hütte in einem Winkel des Hofes zur Wohnstatt, der Knecht aber wurde Wassertrager amnbsp;Hofe.

Alle Diener des Königs lachten über ihn, und allen Un-rat warfen sie ihm vor die Hütte. Drinnen aber verschaftte ihm das FlügelroB alle Herrlichkeiten der Welt: selbst imnbsp;Palaste des Königs war es nicht wie in seiner Hütte.

Die Königsöhne, die um die junge Königtochter freien gekommen waren, wüteten über die Schmach, die ihnen

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dadurch zugefügt war, daB die Tochter des Königs den Kahlkopf gewahlt batte, und beschlossen miteinander, einnbsp;groBes Heer gegen ihn zu senden.

Der König war sehr bekümmert, als er den EntschluB seiner Nachbarn erfuhr; aber was war zu tun? Er rüstetenbsp;sich zum Kriege,,und es blieb ihm nichts anderes übrig.

Beide Eidame des Königs machten sich auf und kamen ihrem Schwaher mit Heeren zu Hilfe. Auch Schönkindnbsp;schickte seine Frau zum König und lieB ihn bitten, er mögenbsp;ihm erlauben, gleichfalls mit in den Kampf zu ziehen.

„Heb dich weg von mir, du Narrin! Denn siehe, um deinetwillen wird meine Ruhe gestört. Ich will euch nichtnbsp;mehr vor meinen Augen sehen, Nichtsnutze, die ihr seid!“

Aber durch viele Bitten lieB er sich bewegen und befahl, daB auch er wenigstens Wasser für das Heer zutragen dürfe.

Man machte sich fertig und zog aus.

Schönkind ritt in seinen schlechten Kleidern auf einer lahmen Mahre voraus. Das Heer erreichte ihn in einemnbsp;Morast, wo die Stute stecken geblieben war; er mühte sich,nbsp;sie herauszubringen und zog sie bald am Schwanze, baldnbsp;am Kopfe, bald an den Beinen.

Da lachte das Heer und der König und die beiden filteren Eidame und zogen vorüber.

Aber als sie nicht mehr zu sehen waren, zog Schönkind die Stute aus dem Schlamm, rief sein Pferd, kleidete sichnbsp;in das Gewand mit dem blühenden Felde und begab sichnbsp;auf das Schlachtfeld, kam hin und ritt auf einen nahennbsp;Berg, damit er sehe, wo es am heiBesten zugehe.

Sowie die Heere ankamen, warfen sie sich aufeinander. Aber als Schönkind sah, daB das feindliche gröBer und starkernbsp;war, so stürzte er von dem Gipfel des Berges sich ihm ent-gegen und drang wie ein Sturmwind mit dem Schwerte innbsp;der Hand mitten hinein und hieb zur Rechten und zurnbsp;Linken alles nieder, was ihm in den Weg kam.

Solchen Schrecken verbreitete seine Schnelligkeit, der Glanz seines Gewandes und das Dahinstürmen seinesnbsp;Rosses, daB das gesamte Heer davon floh und jeder nur

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seiner Nase nach lief, wie Rebhuhnküken auseinander-stieben.

Der König aber dankte Gott, da er dieses Wunder sah, daB er ihm seinen Engel gesandt habe, um ihn aus dernbsp;Hand des Feindes zu befreien, und kehrte fröhlich nachnbsp;Hause zurück.

Auf dem Wege traf er wieder Schönkind an, der sich in den Knecht zurückverwandelt hatte und die Stute aus demnbsp;Schlamm zog, und in seiner guten Laune sagte der Könignbsp;zu etlichen;

,,Gehet und ziehet den armen Kerl aus den Schlamme“.

Der König hatte sich kaum ordentlich niedergesetzt, so ward ihm angesagt, daB seine Feinde sich mit einem nochnbsp;gröBeren Heere wider ihn erhoben hatten.

So machte auch er sich zum Kampfe bereit und zog ihnen entgegen. Wieder bat Schönkind, man möge auchnbsp;ihn mitkommen lassen, und wieder wurde er verhöhnt.

Aber als er die Erlaubnis erhalten hatte, zog er wieder auf seiner Stute aus. Auch diesmal wurde er ausgelachtnbsp;und verspottet, als das Heer ihn wieder im Sumpfe steckennbsp;sah, und wie er die Stute auf keine Art und Weise aus demnbsp;Schlamm brachte.

Sie lieBen ihn dahinten; er aber war auch jetzt viel früher auf dem Schlachtfeld, wieder als Schönkind, auf seinemnbsp;Flügelrosse und in das Gewand mit dem bestirnten Himmelnbsp;gekleidet.

Die Heere lieBen die Trompeten blasen und die Pfeifen spielen und stieBen zusammen. Da aber Schönkind sah,nbsp;daB die Feinde starker seien, stiirmte er vom Berge herabnbsp;und trieb sie in die Flucht.

Wieder kehrte der König fröhlich zurück, Gott für den Beistand dankend, den er ihm geliehen hatte, und wiedernbsp;gebot er seinen Leuten, den armen Wassertrager aus demnbsp;Schlamme zu ziehen. Wieder war er herzlich zufriedennbsp;und freute sich in der tiefsten Seele über seinen Sieg.

Als der König nun hörte, daB die Feinde sich ein drittes Mal erhoben hatten und mit noch gröBeren Heeren, an Zahl

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wie die Blatter an den Baumen, die Graser auf den Wiesen, an den Marken seines Reiches erschienen seien, wurde ernbsp;bis in den Grund seines Herzens bekümmert. Zu weinennbsp;begann er, daB Gott mir helfe! und er weinte, bis er seinenbsp;Augen schwach werden fiihlte. Dann versammelte auchnbsp;er das ganze Heer und zog mit Gott zum Kampf.

Schönkind zog auf seiner Gurre ebenfalls aus.

Aber als das ganze Heer vorüber war — man hatte wieder über ihn gelacht, wie er sich miihte, seine Stute ausnbsp;dem Sumpfe zu ziehen — zog er das Gewand mit der Sonnenbsp;auf der Brust, dem Mond auf dem Riicken und demMorgen-und Abendstern auf beiden Schultern an, lieB das goldenenbsp;Haar auf den Riicken fallen, schwang sich auf sein RoBnbsp;und in einem Hui war er wieder auf dem Berge und wartetenbsp;da ab, was geschehen werde.

Die Heere trafen zusammen, griffen an vielen Seiten an und schlugen einander Wunden ohne Entscheidung; sonbsp;erbittert waren die Krieger. Doch als gegen abend Schönkind das feindliche Heer das des Königs in die Fluchtnbsp;schlagen sah, stiirmte er wie ein Blitz wieder vom Bergenbsp;herab und stiirzte mitten unter sie, daB sie vor Schreckennbsp;nicht wuBten, was sie tun sollten. Der Glanz der Gewandenbsp;Schönkinds blendete und verwirrte den Feind dermaBen,nbsp;daB die Heerhaufen nicht mehr wuBten, wo sie waren.nbsp;Schönkind traf mit seinem Schwerte da und dort, überall.nbsp;Grauen ergriff die Herzen der Feinde und brachte sie sonbsp;auBer sich, daB sie zu kampfen vergaBen und nur ihr Lebennbsp;zu retten suchten. Sie flüchteten, wohin sie eben vermochten,nbsp;fielen blindlings einer über den anderen, ob sie auch den Halsnbsp;brachen. Schönkind jedoch trieb sie vor sich her und mahtenbsp;sie nieder wie schlechtes Unkraut.

Der König sah seine Hand bluten — er hatte sich selbst daran verletzt — und gab ihm sein Tüchlein, damit er sichnbsp;verbinde. Dann kehrten sie, der Gefahr entronnen, nachnbsp;Hause zurück.

Auf der Heimkehr fanden sie Schönkind wieder mit seiner Stute im Sumpfe; und wieder gebot er ihn herauszuziehen

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Zu Hause jedoch befiel den König eine Kranlcheit an den Augen, und er wurde blind. Alle Zauberer und Weisen,nbsp;die in den Sternen lasen, wurden berufen, aber keinernbsp;konnte ihm helfen. Eines Tages erwachte der König ausnbsp;dem Schlaf und sagte, er habe im Traum einen Greisnbsp;gesehen und der habe ihm gesagt, wenn er die Augen mitnbsp;der Milch von roten Wildziegen wasche und diese Milchnbsp;trinke, werde er das Gesicht wieder erlangen.

Da dies seine Eidame hörten, machten sie sich gleich auf, doch nur die beiden alterenallein; den jüngsten nahmennbsp;sie nicht mit und wollten auch nicht, daB er nur mit ihnennbsp;zusammen gehe. Aber Schönkind rief das RoB und gingnbsp;mit dem durch das Bruchland, fand die roten wilden Ziegen,nbsp;molk sie und verkleidete sich, als er heimkehrte, in einennbsp;Hirten und trat vor seine Schwager mit einer Gelte vollnbsp;Schafmilch. Sie fragten ihn, was für Milch er da habe. Ernbsp;antwortete, als kennte er sie nicht, er bringe Milch von rotennbsp;Ziegen zum König, der getraumt habe, er werde wiedernbsp;sehend werden, wenn er mit dieser Milch seine Augen bade.nbsp;Da versuchten sie ihm die Milch abzukaufen; der Hirtenbsp;jedoch erwiderte, die Milch sei ihm nicht um Geld feil,nbsp;wollten sie aber die Milch von den roten Ziegen haben, sonbsp;sollten sie sagen, daB sie seine leibeigenen Knechte seien undnbsp;erlauben, daB er ihnen sein Merkzeichen auf den Rückennbsp;drücke; dann könnten sie gehen und brauchten nicht mehrnbsp;zu ihm zurückzukommen.

Die zwei Eidame meinten, da sie Könige und König-eidame seien, werde niemand danach fragen; so liefien sie sich denn von ihm das Merkzeichen auf den Rücken drücken,nbsp;nahmen die Milch und machten sich auf den Weg, indemnbsp;sie zueinander sagten; ,,Wenn es dem Dümmkopf etwa bei-fiele, etwas zu sagen, werden wir ihn für einen Narrennbsp;erklüren, und gewiB wird man uns mehr glauben als ihm.‘’

Sie gingen zum König und gaben ihm die Milch, und er wusch sich die Augen damit und trank davon; aber es halfnbsp;nichts. Hierauf kam die jüngste Tochter zum König undnbsp;sprach:

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„Vater, sieh, versuch auch diese Milch, die mein Mann gebracht hat; streich auch sie dir auf, ich bitte dichl“nbsp;,,Was hat denn dein einfaltiger Mann bisher Gutesnbsp;getan,“ erwiderte der König, ,,da6 er jetzt etwas verrichtennbsp;könnte? Meine anderen Eidame konnten nichts tun, die mirnbsp;in den Kampfen so groBe Dienste geleistet haben, er aber,nbsp;der Tölpel, soil mir helfen können? Und dann, habe ichnbsp;«uch nicht gesagt, daB ihr nicht mehr vor meinem Angesichtnbsp;erscheinen dürft? Wie wagst du es, meinen Befehl zu über-heten?“

Ich nehme jede Strafe an die du über mich verhangst Vater; nur salbe dich mit dieser Milch, die dein demütigernbsp;Knecht dir darbringt, das bitte ich dich.“

Da der König seine Toch ter so instandig bitten sah, lieB er sich erweichen und nahm die Milch, die sie brachte, ent-gegen und wusch sich damit die Augen einen Tag, wuschnbsp;sie sich den anderen Tag, und zu seiner groBen Verwunde-rungwar es ihm, als beginne er zu sehen gleich wie durchnbsp;ein Sieb. Und als er sich auch noch am dritten Tage wusch,nbsp;Sah er, wie alle Menschen sehen, mit hellen, klaren Augen.

Nach seiner Genesung gab er allen GroBen und Raten öes Reiches ein groBes Mahl und auf ihre Bitte gestattetenbsp;auch Schönkind, daB er am Ende der Tafel sitze.

Als die Gaste lustig waren und die Becher schwenkten, ®rhob sich Schönkind, bat um Entschuldigung und fragte:

,,Hoher König, dürfen die leibeigenen Knechte mit ihren Herren an einem Tische sitzen?''

,,Nein, auf keinen Fall,“ erwiderte der König.

,,Wenn es so ist und da alle dich als gerecht kennen, ^aB auch mir mein Recht widerfahren und treib die beidennbsp;^aste, die, hoher Herr, zu deiner Rechten und zu deinernbsp;Linken sitzen, von dem Tische fort, denn sie sind meinenbsp;Knechte. Und damit du mir glaubst, untersuche sie undnbsp;wirst sehen, daB sie auf dem Rücken mein Merkzeichennbsp;Vagen.“

Als die Eidame des Königs dies hörten, erschraken sie sehr und bekannten, daB dem so ware; zur Stunde

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muBten fie vom Tische aufstehen und durften sich nicht I wieder sftzen.nbsp;nbsp;nbsp;nbsp;I

Aber am SchluB der Tafel zog Schönkind das Tüchlein; hervor, das ihm der König in der Schlacht gegeben hatte.

„Wie kommt mein Tüchlein in deine Hand?“ fragte der König. „Ich habe es dem Engel des Herrn gegeben, derinbsp;uns in der Schlacht beigestanden hat.“

,,Nein, hoher König, mir hast du es gegeben.quot;

,,Wenn dem so ist, dann bist du es, der mir zu Hilfe gekommen ist?“

,,Ich bin es, hoher König.quot;

,,Es kann nicht sein,quot; fügte der König schnell hinzu. ,,,Und soil ich dir glauben, zeig dich, wie damals jenernbsp;war, dem ich das Tüchlein gegeben habe.quot;

Da stand er von dem Tische auf, ging hin und zog daS Gewand mit der Sonne auf der Brust, dem Monde auf dem!nbsp;Rücken und dem Morgen- und Abendstern auf den beidennbsp;Schultern an, lieB sein Haar auf den Rücken fallen undnbsp;trat so vor den König und alle Versammelten.

Als ihn die Gaste sahen, erhoben sie sich sogleich und| verwunderten sich. Schönkind war so schön und leuchtend,nbsp;daB du schauenkonntest ins Sonnenlicht, aber auf ihn nicht;

Der König lobte erst seine Tochter wegen ihrer guten| Wahl, dann stieg er herab von dem Königthron und hieCnbsp;seinen Eidam Schönkind ihn einnehmen; das erste abernbsp;was Schönkind tat, war, daB er seine Schwager von ihretnbsp;Knechtschaft lossprach, und im ganzen Reiche gab eSnbsp;groBen Festesjubel^).

Ispirescu teilt noch eine andere Fassung dieses Marchens miti „Schönkind mit dem glasernen Wagenquot;. Der Beginn ist fast wortlicPnbsp;derselbe, nur daB das Kind zwei Wochen alt scheint, nicht zwelt;nbsp;Monate, und ein Feigenbaum aus dem Grase aufwachst, nicht eifnbsp;Weinstock in der Hütte. Weinstock wie Feigenbaum sind auch iPnbsp;der christlichen Legende Symbole des Lebens; sie waren es schon iPnbsp;Sumer. Das RoB, als „Hengstquot; bezeichnet, hat sechs Flügel. Weiter'nbsp;hin kommt Schönkind an den Hof eines Königs, der immer traurijnbsp;ist, weil seine Tochter eine Drachin geraubt hat, seine beiden Söhn*nbsp;aber bei den Versuchen, sie zurückzugewinnen, umgekommen sind

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Die Drachin wohnt in einem glasernen Palaste hinter einem Wald. (Glas steht hier für Eis.) Die Königtochter nimmt auf die Fluchtnbsp;mit Schönkind einen Wetzstein, ein gesaumtes Tuch und eine Biirstenbsp;mit. Wie in dem von Eminescu überlieferten Marchen entsteht ausnbsp;dem Wetzstein ein Felsen, aus dem Tuch ein See, aus der Biirste einnbsp;Wald. Endlich tötet er die Drachin. Doch das Pferd sagt ihm, ernbsp;müsse auch noch den Drachen, den Sohn der Drachin, toten, dennnbsp;sonst werde er nie Frieden haben. Ehe Schönkind ihn tötet, laBt ernbsp;sich sagen, wie er die beiden Brüder des Madchens und ihre Mannennbsp;wiedererwecken könne. Er erweckt alle und in der glasernennbsp;Kutsche der Drachin fahrt er mit der Königtochter heim zu demnbsp;Vater und wird da mit ihr vermahlt.

Ein drittes Marchen bei Ispirescu gibt Schönkind den Sonnen-namen Heliodor („Aleodoru imperat' ). Heliodor wird einem greisen König als einziges Kind geboren. Bei der Taufe versammelt dernbsp;König Osten und Westen, Mittag und Mitternacht. Alsbald stirbtnbsp;der König. Er heiCt ihn vor seinem Tode, sich ja nicht in die Berge,nbsp;die er dort sehe, zu wagen; dort hause ein Unwesen, halb Mensch,nbsp;halb lahmer Hase: wer sein Reich betrete, entkomme nicht unge-straft. Auf einer Jagd kommt Heliodor unversehens dorthin. Dernbsp;Hasenmensch tragt ihm auf, die Tochter des Königs Verdes (vonnbsp;Verde, „grün“) ihm zuzuführen. (Der grüne König ist das Widerspielnbsp;des roten, jener der Herrscher im Totenreich, dieser der im Reich dernbsp;Lebendigen). Auf der Fahrt dahin tut Heliodor einem Hecht,nbsp;einem Raben und einer Bremse Gutes. Der König schlieBt einennbsp;Vertrag mit ihm, daB die Tochter ihm folgen werde, wenn er sich sonbsp;verberge, daB sie ihn nicht finde. Er wird Fisch unter Fischen —nbsp;Rabe unter Raben, sie findet ihn auch auf; zuletzt setzt er sich alsnbsp;Bremse auf ihre Schleppe und sie findet ihn nicht. Das Madchennbsp;folgt ihm nun, will aber den Hasenmenschen nicht zum Manne.nbsp;Sie spricht zu ihm mit den Worten der christlichen Legende: ,,Hebenbsp;dich von mir. Satan, und fahr’ zu deiner Mutter, dem Hades (iad),nbsp;die dich auf die Erde geschickt hat!“ Über den Schimpf zerbirst er,nbsp;und Heliodor fahrt mit der Braut in sein Reich.

In einem vierten Schönkindmarchen bei Ispirescu, ,,der mit dem Buch in der Hand geborene Ritterquot;, wird der Heiland-Held, wienbsp;schon der Titel besagt, mit einem Buch in der Hand geboren, dasnbsp;er fortan immer in der Hand behalt. Seine Eltern sind wie in dernbsp;Johanneslegende des Neuen Testaments alte Leute, seine Geburtnbsp;übernatürlich. An seiner Wiege hört der Vater die Schicksal-schwestern, die ,,Spinnerinnen“, folgendes sagen: Die erste: ,,Diesernbsp;Knabe wird ein Schönkind werden und Reichtum erlangenquot;; dienbsp;zweite: „Wann dieser Knabe zwölf Jahre alt sein wird, werden ihnnbsp;die bösen Geister raubenquot;; die dritte: ,,Wenn er den bösen Geisternnbsp;entrinnt, wird dieser Knabe König werden.quot; Die christlichen Par-allelen sind: Der zwölf jahrige Jesus im Tempel; die Entführung Jesu

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6 Aus fremdan GSrten 72/73.

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durch den Teufel in die Wiiste — auch Schönkind wird von dem Teufel, der in Gestalt eines Monches auftritt, in ein ganz wüstesnbsp;Land entführt, doch fehlt der ethische Teil der Versuchung — undnbsp;der Einzug Jesu als König in Jerusalem. Alles erfüllt sich. Und \wienbsp;sonst gewinnt er auch hier die Braut. Kampfe mit Ungetümennbsp;fehlen ebenfalls nicht.

Unter den anderen Schönkindmarchen Ispirescus hebe ich noch eines hervor, ,,Der Ritter ohne Vater“. Darin wird die Geburt-geschichte weiter ausgeführt. Die Königtochter sitzt am Pensternbsp;und sieht einen Jüngling, der die Hirtenflöte blast. Eines Tagsnbsp;blickt er auf, und die Augen begegnen einander. Sie fühlt wie einennbsp;Feuerfunken in ihremHerzen entbrennen, flieht vom Penster hinwegnbsp;und ist von Stunde an schwanger. Sie wird verstoBen, in ein Schiff-lein gesetzt und dahintreiben gelassen. Am dritten Tage gebiert sienbsp;das Kind, einen engelschönen Knaben. Endlich tragt sie das Schiffnbsp;an den Strand, und da in einem Walde zieht sie das Kind auf.nbsp;Dieses Marchen ist auch noch dadurch bemerkenswert, daB di'nbsp;Braut, die der vaterlose ,,Ritter“ gewinnt, Zina (Diana) heiBt, sichnbsp;also ganz klar als ursprüngliche Mondgöttiii erweist.

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JUGEND OHNE ALTER UND LEREN

OHNE TOD

ÜBERLIEFERT VON PETRE ISPIRESCUi)

Es war einmal ein groBer König und eine Königin, beide jung und schön, und da sie keine Kinder be-kamen, batten sie oftmals alles getan, was dazu nötignbsp;ist: sie waren zu den Zauberern und Weisen gegangen,nbsp;damit sie in die Sterne sahen und ihnen ansagten, ob sienbsp;Kinder bekamen, doch umsonst. Endlich hörte der König,nbsp;in einem nahen Dorfe befinde sich ein kundiger Greis, undnbsp;schickte um ihn. Der jedoch sagte dem Boten, wer ihnnbsp;branche, möge zu ihm kommen. So begaben sich der Könignbsp;Und die Königin mit einigen GroBen, Kriegsleuten undnbsp;Dienern als Gefolge zu dem Hause des Alten. Da sie dernbsp;Alte von feme kommen sah, ging er ihnen entgegen undnbsp;sagte sogleich zu ihnen:

,,Seid mir willkommenl Aber weshalb kommstdu, König? Der Wunsch, den du hegst, wird dir nur Sthmerz bringen.“

Das Marchen wurde erstmalig in dem Blatt Teranul Roman 1862 veröffentlicht; es steht jetzt am Anfang der ,,Legende sau

Basmele Romanilor.“ DieHeilandmythe ist hier, von dem Satze aus-gehend, daB Schönkind ewig lebe (vgl. den SchluB von Eminescus Marchen), eigentümlich weitergebildet. Das deutsche Marchen vomnbsp;Mönch von Heisterbach stimmt mit seinem letzten Teile auffallignbsp;überein. Zu dem Aufsuchen der Jugend ohne Alter und des Lebens ohnenbsp;Tod kann man die persische Gestaltung der Alexandersage heran-*iehen. Alexander zieht in das Land der Finsternis, um dort dennbsp;Lebensquell zu finden, er freilich findet den Quell nicht, denn ernbsp;War nicht unsterblich. In unserem Marchen ist das Motiv der Braut-bolung ganz zurückgetreten. Schönkind bleibt mit ihr in ihremnbsp;bande. Die übliche Einleitung (vgl. Anm. S. 33) lasse ich weg.

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„Nicht hiernach zu fragen, bin ich gekommen,quot; sagte der König, „sondern, damit du mir eine Arzenei gebest, autnbsp;daB wir Kinder bekommen, so du eine hast.“

„Ich hab’ sie,“ erwiderte der Alte. „Aber ihr werdet nur ein Kind bekommen. Es wird ein Schönkind sein undnbsp;sehr lieblich, und ihr werdet ihn nicht bei euch behalten.quot;

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Der König und die Königin nahmen die Arzenei ent-gegen und kehrten fröhüch in ihren Palast zurück, und nach etlichen Tagen fühlte sich die Königin schwanger.nbsp;Das ganze Königreich, der ganze Hof und alle Dienernbsp;freuten sich darüber. Bevor aber noch die Stunde dernbsp;Geburt da war, begann das Kind zu weinen, und keinnbsp;Zauberer konnte es beruhigen. Da fing der König an,nbsp;ihm alle Güter der Welt zu versprechen, aber auch dasnbsp;vermochte es nicht zum Schweigen zu bringen.

,,Sei stille, Vaterliebling,quot; sagte der König, ,,ich will dir das und das Königreich geben; sei stille Söhnchen, ich willnbsp;dir die und die Königstochter geben,“ und noch viel mehrnbsp;desgleichen. Endlich, da er sah, es wolle nicht stille werden,nbsp;sagte er: ,,Sei stille, mein Junge, ich will dir Jagendnbsp;ohne Alter und Leben ohne Tod geben. “

Da schwieg das Kind und kam zur Welt. Die Hofleute jedoch schlugen die Pauken und bliesen die Trompeten, undnbsp;rings im Königreiche herrschte eine ganze Woche langnbsp;Festjubel.

Und der Knabe nahm zu wie an Jahren so an Geist und Kühnheit. Er ging in die Schulen und zu den Weisen, undnbsp;was andere Kinder in einem Jahr lemen, all das lernte ernbsp;in einem Mond, so daB der König vor Freude ganz weg war.nbsp;Das ganze Königreich pries sich glücklich, einst einen Könignbsp;zu bekommen so weise und gelehrt wie König Salomo.

Von einer Zeit an jedoch, wer weiB, warum? war der Knabe ganz schwermütig, traurig und in Gedanken ver-sunken. Und eines Tages, gerade als er sein fünfzehntesnbsp;Jahr vollendete, und der König sich mit allen GroBen undnbsp;den hohen Beamten des Reiches zur Tafel setzte und allenbsp;fröhlich waren, stand Schönkind auf und sagte:

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,,Vater, die Zeit ist gekommen, da du mir geben solist, Was du mir bei meinet Geburt versprochen hast.“

Als der König das hörte, wurde er sehr bekümmert und sprach:

,,Aber woher, mein Söhnlein, soil ich dir etwas so un-erhörtes geben? Ich hab es dir damals nur versprochen, damit du ruhig wurdest.quot;

,,Wenn du, Vater, es mir nicht geben kannst, so mufi ich dutch die ganze Welt ziehen, bis ich das Versprochene,nbsp;weshalb ich zur Welt kam, finde.“

Da Helen der König und alle GroBen auf die Kniee und baten ihn, das Reich nicht zu verlassen. ,,Denn,“ sagtennbsp;die GroBen, ,,dein Vater ist jetzt alt, und wir wollen dichnbsp;auf den Thron erheben und dir die schönste Königin unternbsp;der Sonne zur Gemahlin geben.“ Aber es war unmögiich,nbsp;ihn von seinem Entschlusse abzubringen; felsenfest bliebnbsp;er bei seinen Worten.

Als nun der Vater all das sah, gab er ihm Urlaub und ging, ihm für den Weg Mundvorrat und was er sonstnbsp;brauchte, vorzubereiten.

Hierauf begab sich Schönkind in die königlichen Stalle, Wo die schönsten Rosse des ganzen Königreiches standen,nbsp;um sich eines auszusuchen. Doch sowie er eines mit dernbsp;Hand beim Schweife nahm, warf er es hin, und alle Pferdenbsp;stürzten derart zu Boden. SchlieBlich, als er schon hinaus-gehn wollte, blickte er noch einmal im Stalle umher undnbsp;bemerkte in einem Winkel ein rotzkrankes, schwariges,nbsp;elendes Pferd und trat zu dem. Als er jedoch dieses mitnbsp;der Hand am Schwanze ergriff, wandte es den Kopf nachnbsp;ihm und sagte:

,,Was befiehlst du, Herr? Dank sei Gott, daB er mir dazu verhalf, daB noch einmal ein Held auf mich die Handnbsp;legt!“

Und es stefnmte die FüBe auf und blieb kerzengerade stehn. Da sagte ihm Schönkind, was er beabsichtige, undnbsp;das Pferd sprach zu ihm:

,,Damit dein Wunsch in Erfüllung gehe, muBt du von

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deinem Vater das Schwert, die Lanze, den Bogen, den Köcher mit den Pfeilen und die Kleider, die er als Jüngling trug,nbsp;verlangen. Mich aber muBt du sechs Wochen lang mitnbsp;eigner Hand versorgen und den Hafer mir in Milchnbsp;kochen.“

Er verlangte nun vom König die Sachen, die ihm das Pferd angeraten hatte, und der lieB den Haushofmeisternbsp;rufen und befahl ihm alle Kleidertruhen aufzuschliefien,nbsp;damit sein Sohn sich daraus wahle, was ihm gefalle.

Schonkind suchte drei Tage und drei Nachte; am Ende fand er auf dem Grunde einer alten Truhe die Waffen undnbsp;Gewander, die sein Vater als Jüngling getragen hatte, abernbsp;arg verrostet. Er ging daran, sie m.it eigener Hand vom Rostenbsp;zu reinigen, und nach sechs Wochen war er so weit, daBnbsp;die Waffen wie ein Spiegel glanzten. Wdhrenddessennbsp;besorgte er auch das Pferd, wie es ihm gesagt hatte. Vielnbsp;Mühe hatte er, aber nicht umsonst.

Als das Pferd von Schonkind erfuhr, Kleidung und Waffen seien wohl gesaubert und hergerichtet, zur Stundenbsp;schüttelte es sich auch, und Geschwüre und Rotz wichennbsp;von ihm, und es wurde ganz so, wie es seine Mutter geborennbsp;hatte, ein wohlgenahrtes, stattliches RoB mit vier Flügeln.

Da Schonkind es also sah, sprach er zu ihm:

,,In drei Tagen reiten wir.“

,,Glückauf, Herr! Ich bin schon heute bereit, wenn du befiehlst,“ erwiderte das Pferd.

Am dritten Tag früh war der ganze Hof und das ganze Königreich voll Trauer. Schonkind, in ritterlicher Tracht,nbsp;das Schwert in der Hand, hoch auf dem Pferde, das er sichnbsp;ausgesucht hatte, nahm Abschied vom König, von dernbsp;Konigin, von alien groBen und kleinen Herren, von dennbsp;Kriegsleuten und alien Hofbediensteten, die ihn unternbsp;Tranen baten, er moge von dieser Fahrt abstehn, damitnbsp;er nicht etwa in sein Verderben gehe. Er aber gab seinemnbsp;Rosse die Sporen und ritt aus dem Tore, und hinter ihmnbsp;die Wagen mit Vorrat und Geld und an die zweihundertnbsp;Kriegsleute, die auf des Königs Befehl ihn begleiteten.

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Nachdem so Schönkind die Marken des Reiches seines Vaters überschritten hatte und in die Wiiste gekommen war,nbsp;verteilte er alle seine Habe unter die Kriegsleute, ver-abschi^dete sie und sandte sie zuriick; sich selbst abernbsp;nahm er nur so viel Vorrat mit, als das Pferd tragen konnte.nbsp;Dann schlug er den Weg gegen Osten ein und ritt und rittnbsp;drei Tage und drei Nachte, bis er auf ein weites Gebreitenbsp;kam, wo viele menschliche Gebeine herumlagen.

Da er anhielt, um auszurasten, sagte das Pferd:

,,Wisse, Herr, daB wir hier auf dem Gebiet einer Spechtin sind, die so böse ist, daB sie jeden, der ihr Gebiet betritt, um-bringt^). Augenblicklich ist sie bei ihren Kindern, morgen abernbsp;wird sie in dem Walde, den du dort siehst, dir entgegen-treten, um dich zu verderben. Sie ist furchtbar groB, abernbsp;erschrick nicht, halte vielmehr den Bogen bereit undnbsp;schieB nach ihr, aber auch Schwert und Lanze behalte zu-handen, damit du dich ihrer bedienen kannst, wenn es notnbsp;tut.“

Sie legten sich zur Rast hin; aber bald das eine, bald das andere blieb wach.

Am anderen Tag, als sich eben der Morgen rötete, machten sie sich bereit, um durch den Wald zu ziehen.nbsp;Schönkind sattelte und zaumte das RoB und zog den Gurtnbsp;fester an als sonst und saB auf. Da aber hörte er auch schonnbsp;ein schreckliches Hacken. Nun sagte das Pferd: „Halte

’) ,,Auch sie war ein Weib wie alle Weiber, aber die Eltern haben ihr geflucht, da sie ihnen nicht gehorchte, sie vielmehr imrnernbsp;erziirnte, und dadurch ward sie in eine Spechtin verwandelt.quot; Diesnbsp;ist zweifellos ein für die zuhorenden Kinder berechneter moralischernbsp;Einschub. Die ,,Spechtinquot; ist eine Verkörperung der Unterwelt-gottin, der Herrscherin über das Totenreich. Der Specht ist hiernbsp;ganz so Totenvogel wie im Deutschen das Kauzchen. Im Ruina-nischen heiSt Gheonoaia zugleich ,,Spechtquot; und ,,Hexe“. Es scheintnbsp;mir fraglich, ob der Name vom Tier auf die mythische Gestalt über-tragen worden ist. Ich vermute das umgekehrte. 1st etwa in „Gheo-noaiequot; ge = ana, ,,Erdmutterquot; zu sehen? Gheonoaie ware einenbsp;adjektivische, dann wieder subjektivierte Form, ,,die erdmutterischequot;.nbsp;Im Albanischen heiBt die Erde dhe, im Griechischen und dénbsp;(Demeter).

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dich bereit, Herr, denn die Spechtin kommt.“ Und wie sie kam, Bruder! riB sie die Baume nieder: so schnell fuhr sienbsp;daher. Aber das Pferd erhob sich wie derWind, bis es fastnbsp;genau über ihr war, und Schönkind schoB ihr mit demnbsp;Pfeil einen FuB ab, doch als er den zweiten Pfeil auf sienbsp;abschieBen wollte, schrie sie:

,,Halt ein, Schönkind! Ich tu dir nichts.“

Und als sie sah, daB er ihr nicht glaube, gab sie es ihm mit ihrem Blute geschrieben.

,,Glück zu deinem Pferde, Schönkind,quot; sprach sie weiter; ,,das ist mir ein Zaubertier! War das nicht, verspeist ichnbsp;dich gebraten. Jetzt aber hast du mich zur Strecke gebracht. Wisse, bis heute hat kein Sterblicher sich bis hier-her über meine Grenzen gewagt; ein paar Tolle, die sichsnbsp;erkühnten, sind gerade noch bis in die Blache gekommen,nbsp;WO du die vielen Gebeine gesehen hast.quot;

Sie gingen mit ihr in ihr Haus, und da bewirtete die Spechtin Schönkind und nahm ihn auf wie einen Reisegast.nbsp;Als sie jedoch am Tische saBen und lustig waren, stöhntenbsp;die Spechtin neuerlich vor Schmerz. Zur Stunde nahm ernbsp;den aufbewahrten FuB aus dem Ranzen und setzte ihn annbsp;seine Stelle; und sogleich heilte er an. Die Spechtin hieltnbsp;vor Freude drei Tage hintereinander Tafel und bat Schönkind, er möge eine ihrer drei Töchter, die alle schön wienbsp;Zinen waren, zur Frau nehmen. Er aber wollte das nicht,nbsp;sondern sagte ihr offen, was er suche. Darauf sagte sie zunbsp;ihm: ,,Mit dem Pferde, das du hast, und deiner Tapferkeitnbsp;wirst du es, glaube ich, finden.quot;

Nach drei Tagen machten sie sich bereit und zogen weiter. Schönkind ritt und ritt und ritt wieder, lang undnbsp;immer langer. Doch als sie über die Grenzen des Reichesnbsp;der Spechtin gekommen waren, begab er sich auf eine schonenbsp;Wiese, die zur Halfte voll Blüten stand, zur anderen Halftenbsp;ganz versengt war. Da fragte er das Pferd, warum das Grasnbsp;verbrannt sei, und das Pferd antwortete:

„Hier sind wir auf dem Gebiet einer Skorpionin, der Schwester der Spechtin. Böse, wie sie sind, können sie nicht

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an einem Orte zusammen leben^). Ihre Feindschaft ist entsetzlich, über alle MaBen, eine will der anderen das Landnbsp;entreiBen. Wenn die Skorpionin gar ergrimmt ist, speit sienbsp;Feuer und Pech. Man sieht es, sie hat mit ihrer Schwesternbsp;einen Streit gehabt, und urn sie von ihrem Gebiete zu ver-treiben, hat sie, wo sie zog, das Gras verbrannt. Sie istnbsp;noch schlimmer als ihre Schwester und hat drei Köpfe.nbsp;LaB uns etwas rasten, und morgen zeitig friih seienwir bereit.“

Am andern Tage rüsteten sie sich ganz so wie damals, als sie zur Spechtin kamen, und zogen aus. Da horten sienbsp;auch schon ein Geheul und ein Gebrause, wie sie es nienbsp;vorher gehort hatten.

,,Halte dich bereit, Herr, denn die Greifin^) von Skor-pionen kommt daher.“

Die Skorpionin kam, den einen Kiefer am Himmel und den andern an der Erde, Flammen speiend, heran so schnellnbsp;Wie der Wind. Aber geschwinde wie ein Pfeil erhob sichnbsp;das Pferd, bis es fast genau fiber ihr war, und stiirzte dannnbsp;«twas seitlich von ihr herab. Schönkind schoB auf sie undnbsp;riB ihr einen Kopf ab. Als er ihr den zweiten Kopf herunter-SchieBen wollte, flehte die Skorpionin unter Tranen, ernbsp;moge ihr verzeihen, sie tue ihm nichts, und da er ihr nichtnbsp;glaubte, gab sie es mit ihrem Blute geschrieben. Die Skorpionin bewirtete Schönkind noch reicher als die Spechtin.nbsp;Auch ihr gab er den Kopf, den er ihr mit dem Pfeile ab-geschossen hatte, zuriick: sowie er ihn an seine Stelle tat,nbsp;Wuchs er wieder an. Und nach drei Tagen zogen sie weiter.

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Bald batten sie das Gebiet der Skorpionin hinter sich und ritten und ritten, bis sie an ein ganz von Blüten über-decktes Feld kamen, wo es nur Friihling gab. Jede Blumenbsp;war ungewöhnlich schön und duftete, daB es dich berauschtnbsp;batte. Ein leicbter Wind, der kaum zu spiiren war, wehte.nbsp;Da hielten sie an, um sich auszuruhen. Das Pferd abernbsp;sagte;

,,Bisher ist es gegangen, wie es ging, Herr, aber noch sind wir nicht zu Ende: wir haben noch eine groBe Gefahrnbsp;zu bestehn. Mit Gottes Hilfe werden wir auch sie über-winden, dann sind wir Helden. Nicht mehr weit von hiernbsp;steht der Palast, wo Jagend ohm Alter und Leben ohne Todnbsp;wohnt. Dieses Haus ist von einem dichten, hohen Waldnbsp;umgeben, worin die wildesten Tiere hausen, die es gibt;nbsp;Tag und Nacht halten sie schlaflos Wacht und sind sehrnbsp;zahlreich. Mit ihnen zu kampfen ist unmöglich, und durchnbsp;den Wald zu dringen ingleichen. Wir miissen sehen, obnbsp;wir nicht vielleicht dariiber hinwegspringen können.quot;

Nachdem sie an die zwei Tage gerastet batten, machten sie sich wieder bereit. Da hielt das Pferd den Atem an undnbsp;sagte:

,,Herr, zieh den Gurt an, so straff du nur kannst, und wenn du sitzest, halte dich gut fest in den Steigbiigeln undnbsp;an meiner Mahne. Die Beine halte eng an meinem Halsnbsp;gedriickt, damit du mich in meinem Sprunge nicht be-hinderst.quot;

Er schwang sich in den Sattel, machte einen Versuch, und in einem Hui war er beim Walde.

,,Herr,“ fuhr das Pferd fort, ,,jetzt ist gerade die Zeit, da die wilden Tiere des Waldes ihr Futter bekommen, undnbsp;sie sind alle im Hof versammelt. So springen wir!“

,,Springen wir,“ erwiderte Schönkind, ,,und Gott er-barme sich unser.“

Sie schwangen sich empor und sahen den Palast derart glanzen, daB du schaun konntest ins Sonnenlicht, aber aufnbsp;ihn nicht. Sie sprangen über den Wald, und eben als sienbsp;sich zu der Treppe des Palastes herunterlassen wollten,

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berührte das Pferd ein ganz klein wenig den Wipfel eines Baumes, und sofort begann der ganze V/ald in Bewegungnbsp;zu kommen; die wilden Tiere heulten, daö sich einem dienbsp;Haare auf dem Kopfe straubten. Sie lielJen sich geschwind'nbsp;hinab, und ware die Herrin des Palastes nicht drauBennbsp;gewesen, da sie eben ihre Küchlein fütterte (denn so nanntenbsp;sie das Waldgetier), so ware es um sie geschehn gewesen.

Rein aus Freude über ihre Ankunft lieB sie ihn verschonen; denn bis dahin hatte sie noch keine Menschenseele bei sich gesehen. Sie hielt die Tiere ab, besanftigte sie undnbsp;schickte sie an ihren Platz zurück. Die Herrin war einenbsp;hohe, liebholde und über die MaBen schone Zine. Danbsp;Schönkind sie erblickte, war er ganz sprachlos. Sie abernbsp;sah ihn freundlich an und sagte:

„Willkommen, Schönkind! Was suchst du hier?“

„Wir suchen,“ sagte er, „Jagend ohne Alter und Leben ohne Tod.quot;

,,Suchet ihr dies, wie du sagst, nun wohl —, es ist hier.“

Da saB er ab und trat in den Palast ein. Dort fand er noch zwei Madchen, eine wie die andere jung; ts warennbsp;die Schwestern der alteren. Er begann der Zine zu danken,nbsp;daB sie ihn aus der Gefahr befreit habe; jene aber bereitetennbsp;ihm ein köstliches Nachtmahl ganz und gar in goldenennbsp;Geschirren. Das Pferd lieBen sie frei nach seinem Beliebennbsp;herumgehn; schlieSlich machten sie es mit allen wildennbsp;Tieren bekannt, so daB es unbesorgt im Walde umherstreifennbsp;konnte.

Die Frauen baten ihn, er moge fortan bei ihnen bleiben, denn sie sagten, es sei ihnen langweilig allein. Er jedochnbsp;lieB sich das nicht noch einmal sagen, sondern irahm esnbsp;mit allem Danke an, als habe er gerade das gewünscht.

Nach und nach wurden sie miteinander vertraut. Er erzahlte ihnen seine Geschichte und was er zu bestehnnbsp;gehabt hatte, bis er zu ihnen gekommen war, und nichtnbsp;lange darauf vermahite er sich mit der jüngsten dernbsp;Schwestern. Bei ihrer Vermahlung erteilten ihm die Herrin-nen des Hauses die Erlaubnis, nach Belieben überall in der

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Runde herumstreifen zu dürfen; und nur ein Tal, das sie ihm zeigten, solle er nicht betreten, denn es ware nicht zunbsp;seinem Guten, und jenes Tal, sagten sie, heiBe das Tal dernbsp;Tranen.

Er verbrachte dort eine ungerechnete Zeit, ohne es gewahr zu werden; denn er blieb ganz so jung, wie er hin-gekommen war. Er zog durch die Walder, ohne daB ihmnbsp;nur der Kopf weh tat. Er ergötzte sich an den goldenennbsp;Palasten, lebte in Ruhe und Frieden mit seiner Gemahlinnbsp;und deren Schwestern, erfreute sich an der Schönheit dernbsp;Blumen und an der sanften, reinen Luft wie ein Glück-seliger. Oftmals ging er auf die Jagd; eines Tags aber ver-folgte er einen Hasen, schoB nach ihm einen Pfeil, schoBnbsp;den zweiten und traf ihn nicht. Voll Grimmes eilte er ihmnbsp;nach und schoB noch einen dritten Pfeil ab und mit demnbsp;traf er ihn. Aber der Unselige hatte in seinem Eifer nichtnbsp;darauf geachtet, daB er auf der Verfolgung des Hasen in dasnbsp;Tal der Tranen gekommen war.

Mit seinen Hasen kehrte er heim. Da jedoch, was gab es? Auf einmal ergriff ihn eine Sehnsucht nach seinemnbsp;Vater und seiner Mutter. Er getraute es sich nicht den hohennbsp;Frauen zu sagen; sie aber erkannten es an der Traurigkeitnbsp;und Unruhe, die sie an ihm sahen.

,,Du bist, Unglücklicher, im Tal der Tranen gewesen!“ sagten sie zu ihm ganz erschreckt.

,,Ich war dort, meine Lieben, aber ohne daB ich diese Torheit begehn wollte; und jetzt vergehe ich vor Sehnsuchtnbsp;nach meinen Eltern, aber auch von euch kann ich michnbsp;nicht trennen. Ich bin schon viele Tage bei euch und kannnbsp;mich über nichts beklagen. So will ich denn gehn, um nochnbsp;einmal meine Eltern zu sehen, und dann zurückkehren undnbsp;nie wieder fortziehen.“

,,VerlaB uns nicht, Geliebter! Deine Eltern leben schon seit Jahrhunderten nicht mehr, und wenn du fortgehst,nbsp;fürchten wir, du wirst nicht wieder zurückkehren. Bleibnbsp;bei uns, denn eine Ahnung sagt uns, du werdest umkommen.“

Alle Bitten der drei Frauen wie auch des Pferdes waren

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nicht imstande, sèine Sehnsucht nach den Eitern, die ihil ganz verzehrte, zu stillen. Endlich sprach das Pferd zu ihm:

,,Wenn du nicht auf mich horen willst, Herr, wird, was dir zustöBt, nur deine Schuld sein. Ich muB dir nur etwasnbsp;sagen, und wenn du meine Bedingung annimmst, bringenbsp;ich dich zurück.“

,,Ich nehme sie mit Dank an,“ sagte er, ,,laB hören.“

,,Wenn wir bei deines Vaters Palaste sind, so steig ab, ich aber kehre zurück, wenn du nur eine Stunde lang dortnbsp;bleibst.quot;

,,Gut denn,“ sagte er.

Sie machten sich reisefertig, er umarmte die Frauen, und nachdem sie voneinander Abschied genommen hatten,nbsp;ritt er hinweg, wahrend sie schluchzend mit Tranen in dennbsp;Augen zurückblieben. Sie kamen an Orte, wo das Gebietnbsp;der Skorpionin gewesen war. Sie fanden da Stadte. Dienbsp;Walder hatten sich in Felder gewandelt. Er fragte den undnbsp;jenen nach der Skorpionin und wo sie wohne. Sie abernbsp;antworteten, ihre GroBvater hatten von ihren UrgroBvaternnbsp;von dergleichen Marchen erzahlen gehort^).

,,Wie kann das sein?“ sprach Schönkind zu ihnen. ,,Erst neulich bin ich hier durchgekommen.“ Und er sagtenbsp;ihnen, was er wuflte.

Die Leute lachten über ihn, als redete er irre oder traumte im Wachen. Voll Zornes ritt er weiter und beach-tete nicht, daB ihm Bart und Haar weiB wurden.

Im Gebiet der Spechtin fragte er dasselbe wie im Gebiet der Skorpionin und erhielt diesclben Antworten. Er konntenbsp;nicht begreifen, daB sich die Statten in wenigen Tagen sonbsp;verandert haben sollten, und wieder zog er voll Zornesnbsp;hinweg, aber der weiBe Bart reichte ihm schon bis an dennbsp;Gürtel, und er fühlte, daB ihm die Beine zu zittern begannen.

So kam er in das Reich seines Vaters. Hier gab es

diese Sage durch türkische Vermittelung nach Rumanien gekommcn Und hier in den Schönkind-Mythus eingefügt worden.

Man erinnere sich des von Rückert überlieferten orienta-ischen Marchens von „Chidher, dem ewig jungen“. Vielleicht ist

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andere Menschen, andere Stadte, und die alten waren sö verandert, daB er sie nicht wieder erkannte. Am Ende kamnbsp;er in die Palaste, wo er geboren worden war. Er stieg ab,nbsp;und das Pferd küBte ihm die Hand und sprach:

,,Leb wohl, Herr, denn ich kehre zurück, woher ich gekommen bin. Willst auch du mitkommen, so steig so-gleich auf, und wir reiten.“

,,Leb wohl. Auch ich hoffe bald zurückzukehren.“

Das Pferd flog schnell wie ein Pfeil von dannen.

Als er die Palaste in Trümmer gefallen und von Un-kraut überwachsen sah, seufzte er, und mit Tranen in den Augen suchte er sich ins Gedachtnis zurückzurufen, wienbsp;strahlend diese Palaste einst gewesen waren und wie ernbsp;seine Kindheit darin verbracht hatte. Zwei-, dreimal gingnbsp;er um sie herum und suchte jedes Gemach, jedes Winkelchennbsp;auf, um sich die Vergangenheit wieder zu erweckeh, dennbsp;Stall, WO er das Pferd gefunden hatte, und stieg dann innbsp;den Keiler hinab, dessen Eingang von herabgefallenennbsp;Trümmern verrammt war.

Wie er da mit einem Bart, der ihm bis zu den Knien reichte, da und dort herumsuchte — seine Augenlider muBtenbsp;er mit den Handen heben und konnte kaum noch gehn —nbsp;fand er nur eine vermorschte Truhe. Die öffnete er, abernbsp;fand nichts darin. Er hob den Deckel des innern Fachesnbsp;auf und eine schwache Stimme sprach zu ihm:

,,Willkommen; denn warst du noch langer ausgeblieben, so wSre auch ich gestorben.“

Und der Tod, der da im Fache lag und rein zu einem Haken zusammengeschrumpft war, legte die Hand aufnbsp;ihn. und er sank tot hin und zerfiel zur Stunde zu Staub.

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ILEANA SIMZIANA

ÜBERLIEFERT VON PETRE ISPIRESCU^)

Es war einmal ein König. Dieser groSe und mdchtige König schlug alle Könige rings in der Runde und unter-Vvarf sie, bis die Marken seines Reiches bis dahin sich er-streckten, wo der Teufel die Kinder abgespant hat, undnbsp;alle besiegten Könige muBten ihm jeder einen Sohnnbsp;Schicken, daB er ihm zehen Jahre lang diene.

Seinem Reiche benachbart herrschte ein anderer König, der sich nicht besiegen hatte lassen, da er jung gewesennbsp;War. Wenn ein verheerender Brand sein Reich überfiel, setztenbsp;er Himmel und Erde in Bewegung und rettete das Land ausnbsp;der Gefahr; als er aber alt wurde, unterwarf er sich demnbsp;groBen, machtigen König, weil es nicht anders ging. Ernbsp;WuBte aber nicht, was er tun solle, um das Gebot jenes Königsnbsp;2u erfüllen, ihm namlich einen seiner Söhne zum Dienst zunbsp;senden; denn er hatte keine Söhne, nur drei Töchter.nbsp;Darüber machte er sich Gedanken. Seine gröBte Sorgenbsp;War, jener König möge meinen, er sei heimtückisch undnbsp;Widerspenstig, da er ihm keinen Sohn sandte, und ihnnbsp;darum seines Reiches berauben, so daB er mit seinennbsp;Töchtern in Elend, Armut und Schande zurückblieb.

Als die Madchen ihren Vater so bekümmert sahen, machten auch sie sich Gedanken, aber sie wuBten nicht.nbsp;Was sie tun sollten, damit er wieder heiter würde. Als sienbsp;Sahen. daB ihm nichts und nichts Freude machte, faBte sich

1) Dieses Marchen erschien zum erstenmal im zweiten Band der legendesau BasmeleIch übersetze es nach dieser Sammlungnbsp;Und nach dem Abdruck in Basme(Biblioteca Socec, Bucuresti, 1909).nbsp;öie übliche Einleitung (und den SchluB des ErzShlers) lasse ichnbsp;iuch hier weg.

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die alteste ein Herz und fragte ihn eines Tags bei Tische, warum er so bekümmert sei.

„Haben wir dir etwas nicht recht gemacht?quot; sagte sie. „Sind die Untertanen deiner Hoheit böse und aufriihrerisch,nbsp;und verursachen sie dir diesen Kummer? Sag, lieber Vater,nbsp;auch uns, was für eine Schlange dir nicht Frieden lafit undnbsp;dir das Aller vergiftet; wir wollen uns gerne opfern, wennnbsp;das dir irgend den Kummer lindern kann; denn du allein,nbsp;lieber Vater, bist unser Trost, wie du wohl weiSt. Und wirnbsp;sind nie von deinem Worte abgewichen.“

,, Ja, so ist es. Ich habe über nichts zu klagen. Ihr habt niemals mein Gebot übertreten. Ihr jedoch, meine Lieben,nbsp;könnt mir den Schmerz, der meine Seele erfiillt, nichtnbsp;lindern. Ihr seid Madchen, und nur ein Sohn kann michnbsp;aus der Not befreien, darin ich mich sehe.“

,,lch weiB nicht,“ sagte das alteste Madchen, „warum du uns die Ursache deines Kummers verbirgst, liebernbsp;Vater. Sprich, und siehe, ich bin bereit, das Leben für dichnbsp;hinzugeben.“

,,Was könnt ihr tun, meine Lieben?! Seit ihr auf dieser lichten Welt seid, habt ihr euch nur mit Spinnrocken,nbsp;Nad el und Webstuhl beschaftigt; ihr könnt spinnen, nahen,nbsp;weben. Nur ein Ritter vermag mich zu retten, der dienbsp;Keule zu schwingen, mit Kraft das Schwert zu führen undnbsp;wie ein Drachenlöwe zu reiten versteht.quot;

,,Nun denn, lieber Vater, sag uns alles, und wenn es nicht ein Loch in den Himmel schlagt, wollen auch wirnbsp;wissen, was dich bedrückt.quot;

Als der König die Töchter mit ihren Bitten nicht nach-lassen sah, sagte er:

,,Hört, meine Kinder, weshalb ich traurig bin. Ihr wisset, daB niemand mein Reich angreifen konnte, solangenbsp;ich jung war, ohne daB er sein Teil empfing und in Schamnbsp;wieder dorthin abzog, woher er gekommen war. Jetzt hatnbsp;das verwünschte Alter meine ganze Kraft versiegen lassen;nbsp;mein Arm ist schwach, kann nicht mehr das Schwertnbsp;wirbeln, daB der Feind erzittert. Mein RoB, um desset-

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willen ich einst schier das Leben verlor, bis ich es gèwanrt, ist ebenfalls alt geworden: es ist rotzkrank; kaum fristetnbsp;es sein Leben vOn heute auf morgen. Einstmals brauchtenbsp;ich mich nur dem Feinde zu zeigen, und Hals über Kopfnbsp;schon stoben sie mit schallenden Hacken von dannen. Abernbsp;heute — was soil ich euch noch sagen? Ihr wisset, daB ichnbsp;mich jenem gröBten und machtigsten König auf der ganzennbsp;Welt unterworfen habe. Er nun verlangt, daB jeder unter-worfene König ihm eineti Sohn sende, damit ihm der zehennbsp;Jahre lang diene, und ich habe nur euch.“

,,Ich will hingehn, Vater,“ sagte die alteste Tochter, „und will mich mit allen Kraften bemühen, damit du zu-frieden bist.“

,,Ich fürchte, du kommst unverrichteter Dinge zurück. Wer weiB, was für einen Wirrwarr du dort anrichtest, dennbsp;man in aller Zeit nicht wieder gut machen kann?!“

,,Alles was ich weiB, Vater, und dir gelobe, ist, daB ich dir nicht Schande machen will.“

,,Wenn dem so ist, mach dich bereit und zieh hin.“ Ais das Madchen hörte, daB ihr der Vater erlaube, hin-zuziehen, wuBte sie sich vor Freude nicht zu fassen. Sienbsp;rüstete alles für die Fahrt, wirbelte sich um und lieB dasnbsp;Nötige für den Ritt vorbereiten. Sie wahlte sich das vor-nehmste RoB aus dem königlichen Marstalle aus, dienbsp;schönsten und reichsten Gewander und Mundvorrat fürnbsp;ein ganzes Jahr.

Als sie der Vater zum Auszug fertig sah, gab er ihr vaterliche Ermahnungen, wie sie sich halten, was sie tunnbsp;solle, damit man sie nicht als Madchen erkenne. Alles lehrtenbsp;er sie, w'as ein Ritter wissen muB, der sich in einen so hohennbsp;Dienst begibt, und wie sie sich vor Schwatzerei und üblernbsp;Nachrede in acht nehmen solle, damit sich die anderennbsp;Königsöhne nicht über sie erbosten und sie verachteten.nbsp;Dann sprach er zu ihr:

,,Geh mit Gott, mein Kind, und halte dir meine Lehren vor Augen.“

Das MèLdcheu ritt aus dem Hofe wie der Blitz; die Erde

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7 Aus fremden Garten 72/73.

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trug sie kaum vor Freude. In einem Hui war sie ver-schwunden. Und hatte sie nicht nach einiger Zeit an-gehalten, um die Edelleute und die Vorratwagen zu er-warten, waren die verloren gewesen, da sie ihr nicht nach-kommen konnten.

Der König überholte sie auf einem anderen Wege, ohne daB sie es wufite. Nahe an der Mark seines Reiches schlugnbsp;er eine kupferre Brücke, verwandelte sich in einen Wolfnbsp;und verbarg sich darunter. Als nun sein Töchterlein daher-kam, sprang er unter dieser Brücke hervor, die Zahnenbsp;fletschend und darm knirschend, daB es dir Schrecken ein-jagte. Er blickte grade auf sie mit Augen, die wie zweinbsp;Fackeln glühten, und stürzte auf sie los, wie um sie zu zer-reiBen. Das Madchen fühlte ihr Blut vor Angst erstarrennbsp;und verlor die Fassung, und da das Pferd auch nicht einennbsp;Sprung zur Seite machte, fiel der Wolf es mit seinen Fangennbsp;an; sie machte sich schleunigst davon und kehrte zurück.nbsp;Ihr Vater, der vor ihr heimgekommen war, kam ihr ent-gegen und sprach;

,,Hab’ ich dir nicht gesagt, mein Kind, daB nicht jede Fliege Honig macht. “

,,Das wohl, Vater, aber ich hab’ nicht gewuBt, als ich auszog, um einem König zu dienen, daB ich auch mitnbsp;wilden, grimmigen Bestien werde kampfen müssen.quot;

,,Da dem so ist,“ sagte der König, ,,so bleib zu Hause und kümmere dich um Spindel und Spule, und Gott erbarmenbsp;sich meiner, daB er mich nicht in Schanden sterben lasse.“

Nicht lange danach bat auch die mittle Tochter aus-zieheii zu dürfen; und auch sie gelobte, sie wolle alles tun, was in ihren Kraften stehe, um die übernommene Pflichtnbsp;zu erfüllen.

Nach vielen Bitten und Beschwörungen gab der Vater nach und gestattete auch ihr hinzuziehen. Aber es ergingnbsp;ihr ganz so wie der altern Sekwester, und als sie zurück-kehrte, kam ihr der Vater entgegen und sprach zu ihr:

,,Ei, Kind, hab’ ich dir nicht gesagt, daB man nicht alles iBt, was Flügel hat?“

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„Wahr ist es, Vater, so hast du gesprochen. Aber jener Wolf war zu entsetzlich. Wie er den Rachen aufsperrte,nbsp;als wollte er mich auf einmal verschlingen, und wie er dienbsp;Augen auf mich richtete, woraus wie Pfeile flogen, die mirnbsp;das Herz durchbohrten!“

,,Bleib darum zu Hause,“ erwiderte der König, ,,und kümmere dich um den Besenstiel und um das Grünzeug innbsp;der Küche.“

Wieder verging einige Zeit und siehe, da sprach auch die jüngste Tochter zumVater, eines Tages als sie bei Tischnbsp;Waren:

,,Lieber Vater, gestatte mir eine Bitte: laI3 mich hin-ziehen und auch mein Glück versuchen.quot;

,,Wo deine alteren Schwestern nichts ausgerichtet haben, Wundert mich, v/ie du so zu mir sprechen kannst, die nochnbsp;nicht einmal Maisbrei zu essen versteht.“

Und er suchte sie in aller Weise von ihrer Absicht abzu-bringen, aber umsonst.

,,Für dich, lieber Vater,“ sagte sie, ,,will ich den Teufel in vier Stücke schlagen, wenn es mir nur gelingt; wennnbsp;aber Gott gegen mich ist, will ich wieder zu dir zurück-: kehren, ohne daB ich mich zu schamen brauche.“

Je mehr ihr Vater dagegen sagte, um so mehr bestand sie darauf; aber sein Töchterlein bezwang seinen Wider-stand mit ihren Bitten. Am Ende all dessen sagte der König:

„Wenn dem so ist, siehe, gebe ich auch dir die Erlaubnis, Und wir werden ja sehen, was du mir nützen kannst. Abernbsp;; Wie werde ich lachen, wenn ich auch dich mit der Nase amnbsp;Boden zurückkommen sehe?“

,,Du magst lachen, Vater, wie du über meine lieben Schwestern gelacht hast, wenn nicht alles in Ehren aus-geht.“

i Als die Königtochter sah, daB der König ihr hinzuziehen I erlaube, war ihrc erste Sorge, sich aus den alten Edelleutennbsp;‘ einen Ratgeber zu nehmen. Und zunachst gedachte sienbsp;i der Taten ihres Vaters in seiner Jugend und seines Pferdes.nbsp;Darauf ging sie in den Marstall, um sich ein Pferd aus-

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zusuchen. Sie sah das eine an, sah das andere an, sah alle Pferde im Stalle an, aber auch nicht eines gefiel ihr, obwohlnbsp;es prachtige Streitrosse und die besten Pferde des ganzennbsp;Königreichs waren. Zuletzt erblickte sie auch das Pferd,nbsp;worauf ihr Vater in seiner Jugend geritten war, rotzkrank,nbsp;voll Geschwüren und auf der Seite liegend. Da sie es sah,nbsp;schaute sie es voll Mitleid an und schien sich gar nicht vonnbsp;ihm trennen zu können.

Als das Pferd dies sah, sprach es zu ihr;

,,Man sieht, daB du aus Liebe zu dem König, o Herrin, mich so anblickst. Was für ein Held war er doch in seinernbsp;Jugend! Was für Taten haben wir beide vollbrachtl Dochnbsp;seit er alt geworden ist, hat sich auch kein anderer auf michnbsp;geschwungen. Und wenn du mich so herabgekommennbsp;siehst, so ist es, weil mich niemand so füttert wie er. Heutenbsp;noch, siehe, wenn mich nur jemand betreuen wollte, wienbsp;ich es branche, würde ich in zehnTagen so aussehen lemen,nbsp;daB mir zehn solche nicht gleich kommen.quot;

Da sagte das Magdlein:

,,Und wie soil man dich betrenen?quot;

,,Ich muB jeden Tag mit Wasser, woraus noch niemand geschöpft hat, gewaschen werden, muB, damit ich ihn beiBennbsp;kann, in süBer Milch gekochten Hafer bekommen und jedennbsp;Tag einen Scheffel voll Kohlenglut.quot;

,,Wenn ich wüBte, daB du mir bei meinem Vorhaben behilflich sein werdest, damit ich es ausführe, möchte ichnbsp;wohl tun, was du sagst.quot;

,,Herrin,quot; sagte das Pferd, ,,mach den Versuch, du wirst es nicht bereuen.quot;

Das Pferd war ein Wunderpferd.

Die Königtochter besorgte es ganz so, wie es gesagt hatte.

Am zehnten Tage schüttelte sich das Pferd einmal und wurde schön, dick wie eine Melone und übermütig wie einenbsp;Geis. Fröhlich dann wandte es sich zur Königtochter undnbsp;sagte:

,,Gott verleihe dir Glück und Sieg, meine Herrin, weil du mich besorgt und noch einmal auf d«r Welt zvt dw»

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g«macht hast, was ich zu sein begehrte. Sag mir deinen Kummer und befiehl mir, was ich tun soil.quot;

„Ich will zu dem groBen, machtigen König ziehen, zu unserm Nachbarn und ihm dienen, und da brauche ichnbsp;iemand, der mich berat. Sag mir, welchen der Edelleutenbsp;soil ich wahlen.quot;

,,Wenn du mit mir ausziehst,quot; sagte das Pferd, ,,mach dir keine Sorge; du brauchst keinen. Ich will dir dienen,nbsp;wie ich deinem Vater diente. Hor nur auf mein Wort.quot;

,,Wenn dem so ist, reiten wir in drei Tagen.quot;

,,Es sei, wie du befiehlst,quot; erwiderte das Pferd.

Als die Königtochter das hörte, bereitete sie alles Nötige für die Fahrt. Sie zog reine, aber schmucklose Kleider an,nbsp;und so trat sie vor den Vater und sagte:

,,Gott befohlen, lieber Vater, bleib gesund, bis ich wieder kommelquot;

,,Gliickliche Reise, mein Kind,quot; sagte der Vater. ,,Aber vergiB nur niemals, was ich dir gesagt habequot;^),

Sie gelobte, sich daran zu halten, und ritt dann fort.

Wie bei den anderen Töchtern tat der Vater auch bei ihr, überholte sie, verbarg sich unter der kupfernen Briickenbsp;und wartete da auf sie.

Auf dem Wege sagte ihr das Pferd, mit welchen Listen ihr Vater ihre Tapferkeit auf die Probe stellen wolle, undnbsp;riet ihr, was sie zu tun habe, um vor ihm zu bestehn. Alsnbsp;sie zur Briicke kam, stiirzte ein Wolf auf sie zu mit sonbsp;wilden glotzenden Augen, daB dir der Schrecken durchnbsp;Mark und Bein ging, und die Zahne fletschend und damitnbsp;knirschend, als hatte er schon einen ganzen Monat langnbsp;nichts zu fressen gehabt, doch als er seine reiBendennbsp;Fange einschlug, gab das Magdlein dem Rosse die Sporennbsp;und stiirmte auf den Wolf mit dem Schwerte in der Handnbsp;los, um ihn ganz in Stiicke zu hauen, und da der Wolf nichtnbsp;auswich, hieb sie ihn mit dem Schwert entzwei; sie triebnbsp;keinen Scherz, denn sie setzte alles Vertrauen auf Gott und

1) ,,Und in jeder Fahr hab Gott im Sinne, denn von ihm kommt uns aller Segen und alle Hilfe.quot; Frommer Zusatz.

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¦wollte nur, daB sie, wie es auch ausgehe, die übernommene Aufgabe vollbringe.

Stolz wie ein Held ritt sie über die Brücke. Ihr Vater staunte über ihren Mut und überholte sie wieder an einernbsp;andern Stelle, schlug eine Brücke von Silber, verwandeltenbsp;sich in einen Löwen und wartete da auf sie.

Das RoB sagte dem Madchen, was nun kommen werde und unterwies sie, was sie zu tun habe, um auch diese Probenbsp;zu bestehn. Als das Madchen an die silberne Brücke kam,nbsp;stürztc der Löwe auf sie los mit aufgesperrtem Rachen, alsnbsp;wolle er sie mit RoB und allem verschlingen, mit ReiB-zahnen gleich denen eines Elefanten, und mit Klauen wienbsp;Sicheln und brüllte, daB die Walder zitterten und das Landnbsp;erdröhnte, daB dir das Horen verging. Wer nur seinen Kopfnbsp;gesehen hatte, der groB war wie ein Scheffel, und die empor-gestraubte, zerzauste Mahne, ware vor Angst zu Eis geworden. Aber die Königtochter, von dem Pferdt ermutigt,nbsp;stürmte ihm entgegen, das blanke Schwert in der Hand,nbsp;und da der Löwe nicht unter die Brücke flüchtete, zerhiebnbsp;sie ihn in vier Stücke. Dann ritt sie über die Brücke, Gottnbsp;dankend und unkund, was sie noch erwartete.

Die Königtochter, die nie aus dem Hause gekommen war, seit ihre Mutter sie geboren hatte, staunte und bliebnbsp;voll Entzücken stehn, als sie die Schönheit des freien Landesnbsp;sah. Da pflückte sie denn und band einen StrauB Blumennbsp;aus der Fülle, die da Taler und Hügel bedeckte, Blumen,nbsp;wie sie ncch nie gesehen hatte. Dann legte sie sich in dennbsp;Schatten eines hohen, dichten Baumes nieder, in dessennbsp;Krone Tausende von Vögeln allerlei Lieder sangen, Liedernbsp;so süB, daB sie dich in Schlaf wiegten. SchlieBlich ging sienbsp;zu einem Born, cessen Wasser, klar wie Tranen, am Hügel-hang aus einer Felsenspalte floB: das Rauschen diesernbsp;Quelle lockte sie an, und es ergötzte sie, dem Murmelnnbsp;ihres Laufes zu lauschen, der sich durch das von vielennbsp;kleinen Blumen bekranzte, frühlinggrüne Land hin-schlangelte. Immer aber mahnte sie das Pferd, sich zunbsp;ermannen, und trieb sie an, aufzubrechen und weiter zu

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ziehen. Es sagte ihr, sie moge das nicht vergessen, wenn sie alles zu gutem Ende bringen wolle. Weiter sagte es ihr,nbsp;daB ihr Vater ihr noch eine Falie stellen werde, und unter-wies sie, was sie zu tun habe, um auch diesmal siegreichnbsp;zu bestehn.

Das Madchen hörte achtsam zu und tat, wie das Pferd sagte, denn sie sah, daB alle seine Ratschlage zum Gutennbsp;waren, und so befolgte sie getreu sein Wort.

Wie das vorige Mal überholte sie ihr Vater auf einem andern Wege, schlug eine Brücke von Gold, verwandeltenbsp;sich in einen groBen Drachen mit zwölf Köpfen und ver-barg sich unter jener Brücke,

Als nun das Magdlein darüber reiten wollte, kam der Drache dort hervor, schlug mit dem Schweife und walztenbsp;sich heran. Seine Rachen spieen Feuerflammen und seinenbsp;Zungen spielten wie brennende Pfeile. Als das Madchennbsp;ihn gar so schrecklich sah, kam sie doch ein Schauder annbsp;und die Haare standen ihr zu Berge vor Furcht. Das Pferdnbsp;aber merkte kaum, daB das Madchen den Kopf verliere, sonbsp;sprach es ihr Mut zu und erinnerte sie an das, was es sie zunbsp;tun gelehrt habe. Und da ermannte sich die Königtochternbsp;wieder und riB mit der linken Hand den Zügel des Rossesnbsp;an, gab ihm die Sporen und stürzte, das Schwert in dernbsp;Rechten, auf jenen Drachen los.

Eine Stunde lang dauerte der Kampf. Das Pferd trachtete sie von einer Seite heranzubringen, wo sie ihm einen dernbsp;Köpfe abschlagen konnte; aber auch der Feind war garnbsp;wohl auf der Hut. SchlieBlich gelang es dem Madchen, dennbsp;Drachen zu verwunden. Da schlug er sich dreimal auf dennbsp;Kopf und verwandelte sich in einen Menschen.

Das Madchen wollte ihren Augen nicht trauen, als sie ihren Vater vor sich sah; er aber nahm sie in die Arme,nbsp;küBte sie auf die Stirne und sagte:

,,Sieh, du bist eine Heldin, mein Kind, und wohl tatst du daran, daB du dir dieses Pferd nahmst, denn darohnenbsp;warst du zurückgekommen wie deine Schwestern. Ich habenbsp;gute Hoffnung, daB du die Aufgabe, die du aus eigenem

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Antriebe überaommen hast, zu Eud« führan vrirst. Behalt nur die Lehre, die ich dir gab, vor Augen und befolge, wasnbsp;dir das Pferd sagt, das du dir gewahlt hast. Bleib gesundnbsp;und auf Wiedersehenl“

Dann küBte sie dem Vater die Hand und sie trennten sich.

Nachdem sie lange, lange geritten waren, kamen sie an ein groBes, hohes Gebirge. Dort im Gebirge traf sie zweinbsp;Drachen, die seit neun Jahren miteinander kampften undnbsp;keiner den andern besiegen konnte. Es war ein Kampfnbsp;auf Tod und Leben. Da sie sie erblickten, und sie für einennbsp;Ritter hielten, sprach zu ihr der eine:

,,Schönkind, Schönkind, zerhack mir hier diesen Feind, dann will auch ich dir zur Zeit einen Dienst tun.“ .

Aber der andere sagte auch:

,,Schönkind, Schönkind, komm, hilf mir und rette mich yor diesem Teufel von Gegner; ich will dir einen Rennernbsp;ohne Milz^) geben, der da heiBt Sonnenfalb.quot;

Das Magdlein fragte das Pferd, ihrer welchen sie rette;i solle; das Pferd aber riet ihr, den zu retten, der ihr dennbsp;Sonnenfalben zu geben versprach, denn der sei ein RoBnbsp;noch tüchtiger als es selbst, und zwar sein jüngerer Bruder1).nbsp;Da stürzte sich das Madchen mit dem Schwerte auf dennbsp;andern Drachen und zerhieb ihn mit einem Streich in zweinbsp;Stücke.

Als der Drache sich gerettet sah, umarmte er seinen Befreier und dankte ihm, dann gingen sie in sein Haus,nbsp;damit er Schönkind den Sonnenfalben gebe, wie ers ver-sprochen hatte. Die Drachenmutter®) wuBte sich vor Freudenbsp;nicht zu fassen, als sie ihren Sohn wohlbehalten sah, undnbsp;wuBte nicht, wie sie Schönkind danken sollte, daB er ihrnbsp;Kind vom Tode errettet hatte.

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Milzlosigkeit macht unermüdlich. Man erinnere sich an den Loper Halsband im „Durchlauchtingquot; von Fritz Reuter, dem mannbsp;auch die ,,Milt utsnedenquot; haben soil.

Hier tritt neben das eine HeilandroB noch ein zweites, ganz wie die zwei Heilande nebeneinander hergehen.

Die „Waldmutterquot; des ersten Marchens.

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Die KÖnigtochter sprach den Wunsch aus, von der Mühe des hinterlegten Weges zu rasten. Man gab ihrnbsp;eine Kammer und lieB sie allein. Sie steilte sich an, alsnbsp;habe sie ihr Pferd zu besorgen, und fragte es, ob sich etwasnbsp;begeben werde; und das Pferd sagte ihr, was sie zu tunnbsp;habe.

Der Drachenmutter war klar, daB es sich hier um irgendeine Teufelskunst handelte. Sie sagte zu ihrem Sohn,nbsp;der Ritter, der ihn aus der Gefahr gerettet habe, miisse einnbsp;Mddchen sein und es ware gut, wenn er ein solch tapferesnbsp;Madchen zum Weibe nahme. Der Sohn sagte, bei seinemnbsp;Kopfe könne er so etwas nicht glauben, denn wie könnenbsp;Weibeshand so gut das Schwert schwingen, wie es Schön-kind getan. Da sagte die Drachenmutter, man miisse sienbsp;auf die Probe stellen. Zu diesem Zwecke legte sie abendsnbsp;jedem von ihnen einen BlumenstrauB auf das Kopfkissen;nbsp;bei wem die Blumen verwelkten, das sei ein Mann, bei wemnbsp;sie frisch blieben, das sei ein Weib.

Auf den Rat des Rosses stand die Königtochter in der Nacht schon gegen den Tag zu, wenn der Schlaf am süBestennbsp;ist, auf und ging pscht, pscht auf den Zehenspitzen in dienbsp;Kammer des Drachen, legte ihm ihren BlumenstrauB zumnbsp;Kopfe, nahm seinen und legte ihn auf ihr Kopfkissen, undnbsp;dann ging sie wieder zu Bett und schlief fest ein.

Am Morgen lief die Drachin, nachdem sie aufgestanden war, wie der Wind zu ihrem Sohn und sah, daB seinenbsp;Blumen verwelkt waren. Als auch die Königtochter aufgestanden war, ging sie auch zu ihr, und als sie auch beinbsp;ihr die Blumen verwelkt fand, glaubte sie erst recht nicht,nbsp;daB sie ein Ritter sei. Sie sagte zu ihrem Sohn, sie könnenbsp;kein Mann sein, denn die Rede flösse ihr aus dem Mundenbsp;wie Honig, ihr Aussehen ware so zart, als könnte man esnbsp;mit einem Wasserkrüglein trinken, ihr feines dichtes Haarnbsp;falie ihr auf die Schultern in Wellen, ihr Gesicht sei vollnbsp;Anmut, ihre Augen groB, schon und glanzend, recht zumnbsp;Verführen, das Handchen klein und das FüBchen wie dasnbsp;einer Zine, und alles in allem könne sie nur ein Madchen

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sein, wenn sie auch als ein Ritter gekleidet gehe. So be-schlossen sie noch eine Probe anzustellen.

Nachdem sie einander den üblichen MorgengruB geboten hatten, nahm der Drache das Madchen und ging mit ihr innbsp;den Garten. Da zeigte ihr der Drache alie Gattungennbsp;Blumen, die es da gab, und lud sie ein, auch daran zunbsp;riechen. Die Königtochter dachte aber an den Rat desnbsp;Pferdes und sagte, die List durchschauend, schier grob,nbsp;warum er sie denn am Morgen in den Garten geführt habenbsp;wie ein Weib, damit sie ein paar leere Worte zum Lob enbsp;der Blumen sage, wo sie doch zuerst in den Stall gehn sollte,nbsp;um nachzusehen, wie da die Pferde versorgt wiirden.

Als der Drache dies hörte, sagte er es seiner Mutter, sie aber mochte auch jetzt noch nicht glauben, daB jene einnbsp;Mann sei. SchlieBlich beredete sich die Drachin mit ihremnbsp;Sohn, sie wollten noch eine Probe machen; sie sagte demnbsp;Sohne, er solle Schonkind in die Waffenkammer führen undnbsp;ihn einladen, sich etwas auszusuchen, und wenn er ein mitnbsp;Edelsteinen besetztes Stück wahle, so ware es gewiB, daBnbsp;er ein Weib sei.

Nach dem Essen führte der Drache Schonkind in die Waffenkammer. Da wurden alle möglichen V/affen innbsp;schoner Ordnung aufbewahrt, die einen mit Edelsteinennbsp;besetzt, die andern nur so, ohne Schmuck. Die Königtochternbsp;sah erst alle Waffen der Reihe nach an, dann wahlte sie ein

t, dessen Klinge jedoch sich arauf sagte sie dem Drachennbsp;...______ aic wune m zwei Tagen weiterziehen.

Als die Drachenmutter hörte, was fiir ein Stück sie sich ausgesucht hatte, war sie ganz verzweifelt, daB sie dienbsp;Wahrheit nicht herausbekommen konnte. Sie sagte zunbsp;ihrem Sohne, sie sei, obwohl sie nach ihrem Gebaren einnbsp;Mann scheine, doch ein Madchen und zwar eines dernbsp;abgefeimtesten.

Als sie sahen, daB es nicht anders ging, gingen sie in den Stall und gaben ihr denSonnenfalben. Die Königtochter nahmnbsp;nun Abschied von ihnen und machte sich auf den Weg.

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Als sie so ritt und sich beeilte, sprach das RoB zu dem Madchen:

,,Herrin, bisher hast du auf alles gehort, was ich dir gesagt habe, und du bist immer gut gefahren. Hör mich auchnbsp;jetzt an; es wird dir zum Vorteil sein. Ich bin jetzt alt; ichnbsp;muB mich zusammennehmen, um nicht zu stolpern. Nimmnbsp;meinen Bruder Sonnenfalb und reite auf ihm weiter. Vertraunbsp;ihm, wie du mir vertraut hast, und du wirst nicht betrogennbsp;sein. Er ist viel jünger und feuriger als ich und wird dichnbsp;ebenso wie ich unterweisen, was du in Zeit der Gefahr zunbsp;tun hast.“

„Wahr ist es, alles ist immer gut gegangen, wenn ich auf dich gehort habe. Und wüBte ich nicht, wie treu dunbsp;meinem Vater warst, scheukte ich dir nicht Gehör. Ich willnbsp;auch deinem Bruder so vertrauen wie dir, sobald er mirnbsp;zeigt, dafi er mein Bestes will.“

,,Vertraue nur, Herrin,“ sagte Sonnenfalb, ,,ich würde stolz sein, wenn eine Heldin wie du auf mir ritte, und würdenbsp;mich beeifern, so daB dir mein Bruder gar nicht fehlte, undnbsp;ich möchte ihm auch, dem armen, der jetzt alt ist, die Mühennbsp;und Gefahrden der Fahrt, die du unternimmst, ersparen,nbsp;denn du muBt wissen, daB du noch viele Note zu bestehn,nbsp;noch vielen Gefahren zu begegnen hast. Aber wenn Gottnbsp;will und du auf mich horst, wirst du alle überwinden undnbsp;alles zum guten Ende führen.“

Da schwang sich die Königtochter auf Sonnenfalb und schied unter Tranen von ihrem Rosse. Sie ritten, rittennbsp;einen langen, langen Weg. Da erblickte die Königtochternbsp;eine goldene Haarstrahne’^). Sie hielt das Pferd an undnbsp;fragte es, ob es besser sei, sie mitzunehmen oder am Ortenbsp;zu lassen. Das Pferd antwortete; ,,Wenn du sie mitnimmst,

1) Wie in der Bemerkung auf S. XXVIII der Einführung ange-deutet.ist in diesem Marchen dadurch, daö der Heiland zur Heilandin geworden ist, einige Verwirrung eingetreten. Eigentlich ist dienbsp;Königtochter zugleich Ileana(He]ena=Selene,Mond)undSchönkindnbsp;(Sonne): Der Sonnen-Heiland-Mythos wurde auf die weiblichenbsp;Schwestergottheit, den Mond übertragen.

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wirst du efi bereuen, und wenn du sie nicht mitnimmst, wirst du es auch bereuen; aber besser ist es, du nimmst sienbsp;mit.“ Das Madchen nahm sie mit, steckte sie in den Schoönbsp;und ritt weiter.

Sie zogen über Hügel, zogen über Berge und Taler, lieden dichte grüne V/alder hinter sich, Gebreke mitnbsp;Blumen, wie sie das Madchen nie gesehen hatte, Quellennbsp;mit klarem kalten Wasser und kamen an den Hof desnbsp;groBen, machtigen Königs.

Die andern Königsöhne, die da dienten, gingen ihr entgegen und bewillkommneten sie. Sie konnten sichnbsp;gar nicht von ihr trennen, so hold war ihre Rede undnbsp;ihr Gesicht.

Am nachstenTag trat sie vor den König und sagte, wes-halb sie gekommen war. Der König war auBer sich vor Freude, daB ein so schöner und holdgesichtiger Ritter ihmnbsp;nun dienen werde. Die Antworten, die er auf seine Fragennbsp;empfing, gefielen ihm überaus; man sah daraus, daB sienbsp;mit Verstand und Überlegung gegeben waren. Und dernbsp;König faBte Neigung zu dem Jüngling, der sich so verstSudignbsp;zeigte und behielt ihn in seiner Nahe.

Die Königtochter konnte sich mit all den andern König-söhnen nicht anfreunden, denn die meisten waren grob, und da sie sahen, daB der König ihr geneigt war, wurdennbsp;sie ihr noch iibler gesinnt.

Eines Tags bereitete sie sich allein das Essen und setzte sich zu Tische. Da kamen zwei andere Königsöhne zu ihrnbsp;zu Besuch. Sie setzten sich drauf zu den übrigen und aBen.nbsp;Und so gut schmeckte jenen Königsöhnen das Essen, daBnbsp;sie sich danach die Finger ableckten. Sie lobten ihre Koch-kunst und sagten, sie hatten nie in ihrem Leben so gutenbsp;Speisen gegessen.

Als dfese nun mit den andern Königsöhnen zusammen-kamen, sagten sie ihnen, sie seien mit dem jüngst an-gekommenen Königsöhne zu Tische gesessen und hatten gespeist, wie kein König jemals, und jener selbst habe dienbsp;Speisen bereitet.

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Da ersucliten sie alle Königsöhne, sic möchte ihnen eines Tags das Essen bereiten. Und siehe, gerade an demnbsp;Tage batten sich die Hofköche betrunken oder wer weiB,nbsp;was sie sonst taten: es war kein Feuer auf dem Herde.nbsp;Jene beharrten auf ihrer Bitte, und so ging sie daran undnbsp;bereitete etliche köstliche Speisen. Als man die dem Könignbsp;vorsetzte, konnte er sich gar nicht satt essen. Aber da ernbsp;nun den Koch rufen lieB und ihm befahl, er solle immernbsp;solche Speisen bereiten, gestand der, wer sie an diesem Tagenbsp;bereitet habe. Dem König kam das sonderbar vor.

Dann kamen die andern Königsöhne und sagten dem König, der neuangekommene Königsohn habe sich beinbsp;einem Gelage, dran er teilgenoritmen habe, gerühmt, ernbsp;wisse den Aufenthalt der Ileana Simziana Ooldhaar Feld-wird-grün Blütnen-bliihtF) und er besitze eine Flechte ihresnbsp;Haares. Als der König dies vernahm, befahl er, daB jenernbsp;komme, und sprach zu ihm;

,,Du hast gewuBt, wo Ileana Simziana ist, und hast mir nichts gesagt, obwohl ich dir groBe Liebe gezeigt und dichnbsp;vor allen andern ausgezeichnet habe.“

Und nachdem er sich die Haarflechte hatte zeigen lassen, sagte er:

,,Höre nun meinen königlichen Befehl: du solist mir die bringen, der diese Flechte gehört; wenn nicht, so wirdnbsp;dein Kopf dort liegen, wo jetzt deine FüBe stehn.“

Das arme Königtöchterlein versuchte auch etwas zu sagen, aber der König schnitt ihr das Wort ab. Drauf gingnbsp;sie hin und sagte dem Pferde, was geschehn war. Dasnbsp;Pferd sprach zu ihr:

,,Verzage nicht, Herrin. Hienacht eben hat mir mein Bruder die Nachricht gebracht, daB Ileana Goldhaar vonnbsp;einem Drachen geraubt worden ist, daB sie um ihren Kopfnbsp;nicht ihn lieben wolle, ehe er ihr nicht ihre Stutenherdenbsp;bringe, und daB der Drache sich den Kopf zerbreche, wienbsp;er ihr Begehren erfüllen könne. Sie befindet sich jetzt im

') Siehe die Anm. S. 15.

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Meermoor^). Geh zum König und verlang von ihm zwölf Schiffe und belade die mit den schönsten Sachen.“

Die Königtochter lieB sich das nicht zweimal sagen und ging geradeswegs zum König.

„Lebe glücklich, durchlauchtiger König, möge dein Antlitz geehrt werden! Ich bin dir sagen gekommen, daBnbsp;ich den Dienst, den du mir auftrugst, übernehmen will,nbsp;wenn du mir zwölf Schiffe gibst und dazu Geld, damit ichnbsp;die schönsten und kostbarsten Sachen einkaufe und sienbsp;darein lade.“

,,Es sei, wie du sagst, aber bringe mir Ileana Simziana,“ erwiderte der König.

Als die Schiffe bereft waren, belud man sie mit den Sachen. Die Königtochter zusammen mit Sonnenfalbnbsp;bestieg das schönste, und so fuhr man hinweg. Wedernbsp;Sturm noch machtige Wellen vermochten etwas wider sienbsp;und nach einer Fahrt von etlichen Wochen kamen sie annbsp;das Meermoor. Da hielten sie an. Die Königtochter undnbsp;Sonnenfalb mit ihr stiegen ans Land und gingen am Strandenbsp;umher; aber sie hatten aus dem Schiffe ein Paar mit Gold-faden genahter und mit Edelsteinen besetzter Schuhe mit-genommen. Wie sie dort dahingingen, erblickten sie einennbsp;Palast, der zur Sonne ragte, v.nd begaben sich dorthin. Aufnbsp;dem Wege begegneten ihnen drei Diener eer Ileana Sim-ziana. Wie diese die Schuhe sahen, weinten sie sich dienbsp;Augen danach aus; aber die Königtochter sagte, sie seinbsp;ein Xaufmann, der sich auf dem Meere verirrt habe.

Die Diener kehrten zurück und berichteten ihrer Herrin, was sie gesehen hatten; sie jedoch blickte aus dem Pensternbsp;nach dem Kaufmann. Wie sie ihn nun ansah, begann ihrnbsp;das Herz zu klopfen, ohne daB sie wuBte, warum, und sienbsp;war froh, daB sie demDrachen entrinnen konnte, umsomehr,nbsp;als er nicht da war; denn sie hatte ihn um die Stuten geschickt.

1) Das Meermoor — smarcurile marilor, ,,die Sümpfe der Meere“ — ist der Urgrund; es ist hier im Marchen noch deutlichnbsp;eine Landschaft, sonst bedeutet der Ausdruck ,,Meeresgrund“nbsp;schlechthin.

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Nachdem sie die Erzahlung der Diener vernommen hatte, ging sie zu dem Kaufmann, der an dem Tore wartete,nbsp;um auch die Schuhe zu sehen. Doch als sie von dem Kaufmann hörte, daI5 er im Schiffe noch weit schonere und kost-barere Sachen habe, lieU sie sich von dem Kaufmann bewegen und ging die Sachen ansehen. Als sie nun auf demnbsp;Schiff unter den Sachen umherging, hatte sie nicht acht,nbsp;daB die Schiffer das Schiff vom Strande zogen und, da Gottnbsp;eine gute Brise gab, wie ein Pfeil dahinflogen. Als sie schonnbsp;mitten im Meer waren, tat Ileana Simziana, als sei sie hosenbsp;und begann den Kaufmann zu schelten, er habe sie betrogen,nbsp;in ihrem Herzen aber flehte sie zu Gott, er moge ihr bei-stehen, damit sie dem entsetzlichen Drachen entkomme.

Glücklich gelangten sie an das Ufer, was aber sah man da? Die Drachin, die Mutter des Drachen hatte kaum vonnbsp;ihren Magden gehort, dalJ Ileana Simziana von einem Kaufmann geraubt worden sci und mit ihm in einem Schiffenbsp;fliehe, so setzte sie ihnen nach; und als sie nun am Ufernbsp;waren, sahen sie sie in Gestalt einer Löwin auf sich zu-kommen, den einen Kiefer am Himmel, den andern an dernbsp;Erde und aus ihrem Rachen Feuer speiend wie aus einemnbsp;Ofen.

Da Ileana Simziana sie erblickte, erkannte sie in ihr die Greifin, die Mutter des Drachen, sagte es dem Kauf-manne, mit dem sie auf dem Sonnenfalben ritt und hubnbsp;heftig zu weinen an.

Die Königtochter fragte Sonnenfalb, was zu tun sei, denn die Glut aus dem Rachen der Drachin verbrannte sie,nbsp;Sonnenfalb aber erwiderte:

,,Greif mit deiner Hand in mein linkes Ohr, zieh den Wetzstein heraus, den du da findest, und wirf ihn hinternbsp;dich.“

Die Königtochter tat es. Darauf ritten sie geschwind weiter, aber hinter ihnen erhob sich zur Stunde ein steinernernbsp;Berg bis an den Himmel hinan.

Die Drachenmutter tat, was sie konnte, und kletterte von Kiippe zu Klippe über die Berge und setzte ihnen nach.

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Als Ileana Simziana sah, dafi sie schon nahe war, sagte sie es dem Kaufmann. Der jedoch beredete sich wieder mitnbsp;dem Pferde und zog aus dessen rechtem Ohr eine Bürstenbsp;und warf sie hinter sich. Zur Stelle entstand da ein Waldnbsp;so groB und dicht, daB nicht einmal ein junges Raubtiernbsp;durchschlüpfen konnte.

Die Drachenmutter zerbiB die Baume, klammerte sich an die Aste, schwang sich von Wipfel zu Wipfel, kamnbsp;durch, und nun ihnen nach wie ein Wirbel! Als sie sahen,nbsp;daB sie auch jetzt ihnen nachkomme, fragte die König-tochter wieder das Pferd, was sie tun solle, und das sagtenbsp;ihr, sie solle den Verlobungring nehmen, den Ileana Simziana am Finger trug, und ihn hinter sich werfen. Als sienbsp;den Ring hinwarf, wurde er eine Flintmauer bis zumnbsp;Himmel empor.

Als die Drachenmutter sah, daB sie hier nicht hinüber und auch nicht durch könne, noch auch die Mauer durch-zubeiBen vermochte, wuBte sich vor Staunen nicht zu fassen,nbsp;reckte sie in ihrer Wut und ihrem Schmerz den Rachen zunbsp;dem Loche empor, das vom Ringe geblieben war, und spienbsp;aus ihrem Schlunde Feuer drei Stunden weit ihnen nach,nbsp;das sie erreichen und verbrennen sollte. Sie aber verbargennbsp;sich unten am FuBe der Mauer, und die Flammen dernbsp;Drachin taten ihnen nichts zu leide.

Die Drachin pustet und pustet, und da sie sah, sie könne sie nicht verderben noch die Hand an sie legen, barst dienbsp;Galle in ihr vor Grimm und sie fiel hin und zersprang wienbsp;der Teufel. Sie aber warteten, bis sie ordentlich tot war,nbsp;dann steckte der Kaufmann, wie es Sonnenfalb ihm gesagtnbsp;hatte, den Finger in das Ringloch, und die Mauer ver-schwand, als ware sie nie gewesen, und es blieb nur dernbsp;Ring am Finger. Dann sahen sie sich die tote Drachin annbsp;und spotteten über sie, lieBen sie den Raben zum FraB undnbsp;zogen weiter, bis sie an den königlichen Hof kamen.

Da traten sie vor den König. Der nahm Ileana Simziana ehrenvoll auf. Er wuBte sich vor Freude nicht zu fassennbsp;und verliebte sich in sie, sowie er sie sah. Ileana Simziana

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jedoch hSrmte sich und war traurig in ihrer Seele, weil sie kein Gliick hatte. Wie war es moglich, sagte sie, dafi sienbsp;erst jenem, dann diesen in die Hande kam, die sie nichtnbsp;ansehen konnte, so haBlich wie sie waren! Herz und Augennbsp;standen ihr allein nach Schönkind, der sie a,us der Handnbsp;des Drachen errettet hatte.

AIs aber der König sie zur Hochzeit drangte, sprach sie zu ihm:

,,Durchlauchtiger König, herrsche gliicklich. Aber ich kann nicht heiraten, bevor man mir nicht die Stutenherdenbsp;mitsamt ihrem Hengste bringt.quot;

Da der König dies hörte, rief er sogleich die König-tochter und sprach:

,,Geh und bring mir die Stutenherde mitsamt ihrem Hengste für meine Liebste; wenn nicht, so liegt dein Kopfnbsp;dort, wo jetzt deine FüBe stehn.“

„Erhabener König, du hast mir einen Dienst aufgetragen und ich habe ihn auch ausgefiihrt, wobei mein Kopf auf demnbsp;Spiele stand. Am Hofe deiner Hoheit sind so viele Ritter,nbsp;Königsöhne; und da alle dich für einen rechtschaffenennbsp;und gottesfürchtigen Mann halten, meine ich, es ware nurnbsp;gerecht, wenn du einem andern diesen Dienst auftrügest.nbsp;Wie wüBte ich, was ich tun und woher die Herde, die dunbsp;haben willst, bringen soll?“

,,Auch ich weiB es nicht. Geh und bring mir die Herde, aus dem Boden, aus dem grünen Gras, und wage nicht einnbsp;einziges Wort mehr zu sprechen.quot;

Da verneigte sich die Königtochter und ging. Sie ging und sagte dem Sonnenfalben, was ihr aufgetragen wordennbsp;war. Wieder antwortete ihr das Pferd:

„Geh hin und nimm neun Büffelhaute, gerb sie und zieh sie mir gut über. Fürchte dich nicht, denn mit Gottesnbsp;Hilfe wirst du auch diesen Dienst, den der König dir aufgetragen hat, zu gutem Ende führen. Aber wisse, auch ernbsp;wird schlieBlich und endlich für seine Taten büBen.“

Die Königtochter tat nach den Worten des Pferdes und sie zogen hinweg. Nach einem langen, schweren Weg kamen

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8 Aus {remden Gërten 73/73.

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sie in das Land, wo die Stuten weideten. Dort fanden sie den Drachen, der Ileana Simziana geraubt hatte, und nunnbsp;wie von Sinnen umherlief und nicht wuBte, was er tunnbsp;solle, um die Stuten wegzufiihren. Sie sagte ihm, Ileana seinbsp;nicht mehr sein und seine Mutter sei vor Wut zerplatzt,nbsp;da sie die Rauber seiner Liebsten nicht erlangen konnte.

Da der Drache das hörte, ward er Feuer und Flamme vor Wut, raste vor Grimm und sah nichts mehr vor seinennbsp;Augen. Als er jedoch erfuhr, daB er eben den Raubernbsp;seiner Liebsten vor sich habe, verlor er vor Schmerz undnbsp;Wehe ganz alles MaB, und wie ein Lowe brüllend, stürztenbsp;er zum Kampf gegen die Königtochter heran, die besonnennbsp;blieb und von dem Pferde ermutigt wurde. Das Pferdnbsp;schützte die Königtochter vor den Angriffen des Drachen;nbsp;denn wenn es sein Schwert zum Schlage ausholen sah.nbsp;erhob es sich über das Pferd des Drachen und der Schlagnbsp;ging in den Wind, wenn aber das Madchen das Schwertnbsp;schwang, senkte sich das Pferd rasch auf das Pferd desnbsp;Drachen herab, und ihr Hieb ging in das lebendige Fleisch.nbsp;Wie sie so kampften, daB sie meinten, die Erde müsse unternbsp;ihnen einstürzen, wer weiB, welches Glück die Königtochternbsp;hatte, sie führte von der Seite einen Streich und schlug ihmnbsp;das Haupt ab. Dann lieBen sie den toten Drachen für dienbsp;Krahen und Elstern liegen und ritten bis an den Ort, wonbsp;die Herde war.

Da sagte das Pferd der Königtochter, sie möge auf einen Baum steigen und von da aus ihrem Kampfe zu-sehen. Nachdem das Madchen auf den Baum gestiegennbsp;war, wieherte Sonnenfalb drei Male, und die ganze Stuten-herde sammelte sich um ihn her. Da auf einmal erschiennbsp;auch der Hengst der Stuten, voll Schaum und Wut schnau-bend. Als er nun Sonnenfalb inmitten der Stuten erblickte,nbsp;stürzte er wie rasend auf ihn los, und ein Kampf ent-brannte, Gott steh dir bei! Wenn der Hengst den Sonnen-falben anging, biB er in die Büffelhaut, wenn aber der dennbsp;Hengst anging, biB er ins lebendige Fleisch und sie kampften,nbsp;kampften, bis der Hengst, zerrissen und zerschlissen von

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oben bis unten und voll Blut, überwaltigt und bezwungen war; Sonnenfalb aber war heil geblieben, wenngleich dienbsp;Büffelhaute in Fetzen hingen. Da kam das Madchen vonnbsp;dem Baume herunter, saB auf und nahm die Herde, sie vornbsp;sich hertreibend, mit; der Hengst jedoch schleppte sich kaumnbsp;nach.

Am Könighofe wurde alsbald die Ankunft der Herde bekannt. Da kam Ileana Simziana heraus und riaf dennbsp;Hengst beim Namen. Als der die Stimme hörte, zur Stundenbsp;schüttelte er sich und wurde wieder wie vorher, ohne daBnbsp;man eine Spur von den Wunden an ihm sah.

Ileana Simziana sagte dem König, er möchte von jemand die Stuten melken lassen, damit sie beide sich badeten. Wernbsp;aber konnte sich den Stuten nahem, wo sie mit den Hufennbsp;löckten, daB sie alles kurz und klein schlugen. Da esnbsp;niemand vermochte, gab der König wieder der Königtochternbsp;den Auftrag, sie zu melken.

Das Herz von Gram und Kummer bedrückt, daB die schwersten Dinge gerade ihr übertragen wurden und reinennbsp;Gewissens, wie sie war, flehte sie voll Vertrauen zu Gott,nbsp;er möchte ihr auch diesen Dienst zu gutem Ende zu führennbsp;helfen. Und da begann es wie mit Mulden zu regnen, undnbsp;alsbald stieg das Wasser den Stuten bis an die Knie, daraufnbsp;fiel eine Kalte ein, daB das Wasser zu Eis gefror undnbsp;sie nicht von der Stelle konnten. Da die Königtochternbsp;dieses Wunder sah, dankte sie zuerst Gott für die ge-wordene Hilfe, dann ging sie und molk die Stuten.

Der König verging vor Liebe zu Ileana Simziana und blickte sie an wie eine reife Kirsche. Sie aber achtete dessennbsp;nicht und verzögerte die Hochzeit mit ihm von Tag zu Tagnbsp;bald mit dieser, bald mit jener Ausflucht. Am Ende sagtenbsp;sie zu ihm:

,,Siehe, durchlauchtiger König, was ich verlangte, wurde mir alles erfüllt. Nur noch eines braucht es jetzt, dannnbsp;inachen wir Hochzeit.quot;

,,Mein Taubchen,quot; erwiderte der König, „mein Reich und ich gehorchen deinen Befehlen. Verlang, was du zu

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verlangen hast, und verlang es gleich, denn siehe, ich ver-gehe vor Liebe zu dir. Ich bin ganz von Sinnen, traume im Wachen, weiB nicht mehr, was ich tue, wenn ich in deinenbsp;schonen, schmachtenden Augen sehe.

„Wenn dem so ist,“ sagte nun Ileana Simziana, ,,dann verschaf! mir das Taufbecken, das in einem Kirchlein amnbsp;Jordan aufbewahrt wird^), und dann machen wir Hochzeit.quot;

Als der König dies hörte, rief er wieder die König-tochter und befahl ihr zu tun, was sie könne und vermöge, und ihm zu bringen, was Ileana Simziana haben wolle.

Da die Königtochter dies hörte, ging sie und sprach mit Sonnenfalb, und er antwortete ihr:

„Das ist der letzte und schwerste Dienst, den du zu leisten hast. Hoffe aber zu Gott, Herrin, daB auch desnbsp;Königs Los sich erfüllt hat.“

Sie machten sich fertig und zogen aus.

Das Pferd wuBte alles das, denn es war nicht umsonst ein Zauberpferd.

Es sprach zu der Königtochter und sagte:

,, Jenes Taufbecken befindet sich auf einem Tisch mitten in einem Kirchlein, und es wird von Nonnen behütet. Sienbsp;schlafen weder Tag noch Nacht. Dann und wann abernbsp;kommt ein Einsiedel zu ihnen und lehrt sie die heiligennbsp;Geheimnisse Gottes. Wenn sie die Lehren des Einsiedelsnbsp;anhören, bleibt nur eine als Wachterin zurück. Wir habennbsp;gerade die richtige Zeit getroffen. War es nicht, wer weiBnbsp;wie lange wir warten muBten, denn anders ist es unmöglich.quot;

So zogen sie hin, setzten über das Wasser des Jordans®)

') Obwohl die Taufe urtümlich ist, durchaus nicht dem Christen-tum angehört, ist dieser Zug zweifellos erst durch das Christea-tum in den M]^hos gekommen.

Der biblische Jordan ist zum LebensfluB nur durch Über-tragung geworden. Jordan ist ein im Altertum ziemlich weit ver-breiteter FluBname (ich erinnere an den Jardanos bei Homer); der zweite Teil findet sich in den FluBnamen Don, Dan[ubius = Donau,nbsp;Dan[aper = Dnieper, Dan[aster = Dniestr, und die Gleichung mitnbsp;türkischemDen[iz undmagyarischemten[ger, beidesin der Bedeutungnbsp;„Meer“, laBt annehmen, daB dan skytiiisch ist. „Jar“ bedeutet

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und gelangten zu jenem Kirchlein. Ein Glück, daB eben da der Einsiedel anlangte und alle Nonnen zu sich berief.nbsp;Nur eine blieb zur Hut zurück; und die, vom langen Sitzennbsp;müde, wurde vom Schlaf übernommen. Damit aber nichtnbsp;irgendwas geschehe, legte sie sich auf die Türschwellenbsp;nieder, in der Meinung, es könne niemand eintreten, ohnenbsp;daB sie es merke.

Sonnenfalb unterwies die Königtochter, was sie tun solle, um das Taufbecken zu bekommen. Das Madchennbsp;ging sachte, schlich sich an der Mauer hin und pscht, pscht,nbsp;auf den Zehenspitzen bis an den Eingang. Da auf einmalnbsp;sprang sie flink wie eine Katze über die Schwelle, ohne dienbsp;vom Schlaf befangene Nonne nur im geringsten zu streifen;nbsp;darauf ergriff sie das Becken, ging hinaus, wie sie gekommennbsp;war, schwang sich auf das Pferd und — so weit alles gut!

Die Nonne merkte es, sprang sogleich auf, und da sie sah, daB das Becken fehlte, begann sie zu jammern, daBnbsp;dir die Nieren zersprungen waren vor Erbarmen. Zur Stellenbsp;versammelten sich die Nonnen und klagten über das Un-glück, das ihnen widerfahren war. Der Einsiedel jedochnbsp;sah kaum, daB das Taufbecken abhanden war, und daB dienbsp;Königtochter mit Sonnenfalb davonstob, so erhob er seinenbsp;Hande und sprach niederkniend den Fluch über sie:

,,Herre, heiliger Herrel laB den Ruchlosen, der seine frevle Hand an das heilige Taufbecken zu legen gewagtnbsp;hat, wenn es ein Mann ist, zum Weib werden und ingleichennbsp;wenn es ein Weib ist, zum Manne!“

Und zur Stunde wurde das Gebet des Einsiedels erhört.

„Flufi“, so im Hebraischen und im Agyptischen, und gehort einem andem Stamme an. Das die Erde umgürtende Meer war ursprüng-lich das Lebenswasser, denn aus ihm stieg die Sonne jeden Tagnbsp;erneut empor. Es wird in den beiden Stammen ,,Dan“ und ,,Jar“nbsp;geheiBen haben als FluB kat’ exochen. Spaterhin übertrug mannbsp;die Eigenschaft, Wasser von besonderer Kraft zu enthalten, aufnbsp;verschiedene Flüsse, ja auf Quellen, und bei der Lokalisierung desnbsp;Heilandmythos in Palastina wurde sie ganz natürlich auf den bibli-schen Jordan übertragen, der — zufalligerweise — auch einen passenden, d^als allerdings schon nicht mehr verstandenen Namen trug.

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Die Königtochter wurde ein Jüngling, daB dir die Welt gleich schoner war, wenn du ihn sahst^).

Als er zu dem König kam, verwunderte sich der und wollte seinen Augen nicht trauen; es bediinkte ihn, er seinbsp;nicht mehr so, wie er ausgezogen war, daB er jetzt vielmehrnbsp;stattlicher und kiihner sei. Als er das Geschirr iibergab,nbsp;sagte er:

,,Erhabener König, ich habe alles ausgeführt, was du von mir verlangtest. Ich meine, es ist nun genug. Seinbsp;glücklich und herrsch in Frieden, wie Gottes Gnade esnbsp;dir bescheidetlquot;

„Ich bin mit deinen Diensten zufrieden,quot; sagte der König. ,,Wisse, daB du nach meinem Tode den Thronnbsp;meines Reiches besteigen solist, da ich bis jetzt keinennbsp;Erben habe. So aber Gott mir noch einen Sohn gibt, solistnbsp;du seine rechte Hand sein.“

Alle Rate und Königsöhne waren zugegen, als der König dies sagte.

Als Ilena Simziana auch diesen Wunsch erfiillt sah, beschloB sie, sich an dem König zu rachen, daB er allenbsp;die schweren Dienste, die ihm das Leben kosten konnte,nbsp;ihrem Schönkind übertragen hatte; denn sie hatte geglaubt,nbsp;der König selbst werde das Taufgeschirr holen gehn, da ernbsp;es leichter tun konnte, well sich ja doch alle seinem Befehlnbsp;unterwarfen.

Sie gebot das Bad warm zu machen, damit sie zusammen mit dem König sich in der Milch ihrer Stuten bade. Alsnbsp;sie in das Bad eintrat, hieB sie den Hengst herzubringen,nbsp;damit er die Luft kühl schnaube. Der Hengst kam undnbsp;schnob mit einer Nüster auf sie Kiihlung, aber mit dernbsp;andern Nüster auf den König feurige Luft, so daB ihm

Mcin vergleiche dazu, daB auch Herkules und Achilles je eine zeitlang als Weiber geiten, daB Apoll gelegentlich geradezu alsnbsp;Zwitter dargestellt wird. Die Verschmelzung der Mond-Gottheit, dienbsp;zumeist weiblich war, im sk3d:hisch-thrakisch-germanischen Kreisnbsp;jedoch mannlich gewesen zu sein scheint, mit dem Sonnengott hatnbsp;hier eine bezeichnende Spur zuriickgelassen. (Vgl. die Einführungnbsp;S. XXVIII.)

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das Inster im Leibe verbrannte und er auf der Stelle tot blieb.

Als man hörte, daB der groBe, machtige König gestorben war, geriet das Reich in groBe Bewegung; von allen Seitennbsp;kam man herzu und brachte ihn mit königlichem Geprangenbsp;zu Grabe.

Danach sprach Ileana Simziana zu Schönkind:

„Du hast mich hierher gebracht, du hast mir die Herde geholt, du hast den Drachen getötet, der mich geraubtnbsp;hat, du hast mir das Taufgeschirr gebracht, du solist meinnbsp;Mann sein. Komm, gehn wir ins Bad und dann haltennbsp;wir Hochzeit,“

„Ich will dein Gatte sein, da du mich wahlest,** erwiderte Schönkind, „aber wisse, daB in unserm Hause der Hahnnbsp;krahen soil und nicht die Henne.“

Sie verstandigten sich und traten in das Bad. Ileana rief ihren Hengst, damit er die Milch abkühle, worin sienbsp;sich baden sollten. Ebenso rief der neue König seinennbsp;Sonnenfalb. Und so wetteiferten die beiden Pferde, demnbsp;Bade für seinen Herrn gerade die richtige Warme undnbsp;richtige Kühle zu geben.

Am Tag nach dem Bade wurde die Hochzeit gehalten. Dann bestiegen sie den Thron des Reiches. Drei Wochennbsp;lang wurden Feste gefeiert, und die ganze Welt war vollnbsp;Freude, daB Gott ihr einen so heldischen König gegebennbsp;habe, der so viele hohe Taten vollbracht hatte.

Er aber herrschte in Gerechtigkeit und Gottesfurcht, schützte die Armen und bedrückte niemand, und wenn ernbsp;nicht gestorben ist, herrscht und lebt er noch heute.

ENDE

Mit diesem Bad ist die Taufe — das Untertauchen — des christlichen Heilands im Jordan und das Bad des parsischcnnbsp;Heilands zu vergleichen. Im Bade vereinigt sich mit dem Heiland die „Hvareno“, die „Kab6d“, die „Herrlichkeitquot;, die Aus-strablung Gottes und von da an ist er der Heiland vor aller Welt.

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Aus fremden Garten

Obersetzt und herausgegeben von Otto Hauser

Jede Nnmmtr voo ca# 3 Bogen kostet Mk. —.80 gehefut

Band 46 und folgende slehe gegenüber dem Tltelblatt

1. nbsp;nbsp;nbsp;Li»Taigt;Po, Gedichte. Aus demnbsp;Chinesischen. 2. Auflage

2. nbsp;nbsp;nbsp;A. Ch. Swinburne, Gedichtenbsp;und Balladen. Aus dem Eng»nbsp;lischen. 2, Auflage

3. nbsp;nbsp;nbsp;Japanische Utas.

4. nbsp;nbsp;nbsp;Biolische Novellennbsp;(Esther, Ruth, Jona)

5. nbsp;nbsp;nbsp;Serbische Dichter

6. nbsp;nbsp;nbsp;Paul Verlaine, Satumische Ge»nbsp;dichte. Galante Feste. 2. Auflage

7. nbsp;nbsp;nbsp;Li»Tai»Po, Gedichte. 2. Teil.nbsp;Aus dem Chinesischen. 2.Aufl.

8. nbsp;nbsp;nbsp;A. Ch. Swinburne, Lieder vornbsp;Sonnenaufgang. 2. Auflage

9. nbsp;nbsp;nbsp;Das Hohe Lied. Aus demnbsp;Hebraischen

10. nbsp;nbsp;nbsp;J. P. Jacobsen, Gedichte. Ausnbsp;dem Danischen

11. nbsp;nbsp;nbsp;O. Wilde, Charmides. Aus demnbsp;Englischen. 9. u. 10. Taus.

12. nbsp;nbsp;nbsp;F. van Eeden, Ellen. Ein Liednbsp;vomSchmerz. Aus dem Nieder»nbsp;landischen. 2. Auflage.

13. nbsp;nbsp;nbsp;14. Dante, Die göttliche Ko»nbsp;mödie. 1. und 2. Teil

15. nbsp;nbsp;nbsp;O. Wilde, Die Ballade vomnbsp;Zuchthaus zu Reading. Ausnbsp;dem Englischen. 9. u. 10. Taus.

16. nbsp;nbsp;nbsp;J. P. Jacobsen, Gedichte, 2. Teil

17. nbsp;nbsp;nbsp;18. Multatuli, Parabeln. 1. undnbsp;2. Teil. Aus dem Niederland.

19. G. Flaubert, Herodias. Aus dem Französischen

10. nbsp;nbsp;nbsp;A. de Musset, Wovondiejungennbsp;Madchen traumen. Aus demnbsp;Französischen

11. nbsp;nbsp;nbsp;G.A. Bécquer, Reim*.Ausdemnbsp;Spanischen

22. nbsp;nbsp;nbsp;Almquist, Ramido Marinesco.nbsp;Aus dem Schwedischen

23. nbsp;nbsp;nbsp;Almquist, Der Palast

24. nbsp;nbsp;nbsp;H. Drachmann, Beethovensnbsp;9. Symphonic. Aus dem Dan.

25. nbsp;nbsp;nbsp;H. Drachmann, Er starb undnbsp;wurde begraben

26. nbsp;nbsp;nbsp;27. O. Wilde, Gedichte 1. undnbsp;2. Teil. 9. u. 10. Taus.

28. nbsp;nbsp;nbsp;Molière, Sganarell. Aus demnbsp;Französischen

29. nbsp;nbsp;nbsp;Molière, Die lacherlichen Pre»

ziosen

30. nbsp;nbsp;nbsp;Molière, Die Mannerschule

31. nbsp;nbsp;nbsp;Sa'dl. Der Fruchtgarten. Ausnbsp;dem Persischen

32. nbsp;nbsp;nbsp;Althebraische Gedichte

33. nbsp;nbsp;nbsp;B. Björnson, Eine CTauslgenbsp;Kindheiterinnerung. Gedichtenbsp;und Lieder. Aus dem Nor»nbsp;wegischen

34. nbsp;nbsp;nbsp;Helene Swarth, Sonette. Ausnbsp;dem Niederlandischen

35. nbsp;nbsp;nbsp;Charles van Lerberghe, Ah»nbsp;nungen. Dramolet. Aus demnbsp;Französischen

36. nbsp;nbsp;nbsp;37. John Milton, Das wieder»nbsp;gewonnene Paradies. Aus demnbsp;Englischen

38. nbsp;nbsp;nbsp;G. A. Bécquer, Legenden. Ausnbsp;dem Spanischen

39. nbsp;nbsp;nbsp;Henry Beyle»Stendhal, Water»nbsp;loo. Aus dem Französischen

40. nbsp;nbsp;nbsp;41. G. dl Boccaccio, Dekameron.nbsp;ErsterTag. Aus dem Italienisch.

42. 43. H. W. Longfellow, Evan» geline. Aus dem Englischen

44. 45. Dante, Die göttliche Kolt; mödie, 3. und 4. Teil. Aus demnbsp;Italienischen


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